This is a digital copy of a book that was preserved for generations on library shelves before it was carefully scanned by Google as part of a project
to make the world's books discoverable online.
It has survived long enough for the Copyright to expire and the book to enter the public domain. A public domain book is one that was never subject
to Copyright or whose legal Copyright term has expired. Whether a book is in the public domain may vary country to country. Public domain books
are our gateways to the past, representing a wealth of history, culture and knowledge that 's often difficult to discover.
Marks, notations and other marginalia present in the original volume will appear in this file - a reminder of this book's long journey from the
publisher to a library and finally to you.
Usage guidelines
Google is proud to partner with libraries to digitize public domain materials and make them widely accessible. Public domain books belong to the
public and we are merely their custodians. Nevertheless, this work is expensive, so in order to keep providing this resource, we have taken Steps to
prevent abuse by commercial parties, including placing technical restrictions on automated querying.
We also ask that you:
+ Make non-commercial use of the file s We designed Google Book Search for use by individuals, and we request that you use these files for
personal, non-commercial purposes.
+ Refrain from automated querying Do not send automated queries of any sort to Google's System: If you are conducting research on machine
translation, optical character recognition or other areas where access to a large amount of text is helpful, please contact us. We encourage the
use of public domain materials for these purposes and may be able to help.
+ Maintain attribution The Google "watermark" you see on each file is essential for informing people about this project and helping them find
additional materials through Google Book Search. Please do not remove it.
+ Keep it legal Whatever your use, remember that you are responsible for ensuring that what you are doing is legal. Do not assume that just
because we believe a book is in the public domain for users in the United States, that the work is also in the public domain for users in other
countries. Whether a book is still in Copyright varies from country to country, and we can't off er guidance on whether any specific use of
any specific book is allowed. Please do not assume that a book's appearance in Google Book Search means it can be used in any manner
any where in the world. Copyright infringement liability can be quite severe.
About Google Book Search
Google's mission is to organize the world's Information and to make it universally accessible and useful. Google Book Search helps readers
discover the world's books while helping authors and publishers reach new audiences. You can search through the füll text of this book on the web
at |http : //books . google . com/
über dieses Buch
Dies ist ein digitales Exemplar eines Buches, das seit Generationen in den Regalen der Bibliotheken aufbewahrt wurde, bevor es von Google im
Rahmen eines Projekts, mit dem die Bücher dieser Welt online verfügbar gemacht werden sollen, sorgfältig gescannt wurde.
Das Buch hat das Urheberrecht überdauert und kann nun öffentlich zugänglich gemacht werden. Ein öffentlich zugängliches Buch ist ein Buch,
das niemals Urheberrechten unterlag oder bei dem die Schutzfrist des Urheberrechts abgelaufen ist. Ob ein Buch öffentlich zugänglich ist, kann
von Land zu Land unterschiedlich sein. Öffentlich zugängliche Bücher sind unser Tor zur Vergangenheit und stellen ein geschichtliches, kulturelles
und wissenschaftliches Vermögen dar, das häufig nur schwierig zu entdecken ist.
Gebrauchsspuren, Anmerkungen und andere Randbemerkungen, die im Originalband enthalten sind, finden sich auch in dieser Datei - eine Erin-
nerung an die lange Reise, die das Buch vom Verleger zu einer Bibliothek und weiter zu Ihnen hinter sich gebracht hat.
Nutzungsrichtlinien
Google ist stolz, mit Bibliotheken in partnerschaftlicher Zusammenarbeit öffentlich zugängliches Material zu digitalisieren und einer breiten Masse
zugänglich zu machen. Öffentlich zugängliche Bücher gehören der Öffentlichkeit, und wir sind nur ihre Hüter. Nichtsdestotrotz ist diese
Arbeit kostspielig. Um diese Ressource weiterhin zur Verfügung stellen zu können, haben wir Schritte unternommen, um den Missbrauch durch
kommerzielle Parteien zu verhindern. Dazu gehören technische Einschränkungen für automatisierte Abfragen.
Wir bitten Sie um Einhaltung folgender Richtlinien:
+ Nutzung der Dateien zu nichtkommerziellen Zwecken Wir haben Google Buchsuche für Endanwender konzipiert und möchten, dass Sie diese
Dateien nur für persönliche, nichtkommerzielle Zwecke verwenden.
+ Keine automatisierten Abfragen Senden Sie keine automatisierten Abfragen irgendwelcher Art an das Google-System. Wenn Sie Recherchen
über maschinelle Übersetzung, optische Zeichenerkennung oder andere Bereiche durchführen, in denen der Zugang zu Text in großen Mengen
nützlich ist, wenden Sie sich bitte an uns. Wir fördern die Nutzung des öffentlich zugänglichen Materials für diese Zwecke und können Ihnen
unter Umständen helfen.
+ Beibehaltung von Google -Markenelementen Das "Wasserzeichen" von Google, das Sie in jeder Datei finden, ist wichtig zur Information über
dieses Projekt und hilft den Anwendern weiteres Material über Google Buchsuche zu finden. Bitte entfernen Sie das Wasserzeichen nicht.
+ Bewegen Sie sich innerhalb der Legalität Unabhängig von Ihrem Verwendungszweck müssen Sie sich Ihrer Verantwortung bewusst sein,
sicherzustellen, dass Ihre Nutzung legal ist. Gehen Sie nicht davon aus, dass ein Buch, das nach unserem Dafürhalten für Nutzer in den USA
öffentlich zugänglich ist, auch für Nutzer in anderen Ländern öffentlich zugänglich ist. Ob ein Buch noch dem Urheberrecht unterliegt, ist
von Land zu Land verschieden. Wir können keine Beratung leisten, ob eine bestimmte Nutzung eines bestimmten Buches gesetzlich zulässig
ist. Gehen Sie nicht davon aus, dass das Erscheinen eines Buchs in Google Buchsuche bedeutet, dass es in jeder Form und überall auf der
Welt verwendet werden kann. Eine Urheberrechtsverletzung kann schwerwiegende Folgen haben.
Über Google Buchsuche
Das Ziel von Google besteht darin, die weltweiten Informationen zu organisieren und allgemein nutzbar und zugänglich zu machen. Google
Buchsuche hilft Lesern dabei, die Bücher dieser Welt zu entdecken, und unterstützt Autoren und Verleger dabei, neue Zielgruppen zu erreichen.
Den gesamten Buchtext können Sie im Internet unter http : //books . google . com durchsuchen.
ä^
)
i
^
• f*
ir'"'
3 - ■• ■
Oesterreichische Zeitschrift
für -
Berg- und Hüttenwesen.
Redigirt
vpn
Dr. Otto Freiberrn Ton Eingenaii.
Fünfzehnter Jahrgang.
1867.
WIEN.
Verlarg der Gr. J. Manz'sohen. Buchliandlrmg.
/
pui • - '■•■'VI
' ASTOPt. : ^ ' •'•' .'^D
kl
Sach-Register.
i
Assoolatlonswesezi.
Ausslflluiig, Pariser, für 1867, IV, 26, 32.
Blelberger Union, XLVm, 387; XLIX, 396.
Ingenlfur-Tfrelo, Österreich., Pränumerationseinladung, XLVII, 378.
— — deutscher, XIX, 151.
Kroiijirini Rudoirs-Hfitle in ZwischenbrUcken, XXV, 199.
Leoben, Bergakademische Mesprechungsabende, V, 37; VII, 54;
VIU, Ö7; XII, 91; XV, 118; XXU, 179; XÄV, 193.
Lalbacb, Bergmännische Versammlung, LII, 420.
PHbram, Bergakademische Üesprechungsabende, XII, 89; XVI,
123; XXI, 164; XXIV, 189.
Prager Eisenindustrie-Gesellschaft, LII, 416.
IToirsegg-Traunthaler Gesellschatt, XXm^ 182.
Tersicberungs- Verein für Montanwerke, VIU, 61; XXI, 168; XXVII,
216; XXXVI, 291; XLII, 839.
Bergrecht, Bergrwirthsoliaft und Verwaltung.
(Einschliesslich Statistik und Verordnungen).
BerggeseUgebung. Abrudb^nya*er Bergstatut XI, 83; Preussens
XLU, 339.
Bergwirtbschaft aod Transport. Erträgnisse des .Staatsbergbaues
L, 397; Wissenschaftlicher Fortschritt seit 100 Jahren XV,
118 und 120; Geschichte des Berg- und Hütteuwesens XXII,
175; gemeinsame Angelegenheiten XI, 81: Verkauf von
Staatswerken XLIII, 341 ; Ertrag der Bergwerks- Antheile VI,
41 ; Allgemeine» über Aufbereitung XXXVIII, 301 ; Werth der
EdelmetaUe XVI, 121; XVH, 129; XVUI, 140; XIX, 145;
XX, 156; Grossindustrie Westphalens V, 39; VIII, 62; Eisen-
industrie Obersieiermarks XX\^ 194; ätabeisenpreiscourant
XXIX, 233; XXX, 237; Englischer Kupfermarkt X, 73; ausser-
europäischer Metailberghau XXIII, 177; Decimalwage XXXIII,
268; Kohlenexport Böhmens XVIII, 143; Englands Mineral-
reichthum XIU, 103; Englands Eisenexport L, 404; Erträg-
nisse des Staatsbergbaues Li, 397.
SlaU&tik. Kohleuproductiou Frankreichs XL VII , 380 ; von
Zwickau-Chemnitz XL VII, 379; Kohlen verbrauch der Bahnen
Xin, 103; Kohlenbergleute in England XII|, 103; fiieierseu-
guug Raibls XXII, 176; Quecksilberproduction L, 403.
Verordoungeii. Domänen- Pfandbriefe als Caution XII, 96; Termin
fUr Cassa-Journale XII, 96; Anrechenbiirkeit der Feldzuga-
jahre XLVII, 380; Ruhestandsversetzung vod Angestellten
XXIX, 236; Quittungschreiben durch Diener is^ verboten
XXU, 176; Auflassung von FUchau XLVUI, 387; von TrifaU
XLV, 363; Montanistisches Rechnungswesen LI, 412; Reor-
ganisation des Staatsbergbaues LII, 420.
Bergbau.
(Mit Ausschluss des Kohlenbergbaues und der Salinen.)
Enlagerstätteo and ffltneralTtrLoiuioeil. Petkoit XVI, 127; Eisen-
steinvorkommen am Sausalgebirge XXV, 199; Ervanbruch in
Pfibram XXIV, 191; Bleibergbau Serbiens X,79; Kupferbergbau
in Chili X, 79; in Californien X, 79; in Portugal IX, 72; GQlji
in der Tiefe XU, 169; XXXIX, 312 ; Gold- und Silbervorkom-
men in Centralamerika XLU, 340; Goldbergbau Australiens
XXXV, 283; Schwefelvorkommen in Siebenbürgen XVU, 1.^4;
XXI, 167; Schwefelkiesvorkommen in Galizien XVI, 127;
Kupfererze der argentinischen Republik X, 79.
Gevlnnungsarbeitea. Sprengpulver XXIV% 191 ; Haloxylin XIV, 106 ;
Sprengöl XVI, 126; XIU, 103, XXXIX, 314; XL, 321; XLI,
326; XLU, 338; Electrische Zündung VUI, 60; Hänerleistun-
gen VI, 61.1
Bescbrelbung ganser Bergbau- Districte. Idria XLIV, 360; XLV, 360;
XLVi, 366; XLVU, 376; XL VIU, 384; XLIX; 392 L, 399;
Mies XXXIV, 272; XXXV, 277; ÄXXVU, 295; Manz'sche
Werke in der Bukowina XIX, 146; XX, 156; Neu-Almaden
XXrX, 230; XXX, 240; XXXI, 246.
Markscbeidek Hilde. Grubencompass mit drehbarem Stimdenringo
XVII, 132; XXXU, 258; XXXIU, 266; Bestimmung der Mit-
tagslinie XL, 318; Durchschlag zu Dürenberg LI, 408.
Kohlenbergbau.
(Einsohliesslich der weiteren Verwendung und dos Torfes).
Kohlenvorkemiuen. Entstehung der Steinkohlen XXXVI, 287;
XXX VU, 296; XXX\^II, 302; Kohlenvorkommen im westl.
Böhmen XLU, 334; Fund in Ostindien Xh\n, 379.
Betrieb utiil Verwaltung. Schlagende Wetter durch ElectricitÜt ver-
hütet XIV, 109; Instruction für Sicherheitslampen XXXVI,
285; Explosion XLVUI, 386; Verwittern der Kohle XXXIV,
• 269; Anwendung bei Schmiedefeuer XUI, 97; XXIX, 235;
Coaks in Meüem XXII, 173; XXUI, 178.
Bescbrelbung ganier Bergbaue. Häring XXVI, 203; XXVU, 213;
XXVIU, 225.
TorfTerkoUung. lU, 21.
Eisenllüttenwesen.
Allgemeines und Analjfsen. Elasticität des Stahles X, 76; XI, 85;
Festigkeitserhöhung des Gusselsens XIU, 103; Blei schwimmt
auf Eisen XXVIU, 215; Unvollständigkeit des Schweiasens
XXX VIU, 307; Analysen von Zbirower Erzen XXXI, 250;
XXXU, 253; XXXIU, 263; Stickstoffgehalt des Stahles XLU,
326; Entphosphorung des Roheisens XIV, 106; Vorzüge des
Schmiedeeisens gegen Gusseisen XXV, 197.
Rost- und Hoböfenbetrieb, Flamm-Röstofen in Eisenerz I, 8; U,
11; gebrannter Kalk als Zuschlag XXI, 163; Erzmöllerung
XXXV, 281; Hohofenverbossening XLIX, 389 u. 390; Hoh-
ofen-Dimensionen XIV, 111; Windformen aus Schmiedeeisen
XVII, 133; Fortschritte in der Roheisenfabrikation XXVU, 209;
Holiofen-Ausblasen mit Kalk LI, 406.
Giesserel. Festigkeitserhöhung des Gusseisens XUI, 103; Hart-
gusswalzen XLVII, 379; Röbrengiesserei XIV% 111; Härtung
gusseiserner Werkstücke XIV, 111; Modellgeschäft XXV, 199.
Anlagen und Stand der l^lsenlndustrie. Kladno, XLIU, 344; Creuzot
XL, 322; Eisenindustrie Siebenbürgens XU, 93; XVUI, 141;
Englands VI, 43 ; Prager ELsenindustrie-Gesellschaft LU, 416.
Bessemern und Verarbeitung der Produete. Anwendung des Bleies
•und Zinkes XXIV, 192; XL Vi; 371; XLVU, 378; Spectrum
der Bessemerflamme XU, 93; XLVUI, 381; Bessemern in
Neuberg I, 7; in der Heft IV, 27; in Ternitz U, 15; in Eng-
land XXIV, 191; XXXVIII, 303; Ingusse blaaenfrei XLIU,
347; Bessemer-Tyres XXXIX, 315; -Heizröhren XLIU, 347;
-Dampfkessel V, 38; -Schienen und Achsen IV, 27; über (Jst.
Bessemerstahl XI, 81.
ElseuTerfelnerung und deren Producte. Maschinenpuddeln XLU, 340 ;
XLIV, 356; Gerbstahl XV, 114; Fortschritt der Stahlfabri-
kation XXIV, 185; XXVIU, 218; Rails-Fabrikation XVU, 130;
XVUI, 137; XIX, 149; XX, 163; gewalzte Feilen XXVU, 216;
Stahlröhren kalt gezogen XIU, 103; Gussstahi-Scheibenräder
L, 403; Umkehr walvwerke LU, 414.
Metall-Hüttenwesen.
Allgeniellies. Manz'sche Werke in der Bukowina XIX, 146; XX,
166 ; Aufschwung der Metall -Industrie XXXIX, 309; XL, 318;
XLI, 325; MeUll-Leginingen XLII, 339.
IV
Silber- and JKupfer-Gewinnimg aus Fahlerzen I, 2 ; II, 9 ; m, 19 ;
rV, 28; V, 33; VI, 46; VII, 49; Cementation in SchmöUnitz
K, 70; Knpfergewinming auf nassem Wege XIQ, 101; auf
galvanischem Wege XTTT, 100.
Blei. Entsilbening durch Zink II, 13 ; Schmelzversuche in PHbram
XXXIX, 313; Bleiweissfabrikation IV, 30.
Andere Mettlle. Nickelgewinnnng Vin, 68 ; Nickel in der PHbramer
Bleispeise VI, 48 ; Wismutgewinnung in Joachimsthal XXXUI,
261; Wolfram XL VI, 369; Magnesium und Natrium LI, 406;
Quecksilberhütte, Saugapparat LI, 410.
Salinen weaen-
Altssr dur karpiaüdiichen SjiljntD XXIV, Uli; Steinsalzlager bei
Bi^rliti XLVI, JlTti; Sskqiii^üe m Amerika XXIV, 192; See-
salzrmfliii crie ti X V II 1 , 14^; Neb ^^n yn*ilucta und Reinigung der
Bocile XXI, 16'2; Messtmg XLin, H42; Sakmonopol in Preossen
ftufitehoheji XXXVI, ^m; XXX Vli, 29!*; ünterwässenmg in
liicli] LI, 4UT.
MasctLinenweaeiL.
(EinacMk-aalidi Anflit^niitiing" und Jiauwesen).
OmhUHlr AUti HIoiIktr: IV, M-, XIll. lOi.
S^kr&libr^nlttfliifrn ku vtrliiitLH XLIV, 3b^*,
iftir«ibrt^o XI>Ln, Ml.
llinipfdu^^rlijurn, LiLstnng doi eiigUachen, Xlllp 103.
ÜHUiptritaHrhinrnlaMlr XI, 88.
fl^mpluJA>rhlni'n, rotirrtiult', II» 14*
npHiia^^i-hiiii-n it> det Gnibn J, 7; IV, Hl; V, 40; X, 80.
FAUK^iirrielifiinje XL Vif, 379,
Sti|||bMhfiii3.sfhlliP Uy 14; XLII, 8.i5.
I^ttriijii'fi, t''oiii*tnjictionjsfurLHch||itt** XXV\ liKK
WaKrtiH<-ik^li('Jrirh /.ij Hurri?njjriiD(i XLV^ tibi,
Hirmu*tviimtk^rWmit nach >lunrlt 11» J5.
INirti)i4')tiibiihüMtiuiTf^, A^B^lHcb iier«oJhi?u IX, liSl.
hnblrtifMthnnmm XXXIX, .H09.
Kiililifdräurr XI. VII, HB'K
Waliwrrfe mit LI mdrehungi Wechsel I, 8 ; mit rückgängiger Bewe-
^nn^ XLin, tun.
Inlittjitiiiiifr Xn, i>;j.
HrpU*äj^(*, (li*3 grüsafi?, XXV, 199.
liilwfMi &n( tler Pariser AtisKtf lliniß XX XVII, 294.
AUüMHluni iii ClieninitBS XLVD, 37;i.
Literatur.
Bldpkff, B«^rp- lind MütteTikiilt^ndL'r, I, 6*
II«ri!*iLailenitfD Jftljrluith lHi\^, XXV, 198.
C«Ua, Knrwit*kiuirfr»^esetK der Erdr, VIU, 62-
llürrfr, Apiioriftti*en. XXVI. '201,
F.rHfMrfp, dcÄSPii ^eofru. Korjntiiisg, XXV^I, 'ä08.
ßilJM'liinJinu, Ai]foui?huujg^ vod L.i!nrerstKttHn, T, i>.
«p^Iofilsfliif RHrkfiJinj.UltjJÄhrbuch, XLIV, 355.
Hiciiti*Jm Ilütkttmjuidiineu, XLI, 329,
Hochsletter, Novara-Reise, geol. Theil, L, 402.
Hauer v. F., Qeologische Uebersichtskarte, XVI, 127.
nujssen. Preussens Berggesetz, XLII, 339.
Kraus, Montanhandbuch, XXXV, 282.
RiUiiiger, Taschenbuch der Aufbereitung, Vm, 62.
Rifha, Tunnelbaukunst, Vm, 62.
Schneider, Bergrecht, XXVni, 226; XXIX, 234.
Stühlen, Ingenieur-Kalender, I, 6.
Stur, geol. Uebersichtskarte von Steiermark, LI, 411.
Tanner, Walzencalibrirung, XXVI, 207.
Zeitschrift far Berg-, Hütten- und Salinenwesen, XLI, 332.
Personalien.
.4ltinann, Titel Verleihung, II, 16.
Ausselchnun|E;en betreffs der Pariser Ausstellung, XLVI^ 365. ^
Bfost V., Gencral-Inspector, LI, 412.
Becke, Unterstaatssecretär, III, 24; Minister, XI, 88.
Deluiel, Titelverieihung, VU, 66.
Frej, Ordensverleihung, I, 8.
(ieolo^sche Relchsanstalt, Personaländerungen, XXV, 243 ; XXX,
200; XXXn, 260.
Hassenbauer, Dienstjubiläum, XLI, 332.
Hlngenau, Frh. v., Dankadresse, XXm, 184.
Roch, Titelverleihung, XLVIII, 387. .
fflroule, Pensionirung, XXIII, 182.
Putier V., Ordensverleihung, I, 8.
Reltx, Titelverleihung, IX, 72.
Srhfllessnig, Nekrolog, III, 23.
Schfuchenstuel, Frh. v., Ehrenbürger XXX, 243 ; Nekrolog XLIV, 253.
Schllwa, Ordensverleihung, XIV, 112; XVm, 143.
StöckI, Verdienstkreuz, XXVI, 208.
WOllersdorf, Frh. v., Ordensverleihung, XVH, 136.
Vermisolites.
Gewichtsvermehrung durch Regen IX, 65 ; Pariser Ausstellungs-
Bericht XLVIII, 382; XLDC, 396; Dynamit-Pulver XXXVH,
299; Gewitter in der Grube XXXV, 282; Schutz gegen Ver-
brennung KXV, 199; Kreisordinatenbestimmung XXVII, 214;
Schutz der Metalloberfläche XIII, 103; Pfibramer Silberdieb-
stahl XlX, 152; XXVI, 201; Adalberti-Schacht 400 Klft tief
XX, 160; Dankadresse an v. Hingenau XXm, 184; Weihnachts-
bescherung I, 1 ; Fest in Stor6 V, 40 ; zum neuen Jahr I, 1 ;
Unglücksfalle in engl. Gruben II, 14 ; zum Jahresschluss LII, 413.
Unterriaht.
Leohen. Wissenschaftliche Besprechungen, V, 37; VH, 64, VEQ,
67; XU, 91; XV, 118; XXII, 179; XXV, 193.
Pfihrain. Programm der Bergakademie, XXTV, 275.
— Wissenschaftliche Besprcd^hungen XII, 89; XVI, 123;
XXI, 164 ; XXIV, 189.
Das Mascklllenielchnen in, 17.
Iniialts-Verzeichiiiss.
Ab egg, Electrische Zündung
Aggner, Meaatrog
— Nebenproducte und Beinignng
Soole
Alt mann A., Titelverleihang ....
Amerika, Gold- und SUbervorkommen
Anbei, Gebrannter Kalk bei EiaenbohOfen
Aufbereitung, Allgemeines über
— der Kohlen' . .
Ansstellung, Pariser 1867
der
Australiens Goldbergbau
Auszeichnungen, Allerh.; wegen Paris
Babanek, Häuerleistungen . . . .
Balling, ErzmöUerungsberechnung
— Zbirower Eisensteine . .
Bft dek er, Berg' und Hüttenkalender . . . .
Becke B., Minister
— Unterstaatssecretär .......
Berg-Akademien, Jahrbuch
Berggesetz, preussisches
Berg- und Hüttenwesen, Fortschritte seit
100 Jahren .
Bergrecht, Lehrbuch
Bergschule, in Wieliczka • .
Bergstatnt, Abrudbinja
Berg werksanth eile und deren Ertrag . .
Bergwerks-Erträgnisse der Soolen . .
Bergwesen, 'gemeinschaftliche Angelegen-
heiten
Berlin, Steinsalzlager in der Nähe ....
Bessemern, Anwendung von Blei und Zink
Kr. Seite
vm. 60
XLin. 342
XXI. 162
U. 15
XLH. 340
XXI. 136
XUII. 301
]^XXIX. 309
IV. 26
IV. 36
XXIV. 185
XXVIL 209
XXVHL 218
XXXVU. 294
XLVI. 364
XLVL 369
XLVn. 379
XLVUL 382
XLIX. 396
L. 401
LH. 418
XXXV. 283
XLVU. 366
VL 61
XXXV. 281
XXXI. 260
XXXn. 263
XXXm. 263
I. 6
XI. 88
m. 24
XXV. 189
XLH. 339
XV. 113
XV. 120
XXVm. 226
XXIX. 234
XLIL 339
XI.
VL
L.
Bessemer-Flammenspectrnm
Bessemern in der Heft
— — Neuberg
— — England
Bessemerstahl zu Heizröhren
#— — Dampfkesseln . . . .
— über Österreichischen , . .
— zu Tyres
Bessemerwerk zu Temitz
Beust, Frh. v., wissenschaftliche Entwicklung
des Berg- und Hüttenwesens
83
41
397
— — General-Inspector
XI. 81
XLVL 372
XXIV. 192
XLVL 371
XLVL 378
XIL 93
XXVm. 381
VI. 27
L 7
xxrv. 191
XXXVm. 303
XLHL 847
V. 38
XL 81
XXXIX. 316
H. 61
XV. 113
XV. 120
LL 412
Bleibergbau in Serbien
Bleiberger Eevierstatuten
Bleiberger Union
Bleientsilberung durch Zink ....
Bleierzeligung in Raibl
Blei schwimmt auf Eisen
Bleiw eis s- Fabrikation, neues Verfahren
Blei und Zink beim Bessemern ....
Böhmen, Kohlen des westlichen
Bohrmaschine, Döring's . . .
Bukowina, Manz*sche Werke .
C.
Californien, Kupferbergbau
Goldbergbaue
Cementationsprocesse in
imöllnitz
l^|bmöll
ttg 1R7
Chemnitz, Industrieausstellung
Coignet, Neu- Almadens Quecksilbergruben
Coaks in Meilern
Nr.
Seite
X.
79
XLvm.
387
XIJX.
396
n.
13
xxn.
176
xxvn.
216
IV.
30
XXIV.
192
XLIV.
871
XLvn.
378
XLH.
334
u.
14
XIX.
146
XX.
166
X.
79
LL
411
IX.
70
X.
74
XLvn.
373
XXIX.
230
XXX.
240
XXXL
246
xxn.
173
xxm.
178
IL.
389
vm.
62
XL.
322
Coakshohöfen mit geschlossener Brust .
Cotta B. V., Entwicklungsgesetz der Erde
Creuzot, Beschreibung der Anlage von .
Dampfmaschine in der Grube I. 7
— — IV. 31
— — V. 40
— ^. — X. 80
— Leistung der englischen . XHI. 103
— rotirende IL 14
Deimel, Titelverleihung VII. 66
Dürre, Aphorismen XXVL 207
Drahtseile aus Bleiberg IV. 31
— — — Xm. 104
Dräsche, bergmänn. Weihnachtsbescherung . I. 1
Dynamitpulver XXXVH. 299
E.
Ecker, Nitroglycerinanwendung XLI. 326
Edelmetalle, Werth Veränderung XVI. 121
— — XVn. 129
— — XVIH. 140
— ~ XIX. 146
. — — XX. 166
Eisenerz, Flammröstofen I. 8
— — IL 11
Eisenerzmöllerung, Berechnung derselben XXXV. 281
Eisenindustrie der Obersteiermark 1863
bis 1866 XXV. 194
Eisenindustrie-Gesellschaft, Prager . . . LH. 416
Eisenindustrie Siebenbürgens XH. 93
— — XVm. 141
Eisen- und Stahlindustrie, auswärtige
Stimme über VI. 43
Eisenstein-Analysen, Zbirower .... XXXL 260
— — .... XXXH. 263
— — .... XXXm. 263
VI —
Nr.
EiBensteiuTOrkommen im Saasalgebirge . XXV.
Electricität zur Verhütung schlagender
Wetter XIV.
— zur Entzündung von Bohr-
löchern vm.
E o g 1 a n d B BessemerinduBtrie XXIV.
— — xxxvm.
— Eisenexport L.
— Mineral reichthum XIII.
Erzgebirge, geologische Verhältnisse . . . XXVI.
Explosion in der Kohlengrube XLVin.
Evrard's Kohlenaufbereitung XXXIX.
F.
Fallhammer von Daves XU.
Fangvorrichtung *. . XL VII.
Feileu, gewalzte XXVIl.
Ferndal, Explosion in der Grube XVUI.
Fl ach au, aufgelassenes Eisenwerk .... XLVIII.
Frankreichs Kohlen^roduction XLVII.
Frey, Ordcnsverleiluing I.
Seite
199
109
60
191
303
404
103
208
386
309
95
379
216
386
377
380
8
G ätsch mann, Aufsuchung von Lagerstätten I. 6
Geologische Reichsanstalt, Jahrbuch . XLIV. 356
— — — . XXX. 200
— — Personaländerungen XXXV. 243
— — — XXXn. 2G0
Geschichte des Berg- und HüttenweBeus . XXII. 175
Gerbstahl XV.* 114
Gt; Wichtsvermehrung durch Regen . . . IX. 65
Gewitter in der Grube XXXV. 282
Gicssereibetrieb, Aphorismen XXVI. 207
Goldbergbau, Australiens XXXV. 283
Gold in der Tiefe XXIL 169
— — — XXXIX. 312
Gold- und Silbervorkommen in Cent.- Amerika XLII. 340
Gruboucompass mit drehbarem Stunden- •
ringe XVn, 132
— -- __ _ XXVI. 201
— — - — XXXn. 258
— _ _ — XXXIII. 266
Ousß eisen, Festigkeitserhöhung XIII. 103
— Härtung XIV. 111
H.
Ilaardt, über österr. Bessemerstahl .... XI. 81
I r a 1 o X V l i n Anwendung im Bergbaue . . XIV. 105
Hardt'A.. Kreisordinateu XXVIL 214
Ilartj^usswalzen XLVII. 379
Häriiig, Kohlenbergbau XXVL 203
— — XXVn. 213
— — XX vm. 225
Härtung gusseisemer Walzen XIV. 111
Ila88eubauer's Dienstjubiläum XLI. 332
Hauch, Silbergewiunung aus Fahlerzen . . L 2
— — — — . . U. 9
— — — — . HL 19
— — — — . . IV. 28
— — — — . . V. 33
— — — — . VI. 46
— - — — . . ^ Vn. 49
Hauer J. v., Hüttemnaschiuen XLI. 329
— F. V., geolog. Uebersichtskarte * . . XVL 127
Häuerleistungen ... VI. 51
Heizröhren aus Bessemerstahl XLHI. 347
Herr engrund, Waschwerksbetrieb .... XLV. 357
Hin gen au Frh. v., Dankadresse an . . . XXIH. 184
H ochatetter, Novara-Reise geolog. Theil . L, 402
Hocke, GroBsindostrie Westphalens und der
Rheinlande V. 39
— — _ — __ vm. 62
Höfer, Gold in der Tiefe. ...... XXXIX. 312
Hohofon-Vcrbesaerung XLIX. 390
Hrab&k, Dampfmaschinentabelle ..... XI. 88
Hundfachor Stromsetzapparat ...... H. 15
Nr. Seite
Htittenmaschinen • • . . . XLL 329
Huyssen, Preuasens Berggesetz XLH. 339
I.
Idria, k. k, Quecksilbcrbergbau XLIV. 350
— — — XLV. 360
— — — XLVL 366
— — — XLVH. 375
— — — XLVm. 384
— — — XLIX. 392
— — — • I^ 399
Ingenieurverein, deutscher XIX. 151
— österreichischer, Pränu-
merations-Einladung XLVH. 378
• X
Jahr, zum li^uen '. L 1
Jahr, zum Schlüsse . LH. 413
Jahrbuch der Bergakademien ... . XXV. 198
Jaritz, Industrieausstellung zu Chemnitz . XLVH. 373
Jarolimek, Ausgleichung der Pochschuhab-
nützung. IX. 67
— Bestimmung der wahren Mit-
tag.slinie XL. 318
— Grubencompass mit beweglichem
Stundeuringe XVIL 132
— — — XXXH. 258
— — — _ xxxvm. 265
Joachimsthal, Wismutgewinnung .... XXXIU. 261
Jurasky, Manz'sche Berg- und Hüttenwerke
in der Bukowina •. . . XIX. 146
— _ . _ _ — XX. 156
Hl.
Kalk, gebrannter als Zuschlag XXI. 163
Kindinger, Torfverkohlung III. 21
Kladno, Beschreibung der Anlage ..... XLIII. 344
Koch, Titelverleihung XLVIH. 387
Kohlenaufbereitung . . XXXIX. 309
Kohlenbergleute in England XHI. 103
Kohlenexport Böhmens XVIU. 143
Kohlen des westlichen Böhmens Xt^H. 334
Kohlenfund in Ostindien XLVH. 379
Kohlenproduction Frankreichs XLVII. 380
— Zwickau's XLVIL 379
Kohlenrätter XLVH. 380
Kohlenverbrauch der Eisenbahnen . . . XIII. 103
Kupferbergbau in Califomien X. 79
— — Chüi X. 79
— — Portugal IX. 72
— — der argent. Republik . ^ X. 79
Kupfererz-Verwerthung auf nassemWege Xm. 101
— — galvanischem
Wege xm. 100
Kupfermarkt, englischer ........ X. 73
Kraus, Montan-Handbuch XXXV. 282
Kreisordinatenbestimmung ..... XXVII. 214
Kreissäge, grösste XXV. 199
Kremnitzkj,^ Minerallagerstätten Sieben-
bürgens XVH. 134
Kripp, Nickelgewinnung . . . - VIU. 58
— Seesalzraffiniren XVIU. 142
Kronprinz-Rudolfs -Hütte in Zwischen-
brücken XXV. 199
Kuppelwieser P., Railsfabrikation .... XVH. 130
— — .... XVIU. 137
— — .... XIX. 149
— — .... Xl. 153
L e o b e n , bergakadem. Beaprechangaabende
V.
37
vu.
54
vm.
^7
XU.
91
^k .
^
VII —
Leoben, bergakadem. Besprechungsabende
Ltirmann*s, Hochofen-Verbesserung . . . .
n.
Magnesiamgewinnang ....
M anzische Berg- und Hüttenwerke
Bukowina
Maschinenzeichnen, das . . .
Messtrog mit Heber
Metallbergban, ausserearopäischer
Metallindustrie, ihr Au&chwong
Metall-Legirnngen
— Oberfläche, Schutz derselben
Mieser Bergbau
Minerallagerstätten Siebenbürgens
Mineralkohlen, Verwitterung der
Mittagslinie, Bestimmung der . .
Mitterer, Kdhlenbergbau in Häring
Modellgeschäft
Mo'saner, Windformen
Moser, Flammröstofen in Eisenerz
Motoren auf der Pariser Ausstellung
Mroule, Berghauptmann, pensionirt .
Natriumgewinnung
Nekrolog für Scheuchenstuel . , . .
Neu- Almaden, Quecksilbergraben .
der
Mr. Seite
XV. \l8
XXH. 179
XXV. 193
IL. 390
LI. 406
XIX. 146
XX. 156
m. 17
XLUI. 342
XXin. 177
XXXIX. 309
XL. 318
XLL 825
XLIL 339
XIH. 103
XXXIV.
XXXV.
xxxvu.
XVU. 134
XXXIV. 269
XL. 318
XXVL 203
XXVII. 2.3
xxvm.
XXV.
XVIL 133
L 3
H. 11
XXXVU. 294
XXUI. 182
Neuberg, Bessemern
— — Tyres ....
Nickelgehalt der Pfibramer Bleispeisse
NobeTs Oynamitpulver
— Sprengöl
— — auf der Königshütte
272
277
295
226
199
LL 406
XLIV. 353
XXIX. 230
SLXX. 240
XXXI. 246
L 7
XXXIX. 315
VL 48
XXXVIL 299
Xm. 103
XVL 126
XXXIX. 321
XL. 321
XLH. 338
Obersteiermarks Eisenindustrie 1863—66 XXV. 199
Ostindien, Kohlenfund XLVH. 874
P.
Pariser Ausstellung, Auszeichnungen . . XLVL 366
— — Hartgusswalzen . . XLVU. 379
— — Motoren ..... XXX VH. 294
— — Boheisenfabrikation XXVH. 209
— — Stahleisenfabrikation XXTV. 186
— — — xxvm. 218
— — Vermischte Nach-
richten XLVHL 382
— — — — IL. 396
— — Wolfram . . XLVL 369
— — - . . . . IV. 26
— — — . . . . rv. 32
Patera, galvanische KupferfäUung XIU. 100
Perger, Wolfram XLVL 369
Petkoit, neues Mineral XVI. 127
Pachschuh-Abnützung IX. 67
Posepny, Oold in der Tiefe XXH. 169
— Schwefelvorkommen in Sieben-
bürgen XXI. 167
Preis- Courant des Stahleisens ..... XXIX. 233
— — — XXX. 237
Nr. Seite
Pfibram, Adalbertischacht 4000tief . ... XX. 160
— Bergakadem. Besprechungsabende XH. 89
— — • — XVL 123
— . — — XXL 164
— — ~ XXIV. 189
— Bergakademie, Programm .... XXTV. 276
— Erzanbruch XXIV. 191
— Schmelzversucbe >. . , XXXIX. 313
— Schmiedefeuer mit Miröschauer
Kohle xm. 97
— — - — XXIX. 235
— Silberdiebstahl XIX. 162
— — XXVI. 201
Pu ddein mit Maschinen XLH. 340
— — — XLIV. 366
Pumpen, Constructionsfortschritte XXV. 199
Putzer V., Ordensverleihung ....... L 8
Quecksilberbergbau in Idria
Quecksilbergruben von Neu-Almaden
Quecksilber-Ofen, Saugapparat . . .
BaibTs Bleierzeugung
BaiVs -Fabrikation . .
Ramsbottom, Walzwerk . . . .
Beitz Fr., Titelverleihung ....
Bichter C, Versuche mit Sprengöl
— Waschwerkbetrieb zu Herren-
grund
Bin man, Sticksto%ehalt des Stahles . . .
Bittinger, Aufbereitung übersetzt
— Taschenbuch der Aufbereitung .
Boheisen-Entphosphor ung
— Fabrikationsfortschritte
Böhrengiesserei, grosse in England . . .
Bücker, Mieser Bergbau
B z i h a , Tunnelbaukunst .
S.
Salinen, karpathische, deren Alters . . .
Salzberg-Unterwässerung in Ischl ....
Salzmonopol- Aufhebung in Preussen
Salzquelle in Amerika
Sausalgebirge, Eisensteinvorkommen
Schafhäutrs Maschinenpuddeln . .' .
Scheliessnig J., Nekrolog
Schember*s, Decimalwage zugelassen .
Scheuchenstuel Frh. v., Ehrenbürger
— Nekrolog . .
Schlegel, Preise der Schienen und Axen
Schliwa, Ordensverleihung ....
Schliwa, Ordensverleihung
Schmelzversucbe in Pfibram ....
Schmiedeisen, Vorzüge gegen Gnsseisen
S c h m i e d h a m m e r -Umkehrwalzwerk e
SchmöUnitz, Cementationsprocess .
XLIV.
350
XLV.
330
XLVL
366
XLVU.
375
XLVm.
384
XL.IX.
892
L.
399
XXIX.
230
XXX.
240
XXXI.
246
LL
407
xxn.
176
XVH.
130
xvnL
187
XIX.
149
XX.
153
L
7
IX.
72
XXXTX.
314
XL.
321
XLH.
338
XLV.
357
XLH.
826
xxxm.
267
VIIL
62
XIV.
106
XXVH.
209
XIV.
111
XXXIV.
272
XXXV.
277
XXX VH.
275
vm.
62
XXIV.
181
LL
406
XXXVL
289
XXXVH.
299
XXTV.
192
XXV.
199
XLH.
340
XLIV.
866
m.
23
xxxm.
268
XXX.
243
XLIV.
263
IV.
27
XIV.
112
XVHL
143
XXXIX.
313
XXV.
197
LH.
414
IX.
70
X.
74
— vm —
Nr.
Schneider's Bergrecht XXVIIL
_ — XXIX.
8 chrau benlockern zn verhüten XLIV.
Schwefelvorkommen in Siebenbürgen . . XVII.
— — — . . XXI.
Schwefelkiesvorkommen in Galizien . . XVI.
Schweissen, UnvoUständigkeit des ... . XXXYHL
Seesalzraffinerie , . . , XVm.
Sicherheitslampen, Instraction zu . . . . XXXYI.
Siebenbürgens Eisenindustrie • Xn.
— — xvin.
Silberdiebstahl in PHbram XIX.
. — — — XXVL
Silbergewinnnng ans Fahlerzen .... L
— — — .... m.
— - — .... IV.
— — — . . V.
— — — .... VI.
— — — .... VIL
Silber- und Qoldvork^mmen in Amerika . XLIL
Spectrum der Bessemerflamme XII.
^ ^ — — XLvm.
Sprengöl, NobeFs XHI.
■^ o» ^y\T
Z Z \\ '. \\ \ \ . \ \\ XL.
— — / XLU.
Sprengpulver XXIV.
Staatsbergwerke, deren Verkauf .... XUIL
deren Ertrag L.
Stabeisen-Preiscourant XXIX.
_ _ XXX.
Stahl, dessen Elasticität und Dehnbarkeit. . X.
_ ' — _ - — . . XL
— Fabrikation, Fortschritt der . . . XXIV.
_ — — — . . . xxvin.
— güsse, blasenfreie • • XLUI.
— röhren, kalt gezogen XHI.
— Stlcksto%ehalt desselben XLII.
Steierdorf, Instruction (Ür Sicherheitslampen XXX VL
Steinbohrmaschinen .• XLIL
Steinkohlen, deren Entstehung XXXVL
_ _ _ XXXVU.
__ — — xxxvm.
— MirOschauer zu Schmiedfeuer XIII.
__ — — — XXIX.
Steinsalzlager bei Berlin XLVL
Stickstoffgehalt des Stahles XLII.
Stöckl, Verdienstkreuz XXVL
Stor6, Fest • . V.
Strippelmann, Preiscourant für Puddeleisen XXX.
Stromsetzmaschine Hundfs IL
Stühlen, Ingenieur-Kalender L
Stur, geogr. Karte von Steiermark LI.
Subic, Heizröhren XUII.
8 n d s o o 1 6 , ihre Nebenproducte und Reinigung XXI.
S4l8sner, Anwendung von Halozylin .... XiV.
T.
Torfverkohlung IH.
Trifail aufgelassen XLV.
Troska, Hochofen-Dimensionen XIV.
Tschebull, Idria XLIV.
_ XLV.
_ _ i XLVL
_ _ xLvn.
_ _ XLvni.
_ _ ' XLIX.
_ _ L.
Tanner v., Bessemern in der Heft .... IV.
Coakshohöfen mit gescbloss. Brust XLIX.
— Fortschritt in der Hoheisenfa-
Seite
222
236
353
131
166
124
305
14^
287
97
147
152
201
2
9
19
28
83
46
49
340
93
381
103
126
314
321
388
191
341
397
233
287
76
85
185
218
347
103
326
286
386
287
296
302
97
236
372
326
208
40
237
411
347
162
106
21
363
111
350
360
366
376
384
392
899
27
389
brikation
XXVn. 209
Nr. Seit«
Ti/nner V., Stahlfabrikation XXIV. 186
— — XXVm. 218
— Walzencalibrirungen XXVL 207
U.
Unfälle in englischen Gruben ....... IL 14
— — — XLVm. 386
V.
Vallalta, Saugapparat von Quecksilberofen LL 410
Verbrennung, Schutz dagegen XXV. 199
Verein deutscher Ingenieure . . ' XIX. 151
— österr. — XLVH. 878
Verkauf von Staatsbergwerken ...... XLIU. .341
Verordnungen: Domänenpfandbriefe als
Caution XII. 96
— Termin der Cassa-Joumal-Einsendung . XIL 96
— Quittungen durch Diener XXII. 176
— Buhestandversetzung von Angestellten . XXIX. 236
— Feldzugsjahre angerechnet ..... XLVU. 380
— Montanistisches Rechnungswesen . . . LI. 412
— Reorganisation des Staatobergbaues . . LH. 420
Versicherungsverein fttr Montanwerke . VHI. 6
— — — . . XXI. 168
— — — . . . XXVIl. 216
— — — . . XXXVL 291
— — — . . XLIL 339
Verwittern der Mineralkohlen XXXIV. 269
W.
Wagner, Kupfergewinnung auf nassem Wege
— Wismutgewinnung in Joachimsthal .
Walzencalibrirungen von Tunner
Walzwerk mit Umdrehungswechsel . .
— — rückgängiger Bewegung
— — » mit Umdrehung . . .
Waschwerksbetrieb in Herrengnmd
Weihnachtsbescherung, bergmännische.
Wetter, schlagende, durch Electricität verhütet
Wiel iczka, Bergschule
Windakiewicz, Pariser Ausstellung . • .
Wind formen aus Schmiedeisen . . .
Winter, das Maschinenzeichnen . . .
Wismutgewinnung im Joachimsthal
Wolf G., Coaks in Meilern
Wolfram, über
Wolfsegg-Traunthaler- Gesellschaft, Dank-
adresse ...
— — ~ General-
versammlung
Wolfskron v., Schmöllnitzer Cementations-
process
WüUersdorf Prh. v., Ordensverleihung . .
Zbirower Eisensteine
Zeitschrift für Berg-, Hütten- und Salinen-
wesen
Zink zur Bleientsilberung
— und Blei angewendet beim Bessemern
Zipp.e, Werth der Edelmetalle
Z w i c k a n-Chemnitzer Kohlenproduction
Xia 101
XXXm. 261
XXVL 207
L 8
XLm. 346
LH 414
XLV. 367
L 1
XIV. 109
XLIL 339
XLVm. 382
XLIX. 896
L. 404
LIL 418
XVn. 133
m. 17
x:(xm. 261
XXIL 173
XXm. 178
XLVL 369
•XXm. 184
XXm. 182
IX. 70
X. 74
XVn. 136
XXXL 250
XXXn. 253
XXXm. 263'
XU. 332
IL 14
XXIV. 92
XLVL 871
XLVIL 378
XVL 121
XVn. 129
XVra. 140
XIX. 146
XX. 156
XLVn. 379
Wien. Draek Ton Gart Fromme.
N=I.
Oesterreichische Zeitschrift ^^f^J;^
!ür
Berg- und Hüttenwesen.
Verantwortlicher Redacteur: Dr. Otto Freiherr von Hingenau,
k. k. Ministerialratb im FinaBtinijiUtoriiim.
Verlag von Priedrioh Uanz (Kohlmarkt 7) in Wien.
lolialt: Zmn neaen Jahre. — Eine berg^Xnaische Weihnachts-Bescherang. — Erfahrungen bei der Gewinnung des
Silbers aus Fahlem-Bohknpfer (antimonialiachen Schwarskupfer) and Fahlerz- Speise (Antimon-Speise) im oberungarischen Berg-
districte. — Der Flammofen-Betrieb zur Vorbereitung der Kleinerze im Kaiser Frans Hohofen zu fjisenerz. — Literatur. — Notizen.
— Administratives. — Correspondenz der Redaction.
Zum neuen Jahre.
Wir beginnen da» neue Jahr nicht bloss in gewohnter
Weise mit den freundlichsten Wünschen an unsere Leser
und für das Gedeihen und den Aufschwang unseres Berufs-
facbes, sondern aach mit dem ernsten Vorsatze, dieses
Blatt, welches nun schon durch den Zeitraum einer halben
Generation als das Organ des österreichischen Berg* und
Hüttenwesens zu wirken sich bemüht , ungeachtet der
Schwierigkeiten, in gleicher Art wie bisher allen nützlichen
Mittheilungen unseres Faches offen su halten und nach
Kräften anregend und fordernd an der Entw^ckelung des-
selben Theil zu nehmen. Dazu bedürfen wir aber der thä-
tigsten Mitwirkung unserer Leser selbst, welche uns insbe-
sondere durch Zusendung manigfacher auch noch so kleiner
Notizen über ihre Erfahrungen und alle ihnen bekannt wer-
denden Thatsachen aus dem Gebiete der Montantechnik
auf das Wirksamste unterstützen können. Um diese Unter-
stützung bitten wir neuerdings und erblicken eben nur in
der umfassendsten and kräftigsten Mitwirkung unserer Be-
rufdgenossen die Bürgschaft nützlichen Gedeihens. Wir
fühlen lebhaft, dass ein Einzelner es nimmer vermöchte,
ein solches Unternehmen dauerad in erspriessHcher Wirk-
samkeit zu erhalten ; erst wenn die Leser auch selbst durch
zahlreiche Mittheilungen sich an der geistigen Arbeit^sso-
euren, dringt das Gebet als wirklich durch. Wir möchten
an Rückerts schönen Spruch erinnern :
Wenn die Rose selbst sich schmückt,
Schmückt sie auch den Garten. 0. H.
Eine bergmännisehe Weihnachts-Bescherung.
Wien, 1. Jänner 1867.
Wir haben in der letzten Nummer des abgelaufenen
Jahres einen trüben Rückblick auf die Verhängnisse des-
selben werfen müssen und damit den Wunsch nach einem
glücklicheren Jahre verbunden. Noch ehe die letzte Stunde
des Jahres 1 866 geschlagen , gelangen wir in Kenntniss
einer Thatsache, welche, obgleich noch der Chronik des
Jahres 1 866 angehörend, doch ihr Licht voraus in die neue
Zeitepocbe wirft, und welche wir daher als ein gutes
Omen für den Beginn des neuen Jahres gleich in dessen
ersten Nur ^ern zu veröffentlichen uns beeilen. Wir wollen
vorerst die Thatsache selbst für sich sprechen lassen. Am
Vorabende des Weihnachtsfestes erhielten die Beamten
des rühmlich bekannten Gewerken Heinrich Dräsche
nachstehendes gedrucktes Circular ihres Chefs:
An meine Herren Beamten I
Aus Anlass der mir von Sr. k. k. Apostolischen Majestät
gewährten Auszeichnung durch Verleihung des Ritterkreuzes des
k. Ost. Franz-Josefs-Ordens, sind mir von meinen Beamten all-
seitige Glückwünsche und Aeiisserungen freudiger Theilnahme
zugekommen.
Indem ich allen meinen Herren Beamten hicmit meinen Dank
ausdrücke, sehe ich mich veranlasst, denselben auch in der Art
zu bethätigen, dass ich meinen Beamten gestatte, für ihre Kinder
um eines jener Stipendien einzuschreiten, welche ich ohne einer
obligatorischen Verbindlichkeit für mich oder meine Erben, nach
Massgabe der Würdigkoit der zu Stipendirenden und des Be-
dürfnisses der Beamtenfamilien zu verleihen beabsichtige.
Hiebei wird nach folgenden allgemeinen Normen vorge-
gnngen werden, deren Aufhebung, Vervollständigung oder Ab-
änderung ich mir vorbehalte,
1. Die Zahl der jährlich gleichzeitig zu beziehenden Stipen-
dien wird auf beiläufig zwölf festgesetzt; sie betragen nach
Massgabe der obwaltenden Umstände bis zu zweihimdert
Gulden »st. Währ, für jedes Studienjahr.
2 Die Stipendien werden für jedes Studienjahr in halbjähri-
gen Raten im Vorhinein bei der Casse, von welcher der
Beamte seine Besoldung bezieht, ausbezahlt.
3. Dieselben werden ertheilt für die Dauer, der Studien in
einer Unterrealschule, einem Unter- oder Real-Gymnasium.
Bei Verdienstlichkeit der Bewerber und bei solchen Foft-
schritten der Schüler, die einen weiteren günstigen Stu-
dienerfolg versprechen, kann 4er Bezug auch für die Dauer
höherer Studien bewilliget werden.
4. Bei Uebertritt der Kinder von den Vorbereitungsstudien
zu irgend einem Gewerbe oder einer sonstigen practischen
Beschäftigung, kann ebenfalls für die erstere Zeit ein Unter-
stützungs-Beitrag innerhalb des gegenwärtig limitirten Ge-
sammtbetrages bewilliget werden.
5. Die Studienzeugnisse, jedes mit einem Stipendium bethei-
ligten Schülers, sind jährlich vorzulegen und nur bei wenig-
stens guten Fortgangs-Classen wird der Fortbezug des
Stipendiums bewilliget. Ebenso haben jene, welche ausser-
halb der Studien eine Unterstützung geniessen, sich fSr
den Fortbezug derselben mit einem günstigen Zeugnisse
ihres Lehrherm oder sonstigen Vorgesetzten auszuweisen.
6. Ein und derselbe Beamte kann in der Regel nicht für
mehr als für Eines seiner Kinder ein Stipendium oder
einen Unterstützungsbeitrag beziehen.
- 2 —
7. Zur Erlaiipmg eines Stipendiums ist erforderlich:
a) die Vorlage des letzten Studienzeugnisses des zu Sti-
pondlrendcn,
b) die Angabe des Familienstandes des sich bewerbenden
Beamten, des Alters und Geschlechtes der Kinder und
dos Stadiums des Unterrichtes, in welchem sich die
Knaben befinden,
c) endlich die Angabe der Kategorie, der Besoldung und
Emolumente und der Dieustdauer des sich bewerbenden
Beamten.
8. Denjenigen meiner Beamten, welchen gegenwärtig für ihre
bereits in den bezeichneten Studien befindlichen Kinder
Stipendien verliehen werden, wird zugleich mit der Ver-
leihung das halbjährige Stipendium als vom 1. October
1866 an fällig bei der betreffenden Casse angewiesen.
Wenn ich im Vorstehenden manchem meiner Beamten die
Aussicht eröffne, dass ilim die Erziehung seiner Kinder erleich-
tert werde, so füge ich den Wunsch bei, dass sie ihren Kin-
dern vom zartesten Alter an jene Erziehung und jenen Unter-
richt angedeihen lassen, welche sie bei Eintritt in die Studien
zur Erwerbung von Stipendien und deren Fortgcnuss geeignet
machen und schliesse mit einem freundlichen
Glück auf!
Wien, am 24. December 1806.
Heinrioli Drasohe,
Ge werke, Gut*- und Fabriksbesitzer.
Mau gestatte uns einige Worte hinzuzufügen, Worte
warmer Anerkennung für diese TtWeihuachtsbescherung*'
eines Bergmannes und für Bergmänner und verwandte Be-
rufsgenossen! Herr Dräsche konnte eich selbst und seine
Beamten nicht in würdigerer Weise ehren , als durch diese
Form, in welcher er seinen Dank für eine wohlverdiente
Auszeichnung und für die beide Theile ehrende Theilnahme
seiner Beamten an derselben ausgedrückt hat. Er hat,
die Wichtigkeit der Bildung und Wissenschaft richtig er-
kennend, seinen Beamten gerade in der geistigsten ihrer
Sorgen und dem edelsten ihrer Bedürfnisse eine grossmüthige
Freundeshand geboten, indem er ihnen die Heranbildung
ihrer Kinder erleichtert und so die Summen von intellectuer
Kraft, von welcher die Zukunft der Einzelnen und der Fort-
schritt des Ganzen abhängt, vermehren hilft! Wir freuen
uns, eine solche That in diese Blätter verzeicimcn zu kön-
nen. Es gibt ein treffliches Zeugniss für den Geist, der in
unserem Berufsstande herrscht, wenn einer der Ersten der-
selben, der durch seine Sorge für das materielle Wohl der
Seinen längst ehren^ll bekannt ist, nun auch in so werk-
thätiger Weise die geistigen Interessen derselben zu
heben sich erbietet. Es freut uns zugleich , in dieser That
einen consequenten Akt dieses Mannes zu begrüssen,
der schon aus Anlass der allgemeinen Berg- und Hütten-Ver-
sammlungen durch die Ausschreibung von reichen Preisen
seine Sorge für den geistigen Aufschwung unseres Berufszwei-
ges gekennzeichnet hat ! — Ehre, dem Ehre gebührt. 0. H.
Erfahrungen bei der Gewinnung des Silbers
aus Fahlerz - Rohkupfer (antimonialischen
Schwarzkupfer) und Fahlerz-Speise (Antimon-
Speise) im oberungarischen Bergdistricte.
Mitgotheilt von Anton Hauch, k. k. Hütten- Verwalter.
Die silberh<igen Pahlerz-Rohkupfer und silberhalti-
gen Fahlerz-Speisen sind Erzeugnisse des FAhlerz-Hütten-
processes, bei welchem silberhaltige antimonialische Fabl-
erze Terschmolzen werden.
Die grossartigste Fahlerzhütte, in welcher der Fahlerz*
Hüttenprocess betrieben wird, ist die oberungarische wald-
bürgerliche Stephanshütte bei Kluknau 4V2 Stunden von
der SchmöllnitzerAerarialhütte nordwärts entfernt; sie steht
unter der fachmännisch ausgezeichneten, dem chemisch-
metallurgischen Fortschritt Rechnung tragenden Oberleitung
des oberungarisch waldb ärgerlichen Hütten- und Wald-
wesens-Directors, Herrn Job. v. F e r j e n t s i k.
Sie verarbeitet die gesammten silberhaltigen Fahl-
erze des oberungarischen Bergdistrictes und erzeugt hier-
aus jährlich durchschnittlich an 7000 Centner Kupfer und
4000 Münz-Pfund Silber.
Diese Fahlerze wurden früher in der nun eingegange-
nen Altwasser-Aerarial-Fahlerzhütte bis auf silberhaltiges
Rohkupfer verhütet, die erzeugten Rohkupfer-Mehle in der
SchmöllnitzerAerarialhütte mittelst Amalgamation eutsilbert,
die entsilberten Fahlrohkupfer - Rückstände auf Reduc-
tions-Rohkupfer und diese in der nun ebenfalls aufgelasse-
nen Maluzsinaer Aerarial Raffinirhütte auf Raffinat-Kupfer
zweiter Sorte verarbeitet. Die Schmöllnitzer Aerarialhütte
verschmelzte in letzterer Zeit bloss die Gefälls-Materialreste
der Altwasserhütte nebst geringeren Mengen von Privaten
eingelöster Fahlerze und eigener silberhaltiger Gelferze.
Wegen geringer Erzeinlösung wurde nun der Fahlerz-
Hüttenbetrieb auch auf der Schmöllnitzer Aerarialhütte ein-
gestellt, so dass, wie gesagt, nun sämmtliche in Oberungarn
erzeugten Fahlerze in der Stefanshütte zu Gute gebracht
werden.
Die oberungarischen silberhaltigen Fahlerze halten
durchschnittlich im Centner 10 Pfund Kupfer, 0*05 — 007
MPfd. Silber. Bei der Erzschmelzung erhält man silberhal-
tige Rohleche und silberhaltige Rohspeise. Da die Rohleche
bloss 0-087— 0105 MPfd. Silber pr. Centner enthalten,
eine Entsilberung sowohl der Erze als auch der Rohleche
theils kostspieliger theils mit grösseren Silber-Verlusten
verbunden wäre, so concentrirt man den Silbergehalt, indem
man die Rohleche garröstet und in Schachtöfen reducirend
verschmilzt, wobei silberhältijfes Rohkupfer und silberhal-
tige Oberleche 0105— 0140 MPfd. in Silber haltend
resultiren, welche letztere als ebenfalls zu silberarm zurück
auf silberhaltiges Rohkupfer verarbeitet werden.
Es sind demnach die Producte des Fahlerzschraelzens,
die silberhaltige Rohspeise und die silberhal-
tigen Rohkupfer (Schwarzkup't e r), welche der Ent-
silberung unterworfen werden, und aus welchen auch das
Silbe^auf die wenigst kostspielige Weise und mit den ge-
ringsten Verlusten gewonnen wird.
Bei Gewinnung des Silbers aus antimonialischen Fahl-
erz-Rohkupfern und Antimon-Rohspeise wird auf zweierlei
Art und zwar auf nassem Wege ohne und mit Zuhilfe-
nahme des Quecksilbers verfuhren. Erstere Methode
wird vorzugsweise Extraction, letztere Amalgamation
benannt.
Beide Methoden sind im Chemismus identisch, nur
kömmt bei der Amalgamation Quecksilber in's Spiel.
Sowohl die silberhaltigen Fahlerz-Rohkupfer, als auch
die silberhaltige Rohspeise werden zuerst zerkleinert, wenn
nöthig, vorher einem oxydirenden, dann einem chlorirenden
Röstproccsse unterworfen, bei letzterem Chlorsilber gebil-
det, dieses in Kochsalzlauge gelöst, durch Kupfer das Sil-
ber aus der Lösung herausgefällt, welches bei der Extrac-
tion als Zementsilber anmittelbar gewonnen, bei der
tfl.
ffi:
Fe.
''^: u: Li
1
Fig. A
r^
I
YiW^^TTTt'
_/
m
Im SilberiJfwirmun^ axi« Falilen etc.
l i lll lll l llllllHI IIIII II IIIIII I f ^
M'Wk
^
y
%
fidJage zu ^ 1 der Ocst. Zeitschritt für Ber^-u. Hüttenwesen 1867.
^
Gasflaminöfen
Äur Vorbereitung der Kleinerze im
Kaiser Franz Hochofen zu Eisenerz ,
J IClq/hr.
PÜBUCLIBR^R^I
\^-Z:'S^^^-\
- 3
Amalgamation aber vom Qaecksilber aufgenommen wird
tmd Silberamalgam bildet.
Während man das Cementsilber der Eztraction als
solcbes, za ßarrensilber unmittelbar verarbeitet» wird das
Amalgam vorher gepresst, dann geglüht, das darin enthal-
tene Quecksilber abdestillirt und gewonnen, und das rdck-
bleibende Silber geschmolzen und in Barren gegossen.
Die oxydirende und chlorirende Böstung geschieht bei
beiden Methoden auf irleiche Weise, in denselben Appara-
.ten, die Ausziehnng des Silbers bei der Extraction in
fixen Bottichen oder Kästen, bei der Amalgamation iu
rotirenden Fässern.
Die Theorie der gesammten Procedur sowohl bei der
Augu s tin*schen Silb er extraction, als auch der eur o-
päischen Amalgamation ist so bekannt, dass von
ihrer wissenschaftlichen Entwickelung hier füglich Umgang
genommen werden kann und empfehlen sich zum Studium
in dieser Richtung dieselben Werke und Zeitschriften- Auf-
sätze, welche der Verfasser bei der Darstellung der Avan-
zaer-Silber undKupfer-Extraction namhaft machte, nament-
lich befassen sich speciell hiemit die Werke: die Augnstin'-
sehe Silber- Extraction von A. Grützner und die Erz« und
Producten- Amalgamation von C. Winkler, die Extraction
oder die Gewinnung der Metalle auf nassem Wege nach
ämtlichen Berichten zusammengestellt von Q. Neumann.
Es ist die Absicht, m Folgendem, die nicht minder
wichtigen praktischen Ergebnisse dieser Processe i n Wes en-
heity mit Ueb«rgehung bekannter Apparate und Manipula-
tions-Details darzustellen, wie sie eben im oberungari-
schen Bergdistricte in neuester Zeit in Erfahrung gebracht
wurden.
Beschaffenheit der zu entsübernden Rohstoffe.
Die zu entsilbernden RohstofiEe und zwar das silber-
haltige Rohkupfer bestehen in neuester Zeit in durch-
schnittlicher Zusammensetzung aus 83 — 857o C^'» 2 — 3®/q
Fe., 8— 127o S^- mit etwas As., 0-25— 0*32% Ag., t'O—
2-007o S. Die silberhaltige Rohspeise aus 24—
28% Cu., 9—10% Fe., 0*5—1-0% Co. mitNi.,.56— 627o
Sb. mit etwas As., 1— 25% S., 0-2— 257o ^S- (^i®
Altwasser und Schmöllnitzer Speise war auch goldhaltig.)
Die chemische Zusammensetzung der in Rede stehen-
den Fahlerz-Rohkupfer sowohl, als auch der Fahlerz-Speise,
ersieht man aus den folgenden tabellarischen Darstellungen,
wobei bemerkt wird, dass die Altwasser-Speisen, welche
zur Analyse und auch zur Verarbeitung gelangten, oft reine
Coucentrations-Speisen und auch Mischungen von Roh- und
Concentrations- auch bereits verlechter, d. h. dem Roh-
schmelzen zugethcilter Speisen waren, während die Stefans
Hütten-Speisen reine Rohspeisen sind.
Der Kupfergehalt der Concentrations- (Niederschlags-
Speise) beträgt bis zn 50 7o'
Analysen von Schmöllnitzer (Altjvasser) und Stefans-
Hütten'Fahlerz-Rohkupfern und Fahlerz-Speisen,
^ Fahlerz-Rohkupfer.
a) Von Schmöllnitz (Altwasser) analysirt von A. Löwe*),
b) von der Stefans-Hütte analysirt von W. Mrazek **), c) d)
von der Stefans-Hütte analysirt v. J. L. Klein s chmi dt***).
*) Berg- und Httttenm. Jahrbuch der Berg-Academie 1 S64.
**) Diese Zeitschrift 1855. ***) Diese Zeitschrift 1865.
a
b
c.
d
Kupfer
8343
77-67
83-10
86.50
Ei.sen
5-20
6-37
2-80
3-50
Antimon
6-25
11-97
1335
8-46
Arsen
4-01
—
—
Silber
i)-306
0-2292
025
0-25
Gold
0-007
Spur
—
Schwefel
0-740
1-82
1-05
1 05
Nikel u. Cobalt
—
0-47
Spur
Spur
Silicium
Summe
—
0-67
—
, —
99-943
98-9992
100-55
99-76
Fahlerz-Speisen.
a) b) c) von Altwasser, analysirt von A. Löwe , d) von
Altwasser - Hütte , analysirt vom Verfasser , e) von der
Stefans - Hütte , analysirt von W. Mrazek, f) von der
Stefans-Hütte, analysirt von J. L. Klein Schmidt.
a
b
c
d
e
f
Schwefel
2-06
0t>5
0-69
204
2-95
1*37
Antimon
71-90
63 93
4606
60-00
43-67
62-41
Arsen
2-21
—
7-42
2-69
Kupfer
13-59
29-31
26-80
12-99
27-32
26-93
Eisen
5-18
511
23-30
12-63
19-95
9-11
Wismuth
2-34
—
0-36
1-26
0-72
Cobalt u. Nikel
2-02
Spur
1.24
1-49
0-32
0-70
Silber
0-367
0-319
0.2493
0-36
0-1718
0-20
Gold
0-050
0-00125
0-0047
0-056
0-0032
Rückstand
Summe
—
—
0-40
-
—
—
99-717
99-3202Ö
99-153
98246
97-795
100-72
(Fortsetzung folgt.)
Der Flammofen-Betrieb zur Vorbereitung der
Eleinerze im Kaiser Franz Hohofen zu Eisenerz«
Von K. Moser, k. k. Hüttenverwalter.
Vor dem Jahre 1859 wurden von den Hohöfen der
k. k. Hau j^tge werkschaft die Erze (verwitterte Spfithe) roh
verschmol en und zwar mit vergleichsweise guten Resul-
taten, wa!^ die Gutartigkeit dieser Erze überhaupt, sowie
der hohe Ve.^witterungsgrad derselben möglich machte.
Allein bei dem, in der Periode 1840 bis 1860, einge
tretenen schwunghafteren Hohofenbetrieb wurde die Be-
schaffung gut verwitterter Erze in hinreichender Menge
immer umständlicher und daher kostspieliger.
Um nicht nur beir i.bbau der Erze weniger wählerisch
sein zu können, sondern auch die unverwittrrten Späthe
(Pflinze) zu einer vor th eilhaften Verhüttung zu bringen, damit
ferner es möglich werde, den Abbau der Erze zu concen-
triren; wurde vom Finanz-Ministerium die Erbauung von
Röstöfen angeordnet, die im Jahre ^1859 dem Betriebe
übergeben wurden.
Diese Rostöfen sind Schachtöfen mit rechteckigem
Querschnitte von 9' und \2' Seitenlänge und 12' Höhe
über die obere Kante der Ziehöffnungen. Als Brennmate-
riale dient Kohllösche, die in ß'' hohen Lagen zwischen
I 6 — IC hohen Erzschichten eingetheilt ist.
f
— 4 -
Sowie bei an dern RöBtanlagen hat man auch hier die
Bemerkung gemacht, dass es, um eine gute Böstung zu
erzielen, nothwendig sei, die Kleinerze, welche im Röstofen
die Zwischenräume erfüllen und somit die Circulation der
Gase hemmen — auszuscheiden. Dieser Umstand tritt bei
dem Eisenerzer Betrieb besonders bemerkbar auf, weil der
grÖBste Theil der Erze in Tagbauen gewonnen wird, wo sie
in verschiedenen Verwitterungsgraden anstehen. Bei
der BtaffelfÖrmigen Förderung durch Absteigen in Schäch-
ten und Rollen muss das Zerreiben der verwitterten mürben
Erztheile erfolgen.
Die Menge der Kleinerze, welche durch ein Rätter von
den zu röstenden Erzen abgCBchieden werden, beträgt mit-
unter ein Drittel der Erzeugung und es ist begreiflich, dass
diese Masse sowohl die G ruhen feucbtigkeit, als die in den
Tagbauen , Schächten und Rollen zusitzenden Tagwässer
begierig aufnimmt und festhält, so dass sie wegen den vielen
fein zerriebenen Erzen und Schmund zu gewissen Jahres-
zeiten und bei nasser Witterung eine brei- oder mörtelartige
Consistenz erhält.
Nach mehrfach vorgenommenen Abwägen einzelner
Erzparthien im nassen und getrockneten Zustande, beträgt
der Wasserhalt dieser Kleinerze 16 Perc, wovon 10 Perc.
durch Trocknung (an der Luft ausgebreitet) leicht entfernt
werdjBn ; die andern 6 Perc. erfordern eine Erwärmung.
Erstere 10 Perc. allein berücksichtigt, sind in einer
Betriebswoche bei einer Verschmelzung von 4000 Ctm.
Erzen 40,000 Pfd. Wasser oder circa 700 Cubikfuss zu
verdampfen.
Die hiedurch gebundene, dem Ofen entzogene Wärme
ist jedoch nicht die alleinige Ursache des hohen Kohlver-
brauches, der sich bei Verschmelzung solcher Erze ergibt.
Mindestens eben so nachtheilig wirkt der unregelmässige
Gang eines solchen Hohofens , dessen häufiges und plötz-
liches Umschlagen in Rohgaug.
Bei der Trocknung der Erze hat man die Beobach-
tung gemacht, dass die breiartige Masse im Zustande der
theilweisen Trocknung conglomeratartige Klumpen
formirt , die sich erst bei vollständiger Trocknung lösen
und in Erzstückchen und Staub zerfallen. Dieser Umstand
scheint insbesondere die so plötzlichen Zersetzungen zu
veranlassen , denn das Verdampfen des Wassers als erste
Veränderung, welche die Erzgicht im Ofen erfährt, beginnt
erst 6V2 FwBfl unter der Gicht, wo die Erze aus dem Füll-
cilinder treten. Im Füllcilinder ist die Trocknung kaum
erwähnenswerth, Wie die aus dem tiefsten Punkte desselben
zurückgenommenen Proben ergeben haben, die von ihrer
teigartigen, batzigen Beschaffenheit nichts verloren hatten.
Die vom Herrn Hofrath von Tunner vorgenommenen
Bestimhiungen geben für diese Höhe bei rohen Erzra 56® C.
an. Bei dem hohen Nässehalt der Kleinerze erreicht jedoch
derselbe kaum 40® Cel., wie vorgenommene Messungen
ergeben haben. Denn zwischen den rohen Erzen , wie sie
vor Einführung der Röstung verschmolzen wurden und den
rohen Kleinerzen , wie sie bei der Röstung ausgeschieden
werden, ist wohl zu unterscheiden. Erstere waren ver-
gleichsweise trocken.
Die höhere Region der ohnedem kaum 36 hohen
Oefen wird durch diese Wasserverdampfung sehr abgekühlt,
so dass die aus der Erzgicht sich bildenden Klumpen eine
so grosse Tiefe des Schachtes erreichen, sich daun au der
Aussenseite verglasen und in diesem Zustande in*8 Gestell
treten , oder wenn sie sich auch früher auflösen und über
den Brennstoff vertheilen, so ist doch der Weg und die Zeit
nicht mehr vorhanden, so dass Reduktion und Kohlung gut
erfolgen könnte.
Ausser dem Brennstoffverbrauche, den die Bewältigung
einer auf solche Art entstandenen Versetzung erfordert, ist
endlich auch derjenige noch zu berücksichtigen, der veran-
lasst wird, durch die gegebene Möglichkeit und Wahrschein-
lichkeit solcher Rohgänge, indem der Satzführende in seiner
Besorgniss solcher Erscheinungen häufig den Satz niedriger
hält, als der Ofengang zuliesae. Dieser Umstand mag auch
die heftigen Schwankuogen im Erzsatz beim Verschmelzen
solcher Erze einigermassen rechtfertigen, denn erfahrungs-
gemäss hält ein guter Gang mit schweren Sätzen nie lange
an, die Arbeit, die doch der Roheisen-Qualität wegen über-
setzt sein soll, bricht sich, wie der Arbeiter sich ausdrückt.
Wartet nun der Satzführende auf diese Erscheinung, so be-
kömmt er, bei dem mit schweren Sätzen gefüllten Ofen,
die Versetznng ganz bestimmt. Gibt er aber leichtere Sätze
dazwischen, so bilden diese, respective die dazu gehörigen
Kohlgichten gewissermassen die Kräftigungspunkte für die
sinkende Temperatur. Allerdings ist dies ein Rathen und
insoferne nicht zu rechtfertigen. Der durchschnittliche Er«
folg muss entscheiden, ob das praktisch Möglichere oder
theoretisch Richtigere zu wählen sei. Die Schmelzung mit
den Rösterzen hingegen zeichnet der gleichförmige Gang
aus, der Satz variirt daher Monate hindurch nur um 10 Pfd.
Weiter unten werden die Resultate der verachied^nen
Schmelzarten detaillirt werden.
Um aber wieder auf die Kleinerze zurückzukommen,
sei bemerkt, dass zuerst die hiesige Bergverwaltung Ver-
suche machte, dieselben in den obenberührten Schachtöfen mit
den Stufferzen mitzurösten. Sie wurden an den Schacht-
wänden, in der Mitte des Schachtes und in eigenen mit
groben Erzen wechselnden Lagern versucht, allein es stell-
ten sich nur Nachtheile heraus , nämlidh langsames und un-
vollständiges Rösten der kleinen Erze sowohl als der groben
und ein grösserer Löscbverbrauch. Die Betiiebsergebnisse
der Hohöfen gestalteten sich ungünstiger, der Anhäufung
solcher Erze aber war nicht abgeholfen.
Im Frühjahre 1 865 bekam nun die Hüttenverwaltung
den Auftrag, in einem Hohofen rohe Kleinerze zu ver-
schmelzen.
Die Hüttenverwaltung, vorhersehend, dasa sie bezüg-
lich des Nässehaltes besonders übel daran sein werde, weil
ihr der tägliche frische Abfall solcher Erze unmittelbar aus
der etwa 200 Klafter vom Hohofen entfernten nassen Grube
zukommen werde, brachte den Kaiser Franz Hohofen zu
dieser VerBchmelzung in Vorschlag und stellte den weiteren
Antrag, die Erze vor der Aufgichtung einer Vorbereitung
zu unterziehen, nämlich sie mit der Flamme der überflüssi-
gen Gichtgase zu trocknen und in heissen Zustand zu
setzen. Eine solche Vorbereitung musste aber ohne — oder
doch mit sehr wenigen Kosten — geschehen, was in dem
genannten Hohofen thunlich wurde, indem die Erzförder-
bahn um 28'8'' höher liegt, als der Gichthorizont. Es wurde
nämlich ein von den Gichtgasen geheizter, tonlägiger Flamm-
ofen construirt, von einem solchen Neigungswinkel, dass
die Erze, von der Förderbahn aus am höchsten Punkte der
schiefen Ebene eingestürzt, in dem Masse selbst über die
schiefe Ebene vorrücken sollten, als auf dem Gichthorizonte
— 5 —
trockene Erze gezogen wflrden. Kurz, die Trocknung sollte
während der Förderung ohne Kosten geschehen.
In der beiliegenden Zeichnung ist Fig. 1 ein vertiealer
Durchschnitt durch die Achse des Ofens, Fig« 2 der Orundriss
bei abgehobenem Gewölbe, Fig. 3 ein Durchschnitt nach A. B.
In allen Figuren gleichmftssig bedeutet a die Gaslei-
tung yon Blechy welche durch den Schuber b regulirt wird,
c Sicherheitsventil, d Putzkrüken, deren Stangen durch
die Thfiren € gesteckt werden, so dass das Beinigen bei
geschlossenen Thfiren erfolgen kann, f gusseiseme Röhre
mit 2" weitem und 2^2^ langem Schlitz, durch welchen
die Gase in den Ofen gelangen, g Feuerung mit Best zum
Entzünden der Gase, h Aschenfall. Die Gasflamme gelangt
über die pultförmige Feuerbrücke i, welche sich den über
die schiefe Ebene k herabrutschenden Erzen entgegen*
stemmt, in den eigentlichen Flammofen und streicht über
die Erze der schiefen Ebene entlang nach aufwärts, wäh-
rend sie durch das GTewölbe / auf die Erze niedergedrückt
wird. Am Ende des Gewölbes tritt die Flamme ohne weitere
Esse in das Freie des .Gichtmantels, m Ausziehöffnung für
die getrockneten Erze, welche mit einer beweglichen Füll-
bank oder Schnauze yersehen ist, die wie in Fig. 1 an-
gedeutet, nach gezogener Gicht zurückgeschlagen wird,
damit die höher gepackte Kohlgicht vorbeipassiren kann.
n starke Ueb erlegplatte , welche hier das Wiederlager des
Gewölbes ersetzt , auf welchem der Ofen und das Erzge-
wicht lastet, o Förderbahn, p Einstürzrolle aus schmied-
eisemen Schienen, q Schuber, der die Eintragsöfinung
schliesst und nur während dem Einstürzen mit einem
Hebel geöffnet wird, r hängende eiserne Thür, welche. von
den Erzen au/gedrückt wird. Dieser doppelte Verschluss
beseitigt vollkommen alle Feuersgefahr.
Während der Aufstellung dieses Ofens und um Über-
haupt sichere Anhaltspunkte zurBeurtheilung der Resultate
der einzuleitenden Trocknung zu gewinnen, wurde durch
acht Wochen mit rohen und nassen Kleinerzen geschmol-
zen. Ausser dem hohen Kohlenverbrauche, dem niedrigen
Ausbringen und der kleinen Erzeugung, ergab sich hiebei
noch ein weiterer Anstand, nämlich das Beschlagen der
* Wasserdämpfe in der Gasleitung, welche zu dem auf der
Hüttensohle angebrachten Lufterhitzungsapparate führt.
Das contensirte Wasser zog sich in den Flugstaub der Lei-
tung und bildete eine schwere , schwer entfernbare und an
Stärke immer zunehmende Kruste. Bei den Sicherheits-
ventilen und Gasschubem aber quoll ein von den Verbren-
nungs-Produkten gesäuertes Wasser hervor, welches die
baldige Zerstörung der Leitung in Aussicht stellte.
Am 13. Jali wurde der Flammofen beendet, sofort in
Betrieb gesetzt und es ergab sich seitdem kein wesentlicher
Anstand hiebei.
Der Neigungswinkel der schiefen Ebene wurde mit
35^ gewählt, nveil dies der natürliche Böschungswinkel der
Kleinerze ist. Allein der schon oben berührte Umstand,
dass diese Erze im Zustande der theilweisen Trocknung
fester zusammenkleben, als im nassen^ lässt einen steileren
Winkel wünschenswerth erscheinen, etwa 37 — 40^ das
heisst, wenn diess vermöge des zur Disposition stehenden
Gefälles thunlich ist. Denn je steiler der Ofenwinkel, desto
mehr Gefälle wird nothwendig oder desto kürzer wird der
Ofen bei gegebenem Gefälle, desto geringer also seine Ca-
pacität und desto kürzer die Zeit des Aufenthaltes der
Erze im Ofen. Die Wahl dieses Winkels hängt daher ledig-
lich von der Beschaffenheit der Erze ab. Ein allzu steiler Ofen-
winkel würde ein Verschlagen oder Füllen bis ans Gewölbe
möglich machen , so dass dann alle Circulationunterbrochen
wäre, auch würde eine zu mächtige Erzschicht angelagert ,
als dass die Wärme sie wirksam durchdringen könnte.
In der Regel rollen die Erze selbst in die Ziehöffaung^
und wenn sie sich auf der schiefen Ebene versetzen, so
wird bei der Thür A nachgeholfen.
Nach 6 — 8 gezogenen Gichten werden wieder 4*^5
Hunde nasse Erze nachgefüllt. Unter der gezogenen Masse
sind allerdings noch einzelne feuchte, aber nicht nasse Erz-
stücke zu finden, insbesondere nach dem Einstürzen, im
Allgemeinen aber sind die gezogenen Gichten gut ge-
trocknet, zum Theil rothglühend gut geröstet, und das in
die gezogene Erzgicht gesteckte Termometer zeigt 80 bis
120^ C. Vor der Inbetriebsetzung des Trockenofens wurde
in einer amtlichen Angabe die Ansicht ausgesprochen^ dass
wenn das Trocknen gelingen sollte , das Ausbringen sich
voraussichtlich auf 41 Perc. stellen werde, denn 100 Pfd.
nasse Erze geben höchstens 90 Pfd. trockene, und wenn
1 00 Pfd. nasse 37 Perc. geben, so müssen 1 00 Pfd. trockene
41*1 Perc. geben. Da nun aber Ausbringen und Kohlen -
verbrauch bei übrigens gleichbleibenden Umständen sich
zu einander stets in ein gewisses Verhältniss stellen, hiesi-
gen Erfahrungen zufolge aber dem Ausbringen von 41 Perc.
ein Kohlenverbrauch von 1'18 Fass oder 11 '5 Cub.' ent-
spricht, 80 ergab nachfolgende Calculation, dass im Falle
des Gelingens die Arbeit mit den bisher so na chth eilig ver-
hütteten Kleinerzen nahezu ebenso rentabel sein würde,
als jene mll den Rösterzen.
Ein Zentner Roheisen erfordert:
aus Rösterzen erb'lasen
Ausbringen 50*5 Perc, daher 198 Pfd. Erze
k Ztnr. 18-3 kr — fl. 36.3 kr.
Kohlen verbrauch sammt Einrieb 10'6 Cub.'
i 12-4 kr 1 . 3P5 „
Zuschlag . . — « 00*8 1»
l fl. 68-6 kr.
aus rohen Kleinerzen, nass
Ausbringen 37 '5 Perc. = 267 Pfd. Erze
k 11-2 kr — « 29-9 «
.Kohlenverbrauch 12-64 Cub.' k 12*4 kr. . In 56*7 «
1 fl. 86-6 kr.
aus rohen Kleinerzen, getrocknet, wurde wie
oben gesagt, beantragt:
Ausbringen 41 Perc. = 244 Pfd. Erze
k 11-2 kr. . - — fl. 27.3 kr.
Kohlenverbrauch 11 '48 Cub.' k 12*3 kr. . 1 i» 423 n
i fl. 69*6 kr.
Der Betrieb aber, wie er bereits durch Vj Jahr an-
standslos fortdauert, ergibt als Erfolg laut Jahres-Rapport :
Ausbringen4l-07 = 244Pfd.Erzeill-2kr. — fl. 273 kr.
Kohlenverbrauch 10'9 Cub^ s. Einrieb
k 12-4 kr 1 n 35-2 t»
1 fl. 62-5 kr.
Es ergibt sich somit bei der Verschmelzung der im
Flammofen vorbereiteten Kleinerze, gegenüber der bishe-
rigen Verschmelzung in rohem und nassem Zustande ein
Gewinn von (1 fl. 86-6 kr.) — (1 fl. 62'8 kr.) = 288 kr.
pr. Zentner und gegenüber der Verschmelzung von Rost*
6 -
erzen ein Gewinn von (l fl. 6S-6 kr.) — (1 fl. 62*8 kr.) =
5'8 kr. Seit dem Betriebe des Flammofens sind erzeugt
worden 38.500 Ztnr. Roheisen; der erzielte Vortheil be-
läuft sich daher auf:
38r)00 X 23-8 kr 9-163 fl.
und gegenüber der Arbeit mit KÖet rzen auf
3S"'00 X 5-8 kr 2 233 fl.
Bei Vergieichung ded prälimiuirten Betriebes mit dem
Erfolge zeigt sich, dass das beantragte Ausbringen bei-
nahe genau erreicht worden ist, der
Kohlverbvauch aber ist mit 109 Cub/ . 1 fl. 35*2 kr.
gegen den beantragten 11*48 Cub.' ..In 42*3 n
um . — fl. 71 kr.
günstiger ausgefallen, weil sich ein Factor geltend gemacht
hat, der beim Antrage nicht in Rechnung genommen wurde,
nämlich die Temperatur der Gichten. (Fortsetzung folgt )
Literatur.
Berg- Tmd Hütten- Kalender für das Jahr 1867. Zwölfter
Jahrgang. — Verlag v. G. D. Baedeker. Essen ISfiT.
Der neue Jahrgang dieses bringt eine kurze Monographie
des Herrn Borghauptmanns Dr. Huyssen zu Hallo über dio
Bergwerks steuern in Preussen zugleich mit dem Abdnuik
der botreffenden Gesetze, eine Bearbeitung der beim preussischen
Bergbau in Anwendung kommenden strafgosetzlichen Vor-
schriften, als Supplement zu dem im vorigen Jahrgang ent-
haltenen, in gedrängter Kürze bearbeiteten neuen preussischen
Berggesetz (wovon auch besondere Abdrücke a 10 Sgr. zu
haben sind), ferner die bergpolizeilichon Verordnungen
für dio samratliclien Oberbergamts- Districtc mit Ausnahme des
Rheinischen, welche letztere bereits im vorigen Jahrgang enthal-
ten w^aren, das Verzeichniss der i>reusRischen Bergbeamten,
einen Auszug aus dem Stompcltarif, neue bergstatistische
Uebersiehtcn etc. und reiht sich dadurch nicht nur den vorigen
JahrgUngen w ü r d i g n u , sondern übertrifft dieselben noch an
Zweckmässigkeit und Reichhaltigkeit. Die Vormerkblätter und
dio Ansstattung snid die bekannten gebliehen. Nur sind 1 Blatt
Massstäbe und 8 Blätter fein quadratisch linirten Papiers als Zu-
gabc hinzu gekommen.
Ingenieur-Kalender für Maschinen- und Hüttenteohnikor.
1867. Kine gedrängte Sammlung der wichtigsten Tabellen,
Formeln und Resultate aus dem Gebiete der gesammten Tech-
nik, nchst Noti/.buch. Unter gefjilliger Mitwirkung des West-
fälischen Bezirksvereines deutscher Ingenieure bearbeitet von
P. Stühlen, Ingenieur zu Essen. Zweiter Jahrgang. —
^ Essen \SCü G.l).' Baedeker.
Dieser allen Kunstwesens- Bau- und Ilüttenbeamten nütz-
liche Kalender enthält: I. mathematische Formeln II. Massstab
tabellcn, (allerdings auf Basis des preussischen Masses aber mit
voreügljcher Berücksichtiirunj; des Mctermasses und all gemei-
ner Rednktionstabcllen) III. Gewichstabcllen, wobei auch die
Vergleichungen von Gewichten per Länge und Fläche vorkom-
men nebst Tabellen für Rieche, Kuiifor, Rühren, Schrauben
Nieten, Maschinen- Kessehi, Walz- und Bandeisen etc. IV.
Münztabellen. V. Formeln der Mechanik. VI. des Hydraulik. VII.
die Statik und Dynamik der Luft. VIII. der Elasticität udd Fe-
stigkeit. IX.Einfache Massenantheilc. X. Hydraulische Motoren. XI.
Wärme. XII. Dampfkessel. XIIL Dampfmaschinciv XIV. Dampf-
hämmer. XV. Eisenbahnen. XVI. Pumpen. XVII. Gebläse. XVUL
Eisenhüttenkunde. XIX. Eisengiesserei XX. Gasfabrikation. XXI.
Kraftbedarf nnd Leistung für verschiedene Fabrikationen. XXII.
Bauwissenschaftliches. Von allen dem sind dio nützlichsten For-
meln und Angaben in dem sehr compendiös und handsam ge-
haltenen Büchlein zusammengestellt und Notizblätter für jeden
Tag des Jahres beigegeben. Das nett gebundene Büclüein ist
bnchstäblich ein sehr brauchbares Vademecum zu nennen.
Bergrwerks- und Hütten-Karte des Westpliällschen Ober-
Bergamts-Bezirks. Fünfte, verbesserte und bereicherte
Auflage. — 1S(>7. Essen G. D. Baedeker.
Seit den veralteten Publicationen Schmidts über Böhmen
und Altenburgers über die Bergbau- nnd Hüttenwerke in Ober- nnd
NiederOsteireich and der noch älteren montaniatischen Karte Ton
Steiermark ist nur in Rossivals Monographie von Steiermark bei
uns eine ähnliche Karte eines Montandistrictes versucht wor-
den, wio sie seit einer Reihe von Jahren Bädeker aus Essen
stets neu ergänzt für den We8tj>häii8chen Bezirk publicirt. Diese
enthält sämmtliche mit Ende ISGG in Betrieb befindlichen Steinkoh-
len und Eisensteingruben, alle Eisenwerke, Eisenbahnen, Kohlen-
Zweigbahnen, Flüsse, Chausseen, Städte, Dörfer etc. des West-
phälischen Ober-Bergamts-Bezirks ; zugleich ist der wichtigste
Theil des Kreises Minden und Ibbenbüren, sowie ein Spoi-ial-
kärtchen der Umgebung Essen*s mit aufgezeichnet. — Eine ähn-
liche Bergworks- und Ilüttenkarto des Rheinischen Ober-Berg-
amts Bezirkes: Inde- und Worm-, Saarhrücker, Nassauer, sowie
Siegcner Gebiets — in übersichtlicher Zusammenstellung wird
ebenfalls erscheinen. Wir wünschten dass, sich auch in Oestcrreich
ein fiBädekertf fände, welcher eine derlei Karte unserer Berg-
reviere in einfacher aber vollständiger Ausfiilirunp: unternähme,
welche eine sehr nützliche F>gänzung unseres beliebten Mon-
tanhandbuches wäre und für Besitzer, Beamte und LTnternohmer
von Bergwerken, für Statistiker und Vcrwaltungsheamtc etc. sehr
brauchbar sohl würde. Dio hier angezeigte Bädcker'sche Karte
köimtc als eine Art Vorbihl genommen worden Sie hat ganz
richtig nur die Lage der Et.ablissements und ihre Benennung
angegeben nnd eben dadurch, dass sie nicht zugleich auch an-
dere Daten, als die ganz richtig dazu gehörenden Balmlinien
mit aufnahm — es möglich gemacht, ohne ITcberladung vollstän-
dig zu sein.
Die Aufsuchung und Untersuchung von Lagerstätten
nutzbarer Mineralien. Von Moritz Ferd. G ä t z s c h m a n n, Prof.
der Bergbaukunst an der K. S. Bergacademie, Bergrath und
Bergamtsassessor in Freiberg. Zweite vollständig durchgese-
hene und verl)esserte Auflage. Mit 140 in den Text einge-
di'uckten Holzschnitten. Ijcipzig, Verhig von Arthur Felix,
ISÖ6 (auch unter dem Titel: Vollständipfo Anleitung zur Berg-
baukunst, von Moritz Ferd. Gätzschmanu. I. Tlieil, die Auf-
und Untersuchung von Lagerstätten).
Wir begrüsseu diese neue Auflage des schon seit seinem
ersten Erscheinen vortheilhatJt bekannten Werkes mit aufricli-
tiger Freude, weil sie eine wesentlich vcri)esserto ist und ins-
besondere an Reichhaltigkeit von Machweisuuiron einzelner Tliat-
sachen und umfassendste Benützung der Literatur in dieser
Beziehung bedeutend vervollständigt worden ist.
Das Werk zerfällt in nachstehendo Hauptparthien :
Einleitung, worin die ersten Begrifte vom Bergbau und
Hüttenwesen, die Vor- und Xachtheilo desselben, das Studium
der Bergbaukunst und die Nothwendigkrit praktischer Be-
handlung derselben erörtert werden. Mit letzterer Erörterung
können wir uns nur ganz vollständig einverstanden erklären,
da der Verfasser unter praktischer Behandlung keineswegs
den Gegensatz der wisse nschaftlicluMi versteht und sich
höchlich dagegen verwahrt, Praxis und Empirie zu verwechseln.
Was er darüber sagt, werden wir in einem besonderen Aiiikel
besprechen, weil uns in diej*er literarisclu^n Anzeige der Uaum
dazu fehlt und der Gegenstand eine ausl'ührlichert^ Behancliung
verdient. — Die in die Einleitung verflochtene Erklärung einiger
Benennungen (>}. 10) — eine Art Idiotikon der Hergui.ams-
sprache — würden wir eben nicht für nöthig gehalten haben;
doch geht auch aus anderen Parthicn des Buches hervor, dass
der Verfasser auch Laien des Faches als Leser voraussetzt, und
auf solche scheint dieser etwa 14 Seiten fassende §. 10 jje-
münzt zu sein. Wir wolhni d.irühcr nicht richten ; allein das
Buch ist doch zu 8]>eciti8ch fachmännisch, imi zugleich auch
für Laien (d. h. vollkommene Laien) zu sein und für tech-
nologisch vorgebildete Nichtbergmänner ist wohl im Ganzen das
Meiste auch ohne jenes nLexiconu verständlich gehalten. Der
Hauptinhalt zei-fällt ferner in drei Theile und einen Anhang:
I. Untersuchung eines noch nnverritzton Gebirges.
II. Untersuchung eines Gebirges mit altem auflässi-
gem Bergbauo, und III. Beurthcilung des untersuch-
ten Gebirges. Der Anhang behandelt die nGrundzügo für
Entwerfung des Planes zu einem bergmännischen
Unternehmen«*, was mit vollem Rechte in das Bereich dieses
Werkes gezogen worden ist. Im I. Abschnitte wird — ausfuhr-
licher als der Titel es vermuthen lässt — dio ganze Lagerstätten-
lehre mit abgehandelt und durch zahlreiche Beispiele erläutert,
welche , wie bereits erwähnt , die umfassendste Literatur-
kenntniss zeigen. Nur würden wir dabei eine Ausgleichung der
ans dem verschiedenen Alter der Idteraturquellen erklärlichen
- 7 —
fiAnachroniamen der BenennuDg^ an einigen Stellen gewünscht
haben. So a B. iit die Angabe (S. 62) nQrünsteinporphjr bildet
die HauptgebirgsmaBaen, in denen die Lagerstätten von Sehern«
nits, Kremnitz etc. vorkommen, ein ähnlicher Anachronismus, weil
das, was unsere Empiriker, die sich auch gerne Praktiker nennen,
so bezeichneten, nun als . trachy^ches Gestein wissenschaftlich
dargeithan ist, während der fiGrünsteinporphyr auf dioritische
oder Trappgesteine hindeuten würde, wenn man es so ohne
Comrocntar hinnähme. Der kleinen Elgenthümlichkeiten in der
Schreibweise, als nTurfir für das üblichere Torf, ngrose, Zu-
buse<« u. dgl. für das heute noch gewöhnlichere grosse, Zubusse
u. s. w. wollen wir nur nebenher gedenken; auch hätten wir
gewünscht, daas bei den zahlreichen Citationen, mit denen der
Verfasser diese unsere Oesterreichische Zeitschrift f. B. n. H.
beehrt, der Name derselben nicht in den nicht existirenden jiBerg-
werks-Z«iitung<* umgeändert worden wäre; doch das sind Klei-
nigkeiten, welche wir nicht erwähnen, um zu tadeln, sondern
mehr, um zu bemerken, dass wir sie in einem so gründlichen
Werke lieber vermtsst hätten! Dagegen müssen wir hervorheben,
dass in den Beispielen zur Lagerstättenlehre eine Fülle des
lehrreichsten Materials und fruchtbarer Hinweisung liegt, fOr
welche jeder Leser — Fachmann oder Laie — dankbar sein muss,
dass die Abhandlung von der Wünschelruthe (S. 326—343) eine
recht anziehende culturhistorische Episode des Werkes bildet,
dass die praktischen Anhaltspunkte zur Beurtheilung des Gebir-
ges ungemein reichhaltig zusammengestellt sind und dass der
gleiche Geist auch den IL Abschnitt charakterisirt Theilen wir
auch nicht des Verfassers etwas abschätzige Bemerkungen über
den Werth von Leitfossilien für den Bergbau, wozu er sich ein
wenig von des verewigten Mobs bekannter Idiosynkrasie gegen
die Paläontologie verleiten lässt (S. 274, 275), so verschweigt
er doch nicht (S. 277) den Werth der Ammonitenschiefer für
Scharfzwecke im Bleierz führenden Kalke Kämthens, so wie über-
haupt der nGangbergmann« beim Verfasser entschieden vor-
wiegt und diese Vorliebe vielleicht selbst wider den Willen des-
selben an vielen Stellen durchleuchtet Aber auch das neuere che-
misch geologische Studium der sogenannten eruptiven Gesteine, von
welchen der in diesen Blättern jüngst erst publicirte Artikel über
die Erzlagerstätten der Matra von Freiherm v. Andrian (nebenbei
gesagt, einem einstigen Schüler Gätzschmann's) bewiesen, dass
es für die Aufsuchung und Beurtheilung von Erzlagerstätten
wichtig sein kann, findet in dem so reichhaltigen und umfang-
reichen I. Abschnitte unserer Ansicht nach etwas zu geringe
Berücksichtigung. Das Werk reicht mit seinen aus der Literatur
gezogenen Thatsachen-Beispielen (un milUon des falls! könnte
man sagen) fast bis auf den heutigen Tag, aber es scheinen
die Sympathien des Verfassers mehr der Tijüngstvergangenenü
als der d gegen wartigeni* Zeit zugewendet zusein, obwohl er bestrebt
ist, gerecht gegen die letztere zu sein. — Viel Gutes enthält, was er
von den Quellen sagt, sowohl dort, wo er bis zum Quellen-
sudien der neuesten Zeit gelangt und den Abb6 Paramelle er-
wähnt, als auch wo er (S. 3 1 5) von den durch Quellen gegebe-
nen Erkennungszeichen von Lagerstätten spricht. So nahe in
beiden Fällen ein weiterer Excursus auf den modernen Hydro-
Plutonismus lag, oder selbst nur auf die vonFreih. v. Beust in
Freiberg angeregten Studien der Mineralquellen vom bergmän-
nischen Standpunkte — wird dieses Gebiet nicht uninteressanter
Fragen und Erörterungen unserer Ansicht nach etwas zu stiefväter-
lich behandelt Und doch werden unsere n Gangbergmänner' sich in
die Länge nicht neutral zu diesen neuesten Arbeiten verhal-
ten können; darum wäre im Streben und Streiten der Jüngeren
gewiss auch ein eingehendes Wort des erfahrenen Lehrers von
Interesse gewesen« — S. 363 empfiehlt der Verfasser «Schurf-
Commissionen«« durch Anstellung wissenschaftlich hiezu vorbe-
reiteter Männer, »wie dergleichen z. B. in den österr. Staaten
bestehen«. Zur Vermeidung eines Irrtfaumes müssen wir diess
dahin bezichtigen, dass wohl staatliche Schürf- Commissionen
zunächst auf Steinkohle vor 20 Jahren ins Leben gerufen wur-
den (Ref. fungirte selbst kurze Zeit als nSchürfungs-Commissär«)
— aber gegenwärtigbestehen keine derlei Con\missionen, und
die bestandenen haben nicht allen gerechten Erwartungen ent-
sprochen; allerdings aus Gründen, welche weniger in der Idee
als in der Art der Ausführung lagen. — Wir verzichten ungern
darauf den III. Theil: Beurthei/ung des untersuchten
Gebirges eingehend zu besprechen — allein der Raum nöthlgt
uns darüber mit der Bemerkung zu begnügen, dass er des Treffli-
chen Vieles enthält und sich auf die Höhe volkswirthschaftlicher Er-
wartungen erhebt Dasselbe gilt von dem n Anhange«, Grundzüge zur
Entwerfung eines Planes, und ea wäre uns sehr lieb, später
auf diese Materie ausführlicher zurückkommen zu können. —
Was wir aber, ehe wir schliessen, nicht unerwähnt lassen kön-
nen, sind die zweckmässigen und instmctiven Holzschnitte und
die seltene Correctheit des Textes und des Druckes, welche bei
der grossei) Zahl von Localnamen in den Beispielefi besonders
hervorgehoben werden muss. Es sind uns sehr wenige Entstel-
lungen von Ortsnamen begegnet. — Wir glauben, ohne eben in
Allem und Jedem in die Worte des auch von ims verehrten
Meisters zu schwören, doch dieses Werk als eine unserem Fache
ebenso förderliche als zugleich durch seine Reichhaltigkeit sehr
interessante und anziehende Leetüre empfehlen zu können. Be-
lehrung und Anregung finden sich darin in Fülle, wozu schon
die mehrerwähnte ungemeine Anzahl aufgeführter j^Thatsachen**
beiträgt. Man muss daher dem Verfasser so wie dem Verleger
für diese 2. Auflage aufrichtigen Dank zollen, und die änssere
Ausstattung derselben steht mit dem Werthe des Buches im
Einklang. O. H.
N* o t i z e n.
Bessemern in Nenberg. Im Jahre 1866 wurden auf dem
k. k. Bessemerwerke in Neuberg 113 Chargen im schwedischen
Ofen 382 in der Retorte Nr. 1 und 112 in der Retorte Nr. 2 zu-
sammen also 607 Chargen gemacht. Dabei ergaben sich :
Gereinigte Gussblöcke 30.690 Ctr. 25 Pfd.
StahlabfäUe 723 « 65 „
Auswurf 289 „ 30 „
Kamineisen n 298 „ 45 „
Summe . . 32.001 Ctr. 55 Pfd.
Hiebei geben 100 Centner Roheisen im Durchschnitte des
ganzen Jahres:
83-36 % gereinigte Gussblöcke.
1-96 % StahlabfaU
0-78 % Auswurf
0*81 % Kamineisen
13'09 % Calo
Vergleicht man den Betrieb des I. Semesters mit dem des
II. Semesters so erg^ebt sich ein stetiger Fortschritt,
da sieh die Procentergebnisse beider Semester vergliechen, also
darstellen :
I. Sem. II«. Sem.
Gussblöcke 82-15 % 8*"60 %
Stahlabfälle 2-09 % 1-83 %
Auswurf 0-90 % 0-86 %
Kamineisen 1*60 % 0-54 %
Calo 13-80 % 1309 %
Dampfmasohinen in der Grube. Wir erhielten nach-
stehende Zuschrift: Mit Bezug auf die Notiz: ^Dampfmaschine
in der Braunkohlengrube zu Brennberg in Ungarn" in Nr. 52,
anno 1866, der österr. Ztg. für Berg- und Hütteiiw., worin es
heisst, diiss „auch in Oesterreich bereits eine Dampfmaschine
in älmlicher Weise wie zu Wiendahlsbank in der Grube arbeitet,"
erlaube ich mir hiemit zu bemerken, dass unter dem circa 90
Klaftern tiefen Franzschachte zu Kladno in Böhmen im Jahre
1856, also vor 10 Jahren, anstatt des daselbst bestandenen
Pferdegöppels eine 6 pferdekräftige Dampfmaschine sammt Kessel
eingebaut wurde, und seither die Förderung auf einer Rampe
in dieser Grube besorgt Es ist also in Oesterreich nicht tiauchtf,
sondern „schon** seit 10 Jahren eine Dampfmaschine in der
Grube im Betriebe.
28. December 1866. — -g.
Wir müssen hinzufügen, dass gerade ähnliche Notizen,
wie die in Nr. 52 y. J., das Gute haben, zur Bekanntmachung
yon Einrichtungen Anlass zu geben, welche sonst unbekannt
geblieben wären. Noch wichtiger ist es aber, dass auch die Ein-
führung neuer Apparate durch solche Notizen veranlasst wird.
Wie wir erfahren, hat gerade unsere Notiz über die Maschine
von Windahlsbank in Nr. 26 v. J. den Hrn. Drasche'schen In-
spector SzAbo angeregt, die Dampfmaschine in die Brennberger
Grube einzubauen, und es freut uns sehr, dass solche Veröffent-
lichungen nicht auf dem Papier bleiben, sondern durch den
praktischen Sinn aufmerksamer Leser unserer Zeitschrift auch
in^s Leben gerufen werden. Wir wiederholen daher unsere alte
Bitte, uns recht viele derlei Notizen nützutheilen; dadurch allein
kann sich die Zeitschrift aus dem bloss theoretischen Interesse
auch zu indirecter praktischer Wirksamkeit erheben und die
Einsender solcher Mittheilungen sind nicht bloss Mitarbeiter des
— 8
Blattes, sondern auch uMitArbeiter am grossen Werke des
technischen und wirthschaftlichen Fortschrittes!»
O. H.
Walzwerk mit Umdrehimgsweohsel, von Ramsbottom
in Crewe. In der letzten Versammlang der Institution of Mecha-
nlcAl Engineers zu Manchester gab Mr. John Ramsbottom einen
Bericht über ein yerbessertes WaUwerk mit Umdrehungswechsel,
welches bereits seit sieben Monaten auf den Stahlwerken der
London- und North- Western-Eisenbahn zu Creve in Betrieb ist.
Der hauptsächlichste Punct in der Anordnung dieser Maschinerie
liegt darin, dass die bisher stets in einer Richtung mit Hülfe
colossaler Schwungräder umgetriebenen Walzen nach Belieben
auch in die umgekehrte Umdrehungsrichtung gebracht werden
können, und dass das Schwungrad ganz yermieden ist. Die Ma-
schine und die Walzen werden umgesteuert, sobald eine Platte
oder eine Stange hindurchgegangen ist, so dass das Aufgeben
wiederum sogleich von der vorher abgebenden Seite erfolgen
kann. Die Idee der Umsteuerung des Walzentrains nach jeder
Passage des Metalls hatte zuerst Mr. Nasmyth gehabt, jedoch
dieselbe, soviel der Berichterstatter weiss, nie zur Ausführung
gebracht Die benutzten Maschinen sind direct wirkende, liegende
Hochdrucker, mit rechtwinkelig verkuppelten Kurbeln. Sie wer-
den durch einen hydraulischen Apparat umgesteuert, ohne dass
der Dampf abgesperrt wird. Die Umsteuerungs welle ist durch
Kurbeln mit einem Kolben verbunden, der in einem kleinen
Oy linder wirkt und der Wassereintritt in diesen Cylinder wird
durch einen Schieber regulirt, der durch einen Hebel mit der
Hand gesteuert wird und so angeordnet ist, dass der Ma-
schinenwärter den Moment der Umsteuerung genau erkennen
kann. Bei dieser neueu Construction vertritt der Dampfkessel
die Stelle des Schwungrades, indem er der wirkliche Kraft-
sammler ist. Hierdurch ist ein grosser Vortheil erreicht, denn
während das Schwungrad allein einen begrenzten Vorrath von
lebendiger Kraft enthält, der sich bei der Benutzung fortwährend
vermindert, ist der Kraftvorrath des Kessels inneihalb in practi-
scher Beziehung unbegrenzt, so dass das Walzwerk fortwährend
mit gleicher Kraft arbeitet. Ein Walzwerk nach diesem System,
das ohne irgend welche Schwierigkeit 73 Mal in der Minute
umgesteuert werden kann, gewährt eine grosse Ersparniss an
Arbeit und Zeit. Wenn eine Platte eingeftthrt und ein Mal dur^h
die Walzen hindurchgegangen ist, so wird die Maschine .ilmge-
steuert und die Walzen werden gleichzeitig mittels einer hydrau-
lischen Maschine enger gestellt, worauf die Platte sogleich wie-
der aufgegeben wird, ohne dass ein Ueberheben derselben über
die Walzen nöthig wäre. Ist so die Platte nach mehrfiichen
Durchgängen zur genügenden Dünnheit ausgewalzt, so wird das
Wasser aus der ihre Stellung bewirkenden hydraulischen Ma-
schine abgelassen, und die Stallschrauben werden von selbst
mit Hilfe eines Qegengewichtshebels so weit aufgedreht, dass
die Walzen wieder den anfänglichen Zwischenraum erhalten,
worauf eine frische Platte aufgegeben wird. Um das Aufgeben
' ^' ju inlichst zu erleichtem, ist ein System
lebei^an einer Welle angebracht, welche am Boden
Tu der Länge des Walzeulrains hinläuft. Mittels eines Hand-
hebels werden die gebogenen Hebel anter die Platte gebracht
und diese mit denselben bis zur erforderlichen Höhe gehoben,
um zwischen die Walzen zu treten. Diese verbesserten Walzen
sind ferner nur so lange in Bewegung, als wirklich gewalzt wird, und
dcsshalb ist es auch nicht nöthig, die Lager in dergewöhnlichen
Weise mittelst eines Wasserstromes abzukühlen, sondern dieZapfen,
die gut eingepasst sind, werden mit Oeloder Talg geschmiert.
A d m i n i ?5 t r a t i \'^ e b.
Auiieichnongea.
So. k. k. Apostolische Majestät haben in Anerkennung der
Verdienste um die vaterländische Industrie und der stes bethä-
tigtcn loyalen Haltung dem Gründer der Panzerplatten-Fabrik
zu Stor^, Johann Putzer Edlen v. Reibegg, den Orden der
eisernen Krone III. Classe taxfrei und dem Werksdirector and
Leiter der Gewerkschaft Storä, Karl August Frey das Ritter-
kreuz des Franz Josef-Ordens allergnädigst zu verleihen geruht.
Erledigungen.
Die Werks wundarztstelle bei der hanptgewerkachaftlichen
Waldbereitung Wildalpen mit dem Bezüge jährl. 262 fl. 50 kr.,
freier Wohnung, einem Grundstück zur leichteren Unterhaltung
einer Kuh, 16 Wiener Klaftern weichen Brennholzes zur Be-
heizung des ftlr das Werkspersonale vorgesehenen Krankenzim-
mers und mit der Verpflichtung zur unentgeltlichen ärztlichen
Behandlung aller activen, jubilirten und provisionirten haupt-
gewerkschaftlichen Arbeiter und deren Familien in Wildalpen
und Weichselboden, zum Halten einer eigenen, mit frischen und
guten Medicamenten versehenen Apotheke, dann der nothwendi-
gen chirurgischen Instrumente und von zwei Dormitorien zur
besseren anfänglichen Behandlung beschädigter Arbeiter, gegen
Abschluss eines vierteljährig aufkündbaren Bestallnngs-Vertra-
ges, in welchem diese Verpflichtungen näher stipnlirt werden.
Gesuche sind, unter Nach Weisung der chirurgischen Stn-
dien, der Gewandtheit in chirurgischen Operationen, einer rüsti-
gen Körperbeschaffenheit und mit der Erklärung, dass sie sich den
Bestimmungen des für diesen Platz bestehenden Bestallnngs- Vertra-
ges in jeder Beziehung unterziehen wollen, binnenvierWochen
bei der steir. österr. Eisenwerks-Direction in Eisenerz einzubringen.
Nr 4321. Cononn-Eröi&iiing.
Zu besetzen ist eine Maschinen wärters-Gehilfenstelle (Gruben -
Steiger 11. Klasse) bei k k. Salinen-Berg-Inspection in Wieliczka
mit dem Wochenlohne von 7 Gulden und einem freien Quartier,
oder in Ermanglung dessen einem 10% Qnartiergelde.
Bewerber um diese Stelle hsben ihre gehörig documentir-
ten Gesuche unter Nachweisnng des Alters, Standes, Religions-
bekenntnisses, des sittlichen und politischen Wohlverbal tens, der
bisherigen Dienstleistung, der abgelegten vorgeschriebenen Prü-
fung über die Befähigung zur selbstständigen Maschinenführung
der Cautionsfähigkeit und unter Angabe ob und in welchem Grade
sie mit Beamten oder Aufsehern des hiesigen Directions-Bezirkes
verwandt oder verschwägert sind, im Wege ihrer vorgesetzten Be-
hörden bei.dieser Direction bis 2ß. Jänner 1867 einzubringen. Auf
gelernte Maschinenschlosser wird besondere Rücksicht genommen.
Von der k. k. Berg- und Salinen -Direction.
Wieliczka am 19. December 1866.
Correspondens der Redaeilon« Den Herren
Verfassern der uns zugekommenen Artikels : n Chemische Studien
über die Cementation» — »»Bemerkungen über die Verkohlung
von Torf** — „Versuche zur Gewinnung von Nikel und Kobalt
u. s. w tf, dann: „Schmiedeiseme Windformen" unsem besten
Dank. Wir werden dieselben in diesen Blättern bringen ; Letzterer
erfordert Zeichnungen, die etwas aufhalten.
Verzögerungen in dem Empfange dieser Zeitschrift wollen
die Herren Abonnenten möglichst bald an die Expedition der
Zeitschrift anzeigen, um gleich abhelfen zu können. Sollten sich
bei solchen Exemplaren, welche an Werksämter gehen, Verzö-
gerungen bemerklich machen, (und einzelne Mitglieder solcher
Werksämter haben sich darüber beschwert,) so bitten wir derlei
Fälle unter genauer Angabe der dabei wesentlichen Umstände
an die Redaction anzuzeigen, welche sodann trachten wird
auf directem Wege Einfluss zu nehmen, dass derlei Collectiv-
Exemplare nicht von Einzelnen monopolisirt werden, son-
dern allen Mitgliedern zugänglich gemacht werden. — Die Redaction
und Expedition wirken nach Möglichkeit dahin, dass die Num-
mern jeden Montag expedirt werden; was weiter damit ge-
schieht, liegt ausser dem Bereiche der Unternehmung der Zeit-
schrift; es kann aber, wenn man weiss wo? und durch wen?
Verzögerungen eintreten, vielleicht dadurch geholfen werden,
dass man sich an den Vorgesetzten des Schuldtragenden wendet
oder die Adresse solcher CoUectiv-Exemplare ändert. O. H.
0le«er Hfummer liej^t eine Tafel mtt geiehitungen bei.
MT* ^^ Expedition erlaubt sieh höfliolist am geföllige Emeuening der Pränumeration zu ersuchen, deunit in der
Zusendung mOgrliobst keine Unterbrechung eintritt
Die Zeitsobrift kostet mit Postversendung 8 fl. 80 kr., ohne Zusendung oder durch den Buchhandel 8 fl., und
erhalten die gans^fthrigen Pr&numeranten als werthrolle GFratls-Beüage: „Die Erfahrungen im berg- und
hüttenmännischen Maschinen-, Bau- und Aufbereitungswesen'% zusammengestellt unter der Leitung des
Herrn k. k. Ministerialrathes Ritter v. Rit tinger.
Zur Bequemlichkeit der resp. H. H. Abonnenten fügten wir der Zeitschrift gedruckte Formulare zum Aus-
füllen und mit der Adresse versehene Couvertbogen bei und bitten sich derselben get bedienen zu wollen.
Dmek r. Karl WlaUmlia A Co. lu Wien. ^
N=2.
Oesterreichische Zeitschrift
1867.
14. Jiner.
mr
Berg- und Hüttenwesen.
Verantwortlicher Redacteur: Dr. Otto Freiherr von Hingenan,
k. k. Minlsteriftlimtb Im Flnaxisiiiinlsterinm.
Verlag von Friedriolx Manz (Kohlmarkt 7) in Wien.
Inhalt : Erfahrungen bei der Gewinnung dea Silbers ans Fahlerz-Rohkupfer (anttmonialischem Schwarakupfer) und Fahl-
era-Speise (Antimon-Speise) im oberungarischen Bergdistricte. — Der Flammofen-Betrieb cur Vorbereitung der Kleinerze im Kaiser
Frana Hohofen au Eisenera. — Gewerkschaftliche und Vereins-Nachrichten, — Notiaen. — Adminisirative«. — Correspondena der
Expedition.
Erfahmngen bei der Oewinnnng des Silbers
aus Fahlerz - Rohkupfer (antimonialisehem
Schwarzkupfer) undFahlerz*Speise (Antimon-
Speise) im oberungarischen Bergdistricte.
MitgetheOt von Anton Hauch, k. k. Hfitten-Verwalter.
(Fortsetauiig.)
Bedingungen zur Erzielung eines möglichst vollstän-
digen EnisilberungS'Erfolges.
Bei beiden Silbergewinnunga-Metboden ist aur Eraea-
gung eines reinen Silbers und zur Vermetdung von Silber-
und auch Quecksilber-Verlusten bei der Anuilgamation nöthig,
dasB sowohl die Robkupfer als Rohspeisen einen nicht sehr
hohen Silberhalt, dann ein gewisses Minimum des Schwefel-
gehaltes, und die Rohkupfer einen Antimongehalt besitzen,
dass die Zerkleinerung derselben und in Folge dessen der
AuÜBchluss bei der chlorirenden Röstung zur vollständigsten
Umbildung des Silbers in Chlorsilber ermöglicht werde.
Was dann die Ausziehung des Silbers anbelangt, so ist die
Amalgamation ein viel heikligerer Process als die Ex-
traction.
Sind die Robkupfer zu rein, d. h. zu hochhaltig in
Kupfer und Eisen und zu geringhaltig in Antimon und Schwe-
fel, so ist sowohl die Zerkleinerung derselben als auch die
vollständige Bildung des Silberchlorides bei der chlorirenden
Röstung sehr erschwert, so dass behufs der nöthigen Kom-
grösse des Mehl es ein mehrmaliges Glühen, Stampfen und
Mahlen der in grosser Menge fallenden Graupen, und behufs
der vollständigen Entsilberung ein zweimaliges chlorirendes
Rösten bei Zutheilung von gemahlenem Schwefelkies oder
Lech und zweimaliges Extrahiren nothföllt, was den Entsil-
berungsprocess sehr vertheuerf.
Bei der Amalgamation muss vorzüglich, wenn die
Scbwarzkupfer einen hohen Silberhalt besitzen, bei der Rö-
stung dahin gewirkt werden, dass das Silber schon bei der
ersten Röstung vollständig chlorirt werde , weil die zweite
Röstung der einmal schon amalgamirten Mehle, wenn diese
noch im Silber zu hoch sein sollten, — desshalb mit Schwie-
rigkeiten und Kupferverlusten verbunden ist, weil die amal-
gamirten Mehle fein gemahlen sind.
Bleibt nun bei der unvollständigen Chlorirung metalli-
sches Silber in den Mehlkörnchen zurück, so kann dieses bei
der Eztraction durch die grössere Menge des hiebet agiren-
den Eisen- und Kapferchlorides in der grossen Menge des
circulirenden Extractionsmittels, nämlich dea^Kochsalz lauge
in Lösung überfährt, und die Rückstände silberlos oder mit
einem Minimum des Silbergehaltes erhalten worden, bei der
Amalgamation aber resultiren jedenfalls durch diesen Um-
stand silberreichere Rückstände.
Sind die Rohkupfer und Rohspeise zu schwefelhaltig,
so tritt die Nothwendigkeit einer oxydirenden Röstung zur
Entschweflung und Zuschlag von gemahlenem Kalkstein
und gepulverter Kohle zur Zersetzung der in UebQrmaas
gebildeten schwefelsauren Salze des Eisens und Kupfers bei
der Gaarröstung ein, denn sonst bilden sich bei der Entsil-
berung zu viel Chloride des Eisens und Kupfers, welche bei
der Ex traction nicht nur eine tumultuarische Auflösung
des Silberkupfers und in Folge dessen eine zu tumultuarische
Silberfällung und Fortführung der Silberlösung in das nun in
grosser Menge fallende Zementkupfer, welches neuerdings
entsilbert werden knüsste, bewirken; sondern auch bei der
Amalgamation durch mechanisches Zerschlagen und Bil-
dung von Quecksilberchlorür einen grossen Quecksilberver-
lust^ in beiden Fällen grösseren Silberabgang herbeiführen.
Es soll demnach bei der Erzeugung der Fahlerzroh-
kupfer im Vorhinein hierauf Rücksicht genommen und der
Schmelzprocess je nach der Beschaffenheit der Beschickung
in einer Art geleitet werden , dass ein Rohkupfer von einem
beiläufigen Feinknpferhalte von 82—85% bei nicht zu
grossem Oberlechfall resultire. Die verlangte Beschaffen-
heit der Rohkupfer kann durch den Betrieb und Nichtbetrieb
eines Concentrations-Scbmelzens mit Rohlechrösten und
durch die Re^ulirung der Lech-Gaar-Röstung durch Anzahl
der Röatfeuer und Kohle nzuth eilung und bei beispielswei-
seih starkem Bestand theil der Rohbeschickung von antimon-
freien silberhaltigen Gelferzen selbst durch Zutheilung anti-
monhältiger silberhaltiger Erze oder auch lechiger Speise
unmittelbar zum Rohkupfer schmelzen, vermittelt werden.
Eine Gränze, wie gross der Speiseabfall beim Erz-
schmelzen sein soll , um das Rohkupfer mit dem nöthigen
Antimongehalt zu versehen, kann natürlicher Weise nicht
- 10
genau angegeben werden, soyiel steht jedoch fest, dass
man gleich bei der Rofaarbeit auf die Kupferqualität wir-
ken kann, und diese Absicht auch erreicht^ wenn hiebei
der Abfall an Bohspeise möglichst hochgehalten wird, wo-
bei noch immer ein hinreichend sprödes Schwarzkupfer er-
zeugt wird.
Das Bobkupfer soll vom beriech sehr sorgfältig ab-
geputzt werden, falls es zur Zerstampfung in Scheiben ge-
rissen wird, und bei der Granulirung muss man sorgfältig
Acht geben, dass mit dem Rohkupfer nicht auch Lech in
das Granulirungsbassin mitläuft.
Die Bohspeise soll von Lech ebebfalls auf das Sorg-
fältigste geschieden werden und weil es andererseits die
Kupfererzeugung, was die Kupferqualität anbelangt, mit sich
bringt, so viel Antimon als möglich vom Leche fern zu hal-
ten, so soll, im Falle dieses nicht gut möglich wäre, die le-
chige Speise ffir sich im Flammofen (Spieissofen) einge-
schmolzen werden, wonach dann das Lech in den Spleies-
tiegeln, nach, durch das specifische Gewicht, erfolgter Ab-
sonderung von der Speise, in Scheiben abgehoben werden
kann.
Im oberungarischen Bergdistricte wurde die Silber-
Eztraction aus antimonialischen Bohkupfern und Spei-
sen in lezter Zeit auf der Schmöllnitzer Aerarial -Hütte und
zwar die der Bohkupfer durch Bergrath J. Bösz-
nerl856, die der Speisen durch den Verfasser
1857 au er st durchgeführt. Die Silber-Amalgamation
der Bohkupfer, früher ebenfalls in der Schmöllnitzer Aerarial-
Hütte *) vorgenommen wird jetzt, sowie die Silber-Amalga-
mation aus Bohspeise in der oberungarisch- waldbürgerlichen
Stefans-Hütte betrieben.
Nach den ämtlichen Mittheilungen über die Eztraeüon
der Metalle, zusammengestellt im Jahre 1863 von Q. Neu-
mann, wurden in der Tajoveshütte im Jahre 1849 zuerst Ver-
suche über die Entsilberung der dortigen Kupfergeschicke
auf nassem Wege im Kleinen abgeführt und auf Grund der
erhaltenen Besul taten in den Jahren 1850 bis 1854 Versuche
im Grossen über die Eztraction des Silbers aus Bohlechen,
Speise, und einer Beschickung der Bohlechen mit Speise
vorgenommen. **)
Nachdem aber der hiebei resultirende ^Silberabgang
20% betrug, wurde die Extraotion des Silbers aus Schwarz-
kupfer 1854 eingeführt und 1861 der dortige Extractions-
Apparat zweckentsprechender reconsturirt.
Seit dem Jahr 1857 befindet sich die Amalgamation
der Speise auf der Stefani-Hütte im anstandslosen Gange
und wird in der neuesten Zeit durch die gleichzeitige Entsil-
berung und Entkupferung der Speise zu ersetzen gesucht.
Die weiterhin angegebenen Besultate der Silber-
Extraction aus Fahlerzrohknpfern und Speise wurden
unter der Leitung des Verfassers auf der Aeraiial-Hütte in
SchmöUnitZy die der Silber-Amalgamation unter der
Ober- Leitung des Directors Herrn v. Ferjentsik auf der
wald bürgerlichen Stefanshütte erzielt, welche leztere der Herr
Director mit Bereitwilligkeit behufs der Pnblication dem
Verfasser zur Verfügung stellte.
Ausserdem wird eine Entsilberung hauptsächlich
aber Entkupferung der Speise auf dem Extrac-
tionswege durch Anwendung von cbloreisenhältiger
*) Schröder in dieser Zeitschrift 1856.
**) Jahrbuch der geologischen Beichsanstalt 1851. Ad. I.
Kochsalzlauge auf der Stefanshütte in der neuesten Zeit
betrieben, welche, vom Herrn Director J. v, Fer-
jentsik eingeführt, eine n sehr wichtigen metal-
lurgischen Fortschritt documentirt, indem nicht
bloss die silberhaltige Speise entsilbert und zugleich
entkupfert wird, sondern auch silberlose Speise, welche
früher einem sehr kostspieligen, langwierigen und mit
Kupfer- Verlust behafteten Verlechungsprocesse unterworfen
wurd^, auf wenig kostspielige, schnelle Art grösstentheils
entkupfert, und hiebei ein Kupfer besserer Qualität erzeugt
wird, als durch das alte Verlechungsverfahrön.
Vorbereitung der zu entsilhernden Geschicke behufs
ihrer Entsilberung. Zerkleinerung.
Zur möglichst vollständigen Entsilberung der betreffen-
den Geschicke müssen dieselben vorerst zerkleinert und in
Pulverform gebracht werden, was durch Stampfen, Granu-
liren und Mahlen geschieht.
Stampfen der Rohkupfer.
Früher wurden die silberhaltigen Bohkupfer aus dem
betreffenden Schmelzofen, nach dem Abzapfen ans dem
Sumpf desselben, in eine zusammenhängende Bei he Inder Hüt-
tensohle befindlicher, mit Kohle ausgewärmter, Tiegel in Ge-
meinschaft mit Kupferschlacke und Oberlech eingeleitet.
Nach einiger Zeit wurde die zu oberst befindliche darüber
geflossene Schlacke, dann das Oberlech (Dünnlech) abgeho-
ben und zuletzt das Bohkupfer in Scheiben gerissen (ge-
splissen).
Diese 80 erhaltenen erkalteten Kupfer-Scheiben wurden
in einem kleinen Flammofen glühwarm gemacht und unter
einem Stampfwerk ganz ähnlich einem Erz-Trockenpoch-
werk verpocht.
Nach den in der bestandeneu Aerarial-Fahlerzhütte
in Altwasser gemachten Erfahrungen, umfassend eine 6j äh-
rige Periode, wurden in 12 Stunden 25.77 Ctr. Bohkupfer
geglüht und mit 6 Stempeln, je 1 Ctr. schwer, gestampft.
Beim Glühen verbrauchte man pr. Ctr. Bohkupfer 2.12®'
Holz. Beim Sortiren des gestampften Gutes fielen 26.99 7^
siebfeine Mehle , daher kamen zum Vermählen bloss
73.01 7o Graupen. Der Silberabgang beim Glühen und
Stampfen des Schwarzkupfers kann mit Genauigkeit nicht
angegeben werden, schon desshalb, weil die aus den Kupfer-
stücken genommene Probe, mit der Probe, welche von ge-
stampften Mehlen oder von Granalien genommen wird,
differirt und stets einen höheren Silberhalt angibt, als die
letztere.
Granuliren der Rohkupfer.
um den beim Glühen und Stampfen nothwendigen
Lohn- Holz- und Silberaufwand zu vermeiden, werden jezt
die Bohkupfer, unmittelbar nachdem sie aus dem Ofen abge-
zapft wurden, granulirt. Fig. 1 — 2*) stellt einen solchen, vom
Verfasser auf der Schmöllnitzer Aerarialhütte nach dem
Muster der Stefanshütte eingerichteten, Granulirungs-Appa-
rat dar. — o Schachtofen, in welchem das Bohkupfer er-
zeugt wird, df s Stiche^ durch welche das flüssige Boh-
kupfer und Oberlech abgestochen wird, und zwar d für
Oberlech, welches mittelst des Grabens g in den Tiegeln
/ sich ansammelt und nach dem Erkalten abgehoben wird,
s für das Bohkupfer, welches sich in den Vortiegel v an-
sammelt, worin, falls es zu hitzig wäre, es sich etwas abkühlt.
*) Siehe Tafel zu Nr. 1 dieses Jahrganges.
— 11 —
Sobald der Durchstich n geöffiaet wird, fliesst es in den
Graben g' ond in eine 6' lange mit Lehm ausgestrichene
gassei seme Rinne ein, welche die abnehmbare Schnauze r
angesetzt ist, in das Granulinbassin g, in welchem sich der
eisenblecheme, siebartig durchlöcherte Granulirkorb k be-
findet. Mittelst einer Böhrenleitnng, fliesst, unter eiüem
Druck Ton 8 'Höhe, durch die 2zöllige Oeffnung e beständig
kaltes Wasser au, welches dann durch die Röhre r* in den
Bottich h und weiterhin durch die Höhrenleitung r** in die
wilde Fluth gelangt.
Der Abfluss des Wassers aus dem Granulirbottiche wird
mittelst der Pipe p geregelt.
Der Granulirbottich ist mit einem Mauerwerk m um-
fassty zwischen diesem, mit starken Schraubenreifen festge-
zogenen, Bottiche und dem Mauerwerk befindet sich die
Letten-Dichtung / ; der kleine Bottich b ist dazu bestimmt,
um mitgerissenen Kupferstaub aufzufangen.
Soll granulirt werden, so wird der an einer eisernen Rette
hängende Korb k mittelst des Kranichs k und des Kurbel-
rades z bis an den Boden des Granulirbassins herabgelas-
sen, durch e kaltes Wasser solange eingeleitet, bis die Oeff-
nung e knapp unter dem Wasserspiegel steht, und nan der
Abfluss des Wassers mittelst der Pipe p derart regulirt|
dass der Wasserspiegel 18" tief unter der Schnauze der
Rinne r sich befindet.'
Nun wird das Oberlech durch d und dann das Roh-
kupfer durch s in der Art abgestochen, dass von Lezterem
8 — 12 Ctr. in den Vortiegel v einfiliessen.
Ist das Kupfer sehr hitzig und sehr frisch, so wird es in
dem, vorher mit glühenden Kohlen gut ausgewärmten, Vor-
tiegel etwa 2 — 5 Minuten abkühlen gelassen, dann der Vor-
tiegelstich n geöffnet und das Kupfer in dünnem Strahle
durch die, mit glühenden Kohlen ebenfalls gut ausgewärmte,
Rinne unter beständigem Wasser-Zu- und Abfluss ins Was-
serbassin fliessen gelassen.
Sollte zu yiel Kupfer in den Tiegel einfliessen oder
aber der Ofen-Stich s reissen , so wird ein Theil des Ku-
pfers durch n abgelassen und dann das erstarrte noch im
rothglühenden Zustande befindliche Rohkupfer unter das
Stampf werk gebracht.
Nach dem Granuliren wird noch etwa eine Viertelstunde
lang Wasser in das Granulirbassin einströmen gelassen, dann
der Wasserzufluss abgesperrt, und das Wasser (durch r* r")
abfliessen gelassen. Nun wird der Korb mittelst der Kette und
des Kurbelrades, nachdem vorher die gusseiserne Rinnen-
Bchnauze r weggenommen wurde, ober das Niveau der
Hflttensohle gehoben, die Granalien herausgenommen und
zum Austrocknen auf Tropfbühnen gebracht.
Die angegebenen Massregeln müssen beobachtet wer-
den, sonst sind beim' Einfliessen des Kupfers ins Wasser
Explosionen zu gewärtigen. ' Das fliessende Rohkupfer darf
auch nicht zu matt sein, die ganze abgezapfte Kupferquan-
tität 10 — 12 Ctr. nicht viel übersteigen, auch die Entfer-
nung des Granulirbassins vom Ofen nicht zu gross sein, weil
das flüssige Kupfer zu sehr auskühlt und zu viele Rinnen-
schwarten sich bilden würden, die neuerdings zurück zum
Einschmelzen in den Ofen kommen müssten.
Beim Abfluss des Kupfers muss man beachten, dass
nicht auch Oberlech mitfliesst, was man an den verschiede-
nen Lichten der aus der Ofenbrust strömenden Flüssigkeit
erkennt.
Ist beim Reissen eines Stiches ein derartiger Unfall
eingetreten, dass auch Oberlech mit in das Granulirbassin
gelangte , so ist es besser eine solche Grannlirparthie zu-
rück in den Schmelzofen zu geben.
Die Kupferschlacke fliesst aus dem Auge a auf der
Schlackentrift x seitwärts ab.
Hat das Kupfer den gehörigen Flüssigkeitsgrad gehabt
und sind sonst die angegebenen Bedingungen eingehalten
worden, so erhält man das Kupfer in porösen, krausen,
dünnwandigen, leichten Bändern granulirt, welche beim
Stampfen sogleich 25% siebfeine Mehle geben.
In 12 Stunden kann man pr. 1 Ctr. schwerer 6 Stampf-
stempel 25 Ctr. gute Granulien verstampfen.
Sonst, wenn die Granulirung durch Ausserach tlassung
der nöthigen Vorsichten nicht gelungen ist, bilden sieh
Kömer und grössere Stücke aus zusammengeflossenen Kör-
nern, die sich sehr schwer stampfen lassen und die, falls
sie nicht im Ofen rückgearbeitet werden, nochmals geglüht
und gestampft werden müssen, um mahlfähiges Stampfmebl
zu erhalten.
Stampfen der Speisen.
Die Speisen sind so spröde, dass sie sich im kalten
Zustande mit Leichtigkeit stampfen lassen. Man kann mit
6 Stück pr. 1 Ctr. schweren Stempel in 12 Stunden 30 Ctr.
Speise stampfen und erhält hiebe! 50 ^^ siebfeiue röstungs-
fähige, die übrigen mahlf^hige, Stampfmehle.
Sortiren der Mehle.
Hiezu wurde auf der ärarischen Schmöllnitzer Hütte ein
cjlindrisches durch Wasserkraft getriebenes Trommelsieb
benutzt, welches der Verfasser nach dem Plattners Rost-
Processen abgebildeten Muster inconstruirte.
Sonst werden horizontale gedeckte messingene Siebe
angewendet mit 100 — 144 Naschen pr. \\^*\
Mahlen der Stampfmehle.
Eine ganz vorzügliche Construction besitzt die Pro-
ductenmühle in der waldbürgerlichen Stefanshütte.
Im Princip sind die Mühlen für Schwarzkupfer und
Speise- Stampfmehle gleich den gewöhnlichen Getreide-
Mahlmnhlen construirt, für Schwarzkupfermehle sind jedoch
die Läufer ^s Gusseisen, für Speisemehle aus Sandstein.
Von den Stampfgraupen der geglühten Fahlcrz-Roh-
küpfer wurden nach Altwasser Erfahrungen pr. 12 Stunden
pr. 1 Läufer 14.36 Ctr. zu siebfeinen Mehlen vermählen.
Von den Stampfgraupen der Granalien werden nach
Stefanshüttener Erfahrungen pr. 12 Stunden pr. 1 Läufer
16 — 20 Ctr. zu siebfeinen Mehlen vermählen.
Von den Stampfgraupeo der Speise 30 Ctr. pr. 12
Stunden und 1 Läufer. (Fortsetzung folgt)
Der Flammofen-Betrieb zur Vorbereitung der
Eleinerze im Kaiser Franz Hohofen zu Eisenerz.
Von K. Moser, k. k. HÜttenverwalter.
(Fortsetzung und Schluss..)
Bezüglich der Leistungsfähigkeit des Flammofens
muss hier bemerkt werden, dass ein derlei Ofen zur Vor-
bereitung der ganzen Beschickung nicht hinreicht; die Erze
passiren zu schnell durch, als dass die Trocknung oder
Röstung erfolgen könnte. Als entsprechendster Betrieb hat
- 12 —
sieh nach mancherlei VerBaohen ergehen , wenn 2 Gichten
ans dem Flammofen, jede Dritte aber roh gesetzt wurde.
Dieser Modus ist schliesslich fflr den definitiven Betrieb
anch beibehalten worden.
Da nun aber bei dieser Betriebsweise bereits der dar-
gestellte Erfolg sich ergibt , so kann hieraus der sichere
Schluss gezogen werden , welch weitere Vervollkommnung
des Betriebes durch Aufstellung eines zweiten Flammofens
erreicht werden wird , zu dessen Betrieb die vorhandenen
Gase noch ausreichen.
Wenn von der Summe der verschmolzenen Erze mit
93.747Ctr.80Pfd.
Yj als roh verschmolzen abgeschlagenwird,3 1.249 n 26 n
sohleiben 62.498Ctr. 54Pfd.,
welches QuHntum den Flammofen passirt hat.
Da nun aus den rohen Kleinerzen erfahrungsgemäss
37.5% ausgebracht werden, so entsprechen obigen 31*249
Ctr. Erzen 11 .71 8 Ctrn. Robeisen, es entfallen somit von den
erzeugten 38-500 Ctrn. auf die vorbereiteten Erze 26.782
Ctr. oder ein Ausbringen von 42.85 7o'
Hieraus und aus den weiter unten angeführten Resul-
taten der Tiegelprobe und chemischen Untersuchung ergibt
sich, dass bereits in diesem Einen Flammofen nicht nur eine
Trocknung, sondern eine theilweise Röstung erzielt wird.
Diesem Röstungsgrade entspricht jedoch der Eohlverbraucb
nicht, sondern er ist niedriger und nahezu gleich dem bei
Verschmelzung im Schachtofen gerösteter aber kalt ge-
setzter Erze. Wenn wieder, wie oben auf die getrockneten
Erze allein reflectirt und angenommen wird, dass aus den
roh und nass gesetzten Erzen 11.718 Ctr. Roheisen mit 1.3
innbgr. Fass Kohlen pr. Centner erzeugt worden seien, so
fallen hierauf 15.2334 Fass
von dem ganzen Verbrande pr. ... 42.906 — t>
bleiben somit 27.772.6 Fass
auf die aus den vorbereiteten Erzen erzeugten 26.782 Ctr.
Roheisen oder 1.04 Fass = 10 J 2 Cub.' also mindestens
V2 Cub.' pr. Centner weniger, als bei guten aber kalt ge-
setzten Rösterzen.
Die Wirkung kann nicht in der Trocknung oder
Röstung gesucht, sondern muss, wie gesagt, dem Umstände
zugeschrieben werden, dass die Erze heiss in den Hohofen
gelangen, duss also eine solche Gicht dem Hohofen nicht
durch Wasserverdampfung Wärme entzieht, sondern sich
in einem solchen Grade der Vorbereitung und Erwärmung
bereits befindet, dass die weitere Reduction sofort beginnen
kann.
Die Erze werden über einen Kegel aufgegichtet und
vertheilen sich in ihrem sehr verkleinerten, trockenen, sand-
artigen Zustande sehr gleichförmig über das Brennmateriale.
Hiedurch erfolgt ein sehr regelmässiger Ofengang ohne Ver-
setzungen mit grosser Erzeugung.
Das Roheisen wird in ein aus gusseisernen Würfeln
gepflastertes Bett (Schale) abgestochen , wodurch das söge*
nannte Aufwerfen (Oberflächenblasen) verhindert wird, und
das Product ein reines, gefälliges Ansehen erhält.
In der folgenden Tabelle sind die hier erörterten Er-
gebnisse übersichtlich aasammengestellt
Vergleichende Ueberstcht
der bei der k. k. Hütten- Verwaltung in Eisenerz vorgenom-
menen Eisensteinproben in verschiedenen Vorbereitungs-
graden gegenüber den Resultaten im Grossen.
Halt«
Koh-
Fü-
len-
Er-
Erzgattung
Zustand
nach
der
Tie
gel-
trir-
probe
nach
Mar-
Aus-
brin-
gen im
Gros-
ver-
braach
pr.Ctr.
Roh-
eiteo
sammt
zeu-
gung
pr.
Woche
Anmer-
kung
probe
gue-
ritte
sen
Ein-
rieb.
Cub.'
P r c e n t
Ctr.
Roherze
In hohem
vom ehema-
Verwitte-
ligen Be-
rungs-
trieb vor
grade
Einführung
haupt-
der Röstung
sKchlich
Blau- und
Braun-
erzo
•
•
41.1
12.30
1.240
Rösterze
Die
-von den
gut ge-
jOichten
Schacht-
röstet
53.6
51.05
50.5
10.6
1.770
werden
Röstöfen
roh, mit
jkaltge-
r setxt
Kleinerze
16%
( dto.
1 mit
Wasser
39.4
37.4
37.97
12.5
1.450
ihrem
J Wm-
im Flam-
fserhalt.
menofen
Die
•/.
vorbe-
reitet
42.9
40.8
141.07
(41.85*
10.9
1.700
iGIchten
nirerden
' mit 70
i - lao"
J CbI«.
'gesetzt.
glühend
•/.
gezogene
Parthien
52.0
50.5
•
•
♦ Nac
1 > 1 III
h Abschlag von Vs roh gesetzter Erze stellt sich
das Ausbringen aus den aus dem Flammofen gezogenen 11
Erzen allein auf 42.85%. 1
Der Kohleneinrieb in Hütte und Vorrathsbarren be- ||
trägt durc
hschnittli
ch circa 1 Cub.' pr
. Ctr.
Erzeugung. ||
Schliesslich wird noch bemerkt, dass diese bei der
Verhüttung der Kleinerze erzielten Erfolge im Einklänge
stehen mit den vorzüglichen Resultaten, die in Vordernberg
mit den Erzen erreicht werden, die in kleinen schachtför-
migen Gasröstöfen geröstet und auch heiss gesetzt werden.
Da aber bei jedem Schachtröstofen die Kleinerze ungerne
gesehen werden, ja so zu sagen als Hinderniss auftreten,
weil ferner in einigen Eisenstein-Bauen die Erze in einem
derartig mulmigen , ockerigen oder aufgelösten Zustande
vorkommen, dass die Erzeugung von Stücken, die zur Rö-
stung im Schachtofen geeignet wären, überhaupt nicht
möglich ist, und weil endlich die kräftige Gichtgasflamme
bei vielen Hohofen noch unbenutzt verbrennt; so dürfte
für manchen Hohöfner diese Darstellung nicht ohne In-
teresse sein.
Seit der Verfassung dieser Beschreibung sind wieder
Y^ Jahre vergangen.
Im 1. Semester 1866 sind im Franz-Hobofen 65.376
Ctr. 60 €(. Kleinerze verschmolzen und dasselbe Verfahren
beibehalten, nämlieh zwei Gichten aus dem Flammofen, die
; Dritte aber roh und nass gesetzt worden.
— 13 —
Gegen Ende des Semestera wurde der 2. Flammofeii |
aufgestellt, welcher, dem Principe nach dem Ersteren gleich,
doch noch einfacher yon Gestalt ist, wie beigebogene Skis-
ze zeigt. Die Ziehöffaung gleich der des ersten Ofen» an-
zuordnen, ging nicht an, weil selbe in einen Theil des
Gfchtmantels gefallen wäre j in welchem sich die der Gicht
entquellenden Oase ansammeln, von welcher die Arbeiter
viel zu leiden gehabt hätten. Auch hätte die Gasleitung un-
ter die Gichtebene veraeokt werden müssen, eine schwierige
Arbeit während dem Ofengang. Die Ziehöffnung wurde da-
her auf einen, im Gichthorizonte befindlichen unbenfitzten,
Dalcon verlegt und es ist die Absicht, auch den ersten
Ofen dahin abzuändern. Von dem Betriebe der beiden
Flammöfen, wobei die Gichten abwechselnd aus einem der-
selben genommen werden, fallen nur 14 Tage noch in den
1. Semester.
Das Ausbringen stellte sich auf 43.03 % und der Koh-
lenverbräuch auf 11.09 Cub.' sammt Einrieb. Ersteres hat
sich gegen 41.07 des Jahres 1S65 um 1.96 % erhöht, Letz-
terer aber gegen 10.9 vom Jahre 1865 ebenfalls um 0.19
Cub.' erhöht. Die Ursache dieses höheren Kohlenverbrau-
ches, der bei dem Steigen des Ausbringens doch, hätte fal-
len sollen, liegt darin, dass gegen Ende des Semesters mit
der Spiegeleisen-Erzeugung begonnen wurde, sowie in der
im Winter gewöhnlich schlechteren Qualität der Kohlen, in-
dem die Oefen zur Zeit des Schlittweges beinahe lediglich
auf die matten Bauernkohlen angewiesen sind.
Im 2. Semester 1866 bis zur Gegenwart dauert die
Spiegeleisen-Erzeugung beinahe beständig fort. Die summa-
rischen Resultate können daher init jenen des Jahres 1865
nicht verglichen werden.
Die einzelnen 14 tägigen Schmelzperioden ergaben
u. zwar:
Woche
Betriebsart
Aus-
brin-
gen
Kohl-
ver-
braach
sammt
Einrieb
Erzeu-
gung
Anmerkung.
Cub.'
26 u. 37.
29. « 29.
30. « 31.
32. , 33.
34. n 35.
Aaf Spiegfleisen
n Weisseitei
n Spitgeleiien
1. •/.
44.75
44 58
44.53
47.27
47.27
11.29
10.80
10.80
11.19
11.77
3,006
3,234
3,306
3,007
2,688
Die sämmtU-
chen Gichten
wurden aus den
beiden Rost-
flaramöfen ge-
zogen.
Diese Tabelle zeigt, dass bei zwei Flammöfen das
Ausbringen aus den Klcinerzen dem bei gewöhnlichen
Schach trösterzen ziemlich sich nähere, der Roblverbrauch
aber sich gleichstelle, und da die Klein erze, wie oben erör-
tert, vorzüglich die milden, gut verwitterten, Blauerze ent-
halten, eine vollkommene Röstung daher nicht erforderlich
ist und das Ausbringen wegen der Unreinheit dieser Erze
immer zurückstehen muss, — so gebt hervor, dass diese
Flammöfen für die hiesigen Verhältnisse ihren Zweck voll-
kommen und weit einfacher und billiger erreichen, als jede
andere Röstvorrichtung.
Es ergibt sieb hieraus ferner das iuteressante Resultat,
dass bei der Spiegeleisenarbeit, verglichen mit der gewöhn-
lichen Weisseisenarbeit, mit dem höheren Kohl verbrauch
auch das Ausbringen bedeutend steigt, während bei gleich
bleibender Betriebsweise auf Weisseisen (wie oben be-
merkt) mit dem höheren Kohlenverbrauch das Ausbringen
fällt und umgekehrt. Dass Letzteres der Fall sein mÜBse,
folgt aus der Natur des Ofenganges, denn je höher der Kohl-
verbrauch sich ergibt, desto unvollkommener ist in der Be-
gel der Ofengang gewesen, desto roher und eisenreicher
die Schlacke und niedriger das Ausbringen.
Der höhere Kohlverbrauch bei der Spiegeleiseuarbeit
beträgt gegenüber dem beim Weissblasen 0.6 bis 0.7 Cub:'
pr. Ctr. Erzeugung, ein Ergebniss, mit dem die Hütte allen
Grund haben dürfte, zufrieden zu sein, um so mehr, als * es
in neuester Zeit gelungen ist, diesen Betrieb derart in die
Hand zu bekommen, dass von der ganzen Erzeugung circa
Yg Spiegel-Eisen 1 ter y^ 2ter Qualität und y^ Weiss-Eisen
entfällt. Man hofft übrigens, es noch weiter hierin zu bringen.
Das höhere Ausbringen erklärt sich aus der basischen
Schlacke, mit der die Arbeit zu führen ist. Es gibt den
deutlichen Fingerzeig, wie sehr verfehlt in dieser Hinsicht
die gewöhnliche Schmelzweise ist mit ihrer allzusauem
Schlacke, in welcher wegen Mangel an Basen das Eisenozy-
dul dieselben vertritt.
Allerdings kann, wenn der alte Brauch des Schlacken-
abziehens beibehalten werden soll, nicht basisch gearbeitet
werden, weil sich die Schlacke hiebei nicht gut abziehen
läset, oder es wird mehr Eisen dabei verzettelt, als ander-
seits mehr ausgebracht wird.
Man sieht aber hieraus, wieviel diesem alten Brauche
jährlich geopfert wird, und es ergibt sich hieraus die Auf-
forderung zu einer baldij^en und rentablen Reform.
Der erste Flammofen ist nun durch 1 y^ Jahr, der
zweite seit 4 Monaten in unausgesetztem Betriebe.
Beim Ersten, der überhaupt mehr versuchsweise aufge-
stellt worden, ergaben sich Anfangs einige Reparaturen we-
gen Abrutsehungeu der Eisenplatten, aus denen die schiefe
Sohle besteht und auf deren solide Herstellung keine wei-
tere Vorsicht verwendet wurde.
Auch wurde Anfangs der Missgriff begangen, grosse
Gusseisenplatten zu verwenden.
Natürlich sprangen sie um so eher und die abgesprun-
genen Stücke rutschten mit dem Erz in die Füllbank. Jede
Verletzung der Sohle aber gibt sofort Veranlassung zu Ver-
setzung«'n der Erze.
Beim zweiten Flammofea ist die Sohle geneigt her-
gestellt.
Die gusseisernen Platten sind 18" breit und 21" lang,
an den schmalen Seiten schief abgeschnitten, damit sie sich
bei >ier Ausdehnung durch die Wärme bewegen können.
Die Längseiten stossen rechtwinklig aneinander.
Da der Ofen A^^* breit ist, so liegen drei derlei Platten
neben einander und sind auf die schmiedeisernen Quer-
jöcher nicht aufgeschraubt, sondern in die in selben angC'
brachten y^ Zoll starken zil inderischen Stifte einfach ein-
gehängt-
Die Querjöcher ragen mit ihren Enden beiderseits
einige Zoll in die Seitenmauern des Ofens.
An diesem Ofen war seit seinem Anlassen nicht die
mindeste Reparatur vorzunehmen. .
Die Oefen sind ganz aus Mauerziegeln aufgeführt, je-
doch bestehen die Gewölbe und Seitenmauern aus den so-
genannten Erzhergziegeln, gewöhnliche Mauerziegel, die
aber, weil sie aus einem aus aufgelösten Grauwackenschie-
fer gebildeten Lehm geschlagen sind, einen gewissen Grad
von Feuerbeständigkeit besitzen.
An beiden Gewölben, sowie überhaupt an der ganzea
- 14 -
MMTUBg war .«U d«m B«trJ.b« M K»lM« «»r 0.fe« if
«nd eine Reparatur ▼oMttntfcmw. w-..«-«n-
•^ Die Aolagekotten eine. d.rW Pla«»o<bn. b.tea».a.
Maurerarbeit *
Handlanger
Maurennateriale
Schmiedarbeit und MatoHalo . .
GusBwaaren
Fubrlöbne
Zuiainmeu
65 A. 60 kr.
406 » 84
S7I n 82
163 w 79
50 D 45
i058fl. 59kr.
Hiebei .lud die Ko".7o;rf«r f "«•"«"» ^i',.^«f;„
bahn, welche ohne d.« be.taud «ud nur «m 8 Klafter
-''^rn::ioT:i:'u:rs:-..u.^^^.^^^ der oefen
•'"•^'^^^TeJerÄ::»«. a.. »it «ewöhuHchen E«.t-
vor °'*'"*' . jig G cht besetzt: bei Tag
*T? KiTndT S«Jen'u:"bei Nacht mit 2 Mann; aus-
-%-^i^rr-^LS=r^rd!:ÄTa.und
Nacht gleich be.etat mit 2 Mann und Buben hingegen
w"de der Erzförderer weggenommen; d.e.e Arbeit mü..en
1" die Arbeiter der Gicht .elb.t bcBorgen je nachdem das
Nachrutscben der Er«e e. erforderlich macht
Gewöhnlich gehen sie zwischen je zwei Abstichen ein-
mal forden und schütten dann 2 oder 3 Hunde k 10 Ctr.
in ieden Ofen. Vor dem Einstürzen müssen die gerösteten,
blühenden Partien in die Füllbank abgelassen werden, was
bei einiger Nachhilfe leicht erfolgt.
Oeschieht dies nicht, so können die frisch emgestflrtz-
ten nassen Erze über die gerösteten weg in die Füllbank
rollen*
Von obiger Mannschaft fällt flomit der Röstung nur die
Löhnung eines Buben mit ciro« 1 2 fl. monatlich zur Last
oder Vio ^'- P**' ^'' gegichteten Erzes.
Was den Grad der Röstung und des heissen Setzens
anbelangt, hat man die Erfahrung gemacht, daas es für den
Ofengang keineswegs zuträglich sei, wenn allzuviel an glü-
henden Erzen gesetzt werden.
Gewöhnlich läset man die gefüllte und gewogene Erz-
^icht des einen Flammofens stehen, bis die des anderen ge-
setzt und nachgegangen ist.
Der Umstand, dass in dem Franz-Hohofen, in welchem
diese Flammöfen aufgestellt sind, in neuester Zeit die so
empfindliche Spiegeleisen-Erzeugung aus den in denselben
vorbereiteten Kleinerzen mit gutem Erfolge betrieben wird,
mag dafür sprechen, dass die Vorbereitung und Röstung
auf eine sehr gleichförmige Weise erfolge.
Oewerkschaftliche und Vereins-Nachrichten *).
K. k. und mitgewerkschaftliches Bergwerk
Nagydg.
Nach den Beschlüssen des Nagyiger Gewerkentages ist
der Stand der von demselben geschaffenen Fonde mit Jahres-
schluss zu veröffentlichen.
Die mit der Verwahrung desselben betraute k. k. Berg-
werks-Producten-VerschleissDirectiQn hat der Redaction
in Befolgung jener Beschlüsse und der hierauf ihr ertheil-
ten Aufträge nachstehenden Ausweis übersendet:
Der Stand des Nagyäger k. k. und mitgewerkschaft-
liekaa Goldbergwerks -Reserve-Fon des am 31. De-
eember 1866 war:
In Salinen-Hypothekar- Anweisungen 122,450 fl. — kr.
In baarem Cassarest 45 fl. 18*5 kr.
Der Stand des Nagyäger k. k. und mitge werk Schaft-
liehen Goldbergwerks -Ausbeute-Ergänzungsfondes
belief sich mit Sl.December 1866 auf nachstehende Beträge:
In Salinen-Hypothekar-Anweisungen 63|650 fl. — kr.
In baarem Cassarest 54 fl. 65*5 kr.
Notizen.
Entsüberung des Werkbleies duroh Zink. In neuerer
Zeit hat man versucht, das silberhaltige Werkblei durch Zusatz
Yon metallischem Zink zu entsilbem. Die Schwierigkeit lag
bisher darin, das Zink dem entsilberten Blei wieder vollkommen
zurückziehen. Dem Vernehmen nach ist dieses an mehreren
Orten (wo?) vollständig gelungen. Der „Berggeist», welchem
wir diese Notiz entnehmen, verspricht später Ausführliches darüber
mitzuth eilen.
Statistik der Unfälle in englischen Gruben. Dem-
selben n Berggeist tt entnehmen wir noch folgende Statistik der Un-
fälle durch schlagende Wetter in englischen Gruben für die letz-
ten zehn Jahre: Das Jahr 1856 beginnt mit 235 Explosionen;
dann folgen 377, 215, 95, 363, 119, 163, 94 und 168 nach der
Reihe fllr die nächsten neun Jahre. In diesen zehn Jahren
gingen in den Gruben Grossbritanniens im Ganzen 9916 Men-
schenleben Verloren, von denen 2019 (20 Perc.) auf Gasexplo-
sionen, 3S53 (40 Perc.) durch Hereinstürzen des Daches oder
Herabstürzen von Kohlen, 1710 (17 Perc.) auf SchachtunföUe
und 2234 (23 Perc.) auf verschiedene Unglücksfälle zurückgeführt
werden. .
Dampfinasohine. E. H. Huch und £. J. Wind hausen
in Braunschweig, bekannt durch die von ihnen konstruirte kalo-
rische Maschine, haben neuerdings eine eigenthümliche rotirende
Damptmaschine construirt, deren Einrichtung, soviel aus der bis
jetzt veröffentlichten englischen PatentbeRchreibung zu ersehen,
folgende ist: Ein gewöhnlicher Dampfcylinder ist mit zwei Achsen
drehbar in einem Gestell gelagert; die eine dieser Achsen ist
hohl und steht emerseits mit den nach den Enden des Cylinders
führenden Dampfkanälen, anderseits mit dem Dampfzuführrohre
in Verbindung. In dem Cylinder befindet sich ein schwerer
Kolben ohne Kolbenstange. Der Dampf tritt in den Cylinder,
wenn der Kolben seinen tiefsten Stand einnimmt und hebt ihn;
hat derselbe den höchsten Stand erreicht, so bewirkt er durch
sein Gewicht, da der Cylinder etwas geneigt steht, eine Drehung
des letztem, so dass dessen bisher oben befindlicher Theil zu
Unterst kommt, wobei zugleich der Dampf aus dem Cylinder
austritt. Nun tritt wieder der Dampf in den jetzt zu unterst be-
findlichen Theil des Cylinders, hebt den Kolben etc.
Bohrmaschinen. Auf der Galmeigrube Altenberg bei
Aachen hat sich die Anwendung des sogenannten Dör in gesehen
Gestelles sehr gut bewährt Dieses Gestell gestattet, die darin
eingesetzte Bohrmaschine mit grosser Leichtigkeit in jede be-
liebige Lage zu bringen. Hierdurch wird gegen die .gewöhnliche
Bohrarbeit ein bedeutender Gewinn an Arbeitszeit und Arbeits-
lohn erzielt. In Querschlägen werden daher die Bohrmaschinen
immer mehr Anwendung finden, was bei dem grossen Mangel
an Arbeitskräften gewiss wünschenswerth erscheint. Auch die
Gesteinmaschine von Lepoure zu Lize beiSeraing ist auf dem
Dachschieferbruche von Scheibler bei Montjoie mit Vortheil
angewandt worden. Die Bohrer sind Schlangenbohrer mit Me-
tallschneide und bestehen aus Vs ^^H starken und ly^ Zoll
breiten Gussstahlblättern. Sie arbeiten sowohl in trockenem
und schneidigem, als auch in nassem und mildem Gestein vor-
theilhaft. (Neueste Erf.)
*) Wir wollen unter dieser Rubrik alle uns von montanisti-
schen und fachverwandten Gesellschaften zukommenden kleinen
Mittheilungen bringen und laden dieselben ein, uns recht zahl-
reiche Notizen für diese Rubrik einzusenden, da es auch im
Interesse derselben liegt, manche ihrer Angelegenheiten in dieser
Weise bekannt zu machen. Die Redaction.
— 15 -
Ein nenes Beasemer-Werk in Oesterreioh. D&s k. k.
StaatB-Ministeriam bat, wie die Wiener Ztg. vom 9. Jänner d. J.
meldet, im Einvemehmen ,mit den anderen betheiligten MiniBte«
rien die Gründung einer Actien-Oeflellschaft xum Erwerbe und
zum Betriebe des bisher dem Grosshändler Alexander SchOlier
eigenthümlich gehörenden Walzwerkes sammt Zugehör zu Temitz
in Niederösterreich und zur Errichtung einer Bessemer Stahl-
oder Tyresfabrik bewilligt
Statistisoher Ausweis über die Freqnenz der Berg-
solialen fftr das Jahr 1866^/67. Nach den dem Finanz-Mini-
sterium vorgelegten Aufnahms-Katalogen befinden sich an den
Bergschulen der österreichischen Monarchie im laufenden Schuljahre
1866-67 zusammen 108 Schüler. Die Vertheilung derselben nach
den Lehranstalten, sowie nach den Geburtsländern macht die
folgende Tabelle ersichtlich:
Bergschule
Geburtsland
ö
1
dATon 11
sind 11
5
8
s
a
e
1
es
O
JA
7^
1
g
•1
OQ
ja
1
a
1
2
s
a
£
i
•
■s
1
1
Berg- y
arbei- H
ter II
NagyÄg
Nagybanya
PHbram
7
9
27
2
1
23
•
5
2
2
1
1
1
•
i
. 1 ,
40
13
30
29
13
15
11
15
Schemnitz
14
.
.
.
15
13
2
Wieliczka
.
24
6
6
"5
1
3
1
3
"2
1
2
2
T
7
-^-j
10
1U8
7
77
3
31
Zusammen
30
29
in %
«7-7
i6-8
22
5-5
4-6
a-8
2-8
1-9
1-9
1
1
l 1
100
71
29
Die Bergschule in Schmöllnitz ist auch im laufenden |
Studienjah
von Scliül«
re g<
irn 1
»Chi
reme
oss
Ide
en,
t h
ds
at
L si
ch
ke
me
?
Bnl
lg€
>nd
e Ai
iza
"1
Hnndt'sohe Stromsetzmasohine. Auf den Aufbereitungs-
Anstalten am Bleiberge und Altenberge, so berichtet der « Berg-
geist" in seiner Nr. vom 8. Jänner d. J., haben sich dem Ver-
nehmen nach die Hundt*8chen Stromsetzmaschinen nicht bewährt.
Das eigenthümliche Erzvorkommen dürfte zu dem Misslingen
wesentlich beigetragen haben. Ueberhaupt und besonders auf
diesen Werken würde es sich empfehlen, den Stromsetzmaschinen
weniger Abtheilungen zu geben. Das Resultat würde dann nach
Ansicht des Berichterstatters im „Berggeist» ein günstiger sein.
(Es wäre nach unserer Ansicht interessant die Einzelheiten
dieses angeblichen Misslingens zu erfahren. Auch misslungene
Versuche, getreu und klar berichtet, regen zum Nachdenken an
und können zu Verbesserungen führen, welche ein besseres Re-
sultat geben als ursprüngliche Versuche.)
A-dministrati ves.
ÄnsieioluLimg.
8e. k. k. Apostolische Majestät haben mit Allerhöchster Ent-
schliessung vom 1. Jänner d. J. dem Bergrath und Berghaupt-
mann in Laibach Alois Altmann in Anerkennung seiner vier-
zigjährigen treuen und erspriesslichen Dienstleistung taxfrei den
Titel und Charakter eines Oberbergrathes allergnädigst zu ver-
leihen geruht
Erledigungen.
Die Controlorsstelle bei dem Salz-Niederlags-
amte in Sieroslawice in der XI. Diätenclasse, mit dem Ge-
halte jährl. 525 fl., freier Wohnung, dem Salzbezuge jährl. 15
Pfund pr. Familienkopf und Cautionspflicht. Gesuche sind, unter
Nachweisung der Kenntniss der deutschen und polnischen Sprache,
der Salzmanipulation und bezüglichen Verrechnung, dann der
körperlichen Tauglichkeit, binnen fünf Wochen bei der Berg-
und Salinen-Direction in Wieliczka einzubringen.
Eine provisorische Förstersstelle I., eventuel
IL Olasse im Forstamtsbezirke Görz in der XI. Diäten-
classe, mit dem Gehalte jährl. 630 fl., beziehungsweise 525 £L,
dem Bezüge von 12, beziehungsweise 8 Klaftern Brennholzes,
einem Reisepauschale von 105 fl., einem Kanzleipauschale von
12 fl. 60 kr., Natnralquartier oder lOpercentigem Qoartiergelde
und Cautionserlag. Gesuche sind, unter Nachwelsong der abge-
legten Forst-Staatsprüfung, binnen vier Wochen bei der Finanz-
Direction in Triest einzubringen.
Die NagybAnjaer Kunst- und Bauamts-Ad janc-
ten- und Pochwerksleitersstelle für Veresviz and
Kreuz berg in der X. Diätenclasse, mit dem Gehalte jährlicher
630 fl., einem Quartiergelde von 63 fl., nebst einem Holzdepu-
tate jährl. 10 Wr. Klaftern dreischuhigen Brennholzes. Gesuche
sind, unter Nachweisung der erforderlichen Fachkenntnisse und
der Kenntniss der Landessprachen, binnen vier Wochen bei der
Berg-, Forst- und Güter-Direction in Nagjbinya einzubringen.
Die Hütten-Controlorsstelle bei dem Hütten-
amte in Joachimsthal in der X. Diätenclasse, mit dem pro-
visorischen Gehalte jährl. 525 fl., 10 Klaftern dreischuhigen wei-
chen Brennholzes, Naturalwohnung oder einem Quartiergelde
jährl. 52 fl. 50 kr. und Cautionspflicht; (wiederholt ausgeschrieben).
Gesuche sind, nnter Nach Weisung der bergakademischen Studien,
der theoretischen und practischen Ausbildung in allen Zweigen
der Silber-, Blei-« Uran-, Kobalt-, Niki- und Wismuth-Hütten-
Manipulationen dann der Gewandtheit im Concept- und Rech-
nungsfache binnen vier Wochen bei dem Berg-Oberamte in
Joachimsthal einzubringen.
Kundmaehung.
Von der k. k. Berghauptmannschaft zu Ofen wird hiermit
bekannt gemacht, dass, nachdem die Besitzer der in dem unter
'/. nachfolgenden Verzeichnisse angeführten, wegen unterlassener
Berichtigung der ausgeschriebenen Zubussen im gerichtlichen
Execuüonswege versteigerten Kuz-Antheile der Mitraer Berg-
werks-Union, ihre betreffenden Kuxscheine trotz der an selbe
ergangenen Aufforderung anher nicht zurückgelegt haben, den
neuen Besitzern dieser Antheile daher auch neue Kuxscheine
ausgefertigt werden mussten; die in dem nachfolgenden Ver-
zeichnisse angeführten Kuxscheine älterer Form für ungiltig
und nichtig erklärt worden sind.
Ofen, am 31. December 1S66.
Verzeichniss der ungiltig erklärten Kuxscheine.
Anzahl Antheile pr.
der Stück in Yi 00 Lautend auf den Namen
Stücke Kuxtheilen
Ausgeferiiget am 20. April 1862, unter Elir. 34t.
Alexander Kall in Sztraszena
Von
Kux-Nr.
xra
XIV
II
XIV
XV
XVI
XXV
6
10
3
2
2
1
2
3
XXVI
XX vn
xxvra
XXIX
xxxu
xxxm
10
to
5
1
1
6
10
1
10
10
5
10
4
1
5
10"
5
10
10
5
I
10
10
10
10
t
10
5
5
1
6
5
10
5
10
5
Alexander Kail in Sztraszena
Johann Kail v
Leopold Hartmann jun. in Gyöngyös
Angelika Hartmann geb. Bohanyi
Leopold Hartmann sen. in Gyöngjös
Antou Gebhard in Pohorella
Hugo Ligeti in PdrAd
Karl Zbisko in GjöngyÖs
Luise Polony in Gyöngyös
Hermine Polony n
Bertba Polony n
Witwe des Carl Polony
« 1» » «
Michael Balis
Stefan VArady
Sigmund Alm^y in Gyöngyös
1» " "
Georg Kanovies «
Franz Ripeczky
Franz Kaszil
Michael Altorjai
16 -
\
Von
Kux-Nr.
XXXIV
Ansah] Anthetle pr.
der SiflckinVtoo
Btflcke Knztheilen
Lantend wat den Namen
2
4
n 2
n 2
2
XXXIX 1
V 1
1
2
XL 6
» 1
1
n 4
3
2
» 2
1
Äusge fertiget
xvni I
XXV
xxvn
XXXVI
xxxvn
4
3
!
1
4
I
2
4
t
4
2
2
2
XLI
XLH
XLVI
XL VI
XLVn
XLVUI
XLIX
n
LI
5
t
5
5
5
5
1
5
t
10
5
1
l
1
1
1
1
atn /.
5
1
1
6
5
1
5
1
l
1
l
1
l
I
1
1
2
2
1
6
1
5
1
1
1
I
1
1
1
1
5
1
1
1
1
1
1
5
l
1
l
1
l
1
Anton Bojza in Oraszi
Alois Lerch
Josef Lakics
Alois Miesbach
Leopold Hartmann jnn. in Gyöngyös
n T) n T)
Carl Zbisko
»» fi
Alexander nnd Johann Kail
Sigmund Almisy in Gyöngyös
August Gebhardt in P6harella
Alois Lerch
Anton Bojza in Oraszi
Ignaz llänaj in Pest
Juli 1863 unter ENr. 373,
Hngo Ligeti in PArdd
1t VI 11
Stefan Virady
Angelika Hartmann in GyöngyOs
Maria Kovics
Carl Zbisko
Leopold Hartmann jun. in QyOngyös
Sigmund AlmiLsy „
Witwe Caroline Polony «
Anfon Bajza in Oraszi
Michael Balis
Franz R^peczky in Reesk
Qeorg Kanovits
Franz Koszil
Josef LukAcs
Alois Bliesbach
Michael Altorjai
Ludwig Mialorics in Neusohl
Elise Doronelll ia P. S&p
Julius Nyöky in Pest
Ludwig Beauregard in P61onka
Geyza Haläsz in Pest
Georg Borhy in GyOngyOs
Stefan HAm sen. >i
Fr. Konstantia Schn^ n
F. Anna Ebeczky Beniczky in P. Siele
Josef D|ly in Gyöngyös
Georg KoYÄch „
Josef Cserküti in Szegedin
Franz Ritskay in N. Kita
Andreas Eördoyh in Jiszber^ny
Rudolf Minderlein in Pest
Lorenz Pay in Gomba
Ladislaus Cseh in P. Bicske
Amalia Pahu
Anton Pelt^r in Fil6
nka Felt^r
Samuel Draskoczy in Harcics
Adolf Lany in P. 8z. Mirton
Alexander Bretz in Dobschan
Samuel Erössy
Ludwig Langsfeld
Dr. Rudolf Madareisz in Rosenaa
Anton Keiller in Schmöllnitz
Auuieu pr.
StQckini/ioc
Kuxtheilen
1 Lautend anf den Namen
LH
1
Josef Ferenczy sen. in Erlau
n
l
Michael Ferenczy n
» %
l
Anna Ferenczy s
11
l
Sofia Ferenczy „
T,TTT
l
Alois Klampaczky in Sirk
UV
10
Fr. Ester Repeczky in Recsk
LV
10
n ft n
. n
5
« f» »
n
l
„ fi 1*
1»
5
Daniel Botzko in Pest
n
1
Franz Platzer in Schemnitz
n
5
Martin Beniczky
LVI
5
1
5
Susanna Kachelmann in Schemnitz
fi
11
Alois J6b in Zsamoviti
»I
5
Johann Rusuwurm »
n
5
Eduard Pöschl in Schemnitz
11
5
Carl Kachelmann
ft
1
Ludwig Kuszy
Lvn
5
Johann Birsony in N. Kiroly
n
5
Ignaz Görbe
LEX
5
BÄla Rappel in Pest
LXII
5
Heinrich Weiss n
LXVI
l
Ludwig Darvas in Gyöngytts
LXXI
1
Frl.AugU8teGablonov8zkyin Szarvaa
if
1
Josef Kortsak in Pest
Lxxn
. 1
5
' Anton Farag6 (Drechsler) in Pest
n
l
Josef Faragö in Pest
n
5
Constantin Auspitz in Pest
Ladislaus Bossanyi in T6th
hYJLVl
5
1
Emerich GerWczy in Pest
n
1
Demeter Matits in Ofen
n
1
Josef Millok n
LXXVI
l
Emerich Reviczky in Binöoz
LXXVIII
2
1
Graf Dionis Almisy in Pest
LXXXI
6
l
Ignatz Spitzer n
«
4
1
Johann Dorschlag ^
Ausgefertiget am 23.
Aprii 1864 unter ENr. 236.
Gattin des Bartholomäus Hevesy
LXXX
1
1
«
1
4
Theodor Gombdr
Ausgefertiget am 6.
Mai 1864 unter ENr. 279.
LXXIX
2
10
Lorenz KovAcs in Nagybinya
1 5
Ausgefertiget am 5.
Xin 2 1
Ausgefertiget am 8.
LXXVm 2 1
LXXIX 1 1
LXXXI 3 l
l 5
1 t
Jänner 1865 unter ENr. 7.
Johann Kuszpin Pfarrer in Einsied I
Juli 1865 unter ENr. 309.
Michael Znak
Johann Götzl in Erlau
Rudolf Hacken
Michael GOtzl in Einsiedl.
Corresppndens der Rxpedltlon.
Herr A. F. ... in F. ... f. Der ganzjährige Prftnnmerations-
Preis ist 8 fl. 80 kr. und bitten wir höflichst um gef. Nach'
Sendung von 40 kr.
Pr sehe Eisenwerks-Direction in B .... z, dessgleichen.
Löbl. k. k. Berghauptmannschaft in St« P. . . . n. Wir ersuchen
um gef, Nachsendung von 30 kr., da nur 8 fl. 50 kr. dem
Pränumerations* Schreiben beilagen.
Herrn R. S ... 1 in A ... 1. Sie sandten nur 8 fl. 40 kr. und
ersuchen wir daher höflichst um gef. Nachsendung von 40 kr.
Diese Zeitschrift erscheint wöchentlich einen Bogen stark mit den nöthigen artistischen Beigaben. Der Fr&numerationspreii
ist jfthrlich loeo Wien 8 fl. ö. W. oder 5 Thlr. lU Ngr. mt franoo Postronendnng 8 fl. 80 kr. ö. W. Die Jahresabonnenten
erhalten einen oflficiellen Bericht Über die Erfahnrngen Im btrg- und hfittenminnisehen Kasohinen-, Bau- und Aufbereitongswesen
samBt Atlas als Gratisbeilage. Inserate finden gegen 8 kr. ö. W. oder P/s Ngr. die gespaltene Nonpareilleseile Aufnahme«
Zuschriften jeder Art können nur ftaneo angenommen werden.
OrMfe ▼. Xftrl WlatenlM a 0». ta Wlaa.
N=3.
IT. Jahrgang.
OesterreicMsche Zeitschrift ^^^
für
Berg- und Hüttenwesen.
Verantwortlicher Redacteur: Dr. Otto Freiherr von Hingenau,
k. k. Miniflterialratb im Finanzminiateriam.
Verlag von Friedrioh Manz (Kohlmarkt 7) in Wien.
IiLhalt : Die Bedentong der Maschinen- Zeichnnngen fär die PrasuB , den Unterricht nnd das öffentliche Leben. — Erfah-
rungen bei der Gewinnung des Silbers aus Fahlerz-Bohknpfer (antimonialischem Schwarskupfer) und Fahlerz- Speise (Antimon-
Speise) im oberungarischen Bergdistricte. — Bemerkungen über Torfverkohlung. — Jakob Scheliessnlgg (Nekrolog). — Administra-
tives. — Offene Correspondenz der Expedition.
Die Bedentnng derMaschinen-Zeichnnngen für
die Praxis, den TTnterrieht und das ö£fentliche
Leben. ♦)
Vom Professor J. Winter.
(Ans dem st^ermafkischen Industrie- und HandelsblattKr. 2, 1867.)
Vor einiger Zeit brachte das Hamburger Gewerbeblatt
die Ansichten Bedtenbacher's über das Maschinenzeich-
nen, welche sodann durch andere Fachblätter die Bunde
machten. Bei der herrschenden Gewohnheit, die Meinung
einer berühmten Persönlichkeit ohne Kritik aufzunehmen
und ohne weiteres als giltige Norm anzuseheif, kann es
leicht geschehen, dase die von Redtenbacher für einen be-
sonderen Zweck aufgestellten Grundsätze in einer Allge-
meinheit anfgefasst werden, die ihnen nicht zukommt, und
dass diese Grundsätze auch dort angewendet werden, wo siy
in der That nicht am Platze sind. Diese Erwägung ist der
Anlass zur Veröffentlichung der nachstehenden übersichtli-
chen Darstellung 'der Entwicklungsstufe, auf weldier sich
das Maschinenzeichnen gegenwärtig befindet.
Es muBs bei Beurtheilung einer Zeichnung vor allem
der Zweck in*s Auge gefasst werden, dem sie dienen soll ;
denn von diesem hängt es ab, auf welche Art die Zeichnung
anzufertigen ist. Das Bedfirfniss ist hier die beste Lehr-
meisterin gewesen; und es haben sich rasch verschiedene
Methoden in der bildlichen Darstellung der Maschinen ent-
wickelty von denen jede in ihrer Art und für ihren Zweck
gleich vollkommen ist. Ein unbefangener prüfender Blick
über das ganze Gebiet des Maschinenzeichnens lässt deut-
lich vier verschiedene Darstellungsweisen erkennen, nach
denen sich die Zeichnungen in folgende Gruppen theilen
lassen :
1. Zeichnungen für die Anschauung. Diese
sind gewöhnlich vollständige perspectivische Bilder, zuwei-
len auch bloss geometrische AuMsse und Grundrisse, der
Maschinen, die immer schattirt werden, um den Eindruck
*) Da wir in Nr. 47. von 1866 aus demselben Blatte fied-
tenbacher^s Ansichten gebracht haben, glauben wir auch die
obigen Erörterungen über diesen Gegenstand unsem Lesern
ffiittheilen zu sollen. Die Sache ist für unser Fach von Belang,
da es sich um Deutlichkeit und Zeltgewinn handelt. Die Bed.
dem der wirklichen Maschine so nähe als möglich zu brin-
gen. Man bedient sich derselben beim Unterricht auf grossen
Wandtafeln und in Holzschnitt- oder Kupferstichmanier in
Lehrbüchern, ganz vorzüglich aber in den illustrirten Zeit-
schriften, wo sie die Bestimmung haben, dem grossen Pu-
blicum einzelne Maschinen oder auch ganze Fabriksanlagen
in möglichst fasslicher Weise zu versinnlichen.
2. Vollständige constructive Zeichnungen
in genauen geometrischen Grundrissen, Aufrissen, Durch-
schnitten u. s. w., welche bis in's kleinste Detail so ausge-
führt sind, dass jede beliebige Abmessung an den Maschi-
nentheilen daraus abgenommen werden kann; sie werden
nicht schattirt, sondern am zweckmässigsten bloss mit
schwarzen gleich dicken Strichen ausgezogen, d. h. in Con-
tur gezeichnet, und nur jede Qufirs'chnittsfläche erhält einen
Farbenton, der mehr oder weniger auf Uebereinkommen
beruht und dem natürlichen Material entspricht, welches er
bezeichnen soll. Diese Zeichnungen sind die Grundlage für
alle anderen Darstellungen und für den Anfänger das Mittel
zur Erlernung des Maschinenentwerfens ; sie sind auch für
den practischen Maschinenbau von der grössten Wichtigkeit,
denn die meisten Werkszeichnungen, nach denen in
Maschinenfabriken die Modelltischler die Gussmodelle an-
fertigen und die Metallarbeiter die wirklichen Mas chin en-
theile ausführen, gehören in diese Classe.
3> Plan-Zeichnungen einzelner Maschinen und
ganzer Werksanlagen sind ganz in der Weise der ange-
führten constructiven Zeichnungen ausgeführt, und unter-
scheiden sich von denselben nur dadurch, dass sie bloss die
Haupttheile in ihren natürlichen Verhältnissen enthalten
mit Hinweglassung aller Nebenbestandtheile, deren Formen
und Abmessungen sich bei Maschinen verschiedener Art
immer wiederholen, und daher als bekannt vorausgesetzt
werden können. Wie der Name anzeigt, eignen sich Zeich-
nungen dieser Art insbesondere für Entwürfe und Disposi-
tionspläne. Ihrer Natur nach sind sie aber nur dem Fach-
mann verständlich, denn nur dieser kann sich das Fehlende
ergänzt denken ; der Anfänger oder Laie wird sich nach
einer solchen Zeichnung nie ein richtiges, wenigstens nie
ein vollständiges Bild von dem durch sie nur angedeuteten
Ganzen machen können.
18
4. Theoretis&lie Zeichnangeo. Sie sind ideale
DaratellaDgen von Maachinen, die mit den möglichst weni-
gen Linien bloss den geometrischen Zusammenhang der
Maschinentheile und die constnictiven Grundgedanken an-
geben ; sie lassen der Vorstellnngskraft den grössten Spiel-
raum und nfthern sich schon den abstracten geometrischen
Figuren. Eine Achse wird z. B. bloss dureh eine gerade
Linici ein Zahnrad durch einen einzigen Kreis dargestellt
u.dgl. m. Solche Zeichnungen finden ihre Anwendung beim
Unterricht zu theoretischen Erklärungen und in wissenschaft-
lichen Werken.
Es würde ein müssiges Unternehmen sein, den Werth
der verschiedenen Zeichnungsarten in der Absicht gegen
einander abzuwägen, um zu entscheiden, welche davon die
beste und zweckmässigste sei, weil jede von ihnen fflr ihre
Bestimmung die vollkommenste ist. Wichtiger ist die Frage,
ob beim Unterricht im Maschinenzeichnen der einen oder
der anderen Darstelljan gsart der Vorzug eingeräumt werden
soll? oder ob die gleichmässige Ausbildung aller anzu-
streben ist? Die Antwort ergibt sich von selbst, wenn man
sich klar macht, was von einem vollständig ausgebildeten
Maschinenzeichner verlangt werden kann und unter Um-
ständen verlangt werden muss. Der practische Maschinen-
bauer wird allerdings zuerst die Forderung stellen, dass der
Zeichner den vollständigen Entwurf einer Maschine, die
unter bestimmten Bedingungen errichtet werden soll, anzu-
fertigen im Stande sei, was einen hohen Orad von Gewandt-
heit in den unter 2 und 3 angeführten Darstellungsweisen
voraussetzt. Wenn nun aber der Besitzer einer Maschinen-
fabrik oder ein Privilegiums-Inhaber eine bestimmte Maschine
dem grösseren Publikum in der vortheilhaftesten Weise
durch bildliche Darstellung vorführen will, so genügen die
bloss constructiven Zeichnungen derselben nicht; sondern
es wird ein perspectivisches möglichst effectvoU schattirtes
Bild der Masciflne gefordert werden. Wer soll nun diese
Zeichnung anfertigen, weil beispielsweise der darzustellende
Gegenstand noch gar nicht ausgeführt ist, sondern nur im
Entwürfe besteht, also eine photographische Aufnahme oder
ein Zeichnen nach der Natur nicht möglich ist? Es wird die
Lösung der Aufgabe mit Becht von dem technisch gebilde-
ten Constructeur gefordert werden. Aehnliches gilt auch
von den theoretischen Zeichnungen, deren Anfertigung übri-
gens unter allen die geringsten Schwierigkeiten macht.
Aus dem Gesagten folgt, dass die Schule alle Darstel-
lungsarten gleich ausbilden und sich sorgfältig vor jeder
Einseitigkeit bewahren muss. Es bleibt natürlich dem metho-
dischen Taet des Lehrers überlassen, mit welcher Darstel-
lungeart er beginnt, und auf welche Weise er alle zu einem
Unterrichtssystem verschmilzt.
Hinsichtlich der schattirten Darstellungen ist zu be-
merken, dass man des Guten nicht zu viel thun darf.
Die Schattirung soll die Deutlichkeit erhöhen, aber die
Vorstellung nicht erschweren. Die consequente Durchfüh-
rung der idealen Sonnenbeleuchtung wird daher nicht immer
anzurathen sein. Manchmal Wird ein Schlagschatten besser
weggelassen werden müssen, der durch s^in Vorhandensein
die Formen eher verwirren, als aufklären würde. Die neuere
Praxis des Maschinenzeichnens liefert hiefür schon sehr gute
Muster, die namentlich gegenüber älteren Schattirungsmc-
thoden sicli durch Einfachheit der Mittel und malerische
Wirkung auszeichnen.
Uebungen im selbstständigen Schattiren von Maschi-
nentheilen und ganzen Maschinen sind Anfängern sehr zu
empfehlen ; denn es ist dabei der Zeichnende gezwungen,
sich den Gegenstand vollkommen richtig vorzustellen und
in allen seinen Theilen gewissermassen plastisch wieder zu
geben.
Vergleicht man den jetzigen Stand des Maschinenzeich-
nens mit den von Redtenbacher schon vor mehreren
Jahren aufgestellten Grundsätzen, so stellt sich heraus, dass
der berühmte Begründer der deutschen Maschinen-
Bauschule von den oben angeführten vier Arten Maschinen-
Zeichnungen hauptsächlich nur die Planzeichnungen im Auge
hatte, die auch dem Zwecke, den er verfolgte, vollkommen
entsprachen. Seine Geringschätzung gegen die schattirten
n Schulzeichnungen tt ist ofiPenbar nur gegen die Producte
der älteren Unterrichtsmethode gerichtet *), einer Methode,
die in Oesterreich, wo Redtenbacher seinen ersten Unter-
richt genoss, bis zu der Anfangs der Fünfzigerjahre erfolg-
ten Errichtung der Realschulen in der Blüthe stand, und
bei welcher mit dem Schattiren von Maschinen- und Bau-
zeichnungen allerdings viel gespielt wurde. Desshalb lässt
sich aber der Werth der verständig angewendeten Schatti-
rungen noch nicht hinwegleugnen.
Unter den jetzt lebenden deutschen, theoretisch und
practisch gebildeten Fachmännern nimmt F. Beule aus,
ein ehemaliger Schüler Redtenbacher's, den ersten Rang
ein. Dieser sagt in der Vorrede zu seiner nConstructions-
lehre für den Maschinenbau" : »Wenn die einfachen Linear-
zeichnungen als die zweck massigsten für das Construiren
bezeichnet werden, so darf meines Erachtens desshalb nicht
das Kind mit dem Bade ausgeschüttet und gleichzeitig für
den Zeichnenunterricht der Vorbiidungsclassen die reine
Linienzeichnung als Ziel betrachtet werden. Vielmehr soll-
ten im Gegentheil Vorbiidungsclassen, wie — Schulen von
einer solchen Einseitigkeit sich möglichst frei halten. Das
freie Zeichnen erfährt dort gegenüber dem gebundenen
meiner Ansicht nach nur zu oft eine unverdiente Zurück-
setzung; ebenso wird die Anwendung der Farben dort
fast immer viel zu gering geachtet. Das freie Zeichnen mit
Farben — nicht die Anfertigung der so vielfach üblichen
glatten, von Frische und Naturwahrheit möglichst weit ent-
fernten Tuschzeichnungen — bildet Hand und Sinn des
Schülers weit mehr, als viele massgebende Personen anzu-
nehmen scheinen, und sollte mehr in den Vordergrund ge-
stellt werden, als bisher gewöhnlich wenigstens geschieht.
Die Hinleitung der Fertigkeit des Studirenden auf beson-
dere Fachmethoden werden dann die polytechnischen Lehr-
anstalten bei ihren Schülern schon selbst übernehmen. **
Es wird also eine Fachschule für das Maschinenwesen
bei ihren Schülern volle Vertrautheit mit allen Arten der
Darstellung entweder voraussetzen, oder, wo diess nicht
angeht, die Einübung der Schüler in der Ausführung rei-
ner Linienzeichnungen sowohl , wie der farbigen schat-
tirten Zeichnungen selbst übernehmen müssen. Der Vorwurf
der Zurücksetzung des Freihandzeichnens gegenüber dem
gebundenen geometrischen Zeichnen, den Reuleaux den
Vorbereitungsschulen im Allgemeinen macht, trifft übrigens
die österreichischen Mittelschulen nicht, bei denen im Ge-
gentheil das fireie Zeichnen auf Kosten des constructiven
*) Qar so n offenbar" ist ans das nicht. Wenigstens kommen
auch bei berg- und hüttenmännischen Zeichnungen noch immer
Fälle vor, bei denen man unwillkürlich an jene Kritik Redten-
bacher*s denken muss! Die Red.
19 —
Zeichnens mit unTerhältniBsrnftssig mehr Standen bedacht
ieti Bo dasB hier eher der entgegengesetzte Fehler zu ta-
deln wäre.
Erfahrungen bei der Gewinnung des Silbers
aus Fahlerz - Rohkupfer (antimonialischem
Schwarzkupfer) und Fahlerz-Speise (Antimon-
Speise) im oberungarischen Bergdistricte.
Kitgetheilt von Anton ELauch, k. k. Hatten-Yerwalter.
(TortfletzuBg.)
Probiren der Mehle.
Um sowohl den Schmelz- als auch den Entsilberungs-
process controUiren zu können, werden die Rohkupfer und
Speise-Mehle vor ihrer Entsilberung sowohl auf ihren Kupfer-
ais auch Silbergehalt probirt.
Man wfirde sehr unzuTerlfissige Resultate erhalten,
wollte man die Rohkupfer und Speisen in Stücken als Prob-
material benutzen, weil sowohl das Silber als auch das
Kupfer namentlich in Speisen in den verschiedenen einzel-
nen Stücken, ja in demselben Stücke sehr ungleich ver-
theilt 48t.
Desshalb ist die Probnahme von gut gemischten Meh-
len sowohl von Rohkupfern als auch Speisen viel richtiger.
Zur Bestimmung des Silber- und Kupfergehaltes wendet
man die bekannte beim Silber, die Bleieintränk-, beim Kupfer
die deutsche Probe auf trockenem Wege an.
Freilich lässt namentlich die Kupferprobe der Speisen
hinsichtlich der Richtigkeit der Bestimmung des Knpferge-
haltes sehr viel zu wünschen übrig , und wird gewöhnlich
der Silbergehalt bei beiden etwas zu nieder, der Kupferge-
halt besonders bei den Speisen zu hoch angegeben , weil
das Antimon beim Kupfer verbleibt und selbst durchs
Spleissen des Kornes mit Blei nicht entfernt werden kann,
wobei die Zurechnung der Bleischweren den Kupfergehalt
zu hoch ergibt.
Beim Silber hingegen wird, wenn man zu wenig Blei
beim Eintränken zusetzt, ein silberhaltiges ELrätz im Ein-
tränkscherben verbleiben, bei zu viel Blei treiben die gros-
sen Bleikönige sehr lange und es entsteht Silber- Verlust
durch Verflüchtigung , so dass der Silbergehalt wie gesagt
etwas niederer angegeben wird als er in Wirklichkeit ist.
Mengen der Mehle mit Kochsalz hehvfs der cffloriren-
den Röstung.
Hiezu sind in Anwendung hölzerne flache Scbafleln von
3' Durchmesser mit einem siebartig durchlöcherten kupfernen
Boden, dessen Oefi^nuugen 2 ^'' im Durchmesser halten und
3^^' weit von einander entfernt sind.
Die betreffenden Mehlposten werden zuerst auf der
Hüttensohle ausgebreitet mit Kochsalz bestreut, mit Krücken
gut durchgemengt, hierauf theil weise in das Schaffei ge-
than, worin sich ein kleiner cjlindrischer Block von hartem
Holz befindet.
Bei der raiternden Bewegung des Schaffels treibt der
hölzerne Cjlinder nach verschiedenen Richtungen sich be-
wegend die Mischung durch das Sieb durch.
Rösten der Schwarzkupfer und Speise-Mehle.
Die Oefen , in welchen die oxydirende und chlorirende
Röstung der Schwarzkupfer und Speise-Mehle vorgenom-
men wird, sind die bekannten ungarischen Flammröstöfen
mit directer Flammen Wirkung. Sie sind doppeletagig und
etwas kleiner construirt als der bei der Avanzaer Hütte
hergestellte. Die Dimensionen der Schmöllnitzer Röst-
öfen sind folgende: Feuerung lang 8' 8'^ Rost lang 5' 6'^
breit l8'', Feuerbrücke lang 5' &'\ breit 15". Von der
Herdseite 10^' hoch, von der Feuerseite \**. Flammenöff-
nung 5' 6'Mang, 10'' hoch. Herd 9' lang, 8' 8'' breit.
Gewölbe ober dem Herde 20'' hoch. Fuchs 10" neben
dem Herde 6" breit, 4' lang mit Register. Die Hauptsache
bei der Constmction dieser Oefen ist, dass sie mehr tief
als breit sind , dass die Verbrennung des Brennstoffes zur
Flammenbildung Iftngs der ganzen Schürgasse vollständig
erfolge, dass der Flammstein so schmal als möglich sei,
dass die Gewölbe über den Herden möglichst nieder seien,
dass mehrere (3) Füchse gleich vertheilt kaum sich über
den Herd etwas erheben, und dass aus der Radstube ein
Canal unter die Schürgasse einmünde, damit so viel als
möglich feuchte Luft in den Ofen gelange , welche alle Be-
dingnisse beim Avanzaer Röstofen zur Ausführung kommen.
Unter diesen Umständen geschieht das Durcbkrählen
der Partbien ganz in den brennenden Flammgasen, wodurch
eine schnellere und vollständigere Chlorsilberbildung sehr
gefördert wird.
Die-Schwarzknpfer-Mehle werden in Partbien von 4 Ctr.
Trockengewicht mit 10 — 12 Perc. Sudsalz gemengt in die
obere Etage des Röstflammofens eingetragen.
Während in der unteren Etage die GaarrÖstung ge-
schiebt, welche durch directe Einwirkung der in der Schür-
gasse erzeigten Flammen vermittelt wird, wird in der oberen
Etage das Röstgut bloss durch die abziehenden heissen Gase
erwärmt, so dass die Rohkupfer-Mehle sich bloss in einer
ganz dunklen Rösthitze befinden.
Diese Vorröstung dauert unter fortwährendem Krählen
mit dem Röstrechen so lange als in der unteren Etage die
GaarrÖstung, gewöhnlich sechs Stunden.
Nach dieser Zeit werden die gaargerösteten Mehle aus
der unteren Etage herausgezogen und die vorgerösteten
Mehle von der oberen auf die untere Etage durch den im
Gewölbe befindlichen Fuchs herabgestürzt.
Die GaarrÖstung geschieht mit steigender Hitze und
zwar desto mehr Kochsalz als Zuschlag, und desto grössere
Hitze kommt, und desto länger in Anwendung, je reiner
(schwefel- und antimonfreier) die Rohkupfer waren.
Ueberhaupt, wenn das Kochsalz nicht sehr theuer ist,
darf man ja mit seiner Zutheilungsmenge nicht sehr sparen.
Die GaarrÖstung dauert ebenfalls ungeföhr 6 Stunden.
Die beste Controle , von Zeit zu Zeit den Rösterfolg
bezüglich der Chlorsilberbildung zu erforschen und zu ver-
folgen ist die, in verschiedenen Stadien des chlorirende n
Röstprozesses, bei gewisser Kochsalzzuschlagmenge» bei
Anwendung gewisser Feuerintensitäten und gewisser Röst-
dauer, Proben aus der Mitte des Herdes, nächst der Feuer-
gasse und nächst den Füchsen zu nehmen, auf ein Filtrum
zu bringen y mit siedendheisser Kochsalzlauge so lange
auszulaugen, bis kein Chlorsilber mehr von der Lauge gelöst
wird, den Rückstand gut auszuwaschen, zu trocknen, mit
Blei einzutränken und bei massiger Temperatur abzutrei-
ben. Nach dem grösseren oder kleineren gewogenen
Silberrückstandshalte kann man beurtheilen, bei welchen
Kochsalzzuschlagmengen, bei was für einer Feuerintensität,
in welcher Zeit die grösste Menge des Chlorsilbers gebildet
ist und demnach den Röstprozess reguliren. Die erkalteten
- 20 —
gftargeröatetenParthien werden gesiebt. Das Siebfeioe kommt
zur Eztraction und vorber fein gemahlen cur Amalgamation,
die Siebgröbe wird vermählen mit 5 Perc. Kochsalz be-
schickt den in chlorirender Böatnng befindlichen Schwarz-
kupferparthien in kleinen Antheilen zugetheilt.
Die Speise-Mehle gelangen zu 7 Ctr. *) grossen Par-
thien zur Vorröstung und werden znerst ozydirend vor- und
gaargerdetet. In Folge der günstigen Eigenschaft der Speise,
welche schon bei einer niederen Temperatur rothgltlhend
wird| and 5 — 6 Standen ohne Zuhilfenahme einer Feaerung
rothgltthend bleibt, nimmt die Vorröstung der Speise nur
so viel des Brennstofi'es in Anspruch, bis der Böstofen so
heiss gemacht wurde, dass sich darin die erste Speise-Parthie
erglüht , dann kann die Vorröstung Monate lang ohne allen
Brennstoff fortgesetzt werden. Diese leichte Entzündlichkeit
und das nachhaltige Glühen der Speise beruht auf dem
hohen Antimonalhalt der Speise und deren Schwefelhalt.
Die Vorröstung hat den Zweck, den grössten Tbeil des
Antimoniums bei einer niederen Temperatur zu oxydiren,
und dadurch theils die Silberabgftnge , theils eine grosse
Graupenbildung za beseitigen. Die vorgerösteten Mehle
werden auf einem Cylindersieb durchgesiebt und die Grau-
pen gemahlen (in SchmöUnitz wurden die vorgerösteten'
Mehle durchwegs vermählen).
Die vorgerösteten Mehle werden in einem zweiten
Röstofen nochmals ohne Kochsalz , jedoch mit Hilfe einer
Feuerung, bei einer ziemlich hohen Böstungstemperatur in
Parthien von 6 Ctr. in 4 — 5 Stunden, in beiden Böstofen-
Etagen also zusammen in 8 — 10 Standen ozydirend gaar-
geröstet.
Die Böstnng hat zur Aufgabe, die gebildeten schwefel-
sauren Salze zu zersetzen, wesshalb auch bei dieser Böstnng,
falls die Menge der vorhandenen schwefelsauren Salze zu
gross ist, roher gestampfter Kalkstein und Kohlenpal ver
zugetheilt werden.
Ist der Schwefel durch dieses Verfahren , besonders
für die Amalgamation unschftdlich gemacht, und die gebil-
deten im Wasser und in der Kochsalzlauge löslichen Salze
zerstört , so kann die chlorirende Böstung mit Kochsalzzu-
theilung vorgenommen werden.
Dem zufolge werden die gehörig vorgerösteten und
vermahlenen Mehle zu 6 — 7 Ctr. grossen Parthien mit
7 — 10 Perc. Kochsalz bloss in die untere Ofenlage einge-
tragen, und bei einer mittleren Böstungstemperatur in 4 — 5
Stunden gaargeröstet.
Die Mehle der concentrirten Speise von Altwasser ver-
langten bei der chlorirenden Böstung eine sehr hohe Böst-
temperatur, wesshalb hiebe! ein ziemlich grosser Brennstoff-
aufwand stattfand. Bei der chlorirenden Böstung dieser
Concentrations- (Niederschlags-) Speise wurde in SchmöUnitz
beim Beginne der chlorisehen Böstung scharf gefeuert, bis
die Böstpost gehörig entzündet war, sodann wurde dieselbe
gewendet und ohne weiter zu feuern so lange gekühlt, bis
sie dunkel geworden, dann wurde die Post in die Mitte des
Herdes zusammengeschoben und wieder gefeuert, dann
wieder zerzogen und bis zum Dunkelwerden gekühlt. Diese
Procedur wurde während einer neunstündigen Chlorirungs-
zeit 4 — 5mal wiederholt, hierauf, nachdem die Post bei der
letzten Periode im Ofen ganz dankel geworden , ans dem-
selben herausgezogen.
♦) In SchmöUnita 4 Ctr.
Die gaargerösteten Mehle werden gesiebt und fSix die
Amalgamation fein gemahlen und gelangen so zur Ent-
siiberung.
Entsilberung der chlorirten Fahlrohkupfer- und Speise-
Mehle.
a. Ohne Znhilfnahme des Quecksilbers.
Extraction,
Nachdem die chlorirend gerösteten Mehle aus dem
Ofen gezogen und erkaltet sind, werden sie durch ein ge-
decktes Plansieb durchgesiebt, und gelangen die siebfeinen
Mehle zur Eztraction. Gewöhnlich erhält man 20 — 25 Perc.
Graupen von unmittelbar chlorirend gerösteten Fahlroh-
kupfer-Mehlen , und 6 — 8 Perc. Graupen von vorher ozy-
dirend, dann erst chlorirend gerösteten Speise-Mehlen.
Zur Silbereztraction aus chlorirend gerösteten Schwarz-
kupfern und Speise-Mehlen empfehlen sich mit einigen Ab-
weichungen die vom Verfasser in der Avanzaer Kupfer- und
- Silbereztractionshütte ausgeführten und sehr befriedigend
erprobten Apparate, wie sie in den Erfahrungen im berg-
und hüttenmännischen Maschinen- und Bauwesen vom
k. k. Ministerialrath P. v. Bittinger Jahrgang 1864 abge-
^ bildet und beschrieben worden sind, auf welche sich hiemit,
um Wiederholungen zu vermeiden , im Ganzen und im De-
tail berufen wird. In gleicher Weise ist die Eztractionshütte
in der Stefanshütte vom Herrn Director Ferjentsik gebaut
und diente als Vorbild bei Erbauung der Avanzaer Hütte;
dieselbe ist beschrieben in dem Berichtsbuche über die
zweite allgemeine Versammlung der Berg- und Hüttenmänner
in Wien.
Wo keine Kalksteinquadern und Cementkalk vorhan-
den sind, muss das Laugenreservoir, um verlässlich zusein,
zuerst aus fettem Mauerwerk hergestellt werden. In dieses
kommt ein entsprechend grosser hölzerner Kasten ; zwischen
Mauerwerk und Kasten muss eine 8 — 1 0zöllige Letten -
dichtung angebracht werden. Zuerst wird der Boden mit
Letten ausgestampft, hierauf der hölzerne Kssten eingesetzt
und zuletzt die Seiten mit Letten gedichtet. Die Letten-
dichtung soll in dreizölligen Lagen geschehen, jede Lage
muss vor dem Niederstampfen der zweiten gut aufgeritzt
werden , damit innige Verbindung zwischen beiden herge-
stellt werde, eben so muss unter dem, zum Laugen-Beser-
voir führenden geneigten hölzernen Boden des Eztractions-
saales i» diesem Falle eine 10 — 12zöUige Letten dichtung
angebracht werden, damit kein Laugen- Verlust durch allen -
fälliges Binnen der Eztractions-Silberfäll- und Kupferfäll-
kästen entstehen könne.
Die Silberfällkästen sollen jeder statt 2 Abtheilungen
deren 4 haben, damit die silberhaltige Flüssigkeit sich in
8 Abtheilungen (in 2 Kästen) zertheilend durch die Kupfer-
granalien oder Cementkupfer gleichmässiger zersetzt werde
und bei vorkommenden Störungen in der Filtration diese
auf kleine Abtheilungen beschränkt werden.
Statt der Granalien von reinem Kupfer kann man, wie
diese sich der Verfasser versuchsweise überzeugte, auch un-
mittelbar Schwarzknpfer-Granalien anwenden, was in dop-
pelter Beziehung ökonomische Vortheile bringt, einmal wer-
den die Unkosten der Granalien - Erzeugung aus reinem
Kupfer eliminirt und zugleich ein Theil Schwarzkupfer un-
mittelbar auf Silber verarbeitet, da das Kupfer derselben
gelöst, das Silber beim Cementsilber rückbleibt. Die allen-
falls hiedurch bedingte sehr geringe Verunreinigung des
<
— 21 —
Silbers wird durch einen kleinen Pottaschen-Zuschlag beim
Siiberschmelzen. behoben.
Zu den Unannehmlichkeiten des Extracttons-Betnebes
gehört das öftere Scfaadhaftwerden der kupfernen Laugen-
ErbitznngskesseL
Es wäre nach der Meinung des Herrn Directors F e r-
jentsik vortheilhafter, statt dieser einen Dampfkessel zm
heitzen, und da die Eztraction viel Wasser zur Verdünnung
der sich stets mehr concentrireuden Manipulations-Koch*
Salzlauge erfordert, die Koehsalzlauge in einem hölzernen
Reservoir mit Wasserdampf zu erwärmen, wobei auch zum
Theil die erforderliche Verdünnung mit Wasser vor sich
gehen würde.
Ob es rathsam sei, den Dampfkessel mit Anwendung
einer Hilfsfeuerung durch die heissen Röstgase zu heitzen,
kann nur die Erfahrung entscheiden, da beim Entschwefeln
(oxydirende Röstung) die entweichenden schwefeligen und
schwefelsauren Dämpfe, beim Chloriren das freie Chlor und
die Chloride, die Dampfkesselwände voraussichtlich bald
angreifen würden, und zugleich sich starke Ansätze von
Antimonozyden an den Dampfkesselwänden bilden, welche
die Mittheilung der Wärme an das Wasser erschweren
möchten. Eiserne Pfannen oder Leitungen anzuwenden ist
gar nicht thunlich, einmal desswegen nicht, weil sie sehr
schnell durch die in der Lauge befindlichen Chloride zerstört
werden und dann auch desshalb, weil wenn sich das Kupfer-
ehiorid und Chlorür in den Kupferföll-Lutten nicht ganz zer-
setzt, solches in die Pfanne und Leitungen hineinkömmt,
wo die Endzersetzung unter Bildung von Kupfer-C^ment-
schlich stattfindet.« Gelangt nun Kupfer -Cementschlich
von der Strömung der circulirenden Manipulationslauge mit-
gerissen in die £xtractio|isk ästen, so wird die Lösung des
Chlorsilbers in der Kochsalzlauge schon dort zersetzt, es
scheidet sich metallisches Silber aus, welches dann nicht ganz
neuerdings chlorirt und gelöst wird und als solches die Rück-
stände reich macht.
Bei der Silber-Eztraction aus Schwarzknpfer und Speise-
mehlen muss noch auf eine Rückstandsbühne Bedacht ge-
nommen werden, was bei der Eztractionshütte in Avanza,
da die entmetallten Rückstände in die wilde Fluth gelang-
ten, nicht in Berücksichtigung kam.
Es ist diess ein im Niveau der Eztraction skästen ange-
brachter bedachter Raum mit einer laugendichten etwas ge-
neigten Bühne versehen, auf welcher die aus den Eztrac-
tionskästea ausgehobenen entsilberten Schwarzkupfer und
Speisemehle in gesonderten Parthien gestürzt werden, theils
um, bevor sie in ein Rückstandsmagazin überführt werden,
einen grossen Theil ihrer Nässe abzusetzen, welche in Rin-
nen abgeleitet wird, theils um vor ihrer Wegschafiung vorher
so lange liegen zu bleiben, bis durch eine mit ihnen unternom-
mene Probe auf Silber ein Minimum des Haltes von diesem
Metalle erwiesen ist.
Da ferner bei den in Frage stehenden Processen es sich
hauptsächlich um die Silbergewinnuog handelt, so brauchen
auch die KtipferfiUl-Lutten keine so grosse Ausdehnung zu
erhalten, wie diess bei der Avanzaer Eztractionshütte aus-
geführt werden musste, in welcher neben Silber auch Kupfer
eztrahirt und gefällt wurde. Wird aber, wie in der Stefans-
hütte, die Speise nicht nur entsilbert, sondern zugleich auch
entkupfert, so mfissbn die Cementkupfer-Lutten dann jene
grössere Ausdehnung besitzen.
Das Silbereztractions-Verfahren sowohl für Schwärs*
kupfer oder Speisemehi ist ganz dasselbe.
Je coneentrirter und heisser die Silberextractions-Koch-
salzlange ist, desto schneller und besser werden die gut
chlorirten Parthien entsilbert. Gewöhnlich arbeitet man mit
einer 20 — 26^ Beaum6 dichten und 60 — 70® Celsius heissen
Kochsalzlauge.
Mit ^er Zeit, wenn sich die Manipulationslauge mit
Glaubersalz und Eisenchlorttr mehr sättigt, ist der absolute
Kochsalzgehalt im Cubikfuss Lauge bei obigem Dichtigkeits-
Grade wohl geringer. Sind jene beiden Salze, namentlich
das Glaubersalz, in nicht zu grosser Menge vorhanden, so
n«hmen sie auf eine hie durch bedingte Verzögerung der
Entsilberung keinen erheblichen Einfluss.
Bei regelrecht erzeugten Schwarzkupfern ist die Bil-
dung obiger Salze und ihr Eintreten in die Manipulations-
Lauge nicht gross, so dass bei einei^ beispielsweise monat-
lichen Aufarbeitang von 500 Ctr. möglichst schwefelfreier
Mehle, bloss im Jahre einmalige Entfernung dieser Salze
noththut. Es ist dieas im Winter am besten auszuführen ;
wenn der Eztraciions- Apparat gereinigt worden, wird die
Lauge in alle Kästen aufgepumpt und nach zweiwöchentli-
chem Stillstand bei geöffneten Werksfenstern krystallisirt
der grösste Theil des Glaubersalzes heraus.
Das Eisen wird als basisches Salz stets aus der Lauge
dadurch entfernt, dass es auf den entsilberten Parthien sich
ansammelt und mit diesen aus den Kästen entfernt wird,
daher findet keine namhafte Ansammlung dieses Salzes in
der Lauge statt ; sonst könnte man dieses Salz dadurch ent-
fernen, dass man die Lauge mit Chlorkalk gemischtem Aetz-
kalk versetzt.
Manchmal häufen sich die basischen Eisensalze nament-
lich bei zu stark lechigen Schwarzkupfern und besonders
Speisen so stark auf den Mehlparthien in den Eztractions-
kästen an (1 — 3" hoch), dass durch die entstehende dicke
Schlammschichte der Laugendurchzug erschwert wird; als*
dann lässt man die Lauge aus den Kästen ab, hebt die
Schlammschicht basischer Salze ab und beginnt die Eztrac-
tion vom Neuen. Am besten theilt man diesen Schlamm
von basischen Salzen der ozydirenden Röstung zu.
(Fortsetzung folgt^
Bemerkungen über Torfverkohlung.
(Aus Anlass des neuen Verfahrens von Gräser, Walland
und Libert)
Im Blatte Nr. 45 v. J. der österreichischen Zeitschrift fär
Berg- und Hüttenwesen erscheint ein Artikel über ein neues
Verfahren,* mittelst eigenthümlicher Oefen alle Gattungen
mineralischen und vegetabilischen Brennstoffes zu ver-
kohlen; es sind darin selbst Anklagen gegen die bishe-
rigen Verkohlungsmethoden verwebt, denen ich als Prakti-
ker zu entgegnen, in diesen Zeilen mir erlaube.
Weit entfernt, dem neuen Verfahren unbedingt den
Stab zu brechen, und mich dadurch in die Compagnie alter
verknöcherter Praktiker einreihen zu lassen ; so habe ich
doch einige gewichtige Bedenken gegen die sanguinischen
Hoffnungen, welche nun unserer Eisenindustrie durch die
Anwendung der Torfkohle erblühen sollen.
Der Torf ist und bleibt ein theueres Brennmaterial,
die Entfernung seines grossen Wassergeb altes, der bekannt-
lich über 90% beträgt, bietet so viele Schwierigkeiten, dass
22 —
er bisher nocb immer nicht die ConcarrenB, sowohl mit dem
Holze -als wie mit der Steinkohle aushalten konnte. Ich
habe in dieser Richtung in einer Reihe von vielen Jahren die
bittersten Erfahrungen gemacht. Wenn auch die Qualität
der Torfkohle nichts sn wünschen übrig lässt, indem sie
dem Effect nach, sowohl in Hochöfen als wie in Frisch-
feuem der besten Fichtenkohle gleichkommt, so ist doch
ihre Eraeugung, abgesehen von den Unkosteui ihrem ge-
ringen Ausbringen aus dem Torfe, mit so grossem Zeitauf-
wande verbunden, dass sie mit der massenhaften Production
eines Hochofens nicht gleichen Schritt halten kann ; treten
zum UeberfiuBse noch ungünstige Witterungsverhftltnisse
ein, so können sie empfindliche Betriebsstörungen zur Folge
haben.
Unstreitig sind in Steiermark die Torfmoore in der
Umgebung von Admont die bedeutendsten, ihre Mächtigkeit
von 10 — 24 FuBs in ^iner Lftngenerstreckang von 4 deut-
schen Meilen berechtigen allerdings zur Aussicht einer
reichlichen Ausbeute, obwohl die Lage der Moore in einer
Höhe von 2200 Fuss über die Meeresfl&che am Fasse hoher
Alpen der Lufttrocknung nicht am günstigsten ist.
Wäre auch dieses Hinderniss durch künstliche Trock-
nung zu besiegen, so tritt der Hauptnerve jeder industriel-
len Unternehmung, nämlich der Kostenpunkt auf, der nur
zu oft manche glückliche Idee zu Grabe trägt.
Bei unserer darniederliegenden Eisenindustrie ist es
eine Anforderung der Zeit, möglichst billiges Roheisen zu
liefern ; diese Aufgabe lässt sich nur durch billigeren Brenn-
stoff erzielen, und gerade an dieser Klappe strandet die
Torfkohle ; von der Gewinnung des frisch gestochenen Tor-
fes bis zur Torfkohle steigern sich die Unkosten so gewal-
tig, dass jeder Industrielle bisher von jedem weiteren Vei*-
i^ec kt wurde.
Da ich alle Stadien der Torfmanipulation, nämlich der
Gewinnung des Torfes bis zur Torfkohle durchmachte, die
Verwendung sowohl des lufttrockenen Torfes, als wie der
Torfkohle beim Eisenschmelzprocesse in grossem Massstabe
versuchte, so kann ich einiges von diesem Brennstoff-Sur-
rogate sprechen, und will daher den practischen Finger-
zeig durch Ziffern ^eben, welchen Erwartungen man sich
bezüglich der Torfkohle hingeben kann.
Auf der hiesigen grossen Verkohlung sind erst in neue-
ster Zeit abermals Versuche mit der Torfverkohlung wie-
derholt worden.
In 12 gewöhnlichen stehenden Meilern von 4 — 5 Klft.
Diameter und 10 — 12 Fuss Höhe, mit einer Capacität von
4000—4300 Cub. Schuh, wurden insgesammt 51.600 Cub.
Fuss lufttrockener Torf eingelegt, und "hieraus 22.267 Cub.
Fuss Torfkohle erzeugt, welches dem Volum noch 26*1 %
oder bei dem Gewichte von 8'7 Pfd. pr. Cub. Schuh, 28*8%
dem Gewichte nach. Ausbringen gibt.
Binnen 14 Tagen war jeder Meiler ausgekohlt und die
Kohle in den Kohlschoppen gebracht.
Diesen Ergebnissen zu Folge sind zu 100 Pfd. Torf-
kohle 347 Pfd. trockener Torf erforderlich.
Mag der aus dem Moore ausgehobene Torf entweder
durch natürliche Luftströmung oder durch künstliche Trock-
nung in eigenen Trockenhäusem, wie am Stoltacher Moore
in BaierUi oder durch das complicirte Verfahren des Herrn
Ezter am Haspelmoore nächst Augsburg von seinem Was-
sergehalte befreit werden, so wird der Centner vollkommen
trockenen Torfs kaum minder als zu 26 kr. Oe. W. herge-
stellt werden könneui und selbst bei der Annahme, dass
durch die trockene Destillation in Oefen, der Verkohlnogs-
process vollkommener und schneller erfolge, als wie in Mei-
lern im Freien, welche allen Witternngsverhältnissen aus-
gesetzt sind, so «wird man bei den physikalischen Eigen-
schaften des Torfes zu einem Centner Torfkohle, welche
fest und hellklingend ist, kaum weniger als 300 Pfiind
trockenen Torf benöthigen, welche allein schon 78 kr.
kosten, nun kommen noch die Verkohlungskosten, nämlich
Arbeitslohn und Brennstoff fdr die Oefen, die Kosten &Lr
Regie, die Verzinsung und Amortisation des Anlage-Capi-
tals hinzu, welche durchschnittlich auf 30 kr. anzuschlagen
sind.
Der Ankaufspreis von 100 Pfd. Holzkohle (Bauem-
Kohle) ist gegenwärtig 90 kr., während unter den günstig-
sten Verhältnissen ein gleiches Gewicht Torfkohle auf
1 fl. 18 kr. zustehen kommt, ein Preis, bei welchem letztere
weder mit der Holzkohle noch mit der Steinkohle concnr-
riren kann, unter welchen Umständen bei einem anzuhoffen-
den gesteigerten Bedarfs von Roheisen, jeder Hüttenbesitzer
gewiss eher zu böhmischen oder ungarischen Coaks greifen
wird, die er bei dem nun concessionirten Bau der Rudolphs-
und Fünfkirchen-Kottori-Eisenbahn gewiss um 80 — 90 kr.
bis zu seinem Hüttenwerk an sich ziehen kann, und mit
90 Pfd. Coaks 100 Pfd. Roheisen wird erzeugen können.
Es wird ferner behauptet, das mit der Torfkohle erbla-
sene Roheisen entspreche dem Zwecke einer weiteren Ver-
arbeitung besser, als wie jenes mit Coaks oder Holzkohle
erzeugte und ersteres bewähre sich insbesondere bei dem
Bessemer-Metalle. Es wäre sehr interessant durch Herrn
Verfasser zu erfahren, welches Eisenwerk sich mit der Er-
zeugung von Torfkohle und deren Verwendung zum Eisen-
schmelzprocesse in ausgedehntem Masse befasse, und auf
welcher Hütte bereits Bessemer-Metall aus dem mit Torf-
kohle erblasenen Roheisen erzeugt worden sei. Herr Mini-
sterialrath Ritter V. Tunner^ dem wir die Bekanntgabe der
neuesteh Fortschritte im Eisenhüttenwesen zu verdanken
haben, hat noch nie in seinen Werken etwas erwähnt, daher
wir Hüttcnleute iin Interesse unsefes Faches dem Herrn
Verfasser für die Bekanntgabe der an Ort und Stelle ge-
machten Erfahrungen uns um so mehr für dank verpflichtet
fühlen würden.
Femer wird uns der Vorwurf gemacht, dass die gegen»
wärtige Verkohlungsmethode noch immer auf derselben
niedrigen Stufe wie vor Jahrhunderten stehe.
So wie man durch Maschinen die Verdichtung und
Pressung des Torfes mit grossen Opfern zu erzielen suchte,
so wurden alle diese Versuche durch den Misserfolg lahm
gelegt, gleiches Schicksal theilte auch die Holzverkohlung,
man kehrte immer wieder auf das primitive Verfahren, als
das zu einer grossartigen Erzeugung geeigneteste zurück,
ja selbst bei einer mit aller Energie und Ausdauer durch-
geführten Unternehmung, die Torfkohle zur Geltung zu
bringen, dürfte die Rentabilität noch problematisch sein,
die mannigfaltigen Vorarbeiten, welche der Torf von der
rohen Masse bis zur Torfkohle durchwandern muss, stehen
mit dem geringen Ausbringen in keinem Verhältniss, wovon
die mehrfach erzielten, sich immer gleichbleibenden Resul-
tate den Beweis lieferten.
Wie bereits erwähnt, erfordern 100 Pfund Torfkohle
347 Pfund lufttrockenen Torf.
Wird der frisch gestochene Torf in Trockenhütten,
- 23 -
oder wie in Kftrnten «nf Hiefeln getrocknet, so verliert er
76% von seinem Qewiehte, oder was dasselbe ist, zu 100
Pfand lufttrockenem Torf massen 4t7 Pfund nasser Torf
gestochen werden, daher obige 337 Pfund lufttrockener
Torf nicht weniger als 1446 Pfund benöthigen, welche so-
mit nur 100 Pfund Torfkohle geben.
Nach meiner practischen Ansicht dfirfte der Torf durch
die Anwendung der Lundinischen Oefen einer grösseren
Zukunft sich erfreuen.
Wird der Torf in den Gasgeneratoren zur Gaserzeu-
gung verwendet, und die Torfgase in den Condensatoren
ihres Wassergehaltes vollständig beraubt, so wird er jenen
Effect leisten, den er vermöge seines Kohlenstoffgehaltes zu
leisten vermögend wäre, und das Hindemiss eines guten
Effectes wäre somit glücklich überwunden.
Naturschätze, welche bisher brach Isgen, könnten zum
Nutzen der Industrie und Wohle der Bevölkerung ihrer Be-
stimmung zugefKhrt, das Holz aber, welches bisher als Kohle
dem Frischprocesse zugewiesen war, könnte der Boheisen-
Production zugewendet und dadurch auch die Menge des
allbekannten guten steierischen Holzkohlen-Boheisens be-
deutend gesteigert werden.
Hieflau, am 4. December 1866.'
F. Kindinger,
k. k. Bergrath.
Jakob Sehellessnisg. ^)
Vekrolog.
Am 14. December des eben abgelaufenen Jahres verlor
die österreichlache Montanindastrio und spectell das AlpenUnd
Kärnten einen seiner geachtetsten Repräsentanten durch das
Hinscheiden des gräflich Egger*tchen Inspectors, Landtagsab-
geordneten und Viceprasidenten der Handebkamraer Herrn
Jakob Scheliessnigg. Seine hervorragenden Verdienste um
die Hebung der Eisenindustrie in Innerösterreich und um die För-
derung der Landesinteressen sichern seinem Namen einen Ehren-
platz in der Geschichte der Arbeit und der Cultur des Vater-
landes und eine kurze Skizze seines Lebens dürfte in diesem
bergmfinnischen Fachblatte kaum an der unrechten Stelle sein.
Scheliessnigg stammte nicht aus einer bergmännischen
Familie , und gehörte auch seinem Bildungsgänge nach nicht unter
jene n zünftigen und erblichen" Mitglieder unserer Berufsgenossen-
schaft, deren vorwiegende Zahl dieser ein nicht bloss in der
EigenthümUchkeit des Berufes wurzelndes Qeprftge der Kasten -
Abgeschlossenheit oder doch den Ruf einer solchen verschafft
haben ; er war nvon Aussen «r in unsere Fachkreise hineingekom-
men, denen er in einem vieljährigen rastlosen Schaffen und Wir-
ken Ehre und Vortheil gebracht hat. Sein Name, {nom4n ei
omcn) scheint auf slavischen (windischen) Ursprung zu deuten
und entspricht der böhmischen Form nZelesnik« („Eisenhänd-
ler«), seine Eltern aber gehörten dem Bauernstande an und waren
auf der sogenannten Scheliessnigg -Hube in UnterLoibach bei
Bleibnrg in Unterkärnten ansässig, wo Jakob am 25. Juli 1790
das Licht' der Welt erblickte.
In der Kindheit schwächlich, wurde er zum ,fStudiren'' be-
stimmt und kam mit It Jahren in das Gymnasium nach Kla-
genfiirt, wo er nicht nur bald zu den ausgezeichnetsten Schülern
zählte, sondern auch zum Jüngling heranreifend, sowohl im
Hause eines väterlichen Freundes sich dauerndes Wohlwollen
erwarb, sondern auch in gebildete Familienkreise eingeftlbrt
seine Anschauungen erweiterte und ebenso wie sein Wissen auch
seine Talente auszubilden wusste. Er erwarb sich Kenntniss der
französischen Sprache, des Zeichnens und der Musik, obwohl
er, um seinen Eltern nicht zur Last zu fallen , durch Ertheilung
von Unterricht sich einen Theil seines Unterhaltes verdiente.
Nach zurückgelegten Gymnasialclassen widmete ersieh den Rechts-
*) Wir folgen bei diesem Nekrologe einer ausführlichen Le-
bensskizze, welche die nCarinthia« im Jännerhefte 1867
enthält. Die Red.
Stadien, die er in der bewegten Zeit der französischen Invasion
unter mannigfachen Hindernissen und Nahrungssorgen theils in
Graz, theils in Wien vollendete (1801). Er hatte sich während
derselben durch Unterrieht, und als SoUidtator eines Advo-
eaten, endlich selbst in der Magistratspraxis seine Subsistenz-
mittel zu verschaffen gewusst, da er den „Ehrgeiz« hatte, sein
väterliches Erbe nicht nverstudirentf zu wollen.
Eine Angelegenheit des Herzens, welche ihm eine frühere,
wenn auch bescheidenere Anstellung wünschenswerth erscheinen
Kees , entschied ihn , nicht in Staatsdienste zu treten , sondern
im herrtchaftlichem Privatdienste sein Unterkommen zu snchen.
Bei der Graf Thurn*schen Herrschaft Bleiburg als Practikant
eingetreten, 1813 zum Controlor befördert, war er gegen 1814,
also mit 24 Jahren, Pfleger und Bezirkscommissär in Blei-
burg. Die Kriegszeiten nahmen den jungen Bezirksleiter viel-
fach in Anspruch, sein Fleiss, seine energische Thätigkeit fanden
zwar Anerkennung und Belobung von Seite des vorgesetzten
Kreisamtes, doch schien ihm ein Wechsel auf einen andern
Posten erwünscht, den er auf einem der Güter des damals noch
minorennen Grafen Egger zu Haimbutg vorfand, aber auch dort
Zeit und Anstrengungen bedurfte, um durch seinen kundigen
Eifer das in völliger Unordnung übernommene Amt wieder in
Ordnung zu bringen.
Schon in Bleiburg mussten die montanistischen Angelegen-
heiten vielfach an ihn herangetreten sein , denn sein erster Dienst-
herr Graf Thurn war einer der grössten Gewerken Kärntens.
Noch mehr war diess der Fall auf seinem zweiten Dienstposten
beim Grafen Egger, dessen Vertrauen sich Seh. — welcher bereits
allgemein den Ruf eines ebenso tüchtigen als ehrenhaften Man-
nes sich begründet hatte — bald in solchem Grade erwarb, dass
er im Jahre 1827 zum Ins]f>ector und Leiter aller gräflichen Be-
sitzungen und Werke ernannt wurde.
Wie der nun 30jährige »Jurist« sein administratives nnd
schöpferisches Talent, seinen warmen Eifer für das Interesse
seines Dienstes und des« ganzen Landes bethätigt hat, davon
sprechen die Schöpfimgen seiner fast 40jährigen Wirksamkeit
in dieser Stellung. Er setzte sich zum Ziele, die technische
und mercantilc Seite seiner Aufgabe gleichmässig zu fördern,
lernte selbst italienisch, um die Correspondenz mit den italieni-
schen Abnehmern leiten und übersehen zu können, schuf einen
neuen prae tischen Verwaltnngsorganismus , umstaltete die techni-
schen Etablissements vom Grunde ans, wusste die rechten Leute
an den rechten Platz zu stellen , ihre Thätigkeit zu lenken ohne
sie zu behindern, und lieferte so den Beweis, dasa das Berg-
und Hüttenwesen keine gar so abgeschlossene Zunft sei, in
welcher nur auf dem alten Wege vom Lehrling und Gesellen
die Meisterschaft zu erlangen sei — und dass man eben kein
„Meistersohnu sein müsse, um Tüchtiges zu schaffen*) in diesem
Zweige der Industrie. In Lippitzbach ersetzte er die durch
englische Concurrenz unrentabel gewordene Weissblecherzeu-
gung durch ein Walzwerk und führte die Gasfeuerung ein; in
Freudenberg wurde ein Torfmoor erworben und ein «gross-
artiges Walzwerk mit Dampfhammer auf Torfteuerung basirt,
weil die Brennstoffbedeckung durch Holz gefährdet schien, in
Feistritz entstand eine mit den neuesten Fortschritten des
Faches ausgerüstete Drahtfabrik an der Stelle einer unhaltbar
gewordenen Hochofenanlage, und die Werke des Grafen Fer-
dinand Egger, dessen vollstes Vertrauen Scheliessnigg genoss
und — verdiente, erlangten unter seiner Führung den aus-
gezeichneten Ruf im In- und Auslande, der sie unter die Er-
sten des Landes reiht!
Aber Seh. blieb nicht beim Einzelnen stehen; das Allge-
meine, die Interessen des Vaterlandes und die seiner engem
Heimath nahmen seinen Geist und seine Kräfte neben seinen
eigentiichen Berufsarbeiten stets in Anspruch. Seit 1830 Mitglied
der kärnthner'schen Gesellschaft ftir Landwirthschaft und Indu-
strie, war es seine Feder, der man jährlich einen eingehen-
den Bericht Über Handel und Verkehr der kärntnerischen Eisen-
industrie verdankte; 1833 trat er— damals noch ohne Erfolg —
für Zehentreluitionen auf, seit 1836 stand er unnusgesotzt geistig
in Waffen auf dem noch immer streiteHUlltcn Schlaclitfelde der
Zollpolitik — ein consequenter Gegner des Freihandels, — ja! er
blieb bis an sein Ende ein Schutzzöllner, den man vielleicht
*) Seh. ist nicht das einzige Beispiel, dass universelle und ad-
ministrative Kenntnisse für das Fach oft epochemachender
werden können als die noch so vollendete Technik, wenn
sie einseitig auftritt oder sich kastenmässig abschliesstü
— 24
nicht einmal einen «gemSssigten« nennen konnte, jedoch aai Ueber-
zeogimg nnd mit statiatischen Nachweisen kimpfend. Wir (O. H.)
glauben, daaa er hierin vielleicht nicht gans ttber den Standpunkt
localer Interessen sich an eriieben wnsste, aber auch wer ihm
nicht auf seinen Standpunkt au folgen rermochte, musste die
Motive desselben und den Charakter des unermüdlichen Kftm-
pfe» ehren. Zahlreiche Denkschriften ttber die kämtnerische Eisen-
industrie, die er seit 1832 geschrieben und theilweise publlcirte,
verbreiteten seine Wirksamkeit über die Grenzen seiner Hei-
math. Das Jahr 1848 fand ihn tii&tig in Deputationen an. das
kaiserl. Hoflager, als Mitglied der deutschen Nationalversamm-
lung in FranlSirt, bei der Gründung des „allgemeinen deutschen
Vereins cum Schutze deutscher Arbeit", Im Jahre 184tt beim
Wiener landwirthschaftlichen Congresse, seit 1850 Bei-
sitzer des Bergsenats tieim Handelsgerichte in Klagenfurt, 1851
und 1855 ehrenvoll ausgezeichnet bei den Weltausstellungen
in London und Paris, vertrat er überall würdig sein Hei-
mathland.
1858 nahm er thätigen Antheil an der ersten Berg- and
Hüttenmünner-Versammlung in Wien,*) im Jahre 1859 an der
Gründung des Vereines der Eisenindustriellen, die ihn zum
Vertreter der Gruppe der Alpenländer wählte. — Seit Gründung
der kürnt. Handels- und Gewerbekammer war er ihr thfttiges
Mitglied und oft ihr ViceprXsident; sein Antheil an der känit-
nerischen Elsenbahn ist durch die von ihm 1862 publlcirte Ge-
schichte dieses Unternehmers festgestellt. Er betheiligte sich an
der Errichtung der Filial-Escompte-Bank in Klagenfurt und
ward ihr Director. Der k&mtnerische Landtag zählte ihn zt^
seinen hervorragenderen Mitgliedern, das Unternehmen der Ru-
dolfsbahn zu seinen emsigsten Förderern. Noch im letzten Jahre
seines arbeitsreichen Lebens verfasste er eine umfangreiche
Denkschrift über — oder eigentlich gegen den englischen
Handelsvertrag! Auch diese Zeitschrift erfreute sich bisweilen
eines Beitrages dieses rastlos wirkenden Veteranen der Eisen-
industrie! ■
Im Alter von 76 Jahren unermüdeten nützlichen Wirkens
raiBe den thätigen Greis eine kurze Krankheit hinweg.
Ein langer Trauersag , dem die Mitglieder der Landesvertre-
tuDg. der Handelskammer und des Gemeinderathes sich anschlo»»
sen, folgte am 17. December dem Ehrenmanne zu Grabe; über
dasselbe hinaus aber folgt ihm die dankbare Anerkennung seiner
Mitbürger und die reinste Achtung Aller, die ihn im Leben ge-
kannt haben. O. H.
I
A-dministratives.
Xmanaongen.
Se. k. k. Apostolische Majestät haben mit Allerhöchster
EntSchliessung vom 11. Jänner d. J. den Sectionschef im Finanz-
Ministerium Franz Freiherm v. Becke zum Unter-Staatsseccetär
in diesem Ministerium zu ernennen nnd demselben taxfir^. die
' Würde eines geheimen Rathes Allergnädigst zu verleihen geruht
Vom Finanzministerium:
Beim HauptmOnzamte in Wien : Der Cassier und dermalige
Amtsleiter daselbst Eduard Richter zum Director; der Vorstand
des Lemberger Landroünzprobir-, Gold- und SUber-Einlösungs-
und Füial-Punzirungsamtes Ferdinand Panocha zum zweiten
♦) Die »Carinthia** irrt, wenn sie diese Versammlung als vom
Ministerium einberufen bezeichnet. Sie wurde vom Dr.
Ferdinand Stamm, dem Redacteur der „Neuesten Erfin-
dungen« angeregt und ins Leben gerufen durch ein auf
seine Anregung zusammengetretenes Comit^ und hat sieb
stets vollkommen selbstständig erhalten. Wenn auch das
Ministerium durch die ärarischen Bergbeamt«n daran Theil
nahm und die Eröffiiungssitzungen durch die Gegenwart
von Ministem und andern Würdenträgern ausgezeichnet
wurden, so blieben diese Versammlungen doch stets pri-
vaten Charakters! — O. H«
Wardein; der Cassacontrolor des Haupt-Punzirungsamtes Carl
Gent hon zum Cassier; der dortige Amtsofficial Johann Oberth
zum Cassacontrolor; endlich die bei dem Hauptmünzamte in
Verwendung stehenden Praktikanten Johann Hrabak und Jo-
hann Hetzkofer zu Amtsofficialen (Z. 53236, ddo. 29. De-
cember 1866).
Erledigung.
Verwaltersstelle bei der k. k. Berg- und Hüttenver-
waltnng zu Brixlegg in der VHI. Diätenclasse mit dem Gehalte
jährl. 1200 fl., freier Wohnung sammt Garten und mit der Ver-
bindlichkeit zum Erläge einer Caution im Gehaltsbetrage. Be«
Werber um diese Stelle haben ihre gehörig documentirten Ge
suche unter Nachweisung des Alters, Standes, Religionsbekennt-
nisoes, des sittlichen und politischen Wohlverhaltens, der bishe-
rigen Dienstleistung, der besonderen Kenntnisse im Bergbau und
Kupferhüttenbetriebe, der Silberextraction, der Kupferhammer-
und Walzwerks-Manipulation, Gewandtheit im Concept und im
Rechnungswesen, der Cautionsfähigkeit nnd unter Angabe, ob
und in welchem Grade sie mit den Beamten dieser Direction
oder der unterstehenden Aemter verwandt oder verschwägert
sind, im Wege ihrer vorgesetzten Behörde bis 15. Februar 1867
bei der k. k. Berg- und Salin endirection einzubringen.
K. k. Berg- und Salinendirection Hall am 8. Jänner 1867.
Yerordnung.
(Missbrauch des Telegraphen von Seite der
Staatsorgane.) Aus Anlass vorgekommener Fälle werden die
Weisungen des Finanzministerial-Erlasses von 22. April 1860,
Z. 17710 (V. Bl. Nr. 26, S. 201), über die Art der Benützung
des Telegraphen von Seite der Organe der Staatsverwaltung in
Erinnerung gebracht. Zugleich wird eröffnet, dass die k. k.
Staatstelegraphen-Direction in Wien vom k. k. Handelsministe-
rium angewiesen wurde, die von den Telegraphen-Stationen all-
monatlich eingesendeten amtlichen Telegramme zu prüfen und
für diejenigen von ihnen, welche nach dem Urtheile der Tele-
graphen- Direction Privatangelegenheiten betreffen, oder mit einer
nur bei schriftlichen Bfittheilungen zulässigen Weitwendigkeit
und Courtoisieform abgefasst sind, oder deren Inhalt ebenso gut
im Postwege hätte mitgetheilt werden können, i i bi i HMI s im An-
fange jeden Monates die tarifmässigen Gebühren im Wege der
betreffenden Telegraphen-Inspectorate von den Aufgebern ein-
heben zu lassen, und im Falle der Zahlungsverweigerung den
Gegenstapd unter Vorlage der Telegramme beim Handelsmini»
sterium zur Sprache zu bringen.
(Z. 439, ddo. 8. Jänner 1867.)
Kundmachung.
Roheisen-Preise bei der k. k. Hauptgewerkschaft pr»
Wiener-Centner in Oesterr. Währ.
Loco Eisenerz und Hieflan 2 fl. 50 kr,
, Factorie Leoben 2 » 90 „
« Weyer 3 n 6 i»
„ Oberfactorie in Steyer 3 » 30 „
f Altenmarkt und Weissenbach 2 „ 85 „
n Admont 2 tt 75 it
Abnahms-Begünstigung, die bisherige:
Bei einer gegen gleich haare Bezahlung realisirten Abnahme
von 500 bis 1000 Centner auf eiximal wird 1%
„ 1000 — 20()0 „ n „ 2%
I. 2000 — 3000 »t « » „ 30/0
w 3000 und darüber « n " 4%
vom Werthe der Abnahme zu dem ftlr Eisenerz und Hieflau
festgesetzten Preise i 2 fl. 50 kr. De. W. pr. Centner nebst
dem 1 V4 procentigen Baarbezahlungs-Sconto dem Käufer gut
gehalten.
Offene CorrespondeiiB der Expedition.
Herrn A...F...inF^..f. Gesandte 40 kr. und Nr, 1, 2
richtig erhalten. Wir haben eruirt, dass unterm 29; December
nochmals auf das L Semester mit 4 fl. 40 kr. pränumerirt wurd«
und stellen den Betrag zu Ihrer Verfügung.
Diese ZeiUchrift erscheint wöchentlich einen Bogen stark mit den nöthigen artistischen Beigaben. Der PraaninertÄttspreii
ist jährlich loco Wien 8 fl. o. W. oder 5 Thlr. 10 Ngr. Xit franeo Postvenwidung 8 fl. 80 kr. ö. W. Die Jahressbcfn^üten
erhalten einen officiellen Bericht über die Erfahrungen im berg- «ad hüttenmännisohen Matehinen-, Bau- nnd Aufbereitn^ljlsea
lammt Atlas als Gratisbeilage. Inserate finden gegen 8 kr. ö. W. oder iVi Ngr. die gespaltene NonpareiUezeile kighm^,
Zuschriften jeder Art können nur franoo angenommen werden.
Draek v. Karl WlaUraiu * Co. lu Wl«.
N=4.
XV. Jahrgang.
Oesterreichische Zeitschrift ^^^
fiir
Berg- und Hüttenwesen.
Verantwortlicher Redacteur: Dr. Otto Freiherr von Hingenau,
k. k. Miniaterlalr&tb im Flnansmixiisteriam.
Verlag von PrledPioll Manz (Kohlmarkt 7) in Wien.
Inhalt: Pariaer Weltansstellung 1867. — Nachrichten über das f.Be88emem.u — Erfahrungen bei der Gewinnung des
Silbers aus Fahlerz-Rohkupfer (antimonialischem Schwarxkupfer) und Fahlerz- Speise (Antimon-Speise) im oberungarischen Berg-
districte, — Neues Verfahren zur Bleiweissfabrication. — Notizen. — Kundmachung. — Auflforderung zur baldigen Einsendung
der Gegenstände zur Pariser Ausstellung. — Administratives. — Ankündigung.
Pariser Weltausstellung 1867.
Das Ceutralcomit^ für die Pariser Ausstellung hat die nach-
folgenden Instructionen an das ungarische Laudescomit^ und die
Handels- und Oewerbekammem als Filialcomit^s, dann an die
Herren Aussteller erlassen:
InstroetioA ftrdas ungarische LaHdescomlt^ and dielandeh-
nnd fiewerbekammern als Fillaleeniit^s.
Nachdem nunmehr der Zeitpunkt herannaht, wo die lieber-
nähme der für die bevorstehende Weltausstellung angemeldeten
Erzeugnisse, sowie die Versendung derselben nach ihrem Be-
stimmungsorte von Seite der Filialcomit^s stattzufinden hat, so
hält es das k. k. Centralcomit^ zur Erzielung eines gleichmässi-
gen, den Zwecken der Ausstellung entsprechenden Vorganges
für nothwendig, den geehrten Filialcomit& die nachstehende In-
struction zur gefälligen Damachachtung mitzatheilen:
1. Die Ablieferung der Ausstellungsgüter an die Filial-
comites beginnt am 15. Jänner und muss längstens am 1 5. Februar
beendigt sein. Später einlangende Gegenstände dürfen unter
keiner Bedingung zur Versendung angenommen werden, da ein
rechtzeitiges Einlangen derselben bei der Ausstellungs-Commis-
sion in Paris nicht mehr bewerkstelligt werden könnte.
Besonders berücksichtigungswürdige Ausnahmsfälle sind
dem Centralcomit^ motivirt zur Entscheidung vorzulegen.
2. Die Wirksamkeit des Filialcomites bezüglich der von
den Ausstellern übernommenen Güter ist dieselbe, wie bei den
vorangegangenen Weltausstellungen, und besteht:
a. in der Prüfung der Waare rücksichtlich ihrer Ausstellungs-
würdigkeit, vorschriftmässigen Verpackung, Beigabe der er-
forderlichen Documente u. dgl., und
b. in der Veranlassung der Absendung derselben an den Ort der
Ausstellung auf Grundlage des mit den Spediteuren Svato-
jansky und Sockel abgeschlossenen Vertrages.
3. Was die Prüfung der Waare anbelangt, so haben sich
hiebei die Filialcomites den ausgesprochenen Zweck der bevor-
stehenden Weltschau als einer ^Darstellung des allgemeinen in-
dustriellen Fortschrittes der abgelaufenen zwölf Jahre seit der
letzten Weltausstellung in Paris 1855 in seinen Hauptzügen«
gegenwärtig zu halten, und demgemäss nur solche Erzeugnisse
zuzulassen, welche thatsächlich einen Fortschritt beurkunden
und geeignet sind, die Entwicklung der Bodenproduction und
des Gewerbefleisses in würdiger Weise zur Anschauung zu bringen.
Grosse und umfangreiche Gegenstände, über deren Zulas-
sung kein Zweifel obwaltet, und Erzeugnisse solcher Fabriken,
deren ausgezeichnete Leistungen dem Filialcomii^ ohnehin be-
kannt sind, können von der Uebermittlung an den Standort des
Comites enthoben werden , wenn der Transport mit grossen
Schwierigkeiten verbunden wäre.
Nebst der Ausstellungswürdigkeit der übernommenen Güter
haben die Filialcomites bei Prüfiino: derselben auch darauf zu
sehen, ob die in der hier mitfolgenden, an die Aussteller hinaus-
zugebenden Instruction enthaltenen Bestimmungen rücksichtlich
der Verpackung, Bezeichnung, der Facturen etc. sowohl im
eigenen Interesse der Aussteller, als auch in demjenigen einer
erleichterten und somit auch beschleunigten Manipulation bei
der Aufstellung genau befolgt wurden.
Ist dieses bei einzelnen Ausstellern nicht der Fall, so hat
das Filialcomite eine nachträgliche Erfüllung dieser Förmlich-
keiten zu veranlassen.
Ebenso hat sich das Filialcomite zu versichern, dass die
an dasselbe gelangenden Ausstellungsobjecte mit der Consigna-
tion über die eingesandten Gegenstände in dreifacher Ausferti-
gung, von welcher dem geehrten Filialcomite eine entsprechende
Anzahl Exemplare zur Verfügung gestellt werden, versehen sind.
Endlich hat das Filialcomit^ bei Uebemahme der Güter
sein besonderes Augenmerk darauf zu richten, dass die für jeden
einzelnen Aussteller ermittelte Raumziffer genau berücksichtigt
und in keiner Weise überschritten werde.
Aussteller, welche dieser durch die engbegrenzten Raum-
verhältnisse dringend gebotenen Bestimmung zuwiderhandeln
würden, müssten gewärtigen, dass das überschüssige oder dem
reservirten Raum nicht entsprechende Erzeugniss nicht zur Aus-
stellung gelangt und auf ihre Gefahr und Kosten in einem Ma-
gazin eingelagert werde.
4. Nachdem das FilialcomitS die Waaren und die sie be-
gleitenden Documente geprüft und über die Zulassung der erste-
ren zur Ausstellung entschieden, auch die etwa nöthige Berich-
tigung oder Ergänzung der letzteren , die Ausbesserung der
Emballage, . der Etiquetten und die Sichei'ung der Colli veran-
lasst hat, bildet dasselbe aus mehreren allzukleinen Colli, nament-
lich aus solchen, die unter zwei Cubikfnss Rauminhalt haben,
grössere, versieht letztere mit den benöthigten Adressen und
übergibt dann die Colli entweder zur unmittelbaren Versendung
nach Paris oder an die bestimmten Sammlungsorte.
Es ist hiebei zu bemerken, dass nur solche kleine Colli in
ein grösseres verpackt werden können, welche einer und der-
selben Gruppe angehören.
Jedes Collo muss mit einer Adresse an die kais. französische
Commission versehen sein, und zwar je nach der Gruppe, wel-
cher die darin enthaltene Waare angehört, in den entsprechen-
den farbigen Abdrücken, wie solche dem geehrten FiUalcomit6
zugesendet werden. Die Art der Bezeichnung ist aus der in
wenigen Tagen nachfolgenden Lithographie zu ersehen.
Als Sammlungsorte wurden bestimmt:
Wien, Pest, Triest, Feldkirch, Salzburg, Linz, Eger, Rei-
chenberg, Prag, Brunn, Olmütz, Troppau, Krakau.
Von den drei Consignations-Exemplaren , mit denen die
Waaren an die Filialcomitls gelangen, und welche alle von dem
Comite mit der Zulassnngsbestätigung zu versehen sind, beglei-
tet ein Exemplar die Waare an den Ort der Bestimmung, geht
ein zweites, an den Aussteller zurück und wird das dritte, und
26
zwar dasjenige, wo die Rubrik VIII voUfitftndig ausgefUllt oder i
belegt ist, dem Centralcomit^ in Wien oder über dessen Auftrag i
dem ersten k. k. Österreichischen Commiss&r in Paris eingesendet.
Bei den Gegenständen, die Ton der Einsendung an das
Filialcomit^ enthoben wurden, sind ebenfalls beide £semplare
der an das Filialcomitö gelangenden Consigpiationen mit der
Zulassungsbestätigung zu versehen; ein Exemplar geht an den
Aussteller zurück und dient dann der Waare cur Begleitung an
den Ort der Bestimmung, das zweite Exemplar geht an das
Centralcomit^.
Das Filialcomit^ hat darauf zu achten, dass s&mmtliche
Ausstellungsgegenstände seines Bezirkes wo möglich auf einmal
oder jedenfalls in mög^chst wenigen Parthien versendet werden.
Die Filialcomitä in den oben bezeichneten Sammlungs-
orten haben die an sie gelangenden Sendungen anderer Comit^
und die sie begleitenden Documente zu sammeln und vereint
mit jenen ihres eigenen Bezirkes in möglichst wenigen Parthien
zur Absendung zu bringen.
Bei Uebergabe der Sendungen ist die Frachtgebühr für
dieselben bis Paris den betreffenden Filialcomit^s im vorhinein
zu vergüten.
Jede vom Filialcomit^ abgerichtete Sendung ist sofort
direct per Post der kais. österreichischen Ausstellungs-Commis-
sion in Paris zu avisiren unter der Adresse:
A ia Commission Imperiale d'Autriche
25 Boulevard Latour Maubourg ä Paris.
Vom k. k. Centralcomit6 für die Besclückung der Pariser
Weltausstellung 1867.
iBstricti«!! fftr die P. T. lerren Aissteller.
Das k. k. Centralcomite Ülr die Weltausstellung in Paris
1867 sieht sich veranlasst, gleichwie bei früheren Ausstellungen
auch diesmal für die Verpackung und Versendung der Ausstel-
lungsgüter eine Instruction zusammenzuitellen und dieselbe der
Beachtung der Herren Aussteller angelegentlichst zu empfehlen.
1. Vor allem wollen die Herren Aussteller für eine sorg-
fältige Verpackung, welche die Güter vor den Zufällen des Trans-
portes möglichst schützt, in ihrem eigenen Interesse Sorge tra-
gen. Hauptsächlich wolle man auf Verpackung in guten Holz-
kisten Rücksicht nehmen, Körbe oder Säcke dagegen möglichst
vermeiden. Die Erfahrung hat gelehrt, dass es am besten ist,
zum Verschluss der Kisten Schrauben anstatt der Nägel in An-
wendung zu bringen; die Waaren sind dabei mehr gesichert,
die Kisten bleiben beim Oeffnen unversehrt und können zum
allfälligen Rücktransport wieder verwendet werden.
2. Colli, welche gebrechliche Gegenstände enthalten, sollen
in Stroh und Sackleinen emballirt werden, Glastafeln mit Papier-
streifen kreuzweise überklebt sein, um das Zerspringen zu ver-
hüten und das Beschädigen der übrigen in derselben Kiste ver-
wahrten Gegenstände durch Scherben und Splitter hintanzuhalten«
3. Es ist sehr wünschenswerth, dass sämmtliche Kisten mit
eisernen Bändern versehen werden, indem dadurch ihre Wider-
standsfähigkeit bedeutend, erhöht wird.
4. Um die österreichischen Ausstellungsgüter sofort zu er-
kennen, sie vor jeder Verwechslung mit den aus anderen Staa-
ten stammenden Sendungen zu bewahren und bei Stockungen
im Transporte das Auffinden derselben möglichst zu erleichtern,
ist jedes CoUo mit einem breiten, der österreichischen Handels-
flagge entsprechenden, roth und weissen Streifen zu versehen.
5. Die sämmtUchen Ausstellungsgüter erhalten Adressen,
die sie als zur Ausstellung bestimmt bezeichnen und die an die
kaiserliche Ausstellungs - Commission in Paris lauten. Diese
Adressen, welche auf jedes Collo gut und haltbar geklebt wer-
den müssen, sind von verschiedener Farbe, und entsprechen
diese Farben der Gruppe, in welcher die betreffenden Gegen-
stände zur Exposition gelangen. Ob sich in den Kisten die Waa-
ren selbst oder die zur AussteUnng derselben dienenden Kasten
oder Tische befinden, ändert nicht die Farbe der zu verwenden-
den Adressen« Diese letzteren erhalten folgende Farben:
für die Gruppe 1 weiss,
«* IV „ 2 carmoisin,
,. „ „ 3 orange,
„ *• „ 4 strohgelb,
y f> n 5 grün,
n r f* 6 blaUy
« ü „ 7 violett,
für den Park grau,
und werden den Herren Ausstellern in der benöthigten Anzahl
von den Filialcomit^s zugestellt werden.
6. Ausser mit diesen Adressen sind sämmtliche Colli mit
der Bezeichnung EU (Exposition universale) und der Nummer
der Anmeldung, wie solche in der „Wiener Zeitung** publicirt
worden und seinerzeit dem Filialcomit^ bekannt gegeben wird,
zu versehen, sowie sie auch die Firma des Herrn Ausstellers zu
tragen haben. Femer sind sämmtliche Güter mit der Ziffer der
Gruppe, zu welcher sie gehören, in römischen Zahlen und mit -
der Ziffer der Classe in arabischen Zahlen zu bezeichnen.
Eine Nummerirung der Colli ist unerlässHch; besteht die
Sendung eines Ausstellers nur aus einem Stück, so hat dasselbe
die Nr. 1 zu tragen, gehören aber mehrere Colli zur Exposition
desselben Ausstellers, so ist die Anzahl derselben in der Weise
auf jedem Collo ersichtlich zu machen, dass man eine Bruch-
form anwendet, z. B. % % u« s. f. Die Ziffer 6 bedeutet, dass
die Sendung des Ausstellers aus 6 Stücken besteht, von denen
das eine Nr. 1, das andere Nr. 2 u. s. f. ist. Es wird im Inte-
resse einer schnellen Manipulation und gründlichen Uebersicht
sowie im eigenen Interesse der Herren Aussteller recht sehr um
genaue Befolgung dieser Vorschriften gebeten.
7. Werden mehrere Colli in eine Ueberkiste gepackt, so
ist zur Veripeidung des durch das Zutragen zu den verschie-
denen Räumlichkeiten im AussteUungsgebäude entstehenden Zeit-
verlustes, und um möglichen Verwechslungen vorzubeugen, dar-
auf zu sehen, dass stets nur solche Gegenstände in eine Ueber-
kiste zusammengepackt werden, welche ein und derselben Gruppe
angehören ; auf die dem Inhalte entsprechende Bezeichnung einer
solchen Ueberkiste auf der Aussenseite wollen die Herren Aus-
steller gefälligst Bedacht nehmen.
8. Um Verwechslungen der Kisten vorzubeugen, muss jede
derselben kn Innern und zwar sowohl auf dem Boden wie auf
dem Deckel die Anmeldungsnummer, den Namen des Ausstellers
und die obenerwähnte Bruchzahl tragen, nach welcher zu erse-
hen ist, wie viele Kisten Eigenthum jedes Ausstellers sind. Das
k. k. Centralcomite hat fCLr die Wegschaffung der leeren Kisten
aus dem Ausstellungsgebäude, deren Aufbewahrung während der
Ausstellung unter entsprechender Assecuranz sowie für Zustel-
lung ins Gebäude bei etwaiger Rückversendung nach Schluss
der Ausstellung Sorge getragen. Die daraus erwachsenden Kosten
übernimmt die k. k. Staatsverwaltung.
9. Jedem Collo ist ein mit der correspondirenden Nummer
desselben überschriebenes, mit dem Namen oder der Firma des
Ausstellers versehenes Verzeichniss beizupacken, in welchem die
sänmitlichen darin enthaltenen Gegenstände aufgeführt sind.
Ueberdiess ist jedes einzelne Stück des Inhaltes ohne Ausnahme
ebenfalls mit dem Namen oder der Firma des Ausstellers zu
versehen, um die beim Auspacken und Aufstellen sonst fast un-
vermeidlichen Verwechslungen mit gleichartigen Erzeugnissen
anderer Exponenten zu vermeiden.
10. Getreide, Sämereien u. dgl. können nicht in Säcken
oder offenen Behältnissen, sondern nur in Gläsern oder in mit
Glasdeckeln verschlossenen Kästchen oder Fässchen zur Aus-
stellung gebracht werden. Dem Verderben oder der Zersetzung
unterliegende Gegenstände sind unbedingt von der Annahme
aulgeschlossen. Geistige Flüssigkeiten, Oele, Säuren, ätzende
Salze und ähnliche Substanzen können nur zugelassen werden,
wenn sie in starken gläsernen Gewissen wohlverwahrt und mit
besonderer Vorsicht verpackt sind. Entzündliche Gegenstände,
welche nicht in das Ausstellungsgebäude gebracht werden dürfen
und für welche behufii Beurtheilung durch die Jury ein eigenes
Aufbewahrungslocal vorbereitet wird, sind als solche bei der
Absendung besonders mit der deutlichen Aufschrift rpour le Jury«
zu bezeichnen. Für die Aufstellung im Gebäude sind als Ersatz
dafür etiquettirte Flaschen, entweder leer oder mit einer unschäd-
lichen Flüssigkeit gefüllt, sowie Zündwaaren, bei welchen der
Zündstoff weggelassen worden, einzusenden.
U. Die Bruchflächen von Stahl- oder Eisenstangen, welche
das Korn des Metalls zeigen sollen, müssen vor dem Verpacken
mit wasserdichten Stoffen oder mindestens mit geöltem Papier
umwickelt werden, um dieselben vor den Einflüssen der Nässe
und Luft, somit vor dem Rosten zu bewahren.
12. Bei Geweben aller Art müssen beide Enden der Stücke
durch Zeichen oder Marken abgestempelt oder gesiegelt werden,
damit man bei den vorzunehmenden Revisionen sofort erkennen
könne, ob trotz der sorgfältigsten Ueberwachung, welche geübt j
— 27 —
werden wird, etwas davon fehle, und damit man nicht nöthig
habe, stets das ganze Stück nachzumessen.
13. Gegenständen, deren Aufstellung und Anordnung com-
plicirt ist, mnss eine genaue Beschreibung oder Zeichnung, aus
welcher die Art uod Weise der Zusammenstellung leicht ersicht-
lich ist, beigegeben werden.
14. Da genau und übersichtlich abgefasste Facturen, welche
alle Sendungen begleiten müssen, wesentlich zur Brleichterung
des Ausstellungsgeschäftes beif^agen, so werden die Herren Aus-
steller gebeten, den Facturen ihre volle Sorgfalt widmen zu
wollen. Die Facturen werden häufig zu verschiedenen Zwecken
(Zollabfertigung, Aufstellung, Jury, Verkauf, Ueberwachung)
gleichzeitig gebraucht, und da die k. k. Commission nicht in
der Lage ist, dieselben in Paris copiren zu lassen, so wolle
jeder der Herren Aussteller seine Facturen in sechs gleichlau-
tenden Exemplaren zugleich mit seinen Waaren einliefern.
Jede Factnra muss folgende Daten enthalten:
a) Namen oder Firma des Ausstellers ;
b) Zeichen und Nummern der Kisten nach den vorausge-
gangenen Angaben;
c) Inhalt jedes einzelnen Collo*8, es möge Ansstellungs-
Gegenstände . oder nur zur Aufstellung derselben dienende Kästen
oder Geftsse in sich schliessen ;
d) die Preise der einzelnen Gegenstände in Gulden österr.
Währung, nach Wahl der Aussteller und unter ausdrücklicher
Angabe, ob in Papiergeld oder Silber, sowie in französischen
Francs. Die Preise können auch an den Ansstellungs-Gegenstän-
den ersichtlich gemacht werden;
e) den Werth der ganzen Sendung zur Assecuranz, welche
die k. k. Staatsverwaltung auf ihre Kosten besorgt;
f) dib Angabe, ob die ganze Exposition verkäuflich ist
oder nur Theile derselben, und welche?
15. Es ist dringend nöthig, dass zum Gebrauche für die
Jury den Facturen Beschreibungen der Etablissements, Leistungs
fähigkeit und andere statistische Daten, wo möglich auch in
französischer Sprache abgefasst, beigeschlossen werden. Die Her-
ren Aussteller werden die k. k. Commission zu Dank verpflich-
ten, wenn sie zu allen Schriftstücken ein Papierformat wählen
wollen, welches 8 Zoll Breite und 12 Zoll Höhe Wiener Mass
nicht überschreitet.
16. Den Verkauf der ausgestellten Gegenstände besorgt
die k. k. Ausstellungs-Commission durch hiezu geeignete Per-
sönlichkeiten und wird die eingehenden Beträge ohne Abzug
von Verkaufsspesen oder Provision den Herren Ausstellern zur
Verfügung stellen. Diejenigen Herren Aussteller, welche in Paris
eigene Vertreter bestellen, wollen dieselben der k. k. Ausstel-
lungs- Commission namhaft machen, und diese Vertreter mit ge-
nau formulirten, rechtskräftigen Vollmachten versehen, welche
bei der k. k. Ausstellungs-Commission in Paris zu deponiren
sind. Soll ein Vollmachtträger berechtigt sein, die ausgestellten
Gegenstände oder deren Behältnisse zu verkaufen, oder diese
nach dem Schlüsse der Ausstellung ganz zu ttberaehmen, so
muss der Herr Vollmachtgeber diese Berechtigung in der Voll-
macht ausdrücklich anführen, und zugleich die Erklärung in
derselben abgeben, dass er die k. k. Ausstellungs-Commission
von jeder weiteren Haftung und Verantwortlichkeit entbinde.
17. Die erforderlichen, jeder Ausstellung beizugebenden
Hinweisungen auf die Catalogsnummern werden von der k. k.
Ausstellungs-Commission beigestellt. Dagegen ist es wünschens-
werth, dass die Herren Aussteller ihren Sendungen eine genü-
gende Anzahl von Adresskarten und Preiscourants, wo möglich
auch in französischer Sprache abgefasst, beischliessen.
18. Bei Reduction von österreichischem Gelde, Mass oder
Gewicht wollen die Herren Aussteller den österreichischen Silber-
gulden zu 2^2 Francs, den Österreichischen Centner zu 56 Kilo
und die österreichische Elle zu 78 Centimeter annehmen.
19. Für die Versendung der Weine ist eine eigene Instruc-
tion erlassen worden, welcher noch die Vorschriften über die
Behandlung derjenigen Weinsendungen, die für den Gebrauch
der Jury bestimmt sind, nachfolgen werden, wenn die kaiserlicli
französische Ausstellungs - Commission Ausnahmsbestimmungen
erlassen sollte.
20. Bei Uebergabe der Sendungen ist die Frachtgebühr
für dieselben bis Paris den betreffenden Filialcomit^s im vor-
hinein zu vergüten.
Nachrichten über das yyB^&^emem."
Wir erlauben una hier anter einem Haupttitel mehrere
fast gleichzeitig uns zugekommene neue Mittheilungen über
das Bessemern zu bringen und beginnen wie billig mit einer
Original-Mittheilung des Mannes, dessen Name sich unzer-
trennlich an die Geschichte der Verbreitung des neuen Ver-
fahrens auf dem Continent knüpft.
I. Bessemerii !■ der left.
Im Jahre 1866 wurden in der Bessemerhätte zu Heft
in Kärnten 1033 Chargen gemacht und dabei 57554 Zoll-
centner 37 Pfund Roheisen verwendet, von welchem Quan-
tum 564^16.57 Zpfd. dem Hochofen entnommen und dem
Bessemern unterzogen, die übrigen 1137.80 Zpfd. aber nur
in die Stahlpfanne nachgetragen worden sind.
Die Erzeugung hat bestanden an Bessemermetall:
Nr. I. . . .
Nr. U. . . ..
Nr. m. ... 114.56
Nr. IV. ... 2612.38
Nr. V. . . . 10714.94
Nr. VI. . . . 31255.35
Nr. VII. . . . 2881 .54
zusammen 47578.77 Zpfd. oder 82.67 Proc.
An Canalstücken von
communicirenden Güssen 183-45 Zpfd. oder 0.32 Proc.
An Pfannrückständen 1715.22 n n 2.98 t>
1) Verzettelungspro-
ducten 213.34 r, » 0.37 n
An Auswurf und Ka-
mineisen 498.88 ii T> 0.86 n
Daher ergibt sich Ei-
senverlust, Calo 7364.71 ti n 12.80 „
Ergänzt sich zu 5755437 Zpfd. oder 100.— Proc.
Im ganzen Monat Jänner und dem grossem Theil des
Februars ist der Betrieb der Bessemerhütte eingestellt ge-
wesen, weil dazumal das Dampfgebläse aufgestellt worden
ist. Auch im Sommer musste der Betrieb einige Male sistirt
werden, theils wegen dringender Gusswaarenbestellungen,
theiis in Folge eingetretenen Kohlenmangels für den Hoch-
ofen. Obige Erzeugung vertheilt sich daher auf niclit ganz
volle 10 Betriebsmonate.
Um zu zeigen, dass sich auch in diesem^ seit Beginn
des Bessemerns im zweiten Betriebsjahre, ein nahezu
beständiger Fortschritt in den Manipulations - Aus-
fällen ergeben bat, lasse ich das Ausbringen an reinen Gusa-
blocken folgen, wie es in den Manipulations-Büchern der
Hütte verzeichnet ist. Es hat dieses betragen im : Februar
75.2, März 72.4, April 75.59, Mai 81.10, Juni 78.89, Juli
82.00, August 81.96, September 83.00, October 86-54,
November 85.07, December 86.07. Das durchschnittliche
Chargengewicht war im Februar und März 3350, von Juli
angefangen aber über 5000 bis nahe 5600 Zollpfunde. Der
Brennstoffaufwand zum Anwärmen der Oefen, Pfannen^ Co-
quillen u.s. w. beziffert sich auf 100 Pfund der erzeugten
Gussblöcke mit nicht ganz 1.2 Cubikfuss Holzkohle. Den
im ersten Halbjahre angewendeten Zuschlag von Braunstein
und Kochsalz, hat man im zweiten Halbjahre ganz fortgf>
lassen.
Vergleicht man diese Be tri ebsresul täte von der Heft,
wo immer nur mit schwedischen Oefen gearbeitet wird, mit
— 28 -
jenen, welche in Nf. 1 dieser Zeitschrift des laufenden Jah-
res von Neuberg mitgetbeilt worden sind, so findet man,
dass sie beide nicht «ehr weit von einander differiren, und
beide gegen das Vorjahr bedeutend sich gebessert haben,
ein Fortschritt, der sehr befriedigen muss.
P. Tunner.
U. SchiefleB-, Achsen- und Tyres-Preise T«n 186S— 1866
in England, Frankreich , Westphalen nnd •esterreieh. *)
Mitgetbeilt von Josef Schlegel, Beichsraths- und Landtags-
AbgeordneteD.
Nachstehende Zusammenstellung der Preise des Besse-
mermetalles aus englischen, französischen, westphälischen
und österreichischen Hütten dürfte für den Fachmann so-
wohl, als auch für das grössere Publikum von hohem Jnte-
resse sein ; insbesondere aber auf die Östemeichischen Ei-
aenindustrlellen beruhigend einwirken und dieselben zu neuen
Unternehmungen ermuntern, da aus der Yergleichung
sich ergibt, dass die heimische Eisetiindustrie die ausländi-
sche Concurrenz nicht zu scheuen hat, wenn sie sich nur
stets jener Neuerungen und Verbesserungen bemächtigt,
welche die Bahn des Fortschrittes bezeichnen.
Preise in derzeit von 1865 auf 1866 — Loco Hütte.
In
England
Frankreich
Westphalen
Oesterreich
öS«
*! « OD S
CO
?«
.1 s
gP
® coiP
'Sa»
fc
111
s g a
Der Zollcentner in öst. Währ, in Silber
8 fl.
pr. Tonne
395 Francs,
8 fl.
9fl.30kr.rh.
8 fl.
6 Vi Thaler
9 fl. 37 kr.
In B. V.
8 fl. 5 kr.
nach dem
Agio
5 fl. 80 kr.
(von Kärnten der K. F.
Nordbahn 1 5000 Ctr. im
Jahre 1866 geliefert ge-
gen 8jäbrige Garantie
franco Wiener ZoUctr.
um 8 fl. 70 kr. oder Loco
Werk S fl. 5 kr., nach
dem dermaligen Agio in
Silber Loco Werk um
5 fl. 80 kr.)
Es kann somit das Ausland dermalen in Oesterreich
TtSchienen, ganz aus Bessemermetall erzeugt,"
in Silber den Zollcentner Loco Hütte billiger ankaufen um
3 fl. 57 kr. Gegenüber den Schienen mit nur aufge-
schweissten Köpfen aus Bessemermetall zum Preis
4 8 fl. pr. Zollcentner kann man in Oesterreich Schienen,
ganz aus Bessemermetall erzeugt, haben um 8 fl.
5 kr. B. y. oder um 5 fl. 80 kr. in Silber, was gegenüber
*) Dieser und der nächste Artikel IH sind aus dem Steier-
märkiflchen Gewerbe- und Handelsblatt Nr, 1 vom J. 1867 ent-
nommen, auf welche gut rpdigirte und viel Interessantes für
unser Fach enthaltende Zeitschrift wir hiemit aufmerksam machen.
Die Bed.
dem Material und dem Werthe der Schienen in ihrer Be'
schaffenheit eine noch grössere DiflTerenz ausmacht, nämlich
in Ansehung der längeren Dauer, der wenigeren Repara-
turen am Oberbau und des höheren Werthes des Materiales,
wenn die Schienen endlich unbrauchbar geworden sind.
Wie aus der Betrachtung vorstehender Rubriken her-
vorgeht, ist Oesterreich erst n|it einem einzigen Artikel auf
dem einschlägigen Weltmarkte vertreten, nämlich den Bahn-
schienen ganz aus Bessemermetall, während die ausländi-
sche Eisenindustrie ausserdem auch geschweisste Schienen,
Wagenachsen und Tyres auf den Markt bringt, was zu dem
Schluss berechtigt, dass die auswärtigen Werke schon voll«
ständiger eingerichtet und mehr vervollkommnet sind, als
die heimischen. Trotzdem aber können die fremden Werke
mit unseren hinsichtlich des Preises nicht concurriren,
selbst wenn die freie Einfuhr zugestanden wird und der un-
natürliche Agioschutz aufhört. Noch viel günstiger stellen
sich die Aussichten für die österreichischen Bessemerhütten,
wenn man annimmt, dass das nöthige Capital sich densel-
ben zuwendet und die Erweiterung und Vervollkommnung
derselben ermöglicht. (Schluss folgt)
Erfahrungen bei der Gewinnung de» Silbers
aus Fahlerz - Bohkupfer (antimonialisehem
Schwarzkupfer) und Fahlerz-Speise (Antimon-
Speise) im oberungarischen Bergdistricte.
Mitgetbeilt von Anton H'auch, k. k. Hütten-Verwalter.
(Fortsetzung.)
Ein wesentlich die Extrsction fördernder Umstand ist
dass der Extractionssaal namentlich im Winter wenigstens
-|- 15^ Celsius erwärmt werde, da sich sonst viele basische
Eisensalze durch die Erkaltung der Lauge ausscheiden, wel-
che die Filtration erschweren und das Silber verunreinigen,
ausserdem scheidet sich Qlaubersalz aus, ja selbst die Sil-
berfällung wird durch eine niedere Temperatur des Extrac-
tionssaal es verzögert, wobei dann die silberhaltige Lauge
ohne ganz zersetzt zu werden, die Kupfer- Granalien passirt
und erst in den Kupferfäll-Lutten am Cementkupfer der
letzte Rest des Silbers sich absetzt, wodurch diese Cement-
schliche silberhaltig werden und einer Entailberung unter-
worfen werden müssen. Bei der Avanzaer Einrichtung er-
reichte man diese Temperatur mitten im Winter ohne be-
sondere Heizung.
Beim Beginne der Extraction werden die Kästen zur
Hälfte mit heisser Kochsalzlauge gefüllt und die mit Koch-
Salzlauge gut angefeuchteten Rohkupfer oder Speisemehle
(Rostkläre) in Parthien von 5 — 10 Ctr., 12—24" hoch ein-
getragen, hierauf mit Lauge vollgefüllt, mit einem durch-
löcherten Deckel, der auf der Flüssigkeit schwimmt, bedeckt
und 2 — 3 Stunden stehen gelassen. Trägt man unmittelbar
trockenes Gut ein, so bilden sich durch vehemente Wasser-
anziehung der wasserfreien Salze so harte Klösse, dass sie
entweder, wenn sie gross genug sind, herausgenommen und
zerschlagen, ja zermahlen werden müssen, oder wenn sich
sehr viele kleine solcher Knörpelchen bilden, so entgehen
sie der Aufmerksamkeit des Extracteurs, die Kochsalzlauge
dringt sie nicht durch, und so entstehen stark silberhaltige
Rückstände. Nun wird vorsichtig der Extractionskasten ge-
öffnet und die ersten Abflüsse von y^ — y^ Cubikfuss, die
gewöhnlich trüb sind, in den Extractionskasten zurückge-
— 29
gosBen. Nach einer weiteren halben Stunde wird diese
Procedar wiederholt und zuletzt, wenn die Lauge ganz klar
abfliesst» der Einfluss and Ausfluss der Lauge so regulirt,
daas das Niveau der Lauge im Eztractionakasten ein con-
stantes sei.
In der Stefanshütte werden die Mehle vor dem Eintra*
gen in den Extractionskasten mit Lauge angefeuchtet, in
kleine 40—50 Pfd. dieser Mehle fassende Kästchen gefüllt
und in den Extractionskasten (Auslangekasten) eingetragen
und die Oberfläche geebnet, sonach der durchgelöcherte
Schwimmer darauf gelegt und die warme Lauge langsAm
auf die Mehle fliessen gelassen.
Bei dieser Eintragsmethode in die Auslaugekästen
fiiesst schon auch die erste Lauge ziemlich klar ab und
braucht nicht in den Auslaugekasten zurückgegossen zu
werden.
Der Durchfluss der Extractions lauge wird so lange er-
halten, bis ein blank gescheuertes Kupferblech, nachdem es
y^ Stunde lang unter dem abfliessenden Laugstrahle gele-
gen mit metallischem Silber, welches zuletzt nur noch als
bläulicher Anflug erscheint, nicht beschlagen wird, was in
der Regel nach 12 Stunden der Fall ist.
Alsdann wird die betreffende Kastenabtheilung, nach-
dem mau den Laugenzufluss abgesperrt hat, gänzlich ab-
fliessen gelassen und die Parthie im Kasten selbst mit einer
hölzernen Handschaufel gewendet.
Nun wird wieder so verfahren wie beim Beginne der
Extraction.
Wenn nach dreimaligem Wenden der Parthie das
Kupferblech mit Silber nicht mehr beschlägt, so ist die Par-
thie bis auf einen kleinen manchmal nicht zu bestimmenden
Silbergehalt entsilbert, wenn sonst keine Röstungs- oder
Extraction sfehler unterlaufen sind und die Rohkupfer und
Speisen von der besprochenen guten Beschaffenheit waren.
Man orientirt sich bezüglich eines stattgefundenen Feh-
lers hie durch, dass man die extrahirten Parthie n, falls sie
stark silberhaltig sein sollten, sowie während und nach der
Röstuug im Kleinen, nochmals mit siedendheisser Kochsalz-
lauge extrahirt und die resultirenden gut ausgewaschenen
Kückstände auf Silber probirt.
Sind die Silb erhalte kleiner als die der im Grossen
extrahirten Rückstände, so ist ein Fehler in der Extraction
begangen worden, der in verschiedenen Umständen liegen
kann und der aufgesucht werden muss, jedenfalls wird die
so erhaltene Parthie weiterhin extrahirt. Sind aber die
grossen Silberhälte der Rückstände nach der Extraction im
Kleinen gleich gross, so ist in der Röstung gefehlt worden,
welchem Fehler auch nachgeforscht werden muss.
Am besten ist es daher, wie gesagt, von Zeit zu Zeit
die Parthie während des Röstprocesses und nach demselben
mittelst dieser Extraction im Kleinen zu untersuchen, um
darnach die Röstung reguliren zu können. Ist man dann
überzeugt, dass die Röstung entsprechend war, so konnte
der Fehler bei hohen Rückstands-Silberhälten nur in der
Extraction selber liegen.
Beim Probiren der gut gewaschenen Rückstände auf
ihren allenfälligen Silbergehalt darf man beim letzten Sta-
dium des Abtreibens der Bleireguli nicht zu scharfes Feuer
geben, weil dann die Silberhälte geringer ausfallen, als sie
wirklich sind und man Silberabgänge erfährt, ohne zu wis-
sen aus welcher Ursache ; man wird nämlich durch die klei-
nen Silberhälte der Rückstände getäuscht und glaubt, dass
die Parthien hinreichend cntsilbert sind, was nicht der
Fall ist.
Nachdem die Parthie cntsilbert worden, werden die-
Rückstände mit heissem Wasser zweimal abgewaschen, um
die darin befindliche Kochsalzlauge zu verdrängen. Sowie
zu wenig abgewaschen in den Rückständen Kochsalz zu-
rückbleibt uild hiedurch Kochsalzveiluste entstehen, so darf
man auch in dieser Beziehung des Guten nicht zu viel thun,
weil hiedurch nicht nur die Kochsalzlauge zu verdünnt, also
in der Extractionskraft geschwächt wird, sondern auch die
Menge der Lauge so vermehrt wird, dass das vorhandene
Reservoir bei langem Betriebe solche nicht fassen könnte.
Jedenfalls wenn keine mechanischen Kochsalzverluste
eintreten, findet eine Vermehrung der Kochsalzlauge statt
i^nd man muss auch auf den Fall Bedacht nehmen, dass
man solche abdampfen müsste, um das Kochsalz daraus
zurückzugewinnen , diess ist auch thatsächlich hier ge-
schehen.
Nach jedem Herausnehmen der Rückstände wird auch
das leinene Filter herausgehoben und in eigenem Kasten
mit Wasser abgewaschen. Nach einiger Zeit sammelt sich
hiedurch eine gewisse Menge entsilberter Rückstände an,
welche nach Abhub des Wassers den anderweitigen Rück-
ständen zugetheilt werden.
Um das schnelle Mürbewerden der Leinwand und in
Folge dessen die Rissigkeit der Filter möglichst lange her-
auszuschieben, wäre es zweckmässig, die Filterleinwand in
Gerberlobebrühe einzuweichen und zu trocknen. Eine solche
gegerb te Leinwand widersteht bekanntlich dem Modern
sehr lange.
Bei derSchmöllnitzerExtractions-Einrichtung, die bloss
zu interimistischen Zwecken provisorisch in dem früheren
Amalgamationsgebäude aufgestellt wurde und in welcher
statt Kästen noch Extractions-Bottiche 4' Durchmesser 2 V2'
hoch in Anwendung kamen, dauerte die Extraction in einem
Bottich 36 — 48 Stunden.
Geht die Entsilberung normal vor sich, was immer
eintritt, wenn man die vorher besprochenen Bedingungen
einhält, so findet man fast das ganze Silber im ersten Fäll-
kasten oder Bottich gefällt, sonst erstreckt sich die Silber-
fällung auf die untereinander* stehenden Silberfäll-Bottiche
oder Kästen und geht manchmal das Silber bis in's Cement-
kupfer über.
Es soll daher das Cementkupfer in der ersten Kupfer-
f&ll-Lutte oft auf Silb er probirt werden und ersieht man einen
Silbergehalt' desselben, so findet jedenfalls ein Fehler in
der Silberfällung statt, dem nachgeforscht werden muss.
Stockt der Laugen durchzug namentlich in den Silber-
fällkästen und ist diess Folge von ausgeschiedenen basi-
schen Salzen, so giesst man etwas rohe Schwefelsäure oder
besser Salzsäure hinein, hiedurch werden die unlöslichen
basischen Salze löslich gemacht und die ungehinderte Fil-
tration beginnt von Neuem. Bei der kleinen Schmöllnitzer
Extractions- Einrichtung konnten in einem Zuge 1000 — 1200
Pfd. Rohkupfer oder Speisemehle entsilbert werden, und
der Silberfilz hatte im ersten Fällbottiche eine 6 — Szöl-
lige Höhe.
Gewöhnlich verbrauchte man zur Erhitzung der Koch-
salzlange in der Schmöllnitzer Einrichtung pr. 12 Stunden,
je nachdem der Betrieb näher dem WinCer oder Sommer
fällt, von 20— 44Cub.^ Holz. Zum Fällen von 1 Mzöl Sil-
ber 3-47^ 3-69 Wiener Pfund Kupfer. Zum Fällen von
- 30 -
1 Pfd. Gaarkapfer im erzeugten Cementachlich 1*16 — 1*05
Pfd. Eisen. Es fielen von 1 Ctr. des in Arbeit genommenen
Kupfers der Fahlrobkupfer 1-67 Pfd., der Speise 5 Pfd.
Kupfer in Cementscblichen. An Glaubersalz wurde gewon-
nen 5*6% ^^^ Gewichte der in Verarbeitung genommenen
rohen Speisemeble. und zwar desshalb soviel, weil einige
der in Arbeit genommenen Speiseparthien zu'lecbig waren
und auch nebstbei die bereits erwähnten Uebelstände eines
zu grossen Schwefelgehaltes im Gefolge hatten. Das Glau-
bersalz ist mit basischen Eisensalzen und Kochsalz verun-
reiniget und muss behufs Verkaufs gereinigt (mit Chlorkalk
und Aetzkalk), dann einkrystallisirt werden, für die Antimon-
Regulns-Fabriken aber kann es unmittelbar im rohen Zu-
stande verwendet werden,
Nach einer gewissen Zeit, wenn das Cementsilber in
einer dicken Filzlage sich in den ersten Fällkasten vorfindet
und der Laugendurchzug sehr schwach geworden, schreitet
man zum Herausnehmen und Einschmelzen des Silbers.
Zuerst werden die Laugen-Zuflüsse und Eztractions-
kästen abgesperrt, alle Fällbottiche abfiiessen gelassen, hier-
auf das in den ersten Kästen befindliche Cementsilber mit
heissem, dann mit Schwefelsäure oder besser Salzsäure an
gesäuertem Wasser gewaschen, um die das Silber verunrei-
nigenden basischem Salze soviel als möglich zu entfernen,
zuletzt mit reinem Wasser ausgesüsst und nach vollständi-
gem Ablaufen das filzartig in Lagen angehäufte Silber in
hölzerne kleine Wannen herausgehoben mit der Vorsicht,
dass 80 wenig als möglich von den KupferfäU-Granalien
mitgenommen werde.
Sind die Granalien zu stark angegriffen worden oder
fanden zeitweise rapide Silberfällungen statt, so werden die
Granalien aus den ersten sowie den nachfolgenden Kästen
ganz herausgenommen und in einem Bottich unter dem Was-
ser raitemd gesiebt. Der feine Silber- Cementschlich geht
durch das Sieb durch, freilich auch zum Theil mit den feinen
Granalien und wird nach dem Absetzen und Klarabgiessen
des Wassers durch Leinwand filtrirt und das Wasser abge-
presst, so dass runde faustgrosse Klösse von Silbercement
g^ildet werden.
Auch aus dem reinen Silberfilz wird das Wasser mit
Händen dadurch grösstentheils abgepresst, dass man aus
demselben faustgrosse Stücke drückt.
Ist das Cementsilber schlammig und mit zuviel sehr
feinen Kupfergranalien und basischen Salzen gemengt^ so
ist es am besten, vorher den grössten Theil der feinen Ku-
pfergranalien von dem Cementsilber durch Schlemmen zu
entfernen, dann dasselbe in einem kleinen Quickfass bei
Zusatz von Kochsalzlauge und Kupferkugeln zu amalgami-
ren, das Amalgam zu pressen, das Quecksilber abzudestil-
liren, weil man sonst ein sehr unreines (kupf erhältiges) Sil-
ber erhalten würde. Der Rückstand kann der chlorirenden
Böstung zugetheilt werden.
Hierauf werden in die ersten Fällkästen (welche in
Schmöllnitz als Bottiche 2' Durchmesser und 272' Höhe
haben) frische Granalien 4 — 5" hoch aufgeschüttet, die ge-
brauchten Granalien in die weiteren Kästen eingetragen und
die Extraction kann weiter fortgesetzt werden. (Forts, folgt.)
Neues Verfahren zur Bleiweiasfabrication.
Nach einem Vortrage des Erfinders, Herrn P. S p e n c e,
is der Versammlung der British Association zu Nottingham
theilt das Mechanics* Magazine und daraus Dingler*s Jour-
nal in der Uebersctzung über diesen Gegenstand Folgendes
mit:
Die verschiedenen, mehr oder weniger allgemein ein-
geführten Methoden zur Darstellung des Bleiweisses grün-
den sich fast alle auf die Einwirkung von Essigsäure auf
metallisches Blei oder Bleiozyd, mit Ausnahme des dem be-
kannten Metallurgen Pattinson i.J. 1841 patentirten Ver-
fahrens, welches auf der Einwirkung von Salzsäure auf Blei-
glanz, der Bildung von Bleichlorid und der Zersetzung die-
ser Verbindung durch Alkalien oder alkalische Erden (Kalk-
erde oder Magnesia) beruht. In der Praxis beschränkt sich
diese Darstellungsweise j^tzt auf die Erzeugung von Blei-
ozychlorid, welches sich gegen Oel fast ganz so zu verhal-
ten scheint, wie Bleiweiss. Die älteste, vortheilhafteste und
am allgemeinsten verbreitete Methode der Bleiweissfabrica-
tion ist das sogen, h oll an dis che Verfahren, bei welchem
reines, zu passender Form (gewöhnlich zu dünnen, spiral-
förmig gebogenen Platten) gegossenes Blei in irdene Gefässe
gebracht wird, auf deren Boden einige Zoll hoch Essig
steht ; die Töpfe werden leicht bedeckt, übereinander ge-
schichtet und mit ausgenutzter Gerberlohe, Mist oder einer
anderen, langsam gährenden Substanz bedeckt, welche eine
gelinde, aber lange anhaltende Wärme erzeugt. Durch diese
Wärme wird die Essigsäure verdampft, trirkt dann auf das
Blei, ozydirt dasselbe, verwandelt das entstandene Oxyd
theilweise in kohlensaures Salz, und nach Verlauf von etwa
acht Wochen ist der grösste Theil des Bleies in sogen. Blei-
weiss umgewandelt, welches von dem Metall abgeklopft, ge-
mahlen und geschlemmt wird, worauf das Präparat fertige
Marktwaare ist. Fast alles in England fabricirte Bleiweiss
wird jezt nach dieser Methode dargestellt. — Auch der
deutschen, sowie der österreichischen Methode liegt
dasselbe Princip zu Grunde, wie dem holländischen Verfah-
ren; dieersteren weichen aber in den Einzelnheiten der prak-
tischen Ausführung von dem lezteren ab. Mehrfache Versu-
che zur Fabrication von Bleiweiss wurden auf die Thatsa-
che gegründet, dass essigsaures Bleioxyd in wässeriger Lö*
sung die Eigenschaft besitzt, Bleioxyd aufzulösen und mit
demselben eine basische Verbindung zu bilden.
Der Grund, welcher mich veranlasst, der chemischen
Section der British Association ein Verfahren vorzulegen,
welches auf den ersten Blick zu jenen bedeutungs- und werth-
losen Versuchen zur Verbesserung der so allgemein einge-
führten älteren Methode der Bleiweissfabrication gerechnet
werden könnte, ist ein zweifacher. Erstens ist nämlich die-
ses Verfahren neu, denn es weicht von allen jenen Versu-
chen, die ich erwähnt finde, ^gänzlich ab, wenn es auch auf
ein bekanntes Gesetz sich gründet; da aber dieses Gesetz
auf die Bleiweissfabrication noch niemals angewendet wor-
den ist,* so bildet mein Verfahren in technologischer Hin-
sicht eine neue Entdeckung. Zweitens besteht eine sehr wich-
tige Eigenthümlichkeit meiner neuen Methode darin, dass
mittelst derselben Bleiweiss aus bis jezt nutzlosen Materia-
lien dargestellt werden kann. Bei allen andern Methoden
kann nur ganz reines Blei oder ebenso reines Bleioxyd an-
gewendet werden. Pattinson* s Verfahren erfordert die Ver-
arbeitung des reinsten, von Eisen und Kupfer ganz freien
Bleiglanzes, widrigensfalls das erhaltene Bleichlorid von
der Verunreinigung mit diesen Metallen vollständig befreit
werden muss, bevor es zur Darstellung des Oxychlorids ver-
wendet werden kann. Mittelst des von mir erfundenen Pro-
- 31
ceMos hiugegen lässt sich jedee Erz oder Miueral, welches
im Ctnr. S bis 10 Unzen Blei enthält, zur Bleiweiasfabrica-
tion verwenden, und es ist ganz gleichgültig, welche andere
Metalle es enthält, indem durch dieses Verfahren das Blei
aus derartigen Erzen direct abgeschieden wird, ohne dass
die übrigen Bestandtheile derselben angegriffen werden ; das
auf diese Weise dargestellte Bleiweiss ist vollkommen rein.
Demnach lassen sich sogar Erze und Mineralien, welche als
zu^arm zum Verhütten jetzt über die Halde gestürzt wer-
den, mit Vortheil auf Bleiweiss verarbeiten.
Das Verfahren gründet sich auf die Thataache, dass
Bleioxyd und kohlensaures Bleioxyd in Lösungen von Aetz-
kali und Aetznatron löslich, in den kohlensauren Salzen die-
ser Alkalien hingegen unlöslich sind. Die zu verarbeitenden
Mineralien, welche Bleioxyd oder kohlensaures Bleioxyd ,
oder Blei in einer solchen Form oder Verbindung enthalten,
dass dieses Metall durch Rösten oder auf sonst eine andere
Weise in Oxyd oder Carbon at sich verwandeln lässt, wer-
den mit der Aetzlauge digerirt oder gekocht, wodurch ihr
ganzer Bleigefaalt in Lösung gebracht und zu einer klaren,
farblosen Lösung extrahirt, hingegen vorhandenes Eisen-,
Kupfer- und Zinkoxyd nicht angegriffen wird. In die Blei-
lösung wird Kohlensäure geleitet, welche sich mit dem Al-
kali verbindet, während Bleioxyd und Bleioxydcarbonat sich
niederschlagen. Dann wird gebrannter Kalk zugesetzt und
dadurch die Alkalilösung wieder ätzend gemacht, so dass
sie wieder zur Extraction einer neuen Post von Bleierzen
benutzt werden kann. Das ausgefällte Bleiweiss wird von
der kohlensauren Alkalilösung getrennt, gehörig ausgewa-
schen und getrocknet. Eine vorgelegte Probe wurde ver-
suchsweise als Farbe benutzt ; nach der Aussage des Ma-
lers, welcher es durch seine Arbeiter in verschiedener Weise
hatte anwenden lassen, leistete es dasselbe, wie alle übri-
gen Bleiweissorten, die er sich hatte verschaffen können.
Ebenso wurde es zur Anfertigung von Glasuren für Jod-
waaren probirt und zeigte sich auch zu diesem Zwecke eben-
so gut geeignet, wie alle übrigen in der betreffenden Fabrik
angewendeten Sorten,
Das Verfahren führt sehr rasch zum Ziele ; wenigstens
lässt sich der Process im Laboratorium binnen einer halben
Stunde ganz bequem ausführen. Das Mineral, aus welchem
Herr Spence die vorgelegte Probe von ganz reinem Blei-
weiss darstellte, zeigte vor dem Rösten nachstehende Zu-
sammensetzung:
Zink 30-656
Blei ...... 13148
Eisen 9.121
Kupfer ... 1.027
Silber ....... 0.022
Thonerde . . 0.216
Kieselsäure 19.154
Schwefel 26.483
Wasser 0-122
99.949
(Berggst.)
Notizen.
Graben-Dampfinascliine. Seit zwei Jahren arbeitet in
der gräfl« Henckel t. Donnersmarck'schen Kohlengrabe lu Sill-
weg bei J adenbarg in Ober-Steiermark mit dem g^stigsten
Erfolge eine zehnpferdige Dampfmaschine, ist daher ebenfalls
älter als die in Nr. 52 vom v. J. erwähnte Brennberger ICascbine.
Sie steht aaf der Grundstreckensohle des dortigen tiefsten Un-
terbaustollens im Plötze selbst und dient sowoU zur Förderung
als auch zur Wasserhaltung aus einem nach der Tonlage des
Flötzes unter 2$ Grad niedergetfiebenen Gesenke, welches jetzt
40 Klaftern lang ist, und von welchem aus das Tiefbaufeld die-
ser Grube vorgerichtet wird. Der Dampfkessel ist 10 Klafter
von der Maschine entfernt, ebenfalls im Grundstreuken-
Kiveau situirt, und steht unter einem alten Wetterscbachte,
durch den die auf 6 Klafter Höhe gemauerte und von da an
als 17 Klafter lange Blechröhre fortgeführte Esse die Verbren-
nungsproducte zu Tage fuhrt, mit ihrem Ende den Tagkrana
dieses Schachtes um 2 Klafter überragend. Das -Kessel-Speise-
wasser kommt, weil die Grubenwässer vitriolisch sind, vom Tage
und fällt darch diesen Schacht in hölzernen Latten ein, während
der im Vorwärmer nicht condensirte Dampf in die Esse abge-
stossen wird. Als Brennmateriale dient die bis dahin nicht be-
nutzte magere Braunkohlenlösche und theilweise auch Kohlen-
schiefer, dits von den Abbauorten direct zxmi Kessel gelangen
und hier auf einem Treppenroste verbrannt werden. Durch die
getroffene Anordnung des Kessels unter dem Wetterscb achte
und die in Folge des starken Essenzuges potenzirte Ventilation
kommt eine Belästigung durch Rauch, Dampf oder Hitze nicht
vor; ja es sind sogar die Wetter der nächstgelegenen Gruben-
theile noch frischer als ehemals.
Die Drahtseile ans der Wodley'solien Drahtseil-
Fabrik zu Bleiherg in Kärnten. Wer kennt nicht, wenigstens
aus zahlreichen Abbildungen, die Drahtseilbrücke über den Nia-
gara? Ingenieur Boebling verwendete nämlich statt der bis-
her üblichen Ketten, von denen gewöhnlich für eine Brücke
zwei vollkommen mit einander parallel laufende verwendet wur-
den, vier Drahtseile von ungewöhnlicher Stärke, von welchen
ein jedes 10 engl. Zoll im Durchmesser misst und aus 3640
Drähten hergestellt ist. Die Tragkraft aller vier Seile zusammen,
d. h. bis zu der Belastung, Über welche hinaus die Seile zer-
reissen würden, soll, nach der probirten Festigkeit der einzelnen
Drähte berechnet, beinahe an 244.500 ZoUcentner betragen,
während die wirklich stattfindende Belastung 1000 Tonnen oder
21.600 ZoUcentner niemals überschreitet. Wiewohl wir nun ähn-
liche groBsartige Brückenbauten in Oesterreich nicht aufzuwei-
sen haben, so bleiben wir doch in der Fabrikation der hiezu
verwendeten Bestandtheile nicht nur nicht zurück, sondern
es erreichen manche Zweige eine derartige Vollendung bei
erstaunlich billigen Herstellungskosten, dass sie gewiss einen
ausserordentlichen Export zur Folge haben würden, wenn man
gewisse Hindemisse beseitigen könnte. Wo man sich z. B. von
der vorzüglichen Verwendbarkeit der kärtnerischen Drahtseile
wird überzeugen können, da werden sich jene aus der obenge-
nannten Fabrik auch volle Anerkennung verschaffen. Nach dem
Ausspruche von Fachmännern steht schwerlich in einem anderen
Etablissement Draht von solcher Güte wie dieser kärntnerische
zur Verfügung. Auch ist die Erzengungsart eine wesentlich ver-
besserte und von der früheren verschiedene, indem die Drähte
nie gelöthet, sondern die neuen Drähte eingesponnen werden,
so zwar, dass der alte und neue Draht neben einander laufen,
wodurch die grösste Festigkeit erzielt wird. Gegenwärtig wer-
den im k. k. Hafen- Admiralate in Pola Festigkeitsproben damit
vorgenommen, und wir können daher nur die aus früheren Vei*-
suchen erhaltenen Daten hier mittheilen, mit dem Bemerken,
dass es wohl übertriebene Vorsicht sein mag, wenn man nur
Vg der höchsten Belastung als ^sichere" Tragfähigkeit ansetzt.
Ueberdiess wurden bei der Berechnung die Mitteldrähte gar
nicht in Betracht gezogen.
zerreisst bei einer vollkommen sichere
Belastung von Tragkraft
Nr. 1 Centner 126 Centner 21
» 2 r. 149 T, 25
» 3 «I 238 „40
„ 4 „ 1200 n 400
» 5 n 12 „2
T> 6 )» 76 t> 12
ff 7 t» 53 r 10
ff 8 „ 7 t, IVj
„ 9 ff 1 Pfund 20
In den Gruben Bleiberg*8 stehen bereits durehgeheads Draht-
seile und sogenannte Handhaspelseile aus Draht Nr. 3 — 6 in
Verwendung, und zwar mit dem ausserordentlichsten Erfolge,
denn es stellt sieh bei denselben gegenüber den früher benüti-
- 32 —
ten Hanfstricken eine Ersparniss von mehr als 607o heraus.
Ueber die Drau bei Unterferlach ist ein Drahtseil (aus Draht
Kr. 6 dreimal gedreht aus 210 Fäden) gespannt, das zur Befe-
stigung der fliegenden Brücke dient. Dieses Seil ist 70 Klafter
lang, und kostet nur 225 fl., während ein Hanftau derselben
Tragfähigkeit gegen 800 fl. kosten würde. Das Seil ist beinahe
Ewei Jahre im Gebrauch und bedurfte, mit Ausnahme einer
paarmaligen Theerung, nicht der geringsten Reparatur. Im Rai-
ner'schen Schrottthurme in Humpen dorf bei Klagenfurt ist ein
Handhaspelseil aus Draht Nr. 4 in Verwendung und werden
tagtäglich mit diesem kaum 4'" dicken Seile Bleiblöcke im Ge-
wichte von 12' Centner auf eine Höhe tou mehr als 30 <^ geho-
ben. Dieses Seil kostete nicht mehr als 34 fl. £s ergibt sich aus
dem Gesagten, dass sich die Drahtseile zur Hebung grosser
Lasten, überhaupt bei Aufzügen jeder Art, dann bei Ueberfuh-
ren und besonders bei den Eingangs erwähnten ähnlichen
Brttckenbauten ganz vorzüglich eignen und das theuere Hanf-
seil wohl bald verdrängen werden. Ack.
(Mitth. des n. Ö. Gewerbe-Vereins.)
Kundmachung.
Da nach einem Berichte des Filialausstellungs-Comit^ zu
Wien einzelne Aussteller durch verschiedene Zeitungs-Nachrich-
ten wegen der Höhe der Kosten der Beschickung der Pariser
Ausstellung beunruhigt werden, so findet nian in dieser Bezie-
hung Folgendes bekanntzugeben:
1. Die Aussteller von Kunstgegenständen (Classe 1 bis 4)
haben keine weiteren Auslagen als jene der Verpackung ihrer
Gegenstände zu tragen.
2. Die Aussteller von Gegenständen der Agricultur und
Industrie bestreiten in der Regel bloss :
a. die Kosten der Verpackung ihrer Ausstellungsgegenstände;
b. die ermässigten Transportkosten;
c. falls die Unterbringung derselben in Kasten oder verglas-
ten Pulttischen, in Gläsern, Glasstürzen u. dgl. vorgeschrie-
ben ist, die Anschaffungs- und Transportkosten dieser Vor-
richtungen.
Eine Ausnahme hievon findet rüfiksichtlich jener AmssUller
der Classen 6, 7, 10, 11, 12, 1», 18, 20, 21, 25/26, 27,
28, 29, .30, 31, 32, 33, 34, 35, 36. »7 und 44 sUtt, wel-
chen die Unterbringung ihrer Ausstellungsgegenstände in
den von der Regierung angescha fiten Kasten und Pulttischen
zugestanden ist, und welche für die Ueb erlassung des Rau-
mes von je einem Qnadratfuss Tisch- oder Wandfläche
2 fl. Oe. W. an Miethe zu bezahlen haben;
d. die Kosten jener Anschafiimgen, welche über ihr ausdrück-
liches Begehren in ihrem Interesse gemacht werden.
3. Die • Ausstellungs-Commission bestreitet ohne aUe Rück-
vergütung von den einzelnen Ausstellern die Assecuranz der
Ausstellungsgegenstände gegen Feuersgefahr und Transport-Be-
schädigungen, die Aufbewahrung der leeren Emballagen, das
Verpacken der zurücklangenden Ausstellungsgegenstände, die
Herstellung der Fussböden, Plafonds und der allgemeinen De-
coration. Wien, am 14. Jänner 1867.
Vom k. k. Centralcomite für die Pariser Ausstellung.
Aufforderung zur baldigen Einsendung der
Oegenstände zur Pariser Ausstellung.
Die k. französiche Commission hat neuerdings erklärt, dass
die Eröfihung der Ausstellung unwiderruflich am 1. April 1867
erfolgen werde, und dass sie nach dem 10. März keine Ausstel-
lungsgegenstände mehr in das Innere der Gebäude zulassen
könne. Die Herren Aussteller werden daher im eigenen Interesse
dringend aufgefordert, ihre Ausstellungsgegenstände bis längstens
15. Februar an die betreffenden Filialcomit^s abzugeben.
Wien, den 19. Jänner 1867.
Vom k. k. Central-Comit^ für die Pariser Ausstellung.
A^dministrati ves.
Farsonal-Haohriehten.
8e. k. k. Apostolische Majestät haben nachstehende Aller-
höchste Handschreiben Allergnädigst zu erlassen geruht:
Lieber Graf L arisch! In Gewährung der Mir vorgebrachten
Bitte enthebe Ich Sie von der Stelle eines Finanzministers
und spreche Ihnen hiebei unter gleichzeitiger taxfreier Ver-
leihung des Grosskreuzes Meines Leopold* Ordens für Ihre in
schwieriger Zeit mit treuer Hingebung geleisteten erspriessli-
chen Dienste meine volle Anerkennung aus.
Wien, 21. Jänner 1967. Franz Joseph m. p.
Se. k. k. Apostolische Majestät haben mit Allerhöchstem
Handschreiben vom 21. Jänner d. J. dem Unterstaats- Secretär
Carl Freiherm v. Becke einstweilen die Leitung des Finanz-
Ministeriums zu übertragen geruht.
Erledigungen.
Die Bergverwalterssstelle bei dem Silber- und
Blei-Hauptwerke zu Pfibram in der IX. Diätenelasse, mit
dem Gehalte jährl. 1050 fl., Naturalwohnung sammt Garten. Ge-
suche sind, unter Nachweisung der absolvirten bergacademischen
Studien, der practischen Ausbildung im Bergwesen, insbeson-
dere im Gangbergbaue und in der Aufbereitung, der Kenntnisse
im montanistischen Rechnungswesen, im Conceptsfache, sowie
der deutschen und böhmischen oder einer andern fverwandten
slavischen Sprache, binnen dreiWochen beim Bergoberamts-
Präsidium in Pfibram einzubringen.
Die Schichtenmeisters- Adjunctenstelle bei der
Wieliczkaer Salinen-Berginspection in der XL Diäten-
elasse, mit dem Gehalte jährl. 525 fl., dem Salzbezuge jährl.
15 Pfund pr. Familienkopf und mit der Verbindlichkeit zum
Erläge einer Caution von 262 fl. 50 kr. Gesuche sind, unter
Nachweisung der absolvirten bergacademischen Studien, der
practischen Eeuntniss der dortigen Lagerungs- und Betriebs-
verhältnisse, dann der Gewandtheit in der Salinen-Manipulations-
und Rechnungsgebarung, binnen sechs Wochen bei der
Berg- und Salinen-Direction in Wieliczka einzubringen.
Einfahrersstelle bei der k. k. Werksverwal-
tung in Csertest in der X. Diätenelasse, mit dem Gehalte
jährl. 630 fl. (Sechshundert dreissig Gulden österr. Währ.),
dann dem Pferdpauschale jährl. 115 fl. 50 kr. (Einhundert fünf-
zehn Gulden 50 kr. Österr. Währ.), nebst freier Wohnung, und
mit der 'Verbindlichkeit zum Erläge einer Caution im Gehalts-
Betrage. Bewerber um diese Stelle haben ihre gehörig documen*
tirten Gesuche unter Nachweisung des Alters, Standes, Religions-
Bekenntnisses, des sittlichen und politischen Wohlverhalteus, der
bisherigen Dienstleistimg, der zurückgelegten bergjltademisclien
Studien, der practischen Ausbildung im Bergbau-Markscheids-
und Autbereitungswesen, der practischen Erfahrung in dem
Eigenthümlichen des siebenbürgischen Goldbergbaues, der Kennt-
niss der landesüblichen Sprachen, der Cantionsfähigkeit und
unter Angabe, ob und in welchem Grade sie mit den Beamten
der k. k. Werksverwaltung in Csertest verwandt oder verschwä-
gert sind, im Wege ihrer vorgesetzten Behörde binnen vier
Wochen bei der k. k. Berg-, Forst- und Salinen-Direction in
Klausenburg einzubringen.
Von der k. k. Berg-, Forst- und Salinen-Direction, Klau-
senburg, am 8. Jänner 1867.
Zur Leitung eines grösseren fiohlenbergbanes
wird ein in diesem Fache theoretisch und praktisch gebildeter junger Mann sogleich auf-
genommeUv Oarantirter (behalt fl. 900.
Derselbe soll vorzüglich mit dem Abbaue mächtiger Eohlenflötze vertraut sein. Diessbezügiiche
Offerte mit genauer Angabe der Vorstudien sowie bisheriger Verwendung bis 15. Februar unter Adresse
^^Franz Moch Toltaberg^^ einzusenden.
Oraek t. Kurl WinUralta a Co. iu Wl«a.
N- 5- Oesterreichische Zeitschrift ,^^E\
IV. Jahrgang.
4. Februar.
fiir
Berg- und Hüttenwesen.
Verantwortlicher Redacteur: Dr. Otto Freiherr von Hingenan,
k. k. MinlsterUlrath Im FinanzminUtarinm.
Verlag von Priedrioli Manz (Kohlmarkt 7) in Wien.
Inhalt: Erfahrungen bei der Gewinnung des Silbers aus F&hlerz-Rohkupfer (antimonialischem Schwarzkupfer) und Fahl-
erz-Speise (Antimon-Speise) im oberungarischen Bergdistricte. — Ausserordentliche Vorträge und fach wissenschaftliche Besprechun-
gen an der k. k. Bergacademie zu Leoben. — NÄchrichten Über das »Bessemern.«* (Schluss.) — Literatur. — Notizen. — Admi-
nistratives. — Ankündigung.
Erfahrungen bei der Gewinnung des Silbers
aus Fahlerz - Sohkupfer (antimonialischem
Schwarzkupfer) und Fahlerz-Speise (Antimon-
Speise) im oberungarischen Bergdistricte.
MitgetheUt von Anton Hauch, k. k. Hütten-Verwalter.
(Fortsetzung.)
Schmelzen des Silber -Cements. Erzeugung des Bar-
rensilbers.
Das Schmelzen der so erhaltenen Silber-Cementkuchen
geschiebt in SchmöUnitas in Graphittiegeln, im Windofen.
Die Tiegel werden vorerst ausgewärmt und hierauf die
nicht getrockneten Kuchen in Partien von etwa 20 Pfd.
eingetragen. Gewöhnlich wurden 2 Qtr. Barren-Silber auf
einmal erzeugt. Bei diesem Quantum geschah das Eintra-
gen der Silberkuchen in einer Stunde.
Das Silber von den richtig beschaffenen und gerösteten
Robkupfern ist sehr rein, so dass nur wenig oder gar keine
Pottasche als Zuschlag zugesetzt wurde. Das Silber von
der Speise jedoch war stark antimonialisch, weil bei der
chlorirenden Röstung sich Antimonchlorid bildet, welchen,
wahrscheinlich von der Rochsalzlauge gelöst, durch Kupfer
theilweise mit dem Silber wieder gefällt wird. Um nun das
Silber rein zu erhalten und geschmeidig zu machen, mussten
starke Zuschläge an Salpeter und Pottasche der Schmelzung
zugetheilt werden.
Die Zutheilung von Pottasche ist auch deshalb nöthig,
weil das Cement'Silber ungeachtet des oftmaligen Auswa-
Bchens noch immer kleine Mengen von Kochsalz enthält,
welches beim Schmelzen von Silber zersetzt wird, und als
Chlor-Silber sich in grosser Menge verflüchtigen würde.
Bei Speise-Silber war der den Tiegel deckende hohe
Deckel stets von Innen mit moosartigem Silber vollgefüllt,
wahrscheinlich ist auch Chlor-Silber durch Kohlenozyd zer-
legt und so metallisches Silber in Moosform ausgeschieden
worden.
Der Pottasche-Zuschlag variirt von 1 Pfd. bei Roh-
kupfer-Silber bis 5 Pfd. bei Speise-Silber pr. Zollctr« Silber.
Gewöhnlich betrug der Salpeter-Zuschlag V4 ^^^ Pottasche-
Zuschlages.
Nach 5 — 6 Stunden verstärkter Kohlenfeuerung war
das Silber und die Schlacke ganz flüssig. Letztere wurde
mittelst eines durchlöcherten mit Thon ausgestrichenen
Schaumlöffels abgehoben, das Silber selbst mit stabeisernen
mit Thon ausgeschmierten Schöpflöffeln geschöpft und in
die ohngeföhr 25 Mzpfd. haltenden ausgewärmten gusseiser-
nen Ingüsse bereingegossen. Mitten im Guss eines Barrens
wurde unter den Silberstrahl ein kleiner Inguss unterstellt
und so auf diese Weise die Schöpfprobe genommen.
Die Probe des Roh-Silbers auf seinen Feinsilber-Gehalt
geschieht auf trockenem Wege , weshalb gegen die münz*
ämtliche Probe auf nassem Wege öfter ein geringerer Pein-
silberhalt resultirt. Kohlverbrauch pr. Zollpfund Barren
Silber 0.3 — 0.6 Cub.'
Die vom Silberschmelzen resultirende Schlacke wird
gestampft und gesiebt; allenfalls darin befindliche Silber-
körner bleiben auf dem Sieb und werden dem nächsten
Schmelzen zugetheilt.
Das Schlackenmebl wird der chlorirenden Röstung über-
geben und auf diese Weise zu Gute gebracht.
Aus den nun folgenden tabellarisch zusammengestell-
ten Resultaten über die ganze Procedur der Röstung , Ex-
traction und Silberschmelzen der Rohkupfer und Speise-
mehle, sind alle massgebenden Details zu entnehmen, wie
sie beim Betriebe im Grossen sich ergeben.
Der Unkosten- Aufwand ist natürlich nur für das betref-
fende Werk speciell gütig, und hängt von der vortheilhaften
Einrichtung der Extractionshütte , vom Preise des Brenn-
stoffes und Salzes , von der Höhe der Arbeiterlöbne , der
Höhe der Regie, der verarbeiteten Menge etc. ab.
Für andere Orte kann derselbe aus der tabellarischen
Zusammenstellung der Manipulations-Resultate abgeleitet
werden, wenn man die Localpreise mit der betreffenden
Grösse in Combination bringt, jedoch muss, wie gesagt,
bemerkt werden , dass die provisorische Einrichtung der
SchmöUnitzer Extractionshütte viel zu wünschen übrig Hess,
daher auf einer zweckmässig und sacbgemäss eingerichteten
Hütte sich geringerer Verbrauch namentlich an Brennstoff
ergeben muss«
Der Unkostenaufwand sammt der E xtr actio ns-
hütten-Reeie war im Jahre 1859 bei Verarbeitung von
(
34 —
2329 Ctr. Schwarzkupfermehle pr. Ctr. 2 fl. 03 kr. Aaf die
•«rzeaeten 590*942 Mzpfd. Silber entfiele per Mzpfd.
S fl. OOVj kr. Im Jahre 1860 bei verarbeiteten 1045-75 Ctr.
Schwarzkupfermehle pr. Ctr. 1 fi. 72*81 kr. und auf das
Mzpfd. von den erzeugten 296*948 Mzpfd. Silber 6 fl.
0*861 kr. Durchschnittlich pr. Ctr. Schwarzkupfermehle
1 fl. 93-72 kr. pr. Mzpfd. Süber 7 fl. 363 kr.
Bei der Entsilber^ng der Speisemehle entfielen im
Jahre 1857 bei einer Verarbeitung von 703'99 Ctr. mit
246*173 Mzpfd. Silber pr. Ctr. Mehl 3 fl. 65 23 kr. pr.
Mzpfd. ^Silber 10 fl. 25*82 kr. Im Jahre 1858 bei Verar-
beitung von 298 Ctr. und Erzeugung von 108*828 Mzpfd. .
Silber (wobei die ganze Eztractionshütten-Regie auf dieses
geringe Quantum zur Last fiel) pr. Ztr. 7 fl. 77.88 kr. pr.
Mzpfd. Silber 21 fl. 5908 kr. Im Jahre 1859 bei Verar-
beitung von 1805.46 Ctr. Speise und Erzeugung von
646-375 Mzpfd. Silber pr. Ctr. 3 fl. 211-26 kr., pr. Mzpfd.
Silber 9 fl. 05*79 kr. Im Jahre 1860 bei Verarbeitung von
3666*84 Ctr. und Erzeugung von 909.089 Mzpid. Silber,
pr. Ztr. 2 fl. 73-04 kr. pr. Mzpfd. Silber 10 fl. 37.83 kr.
Durchschnittlich pr. Ctr. 3 fl. 20*6 kr. und pr. Mzpfd. Silber
10 fl. 55-31 kr. 6. W.
Resultate über die in den Jahren 1859 und 1860 in der Sohmöllnitzer Aerarialhütte dnroli-
geführte Entsilberung der Fahlrolikupfer naoh Augustin's Methode.
Procen- Trocken-
L ChUrirende Yerristtng. tuation Gewicht
In 4S6V4 128tündigenRö8terBchichten wurden oyj^ ctr. Pfd.
chlorirt. Schwarzkupfer-Mehle 99.28 3363 67
silberhaltige Cementkupfer-Schliche . . . 0.45 15 53
Ofenbrüche 0.08 3 —
Flugasche . 0.19 6 66
Kupfer
Pfd.
83.96
62.98
26.00
0.271
0.109
0.144
0.074
Kupfer
Ctr. Pfd.
2824 34 V2
9 78 V4
- 78
Inhalt in
^Silber
Mzpfd.
912.664
1.708
434
0.498
Summa
100.00 3388 86 83,65 0.270 2834 90 V4 915.304
E r z e u g t auf dem Plansieb : Rostkläre . . 1 1 0.61 3748 3 1
Graupen. 26.62 902 31
Ofenbräche 1.07 36 30
Plugasche 0.05 1 75
138.35 4688 67 60.44 0.194 2834
Chlorirte Cementschliche 0.52 17 80 54.95 0.095 9
12Vo
78^/4
Summe
t38.87 4706
Chlorirungszugang . . . . ' 38.87 1217
Davon ab Sadsalz 11.42 387
47
61
02
bleibt Bfistungssugang 27.45
In einer 12atfiDdigen Schicht wurden chlorirt . —
Verbraucht: Buthonbfl rteln 2' = 723-5
Klft. 4 72 Cub.-Pass = 52092 Cub.-Fuss.
BoBtholz y^ Klafter & 216 Cub.-Fags =
162 Cub.-Pu88. •
Im Best verbleiben: Qraupen .... —
Flugasche . . . — ,
930
6
2
1
59
96
99
75
56
0.160'
0.210
67 V«
Summa . .
II. Teriaahliig der SiebgrSbe.
In 49 Yf 128tflDdigen Mailerscbichten wurden
vermählen: Graupen
Ofenbrficbe
899
36.
74 —
32
30
1 67%
In einer 1 2 ständigen Schicht vermählen mit
einem Lftufer
in. SilberextraetiM.
In 491 V} 1 2Btfindigen Eztractionaschichten wur-
den enteilbert: chlorirte Schwarzkupfermehle
aammt Graupen, Ofenbrflche und Flugasche
chlorirte silberhaltige Cement-Knpferschliche
138.21
0.52
935
18
4683
17
62
99
93
80
60.47
54.95
0.194
0.095
2832
9
45%
78%
Summa
138.73 4701 73 -
Dabei verwendet zum Fällen des Silbers : Gelf-
kupfer-Granalien 0.90
Fahlrohkupfer- Granalien O.Ol
30
50
36
100.
79.86
30
6.270
50
28%
Summa
913.596
1.708
60.42 0.194 2843 90% 915.304
0.478
0.367
0.845
912.751
1.708
— 2842 23% 914.459
0.097
139.64 4732 59 — — 2873 02 V« 914.556
— 35
Erhalten: Cementsilber
Enteilberte Schwarskupfermeble ....
„ Cementkupferschliehe
Von Granalien aufgelöstes Kupfer als Cement-
Schliche
Von Scbwankupfern aufgelöstes Kupfer als
Gerne ntscbliche • . . • '
Von Scbwarzkupfem aufgelöstes silberbältiges
Kupfer als Cementscblicbe . . . , . .
Procen-
tbation
_%
137.39
0.52
Trocken-
Gtewicht
Ctr. Pfd.
Halt in
Kupfer Silber
Inhalt in
1.62
1.53
0.14
4655
17
55
51
4
27
80
91
80
Pfd.
60.23
54.95
55.97
46.50
78.22
Mzpfl
Knpfer
Ctr. Pfd.
0.080
2804
9
30
24
3
55«/,
78»/:
14%
75 Vt
Silber
Mzpfd.
887.890
0.384
Snmma
Silber^Abgang . . <
Verbrancht: Zum Heizen der Salzlangen-
pfanne Holz 51. 125 Cnb.-Klft. 4 216 Cub.-
Pn88 = 11013 Cub.-FuBs.
Eisen zam FftlleD de» Kupfers
Eisen, daher pr. Centner Kupfer im erhaltenen
Cem entschliche
Fällknpfer-Oranalien pr. ZoUctr. erzeng-
ten Silbers
In einer 1 2st0ndigen Schicht entsilbert . . .
Uebertritt des Silbers aus der Beschickung
in das Cementsilber
Im Cementscblich verbleiben
In Backständen sammt Hanipnlations-Abgftngen
Summa
IT. SllbenehaelieH.
141.20
2.87
4785 78
— 2873 02 Vi 888.274
_ _ _ 26.282
68
1
3
9
42
16
47 —
57 —
97 12
O.Ol
2.87
100.00
Eingeschmolzen wurden :
SilbergekrSta . . .
Silberschlacke . . .
Cementsilber
Procentoation
99.00 7o
0.98 •
0.02 .
Geschmolzenes
Silber
— Mzpfd.
Fein-
Silber-Halt
- %
— »
Fein-Silber-Inbalt
887.890 Mzpfd.
8.819 »
0.230 »
Summa
Erbalten aus dem Schmelzen: Barren-Silber
Probzaine
Silbergekrfttz
Silberschlacken
100.00 I)
98.48 „
0.05 »
0.34 „
1.13 r,
942.765
93.68
» 896.939
» 883.207
0.490
3.050
10.192
Summa . . 100.00 n
Kohlen verbrancht zum Silberschmelzen 24 Mass k 1 Cub.^Fuss.
896.939
Resultate der Eupferspeise-Entsllberongr naoli Augrustin's Methode in den Jahren 1867, 1858,
1869 und 1860 auf der SohmöUnitzer Aerarialhtttte.
Im Jahre
1857
1858
1859
1860
txjdireade SpeiseTerristiag.
: In 128tflnd. Rösterschicbten :
95 « Altwasser-Speisemehle
34% fl
286 » •
364 n « n
n SohmöUnitzer n
Procen-
tuation
%
10.87
4.60
27.89
40.13
16.51
Trocken-
Qewicbt
Inhalt in
Ctr.
703
298
1805
2598
1068
Pfd.
99
46
52
32
Knpfer
Pfd.
27.08
26.34
25.57
26.37
28.30
Mzpfd.
0.357
0.348
0.356
0.320
0.206
Kupfer
Ctr.
190
78
461
685
302
Zusammen
77972
Erzeugt: Verröstete Speisemehle
Ofenbrüche
Flugasche
Pfd.
66%
87/,
30%
42%
Silber
Mzpfd.
251.765
103.768
644.192
833.430
220.176
100.00 6474 29 26.29 0.317 1718 77% 2053.331
115.67 7488 83 22.73 0.270 1702 66 V4 2025.091
1.74 113 — 14.25 0.222 * 16 11 25.180
0.49 32 Ol — 0.095 — . — 3.060
Summa . . 117.90 7633 84
Verröstungszugang 17.90 1159 55
Verbraucht: Ruthenbärteln 2'ge Klftr.
= 797.97 k 72 Cub.' = 57453.84 Rost-
bolz 3.5 & 216 Cub.' = 756 Cub.-Fuss.
In einer 1 23tfindigen Schicht verrostet . . — 8 30
22.51 0.268 1718 777, 2053 331
- 36
\
II. TemahliBg.
In 308 V2 128tündigen Müllerscbichten wurden
yermahlen oxydirend vorgeröstete Speisemehle
Ofenbrfiche
Graupen von der Chlorirung
Procen- Trocken-
taation Gewicht
%
92.62
1.04
6.34
Ctr.
7374
83
504
Halt 10
Kupfer Silber
Pfd. Pfd, Blzpfd.
Inhalt in
Kupfer
Ctr, Pfd.
Silber
Mzpfd.
83
71
22.71 0.270 1675 30 V4 1997.831
11.63 0.223 9 66 18.580
Zusammen
In einer 128tündigen Schicht und mit einem
Läufer wurden vermählen
Im Rest verblieben: Vorgeröatete nicht
vermahlene Mehle
Ofenbrüche
100.00 7962 54 —
1684 96% 2016.411
25 81
114 —
30 —
24.00
21.500
0.239
0.220
27
6
36
45
27.260
6.600
Zusammen . .
Nicht gemahlen zur Chlorirung gegebene
Flugasche r . . .
144 —
32 Ol —
33 81 33.860
0.095 — — 3.060
Hauptsumma . .
III. GU«rireiide Speise-Yerrftstang.
In 86372 12stfindigen Rösterschichteu wurden
chlorirend verröstet: 1. ozjdirend geröstete
vermahlene Speisemehle erhalten von I u. II
2. Mit Wasserdampf verröstete und vermahlene
— 8138 55 —
1718 77 V4 2053.331
3. Für andere Manipulations-Methoden vorbe-
reitete oxjdirend verröstete und vermahlene
Speisemehle
4. Von der ozydirenden Verröstung erhaltene
Ofenhrüche
5. Von der oxjdirenden Verröstung erhaltene
Flugasche
112.48 7282 86 22.70 0270 1653 44 1972.146
0.25 16 80 14.89 0.183 2 5OV4 3.079
1.39
1.28
0.49
90 54 21.06 0.293
83 — 11.63 0.223
19 07
9 66
26.535
18.580
32 Ol
— 0.095
— 3.060
Summa .
Erzeugt: Auf einem Plansieb Rostkläre .
Graupen
Ofenbrüche
Flugasche
1684
1679
115.89 7505 21 22.44 0.269
122.93 7958 83 21.10 0.254
8.38 543 14 — — —
0.14 9 30 52.58 0.201 4
0.08 . 5 32 — 0.116 —
6774
78%
89
2023.400
2020.906
1.874
0.620
Summa . ,
Chlorirungs-Zugang
Nach Abschlag des Sudsalzes
bleibt reiner Röstzugang . . .
Hiezu Oxydations-VerrÖstuogszugang von I .
Ganzer Verröstungszugang ohne Salz , - ,
Verbraucht: Zum Chloriren Sudsalz . |
Ruthenbürteln 2'ge Klftr. == 1957.29 k
72 Cub.' = 140924.88 Cub.' Rostholz
6.500 Klftr. i 216 Cub/ = 1404 Cub.' In
einer 12stünd. Schicht chlorirend geröstet .
In Rest verblieben : Vorgeröstete vermah-
lene Speise
IT. Sllbereitraeti«B.
In 657 y« I2stflnd. Extractionsschichten wur-
den entsilbert, chlorirte Speisemehle sammt
Graupen, Ofenbrüchen, Flugasche, Mühlstaub
und Reservoirschlamm .......
Dabei verwendet zum Fällen des Silbers Spleis-
senkupfer-Granalin
131.53
13.47
10.32
8516 59
1011 38
774 70
19.78 0.237 1684 67 V4 2023.400
3.15
17.90
21.05
11.81
10,32
236 68
auf die rohen Speisemehle berechnet
774 70 — — —
auf die gerösteten Speisemehle berechnet
8 69 — -. _ — _
91 97 23.77 0.279 21 86 y^ 25.685
130.89 8474 49 19.76
~ 70 57 100.
— 8545 06 —
0.237 1675
— 70
05
57
2015.235
— 1745 62 2015.235
Erhalten: Cementsilber
— — — 1910.465
- 37 -
n m L Halt in Inhalt in
Procen- Trocken- . ^— -i^,^,<..>..^.—- ^ m i^
tuation Qewicht Kupfer Silber Kupfer Silber
o/o Ctr. Pfd. Pfd. Mzpfd. Ctr. Pfd. Mzpfd.
KupferapeiseRückBtände 124.72 8075 02 18,65 0.007 1506 16 V4 64.317
Cementkupfer von aufgelöst. Kupfer*Granalien 1.09 70 57 100. — 70 57 —
Silberh<iger Cement- \
Kupferschliche . ./ das Kupfer aus der 0.24 15 53 62.98 0.110 9 7874 1.708
Silberfreier Cement- | Speise ausgelaugt
Kupferschliche . .) 470 304 80 52.2 — 159 10 V^ —
Summa . . 130.75 8465 92 — — 1745 62 1976.490
Zeigt sich Abgang in Silber 1.92 — — — — — — 38.745
Wird der Bückstandsinhalt su dem Abgange
zugeschlagen, dann ergiebt sich ein Gesammt-
Maoipulations-Abgang in Silber von , . . 5.11 — — — — — — 103.062
Im Rest verblieben: Chlorirte Speisemehle — 8 47 19.71 0.174 1 65 1.479
Graupen — 38 43 20.75 0.238 7 97 V4 9.180
— 46 90 20.51 0.227 9 62% 10.659
In einer 128tündigen Schicht wurden entsilbert — 12 88 — — — — —
Verbraucht: Zum Heitzen der Salzlaugen-
pfanne Rostholz 135.61 Klftr. ä2i6Cub/
=^ 29291.76 Cub.' Kupfer- Graualien
pr. Zoll-Centner erzeugten Silbers ... — 3 69 — — — — —
Eisen zum Fällen des Kupfers — 250 — — — — — —
Daher pr. 1 Centner Kupfer in Cementschliche — 105 — — — — —
-. .. Geschmolzenes Fein- n . q.., t u i*
Ueber tritt des Silbers aus der Beschickung in das Procentuation g.j^^^ Süber-Halt Fem-Süber- Inhalt
Cementsilber 94.80 7o * ~ Mzpfd. — % Mzpfd.
In Ruckständen verblieben 3.19 n — ti — » — «
Im Cementschliche 0.08 n — » — n — n
Verröstungs- und Yerzettluugs- Abgang 1.93 « — » — » — 1»
Zusammen . . 100.00 » — » — t» • — n
T. SHberschnelieii.
Dem Einschmelzen übergeben : Cementsilber .... 99-67 n . — « — n 1910.465 n
Silbergekrätz O.Ol « — n — » 0.280 n
Silberkönig 0.32 1» — » — 11 6.155 »
Summa ~ '. 100.00 n — l ~ l 1916.900 „
Aus dem Schmelzen erhalten : Barren Silber .... 98.86 n 2129.737 r» 88.975 „ 1894.934 «
Silberkönig 0.45 n — „ — n 8-665 n
Silberschlacke 0.63 « — „ — » 12.163 d
Probzaine . , 0.06 r» — n — d 1.138 1»
Summa""! '. 100.00 n "^ l — l 1916.900 n
Verbraucht Kohle zum Einschmelzen Mass 95% ^ 10 Cub.^ = 957.5 Cub.' (Fortsetzung folgt)
Ausserordentliche Vorträge und fachwissen-
schaftliche Besprechungen an der k. k. Berg-
Academie zu Leoben.
Nachdem zu Leoben im Laufe dieses Winters schon
mehrmals Zusammenkünfte stattgefunden hatten, wobei
Gegenstände des Berg- und Hüttenwesens besprochen wur-
den, gelangte an die Bergacademie-Direction ein Erlass des
Finanzministeriums, welcher die Erwartung ausspricht, dass
die Mitglieder des neuerlich ergänzten Lehrkörpers nebst
den ordentlichen auch ausserordentliche Vorträge eröffnen.
Hierüber vereinigte sich der Lehrkörper zu dem Beschlüsse,
dass die obigen Zusammenkünfte von nun an jeden, even-
tuell jeden zweiten Samstag Abends stattfinden, dass dabei
fachliche Vorträge gehalten, insbesondere die wich-
tigsten Neuerungen mitgetheilt und discutirt, dass end-
lich sowohl die Beamten der k. k. Berghauptmannschaft
und der umliegenden Berg- und Hüttenwerke als die Studi-
renden der Academie dazu eingeladen werden sollen *);
wodurch selbstverständlich ausserordentliche Vortage Über
wichtige Zweige des Faches, welche vorzugsweise nur für
Studirende bestimmt, von Professoren oder Assistenten ge-
halten werden und bereits in Aussicht stehen, nicht ausge-
schlossen sind.
Die erste diesfällige Versammlung fand, von den Ge-
ladenen zahlreich besucht, - am 19. Jänner statt und es
*) Wir begrüssen diesen Beschluss mit lebhafter Befriedi-
gung, weil er allseitig fördernd zu wirken geeignet ist und die
Academie zu einem Sammelpunkte wisbenschaftlichen Strebens
für einen weiten Kreis gestaltet Auf der Freiberger Bergaca-
demie finden derlei Mittheilungen schon lange statt; an der geolo-
gischen Reiehsanstalt haben sie seit jeher bestanden, im Wiener
Ingenieur- Vereine wurde damit begonnen, doch haben schon seit
ein paar Jahren wieder die bergmännischen Besprechungs- Abende
aufgehört. Die Red.
- 38 —
folgt hier eiu kurzer Bericht Über die dabei verhandelten
Gegenstände :
Mit grossem Interesse folgte die Versammlung dem
vom Ministerialrathe Ritter v. Tunner gehaltenen Vor-
trage über den Lundin'schen Gas-Scbweissofen, dessen Eiu-
richtUDg und Betriebsresultate bereits in Nr. 45, Jahrgang
1866, dieser Zeitschrift bekannt gegeben wurden. Als er-
freuliche Folge dieser Bekanntmachung hob der Redner
hervor, dass bereits 8 einheimische Gewerken zur Einfüh-
rung des Lundin'schen Ofens, welcher nebst den früher an-
gegebenen Brennmaterialien auch Kohlenlösche zu be*
nützen gestatte, entschlossen seien; diesem Vorhaben könn-
ten nur die Patent- Ansprüche von Siemens momentan im
Wege stehen, dessen Regenerator sich für den vorliegenden
Zweck am besten eigne, wiewohl eine genügende Erhitzung
der Gase auch mittelst eines gewöhnlichen Röhren-Appara-
tes auaführbar wäre. Hierauf erwähnt der Vortragende, dass
er einen mit Zeichnungen ausgestatteten Aufsatz über den
Gegenstand, nebst zwei von d«*n Directoren des schwedi-
schen Gewerke- Vereines, Herren L. Rinman und E. We8^
man, dann dem Professor zu Fahlun, Herrn P. Eggert,
erstatteten Gutachten in dem nächsten d Jahrbuche der
Berg-Academien» veröffentlichen werde, und bemerkt zum
Schlüsse, dass sich wegen Erwerbung der Patente an die
hiezu Bevollmächtigten für Oesterreich zu wenden sei, und
zwar wegen des Regenerators von Sie me n s an Herrn Emil
Seyb el und wegen des Lundin'schen Ofens an Serrn Civil-
Ingenieur Leyser in Wien.
Hierauf sprach sich Herr Hütten verweser Hörn er
über die continuirlich wirkende Siebsetzmaschine nach
Kr ö 11- H ar d t'schem Systeme, wofür Herr Bergbaubesitzer
Mühlbacher zu Bleiberg ein Patent besitzt, sehr aner-
kennend aus, und gab der Versammlung die Versuchsresul-
tate bekannt, welche mit einer solchen auf Braunkohlengries
angewendeten Maschine erzielt wurden. Durch die Reini-
gung des SeegrabnerGrobgrieses wird bei hattenmännischen
Processen nicht nur ein besserer Ofengang, sondern auch
pr. 100 Centner Brennstoffverbrauch eine Ersparung von
2 bis 2 ff. 50 kr. herbeigeführt. Die Anschaffungskosten
der Setzmaschine betragen 450 fl., die nöthige Betriebs-
kraft y^ bis y^ Pferdekraft, der Setzwasserverbrauch wenig-
stens 2 Kubikfnss pr. Minute, die Anzahl Hube 60 pr. Mi-
nute, der Hub 3 ^/^^ welcher jedoch für andere KorngrÖssen
stellbar eingerichtet sein muss; das Aufbringen 23 bis 25
Centner pr. Stunde. Für 4 bis 5 Maschinen ist 1 Mann
zur Bedienung erforderlich.- Die Aufstellung solcher Appa-
rate eignet sich weniger für Hüttenwerke als fQr Bergbaue,
bei welchen ohnehin die Sortirung nach dem Korne vorge-
nommen werden muss ; endlich ist Redner der Ansicht, dass
durch allgemeine Anwendung dieser Maschinen sowohl die
Bergbaubesitzer als die Conaumenten des Brennstoffes ge-
winnen werden. J. H.
Nachrichten über das ,,Bes8emeni."
(Schluss.)
III. HaMpfkessel ais Oiss« and Bessemerstahl.
Von Prof. Dr. 8.
Manche practischen Anforderungen, die man bei Her-
stellung der Dampfkessel zu berücksichtigen genöthigt ist,
und anter diesen in erster Linie ein geringeres Gewicht,
billigere Herstellung und grössere Sicherheit des Kessels ge-
gen die drohende Gefahr einer Explosion, mahnen den ratio-
nell vorgehenden Jndustriellen, die Dampfkessel statt aus
dem üblichen dicken Kupfer- oder Eisenblech ans dünnerem
Stahlblech construiren zu lassen.
Es ist eine zu beklagende Thatsache, dass die Kessel-
platten durch die verschiedensten Einflüsse, darunter vor-
zugsweise durch Feuerung und durch unreines Speisewas-
ser oft eine sehr schnelle Reduction ihrer Dicke erfahren.
Nach Prof. Beylich leiden daran vorzüglich die dicht über
dem Roste befindlichen Platten, weichein Folge des starken
Absatzes von Kesselstein an dieser heisaesten Stelle die Fä-
higkeit einer genügend raschen Mittheilung der Feuerwttrma
an das Kessel wasser verlieren , sich dafür selbst um so
mehr erhitzen, und in Folge dessen Formänderungen erlei-
den, die schon als solche ihrer Festigkeit Abbruch thun. Eine
rasche förmliche Zerstörung der Feuerplatten tritt nament-
lich bei Kesseln mit Feuerrohren und mit äusserer Heizung
auf. Nach den Erfahrungen der englischen Gesellschaften
für den Kesselschutz erscheint aber auch mit Säuren verun-
reinigtes Speise wasser als ein mächtiger Zerstörer der KesseU
blechdicke. Es kommen Fälle vor, wo nach Berichten von
Longridge eine auffallend rasche Reduction der Blech-
dicke eintritt. So zeigte sich an einem Kessel, dessen ur-
sprüngliche Blechdicke Vi e Zoll betrug, dieselbe nach kaum
vierjährigem Gebrauehe an mehreren Stellen unter der
Wasserstands linie auf y^^ Zoll reducirt;und es explodirte
in Folge dessen auch der Kessel.
Wir haben hier beispielsweise nur einige gefahrbrin-
gende Einflüsse auf die Kesselbleche angeführt, aus denen
man entnehmen kann, dass der Jndustrielle gegen solche
Vorgänge allen möglichen Schutz zu Hilfe nehmen soll, um
die Gefahr der raschen Bildung einer Oeffnung, welche die
Explosion nach sich ziehen kann, in die möglichste Ferne
zu rücken. Wollte man die sich zunächst darbietende Ab-
hilfe in dickeren Kesselblechen suchen, so würde man eine
nicht zu empfehlende Verbesserung versuchen. Durch dickere
Blechwände würde man nämlich den Ausgleich der Tem-
peratur zwischen der Feuer- und Wasserseite sehr erschwe-
ren. Von dem mehr oder weniger verzögerten Uebergange
der Wärme zum Kesselwasser ist aber die Ueberhitzung und
in Folge derselben eine geiUhrliche Formveränderung der
Platten, eine Störung in der Circulation des Wassers, sowie
die Absetzung von Kesselstein abhängig, — Uebelstände,
welche mit der Zunahme der Blechdicke grösser werden.
Man würde also auf der einen Seite durch einen bedeuten-
den Kostenaufwand für dickere Kesselbleche eine scheinbare
Abwehr gegen zu rasche Reduction der Blechdicke schaf-
fen, auf der andern Seite aber durch Herbeiführung neuer
Uebelstände, welche im Gefolge der Erhitzung dickerer
Bleche eintreten, die Festigkeit der Kesselwände gefährden
und vielleicht mehr Schaden als Nutzen anrichten..
Aus dieser Verlegenheit kann nur die Anwendung von
Stahlblechenztt Dampfkesseln helfen, welche bei gerin-
gerer Dicke schon eine grössere Sicherheit darbieten^ vor-
ausgesetzt, dass ihre Construction und Jnstandhaltung feh-
lerfrei ist.
Und in der That stehen die Jndustriellen hier nicht
mehr vor einer erst zu wagenden Verbesserung, sondern ha-
ben sich nur über die von Eisenbahn-Gesellschaften bereits
eingeführten Dampfkessel aus Blechen von Gues- und Bes*
semerstahl zu unterrichten, um sogleich von diesen prac-
tischen Vortheilen Nutzen zu ziehen. Die Maschinenfabrik
der österreichischen Staatseisenbahn-Gesellschaft hat, nach
~ 39 —
dem Bericht von Per rot im Zollverein, bis Ende 1865
etliche 16 Locomotiveu aus Bessemerstahl angefertigt, von
welchen sieben auf den eigenen Linien der Eisenbahn-Ge-
sellschaft benfltzr, neun aber an die Kaiser- Ferdinands-
Nordbahn abgeliefert wurden.
Aber auch die Kaiser- Ferdinands-Nordbahn hatim vori-
gen Jahre neun neue Lastzugs-Maschinen mit Gussstahlkea-
seln bei G. Sigl in Wien bestellt. Beider Bestellung wurde
besonders dafür gesorgt, dass die Maschinen ein geri n-
geres Gewicht haben, dabei aber doch viel Leistungs-
vermögen besitzen und sich au^h zur Feuerung mit Klein-
kohie eignen sollen. Man sah sich deshalb veranlasst die
leichteren Stahlkesselzu wählen, um nebst grösserer
Heizfläche auch grosse Feuerkästen, welche sich für fette
Kleinkohle eignen, anwenden zu können, ohne dabei die für
ein Rad normirte Belastung überschreiten zu müssen.
In den Werkstätten der Kaiser-Ferdinands-Nordbahn
wurden ausserdem Reconstructionen von sechs Lastenzugs-
Locomotiven vorgenommen. Da man sich auch hier die Auf-
gabe gestellt hatte, die Verwendung der Kieinkohle zu
ermöglichen, so brachte man zur Vermeidung eines zu
grossen Gewichtes Stahlbleche in Anwendung. Diese
Neuerung hat sich bereits practisch bewährt, deshalb sollen
im Laufe dieses Jahres an zwanzig Maschinen für Personen-
und Lastenzüge in derselben Weise umgestaltet werden.
In Hinsicht der gewünschten Festigkeit bei geringerer
Blechdicke ist hervorzuheben, dass die an den Kesseln der
österreichischen Staatseisenbahn-Gesellschaft vorgenomme-
nen vorschriftsmässigen Sicherheitsproben ohne Unterschied
ein sehr befriedigendes Resultat ergeben haben. Aber auch
im Verkehr haben eich diese Maschinenkessel bisher bewährt,
ohne dass der mindeste Anstand vorgekommen wäre.
Nach solchen Resultaten kann man den Versuch der
Verwendung von Guss- und Bessemerstahl zu
Locomotivkesseln als gelungen bezeichnen.
Wir verzeichnen diesen Erfolg nicht nur, weil diese
Abänderung grössere Sicherheit verspricht, sondern weil die
Anwendung von Stahlblech dem Jndustriellen einen grösse-
ren Spielraum für die Gewichtsverhältuisse der Kessel bie-
tet und unserer so tief gedrückten Eisenindustrie eine neue
Lebensquelle erschlossen ist. Mögen die Jndustriellen die
Concurrenz in dieser Beziehung ohne Verzug aufnehmen
und glücklich bestehen I
Literatur.
Die Qrosslndtistrie Rheinlands und Westphalens, ihre Geo-
graphie, Geschichte, Production und Statistik. Von Dr. N. H o c k e r.
Leipzig 1 866. Quandtund Händel. 6 Lieferungen. 486Seiten,gr. 8.
Diese im Gänsen ebenso reichhaltige als interessante Mono-
graphie gibt ein geographisch- wirthschaftliches Gesammtbild
der beiden hervorragendsten Industrie-Provinzen Preussens und
zerfallt in 8. Abschnitte.
I. Land und Leute in Bezug auf Industrie. U. Die Industrie-
Geschichte. III. Das Transportwesen im Rheinland und West-
phalen. IV. Der Bergbau auf Kohlen und Erze. V. Die Hütten-
Industrie und Metall waarcn-FabricÄtion. VI. Die Production mi-
neralischer und chemischer Waaren. VIL Die Production der
ConsumtibiHen. VIII. Die Textil-Industrie sowie die Fabrication
von Leder, Papier und Holzwaaren.
Wenn auch in den Abschnitten L, IL und HI., dann VII.
viele unser Fach betreffende Daten von Interesse vorkommen,
so sind es doch vorzüglich die Abschnitte IV. und V., und es
sind die an- Umfang bedeutendsten, welche für unsere Berufs-
genossen das Wichtigste enthalten und in uns den Wunsch rege
machen, recht viele ähnliche Arbeiten auch über unsere montanindu^
striellen Districte anzuregen Es ist uns unmöglich, einen Auszng
aus der grossen Zahl von Thatsachen zu geben, welche in die-
sen Abschnitten enthalten sind, aber wir wollen nur Einiges
hervorheben, was sich auf die Steigerung der dortigen Montanpro-
daction in den letzten 10 Jahren bezieht. Im Jahre 1855 betrug
die Gesammt-Steinkohlenförderung im Rheinland und Westphalen
27,673.620 Tonnen*). Im Jahre 1864 war sie auf 55,848.313
Tonnen gestiegen Der Geldwerth hatte sich in demselben De-
ceuDiuravon 15,409.721 auf 20,774 694 Thaler erhöht. Die Zahl
der einzelnen Bergwerke, welche in der bis zum Schwindel sieh
versteigenden Unternehmungs-Periode der Jahre 1856 — 1860 die
Ziffer 328, 346, 342, 334 erreicht hatte, während sie 1855 erst 286
Werke betragen hatte, war bis 1864 auf 279 gesunken, die Zahl der
Arbeiter (39923) im Jahre 1855 dabei fast stetig gestiegen, bis
sie 1864 die Ziffer von 58182 Köpfen erreicht hatte. Die Production
hatte daher den Schwindel überwunden und war in solider Pro-
gression weiter geschritten. Die Leistungen der Bergarbeiter
haben sich nach den Angaben dieses statistischen Werkes in dem
Decennium 1855 — 1864 günstiger gestellt und zwar nach den
einzelnen Hauptkohlenbeoken vorschieden; nämlich:
1855. 1864.
Im Rnhrbecken kommen auf 1 Arbeiter . . 700 986 Tonnen
n Saarbecken n „ n . . 752 947 n
n Inde-undWormbecken „ n . . 566 838 n
fi Ibbenbflm-Becken „ f> . . 638 692 r>
, Minden'er n n n . . 268 224 m
Bei Letzterem, welches eine Ausnahme zu machen scheint, dürfte
das Jahr 1856 vielmehr eine Ausnahme sein, denn die Ziffer
sank im Jahre 1856 schon auf 176 und 1857 sogar auf 1 15 Ton-
nen pr. Mann, hob sich aber dann wieder stetig bis auf 224
Tonnen im Jahre 1864. Als Ursachen der gesteigerten Leistung
werden angeführt: Verbesserte technische Einrichtungen, Auf-
stellung grösserer Maschinen und grössere Leistungsfähigkeit von
Seite der Arbeiter selbst. (Es wäre hier interessant gewesen auch
in die inneren Ursachen dieser erhöhten Lebtungsfähigkeit ein-
zugehen, wobei die Lohnsverhältnisse, die Art des Zu- und
Abganges zu und von der Arbeit (die Fahrung), das durch-
schnittliche Alter der Arbeiter, die Verhältnisse der stabilen zu
den nichtstabilen, der Wechsel derselben u. s. w. von Einflnss
sein können!)
Im Vergleich mit anderen Ländern stellt sich nach dem
Verfasser (S. 229) die rheinisch westphälische Steinkohlen-Pro -
duction in folgender Art: (in Zollcentner)
Rheinland- Westphalen (allein) 223,339.262 Ctr.*«)
Ganz Gestenreich (1862) (Stein- und Braun-
kohlen zusammen) 91,049.708 n
Ganz Preussen (1864) 463,846.947 n
Belgien (1860) * 167,680.000 »
Grossbritannien 92,787.873 Ton. k 20Ctr. oder 1855,757.460 n
(Warum der Verfasser verschiedene Jahre nebeneinan-
der gestellt hat, ist uns nicht klar. Die österreichische Produc-
tion ist auch für das Jahr 1864 schon seit mehr als einem Jahre
publicirt, und dass diese Publication auch in Preussen gelesen
und gewürdigt worden ist, zeigt der Bädeke rasche Berg- und
Hütten-Kalender pro 1867, der auf S. 152 dieselbe auf 93.222.090
Zoll-Centner für das Jahr 1864 angibt! Vergleichungen sollten
möglichst die gleichen Zeiträume zur Grundlage nehmen.)
Der Braunkohlen- Bergbau wird auf S. 254 u. ff. getrennt
vom Steinkohlen -Bergbau behantlelt (was auch die vorstehende
Vergleichung alterirt) und ergibt für Rheinland- Westphalen auf
das Jahr 1855 die Gesammtmenge von 1,148.299 Tonnen und
auf das Jahr 1864 die » n 1,1 18.833 Tonnen.
Wir müssen es uns des Raumes wegen versagen, auch über
die vielen Daten über die Production einzelner Gruben, über
das Verhältniss der Coaks zu den Kohlen, über die specifischen
Gewichtspreise und Verkehrsquantitäten, Frachtsätze hier nur
annähernde Auszüge zu geben und verweisen auf das Werk
*) Die To n n e ist für Steinkohlen , deren specifisches Gewicht
nicht ganz gleich ist, eine etwas schwankende Einheit ; eine Tonne
Salz wird zu 3.78 Zollcentner angenommen. Der Verfasser obigen
Werkes nimmt die Tonne Kohlen rund auf 4 Zollcentner an.
**) Auf S. 229 des Werkes steht 83,098.776 Centner, was aber
irrig sein dürfte, weil 65,848.313 Tonnen k 4 Ctr. o b i ge Ziffer geben,
die auch mit der S.298 angegebenen näher stimmt. Hat der Verfasser
vielleicht verschiedene Quellen benützt? Die Ziffer 23 1,168.781 Ctr.
stimmt mit den officiellen Angaben derpr. Min. -Zeitschrift für B.H. u.
S.,Bd. XIIL, I. Lief., S. 1 7, die wir eigendszuRathe gezogen haben,um
über die Variationen im obigen Werke uns Klarheit zu verschaffen.
K
— 40
selbst. Kbenso wollen wir den Eisenerz-Bergbau (S. 257 — 274),
sowie den Bergbau auf Zink- und Bleierze (S. 275—291), auf
Kupfer- und andere Erze (S. 291 — 296) und die Salzgewinnung
(S. 296 — 298) nur den Aufscbriften nach erwfthnen und die R e-
capitulation der go.sammten Bergwerks-Production von Rhein-
land und Westphalen im Jahre 1864 anfßhron
Steinkohlen 231,168.781 Ctr.
Braunkohlen 3,364.628 «
Eisenerze 2,880.009 «
Zinkerze 1,327,992 n
Bleierze 1,081.008 n
Kupiererze i, 073.203 n
Sonstige Erze 634,404 n
(Eine Summe lässt sich wohl füglich nicht ziehen, der Ver-
fasser thut es dennoch und addirt frischweg Steinkohlen und
Bleierze etc. miteinander, was wir nur in Bezug auf die f*Geld-
werthe^ zulHssig finden.) (Fortsetzung folgt.)
Notizen.
Ein Fest anf dem Eisenwerke Storö. Am 20. Jänner
d. J. fand in Stor^ nächst Cilli eine schöne Festlichkeit statt.
Es wurde nämlich dorn Director des dortigen Eisenwerkes Herrn Carl
August Frey das demselben von Sr. k. k. Majestät verliehene Rit-
terkreuz des Franz Josephs-Ordens durch den k. k. Bezirksvor-
steher Herrn Lichtenegger überreicht. Zu diesem Zwecke hatten
sich in den festlich geschmückten, mit den Büsten des Aller-
höchsten Kaiserpaares und den Emblemen des Berg- und Hüt-
tenwesens gezierten Localitaten, ein sehr zahlreiches Publicum,
darunter der k. k. Berghauptmann Franz Mroule, mehrere k. k.
Beamte von Cilli, sämmtliche Werksbeamte, sowie die Berg- und
Hüttenarbeiter und ein schöner Kranz von Damen eingefunden.
In gediegener Ansprache hob der k. k. Bezirksvorsteher die
Verdienste des Herrn Werks-Directors um die vaterländische
Eisenindustrie, insbesondere um die Erzeugung von Panzerplat-
ten und Verarbeitung des Bessemerstahles, dann dessen stets
loyale Haltung hervor ; und nachdem der feierliche Act beendigt
war, sprach Herr Frey in einer längeren, ebenso gehaltvollen
als msrkigen Rede seinen Dank aus. Er schilderte darin die
manigfachen Bedrängnisse, die unheilvolle Krisis der heimiscir^n
Eisenindustrie und andere drückende Umstände, welche das
Eisenwerk Stor6 seit seinem Bestehen hart getroffen hatten •, er
erwähnte ferner des Umstandes, dass der grösste Theil des heute
gekrönten Verdienstes den Übrigen Werksbeamten, hauptsäch-
lich jedoch den Arbeitern gebühre, und schloss mit einem Hoch
auf Se. Majestät den Kaiser, das in dem Publikum ein kräftiges
Echo fand. Während des hierauf folgenden Mahles, bei welchem
es an Toasten, darunter auf Se. Majestät, auf den Sieger von Lissa,
Vice-Admiral Tegetthoff, den k. k. Ministerialrath Ritter v.Tunnor
nicht mangelte, erschienen Deputationen der Berg- und Hütten-
arbeiter, die in schlichten, aber vom Herzen kommenden Worten
ihre Freude über die heute ihrem allgemein geachteten und ge-
liebten Vorgesetzten zu Theil gewordene Auszeichnung ausspra-
chen. Ein von 200 Arbeitern veranstalteter Fackelzug bildete den
Schluss dieses schönen Festtages, welcher den sprechenden Be-
weis liefert, dass auch der Industrie, der Arbeit in unsereih
Vaterlande die gebührende An^kennung nicht entzogen werde.
Cilli, am 21. Jänner 1867. S. T.
Die Brennberger Bämpfinaschine betreffend, erhalten
wir nachstehende Zuschrift: n Geehrte Redaction! Die Nummer
52 Ihrer Zeitschrift vom vorigen Jahre brachte eine Notiz mit
der Beschreibung einer in der Braunkohlengrube zu Brennberg
aufgestellten Dampfmaschine, und war dabei mit Bezug auf
eine frühere, — in Nr. 26 derselben Zeitschrift erschienenen —
Notiz bemerkt worden, dass nun auch in Oesterreich
bereits eine Dampfmaschine in ähnlicher Weise
wie zu Wiendahlsbank bei Witten arbeitet. Diese Notiz
der Nummer 52 hat einzelnen Fachgenossen Veranlassung ge-
boten, in den Nummern 1 und 4 Ihrer Zeitschrift zu erklären,
dass bereits in Kladno seit 10 Jahren und in Sillweg seit zwei
Jahren Dampfmaschinen in der Grube arbeiten, und es wollte
hiermit unzweifelhaft gesagt werden, dass mit der Notiz in Nr.
52 bezüglich der Brennberger Dampfmaschine eine unrichtige
Behauptung aufgestellt wurde. Diess scheint mir jedoch nicht
der Fall zu sein, denn meines Wissens ist die Brennberger
Dampfmaschine die erste in Oesterreich, welche in ähnlicher
Weise, wie jene zu Wiendahlsbank arbeitet, nämlich mittelst
auf längerem Wege und aus über Tage aufgestellten
Kesseln zugeleiteten Dampfes. Und gerade diese Art,
eine Dampfmaschine in der Grube in Betrieb zu setzen, war
ja ausschliesslich der Inhalt der bezüglich der Dampfmaschine
zu Wiendahlsbank in Nr. 26 Ihres Blattes gebrachten Notiz.
Wie aber aus den Berichtigungen in Nr. 1 und 4 Ihres Blattes
zu entnehmen ist« sind die Dampfkessel zu EJadno und Sillweg
in der Grube selbst eingebaut und können daher die dort be-
steheneen Dampfmaschinen nicht in derselben Weise arbeiten,
wie jene zu Wiendahlsbank und Brennberg, da bei den ersteren
die wesentlichste Eigenheit des Betriebes der letzteren nicht zu-
trifft, nämlich die Zuleitung des Dampfes auf längerem Wege,
— zu Wiendahlsbank 240 Klafter, und zu Brennberg 130 Klitr. ~
und aus über Tags stehenden Kesseln. Dass übrigens schon
früher, als in Brennberg , Dampfmaschinen , jedoch mit deu
Dampfkesseln, in österreichischen Bergbauen eingebaut und im
Betriebe waren, ist eine bekannte Sache; keineswegs sind aber
die Dampfmaschinen in Kladno und Sillweg die ersten dieser
Art in Oesterreich. Beispielsweise will ich nur erwähnen, dass
bereits im Jahre 1850 in der, damals Misbach^schen Braunkoh-
lengmbe zu Mährisch-Neudorf eine Dampfmaschine sammt Kes-
sel eingebaut und durch mehrere Jahre zur Wasserhebung ver-
wendet worden ist. Ich meinestheils vermag mir daher die Ent-
stehung der zwei Berichtigungen in Nr. 1 und 4 Ihres Blattes
nicht anders zu erklären, als dass die Einsender derselben bloss die
Notiz in Nr. 52 bezüglich der Brennberger Dampfmaschine,
nicht aber jene in Nr. 26 Ihres Blattes bezüglich der Wien-
dalUsbanker Dampfmaschine gelesen haben, oder dass ihm der ge-
naue Inhalt der t> Monate vorher gelesenen Notiz bei Verfassung
der Berichtigung nicht mehr vollständig in Erinnerung war.
Indem ich es der geehrten Redaction anheimstelle , von diesen
Zeilen den geeignet erscheinenden Gebrauch machen zu wollen,
zeichne ich mit besonderer Hochachtung und Ergebenheit
Wien, am 29. Jänner 1867. Josef RossiwalLt<
AdminiBtrati ves.
Ausieiohnuxig.
Se. k. k. apostolische Majestät haben mit Allerhöchster
EntSchliessung vom 24. Jänner d. J. dem Bergwerksproducten-
verschleiss - Director Franz Koch in Anerkennung der in der
jüngsten Kriegsepoche bei der Sicherung und Erhaltung ärari-
schen Eigenthums bewährten besonderen Umsicht und Thätig-
keit das Ritterkreuz des Franz Joseph-Ordens allergnädigst zu
verleihen geruht.
Kundmachung.
Der Preis der verschiedenen Zinnober-Sorten wurde von
den Factorien zu Wien, Triest, Pest und Prag um Drei
Gulden pr. Wr.-Ctr. erhöht.
Wien, 28. Jänner 1867.
Von der k. k, Bergwerks-Producten-
Verschleiss-Direction.
Zar Leitung eines grösseren fiohlenbergbanes
wird ein in diesem Fache theoretisch und praktisch gebildeter junger Mann sogleich auf-
genommen. Oarantirter Oehalt fl. 900.
Derselbe soll vorzüglich mit dem Abbaue mächtiger Eohlenflötze vertraue [sein. Oiessbezügücfae
Offerte mit genauer Angabe der Vorstudien sowie bisheriger Verwendung sind bis 15. Februar unter Adresse
^^Prans Mocll Toltsber^^^ einzusenden.
Dniek v. Kmrl WlntornlM ft Co. In Wiaa.
I
N=6.
XV. Jahrgang.
Oesterreichische Zeitschrift i^^^.
für
Berg- und Hüttenwesen.
Verantwortlicher Redacteur: Dr. Otto Freiherr von Hingenau,
k. k. Ministerlalratb im Finanxminlitflrinxn.
Verlag der Q. J. Manz'schen Buchhandlung (Kohlmarkt 7) in Wien,
Inhalt: lieber Bergwerksantheüe and deren Yersichenmg gegen Schwankung und Gefährdung des Ertrages. — Eine
auswärtige Stimme über die Eisen- und Stahlindustrie der österreichischen Alpenländer. — Erfahrungen bei der Gewinnung des
Silbers aus Fahlerz -Rohkupfer (antimonialischem Schwarzkupfer) und Fahlerz-Speise (Antimon -Speise) im oberungaxischen Berg-
districte. — Notizen. — Administratives.
XTeher Bergwerksantheile und deren Versi-
cherung gegen Schwankung und Gefährdung
des Ertrages.
Berg Werksgesellschaften, mögen dieselben in der Form
der Gewerkschaft oder der Actiengesellschaft auftreten, ha-
ben, wenigstens bei uns , für den Capitalisten noch immer
wenig Reiz und zwar am allerwenigsten dann, wenn das
Object derselben ein Gang-Bergbau auf edle Metalle oder auf
Blei, Kupfer, u. s. w. ist. Eher noch gelingt es für Kohlen-
werke und Eisenindustrie Theilnehmer zu gewinnen, sofern
Letztere nicht durch die nschlechten Zeiten », über welche in
dieser Branche geklagt wird^ auch schon discreditirt sind.
Wir wollen nicht in die mannigfachen Ursachen dieser Er-
scheinung uns vertiefen, sondern für diesmal nur Eine der
Einwendungen betrachten, welche gegen die Zumuthung
einer Capitals-Anlage in Bergwerksunternehmungen häufig
erhoben wird.
Es ist dies die Furcht vor Erschöpfung des Bergbaues
und vor den Schwankungen seiner Ertragsfäbigkeit, und die
damit zusammenhängende aber nicht bloss darin begründete
Schwierigkeit der Verwerthung von Bergwerksantheilen, für
welche, wenn man sich derselben entäussern will, kein Käu-
fer und kein Gours zu finden sind. Es ist begreiflich, dasa An-
theile, deren Dividenden grossen und für den Uneingeweihten
ganz unberechenbaren Schwankungen unterliegen, sehr
schwierig zu schätzen sind; es ist ebenso natürlich, dass bei
der meistens ziemlich beschränkten Anzahl derselben und den
mangelnden Anhaltspunkten für deren Werthbemessung,
nicht einmal eine Specalation auf Steigen und Fallen oder
auf die Differenz zwischen Beiden denkbar ist, daher wenig
oder gar keine Nachfrage darnach ist, während bei halbwegs
ungünstigen Erträgnissen das Angeboth ein sehr starkes
wäre! Das Capital ist heut zu Tage sehr beweglich und ver-
änderungslustig und liebt nf e s t e Anlagen» nicht sonderlich,
am wenigsten dann, wenn damit nicht ein fester, stetig
gleichbleibender Zinsengenuss verbunden ist. Aber nicht
nur die Veränderungslust des Capitalisten , welcher heute
das Papier A verkauft, um morgen das Papijer B zu kaufen,
findet sich durch den Besitz von Bergwerks-Antheilen (Ku-
xen oder Actien) behindert , sondern der solide und ruhige
Geldbesitzer, welcher eine Anlage für sein Geld sucht, fühlt
sich beunruhigt bei dem Gedanken an einen Besitz, den er
imNothfalle vielleicht gar nicht mehr verwerthen kann, oder
den er bei einer Erbtheilung nicht nach einem bestimmten
Course berechnen, den er, kurz gesagt, nicht leicht wieder lo£^
werden kann. Ausser den Schwankungen beunruhigt ihn
aber auch der Gedanke an die Erschöpflichkeit des Erzla-
gers, mit dessen Verminderung nicht bloss die Rente seines
Capitals abnehmen, sondern das Capital selbst sich auf Null
reduciren kann ! Ist es bei so bewandten Umständen ein
Wunder, wenn so wenig' Lust für Bergbau- Associationen
herrscht, oder wenn so wenig Capital für solche zu finden
ist, wenn es sich um Gründung von Bergbaugesellschaften
handelt?
Ueber dieses Thema Hesse sieh sehr Vieles sagen, wir
wollen uns aber hier darauf beschränken, zwei Mittel anzu-
deuten, durch welche diesem Uebelstande vielleicht einiger-
massen abzuhelfen wäre, indem dadurch die Unstätigkeit
der Erträgnisse und die Gefahr der Erschöpfung des Capi-
tals theilweise sich verringern Hesse.
Das Eine dieser Mittel ist bei vielen Actiengesellschaf-
ten schon lange in Anwendung, — es ist die Bildung von
Reservefonden, welche nicht bloss als Reserve für un-
vorhergesehene Auslagen, sondern auch als Fonde zur Er-
gänzung zeitweilig sinkender Dividenden auf ein gewisses
Normalpercent organisirt werden können. In jüngster Zeit
hat z. B. die theils ärarische, theils privatgewerkschaftliche
Unternehmung des Goldbergbaues zu Nagy&g in Siebenbür-
gen diesen Weg eingeschlagen und nicht bloss einen eigent-
lichen Reservefond durch percentuale Abzüge von den Aus-
beuten gebildet, sondern auch einen Ausbeute-Ergän-
zungs-Fond geschaffen, um damit die Ausbeuten zu
ergänzen, wenn sie unter 300 fl., eventuell 200 fl. pr. Kux.
herabsänken.*) Nach einem Ausweise für den Schluss 1866
hat bei dieser Gewerkschaft der Reservefond bereits die
Höhe von 122.495 fl., der Ergänzungsfond die Ziffer von
63.704 fl. erreicht, was sicherlich dazu beiträgt, den Zin-
sengenosa des in den Kuxen steckenden Capitals zu einem
stetigeren zu machen, die Bewerthung desselben nach den
») Vgl. Jahrg. 1866 dieser Zeitschrift, Nr. 10, S. 76.
\
42 —
voraossichtlich gleicbmäBsigeren Jahreserträgnissen wesent-
lich zu erleichtem.
Ein ähnliches Mittel, temporären Schwankungen des Er-
trages der einzelnen Antheile zu begegnen, hat die Wolfsegg-
Traunthaler-Kohlenwerks- (Actien-) Gesellschaft einge-
achlagen, um die Dividende ihrer Actien auf der Höhe von
6%i oder mrndestens 5% zu erhalten. Freilich schmälert
dieses System die Dividende günstiger Jahre, dafür
sichert sie aber dem Theilhaber eine gleichmässige Verzin-
sung seines Capitals auch in schlechten Jahren, und ist ge-
eignet, die Anlage von Geldern in solchen Bergbauunter-
nehmungen zu einer minder gewagten Speculation und ge-
eignet für solidere und vorsichtigere Capitalisten tu machen.
Allein dabei ist eben nur eine theilweise Garantie der
Zinsen, jedoch noch nicht die des Capitals erreichbar, wel-
ches nur durch den Verkauf solcher Antheile refundirt wer-
den könnte und dies in der Regel nicht kann, weil sich sel-
ten Käufer für ein so schwer realisirbares Papier finden,
als Kuxscheine und Bergwerksactien meistens sind ! Es
kommt also darauf an, auch die Rückzahlung des Capi-
tals irgendwie zu garantiren. Unser zweiter Vorschlag hat
eben dies — d. h. eine theilweise oder gänzliche Amorti-
sation des Kux- od er Actien -Capitals zum Zwecke.
Eine solche dürfte am leichtesten dadurch ausführbar
sein , wenn man in die Gründungsstatuten oder als Supple-
ment zu den schon bestehenden Statuten die Bestimmung
aufnähme, dass jährlich eine bestimmte Anzahl
Kuxe oder Actien in einem festzusetzenden
(Emissions- oder ursprünglichen Schätzungs-) Preise
aus den Ueberschtissen des Jahresertrages rück-
gezahlt werden sollen.
Statt einer anderweitigen Erörterung wollen wir diese
Idee gleich in einem Beispiele erläutern. Denken wir uns
eine Gesellschaft, deren Capital 200000 fl. beträgt, wel-
ches in 1000 Stück Antheilscheine (Kuxen oder Actien)
getheilt ist, deren jeder also den ursprünglichen Werth von
200 fl. hat. Ist es nicht ausführbar , sobald ein Ueberschusa
sich ergibt, den wir in runder Zahl auf 15000 fl. anschlagen
wollen, 10000 fl. davon als Dividende, aho 10 fl. pr. Kux
oder Actie zu vertheilen, 3000 fl. in den Reserve- oder Er-
gänzungsfond zu legen und 2000 fl. auf die Rückeinlösung
von 10 Stück Antheilscheinen zu verwenden?
Was werden die Resultate solcher Gebahruog sein?
Zweifelsohne ist dadurch für 10 Actionäre oder Kux-
inhaber die Refundirung ihres Anlags-Capitals möglich ge-
worden und zwar sind dieselben in der Lage ihre Autheile
al pari zu verwerthen. Ein Antheil aber, bei welchem die
Wahrscheinlichkeit, ihn al pari wieder an Mann zu bringen,
wie 10 : 1000 steht, ist gewiss mehr werth , als ein solcher,
von dem man gar nicht weiss, ob er jemals al pari anzubringen
sein wird. Ausserdem aber vermindert sich für das nächste
Jahr das zu verzinsende Capital der Unternehmung um
2000 fl. , im dritten Jahre um 4000 fl. » im zehnten Jahre
um 20000 fl., und es wird, wenn der Ertrag gleich bleibt,
der Divisor (die Zahl der Theile) sich vermindern, eine grös-
sere Quote auf jeden Antheil entfallen, oder wenn sich mit
der Zeit der Gesammtbetrag vermindern sollte, Vielleicht die
gleiche Quote wie anfangs entfallen, oder sicher doch eine
grössere , als wenn die Vertheilung an die ursprünglichen
1000 Theile erfolgen müsste.
Dadurch gewinnt, (selbst wenn kein Reservefond
existirt) die Dividende an Stabilität selbst für den Fall all-
mäütrer Erschöpfung des Bergbaues und der Werth der
Theile steigt; denn ähnlich wie in einer Uebcrlebens- Associa-
tion, werden die n letzten Zehn von diesem Regiment« end-
lich den ganzen Ertrag unter sich theilen, oder wenn sie
nicht mehrfär räthlich finden das Unternehmen fortzusetzen,
es auflösen und vielleicht aus dem fundus instructus in den
Vorräthen allein ihr Capital und mehr als dieses zurück-
erhalten !
So einfach wie in diesem Beispiele wird diM Sache frei-
lich nicht immer sein, allein der Gedankn der Rückzahlungs-
Garantie iQt ein sehr schmiegsamer und kann verschiedent-
liehe Formen annehmen. Man kann die Verlos ung, man
kann eine Seriengruppirung (iusbesondnre bei a<ifein-
ander folgenden Actienemissionen) , man kann die Wahl
der Actionäre oder der Priorität der Anmeldung in Combi-
nation mit der Verlosung oder Seriengruppirung wählen, man
kann die Refundirung bei jedem Ertrage, man kann sie
bei einem ein grosses Zinsenpercent abwerfenden Ertrage
beschliessen, u. s. w.
In jeder Form aber wird sie in höherem oder geringe-
rem Grade die Wirkung haben, die Schätzung der Berg-
werksantheile zu erleichtern, die Gefahren des Verlustes zu
vermindern und den Verkehr mit solchen Antheilen beweg-
licher zu machen!
Wir enthalten uns vorläufig diese Idee weiter auszu-
führen, die wir zuerst dem Leserkreise dieser Blätter als Anre-
gung zum weiteren Nachdenken und als ein Thema vorfüh-
ren wollten, Hn welches sich vielleicht noch mancherlei Pro
und Contra werden anreihen lassen, denen wir bereitwilligst
ein Feld der Discussion in diesen Blättern anbit^ten.
O. H.
Eine auswärtige Stimme über die Eisen- und
Stahlindustrie der österreichischen Alpen-
länder.
(Verlag von J. Khern in der Versammlung des technischen
Vereines von Hagen).
Vorwort der Redaction der Oest. Ztschrft. für B. u. H.:
Wir können nicht umhin , nach dem Berggeiste (Nr, 7,
38. d. J.) nachstehenden, zuerst in der Zeitschrift des Vereines
deutscher Ingenieure abgedruckten Vortrag hier mitzutheilen. Er
enthält Manches, was scharf klingt und nicht allen gefallen wird,
aber auch manch wahres und treffendes Wort und die am Schiasse
des Vortrages ausgedrückte Anerkennung des technischen Höiien-
znstandes unserer Industrie, ist nm so werthvoller aus einem
Munde, der sonst nicht schmeichelt, und diese fremde Stimme
über die innere Tüchtigkeit unserer derzeit gedrückten Elsen-
industrie dürfte solche sich patriotisch dünkende Landesgenossen
beschämen, welche in der Herabsetzung der vaterländischen In-
dustrie sich gefallen, statt sie zu studiren, (wie es der Fremde
gethan hat), und an der Hebung jener Hindemisse sich thätig
zu betheiligen, welche ihrem Wiederaufschwunge im Wege stehen ! —
Wenn ich, um Einiges über die österreichische Eisen-
und Stahlindustrie zu berichten, dabei im Wesentlichen auf
die österreichischen Alpenländer, das sogenannte Inner-
österreich', mich beschränke und namentlich die Stahlpro-
duction in den Vordergrund ziehe, so geschieht dies desshalb,
weil gerade die dortigen Verhältnisse von den hiesigen so
sehr verschieden sind, dass sie schon durch ihre N^euheiC
interessant werden, und weil gerade in dem genannten Spe-
cialzweige die Basis für eine Wiederbelebung der gegen-
wärtig darniederliegenden Industrie dieser Länder zu fin-
den ist.
— 43
Nimmt man eine gute topographische Karte der öster-
reichischen AlpenUnder znrHand, so zeigen sich drei grosse
Hauptgebirgszüge, welche von dem europäischen Gebirgs-
ceutrum, den Schweizer Alpen auslaufend, mit zahlreichen
Abzweigungen und Krümmungen die west-östliche als Haupt-
richtung einhalten, bis sie sich in der ungarischen Ebene
verlirren. Ihrer geognostischen Beschaffenheit nach gehört
die mittelste dem Urgebirge an, wÄhrend südlich und nörd-
lich zwei mächtige Züge von Alpenkalk sich anlehnen. Zwi-
schen diesen drei Hauptzügen — der Tauernkette, den süd-
lichpn und nördlichen Kalkalpen — finden sich Einlagerun-
gen von üebergangsgebirgen, namentlich Grauwacke, wäh-
rend zahlreiche Buchten des ungarischen Tertiärmeeres her-
einragen, und gleichseeitige Süsswasserbildungen besonders
dort auftreten, wo die Einmündung eines kleineren Flusses
in einen grösseren einen Wirbel oder Kolk bilden mochte.
Die Steinkohlenformation fehlt beinahe ganz.
Schon das äussere Ansehen dieser Gruppen ist ein
ganz verschiedenes. Die hohen Tauem, von der 1 1,000 Fuss
(3480 Met.) hohen Orteles-Spitze ausgehend, ziehen sich
in einer Reihe von Gletschern durch Tyrol und Salzburg
hin, während sie zwischen Enns und Mur in Steiermark in
schön gerundeten Formen, von dichten dunkeln Tannen-
wäldern bedeckt, sich gigantisch bis zu einer Höhe von
8-_900(i Fuss (2530— 2S50 Met.) erheben. Der Kamm
dieses Gebirgszuges ragt natürlich weit über die Grenze
des Baumwuch^es hinaus, und höher noch, als wo die Ejrumm-
holzkiefer am Boden dahinkriecht und die Zwergbirke ein
kümmerliches Dasein fristet, dehnen sich unendliche Matten
mit duftigen Alpenkräutern, welche den Boden für die weit-
bekannte steiermärklsehe Viehzucht bilden.
Anders in den Kalkalpen. Nicht so hoch aufstre-
bend, wie die hohen Tauern, ragen ihre schroffen, zackigen
Felsenhäupter empor und zeichnen ihre grotesken Formen
weiss glänzend am dunkeln Hintergrunde ab. An ihrem
Fusse hat der von ihnen abfallende Schutt sanfte Hügel ge-
bildet, zwischen denen üppig blühende Tbäler, mit allen
Früchten des Feldes und Gartens bebaut, sich erstrecken,
und die an den Kalkwänden refiectiite Sonnenhitze die kost-
barsten Trauben reift.
Das Innere dieser Gebirge enthält jene Mineralien,
welche den Grund legten zu der, schon von den ältesten
Völkern Europa's betriebenen Eisenerzeugung. Die Grau-
wacke der Uebergangsformation bildet die Grundlage des
erzführenden Kalkes, dessen reiche Spatheisensteinlager in
zwei Hauptstöcken — bei Eisenerz und Vordemberg in
Steiermark, dann bei Löllingund Hüttenberg in Kärnthen —
in ganzen Bergen anstehen, sich übrigens von der Mitte
Kärnthens bis an die Nordgrenze Steiermarks, den bekannten
Semmering, erstrecken.
In den Kalkalpen kommen geringe Quantitäten einer
Liaskohle in schwachen vielfach verdrückten Lagern vor,
welche durch schwierigen Abbau theuer wird, sich zur Noth
verkohlen lässt, aber nicht im Stande ist, eine grossartige
Industrie zu schaffen.
Die Tertiäfbildungen epdlich führen jene Braunkohle,
welche das eigentlich belebende Element bildet. Zwei Haupt-
arten derselben sind wohl zu unterscheiden. Die ältere, in
Lagern von 5 bis zu 30 f^uss (1*5— 9 Met.) Mächtigkeit
vorkommend, bildet meist in der Nähe des Zusammenstossos
zweier Thäler Mulden, welche, auf das Urgebirge aufgela-
gert, mit einem Fallen von 20 bis 40 Grad sich an die
Berge lehnen. Die Kohle selbst ist sehr spröde, schwarz und
glänzend und wird theils mittelst des Bergeisens, theils
durch Anwendung des Pulvers gewonnen. Nebst den grossen
Stücken fällt auch stets eine grosse Menge von Kohlengrus,
für welchen, da alle diese Kohlen eine Vercokun^ nicht er-
tauben, eigene Feuerungs- Anlagen erfunden werden mussten.
Die jüngere Kohle, in ganz söhligen Lagern und nicht
minderer Mächtigkeit auftretend, hat ein völlig holzartiges
Aussehen, daher auch ihr Name nLignitu, einen hohen Was-
sergehalt — bis zu. 30 Pct. — und viele Asche. Schwefel
führt die erstere Sorte in verschiedener Menge, die zweite
gar nicht.
Diese Kohlen -Ablagerungen und die ausgedehnten
Waldungen, welche die Abhänge der Gebirge bedecken,
bieten, nebst ein Paar nicht unbedeutenden Torfmooren,
den Brennstoff für die Eisen- Industrie, welche sich in den
Thälem und Schluchten ^r Hochgebirge eingenistet hat.
Ein weiterer wichtiger Factor für industrielle Ent-
wicklung sind die Verkehrswege. Die Flüsse, welche
dieses Gebiet durchströmen, fliessen mit geringen Ausnah-
men der Donau und mit dieser dem schwarzen Meere zu,
somit in keines jener Wasserbecken, welche vom enropäi»
sehen Handel mit Vorliebe aufgesucht werden. Die Donau,
diese Hauptarterie Süddeutschlauds und Oesterreichs, ist
an mancher Stelle unterbunden und für die grosse Schiff-
fahrt unbrauchbar gemacht. Dies, sowie die durch starkes
Gefälle bedingte scharfe Strömung der grösseren Flüsse
weisen dem billigen Wassertransport nur eine sehr unter-
geordnete Stellung zu.
Um so wichtiger sind die Eisenbahnen und Strassen
für diese Länder geworden. Aber leider hat das Eisenbahn-
netz noch so grosse Lücken, dass viele bedeutende ludu-
striestätten 8 — 10, selbst 15 Meilen (6— 7'5 Met. und 11
Myriameter) von der nächsten Eisenbahnstation entfernt
sind. Dabei sind sie meist angewiesen, einen grossen Theil
der nöthigen Strassen, namentlich alle jene, welche dem
Holz- und Kohlenbezug dienen, selbst anzulegen und zu
erhalten. Eben dieser Zustand der Verkehrsmittel ist der
wundeste Punkt dieser Industrie, deren Entwicklung, in
früheren Tagen so gesund und lebenskräftig, seit einer
Reihe von Jahren eine krankhafte und unnatürliche wurde,
somit auch den Keim des gegenwärtigen Verfalles schon
lange in sich trug.
Bis zu den mittleren dreissiger Jahren war der ganze
Eisen- und Stahlhütten betrieb auf Holzkohlen basirt,
welche, sowie in den Hohöfen, auch zum Frischen und
Schweissen des Eisens verwendet wurden. Bis dahin war
die Erzeugung von Eisen und Stahl durch nichts getrennt,
ja fand in einem und demselben Frischherde abwechselnd
statt, indem man nur kleine Veränderungen anbrachte. Ent-
sprechend den damaligen Verhältnissen und diesem Betriebe
waren die Betriebsstätten in zahlloser Menge im ganzen
Lande vertheilt. Die Hohöfen standen stets zunächst an
den Erzlagern, deren Umgebung damals noch dichte Wäl-
der bedeckten« Die Hammerwerke, deren Ertrag gegenüber
dem aus dem Ackerbau zu ziehenden ein sehr bedeutender
war, wurden von den einzelnen Grundbesitzern in der Nähe
ihrer Wohnstätten, wo sich eben eine Wasserkraft finden
mochte, angelegt. Sie konnten daher nur geringe Dimen-
sionen annehmen und wurden von ihrem Besitzer auch
dann auf dem kleinsten Fusse fortbetrieben, wenn derselbe
die materiellen Mittel zu einer Erweiterung in Händen hatte«
— 44
\
Da Drang die Kunde von der Erfindung der englischen
FriBchmethode, durch Anwendung von Flammöfen, von
der Verarbeitung des Eisens mittelst Walzeoi auch hinter
jene Wftlder. Die Staatsverwaltung machte den
Anfang, indem sie Beamte und Arbeiter nach
England sandte; andere Werke folgten, und in
3 — 4 Jahren war der neue Process in Oester-
reich vollkommen eingebürgert.
Verschieden war die Art und Weise der Ausführung,
indem man an dem einen Orte die Puddel- und Schweiss-
öfen mit theils rohem, theils gedarrtem Holze feuerte, an
anderen Orten über bereits die Verwerthung der neu ent-
deckten Braunkohlenlager in Aussicht nahm. Durch die
noch immer mangelnden Bahnen, und daher hohen Fracht-
sätze, und einen hohen Zoll vor der ausländischen Con-
currenz geschützt, blühten die neuartigen Etablissements
und > ergrösserten sich, wodurch die alten Hammerwerke
successive und langsamer als anderwärts niedergedrückt
wurden. Letztere gingen im Laufe der Zeit theils zur Stahl-
Fabrication über, theils wurden sie der Holzkohlen wegen
von den Hoböfen aufgesogen.
Einmal in die Bahn der technischen Fort'
schritte gedrängt, gab es kein Stehenbleiben
mehr. Alle Verbesserungen, welche die vorge-
schrittenen ausländischen Industrieen einführ-
ten, wurden nach M öglichkeit übertragen; na-
mentlich zeichneten sich hierbei die Stabeisenwerke aus,
während die Hohöfen weit mehr an dem Herkömmlichen
hängen blieben. Es mag dies wohl zum Theil darin liegen,
dass die Stab-Eisenwerke durch die Complicität des Betrie-
bes zur Gestellung intelligenter Kräfte genöthigt waren,
welche natürlich dem Fortschritte huldigten, wogegen das
so äusserst leicht zu verhüttende, gutartige Erz denHohofen-
betrieb zu einer höchst einfachen Sache machte, für welche
man einen alten Schmelzmeister oder einen einschmeicheln-
den Kammerdiener als hinreichend befähigt erachtete.
Eine der ersten Verbesserungen, welche die
innerösterreichischen Hütten leute ganz selbst-
ständig, ohne Vorbilder anderwärts z^ finden,
machen mussten« betraf die Verwendung der Ab-
fälle des Brennmaterials , des Kohlengrus u.s.w.
sowie des Torfs. Verschieden waren die Wege, auf
denen man dieses Ziel anstrebte und erreichte; hervorzu-
heben sind aber vor Allem die Gasfeuerung und die Trep-
penröste, welche letztere als die einfachere Vorrichtung,
jetzt fast durchgehends zur Feuerung der Puddlings- und
Schweissöfen angewendet, ganz vortreflfliche Resultate
liefern.
Der Aufschwung der innerösterreichisclien Eisenwerke
war ein ausnahmsweise bedeutender in den, den Unruhen
und Kriegen von 1848 und 1849 folgenden Jahren. Die
Gewerbthätigkeit belebte sich, wie stets bei wiedereintreten-
dem Frieden; hohe Zölle schützten gegen die äussere Con-
currenz; Eisenbahnen wurden gebaut; allerwärts entstanden
neue, ^om Theil ganz ansehnliche Eisenwerke. Doch konnte
dies nicht immer so bleiben. Die Freihandelsprincipien
mussten sich Bahn brechen ; man musste namentlich zuerst
den Bahnen billiges Material schaffen , um billige Frachten
zu erzielen u. s. w. Die innerösterreichische Eisenindustrie,
als Treibhauspflanze gross gezogen, konnte die frische Luft
eines freieren Verkehrs nicht ertragen. Dazu traten die
Fehler in Oesterreichs hoher Politik, welche den Staat ver-
anlassten, das Capital mit Wucherzinsen zu belasten und
der Gewerbthätigkcit zu entziehen. Im Eisenbahnbau trat
völliger Stillstand ein. Alle Unzukömmlichkeiten und Schwin-
delgeschäfte wurden durch den Mangel einer öffentlichen
Controle begünstigt. Die Eisenbahngesellschaften , durch
ganz unbegreifliche Kaufverträge*) völlig souverain
situirt und durch keine Concurrenz bedroht, dachten an
keine Herabsetzung der Frachten.
Eine Zeit lang, so lange eben die Mehrzahl der Stab-
eisenwerke noch Arbeit hatte , erhielten sich doch die Roh-
eisenpreise über einem gewissen Niveau ; um so übler waren
jene situirt , was jedoch bald seine Rückwirkung auch auf
die Hohöfen äusserte. Heute kann man Roheisen bester
Qualität um 14—18 Thlr. haben, während Primastab eisen
am Erzeugungsorte 40 — 45 Thlr. pro 1 000 Zollpfund kostet.
Die Fracht, welche pro Waggon und Meile ca. 1 V, Thlr.
(6 Sgr. pro Kilometer) ausmacht, erhöht den Preis loco Wien
um weitere 3 Va Thlr. pro 1000 Pfd., loco Triest um 5 — 7 Thlr. ,
je nach der Provenienz. Ein Export, sei es über die west-
lichen, südlichen oder östlichen Grenzen, ist hierdurch un-
möglich. Da femer keine Bahnen sich im Bau befinden , da
endlich die Gewerbthätigkcit im Allgemeinen gänzlich dar-
niederliegt, so ist im Innlande kein auch nur einigermassen
nennenswerther Consum.
Die Stahl pro duction war auch noch lange nach
Einführung des Puddlingsprocesses dem Holzkohlenbetriebe
treu geblieben; erst in den Jahren 1849 oder 1850 unge-
fähr schritt man zur Cementstahlerzeugung, und noch später
und in verhältnissmässig geringem Massstabe zum Stahl-
pud de In. Leider liegt auch diese Industrie, welche vor
Zeiten den Weltmarkt beherrschte und ihre Productc nach
dem Orient sowohl, wie nach Amerika absetzte, seit gerau-
mer Zeit darnieder und ist,, in ihrer gegenwärtigen Gestalt
wenigstens, dem gänzlichen Untergange nahe. Hat auch
die Nachschlagung der mit Recht berühmten
Schutzmarken und Werkzeichen von Seiten aus-
ländischer Fabriken**) das Ihrige reichlich dazu
beigetragen, der wesentliche Grund liegt doch darin,
dass die vorzüglichsten Industrieländer, England, Frankreich
und der Zollverein, früher Abnehmer, jezt Concurrenten der
innerösterreichischen Stahlhämmer und Sensenfabriken wur-
den, dabei aber durch Einführung neuer Betriebsmethoden
ein Terrain betraten, auf welches letztere ihnen nicht folgten,
nicht folgen konnten. Es ist dies die Fabrication von Guss-
stahl und jene von Stahlwaaren, namentlich Sensen aus
GusBstahl , basirt auf massenhaftes Vorkommen von älterer
cokbarer Steinkohle.
So lange der Consument eines guten Stahles denselben
dort holen musste, wo ein vorzügliches Rohmaterial mit
Holzkohle in Herden verfrischt und raffinirt wurde , waren
die innerösterreichischen Stahl- und Sensenhämmer in der
besten Lage. Als aber die grossen Kohlenreviere durch
Eisenbahnen und Dampferlinien, zu deren billigem Betriebe
sie selbst das Mittel boten , mit den vorzüglichen Erzlagern
*) Scharf gesagt, doch nicht ganz unwahr! Der unstreitig ge*
niale Staatsmann aber, dem Oesterreich diesen imbegreifiichen Ver-
kauf der Innerösterreich durchziehenden Südbahn nebst einigen
der oben erwähnten Fehler verdankt, war kein Oesterreioher,
sondern 1 „aus dem YolkswirthschafUich gut verwal-
teten übrigen Deutschland*' eingewandert! D. Red,
**) Darunter leider! auch etliche »deutsch e« Etablisse-
ments des Zollvereines. D. Red.
— 45 —
von Siegen und Schweden in directe Verbindung traten, als
auf diese Weise das beste Rohmaterial mit den besten und
billigsten Brennstoffen an einem Platze zusammengebracht
war, da war es um die Stahlhämmer überhaupt und nament-
lich um jene der österreichischen Alpenländer geschehen.
Wohl machte man zahlreiche Versuche, den Fortschritten
anderer Länder zu folgen, die Concurrenz auf eigenem Felde
zu bekämpfen ; allein so lange man nicht im Siande war, die
in Innerösterreich allein zu Gebote stehenden Brennstoffe
mit eben so gutem Erfolge zur Gussstahlfabrication zu be-
nutzen, wie dies in England, Frankreich und Westfalen mit
den vorzüglichen Cokes der Fall ist, so lange ihussten alle
Versuche scheitern.
Bekanntlich ist, um einen Gussstahl zu erzeugen, nebst
der Auswahl geeigneter Rohstoffe , vor Allem die Anwen-
dung einer enormen Schmelzhitze noth wendig, so, dass der
Stahl rein und dünn, wie Wasser aus dem Tiegel fliesst.
Diese Aufgabe zu lösen, gelang wohl mit den besten in
Europa vorkommenden Cokes; mit jedem anderen Brenn-
materiale mussten die grössten Schwierigkeiten entgegen-
treten. Innerösterreich aber besitzt, wie vorhin erwähnt,
nichts als Holz , Braunkohlen und Torf. Theure Cokes aus
weiter Feme zu beziehen und sie in den gewöhnlichen Zug-
Öfen zu verwenden, verbot sich aus ökonomischen Rück-
sichten, die Anwendung von gepresster Luft zu deren Ver-
brennung durch die starke Schlackenbildung.
Das Nächstliegende war die Verwendung von Holz-
kohlen zum Stahlschmelzen. Mussten auch die ersten Ver-
suche , Holzkohlen im Zugofen , analog den Cokes zu ver-
brennen, naturgemäss scheitern , so kam man doch mit An-
wendung von gepresstem und erhitztem Winde in einem,
dem Seffström 'sehen ähnlichen Ofen zu einem vorläufig
ganz erträglichen Resultat. Die meisten, ja alle inneröster-
reichischen Gussstahlfabriken adoptirton diesen Betrieb und
erzeugten aus den heimischen ausgezeichneten Rohstoffen
einen Gussstahl, welcher sich für gewöhnliche Zwecke ganz
gut eignete, auch einen ganz guten Absatz überall dort faifä,
wo man bescheidenere Ansprüche an die Waare stellte, wenn
selbe nur nicht allzu theuer war. Die feinsten Sorten von
englischem Werkzeugstahle aber Hessen siclf auf diese Art
eben so wenig ersetzen , als jene weichen und zähen Stahl-
gattungen , welche Westfalen vorzugsweise erzeugt , und die
nicht allein eine kolossale Verwendung in der Maschinen-
fabrication fanden , sondern auch einen Haupterwerbszweig
der österreichischen Alpenländer, die Sensenfabrication,
denselben entrissen. Dies mit der Unmöglichkeit, eine Mas-
senproduction auf vegetabilischen Brennstoff zu basiren,
liess die Nothwendigkeit um so mehr hervortreten , den ein-
zigen mineralischen Brennstoff Innerösterreichs, die daselbst
massenhaft vorkommenden B raunk o hie n in Verwendung
zu ziehen.
Die im Eisenhüttenbetriebe durch Anwendung der
Gasfeuerung bereits vor Jahren erzielten Resultate Hessen
von diesem Feuerungsprincipe auch die besten Resultate
erwarten ; es gelang auch nach wenigen Versuchen bereits,
einen ganz ausgezeichneten Hitzgrad zu erzielen und den
Stahl in guten Fluss zu bringen. Dabei war es jedoch nicht
mögUch, für den Ofen ein hinreichend feuerbeständiges Zu-
stellungsmaterial zu finden, während gleichzeitig die Hitze
sich durch die übrigen Theile des Ofens, namentlich die
Abzugscanäle und den Schornstein verbreitete, so dass
diese einer schnellen Abnutzung unterlagen, der Brennstoff-
aufwand aber um so grösser sein musste, als auch diese
Theile des Ofens in unnützer Weise mit beheizt wurden.
Nach mehrfachen Versuchen, welche alle ungefähr dasselbe
Resultat gaben, schien diese wichtige Aufgabe bereits un-
durchführbar, ab im Herbst 1858 Hr. F. Siemens mit
seinem System der Regenerativgasöfen auftrat Mit-
telst dieser Feuerungsmethode gelang es, den reinsten,
höchsten Fluss hervorzubringen und den Brennstoffaufwand
auf ein Minimtffn zu reduciren. Heute schmelzt man den
weichsten Stahl mit etwa 300 — 350 Pfd. Braunkohlengrus
prp 100 Pfd., die Vorwärmung der Schmelztiegel mit inbe-
griffen. Dabei ist die Temperatur im Rauchcanale und im
Schornsteine eine so geringe, dass diese Theile, aus ordinä-
ren Bac^ksteinen bestehend, nicht im mindesten leiden. Die-
sen Umständen ist es zu danken, dass Gussstahl erster Qua-
lität in rohen Blöcken um 60—65 Thbr. per 1000 Pfd.
hergestellt wird, und auch Absatz nach solchen Ländern
findet, welche selbst Gussstahl produciren.
Den grössten Einfluss auf die Österreichische Eisen-
und Stahlindustrie ist der Bessemerprocess zu nehmen
im Begriffe. Das ausgezeichnete Rohmaterial gestattet, den
Bessemerapparat gleich aus dem Hohofen ohne vorgängiges
Umschmelzen zu beschicken und daraus ein höchst brauch-
bares Product zu erzielen. Da die Resultate bei gut
geführtem B etriebe auch in Bezug auf Abbran d
und Abfälle ausgezeichnete sind, nämlich:
reine Blöcke . . 80 Pct.
Schrot und Abfall 6 „
Abbrand . 14 «
so ist es möglich, den Bessemerstahl in Blöcken zum Selbst-
kostenpreise von 30 — 35 Thlr. pro 1000 Pfd. zu erzeu-
gen*). Was dabei aber am schwersten in's Gewicht filllt,
ist der geringe Brennstoffaufwand, indem Ersparnisse in
dieser Richtung für ein Land, welches theurcn und verhält-
nissmässig schlechten Brennstoff besitzt, viel wichtiger sind,
als im entgegengesetzten Falle.
Der technische Zustand der Eisen- und Stahl-
werke InnerÖsterreichs ist heute ganz auf der
Höhe d,er Zeit. Die Eisenerze werden mittelst regulären,
wohlgeordneten Bergbaubetriebs erbauen und auf vortreff-
lichen Grubeneisenbahnen zu den Hohöfen gebracht, das
Holz mittelst grossartiger Wasserwerke herbei getriftet und
in Meilern nach allen Grundsätzen der Wissenschaft ver-
kohlt. Die Röstung geschieht mit Gichtgasen ; die Hohöfen
sind gross und werden mit heissem Wind betrieben, und alle
Roheisensorten , vom tiefgrauen Eisen für den Bessemerbe-
trieb bis zum weissstrahligen , endlich dem kleinlukigen für
Sie Herdfrischerei bestimmten in bester Qualität erzeugt.
Die Puddlings- und Walzwerke , deren Oefen unter Anwen-
dung von Treppenrosten mit Braunkohlenklein geteuert
werden, besitzen Walzwerke aller Art, Dampfhämmer bis zu
300 Ctr. Fallgewicht und alle nur wünschenswerthen Hülfs-
maschinen. Vier Werke sind bereits mit Bessemerapparaten
versehen. Die Producte sind dem entsprechend mannigfaltig.
Alle Sorten von eigentlichem Stabeisen, alle Eisenbahnartikel,
*) Es ist insbesondere das Staatswerk Neuberg, welches
dieses Resultat nachwies, dasselbe Staats werk, dessen Bessemer-
Anlage »industrielletf Reichsrathsredner durch Verweigerung der
betreffenden Etatsziffer beinahe verhindert hätten, wenn nicht
Dr. F. Stamm selbst gegen die Parteigenossen sich erhoben
und die halb verlorene Position wieder gewonnen hätte. (Vor
handlungen des Reichsrathes.) D. Red.
>>,
46 -
\
Kesselbleclie etc. können massenhaft'geliefert werden. Andere
Werke besitzen wieder sehr vollständige Einriehtangen für
Fa9onei8en, für Maschinenschmiedestücke u. s. w. Speciell
aus Bessemermetall werden nebst den grössten Panzerplatten
auch Bleche von solcher Feinheit hergestellt, dass deren
3000 auf einen Wiener Zoll (115 auf ein Millimeter) gehen.
Der in S i e m e n s' Regenerativgasöfen erzeugte Gussstahl
ist im Stande , das alte Renommee des steirischen Stahles
wieder zu beleihen. Ja, wenn keine anderen Hin-
dernisse der österreichischen Eisen- und Stahl-
industrie hindernd in den Weg träten, als
die natürlichen, welche man durch technisches
Können und Wissen besiegt, so müsste für
dieselbe nun eine Zeit der Blüthe und des Auf-
schwunges kommen, wie noch ' nie dagewesen.
Allein, durch Mangel an Capital und ganz vorzüglich an
Verkehrswegen ist derselben der Boden geraubt. Das
Misstrauen im Innlande, sowie im Auslande, hält Jedermann
ab , sein Geld in industrielle Unternehmungen zu stecken.
Erfahrungen bei der Gewinnung des Silbers
aus Fahlerz - Rohkupfer (antimonialischem
Schwarzkupfer) und Fahlerz-Speise (Antimon-
Speise) im oberungarischen Bergdistricte.
Mitgetheilt von Anton Hauch, k. k. Hütten-Verwalter.
(Fortsetzung.)
6. Mit Zuhilfenahme des Quecksilbers. Amalgamation.
Verquickung. Diese findet sowol bei Schwarzkupfer
als auch Speisemehlen in gleicher Weise statt.
Es werden 10 — 12 Ctr. der feingemahlenen chlorirend-
gaargerösteten Mehle in ein Quickfass eingetragen, mit ent-
sprechender Menge warmer Kochsalzlauge, bei Schwarz-
kupfer-Mehlen mit Quicklauge zu Brei angemacht, 100 Pfd.
Kupferkugeln, welche die Fällung des Silbers bewirken, einge-
setzt und sonach, wenn der Brei die erforderliche Consistenz
erlangt hat, 4 Centner Quecksilber eingegossen, um das
Silber an das Quecksilber zu binden und Amalgam zu
erzeugen.
Im Jahre .1846 hat man zuerst in Schmöllnitz zur
Verquickung der Schwarzkupfermehle, welche vordem mit
reinem Wasser bewerkstelligt wurde, Quicklauge in Anwen-
dung gebracht.
Hiedurch werden jene Kupferyerluste vermieden,
welche entstanden, indem die in die wilde Fluth abgelassene
Amalgamatlons-l^nlpulations-Resultate
über die in den Jahren 1861, 1862 und 1863 in der waldb. Stefanshütte durchgeführte Entßilberung der Rohkupfer
(Schwarzkupfer) und der Speise.
Quicklauge, wenn auch nach Behandlung mit Kalkmilch,
theils noch aufgelöstes Kupfer, theils mechanisch mitgeris-
sene Schwar/fkupfer- Rückstände mit sich fortriss.
So besetztes Quickfass wird durch etwa 18 Stunden
in massig rotirender Bewegung erhalten, in welcher Zeit
das gebildete Cblorsilber in der Kochsalzlauge sich auflöst,
woraus es in metallischem Zustande von den Kupferkugeln,
welche auf dem Quecksilber schwimmen, gefällt und von
denselben gleich aufgenommen wird.
War die Verröstung der Mehle gut, so ist der Rück-
halt des Silbers in den entsilberten Rückständen unbedeu-
tend, und der Quecksilberabgang auch klein.
Beim Verquicken, nachdem der Brei die nöthige Con-
sistenz erreicht hat, wird davon aus jedem Quickfasse eine
Probe mit einem kupfernen auf langem Stiele angemachten
Becher genommen, und jede solche Probe in ein Grlas ge-
gossen und mit Wasser verdünnt; hat die geklärte Lauge
eine grüne Farbe, so ist darin viel Kupferchlorid aufgelöst,
welches das Quecksilber chloriren würde, und muss dasselbe
durch Zusatz von Kalkmilch bis zum gänzlichen Verschwin-
den der Farbe zersetzt werden, doch muss hiebeikein Ueber-
scbuss in Anwendung kommen, weil sonst silberreicbere
Rückstände entstehen würden.
Nach Verlauf von etwa 18 Stunden vom Eintragen der
Mehle ins Quickfass gerechnet, wird das Fassmit Lauge vollge-
füllt, das Quecksilber abgezapft, gereinigt, gewogen, flltrirt,
und das im Barchetfilter rückgebliebcne Amalgam in einer
sehr kräftigen hydraulischen Presse gepresst.
Silberschmelzen.
Das Amalgam wird in einer gusseiaernen Retorte,
welche mit einem Quecksilber-Condensations-Apparate in
Verbindung steht, geglüht, das entweichende. Quecksilber
aufgefangen und zurückgewonnen , das Silber aber in der-
selben Retorte sogleich eingeschmolzen und in Barren ge-
gossen. Vor dem Jahre 1846 hatte man das Amalgam in
Schmöllnitz unter Glocken geglüht und als Teller-Metall
erhalten. Seit dieser Zeit wurden, um den mannigfachen
Uebelständen des früheren Ausglühens zu entgehen, die
Amalgame i» Retorten geglüht und nach dem AbdestlUiren
des Quecksilbers in derselben Retorte sogleich eingeschmol-
zen, was ohne Anstand vor sich geht.
Die nun folgenden tabellarischen Uebersicbten ent-
halten die ziffermässig dargestellten Ergebnisse der Roh-
kupfer- und Speise-Amalgamation , wie sie in der Stefans-
hütte in den bezeichneten Jahrgängen sich ergaben.
In die lanipnlatUn.
Stefanshütten -Sohwarzkupfer .
Georgshütten- Schwarzkupfer .
Stefanshütten- Speise . . .
Georgshütten-Speise . . .
Von der Stefanshfltten-Eztraction
Vom früheren Abschnitt Übemom
men (Silbergekrätze) . .
Summa des Aufbringens •
Trocken- G ewicht
Halt in
Met-alMnhalt
Einzeln
Ctr. Pfd.
22.288 07
743 74
9.300 —
456 17
Zusammen
Ctr. Pfd.
23.031 81
9.756
29
17
22
Kupfer
Pfd.
82«7ioo
29^Vioo
Silber
Mzpfd.
0280/
^ Aooo
1)380/
" /lOOO
Ctr.
18.451
585
2.729
121
Kupfer
k
— — 32.817 20
Silber
Mzpfd. .
5904.222
547.440
1873.190
247.509
— — 11.120
— — 28.807
21.888 12'/, 8612.297
Pfd.
98»
92*
11
11
47 ~
Aos der lanipiiUtUii.
Rückstände
Silberbarren an das k. k. Münzamt
Uebert ragen an die nächsten Ab-
schnitte
Summa des Ausbringens .
Ergibt sich ein Kupferabgang von
9) D „ Silberzugang „
Betriebsmaterial-Yerbraneh.
Holz
Euthenbürtel 428%=(3-30 : 1 -25) = 162%"4
Summa an Holz . . 480 ^/j^ „
Kohlen 182 Mass k 8 C.'
Sudsalz 3468 Ctr. 89 Pfd.
Kupferkugeln 97 n 63 n
Quecksilber 41 « 057, Pfd.
Trocken- Gewi cht Halt in
Einzeln Znsaramen Kupfer Silber
100
43.573 23
47^y,o
Metall-Inhalt an
Silber
Kupfer
20.664 86^/4
8650.504
30.306
079/
" /lOO
317^8/3
Proc. — —
20.664
1.223
86V4
25%
8680.810
68.513
24
Cub.-Klft., oder auf 100 Ctr. des aufgebrachten Gewichtes = O^Vjoo ^^*
= 0*%
00
» lOOMspfd.
DD t) n
1%
00 ^
Mass
Silbers
^7too
lO^/ioo Ctr.
113/
0^7.00 -
AmalgamatiQns-Manipulations-Ilesultate
über die im Jahre 1858 bis 1859 entsilberte Kohspeise.
Halt in
Metall-Inhalt an
In die IaBipalati«ii.
Trocken-Ge wicht
Ctr. Pfd.
Kupfer
Pfd.
Rohspeise 2.234 50 23^^^!
Silbergekrätz von früheren Abschnitten ... — —
00
Silber
Mzpfd.
O^'Vl
000
Kupfer
Ctr. Pfd.
515 16
Silber
Mzpfd.
839.3009
2.4907
Summa des Aufbringens
ins der Hanlpnlalian.
In Ruckständen
1) Ofenbrüchen , ,
« Silberbarren an das k. k. Münzamt .
T) Silbergekrätz
2.234
3.014
32
50
20
515 16
22«y,oo
202y,oo
o.''7i
1000
682
6
8074
48
841.7916
6.7354
796.9544
0.8550
Summa des Ausbringens
Ergibt sich ein Kupferzugang von 33^%qq%
3.046 20
1) n 1) Silberabgang » 4*7i
BeftrIebsBiaterial-Terbraneh.
00 /o
100 "
689
174
2874
•1274
804.5448
37.2468
272'®/^ ^jQ Centner Sudsalz oder auf 100 Centner des aufgebrachten Gewichtes
20*2/24 Cub.-Klft. Holz i 216 Cub.-Puss
64 Vo n n Ruthenbürtel, auf Holz reducirt (3.30 : 1.25) == 24*724 Cub.-Klft. Holz
^^ (24 " *> Holz, oder auf 100 Centner des aufgebrachten Gewichtes
13 Mass Kohlen k 8 C
4 Fass Kalk k S n
46774 P^and Quecksilber
1190 t) Kupferkugeln
t2^%öo Centner
1(U) Mzpfd.
T) 1)
» n
Silbers
.2<"/,oo Cub.o
l"/„o Mass
55««/
141»
Pfund
Entsilherung mit gleichzeitiger Entkupferung der Speisen
auf dem Extractions-Wege.
Diese Speise-Kztraction unterscheidet sich von der
Speise-Amalgamation wesentlich dadurch, dass bei der erste-
ren sowohl das Silber als auch das Kupfer zu gleicher Zeit
in metallischem Zustande uifmittelbar gewonnen wird.
Obwohl dieRöstung bei beiden dieser Metallgewinnungs-
methoden als der wichtigste Manipulati4>nszweig betrachtet
werden muss, weil von dieser allein der günstige Erfolg ab-
hängig ist, 80 ist dennoch die Röstung bei der Amalgama-
tion viel wichtiger , als bei der Eztraction, hauptsächlich
desshalb, weil unvollständig verröstete Speisemehle grosse
Quecksilber- Abgänge nach sich ziehen, und selbst einen
grösseren Silberabgang verursachen, welcher Uebelstand
bei der Eztraction nicht zu befürchten ist, vielmehr muss
die Röstung für die Extraction bei niederer Temperatur
vor sich gehen, damit das gebildete schwefelsaure Kupfer
nicht zersetzt, und die Bildung des unlöslichen antimon-
sauren Kupfers beseitigt werde, aus welchem Grunde bei
der Röstung öfters reducirende Zuschläge auf die Partie
geworfen werden.
Die erste Röstung, die sogenannte Vorröstung der
Speise für die Eztraction , unterscheidet sich von jener der
Amalgamation gar nicht, beide haben einen und denselben
Zweck, nämlich die Beseitigung der grossen Graupen-
bildung und der Silberabgänge, und die Eztraction oben-
drein die Bildung von schwefelsaurem Kupfer.
Die zweite Röstung weicht von jener für die Amalga-
mation nur insoweit ab , dass sie bei bedeutend niederer
Temperatur ausgeführt wird^ um die Bildung des schwefel-
sauren Kupfers zu befördern , aus welchem Grunde , wenn
die Speise zu wenig vom Schwefel halten sollte, zur Röstung
entweder fein gemahlene Schwefelkiese, oder arme Kupfer-
iechmehle zugetheilt werden. Der Grad der Röstung und
— 48
\
die Dauer derselben, hftngt von der Beschaffenheit der
Speise und dem Kupferhalte derselben ab. Es werden ge-
wöhnlich 8—9 Ctr. in die obere Ofenetage eingetragoa, und
in 4 Stunden und rflcksichtlichin beiden Etagen in 8 Stun-
den verröstet. #
Diese Böstung geht, wegen Beseitigung der Silber-
AbgAngOy ohne Kochsalzzntheilung vor «ich.
Bei der Röstung der silberfreien Speise (Gelf-Speise),
welche 40—50% Kupfer, und 35—40% Antimon enthält,
und in Folge des geringeren Antimonhaltes eine höhere
Temperatur, als die silberhaltige Speise, ohne Graupen zu
bilden, zu ihrer Verröstung erfordert, — ist eine Vorröstung
fiberflüssig, und es wird die Gelfspeisein 8 — 9 Ctr. grossen
Partien, in die obere Ofen-Etage eingetragen, und mit
Hilfe einer Feuerung in 6 Stunden, und rücksichtlieh in bei-
den Etagen in t2 Stunden verrostet.
Die verrösteten Mehle werden in einem Cylindersieb
gesiebt, sonach mit Extractionslauge angefeuchtet, und in
einen Extractionskaston zur Auslaugung eingetragen.
Die Eztractionskästen sind U' lang, 3' 10'' breit und
2' A" hoch, und besitzen 3 Abtheilungen. In eine solche Ab-
theilung werden 12 — 15 Ctr. , sonach in einen Kasten ;{6 bis
45 Ctr. gehörig angefeuchteter Mehle vorsichtig auf das
reingemachte Filter eingetragen , die Oberfläche der Mehle
mit einem Leisten geebnet, damit dor Laugo-Durchfluss
durch die 'ganze Partie gleichförmig vor sich gehe, der
Schwimmer auf die Mehle gestellt, und erst jezt die Lauge,
anfangs nur langsam, bis die Mehle mit der Lauge bedeckt
sindj später aber mit voller Pippe fliessen gelassen.
Die erste Lauge fliesst mit dunkelgrüner Farbe ab,
und enthält viel Kupfer, wird aber nach und nach lichter.
Nach Verlauf von 24 Stunden, wenn die Lauge schwächer
zu fliessen beginnt, wird der Laugeuzufluss eingestellt, und
die Mehle , nachdem die Lauge vollständig abgeflossen ist,
gewendet, geebnet, sonach die Lauge auf die Mehle wieder
fliessen gelassen. Wird ein Stück blankes Eisenblech dem
Laugenstrahle des Eztractionskastens ausgesetzt, und bildet
sich darauf selbst nach längerer Zeit ein kleiner Kupferbe-
schlag, so wird die Auslaugung der Partie eingestellt, die
im Kasten vorhandene Lauge abfliessen gelassen, und die
Rückstände, nachdem sie trocken gemacht wurden, und so-
wohl in Silber als auch in Kupfer reich sind, — herausge-
hoben und einer nochmaligen Böstung unterzogen.
(Schluss folgt)
X o t i z e n.
Niokelgehalt der Przibramer Bleispeise. Bei dem auf
der Przibramer Silberhütte in Halbhohöfen durchgeführten nBIei-
stein- (Lech) und Krätzschmelzentf machte sich in neuerer Zeit
mitunter das Fallen kleiner Quantitäten einer Bleispeise bemerk-
bar, deren äusseres Ansehen schon eU einer separaten Stürzung
bewogen hatte. Den Lesern der Jahrbücher der k. k. Berg-
akademien ist dieser Umstand des Näheren aus der Abhandlung
des Herrn Professors Mrizek (Jahrgang 1864) bekannt, welcher
denselben dort kritisch beleuchtete und durch eine Reihe von
Analysen den manchmal bedeutenden Nickelgehalt dieser
Bleispeisc nachwies. Schon das sporadische Vorkommen* der
Mineralien, denen der Nickelgehalt der Speise zu verdanken ist,
sowie die Verbindung dieser mit nickelarmem Bleistein, der bei
derselben Arbeit fällt, erklären die grossen Schwankungen im
Nickelhalte, die sogar bei den Abstichen eines und desselben
Tages auftreten. Nachdem man nun im Jahre \S6Q eine grössere
Partie dieses nicke Ibältigen Prodactes angesammelt hatte, wurde
durch deren Concentration auch eine gleichförmigere Vertheilung
des Nickelgehaltes bewirkt, so dass die weitere im Zu ge befind-
liche Behandlung desselben mit mehr Sicherheit stattfinden kann.
Eine detaillirte Besprechung dieser Angelegenheit muss jetzt
noch als verfrüht bezeichnet werden, weil die Versuchsresultate
noch nicht vollständig abgeschlossen sind, und so möge diese
vorläufige Notiz, die nach der Feststellung der Ergebnisse e rgänzt
werden wird, den Fachgenossen und allen denen, die sich darum
interessiren, zur Kenntniss . dienen. Przibram im Januar 1867.
i^dmiiiiBti'ati ves.
I Pensionirung.
Auf Grund der Allerhöchsten Entschliensung vom 16. Jänner
1567 wurde der Venediger Münz-Director Franz Morawek in
den bleibenden Ruhestand versetzt.
(Z. 2639, ddto. 22. Jänner 1867.)
Erledigung.
Die Einfahrersstelle bei der Werksverwaltung
in Csertest in der X. Diätenclasse, mit dem Gehalte jährl.
630 fl., einem Pferdepauerchale jährl. 115 fl. 50 kr., freier Woh-
nung und gegen Erlag einer Caution im Gehaltsbetrage. Gesuche
sind, unter Nachweisung der zurückgelegten bergakademischen
Studien, der praktischen Ausbildung im Bergbau-, Markscheids-
und Aufbereitungswesen, der praktischen Kenntniss des sieben-
bttrgischen Goldbergbaues und der Undesüblichen Sprachen,
binnen vier Wochen bei der Herg-, Forst- und Salinen-Direc-
tion in Klausenburg einzubringen.
Ernennungea.
Vom Finanzministerium.
Der Controlor des Linzer Landmünzprobiramtes Joseph
Ertl zum provisorischen Wardein und der Hauptmünzamts-
Praktikant Adolph Kiosk a zum provisorischen Controlor des
Punzirungsamtes in Temesvdr; ferner der Hauptmünzamts- Prak-
tikant Adolph Mader zum provisorischen ersten und der Punzen-
schläger bei dem Hauptpnozirungsamte Joseph Günth^i^Biiaft
provisorischeu zweiten Amtsofficisl des Punzirungsamtes in Pest.
(Z. 57155, ddto. 25. December 1866.)
Z. 42. Kundmachung.
Von der k. k. Berghauptmannschaft zu Ofen wird hiemit
bekannt gemacht, dass, nachdem die Besitzer der in dem unten
nachfolgenden Verzeichnisse angeführten , wegen unterlassener
Berichtigung der ausgeschriebenen Zubussen im gerichtlichen
Executionswege versteigerten Kuxantheile der Mdtraer Bergwerks-
Union, ihre betreffenden Kuxscheine, trotz der an selbe ergan-
genen Aufforderung, anher nicht zurückgelegt haben, den neuen
Besitzern dieser Antheile daher auch neue Kuxscheine ausgefertigt
werden mussten, die^in dem nachfolgenden Verzeichtiisse ange-
führten Kuxscheino älterer Form fürungiltig und nichtig
erklärt worden sind.
Ofen, am 19. Jänner 1867.
'Ad-Nr. 42-1867.
Verzeichniss der ungiltig erklärten Kuxscheine.
Von Anzahl „^"Ä
Kux- der P'' ."'^ lautend ant den Namen :
Nr. Stücke ,/^^^^^,^^y
Ausgefertigt am 23, April 1863 unter Z, 236.
LXXXI. l 1 Rudolf Wessely.
„11 Emanuel Pfeiffer in Schemnitz.
Ausgefertigt am L Juli 1863 unter Z, 373,
XLV. 4 1 Nikolaus Lengyel in Erlau.
XL VI, 1 ^ Dr. Samuel Breuer in Gyöngyös.
XLVTI. 2 1 Josef Koczianovics n n
LI. 1 1 Anton Rock in Keresztes.
LVII. 1 5 Johann Szepessy (Zapf) in Szarvas.
LXVI. 4 1 Koloman Bärtfay in Pest.
LXVin 1 l n n n »
Diese Zeitschrift erscheint wöchentlich einen Bogen stark mit den nöthigen artistischen Beigaben. Der Pränumeration sprois
ist jährlich loeo Wien 8 fl. ö. W. oder 5 Thlr. 10 Ngr. Kit franoo Postversendung 8 6. 80 kr. ö. W. Die Jahresabonnenteo
erhalten einen officiellen Bericht über die Erfahrungen im borg- und hüttenmännisehen Maschinen-, Bau- und Aufbereitungswesen
samint Atlas als Gratisbeilage. Inserate finden gegen 8 kr. ö. W. oder IV] Ngr. die gespaltene Nonpareilleseile Aufnahme.
Zuschriften jeder Art können nur franco angenommen werden.
OnMk V. Karl WlnUralU 4 Co. lu Wl«n
Für den Verlag verantwortlich: Carl Roger.
\
„^=J- Oesterreichische Zeitschrift J^^J-^
\i. Jahrgaig. lo. Febni«r.
für
Berg- Tincl Hüttenwesen.
Verantwortlicher Redacteur: Dr. Otto Freiherr von Hingenau,
k. k. Mlxüsterialrfttb Im FinAnsmiiiisterliim.
Verlag der Q. J. Manz'schen Bacllhandlling (Kohlmarkt 7) in Wien.
Inhalt: Erfahrangen bei der Gewinnung des Silbers ans Fablerz-Rohkupfer (antimonialischem Schwarskapfer) und Fahl-
ers-Speise (Antimon - Speise) im obemngarischen Bergdistricte. — Ueber HäuerleiBtongen. — Ausserordentliche Vorträge an der
Leobner Bergacademie. — Administratires. — Ankündigungen.
Erfahrungen bei der Gewinnung des Silbers
aus Fahlerz - Rohkupfer (antimonialischem
Schwarzkupfer) und Fahlerz-Speise (Antimon-
Speise) im oberungarischen Bergdistricte.
Mitgetheilt Yon Anton Hauch, k. k. Hütten- Verwalter.
(Schluss.)
Es wird auffallen, warum die Speise gleich bei der er-
sten Röstung nicht vollständig verrostet wird, und daraus
gleich bei der ersten Auslaugung alles Silber and Kupfer
ausgelaugt. Wenn aus der Speise nur das Silber allein ge-
wonnen werden sollte, dann ist schon die erste Röstung
und nachherige Auslaugung genügend, was schon praktisch,
thatsächlish nachgewiesen wurde; da aber die Extraction
auch die gleichzeitige Gewinnung des Kupfers zur Aufgabe
hat, dessen Gewinnung vorzüglich aus der Speise, wo so
viel Antimon mitenthalten ist, zu den schwierigsten Aufga-
ben gehört schon desshalb, weil bei einer schwachen Röstung
rohe Speisetheilchen zurückbleiben können, bei einer hohen
Röstungstemperatur hingegen unlösliches antimonsaures
Kupfer gebildet werden kann; so kann diese schwierige
Aufgabe nur so am entsprechendsten gelöst werden, wenn
die Röstuug bei sehr niederer Temperatur geführt wird, bei
welcher kein antimonsaures Kupfer sich bilden kann , nur
gelangt man hiebei bald an die Grenze, wo die weitere Rö-
stuug der Speise bei geringer Temperatur nicht möglich ist,
und zur Belebung der Röstung zur höheren Temperatur ge-
Bchritten werden müsste.
Nun ist aber bei dieser Temperatur die Bildung des
antimonsauren Kupfers, wo so viel Kupfer mit viel Antimon
in Berührung kommt, unvermeidlich, auch würde bei einer
höheren Temperatur das sich bereits gebildete schwefel-
saure Kupfer zersetzt werden. Um diesen Bedenken vorzu-
beugen, und den obausgesprochenen Anforderungen zu ent-
sprechen, muss die Speise zweimal geröstet werden. Die
erste Röstung wird bei einer niederen Temperatur nur so
lange unterhalten, bis die Partie dunkel zu werden anfängt,
worauf eine halbe Stunde eine schwache Garröstung gege-
ben, und die Partie aus dem Ofen gezogen wird.
II. Röstung. Mit dieser wird beabsichtigt, den in
den schon einmal ausgelaugten Speisemehlen noch zurück-
gebliebenen Kupfer- und Silberrest bei der Röstung aufzu-
schliessen , und diese Metalle entweder in auflösliche Salze
oder in lösliche Oxjde zu verwandeln, vorzüglich aber
dahin zu wirken, dass kein antimousaures Kupfer sich bildet,
weil sich dieses in der chloreisenhältigen Kochsalzlaage
nicht auflöst, aber auch dahin, dass rohe Speisetheilchen
nicht zurückbleiben, welche ungelöst bleiben würden. Diess
vorausgelassen, muss auch die Röstung so eingeleitet wer-
den, dass den obigen Bedingungen entsprochen werde.
Nachdem jedoch der grösste Theil des Schwefels schon bei
der ersten Röstung entfernt wurde, muss zur Bildung von
schwefelsaurem Kupfer, entweder fein gemahlener Schwefel-
kies oder Lech zugetheilt werden, die Röstung bei einer hö-
heren Röstungstemperatur geführt, und zur Zersetzung des
etwa gebildeten antimon sauren Kupfers, Kohlenpulver zu-
getheilt. Das Silber wird durch die den Rückständen an-
klebende Kochsalzlauge vollständig chlorirt.
Bei dieser Röstung werden die einmal ausgelaugten
Speisemehle in 8 Ctr. schweren Partien, mit 4 — 6% fein
gemahlenen armen Kupferlechmehlen und Kohlenstaub ohne
Kochsalz, in 4 — 6 Stunden bloss in der untern Ofenetage ver-
röstet.
Die zum zweitenmal verrösteten Speisemehle werden
abermals ausgelaugt, und deren Auslaugung dauert eben-
falls an 48 Stunden, und die zurückgebliebenen Rück-
stände enthalten noch immer 2 — 4 Pfd. Kupfer, während das
Silber so vollständig eztrahirt wird, dass davon in den
Rückständen nur Spuren zurückbleiben.
Die Röstung der silberlosen oder Gelfspeise unter-
scheidet sich von jener der silberhaltigen Speise bloss da-
durch , dass die Röstungsdauer der Gelfspeise 5 — 6 Stun-
den beträgt, die Auslaugung aber in Folge des hohen
Kupfergehaltes 4 — 5 Tage.
Nachdem jedoch diese Rückstände, behufs der Gewin-
nung der Silber- und kupferfreien demnach verkäuflichen
Speise, mit Schwefelkiesen geschmolzen werden, wobei das
in den Rückständen enthaltene Kupfer grösste nthcils noch
an Schwefel gebracht, und demnach gewonnen wird, die
Speise aber vollständig zu entkupfern, selbst nach der drit-
ten Röstung und Auslaugang kaum gelingen dürfte; so be-
gnügte man sich einstweilen mit zweimaliger Röstung und
Auslangung , und hofft mit der Zeit auch in dieser Richtung
Fortschritte zu erreichen. Das bei der Auslaugung erhaltene
— 50
Cementsilber wurde amalgamirt, da es schmandig war, and
das CemeDtkupfer im Flammofen zu Kupfer gescbmolzen.
Das 8 die Auslaugung soviel Zeit in Anspruch nimmt,
liegt meist nur darin, weil die chloreisenhältige Kochsalzlauge,
in einem kupfernen Kessel erwärmt , kaum auf 28^ Reau-
mur gebracht werden konnte , während die Auslaugung bei
einer Temperatur von wenigstens 50 ^ kaum die Hälfte der
jetzigen Auslaugungsdauer beansprucht hätte.
Das Erwärmen der Lauge auf die bisherige Art, in
einem kupfernen Kessel , ist nicht nur nicht entsprechend,
weil die Lauge darin auf die erforderliche Temperatur nicht
gebracht werden kann, sondern auch der kupferne Kessel
selbst wird von der scharfen eisenchloridhältigen Lauge an-
gegriffen und schadhaft, wodurch obendrein Manipulations-
störungen eintreten. Um diesen grossen Uebelstand zu be-
heben , wird künftig die Erwärmung der Lauge mit Dampf
vorgenommen, wodurch es möglich werden dürfte, die Mehle
viel vollständiger und in kürzerer Zeit zu entkupfem.
Die silberhaltige Speise wurde bisher nur in dem be-
standenen kleinen Extractions- Apparat eztrahirt, weil der
jetzige Apparat bisher ausschliesslich nur mit der Entkupfe-
rung der silberlosen oder Gelfspeise beschäftigt wurde.
Aus dem Obenbesprochenen geht hervor, dass die Ex-
traction der silberhaltigen Speise viel günstigere Resultate
liefern müsse, als die Amalgamation, weil die Röstung der
Speise für die Amalgamation viel schwieriger und auch kost-
spieliger ist, als für die Extraction, wo eine niedere Tempe-
ratur angewendet wird, dann müssen die verrösteten Mehle
fein gemahlen werden, was bei der Extraction wegfällt. Der
Quecksilberverbrauch ist bei den Speisen , selbst bei gröss-
ter Vorsicht, immer grösser als bei der Schwarzkupfer-Amal-
gamation, und bildet eine bedeutende Auslage , welche die
Amalgamation nicht trifft. Doch hat die Extractioo bei der
Auslaugung der Mehle, und rücksichtUch zum Erwärmen der
Lauge mehr Holz nöthig als die Amalgamation, welche da-
von zum Erwärmen der Quicklauge nur wenig verbraucht.
Als ein grosser Vorzug der Extraction gegenüber der
Amalgamation, muss die vollständige Silbergewinnung be-
zeichnet werden , nebst dem aber und mit denselben Un-
kosten, wird gleichzeitig der grösste Theil, und wenigstens
80% des in der Speise enthaltenen Kupfers gewonnen, zu-
mal aus der Speise , woraus das Kupfer bei der Schmelz-
manipulation nur mit grossen Kosten und in längerer Zeit, bei
mehreren abermaligen Schmelzungen, demnach auch mit
grösserem Kupferabgang gewonnen wird.
Die Entsilberung mit gleichzeitiger Entkupferung der
silberhaltigen Rohspeise hat seit dem Jahre 1859 bis Ende
1860, in einem kleinen aus 4 Bottichen bestehenden Ex-
tractions-Versuchs- Apparate 739 Ctr. silberhaltige, und seit
tractions-Gebäude 5496 Ctr. silberfreie Gelfspeise aufgear-
beitet, die dazu gehörigen Lechzuschläge nicht gerechnet,
und erhalten an Cementkupfer 2286 Ctr. oder 82 Procent
des in den Speisen und Zuschlägen enthaltenen Kupfers.
Der Silberzugang betrug bei dieser Arbeit . . 13%
und der Kupferabß;aag 1*79%
An Betriebsmaterialien wurde auf 100 Ctr. Beschickung
verbraucht. An Kochsalz 1231 Ctr. An Holz zur Röstung
und zum Laugenwärmen 3'22Cub. Klafter.
Der Silberzugang kann grösstentheils nur dem zuge-
schrieben werden, dass bei der Verarbeitung der Gelfspeise
auch ein Theil des darin enthaltenen Silbers gewonnen
wurde. Der Kupferabgang hingegen ist nur in der Unrich-
tigkeit der Probe zu suchen, umsomehr, als die Ermittlung
eines genauen Kupferhaltes aus der Speise auf trockenem
Wege eine schwierige Aufgabe ist, zu dessen Beweis schon
die Thatsache dienen möge, dass einzelne Partien der
Speise auch mit einem Kupferzugang abgeschlossen wurden.
Auch ist ein absoluter Kupferabgang bei der Extraction, wo
keine Schlacke abfällt, — nicht zu befürchten, und es muss
das ganze Kupfer der Beschickung, — nachdem die Ex-
tractionslauge vollständig aufgefangen und zur Auslaugung
zurückgeführt wird, — in dem Cementkupfer und den Rück-
ständen enthalten sein.
Die Kupferrückstände y theils wegen des darin noch
zurückgebliebenen und gewinnbaren Kupfers, theils wegen
Gewinnung des Antimons, werden mit 20 — 30% Schwefel-
kies geschmolzen, wobei ein armes Kupferlech und Speise ab-
fällt. Dieses Lech wird geröstet und beim Verlechen der Amal-
gamations-Speis-Rückstände, als leichtflüssiger Zusehlag und
zur Auflockerung der pulverigen Beschickung zugetheilt.
Wenngleich in den Rückständen von so hochhältigen
Hüttenpro du cten noch 18% Kupfer zurückgeblieben ist,
wurde doch an metallischem Kupfer direct aus den so anti-
monreichen Producten 82% gewonnen, und es dürfte bei
einer fortgesetzten Manipulation , und bei Anwendung des
Wasserdampfes zum Laugenwärmen, wodurch die Lauge
in eine beliebig hohe Temperatur versetzt werden kann, das
Kupferausbringen sich noch günstiger stellen. Nebstbei
wurde auch das in der Gelfspeise enthaltene , sonst nicht
ausbringbare Silber mit dem Kupfer gleichzeitig gewonnen.
Diese Manipulation erfordert zu ihrem Betriebe wenig
Brennstoff, wenn 100 Ctr. der Beschickung mit3'36 Cubik-
Klafter Holz entkupfert werden können, und es entfallt von
Holz auf 100 Ctr. des erzeugten Cementkupfers 10*6 L
Cubik- Klafter. Diese Manipulation eignet sich demnach vor-
züglich dorten, wo das Holz einen hohen Werth besitzt. —
Die nachstehende Tabelle weiset die erlangten Ergeb-
nisse ziffermässig nach. (pag. 74 und 75.) Schmöllnitz, am
18. Nov. 1866. A. Hauch, k. k. Hütten- Verwalter.
Monat Juni 1861 bis Ende Juni 1865, in dem neuen Ex-
Sumziiariiiiii der Stefieuishül^n-Eictracüozis-MaiüpiL^ vom vm bis xm. Absohnitt.
* Metall-Inhalt an
In die laiipdati«!. ^^'^''^^
ctr.
Silberhaltige Speise 738
GelfSpeise 5.495
Oberleche 13
Gelf-Oberlcche 22
Pochschliche . 130
Speise&ückstandsleche 1.087
Pfd.
Ctr.
60
176
62
2.496
—
6
—
13
—
6
80
72
Fer
Silber.
Pfd.
Mzpfd.
81%
1367372
01^4
—
56%
1.3681
04
—
36%
—
62V4
—
Summa des Anfbringens
1=7.487 02 2.771 43
138.1053
— 51 —
Zur Fällung: Gelfknpfer-Granalien
Spleissenkupfer-Granalien . .
Gewicht
Ctr. Pfd.
384 58
109 35 Va
Metall-Inhalt an
Knpfer
Ctr. Pfd.
321 42
109 35
Silber.
Mtzpfd.
l -
Snmma
493 93% 430
77V4
Ais der InlpiUttti. Zwamoien 7.980 95% 3.202 20%
Cementkupfer und Cementkapfer-RfieksOnde (b— 2285^"/2/i,o) • • 4-143 91 b2.285 81 V,
In Silberschlamm und Amalgam 48 16 1 74
Extractions-RacksUnde 7,648 33 595 92 Vt
57.5495
98.4950
Snmma des Aagbringens
„ „ „ ... I Gelfkupfer-Granalion . .
Von den znr FfiUung sngetheüten | gpieigeenkupfer-Granalien
11.840
177
111
40
18%
2.883
149
111
47 »y
97j,
18%
% 156.0445
Summa
Znsammen
288 18% 261 15%
63%
57»/,
. . . 12.128 58% 3.144
Es ergibt sieb demnach mit Einschlnss der Knpfer-Granalien ein Knpfer-
Abgang von l79/,oo% — " 57
ündein Silberaugangvon 12»%oo% — — — — 17-9392
Qaantnm. . letriebsnaterial-Terbraiek. in Procenten
921 *%oo Centner SudaaU oder auf das aufgebrachte Gewicht a=7487'yj 00 ^^'Yioo
240 ^%4 Cubik-Klafter Hola —
— 2 Cubik-KIafter Euthenbürtel reducirt auf Holz = (3.30 : 1.25=2 : x) x = —
^^ ^VlA » " Holz oder zusammen —
=241 Vj 4 n n Holz, auf daa aufgebrachte Gewicht a=3"/,oo
1 295 W, 00 Centner Eisen auf 100 Centner erzeugte Cementkupferb=r2285*VV2/i 00 56*Vioo
löO^yi/i/joo Centner Kupfer-Granalien (43077% — 2611572 = 1696274 erzeugte Cementkupfer . . 7*%oo
110 Pfund Eisenvitriol —
üeber Häuerleistungen.
Yen Franz Babanek, k. k. Berggeschworener in Pndbrain.
In Nr. 45 dieser Zeitschrift vom 5. November 1866
wurde von dem Herrn Berg^Ingenieur B. Turlej eine Mit-
theilung gemacht über Arbeiterleistungen bei den Zinkgruben
der Gesellschaft Yieille Montagne in Schweden , welche fflr
das bergmännische Publicum gewiss von Interesse sein
därfte, um so mehr, da man nach Zusammenstellung ge-
nauer, durch die Praxis ermittelten Daten zur Beurtheilung
der Leistungsfähigkeit der Bergarbeiter gelangen kann,
somit auch mit anderen Bergdistricten sich Vergleiche an-
stellen lassen, wenn ähnliche Zasammenstellungen an meh-
reren Orten stattfinden und zur Veröffentlichung kommen.
Im Nachstehenden soll eine Mittheilung über Häuer-
leistungen bei der Anna- Prokopi- Grube in Przibram be-
kannt gemacht werden ^ wozu die letzten sechs Monate des
Jahres 1866 zum Anhaltspunkte genommen wurden, um
einen kleinen Einblick in die Betriebsverhältnisse bei einem
der bedeutendsten Bergbaue unserer Monarchie sich ver-
schaffen zu können , und womit nachgewiesen werden soll,
dass der fleissige, geschickte und verlässliche Arbeiter sich
seinen Lohn verdienen kann.
Es wurden von den einzelnen Gängen mehrere heraus-
genommen, und die verschiedenen Arten des Betriebes darauf
mit Berücksichtigung des Fleisses der Arbeiter derart zu-
sammengestellt, dass man aus dem ersten Anblicke sogleich
ersehen kann , wo der minder fleissige Arbeiter beschäftigt
war, und wie sich dessen Verdienst in diesem sechsmonat-
lichen Durchschnitte pr. achtstündige Schicht gestaltete.
Zuerst geht der Betrieb dreier Querschläge, die ununter-
brochen in diesem Semester im Gange waren, dann der von
FeldÖrtem, Abteufen und endlich von Firstenstrassen.
Dabei muss vor Allem bemerkt werden , dass hier zu
Abteufen vor die Querscbläge und Feldörter immer die
besten , geschicktesten und fleissigsten Arbeiter genommen
werden, welche zu vier oder sechs Mann in Zwei- oder Drei-
drittel arbeiten, die daher auch den faulen nicht unter sich
dulden, und dass somit hier die besten Ausfälle zu erwarten
sind. Bei den Firstenstrassen und Gangnachnahmen sind
die Arbeiter schon gemischt, und es arbeiten in der Begel.
immer zwei mitsammen. Desshalb ist auch bei den Firsten-
strassen zu ersehen, dass einige Häuer kleinere, andere
grössere Verdienste haben.
Der durchschnittliche Verdienst eines Häuers pr. acht-
stündige Schicht wurde berechnet aus dessen gesammten
Verdienste, dividirt durch die Anzahl der verfahrenen Schich-
ten in dem zweiten Semester 1866, wobei auf die hierorts
gebräuchliche nach dem Preise der Lebensmittel sich rich-
tende und jeden Monat von dem Bergoberamte bestimmte
Theuerungszulage keine Rücksicht genommen wurde.
Dieselbe betrug in diesem letzten Semester 30 — 40
Percent des Normallohnes eines Häuers pr. 27*56 kr. und
richtet sich nach der Anzahl der wirklich verrichteten (ver-
zeichneten) Schichten. Es muss hier nebenbei bemerkt wer-
den , dass diese Theuerungszulage bei dem jetzigen Satze
im Durchschnitte fast gerade so viel ausmacht, als die Un-
kosten für Pulver und Oel betragen , die dem Häuer von
seinem Verdienste abgezogen werden ; mitbin erscheint jener
in der Colonne ermittelte durchschnittliche Verdienst eines
Häuers pr. Schicht sehr annähernd gleich jenem Betrage,
der ihm nach Abzug der Unkosten plus der jedesmaligen
Theuerungszulage pr. Schicht entfällt.
Diese ermittelten Lohnsausfälle beurkunden deutlich,
dass die hiesigen Häuer dennoch keine so geringen Löhne
nehmen y wie so häufig hier gesprochen wird, und wenn
auch wirklich bisweilen die Barzahlung gering ausfällt,
so hat sicher der Betreffende mehrere Abzüge auf genom-
mene Vorschüsse gehabt.
52
II. Semester !§•«>
Beneimmig der Betrieb Aitrecke
a
■^1
si CO
rSl
t'i
3 *,
u gd
J3 2
Cir.^FBii liJil|Cni.^Ff.-iiiiah1 !kr,w,l
3
Liltl}
0^ 1»
S TS
'S bD
Ct3
fl. I Ir.
oder der Lagerstätte
1 Gegen den Fer diu apd*8ch&cbt hin-
ter der Lettenklaft
2 Morgenschlag vom Johanni auf den
Sigismundi Gang . . . •
3 Vom Prokopschacht im Morgen auf
den Wensler Gang
b) Feldörter.
4 Eusebi Gangs Mittemachtsort am
5 n » Mittagort am .
6 Carolinen Gangs Mittagort am
7 Kreosklüfter Gangs Büttemachtort
8 Carolinen Gangs Mittemachtort am
9 Wenzler Gangs Mittagort vom Pro-
kopi
10 Wenzler Gangs Mittagort vom Ca-
rolinen
11 Wenzler Gangs Mittagort vom
Johanni
12 Johanni Gangs Mittemachtort
0) Abteufen.
13 Francisci Gangs unter dem .
14 Maria Gangs unter dem . . .
15 Michaeli Gangs unter dem . ,
16 Kreuzklflfter Gangs unter dem ,
d) Firstenstrassen.
17 Eusebi Gangs 4 te Mittagfirst ober
dem
18 Kreuzklafter Gangs 6te Mitter
nachtfirst ober dem
1 9 Johanni Gangs 2te Büttagfirst ober
dem
20 Carob'nen Gangs Ite Mittemacht-
first ober dem
21 KreuzklüfterGangs3teMittagßr8t
ober dem
22 Katharina Gangs 4te Mittagfirst
ober dem
23 Wenzler Gangs 8te Büttemacht-
first ober dem
24 Carolinen Gangs 2te Büttagfirst
ober dem
25 Eusebi Hagendtrums Ite Mittag-
first ober dem
26 Francisd Gangs Liegendtrums 6te
Büttemachtfirst
27 Francisci Gangs Liegendtrums 2te
Büttagfirst ober dem
28 Johanni Gangs 6te Bütteraacht-
first ober dem
29 BarbaraGangs4te Büttagfirst ober
dem
30 Bergfestenachname am Eusebi
Gange
15
37%
2t
17 y.
20
46 Vj
393/,
32%
35
321/,
39
35%
30
46
521/,
451/,
30%
14%
24
21%
23%
19%
17%
13
25%
26%
37%
n
26%
59%
587
300
348
331
695
453
373
303
300
282
441
258
908
893
890
867
239
254
269
270
167
301
256
127
283
276
317
160
294
239
0,064
0,070
0,050
0,060
0,066
0,087
0,087
0,115
0,108
0,138
0,081
0,116
0,050
0,058
0,051
0,034
0,059
0,094
0,079
0,085
0,058
0,064
0,068
0,102
0,089
0,096
0,117
0,069
0,090
0,249
155
14-2
19-8
165
14-9
11-3
11-4
8.6
9-2
7-2
12-3
8-6
19-7
170
19-5
28-6
16-7
10-5
12-4
11-6
171
15-4
14-6
9.7
IM
10*4
8-5
14-5
11-0
4-01
72-5
870
85-5
84-8
65-1
76-0
69-9
82-1
82-0
80*9
72 8
69*9
75-3
80-3
763
69-5
555
55*4
60-0
620
49-0
34-1
63-0
550
59-0
66-3
67.5
480
70-0
65*2
7-2
7-7
8-4
6-7
6-2
6-7
6-7
60
3-9
5-9
7-2
8-4
8-4
7-6
6*9
70
4-5
5-7
4-1
8-5
6-6
3-9
6-5
12-3
7-9
3-7
4-8
8-7
40
4-4
12
12
50
17
—
11
9
9
50
50
8
6
50
50
6
—
6
—
7
6
50
75
15
—
13
15
50
50
22
—
9
50
6
50
9
—
8
—
7
50
7
25
9
—
5
25
6
50
6
50
5
75
6
75
8
50
3
—
— Grauwackenschiefer.
IGrobkömige feste Grauwacke wechselt
mit röthlichen Schiefem.
IGrobkömige, sehr feste und zähe Grau-
wacke.
jDer Gang 3 — 6' mächtig in feinktfrni-
I ger zäher Grauwacke.
4 —-6" mächtig, Nebengestein Grünstein.
2—4" mächtig, GrOnstein.
Kalkspäthige und blendige Gang^fSUung
in milden Grauwacken.
[In milden Grauwackenschichten und
I Schiefem, Gangfüllung, Bleiglanz, Ei-
\ senspath und Kalkspath.
IGangesf&llungmild3 — 4''mächtig,Blende,
BleiglanZjSchwerspath wech8elnd,mehr
feste feinkörnige etwas zäheGrauwacke,
Bleiglanz und Blende 4—6".
Der Gsng drusig, Quarz, Bleiglanz,
Fahlerz.
Kalkspath, Bleiglanz Rothgültigerz.
Bleiglanzy Quarz in fester grünsteinarüger
Grauwacke.
Bleiglanz und Blende im Grünstein.
53 —
lelstug IUI Streekeibetrieb.
Die Feldörter bekommen hierorts eioe darchschnitt-
liche Höhe von 8 Schah und eine Breite von 4 Schuh. Doch
kommen auch Streckenbreiten über 6 Fuss vor, je nachdem
die Mächtigkeit des Qanges ist«
Aus der vorstehenden Tabelle lassen sich durch Ver-
gleichen der Betriebsresultate folgende Schlosse ziehen:
a) Qaerschl&ge. Zur Auffahrung eines Current-
fusses werden 14 bis 19 Schichten erfordert, je nachdem
das Gestein beschaffen ist. Es arbeiten gewöhnlich 4 oder
6 Häuerje nachdem der Betrieb forcirt wird, wozu geschickte
und fleissige Arbeiter genommen werden. Bei dem Ver-
gleiche dieser drei Querschläge ersieht man, dass die durch-
schnittliche Auffahrung in einer achtstündigen Schicht von
0*05 bis 0*07 Currentfuss wechselt, somit so ziemlich gleich
ist, obwohl bei der geringsten Auffahrung der höchste Preis
pr. 1 Currentfuss, nämlich 17 Gulden gesetzt wurde, wo-
von die Ursache die schwach geschichtete, quarzige, sehr
feste Grauwacke war. Bei der letzteren war auch natürlich
der Pulververbrauch grösser, indem vielmehr Schüsse ange-
wendet werden mussten, damit bei der vorgeschriebenen
Höhe und Breite und bei dem schlechten Werfen der Schüsse
der Häuer auf einen Lohn kommen konnte.
Der geringste Pulververbrauch zeigt sich bei dem
Querschlage hinter der Lettenkluft, wo festere Granwacken-
Bchieferschichten mit milderen abwechseln und wo häufig
der Arbeiter an*s Schrammen angewiesen wird.
b)Feldörter. Diese werden stets in der Ganges-
mächtigkeit geführt und der Gang auf einmal herausgenom-
men, wenn er auch mächtiger als die gewöhnliche Feldorts-
breite von 4 Fuss sein sollte. Wenn man hier vorzugsweise
bei mächtigeren Gängen die Beschaffenheit der Gaogfüllung
vor Allem in's Auge fassen muss, so kommt hier auch nicht
minder, insbesondere bei schwachen Gängen das Nebenge-
stein zur besonderen Berücksichtigung.
Post-Nr. 4 und 5 ist derselbe Gang, nur ist er vor dem
mitternächtlichen Orte 6 bis 8 Fuss mächtig, weil er sich
da mit dem Fundgrübner Gange schleppt, demnach auch
hier ein grösseres Geding gesetzt war. Ein Currentfuss Auf-
fahrung braucht da 16'5 Schichten, während er vor dem
Mittagorte, wo zwar auch noch die Schleppung ist, daselbst
aber am Hangenden und Liegenden bessere Ablösungsflä-
chen (Sahlbänder) vorkommen, nur 14 '9 Schichten erfordert.
Der Pulververbrauch und die Auffahruug pr. Schicht stim-
men gut überein.
Post-Nr. 6 und 7 sind zwei verschiedene Gänge von
fast gleicher Mächtigkeit , die im Grünstein (Diorit) strei-
chen. Obzwar das Gedinge um 1 Gulden differirt, weil der
eine Grünstein etwas besser sich bohren lässt, und der
schwache Gang mit demselben verwachsen ist, während der
andere in der Schleppung mit dem bis 1 Fuss mächtigen,
drusigen Francisci- Gange in*8 Feld gerückt wird, resultirt
hier dieselbe Auffahrung und der gleiche Pulververbrauch
pr. achtstündige Schicht.
Post-Nr. 8, Carolinen- Gangs-Mitternachtort am 14.
Laufe. Der Gang streicht durch mildere, schwächere Grau-
wackenschichten, 1 Currentfuss Auffahrung erfordert nur
8'6 Schichten, und es ist auch der Pulververbrauch nur 6 Loth
in einer Schiebt. Dieses Ort nähert sich schon mehr den
unter Post- Nr. 9 — 12 angeführten Wenzler- und Johanni-
Gangsörtem, wo die Gangfüllung milder und daher die Lei-
stung in einer achtstündigen Schicht eine grössere ist, als
bei den früheren Feldörtem.
Bei Post-Nr. 9 f&Ht der geringe Pulververbrauch auf,
obzwar die Auffahrnng in einer Schicht O'IOS Current-FusB
beträgt. Die Ursache sind hier abermals die milden Schie-
ferpartien, wo nur schwache Schüsse, die das Gestein bloss-
lockerOy angewendet werden, und wo die Häuer auch viel
schrammen müssen.
Bei Post-Nr. 11 ist wegen des festeren Gesteines das
Geding höher , der Pulververbrauch wegen der Klüftigkeit
etwas grösser und die Auffahrung pr. Schicht geringer, was
vollkommen übereinstimmt.
c) Abteufen oder Gesenke dem Verflachen der
Gänge nach, zur Verbindung zweier Ganghoriaonte, um ein
Mittel zum Abbau vorbereiten zu können, werden in der
Begel 9 Schuh lang und 5 bis 6 Schuh breit getrieben.
In den angeführten vier Fällen wechselt der Geding-
satz von 15 bis 22 Gulden, die Auffahrung pr. Schicht ist
0*034 bis 0*050 ähnlich wie bei Post-Nr. 3, wo das Gestein
fest und daher ein grösseres Geding gegeben werden musste.
Ein Current-Fuss erfordert hier schon 17 bis 28*6 Schichten
und der Pulververbrauch pr. Schicht yariirt zwischen 7 bis
8*4 Lth. DasKreuzklüfter-Gangs Abteufen war das theuerste,
nachdem der Gang in zwei Trümmern im festen Grünstein
hinuntersetzte.
d) Abbau durch Firstenstrassen. Hier wech-
selt die Leistung eines Arbeiters von 0*058 Current-Fuss
bis 0*249 Fuss pr. Schicht, je nachdem die Gangfüllung
und Mächtigkeit ist, Sahlbänder vorkommen ^ fleissige oder
faule Arbeiter sind. Es lassen sich daselbst keine so ge-
nauen Leistungen eruiren , wie auch aus der Tabelle zu
ersehen ist. Der mächtige , grösstentheils in grobkörniger,
quarziger sehr fester Grauwacke , oft in zwei bis drei stär-
keren Trümmern streichende Eusebi-Gang hat Firsten-
strassen mit 9 fl. 50 kr. bis 14 Gulden pr. i Current-Fuss;
auch auf den anderen Gängen ist durchschnittlich 1 Current-
Fuss Auffahrung ziemlich theuer und es sind wenig Firsten-
strassen unter 4 fl. pr. Schuh.
Im Vorliegenden wurden einige der theuersten heraus-
genommen und man sieht, dass 8*5 bis 17*1 Schichten noth-
wendig sind, um 1 Current Fuss herauszuschlagen, was na-
türlich grösstentheils von dem Fleisse des Arbeiters ab-
hängt. So sieht man z. B. beim Vergleiche der Post-Nr. 22
mit 23, dass die Leistung fast dieselbe ist, während der
Ausfall pr. Schicht bedeutend variirt, obzwar in dem einen
Falle das Gedinge höher, weil das Gestein ein festeres ist,
die fleissigen Häuer bei Post-Nr. 23 jedoch auch einen grös-
seren Lohn haben. Verschieden ist auch der Verbrauch
an Pulver, welcher besonders bei Post-Nr. 24 auffallend
ist und von einer Verschleppung desselben durch den be-
treffenden Häuer herrühren dürfte.
Der Pulververbrauch auf den Firstenstrassen variirt
überhaupt sehr, und er lässt sich da , wo man bald mehr^
bald weniger braucht, nicht ganz genau bestimmen , indem
oft ein Häuer das bestimmte Pulverquantum abfasst und
wenn er es nicht verbraucht, seinen Theil anderen Kame-
raden verkauft, die weniger abgefasst haben und m^hr be-
nöthigen. Auch verschiessen manche Häuer mehr als noth-
wendig ist, überhaupt wenn sie nicht einen Schuss gut an-
zubringen wissen.
Post-Nr. 30 zeigt die Leistung bei einer im Durch-
schnitte 1 ^4 Fuaa mächtigen Bergfestnachnahme, woselbst
54 —
die Anffahrnog pr. Schicht die grösste, der Palveryerbrauch
gering und das Gedinge das kleinste ist.
Was die Leistung der Hftaer im Schachtabteufen
betrifft^ so stehen mir dermalen keine Besultate zur Vei^
f&gung, nachdem der Annascbacht vom 22. Laufe an unter
Wasser ist, und bei dem Prokopischachte in dem letzten
Semester grösstentheils Stossnachnahme war, um die Scha-
lenförderung daselbst bis zum 20. Laufe einbauen zu kön-
nen. Im currenten Betriebe war dieser Schacht in dem letz-
ten Monate und es haben daselbst 12 Häuer in Drei-Drittel-
schichten gearbeitet. Die Anzahl der Schichten betrug 288»
aufgefahren wurden 5% ^ii^s, daher in einer Schicht 0*019
Current-Fuss, somit erforderte 1 Current-Fuss 52*3 Schich-
ten. Ein Häuer kam pr. Schicht auf 1 fl. 06 kr. ohne Per-
centualzulage und nach Abzug des Pulvers und Oels.
Ich kann nicht umhin, hier noch die Leistung einer
Arbeiterkhfir anzuführen, der ein bestimmtes Geding gesetzt
wurde , mit dem Versprechen , dass ihnen Alles abgenom-
men wird, was sie sich ausschlagen ohne Rücksicht auf die
Theuerungszulage und den Normalschichtenlohn , kurz der
Versuch, freies Gedinge einzuführen, was auf
Anregung des Herrn k. k. Ministerialrathes Dr. Freiherrn
y. Hingenau*) geschah. Es hatte sich nämlich darum
gehandelt, die Löcherung zweier Querschlags-Gegenörter zu
for^iren, und zu diesem Behuf e wurden 12 Mann fleissige
Häuer ausgesucht, von denen je sechs in eine Khiir kamen.
Das Gestein y in dem der Querschlag eingestemmt wurde,
ist ein fester, dichter Grünstein und es wurden jener Khür,
mit der der Versuch gemacht wurde^ 15 fl. 50 kr. pr. Curr.-
Fuss Auffahrung gegeben , wo hingegen die anderen sechs
Mann vor dem Gegenorte 16 fl. 50 kr. pr. 1 Current-Fuss
beim beschränkten Gedinge erhielten. In dem Zeiträume
von vier Wochen erfolgte nun der Durchschlag , und es ga-
ben die im freien Gedinge arbeitenden Häuer eine Auffah-
mog von 12% Fuss, die anderen nur 7V2 Pubs.
Aus der nachstehenden Berechnung ist zu ersehen^
dass bei diesem Versuche die Leistung und der
Verdienst eines Häuers beim freien Gedinge
grösser ist, und hiebei an Zeit und Geld er-
spart wird, wenn überhaupt fleissigen Arbei-
tern freies Geding gesetzt wird.
DieGesammtlänge des Querschlages beträgt 61 y^Fuss ;
Auffahrung der sechs Häuer beim freien Gedinge 12%
Fuss k 15 fl. 50 kr., die anderen sechs Mann beim be-
schränkten Gedinge 1^/^ Fuss d. 16 fl. 50 kr.
Die ersten Häuer gaben vor demselben Orte beim be-
schränkten Gedinge nur 6% Fuss; und es beträgt die
durchschnittliche monatliche Auffahrung, selbst bei der gross«
ten Leistung höchstens 8 Fuss, mithin hätte man zur Aus-
fahrung des ganzen Querschlages 61*5:8 = 7*7 oder rund
7^2 Monate gebraucht.
Aus den vorliegenden obigen Auffahrungen resultirt
die Leistung eines Häuers beim beschränkten Gedinge
mit 7-5: 6 = 1-25 Fuss,
beim freien Gedinge 12'75:6 = 2125 Fuss, mithin
würde man die ganze Länge beim freien Gedinge in 3% Mo-
naten ausgefahren haben.
L 12*75 Fuss kosten 197 fl. 62*5 kr.
n. 7- 5 Fuss n 123 • 75 u
Die sonstigen Unkosten betragen monatlich:
bei I ... 36 Pfund Pulver i 40 kr. = 1 4 fl. 40 kr.
18 n Oel & 33 » = 5 n 94 II
Summa . . . . 20 fl. 34 kr.
Bei II. war der Pulver- und Oel verbrauch derselbe,
somit 20 fl. 34 kr.
die Theuerungspercente betrugen bei jeder Khür 9 fl. 92 kr.
Bei der Gesammtlänge von 61*5Fas8 würde diess ge-
kostet haben :
a) beim beschränkten Gedinge von durch-
schnittlich 16fl.
pr. 1 Currentfiiss 61-5 X i6 = 984 fl.
Pulververbrauch 36X75=270 öl k 40kr.=108 fl- ~ kr.
Oelverbrauch 18X7-5=135 AT. i 33 kr. ;=: 44 , 55 n
Summa . . . I52fl. 55 kr.
von obigen 984 fl. abgezogen, verbleibt • 831 fl. 45 kr.,
hiezu Theuerungszulage monatlich
9 fl. 92 kr. X 7 5 = 74 fl. 40 kr.
Summa . . 905 fl. 85 kr.
Die Anzahl der verfahrenen Schichten würde betragen
24X7'5X6=1280, hieraus resultirt der Verdienst eines
Häuers pr. Schicht mit 71*5 kr.
b) beim freien Gedinge:
61-5 X 16fl.= 984 fl. — kr.
Pulver und Oel 76 t» 27*5 n
9(»7 fl. 72-5kr.,
verfahrene Schichten 24 X 3-75 X 6 = 640, und es be-
rechnet sich somit der Verdienst eines Häuers pr. Schicht
mit 1 fl. 41-7 kr.
Es ist hier somit dieselbe Leistung in der halben
Zeit erzielt worden, der Verbrauch an Pulver und Oel ist ein
geringerer und nebenbei wird die Theuerungszulage erspart.
Man kann allerdings im Allgemeinen nicht annehmen,
dass bei einem freien Gedinge die Arbeiter in derselben
Zeit doppelt so viel leisten werden, (wie es dieser Versuch
ergeben hat), aber jedenfalls wird die Leistung stets eine
grössere sein als gewöhnlich und mit weniger Unkosten
verbunden, dabei wird der flßi ssige Arbeiter auch wirklich
einen grösseren Verdienst haben.
Bemerkung der Bedaction. Wenngleich die Ver-
schiedenheit der Verhältnisse es nicht f^berall gestattet, mit ei-
nem Maleaus dem bisher fiblichen nbeschränkten Gedinge«
zu dem rationelleren »freien Gedinge« ttbersngehen , so
sind doch schon von Seite der obersten Leitung des Staatsberg-
baues die Anstalten vorbereitet, um das Letztere fllr die Zukunft
zur Basis der Lohnsbemessung zu machen. Diese Zeitschrift
wird von Zeit zu Zeit Nachrichten ttber die Fortschritte dieser
Reform bringen und jedem freiwilligen Beitrage von Erfahrungen
darüber mit Vergnügen ihre Spalten öfihen.
*) Welchem vom März bis Ende September 1866 als Mi-
nisterial-Commissär in Przibram zugleich die Oberleitung daselbst
tibertragen war.
Ausserordentliche Vorträge an der Leobner
Bergacademie.
Versammlung vom 26. Januar. Herr Bünisterial-
rath Bitter von Tunner hielt einen Vortrag folgenden
Inhaltes aber die chemische Constitution des Bob-
eisens. Es ist eine auffallende Erscheinung und für die
Sidero-Chemie kein ehrenvolles Zeugniss, dass man über
die chemische Constitution eines in so grosser Menge pro*
- 55 —
dncirten Metalles bis sar Stande nnr Hypothesen anfsustel-
len im Stande ist. Der Grand dafür liegt einerseits in der
von alten Zeiten her fortgepflanzten Meinung, man bedtlrfe
keiner Chemie des Eisens, welcher man daher erst in den
letxten Jahren mehr Aufmerksamkeit schenkt, anderseits in
der Schwierigkeit einer verlftsslichen Analyse. Je nachdem
das Roheisen langsam oder schneller erkaltet, scheiden sich
einzelne Bestandtheile in verschiedener Menge aus und las-
sen eine Verbindung von veränderlicher Zusammensetzung
sarSek. Die beste Analyse wurde von Fresenius an dem
Siegener Spiegeleisen ausgeführt, nur ist die Zusammen-
setzung der Zuschläge dabei nicht angegeben.
Betrachtet man die Resultate der Analysen , so findet
man, dass die meisten Hoheisensorten 5 — 8, selten 12 und
nur in seltenen Fällen« bei grossem Mangangehalte bis 20%
und darüber fremde Bestandtheile enthalten, worunter bloss
KohlenstofP, Silicium, Phosphor und Schwefel beständig,
andere Körper theils häufig, theils selten oder ausnahms-
weise erscheinen. Es gibt nun weisses Roheisen, welches,
wie z. B. das Yordemberger, ausser 3 — 4% Kohlenstoff
nicht ein Zehntel anderer Bestandtheile, wesentlich Silicium,
enthält, daher der Hauptsache nach Kohleneisen ist.
Wird dasselbe ohne Zuthaten im Kohlen- oder Thontiegel
geschmolzen und langsam erkalten gelassen, so ensteht
graues Eisen, dessen färbenden Bestandtheil der ausgeschie-
dene Graphit bildet. Es ist daher anzunehmen, dass das
graue Roheisen aus weissem durch Abscheidung von Gra-
phit beim Erkalten entsteht, daher wie dieses als wesentli-
chen Bestandtheil nur Fe und C enthält. Dass der Graphit
reiner Kohlenstoff sei , ist erst seit einigen Decennien nach-
gewiesen, indem derselbe in der ersten Auflage von Karsten
noch als Verbindung von Kohlenstoff und Eisen angesehen
wird.
Unter den Verbindungen des Eisens mit Kohlenstoff
zeigt nur eine, das Spiegeleisen, sichere Merkmale einer
chemischen Verbindung, und zwar Krystallisation, deren
System allerdings nicht erkennbar ist, dann das Verschwin-
den einzelner Eigenschaften der Bestandtheile, z. B. der
Weichheit und grossen Strengflüssigkeit des chemisch reinen
Eisens und des Kohlenstoffes, indem das Spiegeleisen sehr
hart, spröde und leichtflüssig ist. Der Zusammensetzung des
Spiegeleisens entspricht am nächsten die Formel Fe^ C, es
ist das Viertele arburet des Eisens. Alle Bemühungen, andere
Verbindungen herzustellen, sind gescheitert; so die Ver-
suche von Faraday. Berthier gibt an, er habe eine Ver-
bindung Fe C erhalten; allein es ist darüber nichts weiter
bekannt geworden. Calvert hat als Rückstand von der
Auflösung in einer schwachen Säure Fe^ C^ erhalten, welche
Verbindung sich sogar beim Umschmelzen mit viel Brenn-
stoff im Kupolofen ergeben haben soll; die Existenz einer
solchen chemischen Verbindung muss jedoch bezweifelt
werden. Gurlt endlich hat ein Achtelcarburet Fe^ C auf-
gestellt ; Tunner indessen hält den betreffenden Körper, der
in unreinen und unvollkommenen Oktaedern krystallisirt, für
reines Eisen und hat seine durch Analysen von Prof. Richter
nnterstützten Ansichten hierüber, welche von Gurlt bis-
her keine Widerlegung fanden, im XUI. Bande des Jahrb.
der Bergacademieen veröffentlicht. Es existirt also nur eine
unzweifelhafte Verbindung, das Spiegeleisen Fe^ C; die
andern Sorten des weissen Roheisens sind Auflösungen von
chemisch reinem in Spiegeleisen. Das graue endlich ist eine
eben solche Auflösung, welche noch ausgeschiedenen Gra-
phit enthält.
Die eleckopositiven Körper, welche das Eisen enthält,
wie Mn, Cu, AI, Ca, Mg vertreten zum Theile das Eisen in
seiner Verbindung mit dem Kohlenstoffe ; darunter kommt
besonders Mangan vor, dessen im Vergleiche zum Eisen
in grösserer Menge geringeres Atomgewicht einen höheren
procentischen Kohlengehalt des Roheisens herbeiführen muss,
was die Apalysen bestätigen. Aber auch der Kohlenstoff hat
seine Vertreter, und zwar sind es die früher angeführten nie
fehlenden electronegativen Bestandtheile Si, S, P, welche,
wie es von Gurlt nachgewiesen wurde , den Kohlenstoff
ersetzen. Tunner hält indessen diese Nach Weisung nur be-
züglich des Siliciums für vollkommen sicher , wegen dessen
Aehulichkeit im Aussehen und Verhalten mit dem Kohlen-
stoffe. Das Roheisen lässt sich nun allgemein als eine Ver-
bindung folgender Zusammensetzung betrachten :
Fe,
Mn,
Cu,
AI,
Ca,
Mg4
C
Si
s
p
-f m C + n Si + q Fe,
worin m C und n Si veränderliche Mengen abgeschiedenen
Kohlenstoffe^ und Siliciums, q Fe eine verschiedene Quanti-
tät aufgelösten reinen Eisens bedeutet.
Doch bilden sich noch , je nach der langsameren oder
schnelleren Abkühlung, verschiedene Verbindungen , z. B.
'▼on Mn mit S, P und Si, dann von Cu mit S, die sich theil-
weise ausscheiden.
Die ausgesprochenen Behauptungen lassen sich auch
durch einen Blick auf den Stahl erproben. Dieser steht be-
Eüglich des Kohlengehaltes zwischen Roh- und Stabeisen in
der Mitte, indem Gussstahl durch Zusammenschmelzen von
Stabeisen mit Spiegeleisen entsteht. Dass nur der höhere
Kohlenstoffgehdlt das Eisen zu Stahl macht, ergibt sich auch
aus der Darstellung des Cementstahles. Der gehärtete Stahl,
welcher durch schnelles Erkalten entsteht, ist ein inniges
Gemenge von Spiegeleisen = Fe, C mit Fe ; bei langsamem
Erkalten hingegen verwandelt sich das im Stahl enthaltene
Spiegeleiseu durch Ausscheidung von Kohlenstoff in graues,
bei welchem sich jedoch der Graphit nur durch die graue
Farbe des ungehärteten Stahles zu erkennen gibt. Der letz-
tere enthält bloss Reste von Fe, C, gemengt mit Fe und C,
und seine geringere Härte erklärt sich dadurch, dass darin
nur wenig unverändertes Spiegeleisen mehr vorkommt. Die
Hypothese von Jullien, dass der gehärtete Stahl den Kohlen-
stoff als Diamant enthalte, und diesem seine Härte verdanke ,
hat keinen befriedigenden Grund für sich.
Die angegebene einfachste Theorie über die Constitu-
tion des Roheisens , welche übrigens Tunner schon vor 30
Jahren in der Brochure: «Ueber Anwendung der erhitzten
Gebläseluft etc.«, herausgegeben vom Vereine zur Unter-
stützung der Gewerbe, Wien 1838, ausgesprochen hat,
erfährt also auch durch den Stahl keinen Widerspruch und
ist als die wahrscheinlichste von allen zu betrachten.
Hieraufsprach Hr. Assistent Tallatschek über den
Auf hängepunkt des Gradbogens bei flachen Schnü-
ren. Von den Formeln für die Kettenlinie ausgehend,
zeigt der Vortragende, wie gefährlich für die Genauigkeit der
— 56 -
Arbeit die von Hannstadt in seiner «Markscheidekunsttt j
angegebene Regel sei, den Gradbogen im Verhältniese der
Grösse des Tonnlagewinkels «fther gegen den unteren Schrau-
benpunkt der flachen Schnur za rflcken und weist nach, dass
bei angemessen gespannten Schnfiren das arithmetische
Mittel der beim unteren und beim oberen Schraubenpunkte
Yorgenommenen Gradbogen- Ablesungen sich vom wahren
Tonnlagewinkel nur um eine Grösse unterscheidet, die weit
unter die Grenze des unvermeidlichen Ablesefehlers am Grad-
bogen fällt. Auf den schädlichen Einfluss des Gradbogen-
gewichtes übergehend, führt der Sprecher zuerst die vom ver-
storbenen Markscheider Florian angegebene Regel an,
welche lediglich den Tonnlsgewinkei, nicht aber die Schnur-
I finge berücksichtigt, und bespricht sodann die Yersuchsresul-
tate Dr. Junge*s (mitgetheilt in der Freibg. Erg. u. Hütt. Ztg»
1862) und die von demselben aufgestellte Vorschrift, welche
wieder nur die Schnurlänge und nicht den Tonnlagewinkel
berücksichtigt, während eine vom k. k. Prof. v. Miller ange-
gebene Regel beiden Einfluss nehmenden Umständen Rech-
nung trägt.
Hierauf übergebt der Vortragende auf die in dieser
Richtung abgeführten und in der Freibg. Bg. u. Hütt. Ztg,
1863, Nro. 25 veröffentlichten Versuche des Markscheiders
Borchers über, und spricht zum Schlüsse die Ansicht aus,
dass der von letzterem eingeschlagene Weg für die Praxis
am meisten zu empfehlen sei, indem Borchers nicht wie
Florian, Dr. Junge und v. Miller den Punkt der flachen
Schnur, in welchem der Gradbogen aufgehängt werden soll,
sondern die nachträglichen Correcturen bestimmt, welche
an dem in der Mitte der Schnur abgenommenen Tonnlage-
winkel, oder an der darnach berechneten Saigerhöhe unC
Ebensohle vorgenommen werden müssen , um die richtigen
Werthe zu erhalten.
Der lGi£Bämter-Direetionsadjunct im Finanzministerium
Stanislaus v. Abrahamsberg zum Director und die Kanzlei-
ofGciale daselbt : Jacob R o s s i, Joseph O r a n n e r, Peter Alten-
burger und Anton Neubauer zu Dlrections-Adjuncten bei
den Hilfiilmtem des Finanz -Ministeriums (Z. 158-F. M., ddo.
5. Februar 1867).
Nr. 779. Dienst-Coaears-Anssehreibung.
Im Districte der k. k. Berg-, Forst- und Oüter-Direction zu
Schemnitz ist eine Schichtenmeistersstelle erster Classe oder im
Vorrückungsfalle eine der zweiten und eventuell der dritten Classe
zu besetzen. Mit der Schichtenmeistersstelle erster Classe sind
an Gehalt jährl. 840 fl., mit jener der zweiten Ci. 735 fl. und mit
jener der dritten Classe 63U fl. Oe. W., dann mit jeder der 3
Stellen das Naturaldepntat mit jährlichen tO Wiener Klafter 3'gen
Brennholzes in dem pensionsmässigen Werthe von 2 fl. S'l^/^ kr.
per Klafter und eine Naturalwohnung oder 10% des Gehaltes
als Quartiergeld verbunden. Gesuche um eine dieser in der
X. Diätenclasse eingereihten Stellen, sind insbesondere unter
Nachweisung der mit gutem Erfolge absolvirten bergacademi-
sehen Studien, der praktischen Kenntnisse im Grubenbaue und
Auf bereitungswesen, der bisherigen Dienstleistung in diesem Fache
und der Kenntniss der deutschen und slavischen Sprache binnen
vier Wochen bei der k. k. Berg-, Forst- und Güter-Direction
zu Schemnitz einzubringen.
Schemnitz, am 7. Februar 1867.
i^dministrati vos.
Srnennangsn.
Se. k. k. Apostolische Majestät haben mit Allerhöchster
EntSchliessung vom 31. Jänner d. J. dem Ministerial-Concipisten
im Finanz-Ministerium Adolf Deimel, den Titel eines Berg-
rathes taxfrei allergnädigst zu verleihen gerua..
Se. k. k. Apostolische Majestät haben mit Allerhöchster
EntSchliessung vom 31. Jänner d. J. dem Miniaterialsecretär im
Ministerium für Handel und Volks wirthschaft Wilhelm Heget,
eine Sectionsrathsstelle zu verleihen und den Berghauptmann Ant
Schauenstein zum Ministerial-Secretär in demselben Ministerium
allergnädigt zu ernennen geruht.
Vom Finanzministerium:
Der Kanzleiofficial bei der Berg-, Forst- und Güter-
Direction in SchmöUnitz, Titular - Werkscontrolor Thaddfius
Kern zum Porbirer der Aranyidkaer Werksverwaltung unter
Fortbelassung seines Ranges als Werkscontrolor (Z. 3b98, ddo.
2. Februar 1867).
Der Felsöbanyaer Schichtenmeister Franz Süssnerzum
Schichtenmeister in Kapnik und an dessen Stelle der Bergwesens-
ExpectantComelHla vatsek zum Schichtenmeister inFelsöbanya
(Z. ^512, ddo. 2. Februar 1867).
Der Med. und Chir. Doctor Ludwig Posgay zum Werks-
arzt bei der Felsöbanyaer Werksverwaltung (Z. 2997, ddo. 2.
Februar 1867).
AMÜNDIGUNGEN.
GätESchmanil, M. F., die Ansammlung und Untersuchung von
Lagerstätten nutzbarer Mineralien. 2. vollständig durch-
gesehene und verbesserte Auflage. Mit 146 eingedruckten
Holzschnitten, gr. 8. Leipzig 1866. Felix . . . 6 fl. 67 kr.
Ingeniear- Kältender für Maschinen- und Hüttentechniker.
1867. Eine Sammlung der wichtigsten Tabellen, Formeln,
und Resultate aus dem Gebiete der gesammten Technik
nebst Notizbuch. Unter Mit.viikuu^^ des westfälischen Be-
zirks-Vereines deutscher Ingenieure, bearbeitet von P. Stühlen.
2. Jahrgang. 8. Essen. Baedeker 1 fl. 73 kr.
Ingenli^ars-Taselienbuch, Herausgegeben von dem Vereine
ftHütte». 7. umgearbeitete und vermehrte Auflage. Mit 349
Holzschnitten. Berlin 1867. Ernst & Korn . . 3 fl. 34 kr.
Knapp, F., Lehrbuch der chemischen Technologie. Zum Unter-
richte und Selbststudium. 3. Auflage L Band, 1. Abtheiiung
und I. Band, 2. Abtheilung. 1. Lieferung, gr. 8. Braun-
schweig. Vieweg & Sohn 8 fl.
Troska, R.» die Hohöfen- Dimensionen auf Grundlage des Hoh-
ofen Processes. Ein Leitfaden bei Zustellung von Eisenhoh-
öfen, gr. 8. Weimar 1867. Voigt 80 kr.
Vogt, C, Lehrbuch der Geologie und Petrefactenkunde. 3. Auf-
lage. L Band, 1. und 2. Lieferung, gr. 8. Braunschweig
1866. Vieweg & Sohn 4 fl.
Wagner, X B., die Metalle und ihre Verarbeitung. Brenn-
materialien, Heizung und Feuerung. Für den Selbstunter-
richt und zum Gebrauche an Universitäten und technischen
Lehranstalten. 2. vermehrte und verbesserte Auflage. Mit
241 Holzschnitten, gr. 8. Leipzig 1866. Wigand . . . 8 fl.
Zu geneigten Aufträgen erapfieht. sich bestens
G. J. Manz'sche Buchhandlung
in Wien, Kshimarkt, Nr. 7,
gegenüber der Wallnerstrasse.
Ein in der Zugntsmaoliung armsr — auch silberhaltiger —
Xupfererse auf nassem Wege erfahrener junger Berg- u. Hütten^
mann sucht Engagement.
Franco-Offerten sub. C. P. 1. 2. befördert die Expedition
dieser Zeitschrift.
Diese Zeitschrift erj^cheint wöchenUich einen Bogen stark mit den nöthigen artistischen Beigaben. Der Pränumsrationspreis
ist jährlich loeo Wien 8 fl. ö. W. oder 5 Thlr. 10 Ngr. Mit franco Postversendnng 8 fl. HO kr. ö. W. Die jÄliresabonnenten
erhalten einen officiellen Bericht über die Erfahrungen im berg- und Mttenmännischen Maschinen-, Bau- und Aufbereitungsweisn
Atlas als Gratisbeilaee. Inserate finden gegen 8 kr.^ö. W. oder P/j Ngr. die gespaltene Nonpareilleseile Aufnahme.
Zuschriften jeder Art könueufnur franco angenommen werden. -
Dnak v. Karl WlaUrBlta a Co. la WIM.
F4r den Verlag TeraDtwortlicb : Carl Reger.
N= 8- Oesterreichische Zeitschrift i^^^-
IT. Jahrf:aMf:.
S5. Febraar.
mr
Berg- und Hüttenwesen.
Verantwortlicher Redacteur: Dr. Otto Freiherr von Hingenan,
k. k. MlalfterlAlratb Im linantmlnifteriuin.
Verlag der G. J. Manz'schen Buolüiandlang (Eohlmarkt 7) in Wien.
Ixüialt : AoMerordentUche YortrSge an der Berg^academie bq Leoben. — Verauche zur Gewinnung von Nickel und Kobalt
ans silberhaltigen Kupfererzen. — Die Anwendung der electrischen Zündung beim Gesteinsprengen. — Gewerkschaftliche und
Vereins- Nachrichten« — Literatur. — Notizen. — Administratiyes. — Correspondenz der Bedaction. — Ankündigung.
AoBserordentliehe Vorträgö an der Berg-
Aeademie zu Leoben.
Versammlung am 9. Februar. Prof. v. Miller
spricht zuerst über die neuesten Fortschritte beim
öster. Salinenwesen. Er schickt voraus, ihn hätten
zur Wahl dieses Themas^ obwohl der Gegenstand vom
grossen montanistischen Fahrwasser etwas abseits liege,
zwei Ursachen bewogen. Erstlich habe er selbst einmal
durch einige Jahre bei der S»iline gedient, und habe daher,
obwohl dieser Industriezweig der öffentlichen Concurrenz
entrückt sei, demselben noch immer ein Stück Anhänglich-
keit bewahrt; vornehmlich habe ihn jedoch eine vor mehre-
ren Jahren im Reichstage gehaltene Bede hiezu bewogen,
in welcher von einem Abgeordneten, der obwohl Montani-
stiker dennoch über seinen Gegenstand nicht im Geringsten
informirt gewesen sei, die österreichischen Saunisten wie
occidentale Chinesen hingestellt worden seien. Er wolle
daher wenigstens im Kreise jener Fachgenossen, mit denen
er zusammenlebe, die Ehre seiner ehemaligen Collegen ret-
ten und beweisen, dass im Salinenfache tüchtige und den-
kende Köpfe arbeiten, und dass gerade in den letzten De-
cennien sehr Vieles für den Fortschritt in demselben gesche-
hen sei.*)
Prof. V. Miller theilt seinen Gegenstand in 3 Theile,
deren Besprechung er sich jedoch auf mehr als Einen Abend
vertheilen müsse.
Der erste Theil soll die Anwendung des Wassers zur
Soolengewinnung im Grossen umständlich beleuchten, der
zweite von den Bestrebungen handeln, welche man dermalen
*) Man wird uns gestatten, daran zu erinnern, dass in die-
ser Zeitschrift der Redacteur selbst schon im Jahre 1863. (Nr. 14)
jenen rhetorischen Angriffen mit Aufzählung wesentlicher Fort-
schritte entgegengetreten ist, um die technischen Fortschritte
des Salinen Wesens bei uns in Erinnerung zu bringen, welche
man, im Eifer für administrative Beformen, etwas zu sehr
übersehen zu können glanhte. Uebrigens sollte man nach unserer
Ansicht auch Letztere nicht über den Erstem vergessen. Wir
haben auch darüber schon Manches angedeutet, Jahrg. 1863
Nr. 26, 350 — und stehen nicht ganz auf dem Standpunkte des
Redners, was wir aus guten Gründen hier verwahrungsweise be-
merken wollen. O. H.
mache, um der Auslaugnng des Haselgebirges durch Wasser
zur Erreichung regelmässigerer Werker-Umftnge die Gewin-
nung auf trockenem Wege vorausgehen zu lassen. Der
dritte Theil endlich soll den Brennstoffverbrauch der Sud-
hütten näher beleuchten. Da aber der Sprecher seines Zei-
chens ein Bergmann sei, so getraue er sich nur in den bei-
den ersten Theilen in ein gründlicheres technisches Detail
einzugehen, beim dritten aber müsse er sich in dieser Be-
ziehung allgemeiner halten, und werde sich daher dort vor-
nehmlich nur physikalischer Sätze als kritischen Maasstabes
bedienen.
Hierauf beschreibt der Sprecher den Vorgang bei der
Werksanlage, der Offenverätzung, und die Stadien der ge-
meinen oder intermittirenden Ver Wässerung« Nachdem er
die hauptsächlichsten Nachtheile dieser letzteren beleuchtet
hat, geht derselbe auf die Beschreibung der continuirlichen
Wässerung über, um deren Einführung in die Praxis sich
namentlich der pensionirteAusseer Bergmeister Hörn er von
Roithberg grosses Verdienst erworben habe. Erfunden wurde
dieser Process aber am Salzberge zu Hall, in Tirol, wo schon
vor 200 Jahren das Werk pGröbner & Lang» durch volle 23
Jahre durch n Wässern im Durchrinnen ^ aufbenfitzt wurde,
wie die Alten sehr bezeichnend die continuirliche Wässerung
benannten. Die vornehmsten Erfahrungen, welche der Spre-
cher durch Skizze und Wort erläutert, seien jedoch durch
die continuirliche Verwässerung des Eustach-Herrish- Werkes
im reichen Gebirge zu Aussee über eine Versudhöhe von
nahe 54' und durch jene des nBuch- Werkes» zu Hall
in Tirol über eine Versudhöhe von circa 50' erreicht worden.
Ministerialrath Ritter v. Tun n er gab bekannt das
ihm eingesendete Programm über das patentirte System
der Herren Graeser, Walland und Libert zur Verkohlung,
respective Verkoakung von Torf, Braunkohle und
achwachbackender Steinkohle. Die Patentinhaber geben an,
dass es ihnen endlich nach vielem Aufwände an Zeit und Geld
gelungen sei, diese Verkoakung in% hiefflr eigens con-
struirten grossen Koaksöfen zu Stande zu bringen, so zwar,
dass die erhaltenen Koaks allen Ansprüchen genügend aus-
fallen. — Um nun dieses wichtige Verfahren der Verkoa-
kung mehr bekannt zu machen, dasselbe an den verschie-
denen Brennmaterialien versuchen und erproben, und sol-
— 58 —
eher Oestalt demBelben Eingang in der Praxis verBchaffen zu
können, beabsichtiget Herr Walland in Wien einen solchen
Yersacbsofen zu bauen, dessen Kosten auf 4000 fl. veran-
schlagt sind, und im Subscriptionswege unter den für diese
Verkoakung interessirten Gewerken und Industriellen aufge-
bracht werden sollen.
Der Herr Ministerialrath erw&hnt die grosse Wichtig-
keit einer derartigen, wirklich praktisch gelungenen Ver-
koakung für Oesterreich, insbesondere für Innerösterreich,
und führt an, wie viele derartige Versuche schon gemacht
wurden, die alle mehr oder weniger misslungen sind. Aus
diesem Grunde, und weil die Patentinhaber als Techniker
sich keines besonderen Namens zu erfreuen haben, hegt der
Vortragende auch in das angegebene Gelungen sein der in
Rede stehenden Versuche gerechten Zweifel. Zu dem scheint
Wien nicht der geeignete Ort zur Errichtung eines solchen
Verkoakungsofens, wenn derselbe wirklich schon für ein
oder das andere Brennmaterial erprobt ist. Dem gemäss
vermag der Redner zwar nicht di«) ihm eingesendete Sub-
scriptions- Einladung besonders zu befürworten, glaubt aber
gleichwohl dieselbe bekannt geben zu sollen.*)
Schliesslich ergreift Prof. Kupelwieser das Wort,
um die Resultate zu besprechen , welche bei Anwendung
der Rasehette*schen Oefen, deren Principals bekannt vor-
ausgesetzt werden konnte, erzielt wurden. Nachdem der
Vortragende das allgemeine Interesse erwähnt, welches die-
selben bei Gelegenheit der Londoner Ausstellung im Jahre
1862 mit Recht fanden, obwohl das Princip bereits früher
von Alger (Polyt. Central blatt 1850) und von Abt (Oester.
Zeitscbr. für Berg- u. Hüttw. ] 858) erörtert und als richtig
erkannt wurde, führt er die Ikcsuitate an, welche Ing. Aubol,
Bevollmächtigter des General Raschette, als am Ural er-
reicht in seiner Broschüre angibt, wornach die Brennmate-
rialersparung beim Eisenhohofenbetriebe bei 157oy ^^^^
Kupferhütten betriebe aber bei 30 7^ betragen soll, und ver-
gleicht diese Ergebnisse mit den iu Deutschland erhielten.
Das meiste Aufsehen erregte der Bau und Betrieb des
Raschette'schen Ofens, welchen die Commandit-Gesellschafc
Elfes & Comp, zu Mühlheim am Rhein für Roheisenproduc-
tion unter persönlicher Leitung des Ing. Anbei erbaute und
am 27. April 1864 in Betrieb setzte, um denselben, nach-
dem ein Streit zwischen der Gesellschaft und H. Ing. Aubel
ausbrach, der mit der Entfernung des Letzteren von der
Leitung des Betriebes endigte, nach einigen wenigen Mona-
ten auszublasen und nicht wieder in Betrieb zu setzen. Die
Resultate entsprachen den gehegten Erwartungen nicht, und
blieben sogar hinter denen von gewöhnlichen Koakshohöfen
derselben Gegend weit zurück, indem die Productionsmenge
per 24 Stunden nur 350 Ctr. betrug gegen 7 bis 800 Ctr.
(Steelerhohofen), während der Roaksverbrauch bei 35pro-
centigen Erzen bis 150 Pfd. auf 100 Pfd. Roheisen stieg.
Ein Grund dieser ungenügenden Resultate mag wohl in dem
erwähnten Streite zu suchen sein.
Bei Weitem befriedigender sind die Resultate, welche
bei der Verarbeitung von Bleierzen erzielt wurden, und
zwar zunächst auf der Altenauer Silberhütte. Nach Angabe
der Beschaffenheit der dort verarbeiteten Erze, der ange-
wandten Processe und der Dimensioneo, sowohl der ge-
wöhnlichen Schliegöfen als des erbautenRaschette'schen Ofens
*) Eine ähnliche Stimme haben wir schon in Nr. 3 dieses
Jahrgangs veröffentlicht. Die Red.
besprach der Vortragende die Schwierigkeiten, welche sich
während des Betriebes des Letzteren herausstellten, das
Ausschmelzen des Gestelles, das Zugrundegehen der For-
men und die Mittel, welche zur Beseitigung dieser Uebel-
stände angewendet wurden, wie Kühlkästen im Gestelle und
Wasserformen. Nach den Betriebsresultaten, welche im De-
tail angeführt wurden, liefert der lOförmige Raschette'sche
Ofen nahe die dreifache Production eines gewöhnlichen
Ofens, braucht aber auch nahezu die dreifache Windmenge,
d. i. 1000 — 1200 Kubikfuss, jedoch nur mit einer Pressung
von 1 — 9 Linien Quecksilber statt 12 — 14 Linien. Als
Hauptgewinn stellen sich das grössere Metall ausbringen und
die ärmeren, absetzbaren Schlacken heraus. Die Brennma-
terialersparung hingegen ist nicht sehr wesentlich und sogar
seit Anwendung der Kühlkästeo im Gestelle ganz unbedeu-
tend. Nicht unerwähnt blieben die Vortheile, welche seit
Verwendung der Kupferschlacken von Ockerhütte als Nie-
derschlagsmittel erzielt wurden.
Ebenso ermuthigend, wie die eben angeführten, sind
auch die in der Bleihütte zu Ems erzielten Resultate, indem
daselbst ein 12formiger Raschette*scher Ofen nahe die drei-
fache Production eines zweiförmigen Vogerschen Schacht-
Ofens, bei sehr bedeutender Brennmaterialersparung, liefert.
Dabei ist der Steinfall ein sehr geringer und der Bleihalt der
Schlacken meist unter Y^ Pfund.
Auch die Resultate, welche bei den Kupferhütten in
Saalfeld und Eibkupferwerk bei Hamburg erzielt wurden,
sollen sehr befriedigend sein, während der Betrieb im Manns-
feld*schen noch Manches zu wünschen übrig lassen soll^
worüber jedoch leider noch bestimmte Daten mangeln.
Schliesslich bedauert der Hr. Kupelwieser, dass dieses
System von Oefen, welches richtig angewendet, gewiss viele
Vortheile gewährt, noch so wenig Verbreitung gefunden hat
und spricht die Hoffnung aus, dass dasselbe vielleicht jetzt,
da vor einigen Wochen das Privilegium erloschen ist, eher
in Anwendung gebracht werden dürfte.
Versuche zur Gewinnung von Nickel und
Kobalt aus silberhaltigen Kupfererzen.
Vom k. k. Hanptprobirer v. Kripp.
Dem k. k. Hauptprobiramte in Hall sind Erze und
Röstproducte des Madersbacher-Köpfl-Bergbaues bei Brix-
legg zur analytischen Untersuchung vorgelegt worden, deren
Resultate nicht verfehlen konnten, zu Experimenten anzure-
gen und zu Besprechungen mit Fachmännern, die sich prak-
tisch mit ähnlichen Aufgaben beschäftigen, einzuladen.
In diesem, erst im Jahre 1851 aufgeschlossenen Berg-
bau, hat die Natur mit wahrhaft launiger Hand eine Gesell-
schaft von Mineralien zusammengeführt, der sich in der That
kein Hüttenmann mit besonders freundlichen Gefühlen nähern
kann. — Die einzelnen Stufen sind ein buntes Gemenge von
Eisen- und Kupferkiesen, Fahlerzen, nebst Arsen- und
Schwefel- Verbindungen des Nickels und Kobalts, und stel-
lenweise auch bleiglanzhältigen Kiesen. Die hüttenmänni-
sche Verarbeitung solcher Erze mus9 selbstverständlich
grossen Schwierigkeiten unterliegen und veranlasste den
dortigen Herrn Hüttenmi'ister, Versuche zum vortheilhafte-
sten Ausbringen des Silbers und Kupfers anzustellen. Die
Grundlage dieser Versuche bildet ein Kernrösten in Verbin-
dung gebracht mit der gewöhnlichen in Brixlegg üblichen
Entsilberung, natürlich mit den durch die Vorarbeiten be-
- 59 —
dingten Modificationen derselben, woraber der Herr Hätten*
meister seiner Zeit hoffentlich die sehr erwünschten Nach-
richten geben wird.
Dieser gegenwärtige Aufsatz kann lediglich nur die
dhemische Zasammensetzung der eingesendeten Erze und
Böstproducte besprechen, nebst einigen mit denselben an-
gestellten Laboratorinms-Yersuchen zur Darstellung des
Nickels und Kobalts fär grösseren Betrieb, im Falle näm-
lich, dass sich der Bergsegen dieses jungen Bergbaues so
günstig gestalten sollte, dass eine separirte Verarbeitung
seiner Erze raisonmässig erkannt wärde.
Nro. 1. Erzstufen als gewöhnliches Vorkommen be-
zeiehoet:
8,80
/o
Kupfer,
3.90
Kobalt,
4,65
Nickel,
26,91
Eisen,
10,62
Arsen mit Spuren Antimon,
40,12
Schwefel,
2,01
kohlensaure Kalk- und Talkerde,
1,21
thoniger Rflckstand,
98,22
Nro. 2.
Kernstflcke. Bronzeartig, mit violett-rothem,
blanen und gelben Farbenspiel :
46,12
%
Kupfer
0,73
n
Nickel u. Kobalt,
23,11
»
Eisen,
0,22
1)
Arsen,
21,61
1)
Schwefel,
3,01
n
Schwefelsäuse,
Is^
1,12
n
Nickel- und Kobalt-Oxjdnl,
Jl
0,61
ti
Eisenoxjdul,
^1
0,39
1»
Kupferoxyd,
.5
96,92
1,91
n
Wasser
h OD
98,83.
Nr. 3. Kemerzrinden. Gepulvert. Haben das Ansehen
Ton Caput mortuum dunkler Sorte :
2,02 Kupferoxyd,
1,12 Nickel- und Kobaltoxyd,
43,11 Eisenoxyd,
1,90 Arsensäure,
1,41 Schwefelsäure,
2,01 Kalk- u. Talkerde an S03 Co^ gebunden, \^ :«
2,30 thoniger Rückstand,
20,11 Schwefelsäure, \ • -^
1,90 Kupferoxyd, JS^
1,25 Eisenoxydul mit etwas Oxyd, l g t^
4,81 Nickeloxydul, [ S S?
4,14 Kobaltoxydul, j^ ^
0,54 Kalk- und Talkerde, /.S :§
86,62
14,02 7o Wasser
100,64,
Der Silbergehalt beträgt nach der Capellen-Probe :
bei Hr. 1. 0,605 7©, Nr. 2. 0,437 %, Nr. 3. 0,026 %•
KB. Erfahrungssache ist es, dass die Erze dieses Bergbaues
im Metallgehalt ausserord entlieh wechseln, daher man auch
keine relative Uebereinstimmung zwischen Nr. 1. und 2.
erwarten darf.
Beim Trocknen bei 100^ C. verloren die Erzrinden
12% und beim gelinden Erhitzen noch 2% Wasser. Das
Kemgeriebe entliess bei 100^ 0. den ganzen Wassergebalt
und nahm bei höherer Temperatur an Gewicht nicht mehr
ab. Dieses Wasser muss der Kern erst im gepulverten Zn-
stande aus der Luft angezogen haben, sowie der auffallende
Gehalt an im Wasser löslichen Salzen nur Folge der Verwit-
terung sein kann.*) Dass auch der bedeutende Wasser-
gehalt der Erzrinden beim Ablagern derselben in freier Luft
nach der Röstung aufgenommen worden, braucht wohl kaum
erwähnt zu werden.
Die Folgerungen, die sich aus diesen zum Theile a priori
vorauszusehenden Resultaten ergeben, sind bemerkenswerth,
und es dürften sich darauf Methoden gründen lassen, die
ein vortheilhaftes Ausbringen der werthvollen Metalle ge-
statten.
Wir sehen, dass Nickel und Kobalt an der molecularen
Bewegung des Kupfers nach innen sehr geringen Antheil
nimmt, und in eben dem Masse, als der Schwefel das letz-
tere in seine Action zieht, geschieht diese von Seite der sich
bildenden Schwefelsäure mit dem Nickel und Kobalt in ent-
ge^rengesetzter Richtung. Durch den Kernröstprocess sind
somit einerseits Kupfer und Silber zum grössten Theile von
Nickel und Kobalt und anderseits sämmtliche electropositive
Metalle von Arsen befreit, was sich aus dem grossen Ueber-
schusse an Eisenkies und der langsamen Röstung bei ver
hältnissmässig niedriger Temperatur erklärt. Auffallend ist
das Eingehen des Silbers in die Kernverbindung, da man
in metallurgischen Werken die Angabe findet, dass das Sil-
ber in der äusseren Hülle verbleibt.**) Wenn die leichte Zer-
setzbarkeit der Seh wefelsilber-Verbin düngen, besonders bei
Mitwirkung von Wasserdämpfen, in Betracht gezogen wird,
so unterliegt diese Beobachtung keinem Zweifel ; jedoch der
hier constatirte Fall liefert den Beweis, dass unter Umstän-
den auch das Gegentheil Platz greifen kann.
Die Versuche zur Abscheidung des Nickels und Ko-
balts aus der wässerigen Lösung der Kemerzrinden waren
folgende :
Nach AusfälluDg des Kupfers durch Eisenstreifen
wurde die Lauge eingedampft, wobei sich allmälig etwas
Gyps und die geringen Mengen der Eisensalze ausschieden.
Die von den Niederschlägen getrennte Lösung wurde zur
Trockne eingedampft und geglfiht. Man beabsichtigte damit
die Zersetzung des schwefelsauren Nickeloxyduls, während
das Kobaltsalz unzersetzt bleiben sollte. Die geglühte Ma se
wurde mit heissem Wasser ausgezogen und aus der rosen-
rothen Lösung das Kobalt mit Chlorkalk gefällt. Der mitge-
fallene Gyps wurde möglichst weggewaschen und das rück-
bleibende Kobaltsuperoxyd einerseits auf Nickel eeprüft,
anderseits zur Bereitung von phosphorsaurem Kobaltoxydul
verwendet. Das Kobalt-Präcipitat war nick^lhältig und das
dargestellte Kobaltsalz von zu lichter Farbe.
Ein zweiter Versuch wurde dahin abgeändert, dass
man nach dem Ausfällen des Kupfers die erwärmte Lösung
mit sehr wenig Chlorkalklösung ^versetzte, und dann die
Eisenoxyd salze durch gepulverten kohlensauren Kalk fällte.
*) Von mechanisch anhaftenden Erzrindentheilchen stanunen
dieselben nicht, weil man mit aller Sorgfalt nur ganz reine
Partien zur Analyse abschlug und auswänlte.
**; Nach Percy's Metallurgie I. Bd. S. 378 hat Forbes
Erzrinden beobachtet, die aussen mit einem dflnnen Ueberzug
von Silber, wie von galvanischer Versilberung, bekleidet waren.
«
— 60 —
Ohne za filtriren wurde nun durch vorsichtigen Zusats von
Chlorbarinm der gröaste Theil der Schwefelsäure niederge-
schlagen, die abgegossene klare Flüssigkeit mit Chlorkalk-
lÖBung versetzt und zwar nur so lange, bis öfter genommene
Proben eine kaum mehr wahrnehmbare röthliche Färbung
zeigten. Das KobaltPräcipitat war nickelfrei. Die noch ko-
balthaltige Lösung wurde neuerdings mit ganz wenig Chlor-
kalk versetzt uud der in geringer Menge erhaltene nickel-
hftltige Kobalt-Niederschlag bei Seite gelegt. Aus der abfil-
trirten jetzt grflnlichen Flüssigkeit wurde nun das Nickel-
oxydul durch Kalkmilch geeilt, das nach der Farbe des
Niederschlags zu urtheilen, nur wenig Kobalt mehr enthal-
ten konnte. Das oben erwähnte nickelhältige Kobaltozyd
wurde mit Schwefelsäure digerirt, abgedampft und geglüht,
worauf sich mit heissem Wasser ein schwefelsaures Kobalt-
ozydul ausziehen Hess, das ein Präparat von schöner Fär-
bung lieferte.
Die oben angegebene Verwendung von Chlorbarium
dürfte selbst bei grösserem Betriebe nicht abschrecken, weil
in Brizlegg Schwerspath zu dessen Darstellung in genügen-
der Menge vorkömmt. — Sollte die Kernröstung wegen zu
reicher Rückstände oder aus anderen Gründen verlassen
werden müssen, so wäre überhaupt Brizlegg ein vortheil-
hafter Punkt für gänzliche Zugutebringung dieser Erze auf
nassem Wege. Man hat nämlich dort Kiese zur Gewinnung
von Schwefelsäure, Schwerspath zur Bereitung von Schwe-
felbarium, Chlorbarium und kohlensaurem Barit, endlich zur
Darstellung von Salzsäure könnte Kochsalz zu dem billig-
sten Preise aus der in Hall unbenutzten Mutterlauge gelie-
fert werden. Auch Braunstein kömmt im Lande vor, den —
nebenbei gesagt — die Birminghamer Fabriken zu densel-
ben Zwecken aus Deutschland einführen müssen. Man wäre
daher in der Lage, die Nickel- und Kobalt-Scheidung nach
der ezactesten Methode — mit Chlorgas und kohlensaurem
Barit zu vollziehen.
Sollte der Bergbau zu wenig derbe Erze liefern, so
wäre als Vorarbeit ein einfaches Rohschmelzen vorzuneh-
men, dessen Beschickung aus zum Theile rohen, zum Theile
gerösteten Erzen mit den nöthigen Quarzzuschlägen bestehen
müsste. Der abfallende und geröstete Stein könnte dann
nach dem vom Herrn Bergrathe Pater a für Joachimsthaler
nickel- und kobalthaltige Silbererze vorgeschlagenen Ver-
fahren behandelt werden : Lösen mit Schwefelsäure unter
Zusatz von etwas Salpetersäure, Fällen des Silbers mit
Kochsalz und des Kupfers mit Schwefelwasserstoff — aus
Schwefelbarium dargestellt, — der Arsensäure und des Eisen-
ozyds mit kohlensaurem Kalk und endlich des Nickels und
Kobalts nach den besprochenen Methoden.
Schliesslich ist noch anzuführen, dass man mit einer
geringen von den Analysen übrig gebliebenen Quantität
Kern, einen Röst- und Auslaugungsversuch nach der Zier*
vogerscben Methode anstellte. Er fiel nicht ungünstig aus,
obwohl man gleich anfangs mit der Steigerung der Tempe-
ratur etwas zu rasch vorgegangen war.
Die Anwendung der electrischen Zündung
beim Oesteinsprengen. *)
Es ist bekanntlich schon vielfach versucht worden,
anstatt der gewöhnlichen Zündschnur die electrischen Zün-
*) Wir haben schon öfter, in letzter Zeit namentlich in den
Nrn. 26—28 vom J. 1865 und Nr. 17 vom J. 1866 dieser Zeit-
der beim Gesteinsprengen zu verwenden. Der hohe Preis
der Zünder und Zündmasehineui sowie das häufige Versagen
der Schüsse haben einer allgemeinen Verwendung dieser
Methode bis jetzt im Wege gestanden.
Die von mir erfundenen Zünder werden zum Preis von
Vj Thlr. pro Hundert Stück verkauft. Es genügt zur Ent-
zündung derselben ein so schwacher Funke, dass bei Ver-
wendung meiner Zündmaschine mit Condensator von 12
Quadratfuss Oberfläche (Preis 22 V, Thlr.) im Gestein und
Kohle nur blanke Eisendrähte als Zuleitungsdrähte benutzt
werden. Als Hauptleitungsdrähte dienen verzinkte Eisen-
drähte von 2 Millimeter Durchmesser. 60 lauf. Fuss wie-
gen ] Pfd. und kosten ^^ Thlr. Die verzinkten Hauptdrähte
halten viele Jahre. Es geschieht äusserst selten, dass ein
Schuss sie abreiset und wenn diess geschieht, werden sie
einfach wieder zusammengehängt. Sind nur 2 — 3 Schüsse
zugleich zu entzünden, so genügt es, die Drähte in 5 — 6
Fuss Entfernung von einander auf den Boden zu legen. Für
eine grössere Anzahl Schüsse sind die Drähte auf Holz zu
hängen.
Die Zuleitungsdrähte innerhalb der Bohrlöcher gehen
bei der Explosion verloren. Es werden dazu y^ Millim.
dicke blanke Eisendrähte genommen. Aus einem Pfund
Draht, das y^^ Thaler kostet, können ca. 150 Zünderdrähte
für 2 Fuss tiefe Bohrlöcher gemacht werden. Da der Zün-
der selbst y2QQ Thlr. kostet, so kommt somit die Entzün-
dung eines solchen Schusses auf ^^^^ + ^^^qq = V^q Thlr.
bei Verwendung des electrischen Zünders, und 2 Fuss Zünd-
schnur = y^^ Thlr. bei Verwendung der Zündschnur. Der
Unterschied im Preis ist also bedeutend zu Gunsten der
Electricität.
Bei meinen electrischen Zündmaschinen wird die
Electricität durch Reibung einer besonders präparirten
Gummischeibe an acht Pelzreibzeugen hervorgerufen und in
einem Gummicondensator von 12 Quadratfuss Oberfläche
angesammelt. Der grosse Condensator macht es möglich,
einen Funken von geringer Spannung zu benutzen, so dass
sämmtliche Halbleiter als Isolatoren betrachtet werden kön-
nen. Die Maschine ist in einem luftdichten, 9 Zoll im Ge-
vierte und 4 Zoll in der Dicke haltenden Kasten einge-
schlossen und wiegt sammt Lederüberzug 14 Pfd. Die
Feuchtigkeit hat auf die Electricitätserregung gar keinen
Einfluss. Der einzige Theil an der Maschine, welc(ier mög-
licherweise durch den Gebrauch abgenützt werden könnte,
sind die Pelzreibzeuge. Alle anderen Theile, al8| Gummi-
scheibe, Condensator, Kasten etc. werden nach lOjährigem
Gebrauche noch so gut wie neu sein. Bei Maschinen, die
jetzt ein Jahr im Gebrauche sind, hat sich noch gar keine Be-
schädigung des Pelzes gezeigt; es darf also angenommen
werden, dass der Pelzüberzug der Reibzeuge mehrere Jahre
hält, besonders desswegen, weil die Reibung sehr gering ist.
Ein frisches Ueberziehen der Reibzeuge würde auf etwa
^2 Thaler zu stehen kommen.
Wenn das Hundert Zünder von den Bauunternehmern
oder Grubenbesitzern zum Preis von y^ Thlr. an die Arbeiter
abgegeben wird, so erhalten dieselben nach Verbrauch von
Schrift Artikel über electrische Sprengungen in Gruben ver-
öffentlicht. Gleich der letzterwähnten und aus derselben Feder
finden wir nun wieder einige Notizen desselben Erfinders neuer
Zünder ftir solche Sprengungen über diesen Gegenstand im B er g-
g eiste (Nr. luv. l. Februar), welche wir hier mit Zustimmung
und auf den Wunsch des Verfassers unseren Lesern mittheilen,
Die Red. d. Oe. Z. f. B. u. H.
— 61 —
9000 Zündern die 22 Vj '^^^^' betrügenden Anschaffungs-
kosten der Maschine dadurch wieder aardck. Auf diese Art
werden die auf die Zündmasehine verwendeten 22 Vj Thlr.
sicher den am besten rentirenden Theil des Unternehmens
bilden.
Wenn eine sehr einfache Vorsichtsmassregel beachtet
wird, so ist die electrische Zündung das Sicherste, was es
gibt, denn es wird auf tausend Schflsse kaum ein einsiger
versagen.
Bis jetzt ist immer angenommen worden, das Schiess-
pulver sei ein sehr schlechter Leiter der Electricit&t und
man dürfe ohne weiteres die Zünder mit den blanken Zulei-
tungsdrähten in das Pulver beliebig tief stecken. Das ge-
wöhnliche Schiesspulver, welches aus Salpeter, Schwefel
und Holzkohle besteht, ist nur durch die Beimischung des
Schwefels und dadurch, dass es keine solide Masse bildet,
ein schlechter Leiter der Electricität. Wird «in Bohrloch
sehr fest besetzt, so wird das Pulver beinahe zu einer com-
pacten Masse und seine Leitungsfähigkeit wird sehr erhöht.
Die früher gebrauchten electrischen Zünder bedurften eines
ziemlich starken Funkens zur Entzündung. Es ist hieraus er-
sichtlich, dass, sobald das feste Besetzen des Schusses den
Widerstand des Pulvers für den electrischen Funken geringer
machte, als den des Zünders, der Funke durch das Pulver
ging und den Zünder nicht entzündete. Der Schnss ging
nicht los, weil gewöhnliches Pulver durch den electrischen
Funken nicht entzündet wird. Femer gibt es Sprengpulver,
das mit Graphit, einem sehr guten Leiter der Electricität,
polirt ist. Bei solchem Pulver versagt die electrische Zün-
dung auch mit ganz losem Besatz.
Man sieht hieraus, dass es von einigen Hammerschlä-
gen beim Besetzen, oder der Politur des Pulvers abhängig
war, ob ein Schuss noch losgehen konnte oder nicht, und
dnsb die Unsicherheit der electrischen Zündung nicht in den
Zündern und Zündmaschinen, sondern in dem verwendeten
Sprengpulver gelegen hat.
Wenn bei der Fabrikation der electrischen Zünder nicht
ganz leichtsinnig zu Werke gegangen wird, so ist ein Ver-
sagen eines Zünders geradezu unmöglich. Werden die Zün-
der in Blechbüchsen beim Pulver aufbewahrt und erst beim
Laden an den Drähten befestigt, so ist ein Feuchtwerden
des Zünderpulvers nicht zu befürchten. Das Befestigen der
Zünder an den Drähten und das Laden ist so einfach, dass
es jeder Arbeiter zu Stande bringt, wenn er es nur einmal
gesehen hat. Wird der Zünder nicht tiefer als 3 Zoll in*8
Pulver gesteckt und zu dem Theile der Ladung, welcher mit
den blanken Zünderdrähten in Berührung; kommt, gewöhn-
liches unpolirtes Sprengpulver verwendet, so ist das Los*
gehen des Schusses gewiss, man mag den Besatz so fest
schlagen, als man will.
Es ist durch die Erfahrung bewiesen, und wer es nicht
glauben sollte, kann sich durch einen Versuch sehr leicht
davon überzeugen, dass wenn ein Schuss mit der Zünd-
schnur 1 Pfund Pulver erfordern würde, y^ Pfund Pulver
mit dem electrischen Zünder die gleiche Wirkung hervor-
bringen werden, weil in letzterem Falle der Besatz das Loch
vollkommen luftdicht schliesst.
Wenn ein Schuss mit der Zündschnur versagt, so ist es
lebensgefährlich, sich demselben vor Ablauf von 20 Minuten
wieder zu nähern. In vielen Bergwerken sind die Arbeiter
sogar unter Strafandrohung angehalten, beim Versagen eines
Schusses die Arbeit für diesen Tag aufzugeben. Sollte ein
Schnss mit einem electrischen Zünder versagen, so kann er
sogleich ohne alle Gefahr wieder ausgebohrt werden.
Bei Steinbrüchen, Tnnnelbauten und Kohlenbergwer-
ken bietet sich fast täglich die Gelegenheit dar, durch An-
setzen einer Reihe von Schüssen und gleichzeitigem Ezplo-
diren derselben mit electrischen Zündern solche Massen
wegzusprengen, dass die dadurch erzielte Arbeit- und Pulver-
ersparniss in einer Woche die Kosten der Anschaffung der
Zündmasehine deckt. F. Ab egg.
OewerkschafOiohe nnd Verems-Nachrichten.
Der gegenseitige Yersioherangs- Verein Ssterr. Konta&werke,
Xasohinen- nnd Hetallfabriken in Wien,
hat vor Kurzem folgendes Circular Nr. 1. ausgehen lassen,
welches wir, obwohl es zahlreich versendet worden ist, doch auch
in diesem Fachblatte mitzntheilen uns veranlasst finden, weil der
Verein montanistische Zwecke verfolgt.
P. T. Wir haben die Ehre Ihnen ergebenst anzuzeigen,
dass wir am 15. Februar 1867 mit der Effectnining von Ver-
sicherungs- Anträgen beginnen und unsere Thätigkeit zunächst
auf die Versicherung von
a) Montanwerken,
b) Metall- und Metallwaarenfabriken,
e) Maschinenfabriken,
d) Porzellanfabriken und Geschirrbrennereien
ausdehnen werden.
Wir sind befugt und bereit, Versicherungen auch auf
andere Objecto an leisten , wenn sie Parteien gehören , die
gleichzeitig im Besitze von, unter a — d genannten Entitäten
sind.
Gleichzeitig empfangen Sie die Statuten, den Prämien-
tarif und das Blanket einer Beitritts-Erklärung.
Aus den ersteren Papieren werden Sie die Ueberzeugnng
gewinnen, dass unser Verein ein Institut ist, welches mehr als
irgend ein anderes geeignet ist, Ihre Specialinteressen auf dem
Gebiete des Versicherunifswesens zu vertreten.
Die Versicherung durch uns hat für Sie eine um so grössere
Tragweite, als wir auch Schutz gegen Explosionsschäden mehr-
facher Art gewähren, ohne dass wir dafür eine besondere
Prämie berechnen.
Ausserdem sind Sie durch den Beitritt zu unserem Verein
zu der Erwartung berechtiget, dass Sie fUr die Versicherung
allmälig weniger zu verausgaben haben werden.
Wir haben statistische Belege vor uns liegen, welche es
unzweifelhaft beweisen, dass diejenigen Industriezweige, auf
welche wir heute unser Angenmerk richten, für das Feuer- Ver-
sicherungsgeschäft viel weniger gefährdet sind, als man in ge-
wissen Kreisen bisher geglaubt hat.
Der engere Zusammentritt der hier in Frage stehenden
Industriellen wird und muss für sie von günstigen Folgen be-
gleitet sein, indem sie dadurch authören auch iiir diejenigen
Gefahren einzustehen, welche anderen Industrien und der Land-
wlrthscbaft in erhöhtem Masse eigen sind.
Wir haben es im Interesse des Vereines gehalten, Rück-
versicherungs-Verträge zu scfaliessen, gemäss welchen wir in den
ersten 2 Jshren und je nach Umständen auch länger, alle Ver-
sicherungen in voller Ilöhe in dem Sinne in Rückversicherung
übertragen können, dabs uns die vorfallenden Brand- und Ex-
plosionsschäden von anderer Seite vergütet werden.
Wir sind dabei eifrigst bestrebt gewesen, das Interesse
des Vereines in jeder Richtung zu wahren und sehen nun unsere
Bemühungen von den besten Erfolgen gekrönt.
Wir haben mit der Rückversicherungsgesellschaft »Secu-
ritas« in Wien, und der Rückversieherungsgesellschaft „Panonia«
in Pest Verträge geschlossen nnd werden uns in nächster Zeit
noch mit anderen soliden und acdreditirten Gesellschaften des
Auslandes verbinden.
Die genannten Geaellschaften besitzen jede ein Actien-
capital von fl. 2,000.000 tind zählen zu Finnen ersten Ranges,
die unser volles Vertrauen verdienen. Indem sie auf den von
uns vorgelegten Prämientarif eingegangen sind, neben dem, dass
sie uns noch andere sehr beachtenswerthe Vortheile einräumten,
haben sie bewiesen, dass die von den Gründern des Vereines
aufgestellten Grundsätze vollkommen richtig gewesen sind.
- 62 —
Die Prämien kaben wir abzflglich einer Provision von
10% an die Geflellachaften absnführen. Von dem Gewinne,
welchen dieselben erzielen, werden wir 20% rttckvergfltet
erhalten.
Da unsere Regie yerhüUnissmXssig sehr gering^ sein wird,
werden wir bei diesen Bedingungen ohne Zweifel yortheilhaft
prosperiren.
Weil es aber der Zweck des Vereines ist, je eher selbst-
stlndig zu werden und weil die hier in Frage stehenden In-
dustriellen in Quantität und Qualität bedeutend genug sind, um
sich wenigstens zum grosseren Theile selbst zu schützen, in
welchem Falle erst die Vortheile der gegenseitigen Versicherung
vollkommen zur Geltung kommen werden, sind wir schon jetzt be-
dacht gewesen, dem Vereine thunlichst bald die Mittel an die
Hand zu geben, welche nntrügsam zur Selbstständigkeit führen.
Der Verein wird eine »Capitals-ReserTe« gründen,
für welche jedePartei mit 20% der jährlich von ihr zu zahlen-
den Prämie beitragen soll.
Auf diese Capitalsreserve können die Rückversicherungs-
Gesellschaften keinen wie immer gearteten Anspruch machen,
sondern sie ist unbedingt freies Eigenthum des Vereines be-
ziehungsweise dessen Mitglieder, welche diese Beiträge mit vollem
Rechte nur als einen Vorschuss für das Unternehmen betrach-
ten dürfen, der später gute Früchte tragen wiril.
Dagegen werden wir Gebühren für Schreibgesehäfte, Stempeln
und Häuserschilder nicht einheben.
Trotz dieser Beiträge, sind aber die Vortheile, welche
jede Partei, gleich beim Eintritte in den Verein ge-
niessen wird, sehr bedeutend, was durch nachfolgendes Bei-
spiel bewiesen werden soll. i
Hüttenwerke und Metallfabriken unter hartem Dache zahlen
bis nun bei allen Gesellschaften 5%o ; ein Etablissement im Werthe
von fl. 100.000. daher fl. 500 jährlich. Wenn auch die Explo-
sionsschäden vergütet werden sollen, so wird die Prämie um 1 %q
erhöht, also jährlich fl. 600. betragen.
Der Verein berechnet dagegen ür die Feuer- und Explo-
donsschiaden- Versicherung :
fl. 100.000 i 3%o '- fi- 3*^ö.—
20% Beitrag zurCapitals-Reserve . . . fl. 60.—
Summe fl. 3<i0. -
sozwar, dass man durch den Beitritt augenblicklich 28
eventuell 40% der Kosten ersparen kann; Vortheile, welche
die vollste Beachtung unserer Industriellen verdienen und diess
um so mehr, als auch in der Zukunft nur von Ermässigungen
und nicht von Erhöhungen der Prämie die Rede sein kann.
Nach dieser Darstellung glauben wir erwarten zu dürfen,
dass die Besitzer von Montanwerken, Maschinen-, Metall- und
Porzellanfabriken gerne bereit sein werden, ihre Versicherungs-
interessen von nun an in unsere Hände zu legen.
Getragen von dem Vertrauen unserer Industriellen, wird
es uns sicherlich gelingen, allen billigen Anforderungen zu ge-
nügen und im Interesse unserer ohnehin schwer darniederliegen-
den Industrie zu wirken.
Wir laden Sie nun zum Beitritte ein und bitten Sie zu-
stimmenden Falles, die erwähnte Beitrittserklüruug mit Ihrer Un-
terschrift zu versehen, und uns einzusenden, nach deren Empfang
wir Ihnen die nöthigen Antragsformulare zumitteln werden.
Von den Freunden unseres Vereines erwarten wir, dass
sie auch in ihren Bekanntenkreisen für das Aufblühen des neuen
Unternehmens wirken werden.
Wien, 15. Februar 1867.
Gegenseitiger Versicherungsverein österr. Montanwerke, Maschinen
und Metallfabriken in Wien.
Die Direction:
Florent Robert, Gustav von Rosthorn, Valer Ritter,
Dr. Stamm, Heinrich Dingler, Pr. Pr. Eugen Baron
Dickmann, J. L. Dietiker.
Obigem Circular ist der nachstehende Prämien - Tarif
beigeschlossen :
Prftmlen-Tarlf für aebftnde und deren l2ihiat Für die Versloherong gegen Brand- und Exploaionssohäden.
In Gulden von fl. 1000.— Versicherungswerth und für ein Jahr.
Gegenstand.
1. Hohöfen, Schmelzhiltten, Giessereien, Hammer- und Walzwerke, Maschinen-, Schacht*
und Hüttengebäude ohne Unterscheidung des Unterbaues 3
2. Drahtzüge, Eisen- und Metallfabriken 3
3. Maschinenfabriken :\y^
4. Porzellanfabriken und Geschirrbrennereien 3
6. Sägemühlen ß»/,
6. Wohngebäude U/,
7. Wirthschaftsgebäude 1%
8. Eisen- und Metall vorräthe im fertigen Zustande Vs ^ ^
9. Eisen- und Metallwaarenvorräthe in gewölbten Localen Va*"'
10. Brennholz, Braun- und Steinkohle, Cokes in Schoppen 3 — 3V2!
11. Torf und Holzkohle in Schoppen • 5 — 6
Anmerkung. Jene Nebengebäude von Werken und Fabriken, welche von diesen mindestens 10 Klafter entfernt sind, genlossen
einen Nachlass von 25% der Prämie.
Beitrag zur Capitalsreserve 20% der jährlichen Prämien.
Unterbau
massiv | gemischt oder Holz
Bedachung
hart 1 weich
hart 1 weich
3%
3»/,
4
3'/,
7'/,
3%-5
4-5"/,
t'/,-2
l</,-2
3V,-4
5V,-6'/,
4
4»/,
*%
5
4
4»/,
8
9
2y,-3y,
5-S
3—4
6-9
2-3
3-4
2—3
3-4
4—5
4%-5V2
6-7
6 Vi -7/2
Literatur.
Lehrbaoh der gesammten Tannel - Baukanst von Franz
Rziha, Eisenbahn-Ingenieur, herzogl. Brannschweig*scher Ober-
Bergmeister etc. Mit Holzschnitten aus der xylogr. Anstalt der
Qebr. Simeon in Braunschweig. Berlin, Verlag von Ernst &
Korn 1866. Dritte Lieferung.
Diese 3. Lieferung, die Bogen 26—40 des Textes mit den
Holzschnitten 181 — 254 enthaltend, ist eine weitere Fortsetzung
des Ton uns zuerst in Nr. 42 vom Jahre 1865 angezeigten um-
fangreichen Werkes, welches fOr den Bergbau im engeren Sinne
ebenso wichtig ist, als flir den Tunnelbau, der im Titel desselben
hervorgehoben ist. Die in diesem Hefte behandelten Abschnitte
sind: „Fordervermittlungen und Sicherheits- Apparate. — Specielle
Einrichtung der Förderung. •— Erfahrungen über bergmännische
und Tagefördemng. — Berechnung der Förderkosten. — Arten
^er Gmbenzimmenuig, in welchem Capitel dies Heft abbricht.
Es ist gegenwärtig schon möglich zu beurtheilen, dass
dieses Werk als eine der vorzüglichsten Erscheinungen der Fach-
Literatur angesehen werden kann, und dass es, allerdings nicht
eine nRergbaukunde** (denn dahin gehört auch die Lehre von
den Qängen, ihre Ausrichtung, ihr Abbau u. s. w.), wohl aber
eine mit allen Details und reichen praktischen Erfahrungen aus^
gestattete Theorie des Grubenbaues werden wird. Wir ver-
sparen uns eine atigemeine Uebersicht auf den Schlass des
Werkes, und begnügen uns mit der Anerkennung des reichen
Inhaltes des bis nun erschienenen Theiles und der ausgezeich«
neten typographischen und zylographischen Ausstattung des-
selben. O. H.
Tasohenbnoh der Anfbereltungskonde von Peter Ritter v.
Rittinger, k. k. Ministeriah'ath etc. in Wien. Mit Holzschnit-
ten. Berlin, Verlag von Ernst & Korn. 1867.
Sehr dankenswerth ist es, dass Autor und Verlagshand
long des grossen Lehrbuches der Aufbereitungskunde, welches
- 63 -
vor Kurzem erschienen, nnn auch die wichtigsten Besnltate
jenes Werkes in Taschenformat dem Montantechniker jederzeit,
auch fem von seinem Arbeitszimmer, zug&nglich zu machen und
in diesem kl einen Werkchen zusammenzufassen und zu publiciren
sich entschlossen haben. Alle wichtigen Grundsätze und Berech-
nungsformeln sind materien weise nach dem Hauptwerke gruppirt
darin enthalten. Esi^t kein Auszug aus demselben, wohl aber
ein Leitfaden und ein Hilfs-Vademecum zum Gebrauche des-
selben. Kinige weisse BIKtter am Schlüsse des nicht einmal 100
Seiten compresseu Druckes füllenden Taschenbuches eignen es
zum jeweiligen Gebrauche auch als Notizbüchlein , und es
würde noch immer handsam genug bleiben, wenn man auch
diese Notizblätter um ein Paar Bogen verstärken würde. Auch
Studirenden kann diess Büchlein als Repetitoriam der Aufberei'
tungslehre sehr empfohlen werden. Wir wünschten, dass auch
andere Doctrinen , deren ausführliche Lehrbücher man nicht
immer und überall bei der Hand haben kann in solchen Taschen-
Compendien ähnliche praktische Supplemente erhalten würden.
O. H.
Ueber das EntwioklniigsgeBetz der Erde von Bernhard v.
Cotta, Professor der Geologie. Leipzig, J. J. Weber 1867.
Der flei-isige un<l unermüdete literarische Vertreter der Geo-
logie, welcher um die Verbreitung dieser Wissenschaft über
einen weiten Kreis des gebildeten Publicums wesentliche Ver-
dienste hat, betritt in diesem dem Umfange nach kleinen Werke
wieder einmal das Gebiet der reinen Theorie, welches er schon
wiederholt in seinem i*Neoen Jahrbuch derMineralogie** (1860)
in den ^Geologischen Fragen" (1858) und in seiner »Geologie
der Gegen wart^ (1860) berührt hat, und gelang^ an der Hand
älterer sowie neuerer Forschungen zumal der Darwin^schen Leh-
ren zu nachstehendem Schema einer Reihenfolge der Vor-
gänge bei der Entwicklung der Erde:
1 . Ballung der Materie und dadurch immer mehr Tempera-
tur des Gasballes.
2. Durch Wärmeausstrahlung in den kälteren Weltraum
geht ein Tbeil der gasförmigen Stoffe in den flüssigen Zustand
über. Ein flüssiger Kern ist von einer Gashülle umgeben.
X Durch weitere Abkühlung erstarrt ein Theil des flüssi-
gen Kerne«; es bildet sich eine aus Mineralsub^tanzen bestehende
feste Kruste um den flüssigen Kern, umgeben von einer Gas-
httUe.
4. Durch noch grössere Abkühlung wird auf der Ober-
fläche der festen Krust« Wasserbildung möglich und von da an
Wasserwirkungen. Zwischen die feste Kruste und die Gashülle
tritt demnach eine unterbrochene Wasserschicht.
5. Nach einer grösseren Temperatur-Erniedrigung bilden
sich organische Stoffverbindungen und aus diesen Organismen,
deren Mannigfaltigkeit sich nun stetig vermehrt, wie die der
unorganischen Gestaltungen.
6. Die Wärmeunterschiede der Sonnenbestrahlung werden
bemerkbar, es bilden sich Klimazonen und endlich Eisregionen.
Von da an auch Eiswirkungen.
7. Im Thierreiche entwickelt sich mehr und mehr das gei-
stige Leben und erreicht im Menschen sein augenblickliches
Maximum.
Dass auf 28 Seiten (denn nicht mehr enthält das Büchlein)
diese Resultate mebr angedeutet als strenge durchgeführt
sein können, liegt auf der Hand. Ein wesentlicher Theil der
Ausführungen ist in den früheren Werken des Verfassers ent-
halten, auf welche er schon in der Einleitung hinweist O. H.
Die Grossindnstrie Rheinlands und Westfalens, ihre Geo-
graphie, Geschichte, Production und Statistik. Von Dr. N.
Hocker, Leipzig 186G. Quandt und Händel. 6 Lieferungen.
480 Seiten, gr. 8. (Schluss.)
Der fünfte Abschnitt handelt von der Hütten-Industrie und
Metall waaren-Fabrikation. Die etwas breitgehaltene Einleitung
dieses Abschnittes bringt allgemeine statistische und volks-
wirthschafUiche Betrachtungen über die Nützlichkeit des Eisens,
über Eisenverbrauch,FreihaDdel und Schutzzoll, welche manches
Gute, aber nicht viel Neues enthalten. Mit mehr Interesse folg^
man der Seite 319 beginnenden Darstellung der concreten Ver-
hältnisse von Rheinland- Westfalen z. B. der Steigerung der Hoh-
ofenproduction iu<den J. 1852— 18H1. So z. B. wurden 1852 in bei-
den Provinzen zusammen auf 99Hohöfen 1,889.293 Centner Roh-
und Gusseisen erzeugt, welche Production sich im J. 1861 derart
vermehrt hatte, dass aus 127 Hohöfen 6,440.219 Ctr. (davon auf
Rheinland 3,528.428) gewonnen wurden. Auch da zeigt sich in
den Schwindeljahren 1855—1859 eine auffallende Vermehrung der
Hohöfen im OI>erbergwerksbezirke Bonn (Rheinland*), also neue
Unternehmungen) und zwar von 87—95 auf 104, HO, 108, 111,
1 03 ; doch erreichte die Production niemals die Ziffer des Jahres
1861, sondern kaum ein Maximum von 3,200.000 Ctrn. (im Jahre
1858). Die Production von 1861 hat daher eine kleinere, aber
solidere Basis gewonnen und dabei sich gekräftigt.
Die sehr interessanten Einzelnheiten in Bezug auf die son-
stigen Productionsverhältnisse der Hohofenproduction müssen
wir dem eigenen Studium des geneigten Lesers überlassen und
glauben insbesondere solchen Facbgenossen, welche Rheinland-
Westfalen bereisen (und dazu gibt der Weg zur und von der
Pariser Ausstellung sehr guten Anlass in diesem Jahre) zu empfeh-
len, sich das vorliegende Buch zur Vorbereitung zu dieser Reise
und als Begleiter auf derselben zu wählen!
Wir haben nur noch hinzuzufBgen, dass der erwähnte
V. Abschnitt gleich seinen Vorgängern reich an zahlreichen
statistischen und gewerblichen Daten ist.
Minder verwandt unserem Fache ist der VI. Abschnitt
j» Production mineralischer und chemischer Waaren^ worunter die
Steinbrüche, Steingut-, Porzellan- und Glasfabrikation, die che-
mischen Fabriken u. dgl. zusammengefasst werden. —
Mag auch in Einzelnheiten hie und da Manches noch zu
wünschen sein, was bei einer solchen Menge Daten und den zum
Theile ungleichwerthigen Quellen, aus denen sie zusammen-
gesucht werden mussten, wohl erklärlich und sehr entschuldbar
ist, so können wir doch dieses Werk, insbesondere die unser
Fach betreffenden Abschnitte als eine Fundgrube interessanter
Nachweisnngen über den Aufschwung und die jetzigen Zustände
der rheinisch- westfälischen Industrie unsern Lesern bestens emp-
fehlen. O. H.
Notizen.
Die Graben-Dampfinasohlne, nooh einmaL In Nr. 5
dieser ZeitBckrift ist eine Notiz über die Brennberger Gruben-
Dampfmaschine enthalten, in welcher der Einsender derselben,
Herr J. Rossiwall, ein besonderes Gewicht darauf legt, dass
diese Dampfmaschine in ähnlicher Weise wie jene zu Wiendahls-
bank, nämlich mittelst Dampfzuleitung auf längerem Wege
und aus über Tags aufgestellten Kesseln, arbeitet.
Meiner Ansicht nach besteht das Charakteristische einer
Gruben-Dampfmaschine, unter welchem Titel die kurzen Notizen
in Nr. 26 und 52 v. J., dann Nr. 1 und 4 d. J. erschienen sind,
eben darin, dass diese Maschinen in der Grube aufgestellt sind ;
die Art und Weise der Dampfzuleitung ist Nebensache**); denn
*) Es muss hier bemerkt werden, dass dieses Strohfeuer,
der Unternehmungslust sich in den erwähnten Jahren vor-
zugsweise in dem leichtblütigeren Leben des Rheinlandes ge-
zeigt hat. Im ernsten, bedächtigeren Westfalen hat die Zahl
der Hohöfen langsamer aber stetiger zugenommen und mit ihr die
Production. Wir finden z. B. die Ziffern der in Rede stehenden 1
Jahre folgender Art steigend: 12, 15, 26, 29, 36 (im Jahre 1856), dann
33, 31, 27, 44 (im Jahre 1861). Die Wogen, die im Rheinlande
hochgingen und die Ebbe, die darauf folgte, waren somit im
nachbarlichen Westfalen eben nur merkbar, aber nicht so vor-
waltend, wie im Rheinlande.
**) Wir erlauben uns denn doch anderer Ansicht zu sein.
Manchmal stellen sich eben der Einbauung einer completen
Dampfmaschine in die Grube Bedenken entgegen und man
könnte leicht um solcher Bedenken willen davon abgehen, wenn
nicht durch den in Wlendahlsbank und in Brennberg ergriflenen
Modus, der Kessel über Tags und der Dampfleitung sich Rath
schaffen liesse. Eine Mittheilung dieses Urastandes kann daher
unter solchen Verhältnissen von Nutzen sein, und wenn dadurch
dem Hauptbedenken gegen eine Gruben-Dampfmaschine begegnet
werden kann, ist eben diese Trennung von Maschine und Kessel
keine Nebensache, sondern für das Zustandekommen entscheidend.
Darum legen wir auf solche Notizen so vielWerth, weil dadurch
Ideen angeregt und Erfahrungen zu weiterer Kenntniss gebracht
werden, und wünschten sehr, dass man diese Discussionen dar-
über thunlichst ohne animose Prioritäts-Reclamationen in Freund-
schaft und Ruhe pflegte. Wer kann denn heut zu Tage, wo es
Erfindungen regnet, immer wissen, was Alles schon da war und
ist? Der Einsender in Nr. 5 hat gar keine andere Absicht gehabt,
als eine Thatsachezur Kenntniss seinen Fachgenossen zu brin-
64
T«Aeft ikreii Charakter ala Gniben-Dampf-
«ofofft« ««■& me nieht in der Ombe, sondern über
T^^ «to^t« saf der Dampf ihr auch auf längerem Wege und
«■s KcbmIb a a gt fahrt werden, die entweder über Tags stehen
#4« » g ^lkhtr Weise auch in der Gmbe stehen könnten. Die
Wahl, oh maa sa Graben-Dampfinaschinen die Kessel in der
Qrah« iMhiaca wird, wie bei der Kladnoer und Sillweger, oder
fibcr T^|r>» ^m hei der Brennberger Maschine, hängt in der
Begel TOB localen Verhältnissen ab. Der Yortheil, den eine
~ ~ \ nahe Steflnog des Kessels sor Maschine mit sich bringt,
den meislen Fällen die Anlage der Kessel, der Biaschine
in der Grabe als angezeigter erscheinen lassen.
Da man nan bei der Brennberger Maschine höchst wahr-
dorch solche locale Verhältnisse zur getrennten Kes-
Qber Tags gedrängt wurde, so vermag ich die beson-
dere Bedeutung nicht einzusehen, welche nach Herrn Rossiwairs
Meinung dieser Trennung in Nr. 52 v. J. beigelegt werden
wollte, und welche in Nr. 5 d. J. nochmals heryorgehoben wird.
Die Üadnoer, die Sillweger und die Brennberger Maschine sind
Gruben-Dampfmaschinen, d. i. in der Grube aufgestellte Dampf-
maschinen, das ist die Hauptsache, die Art und Weise der
Dampfzuleitung ist eine Nebensache (?) in ähnlicher Weise, wie bei
emer in der Grube aufgestellten Turbine oder Wassersäulen-
maschine der Umstand, ob zur Beaufschlagung weit hergeführte
Tagwässer oder am höheren Grubenhorizonte gesammelte und
auf dem kürzesten Wege einfallende Grubenwässer verwendet
werden, an dem Charakter dieser Maschine nichts ändert.
Aus diesem Grunde hntte auch die Notiz in Nr. 4 über die
Sillweger Maschine nicht den Zweck, die Priorität der Brenn-
berger Anlage für Oesterreich als Gruben-Dampfmaschine mit
über Tags befindlichen Kesseln etc. zu bestreiten; wohl aber
war sie bestimmt, nicht nur die diessfällige Priorität als Gru-
ben-Dampfmaschine überhaupt in Frage zu stellen, son-
dern auch dem von der Redaction sub Nr. 1 geäusserten Wunsche
nach Bekanntwerdung ähnlicher Einrichtungen zu entsprechen.
Die daselbst gemachte Bedactions- Bemerkung sagt einfach,
dass die Notiz über die Wiendahlsbanker Bfaschine des^ Impuls
cur Anlage der Brennberger Maschine in der Grube gab und es
folgt von selbst, dass, nachdem dieser Entscblass feststand, die
localen Verhältnisse die Anlage der Dampfleitung in ähnlicher
Art wie bei der Wiendahlsbank nach sich zogen, ohne erst von
dort aus ^u erfahren, dass eine lange Röhrenleitung die Span-
nung des Dampfes herabsetzt.
Nachdem aber in der Notiz des Herrn Rossiwali sub Nr. 5
bei der erst vor mehreren Wochen im Gange befindlichen Brenn-
berger Gruben-Daiftpfmaschine auf die Kesselanlage über Tags
und auf die längere Dampfleitung ein besonderes Gewicht gelegt
und damit die in Nr. 52 v. J. behauptete Priorität für Oester-
reich nochmals zu retten versucht wird; so muss ich dem ent-
gegen auf einen in Rittinger*s tiErfahrnngenu Jahrgang 1865
beschriebenen Motor verweisen, der auch in ähnlicher Weise
arbeitet, nämlich eine 48pferdige Dampfmaschine, die im Einig-
keitsschachte (also unter Tafrs) eingebaut ist, und ihren Dampf
durch eine längere Röhrenleitung und aus über Tags aufgestell-
ten Kesseln bezieht.
Wiesenau in Kärnten am 9. Februar 1867.
E. Heyroirsky.
gen und zu zeigen, dass das Lesen einer Notiz, wie es die eng-
lische war, auch praktische Früchte tragen kann. Wir hoffen»
dass damit jedes Missverständniss beseitigt sein wird und bitten
unsere Fachgenossen bei allen deriei Dingen stets des alten
lateinischen Spruches eingedenk zu sein. In necessarüs unitas,
in dubüs Hbertas, in Omnibus Caritas I
.^dzninistrati v e»,
Srladignngen.
Die Forstraths- und Forstreferentenstelle bei
der steierm« österr. Eisenwer&s-Direction zu Eisenerz
in der Vni. Diätenclasse, mit dem Gehalte jährL I26U fl., einem
Holzdeputate jährl. 4U Wiener Klaftern in natura ji 2 fl. 62
kr., freier Wohnung sanmit Garten, 104 Centner Heu und Grämet
zur Erhaltung zweier Kühe, dann jährL 1 24 Strichmetzen Hafer,
74 Centner Heu und einem Knechtunterhalts- und Hufbeschlag-
Beitrag von 75 fl. 60 kr. zur Haltung zweier Pferde.
Gesuche sind, unter Nachweisung der an einer Forstlehr-
anstalt zurückgelegten Studien, der höheren administrativen Aus-
bildung und der Vertrautheit mit der Forstwirthschatt im Hoch-
gebirge, binnen vier Wochen bei dem Präsidium der Eisen-
werks-Direction zu Eisenerz einzubringen.
Eine Schichtenmeistersstelle I., eventuell U,
oder UI. Classe im Schemnitzer Bergdirections-
Districte in der X. Diätenclasse, mit dem Gehalte jährl. 810,
beziehungsweise 735 oder 630 fl., mit jährl. 10 Wiener Klaftern
3 'gen Brennholzes im zur Penifion anrechenbaren Werthe von
2 fl 627, kr. per Klafter, Naturalwohnnng oder 10%igem
Quartiergelde.
Gesuche sind, unter Nachweisung der absolvirten berg-
akademischen Studien, praktischer Kenntnisse im Grubenbaue
und Anfbereitungswesen, dann der Kenntniss der deutschen und
slavischen Sprache, binnen vier Wochen bei der Berg-,
Forst- und Güter-Direction zu Schemnitz einzubringen.
Z. 183. Kundmachung.
Von der k. k. Berghauptmannschaft zu Klagenfnrt als
Bergbehörde für Kärnten wird hiemit bekannt gegeben, dass
das im Berghauptbuche auf Namen des bereits verstorbenen
Josef Peru US ch eingetragene Bleibergwerk Kreuzen I, be-
stehend aus dem einfachen Grubenmasse Florian-Schacht am
schattseitigen Abhänge des Kreuzner Gemeindeberges am soge-
nannten Rossboden, in der Katastral-Gemeinde Kreuzen, Orts-
gemeinde und politischen BezirkePaternion, im Kronlande Kärnten,
nachdem dieses Montan-Object laut Mittheilung des löblichen
k. k. Landesgerichtes Klagenfurt vom 5. Februar 1867 ad
Z. 8726 de 1866, bei der in Folge des h. ä. auf die Entziehung
der betreffenden Bergbauberechtigung lautenden Erkenntnisses
vom 20. April 1866, Z. 429 und der hierauf stattgefundenen er-
folglosen Schätzung am I. Februar 1867, abgehaltenen Feilbie-
tung nicht veräussert werden konnte, auf Grund der §§. 259
und 260 a. B. G. als aufgelassen erklärt und sowohl in den
bergbehördlichen Vormerkbüchern als auch im landesgerichtlichen
Berghauptbuche gelöscht wird.
Klageufurt am 12. Februar 1867.
Correspoo^eni der Redaction. A. in B— z. Schreiben vom 10. Februar
sammt Muster erhalten. Wie wäre es, wenn Sie sich wegen
eines praktischen Versuches nach PKbram wenden würden? —
Ueber die Inserate hat die Verlags-Handlung die erwartete Antwort
auf die von ihr gestellte Anfrage noch immer nicht erhalten,
woraus sich die Verspätung erklären muss.
AMÜNDIGUNG.
Ein in der Zugntemaohnng armer — auch silberhaltiger —
Knpfererae auf nassem Wege erfahrener junger Berg- u. Hütten-
mann sucht Engagement
Franco-Offerten sub. C. P. 1. 2. befördert die Expedition
dieser Zeitschrift.
Diese Zeitschrift eneheint wöchentlich einen Bogen sUrk mit den nöthigen artistischen Beigaben. Der Prännmerationsprei»
ist jährlich loeo Wien 8 fl. ö. W. oder 5 Thlr. 10 Ngr. Mit franeo Postvertendung 8 fl. 80 kr. ö. W. Die Jahresabonnenten
erhalten einen oriciellen Bericht über die Erfahrungen im berg- und hfittenmännisehen Hasehinen-, Bau- und Aufbereitangsweien
•a»mt Aüas als Gratisbeilage. Inserate finden gegen 8 kr. ö. W. oder P/j Ngr. die gespaltene NonpareiUes«ile AuAiHhme-
Zuschriften jeder Art können nur l^aneo angenommeu werden.
OffMk ▼. Kwl WlatoralM * Co. la Wim.
Für den Verls« vermntwortlioh : Carl Reger.
N= 9. Oesterreichische Zeitschrift f^-^J-
W. Jahrf(aaK. *- Bin.
für
Berg- und Hüttenwesen.
Verantwortlicher Redacteur: Dr. Otto Freiherr von Hingenan,
k. k. Ifiiiiiterlalrmtta im Flnaozmlnisteriain.
Verlag der Q. J. Manz'schen Bnöhliandlang (Kohlmarkt 7) in Wien.
Inhalt: Ueber die Vennehrang des Qewichtes der auf offenen Wagen verladenen Prodncte nnd Materialien dorch Regen
w&hrend des Transportes. — Ansgleichong der Pochsehuhabnütsnng durch Vergrösserung des Hubes des Poch-Stempels. —
Chemische Stadien ttber den SchmSIlnitzer Cementationsprocess« — Notizen. — Administratives.
Ueber die Vermehnmg des Gewichtes der anf
offenen Wagen verladenen Producte und Ma-
terialien durch Bogen während des Trans-
portes^.
Herr Betriebs-Director Reder in Osna brock hat
über diesen Gegenstand Versuche angestellt, deren Resul-
tate er in dem vorigjährigen Jahrgange der n Zeitung des
Vereins Deutscher Eisenbahn- Verwaltungen» mitgetheilt hat.
Wir lassen den Aufsatz bei dem Interesse» welches er nach
verschiedenen Seiten bietet, hier folgen.
Es ist eine allbekannte Thatsache, dass Empfänger
oder Versender von Gtitern, wenn sie wegen Ueberladung
zur Verantwortung gezogen werden, das Mehrgewicht als
lediglich durch Regenaufsangung während der Transportzeit
veranlasst erklären, und sich nicht entblöden, namentlich
bei Kohlen- und Coaketrausporten , Ueberladungen von
20 — 25 7o ftos diesem Verhältnisse abzuleiten.
Um derartigen Behauptungen entgegentreten zu können
und die Gewichts- Vermehrung auf das thataächlicb durch
Regcnfall während des Transportes stattfindende Maass
zurückzuführen, muss entweder durch Versuche ermittelt
werden, welche Feucbtigkeitsmenge ein bestimmter Gegen-
stand überall aufnehmen kann, oder es ist durch Rechnung
festzustellen, welche Regenmassen innerhalb der Befbrde-
rangsfrist fallen können und wie dadurch das Gewicht der
Beladung vermehrt wird.
Im Nachstehenden werden die Ergebnisse von Ver-
suchen über die Vermehrung des Gewichtes der Coake dnrch
Regen, sowie Ermittelungen über die grösste Masse der at-
mosphärischen Niederschläge während der gewöhnlichen
BefSrderungszeiten mitgetheilt.
Zu den am 15. März d. J. begonnenen Versuchen über
die Zunahme des Gewichtes der Coake durch Regen wurden
*) Da auch bei uns in der Praxis Klagen über Nässege-
wichtsdifferenzen, insbesondere bei Kohlen, die in offenen Wagen
verfrachtet werden nicht selten sind, und Erfahrungen darüber
noch wenige studirt wurden, glauben wir obigen Artikel aus der
Zeitschrift «Glückaufs (Beilage zur Essener Zeitung) hier mit-
tiieilen zu sollen. O. H.
frisch gezogene, mit Wasser abgelöschte Locomotivcoake
und Gascoake verwandt*).
Die Versuchsmassen , ca. 30 Centner , wurden nach
sorgfältiger Verwägung auf 2 Wagen, in Haufen von der
Höhe der Coake- Verladungen auf Lastwagen, gelagert. Nach-
dem dieselben 3 Monate hindurch der Wirkung der Luft und
der starken Sommer wärme ausgesetzt waren, wurden sie
zum ersten Male wieder gewogen.
Für die Locomotivcoake stellte sich hierbei eine Ge-
wichtsabnahme von 1'5% und bei der Gascoake eine solche
von 8*7 % heraus. (Der grosse Unterschied vorstehender bei-
der Zahlen beruht in der poröseren Beschaffenheit der Gas-
coake und der hierdurch veranlassten grösseren Wasserauf-
nahme beim Ablöschen, welcher wiederum eine stärkere
Verdunstung unter günstigen (warmen) Witterun gs Verhält-
nissen entspricht).
Nach dem 10. Juni d. J. setzte eine, selten in gleicher
Dauer und Stärke auftretende Regenzeit ein ; in derselben
wurden die Versuchsmengen häufig vorwogen. Es zeigte
sich dabei eine stetige, aber langsame Gewichtszunahme,
*) Die aus den Coake- Oefen oder Retorten gezogenen Coaks
werden entweder mit Wasser abgelöscht oder durch Bedeckung
mit Asche gedämpft. Erateres Verfahren ist jetzt fast überall
eingeführt, es beansprucht den geringeren Raum, erfordert we-
niger Arbeit und gibt der Coake ein besseres silberglänzendes
Ansehen. Die Nachtheile der Ablöschung mit Wasser bestehen
darin, dass man der Coake einen Stoff suftlhrt, dessen dem-
nächstige Beseitigimg (Verdampfung) beim Verbrennungsprocesse
eine grössere Menge Wärme in Anspruch nimmt, imd femer
darin, dass gewissenlose Producenten durch das über Erfordern
BUgeführte Löschwasser das Gewicht der Coake sum Nachtheile
der Käufer vermehren.
Die Wasseraufnahmefähigkeit der 3 Hauptschichten der
Coakebeschickungen ist eine sehr verschiedene. Die schäumigere,
poröse Kopfscbicht nimmt bis zu 1 20% ihres Gewichtes an Wasser
auf. Die Hai^tmasse der Beschickung, die Mittelschicht, bindet
nur bis zu 1 ^2% und endlich die Fussschicht bis zu 13% ihres
Gewichtes an Löschwasser. Im Durchschnitt kann man anneh-
men, dass Coaks, denen eben nur das zum Ablöschen erforder-
liche Wasser zugeführt wird, dadurch um 6% ihres Gewichtes
zunehmen.
Gedämpfte Coaks, kalt in Wasser geworfen, binden nicht
Vs so viel Wasser, wie die in glühendem Zustande mit Wasser
abgelöschten.
— 66 -
die ihren Höhepankt am 3. September d. J. erreichte; von
da ab trat wieder ein Fallen ein. Die Verwttgung am 3. Sep-
tember wurde unmittelbar nach 3tägigem str&menden Regen
aoBgefflhrt. Dieses Verhftltniss und der oben erwähnte Um-
stand, dass später eine Gewichtsverminderang wieder ein-
getreten ist, gestattet die Annahme, dass die am 3. Sep-
tember ermittelten Gewichte die Grenae, bis an welcher
Coake durch atmosphärische Niederschläge geschwängert
werden kann, bezeichnet. Diese Gewichtsau nähme betrug
bei der Locomotivcoake = 8*37% und bei der Gascoake
= 8*33%» ^'^ ^^^^ ^^^ beiden Coakssorten = S^/^Vq ^^^
ursprünglichen Gewichtes.
Erläuternd muss noch bemerkt werden, dass vorste-
hende Zahlen nur die grösste Vermehrung des Gewichtes
der in offenen Halden gelagerten oder auf Bahn wagen ver-
ladenen Coake angeben, für das damalige Verhältnis s einer
langan dauernden Aufbewahrung von Coake unter Wasser liegt
die Grenze höher, die Gewichtsvermehrung beträgt in diesem
Falle 25 7o des Coaksgewichtes.
Die, wenn man sagen darf, theoretische Ermittelung
der Vermehrung des Gewichtes der Coake und der sonstigen
auf offenen Bahnwagen verladenen Gegenstände durch Auf-
saugung von Regenwasser während der Beforderungszeit
stdtst sich auf die Frage, »wie gross die Niederschlags-
menge ist, welche im Laufe eines oder mehrerer Tage auf
die Beladung fallen kann«.
Die lang andauernde starke Regenzeit dieses Sommers
bietet auch in dieser Beziehung gute Anhaltspunkte.
Den Ermittelungen der Beobachtungsstation physika-
lischer und meteorologischer Erscheinungen zu Emden sind
die folgenden Angaben Aber Niederschlagsmengen entnom-
men. (Wo nicht ausdrücklich ein Anderes erwähnt ist, bezie-
hen sich die Zahlen auf alt Pariser Maass — pied du roi. — ).
Vom 1. Januar bis utt. August d. J. sind im Ganzen
2784 KubikzoU Reihen auf den Quadratfuss gefallen, welche
Menge einer RegenhGhe von 19*3 Zoll für die genannte Zeit,
oder, dasselbe Verhältniss für die Zeit vom 1. Sept. bis zum
Jahresschlüsse beibehalten, von 29 Zoll pro Jahr entspricht.
Den stärksten Niederschlag veranlasste das Unwetter
in der Nacht vom 22. auf den 23* Januar d. J., er betrug
103 KubikzoU auf den Quadratfuss = O.72 Zoll Regenhöhe*).
Die grösste Regenmenge an
2 einander folgenden Tagen betrug 121'o KubikzoU =
0*34 Zoll Regenhöhe,
3 einander folgenden Tagen betrug 132*5 KubikzoU =
0'33 ZoU Regenhöhe,
4 einander folgenden Tagen betrug 176'g KubikzoU =
1*23 ^^^' Regenhöhe,
5 einander folgenden Tagen betrug 221'o KubikzoU =
1*34 ZoU Regenhöhe.
Um durchaus versichert zu sein. Über und nicht unter
das höchste Maass gegriffen zu haben, sind für die fernere
Berechnung vorstehende Werthe noch um 25% erhöht; es
ergibt sich unter dieser Voraussetzung folgende Reihe :
für 1 Regentag = O'g Zoll Regenhöhe,
„ 2 Regentage zusammen = |*^ n d
für 3 Regentage zusammen =1*3 Zoll Regenhöhe,
*) Hagen tbeilt in seinem Handbuche der Wasserbaukanst
mit, dass in Berlin fast jedes Jahr einzelne Tage eine Regen-
menge von 1 Zoll, in sehr seltenen Fällen sogar von 1*4 ZoU
Höhe aufweisen.
Diese gans ungewöhnlichen VerhSItnisse dürften im vorlie-
gMiden FaUe nicht massgebend sein.
4
5
= 1
= 1-
3 n n
Das Gewicht der hiernach auf 1 Qaadratfuss Grund-
fläche fallenden Regenmenge berechnet sich, den Kubikfuss
Wasser zu rund 68 Pfund Zollgewicht angenommen :
für 1 Regentag zu 5'] Pfund oder O'q^^ Zollcentner,
'062
068
085
« 2 Regentage n o'^z "
n 3 f, n 6'go « «0
«4 • „ 8'5o « I»
• 5 » n 10*77 • " ^'l08 ^
Durch Ermittelung der Quadratfusszahl der Grund-
fläche der Wagen, durch Multiplication dieser Zahl mit vor-
stehenden Gewichten und Division des Productes durch das
Ladungsgewicht der Wagen, erhält man das durch Regen
in den verschiedenen Transportzeiten vermehrte Gewicht in
Procenten der Beladung*).
Beispielsweise möge diese Berechnung für einen Hau-
nover*schen 100 Centner- Wagen durchgeführt werden.
Länge des Wagens = 14 Fuss Hanno v., Breite = 8
Fuss Hannov.^ macht 112 Q Fuss Hanno v. = rund 91
Q Fuss Pariser Maass.
Gewichtsvermehrung durch Regen in Procenten der
Beladung während
eines Transporttages = 91 □ Fuus X 0'^^^ Ctr.: 100 Ctr.
= 4-5%»
nach 2 Transporttagen =
= 91 ,
XO
'o«2 "
100 .
= 5-.7o.
nach 3 Transporttagen = 91 t» X O-o«« « 100 «
= 6-,%,
nacb4TTanBporttagen=gi « X ^o»s - 100 «
= 7-7%.
nach 5 Transporttagen = 91 t» X 0-,oft i» 100 »
= 6-,%.**)
Legt man die gleiche Berechnung für andere Wagen-
arten zum Grunde, so ergibt sich eine Gewichtsvermehrung
durch Regen in Procenten der B(4adung.
2m «*•
«CO
b j. «
o fiQ
OO O*
J«^
•Sns .
Ig^D
Ig^O
•sIS»
^1?
iol
«^^
«^■g
fi§^
während eines
Transport-
Tages . .
3-5%
3-4»/o
2-6%
3-1%
3-30/,
nach
2 Trpt.-Tgn.
4-2%
*-6%
5-9%
7-3%
4-1%
4-5%
5-6%
3-2%
35»/.
4-3%
3-80/o
4-00/0
4-4%
3 . n
4-1%
5-2%
4 • »
5-5%
5 .. w
M%
5-5%
6-«%
7-0%
*) Eigentlich mässte die Menge der Verdunstung, die im
gewöhnlichen Leben schon bis y, Zoll NiederseblagshOhe pro
Tag beträgt und bei Eisenbahntransporten jedenfalls erheblich
höher sich stellen wird, sowie die durch die Wagen sickernde
Masse des Regens noch in Abzug kommen, um aber wirklioh«
GrOsstwerthe darzustellen, ist hierauf keine Rücksicht genoomien.
**) Von der Art und Natur des Transportgegenstandes hängt
es ab, ob er überall die berechneten Wassermengen auftiehmen
kann, oder ob diese abfliessen werden.
— 67
Ans VorBtehendem ergibt sich, dass alle wasseraufsau-
genden Tranaportgegenstände, nameotlich Kohleo, Coake
UDd Erden etc., rflcksichtlich der GewichUTermehrung durch
Begenaufsangung wfthrend der Befördern ngsaeit am cweck-
massigsten auf Wagen mit möglichst geringer Gmndflftche
verladen werden, und dass deshalb die Lastwagen auch in
dieser Beaiehnng entschieden den Vorzug vor den Wagen
von geringerer Ladefähigkeit verdienen. Ferner folgt daraus,
dass die im 1 . Theile dieses Aufsatzes mitgetheilte grösste
Vermehrung des Gewichtes der Coake durch Regen (8V3%)
während der gewöhnlichen Beförderangsfiristeu nicht statt-
finden kann.
Endlich läset sich aus dieser Berechnung der allge-
meine Satz ableiten, dass Ueberladungen bei Lastwagen-
transporten nicht zur Anrechnung zu bringen sind, wenn das
Uebergewicht bei kürzerer Transportzeit nicht mehr als
4%% ^°4 ^^^ längerer Transportzeit nicht mehr als 7%
das Gewichtes der Ladung beträgt.
AuBgleichnng der FochschuhabnütKimg durch
Vcrgrössenmg des Hubes des Pochstempels.
Die gebräuchlichste Art der durch Abnützung des
Pochscbuhes bewirkten Abnahme des Pochstempel-Gewich-
tes zu begegnen, ist die zeitweilige Belastung des Stempels
mit gusseisernen Bingen, welche, in der Regel zu je einem
Stück nach erfolgter zweizölligerHöbeoabnfitzung des Poch-
scbuhes am oberen Schaftende aufgesetzt, dem Stempel das
anfängliche Normalgewicht neuerdings verleihen.
Es ist jedoch mit der Abnützung des Pochschnhes ein
zweiter, auf den Effect des Stempelschlages noch wesentli-
cher einwirkender Factor verbunden, d. i. ein Steigen der
Hubhöhe des Stempels , insoferne auch die letztere nicht
stetig richtig gestellt werden kann.
Wird beispielsweise angenommen, dass man bei 6zölli-
gem, quadratischen Querschnitte des Pochschuhes für mittel-
feste Bergerze das Stempelgewicht mit 300 Pfund und die
Hubhöhe mit 7 Zoll festgesetzt hat, und dass der Poch-
stempel nach je 2zölliger Abnützung des Schuhes neu
adjustirt wird, so beziffert sich der anfängliche Effect eines
Stempelschlages mit
7
300 . — = 175 Fusspfund;
derselbe steigt jedoch nach Abnützung des Pochschuhes
auf 2 Zoll Höhe (oder 6.6.2. V4 = 18 Pfand dem Ge-
wichte nach) auf
9
(300 — 18) . — = 211 Fusspfund d. i. um 36 Fusspfiind
1 z
oder 20 Percent.
Aehnliche Resultate erhält man für alle der Praxis
entnommenen Beispiele und man ersieht also, dass zwischen
je zwei einzelnen Adjustirungen des Pochstempels, d. i. mit
dem unberücksichtigt bleibenden Abriebe des Pochschuhes
der Schlageffect des Pochstempels nicht nur nicht fällt, son-
dern im Gegentheile namhaft steigt oder mit anderen Wor-
ten: dass die Aendemng der Hubhöhe ein empfindlicherer
Factor in Bezug des Schlageffectes des Pochstempels sei,
als dessen durch den Abrieb des Schuhes verursachte Ge-
wichtsabnahme.
Auf diesen Satz kann man übrigens einfach auch schon
daraus schliessen, dass die Zunahme der Hubhöhe, in Per-
centen ausgedrückt, für die praktischen Fälle innerhalb der
einzelnen Adjustirungen der Pochstempel stets grösser sei,
als die mit derselben im Zusammenhange stehende Abnahme
des Stempelgewichtes ; so beträgt in dem oben gewählten
Beispiele erstere 28» letztere nur 5 Percent.
Es dürfte demnach am Platze sein, zu untersuchen, in
wie ferne und unter welchen Umständen sich Aendemngen
der Hubhöhe zur Regelung des Schlageffectes eines Poch-
stempels bei fortschreitender Abnützung dessen Schuhes
eignen würden.
Zur klaren Einsicht in die betreffenden Verhältnisse
wurden in der weiter nachfolgenden Tabelle 6 Beispiele
i^A bis ¥) übersichtlich zusammengestellt, welche sich allen
in der Praxis häufiger vorkommenden Fällen nähern dürften .
Zum Anhalt bei der Wahl dieser Beispiele diente
P. R. V. Rittinger*s n Lehrbuch der Aufbereitungskunde«, in
welchem auf Seite 60 die Erfahrung angeführt wird, dass
der Schlageffect des Pochstempels per 1 Quadratzoll seiner
Bahnfläche betragen solle
für minder festes Gestein wenigstens 4 Fusspfund
n mittel HD « 5 «
„ sehr • « ff 6 M
Wird die Annahme beibehalten, dass die Pochstempel
je nach erfolgter 2 zölliger Höhen abnütznng des Pochschu-
hes neu adjustirt werden, so steigt für praktische Fälle zwi-
schen je 2 einzelnen Adjustirungen der Schlageffect per
1 Quadratzoll Bahnfläche stets um nahe 1 Fusspfund ; ent-
sprechend dem oberen Erfahrungssatze wurde also angenom-
men, dass jener Einheitseffect
beim Beispiel A und B für minder festes Gestein von 4 bis 5
Fusspfund,
beim Beispiel C und D für mittel festes Gestein von 5 bis 6
Fusspfund,
beim Beispiel E und F für sehr festes Gestein von 6 bis 7
Fusspfund wechseln solle.
Die Beispiele A^ C und E gelten für 6 zölligen, jene
^, 2> und F aber für 5 zölligen, quadratischen Querschnitt
des Pochschuhes, welcher in allen Fällen mit 9 Zoll Höhe
angenommen wurde.
Beim Beispiel E ist das anfängliche Stempelgewicht
für die, wieder anderen Constructionsverhältnissen häufiger
entsprechende, anfängliche Hubhöhe von 7 Zoll, schon so
gross, dass ein hölzerner Stempelschaft bereits etwas zu lang
ausfällt ; d esshalb wurde dieses Beispiel in 3 einzelne Fälle
E^ E^ und E^ zerlegt, in welchen letzteren das abnehmende
anfängliche Stempelgewicht durch zunehmende anfängliche
Hubhöhen ersetzt wird.
Die letzte Adjustirung wurde allgemein bei erfolgter
6zölliger Abnützung des Pochschuhes angenommen, indem
sodann bis zur 8 zölligen oder nahezu völligen Abnützung
des letzteren fortgearbeitet werden kann.
Will man die hier behandelte Ausgleichungsart mit
jener durch Belsstnng des Pochstempels näher vergleichen,
so ist nur zu bedenken, dass bei letzterem Modus sich nach
jeder Adjustirung der anfängliche Stand vollständig wieder
herstellt, und sich somit in einer für denselben zusammen-
gestellten ähnlichen Tabelle die ersten 3 Zeilen eines jeden
Beispieles, wie selbe die nachfolgende Uebersicht darstellt,
je dreimal ganz unverändert wiederholen würden.
— 68 —
Zmhl
Adjastirt
wird die
Hubböhe
gegen
letit er-
reichte
gegen
die TUT-
sprttng-
liche
ZoU
Abnützung
des Poch-
Bchuhes
dem
Ge-
wich-
te
der
Höhe
nach
Pfd. I ZoU
Ge-
wicht
Hab-
höhe
des Poch-
Stempels
Pfd. I ZoU
Effect
des Stempel
Schlages
Ganzen
per
iD''
Bahn-
fläche
Fnsspfond
Beispiel A.
—
—
—
9
1
..
—
—
18
2
I
1%
%
18
2
—
27
3
—
—
—
36
4
n
i'A
1
36
4
—
—
45
Ö
—
—
—
54
6
m
IV4
1%
54
6
—
63
7
—
—
—
72
8
288
6
144
279
7
162
270
8
180
270
?^4
146
261
163
252
8%
178
252
7
147
243
8
161
234
9
176
234
5^^
151
225
164
216
9%
175
Beispiel
1 B.
^
-^
—
—
—
200
6
100
—
—
6
1
194
7
113
—
—
—
12
2
188
8
125
I
1%
%
12
2
188
6V,
101
18
3
182
7»A
113
—
—
25
4
175
si
124
n
1%
1
25
4
175
7
102
—
—
31
5
169
8
113
—
— ~
—
37
6
163
9
122
m
IV*
1%
37
6
163
8%
105
—
43
7
157
114
—
—
—
50
8
150
9%
122
—
—
9
1
-i.
^^
—.
18
2
I
1%
%
18
2
27
3
—
—
36
4
n
ly*
1V4
36
4
—
45
5
—
—
—
54
6
m
IV4
2
54
6
—
—
63
7
—
—
_^
72
8
Beispiel C.
308
299
290
290
281
272
272
263
254
254
245
236
7
8
9
8jC
9V4
10%
9
10
11
80
99
217
81
99
215
86
^02
217
90
204
216
Bei
spiel
1 D.
214
7
125
^—
—
—
6
1
208
8
138
__
—
—
12
2
202
9
151
I
1%
%
12
2
202
7%
126
—
18
3
196
8%
138
—
—
—
25
4
189
9%
150
n
1V4
1%
25
4
189
8V4
129
—
31
5
183
9%
141
—
—
37
6
177
lOV«
151
m
1V4
2
37
6
177
9
132
—^
^
43
7
171
10
142
—
—
—
50
8
164
11
150
40
4-5
50
40
4-5
50
40
4.4
4-9
4-2
4-5
4-9
4.0
4.5
5.0
40
45
50
40
4-5
4-9
4-2
4-5
4-9
50
5-5
6-0
50
55
60
51
5-6
60
5-2
5-6
60
5-0
5-5
60
50
5-5
6-0
5-1
5-6
60
5-2
5-6
60
^ MO
» 3
o
^ahl
Adjastirt
wird die
Habhöhe
Abnützang
des Poch-
schuhes
gegen
die
letzt er-
reichte
gegen
die or-
sprilng'
liehe
ZoU
dem
Ge-
wich-
te
der
Höhe
nach
Pfd. I Zoll
Ge-
wicht
Hab-
höhe
des Poch-
Stempels
Pfd. i ZoU
Effect
des Stempel-
schlages
Ganzen
per
iD"
Bahn-
fl&che
Beispiel
1 Ea.
—
«-
.•
—
—
370
7
216
—
— .
—
9
1
361
8
240
.-
—
—
18
2
352
9
264
I
1%
%
18
2
352
7%
215
—
27
3
343
8%
238
^-
— •
-.
36
4
334
'1
8%
259
n
iVs
%
36
4
334
213
—
45
5
325
234
—
—
54
6
316
8%
9%
254
m
1%
1%
54
6
316
219
—
63
7
307
238
—
—
—
72 1
8
298
lOV,
256
Beispiel Eb.
—
—
—
—
345
7%
8%
216
—
—
9
1
336
238
—
—
18
2
327
9%
259
I
1V1
%
18
2
327
8
218
27
3
318
9
238
—
—
36
4
309
10
257
n
1%
1
36
4
309
8V,
218
—
—
45
5
300
9%
237
—
—
—
54
6
291
10 V,
254
m
1%
1%
54
6
291
9
216
—
63
7
282
10
235
—
—
—
72
8
273
11
250
Beispiel
Ec.
—
—
—
—
321
8
214
—
—
9
1
312
9
234
—
—
18
2
303
10
252
I
1%
%
18
2
303
8V»
9%
215
27
3
294
232
—
—
36
4
285
10%
249
n
IV,
1
36
4
285
9
214
—
—
45
5
276
10
230
—
—
—
54
6
267
11
245
m
ly*
»V«
54
6
267
9%
217
—
63
7
258
10%
231
—
—
—
72 1
8
249
n%
244
Beispiel F.
—
—
—
6
1
.^-
—
—
12
2
I
1%
%
12
2
—
18
3
—
—
—
25
4
n
1%
%
25
4
—
31
5
—
—
—
37
6
m
n
1V5
37
6
—
43
7
—
—
—
50
8
255
7
149
249
8
166
243
9
182
243
7%
149
237
8%
164
230
9%
179
230
7'/.
147
224
8%
162
218
9'/3
175
218
8%
10%
150
212
165
205
176
Fnsspfond
60
6-6
7-3
60
6-6
7-2
6-0
6-5
7-0
61
6-6
71
60
6-6
72
60
6-6
71
6
6-6
70
60
65
69
60
6-5
70
60
6-4
70
60
6-4
6-8
60
64
68
60
66
7-3
60
6-5
71
5-9
6-5
70
60
6-6
70
— 69 —
Die in die vorstehende Tabelle aafgenommenea an-
fänglichen Pocbstempelgewichte können fär höUerue Schäfte
auf folgende Weise erzielt werden :
•*—"■
Qesammt-
o
Pochschah
Schaft
Armatar
fflr
gewicht des
armiiten
•
Poch-
stempels
«
1
o
n
o
Ge-
Ge-
y
er-
ver-
•Ö
o
«
Lln^
2
'1
aiel-
lang-
i
wicht
wicht
Stempel-
tes
tes
U4
O^
führnng
ZoU
D"
Pfand
1
Pfund
Pfimd
PfondJ
A
9
36
105
2
150
35
—
290
288
B
n
^5
70
2
100
32
—
202
200
C
n
36
105
2
^y»
168
35
—
308
308
I>
n
25
70
2
1%
112
32
—
214
214
E.
n
36
105
2
3
187
—
78
370
370
Eb
n
n
105
2
1
162
—
78
345
345
Ec
P
n
ff
105
1
5
137
—
78
320
321
n
25
70
2
1
108
—
75
253
255
Für die praktischen F&lle genügt somit nach dem Vor-
ansgelassenen zur Ausgleichung der Pochschuhabnützung
im Ganzen eine Erhöhung des Hubes von nur 1 V3 bis höch-
stens 2 Zoll.
Allerdings kann bemerkt werden, dass die Hubhöhe
ausserdem zwischen je 2 Adjnstirungen des Pochstempels
um weitere 2 Zoll variire, so dass dieselbe bis zur völligen
Ausnutzung des Pochschuhes um 3V3 bis 4 Zoll steige und
somit bei Schubersätzen, wenn auch diese Aendernng
des Hubes nur langsam eintritt, doch besondere Vorsicht
erforderlich würde, um dem auf die Korngrösse des Poch-
mehles hervorgerufenen Einflüsse durch andere Mittel ent-
sprechend entgegenzuwirken.
Bei R. V. Rittinger's Stansfttzen dagegen ist die Korn-
grösse des erzeugten Pochmehles unabhängig von der durch
die Huberhöhung verstärkten Bewegung des Satzwassers,
während das Aufbringen durch dieselbe keineswegs verlie-
ren kann.
Im Qegentheile, es müssen erst Versuche die Belehrung
darüber verschaffen, bis zu welchen Grenzen die durch
rascheren Gang des Pochwerkes oder erhöhten Stempelhub
verstärkte Bewegung des Laden wassere das Aufbringen im
Stausatze steigern, d. i. das Verhältniss der erzeugten gröb-
sten Sorte gegenüber den feineren durch die bessere Sie-
bung abnehme.
Die Ausgleichung der Pochschuhabnützung durch Auf-
lage von entsprechend schweren Ringen am oberen Ende
des Stempelschaftes hat nun den Nachthei), dass durch die
Massenvermehrung des Schaftes dieser sich Über den Poch-
Bchuh beständig staucht, wodurch die Verbindung beider lei-
det; die Methode der Hubvergrösserung zu gleichem Zwecke
dürfte also bei den Stausätzen mir einigem Vortheile ver-
wendbar sein, wenn dieselbe sonst bei normalen Constmc-
tionsverkältuissen anwendbar und auf einfache Weise durch-
führbar ist, was hier noch näher erörtert werden soll.
Die grösste in den behandelten Beispielen vorkom-
mende Hubhöhe ist, wenn man beim Beispiel E den Fall
E^ wählt und von jenem E^ abstrahirt, 11 Zoll; der Regel
gemäss muss also auf eine gesammte (wirkliche h und blinde
h) Hubhöhe von 12 %o\\ construirt werden, wo sodann nach
der letzten Adjustirung (Nro. HI.) der normal geringste Un-
terhub von 3 Zoll eintritt, bei den vorangegangenen aber
noch grösser ist.
Hat die Pochwelle 24 Zoll im Durchmesser, als ein
ziemlich häufig anwendbares Maass, so ist der Halbmesser r
des Angriffskreises
r= 12 -h 1-5 = 13-5 Zoll,
die absolut nöthige Länge des Heblings nach R. v. Rittin-
ger*s Aufbereitungskunde, Seite 101
«1 = V(h -h A)2 + r2 _ r = 1/122+13-75^— 13e
= 4-5 Zoll
oder die ganze Heblinglänge a (nebst dem nöthigen freien
Spielräume zwischen Welldaumeu und Pochstempel)
« = ai -|-l'g=6 Zoll, was noch gut entspricht.
Die Zeit t^ zum Heben des Stempels auf die grösste
wirkliche Hubhöhe von 11 Zoll, ist für die grösst zulässige
Geschwindigkeit von <; = 1 y^ Fuss im Angriffskreise
h 11
12.1-
= O'gi Secnnden.
Die Fallzeit /, <le8 Stempels ist für ^ = 31 Fuss, als
der Fallgeschwindigkeit am Schlüsse der ersten Secnnde
2.11
= 0'24 Secunden.
9 ^ 12.31
Die Ruhezeit des Stempels ist ferner erfahrungsgemäss
bestimmt mit t^ =: 0*2 Secunden, somit beziffert sich die
für einen Hub nÖthige Gesammtzeit mit
<i + «1 -f 'j = O-ei + 0-„ + 0-jo
ond die Zahl der Hube per Minute mit
n = -r_ — = 57.
1*05 Secunden
1
06
Man kann also für alle gewählten Beispiele noch auf
60 Hube per Minute construiren, da die hier in Rechnung
gezogene Hubhöhe nicht nur die vorkommende grösste, son-
dern auch die nur am äussersten Schlüsse der Benützung des
Pochstempels eintretende ist.
Sucht man umgekehrt für n = 60 die im Angriffs-
kreise auftretenden verschiedenen Geschwindigkeiten (^),
so ist
60 60
+ ^ + ^3 = — =
= 1
und für /p /,»
n 60
die oberen Werthe substituirt,
h + c
r
tf = 0-« —
-+-02=1 oder
-f- O'j. ^ = tf und
h
Y
2 h
9
Für die vorkommende grösste anfängliche Hub-
höhe von 7 Zoll (Beispiele C bis F) berechnet sieh sodann
c = 0*99 ^^®' °^^^ ^ Fuss.
Für die grösste mittlere Hubhöhe von A = 9 Zoll
stellt sich
c = Tjj^ oder nahe 1 y^ Fuss
und für die grösste schliessliche Hubhöhe von A = 11
Zoll, findet man endlich
c =i 1 »9^ oder nahe 1 Vj Fuss.
Es schwankt also die Angriffsgeschwindigkeit fflr 60
Anhabe per eine Minute genau zwischen jenen Grenzen, wie
— 70
dieselben in R. y. Rittinger's Aufbereitangskande, Seite 92,
als erfahrUDgBgemäsB luläsBig aufgeführt aind.
Die ConstmctiooBTerhältnisse Bind demnach der Aus-
gleichung der Pochschuhabnützung durch VergrOsserung
der Hubhöhe nicht ungünstig.
Um die erwünschte Einfachheit bei Adjustirung der
Pbchstempel auf verschiedene Hubhöhen bei der fortschrei-
tenden Abnützung der Pochschuhe ku eraielen, braucht
man nur 4 Adjustirstäbe herzustellen, deren jeder die zuge-
hörige, von 2 au 2 Zoll abnehmende, Höhe des Pochschuhes
an seinem unteren Ende scharf bezeichnet hat.
Der Arbeiter hat sodann bei Adjustirung der Poch-
Stempel nur, je nachdem der Schuh an denselben neu oder
auf nahe 2, 4 oder 6 Zoll abgenützt ist, den passenden
Adjustirstab auf den Stempel so anzulegen, dass die oberen
Kanten des wirklichen und jenes am Adjustirstab bezeich-
neten Pochschuhes genau zusanomenfallen, und sodann den
Hebling in der danach fixirten Weise in dem Stempelschafte fest-
zukeilen. Nachdem nunbeider Ausgleichung der Pochschuh-
abnützung durch Belastung des Pochstempels mit Bingen
stets zugleich eine neue Adjustirung auch des Hubes noth-
fällt, so ist ersichtlich, dass die hier behandelte Methode
auch eine etwas grössere Einfachheit für sich hat.
Schliesslich sei bemerkt, dass die in die vorbespro-
chene Tabelle aufgenommenen Hubhöhen die wirklich zu
leistenden sind, dass also bei deren allfälligen Benützung
noch auf jene Höbe Bücksicht genommen werden müsste,
auf welche die Pochsohle normal mit Bergerz bedeckt ge-
halten wird. Nagydg, 2. Jänner 1867.
Egid Jarolimek.
GhenÜBche Stadien über den Schmöllnitzer
Cementationsprocess.
L TheiL
Untersuchung von in der Grube gefassten
Wässern.
Man unterscheidet in SchmöUnitz dreierlei Cement-
wasser; das aus der Bewässerung des Kiesstockes herrüh-
rende Wasser, das durch Zersetzung von im Schiefer vor-
kommenden vorherrschenden Gelferzen gebildete Bothen-
berger Wasser, und endlich die Halden wässer. Der Kürze
halber wollen wir die ersten Kies-, und die zweiten Schie-
ferwässer nennen. Es handelte sich darum, durch chemische
Versuche ein Licht auf das Verhalten der verschiedenen
Wässer beim Cementationsversuche zu verbreiten.
Um vollkommen sicher zu sein, dass die in Arbeit ge-
nommenen Wässer rein nur aus dem Eäesstocke oder aus
dem Schiefer seien, wurden dieselben von mir in der Grube
in Gegenwart des Herrn Schichtenmeisters E. Filla und auf
seine Angabe hin selbst aufgefangen und zwar sind die
Kieswässer vom EH. und die Schieferwässer vom y^ V. Laufe.
Die ersteren haben eine olivengrüne Farbe und ein
spec. Gewicht von l'nj» die Letzteren sind grasgrün und
haben ein spec. Gewicht von 1 *q^^.
Bevor ich jedoch auf die Resultate dieser Untersuchung
komme, sei es mir erlaubt auf die Schwierigkeiten hinzuwei-
sen, welche man bei Bestimmung des Eisens als Eisenozyd
und Eisenoz/dul nach der Margueritte'schen Methode hatte^
und die Art und Weise zu erörtern, wie dieselben behoben
wurden. Besonders bei den Kieswässern leuchtete es gleich
ein, dass man bei Bestimmung des als Eisenoiydul in dem-
selben enthaltenen Eisens wegen der grünbraunen Farbe
derselben, den die Beaction bedingenden Farbenwechael
nicht werde sehen können.
Ich wandte, um diesen Uebelstand zu umgehen, eine
ziemlich starke Verdünnung des Kieswassers an, ohne
jedoch den erwünschten Zweck au erreichen, denn selbst
bei starker (5 facher) Verdünnung sah man zwar ganz deut-
lich die Entfärbung des zugetröpfelten Chamäleons, war aber
nicht im Stande das Auftreten der schwachen Kosafarbe in
bemerken, welche als Grenze der Beaction gilt.
Besser ging es, als zur Erforschung des gesammten
Eisenhaltes der Kieswässer dieselben mit Zink und Schwefel-
säure behandelt wurden, obgleich die Schärfe der Beaction
noch Manches zu wünschen übrig liess.
Ich bereitete mir daher, um mit grösserer Genauigkeit
diesen Punkt zu fiziren Papieratreifen, die ich mit einer Lö-
sung von Ferridcyankalium tränkte, und tupfte mittelst eines
Glasstäbchens nach jedem Zusätze von Chamäleon in die
Flüssigkeit, so lange bis sich der Papierstreifen nicht mehr
blau färbte , was dann andeutete, dass schon alles Eisen -
ox7dui durch das Chamäleon in Eisenozjd verwandelt wor-
den sei. Vergleichende Versuche zeigten sehr befriedigende
Besultate, und ist diese Methode auch sehr leicht und ge-
schwind auszuführen.
Schliesslich sei noch bemerkt, dass der die Beaction
bezeichnende Farbenton sehr schön hervortritt, wenn man
mit den Cementwässem in das Chamäleon hineintitrirt.
Ich nahm 10^' der Chamäleonlösung, deren Halt na-
türlich früher eingestellt worden war, verdünnte sie mit der
fünffachen Wassermenge und setzte noch 5^' Schwefelsäare
hinzu, worauf das zu untersuchende Cementwasser in die
Bürette gegossen und damit so lange titrirt wurde, bis die
verdünnte Chamäleonlösung entfärbt wurde.
Um den gesammten Eisengehalt zu bestimmen, war
das Verfahren etwas coroplicirter, aber demungeachtet sehr
schnell und sicher.
Es wurde mittelst einer Pipete 10^ Cementwasser in
ein kleines Kölbchen gegeben, einige Stückchen dünnes
Zinkblech und beiläufig 2 — 3^' Schwefelsäure zugesetzt.
Nach vollbrachter Einwirkung wurde der Inhalt in ein Mess
gefäss entleert, nachgespült und bis auf 50^' verdünnt,
hierauf rasch in die Bürette gegossen und in eine wie oben
beschriebene Chamäleonlösung titrirt. Vergleichende Ver-
suche gaben ebenfalls ganz befriedigende Besultate.
Auf diese Weise wurden die beiden Wässer untersucht
und es ergab sich
in 1 Litre Kieswasser IT'g^ Grm. Fe^ O^
18
in 1 Litre Schieferwasser
67
fl Fe
3-6 « Fe, 0,
1-44 ti Fe
Die Kupferhälte der Wässer konnten nicht nach der
Mohr'schen Methode ermittelt werden, da man bei dem nie-
deren procentualen Halte derselben an Kupfer schon sehr
unsichere (voraussichtlich zu hohe) Besultate erhalten hätte.
Sie wurden daher nach der A. v. Hubert*schen colorimetri-
fichen Methode bestimmt und zwar hatte mein College Herr
F. Napravil diese Bestimmung durchgeführt.
Sie ergab :
Schieferwasser in t Litre = 3'gQ4 Grm. Cn
Kieswasser n « • = 2'^^^ " *
Um den Eisenverbrauch zu bestimmen, wurden von
jedem Wasser 250'' mit 150 Grm. sorgfältig gescheuerten
— 71 —
und naeh Möglichkeit gleichmftssig serklüinerten Carbon-
eisen zasammengebracht, und da nach 24 Standen noch
eine ziemlich lebhafte Gasentwicklung zu bemerken war,
nach 48 Stunden Probe genommen.
Den Eisenabgang durch Nachwftgung genau zu ermit-
teln misslang, weil an den rauhen Eisenbruchflächen sehr
yiel Kupfer anhing, welches sich nur schwierig und dann
auch nur unvollständig davon entfernen Hess. Auch war der
mir zur Verfügung stehende Gewichtseinsatz in seinen klei-
neren Gewichten ungenau. Trotz allem dem zeigte schon eine
derlei ungenaue Wägung, dass beim Kieswasser bedeutend
mehr Eisen verbraucht worden war als beim Schieferwasser,
was die fernere Untersuchung auch bestätigte.
Nach 48 Stunden war in der Flüssigkeit keine Spur
von Kupfer mehr zu entdecken, und sämmtiiehes Eiaenoxyd
in Eisenozydul umgewandelt worden.
Die gesammte Eisenmenge wurde daher auf die früher
bezeichnete Art mittelst Titrirung bestimmt und ergab :
1 Litre Kies Wasser nach der Einwirkung = ST'^s Grm. Fe
« n Schieferwasser ^ » = 9*^ « »
Zieht man den Eisenhalt der Wässer vor der Einwir-
kung auf das Carboneisen nb
und zwar Kieswasser z= 37*25
- 27 M
10*23 ^rm. Fe in 1 Litre
Scbieferwasser = 9'^^
^*62
ö*2g Grm. Fe in 1 Litre
so geben diese Zahlen das Totslconsumo ohne Rücksicht
auf die zur Kupfer-FüUuug verbrauchte Eisenmenge , die
nun in Rechnung gezogen werden wird.
1 Aequivalent Eisen entspricht in dem Processe der
Cementation Einem Acquivalente Kupfer. Rechnen wir aber
auf Carboneisen wegen des Kohlenstoffes und anderer Ver-
unreinigungen 7% zu, so nehmen wir statt dem Aequiva-
lente des Eisens 28 ... . 29*9^ in Rechnung.
Wir erhalten demnach:
1 Litre Kieswasser verzehrt = 1 0*230 6f>^* ^^
dem Kupfer entsprechend = 2*252 "
Unnützes Eisenconsumo =
1 Litre Schieferwasser verzehrt =
dem Kupfer entsprechend = 3
7 '97 g Grammes.
6-280 ^^^' Fe
'6S4 ' »
Unnützes Eisenconsumo = 2'g26 ^i'^mincs.
Mithin sieht man , dass die Kieswässer ein unnützes
Eisenconsumo haben, das circa dreimal so gross, als das der
Schieferwässer ist.
Nebenbei bemerkt, entwickelten die Kieswässer mit
Zink zusammengebracht eine ihrem Volum fast gleich grosse
Menge Wasserstoffgas, was bei den Schieferwässern nur in
geringem Grade bemerkt wurde, auch bewirkten sie mit
kohlensaurem Kalk ein lebhaftes Aufbrausen von Kohlen-
säure, welches beides ich bei chemisch reinem Eisenvitriol
nicht zu bemerken Gelegenheit hatte.
n. ThelL
Untersuchung der bei der currenten Manipu-
lation vorkommenden Wässer.
In dem ersten Theile der Arbeit lag es mehr daran
Wässer zu haben, von denen man mit Sicherheit wusste,
dass sie rein aus dem ELiesstocke oder aus in Schiefer be-
findlichen Gelferzen herrührten, doch erlauben diese Pro-
ben, schon wegen ihrer abnormen Concentration noch keinen
rechten Schlnss auf das Verhalten der Wässer, wie sie bei
der currenten Manipulation vorkommen, welche natürlieh
viel verdünnter und auch voraussichtlich von dem Sauer-
stoffe der Luft mehr oxjdirt sein müssen. Man begann die
Untersuchung mit den Rothenberger Wässern, doch wegen
Bruches der Josefikunst konnte der Vergleich mit den Joseli-
wässern nicht angestellt werden, und musste der verglei-
chende Versuch später wiederholt werden.
Das Rothenberger Wasser hatte damals ein specifisches
Gewicht von \'q^2 °°^ ^^^ wasserhell und reagirte sauer.
Sein Kupferhalt war 0*119^ Grm. in ] Litre.
Um das Eisenconsumo durch einen difecten Versuch
zu bestimmen, wurden beim Einflüsse, der 48. und der 96.
Lutte Probe genommen und je y^ Litre mit 150 Grm. Car-
boneisenstückchen von der Grösse einer Haselnuss 48 Stun-
den stehen gelassen.
Das Abnehmen des Eisens durch Wägung zu bestim-
men war eben so wenig möglich, als bei den Versuchen mit
den in der Grube aufgefangenen Wässern, es wurde also
wie dort durch Titrirung vor und nach der Einwirkung be-
stimmt und berechnet. Das Resultat dieser Versuche auf
1 Litre Cementwasser berechnet, war :
Fe vor der Fe nach der Fe
Einwirkung Einwirkung aufgezehrtes
Einfluss
Ansfluss
4044
5422
29 V 1
0-5546
0*2800
0-.
'2120
0*0408
0*0622
0*0871
O'049g 0-J235 0273g
Die Ungesetzmässigkeit, welche man bei dem Ausfluss-
wasser bemerkt, rührt davon her, dass das Wasser lange
vor demselben nicht mehr über Eisen lief, und grosse Quan-
titäten von Eisenocker und basischen Salzen absetzte, sich
jedoch stark ozydirte, wesshalb es auch mehr Eisen ver-
zehrte, als das von der 96. Lutte probirte.
Sämmtiiehes Eisenoxyd der Wässer war, wie es auch
bei dem ersten Theile der Versuche der Fall war, in Eisen-
ozydul verwandelt worden. Die Gasentwicklung war wegen
der starken Verdünntheit der Wässer natürlich eine sehr
geringe, und wurde erst nach mehrstündiger Einwirkung
bemerkt. Bei der nachträglich angestellten vergleichenden Un-
tersuchung der Rothenberger und Josefiwässer fand man
nachstehende Resultate :
Das spec. Gewicht und sonstige Vorbalten dee Rothen-
berger Wassers war nahezu dns Gtoictie, ^a hielt im Litre
vor der Einwirkung auf Carboneisen 0'^^^ Grm Fe, »ein
Kupferhalt war O'qjq^ Grm. Der Versuch wurde genau,
wie der vorige durchgeführt und es ergab sich;
Rothenberger Wasser nach der Einwirkung := 0*^^^ Grm. Pe
vor dersL'lben = 0'
üfrS
also verzehrte es = O'^g^^ „ 1
den O'qij^ Grm. Cu eotaprochendes P© = ii'^^^^
Unnütz&s Eiäeuconsumo ^ '^^1115 Crrm,
Das Josefiwässer hatte ein ^pec. Gewicht von t^^ UDd
hielt im Litre l-j^j Grm. Fe und O'^g Orm, Cu.
Josefiwässer nach der Einwirkung == ^'nu ^rm. Fe
vor derselben = 1
3 Ad
alaö verzehrte es = 3
&3i
den 59 Grm. Cu eoteprechendes Fe = ö'^ts
Unnützes Eiienconaumo ^ ^^'ühq Orm.
also verzehren die JosefiwAeser um fast zehnmal so viel
Eisen als die Rothenberger Wtaser* (Schloss folgt)
- 72
N* o t i z e n.
Kupforbergban zu San Dominus in PoxtogaL Da«
Knpfererelager Ton Sjui Domingos, drei Linnes von Mertola in
der Provinz Alemtejo, ist sehr beachtenswerth. Obwohl der
Bergbau erst seit Knrzem besteht, liefert derselbe bereits beträcht-
liche Ausbeute. Die Herren James Mason, Ingenieur und tech-
nischer Oeschfiftsleiter in Portugal und F. T. Barry, kaufmänni-
scher Leiter in Lcndon, haben es dahin gebracht, diesen Berg-
bau auf die erste Stufe unter allen gleichartigen zu erheben, die
in der Provinz Huelva in Spanien ^stehen. Das bis jetzt von
den Unternehmern auf die Anlagen von San Domingos und Zu-
behör verwendete Capital erhebt sich annähernd auf die beträcht-
liche Ziffer von 300.000 Pfund Sterling (7 Vi Millionen Francs).
Dieses ganze Capital ist unbeweglich geworden und findet sich
dargestellt durch die zahlreichen in der nSerra«« von San Domingos
aufgeführten Bauwerke, durch die Eisenbahn, welche die Grube mit
dem Seehafen und mit allen an diesem Hafen errichteten Qe-
bäuden verbindet, etc. Im December 1838 gewahrte man am
Abhänge der Serra nichts als die kleine Einsiedelei von San Do-
mingos und heut zu Tage ist die Umgestaltung eine derartige,
dass man Mühe hat, jenes Gebäude unter den zahlreichen Bau-
lichkeiten noch zu erkennen, welche den Mittelpunkt der Berg-
bau-BevOlkerung ausmachen. Diese besteht aus mehr als 300
Feuerstätten mit einer hübschen Kirche, einer Schule, einem
Spital, aus den Wohnungen, Werkstätten und Arbeitsräumen
der Unternehmer, einem Laboratorium, Zeichnungssaal, Theater
und einer philharmonischen Gesellschaft. Alle diese Gebäude,
welche im Laufe von sechs Jahren errichtet wurden, liegen
um die alten Aushöhlungen her, welche den Kamm der Serra
begleiten. Das metallführende Lager besteht aus dichtem Schwe-
felkies (Pyrit), welcher in veränderlicher Menge mit Kupferkies
vermischt ist. Im Mittel enthält es 3 Procent Kupfer und 50
Procent Schwefel. Diese kiesige Masse misst näherungsweise
500 Meter in der Länge und 60 Meter in der Dicke. Die tief-
sten Arbeiten erreichen 1 2 Meter unter dem Abfluss-Stollen, dem
Rtfmischen Stollen, oder 90 Meter unter dem Tage. Ueber die-
sem Stockwerke befindet sich noch ein anderes, ebenfalls un-
ter dem Stollen. Das Abbausystem jedes Stockwerkes b Mt a tii
im Treiben von LängenstoUen, die p»uraUel zur Hauptaxe der
Masse laufen; dieselben werden von anderen Querstollen durch-
schnitten, wobei Pfeiler von hinreichender Dicke stehen bleiben,
um die Hohlräume zu tragen. Der in der ganzen Ausdehnung
der Grube abgesenkten Schächte sind es 27 an Zahl, und die-
nen dieselben theils zum Abflüsse der Gruben- Wässer, theils zur
Luftreinigung der Bauten und zum Befahren der Arbeiter. Die
WasserlOsung wird mittelst Pumpen bewirkt, die durch eine
Dampfmaschine von 30 Pferdekraft betrieben werden. Die For-
derung geschieht auf geneigten Strecken, welche die beiden Stock-
werke mit der Oberfläche verbinden, und der Transport im
Tunnel des unteren uud oberen Stockwerkes geschieht auf Wa-
gen, die von Maulthieren gezogen werden. Dieselbe Dampf*
maschine, welche gegenwärtig zum Auspumpen der Wässer dient,
soll demnächst auch die thierische Kraft bei der Förderung er-
setzen. Eine Eisenbahn verbindet das Bergwerk mit Pomarao,
dem Verladnogshafen, am linken Ufer des Guadiana gelegen,
nahe der Einmündung des Flusses Chanca, welcher Alemtejo
von der spanischen Provinz Huelva trennt Die Entfernung be-
trägt beiläufig 18 Kilometer. Die Verfrachtung, welche ur-
sprünglich durch Maulesel geschah^ sodann mittelst einer Ver-
bindung von Mauleseln und Locomotiven, wird gegenwärtig
vollständig durch Locomotive von einer besonderen Construction
bewericstelligt. Der Hafen Pomarao war früher nicht vorhandjdn ;
er wurde erst geschaffen. Die steilen Ufer des Guadiana wur-
den über einen Raum abgegraben, hinreichend, um die verschie-
denen Ausweichplätze der ^enbahn, die Erzvorräthe, die Wohn -
gebäude, Amtsstuben und Magazine aufzunehmen. Ein vor-
trefflicher Quai deckt auf eine beträchtliche Strecke- das Ufer
des Flusses und die zahlreichen Segel- und Dampfschiffe, welche
in Pomarao einlaufen, um Ladung einzunehmen. Der Bahn-
betrieb ist in der Weise eingerichtet, dass die Wagen ihre Erz
massen unmittelbar in die Schiffsräume abladen. Ein der Unter-
nehmung gehöriger Dampfer befindet sich beständig in Bewe-
gung zwischen Pomarao und Villa real de Santo Antonio, um
die Segelschiffe ins Schlepptau zu nehmen, wenn der Wind
ungünstig ist Ohne den Guadiana , der auf langem Laufe so
leicht zu beschiffen ist, ohne den guten Veriadungshafen, der
zu Pomarao geschaffen wurde und ohne die Eisenbahn, welche
die Compagnie erbauen Hess, würde die Grube von San Domin-
gos das Schicksal so mancher andern theilen, welche aus Mangel
leichter Verkehrswege kaum ihr Leben zu fristen im Stande
sind. Heut zu Tage ist die Wichtigkeit dieses Hafens eine solche,
dass die Regierung hier ein Telegraphenamt und ein Zollamt
erster Classe errichten liess, wo die Schiffe eingetragen und die
lUnfuhr- und Ausfuhr-Gebühren berichtigt werden. Die Anzahl
der Fahrzeuge, welche mit der Bestimmung für Grossbritannien
zu Pomarao Ladung eingenommen haben, während des Jahres
1864, ist 563 gewesen. Die Menge des von diesen Fahrzeugen
abgeführten Erzes betrug 123.000 englische Tonnen, zu 1016
Kilogram die Tonne. Die erste Erzladung von San Domingos
kam zu Stande am 23. März 1859 und in dem Zeiträume, der
von dazumal bis zum 31. December 1864 verlief, erreichte die
Gesammt-Ausfuhr die Ziffer von 400.000 Tonnen. Gleichwohl
stellt diese ungeheure Erzmasse nur einen geringen Theil der
metallfUhrenden Masse dar, welche die Grube von San Domin-
gos liefern kann. Die Erzmenge allein, welche noch in dem
Theile der Masse enthalten ist, der über dem Stockwerke liegt,
das sich bei 562 Meter befindet, erhebt sich auf nahezu 6 Mill.
Tonnen und würde einen Verbrauch von jährlich 200.000 Tonnen
Schwefelkies durch 30 Jahre gestatten. An einer Stelle, welche
Achado do Gamo heisst, nahe der Eisenbahn, ist jetzt davon die
Rede, eine grossartige Anlage zu errichten, wo diejenigen Kiese,
deren Armuth an Kupfer ihre Ausfuhr nicht ermögUcbt, geröstet,
gepulvert und nach dem Cementirungs- Verfahren behandelt
werden sollen. Gegenwärtig werden eine Dampfmaschine und
die Aufbereitungs-Maschinen aufgestellt und man betreibt thätig
den Bau der Röstöfen imd der Cementirungs- Behälter. Zwei
grosse Teiche, welche das zu diesem Verfahren nöthige Wasser
fiefem sollen, sind bereits hergestellt. Die Anzahl der bei den
verschiedenen Dienstleistungen verwendeten Personen ist bedeu-
tend. Die technische Leitung, die Verwaltung, die Arbeiten in
der Grube und über Tag, die verschiedenen Werkstätten, die
Eisenbahn und der Hafen von Pomarao beschäftigen dermalen
gegen 900 Personen. Diese Ziffer stieg bis auf 5000 wahrend
des Baues der Eisenbahn. Die Anzahl der Maulesel, welche im
Innern der. Grube, bei den verschiedenen äusseren Dienstsweigen
und beim Transport des Erzes auf der Eisenbahn in Arbeit
stoben, betrug 269 im letzten April ; vor Herstellung der Eisen-
bahn, solange die Ueberfuhr bis Pomarao ausschliesslich durch
diese Thiere geschah, war sie bis auf 1500 gestiegen. Ausser
den unermesslichen Vortheilen, welche Portugal aus dieser co-
lossalen Unternehmung mittelbar zieht, sind jene, welche die-
selbe dem Fiscus unmitelbar gewährt, nicht weniger erheblich.
Denn die specielle Bergsteuer, welche für die Ausfuhr von Erz
im Jahre 1864 entrichtet wurde, lieferte 18.863 Schilling 250
Reis (gleich 104.795 Francs;. Andererseits erreichte die Ge-
sammtheit der Grundsteuer, Personalsteuer, Gewerbesteuer und
Gemeindesteuer, sowie die verschiedenen Einfuhr- und Ausfuhr-
zölle während desselben Jahres die Ziffer von 18.773 Schilling
420 Reis (gleich 104.292 Francs) (Auszug aus dem Berichte des
französischen Consuls zu Lissabon an den Herrn Drouyn de
Lhuis, Minister der ausw. Angel, vom 1. November 1864.)
-A^dministratives.
Ernennungen:
Seine k. k. Apostolische Majestät haben mit Alleihöchster
EntSchliessung vom 20. Februar 1. J. dem oberbergbehördlichen
Fachreferenten bei der ungar. Statthalterei , Berghauptmanne
Friedrich R ei tz, taxfrei den Titel und Charakter eines Oberberg^
rathes allergnädigst zu verleihen geruht.
Wien, am 23. Februar 1867.
Vom Finanzministerium:
Der Reichraminger Werksarzt Dr. Cajetan Goriup zum
Werksphysikus zu Weyer und an dessen Stelle der Med. Dr.
August Hörmann zum Werksarzt bei der Hammerverwaltung
Reichraming (Z. 4380, ddo. 9. Februar 1867.)
Kundmachung.
Die gefertigte Direction gibt bekannt, dass die Verschleiss-
preise für Bleiberger und Raibler Pressblei um Einen Gulden,
jene von Raibler Rührblei aber um Einen Gulden 10 kr. Oe. W,
per Wiener Centner ermässigt wurden.
Wien, am 23. Februar 1867.
K« k. Bergwerks-Producten-Verschleiss-Direction in Wien.
DrMk V. Karl WIbImtbHb * Co. la WIM.
Fflr den YerlAg verantwortUch : Carl Reger.
N=io. Oesterreichische Zeitschrift .|^^7.
für
Berg- und Hüttenwesen.
Verantwortlicher Redacteur: Dr. Otto Freiherr von Hingenau,
- k. k. Minitterialratb im FinaasminUterinm.
Verlag der Q. J. Manz'schen BllOllliandilUlg (Kohlmarkt 7) in Wien.
Inhalt: Der englische Kupfermarkt im Jahre 1866. — ChemiBche Stadien Über den Schmöllnitzer CementaÜonflprocefls. —
Ueber die Elasticitftt, Dehnbarkeit und absolute Festigkeit des Eisens nnd Stahles. — Notizen. — Administratives. — Ankündigungen.
Der engÜBChe Kupfermarkt im Jahre 1866.
Liverpool, 5. Januar 1867.
Vorwort der Kedaction der Oceterr. 'Zeit-
schrift für Berg- nnd Hüttenwesen. Für die
zahlreichen Kupferwerke der Monarchie ist unter den gegen-
wärtigen Zeityprhültnissen die Beachtung der Rupfer-
pr eis e und ihrer Schwankungen um so dringender geboten,
als di«i einstigen hohen Kupferpreise wahrscheinlich auf
Nioamerwiederkehr entschwunden sind, uud die Concurrcpz
überseeischer Kupfer auf den maassgebeiiden Weltmärkten
eine permanente geworden ist. Wir möchten deshalb durch
die MittbeiluDg des nachstehenden Artikels aus dem itBcrg-
geisttt auch diese mercantile Frage zur Besprechung
bringen, und dafür scheint uns eben dieser Bericht über den
englischen Kupfermarkt von 1866 ganz geeignet. Wir ent-
halten uns vorläufig einiger sich darbietendon Bemerkungen
darüber und wollen erst abwarten» ob von Seite unseres Le-
serkreises diese Anregung Anklang findet. 0. H.
(Bericht von £. Dronke, aus dem Berggeist Nr. 5, d. J,)
Beim Beginn des Jahres war der Markt noch unter dem
Einflüsse des Krieges, der im Herbst 1 865 zwischen Spa-
nien und der Republik Chili ausgebrochen war. Die Be-
rechnung, dass die Blockade der chilenischen Häfen eine
ernsthafte und vielleicht nachhaltige Störung in den Zufuh-
ren von Kupfermaterial zur Folge haben könne, hatte den
Preisen einen plötzlichen, wenn auch rein speculativen Auf-
schwung gegeben. Chili Bars, die in der gedrücktesten Zeit
im Sommer 1865 zu 79 L. standen, waren im Anfange De-
cember auf 99 L. gestiegen und wurden am 1. Januar 1866
unter momentan ruhigen Verhältnissen zu 96 L. notirt ; eng-
lisches Tough, welches die vereinigten Schmelzer unter der
ersten Aufregung der KriegsnacRrichten im November auf
den nominellen und durchaus fictiven Preis von 116 L. ge-
setzt hatten, stand am 1. Januar officiell zu 106 L., unge-
fi&hr den Preisen gleicher Periode von 1864 entsprechend.
Der Stand des Marktes zu dieser Zeit konnte im Vergleiche
der vorangegangenen stillen Monate künstlich erregt und
unsicher erscheinen; allein an und für sich hatten die Preise
unter den obwaltenden Verhältnissen nichts Ungerechtfer-
tigtes, und es hätte nur eines mtissigen Durchscbnitts-Be-
gehrs für englisches Kupfer bedurft^ um die Schmelzer zum
Ankaufe von Rohmaterial zu zwingen und bei der Unsicher-
heit der Zufuhren dadurch die Preise weiter zu befestigen.
Und für eine Verbesserung der Nachfrage schien allerdings
dem Jahre 1866 Raum genug gelassen zu sein. Der ein-
heimische Consum war im Jahre 1 865 stationair geblieben,
wähfend er sich in den vorangegangenen 9 Jahren verdop-
pelt hatte ; im Export abt^r hatten die beiden Hauptmärkte
Englands, Indien und Egypten, in Folge von Baumwollkrisis
und Cholera einen wachsenden Ausfall ihres Kupferbedarfs
gezeigt nnd der Export nach den drei Hfifen von Bombay,
Calcutta und Madras war von 15.764 Tons im Jahre 1864
auf 9453 Tons im Jahre 1865 gefallen. Allein das Jahr
1866 schien von Anfang an weit entfernt die gehoffte Besse-
rung zu realisiren. Die Anzeichen der kommenden Krise
waren die Veranlassung, dass das Jahr mit einem erhöhten
Disconto von 8% eröffnete, welchen die n Times u in ihrem
Neujahrsgruss als den Vorboten von späteren 12, 15 und
207o erklärte, und wenn auch der Geldmarkt in den Mo-
naten Februar und März wieder momentan besser wurde^
so war doch das einheimische Geschäft unter diesen Ver-
hältnissen keiner Belebuni; fähig. In dem Export fielen in
den drei Monaten Januar-März die Verschiffungen nach ge-
nannten Häfen von Bombay, Calcutta und Madras wieder
von 3663 Tons des Jahres 1865 auf 1304 Tons des Jahres
1866. In Folge dieser Verhältnisse reduoirten die Schmel-
zer ihre Preise im Laufe Jrtnuar uro 10 L., am 21. März
abermals um 5 L., und am 30. April um weitere 5 L. per
Ton, womit die Notirungen wieder den niedrigsten Stand
von Sommer 1865 erreichten und Tough-Kupfer auf 8t) L.
zu stehen kam. Im Mai endlich kam uie^ hauptsächlich durch
die Entwerthung der Baumwolle vorbereitete und durch
Bchwindelbafte Speculatiouen beschleunigte Krisis zum Aus-
bruch, welche 12 Bankinstitute und eine Reihe der gröbsten
industriellen Etablissements zu Fall brachte, und in deren
Verlauf einige der ältesten uud ehrwürdigsten Firmen einen
Aufwand der trügerischsten Fäuluiss enthüllten, wovon die
Welt bisher keine Ahnung gehabt hatte. Die Bank von
England hatte im Laufe dieses Monates den Disconto in ra-
scher Folge von 7 auf 10% gehoben, auf welchem Satz sie
ihn vom 12. Mai bis zum 16. August hielt. Das Geschäft
74 —
war wftbrend dieser Zeit fast gftnzlich paralysirt, und am
lö. Juli erklftrtendie Schmelzer eine abermalige Reduction
von 5 L., wodurch Tough-Kupfer auf den seit 1848 nicht
mehr notirten Preis von 81 L. gesetzt wurde. Die Nach-
frage fQr Indien war durch dort ausgebrochene HuDgersnoth
und Epidemien von Neuem in die Feme geschoben und der
Kupfermarkt unter den trübsten Aussichten für die nächste
Zukunft in vollständige Stagnation verfalleD. Mit der Be-
duction des BHukdisconto trat eine Besserung im einheimi-
schen Bedarf ein und die Schmelzer konnten am- 27. August
den Preis von Tough wieder auf 86 L. erhöhen. Die wei-
tere Gewissheit billigeren Geldes brachte für einige Zeit
auch noch ansehnlichen speculativen Begehr in den Markt,
unter dem sich im September die factischen Preise auf
3 — 4 L. über die officiellen Notirungen hoben, allein im
October und November fing der legitime Begehr für den
Consum, wie gewöhnlich gegen Ende des Jahres, wieder an
abzufallen , und der Markt sank in die frühere Unthfttigkeit
zurück. Am 3- December reducirten die Schmelzer ihre
Notirungen von Neuem um 5 Lt., womit Tough wieder auf
das Niveau der Krisis kam, allein die Schwierigkeit, zu ent-
sprechenden Preisen Rohmaterial von den Importeurs zu
kaufen, zwang sie am 24. December die Beduction zurück-
zunehmen und Best Selected wieder auf 89 L., Tough auf
86 Li. zu setzen. Es sind dies, wie bemerkt, die Preise,
zu denen englisches Kupfer in der gedrückten Periode vom
Sommer 1865, vor dem Ausbruche des spanisch - chileni-
schen Krieges stand.
Was die Zufuhren aus Chili betraf, so hatte es sich
sehr bald herausgestellt, dass die Spanier gänzlich unfähig
waren, die Blockade der chilenischen Küste praktisch durchzu-
fuhren. Der energische Widerstand, den ihnen die Chile-
nen entgegensetzten, erlaubte ihnen nicht, ihre Paar Schiffe
in Blockade-Stationen zu vertheilen,unddieDonQuizote*sche
Androhung der Blockade der ganzen Küste löste sich schon
in der allerersten Zeit thatsächlich in die Blockirung des ein-
zigen Hafens von Valparaiso auf. Die Lorbeern, die sich
die spanischen Junker auf dieser von Anfang an auf Geld-
erpressung berechneten Heldenfahrt im Stillen Ocean er-
worben haben, reduciren sich überhaupt darauf, dass sie
i verschiedene ihrer Schiffe verloren, sich dafür durch das
Bombardement einer offenen wehrlosen Handelsstadt ent-
schädigten, und schliesslich, und nachdem ihr Angriff auf
den befestigten peruanischen Hafen Cailao mit Verlust ab-
geschlagen war, ihre Ehre für befriedigt erklärten und ab-
zogen. Das Resultat iässt erwarten, dass eine Erneuerung
dieser Experimente gegen die südamerikanischen Republiken
nicht mehr in Aussicht steht Wenn daher trotz des ganz
lieh verfehlten Eingriffes der Spanier dennoch der E^ort
von Chili 1866 bedeutend hinter den letzten Jahren zurück-
bleibt, so ist der Grund davon nicht sowohl in den Erfolgen
des Krieges, als vielmehr in dem unbefriedigenden Stand
des englischen Marktes zu suchen, bei dessen Preisen die
meisten chilenischen Werke anerkannter Weise ihre Rech-
nung nicht mehr finden konnten. Mit der am I.Januar
eingetroffenen Valparaiso-Post vom 16. November haben
wir die Details über die Verschiffungen der vorangegange-
nen Periode, sowie die Charters und Berechnungen für die
mnihmasslichen Verladungen bis zum Schlüsse des Jahres.
Darnach lassen sich die sämmtlichen Verschiffungen von
Kupfermaterial von Chili und Bolivia für alle Welttheile
mit annähernder Bestimmtheit für 1866 auf ca. 42.000 Tons
reinen Kupfergehaltes schätzen, gegen 48.370 Tons im
Jahre 1865, und 47.500 im Jahre 1864. Der muthmaas»
liehe Ausfall in den südamerikanischen Exporten beträgt
also ca. 6000 Tons gegen 1865, und 5500 Tons gegen
1864. Unter den Charters der ersten Hälfte Novembers
befanden sich wiederum Schiffe für die Vereinigten Staaten
von Nordamerika,' im muthmass liehen Betrag von 500 Tons
reinen Kupfergehaltes.
Hier in England resumirt sich der Markt am 1. Januar
1867 in folgender Statistik. Die Vorräthe sind : Liverpool
2085 Tons Erze, 1123 Tons Kupferstein, 2850 Tons Bar-
ren und Ingots, 373 Tons Barilla; Swansea 7304 Tons
Erze, 3492 Tons Regaine, 357 Tons Barren und Ingots,
64 Tons Barilla. Diese Vorräthe repräsentiren ungefähr
15.000 Tons reinen Kupfergehaltes gegen einen Stock von
ca. 12.000 »am 1. Januar 1866, also eine Reduction von ca.
5500 Tons. Die Preibe von Rohmaterial sind: Erze und
Regulus 15 ^ per Vq P^r Ton, gegen 18 ^ am 1. Januar
1866, gegen 17 ^' 6 ^ am 1. Januar 1865, gegen 19 s am
1. Januar 1864; Chili Bars 78 L. per Ton, gegen 96 L.
am 1. Jan. 1666 84 L. am 1. Jan. 1865 und 96 L. am 1,
Jan. 1864, Der Preis von englischem Tough ist nominell 86 L.
gegen 106 L. am 1. Jan. 1866, und93L. am 1. Jan. 1865,
und der Durchschnittspreis von Toughwährend der letzten 1
Jahre war wie folgt: 1857 125 L., 1858 1U8L., 1859 109 L.,
1860 106 L., 1861 99 L., 1662 98 L., 1863 94 L., 1864
100 L., 1865 92 L., 1866 89 L. Die Vorräthe sind daher
verbal tnissmässig äusserst gering, namentlich repräsentiren
darin die zunächst für die Schmelzöfen in Betracht kom-
menden Erice und Kupfer^tein nur wenig über 4000 Tons
reinen Kupfergeh altes j und bei den gegenwärtig massigen
Verschiffungen dieses Materiales von Chili würde es nur
der Wiederaufnahme eines befriedigenden legitimen Begehrs
für englisches Kupfer bedürfen, um die jetzigen Preise zu
heben und dem Markte in 1867 eine festere Gestaltung zu
geben.
Chemische Studien über den SchmöUnitser
Cementationsprocess.
(Schluss.)
HL Theü.
Verhältnisse des Eisenconsumos bei der Manipu-
lation.
A. Die Rothenberger Cementaiion.
Die Rothenberger Wässer werden mittelst einer Rad-
kunst gehoben und fliessen zuerst über ein System von 100
zickzackförmig situirten Lutten, von denen jedoch zur Zeit
der Untersuchung nur 96 mit Eisen belegt waren. Dann
treten sie in ein System von parallelen Lutten ein und ge-
langen, nachdem sie noch innerhalb des Gebäudes sehr viel
Eisenocker und basische Salze abgesetzt haben, in die wilde
Fluth. Die Wässer wurden von 20 zu 20 Lutten auf ihren
Eisenoxyd und Eisenozyiuthalr untersucht, wobei sich
zeigte, dass der Eisenoxydgeh:ilt der Eisenoxydulzünahme
proportional geringer werde.
Da die Wässer durch ihre Farblosigkeit nicht gleich
den im I. Theile dieser Untersuchung anpreführten Schwie-
rigkeiten der Analyse unt<»rworfen waren, so konnten sie
ganz einfach nach der Margueritte'schen Methode abtitrirt
werden, und traten alle Uebergangspunkte mit erwünschter
Schärfe auf.
— 75
Um jene Gesetimäasigkeit in der Abnahme des Eisen-
ozydgehaltes und anch in der Zunahme an Eisen in den
Wässern, d. h« das Eisenconsumo zu zeigen, wurde nach-
folgende Tabelle zusammengestellt.
Die Abweichungen von der GesetzmAssigkeit in den
Parallellutten rfihrt unter Andern davon her, dass nach den
96 zickzackförmig sitnirten Lutten 4 leere kamen, und das
Cementwaeser mithin Gelegenheit hatte, sich zu ozydiren,
was auch die Analyse bewies. Die Parallellutten waren
nicht so regelmässig mit Eisen belegt, auch fehlte der Belag
in der dritten Abtheiinng gänzlich, weshalb die Analyse
gleich wieder einen höheren Eisenozydgehalt nachweist
Am Einflüsse in 1
20.
40.
60.
80.
96.
20
36
52
Grm. Fe.^
Litre (O'onV
^'0443
»2 O3 Grm. Fe
77) (^'0479)
^'0221
^0177
0*0221 ^
Parallelsystem.
U*Aa<iA *
^'07I7
^'0917
^1076
Ausfluss
ö'o620
^'0487
^0884
^0445
"*Ü956
Eisencons.
(0'o498 Halt)
^'024«
0*0370
Ö'0370
0*0431
0'0494
0"06»0
0*074»
0*0866
B. Die Windschachter und Josefi-Cementation.
Die Wässer dieser Einrichtungen stammen theils von
der Zersetzung der sogenannten Schiefererze, theils und
zwar in vorwiegendster Menge von Kiesen her. Sie werden
von einer Wassersäulenkunst gehoben, und fliessen ganz
oben beim Anfange der Einrichtungen in einen Wasser-
kasten, wo sie sich dünn in 2 verschiedene Systeme spalten.
Das System Becbts (nach dem Laufe des Wassers) ist
die sogenannte Windschachter Einrichtung, während auf
der andern Seite die Josefi-Einrichtung befindlich ist.
Zur Zeit der Untersuchung wurde eben auch in dieser
Einrichtung ein Versuch über den Eisenverbrauch abgeführt,
und war deshalb von 10 zu 10 Lutten immer Eine ohne
Eisenbelegung. Aus eben jenen vom Eisen leeren Lutten,
schöpfte ich meine Proben und zwar mittelst einer Pipette
von 50'' Fassung. Die Wässer gelangen, nachdem sie über
63 Lutten gelaufen sind, mit den Josefiwässern zusammen,
fliessen auf ein sehr kurzes Stück vereint, um sich dann
wieder zu spalten:
Von da laufen sie noch über 1 03 belegte Lutten, und
gelangen dann vermittelst einer Rinne in ein System von
stehenden Lutten, worauf die Wässer in einer Rinne durch
die Mauer hindurch und an derselben bei |30 Schritte ent-
lang in ein zweites und drittes Stehluttensystem und von
da in die wilde Fluth gelangen.
Die Wässer sind röthlich braun, reagiren sauer und
haben beim Einflüsse ein spec. Gewicht von I'q^qi*
Bis zur 63. Lutte hatten sie ziemlich viel basisches
Salz suspendirt enthalten, da aber von hier die Wässer
durch 2 Rinnen und 5 leere Lutten gehen, so setzen sich
dieselben grösstentheils ab , was auch aus den Proben
ersichtlich ist, wo der Eisenhalt beträchtlich geringer von
diesem Punkte an befunden wird.
Die Eisenzunahme und das Consumo ist aus nachste-
hender Tabelle zu ersehen:
Lutten Qrm. Fe Eisen- Latten Grm. Fe Eisen-
in 1 Litre consumo
0*266
0-291
0-4t5
0-814
0*925
0-,
Einfluss
10.
20.
30
40.
50.
Vermischung mit den JoseH-
wässern, die hier B'gg^ haben
380
^'646
I 671
**795
' 194
^'305
'■ 365
' 975
10.
23.
33.
43.
53.
63.
73.
83.
93-
103.
in 1 Litre
3*858
^*008
^'l8l
^'231
^-330
^'355
^'529
^-652
4*729
^'798
consumo
0*478
0-6,8
0-801
0-851
0-950
0-975
^*149
^274
^'349
^'418
Die' Eisenzunahme in den stehenden Lutten wurde, da
die Verhältnisse ganz andere sind, nicht in jenes Schema
hineinbezogen, sondern in einer separaten Tabelle behandelt.
Stehlntten- Systeme
Fein 1 Litre Eisencns.
4*798
1*518
5'027
1*647
5*027
dtto.
5'l64
1*784
5*164
dtto.
5-289
1*909
Nro. L Einfluss (mit dem Halte des
Windschacht- Ansfl.)
Ausfluss
Nro. IL Einfluss
Ausfluss
Nro.m.Einfluss
Ausfluss
Man sieht aus der letzten Zahl, dass das auf dem gan-
zen Wege aufgezehrte Eisen, welches sich in Lösung befin-
det pr. 1 Litre 1*^^^ Grm. ist. Natürlich ist das totale Eisen-
consumo beträchtlich grösser, da das Eisen, welches die
Wässer in grösster Menge als basische Salze und Ocker
fallen Hessen , nicht in jene Untersuchung hineinbezogen
werden konnte.
Hier ist es auch am Platze zu bemerken j dass der
Sauerstoff der athmosphärischen Luft in unglaublich kurzer
Zeit die Wässer oxydirt, welche dann, wie ich es durch
einen speciellen Versuch ermittelte, gleich mehr Eisen ver-
zehren. Bei einer, einige Klafrer langen Rinne, durch die
das Wasser mit grosser Geschwindigkeit herabschosSy war
ich schon im Stande dieses nRchwei.^en zu können.
C. Die Baptistahaldenwässer-Cementation.
Diese Wässer, welche beim Einflüsse ganz klar mit
einem schwachen Stiche in*s Gelbliche sind, rnagiren sauer
und ist ihr spec. Gewicht fast dem des gewöhnlichen Was-
sers gleich. Ihr Kupferhalt ist 0*^^ Grm. im Litre.
In den Lutten fähren sie eine, wenn auch sehr geriii<;e,
doch die analytische Bestimmung des Eisenoxydhaltes
sehr beeinträchtigende Menge von ba^ischon Salzen suspen-
dirt mit sich, welche die geschöpften Wässer trüben, aber
aufZuRatzvon einigen Tropt*«n Schwefelsäure verschwind^^n.
Aus diesem Umstände erklärt sich auch die scheinbare
Ungesetzmä8sit;koit des Eisenozydhaltes der Wässer, wäh-
rend die Zunahme an Eisenoxydul im weitren Lutteolaufe
sehr regelmässig, gleich dem bei den Rothenberger Wässern
beobachteten Zuwachse stattfindet.
Eigenthumlich und wahrscheinliL'h von df'r in den
Wässern in grosser Menge vorkommenden Thonerde her-
rührend, welche auch auf das Eisenconsumo einen Einflnsa
hat, ist^ dass Huch der Eisenoxydgehalt zunimmt.
\
76 —
Folgende Tabelle wird »Ue jene VerhSltiiisBe am beateA
zeigen :
Fe, 0, Gm.
Fe Orm.
^isenconanmo
in 1 Litre
in 1 Litre
Einflnst
1
O'iess
0-0177
10.
0-2283
0-28»»
0-18,4
20.
0-3041
Ose»2
0-2.76
30.
OjSTt
0-407»
03168
40.
5
0-277J
0-4t6.
0-„e8
50.)
s
3
0*27»0
0*4524
0-3456
60.1
hJ
"*82»0
0-4569
0-J840
70.1
«•30.S
0-4746
dtto.
80.1
0-J09T
0-46.3
dtto.
90./
0-320»
0-4047
dtto.
Den 10.
December 1866
M. V.
Wolfskron.
lieber die Elasticität, Dehnbarkeit und abso-
lute Festigkeit des Eisens und Stahles.*)
Von Knut Styffe.
(AoB den Jem coYitorets Annaler für 1866 im Aaszage mitgetheilt.)
Im Jahre 1862 wurde in Schweden ein Comit^ nieder-
gesetst, welches den Zweck hatte, über die Brauchbarkeit
des schwedischen Eisens und Stahles ssur Erzeugung von
Eisenbahnmateriale ein Gutachten abzugeben. Das Comit^
löste seine Aufgabe zum Theil durch sehr gründliche Ver-
suche, welche Über die Elasticität und Festigkeit des Eisens
und Stahles zuerst unter der Leitung des Herrn Profes-
sors AengstrÖm, spftter durch die Herren K. Thalön und K.
Cronstrand, und schliesslich durch den Director des poly-
technischen Institutes in Stockholm Herrn Knut Styffe unter
Mitwirkung der Herren Ingenieure K. Cronstrand und P.
Lindell ausgeführt wurden. Herr Knut Styffe mit der Lei-
tung der Versuche seit 1863 beschäftigt, erhielt vom Co-
xnitö den Auftrag, über deren Ergebnisse den obigen Bericht
zu erstatten.
Die Versuche umfassen ausser verschiedener Pud del-
eisen und Stahlsorten, welche eigens für diesen Zweck auf
dem Puddelwerke Surahammer aus schwedischem Roheisen
erzeugt wurden, auch Bessemerstahl und Eisen, schwedische
Frischeisengattungen, und einige englische Eisensorteu ; sie
berücksichtigen die Abhängigkeit der Lage der Elasticitäts-
grenze, der Festigkeits- und Elasticitätsco@fficienten von
der Temperatur, bei welcher das Materiale beanspiucht
wird ; von Kohlenstoff- und Phosphorgehalte, sowie von der
vorhergehenden mechanischen Behandlung durch Strecken,
Qlühen und Härten. — Wiewohl sich also die Resultate
grösstentheils auf schwedische Fabrikate beziehen, so dürfte
dennoch eine kurze Mittheilung derselben, einerseits wegen
Vergleichung mit heimischen Eisen- und Stahlgattungen, und
andererseits wegen der, zum Theil neuen mehr oder minder
allgemein geltenden Erfahrungssätze gerechtfertigt sein,
und die Aufmerksamkeit des Eisenfabrikanten und Maschi-
nenbauers verdienen.
Was die Art der Versuche betrifft, so hielt das Comit^
für das Zweckmässigste, sich grösstentheils auf Ausdehnungs-
versuche zu beschiänken, indem sich der Vorgang bei den-
selben, zufolge der im ganzen Stabquerachnitte gleichmässig
*) Om jems och stöls elasticitet tönjbarhet och absoluta
styrka of Knut Styffe.
auftretenden Normalspannungen am einfachsten gestaltet,
was die Erklärung der eintretenden Erscheinungen vielfach
erleichtert. —
Die Untersuchungen zerfallen demnach in :
1. Versuche Über die absolute Festigkeit und Elastici-
tät bei gewöhnlicher Temperatur von ungefähr 15^ C,
2. Versuche über denselben Gegenstand in der Kälte
und Wärme.
3. Biegungsversuche in gewöhnlicher Temperatur und
in der Kälte und Wärme zur Ermittlung des Elasticitäta-
moduls. —
Im Folgenden sollen nun die Ergebnisse , wie sie der
Bericht darstellt, nebst einer Angabe der befolgten Ver-
Buchsmethoden, auszugsweise mitgetheili werden.
1. AuBdelmnngsveraaolie bei gewöhnlloher Temperatur.
Der angewendete hydraulische Ausdehnungsapparat
hatte fast dieselbe Einrichtung, wie sie ihm von Lagerhjelm
gegeben wurde. Ein starkes Bett von Gusseisen, ungefähr
9 Fuss lang, auf zwei Tischen horizontal festgeschraubt,
dif'nte zur Aufnahme von zwei rahmenförmigen Querhäup-
tern; mit dem Einen war die Kolbenstange des Presscylin-
ders und mit dem zweiten, vermitt<*lst eines Bügels, ein
Winkelhebel, der eine prismatische Schneide als Drehpunkt
hatte, verbunden. -^ An dem Presscyliuder befanden sich
zwei kleine Handpumpen von verschiedener Grösse; die
Dehnung des, zwischen den zwei inneren einander zugewen- -
deten Querstüeken horizontal eingespannten Stabes, ist also
durch Einpumpen des Wassers in den Cylinder bewerkstel-
liget worden, und je nachdem dieselbe rasclier oder langsa-
mer vor sich gehen sollte, die grössere oder kleinere der
beiden Pumpen benutzt; sollte die Spannung aufhören, so
wurde das Wasser vor dem Kolben, mittelst eines Hahnes
abgelassen.
Der Winkelhebel, dessen horizontaler Arm 20*084mal
länger war, als der verticale, hatte an seinem Ende auf einer
prismatischen Schneide eine Wagschale angehängt, welche
zur Aufnahme der Gewichte diente. Sollte dem Stabe eine
gewisse Spannung ertheilt werden, so ist die Wagschale
unter Berücksichtigung des Hebelverhältnisses, mit den ent-
sprechenden Gewichten belastet worden, und es erfolgte das
Einpumpen des Wassers so lange, bis sich der unterstützte
horizontale Hebelarm erhob. Die wegen der unvermeidli-
chen Erhebung des Stabes erfolgende schiefe Zugrichtung
konnte, da ihr Betrag äusserst geringe ist, unberücksichtigt
bleiben.
Die Befestigung der Versuchsstäbe in den Querstüeken
gesdhah auf mannigfache Art.
Anfänglich wurden die schwach konisch geformten En-
den des Stabes umgebogen, und mittelst Keilen befestigt;
da aber das Zuspitzen und Umbiegen in der Wärme gesche-
hen mnsste, so rissen die Stäbe häufig an diesen durch das
Erwärmen verschwächten Stellen ; später wurden starke Klo-
ben mit Gussstahlbacken angewendet, deren innere Flächen
mit Feilzähnen versehen waren, und zwischen welche der
Stab mittelst Schrauben festgespannt werden konnte ; aus-
serdem wurde noch eine? dritte 3efestigungsart gebraucht,
es wurde nämlich über den Stab eine Scheibe, deren Oeff-
nung etwas grösser als der Querschnitt des Stabes, gescho-
ben , sodann die Enden desselben bei möglichst niedriger
Temperatur gestaucht, und das eine davon mit einem Kopf,
welcher das Abfallen der Scheiben verhinderte, abgeschlos-
sen, während das andere mit einem Gewinde versehen
— 77 —
wurde ; diese Befesügungsart erwies sich als zweckmässig,
indem durch das Stauchen eine QuerschnittsvergrÖsserung
erreicht wurde , welche die Verschwächnng durch die Er-
hitzung aufgewogen hatte.
Die Lftnge der Stähe war hei den Elasticitätsversuchen
5 — 6 FusSy bei den Zerreissungsversuchen viel geringer,
mitunter nur wenige Zoll; sie wurden mittelst eines eigenen
Maassstabes eingetbeilt, und die Tbeilstriche eingeritzt. —
Die Messung der Querschnitte geschah mit einem
Sehraub enmaasse an mehreren Stellen des Stabes, in zwei
auf einander senkrechten Richtungen ; hieraus wurde dann
der mittlere Querschnitt abgeleitet. — Zur Messung der
elastischen L&ngenänderungen diente ein hölzerner Maass-
Stab, welcher sich zum Theil an die Scalen der Stäbe an-
lehnte, und zum Theil auf Bollen aufgehängt und entlastet
war; auf diesem Maassstabe waren zwei Schraubenmikro-
skope angebracht , die Entfernung ihrer optischen Achsen
betrug genau 5 Fuss. — An den Enden der Versuch sstäbe,
gerade über den zwei äussersten, in fünf Fuss Entfernung
aufgetrageneu Theilstrichen , sind mittelst Stellschrauben
zwei Scalen befestiget; die dem Presscylinder zunächstlie-
gende wird die Indexscale, die andere die Messscale ge-
nannt; letztere hat 280 Intervalle, von denen jeder 0*2048°*' ™'
beträgt. Die Nullpunkte dieser Scalen befanden sich über
den äussersten Theilstrichen der Verauchsstäbe, und es
musste vor der Messung der Faden des einen Schrauben-
mikroskopes auf den Nullpunkt der Indexscale eingestellt
werden, was durch eiue horizontale Schraube, welche sich
an einen Ansatz der Hülse der Indexscale stemmte, leicht
bewirkt werden konnte. Ueberdies war der Maassstab durch
eine Spiralfeder und eiue Vorrichtung, welche das Heben
und Senken desselben zuliess, jedoch eine Umdrehung um
seine Längenachse verhinderte, mit dem fixen Presncylinder
verbunden ; dadurch ist der Maadsstab, indem er durch die
Feder leise an deu Ansatz der Indexscale gepresst wurde,
gezwungen worden, den Bewegungen der letzteren zu fol-
gen, wodurch man das wiederholte Einstellen auf deu Null-
punkt der Indexscale zu vermeiden hoffte ; dieser Zweck ist
jedoch nicht vollständig erreicht worden, und es musste
jeder Ablesung auf dem Maassstabe ein neuerliches Ein-
stellen des Mikroskopes vorangehen.
Die mit dem vorstehenden Apparate durchgeführten
Versuche sind in der folgenden Tabelle enthalten, und es
erscheint nothwendig, zum Verständniss derselben einiges
beizufügen, — Bisher begriff man unter Elasticitätsgrenze
jene kleinste Belastung pro Flächeneinheit des Querschnit-
tes, welche eine bemerkbare bleibende Verlängerung her-
vorrufen kann. Diese Grenze scharf zu bestimmen, hängt
sehr von der Genauigkeit der Messinstrumente, und von
dem Beobachter selbst ab, sowie von der Art, wie die Aus-
dehnung vorgenommen wird; überdies kehrt der entlastete
Stab nicht sogleich in die Gleichgewichtslage zurück, son-
dern es findet eine sogenannte eUstische Nachwirkung statt,
so zwar, dass sich die bleibende Ausdehnung durch einige
Zeit beständig ändert, nMmlich kleiner wird. Die Unzulän<;-
Hchkeit dieser Bestimmung wollte schon Werthheim durch
seine Definition der Elasticitätsgrenze vermeidr^n, indem
er die bleibende Ausdehnung auf ein bestimmtes Mnass
brachte, und unter Ela^^ticitätsgrenze jene specifische Bela-
stung verstand, welche eine bleibende Verläng»'rung vou
^00005 ^^^ ursprünglichen Länge des Stabes hervorzubrin-
gen vermag.
Das Messen einer so geringen Länge ist schon an und
für sich mit einigen Schwierigkeiten verbunden, auch dürfte
sie durch sehr verschiedene Belastungen, die eine kürzere
oder längere Zeit einwirken, veranlasst werden. Ferner sind
die Stäbe nie vollkommen gerade, man muss sie etwas span-
nen, um die ursprüngliche Länge messen zu können, und
schon diese geringe Belastung kann möglicherweise blei-
bende Verlängerungen verursachen. Um diesen Uebelstän-
den zu begegnen, fand sich der Herr Verfasser bewogen,
eine neue Definition der Elasticitätsgrenze vorzuschlagen,
welche vorzugsweise die Möglichkeit bieten sollte, niese
Grenze scharf zu .bestimmen, was um so wichtiger ist, als
neuerer Zeit nach dem Vorgänge von Reuleaux die /zuläs-
sige Inanspruchnahme der Constructiouen immer nur auf
die Elasticitätsgrenze bezogen wird. .
Wird ein Stab successive belastet, und ist die Dauer
der Einwirkung jeder Belastung so viele Minuten als die
Gewichts Vermehrung Prozente der vorangegangenen ganzen
Belastung beträgt, wenn ferner L die ursprüngliche Stab-
länge, P die !;anze Belastung, £^ P die Belastungs Vermeh-
rung und ^ L den von dem Gewichte ^ -f- ^ ^ hervor-
gerufenen bleibenden Längenzuwachs bezeichnet (nachdem
es durch' ^ — Minuten einwirkte) so versteht man unter
Elasticitätsgrenze jenen Werth von Py welcher bei dem zuge-
p
hörigen ^ P und ^ Z der Gleichung -
L 100
ganz oder wenigstens nahezu genügt. Es ist also zur Ermitt-
lung der Elasticitätsgrenze eine Reihe von Versuchen erfor-
derlich, und diese müssen an jener Stelle, wo die Elastici-
tätsgrenze beiläufig liegen dürfte, mit möglichst kleinen
B<-lastungsvermehrungen ausgeführt werden. Verzeichnet
man die bleibenden Verlängerungen als Absoissen, und die
zugehörigen Belastungen als Ordinaten, so erhält man das
Bild der Verlängerungscurve, und es ist der Winkel, wel-
chen die Berührende in jenem Punkte der Curve, welcher
der Elasticitätsgrenze entspricht, mit der Abscissenachse bil-
AL.-
det, durch dessen trigonometrische Tangente
100 P
A^
bestimmt.
Versuche, welche mit zwei Theilen ursprünglich gan-
zer Stäbe ausgeführt wurden, zeigten, dass die Grösse der
Belastungsvermehrung, sowie die Einwirkungsdauer, inner-
halb gewisser Grenzen auf die Lage der Elasticitätsgrenze
fast ohne Einfluss sind; so betrug bei einem Puddeleisen
von Motala die Belastungsvermehrung bei dem einen Stab«
theile 7*^ it. und die jedesmalige Einwirkung 2 Minuten,
bni dem anderen 14*4 if^^^^ ^i^ Dauer bloss ^^ Minute;
die EListicitätsgreiizü wurdt; im ersteren Falle mit 431 im
zweiten mit 435 ermittele, somit eine geringe Abweichung.
Bemerkenswerth ist, dass wenigstens bei weichem Eisen die
Elasticitätsgrenze nach dieser Definition, wenngleich immer
höher, do^rh nicht bedeutend höher liegt, als nach Werth-
heims Definition, wiewohl die bleibenden Verlängerungen
im er.«»tpn Fal'e bedeutend grösser sind, als O'^^^^^g der ur-
sprünglichen Län^e ; der Grund dessen liegt darin, dass die
Verlängerungen an dieser Stelle sehr rasch zunehmen, die
Curve eiue grössere Neigung ^egen die Abscissenachse an-
nimmt. Darin liegt auch der Beweis, dass diese Definition
der Elasticitätsgrenze sehr glücklich für Eisen und Stahl
- 78 —
gewählt ist, denn sobald die Belastungen nur wenig darüber
vermehrt werden, so gestalten sich die bleibenden Verlän-
gerungen schon sehr bedenklich, was sich auch äusserlich
durch das Abfallen dos Qlühspans kennzeichnet. — In
diesem Sinne ist die Lage der Elasticitätsgrenze in der Ta-
belle bestimmt worden, mit Ausnahme der Stäbe Nr. 1 bis
59y welche von den Herren Thalia und Cronstrand bestimmt
wurde, und worin als Elasticitätsgrenze derjenige Punkt der
Verlange rungscurve gewählt wurde, welche der Maximal-
krümmung entspricht, was auf graphischem Wege bestimmt
wurde. — Herr Styffe verliess diese Art der Bestimmung
der Elasticitätsgrenze, weil sie von dem gewählten Maass-
stabe bei der Bezeichnung der Curve nicht unabhängig ist ;
im übrigen weicht die so bestimmte Elasticitätsgrenze von
der nach obiger Definition nur unbedeutend ab. —
Durch mehrmaliges Strecken, sowie durch anderwei-
tige mechanische Bearbeitung wird die Elasticitätsgrenze
erhöht, welche Eigenthümllcbkeit des Eisens und Stahles
durch folgenden Versuch dargethan ist. Ein Stab von Pud-
delstHhl wurde successive bis 815 ^. pro Q Linie belastet,
sodann wurde er noch zehnmal mit derselben Belastung
ausgedehnt, wobei die bleibenden Verlängerungen immer
kleiner geworden sind , schliesslich wurde derselbe Stab
zweimal mit geringeren , bis zu 930 it, gesteigerten Bela-
stungen gedehnt, und es sind die drei Verlängerungscurvän
verzeichnet worden. Die erste Curve ergab die Elasticitäts-
grenze bei 685, die zweite bei 835 und die dritte bei 925 ii,\
es erlitt also diese eine Erhöhung von 240 €1, Bemerkens-
werth ist es, dass die in der Richtung der Abscissen verlau-
fenden Curvenäste in derselben Richtung liegen, was auch
bei vielen anderen Versuchen immer so gefunden worden
ist, sobald nur die Versuchsreihen nach einander folgten
und die Temperatur während derselben constant blieb. —
Die bleibenden Verlängerungen sind nicht den ganzen Be-
lastungen, sondern ihren Differenzen proportional, sie wer-
den vorzüglich für Eisen und weiche Stahlsorten kurz nach
Erreichung der Elasticitätsgrenze sehr bedeutend, weshalb
die Curven hier einen gegen die Abscissen nahezu convezen
Theil besitzen, welcher möglicher Weise von der Erwärmung
in Folge der Dehnung herrühren kann , wenigstens zeigte
die Verlängerungscurve eines Stabes, als er mit Wasser
umgeben war, welches eine gleiche Temperatur bedingte,
nicht mehr diesen convezen Theil. —
Als Maass der absoluten'Festigkeit erscheint die Bruch-
belastung pro Flächeneinheit des ursprünglichen Querschnit-
tes. Für die Dehnbarkeit oder Zähigkeit gelten die bleibende
Verlängerung des Stabes nach dem Zerreissen, und die Con-
traction des Bruchquersehnittes ; jene wird ermittelt, indem
man den eingetheilten Versuchsstab nach dem Zerreissen
misst und diejenige Abtheilung, in welcher der Bruch er-
folgte, nicht berücksichtiget. — Wenn Strecken und Kalt-
hämmem die Elasticitätsgrenze und Festigkeit erhöhen, die
Dehnbarkeit hingegen vermindern, so bat das Glühen gerade
die entgegengesetzte Wirkung, und das in einem um so hö-
heren Maasse als die angewendete Temperator höher war. —
Es ist schon angeführt worden, dass die bleibenden
Verlängerungen zwischen der Elasticitätsgrenze und Bruch-
belastung der Belastungsdifferenz nahezu proportional sind,
wie das auch der Verlauf der Verlängerungscurve zeigt; ans
diesem Grunde ist auch die Angabe der percentualen Län-
genveränderung für eine gewisse Belastungszunahme, zwi-
schen jenen Grenzen, ein Maass für die Dehnbarkeit. Diese
ist am geringsten für kohlenstoffreiche Stahlsorten, und
nimmt zu mit der Abnahme des Kohlengehaltes, so dass sie
bei weichem Eisen den grössten Werth erlangt. — Es ist
wahrscheinlich, dass sich In dieser Hinsicht noch eine gros«
sere Gesetzmässigkeit herausstellen würde, wenn die zu den
Versuchen verwendeten Stäbe homogen und von durchaus
gleicher Stärke gewesen wären, denn da hier bloss die blei-
benden Verlängerungen in jenen Abtheilungen, wo der
Bruch nicht erfolgte, berücksichtiget sind, so muss die Be-
schaffenheit der Bruchstelle auf jene von grossem Einfluss
sein; ist sie z. B. unganz oder sonst nicht fehlerfrei, so wird
die Ausdehnung vorzüglich an derselben Platz greifen, und
die übrigen Theile des Stabes wenig alteriren. —
Der Kohlenstoffgehalt steht im innigen Zusammen-
hange mit den elastischen Eigenschaften des Stahles und
Eisens, und die Versuche lehren, dass mit zunehmendem
Kohlengehalte bis ungefähr 1*2^0 ^^^ ^^^ Elasticitäts-
grenze und Festigkeit zunehmen, die Dehnbarkeit hingegen
abnimmt.
Der Einfluss des Phosphorgehaltes wurde durch Ver-
suche mit 0*24 — ^*2»% phosphorhältigen Eisensorten von
Cleveland und Aeryd ermittelt. Die ersteren zeichneten sich
durch grossen SchUckengehalt (spec. Q, = ^'es) ^^^* wäh-
o
rend das Aryd-Eisen ziemlich schlackenfrei war. Die Fe-
stigkeit derselben war gross, und sie konnten den besten
Eisensorten an die Seite gestellt werden. Rothglühhitze ver-
änderte sie nicht, und erst Weissglühhitze übte eine Wir-
kung, jedoch bloss auf das schlackenfreie Aeryd-Eisen, wel-
ches alsdann mit grobkrystalltnischer Bruchfläche riss, und
seine Festigkeit sich auffallend verringerte; das Cleveland-
Eisen zeigte sich Im Bruche wenig und in der Festigkeit
fast gar nicht geändert. — Bezüglich dieser Thatsache
macht der Herr Verfasser die Ansicht geltend, dass Phos-
phor bloss die Härte und Festigkeit Innerhalb der Eisenkry-
stalle erhöhet, die Cohsesion derselben jedoch verringert;
Welssglühhitze bewirkt das Krystallinischwerden , jedoch
nur bei schlackenfreiem Eisen, wie jenes von Aeryd und
beeinträchtiget dadurch die Festigkeit, während wie bei dem
Cleveland-Eisen die eingeschlossene Schlacke ohne sich
selbst zu verändern, die Gruppirung der Atome zu Krystal-
len verhindert, die Festigkeit dieses Eisens daher nicht lei-
det. Die Elasticitätsgrenze wird bei diesem Eisen durch
Weissglühhltze nicht merklich geändert. Auf Stahl hat
Phosphor einen nachtheiligeren Einfluss, und es soll ein
geringer Gehalt die Ursache sein, dass er bei öfterem Glü-
hen rascher degenerirt wird ; guter Stahl hat nie einen höhe-
ren Phosphorgehalt als 0'o4% aufzuweisen. —
Wird der Stahl und selbst Eisen erhitzt und rasch
abgekühlt, so wird ihre Elasticitätsgrenze erhöht und die
Dehnl^arkeit verringert. Die absolute Festigkeil wird durch
Härtung ebenfalls erhöht, sobald diese auf passende Art
vorgenommen wird. Bei härterem Stahl wird, wenn die vor-
angehende Erhitzung bedeutend war und das Abschrecken
Im Wasser vorgenommen wurde, die Festigkeit sehr wesent-
lich verringert, indem dadurch eine besondere Art von Span-
nungen Im Materlale auftritt, welche jedoch durch nachhe-
rlgcs Glühen (Anlassen) beseitigt werden. —
Der Elasticitätsmodul des Stahles und Eisens wurde
durch Ausdehnung von Stäben mit 4 — 5 Fuss Länge und
9 — 16 □ Linien Querschnitt ermittelt. Der Herr Verfasser
wollte die Fehlerquellen umgehen, welche bei der Bestim-
mung des Moduls aus Blegnngsversucben wegen der dabei
— 79
stattfinden den Voraassetzung seiner Gleichheit für Zag and
Druck oder nach Werthheim aas den elastischen Verlange -
rnngen von Drfthten, wegen der unzureichenden Bestimmung
ihres Querschnittes aus dem specifischen Gewichte ent-
springen.
Die Berechnung geschah nach der Formel £ = — .
p p
-p ■= worin E den Zugmodul / die ursprüngliche Länge
x/j — Lt
und a den Querschnitt, ferner L^ und L die den Spannungs-
gewichten P^ und P entsprechenden Stahlftngen bedeuten.
— Der benützte Apparat ist der früher beschriebene. Um
die Temperatur der Stäbe jederzeit bestimmen zu können»
waren sie in ein enges Me:<8ingrohr eingeschlossen, und die
beiderseits so viel hervorragenden Enden derselben, als zur
Befestigung der Scalen und zur Verbindung mit den Quer-
stücken dps Apparates noth wendig war, durch Kautschuk-
röhrchen abgedichtet; die Stäbe sind mit einer Flüssigkeit
umgeben und ihre Temperatur durch eingesetzte Thermo-
meter bestimmt worden, das Rohr war, um auf den Stab
nicht zu drücken, durch Gegengewichte entlastet. — Die
durch das eigene Gewicht des Stabes hervorgerufene Ein-
biegung wurde ebenfalls in Rechnung gezogen; zu diesem
Bebufe waren in der Mitte und senkrecht auf die Achse des
geraden Rohres zwei zu einander rechtwinkelige und gegen
den Horizont unter 45^ geneigte Messingröhrchen ange-
bracht; in diesen bewegten sich zwei Stäbe, welche mit dem
einen Ende auf dem Versuchsstabe aufrnhten , und mit dem
anderen auf Zeigerhebel wirkten ; letztere waren auf diese
Weise gezwungen, den transversalen Bewegungen des Ver-
Buchsstabes zu folgen, und die Coordinaten des Stabaxen-
mittels mit Rücksicht auf ein unter 45^ geneigtes Azen-
Bjstem anzugeben. Wird annähernd vorausgesetzt, dass
die Stabaxe nach einem Kreisbogen gekrümmt ist, so die-
nen die Coordinaten des Pfeiles und die jederzeit messbare
Sehnenlänge zitr Bestimmung der Bogenlänge.
Diese in den äussersten Umrissen skizzirte Einrichtung
des Apparates ermöglichte, die noth wendigen Correcturen
wegen der Einbiegung des Stabes und der Temperaturän-
derungen während des Versuches in der Längendifferenz
L^ — L anzubringen. Die Resultate der Untersuchungen
ergaben, dass der Modul für Stahl von verschiedenen Härte-
graden und gutes Eisen nicht viel verschieden ist, und mit
dem specifischen Gewichte des Materiales abnimmt. Im Mittel
beträgt er für Stahl und Eisen von 7'g spec. Gew. 269.037
^^' P'o OZoU und ist sogar bei gutem Bessemereiten mit
298.930 Ctr. gefunden worden; bei kaltbrüchigem und
echlackenhältigem Eisen von 7 '4 spec. Gew. betrug er bloss
239.144 Ctr.
EigeuthÜmlich ist der Einfluss einer bleibenden Aus-
dehnung auf die Grösse des Moduls; allerdings verursacht
diese bekanntlich eine Verminderung des specifischen Ge-
wichtes, und wie gesagt, nimmt mit letzterem auch der Ela-
aticitfttsmodnl ab, allein es reicht das nicht zur vollständi-
gen Erklärung hin. — So wurde bei einem Stabe von Besse-
merstahl aus Högbo der Elasticitätsmodul mit 274.4 1 7 Ctr.
gefwiden; nachdem er eine bleibende Verlängerung von
O-j % erfuhr, betrug dieser bloss 249488 Ctr. und als er
im Paraffinbade auf 130^ erwärmt wurde und langsam er-
kaltete, wurde er wieder mit 272.504 Ctr. gefunden; nach-
einer nochmaligen durch eine Stunde andauernden Erwär-
mung wurde er ebenso wie vor der Streckung gefunden, es
kehrte also die ganze elastische Kraft zurück. Wird ein so
verstreckter Stab geglüht, so kommt es sogar vor , dass der
Elasticitätsmodul höher gefunden wird.
(Fortsetzung folgt)
Notizen,
Bleibergban in Serbien. Herr de Botmiliou, französi-
scher General'Consul zu Belgrad, gibt einige Nachrichten über
die Bleierzlager von Koutschaina und Podrina in Serbien. Zu
Koutschaina hat sonach der Bergbaubetrieb im Jahre 1863 be-
gonnen; man hatte in diesem ersten Jahre 11.635 Kilogram Blei-
erze gewonnen, die gold- und silberhaltig waren, femer 2,838.000
Kilogram Zinkerze. Man verwendet täglich im Mittel 100 Ar-
beiter, 30 Ochsenzüge und 11 Pferdegespanne. Der Arbeitslohn
steht auf beilftu6g 27, Francs täglich. Es sind 4 Zinkschmelz-
öfen vorhanden. Die> Gesaromtkosten der ersten Anlage beliefen
sich Ende 1863 auf ungefähr lii9.538 Francs. Zu Podrina wer-
den die Arbeiten nach einem weit kleineren Maassstabe dnroh
einen Hüttenbeamten des Staates betrieben. Der Betrieb hat hier
im Herbste 1862 begonnen. Man verwendet hier nur 13 Ar-
beiter, denen man gleiehfalls 2V3 Francs täglich zahlt. Die
Menge der geförderten Erze betrug zu Ende 1863 27.889 Kilo-
gram. Ihr Gehalt war 50 bis 70 Procent angeblich. Die hier
verausgabten Summen beliefen sich mit Ende desselben Jahres
1863 auf 132.426 Francs. Es bestehen noch einige Bleiberg-
werke in Serbien, besonders in den an Bosnien angrenzenden
l^ezirken. Diese werden von den Bauern auf die uranfängliohste
Weise ausgebeutet Mkn schätzt ihren Ertrag, zusammen mit
dem der Gruben von Podrina auf 30.000 bis 40.000 Kilogram
jährlich. (Auszug aus einem Berichte des französischen General-
Consuls de Botmiliou an Herrn Drouin de Lhujs , Minister der
auswärtigen Angelegenheiten, vom 20. October 1864.)
Knpfer-Bergbaa in Oallf omien. San Francisco.
8. Februar 1865. Das Kupfer ist eines der in Califomien am
meisten verbreiteten Metalle und ist seit einigen Jahren der Ge-
genstand eifriger Nachforschungen geworden, in Folge deren
auf zahlreichen Punkten des Landes Kupfererzlager entdeckt
worden sind. Von der Grafschaft El Norte an bis zu der von
80s Angeles, längs einer Zolle am Fusse der westlichen Ab-
hänge der Sierra Nevada und ihrer Ausläufer, findet man be-
trächtliche Ablagerungen von Kupfererz, welche auf einer oft
unterbrochenen Linie dieselben Lagerungsverhältnisse darbieten.
So befinden sich im oberen Theile im Allgemeinen die Oxyde,
die kohlensauren Verbindungen und zuweilen das gediegene
MetaU ; wogegen man mit zunehmender Teufe meistentheils ein-
fache Schwefelerze findet, die leicht zu behandeln sind und mit
grossem Vortheile als Zusatz zu verwenden, um die anderen
Erze verschmelzen za können. Die bis auf diesen Tag entdeckten
Erzlager sind so zahhreich, dass es unmöglich ist, sie alle auf-
zuzählen. Aber als bemerkenswertheste erscheinen die der Graf-
schaft £1 Norte, einige (engl.) Meilen von Crescent City, wo ge-
diegen Kupfer an mehreren Orten auftritt; die von Bank (Graf-
schaft Butte); von Copperhill (Grafschaft Placer); von Cosumnes
(GrafschaftAmador); von Copperopoli? (Gratschaft Caldveras) ; vom
Berg Diablo (Ghraüiohaft Contra Costa); von la Soledad (Grafschaft
Dos Angeles) ; vom Colorado zwischen den Festen Mohave und
Yuma und mehrere andere, welche noch nicht abgebaut werden.
Ohne Widerrede geben die Gruben von CopperopoUs und von
Cosumnes vergleichsweise heut zu Tage die schönste Ausbeute.
Im ersten dieser Bezirke sind die Gruben von Union, von Key-
stone und von Napoleon die vornehmsten Mittelpunkte des Berg-
baues. Man hat hier alle EQlfismittel eingeführt, welche die
Wissenschaft bietet, um die Gewinnung und Förderung des Erzes
SU erieichtem und mittelst Dampfmaschinen die Grubenwässer zu
bewältigen. Zu Union sind täglich 200 Arbeiter beim Gruben-
betrieb beschäftigt. Die Grube hat über 220 F. Teufe und die ho-
rizontalen Strecken nehmen täglich an Ausdehnung zu. So eben
wurde die Hälfte dieser Grube von einem der EigenthUmer an
die Gesellschi^r um die Summe von 500.000 Dollars (2,500.000
Francs) verkauft. In einaselnen Gruben stösst man zufällig auf
gewisse Erzadem, welche 50, 40, 29, 25 Procent geben; aber
dies sind aussergewöhnliche Fälle, nnd man darf auf solche
Zahlen die Wahrscheinlichkeit des Erfolges der Arbeiten nicht
sttttzen. Im Mittel gibt das Erz von Union 23 Proceut aus;
— 80 —
gleichwohl sind dio ITrachtkosten so beträchtlich, dass es vor-
theilhafter wäre, dio Erze einer ersten Schmelzung zu unter-
werfen und allein die Rohsteine für die Ausfuhr zu bestimmen.
Die Menge des aus der Qrube gewonnenen Erzes kann zu un-
gefänr 1000 Tonnen monatlich angeschlagen werden. Im Jahre
1864 sind von San Francisco aus die folgenden Erzmengen an
rerschiedcne Bestimmungsorte und vorzuglich nach Boston ab-
gegangen :
Tonnen Wertho Frcs.
Central- Amerika, transito 16 10.625
England 2.765 946.549
Vereinigte Staaten (Boston) .... 11.534 4,516.125
Zusammen XiJll 5,473.299
Nachdem von Tag zu Tag Rückfrachten filr Europa und
den Osten von Amerika mehr gesucht werden, um die Werthe
der Einfuhr in Californien damit auszugleichen, so lässt Alles
glauben, dass die Ausfuhr von Kupfererzen aus dieser Gegend
noch eine weitere Entwickelung nehmen werde Dieses Ergeb-
niss kann nicht ausbleiben, sobald der Zufluss einer starken Be-
völkerung den Preis der Handarbeit und folglich die Gewin-
nungskosten herabgesetzt haben wird. (Auszug aus einem Briefe
des französischen Consuls Herrn Cazotte zu San Francisco an
Herrn Drouin de Lhuys, Minister der ausw. Angelegenheiten).
Kupferbergbau in Chili. Santiago, 25. Februar 1865,
Der Borgbau auf Kupfererze beginnt in den Cordilleren der Pro-
vinz Nuble Erträge zu liefern. Diese Gruben, welche durch
einige Jahre die Beharrlichkeit und das Glück mehrerer Specu-
lanteu auf die Probe gestellt haben, enthüllen gegenwärtig ihren
ganzen Reichthum. Den letzten Nachrichten zufolge werden
einige dieser Gnibt^n mit grossem Erfolge ausgebeutet. Eine
derselben zeigt eine Erzader, etwa 70 Centimeter mächtig, de
ren Erz angeblich 60 und SO Procent Gehalt gibt. Die Bevöl-
kerung dieser Provinz, die sich bis jetzt einzig dem Ackerbaue
gewidmet hat, wird künftig im Bergbaue eine neue Quelle der
Wohlfahrt finden. Man hat kürzlich zu Sebu, einer kleinen
Bucht am Auslauf des Flusses gleichen Namens, im Süden d^r
Stadt Aranco, Steinkohlenlager entdeckt. Die Gewinnung dieses
Brennstoffes wird der hier gegründeten Niederlassung, welche
bis jetzt wonig Aufschwung genommen hat, eine grössere Bedeu-
tung verleihen können. (Auszug aus einem Briefe des fransösi-
■ehen General-Consuls Herrn Flory an Herrn Drouin de LhuyB,
Minister der ausw. Angelegenheiten.)
Kupfererze in der Argentinlsohen Republik. In
der Provinz Catamarca sind so eben gold- und silberhaltige
Kupfererze entdeckt worden. Mehrere Proben aus einem Gange
oder Lager von ungefähr 3*40 Meter Mächtigkeit zeigen einen
grossen Keichthum von Kupfer. Dabei ist zu bemerken, dass
die, welche am wenigsten Kupfer enthalten, dagegen mehr Gold
und Silber führen Vom I. Juni bis zum 9. Juli 1864 hat man
aus einer einzigen Grube, der Grube Rosaire, 6000 Centner Ena
gewonnen. Die Silbererze von la Hoyada, im Westen derselben
Provinz, an der Strasse nach Copiapo, sind ebenfalls in voller
Ausbeutung begriffen. Die Concessions-Gesuche werden fort-
während zahlreicher. (Auszug aus einem Berichte des französi-
schen Geschäftsträgers Herrn Vemouillet, zu Buenos Ayres, an
Herrn Drouin de Lhuys, Minister der ausw, Angelegenheiten vom
11. September lSr>5.)
Nooh einmal die Gruben-Dampfmasohine. Wir erhal-
ten kurz vor Schluss des Blattes nachstehende Zuschrift, mit
welcher wir die schon zu weit gediehene Polemik über eine An-
fangs ganz unverfängliche aber missverstandene Notiz defini-
tiv seh Hessen, weil wir voraussetzen, dass unsere Leser nun
genügend über die Sache aufgeklärt sein werden. — Es wird
uns geschrieben:
«^Geehrte Kedaction!
In Folge der Auseinandersetzung des Herrn Heyrovsky in
Nr. 8 Ihres Blattes finde ich mich veranlasst, nachstehende Er^
klärung abzugeben:
Der Bestand der von Herrn Heyrovsky am Schlüsse sei-
nes Schreibens bezogenen Dampfmaschine in Joachimsthal war
auch mir zur Zeit^ als ich dio Erläuterung in Nr. 5 Ihres
Blattes schrieb, wohlbekannt; da mir aber gleichzeitig die Länge
der Dampfleitung dieser Maschine in Erinnerung war, welche
Herr Heyrovsky in seinem Schreiben anzugeben unterliess, so
konnte ich nach meiner Auffassung des Begriffes von j^kürzer
und länger« diese Dampfleitung im Vergleiche zu den Dampf-
leitungen in Wiendahlsbank und Brennberg (mit 240 und \M)
Klaftern) nicht zu den längeren zählen. Die Dampfleitung der
Maschine im Einigkeits-Schachte zu Joachimsthal hat nämlich,
wie aus dem angezogenen Aufsatze und den dazu gehöri-
gen Zeichnungen zu entnehmen ist, nur eine Länge von SS'/j
Klaftern! Hochachtungsvoll
J. Rosivall.
Administrati ves.
Concors.
Zeichnerstelle bei dem k. k. Districts-, Kunst-
und Bau -Amte in Nagybdnya. Zur Besetzung dieser mit
dem Taggehalte von Ein Gulden und 5 kr. (1 fl. 5 kr.) öst. W.
dotirten Stelle wird der Concurs mit dem ausgeschrieben, dass
die Bewerber um dieselbe unter Beibringung von eigenhändig
ausgefertigten Muster-Zeichnungen, und der Zeugnisse über ihre
bisherige V^erwendnng, ihre eigenhändig geschriebenen Gesuche
binnen- sechs Wochen an das k. k. Districts-, Kunst- und Bau-
Amt zu richten haben:
K. k. Kunst- und Bau-Amt.
Nagybänya, am 25. Februar 1^67.
Salzverschleiss'Einnehmersstelle im Lemberger
Finanz-Verwaltungsgebiete in der X. Diätenclasse, mit
dem Gehalte jährl. l'ib fl, eventuell ß30 fl., oder eine Salz-
verschleissmagazins-Co ntrolorsstolle in der XI. Diä-
tenclasse, mit jährl. 630 oder 525 fl. — sämmtlich mit freier
Wohnung, Breiuiholz- und Salzdeputat und Cautionspflicht. Ge-
suche sind, unter Nachweisung der Kenntniss der Landesspra-
chen und der erforderlichen Befähigung, binnen drei Wochen
bei der Finanz- Landesdirection in Lemberg einzubringen.
. ANKÜNDIGUNGEN.
In unserem Verlage erschien so eben und ist vorräthig in der
G. J. Manz'schen Bucliliandlimg
men, lohlmarkt Nr. 7,
gegenüber der Wallnerstrassc :
Rittinger, Peter Ritter v., K. K. Ministerial - Kath. Taschen-
buch der Aufbereitungskunde. Mit Holzschnitten. 12*^
1 fl. 34 kr. ». W.
Soheffler, H., Baurath Dr. Die Ursachen der Dampfkes-
sel-Explosionen und das Dampfkessel -Thermome-
ter als Sicherheitsapparat. Mit 9 Holzschnitten. 8**
l fl. 34 kr. ö. W.
Berlin, 20. Febr. 18B7. EriiSt A Korn.
HaloiLylin«
Dieses mit hohem Handelsministerial-Erlasse ddo. 10. Mai
1865 sub. Z. 5946/761 in den österreichischen Staaten ausschliess-
lich privilegirte Sprengpulver wird bereits in vielen k. k. und
Privatmontanwerken , sowie bei den bölimischen Eisenbahnbanten
mit Erfolg verwendet. Der Wr. Centner Haloxylin kostet gegen-
wärtig loco Cilli (Steiermark) Winterberg (bei Strakonitz in
Böhmen) und Arad (Ungarn) 33 fl.
Bei constanter oder grösserer Abnahme kostet der
Centner loeo Cilll 30 fl.
Bestellongsannalimen für die Haloxylin - Fabriken
Oesterreichs , sowie Unterhandlungen über die Anlage neuer Fa-
briken finden ausschliesslich statt in der Genoral- Agentie Wien,
Opemring Nr. 6, lU. Stock, Thür 21.
Niederlage der besten Sorten Zündschnüre befindet
sich beiM. Kretschmann in Wien, Mariahilf Dürergasse Nr. 6.
^-^^'Z
Diese Zeitschrift pr«cheint wöchentlich einen Bogen stark mit den nötlppen artistischen Beigaben. Der Pr&numerationipreii
ist jährlich loco Wien 8 tl. ö. W. oder 5 Thlr. 10 Ngr. Mit franeo Poitversendung 8 fl. bO kr. ö. W. Die Jauresab onnenten
eihaltttu einen ofiiciuUen Bericht über die Erfahrungen im barg- and hflttenmännifchen Kaiohinen-, Bau- nnd Aafbereitangiweien
sammt Atlas als Gratisbeilage. Inserate finden gegen S kr. ö. W. oder 1 Vs ^gi*. uie gcifpaltene Nonpareillezeile Aufnahme.
Zuschriften jeder Art können nvr franoo angenommen werden.
Draek t. Kai 1 WinUrnJU 4 Co. ui WiM.
Ffir den Verlag verantwortlich: Carl Reger.
N=H- Oesterreichische Zeitschrift }^^l
fär
Berg- und Hüttenwesen.
Verantwortlicher Redacteiir: Dr. Otto Freiherr von Hingenau,
k. k. MinUterlalrfttb im IHnaasininlatariam.
Verlag der O. J. Manz'schen BuoUiandlimg (Kohlmarkt 7) in Wien.
Inlialt: GemeinBame Augelegenheiten im Bergwesen. — Ueber den österreichifichen Bessemerstahl. — Bergstatut ftlr das
Abmdbanjrer-Verespataker Bergrevier im GrossfUrstenthume Siebenbürgen. — Ueber die £lasticit&t, Dehnbarkeit und absolute Festig-
keit des Eisens und Stahles. — Literatur. -^ Administratives. — Briefkasten der Expedition. — Ankündigung.
G^fmeinsame Angelegenheiten im Bergwesen.
Wir brauchen wohl unseren Lesern nicht in unserem
Faefablatte mitzutheilen , waa seit einigen Wochen in den
Fragen der inneren Staatsentwickelung fflr Schritte ge-
schehen sind, um zu einem Ausgleiche lange obwaltender
staatsrechtlicher Differenzen zu gelangen ; die Tageblätter
haben zur Genüge davon gesprochen , obwohl die Situation
noch lange nicht vollkommen geklftrt ist.
Allein seit wenigen Tagen ist mindestens Eines zur
Thatsache geworden, nämlich die Trennung der Verwaltung
in zwei gesonderte Ministerien, deren Eines — das unga-
rische Ministerium bereits definitiv emsi&nt ist, und seit
10. März begonnen hat, einen Theil seiner Geschäfte zu
Übernehmen, obwohl die Bildung des nichtungarischen
Verwaltungeorganismus kaum noch festgestellt erscheint.
Bezüglich des Bergwesens ist dadurch ebenfalls eine
administrative Trennung eingetreten, und ein Theü der Ver-
waltung des Bergwesens bereits an das k. ungarische Mi-
nisterium übergegangen. Noch sind wir nicht in der Lage,
die künftige Gestaltung in feston Umrissen zu zeichnen, und
ersparen uns daher auf spätere Zeit die Erörterung dieses
tief in alle Verhältnisse unseres Berufsfaches eingreifenden
Wechsels der Administration. Eines aber wollen wir jetzt
schon aussprechen^ um die Stellung klar zu machen, welche
wir in diesen Blättern gegenüber der neuesten Wen-
dung der Diifge einhalten zu sollen glauben.
Seit uralten Zeiten hat sich der Bergmannsstand ohne
Unterschied der Landesgrenzen und der Verwaltung als
zusammengehörend betrachtet, und wenn die Bergmänner
des Harzes und die der Alpen, des Bheinlandes und des
ungarischen Granthaies, der alten Grafschaft Mannsfeld und
der alten Grafschaft Tirol sich als n Verwandte!^ betrach-
teten, so haben es umsomehr seit jeher die nSchlägel-
gesellen** aus allen Ländern der im Völkercompleze Oester-
reichs inbegriffenen Stämme gethan. Als noch Dutzende
YonBergordnnngen, unter diesen hervorragend die Joachims-
tfaaler der Ferdinande*schen und der Miiximilianischen in
den sudetischen, alpenländischen und karpathischen Berg-
revieren die Verwaltung derselben Bauart und mannigfach
gestalteten, belebte doch ein Geist der Kameradschaft und
Brüderlichkeit die Berg werke- Verwandten alier dieser Re-
viere, eine Wissenschaft, eine Liebe zu ihrem Berufe.
Ein edler Standesgeist hielt sie alle zusammen, und so hoffen
wir, dass ob eis- oder transleithanisch , eis- oder transkar«
pathisch, ob im böhmischen oder im siebenbürgischen Erzge-
birge — überall dss Gefühl der Gemeinsamkeit der Interessen
auch unter räumlich getrennter Verwaltung fortleben werde.
Liebe zum Berufe und wissenschaftlich tech-
nischer Fortschritt werden auch fernerhin eine ge-
meinsame Angelegenheit unseres Faches bilden.
Wir wenigstens wollen in diesen Blättern vertrauensvoll an
diesem Standpunkte festhalten, und laden unsere Freunde
und Fachgenossen ein, mit uns hochzuhalten diese gemein-
same Fahne, unter welcher wir den uralten Kampf kämpfen
mit den Gefahren der Tiefe und um den Preis ihrer weltbe-
wegenden Schätze —
„militantes non sine gloria^.
0. H.
Ueber den österreichischen Bessemerstahl.
Von F. W. Haardt*).
Meine Herren! Die im Nebensaale ausgestellten gepress-
ten Wirthschafts- und Kochgeschirre aus Bessemer-
stahlblech habe ich lediglich zu dem Zwecke der heutigen Ver-
sammlung vorgelegt, um damit einen bescheidenen Beitrag zur
Empfehlung des inländischen Rohmateriales zu liefern und
einen kleinen Vortrag über den österreichischen Bessemer-
stahl anzureihen. Ich habe durchaus nicht die Absicht da-
mit für meine eigene Fabrikation irgendwie Reclame zu ma-
chen, und enthalte mich daher auch jeder Bemerkung über
die grössere oder geringere Zweckmässigkeit der verzinnten
und polirten Stahlgeschirre, wie ich sie hier ausgestellt habe.
Ich bin nur der Meinung gewesen , dass diese Erzeugnisse
ebenso gut oder noch besser als andere ein Zeugniss von
der ausgezeichneten Qualität des dazu verwendeten Materia-
les ablegen, weil die Herstellung von cylindrischen Formen
*) Vorgetragen in der Wochenversammlung vom 22. Februar
und abgedrukt aus den Mittheiluugen des niederösterreichischen
Gewerbe-Vereines Nr. 9.
— 82 -
in dem vorliegenden groBseo Umf«nge| die Reinheit der po-
lirtea inneren und äasseren Flächen der Geschirre ein be-
stimmtet Urtheil über die Widerstandsfähigkeit, die Reinheit
und Dichtigkeit des dazu verwendeten Materiales zulassen.
Der Bessemerstahl, obschon ein Product der neuesten
Zeit, hat doch schon eine solche Bedeutung gewonnen, dass
jede Phase seiner ferneren Entwickelung von den Fachleu-
ten mit der gespanntesten Aufmerksamkeit verfolgt wird.
Und in der That kann heute schon mit Zuverlässigkeit be-
hauptet werden, dass der Bessemerstahl eine gänzliche Um-
gestaltung im Eisenhüttenwesen hervorbringen und alle grös-
seren Eisenwerke nöthigen wird, ihren Betrieb allmälig auf
die Bessemer-Methode umzugestalten. Der Bessemerstahl ist
so billig herzustellen als gewöhnliches Eisen, und wenn er
heute noch einen höheren Preis behauptet, so liegt dies in
der noch unentwickelten und concurrenzfreien Production.
Gegenwärtig sind in Oesterreich fünf Werke mit der Bosse-
mer- Stahlerzeugung beschäftigt.
Voran*) das fürstl. Schwarzenb erg'sche Werk
bei Murau, dem überhaupt des Verdienst gebührt, zuerst
diese Fabrikation hier in Anwendung gebracht zu haben, dann
Rauscher in Kärnten, das kais. Werk Neuberg^ die
Südbahn-Gosellschaft in Graz, Rothschild in Wit^
kowitz. In der Ausführung sind begriffen ein Werk der
Österr. Staatsbahn-Gesellschaft inReschitza, das ungari-
sche Werk Rhonitz**) und Alex. Schoeller's Werk
in Ternitz, welches behufs grösserer Entwickelung an eine
Actien- Gesellschaft Übergegangen ist.
Der Bessemerstahl hat nicht nur den Beruf, an die
Stelle der besten und feinsten Eisengattungen zu treten ; er
ersetzt in den meisten und belangreichsten Fällen auch den
Gussstahl und macht selbst dem Kupfer, Messing, Pakfong
und anderen Metallen eine grosse Concurrenz vermöge sei-
ner Reinheit, Dichtigkeit und Stärke. Schon jetzt nimmt man
an, dass der Bessemerstahl sich in seiner Widerstandsfähig-
keit zum Eisen wie 3 zu 5 verhält, und es ist nicht bloss die-
ses grosse Ersparniss an Materialaufwand, was in Anschlag
kommt, es sind Vortheile von weittragender Natur, die dem
Bessemerstahl seine grosse Bedeutung sichern. Der Besse-
merstahl ist schweissbar wie gewöhnliches Eisen und lässt
sich selbst vom ungeübten Arbeiter behandeln, während die
Verarbeitung von Stahl stets geübte Arbeiter erfordert.
Der Bessemerstahl ist in allen möglichen Dimensionen
herzustellen, während Eisen und Stahl zu ihrer Darstellung
in grossen Stücken stets grosse und kostspielige Einrichtun-
gen voraussetzen. Es darf nur daran erinnert werden ^ wel-
ches Aufsehen es in der Industrie erregte, als auf den letzten
Weltausstellungen einzelne Stahlblöcke von 50 Ctm. zur
Ausstellung gebracht wurden. Und jetzt verlautet schon von
Ausstellern, die einzelne Bessemerblöcke von einer Ausdeh-
nung ausstellen, dass für deren Transport ein eigener Bahn-
zug benöthigt wird und man dafür ganz eigene Transport-
vorrichtungen erfinden musste. Man kann Bessemerblöcke
von vielen hundert Centnern mit derselben Leichtigkeit und
Billigkeit darstellen, mit der man bis jetzt solche Blocke von
ebenso vielen Pfunden erzeugte.
Unser verehrter Präsident hat uns schon in einer frü-
heren Versammlung auseinandergesetzt, von welchen grossen
«) Nach der Zeit der Entstehung. D. Red.
**) Diese Angabe dürfte auf einem Irrthum beruhen, denn
in Rhonitz ist noch keine Bessemer-Anlage in Angriff genom-
men worden. D. Red.
directen und indirecten Vortheilen es für die industrielle
Welt begleitet sei, dass ptian Stahl und namentliek Besse-
merstahl zur Herstellung von Dampfk essein verwende.
In nicht ferner Zeit wird man auch die Dampfmaschi-
nen selbst aus Bessemerstahl anfertigen, und dies wird un-
bedingt der Fall sein, wo es sich um Transportmaschinen
Locomotive, Schiffismasehinen u. s. w. handelt, wo also die
Verringerung des eigenen zu befördernden Gewichtes, ohne
Beeinträchtigung der Leistungsflthigkeit eine verhältniss-
mässige Steigerung der anderweitigen (Güter-) Belastung
möglich macht.
Eclatant stellt sich dies bei den Eisenbahnen heraus.
Es ist bekannt, dass man in neuerer Zeit vielfach dazu über-
geht, die Lastwsggons ganz von Eisen auszuführen, theils
weil das geeignete Holz nur noch mit grossen Mühen und
Kosten in hinreichenden Mengen beigestellt werden kann,
theils weil eiserne Waggons eine grössere Dauerhaftigkeit
versprechen und selbst als abgenütztes Materiale noch einen
ziemlichen Werth repräsentiren, während alte hölzerne Wag-
gons nur noch als Brennholz zu verwenden sind. Nimmt
man nun einen gewöhnlichen Lastzug von 15 Waggons
k 200 Ctm. eigenem Gewichte an, so hat eine Locomotive
bloss für diese todte Last ein Gewicht von 300.000 PAind
zu bewegen.
Kann man nun durch die Anwendung von Bessemer-
stahl zu den Waggons nur y^ dieses Gewichtes reduoiren,
so macht dies auf jeden einzelnen Zug und für alle
Entfernungen schon 100.000 Pfund, um welche man also
die Güterbeförderung eines jeden Zuges vermehren und die
Frachtsätze in gleichem Masse verringern kann.
Eine ebenso vortheilhafte Verwendung wird der Bes-
semerstahl bei grossen Brückenbauten, namentlich solcher
mit grossen Spannweiten finden, die bekanntlich jetzt fast
Überall in Eisenconstruction ausgeführt werden. B^i dieser
Verwendung kommt Alles auf die Tragfähigkeit des verwen-
deten Materiales an und man musste bis jetzt ungeheure
Gewichtsmassen consumiren, um die nöthige Widerstands-
fähigkeit zu erzielen. Es ist begreiflich, wie viel Materiale
hierbei verwendet werden muss, um nur das eigene Gewicht
der Bogen oder Ketten zu tragen, und man würde schon
längst zur Anwendung von Stahl übergegangen sein, wenn
dieser nicht so thener gewesen wäre, dass es vortheilhaftcr
schien, die grössere aber billigere Masse von Eisen aufzu-
wenden.
Anders wird sich das Verhältniss für diese, wie fQr alle
anderen baulichen und sonstigen grossen industriellen
Zwecke durch die Anwendung des Bessemer^ahles gestat-
ten, der die Tragfähigkeit des Stahles mit der Wohlfeilheit
des Eisens verbindet.
Die Anwendung von Stahl zu kriegerischen Zwecken
ist bekannt ; aber auch hier ist die Entwickelung noch in
ihren ersten Anfängen. Die Verwendung von Stahlgeschützen
ist schon verallgemeinert, und ebenso ist die Verwendung
von Stahlkugeln eine erledigte Frage.
In nicht ferner Zeit wird man aber auch die militäri-
schen Fahrzeuge, Lafetten, Brückenbe stand theile u. s. w.
aus Bessemerstahl erzeugen, da es hierbei zunächst und
namentlich in Kriegszeiten, auf Handbarkeit, Leichtigkeit
und Dauerhaftigkeit ankommt, weil natürlich ftlr die Weiter-
beförderung dieser Stücke nicht immer die fahrbarsten StHs-
sen zur Verfügung stehen , sondern oft damit durch Busch
^ 83
und Feld avancirt oder reterirt werden muBS, und dabei eine
Verminderung der su befdrderndeu Gewichtomengen sehr
wichtig erscheint.^)
Ea ist eine bekannte Thataache, dasa man zu Eisen-
bahnschienen schon in siemlich ausgedehntem Massstabe
den Bessemerstahl verwendet. Die Südbahn-Gesellschaft
lAsst in ihrem Werke su Gras die ganze Production auf
Schienen Tcrarbeilen, und in neuester Zeit haben auch an-
dere Bahn Verwaltungen mit der Einführung von Bessemer-
schienen begonnen.
In gleicher Weise werden Waggonräder und Achsen
aus Bessemerstahl eraeugt| und die Verwendung su diesen
wichtigen Zwecken wird in demselben Masse verall-
gemeinert, als der Bessemerstahl auf seine 'natfirliche
Preislinie herabgeht und die Production ihrer Vollkommen-
heit nfther tritt Ebenso Ifisst sich schon jetzt mit grosser
Wahrscheinlichkeit vorhersagen, dass in nicht ferner Zeit
alle Weissblechfabriken von der Verwendung des Eisens
abgehen und nur Bessemerstahl verarbeiten werden, weil das
Weissbleoh ans Bessemerstahl ungleich schöner und für alle
Zwecke geeigneter befunden wird. Schon jetzt wird das
Weissblech aus Bessemerstahl, welches auf der Adolfshutte
und in Wallersdorf in ausgezeichneter Qualit&t, wenn auch
noch hoch im Preise, erzeugt wird, zu gewissen heikligen
Zwecken mit grosser Vorliebe verwendet.
Mit einem Worte, der Bessemerstahl hat fQr alle Zwecke
der metallurgischen Industrie eine unbegrenzte Zukunft und
es ist eine höchst erfreuliche und wiclitige Thatsache, dass
Oesterreich in der Production des dazu erforderlichen Boh-
materiales von der Natur so ilberaus reich gesegnet ist, dass
ihm kein Land in Europa darin auch nur annähernd bei-
kommen kann.
Zur Herstellung eines guten Bessemerstahles gehört
in erster Linie ein reines, bei Holzkohlen erzeugtes Roh-
eisen unter Vorzugs weiser Anwendung von Späth -Eisen»
steinen. Die Eisensteingattung kommt in anderen Ländern
nur in beschränkter Weise zum Vorscheine und noch be-
schränkter ist auswärts die Erzeugung von Holzkohlen.
Beides ist aber in Oesterreich in unerschöpflichen Mengen
vorhanden und nicht bloss in Steiermark, sondern auch in
Kärnten und Ungarn ist der Vorrath fär jede Ausdehnung
geboten.
Oesterreich hat also den Beruf im |Be88eaierst&hl eine
Weltrolle zu spielen und nicht bloss den inländischen Markt
reichlich zu versorgen , sondern auch das Ausland damit zu
versehen. Schon einmal hat Oesterreich in der Stahlfabri-
kation an der Spitze der Welt gestanden und sich alle Märkte
tributär gemacht. Noch im Anfange dieses Jahrhunderts war
der erstere, namentlich der steierische und Kärntner Stahl in
allen fünf Welttheilen vorherrschend und berühmt und noch
lieute finden unsere Weltumseglungs-Ezpeditionen in allen
Himmelsstrichen, we sie landen, wenigstens eine Spur des
österr. Gewerbfleiases und zwar den kämtnerischen Stahl.
Wie gross selbst bei den uncivilisirten Völkern in früheren
Zeiten sein Werth bemessen wurde, mag aus der einen ge-
schichtlichen Thatsache erhellen, dass, als im Jahre 1830
♦) Nach einer am Schlüsse dieses Vortrages von dem Mit-
gUede Herrn Obersten v. Paradis gemachten Bemerkung ist
der Stahl bereits thatsMchlich in dieser Weise in Verwendung.
Nach der Bemerkung desselben Mitgliedes hat der Bessemerstahl
nicht bloss für Schiffismaschinen , sondern für alle einschlägigen
Schifisbestandtheile eine grosse Zukunft.
die Franzosen den Dey von Algier vertrieben, in seinen
Kellern neben seinen Schätzen auch 1000 Kisten Kärntner
Stahl vorgefunden wurden. Seit der Einführung und der
Entwickelung der Eisenbahnen hat sich dieses Verhältniss
allerdings in bedauerlicher Weise sehr zu unserem Nach-
theile geändert; der riesig angewachsene Stahlbedarf ist an
den Österr. Werken fast spurlos vorübergegangen, und wäh-
rend zur Befriedigung desselben auswärts hunderte von Fa-
briken entstanden sind, haben wir in Oesterreich fast kein
einziges namhaftes Etablissement aufzuweisen. Es gibt aus-
wärts Fabriken , von denen gegenwärtig eine einsige mehr
erzeugt, als alle österr. Stahlfabriken zusammen genommen.
Dies hat zur Folge gehabt, dass man auswärts neben
der Befriedigung dieses neueren Bedarfes die Erzeugung
auch auf jene Sorten fOr die kloine Industrie ausgedehnt
hat, die in früheren Zeiten fast ausschliesslich von den steie-
rischen und kämtner Werken geliefert wurden, und auf diese
Weise ist der österr. Absatz in immer kleinere Kreise ein-
geengt worden, wozu das betrügerische Mittel der Zeichen-
fMischungen dem Auslande die bequemste Handhabe bot.
Wünschen und hoffen wir daher, dass die neue Zukunft, die
sich unserer Stahlerzeugung durch die Bessemermethode
darbietet, allseitig von den Betheiligten in ihrem ganzen
Umfange gewürdigt und das früher Versäumte jetzt wieder
eingebracht werde, zum Nutzen des ganzen Landes und in
erster Linie zum Segen der vielen tausende Arbeiter in den
Bezirken der Eisenproduction, die jetzt theilweise nur noch
von den Reminiscenzen einer früheren glücklicheren Periode
zehren, wo die Käufer sich glücklich schätzten, wenn sie mit
dem baren Gclde in der Hand überhaupt nur Waaren be-
kommen konnten.
Nach meinem Dafürhalten kann von der ausgezeich-
neten Gütß unseres Bessemerstahles nicht oft genug gespro-
chen werden, um sein Lob in alle Weit zu übertragen^ und
der niederösterr. Gewerbe verein, als Centrum des Gewerb -
fleisses der ganzen Monarchie, scheint mir dafür ein sehr
geeignetes Organ. Lediglich aus diesem Gesichtspunkte bitte
ich meine heutige Ausstellung zu beurtheilen.
Bergstatut
für das Abradbanyer-Verespataker Bergrevier im Gross-
förstenthume Siebenbürgen.
§. 1.
Freischurfkreis. Der Kreis der Freischürfe, welcher ein
verticaler ist, hat einen Halbmesser von zwölf Wiener Klaftern
und erstreckt sich vierzig Wiener Klafter nach einer mittelst
der Compassstunde anzugebenden Richtung. Der Mittelpunkt des
Freischnrfkreises fallt mit der Mitte der First des Stolienmund-
loches zusammen.
§. 2.
Unterirdischer Freisohurf. Zur Bestätigung eines unter-
irdischen Freischurfes, welcher mittelst eines Hoffnungsschlages
aus rerliehenen Grubenbauen getrieben wird, ist die Lösung
einer allgemeinen Schurfbewilligung nicht nothwendig. Die im
§. 16 a. B. G. gegebenen Bestimmungen über die Dauer der
Schurfbewilligungen gelten jedoch auch für die unterirdischen
Freischürfe.
§. 3.
Barchfahmag der Freisohurf- und Gmbenf eider. Der Frei-
schürfer hat das Recht, fremde Freischurf- und Grabenfclder zu
durchfahren, insoweit der Bergbau in denselben nicht dadurch
leidet oder gefährdet wird.
Diese Durchfahrang darf jedoch nur in jener Richtung, für
welche der Freischurf bestätiget wurde, und nur mittelst Strecken
geschehen, deren Sohlsteigen nicht grösser als 1 Zoll pr. Wiener
— 84 —
KlAfter ist, und welche nicht höher als 6 und nicht breiter als
4 Fnsa oder im Falle einer Zimmerung oder Ausmauerang nicht
höher als 7 und nicht breiter als 6 Fuss sind..
§ 4.
Wenn in Betreff der Einräumung dieser Dienstbarkeit ein
Uebereinkommen zwischen den BetheiJigten nicht zu Stande
kommt, so hat die Bergbehörde nach §. 194 a. B. G. vorzugehen.
Die bei der DarchfUhrnng gewonnenen Erze sind dem Be-
sitzer des durchfahrenen Froischurf- oder Ornbenfeldes gegen
Ersatz der Förderungskosten auszufolgen.
§. 5.
TTawandlang älterer Freisch&rfe Die nach dem provisori-
schen Bergstatute vom 9. April 1859 bestätigten Freischürfe
können ohne Verlust der Priorität in die nunmehr geltenden
Freischürfe umgewandelt werden, wenn darum angesucht wird,
und wenn dazu genügender Raum vorbanden ist
§. 6.
Ombenmass. Ein Grubenmass umfasst eine bestimmte
Fläche in der horizontalen Ebene des Aufschlagspunktes, u. z. in
der Gestalt eines Rechteckes von zwanzig Wiener Klaftern Länge
' und zehn Winner Klaftern Breite mit der verticalen Erstreckung
von zwanzig Wiener Klaftern.
§. 7.
Bezeichnung des Aofichlagspunktes. Der Aufschlagspunkt
dieser Massen ist in der Grube darch Schlag^ng von Markstufen
zu bezeichnen. Die Verpflöckung der Gnibenmassen oder die
Setzung von Aufschlagszeichen Übertags ist nicht erforderlich.
§. 8.
AbbauwSrdigkeit. Als abbauwürdig ist jede Lagerstätte an-
zusehen, au f welcher bei der Freifahrung nicht zu bezweifelndes
Freigold sichtbar ist, oder welche im Allgemeinen ertragsfähig ist
§. 9.
Wenn bei der Freifahrung gegen die Abbauwürdigkeit Ein-
wendungen erhoben werden, so sind darüber Sachverständige
einzuvernehmen.
8. 10.
Zu diesem Behufe hat der Revierausschuss aus den Berg-
wei'kskundigen des Reviers eine genügende Anzahl von Sachver-
ständigen auszuwählen, welche durch das Berggericht ein für
allemal zu beeiden sind. Wenn der gesammte Revierausschuss
durch Wahl erneuert wird, so hat dies auch mit den Sach-
verständigen zu geschehen.
§. n.
Aus dieser Zahl von Sachverständigen werden sowohl von
dem Yerleihungswerber als von jener Seite, von welcher die Ein-
wendung ausgeht, je ein oder zwei Individuen gewählt, wozu die
Bergbehörde noch einen dritten oder fünften beziehen wird, wenn
sonst für keine Ansicht die Majorität erreichbar ist. Der Aus-
spruch der Sachverständigen ist in das Freifahrungsprotokoll auf-
zunehmen. Die Entscheidung hierüber steht der Bergbehörde zu.
§. 12.
Bisherige Xngelmassen. Mit dem Eintritte der Wirksamkeit
dieses Statutes wird das Recht der Besitzer von Kugebnassen,
welches sich bisher nur auf die verliehene Lagerstätte erstreckt
hat, auf sämmtliche, in dem Masse vorhandenen Lagerstätten
.lusgedebnt, insoweit diese nicht bereits anderwärts verliehen
worden sind.
Es dürfen daher auch Verleihungen von Lagerstätten in
fremden Kagelmassen und Frioritäts-Anmeldungen in verliehenen
Kugelmassen (§§. 6 und 7 des provisorischen Statutes) nicht mehr
erfolgen.
§ 13. •
Umlagerung der Kugeloassea. Die Kngelmassen können
über Ansuchen ihrer Besitzer jederzeit in die durch dieses Statut
(§. 6) eingeführten Gmbenmasse umgelagert werden, wobei nach
Zulass des Raumes statt eines Kugelmasses ein bis vier neue
Grubenmassen verliehen werden können.
§. 14.
Freisehfirfe und Orubenmassen nach dem allg. Berggesetze.
Als Horizont, unter welchem nur Grubenmassen nach §.42 a. B.
Ki.f — jedoch mit begränzter Höhe verliehen und anch Frei-
schürfe nur mit dem im §. 31 a. B. G. bestimmten Umkreise
bestätigt werden können, wird die Mitte jenes Raumes bestimmt,
welcher sich zwischen der unteren Beg^änzuog der bereits ver-
liehenen und aufrecht bestehenden Grubenmassen und der Sohle
deB k. k. gewerkschaftlichen und heiligen KreuzrErbstoUens be-
findet.
Diese Horizonte sind fUr die in dem Reviere liegenden "
Gebirgskegel und Gebirgsgehänge zu fixiren und ttbertags zu
vermarken, dann aber die darüber ausgefertigten Karten, sowohl
bei der Berghauptmannschaft als auch bei dem Revierausschusse
zu Jedermanns Einsicht zu hinterlegen. Vom Tage der Vorlaut-
barung dieses Statutes bis zur erfolgten Vermarkung der Hori-
zonte dürfen in der exponirten Teufe weder Freischürfe bestä-
tigt noch Verleihungen ertheilt werden.
§. 15.
Durchsohlag oder XTeberhau. Wenn die Besitzer von Frei-
schürfen oder Grubenmassen mit ihren Bauen auf offenen Durch-
schlägen zusammenkommen, od^r wenn ein Ueberhau in ein
fremdes Freischurffeld oder Grubenmass stattfindet, so hat die
Bergbehörde über Ansuchen eines oder des anderen Theiles die
beiderseitige Grenze zu erheben und mittlerweile die erforderli-
chen Sicherstellungsmassregeln anzuordnen. Tn gleicher Weise
hat die Bergbehörde vorzogeben, wenn ihr die Anzeige über einen
erst bevorstehenden Durchschlag oder Ueberhau von einer der
betreffenden Partelen erstattet und um Abhilfe gebeten wird.
§. 16.
Tagmass. Zum Abbaue nicht in die Teufe gehender Abla-
gerungen, der Taggeröllc, und alter verlassener Halden sind nach
den Bestimmungen der §§. 7ö— 84 a. B. G. — Tagmnsse zu
verleihen, welche aber keine grössere Ausdehnung als 225 Wiener
Quadratklaftern haben dürfen.
§. 17.
Goldwäseherei ohne Tagmass. Goldwäschereien in den Bet
ten d^r Flüsse und Bäche , oder an versandeten nicht urbaren '
Ufern derselben bedürfen, wenn nicht ausdrücklich darum ange-
sucht wird, nicht der Verleihung • von Tagmassen mit bestimmtem
Flächenraume. Zu dieser Art Goldwäscherei ohne bestimmten
Flächenraum genügt eine allgemeine, bei der Bergbehörde anzu-
suchende Berechtigung (Concession), welche der Betreffende vor
Beginn der Arbeit der competenten politischen Behörde vorzu-
weisen hat.
§. 18.
Einbringung der Zubussen. Diejenigen Mitgewerken, welche
die durch den Director ausgeschriebene Zubusse innerhalb der
dazu in der Ausschreibung anberaumten Frist zu entrichten un-
terlassen, sind auf Ansuchen des Directors, womit aber zugleich
die gehörige Rechtfertigung der Ausschreibung verbunden sein
muss, von der Bergbehörde mit Festsetzung einer Frist von vier-
zehn Tagen zur Entrichtung der Zubusse einzumahnen und von
dieser Einmahnung nach den Bestimmungen des §. 148 a. B. G.
durch schriftliche Zustellung oder Einschaltung in die Zeitongs-
blätter za verständigen.
§. 19.
Glaubt der Mitgewerke gegen die Richtigkeit der Forderung
gegründete Einwendungen machen zu können, so steht ihm frei,
innerhalb der zur Zahlung festgesetzten Frist eine Aufforderung»-
klage bei Gericht einzubringen und darüber der Bergbehörde Se
gerichtliche Bestätigung zu überreichen«
§. 20.
Wenn binnen der festgesetzten Frist weder die Zubusse
entrichtet noch die Einbringung der Klage nachgewiesen wnrde,
so kann der Director bei der Bergbehörde um die Löschung des
eingemahnten Schuldners im Gewerkenbuche und um die ver-
hältnissmässige Zuschreibung seines Antheiles an die übrigen
Mitgewerken ansuchen.
Wenn binnen einer weiteren Frist von sieben Tagen der
Bergbehörde die Bescheinigung über den Erlag der Zubusse oder
die Anbrihgung der Auffoi^erungsklage nicht überreicht wird, so
hat sie dem Ansuchen des Directors Folge zu geben.
Dem säumigen Gewerken bleibt aber unbenommen, seine
Ansprüche gegen die Gewerkschaft im Rechtswege geltend zu
machen.
§. 21.
Dieses Statut ist dem §. 275 a. B. G. gemäss von Seite
des k. k. Ministeriums für Handel und Volkswirthschaft — als
der obersten Bergbehörde — mit Erlass vom 8. Jänner 1867
Zahl 19.756—701 bestätigt Kirorden, und tritt mit 1. April 1867
in Wirksamkeit, von welchem Zeitpunkte an das bisherige pro-
visorische Bergstatut für das Abrudbanyer-Verespataker Berg-
revier ausser Kraft gesetzt wird.
— 85 —
Heber die Elasticität, Dehnbarkeit und abso-
lute Festigkeit des Eisens und Stahles.
Von Knut Styffe.
(Fortsetsung und Schiusa.)
IL Ansdelmnngaverauobe in der Kalte nnd Wftrme.
Diese beziehen sich auf die Abhängigkeit der absolu-
ten Festigkeit, Dehnbarkeit der Lage und des Elasticitätsmo-
dnls von der Temperatur. Der verwendete Apparat ist auch
bier der oben beschriebene gewesen; um den Versucbsstft-
ben die gewünschte Temperntur, bei welcher das Zerreissen
und eine bleibende Verlängerung erfolgen sollte, ertheilen
au können, wurden sie in ein enges Messingrohr, ähnlich
wie bei der Bestimmung des Elasticitätsmoduls eingebracht
und mit einer Flüssigkeit umgeben, welche für die Versuche
in der Kälte Weingeist, für jenein der Wärme Paraffin war,
und durch eine kleine Pumpvorrichtung in beständiger Cir-
eulatiou erhalten wurde. Die Abkühlung des Weingeistes
(= 30^ und darüber) geschah mittelst des Kälteapparatee
von Carr6, die Erwärmung des Paraffins durch Gas-
flammen.
Da die Stäbe nothwcndig aus dem Rohre hervorragen
mussten, und die hervorragenden Tlicile eine niedrigere, be-
ziehungsweise höhere Temperatur haben konnten, so wur*
den sie in ihrem mittleren Theile bei Zerreissungsversuchen
auf wenige Zo.l«;, bei Eiasticiiätsversuchen auf beiläufig
4 Fuss abgefeilt, und es mussfen in Folge dieser Versehwä-
chung des Querscbnittes die bleibenden Verlängerungen
oder der Bruch eich nur auf diesen Theil besdiränken. —
Da es der Raum nicht gestattet, die Resultate dieser
Untersuciiungen in tabellarischer Form zu geben, so mögen
sie nur in Kürze erwähnt werden. Die Ergebnisse dieser
Versuche waren:
1. Die absolute Festigkeit des Eisens und Stahles ist
in der Kälte ungeföhr ebenso gross wie bei der Temperatur
von 15® C.
2. Die absolute Festigkeit d»*8 Stahles ist bei einer
Temperatur zwischen 100 und 200® C. ungefähr dieselbe,
in der Regel etwas kleiner, d<*s Eisens hingegen stets grös-
ser (bis zu 207o) »l8 bei 15® C.
3. Die Dehnbarkeit des Eisen:) und Stahles ist bei nie-
driger Temperatur nicht sehr verschieden, bei 130 — 160® C.
hingegen ist sie bei Stahl wenig, bei Eisen jedoch wesentlich
geringer.
4. Die Elasticitätsgrenze des Eisens und Stahles liegt
bei niedriger Temperatur stets höher (8 — 12®/(,) bei unge-
fähr 140® C. jedocl) wenigstens bei dem Eisen entschie-
den niedriger (b-s 10®/^,) als bei 15® C.
5. Der Elastic tätsmodu) des Stahles sowohl als des
Eisers nimmt mit sinkender Temperatur zu und mit steigen-
der ab ; die Zu- oder Abnahme beträgt jedoch für jeden Grad
C. selten mehr als O'oj®/^. —
Die Erfahrung, dass in strenger Winterkälte eiserne
Bestandtheile insbesondere bei Eis»'nbahnwägen leichter
brechen, was zu der Annahme einer geringeren Festigkeit
bei niedrigen Temperaturen veranlassen könnte, hatte vor-
zuglich den Anstoss zu diesen Versuclien geg^-ben; wie aus
dem Mitgetheilten hervorgeht, ist diese Vermuthang eine
unrichtige, und der Herr Verfasser meint, dass die Nicht-
berücksichtigung der äusseren Umstände diese irrthümliche
Auffiissung verursachte. Die Ursache liegt theils darin, dass
einzelne Thcile nicht der Zusammenziehung folgen können,
und somit an durch Schraubenlöcher u. s. w. versehwächten
Stellen reissen, und hauptsächlich aber, dass bei grosser
Kälte die Elasticität der Unterlagen bedeutend abnimmt,
die Stösse daher viel verderblicher wirken. Dass mit abneh-
mender Temperatur die Elasticität des Bodens, der hölzer-
nen Unterlagen u. a. w. abnimmt, zeigt folgender Versuch
Ein hölzerner Stab von Fichtenholz von 4*3 Fuss Länge
und 5 Linien Stärke wurde in Wasser gelegt und nahm bei
5O®/0 Wasser auf, alsdann wurde er mit Guttapercha um-
geben, in den Apparat für Bieg ungs versuche gebracht, und
die Grösse der durch dieselbe Belastung hervorgebrachten
Einbiegungen bei verschiedenen Temperaturen bestimmti
welches letztere auf thermoelectrischem Wege geschah.
Wird die Grösse des Pfeiles bei -{- 2® C. mit 100 bezeich-
net, so betrug sie bei — 2® . . OT*., bei — 4*6® . . 95 und
bei — 17® C. ..88.
in. Biegnngsversnohe bei yersohiedenen Temperatnren.
Die zu untersuchenden Stäbe wurden in ein Rohr mit
oblongem Querschnitt eingeschlossen, durch welches die
zwei prismatischen Unterlagen in einer Entfernung von 4
Fuss durchgesteckt waren; ip der Mitte des Rohres sasa
senkrecht auf demselben ein kleines Röhrchen, durch wel-
ches ein Stab gesteckt wurde, welcher mit einem das Rohr
umfassenden Bügel, an dem die Wagscbale hängte, verbun-
den war, und oben eine kleine Silberscale trug. Die Scale
konnte durch einen Wagbalken und Gewichte entlastet wer-
den. Die Messung der Einsenkungen geschah mittelst eines
Kathetometers. Der Stab konnte Behufs der Versuche in
verschiedenen Temperaturen mit der entsprechenden Flüs-
sigkeit umgeben werden, wozu dieselben Vorrichtungen, wie
früher beschrieben, dienten. — Da immer nur die Differenz
und nicht die absolute Grösse der Pfeilhöhen, welche zwei
verschiedenen Belastungen entsprachen, abgelesen werden
konnte, so diente zur Berechnung des Elasticitätsmoduls die
bekannte Formel E =
d hh
-, worin I? die Differenz der
Belastungen, und d die Pfeilhöhe, / die Länge des Stabes
(Entfernung der zwei Unterlagen) und b die Breite, h die
Höhe des rechteckigen Stabquerschnittes bezeichnen. —
Die derstaltig bestimmten Module stimmten mit jenen durch
Ausdehnung ermittelten ziemlich befriedigend. —
Im übrigen lieferten die abgeführten Versuche folgende
zum Theil mit dem Früheren übereinstimmende Resultate :
1. Das Eisen erträgt in der Kälte grössere, in der
Wärme geringere - Belastungen als bei -f- 15® C«, bevor es
eine messbare permanente Einbiegung erleidet.
2. Der Elasticitätsmodul des Eisens und Stahles kann
für praktische Zwecke bei der Biegung gleich mit jenem bei
der Ausdehnung genommen werden. Eine bleibende Ein-
biegung verringert den Elasticitätsmodul, er wird jedoch
durch Erwärmung wieder hergestellt
3. Das Härten des Stahles setzt dessen Modulus herab,
welche Herabsetzung jedoch nie mehr als 3®/o betragen hat.
4. Der Elasticitätsmodul des Eisens und Stahles nimmt
mit steigender Temperatur ab und mit sinkender zu. Die
Grösse dieser Ab- und Zunahme beträgt für 1® C. nicht
mehr als O'^^ bis höchstens 0'o5®/o.
86 -
■ees
Nr.
Eisen- oder Stahlgattong
4*
}
Belastung an der
Elasticitätsgrenze
pro W. p Zoll
ja
f
PQ
Verbältniss des Brnch-I
und ursprünglichen 1
Querschnittes |
fi
Proc.
Proc.
Ctr.
Ctr.
Proc.
Proc.
1
2
3
4
6
6
7
8
9
10
11
12
13
14
15
16
17
18
19
20
21
22
23
24
25
26
27
28
29
30
31
32
1 33
34
35
36
37
38
39
40
41
42
43
44
45
46
47
48
49
, 50
61
i 52
53
54
55
56
57
58
59
60
61
62
63
64
65
66
67
g Nr. 1—59 wurden aus schwedischen Roheisengattungen in Surahammer erpuddelt, und es bedeutet N.H. Stahl oder Eisen aus Roh-
g. eisen von Nora-Hammerby, N.P. von Nora-Pershytte, N. von Norberg, B. von Bisperg, P. von Persberg und G. von Graogibrde er-
5 zeugt. Die beigesetzten Nummern 1, 2, 3 bezeichnen den bärtesten, mittelharten und weichen Puddelstahl.
NH l
,
0.018
358-7
382-6
496-2
502-2
3467
334-8
364-7
382-6
382-6
364-7
340-7
346-7
376-6
334-8
316-8
358-7
376.6
400-5
394-5
328-8
304-9
340 7
346-7
368-7
346-7
358-7
364-7
3766
304-9
322-8
298-9
328-8
316-8
334-8
3-29-8
328-8
3228
340-7
2929
304-9
358-7
3527
364-7
257-0
263-0
251.1
2511
269-0
257-0
292-9
298-9
269-0
292.9
245-1
257-0
2690
269-0
2690
286-9
687-5
666-6
744-3
687-5
585'9
597-8
597-8
606-8
741-9
7563
858-5
976-7
746-7
669-6
773-0
740-7
779-0
816-0
704-8
747-9
693-5
694 7
651-6
709-0
768-6
8591
845-9
667-8
669-6
679-7
733-5
677-9
740-7
6546
750-3
717-4
636-7
633-7
581-7
600-2
594-2
624-1
631-9
697-7
629-5
691-1
548-8
532-6
753-3
642-7
7550
414-9
431-6
426-2
403-5
397-5
454-9
453 1
4681
426-2
437-6
407-7
399-3
434 6
416-7
438-2
450-7
915-9
9339
1111-4
1094-0
851-9
942-8
881-8
9296
073
0-67
0-75
0-70
92
0-74
0-77
0-66
0-68
0-71
0-70
0-85
0-77
0-83
0-79
0-76
0-68
070
0-69
0-66
0-71
0-62
0-57
0-55
0-57
0-67
Ü-61
0-71
0-65
061
0-59
0-62
0-75
0-75
0-46
0-44
0-44
0-46
0-43
0-41
0-45
0-50
0-41
0-43
0-38
0-37
0-39
40
0-45
0-93
0-77
0-59
0-59
0-51
0-61
0-65
0-63
606
7-37
3-00
8-98
7-20
10-87
4-56
3-85
5-98
6-95
5-99
5-65
4-83
8-23
6-71
11-74
5-63
8-30
8-70
6-70
8-01
9-36
8-91
3-98
6-47
4-08
962
13-42
14-74
17-95
10-63
17-82
1211
11-31
14-40
7-93
642
10-22
18-23
14-57
6-03
5-97
11-34
2204
22-85
17-29
18-15
21-82
21-36
18-20
1909
21-87
21-30
19-85
16-46
20-69
22-50
17-34
1912
21
2-8
2-9
2-8
39
2-9
3-7
4-6
dto
1-
1-
35
14
0-
1-
0-
0-
1-
0-
1-
1-
92
04
79
68
46
84
30
42
N.P. 1 ' .
dto
N. 1
dto
B. 1
dto
dto
P. 1
dto
G. 1
dto
N.H 2
dto
dto
N.P. 2 . .
dto
dto
N. 2
dto
dto •
B. 2 ....
dto
P. 2
dto. . . .-
dto
G. 2
NH. 3 •.
dto
N.P. 3
dto
N. 3
dto
dto
B. 3
dto
dto
P. 3
dto
G. 3
dto.
dto ....'.
N.H. Eisen
dto
dto
N.P. Eisen ,
dto.
N. Eisen
dto.
dto.
B. Eisen ...
dto
P. Eisen
dto.
dto
dto.
G. Eisen
dto.
er Bessemerstahl von Höebo
l-
0.
05
68
- 87
Kr.
Eisen- oder SUhlgattang
1
1
Sä
|1*
^ s
II
>
•s-o«« • *• a
1 III
Proc.
Proc.
ctr.
Ctr.
Proc.
Proc.
6H 1
69
033
•
454*3
490*2
621-7
621-7
0-37
0*38
5*5
6*6
3-27
4*94
1 "©"'■» •••••••••
70
Tor dem Versuche geglflht
,
.
322*8
581-8
0-37
10*0
3-71
71
1-85
,
502*2
869-8
0-97
1-75
0-47
72
,
,
638*0
780-2
I-OO
115
0-47
73
216
,
561*9
7563
0-97
2*96
1-52
74
,
.
851*9
0*95
3-9
75
0*99
573*9
897-3
0*97
3-7
1-14
76
0-98
,
957-7
.0-94
3*9
77
78
> Gewalzter Bessemerstahl von Carlsdal
1-39
M9
•
609*8
591*8
1184*3
1219-0
0-71
0-82
5*5
4*1
0-95
0-65
79
0-42
,
599-0
0*43
16-7
80
298*9
614-0
0*51.
15.2
4-82
81
328*8
575-7
0-39
15-7
6*^5
82
0-38
0023
304*9
563-7
0-46
16-7
-6-45
83
,
301-9
568-5
0*38
17-7
6-63
84
1-57
,
1015-1
0*87
1-9
85
1-66
724*6
1057-6
098
2-5
0-74
86
633*7
1210-0
0*81
4-5
0-77
87
' Gewalzter Gussstahl (üchatiusstahl) von Wikmanshyttc . . .
116
0011
624-7
1218-4
0*88
4-6
0-77
88
1-22
,
636-7
1260-8
0*95
4-5
0-72
89
0-69
,
585*9
902-1
0-62
11-3
;^67
90
91
Geschmiedeter Gussstahl von F. Krupp mit 1 Krone ^ez. . .
" » » «1 n 2 »
0*62
0-022
529-1
436-4
1033-7
744-3
0-72
0*46
108
6-4
214
2-07
92
0-61
0-03
487-2
725-2
0*48
5*5
2-31
93
.
310*8
484-8
0*46
201
11-55
94
0-21
0.068
313-8
513-5
0*45
20-5
10.20
95
96
' Gewalztes Pu ddeleisen von Lovmoor
•
310*8
461-5
4591
0-49
0*47
20.6
190
13-66
97
,
^
,
494-4
049
18-0
9S
,
286*9
609-3
054
16-3
7-32
99
,
,
535-0
0-56
18-9
100
,
2720
461-5
0-60
18-8
9-76
101
,
0-24
.292-9
4920
54
19-6
9-84
102
007
0-295.
.
631-9
0-66
18-7
103
(Vor dem Versuche schwach geglüht)
,
275*0
532-1
0*62
14-6
5-67
104
,
0-27
289*9
496-8
0*54
141
6-81
105
,
307*9
486-6
0-78
12.6
7-05
106
107
Gewalztes Puddeleisen von Dudley
0-09
009
0-346
0-346
245*1
249*9
368-8
414-3
082
0*76
6-6
7-4
5-33
4-50
108
109
,
,
2690
451-3
0-90
7-8
4-27
j
,
,
301-9
453-1
0-75
8*3
5-48
110
Gewalztes Probestück vom äusseren Theile eines Locomotiv-iyre
,
0158
304-9
466-9
0*58
12-9
7 96
111
112
von Lovmoor
•
•
•
460-9
468-7
0*78
062
10-2
13*2
113
ff jf eines Schienenkopfes von Crom-Avon in Wales
2690
387-4
0-91
4*7
3-96
114
,
0240
424-4
0*95
6-6
115
443-0
0*82
8"5
116
\ «) 11 des mittleren Theiles dieser Schiene . . .
0*222
385-6
0*97
3-4
-
117
)
.*
[
3802
0-92
3-2
. -
118
119
120
121
122
123
124
125
126
127
128
129
130
131
0-2
002
257-0
458-5
0*52
r 17-3'
8-58
,
233*1
397-5
0-71
11-4
6-93
Gewalztes Puddeleisen von der mechanischen WerkstStte in Motala
,
,
233*1
402-3
0-59
11*2
6*62
,
,
2869
441-8
0-45
134
8.64
,
,
221-2
423-8
031
13*3
6-56
,
,
336-1
408-3
0-58
17*8
24-65
Gewalztes in Franehe-Comt^ Heerden gefrischtes Eisen von
0.07
,
325.8
572-1
0-51
14-1
8-72
Aryd in Smaland
0.18
0-07
0-264
852-7
370-6
409-5
331.8
553-0
538-0
5291
415-5
0-82
0-94
1*00
0-96
8*2
6*5
5*5
1*1
4-09
3-88
4.59
1-31
(Vor dem Versuche schwach rothglflhend gemacht)
(Vor dem Versuche weissglühend gemacht) . . .
Gewalztes heerdgeirischtes Eisen von Hallstahamer in West-
manland .
007
•
236-1
2391
242-1
443*6
440-6
443-6
0*44
0*27
0-35
16-7
18-6
19-9
S-04
9-22
9-87
132
1 Gewalztes in Lancashire-Heerden gefrischtes Eisen von Lesjttfors
0-06
0-022
212-2
392-1
0-23
22-0
12-22
133
in Wermland
269-0
A9A-A.
0*37
20-3
13-06
*••••••••
• •
AV9 W -Mti-M •*
— 88 —
Literatur.
Tabellen zur aohneHen Bereohnnng doppeltwirkender
DampftnaBOhinen » ihrer Kessel und Heizungen auf
Grundlage der neuen Dampfmasohinen - Theorie tod
Josef Hrabak k. k. Kunst- und Bauvresens-Adjunct in Pni-
bram. Separatabdrnck aus der Zeitschrift des österr. Ingenieur-
Vereines 1866. Wien im Verlag des Vereines 1866.
Die treffliche Abhandlung, betitelt: Theorie der Dampfma-
schinen vom vormaligen k. k. Oberkunstmeister Gustav Selunidt,
Fretberg 1861, in Verbindung mit den Modifieationen, wie solche
derselbe in seinem Referate über den Völcker^schen Indicator
(Zeitschrift des Österr. Ingenieur-Vereines 1863 8. 193) daran
vorgenommen hat, setzen den wissenschaftlich gebildeten Mecha-
niker in die Lage, jede Dampfmaschine dem neuesten Stande
der Wissenschaft entsprechend zu berechnen. Für den Praktiker
ist jedoch diese Beredmung meist zn umst&ndlich, weil zu einer
rationellen Lösung einer speciellen Aufgabe in der Regel mehr-
&che Combinationen angestellt werden müssen, die eine genaue
Vertrautheit mit der ThecTrie voraussetzen.
Die Folge bievon ist, dass man sich in der Praxis mit
einer annähernden Berechnung begnügt, welcher eine unvollstän-
dige rohe Theorie zu Grunde liegt, weil man auf diese Welse
schneller zum Ziele gelangt, und weil selbst grobe Dimensions-
fehler ohne eigens angestellte Beobachtungen mit dem Indicator
nicht leicht zum Vorschein kommen.
Der Verfasser des vorstehenden im Separatabdrucke erschie-
nenen Aufsatzes hat sich . der dankbaren Aufgabe unterzogen, die
Resultate der neuen Dampfmaschinen-Theorie zu specialisiren und
in Tabellen zusammenzusteileo, aus welchen man die wichtig-
sten Grössen einer herzustellenden Dampfmaschine entweder bloss
durch eine einfache MultipÜcation oder Division, oder auch un-
mittelbar ohne jede Rechnungsoperation finden kann.
Die erste Tabelle liefert namentlich die Werthe der öko-
nomisch günstigsten FUllungsgrade für Dampfmaschinen ohne
und mit Condensation, wenn die Stärke derselben in Pferdekräf-
ten und die absolute Spannung des At^missionsdampfes in Athmo-
sphären gegeben ist; aus den nächsten Tabellen lässt sieb durch
eine einfache MultipUcatiou oder Division die wirksame Ober'«
fläche und der Durchmesser des Dampfkolbens, und weiter der
Dampf- oder Speisewasserverbrauch pro 1 See. berechnen. Die
folgenden Tabellen liefern obige Resultate ohne alle Rechnung
unter Voraussetzung einer normalen Kolbengeschwindigkeit.
Hierauf folgt eine Tabelle, aus welcher die Heizfläebe der
Dampfkessel, der Steinkohlenverbrauch pro 1 Stunde, die Rast-
fluche, die Essenhöhe und der Essendnrchmesser für einen ge-
gebenen Fall sofort entnommen werden kann.
Endlich liefert die letzte Tabelle für Dampfmaschinen von
7, 20, 60 und 180 Pferdekräften ausser den Kolbendurchmessem
uud dem Dampfvcrbraucli auch noch die jährlichen Brennstoff-
kosten, dann die Anschaßiingskoston der Dampfmaschinen und
der Dampfkessel in österr. Währung.
Da alle Daten und Resultate im französischen Msisae und
Gewichte ausgedrückt sind, so ist überdies eine Reductions-
tabelle zwischeu dem französischen und Wiener Hasse einge-
schaltet.
Den Tabellen ist übrigens ein erläuternder und leicht fass-
licher Text beigegeben, mit welchem die Tabellen ein Büchlein
von 88 Octavseiten bilden.
Durch Herausgabe dieser Tabellen in einem Separatabdrucke
ist die praktische Anwendbarkeit derselben wesentlich gefördert»
und es werden nicHt nur die Maschinenbauer, sondern überhaupt
alle, die mit Dampfmaschinen zu thun haben, dem Verfasser füf
die grosse Mühe Dank wissen, die derselbe auf die Zusammenstel-
lung dieser Tabellen verwendet hat. Es mag bemerkt werden,
dass diese Tabellen auch umgekehrt dazu benutzt werden kö^
neu, schon vorhandene Dampfmaschinen auf die günstigsten B^
dingungen ihrer Wirksamkeit zu untersuchen und zu prüfen.
Die zweckmässige Einrichtung dieser Tabellen wird den-
selben sehr bald eine allgemeine Verbreitung verschaffen und
wohl in kurzer Zeit eine neue Auflage nothwendig machen. In
dieser sollte sodann die letetgedachte TabeUe noch mit einigen
Rubriken bereichert werden, welche für den Praktiker eine nicht
minder wichtige Rolle spielen, als die anderen Rubriken dieser
Tabelle; namentlich sollte letztere noch folgende Rubrik^ ent-
halten: über die Kosten der Fundirung und Montirnng der Dampf-
masohinen, dann der Einmauerung und Aufstellung der Dampf-
kessel sowie der Herstellung der Essen ; femer über die jähr
liehen Betriebsauslagen der Dampfmaschinen (mit Ausschluss des
Brennmaterials) bezogen auf einen Betrieb von 12 Stunden im
Tage und 300 Arbeitstagen im Jahre. p. R.
A.dznini8trative6.
Seine k. k. Apostolische Majestät haben nachstehendes Aller«
höchstes Handschreiben zu erlassen geruht :
Lieber Freiherr von Becke! Ich ernenne Sie unter Be-
lassung in den Urnen übertragenen Functionen als Leiter des
Finanzministeriums zu Meinem Minister.
Wien, ien 7. März 1867.
Franz Joseph m.p.
Ernennimgen.
Vom Finanzministerium:
Der Gemeindefonds-Phjsikus in Verespatak Dr. Johann
Kosa-Reznek von Közepayta zum Cameralphysikus und
Münzamtsarzt in Karlsburg (Z. 6591. ddo. 22. Februar 1867).
Der Przibramer Ber^geschwome Franz Kose hin zum
Bergverwalter bei dem Hauptwerke in Przibram (Z. 8127, ddo,
28. Februar 1867).
Der Amtsschreiber bei der Salinen-Direotionscassa in Wie-
liczka Ladislaus Slawinski zum Cassaofficial daselbst (Z. 54154,
ddo. 28. Februar 1867).
Briefkasten der Expedition«
Mehrfache Anfragen veraulassen uns zur Anzeige, dass
wir für Ergänzung früherer Jahrgänge der Zeitschrift gerne
bereit sind, einzelneNummern, soweit -solche noch vorbanden ,
gegen Einsendung von 20 kr. Ö. W. franco unter Kreuz*
band zn liefern. Die Versendung unter Nachnahme ist zu kost-
spielig.
ANKÜNDIGUNGEN.
nialoiiLylln«
Dieses mit hohem Haadelsministerial-Erlasse ddo. 10. Mai
1865 sub. Z. 5946/761 in den österreichischen Staaten ausschliess-
lich privilegirto Sprengpulver wird bereits in vielen k. k. und
Privatmontanwerken , sowie bei den böhmischen Eisenbahnbauten
mit Erfolg verwendet. Der Wr. Centner Haloxylin kostet gef en-
Wttrtig loco Cilli (Steiermark) Winterberg (bei Strakonitz in
Böhmen) und Arad (Ungarn) 33 ü.
Bei constanter oder grösserer Abnahme kostot der
Centner loco €illl 30 fl.
Bestellungsannahmen für die Halozylin - Fabriken
Oesterreichs , sowie Unterhandlungen über die Anlage neuer Fa-
briken finden ausschliesslich statt in der General- Agentie Wien,
Opemring Nr. 6, HI. Stock, Thür 21. .
Niederlage der besten Sorten Zündschnüre befindet
sich bei M. Kretschmann in Wien, Mariahilf Dürergasse Nr. 6.
Diese Zeitschrift emcheint wöchentlich einen Bogen stark mit den nöthigen artistischen Beigaben. Der Pränumerationsprsli
11 1 jährlich loco Wien 8 fl. ö. W. oder b Thlr. 10 Ngr. Vit fraueo Postversendung 8 fl. 80 kr. ö. W. Die JAhresabonnentea
erbslteu einen officiellen IK rieht über die Erfahrongtn im berg- und hüttenm&anischen Hasohinen-, Bau- and Aufbereitnngswesen
sammt Atlas als Oratisbeilsfre. Inserate finden gegen 8 kr. ö. W. oder P/s Ngr. die gespaltene Nonpareilleseile AufiiAhme,
Zuschriften jeder Art können nur ftranoo angenommen werden.
Orook T. Kftrl Wiuteralia k Co. ht Wiaa.
FOr den Vorlag verantwortlich: Carl Reger.
„?;*^- Oesterreichische Zeitschrift i^jgj-
fiir
Berg- und Hüttenwesen.
Verantwortlicher Redacteur: Dr. Otto Freiherr von Hingenaü,
k. k. MInhterlalrath im FiBAnsministertom«
Verlag der Q. J, Manz'schen BaoUiandlung (Kohlmarkt 7) in Wien.
Iniialt: ÄoaserordentUche Vorträge und fachwi^senscbaftUche Besprechungen an der k. k. Bergacademie za Przibram. —
Ausserordentliche YortrSge an der Bergacademie zu Lcobcn. — Ueber das Spectrum der Bessemerflamme. — Siebenbürgens Eisen-
indostrie. — Notizen. — Administratiyes. — Ankündigungen.
Ansserordenfliehe Vorträge und fachwissen-
schaftliche Besprechungen an der k. k. Berg-
academie zu Przihram.*)
Seit dem Bestände der k. k. Bergacademie su Pizibram
sind alljfthrlich nebst den ordentlichen aach aasserordentliche
Vorträge, vornehmlich über Geognosie, Aber analytische Che-
mie und andere Wissenschaften gehalten worden, und wur-
den tlber letzteren Gegenstand auch im Laufe dieses Lehr-
jahres i8t>6 — 7 iu den Monaten November und December
1866 bereits Vorträge und Uebungen abgehalten und vor-
genommen.
Derlei ausserordentliche zunächst för die Bergacade-
miker bestimmte Vorträge und Uebungen werden im Sinne
des allgemeinen Lehrplanes auch über verschiedene Gegen-
stände fortan noch eröffnet werden. Da in Folge eines Er-
lasses des hohen k. k. Finanzministeriums zu diesen ausser-
ordentlichen Vorträgen, sowie auch zu fachwissenschaftlichen
Versammlungen und Besprechungen ausser den Studiren-
den an der Bergacademie auch die Beamten des k. k. Berg-
oberamtes und Hauptwerkes zu Przibram und der umliegen-
den Berg- und Hüttenwerke eingeladen werden sollen , so
erging die bezflgliche Verständigung und Einladung an die
in Przibram und in der Umgebung wohnenden Herren Fach-
genossen^ und fand eine fachwissenschaftiichc Versammlung
und Besprechung am 2. März statt Sie war zahlreich be-
sucht.
Nach vorausgegangener Besprechung über mehr allge •
meine Gegenstände eröffnete der Bergacademie -Director
Oberbergrath Johann Grimm, die ausserordentlichen Vor-
träge mit einer Mittheilung «Ueber das Verhalten der Eisen-
Bteingänge zu Ze2ic, in der angrenzenden Bergebene Trojäk
und am Wojnaberge nächst Przibram. »
Mit Berufung auf seine in dem berg- und hüttenmänni-
schen Jahrbuche Bd. V. im Jahre 1856, und insbesondere
im Bd. XII. V. J. 1863 erschienenen Aufsätze, wiederholte er
in Kürze das in selben geschilderte Verhalten der ZeSicer
*) Diese sowie die gleichariige Mittheilung aus Leoben,
konnte wegen Raum-Mangel in der vorigen Nummer nicht mehr
abgedruckt werden; daher die kleine Verspätung. O.H.
Eisensteingänge und namentlich der Gänge Florentin und
Wenzel. Beide streichen in Mittag zwischen 12 und 13 und
fallen in Morgen. Ersterer unter einem Winkel von 45®
und 50® und der Wenzelgang abwechselnd über 60® und
70®. Der Florentingang ist eigentlich ein mehrere Klaf-
ter mächtiger Gestelnsgang, bestehend aus einem zersetzten
und aufgelösten Diabase (Diorite), der in mehreren Punkten
des Baues nur am Hangenden und Liegenden wirkliche
Gangkörper von 2 — 3 Fuss Mächtigkeit mit der eigentlichen
Gangstructur d. i. mit lagen- oder schalenweisen Ansätzen
von Brauneisenstein zeige, in der Mitte seiner mächtigen
Füllung aber den Brauneisenstein mit Manganerzen in den
seltsamsten Knollen, Nieren, runden und verschieden gestal-
teten, tbeils zerstreuten, theils zusammenhängenden Körpern
und Partien enthalte ; an anderen Punkten des Baues sind
aber bald am Hangenden bald auch am Liegenden die so
eben bemerkten Gangkörper nicht vorbanden, und geht eine
scharfe Begrenzung des Ganges ganz ab^ so dass die zer-
streute seltsame Eisenerzführung auch in die angrenzende
Grauwacke hineingreift, und zwischen Trümmern der Grau-
wacke und in dieser selbst sich gestaltet und fortsetzt. Er
t>erührte weiter, dass mehr gegen Mittag am Florentingang
die Diabasmasse eine immer geringere und geringere Zer-
setzung zeigt und in einen frischeu Diabas übergeht, zugleich
auch die Eisenerzführung immer mehr und mehr abnimmt,
und sich nur auf das Hangende und Liegende beschränkt und
weiter mit dem Auftreten eines festen Diabases und Grau-
wackengesteins ganz aufhört.
In ähnlicher Weise ist an einzelnen Stellen auch der
geringer mächtige Wenzelgang und sein Liegendtrumm be-
schaffen, bei welchen jedoch weit weniger und seltener das
knollenförmige zerstreute Vorkommen , als vielmehr das
eigentliche Gangvorkommen des Eisensteins zu beobachten
ist. Die im Hangenden des Wenzelganges aufsitzenden pa-
rallelen Eisensteingänge Jacob- und Josefigang, sowie der
zwischen dem Wenzelgange und dem Florentingange strei-
chende Wilhelm sind bloss durch ansehnliche Pingenzüge
bekannt, und in neuer Zeit nicht im Baue gestanden, um
ihre Beschaffenheit genauer angeben zu können. Sie strei-
chen ebenfalls in mittägiger Richtung und fallen in Morgen.
Nachdem noch mit Bezug auf den Aufsatz im XH.
90 -
Bd. dos Jahrbuches Seite 168 — 170 erwfthnt wurde, dass
der Florentin- und Wenzelgang mit dem vom Ze2icer Baae
über 500 Klafter weiter nördlich gelegenen, um 80 Klafter
zwar tieferen Erbstollenachlage — allem Anscheine nach —
zwar schon überfahren, aber wegen der geringen Oebirgs-
decke ebenfalls noch im Horisonte des eisernen Hutes be-
funden worden seien, und .awar bestehend gröestentbiAls aus
Grauwacken-Bruchstücken, zwischen welchen Brauneisen-
stein mit Mangan zerstreut liegen, theils lettige Masse ein-
gebettet ist, und aucb bemerkt wurde, dass anstatt der an-
deren Gänge Josefi, Jacobi etc, bloss feste Diabasgesteine
aber keine ErzgSnge und Erzklflfte erkreuzt worden sind,
überging der Vortragende zur Schilderung des Verhaltens
der Eisen erzlagerstätten, beziehendlich Eiseuerzgänge der
mehr westlich vom ZeSicer Baue gelegenen Bergebene Tro-
jdk und des noch mehr westlich sich erhebenden Wojna-
berges.
Diese Lagerstätten liegen schon im Liegenden des
Florentinganges, nordwestlich von der Verlängerung seiner
Streichungslinie. Sie beginnen am Trojik an einer Stelle,
wo der Florentin- und die anderen Ze^icer-Gänge ihre Erz-
führung schon einbüssten, und in festen Granwackengestein
sich verlieren, und in ihrer südlichen Streichungarichtung
am Tage auch gar keine alten Pingen und Baue mehr zu
finden sind.
Diese Trojdker und Wojnaer Eisenerzlagerstätten haben
theilweise einen ganz anderen und verschiedenen Charakter
als die Ze2icer. Sie sind zum Theile auch Gänge, allein sie be-
sitzen keine so bestimmten auf grössere Erstreckungen im Strei-
chen und Fallen stetig andauernden mächtigeren Gangkörper,
sondern sind vielmehr ein Haufwerk von vielen meistens pa-
rallelen und nur selten schräg zu einander laufenden, kurze
Strecke anhaltenden, dann aber gänzlich verschwindenden,
an anderen Stellen wieder sich aufmachenden Erztrümmem
von durchschnittlich geringer, höchst selten zu 2 Fuss an-
wachsender Mächtigkeit. Am Troj^ und auf der Wojna fin*
det man eine Unzahl von kleinen Pingen und Halden auf
diesem Trümmerwerke, von dem viele nach mittägiger Rich-
tung laufen, allein mit Ausnahme weniger Pingen und Hal-
den auf dem sogenannten rothen Gange am Wojna-Berge,
nur einzelne Halden, die auf das Vorhandensein einer stetig
andauernden mächtigen Lagerstätte schliessen liessen. Mit
dem Wojnaerstollen wurden 5 solcher Eisenerzgänge bereits
überfahren ; kein einziger konnte aber über 30 — 40 Klafter
in Feld gebracht werden, und musste die Eisenerzgewinnung
theilweise eben nur auf einem solchen unsicheren und un-
steten Trümmerwerke vorgenommen werden. In diesem Baue
wurden deutlich ausgeprägte Diabasmassen nicht überfahren,
weder zersetzte noch frische, sondern bestehen dort ausser
mehr geprägen sandigen Grauwacken, auch thonige schie-
frige Massen, die ebenfalls dem Grauwackengebilde angehö-
ren. Alles Grauwackengestein verräth eine gewisse Zer-
setzung.
In diesem Gesteine sind nun auf manchen Firsten-
strasaen die Erztrümmer von y^ bis 2 Zoll Mächtigkeit in
steiler Stellung so nahe beisammen, und sind zugleich durch
horizontale Erztrümmer ins Kreuz durchzogen, dass die
Strasse das Ansehen eines Eisengitterwerkes hat. An ande-
ren Stellen ist die Grauwacke wieder von unzähligen kleinen
dünnen Erzschnürchen nach allen Richtungen durchschwärmt,
80 dass sie wie eine Breccie von Grau wackebruoh stücken
erscheint, die durch Brauneisenstein mitsammen verbunden
Bind. Ausser diesem Trümmerwerke besteht die Erzf&hrung
sowohl in dem sandigen als auch lettigen Grauwackenge-
steioe weiter auch noch in ähnlichen knolligen, kugligen,
Dierftnf($rmigen und verschieden gestalteten grösseren und
kleineren, theils zerstreut liegenden, theils zusammenhän-
genden Stfleken-Körpem und Massen von Brauneisenstein
mit Manganerzen, wie auf und neben den ZeSicer Gängen,
namentlich auf dem Florentiogange, Diese Knollen und
rundliehen Stücke sind von der sie umhüllenden, sandigen
oder mehr thonigen, schiefrigen Gesteinsmasse mehr weniger
scharf getrennt oder mit derselben fest verwachsen, und
stehen an vielen Stellen mit den Erztrümmem im Zusam-
menhange.
Diese Erztrümmer und breccienartigen Vorkommnisse
stimmen ganz überein mit den vielen Gesteinspalten, offenen
Schieb tungskläften und seh otter förmigen Grau wackenschich-
ten in der Nähe des Pilka-Teiches bei Przibram, und besteht
zwischen beider Vorkommnissen nur der Unterschied, dass
hier die Spalten, Schichtungsklüfte und Schotterzwiscben-
räume meistentheils noch unausgefüllt und offen stehen und
stellenweise nur mit Letten ausgefüllt sind, jene am Trojäk
und in der Wojna aber meistentheils Brauneisenstein und
nur selten Thon oder Letten zur t^üllung haben, und dass
beim Pilkateiche eine grobkörnige, quarzige, feste Grau-
wacke, in der Wojna aber mehr gepräge, mildere, thonige
Gesteine anstehen. In diesen Strichen der Erzniederlage sind
daher keine vereinzelte, grössere und kleine, andauernde
mächtigere Gangspalten, sondern viele kleinere, kurze, häufig
nicht zusammenhängende Spalten gerissen worden , deren
Räume sowie jene der offenen Schichtungsklüfte zur Aus-
füllung mit Mineralstoffen dienten«
Weder bei dem Ze£icer und noch weniger am Trojiker
und Wojnaer Berghau ist man in einen solchen Tiefehori-
zont schon gelangt, um das ursprüngliche Mineral zu erbre-
chen, aus welchem der Brauneisenstein durch Umwandlung
entstanden ist. Dessenungeachtet lässt sich nach Analogie mit
allen übrigen Erscheinungen in der Przibramer Erznieder-
lage folgern, dass kohlensaures Eisen- und Manganoxydul,
also manganhältiger Spatheisenstein, mehr weniger mit Tbon-
und Quarzsand vermengt, die Spalten und offenen Räume
in den bezeichneten Bergbaugegenden ursprünglich ausge-
füllt habe, und auch mehr weniger die lockere Gesteinmasse
durchdrungen, und daselbst stellenweise sich abgesetzt und
angesammelt habe. Dass die benannten Mineralstoffe in der
Przibramer Erzniederlage sehr häufig vorkommen, beson-
ders auf den in den Grauwackenschieferzoneu oder in deren
Nähe aufsitzenden Erzgängen, sowie auch in Mitte der, die
Erzgänge begleitenden, Diabasgänge, ist eine bekannte
Thatsache. Ihr ursprüngliches Vorhandensein auf den be-
zeichneten Lagerstätten kann daher um so mehr vorausge-
setzt werden, als in ähnlicher Weise wie an vielen anderen
Orten des Vorkommens von Spatheisen, auch hier im Lie-
genden der Grauwacke die Schieferzone in nächster Nähe
angrenzt, und in ihr ebenfalls viele kohlenstoffhaltige oder
graphitische Schiefer gelagert sind, und die Grauwackenge-
steine hier ebenfalls Diabasmassen, mitbin eisenozydulhäl-
tige Mineralien, beherbergen.
Das Przibramer Hauptwerk hat auf der Ze^icer Berg-
höhe einen Schacht angelegt, um diese Eisensteingänge in
grösserer Tiefe aufzuschliessen und unter dem eisernen Hute
edlere Geschicke und zwar silberhaltige Blei- und Zinkerze
anzufahren. Nicht bloss das Vorhandensein des eisernen Hu-
— 91 —
t68 and der Analogie mit den übrigen Erzgftngen^ sondern
mucb, dA88 in dem Rozmitbmier Eisenbohofen , wo diese
Eisenerse verbfittet werden, bäofige sinkiscbeAnsfitze an
der Oicbt sich bilden, berechtigen zu der Hoffnung des Auf-
tretens edlerer Erze in der Tiefe. Auch sollen auf den Ze-
2icer Gftngen Spuren von Bleiglanz schon gefunden worden
sein. In neuerer Zeit sind auf dem Wenzelgange ausser dem
Brauneisenstein bloss einzelne Spuren von Arsenikkies vor-
gekommen, und es wird erst beim weiteren Niedergehen in
die Tiefe die ursprCIngliche Füllung der Ze^icer Lagerstätten
nach und nach an's Licht treten. Von ihrer Beschaffenheit
und ihrem Verhalten unter dem eisernen Hute wird es erst
abhängen, ob es angezeigt sein wird, auch sp&ter in dem
westlich angrenzenden Trojäker und Wojnaer Terrain auf
dem mehr zerstreuten Erztrümmerwerke einen Versuch und
Aufscblnss in grössere Tiefe zu wagen.
Nach Beendigung dieses Vortrages gibt Professor Frie-
drich Ar zberger einen kurzen Literaturbericht, in welchem
derselbe auf die wiederholte Anwendung der hydraulischen
Transmissionen beim Bergbau aufmerksam macht, und zu-
gleich der Versuche von Hick (Civilingenieur l8B6y 318 und
Dingler 183. 118.) Erwfihnung thut, welche nachweisen,
dass die Kolbenreibung in Manschetten eine sehr geringe
sei, was insbesondere für hydraulische Transmissionen und
Accumulaturen von Wichtigkeit ist.
Weiter wird von demselben über Förderung und
Dampfkessel referirt, und schliesslich die Tabellen zur Be-
rechnung von Dampfmaschinen von Josef Hrabäk (Zeit-
schrift des österr. Ingenieur- Vereines 1866» Heft X., XI.
und XII.) empfohlen.*)
Ausserordentliche Vorträg^e an der Bergaca-
demie zu Leoben.
Versammlung am 16. Februar. Ministerialrath
Ritter v. Tunner theilt ein an ihn gerichtetes Schreiben
aus Georg-Marienhütte bei Osnabrück mit, worin der Be-
triebsleiter ihm die Absicht bekannt gibt, einen dortigen
grossen Coakshohofen mit geschlossener Brust
zuzustellen, und die Resultate einiger in dieser Absicht
schon ausgeführter Versuche mittheilt. Bei der gegenwärti-
gen Zustellung mit offener Brust ist zu dem in 24 Stunden
4mal erforderlichen Ausarbeiten des Vorherdes ein Stillstand
von 4 X 1 = 40 Minuten erforderlich. Dazu kommt aber
nebstdem noch ein viermaliger Stillstand zur Ausführung
der nöthigen Reparaturen des Vorherdes, welcher bei dem
Schlackenflass von einer 8 — 900 Zollcentner betragenden
täglichen Production aus einer Beschickung mit nur 25 %
Ausbringen sehr stark ausgefressen wird ; der erwähnte Still-
stand beträgt 4 X ^^ = ^ ^^ Minuten, der gesammte daher
2 Stund. 40 Min. pr. Tag oder 40^2 Tage pr. Jahr. Hie-
durch wird die Erzeugung im Jahre um mindestens 32.400
Zollctr. Roheisen oder 9720 Thaler Reingewinn zurückge-
setzt. Besonders betont der Vortragende die folgende Stelle
des mitgetheilten Schreibens: nich glaube nun, dass wir
hier bei dem sonst schönen Betriebe mit geschlossener
Brust arbeiten können ; der Vorherd unserer Oefen ist doch
immer geschlossen und haben wir denselben so zu sageu
nur, um ihn zu repariren, oder um uns durch die angesetz-
*) Deren Erscheinen in einem Separat-Hefte wir in letzter
Nummer angezeigt haben. Die Red.
ten Massen zu arbeiten, wenn der Ofen einmal schlecht geht;
sobald wir in diesem Falle in die Gegend unter dem Tfim-
pel kommen, haben wir gewonnen.**
Ministerialrath Ritter v. Tunner bemerkt, dass er
diese Zuschrift aus dem nordwestlichen Deutschland, worin
er weiter um einige Rathschläge ersucht wird, wohl nur
dem Umstände zu verdanken habe, dass er auch in weiteren
Kreisen als Vertheidiger der Hohofenzustellung mit geschlos-
sener Brust bekannt sei, als der er seit drei Decennien bei
jeder Gelegenheit aufgetreten ist. Er wiederholt mit weni-
gen Worten seine Gründe daffir und bemerkt, dass er die
offene Brust nur allein bei jenen Hohöfon gerechtfertigt
finde, die mit sehr unreinen, vielen faserigen Anthrazit fah-
renden, oder Überhaupt viel Lösche prebenden Coaks betrie-
ben werden müssen. Bedauerlich sei mit Rücksicht auf den
Fortschritt, dass gerade im vorliegenden Falle der Einfüh-
rung der geschlosseneu Brost besondere Hindernisse entge-
genstehen, nftmlich der ungewöhnlich starke Schlackeniluss
und die bei 3 ^j^ Ü. betragende Windpressung ; Hindernisse
übrigens, die in hundert anderen Fällen, wo die geschlos-
sene Brust angezeigt wftre, nicht vorhanden sind, und die
auch bei offener Brust sehr schwer zu bewältigen sind. Es
ist aber doppelt schwierig, eine örtlich ganz unbekannte Ma-
nipulation einzuführen, wenn zu den gewöhnlichen Anständen
die einer jeden derartigen Neuerung mehr oder weniger an-
kleben, auch noch aussergewöhnliche kommen, wodurch der
günstige Erfolg sehr in Frage gestellt werden muss. Der
Vortragenrde erläutert ferner mit Zuhilfenahme von Skizzen
die vorläufigen Versuche, welche auf der Georg-Marienhütte
angestellt wurden, die Schwierigkeiten, welchen man dabei
begegnete und die Art, wie nach seiner Ansieht die Zu-
stellung mit geschlossener Brust unter den dortigen Ver-
hältnissfu auszuführen wäre. Danach sollte der am Boden
mit 7 Fuss Weite zugestellte Ofen an der Brust mit einem
bei 4^2 Fu88 breiten Stichstein geschlossen, auf jeder Seite
desselben aber ein bei 8 Zoll breiter verticaler, und über
dem Stichstein, nahe unter der Formhöhe, ein bei 5 Zoll
hoher horizontaler Spalt (Schienel) angebracht werden. Diese
mit magerem Thone zugeschlagenen Spaltöffnungen wären
sowohl zur Anbringung des Schlackenstiches in beliebiger
Höhe, als nöthigen falls zur mechanischen Nnchhilfe im In-
neren des Ofens zu 'benützen. Für gewöhnlich sollte der
Schlackenstich in dem nach Aussen sich erweiternden hori-
zontalen Spalte stattfinden, und damit dieser von dem star-
kenSchlackenfiusse nicht zu stark ausgefressen werden kann ,
wäre der Spalt oben und unten durch mit Wasser gekühlte
Gusseisenplatten zu armiren. Die bedeutende Windpressnng
von 3y2 //., welcher im Inneren des Ofens vielleicht eine
Spannung von Vj bis 1 Ü, entsprechen dürfte, kann aller-
dings die periodisch erforderliche Schliessung des Schlacken-
stiches erschweren, aber auf keinen Fall Unmöglich machen,
sowie die Oeffnung desselben bei entsprechend magerem
Thone ein Leichtes sein muss.
Professor v. Miller setzt hierauf seinen neulich über
die Fortschritte des österreichischen Salinen-
wesens begonnenen Vortrag fort, und beleuchtet vor Allem
nochmals die grossen Vortheile, welche die continuirliche
Wässerung gegenüber der intermittirenden dem Betriebsleiter
an die Hand gibt. Den Anforderungen, welche man an die
erstere zu stellen vermöge, würde voUkommcnRechnung getra-
gen sein, wenn man bei derselben dem Wasser genau den Raum
vorzuschreiben vermöchte, innerhalb dessen es sich bei Ver-
— 92 -
sieduDg das Haselgebitges sn halten habe; dann nur wäre
es möglich, ebenso wie beim Abbau mit Pulver und Eisen,
mit einem Minimum surfickgelassener Bergfesten durchzu-
kommen. Als ein so wohlfeiler und trefflicher Arbeiter sich
aber das Wasser beim Abbau des Haselgebirges und beim
Versetsen der Werker mit Laist bewährt, als ein ebenso
schlechter und willkürlicher nArchitekt«» ist dasselbe zu be-
trachten. Diese treffende Bezeichnung hst zuerst Herr Sectiona-
rath Franz B. v. Schwin d gebraucht, der überhaupt bei den
technischen Fortschrittsbestrebungeu der österreichischen
Salinisten als der geistige Führer zu betrachten ist Ihm ver-
dankt man neuestens auch die Idee, dem Wasser beim Auf-
sieden des Salzgebirges den Raum gleichsam unabänderlich
vorzuscbreiben , ohne auf die übrigen Arbeitsvortheile zu
verzichten, welche dasselbe gewährt. Man hat zuerst daran
gedacht, das Haselgebirge trocken zu gewinnen, und entwe-
der in YerwässerUDgsstuben (grossen hölzernen Behältern)
mit durcbrinnendem Wasser oder in Apparaten, welche der
Aufbereitung der Erze entnommen sind, und in welchen eine
stets erneuerte Gegeneinanderbewegung von Wasser und
Salxstücken stattfindet^ gänzlich auszulaugen. Nach beiden
Bichtungen hat man günstige Erfolge erzielt; allein beide
bedingen auch eine massenhafle Bewegung von Salzgebirge
und Laist, und überdies noch die Gewinnung des ersteren
mittelst Häuerarbeit. Am meisten Aussicht auf Erfolg hat
Herrn v. Schwind's Idee, über grössere Flächen Süsswasser
in sehr dünner Lage abrinnen zu lassen, wobei das Spritz-
werk, ohne Zweifel auch schon zur ursprünglichen Herstel-
lung der Angriffsfläche, geeignete Verwendung finden könnte.
Diese neuesten Bestrebungen, den Abbau im Haselgebirge
gründlich zu verbessern, sind zwar in praktischer Beziehung
kaum noch über die ersten Yersucbsstadien hinausgekom-
men; doch findet es der Redner mit Hinblick auf die Motive,
die ihn zu seinem Vrtrage veranlassten, am Platze, von den-
selben Act zu nehmen.
Versammlung am 2. März. Minis terialrath P.
Tunner macht, unter Bezugnahme auf seine Publication
der Einrichtung des Benson*schen Dampfgenerators
im berg- und hüttenmännischen Jahrbuchc, neue Folge
XIII. Band, auf eine Verbesserung aufmerksam, welche der
Mechaniker J. W. Müller in Graz, an diesem Generator an-
gebracht hat, und welche der Vortragende bei seiner letzten
Anwesenheit in Graz selbst zu beobachten Gelegenheit nahm.
Herr Müller hat nämlich die Beigabe einer eigenen Wasser-
pumpe bei der Benson^schen Einrichtung, wodurch die Cir-
culation des Wassers vermittelt und regulirt wird, dadurch
entbebrlicb gemacht, dass er den seitlich und lothrecht ste-
henden Dampf- und Wassersammler in einen über dem Röh-
renofen un<l horizontal liegenden Sammlungskessel verwan-
delt, und einerseits mit der untersten Reihe der Siederöhren
das Wasserrohr, andererseits aber mit der obersten Reihe
der Siederöhren das Dampfrohr in Verbindung gebracht
hat. Die Circulation des Wassers wird hierbei durch den
einseitigen Druck der Wassersäule zwischen Kessel und der
untersten Reihe der Siederöhien veranlasst, und erfolgt nach
persönlicher Beobachtung des Vortragenden mit grosser
Vehemenz.
Bei dieser wesentlichen Vereinfachung bleiben alle die
Vortheile des Benson'scheu Dampfgenerators , als : völlige
Gefahrlosigkeit, seltene und leichte Reparaturen, geringer
Brennstoffaufwand und kleiner Raum vollkommen gewahrt.
Einer längeren Erfahrung musa es jedoch noch vorbehalten
bleiben, ob nicht die schtiiedeeisemen Siederöhren, beson-
ders in den oberen Reihen deshalb schneller verbrannt wer-
den, weil in denselben nebst Wasser auch schon mehr Dampf
vorhanden ist, daher sie weniger abgekühlt werden. — Der
Vortragende empfiehlt den Gegenstand als besonders wichtig
der vollen Aufmerksamkeit unserer mit Dampfkraft arbeiten-
den Berg- und Hüttenwerke und drückt seine Befriedigung
darüber aus, dass dieser von ihm in Oesterreich bekannt ge-
machte Dampfgonerator bereits Eingang und Verbesserang
gefunden hat
Genauere ziffermässige Angaben über diesen Apparat
stehen in Kürze durch eine Veröffentlichung des derzeiti-
gen Directors der 1. t. Hochschule in Graz, Herrn Professor
Franz Hlawatschek zu erwarten, welcher mit diesem und
einem unmittelbar daneben befindlichen liegenden Dampf-
kessel von gewöhnlicher Einrichtung genaue und umfas-
sende Versuche durchführt und zum Theile schon durchge-
führt hat.
Professor V. Miller schreitet zur Beendigung seines
Vortrages über die neueren Verbesserungen und Bestrebun-
gen im Österreichischen Salinenwesen. Der Vor-
tragende will sich bezüglich des Sudhüttenwesens, da
er in diesem Fache niemals praktische Dienste gethan, kür-
zer fassen und damit begnügen, den physikalischen Mass-
stab an die Haupt-Betriebs-Resultate anzulegen. Zuerst legt
derselbe einen übersichtlichen Ausweis über diese Resultate
vom 1. Semester 1866 vor, aus dem er den Holzverbrauch
jener Saline entnimmt, welche innerhalb dieses Zeitabschnit-
tes am vortheilbaftesten arbeitete, um zu berechnen, wel-
cher Theil der ganzen im verwendeten Brennstoffe enthal-
tenen Wärme nützlich verwendet worden sei. Die Rechnung
ergibt 72% > ^^^ hätte noch ipehr ergeben, wenn dieselbe
nicht vorsichtshalber absichtlich so geführt worden wäre,
um eher eine zu niedere als zu hohe Ziffer zu erhalten. So
wird nicht immer Soole vom höchsten Halte zur Hütte ab-
gegeben, und gerade die erwähnte Saline verwendet getrif-
tetes Holz, welches bekanntlich durch die Triftung einen
nicht ganz unansehnlichen Theil seiner Brennkraft einbüsst«
Wahrscheinlich dürfte daher der benützte Wärme-Antheil
näher bei 80 als bei 70% liegen. Da nun Wärme in theo-
retischer Beziehung nur ein anderer Ausdruck für mecha-
nische Arbeit sei, so könne man ganz gut den Sudprocess
Motoren parallelisiren, die einen procentuellen Nutzeffect
von 70 — 80 geben, und diese gehören bekanntermassen
schon unter die besten. Diese Ziffer sei allein schon genü-
gend, um darzuthun, dass der österreichische Sudhütten-
process unter die bestdurchgeführten metallurgischen Ope-
rationen gehöre, und dass der Eingangs erwähnte Reichstags-
Abgeordnete in seinem grundlos absprechenden Urtheile
über Salinisten den österreichischen Sudhüttenleuten nicht
weniger als den Salzbergleuten schweres Unrecht gethan
habe.
Gegen zwei Umstände werden nach Schluss des Vor-
trages von Anwesenden Bedenken erhoben; erstlich, dass die
Rechnung 0^ Temperatur der Soole voraussetze, während
sie doch schon einige Grad Wärme habe, wenn sie zur Hütte
gelange, und zweitens, dass den Angaben des Holzverbrau-
ches nicht immer zu vertrauen sei, und das Holz auch bei
verschiedenen Feuchtigkeitsgraden zur Verbrennung gelangt
sein könne. Gegen den ersten Einwurf erwidert Prof. v. Miller,
dass abgesehen auch von dem Umstände, dass die betref-
fende Angabe dem Wintersemester entnommen sei, doch
— 93 -
die wenigen Grade, welche die Soole möglicherweise schon
besitzen könnte, gegen die 637 Calorien, welche sie von 0^
Ins Bor Verdampfnng hrmncht, sn wenig importiren, um das
Sehlnssresultat wesentlich su än-^ern; gegen den zweiten,
dass er das Gewicht des verhraachten Holzes nicht etwa aus
dem Volnmen herechnet, sondern namittelbar dem Amtlichen
Ausweise entnommen habe, welchem bei der herrschenden
Controie am Ende doch zu tränen sei, widrigenfalls man
anf jede derartige Rechnung, wie sie durchgeführt wurde,
▼erzichten müsste.*)
Hr. Assistent Emil Hermann spricht Aber Schwung-
räder für Geblftse. In Armen gand's n Pub lication indu-
strielle, « Vol.'XIII. ist eine einfache Methode zur graphischen
Bestimmung des Schwungradgewichtes, jedoch nur unter
Voraussetzung eines constanteu tangentialen Widerstandes
an der Kurbelwelle, angegeben. Der Vortragende hat diese
Methode auf Geblftse, wo letztere Bedingung nicht vorhan-
den ist, ausgedehnt und wird demnftchst einen Aufsatz über
den Gegenstand veröffentlichen, auf welchen vorläufig hin-
zuweisen wir uns hier beschränken müssen.
üeber das Speetrom der Bessemerflamme.
Unter diesem Titel Übergab Herr Prof. Li eil egg in
der vierten Sitzung heurigen Jahres der k. k. Academie der
Wissenschaften eine ausführliche Abhandlung, welche wir
nachstehend in kurzem Auszuge mittheilen. Jedermann, der
sich über die Spectral- Analyse weiter unterrichten will, ver-
weisen wir nochmals auf: nDie Spectral-Ai^ilysett von A.
Lielleg, k. k. Professor, ein Büchlein, welches wegen des
besonders iviedrigen Preises von 1 fi. 80 kr. um so leich-
ter zugänglich ist
«Die Flamme, welche während einer Charge dem Bes-
semerofen entströmt, gibt, wenn sie auch nur mit einem
ganz einfachen Spectralapparat betrachtet wird, verschieden
helle Linien, die sich von dem continuir liehen Spectrum,
welches gleichsam den Hintergrund bildet, deutlich ablesen.
Ausser den dem Natrium, Lithium und Kalium zukom-
menden Linien, die schon zu Ende der Schlackenbildungs-
Periode sichtbar sind, erscheinen während der Rochperiode
Linien gruppen^ die ihre grösste Lichtintensität zu Anfange
der Frischperiode erreichen. Sie erstrecken sich von der
Natriumlinie bis zur blauen Strontiumlinie oder nur wenig
darüber hinaus, und theilen diesen Raum in vier gleich
grosse Felder. Das Ende des ersten unmittelbar neben der
Katriumlinie liegenden Feldes ist durch eine helle, gelbe
Linie kenntlich, andere Linien konnten wegeii des ausser-
ordentlichen Lichtglanzes in diesem nicht wahrgenommen
werden. Das zweite anstossende Feld liegt im grünlich gel-
ben Tbeile des Spectrums, und enthält in seiner mehr ab-
gelenkten Hälfte drei gleich breite gründliche Linien, deren
dritte am hellsten ist, und zugleich das Ende des Feldes
markirt. Das dritte nun folgende Feld enthält vier grünlich-
blaue Linien, von welchen die vorletzte am hellsten ist und
die letzte das Feld begrenzt; die Linien sind gleich weit
von einander entfernt und nehmen zwei Drittel des Feldes
ein, so dass zwischen der dritten Linie des zweiten Feldes
und der ersten Linie des dritten Feldes ein Zwischenraum
*) Betreffs des Feuchtigkeitsgehaltes des Holzes, welcher
allerdings variiren kann, könnte noch beigefügt werden, dass
bei grösserem Q ehalte an solcher die Resultate der Hütte nur
unvortheilhafter hätten ausfallen können.
bleibt, der den dritten Theil des Ganzen zur Breite hat. Bei
nahezu gleicher räumlicher Vertheilung sind im vierteil
Felde vier blaue Linien von gleicher Breite und Helligkeit
sichtbar; im violetten Theile wurden mit Ausnahme der Ka-
linmlinie keine anderen Linien beobachtet. Bei grosser
Lebhaftigkeit des Spectrums erschienen die Räume zwischen
den Linien des dritten und vierten Feldes dunkel, und ge-
wannen das Aussehen von Asorptionsstreifen, deren Entste*
hen übrigens bei der Bessemerflamme erklärbar wäre. Jen-
seits der Natriumlinie, ungefähr in der Lage der orangerothen
Ca^ciumlinie Caa waren zwei naheliegende, nicht scharf be-
grenzte Linien sichtbar, welche das Aussehen hatten, als ob
ein breiter heller Streifen durch ein in seiner Mitte liegen-
des dunkles Band in zwei Theile getheilt würde. f
Zu Ende der Frischperiode nahm die Lichtintensität
der Liniengruppen ab, und kurz vor Beendigung der
Charge waren nicht mehr alle Linien des dritten
und vierten Feldes zu sehen; das Spectrum hatte
nahezu denselben Charakter wie zu Anfange der Koch-
periode.
Da die Bessemerflamme vorzugsweise durch Kohlen-
ozydgas gebildet wird, so sind auch die verschiedenen Li-
niengruppen auf dieses zu beziehen ; ihr regelmässiges Er-
scheinen während der Kocbperiode, den Beginn der eigent-
lichen Entkohlung bezeichnend, ihr Zunehmen an Intensität
bis zum Eintritte der Frischperiode, und deren merkliche
Abnahme zu Ende derselben, dürften für die Beurtheilung
des Bessemerprocesses brauchbare Anhaltspunkte liefern.
Diese Beobachtungen wurden in der Bessemerhütte der
k. k. priv. Südbahn -Gesellschaft in Graz angestellt, zu wel-
cher dem Verfasser von Seite des Herrn Directors Hall der
Zutritt bereitwilligst gestattet wurde. u
Auch wenn man sich in der Anwendung des Spectral-
apparates beim Bessemern nicht allzu grossen Hoffnungen
hingeben will, so ist doch sicherlich jedes Mittel zur Klärung
der Frage über das Ende des Processes, — bekanntlich die
Achilles-Ferse des Bessemerns, — beachtenswerth. Inwie-
ferne jedoch diese Methode für die Erzeugung der verschie-
denen Härtenummern einen Anhalt bieten wird, ist ebenfalls,
eine noch sehr offene Frage. H.H.
Siebenbürgens Eisenindustrie.
Der endlich definitiv beschlossene Bau der Piskj-Pe«
trozsenyerBahn^ als Zweigbahn der Arad-CarlsburgerBahn,
gibt mir Gelegenheit auf die grosse Wichtigkeit dieser Bahn-
strecke aufmerksam zu machen, umsomehr da dieselbe bis
jetzt entschieden unterschätzt worden, ja vielfach der Zweck
und die Vortheile derselben unbekannt blieben und nicht
der gehörigen Würdigung unterzogen wurden. Der grosse
Nutzen der Arad-Siebenbürger Bahn wird mit Hintansetzung
zahlreicher Thatsachen von mancher Seite her in Abrede
gestellt, — und doch ist deren Zustandekommen ein Le-
bensfactor für die siebenbürgische Eisenindustrie, — einer
Industrie, die mit dem Wohlstande des Landen innig ver-
knüpft ist, und deren Aufblühen wie überall so auch für
Siebenbürgen eine Grundbedingung des materiellen Auf-
schwunges ist. Siebenbürgen ist kein Ackerbauliud, und
hat alle Vorbedingungen eines Industrielandes, und gilt dies
insbesondere vom Eisen. Verkehrte Zollpolitik, unerschwing-
liche Steuern und folglich Verarmung der Bewohner, Ver-
nachlässigung der Communicationen, kostspielige Colonisa-
- 94 —
tton, Mangel an AsBociatiönsgeist haben die Biebenbfirgische
EisenmdaBtrie mehr oder weniger zu Oninde gerichtet, und
swar In einer Gegend, wo dieNatar mit ihren Spenden nicht
spartei wo W&lder, Eisensteine und noch mehr, wo vor-
tre£Fiiehe Steinkohlen vorkommen. loh kann die Wichtig-
keit der siebenbürgischen Eisenindustrie für die Zukunft,
die Aufgabe der Piskyer Bahn nicht besser illustriren, als
durch Wiedergabe einer kleinen Brochfive des Herrn Victor
Maderspach, welche voriges Jahr in ungarischer Sprache
erschien, aber nicht jene Verbreitung fand, die ihr gebührt,
und welche einen Plan bespricht, den ins Leben zu rufen,
die Aufgabe unserer yaterländisohen Oeidkräfte sein wird.
Der beschlossene Bau der Piskyer Bahn gibt mir die Hoff-
Mlng, dass die in der Brochüre angedeuteten Wege baldigst
betreten werden, und der brachliegenden Industrie ein Feld
der Thätigkeit und Entwicklung geboten wird, welche ge-
eignet ist, einerseite den Wohlstand und die Steuerkraft
des Landes mi heben, anderseits dem siebenbürgischen Eisen
und Stahl jenen Namen und Ruf zu schaffen , der densel-
ben unstreitig gebührt. Besagte Schrift führt den Titel :
Siebenbürgens Eisenindustrie, Verfall dersel-
ben, ein Mittel der Abhilfe, deren Zukunft.
Der das Hunyader Comitat im Westen gegen Banat
abgrenzende waldreiche Gebirgsstock birgt grossartige Ei-
senerzlagerstätten, welche schon seit Jahrhunderten, ja
selbst von den Römern ausgebeutet wurden. Die bedeu-
tendsten dieser Lagerst&tten sind jene des Hunyader Do-
miniuma von Gyalir bis Tciek ; weniger bekannt, aber
schon seit den ältesten Zeiten benützt, sind die Vaspataker
Magneteisensteine *). In grösserer Menge findet sich noch
Eisenstein in den Ruskberger und Nadrdger Revieren. Be-
kannt, aber noch gar nicht aufgeschlossen sind zahlreiche
Magneteisensteinlagerim H&tzegerThale. Im Bereiche dieser
Erzvorkommnisse hat sich im Verlaufe der Zeiten eine theils
grössere, theils kleinere Eisenindustrie entwickelt; in unzu-
gäogliche Thftler wurden Wege gebahnt, in der Wildniss
erblühten Colonien, und viel Tausend Menschen fanden da
Arbeit, Brod, eine neue Heimat. Der noch vor 10—12
Jahren hoffnungsvolle Zustand dieser Eisenwerke hat sich
in der letzteren Zeit so trübe gestaltet, dass die gänzliche
Einstellung aller dortigen Werke zu befärchten ist, wenn
uicht noch rechtzeitig Wege und Mittel gefunden werden,
um dieser Katastrophe vorzubeugen. Zwei Hauptursachen
sind es, 'welche diesen beklagen 8 werthen Zustand hervor-
riefen, und zwar erstens fiel der Preis des Stabeisens in den
letzten 10 Jahren von 10 fl. auf 6 fl. 50 kr. bis 7 fl., und
zweitens verarmte Siebenbürgen, Banat und die Donaufür-
Btenthümer, welche das meiste Eisen consumirten.
Dass der Preis des Eisens so nachliess, kann nur als
heilsam betrachtet werden, denn die Ackerbau treibende
Bevölkerung braucht billiges Eisen, aber auch die fort-
schreitende Civilisation fordert dasselbe ; es wäre daher
ganz falsch, die Eisenindustrie durch Schutzzoll zu stützen,
wodurch andere Industriezweige beeinträchtigt, ja die Eisen-
industrie selbst sich nur eines künstlichen für die Dauer
unhaltbaren Lebens erfreuen würde. Da also der Schutzzoll
nicht angerathen werden darf, so kann sich die Eisenin-
dustrie nur durch Selbsthilfe retten, dus heisst bic muss so
*} Ueber das Vorkommen dieser prächtigen Eisensteine will
ich mich in einem nächsten eigenen Artikel aussprechen. (Wir
bitten darum und danken einstweilen für diese Mitthoilang,
die uns sehr willkommen ist! O. H.)
wohlfeil erzeugen, dass sie jedweder Concurrenz zu trotaen
im Stande sei , welcher Zweck nur dann erreicht werden
wird, wenn die gebotenen günstigen Bedingungen sorgsam
ausgebeutet, die zerstreut liegenden Werke concentrirt und
an einem Centralpunkte nach englischer Methode mit Steia«
kohle das Stabeisen in grossem Quantum erzeugt wird.
Ich werde bestrebt sein die Gründe anzuführen, wess«
halb die jetzigen Werke nicht im Stande sind so billig au
erzeugen wie es die Umstände fordern, ich werde dann den
Weg zeigen, auf welchem es möglich ist dies Ziel zu errei«
eben, nämlich : einen Ctr. Stabeisen um 5 fl. mit Vortheil
zu erzengen. Dieser Preis ist desshalb massgebend, weil
England gegenwärtig iii Bukarest zu 6 — 7 fl. den Ctr. Stab-
eisen verkauft, so dass in Siebenbürgen wenn wir die Fracht
bis Bukarest nur mit 1 fl.50 kr. rechnen, derPreisloco Hütte
4 fl. 50 kr. — 5 fl. 50 kr. sein müsste, was jetzt unmöglich ist.
Die besprochenen Eisenwerke sind so construirt, dass
jedes derselben in eigenen Hohöfen das erforderliche Roh-
eisen erzeugt, und dieses dann mit eigenen Walzen und
Hammerwerken verarbeitet. Die Hohöfen sind in günstiger
Lage, das Holz ist billig, die Erze vorzüglich und billig, so
dass die Erzeugung von 100 Pfd. Roheisen max. 2 fl. kostet.
Besonders die siebenbürgischen Hütten, die hier in Betracht
kommen,, erzeugen mit 2 fl. den Ctr. ; dieser Preis könnte
noch herabge(^rückt werden, allein, da das Roheisen vorzüg-
lich, zum Guss, zur Frischer ei und Stahlerzeugung gleich
gut ist, kann der Preis wohl gegeben werden. Die Erzeu-
gung des Stabeisens, trotz des billigen Roheisens kommt
auf 4 fl. — Dies ist der wunde Fleck der siebenbürgischen
Eisenwerke, welcher nur dadurch zu beheben wäre, wenn
das in verschiedenen Hohöfen erzeugte Roheisen mittelst der
Syler Kohle in einer grösseren Puddel- und Walzhütte verar-
beitet wird. Nun geht die Brochüre auf den Plan über, in der
S7I bei Petrozseny eine Puddel- und Walzhütte zu errichten,
die der Abnehmer des in der Umgegend erzeugten Roheisens
jväre. Die Zweckmässigkeit und Rentabilität eines solchen
Unternehmens beweist der Verfasser folgendermassen.
I. Beschaffung des Roheisens.
Es kann kein Zweifel sein, dass das Govosdier Roh-
eisen in Rudsir und Sebeshely billig nicht aufzuar-
beiten ist, und wird dieser Ofen genöthigt sein, ebenfalls
einzustellen, wenn sein Product nicht Abnehmer findet. Ein
solcher 'Abnehmer würde die zu errichtende Puddelhütte in
der S7I sein. Das Roheisen könnte manlocoOfen mit 2 fl. 20
kr. bis 2 fl. 30 kr. zahlen, bei welchem Preise der Govosdier
Ofen noch mit genügendem Vortheile arbeiten könnte. Wird
das Roheisen in der Syl aufgearbeitet, dann müsste Rudsir
un^ Sebeshely eingestellt werden, und wäre es am besten
die Bewegungs- und Ra£Pineriemaschinen dieser Werke in
die Syl zu überführen ; die Wälder, die bis jetzt ohne Ge-
winn verbrannt wurden, könnten späteren Industriezweigen
erhalten bleiben. Der Govasdier Ofen gebe jährlich 50 — 60
Tausend Ctr. ; 30 — 40 Tausend, ja noch bedeutend mehr
könnte durch Privatunternehmer aus den Teleker Eisenstei-
nen erzeugt werden, 15 — 20 Tausend und mehr würden
die Plankaer Eisensteine liefern; für Bleche und Stahl gebe
der Vaj^pataker Hohöfen 20—30 Tausend Ctr., so wären in
diesem ganz kleinen Districte, die anderweitigen reichen Erz-
vorkommnisse nicht gerechnet, das Ruskberger productive
Werk nicht eingeschlossen, schon 115 — 140 Tausend Ctr,
Roheisen, was zum Beginn genug wäre. Es unterliegt kei-
nem Zweifel, dass diese Production mit Einbeziehung aller
— 95
anderen Werke und Erzlagerst&tten leicht auf 4 — 500 Tan-
Bend Ctr. erhöht werden kann.
II. Attfarheitnng des Roheisens.
Damit die Erzeugung des Staheisens so billig als mög-
lich* sei, muss die Raffinirung im Grossen geschehen, und
wflrde der Platz dazu unstreitig in der S7I sein, in unmit-
telbarer Nähe der Steinkohlen. Dass eine Huttenanlage dort
am vortheilhaftesten wftre^ leuchtet aus Folgendem ein :
1. Zu jedem Centner Stabeisen sind erforderlich 27^
bis 3 Ctr. Steinkohle und 120 — 125 Pf. Roheisen; es ist
daher besser, 125 Ctr. io die S7I, als von dort 250 Pf.
Kohle in das Hitzeger Thal oder sonst wohin zu fähren.
2. Das Roheisen leidet nicht durch den Transport^
wohl aber die Kohle.
3. Der HatTptabsatzort für das erzeugte Eisen wären
die FQrstenthümer und Überhaupt der Orient.
Da das ganze Unternehmen auf dem Satze basirt: nlst
es möglich, in der Syl Stabeisen billig zu erzeugen, u so
muss man die Erzeugungskosten für 100 Pf. Stabeisen er-
mitteln.
Zur Erzeugung von lOQ Tausend Pfund Stabeisen wä-
ren erforderlich:
14 Puddelöfen 21.000 fl.
10 Schweissöfen 15.000 n
Abzüge 10.000 fl
Dampfhämmer, Walzen, Strassen, Schienen,
Dampfmaschinen etc 90-000 n
Gebäude 7.000 «
Frißchfeuer und Hämmer ....... lO.OÖO »
Wohnungen 16.000 n
Bessemern 8.000 1»
Betriebscapital . . - .* 75.000 „
252.000 fl.
Ausserdem wären nothwendig 60.000 fl. zur Unter-
stützung jener Privaten, welche die Production des Roh-
eisens übernehmen würden. 40.000 fl. zur Regulirung der
Syl und Holzbeschaffung. Unumgänglich noth wendig wäre
der Weg durch den Szurduker Engpass in die Walachei,
— dies ist Aufgabe des Landes, welches Opfer die Bewoh-
ner mit Recht fordern können, da Siebenbürgens grösster
Theii ganz ohne Verbindung mit der Walachei ist.
Von den aufgezählten 352 Tausend Gulden kommen
60.000 fl. den Roheisenerzeugern als Vorschuss, welche
Summe von ihnen rückerstattet wird. Die Hälfte der Aus-
Jagen für die Regulirung des Sylflusses würde durch die
Koblenbesitzer und andere Nutznehmer zurückerstattet und
Terzinst werden, so dass das Eisenunternehmen bloss 272000
fl. zu verzinsen und 177.000 fl. (weil 75.000 fl. als Be-
triebscapital bleibt) in 20 Jahren zu amortisiren hätte.
100 Pf. Stabeisen kommen also auf:
100 Pf. Roheisen beim Hohofen . . . . 2 fl. 30 kr.
Ueberfübrung in die S7I — n 30 «
Bei der Hütte . . . ". 2 fl. 60 kr.
1-25 Ctr. Roheisen Ä 2 fl. 60 kr. . . . 3 fl. 25 kr.
2-50 Ctr. Steinkohle i 20 kr ' 50 «
Arbeitslohn 62 n
Aufsicht, Leitung 7 n
Amortisation 8850 fl 8*85 n
Zinsen 13'60 n
Reparaturen etc 10 v
Zusammen. . . 4 fl. 76'45kr.
4 fl. 76-45 kr.
Verkaufspreis löco Hütte 6 „ — »
Bleibt Gewinn . . , — fl. 23'55 kr,
und für 100 Tausend Centner 23.550 fl.) so dass das Un-
ternehoien ausser den 5% Zinsen noch 8'6%, daher im
Ganzen id'6% tragen würde.
Dass man 5 fl. für den Centner Stabeiseu iu Sieben-
bürgen sicher rechnen kann, — - obwohl das Unternehmen,
ausgenommen die zu bauenden Eisenbahnen — auf diesen
Absatzorl nicht rechnet, leuchtet daraus ein, dass man den
Preis des Eisens loco Hermannstadt mit 6 fl. 20 kr. fest-
stellen kann. In der Walachei aber, wenxf das Eisen nicht
einmal geflösst, sondern bis Tirgusil per Achse geführt wird,
von wo aus auf der schon schiffbaren Syl der Weg überall
hin geöffnet ist, wird es leicht sein, das concurrirende engli-
sche Eisen zu verdrängen, denn das Syler Eisen wird nicht
nur billiger, sondern gewiss viel besser sein.
Zur Hütte wären 200 Arbeiter nothwendig ; das Be-
amtenpersonale bestände aus 6 Beamten mit circa 7000 fl.
BesoIdun<r, theils Proeente vom Gewinne. Zum Arbeiter-
stande wären noch zu zählen die vielen Bergleute, Fuhr«
leute, Kohlenbrenner etc. Aus dem Gesagten geht hervor,
dass 350 — 400 Tausend Gulden zur Durchführung eines
derartigen Unternehmens erforderlich wären.
Die überaus wichtigen Syler Steinkohlen werden den
Bau der Pisky-Sylcr Bahn entschieden nothwciidig machen ;
dadurch würde das Roheisen der Hütte noch billiger zu ste-
hen kommen. Diese Bahn kann jedoch auch die Sylreguli-
rung überflüssig machen, und richtig angelegt, in Wahrheit
für Siebenbürgen der Entfalter einer mächtigen Eisen- und
Holzindustrie werden. Entweder durch die SylreguUrung
oder durch diese Bahn können die Erzeugnisse der Hütte
und die Steinkohle leicht an die Donau gebracht werden, wo-
durch ein anderer wichtiger Industriezweig: die Forstwirth-
Schaft aufleben würde, da die an der Syl sich ausbreitenden
8 — 9000 Joch Tannenwälder mit bedeutendem Vortheile
zur endlichen Verwerthung kämen. Gelingt es noch auch
in der Syl Eisenerze zu finden, dann wird sich die Industrie
dort mächtig entfalten.
Aber selbst das skizzirte Unternehmen würde allge-
meinen Aufschwung herbeiführe«i. Die vielen Arbeiter er-
hielten ein sicheres Brod, die Kohlenbesitzer hätten eine ge-
sicherte Abnahmsquelle, die Waldbesitzer könnten ihre
Producte verwerthen, die Grundbesitzer hätten für ihr Ge-
treide, Vieh, einen nahen Markt, der Verkehr mit den Nach-
barländern wäre ein rascherer, lebhafterer ; mit einem Worte,
es würde dies Unternehmen alle jene Vortheile herbeifüh-
ren, welche mit der Industrie, wo sie sich heimiach macht,
stets vereint sind. Maderspach Livius.
Notizen.
T. ö. Daves' dnroh oomprimirto Lnft in Bewegung
gesetzte Fallhajnmer. Dieser gegenwärtig in allgemeinen Ge-
brauch kommende Hammer besteht aus einem in einem Lnft-
cylinder befindlichen Kolben, der durch eine Excentrik mittelst
einer durch eine Welle getrieb'enen Bi emenscheibe in Bewegung
gesetzt wird. Der 6 Zoll Durchmesser haltende Cylinder ist an
einem Ende offen und hat in einer Entfernung von etwa 3 Zoll
vom unteren Ende Bohrungen, durch welche die für die Com-
pression bestimmte Luft bei jedem Hube eingesaugt wird. Der
Hub des Compressionskolbens beträgt 3 Zoll, der eigentliche
Hammercylinder hat 2 % Zoll Durchmesser und 6 Zoll Hub und
ist an beiden Enden geschlossen ; während nun am unteren Ende
— 96 -
desselben sich eine Stopfbüchse befindet» ist am oberen Ende
ein selbstwirkendes, sich nach Innen öffiiendes Ventil angebracht,
wodurch nach Bedürfniss der Zutritt der Luft möglich gemacht'
wird. Indem der Hammerkolben bei seinem Aufgange die über
ihm befindliche eingeschlossene Luft bis bu einem Drucke Ton
500 700 Pfund comprimirt, wird dem etwa nur 40 Pfund schwe-
ren Hammer bei seinem Niedergange ein bedeutender Antrieb
verliehen. Den Aufgang des Hammers bewirkt der grössere Druck
der von unten in den Cylinder eingetriebenen Luft, welche aus
dem Betriebseylinder durch einen Canal in den Hammercylinder
übergeht. Am Luftcylinder ist Ewischen den beiden Kolben ein
Hahn angeschraubt, welcher, wenn er offen, die Lufl aus dem
BetriebscyUnder entweichen lässt und so den Schlag des Ham-
mers mftssigt; demgemSss also ist die grössere oder geringere
Kraft des Antriebs von dem mehr oder minder Oeffnen des Hahn*s
abhängig und kann somit nach Bedarf geregelt werden. Solche
Hämmer machen 200--300 Spiele in der Minute und eignen sich
besonders zum Qlatthämmem von Kupferblechen, für kleine
Schmiedearbeiten n. s. w.; dabei sind sie sehr einfach und nur
selten Reparaturen ausgesetzt. (Zollverein.)
-A. dnainistrati ves.
Allgemeines.
Gleichstellung der von der priv. allgemeinen öster-
reichischen Boden-Creditanstalt auf Grund des Ge-
setses vom 24. April 1866 (R. G. Bl. Nr. 47) hinausgege-
benen Domänen-Pfandbriefe mit Staatsschuldver-
schreibungen bezüglich des Erlages von Cautionen
oder Vadien.
Z. 1256 F. M.
Die Pfandbriefe, in welchen die priv. allgemeine Österrei-
chische Boden-Creditanstalt auf Grund des Gesetees vom 24.
April 1866 (R. G. Bl. Nr- 47., V. Bl. Nr. 19, S. 105) das auf
unbeweglichem Staatseigen thume haftende Darleihen von sechsig
Millionen Gulden geleistet hat, sind bei dem Erläge von Vadien
und Cautionen aller Art, somit auch bei dem Erläge von Dienst-
cautionen gleich Staatsschuldverschreibungen zu behandele.
Der Ursprung dieser Domänen-Pfandbriefe ist aus dem Con-
tezte Bu ersehen.
Wien, den 15. März 1867.
Caisa- und Yerreoluiangsweien.
Termins- Bestimmung zur Einsendung der Cassa-
Journale von einigen Zweigen der Montan -Verwal-
tung an die Cameral-Haupt- und Montan-Hofbuch-
haltung.
Zahl 11919.
Unter Bezugnahme auf die Verordnung vöm 23. Februar
1867, Z. 994 F. M, (V. Bl. Nr. 10, S. 69), werden sänmxtliche Fi-
nanz- und Montenbehörden beauftragt, die Rechnungsleger der
Bergacademien, der Salzerzeugungs-, dann der Punzirungs-Aem-
ter, ferner der Montan-Domänen, der Montan- und Salinenferste,
endlich des Berg« und Münzwesens und der aus der Entänsse-
rung des Staatseigenthumes hervorgehenden Geldgebarung su
verhalten , die monatlichen Cassa-Joumale hierüber zur Cameral-
Haupt- und Montan-Hofbuchhaltung, wo möglich am 10., spä-
testens aber am 15. nach jedem Monatsschlusse zu erlegen.
Wien, den 14. März 1867.
Z. 1336-103. Kondmaohong.
Es wird hiemit zur öffentlichen Kenntniss gebracht, dass
ein ausserordentlicher Gewerkentag des k. k. und
gewerkschaftlichen Goldbergbaues zu Nagydg in
iebenbürgen auf Grund der Bestimmung des Gewerkentages
vom 20. November 1866, §. 7. und im Auftrage des h. k. k.
Finanz-Ministeriums vom 25. Deccmber 1866, Z. 53754, am 27.
April 1867, 10 Uhr Vormittags loco Wien im Amtsgebäud« des
h. k. k. Finanz-Ministeriums abgehalten werden wird, wozu die
betreffenden Mitgewerken, namentlich diejenigen, welche ausser*
halb des bergbehördlichen Bezirkes wohnen und durch keinen
Bevollmächtigten vertreten sind, als: Herr Ignaz v. Born, Frau
Aloisia, früher Gräfin v. Pasagli, dermalen Rivordi ; Frau Blaria
von Seh« ras geborene Rivordi; Victor Freiherr von Schmidbtarg;
Frau Antonie Freün v. Codelli; Frau Franziska Gräfin v. Stu-»
benberg; Franciska Freün v. Kalchberg; Fräulein Mathilde
Freiin v. Schmidburg; Eveline Freiin v. Lazarini; Frau Mag-
dalena Freün von Schmidburg; die Erben nach Martin Freiherm
V. Born; Fräulein Josefine v. Wolframb; Herr Wilhelm Hann
V. Hannenbeck; Frau Antonie v. Reissner, geb. Tomic de Tre-
sieno; Herr Gustav v. Gersdorf; Frau Paiuine Gräfin v. Bau-
dissin; Frau Flora v. Flechner; Fräulein Mathilde v. Willdauer ;
Herr Ferdinand Freiherr v. Beretzko; Frau Henriette v. Anen-
perg; Herr Ludwig Hyacint Graf Favetti de Böses; die Erben
des Cajetan Grafen Favetti de Böses; nämlich Constance von
Belgramo und Clemence Gräfin v. Brondello hiermit mit dem
Bemerken eingeladen werden, dass Bevollmächtigte nur dann
als stimmfähig im Sinne des §. 153 des a. Berggesetzes angese-
hen werden können, wenn sie sich mit klaren und legal ausge-
stellten Vollmachten der wirklich im Gewerkenbuche (§. 141 der
a. B. G.) eingetragenen Gewerken ausweisen, und dass in Betreff
derjenigen Mitgewerken, welche persönlich oder durch Bevoll-
mächtigte zu erscheinen unterlassen, die Annahme stattfinden
wird, dass dieselben den von den anwesenden Stimmberechtigten
gefassten Beschlüssen beipflichten. (§. 153 und 154 a. B. G.)
Bei diesem Gewerkentage werden nachstehende Gegend-
Stände zur Verhandlung kommen, als:
1. Der Recaenschafts- und Betriebs-Bericht, dann der Geba-
rungs-Ausweis und die Bilanz für die Zeit vom Beginne des 2.
Semesters 1865 bis zum Schlüsse des 2. Semesters 1866.
2. Das Elaborat Über den projectirten Aufschluss des Tief-
baues unter dem Franz-Erbstollen.
3. Das Berathungsprotokoll über den Entwurf neuer Sta-^
tuten für die Werksbruderlade.
4. Das Programm für die mit Nagyiger Erzen vorzuneh-
menden Goldsilber-Extractionsversuche.
Von der k. k. Berg-, Forst- und Salinen-Direotion.
Klausenburg, am 10. März 1867.
ANKÜNDIGUNGEN.
Haloü^ylln«
Dieses mit hohem Handelsministerial-Erlasse ddo. 16. Mai
1865 sub. Z. 5946/761 in den Österreichischen Staaten ausschliess-
lich privilegirte Sprengpulver wird bereits in vielen k. k. und
Privatmontanwerken, sowie bei den böhmischen Eisenbahnbauten
mit Erfolg verwendet. Der Wr. Centner Haloxylin kostet gegen-
Wärtig loco Cilli (Steiermark) Winterberg (bei Strakonitz in
Böhmen) und Arad (Ungarn) 33 ü.
Bei constanter oder grösserer Abnahme kostet der
Centner loco Cilll 30 fl.
Bestelluiigsannahinen für die Haloxylin - Fabriken
Oesterreichs , sowie Unterhandlungen über die Anlage neuer Fa-
briken finden ausschliesslich statt in der General- Agentie Wien,
Opemring Nr. 6, IH. Stock, Thür 21.
Niederlage der besten Sorten Zündschnüre befindet
sich bei M. Kretschmann in Wien, Mariahilf Dürorgasse Nr. 6.
ParafBnöl-Fabriken
werden ersucht, behufs Bezuges von mehreren hundert Centnem,
ihre Offerten verschlossen unter Chiffre P. W. franco zur direc-
ten Vermittlung an die Unterzeichneten einzusenden.
I raiiktiirt a* 91*
Hansenstein A Vogler.
Diese Zeitschrift erscheint wöchentlich einen Bogen stark mit den nöthigen artistischen Beigaben. Der Pr&nnmerationsprexi
ist jährlich loco Wien 8 fi. ö. W. oder 5 Thlr. 10 Ngr. Mit ftaneo Fcatversendang 8 fi. 80 kr. ö. W. Die Jahresabonnenteo
erhalten einen officiellen Bericht über die Erfahrungen im berg- und hüttenm&nnisohon Maschinen-, Bau- und Aulbereitnngswesen
sammt Atlas als Gratisbeilage. Inserate finden gegen 8 kr. ö. W. oder P/z Ngr. die gespaltene Nonpareillezeile Au&ahme,
Zuschriften jeder Art können nur franco angenommen werden.
Druck von Citri Fromme In Wien.
Ffir den Verlag verantworüich : Carl Beger.
Ni!?, — Oesterreichische Zeitschrift
X¥. Jakr^ns.
1867.
1. AprU.
für
Berg- und Hüttenwesen.
Verantwortlicher Redacteiir: Dr. Otto Freiherr von HingenaOt
k. k. Hiniaterialratb Im Finansminiateriiiin.
Verlag der Q. J. Manz'schen Buohliaildlimg (Kohlmarkt 7) in Wien.
Inlialt: Veranche über die Verwendbarkeit der Miröschauer Steinkohle zur Schmiedefeaerang. — Gewerkachaftliche and
Vereins-Njicbrichten. — Neueste Fortschritte des Kupferhilttenwesens. — Notizen. — Administratives. — Ankündigungen.
Versuche üher die Verwendbarkeit der Miröschauer Steinkohle zur Schmiedefeuenmg.
In der birkenberger Werkssch miede zu Przibram wurden im l. J. durch Herrn Bergprakticanten Stöhr umfassende
Versuche abgeführt über die Tauglichkeit der MfrÖschauerSteinkohle zur Schmiedefeuerung, wobei sieh ftusserst er-
freuliche Resultate ergaben. Es wurden die verschiedensten Gegenstfinde immer bei drei Schmiedefeuern gleichzeitig ge-
arbeitet, wovon jedoch das eine mit Holzkohle, das zweite, mit Rleinkohle und das dritte mit Lösche betrieben wurde.
Die gewonnenen Resultate sind nun in der hier folgenden Tabelle I. zusammengestellt.
aaa^
"T"
T-
.2
'Jll
ErBpamiss
Name des verfer-
i
9
73
2
o
1
Q>
in pCt. bei
tigten Qegenstan-
des bei je drei
Feuern
QQ
N
a
t -2
8 H
1
1
s
-2
»
1
s
3
u
CD
o
« *
Anmerkung
a.
Pfl
t n d
K.'
Pfu
ud
kr.
1
2
Kratzen . .
12
12
24
22
—
—
r''
8V,
150
—
3-4
2-2
36%
33%
JedeeinselnePoBt
iat die Leistung
in einer ganxen
3
12
23
— :-
—
3
—
—
178
2-3
' W
/ V
Arbeit««eblclit,mit
Aacnahme der Ei-
4
1
13
1
—
2%
3%
—
—
24
■enbahnwtgen.
5
Putxken . .
1
14
1
—
2
66
—
1-76
27
21
6
1
14
1
—
272
.»
—
84
1-9
7
150
20%
20 V»
—
—
2%
5
—
—
2-3
Sine Tonne H'ola-
kohles 10 K/ ko-
8
Eisenbahnnägel
150
—
—
2%
—
60
—
105
55
55
stet 82 kr.
1 Ctr. Kleinkoble
9
150
17%
2%
—
60
1-04
kostet 32 kr.
1 *
1 Ctr. Löscbe ko-
10
l
150
31%
—
—
2%
6
—
—
1-61
stet 26 kr.
11
Anmfnftgel . . |
150
30
— •
—
2
—
66
—
0-73
56
58
12
1
150
30
—
—
2%
—
■— ^
70
0-7
13
i
170
50%
—
-^
2
6
—
—
10
14
Fahrthaken . i
155
50%
—
—
2
—
59
—
0-4
60
64
15
1
163
49v;
—
2%
—
—
60
0-36
16
6
16
4Loth
—
1%
5
..
—
2-7
17
Keilhauen . .
6
16
4 «
—
1%
"""
80
—
1-7
34
41
18
6
16
4 .
—
1»/;
—
—
87
1-6
19
Eisenbahnwft- L
1
131
—
2
3%
20
—
—
13
20
gen compl. be-
1
140
—
2
4
—
180
—
0-42
67
69
21
schlagen . .
1
140
—
2
4
—
—
190
0-4
22
17
4% «
—
..
6V2
_
—
11-8
23
Fäustel gestählt
17
.^_
4^7, .
58
—
.5
58
58
24
u. gestaucht .
17
—
4%.
—
—
—
64
5
25
Bohrer geschärft
200
—
—
—
5
—
—
—
26
und abge«
200
—
—
.
—
58
—
—
55
60
27
schweisst. .
200
—
—
—
—
—
68
—
S
umma
65%
777
861
Durch
- 49-8
54-3 1
•clmitl
— 98 -
Man sieht somit, dass der Calo in allen Fällen als gleich
angenommen werden kann, und dass der Gewinn bei der
Steinkoblenfeuerung von 21% — 69% schwankt; im Mittel
also bei der Kleinkoble 49'8% und bei der Lösche 54*3%
beträgt.
Was die Aeqaivalente anbelangt, so sind laut Tabelle :
65 Va K/ Holzkohle = 655 Tonnen Holzkohle = 777 it,
Kleinkohle = 861 it. Lösche.
Um sich auch darüber Qewissheit zu verschaffen, dass
der Gebrauch der Steinkohlen auf das Schärfen and Stählen
des Gezähes keinen nachtheiligen Einfluss hat, wurden un-
ter Intervention des Hm.Becggeschworenen B a b an e k, von
denselben Arbeitern und vor denselben Belegungen Bohrer
verwendet, von denen ein Theil bei Holskohle und ein an-
derer bei Steinkohle geschärft wurde.
Die Resultate, welche sich hierbei zeigteui sind tabel-
larisch zusammengestellt folgende:
Lauf
Mit Steinkohle geschärft
Mit Holzkohle geschärft
M
^
fa h
^
.. h
5 u
eaamm
efe in
ollen
11
5 o
oUbob-
mg pe
Bohre
11
5 o
11
ollboh-
mg pei
Bohre
< 00
© •« N
< PQ
ta s -
<XD
0«N
. -^m
N C —
1
7 Lauf Prokopi-Gang
14
170
48
3-54
13
157
44
3'56
2
15 Lauf Wenzel Hangendtrum . . .
7
78
70
1 11
7
81
53
1-52
3
19 Lauf Querschlag von Prokopi . .
12
144
75
192
12
144
86
J-67
4
21 Lauf Unbenannter Gang ....
15
171
49
3 49
16
181
47
. 3-85
5
12 Lauf Kreuzkluft
14
154
62
2-48
12
131
37
3-54
6
9 Lauf Michaelort
21
246
24
10-25
21
245
33
7-42
Durch-
Dnrcb-
achnitt
«chnitt
Zusammen
83
963
328
2-93
81
939
300
3-13
Hier zeigt sich also, dass :
Mit Steinkohle geschärfte Bohrer im Durchschnitte eine
Zollbohrung yon 2*93'',
mit Holzkohle geschärfte Bohrer im Durchschnitte eine
Zollbohrung von 3*13" geben.
Für den ersten Anblick scheint es demnach, dass Boh-
rer mit Holzkohle geschärft ein günstigeres Resultat geben
als solche mit Steinkohle, allein in den einzelnen Fällen der
abgeführten Versuche wurden bald mit Bohrern der ersten,
bald mit denen der zweiten Gattung günstigere Resultate
erzielt, so dass behauptet werden kann, dass die Ursache
der an und für sich geringen Abweichung in der Haltbar-
keit der Bohrer durchaus nicht im Brennmateriale liegen
kann, sondern vielmehr in anderen Zufälligkeiten.
Die Arbeit endlich geht bei der Steinkoblenfeuerung
ebenso gut und schnell vor sieb wie bei der Holzkohle, nur
muss etwas stärker gepresster Wind angewendet werden.
Schliesslich sei noch bemerkt, dass sämmtliche Schmie-
defeuer des Hauptwerkes zu Przibram jährlich etwa 10.000
Tonnen Holzkohle verbrauchen; diesem Quantum entspre-
chen aber nach dem im Vorhergehenden Gesagten 11.862*59
Ctr. Kleinkohle oder 13.14503 Ctr. Lösche.
1 0.000 Tonnen Holzkohle k 82 kr. kosten 8200 fl.
11.862 Ctr. Kleinkohle i 32 « r» 3795 t> 84 kr.
13.145 n Lösche ^ 26 « « 3417 « 70 «
Es tritt somit in Przibram mit Einführung der Stein-
kohlenfeuerung statt der Holzkohle eine jährliche Erspar-
niss von rund 4500 fl. ein.
Oewerkschaftliche und Vereins-Nachrichten
Geschäftsbericht der Wolfsegg - Trannthaler Koh-
lenwerks- nnd Eisenbahn-Gesellschaft.
Der für die General- Versammlung dieser Gesellschaft
am 26. März d. J. bestimmte Geschäftsbericht des Verwal-
tungsrathes dieser Gesellschaft liegt vor uns, und bietet
ausser den Betriebszifferu des abgelaufenen Jahres auch
noch andere admi nistrative Anhaltspunkte zu einer Bespre-
chung, welche wir dermal weit unbefangener als in frühe-
ren Jahren wagen können, weil der Redacteur dieses Blattes
seit einem vollen Jahre verhindert war , an der Leitung je-
ner Gesellschaft persönlich Theil zu nehmen, und mit seiner
Uebernahme eines Referats im k. .k. Finanz-Ministerium
(October 1866) aus seiner Function als Verwaltungsratb
und Vorstand jener Gesellschuft ganz ausgeschieden ist,
daher an den Erfolgen dieses abgelaufenen Jahres keinen
eigenen Antheil hat.
Das Jahr 1866 war für jene Gesellschaft ein n^'^ti-
schesti Jalir. Das Auftreten einer Concurrenz hatte den
Kohlenabsatz an die k. k. Elisabethbahn um mehr als die
Hälfte vermindert, die Erzeugung musste reducirt werden,
und die kriegerischen Ereignisse des Sommers, wenn sie
auch die Unternehmung nicht direct berührten, warfen durch
ihren Einfluss auf die Stockung der Industrie und des Ver-
kehres überhaupt einen Schatten über die an sich schon
herabgestimmtnn Erwartungen der Gesellschaft.
Demungeachtet wurde die n Krisisa glücklich Überstan-
den, und das ungünstige Jahr schloss mit einem reellen
Uebersohusse über die 6 % Verzinsung sämmtlicher Actien
und mit ernsten Vorbereitungen zu neuem Aufschwünge
des Betriebes und der Gebarung. — Das Unternehmen hat
seine innere Lebenskräftigkeit erprobt und geht einer heuen
Periode mit erneuerter Kraft entgegen. Wir gehen au den
einzelnen Haupttheilen des Berichtes über.
I.Bergbaubetrieb. Die Erzeugung
des Bergbaues auf allen Gruben der
Gesellschaft betrug im Jahre 1866
(sie war in den Jahren 1863) 1864
1,637.059 Ctr.
— »9 ~
und 1865 bereits auf 2—3,000.000 Ctr.
gestiegen I)*)
Die GestefaangBkosten stellten sich im Allgemeinen
eben wegen der verminderten Erzeugung etwas höber, auch
wurde in dem Jahre 1866 nicht versäumt, Vorarbeiten für
die grössere Concentrirung der Erzeugung auszufahren, die
Verbindung zweier Stolleu unter einander bewerkstelligt ,
'Entwässerungsarbeiten fortgesetzt, die Pferdeförderung auf
zwei Stollen der Thomasroither Grubenabtheilung einge-
führt, selbst neue Schürfarbeiten begonnen und die Begu-
lirung des Grubenmassencomplezes weiter vorbereitet.
Diese Erzeugung nebst diesen Nebenarbeiten wurde
durch einen Mannschaftsstand von 16 Aufsehern , 211
Häuern, 73 Förderern, 100 diversen Arbeitern, 13 Knaben
und 3 Weibern, zusammen also von 416 Personen vollbracht.
Da im Sommer die Arbeitszeit wegen zu grosser
Vorräthe und Absatzstockung verringert wurde, (um da-
durch die Entlassung zu vieler Arbeiter zu vermeiden) sank
auch die Häuerleistung von 34 Zollctrn, auf 32*5 ZoUctr.,
und der reine Häuerverdienst von 117 auf 105 kr. pr.Schicht.
(Was jedoch einer massenhaften Entlassung immer noch vor-
zuziehen war.)
Der Fortbestand der im Jahre 1865 errichteten
Lesestube für die Arbeiter ist durch deren lebhafte Theil-^
nähme gesichert, und die neue Werksschule in Tbomasroith
entsprach ihrem Zwecke.
2. Koh len Verfrachtung. Auf den ge-
sellschaftlichen Kohlenbahnen wurden
verfrachtet (bis an die k. k. Elisabeth-
'bahn) 1,598.603 Ctr.
Auf der k, k. Elisabethbahn selbst für
Bechnung der Gesellschaft .... 492.892 n
3. Kohlen-Absatz. Am 1. Jan. 1866
befanden sich auf den Kohlenlagern
der Gesellschaft an Vorräthen vom Vor-
jahre .... - 69.918 Ctr.
Dazu kamen an neuer Erzeugung des
Jahres 1866 . 1,637.059 »
Zusammen . . . 1,706.977 Ctr.
Verkauft worden von obiger Summe . . 1,625.513 Ctr.
Dasü der erhobene Calo von . . . . , 4.281 n
1,629 794 Ctr.
Verblieb also Vorrath am letzt. Dec. 1866 77.183 Ctr.
Der Absatz vertheilte sich nachstehend (in
runden Summen.):
An die k. k. Elisabethbahn 865.000 Ctr.
n Abnehmer in Oberösterreieh .... 320.500 »
n n n Niederösterreich .... 65.000 »
t) die k. k. Saline Gmunden .... 115.000. n
n p k. baierische Staatabahn .... 260.000 n
Hier zeigt sich der Unterschied dieses ungünstigen
Jahres gegen das Vorjahr am auffallendsten. Gegen 1865
hatte sich der Absatz an die k. k. Eiisabethbahn um
1,119.000 Ctr. vermindert, der an die Saline um 77.000
Ctr, (theils wegen der durch die Kriegsereigniese hervorge-
rufenen Stockung des SalzversehleisseS; theils wegen Bau-
*) Wie sehr die Leistungen sich gehoben haben, zeigt ein
Vergleich mit den Jahren I8i59 und 1B60 ; im ersteren wurden
mit einem Personale von 500 Arbeitern 738.968 Ctr., 1800 mit
696 Mann 1,300.000 Ctr. erzeugt! Die Eiftzellöhne waren kleiner,
die Gewinnungskosten grCsser I —
ftthrungen bei den Sudpfannen) 9 der Bedarf der baierischen
Staatsbahn war um 12.000 Ctr. gefijlen, der Absatz in Wien
um 16.000 Ctr., dagegen hatte sich der Localabsatz in
Oberösterreieh etwas gehoben.
Dieser Umstand hatte schon die vorjährige Qeneral«
Versammlung veranlasst, die Begründung einer Glasfabrik
in*s Auge zu fassen und den Verwaltungsrath mit den Vor-
erhebungen dazu zu beauftragen. Dieser hat auch im Laufe
des J. 1866 Schmelzversuche mit den im Hangenden der
Kohlenlager vorkommenden Kie8eln,''sowie Localerhebungen
durch einen im Glashättenwesen erfahrenen Techniker vor-
nehmen lassen, und diese Vorerhebungen stellen ausser
Zweifel, dass eine Glasfabrik am oder in nächster Nähe
des Bergwerkes und der dasselbe begleitenden Quarzlager
nicht nur mit einem Capital von 80 — 90.000 fl. ausführbar,
sondern auch rentabel sein würde. Der Verwaltungsrath
räth daher in seinem Geschäftsberichte diesen Plan im Auge
zu behalten, und allfälligen Unternehmern solcher Industrien
mehrjährige günstige Kohlenlieferungs vertrage in Aussicht
zu stellen.
An die Eröffnung der Flügelbahn von Freilassung nach
Reichenhall, und an das Project einer Bahn von Salzburg
nach Hallein knüpft der Verwaltungsrath Hoffnung auf Er-
weiterung des Absatzes nach den Salinen Reichenhall und
Hallein, und verlangt von der General- Versammlung die Er
mächtigung, sich an den Vorbereitungen hiezu zu bethei-
ligen.
4. Geldrechnung. Ungeachtet der ungünstigen Absatz-
verhältnisse stellt sich die Geldbilanz der Gesellschaft
— immer noch ziemlich günstig, was theils den we-
sentlichen Betriebsverbesserungen der letzten Jahre, theils
dem Umstände zu danken ist, dass die Gesellschaft in
den letzt abgelaufenen guten Jahren strenge darauf be-
dacht war, ihre Schulden zu tilgen und die ZinsenUst
ganz ungemein zu verringern, so dass die Summe der
im Jahre 1866 zu bezahlenden Zinsen auf 12.951 fl.
gesunken ist, während sie im Jahre 1861 die Summe
von 45.242 fl. in Anspruch genommen hatte! ! Dazu
kommt noch, dass in obigen 12.951 fl. auch die Zinsen
des eigenen Reserve- und Dispositions-Fondes enthalten
sind, welche aus den Werkserträgnissen verzinst werden,
und im Jahre 1861 noch gar nicht bestanden.
Die Gesellschaft hatte iin Jahre 1861 an Prioritäten,
Hjpothekarschulden und Wechseln eine Last von 559.323
fl. auf ihrem Conto. Im Jahre 1866 betrug diese Post nur
mehr 132.394 fl., und der vor drei Jahren begründete Re-
servefond bezifferte sich schon auf . 23.693 fl. 97 kr.
der aus den Ueberschüssen gebildete Dis-
positionsfond auf 71.082 n 12 „.
Zusammen also . ^ [ 94.776 fl. 09 kr.
Diese Gebarung erklärt es, wie auch ein sehr ungün-
stiges Jahr den Stand der Gesellschaft nicht zu erschüttern
vermochte !
Aus dem Kohlenverkauf wurde erzielt
eine Brutto- Einnahme von .... 335.962 fl.
Die. Erzeugun^skosten , einschliessig :
Bergbau - Auslagen , Frachtspesen bis
zu den Verkaufsstationen, Regieko-
sten und Inventars- Abschreibungen
machten 218.569 fl.
Es blieben somit
117.393 fl.
00
^2a:]7A
100
Davon wurden bezahlt die Gapitalszin-
sen, einschliesBig der Versinaung des
Reservefondes mit
12.951 fl. 34 kr.
104.441 fl. 66kr.
Es blieb daher ein reiner Best von
Dieser reicht hin, um die Einkom-
mensteuer und die 6% Verzin-
sung aämmtlicher Actien zu
bestreiten, und stellt der General-
Versammlung zur weiteren Verfügung
noch einen Debenehiss von . . . 8.491 fl. 66 kr.
Die interessanteste Partie des Geschäftsberichtes ist aber
ein am Schlüsse desselben entwickelter nTilgungsplantt,
in welchem der Gedanke, den wir in einer früheren Num-
mer dieses Jahrganges unserer Zeitschrift aussprachen —
n&mltch die Amortisation der Antheile von Bergwerksgesell-
schaften praktisch entwickelt ist und den Actionftren zur
Annahme vorgeschlagen wird. Wir lassen hier den nTil-
gungsplantt wörtlich nach dem Geschäftsberichte folgen:
Auf Grundlage der constatirten Mächtigkeit der Flötze der
gegenwärtig im Betriebe befindlichen, nur einen kleinen
Theil des gesellBchaftlichen Besitzes bildenden Gru-
benmassen ergibt sich, dass ohne weiteren namhaften Auf-
wand tür Gebäude, Eisenbahnen und Vermehnmgf • des dazu
gehörenden Fundus in structus noch eine Ausbeute von circa
280 lülKonen Centnern Kohle mit voller Beruhigung in Aussicht
genommen werdenkann.
Wird nun nach der Analogie der letzten Jahre die jähr-
Hohe Ausbeute mit 3 Millionen Centneru beziffert, und von der
Voraussetzung ausgegangen, daas nach Erbeutung der obigen
280 Millionen Centnern Kohlen die gegenwärtig in Ang^ff genom-
menen Gmbenmassen erschöpft und die dazu gehörigen Gebäude
und Eisenbahnen ausgenützt und daher werthlos sein werden,
so ergibt sich, dass die Gesellschaft 93 Jahre Zeit habe, diesen
ihren Besitz, beziehungsweise das denselben reprMsentirende
Actiencapital von fl. 1,482.575 zu amortisiren.
Hienach entsteht die Frage, mit welcher Jahres-Quote die
Amortisirung durchgeführt werden kann?
Die Grösse der Amortisimngs-Quote hüngt von dem Zins-
fusse ab, zu welchem die Gesellschaft die jährliche Tilg^ngs-
Quote auf eine Beihe von 90 Jahren mit Sicherheit wird anle-
gen können.
Es ist selbstverständlich, dass je höher der Zinsfuss an-
genommen, desto niedriger die Jahres-Quote sein wird. Um aber
hiebei mit voller Beruhigung vorzugehen, dürfte eine höhere als
eine constante 4procentige Fructificirung der Amortisirungs-
Quote der Kechnung nicht zu Grunde gelegt werden.
'Wenn sich voraussichtlich in den nächsten Jahren höhere
Zinsen ergeben, so ist hiedurch einem etwaigen Ausfall späterer
Jahre im Voraus begegnet. Als Grundlage des Amortisations-
planes ergibt sich diüier, dass das Actien-Capital von circa IVi
Millionen Gulden innerhalb 90 Jahren mit Zugrundelegung einer
4procentigen Verzinsung zu tilgen sei.
Die Amortisations -Tabellen zweier der ausgezeichnetsten
Antoritäten dieses Faches entziffern übereinstimmend eine jähr-
liche Quote von 1722 fl., welche zur Erreichung des oberwähn-
ten Zweckes genügen wird.
Nach Massgabe einer höheren Erzeugung über die zu
Grunde gelegten 3 Millionen Centner des Jahres- Absatzes müsste
eine verhältnissmMssige Erhöbung von 60 fl. ftlr je 100/m Centner
Kohle per Jahr stattfinden.
Bezüglich der fruchtbringenden Verwendung der jährlichen
Amortisations- Quote sind in erster Linie die zweifellose Sicher«
beit der Anlage, und in zweiter, ein mindestens 4p'rocentlge8
Erträgniss die Bedingungen einer corretften Durchführung.
Hiebei erscheint es dem Verwaltnngsrathe am zweckdien-
lichsten, die Amortisations-Quote zur Einziehung der gesellschaft-
lichen Actien zu verwenden, weil hiedurch der Amortisations-
sweck, abgesehen von den den Actionären erwachsenden Vor-
theilen, am sichersten erreicht wird
Der Verwaltungsrath einigte sich daher über den hier
Torsulegenden Antrag, die General- Versammlung wolle be-
schliessen:
a) Zum Zwecke der allmäligen Amortisirung des gesellsohaft-
Uchen Actien- Capitals wird aus dem jährlichen Reinertrage,
bevor noch eine Verzinsung der Actien Platz greift, durch
eine Beihe von 90 Jahren alljährlich ein Betrag von fl. 1800
ö. Währ, in einen zu gründenden Amortisationsfond hin-
terlegt.
b) Wenn der Kohlenabsatz der Gesellschaft die Ausbeute auf
mehr als 3 Millionen Centner per Jahr steigern würde, soll
auch der Amortisationsfond im Verhältnisse von fl. 60 ftlr
je 100.000 Centner höher dotirt werden.
c) Die in den Amortisationsfond einfliessenden Beträge sind
zum börsemässigen Ankauf von Actien unserer Unterneh-
mung, vorzugsweise der ersten Serie zu verwenden, so lange
derselbe bis zum Nominal werthe geschehen kann; von da
ab wird für den alljährlich verfügbaren Geldbetrag eine
entsprechende Anzahl Actien der I. Serie unserer Unter-
nehmung durch das Los zur Rückzahlung s1 pari einberu-
fen ; erst wenn die ganze I. Serie Actien heimgezahlt ist, be-
ginnt die Tilgung der Actien II. Serie.
d) Sobald der Zeitpunkt eingetreten sein wird, dass die Actien
nicht mehr unter oder zu dem Paricourse anzukaufen sind,
Und mithin die Verlosung tu beginnen . hätte, wird der Ver-
waltungsrath der General - Versammlung einen Vorschlag
darüber zu unterbreiten haben, ob und welche Vorthelle
etwa den ausgelosten Aütien ausser der Bezahlung des Ko-
minal-Capitals zuzuwenden sein werden.
Die rückgekanften und rückgezahlten Actien nimmt die Ge-
sellschaft in Verwahrung und .verwendet deren Zinsen ebenfalls
zu Gunsten des Amortisationsfondes. Diese Actien dürfen nicht
wieder begeben werden und sind daher unbrauchbar zu machen.
Wir werden im nächsten Artikel, in welchem wir von
der Aufnahme diesfes Vorschlages bei der am 26. März ab-
gehaltenen Versammlung weiter berichten werden, auch noclr
einige Bemerkungen über den nun auch praktisch in das
bergmännische Gesellschaftsleben eintretenden n Tilgungs-
plan für Antheilett anknüpfeni weil wir in diesem Gedanken
einen nicht unwichtigen Wendepunkt des montanistischen
Associations Wesens erblicken. 0. H.
Neueste Fortschritte des Kupferhütten-
wesens.*)
I.
Fftllung des Kupfers aus Cementwftsseni auf galvaiil-
sohem Wege.
Auszug aus einem Vortrage des k. k. Bergrathes und Hütten-
chemikers Adolf Patera.
Die Schmöllnitzer kupferhaltigen Grubenwässer wer-
den bekanntlich in langen Lutten über metallisches Eisen
geleitet, wodurch das Kupfer metallisch gefällt (cementirt)
wird. Diese Manipulation sammt dem dazu benützten Ap-
parate ist in der österr. Zeitschrift für Berg- und Hütten-
wesen t860, Nr. 36 vom k. k. Hüttenverwalter Herrn A.
Hauch ausführlich beschrieben. Das Gruben wasser hat nur
einen geringen Kupfergehalt, nämlich durchschnittlich 0*5
Loth Kupfer per Kubikfuss.
Die Uebelstände der 'Manipulation sind im wesentli-
chen folgende:
1. Der Eisen verbrauch ist ein bedeutend grösserer als
das Aequivalent. Man brauchte in den letzten 10 Jahren
per Centner Kupfer bis zu 4 Centner Eisen. Die Ursache
hiervon wird dem Geh alte des Graben wassere an Eisen-
vitriol zugeschrieben, welcher sich beinv. längeren Verweilen
*) Fast gleichzeitig erhalten wir zwei Berichte über Ver-
besserungen der Kupfergewinnung auf nassem Wege, die wir hier
nach einander folgen lassen. Die Proben des erst in kleinem
Massstabe gemachten Versuches haben wir selbst in Händen gehabt.
O. H.
— 101 —
in den F<lutten höher ozTdirt and dann das FäUeiaen an-
greift.
2. Der erhaltene Cementkupfersclüich ist sehr unrein,
derselbe enthält 12 bis 90% Kupfer, ist mit Eisenozyd-
hydrat, basischen Eisenoxydsalzen und Kohleneisen ge*
mengt, bedarf daher einer mehr oder minder kostspieligen
Nacharbeit.
Die Aasdehnung des Apparates erschwert endlieh die
Ueberwachuog desselben, und das Ausheben des Cement-
Schliches und das Reinigen des Kupfers vom Eisen scheint
zu mannigfacher Verzettlung desselben Anlass zu geben.
Ich versuchte, um diesen Uebelst&nden abzuhelfen,
einige Methoden der Kupferfftllung. Eine Fällung durch
Schwefelwasserstoff oder Schwefelnatrium lässt sich bei der
Armuth des Cementwassers nicht anwenden, da das Schwe-
felmetall in- so geringer Menge sehr lange Zeit brauchen
würde, um sich vollständig abzascheiden.
Besser gelingt die Fällung mit einem galvanischen Ap-
parate und durch diese Methode glaube ich die Aufgabe ge-
löst zu haben.
Bekanntlich scheidet sich, wenn man eine Knpfer-
vitrioUösuDg der Wirkung einer Danicll^chenZinkkupf er- Bat-
terie aussetzt, an dem mit dem Zinkpole verbundenen Drahte,
der Kathode, das Kupfer ab ; es braucht aber, selbst wenn
man ein sehr grosses Blech mit dem Zinkpole in Verbin-
dung bringt, sehr lange Zeit, bis die Lösung vollkommen
entkupfert ist. Ich wendete daher einen anderen Apparat
an, weicher in der Galvanoplastik wohl bekannt ist, und
welcher von Jacobi angegeben ist. Derselbe besteht aus
zwei Zuckergläsem, das eine ist bestimmt, die Kupfervitriol-
lösung aufzunehmen, das andere, welches in ersterem hängt,
hat keinen Boden und ist mit einer Thierblase verschlossen.
Letzteres wird mit verdünnter Schwefelsäure oder Salzwasser,
gefallt und ist bestimmt, das Zink aufzunehmen, welches
durch einen Kupferdraht mit dem zu verkupfernden Gegen -
Stande, der in die Kupferlösung eingetaucht wird, verbun-
den ist.
Dieser einfache Apparat in zweckmässiger Weise ab-
geändert, scheint den Anforderungen zu entsprechen. Man
kann leicht der Anode eine solche Ausdehnung geben, um
die Flüssigkeit in verhältnissmässig kurzer Zeit zu ent-
knpfem. Ich wendete zuerst diesen Apparat in folgender
Form an : In einer grossen Porzellanschale war ein grosses
Zuckerglas mit Blase verbunden eiogehängt, am Boden der
Schale befand sich granulirtes Kupfer, welches durch einen
Kupferdraht mit einer in dem Glase befindlichen Spirale
von Zink oder Eisenblech in Verbindung war. In der Schale
befand sich Kupfervitriollösung in dem Glase verdünnte
Schwefelsäure. Der Apparat gab insofern Hoffnung auf gün-
stigen Erfolg, als sich damit eine starke Lösung von Kupfer-
vitriol in mehreren Tagen vollkommen eutkupfern Hess.
Ich machte hierbei die Bemerkung, dass sich das
Kupfer zuerst auf den Kupferstückchen, ablagerte, welche
dem Zink- oder Eisenbleche am nächsten lagen, während
die entfernter liegenden erst nach geraumer Zeit zur Thätig-
keit gelangten. Ebenso bemerkte ich, dass das Zink- oder
Eisenblech gerade an den Kanten, welche dem Fällkupfer
zunächst lagen, am stärksten angegriffen wurden. Nach die-
sen Beobachtungen, welche in der Galvanoplastik wohl
allerdings nicht neu sind, richtete ich einen Kupferfllll- Appa-
rat ein. Derselbe war folgendermassen hergestellt.
In ein mit Guttaperohaplatten ausgelegtes Kästchen
wnrdö eine viereckige Thonzelle so eingekittet, dass die
die längere Seite des Kästchens berührenden zwei Wände
derselben vollkommen wasserdicbt abgesperrt waren ; es
wurde auf diese Weise von den kürzeren Seiten des Käst-
chens, den freien Wänden der Thonzelle, dem Boden des
Kästchens und dem der Zelle ein leerer Raum gebildet,
durch welchen die zu entkupfernde Flüssigkeit passiren
konnte. Dieser Raum wurde mit granulirtem Kupfer gefüllt,
in die Thonzelle kamen Eisenplatten, welche an einem star-
ken Drahte parallel so angelöthet sind, dass zwischen jeder
Platte ein Zwischenraum von circa 4 Linien ist.
Dieses System von Eisenplatten wird mittelst eines
Kupferdrahtes in leitende Verbindung mit dem granulirten
Kupfer gebracht. Die Kupfervitriol lösung wird auf einer
Seite der Zelle continuirlich aufgegossen und flieset auf der
anderen Seite durch ein Glasrohr ab. Eine Kupfer vitriol-
lösung, welche einen Kupfergehalt hat wie die SchmöUnitzer
Grubenwässer, nämlich per Kubikfuss 0*8 Loth, wird in
diesem kleinen Apparate, wo der Weg, den die Lösung zu
durchlaufen hat, kaum { y^, Schuh beträgt, mehr als halb
entkupfert, in zwei solchen Apparaten geschieht diese voll-
kommen. Lässt man die Flüssigkeit nur kurze Zeit in dem
Apparate stehen, so ist sie vollkommen entkupfert.
Es scheint daher, dass dieser Apparat allen Anforde*'
rungen genügen wird. Es wird das Kupfer auf diese Weise
sehr jein erhalten werden, der Eisenverbrauch wird dem
Aequivalent des Kupfers nahe entsprechend sein, und der
Apparat wird sehr compendios ausfallen und daher leicht
zu überwachen sein.
Der einzige Uebelstand, den ich bemerkte ist der, dass
man eine grosse Menge granulirten Kupfers brauchen wird,
weiches wohl nicht verbraucht wird, doch unverwerthet im
Apparate liegtund das Anlagecapital bedeutend vergrössert.
Ich versuchte es daher in letzter Zeit, das Ku-
pfer durch Cokesstückchen zu ersetzen, was voll-
kommen zu gelingen schei nt, denn das Kupfer
überzieht dieselben so vollkommen und leicht,
dass sie ohne Anstand dem granulirten Kupfer
substituirt werden können.
(Verhandl. d. geol. Reichsanstalt. Nr. 5.)
IL
Ueber die vortheilliafteste Verwerthunff armer Kupfererze
auf nassem Wege, bei theilweiser Wiedergewinnung der
zum Auslaugen verwendeten S&ure und Umgehung der
Gementation mit Eisen.
Von H. Wagner, Fabrikdirector in Pfungstadt.
Arme Kupfererze finden sich sehr häufig iu der Natur
als Kupfers an derze, Kupferschiefer, thonige und kalkige
Kupfererze, kupferfahrende Kieselschiefer etc. verbreitet. In
allen diesen Erzen tritt das Kupfer in wechselnden Mengen
auf, — oft von Yj bis 10 Prct. — ge wohnlich koiu inen aber
nur diejenigen Erze, welche unter 5 Prct. Kupfer enthalten,
zum Auslaugen. In denselben kommt das Kupfor als Kupfer-
malachit, Kupferlasur, Rothkupfererz und Kapferschwärze,
seltener als Schwefelkupfer vor, welch' letzteres bei der Ge-
winnung mit Säuren gewöhnlich nicht in Betracht gezogen
werden kann, da es in denselben unlöslich, wenn nicht eine
Röstung der Erze vorausgegangen.
Das Ausbringen des Metalles auf f e u r i g e m Wege war
stets bei diesen armen ozjdischen Erzen mit grossen Schwie-
rigkeiten verbunden, da die zu verschlackenden Gangarten
— 102 —
iuimer eine niebt nnbeträehtliche Menge Knpfer in aidh auf-
nahmen und snrflckhielten ; — oft aber auch der Werth des
Yerbrancbten Brennmateriales die Gewinnung unmöglich
maehte. Vielfache Yemiehe, diese Erze auf nass em Wege
itt Gute zu machen, flthrten nur in seltenen Fftllen za gün-
stigen Resultaten, da die begleitenden Ganggeeteine sehr
häufig kalk- und magnesiahaltig sind, zugleich aber auch
Thonerde, Eisen etc. hier in wechselnden Mengen auftreten,
auf welche die zum Auslaugen des Kupfers verwendete
Säure ebenfalls mehr oder weniger energisch einwirkt, —
Es ist desshalb leicht einzusehen, dass oft grosse Mengen
Säure verloren gehen, welche zur Sättigung des Kalkes,
Eisens nnd der äbrigen Erden erforderlich sind. Dann sind
auch die beim Niederschlagen des Kupfers mit Eisen erhal-
tenen Eisenchlorürlaugen ein viel zu werthloses Nebenpro-
duct, als dass dieselben eine beeondere Berücksichtigung
verdienten. Oft sogar sind diese Abgangslaugen die Quelle
vielfacher und gerechter Klagen , da die mit denselben ver-
gifteten Bäche nicht allein zum Tränken des Viehes zeit-
weise nicht geeignet, sondern auch der grösste Theil der
unter derartigen Anstalten gelegenen Gewerbe, welche ein
reines Wasser benöthigen, in ihrer Existenz durch den Eisen-
gehalt des Wassers sehr bedroht werden. — In der letzten
Zeit wurden Versuche gemacht, diese Eisenlaugen als Desin-
fectionsmittel in den Handel zu bringen, und bebalte ich
mir vor, epäter den Werth dieser Laugen im Vergleiche zum
Eisenvitriol und anderen Desinfectionsmitteln festzustellen.
Da wo Kupfererze in Kalk oder dolomitischen Gestei-
nen vorkommen, oder der Kalk- und Magnesiagehalt der
Gestcinsmassen mindestens 20 Prot, betragen, fand ich es
immer vortheilhaft, die Erze in Kalkschachtöfen oder geeig-
neten Flammöfen so lange zu rösten, bis der kohlensaure
. Kalk vollständig in Aetzkalk verwandelt war. Die Erze wur-
den noch warm mit Überschüssigem Wasser in Berührung
gebracht, wo der Aetzkalk unter Zerfallen sich in Calcium-
oxydhydrat verwandelt, welches zum Theile sich im Wasser
löst, hauptsächlich aber vermöge seiner feinen Vertheilung
und seines geringen specifischen Gewichtes hinreichend lange
in Schwebe bleibt. Da nun die vorhandenen Kupfererze
durch diesen Process in Kupferoxyd verwandelt wurden,
welches ein sehr hohes specifisches Gewicht im Vergleiche
zum Calciumoxydhydrat besitzt, so hielt es nicht schwer, das
Kupferoxyd durch einen einfachen Wasserprocess zu schei-
den und je nach Umständen seine weitere Gewinnung zu
betreiben.
Vor einiger Zeit hatte ich Gelegenheit, auf Grund eines
Preisausschreibens, das Vorkommen und Verhalten armer
Kupfererze genau zu studiren, und galt es bei der Verhüt-
tung derselben ein Verfahren einzuführen, welches die bei
der Cementation mit Eisen erhaltenen Eisenchlorürlaugen
entweder beseitigte, oder.aber in ein werthvolles Nebenpro-
duct verwandelte. Obgleich nun meiner Arbeit auf Grund
eines von competenter Seite abgegebenen Urtheiles der
Preis zuerkannt wurde, beliebte man nachträglich derartige
Bedingungen «u stellen, dass ich es vorzog auf den Preis zu
verzichten. Bei dem von mir gemachten Vorschlage soll das
Fällen des Kupfers mit Eisen ganz umgangen, die zur Lö-
sung der Kupfererze erforderliche Menge Salzsäure aber,
nachdem sie diesen Zweck erfüllt und das Kupfer ans der-
selben ausgeschieden, wiederum in den Kreislauf des Be-
triebes gebracht werde, so zwar, dass sie von Neuem lösend
wirkt und nach Abzug des mechanischen Verlustes immer
wieder zur Lösung neuer Erzmengen verwendet wird. Neh-
men wir zur Extraction der Erze Salzsäure (wie diess ge-
wöhnlich der Fall ist) und verwenden zum Fällen des Ku-
pfers Schwefelwasserstoff, den wir aus Schwefeibaryum ver-
mittelst Salzsäure darstellen, dann erhalten wir:
1 . In den sauren Kupferlaugen alles Kupfer als Schwe*
felkupfer, welches nach sorgfältigem Auswaschen chemisch
rein ist, während die darüber stehenden Laugen nun wieder
so viele freie Salzsäure enthalten, als zur Lösung des Ku-
pfers erforderlich war, und ist dieselbe zum Einlaugen neuer
Erzmengen wieder vollständig geeignet. Da nun zur Lösung
von i Ctr. metallischem Kupfer 5 bis 6 Ctr. käufliche Salz-
säure erforderlich, ist der hier erzielte Vortheil leicht er-
sichtlich.
2. Aus den auf der anderen Seite beider Darstellung des
Schwefelwasserstoffes erhaltenen neutralen Chlorbaryum-
laugen wird nun mit der entsprechenden Menge Schwefel-
säure das Baryum als schwefelsaurer Baryt gefällt, welcher,
nachdem er ausgewaschen, unter dem Namen Blanc fix als
Handelsproduct bekannt ist,*) während die darüber ste-
henden Laugen ebenfalls in demselben Masse freie Salz-
säure enthalten, als vorher Chlorbaryum in Lösung war. — -
Es werden hier fär jeden Ctr. metallisches' Kupfer nahezu
3 Ctr. Salzsäure wiedergewonnen. — War in dem rohen
Schwerspath, welcher zur Darstellung des Schwefelbary^ma
verwendet wurde (wie diess manchmal der Fall ist), irgend
ein nutzbares Metall — wie Kupfer, Blei etc. — enthal-
ten, dann findet es sich als unlösliches Schwefelmetall in
den Cblorbaryumlaugen, wenn in denselben ein kleiner
Ueberschuss von Schwefeibaryum vorbanden war und kann
leicht durch Absetzen getrennt werden.
3. Muss noch das bei anderen Verfahren erforderliche
Cementireisen in Rechnung gezogen werden, welches hier
ganz gespart wird.
Selbstredend kann bei diesem Verfahren nur von der
Wiedergewinnung derjenigen Säure die Bede sein, welche
wirklich Kupfer gelöst hatte, während die Säure, welche
zur Lösung der Gangarten (als Eisen, Kalk, Magnesia,
Thonerde etc.) erforderlich war, hier nicht in Betracht
kommt. Wenn es daher der Preis des Brennmateriales und
die vermehrten Arbeitslöhne erlauben, dann rathe ich bei
kalk- und magnesiahaltigen Erzen, das im Eingange von
mir vorgeschlagene Verfahren anzuwenden und die Erze
vor dem Einlaugen zu rösten,^ um so mehr als auch alle
Eisenoxydulverbindungen in die weit schwerer löslidien
Oxyde verwandelt werden. Waren Sohwefelkupferverbin-
dungen vorhanden, dann sind sie ebenfalls in eine in Säu-
oju lösliche Form übergeführt.
Aber auch bei den Erzen, bei welchen dieser Weg
nicht eingeschlagen werden kann, ist man im Stande, die
zur Lösung des Eisens und der Erden verwendete Säure
wieder theilweise nutzbar zu machen, wenn die entkupfer-
ten und ganz neutralen Laugen von Zeit zu Zeit in grossen
flachen Behältern, unter häufigem Umrühren, mit der Luft
*) Allerdings, aber das solchergestalt von dem geehrten
Herrn Verfasser gewonnene Blanc fix dürfte schwerlich im
Handel Glück machen, „von Qualität«« — wie man sich aus-
drückt — werben die Tapetenfabrikanten es nicht finden. Im
Uebrigen verdient die vom Herrn Wagner durchgeführte Ent-
wicklung seiner schwierigen Aufgabe beste Anerkennung. Die
Red« des n Berggeist.«
•*) Das Rösten würde aber wohl in allen Fällen den Ko-
stenpunkt sehr boachtenswerth steigern. Die Bed. des jyBerggeist'*.
— 103
in BerübruDg gebracht werden, da in demselben Masse,
als sich hier basische Salze (hauptsächlich Eisensalze) aus-
scheiden, audi wieder Salzsäure frei wird. Hat man Rück-
stände von der Darstellung des Schwefelbaryums, dann ist
es rathssm, dieselben vor dieser Arbeit den Laugen zuzu-
setzen. Ja ich glaube, dass wenn man diese Laugen über
Dornen wände (wie in den Salinen) leiten würde, diese Aus-
scheidung auf der einen Seite viel sicherer und rascher er-
folgte, auf der anderen Seite aber auch die Laugen leicht
auf dem erforderlichen Grade der Concentration erhalten
werden könnten.
(Gewerbcblattfär das Grossh. Hessen durch den Berggeist.)
Notizen.
Der mineralisohe Relohthum der vereinigten König-
reiche. Wie wir ans dem Augasthefte 186H des i» Engineer's'
entnehmen, war in England im Jahre 1863 die Production der
Metalle nnd nutzbaren Miueralieu im Werthe von 36,364.327
Pfund Sterling, wovon allein auf Kohlen 20,572.945 und auf
Eisen II, '275. 100 Pftind Sterling kommen. H. H.
Der Kohlenverbrauöh der enropftlsohen Bahnen. Die
sKmmtlicheu europäischen Bahnen zu circa 40.0^0 englischen
Meilen Längenerstreckung gemessen, consumiren per Tag 1 3.000
Tons, wovon auf Frankreich 2.600 Tons entfallen. (Engineer,
13. AprU 1^66.) H. H.
Die Zahl der Kohlenberglente in England stieg in der
Gegenwart auf die immense Höbe von 800.000 Mann, welche
92,000.000 Tonnen Kohle jährUch erzengen. Man beobachtete
ferner, dass diese Zahl durch eine iährliche, 3 y2Pi'occntige Zu-
nahme erreicht wnrde; sollte sich nun femer die Arbeiterzabl
im gleichen Masse erhöhen, so würden im Jahre 1950 mehr als
B Millionen Menschen benötbigt werden. (Engiueer, 13. Juli
1866.) — Dass letztere Rechnung wohl auf eine kühne Voraus-
setzung gebaut ist, geht aus der bekannten Thatsacbe hervor,
dass die englische Kohlenproduction dermalen ihr Maximum
erreicht hnt, oder nahe an diesem Wendepunkte der Qesammt-
Industrie ist. Da obige 92 Millionen Tons z= 1840 Millionen
Centner einen Werth von circa 206 Millionen Gulden (laut einer
anderen Notiz in jener Zeitschrift) repräsentiren , so stellt sich
der durchschnittliche Verkaufspreis pro Centner Kohle in Eng-
land mit circa eilf Kreuzer (! ?) heraus. (Der Bef ) H. H.
Lelstimg der engUsohen Dampfinaschinen. Zu deren
Hetriebe werden jährlich bei 10,000.000 Tons Kohlen verwendet.
Vier Tonnen Kohlen, also circa 80 Centner, erzeugen eine me-
chanische Arbeit, welcher eine zwanzigjährige Leistung eines
Arbeiters entspricht. Es würden hiemit obige 10 Millionen Tons
eine jährliche mechanische Arbeit, wie 2V} BÜllionen — also die
ganze Bevölkerung Sachsens — Menschen in ihrem ganzen Le-
ben, repräsenttren. (Engineer, 6. Juli 1S66.) H. H.
Ueber die Erböhnng der Festigkeit des Onsseisens.
Als älteste Methode, die Festigkeit des Qusseisens zu erhöhen,
wird ein einfaches mehrmaliges Umschmelzen angeführt. Bei den
ersten vier Umschmelzungen einer Versuchsreihe von Fairbairn
nahm die Festigkeit im Ganzen ab, dann stieg sie und erreichte
beim achten Male die grösste Biegungsfähigkeit. Die Bruchfestig-
keit erreichte ihr Maximum bei der zwölften und die rückwir-
kende bei der vierzehnten Umsohmelzung. — Stirling's Methode
besteht in einem Zusätze von 15 bis 40 Proceuten Scrapeisen
(Eisenspäne) im Kupolofen, welche Methode auch beim Gusse von
Dampfcylindem in England angewendet wird. Bei amerikanischen
Geschützen wendet man drei- bis viermaliges Umschmelzen an,
wobei jedesmal das Eiaen naehträglich circa 2 Stunden flüssig
erhalten wird. Die Zunahme der absoluten Festigkeit beträgt von
5V3 bis 6 Tons pro Qnadratzoll, im Boheisen bis auf 15'/2 Tons.
Das specifisehe Gewicht wächst von 6'9 bis 7*4. In diesem flüs-
sigen Zustande scheint zuerst eine Oxydation des Siliciums, dann
des Schwefels, und darauf erst der Kohle vor sich zu ge-
hen, was auch beim Bessemer-Processe bestätigt wird. — Die
amerikanische Methode wird bei gleichzeitiger LoftzufÜhrung
empfohlen. (Aus: ^The Bngineer'', Novemberheft ISGü.) H. H.
Kalt gezogene StalürOhren. (Aus: »Zeitschicift des Archi-
tekten- nnd Ingenieur-Vereines für das Königreich Hannover,«
Heft 4, 1866, Seite 511.) Das Ziehen von Stahlröhren gleich
Drähten ist vor etwa zwei Jahren weiter bekannt geworden.
Gegenwärtig ist diese Methode der Herstellung von Stahlröhren
bereits im ausgedehnteren Gebrauche, und namentlich sind es die
Röhren der Oberflächen-Condensatoren, welche auf diese Weise
mit so dünnen Wandungen geliefert werden, wie man sie auf an-
dere Weise zu erzeugen nicht im Stande sein würde. Um eine
Röhre fttr einen Oberflächen-Condensator (auf Dampfschiffen zur
See behufiB der Wiedergewinnung des süssen Dampfwassers neuer-
dings in ausgedehnter Anwendung) herzustellen, nimmt man einen
Barren Stahl von zwei Fnss Länge nnd 2 Zoll Durchmesser, und
bohrt ihn der Länge nach durch mit. einem Vtzölligen Bohrer.
Dann wird dieses Rohr mittelst hydraulischer Presse gestreckt
und zwar so lange, bis die Wanddicke V32 Zoll, somit das Ge-
wicht Vi Pfund pro Fuss ist, wobei die innere Oefihung auf ^'/j^
Zoll erweitert wird. Aus der Länge des Barrens werden 60 lau-
fende Fuss Rohr von solcher Festigkeit, dass es einen Wasserdruck
von Innen gleich 7000 Pfund pro Quadratzoll erträgt. Die Press-
cylinder bewegen sich mit einer Geschwindigkeit von 15 Zoll in
der Minute. Nach je zweimaligem Strecken muss das Rohr eine
frische Glut bekommen. — Fehlerhafte Stellen werden beim
ersten und zweiten Strecken unfehlbar entdeckt, so dass nicht
viA verlogene Arbeit vorkommt. Diese jedenfalls sehr beachtens-
werthe Erfindung in ihrer jetzigen Ausdehnung ist im Märzhefte
1866 des Engineer genauer beschrieben. H. H.
Das No bersche Sprengöl oder Nitroglycerin. Das L
bis ni.Tleft ger' wlSrt l tam ' gebe nge Hsch i i f l ittr Bwrfresen iSeO"
enthält einen viele Seiten umfassenden Artikel über das Nobersche
Sprengöl, welcher alle bisher bekannt gewordenen Notizen und
Mittheiiungen, vervollständigend durch eigene Versuche, zusam-
menstellt Da die Abhandlung, die wir unseren geehrten Lesern
besonders empfehlen, zu umfangreich ist, al|i dass sie sich im
kurzen Auszuge geben Hesse, so seien hier die Vortheile des
Nitroglycerins gegenüber dem Pulver gegeben. 1. Arbeiterspa-
rung beim Bohren der Sprenglöcher; 2. grössere Billigkeit, wenn
die Kraft als Norm angenommen wird; 3. Zeiterspamiss ; 4. es
hinterlässt bei der Explosion keinen Rückstand; 5. grosse Explo-
sionsschnelligkeit, so dass im rissigen Gesteine ein Bohrloch mit
Sprengöl mobr leistet, als 20 bis 30 Bohrlöcher gleicher Dimen-
sion in Pulver; 6. Gefahrlosigkeit beim Transport und der Auf-
bewahrun^r (?); 7. Sprenglöcher können ohne festen Besatz ge-
laden werden; 8. Ersparung von Bohrern und Zündschnur; 9.
Erleichterung des Ladens bei wasser»üchtigen Bohrlöchern; 10.
Möglichkeit Metallstücke aller Art zu sprengen. — Gegenüber
dem Pulver besitzt es jedoch folgende Nachthelle : 1. Nothwendig-
keit, für horizontale und schwebende Bohrlöcher Patronen zu be-
nutzen; 2. nothwendiges Dichten der Bohrlöcher im rissigen Ge-
steine, um das Ausfliessen des Oels zu verhindern und 3. Schädlich-
keit ftlr die Gesundheit, da die Dämpfe den Kopf einnehmen.
— Ferner enthält die genannte Abhandlung weitere Mittheilun-
gen über die Natur und Behandlnngsweise beim Gebrauche des
Noberschen Spreugöls. . H. H.
Composition zam Solintze metalllsoher Oberfl&ohen.
(Nach dem Mechanics* Magazine.) lu England sind kürzlich mit-
theilenswerthe Compositioncn patentirt worden, theils zum Scliutze
von Dampfkesseln-, Röhren- und Cylindern yor Ausstrahlung
der* Wärme, theils zum Schutze von Metallen vor Oxydation;
sie sollen sich durch Dauerhaftigkeit und Billigkeit auszeichnen.
Zum Schutze von Dampfkesseln wendet man zwei Compositionen
übereinander an Zuerst gibt man dem Eisen einen Ueberzug
von ^3 Zoll Dicke aus einer Mischung von 1 Ctr. Mastix, 5 Ctr.
Schlemmkreide und 56 Quart Leinöl ürniss. Man mengt den Mastix
und die Schlemmkreide und setzt den Leinölürniss bis zur Con-
sistenz von Glaserkitt zu. Vor dem Auftragen reibt man die
Oberfläche dos Metalles mit etwfs Leinöl an; nach dem Auf-
tragen , wenn der Kitt weich ist, steckt man eine Menge von
kleinen Stüokchen von Schiefer, Austern u. dgl. hinein und lässt
zwei bis drei Tage trocknen. Dann gibt man einen zweiten,
V2 Zoll starken Ueberzug aus einer Mischung von 1 Ctr. Roman-
oder Portland- Cement, 3 Ctr. gewaschenen Sand und 10 Pfd. Ruh-
haare; die Materialien worden mit Wasser bis zur Consistenz
von Glaserkitt angemacht und mit einer Bewurfkelle aufgetra-
gen, |anz wie der Putz von Mauern. Ucber diesen Ueberzug
gibt man noch einen dritten, von derselben Beschaffenheit und
Dicke wie der zweite, und kann dies noch einmal wiederholen.
Zum Ueberziehen von DampfrÖbren und Cylindern verfahrt
man s:anz ähnlich. Die Materialien für den ersten Ueberzug
sind jedoch ein halber Centner Bleiweiss, ein Centner Mastix,
ein Centner Schlemmkreide nnd soviel Leiuölfirniss, bis die Con-
- 104 —
siBtenB von Glaserkitt erreicht ist; nach dem Anftragen steckt
man wie oben Schieier- oder Anstemschalen-Stückchen hinein.
Die Materialien für die äusseren lieberxüge sind ein Gentner
Boman-Cement, zwei Centner gewaschener Sand nnd 20 Pfund
Knhhaare, angemacht wie rorher. Zum Ueberziehen von eiser-
nen Schiffsböden znr VerhUtung von Oxjdation verführt man
gans wie in den obigen FKUen; die Composition fflr den ersten
Ueberzug besteht hier,aus 1 Centner Mastix, 3 Centnem Schlemm-
kreide, einem halben Centder trockenem Bleiweiss nnd einem
halben Centner Bleiweiss-Oelfarbe ; für den zweiten lieber ziig
nimmt man 1 Centner Roman -Cement und 2 Centner gewa-
schenen Sand ohne Kuhhaare. (Ztschft. f. d. ö. £i8.-Indu8trie.)
Die Drahtseile ans der Wodley'sohen Drahtseil-Fabrik
zu Bleiberg in Kärnten werden ans einem Material gefertigt,
wie es schwerlich einem anderen Etablissement von solcher Güte
zur Verfügung steht Auch ist- die Erzeugungsart eine wesent-
lich verbesserte und von der früheren verschiedene, indem die
DrShte nie gelöthet, sondern die neuen Drähte eingesponnen
werden, so zwar, dass der alte und neue Draht neben einander
laufen, wodurch die grösste Festigkeit erzielt wird. Gegenwärtig
werden im k. k. Hafen-Admiralate in Pola Festigkeitsproben
damit .vorgenommen und wir können daher nur die aus früheren
Versuchen erhaltenen Daten hier mittheilen, mit dem Bemerken,
dass es wohl übertriebene Vorsicht sein mag, wenn man nur Vq
der höchsten Belastung als „sichere« Tragfähigkeit ansetzt. Ueber-
diees wurden bei der Berechnung die Mitteldrähte gar nicht in
Betracht gezogen.
Zerreisst bei einer Vollkommen sichere
Nr.
Belastung von
Tragkraft
l
126 Ctr.
21 Ctr.
2
149 n
25 n
3
238 „
40 »
4
1200 „
400 j»
5
12 r»
2
6
76 n
12 n
7
53 ,
10 ,
8
7 n
iVa .
9
[ n
20 Pfd.
In den Gruben Bleibergs stehen bereits dnrchgehends Draht-
seile und sogenannte Handhaspelseile aus Draht Nr. 3» # ht
Verwendung, und zwar mit dem besten Erfolge, denn es stellt
sich bei denselben gegenüber den fn'iher benützten Hanfstricken
eine Erspamiss von mehr als 60 Procent heraus. lieber die Drau
bei Unterferlach ist ein Drahtseil (aus Draht Nr. 6 dreimal ge-
dreht aus 210 Fäden) gespannt, das zur Befestigung der fliegen-
den Brücke dient Dieses Seil ist 70 Klafter lang und kostet nur
225 fl., während ein Hanftau derselben Tragfähigkeit gegen
800 fl. kosten würde. Das Seil ist beinahe zwei Jahre im Ge-
brauche und bedurfte, mit Ausnahme einer paarmaligen Theemng,
nicht der geringsten Reparatur. Im Rainer Schrottthurme in
Krumpendorf bei Klagenfiirt ist ein Handhaspelseil aus Draht
Nr. 4 In Verwendung und werden tagtäglich mit 'diesem kaum
4'" dicken Seile Bleiblöcke im Gewichte von 12 Ctr. auf eine
Höhe von mehr als 30' gehoben. Dieses Seil kostet nicht mehr
als 34. fl. (Verh. d. n. ö. G. V.)
j^dxninistratives.
Erledigung.
Die Bergraeistersstelle bei der Salinen- Verwal-
tung in H allein in der X. Diätenclasse, mit dem Gehalte
jährl. 787 fl. 50 kr., dem Bezüge von 16 Wr. Klaftern weichen
Brennholzes, einem Ganggeldpauschale von 78 fl. 75 kr., Gratis-
salz, Naturalwohnung nebst Küchengarten und gegen Cautions-
erlag. — Gesuche sind, unter Nachweisung der zurückgelegten
bergacademischen Studien, der Kenntniss des Salzverwässemngs-
bergbaues und der bisherigen Dienstleistung, binnen vier
Wochen bei <der Finanz- Direction in Salzburg einzubringen.
ANKÜNDIGTOGEN. "
Für Berg- und Hüttenleute.
Im Verlage von Cohen & Riseh in Stuttgart ist er-
schienen und durch alle Buchhandlungen zu beziehen ;
Hartmann, Dr« Carl, herzogl. Brauuschw. Ober-Berg-Commis-
sär a. D. in Leipzig. — Vademecuni f ür den praktischen
Berg- und Hüttenmann. Sammlung von Regeln, Dimen-
sionen, Formeln, Tabellen, Erfahrungen und Betriebsresulta-
ten. . Nach den besten Hilfsmitteln und eigenen Erfahrungen
zusammengestellt 3 Bände. In engl. Einband. 14 fl. ö. W.
Erster Band: Vademecum für den praktischen Berg-
mann. 2. vermehrte Aufl, 1850. kl. 8. 4 fl. 67 kr. ö. W.
Zweiter Band: Vademecum für den praktischen Eisen-
hütten mann. 3. gänzlich umgearbeitete und vermehrte
Aufl. mit Hthogr. Foliotafeln. 1863. kl. 8. 5 fl. 34 kr. ö. W.
Dritter Band: Vademecum für denpraktischen Hüt-
tenmann 2. vermehrte Aufl. 1863. kl. 8. 4 fl. 6. W.
Zu Bestellungen empfiehlt sich Achtungsvollst
O. J. Manz'sche Bachhandlang in Wien,
(9) Kohlmarkt 7.
HalojLyliii«
Dieses mit hohem Handelsministerial-Erlasse ddo. IG. Mai
1865 8ub. Z. 6946/761 in den österreichischen Staaten ausschliess-
lich privüegirte Sprengpulver wird bereits in vielen k. k. und
Privatmontanwerken , sowie bei den böhmischen Eisenbahnbauten
mit Erfolg verwendet. Der Wr. Centner Haloxylin kostet geffen-
Wttrtig loco Cilli (Steiermark) Winterberg (bei Strakonita in
Böhmen) nnd Arad (Ungarn) 33 fl.
Bei constanter oder grösserer Abnahme kostet der
Centner loco Cilli 30 fl.
BestellaDssaanahmen ftir die - Haloxylin - Fabriken
Oesterreichs , sowie Unterhandlungen über die Anlage neuer Fa-
briken finden ausschliesslich statt in der Oeneral-Agentie Wien
Opemring Nr. 6, IH. Stock, Thür 21. '
Niederlage der besten Sorten Zündschnüre befindet
sich bei M. Kretschmann in Wien, Mariahilf Dürergasse Nr. 6.
(10—12)
Tentllatoreo
construirt vom Herrn Ingenieur Guibal, Professor in Mons in Belgien, liefern nach Uebereinkommen mit demselhen für sämmt-
liche deutsche Staaten:
Brod & Stiehler,
Maschinenfabrik in Zwickau in Sachsen.
Unter den Fortschritten, welche seit einigen Jahren in der Ventilation der Kohletagmben gemacht worden sind, ist die
Constmction und Leistung des Guibal*schen Ventilators wohl der bedeutendste. In Belgien, Frankreich & England, wo sol-
cher vielfach ausgeführt, bewährt sich derselbe auf das Vorzüglichste. In Deutschland sind bis jetst zwei dieser Ventilatoren
in Betrieb und zwar auf der könlgl. Gerhard »Prins« WUhelmsgrabe in Loalsenthal bei Saarbrücken nnd auf dem
EInIgkeit-Schaehte des Brttckenberg-Steinkohlenban-Verelns in Zwlckan und ein dritter wird gegenwärtig auf dem
Hoffhong-Schachfe des Erzgeblrgbchen Stelnkoblen-Actlen-Verelns in ZwIekaa angeseilt
Wir machen hiermit bekannt, dass wir die alleinigen von Herrn Quibal Beauftragten sind, welche nach dessen System und
für dessen Rechnung Ventilatorren anfertigen. Diese Ventilatoren liefern 50—80 Kablk-lileter Laft per Seconde bei
einer Depression von 100—200 m/m. WassersAole, nnd es garantirt Herr Quibal selbst derartig dass er sich
für Jeden m^i. Depression, um welchen der Ventilator unter der garahtlrten Leistung lurttckblelbt, 100 Frc
absfehen liest.
j Auskunft ertheUen und Aufträge Übernehmen fttr Herrn Qoibal BfOd & Stiohlot ill ZwickaU.
Dmck von Oail Frontaie in Wien.
Für den Verlag versiitwortllch : Carl Beger.
N=14.
Oesterreichische Zeitschrift
1867.
8. A|»rtt.
für
Berg- und Hüttenwesen.
Verantwortlicher Redacteur: Dr. Otto Freiherr von Hingenau,
k. k. MiniBterialrfttb Im Finansminiiterliim.
Verlag der Q. J. Hänz'schen Buollliandlling (Kohlmarkt 7) in Wien.
Inlialt: Ueber die Anwendung des Halozylina bei dem Bergbaue. — Yersache rar Entphosphornng des BoheiBens in
Königshütte. — Anwendung der Elektricttftt snr Verhütung der durch schlagende Wetter herbeigef&hrten UnglücksfUle. — Notizen. —
Liteiratur. — Administratives. — Correspondenz der Redaction. — Ankündigungen.
üeber die Anwendung des Halozylins bei dem
Bergbaue« *)
Von Franz Süssner, k.^k. Schichtenmeister in Felsöbinya.
Das Haloxylin wurde an vielen Orten versuchsweise,
jedoch, wie aus den diesbezüglichen Veröffentlichungen er-
hellt, mit sehr verschiedenem Erfolge erprobt, indem einer-
seits die Vorzüglichkeit desselben als Spreugmaterial gegen-
über dem gewöhnlichen Sprengpulver anerkannt, anderer-
seits aber in Frage , ja selbst gftnzlich in Abrede gestellt
wurde.
Diese heterogenen Ansichten waren nicht angethan,
dem Haloxylin beim FelsöbAoyaer k. k. Grubenwerke ver-
trauensvoll unbedingten Eingang zu verschaffen, dieselben
veranlassten vielmehr die Bergconsultation zu dem Be-
schlüsse, mit beiden Sprengmaterialien einen vergleichen-
den Versuch abführen zu lassen, und mit der Durchführung
desselben den Markscheider Johann Szaitz und den Gefer-
tigten zu betrauen.
Der Versuch wurde bei beiden Grubenfeldern getrennt
durchgeführt, und weil die Ergebnisse eine auffallende
Uebereinstimmung erkennen Hessen, so soll mit der Mitthei-
lung der Versuchsresultate nicht länger gezögert werden,
um diesem neuen Sprengroateriale, das durch die bis jetzt
gemachten Erfahrungen berechtigt ist, einen wichtigen Platz
in der Oekonomie des Berghaushaltes einzunehmen, auch
anderenorts die gebührende Anerkennung zu verschaffen.
Jedoch nicht allein in ökonomischer, sondern auch in
sanitärer Bücksicht hat sich das Haloxylin vortheilhaffcer als
das gewöhnliche Sprengpulver bewährt, indem der wasser-
dunstähnliche durchsichtige Qualm desselben weniger stö-
rend auf den Organismus des Arbeiters einwirkt, und augen-
blicklich nach Wegthun der Schüsse, selbst an wetterarmen
Stellen den Zutritt gestattet, welche günstige Eigenschaften
dem Pulverdampfe nicht nachgerühmt werden können.
Das Gestein, auf welchem die zum Versuche bestimm-
ten Strassen betrieben wurden, gehört durchgehend« dem
Hauptgange an ; es ist ein fester Hornstein, mit Riesen, we-
nig Blende und Bleiglanz imprägnirt, hip und wieder von
kleinen Drusenräumen unterbrochen, welche hauptsächlich
die den Hauptgang begleitenden untergeordneten Mineralien
beherbergen.
Bei dem westlichen Grubenfelde wurde der Versuch
auf 28 sehr festen Firstenstrassen, bei der öHtlichen Gruben-
Abtheilung auf 5 minderfesten Firsten- und 2 Quer Ulm-Stras-
sen abgeführt und die Erfolge von 6 Monaten, wovon 3 auf
die Arbeit mit Sprengpulver und die anderen 3 auf die Ar-
beit mit Haloxyiin entfallen, tabellarisch zusammengestellt.
Der Kürze wegen sollen hier nur die Endresultate an-
geführt werden.
Beim westlichen Felde mit
Beim östlichen Felde mit
Spreng-Pulver
Haloxylin
Spreng-Pulver
Haloxylin
in
Schichten
Ausschlag
Material-
Aufwand
in
Schicht
Ausschlag
Material-
Aufv^and
in
Schicht.
Ausschlag
. ,.
Material-
Aufwand
in
Schichten
Ausschlag
Material-
Aufwand
Zahl
3522
Kub.'
10292
Pfund
1761
Zahl
3105
Kub.'
11463
Pftind
II88V2
Zahl
1109
Kub.'
3518
Pfund
467
Zahl
1191
Kub.'
4839
Pfund
419
100
34j
200
292--
100
S84.»
50
17-1
100
100
26-j
252-,
Entfftllt in
39-5 I
100
Percenten
381,,
100
964-4
100
317-»
31-,
100
248
753-,
40-,
12-,
100
100
24-,
284-,
406-,
100
1154
35-,
8-.
100
*) Wir bringen diese wüteren ErfahraD^en Aber das Hal-
ozyÜD mit dem Bemerken sat Kenntnis» unserer Leser, dass ans
die Art, wie die vergleichenden Versuche angestellt, recht prak-
tisch ond empfehlenswerth erscheint, and wir sehr gerne aneh
von recht vielen anderen Bergbanen Shnliche Berichte ▼erOffent-
lichen werden, and zur Einsandang solcher Erfahrungen im all-
gemeinen Interesse des Bergbaues einladen.
Die Red.
— 106 —
Bei <|er MHchen Qrubenabtheilung wurde der Versach
noch im Detail derart durehgefährt, dase aof 6 untereinander
gana gleichartigen Strassen, in zwei aufeinander folgenden
Monaten, dieselbe Mannschaft das eine Monat mit Spreng-
pulver, das andere mit Halozylia arbeitete, weil bekan»ter-
weise voa d^ind^fic^eUea GeechicklicblMit des einseinen
Arbeiters, der Fortschritt des Straasenbetriebes wesentlich
abhingt, wfthrend im entgegengesetaten Falle, wenn nur der
geschicktere Arbeiter mit Halozylin, der minder geschick-
tere mit Sprengpulver gearbeitet hfttte, der Sprengkraftsver-
gleich über Gebahr au Gunsten des Haloxylins ansgefailen
wäre. Diesem Uebelstande konnte nur durch den obenan-
gegebenen Vorgang begegnet werden.
Die Verauchsergebnisse finden sich in nachatehender
Tabelle ausammengestellt :
Von den
Schüssen
.g
1^^
m
1«
s
Benennung
Art
Beschaffen-
heit des
Art
des Spreng-
1
II
g>.s
haben
gebohren
■1
j§^
•
^ja
1
des Laufes
des Betriebes
Gesteines
Materiales
1
l
1
1
I-&
17
hU
M«
UtkM
M.r.
Uth«
Kr.
1
Karoli 4. Lauf
Firsten-Strasse
sehr fest
Haloxjlin
92
10-15
5-»
59
28
5
273
t»
2«
*
n
R
n
Pulver
80
n
6-8
52
24
4
252
2-;
2-;
2
11
1)
I»
Haloxylin
79
n
5-6
29
37
13
105
4-2
5-,
1*
M
1»
»
Pulver
91
n
6t
46
35
10
105
6-0
7-5
3
> UjbioTa 7. Lauf
Quer-Ulm Strasse
fest
Haloxylin
113
n
5-.
64
35
14
231
2-7
3-4
M
n
n
n
Pulver '
86
1»
5-.
55
22
9
94-,
5-0
6-3
4
if
»
»1
Haloxylin
108
1»
4-8
63
37
8
273
1-9
2-;
m
fi
. n
1»
Pulver
HO
t»
5j
61
33
16
220
2-6
3-,
5
Samueli 9. Lauf •
Firsten-Strasse
mittel fest
Halozjlin
110
»
6-4
96
6
9
385
'■«
24
n
it
V
»»
Pulver
89
n
7-T
66
10
13
252
2-7
3-4
6
T»
n
n
Halozylin
87
n
6-2
68
8
11
167
2-0
2.5
n
1»
f»
«
Pulver
120
«
6-.
89
29
12
217
3-,
4-0
Vergleichen wir nun das Ergebniss dieser 3 vorstehen-
den Versuche untereinander, und bezeichnen wir die Spreng-
kraft einer Gewichtseinheit des Sprengpulvers mit S und
die Sprengkraft einer ganz gleichen Gewichtseinheit von
Halozylin mit S\ so lässt sich folgendes Verhältniss auf-
stellen :
SiS' = 584-4 : 964-4 = 753-, : 1 154 = 14 : 21
5:5' = 2:3-3 = 2:3'o=2:3o
undÄ:S'= 2:3-
Soll weiter V das Volumen einer Gewichtseinheit
Sprengpulvers und V* das Volumen derselben Gewichtsein-
heit Halozylins bedeuten , so ergaben wiederholte Messun-
gen und Gewichtsbestimmungen das Verhältniss :
Vi r'=22:32 = 2:3.
Mit dem obigen verglichen, folgt:
S: S'= Vi P,
das heisst^ es verhält sich die Sprengkraft des Pulvers zu
jener des Haloz^lins, wie annähernd die Volumina dieser
Sprengmaterialien.
Da nun gleiche Volumina von Sprengpulver und Hal-
ozylin gleiche Wirkungen zu äussern im Stande sind, und
weil das Halozylin beziehungsweise im Gewichte um ein
Drittheil leichter ist als Sprengpulver, so wird man bei An-
wendung des Halozylins ^/^ an Sprengmateriale ersparen,
vorausgesetzt, dass in der Qualität keine Verminderung
eintritt.
Der Preis des Halozylins loco Grube hält dem Preise
des gewöhnlichen Pulvers ziemlich das Gleichgewicht und
kann rund mit 39 fl. angenommen werden, was bei Anwen-
dung des ersteren ein Ersparniss von 13 fl. pr. Centner
Sprengmaterial erzielen lässt.
Eine mehrmonatliche Erfahrung hat bewiesen, dass das
Halozylin an drusigen Orten, wegen zu langsamer Gasent-
wicklung und an nassen Stellen, wegen seiner leichten und
schnellen Löslichkeit im Waseer nicht verwendet werden
kann, daher auch der jährliche Bedarf bei dem FelsöbänyRer
k. k. Grubenwerke nur mit 400 Centnern beziffert werden
kann, was aber dennoch das namhafte Ersparniss von 5200 fl.
ergeben würde.
Zum Schlüsse sei noch bemerkt,, dass, weil das Hal-
ozylin einen sehr festen Besatz erfordert, die hierortsübliche
Verladungsart, wobei die Schüsse mittelst BickfordVcher
Zünder weggethan werden, vollkommen entsprochen hat.
Bemerkenswerth ist es, dass die Arbeiter, welche be-
kanntlich für Neuerungen nicht leicht empfänglich sind, dem
Halozylin durchwegs den Vorzug vor dem Sprengpulver ein-
räumen. Felsöb&nya, im März 1867.
S ü s 8 n e r,
k. k. Schichtenmeister.
VerBuche zur Entphosphorang des Boheisens
in Eönigshütte. ^)
Von Herrn Dr. H. Wedding in Berlin.
(Aus der Zeitschrift für das Berg- Hütten- un^ Balinenwesen im
preuss. Staate XIV. 3 S. 155.
Sobald man hinreichend genaue Keuntniss von den für
den Bessemerprocess in England angewendeten Apparaten,
den dabei vorkommenden Arbeiten und den Erscheinungen,
welche für die Beurtheilung der Vorgänge massgebend sind.
') Nachdem manche Boheisensorten wegen ihres Phosphor-
gehaltes ein Hindemiss für Bessemer- Versuche bildeten, wo man
geeignetes Rohelsen nicht zur Hand hatte, scheint es uns von
Wichtigkeit, obige Mittheilung aus' der preuss. Zeitschrift auch
unseren Lesern bekannt su machen.
(Red. der Oest. Zeitschrift f. B. und H.)
— 107
«rkagt hatte, trag maik kein Bedenken, diesen Proceas,
dessen Wichtigkeit fiSr die Zukunft des Eisenbüttenbetriebes
Hiebt yerkannt werden konnte, anfderKöuigsbfitte inOber-
sehlenen einsofttbren. Es geschab dies ohne die Zuaiehung
frsmder Ingenieure oder Arbeiter. Die Apparate wurden
tiieils auf den fiscalisehen Werken in Schlesien, tbeils bei
Egells an Berlin ansgefflhrt. Man hielt sich hierbei ziemÜch
genau an die bekannten . Einriebtungen Yon J. Brown in
Sheffield ^j.
Es wurden swei BirntMi mit den augehörigen Flamm-
öfen, der Geblftsemasebine und einem faydrauliseben Giess-
krshn aufgestellt. ^
Die erste Birne kam am 26. Januar 1 865 aum ersten
Male in Betrieb.
Da man es mit gänalich nngeibten Arbeitern zu thon
hatte, so benutzte man an 4en ersten Versuchen nur hin-
sichtlich seiner Brauchbarkeit anerkanntes Material, d. h.
das in England allgemein angewendete Cumberlftnder Hft-
matitrobeisen und als Zuschlag Siegener Spiegeleisen. So-
fort die ersten Charge bewiesen, dass sich hierbei keine
bedeutenden Schwierigkeiten in den Weg stellteo. Man war,
ohne erhebliches Lehrgeld zahlen zu müssen, sehr bald da-
hin gekommen, ein gleicbmftssig gutes und brauchbares
Product zu erzeugen, wenigstens ein solches, welches sich
fflr alle Zwecke eignete, für welche ein nicht au weicher
Stahl erforderlich ist. ^) Sehr bald konnte man daher ohne
Bedenken zur Anwendung des einheimischeu Productes, des
auf der Hütte selbst erblasenen Roheisens, übergehen,
während man als Zuschlagsmaterial stets das Siegener Spie-
geleisen beibehielt.
Bei den ersten Versuchen wurde ein unter gewöhnli-
chen Verhältnissen bei Zusatz von 10 pCt. Schlacken er-
blasenes Roheisen verwendet. Der Process verlief normal,
der erhaltene Stahl Hess sich walzen, hämmern, schweissen,
zeigte ein gleichmässiges feines Korn, kurz schien nichts
zu wünschen übrig zu lassen ^).
Aber als man eingehendere Schlag- und Bruchproben
mit den erzeugte^ Producten anstellte, zeigte sich ihre Un-
brauebbarkeit für alle Gegenstände, von denen man eine
grössere Haltbarkeit voraussetzen muss, als für Eisenbahn-
schienen u. dgl. m. gefordert wird, z. B. Radreifen, Achsen
und Aehuliches. Anfangs glaubte man diese Brüchigkeit in
dem zu hohen Kohlenstoffgehalte und der daraus natürlich
folgenden grösseren Härte suchen zu müssen. Aber alle
Versuche, durch niedrigere Kohlung ein besseres Product
zu erhalten, scheiterten. Man griff nun zu genaueren Ana-
lysen und fand einen so hohen Phosphorgehalt, dass man
nicht in Zweifel bleiben konnte, dass dieser aliein seinen
schädlichen Eiufluss äusserte.
Dieser Phosphorgehalt stammte theils aus den Erzen,
tbeils aus dem Zuschlagskalkstein^ theils aus der Asche der
Coks. Der letztere ist nicht von der Bedeutung, dass er
das Eisen unbrauchbar machen würde, der zweite konnte
1) Die von Reisen in England mitgebrachten, als Grundlage
dienenden Skisaien des Verässers wurden von Erbreich und
Schleus im Detail bearbeitet.
^) Die eingehendere Beschreibung der Anlage bleibt einer
späteren Mittheilnng Yorbehalten.
3) Die Versuche wurden persönlich von dem Dlrector des
Hüttenwerkes Bergrath Ulrich unter Assi^nz des Obermeisters
SckleuB geleitet.
*) VergL Verhandhittgen des preossischen Oewerbevereines
1865. 8. 91.
durch Anwendung von beinaihe phosphorfreiem Dolomit an
Stelle des bisher benutaten Muschelkalkes vermieden wer-
den; der erste aber war durehaas nieht fortsuschaffeD,
selbst wenn man eine sorgfältige Aas wähl der Erze ige-
troffen hätte, denn die darin enthaltene Phosphorsänre AUein
genügte, um mehr Phosphor in das Roheisen zu führen, ak
einem branehbaren Bessemermateriale entsprach.
Es blieb daher nichts Übrig, als den einmal in das
Roheisen übergegangenen Phosphorgehalt unschädlich au
machen, Versuche, welche bis jetzt noch nicht abgeschlos-
sen sind.
Der Vorschlag ^), den in der ersten Periode des Besse-
merprocesses voraussichtlich in die gebildete Rohscfalacke
übergegangenen Phosphorgehalt durch Abblase» dieser
Schlacke zu entfernen, bewies sich als praktisch unausföhr-
bar, wenigstens ohne wesentliche Veränderungen in der
Construction der Birnen vorzunehmen.
Man nahm daher seine Zuflucht zu der zuerst in ^•
Ctoria bei Ebbw Vale von Pariy angewendeten und nach ihm
gewöhnlich benannten Methode, das Roheisen auerst durah
Ueberführung in Stabeisen zu en^hosphoren, hierauf des
Produot ^) durch Umsohmelaen in Gnpolöfen wieder zu
kohlen und das so erzielte phospborfreie Roheisen zu
bessemern.
Die Versuche schlagen zwar gleichfalls fehl. Sie bieten
aber so viel lehrreiche und zum Theile den bisherigen An-
nahmen der Metallurgen widersprechende Thatsachen, dass
ihre Mittheilung ebenso von praktischem Nutzen wie von
wissenschaftlichem Interesse sein dürfte.
Das Roheisen, welches benutzt wurde, war aus Braun-
eisenerzen der Gegend um Beuthen von 29-7 pCt. Eisen-
gehalt mit 35 pCt. Muschelkalk als Zuschlag bei garem
Gange und kaltem Winde erblasen. Es war sehr fest
und von mittlerem grauen Korn. Es enthielt 0.497 P^^*
Phosphor ^).
Da es nun darauf ankam, den Phosphorgehalt zu ent-
fernen, so musste es offenbar genügen, das Eisen nur dem-
jenigen Theile des Frischprocesses zu unterwerfen, in wel-
chem die Abscheidung dieses Stoffes stattfindet. Dies ist
nach gewöhnlicher Annahme die erste Periode, diejenige,
in welcher die Abscheidung des Siliciums, die Bildung von
Rohschlacke stattfindet, eine Periode, welche zum grösstea
Theile auch durch den Feinprocess vertreten werden kann.
Da bei der Anwendung des englischen Feinfeuers, durch
die directe Berührung von Brennmaterial, Schlacke und
Eisen, die gebildete Phosphorsäure zum grossen Theile wie-
der reduoirt werden kann, so benutzte man den Eckschen Gas-
feinofen. Aber auffallender Weise zeigte sich auch hier
keine Abnahme an Phosphor. Nach vierstündigem Ein-
schmelzen enthielt eine genommene Probe O.^y^ pCt.^ nach
dreistündigem Feinen eine solche O.570 pCt. Phosphor.
Diese Zunahme steht im Verhältnisse zu dem Eisenabgange.
Oa letzterer I2.5 pCt. beträgt, so entspricht die rela-
tive Vermehrung des Phosphorgebaltes einem Gleichbleiben
der absoluten Menge desselben.
^) Vetgl Oesterr. Zeitschrift 1865. S. 353.
*) Ursprünglich die beim Lochen der Schienen ausgestosse-
nen Eisendteile und die abgesägten Schienenenden.
"*) Der Phosphor wurde in Form von phosphorsanrem Uraa-
ejjd oder von pyrophosphorsaurer Magnesia, nach den be-
hauten Methoden von Leoonte und Sonnenschein (Fresenius,
Quantit. Analyse, 333 und 336) bestimmt
108 —
Diese Brgcbeiniiiig ist auffUllig, wenn man sie mit den
Bafoltoten vergleicht, welche bei der Unteranchung analoger
Eisensorten binsichtlicb ihres Verhaltens im Puddelofen er-
halten worden sind ^). Sie ist nur durch die höhere Tem-
peratur 8U erklären, bei welcher das Eisen verhältnissmftssig
lange Zeit hindurch mit der gebildeten Schlacke in Berüh-
rung bleibt und die von derselben aufgenommene Phosphor-
sfture wieder redncirt« Sie bewies aber, dass man um nichts
gebessert sein würde, wenn man das Roheisen feinte und
dann das geweisste Product wieder in graues Eisen über-
zuführen versuchte, weil der Zweck der Phosphorentfer-
nung sich so nicht erreichen lassen würde.
Man ging daher dazu über, die -Entfernung des Phos-
phors durch den Puddelprocess zu erwirken. Es wa,r uöthig
fortzusetzen, bis zu welchem Punkte man diesen Process
fortführen müsse, um eine ausreichende Reinigung des
Eisens zu erzielen, ohne doch die Entkohlung weiter, als
unbedingt uöthig, fortsetzen zu müssen.
Dasselbe Roheisen, welches bei dem Feinprocesse ver-
werthet worden war, und einen Gehalt von O.^g^ pCt*
Phosphor hatte, wurde im Feinkompuddelofen eingeschmol-
zen. Nach vollendetem Einschmelzen war der Phosphorge-
halt auf 0.450 pCt. gesunken, beim Beginn des Aufkochens
auf 0.20g P^^* ^*® Feinkornrohschienen enthielten O.^qq
pCt. Phosphor. Diese Resultate stellen sich, wie sich er-
warten Hess, zwar weit günstiger als die des Feiuprocesses,
aber sie entsprechen doch nicht — und das ist bemerkens-
werth — dem gewöhnlich vorausgesetzten Masse der Phos-
phorabscheidung während des ersten Theiles des Puddelpro-
cesses, d. h. der Periode des Einschmelzens bis zum Auf-
kochen, oder der dem Feinprocesse analogen Periode.
Entsprechende Resultate ergab eine Mischung des vo-
rigen Roheisens mit einem aus Raseneisenerz zu Kreuzbur<*
gerhütte erblasenen Producte von l.j pCt. Phosphorgehalt.
Beim ersten Aufkochen enthielt das Eisen O.545 pCt., in der
erzeugten Feinkornsehiene O.228 P^^- Phosphor.
Setzt man den Puddelprocess in jedem Falle ' weiter
fort, so erhält man bei guter Führung des Processes ein
Eisen, dessen Phosphorgehalt auf O.^^ pCt. herabsinkt.
Die Rohschienen des ersten Paddelversuches, welche
p€t. Phosphor enthielten, wurden in Stücke von 3
0.
100
Zoll Länge zerschnitten und in dem auf dem Werke vor-
handenen Cupolofen mit Coks verschmolzen.
Wendete man Coksgichten von der Grösse an, wie sie
beim Umschmelzen des Roheisens benutzt werden, und
welche tO Ctr. Roheisen zu tragen pflegen, und gab einen
Satz von nur 3 Ctr. Rohschienen, so erhielt man ein weisses,
für den Bessemerprocess unbrauchbares Eisen. Es gelang
erst ein graues, graphitreiches Eisen bei einem sehr hohen
Coksanfwande, welcher im Durchschnitte 30.^3 Pfd. auf
100 Pfd. Rohschienen erreichte, zu erzengen. In Victoria
wurden bei. demselben Processe auf 100 Pfd. Schmiedeei-
senabfillle sogar 35 Pfd. Coks verbraucht, so dass der hier
vorliegende Verbrauch sich auch bei weiterer Fortsetzung
der Versuche nicht vermindert haben würde.
Hiernach ist es allerdings möglich, ein graues Eisen
^) Drassdo (diese Zeitachrift XI. li)l.) fand, daaa bei einem
Roheisen von O.301 pCt Phosphorgehalt die Schlacke nach dem
Einschmelzen 2.^0 pCt. Phosphorafture enthielt, ein Gehalt, wel-
cher in der folgenden Periode nor unbedeutend zunahm. Ehe
noch das Anfkochen begann, enthielt daa Eisen nur noch 0^^^
pCt. Phosphor.
mit sehr vermindertem Phosphorgehalt durch den vollstän-
dig durchgeführten Puddelproeess und ein nachheriges koh-
lendes Umschmelzen zu erzengen, und es würde dies —
einstweilen vom Siliciumgehalt abgesehen — ein für deo
Bessemerprocess geeignetes Material sein, falls die Kosten
der Erzeugung nicht diejenigen überschreiten, welche die
Einfuhr eines fremden an sich geeigneten Roheisens macht.
Leider tri£Pt der letztere Umstand nicht zu, wie folgende
Ber«chnung zeigt :
Für die Ausführung von 2 Bessemerchargen täglich
(das Minimum bei einem regelmässigen Betriebe) von je
65 Ctr. Einsatz müssen ununterbrochen 2^2 Puddelöfen in
Betrieb sein, deren jeder durchschnittlich 26 Ctr. Rohschie-
nen in 12 Stunden zu liefern im Stande ist, während 1 Cu-
polofen genügt, um dieselben kohlend umzuschmelzen.
Es kosten 100 Pfd. Feinkornrohschienen:
ans Königshütter Roheisen . .1 Thlr. 26 Sgr. 6 Pf.
dazu Löhne für das Zerbrechen • — « — „61»
zusammen . 1 Thlr. 27 Sgr.
Zu 100 Pfd. gekohltem Product (Parrj- Metall) sind
] 07.5 Pfd. Rohschienen nöthig, da der Abbrand im Cupol-
ofen 6.^5 pCt. beträgt ^). Diese kosten mithin 1 Thlr. 1
Sgr. 3.^ Pf. Da nun zum Umschmelzen von 100 Pfd. Roh-
schienen 30.^3 ^fd. Coks erforderlich waren, so bedürfen
100 Pfd. Parry-Metall 32.92 PW.i welche bei einem Preise
von 6 Sgr. pr. 100 Pfd. 1 Sgr. U.g Pf. kosten. Hierbei sind
an Löhnen für das Umschmelzen der Rohschienen (za täg-
lichem Bedarf) erforderlich :
für einen Schmelzer ... — Thlr. 20 Sgr.
„ 1) Aufgeber ... — « 15 n
„ zwei Gehälfen ... — 1» 18 n
zusammen . 1 Thlr. 23 Sgr.
Obwohl nun in 1 2 Stunden 90 Ctr. Rohschienen durch-
gesetzt werden konnten, so werden doch die in gleicher
Zeit nur zu verarbeitenden 65 Ctr. Parry-Metall dieselben
Löhne erheischen. 100 Pfd. Parry*Metall nehmen daher lO.g
Pf. an Löhnen in Anspruch.
Mithin kosten 100 Pfd. Parry-Metalf:
1. an Rohschienen .... 1 Thlr, 1 Sgr. 3.^ Pf.
2. TJ Coks 1 „ — « U.g n
3. „ Löhnen — 9» — »» lO.g „
zusammen 2 Thlr. 4 Sgr. 1.^ n
Hierzu treten
Aufsichtskosten — „ — 1)3«
Maschinenkosten .... — n 1 n 6.3 it-
Schlackenabfuhrkosten . . — n — t) 1.5 «
ZuBchlagskalkkost. Utensilien etc. — n 1 u 4.5 n
Zinsen und Generalkosten . . — n I n '6 ,.
Also kosten zusammen 100 Pfd. Pariy-
Metall 2 Thlr. 8 Sgr.
im flüssigen Zustande, d. h. falls man es nicht vorzieht,
das erzeugte Parrj-Metall anzusammeln und dann nach
Bedarf wie das gewöhnliche Roheisen für jede Charge des
Bessemerns wieder einzuschmelzen. In diesem letzteren
Falle würden nach den bisher gesammelten Erfahrungen
noch 6 Sgr. 1 1 Pf. an Kohle, Löhnen und sonstigen Kosten
hinzutreten uud mit Berücksichtigung des Abbrandes die
3) Die Angabe Parry's, dass in England der Abbrand durch
die Aufnahme von KoUenstoff ersetzt worden sei, ist nicht sehr
wahrscheinlich.
— 109 -
Kosten fflr 100 Pfd. nngeschmolsenen Parry- Metalles sieh
aaf 2 Thlr. 17 Sgr. 8.5 Pf. stellen.
Diese Kosten sind höher als die Preise des englischen,
bekanntlich für den Bosse merprocess besonders geeigneten
HAmatiteisens von Camberland, einschliesslich dessen
Fracht; höher selbst, wenn man su letzterem die Um-
schmelskosten hinanrechnet, ohne sie fär das Parry-Metall
in Ansatz zu bringen.
Aas diesen Gründen kann ein Vortheil von der be-
schriebenen Methode nicht erwartet werden. Wäre es ge-
langen, den Phosphor beim Feinprocesse abzuscheiden, so
würden sich die Kosten voraassichtlich so gestellt haben,
dass in ökonomischer Beziehang kein Hinderniss in den
Weg getreten wäre, die Operation in die Praxis einzuführen.
Ein weiterer Zweifel entsteht nur noch schliesslich, ob.
vorausgesetzt, dass die ökonomischen Resultatesich günstig
gestellt hätten» oder dass sie sich an anderen Orten günstiger
stellen würden, das erzeugte Parry-Metall den Anforderun-
gen eines guten Rohmateriales für den Bessemcrprocess ent-
spricht. Bei dem Feinprocesse schon wird zum grössten Theile,
beim Puddelprocesse aber fast ganz der Siliciumgehalt des
Roheisens entfernt ; das erzeugte Parry-Metall enthält daher
in beiden Fällen zwar Kohlenstoff, aber kein Silicium. Nun
ist bekannt, dass der Bessemcrprocess nur dann gut und
normal verläuft, wenn das Roheisen silicium reich ist, weil
nur hierdurch die erste Periode der Sclilackenbildung verzö-
gert und dadurch die Orundbedingung eines regelrechten
Ganges gegeben wird.
Dies hatte sich schon bei der Verwerthung des Parry-
Metalles zum Bessemern in Victoria herausgestellt, wo der
Process zu schnell verlief und sich schon gleich im Anfange
jener für spätere Perioden eines normalen Verlaufes cha-
rakteristische braune Eisenrauch zeigte.
Will man daher ein ganz geeignetes Material erhalten,
so muss man dem vom Phosphor, dem Silicium und dem
Kohlenstoffe ganz oder theilweise befreiten Eisen ausser
Kohlenstoff auch noch Silicium zuführen. Es ist bekannt,
dass sich Kieselsäure bei Gegenwart von Eisen und einem
Ueberschusse von Kohlenstoff leicht reduciren und als Sili-
cium in das Eisen überführen lässt, falls nicht andere Erden
vorhanden sind, welche mit derselben Schlacken bilden
können und falls die Temperatur hoch genug ist. ^)
Es wird natürlich die Aufnahme von Silicium die Koh-
lung in . gewissem Grade beeinträchtigen, gerade wie dies
im Hohofen der Fall ist, ohne sie doch aber auszuschliessen.
Dass die Temperatur für diese Reduction im Cupolofen
hoch genug sei, muss man daraus schliessen, dass dieselbe
sich im Tiegelprobirofen bei einem geringen Hitzegrade
ohne Schwierigkeit ausführen lässt, ob aber die Zeit der
Berührung der Kieselsäure, der Kohle und des Eisens bei
einem regelmässigen Betriebe im Cupolofen lang genug zu
dieser Reduction sei, oder ob nicht vielmehr eine bedeu-
tende Verzögerung und in Folge dessen ein unverhältniss
massig grosser Brennmaterialaufwand nöthig werden würde,
kann nur durch Versuche, die unseres Wissens noch nicht
ausgeführt worden sind, und zu deren Ausführung zu Kö-
nigshütte bei den ungünstigen Ergebnissen in ökonomischer
Beziehang keine Veranlassung mehr vorlag, festgestellt
werden.
') Vergl. Percy- Wedding, Eisenhüttenkunde. S. 611 und 117.
Anwendung der Elektrioität lor Verhfttang
der dureh schlagende Wetter herbeigeführt
ten Unglücksf äUe *).
Von E. Sommer.
Vorwort der Redaction der österr. Z eitsehrif t
für Berg- und Hüttenwesen. Sind auch in unseren Kohlen-
revieren Katastrophen von so riesiger und erschütternder Aus-
dehnung wie sie aus England und bisweilen aus Belgien berich-
tet werden noch nicht vorgekommen, so fehlt es doch leider nicht
an kleineren Unglücksfallen, welche im Ganzen schon sahlreiche
Opfer von Menschenleben gefordert haben. Wo immer das un-
heimliche Walten schlagender Wetter irgend einem Menschenle-
ben (Gefahr droht, ist Vorkehrung und Abwehr heiligste Pflicht
und kein Bergmann, dem das Schicksal von Tausenden seiner
Berufsgenossen am Herzen liegt, darf den auf Verminderung
oder Abwendung solcher Unglücksfalle gerichteten Bestrebungen
gleichgiltig zusehen Darum haben auch wir es in diesem Blatte
niemals abgelehnt, zahlreichen Projecten neuer Sicherheitslam-
pen oder anderen Vorschlägen solcher Art Raum zu goUen und
glauben, dass es die Wichtigjceit des Zweckes erfordere, zur
Verbreitung solcher Vorschläge möglichst beizutragen. Wir fin-
den nun wieder einen solchen Vorschlag in Nr. 10. der Berg- und
Hättenmännischen Zeitung und in Nr. 26 des Berggeistes, wel-
cher in ähnlicher Weise auch schon im Jahre 1865 von Pro
fessor Qiraud angeregt worden war. Aus diesem Grunde empfeh-
len wir 'den hier aus obiger Quelle entnommenen Artikel der
besonderen Beachtmig der Fachgenossen, insbesondere der Koh
lenbergleute und bitten, falls weitere Erfahrungen darüber ge-
macht worden, um Mittheilnng derselben.
O.H.
Wie natürlich, so haben die letzten Schreckens- und
opfervollen Katastrophen in den Kohlenrevieren von York*
shire und Staffordshire die allgemeine Aufmerksamkeit wie-
der der ernsten Frage der Bekämpfung jener unterirdischen
Gasexplosionen zugewendet, welche die muthige Bergknap-
penschaar so häufig decimiren, und namentlich die Sicher-
heitslampe zum Gegenstande eingehender Discussionen ge-
macht, als deren Resultat man die jetzt unbestrittene
Thatsache betrachten knnn, dass die Davy'sche Sicher-
heitslampe in zahlreichen Fällen die Ursache der in Rede
stehenden Explosionen werden kann, und demnach keines-
wegs das untrügliche Schutzmittel bil iet, für welches man
dieselbe leider nur zu lange gehalten/ An die Wissenschaft
tritt aber in Folge dessen die Aufgabe heran, andere Hilfs-
mittel aufzusuchen, um jene furchtbaren unterirdischen Ge-
witter zu beschwören, und es möge mir daher gestattet
sein, ein derartiges neues Rettungs- oder Sioberheitsver-
fahren mitsutheilen, auf welches mich die letzten Ereignisse
ii^ den englischen Kohlendistricten geführt und das ich hier-
mit der Benrtheilung competenter Fachmänner unterbreite.
Im Gegensatze zu der Sicherheitslampe, welche den
mehr passiven Zweck hat, dem Bergmanne zu gestatten, in
das explosible Gasgemenge mit dem Lichte in der Hand
einzudringen, ohne deren Entzündung und Verpuffuug zu
verursachen, läuft mein neues Sicherheitsverfahren in mehr
activer und zugleich praevenciver Weise wirkend darauf
hinaus, das gefährliche, aus Grubengas und Luft bestehende
Gasgemisch in dem Masse, als sich dasselbe bildet, auf ge-
eignete Weise zu entzünden and zu verbrennen und das-
selbe so durch eine absichtlich hervorgerufene Explosion
unschädlich zu machen. Statt daher abzuwarten, bis ein
unglücklicher Zufall den zündenden Funken in das Gas
schleudert, soll der Bergmann dea Explotjionen künftig da-
durch zuvorkommen, dass er dieselben im geeigneten Mo-
*) Berg-u. Hüttenm. Ztg., No. 10, 8. März.
HO -
nente ans BicheMt Entferouog absichtUob barvonoft nnd
•Ml auf diase Weise «um Herrn der ser»töi'0«den Gewal«
ten macht.
Die neueste Ghrabenexplosion dieser Art, welche in den
letzten Tagen des verflossenen Jahres sich auf der Zeche
Tremonia bei Dortmund in Westfalen zutrug, hatte nur
darum keine traurigen Folgen, weil sich das explosible Gas
glficklicher Weise in dem Wettorofen wenige Augenblicke
mvor entzündete, ehe die Arbeiter in die Grube einfuhren,
und hfltte man Mittel besessen, das in den Kohlengruben
von Bamsley und Hanley angehäufte Gas ohne Gefahr für
Menschenleben ezplodiren zu machen, bevor die Bergleute
in die Grube einfuhren, ao befanden sich heute noch 4 bis
500 der arbeitskraftigen Männer unter den Lebenden.
Ein solches Mitte), das in den Stollenstrecken sich an-
sammelnde Gasgemenge in ungefährlicher Weise von Aussen
zu entzünden, glauben wir in dem elektrischen Funken
gefunden zu haben, welcher durch das explosible Gas hin-
durcbschlagend, dasselbe entzündet und explodiren macht,
um diese Wirkung zweckentsprechend hervorzubringen,
geht unser Vorschlag dabin, für die Zukunft in den Kolilen-
gruben eine elektrische Drahtleitung nach Art der Tele-
grapbenlinien anzulegen, welche durch die ganze Länge der
Strecken und Stollen hindurchlaufen und ausserdem so ein-
gerichtet sein muss, dass dieselbe nicht aus einem einzigen
Drahte, sondern aus vielen kleineren Stücken besteht, de-
ren Enden sich jedoch nicht berühren, sondern stets durch
einen kleinen Zwischenraum getrennt sind, so dass die me-
taUiscbe Leitung in regelmässigen Abständen durch eine
äusserst dünne Luftschicht unterbrochen ist. Ausserhalb der
Grube sind die beiden äussersten Enden dieses Drahtes
mit den beiden Polen einer kräftigen elektrischen Batterie
oder eines grossen Rumkorffschen Inductionsapparates
verbunden, so dass die Druhtleitung in der Grube eigent-
lich nur einen sehr vergrösserten Schliessungsbogen dar-
stellt, in welchem man den elektrischen Strom nach Belie-
ben circuliren lassen kann. Wird daher die Kette geschlos-
sen, so läuft der Strom gleichzeitig durch alle Strecken der
Grube hindurch, indvm an den Unterbrecbungsstellen des
Drahtes fortwährend elektrische Funken überspringen,
welche die eingeschaltete dünne Luftschicht blitzend durch-
schlagen, wie dies wohl die meisten unserer Leser schon
bei elektrischen Blitztafeln oder bei galvanischen Säulen
gesehen haben, deren geschlossene Poldrähte man von ein-
ander trennt.
Die Anwendung dieser Einrichtung* bedarf hiernach
kaum einer weiteren Erklärung. Jeden Tag, bevor die Berg-
leute sich in die Grube begeben, so wie ausserdem zu ge-
wissen, von dem Betriebsleiter zu bestimmenden Stunden
setzt man den Apparat in Gang nnd lässt den Strom wäh-
rend mehrerer Minuten in dem Drahte circuliren. Ist hier-
bei explodirbares Gas vorhanden, so wird dasselbe durch
die zahlreichen überspringenden Funken entzündet und ex-
pk>dirt, ohne weiteres Unheil anrichten zu können, da die
Grube hierbei von den Arbeitern geräumt sein muss. Er-
folgt keine Explosion, so ist dies als ein untrügliches Zei-
chen zu betrachten, dass die Strecken frei von Grubengas
sind und die Arbeiter können dieselben aladann unbesorgt
betreten. Der elektrische Funke ist in diesem Falle einem
Sicherheitswächter vergleichbar, den der Bergmann vuraus-
sendety um das Terrain zu recognosciren und den Weg von
etwa drohenden Gefabren zu säubern. Erforderlich ist, dass
die Drahtleitung in den Strecken möglichst hoch und in
der Nähe der Firste angebracht sei, da sich das Gruben-
gas, als eine der leichtesten Luftarten, stets in den oberen
Regionen ansammelt.
Man wird mir einwenden^ dass auch nach einer auf
diese Weise absichtlich hervorgerufenen Explosion sich
während des Aufenthaltes der Arbeiter in der Grube immer
noch Gas entwickeln und so eine unabsichtliche Explosion
herbeiführen könnte. Dies ist jedoch schon aus dem Grunde
nicht zu. fürchten, weil das Grubengas stets längere Zeit
gebraucht, um sich in bedeutenderer Masse anzusammeln
und dasselbe demnach in dem verhältnissmässig kurzen
Zwischenräume 7<wischen zwei Durchgängen des elektri-
schen Stromes keine Zeit hat, sich in hinreichender, für die
Bergleute gefährlicher Menge anzuhäufen. Es lässt sich
sogar mit Sicherheit voraussagen, dass auch die nach mei-
nem Systeme durch den elektrischen Funken absichtlich
erzeugten Explosionen niemals grötssere Dimensionen ab-
nehmen werden, indem das in der Zwischenzeit sich an-
sammelnde Gas durch die regelmässig und mindestens ei-
nige Mal täglich zu wiederholende elektrische Entzündung
jedesmal beseitigt wird.
Ich erinnere hierbei au das alte und ziemlich primitive
Verfahren, das die Grubenarbeiter vor der Erfindung der
Sicherheitslaterno sehr häufig als Schutzmittel gegen die
verderblichen Wirkungen der schlagenden Wetter anwand-
ten nnd in manchen Gegenden, namentlich in kleineren
Gruben, auch heute noch anwenden, um sich den unter
ihnen wenig beliebten Gebrauch der Sicherheitslaterne zu
ersparen. Jeden Morgen, vor Beginn der Arbeit, kriecht
nämlich einer der Bergleute auf dem Bauche liegend in die
Strecken und entzündet das während der Nacht angesam-
melte und über ihm schwebende Gas, oder brennt, wie der
Bergmann sich ausdrückt, die Schwaden ab^ ohne dass der-
selbe in der Regel durch die Über ihm sich vollziehende
leichte Explosion beschädigt wird. Die Luft ist alsdann für
einen Tag gereinigt und die übrigen Bergknappen gehen
ohne Bedenken mit ofifener Lampe an die Arbeit. Was hier
das Wagniss einer unerschrockenen Hand vollführt, das
soll nach dem neuen Verfahren der elektrische Funken be-
wirken • doch könnte man, statt einen vielfach untorbroche-
nen Draht anzuwenden, ebenso gut die verschiedenen
Drahtstücke, welche, wie oben angegeben, die Leitung
bilden^ auch durch kurze, feine Drahtstüoke mit einander
verbinden, welche im Momente des Durchganges des elek-
trischen Stromes in glühenden Zustand versetzt und dabei
heiss genug werden, um da» umgebende explosible Gasge
mische zu entzünden, wie dies bei Pulverminen, sowie in
Steinbrüchen beim Sprengen von Felsen, praktisch zur An-
wendung gebracht wird.
Was die Anlage einer derartigen Drahtleitung anbe-
trifft, so kann dieselbe wohl keine ernstlichen Schwierigkei-
ten darbieten und Hesse sich nach meinem Dafürhalten am
cweckmässigsten in der Weise ausführen, dass man den
Draht an hierzu geeigneten, wohl isolirten und oben in die
Wange oder in die Firste d»'r Stollen eingeschlagenen Ei-
senstäben hinleiten würde. Auch der Kostenpunkt kann
kein Hinderniss abgeben, da sieh die Ausgaben lediglieh
auf die Herstellung der einfachen Drahtleitung, sowie auf
die Anschaffung und Unterhaltung einer kräftigen galvani-
schen Batterie beeohränken und daher in keinem Vergleiche
zu dem Ungeheuern Kostenanfwande stehen, den die Ein-
- 111 -
ritfhtung einer auareicheodeo Ventilation erfordern würde,
von welcher öberdiea bei tiefen und aasgedehnten Kohlen-
gruben kanm jemals ein«; gnludliche Beseitigung der in
Rede stehenden Unglücksfälle zu erwarten sein dürfte*).
So weit der vorläufige Entxvorf meines neuen Sicher-
heitssystemes, wie sich dasselbe auf feststehende physika-
lische Thatsachen basirt; an den strebsamen und thtttigen
Fachmännern und Bergwerks Verwaltungen ist es nun, Ver-
suche im Grossen anzustellen und so über den Werth oder
Uawerth des Verfahrens zu entscheiden.
Notizen.
Bliie grosse Röhrenglesserei in England. Coohrane,
Grove und Comp, auf Ornsley-Oiesserei, Miildlesboroagh und su
Woodfide, Dudley erseugen sehr bedeutende Mengen gosseisemer
Röhren, vielleicht die bedeutendste Menge auf der Erde, indem
sie allein in dem erstgenannten Etablissement wöchentlich 1 2.000
Ctr. Röhrenguss lieferten. Dieses Etablissement wurde vor unge-
fähr 12 Jahren auf einem Sumpfe errichtet, der bei jeder Fluth
Überschwemmt wurde, und es bedurfte daher einer sehr erheb-
lichen Auffüllung, um eine gute Gründung zu erhalten. Es grenzt
an die Uohöfenanlagen von Cochrane und von Gilkes, Wilson,
Peace und Comp, und liegt au dem südlichen Ufbr des Tees, das
eine sehr bequeme, auch durch eine Anzahl Krahne erleichterte
Ausschiffung bietet. Die Röhren werden gruppenweise in verti-
caler Richtung gegossen und die Formen einer jeden Gruppe
in folgender Weise rasch getrocknet. Eine horizontale Gebläse-
maschine treibt Luft durch eine ungefähr 12 Puss unter der
Giessereisohle liegende Röhrenleitung, welche in den Böden der
Gruben für die verschiedenen Formengruppen ausmfindet lieber
jeder Einmündung der Leitung in eine Grube befindet sich ein
eiserner Korb mit brennenden Coks und oben ist die Grube mit
einer Haube aus Kesselblech bedeckt, welche eine kleine Oeff-
nong zum Entweichen der erhitzten Luft hat Die Kerne für die
grÖAseren Sorten werden auf Cochrane^s vor einigen Jahren pa-
tentirten Kernspindebi hergestellt, die beim Schwinden des Guss-
stückes ein Nachgeben des Kernes gestatten. Diese Kemspindeln,
welche aus Eisen bestehen, sind verhältnissmässig leicht und
brauchen nur mit einer kaum mehr als drei Achtel Zoll dicken
Lehmbedeckung bekleidet zu werden. Diese dünne Lage trock-
net rasch und dazu kommt noch der weitere Vortheil, dass man
kaum halb so viel Kemspindeln braucht, als bei den dicken,
schwer trocknenden Lehmlagen. Die zusammenziehbaren Kem-
spindeln schliessen sich unten scharf an den Boden an und wer-
den im oberen Theile derselben durch Streben concentrisch ein-
gestellt; während der Abkühlung des GusAstückes werden sie dann
um ein Viertel bis drei Viertel Zoll der Weite der Röhre ange-
messen, zusammengezogen, so dass der Kern leicht ausgehoben
werden kann. Ehe die znsammenziehbaren Kemspindeln in Ge-
brauch kamen, wurden die Kerne mit Heubändem umbunden.
Das Heu hatte aber, abgesehen davon, dass es bedeutend im
Preise stieg, den NachtheU, dass das Metall, obschon die B&nder
sehr straff und dicht aufgewunden wurden, «beim Giessen unregel-
mässig in die Oberfläche des Kernes eindrang, wodurch in der
fertigen Röhre Rinnen entstanden, welche der durchgeführten
Flüssigkeit ▼ermehrten Widerstand entgegensetzten. Auch brauch-
ten die Heubänder bisweilen 1 Zoll und selbst noch mehr Lehm-
bedeckung, damit der Kern an der Oberfläche glatt wird, und
dies erfordert wieder verlängerte Trockenzeit. Zum Schmelzen-
des Eisens dienen Cnpolöfen, die ihren Wind durch Ventilatoren
erhalten. Die meisten der Krahne — und deren ist eine grosse
Anzahl vorhanden — werden von der Dampfmaschine ans be-
trieben ; einige aber auch durch eigene oscillirende Cylinder. Um von
der Grösse des Betriebes einen Begriff zu geben, sei erwähnt,
dass man Kellen von 70 Centnern Inhalt hat, wovon z. B. zwei
nothwendig sind, um die 130 Centner schweren, 10% Fnss weiten
Bohren für die Metropolitan-Main-Draiuage zu giessen. Kürzlich
hat das Etablissement eine Bestellung auf 120.000 Centner 3 Fuss
weite Röhren für die Wasserwerke zu Calcutta erhalten. Jede
*) Für eine gute, kräftige Wetterlösung wird immer
Sorge getragen werden müssen; auch die Beseitigung der Ver-
brennungsproducte schlagender Wetter (Kohlensäure und Wasser)
ist nicht zu übersehen. D. Red.
Röhre wird auf 200 Fnss Wassersäulendruck, der unter Umstän>
den auch auf 400 Fuss gesteigert wird, probirt, dann erhitat und
in Steinkohlentheer eingetaucht und endlich an den Verbindunga-
stellen, wenn es dessen bedarf^ bearbeitet.
(Z. 1 d. ö. Eisen- u. Stahlindustrie.)
HArten gnsselsemer Werkstttoke. In dem Gewerbe-
vereine zu Hannover sprach Herr Director Kar marsch über
das Härten gusseiserner A^erkstücke. Das Härten des Guss-
eisens unmittelbar beim Gusse in eisernen Formen oder durch
Aufschütten von Wasser auf das flüssige Eisen ist schon längst
bekannt In neuester Zeit hat man auch fertige Stücke, die erst
wieder glühend gemacht werden mtUsen, gehärtet, aber mit
mehr wärmeleitenden Flüssigkeiten als Wasser, da das letzte
• für diese FäUe nicht rasch genug abkühlt und deshalb wenig
wirkt. Man ninunt hierzu am besten eine Mischung von 1 Thei-
len Wasser und l Theil Schwefelsäure, oder eine (etwas schwä-
cher wirkende) gesättigte Lösung von Kochsalz im Wasser.
Das in diesen Flüssigkeiten nach dem Glühendmachen abge-
schreckte graue Gusseisen erscheint auf der Bruchfläche weis-
ser und feinkörniger, und wenn es auch nicht so hart ist wie
gehärteter Stahl, so lässt sich die äussere Schicht doch schwer
mit einer Feile bearbeiten. Proben desselben Gusseisens in bei-
den Flüssigkeiten gehärtet, und im unveränderten Zustande
wurden vorgelegt Der Redner sprach sodann über Schwimmen
des Bleies auf flüssigem Gusseisen. Diese auffallende Erscheinung
hat der Eisengiessereibesitzer Haberland in Alfeld früher beob-
achtet, und neuerdings hat derselbe geschöpfte Proben von
Gusseisen mit darauf befindlichen Bleitropfen nebst einer von
vier Herren unterzeichneten Beglaubigung an den Redner ein-
gesandt. Dass das schwerere Blei (spec. Gew. 11 Vi)} ^^^ ^^^
leichteren Bisen (spec Gew. 7) schwimmen könne, erschien kaum
begreiflich. Der Redner hat nun die Bleitropfen genauer unter-
sucht und gefunden, dass dieselben keine dichten Körper, son-
dern sehr dünne Bleibläschen sind. Der Redner glaubt , dass
das Blei -in der Weissglühhitze verdampft und in geringerer
Temperatur als Bläschen condensirt und niedergeschlagen sei.
Der Redner verweist hierbei auf die bekannten, noch nicht ge-
nügend erklärten .Thatsachen, dass weissgltthendes Eisen cmd
sehr hoch gespannter Dampf ohne zu verbrennen, mit der Hand
berührt werden können Schliesslich machte der Redner eine
Mittheilung über ein neues Bohrwerkzeug. Seit der Londoner
Ausstellung von 1851 wurde ein Bohrwerkzeug zum Metallbohren
bekannt, dessen Spindel mit langgezogenen Schraubengängen
versehen, von gedrehtem Triebstahl hergestellt wird. Das eine
Ende ist mit einem zweischneidigen Bohrer versehen und das
andere Ende mit einem hölzernen Knopfe zum Halten. Auf der
Spindel wird eine passende Schraubenmutter mit Griff auf und
ab geführt, so dass der Bohrer wechselweise einige Male rechts
und einige Bfale links herum gedreht wird. Die Wirkung eines
solchen zweischneidigen Bohrers ist n^cht so gut, als die eines
einschneidigen mit stetiger Drehung, weshalb man in England
und Deutschland bestrebt war, die wechselnde Drehung des
Werkzeuges in eine stetige zu verwandeln. Der Mechaniker Reitze
tu Hannover hat dieses Ziel, mit einer runden glatten Spindel
erreicht, an welcher zwei Furchen in langgezogenen Schrauben-
linien, nach rechts und links sich kreuzend, angebracht sind.
Die dazu gehörende Schraubenmutter hat eine eigenthümliche
Vorrichtung mit einer Feder, so dass die abwechselnde Benutz-
ung der Furchen und damit eine einseitige Drehung stattfindet.
(Ztschfb. f. d. ö. Eis. H. ludst.)
P. Ritter V. Tiumer, welcher vor wenigen Tagen zur
Ausstellung nach Paris gereist ist, wo er als Juror zu fungiren
hat, wird demnächst eine kleine Schrift über Walzen-Caliber
erscheinen lassen; wir werden nicht verfehlen, davon sogleich
literarische Anzeige zu erstatten.
Literatur.
Die Hohofen-DimezuEdonen auf Grandlage des Hohofen-
Prooesses. Ein Leitfaden bei Zustellung von Eisenhohöfen
von Richard Troska, HÜtten-Ingenienr in Leobschtttz. Wei-
mar 1867. Bernhard Friedrich Voigt.
Wir machen mit wenigen Worten auf die kleine an-
spruchslose Broschüre aufmerksam, welche ohne gerade wesentlich
Neues zu enthalten, das Wesentliche über den gewählten (Ge-
genstand in Kürze und in anregender Weise vorführt. Insbeson-
dere müssen wir es als einen guten Gedanken bezeichnen, dBss
i
- 112 —
er mit einer skisEirten Geschichte, wie sich die heutigeD
Ofendimenrionen im Laufe der Zeit entwickelt haben« beginnt.
Er geht dann anf eine aphoristiBche Darstellung des Hohofen-
Processes über, die er nicht mit Unrecht seiner »Betrachtang
der einseinen Hohofen - Dimensionen Torausgehen so lassen,»
rer zweckmässig erachtet hat. Nun folgen der Reihe nach die
Abschnitte: ülderBost, IV. die Gicht, V. das Gestell, VI. die
normale Gebliseluit, YII. das Auffangen der Gase, AUfes gans
htlbsch geordnet xmd dargestellt. Hie und da geftUt sich der
Verfssser im Hinwerfen apodiktischer SKtse, die paradox scheinen,
und die er dann zu rechtfertigen sucht; z. B. nDer Fatalis-
mus war die Basis der Forschung.' — nBeim Hohofenprocesse ist
der Anfang das Ende** und dgl. Am mdsten eigenthümlioh ist
der Abschnitt IV gehalten, weil er am meisten von gangbaren
Ansichten abweicht; wir wünschen mit dem Verfksser, dass die
darin entwickelten Ansichten „vorurtheilsfrei" geprüft, und
derWerth derselben durch praktische Versuche festgestellt werde.
O H.
A-dininistratives.
Ausseiehnong.
Se. k. k. Apostolische Majestät haben mit Allerhöchster
Entschliessnng dem Reichenauer Oberverweser Ferd. Schliwa
in Anerkennung seiner eifrigen, umsichtigen und erspriesslichen
Dienstleistung das Ritterkreuz des Franz Joseph-Ordens zu ver-
leihen geruht.
Braennnngen.
Vom Finanzministerium:
Der controUrende Amtsschreiber des Salzverschleissamtes
in Bochnia Ferdinand Gempke zum Controlor bei dem Salz-
niederlagsilmte in Sieroslaviee (Z. 9544, ddo. 15. März 1867).
Der Raibler Oberhuttmann Silverius Miszke zum Hütten-
nnd Fabriks-Adjuncten bei dem Bergamte Idria (Z. 10700, ddo.
15. März 1867).
Der MinisterialcoBcipist im Finanzministerium Heinrich
Prxnzinger zum Salinen- Verwalter in Ebensee (Z. 49746, ddo.
26. März 1867).
Erledigungen.
Eine controUrende Amtsschreibersstelle bei
dem Salzverchleissamte in Bochnia in der XL Diäteii-
classe, mit dem Gehalte jährl. 420 fl., Katuralwohnung und
Cautionspflicht. Gesuche sind*, unter Nachweisung der Kennt-
niss der Salzmanipulation und der oezügtichen Verrechnung,
dann der polnischen Sprache binnen vier Wochen bei der
Berg- und Salinendireotion in Wieliczka einzubringen.
Eine Oberhuttmannsstelle bei dem Bergamte
Raibl in der XI. Dlätenclasse, mit dem Gehalte jährl. 420 fl.,
4 Klaftern fanfschuhigen Brennholzes k 3 fL. 15 kr., 36 Pfund
Kerzi>n k 2()V4 kr., einem Bleiverschleiss-Reluitionspauschale von
105 fl. und Naturalwohnung mit Garten. — Gesuche sind, unter
Nachweisnng der bergacademischen Studien, praktischer Kennt-
nisse im Bergbau und Markscheiderei wesen, der Kenntniss des
montanistischen Rechnungswesens, dann der körperlichen Taug-
lichkeit, binnen vier Wochen bei dem Bergamte in Raibl
einzubringen.
Correspondenz der Redaction.
Herrn R. in Mi e s. Die eingesendete Abhandlung bedarf
nur weniger Modificationen, um in einer der nächsten Nummern
zu erscheinen. Nur die kleinen Skizzen machen die Schwierig-
keit , weil sie in den Text eingezeichnet sind und erst copirt
werden müssen, um zum Xylographen zu kommen. Wir bitten
alle unseren Herren Mitarbeiter , derlei Zeichnungen stets auf
einem besonderen BlKttchen dem Manuscripte beizulegen, oder
an die Stelle, wo sie hingehOren, leicht anzuheften. — Herrn
W. in Kremnitz. Dank für die Einsendung; doch liegt uns
zufällig eine über das gleiche Thema vor, und da der G^en-
stand nicht erschöpft ist, werden wir vielleicht damit noch
etwas zuwarten. -- P. in Vöröspatak. Ist ebenfalls druck-
bereit. — J. in NagyAg. Der Abdruck durch die Tafel etwas
verzögert. — M. in Ecsevez. Ebenso. — D — k. in Könige-
htttte. Dank für Ihr Schreiben vom 24. März. Die in Aussieht
gestellten Arbeiten werden sehr willkommen sein. Entschuldigen
Sie, dass ich noch nicht brieflich geantwortet. Es fehlt mir
buchstäblich die Zeit dazu.
Verkauf eines Eisenwerkes.
Ein Eisenwerk im böhmischen Erzgebirge, nahe der sächsichen Grenze, in einer wald- und dorfreichen Gegend, mit
172.391 Q Klaftern Grubenfeldem auf reinen Magnet- und Rotheisenstein, dann mit den hiezu gehörigen Fabriks-Etablissements und
Bauobjecten, — ist aus freier Hand zu verkaufen
Die näheren Auskünfte ertheilen mündlich oder auf frankirte schriftliche Anfragen J. U. Dr. Carl Seelinc, beeide-
ter Landesadvocat zu Pragr, Brückengasse, Kleinseite Nr. 39^in. und Eduard Sputh, Eisenwerksdirector zu Kallleli
in Böhmen, Post Görkau. (13—18)
''-'' Tentilator^n
construirt vom Herrn Ingenieur Guibal, Professor in Moos in Belgien, liefern nach Uebereinkommen mit demselben für sämmt-
Uche deutsche Staaten:
Brod & Stiehler,
Maschinenfabrik in Zwickau in Saciisen.
Unter den Fortschritten, welche seit einigen Jahren in der Ventilation der Kohlengruben gemacht worden sind, ist die
Construction und Leistung des Guibarschen Ventilators wohl der bedeutendste. In Belgien, FraDkreleb & England, wo sol-
cher vielfach ausgeführt , bewährt sich derselbe auf das Vorzüglichste. In Deutschland sind bis jetzt zwei dieser Ventilatoren
in Betrieb und zwar auf der kttnlfri. Gerhard »Prlns« Wilhelmsgrabe in Louisenthal bei Saarbracken und auf dem
Elnlckelt-Srhaehte des Brückenberc-StelnkohlenbAn-Verelnes in Zwickau und ein dritter wird gegenwärtig auf dem
iloffkiang-^charhte des ErEgebIrgiHden 8telnkohlen-Actlen-Verelne8 in Zwickau aufgesellt.
Wir machen hiermit bekannt, dass wir die alleinigen von Herrn Guibal Beauftragten sind, welche nach dessen System und
Ihr dessen Rechnung Veutilatorren anfertigen. Diese Ventilatoren liefern 50 — 80 Kublk-Meter Luft per Secunde bei
einer Depression von 100—200 m/m. Wassersäule, und es garantirt Herr Gnibal selbst derartig dass er sich
fttr Jeden m/ta* Depression« um welchen der Ventilator unter der garantirten Leistung EurOckbfeibt. 100 Frcs.
ablieben lisst.
Auskunft ertheilen und Aufträge übernehmen für Herrn Guibal BrOCl & Stiehlor IR ZwiCkaU.
Diese Zeitschrift eri*cheiut wöchentlich einen Bogen sturk mit den nöthigen artistischen Beigaben. Der Pränumerationspreii
ist jährlich loeo Wien 8 fl. ö. W. oder 5 Thlr, 10 Ngr. Kit frauco Postversendung 8 fl. 80 kr. 6. W. Die Jahresabonnenteo
erhalten einen officiellen Bericht über die Erfahrungen im berg- und hüttanmäBnisehen Kasehinen-, Bau- und Aufbereitungswesea
Atlas als Gratisbeilacre. Inserate fiuden gegeu 8 kr. ö. W. oder P/i Ngr. die gespaltene Nonpareilleseile Aufnahme.
Zuschriften jeder Art können nur franoo angenommen werden.
Drack Toa Carl Fromme in "Wien.
Ffir den Verlag verantwortUeh : Carl Reger.
N=i5. Oesterreichische Zeitschrift
1867.
15. April.
fiir
Berg- und Hüttenwesen.
Verantwortlicher Redacteur: Dr. Otto Freiherr von Hingenau,
k. k. Minlstertalrath Im Finanzmlnitteriam.
Verlag der G. J. Hanz'schen Baohliandlang (Kohlraarkt 7) in Wiexx.
InllBlt: Ueber den EihfloBs der wisiieiischaftlicheii Entwickelaug in den letzten 100 Jahren auf das Berg- und Hüttenwesen.
Der GerbstahL — AuBserordentliche Vorträge an der Bergacademie zu Leoben. — Literatur. — AdministratiTes. — Ankündigungen.
Ueber den Einfluas der wissenschaftlichen
Entwickelang in den letzten 100 Jahren auf
das Berg- und Hüttenwesen.
Vom kgl. fiXchs. Oberberghauptmann Freiherrn von Benst.*)
Der Gedanke, welcher der Stiftung unserer Bergaca-
demie vor 100 Jahren zum Grunde lag, war aus der £r-
wfigung hervorgegangen , dass bei den im Laufe vieler
Jahrhunderte mehr und mehr gesteigerten Schwierigkeiten
des Berg- und Hüttenbetriebes die Samme der gewonnenen
Erfahrungen allein nicht mehr ausreiche, jenen Schwierig-
keiten wirksam zu begegnen, und dass man daher die Berg-
und Hüttentechnik auf wissenschaftlicher Grundlage ent-
wickeln müsse, um dem Bergbaue eine gesicherte Existenz
zu verschaffen. Wenn unsere Anstalt in diesem Sinne fort-
dauernd gewirkt hat und zu verschiedenen Zeiten von einer
grossen Anzahl Berg- und Hüttenleuten aus allen Erdtheilen be-
sucht worden ist, so darf wohl mit Recht angenommen werden,
dass sie zu der wissenschaftlichen Entwickelung des Berg-
und Hüttenwesens überhaupt nicht unwesentlich beigetragen
habe , nicht allein durch Das , was au ihr gelehrt worden,
sondern namentlich auch durch die Anregung zu wissen-
schaftlicher Fortbildung, welche von ihr ausgegangen ist.
Unter diesen Umständen dürfte es gerechtfertigt er-
scheinen, am heutigen Tage einen Rückblick zu thun auf
die praktischen Ergebnisse jenes wissenschaftlichen Stre-
bens. Bei der überwältigenden Masse des Stoffes kann sich
dabei ' selbstverständlich nur auf die allgemeinsten Andeu-
tungen beschränkt werden; als einzelnes Beispiel habe ich
die Ergebnisse beim Freiberger Berg- und Hüttenwesen in
einer besonderen Abhandlung im L Bande der Festschrift
zusammeng es teile.
Als man vor 100 Jahren die Wissenschaft systematisch
in den Berg- und Hüttenbetrieb einzuführen suchte, bot
dieselbe verhältnissmäsaig nur wenig Unterstützung dar;
man konnte damals noch keine Ahnung haben von der rie-
*) Wir entlehnen diese „Abhandlung" aus dem Werke :
„die Fortschritte der berg- und hüttenmännischen Wissenschaften
in den letzten hundert Jahren**, welches als H. Theil der Fest-
schrift zur Bäcularfeier der Freiberger Bergacademie vor Kurzem
erschienen ist, und welches wir in heutiger Nummer unter der
Rubrik Literatur anzeigen. D. Red.
I senmässigen Entwickelung , welche dieselbe in ihren ver-
schiedenen Richtungen nehmen sollte, wodurch sie der mäch-
tigste Hebel für den Fortschritt aller Technik überhaupt
und specieU des Berg- und Hüttenwesens geworden ist.
Mechanik.
An erster Stelle muss hier die Mechanik genannt
werden.
Sie ist gewisse rmassen die Seele des Betriebes ge-
worden, und kaum gibt es einen Zweig der Berg- und
Hüttentechnik, der nicht von ihr Leben und Bewegung
empfinge. Ihre reichste Blüte sehen wir in der Anwendung
der Dampfkraft entfaltet, welche allen Verwendungszwecken
sich anzupassen und concentrirte Leistungen von ungemes-
sener Grösse zu bewirken vermag.
Als Complement derselben erblicken wir die Eisen-
bahnen, welche über Tage den Vertrieb der Kohlen und
anderer Rohstoffe, unter Tage aber die Möglichkeit eines
groBsartigen Grubenbcftriebes vermitteln.
Die beiden grössten Gebiete berg- und hüttenmän-
I nischer Thätigkeit, welche die Neuzeit kennt und ohne welche
[ dieselbe überhaupt gar nicht denkbar wäre — der Kohlen-
f bergbau und das Eisenhüttenwesen — wurzeln recht eigent-
lich in der Mechanik und namentlich in der Anwendung der
Dampfkraft. Dadurch allein ist die wohlfeile Förderung
enormer Kohlenmasson aus grossen Teufen, selbst bei star-
ken Wasserzugängen oder sonstigen Betriebsbehinderun-
gen, möglich geworden. An die Stelle der Rosskunst oder
eines schwachen Kunstgezeuges hat man die comische
Dampfmaschine bis zu vielen hundert Pferdekräften, an
die Stelle des Haspels oder Pferdegöpels den Dampfgöpel
bis zu 150 und mehr Pferden, an die Stelle des Schlepp-
troges oder des Karrens die unterirdische Pferdeeisenbahn
oder selbst die Dampfeisenbahn gesetzt. An der Stelle
höchst unvollkommener und kleinlicher Ventilati ons vorrieh -
tungen sehen wir heute mächtige Dampfmaschinen aus-
schliesslich beschäftigt mit der Wetterversorgung weit aus-
gedehnter Tiefbaue. Auch auf die Aufbereitung der Kohlen
und auf das für das Eisenhüttenwesen so wichtige Gebiet
der Vercokung hat die Mechanik ihren wohlthätigen Einfluss
erstreckt.
Grösser und umfassender beinahe noch, als im Gebiete
114
des Kohlenbergbaues, sind die Umänderungen, welche die
Mechanik in dem gesammten Bereiche der Eiaenhüttenindustrie
hervorgerufen hat. Jene gewaltigen Ströme von Roheisen,
welche den heutigen grossen Hohöfen entfliessen , sie sind
das Ergebniss von Gebläsen, deren Dimensionen und Rraft-
leistung)ßn riiaeaniJUeig entwiA«lt wordeA sind; die schwer-
sten BimibahaechieneB , welche mit Leichtigkeit ihre Form
durch die Wals werke aufgeprägt erhalten, sie würJen ohne
die gewaltige Triebkraft dieser letzteren gar nicht beschafft
werden können; die staunenerregenden Leistungen der Guss*
stahlfabrikatiou, welche fär Kriegs- und Friedensswecke jetzt
schon eine so grosse Bedeutung gewonnen haben, sie wären
nicht denkbar ohne die Dampfhämmer , durch welche der
Mensch zum Schöpfer der Ojklopen geworden ist.
Endlich jenes neueste, hellstrahlende Meteor am eisen-
hüttenmännischen Himmel, der Bessemerprocess, ist lediglich
bedingt durch eine früher ungeahnte Leistuns; der Gebläse.
Wenn wir auf solche Weise in den Gebieten des Koh-
lenbergbaues und der Eisenindustrie bei jedem Schritte den
grossartigen Binwirknngen der Mechanik und Maschinenbau-
ku&st begegnen, und wenn unter dem Einflüsse dieser letz-
teren jene Gebiete eine Bedeutung erreicht haben , welche
sie recht eigentlich als die Grundpfeiler der heutigen Civi-
lisation erscheinen läset, so fragen wir uns mit Recht*, wes-
halb nicht ähnliche Ergebnisse auch bei dem metallischen
Bergbaue, namentlich demjenigen auf edle Metalle, nachzu-
weisen seien, der doch bereits eine verhältnissmässig hohe
Stufe erreicht hatte, als der Kohlenbergbau noch in der
Kindheit lag? denn wenn wir nach der st'itistisehen Bedeu-
tung frageo, so kann es wohl nicht zweifelhaft sein, dass die
relative Entwickelung des Bergbaues auf edle Metalle in
den letzten 100 Jahren nicht entfernt mit derjenigen des
Kohlenbergbaues sich vergleichen lässt. Und dennoch hat
die Mechanik ihre Hilfsmittel diesem Bergbaue in gleichem,
ja selbst noch in höherem Grade dargeboten, als dem Kohlen-
bergbane, durch die in den Gebirg<)gegenden höchst wichtige,
grosse Vervollkommnung der Wasserbüuutzung in Wasser-
säulenmaschinen und Turbinen; nicht minder hat der me-
tallische Bergbau, soweit derselbe in civilisirten Gegenden
betrieben wurde, sich alle mechanischen Hilfsmittel eifrig
angeeignet, ja es ist von ihm und nicht von dem Kohlen-
bergbaue die vollkommenste Einrichtung der grossen Dampf-
maschinen in Absicht auf ökonomischen Betrieb Hus«j^egan-
gen (in Cornwall). Insbesondere hat auch die in ihren Pro-
cessen so vielseitige Aufbereitung beim metallischen Berg-
bau ein weites Feld für Anwendung der Mechanik dargebo-
ten. Von der amerikanischen Brechmaschine bis zum roti-
renden Triehterherd sind alle heutigen Aufbereitungsappa-
rate das Ergebniss der ausgebildeten Meohanik.
An gutem Willen für die Anwendung also bat es dem
Erzbergbauft in keiner Weise gefehlt, aber die Ergebnisse im
Grosaen bleiben hinter denen beim Kohlenbergbaue verhält-
niasmässig zurück.
Die Ursachen dieser Erscheinung sind mannigfach und
wohl der Mühe w«>rth, etwus näher erörtert z«r werden.
Insoweit es sici> um Europa handelt, ist der metallische
Bergbau mit wenig- AnsotLhmen überaU sehr altr und
relativ arm.
Schon- aus diesem Grunde konnte hier von den mecha-
nischen Hilfsmitfeln zwar wohl Erhaltung und selbst Briie-
bung des Bergbaues, nicht aber ein Resultat erwartet werden,
welches auf die grossen Beziehungen des Güterlebens einen
wesentlichen Einfluss hätte ausüben können. Dabei kommt
noch der besondere Umstand in Betracht, dass bei dem
meisten Bergbaue dieser Art der Betrag der Gesteinsgewin-
nungskosten in einem weit höheren Verhältnisse zu deuGe-
ssmmtkosten steht, als bei dem Kohlenbergbaue, so dass der
Einfluss der Mechanä hier nothwendig relativ weit be-
sebränkter bleiben maeete, als dort. Noch ist es nirgends
gelungen, die Menschenkraft bei der Gesteinsarbeit durch
Elementarkraft zu ersetzen, denn die mit so grosser Energie
betriebenen Arbeiten am Mont Cenis haben bis jetzt nur
dazu geführt , Zeit gegen sehr viel Geld einzutauschen,
und die mehrjährigen Versuche, welche hier und auch wohl
anderwärts mit ähnlichen Apparaten angestellt worden sind,
lassen ebenfalls kein günstigeres Resultat erkennen.
Ganz anders würden die Verhältnisse für den metalli-
schen Bergbau sich stellen, wenn es gelingen sollte, durch
allgemeine Anwendung eines wesentlich kräftigeren Spreng-
mittels in den Gruben die Gesteinsarbeit bedeutend wohl-
feiler und schneller betreiben zu können ; dann erst würde
es möglich werden, auch bei diesem Bergbaue die Hilfsmittel
der Mechanik zur vollkommensten Anwendung und Aus-
nutzung zu bringen, weil derselbe gewinnbringendor und
zugleich massenhafter beirieben werden könnte.
Eine Ausgleichung der verhältnissmässigen Langsam-
keit im Fortschreiten von Gesteinsarbeiten beim Erzbergbaue
hat die Mechanik dem letzteren in neuester Zeit mehrorts
dargeboten durch die Anwendung kleinerer Separatmaschinen
an von den Hauptschächten entfernten isolirten Punkten in
der Tiefe der Gruben, wobei insbesondere Wassersäulen-
mascbinen von hohem Drucke und kleinem Caliber, sowie die
mit comprimirter Luft arbeitenden Maschinen in Frage kom-
men können. Dieses bis jetzt nur noch wenig ausgebildete
System kann möglicherweiBC für die Betriebsweise bei uiau*
chem ausgedehnten Gangbergbaue von Wichtigkeit werden.
Aber das weitaus grösste Feld des metallischen Berg-
baues liegt wie gesagt nicht in sondern ausser Europa.
Was konnten dort bis jetzt alle Fortschritte und wiseeu-
schafclichen Hilfsmittel nutzen^ wenn politische Unsicher-
heit jede solid* Unternehmung unmöglich macht oder die
Mangelhaftigkeit aller Communication die Transportkosten
vielleicht um das 10- oder 20fache dessen steigert, was man
in civilisirten Gegenden zu .zahlen gewohnt ist?
Wenn erst die metallreichen Länder ausserhalb Europa
für die stetige Civilisation gewonnen sein werden, dann wird
dort unter dem Einflüsse der fortgeschrittenen Wissenschaft
eine Entwickelung des metallischen Bergbaues eintreten,
von der man bis jetzt keine Ahnung hat Und welche vielleicht
das einflusitreichäte Ereigniss des nächsten Jahrhunderts
werden dürfre. Schon zeigt sich ein Vorspiel in der berg-
männischen Invasion der Felsengebirge Nordam^rika's, wo
unter dem Einfluss«^ der ungewöhnlichen Energie der dortigen
Bevölkerung ein Bergbau sich entwickelt, welcher vielleicht
schon nach kurzer Zeit — ungeachtet aller Fehler, die noch
begangen werden mögen — eine sehr hohe Stufe erreicht
haben wird.*) Unter hHcu Umständen aber dürfte Europa
und namentlich Deutschland die bergmännische Kriegsschule
und der Exercierplatz bleiben für die S^hlachti-n , welche
aueserhalb Europa zui sehlagen sind, und schon aus diesem
*) Wir werden demnächst eine Mittheilung über die Queck-
silbergmben in Califomien bringen.
(Red. d. Oest. Ztsch. f. B. u. H.)
— tl5 -
Grande ist es im allgemeiaen Interesse wflnecbenswerth»
dass der von Natar yerhftltnissmfissig so wenig begfinstigte
Metallbergbau in Deutscbland auch fernerhin erbalten blei-
ben möge.
MaAaolieideknnBt
Nur mit wenig Worten will ich hier im Anscblnsee an
die Mechanik, als mathematische SSlfswissenscbaft, der we-
sentlichen Fortschritte gedenken, weiche in der Mark*
seheidekiinst im Laufe der lotsten 100, oder richtiger
gesagt, im Laufe dar letzten 25 Jahre geiqacbt worden sind.
Ganz besonders verdient dabei hervorgehoben au werden,
dass man Instrumente und Methoden ausfindig gemacht und
angegeben hat, mit denen es möglich ist, auch in den Gm-
benrttumen mit derselben Sicherheit zu arbeiten, wie dies
bei den geodätischen Arbeiten über Tage schon immer
geschehen konnte.
lOneralogle nnd Geognosie.
Unter den bergmännischen Hilfswissenschaften ist seit
langer Zeit die Mineralogie und Geognosie mit vielem
Eifer und th eil weis grosser Vorliebe gepflegt worien. Man
sollte deshalb erwarten, dass die Entwickelung derselben
von ganz besonderem Einflüsse auf die technischen Erfolge
des Bergbaues gewesen wäre. Leider ist diese Erwartung
bis jetzt nicht in dem wünschenswerthen Grade erfallt worden,
insoweit es nämlich darauf ankommt, den Erfolg bergmän-
nischer Arbeiten mit einem gewissen Grade von Sicherheit
vorauszubestimmen, selbst auf Lagerstätten, welche schon seit
langer Zeit Gegenstand des Bergbaues gewesen sind. Am
glücklichsten ist man gewesen in der Anwendung geogno-
Btischer Kenntnisse bei der Aufsuchung von Salz und Kohle,
obwohl es auch hierbei nicht an vielfachen Enttäuschungen
gefehlt hat; es entspricht dies der Einfachheit der Verhält-
nisse, welche in der Zusammensetzung der Sedimentärfor-
mationen vergleichsweise herrscht. In dem Gebiete der Erz-
lagerstätten dagegen, namentlich der Gänge, muss man ehr-
licher Weise bekennen, dass man kaum erst beim Anfange
des Wissens angekommen ist, insoweit es sich nämlich um
praktische Erfolge handelt.
Gewiss ist es nicht erlaubt, deshalb an der Möglichkeit
einer bedeutenden Erweiterung unseres Wissens zu zwei-
feln, denn wenn die Erzvertheilung, wie zu erwarten, von
gewissen Gesetzen abhängt, so muss es endlich auch mög-
lich sein, diese Gesetze zu finden. Ob freilich in vielen Fäl-
len durch (iie Complication der Verhältnisse diese Gesetze
und ihr endliches Ergebniss nicht sehr schwer nachzuweisen
sein würden, bleibt dahingestellt.
So viel dürfte als ausgemacht anzusehen sein, dass nur
von einem äusserst sorgfältigen Detailstudium der bezüg-
lichen Verhältnisse ein wahrer Fortschritt auf dVesem Ge-
biete erwartf^t werden darf; die Schwierigkeiten dabei sind
gross und mannigfach. Abgesehen von den Beschwerden,
welche dasselbe im Gefolge hat, und von den meist ungün-
stigen Umständen, von denen die Beobachtungen im Innern
der Gruben gewöhnlich begleitet zu sein pflegen, wird gleich-
seitig ein feiner Sinn für unscheinbare Details und ein offe-
nes Auge für grossartige Auffassung und Combination der
beobachteten Thatsachen erfordert.
Nicht allein, dass diese Eigenschaften sich nur selten
vereinigt finden, bedarf es auch einer sehr grossen Ausdauer,
um allmälig aus der oft sehr unkenntlichen Hülle ein brauch-
bares Ergebniss herauszuschälen. Nicht also, weil das ge-
nauere Studium der Erslagerstätten an sieh . eine unfruebt-
bare Speculation ist, sondern weil man darauf bis jetzt ver-
hältnissmässig noch viel an wenig Sorgfalt verwendet hat,
ist der bisherige Einflass desselben auf den Bergwevksbetrieb
nur ein beschränkter geblieben.*)
In den Zeiten der Empirie, wo man von einem inneren
Zusammenhange der Gesetzein der anorganisehen Welt noch
keine Ahnung hatte, pflegte der Erzbergmaon mit grosser
Sorgfalt sein Augenmerk auf empirisehe Kennaeichen su
richten und erwarb sich dadurch eine instinctmässige Sicher-
heit in der Beurtheilung, die man dem feinen Gefühle des
Indianers vergleichen nröchte, welcher ohne Compass und
astronomische Instrumente unter den schwierigsten Umstän-
den sich zu Orientiren und seinen Pfad zu verfolgen vermag.
Nachdem man nun durch die Entwickelung der minera-
logischen Wissenschaften zu einer methodischen Behand-
lung gelangt war, richtete man sein Augenmerk auf das
Studium einer Menge von Erscheinungen, welche für die wis-
senschaftliche Erforschung der Erzlagerstätten im Allgemei-
nen ein reiches Feld darboten, wobei es übrigens häufig auch
darauf abgesehen war, für diese oder jene Entstehungs-
Tbeorie Stützpunkte zu finden. Dagegen wurde der berg-
männisch wichtigste Theil des geognostiscben Wissens, die
Kenntniss der Gesetze, nach welchen die Erzmittel auf den
GHUigen vertheilt sind, fast nirgends zu einem Gegen stände
des systematischen Studiums gemacht. Wohl mögen in die-
sem Sinne einzelne sehr werthvolle Localerfahrungen und
Beobachtungen gemacht worden sein, aber es fehlt bis jetzt
an einer kritischen Verarbeitung derselben zu einem Ge«
meingut, welche um fruchtbar zu werden, freilich ein ganz
ungewöhnliches Mass wissenschaftlicher Kenntnisse und
praktischer Erfahrungen voraussetzt, abgesehen davon, dass
das Material selbst bis jetzt noch viel zu lückenhaft ist. In
dieser Richtung bleibt daher noch ein sehr weites Feld zu
bebauen, wobei namentlich die grosse Ausbildung, welche
die Mineralogie erreicht hat, von wesentlichem Nutzen wer-
den kann.
Wenn man z. B. hört, dass in einer Gebirgsgegend in
dem einen Granitterrain nur eine Feldspath- oder Glimmer*
species, in dem anderen mehrere dergleichen vorkommen,
so kann dies an und für sich kein besonderes Interesse er-
regen; zeigt es sich aber, dass an diese oder jene Gesteins-
rarietät das Vorkommen gewisser Erze gebunden ist, so ge-
winnt die Thätigkeit des Mineralogen, welcher die Verschie-
denheit der Mineralspecien nachwies, und diejenige des
Geognosten, durch dessen Forschungen die respectiven Ver
breitungsgebiete festgestellt wurden, ein hohes Interesse für
den Bergmann,
Von besonderem Werthe für diese Studien kann es wer-
den, wenn den bei der Erzbildung thätig gewesenen chemi-
schen und physikalischen Reactionen mit Sorgfalt nachge-
*) Solche Detailstudien sind in jüngster Zeit von der geo-
log^chen Eeichsanstalt und ihren Jüngern ernstlicher in Angrifi
genommen worden. Wir werden nächstens eine Uebersicht sol-
cher Arbeiten, die Lipoid Baron Andrian, Posepny imdganz jüngst
noch H. Höfer begonnen haben, mittheilen; wir rechnen auch
hierzu, was durch Carl v. Hauer, Baron Sommamga, Stäche,
Tschermak über die chemische Zusammensetzung derTrachyte
gearbeitet wurde und als eine Hilfsarbeit iär das Gaugstudium
wichtig ist, zu welchem von Freiberg ebenfalls schon früher
mächtige Anregungen durch Cotta's Qangstudien nnd Breit-
haupt*s Paragenesis der Mineralien gegeben waren.
(D. Red. d. Oest Ztsch. f. B. u. H.)
— 116 —
forscht wird, wobei freilich der Weg der besonnenen, nüch-
ternen Forschung nie verlassen werden darf.
Chemie.
Haben wir überhaupt in der Chemie eine mächtige
Hilfswissenschaft der Mineralogie und Geognosie zu erken-
nen und wird dieselbe speciell auch dem Bergbaue gewiss
noch wesentliche Dienste leisten in der genaueren Erfor-
schung der Erzlaiserstätten , so müssen wir jetzt unseren
Blick richten auf die Umgestaltung, welche das Hüttenwesen
in allen Branchen durch diese Wissenschaft erfahren bat.
Freilich hat man auch vor 100 Jahren schon geröstet
und geschmolzen, und etwas Anderes thut man in der Haupt-
sache auch heute nicht ; freilich hat die Mechanik, wie ich
dies oben augedeutet habe, auch auf die heutige Entwiche*
lung des Hüttenwesens einen grossen Einfluss geübt; aber
dasVerständniss derProcesse und die daraus entspringende
Möglichkeit, den Erfolg derselben mit Sicherheit vorauszu-
bestimmen und au controliren, haben wir doch einzig der
Chemie zu dauken.
Nächst der vortheilhaftesten Verwendung des Brenn-
materiales und der Verminderung der Metallverluste, zeigt
sich ihr Einfluss ganz besonders in der Möglichkeit, aus den
unreinsten Robstoffen die reinsten Producte zu erzielen und
selbst die kleinsten Metallmengeu nutzbringend zu concen-
triren, ja selbst schädliche Beimengungen in nützliche Pro-
ducte zu verwandeln. Auf diesem Felde feiert die Wissen-
schaft recht eigentlich ihre Triumphe.
Lassen Sie mich io dieser Hinsicht nur wenige Bei-
spiele aus vielen anführen, welche unserem sächsidchen Hüt-
tenwesen entnommen sind.
Unsere hiesigen Handelsbleie nahmen noch vor 15 Jah-
ren auf dem Weltmarkte ihrer Qualität nach nur eine sehr
untergeordnete Stelle ein. Bei einem Silbergehalte bis zu
2 Pfundtheilen im Centner enthielten sie neben einem merk-
lichen Antheil von Kupfer Verunreinigungen mannigfacher
Art. Durch Anwendung des englischen Raffinir- und Pat-
tinsonprocesses wird nicht allein der sämmtliche Silber- und
Kupfergehalt bis auf eine ganz unbedt^utende Kleinigkeit tze-
wonnen, sondern die aus den unreinsten Erzen erzeugten
Bleie haben auch einen Grad der Reinheit erlangt, dass sie
mit allen ausländischen erfolgreich zu concurriren vermögen.
Wenn in früherer Zeit die höheren Artikel der Kobalt-
Industrie als ein ausschliessliches Monopol der Verarbeitung
reiner Erze betrachtet wurden, so werden diese Artikel jetzt
aus den unreinsten Erzen mit verhältnissmäsßig geringem
Aufwände dargestellt. Die Scheidung des Goldes vom Sil-
ber, welche gegenwärtig noch bei einem Gehaire von V2000
mit Gewinn betrieben wird, liefert einen fernereu Beweis,
bis zu welchem Grade die metallurgische Chemie vorge-
schritten ist. Die Fabrikation der feinsten Eisenbleche aus
sehr mittelmftssigem Roheisen bethätigt auch hier, um wie
viel man im Vergleiche zu der früheren Zeit von den gege-
benen Stoffen unabhängiger geworden ist. Aber gerade auf
diesem Gebiete bleibt der Chemie eine der wichtigsten Auf-
gaben noch vorbehalten, deren Lösung von dem grössten
Einflüsse auf das Güterleben zu werden verspricht. Erwägt
man, welche unendlichen Massen von Eisenerz durch nach-
theilige Beimengungen von der Nattir für die Erzeugung
eines guten Productes verdorben sind, und erinnert sich zu-
gleich, wie wenig die. Förderung der reinen Erze in den
meisten Gegenden dem enorm gesteigerten Bedarfe zu ent-
sprechen vermag^ so erscheint die Auffindung eines Verfah*
rens, wodurch die directe Verarbeitung jener unreinen Erze
auf ein gutes Product in ökonomisch vortheilbafter Weise
zu bewirken wäre, als eine der grössten und einflussreichsten
Erfindungen, welche in dem Gebiete der Technik nur ge-
macht werden können, und es steht zu hoffen, dass diesem
Gegenstaude von Seiten der so vielfach dabei Beiheiligten
eine ernstere Aufinerksamkeit werde zugewendet werden,
als bisher, wo man es nur bei vereinzelten Versuchen hat
bewenden lassen, welche höchstens nur zu einer partiellen,
unvollkommenen Abhilfe geführt haben.
In ausgezeichneter Weise hat die Chemie reformirend
eingewirkt auf die Verarbeitung silberhaltiger- Kupfererze
oder vielmehr der aus diese'n erzeugten Zwischenproducte,
Wenn eine alte Saigerhütte ein wahres Bild der Schwerfäl-
ligkeit und Unvollkommenheit der Processe darbot, so zeigt
dagegen die heutige Eztraction auf nassem Wege eine Ein-
fachheit und Präcision der Arbeiten, welche kaum etwas zu
wünschen lässt.
Unter den Ergebnissen der metallurgischen Chemie,
wodurch dieselbe in den letztverflossenen 100 Jahren das
Güterleben bereichert hat, verdient insbesondere die Dar-
stellung und grossartige Einführung zwei neuer Metalle ge-
nannt zu werden, des Zinkes nämlich und des Nickels,
von denen das erstere früher nur in höchst beschränkter
Weise bei der Messingbereitung indirecte Anwendung fand,
das zweite aber bei den metallurgischen Processen als „Un-
art** gefürchtet wurde. Die für die Wissenschaft und die
Technik so äusserst wichtige Verarbeitung des rohen Pla-
tihs zu ausserdem unersetzbaren Geräthsuhaften hat man
lediglich der Chemie zu danken.
Uebergehen wir die Darstellung der verschiedenen
neuen Metalle, welche eine grössere praktische Anwendung
noch nicht gefunden haben, und verweilen dagegen noch
einen Augenblick bei einem Gegenstande, der in der Neu-
zeit bereits wichtig geworden ist und es in noch weit höhe-
rem Grade zu werden verspricht.
Wenn nach Liebig's bekanntem Ausspruche der Ver-
brauch an Schwefelsäure als der Culturmesser eines Volkes
zu betrachten ist, so muss nothwendig AUüs, was auf die
vervielfältigte und v et* wohlfeil orte Darstellung derselben
von Einfluss ist, die allgemeine Aufmerksamkeit iu Anspruch
nehmen. Durch die Anwendung der von der Chemie be-
zeichneten Verfahrungsweise auf die Behandlung der bei
der Verarbeitung schwefelhaltiger Erze entweichenden Gase
ist es neuerdings an vielen Orfen gelungen, eine ausge-
dehnte Fabrikation von Schwefelsäure mit dem Metallaus-
bringen zu verbinden, wodurch nicht allein nine neue Ein-
nahme begründet, sondern auch statt der frühereu Belästi-
gung der Umdrehungen durch jene Gase, für dieLandwirth-
schaft und die Fabrikindustrie eine nahe, sichere und wohl-
feile Bezugsquelle der vun ihr in so grosser Menge be-
nöthigteu Schwefelsäure geschaffen worden ist.
Wie in der Welt überhaupt kaum irgend Etwas als
absolut schädlich bezeichnet werden kann, vielmehr die
Schädlichkeit eines Stoffes wesentlich durch die Umstände
bedingt wird, unter denen er einwirkt, so bethätigt die Chemie
auf metallurgischem Gebiete ihren wöhlthätigeu Einfluss
dadurch, dass sie uns die Bedingungen kennen lehrt, unter
denen jeder Stoff diejenige Stelle einzunehmen vermag, in
welcher er für das Güterleben nutzbringend oder mindestens
unschädlich gemacht werden knnn.
tl7 -
Der OerbBtahL
Eines der wichtlgsteu Producte der Tiroler Stahl-
Industrie bildet der Oerbstahl , im Handel nur als RafiHnir-
stahl bekannt. Seine Wichtigkeit für den Tiroler Stablbaudel
liegt nicht in der Menge seines Bedarfes, als vielmehr in
der hohen Verschleiss-Summe, denn der C<'ntner Gerbstahl
wird durchschnittlich mit 30 fl. befahlt. Vor einem Jahr»* noch
wurde der Gerbstahl auf den ärarischen Eisenwerken Jen-
bach und Pillersee erzeugt, seit neuester Zeit jedoch die
Erzeugung auf das k. k. Eisenwerk Kiefer übertragen, und
auf dasselbe beschränkt.
Eine kurze Darstellung der Erzeugung des Gerbstahles
wird nicht ohne Interesse sein.
Das Rohmaterial des Raffinir stahl es ist der aus Pil-
lerseer Roheisen mittelst Tiroler Hart- und Weichzerenar-
beit erzeugte Rohstahl. Derselbe ist im Allgemeinen härter
und roher als der steierische Robstahl. Man wendet den
weicheren för die niederen Sorten, den härteren Rohstahl für
die höheren Sorten des Raffinirstahles an. Der Rohstahl
kommt von den Grobhämmern in Stangen von X^/^^^*^
und 8-14" lang.
Man unterscheidet 4 Sorten von Gerbstahl. Jede Sorte
wird noch in Nummern abgetheilt, die sich nach den Dimen-
sionen des Querschnittes der ausgeschmiedeten Stäbe richten.
Die erste Arbeit ist das sogenannte Abstangeln. Der
Rohstahl erhält in Vorwärmherden eine starke Rothglüh-
hitze und wird unter 3 Ctr. schweren Hämmern zu Stäben
von iQ" Ausgestreckt, die zugleich, um das Abschlagen zu
erleichtern, in Entfernung von I' eingekerbt werden. Es
wird in Tirol zum Unterschiede von den steierischen Gerb-
hämmeru der Rohstahl zu Stäben und nicht zu Schienen
ausgestreckt Der Grund liegt in der grösseren Härte des
Tiroler Rohstahles. Das Abstangeln erfordert geringem Calo
und Brennstoffauf wand, als das Abschienen. Nach erfolgter
langsamer Abkühlung werden die Stäbe über einen Amboss
an den eingekerbten Stellen abgeschlagen. Während des
Abschlagens lässt sich schon eine rohe Sortirung vornehmen,
zwischen leicht und schwer abschlagbareu Stücken, indem
letztere meist eisenschüssig sind, in Folge dessen sie schwerer
abbrechen. Nach erfolgtem Abschlagen wird eine genauere
Sortirung der einzelnen Stücke an den Brucliflächen vorge-
nommen. Man macht 3 Sorten. Die beste Sorte, der härtere
wird für die Sorten III, IV, die mittlere für die Sorte I, II
des Raffinirstables, die schlechte eisenschüssige für Feder-
stahl verwendet. Letztere Sorte wurde früher zur Gussstahl-
Erzeugung verwendet , als noch der Gusastablofen in Jen-
bach bestand.
Nun beginnt die eigentliche Arbeit des Raffinirens.
Man schreitet zunächst zur Bildung der Garbe, hier Pauschen
genannt. Mao nimmt fär jede Garbe den gleichförmigsten
Stahl. Die Garbe besteht au>; 4 Übereinander liegenden Lagen
von je 4 Stäben, zusammen 16 Stäbe. Es wird besonders
darauf gesehen , dass die Garbe keine, grösseren Zwischen-
räume enthält, sondern eng zusammenschlie^st. Es ist dies
««othwendig, damit sich in den Zwischenräumen keine Schlak-
kentheilcben setzen können, und dass eine gleichförmige gute
Schweissung erfolgen kann. Die Bildung einer vollkommenen
Garbe ist ein Hauptvortheil der Rafflnirarbeit. lieber die
quadratische Garbe kommt ein Eisenring, der mittelst eines
Keiles an die Garbe befestigt wird.
Der Pauschen kommt in das Gerbfener. Dasselbe hat
folgende Dimensionen: die Länge oben t^L' unten 1^2^
die Brt'ite oben ] y^' unten 1', die Tiefe l^y^'. Die Essform
rftgt 3 V) " in das Feuer. Nach erfolgter Schweissun«: wird
die Garbe an der Schweissstelle mit einem Schlägel am Am-
boss beklopft, man nennt dies das Heften des Pau0chen. Der
Eisenring wird herabgeschlagen , und das kalte Ende der
Garbe der Schweissung unterworfen. Die Garbe tirird im
Feuer oft gewendet und mit gepochter Frischschlacke be-
streut, die Kiessand untermengt enthält. Nach erfolgter
Schweisshitze wird die Garbe zu einem quadratisch en 2 V^ **
starken Kolben ausgescbmiedet ; das gleiche geschieht mit
dem früher nur gehefteren Ende der Garbe. Der jetzt er-
haltene Kolben ist T lang, erhält in der Mitte eine Ker-
bung, wird umgebogen und überlegt« Man nennt letztere
Operation das Ueberlegen des Pauschen. Rücksicht muss
genommen werden, dass an den Ueberlegflächen kein Sinter
haften bleibt, dainit bei der weiteren Verarbeitung keine
Eisennäthe zum Vorschein kommen. Die Ueberleggarbe er-
hält 2 Schweisshitzen, und wird zu einem 2V2^ starken qua-
dratischen an den Kanten gebrochenen Kolben ausgescbmie-
det, von dem dann die Kölbchen abgehauen werden, je nach
der Grösse des auszuschmiedenden Raffinirstahles.
Sorte !• Dieselbe erhält 6 Schweisshitzen, wie folgt:
Hefthitze 1
Garbenhitzen 2
Ueberleghitzen 2
Ausstrecken 1.
Raffinir stahl Sorte I besteht gleichsam aus 32 bu-
sammengeschweissten Stäben. Der Calo beträgt 15%» der
Brennstoff-Aufwand 25 K. F. auf 100 €f. Gerbstahl.
Raffinirstahl Sorte II hat die gleiche Garbe, nur wird
dieselbe nach erfolgter Schweissung nicht überlegt, sondern
gleich dem Rohstahl zu IQ" Stäben, abgestangelt. Diese
werden nochmals zu Garben zusammengesetzt, die Aus-
machgarben heissen. Dieselbe wird zu einem Kolben von
^ Vl^iZ] ausgeschmiedet, und davon die Kölbchen abgehauen.
Die Kölbchen werden zu fertigem Raffinirstahl Sorte 11 aus-
gestreckt. Erzeugt wird die Sorte II sonach aus 2 Garben,
ohne Ueberlegen derselben , mithin erhält der Stahl
7 Hitzen.
Hefthitze ]
Garbenhitzen 2 bei Abstangelgarbe
Hefthitze 1 t
Garbenhitzen 2
Ausstrecken 1 bei Ausmachgarbe.
Es besteht die Sorte II aus 32 zusammengeschweissten
Stäben. Der Calo beträgt 17% der Kohlenverbrauch bei
30 K. F.
Zu Raffinirstahl Sorte lU nimmt man den besten, här-
«testen abgestangelten Stahl, und manipulirt wie bei Sorte
II, jedoch wird der aus der 2ten Garbe, der Ausmach-
garbe geschmiedete Kolben nochmals überlegt, und dann
weiter gearbeitet, wie der Ueberlegpauschen bei Sorte I.
Es ist daher die Arbeit auf Sorte III ähnlich der Sorte I,
nur mit einem dazwischen eingeschalteten Ausmachpauschen«
Sorte in erhält 9 Hitzen.
Hefthitze 1
Garbenhitzen 2 bei der Abstangelgarbe
Hefthitze 1
Garbenhitzen 2
Ueberleghitzen 2
Ausstrecken 1 bei der Ausmachgarbe.
— 118
Sorte lU besteht aus 64 znaammen^sehweissten Stil-
ben. Der Calo beträgt 20%, clor Kohlenverbrauch 34 K. F.
Die Arbeit auf RaffiDirstahl Sorte IV, ist gleich
jener auf Sorte III, nur wird die Ausmachgarbe nicht ein-
Bondem zweimal fiberlegt, sodann auf Kolben und Kölbchen
mnsgesohmiedet, und letztere auf Raftinirstabl Sorte IV aus-
gestreckt Sorte IV i*rhält 11 Hitzen.
Heftbitze 1
Garbenhitzen 2 bei dem AbstAngelpauschen.
Hefthitze 1
Garbenhitze 2
Ueberleghitzen 4
Ausf^trecken 1 bei den Ausmachpausehen.
Baffinirstahl Sorte IV besteht aus 128 zusannnenge-
schweissten Stäben. Der Calo beträgt 23% Kohlenverbrauoh
40 K. P.
Im Durchschnitte wird der Cslo mit 20% und der
Kohlenverbrauch mit 35 K. F. pr. Ctr. Raffinirstahl angenom-
men, da am meisten Sorte III erzeugt wird. Bemerkt muse
werden, dass unter den 20% Calo die Hälfte auf Bökel-
eisen kommt, das in den Frischfeuern eine ganz gute Ver-
wendung findet, ferner dass der Sinter mit 4% in Abzug
kommt, wornach sich dereigentlicheCaloauf6% berechnet.
Die Dimensionen des auszustreckenden Gerbstahles
liegen zwischen 4'"Qiind 12'"Q, auch darüber. Es kom-
men mitunter Bestellungen vor mit 48"' Breite und 4'"
Dicke. Der Gerbstahl wird unter Hämmermit 150— 250 Pfd.
Gewicht und 150 — 200 Schläge pr. M. ausgestreckt. Das
Hammergeschirr muss stets in sehr gutem Stande gehalten
werden behufs egaler und schöner Schmiedung.
Die wöchentliche Erzeugung büi einem Feuer beträgt
bei Sorte I 17 Ctr., bei Sorte II 14 Ctr., bei Sorte III
11 Ctr., bei Sorte IV 9 Ctr. Durchschnittlich werden jähr-
lieh 1600 — 2000 Ctr. Kaffinirstahl erzeugt. Die constante
Abnahme desselben, trotz hoher Preise und gedrückter Ver-
schleiss Verhältnisse, beweist jedenfalls die Vorzug lichkeit
des Productes. Durch seine grössere Zähigkeit übertrifft
er für manche Artikel selbst den Gussstuhl. Seine vorzüg*
liebste Verwendung findet der Raffinirstahl für feine VVerk-
leuge, Federn und andere Artikel.
Es folgen noch einige Betriebstabelleu.
Erzeugung von fertigem Raffiuirstabl bei einem Feuer aus
250 Pfund Rohstahl.
Verwen-
Arbeits-
Sorte Nr.
Wöchent-
dung an
zeit
des Raflinir- Erzeu^ni;
liche Er-
BohsUhl
Standen
Stahles
zengnng
250 Pfd.
18
IV
9
200 Pfd.
1460Pfd
t* n
20
n
6-7-8
194 .
1320 »
22
n
3-4—5
190 1.
1170 T,
31
„
0—1—2
190 «
936 .
15
III
9
205 fl
1860 ,
18
»t
6—7—8
202 ,
1535 „
20
1»
3—4—5
200 ,
1360 11
28
f»
0—1—2
200 n
972 ,
13
n
9
212 «
2210 »
15
fi
6-7—8
206 f,
1860 »
17
n
3—4—5
205 »
1640 n
26
♦♦
0-1-2
203 »
1050 n
11
I
9
219 »
2710 ,
14
n
6 7 8
215 »
2080 «
16
»
3—4-5
214 r,
1820 «
24
n
0-1—2
212 «
1200 »
Betriebsresultate beiin Schw ciiwo n auf Kolben.
Sorte Arbeitszeit
Erzeugung W8cheotlich
I 12 Stunden
300 Pfd. 3400 Pfd.
n 12 »
225
2550 T>
in 12 ,
175
1980 «
IV 12 „
100
1130 ,
Setriebsresnitate beim Ansstreeken des Stahles au» Kolbe
Dimensionen
Arbeits-
Erzen- Wöchent-
des Querscbnit-
zeit
gung lieh
Nr. tes der Stabe
Stunden
Pfirnd Pfund
*/r
1 y,"'
% V"
3 1/"'
4 %'"
12
200 2260
12
200 2260
12
250 2830
12
400 4530
12
450 5100
5 %'"
12
500 5660
6 y
7 %'"
8 "/;,'"
12
600 6800
12
600 6800
12
700 7930
9 "/u"'
12
800 9060
Kiefer
, den 19. März 1867.
Ausserordentliche Vorträge an der Berg-
academie zu Leoben.
Versammlung^am 23. März. Ministerialrath
P. Ritter v. T u n n e r hielt folgenden Vortrag über die
neuesten Fortschritte mit demBessemern in
den innerösterreichischen Hütten:
Für das Jahr 1865 habe ich die Fortschritte des Besse-
merns in einem Artikel des berg- und hüttenm. Jahrbuches,
neue Folge, XV. Band, besprochen. Für das Jahr 1866 ist
in der österr. Zeitschrift für Berg- und Hüttenwesen pro
1867 in Nr. 1 eine Mittheilung von Neuberg, und in Nr. 4
eine Mittheilung der Resultate von Heft veröffentlicht wor-
den. In dieser zuletzt genannten Nr. 4 ist ausserdem eine
dem stciermärkischen Gewerbe- und Handelsblatte entnom-
mene Notiz des Herrn Josef Schlegel über die Preise des
Bessemermetalles von 1866 enthalten, welche Daten Herr
Schlegel, jedoch ohne Quellenangabe, meinem Artikel über
diesen Gegenstand in Nr. 49 dieser Zeitschrift von 1866
entnommen zu haben scheint. — Alle diese Publicationen
habe ich die Ehre, zur beliebigen Einsicht und Vergleichung
Ihnen hiermit vorzulegen.
Zunächst gehe ich nun über zur Mitrheilung der Be-
triebsergebnisse von 1866 in Betreff der Bessemerfaütte im
Bahnhofe zu Graz, welche Hütte in Vergleich mit Neuberg
und Heft den wesentlichen Unterschied zeigt, dass auf
ersterer das Roheisen behufa des Bessemerns in Flammen-
Öfen umgeschmolzen werden muss. — Es sind daselbst im
Jahre 1866 in 1110 Chargen uingeschmolzen worden:
72.793 ZollCentner graues und 4558 Z.Ctr. Spiegel- Roh-
eisen, zusammen also 77.351 Z.-Ctr. Roheisen. An Brenn-
material sind dabei verbraucht worden*. 66.375 Z.-Ctr.
Leobner, 18.789 Z.-Ctr. Oatrauer und 2612 Z.Ctr. Köf-
lacher Stein- und Braunkohle, zusammen 87.776 Z.-Ctr. —
Erzeugt sind worden:*
57.609-75 Z.-Ctr. ordinäre Gnssblöoke, 51245 Z.-Ctr.
Modellguss, 5282*76 Z.-Ctr. Abfälle, zusammen 63.404*99
Z.-Ctr. In Procenten ausgedrückt und die ordinären Blöcke
mit dem Modellguss zusammen gerechnet, erhält man 75' 14
— It9
Procent Blöcke, 6*83 Procent Abfälle und 18*03 Procent
Calo, Bine Unterscheidang nach Hftrtegrads-Nammem findet
in dem Bessemermetall der Qrazer Hfltte nicht statt.
Zar besseren Vergleichung der Betriebsergebnisse von
den genannten 3 Hdtten folgt hier eine Zusammenstellnng
fflr das Jahr 1866 und eine Wfedergabe vom Jahre 1865.
Im Jahre 1865 |
Im Jahre 1866
Name
Erzeugte
Ausfall in Proeenten des
verwendeten Roheisens
Erseugte
Ansfall in Proeenten des
verwendeten Roheisens
der Hfltte
5^
1
S
^
o
2
B
h
u
S
o
3
<
Neuberg
Heft
Bahnhof Graz . .
389
480
696
12409
12086
31760
745
68-7
76-7
10-8
13-0
90
143
18-3
14-3
607
1033
1110
30690
42481
51894
83-36
82-99
7514
3 55
4-21
6-83
1809
12-80
18-03
1565 I 56255
Summa .
Von der 4. Bessemerhfitten Innerösterreichs, d. i. von
Turracb, mangeln mir von 1866 derzeit die Resultate, sowie
auch von derBessemerhfitte zu Witkowitz in Mähren, welche
im Jahre 1866 in Betrieb gesetzt wurde und in diesem Jahre
aber 15.000 Ctr. Rails geliefert haben musste. Die Ge-
sammterzeugung an Bessemermetall in Oesterreich dürfte
sich demnach pro 1866 schon auf mindestens 160.000 W.
Ctr. entziffern, also mehr als das Doppelte von 1865 mit
circa 70.000 W. Ctr.
Was ich in dem vorgedachten Artikel des borg- und
hflttenm. Jahrbuches, BandXV, bezflglich des angegebenen
Calo's pro 1865 als befremdend erklärt habe, hat sich in
den Ergebnissen von 1866 vollkommen nach Erwarten ge-
ändert, und erscheint mir jetzt ganz geordnet.
Da mir von der Hütte in Graz auch pro 1866 die Ge-
stehungskosten der Bessemerblöcke zur Verfügung gestellt
wurden, so stelle ich die diesfallsigen Daten zur Vergleichung
von 1865 und 1866 neben einander. Es kostete 1 Z.-Ctr.
reiner Gussblöcke in der Erzeugung, an :
im Jahre 1865 und im Jahre 1866
Roheisen 4*26 .... 409
Steinkohlen 086 .... 087
Coaks und Holzkohlen . . 0*24 . . . . 0*21
Diverse Materialien . . 0'l4 0*^3
Gusswaaren 0*16 . . . . 0*12
Feuerfeste Materialien . . 0*14 . . . . 0.18
Löhne und Gehalte . . . 0'40 .... 0-38
Reparaturen .... . 007 . . . . 0*16
627 "614
Davon der Werth verschiede-
ner AbfÄlle .... 107 ... . o.4o
Ergeben sich Selbstkosten 5 fl. 20 kr. . . 5 fl. 74 kr.
Vergleicht man die vorliegenden, aus den sichersten
Quellen geschöpften numerischen Betriebsergebnisse, so
zeigt sich im Jahre 1866 in Neuberg wie in der Heft ein
viel bedeutenderer Fortschritt als in Graz. Während in
1865 Graz im Ausbringen an reinen Gussblöcken den bei-
den anderen Hütten vor war, steht es in 1866 denselben be-
deutend nach.
Die Unterschiede in der Qualität des erzeugten Me-
talles lassen sich aus diesen Daten allerdings nicht erken-
nen ; allein schon der Umstand, dass Graz fast nur für Rails
II 2750 I
125065
das erzeugte Metall, und zwar in der eigenen Hütte ver-
wendet, während Heft und besonders Neuberg ihr Erzeug-
niss zu den verschiedenartigsten Verwendungen abgeben
müssen, sowie im Weitern die Thatsache, dass Heft und
Neuberg in ihrem Erzengnisse eine bestimmte Sortirung nach
Nummern eingeführt haben, die in Graz mangelt, und end-
lich das allgemeine Urtheil der Consamenten, lassen kaum
einen Zweifel, dass auch in der Qualität, vor Allem Neuberg,
dann Heft, der Hütte in Graz für keinen Fall nachstehen,
obgleich letztere auch im Jahre 1866 für 18.000 fl. Spie-
geleisen von Musen bezogen hat.
Ich erachte diese Unterschiede in den Betriebsergob-
nissen als besonders wichtig für die Beantwortung der
Frage, ob wir directe vom Hohofen, oder durch Umschmel-
zen des Roheisens bessemern sollen. Es liegt für die Hütte
in Graz eine besondere Schwierigkeit darin, von den mit
reinen, guten Eisenerzen und einer leichtflüssigen Beschickung
arbeitenden Hohöfen, ein Roheisen zu erhalten, wi^lchesdas
Umschmelzen, namentlich im Flammofen verträgt, ohne für
das Bessemern zu leichtfrischend, zu viel Auswurf gebend
zu werden. Bereits Boman führt in seiner Broschüre über
das Bessemern in Schweden an, dass man um 15 — 20 Pro
cent mehr Kohlen am Hohofen benöthigt, um an Stelle des
weissen bis stark halbirten Roheisens, ein zur directen Ver-
wendung zum Bessemern taugliches Graueisen zu erhalten ;
allein um ein Roheisen zu erblasen, welches vorerst noch
im Flammofen umgeschmolzen werden und sofort zum Besse-
mern gut tauglich sein soll, braucht man noch um weitere
15 — 20 Procent Holzkohlen mehr, — ein für unsere Ver-
hältnisse sehr zu beachtender Umstand.
Literatur.
Die Fortsohritte der bergmännisohen Wlssensohafben in
den letzten hnndert Jahren. Als s weiter Thoii der Fest-
schrift zum hundertjährigen Jubiläum der köni^l. sächs. Berg-
Academie zu Freiberg. Freiborg , Verlag von Graz und Ger-
lach. lNt)7.
Als Fortsetzung und Ergänzung der von uns gleich nach
ihrem Erscheinen besprochenen Festschrift der durch die
Ereignisse des Jahres lSf><> lediglich auf diese schriftlichen Kund-
gebungen reducirten Säcularfeier der Bergacademie zu Freiberg,
ist obiger Rückblick auf die Fortschritte des letztabgelaufenen
Jahrhunderts erschienen, den wir nicht nur anzeigen, sondern
woraus wir auch in heutiger Nummer eine Probe mitzutheilen
uns erlauben, nämlich den er s ten als allgemeinen Abschnitt
- 120
dieses Bucihesy der aus der Feder des um Freibergs Bergbaa and
dessen Academie bochverdieoten Ober-Berghauptmasnes, Frei-
herrn ▼. Beust, hervorging. Diesem allgemeinen Abschnitte der
das Bach einleitet, folgen nachstehende Special-Abhandlungen:
Die Fortschritte des Bergroaschinenwesens in den letzten
handert Jahren, vom Bergrath Professor Dr. J. Weisbach.
lieber einige der wichtigsten Fortschritte in der Minera-
logie seit handert Jahren, vom Oberbergrath Professor Dr.
Breithaupt.
Die Geologie seit Werner, vom Bergrath Professor Dr.
V. Cotta.
Ueber die Fortschritte der Chemie in den Gebieten der
Metallurgie , Mineralogie und Qeologie in dem letzten Jahr-
hundert, vom Bergrath Professor Dr. Bcheerer.
Wir mlissen diese Art S&cularfeier durch einen so lehr-
reichen Rückblick in die rege Thätigkeit des letzten Jahrhunderts,
als eine an sich sinnvolle und des wissenschaftlichen Charakters
der altberflhmten Schule würdige bezeichnen, und halte'n es nicht
nur interessant für die Leser sondern auch für eine unserseits die-
ser alma maier des Faches schuldige- Huldigung, wenn wir unser
Blatt mit dem Kamen und der geistvollen Arbeit des Mannes zieren,
welcher gegenwärtig an der Spitze dieser „Hochschule« stehend,
stets als Vorfechter der wissenschaftlichen Richtung unseres Be-
rufes sich bewährt hat. O. H.
A-diaiiiiistrati ves.
Brledignngen.
Die erste, eventuell die zweite oder dritte Berg-
geschwornenstelle bei dem Przibraraer k. k. und mit-
gewerkschaftlichen Haupt wer kein der X.DiätencIa9se,mit
dem Qehalte jährl. 840 fl. beziehungsweise 735 oder 630 fl., Natu-
ral wohnung oder 10 %igem Quatiergelde und der Verpflichtung zum
Erläge einer Caution von 105 fl.
Gesuche sind, unter Nach Weisung der absolvirten berg-
academischen Stadien, praktisch bewährter Kenntnisse im Gang-
bergbaue und im montanistischen Verrechnungswesen , einer
klaren Auffassung der Gang- und Lagerungsverhältnisse, der
Conceptsfähigkeit und der Kenntniss beider Landessprachen
binnen drei Wochen bei dem Bergoberamts -Präsidium in Przibram
einzubringen.
Die Zeichnerstelle bei dem Districts-, Kunst-
und Bauamte in Nagybänia mit einem Taggelde von
1 fl. 5 kr. Gesuche sind, unter Beibringung eigenhändig aus-
gefertigter Musterzeichnungen, und der Zeugnisse über die bis-
herige Verwendung, binnen sechs Wochen bei dem Districts-,
Kunst- und Bauamte in Nagybdnia einzubringen.
Z. 9231. Conours-Kandmaehung.
Es werden zu der in Szlatina im Bau begriffenen Vieh-
salz-Dampfmühle ein Maschinist mit 600 fl. und ein Maschinen
Wärter mit 400 fl. Jahresgehalt, beide mit Dienstwohnung oder
einem \0 % Quartiergeld, 8 Wiener Klaftern Brennholz und
80 Pfund Salzdeputat aufgenommen.
Bewerber werden aufgefordert, ihre (besuche unter Nach-
weisung des sittlichen Wohlverhaltens und der vollkommenen
Befähigung zu der verlangten Dienstesstelle, binnen 14 Tagen
bei der k. Berg-, Forst-, Salinen- und.GUter-Direction in Marmaros-
I Szigeth mit der ausdrücklichen Verpflichtung einzureichen, dass
( sie bereit sind, nach Zustellung des Emennungs-Decretes binnen
14 Tagen den Dienst anzutreten.
Vom k. ungarischen Finanzministerium.
Ofen, am 6. April 1867.
ANKÜNDIGUNGEN.
Ein im Königreiche Böhmen, in holzreicher Gegend, nur
IVs Meile von einer Eisenbahn gelegenes, im Betriebe stehen-
des Kupferberg- und Hüttenwerk, mit mächtigen, auch Silber
fahrenden Krzen, vollständig neuer Betriebseinriohtung fUr Kupfiipr-
und Silberextraction, als: Pochwerk, Mühle, Röstofen, Laugerei
u. 8 w.; einer mehr als zureichenden constanten Wasserkraft
(75 Pferdekraft) mit Turbine, neu erbauten und angenehm situir-
ten Wohngebäuden, in welchen aich ein vollständig eingerichtetes
chemisches Laboratorium befindet, ist aus freier Hand zu ver-
kaufen. — Ein Theil dos Kaufschillings könnte in Jahrester-
minen bezahlt werden.
Gefällige Anfragen sind zu richten unter £. F. Nr. 20
an die Expedition dieser Zeitung.
(17—19)
In allen Buchhandlungen ist zu haben: (13)
Die Fortsohritte der berg- und hUttenmännischefi WIstentchaflen
in den letzten hundert Jahren. Als zweiter Theil der Fest-
schrift zum hundertjährigen Jubiläum der k. sächs. Berg-
academie zu Freiberg. (M/^ Bogen. (Freiberg 1S67, Verlag
von Graz u. Gerlach.) Preis l fl 34 kr. Ost W.
Zu geneigten Aufträgen empfiehlt sich die
Qt. J. Manz'sche Buchhandlung in Wien,
Kehhoarkt Nr* 7, geilen Qber der Wallnerstrtsse.
Hanf-, eyentneil Pacht-Lidtation.
Von Seite des Leutschauer königl. prov. Districtual-Berg-
gtriohtes wird hiermit kundgemacht, dass über Ansuchen der
Wagendrüssel-Mor^nyer Eisenwerks-Theilhaber — die unbeweg-
lichen Bestandtheile dieser Eisenhütte, als: 1 Hohofen sammt
.Wassergefälle, Gebläsekammer und Kastengebläse, 4 Stück,
20.000 Körbl kohlenfassende Kohlenschöpfen, 1 Rostofen mit
3 Oefen, 2 Gärten auf dem Werksgrund beim Hohofen, zwei
zu Beamten- Wohnungen dienende Häuser, am 3. Juni 1867,
um 9 Uhr Vormittags, mittelst an Ort und Stelle abzuhaltender
gerichtlicher Versteigerung — an den Meistbietenden eigen-
thümlich verkauft, oder nach Umständen verpachtet werden..
Hievon werden Kauf-, bezüglich Pachtlustige mit dem Bei-
fügen verständigt , dass der Schätzungs sofort Autfnifspreis —
nebst sonstigen Kauf- und beziehentlich Pachtbedingungen vom
10. Mai l. J. ab, nicht nur in der diesgerichüichen Kanzlei,
ausserdem beim Herrn Paul Weszter hierorts, sondern auch in
Kaschau bei dem Gewerken Herrn Johann Bayer, Fleischer-
gasse Nr. 128 , — in Kirclidrauf beim Herrn Sigismund Toperczer,
endlich in Wagendrüssel bei dem Werks- Director. Herrn Johann
Nepko — - wann immer eingesehen werden können; endlich,
dass Käufer oder Pächter eventuell Gelegenheit haben werden,
auch die beim Werke vorräthigen Eisenerze, und Kohlen — ab-
gesondert anzukaufen. (14 — 16)
Leutschau, am 30. März 1867.
Verkauf eines Eisenwerkes.
Ein Eisenwerk im böhmischen Erzgebirge, nahe der sächsichen Grenze, in einer wald- und dorfreichen Gegend, mit
172.391 Q Klaftern Grubenfeldem auf reinen Magnet- und Botheisensteln, dann mit den hie zu gehörigen Fabriks-Etablissements und
Bauobjecten, — ist aus freier Hand zu verkaufen
Die näheren Auskünfte ertheilen mündlich oder auf frankirte schriftliche Anfragen J. U. Dr. Carl Seellnif, beeide-
ter Landesadvocat zu Praff, Brückengasse, Kleinseite Nr. 39— IH. und üdnard Sputh, Eisenwerksdirector zu MLallleli
in Böhmen, Post Görkau. (13—15)
Diese Zeitschrift erscheint wöchentlich einen Bogen stark mit den uöthigen artistischen Beigaben. Der Pränumerationspreii
iit jährlich loeo Wien 8 6. ö. W. oder 5 Thlr. lü Ngr. Kit iranco Postversendung 8 fl. 80 kr. ö. W. Die Jabresabonnenten
erhalten einen officiellen Bericht über die Erfahrungen im barg- und hllttanmännisehen Masehinen-, Bau- und Aufbereitiuigswesen
sammt Atlas als Gratisbeilage. Inserate finden gegen 8 kr. Ö. W. oder 1 Vs Ngr. die gespaltene Nonpareilleseile Auftiahme.
Zuschriften jeder Art können nur ftraneo angenommen werden.
Droek von Carl Fromme In Wien.
Fflr den Verlag verantwortlich i Oarl Reger.
NU6. Oesterreichische Zeitschrift i^?^
flar
Berg- und Hüttenwesen.
Verantwortlicher Redacteiir: Dr. Otto Freiherr von Hingenau«
k. k. Minirteilalratb im Finansministeriun.
Verlag der O. J. Manz'Bchen Baohliandlimg (Kohlmarkt 7) in Wien.
Inhalt: Ueber die Yeränderlichkeit des Wertbes der Edelmetalle. — Ausserordentliche Vorträge und fachmssenschaftliche
Besprechungen an der k. k. Bergacademie zu Przibram. — Ueber die Verwendung; des Nitroglycerins auf der Königsgrube in
Oberschlesien. — Literatur. — Notizen. — Administratiyes. — Ankündigungen.
Ueber die Veränderlichkeit des Werthes
der Edelmetalle.
Von Wilhelm Zippe.
Vorwort der Redaction. W^ir erhielten diese stark I
in das volkswirthschaftliche Gebiet streifende Abhandlung schon |
▼or ein Paar Monaten, halten es aber für i^itgemäss, damit |
gerade jetzt yor unsere Leser zu treten, da eben Berathungen
über Münz-Beformen gehalten wurden, bei welchen die Frage
über den Werth der Edelmetalle und ihr Verhältniss zu einan-
der eine wesentliche Rolle spielt. Wir glaubten an den national-
ökonomischen Excursen des Verfassers nichts ändern oder
kürzen zu sollen, weil sie tür die Hehrzahl unserer Leser des
teehnisch-montanistischen Kreises nicht ohne Interesse sein
dürften, und hoffen, dass jene, welchen, solche yolkswirth-
schaftliche Dissertationen geläufiger sind, sie um des Ganzen
willen mit in den Kauf nehmen werden. Die Red.
Obgleich der im Nachfolgenden erörterte Gegen-
stand für den ersten Anblick nicht als zu den in diesen
Blättern gewöhnlich besprochenen Materien gehörig er-
scheint, wird doch seine Aufnahme zu entschuldigen sein,
wenn man berücksichtigt, dass der Bergmann als Vertreter
eines wichtigen Zweiges der Urproduction derartigen Fragen
nicht ferne stehen kann, und als Pröducent des Geldstoffes,
der Edelmetalle, selbst ein unmittelbares Interesse an den
Veränderungen des Werthes derselben, an ihrem Einfluss auf
die wirtbschaftliche Bewegung im Allgemeinen zu nehmen
berufen ist.
Nachdem Gold und Silber von jeher zur Angabe des
Werthes aller Güter gebraucht wurden, ist es nicht leicht,
ihre eigenen Werthveränderungen aus der Vergleichung mit
jenen anderer Gegenstände zu entnehmen; am häufigsten
bat man versucht, das Getreide, als das unentbehrlichste
LebensbedürfnisB, zu diesem Zwecke zu benützen.
Abgesehen indess davon, dass dasselbe grossen Schwan-
kungen im Proise je nach dem Ertrage der Ernte ausgesetzt
ist, dass diese in früheren Zeiten noch viel bedeutender
gewesen sind, weil die unzulänglichen Communicationsmittel
und der unentwickelte Zustand des Handels es nicht er-
laubten, den Mangel einer Gegend mit dem Ueberfiusse
einer anderen auszugleichen, abgesehen dav6n, dass das
Verhältniss alter Masse, Münzen und Gewichte zu unseren
jetzigen keineswegs mit vollkommener Sicherheit festgesetzt
ist, beziehen sich die Preisangaben früherer Zeit meistens
auf Orte und Länder, deren Ausnahmsstellun;! keinen natür-
lichen Preis erwarten iässt. In den Städten Griechenlands
so gut als in dem weltbeherrschenden Rom fapden regel-
mässige Getreidovertheilungen au die bedürftigen Bürger
statt, und wurden häufig auf Staatskosten Ankäufe und
Transporte aus fremden Ländern veranlasst. Preisangaben
für diese Orte können also ebenso wenig als allgemein gil-
tige angesehen werden, als die heutigen z. B. von Paris mit
seiner caisse de boulangerie einer- und dem Octroi anderer-
seits, oder als jene Englands noch vor wenigen Jahrzehnten,
wo man mit starken Einfuhrzöllen auf Getreide den natio-
nalen Ackerbau zu schützen vermeinte.
Wenn Adam Smith statt Getreide den Taglohn, den Preis
menschlicher Arbeit zu diesem Vergleiche benützt, so ist
derselbe wohl schon von mehreren Bedingungen abhängig
und wird insofern einen richtigeren Anhaltspunkt geben ;
indess darf man nicht vergessen, dass heute der Arbeiter
grössere Bedürfnisse hat als vor 1000 Jahren, und wird
nicht die ganze Erhöhung des Lohnes auf eine Entwerthung
des Geldes setzen.
Aus dem Angeführten ergibt sich, dass man bei der-
artigen Untersuchungen sich nicht damit begnügen dürfe,
Preislisten zusammenzustellen und zweifelhafte Valvationen
von Münzen und Gewichten vorzunehmen, sondern man
wird die Gesammtheit der auf eine Preisveränderung Ein-
fluss habenden Factoren in*8 Auge fassen und nicht nur die
Productionsbedingungen dieses oder jenes Artikels, sondern
die wirth schaftlichen Zustände der betrachteten Epoche im
Allgemeinen erörtern müssen. Auf diese Art wird man zur
Erkenntniss kommen, dass die Preise der wichtigsten Nah-
rungsmittel und mit ihnen die Arbeitslöhne mit aufblühen-
dem Wohlstande steigen und bei Industrie und Handel trei-
benden Völkern ihren höchsten Stand erreichen müssen.
Dieselbe Tendenz zur Steigerung haben unter diesen Ver-
hältnissen auch die Preise der Erzeugnisse des Gewerbs-
fleisses ; indess tritt hier als entgegenwirkender Factor die
Vervollkommnung der Production, die Erweiterung der ihr
günstigen Bedingungen entgegen.
Es ist leicht einzusehen, dass, so lange ein Land Ge-
treide und Rohproducte überhaupt ausführt, diese Artikel
im Lande selbst einen verhältnissmässig niedrigen Preis be-
halten müssen ; denn um damit auf dem entfernten Markte
- 122 —
erscheioen siu können, ronss der Producent zanäcbst die
gsnxen Transportkosten bezahlen, and nm diesen Betrag
ist der inJündische Markt billiger. Wftre dem nicht so, so
würde überhaupt die ganze Aasfahr eine Unmöglichkeit
sein; beginnt jedooh ein Theil der Bevölkerung sich der
Erzeugung TOil Fabrikaten zQ widmen, so finden die Pro-
ducte des Bodens ihren lohnenden Absatz in der. Nähe und
schreitet die Industrie so weit fort, dass man endlich statt
Rohproducten Mannfacte auszuführen beginnt, dann hat
sich die Lage des Landes insofern gebessert, aU «s nun
zu Hause dieselben Preise für die Erzeugnisse der Land-
wirthschaft erzielt, welche es früher in der Fremde nur nach
gross'.'n Transportauslagen erhalten konnte.
Unter solchen Umständen bezeic)inet die allmftlige
Steigerung der Lebensmitti^lpreise einen wirthschaftlichen
Fortschritt und nur einzelne Classeu, deren Einnahme in
festen Bezügen b'-steht, werden so laugn darunter leiden,
bis ihre Erwerbsverhftltnisse sich den ailgemein<m Zustän-
den angepasst haben. Es würde hier zu weit führen, nach
allen Richtung n hin diesen Gegenstand zu erörtern ; die
Naehweisung, dass sich steigende Preise mit steigendem
Wohi^tande recht gut vertragen, ja einander bedingen,
möue genügen, und nur noch rin B-ispiel des entgegen-
gesetzten Fttlles aus unserem Vaterlands angeführt werden.
Wir seilen mit dem Stocken der Eisenindustrie in den Öster-
reichischen Alpen {ändern eine gleich intensive landwirth-
schaftlicheEjisis in jenen Ländern nusbrechcn; die Getreide-
preise fallen, weil der Abnehmer im Gebirge nicht mehr in
dem Grade consumtionsföhig ist, wie früher; dem Land-
wirthe wird es schwer, nur die Steuern aufzubringen, ge-
schweige denn etwas zu erübrigen ;, ein Bauerngut nach dem
andern kommt unter den Hammer, und der Oekonom, der
von billigen Eisenpreisen nach Reductiou der Zölle einen
wohlthätigen Einfluss auf sein Gewerbe erwartete, findet
sich' entsetzlich getäuscht und theilt das- materielle Elend
des arbeitslos gewordenen Eisenproducenten, seines früheren
besten Abnehmers.
Verbesserungen der Communicationsmittel haben in
der Regel auch eine Preissteigerung in den Rohproducte
ausführenden Län>iern im Gefolge; denn mit der erweiterten
Möglichkeit des Absatzes steigt die Nachfrage, daher die
allgemein verbreitete Meinung, dass die Eisenbahnen Theue-
rung der Lebensmittel hervorbringen, nicht ungegründet ist.
Abermals verschieden gestalten sich die Verhältnisse
inGegenden, deren jungfräulicher ßoden eben beginnt, dem
ersten Ansiedler reiche Früchte zu spenden. Hier wird bei
niedrigen FruchtprciHen das Leben im Ganzen doch theuer
sein, weil der Arbeitslohn sehr hoch, die Menscheukraft das
gesuchteste aller Güter ist, indem sie allein die ruhenden
Schätze des Lances zu heben vermag.
Es soll nicht geleugnet werden, dass das wirthschaft-
liche Axiom, „der Preis einer Waare richtet sich nach dem
Verhältnisse des Angebotes zur Nachfrage u, auch auf die
Edelmetalle mit voller Berechtigung angewendet werden
könne ; doch darf man nicht vergessen, dass die letztere für
Gold und Silber so lange eine unbeschränkte sein werde,
als die absolute Geringfügigkeit der ersteren es überhHupt
erlauben wird, diese Stoffe schon wegen ihrer Seltenheit
im Vergleiche mit anderen Waaren hochzuschätzen. Es
ist ferner für den Fall einer raseheu Vermehrung desGeld-
sroff'es zu bemerken, dass dadurch der Verkehr belebt, der
Zinsfuss erniedrigt, der Unternehmungsgeist geweckt,- ge-
meinnützige Anlagen geschaffen, die Production im Allge-
meinengefördert wird, and als Folge davon eine Annftherung
der Bohproductenpreise an jene derManafactarwaaren statt-
findet, wodurch die letzteren wenigstens verhältnissmäsaig
billiger werden müssen.
Bis nun verzeichnet die Cultnrgeschichte zwei Epochen
grosser nachhaltiger Preis Veränderungen , welche sich auf
eine Veränderung der Menge des Edelmetalles zurückführen
lassen; die erste beginnt mit dem Sturze des römischen
Reiches, als durch Erliegen des Handels und Bergbaues
jede Ufue Zufuhr von Edelmetallen gehemmt war, 'weiche
im Laufe der Jahrhunderte allmälig derart selten wurden,
dass schon kleine Mengen davon hinreichten, nm grosse
Güter zu repräsentireu. Diese Steigerung ihres Werthes
konnte sich nicht sehr bemerkbar machen, denn sie erfolgte
in zu langen Zeiträumen ganz successive mit der Vermin-
derung ihrer Menge Schritt haltend. Mit dem Wiederauf-
blühen des europöischen Bergbaues am Harz, in Böhmen
un-d Ungarn Hürfte der weiteren Erhöhung des Geldwerthes
ein Ziel gesteckt gewesen sein.
Die zweite dieser Epochen beginnt mit der Ausbeutung
der amerikanischen Silberjj;rnben und reicht bis gegen Mitte
des 17. Jahrhundertes, wo die steigende Culturentwicklung
im westlichen Europa einen den Folgen der Silberüber-
schwemmung entgegengesetzten Damm bildete. Die ersten
Wirkungen der Vermehrung des Geldes mussteu sich in
Spanien zeigen, wohin die grösste Masse der amerikanischen
Schätze strömttt ; zunächst wurde Frankreich, England, das
westliche Europa überhaupt afÜcirt. Während um die Hälfte
des 15. Jahrhundertes die billigste Zeit gewesen zu sein
scheint, wo der Hectoliter Weizen 1 1 Gramm Silber galt
(der Metzen 6 \ Kreuzer) und dieser Preis am Anfange des
17. Jahrhundertes erst auf 15 Gramm gestiegen war, er-
folgte nun ein rapides Steigen, so dass um lö20 — 1630
der Hectoliter Weizen schon 75 Gramm Silber (der W.
Metzen 4 fl. 15 kr. ö. W.) kostete.
Diese Veränderung' war von den einschneidendsten
Folgen für alle socialen Verhältnit^se begleitet. Wer auf
feste Bezüge, Renten oder Gehalt angewiesen war, sah sich
3 — 4mal ärmer, ohne auch nur über den Grund recht klar
werden zu können; wer langjährige Pachtverträge hatte,
wurde reich, wie ein grosser Theil der englischen Pächter,
deren Wohlstand aus dieser Zeit darirt. Die Niederländer,
zu deren Bekämpfung die r'panische Krone grösstentheils
ihre amerikanischen Colonialerträgnisse verwendete, erhiel-
ten durch ihre ausgebreiteten Handelsbeziehungen die zu
ihrer Vernichtung bestimmten Gelder, nachdem dieselben
ihren Weg durch die Hände der Soldaten und Lieferanten
gemacht, und waren damit im Stande, ihre maritime Superio-
rität noch mehr auszudehnen — sie spielten damals die
Rolle des heutigen Englands. Spanien selbst, welches allein
allen Vortheil aus sein»*n Colonien ziehen wollte, verarmte,
die Theuerung als Ausfluss eines unverwerthbaren Ueber-
flusses an Edelmetallen, welcher sich dort zuerst geltend
machte, erstickte nebst der engherzigen Politik d<'r Regie
rung in jedem Zweige der öffentlichen Verwaltung alle Pro-
ductiouy und wenn sich das Mutterland den Handel mit den
Colonien vorbehielt, so musste es die Waaren erst von Hol-
land und England kaufen, um seine für Amerika bestimmten
Schiffe damit zu belad«*n.
Hatte bis nun das amerikanische Silber durch die Mas-
sen , mit welchen davon Europa überschüttet wurde, mehr
t23
läbmead auf den Verkehr gewirkt, so eröffneten sich mit
Erweiterung des ostindischen Handels dnrch Portugal und
Holland neue Abzngskaoäle für das viele Geld ; nun traten
neue Artikel in die europttischit Consumtion, Tabak, Baum-
wolle, Zucker, Thee und eine Menge anderer Colonialwaa
ren wurden bald Gegenstände des täglichen Verbrauches be
den Völkern des AbendUndes.
Die Stflnne der Reformationskriege machten ruhigeren
Zeiten Platz und die Staaten Mitteleuropa's genossen unter
einem aufgeklärten Despotismus verhältnissmässige Erho-
Iniiß nach so viel Elend Alle diese Umstände trugen daxu
bei. den Edelmetallen eine vermehrte Verwendung zu ge-
statten-, ihren Werth, wenn auch nicht bedeutend zu erhöhen,
denn Amerika sendete jährlich steigende Mengen, doch
wenigstens stationär %u erhalten. — Die Auübeute der
Minen hatte sich mit dem europäischen GeldbedMrfe in's
Gleichgowicht gesetzt.
Mit der Entdeckung des Goldreichthumes
Californienn u nd Australiens scheint eine dritte
Epoche allgemeiner Werthverändemng herange-
kommen zu sein, docli treffen difsmHl die neh erbeuteten
Goldmeugen wesentlich veränderte Veriiältnisse an. Während
die spanischen Colonien es niemals zu einer gesunden Entwiok-
lungbringen konnten, und der Ertrag ihrt- r durch Sdaven und
sciaven massig' gchaItenenArbeit<'r ausgebeuteten Gruben im
Lande selbst nusser einigen Kirchen und Klöstern wenig
Spuren zurückliess, bemächtigten sich des neuen Goldes bei-
nahe ausschliesslich Engländer und Anglo-Amerikaner, deren
kolonisatorische Begabung bald aus den Einöden am stillen
^ere cultivirte Länder mit eigenen grossen Bedürfnissen
s^uf, wo der freie Goldgräber über die gewonnenen Schätze
in Tster Linie zu Gunsten der eigenen Person verfügt, und
State von Hunderttausenden von Einwohnern förmlich aus
der ^rde wachsen. (Fortsetzung folgt)
AiBaerordentliche Vorträge und fachwissen-
Bcliafaiohe Besprechungen an der k. k. Berg-
aeademie zu Frzibram.
Am 16. Mars 1867.
Der Herr k. k. Professor Wenzel Mräzek machte die
Mittbilung über die Resultate einer von ihm ausgeführten
Ana.yse gargerösteter Bleigefälle der Przi-
bramer Hütte, und zwar von den im Jahre ] 866 an
Stelle ies englischen Röstofens Nr. I erbauten zwei schmä-
leren ensöhiit^en Röstöfen mit Treppenrost und Steinkoh-
lenfeueting, deren günstigere ökonomische Leistungen im
Vergleidie mit denen der englischen Oefen in der Österr.
Zeitschr. f. B. u. H., Jahrgang 1866, S. 330 zu ersehen
sind. Dir Vortragende wies nach, dase diese neuen Oefen
auch meiklich besser entschwefeln, als die älteren
Oefen; terner, dnss der mit 3*85 pCt. befundene Schwefel-
Gehalt dei untersuchten gesinterten Garrostes geringer ist,
Is der des analogen Freiberger Bleirostes aus den ge-
Öhnlichen KrählÖfen, und fast ebenso gering, wie in einer
6 Vergleiches halber von Professor tlrisek analjsirten
H vorgezeigten Probe des vollkommen geschmolzenen
fen Bleirostes aus den neueren Freibi-rger Forischaufe-
l^öfen (J. 1865), obwohl die Przibramer Gefälle wegen
g^'^eren Blende- und weitaus geringeren Kies -Gehaltes
M^trer zu entschwefeln sind, als die Freiberger.
n Bezug auf den Verbin dungsaustaud des Schwefels
fand Prof. Mrdzek nicht bloss in dem vollkommen geschmol-
zenen Freiberger, sondern auch in dem bloss gesinterten
Przibramer garen Bleiroste nur Spuren schwefelsaurer Metall-
Oxyde, dagegen fast die ganze Menge Kieselsäure nicht
als Quarz frei, sondern an die Metall- Oxyde chemisch gebun-
den. In der schliesslich en Sinterrö.^tperiode sin<i sonach
die Bchweiel sauren Salxe in Silikate unter Austreibung der
Schwefelsäure umgewandelt worden, und der sämmtliche
Schwefel kommt nur in Form roher Scliwefelmetulle vor,
welche sich an dem Przibramer Roste ?anz deutlich als
Bleiglanz und Zinkblende im fein eingesprengten Zustande
mit dem freien Auge erkennen lassen.
Die Besprechung des Schlack bnmateriales der
Przibramer Blei;.'efäUe wurde einem späteren Vortrage vor-
behulten. Der hier nur skizzirte Vortrag wird in dem dem-
nächst erscheinenden XVL Bande des Jahrbuches der k. k.
Bergacademie ausführlich veröffentlicht werden.
Aus Anlass dieses Vortrages, und zwar mit Bezog auf
den Ausspruch des Herrn Professors Mrdzek, dass e ne
bessere Entschwefelung des Przibranjer Erzrostes bei dem
nachfolgenden Schmelzprocesse nicht bloss auf den Bedarf
an Zuschlags Öfen, sondern auch auf die* Schwefelmetall-
menge in der Blelschlacke einen vermindernden Ein-
fluss übe, erwähnte der k. k. Hüttenprobirer Herr Adolf
Kxeli, dass nach seiner Erfahrung die Schwefelmetallmenge
in der Bleischlacke eine nahezu constante Grösse (7 pCt.
Lech nach der docim astischen Probe) behalte, wie immer
auch der Schwefelgehalt des Bleirostes schwanke.
Dagegen führte nun Herr Prof. Mr^zek ältere Erfah-
rungsdaten der Przibramer Hütte an (Jahrbuch der k. k.
Bergacademien, Bd. XUI, S. 319 u. 321), womach bei
schlechter gerathener Entschwefelung die Schwefelmetall-
menge in der Bleischlacke auch bis zu dem Doppelten
der gegenwärtigen Menge (bis 15pCt.Lech) steigen könne,
und suchte beide einander scheinbar widersprechenden That-
sachen gemeinschaftlich aus der, mit dem Schwanken des
Schwefel rückhaltes im Erzroste in der Regel proportional
sich ändernden Grösse des Eisenzuschlages beim
Schmelzen zu erklären. Nach seiner Ansicht muss im Falle
einer abnorm schlechten Entschwefelung des Erzrostes be«
hufs Herabziehung der Schwefelmetallmenge
in der Bleischi acke aufdas con staute Minimum,
das normale Eisenznschlagsprocent so hoch überschritten
werden, dass das Plus an Schwefel mehr oder weniger voll-
ständig zu H a 1 b s c h w e fe l e i s e n mit Eisen ü bersättigt wird,
um so mit Antheiien von Einfachschwefel, Eisen, Zink,
Blei und Silber aus der Silikatflüssigkeit abgeschieden zu
werden, was je nach der Hitze im Ofen entweder ver-
mehrten Bleisteinabfall, oder aber vermehrten Ab-
satz schwefelhaltiger Eisensäue im Ofensumpfe zur
Folge haben muss.
Wird aber in jenem Falle der Roheisenzuschlag nicht
im gehörigen Masse gesteigert, so steigt die Schwefel metall-
menge in der Schlacke Über die constante minimale Grösse,
wie dies die besagten älteren Erfahrungen beweisen.
Hierauf sprach der Herr k. k. Kunst- und Bauwesens-
Adjunct Josef Hrabäk «über die Ursachen derDampf-
kessel-Explosionentt und machte folgende Zusammen-
stellung der über diesen Gegenstand bisher aufgestellten
Ansichten.
Die älteren Ansichten Über die Ursachen der Dampf-
kessel-Explosionen sind derart von einander abweichend, ja
— 124 -
einauder geradezu widersprechend, und asudexn haben sich
Eacplosionen trotz aller Theorien bisher Jahr aas Jahr ein
der Zahl nach derart regelmässig wiederholt, dass man von
diesen Ansiebten und Theorien mit Recht behaupten kann,
sie haben die betreffende Frage nicht gelöst.
Die ehemals yermuthete Knallgasbildung an den bloss-
gelegten glühenden Kesselwänden, sowie das angenommene
Stattfinden des Leidenfrost'schen Phänomens an diesen
Wänden — beide diese Ansichten zerfallen in ihr Nichts,
wenn man. bedenkt, wie häufig diese vermeintliche Ursache
eintritt, ohne dass eine Explosion erfolgt.
Die später aufgestellten Electricitätstheorien, die das
nicht Erklärte auch noch mit einem geheimnissvollen Schleier
umhüllen, sind kaum der Erwähnung werth. Eines ist g>?-
wiss, dass nämlich die ungeheuren Wirkungen, von wel-
chen die eigentlichen Kessel-Explosiouen immer begleitet
werden, nur durch eine plötzliche grossartige Dampfent-
wicklung hervorgerufen werden können. Es kommt nur
darauf an, die Umstände kennen zu lernen, durch welche
diese plötzliche Dampfentwicklung herbeigeführt wird . Die
hieruiter neuerer Zeit aufgestellten reellen Ansichten rüh-
ren einerseits von dem Civilingenieur Kayser in Breslau,
andererseits vom Prof. Dufour in Lausanne her. Beide An-
sichten stimmen^ darin überein, dass die Ursache zu der
plötzlichen Dampf bildung durch ein Sinken n es Druckes im
Dampfraume eines Kessels gegeben wird, wobei das früher
unter einem viel grösseren Drucke gestandene und eine
verhältnissmässig zu höhe Temperatur besitzende Wasser
plötzlich zur Abgabe einer sehr grossen Dampfmenge dis-
pouirt wird. Nach Kayser kann jene Druckabnahme da-
durch herbeigeführt werden, dass am Dampfe auf irgend
eine Weise — durch das plötzliche Oeffuen eines Ventiles
oder durch einen in der Kesselwand entstandenen Riss —
eine bedeutende Oefihnng dargeboten wird, wodurch eine
plötzliche Entlastung des sofort überheissen Wassers, ein
Freiwerden der überschüssigen Wasserwärme und hiermit
eine so plötzliche Verdampfung einer grossen Wassermenge
entsteht, dass der hieraus resultirende Stoss den Kessel
zertrümmert.
Ohne diese Kayser'sche Ansicht eigentlich zu des-
avouiren, seht Dufour in der Ergründung di's Phänomens be-
deutend tiefer. Derselbe stellte sich die Aufgabe, dem Vor-
gange der Dampfbildung sowohl durch Beobachtungen an
den Dampfkesseln selbst, als auch durch entsprechende
Versuche im Laboratorii^m zu studiren, welche Versuche
im tiCivilingenieurtty XI. Band, 4. Heft detaillirt behandelt
wurden, und gelangte zu dem Resultate, dass das Walser
unter gewissen Umständen — namentlich im Zustande voll-
kommener Ruhe — ohne zu sieden, eine bedeutend höhere
Temperatur anneiimenkann, als die dem jeweiligen Drucke
entsprechende sogenannte Siedetemperatur. Zu dieser
„Ueberhitzung", welche bei den Versuchen selbst auch
über 30^ C. betrug, ist das Wasser desto mehr geneigt, je
mehr es bereits ausgekocht — resp. lufrfrei ist. Bei dem
geringsten Anlasse findet dann eine plötzliche, starke Dampf-
entwicklung statt, welche bei den genannten Versuchen von
Detonationen begleitet war.
Wenn nun bei einem heissen Dampfkessel der Wasser-
stand bedeutend gesunken ist (also das sämmtliche vorhan-
dene Wasser schon ausgekocht ist), wenn bei diesem Was-
serstande das Dampfsperrventil des Kessels geschlossen
und die Heizung wegen der einzuleitenden Arbeitspause ab-
gestellt wird, so tritt der ganze Kessel in einen Zustand
ruhiger Abkühlung, welche vorzugsweise den mehr expo-
nirten Dampfraum trifft, während der Wasserraum sowohl
wegen seiner Berührung mit den noch immer heissen Feuer-
kanälen, als auch wegen der grossen specifischen Wärme
des Wassers der Abkühlung viel weniger ausgesetzt ist
Die viel stärkere Abkühlung des Dampfraumes wird ein
Sinken der Spannung (Fallen des Manometerstandes) zu-
vörderst ohne Dampf entwicklung, also eine Ueberhitzung
des Wassers zur Folge haben ; wenn diese eine gewisse
Höhe erreicht hat, wird eine plötzliche starke i.'ampfent*
Wicklung — ein Steigen des Manometerstandes erfolgen ;
dann kann sich, wenn die Ruhe fortdauert, die Phase der
Dampfabkühlung, resp. Wasserüberhirzun^ und nachherige
plötzliche bedeutende Dampfentwicklung öfters wiederholen.
Dieser Vorgang ist an zwei Kesseln einer Fabrik in
Havre wirklich beobachtet worden. Eine Explosion wird
durch diese Erscheinung allein nicht leicht bewirkt werden,
wenn der Kessel sonst gut ist.
Nehmen wir aber an, dass gerade in dem Momente
einer bedeutenden Wasserüberhitzung auch noch die Kay-
ser'sche Ursache der Exp'osion hinzutritt, dass nämlich das
Sicherheits- oder Sperrventil plötzlich geöffnet wird, durch
welches letztere der Dampf in die abgekühlte und etwa
auch noch dampf- und luftfrei gewordene Dampfleitung mit
äusserster Vehemenz schiesst: dann ist die plötzliche Ent-
lastung des ohnehin schon überhitzt gewesenen Wassers un-
gemein gross; dassdbe ist zur Abgabe einer ungeheure/
Dampfmenge dispouirt. — Ist dann der Kessel auch no^
schadhaft — entsteht ein Riss, wodurch die Entlastung
abermals gesteigert wird : dann muss ein grosser Theil i&s
gesammten im Kessel befindlichen Wassers plötzlich zu
Dampf werden — das Wasser nimmt geradezu die Egen-
fichaft eines Spren^rpulvers an — und sofort sind duroC^ das
Wasser, als explosiven Körper, ganz enorme VerwÜttun*
gen als Begleiter der Kessel-Explosionen gut erklärlich
In der That ist statistisch nachgewiesen, dasf die
meisten Kessel-Explosionen nach fernem Ruhezustande des
Kessels bei gesunkenem Wasserstande während der -Eröff-
nung eines Ventiles erfolgten, und in vielen Fällen vurde
unmittelbar vor der Explosion ein rasches Sinken des^ano«
meterstandes beobachtet.
Aus dem Mitgetheilten ist zu ersehen, dass n»n den
Dampfkessel- Explosionen neuester Zeit bereits auf (ie rich-
tige Spur gekommen ist.
Herr k. k. Professor Arzberger fügt hierauf dem Vor-
tragodesHerrn Hrabdk bei, dass Baurath Dr. H. Scheffer
in der vor Kurzem erschienenen Broschüre: »Die Ursache
der Dampfkessel-Explosionen und der Dampf keK^el-Ther- ;
mometer, Berlin, Ernst u. Korn, IS^w" zur Beobachtung ;
eines allfälligen Siedeverzuges, die Anbringung eines Ther- ^
mometers vorschlägt, welches die Temperatur des Kessel-/
Wassers angibt. Der gewöhnlichen Thermometereiotheilun^
sei nach Scheffer noch eine zweite beizugeben, welche dii
Druckseale genannt wird. Diese Druckscaleist nach AtmJ
Sphären — oder ^, perQ'' so »'inzutheilen, dass nebt'
den verschiedenen Siedetemperaturep, die entsprechend/
Spannungen beigesetzt sind. Jeder Siedeverzug gibt J
dadurcii zuerkennen, dass das Thermometer auf der Dr^
scale eine höhere Pressung zeigt, als das Manometer. /
— 125 —
?
Am 30. Man 1867.
Der Bergacademiedirector, Oberbergrath Job. Grimm,
hielt einen Vortrag nfiber das Verhalten des Goldes
gegen die Tiefe« unter Hinweis auf dio Verhandlungen,
welche aber diesen Gegenstand bei der ersten allgemeinen Ver-
sammlung von Berg- und Hüttenmännern zu Wien im Jahre
1858 (siehe Bericht aber diese Versammlung Seit» 27 bis
36 und Seite 44 bis 50) geführt worden sind, und mit Hin-
weis auf einen Aufsatz, der you ihm in dem nächstens er-
scheinenden berg- und hüttenmännischen Jahrbuche der
k. k. Bergacademien, Band XIV, auf Seite 163 — 178 ent-
halten sein wird. Er spricht snine Ueberzeugung hus, dass
— völlig abgesehen von den Diluvial- und Aliuvialablage-
rungen oder den Goldseifenwerken — kein wissenschaft-
licher Grund vorliegt und angegeben werden kann, auf den
ursprünglichen Goliilagerstätten, n&mlich den
Lagern, Gängen, Klüften etc. und zwar in denjenigen Gold-
'bergbau<-n, wo gediegenes Gold (Frei- oder Berggold
und Mühigold) gewonnen wird, eine Ab nähme des Gold-
met a 1 1 e s in der Ti''fe vorauszusetzen, und dass, wenn auf
diesen GoldberL' bauen nach den bisherigen bergmännischen
Erfahrungen bei Zunahme der Tiefe eine immer geringere
Erbeutung im Allgemeinen an Gold stattfand und 8tat^
findet, dieses ungtiustigere Ergebniss seinen Grund nicht
nur in der weit grösser^ Schwierigkeit in Aufsuchung und
Aufsuhiiessung von neuen Lagerstätten und Adelspunkten,
in dem Mangel an Ausdauer von Seite der Bergwerksbe-
sitzer, sowie auch in dem Mangel der nöthigen Kenutniss
der Natur der Erzlagerstätten haben könne und haben wird,
sondern hauptsächlich daher rühre, dass das gediegene
Gold, sowie mehrere andere gediegene Metalle nur ein
Oberflächenproduct sei, und bloss dieses gegen die Tiefe
abnehme, dass aber statt des gediegenen Goldes mit der
Zunahme der Tiefe immer mehr und mehr göldische
E r z H , überhrtupt Gold verbindungen auftreten, aus
'welchen nur wegen der mit der mechanischen Aufbereitung
und mit der hüttenmännischen Zugutbringung unvermeid-
lich verbundenen grösseren Abgänge, keineswegs eine gleiche
Metallmenge gewonnen werden kann, wie es in den oberen
Mitteln möglich ist, wo die Natur selbst aus den ursprüng-
lich bestandenen Gol iverbindungen das gediegene Metall
schon concentrirt hat, folglich dessen Gewinnung auch mit
weit geringeren Abgängen und aucii mit geringeren Un-
kosten vorgenommen werden kann.
Nach der Ansicht des Vortragenden liegt daher der
Grund der Abnahme des Goldmetalles mit Zunahme der
Tiefe, keineswegs, wie man allgemein nach der bergmänni-
schen Erfahrung anzunehmen püegt, in der Ungunst der
Natur, d. h. in der natürlichen Ablagerung einer gerin-
geren Goldmenge in den tieferen Horizonten gegenüber
den >iöheren , als vielmehr in der grösseren Schwierigkeit
der Gewinnung und reinen Darstellung des Goldes aus den
mit der Zunahme der Tiefe immer mehr und mehr auftre-
tenden göldischen Erzen, sowie auch in den grösseren Baues-
und Betriebshindernissen. — Der Vortragende weist darauf
hin, dass unter diesen Umständen der GoMbergmann aller-
dings am meisten angewiesen ist, sein Augenmerk ebenso
auf das sorgfältigste Studium der Natur seiner Erzlager-
stätten und auf eine entsprechende Bauesführuug zu rich-
ten, als auch auf die möglichste Verbesserung und Ver-
vollkommnung der mechanischen Aufbereitung und der hüt-
tenmännischen Processe hinzuwirken, um alle die vielseiti-
gen Uebelstände und Hindernisse beim Niedergehen in die
Tiefe nach Möglichkeit fiberwinden zu können.
Hieraufsprach der Herr k. k. Probirer Adolf Exeli
über den bei Bostfeueruogen stattfindenden Zug der Essen
und über die aus der allgemeinen Gleichung für den Zug
der Gase in den Essen resuldrende Mazimal-Gesch windig«
knit bei Feuerungsanlagen, wo auseer derLufteinströmungs -
Öffnung, dem Roste und dem Essenmundloche, keine an-
deren Oeffnungen vorhanden sind, und kam zu dem Schlüsse,
dass: da ein Brennmaterial mit um so grösserer Intensität
verbrennt, je grösser die Pressung der Verbrennungsluft
ist, bei einer jeden Feuerungsanlage der Rost derart einzu»
richten sei, dads die «len Brennstoff unmittelbar treffende
atmosphärische Luft stets jene, durch die gegebene Feuer-
ungsanlage erreichbare Maximal - Geschwindigkeit wirk-
lich habe.
AU einen dieser Bedingung entsprechenden Rost führte
derselbe den von ihm entworfenen und ausgeführten Trep-
penrost an, wo bei unveränderter Gesammtrostfläche mit-
telst einfacher Vorrichtung, nämlich durch beliebige Stel-
lung der auf einer Seite um Achsen drehbaren und auf der
anderen Seite aber auf einer verschiebbaren eis^ernen Leiste
aufruhenden Roststäbe es möglich wird, die freie Rostfläche
je nach Bedarf zu vergrÖsst*rn oder zu verkleinern, welche
Vorrichtung er in Umrissen skizzirte.
Weiter sprach der Herr k. k. Professor Augustin Beer
über die Sicherheitslampe von G. A. Heinbach, Berg-
ingenieur zu Steierdorf, im Banate.
Herr G. A. Heinbach hat seine, in derB. u. H. Ztg.,
18. Jahrg., 1859, pag. 381 veröffentlichte, jener von Boty
(für Belgien 1844 patentirt) nachgeformte Sicherheits-
lampe laut neuer Nachricht in derselben Zeitung, 26. J.,
1867; pag. 6 dahin modificirt, dass er:
a) den Brenner — wie Hr. Herold (cf. Berggeist,
10. J., 1865, pag. 241) — ein wenig höher über das Niveau
des unteren Einfassungsringes von Glascylinder, hervor-
ragen lässt, dann :
b) nach d,er Lampe von M. F. £loin (cf. Ponson
trait^ de l'expl. d. m. d. h. Li6ge, 1855, t. II., pag. 290)
um den erhabenen Deckel des Oelbehälters einen Messing-
ring anbrachte, an dessen Umfange sich sechs längliche
Oeffnungen, von Innen mit Drahtflor verschlossen, befinden
und dem flachen argandischen Dochte die Grubenatmosphäre
direct zuführen; ferner ist
c) in der neueren Lampe die Oelsammelrinne nebst
Abflussöffnung indem Deckel des Oelbehälters zweckmässi-
gerweise weggelassen. Auch wurde
d) eine kle ne Aenderung in dem Obergestelle vorge-
nommen; namentlich sind sowohl um den Drabtnetzkonus,
aU auch um den Glascjlinder um zwei Sicherheitsstängel-
chen weniger, und endlich besteht die Hauptmodification
e) in dem Dochtsteller, welcher nun mit einem
Selbstauslöscher in Verbindung gebracht ist .
Dieser letztere besteht aus einem ineinandert: reifen-
den Räderwerke, welches beim Abschrauben des Oberge-
stelles, also beim Oeflnen der Lampe, durch ein, unter der
Bodenfläche des unteren Gliiscylinder-Messingringt's be-
findliches gezahntes Kreissegment, in eine solche rückgän-
gige Bewegung gesetzt wird, dass der Docht in den Docht-
halter zurückgedreht wird, und die Flamme erlischr. Es
musB also der Docht, wie es bei der Lampe von Du brülle
geschieht — (cf.: Parran im Bulletin de la soc. de l'ind.
— 126 -
min. 7., t. 186t, pag. 331 und Berg- u. Hütt.-Jahrb. der
' k. k. Bergacad., 15. Bd., 1866, pag. 234, Taf. 6 Pig. 9)
— auf eine Längte gestellt worden, welche der Dauer einer
sw5lfständigen Schicht der Erfahrung gemäss entspricht.
Herr Heinbach bewirkt diess mitfeist einer besonderen
Kluppe, welche über den Docht festgestellt ist, und sich
offenbar mit dem übrigen Dochtvorrathe im Oelbehälter be-
findet. Sonst werden in der Beschreibung vermisst : der
Oelvfrbrauch in einer zwölfsttlndigen Schicht (hei «ler älte-
ren Lampe soll er für 11 Stunden 9 Loth Wiener Gewicht
betragen haben), — der Dochtverbrauch für dies<^ Dauer
— und endlich das photometrische Leuchtverm^gen, wel-
ches möglicherweise jenem der Lampe von Herold gleich-
kommen dürfte, nämlich Vio oiner Walirath-Normalkerce,
von welcher 12 Stück auf 1 i/, engl, kommen, bt*i einem
Consum von 1 20 grains engl, per Stunde und der norma-
len Flammenhöhe von ^g Zoll engl., daher um die Flamme
einer Normalkerze zu ersetzen, 2 Lampen von Herold (resp.
Heinbaih) nothwendig wären (cf. Berggeist, 11. J., 1866,
P«g. 7).
.Der Preis dieser neuen Lampe von Herrn Hfinbacb
wird mit 5 fl< 50 kr. ö. W. angegeben, und dürfte dessen
Höhe nur in der Beigabe des Seibstauslöschers zu suchen
sein, welcher aber bei einer Sicherheitslampe, wenn die-
selbe eine wirkliche Sicherheit gewährt und ein
möglichst grosses Leuchtvermögcn besitzt, in der
That fehlen darf. Denn dem Arbeiter eteben bequemere
Mittel zu Gebote, sich in der Grube Feuer zu verschaffen,
nämlich Reibzündhöizchen,wenn selbe auch mitzunehmen ver-
boten erscheint, gerade so, wie das Oeffoen der Sicherheits-
lampe überall geahndet wird, wenn überhaupt noch der
Schuldtragende bestraft werden kann.
Uebrigens ist der Selbstauslöscher von Du brülle
(cf. das Vorerwähnte) und auch jener von Jones (cf.
Zeitschr. des österr. Ing.- u. Archit. Ver., 15. J., 1863,
pag. 129) viel einfacher, weniger koatspieli«?, und auch
nicht minder zweckmässig, wie der des Herrn Heinbach.
Der Sprecher unterstützte seinen Vortrag durch vom As-
sistenten Herrn Flamersky ausgeführte Tafelzeichnungen,
wie auch durch Vorweisen der Originallampen von DubruUe
und Mueseler.
Veber die Verwendung des Nitroglycerins
auf der Eönigsgrube in Oberschlesien.
Von Bergingenieur Wabner.*)
Nachdem man sich hierorts Überzeugt hat, dass dem
Sprengöl sowohl bei seiner Anwendungsweise, als beson-
ders in seiner Wirkung bedeutende Vorzüge vor demSpreng-
pnlver bei gewissen Sprengarbeiten abzugewinnen sind, ge-
denkt man, tj-otz einer in letzterer Zeit auf der Grube vor-
gekommenen Nitrogljceriii-Explosion, durch welche zwei
Bergleute im wahren Sinne des Wortes zerstaubt worden
sind, so dass kaum Uebeneste von ihnen haben gesammelt
werden können, von seiner Anwendung nicht abzustehen.
Das erwähnte Unglück war in der Grube in der Nähe eines
Grundstreckenortes, das mit Sprengöl fortbetrieben wurde,
passirt. Es mochten ca. nooli 20 Pfd. Oel ezplodirt sein
nnd seine zerstörende Wirkung war auf 12 bis 13 Lacbter
Entfernung in der Strecke noch an zerschuietterten Eichen-
*) A. d. Berg- n. Hflttenm. Zeitung v. B. Kerl und F.
Winmier, Nr. 6 d. J.
bohlen zu bemerken. Die beiden Hftuer waren jedenfalls
damit beschäftigt gewesen, Oel aus der grösseren Vorraths-
flasche in ihre kleinere Biechflusche, welche sie mit vor Ort
zu nehmen pflegten, zu füllen, alt« ihnen das Unglück wider-
fuhr. Uebcr den Grund der Explosion lassen sich natürlich
nur Vermuthungen anstellen. Möglich ist es, dass eiuTheil
de« Oeles sich noch im festen (gefrorenen) Zustande in der
grösseren Flasche befunden hat, da das Oel erst vor einigen
Tagen in die Grube geschHfft worden war und dasselbe ja
bekanntlich schon bei -|~ 6 Grnd in den feeiten Zustand, in
welchem es um so leichter explodirt, übergeht, dass ein fester
Klumpen auf irgend eine W**ise zu dem Unglücke Veran-
lassung gegeben hat. Vor Strecket. Örtr'rn wendet man das
Sprengöl bisher nur versuchsweise und, so viel uns bekannt,
nur an dieser einen Stelle an; sehr nützlich, ja unentbehr-
lich hat es sich beim Abteufen des Krugschachtes, eines
grossen zurFörderung und Wasserhaltung bestimmten, jetzt
ca. 70 Lachter niedergebrachten Schachtes bewiesen. Die
Schachtsolile befindet sich nämlich stets unter Wasser, so
dass ein 21 zölliger Satz recht tüchtige Arbeit hat, um die
Zuflüsse zu sümp£en (ca. 80 Kubikfuss pr. Min.) Dass unter
diesen Umständen das Abteufen mit grossen Schwierigkeiten
verbunden ist, wird man begreiflich finden. Das Nitrogly-
cerin ist nun aber gerade bei solcher Arbeit von ausseror-
dentlichom Vortheile. Die Bohrlöcher werden mit längeren
Haudbohrern 18 bis 20 Zoll tief in der Schachtsohle ge-
bohrt. Eine gewöhnliche, unten und seitlich gut verklebte,
aus starkem Papiere gefertigte Patrone von y^ Zoll lich-
tem Durchmesser wird etwa 2 Zoll hoch mit Sprengöl ge
füllt, dann die Bickford'sche Zündschnur, an Heren unterem
Ende sich ein mit doppelter Ladung versehenes, übri-
gens eigens zu dem Zwecke angefertigtes Zündhütchen
befindet, in das Oel eingeführt und durch Umschnüren des
Patronenhalses in derselben beft^stigt. Auf dichten Was
serabschlusfl kommt es hierbei nicht gerade an, nur muss
man dafür sorgen, dass das Zündhütchen in's Oel unter-*
taucht und vor etwaiger Wasserbenetzung sicher ist.
Die so vorgerichtete Patrone wird in^s Bohrloch gebracht
und ist letzteres nun ohne Weiteres zum Wegthun fertig.
Den Besatz bildet das darüber befindliche Wasser in so
ausgezeichneter Weise, dass man einem derartig besetzten
Bohrloche erfahrungsmässig viel mehr festes Gestein vor-
geben kann, als einem solchen mit Ptilverbesatze. Die Vor-
theile des Sprengöles leuchten nach Vorstehendem ein, denn
erstens dürfen überhaupt viel weniger Bohrlöcher gestossen
werden, ferner wird di»; ganze Zeit de» Lochbesetzens er-
spart, eine Arbeit, die unter Wasser bei der Anwendung
des Sprengpulvers um so umständlicher ist. Versager kom-
men überdies fast nie vor und veranlassen, wi^nn sie ja ein-
mal durch die Mangelhaftigkeit der Zündscimur eintreten,
gar keinen Arbeitsverlust. Man macht in di»* sem Falle ein-
fach eine ganz kleine Sprengölpatroue und steckt sin, soweit
es eben geht, auf die versagte. Beim Wegthuo der obersten
Patrone ezplodirt «lie untere j^anz gewiss mit und thut ihre
volle Wirkung. Da das Pfund Nitroglycerin etwa 1 Thir.
8 72 Sgr. kostt't, stellt sich der Preis des pro Schuss ver-
brauchten Materiales auf 2^/2 bis 2^/3 Sgr. Uebrigens hat
man beim Aus- und Einfüllen des Spreugöles sich beson-
ders auch vpr dem Einathmen der Dämpfe au hüten und
die beim Anfassen der Gefftsse etwa eingeölten Hände als-
bald zu reinigen, um sich vor sehr heftigem Kopfschmerze
zu sichern. Anfänglich klagten die Häuer auch über Kopf-
127 —
schmerz, der sich beim Eioatbrnen des vom Wegthnn der
' Schflsse herrührenden Dampfes einstellte, doch scheint sich
ihre krftftige oberschlesische Natur sehr bald daran gewöhnt
zu haben, da man von weiteren unangenehmen Folgen
nichts börr. In neuester Zeit wird da» Sprengöl durch einen
Znsatz von Holzgeist vor seiner Versendung unezplosibel
gemacht, und erlangt es durch Vermischen und längeres
Umschfitteln mit Wasser nachher seine urHprünglichen
Eigenschaften wieder: UnzweifeDtaft ist hierdurch seiner
Verwendung ein wesentlicherer Vorschub geleistet worden.
Bisher hat man aber'auf hiesiger Grube von dieser Eigen-
schaft des Sprengöles noch keinen Gebrauch gemacht, so
dass Erfahrungen über di«* Behandlungsweise derartigen
Oeles nicht mitgetheilt werden können.
Die geleerten Nitroglycerin- Blechflaschen werden am
besten sobald als möglich verbraunt, da ihre weitere Ver-
weudunfT zu technischen Zwecken wegen des an den Wän-
den haften gebliebenen Oeles durchaus gi'fährlich ist. Eine
solche geleerte Flaache ezplodirt noch mit Heftigkeit,
so dass, wie ein in der Nachbarschaft geschehenes Unglück
gezeigt hat, Menschenleben dadurch gefähriet werden
können.
Literatur.
Geologisolie Uebersiohtskarte der osterrelohisolieii Mon-
archie, nach den Anfhahmen der k. k. geol. Reiohsan-
stalt bearbeitet von Franz Ritter v. Haner. Blatt V.
westliohe Alpenlflnder. Wien 1867.
Von dieser Publication ist soeben das erste im Drucke
Tollendete Blatt erschienen, und wurde in der Sitzung der geo-
logischen Reicbsanstalt am 2. April mit nachstehenden Bemer-
kungen vorgelegt: »Es bildet Nr. 5 der ganzen Reihe von t2
Blättern und umfasst die westliche Hälfte der österreichischen
Alpenländer, östlich bis zum Meridian vom Zellersee in Salz-
burg. Zur Vervollständigung des geologischen Bildes, welches
dieses Blatt liefert, wurden auf demselben im Korden die baieri-
schen Alpen bis zur Donnu-Hochebene, im Süden die lombardi-
schen uqd Venetianer Alpen uni die Ebene bis zum Po, im
Westen endlich ein Theil der Schweizeralpen bis zur Linie
Bheintbal, Bemhardinpass, Val di Misoca, Val di Ticino und
Lago Maggiore mit aufgenommen.
Die Zahl der auf diesem Blatte unterschiedenen Forma-
tionsabtheilungen und Gebirgsarten beträgt 48. davon 32 für
die Sedimentärformationen, 7 ftir die krystallinischeu Schiefer
und 9 für die Eruptiv- und Massengesteine. Um die Uebersicht
zu erleichtem, wurde für jede Formation eine bestimmte Grund-
farbe gewählt und die weiteren Abtheilungen derselben durch
Nuancen dieser Farbe oder durch Schraffirungen unterschieden.
Ein kleines Heft mit den nöthigsten Nachweisungen über
die benützten Materialien, und einer gedrängten Darstellung
der geologischen Verhältnisse des zur Anschauung gebrachten .
Gebietes wird jedem Blatte beigegeben. Indem auf diese Er-
läuterungen zu dem Blatte 5, die auch in dem ersten Hefte des
Jahrbuches für 1867 abgedruckt wurden, verwiesen wird, darf
wohl die ganze Arbeit dem wohlwollenden Urtheile aller Fach-
genossen empfohlen werden,' welche die grossen Schwierigkeiten
zu würdigen wissen, welche einem derartigen Unternehmen ent-
gegenstehen.
Von den weiteren Blättern wird zunächst erscheinen
Nr. 6 östliche Alpenländer, dann Nr. 2 Böhmen. Nr. 10 Dal-
matien, Nr. 3 westliche Karpathenläuder, Nr. 7 ungarisches Tief-
land, Nr. 4 östliche Karpathenländer, Nr. 8 Siebenbürgen, Nr. 1 1
tmd 12 sollen eine Paralleltafel der in den verschiedenen Ge-
bieten der Monarchie auftretenden Formationsglieder enthalten;
den Schluss endlich bilden Nr. 9 mit dem Farbenschema und
Nr. 1 das Titelblatt.
Bei dem Massstabe von 1 Zoll = 8000 Klafter I : 576.000
der Natur, in welchem die Karte ausgeführt wird, bildet die-
selbe eine Tafel von 5 Fuss Höhe und 7% Fuss Breite.
Den Verlag der Karte hat die Beck^sche Universitäts-
Buchhandhing (A. Holder) in Wien übernommen. Der Subscrip-
tionspreis für die ganze Karte beträgt 40 fl. 5. W., wobei der
Preis der Blätter je nach der grösseren oder geringeren Schwierig«
keit ihrer Ausführung zwischen 2 fl. und 6 fl. schwankt, und
für das Blatt Nr. 5, welches eben erschienen, 5 fl. ö. W. be-
trägt Für Abnehmer einzelner Blätter werden die Preise um
25 pCt. höher berechnet als für die Subscribenten auf die
ganze Karte, tf
Wir bemerken noch dazu, dass in einem Jahre kaum
mehr als 2 (höchstens 3) Blätter erscheinen dürften.
Notizen.
Neues Mineral. Wir erhielten nachstehendes Schreiben:
Schemnitz, 31. März 1867.
Zu Anfang dieses Monates bekam ich von Kremnitz einige
Gangstufen, in welchen ich ein neues Mineral entdeckte.
Den Bericht hierüber habe ich dieser Tage der ungarischen
Academie der Wissenschaften zum Verlesen eingesendet, und
bin so frei denselben hier ebenfalls einzusenden mit der Bitte, ihn
in der österr. Berg- und Hfittenzeitung veröflentlichen lassen zu
wollen.
Vorkommen und Muttergestein desMinerals:
In einer Breccie des Kremnitzer Hauptganges, welche mit
weisHcm, fasrigen, seidegläozenden Eisenvitriol aderartig durch*
zogen ist, stecken schwarze glänzende Kristalle und Krystallkömer.
Form: tesseral, die sehr deutlichen Combinationen zeigen
meist das Hexaeder und Oktaöder, seltener Hexaöder,' Oktaöder
und Rhombendodekaeder.
Herrschende Form ist das Hexaeder, welches mitunter
auch ganz allein auftritt Die Krystalle sind hirsen- bis linsen-
gross, stets eingewachsen und lassen sich aus ihrem Mutterge-
steine leicht herauslösen.
Die Krystallflächen sind meist eben und sehr glänzend.
Farbe: rein schwarz, Glasglanz, lebhaft an Pleonast
erinnernd.
Strich: schmutzig-lichtgrün.
Spaltbarkeit: nicht wahrnehmbar, Bruch uneben.
Spröde und leicht zerreiblich.
Härte: 2o.
Geschmack: süs^^Hch.
tn einer Glasröhre stark erhitzt verdampft es etwas Wasser.
Es ist weder in kaltem noch in heissem Wasser ^nz lös-
lich^ immer bleibt ein beträchtlicher, flockiger, rostbrauner Rück-
staxid am Boden liegen.
In verdünnter Salzsäure löst es sich ganz.
Die chemische Analyse gab folgendes Resultat:
Schwefelsäure 45*32
Eisenoxydul . 8*66
Eisenoxyd 44*92
Wasser 1-51
Sonach verhält sich darin die S3:F,e:F3e:Hi wie M33:
OI85:0-.')6l:(>167 oder wie 7:1: 3: l, was nachstehender For-
mel entspricht:
F,eS3+3F3eS3»-fHi.
Das Mineral gehört demnach sowohl seinen physikalischen
Eigenschaften, als seiner chemischen Zusammensetzung nach zwi-
schen den Alaun und Voltait und steht offenbar dem letzteren
näher als dem ersteren Seine auch vom Voltait merklich ab-
weichende chemische Zusammensetzung, besonders aber sein
geringer Wassergehalt stempeln jedoch das Mineral jedenfalls
zu einer bisher unbekannten selbstständigen Species, welcher ich
meinem geweseneu Professor der Mineralogie Bergrath Johann
V. Pettko zu Ehren den Namen Pettkoit gegeben habe.
A. Paulinyi,
d. Z. Professor- Assistent der Hütten- u. Probirkunde
an der Bergacademie zu Schemnitz.
Schwefelkies- V^orkommen in GaUzlen. Nach Mitthei-
lungen eines dermal an der Schemnitzer Bergacademie studirenden
Fachgenossen, Herrn Brzezowsky, sind Spuren eines Schwe-
felkies-Vorkommens nächst d*em Dorfe Itezmihowa, im Bezirke
Sisko, Sanoker Kreises, in Galizien constatirt, auf welchem zu
Anfang dieses Jahrhundertes Bergbau einging und selbst eine
Schwefelsäure-Fabrik bestanden haben soll, deren Zugrnnde-
gehen theüs den Wirren der damaligen Kriegszeit, theils Streitig-
keiten mit den WaldbesHzem zugeschrieben wird. Es wäre zu
wünschen, dass Näheres darüber bekannt würde und Ersstufen
an den Halden einer eingehenden Analyse unterzogen werden
möchten.
128
Administrati ve«».
Krnenniug.
Vom FinanzminiBterium:
Der Verwalter bei dem Bergamte Klausen, Sigmund
T. Lasser, zum Berg- und Hütten Verwalter in Brixlegg (Z. 1 1.524,
ddo. 14. M&n 1867).
Z. 1342 B. H. — 5ü3 B. C.
ErktnntniM.
Von der k. k. Berghauptmannschait zu Komotau werden
auf Grund dessen, dass die im Kreise Leitmeritz, Bezirk Teplitz,
Gemeinde Niklasberg gelegene, aus 8 einfachen Grubenmassen
bestehende gewerkschaftliche Kreuz- und HimmelfÜrst-Silberzeche
sammt ZugehOr seit längerer Zeit ausser allem Betriebe steht,
und sich in einem Zustande g&azlicher Verwahrlosung und Ver-
falles befindet, dass femer der Gewerkschafts- Director der er-
gangenen amtlichen Aufforderung zur Bauhafthaltung nicht nach-
gekommen ist, die an diesem Bergbaue beantheilten gewerk-
schafth'chen Kuxinhaber, und zwar: die ehemalige Grundobrig-
keit der Bergstadt Niklasberg, die Niklasberger Schule, Kirche
und Hospital, Gebrüder Klein, Hubert Klein, Johann Josef
Schebek, Johann Schebek, Moriz Winkler, Josef Reichl, Anton
John, Franz Nitsche, Wenzel Czedik, Traagott Herber, Prokop
Oliva, Josef Liebscher, Josef Schwarz, Ferd. Schwarz, Rudolf
Nietscher, Josefa Kowarz, Gottlieb Mayer, Jakob Zelnicky,
Antou Pospischil, Josef ßpitzner, und die etwaigen Rechtsnach-
folger aufgefordert, binnen 60 Tagen vom Tage der ersten Ein-
schaltung in das Amtsblatt der Prager Zeitung, diesen Bergbau
nach Vorschrift des §, 174 a. B. G. in Betrieb zu versetien
und zu erhalten, und die Ausserachtlassung der Bauhafthaltungs-
Vorschriften zu rechtfertigen, widrigens nach eingetretener Rechts-
kraft dieses Erkenntnisses gemäss §. 243 und 344 des allg.
Berggesetzes auf die Entziehung dieser Bergbauberechtigung er-
kannt werden wird.
Komotau, am 26. März 1867.
Nr. 633. KoAdmaohnng.
In Gemässheit des §. 168 a. B. G. wird aus Anlass des
Ansuchens der D;rection des im Gomitate Zipo, Gemeinde
SzloTinka, Gegend Trinkl gelegenen Mathaei - Grubenwerkes,
ddo. 7. April 1867, eine Gewerkenversammlnng unter beh9)rd-
licher Intervention auf den 16. Mai 1867, Vormittags 9 Uhr, im
Einkehrhause zum „grünen Baum** in Kaschan angeordnet, zti
welcher die P. T. Herren Johann Regensbogen, Johann Seide,
Eduard Seide, Maria Mosel, und Otto Wolfenau in Person oder
durch legal Bevollmächtigte zu erscheinen mit dem Beisatze
eingeladen werden, dass die Abwesenden den gesetzlich gefinss-
ten Beschlüssen der Mehrheit der Anwesenden beitretend ange-
sehen werden müssten, und dass die Erben und sonstigen Rechts-
nachfolger der bergbücherlichen Besitzer nur nach vorhergegan-
gener Nachweisung ihrer Eigenthumsrechte wflrden zur Schlusff-
fassung zugelassen werden können.
Die Berathungsgegenstände sind: t. Bestimmungen, ob
sich die Theilhaber als Gewerkschaft im Sinne des allg. Berg-
gesetzes constituiren wollen; 2. Wahl des Directors der Firma
und Bestimmungen wegen des Dienstvertrages ; 3. Beschluss über
etwaige Errichtung von Gewerkschafts-Statuten ; 4. Bestimmun-
gen lünsichtlich des Betriebsplanes und sonstige Anordnungen
im xsurrenten Haushalte ; 5. Beschluss über die allfällige Vertrau-
sigirung des Bergwerkes.
Von der kOn. ung. Berghauptmannschaft.
Kaschau, am 10. April 1867.
N. E. 387: Kundmaehong.
Von der k. k. Berghauptmannschaft zu Kuttenberg wird
hiermit bekannt gegeben, dass, 'nachdem das berghauptraann-
schaftliche Entziehungs- Erkenntnis s vom 26. October 1866,
Z. 1041 (kundgemacht im Amtsblatte der Prager Zeitung vom
6., 7. und 8. November 1866, Z. 262—264) in Betreff der straf-
weisen Entziehung des nunmehr dem Wenzel Kassik, Berg-
mann in Kwain, derzeit unbekannten Aufenthaltes, gehörigen
Graphit grubenfeldes Elisabeth, bei Czernowitz, Bezirk Kamnitz,
in Rechtskraft erwachsen ist, die Löschung dieses Grubenfeldes
im Bergbuche, sowie in den berghauptmannschaftlichen Vormerk-
büchern, vorgenommen wurde.
Am 8. April 1867.
Berichllgiing einiger Drackfehler*) im Aufsätze: Er-
fahrungen bei der Silbergewinnung aus Schwarz-
kupfern und Speise.
Nr. 1, pag. 3: zu den Namen Löwe und Mrazek kommt
1 Sternchen, vom Verfasser 2 Sternchen, J. C. Kleinschmidt
3 Sternchen. — Nr. 3, pag. 20 : statt gekühlt, soll es heissen gekrählt.
— Nr. 4, pag. 29 : statt 1000 — 1200 Pfd., soll es heissen Centner.
*) Durch Zufall verspätet
ANKÜNDIGUNGEN.
Ein im Königreiche Böhmen, in holzreicher Gegend, nur
ly, Meile von einer Eisenbahn gelegenes, im Betriebe stehen-
des Kupferberg- und Hüttenwerk, mit mächtigen, auch Silber
führenden Erzen, vollständig neuer Betriebseinrichtung für Kupfer-
und Silberextraction, als: Pochwerk, MÜhle, Röstofen, Laugerei
u. s w.; einer mehr als zureichenden constanten Wasserkraft
(75 Pferdekraft) mit Turbine, neu erbauten und angenehm situir-
ten Wohngebäuden, in welchen sich ein vollständig eingerichtetes
chemisches Laboratorium befindet, ist aus freier Hand zu ver-
kaufen. — Ein Theil des Kaufschillings könnte in Jahrester-
minen bezahlt werden.
Gefällige Anfragen sind zu richten unter E. F. Nr. 20
an die Expedition dieser Zeitung. ' (17 — 19)
Kauf-, eyentaell Pacht-Licitation.
Von Seite des Leutschauer königl. prov. Di strictual- Berg-
gerichtes wird hiermit kundgemacht, dass über Ansuchen der
Wagendrüssel-Mor^nyer Eisenwerks -Theilhaber — die unbeweg-
lichen Bestandtheile dieser Eisenhütte, als: 1 Hohofen sammt
Wassergefälle, Gebläsekammer und Kasten^^ebläse , 4 Stück,
20.000 Körbl kohlenfassende Kohlenschöpfen, 1 Rostofen mit
3 Oefen, 2 Gärten auf dem Werksgrund beim Hohofen, zwei
zu Beamten-Wohnungen dienende Häuser, am 3. Juni 1867,
um 9 Uhr Vormittags, mittelst an Ort und Stelle abzuhaltender
gerichtlicher Versteigerung — an den Meistbietenden eigen-
Uiümlich verkauft, oder nach Umständen verpachtet werdeA.
Hievon werden Kauf-, bezüglich Pachtlustige mit dem Bei-
fügen verständigt , dass der Schätzungs sofort Ausrufspreis —
nebst sonstigen Kauf- und beziehentlich Pachtbedingungen vom
tO. Mai 1. J. ab, nicht nur in der diesgerichtlichen Kanzlei,
ausserdem beim Herrn Paul Weszter hierorts, sondern auch in.
Kaschau bei dem Ge werken Herrn Johann Bayer, Fleischer-
gasse Nr. 128 , — in Kirchdrauf beim Herrn Sigismund Toperczer,
endlich in Wagendrüssel bei dem Werks-Director Herrn Johann
Nepko — wann immer eingesehen werden können; endlich^
dass Käufer oder Pächter eventuell Gelegenheit haben werden,,
auch die beim Werke vorräthigen Eisenerze, und Kohlen — ab-
gesondert anzukaufen. (14—16)
Leutschau, am 30. März 1867.
Verkauf eines Eisenwerkes.
Ein Eisenwerk im böhmischen Erzgebirge, nahe der sächsichen Grenze, in einer wald- und dorfreichen Gegend, mit
172.391 Q Klaftern Grubenfeldern auf reinen Magnet- und Rotheisenstein, dann mit den hiezu gehörigen Fabriks-Etablissements und
Bauobjecten, — ist aus freier Hand zu verkaufen
Die näheren Auskünfte ertheilen mündlich oder auf frankirte schriftliche Anfragen J. U Dr. Carl Seellnc,
ter Landesadvocat zu PraUf, Brückengasse, Kleinseite Nr. 39— IH. und Cdoard Sputll, Eisenwerksdirector zu Ikalllclä
<3
in Böhmen, Post Görkau.
(13—15)
Dmek von Carl Fromme In Wien.
Fflr den Verl«( verantwortlich: Carl Reger.
N= 17.
Oesterreichische Zeitschrift
1867.
n. April.
ffir
Berg- und Hüttenwesen.
Verantwortlicher Redacteur: Dr. Otto Freiherr von Hingenau,
k. k. Minlaterialratb Im Finansminiaterinin.
Verlag der O. J. Manz'schen Baohhandlang (Kohlmarkt 7) in Wien.
Inhalt: Ueber die Veränderlichkeit des Werthes der Sdelmetalle. — Bemerkungen fiber Rails-Fabrikation. — Gmben-
Coibpass mit drehbarem Stnndenring. — Sduniedeiseme Windformen. — Ein Beitrag Eur Kenntniw der Minerallagerstätten
Siebenbürgens. — Administratives. — AnkOndigongen.
Ueber die Veränderlichkeit des' Werthes
der Edelmetalle.
Von Wilhelm Zippe.
(Fortsetsang.)
Während das hiapano- amerikanische Silber in Europa
inmitten einer von langen Kriegen zerrütteten, kaum der Bar-
barei entwachsenen Gesellschaft geworfen wurde, treffen
die jetzigen Goldsendungen, wenigstens im westlichen Europa
einen Zustand nie geahnter Blüte. Der Handel hat sich der-
massen entwickelt, dass selbst die arbeitende Bevölkerung
ohne den Genuss der Producte aller Welttheile sich unglück-
lich fühlen würde. Was einst für raffinirten Luxus weniger
Reichen galt, ist ein allen zugänglicher Gegenstand des täg-
lichen Bedürfnisses geworden. Nachstehende Angaben und
Schätzungen mögen die Güterbewegung unserer Zeit we-
nigstens nach einigen der wichtigsten Richtungen veran-
schaulichen und dabei erinnert werden, dass viele der wich-
tigsten Artikel noch vor 50 Jahren theils unbekannt waren,
theils geringe Bedeutung hatten.
Unser Seehandel wird durch 163.000 Schiffe mit 19
Millionen Tonnen Tragfähigkeit und 650.000 Mann Bedie-
nung vermittelt. Der Umsatz des Welthandels beträgt im
In- und Export 17.000 Millionen Gulden. Wir haben 15.000
deutsche Meilen Eisenbahnen und 25.000 Meilen Telegra-
phenleituDgen und verbrauchen jährlich:
Eisen 200 Millionen Centner
Steinkohlen 3000 n •
Baumwolle
18
11
Zucker
35
t»
Kaffee
8
n
Schafwolle
5
D
Um eine noch nicht so lange verflossene 2«eit mit den
Zuständen der jetzigen zu vergleichen, fahre ich an, dass
England im Jahre 1788 an Eisen 68.300 Tons und Frank-
reich 80.000 producirte. Ersteres hatte 1 Million Tonnen
Seefracht, letzteres eine halbe Million. Im Jahre 1859 führte
England allein anderthalb Millionen Tons Eisen aus, und
hatte über 1 3 Millionen Tons Seefracht, Frankreich 3 Mil-
lionen.
In England kamen auf den Kopf der Bevölkerung^
Im Jahre 1821
1859
Zucker
«.
14-90
25-40
Kaffee
n
0-34
115
Thee
n
098
145
Baumwolle
TJ
5-71
24-44
in Frankreich
Zucker
1)
318
1000
Kaffee
1)
0-53
111
Thee
n
004
009
Baumwolle
ff
1-42
3-80
Am meisteti fällt der gesteigerte Verbrauch der, wenn
ich mich so ausdrücken darf, nervösen Nahrungsmittel auf,
wie: Kaffee, Thee, Spirituosen, Tabak und in ihrem Gefolge
Zucker; obwohl sie zur animalischen Nahrung nichts oder
nur wenig beitraisen, erhöhen sie doch das Wohlbefinden
und die Lust am Leben, daher auch die Thätigkeit am mei-
sten für die schwer arbeitende Bevölkerung. In der That
hätte eine so riesige Vermehrung der Production nicht statt -
haben können, ohne dem Arbeiter grössere Genüsse zu ge-
währen, welche sich in einer Steigerung des Lohnes fühlbar
machen müssen; diese ihrerseits wird aber auf eine allge-
meine Steigerung der Preise von Waaren aller führen, in-
soferne die schon erwähnten entgegenwirkenden Einflüsse
nicht die Oberhand behalten. Theure Lebensmittel bedingen
nur dann höhere Arbeitslöhne, wenn Arbeit mehr gesucht
als angeboten ist; hohe Arbeitslöhne hingegen haben immer
die Tendenz, eine Steigerung der Lebensmittelpreise herbei-
zuführen, weil man sich recht gut reiche Arbeitsgeber mit
armen Arbeitern aber nicht umgekehrt vorstellen kann.
Der Einfluss einer Vermehrung des metallischen
Geldstoffee auf die Preise macht sich in mittelbarerer Weise
geltend, als gewöhnlich angenommen wird. Zunächst ent-
steht in den Goldgräbern eine Classe von Consumenten,
welche bei ihren plötzlich gesteigerten, weil leicht zu be-
friedigenden Bedürfnissen die Nachfrage nach vielen Waaren
ungemein erhöht. Indem die Production dieser Nachfrage
Schritt zu halten versucht, wird sie von dem einstweilen
überkommenen neuen Edelmetall unterstützt. Dasselbe ver-
mehrt das disponible, eine fruchtbringende Anlage suchende
Capital, gewährt Credit und trägt so zum Entstehen neuer
industrieller Anlagen bei. Je wohlthätiger die Folgen dieses
130 -
Kreifllattfes ffir die freie Arbeit^ desto schlimmer geht es
natarlioh jenen, deren 'Besflge feste Beträge bilden, wie:
Beamte, Pensionäre u. s. w., und nur allmälig können sich
auch auf sie die Lohnerhöhungen erstrecken, während dem
die Indiyiduen, manchmal ganae Classen darüber sa Grande
gehen.
Die Producenten hingegen, Fabrikanten, Handwerker
a. s. w. erlangen immer grösseren und einträglicheren Absatz
ihrer Erseugnisse, und sehen sich dadurch befähigt, auch
ihre persönlichen Bedürfnisse zu vergrösser n. Nicht selten
artet diess in den schrankenlosesten Luxus und die tollste
Ueppigkeit aus. Die ausgedehntere Nachfrage nach Waaren
bedingt eine yermehrte Arbeiterzahl. Während diese früher
oftmab noch Beschäftigang suchten, fehlt es nun an Händen.
Die Bewegung dehnt sich Über immer grössere Kreise aus;
dei^ günstige Erfolg yieler Unternehmungen muntert auf,
deren neue zu vereucben, daher allgemeiner Aufschwung
der Industrie und des Handels, Entstehen neuer Etablis-
sements von früher nie geahnter, oft kolossaler Ausdehnung
— daher aber auch Beginn zahlloser Schwindeleien ohne
Prüfung und Vorsicht, und sich daran knüpfende Krisen und
Bückschläge der schwersten Art. Die Schwankungen werden
grosser und heftiger als je zuvor. Sie finden ihren Ausdruck
u. A. an den Börsenplätzen in dem enormen Steigen und
Wiederzurücksinken des Disconto*).
Die Wirkungen plötzlich gesteigerter Geldmengen auf
eine geordnete Gesellschaft ersieht man am besten aus einer
Handelsgeschichte der australischen Colonien, wie si^ New-
mi^rch in Tookes Geschichte der Preise liefert. Während die
Qoldentdeckungen in Californien kaum die Spuren einer
civilisirten Gesellschaft antrafen und S. Francisco in den
ersten zwei darauffolgenden Jahren sammt; den goldführen-
den Gebieten der Sierra Nevada in den Händen einer ti\ink-,
spiel- und^ händelsüchtigen Rotte Abentheurer war, fanden
sich in Australien schon lange vor 1851 alle Bedingungen
i^ines geordneten und aufblühenden Gemeindewesens gege-
ben. Eine mächtige Centralgewalt, vollkommene persönliche
Freiheit, eine kräftige Bevölkerung, mit zuträglichem Ver-
hältniss der Geschlechter, solide Banken, genügend vorhan-
denes Capital, eine regelmässige häufige Verbindung mit
dem Mutterlande. Diess war die Gesellschaft, welche kaum
3 Jahre nach Entdeckung der californischen Goldfelder plötz-
lich durch die Nachricht, ihr Boden berge ähnliche Reich-
thümer, überrascht und aus Band und Angel gehoben wurde.
Zunächst strömte die männliche Bevölkerung nach den
Golddistricten^ die Städte leerten sich, Bau- und ähnliche
Unternehmungen hörten auf. Die Arbeiter der Pachthöfe so
gut als die Bemannung der Schiffe reissen aus, Dienstboten
fehlen allenthalben. Die Arbeitslöhne steigen auf das Drei-
fache und man findet zu diesem Preise keine Hände. Man
ist besorgt um das Einbringen der trefflich im Felde stehen-
den Ernte, das ganze bürgerliche Leben hat die heftigste
Störung erlitten. Es entwickelt sich eine immer steigende
Nachfrage nach Gegenständen des Bedarfes für die Gold-
gräber, als Zucker, Thee, Spirituosen Tabak, Pferde, Zelt-
leinwand, Gold wägen. Ein halbes Jahr später, im Jänner
1 852, war schon der Preis des Bodens um das Dreifache
gestiegen und ebenso der aller Artikel, wobei heimische Ar-
beit mitwirkte. Die ersten glücklichen Goldgräber kehren
in die Städte zurück alles kaufend, was ihnen behagt. Der
Ueberfluss an Capitalien beginnt zu öffentlichen Arbeiten
anzuregen, Eisenbahnen, Wasserleitungen werden gebaut,
Dampfschifflinien eröffnet Die Hausmiethen steigen auf das
Fünffache, gutgelegene Läden zahlen lt)00 — 1500 L. St.
Die Schiffe aus England bringen mehr Passagiere als Waaren
und letztere steigen noch immer im Preise. Ende 1852 zählt
man 2 1 Schiffe auf der Rhode, doch kaum gelandet, ent-
laufen die Matrosen. Ihre Heuer steigt auf 40 L. St. monat-
lich. Wöchentlich kommen 2000 Personen an, welche vor
der Hand in Zeltdörfern vor der Stadt campiren.
AUmälig beginnt der Markt gut versorgt zu sein, schnell
überfüllt zu werden. Die Preise fallen, man findet es fflr
vortheilhaft, aus Amerika gekommenes Mehl nach England
zu verschiffen. Branntwein ist in solcher Menge vorhanden,
dass man Schiffe darin flott halten könnte. Eine alles Mass
überschreitende Ueberspecnlation hatte solche Zustände her-
beigeführt, deren Rückschlag sich in zahlreichen Fallisse-
menten äusserte. Von heute auf morgen zerrinnen nach Mil-
lionen zählende Vermögen. Mit Ausnahme von Lebensmit-
teln, deren Preise sich zuerst wieder erholen, ist die Colon ie
auf Jahre hinaus mit Waaren aller Art versehen. Nun be-
ginnen auch die Arbeitslöhne zu sinken, denn alle sind nicht
geeignet, das mühselige Leben in den Goldfeldern zu ertra-
gen. Wie sehr Übrigens der Reiz des Zufalls, durch einen
ausserge wohnlich reichen Fund sein Glück zu machen, dazu
beigetragen hat, die Leute in die Gruben zu locken, ersieht
man aus dem Umstände , dass in den Zeiten der höchsten
Ausbeute, 1852, der auf den Kopf entfallende Durchschnitta-
ertrag nur 15 Schillinge war, während der Arbeitslohn iu
ländlichen Beschäftigungen bis 20 Schillinge stieg.
Um auch califomische Preise aus den ersten Zeiten
anzuführen, so bezahlte man Eier mit 6 fl. per Stück, Zucker
zu 8 fl. das Pfund, ein Reeept sammt Medicin zu 200 fl.,
eine Flasche Wein mit 84 fl., eine Schaufel mit 3t fl., Mau-
rer und andere Handwerker mit 21 fl. täglich.
(Fortsetzung folgt)
*) Ich erlaube mir diese AuseinanderRetsung beinahe wört-
ich der Vorrede zur IV. Auflage von Kolbs Statistik zu ent-
nehmen, in welchem Werke auch die weiter oben angeführten
Daten geschöpft sind.
Bemerkungen über BaüB-Fabrikation
von M. Couard; nach Annales des mines, 1866, übersetzt vou
Paul Kupelwieser.
(Vorliegende Bemerkungen des H. Couard bieten einen
so leichten und klaren Einblick in die Bedürfnisse und Schwierig-
keiten in der Production eines der wichtigsten Eisenfabrikate,
dass sie dem Uebersetzer der Mittheilnng werth erscheinen. —
Wenn in denselben auch Manches enthalten, was dem deutschen
Leser bekannt, minder wichtig, ja selbst directe unrichtig er-
scheinen mag, so glaubte doch der Uebersetzer, durch eine bloss
auszugsweise Wiedergabe, die geistreiche und »o charakteristische
Arbeit des französischen Autors nicht zerstören zu dürfen,
wenn er auch die mancherlei Widersprüche und die aus den
Erfahrungen einer kleinen Anzahl von Hütten, und hier selbst
vorurtheilsvoll geschöpften Sätze : „dass nur aus kalkigen Erzen
gute, aber aus Thoneisensteinen nur absolut schlechte Rails zu
erzeugen sind", in der deutschen Uebersetzung zu mildem sich
bemühte, aber zu heben nicht vermochte.)
Vorhemerkungen. Die in Frankreich gemachten
Versuche, die Fahrikation von Eisenbahnschienen zu ver-
bessern, haben bisher noch keine Resultate erxielt, welche
sich einer allgemeinen Billigung erfreut hätten. — Diese
Unentschiedenheit in dem zu verfolgenden Gange beruht
auf dem Mangel an beweisenden Versuchen, und der selte-
— 131
i Veröffentlicbuiig der BeobachtungeD, welche bei der An-
weadnng tod Schienen peinacht wurden.
Trotz den vierzig Jahren, welche Eisenbahnschienen
schon in Verwendang stehen, kennt man noch immer ihre
mittlere Dauer nicht. — Die Einen geben dafür zwanzig,
die Anderen fflnfund zwanzig Jahre an ; statistische Daten
hierfiber fehlen jedoch fast gänzlich.
Diese Unwissenheit y er hinderte es, auf das Eingehendste
die Bedingungen aufzusuchen, welchen eine gute Fabrika-
tion entsprechen muss, um den Eisenbahnschienen das Maxi*
mum ihrer Dauer zu sichern.
Die Herren 6r a ne r und Lan haben in ihrem bekann-
ten Memoire aber den gegenwärtigen Stand des Eisenhütten-
wesens in England vorzügliche Details über die Rails-Fa-
brikation gegeben, welche uns zur Herausgabe dieser Zei-
len führtt^n.
Die Societe des ingenietirs civils hat, diese Frage uiehr-
mals auf die Tagesorduung setzend, interessanten Bespre-
chungen Platz gegeben, denen wir auch Rechnung trugen.
Ungeachtet dieser wichtigen Schriften, fühlt man jedoch
nur zu oft die Abwesenheit jener ExperimentaUMethode,
welche die zusammenhängenden Thatsachen zergliedert und
jeden Theil de^ Ganzen studirt.
Diese Bemerkungen haben den Zweck, die Resultate
von Versuchen mitzutheilen , zu denen mich jene Methode
führte, und auf diese Weise einen neuen Massstab zu bie-
ten, welcher es möglich machen wird, weiter zu gehen.
Erze.
HerrFlachat schliesst die phosphorhaltigen und quar-
zigen Erze au8, Herr Alqui^ empfiehlt sie dagegen. — Diese
Verschiedenheit der Meinungen zeigt klar den Stand der
Frage, welcher durch die Ungewissheit in der Wahl der
für Rails- Fabrikation günstigsten Erzo> charakterisirt wird.
Es gibt nur ein Mittel, diese Frage zu lösen: die Eigen-
thümlichkeiten, der auf jeder Hütte verwendeten Erze zu
Studiren, und denselben die während der Jahre üer Garantie
gemachten Auswechslungen gegenüber zu stellen.
Schade, dass diese Versuche nicht weiter als zwei bis
drei Jahre reichen; ich kenne indessen nur wenige Eisen-
bahngesellschaften, welche in dieser Weise Vollständiges
besitzen.
In Frankreich sind reine und roiche Erze selten, und
der hohe Preis derselben hindert ihre Verwendung zur
Rails-Fabrikation ; die übrigen Erz»> lassen sich nach den
sie begleitenden Gangarten eincheilen: 1. in kalkige Erze,
2. quarzige Erze, 3. Thoneisensteine.
Die kalkigen Erze geben das bestschweissende Eisen,
denn sie enthalten meist einen kleinen Antheil von Eisen-
und Kalk-Pho9phaten. Diese Erze sind durchschnittlich
Ozydhydrate von geringem Halte, der von 20 — 32 pCt.
variirt. Ihrer Lage nach gehören sie der Oolithformation
oder dem Lias an/
Die quarzigen Erze bieten eine 8< hr grosse Zahl von
Arten dar; die Einen si^d rothe Hamatite. sehr rein und
reich, die Andt^ren sind Oiydhy Irate von geringem Halte,
häufig begleitet von Riesen und Blende.
Die Thoneisensteine geben ein viel sehni<;eres Eisen,
als die vorgenannten Erzo, allein von viel geringerer Schw^dss-
barkeit, denn sie entitulten ein wenig Rlende. Di«' Bohnen-
Erze von Berri *) können als Typus dieser Classe von Ersen
dienen.
Um sich ein richtiges Bild von der Eigenthümlichkeit
jeder dieser Erzsorten zu bilden, ist es vor Allem nöthig,
den Einfluss fremder Stoffe, welche sie enthalten, aa
Studiren.
Einfluss des Schwefels. Der Schwefel macht
das Eisen brüchig in der W&rme und vermindert seine
Schweissbarkeit. — Viooo ^^' ^/looo ^^^^ hinreichend grosse
Mengen, um das Eisen zu jeder Verwendung unbrauchbar
zu machen. Ein kaum schfttzbarer Halt an Schwefel ver-
ändert schon die Eigenschaft des Eisens. — Schwefelhal-
tige Eisensorten walzen sich sehr schwer und geben roth-
brüchiges Eisen.
Wirkung des Siliciums. Das Silicium vermehrt
die Härte des Eisens und macht es endlich brüchig in der
Kälte. Sein Gehalt kann im Roheisen bis zu6 pCt. steigen.
— Die grauen Roheisensorten enthalten mehr Silicium, als
die weissen ; bei den ersteren beträgt der Halt 3 bis 6 pCt.,
bei den letzteren 2—3 pCt.
Wirkung des Phosphors. Der Phosphor bringt
im Eisen dieselben Eigenschaften hervor wie das Silicium,
aber mit viel grösserer Intensität. — ^/looo ^*' Viooo ****>«"»
wenig Einfluss auf die Natur des Eisens, Viooo °><^c^®i> o*
schon brüchig, — Eiaensorten mit einem geringen Phosphor-
halte schweissen vorzüglich und arbeiten sich sehr gut in
der Wärme.
Die phosphorhaltigen Erze haben eine Eigenschaft,
die sie sehr werthvoU in der Beschickung macht: Gemischt
mit kiesigen Erzen vermindern sie den durch den Schwefel
der Erze erz engten Rothbruch *^).
Nur die kalkigen und phosphorhaltigen Erze eignen
sich für die Rails-Fabrikation. — Alle die natürlich so ver-
schieden auftretenden Eisenerze sind nicht gleich geeignet
für die Fabrikation von Rails. — Wenn ein Erz für die Fa-
brikation von Drahteisen geeignet ist, so wird es weiche
Rails liefern, die unter dem Gewichte des Trains zerdrückt
werden. — Wenn ein Erz Hammereisen gibt, das einer
sorgfältigen Schmiedung bedarf, um gut geschweisst zu
sein, so wird man, bei den billigen Mitteln, welche der nie-
dere Preis der Rails auferlegt, Gefahr laufen, schlec'nt ge-
schweisste Rails zu erhalten.
Von Vorneherein ist es ersichtlich, dass es unter den
gegenwärtigen Verhältnissen für eine gute Rails-Fabrikation
wichtig ist, auch gerade gewisse, entsprechende Erze zu
haben. — Diess ist es, was gewisse Hüttenleute nicht ver-
standen, die, angelock durch die guten Geschäfte anderer
Hütten, Rails fabriciren wollten aus Erzen, weicht» für Cur-
rent-Eisen vorzüglich, fi'ir Rails aber sehr mittelmässig
waren.
« Das Eisen für Rails muss gut schweissbar, hart, und in
der Wärme leicht zu arbeiten sein ; nachdem, was wir eben
*^' Es sind diess kalkig-thonige Erze von meist oolithi-
scher Structor. D. U.
**) Diese vielfach verbreitete Anschaunng wurde von Caron
dahin berichtigt, dass durch Qattirung schwefelhaltiger Erze mit
von Schwefel freien, wenn auch phosphorhaltigen Erzen, der zu
grosse Schwefel- oder Phosphorgehalt eines Theiles der Be
Schickung sich nun auf das Eisen der gesammten Beschickung
vertheile und hiedurch auf jenen geringen percentiiel'en Antheil
herunter komme, welcher die Verwendnng di»8 Eisens zu ge
wisseu Fabrikaten noch ermögliche. D. U.
132 -
geBehen haben, entsprechen allein die phosphorhaltigen
EisenBorten allen dieBen Bedingungen.
PhoBphorhaltige Substanzen kommen meist mit kalki-
gem Erse vor, da die kohlensaure Kalkerde häufig von
phosphorsaurer Kalkerde begleitet wird. — Kalkige Erse
sind in Frankreich, namentlich in den Liasschichten, wo sie
in oolithiBcher Form auftreten, sehr häufig.
Ein einfaches Baisonnement führt zur Verwendung
von kalkigen Erzen, und die Praxis bestätigt diess.
Fortsetzung folgt
Gruben-Gompass mit drehbarem Stundenring.
Bisher pflegt man der Declination der Magnetrichtung
von dem Meridian bei Anwendung des Compasses zu Auf-
nahmen dadurch zu begegnen, dass die erstere vor dem Ge-
brauche des Instrumentes bestimmt und beim Auftragen
oder Berechnen der Vermessung entsprechend berücksich-
tigt wird.
Im Falle des mechanischen Auftragens (Zulegens) der
Aufnahme fordert, wenn letztere längere Zeit beanspruchte
und bei verschiedenen Magnet-Dedinationen stattfand, die
Berücksichtigung derselben durch öfteres Einstellen des
Compasses auf dieselbe einige Aufmerksamkeit; bei trigono-
metrischer Berechnung der Vermessung hingegen muss emk
Umrechnung der in Bezug zur Magnetlinie gemessenen V^in-
kel auf jene zur Mittagslinie erfolgen.
Beide diese etwas umständlichen Mittel können da-
durch auf sehr einfache Weise behoben werden, dass der
Stundenring des Compasses drehbar eiu-^erichtet wird, denn
es genügt sodann bloss ein Einstellen der Magnetnadel ge-
nau auf Stunde 24 unmittelbar vor dem Gebrauche des In-
strumentes, um beim Vermessen, abgesehen vgn den tägli-
chen Abweichungen der Magnetrichtung, die genauen Winkel
zum Meridian zu erhalten, dass aber letztere Schwankungen
auch bei der früheren Einrichtung eine in gewöhnlichen Fäl-
len unberücksichtigt bleibönde, weil unbedeutende Fehler-
quelle bilden, ist bekannt, ihre allfällige Beachtung aber ist
hier eben so gut, wie dort möglich.
Die Einrichtung zum Drehen des bis nun fix gestellt
gewesenen Compass-Standenringes kann wohl auf sehr ver-
schiedene Weise erz weck werden ; ein einfaches Princip dersel-
ben ist in der auf der beiliegenden Tafel enthaltenen Skizze für
einen Gruben-Compass dargestellt, wobei angenommen wurde,
dass das Einstellen der Magnetnadel im Hängzeug d. i. auf einer
im Meridiau gespannten Schnur, erfolgen und der Compass
auch zum mechanischen Auftragen (Zulegen) dienen solle.
Selbstverständlich können jedoch ähnliche Vorrichtungen
für bloss zur trigonometrischen Berechnung der Aufnahmen
bestimmte Compasse, sowie für jene in Boussolen und
Theodoliten mit einigen leicht auffindbaren Modificationen
angewandt werden.
Der genau abgedrehte Stundenring g ist innerhalb des
gleichfalls genau abgedrehten Theiles m n des Compass-
Gehättses concentrisch beweglich und spielt hiebei zwischen
dem Ansätze n des Gehäuses und dem mit letzterem fix ver-
bundenen schmalen Ringe /i.
Durch die Sperrschrauben a a^ . . , von denen in der
Skizze 3 angenommen wurden, wird der Stundenring g an
den Ring k angepresst und hiedurch fizirt.
Sind hingegen die Sperrschrauben aa^ ... nachgelas-
sen, so kann der Stundenring mittelst der im Compassboden
gelagerten Welle /, an deren unterem Ende sich ein Stell-
rad b, am oberen aber ein fein eingetheiltes Zahnrädchen e
befindet, langsam gedreht werden, indem letzteres in ein
mit dem Stundenrioge fixes und die äussersten Grenzen der
beobachteten Magnet-Declination umfassendes Zahnradseg-
ment d eingreift.
Durch passende Stellung der Sperrschrauben aa^ . . ,
sowie der Sperr Vorrichtung für die Nadel {e) kann das Ge-
' wicht der Drehvorrichtung des Stundenringes entsprechend
ausgeglichen werden, doch muss die Rücksicht beobachtet
werden, dass das Drehrädchen b den zum Einhängen des
Compasses in das Hängzeug bestimmten Lagern ins Kreuz
oder doch unter einem grösserem Winkel zu ihnen gestellt
sein solle, damit an demselben bequem manipulirt werden
könne.
Ausserdem ist der die Stund 24 bezeichnende Theil-
strich des Stundenringes bis an den fixen Ring k fortzu-
setzen und auf der verticalen Innenseite des letzteren eine,
wieder nur die äussersten Grenzen der Magnet- Ab weichung
umfassende Eintheilung her2ustellen , auf welcher sodann ^
die Grösse der jeweiligen Declination abgenommen werden
kann.
Zugleich dient diese Einrichtung zur Controle, ob der
Stundenring während des Vermessens nicht etwa durch
irgend einen Zufall aus seiner vorher fixirten Lage gerückt
worden sei.
Soll der hier besprochene Gruben-Compass benützt
werden, so wird derselbe im Hängzeug auf die im Meridian
gespannte Schnur eingehängt und sobald sich eine merk-
liebe Abweichung der Magnetoadel von Stund 24 erweist,
die Sperrschrauben a a^ . . nachgelassen, mittelst des Stell-
rädchens b das genaue Einspielen der Nadel auf besagte
Stunde bewirkt und der Stundenriug neuerdings fixirt.
. Hierauf kann ohne weitere Rücksicht auf die Magnet-
Declination vermessen werden.
Man könnte wohl zum Erleichtern der Einstellung der
Magnetnadel auf Stund 24 statt des hier der Einfachheit
und dem geringeren (weil auszugleichenden) Gewichte zulieb
gewählten Stellrädchens b eine Mikrometerschraube anwen-
den, diess dürfte jedoch für die gewöhnlichen Zwecke ganz
unnöthig sein, dn ja nicht bei jedem Zuge (respective jeder
Visur bei Boussolen oder Magnet-Theodoliten) die Richtig-
stellung x^thfällt, und man sich somit die betreffende
Schwierigkeit beim bloss einmaligen Einstellen der Nadel
schon gefallen lassen kann.
Nachdem die Einrichtung der Drehbarkeit der Stun-
denringe bei Compassen bei dem gegenwärtig so hohen
Stande der Technik in Bezug der Genauigkeit keine Be-
fürchtung zulässt, dabei auch im Ganzen so einfach ist, dass
das Instrument nicht nennenswerth complicirter oder theu-
rer wird, so liegt der Vortheil derselben auf der Hand.
Denn es wird zwar auch fortan die stetige Beobach-
tung der Magnet-Declination ein wissenschaftliches
Interesse darbieten, die praktisch nothwendige Be-
achtung derselben kann sich hingegen beim Vermessen auf
das Einstellen der Magnetnadel vor dem Gebrauche der mit
Compassen versehenen Instrumente im Meridian auf Stund
24 beschränken, wodurch gleichsam die Declination in der
Praxis gänzlich aufgehoben wird.
Es ist eine bedauerliche und bekannte That-
sache, dass die Berücksichtigung der Magnet-De-
clination noch in sehr vielen Bergorten bis heute
(0
s
d
v
Q?
s
•00
s
b
.o
Xi
e«-^
t^
^^
a
d,
1
64
(6
•s
■?
O
V
E
•.«ar
^
^
«
c,-
^4.j^.^
•^
tÄ
s
0»
I
e:
09
E
.8
i
«
I
1 «
.2 •
51
4
;f
4
3ä
J
1
n n D
6
'S
n
^
1 !
- ooz.O r
' t ^ /-■'
JJ
!■
f:
fc äi
u ^
^ .
<9
cJS
^'
«^
A'
^ !
c£ :
y
■ . .
ung aind
thuDg bei
ire dürfte
t von den
wäre ge-
lten Be-
I, da eine
»clination
ungen im
ehonngen
itigkeiten
1 Schwie-
lem Berg-
nftchster
3r8 häufig
Annabme
wohl bei
sren trotz
len Mark-
. werden,
).
lek,
nder.
deisemen
den bron-
t in dieser
politechn.
ligen von
:et. Ohne
l oder die
n Zweifel
ächwortes
dass für
sind, die
1, und da-
Materiales
nselben in
letzterem
nach An-
I Kindin-
««Mv wo* M«t K7piirifto ueo ocuntteiiB eiutsn g«niuen ikegeis aUT
einer horizontalen Platte in der bekannten Art und Weise
genügen, wenn auch hier statt einer längeren Visur nur eine
kurze Linie erzielbar ist«
terblechen
loche über
1er flachen
Mnd fertig.
fjeauslS"'
der Blech-
Ringe um*
je mit den
luden Rän-
1 sehr sorg-
et. Es er-
tis Abfeilen
aiiraiiiger uneoenneiten am Maule. — Dimensionen und
Gestalt einer derartig fabricirten Windform sind aus der
Skizze ersichtlich. — Zur Anfertigung einer solchen 90 —
92 AL schweren Essform sind erforderlich:
— 134 —
80 «r. Blech % 14 fl. = 11 fl. 20 kr.; 20 it. Quadrat-
eisen % 8 fl. = 1 fl. 60 kr.; 7 Fass Rohl, ^ 9-73Kob.-F.,
stt 1 fl. = 7 fl.; 18 Schmiedschichten, & 70 kr. = 12 fl.
60 kr., in Summa 32 fl. 40 Ju-.; hiezu 5 7o BegiekoBteh =
I fl. 62 kr. und 2 fl. Oratification an die Schmiede für die
?ftdello«e Abfertigung, stellen sich die Erseugungskosten aaf
36 fl. 2 kr. oder rand 36 fl. ö. W.
Gewiss ein namhafter Unterschied gegen den Geste-
hungspreis der %, B. von Emil Peter in Leipzig angekön-
digton nnd empfohlenen bronzenen Windformen, die bei
einem Gewichte von 130 — 170 01, also durchschnittlich
150 it., und bei dem Preise von 18 Sgr. 1 ff, auf 135 fl.
kommen.
Man bat hier früher kupferne Hohofenformen (Wasser-
formen und andere) angewendet, ist jedoch der grossen
Kostspieligkeit (65 — 70 fl. per Stück) und der kürzeren
Dauer wegen ganz davon ab- und zu den schmiedeisernen
übergegangen, welche sich auch in anderer Beziehung ganz
gut bewfthren. Sie nasen nicht oder nur sehr wenig, und
ihre Dauer ist eine ziemlich lange, so dass beispiels-
weise bei einer durch 15 Monate in Gebrauch gestandenen,
als man dieselbe versuchsweise herausnahm, noch die Fei-
ienstriche am Maule erkennbar waren. Der Austausch er
fordert, wenn alles vorgerichtet ist, eine halbe Stunde.
Gutes Material, wie wir es in unserem steierischen
Eisen besitzen, Behr sorgsame Schweissung und continuir-
liebes Formwasser sind natürlich die drei Grundbedingun-
gen einer .langen Conservirung. Die durchschnittliche Dauer
darf man mit Sicherheit auf 2 — 3 Jahre anheben.
Hieflau, im December 1866.
S. Mosaner,
Bergwesens- Ezpectant.
Ein Beitrag zur Kenntniss der Minerallager-
stätten Siebenbürgens.
Im Jahre 1854 habe ich bei Gelegenheit einer geogno-
stischen Gebirgsptirtie in den nördlichen Tbeil des Hargitta-
Gebirgea derben Schwefel in dem hier h(?rrscheiiden trachy*
tischen Gebirgsgesteine entdeckt und hie von eine kurze
Mittheilun(! in der österreichischen Zeitschrift für Ber«;- und
Hüttenwesen verööentlicht, wie diess auch in der Geologie
Siebenbürgens von Hauer und Stäche Seite 325 ersichtlich
ist. Da meine diesbezügliche Anzeige durch 13 Jahre keine
weitere Nachforschung durch andere Fachgenossen erhielt,
so hat der Freiherr Alexander von Huszar, Vicepräses des
hiesigen National-Landwirthschatts- Vereines, in Würdigung
dieses wichtigen Fundes für das gesammte Vaterland, mir
die Unterstützung gewährt, um diese gewiss interessante
Erscheinung: einer genaueren Ausrichtung zu unterziehen.
Im Monate Juni v. J. bin ich daher auf Kosten des
Freiherrn Alezander von Huszar in diese bisher wenig be-
kannte Gebirgsgegend unseres Vaterlandes gegangen^ um
die Ausrichtung vorzunehmen.
Ich kann bei Schilderung dieser Gebirgspurtie nicht
unterlassen, meinen grössten Uank den Bewohnern von
Gyer^yo und insbesondere dem Herrn Adalbert Spitz, Be-
vollmächtigten des Wiener Grosshandlungshauses Bider-
mann & Comp, für die freundlichste Aufnahme hiemit aus- j
zusprechen.
Im Einverständnisse meines hochgeehrten Protectors,
Freiherrn Alexander V. Huszar, habeich eine Suite der hie-
sigen Gesteine, die gerecht von allen Sachkundigen als
eine bisher ganz unbekannte und eiuzii; in ihrer Art daste-
hende Erscheinung dem hiesigen Landes -Musenm, (siehe
Jahres-Bericht des Herrn Museum-Directors von Brassai
pro 1866) dem siebenbürgischen Vereine für Naturwissen-
schaften in Hermannstadt (siehe Verhandlungen and Mit-
theilungen des siebenbürgischen Vereines für Naturwissen-
schaften Nr 4y 1866) und der k. k. geologischen Reichsanstalt
in Wien (siehe Sitzungsbericht vom 24. Juli und t$. November
1866) eingesendet. Dieser ganz neue Aufschluss in unserem
Vaterlande y sowohl in volkswirthschaftlicher als Auch in
wissenschaftlicher Beziehung, ist auch dem Herrn Pavay,
Gustos beim hiesigen Museum^ nicht entgangen. Derselbe
hat gleich bei Erhalt einisrer Musterstücke für das Museum
in KolozsvArer Közlöny durch eine Mittheilnng die ver-
diente Aufmerksamkeit der Bevölkerung des Landes auf die-
sen Aufschluss zu leiten versucht, und gleichzeitig auch
sehr richtig einen ausgedehnten Erwerbszweig der sehr be-
drängten Bevölkerung des Szeklerlandes in Aussicht gestellt,
da nur hiedurch der Nothstand des sonst sehr thätigen und
zu industriellen Arbeiten vollkommen geeigpeten Szekler-
Volkes beseitigt werden kann.
Nach dem statistischen Ausweise der k. k. statistischen
Centralcommission wurde in der österreichischen Monarchie
im Jahre 1864 die Menge von 37.802 Ctr., im Jahre 1865
von 33*355 Ctr. Schwefel erzeugt. Die Einfuhr des Schwe-
fels in den österreichischen Staat betrug im Jahre 1864
87.362 Ctr., im Jahre 1865 82.380 Ctr. Diese Zahlen spre-
chen so deutlich, dass mit Recht zu erwarten ist, die un-
garische Regierung werde ihre vollste Aufmerksamkeit auf
diesen Zweig des Nationalwohlstandes wenden.
In dem hiesigen Museum wurden die durch mich ge-
sammelten Musterstücke in einer besonderen Abtheilung
aufgestellt und werden gewiss auch in den spätesten Zeiten
die gerechte Aufmerksamkeit eines jeden sachkundigen Be-
suchers erregen.
Eine interessante und wichtige Erscheinung in unserem
Vaterlande bildet gewiss in jeder Beziehung das bisher
wenig bekannte Vorkommen des krystallinischen und der-
ben Schwefels im rhyolitischen Trachyttuff und in dem dich-
ten Andesit oder Har^itttrachyt auf dem 1 073 Klafter hohen
Gebirge Kelemen-Izvor.
Der Kelemener Gebirgsstock nördlich von Gyergyo
bildet den nördlichen Theil des ausgedehnten Hargittagebir-
ges, und wird durch den Marosfluss bei 01a oder Gyerizyo,
Toplicxa, Mesterhäz, Palota, Ratosnya und Deda auf eine
Strecke von 6 bis 7 Meilen von Ost nach West durch-
brochen.
Die TrachyttufPe und Conglomerate bilden einen gros-
sen Theil des Kelemener eben so wie des Hargitta-Gebirges,
und können besonders am Marosdurchbruch und bei Pa-
rajd in hohen pittoresken Felsenpartien genau beobachtet
werden.
Diese Eruptivtnffd und Conglomerate begleiten, oder
besser gesagt, umgeben das Gebirge von 3 Seiten, und zwar
nördlich bei Tihutca, am Ursprung des Dornaflusses, Borgo
Bistricsova, südlich bei Toplicza, Mesterhäz« örtlich bei Deda
und Magyar Kövesd, westlich wird das Gebirge von kryatal-
linischem Schietergesteine, Gura Haitie . aii der Grenze der
Moldau, Beibor, Borszik uiid weiter westlich von dem Ditroer
Syenitstock begrenzt. Diese Conglomerate und Tuffe greifen
tief in das Innere des Gebirgeß ein, so wie in den Tbälern
- 135
besonders Uva, Ratosnja und am Marosthal bis bocb hinauf
entbldsst sind nnd selbst Aber einige 800 bis 1000 klafter
hohe Passe in der Krammbolsregion wegsetsen, bei Tehu,
am Ursprünge des Ilvabaches, bei dem Tihntser Posthaas,
bei Pietrile Bos.
Diese Conglomerate bestehen aus grossem Trachyt und
Basaltblöeken ; letztere sind an yielen Orten hellgrfin ge-
färbt, auch feinere Sedimente nehmen grosse Strecken in
dieser Zone ein, und man wfthnt sie als geschichtet in Folge '
der feineren Fragmente.
An mehreren Orten werden diese Trachytconglome-
rate von Basaltkegeln durchbrochen bei Toplicaa, Mester- '
bib, Laurda ; das Gestein bat eine lichtgrfine hellere Farbe
als die Basalte der Detunata. Auf dem Bergrücken bei Drigla
findet man einen grösseren Kegel von einer dichten, im
Bruch splittrigen, dnnkelgrauen, man del steinartigen Basalt-
Tarietät.
Die Spitze des Gebirges Kelemen-Isvor bildet ein dun-
kelgrauer, dichter Andesit- (Hargitt-)Trach3rt; dieses Gestein
hat auch oft ein ganz schlackiges Aussehen. Gegen die Ge-
birgsspitae Nyegoi, d. i. nördlich, wird der Trachyt krystal-
linisch und hat ganz das Aussehen des Grünstein-Trachytes
(Porph3rr). Die ausgeschiedenen Mineralindividuen, aus denen
dieses Gestein zusammengesetzt ist, erscheinen in grossen,
ausgeschiedenen, vollflftchigen Krystallen; auch findet man
frei ausgeschiedenen Ekiesel in grösseren Partien von hier
weiter nordöstlich am sfidlichen Abhänge des angrenzenden,
tili Klafter hohen Gebirges Pietros, und am Ursprünge des
Baches Ilva fand ich in diesem Gestein grössere Fragmente
von Amphibolschiefer.
Beachtenswerth ist auch an diesem Orte eine kalte Quelle,
die eine weisse und röthliche, poröse Masse in bedeutender
Menge herausfördert und am Bande der Quelle als Sinter ab-
setzt. Dieser Sinter wird von den Gebirgsbewohnern Laptie
de Piatra genannt, und besonders bei Hornvieh und Schafen
als Heilmittel gegen Diarrhöe mitglftnzendem Erfolge benützt.
Nach dem Geschmack zu urtheilen, enthält dieser Sinter
Magnesia und Kali und hat mit dem in der Heilkunde be-
kannten Lac Lunae Aebnlichkeit.
Wie schon oben gesagt wurde, bildet die Spitze des
Berges Kelemen-Izvor der schwarzgrane andesitische Tra-
cbyt (Hargitttrachyt), der bis gegen die Mitte seiner Abda-
chung gegen das Quellgebiet des Nyagrabaches anhält. Das
Gestein ist an vielen Stellen in den zu Tag stehenden Fel-
sen leicht zu beobachten. Von hier 400 bis 500 Klafter
weiter abwärts (dieses Terrain ist stark mit Krummholzg^-
strüppe und mächtiger Dammerde bedeckt), findet man wie-
der in steilen zu Tag stehenden. Felsenpartien den zum
Theile tuffartigen, zum Theile fast nur aus Kiesel, Sanidin-
nadeln enthaltenden porcellanartigen Bhyolit, der nördlich
den ganzen Berg Pietrisel bildet und südlich bis Gyalu-Csont
in grosser Ausdehnung ansteht«
Zwischen diesen zwei Gebirgsgesteinen, nämlich dem
andesitischen und rhyolitiscben Trachyt, findet man den
Schwefel, derb in 50 bis 60 Kubikfuss grossen Knauen,
und mild in einen gelblichweissen Kaolin enthaltenden Letten,
in grosser Menge^ begleitet von einer blauen, conglomerat-
artigen, aus Trümmern von Trachyten fest verbnndenen
Masse vor. Das Muttergestein, in dem der Schwefel zum
Theile krystalliniscb, zum Theile derb vorkommt, ist ein
weisser, stark quarziger Trachyttuff, dessen Drusenräume
mit Schwefel ausgefüllt erscheinen. Der reine Schwefel-'
gehalt dieses Materials variirt zwischen 40 bis 80% (und
wir führen Schwefel aus Sicilien ein.*)
Von ganz besonderem Interesse erscheint aber noch
ein weiteres Schwefel vorkommen hier. Unter dem im Obi-
gen erwähnten Hargitttrachyt fand ich eine mächtige 15
Klafter hohe, zu Tag stehende Partie eines schwarzgrauen,
mit krystallinischem Schwefel imprägnirten Trachytes. Das
Gestein ist etwas porös ; in der dunkelgrauen Grundmasse
sind glänzende Feldspathkryställchen mit deutlicher Oliga-
klasstreifhng ausgeschieden : zahlreicher sind andere Feld-
spathkryställchen, die mit einer matten Verwitterungsrinde
Überzogen sind. Auch Eisenkies ist hie und da eingesprengt
Was dem Gestein aber besonderes Interesse verleiht, ist
der bedeutende Gehalt an gelbem krystallini-
schem Schwefel, der in kleinen Partien das ganze Ge-
stein durchzieht, so dass er gewissermassen mit zu den in-
tegrirenden Bestandtheilen desselben zu gehören scheint ;
dem Ansehen nach gehört dieses Gestein zu den jüngeren
andesitischen Trachyten. Ich halte das ganze für das Pro-
duct eines unterseeischen Vulkans. Die Analyse dieses Ge-
steines, die Ervin Freiherr von Sommaruga bei der k. k.
geologischen Beichsanstalt ausführte, ergab in 1 00 Theilen :
Kieselsäare .... 58^58
Thonerde 15-44
Eisenozydul .... 7*57
Kalkerde 4*31
Magnesia 1*83
Kali M5
Natron ...... 142
Wasser vki
Schwefel (a) • . , . 6'8l
Summa . . 9845
Durch die an Ort und Stelle durch mich durchgeführte
docimastische Probe variirte der Schwefelgehalt in diesem
Gebirgsgestein zwischen 5 und 25%. Auch fand ich an den
Klüftungsflächen dieses Gesteins Halbopale.
Als ich femer den sfidlichen Theil des Kelemen-Izvor
bis hinab gegen den Ort Gyergyo oder 01a Toplicza beging,
entlang dem Seitenthale des Baches Putaros (stinkende),
beobachtete ich an den entblössten Felspartien den ande-
sitischen Trachyt bis gegen Gyalu Csont, wo vorherrschend
wieder der rhyolitische Trachyt ansteht.
Bei dem 6 — 700 Klafter unter der Krummholzregion be-
findlichen 200 Q^gi^ossen Teich ist auf eine Strecke von 40
bis 50 Sehritten lebhafter Geruch nach Schwefelwasserstoff
zu bemerken, wober auch der Baeh ' unzweifelhaft seinen
Namen hat; hier zeigen sich mehrere starke Säuerlinge. Die
Gas-Ezhalationen erinnerten mich ganz an jene in den be-
kannten Höhle am Budös bei Bikkszi&d und an die Säuer-
lingquellen um diese Höhle vorzüglich am Fortyogo.
Doch waren Schwefelabsätze in Folge der Gas-Ezhä-
lationen hier nicht zu finden. — Nach den grossen Sinter-
bänken von reinem Eisenozyd am Bande dieser Säuerlinge
zu artheilen, sind dieselben stark eisenhaltig.
*) Warum nicht? Wir wünschen allerdings, dass dieser
Fandort zu einem nachhaltigen Bergbaa führen inöge; sollten
aber die Kosten des einheimisch gewonnenen Schwefels höher
sein als die des hier eingeführten, so kann es denn doch mög-
lich sein, dass das Land mehr Vortheil bei der Einfahr als bei
der Selbstgewinnang hätte. Darüber kann aber nur der prak-
tische Versuch entscheiden, der jede Aufmunterang verdient D. R.
- 136
Meine erAte diesbezügliche Mittheilung im Jahre 1854
hat die löbliche Redaction der österr. Zeitschrift fQr Berg-
und Hüttenwesen mit einer aneifernden Bemerkung ver-
öffentlicht*), darum säume ich nicht auch jet%t den gegen*
wärtigen wahren Sachverhalt dieses Vorkommens nach mei-
ner bisherigen Beobachtung hier mitzutheilen, und schliesse
mich den Worten des Herrn Hanns Höfer beider Schilde-
rung des Torockoer Vorkommens bei :
«Mögen diese Worte als ein kleiner Beitrag ^ur Kennt-
niss der Erzlagerstätten überhaupt, wie jener des an nutz-
baren Mineralien überreichen Siebenbürgens freundlichst
aufgenommen werden. Mögen jedoch Jene, welche noch
mehr berufen sind über das Wohl des Landes zu wachen,
diese Zeilen als einen wohlgemeinten Fingerzeig zur He-
bung der Industrie und jenes grossen Naturschatzes mit dem
besten Willen für die gute Sache annehmen. »
Klausenburg, März 1867. P. J. Kremnitzky,
gew. Bergpnrerks-Director.
A.dministrati ves.
Se. Majestät haben nachstehende Allerhöchste Hand-
schreiben zu erlassen geruht:
Lieber Freiherr von Wüllerstorff!
' Ich enthebe Sie in Gewährung der mir vorgebrachten
Bitte von der Stelleeines Ministers für Handel und Volks-
wirthschaft und spreche Ihnen unter gleichzeitiger taxfreier
Verleihung des Qrosskreuzes Meines Leopold-Ordens für Ihre mit
treuer Hingebung geleisteten Dienste Meine volle Anerkennung aus.
Wien, am 1^. April 1867. Franz Joseph m. p.
Lieber Freiherr v. Becke!
Ich übertrage Ihnen unter Belassung der Leitung des
Finanzministeriums fUr einstweilen auch die Leitung des
Ministeriums fär Handel und Volkswirthschaft.
Wien, am 20. April 1^67. ^ Franz Joseph-'n^ ^
*) Wir danken auch fQr diese Mittheilung recht sehr, da
aus derselben viele Anhaltspunkte zu einer, wie es scheint, be-
deutenden Schwefel-Gewinnung enthalten sind. Möchte sich nnch
das zu einer rationellen Unternehmung nöthige Capital fiude»,
um diese Naturschätze in Augriff zu nehmen, was für die indu-
strielle Entwicklung Siebenbürgens Anlass zu neuen Fortschritten
geben kann. Wir bringen in nächster Nummer eine zweite Mit-
theilung über dasselbe Mineralvorkommen. O. H.
Ernennung.
Der Minister fUr Handel und Volkswirthschaft hat dem
Berghauptmanne in Flbogen, Johann Lindner, die angesuchte
Ueberstellung in gleicher Diensteseigenschaft nach Komotau und
dem Berghauptmanne in KraKau, Georg Hofmann, die gebotene
Uebersetzung in gleicher Diensteseigenschaft nach £lbogen be-
willigt.
Brledigung. '
Die Vorstandsstelle bei dem Bergamte in Idria
mit dem Titel und Charakter eines Bergrathes, in der YIII-
Diätenclasse, mit einem Gehalte jährl. 1 680 fl., einer Functions-
Zulage von 210 fl., einem Pferdpauschale von 210 fl., freier
Wohnung nebst der Benützung von 1506 Quadratklaftem Gar-
ten- und 3552 Quadratklaftem Wiesengründen, insolange die-
selben zum Werksgebrauche nicht nothwendig sind, einer Jagd-
entschädigung von jährl. 52 fl. 50 kr. und der Benützung der
Fischerei, insoweit diese als ehemaliges herrschaftliches Eigen-
thum in das des Bergamtes übergegangen ist. — Diese Neben-
bezüge werden bei der im Zuge befindlichen Reorganisimng
des Amtes entsprechend regulirt werden. -^ Gesuche sind, unter
Nachweisung der bergacademischen Studien, gründlicher geolo-
gischer Kenntnisse über Vorkommen und Verhalten der Erz-
lagerstätten, erprobter Kenntnisse im Berg- und Hüttenbetriebe,
einer genauen Kenntniss des montanistischen Rechnungswesens
und der administrativen Vorschriften und Normen, der Routine
in der ämtlichen Geschäftsführung und der bewährten Befähi-
gung zur Amtsleitung, binnen vier Wochen beim Finanz-
ministerium einzubringen. — Wünschenswerth ist die Kenntniss
der slovenischen oder einer anderen sLivischen Sprache.
498.
Knndmachnng.
Von der k. k. Berghauptmannschaft in Elbogen wird hiermit
kundgemacht, dass die k. k. Berghauptmannschaft in Komotau
als ehemalige Bergbehörde für den Egerer Kreis, im Einverneh-
men mit dem k. k. Bezirksamte in Karlsbad, mittelst der Ent-
scheidung vom 26. April 1859, Nr. 821 die Vornahme von
Schürfungen und allen Bergbaubetrieb in den Gemeinden Karls-
bad, Funkenstein und Eapenthor, sowie in dem angrenzenden
am rechten Ufer des Egerflusses befindlichen TheUe der Ge-
meinde Drahowitz aus öjBTentlichen Rücksichten für die Karls-
bader Heilquellen im Sinne der §§. 1 8 und 222 des allgemeinen
Berggesetzes vom 23. Mai 1854 für unzulässig erklärt hat, und
dass daher keinerlei Berechtigungen zum Bergbaue in diesem
ausgenommenen Gebiete ertheilt werden.
Elbogen, den 5. April 1867.
ANKÜNDIGTOGEN.
Ein theoretlseli und praUtlseh gpebllde-
ter HLftttennmnny der seit einer langen Reihe von Jahren,
Blei-, Zink- und Eisenhütten selbstständig verwaltet hat und dem
gute Referenzen zur Seite stehen, sucht eine anderweitige Stellung.
Auskunft wird die Güte haben zu ertheilen : Herrn Louis von
Haber, Wien, Herrengasse 5. (29—21.)
üanf-, eyentnell Pacht-Lieitation.
Von Seite des Leutschauer königl. prov. Districtual* Berg-
gerichtes wird hiermit kundgemacht, dass über Ansuchen der
Wagendrüssel-Mor^nyer Eisenwerks-Theilhaber — die unbeweg-
lichen Bestandtheile dieser Eisenhütte, als: 1 Hohofen sammt
Wassergefälle, Gebläsekammer und Kastenirebläse , 4 Stück,
20.000 Körbl kohlenfassende Kohlenschöpfen, 1 Rostofen mit
3 Oefen, 2 Gärten auf dem Werksgrund beim Hohofen, zwei
zu Beamten- Wohnungen dienende Häuser, am 3. Juni 1867,
nm 9 Uhr Vormittags, mittelst an Ort und Stelle abzuhaltender
gerichtlicher Versteigerung — an den Meistbietenden eigen -
Uiümlich verkauft, oder nach Umständen verpachtet werden.
Uievon werden Kauf-, bezüglich Pachtlustige mit dem Bei-
ftlgen verständigt , dass der Schätzungs sofort AuBrufspreis —
nebst sonstigen Kauf- und beziehentlich Pachtbedingungen vom
10. Mai 1. J. ab, nicht nur in der diesgerichtlichen Kanzlei,
ausserdem beim Herrn Paul Weszter hierorts, sonderti auch in
Kaschau bei dem Ge\verken Herrn Johann Bayer, Fleischer-
gasse Nr. 128 ,— in Kirchdrauf beim Herrn Sigismund Toperczer,
endlich in Wagendrüssel bei dem Werks-Director Herrn Johann
Nepko — wann immef eingesehen werden künnen; endlich,
dass Käufer oder Pächter eventuell Gelegenheit haben werden,
auch die beim Werke vorräthigen Eisenerze, und Kohlen — ab-
gesondert anzukaufen. (14—16)
Lentschau, am 30. März 1867.
Ein im Königreichf» Böhmen, in holzrefeher Gegend, nur
I V? Meile von einer Eisenbahn gelegenes, im Betrieb stehen-
des Kupferberg- und Hüttenwerk, mit mächtigen, auch Silber
führenden Rrzen, vollständig neuer Betriebseinrichtung för Knpfer-
und Silberextraction, als: Pochwerk, Mühle, Röstofen, Laugerei
u. s w.; einer mehr als zureichenden constanten Wasserkraft
(75 Pferdekraft) mit Turbine, neu erbauten und angenehm situir-
ten Wohngebäuden, in welchen sich ein vollständig eingerichtetes
chemisches Laboratorium befindet, ist aus freier Hand zu ver-
kaufen. — Ein Theil des Kaufschillings könnte in Jahrester-
minen bezahlt werden.
Gefallige Anfragen sind zu richten unter E. ¥, Nr. 20
an die Expedition dieser Zeitung. (17 — 19)
Dieser Nummer liegt eine Tafel mit Zeichnungen bei
Dmek von Carl Fromme In Wien.
Fflr den Veriftg verrnntirortlicb : Carl Reger.
N=18.
I¥. Jahrgang.
Oesterreichische Zeitschrift
1867.
«. lai.
Ar
Berg- und Hüttenwesen.
Verantwortlicher Redacteur: Dr. Otto Freiherr von Hingenau,
k. k. IflnitteTiftlrAtb im FinansminiBterinm.
Verlag der Q. J. Manz'schen Buohliandlmig (Kohimarkt 7) in Wien.
Inhalt: Bemerkungen Über Rails-Fabrikation. — lieber die Veränderlichkeit des Werthes der Edelmetalle. — Siebenbürgens
Eisenindustrie. — Baffiniren roher Seesalze mit Alaun und mit Kochsalzlösung — Notizen. — Administratives. -— Ankündigungen.
Bemerkungen Aber Baila-Fabrikation
▼on M. Couard; nach Annales des mines, 1866, übersetzt von Paul Kupelwieser.
(Fortsetzung.)
Die Hütten leisten den Eisenbahngesellschaften für ihre Rails Qarantie während einer Zeit, weiche von 2 bis 5 Jah-
ren varürt.' Die während der Jahre der Garantie gemachten Aaawechslungen , welche in der Tabelle Nr. 1 den Be-
schickungen gegenübergestellt sind, werden uns zeigen, welche Erse die besten Haiis geben.
Tabelle Nr. 1.
1
E r
z - A n a
1 y s e n
t 1
lls
s
Beschickung.
Beschaffenheit der
Erze
Phosphor im
Boheisen
•§3
11
Während der 2 J
der Garantie gern
te Auswechslung
1
'S
5" 6
O
O
i
QQ
Um
1
Kalkige Erze ....
Kalk
91
9
7-20
7-50
8*40
•
62-90
'
•
1400
400/0
1*400
grau
O-500/o
100
Kalkige Erze ....
64
10-86
5-43
19-90
0-90
39*87
0-88
0-19
21*97
250/0
Phosphor enthaltend
1
Quarzige Erze ....
3-5
22' 14
8-44
.
5331
.
,
10*43
38
alsFeO,P05.0*680/o
1*71
J
detto ....
3-5
26-86
314
0-72
0-34
54-48
4*66
,
9-80
35
BaOySO« enthaltend
> 1*1 70
weiss
2/
detto ....
3
9-50
4-78
2*95
0-51
66 77
0*47
,
1502
40
etwas arsenikalische
1*79
j
Schweiss-Schlacke . .
18
.
.
•
,
,
44
Erze,
(
Thoneisensteine . . .
Kalkige Erze ....
5-
11-38
8-05
10-42
8-02
0*96
30*26
^
62*72
27-26
.
02
1450
26-42
40
18%
)
1
100
18
4*60
5*60
15*70
detto ....
18
5*24
2*36
15-75
62*60
,
.
14*04
42
1 9
3
Quarzige Erze, geröstet
46
30-70
4-25
0-75
.
59*20
,
,
•5- 10
40
enthielt vor der Rö-
1
grau
Kalk
18.
2-47
109
52*27
112
1*02
•
•
42-03
1
stangvielBaO,S03
}
100
'
Kalkige E^rze ....
8
8-80
8-00
1500
.
.
,
.
.
300/0
QuarzigeErze ....
8
300
0*80
1-20
.
,
50
detto ....
8
17-50
500
13-70
,
,
30
12-90
11*30
24*20
4
detto ....
detto ....
21
8
16-30
15-20
5-70
6-60
9-00
1-20
45
50
0-978
weiss
i
detto ....
19
25*40
710
2*80
32
f
Schweias-Schlacke . .
6
39-40
1-30
50
l
Kalk
22
15-00
7-10
42-30
•
lOü
Thoneisensteine . . .
r
10-60
10-20
61*60
15*20
400/0
Immer etwas Blende
detto ....
58? {
1»00
11-40
5310
,
14-50
34
enthaltend.
5.
detto ....
Schweiss-Schlacke . .
., '
l'OO
83-00
960
9*70
53-60
63-00
•
17-50
34
40
Sehr phosphorischti
Erze,
?
weiss
52-60
Kalk.
30?
4-60
2-00
53*00
•
41
20
— 138 -
Die wttlireod der Zeit der Oarantie gemachten Aas-
wechsluDgeii waren ftusserst gering in den Hütten, weiche
kalkige Erse verarbeiteten ; viel beträchtlicher bei jenen,
welche quarzige Erae verschmolsen, und es aberstieg dieses
VerhältnisB 50 pCt. bei einer Hfltte, welche nur Thoneisen-
steine verwendete.
Ein eingehendes Examen der auf den Bahnen aasge-
hobenen Rails hat uns folgende Resultate gegeben.
Tabelle Nr. 2.
Auf 100 ansgehobene Baus
kamen :
Beschaffenheit der Erae
Kalkige Erae . . .
Kalkig-quaraige Erae
Qnaraige Erae . . .
Thoneisensteine . .
I
MS
1
1
11
19
23
20
604«
|l
11
25
4
3
20
39
15
14
29
► (^
7
10
6
11
o
t
1193
107
101
213
*) Unter ngebrochenen" Rails sind jene bezeichnet , bei
welchen Tbeile des Kopfes zerstört sind.
Wenn man die Tabelle 2 mit der Tabelle i zusammen-
hftlt, kann man durch einfache Proportionen die Menge jeder
Gattung von Ausschuss ableiten, welche während der Dauer
der Garantie auf 1000 Rails entfiel.
Tabelle Nr. 3.
1
In der Zeit der Garantie aus-
Ji
ß
Bes^affenheit
gehobenen Rail's
•StS
1
1
K
Q
s
"iS
s
der Erae
i
t'
o
M
"ä h
1
ns 8
ti
i
1
11
t
•1
a
5
II
2
Kalkige £rze . .
3
2
5
8 2
20
960
3
Kalkig-qoaraige Erae
4?
15
3
12
8
80
920
4
Qnaraige Erze . .
97
41
6
25
11
180
820
5
Thoneisensteine . .
104
104
151
104
57
520
480
Diese beiden Tabellen zeigen deutlich die schwachen
Stellen dieser Fabrikation. — Die Rails aus kalkigen Erzen
nützen sich äusserst wenig ab^ und wie wir sehen, besteht
die Ursache ihres Unbrauchbarwerdens nur in der ünvoU-
stftndigkeit der Scbweissung *). Dem Eisen aus quarzigen
Erzen mangelt die Härte, wesshalb sie leicht zerdrückt wer-
den; die Rails aus Tboneisensteinen zeigen denselben Fehler
und sind ausserdem viel weniger schweissbar.
Um die Beschaffenheit des Eisens, das gute Rails lie-
fert, völlig zu erkennen, bleibt uns noch übrig, die Dichte,
die Biegsamkeit, die Festigkeit und das Bruchansehen der
von den verschiedenen citirten Hütten producirten Schienen
anaufahren.
Tabelle Nr. 4. — Dichte der Rails.
Numero der Hütte. Beschaffenheit der Erae. Dichte der Rails. Numero der Hütte. Besch affenh eit der Erae. Dichte der Rails.
^"^^ ~ Kalkige^Erae" "^?52ö"^ '^ 4 '
8 Kalkig-quarzige Erae 7*591 5
Die quarzigen Erze geben Rails von einer Dichte, welche sieb deijenigen des guten Schmiedeeisens (7*7) nähert; die
kalkigen ,und thonigen Erze haben eine geringere Dichte und stehen hierin dem weissen Roheisen (7*5) zunächst
Tabelle Nr. 5. — Biegsamkeit d er Rails.
Qnaraige Erae *
Thoneisensteine
7-619
7-415
Vignol-Schienen
Rails mit ungleichen Köpfen
1
aus kalkigen Erzen
aus qiiaraigen Erzen
aus kalkigen Erzen
aus quaraigen Eraen
Einbiegung
Einbiegung
Einbiegung
s
während der
Belastung /
bleibend
während der
Belastung
bleibend
während der
Belastung
bleibend
während der
Belastung:
bleibend
Tonnen
16*000
20*000
Meter
000222
000297
Meter
0*00032
0-00054
Meter
000263
000435
Meter
0-00030
0-00127
Meter
0-00311
0-00511
Meter
000065
000213
Meter
0-00454
0*01613
Meter
«•00165
001235
Bemerkung. Bei diesen Versuchen wurde die Belastung in der Mitte des Rail angebracht, welches auf zwei
Kanten von 1 Meter Entfernung auflag.
Aus obiger Tabelle ist ersichtlich, dass die Rails aus
kalkigen Erzen bei weitem weniger biegsam sind, als jene
ans quarzigen Erzen.
Festigkeit gegen Schlag. Die Rails aus kalki-
gen Erzen brechen sehr leicht; die der Hütte 1 wider-
stehen dem Schlsge eines Fallblockes von 300 Kilogramm
bei einer Fallhöhe von 1 3 Meter nicht mehr; die der Hütte
2 bei einer Fallhöhe von 1-7 bis 2 Meter. — Die Rails. aus
quarzigen Erzen dagegen sind sehr widerstandsfähig; die
der Hütten 3 und 4 widersteht^n bei einer Fallhöhe von fünf
Metern.
Aussehen des Bruches. Wenn man endlich die
Brüche ansieht, welche bei einer langsamen Biegung mit-
telst einer hydraulischen Presse gemacht wurden, so sind
die Rails aus kalkigen Erzen die einzigen, welche Brüche
von grossem hellen und gleichförmigen Korne zeigen; die
anderen Schienen dagegen zeigen Brüche, die um so sehni-
ger sind, je siliciumreicher die verwendeten Erze »ind.
Zusammenfassung. Nach dem oben Gesagten
werden die bebten Rails aus kalkigen Erzen producirt ; diese
*) Nach obiger Tabelle betragen jedoch die gebrochenen
Rails 40 pCt, die durch Schweissfchler unbrauchbar gewordenen
Rails nur 25 pCt der Ausschüsse. D. Uebers.
139 -
Bails sind hart, von groasem glänsenden Korne im Bruche,
Ton deraeibeu Dichte wie weiaaee Roheiaen and widerate-
hend der Fallhöhe von 300 Kilogramm Gewicht. — Sie
haben bei ihrer Dichte und Gkbrechlichkeit einen kleinen
Elaaticitfitacofifificienteny waa eie au einer im Gebrauche
werthvollen Qualität macht; ihr Eiaen iat endlich aehr gut
achweiaabar, und die während der Jahre der Garantie
nöthigen Auawecbalungen nahezu unbedeutend.
Die quarzigen Erze geben dagegen weiche Si-hienen,
welche auf der Bahn gedrückt werden, aehnig im Brache,
aehr dicht, biegaam und wideratandafühig, und immerhin ge-
nügend achweiaaend. Die Auawecbalungen werden hier mit-
unter .beträchtlich und erreichen eine Höhe von mehr ala
20 Procent.
Waa die Thoneiaenateine anlangt, ao haben aie in
jeder Beziehung achlechte Raila geliefert. Wenn man ea
nun verauchen will, die ao genügend zergliederten Verachie-
denbeiten in den erhaltenen Reaul taten zu erklären, aomuaa
angeführt werden, daaa die kalkigen Erze nicht jene werth-
▼olle Qualität von Schienen geben würden, wenn aie nicht
Eiaen- und Kalk-Phoaphate enthielten.
Waa den von Einzelnen angeführten wohlthätigen £in-
flnaa dea Biliciuma betrifft, ao kann deraelbe mit den voran-
geachickten Thataachen nicht in Uebereinatimmang gebracht
werden. — Der achädliche Einfloaa dea Schwefele auf die
Schweiaabarkeit iat ea, welcher der Hütte 5 bei der Ver-
wendung von Thoueiaenateineu ao klägliche Keanltate gab,
während er die Hütte 3 nicht hinderte, gute Raila zu fabrl-
ciren, wobei freilich zu erwähnen iat, daaa der überwiegende
Einfluas dea Schwefela durch den Phoapborgebalt einer be
atimmten Menge kalkiger Erze yerbeaaert werden muaate.
Roheiaen-Fabrikation.
Nachdem wir gezeigt haben, daaa die kalkigen und
phoaphorhaltigen Erze diejenigen sind, welche für die Schie-
nenfabrikation verwendet werden müaaen, haben wir noch
übrig, in jedem der zahlreichen Detaile der Fabrikation jene
Umstände zu auchen, welche die beiden wichtigsten Eigen-
achaften einer Schiene, die Schweiaabarkeit und Härte, er-
höhen können.
In England fabricirt man Raila zu den verachiedenaten
Prei:ten, von den sogenannten namerikaniachenti angeian'*
gen, welche mit 125 Franca die Tonne verkauft werden, hie
zu den „indiachenRailau, deren Preia sich bis auf 250 Franca
per Tonne beläuft. Für die eraterün wird weiaaea Roh-
eiaen verwendet, deaaen Beachickung 40bia 50 pCt. Schweiaa
achlacke enthält; die letzteren werden aua grauem Roh-
eisen gemacht, das bei weni^rer ala 20 pCt. Schlacke in der
Beschickung erblasen ist. — Ueberall jedoch werden die
Hohöfen mit Coaka, einige auch mit roher Steinkohle und
mit warmem Wind von etwa 350 bis 400 Graden be-
trieben. Die grauen Roheiaenaorten enthalten mehr Silicium
und erfordern deaahalb einen längeren Puddelproceaa, wel-
cher eine viel vollständigere Reinigung dea Eiaena mit sich
führt. — Ein kalter Gang dea Hohofena dagegen gibt ein
weiaaes, luckigea, aehr rasch ^scbendea Roheiaen, und daa
daraus dargeatellte Eisen ist meist wenig gereinigt und zeigt
dann ein Korn, daa aich dem dea Roheiaena nähert.
In Frankreich gehen die Hohöfen upter aehr ähn-
lichen Verhältniaaen, und man producirt ebenfalla weiaaea
Roheisen, welchea viel billiger zu atehen kommt; niQhta
deatoweniger bedienen aich jedoch gerade |ene Hütten,
welche besaere Raiia liefern, ao viel ala möglich dea
grauen Roheiaena. -*- Der Znaats von Sehweiaaaehlacke
zur Beachickung iat im AllgemeiiMn gering genug, und über •
ateigt nie *20 pCt
Pud dein. Um gntea, köruigea Eiaen au erhalten,
müaate man grauea Roheiaen verwenden ; der niedrige Ver-
kaufapreis dagegen weiat auf die Verwendung von weiaaem
Roheiaen hin. — Bei dem Puddeki von weiaaem Roheiaen
beträgt der Calo 12 bia 13 pGt., der Verbrauch ap Kohle
per Tonne Eiaen etwa 750 Kilogramm; die Zahl der Char-
gen in 12 Stunden iat 10 bia 1 ].
Wenn man dagegen eine Miachung von weiaaem und
halbirtem Roheiaen verwendet, um kömigea Eiaen zu er-
zeugen, ao beträgt der Calo 18 pCt, der Kohlenverbrauch
etwa 807 Kilogramm, die Zahl der Chargen jedoch nur 9;
dieas Letztere iat ea, waa den erhöhten Brennato£Fverbrauch
erklärt. Man muaa aich aehr hüten, daa gat gef riacbte Korn-
eiaen mit dem nuvollatändig gpfriachten Eiaen, deasenKorn
dem des Roheiaena gleicht, zu verwechaeln, denn daa eratere
achweisat vorzüglich, daa letztere aehr achlecht; daa eine
iat aehr feat, daa andere aehr brüchig.
Man theilt daa aua einem und demaelben Roheiaen er-
zeugte Puddeleiaen für Raila- Fabrikation in 4 Kategorien
und aetzt die Pakete für Vignol-Schienen faat gleichförmig
aua allen diesen Eieenaorten zuaammen.
Nur die cannelirte Füaapiatte und die deraelben anlie»
gen den Schienen aind aua weichem aehnigen Eiaen.
Die Reaultate der Schlag-, Biegunga», Härte- und
Schw«.iaa-Proben laaaen aich in Folgendem zuaammen -
faaaen:.
1. Die Wideratandafähigkeit gegen Biegung iat am
gröaaten bei Eiaen von glänzendem Korne.
2. Die Tragfähigkeit erreicht ihr Maximum bei dem-
aelben Eiaen,
3. Die Festigkeit gegen Schlag wächat vom Eiaen mit
rohem Korne, bia zum aehnigen Eiaen.
4. Daa Eiaen der 4. Qualität erreicht nicht mehr die in
den Uebemahms-Bedingungen geforderte Festigkeit gegen
Schlag (von 1 -5 Meter Fallhöhe einea Blockes von 300 Ki-
logramm).
5. Die Härte ateht im verkehrten Verhältnisse zur
Festigkeit gegen Schlag.
6. Die körnigen Gisensorten, vor Allem aber daa Eiaen
von glänzendem Korne, sind am leichtesten zu achweissen.
Waa die Schweiaabarkeit dea Eiaena mit rohem Korne
anlangt, so wäre zu erwähnen, daaa aich bei einer grossen
Anzahl Rails mit doppelten Köpfen, welche auf der Linie
Paris-Lyon gelegt waren, die Kopfschiene in einer langen
Linie von einem Ende dea Rail zum anderen ablöste. —
Alle diese Raila zeigten ein roheiaenartigea Korn, wogegen
bei Raila von glänzendem Korne dieaer Fehler nie vorkam.
Ofenconatruction. Man hat häufig die Frage
aufgeworfen, welche Vorrichtung bei Ofenconstrnctionen
im Intereaae dea Friachena beaaer aei, Luft- oder Waaaer-
kühlung?
Creuaot fand bei Verauchen im Groaaen eine billigere
Unterhaltung dea Ofens bei Anwendung von Waaaerküh-
lung *). — Die Qualität dea erhaltenen Erzea war jedoch
bei beiden Vorrichtungen dieaelbe. (Fortsetzung folgt)
*) Eine Frage, der man in Frankreich und Belgien län-
gere Zeit die grösste Wichtigkeit beilegte. D. Uebers.
— 140 —
üeber die Veränderlichkeit des Werthes
der Edelmetalle.
Von Wilhelm Zippe.
(FortietBimg.)
Auf die in Europa vor eich gegangene Preieeteigarung
sUrflokkommend, wird es. unnöthig sein, viele Belege fdr
ihre Bealitftt beizubringen ; Jedermann, der halbwegs ge>
nOthigt ist, seinen Ausgaben > einige Aufmerksamkeit zu
schenken, wird davon auf das Innigste überzeugt sein.
Wenn wir in Oesterreich speciell die allgemeine Theuerung
viel greller empfinden, so mag diess die Ausnahmsstellung
erklären, in der wir uns seit zwei Jahrzehnten befinden. Der
schwankende, immer mehr oder weniger entwerthete Stand
unserer Landesvaluta, der Bau mehrerer Eisenbahnen bis
in das Herz der fruchtbaren Östlichen Provinzen, der durch
die Grundentlastung plötzlich vollzogene Uebergang von
der Natural- zur Geldwirthschaft, verhältnissmässig hohe,
nicht sehr gleichmässig vertheilte Steuersätze ^ind ebenso
viele Ursachen unserer specifischen Theuerung, welche
nichts mit der Vermehrung des Geldes durch das neue Gold
zu thun hat. Um den Einfluss des letzteren zu würdigen,
muss man die Veränderungen der Preise im westlichen
Europa, vorzugsweise in England, welches als Centrum des
Welthandels gelten kann, in's Auge fassen und man wird
bemerken, dass die Sache vielfältig übertrieben wurde. In
folgender Uebersicht von Durchschnittspreisen mehrerer
Artikel sind die Notirungen vom Jahre 1851, als mit 100
bezeichnet, zur Einheit angenommen worden, daher sich,
was in den folgenden Jnhren darüber oder darunter ange-
führt erscheint, als eine Steigerang oder ein Rückgang in
Procenten ergibt.
Caffee Zucker Thee Taback Weizen Fleisch B.- Wolle
1851 100 100 100 100 100 100 100
1853 97 76 100 69 118 125 82
1857 133 134 125 131 166 121 105
1858 101 88 108 121 128 130 79
1859 114 86 93 103 106 127 89
Seide Flachs 8ch.-Wolle Talg Holz Eisen Kupfer
1851 100 100 100 100 100 100 100
1853 104 117 110 129 125 118 128
1857 181 128 130 171 121 137 139
1858 138 120 98 137 117 125 127
1859 123 120 116 150 106 112 127
Die zehnjährigen Durchschnittspreise des Weizens in
Frankreich betrugen per Hectoliter:
1800—1810 Pres. 19-87
1810—1820 „ 24-69
1820—1830 . 18-38
1830—1840 „ 1904
1840—1850 „ 19-74
1850-1855 n 22-92
Haben sich im übrigen Europa und besonders in den
östlichen Ländern grössere Veränderungen kundgegeben,
80 lassen sich dieselben meist auf eine Verbesserung der
Commuuicationsmittel zurückführen, welche die Tendenz
mit sich bringen, die localen Marktpreise denen des Welt-
marktes zu nähern, also in der Regel bei Robproducten zu
steigern.
In demselben Zeiträume stiegen in England die Löhne
beim Bauwesen um 20 — 48 pCt., beim Mascbinen- und
Bergwesen um 17—60 pCt., in den Fabriken um 15—25
pCt., daher yiel bedeutender als die Preise der wichtigsten
Lebensmittel, woraus man mit Recht auf eine Verbesserung
der Lage der arbeitenden Classen schlieasen kann.
Um das über das Wechselyerhältniss der Menge des
Goldes zu seinem Werthe Gesagte zusammenzufassen, kann
man den Satz aufistellen: Die Preissteigerung, welche
seit Ausbeutung der neuentdeckten Goldlager
stattgehabt, erklärt sich nicht so sehr aus einem
verminderten Werthe djer Edelmetalle, als aus
einer vermehrten Nachfrage nach den verschie-
denen Artikeln der Consumtion. Wie sich das Ver-
hältniss für die Zukunft gestalten werde, hängt nebst dem
Andauern der gesteigerten Goldproduction von so vielen
Umständen ab, dass man nur Hypothesen aufzustellen ver-
möchte, welche bei dem Nichteintreffen der einen oder der
anderen Bedingung nicht mehr Stich halten würden. Bis
jetzt ist es dem steigenden Wohlstande gelungen, die jähr-
lich vermehrte Production an Gold und Silber zu verdauen;
auch besitzen wir in den Creditpapieren einen sehr elasti-
schen Regulator für die Bedürfnisse des Geldmarktes.
Sollten politische und sociale Katastrophen diese Zustände
ändern, so ist nicht anzunehmen, dass sie mit gleicher In-
tensität über die ganze civilieirte Welt zumal hereinbrechen
werden, sondern, wenn sie in einem Theile derselben das
Oberste zu Unterst kehren, eben d esshalb in dem anderen
die Entwicklung geselliger Zustände fördern und ihn zum
Verbrauche einer grösseren Masse von Gold fähig machen
werden.
Nach Betrachtung der Veränderungendes Werthes
derEdelmetalle, überhaupt angesichts bedeutender Stei-
gerung ihrer Production, möge auch das Werthverhält-
niss beider Geldstoffe zu einander unter diesen Um-
ständen in*s Auge gefasst werden. Sowohl die Eigenschaften,
als das seltenere Vorkommen des Goldes rechtfertigen seinen
im Vergleiche zum Silber so viel höheren Werth. Im alten
Griechenland galt ein Pfund Gold zwölf Pfund Silber, nach
der Plünderung Persiens durch Alexander nur mehr zehn ;
auf denselben Preis -fiel «s in Rom nach Sprengung des
Aerarinms durch Cäsar, und stieg unter den späteren römi«
sehen Kaisern auf 14 Y,; zur Zeit der Entdeckung Amerika's
schwankte das Vcrhältniss von 1 : 10*7 bis auf 12, im ] 7.
und 18. Jahrhunderte bewegte es sich zwischen 14 und 16»
in der letzten Hälfte des 18. Jahrhundertes zwischen 15 und
1^V2' ^"^ stand Anfangs dea laufenden auf 15%.
Von jeher versuchten die Münzherren, dieses Verhält-
niss für die eigenen Länder zu fixiren und ihre Ausprägun-
gen nach einem derartig festgesetzten Fusse vorzunehmen.
Es erwies sich jedoch die Macht der Umstände, das Be-
dürfniss oder wenn man so sagen will, die Caprizen des
Handels wichtiger, als der selbst mit Strafandrohungen
kundgemachte Wille der Herrscher. So hätte von 1543 —
51 dieses Verhältniss in England nach den jeweiligen Münz
Vorschriften bald 1 : 6*8} bald 1 : 5, 1 : 4*8, endlich so-
gar 1 : 2'4 sein sollen, woran sich der Handel natürlich
nicht kehrte. Später verschwand die Absicht, mit derarti-
gen Vorschriften eine indirecte Steuer einheben zu wollen
und das Bestreben der Regierungen war darauf gerichtet,
das augenblicklich herrschende Verhältniss festzuhalten;
aber ebenso vergeblich. So ist das französische Müuzge-
setz auf ein Werthverhältniss beider Metalle wie 1 : 15 V^
basirt und bewährt sich, so lange auf dem Weltmarkte diese
Proportion nicht bedeutend alterirt ist; man hat jedoch mit
ernstlichen Schwierigkeiten zu kämpfen, sobald eine Ver-
- 141 —
ftnderaog voo einigea Tauaendteln eintritt, und daa thenrer
gewordene Metall strömt in das Ausland, nm dem billigeren
nicht ohne Unbequemlichkeiten des Verkeiires Platz zu
machen.
Manchmal können völlig locale Ursachen dazu beitra-
gen, einem ader dem anderen beider Bdelmetalle eineu be-
deutend von dem gewöhnlichen abweichenden Werth zu
vorleibeD. So pflegt in Kriegszeiten das Gold theurer zu
werden, weil Jedermann sich mit einem leicht transportabeln
Nothpfenntg v^^rsehen will ; ebenso schlägt es in Ober-Ita-
lien zur Zeit der Seidenemte auf, weil das Product dersel-
ben herkömmlicher Weise in Gold bezahlt werden muss.
Manchmal beschränkt sich sogar diese Veränderung auf eine
oder die andere Münzgattung ; sa sind die Ducaten einer
zeitweiligen lebhaften Nachfrage derart ausgesetzt, dass es
vortheilhaft wird, andere Goldmünzen in diese Species um-
prägen zu lassen, ein Fall, der eintritt, wenn sich ein stär-
kerer Export aus jenen Ländern entwickelt, wo diese Münze
vorzugsweise im Umlaufe ist, z. B. nach einer reichen £rute
in den Donaufürstenthümem. (Fortsetzung folgt.)
Siebenbürgens Eisenindustrie.
Der unter ^dem Titel : „Siebenbürgens Eisenin-
dustrie** in Nr. 12 der österreichischen Zeitschrift für
Berg- und Hüttenwesen gebrachte Artikel veranlasst zwei
Fachgenosäen, einige Bemerkungen demselben beizufügen
und der Redaction für eine der nächsten Nummern zur Ver-
fügung zu stellen : Wir bringen in Folgendem bloss unsere
subjectiven Ansichten und mit demselben Rechte, ais wir
uns erlaubt haben, einige Punkte des besagten Artikels an-
ders aufzufassen, können uns Berichtigungen unserer An-
sicht nur willkommen sein, um das, was bezüglich der He-
bung von Siebenbürgens Eisenindustrie geschehen soll, klar
zu stellen.
Der hochgeehrte Herr Verfasser des Artikels in Nr. 12
bezeichnet den südöstlich von Vajda Hunjad befindlichen
Hohofen bei Govasdia als den Roheisen-Hauptbezugsort
für die neu zu errichtende Walzwerksanlage in Petroseny^
und meint, die ausgedehnten, dem V.-Hunyader Eisenwerks-
Complexe uuch jetzt (den n^thigen Brennstoff liefernden
Wälder anderen Industriezweigen zu überlassen. Wir thei-
len vollkommen die Ansicht des hoehgeehrten Fachgenos-
sen, dass die siebenbfirger Eisenindustrie nur Selbsthilfe
retten kann; doch sind wir der unmassgeblichen Meinung,
dass diess auch auf eine andere, als in dem Artikel bezeich-
nete Weise geschehen kann, und dass es desshalb nicht
nothwendig ist, die Eisenindustrie des südwestlichen Sieben-
bürgens in die Zsyl übersiedeln zu machen, und eine Ge
gend, die seit 2 Jahrhunderten durch diese Werke Nahrung
und Unterhalt findet, dem Verderben preiszugeben*), um
an einem anderen Punkte ein in seinen Vorfragen noch
nicht vollständig sichergestelltes Unternehmen zu fördern.
Wir glauben, dass der Holzreichthum der Hunyader, Brooser
und Kudsirer Forste, der zu Bauzwecken nicht zu verwen-
den ist, indem er grösstentheils aus Buchenwaldnngen be-
steht, als Brennmaterial am besten verwerthet werden kann.
*) Wenn es sich sonst vortheilhafter darstellt, mit einer
Werksanlage dem Brennstoff oder einer Bahnlinie nachzuziehen,
können derlei Rücksichten nicht entscheiden Wenn irgend etwas
„bewegliche ist, so ist es eine » arbeitslustige tf Bevölkerung.
Califomien und Australien haben das bewiesen. D. Red.
Was den entschiedenen Zweifel des hoehgeehrten Herrn
Verfassers betreffs der Lebensfähigkeit der Werke Kudsir
und Sebeshely anbelangt, so ist es unsere Ueberzeugung,
dass durch den Bau einer Hohofen- und Bessfemeranlage
an einem geeigneten Punkte im Bereiche des Marosthales
diese beiden Werke, wenn sie nur Bessemergut verarbeiten
und den Puddelprocess gänzlich umgehen (es wurden dies-
bezüglich bereits Anträge gemacht), dieselben ihre Artikel
so billig herzustellen vermögen, dass sie den. ganzen sie-
benbürger Markt zu beherrschen und auch den Export in
die Moldau und Walachei neu zu beleben im Stande sind.
Bei der Anlagskosten-Berechnung der Eingangs erwähnten
Eisen-Raffinirwerkstätte in Petroseny sind die Posten:
Dampfhämmer etc., Gebäude und Wohnungen viel zu niedrig
angesetzt; mit 3000 fl. eine Bessemerhfitte selbst für nur
eine Retorte herzustellen, ist effectiv unmöglich und wür-
den zu deren bescheidenster Herstellung 60.000 fl« kaum
genügen. Bei der Güte der hiesigen Eisensteine, in wel-
chen durch mehrfache Analysen das Nichtvorhandensein
des für Bessemern so schädlichen Phosphor* und Schwefel-
gehaltes nachgewiesen wurde, wäre es offenbare Verschwen-
dung an Zeit, Geld und Materiale, das Roheisen nicht un-
mittelbar vom Hohofen weg, so wie in Neuberg in Ober-
steiermark zu verarbeiten, indem kein Grund vorhanden
ist, dasselbe durch eine Umschmelzung im Flammofen für*8
Bessemern vorzubereiten; denn nur England, obwohl die
Geburtsstätte des neuen Verfahrens, ist wegen der Unrein-
heit seines Rohmateriales zu diesem Hilfsmittel seine Zu-
flucht zu nehmen genöthigt. Wir erlauben uns ferner dar-
auf aufmerksam zu machen, dass die Colonisation in einer
gänzlich uncultivirten Gegend den Aufwand nicht unbedeu-
tender Geldmittel erfordert, welche bei den Anlagskosten
wohl einzurechnen sind. Bei der theuren Arbeitskraft*),
der Beb wierigkeit des Abbaues so steil einfallender, mannig-
fach verworfener Flötze, auf welchen ein geregelter Abbau
erst eingeleitet werden muss, wird der Centner Kohle mit
20 kr., nach Zuschlag aller darauf entfallenden Lasten, für
den Anfang wenigstens zu nieder angenommen sein.
Nach dem Vorausgeschickten würden die Anlagskosten
den Betrag von 270.000 fl. bedeutend übersteigen, und sich
die Gehungskosten ebenfalls höher stellen, abgesehen da-
von, dass bei dem niedrigen Culturzustaude der Walachei
und bei deren äusserst schlechten Communicationsmitteln
für ein so grosses Eisenquantum selbst bei geringen Preisen
die Abnehmer nicht genügen dürften^, indem die in der
Nähe der Donau und des Meeres liegenden Absatzorte
ihren Bedarf immer leichter per Wasser decken werden;
anders wäre es allerdings, wenn die Bahn von Petroseny
an die Donau weitergeführt würde. Ein Blick auf die Karte
des südöstlichen Theiles von Europa zeigt die baldigst aus-
zubauende Bahnstrecke Grosswardcin-Klausenburg-Kron-
stadt als eine Weltverkehrsader, sie vermittelt die rascheste
Verbindung zwischen Nordsee und schwarzem Meere, sie
wird eine der grossen Handelsstrassen zwischen Asien und
Europa ; der Bau der Linie Arad-Karlsburg ist bereits ge-
*) Es kommt eben darauf au, was für eine Arbeits-
kraft man durch Colonisation gewinnen kann. Die bessere
Arbeitskraft wird in der Regel auch die minder theure sein!
D. Red.
*'*) Dieses Argument scheint uns allerdings ein sehr wich-
tiges; jedenfalls weit bedeutender, als die weiter oben auf-
geführten. D. Red.
— 142
siehert, und deren baldiger An8chlaiB an die Qrosawardein-
Kronstidter Bahn und deren Weiterf&hrnng nach Sfldosteu
in AuBBicht, Die V. Hunyader EisenwerlLe liegen beinahe
in dem Knotenpanktn' dieBer 3 Schienenwege und werden
sodann nach seit^emäsBer VergrÖBBerung nnd Umftndening
ihrer jetsigen Werkstätten ihre Prodncte nach S-Biehtan*
gen absetien können, und nach der angegebenen Methode
mit so niedrigen PreiBeo, dass Bie die Conuurrens mit dem
Import mit Nntaen bestehen können, ohne-deBshalb auf die
Benfltzong der Zsyler Braunkohle angewiesen zu sein,
deren Verwendung spftteren Zeiten, nach etwaigem Aus-
baue des Flfigels Piski-Petroseny, vorbehalten bliebe. Wir
sind der Ansicht, dass die Zsyler Kohlo viel eher fär die
nach Ausbau dt^s Bahnn^tzes rasch in*B Leben gerufene Iie
dustrie zu verwenden sein wird wie das Holz, und dasB
auch die Bahnen einen grossen Tbeil der Zsyler Braunkoh-
lenerzeugung consumiren werden.
Dass es möglich ist, in der Zsyl Eisen billig herzu-
stellen, da man gewiss Eisensteine erschflrfen wird, daran
zweifeln wir nicht im mindesten; es ist jedoch unsere feste
Ueberzeugung , dass neben der nenzuerstehenden Eisen-
industrie des Zsylthales die Vajda-Hunyader Werke, mit
den Fortschritten der heutigen Hüttentechnik aasgertlstet,
sehr wohl bestehen können, und wenn allen Interessen
und Bedürfnissen Bechnung getragen wird, hier wie
dort ein reiches bewegtes Treiben industrieller Tbfttig-
keit geschaffen werden kann *). Wir wünschen und hoffen
diesB. Es lag ferne von uns, das neue Unternehmen angrei-
fen zu wollen ; die wenigen Worte sind bloss der Ausdruck
des sehnlichsten Wunsches, die vaterländische Indusfirie,
die beso nders im V.-Hunyader Bezirke durch die Fortschritte
des letzten Decenniums ungenügend berührt wurde, neu
aufblühen zu sehen, damit die Woblthaten fortschreiten-
der Cultur auch in dieser Gegend endlich Eingang finden
mögpn. Wir wollten bloss unsere Ansicht über die MitKl
zur Hebung der Stockung in diesem Industriezweige dar-
legen, da wir über unsere Verh&lrnisse wohl den bestOii
AufscbluBS zu geben verpflichtet sind. Wir anerkennen
d^ verdienstvolle Arbeit unseres hochg> ehrten Herrn Fach-
genossen, und rufen ihm auf das baldigste 6eling«'n seiner
schönen Idee, eine Einöde in einen blühenden Industrieort
zu verwandeln, ein herssliches Glück auf ! zu.
legenbeit neuerlicher Salz-Analysen, war man in der Lage,
die damalige Voraussetzung zu constatireu.
Nachstehend werden die Analysen roher und raffinirter
Seesalze mitgetheilt, um ein Bild der Zusammensetzung
derselben vor und nach der Operation zu geben :
Baffliniren roher Seesalze mit Alaun und mit
Eochsalzlösung.
Vom k. k. Hauptprobirer v. Kripp in Hall.
Die bekannte Eigenschaft des Alauns, trübe Flüssig-
keiten zu klären, wird auch zur Reinigung roher Seesalze
von organischen Substanzen und thonigen Beimengungen
benützt. Im hiesigen Laboratorium wareti vor m(*hreren
Jahren mehrere Seesalze zu untersuchen und in dem. dar-
über erstatteten amtlichen Betichte die Vermuthung ausge-
sprochen, dass die Wirkung des Alauns in einer chemischen
Zersetzung desselben begründet sein dürfte. Jetzt, bei Ge-
*) Das ist der richtige Staudpunkt! Nicht Vajda-Hunyad
oder Zsyl-Thal soll die Losung sein, sondern Vajda-Hunyad
nnd Zsylthal! Solcher Austausch von Meinungen ist erfreu-
lich und fördernd. Weichen die Ansichten über die Zeit nnd
die Wege auch etwas von einander ab, so sind doch beide
Theile einig Über das Ziel des Strebens und dxess ist — die
Wohlfahrt des Landes! D. Red.
i " " h;. I. ■
Sicilianisches Salz
Nr. n
von Trapani ge-
mengt mit Vene-
Venetian« Salz
tianer Salz vonS.
Feiice. % SicVa
von S. FeUce
Ven.
gereini-
gereini-
get mit
roh
get mit
Alaun
roh
ISS"-
lösung
Chlomatrium
93-349
97-311
92-710
94-072
Chlormagnesium ....
0-fi04
0,472
0-411
0-141
Schwefelsaure Kalkerde .
0-709
0-556
0-512
0*373
Schwefelsaure Talkerde .
0-409
0-412
0-341
0-060
Wasser- u. organ. Substans
4-531
0-889
5-940
5-073
Unlöslicher Rückstand . .
0-163
0-017
0*152
0116
Summa . .
99-765
99-657
100-066
99-835
Die Lösung des rohen Salzgemenges Nr. I stellt eine
trübe,, stsrk braun geftrbte Flüssigkeit dar, welche sehr
langsam durch das Filter geht und nach dem Filtriren ein
opalisirendes hlttuliches Ansehen hat. Ein Versuch, der
durch Abdampfen der filtrirten Lösung zur Trockne,
Glühen und Befeuchten mit Salzsäure zur Prüfung auf Rie-
selerde gemacht wurde, zeigte einen Gehalt an Bitumen.
Diese Verunreinigungen rühren lediglich vom Sicilianer Salz
her, da sich das Venetianer, mit Hinterlassung eines gerin-
gen Rückstandes, zur kUren Flüssigkeit löst.
Von' dieser Lösung des Salzgemenges Nr. I wurde
nun Vj Liter nahe zum Sieden erhitzt, mit 0*030 Grammen
gepulverten Alauns versetzt und umgerührt. Augenblicklich
wird die Lösung wasscrklar und nur noch einzelne Flocken
schwimmen in derselben. Alles Uebrige, was dieuisprüug-
liehe Flüssigkeit so trüb und widrig macht und das durch
noch so langes ruhiges Stehenlassen nie abgeschieden wer-
den kann, gerann zu einem gelblich-grauen Schaum, der
sich auf der Oberfläche sammelte. Nachdem derselbe mög*
liehst abgeschöpft war, wurde die klare Flüssigkeit zur
Trockne verdampft, wobei man ein rein-weisses Salz er-
hielt, das die obige Zusammensetzung ergab. Der durch
ein kurzes Auswaschen mit reiner Chlornatriumlösung von
anhängender Rohsoole befreite Schaum wurde gelinde ge-
trocknet und dann mit destillirtem Wasser behandelt. Diese
zog etwas Schwefelsäure, Kalkerde und eine Spur Thonerde
aus. Den im Wasser unlöslichen Rückstand löste man in
verdünnter Salzsäure, welche Thonerde, Eisenezyd, Schwe-
felsäure und Spuren von Kalk- und Talkerde auszog. Der
grössere Theil des Schaumes blieb auch in Salzsäure unter-
löst und enthielt die erdigen und organischen Verunreini-
gungen, nebst etwas Schwefelsäure, Kalkerde und Ciaen-
oxyd. Da nun die Menge der im Schaume nachgewiesenen
Thonerde zu gross war, als dass sie dem durch Salzsäure
theilweise zersetzten Thon zugeschrieben werden konnte,
so musste sie offenbar von dem zugesetzten Alaun berge«
kommen sein. Es wird somit der Alaun als Doppelsalz zer-
stört und in seine einfachen Salze — schwefelsaures Kali
— 143
und BohwefeUaure Tkonerde ~r »erlegt« Dm entere ?er-
bfili sich bei Abwesenheit von kohlenianren Erden and
Alkalien indifferent; die scbwefelsaure Thonerde dagegen
wird sersetzt,. und in dieser Zersetaapgsperiode geht die
Klärung der Flüssigkeit vor sich, indem die Thonerde un-
löslich wird, und in diesem Zustande die organischen Stoffe
und die thonigen Theile an sich zieht. Setzt man den Alaun
als concentrirte Lösung zur heissen Soole, so erfolgt die
Klärung ebenso schnell und vollständig unter einem eige-
nen schwachen Brausen der Flfissigl^eit. — Werden diese
• Operationen mit kalten Flüssigkeiten gemacht, so geht die
Klärung ebenso gut, nur langsam vor eich.
Im Grossen wird dieses Raf&niren mit Alaun durch
Auflösen des Bohsalzes in Bottichen ausgeführt, an denen
etwas über dem Boden die Abflusspipe angebracht ist,
damit sich ein Theil der unlöslichen Stoffe absetzen und
nicht in die kupfernen Bafünirkessel flberfliessen kann. In
diesen Kesseln wird die Lösung erhitzt und dann der Alsun
zugesetzt. Der Schaum wird abgezogen, die geklärte Lö-
sung in denselben Kossein nahe zur Trockne abgedimpft
und das gewonnene Salz nach vorheriger gänzlicher Aus-
trocknung in Kegel- oder Mehlform (pane oder farina) zum
Verschleiss gebracht. — Da sich bei diesem Yer fahren Kes-
selstein ansetzt, in welchem ausser den schwer löslichen
schwefelsauren Salzen wahrscheinlich auch ein Theil der
aus der Zersetzung des Chlormagnesiums hervorgegangenen
Talkerde enthalten sein wird, so muss das im Grossen ge-
wonnene Salz bedeutend reiner, als das obige zur Analyse
verwendete sein.
Die Methode, unreine Rohsalze durch Kochsalzlösun-
gen zu rafiüniren, wurde von Hellmann in Hartmaon's Berg-
undHüttenm.-Zeitung.,1849, S.468 mitgetheilt. Bs wird vor-
geschlagen, das aus der Pfanne gezogene Salz mit möglichst
hoisser .Soole in Berührung zu bringen, um es damit auszu-
waschen. Am besten geschieht diess in einem Verdrängungs-
Apparat, wo die heisse Soole durch einen siebförmigen Bo-
dcp im Salze in die Höhe steigt und oben abfliesst, nach-
dem sie den grössten Theil der zerfli esslichen Salze in sich
aufgenommen hat. Die abfliessende Soole kann dann nach
einem Kalkzusatxe zur Zerstörung des Bittererde* Salzes
und des Chlormagnesiums für sieb allein versotten werden.
Das Rohsalz von St. Feiice wurde versuchsweise
einer solchen Reinigung mit Kochsalzlösung unterzogen,
woraus ein Salz hervorging, dessen Zusammensetzung
in der letzten Colonne obiger Tabelle ersichtlich ge-
macht ist.
Notizen.
(Bergmftimisohe Feierllohkeit in Reiohenau.) Der
6. und 22. April waren für Reiohenau bergmännische Festtage.
Am erstgenannten Tage erhielt der Herr Oberverweser Ferdi-
nand Schliwa das h. Decret, welches ihm die Verleihung des'
Ritterkreuzes des Franz Joseph-Ordens bekannt gab. Noch am
Abende desselben Tages, es war gerade ein Sonnabend, be-
wegte sich gegen 8 Uhr ein stattlicher Zug Edlacher Bergleute
mit brennenden Grubenlichtem und dem Idingenden Spiele der
Werksmusik, unter Führung des Herrn Verwalters Kosmatsch,
gegen das Schloss, wo er Aufstellung nahm. Sämmtliche Werks-
und Regiebeamten begaben sich hierauf in die Wohnung
des Herrn Oberverwesers, um ihm in einer angemessenen An-
sprache ihre Glückwünsche darzubringen, auf welche der Ober-
verweser dankend and mit der Hindeutung auf die eben durch
einmüthiges Zusammenwirken aller Beamten und Arbeiter er-
zielten Erfolge antwortete Mit einem dreimaligen Glück auf!
schloss die Vorfeier. — Für die Hauptfeier, die Ueberreichting
des Ordensaeicbens , war der Ostermontag ausersehen. — An
diesem Tage eröffnete die Feier ein allgemeiner Kirchenzng. —
Nach der Hesse stellte sich die uniformirte und die übrige Mann-
schaft, nebst sahireichen Zaschauem vor dem festlich decorirteu,
mit Geschossen und Kugeln aller Art gftsohniückten Schlosse
auf. Die Gäste und Beamten hatten auf «iner Estrade Platz
genommen. In ihrer Mitte erschien als Ministerial-Commissär,
Herr Minister! alrath Freiherr v. Hingenau, und bcgrüeste die
Anwesenden mit herzlichen Worten und wies in seiner Anrede
darauf hin, wie in Reichenau die Künste des Friedens, denen
des Krieges die Hand reichen, wie hier nützliche Werkzeuge
und weithin verderbenbringende Geschosse erzeugt werden, dem
Vaterlande zu Nutz, zu Schutz und Trutz wider den Feind,
wie demnach Reichenau nach dem Grundsatze: nsi vis pacem,
para bellum^ aoch ein kleines Scherflein zur Erhaltung des
segensreichen Friedens beitrage. Die Geschichte vqu Reichenau
in den letzten Jahren zeige, wie es vor noch kaum einem
Decennium als ein uneinträgliches Werk, fast zum Aufgeben
und Verlassen bestimmt war, und nun wieder eines blühenden,
auf viele Jahre hinaus gesicherten Bestandes sich erfreuen
könnte Dieser erfreuMcbe Umschwung sei der schönen Vereini-
gung aller Kraft, der Kraft des Geistes und der Kräfte der
HSnde zu verdanken, der Arbeitslust der Arbeiter und Meister,
und der tüchtigen Leitung der Werksbearaten, insbesondere
aber dem hervorragenden Schaffen und Wirken des Herrn Ober-
verwesers, dessen Brust nun mit Recht gesiert werde, wie man
die Fahne mit einer Medaille schmückt, die im Kampfe voran-
gelenchtet und die Krieger zum Siege geführt hat — Mit Freu-
den, bemerkte der Redner, habe er den Auftrag empfangen, als
der Ueberbringer des sichtbaren Zeichens der allerhöchsten An-
erkennung solch* ausgezeichneter Leistungen zu fungiren, weil
dieser erste Öffentliche Act seiner jetzigen Amtswirksamkeit ein
Act gerechter Anerkennung des Verdienstes sei. Die Ansprache
schloss mit einem dreimaligen Glück auf!, in das die Anwesen-
den freudig einstimmten. — Ergriffen dankte der Herr Oberver-
weser für die ihm zu Theil gewordene Ehre dem Hm. Ministerialrat!!
und bat ihn, seinen tiefgefühlten Dank Sr. Majestät, sowie Sr.
Ezceüenz dem Finanzminister zu Füssen zu legen. Der Wahl-
spruch des Kaisers, „viribus unitis**, werde auch fürder der der
Reichenauer Werke sein. Der Herr Oberverweser schloss mit
einem dreimaligen Hoch auf Se. Majestät, das die Versammlung
mit Begeisterung erwiderte. Der Donner der PöUer und die
Klinge der Volkshymne beendeten die öffentliche Feier. — Mit-
tafps nach 1 Uhr war in den ebenfalls festlich geschmückten
Räumen des Schlosses ein Festmahl, zu welchem ausser den Ho-
noratioren auch Kwei Meister, als Vertreter des Arbeiterperso-
nales, geladen waren. Zahlreiche Toaite belebten das heitere
Mahl mit Ernst und Humor, und der Nachklang des Festes
wird lange noch in der Erinnerung der Theilnehmer forttönen,
wie der Klane eines Siegesfestes auf dem Gebiete der Industrie.
S. M.
Auasiolitan Itir westliohen Export bOhmisoher Kohle.
Wir finden in der westfälischen Zeitschrift ,. Glück auf!" (Bei-
lage der Essener Zeitung) unten folgende Correspondenz «Von
der Ruhr«, auf welche wir unsere böhmischen Kohlenwerke
aufmerksam machen möchten. Es handelt sich darum, durch
gemeinsames Einwirken auf Frachtermässigpingen und nöthigen-
ftdls durch ein Herabgehen mit den Kohlenpreisen den süddeut-
sehen Markt zu gewinnen. Zugleich machen wir aufmerksam,
dass genaue Sortirung der verschiedenwerthigen, der Back- und
Steinkohlen , der Ruf der Qualität der Kohle gewahrt werden
muss, wenn sie mit Erfolg im Exporte concurriren soU. Besser
mehrere g^t ausgesprochene Kohlensorten, als Mengung ver-
schiedener Qualität l Wenn die böhmischen Kohlen des Pilsener
Reviers sich den süddeutschen Absatzmarkt zu gewinnen und zu
behaupten angelegen sein lassen, so werden sie über kurz üi
die Lage kommen , auch grössere Quantitäten verwerthen, mit
der Massenerzeugung auch wohlfeiler produciren cmd durch bil-
ligere Preise concurriren zu können. Man schreibt der obenge-
nannten Zeitung:
Von der Ruhr, 18. März. Seit Abschluss des Vertrages
zwischen Preussen und Frankreich, gemäss welchem Ersteres
sich verbindlieh machte, den Nachbar reichlich (abondamment)
mit Brennstoff zu versehen, wandte sich der erheblichste Theil
der Production des Saarbrücker Kohlenbeckens der französischen
Grenze zu. Die Sendungen nach Süddeutschland von dieser
Seite geriethen in Stockung, ja sogar für die nächste Umgegend
— 144
der fiskaUfchen Graben trat eine wahre Koblennoth hervor.
Selbstverstindlich machten sich die Kohlen-Prodncenten an der
Ruhr diese YerhKltnisse sn Nutse und versahen den deutschen
Sflden hinlänglich mit dem unentbehrlichen Brennmaterial. Der
Kohlenabsatz nach dieser Richtnng nahm einen aussergewOhn-
lichen Aufschwung und der Ruhrkohle schien somit fUr lange
Zeit die Beherrschung des süddeutochen Marktes gesichert. Doch
es sollte anders kommen; das Jahr 1^66 erschien, Nord- und
Sflddeutscbland geriethen in blutigen Hader, der natürlich such
auf die geschlftlichen Beaiehungeii vollständig lähmend ein-
wirkte. Es ist wohl eine nicht wegzuleugnende ThatMaohe, dass
die durch das Uebergewicht der preussischen Waffen in Deutsch*
Und bervorgerafene Erbitterang wesentlich mit dazu beiträgt,
anch in geschäftlicher Hinsicht dem politischen Gegner so lango
den Rflcken zu wenden, bis Rnhe und Besonnenheit zurückge-
kehrt, und Bedürfhiss und Yortheil wieder das Feld gewinnen.
Der süddeutsche Kohlen-Consum richtete zunächst sein Augen-
merk nach Osten und suchte das zeitige Bedttrfniss durch Ent-
nahme von den Graben des westlichen Böhmens zu decken.
Obgleich nun die Kohlenprodnction von ganz Böhmen mit der
des Ruhrbeckens nicht in Vergleich zu st&en, so ist doch nicht
zu leugnen, dass die bOh^iischen Graben des Pilsener und Rako-
uitzer Kreises, welche die erheblichsten sind, unter Berücksichti-
gung der für ^e Ruhrkohle ungünstigen Transportverhältnisse,
leicht eine andauerade Concurrenz hervorrafen können. Ziehen
wir zunächst die Entferaungen in Betracht, so ergibt sich, dass
der in Essen abarelassene, für Stuttgart bestimmte Waggon Koh-
len 58 Meilen Eisenbahn zu darchlaufen hat, während von Pil-
sen, der Hauptkohlenstation Böhmens, bis Stuttgart nur 54 Mei-
len Eisenbahn zurückzulegen sind. Selbst bei Annahme des
Einpfenmgtarifes fttr beide Strecken, würde sich somit schon
eine Frachtdifferenz von mehr als einem Thaler pro Waggon
ergeben. Nun muss aber die Ruhrkohle auf der Reise nach
Stuttgart ciroa lU Meilen badische Bahn benutzen und Baden
sträubt sich bekanntlich sehr hartnäckig gegen die Einführung
des Einpfennigtarifes. Es ist deshalb anzuerkennen, dass der
Verein für die bergbaulichen Interessen von Rheinland und West-
Iklen seine Bütwirkung zur Beseitigung dieser Hemmnisse auf
der Ende v. M. zu Dortmund stattgefundenen GeneralversammiuAg
in vorderster Reihe auf die Tagesordnung gestellt hat. Den-
jenigen, die da behaupten, die qualitativen Vorzüge der Rnhr-
kohle, die sie fast zu jedem Zwecke geeignet macht, würden ihr
das Uebergewicht auf dem süddeutschen Absatzgebiete bald wie-
der gewinnen, geben wir zu bedenken, dass auch in dieser Be-
ziehung das böhmische Product nicht zu unterschätzen ist Theil-
weise ist die böhmische eine Backkohle und meist zur Verwand-
lung in Coaks tauglich, grOsstentheils gehört sie jedoch der
Sinter- und Sandkohle an und kommt bei ihrer Verwendung
zu Heerd-, Flammen- und Schmiedefeuer der besten englischen
Kohle gleich. (Rh.- n. R.-Z.)
Administratives.
Personal-Haehriehten.
Se. k. k. Apostolische Majestät haben mit Allerhöchster
EntSchliessung vom 16. April 1. J., dem Berghauptmanne in
Oilli, Frans Mro nie, ans Anlass seiner angesuchten Versetzung
in den wohlverdienten, bleibenden Ruhestand, in Anerkennung
seiner vie^ährigen, treuen und erspriesslichen Dienstleistung,
taxfrei den Titel eines Oberbergrathes allergnädigst zu verleihen
geraht Wien, am 20. April I8ü7.
Seine k. k. Apostolische Majestät haben mit Allerhöchster
EntSchliessung vom 25. April 1867 die Ministeiialräthe Albert
Ritter von Neu wall und Eduard von Lacken bach er zu
Sectionschefs im Finanzministerium 'allergnädigst zu eraennen
geraht (Z. 2297 F. M., ddo. 26. April 1867).
Das Finanzministeriam hat den Vorstand bei dem Berg-
amte in Idria, Bergrath Sigmund Helm reicher v. Brunu-
feld. Ober sein Ansuchen in den Ruhestand versetzt (Z. 11.300,
ddo. 9. April 18ö7).
Ernennungen.
Vom Finanzministerium:
Der Schichtenmdster zu Trifail, Rudolph Günther, zum
Zeugverwalter bei dem Hauptwerke in Przibram (Z, 6200» ddo.
13. April 1867).
Der Schichtenmeister zu Wegwanow, Franz Zahalka,
zum Bergrechnnngsftthrer in Przibram (Z. 6834, ddo. 13. April 1867).
Der Bergwesens-Expectant Carl Mann zum Hütten-Con-
trolor in Joachimsthal (Z. 11.960, ddo. 27. April 1867).
Der zweite Berggeschworae bei dem Przibramer Haupt-
werke Wenzel Synek zum ersten, der dritte Berggeschworae
danelbst Franz Babanek zum zweiten und der Bergwesens-
Expectant Eduard Käser zum dritten Berggeschworaen daselbst
(Z. 16.112, ddo. 27. April 1867).
Der Assistent bei der Werksapotheke in Idria, Hugo
P i e 1 8 c h , zum Provisor daselbst, und der Magister der Pharmacie,
Reinhold v. FOdransberg, zum Assistenten bei dieser. weVks-
apotheke (Z. 16.489, ddo. 27. April «1867), :\ V *• jä-^v
Preiserhöhung des Zinnobers. ' , - >
Wir beehren uns, eine löbliche Redaction iU^Kepi^äiiss^ .'
zu setzen, dass die Zinnoberpreise auf sämmtlicheh BsMiep *
mit heutigem Tage um 5 fl. per Centner erhöht wurden.' ^ '
K. k. Bergwerks-Producten-Verschleiss-Direction:.
Wien, am 29. April 1867.
Kln Moiitaiilst
erlaubt sich alle jene Herren Fachgenossen, welche den am 18. Mai d. J. von Wien naeh Paris abgehenden Nenmayer'schen Gesell-
schaftszug zu benützen gedenken, hiermit freundlich einzuladen, sieb am 17. Mai 10 Uhr Vormittag im Caff^e Europa am Stefans-
platze behufs Anbahnung engerer Vergesellschaftung wUhrend der Reise einfinden zu wollen. SohrmL
10—12)
Tentllatoren
construirt vom Herrn Ingenieur Guibal, Professor in Mons in Belgien, liefern nach Uebereinkommen mit demselben für sämmt-
liehe deutsche Staaten:
Brod ft Stiehler,
Maschinenfabrik in Zwickau in Sachsen.
Unter den Fortschritten, welche seit einigen Jahren in der Ventilation der Kohlengruben gemacht worden sind, ist die
Constmction und Leistung des Guibarschen Ventilators wohl der bedeutendste. In Be Igten, Frankreich & England, wo sol-
cher vielfach ausgeführt , bewährt sich derselbe auf das Vorzüglichste. In Deutschland sind bis jetzt zwei dieser Ventilatoren
in Betrieb und zwar auf der kdniffl. Gerhard nPrlnz^c Wllhelmsgrube in Loolsenthal bei Haarbracken und auf dem
EInigkelt-Schaehte des Brttckenberg-Slefnkohlenbail-Vereines in Zwickau und ein dritter wird gegenwärtig auf dem
Hoffnang-Schachte des Erzgebirgltichen Hteinkohlen-Actien-Vereines in Zwickau aufgesellt.
Wir machen hiermit bekannt, dass wir die alleinigen von Herrn Guibal Beauftragten sind, welche nach dessen System und
fttr dessen Rechnuug Ventilatoren anfertigen. Diese Ventilatoren liefern 50—80 Kubik-Meter Laft per Secnnde bei
einer Depression von 100— MO n^n^WassersAnle, und es garantirt Herr Guibal selbst derartig, dass er sich
für jeden m/kn. Depression, um welcken der Ventilator unter der garantirten Leistung Burttckbieibt, 100 Frcs«
abstehen lässt. ^
Auskunft ertheilen und Aufträge übernehmen für Herrn Guibal Brod & Stiehler Ifl ZwickaU.
Druck von Carl Fromme in Wien.
FÜcden Verlag Tenntwortlieh : Carl Reger.
N=i9. Oesterreichische Zeitschrift l^il-
Iv. Jahrgan;;. 13« Hai,
tür
Berg- und Hüttenwesen.
Verantwortlicher Redacteur: Dr. Otto Freiherr voji Hingenaa,
k. .k.,Mi]ilBterialratb Im Finanzminiiterimn.
Verlag der Q. J. Manz'schen Buohliandlililg (Kohlmarkt 7) in Wien.
Inhalt: lieber die Veränderlichkeit des Werthes der Edelmetalle. — Die von Manz'schen Berg* and Hüttenwerke in der
Bakowina. — Bemerknngen über Rails-Fabrikation« — Notizen. — Administratives. —Ankündigungen.
Ueber die Veränderlichkeit des Werthea
der Edelmetalle.
Von Wilhelm Zippe.
(Fortsetsang. )
Oefter ist das Begehren nach dem einen oder dem an-
deren Metalle ein weitverbreitetes, was dann zutrifft, wenn
es sich um ausgedehnte Handelsbeziehungen grosser, weit
von einander entfernter Länder handelt. So bedarf manch-
mal der im Ganzen passive Handel Englands und des übri-
gen Europa mit dem Östlichen Asien enorme Quantitäten
Silber, welches dort verhältnissmässig höher werthet, als bei
uns. Sein Steigen gibt dann die einfachste Erklärung einer
Goldbaisse.
Um zu beurtheilen, ob nur eine oder die andere Münz-
Tabelle
des gleichzeitigen theoretischen Werthes einiger Goldmünzen in Ost. Silber- Gulden and der engl. Troy-Unze Standart-Silber so-
vfiQ der Hamburger Mark Banco in Pence Sterling bei wechselndem Werthverhältmsse des Goldes zum Silber.
Sorte und welche, ode*r das Gold im Allgemeinen gestiegen
oder gefallen sei, wird eine der nachfolgenden Tabelle ähn-
liche Zusammenstellung mitunter auch dem Geschäftsmanne
gute Dienste leisten. Ich habe darin einige der wichtigsten
Gh>ldmünzen aufgenommen und den Preis in österreichischen
Silbergulden angegeben, welchen sie bei dem in der ersten
Colonne bemerkten Werthverhäitnisse des Goldes zum Sil-
ber haben müssten. In der zureiten Colonne ist der gleich-
zeitige Wefth eines Kilogrammes Feingold in Gulden ö. W.
verzeichnet, so wie in den letzten zwei Colonnen der Cours
einer englischen Troy-Unze Staodart-Silber und der Ham-
burger Mark Banco in Pence Sterling, also in Goldwährung.
Zur Erleichterung weiterer Berechnungen ist bei den ein-
zelnen Species noch das darin enthaltene Feingold oder
Silber in Grammen beigefügt.
Werth-
Verhältniss
des Goldes
zum Silber
Werth eines
Kilogramms
Fein-Goldes
20 Frcs. St.
k.k.Ducaten
Russ.
S. Rubel
Nord. Am.
Dollar
Englisch.
Soavereign
Deutsche
'Krone
Troy-Unze
St. Silber
Mark B.
Hamburg
Gewicht in Grammen Fein-Gold.
Gr. Fein Silber.
5.8064 I 3.4416 | 6.9987 | 1.6045 | 7.322 | 10.000 | 28.770 | 8.425
I 14-5
14-6
14-7
14-8
14-9
1: 15-U
1:151
15-2
15-3
:15-4
;15-5
15-6
:15-7
:15-8
:l5-9
:16-0
1305
1314
1323
1332
1341
1350
1359
1368
1377
1386
1395
1404
1413
1422
1431
1440
Werth in Gulden öst Währung effectiv Slbr.
I Pence Sterling.
7*57.7
7 62.9
7-68.2
7-73.4
7-78.e
7-83.9
7-89.1
7-94.3
7-99.5
8-04.7
h-10.0
8-15.2
8-20.4
8-25.6
8-30.8
8-36.1
4-49.2
4-52.3
4-55.4
4-08.J
4-61.6
4-64.7
4-67.«
4-70.9
4-74.0
4-77.1
4-80.2
4-83.3
4-86.4
4-89.5
4-92.6
4-95.6
7-82.8
7-88.2
7-93.6
7-99.0
8-04.4
8-09-8
8-15-2
8-20.6
8-26.0
8-31.4
8-36.8
8-42.2
8-47.6
8-53.3
8-58.3
8-63.8
1-96.3
9-55.5
1-97.6
9-62.1
1-99.0
9-68.7
200.3
9-75.3
2-01.7
9-8I.9
2-03.1
9-88.5
2-04.4
10-95.0
2-05.Q
10-01.6
207.1
10-08.2
2-08.4
10-14.8
209.8
10-21.4
211.1
10-28.0
2-12.5
10-34-6
2-13.8
10-41.1
2-15.2
10-47.7
216.6
10-53.3
1305
13-14
13-23
13-32
13-41
13-50
13-59
13-68
13-77
13-86
13-95
14-04
1413
14-22
1431
14-40
65-0
64-5
64-1
63-7
63-3
62-9
62-5
62-1
61-7
61-3
60-9
60-5
60-1
59-7
59-3
58-9
190
18-9
18-8
18-7
18-5
18-4
18-3
18-2
18-0
17-9
17-8
17-7
17-6
17-5
17-3
17-2
Um ein Beispiel des Gebrauches dieser Tabelle anzu-
führen, nehme ich den Fall, man wolle an einem bestimm-
ten Börsentage wissen, welche Goldmünze die billigste sei.
Am 2. Juli' 1866 notirte man in Wien für k. k. Ducaten
6*38, für 20 Frcs. 10*92, für engl. Souvereigns 13*40, für
russische Imperialen 11*05. Da an diesem Tage gleich-
zeitig das Silberagio 131 betrug, so stellen sich diese
Werthe in Silbermünze auf 487, 8*33, 10*23, 8*43, daher
- 146 -
man auf der Tabelle findet, dass die Souvereigus am bil-
ligBteD, zunächst die Imperialen, dann die Ducaten und end-
lich die Napoleond'ors am theuersten waren ; während die
ersten in dem Verhältnisse von 1 : 55*5 bezahlt wurden,
stand bei den letzten der Werth des* Goldes zum Silber bei-
nahe wie 1 : 16. Zwei Tage nach der Schlacht von König-
grätz notirten dieselben Münzen, auf Silber berechnet: 4*96,
8'47, 10*537 8*55, ein Goldcours, wie er vielleicht in die-
sem Jahrhunderte noch nicht dagewesen, und welcher auch
theilweise schon ausser die Grenzen unserer Tabelle fällt.
Am 11. December, bei einem Agio von 128, berech-
nen sich obige Species in Silber zu: 479, 8*10, 10*15,
8'28, also zwischen dem Verhältnisse von 1 : 15 '5 und
1 : 15-3.
In Ländern, welche wie Frankreich eine doppelte Wäh-
rung hüben, das heisst Gold- und Silbermünzen mit fester
Werthbezeichnuug in einer Münzeinheit gleichzeitig um-
laufen lassen, erkennt man^ wie schon erwähnt, derartige
SchwHT>kungen an dem Seltenerwerden des theurer gewor-
denen Metalles in der Circulation. Wo jedoch, wie z. B. in
Eu^rland, nur ein Metali gesetzlichen Umlauf hat, während
das rindere bloss als Scheidemünze ausgeprägt wird, zeigt
der Börsencours des Barrenwerthes diese Veränderung, auch
der Wechselcours auf Plätze, wo das andere Metall die ein-
zige Währung bildet, z. B. London auf Hamburg für den
letzteren Fall, der Werth der Unze Standart-Silber in Pence
Sterling zu London für den ersteren. Beide sind in der oben
mitgetheilten Tafel aufgenommen.
Man hat von den grossen Goldausbeuten der letzten
Jahre gefürchtet, dass sie den Werth des Goldes bedeutend
herunterdrücken würden; wie es scheint, mit Unrecht; denn
zunächst übernimmt das neue Gold vieler Orten eben die
Stelle des Silbers in der Ausmünzung, und es ist zu erwar-
ten, dass allmälig der grössere Theil Europa's zur Gold-
währung übergehen, anderntheils scheint es, dass den Er-
trägnissen der Goldwäschen bald auch eine erhöhte Aus-
beute des Siiberbergbaues zur Seite stehen werde. Von den
Silbergruben in den ehemals spanischen Colonien Amerika's
ist es bekannt, dass sie zur Zeit ihres grössten Ertrages
durch die im Anfange dieses Jahrhundertes ausgebrochenen
bürgerlichen Unruhen im weiteren Aufblühen gehemmt wur-
den, und bloss ruhigere Zeiten abzuwarten haben, um bei
den Fortschritten, welche der Bergbau und die Metallurgie
in diesem Jahrhunderte gemacht haben, Resultate zu geben,
welche jene vergangener Zeiten bei weitem übertreffen wer-
den. Theilweise ist eine solche ruhigere Zeit für Südamerika
schon herangebrochen, wie die vermehrten Minenerträge in
Peru, Bolivia und besonders Chili beweisen. Ueberdiess
lauten die Nachrichten von dem Silberreichthume Califor-
nien's und der angrenzenden Länder, besonders Washo($'s,
immer glänzender, und stellen dort ein neues Potosi auf dem
Comstock- Gange in Aussicht.
Zudem bringt es die Natur der Lagerstätten des Gol-
des im aufgeschwemmten Lande mit sich, dass sie dort am
ehesten erschöpft werden, wo sie den reichsten Ertrag lie-
fern, das ist in den Betten der fliessenden Gewässer und in
deren Nähe, welche eben die Verwaschung erleichtert. Wenn
auch goldführende Ablagerungen von grosser Ausdehnung
in CaUfornien und Sibirien nachgewiesen sind, welche sich
bedeutend über das Niveau der Flüsse erheben, so ist eben
durch diesen Umstand ihre Ausbeutung erschwert, erfordert
grössere Capitalicn und geht nicht mit der ursprünglichen
Rapidität vor sich. Die eigentlichen Goldgänge jedoch sind
bezüglich ihres Abbaues grossen Wechselfällen des Glückes
ausgesetzt, und haben für die Production im Ganzen nie
jene Bedeutung^ welche die neuen Fundorte im aufge-
schwemmten Lande bald erhalten.
Man bemerkt jetzt schon iu dep Wäschen Sibirien's,
Californien*8 und Aastralien's ein entschiedenes Zurückgehen
der absoluten Production; der Rahm scheint abgeschöpft
zu sein, und das übrig bleibende will ebenso gut seinen ver-
hältnissmässigen Aufwand von Capital und Arbeit, wie jedes
andere Gewerbe. Was das asiatische Russland speciell an-
belangt, so ist für die nächste Zukunft wenig Hoffnung vor-
handen, dass der gewonnene Ertrag grösstentheils wieder zu
Anlagen neuer Wäschen verwendet werde, denn so lange die
Goldausbeute dort keine anderen Wirkungen hervorbringt, als
einen vermehrten Consum von Champagner und erhöhte
Thätigkeit im Whist, wie sich der englische Reisende Att-
kinson ausdrückt, wird auch das Land selbst weder viel
Früchte aus seinen Schätzen ziehen, noch dieselben mit
jener Intensität gewinnen, weiche der Rciichthum und die
Regelmässigkeit des Vorkommens gestatten würden.
Soll also von demEinflusse des neuen Gol-
des auf den Werth dieses Metalles die Rede sein,
so haben wir es mehr mit den schon geschi l der-
ten Folgen einer Vermehrung des Geldstoffes
überhaupt, als mit dem Ueberwiegen derBedeu-
tung des einen Edelmetalles über das andere
zu thun. (Schluss folgt.)
Die von Manz'schen Berg- und Hüttenwerke
in der Bukowina^).
Nach ämtlichen und Werks-Actcn, und eigenen Erhebungen be-
schrieben von Johann Jnrasky, k. k. Berghauptmann in
Lemberg.
Die seit März 1862 im Ausgleichsverfahren unter der
Verwaltung des Gläubiger-Ausschusses stehenden, mit dem
Edicte des k. k. Landesgerichtes in Czernowitz vom 26. No-
vember 1866 zum executiven Verkaufe ausgebotenen Mon-
tan-Realitäten des Vincenz Manz von Mariensee, im südli-
chen und südwestlichen Theile der Bukowina, in der Nähe
der moldauischen, siebenbürger und ungarischen (Mar-
maroser) Grenze gelegen, bilden nach den Metallproduc-
tionen, welchen selbe dienen, drei Gruppen oder Compleze,
nämlich:
*) Die Wichtigkeit dieser in den östlichsten Bergrevieren
der österreichischen Monarchie liegenden Montanwerke, einer
Schöpfung des verewigten Ritters Manz von Marieusee, sind der
Mittelpunkt eines industriellen Culturlehens, dessen Verschwinden
ein socialer Rückschritt für den Wohlstand d.-r ganzen Provinz
wäre. Von diesem Standpunkte ersuchte der tliätige und ftir
sein Verwaltungsj^ehiet in regster Weise besorgte Laudeschef
der Bukowina, Ritter von Myrbach, den Redacteur schon vor
einiger Zeit, etwas für das Bekanntwerden dieser dem Auge der
industriellen Welt fast entrückten, interessanten und zur Schöpfung
eines grossen Unternehmens geeigneten Werke zu thun. Fast
gleichzeitig — und ohne Auregimg Seitens der Redaction —
interessirte sirh der k. k. Berghauptmann in Lemberg um die-
selbe Frage uud was er in Obigem uns zugesendet hat, ist eine
statistisch-industrielle Monographie des wichtigsten Industrie-
Etabhssement« der Bukowina, welchem wir neuen Aufschwung
wünschen, welche Skizze aber — selbst wenn das Schicksal den
Vorfall beschlossen hatte — als ehi Stück Culturgeschichte des
karpathischen Ostens bleibenden Werth besitzen würde.
D. Red.
147 -
I. den Eisenwerks«,
IL „ Kupferwerks- und
m. „ Silber- und Bleiwerks-Complex. *
Jede dieser Abtheilungen ist nebst den unmittelbar
zur Erz- und Metallproduction dienenden Gruben, Aufbe-
reitungs-, Schmelz- und sonstigen Manipulations- Werkstät-
ten, dann den zur Ablagerung- und Aufbewahrung der Werks-
materialien und Productenvorräthe nöthigen Plätzen und
Magazinen, zugleich mit den zur Werksadministration, Un-
terkunft und theilweisen Naturaldotirung der Beamten und
Arbeiter dienlichen Wohngebäuden reichlich ausgestattet.
Für sämmtliche Werksbeamten und Arbeiter besteben
zwei Bruderladen, welche die Realisirung ihrer bedeuten-
den, in die Vergleichsmasse einbezogenen Fonde von der
Austragung des Ausgleichs- oder Executions Verfahrens ge-
wärtigen.
Es folgt nun die Auseinandersetzung der Hauptbestand •
theile und Zugehörungeu der einzelnen Werkscompleze.
L Der Eisenwerks Complez.
Zu diesem Complexe, welcher in Jakobeni seinen Hanpt-
sitz und seine Directioii hat, gehören:
A. folgende Eisensteingruben:
a) auf Schwarzeisensteine:
die Tagmasse : 1 . Johann Nepomuk am Berge
Arschitza Bee bei Jakobeni, im Flächen-
inhalte von 22.500 [JK.
2- Josef (Vorder-Aurata ^m Auratagebirge bei
Fundul-Moldowi 14.000 „
3. Johann Evangelist (Hinter-Aurata) eben-
da mit 19.600 „
4. Theresia, am Berge DialuNegri beilYatra-
Dorna, mit 25.000 n
b) auf Brauneisensteine:
dasTagmasGL: 5.1da, am BacheValestina, mit 19.550 „
T) Grubenfeld : 6. Dreifaltigkeit, am Colla-
kabache, bei Tundul Moldowi mit . . . 12.544 ,♦
c) auf Eisenglanz (quarzigen Roth-
eisenstein) :
das Grubenfeld: 7. Vorsehung Gottes, am
Berge Runk bei Jakobeni 12.544 „
d) auf Rotheisenstein (thonigen) :
das Grubenfeld : 8. Peter und Paul, im Ge-
birge Magurelli, bei Tundul-Meldowi mit 1 2.544 „
e) auf Thoneisensttiine (sogenann-
ten Karpatheneiseustein) :
das Grubenfeld : 9. Martini, am Berge
Arschitza, bei Kimpolung, mit .... 12544 [^K.
Zusammen : 5 Tag- und 4 Grubenmasse mit 150-826 QK.
B. drei Eisenhohöfen zu Jakobeni,
C. drei Stabeiseu-Hammerwerke zu Jakobeni
(Manzthal), Eisenau und Freudenthal,
D. zwei Zeughämmer zu Jakobeni,
E. eine Maschinenwerkstätte zu Jakobeni, nebst
F. den zu deren Betriebe oöthigen Hilfswerkstätten,
Wasserwerken, Erzplätzen, Kohlenstätten und einer grossen
Anzahl von Wohn- und anderen Taggebäudeu, dann Grund-
stücken, mit eonstanten, zum schwunghaftesten Betriebe
ausreichenden Wasser- und Arbeitskräften, und Communica-
tionswegen.
Ferner befindet sich dieser Coraplex für die Dauer
seines Bestandes und schwunghaften Betriebes (bei einer
jährlichen Erzeugung vop mindestens 30.000 Ctr. Roh- und
Gusseisen) im Genuese der durch den Vergleich ddo. 1 7. Juni
1858 mit der Cammeral-Herrscbaft Kimpolung und der Re-
ligionsfonds-Herrschaft Illischestie geregelt<^n Concession,
bestehend in Wald-, Wiesen- und Weide- Nutzungen, dann
Mahl- und Propiuations-Gerechtsamen.
AdA. Eisensteingruben.
a) Die Schwarzeisensteine, bestehend aus einem
leichtflüssigen, gutartigen Gemenge von Psilomelan und
Brauneisenstein (aus umgebildetem, in der unteren Teufe
noch unverändert anstehendem Manganspath entstanden)
mit einem durchschnittlichen Eisengehalte von 18 %» in
oberflächlichen kuppenförmigen Lagern von 5 bis 15 Klaf-
tern Mächtigkeit anstehend, werden mittelst Tag- und Gru-
benbauen gewonnen, mit einer Gestehung pr. Mass (=5°' =
427 if.) von 21 bis 47 kr. loco Grube und von 39 bis
80V|o ^^* ^^^^ Hütte, je nach der 1 bis 3 Meilen betragen-
den Entfernung obiger 4 Tagmasse von der Jakobenier
Schmelzhütto.
Diese Lagerstätten sind theils in, theils ausserhalb
der verliehenen Tagmasse in weiteren Erstreckungen und
anderen Oertlichkeiten bekannt, und ihre Nachhaltigkeit auf
Jahrhunderte anzuschlagen.
b) Die Brauneisensteine der obgenannten zwei
Abbaufelder sind von verschiedener Beschafl^enheit und Ab-
lagerung; jene des Ida-Tagmasses bilden ein muldenför-
miges Lager in absätzigen unregelmässigen Mugeln (augen-
scheinlich aus zersetzten Schwefelkiesen entstanden) mit
einer durchschnittlichen Mächtigkeit von 3 Fuss unter einer
verwitterten quarzigen Auflagerung von 2 bis 10 Klaftern,
und werden mittelst Stollen und Strecken abgebaut. Sie
halten 40 % Eisen, und ihre Gestehung kommt pr. Mass =
423 Ä loco Grube auf 1 fl. 26 %o ^''•» ^^^ ^^^^ ^^**® ^®'
einer Entfernung von 3 Vi Meilen auf 1 fl. 70 kr. Das ver-
liehene Tagmass ist beiläufig zur Hälfte ausgebaut, und
verspricht, bei der bisherigen durchschnittlichen Jahres-Er-
zeugung von 7500 Ctru., noch eine nahe hundertjährige
Dauer.
Der Brauneisenstein des Dreifaltigkeit - Gru-
benmasses dagegen ist ein in der oberen Teufe umge-
wandelter Späth eisenstein, welcher ein aus drei parallelen
Blättern bestehendes Lager in Glimmerschiefer bildet, mit
einer durchschnittliehen Mächtigkeit von 1 ^/^ Klafter und
einer bauwürdigen Pfeilerhöhe des Brauneisensteines von
25 Klftm. Die Erzgewinnung geschieht mittelst der von
einem 23 Klftr. tiefen Schachte in drei Horizonten getrie-
benen Strecken; der Schacht ist mit einer 12pf erdekräftigen
Dampfmaschine zur Förderung und Wasserhebung ver-
sehen. Der durchschnittliche Eisengehalt dieses Erzes be-
trägt 35 %, die Gestehungskosten pr. Mass = 413 ^. loco
Grube 1 fl. 26^^^ kr., loco Hütte bei 3 Meilen Entfernung
1 fl. 74 kr. Die Andauer der bisherigen durchschnittlichen
Jahresausbeute pr. 15.000' Ctr. ist auf nahe 1 y^ Jahrhun-
dert anzuschlagen.
c) Det Eisenglanz bildet ein im Glimmerschiefer
fast seiger anstehendes, 1 Klftr. mächtiges Lager eines dun-
kelroth braunen quarzreichen Rotheisensteines, welcher we-
gen seiner kostspieligen Erzeugung (74 kr. pr. Mass loco
Grube) und Strengflüssigkeit, ungeachtet seines Eisenge-
haltes von 30 % und der geringen Entfernung von der Hütte
(^/g Meile), noch nicht in den ordentlichen Turnus der Ver-
hüttung aufgenommen wurde, daher das erst im Jahre 1857
— 148 —
verliehene Grubenfeld bU auf den 20 Klafter langen Aaf-
scblasB-StolIen und ein kleines Abteufen noch unabgebaut
vorliegt.
d) D^r thonige Botheisenstein bildet ein aus zwei
Blättern von 1 pnd 1 Yj Klafter Mächtigkeit bestehendes
Lager zwischen Glimmerschiefer und Serpentin, wovon
jedoch wegen quarziger Zwischenmittel nur etwa 4 Schuh
abbauwürdig sind. Beide Blätter sind durch Zubaustollen
und Strecken aufgeschlossen, und im Abbaue.
Die Gestehungskosten belnufeu sich, bei einem 37$'
percentigen Eisen halte, pr. Mass = 542 €t. loco Grube auf
1 fl. 24 "/j0 kr. und loco Hütte, bei einer Entfernung von
472 Meilen, auf 1 fl. TSy^o ^'- ^*® Anhalten dieses Erz-
lagers ist in- und ausserhalb des verliehenen Grubenfeldes
auf weite Erstreckung bekannt.
e) Der Thoneisenstein (sogenannter Rarpathen-
eisenstein) bildet mehrere parallel laufende Lager von 2 —
'2% 3<2huh im KarpHthen Sandstein, in der ganzen Breite
des Grubenf«'lde8 von 56 Klaftern, mit einer Uesammtmäch-
tigkeit von etwa 2 Klaftern. Die Gestehung dieser Erze
beträgt, bei einem durchschnittlichen Eisengehalte von
18 Vo» P'- ^*88 = 494 //. loco Grube Sti^io k^-» ""^
loco der 3V2 Meilen entfernten Hütte 1 fl 32%^ kr.
Eine weitere Occupation derartiger, in diesem Gebirge
reichlich zu Tage anstehender Lagerstätten ist ohne erheb-
liche Kosten jederzeit ausführbar.
Ad B. Eis enhohöfen.
1. Lisette, 2' ' hoch, mit einem Schmelzraume von,
2' und Kohlensacke von 6' Weite. Das Hohofengebäude,
dessen Rück- und rechte Stirnwand aus hartem Materiale,
die Front- und linke Stirnseite aus auf der Fundamentirung
ruhenden Steinpfeilern mit doppelten Brettervers challungen
aufgeführt ist, ist 17^ lang, 8** breit, und enthält die För-
merei mit Cupulo-Ofen und Modellkammer, das Gebläse mit
3 hölzernen Kästen und gusseiserner unterirdischer Wind-
leitung : rückwärts die Radstube, mit einem Wasserrade von
2^ Durchmesser. Die ganze Eisenhütte ist, mit Rücksicht
auf ihren Bestand seit dem Jahre 1827, in mittelmässigem
Bauzustande.
2. Margaretha, 36' hoch, mit einem Schmelzraume
von 3' und Koblensacke von 7' 6'^ Weite. Das ganz aus
hartem Materiale solid gebaute Hohofengebäude 22^ 3' lang,
12^ 4' breit, und enthält die in letzter Zeit angebaute For-
merei, das Roheisendepot, die Gebläsekammer mit zwei
neuen doppeltwirkenden Cjlindern und gusseisernen unter-
irdischen Windröhren, den Raum für den Wasser-Regulator
und Erzaufzug.
An der Rückseite befindet sich die Radstube mit einem
hölzernen Wasserrade von 1 4' Durchmesser ; in der halben
Hohofenböhe eine auf Wölbungen ruhende Abtheilung mit
einem Aufsehersiocale und zwei Arbeitszeugmagazineu ; in
der Gichthöbe eine 2. Abtheilung zur Auffuhr der Eisen-
steine und des Kohls. Ueber der Gicht ist eine 3^ hohe
Esse aufgeführt, mit eisernem Dachstuhl und Dach von
Kupferblech. Das ganze Gebäude sammt Einrichtung ist
in ziemlich gutem Bauzustande.
3. Josef, 36' hoch, im Schmelzraume 3'» im Kohlen-
sacke 1* 6" weit
Das ganz ans hartem Materiale massiv hergestellte
Hohofengebäude besteht aus drei aneinanderstoss enden
Abtheilungen : Die mittlere den Hohofenraum enthaltend,
ist 22^^ lang, 9^ breit; der rechte Flügelanbau, 15*^ 3' lang
5^^ 3' breit, enthält die Formerei, Trockenkammer. Gelb-
giesserei, Gebläsekammer und Radstube.
An die Stirnseite dieses Flügels stösst ein weiterer An-
bau von 3^ Länge und ^'^f^ Breite, worin sich der Cupolo-
Ofen befindet. In dem linken Flügel, von gleicher Länge
und Breite wie der rechte, befindet sich die zweite Formerei,
zwei zu dieser gehörige Kammern, der zu den oberen
Etagen führende Treppenraum und die Modellkammer.
Das Mittelgebäude ist sprengwerksartig mit einem so-
liden Dachstuhle und schmiedeisernen Verankerungen, die
beiden Flügelbaue mit hölzernen, stark verbundenen Dach-
stühlen versehen. Der mittlere zunächst der Gicht um 2°
erhöhte Theil des Mittelgebäudes ist mit Kupferblech ge-
deckt ; der unmittelbar daranstossenbe Gichtgang ist mit einem
gusseisernen Dachstuhle und einem Eisenblechdache ver-
sehen; daran schliesst sich die Gichtbrücke, ein gedeckter auf
starken Mauerpfeilern ruhender, mit Schienenbahnen verse-
hener Gang, welcher die Verbindung mit dem Erzvorraths-
und Kohlschopfen herstellt. Der Wind wird dem Hohofen
aus dem Regulator des doppeltwirkenden zweicylindrigen Ge-
bläses durch eine unterirdische gusseiserne Röhrenleitung
zugeführt. Der Motor des Gebläses ist ein mit eiserner
Welle versehenes gusseisernes Wasserrad von 2^ 4' Durch-
messer. Au der rückseitigen Form des Ofens befindet sich
der Lufterhitzungsapparar, bestehend aus einem Systeme
von gusseisernen Knieröhren, welche durch unterhalb der
Gicht herabgeieitete Gase erhitzt werden.
Das ganze Hohofengebäude ist im guten Bauzustande.
Ad C. Stabeisenhammerwerke.
1. in Manzthal nächst Jakobeni am Bistritzflusse. Das
aus hartem Materiale hergestellte Hammergebäude ist 30^
lang, $^ breit, 2^ hoch und enthält 6 Frischfeuer sammt zu-
gehörigen Schlagwerken. An der westlichen kurzen Seite ist
im Gebäude selbst das aus zwei doppeltwirkenden Cylindern
bestehende Gebläse aufgestellt, welches sammt dem Bewe-
gungsmechanismuB aus Guss- und Schmiedeeisen solid con-
struirt ist und durch ^ine 42® lange unterirdische Hauptröh-
renleitung und die Nebenleituugen den Wind den einzelnen
Feuern zufährt. An der nördlichen Rückseite des Gebäudes
befindet sich die ebenfalls aus hartem Materiale erbaute, 1®
breite Radstube mit den 6 Schlagwerksbetriebsrädern und
dem Gebläserade. — Der Hammerwassergrabeu beginnt am
linken Landflügel d<>r zugleich zum Zwecke der Recbenkoh-
lung über den Bistritzfluss angelegten massiven Wehre, ist
durchschnittlich 3® breit, 5' tief und hat eine Gesammtlänge
von 476®. ^r ist bis zur 40. Klafter beiderseits ausgemauert
und hat hier eine mit Landflügeln und allen Vorrichtungen
versehene Ablassschütze, deren Kana! in den Triftgraben
mündet.
Dieses zweckentsprechend hergestellte, mit den nö-
thigen Nebengebäuden und technischen Vorrichtungen ver-
sehene Hammerwerk erreichte bis nun (bei einem etwa 12
wöchentlichen Stillstande während der starken Fröste und
nöthigen Repai'aturen) eine jährliche Production von 9000
Ctm. Stabeiseo, im durchschnittlichen Gestehungspreise von
7 fl. 38 kr. pr. Ctr.
2. inEiseuau bei Wama, 5 Meilen östlich von
Jakobeni an der Reichsstrasse geg«?n Gura Humors. Dieses
aus solidem Mauerwerke hergestellte Hammergebäude ist
53^ lang, 10^ 4' breit, 1<> 5' hoch und enthält 10 Frisch-
feuer m t dazugehörigen Schlagwerken. An der langen Rück-
i Seite befindet sich die aus Stein gemauerte, mit gewölbten
149 —
Zugängen zvt den Rädern versehene, 54^ 4' lange Radstube
mit 12 Betriebsrädern k 10 Vj' Durchmesser, und auf dieser
ruhend das aus starken Pfosten und Jochen solid zusam-
mengefügte Gespunt, welches sich an die 420^ lange, 3^
breite und 5' tiefe, an beiden Ufern ganz ausgemauerte
Wasserleitung anschliesst. Am Anfange dieser Wasserlei-
tung ist über demMoldawaflusse die 22^1' lange, 2^ breite,
1^ hohe Wehre aus starken bezimmerten Fichten stammen
achrottartig erbaut mit beiderseitigen , gleichartig aufge-
achrottenen Landflügeln; dann ein Aufzugs- und ein Ab-
lassschützenhaus aus weichem Materiale.
In der Mittellänge des Hammergebäudes befindet sich
an der Radstuben wand das Cylind ergeh läse, bestehend aus
4 gusseisernen doppeltwirkenden Cjlindern mit durchwegs
eisernem Bewegungsmechanismus, und einer 53^ langen,
unterirdischen, gusseisernen Hauptwindleitung.
Die bis nun erzielte höchste Jahresproduction dieses
Hammerwerkes, bei eiuer etwa 12 wöchentlichen Unter-
brechung, beträgt 11.000 Ctr. Stabeisen im durchachnitt-
lichen Gestehungspreise von 7 fl. 85 kr, pr. Centner.
3. in Freudenthal (Watra Moldawitza) 2 Mei-
len von Eisenau in dem nördlichen Seitenthale am Flusse
Moldawitza.
Das ans hartem Materiale hergestellte Hammergebäude
ist 14® lang, 5® 3' breit, 10' hoch, hat eine pleiche innere
Ausstattung mit jenem zuManzthal (1), ist jedoch in minder
gutem Bauzustande.
Die bisherige höchste Jahreserzeugung beträgt 7500
Ctr. Stabeisen in mittleremGestehungspreise von 7 fi. 83 kr.
pr. Ctr.
Ad D. Zeughämmer.
1. der untere, aus hartem Materiale, 10® lang, 6°
breit.
2. der obere, aus weichem Materiale, auf Stcinfanda-
ment, H® lang, 5® 5' breit, jeder mit doppelter Feueresse
und 2 Schlagwerken, 4 oberschlächtigen Wasserrädern und
Kastengebläse.
Ad E. Maschinenwerkstätte.
Zu Jakobeni, aus hartem Materiale solid gebaut, 17V2^
lang, 8® 1 V2' ^^^^^y 2® 4' hoch mit stehendem Dachstuhl,
21 vergitterten Fenstern und grossen, zweiflügligen
Thüren. Zum Betriebe der darin befindlichen Egalisir- und
Bohrmaschinen, Hobel- und Drehbänke dient ein grosses
Wasserrad mit eisernen Transmissionswellen.
Vor dem Gebäude befindet sich ein mit Vorgelegen und
Auskuppelungs- Vorrichtung versehenes Schlagwerk, und
rückwärts schliesst sich daran die mit preussischen Wänden
umgebene Schmiedewerkstätte mit 6 vollständig montirten
Schmiedefeuern, und an diese ein aus hartem Materiale er-
bautes Eisenmagazin, 5^ lang und 1 ^/^^ breit. Das Haupt-
gebäude und die Anbaue sind in gutem Zustaude.
(Fortsetzung folgt)
Bemerkungen über Kails-Fabrikation
von M. Couard; nach Annale» des mines, 1866, übersetzt von
Paul Kupelwieser.
(Fortsetzung.)
Paketirung. Die Pakete erhalten gegenwärtig meist
eine Zusammensetzung von denselben Typen, welche an
den verschiedenen Hütten nur geringe Modificationen er-
leiden. — Das Profil des Paketes hängt nur von dem Pro-
£le der Schiene ab.
Die Figuren 1, 2 und 3*) sind die drei vorwaltend ver-
wendeten Typen, deren Anordnung in Bezug der Leichtig-
keit des Schweissens nichts zu wünschen übrig lässt.
Dicke der Deckplatten. Eine der wichtigsten
Fragen bei der Paketirung ist jene über die Dicke der Deck-
platten. — Die mir aus Erfahrung zugekommenen Resultate
sind weder genügend genau, noch »zenügend übereinstim-
mend, um diese Frage endgiltig zu beantworten.
Bei Versuchen fand ich Rails aller drei Typen ganz
vorzüglich geschweisst.
Die, bisher auf der Linie von Lyon gemachten Aus-
wechslungen gaben folgende Vertheilung der Motive des
Ausschusses :
Tabelle Nr. 6
Motive des Ausschusses
Vignol-Schie-
nen
Schienen mit
Doppel-Köpfen
'S "
u
Gebrochene Bails
Zerdrückte Rails
Schlecht geschweisste Rails . .
Abgeblätterte Rails
An den Enden zerstör- j 5.00Mtr«
te Rails , welche f
geschnitten werden )
konnten auf . . . . j 3*75Mtr.
155
277
225
153
506
136
ö o
11
19
15
10
35
10
Summe
1452 I 100
60
96
59
163
73
13
21
13
36
17
451
100
Nach dieser Tabelle blättern sich die Rails mit dop-
pelten Köpfen viel mehr ab, als die Vignol-Schieuen, welche
ihrerseits mehr an ihren Enden zerstört werden. — Wir
werden später s«hen, worauf dieser Fehler beruht.
Das Abblättern rührt von einer Trennung der Schie-
nen von der Deckplatte her. — Die Deckplatte trennt sich
anfangs vom Körper der Schiene, was ursprünglich von
schlechter Schweissung herrührt, aber später als ein Breit-
drücken der Schiene, und endlich als ein Bruch des Kopfes
erscheint, wenn die Schiene nicht früher von der Bahn ent-
fernt wird. — Dennoch scheint es, dass die Vignol-Schie-
nen weniger ^xxt geschweisst sind, als die Rails mit doppel-
ten Köpfen, aus dem Grunde, weil eine Deckplatte von 32
Millimetern weniger gut schwelest, als eine Deckplatte von
28 Millimetern.
Die bisher gemachten Auswechslungen scheinen diese
Thatsache zu bestätigen; denn die Rails mit doppelten
Köpfen gaben während der Frist der Garantie nur 2 bis
3 pCt. Ausschuss, die zu gleicher Zeit von derselben Hütte
fabricirten Vignol-Schienen dagegen 4 bis 5 pCt. Ausschuss.
Indessen konnten doch Deckplatten von 50 Millimetern
Dicke, wie sie bei Rails mit ungleichen Köpfen in Verwen-
dung stehen, gute Resultate geben, da hier das Auswalzen
bei zu geringer Hitze, welches meist die Ursache derSchweiss-
fehler, durch die Dicke der Deckplatten erschwert ist, und
durch wiederholte Reckung der Schiene, welche an und für
sich wenig Einfluss auf die Schweissung hat, die Schweiss-
stelle der neutralen Axe sehr nahe gebracht wurde.
*) Die Tafel, welche der Nr. 17 beilag.
— 150 —
Im gegenwärtigen Momente sind die gekannten Resul-
tate nicht vollständig genug, um einer endgiltigen Lösung
der Frage als Grundlage zu dienen.
Deckplatten. Die Pakete ffir Herstellung der Deck-
platten dürfen nur körniges Eisen erster Sorte enthalten. —
Die Zusammensetzung des Paketes geschieht meist aus 9 bis 1 3
Schienen, welche letztere Zahl vorzuziehen ist, dasie bei glei-
cher Stärke derSchicnen einen grösseren Querschnitt des Pa-
ketes und somit eine grössere mechanische Bearbeitung dessel-
benbedingt. Da der geringste Fehler der Deckplatte das Ver-
schweissen mit dem übrigen Pakete verhindern kann, so
müssen alle Deckplatten, welche in Folge einer unvollstän-
digen Reinigung des Eisens Blasen oder Sprünge zeigen,
verworfen werden.
Was das Auswalzen der Deckplatten anlangt, hat Horr
Alqui^ erst kürzlich in Mittheilungen an die nSoci^t^ des
ingönieurs civilsu die Frage aufgeworfen, ob man die Pakete
für Deckplatten flach, oder gestürzt auswalzen solle?
Herr Alqui^ empfiehlt die Verwendung von gestürzt
ausgewalzten Deckplatten, indem er ganz richtig anführt,
dass das Walzen auf der Kante die Tendenz zeige, die
Schienen an einander zu schliessen, anstatt eine über der
anderen gleiten zu lassen, wie diess beinl Auswalzen auf
der Fläche der Fall sei; und auch die Erfahrung bestätigt,dass
die auf der Kante gewalzten Deckplatten besser geschweisst
waren, als die flach gewalzten.
Als eine weitem Folge dieser Art der Fabrikation führt
H. Alqui^ noch an, dass, wenn auch einzelne Schienen der
Deckplatte schlecht geschweisst waren, dieselben doch nicht
ein Ablösen in einer Linie und ein Verderben der ganzen
Lauffläche mit sich brächten.
Vor einigen Jahren bestellte die nCompagnie deLyonn
Rails mit auf der Kante gewalzten Deckplatten, welche
schlechte Resultate lieferten, indem Tbeile des Kopfes zer-
stört wurden. — Doch dieser Versuch hat keine Beweis-
kraft, da er an einer Hütte gemacht wurde, welche über-
haupt nach der gewöhnlichen Art und Weise schlechte Rails
fabricirt. — Das vom Herrn Alquiö angeführte Vorgehen ist
um so empfehlenswerther, als die vorzüglichen auf den
nördlichen Eisenbahnlinien erhaltenen Resultate die theoreti-
schen Deduetionen bestätigen.
Zusammensetzung des übrigen Paketes.
Die Fig. 1, 2 und 3 zeigen die Zusammensetzung des übri-
gen Paketes. — Die beiden Schienen unter der Deckplatte
müssen von demselben Eisen sein, da Eisen von gleicher
Beschaflenheit viel leichter schweisst und man alle mögli-
chen Mittel anwenden muss, eine schlechte Schweissung
der Deckplatte zu vermeiden, da dieser Fehler es ist, der
im Grossen drei Viertheile der Rails in der Verwendung
endlich unbrauchbar macht. — Der Rest des Paketes wird
nach Ermessen aus einmal geschweisstem und Puddel-Eisen
zusammengesetzt.
Die beiden Barren von 50 Millimetern Breite, welche
die äussere Grenze der ersten Lage unter der Deckplatte
bilden, sind von geschweisstem körnigem Eisen; man ver-
meidet hiednrch Sprünge.
Der FuBs der Vignol-Schiene und der kleinere Kopf
der Rails mit ungleichen Köpfen muss sehniges Eisen sein,
um dem Rail die nöthige Festigkeit zu geben. — Die
Schweissung ist übrigens in diesem Theile der Schiene weni-
ger wichtig.
Um das Auswalzen des Fusses zu erleichtern, verwen-
den einige Hütten rinnenförmige Fussplatten wie in Fig. 2;
an anderen Hütten ist diese Fussplatte ersetzt durch zwei
quadratische Barren wie in Fig. 4.
Gewicht der Pakete. Das Gewicht des Paketes
spielt eine wichtige Rolle in der Qualität der erhaltenen
Producte.
Wir haben aus der Tabelle 6 gesehen, dass von den
auf dem Bahnnetze von Lyon gemachten Auswechslungen
45 pCt. Vignol-Schienen nur an einem Ende zerstört waren,
während von den ausgeschossenen Rails mit doppelten
Köpfen nur 17 pCt. denselben Fehler hatten.
Eine wichtige Wahrnehmung ist jene, dass alle jene
ausgehobenen Rails, welche auf ein kürzeres Mass geschnit-
ten werden konnten, an jenem Ende der Schiene zerstört
waren, welches zuletzt durch die Walzen geht.
Das einzige Mittel gegen diesen Fehler ist, die Länge
der abgeschnittenen Schöpfe, also das Gewicht des Paketes,
zu vermehren.
Die folgende Tabelle führt die den Paketen an ver-
schiedenen Hütten gegebenen Gewichte an.
Tabelle Nr. 7.
Hütte Nr. 2
Hütte Nr. 1
HütteNr.3
Egl. Hütte
-3 1
mit
Iten
fen
-ii
o a
Rails
doppe
Köpl
f|
c: o
Kil.
%
Kil.
%
Kil.
%
Kü.
%
Kil.
%
Gewicht d.
Paketes.
250
100
220
100
265'
100
263
100
267
100
Gewicht
des ferti-
gen Rail.
216
86
187
85
216
81-,
216
82
210
79
Gesammt-
Abgang.
34
14
33
15
49
IS-c
47
18
57
21
Eisen-
Abbrand
12
5
11
5
21 8
21
8
21
8
Schöpfe
22
9
22
10
28 10-6
26
10
36
13
Länge der
Met.
Met.
Met.
Met.
Met
Schöpfe
0-
61 1
0-5
8 1
0-
78 1
0-72
100
Man sieht, dass bei den Hütten 1 und 3 und den engli-
schen Hätten die Schöpfe jQ, 11 bis selbst 13 pCt. be-
tragen, was bei Rails von 3 Metern Länge und einem Ge-
wichte von 36 Kilogramm per Meter eine Gesammtlänge
der Abschnitte von 0-70 *•'', 0*8 "•*• bis 1 Meter gibt.
Die Hütte 2 hat das Verhältniss von 1 pCt. richtig
gewählt für die Rails mit doppelten Köpfen, während sie
für Vignol-Schienen nur 9 pCt. nahm. Die Wirkung dessen
ist ersichtlich in der Tabelle Nr. 6, welche nur auf Resul-
tate der Rails dieser Hütte gegründet ist; die ausgewech-
selten Vignol-Schienen gaben 45 pCt., die Rails mit dop-
pelten Köpfen dagegen nur 1 7 pCt., welche kürzer geschnit-
ten werden konnten. — Diess erklärt schon zum Theile,
warum die Vignol Sphienen während der Jahre der Garantie
mehr Ausschuss gaben, als die anderen Rails.
Hätte die Hütte Nr. 2 den Paketen für Vignol-Schie-
nen mindestens 256 Kilogramm gegeben, so würde sie
nahezu nur die Hälfte ihrer Ausschüsse gehabt haben.
Ohne auf die weiteren Details der Paketirung einzu-
gehen, ist noch zu erwähnen, dass es für eine leichtere
Schweissung nöthig ist, dass die Barren gut gerichtet und
151 -
an ihren Enden rechtwinklig geschnitten sind, damit sie sich
nicht im Walzen verdrehen. — Die Schöpfe dürfen nur in
die Mitte des Paketes eingelegt, und ihre Enden früher gut
gereinigt werden. — Die Liefern ngs-Contracte bestimmen
übrigens hierüber ausführlicher.
Schweissen der Pakete. Was auch immer ein-
zelne Hüttenleute sagen mögen, welche nur eine Hitze
geben, so steht doch fest, dass die Chancen für eine gute
Schweissung mit der Anzahl der Hitzen wachsen, welche das
Paket erhält. — Einige französische Hütten geben den
Paketen, wie alle englischen Hütten, zwei Hitzen. — Der
Schweisscalo ist dann 8 pCt., während er bei einer Hitze
nur 5 pCt. beträgt.
Der Bau der Schweissöfen ist überall nahezu derselbe ;
es sind Flammöfen von im Allgemeinen folgenden Dimen-
sionen:
ßostflöche 0-76n Meter.
Herdfläche . 2'90n Meter.
n u •** j P u I ßreite . . . 032 Meter.
Querschnitt des Fuchses J „«. - n 4<%' \m ^
i Höhe . . . 12 Meter.
Man findet an den Schweissöfen bald zwei, bald nur
eine Thür.
Der Zug wird herbeigeführt entweder durch einen un-
ter den Host mit einer Pressung von 12 Centimetern einge-
führten Luftstrom, oder besser durch Wasserdampf. —
Diese letztere Anordnung ermöglicht es, nur einmal in zwölf
Stunden zu reinigen, gibt weniger zusammenbackende Asche^
und erzielt, wie es scheint, per Tonne Eisen eine Ersparung
von 20 bis 30 Kilogramm Kohle.
Vier Pakete werden auf einmal chargirt und solcher
Chargen 18 in vierundzwanzig Stunden gemacht, wenn die
Pakete nur eine Hitze erhalten; jedoch nur 13 bis 14 Char-
gen bei Anwendung von zwei Hitzen.
Vor Kurzem hat man an einer französischen Hütte
einen Schweissöfen mit 3Thüren versucht, welcher 7 Pakete
auf einmal aufnahm; die Pakete erhielten hier langsamer
Hitze, allein die Schweissung war eine bessere^
Schmiedung. luden meisten französischen Hütten
ist das Schweissen unter dem Hammer i)ei der Raiis-Fa-
brikfttion verschwuoden, und das Auswalzen mit einer Hitze
wurde allgemein. '
Diese Fabrikations -Methode ist jedoch einer guten
Schweissung entgegen, und was auch einzelne Hüttenleute,
in deren Interesse es liegt, so billig als möglich zu fabrici-
ren, sagen mögen, — so kann doch nur unter dem Hammer
eine vollständige Schweissung vor sich gehen.
Unter dem Hammer durchdringen sich das Eisen der
Deckplatte und das der übrigen Schienen, und bilden so
eine wahrhaft gieichförmige Masse, was selbst in Ermang-
lung der Schweissung genügen würde, die einzelnen Schie-
nen vereinigt zu erhalten. — Beim Walzen jedoch zeigt
sich die Tendenz des Gleitens der Schienen übereinander
und es kommt auf den Bahnen öfter vor, dass sich die
Kopfplatte in einem Stücke vom Rail ablöst.
Auswalzen der Pakete. Wie schon gesagt, zeigt
sich beim Walzen die Tendenz der Schienen, übereinander
zu gleiten. — Es gibt ein Mittel, diesen Fehler zu vermei-
den, es ist das Auswalzen der Pakete auf der Kante.
Jedes Paket, das aus dem Schweissöfen kommt, sollte
das erste Schweisskaliber gestürzt passiren, während diess
gegenwärtig meist erst im dritten oder vierten Kaliber ge-
schieht, wo der Schweiss^ffect der Walzen nahezu Null ist.
Ueber die Anordnung der Kaliber lässt sich im Allge-
meinen nichts sagen, da ein System von Kalibern, welches
an einer Hütte gute Resultate gab, vielleicht an einer an-
deren schlechte Resultate gäbe, und hiebei vor Allem der
Güte des verwendeten Materiales Rechnung getragen wer-
den muBs.
Richten der Rail s in der Wärme. Es ist sehr
wichtig, dafis das Richten in der Wärme auf das Sorgfäl-
tigste ausgeführt werde. Bei Rails mit zwei gleichen Köpfen
ist diess leicht, die Schiene wird mit Schlägeln auf einer
vor den beiden Sägen angebrachten Gusseisenplatte gerade
geschlagen. Den Rails von ungleichen Köpfen und Vignol-
Schienen dagegen muss man noch rothwarm eine Krüm-
mung geben, welche so berechnet ist, dass sich die Schiene
beim Erkalten vollständig gerade richtet.
Schneiden d er Schienen in der Wärme. Die
gerichteten Scliienen werden mittelst zweier Circularsägen
an beiden Enden zugleich auf die richtige Länge ge-
schnitten.
Wie wir früher gesehen haben, soll die Gesammtlänge
der Abschnitte beiläufig 0*8^*^' betragen, wovon etwa
Q.gMet. j^y£ jjjjg vordere Ende, 0'5^** auf das hintere Ende,
welches zuletzt durch die Walzen geht und desshalb weniger
gut geschweisst ist, kommen. — Dieser hintere Schopf muss
so lang gemacht werden , dass keine Ungänze am Rail
bleibt. (Schluss folgt.)
Notizen.
Der Verein deutscher Ingenieure pablicirt soeben
eine Einladnng zur Hauptversammlung für das 11. Vereinsjahr,
welcher wir mit um so (rrösserem Vergnügen hier weitere Ver-
breitung geben, als sie in einem der intijressantesten Bergreviere
^-> dem Harze, stattfindet.
Da durch die politischen Ereignisse des vorigen Sommers
die Feier des zehnjährigen Bestehens des Vereines deutscher
Ingenieure unmöglich wurde, so wird dieselbe, in Verbindung
mit der nächsten Hauptversammlung, in der Woche nach Pfing-
sten, am 13. bis 15. Juni 1867 zu Alexisbad im Harze statt-
finden, und zwar gleichzeitig mit der Feier des zwanzigjährigen
Bestehens des Vereines „Hütte**, in dessen Kreise die Anregung
znr Gründung des Vereines deutscher Ingenieure zuerst gege-
ben wurde.
Die Herren Mitglieder des Vereines, sowie alle gleichge-
sinnten Ingenieure werden freundlichst zu jener Feier einge-
laden, welche angesichts der politischen Neugestaltung unseres
Vaterlandes hoffentlich auch im Gebiete der deutschen Technik
ein immer innigeres Zusammenwirken der Fachgenossen beför-
dern wird.
Ausser inneren Vereins-Angelegenheiten und besonderen
Fachvorträgen kommen unter anderen folgende Gegenstände
zur Verhandlung:
1. Die Organisation der Mittelschulen in ihrer Bedeutung
für die Vorbereitung zum höheren technischen Studium.
2. Die wünschenswerthe Beschleunigung der Einftthrung
des Meterma83es als allgemein deutschen Masses.
3. Die Einführung einer allgemeinen gesetzlichen Lehre
für Draht, Blech und verwandte Artikel.
4. Die Entwicklung des Civilingenieurwesens in Deutschland.
5. Die bisherigen Ergebnisse der vom Vereine deutscher
Ingenieure unternommeneu Versuche über Dampfkessel - Ex-
plosionen.
Ein genaueres Festprogramm wird in Kurzem durch die
Zeitschrift des Vereines deutscher Ingenieure veröffentlicht werden.
Derselbe Verein deutscher Ingenieure fasste
bei seiner letzten Generalversammlung in Breslau den Beschluss,
behufs einer Vertretung der deutschen Industriellen bei den
wichtigeren Ausstellungen durch sachkundige Fachmänner von
sich aus durch seinen Vorstand eine solche Fachmänner- Com-
mission zu ernennen, und diese dann den deutschen Ausstellern
zu ihrer Benützung zu empfehlen.
— 152 —
Nachdem der Vorgtiind, des Vereines deotscher Ingenienre
in seiner Sitzung Tom 28. bis 30. December 1866 in Berlin für
die diessjilhrige grosse Ansstellnng eine Aassfiellangs-Cdmmission
aas den Vereinsmitgliedem Herren Chemiker Haassknecht,
Fabriksbesitzer C. Kesseler and den Civil-Ingenienren C.
Kayser, L. Schmelzer nnd F. Walkhoff ernannt hatte,
ging diese sosamm engesetzte Commission frisch an^s Werk, nnd
bald hatte sich in Folge der erlassenen Circolare eine recht
beträchtliche Zahl deutscher Aussteller zusammengefunden} welche
richtig erkannten, wie wirksam ihre Interessen darch eine solche
gemeinnützige and für das Wohl der gesammten deutschen In-
dustrie berechnete Einrichtung gewahrt werden konnten.
Die Commission trat aber auch sofort mit einem Unter-
nehmen in die Oeffentlichkeit, welches berechnet ist, nicht nar
den speciell vertretenen Ausstellern, sondern auch dem grösseren
technischen Publicum einen Nutzen zu gewähren, indem sie ein
besonderes Journal in seinen Probenummem Ende März er-
scheinen Uess, welches unter dem Titel:
jyDeutsche Ausstellungszeitungtf, herausgegeben
von dem Bareau des Vereines deutscher Ingenieure für die
allgemeine Ausstellung zu Paris pro 1867,
vom t. April d. J. ab wöchentlich dreimal ausgegeben wird und
doreh alle Postanstalten zu beziehen ist für den vierteljährlichen
Abonnementspreis von 2*2 Thlr.
Die |,Deatsche Ausstellangszeitungcr enthält:
1. Fortlaufende Industrieberichte von Fachmännern über
hervorragende Leistungen auf allen Gebieten der Pariser Welt-
ansstellang von 1867, wobei auch in gedrängter Kürze statistische
Notizen und Beschreibungen ausgezeichneter Etablissements und
ihrer Specialitäten gegeben werden sollen.
2. Ein Feuilleton, gewidmet der Schilderung culturhistori-
scher Ergebnisse und allgemein interessanter Einzelheiten der
Weltausstellung.
3. Mittheilung aller of&dellen Erlässe, die Ausstellung
betrefifend.
4. Eine Fremdenliste , welche die Namen deijenigen in
Paris anwesenden deutschen Aussteller und ihrer Wohnungen
mittheilt, die zu diesem Zwecke rechtzeitige Meldung an uns
^ gehen lass en. ^
D. Illustrationen der hervotragetidsten Erscheinang^ drt^,
Ausstellung, die in künstlerischer Darstellung dem Leser ein an-
schauliches Bild gewähren werden.
Wir glauben auch von dieser, im gegenwärtigen Zeit-
punkte, der so viele Fachgenossen nach Paris führt, besonders
beachtenswerthen Pnblication Kenntniss geben zu sollen.
Der Przibramer Süberdiebertahls-Prooess ist endlich,
nachdem zahlreiche Zwischenrecurse gegen die Verhängung d«r
Hafl, gegen den Anklagebeschluss u. s. w., wodurch manche
der Angeklagten die Schlussverhandlung hinaasgeschoben haben,
zu endgiltiger Entscheidung gelangt sind, in ein Stadium getre-
ten, welches die öffentliche Schlussverhandlung in nächster Zeit
in Aussicht stellt. Dieser durch Mittheilungen oder Raisonne-
ments vorzugreifen, wäre nicht zulässig gewesen. Wir werden
nach der Schlussverhandlung kein Bedenken tragen, diesen iir
vielen Beziehungen lehrreichen Fall auch vom lulministrativen
and technischen Standpuxikte zu beleuchten« O. H.
i^dministratives.
Nr. Exh. 634. Srkenntniss.
Da Herr Johann Schmidt, als Bevollmächtigter der Maria-,
Mathias- und Johann - Steinkohlenmasse bei Oujezd , Bezirk
Tuschkau, der hlerämtlichen Aufforderung vom 20. März 1867,
Zahl 47.1, diese Grubenmasse nach Vorschrift des §. 174 des
allgemeinen Berggesetzes in Betrieb zu setzen, die rückständigen
Massengebühren von' 59 fl. 84 kr. zu berichtigen, und sich über
die bisherige Unterlassung des steten Betriebes zu rechtfertigen,
binnen der bestimmten Frist nicht entsprochen hat, so wird
nach Weisung der §§. 243 und 244 des allgemeinen Bergge-
setzes auf die Entziehung dieser Grubenmasse mit dem Beisatze
erkannt, dass nach Rechtskraft dieses Erkenntnisses das weitere
Amt gehandelt werden wird.
Von der k. k. Berghanptmannschaft.
Pilsen, am 30. April 1867.
Nr. 1228. Concors.
Bei der k. k. Berghauptmannschaft in Cilli ist die mit
dem Gehalte jährlicher IbSO fl. und eventuell mit dem Vor-
rilckangsrechte in die höheren Gehaltsclassen jährlicher 1890 fl.
und 2100 6., dann mit dem Genüsse einer Naturalwohnung od^r
eines den Ortsverhältnissen angemessenen Quartiergeldes, end«
lieh mit dem Range der VH. Diätenclasse verbundene, erledigte
Berghauptmannsstelle zu besetzen.
Bewerber haben ihre Gesuche unter Nach Weisung des
Alters, der zurückgelegten rechts- und staatswissenschaftlichen —
sowie der technisch-montanistischen Studien, der erprobten Ge-
schäftskenntnisse und Erfahrungen im berghauptmannschafUichen
Dienste, der Sprachkenntnisse und bisherigen Dienstleistungen*,
und unter Angabe, ob und in welchem Grade sie mit Beamten
oder Dienern der Berghauptmannschaft Cilli verwandt oder ver-
schwägert sind, dann ob sie, ihre Gattin oder die unter väter-
licher Gewalt stehenden Kinder in dem genannten Bergdistricte
Bergbau treiben oder Bergwerkseigenthum besitzen, bis längstens
15. Juni 1867 l^el dem k. k. steierraärkischen Statthaiterei-Ffft-
sidium als Oberbergbehörde einzubringen.
Diejenigen Petenten, welche bereits im Staatsdienste stehen,
haben ihre Gesuche im Wege ihrer Amtsvorsteher, mit einer
Qualificationstabelle im Sinne des §. 11 der Amtsinstruction fUr
Berghauptmannschaften vom 8. Juli 1S61, die anderen aber un-
mittelbar anhef vorzulegen.
Vom Präsidium der k. k. steiermärkischen Statthalterei als
Oberbergbehörde.
Graz, am 30. April 1867.
Briefliastcn der ExpeditioD«
Herrn J. V in A. Wir haben in der Portoange-
legenheit noch keine Erledigung erhalten. Die Veränderung der
Adresse ist vorgemerkt.
AMÜNDIGUNGEN.
Ein theoreiiaeli nnd prAlitlseli gebildeter HütteniiiAniiy der seit einer langen Reihe von Jahren
Blei-, Zink- und Eisenhütten selbstständig verwaltet hat und dem gute Referenzen zur Seite stehen, sucht eine anderweitige Stellung. ■
Auskunft wird die Güte haben zu erthetlen: Herr Louis von Haber, Wien, Herrengasse 5. (29—21)
Verkauf eines Eisenwerkes.
Ein Bisenwerk im böhmischen Erzgebirge, nahe der sachsichen Grenze, in einer wald- und dorfireichen Gegend, mit
172.391 O Klaftern Gmbenfeldern auf reinen Magnet- uhd Rotheisenstein, dann mit den hiezu gehörigen Fabriks-Etablissements und
Bauobjecten, — ist aus freier Hand zu verkaufen
Die näheren Auskünfte ertheilen mündlich oder auf frankirte schriftliche Anfragen J. U Dr. CArl Seellny, beeide-
ter Landesadvocat zu PrAff, Brückengasse, Kleinseite Kr. 39—111. und Eduard Späth, Eisenwerksdirector zu HLalliela
in Böhmen, Post Görkau. (13—15)
Diese Zeitschrift erscheint wöchentlich einen Bogen stark mit den nöthigen artistischen Beigaben. Der Prännmerationspreii
ist jährlich loeo Wien 8 6. ö. W. oder 5 Thlr. 10 Ngr; Kit franeo Fostvertendung 8 fl. 80 kr. ö. W. Die Jahresabonnenten
erhalten einen officiellen Bericht über die Brfahnmgen im borg» und hfittonmäiinisohen Kasehinea-, Bau- und Anlbereituigiwesen
sammt Atlas als Gratisbeilage. Inserate finden gegen 8 kr. q. W. oder IV] Ngr. die gespaltene Nonpareinezeile Aufnahme.
Zuschriften jeder Art können nur franeo angenommen werden.
Dmck von Carl Fromme in Wien.
Fflr den Veriag Tersotwortllch : Carl Reger.
N= 20. Oesterreichische Zeitschrift }^^J:
fiir
Berg- und Hüttenwesen.
Verantwortlicher Redacteur: Dr. Otto Freiherr von Hingenau,
k. k. IdniBteTÜUnttb im FlnAntminifteiinm.
Verlag der G. J. Manz'flchen BuoUiandllUlg (Kohlmarkt 7) in Wien.
Inhalt: Bemerkungen Aber Railfl-Fabrikntion. — lieber die YerSnäerlichkeit des Werthes der Edelmetalle. — Die von
Manz^schen Berg- and Hüttenwerke in der Bukowina. — Notizen. — Administratives. -*- Ankfindigungen.
Bemerkungen über Baila-Fabrikation
von M. Conard; nach Annales des mines, 1866, fibersetzt von
Paul Kupelwieser.
(Schluss.)
Nach arb ei ten *). Dieser leiste Theil der Fabrik»-
tion wird nahesu auf dieselbe Weise an allen Hfitten durch-
gefQhrt, und lässt im Allgemeinen nichts su wünschen übrig,
lieber nähme und Proben. Die Bedingungen,
unter welchen die Proben vor sich gehen müssen, und die
Fehler, welche ein Ausschiessen der Schiene begründen,
sind ausführlich in den Lieferungs-Contracten angeführt,
und ich werde hier nur auf die Art und Weise der Ueber-
nahme eingehen.
Eine gute Schweissung, die wichtigste Eigenschaft
eines Rail, wird durch die Biegungs- und Schlagproben,
welche mit einem Proeente der Fabrikation durchgeführt
werden, constatirt, indem eine eingehende Prüfung eines
jeden Rail durch den Uebernahms-Commissär jene Rails
auBschliesst, welche dem Ansehen nach schlecht geschweisst
erscheinen.
Diese Art der liebem ahme gibt ganz und gar illusorische
Resultate; denn die äusseren Erscheinungen einer schlech-
ten Schweissung sind sehr trügerisch, und ein geschickter
Fabrikant kann derlei Fehler äusserlich vollständig unsichtbar
machen. .
Es gibt nur Ein praktisches Mittel, zu erkennen, ob ein
Rail gut geschweisst sei, nämlich es wie das Puddeleisen
zu untersuchen, indem man es an einem Emie bricht und
aus dem Bruche urtheilt.
Auf den ersten Anblick scheint diese Methode unzu-
lässlicb, und doch ist nichts leichter als diess. — Wie wir
früher gesehen haben, muss der Schopf jenes Rail-Endes,
welches zuletzt die Walzen passirt, eine Länge von 0*5^*'*
bis 0*6^*'* haben ; nichts hindert, statt ihn ganz abzuscbnei-
den, demselben nur einen leichten Einschnitt mit der Säge
zugeben, welcher es ermöglicht, ihn unter der Richtmaschine
abzubrechen. — Der übernehmende Agent könnte die
*) Diese Nacharbeiten bestehen in einem völligen Gera-
debiegen der erkalteten Schiene, dem Lochen und Ausstossen
der Nuthen für die Verbindungslaschen und llnterlagsplatten,
endlich in dem Verstemmen und Ausgleichen verschiedener,
nicht wesentlicher, äusserer Fehler. U. llebers.
Bruchflächen lieurtheilen, die gut geschweissten Rails be-
zeichnen, und würde dann bei seiner Uebernahme sicher
geben.
Diese Operation würde sehr wenig Kosten verursachen
und jBSr die Hütte sehr gewinnbringend sein, denn diese
würde hiedurch alle jene Ausschüsse unterdrücken, welche
die Unsicherheit des Agenten als specielles Motiv anzuneh-
men genöthigt ist, und fast ali^ auf den Bahnen während
der Frist der Garantie gemachten Auswechslungen vermei-
den. — Es muss noch bemerkt werden, dass nach dieser
Methode der Bruch gerade an der Stelle gemacht wird, an
welcher das Rail an und für sich am wenigsten ge-
schweisst ist.
Einfluss der Temperatur auf die Festig-
keit gegen Schlag.
Alle Jene, welche viele Schlagproben mit Rails gemacht
haben, stimmen darin überein, dass die Rails im Winter
viel gebrechlicher sind, als im Sommer. Umsomehr sind
wir erstaunt über das, was in den letzten Sitzungen der
nLigönieurs civils« ein Mitglied derselben anführt:
nWir müssen jedoch bemerken, dass wir bei den Pro-
ben, welchen man Rails unterzieht, nicht an den Einfluss
der Temperaturverschiedenheit von mehreren Graden den-
ken, welcher doch, sowie H. Gossler sagt, vorhanden ist,
da directe Experimente es constatirt haben, dass Eisen bei
einer Temperatur von 271 Graden nur mehr 0*07 seiner
früheren Festigkeit besitzt, u
Ich weiss nicht, unter welchen Bedingungen diese
directen Versuche stattfanden, aber ich habe selbst eine
grosse Anzahl von Versuchen gemacht, welche mich zu ganz
verschiedenen Resultaten führten.
Im Winter probirte Rails wurden im Sommer aber-
mals versucht, und ich machte die nöthigen Correctionen,
um der verschiedenen Festigkeit eines und desselben Rail
Rechnung zu tragen, und berücksichtigte die Länge der
versuchten Stücke und brachte die Resultate in folgende
Formel:
Rt*=:
1 -f a (t— t^
Bei den Versuchen, deren ein Theil in Tabelle 8 ver-
zeichnet ist , erhielt Jede Hälfte des Rail den Schlag eines
Fallkloties von 300 Kilogramm anfangs ans einer Höhe
154 —
von 1 '5''*' y dann aus Höhen, die bis zum Bruche der Schiene
um je 0*20*'*' wuchsen. — Die im Sommer versuchten
Stücke wurden im Winter aufs Neue versucht; allein das
erste Mal hatten die Probestücke eine Länge von 2'5^*^*»
das zweite Mal jedoch nur l'öO"*^) was eine fühlbare Dif-
ferenz in der Festigkeit gab. '
Vorhergegangene Versuche haben bewiesen, dass un-
ter den obigen Bedingungen eine Barre von 1*50 ****■ nur
0*9 der Festigkeit einer Schiene von 2'50"***' besitze. —
Die in Tabelle 8 nCorrectiojiu betitelte Colonne führt die
Festigkeit einer Schiene von 2' 50^'^' auf die einer Schiene
von 1 -50**** zurück.
Tabelle Nr. 8.
i
>
Versuche im August
1864.
Veniudi© im Feb,
1865.
1
1
+
S
s
/
1
t
a
|1
r
X
Met
Met. 1
Oi-ad.
Met,
Met.
M6t.
Grd,
Qfd.
L
4'OU
3-30
3.Ö5
-|-36
3-30
1-70
1-90
vm
-6
42
1*83
001 ns
2.
3*7(1
3'i*a
3*S0
+ 30
3-43
1*90
1-90
1 l-üO
— 6
36
l'8I
0-0225
3.
3^50
3*50
3"5Ü
+ 32
3M&
1-70
1*90
l'BO
— 6
3g
vn
0-0 1*S
4.
3-50
2*70
;3'i0
+ 3ti
2*§0
1-70
t-90
im
— 6
n
[*5ß
0^0133
5,
3-30
360
+ 29
3-25
1-7Ü
1-90
\im
— e
35
im
0*0230
CoiJflicIent de» roittlercn Wacbiena der
Festigkeit pr. Grad der Temperatur . .
00197
Aus dieser Tabelle kann geschlossen werden, dass der
OoSfficient a nahezu gleich ist 0*02.
Wenn wir nun die Widerstandsfestigkeit, welche die
Lieferungsbedingungen bei einer mittleren Temperatur von
15® fordern, mit l'ö"** annehmen, so wird diese Wider-
4 .5Aliet.
standsfÄhigkeit z. B. für — 10^
oder
1 +- 002 X 25
= 1 Meter.
Wenn wir nun diese Festigkeit gegen 1 Meter Fall-
höhe bei — 10^ annehmen, so führt dieselbe Formel aut
folgende Tabelle für verschiedene Temperaturen.
Tabelle Nr. 9.
/o
•3
1
/»
1
/o
CD
/ü
1
<«>
•1
!
Grad.
Meter
Grad.
Meter
Grad.
Meter
Grad.
Meter
Grad.
Meter
— 10
1-00
1-20
+ 10
1*40
+ 20
1*60
+ 30
1-80
— 5
I-IO
+ 5
1*30
+ 15
1-50
+ 25
1-70
+ 40
200
In Folge dieser Erfahrungen und einer Vergleichung
der Tabellen der während einer Reihe von 10 Jahren ge-
machten Schienenprobeu, welche zu demselben Schlüsse
fBbrten, bestimmte die „Compagnie des ohemins de fer de
Paris k Lyon et & la Mediterran^e«, dass die geringste
Festigkeit zwischen 0^ und +-20® I'ÖO****-, unter
0« l'SO*'^ und über + 20« ITO"'* betra-
gen müsse.
Festigkeit der verschiedenen Typen von Rails.
1. Biegungsproben. Der Querschnitt der Schiene
und ihr Trägheitsmoment beeinflussen ein wenig die Festig-
keit gegen Biegung, vor Allem aber die Grösse der Einbie-
gung, welche sie unter der wachsenden Belastung annimmt.
Folgende Tabelle macht diess ersichtlich.
Tabelle Nr. 10.
In <D
s ^ ®
«D a o
«'S *
Vignol - Schienen
Einbiegung
unter
der Be-
lastung
bleibend
Rails mit zwei
gleichen Köpfen
Einbiegung
unter
der Be-
lastung
bleibend
Rails mit unglei-
chen Köpfen
Einbiegung
unter
der Be-
lastung
bleibend
Tonnen Meter Meter Meter Meter Meter Meter
13-000 0*00187 000023 0-00209 000022 000242 0*00037
16-000 0-00222 000032 0-00250 000035 0-00311 0-00065
20-000 0-00297 0*00054 000340 0-00071 000511 0-00213
24-000 0*00450 0-00155 0-00510 0-00180 0-01170 0-00816
27-500 0-00820 0-00490 0-00870 0-00510 0-02910 002540
129 Prob.
Die Belastung geschah in der Mitte eines RhH , das
auf 2 Kanten von 1 Meter Entfernung auflag.
2. Schlagproben. Für diese spielt die Qualität des
verwendeten Eisens die wichtigste Rolle.
Bei den drei obenerwähnten Typen beträgt die Festig-
keit gegen Schlag für :
Vignol-Schienen . . . 2-90****- [Mittel aus 162 Proben]
Rails mit gleichen Köpfen 2-40*'*' [ „ »71 .. j
Rails mit ungleichen Köpfen 2*55**** [ „ »151 „ j
Die Festigkeit der Vignol-Schienen und der Schienen
mit ungleichen Köpfen beruht auf dem Vorhandensein von
sehnigem Eisen im Fusse und im kleineren Kopfe.
Das körnige Eisen macht die Schienen mit zwei f^lei-
eben Köpfen sehr brüchig, da beide Köpfe aus körnigem
Eisen sein müssen, eine Bedingung, welche die Fabrikation
dieser Rails sehr erschwert.
Gegenwärtig fordern die Gisenbabuircsellschaften im
Bruche körnige Rails, ja die „Compagnie du Nord*' opfert
dieser Bedingunsr sogar die Festigkeit der Schiene. — Die
„Comp&gnie des Deux-Charentes** bestimmt, um die Hüt-
tenleute zur Verwendung von körnigem Eisen zu zwingen,
dass die Rails der Fallhöhe von 1*5^'^ eines Blockes von
300 Kilogramm widerstehen, jedoch bei einer Fallhöhe von
4*5***'' brechen müssen. — Andere Gesellschaften fordern
zugleich körnigen Bruch und Widerstand bei einer Fallhöbe
von l-Ö****, zwei Bedingungen, welche namentlich für Vig-
nol-Schienen vereinbar und ganz zweckmässig sind, um
nicht dem ausgesetzt zu sein, Rails mit rohem Korne zu er-
halten, welche so wenig Festigkeit besitzen, dass einzelne
schon beim Abladen brechen.
Dauer der Rails. Man hat sich bisher wenig da-
mit beschäftigt, die normale Dauer eines Rail zu ermitteln.
Diese Frage wird jedoch gegenwärtig immer wichtiger,
da es von ihfer Beantwortung abhängen wird, ob die Eisen-
bahn-Gesellschaften zur Verwendung von Rails aus Besse-
merstahl werden schreiten müssen.
Die Zahl von zwölf Jahren scheint angenommen zu
sein, während bei dem Fortschritte des Hüttenwesens die
mittlere Dauer 20 Jahre beträgt. — H. Atqai6 gibt an, dass
155 -
12-
El
Pf
vr.
K:'
die Schienen mit doppelten Köpfen auf der Bahn «da Nord«
21 Jahre, die Vignol-Schienen sogar 27 Jahre danem.
Zwischen Paris und Saint-Denis, wo die Zahl der in
24 Stunden verkehrenden Züge 83 beträgt, scheinen die
Rails nur 4 Jahre auszuhalten. Nach H, S^väne entspricht
auf der Linie von Orleans einer Dauer von zwanzig Jah-
ren ein Waarenverkehr von 45.000 Tonnen per Kilometer.
Diese Resultate machen jedoch wenig Anspruch auf
Genauigkeit, da die Abnützung der Rails nicht nur von der
Zahl der Züge, sondern auch von dem Profile der Bahn ab-
hängt.
An den Stationsplätzen und unter den Rampen ist die
Abnützung eine sehr schnelle; sie erreichte 11 pCt. bei
einer Station, welche unterhalb einer Rampe von 10 Milli-
metern Gefälle lag, während sie an psderen Theilen der
Linie nur 1 pCt. betrug.
Ebenso nützen sich die Rails in den Curven sehr
schnell und auf beiden Schienensträngen ungieichmässig ab.
Die Abnutzung betrug:
In den Curven von 2 000 Metern Halbmesser : im äus-
seren Bogen 25 pCt, im inneren Bogen 38 pCt. In Curven
von 1 .000 Metern Halbmesser : in beiden Bogen zusammen
72 pCt.
Würde man auf jeder Bahnlinie Zusammenstellungen
machen, welche die Zahl der Trains, die Grösse des Waa-
renverkehres, das Profil der Bahn, die Curven derselben etc.
aufnähmen, so könnte man aus den gefundenen Mitteln eine
Formel entwickeln, welche am Ende der zwei oder drei
Garantie-Jahre aus den gemachten Auswechslungen die
Dauer der gelieferten Schienen, und in Folge dessen ihren
wirklichen Werth ableiten Hesse. — Auf diese Art würde
man auch jene Punkte genau bestimmen können, an wel-
chen Rails aus Bessern er-Stahl verwendet werden müssten.
R^sum6.
Um Eisenbahnschienen zu erhalten, welche sich im
Gebrauche auf der Bahn gut erweisen, muss man kalkige,
etwas phosphorbaltige Erze verwenden, das bei möglichst
hoher Temperatur erblasene Roheisen im Puddelofen zu
Eisen von grossem und glänzenden Korne verarbeiteo, das
Gewicht der Pakete so gross machen, dass die abgeschnit-
tenen Schöpfe 11 pCt. des Paketgewichtes betragen, den
Paketen zwei Hitzen geben, weon es der Preis nur immer
erlaubt, dieselben unter dem Hammer schweissen , oder,
wenn diess nicht der Fall, gestürzt durch die Schweisskali-
ber gehen lassen.
Auf der anderen Seite isoUten die Eisenbahn-Gesell-
schaften kein Rail annehmen, ohne über dessen Schweissung
durch einen Bruch und durch Schlagproben, mit Rücksicht-
nahme auf die Temperatur, Gewissheit zu haben.
Alles diess Vorangehende bezieht sich oflfenbar auf
die Fabrikation von ordinären Rails, wie sie fast ausschliess-
lich in l^rankreich gemacht werden, und an unseren besse-
ren Hütten jenen der besseren Hütten Englands ent-
sprechen.
Wenn die Eisenbahn -Gesellschaften ihren Ankaufs-
preis erhöhen und dafür eine längere Dauer der Garantie,
z. B. 7 Jahre fordern würden, wie die Compagnie du Great-
Northern, so fänden sie ihren Vortheil und würden die Hüt-
ten zwingen, ihre Prodttcte zu verbessern, sei es durch An-
wendung von grauem Roheisen beim Puddlingsprocesse
und überschmiedeter Deckplatten , oder durch zwei Hitzen
wieandenCleveland-Hütten, sei es, dass sie mit diesen ersten
Fortschritten eine Schweissung des Paketes unter dem Ham-
mer verbänden, auf welche Weise die Hütten von Yorkshire
eine Qualität von Rails erhalten haben, welche sie mit 280
Francs per Tonne loco Hütte verkaufen.
üeber die Veränderlichkeit des Werfhes
der Edelmetalle.
Von Wilhelm Zippe.
(Schluss.)
Ich kann nicht schliessen, ohne des Einflusses zu ge^
denken, welchen die Veränderung des Goldwerthes aifr das
den Goldstoff producirende Gewerbe, den Bergbau, ausge-
übt. Als man noch in Gold und Silber die einzigen Reich-
thümer erblickte, war natürlich die Gewinnung dieser Schätze
von grosser Bedeutung für die Regierenden. So lange die
ersten Bedürfnisse des Lebens in grossem Ueberflusse vor-
handen, hei der Seltenheit der Edelmetalle zu den niedrig*
sten Preisen zu erlangen waren, und man um verschwindend
geringe Mengen Silber Brod und Fleisch für viele Tage er-
langen konnte, alle Erzeugnisse des Gewerbfleisses aber, so-
wie die Producte ferner Länder im Vergleiche mit denen
des eigenen ungemein hoch gewerthet wurden, musste ein
weiser Monarch die Auffindung und Gewinnung der edlen
Erze auf alle Art begünstigen, die Stände, welche sich da-
mit befassten, mit zeitgemässen und umfangreichen Privile-
gien ausstatten, ja womöglich darnach trachten, die gefun-
denen Schätze in eigene Verwaltung zu bekommen, den
Bergbau auf edle Metalle selbst zu betreiben.
Auf diese Art entstiind das Berg-Regale oder die Fic-
tion, dass die Krone alleiniger Eigenthümer dieser unterir-
dischen Schätze sei, welche man nur erlangen, konnte, indem
man sie von ihr zum Lehen nahm. Nicht ohne Grund er-
blickte det Staat in dem ihm zufallenden Zehntel und mehr
der Ausbeute eine erwünschte Quelle des Einkommens, in
der reich und mächtig werdenden Bergbau treibenden Be«
völkerung aber, welche stets auf seinen unmittelbaren Schutz
angewiesen blieb, eine seiner bedeutendsten Stützen.
In der That sehen wir die deutschen Kaiser sowohl,
als viele Fürsten des Reiches, die Könige von Ungarn, von
Böhmen, von Spanien, kurz von allen Ländern, wo immer
ein halbwegs bedeutender Bergbau betrieben wurde, be-
trächtliche Hilfsmittel aus demselben ziehen und allmälig
den bedeutendsten Theil der Gruben in ihr Eigenthum über-
gehen. So entwickcf^te sich der Staatsbergbau, und wenn
auch schon das Mittelalter von all den Unzukömmlichkeiten
zu erzählen weiss, welche mit jeder Production unter un-
mittelbarer Leitung des Staates immer verknüpft sein wer-
den, so wurden doch die ärarischen' Bergbaue immer als
einer der werthvollsten Bestandtheile der Domänen be-
trachtet.
Bedeutend geändert wurde dieses Verhältniss schon,
als nach der Entdeckung Amerika's grosse Mengen Gold
und Silber nach Europa kamen, der Werth dieser Metalle
fiel, und die Preise aller, auch der inländischen Waaren
s^j^gen. Wenn bis dahin schon die geringste Spur Edel-
metall hingereicht hatte, um dasselbe gewinnbringend zu
Tage zu fördern, weil ja der Bergmann mit dem beinahe
werthlosen Ueberschuase der agricolen Production ernährt
werden konnte, se wurde die Sachlage von dem Augenblicke
an eine andere, da für diese Erzeugnisse des heimischen
Feldbaues auf den Märkten ein grösseres Quantum Gold
156 -
eingetauscht werden konnte, als je der Bergmann hie und
da im Gänsen gewonnen, geschweige dafür bieten konnte.
Entscheidend war ferner die mit dem Wachsen der
Bevölkerung Hand in Hand gehende Ausrottung der Wäl-
der, deren grösster Consumcnt der Bergbau selbst ist. Nun
gesellte sich zu der Sorge um die Erhaltung der Arbeiter
noch jene um die Beschaffung des Werk- und Kohlholzes
fär Hütte und Grube, und viele minder reiche Werke mussten
diesem so ungünstig gewordenen Verhftltnisse erliefen.
Wo die Bevölkerung, welche bis dahin ihren Unter-
halt aus dem Innern der Erde gewonnen, mit Leichtigkeit
ihren* Beruf wechseln konnte, was insbesondere dort der
Fall war, wo ein im flachen Lande oder Mittelgebirge ge-
legener Bergbau von geringer Ausdehnung zum Erliegen
kam, verlief diese Krisis ohne besonders nachtheilige Fol-
gen für die Betheiligten. Anders gestaltete sich die Sache,
wo ein bedeutender Bergbau, welcher Tausende von
Menschen beschäftigt, im rauhen, unfruchtbaren Gebirge
gelegen, aus den angeführten Ursachen zu Ende geht. Es
ist dann Sache des Staates, Mittel und Wege zu finden, den
Uebergang zu erleichtem und die bis dahin nützlich arbei-
tende Bevölkerung in andere Bahnen des Erwerbes zu lei-
ten. Diess ist indess leichter gesagt als ausgeführt, und
es gehen über einem derurtigen Wechsel häufig Generatio-
nen zu Grunde und veröden Gegenden, wo früher die ge-
winnbringende Thätigkeit einer zahlreichen Bevölkerang
geherrscht. Eine weise Staatsverwaltung wird daher auch
heutzutage nicht engherzig abwägen, wieviel Procent Rein-
ertrag dieses oder jenes Werk abwerfe, und sich nicht von
dem Ausfalle solcher Berechnungen in ihren Entdchlüssen
leiten lassen, sondern, wenn auch oft mit augenblicklichen
Opfern, der Bevölkerung die Mittel gewähren, ihre Nahrung
dort in der Erde zu finden, wo sie ihr die Natur auf derselben
verweigern würde. Als Beispiel eines solchen durch den Staat
aufrecht erhaltenen Bergbaubetriebes mag der Harz dienen,
dessen Verhältnisse schon häufig auch öffentlich in Kammer-
verhandlungen erörtert wurden. Dort sind die Wälder sowohl
als die Gruben und Hüttenwerke beinahe ausschliesslich
Staatseigenthum und dieser ermöglicht den ferneren Betrieb
des Bergbaues, indem er aus seinen Waldungen zu diesem
Zwecke das Holz zu ermässigten Preisen liefert. Nun ist
zwar nachgewiesen, dass aus dem einfachen Verkaufe des
Holzes ein grösserer Gewinn zu erzielen wäre ; derselbe
würde indess kaum hinreichen, die brodlos gewordene Be-
völkerung vor dem Verhungern zu schützen. Ungerecht-
fertigt erscheinen solche Massnahmen dann, wenn man
einem derart unterstützten Betriebe jährlich eine grössere
Ausdehnung gibt, und in der Zwischenzeit keinp Anstalten
trifft, die Bevölkerung allmälig anders zu beschäftigen, sei
es durch die Schaffung neuer, von den Orts Verhältnissen be-
günstigter Industriezweige, sei es durch eine von Staats-
wegen geregelte periodische oder definitive Auswanderung.
Die von Manz'schen Berg- und Hüttenwerke
in der Bukowina.
Nach ämtlichen and Werks-Acten, und eigenen Erhebungen be-
schrieben von Johann Juras kv, k. k. Berghauptmann in
Lemberg.
(Fortsetzung und Schluss.)
Ad F. Ausser den vorstehenden Schmelz» und Raf-
finirwerkstätten gehören zu dem Eisenwerkscomplex fol-
gende sonstige Taggebäude.
1. Das Palais znJakobeni, aus hartem Materials solid
erbaut, 10^ 3^ lang, 9^1' breit, einstöckig, mit stehendem
Dachstuhle mit Kupferblech gedeckt.
Dazu gehören 2 Nebengebäude zu beiden Seiten des
Hofraumes, ein an das Palais anstossender kleiner Park und
ein terrassirter Garten mit Glashaus.
2. Das im Jahre 1850 im Baue beendete Directions-
gebäude aus hart«m Materiale, 17® lang, 10® 1' breit, 3® 2'
hoch, mit daranstossenden Flügeln von je 4® 2' Länge und
5® 2' Breite, mit stehendem Dachstuhle, gepflastertem Bo-
denräume und gewölbten Kellern unter dem ganzen Gebäude;
ferner
3. 7 Material- und Fruchtmagazine,
4. 16 Beamten Wohnungen,
5. 19 Meisters-, Handwerkers- und Aufseherswoh-
nungen,
6. 2 Ranzleigebäude,
7. 4 Schulhäuser,
8. 1 Gasthaus und 1 Kramerei,
9. 3 Mahlmühlen und 1 Brettsäge,
10. 2 Wirthschaften,
1 1. 34 Coloniehäuser,
12. 2 Ziegelschläge,
13. zwei ausser Betrieb stehende, zum Theile desolirte
Hammerwerke und ein Schlackenpochwerk,
14. 1 Pulverthurm.
Die zugehörigen eigenthümlichen Grundstücke in Jako*
beni betragen 538 Joch.
Nachdem im Vorstehenden die Erzbedeckung für eine
durchschliittliche Jahre^erzeugung vou 30-000 Ctrn. Frisch-
und Gusseisen auf die Dauer von mehr als Einem und bei
den meisten Gruben auf mehrere Jahrhunderte, und die Aus-
stattung des Eisenwerks-Complexes mit allen zu einem
schwunghaften Betriebe nöthigen Haupt- und Hilfswerkstät-
ten. Wasserwerken, Vorraths- und Unterkunftsgebäudf n dar-
gethan erscheint, werden nachfolgend noch einige der übri-
gen Productionsiactoren näher erörtert, und zwar:
1. Brennmateriale.
Die von Manz^schen Eisenwerke beziehen ihren Holz-
bedarf mit einem beiläufigen jährlichen Quantum von 12.000
Kub.^ Kohl-, Rost- und Brennholz und 3000 Current^ Bau-
und Grubenholz, theils aus den Concessionswaldungen (7242
Joch — das Brenn- und Kohlholz vermöge Vergleich bis
zum Maximum von 20.000 Kub.^ jährlich bis 31. October
1888), theils aus den Bukowiner Cam'meral- und den nach-
barlicht-n Siebenbürger und Marmaroser gepachteten Wal-
dungen. Der Preis einer Kub.^ Holz am Stocke beträgt in
Eisenau und Freudenthal aus den Cammeralwaldungen 1 fl.,
in Jakobeni aus den Cammeral- und Concessionswaldungen
70 kr. Ost. W. Aus den Siebenbürger Pachtwaldungen kön-
nen jährlich 60 n. ö. Joch Wald um den Pachtschilling von
600 fl., aus den Marmaroser Waldungen eine beliebige
Quantität um den Pachtzins von 500 fl., theilweise mit
Eisen gezahlt, abgetrieben w(*rden.
Der Schlagerlohn beträgt je nacii der leichteren oder
schwereren Zugänglichkeit pr. Kuh.® 70 kr. bis 1 fl. ö. W.
Das Holzschlagen besorgen Buthcnen aus der Bukowina und
den angrenzenden Kreisen Galiziens, welche nach Bedarf
in beliebiger Anzahl requirirt werden können. Das Schei-
terholz wird in den Cammeralwaldungen in trockenen oder
- 157 -
nasse II Riesen entweder zur Triftung an den BistritsflusS
oder indieWatdkohlungenherabgeriest; aus den Siebenbür-
gernndMarmaroser Walduuf^en, dann aas den an derBistritz
gelegenen Ca mmeral waldangen im Frühjahre nach Manzthal
nächst Jakobeni getriftet, dort mitteUt eines Rechens auf-
gefangen und am Ufer in der daselbst befindlichen Rechen-
kohlung verkohlt; während aus ^n übrigen, um Jakobeni
und die anderen Werke gelegenen Wäldern das Rost und
Brennholz pr. Achse zugeführt, das Kohlholc aber im Walde
selbst verkohlt wird.
Eine Mass Kohl (=: 10 Kuh/) kostet gegenwärtig loco
Hütte 29*%oo kr.
Zum Behufe der oberwähnten Rechenkohlung und des
Manzthaier Hammerwerkes ist oberhalb des letzteren über
die ganze Breite des Bistritzflnsses eine grossartige, aus
massivem Holze, mit starken Eisenklammern und Stein-
kästen construirte 20^ lange, 9® 4' breite, 1 ^ 4' über den
normalen Wasserspiegel erhöhte Wehre erbaut, und ober- j
halb derselben der Rechen, von welchem das ankommende
Kohl holz durch den Triftgraben den längs des Bistritzufers
befindlichen Koblstätten zugeführt, und durch Handlanger
ausgelandet und aufgeklaftert wird. Der Triftgraben ist
504^ lang, durchschnittlich 4® breit und 5' tief, stellenweise
mit beziAmertem Holze ausgewandelt oder mit Ufermauem
versehen. Durch die Mitte der Wehre geht der ]8 Klftr.
lange, 4^ 4' breite Flosskanal zur Durchfahrt der Schiffsbau-
holzflösse.
2. Wasserkraft.
Die Aufschlags Wässer für sämmtliche Betriebswerk-
stätten werden von drei Flüssen : goldene Bistritz (Jakobeni
und Manzthal), Moldowa (Eisenau) und Moldowitza (Freu-
denthal) das ganze Jahr auch für eine erhöhte Production
ausreichend geboten, indem insbesondere der erstgenannte
FlusB auf je 5(l0 Klafter seines Laufes eine Wasserkraft
von 100 Pferdekräften ergeben würde.
3. Arbeits- und Fuhrkräfte.
Die Arbeitskraft beruht nebst den zum Holzschlagen
zeitweilig; verwendeten Ruthenen in einer seit Entstehen der
Werke aus dem benachbarten Ungarn (besonders der Zips)
zugewanderten und in den Waldcolonien angesiedelten Be-
völkerung von beiläufig 600 Familien, mit etwa 90 Berg-
leuten, 180 Feuerarbeitern, 260 Köhlern, Holz- und Tag-
arbeiteru und 70 Fuhrleuten. Deren durch die Betriebs-
reducirung der letzten Jahre verursachte theilweise Aus-
wanderung würde bei Wiederaufnahme des vollen Betriebes
durch die ersehnte Rückkehr zum grössten Theile wieder
ersetzt werden. Da die Hüttenarbeiter seit mehr als einem
halben Jahrhunderte nur für die bisherigen Betriebszweige
herangebildet sind, so würde für Abänderungen oder neue
Anlagen von Raffinirwerkstätten eine Heranziehung von ge-
schulten Feuerarbeitern nothwendig werden.
Die Fuhrkräfte ztir Zufuhr der Eisensteine aus den in
dem massigen Umkreise von ^/^ bis 4 Vj Meilen zerstreuten
Gruben, des Holzes und Kohles, dann zur Verführung des
Roheisens zu den Hammerwerken, dermal bestehend aus
etwa 200 Pferden und 40 Zugochsen, sind bis zu einer
Jahreserzeugung von 40.000 Ctrn. Roh- und Gusseisen er-
fafarungsmässig als zureichend erprobt, und würden unter
den obwaltenden günstigen Bedingungen zur Haltung von
Zugvieh auch für eine erhebliche Productions-Steigerung,
zum Theile durch die umliegenden Ortschaften und bei wei-
terem Bedarf e durch eigene Werkabezüge erschwinglich zu
schaffen sein.
4. Communicationen.
Der ^anze von Manz'sche Werkscomplez, mit Ein-
sehluss der Kupfer- und Bleiwerke, ist theils — Jakobeni,
Poszoritta, Eiseoau — durch die aus der Bukowina nach
Siebenbürgen führende Reichs Strasse, theils durch Land-
und Werk^wege verbunden^ welche theils durch die Gemein-
den, theils ausschliesslich durch den Werkseigenthümer «r-
richtelt wurden und erhalten werden, letztere allein bei' 13
Meilen betragend.
5. Absatz der Producte.
Das bisherige, erst in letzter Zeit bei unzureichendem
Betriebsfonde und minder sorgföltiger Regie durch Zurück-
gehen der Qualität, Betriebsstörungen und eingedrungene
fremde Concurrenz bedrohte Absatzgebiet (Bukowina, Mol-
dau und die nachbarlichen Gebiete von Siebenbürgen und
der Marmaros) wird bei den günstigen natürlichen Bedin-
gungen der Werke und ausreichendem Betriebsfonde, durch
eine umsichtige Werksleitung ohne Schwierigkeit wieder zu
gewinnen und zu behaupten sein.
Selbst eine grössere Capitalsanlage zur Herstellung
eines Walzwerkes würde bei bevorstehender Einbeziehung
der Bukowina in den grossen Verkehr durch die bereits her-
gestellte Lemberg-Czemowitzer Eisenbahn, deren in Anre-
gung stehende Verlängerung nach Suczawa und den zu hof-
fenden Anschluss einer russischen Bahn, eine ergiebige Ver-
zinsung absehen lassen.
Schliesslich kann nicht unerwähnt gelassen werden,
dass die sogenannten unteren (von Jakobeni 5 und 7 Mei-
len jenseits^ des hohen Gebirgsrückens Mestikanestie gele-
genen) Hammerwerke Eisenau und Freudenthal mit den
Roth- und Thoneisensteingrubenfeldern Peter und Paul bei
Fundul-Moldowi und Sadowa alle natürlichen Bedingungen,
und bei Vollendung des Hohofens in Eisenau auch die nöthi-
gen Betriebsausstattungen vereinigen würden, um als selbst-
ständiger lebensfähiger Werkscomplez angesprochen und
ausgeschieden zu werden, welche Ansicht und Tendenz
schon factisch dadurch ihren Ausdruck gefunden hat, dass
bei Eisenau die Herstellung eines eigenen, bloss in einem
solid und zweckmässig hergestellten Fundamente vorhan-
denen Hohofens in Angriff genommen wurde, in welchem
die um Sadowa und Stulpikani einbrechenden Thoneisen-
steine, dann die Rotheisensteine des Peter- und Paul-Gru-
benfeldes verschmolzen werden sollten, deren Zufuhr nach
Jakobeni wegen der grossen Entfernung zu kostspielig ist,
wodurch zugleich die ebenso kost^piMige Zufuhr des Roh-
eisens von Jakobeni zu den Hammerwerken in Eisenau und
Freudenthal entfallen würde.
n. Der Knpferwerks-Gomplez,
dessen Verwaltung und Hütte nmanipulation in Poszoritta
concentrirt ist, umfasst nachstehende Entitäten :
A. drei Grubenfeldcr :
Anna, am Berge Runk, V2 Meile, dann Dreifaltigkeit
I. und IL am Berge Dialu Negri bei Fundul-Moldowi, y^
Meile nordwestlich von Poszoritta, jedes mit zwei einfachen
Grubenmassen k 12.544 DKlftr.,
B. ein Poch- und Schlemmwerk in Fundul-Moldowi,
C. die Kupferhütte in Poszoritta,
D. 41 Taggebäude und
E. 1 056 Joch 626 QKlftr. eigenthümliche Grundstücke .
— 158 —
Ad A. Obige dr«i Grabenfelder sind sämintlich auf
derselben LageratHtte verliehen, bestehend in einem von
Nordwest nach Südost streichenden, in dieser Richtung auf
eine Erstreckung von 6 Meilen bekannten Lager eines grfi-
nen fettigen Chloritschiefers in einem gneusartigen Quarzit-
schiefer, welcher in seiner gewöhnlich 2—4' betragenden,
stellenweise auch über 1 ^j^ Klafter erreichenden Mächtig-
keit Kupferkies führti theile in Körnern, theils in schmalen
Schnüren, häufig — besonders im ersteren Falle — mit ein-
gesprengtem Eisenkies , welcher zuweilen stockartig mit
fast gänzlicher Verdrängung des Kupferkieses auftritt und
wegen reichlicher Lechbiidung gleich letzterem abgebaut
und mitverscbmolzen wird. Die Stuferze sind im Mittel 3 V2~
bis 4pfündig und die im Verhältnisse zu diesen wie 3 zu
1 einbrechenden Pochgänge 1 pfundig in Kupfer; letztere
werden im Pochwerke zu 4pfündigen Schlichen aufbereitet.
In den 3 Grubenfeldem ist das Lager, und zwar im
Annafelde durch den Annastollen im Putnathale über 100
Klafter aufgefahren, jedoch nur im Anfange erzführend,
weiter zertrümmert und unedel, dann durch den ^j^ Meile
oberhalb Poszoritta angelegten Neudreifaltigkeits-Stollen
über 60 Klafter, am Feldorte und dem dort begonnenen
Abteufen erzig anstehend; in den beiden Dreifaltigkeits-
Grubenfeldern durch zwei Stollen, nämlich: den Erbstollen
über 900 Klafter und den 42 Klafter darüber gelegenen
Nepomucni-Stollen über 100 Klafter im Streichen. In bei-
den wurden im Streichen bis 60 , im Verflachen über 40
Klafter anhaltende Erz- und Pochgangsmittel durch drei
Hauptverwerfer abgesetzt, verhauen, und zwar im Erbstol-
len in der First bis auf 2 Klafter unter die Sohle des obe
ren Stollens, und in diesem in der First und zum Theile ia
der Sohle, so dass in ersterem die Sohle noch ganz, in letz-
terem First und Sohle zum Theile, und der auf die Ge-
sammtlänge der zwei Dreifaltigkeits-Grubenfelder pr. 996
Klftr. restirende Theil des Streichens noch ganz ansteht.
Nebst den verliehenen 3 Grubenfeldem bestehen auf
dieser Lagerstätte noch 2 und auf einem der parallel strei-
chenden Lager, deren in diesem Gebirge angeblich bis 10
geognostisch constatirt sein sollen, 1 Freischurf.
A d. B. Das Pochwerksgebäude in der Werkscolonie
Luisenthal zunächst den Dreifaltigkeits-Gruben befindlich
ist 42® T lang, 8® 3' breit und \^V hoch, auf 24 gemauer-
ten Pfeilern und Fundamentirung erbaut, und besteht aus 4
Abtheilungen :
a) in der ersten befinden sich 3 Pochwerke mit 12
Sätzen und 36 Schiessern mit gusseisernen Pocheisen, 3
grosse oberschlächtige Wasserräder, 1 Stossrad und 4 Stoss-
herde. An die Ausseiiseite dieser Abtheilung schliesst sich
ein auf hölzernen Säulen ruhendes offenes Dach, unter wel-
chem sich 2 Schlemmherde befinden ;
b) in der 2. Abtheilung sind 3 Pochwerke mit 9 Sätzen
und 27 Pochschiessern und 3 ob erschl ächtigen Wasser-
rädern ;
c) in der 3. Abtheilung 4 Stoss- und 1 Wasserrad.
Durch vorstehende drei Abtheilungen zieht sich die
vielfach gewundene Mehlführung.
d) Die 4. Abtbeilung besteht in einer geräumigen
Stube zur Zerkleinerung und Sortirong der Erze. An der
Rückseite derselben befindet sieb ein offener Scheidekram
mit gemauerter [Rückwand, 19® lang» ^^^j%^ breit und
IM' hoch.
Für den Betrieb des ganzen Manipulationsobjectes ist
eine standhafte Wehre über den ganzen Moldowafiass aus
starkem Schrottholze gespannt, mittelst welcher die nöthige
Wassermenge in einem 182® langen, auf Fnndameutmanem
und 41 gemauerten Pfeilern, jeder ly^® lang und hoch und
^2^ breit, ruhenden, aus 2''igen Pfosten mit Schwellen und
Riegeln erbauten Gespünde bis in die Radstube gelei-
tet wird.
A d C. Das Kupferhflttengebäude in Poszoritta ist solid
gemauert, 26® lang, 13® breit und 3® hoohyhat zwei Thore,
2 hölzerne Stiegen auf die Gicht, in deren Höhe ein auf
5® Breite und der ganzen Länge nach mit 2"igen Pfosten
gedielter Raum zum Vormassplatze dient.
In dem Gebäude befinden sich drei Hohöfen, zwei zur
Roh- und I zur Kupferarbeit, mit eisernen Ankern verbun-
den. Die Höhe derselben beträgt bis zur Gicht 3® 2', von
da bis ober die Flugkammem 2® 4^ und die Rauchf&nge
bis ober die Dachfirst 5®, deren Gesammtlänge 14® 1' und
die Gesammtbreite 9®.
Der gemeinschaftliche Gichtgang ist mit 12V2^ langea
eisernen und der erwähnte Vormassplatz mit hölzernen Ge-
ländern geschützt.
Nebstdem ist im Gebäude angebracht : das Kastenge-
bläse , 1 Gestübpochwerk , 1 Aufzug- und Bremsrad mit
drei Flaschenzügen und einem 30 Klafter langen Zugseile.
Der Aufgang vom Hüttenplatze zur Gicht besteht in
zwei gedeckten und einer offenen Brücke.
Zum Betriebe dienen 3 oberschlächtige Wasserräder
in heizbaren Radstuben, welche aus dem 458® langen ge-
mauerten Hüttengraben das Aufschlagswasser erhalten, das
sodann durch einen ganz gewölbten Kanal, 59® 4' lang, 4'
breit und 5' hoch in die Moldowa abfltesst.
Das ganze Hüttenwerk ist zweckmässig hergestellt und
dermal in mittelmässigem Bauzustande.
Ad D. Unter den 41 Taggebäuden in Poszoritta und
Luisenthal, welche sämmtlich auf dem Werke eigen thümlicb
gehörigen Grundstücken erbaut sind, befinden sich:
a) Folgende Werks- und Manipulationsstätten:
1. Das Göppelförder-Gebäude am Luisenthaler Gru-
benbaue, bestehend aus zwei Theilen, dem Goppel- und
Schachthause; ersteres aus weichem Materiale auf tiefen
Fundamentraauern erbaut ist achteckig und hat einen Um-
fang von 33® 2'; darin befindet sich der Goppel, bestehend
aus einer 4® langen verticalen Welle, dem 1®. 2' hohen und
1 ® im Durchmesser weiten Korb und 2 horizontalen Dop-
pelbalken zum Anspannen der Pferde.
Im Schachthause, 6® lang, 3 Vj® breit, 1® 1' hoch auf
gemauertem Fundamente und Säulei^ ruhend, sind' ange-
bracht die beiden Seilscheiben von W Durchmesser mit den
Schachtseilen, Schurzketten und Förderhunden.
2. Das Kupferhammergebäude in Poszoritta, ganz ge-
mauert, 29V/ **°e» 1^^ 2' breit, 2® 1' hoch, enthaltend:
zwei Hammerwerke mit zwei Breit- und zwei Tiefhämmern,
ein doppeltes Schmiedefeuer mit 2 Spitzbälgen, 2 Gebläse-
und 2 Hammerwerks- Wasserräder, 1 Garherd mit 2 Kasten-
geblasen und gusseisernem Löschtroge; 1 grosse eiserne
Schere und eine Schleiferei mit einem eigenen kleinen
Wasserrade.
Unter demselben Dache befindet sich durch eine
Scheidewand abgetheilt der Spieissofen,. 772® ^^°S> ^^ 2'
breit, 2® hoch, bestehend aus drei Abtheilungen: dem ge-
wölbten Tiegelherde, dem Spieissherde und der mit Rost-
stäben versehenen Heizung. Der Wind wird aus den
- t59 —
Schmelzfeuer-(Garherd-)Geblä8en mittelst hölzerner Latten
in den Ofen geleitet.
3. Der Probiergaden aammt Tischlerei aus hartem
Materiale.
4. Das Erzrostgebftttde, 22^ lang, 5 V2^ breit, 2^ hoch,
auf 5' hohen Steinfdndamentmauern rahend, mit 16 ge-
manerten Steinpfeilern, mittelst 5' hohen Scheidemauern
in 12 Rostfelder ^etheilt.
5. Der Erzkram, ganz gemauert, 15^ lang, 6 Yj^ breit,
1^4' hoch, mit 2 Auffahrtsbrucken zu dem gedielten Erz-
boden.
6. 1 Ziegelei, 1 Mahlmühle, 1 Fleischbank, 2 Anstalls-
gebäude, 1 Pulverthurm.
b) Zwei Frucht- und Productenmagazine, und 3 Ma-
terial-, Waaren- und Kohlschopfen.
c) Zwei Kanzleigebäude und
d) 1 1 Beamten-, 9 Meisters- und Aufseherswohnnngen,
und 3 Coloniehänser.
Der Bezug des Brenn- und Kohlholzes ist dem Kupfer-
werke durch den mit der Cammeralherrschaft Kimpolung
am 17. Juni 1858 abgeschlossenen Vergleich bis zum Maxi-
mum jährlicher 4000 Kub.KIftr. vorläufig bis Ende Octo-
ber ] 868 unter den darin festgesetzten Preisen und Moda-
litäten gesichert.
In Betreff der Arbeitsverhältnisse und Communicatio-
nen gilt das bei dem Eisenwerks- Compleze Gesagte.
Bei der vorstehend dargestellten Ausstattung des
Kupferwerks - Complexes wurden nach einem 20jährigen
Durchschnitte (der Jahre 1841 bis 1860) jährlich aus
41 -500 Ctrn. Erzen und Schlichen, mit einem mittleren Kupfer-
halte von 3y4 ii.i 1600 Ctr. Kupfer erzeugt, mit einer
durchschnittlichen Gestehung von 43 fl. 62 kr. und einem
Reingewinne von 19 fl. 90 kr. pr. Ctr.
Während die verliehenen und durch weitere Schürfun-
gen zu occupirenden Gruben nach den oben beschriebenen
Aufschlässen und Verhalten des Lagers bei entsprechen-
der Aufbereitung der Pochgänge das zu einer nicht weit un-
ter der obigen zurückbleibenden Jahreserzeugung erforder-
liche Erz- und Schlichquantum noch auf eine, vorläufig nicht
unter 50 Jahre abzugrenzende Dauer zu liefern im Stande
sind^ wird der durch die mehrjährigen drückenden Admini-
strationsverhältnisse und überdiess durch die gesunkenen
Kupferpreise bis zur Einbusse zurückgegangene Reingewinn
bei der anerkannten Vorzüglichkeit des Poszorittaer Kupfers
durch Besserung der Absatz-Conjuncturen und insbeson-
dere durch eine mit ausreichendem Betriebsfonde unter-
stützte umsichtige administrative und technische Werks-
leitnng bedingt sein, deren Augenmerk vornehmlich nebst
Inangriffnahme weiterer Aufschlussbaujß auf eine höhere
Concentration der zu verschmelzenden Geschicke mit sorg-
fältiger Scheidung und Aufbereitung zu richten wäre.
nL Der Silber- und Bleiwerks-Gomplez
zu Kirlibaba, 3 Meilen nordwestlich von Jakobeni, an der
Marmaroser und Siebenbürger Grenze, begreift nachstehende
Entitäten :
A. die Grubenfelder Caroli I et II, bestehend .aus zwei
einfachen Grubenmassen mit zusammen 25.088 QKlftr.,
B. zwei Poch- und Waschwerke,
C. eine Silber- und Bleihütte,
D. 1*9 verschiedene Taggebäude und
E. 390 Joch 74lDKlftr. eigenthümliche Grundstücke. '
Ad. A. Der in diesen Grubenmassen auf dem südöst-
lichen Abhänge des Gebirges Futurika durch mehr als 60
Jahre betriebene, seit Ende 1 861 gänzlich aufgelassene
Bergbau hatte ein zwischen Glimmerschieferschichten nord-
südlich streichendes und sehr ungleich — ganz flach bis
fast seiger — östlich fallendes Lager zum Gegenstande,
welches in einem etwas quarzigen Spatheisensteine von
wechselnder Mächtigkeit häufige, jedoch nicht zusammen-
hängende, sehr unregelmässig vertheilte hauchige Linsen
eines meist feinkörnigen, bis leberartigen Bleiglanzes führt,
mit einem durchschnittlichen Silberhalte von 1 ^j^ Loth im
Centner Erz, oder 8 Loth im Centner Reichblei.
Der Bergbau bestand, da das Lager rechtsinnisch mit
dem Berggebänge einföllt, ausschliesslich in Zubaustollen
und von denselben getriebenen Auslenken, und hatte in den
unteren Horizonten mit starkem Wasserzugange zu kämpfen.
Von allen diesen Stollen, welche durch zahlreiche Hai •
den ersichtlich sind, ist keiner mehr befahrbar, sondern
alle bis auf kurze Strecken zu Bruche gegangen.
Die Einstellung dieses Bergbaues wurde durch die
steigende Kostspieligkeit herbeigeführt, weil nach Verhauen
der oberen, überdiess reicheren Horizonte die Zubaustollen
immer länger wurden, und vornehmlich weil die langjährige
Erfahrung keinen Anhalt zur einigermassen sicheren Aus-
richtung der Bleiglanzlinsen ergeben hat, welche regellos
in der ganzen von einigen Zollen bis 1 Klftr. wechseln-
den Mächtigkeit des Spatheisensteinlagers zerstreut auf-
traten.
Bei diesem — einem raisonmässigen und ökonomi-
schen Bergbaubetriebe sehr ungünstigen — Verhalten ist
eine nur mit bedeutenden Mitteln mögliche Wiederaufnahme
dieses Bergbaues kaum zu hoffen, obgleich laut Ansicht der
Grubenkarte und Aussage der früheren Werksleitung das
Lager in seiner nördlichen Erstreckung noch nicht erforscht
ist, und sogar im Bereiche des früheren Bergbaues an meh-
reren Stellen angefahrene Pochgangmittel, zum Tbeile
wegen starken Wasserganges, anstehend verlassen wurden.
Ad. B. Das erste Pochwerksgebäude ist 22^ Iftiig,
8^ breit, auf starkem Fundamente ruhend, mit 15 gemauer-
ten Pfeilern, deren Zwischenräume mit Schrottholz ausge-
wändelt sind. Dasselbe ist der Breite nach durch eine
Mauer in 2 Abtbeilungen getheilt: die erste enthält zwei
Pochwerke mit 24 Schiessern und die Mehlführung mit zu-
gehörigen 2 Wasserrädern ; die zweite schliesst 5 Kehrherde
ein, mit dem nöthigen Wasserleitungsgerinne.
Das Gebäude sammt innerer Einrichtung, deren Eisen-
bestandtheile grösstentheils fehlen, befindet sich in Folge
des mehrjährigen Nichtbetriebes in einem schadhaften Bau-
zustande.
Das zweite Pochwerksgebäude ist 10^ lang, 4^ breit,
auf gemauertem Fundamente aus weichem Materiale erbaut,
mit 1 Yj zölligen Brettern verschalt. Die innere Einriehtung
besteht aus einem Pochwerke mit 6 Schiessem« dann der
Waschvorrichtung mit 3 Satzkästen und Scheidesieben ; der
Bewegungsmechanismus für beide Manipulationen besteht
aus der von einem oberschlächtigen Wasserrade getriebe-
nen Welle mit gusseisernem Vorgelege, dann einer stehen-
den Welle mit konischem Getriebe. Gebäude sammt Ein-
richtung ist in ziemlich gutem Zustande.
Ad C. Das Schmelzhüttengebäude ist 14^ lang, 12^
breit und 3^ hoch, wie das Pochwerksgebäude aus hartem
und weichem Materiale erbaut. Daran stosst eine gemauerte
— 160 —
Schlackenkammer und eine von Scbrotthol« aufgeführte
Qlättekammer. Die innere Einrichtang besteht:
In der ersten Abtheilung aus zwei Bleischmelzöfen,
5 Klafter hoch, mit einem 4^ hohen gemauerten Schorn-
steine. Die obere gedielte Etage in der Höhe der Gicht
dient als Vormassboden. An der Rückseite befindet sieb
ein hölzernes Kastengebiäse mit einem Wasserrade.
Die zweite Abtheilung enthält den Abtreibherd mit be-
weglichem Hute an einem Balancier, ein Spitzbalggebläse,
ein Glättepochwerk und ein Wasserrad-Gebäude und die Ein-
richtung befindet sich in gleichem Zustande wie das erste
Pochwerk.
Ad D. Unter den Taggebäuden befinden sich: a) an
Ablagerungsgebäuden: 1 Erz-, t Frucht- und 1 Eiseuma-
gazin mit Werksschmiede, 1 Kohl- und 2 Holzmaterialscho-
pfen, b) 1 Brett- und 1 Mahlmühle, c) 1 Zimmerwerkstätte
d) 1 Laboratorium und Schulhaus, e) 1 Kanzleigebäude,
f) 3 Beamten-. 3 Aufsehers- und Arbeiterwohnungen, g) 1
Fleischbank und Pächterswohnung und h) die Schutzwehre
am Kirlibaba-Bache mit 300^ langem Zuleitungsgraben und
Gespfinden zu den Manipulationsstätten.
Von diesen Gebäuden stehen 13 auf gepachteten
Grundstücken der Religionsfonds-Herrschaft Rndautz, die
übrigen auf dem Werke eigenthümlich gehörigen Gründen.
Die Mehrzahl derselben befindet sich in ziemlich gutem
Bauzustande, und dürfte bei NichtWiederaufnahme des Berg-
und Hütten betriebes eine anderweitige Verwendung, etwa
zu den dortigen Holzlieferungsgeschäften, zulassen.
Notizen.
Mit dem am Morgen des heutigen Tages abgebrannten letz-
ten Schusse erreichte der wichtigste Haiiptachacht des Przibra^
mer k. k. und gewerkschaftlichen Silber-Bergbaues, der Adalbert^
Schacht, in den Dimensionen von 6 und 16 Schuh im Geviertenjy
nach einer seit I77S durch volle 89 Jahre angestrengt fortge-'
setzten, schweren, mit mannigfaltigen Gefahren und grossen Ko-
sten vei'bundenen Arbeit, die gewiss noch sehr seltene absolute
Tiefe Ton bereits vollen 40(» Klaftern, dessen Tagkranz 'iTÖ'/j
Klafter über und dessen jetziges Tiefstes somit schon 123 y,
Klafter unter der Meeresoberfläche* liegt. Der Schacht wird mit
Anwendung einer 30 pferdekräftigen Fördermaschine ober Tags,
und mit einer 32 pferdekräftigen Wassersäulmaschine in einer
Tiefe von 38 Klaftern unter Tags als Förder- und zugleich auch
Als Wasserhaltungsschacht benutzt. In der Adalberti- und in der
mit ihr communicireuden Maria-Grube sind 1288 Arbeiter be«chäf-
tigt. Der Adalbertischacht liegt in dem segenreichsten Gruben-
felde des Przibramer Erzrevieres, schliesst mittelst seiner Quer-
schläge auf 19 Horizonten nebst anderen edlen und erzführenden
Gängen den Adalbert-Hauptgaug sammt seinen Trümmern auf,
der die anhaltendsten und ergiebigsten Erzmittel besitzt, welche
über die Hälfte der hiesigen Silber- und Bleierz-Gefälle liefern.
— So betrug im Jahre 1866 allein das Förderquantum dieses
Schachtes 693.U00 Centner. Seine bedeutende Ausdehnung, sein
Erzi^eichthum, dessen Silberhalt mit Zunahme der Tiefe steigt,
und dessen für eine noch unabsehbar lange Daner mit berg-
männischer Wahrscheinlichkeit verbürgbare Nachhältigkeit ma-
chen dieses Orubenfeld mit seinem Schachte zu einem der wich-
tigsten des hiesigen Siiberbergbaues und der Moment der glück-
hch vollendeten 400 Klafter Tiefe des Schachtes gab daher den
Anlass, dieses Ereigniss kirchlich und bergmännisch festlich zu
feiern. — Schon am Vorabende verkündig^ kirchHcbes Festgeläate
diese für die Bergstädte Przibrara und Birkenberg denkwürd/^
Feier. Heute um 9 Uhr früh versammelte sich in Przibram vor
dem k. k. Bergoberamtsgebäude die zahlreiche Bergmanuschaft und
bewegte sich unter Vortritt der hochwürdigen Stadtgeistlichkeit-
der k. k. Bezirks-, Bergacademie-, Bergoberamts- und Werksbeam ,
ten, den k. k. Oberbergrath und Bergoberamts- Vorstand Jeschke
an ihrer Spitze, der Repräsentanten der Stadtbehörden und der
mitbetheüigten Privatgewerken, dann der zur Feier erschienenen
nachbarlichen Bergwerksverwandten in einem unabsehbar langen
Zu!;e mit klingendem Spi«»l der Bergmusikkapelle von Przibram
auf den Birkenberg, bei dem mit zwei hohen Pyramiden gezier-
ten Adalbertschachte vorbei zur Bergkapelle, in welcher vor Allem
unter andachtvoller Theilnahme aUer Anwesenden eine heilige
Messe gelesen wurde. Hierauf begab sich der Zug zu dem ge-
feierten Adalbertschachte. Nach verrichtetem Schutz- und Segens-
gebete befuhren der k, k. Oberbergrath Jeschke mit mehreren
Bergbeamten und Gästen den Schacht, und es wurde in deren
Gegenwart der letzte Schnss abgebrannt, um die 400 Klafter
der Schachtteufe zu vollenden. In demselben Momente erdröhn-
ten Obertags Pöllerschüsse und ein tausendstimmiges ^i Glück
auf!" und die Volkshymne verkündigten dieses hochwichtige
Ereigniss, das in den Aunalen des Przibramer Bergbaues fort
leben wird. Nach beendeter Schachtfahrt fand ein von den Fest«
theilnehmei*n arrangirtes Festmahl in der Stadt Birkenberg statt,
bei welchem ein dreimaliges herzlichstes »Glück auf!'' für Aller-
höchst Seine k. k. apostolische Majestät unseren allergnädigsten
Kaiser Franz Josef und für das gesammte durchlauchtigste Kai-
serhaus die Versammlung höchst enthusiasmirte, worauf dann die
weiteren Toaste auf das fernere segensreiche Gedeihen des Przi-
bramer Bergbaues, auf die hohen Ministerien, auf die geistlichen
und weltlichen Würdenträger des Königreiches Böhmen, auf den
Mann des bergmännischen Fortschrittes k. k. Ministerialrath
Otto Freiherm von Hingenau, und den hochgeehrten Förderer
des Kunstwesens und der Aufbereitung k.k. Ministerialrath Peter
Ritter von Rittinger u. s. w. folgten.
Administratives.
Seine k. k. Apostolische Majestät geruhten mit A. H. Ent-
schliessung vom 4. Mai 1. J. die Uebemahme des Berghaupt-
mannes und Oberbergrathes in Laibach Alois Altmann in den
wohlverdienten bleibenden Ruhestand allergnädigst zu genehmigen
und zu gestatten, dass demselben zugleich, die Allerhöchste An-
erkennung für seine vieljährige trene imd erspriessliche Dienst-
leistung ausgedrückt werde.
Der Leiter des Ministeriums für Handel und Volkswirth-
schaft hat den k. k. Oberbergcommissär und Bergrath .Joseph
Trinker zum Bergbauptmann in Laibach ernannt.
Wien, am 9. Mai 1967.
Briefkaaten der Expedition. Herrn J. U. ... in Mies. Der
ganzjährige Pränumerationsbetrag ist 8 fl. 80 kr. ; wir ersuchen
daher um gef. Nachsenduug von 80 kr.
In der
O. J. Manz'schen Buchhandlung in Wien,
Kohlmarkt Nr. 7,
gegenüber der Wallnerstrasse ist zn haben:
«ientscii, €^., Die Berechnung 4er Dampfmaschinen mittelst prak-
tisch eingerichteter Tabellen, welche ohne Anwendung alge-
braischer Rechnungen die eifective Leistung, denDampfverbrauch
und den vortheilhaftesten Expansionsgrad doppeltwirkender
Dampfmaschinen leicht bestimmen lassen. Zum Gebrauche für
Maschinenconstructeure, Fabriksbesitzer, Maschinenleiter, etc
aus Beohachtungsresultaten bearbeitet. Leipzig. 1867
l fl. 86 kr.
RlitlnKer, P. Kitter v., Lehrbuch der Aufbereitungskunde in
ihrer neuesten Entwicklung und . Ausbildung systematisch dar-
gestellt. Mit einem Atlas von 34 Taieln in Folio. Berlin 1867.
17 fl. 34 kr.
Scheffler H., Die Ursachen der Datnpf-Ressel-Explsslonen imd der
Dampfkessel-Thermometer als Sicherheitsapparat. Berlin 1 867.
1 fl. H kr.
ITfil^riafl. ll., Les appllcations de la chileur avec \m expos^ des
meilleurs systömes de chauffage et de Ventilation. 2^rae edition
Bruxelles 1867 ' . . . 7 fl.
TerfeiBiir eines Xüsenwerkes.
Ein Elisenwerk im böhmischen Erzgebirge, nahe der sächslchen Grenze, in einer wald- und dorfreichen Qegend, mit
172.391 Q Klailem Grubenfeldem auf reinen Magnet- und Rotheisenstein, dann mit den hiezu gehörigen Fabriks-Etablissements und*
Banobjecten. — ist ans freier Hand zu verkaufen
Die n&heren Auskünfte ertheilen mündlich oder auf frankirte schriftliche Anfragen J. U Dr. CatI Aeellns, be^de-
ter Landei^niUucat «u Pr Äfft Brückengasse, Kleinseite Nr. 39— IH. und Edoard Spotli, Eisenwerksdirector zu KaIIIcIi
in Bölini*^!}, Potii Görkau.
(13—15)
Draea Yfiu Cftrt Framm« ta Wlin^
Für den Verlag venutworttich : Carl Aeger.
r= 21.
XV. Jahrgang.
Oesterreichische Zeitschrift P2^-
* 27. lai.
ttir
Berg- und Hüttenwesen.
Verantwortlicher Redacteur: Dr. Otto Freiherr von Hingenau,
k. k. MiniaterUlrath im Finmniminlateriam.
Verlag der Q. J. Manz'schen Buohliandlung (Eohlmarkt 7) in Wien.
Inhalt: Ueber die Gewinnung ron Neben producten mit Rücksicht auf die chemische Reinigung der Sudsoole. — Ueber
die Anwendung des gebrannten Kalkes statt des rohen Kalksteines bei dem Betriebe der Eisenhohöfen. — Ausserordentliche
Vorträge und fachwissenschaftliche Besprechungen an der k. k. Bergacademie zu Przibram. — Das Schwefel-Vorkommen am
Kiliman. — Notizen. — Administratives. — Ankündigungen.
üeber die Gewinnung von Nebenproducten
mit BUcksicht anf die chemische Reinigung
der Sudsoole.
Von August Aigner, k. k. Bergmeister in Alt- Aussee.
Von der relativen Löslichkeit verschiedener Salze bei
vei^schiedeuen Temperaturen hängt wie bekannt die Reihen-
folge ihrer Krystallisation bei einer bestimmten Temperatur
ab. Von diesem allgemeinen chemischen Verhalten hat
man seit Jahren, wenn auch in beschränktem Masse bei
der Saline in Aussee eine praktische Anwendung gemacht,
indem zur Winterszeit in den vorhandenen Soolenstuben
die in denselben eingeschlagene concentrirte Soole der
Ausscheidung des rohen Glaubersalzes überlassen wird.
Da nämlich der Gefrierpunkt voUgrädiger Soole noch tiefer
als 18^ C. ist, die in dem Salzberge erzeugte Soole bei
einer durchschnittlichen Lufttemperatur von ^^ eine Tem-
peratur von 5 72^ K* zeigt, so krystaltisirt in den am Tage
befindlichen Soolenstuben bei allmäliger Abkühlung unter
b^/2^ das schwefelsaure Natron als wasserhaltiges Salz
(NaO -}- SO3) 4- lOHO an den Wänden und Boden in
schönen Krystallen heraus. Die auf der Soolenleitung be-
findlichen Stuben befinden sich jedoch iȊmmtlich in gedeck-
ten Räumen und die in denselben eingeschlagene Soole
sinkt kaum tiefer als bis zur Temperatur -j- 2'^ R. — Letz-
tere wird daher selbstverständlich so lauge der Krystalli-
sation überlassen , bis ein 'hineingehaltener Stab eine
hinreichende Krjstallschichte zeigt, welches um so eher
eintritt, je mehr die Soole spathet, wie man sich hier aus-
zudrücken pflegt, und innerhalb drei bis sechs Wochen
vollendet ist. Weit tiefer sinkt die Temperatur der nur
^2 Fuss unter der Erdoberfläche fliessenden Soole auf
der 6510^ langen Soolenleitung, und bei grosser Kälte
tritt die Spathung bisweilen mit solcher Vehemenz anf, dass
eine vollständige Stockung des Soolenabflnsses stattfindet.
Es machte diess die Aufstellung von in verschiedenen Di-
stanzen stehenden Wärme -An stalten nothwendig, in welchen
die in schlangen förmig gebogenen Eisenröhren durch-
fliessende Soole auf jene Temperatur gebracht wird , um
das schwefelsaure Natron in Lösung zu erhalten; der Auf-
wand an Brennstoff beträgt nach einem zehnjährigen Durch-
schnitte pr. Jahr 60 W.Klftr., die Summe der ganzen Wärme-
kosten pr.Jnhr 595 fl., und der gegen artige jährliche Erzeug
an Rohstoff 420 Ctr Von diesen besitzen die in der Nähe
des Stollenmundloches erzeugten Krystaile die Grösse einer
Haselnuss, die in der tiefer gelegenen Mittelstation Praun-
falk erzeugten . Erbsengrösse , endlich der in d«)n bei der
Sudhütte gelegenen Stuben aus verwässertem Pfannenkern
Huskrystatlisirte Späth die Grösse einer Faust, welcher
sämmtlich als rohes unraffinirtes Glaubersalz im Preise
von 1 fl. 25 kr. ö. W. der Privatindustrie überlassen wird.
Der Grund, warum die bisherige Erzeugung in so beschränk-
tem Massstabe stattfand , ist sowohl in dem zu hohen Ver-
kaufspreise in Verbindung mit den grossen Frachtkosten, als
auch in der Methode der Erzeugung gelegen, welche eben
nur in Stuben von geringem Fassungsraume bei massiger
Temperatur stattfinden kann und durch steten Wechsel der
vollständigen Krystallisation entzogen wird.
Es musste daher billiger Weise untersucht werden, ob
nicht fürsprechende Gründe vorhanden sind, um unter Aen-
derung der bestehenden Preise die Erzeugung auf das
Maximum zu bringen. Durch C. v. Hauer's höchst werth-
volle Untersuchungen des Salinenbetriebes in chemischer
Beziehung ist die praktisch längst ausgesprochene Ansicht
auch wissenschaftlich zur Evidenz erwiesen , dass die tech-
nische Leistung der Saline in Aussee in Anbetracht des
Rohmaterial es, welches zur Versiedung kommt, eine höchst
vollendete sei; in der That ist die durchschnittliche Summe
der Nebensalze verschiedeujähriger Soole in Aussee per
Kuh/ 2'358 Pfd., während die der übrigen Salinen nur
1'04 beträgt, daher als eine natürliche Folge die grössere
Pfannsteinbildung verbunden mit einer geringeren Wärme-
leitung und einer geringeren Dauer der Sudcampagne,
wodurch endlich die Sudausschläge beeinträchtiget werden.
Bei Fabriksanlagen, welche nach ganz gleichen Sy-
stemen gebaut, deren technische und pyrotechnische Fer-
tigkelten identisch sein müssen, ist daher die schroff gegen-
überstehende Verschiedenheit des Ausbringens nur mehr in
der Unreinheit des Rohmateriales zu suchen, und es kann
daher nicht mehr befremden , wenn als Holzerfordemiss für
die Erzeugung von 1000 Ctrn. Sndsalz für Aussee 38 W.
Klftr., für die anderen Salinen nur 3472 ^- ^^^^^' ^^^^'
Spruch t werden*).
Unter den den Pfannenstein bildenden Salzen von
schwefelsaurem Kalk, Kali, Natron, Chlormagnesium und
Chlornatrium übertrifft der Gehalt an schwefelsaurem Natron
mit 1*119 Pfd. im Kubikfuss der' Ausseer Soole den der
übrigen Salinen um mehr als die Hälfte, während der Ge-
*) Siehe den Salinenbetrieb von C. v. Hauer V. 1864.
162 ^
halt der übrigen BeBtandtheiie mit Ausnahme des schwefel-
sauren Kalis, welches mit 0'6 Pfd. im bedeutenderen Masse
auftritt, nicht sehr differirt. Die Trennung des sohwefel-
sanren Natrons von der Soole mues daher auf die Erhöhung
der SudauBschläge in dem Masse befördernd einwirken, als
diese Trennung gelingt. Es handelte sich nur mehr, eine
Methode ausfindig zu machen , welche von der Rrystalli-
sation in Stuben verschieden ist, weil ihre geringe Anzahl
den Erzeug beschränkt, die Erbauung einer grösseren An-
zahl von Soolenstuben aber zu kostspielig ist. Dieses ist
mir durch eine der Gradirung ähnliche Vorrichtung , vor-
läufig nur probeweise durchgeführt, vollkommen gelungen.
Auf einer vor dem Stollenmundloche etwas schief gestellten
Bretterwand von 8' Höhe und 7' Breite werden horizontale
Leisten von 4'' Breite tt,nd 7' Länge stufenförmig auf-
gelegt und die Soole über die Längenseite einer Rinne so
darauf geleitet, dass sie in Tropfen alle Stufen durchläuft
und unten in einer Rinne wieder zur Hütte abfliesst.
Das durch die niedrige Temperatur krystallisirende
schwefelsaure Natron setzt sich auf den Leisten als fein-
krjstalliniscbes Aggregat fest und kann ohne Mühe nach
einiger Dicke losgetrennt werden. Durch die Anwendung
von Dornwerk wurde der gleiche Erfolg erzielt, doch war
die anhängende Krystallmasse sehr schwer zu entfernen,
daher die Tropfbühne den Vorzug verdient. Die Aufstel-
lung einer solchen Vorrichtung im Vergleiche zu einer
Stube, welche kaum unter 1300 fl. erbaut werden kann, ist
fast kostenlos. Die Versuche wurden probeweise nur auf
zwei Bühnen von 117 Q' durchgeführt. Folgende Tabellen
enthalten alles fär die Vergleichung notb wendige Materiale.
Tabelle L
Spatherzeugung in 2 Soolenstuben von 8021 Kub.' Inhalt
und 2157 □' Oberfläche.
Stube
Kub.-Inhalt
der Stube K.'
Erzeugter
Späth in
Stuben
Zeit der
Krystallisa-
tion in Stdn.
Temperatur
der Soole
4021
4000
4640
4736
432
432
-f 2«R.
+ 2«R.
Tabelle
u.
Spatli
erzeugung auf 2 Tropf büb
nen mit 117
Q' Fläche.
Stun-
den
Soolen-Ein-
fluas Kub.'
Mittlere Tempert
itur
Luft
der Soole am
EinflusB
Abfluss
Jan.
6t
956
-6-2
+ 4-8
+ 3-6
47
960
+ 0-6
+ 4-2
+ 2-6
72
1080
— 3-4
+ 4-0
+ 2-6
58
760
— 0-8
-f 4-0
+ 2-6
72
1225
— 6-3
+ 4-5
+ 0-5
30
600
— 6-5
+ 5-0
+ 0-6
59
920
,- 2 4
+ 4 6
+ 4-0
Febr.
144
2160
+ 1-9
+ 4-7
-f-2-4
144
2160
+ 1-2
+ 4-6
-h 2-3
144
2160
4 1-7
+ 5-0
+ 3-2
114
1710
4- 3-8
+ 50
+ 4-1
Tabelle in.
Vergleichende Uebersicht bt^ider Methoden.
Methode
Soolb in
Kub.'
Späth
Pfd.
Fl&che in
Zeit in
Stunden
Stube
Gradirung
8021
14421
9376
7680
2157
117
432
945
Tabelle rV.
Mittlere Temperaturen von 3 zu 3 Tagen am Ausseer
Salzberge.
Novbr. 1 Decbr.
Jänner | Februar
März
April
1866
1867
1866
+ 5-7
— 2-4
— 30
-0-9
+ 2-4
+ 3-7
+ 5-6
+ 1-5
-7-0
— 0-3
+ 4-6
-1- 5-8
+ 5-1
— 02
— 0-3
+ 06
+ 1-5
+ 10 7
-f 1-2
— 0-8
-0-6
+ 0-8
-00
+ 6M
+ 2-8
+ 11
— 0-3
+ 1-7
+ 0-6
+ 5-5
— 2-4
— 0-8
- 5-3
+ 3-2
+ 3-8
+ 7-7
— 31
— 2-4
— 6-2
+ 3-0
+ 3-8
+ 6-5
— 1.0
— 11
-20
+ 1-8
+ 1-7
+ 2-3
— 0-9
— 1-0
+ 1-8
— 10
+ 1-3
+ 9-6
— 26
— 0-3
+ 2-6
- 3-8
+ 191
945 I 14421
0-19 I +4-66 I +2-71
Was zuerst die relative Menge des in den Soolen ent-
haltenen Spathes betrifft, so sind allerdings die älteren
daran reicher, jedoch übt die örtliche Gebirgsvertbeilung
einen entschiedenen Einfluss aus ; das Grenzgebirge ist an
schwefelsaurem Natron reicher, insbesondere reichhaltig ist
die an der Südgrenze des Snlziagers einbrechende Selbst-
soolenquelle mit einem jährlichen Zufluss von 30.000 Kub.^
Nach Carl v. Hauer beträgt der mittlere Gehalt an
schwefelsaurem Natron pro Kub.' der Ausseer Soole 1*11
Pfd. und da nach Tab. IV die Gradirung anstandslos durch
fünf Monate gesciieheu kann, die gesainmte Soolenabgabe
durch jenen Zeitraum durchschnittlich 600.000 Kub.' beträgt,
80 könnte durch Gradirung die Production auf 600000 X 1 " 1
= 6600 Ctr. erhöht werden.
Vergleicht man die chemische Analyse mit dem prak-
tischen Erfolge, so gibt die Erzeugung in Stuben per Kub.'
l'l Pfd., während die Gradirung nur 0-53 Pfd. ausweicht;
<?s hängt jedoch nur von der Vergrösserung der Gradirungs-
fläche ab, den Best von 0*57 Pid, noch zu gewinnen, so
dass auf eine vollständige Reinigung der Soole von jeder
beliebigen Beimengung von schwefelsaurem Natron mit
Bestimmtheit gerechnet werden kann.
Sucht man aus Tab. III. die Einheitswerthe der Er-
zeugung, so ergibt sich, dans durch die Stube aus 1 Kub.'
in eintr Stunde auf 1 □' 0*000000125 Pfd., und durch
Gradirung 0*000004817 Pfd. erzeugt werden können; es
vorhält sich also die Erzeugung der Stube zu jener der
Gradirung gleich wie I : 38.
Durch diese auffallend schnellere» Kristallisation wird
zwar die Reinheit des Productes einigermassen beeinträch-
tiget, indem dasselbe nahezu um die HHlfte mehr Chlor-
natrium enthält, als das in Stuben langsamer krystallisirende,
denn in 100 Th«ilen des krystallisirten Glaubersalzes wur-
den gefunden :
— 163 -
I. in der Stube.
76 00NaO SO3 + IÜHO
19-00 Wasser
5.00 Cl Na
100-00
U. Am Gradirwerke.
71-10 NaO SOj-i- lOHO
19-50 Wasser
900 Cl Na
0.5 Rückstände
100-00
Das Product I. erscheint in schönen Individuen , idas
Product II. als kleinkörniges krystallinisches Aggregat, und
hat in 1 00 Theüen um 47o m^^r Kochisalz beigemengt.
Letzteres kann jedoch von finanzieller Seite nicht als Ein-
wurf gegen diese Gewinnung geltend gemacht werden,
da das Kochsalz höchstens als Nebenproduct mit dem
Werthe des Fabrikssalzes in Abzug zu bringen ist, und es
waltet durchaus kfin Hindemiss vor, die erste Raffinatipn
durch die Ueberhitze einer Pfiesel zu bewirken , und jene
Kochsalzmenge durch die rückbleibende Mutterlauge der
Pfanne wieder .zuzuführen, das raffinirte Rohsatz aber
pachtweise in den Verschleiss zu bringen, denn die grösste
Lösungsfähigkeit für schwefelsauern Natron ist wie be-
kannt bei 33^, und hiezu ist die Endtemperatur einer
Pfiesel mehr als ausreichend. Es kann in dieser Beziehung
noch auf Nr. 19 dieser Zeitschrift vom Jahr« 1861 hingewie-
sen werden, um zu zeigen, wie auf der Saline zu Schöne-
beck aus der Mutterlauge Dorn und Pfannenstein nebst dem
Kochsalz und schwefelsaurem Natron, auch die übrigen in
geringerer Menge auftretenden Nebensalze zu Gute ge-
bracht werden. Die Gradirung kann selbstverständlich auch
auf jenen Theil der Mutterlauge ausgedehnt werden, wel-
cher mit Nebensalzen übersättiget endlich von der Pfanne
entfernt werden muss, um ihm den für Aussee nicht unbe-
trächtlichen Gehalt au Glaubersalz noch zu entziehen.
Als Gewinn erscheint noch die Verminderung des
Pfannsteines mit seiner Erhöhung des pyrotechnischen
Effectes; letzteres in Verbindung mit dem Umstände, das
fast kostenlos erzeugte Product der Privat Industrie billig
zuzuführen, muss für die von mir vorgeschlagene Gewin-
nung entscheidend sein.
Dieses Verfahren kann auch für Hallstadt, Ischl und
insbesondere für Hallein Anwendung finden.
üeber die Anwendung des gebrannten Kalkes
statt des rohen Kalksteines bei* dem Betriebe
der Eisenhohöfen.
Vom Ingenieur Carl Aubel.
(Aus dem Berggeist Nr. 37 d. J.)
Obgleich der k. Hütten-Inspector Eck auf der Königs-
hütte in Oberschlesien *) schon vor Jabren die Vorzüge des
gebraunten Kalkes als Zuschlag bei der Verhüttung
von Eisenerzen (wie vornehmlich : ^Ersparniss anCokes und
Mehrproduction an Roheisen a) unter Hinweis auf die das
gleiche Thema besprechenden Aufsätze der Herren Monte-
fiore Levi und Emil Schmidt (Dingler's Polyt. Journal,
Bd. CXIX, S. 353) in einer umfassenden und namentlich
viele praktische Resultate enthaltenden Abhandlung erörtert
hat, so scheint es mir dennoch, in Anbetracht, dass auf den
meisten Hüttenwerken noch auttscbliesslich ungebrannter
Kalkstein Verwendung findet, zeitgemäss, diese insttuctive
*) Dingler's Polytechn. Journal, Bd. CXXX, S. 349,
von 1853.
Arbeit in Erinnerung zu bringen und meinerseits durch
theoretische Berechnung die zu erzielenden Vortheile noch-
mals nschzuweisen.
Da das Brennen des Kalksteines im Hohofen schon bei
einem Temperaturgrade von ca. 8Ö0® C. erfolgt, also weit
früher, als eine Einwirkung der Schlacke gebenden Bestand-
theile aufeinander stattfinden kann, so muss es auch für den
chemischen Process im Ofen selbst ganz gleichgiltig sein,
ob der Kalk im rohen oder gebrannten Zustande aufgege-
ben werde. Da aber die Reduction der Erze bei eben an-
geführtem Temperaturgrade und zum Theile auch schon
früher erfolgt — sei e? bloss zu Eisenoxydul oder auch
schon zu metallischem Fe, sog. Eisenschwamm — , so möchte
die Anwendung von ungebranntem Kalksteine «iurch die
Reduction der aus demselben entweichenden Kohlensäure
zu Kohlenoxyd und somit durch beschleunigte Vorbereitung
der Erze vortheilhafter erscheinen. Hiergegen ist jedoch zu
bemerken, dass sowohl einestheils in Hohöfen stets ein
Ueberschuss an diesem Gase vorhanden ht — indem die
Analyse der aus der Giöht strömenden Gase selbst bei
rationellem Betriebe noch mindestens 13Pct. dem Volumen
nach davon nachweist, als auch anderntheils, dass es bis-
her noch nicht erwiesen ist, ob die Reduction der Erze
leichter durch Kohlenoxydgas, sei es nach den
Formeln:
Fe, O3 + CO = 2 Fe u. CO^; Fe^ O3 + 3C0
= 2Fe + 3 CO2 oder PeO -f- CO = Fe + CO,
oder durch Kohlenstoff, resp. durch innigen Contact der
Erze mit dem Brenn materiale nach den Formeln:
2Fe2 O3 4- 3C == 4Fe u. SCO^; 2Fe2 O3 + C =
4FeO+C02 oder 2Fe -f C = 2Fe -f CO,
bewirkt wird, und in welcher Weise endlich dieselbe von
der Dauer der Einwirkung und dem Temperaturgrade ab-
hängig ist. Aus diesen Formeln ist es aber aucb ersicht-
lich, dass 1 Aequivalent Kohlenstoff bei directer Verbren-
nung auf Kost^'n des in den Erzen enthaltenen Sauerstoffes
zu Kohlensäure dieselbe Reductionskraft zu entwickeln ver-
mag, wie wenn solches zuvor aus t Aequivalent Kohlen-
säure des Kalksteines 2 Aequivalente Kohlenoxydgas —
nach der Formel COj -f- C = 2C0 -- gebildet hätte, und
weiter ist nicht nur die durch Verbrennung des Kohlenstoffes
vor den Formen erzeugte Kohlensäure nach ihrer Reduction
beim Hinaufsteigen in dem Ofenschachte und in Berührung
mit glühenden Kohlen eine Quirle für das Kohlenoxydgas,
sondern es kann auch eine vielleicht gleich grosse Quan-
tität davon nach beistehenden Formeln gebildet werden :
Fe2 O3 + C = 2 Fe u. CO; Fe2 05 + 30 = 2Fe
u. 3C0; FeO+C = Feu. CO.
In ökonoipischer Hinsicht werden »her nun durch
die Anwendung von ungebranntem Kalksteine, ganz ab-
gesehen davon, dass dadurch
a) das Haufwerk der Beschickung unnöthig vermehrt wird;
b) eine kostspielige Zerkleinerung des vor dem Brennen
oft sehr harten Kalksteines erforderlich ist und hier-
mit auch die nothwendige gleichmässige Vertheilung
desselben auf der Beschickung erschwert wird ;
endlich
c) um dicäelbe Wirkung für den Schmelzprocess zu er-
zielen mindestens y^ cles Gewichtes von Kalkstein mehr
auf die Gicht gehoben werden muss,
noch bedeutende Verluste an Brennmat eri al herbei-
geführt, wie aus Folgendem ersichtlich ist.
164 —
' 1 . Nehmen wir a. B. einen Kalkstein mit einem Ge-
halte an reinem kohlenaaurep Kalke von dO Pct., so ent-
hält solcher pro Ctr. 39*6 Pfd. Kohlensäure, welche zu ihrer
Umwandlung resp. Beduction zu Kohlenoxyd nöthig haben
an Kohlenstoff = 10*8 Pfd. und wodurch entwickelt wer-
den 2400 X 10-8 = 25.920 W. E.
2. Da aber femer zur Beduction der Kohlensäure zu
Kohlenoxyd, pro Pfd. 2400 W. E. erforderjich sind — be-
ziehungsweise gebunden werden — , so beträgt diess für
39-6 Pfd. Kohlensäure 39-6 X 2400 = 95-040 W. E.,
und da weiter
3. die durch Redüctiou der Kohlensäure und hierzu
nothwendig gewesene Oxydation von 10*8 Pfd. Kohlenstoff,
resultirende Menge von 50*4 Pfd. Kohlenoxyd noch auf die
Temperatur von etwa 350^ C., mit welcher die Gase aus
der Gicht entweichen, gebracht werden muss, so gehen noch
femer verloren:
spec. W. des Kohlenoxyd = 0-2479 X 350 X 50*4
= 4373 W. E.
Der gesammte Wärme verlu st beträgt demnach
pro Ctr. ungebrannten Kalksteines: (95.040 + 4873)
— 25.920 W. E. == 73.493 W. E., mithin Kohlenstoff-
= 30*62 Pfd., während bei rationellem
Verlust
2400
besonderen Brennen des Kalksteines ^f^ bis höchstens ^/^
vom Gewichte desselben an Steinkohlen, also pro Ctr. nur
20 — 25 Pfd. erforderlich sind. Bechnen wir weiter obige
30-62 Pfd. Kohlenstoff zu 34& Pfd. Steinkohlen (von 88 %
Kohlenstoffgehalt), so beträgt die durch Anwendung von ge •
bran n te m Kalksteine beim Hohofenprocesse erzielte K o h •
lehersparniss pro Ctr. 9'8 bis 14'8 Pfd. Bei einem
Durchsetzquantum von 900 Ctrn. Erz pro 24 Stunden, die
einen Zuschlag von 25 Pct. Kalkstein erfordern, ^ürde so-
mit eine Ersparuiss von 22*05 bis 33*3 Ctrn; Steinkohlen
erreicht werden.
Wenngleich es vorzuziehen ist, den Kalkstein auf dem
Hüttenwerke selbst zu brennen, um durch raschen Verbrauch
dem Anziehen von Feuchtigkeit etc. zu begegnen, so möchtn
doch, falls die Steinkohlen am Bruche billiger zu beschaffen
sind, auch hier das Brennen vortheilhafter erscheinen, in-
dem dadurch das Gewicht für d^n Transport auf mindestens
^/^ herabgesetzt würde.
Die Anwendung von ung^b ranntem KMlksteine lässt
sich unsere» Ermessens nur iu foJgeuden Fällen recht-
fertigen:
1. Wenn man die iu Folge dessen auch, an Kohlenoxyd
reicherten Gichtgase durch eine Gasabfang- Vorrichtung aus-
ser zur Winderhitzung noch zu Kesselfeuerungen etc. ver-
wenden kann — entgegengesetzt der Meinung des Herrn
E. BoUin (Berg- und Hüttenm. Ztg., Nr. 50, S. 428, Jahrg.
1862)f weichet anzunehmen scheint, dass bei Anwendung
von . ungebranntem Kalksteine die Kohlensäure desselben
auch als solche entweiche, derselbe mithin bei geschlossener
Gicht un vor theilhait sei, wogegen jedoch die leichte
BeductioDsfähigkeit der Kohlensäure und die' im Hohofen
hierfür gebotenen günstigen Ui^stände streiten.
2. Wenn die zur Verhüttung kommend cn Erze mulmi-
ger oder ockeriger Natur sind, sich also bei ihrem Nieder-
gange im Ofenscbachte f-st aufeinander legen und somit
von den im Ofen aufsteigenden Gasen nur unvollkommen
durchdrungen werden, weil dann das ans d%r Kohlensäure
des Kalksteines fn der Beschickung selbst entstandene Koh-
le nozyd direct eine bessere Beduction der Erze vermit-
teln wird. .
Ansserordentlicfae Vorträge nnd fachwiasen-
schaftliche Besprechungen an der k. k. Berg-
academie zu Frzihram.
(Bericht über die Versammlung am 27. April 1867.)
Der Bergacademie-Director Johann Grim m sprach zu-
erst über den in 4^^. Wochein in Oberkrain vorkommenden
Bauxit" (Wocheinit , ThÖnerdehydrat) und erwähnte, dass
diesea-Mineral in den letzten Jahren in der Wochein als
Lager an der Grenze dar Trias und der Juraformation an meh-
reren Stellen von dem Eisenwerks-Director zu Feistritz
Herrn Albert Fleckner in beträchtlichen Ausbissen aufge-
funden worden sei, nachdem Dr. Wedding, Professor der
Hüttenkunde .in Berlin, im J. 1864 im dortigen Gewerbe -
verdn,.auf das Vorkommen dieses Titonerdehydrats zu Baux
in Frankreieh auf seine Verwendung zur Erzeugung von
Aluminium, und auf die Möglichkeit seiner Auffindung auch
in dem preussischen Staute aufmerksam gemacht hatte
(Siehe Berggeist Nr. 79 v. 1864 und diese Zeitsct^rift
Nr. 42 Seite 331 — 333.V. 1864). Der Vortragende er-
wähnte, dass er durch dieGefälligkeitdes benannten Eisen-
werks Di rectors mehrere Stucke des in Wochein aufgefun-
denen Bauxits erhalten habe,, und zeigte 4 verschiedene
Arten davon vor, welche auch von dem k. k. Generalprobir-
amte in Wien bereits analysirt worden sind. Er wies auf
die Aehulicbkeit der chemischen Zusammensetzung des in
der Wochein mit dem in Baux iu Fraokreich einbrechendf^n
Minerale hin, indem es ebenfalls von 40 bis fiber 50 %
Thonerde und 12 bis 25 ^/^ Wasser, dann je nach
seiner Verunreinigung 2 bis 40 % Eisen oxyd, 4 — 6 %
Kieselerde, übrigens nur Spuren von anderen Stoffen
enthalte, und machte aufmerksam auf die Wichtigkeit
dieses Minerals ebenso iu Be/.ug auf Erzeugung von
Aluminium, sowie auf Fabrikation von Thonwaaren und
sprach zugleich die Möglichkeit aus, dass derlei Thonerde-
hydrate auch in der Grauwackeuformation Böhmens u. z.
in den weisslich gelblichen Schiefern dernelbeu gefunden
werden könnten. >
Professor Mrdzek fügte bei, dass die Thonerdehydrate
Zersetzungsproducte feldspathre icher Gesteine sein dürften
und Sedimentablagerungen, und erwähnte, dass er bereits im
J. 1859 im k. k. Generatprobiramte eine Analyse eines in
Istrieu einbrechenden ebenfalls sehr thonerdereichen Mine-
rals gemacht habe, welches zur Bereitung eines Cementes
für Bauten im Seewass'r verwendet worien sei, und glaube
daher, dass die Bauxite auch zu Cemaitbereitungen sich
eignen werden.
Hierauf sprach der" Assistent der Lehrkanzel fdr Pro-
bir- und Hüttenkunde Carl Balling über: nDr. Flecks
Eintheilung und Unterscheidungsmerkmale der
Steinkohlentty aus welchem Vortrage das Nachstehende
auszugsweise mitgetheilt wird. »
Die l)ackende Eigenschaft der Steinkohlen als abhängig
von der chemischen Zusammensefzung derselben zu erklären,
wurde vielfach versucht, ohne dass jedoch dies»' Frage end-
giltig beantwortet worden wäre und alle nnseri* Erklärungen
des Backens der Steinkohlen beruhen noch immer bloss auf
Hypothesen. * Die Eintheilung der Steinkohlen in drei
165 —
Gruppen: Sand-, Sinter- and Backkohlen erf&hrt nun durch
die neuesten Untersuchungen Dr. Flecks eine Modification,
indem derselbe auf Grund schon vorhandener als-, auch für
diesen Zweck eigens vorgenommener chemischer Analysen
unter gleichzeitiger Beobachtung des Verhaltens der Stein-
kohlen in höheren Temperaturen KU einer markirteren
Unterscheidung einer eigenthämlichen Wech-
selbeziehung eines organischen Bestandtheiles
der Mineralkohlea und in Folge dessen zu einer an-
deren Eintheilung derselben gelangt ist. Die ausföhrliche'
Arbeit Flecks über diesen Gegenstand ist in dem in Mt(nchen
bei Oldenburg t8(>5 erschieneneu Buche nDie Steinfbhlen
Deutschlands und anderer Lftn der. Europas von Dr. Geinitz,
Fleck, und Hartig,^ und kürzere Aufsätze hierüber sind in
den Heften 18} 22 und '^A des polytechnischen Gentral-
blattes vom vorigen Jahre enthalten. Diesen beiden Quellen
wurde die nachstehende Mittheilung entlehnt.
Analysen von Pflanzen zeigen , dsss dieselben immer
eine grössere Menge Wasserstoff enthalten, als zur Bildung
mit dem in ihnen enthaitenen* Sauerstoff zu Wasser und
dem ebenfalls, jedoch in geringerer Menge in ihnen auftre-
tenden Stickstoff zur Ammoniakbildung nothwendig ist (freier
und gebundener Wasserstoff) und wir begegnen in den fos-
silen Brennstoffen einer mit dem fortschreitenden Vermo-
derungsprocesse stets wachsenden 'Zunahme des freien, da-
gagen Abnahme des gebundenen Wadserstoffes, derenMengen-
Verhältnisse aber abhftngig sind von der Zusammensetzung
der vermodernden Pflanze, so dass man bei gleich weit vor
geschrittener Vermoderung zweier verschiedener Pflanzen-
arteu auch Fossilien von verschiedener chemischer Zusam-
menset^^ung erhält. In dem Verb ältnisse^ in welchem
der freie Wasserstoff gegenüber dem gebun-
denen Wasserstoffe in d*en Steinkohlen auTtritt,
hat Fl eck den Massstab zur Beurtheilnng der Stein-
kohlen werthe gefunden und in Verfolgung dieser Ansicht vi er
Gruppen aufgestellt, in welche er die Steinkohlen einreiht«
Die durch Analysen erhaltenen Procentzahlen »n freiem
und gebundenem Wasserstoffe sind jedoch zu wenig augen-
fällig und sie wurden desshalb auf 1000 Pfund Kohlenstoff
(aschenfreie Substanz) umgerechnet und durch die Resul-
tate der Versuche, wurde festgestellt, dass als nothwendige
Bedingung für die iEinr<>ihung in eine der 4 Gruppen fol-
gende Beziehungen der beiden Formen des Wasserstoffes
statthaben müssen :
1. Ein Gehalt von über 40 Pfund freien und
ointe'r 20 Pfund gebundenen Wasserstoffes für Back-
kohlen.
2. Ein Gehalt von über 40 Pfund freien und über
20 Pfund gebundenen Wasserstoffes ^- für Back- und
Gaskohlen.
3. Ein Gehalt von anter^'40 Pfund freien und
über 20 Pfund gebundenen Wasserstoffes — für Gas-
und Saujikohlen, und
4. Ein Gehalt von unter 40 Pfund freien und
unter 20 Pfund gebandienen Wasserstoffes — für Sinter-
kohlen und- Anthrazite: t .
Um diese Ausdrucks weise auch bildlich zu veranschau-
lichen, hat Fleck »*ine graphische Karte •entworfen. Dieselbe
ist ein rechtwinkliges Qp^^^^^ii^^^^c^system^ auf dessen ve r-
ticalen Ordinaten diefreiei\, auf dessen horizontalen
Ordinaten die gebundenen Wasserstoffmengen ver-
zeichnet sind, so dass man bei Fixirung der oben^genannten
Ziffern 40 Pfund freien uud 20 Pfund gebundenen Wasser-
stoffes die nebenstehenden 4 Quadranten erhält. Werden
die aus der Analyse auf 1000 Pfund Kohlenstoff berech-
neten Werthe des freieil und gebundenen Wasserstoffes auf
diese Ordinaten aufgetragen, so schneiden sich die zu dem
Axenkreuz gezogenen Parallelen in einem Punkte^ dessen
Lage den physikalischen Charakter der Kohle repräsentirt.
5—0
3—0 Sinterkohlen
Backkohlen
2-.0
i-ro
Anthrazite
t
Back- und Gas-
kohlen
Gas* und Sand-
koklen
20
+
30
■I
40
Diese willkürlich erscheinende Eintheilung der Stein-
kohlen in vier Gruppen entbehrt aber einer wissenschaft-
lichen Begründung nicht, weil sie uns gestattet, über den
E^tatehungsprocess der Steinkohlen mögliche Anhaltspunkte
zu gewinnen. Die Richtigkeit hievon ergibt sich aus einem
Rückblick'- auf die Genesis der Fossilien vom chemischen
Standpunkte aus.
Die fossilen Brennstoffe sind Vermodemngsproducte
vegetabilischer organischer Körper, deren Zersetzungsprocess
vorwaltend bei Luftabschluss und unter Wasser verläuft
und durch eine mittlere Temperatur unterstützt wird. Hiebei
entwickeln sich Kohlensäure und Sumpfgas, welche Gase
einestheils von dem die Pflanzen überdeckenden Wasser
absorbirt werden,. wie dieKohlcnsäur-e, theils aber aus dem-
selben entweichen, und mit der athmosphärischen Luft sich
mischend explosible Gasgemenge, schlagende Wetter bilden
können.
Die Quantitäten beider sich entwickelnden Gasarten
sind einander äquivalent; der Vermoderungsrückstand besitzt
eine der ursprünglichen Pflanze der Art und Menge nach
entsprechende Zusammensetzung; der Aschengehalt aber
steht nur dann im Verhältnisse zu dem Aschengehalte der
vermoderten Pflanze, wenn keine Infiltration durch in
kohlensäurehaltigem Wasser gelöster Substanzen oder me-
chanisch vertheilter Schlamm -Massen stattgefunden hat. .
Gesammt-
Wasserstoff
63
5-9
Brennmaterial Sauerstoff
Kiefernholz 42*8
Torf 38-8
Braunkohle 29*0
Steinkohle 13-6
6-3
4-3
Kohlenstoff
50-9
552
65*6
821
Vergleicht man in der nebenstehenden Tabelle die
Bestandthei|e des Holzes mit jenen der Fossilien^ so findet
man, dass nicht nur durch den Austritt von Wasserstoff und
Sauerstoff in Form von Wasser aus der vermodernden
166 -
Pflanae ein relativ grösserer Kohloustoffgehalt hervorgehen
konnte, sondern dass durch den Einfluss der entweichenden
Gase auch der Kohlenstoff mit hineingerissen werden musste,
wenn die Vermoderungsreete der Zusammensetzung der
Fossilien entsprechen sollten, (debn sonst würde der Kohlen-
stofigehalt relativ ein noch grösserer sein) und hieraus'
Iftsst sich erwarten, dass für den Vermoderungsprocess
ebenso so bestimmte, durch die chemische Formel ausdrück-
bare Werthe aufstellbar sein müssen, wie sie für die Be-'
rechnung des Processi's drr vollständigen Verbrennung be
reits existiren. Unter Verbrennung begreifen wir den unter
wahrnehmbarer Luft- und Wärmeeiitwickelung und unter
dem Einflüsse des Sauerstoffes der atmosphärischen Luft er-
folgenden Zersetzungsprocess organischer Körper, wöbet
Kohlensäure und Wasser als Verbrennungspro ducte auf*
treten, ohne sonst einen organischen Rückstand zu hinter-
lassen.
Verwesung nennen wir den unter nicht wahrnehmbarer
Licht- und Wärmeentwickelung viel langsamer erfolgenden
Verbrennnngsprocess. Vermoderung dagegen ist der bei
Lnftabschluss und unter Wasser verlaufende Spaltangs-
process vegetabilisch organischer Körper, bei welcher
Kohlensäure und Sumpfgas als Vermoderungsproducte, die
fossilen Brennstoffe aber als Vermoderunesrest auf-
treten.
Der gleichzeitige Austritt eines Atoms Kohlensäure
und eines Atoms Sumpfgas beträgt nach: CO2 -j~ ^^2 ^^
2C+20 + 2H=12+16-f-2 also 30 Gewichts-
theile und hieraus ist ersichtlich, dass in dem Masse, in
welchem Kohlenstoff, Sauerstoff und Wasserstoff in dem Ver-
hältnisse von 12:16:2 aus uer vermodernden Planze aus-
treten, die Bildung von 22 Gewichtstheilen Kohlensäure
und 8 Gewichtstheilen Sumpfgas bedingt ist, dass also der
Vermoderungsprocess fortschreitet.
Untersucht man weiter, in welcher Weise die Vermo- ^
derung einer Pflanzensubstanz von gegebener Zusammen-
setzung unter der Bedingung des Austrittes gleicher Atome
Kohlensäure und Sumpfgas vorschreitet, und gebt man bei-
spielsweise einmal vom Kiefernholze, als Repräsen-
tanten der wasserstoffreichereu, und einmal vom
Buchenholze, als Repräsentanten wasserstoffär-
merer Pflanzengattuugen aus und legt die Analysen
dieser beiden Holzgattungen zuGrunde, so zeigt einedurch-
geführte Rechnung, dass bei Austritt von 1 Atom Kohlen-
säure und 1 Atom Sumpfgas aus dem Kiefernholze ein
Vermoderungsproduct entsteht, welches in 100 Theilen:
51'477(j Kohlenstoff, G-28% Gesammtwasserstoff und
42*24% Sauerstoff und Stickstoff enthält und welchem auf
1000 Pfund Kohlenstoff ein Gehalt von 19*5 freiem und
102*5 Pfund gebundenem Wasserstoff entspricht.
Vergleicht man die Zusammensetzung dieses ersten
Vermoderungsproductes mit jener des Kiefernholzes, wie die-
selbe in der früheren kleinen Tabelle mit^etheilt ist, so ist
$chon hier eine Kohlenstoflzunahme ersichtlich, welche im
fortlaufenden Vermoderungsproeesse noch mehr zunehmen
wird, so dass %ich nach Austritt von 9 mal je ein Atom Koh-
lensäure und Sumpfgas eiu Product bildet, welches in 100
Theilen 59-827o Kohlenstoff, 6-05% Gesammtwasserstoffund
34*12% Sauerstoff enthält, also das Bild eines Torfes (sehr
nahe dem Torfe von Vulcaire) gibt, welchem auf J 000 Pfiind
Kohlenstoff ein Gehalt von 29S Pfund freiem und 71*3 Pfd.
gebundenem Wasserstoff entspricht. Der Austritt von ]5 mal
je eiu Atom Kohlensäure und Sumpfgas bedingt die Bildung
eines Productes, welches in \{)0 Theilen 83*6% Kohlen-
stoff, 5*4% Gesammtwasserstoff und 11% Sauerstoff ent-
hält, also schon im Allgemeinen die Zusammensetzung einer
Steinkohle zeigt, welcher auf 1 000 Pfund Kohlenstoff ein
Gehalt von 47*9 Pfund freiem und 16*7 Pfund gebundenem
Wasserstoff entspricht. Aus den beiden zuletzt angegebe-
nen Zahlen ist auf eine Backkohle zu schliessen und in der
That entspricht diese Zusammensetzung einer Backkohle von
Königin Louisengrube in Oberschlesieu.
Ganz ähnliche Resultate würden wir erhalten, wenn wir
die hier angedeutete Rechnung für die Vermoderungsproducte
des Weissbuchcnholzes durchführen würden. Es geht aber
aus der Rechnung hervor, dass der Vermoderungsprocess ste-
tig vor sich geht, so dass sich tiurch alle Phasen desselben
stets kohlenstoffreichere, dagegen sauerstoffärmere Fossilien,
also nach einander Torf, Braunkohle und Schwarzkohle, end-
lich Steinkohle bilden.
Werden die Werthe des freien und gebundenen Was-
serstoffes, wie sie vonFleck in seiner Abhandlung berechnet
und tabellarisch zusammengestellt worden sind, für die Ver-
moderungsproducte des Kiefern- und Weissbuchenholzes
auf eine graphische Karte aufgetragen , so dass der
Zusammensetzung des Holzes die Punkte 1 entsprechen, und
bezeichnet man die daraus sich bildenden Vermoderungs-
producte in ihrer successiven Reihenfolge mit fortlaufenden
Zahlen, so resultirt für die Vermoderungsproducte des Kie-
fernholzes eine gerade Linie, welche sich durch die Quadran-
ten der Gaskohlen, der Back-Gaskohlen und der Backkohlen
bindurchbewegt und in dem Punkte 1 7 endigt, welcher einer
Backkohle des lüde- und Wormreviers entspricht. Auf dieselbe
Art erhält man für die Vermoderungsproducte des Weissbu-
chenholzes ebenfalls eine gerade Linie, welche sich aber nur
durch die unteren Quadranten der Gaskohlen und durch die
der Sinterkohlen bewegt und anzeigt, dass durch Vermode-
rung wasserstoff^nnerer Pflanzen, wie hier aus dem Weiss-
buchenholze auch nur wasserstoffarme Fossilien entfiteheu
können.
Weiter geht hervor, dass die Pflanzen, aus welchen
die Steinkohlen sich gebildet haben, in ihrer Zusammen-
setzung um so näher gestanden sind unseren gegenwärtigen
Holzarten, je mehr die Zusammensetzung ihrer Vermoderungs-
producte sich gleicht. Man bemerkt aber auch aus den diese
Linien bestimmenden Punkten, dass dieselben im Verlaufe
des Vermoderungsprocesses stets weiter auseinander rücken,
dass also ihre Entstehung mit zunehmender Zersetzung sich
verlangsamt, also auch überhaupt langsamer fortschreitet, je
wasserstoffiärmer die ursprüngliche vermodernde Pflanze war.
und es ist daher der Uebergang der Sandkohlen in Sinter-
kohlen ein langsamerer als der der Gaskohlen in Backkohlen,
und es sind daher die Sinterkohlen älter als die Backkohlen,
und die Backkohlen älter als die Back- und Gaskohlen. Man
bemerkt endlich noch, dass viel öftermale aus dem Holze
Kohlensäure und Sumpfgas austreten musste, um Torf zu
bilden, als diess nöthig war, um aus dem Torfe Braunkohle
und aus dieser Steinkohle zu bilden, dass also gegen das
Ende der Vermoderung zu sich nicht mehr so viel Zwischen-
producte erzeugen wie Anfangs, und daher der Uebergang
des einen Productes in das nächstfolgende in dieser Hinsicht
rascher erfolgt.
Mit diesen letzten Bestimmungen gchliesst Fleck seine
Untersuchungen und Berechnungen; er sagt selbst, dass seine
i
167 -
Anschauungsweise, weil sie völlig neu ist, vorläufig noch
der praktischen Bewährung entbehrt; allein die Ausführung
seiner Idee, sowie die daraus deducirten Folgerungen sind
so hübsch und so wesentlich, dass dieselben allgemeiner ge-
kannt zu werden verdienen.
Während des Vortrages wurden die böhmischen, mäh-
rischen und schlesischen Kohlen in Kürze besprochen und
der Vortrag durch die Zeichnung voji Dr. Fleck's graphischen
Tabellen unterstützt.
Nach dem Vortrage Balling's machte der Bergacademie-
Director den Versammelten die Mittheilung, dass der k. k.
Professor des Maschinen- und Bauwesens Friedr. Arzb erger
•vom nächsten Montag den 29- Af^ril angefangen, jede Woche
dreimal durch 1 Stunde Abends ausserordentliche Vorträge
über die Arbeiten in der mechanischen Werkstätte halten
wird, und lud zum Besuche dieser Vorträge die Berg-
Academiker, sowie auch die Beamten, Bergwesensexspec-
tanten und Prakticanten des Bergoberamtes und des Haupt-
werkes ein.
Das Schwefel-Vorkommen am Kiliman %
Von F. Posepny, k. k. Bergweaens-Exspeetanten.
Das Vorkommen ist durch mehrere vom Entdecker
desselben, Herrn Ph. Kremnitzky, stammende Notizen
bekannt geworden. Ich habe dieLocalität im Herbste vori-
gen Jahres auf Veranlassung der Besitzer, Herren Barone
Alexander und Johann von Husziir, besucht und bin in
der Lage, dem in den Sitzungsberichten vom 24« Juli und
6. November vorigen Jahres Enthaltenen, Einiges beifügen
zu können.
Die Alpenspitzen, di« aus den Trachytconglomeraten
dieses durch den Märos-Durchbruch von dem Übrigen Har-
gitta-Gebirgszage abgetrennten Gebirgsstockes hervorragen,
fand ich vorwaltend aus schwarzem Hargitta-Andesit beste-
hend. Eine Kuppe zwischen dem Pietros und dem'Kiliman-
Isvor, der Negoi, besteht aus einem Trachyt mit grossen
Krystallen von einem plagioklas tischen Feldspathe. Der
Kessel an den Quellen des Niagra- Baches, die Oberläufe
des Ilova- und Toplica^acbes bestehen aus einer eigen-
thümlichen Gesteinssuite, Umwandlungs-Producten sowohl
der Andesite, als auch der mit diesen in inniger Verbindung
stehenden Tuffe und Breccien.
Da es wünschenswerth ist, dass für den Verquarzungs
process, überhaupt da er auch bei Erzlagerstätten eine
grosse Rolle sp ielt, strictere Bezeichnungen eingeführt wer-
den, so schlage ich vor, ähnlich wie Verquarzungen durch
Kieselsäure der krystallinischen Modification Quarzite ge-
nannt werden, die Verquarzungen mittelst amorpher und
wasserhaltiger Kieselsäure, J a s pi t e und p al i t e zu nen-
nen, und sie von den gleichzeitig auch ausgeschiedenen Mi-
neral-Massen, Quarz, Jaspis und Opal zu unterscheiden.
Es sind Gesteine, welche Herr Dr. J. Szibo in seiner Ar-
beit über die Hegyalja (Jahrbuch 1866 p. 93) unter der
Bezeichnung Hydro-Quarzit mit einbegriffen hat. In Fällen,
wo sich das ursprüngliche Ge8t<>in und die Bildungsart nicht
*) Dieses Vorkommen hat auch der in Nr. 17 dieser
Zeitschrift d. J. vor Kurzem abgedruckte Artikel „Ein Beitrag
zur Kenntniss der Minerallagerstätten Siebenbürgens*' 2um Ge-
genstände. Es dürfte dieser weitere Beitrag aus einer anderen
Feder nicht imwillkommeu sein, da er die Angaben des Ersteren
bestätigt, und geologisch ausführt und eigänzt. D. Bed.
mehr bestimmen lassen, dürfte die rein petrographische Be-
zeichnung genügen.
Vorwaltend ist ein zerfress<iiier Quarzit, in dessen
Poren sich häufig Alunit- Aggregate vorfinden, der meist
deutliche schwefelsaure Reaetion zeigt, und der meist ein
Verqnarzungsproduct der aufgelösten Andesite ist, wie sich
selbst auf Handstücken manchmal beobachten lässt. Nebst-
dem sind Jaspite und Opalite sehr verbreitet, und diese
scheinen vorzugsweise ans den Breccien und Tuffen hervor-
gegangen zu sein. Die Spaltenräume in diesen Gesteinen
sind vielfach mit Opaleo ausgefüllt. Mühlsteinporphyre
Beudant's sind selten.
Eine zweite Gesreinsreibe bilden die gebleichten, an
der Zunge stark hängenden entkieselten Gesteine. Auch
sie zeigen häufig die Schwefelsäure-Reactiou, und ihr Ur-
sprung aus Tuffen und Breccien, sowie aus den Andesiten
selbst, ist deutlich zu entnehmen.
Rhyolithe und überhaupt Gesteine mit ausgeschiede-
nen Quarzkötnern resp. Quarz Doppel- Pyramiden, sowie
auch lavaähnliche Gesteine, aufweiche Herr Dr. A. Alth
bei Erwähnung des nahe gelegenen Piatra rosia (Geologie
Siebenbürgen' s, p. 325) hindeutet, habe ich nicht beob-
achtet.
Es sind somit hier sowohl Roche alutäfere grenue, als
auch R, a, compacte B e u d a n t's vertreten. Der Schwefel
findet sich an einem Punkte an Gesteinsstücke von weissen,
an der Zunge stark hängenden entkieselten Breccien ge-
bunden, in denen er derbe und häufig noch kry stallin ische
Partien bildet. Ferner an einem zweiten Punkte, wie be-
reits bekannt, in den Peren eines verbal tnissmässig wenig
zersetzten Andesites.
Durch die Erkenntniss der Gesteinssuite der Alauu-
biidung, die auf so vielen Punkten mit Schwefel- Ab Sätzen
im Zusammenhange steht, wieBunsen, Coquand, Bi-
schof gezeigt haben, ist auch hier die Erklärung der Ent-
stehung durch Solfataren-Thätigkeit gegeben. Die von Hrn.
Freih. v. Richthofen so trefflieb aufgefaästen Erscheinuo-
gen der Alaunbildung durch Solfataren. sind hier ziemlich
alle vertreten, es fehlen nicht Schwefelwasserstoffquellen
(Puturosu), Säuerlinge (Kiliman-Thal) und Thermen (Top-
licza), um die Analogie zu vervollständigen.
Nun glaube ich, dass die Gesteine dor Punkte der
Schwefelezhalationen vom Büdös, wie man aus der über
diesen Gegenstand geführten Polemik, sowie aus den Ge-
steinssuiten in Sammlungen entnehmen kann, ebenlalls die
Erscheinungen des Kilimans repräseatiren. Aus der Gegend
der mittleren Hargitta bekam ich Opalite und mit Schwefel-
kies imprägnirte Jaspite zur Ansicht, die abermals auf die
Existenz derselben Erscheinung schliesseji lassen. Es ist
somit nicht nur das Nordende der Hargitta am Kiliman und
das Südende am Büdös durch einstige Solfataren-Thätig-
keit ausgezeichnet, sondern diese scheint auch innerhalb
des übrigen Hargitta-Gebirgszuges nicht selten zu sein.
Ein Gegenstand, der durch die mit dieser Erscheinung geo-
logisch verbundene Schwefel und Alaunfäbrung für die
Sz^kler-Gegendenin der Zukunft von national-ökonomischer
Bedeutung zu werden verspricht.
Bei dieser Gelegenheit will ich nicht unerwähnt lassen,
dass ich sfthon früher an der Rusiniäsa bei Verespatak ganz
analoge Erscheinungen, und zwar ein massenhaftes Vorkom-
men von Quarziten beobachtet habe, und dass biir deut-
liche Uebergänge in Trachytgesteine vorhanden sind, die
168
an Schönheit den Original-Timaziten von Serbien kaum
nachstehen dürften.
Herr F. FVcih. v. Richthofeu nimmt den Alaiinbil-
dungsprocess und din Solfataren Thätigkeit ausechliesslich
für seine Rhyolithc in Anspruch. Die Vorkommen am Rili-
man, am Büdös, auf der Rusiniilsa, und wie aus der jüngsten
Publieation Freiherrn v. Andrian's über das Mätra-Ge-
birge hervorgeht, auch in der Matra, weisen darauf hin,
dass dieser Pror'ess nichr allein auf die Rhyolithc be-
schrMnkt ist.
Notizen.
Ein Fllial-Gomit6 des Versioheningsvereines für
Hontanwerke, Masohinen u. r. w. hat nachstehenden Aufruf
ergehen lassen, den wir in unseren Blättern weiter verbreiten
SU sollen glauben:
„Die Unterzeichneten haben sich als ein rConiite zur För-
derung der Interessen des «Gegenseitigen Versichenuigsven'ines«
Osterr. Montanwerke, Maschinen- und Mctallfabriken in Wien»«
für den Kayon der k. k. Berghauptmannscluft Komotauu ge-
bildet. Dieser Verein ist vor Kurzem in Wien von Firmen ge-
gründet worden, welche zu den hervorragendst4?n des Berg- und
Hüttenwesens in Ocsterreich zählen. Die Gründung erfolgte,
weil man <lie Ueberzeugung hatte, dass die Montan-lndustric ob
ihrer grossartigen Bedeutung, auch in dieser Richtung eine solhst-
stftndige Stellung einnehmen könne. Der Vorein strebt an :
I. Eine mögliehst billige. Versicherung. 2. Kino gricehte Knt-
•chädiginig nach Unglückställen. .'{. Kiuc den Bedürfnissen des
Berg- und Hüttenwesens entsprechendere Tragweite der Ver-
sicherung, und vergütet schon jetzt: 1. Alle Feuerschäden. 2. Alle
Schäden in Folge von Explosionen von Dampfkesseln, i). Solche
Schäden, von welchen am Tage liegende Gebäude und Gegen«
stflxide in Folg« von Gruben-Expidsionen betroffen worden. Wir
haben die Vereinsstatuton reiHich pru'ogen und unJ von dem*T4H^
gewesenen Secretär Horni Roman Fachini über die sonstigen
Einrichtungen und Gnuidsät'/f des Geschäftsbetriebes Auskunft
erthcilen lassen, und dabei in dem Masse die Ueberzeugung i on
der Solidität und Zweckmässigkeit des Vereines gewonnen, dasi
wir es als eine eben so angenehme als ernsteste i^fliciit erach-
ten, im wohlverstandenen Interesse der Montan Induntrie, für Hiß
Prosperität des Montanversichonnigs-Vereines mit allen Kräften
einsnstehcn. Ilerr Bernhard Seebohm hat das Amt eines Atis-
schusses für die k. k. Berghauptmannschaft Komotau angenom-
men, und wird die Statuten und Beitritts-Erklämugeu versenden,
welcir letzt^tre die resp. Parteien in allen Theih-n ausfüllen und
Uerni Bernhard Seebohm einsenden wollen, der zur ferneren
Ertheilung von Auskünften mit Vergin'lgen bereit ist. Die Direc-
tion des Vereines legt einen hohen Werth darauf, die Ver-
sicheiungsvcihältnissc in unserer Gegend kennen zu lernen, und
zu erfahren, wann die Herren Besitzer von Bergbaucn und
Metallfabriken dem Vereine beitreten können und werden, iiud
sprechen wir daher den Wunsch aus, dass sich alle Industriellen
möglichst bald erklären mögen.
Teplitz, den 17. April lb67.
E. E h r e n b e r g, fürstl. Clary'scher Bergdirector. Theodor
Tobias Edl. v. H o h e n d o r f, k. k. Bergcommiss är. Klaus,
Director der 7>Saxoniaa. Bernhard S e e b o h in , Direotor
des Kolilenwerkcs Mariascheiu*'
Administrati ves»
ErkenntnisB.
Da Herr J. U. Dr. Anton Zloch zu Prag ohngeachtot
der hierämtlichen Aufforderung vom 5. April 1. J. Z. 51H seine
Barbara-, Joseti- und Valentina-Gnibenmasse im Mieser Bleierz
reviere nach Vorschritt des §. 1 74 des allgemeinen Berggesetzes
in Betrieb zu setzen, und sitrh über die bisherige mehrjährige
Unterlassung des steten Betriebes zu rechtfertigen , binnen der
bestinmiten Frist nicht entsprochen hat, so wird nach Weisung
der t$§. 24^{ und 244 des allgemeinc^n Berggesetzes auf die Ent-
ziehung dieser Grubeumasse mit dem Beisat/,e erkannt, da.<is
nach Kechtskraft dieses Erkenntnisses das weitere Amt gehandelt
werden winl.
Von der k. k. Berghauptmaunschaft Pilsen, am IS. Mai I S67.
Edict
Der ui der Gemeinde Obergraupen, Bezirk Teplitz, Kreis
Leitmeritz gelegene, als Zugehörzu den 10 kleineu Antoni-Massen
verliehene St. Antoni-Stollen wird ])ei dem Umstände, als derselbe
von Seite «1er bergbücherlichen Besitzer und zwar Med. ür.
Piiilipp Haas, Dr. Josef Haas, Josef S cid 1, Reimund Zeche 1.
Ainireas B ä k, Benjamin E i c h 1 e r und Franz O s w a 1 d. seit langer
Zeit ausser allt>m Betrieb gelassen und gänzlich vernachlässigt
wird, dass ferner die 10 kleinen Antoni-Masse bereits bergbüclier-
lich gelöscht sind, der Antoni-Stollen aber weder als Krbstollen
noch als sdbstständiger Hilfsstollen f§. 87— S9 a. B. G.) oder
KevierstoUen (§. iU» — 97 a. B. G.) angesucht und concessionirt,
endlicli aber auch nach §. 2bi\ die etwaige Berechtigung inner-
halb der dazu bestimmten Termine nicht dargethan wiird«^ , hier-
mit unter dem Beifügen als erloschen erklärt, dass nach einge-
tretener Kechtskraft dieses Erkenntnisses die bergbücherliche Lö-
schung veranlasst werden wird.
Vonderk.k. B(>rghau]>tmannschaft Komotau, am 1 I.Mai 1S67.
Vor Kurzem ist erschienen und durch die
6- J. Manz'sche Buchhandlung in Wien,
Kohlmarkt \r. 7,
gegejiüber der Wallnerstrasse zu bezieben:
Les Houilleres de la France en 1866 par .4iiirder Bura<, Ingenieur,
Secrotaire du comite de Houilleres fran^aises, avec Atlas
Paris, ISÖ7. Preis i:j Ü. 34 kr. ö. W.
La VIe souterraine ou les mines et les mineurs par L. Slmonlii
l vohune illustre de lÜU gravures sur bois, de liO cartes tirees
en couleur et de 10 jdanches inipr. en chronio - lithogr.
Paris l**tn, Preih 20 fl. ö. W.
Durch die
G. J. Manz'sche Buchhandlung in Wien,
Kohlmarkt 7,
gegenüber der Wallnerstrasse ist zu beziehen:
Lehrbuch der Aufbereitungskunde
in ihrer nfucsten Entwickelung und Ausbildung systematisch
dargestellt
von P. Ritter V. Rlttiii||rer.
.Mit einem Atlas von Hl Tafeln in Folio
Berlin, mn. Preis 17 ti. 34 kr. ö. W.
Taschenbuch der Aufbereitungskunde
von
P. Ritter V. Rlttlnsrer.
Mit Holzschnitten.
IJerliii, 1Sr,7. Preis l fl. 34 kr. ö. W.
1—4
Verkauf eines Eisenwerkes.
Ein Eisenwerk im böhmischen Erzgebirge, nahe der sächsiehen (rrenze, in einer wald- und dorfreichen Gegend, mit
172.391 [j Klaftern Grubenleldern auf reinen Magnet- und Rotheisenstein, «lann mit den hiezu gehörigen Fabriks-Etablissements und
Bauobjecten, — ist aus freier Hand zu verkaufen
Die näheren Auskünfte ertheilon müudüch oder auf frankirte schriftliche Anfragen J. IJ. Dr. Carl ;Seellll|!i:, beeide-
ter Landesadvocat zu Pran^, Brückcngassc, Kleinseite Nr. 39— IH. und Eduard Sputli. Eisenwerksdirector zu Mal Hell
in Böhmen, Post Görkau. (13 — 15)
Diese Zeitschrift emcheint wöchentlich einen Bogen sUrk loit den nöthigen artistischen Beigaben. Der Pr&nnmftrationipreia
ist j&hrlicb loeo Wien b 6. ö. W. oder 5 Thlr. 10 Ngr. Kit franoo Foftrenendunff 8 fl. 80 kr. ö. W. Die Jahresabonnenten
erhalten einen ofRciellen Bericht aber die Erf^hrongta ia bmrg- und hSttanainiiitoheii Katehinen-, Bau- nnd Aulbereitangtweien
Atltf als Gratisbeilage. Inserate finden ;eg«n 8 kr. ö. W. oder I V] Ngr. die gespaltene Konpareillaseile Anfhahme.
Zuicbriften jeder Art können nnr tranco Hngenommen werden.
Druck von Cail Fronune in Yflva.
Fflr den Verlag TenuitwortUch : Carl Reger.
'-n^v^r-
N=22.
IV. Jahrgang.
Oesterreichische Zeitschrift
für
1867.
3. Jui.
Berg- und Hüttenwesen.
Verantwortlicher RedaCteiir: Dr. Otto Freiherr von Hingenan,
k. k. llinistariAlratb im Finansmiidateriiim.
Verlag der O. J. Uanz'schen Baöhtaandlung (Kohlmarkt 7) in Wien.
Inlialt: Setzet das Qold in die Teufe? — Darstellung der Cokes in Meilern auf der KOnigahütte. — Ein Blick auf die
Bleienengnng und den Absatz desselben auf dem k. k. Bergwerke zu Baibl in Kärnten. — Literatur — Administratives. —
Ankündigungen. •
Setzet das Oold in die Teufe?
Von F. P o g e p n y.
Diese heikle und doch so wichtige Frage hat sich Herr
J. Höfer in Nr. 51 dieser Zeitschrift vom vorigen Jahre
vorgelegt, und dieselbe} aich auf seine schöne Arbeit über
Nagy^ (Jahrbuch der k. k. geolog. Reichsanstalt, t865),
sowie auf fleissige Studien stützend, wenn auch nicht
unmittelbar, mit Ja beantwortet.
Es ist ein eigener Trieb im Menschen, die auf einem
Punkte gewonnene Erkenntniss sofort auf verwandte Ge-
genstände anzuwenden, und es ist diess die Ursache grossen
Fortschrittes, indem die einmal formulirte Idee sodann als
Anregung dient. Gleichviel, ob sie durch Beobachtungen
Anderer Bestätigung oder Widerlegung verursacht, wirkt
sie dahin, durch mehrseitige Beleuchtung der Frage sich am
meisten der Wahrheit zu nähern.
Da mir gegenwärtig eine Aufgabe anvertraut ist, die
unter Andern auch die Beantwortung dieser Frage in Bezug
auf ein Revier «um Zwecke hat, erlaube ich mir, einige
Beiträge zu ihrer Lösung zu liefern. Um aber nicht den
Schlnsaresultaten meiner Arbeit vorzugreifen, werde ich
hiebei einen allgemeinen Standpunkt wählen.
Der Ausdruck T«ufe ist sicherlich einer der am
schwersten definirbaren Begriffe unserer bergmännischen
Terminologie. Mit ewiger Teufe können wir es wohl nicht
zu thun haben, denn selbst die berggesetzliche Auffassung
schliesst streng genommen ein Unrecht in sich, indem z. B.
bei einem Grubenmasse der Körper einer Doppelpyramide
verliehen wird, deren eine Hälfte im fremden antipodialen
Gebiete liegt. Man kann bloss von einer relativen Teufe
reden, respective von der Vergleicbung zweier Horizonte
innerhalb der angeblich aus heissflüssigem zu festem Zu-
stande erstarrten Erdrinde.
Allein der Ausdruck Teufe hat noch gleichzeitig eine
ändere Bedeutung, indem wir an diesen Begriff zugleich die
Theorie der Abstammung der schweren Gesteine aus tiefe-
ren Erdzonen knüpfen. Die Teufe ist unser Trost und un-
sere Hoffnung, wenn wir bei dem mehr oder weniger ausge-
sprochenen Raubbane unser erwachtes Gewissen beschwich-
tigen wollen, und wir trösten unsere Nachkommen mit d'^r
Möglichkeit, dass das stetige Vordringen in grössere und
grössere Teufen durch das Fortschreiten der Technik bloss
eine Frage der Zeit sein könne.
Diese Idylle ist uns durch die Entwicklungsgeschichte
der geologisch-bergmännischen Kenntnisse theuer gewor-
den, und das Rütteln an dieser Lehre erfüllt uns mit ähn-
lichen Gefühlen, wie die Erörterung der Frage — man ver-
zeihe mir diesen vielleicht unpassenden Vergleich - über
die Unsterblichkeit der Seele.
Die Teufe ist es, welche den Bergbau verewigen
soll, d. h. die Verhältnisse werden bis in die Regionen
dauernd angenommen, welche bereits ausserhalb der Grenze
menschlicher Erkenntniss liegt. ^ .
Herr J. Höfer hat in seiner Arbeit über Nagydg die
beruhigende Nachweisung geliefert, dass alle Zonen der
dortigen Erzmittel, sowohl was Qualität als auch Quantität
betrifft, keinen Unterschied wahrnehmen lassen, ja, dass
falls man durchaus irgendwo einbn Vortheil herausfinden
wollte, dass dieser eher den unteren als den oberen Teufen
zuerkannt werden müaste. Nun sind aber, was Reich thum
und verhältnissmässig seine Andauer betrifft, so glückliche
Bergbaue ziemlich selten anzutreffen, und bezüglich der Art
seiner Lagerstätten, der Vererzung durch Tellur ist Nagyig
ein beinahe einzig in seiner Art dastehender Bergbau. Dess*
halb können die dortigen Verhältnisse wohl ein Beispiel des
edlen Anhaitens in eine rolative Teufe überhaupt liefern,
sie sind aber meines Erachtens nicht geeignet, als Haupt-
factor zur Beantwortung obiger Frage benützt zu werden.
Herr J. H ö f e r führt in derselben Arbeit, pag. 7, den
Ausspruch unseres Meisters in Transsilvanicis, Herrn k. k.
Oberbergrathes J. Grimm, an, wo es unter Anderm heisst:
«dass die Abnahme des Goldadels in der Teufe öfters dem
Verluste des Gebirgsmittels, in dem die Erze einbrechen etc.,
zuzuschreiben sei **; ferner beschreibt er auf pag. 12 die
Veränderungen, welche die Gänge beim Uebertritte.aus dem
Porphyr in Conglomerate und Sandsteine erleiden. In der
Arbeit über die gegenwärtige Frage aber hatte er diesen
sichtlich wichtigen Factor übergangen. Abhängigkeit der
Erzformatiou vom Nebengesteine ist für Nagyäg ebenfalls
erwiesen; sollte nun letzteres, d.h. der GrÜnsteintrachyt, in
derselben Ausbildung und in derselben Mächtigkeit in die
Teufe setzen? oder ist der dortige rothe Thon, das
— 170
ConglomerAt u. dgl. im Stande, ein Damoklesschwert für
die Verewigang des Bergbaues abzugeben?
Schon darch Mitberficksichligung dieses Factors ist
die Teufen- Frage auf ein Feld äbefspielt , auf welchem
einige geologische und markscheideriscbe Anhaltspunkte zu
gewinnen sind.
Wenn man nun : uch erstere Frage specieil für NagyAg
mit Ja beantworten sollte, so kann es dennoch keine all-
gemein giltige Regel abgeben..
Die Lagerstätten des Goldes sind auch gleichzeitig
Lagerstätten anderer Metalle, und unterlieg*-n in vieler Be-
ziehung demselben Calcül; wenn man nber die Lagt^rstftt-
ten des Goldes, resp Goldsilbers besonders in's Augen-
merk fasBt, so kann man sie in zwei Gruppen bringen.
Die der einen Gruppe treten nftmlich in sedimentären,
aber stark metamorphischen Gesteinen auf, vorzQglich also
in den ältesten Formationen, auf welchen Uibstand be-
kanntlich die Prophezeiungen Murchison's bezüglich der
Goldfdhrung der Gebirge Australien'« gegründet waren.
Allein wie einerseits z. B. die Silurformation Nord- West-
Basslands den Charakter ganz frischer Bildungen hat, so
hat andererseits %. B. die viel jüngere Eocenformation der
Karpathen einen vorgeschrittenen metamorphischen Charak-
ter. Und die Goldführung kommt also auch verhältniss-
mässig jüngeren Formationen zu. Das Gold tritt innerhalb
dieser Gesteine in Lagerstätten der verschiedenartigsten
Form auf, in einer massigen Quarzmasse eingesprengt, von
Bruchstücken anderer Erze begleitet, und ist durch den
hohen Grad seiner Feine, oft 23 V2 ^^^^^ und bis 99 % fein
Goldgehalt, ausgezeichnet.
Die bedeutendsten Goldlagerstfitteu der alten utid
neuen Welt gehören dieser Gruppe hu.
Einer zweit«*n Gruppe gehören nun die Goldlagerstät-
ten in eruptiven und Massen-Gesteinen an, die stets eine
den Feldspath'Gesteinen eigenthümliche Veränderung erlit-
ten haben, die ich hier vorläufig kurzweg als eine Kaolini-
sirung bezeichne. Nebst Mexiko sind Lagerstätten dieser Art
in Ungarn und Siebenbürgen in «iuem ausgezeichneten
Grade ausgebildet. Im Schemnitzer und Nagybdnyer Erz-
districte sind die veränderten Grfinstein-Trachyte resp. Ande-
site, im siebenbürgisclieu Golddistricte neben diesen ausge-
zeichnete Quarz-Andesite die Träger der Goldlagerstätten.
Diese Lagerstätten sind durch die eigenthümliche Aus-
bildung ihrer Gangmassen, sowie durch ein Goldsilber von
weit geringerem Goldhalte charakterisirt.
Die Verhältnisse dieser beiden von einander stark ab-
weichenden Gruppen müssen nothwendiger Weise auch ver-
schiedene Schlüsse bezüglich ihres Andauern« in die Teufe
bedingen. Bei letzterer Gruppe erlaubt die geologische Lage
der Bergbane auf einen genetischen Zasammenhang der Erz-
führuug mit den eigen thümlichen Zersetzungen der bezüg-
lichen Massengeateine zu schliessen; die Erforschung des
für die Praxis so wichtigen Zusammenhanges gehört in die
Sphäre der Zukunfts Wissenschaft der chemisch-physikali-
schen Geologie^ und ich begnüge mich hier mit der Andeu-
tung, dass die Eraführung in dieser Gruppe an die Nähe
eigenthümlicher Zersetzungen gewisser Massengesteine ge-
bunden ist.
Bei Lagerstätten erster er Gruppe sieht man sich aber
meist vergebens nach solchen Gesteinen um, und es müssen
oft weit entfernte Vorkommen eruptiver oder Massengesteine
herhalten, damit ihnen die Schuld an den Zerspaltungen, den
Störungen überhaupt und der ErzfQhrung in die Schuhe ge-
schoben werden könnte. Letztere ist hier an einen gewissen
Grad der Metamorphose der andern Orts noch zienalich frisch
erhaltenen Sedimentgesteine gebunden, die sich im Allge-
meinen als ein Auslaugeprocess gewisser Silicate and die
Ablagerung derselben an hiezn geeigneten Orten offenbart.
Da nun ein Sedimentgestein bloss eine beaohrftnkte
Mächtigkeit besitzen kann, so könnte man nicht «einem An-
dauern in unbestimmt bngrenzte Teufen selbst beim seige-
rem Einfallen seiner Schichten das Wort reden. Eine Illu-
stration hiezu bietet Przibram mit seiner auf reeler Beob-
achtung beruhenden Muldung der erzführenden Qesteins
schichten und dem darauf gegründeten Auftauchen der Be-
sorgnisse wegen des Adels der Teufe : wenn sie auch dnrch
Erfolge von Arbeiten anderer Richtung niedergeschlagen
wurden.
Hingegen wird bei Eruptivgesteinen , indem man sich
von der Theorie ihres Ursprunges aus dem fenerflüssigen
^Erdinnern beherrschen lässt, ohne besondere Skrupel ihr
Andauern in unbes'timmte Teufen behauptet. Allein selbst
da fordern die mannigfachen Resultate der ungariaefaen und
siebenbürgischen Bergbaue, insofern sie eine Verschieden <•
heit der Mächtigkeit und eine Verschiedenheit des Zer-
setzungs -Stadiums selbst bei den Masseogesteinen ausser
HJlen Zweifel gesetzt haben, zum Nachdenken auf.
Die Möglichkeit der Veränderung des erzführenden Ge-
steines in der Teufe, dieser wichtige Factor zur Beantwor-
tung der voranstehenden Frage, macht sich also bei beiden
Gruppen der goldfShrenden Lagerstätten geltend.
Bei alten krystallinischen Gesteinen^ deren Oberfläche
seit vielen Zeitepochen der Abtragung unterworfen ist, liegt
dieselbe ursprüngliche Tit'.fenstufe näher dem Tage, als bei
den ungleich jüngeren Massengesteioen Ungarns und Sieben-
bürgens.
Ueberdiess liegen sowohl die Ausgehenden als auch
die Sümpfe der letzteren Lagerstätten noch über dem Mee-
resspiegel, und bloss die Sümpfe der Nagybinyer Di stricte
sind nahe daran, den Meeresspiegel zu erreichen.
Unter allen Arten von Lagerstätten haben für die vor-
liegende Frage die Flachfallenden ein besonderes Interesse.
Von goldführenden Lagern sind mir besonders jene
von Rodna und Offen bänya genauer bekannt, und siod
einander ungemein verwandt. Sie treten am Contacte von
Kalkstein mit krystallinischen Gesteinen auf, und da in
Rodna mehrere Kalksteinbrüche vorhanden sind, bestehen
folglich dort auch mehrere Erzlager. An beiden Orten wer-
den sie von eruptiven Gesteinen - Andesiten im Stadium
einer eigenthümlichen Zersetzung und von ebenfalls ganz
eigen thümlichen Breccien zertrümmert, so dass in Rodna
das ganze Abendfeld, in Offenb&nya das Josefi- und Ste-
fanifeld kolossale Schollen von Schichtgesteinen innerhalb
der Massengesteine darstellen. Die mannigfachen Störungen,
die ich in speciellen Publicationea ausführlicher schildern
werde, tragen im Allgemeinen den Charakter von Senkun-
gen. In Rodna hat man mit den tieferen Stollen die Region
angefahren, in welcher die Erzlager bereits zu Bruchstücken'
verschiedenster Grösse zertrümmert sind.
Die Daten bezüglich der Führung der beiden Gold-
arten fehlen zwar, allein es ist mit ziemlicher Wahrschein-
lichkeit anzunehmen, dass das Gold zugleich mit den übri-
gen Erzen mit grosserer Teufe schwindet.
Die flachen Klüfte (romanisch «Scannua vom lateinischen
171 —
Scamnus, die Bank) verdienen ebenfalls besonders hervor-
gehoben sa werden. Bekanntlich kommen sie aasgezeichnet
in Yerespatak, Offenbdnya (Frandsci- and Barbarafeld) etc.
vor, nnd fehlen aach nicht in den krystallinischen Schiefem.
So z. B. setzten schwebende goldfahrende Qaarz-Scaana
iu dem neubegrflndeten Goldbergbaae zu Hideg Szdmos in
Siebenbflrgen eine mannigfaltige Serie von steilfallenden
Schief er- Varietäten durch, welche in der N&he desselben zu
Kalkschiefer umgewandelt sind. Allein sie scheinen auch in
Enle mit allen charakteristischen Attributen vorhanden zu
sein. Offenbiir ist die Erkenntniss, ob ein Goldadel an Scauna
gebunden ist oder an steile Lagerstätten bezüglich seiner
Unterfahrung, besonders bei der Aufnahme alter Goldberg^
baue, von grosser Wichtigkeit.
Es genflgty hier die flachen Lagerstätten als solche an-
gefahrt zu haben, deren Andauern in die Teufe sich im
Yoriiinein absprechen läset.
Dass man an vielen Goldstufen die secundäre Entstehung
des gediegenen Goldes aus den Kiesen, ähnlich wie die des
gediegenen Silbers und Kupfers aus seinen Schwefelerzen
beobachten kann, ist eine unbestreitbare Thatsache, und die
von Herrn J. Höfer angeführten Beispiele Hessen sich be-
deutend vermehren. Doch scheint es mir zu vorschnell, die-
sen Schlnss auf alles gediegen vorkommende Gold anzu-
wenden.
Die Zersetzung der Schwefelerze kann man sich bloss
als eine Oxydation zu schwefelsauren Metallsalzen denken.
Nun ist der in den Kiesen vorwaltend entstehende Eisen-
vitriol ein empfindliches Ffillungsmittel der Goldsalze. Ist
also gleichzeitig Gold in die Lösung übergangen, so wtlrde
es im Status naseens auf der ursprünglichen Stelle nieder-
geschlagen und muss sich zusammen mit dem nichtgelösten
Qolde in den Resten der Oxydation, in den basischen schwe-
felsauren Eisensalzen und in dem endlich rückbleibenden
Eisenoxyd, respective Brauneisenstein vorfinden, wie diess
bei mehreren der bekannten Brauneisenstein -Pseudomor-
phosen factisch der Fall ist.
Aber das gediegene Gold findet sich auch fern von den
Schwefelmetallen und ihren Oxydationsproducten mitten in
der Masse der einzelnen Gangmineralien, und meist in einem
Quarze, der ganz frei von einer Eisen verrathenden j^ärbung
ist. Es findet sich auch im krystallisirten Zustande, so dass
seine Lösung vorausgesetzt werden muss. Nahe daran und
mit ihm zugleich treten oft ganz goldfreie Kiese und andere
Schwefelverbindungen im unzersetaten Zustande mit voll-
ständigen Krystallformen auf, und nirgends sind in der Nähe
die Residuen der Zersetzung zu bemerken.
Es ist also der gegenwärtige Stand unserer Kenntnisse
nocb nicht hinreichend, den geheimnissvollen Schleier der
Genesis des Goldes zu entfernen, und wir müssen gesteben,
dass es ans noch gegenwärtig unbekannte Fixationamittel
waren, die das gediegene Gold gleich ursprünglich ohne die
Zwischenverbindung niederschlugen, und, wie die vielen
praktischen Erfolge zeigen, iu den oberen Teufen concen-
trirten.
Eine analoge Ansicht glaube ich in dem Ausspruche
Herrn Oberbergrathes J. Grimm in seiner Arbeit über Eule
(Jahrbuch der k. k. Bergacademien XIII. Bd. S. 258) an-
gedeutet zu lesen, wo es bei Beschreibung der Gangbeschaf-
fsnheit unter Andern heiast, der «Eisenkies oder seine Meta-
morphosen treten im Vergleiche zum Quarz sehr unter-
geordnet auf, niemals in dichten Lagen oder derb, sondern
nur mehr als vereinzelte Krystalle oder in krystallinischen
Formen gewöhnlich an den Gangulmen, zumal bei schmalen
Trümmern und auch selten in der dichten Quarzmasse etc.»
Doch wenden wir uns zu einer Betrachtung der Gold-
führung verschiedener Teufen.
Das fein ein gesprengte, erst beim Schlämmen sichtbar
werdende Gold bildet als Mühlgold in den ungarjschen
und siebenbürgisehen Metalldistricten einen grossen Theil
der Erzeugung.' Das Freigold kommt bloss im siebenbürgi-
sehen Erzdidtricte in grösserer Menge und häufiger vor, wo-
gegen es in den ungarischen Districten zu den Seltenheiten
gehört. Nebst diesen beiden Arten des gediegenen Goldes
kommt das Gold in den beiden Hanptgruppen seiner Lager-
stätten in vererztem oder besser gesagt in unamalga-
mir barem Zustande meistens im Eisenkies gebunden vor.
Ob es innerhalb dieser Mineralien als gediegenes Gold
oder als eine Schwefeiverbindung vorkommt, weise man
noch nicht, allein man vermuthet das Letztere. Es ist
sehr zu bedauern, dass diese Frage nicht bereits positiv
beantwortet vorliegt, indem sie möglicher Weise einen Ein-
fluss auf die Aufbereitnngs-Manipalationen äussern könnte.
Wenn sie sich auch nicht durch eine unmittelbare Pausch-
Analyse, wie sie gang und gebe sind, beantworten lässt, so
müsste es doch durch Zuhilfenahme des Amalgamations-
Principes und dgl. möglich sein.
Das Ausbringen dieses vererzten (?) Goldes hat den
Bergleuten seit jeher Schwierigkeiten bereitet. In Eule wur-
den die Kiese vor dem Schlämmen geröstet, in Australien
suchte man die Ueberführung in den amalgamirbaren Zu-
stand durch unzählige patentirte Methoden vergebens zu
erreichen. Bei uns wird der Schlich und die Erze der Schmelz-
manipulation übergeben, seltener der nassen £lxtraction.
Die Beobachtung der Processe bei der letzteren Ma-
nipulation könnte vielleicht über die soeben berührte Frage
Licht verbreiten.
Das Verhältniss der beiden Zustände zu einander und
zu der respectiven Teufe ist local äusserst verschieden.
So beträgt das Feingold des Mühlgoldes oder kurzweg das
gediegene Gold im Schemnitzer 35%, im Nagybänyer Dis-
tricte 26% der gesammten Feingolderzeugung, folglich
das vererzce Gold 657o resp. 747o- ^^ Verespatak be-
trägt das gediegene Gold in den unteren Teufen 62%, in
den oberen Teufen 70 bis 90% des Gesammtgoldes, folg-
lich das vererzte Gold 38%, resp. 30 bis 10%.
Die Ansicht, dass die goldhaltigen Kiese, oder über-
haupt goldhaltige Schwefelmetalle das gediegene Gold in
der Teufe substituiren, ist ziemlich allgemein verbreitet, und
wird auch von Hrn. Ferd. Freiherrn v. Richthofen bezüg-
lich Californiens ausgesprochen (s. diese Zeitschrift 1866
Nr. 3). Dieses aber ziffermässig nachzuweisen, ist ungemein
schwierig. Nach meiner Ansicht dürften die temporär aus-
gewiesenen Verhältnisse steten Schwankungen bald zu Gun-
sten des einen, bald des andern Factors unterworfen sein.
Die Production im Grossen gibt wegen nicht möglicher
strenger Sonderung zwar ungenaue Resultate, dürfte jedoch
nicht so schwanken.
Eine approximative Schätzung und Vergleichung dürfte
z. B. der Productionsausweis des Nagybänyer Districtes er-
lauben, da sich hier die privatgewerkschaftlichen Gruben
meist in den oberen, die ärarischen Gruben hingegen meist
in den unteren Teufen bewegen.
Nimmt man nun die Erz- und Schlichsumme als Func-
172 -
tioD des Aasschlages an bauwürdigen Lagerstfttten an, so
kann man auf dieselbe sowohl den darin enthaltenen dnreh-
schnittlichen Feingoldhalt, als auch den des mitgewonnenen
Mühlgoldes vergleichen, indem man den Fehler, der in dem
verschiedenen Schlichfalle der Pochgänge liegt, vernach-
lässigt
Nach einem mir momentan bei der Hand liegenden
Productionsausweise (nach C. Kersteu und T. Moor Beise-
l)eschreibung im Nagybdnye.r Districte, Journal für prakt.
Chemie I. 4} wurden z. B. im Jahre 1827 erzeugt
bei »den Privaten beim Aerar
Erze und Schliche 41514-25 Ctr. 82403'53 Ctr.
darin Feingoldhalt 134*7] 1 Mzpfd« 81*566 Münzpfd.
Mühlgold mit 58% Feingold 72*5% Feingold
darin Feingoldhalt 55130 Mzpfd. 27*812 Mzpfd.
Es entföilt also auf 1 Ctr. Schliche und Erze
bei den Privaten beim Aerar
oder den oberen Teufen oder den unteren Teufen
Vererates Gold 0*0032 Mzpfd. 0*0009 Mzpfd.
Gediegenes „ 0-0013. « 0*0003 r
Es zeigen diese D^n also nicht nur eine bedeutende
Verminderung des Goldhaltes Überhaupt, sondern auch eine
Verminderung sowohl des vererzten als auch des gediegenen
Goldes für sich und auch des Verhältnisses beider Gold-
arten zu einander
(i-
und -|- = 0-3
In diesen Productionsresultaten sind freilich alle die
ausserhalb der Natur der Lagerstätte liegenden Einflüsse
nicht mit enthalten.
Herr J. Höfer hat einige Vortheile der Teufe hinsicht-
lich der Führung beider Geldzustande hervorgehoben. Dia
Region, wo das Gold in unsichtbarem Zustande auftritt, ist
weniger der Defraudation ausgesetzt, und die gleichmässi-
gere Vertheilung ist sicherlich ein hochanzuschlagender
Vortheil.
Allein das hiezu angeführte Beispiel von Ruda ist
nicht ganz glücklich gewählt.
Die Erzeugung stammt dort nämlich beinahe aus-
schliesslich aus dem alten Versatz und Verbrach des alten
Mannes. Da hier, wie es factisch nachweisbar ist, das freie
Gold als Hauptgegenstand der Gewinnung schon vor sieb-
zehn Jahrhunderten herausgelesen wurde, so zeigen freilich
die Ueberbleibsel, die man daibals nicht verwerthen konnte,
nämlich die Jetzigen Pochgänge, einen stabileren Halt und
die ganze Grube eine gleichmässigere Vertheilung de^ Gold-
haltes.
Gegenwärtig zweifelt Niemand daran, dass die Gold-
seifen durch Zerstörung und Abtragung aus goldführenden
Lagerstätten herstammen, d. h. aus ihren oberen Teufen,
desshaib bietet auch die Betrachtung 'der Goldseifen einen
Anhaltspunkt zur Beurtheilung der Teufenunterschiede der
Goldlagerstätten.
Das erste, was hier auffällt, sind die grossen Fund-
blöcke oder Nuggets von dichtem gediegenem Golde. Die
reichen Goldanbrüche z. B« Verespataks übersteigen zwar
zuweilen selbst das Gewicht des gprössten dieser EUumpen
des 136*896 Münzpfd. schweren Velcoms Nugget vom
Victoria Goldfelde; allein sie bestehen aus einem lockeren
Aggregate innerhalb klafterlang sich ziehender aber ziem-
lich schmaler Drüsen.
Die massiven Kömer sind stets bloss von bescheidener
Grösse. Falls man nun z. B. das Register der australischen
Gold-Nuggets betrachtet, welches in der Beschreibung der
Colonie Victoria anlässlich der internationalen Weltausstel-
lung zu London 1862 zusammengestellt ist, und mit diesem
das eingesprengte Vorkommen in den Regionen des gegen-
wärtigen Bergbaues vergleicht, muss man zu 'dem Schlüsse
kommen, dass die bereits zu Seifen zertrümmerten oberen
Teufen unvergleichlich reicher an solchen grösseren Gold-
klumpen waren.
Man kann sogar mit ziemlicher Gewissheit behaupten,
dass eben das Auffinden von grösseren Klumpen edler Me-
talle überhaupt die erste Veranlassung zum Bergbaue war.
Sie finden sich daram bloss noch in Gegenden, die noch von
keiner Cultur berührt worden sind, und in Unseren Gegenden
haben sie bereits schon die Völker der Broncezeit aufgesam-
melt und die Klumpen von gediegenem Silber und Kupfer
sind also eine den Gold-Nuggets ganz analoge Erscheinung.
Die Geschichte der Goldgewinnung in verschiedenen Ge-
genden zeigt überhaupt grosse Analogien. Die erste Auffin-
dung der angesammelten Trümmer oberer Teufen hatte seit
jeher die Goldfieber genannte Krankheit hervorgebracht.
Dem Argonauten • Zuge nach Kolchis, der Expedition von
Salomon nach Ophir, der durch die berühmte römi-
sche ffauri sacfa fames" veranlassten Eroberung Daciens
durch Trajan, der Eroberang Perus, den neuesten Völker-
wanderungen nach Californien und Australien lagen s^ts
dieselben Motive zu Grunde.
Die Seifengold-Produotion Californiens und Australiens
in den ersten 10 Jahren zeigt merkwürdiger Weise dieselbe
Ziffer. Die australische Production von 1851 bis 1861 war
bekanntlich auf der Londoner Ausstellung im Jahre 1862
durch einen vergoldeten Obelisk zur Anschauung gebracht,
der 1,793.995 Pfd. Gold repräsentifte, es ist diess nahezu
die tausendfache Berggold-Production Siebenbürgens in der-
selben Zeit.
Das erste Volljabr nach der Entdeckung ist natürlich
das ausgiebigste, so betrug die Goldproduction von Austra-
lien im Jahre 1 852 250.000 Pfd., welcher Culminationspunkt
nie mehr erreicht wurde, sondern sie sank bald unter zwei
Drittel davon herab, und in Californien ist die Seifen-Gold-
production nahe der Null, indem wie Hr. Ferd. Freiherr
V. Richthofe n berichtet, die Wäschen schon derartig er-
schöpft sind, dass sie bloss von den arbeitsamen, genüg-
samen und ausdauernden Chinesen noch mit einigem Vor-
theil bearbeitet werden.
Mit dem bedeutenden Sinken der Seifen-Goldproduc-
tion, d. h. dem Erschöpfen der Goldseifen, verlegt man sich
immer mehi; und mehr auf die Gewinnung des Goldes auf
seinen ursprünglichen Lagerstätten, d. h. auf Bergbau. Die
Berichte aus Californien und Australien beweisen, dass in
den dem Tage nahe liegenden Regionen der grösste Adel
liegt. Bei Californien reichten einige Jahre hin, um diese
edlen leicht zugänglichen Mittel zu verhauen. Man leitete
Tiefbane ein und fand das gediegene Gold vermindert, und
das vererzte vorherrschend. Die Bergbau -Production wird
zwar jetzt durch längere Zeit beständigere Ziffern zeigen,
allein die verlassenen Geldbergbaue der alten Welt zeigen
die traurige Perspective in die Zukunft.
Die Geschichte eines Golddistriotes glaube ich durch
ein Diagramm darstellen zu können. Die Verticallinie deutet
von oben nach unten den Fortschritt in gleichen Zeitinter-
vallen an, auf die entsprechenden Horizontallinien kommen
173
• Australien.
Siebenbflrgen.
BOhmen.
die Ptoductioneii in proportionalen Abstftnden aufsutragen,
and awar links die Goldaeifen, rechts der Gold-Bergbau-
Betrieb.
Die linke Curve
steigt plötalich zam
Maximum, und fi&llt
sodann viel langsamer
aber doch entschie-
den endlich auf Null.
Bevor diese erreicht
¥rird, steigt die rechte
die Bergbauproduc-
tion versinnlichende
Curve ebenfalls aiem-
lich rapid hinauf, er-
reicht verhältnissmäs-
sig spftter ihr kaum
V3 von links betra-
gendes Maximum und
hftlt sich längere Zeit
in dieser Höhe. Allein
bei zunehmender Tie-
fe zeigt sie in Form
von Schwankungen
doch ein Fallen, die
Enttäuschungen be-
ginnen, die Betriebs-
hin demisse wachsen,
und in diesem Stadium können äussere Zwischenf|lle die
Curve zuerst bloss momentan, später sogar dauernd auf
Null bringen.
Offenbar dfirfte dieses Diagramm zugleich eine Dar-
stellung des Verhaltens in verschiedeneu Teufen, und auch
gleichzeitig die Darstellung des geschieb tlichen Verlaufes
der Goldproduction Oberhaupt vorstellen. Man braucht nur
die gegenwärtigen Stadien der verschiedenen Goldländer an^
den entsprechenden Ort zu setzen, und erhält z. B. die Reihe
Australien, Californien, Peru, Siebenbürgen, Ungarn, Tirol
und Salzburg, Böhmen, welche ebenfalls die Stadien eines
Bergbaues, was das Verhalten in verschiedenen Teufen be-
trifft, repräsentiren würde,
Falls diese Combinationen im Allgemeinen richtig sind,
so deuten sie principiell auf eine Erschöpfung der Goldlager-
stätten in einer viel früheren Zeit hin, als die der anderen
Metalle. Ein stetiges Vordringen in die Teufe lässt sich
wohl nicht denken, denn es gibt eine Grenze jedes mensch-
lichen Wirkungskreises.
Daraus kann man aber noch nicht schliessen, dass
diese Erschöpfung in verhältnissmässig kurzer Zeit eintreten
muss, denn eben die reichsten Lagerstätten der neuen Welt
befinden sich erst in den ersten Stadien der Entwicklung,
und der mehr als zweitausendj&hrige Bestand des Goldberg-
baues von Verespatak gibt uns ein Beispiel einer grossen
Langlebigkeit. Freilich muss berücksichtiget werden, dass
hißT seit der Anwendung des Pulvers in kurzer Zeit mehr
geleistet wurde, als in dem früheren ungleich längeren Zeit-
räume, und dass in Zukunft die Schnelligkeit des Ablfaues,
zumal in dem Bereiche der englisch-amerikanischen Energie,
eine noch grössere sein wird»
Femer ist mit Grund zu erwarten, dass das Studium
der Erzlagerstätten durch die Zuhilfenahme aller einschla-
genden Hilfswissenschaften sich bald zu einer Höhe erheben
wird, die ihre Rückwirkung auf den Stand des Goldberg-
baues nicht verfehlen kann.
Die sanguinischen Hoünungen, die man sich von den
Tiefbanen versprach, sind freilich an mehreren Orten ge-
täuscht worden. Man erwartete mitunter, dass sich die Gold-
anbrüche schon in den nach einem Senkel direct unter die
in dem oberen reichen Punkte betriebenen Schlägen präsen-
tiren würden , und das (sogar auf der Lagerstätte selbst)
absätzige charakteristische Vorkommen momenran aus den
Augen verloren.. Allein man muss berücksichtigen, dass
diese Schläge nur die Befleutung des Weges haben, den
man zurücklegen müsste, um in eine Gegend zu gelangen,
und dass die eigentliche Untersuchung erst zu beginnen hat.
Der rationelle Betrieb dieser Untersuchungen wird aber von
der Möglichkeit bedingt, eingehendere Studien dergesammten
Teufenverhältnisse machen zu können, ein Factor , der so-
wohl bei unzugänglichen verhauten oberen Mitteln, als auch
bei getheiltem Besitz der beiden Teufen-Zonen schwer in
die Wagschale fUllt.
Allein sel)>st in Berücksichtigung der im Principe wohl
unanzweifelbaren endlichen Erschöpfung der jetzigen Gk>ld-
bergbaue bietet uns die Vorliebe, welche die Menschen für
diese Chimäre fühlen, 'die Bürgschaft, dass der Mangel daran
nicht sobald eintritt. Man wird sich jedenfalls der Entdeckung
neuer Quellen befleissen.
So z.B. lässt sich mit Sicherheit annehmen, dass die Ab-
tragung und Anreicherung der Producte der Erzlagerstätten
auch in früheren geologischen Zeiträumen ebenso gut, wie
ia der jetzt und jüngstvergangenen 2eitepoche vor sich ge-
gangen ist, und dass man also sowohl bedeckte Goldseifen
als auch bedeckte Goldreviere durch die stets an Umfang
gewinnenden Tiefsondirungen resp. Bohrungen anzufahren
Hoffnung habe. Aehnlich wie man das von einer jüngeren
Formation ganz bedeckte Becken von Anzin im N. 0. Frank-
reichs und Belgiens entdeckt hat.
Da ich nun der von Herrn J. Höfer angeregten Frage
manche Betrachtungen angeschlossen habe, die für eine ent-
gegengesetzte Ansicht sprechen, so zeigt eben die Differenz
der Meinungen, wie weit wir noch von der endgiltigen
Beantwortung entfernt sind. Die von ihm geäusserte Ansicht
spricht aus leicht begreiflichen Gründen viel angenehmer
an, allein dessenungeachtet glaube ich selbst durch einige
unwillkommene Resultate zu der Beleuchtung dieser Frage
beigetragen zu haben.
Verespatak, 20. Jänner 1867.
Darstellan^ der Cokes in Meilern auf der
Eönigshütte.
Von G. Wolf.
(Aus dem Berggeist Nr. 32.)
In der neuesten Zeit ist man auf der Königehütte in
Oberschlesien zu einer der ältesten Vercokungsmethoden,
der' Meilercokung, wieder zurückgekehrt, und zwar insoweit,
dass eine Anlage von 15 Meilern gegenwärtig in regelmäs*
sigem Betrieb erhalten wird. Wenngleich diese nur für Einen
Hohofen den Bedarf an Cokes zu decken vermag, die Dar-
stellung also noch eine verhältnissmässig beschränkte ist,
so sollen doch des allgemeinen Interesses wegen die bis-
herige Betriebsweise wie die erhaltenen Resultate bei er-
wälinter Methode in Kurzem dargestellt werden.
— 174 —
Unter Zugrundelegung hiesiger Verhältnisse geben wir
zunächst ein Bild, wie eine derartige Anfage, bei ungehin-
derter Benutzung und möglichst guter Ausnutzung des Ter-
rains , vortheilhaft in Bezug auf Anfuhr und Aussturz der
Kohlen, auf Abfuhr der Cokes zu machen sein würde. Jeder
Meiler erfordert bei einem untern Durchmesser von 21' einen
Flächenraum von 346 tZI'i ^^' Gesammtmeilerplufz incl.
Schienenwege und Aussturzplätze dagegen 13.794 Q' =
95*8 Q-R. Wir haben desshalb die Anlage von 1 6 Meilern
projectirt, weil diese ungefähr den Cokesbedarf Eines Hoh-
ofens zu decken vermögen und man also jedem Hohofen
eine besondere Abtheilung zuweisen könnte. Bei grösseren
Hohofen werken gewährt eine derartige Eintheilung leichtere
Controle. Weitere Abtheilungen würden am besten in der
Richtung der Kohlenbahn anzureihen sein. — Hierauf mit
der Beschreibung der hiesigen Anlage beginnend, erwähnen
wir zunächst, dass in der Mitte jeder Meilerstätte eine aus
feuerfesten Ziegeln aufgeführte Esse »von quadratischem
Querschnitt steht. Ihre Dimensionen sind aus der Skizze auf
beiliegender Tafel ersichtlich. Für das Entweichen der im
Meiler entwickelten Gase befinden sich auf jeder Seite der
Esse zwei übereinander liegende 9'' hohe, 6'^ breite Oeff-
nungen, von zusammen 432 Q" Querschnitt. Einige der
Meilerstätten wurden gepflastert ; ein Einfluss auf den Be-
trieb war gegenüber den ungepflasterten nicht zu be-
merken.
Die Form, welche man dem Meiler gibt, ist die eines
(9') (6)
abgestumpften Kegels von unten A./^ oben pj,^, Radius
bei Einrecbnung des Essenquerscbnittes. Bei 3*5' Höhe be-
trägt sein kubischer Inhalt 866 Kbkfs. = 1*22 Tonnen; ein
Quantum, das dem wirklich eingesetzten sehr uHhe kommt.
Das Setzen des Meilers selbst geschieht in der Weise, dasa
in die unterste Schicht die grössten Stücke radial von der
Esse aus, nach der Peripherie mit ihrer Schichtungsfläche
in dieser Richtung, und der Esse zugeneigt, aufgestellt wer-
den. Bei den hier zu Gebote stehenden Stückkohlen erhält
diese Lage eine Höhe von etwa 18 — 24''. Durch Aufsetzen
von Stücken mittlerer Grösse erhöht man den Meiler bis auf
3' bei einem Radius von 7'. Diess ist der eigentliche Kern
des Meilers; sein Aufstellen erfordert viel Sorgfalt und Zeit.
Die unregelmässige Form der Stücke macht es unnöthig, iu
diesem Theile besondere Züge auszusparen.
Man vergrössert nun den Meiler zu den oben angego-
beuen Dimensionen von 3' 6" Höhe, 9' und 6' Radius durch
Aufschütten der kleineren Stückkohlen (Würfelkohlen). Durch
diese äussere dichte Lage hindurch legt man am Boden
mittelst Ziegel 3" hohe und 3" breite Züge, die bis in den
Kern des Meilers hineinreichen. Solcher Züge gibt man 16
bis 17; ihr Gesammtquerschnitt beträgt 150 Q", also etwa
Yg der Essenöffnungen. Dem Setzen folgt das Bedecken der
obem Fläche des Meilers mit einer etwa 3" starken Lage
von Cokesklein.
Die bisher beschriebene Arbeit wird von 2 Mann, welche
das Setzen, und' an deren 3 oder 4 Mann, welche das Anfahren
der Kohlen zum Meilerplatz besorgen, geleistet. Es ist diese
Leistung im Durchschnitte gering; und zwar ist sie es mit
desshalb, weil einzelne Meilerstätten vom Kohlenaussturz zu
entfernt liegen. Durch zweckmässigere Anordnung derselben
würde sieb also dieLeistungsfähigkeitdes Arbeiters erhöhen
laasen.
Nachdem der Meiler nun hergerichtet ist, kann zum
Anzünden desselben geschritten werden. Diess erfolgt vom
Umfang des Meilers aus, indem man in ringsherum gemachte
Vertiefungen brennende Kohlen schüttet. Bei dem ungehin-
derten Zutritte der atmosphärischen Luft findet die Entzün-
dung so energisch statt, dass nach 3^4 Stunden der bis
dahin unbedeckte Theil des Meilers mit Cokesgestübbe eben-
falls beworfen werden kann. Von Beginn des Processes an
entströmt der Esse ein dicker grauer bis rothbrauner Qualm,
der nach 12 — 15 Stunden bei zunehmender Hitze sich ent-
zündet und mit leuchtender stark russender Flamme ver-
brennt. Bei Kohlen von Bahnschacht zeigt die Flamme nach
24 Stunden die Helligkeit der reinen Leuchtgasflamme. Nach
Verlauf von etwa 36 Stunden wird die Flamme schwächer,
bis sie nach 48 Stunden ganz verschwindet. Es enttströmt
dann der Esse nur noch ein bläulich dünner Rauch, der den
Process als beendet ansehen lässt. Nachdem man schon
während des Scbwächerwerdens der Flamme und je nach
dem Zusammengehendes Meilers die am Boden befindlichen
Züge geschlossen hat, hemmt man jetzt jeden weiteren Zug
dadurch, dass mau die Esse mit Cokesgestübbe zuschüttet.
So lässt mau den Meiler wenigstens einen Tag stehen und
kommt darauf dem Löschen der Cokes noch durch Einlassen
von Wasser zu Hilfe. Nach etwa abermals 24 Stunden kann
der Meiler gezogen werden. Vom Beginne des Setzens an bis
zum Ende des Ziehens ist sonach ein Zeitraum von etwa 6
Tagen verflossen.
Die BewartUDg des Meilers während der eigentlichen
Vercokuug erfordert nur in soweit Aufmerksamkeit, dass
offene Stellen , die durch Einsinken der Decke enstanden,
rechtzeitig wieder beschüttet und die nm Boden befindlichen
Züge, da, wo das Feuer schneller geht, früher geschlossen
werden.
Die so erhaltenen Cokes zeichnen sich vor den in den
Wittenberger und Schaumburger Oefen dargestellten durch
Grösse und Härte aus. Doch gilt das Gesagte hauptsächlich
mehr von den in den unteren und mittleren, als von den in
den oberen Schichten des Meilers stehenden Cokes. Während
erstere schöne blumenkohlartige Conturen zeigen, glänzend,
porös und hart sind, bleiben letztere häufig etwas roh.Liesse
es das Bedeckungsmaterial zu, wie bei Holzkohlenmeilern
in die oberen Schichten Räume zu geben, so würde dem er-
wähnten Uebelstande damit leicht abgeholfen sein. So jedoch
muss man folgendes einfache Mittel wählen, den Meileran-
statt 3' 6" nur 2' 6" hoch zu machen. Es würde sich dann
allerdings das Einsatzquantum um etwa 30 Tonneu verrin-
gern; orier man müsste den Durchmesser des Meilers auf
etwa 24' vergrössern, wovon auch kaum ein nachtheiliger
* Einfluss auf den Process zu befürchten ist.
Es darf ferner nicht unerwähnt bleiben, dass bei der
angegebenen Weise den Meiler anzuzünden , die auf der
Aussenfläche liegenden Kohlen bei dem ungehiuderten Zutritte
der atmosphftrischen Luft theilweise verbrennen, jedenfalls
nur Cokes von sehr geringem Werthe liefern. Diesen Uebel-
stand zu beseitigen, wurde der Versuch gemacht, einen Meiler
von der Mitte und Oberfläche aus anzuzünden, indem man
auf jeder Seite der Esse in dort ausgesparte Vertiefungen
brennende Kohlen schüttete. Der Meiler war vorher voll-
ständiiT mit Cokesgestübbe bedeckt worden. Der Process
nahm gewissermassen den unigekehrten Verlauf. Anfangs
stieg aus der Esse dünner bläulicher Rauch (wie beim ersten
Verfahren am Schlüsse des Processes), der sich nach wenig
Stunden mit heller FUmme entzündete. Dieser folgte am
175
zweiten Tage ein dicker Bchmüteig gelber Qualm, der auch
dnreh die Decke des Meilers hindurch dringend, dieselbe
verkrustete.
Am 4. und 5. Tage zeigte sich wieder schwache
Flamme; noch später schwache Gasentwicklung ohne Flamme
und somit Ende des Processes. Montag war der Meiler an-
gezündet worden; den darauf folgenden Montag wurde er
gezogen.
Es war somit der ganze Verlauf ein langsamerer.
Die erhaltenen Cokes waren noch grösser als beim an-
deren Verfahren, dafflr aber auch thöil weise rober, besonders
die unmittelbar unter der Decke liegenden.- Abgesehen von
der längeren Dauer des Processes und vorausgesetzt, dass
auch hier eine geringere Höhe des Meilers die gleichmässige
Gare der Cokes zur Folge haben würde, müsste doch von
diesem Verfahren Abstand genommen werden , sobald man
nicht im Stande wäre, den der Esse entströmenden für das
Arbeiterpersonal lästigen Qualm durch Manipulationen früher
zum Brennen zu bringen. (Schluss folgt)
Aasweis
über den Ertrag und Verbau, die Erzeugung und den Ver-
Bchleiss des Bleies bei dem k. k. Bergamte zu Baibl in Kärnten
in den letzten vier Jahrzehenden 1827 — 1866. .
Ein Blick auf die Bleieneugong und den
Absatz desselben auf dem k. k. Bergwerke
zu Baibl in Kärnten.
Vorbemerkung der Redaction.
In jüngster Zeit ist die Klage laut geworden, dass die Blei
verarbeitende inländische Industrie aas den Staatswerken nicht
ihren Bedarf an Blei erhalten könne, insbesondere wird von den
Indastriellen über Mangel an kfimtnerischem Blei gekla^^t, wäh-
rend in Prag über den Export der Glätte und des Bleies in das
Ausland geklagt wird. Beide Klagen sind nicht ohne thatsäch-
liche Grundlage, nur sind die wirklich zu Grunde liegenden
Thatsachen auch zugleich die einfachste Krklärun^ der beklag-
ten Erscheinung. Stockungen der Industrie im Inlande hatten
in den letzten Jahren zeitweilig Vorräthe bei den Aerarial-
Bleiwerken entstehen lassen, welche noch fühlbarer gewoiien
wären, wenn nicht der vorjährige Krieg und die demselben vor
angehenden Rü«tnngen bei den minderen Bleisorten etwas nacli-
geholfen hätten. Aber eben der Absatz der ans silberhaltigen
Bleierzen gewonnenen Glätte und des durch deren Reductton
secundär erzeugten Hart- und Weichbleies musste, um eine Re-
(^elmässigkeit herbeizuführen, theil weise durch Jahres-Contracte
gedeckt werden, welche mit mehreren Häusern des In- und
Auslandes geschlossen wurden und eine Verwendung der Vor-
räthe anbahnten. Letztere waren am stärksten beim kärntne-
rischen reinen (silberfreies) Blei, das bisher vorwiegend' indu-
striellen Zwecken dienend und etwas höher im Preise mit Schluss
des Jahres lS6ß sowohl in Bleiberg alsRaiblin grossen
Vorräthen zurückgeblieben virar, weil die Stockung der Industrie
den Re darf verringert hatte und für den Krieg — bisher!
das minder reine Blei genügte! AHein die ^iZündnadel» und die
Fortschritte der Marine- Artillerie haben auch auf diesem Gebiete
einen Umschwung hervorgebracht. Zu deq rgepressten** Hinter
ladungsgeschossen sowie zur Umhüllung der grossen Hohlge-
Nchosse für gezogene Geschütze bedarf man sehr weiches und
reines Blei; die Umstaltung der Schusswaffen hat daher den
Bedarf nach dieser Sorte lebhaft gesteigert und die mit dem
Frieden wieder auflebende Industrie tritt mit der energisch in
Angriff genommenen Verbesserung des Wehrwesens in Concur-
renz! Unter solchen Verhältnissen mag es nicht ganz ohne In
teresse sein, von einem der kärntnerischen Aerari.il- Werke
einen Ausweis aus den letzten 40 Jahren kennen zu lernen,
aus welchem der Gang der Production und des Absatzes und
die Flauheit der letzten Jahre ersichtlich ist, welche es geboten
erscheinen liess, die neuen Absatzwvsge für das von der
Industrie seit 1863 nicht mehr absorbirte Erzeugungs-Quantum,
die sich aus der Munitionsreform entwickellen, nicht zu ver-
nachlässigen.
h
Ertrag
Verbau
Erzeugung
Verschleis«
1
o
Jahr
Cent-
»o
Cent-
a
Ol
flt
kr.
fl.
kr.
ner
* ner
£
1
1827
12S4S
64-5
9156
19
5955
39
2
1828
3476
38-5
12411
,
8666
30
3
1829
.
21401
52-6
11813
84
4146
08
4
1830
10358
91-5
.
10976
99
10644
97
5
1831
10283
56-5
8859
94
7551
93
6
1832
727
47-5
8903
81
24461
85
7
1833
17602
79-5
8900
76
11875
44
8
1834
15838
33-5
.
8809
95
6789
69
9
1835
10821
21
.
7044
76
14757
22
10
1836
65137
97-5
.
6893
66
3358
88
11
1837
92233
19-5
6675
03
769
51
12
1838
10347
74
5295
36
2400
,
13
1839
11977
36-5
,
,
6174
63
7812
.
14
1840
29319
06-5
,
.
7384
37
7029
52
15
1841
30992
83-5
,
8611
96
5601
05
16
1842
31301
76
,
,
8508
92
7778
16
17
1843
24625
93
8727
73
4511
80
18
1844
20894
79
.
.
8531
29
4320
96
19
1845
64555
52
7282
62
30152
89
20
1846
20319
51
,
.
7342
51
8041
31
21
1847
18783
96
.
.
7239
42
6651
43
22
1848
20175
64-5
.
7069
47
7391
26
23
1849
12722
39
7138
18
7250
.
24
1850
44179
65-5
6729
56
6720
12
26
1851
47689
84
.
7898
17
4206
70
26
1852
29791
04-5
.
7031
04
9837
40
27
1853
20225
735
,
6898
91
6946
.
28
1854
36993
22
7249
24
7609
96
29
1855
38045
51-5
,
,
6643
85
6948
30
1856
14083
23-5
6408
10
6620
31
1857
36262
53
.
6244
24
6443
95
32
1858
13188
81
.
,
5854
43
5665
33
1869
20042
35
.
6251
38
6334
55
34
IS60
31487
6016
02
6713
50
35
1861
24574
72
.
.
6075
42
6411
46
36
1862
12977
39
,
6066
71
6232
.
37
1863
,
1337
70-5
5910
07
5180
,
38
1864
34407
13-5
,
6230
7127
61
39
1865
25863
62
,
,
6642
40
5689
.
40
1866
51387
00-5
.'
.
7430
25
2495
•
Summe .
941140
45
97642
49
301332
18
304098
49
Den Ver-
bau ab .
97642
49
ReinerEr-
trag . .
843497
96
,
Jahres-
Durchsch.
21087
45
7533
30
7602
46
K. 1
t. Bergi
imt S
Uiibl, am 6. Februar
1867.
Literatur.
Zur Gtosohlohte des Bergbaues and Hüttenwesens in
Mähren und Oesterr. Schlesien. Von Christian Ritter d' El vert,
k. k. Oberfinanzrath. (Aus dem 13 Bande der Schriften der
bist. Statist Section besonders abgedruckt) Brflnn 1866. In
Commission bei A. N i t s c h.
Wie es schon der Titel besagt, haben wir hier nicht eine
systematische Geschichte, sondern eine reiche Menge von Bei-
trägen zu derselben vor uns, welche gewissermassen in
einer Reihenfolge statistischer Durchschnitte die Zahl, die be-
kannten Ergebnisse, die Rechts- und Besitzverhältnisse des mähr.-
schles. Bergbaues vorfithren. Besonders i«t die Bergwesens- Ver-
waltung und Gesetzgebung ausführlicher behandelt. Die Ge-
schichte der technischen Fortschritte des Faches sowohl als
— 176 -
des Betriebes der einzelneii Bergbane ist iu diesem Werke
nicht enthalten und könnte — wenn das spärliche Material dazu
überhaupt an eine solche zu denken erlauben sollte — nur von
einem technischen Fachmanne geschrieben werden. Doch wür-
den auch hiezu viele Daten im yorliegenden Buche zu fbiden
sein. Es werden sehr viele benützte Quellen angeführt, von denen
Orai Sternberg's Geschichte des böhm. Bergbaues and Stein-
boecVs Geschichte des Bergbaues in Schlesien die wichtigsten
sind. Kritische Sichtung des fast zu reichhaltigen Materiales
wird man nicht ganz entbehren können, wenn man sich dieses
Werkes zu speciäleren Arbeiten bedienen wollte ; doch wird es
auch dann als guter Wegweiser zu den Hauptquellen von Werth
administratives.
, Allgemeines.
(Verbot des Schreibens von Quittungen oder
der Erhebung von Geldern aus öffentlichen Gassen
durch Bedienstete des Gassen- und Rechnungsfaches
für Privatparteien.) Aus Anlass eines vorgekommenen Falles
findet man in Erinnerung zu bringen, dass im Sinne der Be-
stimmungen der Allerhöchsten Vorschrift vom Jahre 1 799 (publi-
cirt mit den Erlässen der bestandenen Finanz-Hof-Gommission
vom 31. März 1799, Z. 1491, und der damaligen Obersten Staats-
Gontrole vom 13. April 1799, Z. 1246), dann des Erlasses der
bestandenen allgemeinen Hofkammer -^om 2. Mai 1829, Z. 14565,
sämmtlichen bei Gassen und mit Geld manipulirenden Aemtern
angestellten Beamten und Dienern, dann den Beamten und Dienern '
der Bechnungs- und Fachrechnungs-Departementa nachdrücklichst
verboten ist, sich mit dem Schreiben der Quittungen oder der
Erhebung von Geldern aus öffentlichen Gassen för Privatpar-
teieu zu befassen. (Z. 14385« ddo. 17. Mai 1867.)
Bmeanung.
Vom Finanzministerium:
Der Amtsschreiber bei der Salinenverwaltung in Ebensee
Joseph Loidl'zum Materialrechnungsftihrer daselbst (Z. 12603,
ddo. 13. Mai 1867).
Erledigungen. ''*'**
Die Werkschirurgenstelle bei dem Bergamte zu
Idria gegen wechselseitige, halbjährige Kündigung und mit
nachfolgenden Genüssen: Einer Bestallung jährl. 525 fl., eiaem
Reisepauschale von 36 fl. 75 kr., zur Erhaltung eines Au^ilfs-
Subjecten einem jährlichen Beitrage von 2 1 fl., der sogenann-
ten Baderschicht im jährlichen Betrage von beiläufig 210 fl., zur
Beheizung und Reinigung der Rasirstube jährl. 6'^ fl., dann freie
Wohnung sammt Garten mit 69 Quadratklaftern Garten- und
191 Quadratklaftem Ackergrund; — dagegen mit der Verpflich-
tung, dass er sämmtlichen Werksverwandten (Beamten, minde-
ren Dienern, Arbeitern, Pensionisten und Provisionisten sammt
ihren Familien) in Krankheits- und Beschädigungsfällen unent-
geltlich die nöthige ärztliche Hilfe leiste; — dass er für den
Bezug obiger Baderschicht die betreffenden Arbeiter udd Provi-
sionisten unentgeltlich rasire oder rasireu lasse und dass er allen
dienstlichen Weisungen des Werksvorstandes, wie des Physikus
pünktlich entspreche. — Die eigenhändig geschriebenen Gesuche
sind, unter Nachweisung der geprüften Kenntnisse aus der Heil-
kunst und .Geburtshilfe und der bisherigen Praxis, dann der
Kenntniss der deutschen und' krainerischen Sprache, binnen
vier Wochen bei dem Bergamte in Idria einzubringen.
Nr. 26961. Concnrt-Aossohreibung.
Zur Besetzung der erledigten Dienststelle des k. k. Berg-
hauptmannes in Krakau mit dem Gehalte jährlicher Ein Tausend
Sechshundert Achtzig Gulden Oe. W. und dem Vorrückungs-
rechte in die höheren Gehaltsclassen, dann mit dem Genüsse einer
Naturalwohnung oder eines den Ortsverhältnissen angemessenen
Quartiergeldes wird hiemit der Goncnrs ausgeschrieben. Be-
werber um diese Stelle haben ihre gehörig ducnmentirten Ge-
suche bis 15. Juni d. J. im vorgenchriebenen Dienstwege bei der
galizischeu Stattlialterei als Oberbergbehörde einzubringen und
in demselben ihr Alter , ihre montanistisch - technischen , dann
rechts- und Staats wissenschaftlichen Kenntnisse wie auch die
Sprachkenntniss nachzuweisen — und auch anzuführen, ob und
in welchem Grade sie mit einem Angestellten der Krakauer k. k.
Berghauptmannschaft oder mit einem Bergwerksbesitzer oder
Bergbeamten des Districtes dieser Berghauptmannschaffc ver>
wandt oder verschwägert sind, dann ob sie selbst, ihre Ehegat-
tinen oder unter väterlicher Gewalt stehende Kinder in diesem
Districte einen Bergbau besitzen, oder an einer Bergwerks-
untemehmung betheiligt sind.
Von der k. k. galiz. Statthalterei.
Lemberg, am 11. Mai 1867.
Nr. 302. Coneurs-Kundmaohang.
Zu besetzen ist eine Maschinen wärters-Gehilfen-Stelle (Gra-
bensteiger U. Glasse^ bei der k. k. Salinen- Berg-Inspection in
Wieliczka mit dem Wocbenlohne von sieben Gulden, und einem
freien Natural- Quartier oder in Ermanglung dessen einem 10%
Quartiergelde und dem jährlichen Salzbezug von 15 Pfund per
Familienglied. Bewerber um diese Stelle haben ihre gehörig
documentirten Gesuche unter Nachweisung des Alters, Standes,
Religionsbekenntnisses, des sittlichen und politischen Wohlver-
haltens, der bisherigen • Dienstleistung, der abgelegten vorge-
schriebenen Prüfung über die Befähigung zur selbstständigen
Maschinen-Führung und unter Angabe ob und in welchem Grade
sie mit Beamten oder Aufsehern des hiesigen Directions-Bezirkea
verwandt oder verschwägert sind, im Wege ihrer vorgesetzten
Behörden bei dieser Berg-Inspection bis 22. Juni 1867 einzu-
bringen. Auf gelernte Maschinenschlosser wird besondere Rück-
sicht genommen.
Von der k. k. Salinen-Berg-Inspectiou
Wieliczka, am 22. Mai 1867.
E.N. 269 &1867 Xundmaohung.
Von der königl. ung. Berghauptmannschaft zu Ofen wird
hiemit bekannt gemacht, dass die von der Matraer Bergwerks-
Union aufgelassenen, im Gebiete der Gemeinde FariA gele-
genen, oberungarischen Grnbenmassen : Anton Morgen- und
Abendfeld, Friedrich Wilhelm Morgen > und Abendfeld, Irma
Morgenfeld, Bka Abendfeld, Maria südliches und mitteiliäch-
liges Feld , Cnstor und Pollux , nachdem laut Mittheüung
des königlichen Districtual - Berggerichtes zu Ofen vom
10. Mai 1867. Zahl 143/B. U., die 1)ezüglichen Tabular-Gläubi-
ger um die gerichtliche Schätzung und Feilbietung dieser Berg-
baue nicht angesucht haben, auf Grund des §. 264 allgemeinen
Berggesetzes bergbehördlicb für aufgelassen erklärt, und die
Löschung die.<)er Bergbauberechtigungen nach §. 560 dieses Ge-
setzes, sowohl in den bergbehördlichen Vormerkbüchern als auch
im berggerichtlichen Bergbuche veranlasst wurde.
Ofen, am 17. Mai 1867.
ANKÜNDIGUNGEN.
Durch die
Q. J. Manz'sche Buchhandlung in Wien,
Kohlmarkt 7,
gegenüber der Walluerstrasse ist zu beziehen:
Lehrbuch der Aufbereitungskunde
in ihrer neuesten Entwickelung und Ausbildung systematisch
dargestellt
von P. Ritter ▼. Rlttlnirer.
Mit einem Atlas von 34 Tafeln in Folio
Beriin, 1867. Preis 17 fl. »4 kr. ö. W.
Taschenbuch der Aufbereitungskunde
von
P. Ritter V. Rtttlnger.
Mit Holzschnitten.
Berlin, 1867. Preis 1 fl. 34 kr. ö. W. 2—4
Diese Zeitschrift erscheint wöchentlich einen Bogen stark mit den nüthigen artistischen Beigaben. Der Prinumerationspreii
ist jährlich loeo Wien 8 fl. ö. W. oder 5 Tblr. 10 Ngr. Mit franeo Postvenendung 8 fl. 80 kr. ö. W. Die Jahresabonnenten
erhalten einen officiellen Bericht über die Xrfahmng«a in borg- und hüttenmiiuiiiohen KaschineB-, Bau- und Anfbereitttngswetan
tammt Atlas als Gratisbeilage. Inserate finden gegen 8 kr. o. W. oder IV3 Ngr. die gespaltene Nonpareilleseile Au&ahma.
Zuschriften jeder Art können nur franeo angenommen werden.
Druck von Cari Fromme In Wien.
Fflr den Verlftg ▼erantwortUoh : Carl Reger.
IV. Jahr}i:an)(.
Oesterreichische Zeitschrift ,i^?'^;
10. Jni.
ftlr
Berg- und Hüttenwesen.
Verantwortlicher Redacteur: Dr. Otto Freiherr von Hingenau,
k. k. Ministeiialratb im PinannainUterinm.
Verlag der G. J. iBKanz'schen Baohliandliuig (Kohlmarkt 7) in Wien.
Inhalt: Ein Blick auf den ftussereuropiUscU^n Metallbergbau. — Darstellung der Cokes in Meilern anf der Königshütte. —
AnBserordentliche Vorträge an der Bergacademie zu Leoben. — Gewerkschaftliche und Vereinsnachrichten. — Notisen. — Admi-
nistratives. — Ankündigungen.
Ein Blick auf den aussereuropäischen Metall-
Bergbau.
Immer und immer wieder lenkt sich der Blicik des Berg-
mannes, welcher über den Tageshorizbnt hinaus zu denken
gewohnt ist, auf die grossartige Zunahme des aussereuro-
päischen Metallbergbaues und dessen steigende Concurrenz
auf dem , Metallmarkte. Das Juniheft der (geographischen)
Mittheilungen tou Dr. Petermann bringt wieder einen
Beitrag zu diesem Thema. Der Ftnanzminister der vereinig-
ten Staaten hat im voij&hrigen Sommer eine Bereisung der
Bergwerksdistricte der westlichen Unionsstaaten vornehmen
lassen, und der Bericht de^ Commissärs J. Boss Browne
enthält unter anderen Daten auch eine Bezifferung des Wer-
thes der aus Districten von Californien, Montana, Idaho,
Colorado, Nevada, Oregon und anderen Orten im Jahre 1866
gelieferten Gold- und Silbermengen, welche mit 106,000.000
Dollars angeführt werden! (der Dollar mit 2 fl. 20 kr. Oe. W.
berechnet, gibt die Summe nach unserem Geide circa
233,200.000 fl. Oe. W., während die gesammte Gold- und
Silber- Production Oe^terreichs nur 6,140.404 fl. ö. W. im
Werthe ausmacht!)
Ausserdem aber wächst auch der Kupferreichthum
Californiens zusehends. Die Ausfuhr von Kupfererzen aus
Californien hat betragen:
Im Jahre 1862 3660 Tonnen
n D 1863 5553 n
n T» 1864 10234
« n 1865 17787 «
« 1. 1866 21476 v
Sie hat sich also in fünf Jahren nahezu versieben-
facht.
Noch stärker war dieser Zuwachs beim Quecksilber,
wie nachstehende Ziffern Ergeben:
Im Jahre ] 850 .... 3999 Flaschen
1860
. . 9448
1861
. 35995
1862
. . 33747
1863
. 26014
1864
1865 .
1866
. 36918
. 41800
. 45900
Das sind nun Thatsachen, welche man nicht mehr
ignoriren kann, sondern mit welchen man rechnen muss. Die
nächste Folge davon ist das schon merkliche Sinken der
Metallpreise auf dem Weltmarkte, welches nur durch die
gleichzeitig vermehrte Benützung des Metalles vor einer
raschen Progression bewahrt wird; aber es ist wenig Aussicht
vorhanden, dass. ein Steigen auf den früheren Preis wieder
eintrete, uqd nicht bloss Californien, sondern eine grosse
Anzahl anderer überseeischen Länder ihre Metallgewinnung
in ähnlicher Weise steigern.
Wenn nun aber die Wahrscheinlichkeit an uns heran-
tritt, dass mit der Zeit, allenfalls in einer oder, zwei Genera-
tionen die Preise der Metalle auf eine Stufe sinken können,
auf welcher bei geringer quantitativer Production die Ge-
stehungskosten nicht mehr bezahlt erscheinen, wird dadurch
nicht der dann noch im Schoosse der Erde, in unseren
Erzlagerstätten, verbliebene oder aufgesparte Metall-Rest
überhaupt seineu Werth verloren haben? Und wenn dieser
Fall früher oder später vorauszusehen ist, wird nicht das
altbergmännische Princip des Stehenlassens von Erzmittein
für die Zukunft aus einef bisher als weise erkannten Vor-
sicht sich zu einer wirthschaftlich bedenklichen Massregel
umgestalten ? Wird daher nicht von Seite der Unternehmer
ein rascher und möglichst vollständiger Abbau, der jetzt
noch werthvollen Lagerstätten und eine gleichzeitige
Amortisation des Anlage-Capitals wirthschaftlich geboten
erscheinen?
Man denke einmal über alle diese Fragen, im steten
Hinblick auf die aussereuropäische Entwicklung des Metall-
bergbaues ernstlich nach, und fange an, sich auf die kaum
mehr zu vermeidende Umwälzung vorzubereiten, welche
aus diesen Ursachen über den europäischen Metallbergbau,
also auch Über den vaterländischen über kurz oder lang
hereinbrechen wird, um rechtzeitig auf Mittel zu denken,
den' bevorstehenden Schaden, ehe es zu spät wird, abzu-
wenden! Wir werfen diese Fragen vorläufig in diesen den'
Interessen des heimischen Bergbaues gewidmeten Blättern
auf, um sie selbst später zu erörtern, oder die Erörteruügen
der Fachgenossen dadurch zu veranlassen. 0. H.
178 —
Dantellong der Cokes in MeUem auf der
Königshütte.
Von G. Wolf.
(Aus dem Berggeiat. — Schlnss.)
Eb mögen sich hieran noch einige theoretische
Betrachtungen über den Vorgang bei der zuerst beschrie-
benen und üblichen Leitung des Processes anreihen.
Wenn wir die zwei von einzelnen Metallurgen aufge-
stellten und für Verkohlung wie Vercokung geltenden
Hauptregeln in*s Auge fassen, wonach 1. das Feuer ent-
gegengesetzt dem erforderlichen Luftstrome geleitet, und^
2. die gasförmigen Verbrennungs- und Zersetzungsproducte
auf anderem Wege als durch die bereits gebildeten Cokes fort-
geführt werden sollen, so finden wir, dass der ad 1. ange-
führten Regel geradezu entgegen gehandelt, die ad 2. an-
geführte dagegen scheinbar befolgt wird. Man soll deshalb
den Luftstrom nicht in der Richtung , wie das Feuer fort-
schreitet , zuführen , weil dann derselbe die im Glühen be-
findlichen Kohlen direct treffen und in Folge dessen grös-
seren Abbrand bewirken würde. Es will jedoch das Ent-
gegenhandeln gegen diese Regel wenig sagen, denn einmal
ist das Quantum der durch die Züge zugeführten atmosphä-
rischen Luft gering, zum Andern enthält sie den Sauerstoff
in einem Masse , welches wohl genügt, eine Temperatur zu
entwickeln, bei welcher die Bildung der Kohlenwasserstoff-
gase vor sich geht, somit auch die Bildung der Cokes selbst,
aber nicht in einem Masse, dass die bereits gebildeten
Cokes weiter verzehrt werden könnten.
Wenden wir uns neueren Ansichten zu, wonach bei
langsamer, selbst bis zu den höchsten Graden gesteigerter
Hitze doch Cokes mit grösserem Gehalte an Wasserstoff und
Kohlenstoff resultiren , als bei rascher Steigerung , so muss
die gleiche Leitung des Luftetromes wie die des Feuers
als die allein richtifse erscheinen, denn es tragen die der
Esse zuströmenden Verbrennungs- und Zersetzungsproducte
wesentlich zur schnelleren Fortpflapzung des Feuers und
grösseren Steigerung der Temperatur bei. Im entgegen-
gesetzten Falle kann das Feuer sich nur durch Contact und
darum langsamer verbreiten.
Wie gross die Verschiedenheit ist, welche Cokes, bei
höherer und bei niederer Temperatur dargestellt, in ihrer pro-
centualen Zusammensetzung zeigen, können wir einer Arbeit
des Herrn Grundmann, in der Ministerial-Zeitschrift 14.
Band, L Lieferung, entnehmen. Die Analyse eines in Ap
polt*8chen Oefen aus Kleinkohlen des Schuckmannflötzes
dargestellten Cokes ergab:
C = 97-492
H = 0-244
= 0-358
S = 0-511
Asche = 1*395
Die folgenden Analysen eines garen und eines halb
rohen Meilercokes sind der Beleg für das oben Gesagte :
A gut vercoket. B schwach vercoket.
C :t= 94-501 . =83111
H = 1-241 = 3-927
O = 1-347 = 8-874
8 = 0160 = 0-380
Asche = 2-751 Asche = 3708
Während sich A in seiner Zusammensetzung den Cokes
aus Appolt'schen Oefen nähert, zeigt sich B jedenfalls
wenig verschieden von der angewandten Steinkohle. Wel-
chen Einfluss dann solche rohe Cokes auf den Ofenbetrieb
ausüben, ist wohl leicht zu errathen, wenn man erwägt, dass
man mit der zweitonnigen Gicht etwa 50 Pfd. Kohlenstoff
bei diesen Cokes weniger aufgibt, als bei der besser ver-
cokten Sorte A.
Indem wir uns hier nach der unter 2. angefahrten
Regel, die Gase auf anderem Wege als durch die bereis
gebildeten Cokes fortzuführen, zuwenden, sehen wir, dass
diese bei dem üblichen Verfahren scheinbar befolgt wird.
Aber nur scheinbar, da das Feuer schneller fortschreitet als
die^ntgasung , also die der Esse näher liegenden Kohlen
schon in voller Glut sind, während die weiter zurück-
liegenden noch reichlich Gase entwickeln. Von diesen könnte
einen nachtheiligen Einfluss auf die gebildeten Cokes nur
die Kohlensäure durch die Reduction zu Kohlenozydgas
haben. Doch zeigt die der Esse entströmende Flamme
keine Spur von Kohlenozydgas-Flamme während des eigent-
lichen Processes.
Es ist somit naheliegend , dass die mit bereits gebil-
deten oder noch in der Bildung begriffenen Cokes in Be-
rührung tretenden Zersetzungsproducte nicht in dem Mfisse
auf jene verbrennend wirken werden, wie man glaubt vor-
aussetzen zu müssen. Bei der bekannten Eigenschaft der
schweren Kohlenwasserstoffgase in höherer Temperatur
wieder Kohlenstoff abzuscheiden, müssen wir vielmehr
erwarten, dass die Zersetzungsproducte, durch glühende
Cokes oder Kohlen gehend, Kohlenstoff absetzen, eine That-
sacbe, dit^ auch jeder Meiler reichlich constatirt. Es drängt
sich somit der Schluss auf, dass das Zuwiderhandeln gegen
diese zweite Regel nicht als nachtheilig, vielmehr als das
Vortheilhaftere anzusehen ist.
Von diesem Gesichtspunkte aus betrachtet, müsste das
wie in dem Versuch beschriebene Verfahren, den Meiler
von der Mitte aus anzuzünden , als das Bessere erscheinen.
Doch lassen die dabei erwähnten Nachtheile — längere
Dauer des Processes, weniger gare Cokes — dem zuerst
beschriebenen den Vorzug.
Wie wir hier in Kurzem darzuthun versucht haben,
verlieren obige beide Regeln somit nicht nur ihre Wich-
tigkeit für den Vercokungsprocess, son dem die Praxis läset
BOgar den Vortheil auf Seite des Entgegenhandelns erschei-
nen. Es bliebe jetzt noch der ökonomischen Resultate
Erwähnung zu thun.
Was zunächst das Ausbringen anbelangt, so haben Ver-
suche im Grossen dargethan, dass es lOO^o übersteigt. Ein
Versuch bei einem einzelnen Meiler ergab sogar bei 126
Tonnen Einsatz 134 Tonnen Cokes, also 67o mehr. Dem
Gewichte nach würde sich das Ausbringen auf 63*6 7o ^^^1'
len bei 272 '^®°- ^^^^^ = 9 ^^- ^"^ 1 Ton. Cokes =
2*15 Ctr. An Arbeitslohn kostet die Tonne Cokes 12—13
Pfg. Während die in den Wittenberger Oefen dargestellten
Cokes gleich hoch zu stehen kommen, sind die aus den
Schaumburger Oefen um etwa 2 Pfg. billiger. — lieber den
Werth der Cokes entscheidet natürlich ihre Verwendbarkeit
beim Hohofenbetriebe. Um hierüber einen sichern Anhalt
zu gewinnen, wurden die Meilercokes nur bei einem Ofen
mit geringem Zusatz von Cokes aus Schaumburger Oefen
verbraucht Die Resultate sind in nachstehender Tabelle
zusammengestellt :
— 179 -
u
^1
1
3
i
Schanmbnr-
ger Cokes
JuU
4
3062
8077
6124
163 «
3-3 Vj
180
Meilercokes
Augiut
4
3371
9406
6742
154 s;
3-372
180
Meüercokes
Septemb.
5
3868
10949
7736
152»
3-3V,
180
Der Erzsatz pro 2t5onige Cokesgicht schwankte zwi-
schen 8*5 — 9 Ctr. Da die Meilercokes schon durch das
äussere Ansehen sich als die schweren dichten Cokes kenn
zeichnen, die zur vortheilhaften und schnellen Verbrennung
eine Pressung von 4^/, — 5 Pfd* vertragen, so konnte man
auch lebhafteren Gichtenwechsel von der Anwendung dieser
Cokes nicht erwarten, da man hier ausser Stande ist, längere
Zeit mit einer Pressung von mehr als 3V2 P^d. zu arbeiten.
Bei den geringen Anlage- und Reparaturkosten, die eine
M eiler cokesanlage erfordert, dflrfte die hier beschriebene
Vercokungsmethode besonders für diejenigen Hohof anlagen
vortheilhaft sein, denen stfickreiche Sinterkohlen und kräftige,
hohe Pressung liefernde Gebläsemaschinen zur Verfügung
stehen. (Zeitschr. des Oberschi. Berg- undHüttenm. Vereines.)
Ausserordentliche Vorträge an der Berg-
academie za Leoben.
Versammlung am 27. April.
Professor Kupelwieser spricht zuerst über den
chemischen Theil des Bessemer-Processes.
Das k. k. Oberverwesamt Neuberg hat den zur Industrie-
Ausstellung nach Paris gesandten Producten aus Bessemer-
metall auch die Analysen des verwendeten Roheisens, der
Zwischenproducte des fertigen Stahles, so wie der mit den
Zwischen- und £ndproducten abfallenden Schlacken beige-
geben, um nicht nur durch die zur Ausstellung gebrachten
Qualitätsproben, sondern auch durch die beigefügten Ana-
lysen auf die vorzügliche Beschaffenheit der Producte hin-
zuweisen. Die Resultate dieser Analysen, welche im k. k.
General-LandesMünzprobiramte In Wien ausgeführt wur-
den, hat das k. k. Oberverwesamt Neuberg der hiesigen
Bergacademie-Direction freundlichst mitgetheilt.
Bei dem Umstände, dass derartige den ganzen Bes-
semerprocess verfolgende Analysen, wenn sie auch vielleicht
schon durchgeführt wurden, wenigstens nicht veröffentlicht
erscheinen, überhaupt Analysen, welche die Materialien und
Producte dieses Processes betreffen noch in sehr geringer
Anzahl mitgetheilt wurden, so kann ich nicht umhin, dieselben
einer näheren Betrachtung zu unterziehen.
Wenn es auch sehr voreilig zu nennen wäre, auf eine
Reihe von Untersuchungen , welche böi einer einzelnen
Charge durchgeführt wurden, eine Theorie des Processes
begründen zu wollen, so können die Resultate dieser Un-
tersuchungen doch als ein sehr erwünschter Beitrag zum
Verstäodnisse des Processes angesehen werden. Eine grössere
Reihe von in ähnlicher Weise, jedoch vielleicht noch voll-
ständiger durchgeführten Untersuchungen, werden jedoch
erst im Stande sein, ein vollkommen klares und deutliches
Bild über den chemischen Theil des Bessemerprocesses zu
geben ^ welcher bis jetzt verhältnissmässig, stiefmütterlich
behandelt wurde, indem der sehr schätzenswerthe auf den
chemischen Theil etwas näher eingehende Aufsatz des Hrn.
Directors Grill in Jern Contorets-Annaler, welcher in freier
Uebersetzung mit Erläuterungen versehen vom H. Ministerial-
rath R. v. Tun n er im X. Bande der Jahrbücher, Seite 201
aufgenommen erscheint, bis jetzt der Einzige geblieben ist,
und nur mit einigen kleinen Zusätzen und Abänderungen
versehen an vielen Orten wiederholt wurde. Herr Director
Grill scheint wenigstens in dem Besitze von Analysen der
schliesslich erhaltenen Producte gewesen zu sein, obwohl
dieselben leider nicht angeführt erscheinen , und es muss
daher eine ganze Reihe von Analysen um so erwünschter
erscheinen.
Wenn ich auch im Verlaufe der folgenden Betrachtun-
gen hie und da darauf hinweisen werde, dass bei späteren
Versuchen, deren Durchführung bei der Wichtigkeit des
Gegenstandes sehr wünschenswerth erscheint, manche Er-
gänzungen in der Beobachtung und Aufzeichnung von Er-
scheinungen, ipanche Vorsichten bei der Probenahme selbst
nothwendig werden, so bin ich weit davon entfernt, das Ver-
dienst jener Herren, welche sich bei der Durchführung dieser
Versuche betheiligten, in irgend einer Weise schmälern zu
wollen, im Gegentheile, es ist nur meine Absicht, auf Man-
ches , was bei späteren Versuchen zu beobachten wäre, auf-
merksam zu machen. Zugleich muss ich noch bemerken, dass
ich einige Angaben, welche nicht gerade die Analysen be-
treffen, Privatmittheilungen entnehmen musste, da weitere
Daten den übersandten Analysen leider nicht beigegeben
waren, weshalb etwaige kleine Fehler, wenn sie vorkommen
sollten, entschuldigt werden mögen.
Zur Charge Nr. 599 vom 2. December 1866 wurde
tiefgraues Roheisen (Nr. 10) im Hohofen Nr. 2 aus Alten-
berger Erzen, mit circa 16 % Kalkzuschlag und einem Brenn-
stoffaufwande von beiläufig 19Kubikfuss weicher Holzkohle
erblasen, unmittelbar vom Hohofen weg verwendet. Der Ein-
satz betrug 62 Ctr. 80 Pfd. W, G. und wir wollen im Fol-
genden der Kürze halber das Roheisen und die Hohofen-
schlacke mit aj bezeichnen. Das Roheisen wurde in die
grössere Retorte eingegossen und es dauerte bei 49 Fehren-
Öffnungen von 4 Linien Durchmesser und einer durchschnitt-
lichen Pressung von 20 Pfti. per Quadratzoll die KPeriode
28 Minuten. Nach Vollendung der 1. Periode wurde Probe
genommen, und wir wollen die Producte mit bj bezeichnen.
Auffallend war dabei die geringe in der Retorte enthaltene
Menge von Schlacken. Zur Durchführung der zweiten Periode
waren nur 7 Minuten mit einer durchschnittlichen Pressung
von 18 — 19 Pfd. per Qnadratzoll erforderlich, wobei
dieselbe ohne Auswurf verlief. Die Producte bezeichnen wir
mit c). Die 3. Periode dauerte nur 3 Minuten mit einer
Pressung von nahezu 19 Pfd. und die Producte der Probe
nach Beendigung derselben heissen d). Nun wurden 3 Ctr.
Roheisen nach umgekippter Retorte nachgetragen, und nach-
dem die Gasentwicklung aufhörte, das fertige Bessemer-
metall ausgegossen. Die Endproducte bestanden aus 54Ctrn.
60 Pfd. Eisen und einer leider nicht gewogenen Menge
Schlacken, welche wir mit e) bezeichnen wollen.
Die Charge war nicht zu den hitzigsten zu zählen und
zeigte sich der Calo grösser als gewöhnlich, nahe 17 %»
welcher grössere Calo vielleicht theilwAise durch die Probe-
nahme veranlasst wurde.
Die mit den genommenen Proben durchgeführten Ana-
lysen ergaben folgende Resultate :
•»
— isa
Eisen
Graphit
eh. geb. C
8i
P
,8
Mn
Cu
Fe
3-180
0-750
1-960
0-040
0018
3-460
0-085
9(»-507
2-465
0-443
0*040
Spur
1-645
0-091
95-316
0-909
0-112
0'045
Spur
0*429
0-095
98-370
0-087
0028
0045
Spur
0113
0-120
99.607
0-234
0033
0-044
Spur
0.139
0-105
99-445
Summe | 100-000 | 100000 | 100000 100*000 | lOO'OOO
Schlacken
a
b
c
d
e
SiO,
AljO,
40-95
46-78
51*75
46-75
47*25
8-70
4-65
2-98
2-80
3-40
FeO
0*60
6-78
5-50
16-86
15-43
MnO
2-18
37-00
37-90
32-23
31-89
CaO
30-36
2 98
1-76
119
1-23
MgO
16-32
1-53
0-45
0-52
0*61
KO
0.18
Deutlich
e Spuren
NaO
0.14
1)
T»
n
T»
S
0.34
0-04
f
9
1*
P
0-01
0-03
002
0-01
0-01
Summe | 9977 | 99-79 | 100*36 | 10036 | 99*87
Aus diesen Analysen lässt sich nun etwa Folgendes ent-
nehmen :
Das verarbeitete Roheisen ist ein tiefgraues graphitisches
Roheisen mit einem hinreichend hohen Gehalt an Si für die
directe Verwendung vom Hohofen, ja selbst auch noch aus-
reichend, wenn das Umschmelzen mit entsprechender Vor-
sicht erfolgt.
Der geringe Gehalt an ' P und S chur»kterisirt daä
Roheisen ebenso wie der hohe Mangangehalt als ein
Eisen sehr guter Qualität, welches sich für den Bessemer-
process ganz vorzüglich eignet. Das Cu ist in der vorhan-
denen Menge noch ohne wesentlich nschtheiligen Einfluss.
Der Eisengehaltistin allen Eisenanalysen (wie diess gewöhn-
lich geschieht) nicht directe sondern aus der Di£Eerenz be-
stimmt. Sehr interessant wäre eß zu ermitteln, ob und wie
viel das Eisen in den Mittelproducten an Eisenozydaten auf-
genommen hat
Nach der ersten Periode ist der gesammte Graphit ver-
schwunden, theils durch Ausblasen, theils durch Verbrennen,
theils durch Umwandlung des Graphits in chemisch gebunde-
nen C, welcher dadurch bedeutend vermehrt wurde. Nahe
y^ des Siliciumgehaltes wurde abgeschieden, der Schwefel
in Folge des grossen Mangangehaltes bis auf die Spuren, welche
zurückbleiben, entfernt, der Gehalt an P ist angeändert ge-
blieben, während der Knpfergehalt, der dem Gewichte nach
voraassichüich ebenfalls ungeändert geblieben ist, den Per-
centen nach etwas gestiegen ist. Ebenso hat der Mangan-
gehalt sehr bedeutend abgenommen und das erhaltene Pro-
duct ist ein reines, weisses, an Kohl^enstofif nicht sehr reiches
Robeisen.
In der zweiten Periode geht, wie aus c zu entnehmen
ist, da nur ein geringer Theildes Si vorhanden ist, auch die
Abicbeidung des chemisch gebundenen Kohlenstoffes sehr
rasch and wir erhalten, nach Beendigung derselben, obwohl
kaum 7 Minuten verflossen sind, schon ein Prodact, welches
nach seinem Kohlenstoffgehalte nach der gewöhnlichen
Nummerirung als Stahl Nr. 3 anzusehen wäre. Ebenso raach
geht die Abscheidung des Si und Mu 8 vorwärts , während
der Gehalt an P und Cu ungeändert blei^it.
Nach Beendigung der dritten Periode erhftit man ein
Product gleich Nr. 7, welches durch Zusatz von 3 Ctm. Roh-
eisen in ein Bessemermetall von Härte Nr. 6 umgewandelt
wurde.
Durch den Zusatz an Roheisen wird ausser dem C
noch Si und Mn Gehalt etwas vergrössert, während es auf-
fallend ist, dass durch den Zusatz von nur 3 Ctrn. Roheisen
der percentuelle Kupfergehalt so bedeutend abgenommen
haben vsoll , und es scheint diess auf eine etwas zu hohe
Knpferbestimmung in d hinzuweisen.
Wenn man die im Verlaufe des Processes abfallenden
Schlacken b, c, d, e einer näheren Betrachtung unterwirft
so erscheinen dieselben als ziemlich hoch silicirt, indem die-
selben theils BissUcate, theils Gemenge von Bi und Trisi-
licate sind.
Dass die Schlacke b und c so reich an Mangan
ist, fällt weniger auf, weil sich Mangan bei jedem Frisch-
procesee rascher ozydirt als Eisen , dass dieselbe aber so-
wohl vor Beginn als nach Beendigung der zweiten, soge-
nannten Kocbperiode, so arm an Eisenozydul ist, muss auf-
fallen und wird dieselbe eher geneigt erscheinen, Eisenoxydul
aufzunehmen, als entkohlend auf das Eisen zu wirken.
Da bei zunehmender Schlackenmenge im Verlaufe des
Processes die Menge des noch abzuscheidenden Mangangs
geringer wird, die Schlackenmeuge jedoch zunimmt, so fällt
der Perceutsatz des Maugangebaltes in den Schlacken d und
^/während derEispnoxydulgehalt durch die grosse Menge des
in der letzten Zeit oxydirten Eisens zunimmt. Der in der
Schlacke vorfindliche Thon, Kalk und die Kalkerde so wie ein
Theil der Kieselerde ist den Wandungen des Bessemerofens
entnommen; der Schwefel- und Phosphorgehalt stammt wohl
aus dem Roheisen, ist aber sehr gering.
Wenn man aus den Analysen und den gegebenen Ge-
wichten des eingesetzten Roheisens und des erhaltenen Pro-
ductes die Zusammensetzung derselben rechnet, so kann
man aus der Differenz die Gewichtsmeugen der während des
Processes abgeschiedenen Stoffe, so wi« die. zur Oxydation
erforderliche Satierstoffmenge und daraus das verbrauchte
Luftquautum sowie die resultirende Gasmenge bestimmen.
Dieser Berechnung sind folgende Annahmen zu Grunde
gelegt: Kohlenstoff wird zu Kohlenoxydgas Verbrannt. (Ein
Theil des Kohlenstoffes wird zwar bei Beginn der ersten
Periode in Form von Graphit ausgeblasen, allein diese Menge
kann nicht leicht ermittelt werden und wurde deshalb ver-
nachlässigt).
Si verbrennt zu SiOj-, P zu PO^ und S zu SO,
oder SOj, was zwar auch nicht vollkommen richtig ist, da
si^h ein Theil des Schwefels und Phosphors in der Schlacke
findet, allein diese kleinen Fehler, welche dadurch begangen
werden, sind so unbedeutend, dass sie fEiglich übergangen
werden können. Mangan verbrennt zu Manganoxydul, in
welcher Form es sich in der Sehlacke findet. Eisen verbrennt
meist zu Eisenoxyduloxyd, von welchem sich ein verhältnise-
mässig geringer Theil als Eisenoxydul in der Schlacke findet,
während der grösste Theil in Form eines rothbraunen Rau-
ches ausgeblasen wird.
Diess vorausgeschickt lässt sich nun folgende Tabelle
zusammenstellen:
— 181 -
Die eingesetzte 1
Boheisenmenge 1
besteht aus Pfd. I
Das erhaltene
Bessemermetall
besteht aas Pfd.
Somit warden 1
abgeschieden 1
Pfunde 1
Zur Oxydation
erforderlicher
Sauerstoff Pfd.
Daraus wurden er*
halten
c
258-59
12-79
245-80
327-78
573-53 Pfd.
CO
Si
128-97
1-80
12717
13907
266-24
1»
SiOj
P
2*63
2-40
0-23
0-29
0-52
11
PO,
s .
1-13
—
1-13
1-69
2-82
a
8O3
Mn
227-67
7-59
220-08
63-56
283-64
■
MnO
Cu
5-59
5-59
—
—
Fe
5955-42
5429-83
525-59
200-22
725-81
■ n
Fe,0,
Snmme
6580-00
5460-00
112000| 732-56
Die zur Oxydation erforderliche Sauerstoffmenge von
73256 Pfund = 9066 Kubikfuss ^ibt mit 34264 Kubikfuss
Stickstoff 43330 K.^ Luft, welche Menge einem durchschnitt-
lichen Windverbrauche von 1 140 K/ pr. Minute der Charge
oder 660 K.' pr. Ctr. des in Arbeit genommenen Roheisen-
quantums entspricht, was jedoch etwas mehr ist, als ge-
wöhnlich angenommen wird und seine Erklärung in dem
schon früher erwähnten grösseren Calo findet.
Sehr interessant wäre es, diese Windmenpe mit der
vom Gebläse gelieferten«za vergleichen, was jedoch nur dann
möglich ist, wenn das Verhältniss der vom Gebläse einge-
saugten und gelieferten Windmenge bekannt ist, so wie die
Anzahl Wechsel, welche vom Gebläse in den einzelnen Pe-
rioden oder besser in jeder einzelnen Minute gemacht wer-
den, da man aus dem Winddiagramme und dem Däsenquer-
schnitte allein der häufigen Verlegung der Fehren halber,
vorzfiglich in der ersten Periode, die Windmenge auch nicht
annäherungsweise bestimmen kann, da bei gleicher bleiben-
der Windpressupg die Anzahl der Gebläsewechsel Aber 60
pr. Minute steigt, aber auch bis auf 20 fällt.
Die entweichende Gasmenge besteht vermuthlich der
Hauptsache nach aus CO und N, somit 8 1 1 0K.' CO -f- 34264
N = 42374 K.' oder pr. Minute der Charge 1 115 K.', wobei
jedoch auf die, durch die enorme Temperaturerhöhung her-
vorgerufene Volumsvennehrung keine Rücksicht genommen
wurde. Die Richtigkeit der Annahme, dass der Kohlenstoff
des Roheisens zu Kohlenozydgas und nicht zu Kohlensäure
oder einem Gemenge beider verbrennt werde , ist auch erst
nachzuweisen, und kann diess nur durch Gasanalysen, mit
den aus dem Inneren des Bessemerofens entnommenen Gasen
geschehen , was der Schwierigkeit der Probenahme halber
allerdings nicht leicht ausführbar erscheint. Ebenso interes-
santwäre es auch nachzuweisen, auf welcher Ozydationsstufe
das Eisen in dem entweichenden Rauche sich vorfindet.
Sehr lehrreich würde es endlich sein, die Gewichte der
Zwischenproducte in dem Momente der Probenahme ermit-
teln zu können ; es sei entweder durcb directe Wägung oder
durch Berechnung y w«*il man dadurch in die Lage gesetzt
wäre, die in den einzelnen Perioden abgeschiedenen Ge-
wichtemenpren der einzelnen Stoffe, so wie die Mengen der
entweichenden Gase zu bestimmen , welche in der zweiten
Periode in Folge des raschen Verbrennens des Kohlenstoffes
weitaus grösser sein müssen, als in den beiden anderen Pe-
rioden, wodurch auch, wenn die Temperatur des flüssigen
Eisens noch nicht hinreichend hoch ist, um so heftigere Ex-
plosionen erfolgen, um so mehr Eisen ausgeworfen wird, und je
kälter, je weniger dünnflüssig dasselbe ist. Das gegenwärtig
allgemein angewandte Mittel zur Verminderung des Auswurfes
(abgesehen von der richtigen Wahl des Roheisens) besteht
in einem Zurückgeben der Windpressung, somit auch in einer
weniger rkscben Verbrennung des Kohlenstoffes, und der
dadurch verminderten Gasentwicklung, wodurch deu Ver-
lusten durch allzu starken Auswurf wenigstens theilweiae vor-
gebeugt werden kann.
Alle die hier kurz angedeuteten Fragen, so wie noch
viele Andere, welche sich unmittelbar daran reihen, können
nur durch fleissig vorgenommene Proben und damit verbun-
denaAnalysen erörtert werden, und ich bin überzeugt, dass
durch wiederholte Proben der chemische Theil des Processes
bald vollständig erläutert sein wird, indem das gute Beispiel,
mit dem Neuberg vorangegangen ist, gewiss bald Nachahmung
finden wird.
Hierauf beginnt Professor v. Miller einen Vortrag über
ndie Methode der kleinsten Quadrate» als eines
wissenschaftlichen Hilfsmittels bei Verwerthung wiederhol-
ter praktischer Erhebungen und Versuche aller Art.
Im ersten Augenblicke scheine dieser Gegenstand dem
Bergwesen zwar ferner zu liegen, die Ursache einer seltenen
Verwendung liege jedoch hier nicht an der Sache, sondern
an demjenigen, der sie gebrauchen sollte. Allerdings habe
die Methode der kleinsten Quadrate ihre ersten und gUnzend-
sten Erfolge in der Astronomie errungen, wie sie denn über«
haupt den geometrischen Wissenschaften die reichste Aus-
beute gewähre. Heut zu Tage könne aber derjenige nicht
mehr auf den Namen eines gründlich gebildeteu Geometers
Anspruch machen, welcher jenes Theorem nicht für wieder-
holte Aufnahmen jeder Art — also auch für solche, wie sie
das tägliche Bedürfhiss erheische — zu verwerthen in der
Lage sei. Beim Bergwesen sei daher vornehmlich die Mark-
Bcheidekunst, in welcher dieses Feld des Wissens bisher
gänzlich brach gelegen, zunächst berufen, hievon eine aus-
giebige Anwendung zu machen, und der 'Sprecher habe sich
in der Lösung dieser Aufgabe versucht, und sei auf sehr
handsame Methoden gelangt, die sich durch ihre Kürze der
Praxis empfehlen. Diese habe er auch in einem Werke, das
der Veröffentlichung harre, begründet und zusammengestellt.
Die Markscheidekunst sei aber nicht der einzige Zweig berg-
männischen Wissens, welcher aus diesem Theoreme grossen
Nutzen zöge, auch die Berg- und Hütten - Mechanik müsse
von demselben ebenso oft Gebrauch machen, als sie das
Feld der wiederholten Versuche betrete, wenn die Zusammen-
stellung der Resultate über das Niveau eines Küchenreceptes
an Werth sich erheben soll. — Seibat die Chemie mache
bei Vergleichung wiederholter Analysen Anwendung von den
ersten Grundsätzen dieses Theorems, und wenn einmal die
Chemiker anfangen würden, den wissenschaftlichen Werth
ihrer Analyse u, der durchwegs nicht in allen Fällen gleich
gross ist, ziffermässig auszudrücken, so wer'ien sie auch zu
den complicirteren Sätzen des Theorems aufsteigen müssen.
Hierauf gibt der Spreciier zuerst den Begriff von dem
Gewichte einer Beobachtung und beweist «odann den Satz
des unbedingten und bedingten arithmetischenMittels^alsdes
Fundamentes für den gesammten Aufbau der Theorie ; hierauf
zeigt derselbe, wie sich die Wahrscheinlichkeiten mit den zu-
gehörigen Fehlern graphisch ausdrücken lassen, und gelangt
endlich zur Darstellung der Wahracheinlichkeitscurve, die
aus zwei symmetrischen getrenn tenAester. oberhalb der Ab-
scissenaxen bestehe, so wie schliesslich zur Darstellung des
allgemeinen mathematischen Symboles für die verschiedenen
Wahrscheinlichkeiten und die Gewissheit.
182 -
Oewerkschaftliche und Vereüuoiachriohten.
Gtoneral-Versammlimg der Wolfiseg^-Traunthaler Kohlen-
werka- imd Elsenbalm-Gtosellsoliaft
Ueber diese am 26. März d. J. abgehaltene General-
Yersammlang geben wir nach dem gedruckten Protokoll-
Auszüge nachstehende Mittheilungen:*)
Der kaiserliche Bath Dr. Joseph N e u m a n u eröffnet
als Vorstandsstellvertreter des Verwaltungs - Rathes die
Sitzung mit der Mittheilung, dass der bisherige Vorstand
Herr Otto Freiherr von Hingenau durch seine Eruennung
zum Ministerialrathe im k. k. Finanzministerium sich ver-
pflichtet gefunden habe, aus dem Verwaltungs-Rathe der
Gresellschaft auszutreten, welchen Entschluss derselbe mit
seiner Zuschrift vom 30- September verflossenen Jahres
mitgetheilt habe.
Die durch diesen Austritt erledigte Verwaltungsraths*
Stelle sei statutengemäss nach §. 30 bis zur nächsten
General- Versammlung durch die Wahl Seiner Ezcellenz des
Herrn Joseph Freiherrn von Kalchberg ergänzt worden;
auch habe sich der V erwaltungsrath in dem Beschlüsse ge-
einigt, Seine Ezcellenz zum Vorstande des Verwaltungs-
rathes zu wählen , und werde Seine Excellenz nach §.16
der Statuten somit auch den Vorsitz bei dieser General-
Versammlung sofort fibernehmen. Nur erlaube er sich noch,
im Hinblicke auf den Rücktritt des Herrn Baron Hingenau
die Mittheilung zu machen, dass der Verwaltungsrath in
voller Würdigung der höchst schätzbaren und ungewöhn-
lichen Verdienste, welche sich der Genannte um die Ent-
wicklung der gesammten Unternehmung erworben — sich
geeinigt habe, ihm vor dieser Versammlung ein Dankes-
votum darzubringen und dieselbe einzuladen, diesem dank-
baren Nachrufe durch Erhebung von ihren Sitzen beizutre-
ten — , welcher Aufforderung die Versammlung sofort ent-
sprach.
Hieran reiht Dr. Joseph Neu mann die weitere Mit-
theilung, dass die Mitglieder des Verwaltungsrathes als ein
Zeichen ihrer Dankbarkeit und Hochachtung das zur ge-
fälligen Einsicht vorliegende, mit den photographischen
Porträten sämmtlichfrVerwaltungsräthe ausgestattete Album
dem aus ihrer Mitte scheidenden verehrten Vorstande zu
widmen beschlossen haben.
Sonach abernahm Seine Ezcellenz Herr Baron Kalch-
berg den Vorsitz, empfahl sich und den gesammten Ver-
waltungsrath dem Wohlwollen und der billigen Beurthei
lung der geehrten Versammlung und sprach die Hoffnung
ans, dass die dem Gedeihen so förderliche Eintracht wie
bisher auch fortan bestehen werde. Es constatirt die An-
wesenheit von 25 Actionären als die statutengemäss zur
Beschlussfassung erforderliche Zahl, und stellt der Ver-
sammlung den landesfiirstlichen Commissär k. k. Ministerial-
Secretär J. Hummel vor , welcher von der Versammlung
durch Erhebung von den Sitzen begrflsst wird. Der Vor-
sitzende erklärt die Sitzung für eröffnet und bestimmt zum
Protokollführer den Gesellschafts-Secretär Herrn Guido
Schneider.
Hierauf wurden zu Verificatoren des Protokolles (mit
Acdamation) gewählt die Herren Carl Freiherr von Ran-
sonnet, Eduard Bischof und Anton Wagner, welche
die Wahl anzunehmen sich auch bereit erklärten.
*) Der Qetchäftsbericht wurde schon in Nr. 13 publicirt
Vor Uebergang zur Tagesordnung wird beschlossen,
dass die Kosten des von den Herren Verwaltungs-Räthen
votirten Albums von der Gesellschaft flbernommen und
zudem von dem Verwaltungsrathe eine Adresse an Herrn
Baron H i n g e n a u entworfen und zur Unterschrift fClr die
Herren Actionäre aufgelegt werde. — Als ersten Gegen-
stand der Tagesordnung bezeichnet der Herr Vorsitzende
den Geschäftsbericht für das abgelaufene Ge-
schäftsjahr 1 866 und schreitet, nachdem die Vorlesung
desselben abgelehnt worden war , und sich zur General-
Debatte keine Stimme erhoben hatte , zur Berathung jener
Anträge des VerwHltungs-Rathes, welche der Zustimmung
der General- Versammlung bedurften; und zwar:
I. Die Versammluntc beschliesst ohne Debatte und
einstimmig: dass die am 27> März 1865 (siehe Jahresbericht
pro 1867) Seite 5) dem Verwaltungsrathe ertheilte Voll-
macht zur Regulirung des zerstreuten Grubenfeldcomplezes
im Schurfgebiete Ampfelwang und zur Auflassung aller jener
Grubenmassen, welche sich hiebei nach Ermessen des Ver-
waltungsrathes als entbehrlich herausstellen, — aufsämmt-
liehe Schurfgebiete ausgedehnt werde.
II. Der Antrag betreffend die Znstandebringung Brenn-
stoff verzehrender Industrien nächst den Kohlen werken
(siehe Seite 7 des Jahresberichtes) lubrt zu einer längeren
Debatte, an welcher sich Seine Excellenz Graf Chorinsky,
die Doctoren Joseph und Franz N e u m a n n , Hofrath
Bischof, Ritter von Wertheimstein und Baron Busch-
mann betheiligen und wobei insbesondere die Fragen : ob
die Geseilschaft als solche daran Theil nehmen soll? ob
auch die Verwaltungsrathe von der Theilnahme an solchen
Unternehmungen auszuschliessen seien? endlich ob Ver-
träge, in welchen mit dem betreffenden Unternehmer mehr-
jährige günstige Kohlen-Lieferungs-Verträge abgeschlossen
werden wollen, — vorläufig der Genehmigung der General-
Versammlung zu unterziehen seien, — in Erörterung kommen.
Die Versammlung beschliesst mit Majorität nach Antrag
des Verwaltungsrathes , dass nicht nur auf das Zustande-
bringen solcher industrieller Unternehmungen in geeigneter
Weise überhaupt hinzuwirken, sondern auch insbesondere
den betreffenden Unternehmern mehrjährige günstige Kohlen -
Lieferungsverträge in Aussicht zu stellen, derlei Ver-
träge jedoch seiner Zeit einer ordentlichen
oder ausserordentlichen General-Versamm-
lung zur Genehmigung vorzulegen seien.
in. Der Antrag des Verwaltungs - Rathes lautend:
die General - Versammlung möge dem Verwaltungsrathe
die Ermächtigung ertheilen,' sich bei den Vorbereitungen
zum Baue einer Flügelbahn von Salzburg nach Hallein
in solcher Art zu betheiligen , dass vorläufig ohne Ueber-
nahme von was immer für Verpflichtungen nur die un-
mittelbare Information zum Behufe der Vorlagen für eine
spätere ordentliche, öder erforderlichen Falles ausser-
ordentliche General- Versammlung erlangt werde, — wird
nach einer Debatte, au welcher sich die Herren: kaiser-
licher Rath Dr. Joseph Neumann, Graf Chorinsky
und H. Trauner betheiligen, einstimmig angenommen.
rV. Der Tilgungsplan, welcher in der Beilage zum
Jahresbericht entwickelt ist, wird vom Verwaltungsrathe
Hm. Moria D u b auf Grundlage der in der Beilage zum
Jahresberichte besprochenen Verhältnisse und Vortheile für
die Actienbesitzer erläutert und begründet; und naqhdem
Freiherr v. Ransonnet zur General-Debatte das Wort ge-
183
nommen und seine principielle Zastimmuog nnter dem Vor-
behalte gewisser Aenderangs-Anträge xu den Einzelnbestim-
muDgen ansgesprochen hatte , zur Special- Debatte über-
gangen; demnach einstimmig beschlosnen:
Absatz a) habe zu lauten: Zum Zwecke der ailmftligen
Amortisirang des gesellschaftlichen Actien-Capitals wird
ans dem jährlichen Reinertrage, bevor noch eine Verzinsung
der Actien-Serie I Platz greift, durch eine Reihe von 90
Jahren alljährlich ein Betrag von 1800 fl. österr. Wflhr. in
einen zu gründenden Amortisationsfond hinterlegt.
Absatz b) habe zu lauten : Wenn der Kohlenabsatz der
Gesellschaft die Ausbeute auf mehr als 3 Millionen Centner
per Jahr steigern würde, soll auch der Amortisation sfond im
Verhältnisse von 60 fl. f^r je 100.000 Ctr. für dasselbe
Jahr höher dotirt werden, — wurde nach einer kurzen
Debatte einstimmig angenommen.
Absatz c) wurde nach einer längeren. Debatte, an wel-
cher, ausser dem referirenden Verwaltungsrathe Herrn Moriz
Dub, die Herren Traun er, Dr. Joseph Neumann, Graf
Cborinskj, Baron Buschmann , Baron Ransonnet,
Ritter V. Wertheimstein und Hofrath Bischofsich be-
theiligten, in folgendem Wortlaute zum Beschlüsse erhoben :
Die in den Amortisationsfond einfliessenden Beträge
sind zum börsemässigen Ankaufe von Actien unserer Unter-
nehmung, vorzugsweise der ersten Serie zu verwenden , so
lange derselbe bis zum Nominalwerthe geschehen kann; von
da ab wird täi den alljährlich verfügbaren Geldbetrag eine
entsprechende Anzahl Actien unserer Unternehmung durch
das Los zur Rückzahlung al pari einberufen. — Im Ver-
laufe der Debatte wurde auch die Erläuterung gegeben,
dass selbstverständlich auch der Ankauf von Actien aus der
Provinz unter Intervention eines Börsesensais zu geschehen
habe.
Ueber den Absatz d) wurde nach einer Debatte, an
welcher sich die Herren Freiherr v. Buschmann, Dr. Joseph
Neumann, Graf Chorinsky, Ritter von Wertheim-
stein betheiligten, mit filajorität beschlossen, er habe
zu lauten:
Sobald der Zeitpunkt eingetreten sein wird, dass die
Actien nicht mehr unter oder zu dem Paricourse anzukaufen
sind und mithin die Verlosung zu beginnen hätte, wird der
Verwaltungsrath der General- Versammlung einen Vorschlag
darüber zu unterbreiten haben, in welcher Reihenfolge die
Verlosung vorzunehmen sei, und ob und welche Vortheile
etwa den ausgelosten Actien ausser der Bezahlung des
Nomin al-Capitals zuzuwenden sein werden.
Sofort wird der Schlussabsatz:
Die rflckgekanften und rückgezahlten Actien nimmt
die Gesellschaft in Verwahrung und verwendet deren Zinsen
ebenfalls zu Gunsten des Amortisationsfondes ; diese Actien
dürfen nicht wieder begeben werden und sind daher un-
brauchbar zu machen — ohne Debatte angenommen.
V. Hierauf verliest Secretär Schneider über Auffor-
derung des Vorsitzenden den Bericht des Revisions-Comit^s
und den Antrag auf Ertheilung des Absolutoriums an den
Verwaltungsrath, welches sofort von der Versammlung ein-
stjpmig ertheilt wird.
Die General- Versammlung wählt hienach als Censoren
für das Verwaltoagsjahr 1 867 die Herren Carl Freiherr
V. Ransonnet, Eduard Bischof und A. Wagner,
welche diese Wahl anzunehmen sich auch bereit erklärten.
VI. Ueber die Vertheiinng des Erträgnisses des Ge-
schäftsjahres 1866 beschliesst die Versammlung einstimmig:
1. Dass die Actien der Serie I eine Verzinsung von
67o 2^ erhalten haben, wonach für die am 1. April und
1. Oetober 1867 fälligen Coupons von 4878 Stücken je
fl. 7'50 in Summe daher fl. 73t 70 zur Auszahlung zu kom*
men haben.
2. Der Rest pr. fl. 8491-68 sei, in Vollziehung des
§. 24 der Statuten, nach folgender Weise zu verwenden,
und zwar :
a) 20%, d. i. fl. 1698-33 sind in den Reservefond zu
hinterlegen ;
b) \0%, d. i. fl. 849-16 als Tantieme dem Verwal-
tungsrathe zuzuwenden;
c) weitere 10%, d. i. fl. 849*16 als Tantieme den
Beamten der Gesellschaft zu bewilligen;
d) fl. 1800 seien zur Dotirung des Amortisationsfondes,
rückwirkend schon auf das Jahr 1866» zu überweisen.
Der noch erübrigende Rest ist im Betrage von
fl. 3295*01 auf den Gewinn- und Verlust-Conto des Jahres
1867 zu übertragen. ^
Vn. Die General- Versammlung bestimmt sonach über
Antrag des Herrn Baron Ransonnet nach §.19 lit. g,
Punkt 8 der Statuten , dass die Honorirung der Präsenz-
marken für den Verwaltungsrath, sowie bisher mit jefl. 10*50
fda die Jahre 1867, 1868 und 1869 festgestellt werde.
Schliesslich wird die Neuwahl für den austretenden
Verwaltungsrath Freiherrn v. Hingenau, dann fSr die
ausgelosten Herren Verwaltungsräthe Dr. Fr. Neu mann,
Heinrich Dräsche und August Pal lehn er vorgenom-
men, und ergibt das Scrutinium folgendes Resultat :
Es wurden 24 Stimmzettel mit 45 Stimmen abgegeben.
Davon erhielten: Se. Excellenz Herr Freiherr von
Kalchberg 45, Dr. Fr. Neumann 44, Heinrich Dräsche
35, August Pallehner 44, Graf St Julien 2, Ferd. v.
Schickh 10.
Es erscheinen demnach die erstgenannten vier Herren
mit Stimmenmehrheit gewählt.
Mit diesem Wahlacte war die Tagesordnung erschöpft
und der Vorsitzende erklärte die Versammlung für ge>
schlössen.
X o t i z e n.
Borghanptmann Mronle ist vor Kurzem in den Ruhe-
stand getreten. Am 1. Juni d. J. fand hier eine Abschiedsfeier-
lichkeit zu Ehren des scheidenden Berghanptmannes und k. k.
Oberhergrathes Herrn Franz Mroale statt. Da derselbe eine
lange Reihe von Jahren, früher als Bergeommissär, dann als
Bergbauptmann, — in letzter Zeit anch als Gemeindeausschnss
thätig — in Cilli verlebte, und sowohl seiner ausgebreiteten wis-
senschaftlichen Kenntnisse, als auch seines edlen wahrhaft ausge-
zeichneten Charakters wegen eine allgemein beliebte Persönlichkeit
war, so betheiligten sich ausser einer namhaften Anzahl von
Montanistikem des Cillier Berghauptmannschaftsbezirkes , viele
Beamte und Bürger der hiesigen Stadt an dem Feste. Im Ver-
laufe des heiteren Mahles ergriff der Director der Berg- und
Hüttenwerks -ActiengeselLschafb Stor^ Herr Carl August Frey
das Wort, schilderte in kurzer aber gediegener Rede die vielen
Verdienste des scheidenden Berghauptmannes, namentlich um die
Montanindustrie UntersteierniarkB,und rief demselben zum Schlüsse
ein herzliches «Glück auf!« zu, welches in der Versammlung ein
donnerndes dreifaches Echo fand, worauf dem Jubilar ein pracht-
volles, mit den Emblemen des Bergmannsstandes reich verzier-
tes Album von Photographien überreicht wurde. Möge dieses An-
denken dem hochverehrten Manne noch viele Jahre hindurch
alle Jene in freundlicher Erinnerung erhalten, denen er stets un-
vergesslich bleiben wird.
Cilli, am 3. Juni 1867. T.
— 184 -
Die Wol&egg-Traantlialer Kohlenwerks- und Eisen-
t)alm-GteaelIsohaft hat in ihrer letzten Generalversammlung
am 26. März den Beschloss des Verwaltongsrathes, dem von
der Leitung des Unternehmens abgetretenen Verwaltungsraths- Vor-
sitzenden, nunmehrigen Ministerialrath Freiherm v. Hingen an,
eine Dankadresse nebst einem Album der photograpbischen Bild-
nisse der Mitglieder des Verwaltungsrathes, einstimmig zu ihrem
Beschlüsse erhoben. Sonntag den 5. Mai wurde dieses prächtig
ausgestattete und mit bergmännischen Emblemen in ciselirter
Arbeit verzierte Album nebst einer kalligraphisch ausgeführten
Adresse durch eine Deputation, unter Führung des jetzigen
Präsidenten der Gesellschaft, 8r. £xbellenz Freiherrn Joseph
V. Kalchberg, dem Freiherm v. Hingenau übergeben, welcher
in kurzer Ansprache dankte und in dieser freien AnerKennung
den schönsten Lohn seines zehnjährigen wohlgemeinten Strebens
bei Leitung jener Gesellschaft zu erblicken erklärte.
A. d.m inistrat
i V e 8.
ErledigniLgen.
Die Sctiichtenmeistersstelle bei dem Bergamte in Idria in
der X. Diätenclasse , mit dem Gehalte jährl. ß'M) fl., Natural-
wohnung nebst einem Grundstücke von 180 Quadratklaftem und
gegen Cautionserlag. Gesuche sind, unter Nachweisung der berg^
academischen Stpdien, der praktischen Kenntniss im Metallberg-
baue, der Kenntniss der deutschen und slovenischen, oder wenig-
stens einer slavischen Sprache, binnen vier Wochen bei dem
Bergaxnte in Idria einzubringen.
Die AmtsschreiberssteUe bei der Salinenverwaltung Eben-
see in der XU. Diätenclasse, mit dem Gehalte jährl. 367 fl.
50 kr., einem Deputate von 4 Klaftern harter und 2 Klaftern
weicher Brennscheiter im zur Pension anrechenbaren Werthbe-
trage von 11 fl. 90 kr., Naturalwohnung und dem systemmässi-
gen Kopfsalzbezuge. G^esuche sind unter Nachweisung der Kennt-
nisse im Kanzlei- und Registratursfache, dann im Rechnungs-
wesen, binnenvierWochen bei der Salinen- und Forstdirection
in Gmunden einzubringen.
Nr. 302. Conours-Kundmachuttg.
Zu besetzen ist i^ine Maschinenwärters - Gehilfen - Stelle
(Grubensteiger Ü. Classe) be! der k. k. Salinen-Berg- Inspection in
Wieliczka mit dem Wochenlohne von Sieben Gulden, und einem
freien Natural- Quartier oder in Ermanglung dessen, einem 10%
Quartiergelde und dem jährlichen Salzbezug von 15 Pfund per
Familienglied. Bewerber um diese Stelle haben ihre gehörig
documentirten Gesuche unter Nachweisung des Alters, Standes,
Religionsbekenntnisses, des sittlichen und politischen Wohlver-
haltens, der bisherigen Dienstleistung, der abgelegten vorge-
schriebenen Prüfung über die Befähigung zur selbstständigen
Maschinen Führung und unter Angabe ob und in welchem Grade
sie mit Beamten oder Aufsehern des hiesigen Directiousbezirkes
verwandt oder verschwägert sind, im Wege ihrer vorgesetzten
Behörden bei dieser Berg-Inspection bis 22. Juni 1867 «einzu-
bringen. Auf gelernte Maschinenschlosser wird besondere Rück-
sicht genommen.
Von der k. k. Salinen-Berg-Inspection
Wieliczka, am 22. Mai 1867.
Nr. 26951. Concon-Aiusohreibung.
Zur Besetzung der erledigten Dienststelle des k. k. Berg-
hanptmannes in Krakau mit dem Gehalte jährlicher Ein Tausend
Sechshundert Achtzig Gulden Oe. W. und dem Vorrücknngs-
rechte in die höheren Gehaltsclassen, dann mit dem Genüsse einer
Naturalwohnung oder eines den Ortsverhältnissen angemessenen
Quartiergeldes wird hierait der Concurs ausgeschrieben. Be«
Werber um diese Stelle haben ihre gehörig documentirten Ge-
suche bis 1 5. Juni d. J. im vorgeschriebenen Dienstwege bei der
galizischen Statthalterei ald Oberbergbehörde einzubringen und
in demselben ihr Alter, ihre montanistisch - technischen, dann
rechts- und Staats wissenschaftlichen Kenntnisse wie auch die
Bprachkenntniss nachzuweisen — und auch anzuführen, ob und
in welchem Grade sie mit einem Angestellten der Krakauer k. K..
Berghauptmannschaft oder mit einem Bergwerksbesitzer oder.
Bergbeamten des Districtes dieser Berghauptmannschaft ver-^
wandt oder verschwägert sind, dann ob sie selbst, ihre Ehegat-j
tinnen oder unter väterlicher Gewalt stehende Kinder in diesem[
Districte einen Bergbau besitzen, oder an einer Bergwerksunter-
nehmung betheiligt sind.
Von der k. k. galiz. Statthalterei.
Lemberg, am 11. Mai 1867.
Kandmsohang.
Bergbauverbot. Gemäss Erlasses der hochlöblichen k. k.
Statthalterei zu Prag ddo. 9. Mai l J., Nr. 18956 wird hiermit
kundgemacht, dass von der gefertigten k. k. Berghauptmann-
Schaft im Einverständnisse mit dem k. k. BezLrksamte in Karls-
bad mittelst der Entscheidung vom IH. Mai 1861, Z. 1029 jeder
Bergbaubetrieb in dem nacl^ehend bezeichneten Gebtete aus
öfifentlichen Rücksichten für die in den Gemeinden Rodisfort und
Zwetbau befindlichen Heilquellen im Sinne der §§. 18 und 222
des allgemeinen Berggesetzes für unzulässig erklärt wurde, und
dass . demnach keinerlei Berechtigungen zum Bergbaue in diesem
auflgenommenen Gebiete ertheilt werden.
Dieses Schutzgebiet umfasst:
1. Die Gemeinden Zwetbau und Ober«« und Unter-Lomitz;
2. den am rechten Egerufer gelegenen Theil der Ctemeinde
Rodisfort ;
3. den am rechten Ufer der Eger und des Hartmannsgrüner
oder Hutscherlohbaches gelegenen Theil der Gemeinde
Schömitz ;
4. jenen nördlichen Theil der Gemeinde Altdorf, welcber von
den Gemeinden Zwetbau und Oberlomitz und von einer
vom Vereinigungsponkte der Gemeinden Altdorf, Oberlomitz,
Sachsengrün und Mühldorf zu dem einspringenden Winkel
der Zwetbauer in die Altdorfer Gemeinde gezogenen ge-
raden Abschnittslinie eingeschlossen wird.
5. Jenen westlichen TheU der Gemeinde Sachsengrün, welcher
von den Gemeinden Oberlomitz, Altdorf, Mühldorf und
Olitzhaus und von einer aus dem Vereinigungspunkte der
Gemeinden Oberlomitz, Ranzengrün und Sachsengrün zum
Vereinigungspunkte der Gemeinden Sachsengrün, Jurau und
Olitzhaus gezogenen geraden Abschnittslinie begrenzt wird.
K. k. Berghauptmannschaft
Elbogen, am 19. Mai 1867.
Conenrt-Ximdiiiadiuiig. ,
Zu besetzen ist die k. k. Haüptfactorsstelle , bei der k. k.
B^rgwerksproducten-Hauptfactorie in der IX. Diäten-Classe, dem
Gehalte jährlicher Eilfhundert fünf und fünfzig Gulden, einem
Quartiergelde jährlicher 210 Gulden und der sjstemisirten Tan-
tieme vom Bar - Verschleisse und mit der Verbindlichkeit zum
Erläge einer Caution im Betrage von Zweitausend Gulden. Be-
werber um diese Stelle haben ihre gehörig documentirten Ge-
suche unter Nachweisung des Alters, Standes, Religionsbekennt-
nisses, des sittlichen und politischen Wohlverhaltens, der bisherigen
Dienstleistung, der Conceptsfahigkeit, Gebahrung im Rechnungs-
und Cassav^esen, sowie mercantilen Ausbildung, genauer Platz-
kenntniss, der Cautionsfähigkeit und unter* Angabe ob und in
welchem Grade sie mit Beamten der Hauptfactorie oder dieser
Direotion verwandt oder verschwägert sind, im Wege ihrer vor-
gesetzten Behörden bei dieser Direotion bis 3. Juli 1867 einzu-
bringen.
Von der k. k. Bergwerks-Producteu-Verschleiss-Direction
Wien, am 5. Juni 1867.
Durch die
G. J. Hanz'sche Bnchhandlnng in Wien,
Kohlmarkt 7,
gegenüber der Wallnerstrasse ist zu beziehen:
Lehrbuch der Aufbereitungskunde
in ihrer neuesten Entwickelun'g und Ausbildung systematisch
dargestellt
von JP. Ritter ▼. Rlttlnfer.
Mit einem Atlas von 34 Tafeln in Folio
Berlin, 1867. Preis 17 fl. 34 kr. ö. W.
Taschenbuch der Aufbereitungskunde
von
P. Ritter V. Rlttlnyer.
Mit Holzschnitten.
Berlin, 1867. Preis l fl. 34 kr. ö. W. 3—4
Drock von Carl Fromme la Wien.
Fflr den Verlag TeraatwortUeb : CafI Reger.
N= 24:
Oesterreichische Zeitschrift ^^f :
17« Jmu.
för
Berg- und Hüttenwesen.
Verantwortlicher Redäcteur: Dr. Otto Freiherr von Hingenau,
K. k. Miniateiialratb im FioanzminiBterinm.
Verlag der Q. J. Manz'ßchen Buohliandlung (Kohlmarkt 7) in Wien.
Inlialt: Die Fortschritte in der Stahlfabrikation nach der internationalen Industrie- Ausstellung von 1867 zu Paris. —
Ausserordentliche Vortrüge und fachwissenschaftliche Besprechungen an der k. k. Bergacademie zu Przihram. — Ueber Spreng-
pulver. — Notizen. — Administratives. — Ankündigungen.
Die Fortschritte in der Stahlfabrikation
naoh der internationalen Industrie-Ausstellnng von 1867
zu Paris.
Von P. Tunner.
Die Fortschritte, welche das gesammte Eiaenweaen nach
den sichtbaren und insoweit unzweifelhaften Zeugnissen der
Pariser Ausstellung von 1867 in quantitativer, qualitativer
und technischer Beziehung im Verlaufe des letzten Decen-
niams gemacht hat, siod in allen Zweigen desselben sehr
bedeutend; allein am hervorragendsten von allen tritt die
Stahlfabrikation dem Besucher entgegen. Die meisten
dem Eisenwesen angehörigön Ausstellungsnummern, insbe-
sondere in der französischen Abtheilung bringen eine oder
die andere, gewöhnlich mehrere Sorten von Stahl zur An-
schauung. Frankreich producirte, nach den statistischen Aus-
weisen auf Zoll-Centner reducirt, au :
Herd- und
PuddÜDg^- Cement- Guss- Bedsemer- Zusam-
stahl stahl stahl stahl meu
im Jahre 1847 6760 44140 4440 — 25340
,1 T> 1857 227350 172056 113134 — 512540
n « 1867 350000 150000 160000 500000 1160000
Die Zahlen für 1867 sind allerdings nur einer nicht
ganz genauen Schätzung von Fachmännern entnommen, so-
viel ist daraus jedoch mit Bestimmtheit zu folgern, dass die
französische Stahlerzeugung im letzten Decennium sich mehr
als verdoppelt, um mehr als 600000 Centner zugenommen
hat. Von 1847 auf 1857 ist dieselbe ebenfalls um nahe
500000 Centner gewachsen, welche Zunahme hauptsächlich
durch die Einführung des damals neuen Processes, der Pudd-
lingsstahlarbeit, erzeugt worden ist, während die Steigerung
im letzten Decennium grösstentheils dem erst seit 3 — 4 Jahren
zur currenten Fabrikation gelangten Bessemern zu verdan-
ken ist.
Das Bessemern hat nicht allein in Frankreich , sondern
noch mehr und früher ^n England, und theilweise auch in
Preuasen, Schweden, Oesterreich, Belgien und in Rassland
die Stahlerzeugung gehoben, wenn man, .vie das gewöhnlich
geschieht, das Bessemermetall in seiner ganzen Grösse zur
Stahlproduction rechnet. Selbst Itairen hat an zwei Stellen
mit der Einführung des Besaemer-Processes begonnen, wie-
wohl diese Methode der Stahlerzeugung dort bisher weniger
gelungen zu sein scheint, als die gleichfalls erst seit Kurzem
eingeführte Puddlingsstahl-Manipulation. Auffallend ist, dass
Nordamerika mit der Einführung des Bessemerns so lange
gezögert hat; dafür aber hat man daselbst mit der Errich-
tung von Bessemerhütten im letztverflossenen Jahre an 6
verschiedenen Stellen begonnen, von denen die Hütte zu
Troy bei New- York, mit einem englischen Ofen für 50 Cent-
ner Roheisencinsatz zu Anfang dieses Jahres in Betrieb
kam, aber gleichzeitig auch schon mit der Errichtung zweier
Oefen mit je 100 Centner Roheiseneinsatz vorgegangen ist.
In technischer Beziehung möchte ich bezüglich des
Bessemers drei Umstände besonders bemerken. Der eine,
bei der Ausstellung Nr. 150 der französischen Abtheilung,
von Terre-Noire, in Zeichnungen ersichtlich gemacht, besteht
darin, dass man daselbst ursprünglich zwar das Roheisen
im Flammofen unngeschmolzen hat, jetzt aber meist directe
vom Uohofen verwendet, welches bekanntlich bei uns in
Innerösterreich vom Anfange an die vorwaltende Methode
war und ist. Der zweite, in dem engl, Journal Engineering
vom 5. April 1867 erörtert, ist darin gelegen, dass man in
England, bei Mersey Iron and Steelworks mit Vortheil an-
gefangen hat, das Umschmelzen des Roheisens, statt im
Flammofen im Kupolofen vorzunehmen^ was bei uns zu
Turrach, Heft und Neuberg gleich im Beginn ein^^erichtet
worden ist. Endlich der dritte Umstand , welcher bei uns
bisher zu wenig beachter wurde, ist die Erzeugung von
Gusswaaren aus Bessemermetall, wie aus Gussstahl , wo-
von in der französischen und preussischen- Abtheilung der
Ausstellung mehrere Beispiele vorliegen. Einen Hauptar-
tikel solcher Gusswaaren bilden Zahnräder, insbesondere die
sogenannten Krausein, Kuppelungsräder bei den Walz-
werken, welche von besonderer Stärke sein müssen.
So entmuthigend die Wahrnehmungen in der Ausstel-
lung für den österreichischen^üttenmann in mancher Bezie-
hung, wie namentlich in den qu an titativen Fortschritten der
Eisenproduction, sein müssen, seist doch gerade dieExpoaition
des Bessemormetalles in qjualitativer und technischer Hin-
sicht für die betreffenden österreichischen Hütten ein wahrer
Glanzpunkt. Ohne Widerspruch wurde anerkannt, dass die
Ausstellung der Bessemerhütte zu Neuberg in dieser Art
die schönste und instructivste von allen ist, und dass man
— 186 -
daselbst mit dem technischeD, wissenschaftlichen Theile
dieses neuen und wichtigsteh Processes des Eisenhütten-
Wesens am weitesten vorgeschritten erscheint, die sicherste
nnd beste Qualität, wenigstens in den weicheren Sorten des
Bessemermetalles erzeugt. Auch die Ausstellungen der Bes-
semerfaütten von Heft, Turrach und Graz geben denselben
ein ehrenvolles Zeugniss.
Neben den innerösterreichischen Bessemerhütten, Neu-
berg am nächsten kommend, macht sich die Ausstellung der
schwedischen Bessemerhütte zu Fagersta, vornehmlich in
den härteren Sorten des Bessemermetalles, bemerkbar. , An
Stelle des Sortimentes nach Nummern, wie dieses von den
innerösterreichischen Hätten allgemein angenommen ist,
pflegen die schwedischen nur nach dem von jeder Charge
bestimmten Kohlengehalte zu sortiren. Offenbar ist jedoch
das innerösterreichische Sortiment, bei welchem (wenigstens
in Neuberg) ausser den Härtegraden auch die absolute
Festigkeit und die Qualität in Beziehung auf die Zähigkeit
England, bei
Henry Bessemer u. Comp, zu Sheffield ... 2 Converters, mit Chargen zu 3 Tonnen, gibt pr. Woche 100 Tonnen
Bessemer, Gebrüder, in London 2 „ „ „ „3 „ »n *> 100 ^
John Brown u. Comp, zu Sheffield 4 „ j ** " loi " " " " ^^^ "
berücksichtiget werden, für die Praxis das vollständigere,
verlässlichere und somit entsprechendere. In den ausge-
stellten Bessemer - Producten der übrigen Länder ist von
einem Sortimente nichts zu bemerken, was jedenfalls als ein
wesentlicher Mangel, als ein Hauptgrund der öfteren Klagen
über die Unzuverlässigkeit des Bessemermetalles erscheint.
Sehr auffallend ist der Umstand, dass von einigen Aus-
stellern, von denen es notorisch ist, dass sin das Bessemern
in grosser Ausdehnung betreiben, die ausgestellten Gegen-
stände alle als Tiegel Gussstahl aufgeführt erscheinen.
Es dünkt mir von Interesse, eine beiläufige Uebersicht
von der gegenwärtigen Ausdehnung des Bessern erns in ver-
schiedenen Ländern zu geben. Ich sage eine beiläufige
Uebersicht, weil ich dieselbe nicht nach voller Ueberzeugnng,
sondern nur nach verschiedenen, nicht immer ganz verläss-
lichen Mittheilungen zu geben im Stande bin. Hiernach jbe-
stehen in :
500
Carl Cainmel u. Comp, au Sheffield . . .2 „ mit „ „ 3) „
„ „ „ „ zu Penictown ...4 „ „ «n^l«""
Fox u. Sohn zu Sheffield 2 „ „ „ „3 „ »n « 100
Manchester Stahl-Compagnie in Manchester .2„ „ „ „6 „ »n n' 200
Lancashire „ „ „ „.2„ „ «n5n«»n200
Bolton-Stahlwerke „ „ .2 „ „ „ „ 5 „ „ „ „ 200
Crewe-Werke in Crewe 4 „ „ „ ^5 „ »»» n 400
Barrow-Stahlwerke in Barrow 10 „ Ig " "7}" «« « ^200
Roman u. Comp, zu Glasgow 2 „ mit „ „3 „ ^ - n " 100
Chessey-Stahlwerke zu Liverpool 2 „ ^ „ „5 „ »n " 200
Dowlais-Werke zu Dowlais 6 „ „ „ „5 „ w« « ♦^OO
Ebbw-Vale- Werke zu Ebbw-Vale 6 - „ - ^5 „ -- « 600
n
100
y)
100
n
n
100
f»
T»
160
n
welche zusammen eine Productionsfahigkeit besitzen von wöchentlichen 6000 Tonnen
oder jährlich von 300000 Tonnen oder 6 Millionen Zoll-Centnem. Im Jahre 1866 dürfte die wirkliche Production
jedoch nicht ganz 3 Millionen betragen haben.*) Weiter in Preussen, bei
Krupp in Essen (?) 10 Converters, mit Chargen zu 3 bis 5 Tonnen, gibt per Woche 700 Tonnen
Bochum 4 « 2 alte « n 3j r^^^^^ „ , « 300 «
z neue n » 5 j
Horde bei Dortmund 2 n mit n „ 3 1?
Pönsgen bei Düsseldorf 2 » „ n nS „
Königshütte in Oberschlesien 2 „ n „ „3 „
Oberhansen in Westphalen (im Bau) ... 2 n n „ n 4 »
welche in vollem Betriebe wöchentlich erzeugen können 1460 Tonnen
oder jährlich an 73000 Tonnen, d. i. 1460000 Zoll-Centner; allein im Jahre t866 kann die Erzeugung nicht über 500000
Zoll- Centner betragen haben. Ferner in Frankreich, bei
Petin Qaudet u. Comp. (Loire) 2 Converters, mit Chargen zu 6 Tonnen, gibt per Woche 220 Tonnen
Jacson u. Comp, zu Imphy-Saint-Seurin ..2 nn ^ n h y, n n n 200 n
Terre-Noire 2 „ « « «4 „ » „ „ 160 »
Gebrüder von Dietrich in Niederbronn ...2 n n „ «3 n nn 9IOO »
M^nans u. Comp, zu Fraisens (Jura) ....2 -„ n „ „3 n ni» n 100 n
Chätillon u. Commentry 2 n „ n „3 n «*» „100 n
welche zusammen eine Productionsfahigkeit besitzen von wöchentlichen 880 Tonnen
oder jährlich von 44000 Tonnen, oder 880000 Zoll-Centnern. Im Jahre 1866 dürfte die wirkliche Production indess nicht
ganz 400000 Zoll-Centner erreicht haben. In Oesterreich, bei
Südbahn* Gesellschaft zu Graz (Steiermark) . 2 Converters, mit Chargen zu 3 Tonnen, gibt per Woche 100 Tonnen
Compagnie Ranscher zu Heft (Kärnten) . . . 3 schwed.Oefen L ^ ^ i\ " " '
Neuberg in Steiermark 2 Converters \] " " Ij » t» •
Turrach in Steiermark 3 „ mit n n 2 n „1
Witkowitz in Mähren 2 „ n n „3 „ »i
Reschitza im Banate (im Bau) 2 „ „ « n5 „ n i
welche zusammen in vollem Betriebe produciren können, wöchentlich 650 Tonnen
*) Nachdem die an H. Bessemer zu entrichtende Patenttaze in England per Centner einen halben Gulden betrügt, so er-
hellet daraus, dass Bessemer von seiner Erfindung eine Belohnung erntet, wie vor ihm vielleicht noch kein Erfinder erhalten hat.
f)
120
»
n
120
n
n
60
«
n
100
1»
tt
150
f>
t87 —
oder jährlich bei 32000 Tonnen d.
lieb dargestellt haben.
i. 650000 ZollCentner. Im Jahre 1866 aber nicht ganz 200000 Zoll-Centner wirk-
Gesellflchaft von Högbo in Sandviken
C. Aspelin in Fagersta
KarlBdahl
In Schweden, bei
2 Converters, mit Chargen
, 3 schwed.Oefen „ ^
2 » - «
Tonnen, gibt per Woche 160 Tonnen
fi f, ii n 100 ,
Siljansfors 2
Kloster 2
Gesellschaft von Dannemora, sn Dannemora . 2'
Söderanfors (Norland) 2
1%.
-2 Tonnen,
gibt per Woche 270
welche bei vollem Betriebe wöchentlich erzeugen könnten an 530 Tonnen
oder jährlich 26500 Tonnen d. i. 530000 ZollCentner. Im
Jahre 1866 hat die Prodaction jedoch 150000 Zoll-Centner
nicht erreicht.
In Belgien
soll die einzige Bessemerhütte in Seraing bestehen, welche
vielleicht bei 100000 Zoll-Centner producirt. Und
in Italien
bestehen zwei Bessemerhütten, die von Novelle- Ponsard-
Gigli zn Pisa, und jene von Perseveranza bei Pisa; nach
ihrer Ausstellung zu urtheilen dürften dieselben, namentlich
die erstere, nicht weit gekommen sein, und beide zusammen
vielleicht noch nicht 50000 Zoll-Centner Jahresproduction
erlangt haben.
In Nordamerika
ist, wie voraus bemerkt wurde, erst im laufenden Jahre die
Hütte zu Troj (New York) in Betrieb gekommen; aber es
sollten Bessemerhütten zu Wjendotte (Michigan), Harris-
burg (Pensylvanien), Cleveland(Ohio), Freeton(Pene7lvanien)
und zu ehester (Pensylvanien) in der Errichtung begriffen
sein ;r auch war schon zu Anfang des verflossenen Jahres ein
deutscher Ingenieur zum Studium des Bessemerns durch
etliche Wochen in Neu^)erg, um dasselbe sofort in Nord-
amerika einzuführAD.
£s zeigt sich demnach, dass die Bessemerhütten von
Europa schon jetzt eine Productionsfähigkeit von jährlichen
nahezu 9^^ Millionen Zoli-Centnern erreicht haben, wenn-
gleich im letztverflossenen Jahre die wirkliche Production
nicht viel über 4 Millionen Centner betragen haben dürfte.
Nahezu V^ Theile der Productionsfähigkeit wie der wirk-
lichen Erzeugung entfallen davon auf England, und ist
vorauszusehen, dass wir mit diesem Riesen in der Eisen-
production auch bezüglich des Bessemermetalles nur in der
Qualität, aber durchaus nicht in der Billigkeit der Preise
die Concurrenz werden bestehen können. Aus dieser Dar-
legung ist die Wichtigkeit des Bessemerns recht deutlich
zu ersehen, und schwer zu begreifen bleibt, wie ein Eisen-
werk, das die Franzosen zu ihren grössten und vorzüg-
lichsten zählen, wo nach ihrer Behauptung die Wissenschaft
auf das Eisenwesen am meisten Einfluss erlangt haben soll,
welches sich insbesondere auf seine Eisenqualität viel zu
Guten thut und viel mit der Fabrikation von Eisenbahnma-
terialien und Maschinen beiasst, noch immer keine Miene
macht, diesen neuen Process einzuführen. Leichter einzu-
sehen, wenn auch gerade nicht zu loben, ist das Bestreben
von einigen Hütten und Kauflenten, das erzeugte Bessemer-
metall für Tiegelgussstahl auszugeben.
Ausser dem Bessemern sind auf der Pariser Ausstellung
noch zwei neue Stahlpro cesse repräsentirt, und s^ar
beide in der französischen Abtheilung. Der eine unter Ka-
talognummer 144 vorkommend, vom Herrn Bärard erfunden,
und zu Montataire seit einiger Zeit in Versuch stehend, ist
nur eine Modification, wie der Erfinder vorgibt, eine
Verbesserung des Bessemerns. Der ausgestellte Stahl
sieht allerdings recht schön aus; allein ich mnss denselben
nur für ein zufällig gelungenes Product halten, und kann
nach dem, was ich davon bei einem Besuche in Montataire
selbst gesehen und beobachtet habe, dieser Neuerung keine
Zukunft zuerkennen, wesshalb ich nicht länger dabei ver-
weilen will.
Viel wichtiger ist der andere, bereits in einiger Aus-
dehnung und seit mehr als zwei Jahren angewendete Stahl-
process, dessen Producte unter Katalognummer 165 ausge-
stellt sind. Es istdiess der vom Hrn. EmilMartin erfundene,
oder richtiger gesagt, combinirtd Process, denn derselbe
enthält durchgehende bereits bekannte, in gewissem Grade
erprobte Vorgänge, und erregt eben dadurch von vorne-
herein mehr Vertrauen auf seine Brauchbarkeit. Im Wesent-
lichen entlehnt dieser Martin'sche Process den chemischen
Vorgang von dem Uchatius' sehen Verfahren der Gussstahl-
erzeugung, ausgeführt jedoch ohne Tiegel, wodurch er um
vieles billiger wird. Anstatt im Tiegel, führt Martin den
Schmelzprocess in einem Gasofen mitSiemens'schen Wärme-
Begeneratoren durch, die bekanntlich eine so hohe Tempe-
ratur geben, dass man in verhältnissmässig kurzer Zeit und
in grösseren Quantitäten, nicht nur Stahl, sondern selbst
Stabeisen in Tieg<'ln zu schmelzen im Stande ist. Auch das
Stahlschmelzen ohne Tiegel ist nicht mehr neu, denn diess
ist bereits auf allerhöchste Veranlassung S. M. des Kaisers
Napoleon IH. von 1860 und 1861 zu Montataire nicht ohne
Erfolg versucht worden; allein damals, so wie später an
einem andern Orte in Frankreich , hat man schon fertigen
Stahl, also ein kostspieligeres Material umgeschmolzen,
und dabei denn doch die Qualität nicht gut einhalten können,
— wahrscheinlich hat man damals überdiess keine ent-
sprechenden Bipgeneratoren zur Erhitzung der Luft und der
Gase angewendet.
Ich halte diese Marti n'sche Methode gerade für unsere
halbirten und weissen Roheisensorten in Innerösterreich und
Ungarn von besonderer Wichtigkeit, — um so mehr, als
dieselbe im Vergleich mit dem Bessemern mit viel geringeren
Vorauslagen und bei einer massigeren Erzeugung vortheil-
haft durchzuführen sein dürfte. So viel ich von dem Detail
dieses Processes in Erfahrung bringen konnte, zweifle ich
nicht im Geringsten an der praktischen, Ökonomisch vor-
theil haften DarchfÜhrung, auch ohne alle fremde Beihilfe.
— Bei geeigneten Roheisensorten, und bei einer grösseren
Erzeugung ist der Bessemer-Process dem von Martin jeden-
falls vorzuziehen ; allein in vielen Localitäten, wo das Bes-
semern nicht wohl anzuwenden ist, da dürfte Martin* s Me-
thode am Platze sein. Wie die Ausstellung zeigte, und wie
aus der Natur der Sache selbst einleuchtet, kann nach dieser
Methode nicht bloss Stahl, sondern selbst Stabeisen, min-
destens Feinkorneisen, in vollkommen flüssigem Zustande
erhalten werden, und können aus den etwas härteren Sorten
— 188
auch verschiedene Gueswaaren dargestellt werden, so wie
diess in neuester Zeit bei dem Bessemermetall vielseitig au v
geführt ist.
Ein Hauptartikel der bisherigen Erzeugnisse nach
Martin's Methode »ind die Grcwebrläufe, wovon durch die
Regierung in letzterer Zeit wieder 150000 Stück bestellt
wurden, und die Anfangs Mai auch schon grösstentheils ab-
geliefert waren. Das dazu verwendete Materiale zeichnet
sich durch seine Zähigkeit aus, und ist als Beleg dafür unter
andern ein Lauf ausgestellt, der bei den damit vorgenom-
menen Sprengproben nicht gesprungen , sondern nur an
einer Stelle geplatzt ist, ohne irgend einen Splitter hintan-
zuBchleudern. Die Methode ist in Frankreich patentirt, und
hat in neuester Zeit Herr Verdi^ für die Werke in Firminy
das Patent gekauft, wo dieselbe in grösserer Ausdehnung
betrieben werden soll, wS^Iirend bisher bei Herrn Martin
nur monatlich an 2000 Centner erzeugt worden sein sollen.
lu der englischen Abtheilung ist von Burys & Comp,
in Sheffield in Tiegeln geschmolzenes Stabeisen ausgestellt,
welches sofort zu verschiedenen Werkzeugen, wie z. B. für
Scbranbenschneidzeuge verarbeitet und schliesslich durch
Cementation an der Oberfläche in Stahl verwandelt wird.
Dieser eigeuthümliche Vorgang soll bezwecken, dass man
ein gleichförmiges , möglichst hartes Werkzeug erhält , in-
dem die aus hartem Gussstahl erzeugten Werkzeuge bei
voller Härtung zu spröde werden, sonach im Gebrauche
leicht springen. Würde hierzu ein Stabeisen, ohne durch
das Umschmelzen im Tiegel in eine gesunde, homogene
Masse verwandelt worden zu sein, verwendet werden, so
möchten öiv fertigen Werkzeuge nicht dieselbe Sicherheit
bieten, indem sie gleich den aus hartem Gussstahl darge-
stellten oft schon beim Härten, oder aber im Gebrauche
öfters springen, ausbrechen.
In der schwedischen Abtheilung, unter Kat:(IogDummer
67, ist von Wikmanshyttan, so wie diess im Jahre 1862 bei
der Londoner Ausstellung der Fall war, Gussstahl zur An-
schauung gebracht, welcher nach der dort in beständiger
Anwendung verbliebenen Methode von Uchatius dargestellt
wurde. Durch die dieser Hütte zu Gebote stehenden vor-
züglichen, reichen und reinen Magneteisensteine von Bis-
berg, scheint dort dieser Process t-ine befriedigende Sicher-
heit erlangt zu haben, und soll der erzeugte Stahl bei seiner
Härte einen hohen Grad von Zähigkeit besitzen. Es wird
davon alljährlich ein nicht unbedeutendes Quantum in
Stäben von verschiedenen Dimensionen und zwar nach den
Dimensionen, loco Gefle der Zoll-Centner um ^3 bis 71
Franken verkauft. Die Münze in Stockholm soll zu ihren
Prägestempeln und Walzen diesen Stahl allen anderen vor-
ziehen.
Bei Durchführung der Uchatius'schen Methode, Stahl
zu erzeugen, ohne dabei Schmelztiegel zu gebrauchen, wie
es Martin macht, ergibt sich nebst anderen der wesentliche
Vortheil, dass die entstandene Schlacke abgezogen und eine
neue Partie Erze oder Roheisen nachgetragen werden kann,
je nachdem diess die genommene Probe als nöthig oder
wünschenswerth erscheinen lässt. Dieserwegen ist das Prin-
cip der Uchatius*schen Stahlerzeugung^methode bei der
Durchführung ohne Tiegel von viel allgemeinerer Brauch-
barkeit, als bei der Tiegelschmelzerei.
Weiter zeigt in der schwedischen Abtheilung der
Ausstellung, unter Katalognummer 70, die Bessemerhütte
Her vereinigten Danneroora Werke in soferne einen bemer
kenswerthen Fortschritt, als diese die Bahn betreten hat,
an Stelle des altberühmten durch die Wallonschmiede Har-
geatelltenf Cementstabeisens, Bessemerstahl zu setzen; wel-
cher zur Darstellung der vorzüglichsten Gussstahlsorten,
nach einem vorhergehenden genauen Sortimente, in Tiegeln
auf den englischen Gussstahlhütten umgeschmolzen wird.
Die bedeutenden Kosten ler viel Holzkohle consumirenden
Wallonschmiede , wie nie Cementation werden hierdurch
grösstentheils in Rrsparuug gebracht.
In der italiepischen Abtheilung, unter Katalognummer
163» ist von Gliseuti in Pisogne.ein hauptsächlich zur An-
fertigung von Revolvern verwendeter Gussstahl ausgestellt,
welcher nach der jetzt schon allgemein bekannten und ver-
breiteten Methode durch Zusammenschmelzen von Spiegel-
eisen und Stabeisen erzeugt wird. Das Eigenthümlicbe
dabei besteht jedoch darin, dass für diesen Stahl, sowie
überhaupt wenn eine bessere Stahlqualität dargestellt wer-
den soll, das von den Hohöfen erhaltene Spiegeleisen vorerst
bei einem Zusätze von 5% Mangan (nach Heath's Verfah-
ren), durch Umschmelzftu in Tiegeln gereiniget wird. Es
• sieht dieses raffinirte Spiegeleisen sehr schön aus, und er-
scheint dieser Vorgang unter besonderen Umständen als
zweckdienlich.
Unter Katalogunmmer 161 der italienischen Abthei-
lung findet sich von J. A. Gregorini in Lovere Puddlinejs-
stahl ausgestellt, welcher bei Verwendung von gemischten,
minderen Krennmaterialien in Oefen mit Siemens'schen
Wärme-Regeneratoren erzeugt wird, und von guter Qualität
zu sein scheint. Es sollen daselbst jährlich bei 16.000 Ctr.
Stahl und circa 10.000 Ct»*. hartes Eisen für Ackergeräthe
producirt werden. Die Bergbohrer für den Tunnelbetrieb
am Mout Cenis sollen aus diesem Stahle dargestellt werden.
Wie aus den vorausgeschickten Daten über das Bes-
semern erhellet, hat dieser Process in Preussen sehr be-
deutende Fortschritte wenigstens in der Quantität gemacht
Ueberhaupr hat die Stahlerzeugung in Preussen in den
letzten Jahren ganz ausserordentlich in allen Porten, mit
alleiniger Ausnahme «ies Herdfrischstahles, zug' uommen.
Nach der sehr instructiven Ausstellung der statistischen
Daten über die Werthe der preussischen Metall-Pruduction
bat der Werth derselben betrajren, im Jahre:
1860 die Gesaiumt Production an 47 V2 Mill. Thaler, davon
. das Eisen bei 26 Mill. Thir, der Stahl bei 3Mill.Thlr.
1861 die Gesammt-Production au 49 V4 ^ill. Thaler, davon
das Eisen bei 24 V4 Mill. Thlr., der Stahl bei 5 Mill.Thlr.
1862 die Gesammt-Production an 56 V2 ^^^'- 'I'baler, davon
das Eisen bei 28 V2 Mill. Thlr., der Stahl bei 5 V2 M. Thlr.
1863 die Gesammt-Production an 61 Mill. Thaler, davon
da? Eisen bei 30 Mill. Thlr., der Stahl bei 7 Mill. Thlr.
1864 die Gesammt-Production an 71 Mill. Thaler, davon
dasEisenbei 337, Mill. Thlr , der Stahl beil3M.Thlr.
1865 die Gesammt Production an 79 Mill. Thaler, davon
das Eisen bei 35 MQl. Thlr , der Stahl bei 1 5 V4 M. Thlr.
Es ist demnach der Werth der Eisenproduction im
Verlaufe von 5 Jahren, von 1861 bis einschliesslich 1865,
dem Werthe der Production nach um y^ sestiegen, während
der Werth d^r Stahlproductiou in demselben Zeiträume
5mal so gross geworden ist!
Um die Möglichkeit dieser im Vorausgelassenen ange-
führten, enormen Zunahme in der Stahlproductiou in Eng-
land, Preussen und Frankreich zu begreifen, braucht man
nur zu wissen, in welchem Mass;»tabe in England die Ge-
189 -
winouiig der Hämatit-Erxe (reine Roth- und Brauueisen-
steine), in Preussen die Ausbeute an Spatheisenstein des
Siegener Landes, und in Frankreich die Zufuhr der reinen
Erze aus Algerien , von der Insel Elba und aus Sardini< n
ia den letzten Jahren zugenommeu hat, and iass als Sreun-
Stoff hierbei fast durehgehcuds Coaks und Steinkohlen ver-
wendet werden. Was hingegen die Consumtion dieser
vermehrten Produktion betriff't, so sind ^s die zanehmenden
Eisenbahnen, das wachsende Maschinenwt'sen und die immer
mehr Boden gewinnende Verwendung des Eisens bei den .
Schiff bräckeii- und Hochbauten; der vermehrte Bedarf an
Kriegsmaterial hat dabei wohl den gertngsten Eiofluss.
Aber es wftre diese vt^rmelirte Consumtion in diesem Masse
nicht möglich , wenn nicht zugleich die Preise des Eisens
und speciell de^» Scabies gegen früher bedeutend gefallen
wären, was wieder nur bei Verwendung des mineralischen
Brennstoffes zu erreichen ist. Alle jene Länder, weiche
ihre Eiaenproduction, insbesondere die Darstellung des
Roheisens, noch vornehmlich auf vegecabiiiscbeo Brenn-
stoff basirt haben , wie Oi^sterrelch , Schweden, Bussland,
konnten an diesem riesigen Aufschwünge der letzteren Jahre
keinen nennenswerthen Antheil nehmen, ungCHchtet sie
durch die Beschaffenheit und Menge ihrer Eisunerze vor-
zugsweise berufen erseheinen, an der hauptsächlich der
Stahlproductiou angehörigen Zunahme in der Eisenindustrie
im grossen Verkehre zu participireu. Es kann daher nicht
oft genug wiederholt werden, dass jeder Freund des inlän-
dischen Eisen Wesens alles aufbieten soll, um die Darstel-
lung eines billigen Coaks- oder Steinkohlen-Roheisens zu
fördern, neben welcher die beschränkte Erzeugung an Holz-
kohlenroheisen , wie in Frankreich und Preussen zn sehen,
noch immer fortbestehen wird, besonders dann, wenn zu
diesem Zwecke bloss die für anderweitigen Gebrauch weni-
ger wt^rthvoUen Hölzer verkohlt, also allerdings in be-
schränkter Menge billige Holzkohlen erzengt werden. ,
Ausserordentliche Vorträge und fachwissen-
schaftliche Besprechungen an der k. k. Berg-
academie zu Przibram.
Am 11. Mai 1867.
HerrProfessorMrd/.fek brachte seine in der Versamm-
lung vom 16. März 1. J. (Siehe Nr. 16 dieser Zeitschrift,
Seite 123) wegen vorgerückter Zeit nnterbroch*>nen Mit-
theilungen über die Przibramer ordinären Bleigefälle
zum Schlüsse. Mit Hilfe der im früheren Vortrage mitge-
theilten Analysen des Przibramer und des Freib«*rger garen
Bleierzrostes, sowie durch directe Versuche im Kleinen be-
leuchtete derselbe zuerst das Röstverhalten der genannten
Erze im Vergleich zu den bereits mit Silbererzen für den
Röstprocess gemengten Bleierzen vou Freiberg.
Darnach erfordern die Przibramer Erze, da sie bei etwa
gleichem Bleiglanz- und entschieden grösserem Ziukblende-
und Quarz-Gehalte 'weitaus weniger. Kies enthalten, eine
höhere Rösttemperatur .als die Freiberger Erzmischung,
sowie zur Erzielung /des gleichen Grades von Entschwefe-
lung auch eine läugere Dauer der eigentlichen Röstung.
Sie bedingen souiit iu der' eigentlicht^n Röstperiode einen
entschieden grösseren Autwaud von* Brennstoff, Zeit und
Mühe, als die Freiberger Erze.
Dagej^en tritt iu der schliesalicben heisseren Sinter-
periode, wenn beiuereeits der gleiche Grad von Sinterung
oder Verflüssigung: des G Arrestes erreicht werden soll, das
umgekehrte Verhäitniss des Hitze- und Zeitbedarfes ein,
indem der Przibramer Garrost merklich leichter schmilzt als
der Freiberger. Letzteres Versuchsresultat erklärte der
Vortragende aus d^-r chemischen Zusammensetzung der bei-
den Garroate in folgender Weise».
Für beide berechnet sich das stöchiometri-che Verhäit-
niss der strengflüssigeu Basen (Eieenozyd, Zinkozyd, Thon-,
Bitter- und Kalkerde) zu den leichtflüssigen Basen (Eisen-
ozydul, Bieioxyd), sowie die Menge des vorzugsweise die
Schmelzung im Röstofen herbeiführenden Bleioxyds nahezu
gleich ; allein der Freiberger Rost zeigt ein weit grösseres
Verhäitniss der sämmtlichen Basen zur Kieselsäure, wornach
iu demselben auf die gleiche Menge Singulosilikat eine weit
grössere Menge des schwerer sclimelzbaren Subsilikates
kommt, als im Przibramer Roste.
Die l^'ichtere Sehmelzbftrkeit des Przibramer GarrosteS
hat zur Folge, dass sich bei demselben der gleiche Grad
von Sinterung im Falle gleich starker Feuerung ,in kürzerer
Zeit, oder innerhalb derselbt^n Zeit bei minder starker
Feuerung erreichen lässt, als zu Freiberg. Letzteres er-
scheint zur Vermeidung stärkerer Vei'flüchtigung von Blei
und Silber für die Praxis vorthcilhafter, und es wird darum
zu Przibram darnach verfahren. Der für diese Periode auf
Seite der Przibramer Erze sich ergebende Minderbedarf an
Brennstoff kann jedoch wegen der verhäitniss massig nur
kurzen Dauer der Sinterperiode den Mehrbedarf in der
Röstperiode bei weitem nicht beheben. Diess , sowie auch
die mindere Qualität der Przibramer Kohle dürfte die That-
sache, dass zu Pr/äbram mit einem bedeutend grösseren rela-
tiven Kohleuverbraache geröstet wird , als zu Freiberg,
nach ihren wahren Ursachen erklären.
An den vorstehenden Vergleich knüpfte der Vortra-
gende nun eine Erörterung der Frage , ob die zu Freiberg
bei der Bleierzröstung mit dem Fortschaufeln statt des
ältüblichen Krählens erzielten Vortheile in gleich hohem
Masse auch zu Przibram zn erreichen wären. Diese Vortheile
sind: Ein um etwa 60% geringerer Bedarf an Röstmann-
schaft für das gleiche Aufbringen pr. Schicht, etwa 30%
Kohlenersparniss, und (wie der Vortragende in seinem ersten
Vortrage selbst nachgewiesen hat) eine bedeutend bessere
Entschwefelung des Garrostea. Vorstehende Resultate hat
ein die Länge dreier Krähiöfen eiubringender Fortschau-
felungsofen ergeben, dessen Länge schon die maximale
war, da dessen Fuchsgegend nur mehr so wenig w.irm war,
dass sie zur Vermeidung einer unnützen V«'raiehrung der
Fortschaufelungsarbeit selten eine Röstpost erhielt.
Geht. man nun auf die Ursachen obiger Vortheile ein,
so ersieht man leicht, dass der Minderbedarf an Mannschaft
nicht etwa durch die grössere Länge des H rdes , sondern
durch das Princip des Schaufeins selbst bedingt ist, und
dass dieser Vortheil mit der Verlängerung des Herdes sogar
immer mehr schwinden muss, während die beiden an-
deren Vortheile — innerhalb der obigen durch die Erfah-
rung bestimmten Grenze für die praktikable Herdlänge —
mit der letzteren proportional wachsen müssen.
Die benutzbare Röstheid länge- wird aber offenbar um
so grösser werden , je niedriger die für das rohe Erz zum
Rösten, und je höher zugleich die für den Garrost desselben
zum Schmelzen erforderliche Temperatur ist. Stellt man
diese Bedingungen fdr die höchste Leistung des Fort-
schaufelungsofens mit den Ergebnissen des vorhergehenden
- 190 -
Vergleiches des Przib ramer uud des Freiberg er Röstgntes
zusammen, so ersieht man leicht, dass zwischen beiden hin-
sichtlich ihrer Eignung für den Fortschaufelungsofen völliger
Gegensatz herrscht, der zum Nachtbeil der Przib ram er Erze
ausfällt. Damach beantwortet sich die in Rede stehende
Frage wie folgt: Die Ersparniss an Röstmannschaft würde
vielleicht ebenso gross , aber die Kohlenersparniss und die
Entschwefelung sicher minder günstig ausfallen, als zu Frei-
berg. Sollte gleichwohl zu Przibram ein Fortschaufelungs-
ofen gemacht werden, so dürfte für den letzteren das Dop-
pelte der bisherigen Herdlänge reichlich genügen und —
zur Vermeidung einer schlechteren Abröstang als in den
Krählöfen — vielleicht eine solche Modification des Röst-
betriebes zweckmässig sich erweisen , dass nach bewirkter
Fortschaufelung sämmtlicher Röstposten diese zeitweilig
mit dem Rechen umgerührt würden, was insbesondere an
der dem Sinterherde nächstgelegenen heissesten Röstpost
eine ausgiebige Wirkung hervorbringen könnte. Den Röstern
dürfte daneben doch noch genug Zeit zur Erholung übrig
bleiben.
Ungleich günstigere Erfolge lassen sich von der Ein-
führung der Fortschaufelungsofen auf den ungarischen
und siebenbürgischen Metallhütten erwarten , da sich
wohl auf den meisten derselben ähnlich wie zu Freiberg
kiesreiche Bleierzgattirungen machen Hessen. Doch wäre
im Ealle beabsichtigter völliger Verflüssigung auf ebenso
gute Rauchcondensations- Vorrichtungen, wie sie die Frei-
berger Hütten besitzen, nicht zu vergessen.
Im Weitem verglich Herr Professor Mrdzek den Przi-
bramer und den Freiberge r Bleierzrost hinsichtlich ihrer
Schmelzbarkeit bei der reducirenden Schmelzung im Schacht-
ofen, ii^ dessen eigentlichem Schmelzraume — im Unter-
schiede vom Sinter- oder Schmelzherde des Röstofens —
das Bleiozyd nicht mehr an der Silikatbildung Theil nimmt,
(weil es bei guter Wirkung der reducirenden Gase bereits
oberhalb des effectiven Scbmelzraumes zu Bleimetall redu-
cirt wurde) und das Eisenoxyd inEisenoxydul umgewandelt ist.
Der stöchiometrische Kalkül ergibt nun im Freiberger
Roste ein weitaus grösseres Verhäitniss des Eisenozyduls
als einziger leichtflüssiger Base zu den strengflüssigen Ba-
sen bei niedrigerer Silikatstufe beider, aid im Przibramer
Roste. Uebrigens kommt auf die gleiche Menge Blei in
beiden Rosten fast die gleiche Menge Schlackenmaterial.
Letzteres hat im Freiberger entbleiten Roste bereits die Zu-
sammensetzung einer guten leichtflüssigen Bleischlacke, ist
sogar noch etwas basischer, was sich jedoch durch die hin-
zukommenden Aschenbestandtheile der Cokes beheben dürfte.
Das in ebenso grosser relativer Menge auftretende,
aber weit schwerer schmelzbare Schlackenmaterial des
Przibramer Rostes bedarf zur Bildung einer ebenso leicht
schmelzbaren Bieischlacke nothwendig noch einer beträcht-
lichen Menge von leichtflüssigem Silikat, in Folge dessen
auf die gleiche Menge Blei ein grösseres Haufwerk von
Schlackenmaterial verschmolzen werden muss, was im Ver-
gleiche zu Freiberg bei gleich rationeller Leitung des Schmelz-
betriebes nothwendig einen grösseren relativen Kohlenver-
brauch, und wohl auch grösseren Blei- und Silberverlust
durch Verschlackung ergeben muss. Die leichtere Schmelz-
barkeit des Freibeiger entbleiten Erzrostes wies der Vor-
tragende auch direct nach durch comparative Schmelzver-
Buche im Kohlentiegel, welche ausserdem ergaben, dass
jener Rost auch leichter reducirbar ist, als der von Przibram,
waa wahrscheinlich von seiner grösseren Basicitftt herrühren
dürfte.
Das dem Erzroste von Przibram noch fehlende Eisen-
oxjdul-Singulosilikat steht daselbst nur in Form von Eisen-
frischschlacken zu Gebote, die aus ziemlicher Feme zuge-
führt werden müssen. Pass diese neben Singulosilikat auch
Snbsilikat und Eisenoxydat enthalten, ist wegen der im
grossen Durchschnitte der ordinären Bleigefälle Über die
Singulosilikatstufe steigenden Kieselsäuremenge der-
aelben ein sehr erwünschter Umstand. Weil es jedoch
beim Eisenfrischen keineswegs Vortheil bringt, eisenoxjdnl-
reiche Schlacken abzusetzen, so sind diese Schlacken na-
türlich nicht stark basisch, zumal sie grösstentheils vom
Verfrischen grauer siliciumhaltiger Roheisensorten herrüh-
ren. Sie müssen darum zur Einbringung der den Erzen
mangelnden freien Eisenoxyduibase in grösserer Menge zu-
geschlagen werden, als dem strengen Bedarf an Singulo-
Silikatzuschlag entspricht, was natürlich wegen Vermehrung
des pr. Ctr. Erz zu verschmelzenden Haufwerkes den rela-
tiven Kohlenverbrauch, und ebenso auch den Silber- und
Bleicalo vermehrt.
Herr Professor Mrdzek empfahl in dieser Hinsicht den
Versuch zu machen , ob sich nicht durch Zuschlag von rei-
nem Eisenstein neben Frischschlacke die gesammte Zuschlags-
menge bedeutend verringern liesse. Zur Verhinderung von
Eisensaubildungen, wozu Eisenstein mehr als Frischschlacken
Neigung haben, sollte der Eisenstein schon im Röstofen und
zwar vpr der Sinterperiode dem Garroste in gepulvertem Zu-
stande gleichmässig einverleibt werden, was bei 10 — 15%
Eisensteinzuschlag den Hitzebedarf zum Sintern des Gar-
rostes nur wenig erhöhen würde.
Nach diesem Vortrage machte Herr Professor Arz-
b erger eine kurze Mittheilung über die Einrichtung und
zugleich über die Vortheile der Corlissdampfmaschinen.
Schliesslich zeigte Herr Professor Mrdzek noch der
Versammlung eine vom Hru. Professor Beer erhaltene Probe
des vor Kurzem zu Kasseowitz in Böhmen in einer kleinen
W^sserquelle entdeckten Steinöls (Petroleums) , welcher
Fund in der dortigen Gebend grosses Aufsehen erregte, und
machte zugleich die Ergebnisse einiger damit angestellten
Versuche bekannt.
Vom Wasser und erdigem Schlamme getrennt stellt
sich dieses aufgefundene Steinöl als eine klare schwachgelb
gefärbte Flüssigkeit dar, von minder starkem Gerüche, als
das raffinirte, im Handel als Beleucbtungsmateriale vorkom-
mende Petroleum besitzt, uud mit einem specifischen Ge-
wichte von 0-82 (bei 15® Gels.)
Ohne Docht lässt es sich erst bei 88 Grad Gels, ent-
zünden , und sein Siedepunkt liegt erst bei 200 Grad Gels.
Diese Eigenschaften stellen es dem Solaröle zur Seite,
welches aus dem ri^ctificirten pensilvanischen Handelspetro-
leum nach Abdestilliren etwa der Hälfte der flüchtigen An-
theile erhalten wird.
Ein vom Professor Mrdzek während des Vortrages ab-
geführter Versuch, es in den gewöhnlichen Petroleumlampen
zu brennen, gab ebenfalls ein dem Solaröle ähnliches Ver-
halten. Bei diesen Eigenschaften schien es dem Vortragen-
den , und übereinstimmend mit ihm auch den anderen Ver-
sammelten ausser alier Frage zu liegen/ dass man es in
Kasseowitz nicht mit einem natürlichen Steinöle, sondern
nur mit einem in die Wasserquelle irgendwie hineingekom-
— 191 —
menen Fabrikate zu thun habe, zumal in der dortigen Ge-
gend nur Granit- und GneissgeBteine anstehen.
(Zu demselben Aussprache gelangten bekanntlich
auch Sachverständige, welche einige Tage nach dieser
Yersammlang eine geognostische bergmännische Untersu-
chung des Fundortes und seiner Umgebung vornahmen).
Ueber Sprengpolver.
Das Sprengpulver ist gewöhnlich ein Gemisch von
Körnern sehr verschiedenen Kalibers, und es liegt nahe an-
zunehmen, dass dieser Umstand den Effect des Pulvers
herabzuziehen geeignet ist. Bei ungleichem Korn ist die
Entzündung und Verbrennung ebenfalls eine ungleichartige,
da das kleine Korn früher verbrennt, als das grössere und
dadurch die Wirkung in die Länge gezogen und der Effect
abgescbwächt wird.
Um Aufschluss zu gewinnen , wie das Pulver von an-
nähernd gleichem Korn sich zum entsprechenden Gemisch
verhalte , wurde zunächst ein Quantum (eckigen) Spreng-
pnlvers , wie es gewöhnlich in der Grube in Anwendung
steht, mittelst der Schlagprobe auf seine Stärke untersucht.
Im Mittel ergab sich eine Wirkung von 22*66 Grad, die
als Ausgangszahl mit 100 bezeichnet werden soll.
Dann wurde der Rest des Pulverquantums , womit die
Probe angestellt wurde, durch Siebe von 3 und ly^ Milli-
meter Lochkaliber in drei Sorten gebracht und diese für
sich probirt.
aufs Hundert
im Mittel bezogen
Die gröbste Sorte ergab 15*66® oder = 691
n mittlere n i, 21-60® u = QS'ö
n feinste « » 27-33® » = 1206
Man erhielt also sehr bedeutende Differenzen bei An-
wendung immer gleicher Volumina.
Bezüglich des Gewichtes gleicher Volumtheile dieser
verschiedenen Sorten stellten sich folgende Verhältniss-
zahlen heraus.
Gkamm
Eine Volumeinheit Mischung wog 27 = 1000
n V grobes Korn n 25*25 = 93 5
9 « mittleres n n 25'85 = 95*7
n « feines n n 27*15 = 100*5
Gramm
Es hatten also 100 Mischung eine Wirkung = 1000
93*5 grobes Koru n =69']
95'7 mittleres n „ = 95*5
1005 feines d d = 121 6
Berechnet man die Leistung auf gleiches Gewicht, so
erhält man
für 100 Gramm Mischung einen Effect = 100
» I) D grobes Korn 11),= 73*9
DD n mittleres n n 1» = 99*7
1) n tt feines „ n 1» = 120*0
Man sieht hieraus , dass je feiner das Pulver ist , die
Volumeinheit ein um so grösseres Gewicht zeigt; ferner,
dass je feiner das Korn ist, bei gleichen Gewiehtsmengen
die Leistung um so grösser ausfällt, so zwar, dass im vor-
liegenden Falle das feine Pulver 63®/o mehr, als das grobe
leistet. i#
Da nun das Pulver nach dem Gewichte bezahlt wn'd,
und feines oder grobes Korn keine Preisdifferenz bewirkt,
so wird es vor th eilhafter sein, feines Pulver, das
etwa durch ein 3 Millimeter- Sieb hindurchgegangen ist, für
die Grubenzwecke in Anwendung za bringen. Es muss
dann freilich darauf gebalten werden , dass der Bergmann
von der gewohnten Patronenlänge einige Zoll abbricht, was
demselben auch sehr bald von selber einleuchten wird.
(Berggeist Nr. 31.)
Notizen.
Erzanbrüohe in PHbran^ Authentischen Mittheilunffen
zufolge ist vor Karzern in der bisher zwar hoffhungsreicfen
aber nicht im gleichen Masse wie die Adalbert-Maria- und
Anna-Prokopi- Gmbenabtheilung gesegneten, . . . von Pfihram
liegenden Bohutiner Grubenabtb eilung im zweiten Laufe gegen
Mitternacht der Clementigang in aasgezeichnetem Scheiderz an-
stehend aufgeschlossen worden. Die edlen Mittel worden in
einer Mächtigkeit von mehr als 12 Zoll beleuchtet, der Halt des
Scheiderzes, dessen Fortsetzung nun schon durch mehrere Klaf-
ter constatiit ist, beträgt über eine Mark Silber im Centner —
Auch in der bis auf 400^ reichenden Tiefe der Adalbert- und
Maria- Grabenabtheil nng werden die Gänge immer reicher und
edler und bestätigen die bisherigen Erfahrungen von der Zu-
nahme des Silberhaltes in der Tiefe, welche seit 100 Jahren
in Pfihram gemacht wurden.
Das ^ter der karpathisohen Salinen. , Der im Jahr-
gänge XI pag. 292 dieser Zeitschrift enthaltene Artikel des Herrn
k. k. Sectionsrathes Fr. R. v. Schwind hat die interessante
Nachweisung geliefert, dass in Ost-Galizien an der Saline Utorop
bereits zur Steinzeit Salz gewonnen wurde. Es war wohl noch
vor diesd^ nicht genug zu würdigenden Entdeckung anzunehmen,
dass die Gewinnung des dem Menschen seit jeher unentbehr-
lichen Artikels der Uranfang alles Bergbaues war, und dass man
die Auffindung von Spuren der primitivsten Gewinnung haupt-
sächlich in Ländern zu suchen habe, in denen zu Tage anste-
hende Salzmassen zu den nicht ungewöhnlichen Erscheinungen
gehören. Aus derselben Ursache sind Spuren von Salzbergbauen
aus der Broncezeit in diesen Ländern häufiger anzutreffen.
Nebst den bekannten Funden von Hall Stadt verdienen die
Broncen von RhcSnassek in der Marmaros und von Maros
Ujvär in Siebenbtlrgen, meist sogenannte Kelten und Armringe,
erwähnt zu werden, Speciell im alten Dacien haben natürlich die
römiseboi Eroberer der Salzgewinnung besondere Aufmerksam-
keit gewidmet. Hier erscheinen eigenthümliche Befestigungen in
der Nähe der Salinen, die auf eine Art Monopolisirung schUessen
lassen, so bei jenen, deren römischer Betrieb durch Auffindung
echt römischer Beste ausser allen Zv/eifel gesetzt ist, so bei
Thorda (dem römischen Salinae) bei Dus, bei Also Ilosva und
Maros UjyAr, an welchem letzteren Orte der Salzstock selbst
mit einem Walle, dessen Reste noch in einer Hälfte zu verfol-
gen sind, umgeben war. In dfeser Beziehung haben also die
siebenbürgischen Salinen ein besonderes Interesse fdr die Oe-
schichte der Bergbau-Technik, da sich hier die Ueberreste meh-
rerer Zeitepochen neben einander vorfinden. Für die römische
Zeit sind Tagebaue resp. Sohlstrassenbaue charakteristisch, darauf
folgte der barbarische sog. Spurenbau, aus dem sich im Mittel-
alter die konische Grubenform entwickelte, die man nach der
brillenartigen, durch die zwei ZwilUugsschächte hervorgebrachten
Form der Pingen eingegangener Gruben erkennt; die parallelo-
pipedischen Gruben gehören der jüngsten Zeit an. und zukünftig
dürften grossartigere Tagebaue als die der Römer ihre Stelle
einnehmen. Gleichwie die Salinen von Nord-Europa durch Namen
gemeinschaftlicher Wurzel auf den ursprünglichen Betrieb durch
eine Nation schliessen lassen, ebenso verhält es sich mit den Sali-
nen des S. O. Europas. So z. B. einerseits die Namen Halle, Hal-
lein, HaOstadt, ReichenhaU, Hallthal, anderseits die Bezeichnung
der Salzgruben Akna, Ocna. Ocnitia (in Siebenbürgen) Okno
(früher in GaJizien gebräuchlich) etc., welche man in Beziehung
zu dem Bronce-Volke der Kelten und dem der Slaven bringt.
Letzterer Name scheint indessen auch im S. W. Europas verbreitet
zu sein, indem z. B. eine Saline in ^anien Villa rubia de Ocana
heisst. F. P.
Englands Bessomerindustrle. Wie wir in Nr. 42 der
»Deutschen Industrie- Zeitung 1 866** lesen, liefert Brown et Com-
pagnie in seiner Bessemerhütte Gussstahlstücke im Gewichte von
— 192 -
480 ZoUcentnern — Die jetzt schon exiatirenden Converten
GrroMbritanniens können bei regelmäsfligem Betriebe jährlich über
6 Mill. Centner, also fünfzehnmal mehr wie vor der Einführung
des Bessemems, prodnciren. Daraus und aus dem bedeutend gerin-
geren Preise des Bessemermetalles wird die immense Ziffer von 60
Millionen Gulden (! ?) gerechnet. H. H.
Eine merkwürdige nene Salzquelle wurde nach der
Mittheilung des Polytechnischen Journals Band CLXVIII, Heft
1. in Willsvüle, Grafschaft Colnmbiana, Ohio, erbohrt. Man
wollte mit einem schon 488 Fuss tiefen Bohrloche Petroleum
erschliesseui als momentan eine Gasmasse mit einer derartigen
Kraft herausströmte, dass das Bohrgestange sammt circa 200
Fuss Röhrentour wie ein Ladstock aus einer Flinte herausge-
schleudert wurde; zugleich stieg jedoch, gleichstark mit dem
Bohrloche, ein Strahl Salzwassers 150 Fuss hoch empor. Da diese
Erscheinung ohne eine wesentliche Störung durch ein halbes
Jahr anhielt, so wird jetzt das abgefangene Gas zur Verbrennung
unter die Sudpfannen geleitet, wo dieses Feuerungsmateriale
nicht nur zur Verdunstung des Wassers der Soole hinreicht, son-
dern noch derartig im Ueberschusse ist, dass die der Esse ent-
strömende Flamme meilenweit sichtbar ist. Der Gasdruck wird
mit 1 26 Pfund pr. Quadratzoll, die Salzwassermenge pr.- Minute
mit 6 Gallons (64 Kubikfnss) und das in einer Stunde erzeugte
Salz mit 1 Barral angegeben. H. H.
Ueber die Anwendnng des Bleies und Zinkes beim
Bessemern. * Es ist eine bekannte Thatsache, dass beim Pud-
deln immer ein Theil des Schwefels und Phosphors des Boheisens
in die Schlacke geht, während dieses beim Bessemern nach den
bisherigen Beobachtungen leider nicht der Fall ist. Percy er-
klärt diese Erscheinunf damit, dass die phosphor haltigen Eisen -
antheile in Folge ihrer grösseren Schmelzbarkeit beim Ball-
machen in die Schlacke gehen, während diess beim Bessemern
wegen der Raschheit des Processes nicht der Fall sein kann.
Herr W. Jakson in Sheffield, Adjunct der kgl. Bergschiüe in
London weiset zur Beseitigung des genannten ifebelstandes,
der eben in England besonders fühlbar ist, abermals auf die
Wirkung des Bleies im oxydirten und metallischen Zustande
beim Frischen im Frisohfeuer sowohl wie im Puddelofen, wie
dieses besondere durch die Versuche des Herrn Prof. Richter
ANKÜNDIGUNGEN.
Soeben erschien und ist in der
G. J. Manz'schen Buchhandlung in Wien,
Kob'm:<rkt Xr. 7, vorräthig:
A phprismen
über
d e 8 8 e r e ibetrleb.
von
E. F. Dörre.
Lieferung l. und 2. — Preis 1 fl. 60 kr. 5. W. (31)
Durch die
6. J. Manz'sche Buchhandlung in Wien,
Kohlmarkt 7,
gegenüber der Wallnerstrasse ist zu beziehen:
Lehrbuch der Aufbereitungekunde
in ihrer neuesten Entwickelnng und Ausbildung systematisch
dargestellt
von P. Ritt«r w. Rlttlnirer.
Mit einem Atlas von 34 Tafeln in Folio
Berlin, 1887. Preis 17 fl. 34 kr. ö. W.
Taschenbuch der Aufbereitungskunde
P. Ritter v. Rlttlnger.
Mit Holzschnitten.
Berlin, 1867. Preis 1 fl. 34 kr. ö. W.
4—4
in Turrach constatirt wurde, xur Anwendung beim Bessemern
hin. Ferner führte er in der bekannten Brown'schen Bessemer-
hütte Versuche über die Wirkung des Zinkes beim Bessemerpro-
cess ab. Er gab in eine 40 Centner schwere Charge 30 Pfund
Zink und fand, dass nach fünf Minuten die Zinkflamme ver-
schwunden und selbst durch das Spektroskop nicht mehr nach-
weisbar war. Der Gehalt an Schwefel im erzengten Besse-
mermetall ward mit 0*0267%, des Phosphors mit 0-1500 ge-
funden, während das ang'ewandte Roheisen 00361 Schwefel und
0'1720 Phosphor enthielt. Obzwar das angewandte Roheisen
geringerer Qualität war, so war bei dem fertigen Producte kein
Unterschied von den gewöhnlichen Oüssen. — Aehnliche Ver-
suche färhrte auch Hr. Jakson im Flammofen aus, wo zu 3 Centnem
Roheisen 1% Zinkzusatz gegeben wurde, wodurch der Schwefel-
und Phosphorgehalt um circa 20 Procente verringert wurde.
(Dinglers Polytechnisches Journal. Band CLXXXIV . Heft 2.)
H. H.
Administrati ve^.
Nr. 302. Conours-Kundmaohung.
Zu besetzen ist eine Maschinenwärters - Gehilfen - Stelle
(Grubensteiger U. ClassO bei der k. k Salinen-Berg- InapecHon in
Wieliczka mit dem Wochenlohne von Sieben Gulden, und einem
freien Natural- Quartier oder in Ermanglung dessen, einem 10%
Quartiergelde und dem jährlichen Salzbezug von 15 Pfund per
FamilienglieKl. Bewerber um diese Stelle haben ihre gehörig
documentirten Gesuche unter Nach Weisung des Alters, Standes,
Religionsbekenntnisses, des sittlichen und politischen Wohlver-
haltens, der bisherigen Dienstleistung^ der abgelegten vorge-
schriebenen Prflfung über die Befähigung zur selbstständigen
Maschinen Führung und unter Angabe ob und in welchem Grade
sie mit Beamten oder Aufsehern des hiesigen Directionsbezirkes
verwandt oder verschwägert sind, im Wege ihrer vorgesetzten
Behörden bei dieser Berg-Inspection bis 22. Juni 1867 einzu-
bringen. Auf gelernte Maschinenschlosser wird besondere Rück-
sicht genommen.
Von der k. k. Salinen-Berg-Inspection
Wieliczka, am 22. Mai 1S67.
Soeben erschien und ist in der
G. J. IManz'schen Buclihandlung in Wien,
, Kohlmarkt Nr» 7, vorräthig:
Veber die l¥alzeiifealtberlruiis
für die
Eisenfabrikation
von
Mit in den Text eingedrucktcB Holzschnitten und zehn lithograph.
Tafeln. - Preis 5 fl. 34 kr. ö. W. (29—30)
Als Buclihalter oder Gorrespondent
für ein Eisenwerk oder eine Maschinenfabrik empfiehlt sich ein
in Steiermark und Kärnten bei mehreren Gewerkschaften aus-
gebildeter junger Mann, welcher Kenntnisse in allen Handels-
wissonschaften, sowie im Forstfache ui^d Maschinenzeichnen be-
sitzt, und sich bezüglich seines Charakters auf angesehene Häu-
ser beziehen kann. Derselbe ist auch cautionefähig und der
^ wiudischen Sprache mächtig. —
Geneigte Offerte übernimmt A. Risy, Buchhalter der Eszter-
h&zy'schen Generalpachtung Lava pr. GrJLn-NÄna. (24 — 25)
KnpferersEe
und kupferhnltlge GekrAtze aller Art kauft nach Gebalt das
St. Johannes -Kupfer werk bei Böh misch- Wemersdorf.
Offerte beliebe man an den Besitzer Theodor Klein-
' Wächter in Liebau (Preussisch-Schlesien) gefälligst franco zu
, richten. . (26—28)
')ii'he Zt'irschrift erscheint wöchentlich einen Bogen stark mit den qj^thigen artistischen Beigaben. Der Fr&numerationspreis
i«t ihh']i<*h loeo Wien 8 fl. ö. W. oder r> Thlr. 10 Ngr. Mit fraaoo ptvarMBidung 8 fl. SO kr. 6. W. Die Jahresabonnenten
eriinlten . iti<)n nfficieUen Bericht flbt^r die Erfahrungen im becg- npid AtitenmäBntsehen Maaehinen-, Bau- und Aufbereitungswetan
Rammt A-las aU Gratisbeilage. Iu:«er»re finden gegen 8. kr. q^ W. oder IVj Ngr. die gespaltene Nonpareilleseile Ai^alime.
Zu^chritteti ieder Art können nur franco angeuommeu werden.
Drnck von Carl Fromme In Wien.
Far den Verlag veraniwortUeb : Carl Reger.
N= 25. Oesterreichische Zeitschrift ,|.^f -,
für
Berg- und Hüttenwesen.
Verantwortlicher Redacteur: Dr. Otto Freiherr von HingenaOy
k. k. Ministerialnith im Fln&nnaJxiisteriiim.
Verlag der O; J. Manz'schen Buchhandlung (Kohlmarkt 7) in Wien.
Inlialt: Ansserordentliche Vorträge >an der k. &. Bergacademie Leoben. — Die EiBenindastrie OberBteiermarks in den
Jahrei) 1863 bis 1865. — Ueber die Vorzüge des Schmiedeeisens gegenüber dem Gosseisen. -> Literatnr. — Notieen. — Admi-
nistratives. — Ankündigungen.
Ausserordentliche Vorträge an der k. k. Berg-
academie Leoben.
Versammlung am 19. Mai.
Der k. k. Ezpectant Herrmann begann mit einem
Vortrage über die Anwendung des Rechenschiebers.
Derselbe zeigt, wie die 3 ersten Scalen eines gewöhnlichen
Rechenschiebers durch das Auftragen der Mantissen -Brigg-
schen Logarithmen der natürlichen Zahlen nach einem
lOOtbeiligeu Massstabe mit beliebiger Lftnge Ab Einheit
entstehen und dass die so gefundenen Theilstriche mit den
entsprechenden natürlichen Zahlen bezeichnet werden. Fer-.
ner bemerkt derselbe, wie die 4 Scala sich von den früheren
nur dadurch unterscheide, dass hier die doppelte Länge als
Einheit benützt ist, wodurch man die zweiten Potenzen und
zweiten Wurzeln der Zahlen sogleich ablesen könne. Nach-
dem derselbe noch aufmerksam gemacht hatte, dass bei
Aufsuchung der gegebenen Zahlen und des Resultates die
Stellung des Decimalpunktes, so lange es sich nicht um
Wurzeln handle, gar nicht berücksichtigt zu werden braucht,
und dass dieselbe erst nachträglich ermittelt werden müsse,
geht der Vortragende auf die numerische Auswerthung der
später folgenden Formeln über, wobei er zu der BemerkungAn-
lass findet, dass jedeFormel, welche eine veränderlich gedachte
und mit x bezeichnete Grösse enthält, eine Tabelle reprä-
sentire, welche durch einmalige Einstellung der ver-
schiebbaren Scala abgelesen werden könne. Dieser Theil
des Vortrages wurde durch von ihm gezeichnete und zusam-
mengestellte Tabellen besonders unterstützt.
X a ax ab
1) y = « «; 2) y = -; 3) y = -; 4) y = — ; 5) y = — ;
6)y = x»;7)y = «2a:;8)y = «:c»;9)y = — ;10)y =
a
a^ ... (i^oc ^^^ ax^ ^^^ ab^ , ^^ ab
-;ll)y = _-;12)y = --;13)y = — ;14)y = ^;
15)y=^;16)y = :^j;17)y = 5;l8)y = ^,;19)y=
aC
:3?20)y =
ax'
a'
i21)y = ^
Hieraufsetzt Professor v. Miller seinen neulich abge-
brochenen Vortrag über die Methode der kleinsten
Quadrate fort. Das letzte Mal habe derselbe nur das Sym-
bol für die Relation zwischen den Fehlem und den zuge-
hörigen Wahrscheinlichkeiten gegeben ; dieses Symbol gebe
zwar eine ungefähr allgemeine Vorstellung über die Sache,
müsse aber, um jeden einzelnen Fall scharf zu präcisiren,
durch eine genaue Formel ersetzt werden. Die Entwicklang
dieser Formel — des berühmten Qauss' sehen Fundamental-
satze6 für die Methode der kleinsten Quadrate — nimmt den
Rest der diessmal noch zur Verfügung stehenden Zeit in
Anspruch.
Versammlung am 25. M'ai. Ezpectant Herrmann
und Professor v. Miller vollenden diessmal ihre am 19. Mai
theils begonnenen, theils fortgesetzten Vorträge. Da Ezpec-
tant Herrmann mit den früher gegebenen 22 Formeln alle
durch einmaliges Einstellen auswerthbaren keine Wurzeln ent-
haltenden Formen erschöpft zu haben glaubt, beschäftigt sich
derselbe diessmal mit den Wurzelformen. Als Einleitung
berührt derselbe den Unterschied zwischen den Wurzeln
gleicher Ziffercomplezionen, je nachdem die Stellung des
Decimalpunktes die höchste Classe ein- oder zweizifferig
(für Quadratwurzeln), ein-, zwei- oder dreizifferig (für dritte
Wurzeln) mache. Bezüglich der Quadratwurzeln, welche
bei der Einstellung 1^ auf 1^ ohne weiters abgelesen werden
können, führte er die allgemein giltige Kegel an, dass
die Wurzein von Ziffercomplezionen, deren erste Classe «in-
zifferig ist, auf der ersten Hälfte, jener mit zweizi£Feri^er
erster Classe auf der zweiten Hälfte der Scala D 2u suchen
seien.
Hierauf wurde abermals zur numerischen Auswerthung
der Formeln ges chritten :
y = \/ax ... 23)
29)y = « |/^ 30) y = 77^; 31) y = Zy^ (*^^ ®'"^*"
cherer Fall von 30.) 32) y = «l/ ^; 33) y = bV ^;
34) y = i^; 35)y = 1^; 36)y=|/ä; 37)y=K^^
;24)y = |/^|-;25)y=:|^~;
— 1^4
38) y == ]/a^; 39) y == K«; 40) y = Ä>^a:; 41) y == «nx;
42) y = \^x (als Einleitung).
Der Vortragende erwähnt ferner mehrere gut brauch-
bare Verhältnisse wie z. B.
108 Centim. =^ 41 ** Wiener Mass; ^ = ^^p^ ^"=113
56 Kilogramm = 100^. Wiener u. s. w.
Zum Schluss sucht der Vortragende den Grund, warum
der Rechenschieber trots seiner Vorzüge bei den Construc-
teuren, die denselben, besonders gut ausnützen könnten, so
wenig Anwendung gefunden hat, darin, dass die über diesen
Gegenstand erschienenen Schriften ihrer populären Behand-
lung wegen etwas zu umständlich und doch nicht erschöpfend
seien. Welchen Vortheil der Schieber gewähre, lernte der Vor-
tragende bei Berechnung einer Windtabelle neuerdings ken-
nen; die Windmenge war nach der Formel M ^= 5081 ä^ y^
zu finden, und man konnte 1305 verschiedene Mengen in
8 Stunden berechnen, wobei der grösste Fehler Y, % nicht
überstieg; eine Thatsache, die genügend für den Rechen-
schieber spreche.
Professor v. Miller vollendet seinen Vortrag über die
Methode der kleinsten Quadrate. Erzeigt vorerst,
warum dieselbe gerade diesen Namen bekommen habe;
zeigt sodann, dass man die Gewichte zweier Fehler, die
bereits auf dieselbe Einheit gebracht seien und sich auf
dieselbe Wahrnehmung beziehen, mit den Quadraten der-
selben ins verkehrte Verhältniss zu setzen habe; geht hierauf
auf die Definition und Entwicklung des wahrscheinlichen
Fehlers und seiner wahrscheinlichen Grenzen, endlich auf
jene des mittleren Fehlers über, und schliesst mit der Re-
lation, welche zwischen dem letzteren und dem Beobach-
tUDgsge Wichte, dann der Anzahl wiederholter Beobachtungen
stattfinde. Der Vortragende erklärt, dass vorderhand, da
demnächst die Hauptexcursionen angetreten werden sollen,
die ausserordentlichen Vorträge eine längere Unterbrechung
erleiden dürften, und er demnach ebenfalls sein Thema als be-
endet ansehen müsse. In der That seien auch mit dem Vor-
getragenen die Fundamentalsätze ü,ber die Methode der
kleinsten Quadrate gesch4oBsen; und so viel auch hierüber
noch zu sagen wäre, so nehme doch von hier ab die Theorie
einen mehr concreten Charakter an, und theile sich gleichsam
wie der Stamm eines Baumes gegen seine Krone in mehrere
Zweige. Das Vorgetragene wird indess ausreichend sein,
demjenigen, der an der Sache ein tieferes Interesse nehmen
und sie weiter verfolgen wollte, die ersten unentbehrlichen
Lehrsätze geläufig zu machen.
Die Eisenindustrie Obersteiennarks in den
Jahren 1863 bis 1865.
(Aus dem Berichte der Handels- und Gewerbe-Kammer zu Leoben.)
Allgemeines. Die vorherrschende naturwüchsige In-
dustrie Obersteiermarks ist die Eisen- und Stahlproduction,
hervorgerufen durch die ausgezeichneten Erze und die grosse
Masse des vorhandenen vegetabilischen Brennstoffes.
Eisensteinlager befinden sich in den verschiedensten
Gegenden des Landes, das Hauptvorkommen concentrirt
sich jedoch am sogenannten Erzberge zwischen Eisenerz und
Vordernberg.
Zur Roheisenerzeugung, zur Herd frischerei wird noch
immer vegetabilische Kohle verwendet , während die Eisen-
raffinade, das Gussstahlschmeisen und die Puddlingsstahl-
Erzeugung in grösseren Werken auf die Verwendung des
mineralischen BrennatofPos basirt ist. Die Verwendung der
mineralischen Kohle erfolgte erst in neuester Zeit vor kaum
25 Jahren. Bis dorthin kannten alle Fabrikationsaweige nur
die Holzkohle als Brennstoff und Wasser als Triebkmft.
Holzkohle und Wasserkraft verbreiteten die Eisen- und
Stahlfabrikation über das ganze Land, hinderten das Ent-
stehen grösserer Werke und, die Concentration auf einzelnen
Punkten. *
Die Radwerke (Hohöfen) mussten in unmittelbarer
Nähe der Erzlager erbaut werden, weil der Transport der
Erze kostspieliger gewesen wäre, als jener des Brennstoffes.
Der Brennstoff-Aufwand war in den älteren Zeiten ein
viel bedeutenderer als heut zu Tage bei allen Fabrikations-
zweigen, insbesondere bei dem Betriebe der Radwerke, so
dass vor drei Jahrhunderten , trotz der viel geringeren Er-
zeugung, über Holzmangel, Wald-Devastation etc. mehr ge-
klagt wurde als heut zu Tage, und diese Klagen die sonder-
barsten Verfügungen im Gefolge hatten.
Die Radwerke benöthigten zu ihrer Kohlenbedeckung
einen bedeutenden Umkreis, der sich mit dem Verschwinden
der Wälder immer mehr ausbreitete. Raffinirwerke konnten
in der Nähe der Rad werke kaum entstehen, und als sich der
Kohlbezug der Radwerke immer weiter ausdehnte, gingen
viele in diesem Kreise gelegene im Kampfe um den Holzbe-
zug unterliegend ein, oder gelangten käuflich in die Hände
der Radwerksbesitzer und wurden aufgelassen.
In den entfernter gelegenen Thälern mit hinlänglicher
Wasserkraft, allwo das Holz gar keinen, oder nur einen sehr
geringen Werth besass , entstanden nach und nach die ein-
zelnen Hämmer und Sensenwerke , so dass wir sie heut zu
Tage im ganzen Lande verbreitet finden.
Mächtig trug zur Urbarmachung des Landes die Eisen-
Industrie bei, und es würden ohne dieselbe heute noch viele
Quadratmeilen Wälder, gleichwie in der Bukowina, ebne alle
nennenswerthe Verwendung verfaulen.
Wechselvoll waren die Geschicke der steierischen Eisen-
Industrie. Oft — sehr oft lag sie ganz darnieder. Durch die
häufigen Klagen wurde die Regierung zur Einmischung ge-
drängt, und diese ging, die kurze Regierungs-Periode Kaiser
Josefs ausgenommen, in eine förmliche Bevormundung —
in eine totale Hemmung jeder freien Bewegung über. Offen
gestehen muss man, dass die Industriellen an diese Bevor-
mundung so gewöhnt wurden, dass sie ohne dieselbe keine
I Existenz für möglich hielten. *)
Einen Umschwung brachte die Einführung der Eisen
bahnen, die hiedurch hervorgerufene bedeutend grössere
Eisen-Consumtion, und die gleichzeitig zum vollen Durch-
bruche gekommene Verwendung der Mineralkohle hervor.
Allein, so wie durch Jahrhunderte hiudurch unsere Re-
gierung kein Verständniss nationalökonomischer Fragen
hatte, so war es auch in neuester Zeit in Bezug auf die Eisen-
Industrie.
Keine Consequenz, ununterbrochene Experimente be-
herrschten die ganze Periode. Heute von dem Grundsatze
ausgehend, allen Eisenbedarf im Inlaode zu decken, ermun-
*) Man muss auch diese langjährige Periode einer fast ganz
gehemmten und behinderten Selbstthätigkeit in Rechnung bringen,
wenn man die heutigen Krisen dieser Industrie richtig beurtheUen
wiU! O. H.
— 195
terte mftn durch alle mögliohen Mittel zur ErrichtuDg von
Werken; morgen den Eisenbezug aus den inländischen
Werken als ein HindernisB des schnellen Banes eines Eisen-
bahnnetses betrachtend, traf man Einleitungen das Land mit
fremdem Eisen an überschwemmen. Heute huldigte man dem
Gmndsatsey dasB die Bahnen in den Händen des Staates
sein müssen, und verfOgte deren Bau auf Staatskosten,
morgen verkaufte man diese Bahnen unter drückenden Be-
dingungen und suchte fremdes Capital aum Bau weiterer
Bahnen unter Gewährung einer Staats - Garantie heranzu-
ziehen. ^
Kaum war der Bau derlei Bahnen begonnen, schritt
man zu einer sehr hohen Besteuerung derselben, und zu einer
Nörgelei bei Ansmittlung der zugesicherten Staats- Garantie,
dass sich das fremde Capital zurtickzogund durch Jahre kein
irgend nennenswerther Eisenbahnbau stattfand. Kurz, eine
Systemlosigkeit, ein Springen von einem Extrem zum andern
kennzeichnet unsere neueste Period«*.
Blühend und im Aufschwung begriffen durch eine Reihe
von Jahren, tbeilt die Eisen-Industrie heute das Los aller
volkswirthschaftlichen Zustände , sie ist nicht nur im Rück-
schritte begriffen, sie liegt darnieder.
Die Eisen-Consumtion bat in Oesterreich um mehr als
ein volles Fünftel abgenommen. Die Werke mnssten mit der
Erzeugungs- Quantität in gleichem Masse weichen. Da aber
jedes Werk Beschäftigung haben wollte, wurde dieselbe dnrch
das Weichen mit dem Preise zu erlangen gesucht. Um niedere
Preise zu ermöglichen, wurden die Arbeitslöhne, Frachtsätze,
die Preise der verschiedenen Materialien herabgesetzt, was
auf alle mit der Eisen - Industrie in Verbindung stehenden
Factoren der Volkswirthscbaft von grossem Einflüsse war.
Wir wollen nur zwei Factoren hervorheben, nämlich
Frachtlöhne und Kohlpreise.
Ein Ctr. gewöhnliches Stabeisen erfordert im grossen
Durchschnitte 1 30 Pfd. Roheisen und mindestens 3 Ctr. Stein-
kohle. Ein Ctr. Roheisen zwischen 2 ^^ ^°^ ^ ^^* unge-
röstete Erze und 82—85 Pfd. Holzkohle ohne Röstuogs-
brennstoff, so dass zur Erzeugung eines Ctr. Stabeisens, ein-
schliesslich der Hilfsmaterialien, wie Quarz, Thon etc. nahezu
10 Ctr. auf kürzeren oder längeren Strecken verfrachtet
werden müssen.
Sinkt nun die Erzeugung, beispielweise in Obersteier,
um 200.000 Ctr., so ergibt diess eine Fraehtverminderung
von 2 Millionen Ctrn. bloss bei der Erzeugung. Eine so be-
deutende Verminderung muss, da sich alle Preise nach An-
gebot und Nachfrage richten, die Frachtsätze sehr bedeutend
herabdrücken und Menschen und Thiere ausser Beschäfti-
gung setzen. Ebenso ist es mit den Holzkohlenpreisen. Diese
sind im grossen Durchschnitte um 40 — 60 Procent gefallen,
und haben heute einen solchen Preis bei weiterer Zufuhr,
dass höchstens Arbeitslohn und Frachtkosten bezahlt werden,
für den Stockzins aber nichts entfällt.
Jedem Werke ohne Ausnahme, welches Kohlen ans
eigenen oder gepachteten Waldungen bezieht , kommt das
selbst erzeugte Kohl höher als das von den Bauern bezogene.
Der Bauer ist aber zur HolzsohUgerung und Verkohlung um
jeden Preis genöthiget, weil er sonst durch einen längeren
Zeitraum im Jahre keine Beschäftigung für sein Dienstper-
sonale hat, und weil ihm der Erlös zur Bestreitung der baren
Auslagen, Steuern, Liedlohn etc. eine absolute Nothwendig-
keit ist.
Berücksichtiget man, dass auf den Ctr. Stabeisen ohne
Brennstoffgewinnung noch ein Arbeitslohn von 2 fl. bis 2 fl.
50kr. von der Erzgewinnung bis zum fertigen Stabeisen liegt,
dass alle diese Kosten für Frachten, Materialien^ Arbeite-
löhne und Brennstoff in die verschiedenen Kanäle der Land-
wirthschaft und Gewerbsthätigkeit fliessen, so muss man zur
Ueberzeugung gelangen, dass eine Wechselwirkungzwischen
Industrie, Landwirthschaft und Gewerbsthätigkeit bestehe.
Diese Znsammengehörigkeit und Wechselwirkung der In-
dustrie, der Landwirthschaft und Gewerbsthätigkeit haben
wir zu jeder Zeit hervorgehoben und werden sie so lange
hervorheben, bis diese Ansicht vollkommen in das Volksbe-
wusstsein übergegangen sein wird, weil wir überzeugt sind,
dass nur diese Einsicht ein kräftiges Zusammenwirken aller
Factoren der Volkswirthscbaft herbeiführen kann.
Wir haben die G^nugthuung, dass einsichtsvolle Land-
wirthe,wie uns unsere Landtags Verhandlungen zeigten, diese
Ansicht theilen ; allein gegentheilige Bestrebungen machen
sich noch immer geltend, und der Ruf, dass wohlfeiles Eisen
die einzige Grundbedingung des National -Wohlstandes sei,
ertönt auch häute noch, wo doch Landwirthschaft, Gewerbe
und Industrie trotz des gleich massigen Sinkens der Eisen-
preise am gemeinschaftlichen Hungertuche nagen.
Die Preise aller landwirthschaftlichen Producte ohne
Ausnahme: Körner, Fleisch, Wein etc. standen seit Jahr und
Tag niederer als seit einem Viertel Jahrhundert, so niedrig,
dass bei einem längeren gleichen Stand die bereits erschüt-
terte Consumtions- und Steuerfähigkeit noch weiter sinken
würde, und doch können diese niederen Preise, so sehr sie
gewünscht werden, alleinig der Industrie nicht aufhelfen, so
wenig als der Landwirthschaft wohlifeiles Eisen.
Roheisen. Auf die einzelnen Zweige der Eisen- und
Stahl-Production übergebend, müssen wir betonen, dass durch
das Zurückweichen der Eisen- Consumtion und durch die
hiedurch eingetretene Stockung am empfindlichsten die Roh-
eisen-Production getroffen wurde, jene Production, die
während des guten Geschäftsganges die glänzendsten Re-
sultate und Erträgnisse aufzuweisen hatte.
Die ganze obersteierische Roheisenproduction ist noch
immer auf die Verwendung der Holzkohle beschränkt, und
hierin liegt die Ursache, dass sie bei einem plötzlichen an-
haltenden Steigen des Bedarfes den Anforderungen momen-
tan kaum genügen, und ebenso bei einem Sinken des Be-
darfes die Production nicht sogleich beschränken kann.
Das Holz wird im Sommer geschlägert, kann vor dem
Eintritte der feuchten Herbstwitterang oder dem Winter nicht
zu den Kohl^nstätten gebracht werden, und selbst die Ver-
kohlung nimmt längere Zeit in Anspruch. Es vergeht also
von der Schlägerung des Holzes bis zur Möglichkeit der
Kohlverwendung im grossen Durchschnitte genommen ein
volles Jahr.
Ist das Holz einmal geschlägert, muss es auch, da es
in freien Schlägen liegend und im Safte geschlägert leicht
dem Verderben ausgesetzt ist, verkohlt, und ebenso das
Kohl wegen der Unmöglichkeit der Aufbewahrung desselben
in grossen Quantitäten verwendet werden.
Die Roheisen-Erzeugung kann desshalb bei einem Sin-
ken des Bedarfes nicht sogleich in gleichem Massstabe re-
ducirt werden. Ein Anhäufen derVorräthe bei dem Weichen
der Preise ist die natürliche Folge.
Von vier Gulden bis vier Gulden vierzig Kreuzer ist
der Centner auf zwei Gulden dreissig bis zwei Gulden acht-
zig Kreuzer gefallen , ein Preis bei welchem Jeder, der die
— 196 -
Geatehungakoflten berechnen kann, zageben wird, dass die
Iftndesflbliche Verainsung des Anlage- und Betriebs -Capit als
nicht mehr eraielt wird.
Um der steierm. EiBen-Indastrie grändlich anfzubelfen,
ist die ErseugQDg eines billigen aber gut verwendbaren
Coaks-Roheisens nothwendig. Das Bedürfoiss wurde immer
gefühltf und gegen die Robeisen-Producenten die Beschuldi-
gang erhoben , dass sie diese Erzeugung mit Voitsberger
Braunkohle nicht einleiten. Vergebens war unsere Einsprache,
dass abgesehen von den tecbnischerseits entgegenstehenden
und schwer zu überwindenden Hindernissen durch die. Ver-
wendung steiennftrkischer mineralischer, insbesondere der
Voitsberger Kohle dieses Ziel nicht zu erreichen sei, weil es
sich nicht um Darstellung eines Coakb-Roheisens um
jeden Preis, sondern um Darstellung eines billigen Roh-
eisens handelt, welches durch die steieritrchen Kohlen nicht
erzielt werden kann.
Herr Ministerialrath Ritter von Tun n er lenkte in
öffentlicher Verhandlung die Aufmerksamkeit auf die -Kohlen-
lager von Fünfkirchen. Diese Kohle soll verwendbare Coaks
geben. Aber wir wissen noch immer nicht, ob die zur Coaks-
Erzeugung all dort verwendbare Kohle eine solche Ausdeh-
nung und Mftchtigkeit habe , und zu einem solchen Preise
nachhaltig gewonnen werden könne, dass man hierauf eine
Roheisen-Erzeugung imOrossen basiren könnte. Zudem fehlen
noch die nöthigen Bahnverbindungen zwischen dem Kohlen-
lager und der Südbahn, zwischen Brück und Vordernberg,
und die absolut nothwendige Einführung des Pfennig-Tarifes
auf allen Bahnen , um den Tran8port auf dieser annähernd
52 Meilen betragenden Strecke zu günstigen Preisen zu er-
möglichen.
Es lässt sich somit über die Durchführbarkeit noch kein
massgebendes Urtheil fällen, und so lange die absolut noth-
wend igen Bahnverbindungen nicht in Angriff genommen sind,
wird sich auch schwerlich Jemand berufen fahlen, auf die
nothwendigen Erhebungen und Versuche Kosten zu ver-
wenden.
Stabeisen and Bleche. Der Consum an Stabeisen
and Blechen hat desshalb abgenommen, weil durch die drücken-
den Qeldverhftltnisse die Baulust abgenommen^ und, insbe-
sondere die Maschinen-Fabrikation wenig Beschäftigung fand.
Beide Artikel sind ausschliessend an den inländischen Con-
sum angewiesen und es bildet Wien den Hauptabsatzplatz
für das steiermärkische Fabrikat. Wien ist aber der Knoten-
punkt des Österreichischen Eisenbahnnetzes, wodurch die
Zufuhr von mährischem und ungarischem selbst ausländischem
Eisen möglich wurde. Diese Consequenz drückte das steier-
märkische Fabrikat im Preise um so mehr, als für viele Ver-
wendungsarten nicht die Qualität, sondern der Preis mass-
frebend ist, und weil auch Kärnten mit dem Absätze der
dortigen anerkannt qualitätmässigen Fabrikate durch den
Verlust des italienischen Marktes nach Wien gewiesen wurde.
Der Consum an qualitätmässigem aber auch theuerem
Eisen ist entschieden im Abnehmen , weil bei aller Fabrika-
tion der Preis massgebend ist.
Dieser Umstand zwingt die Consumenten zur Verar-
beitung von Eisen minderer Qualität zu Zwecken, wozu man
früher nur Eisen bester Sorte verwenden zu können glaubte.
Einen Absatz von Qnalitäteisen nach dem Auslande zu er-
zielen, halten wir vorläufig für unmöglich, weil auch das
Ausland im Stande ist, qualitätmässiges Eisen, wenn auch
an etwas höheren Preisen wie das gewöhnliche zu erzeugen,
and die hohen Frachtkosten auch unser gutes Eisen sa selur
vertheuem.
Stahl. Die Stahlerzeugung von Obersteier erstreckt
sich auf alle bekannten Sorten: Gussstahl, Cementstakl,
Schmelzstahl und Puddlingsstahl.
Die Qualität und die Preise sind derart entsprechend^
dass di» Einfuhr aus dem Auslande als unbedeutend bezeich-
net werden kann.
Erstere drei Sorten sind exportfähig, und es fand in
früheren Jahren Schmelzstahl nach Italien, dem Oriente und
nach Deutschland bedeutenden Absatz.
Durch den Verlust der Lombardei und neuestens von
Venetien, und durch die dem Handel ungünstigen Verhält-
nisse mit Fremd- Italien hat sich dieser Absatz vermindert,
und ebenso beeinträchtigte die Zeichennachahmung die Aus-
fuhr nach Deutschland.
Zwei Hindernisse stehen der Erzielung eines erhöhten
Exportes entgegen : Mangel eines Grosehandels und Mangel
einer directen Eisenbahnverbindung zwischen Steiermark
und Süd-Deutschland.
Der österreichische Eisenhandel erstreckt sich nirgends
weit über den Local-Verschleiss. Exporteure, die mit den
Flatzverhältnissen des Auslandes, mit den Anforderungen
der Abnehmer, gleichwie mit den Erzeugnngs-^ethoden, Be-
schaffenheit des Fabrikates, der Leistungsfähigkeit der ein-
zelnen Werke in Quantität und Qualität vertraut sind, und
so geeignet wären, die Mittelsperson besonders zwischen den
kleineren Producenten und den ausländischen Consumenten
herzustellen, gibt es in Oesterreich nicht.
Die Werke müssen sich ihren Absatz im Auslande selbst
suchen, Hiezu gehören tüchtige Agenten, die mit den be-
zeichneten Kenntnissen ausgerüstet die einzelnen Consumen-
ten aufsuchen.
Abgesehen von der Schwierigkeit derlei geeignete Per-
sönlichkeiten zu finden, kommen, die hieraus resultirenden
Auslagen für kleinere Werke viel zu hoch. Die Absendung
von Stahl an ausländische Kaufleute, deren reelle Geschäfts-
gebarung nicht notorisch bekannt ist, hat viel geschadet.
Man verschmähte nicht in ausländischen Werken die Formen
des Stahles, die Marke und Emballage nachahmen zu lassen^
um einen Verkauf für steierisches Fabrikat zu ermöglichen.
Dadurch verlieren die stei ermärkischen Stahlsorten ihren
guten Ruf, man gewöhnte sich das eigene Fabrikat zu ver-
wenden und so verkümmerte insbesondere der Absatz des
früher eine so grosse Rolle spieiendeu steiermärkischen
Scharsachstahies in Deutschland immer mehr und mehr.
Im verflossenen Jahre ist es einem Eisen-Industriellen
gelungen , steierischem Cement- und Gussstahl in Preussen
Eingang zu verschaffen. Leider sind die politischen Constel-
lationen nicht geeignet, dieses mit bedeutenden Opfern ver-
bundene Unternehmen zu fördern.
Ist die Erzielung eines Stahlabsatzes nach Preussen
möglich, müsste diess in erhöhtem Masse nach Süd-Deutsch-
land sein, wenn eine einzige directe Bahnverbindung durch
Obersteier hergestellt wäre. Aber der Umweg über Wien
und die hohen Land- und Bahnfrachten bilden ein noch
schwer zu bewältigendes Hindemiss.
Bessemer-Metall. Trotz der Ungunst der Zeiten
wurden steiermärkische Werke in dem letztverflossenen Zeit-
räume durch Aufstellung neuer Maschinen , durch Verbes-
serungen an den Oefen, durch Errichtung und Erweiterung
von Hilfswerkstätten vervoilkommt, und es zeigt sich in tech-
- 197 —
DIB eher Uiu sieht ein Fortochritt, der unter günstigeren Ver-
h<niBsen eine noch grössere Ausdehnung erlangt haben
wärde.
. Aber selbst swei f&r Steiermark neue Fabrtkations»
zweige wurden eingeführt:
Die Erzeugung von Bessemerstahl und die Fabrikation
von verzinntem Blech.
Die Fürstlich Schwarzenberg'schen Werke in Turrach
waren die ersten in Oesterreich, die das Bessern er Ver-
fahren versuchten, die ärari sehen Werke in Neuberg folgten.
So viel uns bekannt ist, hatten die Fürstlich Schwarzen-
berg* sehen Werke durch Benützung der Wasserkraft zum
Betriebe des Geblftses mit grossen Hindernissen zu kämpfen^
und überdiess lastet gerade auf diesen Werken eine sehr
grosse Landfracht, indem die nftchste Bahn 15 Meilen ent-
fernt ist. Hieduruh ist das Zurückbleiben in der Production
gegenüber d^m günstiger gelegenen Neuberg zu erkiftren.
Bessemerstahl findet für Bleche, für Eisenbahnschienen und
in Maschinen-Fabriken eine bedeutende Verwendung, wird
jedoch bei Werkzeugen und feineren Maschinentheilen den
Grussstahl kaum verdrängen.
Ob Bessemerstahl der so arg darnieder liegenden Ma-
schinen-Fabrikation wieder aufhelfen wird, und ob steier-
märkischer Bessemerstahl einen Export- Artikel wird bilden
könjien, getrauen wir uns vorläufig noch uicht zu beantworten ;
bei der inländischen Maschinen - Fabrikatiou wird er wohl
dauernde Verwendung finden.
Mit grosser Sachkenntniss und Umsicht wurde das Sen-
senwerk Passhammer in eine Fabrik zur Erzeugung von
verzinnten Blechen umgestaltet und in schwunghaften Be-
trieb gesetzt.
Die Thätigkeit und Umsicht der «Gründer dieses Unter-
nehmens und die bisherige Erzeugung berechtigen zur Hoff-
nung, dass dieser Fabrikationszweig in Steiermark eine
grossere Ausdehnung nehmen wird.
Heber die Vorzüge des Schmiedeeisens gegen-
über dem Gnsseisen.
Unter den Materialien, welche bei der. Ausführung tra-
gender Bauten in Anwendung kommen, nimmt in neuester
Zeit unstreitig das Eisen, und speciell das gewalzte, den
wichtigsten Rang ein. Die meisten Eisenbahnbrücken von
grösseren oder geringeren Dimensionen sind von diesem
Material hergestellt: so die Stephen so n'schen BöhrenbrÜcken
in England, die Rheinbrücken bei Kehl, Mainz, Koblenz und
Köln, die Weichselbrücke bei Dirschau, denen sich in un-
serem Vaterlande die Brücken bei Tornöcz, Gran, Szobb
und Szegedin anschliessen. Das Gusseisen wurde hiebe! aus-
geschlossen und nur die Auflagerstühle auf den Pfeilern sind
von diesem Materiale. hergestellt.
Diese Hintansetzung des Gusseisens gegenüber dem
Schmiedeeisen von Seite theoretisch und praktisch gebildeter
Ingenieure findet ihre natürliche Erklärung in den Vorzügen,
die dieses letztere besitzt, während ersteres bei der Anwen-
dung fiür den genannten Zweck mit manchen Nachtheilen
behaftet ist, die dessen Zurücksetzung wohl rechtfertigen.
Das Gusseisen rechtfertigt sich sehr gut als Bestandtheil
solcher Constructionen , die dem Einflüsse einer ruhigen
Belastung ausgesetzt sind ; die Stärke der einzelnen Tbeile
lässt sich für diesen Fall genau ermitteln. Sobald «her das
Gnsseisen eine bewegte Last zu tragen hat, wo es daher
Stössen ausgesetzt wird, entziehen sich dessen Dimensionen
jeder Berechnung, indem hier die Elasticität in's Spiel kommt»
die das Gusseiseu nur in sehr geringem Masse besitzt. In
solchen Fällen muss von der Anwendung dieses Materials
abgesehen werden, da es sonst wegen seiner Sprödigkelt in
Gefahr geräth, Sprünge zu bekommen — eine Gefahr, die
sich nicht durch äussere Kennzeichen, etwa durch Biegung,
ankündigt, sondern plötzlich eintritt. Eine Ausnahme hievon
bilden die vortrefflichen Scfaalengussräder, die das Ganz*sche
Etablissement liefert und die, ohne Schaden zu erleiden, bei
ihrem Gebrauche Siössen ausgesetzt sind; allein dieselben
bestehen nicht aus gewöhnlichem Gusseisen, sondern aus
einer Mischung, deren Zusnmmensetzung ein Geheimniss des
Erfinders ist, und ausserdem ruhen die Waggons auf diesen
Rädern mittelst Federn, welche sehr viel zur Verminderung
der StÖsse beitragen. Während man daher das gewöhnliche
Gusseisen mit grossem Vortheile in der Architektur und bei
Maschinen anwendet, indem man Säulen, Consols, Dampf-
cjiinder, Röhrenleitungen etc. daraus verfertigt, ist es rath-
sam, beim Bau von Brücken, Glocken- und Dachstöhlen
dasselbe auszuschliessen, weil diese Constructionen sehr
viele Stösse zu erfahren haben. Wie schädlich diese letzteren
für das Gusseisen sind, beweist ein in England ausgeführter
Probeversuch mit gusseisernen Eisenbahnschienen, mit denen
man den Oberbau einer kurzen Bahnstrecke versah; nach-
dem einige Bahnzüge darüber gefahren, waren die meisten
Schienen gesprungen.
Das Schmiedeeisen hingegen besitzt jene Vorzüge, die
es zur Ausführung solcher Bauten geeignet machen, bei
denen das Gusseisen vermieden wird. Es ist in hohem Grade
elastisch und dehnbar. In allen Fällen, es mag ruhige Lasten
tragen oder dem Einflüsse von Stössen ausgesetzt sein,
lassen sich dessen Abmessungen mit grosser Genauigkeit
ermitteln, indem man die in Folge seiner Elasticität mögliche
Verkürzung oder Verlängerung innerhalb der zulässigen
Grenzen berücksichtigt. Die Theorie zeigt^auf sehr sinnreiche
Art, in welchen Theiien einer Construction Zug- oder Druck-
kräfte thätig sind und welche Stärke dieselben haben. Sie
lehrt zugleich die Grösse der Querabmessungen dieser Theile
derart bestimmen, dass keiner derselben in stärkerer Weise
beansprucht wird, sondern dass alle die gleiche Inanspruch-
nahme erfahren. Es ist diess ein wesentliches Erforderniss
einer richtigen Construction.
Das Cramer-KIett*sche Etablissement in Nürnberg,
das unter der Leitung' seines technischen Directors Herrn
Werder bis jetzt gegen 20 Brücken nach Pauli'schem
System, zusammen mit tOO Oeffnungen und 2466 Meter
Totalweite (1300 Wiener Klafter), couötruirte, deren Total-
gewicht an Eisen 76.500 Ctr. ausmacht, beobachtet beim Bau
von Brücken ein Verfahren, das sehr vorfheilhafc ist, und
welches allseitige Nachahmung verdiente. Es wird nämüch
jedes Stück Schmiedeeisen, das zu einer Pauli'schen Brücke
verwendet wird, mit demjenigen Gewichte belastet, welches
es in der Construction tragen soll, und die hierbei stattfin-
dende Ausdehnung mittelst eines Fühlhebelapparates ge-
messen. Ist dieselbe zu gross, so wird das betreffende Stück
verworfen, weil es zu weich befunden wurde; es wird aber
auch verworfen, wenn es die berechnete Ausdehnung nicht
erreicht, denn in diesem Falle be/>itzt es eine zu spröde
Textur. Für die dauernde Erhaltung der bei der Prüfung
als gut befundenen Stäbe wird sodann auf die nachstehende
Weise Sorge getragen. Dieselben werden vor der Verwen-
— t98
dnog ftuf das Sorgfältigste von Kost befreit, dann in Leinöl
gesotten. Durch das Sieden verschwindet alle Feuchtigkeit,
die noch am Stabe haftet, und nach demselben erscheint^ er
mit einer dünnen Fettschicht überzogen, worauf dann der
spätere Anstrich folgt, der ihn vollständig gegen Rost schützt.
Der kön. baierische Oberbaurath v. Pauli, der Erfinder
eines nach ihm benannten Brückensysteme, das bis jetzt
für das Vorzüglichste gilt, empfahl diesen Vorgang dem ge-
nannten Etablissement und begründet dieses System mit
Folgendem: Die Widerstandsfähigkeit irgend eines Con-
structionstheiles wird imnier durch seine schwächste Stolle
bestimmt. Schneidet man beispielsweise ein Seil zur Hälftt*
durch, so wird seine Tragkraft auf die Hälfte reducirt; man
mag die anderen Stellen noch so beliebig verstärken, so
lässt sich dieser Verlust an Widerstandsfähigkeit nicht er-
setzen. Nun gibt es aber in einem Quantum gelieferter Eisen-
Stäbe solche mit schwachen, schadhaften Stellen, die in
ähnlicher Weise die Tragfähigkeit des betreffenden Stabes
vermindern, als wenn' derselbe theilweise durchschnitten
wäre. Herr v. Pauli scheidet nun alle schlechten Stäbe nach
dem obigen Verfahren aus. Diese eben beschriebene Sor^rfait
macht es dem Cramer-Klett'schen Etablissement möglich,
Brücken zu construiren, die den Anforderungen der Theorie
und Praxis vollutändig entsprechen und für deren Solidität
es die sichersten Garantien bieten kann. Dieses Verfuhren
empfiehlt sich nicht nur bei grösseren Bahnbrücken, sondern
auch bei kleineren Constructionen, als da sind: Glocken-
und Dachstühle und Kuppeln. Schliesslich sei noch erwähnt,
dass der Stahl das einzige Material ist, welches das Schmiede-
eisen an Güte übertrifft; der Kostenpreis desselben ist aber
so gross, dass es ihm noch nicht gelungen ist, das letztere
zu verdrängen. r. LI.
Literatur.
Berg- und httttenmATintoohes Jahrbnoh der k. k. Berg-
a<ädemlen In Leoben, Pflbram nnd Sohemnitz, XVI. Band.
Eedactenr Joh. Grimm, k. k. Oberhergrath, Director der k. k.
Bergacademie PHbram. Mit 69 Holzschnitten nnd 4 lithogra-
phirten Tafeln. Wien. In Commission bei Tendier & Comp.
(Carl Fromme) 1867.
Der Inhalt dieses Jahrganges, des in seiner Einrichtung
hinreichend and rühmlich bekannten Jahrbuches serfXllt wie im-
mer in zwei Hanpttheile: Abhandlungen und die Bergaca-
demie betreffende. Natürlich ist der erste HaupttheU der
jenige, welcher in das Bereich literarischer Besprechung fällt
'Eröffnet wird derselbe durch eine Abhandlung desk.k. Haupt-
manns im Geniestabe Hm. Eduard Rziha: nUeber die Theorie
der bergmännischen Sprengarb eit.» Der erste Abschnitt
handelt in eingehender Weise vom Pulver und seiner Kraft,
wobei S. 26 ff. interessante Vergleichungen mit der Schiessbanm-
wolle eingeflochten sind. Der Abschnitt nAUgemeine Begriffe aus
dem Gebiete der Minirkunst« entfernt sich scheinbar von dem
streng bergmännischen Standpunkte und liegt in dem Special-
berufe des Verfassers. Dennoch halten wir diese «lAbsohweifangtf
für keine leicht zu überschlagende, denn eben in den Erfaüb-
rungen der Minirknnst liegen die Bedingungen der „Massen-
sprengungen», in denen auch im Bergbau, unter gewissen lo-
calen Verhältnissen eine kostenverringemde Zukunft Hegen dürfte.
Sowie der Bruder des Verfassers, Civil-Ingenieur Rziha durch
seine Theorie des Tunnelbaues dem Bergbaue wichtige Berei-
cherung seiner wissenschaftlichen Grundlagen zugewendet hat,
so wird durch des Verfassers Erörterungen über die Minirknnst
ebenfalls der zwischen beiden inneliegenden bergmännischenSpreng-
arbeit neue Anregung zu Fortschritten entstehen. Nur dürfen sich
unsere H. H. Praktäer vor den « Formeln « nicht scheuen, mit
denen der gelehrte Fach- Vetter von der Kriegsbranche seine Ab-
handlung ausgestattet hat. Der folgende Abschnitt beschäftigt sich
-unmittelbar mit der Bohr- und Sprengarbeit und mit der Zün-
dung, welche letztere vorzugsweise eingehend behandelt wird.
Es wird insbesondere die Zündung mittelst Elektricität sehr
vortheilhaft 'geschildert, die lehrreichen Bemerkungen über die
Lzdnng, Patronen, Ladnngsberechnung kurz nur erwähnend
messen wir noch aufmerksam machen auf das Gewicht, welches
der Verfasser der Zusammen Wirkung gleichzeitig ge-
zündeter Schüsse beilegt, und auf seine Bemerkungen über
die Einflüsse des Hohlraumes. Zum Schluas faast der Verfasser
das Gesagte in 16 kurs teztirte theoretische Sprengregeln
vnsammen. Wir laddn uuKere Fachgenossen dringend ein, dieser
Abhandlung sorgfältiges Studium zuzuwenden, und uns ihre zu-
stimmenden oder abweichenden An»tübten und Erfahrungen mitzn-
theilen. Denn von der Feststellung; der besten und wirksamsten
Sprengarbeit hängt ein grosser Theü des Erfolges des Bergbaues
ab, dessen Kosten sich durch wohlfeile Gesteinsgewinnung sehr er-
leichtem lassen würden. Die zwei-te Abhandlung ist vom
Redacteur selbst nnd behandelt „das Verhalten des Goldes gegen
die Tiefe. Der wesentliche Inhalt ist den Lesern dieser Zeit-
schrift- ohnehin aus den Blättern derselben bekannt, wo Hanns
Höfer neulich dieses Thema angeschlagen hat, welches vom
Herrn Oberhergrath Grimm ebendaselbst — beleuchtet nnd nun
noch von PoSepny weitergesponnen wurde. — Diesem folgt
eine ausführliche Abhandinng : „Ueher die Anwendung der
variablen Expansion bei Schachtförderungs-Dampf-
maschinen mit und ohne Wasserhebung etc *^ vom k. k.
Kunst- und Bauwesens-Adjuncten Jos. Hrabdk in Pfibram. Das
hl Nr. 1 1 dieser Zeitschrift über eine analoge Arbeit desselben Ver-
fassers Gesagte gilt auch von dieser Abhandlung. Sie zeigt von vol-
ler Vertrautheit mit der Theorie der Dampfmaschine und enthält
eine praktisch gehaltene Anleitung zur schnellen Berechnung dieser
Maschine. Die nächsten Artikel : Aufsätze aus der Notiz en-
sammlung des Herrn Carl v. Mayerhofer, mitgetheilt
von Franz Rüffel in Witkowitz. bringen Erfahrungen aus dem
praktischen Hochofenbetriebe, und zwar insbesondere: a) Ueber
die Durchbrfiche der Hohöfen zu Witkowitz und Marientiial vom
Jahre 1842 — 1844. b) Ueber die Eisen carburete, welche sich bei
der priv. Stahlerzeugungsmethode dbs Baron v. Herrzeele bilden.
c) Tabelle Über die scheinbare Geschwindigkeit und Menge des
Windes sammt dem dazu nöthigen Kraftaufwand etc. d) Die
Verhältnisse des Schachteninhaltes zur Menge des Brennstoffes,
welcher in einer bestimmten Zeit verbraucht wird, und e) zur
Charakteristik der reinen Eisensorten. Der Verfasser ist leider
während des Druckes dieser Abhandlung gestorben, so dass sie
als eine posthume Publication in würdiger Weise die Thätigkeit
dieses verdienstvollen Eisenhüttenmannes abzuschliessen bestimmt
schien! Nun folgen Analysen den k. k. Gen.-Probiramtes
aus den Jahren 1865 nnd 1866, dann die ausftihrliche und mit Be-
merkungen hegleitete Uebersetzung der Abhandinng über den
Gasschweissofen des Herrn Frederik Lundin, vonM.R.
R. V. Tunner, von welcher ein vorläufiger Auszug in diesen
Blättern bereits den Lesern vorgeführt wurde. Der Redacteur
Oberhergrath Grimm theilt hierauf in einer längeren Abhand-
lung seine Beobachtungen Über die Erzniederlage und
den Bergbau von Off enbänya in Siebenbürgen mit, ans
welcher Vieles über die Eigenthümlichkeiten der Enlagerstätten
bemerkenswerth ist. Doch vermögen wir nicht, uns manchen der
geologischen Bemerkungen desselben anzuschliessen. Es wird
sich späterhin Anlass finden, auf dieselben zurückzukommen.
Eine interessante Mittheilung über die F o r t s c h r i tte d er E i s en-
erz-Verröstung der Eisenerze in Steiermark von Professor
Kupelwieser, und Blittheilungen aus dem chemisch-metal-
lurgischen Laboratorium der Academie Pfibram
schhessen die Reihe der Abhandlungen dieses reichhaltigen
Jahrbuches. O. H.
Die Fortsohrltte In der Oonstniotio& der Pnmpeii, Saug-
apparate, Wasserhebungs- und Wasserhaltungs- oder Wasser-
säulen-Maschinen, Dampf- und Handfeuerspritzen, Brunnen-
walzen, Wasserleitungen etc. in der neuesten Zeit. Zum prak-
tischen Gebrauche ftir Wasserbantechniker, Bergingenieure etc.
etc. zusammengestellt. Herausgegeben von Georg Ho eider«
Mit einem Atlas von 24 Foliotafeln mit 207 Abbildungen.
Weimar, B. F. Voigt
Dieses Buch, welches den 280. Band des bekannten Sam-
melwerkes „Neuer Schauplatz der Kunst und Handwerke** bfldet,
enthält die Beschreibung und Abbildung einer nicht unbedeuten-
den Anzahl von Pumpen und Pumpen-Constructionen (1. AV
— 199 —
schnitt), von Feaerspritzen, sowohl mit Dampf- ab Handkraft
(2. Abschnitt) und 9 WasBcrbebangs- und Wasserhaltungsma-
schioen nebst einigen Wasserleitungs-Apparaten (3. Abschnitt).
Sämmtlicbe Beschreibungen sind aus verschiedenen Journalen
zusammengestellt und können in Fällen, wo keine anderen Ute*
rariseben Hilfsmittel zu Gebote stehen, wie es auf dem Lande
nicht selten vorkommt, von praktischem NutKen sein. Für unser
Fach haben nur einige der Artikel des 3. Abschnittes Interesse.
Wir können in Bezug auf VoUstÜnd^gkeit oder wissenschaftliche
Bedeutung dieser Publication keinen Werth beilegen, wenn wir
auch dereu Brauchbarkeit in den erw&hnten Füllen und für Oe-
werbsleute , die mit der Anfertigung von Pumpen oder &fa-
schinenbestandtheilen sich beschäftigen, nicht bestreiten wollen.
In grösseren Maschinenworkstätten aber besitzt und benützt man
eingehendere Publicationen !
Notizen.
Kronprinz Rndolfs-Hütte. Seine k. k. apostol. Majestät
haben dem Grafen Hugo Henckel von Donnersmark über seine
Bitte allergnädigst zu gestatten geruht, das ihm gehörige Walz-
werk zu Zwischenbrücken bei Wien n Kronprinz Rudolfs-HtttteK
zu nennen.
EisensteiiiTorkommen im Saosalgebirge bei Leib-
nitz in Steiermark. In seinem Berichte über die geologischen
Annahmen in Steiermark an den steiermärkischen geognostisch-
montanistischen Verein machte Herr Dr. Rolle bereits eine Er-
wähnung Über das Vorkommen von Roheisensteinen in den von
ihm zur devonischen Grauwakenformation gezählten zum Theile
metamorphischen Schiefem des Sausalgebirges bei Leibnitz. Auf
diese Eisensteine hatte in neuerer Zeit Herr Maschinenfabriks-
besitzer Koro si voi^ Graz Schürfungen vornehmen lassen, welche
Über dessen Einladung Herr Bergrath M. V. Lipoid vor Kur-
zem in Augenschein genommen hat. Nach den Mittheilungen
Herrn Lipoids hierüber finden sich Ausbisse von Eisensteinen
an mehreren Punkten des Sausalgebirges und des Sulmthales
zwischen Leibnitz und Gleinstätten vor, namentlich im Stein-
riegel des Sausalgebirges, im Zauchengraben bei Fresing, am
GeUlberg bei Mantrach, am MattelRberg bei Grossklein, und
sind auch an einigen dieser Punkte vor Jahren schon die Eisen-
Steinlagerstätten tbeilweise geprüft und abgebaut worden. Die
Eisenerze bestehen aus theils schiefrigem, theils dichtem quarz-
reichem Rotheisenstein und Eisenglanz; in geringen Mengen findet
sich auch Magneteisenstein , am Matteisberg Spatheisenstein,
und an den Ausgehenden Brauneirenstein vor. Diese Erze treten
in der Mächtigkeit von ein Paar Fnss bis zu ein Paar Klaftern
auf, und im Zauchengraben sind zwei solche zu einander paral-
lel streichende Erzlager im Aufschlüsse. Im Hangenden der Eisen-
steinUger , jedoch durch taube Schiefer von diesen getrennt,
befinden sich den Devpnkalken Steiermarks entsprechende Kalk
steinein der Mächtigkeit von 4—5 Klaftern abgelagert, und es
geben diese Kalksteinlager einen erwünschten Anhaltspunkt zur
weiteren Aufschürfung der Eisenerzlager. Letztere sind übrigens
an den einzelnen Punkten aus Findlingen {Iber Tags im Strei*
chen auf mehrere hundert Klafter weit bekannt, hingegen bis-
her in der Teufe noch durch keinen Bau untersucht worden.
Herr Lipoid erwähnte hierauf, dass die Eisenerzlager des Sau-
salgebirges sowohl in geologischer, als auch, in so weit diess
aus den bisherigen geringen Aufschlüssen beurtheilt werden
kann, in bergmännischer Beziehung eine in die Augen fallende
Uebereinstimmnng zeigen mit jenen Rotheisensteinlagem an dem
Ost- und Südabfalle der Sudeten in Schlesien und Mähren, welche
derselbe i. J. 1859 bei den für den Werner- Verein daselbst durch-
gefQhrten geologischen Aufnahmen kennen gelernt und in dem
zehnten Jahresberichte des Werner- Vereins vom Jahre 1860 be-
schrieben hat, und welche in den Eisenhohöfen zu Buchbergs-
thaly Ludwigsthal, Janovitz, Stefanau, Zöptau und Aloiethal
verhüttet werden. (Verband, d. geol. R.-Anst.)
Modellgescbäft. In letzter Zeit ist in Magdeburg ein Ge>
schäft entstanden, welchem eine eigenthümlichc neue, aber, wie
man wohl erwarten darf, sehr praktische und beachtenswerthe
Idee SU Grunde liegt, nämlich ein Modellgeschäft, d. h. cm Ge-
schäft, welches Modelle unter rationellen Anordnungen fertig^
und verleiht, um dadurch die auf allen Gnssw'aaren lastenden
Modellkosten auf die möglichst geringe. Höhe zurückzuführen.
Das G^esehäfi, dessen Unternehmer Ingenieur W. Born in Mag-
deburg ist, liefert Modelle nach Angaben, Zeichnungen, über-
sandten Eisentheilen oder Maschinen etc. für GKessereien , Fa-
briken und Werkstätten von Gewerbtreiben den aller Art, ver-
leiht die vorhandenen Normallager und Dispositionsmodelle zur
Benutzung auf Zeit gegen Miethe nach billigen Taxen, über-
nimmt endlich vorhandene Modelle auf La^^er, hält dieselben in
Ordnung und in brauchbarem Zustande, versichert gegen Feners-
gefahr und ermöglicht eine ausgedehnte Benutzung mit entspre-
chendem Gewinnantheile für den Besitzer. Bei eingehenden Auf-
trägen zur Lieferung von Gusswaaren nach den vorhandenen
Modellen berechnet es keinerlei Abgabe unter irgend einem Namen
für die Besteller und bringt die Auftraggeber direct nut den
für billige Fracht und gute Ausführung bestgeeigneten Giessereien
und Fabriken in Verbindung. Von namhaften Maschinenfabriken
Deutschlands sind dem Unternehmer bereits mehrere tausend
Modelle in Lithographien, Aufnahmen etc. zugestellt worden, die
derselbe in geeigneter Form dem Publicum darbietet. Es ist diess
jedenfalls ein beachtenswerther Gegenstand für Maschinenfabriken
der verschiedensten Art, namentlich für die zahlreiche Masse
derjenigen, wehihe nicht bloss eine Specialbranche betreiben, so
dass die Modellkosten sich auf eine grosse Zahl ausgeführter
Maschinen vertheilen, sondern die genöthigt sind, Bestellungen
auf alle- mögliche Arten von Maschinen aufzunehmen, wo dann
allerdings bei der bisherigen gewöhnlichen Einrichtung die Modell-
kosten schwer ins Gewicht fallen. St. Ind. u. H. Bl.
Sohutz gegen Verbrennung. Die traurigen Vorfälle,
welche in letzter Zeit die schon so oft beklagte Feoerempfäng*
lichkeit der weiblichen Kleiderstoffe neuerdings wieder zum
Gegenstande allgemeinen Nachdenkens gemacht haben, wnrdeu
begreiflicherweise Anlass, dass in vielen chemischen Laborato-
rien Versuche zur Herstellung von nfeuer sicheren « Stoffen für
die Fraueukleidang gemacht wurden. Es ist wohl an und für
sich nicht so schwer, Gewebe durch Präparirung mit verschie-
denen Stoffen minder entzündlich (um nicht zu sagen nunver-
brennlichtf) zu machen, aber um einer solchen Zabereitung
(Appretur) allgemeine Verbreitung zu sichern, muss sie mög-
lichsteinfach, wohlfeil und Jedermann leicht zugänglich sein. Eine
Appretur, für welche es nöthig wäre, jeden Unterrock nach
jeder Hasche in ein ^chemisches Laboratorium« zu senden,
würde mf grosse Städte und den Kreis reicher Leute beschränkt
sein. Samstag den 15. Juni veröffentlichte der Hüttenchemiker
Bergrath Pater a in der »Neues freien Presse« ein sehr einfa-
ches Verfahren, durch einen mit Salmiak und Gypsbrei versetz-
ten Stärkekleister Unterrockstoffe, so wie leichtere Gewebe z. B.
TtUle bei der gewöhnlichen Operation des Wäsche-Steifens so zu
präpariren, dass sie von der Flamme eines Zündhölzchens wohl
entzündet aber nicht in Flamme gesetzt werden können und ein
Stück oder ein Streifen des Stoffes verglimmt, ohne den Brand
weiter zu verbreiten. Wir haben mehrere Stücke solcher nach
Patera^s Anleitung von einer gewöhnlichen Wäscherin präparirter
Stoffe selbst angehrannt und das rasche Verlöschen eines glim-
menden Stückchens mitten auf dem Stoffe oder vom Rande aufwärts
beobachtet. Es wäre immer schon viel werth, wenn das Unglück,
welches ein Funke anrichten kann , solchergestalt auf einen
höchstens handbreiten Brandfleck «localisirttf werden könnte.
Pater a setzt seine Versuche fort, die wir ganz zeitgemäss fin-
den und selbst in unser Fach schlagend erkennen müssen, da
nicht bloss die Kleidjing von Frauen, welche Hüttenwerke be-
suchen, sondern auch Kleidungsstücke von arbeitenden Personen
bei Montanwerken dadurch geschützt werden können, und end-
lich die nMineralisirnngtf des weiblichen Anzuges sicher im
Gebiete der uns nahe angehenden j,anorganischen Chemie'^ liegt.
Wir geben vorläufig von den ersten Schritten >auf dieser Bahn
Nachricht und hoffen später noch von weiterer Entwickelung
der Sache berichten zu können. O. H.
Die grösste Krelss&ge, welche bis jetzt überhaupt dai^
gestellt worden sein soll, nämlich eine solche von 88" engl. Durch-
messer, schickt die nAmerik. Sägen- Gesellschaft«« in Newyork
auf die Pariser Ausstellung; die bisher grösste Kreissäge soll
nur 72 Zoll engl. Durchmesser gehabt haben. Die Säge hat 48
Zähne nach J. E. Emerson*s Patent, d. h. Zähne, die nicht mit
der Säge ans einem Ganzen bestehen, sondern für sich eingesetzt
werden und, wenn abgenutzt, entfernt werden können. Diese
Zähne bilden so eine Reihe rotirender Meissel, die das Holz nicht
zerreissen, sondern zerschneiden. St. Ind. u. H. Bl.
— 200 -
\
A^dministratives.
Brnennimg.
Vom Finanzministerium:
Der Chefgeologe der k. k. geologischen Reichsanstalt, Berg-
rath Marcus Vincenz Lipoid zum Bergrathe und Amtsrorstande
bei dem Bergamte in Idria (Z. 21768, ddo. 7. Juni 1867).
Z. 2252. KündmaohQoi^.
Die in der Gemeinde Klostergrab, Bezirkes Dux, Kreises
Saaz im Kronlande Böhmen gelegenen, der Leopoldine-Gewerk-
Schaft angehörenden drei, auf Silbererze verliehenen Gruben-
massen Leopoldine Nro. I, 11 und III sind laut Anzeige des Dux-
BiHner Bergrevier- Vorstandes seit l&ngerer Zeit ausser Betrieb.
— Es werden daher die Mitgewerken oder deren Rechtsnach-
folger der gedachten Gewerkschaft als: die Kirche, Schule und
Hospital in Klostergrab, Jaroslav Storch, Franz Nitsche, Lorenz
Rathgeber von Rothenburg und Josef Reichl in Klostergrab,
Franz Liebisch, Augusta Liebisch, Rudolf Nötscher, Franz Not-
scher, Alexander Nötscher, Eduard Nötscher, Barbara Nötscher
und Maria Nötscher in Wien, Erben nach Med. Dr. Josef Knof,
P. Johann Runtsch, Antou Schieferes Erben, Josef Gruss, Josef
Noli, Anton Schmid, Josef und Anton Dick, Erben nach Josef
Willmitzer und Josef Schöffel, August Gutta und Anton Zapp in
Komotau, Friedrich Schwab in Theresienstadt, Anton Plejer's
Witwe in Neundorf, Franz Fertlich in Rumburg, Franz Melzer,
Josef Klee^s Erben, Josef Nürnberger, Karl Blum, Johann Löff-
ler, Eduard Fritsch's Erben, Ferdinand Fritsch imd Fann^ Chi-
lik, in Seestadtl, Franz Maixner in Obersdorf, Josef Sander's
Erben in Welbudiz, Ludwig von Schwarzenfeld in Kaaden,
Emanuel Hampel in Dux, P. Wenzel Reiss in Tschausch, Caro-
line Wagner und Anton Korber in Brüx, Josef Jungniki in Ru-
delsdorf, Karl Schmiedt in Eisenberg, Karl Melzer in Enzowan,
endlich Karl Mayer^s ^rben in Ploscha hiemit aufgefordert: die
oben erwKhnten, nach Vorschritt; der §§. 170 und 174 a. B. G.
banhait zn erhaltenden Orubenmassen sogleich in Betrieb zu
setzen, sich über die bisherige Ausserachtlassuiig der steten Be-
triebspflicht zu rechtfertigen, an Steile des verstorbenen Gewerk-
Schafts- Vorstandes Josef Klee einen neuen Director zu wählen
und die demselben nach §. 146 a. B. G zn ertheilende Voll-
macht, sowie den Ausweis über die erfolgte Inbetriebsetzung,
endlich den Nachweis über die Berichtigung der bis zum Schlüsse
des Jahres 1866 rückständigen Massengebühren im Betrage von
94 fl. 20 kr. bei dem k. k. Steueramte zu Dux binnen 60 Tagen
von der ersten Einschaltung dieser Kundmachung in dem Amts-
blatte der Prager Zeitung gerechnet, anher vorzulegen, widrigen-
falls wegen fortgesetzter und anhaltender Betriebsvemachlässi-
gung auf die Entziehung der oberwähnten Leopoldine. Gruben-
massen auf Grund des §. 244 a. B. G. erkannt werden wird. —
Von der k. k. Berghauptmannschaft Komottan. am 5. Juni 1867.
Z. 8850—254. Kandmaohong
der k. k. böhmischen Statthalterei und Oberberg-
behörde vom 9. Mai 1867, Z. 18947, betreffend die Fest-
stellung eines Schutzrayon's gegen alle Schürf- und
Bergbauunternehmungen für den Kurort Marienbad.
Von der k. k. Statthalterei als politischen Landesstelle und
zugleich als Oberbergbehörde für Böhmen ist mit dem nun bereits
rechtskräftigen Erkenntnisse vom 3t. December 1866, Z. 52754
aus Öffentlichen Rücksichten für den Kurort Marienbad im Sinne
der §§. 18 und 222 des allgemeinen Bergesetzes vom 23. Mai
1854 ein Schutzrayon gegen alje Schürf- und Bergbau-Unter-
nehmungen dergestalt festgestellt worden, dass derselbe die gan-
zen Bezirke der Catastralgemeinden : Rauschenbach, Rojau,
Marienbad, Abaschin, Hohendorf, Müllestau, Kladrau, Martuau,
Kuttnau, Stanowitz, Wilkowitz, Auschowitz und Schanz umfas-
sen und sonach ein geschlossenes, bereits abgegrenztes Terrain
von 14.955 Joch und 355 Q Klaftern bilden soll.
Was hiermit zur allgemeinen Kenntniss gebracht wird.
ANKÜNDIGUNGEN.
Soeben erschien und ist in der ^
G. J. Manz'schen Buchhandlung in Wien,
Kohlmarkt Mr. 7, vorräthig:
lieber die üV^alaBenkallberirnns
für die
Eisenfabrikation
von
JP. Jiiffet* roM S'MMM^r.
Mit in den Text eingedruckten Holzschnitten und zehn lithograph.
Tafeln. - Preis 5 A. 34 kr. ö. W. (30—30)
Für eine der grösstenPulyerfabriken
Peutsohlandi wird ein teohiÜBOher Betriebs-Dlreo-
tor mit ia-1500 rh. Oehalt ezol. Tantieme sa en-
^a^^en S^esuoht. Offerte sind unter Angabe der Referen-
zen an die Herren Rüpp er und Wiedebach in Berlin franoo
einzusenden. 33— -35
Kupfererze
und knpferhaltige Gekrtttme aller Art kauft nach (behalt das
St Johannes-Kupferwerk bei Böhmisch- Wemersdorf.
Offerte beliebe man an den Besitzer Theodor Klein-
wächter in Liebau (Preussisch-Schlesien) gefälligst franco zu
richten. (27—28)
tSicherheltszünder
aller Sorten I. Qualität von
Helgl Peter Paul zn Innsbraok,
durch einen Schuss in der Grube verunglückter dienstunfähig
gewordener k. k. Schichtmeister in P. und
BlTentlfelier Danli
desselben allen P. T. Herren Montanistikem, Eisenbahnunter^
nehmem etc. im In- und Auslande itir die gütige Theilnahme
und Berücksichtigung. (32)
Gesuch.
Ein Bergbeamter, absolvirter Bergakademiker, seit 12
Jahren beim Kohlenbergbaue bedienstet, mit guten Dienstzeug-
nissen versehen, wünscht ein seinen Kenntnissen entsprechen-
des Unterkommen bei einer soliden Gewerkschaft — Derselbe
hat durch 4 Jahre als Markscheider, seitdem durch 8 Jahre als
Bergbauleiter der Bergverwaltung selbständig vorgestanden, Erd-
bohrungen und Schür^ngen geleitet, ist auch im Rechnungswesen
bewandert und kann sogleich eintreten. (36 — 38)
Als Buchhalter oder Correspondent
für ein Eisenwerk oder eine Maschinenfabrik empfiehlt sich ein
in Steiermark und Kärnten bei mehreren Gewerkschaften aus-
gebildeter junger Mann, welcher Kenntnisse in allen Handels-
wisscnschafteu, sowie im Forstfache und Maschinenzeichnen be-
sitzt, und sich bezüglich seines Charakters auf angesehene Häu-
ser beziehen kann. Derselbe ist auch cautionsfähig und der
windischen Sprache mächtig. —
Geneigte Offerte übernimmt A. Risj, Buchhalter der Eszter*
hizy'ächen Generalpachtung L^va pr. Gr^n-Nana. (25 — 25)
Diese Zeitschrift erscheint wöchentlich einen Bogen stark mit den nöthigen artistischen Beigaben. Der Fr&nnmerationspraii
ist jährlich loeo Wien 8 fl. ö. W. oder 5 Thlr. 10 Ngr. Mit franoo Fostvenendung 8 fl. 80 kr. ö. W. Die Jahresabonn enten
erhalten einen officiellen Bericht Über die Brfahnmgea im barg- und hfittonmäanifohen Hasohinen-, Bau- nnd Anfbereitangtweson
Atlas als Gratisbeilage. Inserate finden gegen 8 kr. ö. W. oder IV] Ngr. die gespaltene Nonpareillezeile Aufiiahme.
Zuschriften jeder Art können nur franoo angenommen werden.
Druck TOD Carl Fromme in Wien.
Fflr den Vertag yerantwortUch : Carl Reger.
i^
N= 26. Oesterreichische Zeitschrift }^fl
tTir
Berg- und Hüttenwesen.
Verantwortlicher Redacteiir: Dr. Otto Freiherr von Hingenan,
k. k. MiniateriAlrath im FlnaiiBmiBiiteriiim.
I
Verlag der Q. J. Manz'schen Baoblia&dlimff (Kohlmarkt 7) in Wien.
bllialt: Die StrafVerhandlung iSber den Silberdiebstahl in Pnibram. — Gruben-CompaM mit drehbarem Stondenring. —
Der Steinkohlen-Bergbau xn HJUring in Tirol. — Literatur. — Adminiatrativee. — Ankündigungen.
Die StrafVerhandlung über den Silberdiebstahl
in Frzibram.
I.
Nachdem alle im Laufe der Voruntersuchung so wie
der nach Fassung des Anklage - Beschlusses in zahlreichen
einseinen Fällen ergriffenen Recurse der Angeschuldigten
und Verhafteten im gesetzlichen Instanzenzuge erledigt und
der darnach rechtskräftig gewordene Anklage • Beschluss
nach diesen — meist durch, einzelne Angeklagte verursach-
ten — Verzögerungen in Rechtskraft erwachsen, sodann von
der Staatsanwaltschaft und dem Vorsitzenden des Schluss-
verfahrens studirt worden, ist diese nicht bloss in dem mon-
tanistischen Publicum Epoche machende cause celebre am
17. Juni in das Stadium der öffentlichen Schlussverhandiung
getreten und täglich bringen seither die Tagesblätter Aus-
züge aus den Verhandlungen dieses Processes. Es sind aber
eben nur Auszfige,die nicht immer vollständig und 2 Theile
selbst bei böhmischen Aussagen bisweilen minder glücklich
übersetzt erscheinen. Wir glauben daher, dass erst nach
Schluss der Verhandlungen eine klarere Uebersicht darüber
zu gewinnen sein wird. Für uns selbst ist aber mit dem Ein-
tritte der öffentlichen Schlu:<sverhandlung eines der wesent-
lichsten Motive gefallen, welches uns bisher über diese An-
gelegenheit Zurückhaltung auferlegt hat. Bekanntlich hat
der Redacteur dieser Zeitschrift vor einem Jahre die Auf-
gabe gehabt die Systemal- Untersuchung über die Amtsge-
barung in Przibram zu führen, um zu erheben, in wieferne
Mangel und Gebrechen der Gebarung überhaupt vorhanden
und Anlass seien, dass sich so weitgehende Defraudationen
einschleichen und erhalten konnten. Begreiflicherweise spielen
die Einflüsse solcher Gebarungsmängel tief in die Schuld-
frage jener Individuen hinein« welche von der Untersuchungs-
commission des Strafgerichtes, die unabhängig von der Sy-
stem al-Untersuchung ihren Gang verfolgte , zur Verantwor-
tung gezogen wurden', und umgekehrt kann auch das Re-
sultat der strafgerichtlichen Schlussverhandlung nicht ohne
Einfluss auf das Mass von Verantwortung sein, welche sich
möglicherweise aus der Systemal-Untersuchung für einzelne
Personen ergeben kann.
Dass unter solchen Umständen und um die Unbefangen-
heit des Strafverfahrens nicht zu beirren, und einem Ur-
thetle des Gerichtes in keiner Weise vorzugreifen, irgend
welche Berichte oder Andeutungen von unserer Seite unge-
ziemend gewesen wären, mass jedermann einsehen, der von
der Wichtigkeit eines unabhängigen Richterspruches etwas
hält und in Erwägung zieht, dass einer öffentlichen Aeusserung
desjenigen, der die Systemal-Untersuchung geführt hat,
ein weit grösserer Moment beigelegt worden wäre, als einer
anderen Zeitungsnotiz. Es war daher unsere Pflicht, uns sorg-
licher Zurückhaltung zu befleissen. Dagegen steht nichts im
Wege, die Schlussverhandlung selbst — die eine öffentliche
ist — in das Bereich unserer Zeitschrift zu ziehen , sobald
sie uns im Ganzen und authentisch vorliegen wird. Wir wer-
den dann auch nicht verabsäumen, Schlussfolgerungen daraus
zu ziehen und Andeutungen daran zu knüpfen, in welcher
Art und Weise Defraudationen im Bergwesen mindest vor-
gebeugt werden kann, wenngleich deren Verhinderung durch
noch so strenge Controle uns unmöglich scheint, wenn nicht
der Zustand der Volksmoral und das Öffentliche Rechts-
bewusstsein dabei hilfreich mitwirkt. 0. H.
Oruben-CompasB mit drehbarem Stondenring.
Unter dieser Aufschrift erschien in Nr. 17 dieser Zeit-
schrift ein vom k. k. Markscheider E. Jarolimek verfass-
ter Artikel , der ob seiner Irrlehren über die Mittagslinie
schon längst eine scharfe Entgegnung, und bezüglich des
drehbaren Stundenringes die Mahnung verdient hätte, dass
man sich , wenn man Schriftstellern will , mit der den be-
treffenden Gegenstand behandelnden Literatur gehörig ver-
traut machen rouss , um nicht in die traurige Lage zu ge-
rathen etwas schon Dagewesenes für neue Erfindung aus-
zugeben.
Den drehbaren Stundenring beim Compasse, und die
hiemit in der markscheiderischen Praxis zu erzielenden Vor-
theile hat der Hr. Traurig schon vor 6 Jahren (Siehe öst.
Z. f. B. u. H. Jahrg. IX. pag. 109) eingehend erörtert, und
mit Zugrundeletrung des ebenso als die drehbaren Coropass-
büchsen alten Principe ein Instrument angegeben, womit es
möglich wäre, schon bei der Vornahme der Grubenvermessung
die magnetische Declination zu beheben , und zugleich die
Folgen der täglichen Variationen der Magnetnadel grössten-
theils KU paralysiron.
— 202 -
Bx. £. Jarolimek verfolgt wenigstens theil weise den-
selben Zweck, und bedient sich hiezu derselben Behelfe wie
Hr. Traurig, nur dreht dieser den Stnndenkreis in einem
feststehenden Visircompass, während jener den Hängcompass
mit einem drehbaren Stundenring versieht , und denselben
auf einer in der Meridiaaebene gespannten Schnur
justirt. Ob ihn diese Manipulation nicht mehr verdriessen
wird, als das Einstellen des Compasses im Zulegzeuge auf
die prmittelte Magnet- Ueclination, oder das Umrechnen der
in Bezug zur Magnetlinie gemessenen Winkel auf Jene zur
Mittagslinie — welche beiden Umstände ihn eben zu dieser
neuen Erfindung bewogen haben, — da ja bekanntlich die
leiseste Berührung des eingehängten Compasses die Magnet-
nadel sofort in Schwingungen versetzt?
Wenn nun ein beweglicher Stundenring an einem Com-
passe angebracht wird, was wohl weniger aus den vom Hm.
Jarolimok angeführten Gründen, als vielmehr aus Bück-
sichtsnahme auf den Umstand, dass die Bestimmung des
Declinationswinkels auf den Compassen mit fixem Stunden-
ringe des unsicheren Ablesend wegen sehr leicht mit einer
massgebenden Differenz behaftet sein kann, welchem Uebel-
stande durch die Drehung des Stundenringes um den jeweili-
gen Declinationswinkel, bis die Nadel auf denNordtheilstrich
genau einspielt, sicher abgeholfen wird, — sehr wünschens-
werthwäre: so wird man den Compass nicht im
Häng- sondern im Znlegzeug justiren, und den-
selben erst dann in einem früher genau geprüften Hängzeuge
befestigen.
Zur Mittagslinie anlangend entwickelt der Hr. Verfasser
Ansichten, die man nach dem, was über diesen Gegenstand
der Hr. Oberingenieur 'K 1 e s z c z 7 ili a k i und die Hrn. Pro-
fessoren Weisbach und Gustav Schmidt gepredigt
haben, von einem k. k. Markscheider durchaus nicht erwar-
tet hätte. Für ihn ist die genaue Bestimmung der Mittags-
linie zu Markscheidszwecken ganz überflüssig, ihm genügt
hiezu eine beliebige fixe Linie , und am passendsten findet
er eine solche, die der Mittagslinie ins Kreuz fUllt, weil er
beim Beobachten des Einspielens der Nadel, durch den Häng-
ring nicht behindert wird. Schliesslich gibt er aber doch zu,
d^s die Mittagslinie zu dem eben besagten Zwecke unter
allen den anderen Linien am verwendbarsten ist, weil sie
zugleich die genaue Lage des Erdpoles angibt,
und die kann man sich mittelst der altehrwürdigen Regel-
methode leicht bestimmen. Eine genaue Bestimmung dersel-
ben thut ja durchaus nicht Noth, und übrigens sind die in
den neueren Werken zu diesem Behufe angegebenen Me-
thoden zu umständlich behandelt und fordern auch Instru-
mente, die nicht überall zu haben sind. Am Ende seines
Artikels gibt er noch den guten Rath, die Markscheider eines
grösseren Bergbaurevieres zur durchgängigen Annahme einer
und derselben Richtlinie anzuhalten.
Hierauf wird dem Hrn. Verfasser jeder intelligente
Markscheider Folgendes zur Antwort geben:
1. Dass für markscheideriscbe Zwecl^e die Fixirung der
Mittagslinie absolut nothwendig ist, und dass die-
selbe durch keine andere fixe Linie ersetzt wer-
den kanii und darf, und zwar aus diesem sehr einfachen
Grunde, weil nur sie allein jeder zufälligen und muthwilligen
Vernichtung trotzt, und zu jeder Zeit genau so wie früher
bestimmt werden kann. Zwar passt diese, wie der Herr Ver-
fasser ibeint, zu seinem neuen Instrumente nicht ganz gut,
aber darüber möge er sich trösten, denn wenn er einmal
einen mit einem drehbaren Stundenkreise versehenen Cooa-
pass haben wird, so wird er die Dedination sicherlich nicht
im Hängzeug sondern im Zulegzeug ablesen , und die etwm,
zwischen beiden sich ergebende Differenz durch die nie ra
vernachlässigende Prüfung und Adjustirung des Hängseuges
vor seinem Gebrauche berichtigen.
2. Die Bestimmung der Mittagslinie durch die Kegel-
methode ist als roh und ungenau unbedingt verwerflich«
denn wenn sie auf diese Art. mit noch so grosser Sorgfalt
und Präcision ausgeführt wird, so hat man doch nur eine
Linie bekommen , die je nach der Zeit, zu welcher man sie
bestimmt hat, wegen Ausserachtlassung der jeweiligen Son-
nen dedination, zwischen vollen.l2Min. variiren kan n.
(Siebe Littrows Wunder des Himmels pag. 682 u. ff. und
Schmidts Bestimmung der Mittagslinie im Berg- und Hütt,
Jahrbuche IV. B. pag. 91 ff.) Welches Unheil eine in der
Richtung um 12Min. differirende Grubenaufnahme, insbeson-
dere in einem Bergbaureviere, wo beispielsweise freies Gold
in grösseren Quantitäten vorkommt, anzustiften im Stande
wäre, das brauche ich wohl dem Hrn. Verfasser nicht erst
auseinander setzen zu müssen ; und sollte er dennpch darüber
im Unklaren sein, so rathe ich ihm den vortrefflichen Auf-
satz über diesen Gegenstand vom Herrn Ober • Ingenieur
Kleszczyiiski in der Berg- und H. Z. Jhrg. V. pag. 401
nachzulesen.
Die Ablesung auf unseren gewöhnlichen Aufnahms-
Compassen kann bei einiger Uebung und Aufmerksamkeit
bis auf 3 Min. genau effectuirt werden , folglich ist der
grösste zulässige Fehler in der Bestimmung der
Mittagslinie -|> oder — ly^ Min., und diese Genauig-
keit kann man schon mit einem Winkelmessinstrumente er-
reichen, welches die Azimuthaiwinkel auf 1 Min. genau au-
gibt. Solche Instrumente werden doch wohl sehr häufig an-
zutreffen sein; — ja man kann beinahe mit Sicherheit be-
haupten, dass in jedem grösseren Bergbau-District» wenig-
stens Ein solches Instrument zu finden ist, das man auch
auf jeden Fall zu dem erwähnten Zwecke bekommen kann.
Aber freilich, wer ein einfaches sphärisches Dreieck
nach einer gegebenen Formel nicht aufzulösen im Stande
ist, wer nicht weiss, wozu eine Mittagslinie gut ist, wer über
die anzustrebende Genauigkeit bei ihrer Bestimmung sich
keine Rechenschaft zu geben vermag, wer endlich selbst
über die Mittagslinie einen mehr als vagen Begriff hat ; an
dem ist fürwahr Malz und Hopfen verloren. — Und wie
viele selbst unter den absolvirten Akademikern gibt es, die
nicht wissen, von welcher Seite man den Theodoliten anzu-
packen hat? An der Akademie hat man ihnen einen solchen
während des Vortrages nur par disiance gezeigt, gearbeitet
haben sie damit nie. Auch Über die Bestimmung der Mittags-
linie hat man ihnen manches Schöne vorgetragen, wie z. B.
im Jahre 1859 in Schemnitz den ganzen dritten Ab-
schnitt vom alten Hanstadt, aber dass man für die
praktische Durchführung dieser Aufgabe 2 oder 3 Tage ge-
opfert hätte, das ist Niemandem eingefallen. Selbst auf der
Leobner Bergakademie, wo doch unstreitig die Theorie mit
der Praxis am meisten Hand in Hand gehen, wo die Eleven
kührenweise grössere Triangulationsaufgaben zu lösen be-
kommen, ist die Bestimmung der Mittagslinie nach verschie-
denen rationellen Methoden meines Wissens nur einmal im
Jahre 1851 vom damaligen Hrn, Assistenten Gustav Schmidt
vorgenommen worden.
Es ist dann nicht zu wundern , wenn auch in solchen
203 —
Co«.
aict:
fei'.
BergorteD, wo ein Theodolit vorbaudeu, entweder keine Mit-
tagslinie oder nur eine mittelst des Kegelschattens bestimmte
sich vorfindet , wofür ich genng Beispiele anfahren könnte.
Ja, ich kenne einen Fall, »dass ein Theodolitsich
durch 18 Jahre einer vollkommenen Buhe erfreute,^
w&hrend welcher Zeit grössere Tagaufnahmen
mit einem Compasse ausgeführt wurden.
Dieses Uebel wie so manches andere wurselt also noch
in dei^ bergmännischen Lehranstalten, und es ist nicht früher
auf Abhilfe zu hoffen , bis nicht endlich die lang ersehnte
Reorgatiisation unserer Montan -Lehranstalten in*s Leben
tritt ; bis man nicht bessere ^Lehrkräfte und reichere Lehr-
mittel schafft, die einzelnen Fächer von einander trennt, und
die Akademien an ihre natürlichen Existenzorte, die Con-
centrationspunkte der Wissenschaft und Intelligenz versetzt,
wo sie allein gedeihen und reichliche Früchte tragenkönnen. —
Dann wird man sicher nicht in die Lage kommen,
über die Nichtbeachtung der Declination bei
Compassaufnah men sich zu beklagen, und es
.wird auch nicht. nöthig sein, die Markscheid er
in einem Bergbaureviere zurAnnahme einer
und derselben Biohtl in ie anzuhalten, denn ihre
Richtlinie wird die w.ahre Mittagslinie sein,
und die genaue Bestimmung derselben ihre erste
und leichte Aufgabe.
Schliesslich nrass ich noch jenes folgenschweren Ge-
dankens mit einigen Worten gedenken, welchem der Hr.
Verfasser in dem mit einem gewissen Nachdrucke hervor-
gehobenen Gegensatze zwischen Praxis und Wissenschaft
den Ausdruck verleiht, weil ich der festen Ueberzeugung bin,
dass in dieser einzigen falschen Idee alle bewnssten und
unbewussten Sünden , welche je auf dem Gebiete der In-
dustrie begangen wurden, ihre Quelle haben. Erst seit der
Zeit, als mau zu der Einsieht kam, dass die wahre Wissen-
schaft nicht den Zweck hat, uns in den mataphysischen Himmel
zu bringen, sondern uns in unserem praktischen Leben und
Weben als verlässliche Führerin zu dienen, — erst seit der
Zeit reichten sich Wissenschaft und Praxis die Hand, und
ihrer vereinten Kraft haben wir alle jene grossen Erfolge zu
verdanken, auf w^elche unser Zeitalter so stolz ist. Und als
diese allein richtige Auffassung des Verhältnisses zwischen
Wissen und Wirken auch bei unseren Montanistikem zum
vollen Bewusstsein kam, da fingen an die Lebenssäfte in allen
Gliedern des siechen Körpers zu circuliren; in Wien, Leoben,
Przibram bemerkte man erfreuliche Symptome einer baldi-
gen Genesung, nur unsere Alte in Schemnitz kann sich seit
ihrer unter dem 48ger Sturm erfolgten, sehmerzreichen Ent-
bindung von Zwillingen nicht mehr erholen. In der letzten
Zeit scheint ihr körperliches Leiden auch ihren Geist ins
Mitldd gezogen zu haben , denn sie verwechselte die Geo-
logie mit der Metallurgie, die descriptive Geometrie mit dem
Maschinenbau, die edle Zeichenkunst mit der Bergtecbnik.
Jetzt will sie der Dualismas in die Kur übernehmen und be-
absichtigt zu diesem Behufe in ihren pemächem eine ter-
minologische Schmiede zu etabliren.
Unbekümmert um dieses kranke Glied wollen wir, durch
anderwitige erfreuliche Resultate aufgemunt<>rt, in unserem
praktischen Wirken nie die Wissenschaft aus dem Auge
lassen, und wenn es sich auch nur um Beobachtungen der
magnetischen Declination handelt, eingedenk der Worte des
Bergrathes und Professors Christian Doppler, welche er in
seinem Vortrage in der Sitzung der mathematisch-naturwis-
sensehaftlicben Claase der kais. Akademie der Wiflaenachaf-
ten am; 11. April 185 1 ausgesprochen hat: Ddaas es ihm von
eben so hohein wissenschaftlichen wie praktischen Interesse
zu sein dünkt^ in den verschiedenen Bergwerksrevieren der
Monarchie magnetische Beobachtungsstationen zu errich-
ten, . . . weil nur hiedurch die Brauchbarkeit markschei-
derischer Arbeiten für alle Zukunft gesichert und eine bis-
her nur allzuergiebige Quelle von Irrthfimem, welehe nieht
selten zu den unheilvollsten Streitigkeiten Veranlassung
gaben, wirksam verstopft würde. Aber auch in rein geogno-
stischer Beziehung wird man es für wichtig genug erkennen
müssen, die mannigfaltigen örtlichen Abweichungen in der
Declination, Inclination und Intensität, bedingt durch die
innere Structur und Beschaffenheit der erzführenden Gebirge,
kennen zu lernen, . . . Ueberdiess besitzen die Markschei-
derei'Locali täten schön an und für sich alle für magnetische
Observationen erforderlichen und wünschenswerthen Eigen-
schaften, und die Besorgung dieses interessanten Geschäftes
durch Männer, welche im Besitze aller hiezu nöthigen Kennt-
nisse sind, könnte nicht anders als von dem glücklichsten
Erfolge begleitet seinu. B . . . .
Der Steinkohlen-Bergbau zu Häring in TiroL
Vom k. k. Schichtmeister Andreas Mitterer in Häring.
Entstehung des Werkes.
Die EntdeckfAng des Kohlenflötzes geschah im Jahre
1766. Ein Bergknappe von Brixlegg — Jacob Weind^ —
fand dasselbe, durch einen tiefen Thaleinschnitt begünstigt,
im sogenannten Längererthale , eine Viertel Stunde süd-
östlich vom Dorfe Häring.
Durch die Bemühungen Wein dl* s bildete sich dann
eine Gewerkschaft, als deren Führer die Herren von Bal-
dironi und von Waldpach bekannt sind.
Nach einer diesen Herren im Jahre 1766 ertbeilten
berggerichtlichen Belehnung machte die Gewerkschaft die
ersten Bau versuche an der nordöstl. Seite des genannten
Thaies.
Es kann beiuahe nur dem Holzreichthum früherer Zeit,
sowie der Geringschätzung dieser Kohle als Brennmaterial
damals, zugeschrieben werden, dass die Eotdeckung dieses
Flötzes, welches stellenweise völlig bloss liegt, und im Fund-
thale vom Wasser bespült wurde, nicht schon früher statt-
gefunden hat
Aus Mangel an Absatz und theils auch wegen Abgang
eines thatkräftigen Betriebsleiters Hess diese Gewerkschaft
bald vom Baue ab, und es würde die abermalige Inangriff-
nahme dieses Flötzes auf spätere Zeit verblieben sein, wenn
nicht der damalige k. k. Salinen-Director in Hall Johann
Josef von Menz, der firste Hallurg seiner Zeit in Deutsch-
land, die Gewerkschaft zu erneutem Angriffe ermnthigt,
dieselbe mit Rath unterstfitzt und in Hall selbst bei den
Salzpfannen die Feuerung mit dieeen.Kohlen versucht hätte .
Das gute Resultat dieser am 9. December 1777 be-
gonnenen Versuche im Grossen sicherte den Bestand des
Baues, und nachdem v. Menz schon früher die Eröffnung
des Theresiastollens veranlasst hatte, erfolgte nun die An-
lage des westlichen Berggrüblstollens 1779, und des Prob-
stollens 1780 an der südwestlichen Seite ; femer des Johann-
stollens an der nordöstlichen Seite des Thaies, ebenfalls
im Jahre 1780.
Der B^u wurde dann der Gewerkschaft gegen Erstat-
— 204 —
tlmg der Unkosten nebsl Interessen and einer Bemaneration
von 1250 StflckDacftten an die Theilhabenden vom hohen
Aerar abgekauft and steht seit 1. August 1781 auf dessen
Kosten im Betrieb.
Der Finder Jacob Weindl erhielt laut eines yorliegen-
den amtlichen Berichtes 50 Stflek Ducaten sum Geschenk,
und obgleich das hohe Aerar gegen denselben keine weitere
Vexpflidhtung übernommen hatte, wurde Weindl, der damals
schon 54 Jahre alt war, dennoch als Unterschaffer beim
Werke angestellt, und genoss die Besüge eines solchen
auch ausser Dienst bis su seinem Lebensende.
Weiterer Betrieb des Werkes.
Das KohlenflÖtz , nun im Besitse des hohen Aerars,
wurde sogleich mit Energie bebaut; allmälig wurden neue
Stollen angelegt, als :
Der Josephistollen im Jahre 1783
„ FrancisdstoUen v n 1784
n Elisabethstollen „ ^ 1785
V BarbarastoUen « » 1792
Beinahe mit zu grosser Eile wurden diese Einbaue
ihrem Ende, der Streichenausdehnung des Flötzes, auge-
föhrt, wobei
der Josephistollen eine Länge von 200 Klaftern
v Frandscistollen .. „ » 320 „
M Elisabethstollen v n „ 175 ^
n Barbarastollen n n « 350 n
erhielten.
Herr Direotor .v. Menz, fortan die Seele dieses Werkes,
sorgte durch stets erweiterte Anwendung der Kohle bei
~deir'6alzpfannen für nachhaltigen Absatz, der in den ersten
Betriebsjahren die Höhe von 20.000 bis 30.000 Ctrn. er-
reichte. Aber schon im Jahre 1794 benötbigte man ftlr
die Saline 50.000 Ctr. Kohle, zu deren Eroberung ein
Personale von 106 Mann erforderlich war.
Man hatte anfänglich die Kleinkohle von der Grob-
kohle mittelst Kohlrechen und Handraitern in der Grube
ausgeschieden, und erstere theils auch in der Grube unter-
gebracht; -dennoch wurde nur von Grobkohle Gebrauch
gemacht.
Der sehr bedeutende Abfall an Kleinkohle und der
bei deren Nichtbenfltzung dem hohen Aerar entgehende
Nutzen konnten Herrn v. Menz nicht gleichgiltig bleiben,
er begann neue Versuche mit Kohlenklein zur Feuerung,
und zwar zuerst bei einer Salmiakfabrik, dann auch bei
den Salzpfannen.
Der günstige Erfolg veranlasste nun die Benützung
aller Kleinkohle, welche durch ein Gitter mit 9 Linien
Maschenweite abfiel , und es wurden noch im Jahre 1 800
5000 bis 5500 Ctr. Kleinkohle für die Salmiakfabrik, und
5000 Ctr. für die Salzpfannen bestellt.
Die Versetzungen des Kohlenklein in der Grube wur-
den nun eingestellt , am Tag wurden Baitermaschinen er-
baut, zur Ausförderung des ganzen Gefälles der Auftrag
gegeben , die Separirling der Kohle am Tag bewerkstelligt,
und dieselbe so abgesondert nach Hall geliefert.
Nach einigen Jahren jedoch wurde die Verwendung
der Kieinkohlen aufgegeben*). Zur Feuerung bei der Sal-
miakfabrik , wo man die Feuersustellung für Klein kohle
*) Warum? Es wäre interessant, darüber AaÜM^ilüsse eu
finden. Die Bed.
beibehielt, wurde die nun ausschliesslich verwendete Grob^
kohle vor dem Gebrauche zerkleinert.
Dieser Umstand gab gleich auch zur minder fleissigen
Ausfbrderung der Kleinkohle Anlass, nur wenig wurde hie-
ven zu Tag gebracht und an Plätzen abgelagert, der
grössere TheÜ wurde in der Grube versetzt.
Die Provinz Tirol kam im Jahre 1806 unter baierische
Regierung. Eine hiednrch erfolgte Aenderung der Betriebs-
leitung in loco hatte die Wiederanwendung der Kleinkohle
bei der Salmiakfabrik in Hall zur Folge. Aber der Bedarf
der Kleinkohle hier allein war zu niedrig. Der Abfall
derselben bei der Separation war bei weitem grösser. Die
Baitermaschinen wurden vernachlässigt, die Kleinkohle
mittelst Handraitern wieder in der Grube ausgeschiedeui
der Bedarf für die Salmiakfabrik ausgefördert, alles übrige
Klein aber in der Grube versetzt Es besteht die Meinung,
es seien unter Baiem die Versetzungen eingeführt worden,
diess ist Jedoch ein ungerechter Vorwurf; alle Actenstücke
sovrie die nun eröffiieten alten Verhaue, welche schon im
Jahre 1800 geschlossen waren, widerlegen diese Anschul-
digung hinlänglich ; unter baierischer Betriebsleitung wurde
diese Massregel nicht eingeführt, wohl aber in grossem
Masse nachgeahmt. In dieser Begierungsperiode — im
Jahre 1810 — wurde der Maximilian Joseph — nun Kron-
prinz Ferdinandstollen — angelegt, welcher 170^ Länge
erhielt.
Nach erfolgter Wiederabtretung Tirols an Oesterreiqh
im Jahre 1814 wurde zwar zur Einstellung der Klein-
kohlversetzungen in den Verhauen der Auftrag ertheilt,
und die Baitermascbine wieder in Thätigkeit gesetzt, aber
die Benützung der Kleinkohle dauerte wieder nur noch
kurze Zeit.
Im Jahre 1818 wurden Kleinkohlen unter 2 Kubik-
zoll zur Feuerung bei den Salzpfannen als unvortheilhaft
erklärt; auch bei der Salmiakfabrik wurde die Kleinkohle
unter 1 Kubikzoll unbrauchbar befunden.
Der Name v. Menz erscheint in dieser Zeit nicht mehr
in den Acten, doch wurde das erstemal unter ihm die Klein-
kohlenfeuerung aufgegeben, und dass diess nicht ohne hin-
reichenden Grund geschah, dafür bürgt der Name Menz.
Es war einer spätem Zeit vorbehalten , diese für den hie-
sigen Bergbau als auch für die Saline wichtige Frage zu
lösen.
Nun wurde die Kohle separirt in :
1. Stückkohl,
2- Grosspraschen mit 20 — 30 Kubikzoll,
3. Salmiak prascben mit 16^'^ Gitterweite.
4. Griesspraschen mit 8'^' Gitter weite.
Erstere drei Sorten wurden nun fortan nach Hall ge-
liefert, die Griesspraschen aber an Privat^ verkauft. Was
durch das Gitter mit 8'^' Maschenweite durchfiel, ging in
die wilde Flut.
Hatte die Kohlengewinnungsart in früheren Jahren
nichts löbliches an sich, und wurde dieselbe auch von
Menz schon im Jahre 1806 mit dem Namen Raubbau be-
legt, so wurden doch die Betriebsverbältnisse noch schlim-
mer auf obige Anordnung hin.
Um diese Zeit waren die Reviere Berggrübl, Francisci
und Barbara schon ganz aufgeschlossen, ja noch mehr:
im Jahre 1800 war man mit dem westlichen Theile des
BerggrÜbl-Reviers schon fertig; es ifar nach lOjähriger
Betriebszeit der fünfte Theil vom ganzen Baue nach damali-
205
gen Begriffen schon abgebaut. Es ist auch leicht diess denk-
bar, bei der gegen alle bergmännische Regel angewendeten
Abbanart, der man den Namen Pfeilerabbau gegeben, der
in seinen besten Ei^zenschaften heutigen Tages kaum mehr
ein Lob verdient, hier aber nicht einmal dieses Namens
werth .war.
Nebst dieser Art Pfeilerabbau hatte man schon in
den ersten Betriebsjahren und viele Jahre später noch
eine andere Gewinnungsweise: man eroberte Kohlen mit-
telst Erweiterung der Fahrtstrecken und Schutte, man ging
mit dieser unlöblichen Methode sogar auf Barbara Aber,
und wenn der Verfasser nicht irrt, so war es der k. k. Mi-
nisterialrath v. Rittinger, der bei einer Befahrung im Mai
1855 diesen Uebelstand erkannte und abstellte.
Da die Hangend- und Liegendkohle reiner und com*
pacter ist, als die Kohle vom mittleren T heile des Flötzes,
so wurde an manchen Stellen nur die schönere Kohle ab-
gebaut, das übrige surflckgelassen.
Wo die Mittelkohle mit abgebaut wurde, machte man
mit Beinigen derselben nicht viele Umstände; was an die
tauben Einlagerungen , deren das Kohlenflötz von Linien
bis zu 2' Dicke viele hat, angebrannt war, wurde grössten-
theils bei Seite geworfen und versetzt. Die später eröffiaeten
alten Verhaue am Barbara und Berggrübl sind Zeugen
hievon. Daher kein Wunder, dass so viele Kohlen in Klein
und Halb gekuttet in den Verhauen sich anhäuften.
Eine schon im Jahre 1815 vorgenommene Schätzung
über die in der Grube angehäufte Kleinkohle ergab für das
Berggrübl-Revier . . . 196.000 Ctr.
Francisci- n ... 224.000 n
Zusammen . 420.000 Ctr.
Diese Versetzungen hatten aber damals nicht auf-
gehört.
DieseELleinkohlenvorräthe und halbgekuttetenKohlen-
abftlle, bei schon wahrgenommenen Erwärmungen, Hessen •
die Gefahr einer Selbstentzündung nicht verkennen. Mah-
nungen zur sorgfältigeren Ausförderung der entzündungs-
gefährlichen Kohlentheile ergingen abermals. Auf dem
Papier wurde allerdings wieder viel Kleinkohle ausge-
fördert, aber die Zuleitung von Wasser in die besonders
brandgefährlichen Stellen war beinahe alles^ was in Wirk-
lichkeit zur Sicherung geschah.
Nicht die unwirthschaftliche Gewinnungsart der Vor-
fahren verdient den Tadel ; dass man heutigen Tages den
Abbau rein führt, hat man den Fortschritten der Wissenschaft
zu danken. Dass man aber auf die Reinhaltung der Grube
nicht mehr gesehen, die diessfalls ergangenen Aufträge
häufig ignorirte *) und , nur nach schönen Resultaten auf
dem Papier haschend , am Lebensmark des Baues zehrte,
das war unbergmännisch.
Nicht ohne Einfluss auf diese Betriebsverhältnisse mag
der Umstand gewesen sein , dass der Kohlenbedarf bis auf
neuere Zeit häufigen Aenderungen unterworfen war. Die
Kohleneroberung wechselte mit Ausnahme der erstea Be-
triebsjahre zwischen 12.000 und 80.000 Ctrn. jährlich.
Durch die u nverh alt nissmässige Ausrichtung des Flötzes
*) Die Möglichkeit solchen Ungehorsams ist nur durch
den Mangel öfter wiederkehrender Inspectionon zu erklären.
Die besten Anordnungen bleiben wirkungslos, wenn man sich
nicht von deren pünktlicher Ausführung überzeugt und Unge-
horsam oder passiver Widerstand nicht mit Entschiedenheit ge-
ahndet wird. Die Bed.
hatte man zwar schon frühzeitig dafür gesorgt, dass eine
momentane Verstärkung der Erzeugung keine Calamität
für den Bau war. Nachtheilig war aber der oft plötzliche
Uebergang zur grösseren Erzeugung dadurch, dass man
häufig die schönsten Kohlenfelder in Angriff genommen,
und mühsamer zu fördernde, minder reine Kohlenmittel
ignorirte. Nebstbei hatte der Wechsel der Betriebskräfte,
sowohl der Zahl als dem Namen nach, ebenfalls seine
Nachtheile.
Neben diesen Schattenseiten der bisherigen Betriebs-
verhältnisse, die zwar grell aber wahr geschildert sind, bildet
die Anlage eines Abteufens am mächtigsten Punkt des
Flötzes, nämlich an der Barbarastollensohle bei Nr. 9 einen
erfreulicheren Lichtpunkt.
Es wurde dieses Abteufen bald nach Erreichung dea
Flötzes mit dem Barbarastollen im Jahre 1799 nebet noch
zwei ianderen auf denselben Horizont zur Untersuchung
betrieben, aber wegen zusitzender Wässer nach 42 Klftr.
flacher Teufe eingestellt. Der k. k. Hofkammer-Commissär
Herr Gubernialrath Joseph Stadler jedoch ordnete im Jahre
1826 anstatt der zur Erforschung des Flötzes vorgenom-
menen, aber erfolglos gebliebenen Bohrung in der Häringer
Ebene, die Fortsetzung dieses Abteufens an, zu dessen
Behufe eine Wasserhebungs- und Fördermaschine im
Innern der Grube erbaut, und derselben das nöthige Auf-
schlagwasser vom Tag zugeführt wurde.
Im Jahre 1830 erreichte dieses Abteufen 101 ^^ Wie-
ner Klafter. Da das Zusitzen der Wässer mit der Teufe des
Schachtes sich vermehrte und zur Hebung derselben und
des Gefälles die einfache Maschine nicht mehr hinreichte,
so wurde der Betrieb eingestellt; ehe man aber den Schacht
verliess, hatte man in der 95. Klafter Teufe das FlÖtz abge-
quert. Das Resultat war, laut amtlichen Acten, 27 W. Fuss
reine Kohle, 8 Fuss taube Schichten, welche im FlÖtze ein-
gelagert sind.
Das Flötz verlor in dieser Teufe beinahe nichts an
Mächtigkeit.
Schon wurde für dieses und die noch zwei anderen
minder tief geführten Abteufen in der 20. Klftr. *eine Ver*
bindungstrecke nöthig erachtet, auch vollendet, und es
dürfte als ein glückliches Ereigniss zu betrachten sein, dass
der Wasserzufluss die Einstellung des Betriebes veranlasste,
und%o die Fortsetzung eines gefährlichen, weil vorzeitigen
Aufschlusses unmöglich gemacht wurde.
Nachdem man schon zur Zeit, als der Barbara-Zubau
noch in Betrieb gestanden , den Vorsatz fasste , nach des-
sen Vollendung einen noch tiefern Unterbau vom Inn aus
dem Flötze zuzuführen, wurde endlich im Jahre 182^ —
im Zusammenhange mit der Fortsetzung des Abteufens
Nr. 9 — 'an einem Projecte zur Anlage eines Unterbaues
— Erbstollens — gearbeitet. Man war über die Wahl des
Aufschlagpunktes im Zweifel, und entschied sich endlich
für die Stelle bei Bichlwang, eine Viertel Stunde nordöstlich
von Kirchbüchl, 180 Klftr. südlich vom Inn.
Die Anlage desselben erhielt aber erst mehrere Jahre
später die hohe Genehmigung. Im Jahre 1841 am 10. Sep-
tember wurde dieser Erbstellen von Sr. Durchl. dem da^
maligen k. k. Präsidenten der hohen Hofkammer in Münz-
und Bergwesen , August Longin Fürst von Lobkowic
angeschlagen.
Dieser Erbstollen erhielt die Richtung zur Achse des
Schachtes Nr. 9) und es liegt dessen Mündung nur 90^
— 206
TOn der nordtiroler Bahn , desBen Geleüe leider 4 Wiener
FuBfl höher zu liegen kam, als jenes des Erbstollens*).
Nach 23jfthriger Betriebsseit, im Jahre 1864 am
1. October, erreichte man nach 1378*2 Elftr. Stolleolfinge
das Kohlenflötz 27 Klftr. flach unter der Schachtsohle
Nr. 9 und zwar in der bis jetzt bekannten Mächtigkeit von
4 Klftm., eingerechnet die tauben Schichten, welche circa
1 ^ betragen.
Man hat somit ein- unverritztes Kohlenfeld von 128^
flach über dem Erbstolien, welches 10— 12,000000 Ctr.
Kohlen abwerfen wird.
Im Grubenbetriebe blieben die bekannten VerhftltDisse
sich beinahe gleich bis zuin Jahre 1836.
Es hatten letzterer Zeit zwar keine Versetznugen mit
Kohlenklein mehr stattgefunden, a,ber von dem, was schon
versetzt war, wurde auch nicht viel mehr ausgefördert ;
und manche solche Versatzatelle war schon unzugänglich.
Der Betrieb hatte sich im Berggrübl vermindert, und in
demselben Verhältnisse im Francisci-Bevier , wo das Flötz
viel schöner und mächtiger war, verstärkt.
Im Jahre 1836 entstand in diesem schon stark her-
genommenen Revier ein Brand, der bald die Auflassung des
ganzen Francisci Revieres im Gefolge hatte.
Näher» s hievon später.
Im Jahre 1842 wurde die Auflassung des Josephi-
und Elisabeth-, im Jahre 1844 die Auflassung des Fer-
dinand-, somit des ganzen Berggrübl-Revieres beantragt und
zwar aus dem Grunde : weil hier im östlichen Theile das
Flötz nichts als Kohlenstaub und mit Kohlenstein ge-
mischte Kohlen liefere und überhaupt der gänzliche Abbau
bis zu Tage gegen den Plan einer allseitigen Verdam-
mung dieses Revieres (des Brandes wegen) Verstösse.
Das wäre denn doch ein beredtes Zeugniss für den
Fall, als man kein anderes hätte, dass im Berggrübl in
den westlichen Verhauen noch Brennstoff war.
Die Auflassung wurde genehmigt und nun wurden
jene Stollenstrecken und Schutte, welche die alten Verhaue
berührten, an der Verhaugrenze vermauert, damit kein
Luftzug in dieses alte Revier stattfinde, der eine Entzün-
dung in demselben veranlassen könnte.
Im Jahre 1 836 hatte man sich alle Mühe gegeben, dem
im Francisci-Re viere erwärmten Kohlenschutt behufs der
Abkühlung (!) Luft zuzuführen I ! So war es denn — «nit
oder ohne Grund ist fraglich — gelungen, den alten Fehler
dem Auge zu entziehen, der aber bei der Wiedereröffnung
dieses Revieres sich geltend machte.
Nun erübrigte noch das Barbara - Revier. Hier hatte
endlich im Jahre 1844 die erste planmässige Versetzung
stattgefunden.
Die den Namen d Pfeiler-Abbau*" führende Kohlenge-
winnung hatte zwar nicht ganz aufgehört, aber diese erste
regelmässige Versetzung war doch der Beginn des Ueber-
ganges zu einer ökonomischeren Betriebsführung.
Man versuchte den Abbau mittelst Selbstbruch, mau
baute nämlich die Liegendkohle von bestimmtem umfange
ab, und unterstützte das darüber liegende Kohlenmittel mit
Blattstempeln. Nach Beendung des Liegendbaues wurden
*) Man scheint zu rechter Zeit auf diesen Uebelstand
nicht aufinerksam gewesen su sein. Sollte es aber bei einer
Bahnaugbessenmg nicht immerhin auch jetzt noch möglich
sein, diesen geringen und doch wichtigen Niveau-Untersdiied
auszugleichen? Die Red.
die Stempel angebohrt, geladen, krank geschnitten und «oa-
geschossen, worauf dann im gfinstigen Falle das unterbaute
Kohlenmittel bis zur reinen Hangenddecke einstürzte, and
weggefördert werden konnte.
Zum vollkommenen Gelingen dieser Gewinunngavreise
war das Dasein zweier Eigenschaften unerlässlich; es musate
1. die Hangenddeoke standfäbig, nicht brüchig sein ; 2. die
Hangendkohle sich von der Decke leicht trennen. War das
Hangend brüchig , so stürzte dieses mit der Kohle ein, vf^o
dann ein Theil der letzteren verloren, und das Resultat nicht
besser war, als bei der alten Gewinnungsart. War aber die
Kohle am Hangenden angebrannt, so blieb oft nur eine Lage
von 2 — 3' Dicke zurück, deren Nachgewinnung d'aun sehr
gefährlich war.
Endlich im Jahre 1849 legte Gottfried Unterb erger
einen Abbauplan vor , der den gänzlich reinen Abbau der
Kohle bei regelmässigen Versetzungen zum Zwecke hatte,
und der die hohe Genehqgigung erhielt.
Man führte zuerst Streichenbau, und ging dann später
in Querbau über, der mit wenigen Ausnahmen, welche die
Beschaffenheit des Flötzes bedingen, nun allgemein besteht.
Das Grundprincip dieses Abbaues besteht in der An>
läge eines Schuttes am Liegenden und einer Grenze des in
beliebiger Länge vorzubereitenden Kohlenmittels.
Von diesem Schutte aus, der sowohl zur AbfÖrderung
der Kohle, als auch zur Fahrt dient, wird am Liegenden die
Grundstrecke in der Länge des Abbau mittels geführt, von
wo aus dann der Querbau in zulässiger Breite find Höhe der
Stösse horizontal gegen das Hangende erfolgt. Nach vollen-
deter Querstrecke wird gleich versetzt.
Den Versatz bezieht man, im Falle der Abbau mit einer
Seite an den Verhau stösst, von dorther; wenn nicht, so
bringt man die Berge von Abbauen in höheren Etagen, und
es muss daher in diesem Falle bei der Anlage des Abbaues
in einem grösseren Kohlenfelde darauf gesehen werden, dass
die Baue der höheren Etagen terassenförmig dem Abbaue
des unteren Horizontes vorschreiten.
Ist man mit dem Abbau an der ersten Grundstrecke in
Stosshöhe fertig, so wird diese Liegendstrecke ebenfalls ver-
setzt, dann über dem Versätze der ersteren Grundstrecke
eine zweite eröffnet, von dort der Abbau in gleicher Weise
betrieben, und so fort bis zum höheren Horizont, wo der
Abbau an leinen schon früher vollendeten stosst. Das ist die
kurze Skizze des Abbaues auf dem ganzen Kohlenmittel.
Anders verhält sich der Abbau, wo das Kohlenfeld schon
durch geführte Schutte und Strecken stark durchörtert ist.
Hierin und überhaupt in der Anlage und Benützung der
Bergmühlen hat die Erfahrung seither manchen Vortheil an
die Hand gegeben.
Im Jahre 1851 wurde in Folge hohen Auftrages die
Separirung der Kohle mittelst der Raitermaschinen einge-
stellt und die Verwendung des unseparirten Gefälles mit
dem Klein bei der k. k. Saline angeordnet, und zugleich
auch die Erweiterung der Kohlenfeuerung zur Verminderung
desHdlzbedarfes der Salinen befohlen. Die jährliche Kohlen-
eroberung stieg nun bei entsprechender Personal Vermehrung
mit dem Jahre 1852 auf 120.000 Ctr.
So war es denn seit Herrn Directors Menz Zeiten das
drittemal, dass Kleinkoble zur Feuerung benützt wurde!
Im Jahre 1856 wurde jedoch die Separation der Kohle in
Grob> und Kleinkohle abermals angeordnet, und wird dieselbe
seither separirt zur Saline Hall geliefert. Dass aber die An-
L^,
— 207 —
wendang derKleinkoble nicht abermals unterbrochen werde,
' dafür geben gute Hoffnung die schönen Erfolge der Versuche
der k. k. Saline Hall , denen es gelang, nicht nur die Stein-
kohle, sondern in vollem Sinne des Wortes sogar den Koh-
lenstaab ohne warmen Wind und vorangehende Gasent-
wicklung nachhaltig und direete mit Vortheil Bu verbrennen.
Erst hiedurch prhftlt das Kohlenklein und Kleinste nahezu
denselben Werth wi«? ganze Kohle , und hiedurch erst ist
eine Minderung der Erzeugung an Kohle für das-
selbe Salz -Quantum, also eine Minderung des jährlichen
Aufwandes in Häring, den die Saline zu zahlen hat, namhaft
in Aussicht gestellt.
Von welcher Wichtigkeit die Einführung des Abbauea
nach dem Plane vom Jahre 1 849 » dann die vollkommene
Verbrennung der Kleinkohle ist, und wie höchst an der Zeit
diese Verbesserungen waren, soll nachstehende auf grossen
Durchschnitten beruhende Berechnung ersichtlich machen.
Nach den bis jetzt gemachten Aufschlüssen enthält daa
Häringer Kohlen-Flötz bis auf den Horizont des ErbstoUena
nicht überschätzt 263.520 Kubikklafter.
Hie von wurden bis zum Schluss des Militärjahres 1858
abgebaut:
a) im Berg grub 1-Bevier
mit Inbegriff aller offenen Strecken u. Schutte 21240 Kuh.®
^) im Francisci-Bevier 27840 n
c) im Barbara-Revier
mit Inbegriff aller offenen Strecken u. Schutte 24600 n
Zusammen . . 73680 Kub.®
Das FlÖtz besteht im Durchschnitte ip Y^ seiner Mäch-
tigkeit ans tauben Einlagerungen ; nimmt man den Kubikfusa
reiner Kohle gering zu 75 Pfd., so berechnen sich aus einer
Kubikklftr. Kohle nach Abscheidung des Tauben 108 Ctr.
Es wurden somit an Kohle verhaut
73680 X 108 = 7,957.440 Ctr,
Hievon kamen in Verwendung als brauch-
bar 4,630.230 Ctr,
daher ein Abgang von 3,327,2lOCtm.,
was dem mehr als 30jährigen Bedarf e der Saline entspricht.
Dieser Abgang dürfte bestehen in 25 % Kleinkohle,
wovon 129.300 Ctr., welche an Tagplätzen abgelagert waren,
in den Jahren 1854 bis 1856 aufgesucht und an Private ver-
steigert wurden. (Schluss folgt.)
Literatur.
Ueber die Walzenkaliberirong fttr die ElsenfiBibrikatioii
von P. Ritt ▼. Tunner, Ritt, des^eis. Kr.O. etc. k. k. Mi-
nisterialrath und Director der Bergakademie zu Leoben etc.
Mit in den Text eingedruckten Holzschnitten und 10 lithogr.
Tafeln. Leipzig, Verlag von Arthur Felix 1867.
Mit Recht klagt der Verfasser, dass ungeachtet der grossen
Fortschritte des WahEwesens, über die Kaliberirung der Wabsen in
keinem Werke über Eisenhüttenkunde mehr oder Besseres ent-
halten sei, als schon Karstens Eisenhüttenkunde 1841 ent-
halten hat Er selbst habe lange Bedenken getragen an die Aus-
füllung dieser Lücke zu gehen, weil dieser vorwiegend anf prak-
tischen Erfahrungen beruhende Gegenstand grosse Schwierigkeiten
habe nnd eine Pnblication darüber ohne eine grosse Zahl von
Tafeln nicht wohl thunlich sei. Da er aber seit 25 Jahren diesen
Gegenstand in seinen Vorträgen über Eisenhüttenkunde alljähr-
lich bespreche und beobachtet habe, dass auf den meisten Werken
das Studium der Walzenkaliberirong unzugänglich gemacht sei,
, habe er sich dennoch zur Pnblication dieser Schrift entschlossen,
obgleich sie weder auf Vollständigkeit, noch anf Unfehlbarkeit
Anspruch machen könne. — Wenn wir gleich dieser Ansicht des
Verfassers (in der Vorrede S. Vn.) nicht widersprechen wollen,
weil es geradezu unmöglich wäre, in einer Abhandlung von 94
Seiten alle Kaliber «Verhältnisse der Wallen und alle darüber
gemachten Erfahrungen zu erschöpfen, so glauben wir doch, dass
die beklagte Lücke in der Fachliteratur durch diese Abhandlung
in ungemein dankenswerther Weise ausgefüllt ist Denn der Ver-
luser begnüg^ sich keineswegs mit einer Aufsählung verschie-
dener Walzenkaliber und ihrer Beschreibung und Abbildung,
sondern er geht echt systematisch von der „Definition eines
Walzenkalibers** ans (8. 3) versucht mit sehr praktischem Geiste
eine Eintheilung der Kaliber nach dem Querschnitte, nach der
ron den Walzen zu yerrichtenden Arbeit, nach ihrer Vertheilang
anf den Walzen, geht dann in die Constmotion der Kaliber unter
Anführung von Beispielen ausfÜhriich ein, und zwar bis au com-
plicirten Polygon-Kalibern und dem Fa^öueisen, für welches letztere
er die allgemeinen Betrachtungen und Regeln für die S^aliberinmg
und zunächst über den damit zusammenhängenden Bau der
Schweisspakete, über die Differenzen im Höhendruck eines und
desselben Fa^onkalibers anstellt, Mittel gegen Seitendruck u. dgl.
angibt Eisenbahnschienen, so wie die Verwendung des Ausschusses
dabei, Kaliberimngenvon Tyres, Wii^keleisen, Ein£ach- und Doppel-
T Eisen, Brückenträger, Unterlagsplatten und ü Eisen, Keileisen
und Laschen, Nageleisen nnd Fenaterrahmeneisen werden in je
einzelnen kurzen Abschnitten abgehandelt, und das Werk schUesst
mit Bemerkungen über Schneidwalzen, Gollar- Walzen, Kopf walzen,
Universalwalzen und Röhrenwalzen und Angaben über die Qußllen
zu näherer Belehrung darüber (was sehr dankenswerth ist) und
mit der Darstellung des mechanischen Vorgnnges bei der Her-
steUung der Walzenkaliber.
Man sieht aus dieser allgemeinen Uebersicht des Inhaltes,
dass sieh hier Theorie nnd Praxis die Hand reichen. Die gründ-
liche theoretische Eintheilung nach verschiedenen Rücksichten,
der Form sowie der Leistung, ist eine Generalisimng der gan-
zen Walzlehre, welche die an sich tmmögUche Vollständigkeit
der AuÜEählung aller bestehenden * Walzenkaliber nmsomehr
ersetzt, als durch sie eigentlich auch die noch nicht bestehenden
dassificirt erscheinen und leicht in ehoe oder die andere Ka^
tegorie eingereiht werden können, wenn sie neu anfkanchen.
Die reiehe Fülle von Beobachtungen aus dem Eisenwerksbetriebe,
welche in die Abhandlung verwoben sind, sowie die Tafeln,
d^en Figuren in sehr grossem (theil weise selbst natürlichem)
Massstabe ausgeführt sind nnd bei der Construction unmittelbar
benützt werden können, erfüllen die Anforderungen der Praxis
in hohem Grade. Wir legen aber das meiste Gewicht darauf,
dass der Verfasser sich nicht mit einer Beschreibung der Wal-
zenarten begnügt, sondern deren systematische Classification
durchgeführt hat, was eine Basis för die weitere Entwickelung
dieses so zu sagen neu geschaffenen Zweiges der Eisenhütten-
lehre bildet. Dieses Werk bezeichnet aber auch nur Epochen
des £isenwerksbetriebes , nämlich die der Massenerzeugung
durch Walzwerke und der Verfasser, der sich seit vor zwanzig
Jahren als »wohlunterrichteter Hammermeister««*) um
die Fachliteratur verdient gemacht hat , ist mit dieser fortge-
schritten in die neue Phase derselben und kann auch als
jywohlunterrichteter Walzwerksmeister«« den gleich-
verdienten Dank der heutigen Fachgenossen ansprechen, die
vielleicht die Söhne Jener sind, denen der nHsmmermeister'*
durch sein erstes Auftreten gezeigt hat, die vorherrschende
Empirie durch Wissenschaft zu veredeln und fruchtbarer zu
machen! O. H,
Aphorismen ö.ber Giessereibetrieb. Von E. F. Dürre. Se-
.parat-Abdruck aus der Berg- und Hüttenm. Zeitung mit einem
Vorworte von Professor Bruno Kerl. Leipzig. Verlag von
Arthur Felix. 1867. Lieferung 1 und 2.
Wir begnügen uns vorläufig mit der Anzeige, dass die in
vielen Blättern der «Berg- und Hüttenzeitang«« zerstreuten Ab^
handlungen Dürre's über den Giesse reibetrieb nunmehr zweck-
mässig in ein Werk zusamraengefasst werden, dessen erste
beide Lieferungen die Betriebsmaterialien, das Roheisen und
dessen Arten , Verwendbarkeit und physikalisch-chemisches Ver-
halten bringen. Wir ersparen uns eine weiter gehende Be-
sprechung auf den Schluss der Lieferungen, wollen aber nur
bemerken, dass der wohlbekannte Professor der Clausthaler
Bergakademie Bruno Kerl diese Aphorismcsu in seinem Vor-
worte überhaupt und insbesondere Studirendcn des Giessorei-
betriebes wärmstens empfiehlt. O. H.
*) Erste Auflage 1846. Die Zweite auch unter dem Titel
nDie Stabeisen- und Stahlbereituug in Frischher-
de n** ist 1858 bei Engelhardt in Freiberg erschienen.
— 208
Beitrage zur geognostlaohen Kexmtniss des Erzgebirges.
Aaf Anordnung dea k. sächs. Oberbergamtes ans dem Gang-
nntersnchungaarchi^ herausgegeben durch die hiesn bestellte
Commiflsion. IL Heft, mit color. Karte und 2 Holzschnitten,
Freiberg, in Commission bei Graz und Gerlach 1867.
Diese Fortsetaning der im iUnttichen Auftrage begonnenen
Pablicalion Intensiver Gangstudien, enth< die „geognostischen
Verhältnisse und die Geschichte des Bergbaues der Gegend von
Schmiedeberg, Niederpöbel, Naundorf und Sadisdorf im Alten-
berger Bergamts-Reyier'' und ist von dem k. Obereinfahrer Carl
Hermann M tili er verfasst, welcher sich bereits durch seine
gediegenen Arbeiten über Gangverhftltnisse den ehrenvoUeo
Beinamen „Gang-Mtlller>t erworben hat. Der alte j,Dippoldiswal-
der Bergbau,** welcher in den Wirren des 30 jährigen Krieges
zum Erliegen gekommen, in diesem Jahrhunderte an verschie-
denen Punkten wieder aufgenommen, wieder fallen gelassen
und neuerdings aufgenommen wurde, und dermal seit der Geldkrisis
von 1858 wieder sistirt ist, bildet den Gegenstand dieser Mono-
graphie, eines etwa eine Viertelquadratmeile umfassenden Ter-
rains, welche mit grossem Fleisse alle Details dieses kleinen Stflck-
q^ens Erdoberfläche darlegt und die wechselnden Schicksale der
auf demselben betriebenen bergmännischen Arbeiten erzählt
Es ist in hohem Grade dankenswerth, wenn derlei zum Theile
aus älteren Archivsacten „wiedergewältigte«,theils neu aufgesuchte
Thatsachen systematisch zusammengestellt und publicirt werden;
mOgen sie nun als Anhaltspunkte zu lieuen Unternehmungen
oder als Erklärung der Schicksale der misslnngenen Bauver-
suche dienen!
Ein Auszug lässt sich aus der an 72 Seiten umfassen-
den Schrift um so weniger geben, als ohne Beigabe der Karte
(die sehr nett ausgeführt ist) derselbe sehr Unvolktändig bliebe ;
wohl aber lässt sich der Wunsch aussprechen, das ähnlicher
Gangstudien in bestehende^i oder bestandenen Bergrevieren recht
viele publicirt werden mögen, weil sie — in grösserer Menge
— nadi und nach Licht über manche Partien der Ganglehre
und ihrer praktischen Anwendung im Bergbane geben werden,
die jetzt noch nicht genügend aufgeklärt sind, und erst aus ihren
localen Werthen durch Vergleichung recht vieler Thatsachen
zu allgemeiner, fruchtbarer Bedeutung erwachsen können.
O. H.
^dzninistrati ves.
Seine k. k. Apostolische Majestät haben mit Allerhöch-
ster EntSchliessung vom 1. Juni 1867 dem Oberhutmann bei
dem ärarischen Goldbergbaue in Banris, Johann Stöckl, in
Anerkennung seiner mu&vollen und erspriesslichen Thätigkeit
zur Rettung von Menschenleben, sowie seiner lobenswertiien
dienstlichen Haltung das silberne Verdienstkreuz allergnädigst
zu verleihen geruht. (Z. 23026, ddo. 18. Juni 1867).
Kontan-Terwaltung.
(Unterstellung des Ober- Verwesamtes zu Rei-
chenau unter die unmittelbareLeitung desFinanzmi-
nisterinms.) Das Finanzministerium hat sich bestimmt g^itin-
den, das k. k. Oberverwesamt zu Reichenan in administrsütiver
Hinsicht bezüglich des Eisenwerksbetriebes aus dem Verbände
der steiermärkisch-österreichischen Eisen Werks- Direction zu Eisen-
erz auszuscheiden und es dem Finanzministerium unmittelbar
unterzuordnen. (Z. 24864, ddo. 2». Juni 1867.)
£. N. 330 de 1867. Conoun-Aussohraibung.
Bei der königl. ung. Berghauptmannschaft zu Ofen ist
die Stelle eines in die IX. Diätenclasse gereihten Bergconunis-*
särs mit dem Jahresgehalte von 840 fl. und dem Vorrttckungs-
rechte in die höheren Gehaltsstufen mit 945 fl. und 1050 fl. in
Erledigung gekommen.
Bewerber haben ihre gehörig instruirten Gesuche, in wel-
chen ausser deren persönlichen Eigenschaften, sowohl ihre Rechts-
ais montanistischen, dann die Kenntniss der landesüblichen
Sprachen, nebst ihrer bisherigen Dienstleistung nachzuweisen
sind, im Wege ihrer vorgesetzten Behörden bei der königl. ung.
Berghauptmannschaft in Ofen bis 10. Augpist 1. J. einzureichen
und in den Gesuchen gleichzeitig anzaf!Öiren, ob und in wel-
chem Grade dieselben mit einem Beamten oder Bergwerksbe-
sitzer oder Bergbeamten des Districtes dieser königl. Berghaupt-
mannschaft verwandt sind, so wie auch, ob sie selbst, ihre Ehe-
gattinen-oder unter väterlicher G(ewalt stehenden Ejnder in die-
sem Districte einen Bergbau besitzen, oder an einem solchen
betheiUget sind.
Königl. ung. Berghanptmannschaft Ofen, am 24. Juni 1867
amOndiötogen.
In der
G. J. Manz'schen Buchhandlung in Wien,
Kohlmarkt Nr. 7.
In den nächsten Wochen wird erscheinen und empfehlen
wir uns zur Uebemahme von Bestellungen:
GeogDostische Uebersichts- und Flötz-Kart^
des .
Westpliälifiohen Steinkolileiigeblrges
in Farbendruck 10 fl« ö. W.
extrafeine Ausgabe 16 fl. ö. W.
aufgezogen auf Leinen mit Stäben als Wandkarte 14 fl. ö. W.
aufgezogen in 2 Theilen als Revier- und Reisekarte 14 fl. ö. W.
Zur näheren Erläuterung kann noch die geognostische Skisse
des Westphälischen Steinkohlengebirges von T. H. Lottner
benützt werden.
Preis 2 fl. ö. W.
Profile zur Flötzkarte werden in kurzer Zeit erscheinen. (42)
FüreinedergrösstenFulverfabriken
DeutseU&nds wird ein teohnlaoher Betrlebs-Dlreo-
tor mit 19-1600 rh. G«halt exol. Tantieme %n ea-
(^a^^ea ^esaoht. Offerte sind unter Angabe der Referen-
zen an die Herren Rüpper und Wiedebach in Berlin firanco
einzusenden. (34 — 35)
In unserem Verlage erschien soeben und kann durch jede
Buchhandlung bezogen werden:
Berg- und HUttenmünnisches
JABEBÜCH
der
k. k. lers-AkadeHieB lo leiben,- PHbram bbA ScheMitti.
XVI. Band.
Redactenr: J. Grimm, k. k. Oberbergrath und Director der k. k.
Bergakademie zu PKbram. (39—41)
Preis 4 fl. 50 kr. d. W.
Bachhandlung von Tendier Sc Comp» in Wien.
Gesuch.
Ein Bergbeamter, absolvirter Bergakademiker, seit 12
Jahren beim Kohlenbergbaue bedienstet, mit g^ten Dienstseug*
nissen versehen, wünscht ein seinen Kenntnissen entsprechen*
des Unterkommen bei einer soUden Gewerkschaft. — Derselbe
hat durch 4 Jahre als Markscheider, seitdem durch 8 Jahre aJs
Bergbauleiter der Bergverwaltung selbständig vorgestandeu, £rd-
bohrungen und Schürfungen geleitet, ist auch im Rechnungswesen
bewandert und kann sogleich eintreten. Gef&llige Offerte Unter
P. E. befördert die Expedition des Blattes. (37^38)
Knpfererze
und kapferhaltfge GekrUtne aller Art kauft nach Gehalt das
St. Johannes- Kupferwerk bei Böhmisch- Wemersdorf.
Offerte beliebe man an den Besitzer Theodor Klein-
w&chter in Liebau (Preussisch-Schlesien) gefälligst franco zu
richten. (28—28)
Diese Zeitschrift erscheint wöchentlich einen Bogen stark mit den nöthigen ariis tischen Beigaben. Der Frftnumerationsprei«
ist jährlich loeo Wien 8 6. ö. W. oder 5 Thlr. 10 Ngr. Mit franoo Fostversendnng 8 fl. 80 kr. ö. W. Die Jahresabonnenten
erhalten einen offieiellen Bericht über die Brfahrangan im berg^ und hüttenmännisohan Kasohinen-, Bau- und AufbereitangtwesaD
saaiBt Atlas als Gratisbeilage. Inserate finden gegen 8 kr. Ö. W. oder IV2 Ngr. die genpaltene Nonpareillezeüe Anfiiahme,
Zuschriften jeder Art können nur franoo angenommen werden.
Druck Ton Carl Fromme in Wien.
Fflr den Verlag venuatwortUeh : Carl Reger.
XV. JahrKaii{{.
Oesterreichische Zeitschrift l^fl
9* »■llt
ftr
Berg- und Hüttenwesen.
Verantwortlicher Redacteur: Dr. Otto Freiherr von Hingenau,
k. k. MiniBUrialrAtb im FinanBminifterlnni.
Verlag der O. J. Manz'schen Buohliandluilg (Kohlmarkt 7) in Wien.
.1^ — - 4
' Inhalt: Die Fortschritte in der Roheisenfabsikation nach der IntemationaleD IndiiBtrieausstellung in Paris. — Der Stein-
kohlen-Bergban zu Häring in Tirol. — Nötigen. — Administratives. — Ankündigungen.
Zur geßlligen Notiznahme«
Um in der Znsendung nnserer Zeitsohrlft an Jene
der resp. Herren Abonnenten, deren Pr&niimeration
mit Ende Juni erlischt, keine ünterbrechnng eintreten
lassen zn müssen , erlauben wir uns dies^ben höfliohst
um gefällige besoUeunlarte, ftanldrte Einsendniiar
des Betraffes für das 2. Semester mit 4 il. 40 kr.
n ersueheiL
n.
Die Fortsehritte in der Boheieeofabrikation
nach der internationalen Industrieausstellung in Paris.
Von P. Tunner.
In meiner ersten Veröffentlichung ober die gegen-
wärtige WeltinduBtrie-Ausstellnng in Paris habe ich die
Fortschritte in der Stablfabrikation besprochen , nach einer
iachgemässen systematischen Behandlung, also gleichsnm
mit dem letzten Theile begonnen.
Es geschah diess in der Absicht, wenigstens den wich-
tigeren Theil so bald wie möglich zn publiciren, so lange
die Ausstellung noch besteht, damit den nachfolgenden Be-
suchern die Möglichkeit geboten werde , meine Auffassung
zu controliren. Zudem wusste und weiss ich zur Stunde
nicht , wie weit ich diessmal mit meiner Berichterstattung
über die Ausstellung kommen werde; denn dass ich wie bei
allen früheren grösseren Industrieausstellungen einen vol!-
Btttndigen Bericht über das Montanfach diessmal nicht er-
statten werde, habe ich bereits in meinem letzten Berichte
über die Londoner Ausstellung von 1862 offen erklärt. So
viel zur Entschuldigung der einzelnen, nicht im streng wis-
senschaftlichen oder systematischen Zusammenhange stehen-
den Bruchstücke dieser meiner Publicationen.
Die Roheisenfabrikation ist in der Ausstellung
nur selten für sich allein vertreten, theils weil in der Wirk-
lichkeit auf den Hütten die Darstellung des Roheisens
meistens mit dessen weiterer Verarbeitung zu Gusswaaren,
zu Stabeisen oder Stahl verbunden ist, theils weil die allei-
nige Exposition von Roheisen selbst für den Fachmann
wirklich wenig Anziehendes hat. Die meisten, lediglich
auf das Roheisen beschränkten, nur allenfalls unter Bei-
gabe der dafür verwendeten Erzsorten illnstrirten Ausstel-
lungen finden sich in der preussi sehen (norddeutschen) Ab-
theilung, namentlich aus dem Siegener Lande und aus
Westphalen ; dann einige in der englischen Abtheilung aus
Cleveland und Schottland , weiter in der französischen,
belgischen , schwedischen und in der österreichischen Ab-
theilung aus Steiermark. Hauptsächlich ist es Spiegeleisen,
mitunter auch graues, namentlich zum Bessemern taug-
liches Graneisen, das die Ausstellungen bieten, weil insbe-
sondere diese beiden Roheisensorten in der neuesten Zeit
ein mehr gesuchter Handelsartikel geworden sind , und
dieserwegen mehr als früher producirt werden.
Das Siegener Land (Siegerland) paradirt haupt-
sächlich mit Spiegeleisen, Ausstellungsnummem 25| 26, 27
und 28) welches aus den dortigen manganreichen Spath-
und Brauneisensteinen in vorwaltender Menge und ausge-
zeichneter Qualität dargestellt wird. Das Roheisen soll
5 — 10 Percent Mangan, zugleich aber auch 015 — 0-3 Per-
cent Kupfer enthalten. Das Siegener Land dürfte übrigens
derjenige District sein, in welchem die Roheieenproduction
in den letzten Jahren am meisten zugenommen hat.
Ich machte bei meiner Rückreise von Paris diesem
Districte einen Besuch und war erstaunt zu sehen, wie in
demselben , seit durch die dahin geführte Eisenbahn der
Bezug des mineralischen Brennstoffes aus Westphalen er*
möglicht wurde , eine neu« Hohofenanlage nach der andern
entstanden ist, und noch im Entstehen oder in Erweiterun-
gen begriffen sind. Ka kommt jetzt auf den dortigen Hütten
der Zolleentner Coaks auf 9 — 10 Silber^ro^chen , während
derselbe loco Grube oder Vercoakungsstätte 6 — 7 Silber-
groBchen, die Steinkohle aber 3 — 4 Silbergroschen kostet.
In der Regel haben diese Couks bei 12 Percent Asche.
Dabei ist zu bemerken, dass die meisten dieser neuen Hüt-
ten selbst entweder gar keine, oder nur unzureichende
Eisensteingruben besitzen, daher sie die Erze ebenfalls von
anderen Bergbaubesitzem kaufen müssen. 100 Centner
SpHtheisensteine kosten auf den meisten Hütten 27 — 30
Thaler, oder ein Centner nngeröstete Spatheisensteinc 8- — 9
Silbergroschen, wovon 40 — 45 Percent Roheisen ausge-
bracht werden. In der Regel werden 10 — 20 Percent ver-
witterte Spathe (Brauneisenstein) oder bisweilen auch etwas
Rotheisensteine in die Gattirung genommen. Sehr bedeu-
tend ist der Kalkzuschlag, 25 — 35 Percent, daher die Be-
— 210
Bchickang (der Möller) gewöhnlich nur 32 — 34 Perc. Aub-
bringen an Roheisen gibt , und die Schlacke so basisch ist,
dass sie beim Liegen an der Laft in kurser Zeit ganz ser-
fiillt. Wenn strahliges Roheisen, noch mehr wenn halbirtes
bis ganz graues Roheisen erblasen werden soll, ist die Be-
Bchicknng weniger basisch und wird mehr von den Brauneisen-
steinen, Rotbeisensteinen und selbst etwas Pnddlings- oder
SchweisBofenschlacken zugesetzt. Der Coaksaufwand für
1000 Pfd. dargestelltes Roheisen und einschliesslich der meist
mit den Abfällen vollbrachten Röstung stellt sich durchschnitt-
lich bei strahligem Roheisen auf 1000—1150, für halbirtes
bis graues Roheisen auf 1 150 — 1250) und fQr Spiegeleisen auf
1250— 1350 Pfund. Die sämrotlichen Arbeitslöhne stellen
sich fflr 1«)00 Pfiind Roheisen auf 21 — 25 Silbergroschen.
Rechnet man, dass fär 1000 Pfund Roheisen die General*
kosten (Regie sammt Amortisation) 1 Thaler 5 bis 1 Thaler
* 10 Silbei groechen betragen, so erhellet, dass man im Siege-
ner Land 1000 Pfund Roheisen um 12 — 13 Thaler Selbst-
kosten erzeugen kann ; nur einige Hütten, die genügend
billige Erze selbst erzeugen, kommen auf 1 1 Thaler 6e-
stehungakosten herab.
Alle die neuerbauten Hohöfen des Siegener Landes
sind fttr den Coaksbetrieb und mit Dampfkraft eingerichtet,
45 — 48 Fuss hoch, am Boden 4V2 — 6 Fuss weit und mit
3 — 6 Düsen und Formen versehen Der Wind hat bei den
durchweg geschlossenen Formen 2% — 3 Pfund Pressung
und 250 — 300 Grad R. Temperatur. Sie sind zwar noch
mit offener Brust zugestellt, dabei aber der Vorherd auf
V3 — Vi der Weite des Ofeninnem verengt, und da überdiess
nach jedem Eisenabstich der Vorherd mit einem Lehmver-
schlag unter dem Timpel geschlossen wird , so steht die
ganze Zustellung schon sehr nahe der geschlossenen Brust*).
Die Gichten sind allenthalben geschlossen 7 — 8 Fuss weit,
mit einem trichterförifeig erweiterten Rande und mit einem
hydraulisch gedichteten Füllcylinder eingerichtet Alle haben
im Unter- und Obergestell bis zum Kohlsack hinauf mehrere
eiserne Kühlkästen mit Wassercirculation zur längeren Er-
haltung der Zustellung, welche bis nahe zum Kohlsack frei
gelegt erscheint, und gewöhnlich IV2 — 3 Jahre erbalten
wird. Die aufgefangenen Gichtgase reichen in der Regel
zur Heizung der sämmtlichen Dampfkessel und der Luft-
erhitzung aus ; nur bei sehr starkem Kalksteinzuscblag , wo
die Gase der vielen Kohlensäure wegen schlecht brennen,
wird auf einigen Orten mit Separatfeuerung nachgeholfen.
Die Erbauungskosten eines solchen Hohofens , der täglich
500—700 Ctr. Roheisen liefert, liegen zwischen 70.000
und 120.000 Thalem.
Ich habe mich bei dieser neuerlichen Roheisenerzeugung
des Siegener Landes mit Coaks absichtlich in ein näheres
Detail eingelassen, weil wir in Innerösterreich endlich doch
auch zu dieser Übergehen werden, ja übergehen müssen, wenn
unsere Eisenindustrie vorwärts gebracht werden soll. Unsere
Holzkoblenhohöfen sind in technischer Beziehung den etlichen
noch mit Holzkohlen betriebenen kleinen Hohöfen des Siegener
Landes voraus; allein im letzteren Lande, wie im Ganzen
und Grossen derRoheisenproduction geben die Coaks-Hohöfen
den Ausschlag, und zwar nicht allein durch ihre grössere
*) Auf der Georg-Marienhütte bei Osnabrück, Katalog«
nommer 40 der preoüsischen Abtheilung, soll in neuester Zeit,
und mit der Verbesserung eines bestandigen SchlackenabÜusses,
ein grosser Coakshohofen mit geschlossener Brust eugestellt und
im besten Betriebe sein.
und billigere Erzeugung« sondern auch dadurch, dass daa
Coaksroheisen aus diesen guten Erzen in der Qualität
nicht viel minder als das Holzkohlen-Roheisen ist, für
manche Zwecke diesem sogar vorgezogen wird. Sonder
Zweifel würden unsere Erze von Eisenerz und Hüttenberg
mit einem geringeren Kalkzuschlag und minderem Coaks-
aufwand ein Roheisen geben, welches wenngleich weniger
Mangangehalt besitzend, für die wichtigsten Verwendungen
desselben dem des Siegener Landes vorgezogen würde.
Schon vor vier Jahren , als ich das erste Mal Öffentlich die
Coaksroheisen-Erzeugung speciell für Innerösterreich ange-
regt habe, glaube ich nachgewiesen zu haben, dass wir den
Wiener Ceiitner Roheisen um ungefähr 2 Gulden oder den
Zöllcentner um 1 fl. 79 kr. darstellen könnten. Jetzt, nach-
dem ich die neueren Fortschritte in der Roheisenproduction
des Siegener Landes an Ort und Stelle kennen gelernt habe,
möchte ich diese Ziffer der Gestehungskosten eher niedriger
als höher stellen , woraus nicht allein der grosse Vortheil
für die eigenen Raffinirwerke , sondern zugleich die Mög-
lichkeit eines Robeisenabsatzes nach auswärts, insbesondere
nach Deutschland, erhellet.
Die Spatheisensteingruben des Siegener Landes liefern
nicht allein das Hauptmaterial für die dortige vermehrte
Roheisenproduction, sondern werden in beträchtlicher Menge
auch nach den westphälischen Hütten verfuhrt, so wie diess
mit den Nassauer Rotheisensteinen schon früher geschehen
ist, um die mindere Qualität der übrigen Eisenerze weniger
empfindlich zu machen.
Nach dem Siegener Lande bietet die Ausstellung an
Roheisen ubd Erzen mit den dazu gehörigen Daten in der
französischen Abtheilung für uns Oesterreicher das meiste
Interesse. Die Erzeugung an Holzkohlenroheisen ist in
Frankreich im letzten Decennium ziemlich constant auf 6
Millionen Zöllcentner im Jahre stehen geblieben, nur in den
letzten Jahren ist sie weiter zurückgegangen. Die Ausstel-
lungsnummem 147, 148, 151, 152, 173, 182, 186, 189,
191, 203, 215 und mehrere andere bringen Holzkohlen-
roheisen zur Anschauung, welches meistens für Qualität-
eisen und Stahl verarbeitet , somit etwas höher verwerthet
wird. Entgegen die Production an Coaksroheisen ist in
dieser Zeit beständig gewachsen und hat sich von 9V| Mil-
lionen Centner des Jahres 1855 auf I8V2 Millionen Centner
des Jahres 1864 gehoben*), also verdoppelt, und erzeugt
Frankreich jetzt schon Über 25 Millionen Centner Roheisen.
Ungeachtet dieser bedeutend gesteigerten Roheisenproduc-
tion im eigenen Lande hat Frankreich noch alle Jahre 3 — 4
Millionen Centner fremdes , meist englisches Roheisen ein-
geführt und nur bei ^j^ Million Centner ausgeführt. Der
Preis des Holzkohlen Roheisens beträft jetzt 2 — 3 fl. und
des Steinkohlen-Roheisens 1 V2 — 2V3 Gulden Silber für den
Zöllcentner. Schon diese Preisunterschiede zeigen, dass es
sowohl sebr billiges, wie auch gutes Coaksroheisen geben
müsse. Die Verbesserung der Roheisenqualität wurde in
Frankreich bisher nur zum geringeren Theile durch eine
vermehrte Gewinnung der eigenen Spatheisensteine in den
Pyrenäen und in den Alpen , hauptsächlich aber durch die
Zufuhr fremder Erze aus Algier , Insel Elba und Sardinien
erzielt. Die Ausstcllungsnummern 139, 149, 154, 171, 345
und noch andere arbeiten grosseutheils mit fremden Erzen.
Aus Algier sollen in diesem Jahre 4 Millionen Centner Erze
*) Sieh am Schlass den tabellarischen Aasweis.
— 211 —
(Magneteisensteine von 62 — 64 Pereent Eisenhalt) contract-
lich geliefert werden, welche eiDgeschifit an Bona pr. Tonne
10—12 Franken, in Marseille auf circa 20 Franken, nnd
loco Creusot , welches Werk der vorzfiglichste Consument
dieser Erae ist (indem es 60.000 Tonnen von den genann-
ten 200.000 Tonnen gekauft hat), 32—35 Franken, oder
der Zollcentner 64 — 70 Kreuzer kosten. Etwas billiger
dürften die Elbaner Erze kommen , besonders fClr Creusot,
welches dort die unbeachtet gebliebenen alteu Halden von
Kleinerzen um billigen Preis angekauft hat, nnd da die Trans
portskosten mit den von Algier bezogenen Erzen ziemlich
gleich stehen dürften. Am billigsten dflrften die Erze von
Sardinien kommen, wo Petin Gaudet & Comp, die Graben
von St. Lion ankaufte und durch eine bei zwei deutsche
Meilen lange Eisenbahn und mehrere schiefe Ebenen mit
dem Hafen von Maddalena in Verbindung gebracht hat.
Schon jetzt liefern diese im Jahre 1862 begonnenen Gruben
50.000 Tonnen Magneteisensteine, welches Quantum bald
verdoppelt bis vervierfacht sein wird.
Solche Anstrengungen macht Frankreich, sich gute
Erze in grösserer Menge zu verschaffen, — und was ge-
schieht bei uns, um die so zu sagen unerschöpflichen Schätze
des besten Eisensteines der Erzberge zu Eisenerz und Hüt-
tenberg halbwegs entsprechend zu verwerthen? — Nicht
überall finden sich Erze und Brennstoff in der nftchsten Um-
gebung beisammen; allein die vorgeschrittene Technik
bietet dem unternehmenden Geiste die Mittel, dieselben auf
entsprechend billigen Wegen an Ein« Stelle zu schaffen.
Allerdings gehören zu einem solchen Unternehmen noch
mehrere andere Bedingungen, um es lohnend zu machen,
Bedingungen, wflche bei uns dermalen leider nicht im
entspnchenden Masse vorbanden sind. — Es ist umso in-
teressanter, diese Entwicklung in Frankreich zu sehen, seit
der letzte Zollvertrag mit England geschlossen wurde, dem
gemSss das englische Roheisen nur mit einem Zoll von 2^L
und das Stabeisen mit 6 Franken pr. Tonne belegt erscheint.
Den absolut gröesten Aufschwung in der Boheisen-
fabrikation zeigt auch in den letzten Jahren wieder wie
früher England. Mr. Blackwell, einer der best unterrich-
teten englischen Eisengewerken sagt, dass die Roheisen-
production von England betragen bat
im Jahre 1800 bei 180.000 Tonnen
n n 1825 T, 600.000 „
n n 1S50 „ 2,000.000 »
K s 1S65 n 5,000.000 n
und es zeigt sich also, dass die englische Robeisenproduc-
ion in diesem Jahrhundert nach je 25 Jahren sich reichlich
Verdreifacht hat, und dass diese ausserordentliche Zunahme
i den letzten 25 Jahren noch am meisten überschritten
wrden dürfte, da sie von 1850 bis 1865 schon um 3 Mil-
li(^en Tonnen gewachsen ist, daher in den zehn Jahren bis
18'5 nur um weiter 1 Million Tannen zuzunehmen hätte,
umiie angegebene Verdreifachung einzuhalten. Auch in
^Qgmd hat nicht bloss die Production de^ minderen phos-
phor%ltigen Roheisensorten, sondern dessgleichen die Er-
zeugug in den vorzüglicheren Sorten Hes Coaksroheisens
sehr zgenommen. Als Beispiel der ersteren Kategorie ist
vornehmlich der District von Cleveland hervorzuheben,
welcheriuf der Ausstellung klein, aber sehr instructiv ver-
treten is. und der jetzt schon über 1 Million Tonnen pr.
Jahr prot^cirt; als Beispiel der letzteren Kategorie hebe ich
die Anlag der Eisenhohöfen bei Uiverstone hervor, wejl
ich diese Anlage in meinem Berichte, über die Londoner
Ausstellung von 1862 umständlich erörtert habe, wo schon
jetzt 10 Hohöfen der grössten Art'thfttig und mit Bessemev-
öfen in Verbindung gebracht sind, die in meiner Publieation
über die Fortschritte der Stahlfabrikation unter der Benen-
nung Barrow-Stahlwerke aufgeführt erscheinen. Weitere 5
Hoböfen sollen noch dazu in Betrieb gesetzt werden. Diese«
hier und an mehreren anderen Stellen erzeugte sogenannte
Hftmatit-Roheisen, findet seinen Absatz nur der Güte wegen,
besonders für das Bessemern^ in beträchtlicher Menge auch
am Continent, vornehmlich in Deutschland. England liefert
nach auswärts also nicht allein sehr billiges, sondern ausser-
dem auch sehr gutes, im Preise höher stehendes Coaks-
Roheisen. Es sind diese Hämatit-Erze in England zwar
nicht in solcher Menge vorhanden wie in Innerösterreich
die Späth- und Brauneisensteine, aber immerhin ist soviel da-
von bereits aufgeschlossen, dass alle Bessemerhütten von dem
daraus erzeugten Roheisen auf mehr als 1 00 Jahre versorgt
werden könnten. — Zudem sind die Hämatite nicht die
einzigen Erze Englands, aus denen ein vorzügliches Roh-
eisen dargestellt wird, sondern die besseren Sorten der
Thoneisensteine, Sphärosiderite, wie nebst anderen nament-
lich jene von Yorkshire, welche das Roheisen für Low Moor
(Ausstellungs-Nr. 85) und Bowling (Ausstellungs-Nr. 16)
liefern , haben gleichfalls nur einen geringen Phosphor-
und Schwefelgehalt. Selbst englische Spatheisensteine kom-
men in neuerer Zeit zur Verwendung, und ein nicht unbe-
deutendes Quantum vorzüglicher Erze geht alljährlich von
auswärts , insbesondere aus Algier und aus Spanien , zur
Verhüttung nach England.
Vornehmlich zum Bessemern bestimmtes , tiefgraues
Roheisen ist in der englischeuAbtheilung von West-Cumber-
land unter der Ausstellnngsnummer 128 zur Anschauung
gebracht, wo jährlich bei 3 Millionen Centner von dieser
Sorte erblasen werden. Gleichsam zum Beweise der hohen
Temperatur, bei welcher dieses Roheisen dargestellt wird,
war nebst dem Roheisen ein Kistchen mit ausgeschiedenem
Graphite ezponirt.
Von der schwedischen Abtheilung dünkt mir be-
sonders erwähnenswerth die von .Fagersta unter Katalog-
nummer 69| nebst dem zum Bessemern verwendeten Roh-
eisen, mitausgestellte chemische Analyse dieses Roheisens.
Nach dieser enthält dieses Roheisen
2*138 chemisch gebundene Kohle,
2'703 Graphit,
0-641 Silicium,
2*926 Mangan,
0-026 Phosphor,
0-015 Schw. fei.
Am meisten an£FalIend ist hierbei der geringe Halt an
Silicium, indem viele Metallurgen der Ansicht sind, dass der
Silicium gehalt mindestens das Doppelte von dem angegebe-
nen betragen müsse, wenn es zum Bessemern tauglich sein
soll. Allerdings wird dieses Roheisen directe vom Hohofen
weg zum Bessemern verwendet, und wird der Process in
schwedischen Oefen, ohne Spicgeleisen nachzutragen, durch-
geführt.
In der russischen Abtheilung sind mir bezüglich der
nachgewiesen guten Roheisen - Qualität zwei Ausstellungs-
nummern, nämlich Nr. 2 (Alexandrovsk) und Nr. 71 (Rastor
gonieff) aufgefallen ; das letztere hat nebst mehreren Fein-
- 212 -
gfissen, eine bei 3 V2 ^*" weite, halbkugelförmige, y^ Zoll
dicke Schale von ausserordentlicher Elasticität und Festig-
keit exponirty — und bei dem ersteren , das hauptsächlich
zum Munitionsguss, auch fürKanonen, verwendet wird, ward
behauptet, dass es per englischen Quadratzoll 290 Zoll-Ctr.
absolute Festigkeit zeige. Die Erze dieser Hütten sindBraun-
und etwas Rotheisensteine, und als Brennstoff wird Holz und
Holzkohle verwendet.
Eine noch bedeutend grössere absolute Festigkeit zeigt
das Kanonen-Roheisen von Finspong in Schweden (Katalog-
Nr. 33}> insbesondere seit dort der Guss nach dem ursprüng-
lich amerikanischen Systeme mit der Abkühlung von innen
ausgeführt wird, welche Abkühlung man zu Fiiispong statt
mit Waaser- mit Luftströmung bewerkstelliget.
An technischen Fortsehritten in der Roheisenerzeu-
gung, abgesehen vou denen, welche ich im Vorhergehenden
aus dem Siegener Lande bereits angeführt habe, konnte ich
unmittelbar aus der Ausstellung nicht viele herausfinden.
Die VcrgrÖsserung der Hohöfen in ihrer Höhe und Weite
erscheint noch immer als Gegenstand für die Versuche im
Grossen. Im Cleveland-Districte ist im Verflossenen Jahre
ein über 80 englische Fuss hoher Ofen in Betrieb gesetzt
worden, dessen Resultate bezüglich des Brennstoffaufwandes
gerühmt werden ; allein so feste Coaks und so grobe Aggre-
gate von Eisensteinen , wie in diesem Districte, finden sich
nicht so bald wieder, wesshalb. die dortigen Resultate nur als
sehr local angesehen werden können. Bezüglich der Weite
der Hohöfen (die Weite vor den Formen) ist mir auf der Aus-
stellung nichts Neues aufgefallen. Es scheint, dass bei run-
den Ofenschächten die Weite am Boden mit 7 Fuss ihre
bisherige Grenze erreicht hat, wiewohl dieselbe im Verlauf
des Betriebes sich bei noch immer gutem Hohofengaug
auf 8 — 9 Fuss erweitert. Sechs Fuss Weite am Boden-
stein ist für die grösseren Hohöfen, und speciell für die auf
halbirtes Frischerei-Roheisen arbeitenden, das gewöhnlich-
ste Mass.
Als nicht zu verkennender Fortschritt und mit 'der vor-
hin berührten Weite des Ofens im innigen Zusammenhang
stehend stellt sich die immer allgemeiner werdende Anwen-
dungeiner möglichst hoch getriebenen Erhitzung des Windes
dar. Selbst die mit aus Gusseisen constrnirtenLufterhitzungs-
Apparaten versehenen CoakshohÖfen blasen mit 250 — 350
Grad R. und würden die nach dem Siemens* sehen Principe
der Wärme - Regeneratoren eingerichteten Erhitzungsappa-
rate, wovon unter andern einer auf Friedrich- Wilhelmshütte
bei Siegburg angewendet ist, rascher um sich greifen, wenn
deren Handhabung bisher nicht mit so vielen Störungen und
Reparaturen verbunden wäre. Mit der hohen Windtemperatur
ist übrigens nicht «bloss eine Erweiterung des Ofens am
Boden, sondern zugleich eine Verengung des Kohlensackes
und somit ein völliges Verschwinden der sogenannten Rast
in Verbindung; hiermit ist der weitere Vortheil eines regel-
mässigen Niederganges der Gichten verbunden. Insbesondere
die engliscben und schottischen Hohöfen zeichnen sich darin
vor allen anderen aus.
Modelle von Hohöfen sind in der französischen,
prenssischen und schwedischen Abtheilung zu sehen. Bei
den ersteren ist vornehmlich das Abfangen der Gase und die
dabei übliche Methode des Aufgichtens dargestellt, ohne
jedoch eine nachahmenswerthe Neuerung zur Anschauung
zu bringen. Die Erfahrung hat allerdings gelehrt, dass dss
Aufgichten am Rande und das Abfangen der Gase haupt-
sächlich in der Mitte, zom Theil ^er auch am Rande der
Gichtöffnung bewerkstelligt werden soll. Am instructivsten
ist das Hohofenmodell von den Gebrüdern Büttgenbach in
Neuas (Rheinpreussen), und zwar um so mehr, als dasselbe
von einer kurzen Beschreibung begleitet wird. Originell
dabei ist die Gasleitung, Welche durch 5 hohle, gusseiserne
Säulen vermitti It erscheint, die zugleieh den breiten Gichten -
iLranz tragen, indem das Schachtmauerwer^ Über dem Kohl-
sack statt eines Mantels nur mit Eisenreifen verstärkt ist. —
Ausser den Modellen sind noch ziemlich viele Zeichnungen
von Hohöfen in der Ausstellung; aber sehr häufig, und das
ist namentlich in der österreichischen Abtheiiung der Fall,
sind diese Zeichnungen in beigelegten Portefeuilles enthalten,
wodurch sie den Besuchern in der Regel ganz unbekannt
bleiben.
Die in den letzten Jahren erbauten Hohöfen sind am
Continente sehr gewöhnlich nach schottischem Muster, als
sogenannte Blechmantel-Oefen ausgeführt worden. An Kosten
ist hierdurch aber kaum etwas erspart. Ich erkundigte mich im
Siegener Lande, wo die meisten der neuen Oefen ebenfalls
als Blech mantel-Oefea hergestellt wurden, und erfuhr, dass
solch ein Mantel für einen etwas grösseren Ofen sammt
Gichtenkranz an 400 Centuer Blech erfordert, wovon der
Centuer eammt Aufstellung zu 6 ^^ Thaler zu veranschlagen
ist, daher 4000 Gulden kostet. Die gusseisernen Tragplatten
(worauf der Mantel ruht) und die Tragsäulen wiegen 700 —
800 Centner^ zu 3 Thaler den Centner gibt sammt Aufstel-
lung 3500 — 4000 fl. Die Kosten für einen solchen Eisen-
mantel betragen sonach ohne Fundamentmauerwerk an
8000 fl., ein Betrag, für welchen in den meisten Localitäten
auch ein gemauerter Mantel , ein ziemlich solides Rauhge-
mäuer, hergestellt werden könnte. Bequemer in mehrfacher
Beziehung ist allerdings ein Blechmantel mit Tragsäulen,
aber so ganz ohne Einfluss auf den Wärmeverlust dürfte der-
selbe denn doch nicht sein. Wo daher ein Hohöfen für eine
voraussichtlich längere Dauer hergestellt wird , und beson-
ders wenn das Brennmaterial ziemlich hoch im Preise steht,
da ist nach meinem Erkennen ein gemauerter Rauhschacht
dem Blechmantel vorzuziehen.
Von den Raschette' sehen Oefen , welche vor 5 Jahren
bei der Londoner Ausstellung zum ersten Male vor die
Oeffentlichkeit traten, war bloss in der russischen und preus-
sischen Abtheilung je ein Modell ausgestellt, letzteres vom
Harz und nur für Bleischmelzöfen bestimmt. Es scheinen
demnach die Raschette'schen Oefen für die Roheisenproduc-
tion ausser Russland keinen Eingang in der Praxis gefunder
zu haben, woran das Misslingen des Aubel' sehen Versuchet
bei Mühlhauseu wesentlich Ursache sein mag. UebrigeiB
versicherte mich ein russischer Ingenieur, dass diese Oefn
auch in Russland nur bei Erzeugung des weissen bis baller-
ten, nicht aber bei Darstellung des grauen Eisens gute Re-
sultate geben sollen. Die Richtigkeit dieser Angabe voius-
gesetzt, suche ich den Grund dafür vornehmlich . in dr zu
geringen Ofenhöhe, wie ich mich schon in meinem Beichte
über die Londoner Ausstellung von 1862 ausgespochen .
habe.
Schliesslich gebe ich zu den vorliegenden Noti^u über
die Fortschritte in der Roheisen-Fabrikation, gleic^am zur
Erhärtung derselben, nach dem Bulletin du Comite /«^ Borges
in Paris, die Uebersicht bezüglich der Erzeugnis Einfuhr,
Ausfuhr und der Consumtion des Roheisens in ^r^uk reich
von den 10 Jahren 1855 — 1865.
213
Erzeugung^
Einfuhr |
Zusammen
Erzeugung
und
Einfuhr
Ausfuhr 1
^
Boheiaen
bearbeite-
ter
GlU8
seitUehe,
von GuBi-
eisen sar
Bearbei-
tung
Summe
Roh-
eisen
bearbei-
teter
Gnss
Bück-
ausfuhr
nach der
Bearbei-
* tung
Summe
Eigener
Verbrauch
>s
Kilogramm
1*^55
1856
1857
1858
1859
1860
1861
1862
1863
1864
849,296.200
923,147.500
992,331.500
871,556.000
856,152.300
880,286.400
888,000.000
1053,000.000
1149,250.000
1212,100.000
118,209.618
127,272.361
95,459.601
63,185.971
43,023.929
28,941.061
117,604.203
199,994.910
160,058.640
36,098.435
2,850;347
1,961.293
3,210.233
2,917.465
2,267.642
1,771.500
6,753.094
17,155.300
12,584.690
5,381.531
4,815.964
9,012.450
12,586.512
19,412.776
32,775.997
41,506.267
46,646.534
20,449,919
24,552.152
115,012.700
125,875.929
138,246.104
111,256.346
85,516.212
78,067.568
72,218.828
171,003.831
237,600.129
197,195.482
156,492.6'i6
975,172.129
1061,393.604
1103,587.846
957,072.212
934,219.868
952,505.228
1059,003.831
1290,600.129
1346,445.482
1368,592.666
438.677
98.841
778.022
1,523.166
2,426.755
1,645.624
764.624
349.784
385 715
525.100
2,337.261
2,294.155
2,656.508
4,111.198
4,018.373
4,653.030
4,712.992
4,341.866
3,189.064
4,747.662
3,100.729
6,199.215
6,277.878
5,088.515
6,657.175
13,586.778
20,042.452
11,345.101
13,079.319
24,665.952
5,876.667
8,583.211
9,712.408
10,722.879
13,102.303
19,885.432
25,520.068
16,036.751
16,654.097
29,938.754
969,296.462
1052,810.393
1093,875.438
946,349.338
921,117.565
932,619.796
1033,483.763
1274,663,378
1329,791.385
1338,653.912
Der Steinkohlen-Bergbau su Häring in Tirol.
Vom k. k. Schichtmeister Andreas Mitterer in Hftring.
(Fortsetzung.)
Ein bedeutendes Quantum gin»; in die wilde Flut, und
der übrige Abgang; von circa 3,197.910 Ctrn. befand sich
theils stehend in Pfeilern, theils als Klein versetzt in den
Verhauen des Berggrübl- Reviers, des Franciseibrand fei des
und im Barbara-Abendfelde. Man erhielt somit aus einer
Kubikklafter Kohlenmittel ^^o^gA^ = 63 Ctr. für die Sa-
line benutzbare Kohle.
Das noch abzubauende Kohlenmittel besteht nach der
noch wahrscheinlichen Ausdehnung des Flötzes in 120.500
Kubikklafter ; es berechnen sich daher bei einer jährlichen
120500 X 63
Eroberung von 120.000 Ctrn.
= 63*2 Jahre
120000
Betriebsdauer, in dem Falle, als man die frühere Kohlenge-
winnungsart beibehalten, und auch die Kleiukohle nicht be-
nützt hätte. Darf aber in Folge VerbesseruDg des Verbren-
nungsapparates künftig von jeder Kubikklftr. 108 Ctr. als
u uu v u A u«,. 120500X108
brauchbar abgegeben werden, so erhält man ttt-^-^ ac=
^ ^ 120000
1 08*4 Betriebsjahre.
DieVortheile des neuen Abbaues, sowie der Benützung
4e8 Kohlenkleins bestehen darin, dass der für die Saline so
wichtige Bergbau um 45 Jahre voraussichtlicher Betriebs-
dauer verlängert wird.
Bei den vorliegenden Thatsachen, welche auf die Mög-
lichkeit eines Brandes in den alten versteckten Revieren hin-
deuteten, konnte man das Berggrübl - Revier und das Bar-
bara-Abendfeld unmöglich mit Gleichmuth betrachten. Wollte
man je noch daran denken, die dortigen Kohlenreste zu ge-
winnen, die Reviere zu reinigen, so war keine Zeit mehr zu
verlieren, denn die noch stehenden Pfeiler mussten bald dem
Hangenddrucke weichen und Haogendbrüche allgemein wer-
den. Entstand ein Brand im Berggrübl , so war es auch um-
das östl. ganze Kohlenmittel geschehen.
Die an einer Stelle gelungene Einfahrt in einen Tbeil
des alten Berggrübl - Revieres , woselbst Kohlen in Pfeilern
stehend und haufenweise auch aufgelöst dalägen, sowie die
Anwesenheit des k. ^. Sectiousrathes Rittinger im Mai
1855 gaben den Impuls zur Vorlage eines Betriebsplanes,
welcher die Sistinng des Betriebes im Barbara-Revier, da-
gegen den ra&chen Abbau des noch ganzen Kohlenmittela
im Berggrübl und den gleichzeitigen Angriff der alten Ver-
haue, behufs der Eroberung der Kohlenreste, zum Zwecke
hatte.
Nachdem dieser Betriebsplan die hohe Genehmigung
erhalten, wurden die alten zum Therle schon 60 Jahre
schlummernden Verhaue an mehreren Punkten in Angriff
genommen, vom frischen Felde aus gegen das Ende der
Verhaue vorgedrungen, und die Ausbeute und Räumung von
dort rückwärts eingeleitet. Der Befund rechtfertigte nur za
sehr das Unternehmen; die Versetzungen mittelst Kohlen-
klein waren mitunter massenhaft, die Brandgefahr nicht zu
leugnen.
Gleichzeitig mit der Räumung der Verhaue wurde
auch der Abbau auf dem ganzen Kohl en mittel , welches
die alten Verhaue wie ein Saum umgab , mit Energie
geführt.
Im Jahre 1866 war die Räumung der alten Verhaue
beendet; man säuberte ein Feld von 3910 Q^ und machte
eine ansehnliche Ausbeute.
Dass die Arbeit unter häufig brüchiger Decke, bei einer
Höhe der Käume von 2-~3^ an Schwierigkeiten und Ge-
fithr^n reich war, braucht nicht näher beleuchtet zu werden ;
erwähn enswerth ist aber, dass man hiebei ausserordentlich
vom Glücke begünstiget ward, indem in dieser Betriebspe-
riode nicht Eine schwere Beschädigung vorkam.
Die Gestehungskosten der Kohle waren in dieser Zeit
folgende :
Im Jahre 1857 per Ctr. 32'5 kr.
' ti D 1858 n « 41 t)
i> 1) 1859 1) n 63*5 n
1) n 1860 T) n 41-3 ti
I n 1) 1861 t> D 39-5 II
n n 1862 n d 36*3 n
n n 1863 n « 25 tt
n n 1864 ff ff 23 n
ff ff 1865 ff ff 21-7 ff
ff ff 1866 ff ff 18*4 ff
Im Jahre 1859 wurde der Aufschluss beendet, und von
dort ab nahm die Ausbeute regelmässig zu. Die von Jahr
zu Jahr fallenden Gestehungskosten haben aber ihren Grund
nicht in der grösseren Ausbeute allein, sondern auch in der
allmäligen Verkleinerung des Reviers, der Concentration
des Betriebes.
— 214 —
Ein üebelstand, dessen vollkommene Beseitigang zn
keiner Zeit und Jemanden gelingen wird *), weil er in der
Natur des FlÖtses begründet ist, ist der, dasi man die gewon-
nene Kohle nicht vollkommen vom Tauben reinigen kann,
eiu Umstand, der von jeher und noch zu Klagen von Seite
der Saline Anlass gegeben.
Das Flötz enthftlt stellenweise eine Menge tauber Ein-
lagerungen vom feinen SchnQrchen bis zu 2' Stftrke, welche
mit dem Flötze conform Hegen. Ausserdem ist die sonst
schöne Kohle hftufig mit tauben Linsen in allen Grössen und
Richtungen durchzogen, die bei Gewinnung der Kohle in
grösseren Stücken mittelst Schrämarbeii sich häufig der
Beleuchtung entziehen.
Das Taube ist in der Regel an die Kohle angebrannt,
muss daher mit dem Scheideisen losgetrennt werden, was
andererseits wieder eine Zerkleinerung des Gefälles zur Folge
hat Die Reinigung der Kohle ist mitunter, besonders aus
den mittleren Schichten, so schwierig, dass für die Ge-
winnung einer Knbikkiftr, solchen Gefälles 8 — 9 fl. gezahlt
werden, während der Abbau reiner Kohle pr. Kubikklftr. zu
4 — 5fi. verdungen wird. Mitverbunden ist daher auch immer
der namhafte Abfall an Kleinkohle, der stellenweise die
Hälfte der Production beträgt *»).
Entwftsaemng des Sohaolitea Nr. 9.
Nachdem der Fürst Lobkowitz-Erbstollen das Kohlen-
flötz angefahren hatte, musste auf die Herstellung der
Communication mit dem Schacht 'Nr. 9 Bedacht genommen
werden.
Dieser Schacht stand seit der Auflassung des Betriebes
im Jahre 1830 gänzlich bis zum Horizont des Barbara-
Stollens unter Wasser; ebenso auch die in Verbindung
stehende 54^ lange Mittelstrecke und ein zweiter Schacht.
^ Da die Richtung und Neigung des Schachtes nicht ver-
lässlich bekannt war, so konnte an einen Aufbruch vom Erb-
stollen directe gegen die Schachtsohle nicht gedacht werden.
Um dieea mit voller Sicherheit bewerkstelligen xu können,
hätte man mittelst einer Dampfmaschine das Wasser aus dem
Schachte heben und behufs der Ableitung des Rauches vom
Gruben re vier eine 300^ lange Röhrenleitung herstellen
müssen, was jedenfalls mit bedeutenden Kosten verbunden
gewesen wäre, und wobei sich nicht einmal die erforderliche
Kraft genau bestimmen Hess, da die Menge des dem Schachte
zufliessenden Wassers unbekannt war.
Dieser Umstand lenkte auf den Gedanken* einer An-
bohrung des Schachtes.
Der hiemach vorgelegte ausgeführte Plan war folgen-
der: Man führte 10^ von der Axe des Schachtes Nr. 9 ent-
fernt, aber mit diesem parallel, ein Aufbrechen vom Erb-
*) Gar Bo unbedingt können wir diese Behauptung nicht
gelten lassen. Die Aufbereitung der Kohle hat bereits solche Fort-
schritte gemacht, dass es kaum wahrscheinlich scheint, dass die
anderwärts erprobten Kohlen-, Wasch- und Aufbereitungs-Appa-
rate nicht auch in Häring ihren Zweck erreichen würden Der
Kernpunkt dürfte vielmelur in der Frage Hegen, ob bei der gerin-
gen Er^eugungsmenge von nur 120000 Ztr. solche Apparate
auch ökonomisch sich empfehlen lassen, da sie unzweifelhaft
die Gestehungskosten erhöhen und vielleicht nur bei grösserer
Erzeugung sich auszahlen würden. Es dürfte daher jedenfalls
einem berechtigten Streben nach vollkommener Reinigung der
Kohle nicht von vorm^herein das berüchtigte „Gespenst der Un-
möglichkeit« entgegenzuhalten sein. D. Red.
*♦) Der aber, Dank den neueren Fortschritten der Salinen-
feucrung kein eigentlicher Abfall sondern verwendbarer Brenn-
stoff ist! D Red.
Stollenhorizont nach dem reinen Hangenden des Flötzes 28^
über sich, und hoffte mit dieser Höhe die Sohle des Schachtes
Nr. 9 um circa 6^ überfahren zu haben.
Die letzte Klafter wurde zu einer Fluchtbühne für unvor-
herzusehenden Fall reservirt, und unter derselben dasKohlen-
flötz vom Hangenden gegen dss Liegende abgequert. Es wur-
den wechselweise schöne Kohlenschichten und auch taube
Einlagerungen durchfahren.
Da der Schacht Nr. 9 am Barbara horizont in einer der
schönsten reinen Kohlenschichten des hier 5® mftchtigen
Flötzes angeschlagen wurde, so suchte man denselben auch
in der Querstrecke zuerst in der mächtigsten Kohlenschicht
und in den nilchst folgenden, wobei man auf drei Stellen
ohne Erfolg arbeitete und erst an der vierten Stelle glück-
lich war.
Für die Bohrung wurde ein 3^ langes Auslaugen her-
gestellt, um sich das oftmalige Abschrauben der Bohrer zu
ersparen.
Die Bohrlöcher wurden in Brusthöhe am Ausläng- Vor-
ort angesetzt, und mit einem schwachen Steigen nach dem
Streichen einer Kohlen schiebt gegen den Schacht gestossen.
Die Bohrmeissel hatten 2 Yj'' und es hatte bei 9— 10^ Bohr-
lochlänge eineVerengung des Bohrloches um nur 4'" stattgefun-
den. Um die Bildung von Warzen zu vermeiden, das Bohrloch
rund zu erhalten, wurde die Bohrschneide an beiden Seiten
mit einem Yj^' langen Flügel versehen, dessen Richtung der
Peripherie des Bohrloches entsprach, und womit das Bohren
auch auf theil weise festen tauben Lagen gut ging.
Die Aubobrung des Schachtes geschab, wie schon be-
merkt wurde, beim vierten Versuch, und zwar auf einer mit
vielen tauben Einlagerungen gemischten Kohlenschicht. Hier
wurde das Bohrloch in der 8. Klftr. feucht und immer mehr
bis man am 19. December 1866 um 11 Uhr Mittags in der
10. Klftr. den Schacht glücklich angestossen hatte. Der Ab*
fluss des Wassers geschah ohiigeachtet des 1 Gelangen rauhen
Bohrloches besonders in der ersten Zeit mit furchtbarer Ge-
walt. Der Schacht hatte 31 ^2 ^^^^ Neigung, derselbe wurde
in der 95. Klftr. angebohrt, und er enthielt bis zu dieser
Teufe mit der Mittelstrecke und noch einem zweiten Schachte
260 Kubikklftr. Wasser, welches in 18 Stunden durch das
Bohrloch abgelaufen war.
Das Bohrloch Nr. 1 hatte die Länge von 10*2^ und
ward von der 9. Klftr. an feucht. Man konnte annehmen,
dass die Entfernung des Schachtes schon Überbohrt war, und
das Bohrloch sich nahe dem Schachte, am Liegenden oder Han-
genden befinde. Es wurde daher mit einer 4pfündigen Blecb-
patrone geladen, und wechselweise mit hölzernen Cylindern
von 3 — 4' Länge und Lehm besetzt. In 16 Minuten nach
dem Anbrennen des Zünders erfolgte die Entzündung der
Patrone , was durch fernes dumpfes Rollen erkannt wurde.
Nach Entfernung der Besatzung entwich bei heftiger Pressung
ein grauer Gasstrom wie ein aus einem Rohre ablaufender
Wasserstrahl ohne weiteren Erfolg.
(Schluss folgt)
Notizen.
Eine neue Methode, Krels-Ordlnaten sohnell ohne
Hilfe von Teifeln zu bestimmen. Im i, Scientific American •"
(herausgegeben von Munn & Comp, in New-York) habe ich
kürzlich eine Kleinigkeit veröffentlicht, die vielleicht auch für
manche meiner Landsleute und Fachgenossen in Oesterreich von
Interesse und praktischem Werthe sein dürfte, insofern man auch
im Berg- und Hüttenwesen häufig in die Lage kommt, Kreis-
— 215 —
Nr. 1.
Segmente von grossem Halbmesser su Terseichnen oder am Felde
aoBBUstecken. Ich war vor einiger Zeit genöthigt , die Ordinaten
lUr ein Kreis-Segment von 500" Halbmesser zu berechnen, die
Elreis-Tangente als Abseissen-Aze betrachtet Ich benfltEte die
Formel y = Ä — j/^Ä» — x^ und fand:
»r = 1" '2" ' Z" •4" • ö* * 6" ... I
V = 0-001"; 0-004" V 0-009"; 0016"| 0025"; 0036" ! /
Wie man sieht, bilden die Ordinaten in der dritten Deci-
malslelle die Quadrate der natfirlichen Zahlen 1, 2, 3, 4 ... .
mit genügender Genauigkeit für Abscissen nicht über 2^". Diese
Thatsache ist von praktischem Werthe, wenn man Segmente von
grossen Kreisen (Schablonen für Babn-Curven, Lehrbögen etc.)
zu zeichnen hat, weil es sehr leicht ist, die obige Progression
im Qedfichtnisse zu behalten, und dieselbe es ermöglicht durch
eine einfache Division die Ordinaten für Kreise von 4, 5, 10,
25, 50, 100, 125 und 25ti Halbmesser zu erhalten, diese Halb-
messer mögen in Zollen, Füssen, Klaftern, Tards oder Mitres aus-
gedrückt sein ; man erhält dann natürlich die betreffenden Coor-
dinaten in derselben Masseinheit ausgedrückt.
Braucht man z. B. die Ordinaten für ein Segment von 125'
Halbmesser, so wird man folgendermassen verfahren : 125 ist der
vierte Theil von 500, und wir finden, wenn wir die Prog. Nr. 1
durch 4 dividiren:
a:=y,'; %'; 3/^.; y
y = 0-00025*; 0-001'; 0-00225'; 0-004* ....
Wenn man die Mühe einer einfachen Division und folgenden
Multiplication nicht scheut, so findet man ebenso leicht die Or-
dinaten für Krössegmente , deren Halbmesser 6, 8, 9, 12, 14,
15, 16, 18, 21, 24 . . . Z. B. die Ordinaten für 24' Halbmesser
würde man folgendermassen berechnen: Zuerst bestimmt man
die Ordinaten för 4' Halbmesser, was geschieht indem man
Progression-Nr. 1 durch 125 dividirt (oder was dasselbe ist mit
8/(000 = ^'^^^ multiplicirt). Man erhält so:
a: = 0-008'; 0-016'; 0-024* . • .
y = 0-000008'; 0000032*; 000072* ....
Diese letztgefundenen Zahlen mit 6 multiplicirt, erhält man die
Goordinaten fOr 24* Halbmesser:
x = 0-048'; 0-096'; 0-144' ...
y = 0-000048'; 0-000102*; 0-000432' . . .
Es ist leicht einzusehen, dass man die Abscissen entspre-
chend dem gebrauchten Massstabe und dem Zwecke der Zeich-
nung wählen muss. So würde es in dem letzten Falle (24' Halbm.)
genügen, von der Progression - Nr. l bloss x = 3', 6', 9', 12' . .
zu nehmen, weil « = 3' die erste Absdsse ist, welche einer Or-
dinate ent^richti die in den Zirkel gefasst werden kann.
Anton Hardt,
Civil- und Bergingenieur,
derzeit in Williamsport, Pennsylvanien.
Ueber das Sohwimmen des Bleies auf fltLsGderem
Gnsseisen. Ueber diesen Gegenstand sprach Herr Direetor
Karmarsch im Gewerbeverein in Hannover im April d. J. Diese
aoffiallende Erscheinung hat der EisengiessereibesitEer Haberland in
AlfÖld früher beobachtet, und neuerdings hat derselbe geschöpfte
Proben von Gusseisen mit darauf befindlichen Bleitropfen Herrn
Karmarsch eingesandt. Dass das schwerere Blei (specifisches
Gewicht IIV2) ftuf dem leichteren Eisen (specifisches Gewicht^?)
schwimmen könne, erschien kaum begreiflich. Herr Kannarsch
hat nun die Bleitropfen genauer untersucht und gefunden, dass
dieselben keine dichten Körper, sondern sehr dünne Bleibläschen
sind. Er glaubt, dass das Blei in der Weissglühhitze verdampft
und in geringerer Temperatur als Bläschen condensirt und nie-
dergeschlagen sei. Er verweist hierbei auf die bekannten, noch
nicht genüjgend erklärten Thatsachen, dass weissglühendes
Eisen und sehr hoch gespannter Dampf, ohne zu verbrennen
mit der Hand berührt werden können.
Gtowalzte Feüen. Zum Walzen von Feilen construirte
Th. Turton in Shefield eine Biaschine, welche im Wesentlichen
folgende Einrichtung hat: In zwei übereinander befindlichen
Walzen sind die Gesenke mit den den Feilen zu ertheilenden
veränderlichen i^rofilien eingesetzt; durch Zahnsectoren, welche
auf ihren Achsen sitzen, erhalten diese Waisen von einem Man-
S»lrade aus eine hin- und hergehende rotirende Beweg^g. Beim
ebranch wird ein Stahlstück von angemessener Länge zuerst
in dasjenige Profil der Walzen eibgesetzt, welches die Feile in
der Richtung der hohen Kante ausbildet, indem man den Stahl
vorwärts und dann in Folge der Mangelradbewegung zurückführt
Es wird dann aus dem erwähnten Profil herausgenommen und
in das zweite Profil eingelagert, in welchem durch gleiche Be-
wegung wie oben die flachen Seiten ihre Gestalt erhalten. Nach
dieser zweiten Operation ist die Feile fertig zum Ausschweissen
der Angel. (Steierm. Ind. u. Hand.-BL)
N. E. 934.
i\.dzninl8trative6.
Erkenntnits.
Nachdem trotz der rechtskräftigen hierämtlichen Aufibr^
derung vom 7. Mai 1567 die EigenthÜmer der Victoria-Griqihit-
zeche Nr. 1 und 2 in der Gemeinde Heuhof, bestehend aus 8
einfachen Grubenmassen, Herr Victor Noback in Prag, Andreas
Biederer und Josef Brei in Heuhof diese beiden Grubenfelder
nach Vorschrift des §. 174 a. B. G. nicht in Betrieb gesetzt,
und sich über die bisherige Ausserachtlassung der Bauhafthal-
tung nicht gerechtfertigt haben, so wird nach Weisung des §. 243
und 244 a. B. G. auf die • Entziehung dieser Grubenmasse mit
dem Beisatzd' erkannt, dass nach Bechtskräftigwerdung dieses
Erkenntnisses nach der gesetzlichtm Vorschrift weiter Amts ge-
handelt werden wird.
Von der k. k. Berghauptmannschaft
Pilsen, am 1. Juli 1867.
ANKÜNDIGUNGEN.
G e 8 n c h.
Ein Bergbeamter, absolvirter Bergakademiker, seit 12
Jahren beim Kohlenbergbaue bedienstet, mit guten Dienstseug-
nissen versehen, wünscht ein seinen Kenntnissen entsprechen-
des Unterkommen bei einer soliden (Gewerkschaft — Derselbe
hat durch 4 Jahre als Markscheider, seitdem durch 8 Jahre als
Bergbauleiter der Bergverwaltung selbständig vorgestanden, Erd-
bohrungen und Schüi^mgen geleitet, ist auch im Bechnungswesen
bewandert und kann sogleich eintreten. Gefällige Ofierte unter
P. E. befördert die Expedition des Blattes. (38—38)
Für eine der grösstenPolyerfabriken
Beutsohlandfl wird ein teohnlBOher Betrlebi-Oireo-
tor mit la-lSOO rh. Oehalt exol. Tanttime sn en-
^a^^en mslUiht. Offerte sind unter Angabe der Referen-
zen an die Herren Küpper und Wiedebach in Berlin franco
einzusenden. (35 — 35)
In unserem Verlage erschien soeben und kann durch jede
Buchhandlung bezogen werden:
Berg- und HUttenmännischee
JAHRBUCH
der
k. k. Berg-Akademien 10 leeben, PHbran und Sekemilti.
XVI. Band.
Bedacteur: J. Grimm, k. k. Oberbergrath und Direetor der k. k.
Bergakademie zu PHbram. (40—41)
PrIs 4 fl. 50 kr. s. W.
Buchhandlung von Tendier A Comp« in Wien.
Die Seiler-Waaren-Fabrik
des Carl Iflandl in Peat
erzeugt alle für den Bergbau nOtliigen S6ller*Arbeiten von
vorzüglicher Qualitftt zu den billigsten Preisen.
Fabrik: Pest, Stadtwäldchen, Arenaweg Nr. 120, 121.
Niederlage: Pest, Josefsplatz, Badgasse Nr. 8. (ig-6i)
— 216 —
Gegenseitiger Versichenmgs-Verein österr. Montanwerke, üfaschinen-
nnd Metallfabriken in Wien.
p. T.
Wir haben die Ehre, Sie ergebenst in KenntniM zu setzen, dass wir heute mit
der Bückversicherungs- Gesellschaft Seenritas in Wien,
„ „ „ Pannoniain Pest,
„ k. k. priv. Rinnione Adriatica di Sicurtii in Triest,
„ Ersten ungarischen allgemeinen Assecuranzgesellschaft in Pest, Verträge geschlossen
haben, gemftss welcher diese Tier Gesellschaften ab dem 1. Juli d. J. alle von uns zum Abscblnsse gelangten Versicherungen
insolange ganz in Rückversicherung übernehmen, bis der Verein, ob der Anzahl seiner Mitglieder und der eigenen Mittel, im
Stande sein wird, einen Thell der Versicherungen auf eigene Rechnung zu behalten.
Aus nachfolgender Zusammenstellung ersehen Sie die Fonds, mit welchen wir durch diese Gesellschaften den Vereins-
mitgliedem, neben deren gegenseitiger Haftung, die Erfüllung unserer Verpflichtungen garantiren.
€frewlllirlelstiiii90-Fond«.
Käme
der
Oeiellsohaft
Begebenes
Äctlen-CapiUl
Darauf sind
einbesahlt
Capital-
Reserve
Frlmien-
Reserve
jährliche
Prlmlen-
Elnnahme*)
Sname
der
Garantiemittel
Panncnla
Hlnnirae .......
2,000.000
2,000.000
8,540.000
8,150.000
' —
600.000
400.000
1,062.000
945.000
-
16.854
9.948
221.470
700.000
46
27
26
548.055
475.415
2,506.940
8,198.897
5
85
60
868.847
684.286
8,763.585
4,121.629
88
20
88
84
8,428.256
8,169.648
10,081.946
11,170.026
89
82
09
94
*™~
10,690.000 1 —
8,007.000 1 —
947.766 1 99
6,728.808
-~
9,488.298
z.
27,794.878
d
*) Wnrde die Primien>-Einnahme pro 1866 als massgebend betrachtet.
Die auffallend rasche Theilnahme, welche unser Verein trotz des erst so kurzen Bestehens in den ' betreffenden
Industriekreisen gefunden hat, brachte uns gegenüber den Versicherungsgesellschaften in eine viel günstigere Position und konnten
wir die Verträge zu Bedingungen schliessen, welche den Beweis liefern, dass die Gesellschaften einen hohen Werth darauf legen,
mit nns in Verbindung zu sein.
Wir hoffen, dass diese Sachlage sich auch Ihres Beifalls erfreuen wird und Sie nns daher baldmöglichst beitreten werden.
Schliesslich theilen wir Ihnen untenstehend noch 2 Schreiben mit, aus welchen erhellt, dass die nOesterreichische
^ationalbanktf und die nK. K. ^riv. Credit-Anstalt für Handel und Gewerbe^ nichts einzuwenden haben, wenn deren Schuldner un-
serem Vereine beitreten wollen. WIEN, 28. Juni 1867. '"
Die Direction: Der SecretArt
Hypothekar-Gredits-Abtlieüang
der priv. österr.
HATIOHAXiBAHK.
WIEN, am 15. März 1867.
Nr.
1805 An den löblichen gegenseitigen Versicherungs-Verein österr. IMontanwerke, IMaschinen-
H. B. I. und Metallfabriicen in Wien.
InGemfissheit der Statuten für die Hypothekar-Creditsabth eilung der Nationalbank werden Montanwerke, dann Fabriken,
mithin solche Objecte, auf welche die Thätigkeit des löblichen Vereines zu Folge der schätzbaren Zuschrift vom lt. 1. Mts. znnftchst
gerichtet ist, von der Nationalbank nicht als selbstständige Hypothek beliehen, sondern nur zur Verstärkung anderer fOr die Beleihung
statutenmässig geeigneter Hypotheken berücksichtiget.
Um so eher kann die Nationalbank in solchen Fällen es den Parteien Überlassen, die Versicherung der Hypothek
gegen Feuerschaden bei jener Assecuranzanstalt vorzunehmen, welche ihnen am meisten zusagend erscheint.
Der Nationalbank bleibt es vorbehalten, die Wahrung des eigenen Interesses hiebei gehörig zu überwachen
JPigßiim m, p.
1931.
WIEN, am 12, Juni 1867.
An den gegenseitigen Versicherungs-Verein österr. JMontanwerl^e, IMaschinen-
IMetallfabrilcen in Wien.
und
In Erledigung ihres Werthen vom 8. d. M. theilen wir Ihnen mit, dass wir für den Fall, als Sie die Ih^en zugehen-
den Versicherungen mit ihrer ganzen HOhe bei den bezeichneten vier Assecuranzgesellschaften und zwar bei jeder mit dem gleichen
Betrage (y^) rückversichern, keinen Anstand nehmen, wenn unsere Schuldner ihre uns verpfändeten Objecte bei Ihrem Verein assecuriren«
Achtungsvoll
Die k. k. priv. ^österr. Gredit-Anstalt tüx Handel und Gewerbe.
JVorMöotfif m. p. üfayrrns m. p.
Diese Zeitschrift erscheint wöchentlich einen Bogen stark mit den nOthigen artistischen Beigaben. Dbt Prinnmerationspr^ii
bt jährlich loeo Wien 8 fl. ö. W. oder 5 Thlr. 10 Ngr. Kit franoo Postvenendang 8 fl. 80 kr. 6. W. Die Jahresabonnenten
erbalten einen offieiellen Bericht über die Brfahmngen im barg- und hüttenmännisohen Xaaehinen-, Bau- und Anfbereitongswesaa
Atlas als Gratisbeilage. Inserate finden gegen 8 kr. ö. W. oder IV) Ngr. die gespaltene Nonpareilleseile Au&ahme.
Zuschriften jeder Art könneu nur franoo angenommen werden.
I>ra«k von Oarl Fromme In Wien.
Fflr d«n Verlac verantwortUch : Carl Reger.
i
N^ 28. Oesterreichische Zeitschrift }^^l
VI. Jahr{raii|r. * 15. JiÜ.
fÜT
Berg- und Hüttenwesen.
Verantwortlicher Redacteiir: Dr. Otto Freiherr yon Hingenan,
k. k. Mixüstarialrath im Finanzminlsteriiun.
Verlag der O. J. Manz'schen BnohhandltUlgr (Kohlmarkt 7) in Wien.
Inhalt: Die Fortschritte in der Stabeisenfabrikation Dach der intemationaleo Indnstrieaasstellang von 1867 zu Paris. — Der
Steinkohlen-Bergbau zn H&ring in Tirol (Schluss). — Literatur. — Administratives. — Ankündigungen.
Zur gefiilligeD Notiznahme.
Um in der Znsendnng unserer Zeitsohrlft an Jene
der resp. Herren Abonnenten, deren PrUnuineratlon mit
Ende Juni erloschen ist, keine Unterbrechung eintreten
lassen zu müssen , erlauben wir uns dieselben höflichst
um gefällige besohleunls^y franldrte Einsendung
des Betraffes fllr das 2. Semester mit 4 fl. 40 kr.
sn ersuchen.
m.
Die Fortschritte in der Stabeisenfabrikatioii
nach der internationalen Industrieausstellung von 1867
zu Paris.
Von P. Tunner.
Bezüglich der Stabeisenfabrikation bat die Ausstellung
im chemischen Theile an neuen Erieugungsmethoden nichts
gebracht, denn die Methoden nach^ Bessemer, Martin
und Berard nehmen zunächst Bezug auf den werthvoUeren
und dabei leichter darzustellenden Stahl, sind desshalb dort
aufgeführt worden , wiewohl sie auch zur Darstellung des
weichen Eisens verwendet werden können und wirklich in
ausgedehntem Masse dazu benfitzt werden. Entgegen im
mechanischen Theile, an maschinellen Vorrichtungen zur
mechanischen Bearbeitung des geschmeidigen Eisens, war
Einiges wirklich in Modellen oder Zeichnungen ausgestellt,
von Anderen war zwar nur das fertige Fabrikat ezponirt,
aber theilweise waren über die Art und Weise der Darstel-
lung doch einige Daten in Erfahrung zn bringen. Als den
wichtigsten Fortschritt in der Stabeisenfabrikation möchte
ich jedoch die vermehrte Production und die gleich-
zeitige Verminderung der Preise bezeichnen, welche
bei dem Stabeisen relativ zwar nicht so auffallend wie beim
Stahl, allein numerisch doch von der grössten Bedeutung
sind.
Anschliessend an das, was ich am Ende meines II. Ar-
tikels über die Fortschritte in der Roheisenfabrikation, an
statistischen Daten von der französischen Production, Ein-
fuhr, Ausfuhr und Verbrauch an Roheisen, nach dem «Bulletin
du Comit^ des Forges« in Paris mitgetheilt habe, lasse ich
hier, aus derselben Quelle entnommen, die betreffenden Zah-
len bezüglich des Stabeiseos und Eisenbleches folgen.
I
Erzeugung
von
Stabeisen
u. Blechen
Einfuhr von
unbearbei-
tetem
Stabeisen
und
Blechen
bearbei-
tetem
Stob-
eisen und
Blechen
unbearbei-
tetem
Stabeisen
u. Blechen
zeitliche
Summe
der
Einfahr
Znsammen
die '
Erzeugung
und
Einfuhr
Ausfuhr
von unbe-
arbeite-
tem Stab-
eisen und
Blechen
von bear-
beitetem
Stab-
eisen und
Blechen
Kflckanfl-
fabr von
StobeUen
und Blechen
nach der
Bearbeitung
Summe
der
Ausfuhr
Eigener
Verbrauch
von
Stabeisen
u. Blechen
K i 1
S
a m m
1S55
1856
1857
1S5S
1859
1860
1861
1862
1863
1864
557,217.600
568,669.400
559,959.300
530,101.800
520,099.200
559,384.900
572,700.000
700,500.000
790,650.000
822,900.000
55,525.
66,381.
30,411,
16,056.
1,959.
1,182.
13,698.
89,795.
14,634.
2,876.
328
309
160
736
584
024
379
628
235
018^,
2,856.113
4,979.936
5,314.094
5,837.913
4,418.508
2,561.921
8,099.622
8,505.283
8,576.021
,820.596
4,989.206
9,843.339
17,828.805
32,848.275
36,353.214
4«,659.602
43,074.000
59,381.441
71,361.245
35,725.254
26,883.882
16,221.431
21,572.750
54,646.276
134,654.125
71,869.858
55,771.514
615,599,041
640,030.645
595,684.554
556,985.682
536,320.631
580,957.650
627,346.270
835,154.125
862,519.858
878,671.514
3,085.820
1,939.332
3,273.860
3,313.295
2,834.667
4,152.257
3,674.451
4,674.405
1,351.957
954.138
8,622.329
8,979.171
10,150.278
12,031.950
13,055.363
13,843.366
11,667.518
12,280.056
10,121.424
14,304.254
1,715.235
2,787.504
6,005.726
19,435.375
32,867.069
44,804.798
62,693.472
43,887.019
58,432.700
105454.800
13,423.384
13,706.007
19,489.854
34,780.620
48,757.099
62,800.421
78,035.441
60,841.480
69,906.081
120,413.192
602,175.657
626,324.638
576,194.700
522,205.062
487,563.532
518,1ö;.229
549,310.835
774,312.646
792,613.777
758,258.322
Anmerkung. Während beim Roheisen die Einfuhr 2V3 — dV, Millionen Centner mehr beträgt als die Ausfuhr, wird an Stab-
eisen etwas mehr ausgeführt als eingeführt, wie diess bei einer rationellen Volkswirthschaft der Fall sein soO.
— 218
1856. .
. . 16 00
1857 . .
. . 14-25
1858 . .
. . 13-50
1859 . .
. . 13 00
1860. .
. . 10-50
1861 . .
. . 10-75
1862 . .
. . 10-50
1863 . .
. . 9-32
1864 . .
. . 9-25
Der Dttrchschnittspreis des besseren Steinkohlenstab-
eisens (Stabeisen, das aus Coaksroheisen mit Steinkohlen-
feaerang in den Puddlingr- und SchweiBsöfen erzeugt worden
ist) am Pariser Markt, welcher pr. Zollcentner in den Jahren
1855 und 1856 auf 18*75 Franken, in 1857 auf 16*63
Franken, in 1858 auf 15'38 Franken und in 1859 auf 13*13
Franken gestanden ist, hat in den Jahren 1861 bis ein-
schUesslich 1864 an 1 1*75, 12*25, 1 1*36 und 10*88 Franken
betragen, war also während dieser 10 Jahre in einem bei-
nahe ununterbrochenen Sinken begriffen^ während nach vor-
stehender Tabelle die Eraseugung und der Verbrauch fast
ebenso beständig gestiegen sind. Der Zollcentner Eisenbahn-
Bchieoen hat im jährlichen Durchschnitte gekostet :
im Jahre
Franken
war also gleichfalls im nahezu beständigen Sinken begriffen,
während die Erzeugung von 1,973.900 des Jahres 1860
auf 4,080.000 Zollcentner des Jahres 1864 gestiegen ist«
Eben darin liegt die grosse Wichtigkeit, der wahre
Segen der Eisenproduction mit Steinkohle, dass
mit der steigenden Fabrikation die Erzeugungs-
kosten bedeutend billiger werden, während es^
bei Verwendung des vegetabilischen Brennstof-
fes im Orossen gerade umgekehrt ist.
Noch viel auffallender stellt sieb das diesbezttgliche
Verhalten zwischen Grösse der Production und den Ver-
kaufspreisen des Eisens in England und Belgien, wo derzeit
ordinäre Eisenbahnschienen um 7 Vj — S Franken , oder
3 — 3'20 Gulden der Zollcentner in fast beliebiger Menge
zu haben sind. Ich will meine diesfallsigen Details jedoch
auf Frankreich und Deutschland beecbränken, welche Staaten
uns geographisch, wie in ihren von der Natur gebotenen Ver-*
hältnissen näher liegen ; denn ich habe bereits im 11. Artikel
gezeigt, wie weit in Frankreich ein grosser Tbeil der Eisen-
erze zugeführt werden muss, welcher Staat überdiess auch
ein grosses Quantum von Steinkohlen und Coaks aus Bel-
gien, England und Deutschland importiren muss.
Ausser den Fortschritten in der Quantität und den bil-
ligen Preisen sind auch die Fortschritte in der Qualität des
&bricirten Stabeisens in der Ausstellung mehrseitig zur An-
schauung gebracht, indem sehr viele Qualitätsproben expo-
nirt erscheinen. Das umfassendste Qualitäts-Sortiment ist
in der französischen Abtheilung von Creusot, Katalognum-
mer 343, dem grössten Eisenwerke Frankreichs (15 Coaks-
hohöfen, 130 Puddlings- tfnd 85 Schweissöfen nebst einer
bedeutenden Maschinenwerkstätte umfassend) in einem eige-
nen Gebäude des Parkes ausgestellt, welches sieben Classen
enthält. Jede Classe umfasst körniges und faseriges Eisen,
je nach Bedarf, und je besser die Qualität, desto feiner und
bei der Bearbeitung länger anhaltend ist das Korn, desto
feiner, länger und lichter die schliesslich erhaltene Faser.
Ausser den Bruchproben erscheint die Qualität jeder Classe
mit verschiedenen, theils im heissen, theils im kalten Zustande
hergestellten Qualitätsproben illustrirt. Erzielt sind diese
verschiedenen Qualitäten je nach der Art der verwendeten
genau sortirten Erzö (oolitische, phosphorhaltige Eisensteine,
Schweiss- und Puddlingsschlacken, Bohnerze, Elbaoer- und
afrikanische Erze)» den beim Hohofen verwendeten, aus
einem Gemenge von in Creusot vorkommendem Antrasit und
fetten Kohlen von St. Eti^nne dargestellten Coaks, der zu-
geschlagenen Menge und Art des Kalksteines, dem mehr
oder weniger garen Hohofengang, dem Raffiniren des Roh-
eisens und den verschiedenen Verhältnissen, in welchen die
einzelnen Roheisensorten ffir sich oder mit einander gemengt
verarbeitet werden, sowie endlich wesentlich auch nach der
Art des Puddelns und des ein- oder mehrmaligen Schweissens.
Der Aussteller selbst gab an, dass Sorte Nr. I gut schweis-
send und in der Kälte hart, für ordinäre Rails gut sei ; Nr. II
ist ordinäres Stabeisen, ähnlich dem ordinären Stabeisen von
Staffordshire;-Nr. III ähnlich dem best Staffordshireeisen ;
Nr. IV dem best best Staffordshire- und Nr. V dem treble
best Staffordshireeisen entsprechend; Nr. VI soll dem York-
shireeisen parallel und Nr. VU besser als alle anderen Stab-
eisensorten sein ? Als Grundpreis beim Stabeisen wird Nr. II
angenommen, Nr. III ist pr. 100 Kilo um 2'50 Franken,
Nr. IV um 5 Franken, Nr. V um 9 Franken, Nr. VI um 1 4
Franken und Nr. VII um 20 Franken höher im Preis. Bei
den Blechen dient gleichfalls Nr. II als Anhalten, und wird
für Nr. m pr. 100 Kilo 3 Franken, für Nr. IV 7 Franken,
für Nr. V 13 Franken, für Nr. VI 21 Franken und für Nr. VII
31 Franken mehr gerechnet. Die Coaks von Creusot sollen
0*22 Procent Schwefel, alle anderen Sorten aber mehr ent-
halten. Fraglich und von wenig praktischem Werthe dünkt
mir die von diesem Aussteller ausgefClhrte graphische Dar-
stellung des Qualitäts-Coäfficienten dieser verschiedenen
Eisenqualitftten, welehe als Mittellinie nach der absoluten
Festigkeit (auf die Grösse der Bruchfläche berechnet, um
die Dehnbarkeit eipzubeziehen) und der fünffachen Anzahl
von Biegungen in der Wärme gezogen, nahezu als gerade
schief ansteigende Linie erscheint, d. h. dass der Qualitäts-
unterschied dieser einzelnen Sorten geometrisch proportio-
nal ist. Sei dem wie immer, so viel ist gewiss, dass Creusot
(Schneider und Comp.) ein ausgezeichnetes Sortiment in
seinem Stabeisen einhält, welches u9iBomehr als Muster an-
gesehen werden kann, als es bei ausschliesslicher Verwen-
dung von mineralischem Brennstoff sehr vollständig ist.
Bereits in meinem Berichte über die Pariser Ausstellung von
1855, Seite 73 habe ich dieses Werk in dieser Beziehung
obenan gestellt. Im Jahre 1866 hat Creusot erzeugt:
an Rails . . . 40,000.000 Kilo
^ » Stangeneisen 38^000.000 n
n Blechen . . 15,000.000 d
Zusammen . . 93,000.000 Kilo
oder 1,860.000 Zollcentner, nebst 27^ Millionen Centner
Roh- und Gusseisen, und für 14 Millionen Franken Maschi-
nen. Dabei sind in Summa bloss auf den Hätten 85 Dampf-
maschinen mit 6500 Pferdekräften und 9950 Arbeiter be-
schäftigt.
Bei den meisten französischen Ausstellern ist übrigens
in der Eisenqualität das Holzkohleneisen vom Coakseisen
wesentlich unterschieden, und dürfte darauf umsomehr Werth
zu legen sein, als man nur selten so reinen mineralischen
Brennstoff hat, als es in Creusot der Fall zu sein scheint.
Hieher gehören die durch ihre sehr raschen Fortschritte in
der Stabeisenproduction ausgezeichneten Werke der Gebrü-
der V. Dieterich in Niederbronn, Ausstellungsnummer 151,
— 219 —
welche im Jahre 1838 erzeugte 4.134 Tonnen
n ii 1844 an . 8.800 n
« D 1851 Bchon . 18.305 n
fi D 1858 bereits . 41.338 d
ff 1865 über . . 82.900 n
und n « 1866 bei . . 95.200 «
oder 1,904.000 Zollcentner Stabeieen. Desgleichen die fran-
zösischen Aussteliungsnummem 20, 147, 148» 182, 185,
186, 191, 203, 315 u. e. a. zeigen den Qualitätsunterschied
zwischen dem aus Holzkohlen- und dem aus Steinkohlen-
Roheisen, und zwar entweder durch den Pnddlings- oder
den Herdfrischprocess dargestellten Stabeisen. Ffir die
feinen Drähte und Bleche wird allenthalben Holzkohleneisen
in Herden gefrischt verwendet, wie z. B. die Aussteliungs-
nummem 170, 177, 185 nnd 189 zeigen; ja för die vor-
züglichsten Drähte wird sogar noch schwedisches Stabeisen
verwendet, wie Ausstellungsnummer 228 weist. Die directe
Darstellung des Stabeisens nach der französischen oder
Catalan-Luppenfrischerei nimmt jedoch mit Recht immer
mehr ab. So ist bei Nr. 199, der metallurgischen Gesellschaft
von r Ari^ge, welch^ vor mehreren Jahren in dortiger Gegend
den ersten Hohofen für die Roheisenerzeugung errichtet hat,
und die Anfangs glaubte, zur Einhaltung der Stabeisenqua-
lität das Roheisen nur in Herdon verfrischen zu sollen, nach-
gewiesen worden, dass den örtlichen Bedürfnissen durch
gepuddeltes Eisen vollends Rechnung getragen ist. Früher
kostete daselbst der Centner Stabeitien 22 ^/^ Franken, der
jetzt bei der gleichen Verwendbarkeit ni^r I7V2 Franken
kostet, und wobei der jetzige Betrieb noch rentabler als
der vorige ist. — Ein sehr hübsches Modell vom Betrieb
einer Pnddlingshütte mit Holzgasfeuerung ist unter Nr. 1 52
von Alle ward ausgestellt, an dem die meisten der neuer-
Hchen Fortschritte ersichtlich sind, und sogar eine angeb-
liche neueste Verbesserung zu entnehmen ist, welche darin
besteht, dass der Puddlingsofen ausser der gewöhnlichen
Windbatterie über der Feuerbrücke, mit einer zweiten etwas
kleineren Batterie im Gewölbe versehen ist, deren Wind-
düsen mehr geneigt nahezu auf das Herdmittel blasen, und
nur periodisch gebraucht werden. Mit der Ausstellungsnnm-
mer 203. ist eine Preisangabe verbunden^ dahin lautend,
dass, wenn 1 Centner Stabeisen aus Holzkohlenroheisen
und in Herden mit Holzkohlen gefrischt 25 Franken kostet,
dasselbe gepuddelt auf 17 Franken steht, und aus Coaks-
roheisen gepuddelt auf 15 Franken zu stehen kommt.
Bei der grossen Zahl von französischen Ausstellern im
Eisen beschränkte ich mich im Weiteren auf die specielle
Anführung derjenigen , bei welchen ich in der Fabrikation
irgend i^inen technischen Fortschritt zu verzeichnen finde.
In dieser Beziehung muss ich unter den Stabeidenfabrikanten
wieder vor allen nennen:
Petin Gaudet, unter Katalognummer 245, welche
Firma einejährliche Gesammt-Erzeugung von 50000 Tonnen,
oder 1 Million Zoll-Centner erreicht, worunter in den letzten
Jahren etwas mehr Stehl als Eisen vorkommen dürfte, da
der Gesammtwerth auf 30 bis 35 Millionen Franken veran-
schlagt wird. Hervorragende Artikel dieser in einem eigenen
Gebäude des Parkes befindlichen Ausstellung sind an Eisen :
gewalzte zum Theil auch beschossene Panzerplatten, dar-
unter eine von 4*525 Meter Länge, 1*2 Meter Breite und
0*25 Meter Dicke; eine Balancier- Platte 11 «Meter lang, in
der Mitte 18 Meter breit 0*065 Meter dick und bei 8000
Kilo schwer ; und nebst mehreren anderen Fa^oueiaen haupt-
sächlich Doppel- 7-Eisen (Girders) von 10— 32 Meter Länge,
0'28— 1^0 Meter Höhe und 1350—2475 Kilo schwer, aus
je einem Pakete im Ganzen gewalzt. Dieses Doppel-T*-
Eisen wird auf der Hütte zu Saint Chamond in einem neuen,
in Frankreich patentirten und erst seit einigen Monaten an-
gewandten Walzgerüste aus parallelepipedischen Paketen
oder Stücken in einer EQtze ausgewalzt. Dieses Walzgerüst
besteht, ähnlich einem gewöhnlichen Universalwalzgerflste,
aus 2 grösseren horizontalen und 2 kleineren verticalen
Walzen, welche 4 Walzen jedoch mit ihren Achsen alle in
einer Verticalebene liegen, indem die verticalen Walzen
zwischen den Achsen der horizontalen stehend, seitlich ein-
geschoben sind. Die eigentliche Bundlänge der horizontalen
Walzen entspricht dem Stege, Mittelstücke, des Doppel- T-
Eisens, während die beiden Vertical- Walzen, welche nur
Schleppwalzen sind, in ihrer Bundlänge der Breite der bei-
den Köpfe entsprechen. So ,wie die Horizontal-Walzen nach
jedem Durchgange enger gestellt werden, werden desgleichen
die Vertical -Walzen nach jedem Durchgange vorgeschoben,
bis sie für den letzten Durchgang an die entsprechenden
Absätze am Rande des Bundes der Horizontal-Walzen an-
schliessen und sogestaltet die Form, respective das Kaliber
für die beiden Köpfe vollenden.
Es wird durch diese neue Walzvorrichtung die Erzeu-
gung der Girders (des Doppel- T-Eisens) sehr vereinfacht,
und dadurch der Erzeugungspreis bedeutend ermässigt,
was bei der vielfachen Verwendbarkeit der Girders, wenn
sie billig und in beliebigen Dimensionen zu haben sind,
wichtig erscheint.
In St. Chamond befindet sich ausserdem ein horizon-
tales Bandagen-Kopfwalzwerk , mit zwei neben einander
stehenden Gerüsten, ganz gleich mit dem zu Blaenavon in
England, sowie ein grosses Blech- und Universalgerüst,
auf dem auch die Panzerplatten gewalzt werden.
Chatillon et Commentry, Katalognummer 346,
welche Firma ebenfalls in einem eigenen Gebäude des Par-
kes, gerade dem von Petin Gaudet gegenüber liegend, aus-
gestellt hat, und aus ti einzelnen Hüttenwerken besteht,
producirt jährlich 65—72000 Tonnen verschiedener Eisen-,
Stahl- und Gusswaaren. Unter den Eisenwaaren sind her-
vorragend alle Sorten von Blechen, Panzerplatten und grosses
Fa^oneisen, nebst den verschiedenen Eisenbahnmaterialien,
Mercantileisen und Drähte. Die hier ausgestellten Girders
waren noch etwas höher und namentlich mit breiteren Kö-
pfen versehen, aber nicht so lang, wie jene bei Petin Gaudet,
und es steht diese Di£Perenz in einigem Zusammenhang
mit der befolgten, abweichenden Art der Darstellung. Die
Girders von Chatillon sind nämlich aus Fa90n-Paketen,
in einem Gerüste mit zwei grossen horizontalen Walzen, die
ein einziges Kaliber, entsprechend dem fertigen Girder, ent-
halten, und das mit einem Paar kleiner Verticalwalzen wie
ein gewöhnliches Universalgerüst versehen ist. Die horizon-
talen Walzen sind Anfangs etwas aufgeschraubt und Iftsst
man das Walzstück 3— 4mal unter beständigem Nachschrau-
ben der Walzen durchpassiren , wobei die Verticalwalzen
immer so viel stauchen, dass das Walzstück in dasselbe
Kaliber mit ungeänderter Breite leicht eingeführt werden
kann. Bei dieser Methode geht es jedoch, des zu schweissen-
den Fa^on-Paketes wegen, nicht gut an, sehr lange Girders
zu erzeugen, so wie es bei jener von Petin Gaudet, des be-
schränkten Stauchens in den Köpfen wegen , nicht wohl
möglich ist, Girders mit «ehr breiten Köpfen zu erzeugen.
J
220 —
Uebrigens masB ick bemerken ^ daaa diese beiden Darstel-
longBweiflen bereits in dem engliscken Patente des Joha
Arrowömith vom 8. December 1859, Nr. 2781 entkalten
sind, und swar für jene yon Cbatillon ziemliek vollständig,
f&r jene von St. Ckamond aber ist wenigstens die Idee dazu
mit den verticalen ZwisckenwaUen darin gelegen. — In der
Attsstellang von Cbatillon ist ferner das Modell eines eigen-
thümlicken Universal -Walzgerüstes mit nur zwei Walzen
vorkanden. Dieses korizontal liegende Walzenpaar bildet
ein Flacbkaliber, dessen Höbe und Weite beliebig und schneU,
von einem Durcbgange zum anderen, geändert werden kann.
Die Höbe dieses Universalkalibers wird in der gewöbnlicken
Art durck Stellsckraaben, welcke auf die Zapfen der balan-
zirten Oberwalze drücken, bewirkt ; am aber die Breite des
Kalibers ändern zu können , besteht jede Walze aus einer
Spindel mit den beiden Walzen- und Kuppelnngszapfen,
auf welcher sieb 2 in einander gesteckte Hülsen (bohle Cy-
linder) befinden, die mit Schrauben, ähnlich den Vertical-
Walzen eines gewöhnlichen Universalgerüstes, nach Belieben
verschoben werden können. Die kleiner cq and längeren
Hohleylinder aaf jeder der beiden ganz gleich construirten
Walzen bilden zusammen die horizontale Begrenzung, die
arbeitende Fläche des Kalibers, and damit ein jeder auf seiner
Achse nur der Länge nach verschoben werden kann, sind
sie mit dieser durch Nuth and Feder (einem Mitnehmer) ver-
bunden. Der grössere und kürzere Hohleylinder auf jeder
der beiden Walzen steckt auf dem kleineren, und ist mit
einem vorepringenden nach der mittleren Länge der Walze
gewendeten Rande versehen, welche Bänder wieder zusammen
die verticale Begrenzung des Kalibers bilden. Diese vor-
springenden Bänder greifen in Nuthen der kleineren Cylin-
der auf der Gegenwalze , wodurch nicht allein das Kaliber
besser schliesst, sondern bei dem Verschieben des grösseren
Hohlcylinders von einer Walze stets der kleinere Hohley-
linder von der Gegenwalze mit verschoben, das Kaliber also
immer geschlossen bleiben muss. £s soll dieses Universal-
Walzgerüst von dem Belgier Heison erfunden und durch
Dlrector Lan von Cbatillon verbessert worden sein; es dünkt
mir aber sehr fraglich, ob esvortheilhafterist, als ein gewöhn-
liches Universalgerüst mit 2 horizontalen und 2 verticalen
Walzen.
Marrel fr^res, Katalognummer 350, hat in eioem
eigenen Gebäude des Parkes die grössten und schönsten
Schmiedstücke, and im Maschinenräume des Ausstellungsge-
bäudes das schönste Modell eines grossen Universalgerüstes
eiponirt. Unter den ersteren ist hervorragend eine bei
6 Klafter lange, dreimal gekröpfte Welle, 30180 Kilo im
Gewichte, für eine dreicylindrige Panzerfregatte von 1000
Pferdekräften. Es soll diese Welle das sechste Stück dieser
Grösse sein, die seit zwei Jahren aus dieser Werkstätte her-
vorgingen. Ferner war das Holzmodell eines Sporns für
«ine preussischePanzerfregatte, ein Rahmen für eine Schiffs-
mascbine, bei 400 Ctr. schwer, ein Steuerruder, nebst mehre-
ren zum Theil' beschossenen Panzerplatten exponirt. —
Das ausgestellte Modell gehört zu einem noch im Bau be-
griffenen Universal- Walzgerüst , dessen zwei horizontalen
Walzen im Bunde 3*3 Meter lang und 1 Meter dick sind.
Als Betriebskraft dienen zwei Dampfcylinder, die zusammen
bis 800 Pferdekräfte liefern können. Es ist zum Vor- und
Rückwärtswalzen eingerichtet und zur Umwechslung der
beiden Ausrfickzeuge ein eigener kleiner Dampfcylinder mit
Handsteaerong vorhanden, und sind auf beiden Seiten vor
den horizontalen Hauptwalzen je zwei kleinere Vertical-
Walzen angebracht. Die ganze Construction ist einfach and
zweckmässig, ohne Zeichnung jedoch nicht wohl genügend
zu beschreiben. Die Erbauer beabsichtigen damit vornehm •
lieh Panzerplatten bis 400 Centner schwer zu walzen. Bis-
her diente ein kleineres Universal gar dst mit 200 Pferde-
kräften. Selbstverständlich wird durch die Benützung der
Verticalwalzen ein Beschneiden der Platten exftbehrlich ge-
macht.
Den ain et d*Anzin unter Nr. 1 49 ; beigegeben ist
eine grosse Zeichnung von einem Railswalzen-Train mit 3
über einander liegenden Walzen zum Vor- und Rückwärts -
walzen, eine Methode, die übrigens auch auf einigen deut-
schen Hütten , z. B. in Hörde, angewendet ist. Unter den
mehi-eren ausgestellten FaQoneisen sind besonders diekleine-
. ren Girders zu bemerken, weil dieselben per 100 Kilo angeb-
lich um 18 Franken geliefert werden.
Audincort, unter Nr. 147; das durch seine JB^essel-
bleche von vorzüglicher Güte bekannte Werk befasst sich
zugleich mit der Weissblechfabrikation, uud hat bei dieser
das patentirte Verfahren von Girard eingeführt, welches in
einem abgesonderten Locale des Parkes auch zur oberfläch-
lichen Anschauung gebracht war. Das Verzinnen des in ge-
wöhnlicher Art vorbereiteten Bleches geschieht in einem ein-
zigen, innerlich jedoch durch eine Scheidewand in zwei un-
gleich erhitzte Theile gesonderteh Ziunkessel. Das Blech
wird in dem mehr erhitzten Theile des Zinnbades eingeschoben
und gelangt, durch gebogene Führungen geleitet, zwischen
zwei Walzen sogleich wieder aus dem weniger erhitzten Theile
heraus. Von den beiden Walzen ist die eine, vor welcher
die Bleche eingeschoben werden, grösstentheils im Zinnbade
liegend, die zweite nur zum geringen Theil, so zwar, dass
die engste Stelle zwischen beiden Walzen sehr nahe im
Niveau -des Zinnbades zu liegen kommt. Die Geschwindig-
keit, mit welcher das Blech durch das Zinnbad passirt, wird
durch die Umdrehung der Walzen bedingt. Anstatt mit Fett
ist die Oberfläche des Zinnbades mit Harz bedeckt. Endlich
Menans et Comp., Nr. 315, will ich insoferne be-
merken, als diese Firma aus durch die Noth zusammenge-
triebencQ mehreren einzelnen Hütten entstanden ist, um
vereint einen zweckmässigeren Betrieb, eine kleinere Regie
zu erzielen, was derselben in der That gelungen ist. Diese
Firma producirt an 32000 Tonnen verschiedner Eisen-
waaren mit einem Productionswerth von circa 11 Millionen
Franken. Das billigste Steiukohlenstabeisen ist mit 18%
Franken per 100 Kilo notirt, und steigt je nach der Qualität
in 4 Classen abgetheilt um 2 — 10 Franken. Der Walzen-
draht von 0.0044 Meter nahe = 2 Linien, kostet aus Stein-
kohleneisen dargestellt 30 Franken , aus Herdfrisobeisen
46 Franken ; Hufnägel 90 Franken , Weissbleche 78 — 88
Franken, — alles per 1 00 Kilo und loco Hütte gerechnet.
In der englischen Abtheilung ist unter Nr. 38 vom
Earl oß Dudley Nr. 38 ein sehr umfassendes Qualitäts-Sor-
timent von Stabeisen in vielen Bruchproben ausgestellt;
allein beinahe die gleichen Dinge waren von diesem Werke
schon 1862 bei der Londoner Ausstellung zu sehen. La-
gleichen zeigen die Expositionen unter Nr. 16 Bowling,
Nr. 77 Low Moor, Nr. 85 Monkbridge , Nr. 117 Taylor
Brothers, Nr. 74 Lilleshale, Nr. 21 Brown in Sheffield,
Nr. 13 Blaenavon und Dowlais in Südwales, sowie die Draht*
fabrikanten Nr. 67 Johnson an i Nepheu, Nr. 111 Smith,
Nr. 43 Everitt, und Nr. 39 Eagle Iron works; weiter die
— 221
bekannten Fftbrikanten der SchmiedeiBenrdhren Jamea Rusael
et Son, John^^uesel et Comp., Loyd et Loyd n. e. a., sowie
mehrere Weissblechfabrikanten faet ganz das Gleiche wie
▼or 5 Jahren in London. Um demnach nicht schon Geschrie •
benes zu wiederholen, verweise ich hier anf das, was ich Aber
die engiische Stabeiseofabrikation in meinem Aasstellungs-
berichte von 1862 Seite 43- -53 umständlich erörtert habe.
Nur weniges Neue habe ich hier beizusetzen.
Vom Earl ofDudley ist das Resultat durchgeführter
Festigkeitsproben mitausgestellt, womach auf den englischen
Quadratzoll ein Zerreissungsgewicht entfällt bei :
ordinärem Stabeisen . . . 23 Vi Tonnen \
best Eisen 24% n 1 «
best best Eisen 25 n f .2
treble best Eisen von faseriger t «
Textor 25 n ) ^^
von feinkörniger Textur . . 28 n l 'S»
und endlich bei kaltgewalztem 1 S
Eisen (für Pistons u. dgl.) 3272 » /
Von Low Moor sind nach AI ton's Patent mit verdickten
Rändern gewalzte Kesselbleche ausgestellt, wodurch der
Gebrauch des Winkeleisens für die Anfertigung der Loco-
motiv- und stationären Dampfkessel, beim Schiffsbau u. m. a»
in Ersparung kommt. Der verstärkte Rand ist 5 — 8 Zoll
breit, und die Verstärkung beträgt nicht ganz das Doppelte
von der Blechdicke , meist zwischen 7: 10 bis 7 : 12 varii-
rend. — Von Bowling ist eine patentirte, elastische Ver-
bindung für Dampfkessel und Leitun-
gen ausgestellt und mit Zeichnungen
erläutert, welche durch eiti wulstartig
erweitertes , eingeschaltetes Verbin-
dungsstück erreicht wird. — Von D o w-
l ais ist nebst ordinärem Eisen und Bessemer-Rails eine grosse
Eisenluppe ausgestellt, welche aus dem ganzen Roheisen-
einsatz in dem daselbst versuchten^ rotirenden Puddlingsofen
erhalten wurde und bestimmt ist, mit einer einzigen Schweiss-
hitze, ohne alle Paketirung zu einer fertigen Eisenbahn-
schiene ausgewalzt zu werden; — allerdings eine sehr ein-
fache, billige Procedur. Indessen diese rotirenden Puddlings-
ofen veranlassen (sowie auch der des Schweden Oestlund)
noch immer'so viele Reparaturen, dass ihre definitive An-
nahme in der Praxis noch sehr zweifelhaft ist. Auch mit den
mechanischen Puddlem, maschinellen Rührvorrichtungen
(wovon in der französischen Abtheilung des Maschinenrau-
mes ein Modell vorhanden ist) will es aus naheliegenden
Gründen nicht vorwärts gehen, obgleich man damit vornehm-
lich in England, und insbesondere im Districte von York-
shire viele Versuche gemacht hat und mehr oder weniger
eich noch damit bemüht. Als bester mechanischer Puddler
wird sich immer unzweifelhafter der hochgepresste, fein ver-
theilte Windstrom des Bessemerofens darstellen, wie ich
schon vor nahe 10 Jahren mich dahin öffentlich ausgespro-
chen habe. - — Von Monkbridge sind aus Teak-Wood an-
gefertigte Holzscheiben, in ihrer Verwendung statt der eiser-
nen Speichen bei den Waggonrädem, ausgestellt. Da mb:>
diese Scheibenräder für unsere Eisenbahnen ganz besonders
empfehlenswerth scheinen, sei hier auch bemerkt, dass 4
solche Scheibenräder 50 X = 500 Gulden Oe. W. kosten. —
Endlich will ich noch anführen, dass nach der Ausstellung
zu urtheilen in England das Schmieden der Panzerplatten
gänzlich aufgegeben zu sein scheint, wahrscheinlich weil das
Walzen derselben, namentlich mit geeigneten Universalwal-
zen, viel billiger kommt, und auch die Qualität dabei min-
destens nicht verliert.
Preussen hat seine Eisenfabrikation bereits in einem-
höheren Grade als diess in Frankreich bisher geschehen ist,
auf die vorzugsweise Benützung des mineralischen Brenn-
stoffes eingerichtet. Stabeisen wird nur tfehr wenig, am
meisten noch Materialeisen für feine Bleche und Drähte mit
Holzkohle gefrischt; selbst bei den Hohöfen wird bloss noch
in der Eifel, im Siegener Lande und in Schlesien theilweise
Holzkohle verwendet. Bei dem enormen Zunehmen der preus-
eischen Eisenindustrie war dieses eine Noth wendigkeit Auf
der Ausstellung waren hauptsächlich die ersteren Eisenwerke
der westlichen Reichshälfte vertreten, wo aber auch in den
letzteren Jahren die rasebeste Entwicklung und Ausdehnung
der Eisenhütten stattgefunden hat. Die Puddlings- und Walz-
werke von Horde unter Nr. 68, Phönix unter Nr. 56, Hein-
richshütte unter Nr. 57, Gebrüder Stumm bei Neunkirchen
unter Nr. 41, Burbacherhütte unter Nr. 42, Remy unter
Nr. 44, Goebel unter Nr. 70, P. Harkort unter Nr. 59, —
sowie die Drahtwerke von Hobrecker unter Nr. 111, Cosack
unter Nr. 138, Dresler unter Nr. 49, Rothe Erde unter Nr. 13^
Krieg und Tigler unter Nr. 135, — dann die Weissblech-
fabriken von Diilingen unter Nr. 43, Buderns unter Nr. 45,
Neu Oege unter Nr. 58, Hüstener Gewerkschaft unter Nr. 158
waren vertreten ; ausser diesen waren aber auch die grossen
Eisenwerke von Borsig in Berlin unter Nr. 55, Königshütte
unter Nr. 46 und Laurahütte unter Nr. 50 aus Obersclilesien
repräsentirt.
Am schönsten und lehrreichsten von den genannten
Hütten hat Horde ausgestellt. Besonders beachtenswerth
darunter sind 2 grosse Blechplatten, bei 1 ^2 ^^^^ ^^^^» gegen
5 Fass breit und über 40 Puss lang; ferner Doppel- J-
Eisen von 1 2 und 1 5 Zoll Höhe, gegen 50 Fuss lang, sowie
anderes FaQoneisen ; weiter Achsen und Scheibenräder nach
Daelen^s System, und ein in Holzmodellen versinnlichter,
ganz von Eisen nach Daelen construirter Oberbau für Eisen-
bahnen. Insbesondere mache ich bei dieser Gelegenheit auf
die verbesserte Construction der Walzenkaliber für Fa^on-
eisen von Daelen aufmerksam, welche ich in Horde selbst
beobachten und angewendet sehen konnte, des Näheren dar-
über aber auf die diesfallsige Beschreibung in der Zeit-
schrift des Vereines deutscher Ingenieure von 1866, Heft
Nr. 5, Seite 293 verweisen kann. Einen anderen in ganz
Westphalen verbreiteten, bei uns aber wenig bekannten
Fortschritt fand ich in der Herstellung der Rundböden, für
welche das unter dem Hammer geschweisste Materialeisen
gleich zu einer runden Scheibe vorgeschmiedet, und sonach
beim Auswalzen unter beständiger Wendung vor jedem
Durchgange auch zur runden Gestalt geformt erscheint, wo-
durch im Vergleiche mit dem sonst üblichen Vorgange an
Abschnitten sehr viel erspart wird.
In der Ausstellung von Ph<>nix ist eine grosse Hohl-
achse von 15 Zoll äusserem und 11 Zoll innerep Durchmesser
auffallend. Solche Achsen sind für grössere horizontale Ma-
schinen in einer Länge von 15 bis 30 Fuss angefertigt wor*
den, und soll das Pfund davon zu 5 Silbergroschen berech-
net werden. Die Darstellung selbst erfolgt nahezu in der
Art, wie man der Länge nach geschweisste Flintenläufe dar-
zustellen pflegt. Einen anderen bemerkens werthen Gegen-
stand dieses Werkes bilden die ausgestellten Railsbrüohe,
welche im Kopfe auf durchschnittlich etwa ^/^ Zoll in Ca-
— 222 -
mentatahlvenvandelt waren. Dieses nachträgliche, theilweise
Cementiren ist nebst anderen bei Tyres, Achsen und Rails
schon vor vielen Jahren, jedoch ohne besonderen Erfolg,
versucht worden« In Phönix und einigen anderen Hütten
sollen aber neuerlich^ durch die Bessemerrails veranlasst,
ziemlich viele solche Schienen mit cementirten Köpfen dar-
gestellt werden. Die Kosten der Cementation sollen sich fflr
1000 Pfund Schienen auf 2 V2 Thaler stellen. So viel ich
schon früher hörte^ sollen diese Schienen im Gebrauch sich
an der Lauffläche schnell poliren, wodurch sie häufig nicht
die nöthige Reibung geben; weiter müssen sie die Tyres
sehr angreifen, und nothwendig muss die Festigkeit der
Baus durch das anhaltende Glühen beim Cementiren sehr
beeinträchtigt werden. Aus diesen Gründen gebe ich vor-
läufig nicht viel für solche Schienen, ungeachtet ich ver-
sichert wurde, daJss sie mehrseitig und mit sehr gutem Er-
folge seit Längerem in Anwendung stehen.
In der Ausstellung von Borsig ist auffallend, dass die
für ihre gute Qualität im Maschineneisen mit Recht berühmte
Hütte zu Moabit auf die alte (fast möchte ich sagen veraltete)
Methode mit sehr grossen Puddiingsluppen zu arbeiten
zurückgegangen ist. Der* Grund dafür ist sonder Zweifel
darin zu suchen, dass hierdurch die vielen Schweissnähte
möglichst vermieden werden. Es sind solche gedrückte Lup-
pen im Gewichte bis zu 1024 Kilo = 512 Zollpfunde aus-
gestellt, und etliche derselben allerdings zu hübschen Qua-
Htätsproben weiter ausgearbeitet. Um so grosse Luppen zu
erbalten, wird der ganze gefrischte Einsatz zu einer einzigen
Luppe geballt, und um dieses besser durchführen zu können,
soll aogeblich der betreffende Puddlingsofen mit zwei hart
aneinander gerückten Arbeltsthüren versehen sein, damit
beim Ballen 2 — 4 Mann zusammen arbeiten können, auf
dass die Luppe möglichst dicht und so geformt werde, dass
sie aus dem Ofeu herausgeschafft, die grosse Arbeitsthür
. passiren kann. Es ist allerdings richtig, dass beim Paketiren
aus kleinen Stücken die Schweissnähte schwer zu vermei-
den, und dass diess die schwächsten Stellen sind; allein die
Erzeugung so grosser Luppen ist anerkannt mit so vielen
anderwoitigen Nachtheilen verbunden, dass ich mir den
ganzen Vorgang mit denselben nicht gut als zweckmässig
denken kann. Indessen für einzelne FäUe wenigstens muss
er sich erprobt haben, denn sonst wüsate ich mir die Wieder-
aufnahme von einer Hütte wie Moabit nicht zu erkläreu.
Bei den Ausstellungen der preussischen Drahtwerke,
den vorhin angeführten Katalognummern 111, 138) 49 und
13 bat mich einerseits die Grösse der Production und an-
dererseits der Umstand überrascht, dass sie für Rechnung
englischer Kaufleute, wie auf Bestellung der englischen Re*
gierung für Indien arbeiten. Die unter 111 vorkommende
Hütte macht täglich 900 Centner Wabsendraht und 1 50 Cent-
ner Drahtstifte, die unter 138 nahe ebenso viel, nämlich
im Jahre 260.000 Centner. Einen Hauptgegenstand bildet
jetzt der Telegraphen draht. Die letztgenannte Hütte hatte
zugleich den zur Prüfung der Drähte auf ihre Festigkeit und
Zähigkeit benützten Apparat mit ausgestellt Die absolute
Festigkeit wird durch directe Zerreissproben, die Zähigkeit
aber durch Windungen des Drahtes um seine Achse (durch
schraubepartige Drehungen) untersucht. An und für sich
stehen die absolute Festigkeit und die Zähigkeit einander
entgegen, und desshalb muss der Draht auf beide probirt
werden. Für den Telegraphendraht, Nr. 5, sind von der eng-
lischen Regierung auf den Qnadratzoli gerechnet 940 Centner
Tragkraft und 15 Umdrehungen auf 6 Zoll Länge in der
Probe vorgeschrieben; ein in meiner Gegenwart probirter
Draht hat jedoch 23 Umdrehungen ausgehalten bis er brach.
Endlich kann ich von Deutschland, sowie früher von
Frankreich, ein Beispiel von Vereinigung mehrerer einzelnen
Eisengewerken, in den nas sauer Rohe isenver ein ,
Ausstellungsnummer 85, aufführen, welcher ausser 12 Holz-
kohlen- Hohöfen auch mehrere Stabeisenhütten umfasst, und
jährlich zwischen 200 und 30i) Tausend Ctr. producirt. Die
Veranlassung zu dieser Vereinigung gab ebenfalls die Noth-
lage dieser auf vegetabilischen Brennstoff gewiesenen Eisen-
werke, gegenüber den Steinkohleneisen erzeugenden Hütten.
Durch die Vereinigung sind nicht bloss die Erzeugungs-
kosten, vermöge der verminderten Regie, ermässigt worden,
sondern als grösserer Complez sind diese vereinigten Werke
nun im Stande, sich mit der Quantität, Qualität und den Ver-
kaufspreisen ihrer Producte nach den obwaltenden Verhält-
nissen zu richten, und mit vereinten Kräften allenfalls selbst
theilweise zur Steinkohleneisen-Production überzugehen;
wogegen sie einzeln durch gegenseitige Concui^renz sich
ruiniren müssten, und durch einen theilweisen Uebergang zur
Steinkohleneisend arstellung sich schwer behelfen könnten.
Belgien hatte diessmal sein Eisenwesen nicht am
besten repräsentirt; namentlich von Fortschritten ist mir
darin sehr wenig aufgefallen. Es waren zwar unter den Ka-
talognummem 76 und 24 wieder die bekannten, schön und
gleichmässig blau aussehenden Eisenbleche vorhanden, wie
sie schon auf der Pariser Ausstellung von 1855 und 1862
in London, und mindestens von derselben Schönheit vor-
handen waren. Der Preis derselben von 28 bis 46 Franken
für 100 Kilo schwankend, hat wenig Empfehlendes, und der
hübsch aussehende Glühspan , welcher beim Biegen des
Bleches leicht abfällt, kann kaum von einem praktischen
Werthe sein. Bei Nr. 76 sind sowohl aus Coakseisen, wie
aus Holzkohleneisen dargestellte, unausgeglühte und eigens-
geglühte Bleche zur Anschauung gebracht; die letzteren
sind insbesondere für die weitere Verarbeitung zu gepressten
Blechwaaren bestimmt. Ueberdiess sind in dem sehr voll-
kommenen Blechsortimente unter Nr. 76 auch Bleche aus
Bessemermetall zu sehen, obgleich die Hütte selbst sich
bisher mit dem Bessemern nicht befosst hat.
Durch grosse Fabrikation und relativ billige Preise thnn
sich die unter Nr. 91» 94 und Nr. 25 vorkommenden Aus-
stellungen hervor y und es ist diesen Hütten gelungen, bei
der Majorität der Jury in Paris eine Anerkennung zu finden,
wie eine solche denselben nach ihren Ausstellungen von
Kennern kaum ertheilt wer den dürfte. Von Nr. 25 (deDorlodoi
fräres) ward angegeben, dass sie täglich erzeugen : 1 50000
Kilo Rails und gröberes Fa^oneisen und 50000 Kilo Stab-
und Schneideisen, zusammen also täglich 4000 Centner Stab-
eisen, nebst 180000 Kilo Roheisen und 20000 Kilo Guss-
waaren, sohin gleichfalls täglich 4000 Centner Roh- und
Gusseisen. Die Preise der Rails variiren je nach der Quali*
tat und den Handelsconjuncturen von 15 — 20 Franken,
die Preise des Stabeisens von I6V2 — 27 Vj Franken per
100 Küo.
Eine der besten Ausstellungen vom belgischen Eisen -
Wesen ist jedenfalls Nr. 96 (Ougr6e), eine grosse Auswahl
schweissloser Eisen- und Stahltyres, mit Daten über die er-
probte Dauer derselben. Auch versuchsweise aus Bessemer-
metali (von Seraing bezogen) dargestellte Tyres befinden
sich darunter. Beigegeben ist eine grosse Partie von Bruch-
— 223 —
proben, um die Qualität zu zeigen, meist Feinkorn^ein weicher
and nur für Bleche bestimmter Theil auch Faser zeigend. -^
Unter Nr. 95 (Montigny) ist eine ziemlich umfassende Aus-
stellung, vom Roheisen bis zum mannigfaltigsten Fa^oneisen
zu sehen , bei welcher jedoch die ausgestellten gewalzten
Shiippers, und der Umstand, dass der die exponirten Gegen-
stände enthaltende Kasten selbst ganz aus Fa^oneisen zu-
sammengesetzt ist, das meiste Interesse bieten. Wenn ich
schliesslich noch 98 (Zone) wegen seiner vorzüglichen Qua-
Utätsproben, namentlich als weiches Eisen; Nr. 92 (Esp6rance)
wesen seiner Schwarz- und Weissblecfae, die selbst nach
£n Irland Absatz haben sollen ; und Nr. 1 (Amaud) als Bei-
spiel von gutem Herdfrischeisen, das hauptsächlich zu Fun-
teuläufen verwendet wird, anfahre, — so habe ich von der
belgischen Partie ziemlich alles genannt, was meines Brach-
tens von einigem Interesse für den Eisenhüttenmann ist.
Das schwedische Eisenwesen ist auf der Ausstellung
ziemlich vollständig vertreten, wiewohl die meisten Hotten
nur sehr klein ausstellten. Wie allgemein bekannt, ezcellirt
Schweden vor allen anderen eisenproducirenden Ländern
in der Erzeugung des vorzfiglichsten Stabeisens, hauptsäch-
lich fdr die Cementstahl- und Drahterzeugung ; auch jetzt
noch bpdet das in Frischherden dargestellte Eisen den wich-
tigsten Export, und ist durch die Ausstellungen unter Nr. 62
(Oesterby), Nr. 92 (Lösjefors), - Nr. 18 (ütensive), Nr. 32
(Croneborg) und Nr. 61 (Klhlsfors) nebst mehreren anderen
vertreten, ohne jedoch irgend etwas Neues oder einen Fort-
schritt darin zu zeigen. Als ein wesentlicher Fortschritt darin
erscheint aber die Thatsache, dass man mehrseitig und be-
reits mit gutem Erfolg begonnen hat, wie die Ausstellungen
von Nr. 70 (A. Micbaeison), Nr. 66 (Lindberg,) Nr. 64
(Siljansfors) und einige andere zeigen, an Stelle dieses Herd-
frischeisens , hartes und weiches Bessemermetall nach aus-
wärts zu versenden. — , Einigermassen scheint die Cement-
und Gussstahl-, wie die Drahterzeugung doch auch in Schwe*
den selbst zuzunehmen. So z. B. erzeugt G. Ekmann jähr-
lich nebst 32000 Centner Stabeisen, 1500 Centner Stahl,
3600 Centner Walzendraht und 10000 Centoer feine Drähte;
und die Hütten von Uddeholm Nr. 41, die an 100000 Ctr.
Stabeisen produciren, erzeugen ebenfalls selbst ziemlich viel
Cementstahl. — Als eine durch viele ausgestellte Proben
bewiesene vorzflgliche Qualität von weichem Herdfrischeisen
muss ich hier auch die Nr. 65 (Gammelbo) aufführen. Bei
den damit vorgenommenen Zerreissproben kann die Bruch-
fläche ungefähr y^ des ursprünglichen Querschnittes be-
tragen.
Als das erste, nach den neueren Fortschritten ein-
gerichtete grössere Eisenwerk Schwedens erscheint die
unter Nr. 80 (Surahammar) auftretende Hütte, welche
nebst verschiedenem Stabeisen auch Tyres, Achsen, Kessel-
bleche u. dgl. grössere Artikel aus Flammen-, Frisch- und
Schweissöfen erzengt. Ausgezeichnet darunter sind beson-
ders die mit Holzscheiben versehenen Waggonräder. -^
Ausser Surahammar ist noch Motaia ein etwas grösseres, mit
englischer Steinkohle und nach den neueren Methoden ar-
beitendes Eisenwerk, welches auch ausgestellt hat, aber im
Katalog nicht aufgeführt erscheint. Diese Fabrik ist zugleich
die einzige, so in Schweden gewalzte Eisenröhren erzeugt ;
ihre Production an verschiedenen Eisensorten wird jedoch
meist in der damit verbundenen Maschinenfabrik weiter ver-
arbeitet. — Das dritte grössere Eisenwerk Schwedens in der
Ausstellung dürfte Nr. 68 (Kloster) sein , welches nebst
hübschen Bruchproben und verschiedenem Fa^oneiaen, eine
aus Bessemermetall dargestellte kleinere Eisenbahnschiene,
Bessemerblecfae und Sägen ausgestellt hat.
Sehr instructiv in der schwedischen Abtheilung sind
die vielen ausgestellten Modelle von Oefen und Hämmern,
unter denen ich als hieher gehörig nur anführe den Lun-
diu* sehen und den Ekman* sehen Gaeschweissofen, den von
Professor AngstrÖm construirten Brustbammer (für schwere
Hämmer aus schwachen Hölzern mit einem Beitel versehen^
billig und dauerhaft im Gebrauche), und den von Lindahl
in Gefle construirten pneumatischen Hammer.
Schliesslich gebe ich von Schweden die derzeitigen
Handelspreise von den besseren feinen schwedischen Stab-
eisensorten loco Stockholm, jedoch abgesehen von den Aus»
nahmspreisen des Cementeisens der ersteren Firmen. Es kostet
der schwedische Centner = 102 ZoUpfunde, von
Bundeisen bei V^^ Zoll Dicke 19 Franken, fallend bis
1 2 V2 tranken bei 1 Zoll Stärke;
Quadrateisen bei V4 Zoll Stärke 16 Franken, falliend
bis 12 Vs Franken bei 1 Zoll Stärke;
Bandeisen 74 Zoll breit, ^^ Zoll dick 17 '3 Franken,
ftkUend bis 12 V, Franken bei V^ Zoll Dicke und 1—2 Zoll
Breite.
Um diese Preise ist das genannte Eisen laut des in der
Ausstellung aufgelegten Preis - Courants zu beziehen vom
Commissionär Carl Jade in Stockholm, Norra Smedjegatan
Nr. 13. Mindere Qualitäten oder gröbere Dimensionen, oder
bei directem Bezug fon den Hütten in grösseren Partien,
entsprechend billiger.
Busslands Eisenhütten wesen war minder zahlreich
und minder gut auf der Ausstellung vertreten, als das schwe-
dische. Der erste und gross te Hüttenbesitzer in Bussland
ist P. Demidoff, Katalognummer 26, dessen Werke meist
bei Nijnetagilsk (Gouvernement von Perm) gelegen sind, und
dessen Industrie sich ausser Eisen noch auf Kupfer, Gold
und Platin erstreckt. Nijnetagilsk ist eine Stadt mit 54000
Einwohnern, wovon mehr als die Hälfte bei den Werken
ihre Beschäftigung findet. Die Eisenwerke von Demidoff
umfassen 7 Holzkohlenhohöfen , 38 Franche comtö- und
1 deutschen Frischherd, 37 Holzpuddlings- und Schweiss-
öfen und die nöthigen Glüh- und Holztrocknungsöfen, 8
Cementstahlöfen, 1 Bessemerapparat. Die Erzeugung beträgt
25 Milltoneä Kilogramm Roheisen, worunter 4 ^/^ Millionen
Kilogramm Bleche, 6 Millionen Kilogramm Rails u. s. w.
enthalten sind. Ausgestellt sind Spiegel-, halbirtes bis graues
Roheisen, Puddlings- und Cementstahl und verschiedene
Qualitätsproben. Das Schönste von allen den ausgestellten
Producten sind die bekannten, schönen russischen Bleche.
Nach Demidoff erscheint unter den auf der Aasstellung
vertretenen russischen Eisengewerken Belosselsky - Belo-
zersky, Nr. 94, als der grösste, da er nach Migabe jährlich
1 25000 Centner Puddlingseisen, 100000 Centner Herdfrisch-
eisen und 12000 Centner Cementstabl erzeugt.
Einer der grösseren russischen Eiseufabrikanten ist
femer Jacoleff Nr. 35, welcher 5 Holzkohl en-Hohöfen
hat und jährlich bei 166000 Centner Stabeisen und Bleche
Orseugt, die grossentheils nach England und Amerika
versendet werden. Das ordinäre Stabeisen (loco Petersburg?)
soll angeblich mit 15 — 17 Franken, das bessere für Cement-
stahl und Draht mit 20—40 Franken, die Bleche mit 24 — 30,
ja das feinste Blech sogar mit 75 Franken per SoU-Centner
bezahlt werden.
— 224
Ein gleichüallB sehr bedeutender Eiaenfabrikaiit im
Gonvernement vod Perm ist Rastorgonieff, Nr. 71, der fioh-
und Guaseisen von vorzüglicher Güte, von grosser Festig-
keit and Elaaticit&t , nebst Stabeisen and Nägeln aasge-
stellt hat.
Unter Nr. 89 (Wotkinsk) hat ein ärarisches Eisenwerk
aasgestellt, welches sein Holakohlenroheisen bei Holzfeuerang
verpaddelt, und nebst verschiedenen Walseisensorten auch
Cementstahl, Gussstahl und Bessemerstahl, zusammen jähr-
lich bei 100000 Ctr. erzeugt. — Unter Nr. 62 (Oboukhoff)
and Nr. 9 1 (Zlatooust) haben zwei vorzügliche Hütten, aber
nur Stahl, meist Gussstahl-Kanonen, Walzen and Wellen
ausgestellt, welcher Stahl angeblich nach der Methode von
Uchatius, oder wahrscheinlicher nach der Methode von Ober-
Steiner, aus Roh- und Stabeisen erzeugt wird.
Unter Nr. 8 (Balascheff) sind Eisendrähte, zum Tbeil
verkupferte, ausgestellt, darunter 2 Y, Linien starker ge-
walzter Telegraphendraht. Unter Nr. 41 (Ki&msk), eine ära-
rische Hütte, siud 4 V2 ^^^^ dicke, zum Theil beschossene
und durchschossene Panzerplatten vorhanden, die nach den
Schassproben eine gute Qualität beurkunden. Unter Nr. 7*1
(Schipoff) erscheint ein Werk, das mit Thoneisensteinen aus
der Steinkohlen- und der Liasformation, aber mit Holzkohlen
arbeitet, und das Roheisen mit Holz verpuddelt, schweisst
und unter Walzen ausfertigt, jährlich über 90000 Centner
Stabeisen producirt. Unter Nr. 5 (Arpp) erscheint eine £an-
ländische Hütte, welche 3 Hohöfen mit Seeerzen von 35—
45 ^/q Eisengehalt und mit Holzkohlen betreibt, spiegeliges
bis graues Roheisen circa 100000 Centner per Jahr erzeugt,
und dieses zum Theile selbst in 6 Holzpuddlingsöfen auf
arbeitet, zum grösseren Theile aber nach St. Petersburg ver-
kauft. Unter Nr. 27 endlich sind von dem Bergwesens^Dte-
partement für Polen Pht>tographien von 6 Hohöfen, und von
tagmässig abgebauten Kohlengruben, nebst Sphärosideriten,
dann Coaks- und Holzkohlenroheisen, nebst Stabeisen und
Blechen ausgestellt. Bekanntlich liegen diese polnischen
Eisenwerke sehr darnieder.
Ich habe mich mit Vorbedacht auf diese etwas längere
Aufzählung russischer Eisenhütten eingelassen, um dadurch
von ihrer Mannigfaltigkeit und Wichtigkeit, wie von ihrem
erlangten technischen Standpunkte eine Vorstellung zu geben,
obgleich ich dabei von massgebenden Fortschritten nichts
anführen konnte. Es dürfte diess wi>hl weniger in einem
eigentlichen Mangel an Fortschritten, ^Is vielmehr darin ge-
legen sein, dass diese Fortschritte in der Ausstellung nicht
geltend gemacht, oder von mir übersehen worden sind. Sehr
auffallend war mir, dass von den zwei rassischen Bessemer-
hütten (Demidoff und Wotkinsk) bloss etliche unansehnliehe
Stäbe ausgestellt waren.
In der italienischen Abtheilung war, wie begreiflich,
nicht viel vorhanden-, aber in den wenigen Ausstellangsge-
genständen ist gleichwohl das rege und zum Theile aach er-
folgreiche Streben nach Fortschritten documentirt. Vor allem
kommt zu erwähnen, dass im Maschinenräume, unter Nr. 25,
von der Gesellschaft Jean Ausaldo et Comp, zu Sumpiadarma
bei Genua, grosse sehr schön geschmiedete Maschinenbe-
standtheile für eine Schiffsmaschine von 900 Pferdekräften,
eine gerade Welle, Kolben und Pleuelstangen u. e. w. nebst
einer beschossenen Panzerplatte vorhanden sind , die jeder
Fabrik Ehre machen würden. Unter Nr. 163 (Gltsenti) ist
nebst Späth- und Brauneisensteinen, and darans mit Holz-
kohlen erzeugtem Roh- und Gusseisen, die bergamaskische
Herdfri schere! und die Darstellung des hämmerbaren Gusses
so wie eine besondere Art Gussstahlerzengung repräsentirt
Des letzteren Umstandes wegen habe ich diese Exposition
schon bei den Fortschritten des Stahles erwähnt, sowie auch
der Nr. 161 (Gregorini) daselbst gedacht, wo jedoch aasser
dem Stivble immer auch etwas härteres Eisen in Puddlings-
gttsöfen mit Siemens'schen Regeneratoren producirt wird.
In Nr. 158 (Rubini et Sealini) sind Spatheisensteine, Weiss-
und Grnueisen, sowie daraus in mit Torf- und Holzgas-Pudd-
lingsöfen gefrischtes Stabeisen, Walzendraht und Bleche
ausgestellt; die Jahrespro duction an fertiger Waare soll nahe
an 30000 Centner betragen. In Nr. 156 (Gervasone) sind
Magneteisensteine , graues Roheisen, Herdfrischeisen und
daraus erzeugter ziemlich feiner und guter Draht, nebst einem
Anlaufkolben und mehreren Qualiftätsproben ausgestellt. Auf
dieser Hütte, zu Aosta bei Turin gelegen, hat man seit Kurzem
das Puddeln mit Hohofengasen wieder aufgenommen, indem
man hofft, durch eine vorausgelassene Befreiung der Gase
von Wasserdämpfen (durch Abkühlung bewirkt) den Betrieb
im Puddlingsofen ungestört durchführen zu können, wenn
die abgekühlten Gase zuvor durch Siemens Wärmeregenera-
toren wieder erhitzt worden sind. Der Erfolg soll jedoch
nach einigen Angaben noch zweifelhaft sein, während nach
anderen derselbe ein sehr guter sein soll. — Unter Nr. 192
(Zitti) ist die bergamaskische Frischerei in ihrer Anwendung
zur Erzeugung von Achsen, Radreifen u. dgL zur'Anschauung
gebracht, wovon diese Hütte allein jährlich 6 — 8000 Centner
erzeugt. Unter Nr. 154 (Ropolo) sind gezogene Schmiedeisen-
Röhren, Rinnen, Handhaben u. dgl. exponirt.
Amerika hat sein Eisen wesen so gut wie gar nicht
repräsentirt. Von Würtemberg ist die altbekannte Hart-
walzengiesserei von Königsbronn schön und instructiv
exponirt, und von Stotz in Stuttgart ist eine gute Aosstel-
lang von hämmerbarem Guss, dessen Fabrikation er daselbst
seit etlichen Jahren eingeführt hat, zu sehen. Baierns
Eisenwesen ist durch die Gebrüder v. Gienanth in Hoch-
stein würdig vertreten j welche hübsche Gusswaare, Bleche,
Gewehr-, Band- und Zaineisen von sehr guter Qualität aus-
stellten und einen Preiscourant' dazu gaben. Baden ist
bloss durch Gebrüder Schultheiss in St. Georgen mit
emaillirtem Kochgeschirr vertreten. Norwegen wird ausser
durch Aall in Tvedestrand mit Gussstahl und daraas er-
zeugten Projectilen, noch durch Baerum ( Wedel- Jarlsberg)
mit grauem Roheisen und einem weichen Stabeisen von aus-
gezeichneter Qualität, und durch Fritzöe in Laurvig mit
-kömigem Weicheisen von vorzüglichßr Qualität repräsentirt.
In der spanischen Abtheilung habe ich mich nicht
zu Recht finden können, und so unvollkommene, häufig sieb
widersprechende Angaben erhalten, dass ich glaube am
besten zu thun, wenn ich mit Stillschweigen darüber weg-
gehe, umsomehr, als ich wesentliche Fortschritte darin nicht
finden konnte. In noch höherem Grade gilt diese Bemerknng^
von der Türkei. — Es erübrigt mir nur noch über die
Fortschritte des österreichischen Eisenwesens zu be-
richten, was ich in einem abgesonderten Berichte nachtragen
werde.
■lern eiise liellaipe*
im
Beilage zu Nr. 28
der österreioliisolien Zeitsobilft für Berg- und HüttenwesexL
Der Steinkohlen-Bergbau zu Häring in Tirol.
Vom k. k. Schichtmeister Andreas Mitterer in HRring.
(Fortsetzung und Schlass.)
Krwftrmuii^n nnd Entzündungen im Kohlenbergbau
Häring.
Bekanntlich hat das Häringer Kohlenflötz als nächste
Unterlage einen Brandschiefer, der V* bis 2^ mächtig ist,
und häufig Scb'wefelkieb enthält. Dann folgt gewöhnlich ein
grauer lehmiger Mergel , der besonders viel Schwefelkies
mitführt.
Hierunter liegt als Grundgebirge der Alpenkalk.
Die Kohle selbst, namentlich die Liegendkohle, ist
ebenfalls von Schwefelkies nicht frei; Analysen geben im
Durchschnitt 3'4% Schwefel an.
Bei der bekannten Anhäufung der Kohlenabfälle und
Kohlenklein in der Grube und deren Mengung mit Brand-
schiefer und Liegendmergel kann es nicht auffallen, dass das
Werk Häring von der Geissei der Kohlenbergbaue heim-
gesucht wurde. Gleich in der ersten Betriebszeit ^m die
Jahre 1790 bis 1797 im Winter hat eine Erwärmung im
TheresiastoUen stattgefunden, der dann später die förmliche
Entzündung folgte.
Dieser Stollen, der höchste im Francisci-Revier lag
nahe an der Tagdecke. Die Erwärmung wurde, laut Acten,
veranlasst durch das AufstÜrzen von Kohlenschutt mit
Liegendmergel und anderen tauben Abfllllen. Diese Bei-
mengung ergab sich durch Untersch rammen des Kohlen-
flötzes, und es wurde das Taube abwechselnd in Lagen mit
Kohlenklein in einem Abbauraum fest versetzt.
Ausser massigem Abtröpfeln wurde hier eine beson-
dere Nässe nicht verspürt.
Ungefähr zwei Jahre nach vorausgegangener Erwär-
mung erfolgte die Entzündung. Es gelang die Löschung in
vier Tagen durch AusfÖrdem der glühenden Kohle durch
den kurzen Stollen zu Tag, und mittelst Eintragen von
Schnee und Wasser.
Eine starke Erwärmung des Kohlenkleins wurde im
December 1811 oberhalb des westlichen Bc:rggrüblstollens
bemerkt. Man hatte hier bei einem Kohlenpfeiler durch
zwei Jahre viel Kleinkohle angehäuft, welche aber ganz
trocken- und von Liegendmer^el nicht untermengt war. Es
war diese Stelle einem Anprall der Luftströmung ausgesetzte
Nach wahrgenommener Wärme und aufsteigendem
Rauche wurde gleich der Luftzug durch Oeffnen der Wetter*
thüren noch verstärkt , die Kohlenklein auseinander gezo-
gen, und die Gefahr war behoben, die Wärme hörte auf.
Es wurde behauptet, dass diese Kohle nicht schwefel-
kieslig war.
Im Jahre 1812 wurde in dieser Nähe abermals eine
Wärme verspürt, welche aber nicht bedeutend war. In dem-
selben Jahre wurde eine unbedeutende Erwärmung des Koh-
lenkleins auch in Francisci-Morgenfeld in einem alten
Verhau bemerkt. Man hatte hierauf den Luftzug dahin be-
fördert, und es wurde die Wärme dort nahe ein Jahr ohne
Zunahme beobachtet. Später leitete man Wasser durch den
AndrästoUen dorthin, und ertränkte das Kohlenklein.
Im Jahre 1835 am 2. März wurde eine Erwärmung im
Herz des Francisci-Reviers an einer Stelle bemerkt, wo
Kohlenklein versetzt war.
Es war zu dieser Zeit schon das ganze Revier sehr
stark durchörtert, mit einer Unzahl von Schütten am Hangend
und Liegend von Strecke zu Strecke. Mehrere hievon waren
mit Kohlenklein gefüllt, und viele schon unzugänglich; so
auch diese erwärmte Stelle.
Man konnte mittelst Umbrüchen und Auslangen erst
im Monat August zu dieser Stelle gelangen.
Der Luftzug hieher wurde wie gewöhnlich hergestellt,
da aber dieser brandgefährliche Theil des Reviers sehr
brüchig und gefährlich , auch desshalb die Beseitigung des
erwärmten Kleins nur mit äusserster Schwierigkeit verbun-
den war, und vor der Hand ein förmlicher Brandausbruch
bei dem Thermometerstand von 32 Grad Wärme nicht er-
wartet wurde, so blieb diese Stelle unter steter Bewachung,
wobei täglich der Wärmegrad erhoben wurde. Der unfreund-
liche Zustand dieses Reviers an und für sich, im Verbände
mit der Beschränktheit des Angriffes dieser erwärmten Stelle
behufs vollständiger Beseitigung des gefährlichen Gefälles,
verminderten den Muth, und es wurde laut Actenstück vom
21. August 1835 die Auflassung des grösseren Theiles dieses
Reviers etwas schüchtern, aber doch angeregt.
Es wurde die Ueberlegung der Abbaumannschaft auf
Barbara genehmigt, in die Auflassung aber vor der Hand
nicht eingegangen, was wohl guten Grund hatte^
Die Beobachtungen wurden fortgesetzt, die Wärme
blieb sich gleich. Am 25. Jänner 1836 frühmorgens bemerkte
die Mannschaft bei dem Einfahren im NeustpUen, der auf
dem Franciscistollen führt, einen auffallend starken Schwefel-
geruch. Man ging zur erwärmten Stelle , die man als die
Quelle dieser neuen Erscheinung vermuthete. Aber nicht
dort war sie, sondern 20^ vor jener Stelle, bei einem im
Liegenden geführten Schutte (Nr. 22), der mit Liegendmergel
und Kohlenklein angefällt war, und wohin auch Wasser
zufloss.
Am Thermometer wurden hier 48 — 57 Grad Wärme
abgenommen. Die Zuleitung von Wasser in grösserer Quan-
tität sowie auch die Vermehrung des Luftzuges war hier,
HUB Mangel an entsprechen der Communication , in kurzer
Zeit nicht thunlich; es erfolgte gleich der Ausbruch des
Brandes, an Rettung des Reviers war unter diesen Umstän-
den nicht mehr zu denken.
Um aber das angrenzende Barbara-Revier zu sichern,
wurden mit aller Energie unter persönlicher Oberleitung: des
damaligen k. k. ViccrDirectors (spätem Sections-Chefs)
Freiherm von Scheuchenstuel in Hall, alle mit dem 9ar-
bara-Revier und dem Tag in Verbindung stehenden Schutte
und Stollen mittelst Verdammungen gesperrt.
Seit dieser Zeit brennt es zwar im Francisci-Revier
noch immer, aber ohne nachtheilige Folgen auf das an-
grenzende Revier. Die Verdammungen werden im guten
Zustande erhalten, die im Brandfeld sich sammelnden Wässer
fliessen regelmässig ab, der Luftzutritt vom Tag aus wird
so gut als thunlich verhindert; Tagbrüche hatten nur zwei-
mal stattgefunden. Die- allmäiig fortschreitende Vegetation
über Tags lässt übrigens die Abnahme des Brandes erkennen.
— 226 —
Literatur.
Lehztmoh des Bergreohtes. Von Dr. Franz X. Schneider,
k, k. Ober-Bergrath, Profeasor der Rechte u. s. w. Zweite, auf
Grand des allg. Berggesetzes für das Kaiserthom Oesterreich
vom 23. Mai 1854 und mit Bücksicht auf das k. sächsische
und das allgem. Berggesetz för die pr eossischen Staaten mn-
gearbeitete AnEage. Prag, H. Mercy 1867 (400 8. gr. 8). Bespro-
chen von Professor Dr. A. Th. Michel.*)
Die kritische Anzeige dieses Werkes lässt sich kaum
passender, als mit dem Vorwurfe einleiten, dass der Verfasser
die mit der Pablication des allgem. Berggesetzes vom 23. Mai
1854 nothwendig gewordene Umarbeitung seines schon 1848
erschienenen vortrefflichen Lehrbuches so lange verzögerte. Hat
doch er selbst in Becensionen (s. HaimerPs Magazin für Rechts-
and Staatswissenschaft XI., XIL und XV. Bd.) die meisten der
Handbücher und Gommentare jenes Gesetzes als mangelhaft und
ungenügend erklärt! Das Urtheil über sein Lehrbuch jedoch
muss freilich vorwiegend günstig lauten. Es hat die guten Eigen-
schaften der ersten Auflage, stimmt mit dieser in der Methode
und im Systeme ganz überein, und hat aas ihr nicht wenige
Paragraphe wörtlich herübergenommen. Aber viele und gerade
die wichtigsten Materien wurden in Folge der durchgreifen-
den Reform der Gesetzgebung ganz umgearbeitet. Das heute
geltende Bergrecht wird hier mit steter Hinweisung auf die
einheimischen Gesetze und gelegentlicher Vergleichung mit eini-
gen ausländischen Berggesetzen der neueren Zeit dogmatisch be-
handelt; — hie und da kritisirt der Verfasser das positive Gesetz
vom Standpunkte der Wissenschaft; — bei Besprechung von
Contro Versen sacht er die Meinungen anderer Schriftsteller (aber
ohne Verletzuug des literarischen Anstandes) sachlich zu wider-
legen. WerthvoU sind überdiess die häufig eingestreuten histori-
schen Notizen und die Erklärung bergmännischer Ausdrücke,
wodurch dem Laien im Montanfache das Verständniss des Ge-
setzes wesentlich erleichtert wird. Endlich verdient auch die
Aufiiahme solcher älterer Normen unseren Beifall, welche, weil
das neue Berggesetz nicht zurückwirkt, jetzt und später noch
zur BeurtheUung wichtigerer Verhältnisse dienen müssen, wie
z. B. über die Rechte bei offenen Durchschlägen (§§. 277—293
d. Lehrb.), über Erbstollen (ebd. §§. 294^-327) und m. a. Schade
nur, dass den einzelnen Paragraphen Ueberschriften, wie sie
die » Inhaltsanzeige " (pag. I — XV) anführt, fehlen; sie würden
das Nachschlagen in dem reichhaltigen Buche sehr erleichtem.
Wenn wir nun in gerechter Anerkennung der angedeute-
ten Vorzüge Schneider^s Lehrbuch auch in der neuen Auflage
Studierenden wie Beamten und anderen Praktikern bestens em-
pfehlen, und als eine wahrhafte Bereicherung der leider zu wenig
beachteten Bergrechts-Literatur begrüssen, erklären wir uns
doch nicht mit allen darin vorgetragenen Lehren einverstanden ;
auch möchten wir uns weder des Rechtes begeben, noch der
Verpflichtung entschlagen, bei der folgenden gedrängten Angabe
des Inhaltes des Werkes auf Fehler und Unrichtigkeiten auf-
merksam zu machen.
Die n Einleitung» in fünf Abtheilungen (auf 76 Seiten)
enthält: I. »Begriff von Recht, — Begriff, Umfang und Ein-
theilung des Bergrechtes.« II. „Geschichtl. Ueberblick des Berg-
baues nnd der Berggesetzgebung in Oesterreich.» HI. „Quellen.»
rV. »Hilfswissenschaften^ und V. »Literatur des Bergrechtes. «
In dieser für das erste Studium des Bergrechtes wie für
die Anwendung der Gesetze gleich werthvoUen Partie sind be-
greiflicherweise die Aenderungen der früheren Auflage nur geringe.
Eine interessante Vermehrung jedoch ist die historisch-philoso-
phische Begründung der Bergfreiheit und des Princips der Tren-
nung des Bergbaues vom Grundelgenthume, welche der Verfas-
ser zuerst in Haimerl's Magazin 1850, I. Bd., veröffentlichte. —
Im §. Vni. wird die in der ersten Auflage gebrauchte Bezeich-
nung »Bergstaatsrecht» als Gegensatz von „Bergprivatrecht» als
*) Orflnde mannigfacher Art babe^ den Redactear bewogen, die
Be«preebang die«ei Werkes nicht aelbsi vorzanehmen. Doch wollte er
einer fremden Beiprechung nicht eher die SpalfiefB Ofben, ehe er nicht selbst
das Werk darohttndirt, was ihm bei den seit einem Jahre vielfach seinen
Stadien entgegentretenden gesteixerten Dienstanfordernngen nar sehr lang-
sam mAgUoh war. Man geben wir die eingehende Besprechnog, die Prof.
Michel in der Allg. Osterr. Gericbts-Ztg. vom SO. November 1866 ge-
liefert Hat. D. B.
unrichtig verworfen und durch das Wort „Bergverwaltungsrecht"
erpetzt (vgl. auch Note 1 auf pag'. 202). — In der Aufzählung'
der Entscheidungsquellen des Bergrechtes vermissen wir die
fiBevier*8tatuten'', durch welche als Modificationen der allge-
meinen Vorschriften ein besonderes Bergrecht geschaffen wird.
Auch scheint uns im §. LI das Beispiel von älteren in Kraft
gebliebenen Normen in so weit nicht richtig', als die Normen
über Erbstollen (s. oben) nicht desshalb, weil das neue Bergge-
setz Über diesen Gegenstand keine Vorschriften enthält, son-
dern darum eine praktische Bedeutung haben, weil die vorher
erworbenen Rechte aufrecht erhalten wurden (Art. III des Kund-
machungspatentes vom 23. Mai 1854). — Zu §. XXXIV endlich
erinnern wir, dass das k. k. Ober-Bergamt zu Klagenfurt mit
a. h. Entschl. vom 13. Juli. 1850 (R. G. Bl. Nr. 276) und die
an seiner Stelle errichtete k. k. Berg- und Forstdirection zu Graz
mit a. h. Entschl. vom 23. Jänner 1865 (R. G. Bl. Nr. 19) auf-
gelöst, das dort erwähnte Amtsarcbiv aber in das Finanzmini*
sterium übertragen wurde.
Der L Theil des Lehrbuches handelt in vier Abschnitten
(S. 77 — 201) von der Erwerbung der Bergbauberechtigungen.
L Abschnitt. „Oberster Grundsatz des Bergrechtes. Berg-
regalität. Gegenstände der Bepggesetzgebung. Bergwerksgut.
Eintheilung desselben.'' — Der Verfasser hat schon vor vielen
Jahren (s. Zeitschrift fUr österr. Rechtsgel. 1845. L Bd.) das
Wesen der Bergregalität einer strengen wissenschaftlichen Prüfung
und gewisse gangbare Meinungen Über dasselbe einer scharfen
Kritik unterzogen. Seine dort vorgetragene Lehre, welche (wie
er auf S. 8ü, Note 1 sagt; , „heute nach 20 Jahren nicht wider-
legt, sondern allmälig in der Theorie und Praxis als die richtige
anerkannt ist'', gipfelt in dem Satze, dass die Bergregalität
nichts anderes sei, als die allgemeinen Hoheits- oder Majestäts-
rechte in ihren Beziehungen zu einem besoaderen Zweige der
Industrie, zum Bergbane. Diese Lehre wird in §. 3 und §. 148
ff, mit einigen neuen Argumenten unterstützt und mit der Bemer-
kung vorgetragen, dass der Ausdruck nBergregale« in §. 3 unseres
a. b. G. B. hätte besser ganz vermieden werden sollen. Es
dürfte in der That schwer fallen, des Verfassers einfache unge-
künstelte Lösung des erwähnten Problems umzustossen, doch
können wir nicht umhin, auf zwei (übrigens für das Resultat
unwichtige) Gebrechen der Argumentation aufmerksam zu machen.
Das Recht, Bergwerke zu verleihen, wird wiederholt (in den §§.
23, 176 und 199 der 1. Aufl., §§. 142 und 15U der 2. Aufl.)
als ein Ausfluss der richterlichen, dagegen im §. 18 der 2.
Aufl. als ein Ausfluss derPolizeigewalt des Staatsoberhauptes
hingestellt, ein Widerspruch, der violleicht auf einem Sohreib-
oder Druckfehler benüit Die Vergleichung aber jenes L f.
Rechtes mit den Instituten der sogenannten Verlassenschafts-
abhandlung (§. 149 Lehrb,) können wir darum nicht billigen, weil
die gerichtliche Einantwortung einer Erbschaft und die gerichtliche
Bewilligung einer Intabulatiou ursächlich und begrifflich von
der dem Landesftlrsten im (§. 3 a. b. G. B.) vorbehaltenen aus-
schliesslichen Verfügung mit den auf ihren natürlichen Lager-
stätten vorkommenden Mineralien, wie sie in der behördlichen
Verleihung einer Bergbauberechtigung zu Tage tritt, verschieden
ist Besser gefiele uns der Vergleich mit der dem Landesfür-
sten vorbehaltenen Concession zum Baue und Betriebe einer
ftlr den öffentlichen Verkehr bestimmten Privateisenbahn.
II. Abschnitt. nVon den bei der Erwerbung vorkommen-
den Personen.« Diese sind entweder n verleihende" oder „erwer-
bende''; hienach wird die active und passive Berglehensfähig-
keit unterschieden. Gegenwärtig steht das Verleihungsrecht nur
dem Kaiser zu, welcher es durch die Bergbehörden (in 1. Instanz
Berghauptmannschaften) ausübt; die Mttheilung (§§. 19—23
Lekrb.), welchen Antheil an diesem Rechte bis in die neueste
Zeit gewisse Grnndherren in den Ländern der k. böhmischen
Krone und die KirchenfÜrsten von Trient und Salzburg gehabt
haben, hat ein historisches Interesse und dürfte den meisten
Lesern des Buches willkommen sein. '— Die Beschränkungen
der Erwerbsfähigkeit der Deserteure sind jetzt nicht mehr aus
der im §. 3 1 Lehrb. citirten a. h. Entschl. vom 7. Jänner (Hfd.
vom 21. Februar) 1842, sondern aus dem §. 208 des Militär-
Strafgesetzes vom 15. Jänner 1855 zu entnehmen. Auch sollten
(ebend.) bezüglich der Militärgrenze der §. 4 der Fin.-Min.-Vdg.
vom 27. Jänner 1856 (R. G. Bl. Nr. 19), resp. die §§. 13 und
14 des Grundgesetzes fiir die Militärgrenze vom 7. Mai 1850
(R. G. Bl. Nr. 253) citirt werden; das Citat in der Note 4 auf
S. 106 ist offenbar ein Druckfehler.
- 227
III. Abschnitt. «Object der Erwerbung, i« Eine schätzens-
werthe Beigabe za der Darstellnng desjenigen, was hierüber
das Berggesetz bestimmt, bilden die Erklärung der verschiedenen
Methoden, ein Grubenfeld abzugrenzen, und die Kittheilung
der in den älteren Gesetzen vorgeschiiebenen und jetzt noch
häufig vorkommenden Berg^erksmassen. Die Ifote 2 auf S. 130
ist dahin zu berichtigen, dass die Gewerbeordnung vom 20.
December 1859 in der Militärgrenze mit gewissen Modificationen
(s. R. G. BL 1860 Nr. 81) ebenfiills Geltung hat, und dass nur
in der ersten Publication, wie fast in allen Gesetzen geschieht,
die Militärgrenze ausgenommen war.
IV. Abschnitt. »Bechtsgrund und Erwerbsart des Berg-
werkseigenthums.tf Mit ausdrücklicher Hinweisong auf die Be-
stimmungen des a. h. G. B. über Erwerbung von Eigenthum
überhaupt bezeichnet der Verfasser als Erfordernisse der Erwer-
bung von Bergwerks-Eigenthum insbesondere den Titel und
die rechtliche Erwerbungsart (§. 57 Lehrb.); die Erwerbung
aber unterscheidet er in die unmittelbare (ursprüngliche)
und mittelbare (abgeleitete); unter jener hat man die Ent-
stehung, unter dieser die privatrecbtliche Uebertragung einer
Bergbauberechtigung auf eine andere Person zu verstehen.
Denn die Bergbauberechtigung, welche nur von der compe ton-
ten Behörde verliehen wird, hängt mit den Rechten am Berg-
werksgate innig zusammen; sie schafft dasselbe, so dass eine
Sache, die schon besteht, -erst durch jenen formalen Act der
Behörde ein Bergwerksgut wird. Darin lieg^ nun gewiss ein
wichtiger, von Vielen jedoch unbeachteter Unterschied zwischen
der sogenannten unmittelbaren Erwerbung von Bergwerkseigen«
thum und der ursprünglichen Erwerbung anderer (freistehenden)
Sachen (s. §§. 287, 381, 382 a. b. G. B.), welche ihre Existenz
nicht einer bestimmten Handlung eines Menschen verdanken.
Die Lehre von der unmittelbaren Erwerbung wird im 1.
Capitel in 2 Abtheihingen (d. i. nvom Schürfen« und vom „Ver-
leihen») ausführlich — die mittelbare Erwerbung aber im 2.
Capitel kurz unter Hinweisung auf die allgem. bürgl. Gesetze
behandelt. Mit Recht hat der Verfasser den in den §§. 141—
172 der ersten Auflage enthalteneu Auszug aus dem a. b. G.
B. über Verträge und letztwillige Anordnungen weggelassen.
Dass er aber im §. 79 die amtliche Behandlung der Frei-
schürf- Anmeldungen (s. §§. 1 9— 22 Vollzugsvorschrift) mit Still-
schweigen übergeht, lässt sich im Hinblicke auf ähnliche Gele-
genheiten, wo es an der Mittheilung aus der Vollzugsvorschrift nicht
fehlt, kaum rechtfertigen. Auch darauf müssen wir aufmerksam
machen, dass an mehreren Stellen (z. B. §§. 60, 87 138 u. a.)
die vom Berggesetze angedrohten Geldstrafen in dem nämlichen
Betrage als Gonventionsmünze angegeben werden, obgleich sie
laut der kais. Vdg. vom 1. August 1858 (R. G. Bl. Nr. 115)
in der österr. Währung ohne Zuschlag zu verstehen sind. —
Ein Ministerium des Innern (Jetzt doch wieder ! Anm. d. Redao-
tion) und Kreisbehörden gibt es jetzt nicht, (s. §§. lOU, 229
Lehrb.) — Wo von der Stempelpflicht die Rede ist (z. B. §. 62
ebd.), werden nur die Gebührengesetze vom $). Februar und 2.
August 1850 und nicht die späteren Gesetze citirt, welche den
heute entfallenden Gebührenbetrag festgesetzt haben. Statt
»Taxpatenttf muss es heissen: nTarifposf
Der Ersitzung ist ein eigenes (das 3.) Capitel gewid-
met, obgleich sie nur eine Art der unmittelbaren Erwerbung ist.
Der Verfasser betrachtet sie jedoch als eine «ausserordentlichett
Erwerbsart, und hat seine Ansichten Ober sie zuerst in deröst.
Zeitschrift fdr RechU- und Staatswis^enschaft 1846, TL Band dar-
gelegt. Diese Abhandlung (in der 1. Aufl. des Lehrb. einen
„Anhangt« zur Lehre von der Erwerbung bildend) ist unverändert,
selbst mit Beibehaltung der veralteten Ausdrücke „Berglehen,«
„Beiehnnng'* u.dgl., in die neue Auflage aufgenommen worden. Wir
können jedoch dem Inhalte derselben nur theilweise zustimmen.
Zwar theilenauch wir die Meinung (s. §§. 142 und 143 Lehrb.),
dass a) ein Berglehensobject auf GrundUtge des alleinigen Be-
sitzes (d. h. ohne bergbehördliche Verleihung) nicht erworben,
nicht ersessen werden könne, und dass b) wenn ein Berglehens-
gegenstand durch Verleihung einmal in Jemandens Eigenthum
gelangt, die Ersitzung gegen den Eigenthümer, wer dieser auch
sei, platzgreifen könne. Allein die Prämisse, dass die Frage, ob
Bergwerksrealitäten durch Ersitzung erworben werden können,
in keinem Berggesetze ausdrücklich entschieden sei, und dass
daher ihre Entscheidung aus dem allgem. bürgert Rechte, als
der Subsidiarquelle des Bergrechtes, hergeholt werden müsse,
ist unseres Erachtens nur rücksichtlich der Uebertragung eines
Bergwerksgutes, der sogenannten mittelbaren Erwerbung^, rich-
tig. Denn da das Berggesetz unter den Erfordernissen der soge-
nannten unmittelbaren Erwerbung die ausnahmslose Nothwen£g-
keii der behördlichen Verleihung ganz deutlich ausgesprochen
hat, so ergibt sich ' wohl schon aus diesem Gesetze die Unzu-
lässigkeit einer die Verleihang umgehenden Ersitzung, ohne
dass es erst der Berufung auf das allgem. bürgeri. Recht bedarf.
Diese Erwerbung ist gar nicht als ein rein privatrechtlicher
Act anzusehen und gehört in das öfifentliche Recht (Bergver-
waltungsrecht s. oben). Abgesehen hievon können wir uns mit
der Argumentation aus dem §. 1456 a. b. G. B. nicht befreun-
den, dass, nweil das Recht, Bergwerke zu verleihen, ein dem
Staatsoberhaupte als solchem aUein zukommendes (ein wesent-
liches Majestäts-) Recht ist, und die solchen Rechten entsprechen-
den Schuldigkeiten nicht verjährt werden können, auch die dem
Verleihungsrechte entsprechende Schuldigkeit des Findei's einer
mineralischen Lagerstätte, darauf die Belehnung zu nehmen, nicht
verjährt — die Freiheit von der Belehnungsertheilung ....
nicht ersessen werden könne. <« Dort, wo die Ersitzung in Frage
kommen könnte, muss es sich nicht gerade um den Finder, es
kann sich auch um den ersten oder einen späteren Nachfolger
desjenigen handeln, welcher Bergbau thatsächlich und ohne die
behördliche Verleihung zu betreiben anfing. Mit der blossen
Negation der Ersitzung erscheint übrigens noch nicht die weitere
Frage gelöst, wie es mit einem solch unbefugten, seit vielen
Jahren und möglicherweise im guten Glauben betriebenen Berg-
baue zu halten sei, eine Frage, mit welcher wichtige Rechte
dritter Personen zusammenhängen können, die aber der Ver-
fasser nicht gestellt, nicht beantwortet hat.
Der U. Theil des Lehrbuches — „Wirkung der Er Werbung **
— handelt im I. Abschnitte (§§. 145—198) nvon dem- aus der
Erwerbung hervorgehenden öffentlichen Rechte des Bergbau-
Unternehmers," nämlich: Rechts- und Pflichtenverhältnissen in
Bezug auf den Staat. Dahin gehören unter Anderen die gesetz-
liche Verpflichtung zur Bauhafthaltung, die besondere Besteue-
rung der Montanindustrie und dgL m. ; aber auch die mannigfachen
Anstalten und Massregeln zur Förderung dieser Industrie werden
daselbst besprochen, z. B. die besonderen Unterrichtsanstalten,
die Mautbfreiheit u. m. a. — Die Kritik des Gesetzes, dass eine
Bergbauberechtigung wegen Nichterfüllung der Bauhafthaltungs-
pflicht entzogen werden soll (s. §§. 168 bis 171 Lehrb.), dürfte
mehr Anklang finden, als die Meinung (§. 177 ebend.), dass
die 1862 eingeführte Freischnrf gebühr von 20 fl. auf 4 fl. ö. W.
nicht hätte herabgesetzt werden sollen. — Als Münzgewicht
ist unseres Erachtens an die Stelle der Wiener Mark (§. 9 a. b.
G. B.) das Zollpfund = 500 Grammen getreten (vgl. Münzver-
trag vom 24. Jänner und kaiserl. Pat. vom 19. September 1857,
R. G. Bl. Nr. 101 und Nr. 169). — Zum §. 189 Lehrb. bemer-
ken wir, dass an der Bergakademie zu Leoben der Vprbereitungs-
curs laut einer Verordnung, welche dem Verfasser vor der Druck-
legung seines Buches nicht bekannt sein konnte, mit dem Studien-
jahr 1866/67 aufgehört hat.
Der n. Abschnitt: nVon dem aus der Erwerbung her-
vorgehenden Privatrechte des Bergbau-Unternehmers« enthält
in zwei Capitehi: Das absolute Recht (§§. 199 bis 255), d. h.
die dem Besitzer über sein Bergwerk ohne Rücksicht auf gewis-
se Personen zustehenden Rechte, und das relative Recht (§§.
226 — 334), d. h. die ihm nur im Verhältnisse zu anderen Per-
sonen zukommenden Rechte. Nach einer eingehenden Unter-
suchung der eigentlichen Natur des Rechtes am Bergwerksgute,
als deren Resultat sich ergibt, dass es Eigenthum sei, werden
als damit verknüpfte Befugnisse der oben erwähnten ersten
Art das Recht der Gewinnung und Aufbereitung der vorbe-
haltenen Mineralien, ein beschränktes Recht auf nicht vorbehaltene
Mineralien, das Recht auf Benützung der Grubenwässer u. a.
besprochen. Wir beschränken uns auf die Bemerkung, dass die
Ertheilung der Concession zum Baue einer Bergwerks- Eisen-
bahn, wdfche in eine andere für den öffentlichen Verkehr be-
stehende Eisenbahn einmünden soll (§. 208 Lehrb.) n. £. jetzt
in den Wirkungskreis des Handels- (nicht des Finanz ) Ministeriums
gehört (s. R. G. Bl. 1861, Nr. 49).
Unter dem Titel: «Relatives Rechtu werden die Verbält-
nisse behandelt: a) der Bergbaugemeinschaft, b) des Bergwerks-
besitzers zu seinen . Beamten und Arbeitern, c) der Bergbau-
Unternehmer unter ^ch, d) des Grubenbelehnten zum Erbstoll-
ner (s. oben) und e) des Bergbau -Unternehmers zum Eigen-
thüxber der Grundoberfläche. Dass nicht auch, wie in der I.
— 228
Auflage, das Vorhältnißs des BergwerkBbesiteerfl su den Gläubi-
bem besondere besprochen wird, ist wohl daraus zu erklSren,
dass der Begriff „Bergwerks -Gläubiger« (s. §. 526 Lehrb. 1.
Aufl.) «eine frühere Bedeutung verlor. Von den im neuen Berg-
gesetze (§§. 268 und 269) anerkannten „Pfand- und Vorrechten
auf Bergwerke* ist beiden betreffenden Forderungen die Rede, s. z. B.
im §. 265 bezüglich der Bruderlade, im§. 27ß bezüglich des Entgelts
für Servituten u. dgl. Dagegen wird des Verhältnisses eines
Grubenbesit-Bers zu Eisenbahn-Unternehmungen, welches zu Colli-
sionen Anlass geben, und Beschränkungen der Bergbaurechte
herbeiftthren kann, auf S. 281, Note 3), mit der offenbar unge-
nügenden Bemerkung, »»Eisenbahnen muss der Bergbau weichen,*
eedacht, ohne den Inhalt der dort citirten §§. 6—8 der Minist-
Vdg. vom 2. Jänner 1849 (B. G. Bl. Nr. 25) mitzutheilen.
Sehr interessant und wichtig in dieser Partie ist die Lehre
von der Gewerkschaft, jenem uralten specifisch bergrechtlichen
Institute, welches unser allgemeines Berggesetz zwar beibehal-
ten, aber in mehreren Stücken nach den Bedürfnissen der Neu-
zeit zu reformiren gesucht hat. Der Verfasser behandelt das-
selbe mit sichtbarer Vorliebe ausführlich und gründlich, und be-
kämpft gelegentlich auch mehrere von uns (in HaimerFs Vier-
teljahrschrift für Rechts- und StÄatswissenschaft 1860, V. Bd.j
ausgesprochene Sätze, z. B. über die Fähigkeit, Kuxe zu erwer-
ben. Wir bekennen, durch seine Ausführungen in unserer Mei-
nung nicht wankend geworden zu sein, können uns aber natür-
lich in diese Controversen hier nicht weiter einlassen, und wol-
len uns daher nur auf einige, kurze Bemerkungen beschrän-
ken. Die Zulässigkeit der Gründung einer Gewerkschaft zum
originären Erwerbe eines Bergwerksgutes {§. 233 Lehrb.) ha-
ben auch wir gegen den Wortlaut des §. 65 der Vollzugs-
vorschrift a. a. O. behauptet und bewiesen. Was aber die Un-
terscheidung zwischen i»der Geschäftsführung ohne Auftrag"
und „der nackten (?) Zahlung einer fremden Schuld- (§. 249
Lehrb. gegen uns beweisen soll, verstehen wir nicht. Die Ver-
fügung des §. 162 a. B. G., dass es jedem Theilhaber des Berg-
werkes freisteht, die audständige Zubusse statt des säumigen
Bfitgewerken zu entrichten, und dadurch die schon angeord-
nete gerichtliche Feilbietun^ des Kuxes zu beseitigen, haben
wir als eine Ausnahme von der Regel des §. 1423 a. b. G. B. hin-
gestellt, und hieraus gefolgert, dass ein Fremder (d. h. eine
am Bergwerke nicht betheiligte Person) der Gewerkschaft, als
GlÄubigerin, die Zahlung der Zubusse ohne des säumigen Mitr
gewerken (d. i. des Schuldners) EinwUUgung nicht aufdringen
kann. Nun mag immerhin die Zahlung einer fremden Schuld
als eine Geschäftsführung -ohne Auftrag ruach Civilrecht" jedem
freistehen; auch die Annahme der Zahlung steht dem Gläubiger
in der Regel frei, und folglich kann in unserem Falle die Ge-
werkschaft die ihr von einem Fremden angebotene Zahlung an-
nehmen. Ob sie aber dieselbe annehmen muss, ist eine andere
Frage. Nach des Verfassers Argumentation hätte der §. 1423 a. b. ^
G. B. insofeme keinen Sinn, als jedem Gläubiger die Zahlung
von jedem aufgedrungen werden könnte.
(Schluss folgt.)
Administratives.
Nr. 231 2— 835 B. H. Erkenntniss.
Von der k. k. Berghauptmannschaft zu Komotau wird bei
dem Umstände, dass die im Kreise Leitmeritz, Bezirk Teplitz,
Gremeinde Niklasberg gelegene, aus 8 einfkchen Grubenmassen
bestehende gewerkschaftliche Kreuz- und HimmelfÜrst-Silberzeche
sammt Zugehör seit längerer Zeit ausser allem Betriebe steht,
dass femer die hierämtUche Aufforderung vom 22. März 1867,
Z. 1342/503 zur Rechtfertigung der unterlassenen Bauhafthaltung,
innerhalb der daselbst festgesetzten Frist unbeachtet blieb, im
Sinne der §§. 243 und 224 allg. Berggesetzes auf die Entziehung
dieser Grubenmassen mit der Wirkung erkannt, dass nach ein-
getretener Rechtskraft dieses Erkenntnisses nach §.253 des allg.
Berggesetzes das weitere Amt gehandelt werden wird.
Von der k. k. Berghauptmannschaft
Komotau, am 19. Juni 1867.
AMÜNDIGUNGEN.
Soeben ist in meinem Verlage erschienen und durch alle
Buchhandlungen zu beziehen: (70)
in Wien durch dieG. J. Manz'sche Buchhandlung
Kohlmarkt Nr. 7, gegenüber der Wallnerstrasse.
Ueber die
Walzenkaliberinmg für die EisenfabrikatioiL
Von
P. Ritter von Tunner,
|k. k. Ministerialrath und Dlrector der Bergakademie in Leoben.
Mit|in den Tezt)eingedruckten Holzschnitten und 10 lith. Tafeln,
gr. 8. Broschirt fl. 5.34.
Aphorismen
über
Giesserei betrieb.
Von
E. F. Dürre.
Mit einem Vorwort von
Bruno KerL
Lieferung 1 und 2. Preis fl. 1.60.
Die Fortsetzung dieses Separatabdruckes aus der Berg- und
htlttenmännischen Zeitung erscheint in Lieferungen von 6 Bogen .
Baastelne
zur
Philosophie der Geschichte des Bergbanes.
Von Theodor Hanpt,
Bergrath in Toscana.
Dritte Lieferung.
Die Momente in der Geschichte des Bergbaues.
gr. 8. Brosch. Preis fl. 1.34.
Leipzig. Arthur Felix.
In unserem Verlage erschien soeben und kann durch jede
Buchhandlung bezogen werden:
Berg- und Hüttenmännisches
JAHRBUCH
der
k. k. Berg-Akademien la leoben, Pfibram und Sckemiilti.
XVI. Band.
Bedacteur: J. Grimm, k. k.- Oberbergrath und Director der k. k.
Bergakademie zu Ptibram. (41-^41)
Preis 4 fl. 50 kr. o. W.
Buchhandlung von Tendier dk; Comp, in Wien.
Die Seiler-Waaren-Fabrik
des Carl Mfindl in Pest
erzeugt aUe für den Bergbau nötliigen Seiler-Arbeiten von
vorsüglicher Qualität zu den billigsten Preisen.
Fabrik: Pest, Stadtwäldchen, Arenaweg Nr. 120, 121.
Niederlage: Pest, Josefsplats, Badgasse Nr. 8. (48—61)
Diese Zeitschrift erscheint wöchentlich einen Bogen stark mit den nöthigen artistisch en Beigaben. Der Prannmerationspreii
iat jährlich loeo Wien 8 fl. ö. W. oder 5 Thlr. 10 Ngr. Hit franeo Postveraendung 8 fl. 80 kr. ö. W. Die Jahresabonnenten
erhalten einen officiellen Bericht über die EVfahnmgen im berg- und hfittenmännifehen Maschinen-, Bau- und Aufbereitaagaweiaa
tammt Atlas als Gratisbeilage. Inserate finden gegen 8 kr. o. W. oder IVj Ngr. die gespaltene Nonpareilleaeile Aufiiahme.
Zuschriften jeder Art können nur tranoo angenommen werden.
Draok Ton Carl Fromme in Wien.
Ffir den Verlag verantwortlich: Carl Reger.
.J^:?^' Oesterreichische Zeitschrift i^^J-
tür
Berg- und Hüttenwesen.
Verantwortlicher Redacteur: Dr. Otto Freiherr von Hingenau,
k. k. Mldiaterialrftth Im Financmiiiisteriuin.
Verlag der O. J. Manz'schen Baohhandlnng: (Kohlmarkt 7) in Wien.
Inlialt: Bericht über die Quecksilbergraben yon New-Almaden in CiUifornien. — Protokoll über die Conferenz österr.
Eisenwerkavertreter. — Läteratur. — Notizen. — Administratives. — Ankündigungen.
Zur geflUligen Notiznabme.
Um in der Zosendong nnserer Zeitschrift' an Jene
derresp. Herren Abonnenten, deren Pr&nnmeratlon mit
Ende Juni erlosohen ist, keine Unterbreohnng eintreten
lassen zn müssen , erlauben wir uns dieselben höfliclist
nm gefiOlige besohlennigte, ftanklrte Einsendung
des Betrasres fttr das 2. Semester mit 4 fl. 40 kr.
an ersnchen.
Bericht über die Quecksilbergraben yon New-
Almaden in Califomien.
Von Herrn Coignet, Ingenieur. (Annales des Mines.)
Lage. — Die Erzgruben von New-Almaden liegen in
der Grafschaft Santa Clara, 65 englische Meilen (etwa 100
Kilometer) südöstlich von San Francisco, mitten in dem Qe-
birge, welches sich an der Küste des stillen Oceans hinzieht.
Die Gruben- Anlagen sind mit der Haupt* Handelsstadt
Californiens in Verbindung gebracht durch eine 12 Meilen
lange Strasse, die bis zur Stadt San Jos6 geht, und von da
an durch eine Eisenbahn.
GeschichtlicI^es. — Die Indianer kannten schon
seit dem vorigen Jahrhundert das Vorhandensein der Zin-
nobererze von New-Almaden; sie bearbeiteten dieselben an
mehreren Punkten, um die rothe Farbe zu gewinnen, womit
sie sich bemalten. Man findet noch jetzt in einigen von ihnen
gemachten Aushöhlungtm runde Blöcke von einem selir
harten Steine, die mit einer leichten Schiebte Zinnober be-
deckt sind und wahrscheinlich zum Zerpocben des Erzes
dienen mussten.
Als die Mexikaner nach Califomien kamen, zeigten
ihnen die Eingebornen Proben davon vor, allein jene er-
kannten nicht deren Bedeutung. Im November 1845 ent-
deckte ein Hauptmann der mexikanischen Armee, Namens
Castillero, die wahre Natur dieser Erze, nahm Besitz vom
Boden, bildete eine Gesellschaft und begann den Bergbau.
Kurze Zeit darauf kehrte er nach Mexiko zurück und ver-
kaufte seine Entdeckung an die Herren Barron, Foxbes &
Comp., englische Kaufleute zu Tepie, Nach der Besetzung
Californiens durch die Amerikaner machte sich die Regie-
rung der Vereinigten Staaten mit dem Vertrage von Gua-
dalupe im Jahre 1&48 verbindlich, alle mexikanischen Eigen -
thumsrechte anzuerkennen und deren neue nach den Landes -
gesetzen zu ertheilcn. Die amerikanische Gesetzgebung ge-
stattet nicht die Ausbeutung von Erzen auf dem Grunde
eines Andern, während die mexikanischen Gesetze solche
rechtlich zulassen*). Castillero besass nur die Grube, aber
nicht den Boden; seine Eigenthumsrechte waren nicht ge-
ordnet worden. Amerikaner hatten die Ländereien gekauft,
und sobald die Arbeiten einen Ertrag lieferten, strengten sie
gegen die Compagnie von New-Almaden einen Process an,
sowiegegen die benachbarte von Enriqueta, deren Rechts-
ansprüche sich unter denselben Umständen befanden. Sie
beriefen sich auf das Recht des Claim, das heisst auf das
Recht der unterirdischen Ausbeutung als Besitzer der Ober-
fläche. Reiche Capitalisten und eiuflussreiche Leute aus
New- York nahmen die Sache in ihre Hände, der Process be-
gann. Die UntersuchungsCommission der californischen
Rechtsausprüche (Land-Commission) sprach sich zu Gunsten
der Compagnie Barron aus. Man appellirte im Jahre 1 857
an das höhere Gericht, dessen Urtheilsspruch im Jahre 1858
dahin erging, dass die Einstellung der Arbeiten anbefohlen,
und den Gegnern endlich in der Streitsache Recht zuerkannt
wurde. Im December und Januar 1861 wurde Sequester
gelegt. Es. wurde von neuem an den obersten Gerichtshof
der Vereinigten Staaten appellirt, welcher die Beschlüsse
des Tribunals von Californieu bestätigte.
Die Zeugen-Aussagen, welche man mit grossen Un-
kosten aus Mexiko geholt hatte, wurden in Druck gelegt und
füllten 3000 Seiten in Octav. Die Advocaten, unter denen
sich zwei Senatoren des Congresses befanden, stritten durch
zwanzig Tage gegeneinander; die Ansichten und Schluss-
folgerungen der Richter endlich nahmen 230 Seiten in Oc-
tavo ein.
Nachdem das Eigenthum des Bodens und der Erzgru-
ben der neuen Gesellschaft zuerkannt war, bedurfte es noch
einrs Urtheiisspruches des Gerichtshofes von Califomien, um
dieselbe in ihre Rechte wirklich einzusetzen. Es wären noch
einige Monate darüber verflossen, bevor das Tribunal seinen
^) Die von den Spaniern nach Mexiko gebrachten Berg^^e
setze enthalten gleich den deutschen die Begriffe von Berg-
regal und Bergfreiheit, und wenn auch modliicirt, so haben sich die
jetzigen Verhältnisse auf jener Grundlage fortentwickelt. O. H.
- 230 —
Bescheid hfttte abgeben können; es kam daher ein Vergleich
zu Stande, wonach die neue Gesellschaft der alten die Sum-
mf*. von 1,754.116 Dollars«) (gleich 3,842.391 fl. 09*8 kr.
Oe. W.) ausbezahlte, wofür die letztere alles Grubenmaterial
abtrat, ferner die Werkstätte oder Hütte, welche ausserhalb
der Streitfrage lag, ein nahes Bancho oder Weideland von
einer Meile an Ausdehnung und mehrere Meierhöfe, welche
jetzt die Gerste und das Futter liefern, das man für die ver-
wendeten Zugthiere bedarf.
Die neue Gesellschaft, mit Namen Quicksilver Mi-
ning Company, ausgerüstet mit einem Gespllschafts-Capi-
tale von 10 Millionen Dollars (21,905.000 fl. Oe. W.), das
in 100.000 Autheile zu 100 Dollars getheilt wurde, ergriff
Besitz im November 1863 und begann sofort wieder die
Ausbeutungs- Arbeiten.
Geologie. — Herr Lau r hat in seiner Arbeit über
Californien den Landstrich, in welchem sich die Zinnober*
Ablagerungen befinden, unter die alten Schi«*fer versetzt,
ohne jedoch Beweise zur Stütze für diese Meinung beizu-
bringen. Um das Alter dieser Formation genau festzustellen,
müsste man auf ein gründliches Studium der Gegend ein-
gehen. Ein Mittel, um indirect die Aufgab >^ zu lösen, würde
auch in der Bestimmung der durchstreichenden Gänge be
stehen; es fehlen gleichwohl noch die Belegstücke, um zur
Lösung gelangen zu können.
Die verschiedenen Zinnobergruben sind eingeschlossen
zwischen zwei unregelmässig geformten Serpeutinmas-
aen, deren allgemeine Richtung aber nach Stunde 7 geht*^).
Der südliche Zug, der wichtigste aus dem Gebichtapunkte
der gegenwärtigen Arbeiten, ist auf der vom Verfasser ent-
worfeneu Karte***) mit einiger Genauigkeit gezeichnet. Der
nördliche dagegen ist nur angedeutet, um seinen mittleren
Lauf zu zeigen; seine Lage ist nicht genau gegeben. Im
Osten sind die Erz-Ablagerungen durch eine Trappmasse
begrenzt, deren allgemeine Richtung Stunde 9 ist, während
eie sich im Westqn beständig fortsetzen, bis weir jenseits
der Grube Gundalupe, mehr als zwei Lieues von Almaden.
Der südliche Serpentinzug hat eine sehr regelmässige
Umgrenzung an seinem Nordrande. Von der Hauptmasse
gehen mehrere Ausläufer ab, welche in die geschichteten
Felsmassen bis auf eine gewisse Weite eindringen und bei
diesem Durchgange wahre Serpentingänge bilden, die au den
Rändern stark zersetzt sind. Endlich bemerkt m:in zwischen
der Grube und der Hütte kleine Inselchen von geringem
Umfange aus derselben Felsart bestehend. Diese letztere ist
im Allgemeinen dicht, sehr hart, dunkelgrün in der Mitte der
Formation, aber in Zersetzung begriffen und lichtgrün an
den Rändern ; sie findet sich alsdann in abgerundeten mas-
sigen Nieren, von verändertem Serpentin umgeben.
Der Trapp ist grünlich, sehr klein krystalliniscb, in
unregelmässigen Prismen zertheilt, welche eine scheinbare
Schichtung darbieten; er ist nach allen Rit^htungen zersp-il-
ten, so dass er unter dem Hammer in kleine Bruchstücke mit
ebenen Flächen zerfällt. Er findet sich isolirt oder in der
♦) Ein Dollar ist im Werthe gleich 2 fl. l'.) kr Oe. W. in
Silber.
**) Alle Richtungen beziehen sich auf den magnetischen
Meridian. Die Abweichung der Magnetnadel war zu New-Aima-
den 1864 15» 41'.
***) Wir sind nicht in der Lage, hier das Blatt beizufügen,
verweisen aber auf die Annales des Miues selbst.
Nabe des Serpentins, ohne dass man sehen könnte, ob er
diesen durchsetzt oder von ihm durchdrungen wird.
In der Nähe dieser beiden Felsarten, besonders aber
bei der letzteren, sind die thonigen Schiefer in rothe, weiss
und braun geäderte Jaspise umgewandelt; die Schichtung
derselben ist deutlich ausgesprochen, aber es ist unmöglich ,
deren allgemeine Richtung anzugeben, wegen der zahlreichen
Windungen, mit denen sie sich darstellt.
Die Kalksteine sind zumeist schwarz, sehr hart und
.von muschligem Bruche; in der Nähe der plutonischen Ge-
steine enthalten sie Adern von weissem körnigem Kalke,
sind stark verkieselt oder werden dolomitisch bei der Berüh-
rung mit dem Serpentin. Die Krystalle, welche man alsdann
in den Spalten bemerkt, welche das Gestein durchsetzen,
sind sehr abgeplattete RhomboÖder, ähnlich den Kristallen
des magnesiahaltigen kohlensauren Kalkes (Bitterspathes).
In der Schlucht, welche zur Hütte führt, bemerkt man
eine sehr mächtige und sehr harte Kalkschieht, welche man
ohne Unterbrechung vom südlichen Serpentin an bis nahe
zur Grube von Velasco verfolgen kann. Diese Schiebt, auf
dem Plane durch Punkte angedeutet, ist in Wirklichkeit die
östliche Grenze der Zinnoberlager; denn zwischen ihr und
dem nahen Trappe sind Sandsteine, mürbe Schichten und
Jaspise, in welchen man niemals dem Erze begegnet. Dieser
Kalkzug ist von zahlreichen Kalkspathadern durchsetzt, die
nach Stunde 1 Y, streichend und gegen Ost fallend, in allem
denen ähnlich sind, welche den Zinnober führen. Die an
verschiedenen Punkten dieses Streifens gemachten Versuchs-
arbeiten deuten alle das Dasein von Quecksilber an.
In der Nähe der durch Feuer gebildeten Felsarten
gehen die thonigen Schiefer, wie gesagt wurde, in Jaspis
über. In einer gewissen Entfernung von den Serpentinen
werden dieselben zuweiten grünlich, fettig anzufühlen und
können mit Talkschiefer verwechselt werden. Im Allgemei-
nen, wie in der Grube Velasco, sind sie körni<r, wenig fest
und ihre Farbe wechselt von hellgrau bis schwarz.
Die Sandsteine endlich sind sehr zerreibliph, von
mittlerem Korn, das vornehmlich aus Quarz besteht; in der
Nähe der S<*rpentine und der Trappfelsen gehen sie in harte
Quarzite über.
Auf dem rechten Ufer des Rio de los Alamitos, nahe
der Brücke, welche am Eingang der Hütte steht, befindet
sich eine ziemlich starke Mineralquelle, welche eine bedeu-
tende Menge Kohlensäure entwickelt; ihr Auftreten ist der
Nähe der plutuuischen Gesteine zuzuschreiben. Eine zu San
Francisco bei den Herren Kelloi? & Hewston gemachte
Analyse ergab folgende Zusammensetzung (des festen Rück-
standes):
Kohlensaure Kalkerde .... 18*7^0
Kohlensaure Magnesia .... 37 750
Doppelt kohlensaures Natron . 24*125
Cblornatrium 12-500
Kohlensaures Eisenoxydul . . . 1*500
Schwefelsaure Kalkerde . . . . *2'125
Kieselerde 2*812
Summa 99 562
Erzablagerung. — Ausser der Grube von New>
Almaden, welche bis vor wenig mehr als einem Jahre alleia
von der Compagnie Barron betrieben worden war, hat maxk
ringsum mehrere andere Lager entdeckt, deren vornehmste
in den Gruben von Nelasco, SauLauriano, San Francisco»
Santa MariAua, San Pedro und America bearbeitet werden.
— 231 —
welcbe in eiDem Umkreise vod weniger als zwei Kilometer
Halbmesser zerstreat sind. Seitdem wurde der Abbau leb-
haft an diesen verschiedenen Punkten betrieben und gegen-
wärtig liefern diese neuen Gruben drei Viertbeile der ge-
sammten Erzenguug. Was die Grube Enriqueta betrifft, so
wurde sie für den Augenblick verlassen, aliein man beab-
sichtigt den Betrieb in einigen Monaten wieder aufzunehmen.
Das Erz ist Zinnober, vermengt mit wenig Eisenkies
und Arsenikknpfer ; seine Gangarten sind im Allgemeinen
streifige Kalk- und EJeaelscbiefer, schwarze Kalke, weisser
kohlensMurer Kalk und endlich in geringer Menge kohlen-
BHures Eieenozydul.
Obgleich überall von gleichem AussAen zeigt sich das
Erz doch in vier Lagerungsweisen, welche sind:
1. in Spalten nach Stunde 7, die, schlecht begrenzt
nach der Teufe, durch die ganze Länge der metallführenden
Zone vorherrschen oder dieselbe unter einem sehr spitzigen
Winkel schneiden. Man kennt gegenwärtig zwei Linien dieser
Richtung: die eine in der eigentlichen Grube N<fW Almaden,
welche zwischen Kalkmassen eingeschlossen ist und nur
in ihrem oberen Theile deutlich ausgesprochene Wände
(Epontes) hat ; die andere in der Grube Yelasco. Am letzten
Orte wird das Hangende durch den Serpentin-Bücken (Ca-
vallo) gebildet, welchen man beim Eingang des Stollens tiie-
merkt, und dss Liegende von grauem, schiefrigem, sehr zer-
reiblichem Sandstein. In dem weit tiefer getriebenen Stollen
besteht das Hangende aus Kalksteinen, während das Lie-
gende das nämliche bleibt. Die Dicke dieser beiden Adern
ist sehr veränderlich, sie beträgt beiläufig 6 Meter und das
Erz findet sich in der Tiefd im Allgemeinen an jenen Punk-
ten, wo das Hangende sich deutlicher abzeichnet; ebenso in
den oberen Theilen (der Spalten), wo man aber den Zin-
nober in rothen Thonen antri£Ft; endlich beobachtet man
auch Anreicherungen in der Nähe der Serpentin-Rücken.
2.1n kleinen Gängen von kohlensaurem Kalke nach
Stunde iV}» gegen Ost fallend, deren Dicke von 2 Milli-
metern bis zu 30 Centimetern wechselt. Die Kalkspathkrj-
stalle stehen sehr dicht, strahlenförmig ans der Mitte der
Spalte nach aussen verlaufend; ihre Farbe ist etwas matt;
an gewissen Punkten findet man gleichfalls strahlenförmige
Arragonit-KrjTstalle. Diese Gänge fähren immer zu reichen
Partien und die Schürfungsarbeiten folgen stets ihrer Rich-
tung; zuweilen führen sie in ihrer Mitte Geoden, die mit
kleinen Hyalithkrystallen bewandet und mit Bitumen ausge-
füHt sind; das Auftreten dieses letzten Minerals ist übrigens
ein sicheres Anzeichen von der Nähe eines reichen Zin-
noberlagers.
An gewissen Punkten der Grube sind diese kleinen
Gänge sehr zahlreich und nahe beisammen, indem sie Bün-
del bilden, welche durch 4 bis 7 Meter tauben Gesteins ge-
trennt sind; Seitenadem von derselben Richtung, aber weit
weniger geneigt, vereinigen sich mit den vorigen; au den
Verbindungsstellen ist es, wo das Erz sich findet. Man fin-
det auch Kalkspalten nach Stunde 3» welche gewöhnlich mit
33 bis 45 Graden gegen Südwest abfallen; hier trifi*! man
gleichfalls bei den Kreuzungen Anreicherungen von Erz.
Nach welcher Richtung der Himmelsgegend aber auch die
Klüfte laufen mögen, so bleibt es eine beraerkenswerthe
Thatsache, dass die am meisten senkrecht stehenden Kalk-
netze die reichsten sind.
Die Spalten nach Stunde 1 V2 gehen nicht durch den
Serpentin und sind gänzlich durch die Adern nach Stunde 7
abf^eschnitten; ans diesem letzteren Grunde hat man (wie
wir später sehen werden) an allen jenen Punkten, wo das
Hangende der Ader deutlich hervortritt, die Kalknetze nicht
weiter verfolgt, während man an den Orten, wo die Deck-
wände wenig deutlich waren, ihrer Richtung bis auf eine
grosse Entfernung nachgegangen ist. Die Spslten nach
Stunde 1 ^/^ sind folglich früher dagewesen als die Serpentine
und die Trappe; aber ihre Ausfüllung hängt wahrscheinlich
mit dem Auftreten dieser Feldmassen zusammen.
3. Im Hangenden und im Liegenden der Serpentin-
massen, Cavallos genannt, und im Zusammenhange mit den
Spalten nach Stande 7, Stunde 1 Vj 0^^' Stunde 3.
4. Als Putzen, (Nester) die zuweilen sehr reich schei-
nen, in gestreiften Kalksteinen, aber immer mit denselben
Spalten Systemen und mit den plutonischen Felsarten in Ver-
bindung.
Grube New-Almaden. — Die ersten Arbeiten an
der Grube New-Almaden sind auf deih Berge Buena Vista
vom Tage aus geführt worden. Mau senkte Schächte ab und
ging mit Pfeil erb au bis zur Teufe von 97 Metern. Hierauf
trieb man den Stollen von Planilla, um die oberen Theile
trocken zu legen und nach unten zu ein neues Grubenfeld
zu eröffnen. Dieser grosse Förderstollen, dessen Dimensio-
nen denen eines Eisenbahntunnels gleichkommen, folgt bei-
nahe in seiner ganzen Länge einem Serpentinrücken, wel-
cher nach Stunde 9 streicht und nach Nordost fällt; an
seinem Ende traf der Stollen auf die Ader Stunde 7, welche
unter 42 Grad nach Nord fällt und oberhalb abgebaut wird.
An diesem Punkte wurde ein senkrechter Förderschacht ab-
geteuft, welcher eine Teufe von 106 Metern erreicht hat; in
verschiedenen Höhen begegnen dem Erzgange söhlige Stol-
len und dienen, als Förderwege.
An der Stelle, wo man mit dem Tunnel von Planilla
auf die Ader Stunde 7 stiess, trieb man eine Strecke in der
Richtung nach Osten, und fand in der geringen Entfernung
von 60 Metern einen sehr reichen Erzstock, den man ver-
folgte, indem man 165 Meter weit abteufte. Die obere Strecke
wurde in derselben Richtung auf eine kurze Weite fortge-
setzt; da man aber auf keinen Zinnober traf, hielt mau damit
ein, denn man hatte dessen genug in dem Erzstocke, zu
dessen Abbau alle Arbeit vereinigt wurde. Später wurde
jener Streckenbau nicht wieder aufgenommen, so dass man
von dieser Seite her über die Fortsetzung des Erzlagers nichts
weiss.
Die Ader, in welcher die Arbeiten in die Teufe gehen,
findet sich eingeschlossen in einer Schichte von schwarzem,
kieseligem, streifigem Kalksteine, oder vielmehr in stark um-
gewandelten Schiefern, welche von kohlensaurem Kalke in
beträchtlicher Menge durchdrungen sind.
Die Mächtigkeit des Ganges (wenn man sich so aus-
drücken darf) wechselte von 2 bis 6 Meter; er war ausge-
füllt mit zersetztem Gestein, das von seinen Wänden her-
kam, mit eisenschüssigem Thone und mit Nieren von koh«
lensaurem Kalke. Zahlreiche kleine Fasernetze dieses letzten
Minerals, nach Stunde 1 y^ streichend und nach Ost fallend,
trafen zu Bündeln zusammen, und in ihrer Verfolgung fanl
man den Zinnober.
Die eigentliche Ader behielt ihre Neigung von 42 Grad
mit ziemlicher Regelmässigkeit bei, bis etwas unterhalb der
Kammer von Ardilla, 108 Meter tiefer, als der Tunnel von
Planilla. Von diesem Punkte an verschwanden Hangendes
— 232 —
und Liegendes und das Erz fand sich nur mehr in den Fa-
sern nach Stunde lYj.
Auf eine Länge von 60 Metern in dieser Haupterzader
begegnet man mehreren Netzen von kohlensaurem Kalke,
die von einander durch taube, einige Meter dirke Massen
getrennt sind, welche als Pfeiler dienen. Solcher Faserbändel
gibt es vier vornehmste: 1. das von Ardilla, 2. von Dios te
Guia, 3. von Ventura, 4. von Far West. Das erste ist das
reichste gewesen. An der Stelle, wo die Wandungen der Ader
verschwanden, fand man eine beträchtliche Erzmasse. Die
davon entstandene Aushöhlung hat 40 Meter Länge, 1 5 Meter
Breite und 20 Meter Höhe, und bildet somit einen leeren
Raum von 12.000 Kubikmetern, wovon die Hälfte mindestens
10 Procent Quecksilber ausgegeben hat. Der Werth des ans
dif'ser Kammer gelcommenen Metalles steht nicht unter 9
Millionen Francs, und entspricht einem Gewichte von mehr
aU einer iMillion Kilogramme, nämlich der ganzen Erzeugung
des Jahres 1864. Die anderen Gruppen von Kalknetzen waren
weit weniger reich; doch haben sie an mehreren Orten rei-
nen Zinnober über einen Meter mächtig geliefert.
Das Erz setzt nicht ohne Unterbrechung fort, weder
im Streichen noch im Fallen, es tritt örterweise auf; die
Pfeiler, welche in den Bauen von Ardilla und Dios te Guia
noch stehen, zeigen ganz deutlich die Art und Weise, in
der es vertheilt ist. Man bemerkt zwei verschiedene Rich-
tungen von Kalks>palten; die eine häufigere, dem System
Stunde 1 ^^ ungehörige, mit Fallen nach Ost, und die andere
seltenere, nach Stunde 3 streichend und nach Südwest fal-
lend. Unter den ersteren sind die einen fast senkrecht (unter
80 Grad) und die anderen weit weniger geneigt ; beim Zu-
sammenstossen dieser verschiedenen Klüfte findet sich das
Erz, und bildet eine ro senk ran zartige (en chapelets) Kette
von Erzlinsen, welche sich in der ganzen Ausdehnung der
Grube wiederholt.
Die kleinen Gangnetze nach Stunde 1 ^/^ setzen gegen
Süden fort bis zur Serpentinmasse, welche die Ablagerung
auf dieser Seite begrenzt, aber von den Arbeiten noi-h nicht
erreicht worden ist. Gegen Nord zu ist noch kein Versuchs-
ban gemacht worden, ausgenommen im Erzbündel von Dios
te Gui& ; Arbeiten nach dieser Richtung, deren Zweck wäre,
die Fortsetzung der Erzzüge von Ardilla, Ventura und Far
West zu suchen, werden sicherlich gute Resultate liefern.
In allen längs den Kalkspalten getriebenen Strecken
ist ein sicheres Anzeichen von Reichthum das Antreffen von
Geoden, die mit Quarzkrystallen ausgekleidet und mit Bi-
tumen gefüllt sind. Jedesmal auch, wenn das Hangende der
Spalten glatt und wohl ausgesprochen ist, findet sich das
Erz in grösserer Menge vor. Dasselbe findet statt, wenn die
Neigung der kleinen Gaognetze sich mehr dt>r Senkrechten
nähert; man findet endlich keinen Zinnober mehr in den
körnigen und blätterigen Schiefern.
Nach dem oben Gesagten kann die Ablcgerung in der
eigentlichen Grube New-Almaden betrachtet werden als
zusammengesetzt aus einer Ader oder Spalte nach Stunde 7,
mit 42 Grad nördlicher Neigung und von schlechter Begren-
zung, und aus mehreren Aderchen von kohlensaurem Kalke,
die man darstellen kann als verschiedene Gänge, die durch
kreuzende Gangnetzc von gleicher Richtung aber weniger
Neigung unter einander verbunden sind, während das Ganze
au gewissen Stellen durch Spalten nach Stunde 3 von der-
selben Natur geschnitten wird. An den Kreuzungsstellen ist
es, wo sich die reichen Erznester finden, deren Nähe immer
durch die Gegenwart von Bitumen angezeigt wird, und
durch Anflüge von Zinnober, die oft sehr schwer zu erken-
nen sind. Die Aderchen nach Stunde 1 V2 werden durch die
Spalte nach Stunde 7 abgeschnitten, finden sich aber noch-
mals wieder im oberen Theile zwischen den Wandungen der
letzteren, da wo Hangendes und Liegendes sich vollkommen
deutlich von einander scheiden.
Die Grubenarbeiten werden nicht nach einem
im Voraus entworfenen Phine geleitet (!), sie gehen
allen Windungen der reichen Nester nach, und wenn man
nach einer Schürfung von einigen Metern in einer Kalk-
spalte kein Erz findet, stellt man die Arbeit ein, ohne sich
um das zu kümmern, was ,sich oberhalb oder unterhalb befin-
det. Das einzige Mittel, um aus den in der Grube New-Al-
maden angehäuften Beichtbümeru den grösstmöglicben Ge-
winn zu ziehen, würde darin bestehen, alle erzführenden
Bündel als abgesonderte Gänge zu betrachten und deren
Fortsetzung in jedem Steckwerke aufzusuchen. Mittelst wohl-
geführter senkrechter Durchschnitte könnte man ein Ver-
zeichniss derjenigen reichen Nester anlegen, welche am
leichtesten zu erreichen wären; man würde die Arbeiten so
führen, dass man in dem Augenblicke, wo das eine nahe .
duran wäre, erschöpft zu sein, sofort ein anderes erreichen
könnte. Bei einem solchen Vorgehen würde man nicht mehr
(sin Nachlassen in der Erzeugung zu besorgen haben, wie
es jetzt so häufig vorkommt.
In einer Schlucht im Norden der Grube Almaden, 140
Meter unter dem Stollen von Planilla hat man einen neuen
Wasserstollen getrieben (New-Tunoel) von 554 Metern Län-
ge. Mit diesem Baue hat man zunächst eine Serpentinmaas e
durchschnitten, jener entsprechend, die man an der Ober-
fläche zwischen' der Grube Velasco und der Planilla antrifft,
sodann die Reihenfolge der gewöhnlichen Schichten :
schwarze Kalksteine, Kalkschiefer, blätterige, zerreiblicbe
Schiefer und endlich neuere schwarze Kalksteine, in deren
Mitte man bei 489 Meter von dem Mundloch auf eine Erz-
ader Stunde 7 stiess, welche muthmasslich die nämliche ist,
wie die in der Grube Velasco im Abbau stehende. Nachdem
das Gegenort genügend fortgesetzt war, wurde es mit dem
von Ardilla durch einen Schacht (Junction-Schacht), welcher
zur Wasserhaltung und Wetterführung für die oberen Gru-
benbaue dient, in Verbindung gebracht.
In der Streichungsrichtung der mit dem New -Tunnel
erreichten Erzader wurden nach links und rechts Strecken
getrieben. Die erstere wird allein lebhaft bearbeitet; man
gewinnt einiges Er/, daraus, welches nur aus einem Faser-
bündel nach Stunde 1 V2 kommen kann, das östlicher liegt,
wie jenes von Ardilla. Dieses letztere, sowie jene von Dios
te Guia, Ventura und Far West können nur dadurch auf-
gefunden werden, dass man die westlich laufende Strecke
verlängert.
Streckenförderung. Seh acht fördern ug. —
Im Innern der Grube sind zu verschiedenen Höhen in den
abgebauten leeren Räumen Förderstrecken mit Eisenbahnen
ausgespart und stehen in Verbindung mit den Förderschäch-
ten. Zwischen diesen verschiedenen Horizonten geschieht
die Fortschaffung des Erzes durch Menschenhände, von den
Orten an bis zum nächsten Ausgange.
Die Fördermaschine hat eine Kraft von 12 Pferden.
Sie empfängt den Dampf aus den Kesseln, welche am Mund-
loche des Stollens aufgestellt sind, durch ein gusseisernes
Rohr, das in eine, mit Baumwolle gefüllte Röhrenfahrt von
— 233
Eisenblech und O'lö*^ Durchmesser eingeschlossen ist. Die
Schienen der Eisenbahn liegen 1 Meter von einander entfernt;
rechtwinklige Karren von geringer Tiefe nehmen das in
Eimern aus dem Schachte geförderte Erz Huf and schaffen
es zum Pochwerk der Pianil la.
Beleuchtung. — Die Beleuchtung im Innern ge-
schieht mittelst Kerzen, wie in allen Bergwerken Califomiens.
Dieser Gebrauch ist von den Mexikanern eingeführt worden.
In den Gruben von Almaden hat mnn ffir Kerzen ungefähr
40.000 Francs verausgabt, was einem Gewichte von 25.000
Kilogramm entspricht. Die BBleuchtuug mit Oel wäre si-
cherlich weit weniger kostbar.
Zu den Zeiten der alten Gewerkschaft war man der
Meinung, es gebe sonst kein anderes Zinnoberlager als das,
welches in der eigentlichen Grube New- Almaden ausgebeutet
wurde ; allein zahlreiche von der neuen Gesellschaft gemachte
Versuchsarbeiten Hessen neue sehr reiche Ablagerungen zu
Tage kommen. Es geschah in Folge dieser Versuchsbaue,
dass die Gruben von Valesco, San Laurencio, Santa Mariana,
San Francisco, San Pedro und America eröffnet wurden,
welche alle in einem Umkreise von weniger als 2 Kilometer
von der Hauptgrube gelegen sind. Diese vereinigten Gruben-
baue liefern einen beträchtlichen Beitrag zur Gesammter-
zeugung, welcher sich auf drei Viertheile derselben beläuft.
Ich will von den wichtigsten noch einige Worte sagen.
Grube Velasco. — Die Grube Velasco befindet
sich beiläufig 500 Meter nördlich vom Stollen von Pbinilla
dicht Am Wege, welcher zur Berghütte führt.
Die Grubenbaue bestehen aus zwei Querschlägen, die
noch nicht mit einander in Verbindung stehen. Sie hnben
eine Ader nach Stunde 7, verschieden von der von New-
Almaden, durchbrochen in der Nähe ihres Zusammentrefftins
mit einem Serpentinräckc) nach Stunde 9f welchen der untere
Stollen fast auf seine ganze Länge verfolgt hat.
In der Ader nach Stunde 7, deren Mächtigkeit an meh-
reren Stellen 6 Meter beträgt, finden sich Netze von kohlen-
saurem Kalke nach Stunde 1 ^/^ in so beträchtlicher Menge,
daiss man glauben möchte, sie gehörten jener an. In dieser
Kalkmasse hat man Ablagerungen von reinem Zinnober an-
getroffen, welche bis zu 1 Yj Meter Dicke hatten. Die Nei-
gung der Schichte ist 35 Grad gegen Nord. Ebenso wie zu
Almaden, findet man das reichste Erz, wenn das Hangende
wohl ausgesprochen ist und der eisenschüssige Thou vor-
wsltet. In diesen Bauen, welche übrigens nicht tief sind,
hat man die Fortsetzung der Netze nach Stunde 1 ^/^ noch
nicht jenseits der Wände der Ader gesucht; aber man ist
im Begriffe es zu thun.
Der Serpentinrücken zeigt eine Neigung von 70 Grad
nach Nordost, während die Ader mit 35 Grad in demselben
Sinne einfällt. Der obere Stollen ist in der Nähe seiner Mün-
dung durch den Serpentin (gegangen, hierauf durch Kalk-
steinschichten, durch veränderte eisenschüssige Schiefer,
durch den Erzgang, dann durch schiefrige, graublätterige,
zerreibliche Sandsteine. Mit dem unteren Stollen hat man
nach Dnrchbruch des Serpentins die Erzader durchschnitten,
deren Hangendes von denselben schiefrigen Sandsteinen
gebildet ist, wie oben. Beim Abteufen von dieser Höhenla^^e
aus hat der Zinnober zum Haugeudeu den Serpentin, und
zum Liegenden dasselbe Gestein wie zuvor.
Ein Stollen, welcher ungefähr noch 30 Meter tiefer als
die unteren Baue getrieben wird, soll bald auf diese Abla-
gerung stossen und mit den oberen Orten in Verbindung
kommen.
Ein Durchschnitt durch die Grubenbaue von Velasco
und New- Almaden würde folgende Scbichtenreihe ergeben :
Dicke in Metern
Serpentin ^31
Erzader von Velasco 5
Blätterige, zerreibliche Schiefersandsteine 50
Schwarze Kalksteine m. splitterigem Bruche 171
Serpentin, im New-Tunnel angetroffen . 25
' Erzader von Almaden '6
Grosser Serpentin-Cavallo 158
Zusammen 446
Grube America. — Die Grube America begreift
in sich zwei Stollen, welche einem Serpentinrücken «ron
Stunde O^mit Neigung gegen Nordost nachgehen. Der untere
ist noch nicht beendet. Im oberen hat man nur Kalkstein-
netze von Stunde 1 V2 angetroffen, welche sehr reich in der
Nähe des Serpentins sind, sowie bei ihrem Zusammenstos*
sen mit einer Spalte nach Stunde 3» die mit 30 Grad eegeu
Südwest fällt; man hat dieses Nest auf eine Teufe von un-
gefähr 20 Metern verfolgt.
Grube San Pedro. — Die Baue bestehen nur aus
oberflächlichen Aushöhlungen in schwarzen kieseligen Kalk-
steinen, die sich in der Nähe von Trappen befinden und von
den Kalk:4pathgängen nach Stunde l ^^ durchsetzt siüd, in
denen man zuweilen reiche Ablagerungen findet.
(Fortsetzung folg^)
Protokoll
über die am 28. Mai 1867, wegen Vereinbarung neuer Stabeisen-
Preis-Conrants, in Wien stattgefnndene Conferenz österr.
Eisenwerks- Vertreter.
Zu der von dem n Vereine für die österr. Eisenindustrie«
für den 28. Mai 1867 anberaumten Conferenz we^en Verein-
barung einfacherer, gleichförmigerer und übersichtlicherer
Preis-Courants der Stabeisensorten sind die Herreu: General-
Inspector A. Bochkoltz für die k. k. priv. Staatseisenbahn-
Gesellschaft, Inspector J. Dietiker für die freiherrlich Dick-
mann'schen Eisenwerke, B. Her^mansky, Bevollmächtigter
der von Klein'schen Eisenwerke , k. k. Ministerialrath O.
Freiherr von Hiugenau (in Begleitung des Hrn. Directors
Stockher) für die k. k. Eisenwerke, Generaldirector V. Ritter
(in Begleitung des Hrn. Hüttenmeisters Zobel) für die gräf-
lich Henkerschen Eisenwerke, Secretär H. Scbirmer für die
Prager -Eisenindustrie -Gesellschaft, Tb. Stiller für die A.
Fischer'schen Eisenwerke, Direcfor L. Strippelmann für di«:
fürstlich Hau au -HolPo witzer Eisenwerke, und J. Zbor2il für
die RoBsitzer Eisengewerkschaft erschienen ; mehrere Ver-
treter von grösseren Eisenwerken hatten schriftlich angezeigt,
dass sie an der Thcilnahme an dieser Conferenz verhindert
seien, und um seinerzeitige Mittheilung des Resultates dieser
Berathung ersucht.
In Verhinderung des Vereinspräsidenten, Sr. Durch-
laucht des Fürsten Colloredo-Mannsfeld, begrüsste Herr B.
Herimanskjdie Versammlung und schlug vor, Hrn. Ministerial-
rath Freiherrn von Hingenau zur Leitung der Verhancilun<:
zu wählen, welcher Antrag mittelst Acclamation angenommen
wurde.
Die Versammlung entschied sich, den von den drei be»
deutendsten böhmischen Eisenwerken (des Fürsten von
234
Pflrstenberg , Fürsten von Hanau und der Prager Eisenin-
dnstrie- Gpsellschaft) im December v. J. vereinbarten und
bereits mit Anfang des Jahres 1867 ins Leben getretenen
Preis-Courant zur Grundlage der Verhandlungen zu nehmen,
und sprach sich dahin aus, dass sich diese Verhandlungen
bloss auf die Feststellung von Preiskategorien für die cur-
renten Stabeisensorten, d. i. fär gewöhnliches Rund-, Quadrat-
und Flacheisen beschränken sollen, da die Festhaltung ein-
zelner Unterschiede durch locale Verhältnisse, wie z.B. beim
Bandeisen, noch geboten erscheine.
Die Versammlung erkannte in dem zwischen den ge-
nannten drei böhmischen Eisenwerken vereinbarten Preis-
Courant als ganz zweckentsprechend :
1. die Eintheilung der currenten Stabeisen-
sorten in 5 Preiskategorien;
2. die Bezeichnung der Eiuensorten nach den
Dimensionen« der Stärke und Breite, statt der bis-
herigen Bezeichnung nach Nummern;
3. die Beifügung einer Anmerkung zu jeder
Preiskategorie, in welcher alle Eisensorten auf-
geführt sind, die nach der bisherigen Bezeichnung
in diese Preiskategorie fallen, (namentlich wurde
auch der bei dem Preis-Courante der Hoi'owitzer Eisenwerke
beobachtete Vorgang, diese Anmerkung in rother Schrift
besonders hervorzuheben, als empfehlenswerth erachtet);
4. die Beibehaltung der alten Bezeichnun«?
für jene Eisensorten, welche locale Benennungen
haben, und in abweichenden Formen und Gewich-
ten gebunden inVerschleiss kommen, wie z.B. die
böhmischen und mährischen Fassreife.
Dagegen einigte sich die Vt-rsammlung, dass ausser
diesen bereits an den böhmischen Haupteisenwerken einge-
führten Aenderungen in die Preis • Courants noch nach-
stehende Aenderungen aufgenommen werden sollen :
a) dass nebst der Angabe des Preises für das
Wiener Gewicht auchjenefürdas Zoll gewicht ein-
gestellt werde, wie diess auch in den Preis-
Cour an ts der Hoi'owitzer Eisenwerke durchge-
führt wurde;
b) dass die Preiaansätze für ungebundenes
Stabeisen von unbestimmter Länge einzustellen
seien, wesshalb in den Preis-Conrants die An-
merkung an entsprechender Stelle aufzuneh-
men sei:
für Eisen in Centnern nach Nummern gebun-
den, jedoch von unbestimmter Länge wird 20 kr.
mehr berechnet;
für Eisen von bestimmter Länge wird 20 kr.
mehr berechnet;
für Eisen in Centnern nach Nummern gebun
den und von bestimmterLänge wird 40 kr. mehr
berechnet.
Die anwesenden Eisenwerks - Vertreter erklären, dass
sie bei den ihrer Leitung unterstehenden Eisenwerken, nach
den eben ausgesprochenen Grundsätzen umeestaltete Preis-
Courants ehemöglichst ausgeben wollen, dass sie nament-
lich auch die Einreihung der currenten Stabeisensorten in, von
den drei böhmischen Haupleisenwerkeu bereits angenommene,
5 Preiskategorien beizubehalten gedenken. Sie erklären aber,
zugeben zu müssen , dass für einzelne Eisenwerksgruppen,
je nach Verschiedenheit der in denselben zur Verwendung
gelangenden Roh eisen Sorten , Brennstoffe u. s. w., die
Grenzen dieser Preiskategorien andere werden dürften, wie
bei den böhmischen Eisenwerken, indem z.B. einzelne Stab-
eisensorten, vermöge ihrer abweichenden Gestehungskosten,
statt in die erste in die zweite Preiskategorie eingestellt
werden müssten, oder umgekehrt. Hierzu erläutert Hr. Di-
rector Strippelmann, in welcher Weise von ihm die Ge-
stehungskosten der verschiedenen Eisensorten ermittelt wor-
den sind, um dieselben in die 5 Preiskategorien einzureihen,
und erklärt seine Bereitwilligkeit, dieses Verfahren in der
nösterr. Zeitschrift für Berg- und Hüttenwesen« zu ver-
öffentlichen.
Die Versammlung dankt Hrn. Strippelmann für diese
Zusage und hnschliesst, es seien alle grösseren österreichi-
schen Eisenwerke von dem Resultate ihrer Vereinbarung
zu verständigen und gleichzeitig Exemplare des Separat-
abdruck^ der zugesagten Abhandlung des Hm. Strippel-
mann ^) einzusenden ; wobei auch mitzutheileu wäre,
dass es als zweckmässig erkannt werden müsste, dass sich
die Stabeisenwerke der einzelnen Eisen werksgruppen, wie
z. B. jene der steierischen und kärntnerischen, dann der
oberungarischen Gruppen, über eine gleichartige Einreihung
der currenten Stabeisensorten in 5 Preiskategorien, mit mög-
lichster Annäherung an die Eintheilung der böhmischen
Eisenwerke, einigen würden.
Hr. Ministerialrath Freiherr von Hingenau bemerkt noch,
dass er eine genaue Ermittlung der Gestehungskosten der
Stabeisensorten bei den seiner Leitung unterstehenden Staats-
eisenwerken demnächst veranlassen werde, worauf die Sitzung
geschlossen wurde.
Der Vorsitzende : Der Schriftführer :
Hingenau. J. Rossiwall.
Literatur.
Lehrbuoh des Bergreolites. Von Dr. Franz X. Schneider,
k. k. Ober-Bergratb, Professor der Rechte u. s. w. Zweite, auf
Grund des allg. Berggesetzes für das Kaiserthum Oesterreich
vom 23. Mai 1854 und mit Rücksicht auf das k. sächsische
und das allgem. Berggesetz filr die preussischen Staaten um-
gearbeitete Auüage. Prag, H. Mercy 1867 (400 S. gr. 8). Bespro-
chen von Professor Dr. A. Th. Michel.
(Fortsetzung und Schluss.)
Bei der Controverse, ob Gewerkschaften nach Art 19
des Handels -G. B. zur Eintragung ihrer Firma io das Han-
delsregister verpflichtet seien, stimmt der Verfasser (§. 229 I^ehrb.)
für die Verneinung, aber statt des einfachen Hinweises auf Bras-
sert's Zeitschrift für Bergrecht (Bonn 1863, IV. Jahrg., S. 481 ff.)
wünschten wir im Interesse vieler Leser, welchen diese Zeit-
schrift kaum zu Gebote stehen dürfte, die auch nur gedrängte
Angabe der pro und contra vorgebrachten Argumente.
In der Darstellung des Rechtsverhältnisses zwischen Berg-
werksbesitzern und ihren Beamten und Arbeitern sind jetzt die in
den §§. 333 — 353 der 1. Auflage mitgetheilten Normalien und
Instructionen für die k. k. Montanämter weggelassen worden;
dagegen ist wohl nichts einzuwenden. Der Satz aber (§§. 259
Lehrb.), dass „Streitigkeiten zwischen den Bergbau-Unterneh-
mern und ihren Beamten und Arbeitern unter die Judicatur des
k. k. Bezirksgerichtes fallen, in dessen Gerichtsbezirke das Berg-
werk liegt,» muss dahin berichtiget werden, dass der vom Ver-
fasser citirte §. 68 der Jurisdictions-Norm (R. G. Bl. 1852, Nr.
251) nur von Streitigkeiten aus dem Dienstvertrage zwischen
Werksbesitzern und Bergarbeitern spricht, und dass „Streitsachen
über die Verwaltung und Rechnungsführung zwischen Bergwerks-
*) Wir bringen diese .Abhandlung in der nächst^^n Nummer.
D. R.
— 235 —
besitzeru uud ihreu Beamten oder Bevollmftchtigteii ttber den
Betrieb des Werkes and dessen Zagehdru (§. 65 J. K.) dem
zur Ausübung der Berggericbtsbarkelt bestimmten Gerichtshofe
erster Instanz zugewiesen sind. Aber auch im ersteren Falle
dOrfte nicht das Bezirksgericht, iu dessen Bezirke das Bergwerk
liegt, sondern jenes competent sein, in dessen Sprengel der Ge-
klagte wohnt, resp. gewohnt hat (s. Hiümerl, Darstellung der
Competenzvorschriften §§. 2« und 43). — Zum §. 260 Lehrb.
bemerken wir, dass laut der Verordnung vom 25. Mai 1866, R. G. Bl.
Nr. 72, an die Stelle der Abkehr- oder Entlassscheine der Berg-
arbeiter die in der Gewerbe-«Ordnung vom 2'». Deoember 1859
vorgeschriebenen Arbeitsbüclier getreten sind.
Der III. Theil des Lehrbuches handelt von der n Erlöschung,
Eütziehung und Zurücklegping der Bergbauberechtigunjren.«« —
Gegen diese Uebersclirift könnte eingewendet werden, dass die
Entziehung und die Zurücklegung nur besondere, doch nicht
die einzigen Arten der Erlöschung sind; auch durch* den Ab-
lauf der Zeit erlöschen Bergbauberechtigungen, nämlich: Schurf-
bewilligungen (s. §. 336 Lehrb.) und die von dem neuen Berg-
gesetze nur auf eine gewisse Zeit verliehenen Berechtigungen '*
(§. 273 a. B. G.)
Zum Schlüsse bemerken wir, dass den in der 2. Anfluge
des Lehrbuches weggelassenen „Anhang" : »Von d»>r Civilgerichts-
barkeit der Berggerichte" viele ungern vermissen dürften, da
gerade auch in dieser Beziehung seit l>iiS manche wichtige
Aenderung eingetreten und namentlich die Organisation der Berg-
gerichte eine wesentlich andere geworden ist. Wir dürfen aber
nicht vergessen, dass durchgreifende Reformen sowohl des Ju-
stizorganismus als auch des civilgericbtlichen Verfahrens nahe
bevorstehen, und dass also die Darstellung der heute bestehen-
den Einrichtungen dieser Art in kurzer Zeit veraltet sein wird.
Notizen.
Bergxn&nnlsohe Absohiedsfeier.
Aus Anlass der Abreise des von Krakau nach Elbogen
übersetzten k. k. Berghaüptmanns Georg Hofmann an seinen
neuen Bestimmungsort versammelten sich am 15. Juni 1. J. in
Krakau die Gewerken des dortigen Gebietes, um unter Führung
des gräflich Potocki'schen Berginspoctors Reichenberg dem schei-
denden Chef zum Abschiede ihre Verehrung auszusprechen, und
ihn zu bitten, den Abend noch einmal in ihrem Kreise zubrin-
gen zu wollen.
Nachmittags wurde der Gefeierte aus seiner Wohnung ab-
geholt und in den festlich geschmückten Garten geführt, wo er
au einem mit der Namenschiffre G. H., bergmännischen Emble-
men und Blumenguirlanden gezierten Triumphbogen unter Fest-
musik und Donner der Mörser bewillkommnet und in das festlich
geschmückte Zelt zu einem fröhlichen Mahle geleitet wurde. Der
erste Toast wurde von dem Herrn Berghauptmann auf Seine
Majestät den allerhöchsten Bergherm ausgebracht und von der
Versammlung unter den Klängen der Volkshymne und dem Donner
der Mörser mit einem stürmischen Glückauf! erwidert. Der
zweite Toast galt dem Wohle des Scheidenden und seiner Fa-
milie, ein dritter dem Gedeihen des Bergwesens, welchem noch
zahhreiche andere ernste und heitere Trinksprüche folgten.
Bis tief in die Nacht vereinigte das Fest freundlich und
fröhlich ' gestimmte Männer, die verbunden durch ihren Beruf
und in der aufrichtigen Hochachtung uud Verehrung des Berg-
haugtmanns Hof mann denselben mit Bedauern scheiden sehen,
und ihm mit den besten Wünschen ein herzliches Glückauf!
nachrufen.
Am 25. Juni verliess Berghauptmann Hofmann die Stadt
Krakau, und auf den einzelnen Stationen des Gewerkes fanden
sich noch zahlreiche Bergbeamte und Bergarbeiter ein, um von
ihm den herzlichsten Abschied zu nehmen.
Ueberdie Verwendung des hydraulischen Kalkes zu
Reservoirs für heisse und warme Soole entnehmen wir einem Be-
richte des Herrn V. von Posch, k. k. Sndhüttenmeisters in
Ebensee, die interessante Mittheilung, dass sowohl die Fudertröge
als auch die Labstuben des Schillerwerkes dort aus diesem Ma-
teriale constmirt worden sind und sich bisher ausgezeichnet
bewähren.
Die Holzreservoirs, deren Anfertigung um 50 — 60% theurer
zu stehen käme als hydraulisches Mauerwerk, vermochten der
bedeutenden absoluten Schwere der heissen Soole (mit 69 Pfd..
pr. Kubikfuss) nicht zu widerstehen, daher auch deren Anwen-
dung sehr bedeutende Soolenverluste im Gefolge hatte, welche
nunmehr durch die mit hydraulischem Kalke constmirten Reser-
voirs vollständig behoben worden sind.
Der hydraulische Kalk, welcher mit % grobem ge-
waschenem Kalksande angemacht, und zu Ziegel-, Bruchstein-
und Beton-Mauerung angewendet wurde, ist von Kraft und Egger
in Kufsteid in ausgezeichneter Qualität bezogen worden.
Der Cement, mit . gleichen Theilen gewaschenem feinerem
Sande angemacht, wurde zur Bekleidung der hydraulischen
Mauerung und zu Verbrämungen in der Dicke von % Zoll aufge-
tragen und mit Blechschalen fein verrieben; derselbe wurde aus
Saulich's Fabrik in Kufstein bezogen und befriedigt in der That
rücksichtlich der Qualität vollständig.
Nachträgliche Erfahrungen über di& Verwendbar-
keit der Miros chauer Steinkohle zur Schmiede feuern ng,
als Nachtrag zu dem in Nr. 13 dieser Zeitschrift enthaltenen
Aufsatze über denselben Gegenstand.
Die in diesem Aufsatze ausgesprochene Vermuthung, dass
die beim Stählen des Häuergezähes bei Miröschauer Steinkohle
sich ergebende grössere Abnützung der Bohrer nicht in dem
Brennmaterial, sondern in anderen Zufälligkeiten ihren Grund
haben dürfte, fand bei der Anwendung dieses Brennmaterials im
currenten Betriebe nicht ihre Bestätigung; die Erfahrung hat
nämlich gelehrt, dass beim Stählen der Bergbohrer bei Mirö-
schauer Steinkohle ihre Haltbarkeit wesentlich leide, und der
Stahlverbrauch bedeutend zunehme. Ein mit dieser Steinkohle
gestllhlter Bohrer hielt nämlich bloss auf 1*6 Zoll aus, während
mit einem bei Holzkohle gestählten Bohrer 3*1 Zoll gebohrt
werden konnteu. Der Grund dieser Erscheinung liegt offenbar
in dem Schwefelgehalte der Miröschauer Kohle, was aus dem
Umstände hervorgeht, <> dass die Bohrköpfe oder einzelne Stücke
derselben beim Bohren häufig abspringen; der Schwefelgehalt
der Miröschauer Steinkohle macht also die Bohrer kaltbrüchig.
Man fand sich daher veranlasst, beim Stählen und Schärfen
der Bohrer in Pfibram wieder auf die Anwendung der Holzkohle
zurückzugehen, und die Benützung der Steinkohle nur auf die
gewöhnlichen Schmiedearbeiten zu beschränken.
Indessen sollen die bis dahin abgeführten Versuche noch
auf die Anwendung von Ooaks zum Stählen und Schärfen der
Bergbohrer ausgedehnt werden.
i^dministrati ves.
PersonalnaohriohtexL
Seine k. k. Apostolische Majestät haben mit Allerhöchster
EntSchliessung vom 24. Juni d. J. dem Ministerialsecretär im
k. k. Finanzministerium Joseph Hummel aus Anlass der ange-
suchten Verletzung in den bleibenden Ruhestand die Allerhöchste
Zufriedenheit mit seiner erspriesslichen Dienstleistung allergnä-
digst auszudrücken geruht (Z. 3430 F. M., ddo. 24. Juni 1^67).
Seine k. k. Apostolische Majestät haben mit Allerhöchster
EntSchliessung vom 24. Juni d. J. den Ministerialconcipisten und
iHtular-Berghauptmanu Franz Friese zum Ministerialsecretär
im k. k. Finanzmipisterium allergnädigst zu ernennen geruht
(Z. 3430 F. M., ddo. 24. Juni 1867).
Seine k. k. Apostolische Majestät haben mit Allerhöchster
Eutschliessung vom I. Juli d. J. geruht, dem jubilirten ersten
Magazinsdiener beim Neuberger Oberverwesamte Georg Ha im
für seine mehr als fünfzigjährige treue und fleissige Dienstleistung
das silberne Verdienstkreuz allergnädigst zu verleihen (Z. 2b7ü>$,
ddo. 8. JuH 1867).
Vom Finanzministerium.
Ernennungen :
Der Ministerialconcipist im Finanzministerium Georg W a-
lach zum Vicedirector der k. k. Bergwerksproducten-Verschleiss-
Direction (Z. 2837 F. M., ddo. 17. Juni 1867).
Der Bergschaffer und substituirte Bergmeister in Hallein
I Carl Dadletz zum Bergmeister bei der Salinenverwaltung Hai-
' lein (Z. 23717, ddo. 6. JuU 1867).
— 236 —
^egen Vermeidung von Antrftgen auf eine günsti-
gere als die normalmässige Behandlung bei Ver-
setzung von Angestellten in den Ruhestand.
Zahl 25021.
Die kaiserliche Verordnung vom 9. December 1866, welche
das Ausmass der Ruhebezüge för Staatsbeamte und pensionsfä-
hige Diener nach acht Abstufungen der Dienstzeit regelt, gewährt
die Möglichkeit, die in den Ruhestand zu übernehmenden Fnnc-
tion&re in einer der Dauer ihrer Dienstverwendung entsprechen-
den Weise zu versorgen und nicht nur den Anforderungen der
Gerechtigkeit, sondern auch jenen der Billigkeit in ausgedehn-
terem Masse als bisher Rechnung zu tragen.
Hieraus ergibt sich die Noth wendigkeit , eine gnadenweise
Bewilligung einer höheren als der normalmüssigen Ruhegebühr
in Zukunft ganz entfallen zu lassen oder mindestens auf jene
seltenen Fälle zu beschränken, in welchen eine ausdrückliche
höhere Aufforderung zur Erstattung solcher Anträge vorliegt.
Hievon werden sänuntliche Unterbehörden zur Damach-
achtung verständigt.
Wien, den 21. Juni 1867.
-ÄrE. 159B.C.-639B.H.
Ediot.
Gemäss einer vom Bud weiser k. k. Bergcommissariate vor-
genommenen Erhebung ist das auf den Namen des Adalbert Kral
bergbücherlich vorgeschriebene, factisch jedoch im Besitze der
Gewerkschaft Fistel & Comp, befindliche Graphit-Grubenmass Set.
Adalbert bei Dumrowitz- in der Catastral-Gemeinde Prisnitz,
Krumauer Bezirks, Budweiser Kreises nicht im Betriebe, und bei
demselben nicht einmal ein offener Einbau vorhanden.
Da nun der gewerkschaftliche Director Eugen Fistel bereits
vor geraumer Zeit sich aus dem Bezirke dieser Berghauptmanu-
schaft entfernt hat, und von der Gewerkschaft auch kein anderer
Bevollmächtigter ernannt worden ist, so wird die obgenannte Ge-
werkschaft resp. die Herren Mitgewerken; Alfons Fistel fürstlich
Liechtenstein'scher Eisen werksverweser in Aloisthal, Wladimir
Kram er k. k. Bezirkscommissär in Schönberg und Eugen Fistel
hiermit aufgefordert, binnen 90 Tagen vom Tage der ersten Ein-
sohaltung dieses E d i ctoa in das Amtsblatt der Frager Zeitung,
gerechnet, das Grubemnass nach Vorschrift des §. 174 a. B. G.
in Betrieb zn nehmen, einen gemeinschaftlichen Bevollmächtigten
nach Vorschrift des §. 188 a. B. G. aufzustellen und hieramts
anzuzeigen, die bergbücherliche Umschreibung des Qrubenmasses
auf den Namen der Gewerkschaft zu bewirken, die rückständige
Massengebühr im Betrage von 2 fl. zu. berichtigen und die bis-
herige Unterlassung des steten Betriebes standhaft zu rechtfer-
tigen, widrigens nach Vorschrift der §§. 243 und 244 a. B. G.
auf die Entziehung der Bergbauberecbtigung erkannt werden wird.'
K. k. Berghauptmannschaft.
Kuttenberg, am 5. Juli 1867.
N. E. 1 58 B. C— 639 B. H. Edict.
Gemäss einer vom Budweiser k. k. Bergcommissariate vor-
genommenen Erhebung ist das der Gewerkschaft Fistel & Comp,
bergbücherlich zugeschriebene Graphit-Grubenmass Set. Josef in
der Catastral-Gemeinde Frisnitz, Ortsgemeinde Dumrovitz, Krum-
auer Bezirks, Budweiser Kreises sammt dem dabei errichteten
Graphitschlemmwerke in einem Zustande des Verfalles, der auf
jahrelange Vernachlässigung schliessen lässt.
Da nun der gewerkschaftliche Director Herr Engen Fistel
bereits vor geraumer Zeit sich aus dem Bezirke dieser Berghaupt
mannschaft entfernt bat, und von der Gewerkschaft kein anderer
Bevollmächtigter ernannt worden ist, so wird die oben genannte
Gewerkschaft resp. die Herren Mitgewerken: Alfons Fistel YUrst-
lich Liechtenstein'scher Eisenwerksverweser in Aloisthal, Wladimir
Kramer k. k. Bezirkscommissär in Schönberg und Eugen Fistel
hiemit aufgefordert, binnen 90 Tagen vom Tage der ersten Ein-
schaltung dieses Edictes in das Amtsblatt der Frager Zeitung
gerechnet, das Grubenmass nach Vorschrift des §. il74 a. B. G.
in Betrieb zu setzen, einen gemeinschaftlichen Bevollmächtigten
nach Vorschrift des §. 188 a. B. G. aufzustellen und anher an-
zuzeigen, die rückständigen Massengebühren im Betrage von 10 fl.
30 kr. zu berichtigen, und über die bisherige Unterlassung des
steten Betriebes sich standhaft zu rechtfertigen, widrigen« nach
Vorschrift der §§. 243 und 244 a. B. G. auf die Entziehung der
Bergbauberechtigung erkannt werden wird.
K. k. Berghauptmannschaft.
Kuttenberg am 5. Juli 1867.
G. Z. 207. Conoart-Auischreibung
von zwei einstweiligen Assistentenstellen an der k. k. Bergakademie
zu FHbram.
Zur Versehung von zwei Assistentehstellen an der k. k.
Bergakademie zu Ffibram für das nächstkomme iide Unterrichts-
Jahr 1867/^ und zwar: der Assistentenstelle der Lehrkanzel der-
Bergbau-, Markscheide- und Aufbereitungskunde und der Aus-
hilfsassistentenstelle der Lehrkanzel der Berg- und Hüttenma-
schinenlehre und der Baukunde werden zwei taugliche Individuen
gesucht. Hiezu sind vorzugsweise jüngere Bergbeamte oder k. k.
Bergwesens-Exspect^nten geeignet. Letzteren wird zu ihrem Tag-
gelde eine tägliche Zulage von 50 kr. Oe. W. und einem jün-
geren Beamten eine monatliche Zulage von 30 fl. Oe. W. zu
seiner Besoldung für die Dauer der Verwendung als Assistent
zugesichert.
Bewerber haben ihre gehörig belegten Gesuche im Wege
ihres vorgesetzten Amtes längstens bis lÖ. August L J. bei der
unterzeichneten Direction einzubringen.
K. k Bergakademie-Direction.
Fribram, am 10. Juli 1867.
Kundmachung.
Nagyäger Reserve- und Ausbeute-Ergänzungs-
fonds. Am 30. Juni 1867 bestanden diese bei der k. k. Bergwerks-
Froducten-Verschleiss-Direction deponirten Fonds, und zwar:
der Nagy^er Reservefond in Salinen- Anweisungen fl. 126.100. —
und in Barem n 4.23^o
der Nagy^er Ausbeute-Ergänzungsfond in Salinen-
Anweisungen fl 49.950. —
und in Barem «. 14.64
ANKÜNDIGUNGEN.
(71) Bei
Tendier & Comp, in Wien
erschien soeben:
Die
Hüttenwesens -Maschinen
Jnlivs Ritter t. lauer.
(Professor der Bankanst, Berg- und Hatten maschinenlehre an der k. k.
Bergakademie zu Leoben.)
18 Bogen, gr. 8, elegant broschirt, nebst 1 Carton in quer- 4.,
enthaltend 26 Figurentafeln und l Tabelle über die Windmengen.
Preis • 11.
Die Seiler-Waaren-Fabrik
des Carl IHaiidl in Pest
erzeugt alle fUr den Bergbau nö|ihlgexi Seiler-Arbeiten von
vorzüglicher Qualität zu den billigsten Preisen.
Fabrik: Pest, Stadtwäldchen, Arenaweg Nr. 120, 12t. ^
Niederlage: Pest, Josefsplatz, Badgasse Nr. 8. (48— €i)
Diese Zeitschrift erscheint wöchentlich einen Bogen stark mit den nöthigen Hrtis tischen Beigaben. Der Pränumorattonspreit
ist jährlich loeo Wien 8 fl. ö. W. oder 5 Thlr. 10 Ngr. Mit irauco Fostversendnng 8 fl. 80 kr. ö. W. Die Jahresabonneuteu
erb alten einen officiellen Bericht über die Erfahrungen im berg- und hfittenmännisehen Kasohinen-, Bau- und Aufbereitnngswesen
sammt Atlas als Qratisbeilafre. Inserate finden gegen 8 kr. ö. W. oder IV2 Ngr. die gespaltene Nonpareilleceile Aufnahme.
Zuschriften jeder Art können nur ftaneo angenommen werden.
Drack von Carl Fromme in Wien.
F&r den Verlag verantwortlich: Carl Reger.
N= 30. Oesterreichische Zeitschrift i^^J-
fiir
Berg- und Hüttenwesen.
Verantwortlicher Redacteur: Dr. Otto Freiherr von Hingenan,
k. k. Miniaterlalrath im Finanzminitterium.
Verlag der Q. J. Manz'schen Buohliandlung (Kohlmarkt 7) in Wien.
Inhalt: Classification der Paddel- und Walzwerks-Producte nach ihren Gestehungskosten. — Bericht über die Qaecksilber-
gruben von New-Almaden in Californien. — Notizen. — Administratives. — Ankündigungen.
Zar gefälligen \otiznahme.
Um in der Zusendnng unserer Zeitschrift an Jene
derresp. Herren Abonnenten, deren Pränumeration mit
Ende Jnni erlosohen ist, keine Unterbrechung eintreten
lassen zu müssen , erlauben wir uns dieselben höflichst
um gefällige beschlennisTte , frankirte Einsendunff
des Betraeres fttr das 2. Semester mit 4 fl. 40 kr.
sn ersnchen.
Classification der Puddel- nnd Walzwerks-
Producte nach ihren Gestehungskosten und
hiemach Aufstellung eines Freiscourantes.
Von L. Strippelmann, Direetor der Holfo witzer Eisenwerke,
Die nftcfaste Anregung hierzu wurde in Nr. 47 v. J.
der österreichischen Zeitschrift für Berg- und Hüttenwesen
gegeben, und wird deshalb rücksichtlich der Basis für die
weitere Verfolgung dieser Angelegenheit hierauf verwiesen.
£a wurde damals die Classification der französischen Walz-
eisensorten mitgetheilt, welche auf Wiener Mass übertragen
ih der nachstehenden Tabelle reproducirt wird.
C 1 a s s e
IL
m.
IV.
V.
VI.
vn.
vm.
Quadrateisen grob
n fein
Rundeisen grob
ff fein
Flacheisen grob breit .
. stark
„ fein breit .
„ stark .
Bandeisen grob breit .
„ stark .
„ fein breit •
„ stark .
Winkeleisen gleichschenklig
„ ungleichschenklig
Halbrund breit
„ stark
Emfach-J- Eisen
Doppelt-T-Eisen
II
L i n
i e n
8—28
1
28—37
5y,-8
37-42
4- 5
43- 49
3— 4
50— 62
__
_„
} 9Vi-31
3t— 37
37 42
43— 49
50— 62
__
__
6V,-9t/,
4- 6
21/,- 4
—
—
—
18—52
55—74
55—74
68—100
80—120
4 u. mehr
5Vj^18
18-52
3— 4
3— 5
4%
2/4- 4
12—18
9—18
—
5 u. mehr
33/4 u. mehr
—
—
9—52
9- 52
9- 38
9— 29
—
—
—
t'A
1
'/4
V.
—
—
—
9-16
6— 8
6— 8
—
—
—
2
2
Va
—
16
6- 14
—
16
6- 14
—
—
—
12-25
3
9— 52
1
—
—
—
_
^_
3«lpr.Fuss
lV4«.pr.Fnsi
1 --
—
—
45—80
80—100
100—118
62—80
38—62
V2
6- 8
Es wurde neben einer Vereinfachung des Preiscourantes,
Beseitigung aller Bezeichnungen, welche auf den Zweck
hinweisen, Zurückführiing der Eintheilung auf die Dimen-
sionen mit allgemeiner Angabe der Form und die Zurück-
führung der ohnehin sich mehrfach wiederholenden Preise
auf wenige Classen angestrebt. Man gelangte hierbei zu
dem Ergebnisse, dass es sich factisch nur um : 1. Flacheisen
in div. Dimensionen, 2. Rundeisen, 3.. Qnadrateisen. 4. um
einige besonders fa9onirte Eisensorten, deren Form eine
besondere Verwendung documentirt, und welche deshalb
— 238
auch mit diesen charakteriatischen Bezeicbnungeo den zU
bildenden CI aasen unterzuordnen aeiu würden, handelt.
Neben dieser Eintheilung des Preiscourantes sollen aber
gleichzeitig noch andere Missstände zur Beseitigung gelan-
gen, nämlich:
a) Verursacht das Abrichten des Eisens in gleich lange
Stäbe und hiermit das Binden in Ceutner für den Produ-
centen Nachtiieile gewichtiger Art. Soll das Binden des
Eisens in dem Umfange, wie es bis jetzt von allen inländi-
schen Eisenwerken geschieht, im Widerspruch mit den Er-
fahrungen des Auslandes festgehalten werden, so ist min-
destens anzustreben, dass die Bünde nicht genau auf Centner
abgepasst, vielmehr je nach der Länge der Stäbe in Bünde
vereinigt und hierbei Toleranzen auf- oder abwärts festge-
stellt und zugelassen werden.
b) Das Abschneiden auf bestimmte Längen verursacht
bei der Fabrikation eine Menge von Abschnitten, welche
nur zumTheile und zu wesentlich niedrigeren Preisen eine ver-
käufliche Waare bilden, vielmehr zum grösseren Theile wieder
zur Umarbeitung zurückfallen. Rönnen nun diese Abfälle
auf die unvermeidlichen unganzen Endabschnitte durch die
Einrichtung zu a) reducirt werden, so wird ein wesentlicher
Vortheil bei der Fabrikation erzielt.
c) Gleichzeitig mit diesen Umänderungen würde nun
aber die Einführung des Zollgewichtes anzustreben sein.
Diess im allgemeinen die Punkte, welche einer allge^
meinen Berathung der böhmischen Eisenwerke meinerseits
empfohlen wurden, und in einer am 16. December 1866
stattgehabten Sitzung das im nachstehenden Preiscourant*)
enthaltene Besultat ergaben.
Preis-Courant
von der
Direction der Hol^o witzer Eisenwerke zu Komorau und Ginec
über aus bestem Holzkohlen-Roheisen erzeugtes Walzeisen,
fiberschmiedetes Eisen und Schwarzblech.
A. Walzeisen.
I. Bund-, Quadrat- und Flach-Eisen.
Bund- u. Quadrateisen:'
über 8'"bis 24"' Stärke]
Flacheisen :
1
Wr. Gew.
Zoü-Gew.
Über 9"' bis 48'" Breite]
lOOÄ . . fl. . . kr. . . fl. . . kr.
2"' bis 12"' Stärke
Anmerkung. Hieher gehören nach dem früheren Preis-
Courant: Badreife 2 — 12 Stäbe in Buschen k 100 Pfd;
Stegreife in üblichen Dimensionen; Schliesseneisen: 2, 3i 4,
5, 6, 7, 8 Stab pr. Ctr., 2, 2, 2, 1% 1%. 1 % 1 %" breit',
U, 8, 5%, 5V4, 4%, 4, 3V2'" Btark; 9, 10, 11, 12 Stab
pr. Ctr., 1%, l\ \% 1%" breit, 23/,, 2%, 2%, 2%'"
stark; Bahmeisen: 6, 7, 8, 9, 10, 11 Stab pr. Ctr., 15, 15,
14, 14, 14, 12'" breit, 6, 5, 4%, 4, 3%, 4'" stark; 12, 13,
14, 15, 16, 17, 18 Stab pr. Ctr., 12, 11, 11, 10, 10, 10,
10'" breit, 3%, 3%, 3V2. 372, ^^v 3» 2V4'" stark; Huf-
Stab-, Bahm- und Gittereiseu 2 — 8 Stäbe k 25 Pfd; Bund-
eiseu über 8"' bis 24'"; Gittereisen 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8r,
16 V2» 1372» 12, 1072, ^ Iv 9» 87/"; Gittereisen in offenen
Stäben über 8'" bis 24'".
*) Wir bringen diesen Preiscourant, in soweit sich derselbe
auf die Eintheilung des currenten Stabeisens (mit Ausschluss des
Bandeisens) bezieht, und bemerken hierzu, dass auch das Band-
eisen und andere Walzeisensorten, dann die verschiedenen Blech-
gattangen in diesem Preiscourant mit ihren Dimensionen nnd
deren Preisen für Wiener nnd Zollgewicht eingestellt wurden.
Wr. Gew. ZoU-Gew.
100«r. . .fl. . .kr. . .fl. . . kr.
2. Bund- u. Quadrateisen ;
üb. 24'" bis 48"' Stärke^
Bund- u. Quadrateisen
üb. 5 72'" bis 8"' Stärke^
Flacheisen:
ab. 15'" bis 48'" Breite^
n 12"' T) 24'" Stärke/
Anmerkung. Hieher gehören nach dem früheren Preis-
Courant: Bundeisen über5V2"' ^*" 8"'; Gittereisen 9, 10,
12, 14, 15, 16 Stab pr. Ctr., 8, 7V4, 7, 674, 6, 5%'" in
Buschen k 100 Pfd>.
3. Bund- und Quadrateisüu über 48"' bis 60'"
Flacheisen:
üb. 48'" bis 72"' Breite!
372-
>72'"
2V2"
100^.
Wr. Gew.
. . fl. . . kr.
Zoll-Gew.
. . fl. . . kr.
12'" Stärke)
bis 872'"Breite (
27^'" bis 3'" Stärke)
Anmerkung. Hieber gehören nach dem früheren Preis-
Courant: Bahmeisen 19, 20, 22, 24, 25 Stab pr. Ctr., 9, 9,
8 V2, 8, 8'" breit, 3, 2 V«, 3, 2 Vj. 2 V4"' stark; Bundeisen über
3% bis 57./"; Gittereisen 18, 19, 20, 22, 24 Stab pr. Ctr.,
4.
M/2 bis 57
)72, 5V4, 5%, 5, 4V4'"; Gittereisen 3, 3V2, 4, 472'". —
Bund- u. Quadrateisen :\
üb. eO'"bis72'"Stärkef
Flacheisen :
von 48'" bis 72"' Breite\
12'" T> 24"' Stärke^
5. Bund- u. QuHdrateisenl
Wr. Gew. Zoll-Gew.
lOOÖl . . fl. . . kr. . .fl. . . kr.
Wr. Gew. Zoll-Gew.
v.2V2"bis3V2"StärkeJ 100^. . . fl. . . kr. . . fl. . . kr.
Anmerkung. Alles Eisen von Eztrn -Qualität, sowie
Mutter-, Nieten- und Ketteneisen, wird ohne Unterschied und
Ausnahme um 1 fl. pr. Wr. Centner höher berechnet.
L Um nun zunächst eine specielle Grundlage
für die Aufstellung eines auf die Ergebnisse der Fabrikation
sich gründenden Preiscourantes zu ermitteln, w.iren von mir
folgende Arbeiten und Calculationen vorausgegangen, und
hierbei der folgende Weg eine^esclilagen:
1. Entwicklung der Gestehungskosten der
Walzeisenfabrikate.
Hierbei wurde von >der Ansicht ausgegnngt^u, einen
richtigen Grundpreis für die bei der Puddelung erzeugten
Millbars zu entwickeln, und die Waaren nur nach der leich-
teren oder schwierigeren Darstellung bei dem
Seh weis sprocesse zu dassificircn. Es wurden deshalb
alle Kosten, wehhe dem Schweissproce^se nicht direct zur
Last fallen, sowie selbst solche, die streng genommen zum
Theile von dem Puddelprocess , und zum Theile von dem
Schweissprocess zu tragen wären, überall ds, wo eine durch-
greifende Scheidung nicht thunlich erschien, dem Puddel-
process zur Last gelegt.
Da nun nicht alle Waaren direct aus Millbars erzeugt
werden, sondern hierzu theilweise Schweisseisen verwendet
werden muss, so wurde aus dem für Millbars gefundenen Wer-
the ein eben solcher Grundwertb für Schweisseiseu ent-
wickelt, und hiernach die aus Millbars und die aus Schweiss-
eiseu erzeugten Waaren separat calculirt. Von besonderer
Wichtigkeit waren sodann noch die bei der Waarenerzeugung
fallenden Abschnitte und Bückfälle, beziehungsweise
deren Verwerthung, und man hat ea rdcksichtlich der unbe-
dingtverschiedenen Verwerthung derselben für zweckmässig
- 239 -
befuuden, diese in .4 Classen zu theilen, deren niedrigste
den Boheisenwerth und deren höchste den Millbars-
werth repräsentirt, während die beiden anderen Mittelclas-
sen, mit 50 kr. Abstand von der niedrigsten Classe und unter
einander, bilden.
Hierbei giog man von der gemachten Erfahrung aus,
dass Abfiülle gleichartiger Qualität, und damit im Einklänge
stehender Form, welche ein Binden zu Paqueten zulassen,
sich im ungünstigsten Falle mit denselben Kosten zu einer
brauchbaren Waare umformen lassen, wie diess bei der Ver-
arbeitung von Roheisen bei der Puddelung der Fall ist.
Umgekehrt werden eine Menge Abfölle direct auf Schweiss-
eisen verarbeitet, wobei sie selbstverständlich den vollen
Werth von Millbars repräsentiren. Abfälle von einem mitt-
leren Werthe fallen nun streng genommen zwar nicht, doch
entsprechen die Mittelclassen bei der Verwerthung jenen
Waarenabfällen, welche gemischt fallen, nämlich entweder
vorwiegend kleine, und nur untergeordnet bessere (wie z. B.
bei schwachen Rund , Quadra^, Bandeisen etc.) oder vor-
wiegend solche, welche mehr den Werth von Millbars haben,
und untergeordnet mit solchen gemischt sind, welche sich
mehr dem Roheisenwerthe nähern.
A. Selbstkosten der Millbars bei einem Roh-
eisenwerthe von — fl. pr. Wr. Ctr. und — kr. pr. Wr. Ctr.
Steinkohle ab Hütte.
a) Kosten des zu 1 Ctr. Millbars erforderliphen Roh-
eisens und der Kohle = n fl. » kr.
b) H a u p 1 1 ö h n e als da sind : Puddel-
löhne, Hammerschmied-, Vorwalzer-, Hinter-
walzer-, Häckler-, Probirer-, Chargenführer-,
Kohlen- und Aschenfährer-, sowie Material-
scheren-Arbeiterlöhne . . . . , . = n fl. n kr.
c) N e b e n 1 ö h n e als da sind : Kohlen-
eitfscheuern, Nachtwachen, Kanzleireinigen,
Inventuren, Säubern des Werkes, Binden von
Abfall-Paqueten , Eisenzerschlagen unter
dem Häuer, Schweisssandwaschen u. diverse = n fl. n kr.
d) Unterhaltungskosten und
zwar : Maurerlöbne, Maschinenwärterlöhne,
Schmiedenarbeiten, Schlosserarbeiten, Mon-
tirungsarbeiten, Kosten der Maschinenwerk-
statt incl. Walzendrehen = n fl. « kr.
e) Nebenmaterialien und zwar:
Aufgang an Material bei den Arbeiten der
Maschinenwerkstatt, Eisen zu den Puddel-
krücken, gusseiserne Requisiten, gufseiserne
Inventarstücke, Messingguss, feuerfestes Ma-
terial, Aussieben und Waschen der Coaks-
sinter, Schmieralien, Packungsmaterial, Dampf*
1eitungen,Geleuchte, Stahl, Feilen, Schaufeln,
Nägel, Draht, Kupplungshölzer und Stöcke,
Schaufelstiele, hölzerne Richthämmer, Kar-
ren, Besen, Krahn^eile, Kreide . . . = n fl. n kr.
/) Specielle Verwal tun gekosten . = n fi. n kr.
Suroma r= n fl. n kr.
B. Selbstkosten des Schweisseisens»
1. Bei — y^ Ausbringen benöthigen 100 Pfd. Schweiss-
eisen — Pfd. Millbars k — fl. — kr. . . = n fl. n kr.
In einem Ofen werden pr. Schicht — Ctr.
Schweisseisen erzeugt und — Ctr. Kohle ver-
brannt, es kosten 100 Pfd. Schweisseisen also
— Pfd. an Kohle k — ^r = « fl. « kr.
An Löhnen kosten 100 Pfd. Schweiss-
= - fl. « kr.
eisen
Oesammtkosten von 100 Pfd. Schweisseisen = v fl. n kr.
2. Anschliessend an diese Ermittlung wurde nun eine.
Tabelle zusammengestellt, in welcher aus nachstehend genau
und durch längere Zeit festgestellten Factoren die Selbst-
kostenpreise für jede einzeln<r Waareugattung ermittelt
wurden :
1. Angabe des Materials, nämlich ob Schweisseisen,
oder Pnddeizaggeln, oder Millbars.
2. Ausbringen an Waare in Procenten.
3. Hierbei fallende Abfälle in Procenten mit gleich-
zeitiger Classification der Abfälle in Classe 1, 11, m und IV.
4. Bei der Waarenerzeugung sich ergebender Calo in
Procenten.
.5. Erzeugungsquantum -pr. Schicht.
6. Aufwand an Kohle.
7. Aufwand an Schweisser-, Walzer- und Adjnstirungs-
löhneu.
8. Summe der Selbstkosten für fertige Waare.
Mit Zugrundelegung der für jede einzelne Waareugat-
tung ermittelten Zahlenwerthe wurden nun zusammen 124
Sortimente calculirt, hierbei bestimmte, hierauf sich
stützende Preisgrenzen ermittelt, gleichzeitig aber con-
sequent festgehalten, dass ein Ofen während der Dauer einer
ganzen Schicht dieselbe Arbeit macht, und normale, nicht
Extra-Qualität erzeugt werden soll; für diesen letzteren
Fall wurde vielmehr ein Extra-Aufschlag in Aussicht ge-
nommen.
Preisgrenzen.
1. Bei Rundeisen:
fl.
2.
pr.
fl.
Ctr.
|kr.
grob
fein
Gittereisen (Quadrateisen).
Ctr.
kr.
grob
fein
gebunden oder
ungebunden
3
pr. Ctr.
fl. Ikr.
Bei Bandeisen und Fassreifen:
Stark
4.
|1%-| 1- I 3//
Bei Rahmeisen:
Breit
TA
pr. Ctr.
fl, I kr. j 15'" I 14'/' I 12"' 1 11'" I 10"' I 9"' I 8"
5. ä) Bei Flacheisen (gebunden resp. Schliessen und
Reife)
pr. Ctr. ^^^'^
fl. I kr. I 12'" I 15"' I 18'" I 21'" I 24'" I 27"' | 30'"|
^) Bei Flacheisen (ofi^en in unbestimmten Längen von 3"
bis 5" Breite)
nr Ctr gestreckt vorgeschmiedet
fl. I kr. fl^n'SVT'irT^^
3. Den im Vorstehenden entwickelten Gestehungs-
kosten kommen nun endlich für Amortisation und all-
gemeine Regie-Kosten noch in Zuschlag, — fl. — kr.
pr. Wr. Ctr.. und es ergeben sich durch Zusammenfassung
der annähernd gleich hohen Selbstkostenpreise, ohne Rück-
sicht auf die Form der Fabrikate, folgende Preiedassen mit
einer Minimal-Preisclasse von — fl. -j- kr. und einer Ma-
ximal-Preisclasse von — fl. — kr., und einer Di£ferenz
von — kr. für jede der zwischenliegenden Classen loco
Werk. — (Ich habe für unsere localen Werksverhältnisse
— 240 —
6 ClaBsen entwickelt, welche jedoch bei der allgemeinen
Beratbang etwas modificirt wurden.)
4. Die einzelnen Waarengattangen ciassificiren
sich nun wie folgt:
Ä) Randeisen.
Clasae
Dimensionen
fl.
L
n.
E. B. 12'" bis 30'^
n. 8. f.
B) Gittereisen wie Tor.
C) Bandeisen und mährische Fassreife
wie vor.
D) Böhmische Fassreife.
E) Hufstab-, Bahm- und Gittereisen.
F) Flach.eisen incl. Bahmeisen, Schliessen-
eisen und Beife.
Auf der in dem Vorstehenden entwickelten Basis er-
gibt sich nun der folgende Preiscourant.
Preis-Classe
Per
Wr. Ctr.
ab Werk
fl. kr.
Sortimente
Altartige
Bezeichnung
Bandeisen
Quadrateisen
Flacheisen
Bandeisen
(Fassreife eing.)
Fa^neisen
I.
n.
u. s. f.
Anmerkung. Extra-Qualität incl. Nieten- und Ketten-
eisen wird ohne Unterschied, bei garantirter Probe, Stab für
Stab pr. Centner 1 fl. höher berechnet. In Centner gebun-
den oder anf bestimmte Länge vorgeschrieben, abgetheilt
pr. Centner höher 50 kr.
Auf dieser Grundlage stellte ich nun folgen de Anträge
bei der Versammlung der 3 böhmischen Walzeisenbütten :
t. Den vorgelegten Preiscourant nach vorausgegan-
gener Prüfung zu acceptiren und vom 1. Februar 1867 an-
gefangen zur Ein- und Durchführung zu bringen.
2. Hiermit im Einklänge das ZoHgewicht einzuführen.
3. Mit den Grosshändlern in Eisen sich in das Einver-
nehmen zu setzen und mit diesen sich über nachstehende
Punkte zu vereinbaren:
Bis zu welchen Dimensionen ist und muSs das Binden
des Eisens unbedingt festgehalten werden, mit dem Unter-
schiede, dass eine steigende Toleranz im Gewichte bis 25 Pfd.
zugelassen wird, derart, dass für die Folge nicht mehr genau
io Zollcentnern oder halben und viertel Zollcentn ern, auch
nicht mehr mit genauer Festhaltung der Stückzahl, wohl
aber mit genauer Festhaltung der Dimensionen im Bunde
gebündelt zu werden braucht; gleichzeitige aber die vorge-
schriebene gleiche Länge der Stäbe, jedoch unter Festhal-
tung einer Maximal- und Minimal-Lange aufgehoben wird.
Bericht über die Quecksilbergruben von New-
Almaden in Califömien.
Von Herrn C eignet, Ingenieur. (Annales des Mines.)
(Fortsetzung.)
Grube Enriqueta. — Derselbe Process, welcher
die neue Gesellschaft in den Besitz der Grube New-Almaden
mit Zugehör brachte, verschaffte ihr auch das Eigenthum der
von Enriqueta. Seitdem das Bergwerk mit Beschlag belegt
worden war, ist wenig weiter gearbeitet worden ; indess ge-
denkt man den Betrieb in einigen Monaten wieder aufzu-
nehmen. In den letzten Zeiten hatte die Erzeugung dieser
Grube stark nachgelassen; gleichwohl hat man Hoffnung,
von ihr eine bedeutende Ausbeute zu erzielen.
Pochen und Scheiden. •— Nachdem die Erze aus
der Grube gekommen sind, werden sie wegen des hohen
Preises der Handarbeit gepocht und grob geschieden ; alles
Kleinerz, welches weniger als 4 Percent Quecksilber enthält,
wird beiseite geschafft, um später gewaschen zu werden,
wenn der Taglohn herabgegangen sein wird. Das Scheiden
im Gedinge wird mit 2 Piaster bezahlt für die Last von
500 Pfund (136 Kilogramm), das heisät mit 75'80 Francs
für 1000 Kilogramm.
Transport zur Berghütte. — Die Zufuhr des
Erzes zur Hütte geschah in Karren, im Gedinge oder im Tag-
lohn, und mit dem Fuhrwerke der Compagnie. Die Last kam
für eine Entfernung von 2 — 5 Meilen auf 12 Francs, das
heisst auf 1*01 Francs für eine Tonne auf 1 Kilometer. Eine
Eisenbahn und drei schiefe Ebenen von 1 Meile Länge zusam-
men werden es ermöglichen, diese Kosten auf 0*247 Franc
für die Tonne und den Kilometer her abzubringen. Die Ge-
sammtkosten dieser Eisenstrasse betrugen 10.000 Piaster
oder 51.546 Francs, d. h. 11.454 Francs der Kilometer.
Arbeitspreise. Handarbeit. — Alle Häuer-
arbeiten geschehen im Gedinge. Wenn die Arbeit mitten im
Erze vor sich geht, werden für die Last von 136 Kilogramm
3*75 bis 20 Francs bezahlt; das Mittel für den Monat Ja-
nuar 1865 ist 16'85 Francs gewesen, oder 123*92 Francs
für 1000 Kilogramm.
Die Schürfarbeiten werden mit 30 bis 90 Dollars der
Yard (= 091 Meter) bezahlt, d. h. mit 169-87 bis 508*59
Francs, ferner mit 5 Francs bis 23 Francs die Lnst Erz. In
— 241
den weniger reichen Partien wird die Hftaerarbeit ebenfalls
nach dem Maaae bezahlt ; der Mittelpreis für den Monat Ja-
nuar 1865 war 10-10 Dollars (5201 Frcs.) für 63209 Yards,
die gemacht wurden, d. h. 56*94 Frcs. für den Meter.
Im neaen Stollen (New-Tnnnel) wurde der Meter im
Schnurgedinge mit 280 bis 800 Francs bezahlt, wobei der
letztere Preis für den schwarzen kieseligen Kalkstein galt.
Die Taglöhne der verschiedenen Arbeitersippen sind
folgende :
^ Dollars Francs
Hftuer nach der Schicht .... 3 ... 15*45
Häuer im Gedinge 4 ... 20*60
Scheider 2 ... 10*30
Pocher 2 ... 10*30
Maschinisten, Schmiede . . . . Sy» . . . 18*02
Zimmerleute 3*/^ . . . 18*02
Bergleute. — Beinahe alle Bergleute zu Almaden
sind Mexikaner oder Chilenen ; nur einen kleinen Theil ma-
chen Engländer oder Americaner aus. Alle Scheidearbeiten
geschehen durch Arbeiter von spanischer Abkunft. Diese
letzteren, aufgewachsen in den Bergwerken ihres Vaterlan-
des« wo jeder die Schürfungen nach eigenem Wissen betreibt,
sind daran gewöhnt, sofort die Anzeichen aufzufassen, an
welchen man die Nähe des Erzes erkennen kann. Nichts
entgeht ihnen, nicht der kleinste Anflug von Zinnober bleibt
unbemerkt ; mit einem Worte, sie arbeiten mit Verständniss
und sind im Stande, dem Betriebsleiter werthvoUe Nachweise
HU geben. Die stärkeren Angelsachsen leisten eine beträcht-
lichere Summe von Arbeit, aber selten geben sie Acht auf
die oft geringfügigen Aenderungen, die in einem Gange vor-
kommen und beim Abbau unregelmässiger Lager von sehr
grosser Bedeutung sind. Dieselben werden auch meist bei
der Arbeit im tauben Gestein verwendet, während die Mexi-
kaner und Chilenen alle im Erze oder bei wichtigen Schür-
fungen arbeiten. Ihnen verdankt man die vornehmsten Ent-
deckungen, die ausserhalb der eigentlichen Grube New-Al-
maden gemacht wurden; man sucht sie daher bestens anzu*
eifern. Wenn sie am Tage Anzeichen von Erz fiuden, suchen
sie um die Bewilligung an, Schürfungen zu machen, die ihnen
in der Regel ertheilt wird. Wenn sie Zinnober finden, zahlt
man ihnen einen ziemlich hohen Preis für ihr Erz, damit sie
wieder zu ihren Kosten kommen und genügenden Lohn fin-
den. Wenn die Arbeit fruchtlos war, vergütet man ihnen
gewöhnlich einen Theil ihres Kostenaufwandes.
Gegenwärtig ist die Verwendung der Mexikaner in Cali-
fornien zur Ausbeutung der Quecksilbergruben eine der un*
erlässlichsteu Bedingungen des Gelingens; fast überall ist
das Verkennen derselben eine der Ursachen des geringen
Erfolges ähnlicher Unternehmungen, die sich im Lande auf-
gethan haben, gewesen.
Erzeugung des Bergwerkes. — In den 31 Mo-
naten vom 1. Februar 1801 bis zum 31. August 1863 war
die mittlere monatliche Erzeugung 3635 Lasten, gleich 494
Tonnen. Seit der Wiederaufnahme der Arbeiten durch die
neuen Compagnien, vom 1. November 1863 bis zu demsel-
ben Tage von 1864 war die Förderung zusammen 67.195
Lasten oder 9,138.520 Kilogramm. Sonach belief sich die
monatliche Erzeugung in diesem Jahre auf 5600 Lasten oder
761.600 Kilogramm. Im November 1864 kam sie nahe an
10.000 und im Januar 1865 überschritt sie 8000 Lasten
d.h. 1,088.000 Kilogramm.
Während des Jahres, das mit 1. November 1863 he*
gann und mit 1. November 1864 ablief, war der Kostenauf-
wand bei der Grube folgender:
auf die
Tonne
p. c.
f 1-
ErzhSoer
127.073-77 . . .
13-86 . . .
7-65
'2.
Äuflader oben am Schfccht . .
10.801-79 . . .
205 . .
112
3.
Auflader in der Teufe
12.821 86 . . .
1-40 . . .
0-75
4.
Sacktrftger
316.446-84 . . .
34 62 . . .
18-07
5.
Prouleurs ... ...
8.886 61 . . .
97 . . .
0-52
Beim eigentlichen
6.
Maschinisten
8 196-15 . . .
0-89 . . .
0-48
Bergbau ^
7.
Heizer
6.039-20 . . .
0-66 . .
036
8.
(Boisseurs) Sieber
8.078-22 . . .
0-87 . .
0-47
9.
SchflrfuDgen, Aufschliesanng
454.754-74 . . .
49-75 . .
. 26-40
10.
Ausserordentliche Arbeiten , New-
Tunnel
46.369-50 . . .
5-07 . .
2-78
lll-
Schürfungen am Tage
12.30904 . . .
1 34 . .
0-93
Beim Scheiden und
12.
Scheider
342.562-57 . . .
37-48 . .
. 19-64
Pochen
13.
Pocher
37.865-92 . . .
414 . .
, 227
14.
Reparaturen, Materialien . . .
39.022-22 . . .
2-57 . .
1-43
15.
Schmiede
30.185 94 . . .
2-85 . .
1-63
Für Unterhaltung ^
16.
Schmiedgesellen
18.6-20-73 . . .
1-75 . .
0-95
und Reparaturen
17.
Zimmerleute
179.919-02 . . .
18 16 . .
. 1007
18.
Verschiedenes
36.523-86 . . .
230 . .
1-25
Maschinic
ten bei der Wetterfahrnng (Enriqnete)
2.654-41 . . .
0-29 . .
0-15
Aufseher
etc.
54.705-84 . . .
5 97 . .
329
Zusammen
1,761.788-13 . . .
187-02 . .
. 10000
— 242
In obigen Ausgaben sind auch die der Anlage der Eisen-
bahn enthalten, nämlich 51.546 Francs; sie finden sich an-
gleichförmig vertheilt anf die Posten unter 14, 15, 16, 17,
18. — Ich denke, man kann dieselben in folgender Weise
vertheilen :
14. Baumaterialien 16.000
15. Schmiedp 4.000
16. Gesellen 2.50n
17. Zimmerleute 13.700
18. verschiedene Handwerker . . 15.346
51.546
Unter Zugrandel« gang dieser Ansätze wurden die bei-
den Nebeurubriken der vorstehendeu Tabelle berechnet.
Bei Betrachtung derselben bemerkt man, dass der
Handträgerlohn für sich allein fast so viel beträgt, als
die Scheidekosten, etwas weniger als die Schürf- und Auf-
ftchluftsarbeit, aber doppelt so viel als der Häuerlohn für das
Erz. Diese Ausgabe ist im Vergleiche zu den anderen ganz
übermässig und beweist abermals, dass wohlgeöfifnete Schläge,
die durch Förderstrassen und schiefe Bahnen (Bremsberge)
mit den Füllorten in Verbindung stehen, wenn sie auch aaf
den ersten Blick kostspieliger erscheinen, dennoch vortheil-
hafter sind. Es ist in der That klar, dass, wenn die Scharf-
arbeit 454.754 '7 4 Francs kostet, mau leicht mit dem Unge-
heuern Aufwände für das Handtragen an allen Füllorten nach
oben oder nach unten schiefe Bahnen hätte anlegen können,
im Anschlasse an die Förderwege, die mit Eisenschienen be-
legt sind.
Während des Monats Januar 1865 (vom 25. December
1864 bis zum 21 . Januar 1865) sind die Ausgaben für Hand-
arbeit die folgenden gewesen:
Frcs.
1. 400 Bergleute beim Erzhaueu . . . 126.697 58
2. 150 Bergleute im MeterGedinge . . . 32.891-95
3. 46 Scbei(ier am alten Hauwerk . . . 9.591*59
4. 66 Bergleute Hm Tage, zu Reparaturen etc. 2.628*54
5. 19 Handwerker zum Bau der Eisenbahn 2.224*62
6. 8 Bergleute zur Schürfung am Tage . . 6S0-33
7. 2 Ausrufer (Crieurs k contrat) . . . 332*43
8. 1 Unternehmer zum Tragen . . . 587*55
692 175.634-59
Anzahl der von den Erzhäuern gewonnenen Lasten 7.5 1 3*00
Anzahl von Metern im Gedinge ..... 577*60
Gestehungskosten des Meters im Gedinge . 56*94
Mittlerer Lohn eines Erzhäuers (pro Monat) 316*73
Mittlerer Lobnempfang eines Häuers im Meter-
gedinge 219*28
Zur obigen Erzeugung muss man wenigstens 500 Lasten
weiter hinzurechnen; dieselben stammen aus dem alten Hau-
werke der Häuer im Gedinge, oder aus den Schürfungen am
Tage. Man muss auch die von den Arbeitern nach Meter
empfangene Summe vergrössern, denn das Erz, welches me
erobern, wird ihnen zu bestimmten Zeitpunkten bezahlt^ oder
dann, wenn ihre Orte eine regelmässige Erzeugung zu liefern
anfangen.
Wenn wir als Erzeugung des Monats Januar die Zahl
von 8.0 13 Lasten oder von 1,089.768 Kilogramm annehmen,
80 können wir folgende Uebersicht aufstellen:
Frcs.
Gesammt- Gestehungskosten der Tonne Erz, unter
Auslassung der Post 5 159' 13
Frcs.
Specielle Bergbaukosten fiQr die Tonne Erz nach
Post 1, 2, 4, 6, 149-47
Unter den allgemeinen Bergbaukosten während des
oben in Betracht (gezogenen Jahres sind auch jene Ausgaben
inbegriffen, welche die Erhaltung der HäU'T des Dorfes New-
Almaden betreffen, die sämmtlich der Gesellschaft angehören;
es war mir unmöglich, dieselben von den übrigen auszu-
scheiden.
Die Bevölkerung des Marktfleckens Almaden beläuft
sich auf ungefähr 2000 Personen, von denen 692 bei den
verschiedenen Betriebszweigen verwendet sind.
Berghütte von New-Almaden.
Lage. — Die Berghütte Almaden befindet sich am
Bache de los Alamitos^ 2V2 Meilen oder 4 Kilometer von
der Hauptgrube und nur 1600 Meter auf der neuen Eisen-
bahn von dort. Die Hütte besteht aus zwei Abtheilungen :
die eine ist auf dem rechten Ufer des Wildbaches gelegen
und umfasst zwei Oefen mit Kühlungen, die sehr uranfäng-
lich gebaut sind. Die andere befindet sich auf dem linken
Ufer des Baches auf einer ziemlich ausgedehnten Ebene, wo
in wenig Jahren alle Apparate vereinigt sein werden. Uiese
neue Hütte besteht aus drei Roductionsöfen und zwei Con-
densatoren, wovon der grössere die flüchtigen Producte der
Oefen aufnimmt.
Verhältnisse des ßauwesens. — Die Preise der
verschiedenen Materialien sind folgende:
Die feuerfesten Ziegel kosten zur Hütte gestellt, Frcs.
das 1000 41232
Die gemeinen Mauerziegel, zu Almaden erzeugt,
das 1000 41*23
Das Bauholz kostet, der Quadratmeter ... 1*10
Das Brennholz für die Oefen kostet 5*19 Dollars
die Corde, folglich der Kubikmeter .... 7*35
Die neuen Quecksilberflaschen kosten das Stück 10'30
Das Stabeisen, 100 Kilog 85*84
Der Stahl, 100 Kilog 23814
Die Fracht von San Francisco zur Berghütte kostet
22*73 Frcs. die Tonne auf eine Entfernung von 101 Kilo-
meter, was Ö'22 Frc. für die Tonne und den Kilometer
beträgt.
Dieselbe theilt sich in zwei Strecken ab, wie folgt:
1. Von San Francisco nnch San Jos6 auf der Eisen-
bahn, 11*35 Frcs. die Tonne auf SO Kilometer; macht 0*13
Frc. für die Tonne und den Kilometer.
2. Von San Jos6 nach Almaden (Hütte) 11-35 Pres,
die Tonne auf einer Strasse von 21 Kilometer; macht 0*53
Frc. für den Kilometer.
Vor dem Baue der Eisenbahn von San Jos^ geschahen
die Verfrachtungen nach dem Hafen von Alviso, an der Bai
von San Francisco, 30 Meilen von der Grube entfernt, wel-
cher durch täglichen Schiffsdienst mit der Stadt in Verbin-
dung stand.
Die Erze, wie sie von der Grube kommen, werden
unter Schoppen abgela<len und in drei Gattungen abge-
sondert:
1. Derbes, di« reichen Blöcke ausmachend, wel^ehe
demnach nicht gepocht und geschieden zu werden brauchen;
sie wiegen zuweilen 70 bis 90 Kilogramm.
2. Körniges. Diess ist das Erzeugniss des Poch ens
und Handscheidens; die Grösse der Stücke schwankt von
der einer Nuss bis zu der eines Kopfes.
- 243 —
3. Erdiges. Dieds kommt von dem gesiebten kleinen
Hauwerk der Grube ; sein Gebalt ist nicbt unter 4 Percent,
es wird angefeuchtet und in Ziegelform vod 0*30™ Länge,
0*15™ Breite und Höhe gebracht.
Vor einigen Jahren wandte man in New-AImaden noch
gusseiserne Destillirblasen au, in welche man das Erz mit
Kaik vermengt einsetzte. Das Quecksilber-Ausbringen war
gut, aber die Behandlung viel theurer, das unbeweglich ge-
machte Capital weit beträchtlicher und die l^achtheile für
die Gesundheit grösser. Dieses Verfahren wurde durch
das ip Europa übliche mit geringen Abänderungen er-
setzt.
Die sechs Oefen, welche in der Hütte von Almaden
bestehen, haben folgende Dimensionen:
Oefen Nr. 1
1 und 2
3 und 4
5
6
Innere Länge der Erzkainmer Meter
Breite in der Mittte v
Höhe «
4-50
215
3-15
30-476
3-95
215
3-40
28-797
3-50
215
3-85
28-971
3-50
2-75
365
54-381
Bsuminhalt Kubikmeter
Man wird bemerken, dass an dem Ofen Nr. G nur die
Länge unverändert geblieben ist. Diess ist in der That die
einzige Dimension, welche keine Vergrösserung verträgt,
weil sie den heissen Gasen entsprechen mnss, welche das
Erz durchziehen. Alle anderen wurden vergrössert und die
erzielten Ergebnisse waren so vortheilhaft, dass mtfn auch die
Oefen der alten Hütte durch grössere zu ersetzen beabsichtigt.
Der Reductions- Apparat des grossen Quecksilber-Ofens
besteht aus 4 Stücken: 1. Dem Herde, 2. der Erzkammer,
die mit 4 Auszugsthüren versehen ist, 3* einem I^aume^ wo-
rin sich der mitgerissene Staub und die Holzasche absetzen,
4. aus einem kleinen Condensator, der aus drei Abtheilun-
gen besteht, die bestimmt sind, das Hauptproduct der Ver-
dichtung aufzunehmen/
Die gesammte Hauptmauer des -Ofens ruht auf einem
Roste von Holz. In der Grundmauer besteht in der ganzen
Länge des eigentlichen Ofens nur ein einziges Gewölbe aus
Ziegeln, während in jener des kleinen Condensators deren
zwei vorhanden sind. Zwei geneigte Ebenen, sorgfältig mit
Cement gearbeitet, bilden die Unterlage der Fahrt und ihre
Doichschiiittslinie hat eine leichte Neigung gegen das eine
Ende hin. Am Ursprünge des Gewölbebogens oder wenig
darunter sind Blechplatten gelegt, welche das obere Mauer-
werk vollständig vom unteren abscheiden, das Quecksilber,
welches beständig zwischen den Ziegelfngen durchsickert, auf-
halten, und es in die inneren Kanäle abfliessen machen,
welche es in einen am niedrigsten Ende angebrachten Behälter
abführen. Bei den alten Oefen hatte man diese Vorsorge
vernachlässigt, so dass das Quecksilber das ganze Mauerwerk
durchdrang«
Der Feuerherd ist sehr enge (0*50°^); das Brennma;
terial ist Tannenholz; die Flammen können sich ohne Schwie-
rigkeit in die Höhe des Ofens erheben. An den beiden Enden
der Erzkammer befinden sich zwei durchbi ochene Wände
aus feuerfesten Ziegeln, in Kreisbögen aufgebaut, um dem
Drucke der Füllung zu widerstehen. Das ganze Innere, sowie
die Herdkammer haben ein Futter aus feuerfesten Ziegeln.
Die beiden Seitenmauem sind oben durch ein gedrücktes
Gewölbe verbunden, in welchem man der ganze Länge nach
zwei Oeffnungen ausspart, um die Füllung zu bewerkstel-
ligen. Die äussere Wand des Herdes ist von 4 Oeffnungen
durchbohrt, jede 0'20™ breit und lang, welche der 'ganzen
Höhe nach über einander liegen; während der Operation
sind diese durch gusseiserne Thüren verschlosseii, welche
man öffnet, wenn sie zu Ende ist, damit die kalte Luft, wel-
che durch eine über den kleinen Condensator gestellte Esse
angezogen wird, ^&b Innere des Ofenraumes rasch abkühle.
Einfassungen von Holz, zwischen jed(;r Thüre und in gerin-
ger Entfernung von einander an den Seiten angebracht, sind
unter einander durch Eisenschliessen verbunden.
Ein durch eine Abtheilung des kleineu Condensators
geführter Schnitt zeigt die geneigte Ebene, welche das flüs-
sige Quecksilber in einen Kanal führt, welcher sich durch
die ganze Länge der Kammer erstreckt und mit einem Becken
in Gemeinschaft steht, das sich an dem einen Ende befindet.
Die beiden Oeffnungen jeder AbtheilUng werden während
des Betriebes verschlossen und verkittet, und sind nach
der Abkühlung zum Behufe der Reinigung des Inneren geöff-
net. Einfassungen, ähnlich denen des eigentlichen Ofens und
ebenso angeordnet, halten den ganzen Apparat fest ' bei-
sammen.
Der grosse Condensator, welchen die Rauchmassen
aus dem Ofen Nr. 6 durchziehen, besteht aus 12 Abthei-
lungen, von Scheidewänden aus gemeinen Ziegeln gebildet,
dit^ von oben her durch volle Kreisgewölbe verbunden sind.
Jede derselben hat zwei Oeffnungen zur Reini^'uug. Der
Boden wird durch zwei Ebenen gebildet, die nach aussen
geneigt sind und die Flüssigkeit in zwei Sammelkanäle er-
giessen. Starke Umfassungen von Holz, durch vier eiserne
Schliessen verbunden und zwischen jede Thüre gestellt,
unterstützen das ganze Bauwerk.
Die Grundmauer ruht abermals auf einem Roste; drei
Kanäle, wie die des kleineu Condensators, ergiessen ihreu
flüssigen Inhalt in eine mittlere Hauptrinne, welche mit dem
Hauptbehälter, der in der Nähe des Herdes angebracht ist,
zusammenhängt. (Schluss folgt.)
Notizen.
Carl Freiherr v. Soheuohenstnel, wirk!, geheimer Rath
und pens. Sections-Chef des k. k. Finanzministeriums, Ritter des
Ordens der Eisernen Krone II. Classe, Ehrenbürger der Stadt
Leoben und Mitglied mehrerer gelehrten Gesellschaften etc. ist
am 21. Juli l. J. Vorm. 9 Uhr zu Salzburg in Folge eines Öchlag-
flusses verschieden.
Der mit der Leitung des Ministeriums des Innern betraute
Minister hat den Assistenten der geologischen Reichsanst^ilt,
Bergrath Franz Foetterle zum ersten und den zeitlichen Hilfs-
goologen Dionys Stur zum zweiten Geologen der genannten
Reichsanstalt mit dem Titel und Rang eines Bergrathes ernannt.
i
j
— 244 —
/
^^.dzninistrati ves.
SrlediguLg.
Die Zeug- nnd Wirthschafts-V erwaltersstelle
bei dem k. k. Bergamte in Idria, in der X. Diätenclasse
mit dem Oehalie jährlicher 787 fl. -50 kr., — Nataralqnartier,
nebst dem Qenusse von 51 Quadratkiaftern Garten nnd 150 Qua-
dratklaftem Krautfeld, — und gegen Cautionserlag im Besoldungs-
betrage.
Gesuche sind, unter Nach Weisung des Lebensalters, der
bisherigen Dienstleistung, der erlangten Fertigkeit im Zeug- und
Material-, im Gassen- und Rechnungswesen, sowie im Goncepta-
lache, dann der Kenntniss der deutschen und sloveniscben
Sprache binnen Tier Wochen a dato bei dem k. k. Bergamte
in Idria einzubringen.
K. k. Bergamt.
Idria, am 18. Juli 1867.
Kundmaohung.
Ueber Ersuchen des k. k. Kreisgerichtes zu Eger als Berg-
gericht für den Kreis Eger vom 26. Juni 1867, Nr. 239 Mont.
wird hiemit die Neuwahl eines abgängigen bergbaukundigen
Beisitzers für den Bergsenat dieses k. k. Kreisgerichtes ausge-
schrieben und werden sämmtliche Beisitzer der im Kreise Eger
befindlichen verliehenen Bergwerke — unter Hinweisung auf den
§. 22 der Grondzüge der Gerichtsverfassung vom 14. Juni 1849
(R. G. Bl. von 1849, S. 347) auf den §. 150 des kaiserlichen
Patentes vom 3. Mai 1853 (R. G. Bl von 1853, S. 415), dann
auf die hohe k. k. Ministerial- Verordnung vom 2. Mai 1857
(R. G. Bl. von 1857, S. 323) eingeladen, behufs dessen sich am
14. August 1867 Vormittags 10 Uhr im * Amtslocale der gefertig-
ten k. k. Berghauptmannschaft in Person oder durch üire ge-
setzlich bevollmächtigten Vertreter einzufinden.
Von der k.. k. Berghauptmannschaft.
Elbogen, am 12. JuU 1867.
Kundmaehong
der Roheisenpreise der k. k. steir. österr. Eisenwerks-Direction
Eisenerz.
Loco Eisenerz Flossen)
„ Hieflau ,
„ Factorie Leoben j
„ Hammerverwaltung Wejer '. ,
„ Oberfactorje Steyer ,
„ Admont i
„ Altenmarkt und Weissenbach .... ,
n Eisenerz und Hieflau Wascheisen ....
n Eisenerz, tiefgraues Roheisen ;
» n halbirtes „
Bei gleich barer Bezahlung werden:
von 500 bis lüOO Centner auf einmal' 1%
„ 1000 n 2000 „ . r, n 2%
« 2000 » 3000 „ » » 3%
r 3000 und darüber „ „ « 4%
vom Werthe der Abnahme zu dem für Eisenerz und Hieflau
festgesetzten Preise a fl. 2-60 ö. W. pr. Centner nebst dem 1 % %
Barzahlungs-Sconto dem Käufer gutgehalten.
Eisenerz, am 21. Juli 1867.
2
60
3
3
15
3
40
2
85
2
95
2
30
3
—
2
80
(88—90)
ANKÜNDIGUNGEN.
Eine
Bergverwalters-Stelle
bei einem Steinkohlen werke in Böhmen ist zu besetzen. Näheres
gegen mündliche oder frankirte briefliche Anfragen bei: Direetipr
AdoH Grimm in BFas in Böhmen zu erfragen.
(72-74) Concurs-Kundmachung.
Für die Reactivirung und Betriebsleitung des aus 40 Grn-
benmassen nnd 6 Ueberscharen bestehenden, eine halbe Stunde
westlich von der Südbahnstation Trifail gelegenen Kohlenberg-
banes der neu gebildeten Trifail- Gewerkschaft wird ein Bergver-
walter gesucht.
Als Entlohnung wird ein Jahresgehalt von 1200 Gulden,
femer Quartier nebst Hausgarten und eine entsprechende Tan-
tieme am jährlichen Reingewinne geboten.
Bewerber um diese Stelle wollen ihre Gesuche unter Nach-
weisung ihrer theoretischen Studien im Montanfache und ihrer
bisherigen Dienstleistung im Kohlenbergbaue au den Mitgewer-
ken Daniel Dettela in Laibach innerhalb 6 Wochen, vom
Tage der Insertion gerechnet, portofrei einsenden.
Laibach, 14. Juli 1S67.
Die Seiler *Waaren-Fabrik
des Carl IHandl in Pest
erzeugt alle für den Bergbau nöthigen Seiler- Arbeiten von
vorzüglicher Qualität zu den billigsten Preisen.
Fabrik: Pest, Stodtwäldchen, Arenaweg Nr. 120, 121.
Niederlage: Pest, Joseisplatz, Badgasse Nr. 8. (51—61)
Durch die
G-. J. Manz'sohe BaohhandlunginWien,
Kohlmarkt 7,
gegenüber der Wallnerstrasse ist zu beziehen:
Lehrbuch der Aufbereitungskunde
in ihrer neuesten Entwickelung und Ausbildung systematisch
dargestellt
von P. Ritter V. Rlttlnser-
Mit einem Atlas von 34 Tafeln in Folio.
Berlin, 1867. Preis 17 fl. 34 kr. ö. W.
Taschenbuch der Aufbereitungskunde
von
P. Ritter w. Rlttlnser.
Mit Holzschnitten.
Berlin, 1867. Preis 1 fl. 34 kr. ö. W.
3—4
(75—87)
^
Paient'MBraMzünder
fflr
Felsensprengungen erzeugt und empfiehlt bestens
AL Wilh. Stelliig
in Schönlinde in Nordböhmen.
Diese Zeitschrift erscheint wöchentlich einen Bogen stark mit den nöthigen artistischen Beigaben. Der PrännmeraUonspreit
ist jährlich loco Wien 8 fl. ö. W. oder 5 Thlr. 10 Ngr. Kit franeo Postversendung 8 fl. 80 kr. ö. W. Die Jahresabonnenten
erbnlten einen o£ficielIen Bericht Aber die Erfahningen im berg- und hüttenmännischen Maschinen-, Bau- und Aufbereitungswesen
•ammt Atlas als Qratisbeilage. Inserate finden gegen 8 kr. ö. W. oder 1 V] Ngr. die gespaltene Nonpareilleseile Aufiiahme.
Zuschriften jeder Art können nur franeo Angenommen werden.
Druck von Caii Fromme in Wien.
Für den Verlag Terantwortlich : Oarl Reger.
N= 31. Oesterreichische Zeitschrift i?^^'
fär
Berg- und Hüttenwesen.
Verantwortlicher Redacteur: Dr. Otto Freiherr von Hingenau,
k. k. mnlBtexlAlrath im FlnaiiKininliteriiun.
Verlag der Q. J. Maoz'schen Baohliandliine (Kohlmarkt 7) in Wien.
Inhalt: Bericht über die Quecksilbergruben Ton New-Almaden in Cftlifornien (SchluBs). — Die EiBensteine der k. k. Mon-
tanhemchaft in Zbirow. — AdminiBtratives. — Ankündigangen.
ZargeilUligen Notiznahme.
Um In der Znsendnng unserer Zeitschrift an Jene
der resp. Herren Abonnenten, deren Pr&niimeration mit
Ende Juni erloschen ist, keine ünterbreohnng eintreten
lassen zn müssen , erlauben wir uns dieselben höflichst
um gefällig besohleonlgte, fkrankirte Einsendung
des Betrages fttr das 2. Semester mit 4 11. 40 kr.
mu ersuohen.
Bericht über die Quecksilbergruben von Xew-
Almaden in Califomien.
Von Herrn C eignet, Ingenieur. (Annales des Mines.)
(Fortsetzung und Schluss.)
Das Füllen oder Einsetzen. — Wenn der Ofen
kalt ist, steigen die Einsetzer in den Ofenraum. Sie legen
zunächst auf seine Sohle eine Schicht von den Ziegeln, die
aus dem Kleinerz gefertigt werden, wobei sie durch die
ganze Erzkammer drei Gänge für den Durchzug der heissen
Gase frei lassen. Hierauf baut man an den Seiten eine Mauer
auf aus dergleichen Erzziegeln bis beiläufig 0-60™ über dem
Gewölbschluss der Thüren, Sodann setzt man das Stückerz
ein, sorgt aber dafür, wie zuvor drei Gänge bei je 0*75"^
in der Masse auszusparen. Da die Herdgase stets bestrebt
sind, aufzusteigen und vorzugsweise durch die oberen Kanäle
fortzuziehen, so verengt man letztere ein wenig in der Art,
dass die Flammen sich auf die ganze Höhe der Füllung
gleichmässig vertheilen. Wenn der Ofenraum bis zum Ge-
wölbe voll ist, bedeckt man das Erz mit dem feinen Staube,
der aus den Condensatoren entnommen und vorher mit ge-
löschtem Kalke vermengt wird. Dann setzt man auf die zwei
Bänke, welche Vorsprünge in der Decke des Füllraumes bil-
den, gewölbte Gussplatten, die mit einem Griff versehen sind.
Die Fugen werden sofort sorgftltig verkittet und das Ganze
mit einer Schicht von feinem Mörtel bedeckt. Wenn die Fül-
lung beendet ist, vermauert man die unteren Thüren mit
feuerfesten Ziegeln in einer Dicke von 0*45™, welche mittelst
einer in die Mauer eingesetzten Gussplatte von Ol 5™ gleich
erhalten wird.
Die Füllung der Oefen Nr. 1, 2, 3, 4, 5 erfordert 4 bis 5
Stunden mit 6 Mann. Jene des Ofens Nr. 6 dauert 24 Stun-
den mit derselben Mannschaft.
Sobald die Thüren geschlossen sind, gibt man Feuer
auf dem Herde und betreibt die Heizung aufs thätigste. Je
nach dem Feuchtigkeitsgrade braucht das Quecksilber mehr
oder weniger lange Zeit zu seiner Entwicklung; im Allge-
meinen bilden sich 5 Stunden nach dem Anzünden die ersten
Tröpfchen. Die Dauer der Operation schwankt ebenfalls je
nach dem hygrometrischen Zustande der Füllung ; sie bewegt
sich zwischen 50 bis 70 Stunden.
^ Gegen das Ende ^es Vorganges hat die erste Abthei-
lung des kleinen Condensators eine so hohe Temperatur er-
reicht, dass er kein Quecksilber mehr verdichtet; die Ver-
flüchtigung ist beendigt, wenn auch die dritte Abtheilung
nichts mehr gibt
Nach Vollendung der Operation bricht man die Ziegel-
mauern an den Thüren auf und öffnet die 4 Zuglöcher des
Feuerraumes. Vor die letzteren setzt man Blechplatten, die
auf eisernen Wägen bis gerade oberhalb herzugeführt wer-
den; der Ofen wird mittelst Haken ausgeleert und die taube
Masse auf die Halde geworfen. Die Ausleerung geschieht
durch zwei Mann in 24 Stunden.
Die Leitung des Ofenbrandes erfordert 1 Mann durch
12 Standen. Dieser Arbeiter, der 4 Piaster (20 — 60 Frcs.)
Lohn erhält, muss den Fortgang der Arbeit überwachen, die
Heizung besorgen und das Quecksilber in Flaschen füllen.
Der Holzverbrauch ist 6*5 Cordes (23.627 Kubikmeter)
auf den Brand für den Ofen Nr. 6, und 5 bis 6 Cordes
(18.175 bis 21.810 Kubikmeter) für die anderen Oefen.
Nach der Ausleerung lässt man den Ofen noch durch
12 Stunden abkühlen und schreitet dann zu einer neuen
Füllung. Inzwischen reinigt man den kleinen Condensator,
aus dem viel am Boden und an den Wänden abgesetzten fei-
nen Staubes herausgeschafft wird. Dieser Staub enthält wahr-
scheinlich arsenige Säure, herrührend von dem Mispickel,
das in den Erzen enthalten ist, endlich Schwefelquecksilber,
das sich neuerdings gebildet hat. Man braucht diess nur
mit gelöschtem Kalke zu vermengen und der Luft auszu-
setzen, um daraus auf jeden Brand 20 Flaschen, gleich
226*5 Kilogramm, Metall abzuziehen.
Folgende Uebersichtfftabelle zeigt den Gang der 6 Oefen
während des Monats Januar 1865.
246
1
Nummer der
Oefen
2 1 3
Anzahl der
4
Derbes
Erz
KUog.
5
Körniges
Erz
KUog.
6
Erdiges
Erz
Kilog.
7
Zusammen
Kilog.
8
Anzahl der
Flaschen
Gewicht
Kilog.
Ausbringen
p. c.
Füllungen
Stunden
1
2
3
4
5
6
6
C
6
7
7
4
396
386
384
426
3b9
518
3.624
7.248
21.744
9.966
162.460
151.930
166.250
IS6.136
180.430
215 718
25.820
22.378
18.256
26.047
21.744
36 783
191.904
174.308
191.754
212.1S3
223.018
262 4»i7
557
513
590
570
782
756
18.924-0
17.383-6
20.045-1
19.365-5
26.56S-3
25.685- 1
9-34
9-98
10-45
9-12
11-86
9-78
Zusammen . . .
MiUcl auf die Fftl-
Inngr
36
2499
62
42.562
1.182
1,062.924
29.525
151.U2S
4.195
1,256.534
3J.902
3.768
94
127.971-6
3.008-4
10-29
***"»
In der vorstehenden Tabelle sind die Mittelzahlen für
die Rubriken 3, 8, 9, 10 berechnet worden, ohne den Ofen
Nr. 6 in Bechnung zu ziehen, der erst zu Anfang des Monats
in Gang gesetzt wurde. Man konnte bei diesem letzten Ofen
das Verhalten bei der frischen Anheizung beobachten. Die
Dauer der Operationen nimmt hier fortwährend ab, bis
sie fast dieselbe Stundenzahl erreicht, wie in den anderen
Oefen; ebenso nimmt das Ausbringen immer zu; die Verluste
während der zwei oder drei ersten Brände kommen davon,
dasB ein Theil des Quecksilbers in das Mauerwerk eindringt.
Ueber das in jedem Ofen verbrauchte Brennholz wird
genaue Rechnung nicht geführt, und man erkennt nur aus
dem Stande des Vorrathes die Gesammtabgabe. Indessen
haben wiederholte Versuche erwiesen, dass der Verbrauch
5 bis 6 Cordes Holz für den Brand in den Oefen Nr. 1, 2,
3, 4, 5 und 672 Cö^'^^s im Ofen Nr. 6 war. Demnach würde
man in den ersteren 0.585 bis 0-702 Kubikmeter auf die
Tonne Erz verbrennen, das ist 0635 Kubikmeter auf 100
Kilog. Quecksilber; und im letzteren 0.660 Kubikmeter auf
die Tonne Erz oder 0.668 Kubikmeter auf 100 Kilog. Queck-
silber. Diese Zahl f&Ut etwas höher aus, weil das Ausbringen
der ersten Füllungen geringer war als das der nachfolgenden.
Der grosse Condensator der Oefen Nr. 3, 4, 5 com-
municirt durch einen 100 Meter langen, 0*80 Meter weiten
bergan steigenden Kanal mit einer Esse von 10 Meter Höhe;
der Höhenunterschied ist 50 Meter. Unten wird auf einem
Herde beständig ein Zugfeuer unterhalten, welches eine Corde
Holz (3.635 Kubikmeter) täglich consumirt, die man noch
zum Verbrauche der drei Oefen hinzuschlagen muss.
Die Esse des Ofens Nr. 6 hat eine Länge von ungefähr
25 Metern und der Zug der Gase wird durch einen Höhen-
unterschied von 50 Metern bewirkt.
Der Ofen Nr. 5 ist im Wege des Contracts hergestellt
worden und zwar um 5-51 9*75 Dollars oder 28.426'71 Frcs.
Der Ofen Nr. 6 nebst dem grossen Condensator haben alles
zusammengenommen beiläufig 1 5.000 Dollars oder 77.250
Francs gekostet.
Man kann die Vortheile von Oefen in grossen Dimen-
sionen, gleich denen des Ofens Nr. 6, wie folgt zusammen-
steilen :
1. Verminderter Verbrauch von Brennstoff (0283 Ku-
bikmeter weniger auf die Tonne, oder 2*08 Frcs.)
2. Geringere Zahl Oefen für eine gegebene Erzeugung,
folglich Verminderung der Tilgungskosten.
3. Mit derselben Zahl Oefen kann man ärmere Erze
verarbeiten und so die Kosten des Pochens und Scheidens,
welche sehr hoch kommen, herabsetzen, (41*62 Francs die
Tonne); es werden zwar in diesem Falle die Ausgaben für
Zufuhr, Füllung und Leerung der Oefen vermehrt, aber
keineswegs in demselben Verhältnisse ; ausserdem wird ver-
möge der Verarbeitung weniger reicher Erze die Erzeugung
grösser und der Gcstehungspreis niedriger ausfallen.
4. Endlich wird beim Verarbeiten der armen Erze das
Ausbringen ein bessires; denn der in ihnen enthaltene Kalk
ist in einem Ueberschusse vorhanden, was bei den reichen
Erzfn nicht der Fall ist; es ist wahrscheinlich, dass dann
weniger Staub in den Condensatoren sich absetzen, und dass
die Rückstände nach dem Brennen geringhaltiger sein
werden.
Das Quecksilber, welches aus den verschiedenen Thei-
len der Ofenräume und aus den Condensatoren abfliesst,
vereinigt sich in grossen gusseisernen Kesseln, die am Ende
der Oefen in der nächsten Nähe des Herdes angebracht sind;
so kann der Arbeiter leicht diesen letzteren besorgen und das
Quecksilber in Flaschen fällen. Diese bestehen aus Guss-
eisen ; leer wägen sie 5 '89 Kilogramm, voll 34*65 Kilogramm;
sie enthalten somit 28*76 Kilogramm Metall; sie kosten nen
10*30 Francs das Stück, zur Hütte gestellt.
Die Anfertigung der Ziegel aus erdigem Erz wird in
Gedingarbeit gegeben, das Tausend zu 20*60 Francs.
Es ist zu Almaden noch kein regelmässiger Versuch
abgeführt worden, um den Verlast an Quecksilber bei der
Hüttenarbeit festzustellen; man nimmt an, ohne Beweise
dafür zu haben, dass derselbe 1 bis 1 y^ Procent gewesen
sei von jenem Ausbringen, welches in geschlossenen Ge-
fassen (Retorten) bei vorhergehender Mengung mit gelösch-
tem Kalke erzielt worden war.
Erzeugung. — Während der 31 Monate vom 1. Fe-
bruar 1861 bis zum 31. August 1863 war die Erzeugung
der Hütte die nachstehende:
Vom 1. Februar 18611
bis j. Februar 1862]
Vom 1. Februar 1862^
bis 1. Februar 1863i
Vom 1. Februar 18631
bis 31. August 1863 J
Zusammen in 31 Monat. 15,774.706 2,559.064 1622
Folgendes war die Erzeugung der verschiedenen Oefen
vom 1. November 1863 bis 1. November 1864.
Durchgesetzt
Kilog. Erz
Erhalten
Kilog. Qnecks. p. c
5,595.786
931.881 16-65
6,927.568
1,129.175 16-30
3,251.352
498.008 15-31
— 247 —
Uebersicht
der GeBammt-Erzeagung während des Jahres 1863 — 1864.
e f e n
Zahl der
Füllungen
Derbes
Erz
Kömiges
Erz
Erdiges
Erz
Summe
Flaschen-
zahl
Gewicht
des
Quecksilbers
Ausbringen
Ofen Nr. 1
. n 2
n »3
„ « 4
n «5
In den Grundmauern der alten
Oefen gefundenes Quecksilber
56
56
62
60
30
Kilog.
29.581
249.238
114.109
105.592
Kilog.
1,499.702
1,499.518
1,722.215
1,709.621
899.657
Küog.
353.067
357.054
303 193
331.460
129.966
Kilog.
1,882.350
1,S56.572
2,274.646
2,155.190
1,135.215
7.765
7.036
10.870
8.153
5.126
627
Kilog.
263.814
240.046
369.315
276.997
173.477
21.302
p. c.
14-01
12-92
16-23
12-85
15-28
Mittel auf die FüUung . .
264
498.520
1.8S8
7,330.713
23.980
1,474.740
5.586
9,303.973
31.454
39.577
147
1,344.951
5.014
14-22
Aus vorstehender Tabelle ist ersichtlich, dass die Gru-
ben die verschiedenen Erzgattungen in folgenden Verhältnis-
sen liefern :
Derbes Erz (Stückerz) 6 00
Körniges n . . . . 76-24
Erdiges i, . . . . 17'76
100-00
Oberaufsicht
Fahrlöhne
Man kann annehmen, dass die Erden 5 Percent Queck-
silber halten, wodurch sich der Gehalt der Stücke und der
Körner auf 18*31 Percent stellen würde.
Gestehungskosten. — Die Gesammtausgaben für
den Hüttenbetrieb während des Jahres, das wir in Betracht
ziehen, sind nachstehende gewesen :
Francs
13.32705
43.56743
Erhaltung und verschie-
dene Arbeiten
Maurer 3.65418
Zimmerleute 18.892*71
Maschinisten uud Schmiede 33.375*39
verschiedene Handarbeiter 107.247-76
163.17004
Ofenbetrieb
91.491*88
/Werkmeister 17.987*46\
IMaurer . . .' 1.913-42/
iHandarbeit bei den Oefen 42.015'4l[
jOfenfüller 16.898 68[
lOfenausleerer 6.210-571
Unfertigen von 313.900 Erzziegeln k 20*60 Frcs. das 1000 6.466 34/
Handarbeiten beim Ofen Nr. 6 20.347*37
Zusammen 331948.77
Bezieht man diese Ausgaben (mit Auslassung der zur
Errichtung des Ofens Nr. 6 erforderten) auf die Tonne im
Ofen durchgesetzten Erzes und auf 100 Kilog. erzeugten
Quecksilbers, so erhalten wir folgende Zi£fem :
Ausgaben auf Ausgaben
die Tonne auf 100 KU.
Erz Quecksilber
Frcs. Frcs.
Oberaufsicht 1*43 .. . 0*99
Fuhrlöhne . 468 . . . 324
Erhaltung und verschiedene Arbeiten 15*09 . . . 10*44
Werkmeister 1-71 ... 1*33
Maurer 019... 0.13
Handarbeit bei den Oefen . . 4 51 ... 3*10
lOfenfüIier 1*81 ... 1-26
Ofenleerer 0*66 . . . 0'45
Erzziegei-Fertigung .... 0*69 . . . 0*48
Zusammen 30*77 . . . 21*44
Betrachtungen über das Erträgniss. — Wäh-
rend des Jahrganges vom 1. November 1863 bis 1. Novem-
ber 1864 sind die Ausgaben jeder Art an der Grube und
bei der Hütte folgende gewesen :
für 12 Monate zusammen . . . Frcs. 3,106.527*60
für die Grube Enriqueta ... n 520.205*35
Zusammen '^ 3,626.732*95 ■
Diesen Ausgaben muss man noch die Verwaltungs- und
Comptoirkosten, sowohl in New-York als in San Francisco,
hinzufügen ; ich glaube mich von der Wahrheit nicht weit
zu entfernen, wenn ich sie mit 250.000 Frcs. veranschlage.
Sonach würden die baren Auslagen für das ganze Jahr be-
tragen haben 3,876.732*95 Frcs.
Die Tonne im Ofen durchgesetzten Erzes
kommt sonach auf 416*67 Frcs.
100 Kilog. Quecksilber auf 288*24 n
Die folgende Berechnung zeigt noch die Natur der
verschiedenen Betrieb smaterialien und sonstigen Ausgaben
während der 8 Monate vom 1. November 1863 bis 30. Juni
1864:
- 248 -
Allgemeine
Kosten
Bergbau
Hatte
Pres.
(Verwaltung, Comptoira 166.666*00]
Besoldungen bei der Grube und Hfltte 32.985'60> 207.686*43
Verschiedene Ausgaben 8. 034' 83 j
/Grubenbetrieb l'213.039*87l . _^ ^^^ ^^
lAuBserordentliche Arbeiten 45.792'06/ ^'^^^^^^^ ^^
rHandarbeit bei den Oefen
191.744*36
55.667061
|VerBchiedene Handarbeit 136.077-30i
Frachtlöhne fär Quecksilber nach Alviso und für Materialien von San Francisco 29.487'68
Betriebs-Material
. . 11.916*15
. . 10.607*39
. . 23.584-40
. . 31.373*68
. . 27.642-19
. . 7.225-91
. . 47.094-67
. . 2.072-63|
. . 7.37506
. . 34.846-40
. . 869-22
. . 402-68
. . 9.155-93'
. . 28.92512
. . 952-20
. . 141.48
\ leere Flaschen 15.189 120.008-54,
[Eisen 13.880 Kilog
Stahl 4.455 Kilog
kleine Metallwaaren
Kerzen zur Grubenbeleuchtung 16.252 Kil. . .
Grubenöl 7.961 Kil. (Fett?)
Stoppinen 28.332 Meter
Erzs&cke^ 4.125 Stück
Maschinenöl 1.370 Liter
Grubenhölzer 11.639 Stück
Brennholz 4.742 Kubikmeter
Kalk 9.422 Kilog
{Sand 56 Tonnen
Steinkohlen (für die Schmiede etc.) 48.486 Kilog.
Bauholz
Dachschindeln 57.250 Stück
Stützbalken 610
416.326*72
Verschiedenes
52.13307
;/
Bau des Ofens Nr. 5
28.458-79
Zusammen Frcs. 2429.535*91
Während dieser 8 Monate hat nmn 5,230.138 Kilogramm Erz durchgesetzt, welches 731.602 Kilogramm Queck-
silber ausgegeben hat. Wenn wir die Kosten des Ofenbaues Nr. 5 nicht berücksichtigen, so erhalten wir folgende Zahlen :
Kosten auf die Kosten auf 100
Tonne Erz Kilog. Quecksilber
Frcs. Frcs.
Allgemeine Kosten 39*70 28*38
{Grubenbetrieb 231*91 .... . 165*80
Ausserordentliche Arbeiten 8*18 5*84
rHandarbeit bei den Oefen 1064 761
iVerschiedene Handarbeit 2601 18*60
Fuhrlöhne 563 403
Verschiedene Betriebsmaterialien 79-41 56*90
Bergbau
Hütte
Diese Gestehungskosten werden sich in Zukunft ver-
mindern; denn sie sin'd für dieses Jahr noch belastet mit
den Baukosten des Ofens Nr. 5 und eines Theiles des Ofens
Nr. 6, dann der Eisenbahn von der Grube zur Hütte ; aus-
serdem sind alle grossen Schürfarbeiten oder Versuchsbaue
beinahe beendet, und man kann überschlagen, dass für das
Jahr 1865 die 100 Kilogramm Quecksilber auf 200 Francs
zu stehen kommen werden, um noch weiter abzunehmen und
bis auf 1 50 Francs wahrscheinlich herabzugehen.
Betriebs-Capital. — Während des Baues der
Eisenbahn von der Hütte zur Grube und des Ofens Nr. 6
betrug das umlaufende Capital für die verschiedenen Berg-
bau-Arbeiten 60.000 Dollars oder 309.000 Francs monat-
lich; man glaubt indess, dass, sobald diese fertig sind,
40.000 Dollars oder 206.000 Francs für eine Erzeugung
von 5000 Flaschen (gleich 143.800 Kilog.) genügen werden.
Zusammen 401*48 287*16
Der Zinsfuss für das von den Banquiers zu Francisco vor-
gestreckte Geld wechselt von 1 bis 1 V2 Procent pro Monat.
Gesellschaftliches Capital. Interessen. —
Das nominelle Capital der Compagnie ist 10 Millionen Dol-
lars oder 51,546.392 Francs. Aber dieses Gesellschaftsver-
mögen, wie das aller seit dem Bürgerkriege der Vereinigten
Staaten entstandenen Handels-Verbindungen, besteht in Pa-
piergeld (greenbacks) dessen Curs ein sehr veränderlicher
ist. Zur Zeit, als sich die Compagnie New-Almaden bildete,
stand das Gold zu New-York auf 220 Francs, das heisst,
das Papiergeld stellte nur 45*45 Proeent seines Nennwerthes
vor. Das wirkliche Capital belauft sich in Folge dessen auf
23,427.835 Francs.
Nehmen wir einmal an, die Zahl 288*24 Francs stelle
genau den zur Erzeugung von 100 Kilogramm Quecksilber
nöthigen Kostenaufwand vor. Die Verkaufspreise auf dem
- 249 —
Markte San Francisco stehen auf 739*51 Free, die 100 Kilog.
täT den Localgebrauch, und auf 654*09 Free, ffir die Aus-
fuhr. Nun ist während des Jahres 1864 die Erzeugung Al-
madens 42.820 Flaschen zu 28*76 Kilog. und die Ausfuhr
36.927 Flaschen gewesen; man hat folglich in Californien
5.893 Flaschen verbraucht oder verkauft, was den mittleren
Verkaufspreis auf 661*90 Frcs. stellt. Rechnet man auf die-
ser Grundlage, so wäre der Gewinn für den Jahrgang 1863
bis 1864 gewesen 661*90 — 288*24 = 373*66 Frcs. auf
100 Kilog. Quecksilber, das ist 5|025.543'91 Frcs. oder
21*45 Procent vom Capitale. '
Qneckailber-Erze In OalifonileiL
Ausser den Bergwerken von New^ Almaden gibt es in
Califoroien noch mehrere andere Grubenbaue auf Quecksil-
ber. Wir haben schon gesehen, dass die Grube Enriqueta
zur Zeit nicht bearbeitet wurde. Dasselbe ist der Fall mit
der Grube New-Idria, 60 Meilen südöstlich in der Grafschaft
Tresno; ihre Erzeugung ist niemals beträchtlich gewesen
und ihre Entfernung von jedem Centralpunkte vermindert
noch ihre Bedeutung; ein Process ist die Ursache von der«
dermaligen Einstellung der Arbeiten.
Die Grube Guadalupe, 2 Meilen von Almaden, ist auf-
gelassen.
In der Grafschaft Santa Barbara hat man den Bau auf
einem Zinnoberlager in Angriff genommen, welches angeb-
lich sehr reich ist, aber noch keine Ausbeute geliefert hat.
Endlich hat man auf mehreren anderen Punkten Cali-
fomiens Ablagerungen von derselben Natur gefunden ; aber
ihre Bedeutung wie Erzeugung ist bis jetzt Null gewesen.
Erzeugung. — Es ist mir unmöglich gewesen, mir die
Uebersicht der allgemeinen Quecksilber-Production von Ca-
lifornien seit 1853 au verschaffen. Aber man wird einen
Begriff von ihrer Bedeutung erlangen, wenn man die Ziffern
der Ausfuhr betrachtet.
Jahrgang
1853
1854
1855
1856
1857
1858
1859
1860
1861
1862
1863
1864
Küog.
539.560 aus New-Almaden
601.638 »
781.265
682.762 «
784.054 «
694.323 n
97.755
268.848
1,035.216
und New-Idria
Almaden unter Sequester,
von New-Idria, Enriqaetau. Guadalupe
von New-Almaden, New-Idria, Enri-
queta und Guadalupe.
970.563 von denselben Gruben.
748.162 Ton New-Almaden und Enriqueta.
1,062.020 von Almaden allein.
8,266.166 Kilog.
Während der 6 letzteren Jahre hat sich die Ausfuhr
in folgender Weise vertheilt:
Jahrgänge
1859
ia60
1861
1862
1863
1864
nach:
New- York nnd Boston
England
Mexiko San Blas und Mazsatlan . . «. .
China
KUog.
7.190
2.962
30.716
16.422
26.747
n
9.347
3.825
547
Küog.
11.504
111. "761
78.083
21.570
29.910
n
2.'876
3.739
9.405
Kilog.
17.256
71.900
346.874
396.543
80.643
59.217
3.163
1.438
53.206
1.639
3.337
Kilog.
65.141
43.140
425.015
250.931
98.906
50.215
1.150
719
23.008
12.194
144
Küog.
2.732
30.544
333.328
255.648
97.094
14.380
1.150
8.628
3.451
1.207
Küog.
42.996
46.275
215.212
543.794
123.668
76.904
863
7.535
2.876
1.294
604
Peru
Chili
Central-America
Janan
Australien
Panama . . «
Victoria
97.755
268.848
1,035.216
970.563
748.162
1.062.020
Um die Gesammterzeugung der Quecksilbergruben
Califomiens zu erhalten, müsste man zu den Ziffern der
Ausfuhr noch jene des Verbrauches im Lande hinzurechnen.
Man kann den letzteren auf 120.000 Kilog. schätzen, bis
die Gruben von Washve entdeckt wurden und 1860 in re-
gelmässigen Betrieb kamen; von da an auf 180.0i)0 Kilog.
jährlich. Die neuen Zinnobergruben würden also im Zeit-
räume von 12 Jahren nahe an 10 Millionen Kilog. Queck-
silber geliefert haben.
Preis des Quecksilbers. — Als die Grube New-
Almaden anfing Metali zu erzeugen, wurde dasselbe in San
Francisco zum Preise von 450 FVcs. für 100 Kilog. in Han-
del gebracht, um die fremde Concurrenz verschwinden zu
machen. Nachdem dieser Zweck erreicht war, stieg der Preis
und stand im Jahre 1855 auf 560 Frcs. Zur Zeit der
Sequestration von Almaden ging er bis 640 Frcs.
Man hätte glauben sollen, dass er mit einer grösseren
Erzeugung zurückgehen werde, diess geschah jedoch nicht,
indem gegenwärtig die Verkaufspreise auf 739'51 Frcs. für
den inneren Verbrauch und 654*09 Frcs. für die Ausfuhr
stehen. Insoferne nicht eine beträchtliche Steigerung des
Quecksilber-Verbrauches eintritt, werden sich diese Preise
noch lauge behaupten; ein vorübergehendes Fallen wird
zuweilen vorkommen und von der Compagnie Almaden selbst
ausgehen, indem es nur den Zweck hat, den Mitbewerb der
anderen Quecksilbergruben des Landes zu verhindern.
Nachstehende Uebersicht gibt in Dollars den Werth des
in Californien bis zum Jahre 1 852 eingeführten Quecksil-
bers, zu welchem Zeitpunkte die Einfuhren aufgehört haben;
nämlich in den 12 Jahren von 1840 bis 1851, zusammen
für 766.071 Dollars oder jährlich im Durchschnitte für
63.840 Dollars.
Allgemeine Betrachtungen über die öko*
nomischen Verhältnisse der Quecksil bergru-
ben in Californien. — Die Quecksilber-Bergwerke in
Californien sind mit Ausnahme desjenigen, worüber ich hier
Bericht erstatte, in ökonomischer Beziehung ziemlich unsichere
Geschäfte. Ich habe bereits bemerklich gemacht, dass die
— 250
Ausbeutung der ZiDuoberlager, welche überall dieselbe Be-
schaffenheit zeigen, sehr schwierig ist, eine genaue Kennt-
niss dieser unregelmässigeu Schichten erfordert und die
Verwendung so geschickter Arbeiter voraussetzt, wie es die
Mexikaner und Chilenen sind. Es ist nachgewiesen, dass
manchmal sehr reiche Ablagerungen, die an verschiedenen
Orten Califomiens gefunden worden sind, sehr bald erschöpft
waren und dass es nicht gelang, deren Fortsetzung wieder
aufzufinden aus Mangel an Erfahrung in Nachforschungen
dieser Art. Wenn aber auch nicht solche widrige Zufälle
die Ausbeutung erschwert hätten, so würden diese Unter-
nehmangen nichts desto weniger gescheitert sein. Derglei-
chen Geschäfte erfordern mächtige Capitale und viel Geduld.
New-Almaden mit seiner Ungeheuern Erzeugung kann, wenn
alle grossen Vorarbeiten vollendet sein werden, nebst der
Grube Enriqueta, welche demnächst in Betrieb kommen wird,
den Verkaufspreis des Quecksilbers der Art herabsetzen,
dass für lange Zeit keine andere Compagnie neben ihr wird
aufkommen können. Im Jahre 1865 wird die Erzeugung
auf 5000 Flaschen monatlich gebracht sein, gleich 1 43*800
Kilog., was über 1,700.000 Kilog. für das Jahr ausmacht;
in zwei Jahren wird dieselbe leicht 3 Millionen Kilogramm
erreichen können. Mit einer solchen Production ist jede Oon-
currenz unmöglich, es wäre denn, dass die Gold- und Silber-
bergwerke in Mexiko einen unermesslichen Aufschwung
nähmen; wäre aber auch letzterer ebenso gross, wie der von
Californien, so lässt sich bestimmt sagen, dass jener Zeit-
punkt noch ziemlich ferne liegt.
Die oben gegebenen Ziffern weisen die grosse Bedeu-
tung der californischen Quecksilbergruben nach, welche der-
malen schon so viel erzeugen, als alle Grubenbetriebe der
alten Welt zusammengenommen. Ihre Erzeugung hat keine
andere Grenze, als die Consumtion selbst, und wenn einmal
hier die Handarbeit vermindert ist, wird dieses Metall auf
den Märkten Europa*s jenes verdrängen könnep, das aus den
uralten Gruben von Almaden, von Idria etc. gewonnen wird.
Ueber.das Quecksilber In Amerioa.
Es dürfte von Interesse sein, hier noch einige Nach-
richten über die Quecksilbergruben beider America's mit-
zutheilen. Ich entnehme diese Notizen dem Werke des Pro-
fessors Whitney, das den Titel führt: metallic wealth ofthe
United siates.
Peru. — Die Gruben von Peru sind bis zum Jahre
1853) dem Zeitpunkte der Herausgabe jenes Werkes, die
Hauptquelle des Quecksilbers für das americanische Festland
gewesen. Die Zinnoberlager sind hier zahlreich; aber die
wichtigsten befinden sich in der Provinz Huanca velica. Die
berühmteste Grube ist jene von Santa Barbara, welche die
Einwohner die grosse Grube nennen. Sie wird seit 1856
bearbeitet; ihre Erzeugung ist sehr herabgegangen und über-
schreitet nicht 50.000 Kilog. im Jahre.
Nach Humboldt hat diese Grube von 1570 an bis 1789
die Masse von 1,040.452 Centnern Metall hervorgebracht.
Zum Preise von 375'95 Frcs. den Centner berechnet, zu
welchem Preise es vou der Regierung, welche das Monopol
dieses Handels besass, verkauft wurde, würde jene Quan-
tität einen Werth von 391,164.423 Frcs. vorstellen. Die
mittlere jährliche Erzeugung war ungefähr 6000 Centner;
in den besseren Jahren kam sie bis auf 10.500. Vom Jahre
1790 bis 1845 ist sie beiläufig 66.000 Centner gewesen.
Es werden in Peru noch einige andere Gruben abge-
baut, allein sie sind weniger bedeutend, als die von Huanca
velica. Die sämmtliche Erzeugung dieser Grube beläuft sich
auf ungefähr 203.000 Pfund im Jahre, das heisst auf die
Hälfte der von Santa Barbara.
Auch in mehreren anderen Gegenden Südamerica*s ist
Quecksilber angetroffen worden, aber an keinem Punkte
haben diese Ablagerungen eine Bedeutung gezeigt. Hum-
boldt erwähnt das Dasein von Zinnober in New-Granada.
Mexiko. — Mexiko enthält mehrere Zinnoberlager,
welche nicht abgebaut werden. Humboldt und Saint-Clair
Duport führen folgende Punkte als die wichtigsten an:
Gigante, bei Guanajuato; Rincon de Centeno, bei Queretaro;
Durasno in der Pierra de Pinos und andere Punkte in der
Provinz San Luis de Potosi; Melilla in der von Zacatecas
und El-Doctor in jener von Queretaro. Die seltenen in
Betrieb stehenden Qruben liefern nur wenig Metall, dessen
Menge sich nicht näher angeben lässt.
Vereinigte Staaten. — In dem Theile der Ver-
einigten Staaten, welcher am linken Ufer des Mississippi
liegt, kennt man keine Ablagerungen von Zinnober. Dagegen
soll man deren in Neu-Mexiko entdeckt haben, beläufig 40
Meilen nördlich von Santa F^; aber bei weitem die vornehm-
sten sind die von Californien.
Die Eisensteine der k. k. Montanherrschaft
Zbirow. '
Von Carl Balling, Assistent an der k. k. Bergakademie
zu PHbram.
Seit meiner Aufnahme in Staatsdienste (Novemb. 185S)
wobei ich den Eisenhütten der Staatsdomäne Zbirow als
Candidat zur Verwendung zugewiesen wurde, hatte ich mir
vorgenommen, die sämmtlichen, dort in den Hohöfen zu
Kaiser Franzensthal, Hollaubkau und Straschitz zur Ver-
schmelzung gelangenden Erze einer vollständigen chemischen
Analyse zu unterziehen, weil einestheils mit Ausnahme eini-
ger weniger von früherer Zeit vorhandener Analysen die
chemische Zusammensetzung der übrigen Eisenerze nicht
bekannt war, anderentheils die gewöhnlichen Eisenproben
oder eine qualitative Analyse eines Erzes als Anhaltspunkte
für den Betrieb unzulänglich sind und ich überzeugt bin,
dass nur eine quantitative Analyse, welche über sämmt-
liche Mengen , auch jene der entfernteren Bestandtheile
eines Erzes Aufschluss gibt, allein den richtigen Leitfaden
zur Beurtheiiung und Behandlung desselben bietet. Die
Ausführung dieses Vorsatzes erforderte leider mehr Zeit als
ich gewünscht, und obwohl ich schon Anfang des Jahres
1859 diese Arbeit begonnen und stetig fortgearbeitet habe,
so wurde ich doch während der Fortsetzung derselben viel-
fältig verhindert und aufgehalten, und war erst in jüngster
Zeit im Stande, die mir gestellte Aufgabe zu Ende zu führen.
Indem ich die Resultate dieser Analysen folgen lasse,
ist es nicht Zweck dieser Mittheilung, auch eine geologische
Skizze des Zbirower Eiseusteinvorkommens zu geben; es
ist diess schon durch Herrn Bergrath Lipoid in seiner Ab-
handlung ,,Ueber die Eisensteinlager der siluri-
schen Grauwackenformation in Böhmen» im Jahr-
buche der geologischen Reichsanstalt, Band XHI geschehen;
allein in so weit die geologischen und Betriebsverhältnisse
der einzelnen Eisensteingruben zur besseren Deutlichkeit
auszuführen nöthig und bei Beschreibung der einzelnen Zei-
chen zu wissen wünachenswerth sind, habe ich dieselben
mit aufgenommen, und für diesen Theil meiner Arbeit theila
— 251
die oben citirie Abhandlung benutzt, theils wurde ich hier-
über durch die brieflieben Mittheilungen des k. k. Berg-
meisters, Herrn Friedrich Czerny in Wossek, in Kennt-
niss gesetzt, wofür ich demselben hier meinen schuldigen
Dank ausspreche.
Die Analysen sind mit nur wenig Ausnahmen, was je-
doch immer ausdrücklich bemerkt wird, sonst sftmmtlich an
genommenen Durchschuittsproben ausgeführt worden, und
habe ich diese Proben während der Zeit meiner Verwendung
aU Praktikant grösstentheils selbst genommen, zum Theil
aber verdanke ich dieselben den betreffenden Hütteoverwal-
tungen durch die gefällige Vermittlung der hier absoIVirten
Bergeleven Herren Carl v. Brunnberg und Franz
Schmolik und zum geringsten Theil habe ich dieselben
jenen Durehschnittsprobenpaqueteu entnommen , welche
Eigenthum der Pi*ibramer k. k. Bergakademie sind, durch-
gehends aus jüngerer Zeit herrühren und den Hüttencurs-
eleven zu einzelnen Bestimmungen dienen.
Wenn auch die Zusammeitsetzung der Eisensteine sich
zeitweilig ändert, so ist doch diese Aenderung nie so be-
deutend, dass das durch eine Analyse einmal erhaltene
Bild derselben wesentliuh gestört würde und es behalten
die so erhaltenen Resultate lange Zeit hindurch ihre Gil-
tigkeit.
Die Eisensteine der k. k. Montanherrschaft Zbirow sind
in den untersilurischeu Schichten der Grauwackenformation
eingelagert, und zwar innerhalb der Kruschuahora-, Komo-
rauer und Rokitzaner Schichten, von welchen mit nur sehr
weui^ Ausnahmen die Komorauer Schichten die eigentlichen
erzführenden sind, während die Rruschnahora-Schichten das
Liegende und die Rokitzaner Schichten das Hangende der-
selben bilden. Auf der Zbirower Herrschaft besitzt das Aerar
29 Eisensteinzechen, von welchen gegenwärtig aber nur 21
in Betrieb und S in Fristuug sind, mit einer Gesammtfläche
von über 300 Grubenmassen.
Nach der Lage der drei Hohöfen, welche sich auf der
Herrschaft befinden, sind auch die Bergbaue in drei Gruben-
reviere abgetheilt und das Grubenrevier Wossek der Hütte
in Hollaubkau, das Grubenrevier Kru seh na bor a dem Hoh-
öfen in Kaiser Franzensthal und das Grubenrevier St.
Benigna der Hütte in Straschitz zugehörig. Dieser
Eintheilung folgend, will ich nun die einzelnen Gruben und
die Analysen ihrer Erze anführen.
L Das Wosseker Grubenrevier.
Das Revier umfasst folgende Bergbaue: A) Auf Roth-
eisenstein: 1. Die Leopoldizeche bei Wossek, 2. die
Zeche in Ausky, 3. die Christianizeche bei Rokitzan und 4.
die Zeche bei Syra. B) Auf Brauneisenstein: Die
Antonizecbe bei Sweikowitz, die Zeche bei Hurek und die
Friedrichzeche am Berge Rac, In der letzteren findet sich
ausserdem auch Sphärosiderit.
1. Die für jetzt bedeutendste Zeche dieses Reviers ist
die Leopoldizeche bei Wossek.
Die Eisensteinablagerung besteht aus 2 Flügeln, einem
nördlichen, auf welchem Graf Sternberg belehnt ist und
einem südlichen, auf welchem das Aerar seine Massen ge-
streckt hat. Die Theilung des einst zusammenhängenden
Lagers ist eine Folge der durch den Porphyr erzeugten He-
bungen, und es ist hiedurch der südliche Flügel derart zer-
rissen worden, dass er in mehrere Stücke getheilt ist, wel-
che man früher für selbstständige Erzstöcke ansah. Zum
Liegenden hat das Lager unmittelbar den Porphyr, zum
Hangenden schwarze Schiefer nnd Quarzit. Gegenwärtig
steht der sogenannte achte Erzstock, d. i. der westlichste
Theil des südlichen Lagerflügels im Abbau. Derselbe ist auf
eine Länge von 35 und auf eine flache Teufe von 42 Klaf-
tern ausgerichtet und führt ^linsenförmigen Rotheisenstein
in einer Mächtigkeit von 2 — 3 Klaftern. Das Lager setzt
nicht weiter in die Teufe und es ist gegenwärtig noch frag-
lich, ob es gelingen wird, im Streichen noch einen Lager-
theil aufzudecken. Hie und da finden sich Einlagerungen
eines blauen Chamoisit's, welcher jedoch ausgehalten wird.
Früher, vorzüglich auf dem sechsten Erzstock wurde Zin-
nober in l — 2 Linien starken Schnürchen im Eisenstein ge-
funden, was jedoch jetzt nicht mehr der Fall ist.
Der Eisenstein enthält:
E'senoxyd 38*7
Eisenpxydul 1 j '4
Thonerde 7 2
Kalkerde 0*6
Mangaiioxydul .... 0*2
Kieselerie 23'9
Schwefelsäure . ^ . ^ 9
Pitosphoreäure .... Spur
Kohlensäure ..... 7*6
Hydratwasser .... 9*5
Quecksilber «... sehr deutliche Spuren
Zusammen 100*0
2. Die Ablagerung des Eisensteines der Auskyzecbe
ist durch die Porphyrerruptionen ebenfalls gestört und ist
theils auf dem Porphyr muldenförmig aufgelagert, theils
sattelförmig gehoben, theils ist dieselbe in grosse Linsen
bildende Erzstöcke zerrissen. Mittelst eines 700 Klafter lan-
gen Stollens sind 6 Erzstöcke von 15 — 30 Klaftern Länge
und 5 — 15 Klaftern Breite unterfahren worden, und wurden
daselbst verschiedene Rotheisensteine gewonnen: 1. Dichter
Rotheisenstein, 2. sogenanntes Stahlerz (dort von den Berg-
leuten Ocelka geiunnt), ein feines, dichtes und inniges Ge-
menge von Quarz und Eisenstein und 3. linsenförmiger Roth-
eisenstein, in welchem man Abdrücke von Orthisarten findet.
Mitunter (besonders häufig in den Eroberungen der Jahre
1S58 und 1859) enthält das Ausker Erz bis wallnussgrosse
Stücke reinen Quarzes, welche bei der Schlegelung auf dem
Erzplatz ausgehalten werden. Das Lager hat Porphyr, stel-
lenweise Quarz- und Kieselschieferconglomerate mit Roth-
eisenerz als Bindemittel zum Liegenden und verschieden
gefärbte Schiefer zum Hangenden. Die Zeche ist ziemlich
abgebaut und es werden jetzt nur noch die ärmeren, früher
nicht beachteten quarzigen und thonigen Erze, weil die Zeche
sehr nahe bei der Hütte liegt, gewonnen.
Die Durchschnittsprobe der Erzlieferung vom Jahre
1858| also aus einer Zeit, als noch reichere Erzmittel zu
Gebote standen, zeigte folgende Bestandtheile des Erzes:
Eisenoxyd 61*4
Eisenoxydul 5*6
Thonerde 2*0
Kalkerde Spur
Kieselerde ...... 24*7
Schwefelsäure 0*4
Phosphorsäure 0*3
Hydratwasser 4*6
Zusammen 98*9
— 252 —
Dagegen aeigte die Dorchschnittsprobe der Erzlieferung
vom Jabre 1866 folgende ZusammenBetsung :
Eisenoxyd • 46*754
Eiaenoxydal 1*918
Thonerde 7*915
Kalkerde Spur
Bittererde 0*378
KieBelerde 40300
Schwefelsäure .... 0*213
Phosphorsäure .... 0512
Hydratwasser . . . . 1*750
Quecksilber deutliche Spuren
Zusammen 99 740
(Fortsetzung folgt.)
A-dministratives.
Ernennungen :
Vom Finanzministerium:
Der Bergwesens-Ezpectant Hermann Sochatzy proviso-
risch zum Mechaniker (Eisen werks-Ingenieur) in Jenbach Z. 18708,
ddo. 16. JuU 1867).
Der Minister und Leiter des Ministeriums für Handel und
Volkswirthschaft hat den Oberbergcommissär Franz Weinek
zum Berghauptmann in Cilli und den Oberbergcommissär Ma-
thias Lumbe zum Berghauptmann in Krakau ernannt.
ANKÜNDIGUNGEN.
(89—90) Eine
Bergverwaltera-Stelle
bei einem Steinkohlenwerke in Böhmen ist zu besetzen. Näheres
gegen mündliche oder frankirte briefliche Anfragen bei: Director
Adolf Grimm in Bfas in Böhmen zu erfragen.
(73-74) Concura-Kundmachuog.
FOr die Reactivirung und Betriebsleitung des aus 40 QrU-
benmassen und 6 Ueberscharen bestehenden, eine halbe Stun^
westlich von der Südbahnstation Trifail gelegenen Kohlenberg-,
baues der neu gebildeten Trifail-Gewerkschaft wird ein Bergver-
walter gesucht.
Als Entlohnung wird ein Jahresgehalt von 1200 Gulden,
ferner Quartier nebst Hausgarten und eine entsprechende Tan-,
ti^me am jährUchen Reingewinne geboten.
Bewerber um diese Stelle woUen ihre Gesuche unter Nach-
weisung ihrer theoretischen Studien im Montanfache und ihrer
bisherigen Dienstleistung im Kohlenbergbaue an den Mitgewer-
ken Daniel Dettela in Laib ach innerhalb 6 Wochen, vom
Tage der Insertion gerechnet, portofrei einsenden.
Laibach, 14. Juli 1867.
Ein an der k. k. Bergakademie zu Pi^ibram schon voriges
Jahr als ordentlicher Hörer absolvirter Montanistiker wünscht
als Praktikant beim Berg- oder Hüttenwesen ein Unterkommen.
Geneigte Anträge erbittet er unter „Glück auf' Oberzeil Nr. 34,
Brunn. (91)
Durch die
G-.J.Manz'soheBaohhandlimginWleni
Kohlmarkt 7,
gegenüber der Wallnerstrasse ist zu beziehen:
Lehrbuch der Aufbereitungakunde
in ihrer neuesten Entwickelung und Ausbildung systematisch
dargestellt
▼on P. Ritter V. Rlttln^er.
Mit einem Atlas von 34 Tafeln in Folio.
Berlin, 1867. Preis 17 fl. 34 kr. ö. W.
Taschenbuch der Aufbereitungakunde
von
P. Ritter ▼. Rlttlnser.
Mit Holzschnitten.
Berlin, 1867. Preis 1 fl. 34 kr. ö. W.
4—4
(92-94) pur Aufbereitungaanatalten
stehen: 3 complet eiserne Rostherde mit Lüutertrommel
2 „ „ rotirende Herde mit „
4—6 „ „ Setzmaschinen
auf dem St. Johannes- Kupfer werk bei Böhmisch-Werners-
dorf zum Verkauf.
Sämmtliche Apparate sind von Sieveri & Comp, in Kalk bei
Deutz gefertigt und fast neu.
GefKllige Anfragen beliebe man an den Besitzer Theodor
Kleinwüchter in Liebau (Preussisch Schlesien) gefälligst franco
zu richten.
95)
Rnpfererze
und kaprerhalti^e Gekriktze aller Art kauft nach Gehalt das
St, Johannes-Kupferwerk bei Böhmisch- Wernersdorf.
Offerte beliebe man an den Besitzer Theodor Kleinwächter
in Liebau (Preussisch-Schlesien) gefälligst franco zu richten.
(76—87)
^
M'aieni'MfraMzünder
filr
Felsenapreogongen erzeugt und empfiehlt bestens
AL Wilh. Stelliig
in Schönlinde in Nordböhmen.
Die Seiler-Waaren-Fabrik
des Carl IHanill in Pest
erzeugt alle für den Bergbau nöthigen Seiler-Arbeiten von
vorzüglicher Qualität zu den billigsten Preisen.
Fabrik: Pest, Stadtwäldchen, Arenaweg Nr. 120, 121.
Niederlage: Pest, Josefsplatz, Badgasse Nr. 8. (52—61)
Diese Zeitschrift erscheint wöchentlich einen Bogen stark mit den nöthigen Rrtistiscben Beigaben. Der Pränunerationspreis
ist jährlich loeo Wien 8 fl. ö. W. oder 5 Thlr. 10 Ngr. Kit franoo Postversendung 8 fl. 80 kr. ö. W. Die Jahresabonnenten
erhalten einen officiellen Bericht über die Erfahrungen im berg- und hüttenmännisohen Maschinen-, Bau- und Aufbereitangswesen
fammt Atlas als Gratisbeilage. Inserate finden gegen 8 kr. ö. W. oder IV) Ngr. die gespaltene Nonpareillezeile Au&iahme.
Zuschriften jeder Art können nur franoo angenommen werden. ___^
Drnck von Carl Fromme in Wien.
FUr den Verlag yerantwortllch : Carl Reger.
N= 32. Oesterreichische Zeitschrift ^^^^
IT. Jahrgang. 12. Aigwt
für
Berg- und Hüttenwesen.
Verantwortlicher Redacteur: Dr. Otto Freiherr von Hingenan,
k. k. Mlnlfterialrath Im Ftnuisinlniitarinm.
Verlag der O. J. Manz'schen Baohhandlung (Eohlmarkt 7) in Wien.
Inhalt: Die Eisensteine der k. k. Montanherrschaft in Zbirow. — Graben-Compass mit drehbarem Standenring.
Administratiyes. — Ankfindignngen.
Notiz. ^
Zar gefälligen Notlznahme.
Um in der Zusendung unserer Zeitsöhrifb an Jene
der resp. Herren Abonnenten, deren Pr&iiiimeratioii mit
Ende Juni erloschen ist, keine Unterbrechung eintreten
lassen zu mttssen , erlauben wir uns dieselben höflichst
um gei&lllge besohleonigte , ftranklrte Elnsendiinsr
des Betrages für das 2. Bemester mit 4 fl. 40 kr.
SU ersuchen.
Die Eisensteine der k. k. Montanherrschaft
Zbirow.
Von Carl Balling, Assistent an der k. k. Bergakademie
zu PHbram.
(Fortsetzung.)
3. Die Ablagerung der ChriBtianizeche beiBokitzan
ist aufgeBcblossen durch einen aus dem Liegenden von Nord
nach Süd betriebenen Stollen von über 80 Klafter Lftnge,
mit welchem vorerst grünliche und braunrothe Schiefer als
Liegendes des Erzlagers durchortet wurden. Das Lager ist
durch zufallende streichende Klüfte mehrmals gehoben, so
dass dasselbe mit dem Stollen viermal hintereinander in
Abstanden von 12 — 15 Klaftern verquert worden ist. Das
Erzlager läset dreierlei Erze unterscheiden: 1. Eine Hangend-
bank von einer halben Klafter Mächtigkeit mit graublauen,
scbieferigen, kieshaltigen Erzen; 2. eine Mittelbank von einer
halben bis einer Klafter Mächtigkeit, ein Gemenge von grauem
Erz und Botheisenstein und 3> eine Liegendbank von einer
halben Klafter Mächtigkeit mit hübschen linsenförmigen Roth-
eisensteinen. Unter dem Hanptlager befinden sich noch 3
Liegendlager von 6^^, 8^ und i** Mächtigkeit, welche lin-
senförmigen Botheisenstein führen. Die Erze werden wegen
Schwefelkiesgehalt bei dfer Hütte nur in geringen Procenten
gesetzt; gegenwärtig steht diese Zeche ausser Betrieb.
Die beiden ersten Analysen rühren vom Jahre 1859
her, in welchem Jahre diese Erze der Hütte zugeführt wur-
den, aber bald nicht mehr gesetzt wurden.
Das blaue Erz der Hangendbank enthält :
Eisenozjd 1*3
Eisenozydul 18'1
Eisenkies 1*2
Thonerde 7 2
Das
enthielt:
Kalkerde
Bittererde
Kieseler <le
. Kohlensäure .
Schwefelsäure
Phosphorsäure
Hydratwasser
gemengte blaue
Eiseuozyd
9-2
21
. 33-4
. 14t
• 1-3
0-8
. 9-5
Zusammen 98'2
und rothe Erz der
Mittelbank
116
Eisenozydul 35*2
Eisenkies 0*8
Thonerde 7*4
Kalkerde 0'6
Bittererde Spur
Kieselerde ...... 22*2
Schwefelsäure 2'4
Phosphorsäure 0*7
Kohlensäure 3*5
Hydratwasser 14*7
Zusammen 99*1
Mit der Zufuhr dieser Erze von der Grube zur Hütte
und ihrer Verwendung wurde bald aufgehört, da trotz der
Abrüstung das erzeugte Eisen doch zu schwefelreich wurde ;
das rothe Erz der Liegendbank aber, dessen Analyse nun
folgt, wird noch immer, jedoch in geringer Menge zugattlrt.
Es enthält:
Eisenoxyd 36*447
Eisenoxydul 8*314
Thonerde 16*290
Kalkerde 0-756
Schwefelsäure .... 0*600
Phosphorsäure .... 0*543«
Kieselerde 34*200
Hydratwasser .... 2*923
Arsenik ) c,
Blei } ^P^^"°
Zusammen 100*073
Diese Analyse ist im Jahre 1866 vorgenommen worden,
und Hess sich ein Schwefelkiiesgehalt in dem rothen Erz nicht
nachweisen.
— 254
4. Die Eiaenfiteinseche bei Sjra (gefriatet) lie-
ferte mulmigen RotheiBeoBtein, welcher enthielt:
(Analyse vom Jahre 1 859)
Eisenoxyd . . 38'5
Eisenoxydul . 11*8
Thonerde . .11-9
Kalkerde . . 2'8
Bittererde . . 1*7
Kieselerde . 25*6
Schwefelsäure 0'3
Phosphorsäure nicht nachweisbar
Hydratwasser 6*6
Zusammen 99*1
5. Die An toni zeche bei Sweikowitz baut auf Braun-
eisenstein, welcher in Flasern und Putzen von 1 — 2 Pubs
Mächtigkeit in einer aufgelösten Grauwacke ohne alle Re-
gelmäasigkeit im Streichen und Verflachen vorkommt; die
Zeche dürfte in nächster Zeit vollständig abgebaut sein.
Das Erz enthält:
Eisenozyd 19111
Eisenozydul 15*136'
Thonerde 15*463
Kalkerde 0-320
Bittererde 1*591
Schwefelsäure .... Spur
Phosphorsäure .... 0*126
Kieselerde 41*440
Hydratwasser .... 6*830
Blei Spur
Zusammen 100*027
6. Die Brauneisensteinzeche bei Hnrek zeigt
die nämlichen Lagerungsverhältnisse, wie die Antonizeche,
nur sind die Erze hier von grösserer Mächtigkeit.
Das Erz ist folgends zusammengesetzt :
Eisenoxyd 14*422
Eisenoxydul 14*934
Thonerde 12 985
Kalkerde Spur
Bittererde 2238
Schwefelsäure .... Spur
Phosphorsäure .... 0*447
Kieselerde . . . : . 46 600
Hydratwasser .... 7*499
Blei Spur
Zusammen 99*125
Der Blei geh alt der Holiaubkauer Eisensteine zeigt
sich nach Beendigung jeder Campagne in den Ofensauen,
in welchen man stets mehrere Pfunde davon findet. Nach
dem Ausblasen im Jahre 1865 waren in der Ofensau über
25 Pfund Blei enthalten, welches damals von dem Hütten-
eleven V. Brunnberg auf Silber probirt wurde und über
2 Loth dieses Metalles pr. Centner Blei enthielt.
7. Die Eisenstein ablagerung der Friedrichzec'he
am Berge Rac bildet ein regelmässiges, 2-^4 Klafter mäch-
tiges Lager, welches bia zur 20. Klafter der flachen Teufe
aua Brauneiaenatein beateht und hier in einen dichten ach War-
zen Sphäroaiderit übergeht, welcher letztere bereita auf
eine Teufe von 25 — 30 Klaftern aufgeachloaaen iat und mit
der Teufe an Mächtigkeit zunimmt. Der Bau bewegt aich
gegenwärtig bloaa auf dem oberen Brauneisenstein. Das
Lager hat zum Liegenden eine sandige Grauwacke, und
schwarze Schiefer und Quarzit zum Hangenden; es iat auf
230 Klafter im Streichen aufgeschlossen und schliesaen
aich im Westen die Plases Josefizeche, östlich die Fürsten-
berg*sche Philipp-Jacobizeche an, welche beide auf demsel-
ben Lager bauen. Ausserdem sind östlich von den Fürsten-
berg'schen Gruben noch die ärarischen Mathias-, Barbara-
und Raimundizeche auf diesem Lager gestreckt, welche 3
jedoch im Augenblicke gefristet werden. Hienach hätte das
Lager, wenn sich die Lagerfortaetzung in den letzten Zechen
constatiren läast, die bedeutende Länge von gegen 1400
Klaftern.
Die Analyae des Brauneisensteines, ausgeführt im Jahre
1865, zeigte folgende Zusammensetzung desselben:
Eisenoxyd , . . . 41 148
Eisenoxydul .
1-172
Thonerde , . .
. . 18-700
Kalkerde . . .
. . 1-288
Kieselerde . .
. . 34-700
Schwefelsäure
. . 0-515
Hydratwasser
. 1*950
Mangan . . . .
Spur
Zusammen 99*473
Der Sphärosiderit , welcher gegenwärtig nicht ver-
schmolzen, also auch nicht abgebaut wird, wurde jedoch im
Jahre 1859 geröstet zu mehreren Procenten der Möllerung
gesetzt und ergab eine im Jahre 1 860 vorgenommene Ana-
lyse einer Durchscbnittsprobe folgende Zusammensetzung
desselben :
Eisenoxyd 7*1
Eisenoxydul 36*8
Thonerde 14*5
Kalkerde 30
Kieselerde 11*8
Schwefelsäure .... Spur
Kohlensäure .... 32*2
Hydratwasser .... 2*6
Mauganoxydul .... 0*7
Zusammen 99*7
8. Ausser diesen Erzen bestehender Eisensteinzechen
wurden in den Jahren 1858 (December) und 1859 (Jänner)
zwei SchurFbaue, der eine in der W*aldstrecke Kobsy, der
zweite in der Waldstrecke WltlHduh eröffnet und belegt,
und die Analysen an aus diesen Schürfen gewonnenen Hand-
stücken vorgenommen ; seit dem Herbste 1859 jedoch wur-
den diese beiden Schurfbaue aus mir unbekannten Gründen
eingestellt. Die Erze zeigten folgende Zusammensetzung:
Dichter erdiger Rotheisenstein vom Scharf in WitiHduh :
Eisenoxyd 41*7
Eisenoxydul ....
10-5
Thonerde ....
. 100
Kalkerde
1-4
Kieselerde ....
141
Schwefelsture . . . .
0-8
Kohlensäure . . .
7-8
Hydratwasser . . .
. 13-6
Zusammen 99*9
Der dichte erdige Rotheisenstein vom Schürf in Kobsy
enthielt :
Eisenoxyd 27*2
Eisenoxydul • • . . . 9*0
Thonerde 10*2
— 255
Kalkerde 5*4
Bittererde 20
Kieselerde 27*6
Kohlens&ure 5*7
Hydratwasser , ^ . . . 10*9
Zusammen 98*0
Auf Pbosphorsfture wurde damals in diesen beiden
Erseu zwar geprüft, konnte jedoch nicht die geringste Spur
nachgewiesen werden.
n. Das Gmbenrerier Kmsoluiahora.
Die zu diesem Revier gehörigen Eisensteingruben sind:
A) Auf Botheisenstein: Die Eisensteingrube zu Krusch-
nahora, die Zeche in Hfebeny, die Ottozeche, Michaeli-,
Prokopi- und Bichardizeche bei Hi'edl, die Aloisiazeche
ebenfalls bei Hl^edl und die Lillzeche im Bukover Walde.
B) Auf Brauneisenstein: Die Gustavzeche bei Iditz.
C)AufSchwarzerze: Die Josefi- (Lill-) zeche und Andreas-
grube (letztere bereits aufgelassen).
9. Der bedeutendste Eisensteinbau auf der ganzen
Domäne ist der Bau auf Kruschnahora. Derselbe besitzt,
nach der Menge alter Bingen, Halden und Spuren bestan-
dener Wolfsöfen zu schliessen, ein sehr hohes Alter. Auf
dieser Ablagerung sind nur das Aerar und Fürst Fürsten-
berg belehnt; dem ersteren gehört das westliche, dem letz-
teren das östliche Grubenfeld. Ursprünglich wurde das Lager,
da es an vielen Stellen zu Tage austritt, durch Abraum,-Ar-
beit aufgedeckt; in neuerer Zeit wurde dasselbe durch einen
aus dem Liegenden von Nord nach Süd getriebenen Stollen,
welcher den Hauptschacht in der 38. Klafter unterteuft, in
der Teufe aufgeschlossen und mit demselben in der 300.
Klafter das Lager erreicht. Den Tiefbau vermitteln ausser-
dem ein Wetter-, ein Förder- und ein Fahrschacht. Die
Kruschnahorer Eisensteinablagerung tritt in den Komorauer
Schichten auf und sind 3 Erzlager aufgeschlossen worden ;
das Liegendlager mit einer Mächtigkeit von 5 — 6, stellen-
weise von 8 — 10 Klaftern; ein Mittellager in der Mächtig-
keit von einer Klafter und ein Hangendlager bloss eine halbe
Klafter mächtig. Die Eisensteine sind linsenförmig, körnig
und fähren stellenweise etwas Eisenglanz, von welchem sie
dann eine röthlich-stahlgraue Farbe annehmen. Im Hangen-
den finden sich graue, sandige und oolithische Sphäroside-
rite vor. Das Erzlager ist durch sieben nördlich streichende
mit Letten und Trümmern der Nebengesteine ausgefüllte
Klüfte ebenso oft verworfen und beträgt die Verwerfung an
einigen Stellen 50' — 60 Klafter. Auf anderen, das Lager
durchsetzenden, aber dieselben gar nicht oder nur unbedeu-
tend verwerfenden Klüften findet sich Schwefelkies, Schwe-
felspath und Braunspath. Dem Streichen nach ist das Vor-
handensein der Erzlagerstätte durch Tagröschen auf etwa
1200 Klafter Weite sichergestellt.
Die Erze dieser und der folgenden Grube werden auch
den Hohöfen zu Hollaubkau und Straschitz zugeführt und
dort verschmolzen.
Die Erze zeigten folgende Zusammensetzung <
Linsenförmig kömiger Botheisenstein vom Hüttenplatze
zu Kaiser Fraozensthal, analysirt im Jahre 1867:
Eisenoxyd .... 50*319
Eisenoxydul .... 9*730
Thonerde 13070
Kalkerde 0*650
Bittererde . . .
. 0*306
Kieselerde . .
. . 2M00
Phosphorsäure
. 1*343
Hydratwasser
3-271
Mangan . . .
. . Spur
Zusammen: 99'789
Derselbe Eisenstein von der Anlieferung in den Winter-
monaten des Jahres 1858 und 1859 zur HolI<aabkauer
Hütte, untersuchtem Jahre 1859, enthielt:
Eisen oxyd
Eisenoxydul
Thonerde
Kalkerde .
Eaeselerde
Schwefelsäure
Phosphorsäure
Hydratwasser
Man^anoxydul
Zusammen
66-7
2-3
1-4
20-4
0-6
Spur
7-7
0-4
99-5
Der linsenförmige gelbbraune Eisenstein von derselben
Zeche enthält:
Eisenoxyd
Eisenoxydul
Thonerde .
Kalkerde .
Bittererde
Kieselerde
Phosphorsäure
Hydratwasser
43-554
8-496
18-204
0-420
0-792
19-350
0-895
7-944
Zusammen 99-655
10. Der Eisensteinbau auf Hfehenj ist ebenfalls ein
schon alter anfänglich mittelst Abraum betriebener Bergbau,
welcher später durch 2 Schächte und einen Stollen in der
Teufe aufgeschlossen wurde. Die Erzablagerung ist dem
Streichen nach auf über 300 Klafter aufigeschlossen und be-
findet sich in den Schiefern und Mandelsteinen der Komo-
rauer Schichten. Der linsenförmige Botheisenstein ist an
den Ausbissen zum Tbeile zersetzt und in Brauneisenstein
verwandelt und ärmer, wird aber in der Teufe dichter und
reicher.
Das Erz ist folgends zusammengesetzt:
Eisenoxy.l .... 32-357
Eisenoxydul
Thonerde
Kalkerde
Bittererde
Kieselerde
Phosphorsäure
Hydratwasser
13-705
15-373
0028
1-376
28-800
1-419
6-918
Zusammen 99*722
11. In der Michaelizeche ist in den Komorauer
Schichten ein Liegendlager dichten und linsenförmigen Eisen-
steines mittelst eines Stollens angefahren worden, auf dessen
Lagerfortsetzung die Prokopi- und Bichardizeche sich öst-
lich anschKessen, während westlich die Aloisiazeche sich
befindet. Durch Schürf- und Aufschlussbaue ist die Eisen-
ablagerung hier auf die Längenerstreckung einer Meile
sichergestellt Die Eisensteinbaue liegen alle nördlich von
Hi^edl und Toönik und in der Nähe von Swata.
256
Der Michaelizeche-RotheiBenBtein enthielt
Eieenoxyd
Eisenoxydnl
Thonerde .
Kalkerde .
Bittererde
Kieselerde
Schwefelsäure
Phosphorsftore
Kohlensäure •
Hydratwasser
27-188
0-956
15-654
1-920
0-386
48-950
0-103
0-319
1-514
2188
ZusammeD 99*178
12' Der gegenwärtig auf dem Erzplatze der Franzens-
tbaler Hfitte befindliche Eisenstein der Aloisiazeche rfihrt
▼on einem alten Grabenvorrathe her unä zeigte folgende
Zusammensetzung :
Eisenozyd . ,
V
. 62131
Eisenoxydnl . . ,
—
Thonerde . . ,
6741
Kalkerde . .
0112
Kieselerde
•28000
Schwefelsäure
Spar
Phosphorsäure
0-287
Hydratwasser
2000
Zink . . .
Spul:
Zusammen 99271
13* Die Lillzeche baut auf linsenförmigen Eisenstein,
welcher schwarze und rothe Linsen enthält. Diese Zeche.
ist eigentlich die ehemalige Josefizvche (siehe folgende Post),
auf welche das Aerar wieder neuerer Zeit mit einigen Mas-
sen belehnt ist; die angrenzende Andreaszeche ist bereits
aufgelassen.
Das Erz enthält:
Eisenoxjd
. 18-732
Eiaenoxydnl .
22065
Thonerde . .
13-701
Kftlkerde . .
0-420
Bittererde
0-288
Kieselerde
32000
Schwefelsfture
0M20
Phoaphorsfture
1-270
Hydntwasaer
10-451
Zusammen 99*047
14. Durch Ge wältigung des alten Josefistollens der
aufgelassenen BukoverJosefizeche wurde, da sich kein
Both- und Braunstein darin mehr vorfand, neuerer Zeit das
Hangendlager von etwa 8 Klaftern Mächtigkeit in Angriff
genommen, welches schwarzgrauen linsenförmigen Eisen-
stein fahrt und in 100 Theilen enthält:
Eiseooxjdal .
. 46-889
Thonerde . .
. 18-223
Kalkerde . .
0-400
Kieselerde . .
19-880
Schwefelsftnre
0-394
Pbosphorsftnre
1055
Hjrdratwasser
. 11-370
Zink . . .
Spar
Zo
BMI
llffl<
m 98-211
15. Die Ottozeche, welche auf dem Hj^ebener Lager
baut, liefert dichten Rotheisenstein
von folgender Zusam-
mensetzung :
Eisenoxyd . . .
. 55-345
Eisenoxydul . .
Spur
Thonerde ....
. 12905
Kalkerde . . . %
0-336
Bittererde ....
0-774
Kieselerde . . .
. 23-350
Phosphorsäure . . ,
1-311
Hydratwasser . .
4-988
Zusammen 99*009
16. Die GnstHvizeche, in der Nähe und nördlich von
Zditz gelegen, liefert gelben Brauneisenstein, welcher fol-
gends zusammengesetzt ist :
Eisenoxyd . . ,
. 33-741
Thonerde ....
. 14-019
Kalkerde ....
0-644
Bittererde . . .
0-275
Schwefelsäure . .
Spur
Phosphorsäure . .
0-585
Kieselerde ...
. 45-350
Hydratwasser . .
5160
Zink ......
Spur
Zusammen 99*774
HL Das Qrnbenrevler St. Bezdgna.
Dieses Revier umfasst folgende Bergbaue: A) Auf
Rotheisenstein: Die Kwainer und Zaje6over Zeche,
beide in der Nähe von St. Benigna; die Tienner Zechen
Theodor, Regina, Clara und Elisabeth, letztere drei gegen-
wärtig in Fristung, dann die Straschitzer und die Janovka-
zeche.*^) Auf Brauneisenstein: Die Hrbeker und Ko-
panitzer Zeche. C) Auf Sphärosiderit: Die Veronica-
zeche bei Karisek, deren Lager aber an den Ausbissen auch
Brauneisenstein führt.
17. Die wichtigste Zeche dieses Reviers ist die Kwai-
ner Zeche. Dieselbe liegt nordöstlich von St. Benigna und
ist ein bereits alter, ursprünglich durch Tagbau ausgebeu-
teter Bergbau. Später wurde das Lager durch mehrere
Schächte und einen aus dem Hangenden getriebenen Stollen
aufgeschlossen, mit welchem man 4 Eisensteinlager durch-
fuhr und zwar : ein Brauneisenstein- und Spbärosideritlager,
welches, weil die Braunerze und Sphärosiderite nur in Putzen
und Schnüren an der Stollensohle auftreten, nicht aasge-
richtet wurde; dasselbe liegt in den Rokitzaner Schichten.
In den Komorauer Schiebten liegen drei Rotheisensteinlager,
deren mittleres, das Hauptlager, durchschnittlich eine Klafter
mächtig und dem Streichen nach auf eine Länge von über
500 Klaftern aufgeschlossen ist. Das Haugendlager führt
ärmere Erze und ist an der Stollensohle 2 Klafter, das Lie-
gendlager etwas über 2 Fuss mächtig.
Die Analysen der in dieser Orube vorkommenden Erae
zeigten folgende Zusammensetzung:
Linsenförmiger Eisenstein mit schwarzen und rothen
Linsen vom Johann Evangelisti-Schacht:
T Eisenozyd .... 20298
Eisenoxydul .... 15*760
Thonerde 15 141
Kalkerde 0*812
Bittererde .... 0702
257
Kieselerde
■ •
35-950
SchwefelBftare
Spar
Phoephors&ure
0-702
# Kohlensäure ,
3-940
Hydratwasser
6-562
Mangan . . .
Spar
Zusammen 99*867
Linsenförmiger Botheisenstein vom Hangeudlager beim
Ignazischacht:
Eisenozyd
, ,
30-767
Eisenoxjdul .
7-673
Thonerde . .
15-608
Kalkerde . .
0-800
Bittererde
0-450
Phosphorsfture
Spar
Kieselerde
38000
Kohlensäure .
1250
Hydratwasser
5-105
Zusammen
99-653
Schwarzer linsenförmiger
Thoneisenstein :
Eisenozyd
• ••
24-887
Eisenozydul .
16-586
Thonerde . . ,
14-585
Bittererde
0702
Kieselerde
34230
Schwefelsäure
Spar
Phosphorsäure .
0-342
Hydratwasser
«•538
Mangan . .
Spar
Znsammen 99 870
18. Die Zajeöover Zeche, ein ebenfalls alter, ur-
sprfinglich durch Abraum betriebener Bergbau, baut auf
Rotheisenstein, welcher in jüngerer Zeit durch einen Stollen
in der Teufe aufgeschlossen wurde. In dieser Grube befin-
den sich 2 Eisensteinlager, wovon das Liegendlager dichten
Kotheisenstein von geringer Mächtigkeit und das Hangend-
lager bei einer Mächtigkeit von 1 5 Decimalfuss linsenför-
migen Rotheisenstein führt. Beide Lager befinden sich in
den Komorauer Schichten und zeigen mitunter Verunreini-
gungen und Vertaubuogen. Die Untersuchung dieser Erze
ergab folgende Resultate :
Dichter Rotheisenstein vom Liegendlager >
Eisenoxyd . . ... 53*432
Thonerde
Bittererde
Kieselerde
Phosphorsäure
Hydratwasser
9068
0-477
33-650
Spur
2000
Zusammen 98*627
Linsenförmiger Rotheisenstein vom Hangendlager :
Eisenozyd
Eisenozydul .
Thonerde . .
Kalkerde .
Bittererde
Kieselerde
Kohlensäure .
Phosphorsäure
Hydratwasser
Mangan . .
29*421
0189
18-969
1-540
0306
44-400
1-305
0-443
2-295
Spurt
Zusammen 98*868
Im Jahre 1859 und 1860 wurde ein Theil dieses Eisen-
steinlagers wieder durch Ta<;bau aufgedeckt und hiebei sehr
scbönes, glaskopfartiges Rotheisenerz gewonnen. Ich habe
dasselbe im Jahre 1861 untersucht und darin gefunden: .
Eisenozyd 77*2
Bittererdel ^
Mangan / ^P'*'
Kieselerde 21*2
Hydratwasser .... 1*0
Zusammen 99*4
Diese Analyse wurde an einem zugestuften Handstücke
ausgefahrt.
19. Der linsenförmige ^othe Thoneisenstein der Theo-
dorzeche ist durch einen Schacht aufgedeckt und ist dieser
Bau erst seit wenigen Jahren in Betrieb. Das Erz enthält :
Eisenozyd
32*332
Eisenozydul .
1-494
Thonerde .
17-408
Kttlkerde . .
0-900
Bittererde
1*135
Schwefelsäure
Spur
Phosphorsäure
0*914
Kieselerde
41-250
Manganozydul
305
Hydratwasser
4*332
Zusammec
1 100070
20. Von ZajeÖov an ist das Terrain gegen Straschitz
zu in einer Längenerstreckung von einer Meile durch ärarische
Grubenmassen gedeckt, deren westlichsten Theil die Stra-
schitzer Zeche bildet und deren Mitte die Tienner Zechen
einnehmen. Das Straschitzer Eisensteinlager wurde durch
Schurfschächte aufgedeckt und durch einen 150 Klafter
langen vom Liegenden in's Hangende getriebenen Zubau-
stollen unterfahren, mit welchem man 4 Erzlager durch-
ortete. Das Liegendste derselben bat eine Mächtigkeit von
bur 3 Decimalfuss und führt ärmere Erze, wesshalb es nicht
weiter ausgelichtet ist. Das Hauptlager besitzt eine Mäch-
tigkeit von 1 — IV2 Klafter und führt linsenförmigen Roth-
eisenstein; das Hangendlager gebt noch in deü Komorauer
Schiebten mit einer Mächtigkeit von y^ Klafter und Über-
geht gegen den Ausbiss zu in Brauneisenstein. Das hän-
gendste Lager ist Sphärosiderit in Knollen mit einem schwar-
zen, sandigen Bindemittel und liegt bereite in den Rokitzaner
Schichten. Das Lager ist durch mehrere Klüfte verworfen«
Die 'Analysen ergaben folgende Resultate :
Linsenförmiger Rotheisenstein vom Hauptlager :
Eisenozyd
Eisenozydul .
^Thonerde . ,
Kalkerde .
Schwefelsäure
Phosphorsäure
Kieselerde
Hydratwasser
Manganl
Arsen )
20-310
14*340
16-351
Spur
0172
Spur
38-500
9*600
Spur
Zusammen 99*273
— 258 —
Gelber Brauneisetistein vom Hangend 1 ager :
Eisenoxid
Eiseooxydul •
Thonerde . .
Kalkerde . .
Bittererde
Schwefelsäure
Phosphorsäure
Kieselerde
Hydratwasser
Manganoxydal
Arsen . . .
44-675
3-571
11-269
Spur
0-703
Spur
0-287
29-700
7-571
0-360
Spur
Znsammen 98-136
Dichter Rotheisenstein; ^Eroberung vom Jahre 1860|
untersucht im Jahre 1861. Auf der Hütte damals das Stol-
lenerz genannt.
Eisenoxyd 43*67
Eisenoxydnl .... 109
Thonerde 6*00
Kalkerde 224
Bittererde Spur
Kieselerde 40*00
Kohlensäure
Schwefelsäure
Hydratwasser
200
0-41
2-74
Zusammen 98' 15
21. Nordöstlich von Tienn befindet sich die Kopa-
nitzer Zeche, deren Brauneisensteinlager mit einem Stollen
angefahren wurde. Das "Erz enthält in 100 Theilen :
Eisenoxyd . .
. 47-313
Eisenoxydol . .
0-414
Thonerde . . . .
. 14-587
Bittererde , .
. 0-757
Kieselerde . . .
. 27-950
Pbosphoraftore . .
. 0-180
Hydratwasser . .
. 8-118
Zusammen 99*319
In den Jahren 1859 und 1860 wurde östlich von dieser
Zeche, ganz nahe an derselben, in der Waldstrecke Luhy
ein Schurfbau eröffnet. Der mittelst eines Schachtes aufge-
deckte Rotheisenstein (Analyse eines zugestuften Hand-
stückes vom Jahre 1862) enthielt.
Eisenoxyd 27-28
Eisenoxydul .... 0*91
Kalkerde . . . . . 600
Thonerde 12*10
Bittererde 0*36
Kieselerde 49*00
Phosphorsäure . . ., Spur
Hydratwasser . . . . 4*21
Mangan Spur
Zusammen 99*86
22. Südwestlich von St. Benigna baut die Hrbeker Ze-
che auf in das Liegende verworfenen Lagertheilen der Kwai-
ner Zeche. Das Lager ist mit einem Stollen angefahren und
wurde im äussersten Hangenden der Bokitzaner Schichten
ein über 5 Fuss mächtiges Brauneisensteinlager, welches
llchtgrauen Sandsteinschiefer zum Hangenden und lichtgel-
ben Tuff zum Liegenden hat, und in den Komorauer Schichten
ein 1 Klafter mächtiges Rotheisensteinlager mit Sphärosi-
derit, dessen Hangendes ein braunrother Thonschiefer bil-
det, durchfahren. Diese Zeclihs ist der vorzflgHchste Fundort
der Kakoxene, welche sich in den braunen Erzen mitunter
von ausgezeichneter Schönheit finden.
Der linseuförmige Rotheise nsf ein aus den Somoraucr
Schichten enthält:
Eisenoxyd
14*725
Eisenoxydul . . .
. 21-204
Thonerde ....
. 16-666
Kalkerde ....
0-300
Bittererde . . .
Spur
Kieselerde . . .
. 34150
Schwefelsäure . .
Spur
Phosphors^ ure
0-659
Hydratwasser . .
. 12057
Zusammen 99*761
Der Brauneisenstein aus den
Rokitzaner Schichten
alt:
Eisenoxyd ....
38-347
Eisenoxydul . . .
. 0*829
Thonerde
15-532
Kalkerde ....
Spur
Bittererde . . .
1-027
Phosphorsäure . . ,
1-471
Kieselerde . . .
36-250
Hydratwasser . .
7-236
Zusammen 99*692
(Schluss folgt.)
Oruben-Compass mit drehbarem Stundenring.
Von E. Jarolimek.
In Nr. 17 1. J. dieser Zeitschrift veröffentlichte ich einen
Artikel obigen Titfels, welcher auf der Thatsache basirte, dass
(wenigstens nach meinem Gesichtskreise zu urtheilen) ziemlich
häufige Fälle von Nichtberücksichtigung der magnetischen De-
cUuatLon bis in die jüngste Zeit imd dann selbstverständlich
gerade dort fortdauern, wo das Schienzeug zugleich das Ui^-
versal-Markscheide-Instrument bildet
Die klar ausgesprochene Tendenz jenes Aufsatzes ging nun
dahin: durch zulässige Vereinfachungen der Methode und unter
dem Einflüsse der competenten Behörden die Behebung der ans
der seculären Magnet-DecUnation entspringenden und eben bei
ausschliesslicher Verwendung des Compasses im Laufe der Zeit
so ersehreckend anwachsenden and folgenschweren Fehlerquelle
allgemeiner zu machen.
In Nr. 26 1. J. dieser Zeitschrift findet nun anonym Herr
R. meine Ansichten, die ich in dieser Richtung beantragte, total
verwerflich und hofit nur allein von der fortgesetzten Reform der
Lehranstalten in dieser Sache das erwünschte Heil.
Ich verkenne keineswegs den hohen Werth der Wissen-
schaft für die Praxis, vielmelur erwarte und hoffe auch ich, dass
Vieles, sehr Vieles in allen Zweigen des bergmännischen Wir-
kens durch das Allgemeinerwerden grosserer Kenntnisse gebes-
sert werden, wird.
Allein es hiesse, und nur mit Bedauern sage ich diess, zu
optimistische Hoffnungen hegen, wenn man annehmen wollte, dass
die Jünger neuer Lehren bädigst allgemein zum vollen und er-
wünschten Wirken gelangt sein werden, denn einerseits können
Früchte noch fortzusetzender Reformen der oberwähnten Art
überhaupt erst nach Jahren zur Geltung kommen, undererseits
findet nicht ein jeder mit entsprechender Bildung die Lehranstalt
verlaasende junge Mann sogleich die Macht, den Muth oder die
Energie, um gewohnte Verhältnisse, in die er nun eintritt, mit
Erfolg zu bekämpfen uud zu bessern, welche letztere so später-
hin, leider! Öfter auch zu den seinen werden.
Will sich Herr R. näher und zwar speciell über das Mark-
scheiden unterrichten, wie schwer die Fortschritte des Wissens
allgemein ins,lieben treten, so lese er Weissbach's Bemerkungen
hierüber in den Vorreden zu seiner nneuen Markscheidekundetf
nach, und er wird unter Anderem (Abtheilung I, Seite IX u. w.)
— 259
finden, das« in neuerer Zeit und in der nächsten Nähe zu Freiberg,
jener in gewiss gutem Rnfe stehenden sächsischen Metropole berg-
männischer Wissenschaftenf und welche einen der wärmsten Ei-
ferer gegen den ausgei)ehnten Gebrauch des Compasses zu ihren
Lehrern zählt,' der für ein ausgedehntes Bergrevier in Durch-
führung stehende 1 Vj Meilen lange Bothschöuberger Stollen der
Richtung nach durcn blosses Verziehen bestimmt und angelegt
ward, und dass Weiasbach nur Über eigenen Antrieb eine Trian-
gulation dieser Stollenanlage zur Berichtigung der vorangegan-
genen Messungen ersterer Art Tornahm.
Dabei sagt eine Redactionsbemerkung im Berg- und Hüt-
tenmännischen Jahrbuche Band IV, pag. 249 dnrch KleszcjEynski,
dass die Bemühungen , den Theodoliten markscheiderischen
Zwecken dienstbar zu machen, keineswegs neu sind, sondern
schon aus dem yorigen Jahrhundert datiren.
Wenn ich es also auch mit jedem Gebildeten recht gerne
anerkenne, dass grössere Kenntnisse und bessere Einsicht den
einfacheren, aber auch unrichtigeren Compass auch beim Bergbau
in die ibm allein zustehenden engen nnd unvermeidlichen Grenzeni
verweist^n werden, so mnss ich es doch behaupten, dass derselbe
örtlich noch so manches Jahr da.3 Universal-Markscheide-In-
strument leider! bleiben wird.
Tritt nun an solchen Orten noch eine gänzliche Nichtbe-
rücksichtigung auch der seculären magnetischen Declination hinzu,
so wird mir wohl Jeder, der den merkwürdigerweise mir gegen-
über citirten Artikel Kleszczjnski^s „über die Verwerflichkeit der
MagnetUnie auf Grubenkarten'' (6. u. H. Z. Jahrg. V, pag. 401)
zur Hand nimmt, in vollem Masse beipflichten, dass es verdienst-
lich bleibt, auf raschere Abhilfe in dieser Richtung durch zuläs-
sige Vereinfachungen der Methoden zu sinnen.
Nachdem mich nun die Kritik des Herrn R. keineswegs
von der Unrichtigkeit meiner Ansichten überzeugte, so ist es
zunächst nnd vorzugsweise nur das Interesse der Sache, die
mich zu einer eingehenden objectiven Vertheidignng derselben
ftllirt und will ich der ungewöhnlichen Art und V^'^eise, , wie Herr
R. Kritik übt, nur am Schlüsse einige wenige, weil ganz unver-
meidliche Bemerkungen widmen.
Ich suchte, wie bereits erwähnt, eine allgemeinere Beachtung
der seculären Declination der Magnetrichtung durch zulässige
Vereinfacbungen der Methode im Vereine mit dem verdienstlichen
Einflüsse der Behörden anzustreben.
In ersterer Richtung beantragte ich zunächst den Stunden -
ring beim Hängcompass, der bei uns eben in den mehrfach an-
gedeuteten Fällen die meiste Verbreitung hat, drehbar einzu-
richten und durch die unmittelbar seinem Gebrauche stets vor-
angehende Justirung die sonstige Procedur zu beheben.
Hier wurde ich aufmerksam gemacht, dass Herr Traurig
im Jahrgange IX (pag. t09| dieser Zeitschrift bereits eine ähn-
liche Idee veröffentlichte, indem er die vorhandene Drehbarkeit
der Boussole in ihrem Gehäuse beim Visir-Compasse zu gleichem
Zwecke, sowie zum richtigeren Ablesen und zur Behebung auch
der täglichen Magnet-Declinationen benützt.
Ich gestehe, dass mir dieser Artikel, wenn auch nicht durch
mein Verschulden, entging und erkenne das Verdienst des Herrn
Traurig gerne an.
In der mir zu Gebote stehenden speciellen Fachliteratur
fand ich diese Idee nicht, ebenso wenig sah ich ein ähnliches In-
strument im Gebrauche, i|nd ich glaubte um so eher vortreten
zu dürfen, als gerade in diesen Blättern öftere und wohlbe-
gründete Aufmunterungen ergingen, der Oeffentlichkeit gegenüber
die so häufige Zurückhaltung zu massigen.
Auch der Visir Compass hat bei uns indessen noch nicht
die allgemeinere Verbreitung gefunden, die er vor dem Häng-
compass verdient, und es erscheint demnach die Uebertragung
einer ähnlichen Einrichtung auf den letzteren immerhin einer
Besprechung werth.
Meinerseits glaubte ich die Vorrichtung zum Einstellen des
bislang fixen Stundenringes, hier am Ibesten nnd am wenigsten
beeinflusst von Nebenumständen, an der unteren Seite des Häng-
compasses anbringen zu können.
Die Justirung des Compasses im Hängzeuge folgte nun aus
dieser mir gestellten Bedingung und wurde von mir keines-
wegs gewählt, da es mir denn doch unmöglich unbekannt sein
konnte, dass diese Operation bequemer im Zulegzeug vorzuneh-
men ist Ich halte mich jedoch noch nicht fUr überwiesen, dass
die Justirung im Hängzeug so schwierig durchführbar wäre, um
nicht die sonst übliche Procedur bei Berichtigung der Magnet-
Dedination aufzuwiegen.
Denn die Abweichungen der Magnetrichtung dürfen tot
dem Gebrauche der Boussole nur normale sein, und da diese
allmälig und nicht sprungweise erfolgen, so wird öfter die Ju-
stirung, welche unter allen Umständen nicht nur für je einen
einzelnen Zug verwerthet, d. i. nicht- sehr oft wiederholt wird,
sich auf die blosse Ueberzeugung beschränken, dass sich die
Magnetrichtung merklich nicht geändert habe, in den anderen,
wenn auch häufigeren Fällen aber so gering sein, daas sie bei
einiger Uebung durch Schätzung bei Drehung des Stellrädchens
oder des dasselbe ersetzenden Mikrometerschräubohens ohne zu
oftes und langwieriges Hemmtappen bewirkt werden kann.
Uebrigens bin ich frei von der Einbildung, dass sich gerade
hier keine Constructions- Verbesserungen auffinden lassen.
Belangend die Mittagalinie als markscheiderische Richtlinie,
so gesteht mir Herr R. selbst zu, dass ich ihren allgemein aner-
kannten Voitheil als solche nicht bestritt, und habe ich aus-
schliesslich und allein für die Fälle, wo heute keine
genauen und geeigneten Visir-Instrumente zur Disposition stehen
und der Compass ohne jede Rücksicht auf die magnetische
Declination das Universal-Markscheide-Instrnment
vorstellt, die einfachere Bestinunung jener Linie mittelst
eines isolirten Lichtstrahles oder eines Kegelschattens für genü-
gend genau erachtet.
Hierauf erhielt ich die meine Ansicht gänzlich verwerflich
findende Antwort, dass:
1. in jedem grösseren Bergbaa-Districte ein genügend ge-
naues und geeignetes Visir- Instrument vorhanden sei, das man
auch zu dem gedachten Zwecke haben kann, und
2. dass nur die wahre Mittagslinie allein im Falle ihres
Verlustes jederzeit genau wieder gefunden werden könne, wäh-
rend bei den besagten, einfachen Methoden ihrer Bestimmung
ein Winkelfehler von 12 Minuten eintreten kann, wenn man
einfach die Zeit ihrer Vornahme oder den Einfluss der Verän-
derlichkeit der Sonnen-Declination nicht berücksichtiget.
Indem ich es der Einsicht eines jeden Markscheiders an^
heimstelle, seine genauen Visir-Iustrumente Jedem darum Ansu-
chenden und wenn auch bislang nur im Gebrauche des Compasses
Geübten in die Hand zu geben oder nicht, muss ich bemerken,
dass auch das letztere Argument von sonderbarer Art ist.
Wer nicht die günstigste Zeit zur Vornahme dieser Arbeit
d. i. die circa 14tägige Nähe der Solstitien abwarten will oder
kann, findet eben in Schmidt's citirtem Aufsatze (Berg- u. Hütt.
Jahrbuch Band IV, pag. Öl) oder auch in Weissbach's verbrei-
tetem Taschenlj^uche «Der lugenieur« (1866, pag. 256 und 258)
die Belehrung, wie er sich aus den Beispielen des analogen Ver-
fahrens der Meridianbestimmung mittelst Anvisirung correspon-
dirender Sonnenhöhen die einfache Regel zur Berücksichtigung
des Einfiusses der Veränderlichkeit der Sonnen-Declination auch
für sein Verfahren nutzbar machen kann.
Hiezu sind nur folgende, leicht zu beschaffende HUfsmittel
d. i. eine gute Landkarte zur Abnahme der geographischen Breite
des Ortes, eine gut gehende Uhr und die astronomischen Ephe-
meriden nothwendig.
In Ermangelung anderer Mittel wird die Rectification hier,
allerdings etwas weniger sicher als diess bei genaueren Visir-
Instrumenten der Fall ist, mit Hilfe eines guten Massstabes und
der in jedem logarithmischen Handbuche sich vorfindenden Ta-
belle der Kreisbogenlängen vorgenommen werden können, da.
dieser Behelfe kein Markscheider entbehrt. *
Die Ungenauigkeit der erwähnten einfachsten Methoden
liegt also keineswegs in den Fehlern die aus unterlassener Ob-
sorge herrühren können, und die ohne Unterschied schliesslich
jedem Verfahren anhaften, als viehnehr in einer für unsere Sinne
nicht mehr wahrnehmbaren, aber natürlichen Unvollkommenheit
der Apparate, welche bei der verhältnissmässig geringen Länge
der erzielbaren Linien von grösserem Einflüsse werden kann.
Wählt man indessen die sicherere Beobachtung eines isolirten
Lichtstrahles, so können leicht (Hahnatadt's Markscheidekunst
1835, pag. 86) auch Bögen bis 4 Fuss Halbmesser angewandt
werden, nnd hier beträgt die Länge des Bogens für den von
Herrn R. der Methode auf unrichtigem Wege zugeschriebenen
Fehler von 12 Minuten 2*33, sage 2*33 Decimallinien.
Für den von Herrn R. ala grösstzulässig hingestellten Fehler
votf 1 V2 Minuten beträgt hier die Bogenlänge noch immer 0*29
Decimallinien, und dass man auch mit den oberwähnten Mitteln
einen höheren Grad von Genauigkeit bei wahrhaft prädser Arbeit
zu erzielen vermag, wird wohl Jedermann zugeben.
- 260 —
Die Methode der Beobachtung eines Kegelflchattens iat
allerdings ungenauer, weil die Conturen des Schattens mit seiner
Unge bald an Schärfe verlieren. ^
(Schluss folgt)
Notiz.
Herr Bergrath M. V. Lipoid, Amtsvorstand in Idria, hat
aus Anlass seines Scheidens aus der k. k. geologischen Beichs-
anstalt an den Director derselben, Sectionsrath Fr. Bitter von
Hauer, folgendes Schreiben gerichtet: „Indem es mir nicht ge-
gönnt ist, in einer Sitsung der k. k. geologischen Beichsanstalt
persönlich und mündlich den Gefühlen Ausdruck zu geben, we!«
che mich bei dem Scheiden aus einem Wirkungskreise, in wel-
chem ich über 17 Jahre thätig war, beseelen, so bin ich bemüs-
siget, hiezu den schriftlichen Weg zu wählen. Vor Allem ist es
das Gefühl des Dankes, das mich durchdringt, des Dankes für
das freundliche Entgegenkommen und die Nachsicht, welche mir
von meinem Vorgesetzten, meinem hochgeschätzten Lehrer, Herrn
Hofrath W. Bitter v. Haidinger, und von Dir hochverehrter
Freund zu Theil wurden, des Dankes fQr die aufrichtige Freund-
schaft, deren ich mich bei den jünger^ Mitgliedern der Beichs-
anstalt zu erfreuen hatte, des Dankes für die zahlreichen Beweise
des Wohlwollens und fQr die vielseitigen Unterstützungen, welche
ich während der geologischen Bereisungeii in Nieder- und Ober-
österreich, Salzburg, Kärnten, Krain, des Görzer und Triester
Gebietes, in Böhmen, Mähren, Schlesien und schliesslich im Schem-
nitzer Bergbaudistricte, wie auch bei anderen Gelegenheiten, von
alt und neu erworbenen Freunden und Gönnern vorzugsweise des
Berg- und Hüttenwesens, von industriellen und Eisenbahn-Ge-
sellschaften, zu gemessen das Glück hatte. Wenn es mir gelungen
sein sollte, und es war mein Wunsch und mein redliches Be-
streben, und ich habe dafür meine besten Kräfte eingesetzt, für
den wissenschaftlichen Fortschritt der Geologie in unserem Vater-
lande, besonders für deren Verwerthung und Anwendung auf
dem empirischen Felde des Bergbaues, ein kleines Schärflein
beizutragen, so muss ich dieses afifällige Verdienst wohl haupt-
sächlich jenen Unterstützungen und dem wohlthuenden Vertrabea
zuschreiben, welches mir meine Freunde und Gönner besonders
des Montanwesens entgegenbrachten. Vom praktischen Bergbau-
dienste weg, und zwar ohne mein Zuthun, zur Wirksamkeit bei
d^r k. k. geologischen Beichsanstalt berufen, kehre ich nun, be-
ehrt durch das Vertrauen der hohen Leiter des ärarischen Mon-
tanwesens, zu diesem wieder zurück, bereichert mit den während
der vielseitigen Ezcuraionen gesammelten Erfahrungen, und an-
geregt durch die Pflege der Wissenschaft und durch die geolo-
gischen Kenntnisse, welche in dem stets regen unter der Leitung
unseres Meisters Haidinger eingebürgerten und unter Deiner
Leitung fortgesetzten Streben und Leben der k. k. geologischen
Beichsanstalt ihr Asyl und ihre sichere Stätte gefunden haben
und finden. Indem ich nun hiemit Abschied nehme von tlieser
Stätte und von den Freunden und Oollegen, welche seit 1 7 Jahren
mit mir dieselbe betreten hatten, so fühle ich mich noch gedrun-
gen, Ausdruck zu geben dem in meinem Innern zur vollsten
Ueberzeugung gelangten Gefühle der Zusammengehörigkeit, der
Blutsverwandtschaft möchte ich sagen, des Geologen und des
Bergmannes, yieses Gefühl wird mich auch in meiner neuen
Wirkungssphäre stets an die k. k. geologische Beichsanstalt
ketten, und mich veranlassen, fortan mit derselben im geistigen
Verkehr zu bleiben, meine freien Stunden geologischen For-
schungen zu widmen, und die Besultate. derselben der Direction
der k. k. geologischen Beichsanstalt zur freundlichen Beurthei-
lung mitzutheUen. Es erübrigt mir demnach nur der Wunsch und
die Bitte, dass mir ebenfalls auch fernerhin aUseitig das freund-
liche Entgegenkommen, die aufrichtige Freundschaft, das Wohl-
wollen und das Vertrauen gewahrt bleiben möchten, durch wel-
ches sich mein Dienstesverhältniss als Mitglied der k. k. geolo-
gischen Beichsanstalt so angenehm und anregend gestaltete. **
AdminiBtratives.
Erledigniigen«
Die Controlorsstelle bei dem Salz-Verschleiss-
magazinsamte in Kaczyka mit dem Gehalte jährl. 525 fl.,
14 n. ö. Klaftern harten oder 2 1 Klaftern weichen Brennholzes, dem
systemmässigen Salzgenusse, freier Wohnung und Cauttonspflicht.
Gesuche sind binnen drei Wochen bei der Finanzdirec-
tion in Czemowitz einzubringen. #
Mehrere Dienststellen im Amtsbereiche der Sa-
linen- und Forstdirection in Gmunden: a) Die Ver-
waltersstellebeidem Salzverschleissmagazinsamte in
Gmunden, in der IX. Diätendasse, mit dem Gebalte jährl. 840 fl.
und einem Quartiergelde von 84 fl.; b) die Cassacpntrolors-
stelle bei der Salinenverwaltung in Ebensee, in der
XI. Diätendasse, mit dem Gkhalte jährl. 577 fl. 50 kr., einem
Holzdeputate von 9 Wr. Klaftern harter und 6 Wr. Klaftern
weicher Brennscheiter im zu Pension anrechenbaren Werthbetrage
von 29 fl. 40 kr. nebst Natural wohnung; c) Die Gassi ersstelle
bei der Salinenverwaltung in Ischl, in der X. Diäten-
dasse, mit dem Gehalte jährl. 735 fl., einem Holzdeputate von
15 Klaftern harter und 15 Klaftern weicher Brennscheiter im
anrechenbaren Betrage von 57 fl. 75 kr. nebst Naturalwohnung ;
d) die Materialrechnungsführersstelle bei der Sali-
nenverwaltung in Aussee, in der XI. Diätendasse, mit dem
Gehalte jähri. 472 fl. 50 kr., einem HolzdepuUte von 9 Klaftern
harter und 6 Klaftern weicher Brennscheiter im anrechenbaren
Betrage von 29 fl. 40 kr. liebst Naturalwohnung; e) die Con-
trolorsstelle bei dem Salzverschleissmagazinsamte
in Auss e e , in der X. Diätendasse, mit dem Gehalte jährt 525 fl.
und einem Quartiergelde jährl. 52 fl. 50 kr.
Mit sämmtlichen Stellen ist der systemmässige Salzbezug,
dann die Verpflichtung zum Erläge einer Caution im Gehalts-
betrage verbunden.
Gesuche sind, unter Nachwdsung der Kenntnisse im Bech-
nungs- und Conceptsfacbe, dann ad a) der Salzmagazinsgebamng
und Leitungsfähigkeit, ad b) und c) der Cassamanipulation, ad d)
der Gebarung mit den bei den Salinen vorkommenden Mate-
rialien und ad e) der Salzmagazinsgebamng und der körper-
lichen Tauglichkeit, binnen vier Wochen bei der Salinen-
und Forstdirection in Gmunden einzubringen.
ANgÜNDIGÜNGEK
(90—90) Eine
Bergverwalters-Stelie
bd einem Steinkohlenwerke in Böhmen ist zu besetzen. Näheres
gegen mündliche oder frankirte briefliche Anfragen bei: Director
Adolf Grimm in Bfas in Böhmen zu erfragen.
(74-74) Concurs-Kundmachung.
Für die Beactivirung und Betriebsleitung des aus 40 Gru-
benmassen und 6 Ueberscharen bestehenden, eine halbe Stunde
westlich von der Südbahnstation Trifail gelegenen Kohlenberg-
baues der neu gebildeten Trif&il-Gewerkschaft wird ein Bergver-
walter gesucht
Als Entlohnung wird ein Jahresgehalt von 1200 Gulden,
femer Quartier nebst Hausgarten und eine entsprechende Tan*
tiöme am jährlichen Beingewinne geboteh.
Bewerber um diese Stelle wollen ihre Gesuche unter Nach-
weisung ihrer theoretischen Studien im Montanfache und ihrer
bisherigen Dienstleistung im Kohlenbergbaue an den Mitgewer-
ken Daniel Dettela in Laibach innerhalb 6 Wochen, vom
Tage der Insertion gerechnet, portofrei einsenden.
Laibach, 14. Juli 1867.
Diese Zeitschrift erscheint wöchentlich einen Bogen stark mit den nöthigeu Artistischen Beigaben. Der Frännmerationspreis
ist jährlich loeo Wien 8 fl. ö. W. oder 5 Thlr. 10 Ngr. Mit fraueo Postrersendung 8 fl. 80 kr. ö. W. Die Jahresabonnented
erhalten einen o£Ficiellen Bericht über die Erfahrungen im berg- und hfittenmftnnisehen Xasehinen-, Bau- und Aufberdtangswesen
sammt Atlas als Gratisbeilage. Inserate finden gegen 8 kr. ö, W. oder IVj Ngr. die gespaltene Nonpareilleseile Aufriahme.
Zuschriften jeder Art können nur firanco angenommen werden.
Draek von 0«rl Fromme in Wien.
Fflr den Verlag verantwortlloh : Carl Reger.
N= 33. Oesterreichische Zeitschrift Jf^' ,
tur
Berg- und Hüttenwesen.
Verantwortlicher Redacteur: Dr. Otto Freiherr von Hing^enau,
t. k. Ministerialratb im FinanzminiiMrium.
Verlag der O. J. Manz'schen BuolllLandltUlg (Kohlmarkt 7) in Wien.
Inhalt: Gegenwl&rti^r Zustand der Wismutmanipulation ku Joacbimsthal in Böhmen. — Die Eisensteine der k. k. Montanherr-
sehaft Zbirow (Schluss). — Qraben-Compass mit drehbarem Stundenring (Scbluss). — Notia. — Administratives. — Ankündigungen.
Gegenwärtiger Zustand der Wismutmanipu-
lation sra Joachimsthal in Böhmen.
Von Josef Wagner, k. k. Ezspectant.
Das Wismuterz wird von den k. k. und gewerkschaft-
lichen Gruben entweder in Graupen oder als Schlich an die
k. k. Hütte geliefert. Die Kosten der Verhüttung tragen die
betreffenden Gruben in eigener Regie, weil für die Einlösung
dieser Erze noch kein Einlösungstarif besteht. Für die Be-
nfitsang der ärarischen Hüttenlocalitäten sammt den Ein-
richtungen, haben die k. k. Grubenabtheilungen 70 kr. und
die Privaten 1 fl. pr. Tag als Entschftdigungsbetrag zu
leisten.
Analysen von den Wismuterzen und Schlichen er-
gaben als Hauptbestandtheile;
Wismut 3 bis 25 7©, Blei y^ bis 7%, Kobalt V2 !>»«
272%, Nickel y^ bis 5%y Uran, Arsen, Schwefel, Eisen,
Silber und die gewöhnlichen Erden (Kalk-, Thon-, Talk- und
Kieselerde).
Probiren der Wismuterze. Die Wismutprobe
wird gemacht, wie die gewöhnliche Bleiprobe. Ist das er-
haltene Wismutkom bleihaltig, so wird aus salpetersaurer
Auflösung entweder das Blei als Chlorblei bestimmt oder es
wird das Wismut aus der schwach sauren Lösung mittelst
eines metallischen Bleistreifens präcipitirt.
A. Wlsmutgewümmig aus Erzen und Sohlichen.
Hosten. Die Erze und Schliche .erden in einem klei-
nen ungarischen Flammofen in Partien zu 2 Ctr. oder bei
grösseren Anlieferungen zu 5 Ctr. im grossen z weiherdigen
Silberröstofen eingetragen, und unter stetem Umkrählen bei
mittelschwachem Feuer geröstet. Die Dauer der Röstzeit
variirt zwischen 4 bis 6 Stunden. Als Brennmaterial werden
Braunkohlen verwendet.
Die Röstkosten betragen pr. Ctr. Erz oder Schlich durch-
schnittlich im grossen zweiherdigen Röstofen 16 kr. und im
kleinen ungarischen Flammofen 20 kr.
Schmelzen. Die gerösteten Erze und Schliche, wel-
che ein erdiges, schwarzbraunes Ausseben haben, werden
mit Soda und Eisendrehspänen innig gemischt. Sind die Erze
wie z. B. von der k. k. östlichen Grube und gewerkschaft-
lichen Einigkeitzeche sehr kalkig, so kommt noch zur Mi-
schung Quarz.
Das Verhältniss der Zuschläge zu den Eraen von ver-
schiedenen Gruben ' ist aus nachstehender Tabelle A au
ersehen.
4
Zuschläge pr. Ctr.
Erz oder Schlich
k.k.
westliche
Grube
k. k.
östliche
Grube
Weweric-
schafUiche
Einigkeit-
zeche
Gewerk-
schaftliche
Reichge-
sehieb-
zeehe
Soda ....
Eisen in Stücken
Eisenspäne . .
Kalk ....
Quarz ....
15—20
5-8
10—15
#
10—15
5-8 .
10—15
15—25
10—15
5-8
10-15
20-30
12-17
5-8
10—15
2%-6
Mit einer Backenschaufel werden diese gemischten Erze
in den vorgewärmten 700aiarkigen Graphittiegel, welcher
iu einem Windofen eingesetzt ist, eingetragen, und altes
Scbmiedeisen iu Stücken zugesetzt. Ist nun der Tiegel mit
dieser Beschickung ganz angefüllt, so wird er mit einem
Graphitdeckel zugedeckt, Kohleu in den Ofen geschüttet
und dieser mit einem eisernen Hute zugemacht. Sind die
Kohlen nach l — 1^/2 Stunden niedergegangen, so werden
frische aufgegeben. Bei jedesmaligem Kohlenaufgeben wird
auch das Gemenge im Tiegel mit einem eisernen, mit Kalk
überstrichenen Haken gut umgerührt.
Es bilden sich in der geschmolzenen Masse 3 Schichten,
welche sieh nach ihrem specifischen Gewichte absetzen und
zwar:
1. Schlacke,
2. Speise (manchmal auch Lech),
3. Wismutmetall (allenfalls bleihaltig).
Die Schlacke, welche keine Spur von Wismnt enthält,
wird mit einem eisernen mit Kalk übertünchten Löffel aus-
geschöpft, und die Beschickung von neuem nachgetragen.
Das wird so lange wiederholt, bis sich eine grössere Partie
von Speise und metallischem Wismut angesammelt hat. Ist
diees der Fall, so wird auch die Speise sammt dem Wismut
in eiserne Tiegel, die nach unten koniscb zulaufen und von
— 262
innen mit Kalk bestrichen sind, geschöpft, worin das Ganze
langsam erstarrt.
Nach dem Erkalten lässt sich die wismutfreie Spieise
vom Wismutkönig sehr leicht durch das Abschlagen trennen.
Zeigt sich der Gniphittiegel im Windofen noch brauch-
bar, so wird eipe neue Partie eingetragen und wie oben fort-
gefahren. Durchschnittlich beträgt die Haltbarkeit eines
Graphittiegels 90 Stunden.
Es bestehen /derzeit 2 Windöfen, die von 3 Manu be-
dient werden können. Verschmolzen werden in 24 Stunden
pr. Ofen 4 — 5 Cr, Erz, wenn beide im Betriebe sind durch-
schnittlich 9 Ctr. Das Ausbringen an Metall ist beim Tiegel-
Schmelzen genau nach der Probe, manchmal findet ein kleiner
Verbrand von 72% bis 1% statt, der beim Ausschöpfen des
Metalles, welches bei starker Hitze stattfindet, entsteht.
Daa Vom Tiegelschmelzen erhaltene Wismut ist ent-
weder bleihaltig oder bleifrei, in beiden Fällen wird es ge*
saigert.
Das Saigern geschiebt in einer 3' 4" langen, 12^/^**
weiten und SVs" hohen gusseisernen Röhre, die etwas ge<
neigt ist, und mittelst Holzkohlenfeuer schwach rothglii-
hend gehalten wird. Das Wismut wird nun von der noch
anhängenden Speise und anderen Unreinigkeiten dadurch
getrennt, rinnt in eine gusseiserne Schale, und wird wenn
es bleifrei ist, in Planehen zu ungefähr 10 Pfd. gegossen,
welche iu Handel kommen, oder wenn es bleihaltig ist. in
Kuchen zu 50 Pfd. dem Treibherde übergeben und abge-
trieben.
Das Treiben geschieht auf einem kleinen Treibherip,
dessen Herdmasse aus 4 Theilen gemahlenen Kalksteines und
1 Theil Thon besteht ; das Blei-Wismut wird in Partien zu
4 bis 5 Ctr. auf dem Treibherde aufgegeben und einge-
SL'hmoIzen, darauf ein Windstrom geleitet und das Feuer
schwach gehalten, damit nicht ein grosser Verbrand statt-
findet. (Das Wismut durch oxydirendes Schmelzen bleifrei
darzustellen wurde im Jahre 1858 vom Herrn k. k. Berg-^
rath Patera eingeführt)
Wenn sich Glätte gebildet hat, so lässt man sie sehr
langsam durch die Spur abfiiessen. Im Anfange des Treib-
processes fliesst bloss reine Bleiglätte (grüne Glätte) ab; in
dem Masse, wie der Process fortschreitet, enthält die Blei-
glätte auch Wismutoxyd (braune Glätte), bis endlich am
Ende des Processes bloss Wismutglätte (schwarze Glätte)
sich bildet« Ist nun durch dieses oxydirende ScKmelzen das
Wismut von Blei befreit, so wird abgestochen, welcher Mo-
laeut durch eine herausgenommene Probe beurcheilt wird.
Die Bruchfläche einer guten Probe soll grossblätterig'sein;
sicherer überzeugt man sich durch die Probe auf nassem
Wege.
Das vom Treibherde abfliessende Wismutmetall rinnt
in einen mit Kalk bestrichenen gusseisernen Tiegel, nach
dem Erstarren wird es zerschrotten, durch das Saigern ge-
reiuiget und in Planchen zu 10 Pfd. gegossen, welche in
Handel kommen. Der Verbrand an Bleiwismuf, der beim
Treiben stattfindet, variirt zwischen den Grenzen von 7%
bis 107o« ^^^ ^^^^ Schmelzen sich bildende Schlacke und
Speise, und die beim Treiben abfallende Glätte, der Herd,
ferner die Saigerkrätze haben folgende Bestimmungen und
ä) die Schlacke kommt wegen ihres grossen Ge-
haltes an kieselsaurem Natron znm Rohschmelzen, oder wenn
sie uranhaltig ist, wird sie nach dem bestehenden Uranein-
lösungstarif efngelöst. (Aufmerksam darauf, dass sich das
Uran ohne Verlust in der Schlacke ansammelt, wurde suerst
Herr k. k. Berggesehworner Franz Weeelsky),
Dieser Wahrnehmung ist es zu danken, dass nunmehr
auch sehr arme Wismutschliche, welche Uran halten, mit
Vortheil verschmolzen werden können, indem der Halt der
Schlacken an Uran gewöhnlich um* mehrere Procente höher
wird, als der aus den Schlichen ermittelte; das Schmelzen
solcher armen uranhaltigen Wismutschliche bildet also gleich-
sam die Concentration des darin enthaltenen Urans bis zur
Höhe der tarifmässigen Ein lösnngs Würdigkeit ohne weitere
Verluste.
^) Die Speise zum Speiseconcentriren.
c) Die grüne Glätte zur Bleiarbeit.
d) DieWismntglätte; der Herd und die Saigekrätse
kommen zum Tiegelschmelzen zurück.
Die Wismuterze in Tiegeln zu schmelzen, ohne sie
vorher zu rösten, >^urde schon im Jahre 1862 durch Herrn
k. k. Hüttenmeister Rudolf Vogl eingeführt, hatte
aber folgende Nachtheile und zwar:
. a) es konnten nur reiche Erze bis zu einem Halte von
9% Bi und 2^/2% Blei mit Gewinn verschmolzen werden.
b) Die Speise selbst war bei einem Ueberschusse von
Eisen, welches beim Schmelzen zugesetzt wurde, immer
wrsinuthaltig {2% bis 3%).
c) Durch den grossen Sodazuschlag wurden die theuren
Scbmelztiegel bald unbrauchbar.
d) Durch das grosse Quantum an Zuschlägen war das
Aufbringen pr. 2 Stunden höchstens 2V2 ^^'*) ^°^ ^^^ ^^'
fallende Speise (wegen des grossen Eisenzuschlagee) sehr
arm an Kobalt-Nickel.
Durch die Einführung dvs Röstens der Wismut»
erzt; und Schliche am Ende des I. Semesters ]865 ist es mir
gelungen, die oben angeführten Uebelstände zu beseitigen
und eine grosse Ersparniss an Zuschlägen, Brennmaterial
und Arbeitslöhnen zu erzielen.
Aus der Tabelle B ist eine V<'rgleichung der Zuschläge
bei gerösteten und ungerösteten Zeugen zu ersehen.
B
Zuschläge
Auf 1 Ctr. Erz oder Schüch
ungeröstet | geröstet
a
«
Soda
25-50
10—20
Eieenspäne
30—50
10-15
Eisen in Stücken ....
20—30
5-8
Es ist daiiurch ermöglicht worden, selbst arme Schliche
mit 2^4% Blei und A^/^% Wismut noch mit Gewinn zu
verarbeiten.
Die Manipulationskosten (Tabelle C) waren in den
Jahren 1865 und 1866 geringer, wo selbst über 283 Ctr.
arme Zeuge mit einem Durchschnittshalte von 6'82% Wis-
mut und 1*88% Blei verarbeitet wurden, als in früheren
Jahren bei reichen ungerösteten Erzen.
— 263 —
Jahr
186S
1. Semester
2. n
1864
1. Semester
2. p
186S
1 . Semester
X »
1866
1. Semester
2.
1867
1 . Semester ,
Oesammt-Unkosten
pr. Ctr.
Erz oder
Schlich
fl. kr. Vooo
14
79
50
50
pr. 46. aus-
gehrachtes
Wismut
fl. kr. Vooo
33
18
19
12
91
97
46
50
50
30
95
B. Wismtit£rewixmTmgr aus Ghlätte und Herd.
Das in den HütteDproducten enthaltene Wismut rührt
grösstentheii« von den ^^ismut-Saigerrückständen her, wel-
che durch das Aussaigern des Metalles aus reichen Wismut-
erzen im damaligen Muffelofen zurückgehlieben sind. Diese
Saigerrtickst&nde wurden von den betreffenden Privat- und
Aerarialzechen als bleiische Silbererze zur £iulö8ung ge-
bracht und das Wismut als Blei nach dem bestehenden Ein-
löstarife bezahlt.
Durch die Verbleiarbeiten, wo diese Saigerrückstände
zagetheilc wurden, sammelt sich das Wismut und Silber in
dem ausgebrachten Werkblei, und durch das Abtreiben die-
ser Bleie erhielt man das Wismut als Oxyd gemengt mit
Bleiozyd als braune Glätte. Ein Thei) dieser braunen Glätte,
die immer nur am Ende des Treibprocesses abfiel, war sehr
reich an Wismut und sehr arm an Btei, aber silberhaltig.
Diese Posten wurden von neuem geschmolzen, abgetrieben,
um noch das darin enthaltene Silber zu gewinnen. Man be-
kam bei diesem Processe reine Wismutglätte (schwarze
Glätte), die^nur Spuren von Blei enthielt und auch wismut-
haltigen Herd.
Mit diesen erhaltenen Wismutproducten wurden in
früheren Jahren Versuche abgeführt, um das darin enthal-
tene Wismut ohne grosse Kosten und Verluste zu Gute zu
bringen, die aber wieder unterbrochen wurden.
Im Jahre 1865 wurden auf Anregung des k. k. Berg-
Oberamtes die Versuche durch mich als derzeitigen Leiter
dieser Manipulation wieder aufgenommen, und es werden
diese Producte mit grossem Vortheil und Gewinn in Tiegeln
geschmolzen.
Die Gesammtprodncte sind in 2 Abtheilungen getrennt:
a) in bleifreie (schwarze Glätte);
b) in bleihaltige (braune Glätte und Herd).
ä) Verarbeitung der schwarzen Glätte.
Ein Gentner. fein gepochter schwarzer Glätte wird mit
10% Sod*» tO% Q»ar2» 5% Kalk und 10% Eisendreh-
Spänen innig gemischt , in den Tiegel eingetragen und oben
mit einer Decke von Kochsalz versehen, damit kein Ver-
bravd an Metall stattfiadet. I>sr wwhwe Yerüftfarai ist wie
be^m Erzschmelzen. Das Auabrineen an Metall ist (abge-
sehen von dem kleinen Verbrand, der beim Ausschöpfen
stattfindet) anal7tisch genau nach der Probe.
Die Gesammt- Manipulationskosten ergaben sich pr.
Pfii. reinen Wismutmetalles aus schwarzer Glätte nur
mit 19 kr.
b) Verarbeitung bleihaltiger Producte.
Es werden 120 Pfd. braune Glätte und 80 Pfd. Herd
mit 30 Pfd. Soda, 50 Pfd. Qaarz, lo Pfd. Flussspath und
20 Pf ^ Eisendrehspäuen innig gemischt, und damit weiter,
wie oben beschrieben, verfahren. Der Abgang an Bleiwis-
mut der zwischen den Grenzen von 8% bis 10 % variirt,
rührt von dem Treiben des vom Tiegelschmelzen erhaltenen
bleiischeii Wismuts her, der sich nicht vermeiden lässt.
Die Erzeugungskosten pr. Pfd. Wismutmetall aus bleii-
schen Producten betrugen im Durchschnitte genommen, seit
1865 bis Ende Semester 1867, 57 Vj kr.
Die Tabelle Z> enthält die Zusammenstellung des bei
der Joachimsthaler k. k. Silberhfltte seit der Einführung des
Tiegelschmelzens bis Ende I. Semester 1867 für nachste-
hende k. k. Aemter erzeugten und verkauften Wismut-Me-
talles*).
Wird noch zu der ärarischen Erzeugung^ die gewerk-
schaftliche hiezu gerechnet, so ergibt sich während dieser
4V2 Jt^hre eine Gesammtproduction von: fl. kr.
k. k. Aemtern mit 17.550 ^%2 ^- öeldwerth 113.157*84
Gewerkschaften ,. 5.500 n n 35.420*00
Summe . . . 23.050 ^%2 • « 148-577-84
Es ergibt sich demnach eine jährliche Durchs chnitts-
erzeugung mit 5122*88 Pfd. im Geldwerth 33.013 fl. 6 kr.
Der Verkauf und die Nachfrage nach diesem Metalle
ist sehr lebhaft, so dass der Preis pr. Pfd. bis jetzt auf 9 fl.
gestiegen ist. Man sieht daraus deutlich den Beweis^ dass
das Wismutmetall in der Industrie immer eine grössere An-
wendung erhalten wird, und was die Folge sein wird, dass
der Werth des Wismutmetalles seinerzeit ein ^ehr bedeu-
tender werden kann.
Da das Wismut in grösserer Menge nur noch in Sachsen
vorkommt, so ist die Gewinnung dieses Metalles für den
Joachimsthaler Bergbau von grossem Nutzen.
Die Eisensteine der k. k. Montanherrschaft
Zbirow.
Von Carl Balling, Assistent an der k. k. Bergakademie
zu Pfibram.
(Schluss.)
23* Südwestlich von Chesnowitz, nahe der dem Prager
Erzbisthume gehörigen Chesnowitzer Zeche befindet sich die
ärarische Janovkazeche an dem südöstliclien Flügel des
Eisensteinlagers, w^'Icbes ärmere und weniger mächtige Erze
enthält, als der nordwestliche Flügel. Der Eisenstein ist so-
wohl dichter als auch linsenförmig körniger Rotheisenstein
und enthält :
Eisenoxyd .... 41*683
Eisenoxydul .... 0-959
Thonerde 12352
Bittererde .... 1-063
Kieselerde .... 41*550
*) Siehe Tabelle /).
»•
264
i
r 1 .
SP-
i s
3D 2 QQ
1 er 3 1
^ i 1 : • i
I. Semester
II. „ ......
Sa
S
s
.
1
S2SS
Bss
1 « 1 ö
ii i
»
ll^
^1
CO
»-k
odSco
ODODK»
1 Sfl s
i3 1 »S
_.^
1^ O) OD
5Sg2
1^ K9kO
00 ^a —
2g::
CO ^^
COO« .feO
^CO.M
Ük
k. k.
westliche
Grube
Ol»
CO
COM M
K5= •
fcO^ CO feO
SSfg
^
SS
s
1^
K9 M
C3d^ OD
c;i o*«D
ii<
1! 1 1
«k
CO
OD
•^ OD O«
lOlO 1
II II
^
Ol
0»
OD
Sgl
Sil
1 ^
1 lu
K9
SS
1 ft
S.O
li
1-
o
«
DT
OD
•
«
CO
OD OD 1
ODOO 1
S9hS
1 Sl
-.1
09
o e 1
1 O ^CO
-4 -^ O
1 p
1
09
s
SSI
O« O« 1
CO CO 1
1 COK»
1 OOD KS
1 ?r
d
1
Ot Ol 1
cn o» 1
1 c^ 1 o.
1 1
i
00
Cn ^ •!
^ CO
-aco «-i
•^ 'JD CK
— OD CO
«« -4 ^ O
oa CO ^ OD
^•4
»
O
CD
1
li
o
CO
CO
OD 1^1^
1^ -^ CO
CO Kd«4
^
OB
OD
CO
o
o a»co
iii
tC ^ i*i
K9 ^ 00 ^
^ OD COt^
O? CT« O» CID
O feO Ot Od
Cj, CO —
th
1
CO
K9
lO
MCOCO
OdODor
CD MOd
Od ^ •(■. CO ^
^ Od CO CO
CO Od CO
pr
1
1
1 cn ci»
o« 1 c;«
CT« Ol 1 C^
V* CT»
1 e
CO
•u
CiO« O
O« O» OD
SSI
1 1 1 1
1 »
1?
1
1
CO
OD
ss§
kOh» 1
1 1 1 1
! g.
6
^S2
11'
i 1 1 1
=b
1
CID
CO
coo>
ojco-j
SSI
1 1 1 1
1 fr
o»
c^
V* 1 o«
v*o* 1
1 1 1 1
' i
o»
OD
»1 1
e.1 1
oaos 1 1
c;« 1
et»
Ergab
sieb beim
Verkaufe
ein Durch-
schnitts-
preis
1^
CO
:;i 1
Sl 1
COO« 1 1
CO 1
«4 1
1 ?r
O»
OD
ol 1
Sl 1
S^l 1
gl
1 ^
1 o
Ol
s
s
o«
lU -> h9
lOCO CO
sss
CI« «4 -4
eoODOt
Ob CO CO
•^ — CO
•U .^ lU CO
c;« coo CO
03 1^ O 1^
OD CT« CO
OD OD O
•^ ^ O
^
1
i-i
CO
s
CO -* Kd
S»«f„
lU CO
CO fe<9-4
^
o«
CO CO CO
O OD^
lU Cn OD
CO CO CO
CO »o
CO -4 0<
lO lO CO
o^co
h9 »O
KdCO OD i-k
5SS22
O O CO OS
c;» CO I-*
c/< OOOd
P
i
s
-4
Cl«
itk O)
O 1^ o»
0> ^ CO
*J -4 — 0>
CO CO 4^
CO 03 CO
2r
1
c;«
1 1 1
c^ 1 v%
«.1 1 1
9« 9« 1
1^
— 265
Sebwefelsftnre
Phospbors&are
Hydratwasser
' 1 Sparen
. . 2213
Znsammeii 99*820
24. Tyie Ersablagemng der Veronicaaeche bei Ka*
liaek befindet sieb in den Bokitzaner Scbiebten. Das Lager
bestebt ans Sphftrosiderit in einer Mftcbtigkeit von 1 Klafter,
der gegen das Ausgebende zu iu Brauneisenstein fibergebt.
Der Spbärosiderit enthält :
3-733
29-329
15-430
1-400
1045
2-316
15-800
30-250
Spur
Zusammen 99*303
Eisenozydul . . . .
Tbonerde
Kalkerde
Bittererde . . . .
Schwefelsäure . « .
Kohlensäure . . . .
Kieselerde . . . .
Blei
Der Brauueisenstein enthält:
Eisenozyd
Eisenoxjdul
Tbonerde .
Kalkerde .
Bittererde
Kieselerde
Schwefelfläure
Pbosphorfiäure
Hydratwasser
Mangan
Zink . .
Blei . . .
57-367
0-095
3-626
0-774
0-774
28-900
1046
0-352
6-400
\ Spur
Zusammen 99*860
Ans den vorstehenden Analysen ergeben sich nun fol-
gende Durch Schnittsgehalte der Erze, wobei jedoch die
Posten 2, 4, 5, 7, 11, 12 und 13 des Wosseker Reviers,
dann die Poeten 15 und 21 des Kruschnahorer Reviers
und endlich die Posten 29 und 35 des St. Benigner Re-
viers keine Berficksicbtigung fanden, weil dieselben gegen-
wärtig nicht verschmolzen werden.
Durchschnittsprocente der
eigenen Erze in der Hütte
HoUsaV
hui
ZuKaiBer
FranMOs-
thal
Zn
StrMchiti
an metallischem Eisen .
30-0
335
290
• Kieselerde . . .
36-8
30-8
35-6
D Tlionerde . . .
130
136
12-9
« Kalkerde ....
0-5
0-55
0-54
t) Bittererde . . .
07
005
0-6
« Schwefelsäure . .
0-31
0-05
0-24
1) Phosphorsäure .
0-25
0-89
0-33
Der durchschnittliche Eisengehalt der eigenen Erze
gibt im Allgemeinen ein zufriedenstellendes Resultat, 'weil
durch zweckmässige Gattirung derselben sowohl, als auch
durch Zugattirung der Kruscbner und ffiebener Erze auf
den Hatten zu Hollaubkau und Straschitz der Durchschnitts-
gebalt des Möllers doch immer leicht auf und fiber 35 Pro-
cente gebracht werden kann. Allein ein zweiter zugleich
auftretender Factor, der grosse Kieselerdegehalt der Erze
beeinflnsst diese Ziffer nachtheilig, und obwohl man die durch
frei bleibende Kieselsäure während des Yerschmelzens er-
folgende Verscblackung des Eisens durch genfigenden Kalk-
Zuschlag auf ein Minimum redueiren kann, so sind^doch die
nötbigen Kalkmengen nicht unbedeutend, wie folgende Rech-
nung nachweist.
Bei Ausgang von der fär einen mit Holzkohlen betrie-
benen Eisenbobofen rationellen allgemeinen Scblackenformel
eines gemengten Kisilikats:
3 Ä 0, 2 5i O3 -f /2j O3, 2 Si O3,
in welcher R die Monoxyde des Kalkes und der Bittererde,
B^ O^dtiB Sexquiozyd der Tbonerde vertritt, berechnet sich
der nötbige Kalkzuschlng folgende :
Atomgewicht der Kieselsäure {Si 0^) = 45*3
V 1) Tbonerde {Al^O^) z=^ bV2
n n Kalkes (Ca 0) = 28*0
A V Bittererd« (Mg 0) = 20*0
Aus den Proportionen:
Al^0^:2 Si O3 = 51-2 : 90 6, also für
Hollaubkau: 512:90-6 = 13 :a:, für
Franzensthal
Straschitz :
51^2:90-6= 13-6:0:1
512: 90 6 = 12-9 :a:.
und für
berechnet sich die
zur Verscblackung der vorhandenen Tbonerde nötbige
Kieselsäuremenge mit:
« = 23; a:^ = 24; x^ = 22 8.
Aus den Proportionen : 3 C^ : 2 'S^ = 84 : 90*6>
also für
Hollaubkau : .84 : 90*6 = 0*5 : y, für
Franzenstbal: 84 : 90*6 = 0*55 : y^ und für ,
Straschitz : 84 : 90*6 = 0*54 : y^ berechnet sich die zur
Verscblackung des vorhandenen Kalkes nötbige Kiesel-
säuremenge mit:
y = 0*52 ; y^ = 0*59 und y^ = 0*68.
Endlich aus den Proportionen,:
3Af^ 0:2 Ä O3 =60:90-6
also für Hollaubkau : 60 : 90*6 = 0-7 : z
für Franzensthal : 60 : 90*6 = 05 : Zy und
für Straschitz: . 60:90*6 = 06:^2 berechnet sich
die zur Verscblackung der vorhandenen Bittererde nö-
tbige Kieselsäuremenge mit :
z = 10; z, = Ö-72 und z^ = 0*87.
Durch Summirung der Posten :
X + y + z =23 + 0-52 + 10 =2452
«1 + yi + % = 24 + 0-59 + 0-72 = 25*41 und
^2 + ^2 + ^2 = 22-8 + 0-58 + 0*87 = 24 25
erhält man die Gesammtsumme der Kieselsäure, welche zur
Vertehlackung der schon in den Erzen erhaltenen
Erdbasen nötbig ist, und es bleibt noch in den Erzen der
Hollaubkauer Hütte: 36-8 — 24*52 = 1228
Franzenstbaler n 30*8 — 2541 = 5*39
Straschitzer » 35*6 — 24*25 = 11*35
freie Kieselsäure übrig, welche durch Zuschlag von Kalk
gebunden werden soll.
Aus der Proportion :2SiO^:3CaO = 90*6 : 84, also
für Hollaubkau : 90*6 : 84 = 1228 : a
D Franzensthal: 90*6:84 = 4*4 : ß
1) Straschitz: 90-6 : 84 = 11*35 : y berechnen sich die
nöthigen Mengen an zuzuschlagender Kalkbas e mit:
a = 11-3; ß = 50 und y = lO'ö.
266 —
Der Kalk wird aber auf den dortigen Hatten nirgends
gebrannt, sondern als koblensaurer Kalk gesetzt, wesahalb
dieser dem Gewichte nach, nach der Proportion :
CaO'.CO^ = 28:50
far Hollajibkau : 28 : 50 = 1 1 3 : a^ «^ = 20
t) Franzensthal: 28:50 = 50:ßi ßi = 9'0 und
t) Straschitz: 28:50 = 10-5:yi y^ = 18"7
Oewichtstheile betragen würde, wenn derselbe reiner koh-
leosanrer Kalk wäre.
Der aaf den Zbirower Hütten augewendete Zuschlags-
kalk stein von K o u k o 1 o v A h o'r a bei Zditz ist aber nicht
rein, sondern enthält nach einer von mir im Jahre 1861
ausgeführten Analyse gegen 20 Pr^cent Kieselerde und Thon-
erde mit etwas Eieenoxyd, also nur */.. seines Gewichtes
kohlensauren Kalk und nur et^as über 7^ seines Gewichtes
wirksame Kalkbase, und es stellt sich sonach nach:
80:100 = 20*0:02 für Hollaubkau 04 mit 25
= 9 : ßj « Franzensthal ß^ n 1 1 '2
= 18-7: 72 » Straschitz y^ » 23-3
Gewichtsprocenteu als richtig heraus.
Um nun auch hier nicht diese bedeutenden Mengen Kalk-
steine setzen zu müssen kann allerdings auch^urch eine zweck-
entsprechende Gattirung abgeholfen und der Kieselerdege-
halt der MöUeruDg herabgedrückt werden; allein diese oben
gefundenen Zahlen geben nun einen ganz richtigen Anhalts-
punkt für die Behandlung der Erze, und da in der Rechnung
auf die bösen Gäste Schwefel und Phosphor keine
Rücksicht genommen wurde, glaube ich, dass bei gut ge-
wähltem Auflaufen in den Hohöfen zu Straschitz und Hol-
laubkau nicht leicht unter 16 Percent Kalkzuschlag ge-
gangen werden könnte. Der Mangel an vollständigen Ana-
lysen hat bisher jede derartige Berechnung unmöglich ge-
macht, und da die mitgetheilten Analysen zugleich die
neuesten Untersuchungen der auf der Herrschaft Zbirow in
den k.k. Eisenhütten zur Verschmelzung gelangenden Eisen-
erze sind, bchliesse ich mit dieser kurzen Anwendung der
durch dieselben erlangten Resultate riicse Mittheilung und
hoffe, hiemit ein Geringes zur näheren Kenntuiss der dor-
tigen Schmelzverhältnisse beigetragen zu haben.
Plibram, im April 1867.
Oruben-Compass mit drehbarem Stundenring.
Von E. Jarolimek.
(FortsetsTing und Schhiss.)
Ist hier ein Bogenhalbmesser von nur 11 Decimallinteu
(8 Werkzoll) zaiässig und nimmt man den Beobachtungsfehler
bei gehöriger Vorsicht und Präcision auf 0*1 Linie an, so be-
rechnet sich hieraus der Fehler für Eine Beobachtung auf nahe
nur 3 Minuten.
Dieser Fehler lüsst sich übrigens durch Repetition der Beo-
bachtungen in Verbindung eines Uebertrages derselben auf einen
grösseren Bogen oder, wo der häufiger zu treffende Messtisch-
apparat zu Gebote steht, in Verbindung mit dem Ausstecken der
einzelnen Linien weiter ermässigen, wenn mau das Mittel der
einzelnen Resultate zieht.
Sowie aber die Genauigkeit der mehrer wähnten einfachen
Methoden der Bestimmung der wahren Mittagslinie von Herrn R.
offenbar unterschätzt wird, ebenso, und diess ist leider trauriger,
Überschätzt er die Leistung dia Compasses bei seinen gewöhn-
lichen Gebrauche,
Man beachte neuerdings Weisbachs Vorreden zu seiner
neuen Markscheidekunst Band 1, Seite VIII und Band 2, VII,
wo derselbe ^ie Grösse des Fehlers bei der gewöhnlichen Be-
stimmung der Winkel mittelst des Compasses mit Rficksicht auf
die täglichen Declinafionen der Magnetrichtnng anf 10 und 12
Minuten angibt; Bauemfeind aber sagt in seinen Elementen
der Vermessungskunde (1S62, Seite 163), dass es Verschwen-
dung wäre, auf den Bau der Boussolen -Instrumente mehr Sorg<
zu verwenden, als der Genauigkeit i» der Bestimmung der Mag-
netrichtung entspricht, welche sich bei grösseren und auch
Lagenbestimmungengegendie Mittagslinie fordern-
den Aufnahmen in gleicher Rücksicht auf etwa 15
Minuten belaufe.
Es ist möglich, dass Weisbach und Bauemfeind in ver-
zeihlichem Eifer für die Verbreitung des Gebrauches genauerer
Instrumente, eine gänzliche Nichtberücksichtigung der täglichen
Schwankungen der Magnetrichtung annehmend, den Coippass
unterschätzen.
Dass aber eine genaue Berichtigung der täglichen Mag-
net -Declination insbesondere bei Arbeiten mit dem Hängcom-
pass schwierig durchzuführen ist und allgemeinen Eingang kaum
finden kann, ist nicht zu bestreiten.
Das rasch aufeinander folgende Ablesen der Win-
kel, in Verbindung mit öfterem Justiren des Compasses
auf der Schnur, in ähnlicher Weise wie diess Herr Traurig für
denVisir-Compass mitdenvon diesem Instrumente gewährten Er-
leichterungen in dem obcitirten Aufsatze beantragte, kann zwar,
wenn auch mit grösseren Zeitverlusten hier gleichfalls angewandt
werden, nicht immer wird jedoch als zweite Bedingung die Bfit*
tagslinie so nahe bei der Hand sein, dass man in kürzester
Frist nach der ersten Justirung die Aufnahme beginnen kann,
wodurch eine merkliche Aenderung der Magnetrichtnng in der
Zwischenzeit vermieden werden soll.
Nach Lamonts Beobachtungen (Bauemfeind Vermessungs-
kunde Seite 162) macht die Magnetnadel nun z. B» in München
zu gewisssen Zeiten innerhalb der 6 Stunden von 8 Uhr Vor-
bis 2 Uhr Nachmittag eine Bewegung von 23 Minuten, d. i.
stündlich im Durchschnitte von 4 Minuten; in Göttingen
erwiesen sich nach Weisbach (Ingenieur, pag. 240) ähnliche
Resultate.
Was nützte es also bei diesem Compassgebrauebe die
Declination an der BiittagsUnie durch Justirung genau behoben
zu haben , wenn die in Berechnung gezogene Magpaetrichtung
schon beim ersten Zug je nach der Dauer und Beschaffenhüt
der Zwischenzeit bereits um mehrere Minuten verschieden ist?
Allein nicht nur zu verschiedenen Tageszeiten ist die täg-
liche Bewegung der Magnetnadel auch versclüeden, sie variirt in-
nerhalb desselben Jahres in Grenzen von mehreren Blinuten(z. B.in
Göttingen 7 bis tl) und ist auch in verschiedenen Jahren wie-
der eine andere. So fand Lamont (siehe wie oben) Zeit-
perinden von 10 Jahren, innerhalb welcher ihr Steigen und
Fallen wieder um mehrere (5) Minuten variirt.
Dazu kommen noch weitere Unregelmässigkeiten und ist
diese Erscheinung an verschiedenen Orten wieder verschieden.
Die Bestimmung der täglichen Magnet-Declination for-
dert also örtliche und unausgesetzte Beobachtungen, wel-
che gerade dort, wo weniger Mittel zu Gebote stehen, nicht durch-
führbar sind, und eine Behebung derselben durch Bestimmung
blossder Tageszeit und des Datums des Ablösens der
Wtnkel kann schwerlich verbreiteten Eingang finden.
Die heute gemachten Aufnahmen morgen Zug für Zug z u
denselben Tageszeiten zuzulegen, an welchen die ein-
zelnen Winkel abgelesen wurden, dürfte gleichfalls ört-
lich zeitraubend erscheinen und selbst das einfachste Mittel:
die Com pass - Aufnahmen nur zur Nachtzeit vorzunehmen,
wird wohl schwerlich allgemein Eingang finden und zwar wie-
der am spätesten gerade dort, wo viel mit dem Compass ge-
arbeitet wird
Selbst pünktlich angewandt, hat übriircni« keine der be
sprochenen Methoden volle Genauigkeit.
Wenn also auch bei th unlieb er Berücksichtigung der täg-
lichen Declinationen der Magnetrichtnng der Compass nicht ge-
rade zu Fehlern von 12 bis 15 Minuten leitet, so ist dessen
Genauigkeit doch leider kleiner, als diess Herr K. zugestehen
will, auch wenn man von selteneren Nebeneinflüsien z. B. einer
unvermeidlichen Nähe magnetischer Mineralien absieht.
In der That wurden »uch bisher bei präcisen und mehr-
fach controUrten Aufnahmen mit dem Compasse bei StoUen-
267
dnrobflchlägen auf 500 bis t>00 Klafter Länge Fehler In der
Bicbtung von 1 Klafter noch als gering nnd die Arbeit als be-
friedigend erachtet und beträgt der Winkelfebier hier nicht
3 sondern 6 bis 7 Minuten.
Ich glaube also genügende« Rechenschaft darüber abgelegt
sn haben: ob die Bestimmung der MittagsÜuic bloss für den
Gebrauch des Com passes mittelst der einfacheren Methoden,
präcis ausgeführt, genügend genau sei: auch stehe ich mit die-
■ar Ansieht in der neueren Zeit nicht allein; Professor Beer in
seiner Markscheidekunst (l'^öß Seite 12) lehrt:
„Sollte indessen Örtlich das Vertrauen in die Richtigkeit
einer auf die mehrerwähnten, einfacheren Weisen bestimmten
und Tor einer Controlirung in Verlust geratbenen Richtlinie
fehlen, so ist, so lange der betreffende Bergbau besteht, wohl
nur in den seltensten Fällen die Prttiung der neu bestimmten
Ldnie auf ihre Üeberein Stimmung mit der vordem bestandenen
unmöglich gemacht.
Denn, haben sich zuverlässige Karten oder Zugbücher über
den Ban erhalten, so werden denn doch in den meisten Fällen
so viel Fixpunkte dieser früheren Aufnahmen zugänglich gcblie-
beh sein, um mit ihrer Hilfe bei genügt^nden neuen Auinahms-
Bepetitionen der Lagen je zweier Fizpunkte die früher benützte
Richtlinie mit der den angewandten Instrumenten entsprechen-
den Genauigkeit wiederzufinden.
Sind jedoch die früheren und liier zu verwendenden Auf-
nahmen alle unzuverlässig oder sind auch Karten und Zug-
bücher säinaitlich mit in Verlust gerathen, so haben eben
alle vorangegangeneu Mar ^scheidsarbeiten ihren Werth verloren,
so dass auch der Verlust der nicht ganz sicheren Richtlinie keine
weitere Bedeutung hat**
Herr R. führt mir die in manchen Fällen schweren Folgen
eines Winkelfehlers von 12 Minuten vor die Augen, eines Feh-
lers, der durchaus nicht meinen Ansichten entspringt, der aber
nach den Lehrbüchern der heute tradirenden Professoren Weis-
bach und Baueinfeind dem (hier allein besprochenen) Compasse,
in Rücksicht der schwierigen und £actisch auch zumeist aus-
bleibenden Behebung der täglichen Declination, schon an und
für sich eigen ist!
Hier ist die Genauigkeit leider schon gering, indessen be-
ziffert sich der Fehler nur nach einigen Minuten.
Soll nian aber den noch zahlreichen Compassliebhabem
gegenüber die Hoffnung ganz sinken lassen, dass dieselben dort,
wo eine Beachtung auch der seculäreu Declination nicht statt-
findet, zur Annahme einer einfachen Methode ihrer Berücksich-
tigung nicht zu vermögen sind, und dass somit erst der Eintritt
anderer Zustände abgewartet werden müsse?
Ich glaube nicht, dass überall neben geringeren Mitteln oder •
geringeren Kenntnissen der gute Wille fehlt.
Dass aber an den letztgedachten Orten insbesondere die
jahrelange Mühen beanspruchenden Hauptkarteu von Tag zu
Ta^, von Jahr zu Jahr unrichtiger werdende Nachträge erhalten,
dass diese Unrichtigkeiten mit der Zeit n i ch t mehr nach Minu-
ten, sondernnachGraden zählen, alle vorangegan genen Ar-
beiten vernichten, dem Bergbau, so wie dem Eigentbumsrechte
oft sehr empfindliche Schläge zuführen , und dass auch alle
kleineren und rasch ausgeführten Grubenkarten mit blosser An-
gabe der Magnetlinie nur eine ganz kurze Zeit einige Brauch-
barkeit behalten können, das muss ich nach dem allerdings treff-
lichen und mehrcitirten Artikel Kleszczynskis nicht weiter aus-
führen.
Von diesem Gedanken beseelt, appellirte ich an den ver-
dienstlichen und ermöglichten Einfluss der Behörden und stützte
mich hierbei auf §. 185 a. B. G., welcher die Werksbesitzar ver-
hält, genaue Markscheide karten über die Baue anzulegen und
dieselben der Bergbehörde zur Berichtigung der Revierskarten
auf Verlangen eizusenden, während §.97 der V. V. z. a. B. G.
verordnet, dass diese Karten der Werksbesitzer durch seinen eigenen
Markricheider oder euien sonstigen befähigten Kunstverstän-
digen anzufertigen hat und schliesslich, dass aus denselben die
Berichtigung der Revierskarten in der Regel von 3 zu 3 Jahren
vorzunehmen ist.
Der Ausdruck gen au kann in der vorstehenden Anordnung
des bestehenden Gesetzes allerdings nicht absolut genommen
werden, eben so wie die Befähigung heute nur relativ ver-
standen werden kann.
Die Frage aber: ob eine sehr einfache und keine kost-
spieligen Instrumente erfordernde Methode der Berück-
sichtigung, insbesondere der seculäreu Magne^Declination, bei
der örtlich noch nicht so leicht vermeidbaren ausschliesslichen
Verwendung des Compasses zu den allgemein erreichbaren
Graden der Genauigkeit gezählt und im Interesse der Werks-
besitzer und der Wahrung ihrer Eigentbumsrechte gefordert
werden kann, diese Frage glaubte ich bejahen zu können.
Kleszczynski strebte schon 1857 in dem oft erwähnten Auf-
sätze an, dass die Magnetlinie von den Grubenkarten und allen
Verieihnngs-Urkunden durch die Mittagslinie verdrängt werde,
nnd berief sich bezüglich des letzteren Punktes auf das neue
Berggesetz.
Gerade die Verleihungen finden jedoch öfter an entlegeren
Punkten nnd auf erst beginnende Baue statt, und so behaupte
ich meine Ueberzeugung , dass nur elnfiache Methoden der Be-
rücksichtigung der magnetischen Declination baldigst zur ganz
allgemeinen Geltung gelangen können.
Ich schliesse mit eidigen mir leider als unvermeidlich auf-
erlegten Bemerkungen, von denen ich aufrichtig wünsche, dass
dieselben meinen Gegner in obiger Frage, Herrn R., vermögen,
wenn nicht im eigenen, so doch im Interesse der Sache künftig-
hin bei Besprechungen ähnlicher Art nur allein eine objective,
weil jedem Gebildeten genügende Berichtigung anzustreben.
Denn wenn ich beispielsweise, um jeden unnöthigen An-
lass zu neuen Fehlem zu benehme)», in einem Bergrevier, wo
in nä<'h8ter Nähe zahlreiche Gewerkschaften belehnt sind, die
aus einer Bestimmung hervorgegangene Richtlinie (als welche
auch ich nur die Mittagftlinie oder ihre Kreuzstunde anssh) den
verscliledeneu Marksoheids-Beflissenen zur allgemeinen Annahme
empfalil, so wird ein grösseres Bergrevier daraus, um mir
damit vage Begriffe über die Mittagslinie und die Unkenntniss
des Einflusses ihrer Divergenz für verschiedene Längenlagen der
Orte anzudichten 1
Wenn Ich mich freute, dass durch die einfachere Justirung
des Compasses vor dessen Gebrauche die weitere lästige und
wieder nur neue Fehlerquellen bergende praktische Beachtung
der magnetischen Declination behoben wird, dabei aber die stetige
Beobachtung der letzteren, zu welcher auch iqh verhalten bin,
im Interesse der Wissenschaft ausdrücklich fortgesetzt wissen
wil^ so werde ich hiefür zu Jenen gerechnet, die in Praxis und
Wissenschaft Gegensätze (!!) erblicken und diess nur, um Ge-
legeuheit'Z^ bieten, sich über die schweren Folgen dieser Feh-
ler auf meine Kosten aussprechen zu können.
Wenn ich empfahl zur bequemeren und sichereren Justirung
im Hängzeuge die Kreuzstnnde zur MittagsUnie zu wählen, so
wird selbst diess tadelnd wieder erwähnt, als ob es nicht ganz
gleich wäre, ob der Compass auf 24^ oder 6** justirt wird, und
als ob der rechte Winkel zu einer gegebenen Linie nicht bestimm-
bar oder wieder auffindbar wäre.
Auf eine solche Kritik finde ich jede Erwiderung unnöthig,
denn sie richtet nicht mich, sondern sich seihst, sowie deren
ganzer Ton schon eine Schwäche ihres Herrn Verfassers erweist,
in die ich keineswegs verfallen will.
Mein Bewusstsein spricht mich auch heute über die Art
meines öffentlichen, wenn auch noch so geringfügigen Wir-
kens frei von jedem Vorwurfe, und so überlasse ich mich ruhig
einem gerechteren Urtheile, als es mir Herr R., wie er selbst
sagt „für mein wohlfeiles d. i. der Unbelesenheit entsprungenes
Schriftstellern schon längst — aber dann nar anonym — zu-
gedacht hat."
Nagjig, 19. Juli 1867.
Notiz.
Von Ritter von Rittinger^s Handbuch der Aufberei»
tungskunde werden auf Veranlassung der Verlagshandlung Ernst &
Korn in Berlin bereits Uebersetzungen in die französische und
englische Sprache veranstaltet.
Z. 806.
Administrati ves.
Concnrs-Aussohreibang.
Bei der k. k. Berghauptmannscfaaft in Klagenfart ist die
Oberbergcommissärsstelle mit dem Jahresgehalte von 1260 fl.,
dem Vorrückungsrechte in die höhere Gehaltsstufe, und der VHI.
Diätenclasse, eventuell die Bergcommissärsstelle mit dem Jahres-
gehalte von 840 fl., dem Vorrückungsrechte in die höheren Ge-
haltsstufen und der IX. Diätenclasse zu besetzen.
— 268 —
Bewerber um eine dieser DiensteWtellen haben ihre vor-
scbriftam&MJg belegten Gesuche im Wege ihrer yorgeseteten
Behörden bis 15. September 1867 bei dieser Berghanptmann-
schaft einsubringen, sich ttber die snrfickgelegten rechts* und
staatswissenschaäichen, dann montanistischen Studien, ttber die
bisherige Dienstleistung, sowie ttber die vollkommene Kenntniss
des bergbehOrdlichen Dienstes aussuweisen und ansugeben, ob
und in welchem Grade sie mit einem Angestellten dieser Berg-
hauptmannschaft, mit einem Bergwerksbesitzer oder Bergbeamten
in Kfimten verwandt oder versdiwigert sind, femer ob sie, ihre
Ehegattinnen oder ihre unter der väterlichen Gewalt stehenden
Kinder — in Kärnten einen Bergbau besitsen oder an einer
Bergwerks-Untemehmung betheiligt sind. ,
K. k. Berghauptmannschaft.
Klagenfnrt, am 6. August 1867.
Verordnung des Ministeriums ffr Handel und Volks-
wirthschaft ttber die Zulassung der C. Sehember-
schen Decimal- und Centesimal - Brttckenwagen*).
Giltig für Böhmen, Dahnatien, Galisien und Lodomerien mit
Krakau, Oesterreich ob und unter der Enns, Salzburg, Steier-
mark, Kärnten, Krain, Bukowina, Ifähren, Schlesien, l^ol, Vor-
arlberg, Istrien, Görz und Gradisca und Triest mit seinem Gebiete.
Das Ministerium fttr Handel und Volkswirthschaft findet im
Nachhange zu dem Erlasse vom 20. April 1850 (R. G. Bl. Nr. 217),
im Einvernehmen mit den Ministerien des Inttem und der Finan-
zen, Folgendes zu bestimmen:
1. Der Gebrauch solcher tragbarer Decimal-Brttckenwagen,
welche nach dem von C. Schember in Wien verbesserten Qnin-
tenz*schen Sjsteme, — dann solcher tragbarer Centesimal-Brttcken-
wagen, welche nach dem von C. Schember erfundenen Systeme
gebaut sind, wird ftU* den öffentlichen Verkehr zugelassen.
2. Die Brttckenwagen mfiasen vor ihrer Verwendung von
Seite der zuständigen Zünentirungsbehörde ämtlich geprttft und
die im Gebrauche stehenden von zwei zu zwei Jahren der aber
maligen Prttfnng unterzogen werden.
Die Bestätigung des diessfäUigen Actes nrass auf den Wagen
in der vorgeschriebenen Art ersichtlich gemacht werden.
3. Auf jeder Wage nrass der Name 4ee Verfeiügeni pid
das Veriiältniss des Auflagegewiohtes zur Last mittelst einer gra-
viften, an der Vorderseite der Tragsäule angebrachten^ Platte er-
sichtlich gemacht werden.
4. Die Decimalwagen fttr den öffentlichen Verkehr dttrfen
auf keine geringere Belastung als auf 100 Wiener Pfunde und
auf keine grössere Belastung als auf 100 Wiener Centner gebaut
sein, und nicht zum Wägen einer geringeren Last als 50 Wiener
Pfunde verwendet werden.
Bei i>efällsämtem ist der Gebrauch der Schember^sehen
Brttckenwagen auch bia zu dem Gewichte von 5 Wiener Pfunden
gestattet.
5. Die Centesimaiwagen fttr den öffentlichen Verkehr dttrfen
auf keine geringere Belastung als auf 20 Wiener Centner und
auf keine grössere Belastung als 80 Wiener Centner gebaut sein,
und nicht zum Wägen einer geringeren Last als 10 Wiener Centner
verwendet werden.
6. Die Wagen müssen bis auf Vaooo^^ ihrer Belastung em-
pfindlich sein, d. i. bei der grössten Belastung, fttr welche sie
gebaut sind, noch mit dem zweitausendsten Theile derselben einen
merklichen Ausschlag geben.
7. Die ausftthriiche Vorschrift ttber die amtliche Prttfung
und Beglaubigung dieser Wagen, sowie deren Beschreibung und
Zeichnung wird in einer besonderen Instruction fttr die Zimenti-
rungsiimter gegeben.
8. In Hezug auf den Gebrauch dieser Wagen gelten die-
selben Bestimmungen, welche in dem Eingangs bezogenen Erlasse
*) Enthalten in dem am 2. August 1867 ausgegebenen
R. G. Bl. unter Nr. 103.
vom 20. April 1850, Art 9, 1, hinsichtlich der tragbaren Brttcken-
wagen gegeben sind.
9. Bei dem Wägen auf den Decimalwagen sind die im §. 39
und bei dem Wägen auf den Centerimalwagen die im §. 40 der
allgemeinen Instruction fttr die Zimentirungsämter vom Jahre 1858
beschriebenen Gemchte anzuwenden.
Wien, den 20. JuU 1867.
ÄNKÜNDIGUNGÜ
(96) In der
J.G. Engelhardfscheii Sortinientobuchhandlung
(M. Isensee) in Freiberg,
erschien und ist durch alle Buchhandlungen zu beziehen:
in Wien durch dieG. J. IManz'sche Buchhandlung
Kohlmarkt 1,
gegenttber der Wallnerstrasse.
Salieer^r Tli.
Bergrath, ProfMsor, Dr.
ThMrie nd Praxis in Knst nad WisseiMlitft,
wie in Heasckralebea.
Festbeitrag sum lOljährigen Jubiläum der
Freiberger Bergakademie.
25 Ngr.
Dr., Hflttenmeiater.
Untersuchungen über die chemiachen Vorgänge in
den Qay-Lussac*achen Condenaationaapparaten der
SchwefelaVure-Fabrilcen. •
6 Ngr.
Portrait ▼. Schmldhuber,
Berggesobwomer.
Verfasser der Pltttziade, Lithographie zum ßinlegen in die
Plötziüde geeignet. — 10 Ngr.
(77_87)
^
M^aieni'JDrahizünder
Felsensprengangen erzeugt und empfiehlt bestens
AL Wim. Stellxig
in Schönlinde in NordbOhmen.
fUt einer llell«ire.
Diese Zeit8chrift erscheint wOohentlich einen Bogt- 1. stark mit den nttthigen artistischen Beigaben. Der. PrianmeratiOBipreis
ist jährlich loeo Wien 8 fl. ö. W. oder 5 Thlr. 10 Ngr. Mit frauoo Fostrezaendung 8 fl. 80 kr. ö. W. Die Jahresabonnenten
erhalten einen o£FicieIlen Bericht ober die Erfahrungen im berg^ und hfittenm&nnisohen Kasehinen-, Bau- und AulbereitiuigiwefeB
sammt Atlas als Gratisbeilage. Inserate finden gegen 8 kr. ö. W. oder IV^ Ngr. die gespaltene Nonpareillezeile Aufinbrneu
Zuschriften jeder Art können nur franeo angenommen werden.
Druck von Ozrl Fromme in Wien.
Fflr den Verleg yerzntwortUeh: Carl Begor.
N= 34.
XV. Jahrgang.
i)esterreichi8che Zeitschrift J^.^^«
mr
Berg- und Hüttenwesen.
Verantwortlicher Redacteur: Dr. Otto Freiherr von Hingenau,
k. k. lUnistexiAlratb im Ftnanyministoriiuii.
Verlag der Q. J. Manz'schen Bucbliandlung (Kohlmarkt 7) in Wien.
Tnlialt: Das Verwittern der Mineralkohlen. — Die Mieser BergbanverhÜltnisse im Allgemeinen, nebst specieller Beschreibung
der Frischglückzeche. — Notiz. — Administratives. — Ankündigungen.
Sas Verwittern der Mineralkoiüen.
Die Industrie der Neuzeit ist unter Anderem auch
durch die zunehmende Allgemeinheit der Dampfkraftanwen-
dnng gekennzeichnet, was wohl in vieler Richtung don AnstoBS
gab , jeden Verlust an theuerem Brennmaterial kennen zu
lernen, um ihn möglichst zu umgeben.
Diesejetzt für jeden ludastriellen und Techniker hoch-
wichtige Frage verdient jedoch beim Berg- und Hüttenwesen
nicht nur wegen der tagtäglich allgemeiner werdenden An-
wendung der Dampfkraft die höchste Beachtung, sondern
sie ist für den so viel Kohle consumirenden Hfittenmann
und den liefernden Bergmann von einer doppelt hohan
Bedeutung.
Es ist de Bshalb ein genaues Studium der Veränderungen
der Mineralkohlen während des Lagerns, des Liegens an
der Luft, sicherlich für uns besonders beachten swerth, wess-
halb wir dem montanistischen Publicum alles über diese
Frage bisher Bekanntgewordene mitzutheilen uns verpflichtet
fühlen, in der Hoffnung, dass es zu weiteren Versuchen
und Discussionen führen dürfte.
Die ersten directen und sehr umsichtigen Versuche über
das Verhalten der schlesischen Kohlen während des Lagerns
im Freien verdanken wir Herrn Prof. Grundmann in Tarno-
witz, der dieselben in der preussischen Zeitschrift für Berg-,
Hütten- und Salinenwesen, Jahrgang 1862, Seite 326 ver-
öffentlichte. Er verwandte zu diesen Versuchen eine 3.400
Tonnen umfassende Kleinkohlenhalde aus der Königsgrube
bei Königshütte in Oberschlesien, wovon er gleich beim Auf-
fahren, nach zwei-^ nach fünf- (von der Wetterseite und von
Innen) und nach ueunmonatlicher (ebenfalls von der Wetter-
seite und von Innen) Lagerung die möglichst genaue Durch-
schnittsprobe nahm, und davon das specifische Gewicht, die
Nässe, den Kohlenstoff-, Wasserstoff-, Stickstoff-, Sauer-
stoff-, den Schwefel- und Aschengehalt der Kohle und den
theoretischen Brennwerth derselben bestimmte. Dasselbe
geschah mit einer kleineren Partie zerschlagener und Stück-
kohle, welche in einer Kiste verpackt und so aufgestellt war,
dass Regen- und Schneewasser nicht eindringen konnte,
während der Zutritt der feuchten Luft nicht gehemmt war.
Nach drei und abermals vier Monaten wurden auch hievon
Durcbschnittsproben genommen.
Die Resultate dieser Versuche waren folgende :
t. Das specifische Gewicht der Kohlen änderte sich
nicht.
2. Der Nässegehalt nahm nach einer neunmonatlichen
Lagerung um circa 1 Procent von der ursprünglichen (5 Pro-
oente) ab. Herr Grundmann legt hierauf kein Gewicht, da
der Wassergehalt der Kohle sich während des Liegens im
Laboratorium ändere.
3. tind 4. Die Steinkohlen müssen beim Lagern eine
Gewichtsverminderung erleiden, da gasförmige Verbindun-
gen entweichen. Berechnet man den durch die Analysen
gefundenen Gehalt an Kohlenstoff, Wasserstoff, Stickstoff
und Sauerstoff auf den Aschengehalt, und setzt diesen gleich
Ein«, so ergibt sich, dass auf der Halde von 100 Pfd-
Steinkohle 58*2 (!) Pfund durch die neunmonatliche Verwit-
terung als Gase verschwanden.
5. Die Verwitterung der Steinkohlen steigt bei grossen
Halden sehr rasch mit der Erhöhung der Temperatur, wel-
che im Innern derselben entwickelt wird, und nimmt auch
eben so rasch wieder ab, wie die Temperatur fällt. Es ist
diesB einleuchtend, da die Temperatur eben nur eine Func-
tion der chemischen Processe, die in der Halde vorgehen,
ist, und letztere sodann befördern und unterstützen. Ferner
zeigte sich, dass obiger 58procentige Verlust vorwiegend
während der ersten fünf Monate entstand, während die Koh-
len in den letzten vier Monaten fast gar keine wesentliche
Veränderung mehr erlitten. ,
6. Die den atmosphärischen Niederschlägen nicht un-
mittelbar ausgesetzten Kohlen, nämlich jene in Kisten,
erfuhren in sieben Monaten nur 43 Proceate Verlust.
7: Kohle in grossen Stücken verwittert weniger rasch,
wie in zerschlagenen.
8. Die aschenfreien Bestandtheile, also Kohlenstoff,
Wasserstoff, Stickstoff und Sauerstoff bleiben nach der Ver-
witterung in demselben Verhältnisse.
9. Die der Verwitterung ausgesetzten Kohlen haben
hauptsächlich darum einen geringeren Brennwerth als frische
Kohlen, weil ihr Aschengehalt ein höherer ist. — Ferner
zeigte sich, dass sowohl die im Freien liegenden und die in
Kisten verpackten Kohlen nach zwei- bis dreimonatlicher
Lagerung ihre Coaksfähigkeit verloren hatten.
— 270 -
IjO. Sollen die Steinkohlen auf ihrem Lager wenig durch
Verwitterung an ihrem ursprünglichen Werthe verlieren, so
müssen sie mit Luftzügen im Innern der Halde gebaut, luft-
trocken in dieselbe gebracht und mit einem gegen die atmo-
sphärischen Niederschläge schützenden Dache verseben sein.
Diese sind, kurz zusammengefasst, die Schlüsse, die
Herr Grundmann aus seinen sorgfältigen Versuchen folgert«
Betrachten wir eine von ihm gegebene tabellarische Ueber-
sicht etwas genauer, so finden wir, dass den zur Halde auf-
gefahrenen Kleinkohlen 6.986} den neun Monate auf der
Wetterseite gelegenen 6*247 Wärmeeinheiten entsprechen.
Aus diesen Daten rechnet sich ein für die Praxis wichtiger
Heizeffectsverlust von nahe 11 Procent. Da diese jedenfalls
mit den unter 3. und 4. angegebenen 58*2 Procenten Ver-
lust an brennbaren Bestandtheilen der Kohle im argen Wider-
spruche stehen, so glaubt Herr Grundmann diese Differenz
auf die Weise zu erklären, dass er hinweist, dass aschen-
reichere Kohle vollständiger verbrenne, ferner dass die ab-
gelegene Kohle wenig öder gar nicht backt und weniger die
Aufmerksamkeit des Heizers beanspruche. Obzwar wir
diesen erklärenden Erläuterungen innerhalb der in der Rede
angewandten Grenzen vollkommen beipflichten, so halten
wir jedoch diese Einflüsse als nicht genügend, eine so auf-
fallende Differenz aufzuklären, und wollen lieber den aus
dem Heizeffecte berechneten 11 Procenten Verlust mehr
Wahrscheinlichkeit beilegen, als jenen theoretischen 58
Procenten. Denn letztere sind auf den jeweilig gefundenen
Aschengehalt, der in den frischen Mineralkohlen 4*5 gefun-
den wurde, berechnet. Abgesehen davon, dass sich hiemit
die ganze Rechnung auf eine relativ kleine Grösse stützt,
und hiemit jeder kleine Fehler darin in dieser Verlustberech-
nung bedeutend auf das Resultat «einwirkt, so ist schon die
Art und Weise des Probeaehmens, und geschehe diess selbst
mit der grössten Umsicht und Genauigkeit, eine leider unge-
naue und nur annähernd richtige Manipulation.
Herr Ernst Hart ig, vortheilhaft bekannt durch seine
„Untersuchungen über die Heizkraft der Steinkohlen Sach-
senstt, sagt in seinem Werke auf Seite 9i nachdem er die
Resultate über die Bestimmung des Aschengehaltes im
Grossen, bei bestehenden Feuerungen mittbeilt, wie folgt:
nDie (so gefundene) Aschenmenge schwankt zwar oft bei
Kohle um 1 bis 2 Procente, doch ist sie im Allgemeinen
einer sichereren Bestimmung föhig, als der eigentliche Aschen-
gehalt, wie er durch vollständiges Einäschern kleiner Proben
erhalten wird; der Grund hievon liegt in der Schwierigkeit
solche Proben so auszuwählen, dass sie die richtige Beschaf-
fenheit einer Kohlensorte richtig darstellen. » Also Herr
Hartig zog lieber die um 1 bis 2 Procente differirenden Aschen-
proben, als genauer den Proben im Kleinen vor. Aus der
Ungenauigkeit des Probenehmens ist es auch erklärlich, dass,
obzwar der Aschengehalt durch das neunmonatliche Verwit-
tern über das Doppelte stieg, dennoch keine wesentliche
Differenz im specifischen Gewichte eintrat.
Es mussten sicherlich die Grund mann'schen Resultate
bei der ganzen industriellen Welt volle Beachtung erfahren,
da sie für die schlesischen Kohlen einen so immensen Verwit-
terungskalo nachwiesen, ja um so mehr, als sich hiedurch
die Producenten und Consumenten feindlich gegenüber ge-
stellt wurden. Man schlug nun verschiedene Wege ein, um
diese hochwichtige Frage weiter zu beleuchten.
Herr Doctor Varrentrapp in Braunschweig wählte
einen rein wissenschaftlichen Weg (Dingler*s polyt. Journal
CLXXV. 2. Heft), indem er frisch geförderte Braunkohle
von- der braunschweigischen Prinz Wilhelm-Grube in erb-
sengrossen Stückchen in einer Flasche einschloss und feuchte,
kohlensäurefreie Luft bei verschiedenen Temperaturen
durch leitete ; die der Flasche entström^de Luft wurde durch
Barytwasser geleitet. Er setzte nämlich ganz richtig voraus,
dass sich durch die Verwitterung, als langsame Verbrennung,
Kohlensäure bilden werde, deren Menge aus dem Gewichte
des Niederschlages von kohlensaurem Baryt berechnet wer-
den kann. Es zeigte sich, dass zwar bei gewöhnlicher Tempera-
tur sich sogleich Kohlensäure bilde, jedoch in sehr geringer
Menge. Um deren Entwicklung zu befördern, steigerte er
mit verschiedenen Zwischenstufen die Temperatur bis auf
150^ C., woraus er berechnete, dass bei dieser Hitze der
ganze Kohlenstoffgehalt des eingewogenen Pfundes Braun-
kohle in drei Monaten aufgezehrt sein würde. — Gleich im
Anfange des Versuches war die Temperatur durch 28 Tage
zwischen 35 und 40^ gehalten, während welcher Zeit sich
6 grm. kohlensaurer Baryt bildete. Da Herr Varrentrapp
angibt, dass in den angewandten 256 grm. trockener Kohle
164 grm. (647o) Kohlenstoff enthalten sind, so rechnet sich
nach einem einmonatlichen Ezperimentiren bei 35 bis 40^
aus 6 grm. kohlensauren Baryts ein Kohlenstoffverlust mit
0*365 grm. d. i. 0'22 Procent heraus.
Selbst mit Rücksicht auf die grosse Verschiedenheit
der gegenüber Grund mann's angewandten Kohlen bezweifeln
diese Versuciie ebenfalls den grossen Verwitterungskalo,
wie ihn Herr Grundmann angibt.
In Dingler*8 polyt. Journale CLXXHI, Heft 5» theilt
nun Varrentrapp weitere Versuche in derselben Richtung
und Art mit, wozu Gaskohlen von den Westphäler Graben:
1) Zollverein" und nHollandu verwendet wurden. Die Schluss-
resultate sind den schon erwähnten sehr analog.
Einige Monate später veröffentlichte Thompson seine
Beobachtungen über die Verwitterung der englischen Kohlen
in dem „London Journal of arts 1865.*^ Er Unterscheidet
eine Trockenfäule (dry rot) und eine Nassfäule (wet rot)
und gibt an, dass sich beide wie 10 zu 13 verhalten.
Den wissenschaftlichen Untersuchungen Grundmann's
und Varrentrapp^s folgten nun mehrere Bestimmungen des
Verwitterungskalos auf rein praktischem Wege.
Es liegtsehrnahe, den Ablagerungsgewichtsverlust eines
Kohlenhaufens direct durch Abwägungen innerhalb ge-
wisser Zeiten zu bestimmen, um sich über den von Grund-
mann angeführten überaus hohen Kalo Rechenschaft geben
zu können.
Wie sehr Herrn Grundmann's Resultate bei grösseren
Kohlenconsumenten Würdigung fanden, ergibt sich auch
daraus, dass viele grössere Bahn Verwaltungen weitere Ver-
suche mit Kohlen aus verschiedenen Gebieten in dieser hoch-
wichtigen Frage einleiteten, von deren Resultaten wir nur
die massgebenden und bekanntgewordenen verwenden wol-
len, da wir versichert sind, dass da und dort nebst dem Ver-
witterungskalo auch andere Abgänge durch menschliche
Mithilfe stattfanden, sobald nicht die grösste Obsorge bei
der Leitung der Versuche obwaltete.
So unternahm die hannoveranische Eisenbahnverwal*
tunp zur Ermittlung des Gewichts- und Heizeffectsabganges
zu Harburg, Hannover und Osnabrück schon im Jahre 1863
und 1864 ausgedehnte Versuche. An erster er Station
lagerte man im Freien, allen Einflüssen der Atmosphärilien
ausgesetzt, 100 Ctr. englische Kohle durch eilf Monate, und
— 271 —
wog sie nach jedem Monat. Die Gewichte mussten natürlich
differiren, weil man nie dea Gehalt an Nässe bestimmte ; sie
stiegen anf 100 Ctr. t8 Pfd. (im Janaar bei viel Regen)
and fielen auf 99 Ctr. 75 Pfd. (Im Aagast bei trockenem
Wetter). Die Versach^ warden za Beginne December bei
trockenem Frostwetter begonnen und Anfangs November
bei trockenem Wetter geschlossen, wornach man 99 Ctr.
92 Pfd. aaswog. Bechnet man den Gesammtdurchschnitt der
Versachswägnngen, so erhält man ein Dnrchsohnittsgewicht
von 99 Ctr. 96 Pfd. Aas allem dem geht hervor, dass die
Kohlen während eines eilfmonatlichen Lagems keinen we-
sentlich grossen Gewichtsabgang erfuhren.
In Hannover lud man bei den am 5. Jänner 1864
begonnenen Versuchen 161 Ctr. Schaamburger Schmiede-
kohle auf einen besonderen Wagen und konnte nach dieser
Weise leiuht und schnell den Gewichtsabgang annähernd
bestimmen. Da auch hier die Kohle nicht auf ihren Nässe-
gehalt unterdUcht wurde, so ist es erklärlich, dass man im
Jani und October nur 160 Ctr. auswog. Das Durchschnitts-
gewicht aus den eilfmaligen Versuchswägungen ergibt sich
mit 161 Ctr. 63 Pfd., also um. letztere höher als die Ein-
wage. Zugleich mit diesen Gewichtsverlustnntersuchungen
bestimmte Herr Maschinen director Kirchweger die je-
weiligen Heizwerthsverluste anf die Weise, dass er an 6 ziem-
lich gleichmässig zwischen Anfangs Jänner 1864 und No-
vember vertheilten Tagen mit den der Verwitterung ausge-
setzten Kohlen einen Dampfkessel unter immer gleichen
Modalitäten heizte. Am 7. Jänner brauchte er zu diesem
Zwecke 1395 Pfd. Kohle, ebensoviel am 2. November, am
wenigsten am 1. September, nämlich nur 1363 Pfd., und
am meisten 1463 Pfd. am 10. Mai. Im Durchschnitte ent-
fielen zur eintägigen Heizung 1406 Pfd. Also auch hier er-
gibt es sich, dass die Schaumburger Kohlen während des
Lagems weder im Gewichte noch im Heizwerthe irgend wel-
che praktisch fühlbare Einbusse erlitten haben.
Zu Osnabrück wurden durch Herrn Betriebsdireetor
Beder sehr sorgfältige Versuche abgeführt, welche er in
der Zeitschrift des Architekten- und Ingenieur- Vereines für
Hannover, Jahrgang 1866, 4. Heft, veröfientlichte. Er ver-
lad hiezu 90 Ctr. frisch geforderter und melirter West-
phäler Kohlen and zwar bei einer Versuchsreihe vom Glücks-
burger Flötze des Hajdtschachtes bei Ibbenbüren und bei
einer anderen von der Zeche Courl auf neu abgewogenen
Bondiwägen in vier Fuss hohe Haufen, die auf einem todten
Strange der Bahn den Atmosphärilien ausgesetzt, und vier-
teljährig zur Abwäge auf eine Brücken wage gefahren war-
den. Der Versuch währte ein Jahr, wobei in dei)^itte und
am Ende des Versuches die Kohlen vorsichtig abgeladen
wurden, um das Durchschnittsgewicht des Wagens zu er-
mitteln. Während hiedurch der Gewichtsverlust bei dem La-
gern erhoben wurde, Hess man auch von den genannten zwei
Kohlensorten 400 Ctr. schwere and 4 Fuss hohe Haufen
ebenfalls durch ein Jahr im Freien liegen and nahm hievon
sorgsamst die Probe zur Bestimmung der Nässe, nach wel-
cher alle Resultate auf trockene Kohle umgerechnet warden,
znm Zwecke der Heizwertbsbestimmung. Letztere wurden
auf diese Weise ausgeführt, dass die Bahnhofwerkstättenma-
schinen damit geheizt wurden, wobei natürlich sorgsamst
auf gleiche Arbeit and gleiche Dampfspannung gesehen
wnrde. Die Resultate dieser Versuchsreihen , die so sehr
von jenen des Herrn Grandmann abweichen, waren folgende:
1 . Die Ibbenbürener Kohle hat im Laufe des Versuehs-
jahres 1 *4 Procente, die von Courl aber nichts an dem Ge-
wichte verloren.
2. Der Heizwerth der Kohlen von Ibbenbüren ist am
6y und der der Kohle von Courl um 2 '6 Procente während
der einjährigen Lagerung der Kohlen im Freien gesunken.
3. Die Vercoakungsfähigkeit (nach Tiegelversachen)
hat sich bei den Ibbenbürener Kohlen um 4*6 und bei Courl-
kohlen um 2' 1 Procente vermindert.
Diese Versuche zeigen uns auch ferner, dass zwei ver-
schiedene Koblengattungen dem Verwittern angleich wider-
stehen, was zwar za erwarten war, so dass nach dieser Ver-
suchsreihe der von uns für die oberschlesischen Kohlen
ausgerechnete Heizwerthsverlust za 1 1 Procenten als möglich
and wahrscheinlich erscheint.
Wenn auch die gegebenen Ziffern, da sie sich zum
Theile auf den Feuchtigkeitsgehalt der Kohle basiren, nicht
auf absolute Richtigkeit Anspruch machen dürfen, so nähern
sie sich der Wahrheit doch bedeutend mehr, als die Grund-
mann*8che Rechnung, indem ein Fehler in der Nässebestim-
mung in der Rechnung weitaus nicht so einflussreich ist,
wie der in der Aschenbestimmnng, sobald man diese mit
Herrn Grandmann als Ausgangspankt des Calcüls nimmt.
Wegen der argen Differenzen in den bisher gewonne-
nen Resultaten setztti Her]:.Reder seine Untersuchungen fort,
wobei er auch den Aschengehalt mit in das Gebiet seiner
Versuche zog.
Bei diesen abermaligen Untersuchnngen, wozu ober-
schlesische Kohlen aus demselben Gebiete, von welchem sie
Herr Grandmann bezog, femer Borlogher (in der Nähe Os-
nabrücks) und englische Brancepeth-Kohlen verwendet wur-
den, füllte man die Kohlensorten in einer Mischung von zu
Taubeneigrösse zerschlagenen Stückkohlen und gewöhn-
lichen Feinkohlen in 2 Fuss hohe, dünnwandige, irdene
Töpfe von 2 V2 Fu6s Durchmesser, die am Boden drei kleine
Oeffiiungen zum Wasserabflüsse hatten, und setzte sie bis
an den Rand in einen aus gleicher Kohle aufgesAiütteten,
den Atmosphärilien ausgesetzten Haufen. Da man aus Ther-
mometermessungen seh Hessen konnte, dass in den Töpfen
dieselben Processe wie in der grossen Halde -stattfanden,
so repräsentiren die Kohlen in ersteren ein Stück der letz-
teren, obzwar hier noch bedacht werden muss, dass der
Kern des Haufens, wo kein Topf stand, sicherlich eine hö-
here Temperatur, also auch einen grösseren Zersetzungskalo
haben muss. Das angewandte Versuchsmateriale wurde nach
neun- und zwölfmonatlicher Lagerung gewogen, ausgebreitet
und von je einem Topfinhalte von der oberen, mittleren und
unteren Schichte je eine, und dann noch eine Durchschnitts-
probt* genommen. Letztere zeigte sich immer dem Durch-
schnitte der übrigen drei Detailproben entsprechend. Sodann
untersuchte man jede genommene Probe auf den Waaser-
und Aschengehalt und auf die Coaksbarkeit.
Da man bei diesem Vorgange das Materiale in kleinerer
Grösse anwandte, und dasselbe zum Behufe des Probeneh-
mens passender ausbreiten konnte, so hat jedenfalls diese
Art des Probenehmens viel mehr Anspruch auf annähernde
Richtigkeit als wie das Stückabklauben von der Halde.
Es zeigte sich, dass nach dem einjährigen Lagern :
1. Bei allen drei untersuchten Kohlengattungen nicht
allein kein Gewichtsverlust eingetreten ist, sondern umge-
kehrt eine kleine Gewichtsvermehrung stattgefunden hat.
— 272
2. Der Aschengehalt sich nicht vermehrt hat und
endlich
3. die oberschlesischen Kohlen jede eigentliche Ver-
coakangsflKhigkeit verloren, was schon nach vier Monaten
Lagerns eintrat, hingegen die Borlogher and Brancepether
Kohlen ihre ursprüngliche Vercoaksbarkeit vollständig hei-
behalten hatten.
Nach 80 vielerlei sich widersprechenden, auf verschie-
denen Wegen erlangten Resultaten muss man unwillkürlich
fragen, wie sich denn diese erklären lassen. Die Antwort
darauf gab uns der vortreffliche Gewährsmann Herr Prof,
Grundmann in der Zeitschrift des Architekten- und Ingenieur-
vereines für Hannover 1867, 1. Heft.
Er weist in erster Linie das Factum der äusseren Ver-
änderung (z. B. Mürbewerden, Verlust an Fettglanz, Beginn
einer röthlichen Färbung etc.) vieler Kohlen beim Ablagern
nach, erinnert ferner, dass die Coakereien und Gasanstalten
frischgeförderte Kohle besonders gerne verlangen, und dass
die Flötze an ihren Ausbissen fast immer schlechte, wenig
brauchbare Kohle liefern.
Bei den verschiedenen Kohlensorten geht die Verwit-
terung rascher von statten, bei anderen kaum merkbar, wie
diess besonders bei der Pech- und Cannelkohie der Fall ist.
Herr Grundmann betont als besondere Ursache des schnel-
len Zerfallens der Kohle die Zersetzung der Schwefelkieae ;
wir glauben jedoch für verschiedene Kohlensorten den Grund
dieser Erscheinung in dem schnellen Entweichen der so«
genannten Gebirgsfeuchtigkeit suchen zu müssen. Mit dem
Zerfallen hängt, nach allen Beobachtungen zu schliessen,
auch die Verwitterung innig zusammen, da weniger zerfal-
lende Kohlen länger dem Lagern widerstehen, während wel-
cher Zeit Herr Grundmann 2ur Erklärung mancher schein-
baren Widersprüche in den gefundenen Resultaten eine an-
dere Atomgruppirung voraussetzt.
Dass in Reder' s Versuchen bei einer ganz unbe deuten*
den Gewichtsabnahme der Heizeffecstverlust relativ grösser
ist, wäre *nur damit zu erklären, dass ein Theil des Wasser-
und Kohlenstoffes entweicht, wofür die Kohlen Sauerstoff
aufnehmen. Dass wirklich durch das Lagern ein Theil der
Kohlenwasserstoffverbindungen entweicht, weist Herr Grund-
mann durch schlagende Versuche nach, wobei eine und die-
selbe Kohlensorte in drei Partien getheilt wurde. Die erste
wurde alsogleich vergast, die zweite unter einem Dache, die
dritte in freien Haufen aufbewahrt, nach einem Monate, wo-
bei die zweite um 17*2) die letztere um 29*5 Procente we-
niger Gas lieferte als die erster e.
Fassen wir mit Herr Grün dmanii die bisher gewonnenen
Resultate zusammen, so ergibt sich :
1 . Die meisten Kohlensorten sind im frischen Zustande
einer raschen Veränderung und Zersetzung unterworfen.
2. Einige dieser Veränderungen, wenn nicht gleich-
zeitig eine Abnahme im Brennwerthe nachgewiesen werden
kann, lassen sich als eine neue Gruppirung der Atome an-
sehen, wofür jedoch die directen Beweise noch nicht bei-
gebracht sind.
3. Lagernde Kohlen nehmen Sauerstoff aus der Luft
auf und erleiden dadurch eine Veränderung im Brenn-
werthe.
4. Durch Aufnahme des Sauerstoffes kann für einen
gewissen Zeitraum eine Vermehrung des Gewichtes und eine
relative Vermehrung des Aschengehaltes herbeigeführt
werden.
5. Bei längerer Dauer der Lagerung tritt ein Gewichts-
verlust der Kohlen und eine relative Vermehrung ihres
Aschengehaltes ein.
6. Unter begünstigenden Umständen tritt der Gewichts-
verlust sofort ein, und steigt in wenigen Tagen und Wochen
zu einer bedeutenden Höhe.
7. Kohlen, welche den ersten Zersetzungsprocess durch*
gemacht haben, sind in der Folge, besonders bei Umlagerung
und im trockenen Zustande, sehr wenig veränderlich.
8. Die Kohlen behalten auch bei längerem Liegen ihre
ursprünglichen Eigenschaften beinahe unverändert bei, wenn
sie im frischen Zustande, gut getrocknet und in einem trocke-
nen Räume aufbewahrt werden.
9. Stückkohlen sind aus diesem Grunde leicht vor der
Verwitterung zu schützen, und sind überhaupt weniger der
Veränderung unterworfen, als Kleinkohlen.
Trotz dieser vielen Versuche wäre es wünschenswerth,
dass auch wir die Güte der österreichischen Kohlen auf diese
oder jene Weise auf ihren Verwitterungskai o untersuchen
würden, indem hier sowohl für den Producenten als den Con-
sumenten eine höchst wichtige Frage erörtert werden würde,
welche man bisher bei allen Werthsbestimmungen unserer
Kohlen total übersah, als auch ferner diese Untersuchungen
die vielen Zweifel, die noch in dieser Sache herrschen, be-
seitigt und ^'Cklärt würden.
Wien, am 6. Juni 1867. H. H.
Die Mieser Bergbauverhältnisse im Allge-
meinen, nebst specieller Beschreibung der
Frischglückzeche.
Von Anton Rück er, Bergverwalter in Mies*).
Vorgelegt durch Herrn Otto Freih. von Hingenau in der
Sitzung der k. k. geologischen Reicbsaastalt am 16. April 1867.
Es gibt wohl nicht so leicht einen Bergbau von Bedeu-
tung, über welchen bisher so wenig in die Oeffentlichkeit
gedrungen, als es beim Mieser der Fall ist. Ausser einzelnen
kleinen Notizen, welche hauptsächlich Geschichtliches be-
treffen, hat die Literatur nichts von Berdeutung aufzuweisen.
Der verdienstvolle Musterlehrer und Ehrenbürger von Mies
Herr Karl Watzka hat sich der Mühe unterzogen, aus ver-
schiedenen Quellen, namentlich Hajek v. Libogan, Ge-
lasius D ebner, Franz Pl'bitschkaf Peithner v. Lich-
ten fei s, Graf Stern her g, ferner aus einer Reihe von Ur-
kunden a# dem Nationalmuseum und dem Gubernialarchiv
die Entstehung und Entwicklung des Mieser Bergbaues zu
beschreiben und diese mir freundlichst zur Verfügung ge-
stellte Arbeit ist es hauptsächlich, welcher ich nachfolgenden
geschichtlichen Ueberblick entnehme.
*) Aus dem Jahrbucbe der k. k. geologischen Reichsanstalt.
1867. 17 Bani. 1. Heft. — Nachdem ich obige ursprünglich für
diese Zeitschrift bestimmte Mittheilung nicht alsogleich abdrucken
konnte, weil damals kein RHum dafür verfügbar war, zog ich es
vor, sie in einer Sitzung der geol. Reichs-Anstalt vorzulegen, an
welcher der Verfasser durch zwei Jahre als Theilnehmer an den
Arbeiten derselben gewirkt hatte. Seither habe ich Mies selbst
besucht, und mich persönlich von den hier geschilderten Fort-
schritten in der Aufbereitung der Erze überzeugt. Ich füge des-
halb auch einige Bemerkungen an den passenden Stellen hinzu.
O. H.
— 273
Die Entstehung des Mieter Bergbaues fällt mit der Er-
bauung der Stadt Mies (böhmisch St^ibro) in ein Jahr 1131
zusammen, und war der erste Erzfand, wie bei den meisten
alten Bergbauen, ein zufälliger.
Hajek v. Libogan schreibt diessfals in seiner Chronik
Folgendes :
«Als Herzog Sobieslaus ein Dorf an einem wohlge-
legenen Orte gesehen, welches' Misa geheissen, Hess er da-
selbst eine Stadt zu bauen anfangen, und da man die Gründe
zur Stadtmauer gegraben, wurde an dem Orte ein Silber-
erz angetroffen, daher gab man dieser Stadt den Namen
Sti'ibro, d. i. Silber, und heisset auf den heutigen Tag böh-
misch also, und deutsch von demDorfe, so allda gestanden,
und Misa geheissen, — Mies.u
Ich hörte mehrfach die Ansicht aussprechen^ dass Silber
wohl hier nie gewonnen worden sein dürfte, nachdem die
Erze der Hauptsache nach Bleiglanz, höchstens ^J^ — 2 Loth
im Centner halten, und neigte piich umsomehr dieser An-
sicht zu, als selbst Proben aus Bauen in der Nähe des Tag-
horizontes ebenfalls kein anderes Resultat zeigten ; nachdem
jedoch im Jahre 1866 bei dem X^/^ Stunde nördlich von
Mies gelegenen Dorfe Kscheutz ein alter Bau gewältiget wor-
den, gaben die daselbst gewonnenen Erze (Bleiglanz) einen
Halt von 6 Loth Silber im Centner; es ist daher wohl an-
zunehmen, dass auch die Mieser Erze in den oberen Teufen^
reicher waren, und wird diese Annahme durch weiter hier
angeführte Documente zur Gewissheit.
Laut einer, in lateinischer Sprache abgefaasten Urkunde
des böhmischen Herzogs Friedrich vom Jahre 1 188 wird den
Maltlieserordensbrüdem, welche seit ihrer im Jahre 1156
erfolgten Einführung in Böhmen die kirchlichen Angelegen-
heiten in Mies besorgten, eine jährliche Rente von 12 Mark
Silber aus den Mieser Silberbergwerken statt an-
deren, von ihnen bis dahin bezogenen, und, wie aus der
Urkunde hervorgeht, öfters beanständeten Genüssen ange-
vnesen, welche ihnen jährlich am Himmelf ah rts tage auezu-
zahlen waren.
Peithner von Lichtenfels sagt in seiner Berg-
werksgeschicbte Böhmens:
nDass nach Eröffnung die Mieser Silherbergwerke nicht
nur gleich reiche Ausbeuten gegeben, sondern auch bis auf
die Zeiten Rudolfs 11. (1576—161 i) auf dem dasigen Rath-
hause zum Andenken des ehemaligen reichen göttlichen
Bergsegens beständig 24, (andere sagen 12) grosse Silber-
blicke aufbewahrt worden sind.u
Aus einem Berichte des Mieser Stadtrathes vom Jahre
1641 geht ferner hervor, dass der damalige Gubernator von
Mies 15 Silberblicke ungerechterweise an sich brachte.
Diess Usst wohl keinen Zweifel übrig, dass die hiesigen
Erze ehemals nicht unbedeutend im Silberhalte waren.
Vom Jahre 1185 — 1410 sind keine auf den Mieser
Bergbau Bezug habenden Urkunden aufzufinden, doch scheint
derselbe bis zum Ausbruche des Hussitenkrieges ununter-
brochen im Betriebe gestanden zu sein, nachdem laut einer,
von König Wenzel IV. am 2. December 1410 ausgestellten
Urkunde ein Bergmesser für die Bleigruben in Mies (Mjze)
bestimmt war.
Während der Zeit der Hussitenkriege jedoch und den
Kämpfen unter Georg von Podebrad bis zur Beendigung
des schmalkaldi sehen Krieges 1547 war der Mieser Bergbau
unzweifelhaft im Verfalle. In einer Urkunde Ferdinand I.
vom 18. September 1558 wird »dem treuen Moriz Schli ck ,
Grafen zu Passann und Herrn zu Weisskireben und auf Plan
für sich und seine Mitgewerken die Erlaubniss crtheilt, das
ungebant gebliebene Bergwerk zu Mies für sich
und seinen Mitgewerken 20 Jahre lang zehendfrei zu
betreiben. u Graf von Sternberg sagt in seiner Geschichte
der böhmischen Bergwerke über den Mieser Bergbau dama-
liger Zeit Folgendes :
1)1554. Ferdinand I. war besorgt die Mieser Bleigruben
zum Behufe seiner Silberbergwerke zu erheben, um das
Blei nicht vom Auslande kaufen zu müssen. Inzwischen gab
er doch den Befelil an die Münzbeamten in Kuttenberg, sie
möchten sich noch mit ausländischem Blei behelfen, weil in
Mies bisher keines zu haben wäre."
Von dieser Zeit (1554 — 1558) an hatte sich der Berg-
bau wieder wesentlich gehoben, denn schon vom Jahre 1 660
finden wir ein köuigliches Mandat au den Stadtmagistrut und
die Gewerken von Mies, worin es heisst:
„Würde sich noch Jemand unterfangen, Blei an die
Töpfer oder in das Ausland zu verkaufen, so soll er in 50
Thaier Strafe verfallen.«
Zum grösseren Nachdrucke wurde am 17. Juli 1560
Graf Moriz Schlick mit einer Commis^ion nach Mies ent-
sendet.
Am 6. August 1568 erliess Kaiser Maximilian II. in
einem Mandate den strengsten Befehl, ndass, um die Ver*
schleppung von Bergwerksproducten zu velrhindern , die
Juden binnen einem Monate unter Androhung schwerer
Strafen an Leib und Gut alle Orte, wo Bergbau getrieben
wird, meiden.«
Kaiser Budolf II. erneuerte laut einer Urkunde vom
14. December 1586 dieses Verbot mit dem Weiteren, dass
die Juden auch zur Zeit der Jahrmärkte vom Besuche der
Bergstädte ausgeschlossen seien.
Bis zum Ausbruche des dreissigjähri gen Krieges scheint
sich der Mieser Bergbau beständig gehoben zu haben, dieser
Krieg jedoch brachte ihn abermals zum vollständigen Er-
liegen.
Erst im Jahre 1696 finden wir wieder in den Schürf-,
Muthungs- und Belehnungsbüchem sichere Anhaltspunkte
seiner Wiederaufnahme. Nach diesen wurden belehnt :
1696 — 14. August, der Reichensegengottesgang.
1700 — 25. Mai, die Allerheiligen Fundgrube.
1743 _ 5. August, Kgl. Prokopi tiefer Erbstollen.
1750 — 8. Jänner, Johann Baptistgang.
1774 — 6. Mai, der Langezug.
1780 — 20. März, Neuprokopi.
1781 — 5. April, FriscbglückauC
Die Beichensegengotteszecbe ist demnach seit dpr neue-
sten Wiederbelebung des Mieser Bergbaues die älteste, und
ohne Zweifel durch die Erfolge dieser angeeifert, bildeten
sich nach und nach die übrigen Gewerkschaften, wie sie
noch heutzutage, wenn auch manche nur dem Namen nach,
bestehen.
Im Jahre 1783^nden wir die ersten Fortschritte in der
Aufbereitung, welche bis dahin nur durch Handscheidung,
Siebsetzen und Waschen geübt wurde, dabei kamen die
ärmeren Zeuge als unrentabel nicht zur Verwerthung. Um
diesem Uebelstande abzuhelfen, wurde am 7. October 1783
die sogenannte Bonpka-Mühle von der Mieser Stadtgemeinde
den Bevollmächtigten der drei Gewerkschaften als :
— 274 —
Königlich St. Procopi , Reichenaegengottes . und St.
Baptist um 3000 fl. zum Behufe der Erbauung eines Poch-
werkes verkauft, und dieser Kauf vom königlichen Berg-
meisteramte zu Prag mit Erlass vom 24. November 1783
ratificirt. In diesem Erlasse heisst es unter andern :
nMan hat diesen Ankauf allerdings als das allerbeste
und wirksamste Mittel befunden, dem dabei interessirten
Aerario und den 2 Gewerkschaften auf alle Zeit zur besseren
und nützlicheren Aufbereitung der Grubengefälle und zur
Verfolgung des ^aues in die Tiefe mit dem erforderlichen
Auf schlag Wasser zu Pochwerken und zur Grubenkunst auf-
zuhelfen, ohne von dem Magistrate hierwegen neue
Irrungen und schädliche Werkshemmungen besor-
gen zu müssen, etc. etc.^t
Der Mieser Magistrat scheint also dem Emporbringen
des Bergbaues nicht besonders hold gewesen zu sein.
Die Mühle bestand jedoch als Mahlmühle noch bis zum
Jahre 1796, wo sie erst in Folge hoher Weisung in ein Poch-
und Schlemmwerk umgebuut wurde.
Seit dieser Zeit sind in der Aufbereitung keinerlei
Verbesserungen vorgenommen worden, ausser dass 2 Stoss-
herde in ein Pochwerk eingebaut wurden. Bis zum Jahre 1 865
wurde bei allen Zechen noch in ziemlich primitiver
Weise manipulirt.
Am 23. Jänner 1797 und am 4. März 1803 wurden
die Verordnungen, betrefiPend die Ausweisung der Juden aus
den Bergstädten erneuert, und unter letzterem Datum unter
Einem ein Bergbruderladen-Provisionsnormale für Mies von
der Hofkammer bestätiget.
Im Jahre 1804 wurde von den 3 Gewerkschaften, kö-
niglicher St. Procopi, Reichensegengottes und Johann Baptist
Ronpkamühle, der grosse Wasserhebrnnschinenstegbau aus>
geführt, datirt sich daher der eigentliche Bau unterx dem
Horizonte des Procopi-ErbstoUens aus dem Anfange des ge-
genwärtigen Jahrhundertes.
Eine wesentliche Bedeutung und Wichtigkeit erhielt der
Mieser Bergbau im Jahre 1809, wo von Seite des hoben
Aerars sämmtliche Zechen beauftragt wurden, ihre Produc-
tionen auf das möglichst Höchste zu steigern, um während
des Krieges den Bleibedarf für die k. k. Armee decken zu
können« Der Bleierzverkauf au Private wurde g^änzlich ver-
boten. Von verschiedenen Gegenden, und namentlich von
Joachimsthal wurden 500 Bergarbeiter requirirt, welche
wegen Mangel an Unterkunft kasernirt werden mussten.
Laut Verordnung vom 5. Juni 1809 wurden monatlich
1000 Centner Blei verlangt, zu dessen Erzeugung wöchent-
lich 450 Centner Erz zum Schmelzen nach Joachimsthal
geliefert werden sollten. Nach den damaligen Rechuungs-
ausweisen konnte das Quantum jedoch trotz der bedeutenden
Erhöhung der Arbeiterzahl nicht zu Stande gebracht werden.
Man erzeugte monatlich durchschnittlich kaum 800 Ctr. Erz,
entfiel daher auf einen Arbeiter, wenn die Zahl der einhei-
mischen nur auf 300 veranschlagt wird, kaum 1 Centner pr.
Monat. Es muss daher ansrenommen werden, dass die Mittel
nicht besonders waren, obschon andererseits die Langenzug-
und Frischglückzeche u noch in den oberen Horizonten mit
ihren Bauen sich bewegten, wo der Erzreichthum, nach den
zurückgelassenen Trümmern und kolossalen Verhauen zu
schliessen ein sehr namhafter gewesen sein muss. Es dürfte
daher die Erzeugung denn doch nicht mit der nöthigen
Energie betrieben worden sein.
Von da an bis in die neueste Zeit wurde der Mieser
Bergbau bald stärker bald schwächer, jedoch continuirlich
betrieben; von besonderer Wesenheit hat diese Periode
nichts nachzuweisen.
Im Jahre 1863 wurde der vom hohen Montanärar bis
dahin betriebene Procopi- Erbstollen an die 3 Privatgewerk-
schaften Reichensegengottes, Frischglück-Langcnzug und
Johann Baptist um den Preis von 16.800 Gulden österr.
Währung, und im Jahre 1864 die königliche Procopizeche
an den Principalgewerken der Johann Baptistzeche um
12.000 Gulden österr. Währung verkauft, so das gegen-
wärtig der Mieser Bergbau sich ausschliesslich in Privat-
händen befindet.
Geologische and Bergban-Verh<nisse.
Der Mieser Bergbau liegt an der äussersten Östlichen
Grenze des Thonschiefer- Gebietes, welches sich von Mies
in nordöstlicher Richtung über Tschemin und Neustadtl in
südöstlicher Richtung über Lochutzen nordwestlich bis Do-
maschlag und Damnau, un'd südwestlich über Woschnitz und
Ratzen hinzieht, und in der Gegend von Proslibor und Mühl-
höfen durch eine mächtige Granitpartie, ferner bei Tscher-
uoscbin, Pollutschan, Pollenke und Skupsch durch Basalt
unterbrochen ist.
Eine viertel Stunde Wegs von der Friscbglückzeche
ostwärts ziehen sich silurische Schiefer, (B a r r a n d's Etage C)
den Thonschiefer deutlich begrenzend; weiter ostwärts bis
Wennusen, wo sie wieder durch das Pilsner Steinkohlen-
becken scharf abgegrenzt sind.
Der das Mieser erzführende Gebirge constituirende
Thonschiefer ist von Farbe theils grau, u. z. perl-, asch-
oder Bchwarzgrau, theils bläulich schwarz und häufig wel-
lenförmig gestreift und gefleckt.
Die Textur ist ausgezeichnet schiefrig, und lässt er
sich häufig leicht spalten, welche Eigenschaft namentlich
dazu ausgeboutet wird, dass sogenannte Decksteine zum
Ueberlegen der Abbaustrassen und Strecken gebrochen
werden, wodurch eine sehr bedeutende Holzersparung er-
zielt wird.
Die Schichtung, in der Regel deutlich, ist wellen-
förmig und unregelmässig, nur an einem Orte in der Nähe
von Kladrau soll dieselbe so ebenflächig sein, dass das'elbst
Dachschiefer zum Eindecken des Siiftes gewonnen wurden.
Ich selbst hatte noch keine Gelegenheit, mich hievon
zu überzeugen.
Er ist sehr häufig und namentlich in der Nähe der
Gänge von Quarz-Schnüren, Nestern und Knoten durchzo-
gen, wodurch oft die mannigfachsten Zeichnungen zum Vor«
schein kommen.
Seine Festigkeit ist sehr verschieden ; in den oberen
Horizonten, in der Regel zäh, wird er tiefer häufig sehr fest
und elastisch, so dass angenommen werden kann, dass in
den tieferen Bauen die Arbeiter-, resp. Häuergedinge um
^/g bis zur Hälfte höher gehalten werden müssen, als in den
oberen.
Nicht selten, ja man kann sagen, häufig führt er Pyrit
in nicht unbedeutenden Mengen, sowie auch Zinkblende,
letztere jedoch nur in der Nähe der Gänge. Er streicht in
der* Regel ostwestlich und hat ein beiläufig südliches Ver-
flachen.
Von Gängen, welche bei Mies den Thonschiefer durch-
setzen, sind über 50 bekannt geworden; jedoch nur wenige
275
davon haben eich nachhaltend ergiebig bewährt; aneh bin
ich der Meinung, dass so manches za einem Gange gehörige
Trumm einen selbstst&ndigeD Namen erhielt, daher die Zahl
der eigentlichen Gänge sich richtiger auch auf eine gerin-
gere Ziffer stellen dürfte.
Von solchen, welche theils eine grössere Bedeutung
hatten, theils noch im Abbau begriffen sind, können genannt
werden :
Der Reichensegengottesgang, der Johann Baptistagang
(derselbe wie der frühere), der Flachentrümmergang, Johan-
nesgang, Magdalenagang, Michaeligang, Franciscigang, Ru-
dolfigaug, Heinrichgang, Mariahilfgang, Allerheiligengang,
Andresigang, Kasimirigang, Frischglückgang, Anastasiagang
(derselbe wie der frühere), der Antoni v. Paduagang, Flo-
rianigang, Neu-Procopigang, endlich der neu aufgemachte,
noch unbekannte Gang bei Kschentz.
Die wichtigsten davon, welche eben die meisten Mittel
liefern, sind:
Der Frischglück- ( Anastasia-), der Flachentrümmer- und
Kscheutzergang; die übrigen stehen theils verlassen, theils
sind sie nur schwach im Betriebe.
DasHauptstreichen derselben ist zumeist ein nord-
südliches (seltener ostwestliches), das Verflachen ein west-
liches unter einem sehr verschiedenen Winkel, und zwar
von 20 bis 85 Grad. Die Mächtigkeit variirt von 1 Zoll
bis zu 3 Klafter.
Die Ausfüllung besteht der Hauptsache nach aus
Quarz, Bleiglanz, dem eigentlichen Gegenstande der Aus-
beute, ferner aus Thonschieferfragmenten, welche mitunter
bedeutende Dimensionen erreichen, nebst einer grossen An-
zahl untergeordnet auftretender Mineralien, welche speciell
Erwähnung finden.
Der Quarz (gemeiner), meist derb, ist theils milch-
weisB, weissgrau, schmutziggelb, rötblich, weiss, bläulich
und brauD. Letzterer ist ein sehr ungern gesehener Gast,
wenn er auch nur in Streifen oder Salbändern vorkommt,
denn in der Regel schwindet mit seinem Auftreten das Erz.
Der Gang bekommt ein ganz unfreundliches Aussehen, erwird
„wild". Am liebsten sind die weissen Varietäten gesehen*)..
Drusen kommen sehr häufig vor, und wo nur halbwegs
eine Entwicklung der Individuen durch den Raum möglich
war, findet man ihn fast allenthalben in der gewöhnlichen
Form oo P. P. krystallisirt. Die Krystalle sind seltener rein,
meist durch Eisenocher gefärbt.
Der Bleiglanz (Galenit) kommt in der Regel derb
als Salband in Streifen, Putzen, Nestern oder eingesprengt,
sehr häufig auch krystallisirt; vor; da, wo sich der Gang zu-
sammendrückt, bildet er nicht selten die einzige Ausfüllung.
Von Kry st allformen ist die gewöhnliche der Würfel, minder
häufig sind Combinationen mit dem Oktaeder und Rhom-
bendodekaeder. Die Oberfläche der Krystalle ist manchmal
bunt angelaufen, häufig rauh und zerfressen, mitunter auch
von secundären Gebilden überzogen.
Ich muss hier einer Thatsache erwähnen, die, wenn
auch bis jetzt als einzelne Beobachtung dastehend, doch
genau untersucht zu werden verdient.
Nach meiner Ankunft in Mies Hess ich Erze von den
verschiedenen Horizonten und Belegungen auf ihren Silber-
*) Es sind diess hyalithartig glänzende Varietäten, welche
sich auch an anderen Orten z. B. im sächsischen Erzgebirge
hoffnungsvoll erwiesen haben« O. H.
halt probiren, und unter andern auch welche von dem Stol-
lensfeldort, wo gerade der Bleiglanz häufig in kleineren,
durchaus combinirten Rrystallen auftrat, und wählte zur
Probe eben nur solche Krystalle.
Während nun der Silborhalt von allen übrigen Belegen
durchschnittlich kaum y^ Loth im Centner erreichte, gaben
die Erze von erwähntem Feldorte 2 I^oth. Ich Hess nun so-
fort die Zeuge von dem Belege separat aufbereiten und aber-
mals probiren ; leider war das Resultat nicht das angehoffte,
der Probezettel zeigte wieder einen Halt unter 1 Loth im
Centner.
Es drängte sich mir nun die Idee auf, ob es nicht mög-
lich sein sollte, dass gerade der in gewissen Formen krystal-
lisirte Bleiglanz einen höheren Silberhalt habe. Um hier-
über einigermassen ins Klare zu kommen; sind eine Reihe ^
von sorgfältigen Beobachtungen und Proben nöthig, deren
Resultat seiner Zeit bekannt gemacht werden soll*).
Das nach dem Bleiglanz zunächst am häufigsten auf-
tretende nutzbare Mineral ist das Weissbleierz (Cerussit).
Die Krystalle meist einzeln aufgewachsen, zuweilen auch zu
Gruppen, manchmal zu förmlichen Zellen vereinigt, sind
von Farbe gelblich, weiss, licht, aschgrau, schmutzig gelb,
nelkenbraun.
Die Krystallformen sind sehr manniiifRltig, doch ist die
Form P, oo P od, m P co, cx> P die häufigste.
Ihr Habitus oft säulenförmig, die Flächen gestreift;
Zwillinge' keine ungewöhnliche Erscheinung, dagegen ge-
hören Drillinge zu den Seltenheiten. Die erdige Varietät
(Bleierde) wird ebenfalls zuweilen angetroffen.
(Fortsetzung folgt)
N" o t i z.
ünterrloht an der k. k. Bergakademie zu PHbram im
LehljaJire 1867—8. Die berg- und hüttenmännischen Studien
beginnen an der k. k. Bergakademie zu P?ibram in dem Lehr-
jahre 1867—8 mit Anfang des Monats October 1867 und werden
mit Ende des Monats Juli 1868 rreschlossen. Der Unterricht
umfasBt im Lehrjahre 1867 — 8 nach dem mit hohem Finanzmini-
sterial-Erlasse vom 6. November 18UÜ, Z. 51.714, für die höheren
montanistischen Lehranstalten (Bergakademien) herabgelangten
allgemeinen Lehrplane bloss den Facheurs, das heisst, vorzugs-
weise die eigentlichen berg- und hüttenmännischen Fachwissen-
schaften in zwei Jahrgängen, und zwar in der bisher gepflogenen
Weise, so dass in dem ersten Jahre (Bergcnrse) vorzugsweise
die Gegenstände des Bergwesens, in dem zweiten (Hüttencurse)
vorzugsweise jene des Hüttenwesens gelehrt werden. Lehrgegen-
stände des ersten Jahrganges (Bergeurses/ sind: Bergbauknnde
nach vorausgehender Lehre der besonderen Lagerstätten nutz-
barer Mineralien, Aufbereitungslehre, bergmännische Maschinen-
lehre, Markscheidekunde, dann Baukunde. Ausserdem werden
geognostisch bergmännische Begehungen und Grubenbefahrungen,
eigenhändige bergmännische Arbeiten, markscheiderische Aufnah-
men und Mappirungen, Entwerfen von Bauplänen und endlich
ein belehrender Ausflug in entferntere Bergwerke vorgenommen.
Lehrgegenstände des zweiten Jahrganges (Hüttencurses) sind:
Allgemeine Hüttenkunde, specielle Hüttenkunde des Eisens,
der übrigen Metalle und des Salzes, hüttenmännische Maschinen-
lehre, montanistische Geschäfts- und Rechnungskunde, Bergrecht
und Grundriss der Forstkunde. NeBstdem werden im chemischen
*) Der Verlasser führt über die einzelnen Vorkommnisse
eine eigene Vormerkung, in welcher die merkwürdigen Feldort-
profile genau in ihrem Gangvorkommen skizzirt und mit kurzen
Noten erläutert erscheinen. Wenn die Zahl dieser Vormerkungen
und Beobachtungen eine grössere sein wird^ so dürften sich frucht*
bare Combinationen über das Verhalten der Gänge daraus ab-
leiten lassen, und wir möchten eine ähnliche Vormerkung allen
Gangbergleuten empfehlen. O. H.
276 —
Laboratoriam and Probirgaden Proben und Analysen verschie-
dener Mineralien, £rse und Httttenproducte ausgeführt, dann
Besuche der amliegenden Hüttenwerke, Aufnahmen und Ent-
werfen von Berg- und Hüttenmaschinen und endlich ein beleh-
render Ausflug in entferntere Hüttenwerke vorgenommen. — Als
ordentliche Zöglinge (Bergakademiker) werden in den Facheurs
der Bergakademie aufgenommen jene ordentUdien Eleven, (Berg-
akademiker), welche au der Bergakadehiie in Schemnitz beide
Jahrgänge des Vorcurses in vorgeschriebener Weise absolvirt
haben, femer Zöglinge der höheren k. k. technischen Lehran-
stalten, welche sich mit legalen Prüfungszeagnissen über folgende,
an einer technischen Lehranstalt oder einer Universität zurück-
gelegten Vorstudien ausweisen können, als : Mathematik (Elemen-
tar- und höhere), praktische und darstellende Geometrie, Mecha-
nik und Maschinenlehre, Zeichnenkunst, Physik, Chemie allge-
meine, specielle, metallurgische und analytische, dann Mineralogie,
Geognosie und Versteinerungskunde. — Die aufgenommenen
ordentlichen Zöglinge sind verpflichtet, alle Gegenstände in der-
selben Reihenfolge und im gleichen Umfange zu hören, wie solche
im Lehrplane vorkommen, sodann an allen Uebungen, Begehungen,
Befahrungen und Ausflügen theilzunehmen und zum Schlüsse
jedes Semesters oder des Lehrjahres, je nachdem der Lehrgegen-
stand einen Semester oder den ganzen Jahrgang umfasst, den
vorgeschriebenen halb- oder ganzjährigen Prüfungen sich zu
unterziehen. — Für die ordentUchen Zöglinge sind an den drei
Bergakademien Leoben, PKbram und Schemnitz zusammen 70
Stipendien, je von 210 fl. Ost Whrg. jährlich bestimmt, welche
über Ansuchen an die durch Fleiss, Befähigung und tadelloses
Betragen sich auszeichnenden mittellosen Zöglinge verliehen
werden. — Nach Vollendung beider Jahrgänge sind die ordent-
lichen mit guten Absolutorien versehenen Eleven zur Aufnahme
in den Montan-Staatsdienst befähigt. — Nebst den ordentlichen
werden als ausserordentliche Zöglinge aufgenommen, welche ent-
weder nicht alle Lehrgegeustände hören wollen, oder für das
Studium des einen oder andern Gegenstandes nicht die genügenden
Vorkenntnisse besitzen. Mit jedem ausserordentlichen Hörer rauss
bei seiner Aufnahme der specielle Stndienplan festgesetzt werden,
welcher im Verlaufe des Studienjahres nicht beliebig geändert
werden darf. Bei Feststellnng eines speciellen 8tndienplan«s für
den Facheurs wird insbesondere darauf gesehen, dass der Auf-
zunehmende alle einschlagenden Vorkenntnisse wenigstens in
jenem Umfange besitze, wie solche im Vorcurse der Bergaka-
demie zu Schemnitz gewonnen werden können. Auch die ausser-
ordentlichen Zöglinge sind zur Ablegung der betreffenden Prü-
fungen verpflichtet und erhalten öffentliche Prüfungszeugnisse. —
Ordentliche und ausserordentliche Zöglinge haben bei ihrer ersten
Aufnahme an einer k. k. Bergakademie 5 fl. Ost. W. Immatri-
cnlationstaze zu entrichten. Alle Zöglinge ohne Unterschied haben
sonst gleiche Rechte und Pflichten. — Nebst den ordentlichen
und ausserordentlichen Zöglingen können über vorhergehende
Meldung bei der Direction Personen von selbstständiger Stellung
als Gäste zugelassen werden, welche zu ihrer weiteren Ausbil-
dung oder als Freunde der Wissenschaften einen oder mehrere
Gegenstände hören wollen. Sie können an den Uebungen nur in
80 weit Theil nehmen, als die übrigen Zöglinge dadurch nicht
gestört werden. Gäste erscheinen nicht im Kataloge und sind
auch nicht zum Ablegen von Prüfungen verpflichtet. Es ist jedoch
ihnen, sowie jedem Anderen, welcher auf was immer für einem
Wege sich die erforderlichen Kenntnisse angeeignet hat, gestattet,
aus einem bergakademischeu Gegenstande gegen Erlag einer Taxe
von 20 fl. Ost. Whrg. eine öffentliche PnMfung abzulegen. Die
Gäste müssen sich übrigens den bergakademischen Vorschriften
fügen, widrigenfalls denselben sogleich der Zutritt zu den Vor-
trägen und Uebungen verweigert wird. — Die Aufnahme von
Ausländem an die k. k. Bergakademie ist denselben Bedingun-
gen, wie jene von Inländern unterworfen; sie erfolgt jedoch nur
mit Genehmigung des h. k. k. Finanz ministeriimis über Antrag
der Bergakademiedirection. Ausländer zahlen bei jedem Eintritte
in einen Jahrgang ein CoUegiengeld von jährlich 50 fl. öst. Wrhg.
Die Gesammtanslagen eines Zöglings während eines vollen Stu-
dienjahres können auf 350 bis 450 fl. Ost Whrg. veranschlagt
werden. — Die Aufnahme der Zöglinge findet entwedeir über
schriftliches oder mündliches Ansucheu unter Beibringung der
betreffenden Zeugnisse bis zum 5. October 1S67 statt. Spätere
Aufnahmen sind nur bei besonders rücksichtswürdigen Gründen
zulässig.
K. k. Bergakademie- Direction.
Pfibram, am 13. August 1867.
A^dministratives.
Erledigung.
Die Waldmeistersstelle in Weyer in der IX. Diä-
tenclasse, mit dem Gehalte jährl. 735 fl., einem Lichtgelde jährL
12 fl. 60 kr., einem Brennholzdeputate von 18 Wr. Klaftern im
luven turswerthe & 2 fl. 62 y^ kr., Grundstücken zur Erhaltung
zweier Kühe, Natnralquartier sammt Garten, dann zur Erhaltung
zweier Dienstpferde: 124 Metzen Hafer, 74 Centner Heu und
für Hnfbeschlag und Knechterhaltung einen jährl. Beitrag von
75 fl. 60 kr. und gegen Erlag einer Caution im einjährigen Ge-
haltsbetrage.
Gesuche sind, unter Nach Weisung forsttechnischer Studien,
der abgelegten Staatsprüfung für den Forstverwaltungsdienst,
der Erfahrung in der Hbchgebirgs-Forstwirthschaft, insbesondere
im Holzlieferun g»>, Verkohlungs- und forstlichen Bauwesen, um-
fassender Administrations - Kenntnisse, und der Gewandtheit im
Concepts- und Rechnungsfache, binnen vier Wochen bei
der Eisenwerks-Direction in Eisenerz einzubringen.
ANKÜNDIGUNGEN.
(93-94) pur Aufbereitungsanstalten
stehen: 3 complet eiserne Rostherde mit Liutertrommel
2 „ „ rotirende Herde mit „
4—6 „ „ Setzmaschinen
auf dem St. Johannet-Kupferwerk bei Böhmisch-Werners-
dorf zum Verkauf.
Sämmtliche Apparate sind von Sieveri & Comp, in Kalk bei
Deutz gefertigt und fast neu.
Gefällige Anfragen beliebe man an den Besitzer Theodor
Kleinwächter in LIebau (Preussisch -Schlesien) gefälligst franco
zu richten.
(78—87)
^
IPatenUlBrahMzünder
für
FelsensprenguDgen erzeug und empfiehlt bestens
AL Wilh. StelLdg
in Schönlihde in Nordböhmen.
Die Seiler-Waaren-Fabrik
des Carl IHanill in Pest
erzeugt alle flir den Bergbau nöthigen Seiler-Arbeiten von
vorzüglicher Qualität zu den billigsten Preisen.
Fabrik: Pest, SUdtwäldchen, Arenaweg Nr. 120, 121.
Niederlage: Pest, Josefsplatz, Badgasse Nr. 8. (53—61)
UieHe Zeilschriti erxcneint wöchentlich einen Bogt^n stark mit den nöthigen artistischen Beigaben. Der Pränamerationspraie
ist jährlich looo Wien 8 fi. ö. W. oder 5 Thir. 10 Ngr. Kit franco Postversendung 8 fl. SO kr. ö. W. Die Jahresabonnenteii
erhalten einen officiellen Bericht (Iber die Xrfahnmgen im berg- und hflttenmftnniiehen Kasohinen-, Bau- nnd Aulbereitangtwesen
sammt Atlas als OrHti9beiU>re. Inserate finden gegen 8 kr. ö. W. oder 1 V) Ngr. die gespaltene Nonpareilleseile Aufiiahme.
Zuschriften jeder Art können nnr franoo angenommen werden.
Dmck von Carl Fromme in Wien.
Für den Verlag yerantwortUch ; Carl Reger.
ir= 35. Oesterreichische Zeitschrift , Pf;
für
Berg- und Hüttenwesen.
Verantwortlicher Redacteur: Dr. Otto Freiherr von Hingenaa,
k. k. Minitteilalrath im FIn&nzminUteriam.
Verlag der Q. J. Manz'schen Baohhandlung (Kohimarkt 7) in Wien.
Inhalt: Die Mieser Bergbanverhältniflse im Allgemeinen, nebst apecieller Besohreibung der FriBchglückseche/ — Berechnung
einer Eisenerzmöllerong aus den Erzanalysen. — Idterator. — Notizen. — Administratives. — Ankündigungen.
Die Mieser BergbauverhältnisBe im Allge-
meinen,' nebst specieller Beschreibung der
Frischglückzeche.
Von Anton R tick er, Ber^erwalter in Mies.
Vorgelegt durch Herrn Otto Freih. von Hingenau in der
SitEung der k. k. geologischen Beichsanstalt am 16. April 1867.
(Fortsetzung.)
Braunbleierz und Grflnbleierz (Pyromorphit),
ersteres in liebt röthlich-grauen und schmutzig braunen,
letzteres in gelblich grflnen Riyatallen in einer ganzen Beihe
von Farbenabstufungen.
Der Habitus der Krystatle ist meist sftulen-, nicht selten
nadeiförmig, und sind letztere häufig zu Büscheln zusam-
mengewachsen. Die Oberfläche meist rauh. Der Miesit,
nierenförmige Varietät von Braunbleierz, ist schon seit län-
gerer Zeit nicht vorgekommen.
Bei dem Braunbleierz herrscht das sechsseitige Prisma,
bei dem Grünbleierz hingegen die Pyramide vor. Die Kry-
stalle des letzteren sind in der Regel klein, selten von der
mittleren Grösse und sind häufig zu verschiedenen G^ppen
vereiniget.
Von nutzbaren Mineralien finden sich noch, jedoch
äusserst sparsam vertreten, Bieiniere und Schwarzbleierz.
Schwerspath (Baryt) spielt bei manchen Gängen als
Ausfüllung smasse nach dem Quarz eine Hauptrolle. Gegen-
wärtig bricht er namentlich häufig am Reichensegengottes-
gange in den tieferen Horizonten und soll in den im soge-
nannten Girnaberg aufsitzenden Gängen (namentlich An-
dresi, Francisci), welche derzeit nicht abgebaut werden, die
Hauptausfällungsmasse abgeben. Auf den übrigen in Abbau
befindlichen Gängen kommt er untergeordnet vor, ist auch
ein eben nicht gerne gesehener Gast, indeip wenigstens am
Reichensegengottesgange dort, wo er auftritt, der Gang nur
wenige Erze führt.
Die KryBtalle sind mitunter prachtvoll ausgebildet und
mehrere Zoll gross, von lauchgrüner, auch schmutzig weisser
und gelblicher Farbe. Ihr Habitus ist meist tafelartig, sel-
tener säulenförmig, und in der Regel zu Gruppen vereiniget.
Nicht selten findet sich auch erdiger Baryt, theils zu
ganzen Klumpen vereiniget, theils auch als eigentliche Ba-
ryterde in loser Form in Drusen. Diese ist mitunter weiss,
meistens aber durch Eisenocher bräunlich gefärbt.
Auf der Antoni I. Verhauzeche soll Baryt auch in
schaligen, faserigen und körnigen Agerregaten vorgekom-
men sein.
Zinkblende ziemlich häufig, ist insofern ein unange-
nehmes Vorkommen, als sie sich vom Bleiglauz vermöge
ihres hohen specifischen Gewichtes nur sehr schwer trennen
lässt, und so auf die Qualität der Waare sehr schädlich ein*
wirkt.
Die Erze werden namentlich hauptsächlich als Glasur-
erze für Thonwaaren verwendet; die Zinkblende kommt nun
vermöge ihres hohen Schmelzgrades im Glasurofen nicht
zum Fluss, und verursacht eine gesprenkelte unreine Waare.
Es musB daher auf ihre Entfernung viel Sorgfalt verwendet
und diess namentlich durch Handscheiden bewerkstelliget
werden.
Sie bricht meistens derb und namentlich häufig in der
Nähe von Störungen. Mehrere Klafter vor dem letzt ausge-
richteten grossen Verwurf trat sie im Gang und Nebenge-
steine so massenhaft auf, dass die Erze von dem Belege ganz
für sich aufbereitet werden mussten und meist nur fAr die
Hütte verwendet werden konnten.
Die vorkommenden Krystalle sind in der Regel klein,
oft ganz unvollkommen ausgebildete Die Farbe ist meist
dunkelbraun, ja schwarzbraun ; die Formen sind wegen ihrer
geringen Ausbildung nur schwer zu bestimmen.
Eisenkies (Pyrit) ^kommt sowohl im Thonschiefer,
als auc^ mehr oder weniger auf allen Gängen vor; er^ ist
seltener derb, meist krystallisirt, und zwar in einer ganzen
Reihe von Combinationen.
Bei seinem häufigen Vorkommen gibt er wenig Anhalts-
punkte für das Auftreten oder Verschwinden des Adels,
oder für die Nähe von Gängen. Er ist eben auch wegen
seines hohen specifischen Gewichtes ungern gesehen.
• Ausser den hier aufgeführten Mineralien sollen auch
Kupferkiese und Kalkspath, jedoch nur ausserordent-
lich selten im sogenannten Michaeligang vorgekommen sein.
Seit der Uebemahme der Leitung der Reichensegen-
gottes- und Frisch glückzeche lasse ich in der Ueberzeugung,
wie ausserordentlich wichtig die Kenntniss des Gesteins- and
Gangcharakters in den verschiedenen Adelsabstnfnngen für
278
den praktischen Bergmann ist, dorcli unseren Steiger auf
der Frischglückzeche, Herrn Ignaz Schmuck, Beobachtun-
gen auf wichtigen Punkten, namentlich bei Uebergängen
anstellen. Diess geschieht in der Weise, dass vor Allem der
Beleg möglichst getreu aufgezeichnet wird, sodann werden
charakteristische Stflcke vom Gang and Nebengestein abge-
stufig mit Nvmmern Versehen und in einem Protokoll eine
möglichst genaue Beschreibung von dem Belege eingetragen.
In neuerer Zeit wird auf das Zusammen vorkommen der
Mineralien wesentlidli Rfloksicht genommen, um weitere
Anhaltspunkte fflr die Beurtheilung der Erzfabrang zu ge-
winnen.
Schaarungen finden sich in dem hiesigen Revier bei
den vielen Gängen sehr hänfig, und zeigen sie sich auch in
der Regel edel, daher ein besooderes Augenmerk daraufge-
richtet werden muss. Es können daher diessfalls nicht ^enug
sorgfältige Vermessungen vorgenommen werden , i;nd er-
scheint namentlich die Anlage einer möglichst genauen Re-
vierkarte nöthig, was jedoch viel Mtlhe und Zeit erfordert,
da von vielen Bauen gar keine verläaslichen Karten vor-
liegen.
Verwerfungen sind eine ebenfalls häufige Erschei-
nung. Sie werden in der Regel bewirkt durch lettige, alaun-
schteferfOhrende Klüfte von verschiedener Mächtigkeit, theils
auch durch sogenannte (Sandstriche), d. i. einen feinkörnigen
festen Sandstein, welcher oft in bedeutender Mächtigkeit das
Thonschiefergebirge durchzieht, und die Gänge abschneidet.
Bei dem Auftreten so vieler Gänge und dem häufigen Trüm-
merwerfen dürfte es nicht selten vorgekommen sein, dass
beim Ausrichten von Verwerfungen der eigentliche Gang
nicht immer wieder aufgefunden wurde; so glaube ich bei-
spielsweise die ziemlich sichere Ueberzeugung gewonnen zu
haben, dass man in der Reichensegengotteszeche und na-
mentlich in den tieferen Horizonten statt dem eigentlichen
Hauptgang nur ein Liegendtrum ausgerichtet, während er-
sterer nach meiner letzten Vermessung 5 Klafter im Han-
genden liegen dürfte, worauf auch bereits ein Querschlag
angelegt ist, der bereits 3 Klafter im Felde steht, und in
Kurzem darüber AuÜBchluss geben muss, ob m^ine Ansicht
die richtige ist. Diese gründet 'sich jedoch wieder haupt-
sächlich darauf, dass wir es im Mieser Gebirge überhaupt
nicht bloss mit eigentlichen Verwerfungen, sondern auch mit
Gangesablenkungen, worüber Herr Oberbergrathund
Akademiedirector zu PKbram, J. Grimm, in der österrei-
chischen Zeitschrift für Berg- und Hüttenwesen Nr. 16 und
17 vom Jahre 1866 ausführlich geschrieben, zu tbun haben.
Ich wurde zunächst durch einen ausi^ezeichneten Fall beim
Stollensfeldort am Frischglückzecher Gang darauf aufmerk-
sam gemacht.
Der Gang nach Stcfe 10> 2*1^ streichend und unter 80
Grad nach W. einfallend, wurde durch eine über 2 Fuss
mächtige, Letten und aufgelösten Schiefer führende Kluft
gänzlich abgeschnitten, deren Streichen mit Stde 1.5, 14*3®
mit einem Einfallswinkel von 70 Grad nach Süd abgenom-
men wurde. Nach sorgfältiger Ermittlung dieser Daten wurde
nach den bekannten Regeln die Aufgabe zu lösen gesucht.
Es wurde an der sicheren Auffindung des verworfenen
Theiles im Liegenden des Ganges um so weniger gezweifelt,
als die Vermessung ergab, dass der Gang am zweiten (20
Klafter höher) und am dritten Lauf (9 Klafter höher) durch
dieselbe Kluft, jedoch aufiallenderweise im ersten Falle um
3 Fuss, im zweiten jedoch nur um 1 Fuss in^ Liegende ver-
worfen und weiter aufgeschlossen war.
Es wurde daher vor Allem zunächst die Kluft in gerader
Richtung des Gangstreichens durchbrochen, sodann im fe-
sten Thonschiefer der Ausrichtnogsschlag ins Liegende an-
gelegt. Nachdem dieser nahe 'an 2 Klafter ins Feld gerückt
war, wo sich der Gang schon hätte stürzen müssen und sic^i
von ihm noch immer keine Spur vorfand, verliess ich die
Richtung und verlegte den Schlag entgegengesetzt ins Han-
gende, wo wir in der fünften Klafter vom Verwerfungspunkte
an den Gang auch richtig mit prächtigen Erzen erreichten.
Für uns ist dieser Fall von ausserordentlicher Wich-
tigkeit, um in künftigen Fällen das Benehmen bei*Ganges-
ausrichtungen darnach einzurichten.
Ich muss vor Allem constatiren, dass vor dem Anfahren
der Kluft der Gang bis auf kaum 2 Zoll zusammengedrückt
war, während er hinter derselben in einer Mächtigkeit von
über 2 Fuss angefahren wurde. Auch konnten wir trotz sorg-
fältiger Untersuchung von Rutschflächen nichts wahmehmt^n.
Es möge diess ein neuer Beleg sein, dass He# Oberberg-
rath Grimm in seinem erwähnten Aufsatze sehr richtig ur-
theile, und dass wir ausser sorgfältiger Prüfung der Gesteins-
masse namentlich darauf *zu achten haben, wie sich der Gang
vor dem Verwerfer in Bezug auf seine Mächtigkeit verhält,
sowie auch, ob Rutschflächen aufzufinden sind oder nicht.
Festhaltend an diesem Principe, dürfte es mit der Zeit
gelingen, in die ausserordentlich complicirten Gangverhält-
nisse einige Klarheit zu bringen.
Um nur noch eines ganz eigenthümlichen Falles zu
erwähnen, zeigt die Grubenkarte des ehemaligen ärarischen
Baues das Streichen des Flachentrümmerganges und zwar
in einer horizontalen Ausdehnung von rund 100 Klaftern in
einem förmlichen Halbzirkel; im Aufriss erscheinen die Ab-
baustrecken gegen die Tiefe zu consequent verkürzt, so dass
eine völlig halbtrichterförmige Figur zum Vorschein kommt.
Wäre es nun nicht möglich, dass man, bei den Verwerfungen
stets eine bestimmte Richtung einhaltend, den eigentlichen
Gang verlor, und dafür Trümmer davon aufschioss? Man
kann sich die einstige Spaltenbildung wohl unendlich man-
nigfach vorstellen, allein bei der Annahme, dass die Spalten
bildende Kraft von unten nach oben wirkte, ist es doch schwer
sich der Ansicht hinzugehen, dass dieselben in diesem ver-
bältnissmässig so kleinen Räume und bei einer Tiefe von
circa 100 Klaftern von unten nach oben an Ausdehnung
zunehmen.
Diese und viele andere eigenthümliche Fälle richtiger
zu beurtheilen, ist noch immer eine Aufgabe der Zeit. Der
Mieser Bergbau beschäftigt dermal im Ganzen gegen 300
Arbeiter, und erzeugt jährlich rund gegen 12.000 Ctr. Erze
und Schliche.
Nach dieser gedrängten Schilderung der allgemeinen
hiesigen Verhältnisse übergehe ich zur näheren Beschreibung
der Frischglückzeche, und erwähne nur von der Reichen-
segengotteazeche, dass diese schon Reit einer langen Reihe
von Jahren^ in constanter Einbusse steht, und gegenwärtig
nur 8 Häuer und 1 Förderer mit Aufschlussbauen daselbst
beschäftigt sind, welche im verflossenen Jahre 1866 186
Centner Erze und Schliche lieferten.
— 279 —
Die Friscdiglftokzeohe
besteht, wie schou Eingangs erwähnt, seit dem. Jahr 1781*
ist an der ftussersten Grenze des erzftfhrenden Thonschiefer-
gebietes situirt, und baut anf dem Frischglückzecher-Gange,
welcher bisher auf 250 Klnfter dem Streichen nach, und 50
Klafter saiger aufgeschlossen ist. Der Hauptschaebt ist in-
dessen bereits bis auf dem ersten Lauf (12 Klafter unter
der Erbstollensohle, also bis auf 62 Klafter unter dem Tag-
kranz) abgeteuft und wird im Jahre 1867 mit dem Quer-
schlage der Gaug auch auf diesem Laufe aufgeschlossen
werden.
Von Taggebäuden besteht ein Maschinenhaus mit einer
sechspfurdekriiftigen, liegenden Hochdruckmaschine, welche
bis zum Jahre 1 865 ausschliesslich zum Fördern der Gru-
benvorräthe benutzt wurde und kaum 6 — 8 Tage im Monate
im B^etrieb war, ferner ein seit 1865 neu erbautes Wasch-
haus sammt Vorrathkammer,, ein Schlemmhaus mit 2 Stoss-
herden, eine Werksschmiede, eine Zeugschupfe, eine An-
staltstube oder Zechenhaus und eine Steigerswohnung. Die
Belegschaft beträgt laut Mannschaftsbuch 4 Häuer, 20 För-
derer, 8 jungen und 15 Wasch hausarbeiter, zusammen 91
Mann, welch letztere meist provisionirte gewerkschaftliche
Arbeiter sind, welchen auf diese Weise Gelegenheit geboten
ist, sich zu ihrer ziemlich spärlichen Provision noch 6 bis
8 Gulden österr. Währung monatlich zu verdienen.
Das ganze Personale arbeitet im freien Gedinge, wel-
ches bei Uebemahme der Werksleitung durch den Verfasser
sofort eingeführt wurde, und sowohl ffir das Werk als auch
fOr den Arbeiter von bedeutendem Vortheil ist. Während
früher der Häuer höchstens 40 Kreuzer österr. Währ, per
achtstündige Schicht verdienei^ konnte, weisen die gegen-
wärtigen Löhnungen häufig mehr als das doppelte, ja mit-
unter das dreifache nach, trotzdem die Gedingsätze gegen
früher wesentlich niedriger sind, die Leistung ist demnach
eine verhältnissmässig viel grössere.
Die gesammten Löhne betrugen im Jahre 1866
12.238 fl. 49 kr., wovon auf einen Häuer durchschnittlich
180 fl., auf eineu Förderer 100 fl. und auf einen Jungen
70 fl. österr. Währ, im Jahr entfallen.
Die Leitung des Werkes besorgt der Verwalter, die
Aufsicht ein Grubensteiger und ein Gruben Vorsteher.
Die Arbeiter stehen sämmtlich im Verbände der hie-
sigen Bruderlade, ausserdem jedoch noch seit dem vorigen
Jahre und nur bei dieser Zeche weiter im sogenannten
ELranken verbau de unter sich, wodurch jeder bei Erkrankung
vom Werkspersouale im Ganzen ausgehalten wird, in der
Weise, dass abwechselnd bei der Krankennummer die so-
genannten Krankenschichten verfahren werden, eine Gepflo-
genheit, die bei den meisten Werken ohnedieas längst ein-
geführt ist.
Letzteres gelang indessen hier nicht so leicht, und
konnte erst nach Bekämpfung einer förmlichen Arbeiterun-
ruhe definitiv eingeführt werden, obschon man glauben
sollte, dass der Arbeiter es doch einsehen muss, dass die
Maasregel nur zu seinem Besten ist. Die Ursache hievon
liegt theils in der Antipathie des Arbeiters gegen jede Neue-
rungy mag ihr Zweck, welcher immer sein, theils in anderen
Ursachen; durch einen gewissen Grad von Energie lässt sich
übrigens diesem Uebel wesentlich steuern.
Als zu Anfang des Jahres 1866 das Halozylin als
Sprengmaterial statt dem Pulver versucht wurde, kamen
wohl noch eine Reihe Kniffe und gezwungene Hindernisse
zum Vorschein, ernstlich war der Widerstand jedoch bei
der definitiven Einführung nicht mehr.
Von den Häuern, unter welchen 2 Schmiede, 2 Zimmer-
linge, 2 Maurer und 1 Maschinenwärter mit inbegriffen sind^
sind regelmässig (zeitweise Hindernisse durch Wasserzu-
dränge ausgenommen) 9 Mann im Schachtabteufen, und 12
Mann beim Aufschluss und Hoffuungebau beschäftiget, wäh^
rend der Ueberrest von 20 Mann am Abbau belegt ist, wobei
auch die Zimmerlinge, Maurer und Maschinenwärter nach
Zulass ihrer eigentlichen Dienstes Verrichtungen verwendet,
werden. Er erfolgt wie beim Gangbergbau in der Regel
nach Vorrichtung der Felder durch UeberhÖhen un^ Abteufen
mittelst Firsten und Sohlstrassen, und werden die Berge
grössteutheils zum Versatz benützt.
Mit diesen Häuern und dem früher aufgezählten Hilfs-
personale wurden im Jahre 1866 erzeugt:
Verschleisserze I . . 3898 Cir.
Hüttenerze n . . 252 n
Poch- und Sumpfschliche 986 n
Zusammen 5176 Ctr.
Durch den forcirten Aufschlussbau ist jedoch die Zeche
jeden Augenblick in der Lage, die doppelte, auch dreifache
Mannschaft anlegen und so im selben Verhältnisse die Er-
zeugung erhöhen zu können.
Von den angeführten Erzen werden die sogenannten
Verschleisserze Nr. I sowie auch meist die Hüttenerze Nr. II
ausschliesslich zur Glasur von Thonwaaren von Töpfern
verwendet, während die Schliche mit einem Bleihalte von
55 — 60% zum Verschmelzen kommen, und zwar in der ge-
werkschaftlichen Hütte, welche jedoch 9 Meilen vom Werke
entfernt, daher auch stets an Pächter überlassen ist.
Die Erze der Frischglflckzeche haben gegen jene an-
derer Zechen ausser ihrer Grobstufigkeit den wesentlichen
Vorzug, dass zufällig in der Frischglück- Zecher-Mass mehr
Weissblei als auf anderen bricht, welches die Erze im Gan-
zen leichtflüssiger macht, daher die Consumenten bei deren
Verwendung wesentlich an Brennmaterial ersparen; sie wur-
den auch bereits bei der Pariser Weltausstellung im Jahre
1855 durch eine ehrenvolle Erwähnung ausgezeichnet.
Die AnfbereilAig
war bis ins Jahr ] 865 bei allen Zechen in einem Zustande ,
wie ihn das vorige Jahrhundert überliefert. tJmsonst sah sich
das Auge des Fachmannes in den Waschhäusern nach irgend
welchen maschinellen Vorrichtungen um, wenn man nicht
so bescheiden war, das Handsetzsieb in seiner primitiven
Form als solche gelten zu lassen.
Die ganze Manipulation war folgende :
Die aus der Grube gebrachten Vorräthe, welche bei
den meisten hiesigen Zechen in Ermangelung von saigeren
Schächten, die in allerneuester Zeit doch endlich auch in
Angriff genommen sind, über mehrere Kratzen mittelst Ha-
spel zu Tage geschafft werden, wurden unsortirt mittelst
eines Handsiebes mit einzölligen Maschen in einem Bottich
gewaschen, und kamen die groben Zeuge auf den Klaub-
tisch, welcher häufig wegen Mangel an Raum im Freien
stand, der Bottich rückstand auf das Grobsieb. Am Klaub-
tisch wurde der Berg von den Scheidzeugen gesondert und
kamen letztere auf den Scheidtisch, wo sie von dem Perso-
nale init den Fäusteln zerkleinert wurden. Die so zerklei-
nerten Vorräthe kamen mit dem Bottichrückstand vom Grob-
sieb in den Durchlassgraben, um von dem feinen Schlamm
• «
— 280 -
befreit zu werden, von da anf da« Mittelsieb mit Maschen
▼on 5 m. m. im Qnadrat.
Der Bottichrflckstand von diesem nach abermaliger
Passirong des Darcblassgrabens auf das Rlarsieb mit Ma-
schen von 2 m; m. im Quadrat, und der Bottichrflckstand
von letsterem, endlich auf den: Liegendherd, wo er auf
Schlich gewaschen wurde.
Nachdem wir hier aufs möglichst höchste conceDtrireD,
und eine sehr reine und grobe Waare liefern müssen, werden
die Graupen vom Grob- und Mittelsieb sorgfältig geklaubt,
und nur al|eolut reine Graupen als Kaufmannsgut verwendet;
jede mit auch kleinen Bergtheilen behaftete Graupe wird aas-
geschieden. Diese wurden dann, sowie der reiche Abhub
von sämmtlichen Sieben mittelst eigener platter Quetsch-
hämmer, selbstverständlich abermals durch MenBchenhäade,
zu Mehl zerquetscht, oder besser geschlagen, und dieses
nach abermaliger Passirung des Schlemmgrabens zunächst
am Klarsieb gesetzt, dann zu Schlich verwaschen.
Nachdem man in keiner Weise aulf Sonderung der Zeuge
nach Eomgrössen bedacht war, mussten die sämmtlichen
ddaren Vorrätbe die gröberen Siebe all^ mit durchpasairen,
wodurch das Siebsetzen unnöthig unendlich erschwert wurde.
Aus dem Rückstand vom Liegendherd und einem Theil
des reichsten Abhubes vom Klarsieb wurden durch noch-
maliges Waschen dieser Posten am Liegendherd die Hütten-
erze Nr. II erzeugt.
Die auf diese Weise gewonnenen groben, mittleren und
klaren Graupen wurden mit den Glanzschlichen in der Weise
zusammengestürzt: dass auf 4 Theile Schliche 2 Theile
- klare, 1 Theil grobe und 1 Theil mittlere Graupen kamen,
welche in einem eigenen Kasten dann sorgfältig gemengt,
in Fässchen mit je 100 Pfd. Wr. Gew. Netto als Kaufmanns-
gut in Handel kommen.
Es musste wohl bei Uebernahme der Leitung dieser
Zeche eine meiner allerersten Aufgaben sein, diese primi-
tive Wasohhausmanipulation in eine zeitgemässe umzu-
wandeln.
Die Dampfmaschine war ohnediess kaum 8 Tage im
Monat mit dem Förderff der Gruben vorrätbe beschäftiget,
daher ihre Verwendung durch die übrige Zeit nicht nur
möglich, sondern höchst angezeigt schien. Mehrere Schwie-
rigkeiten ergaben sich jedoch aus der Situation.
Wir haben nämlich bei der Frischglückzeche den sehr
wesentlichen Uebelstand, dass wir einzig und allein Regen-
und Schneewasser zur Waschhausmanipulation zu Gebote
haben, welche in 2 kleinen Teichen, wovon der obere runci
34.00 Kuh. Fuss, der untere jedoch nur 10.800 Kub. Fuss
fasst, gesammelt werden. Letzterer dient eigentlich haupt-
sächlich zum Aufsammeln der bereits im Waschhaus ge-
brauchten Wässer, und müssen diese von hier wieder in
den oberen Teich hinaufgepumpt werden, was bisher nur
durch Handpumpep geschab. Das Wasser ist daher so zu
sagen in conti nuirli eher Bewegung und tritt nicht selten,
namentlich bei trockenen Jahreszeiten ein grosser Mangel
daran ein, welchem bisher nicht so leicht abzuhelfen war.
An der Maschine hängt wohl eine Druckpumpe, welche
am ersten Lauf (28 Klft. unter Tags) angebracht ist, allein
dort sitzen eben nur so viel Wässer zu, als die Maschine
für sich zum Speisen braucht. Dieser Uebelstand wird nun
in kürzester Zeit dadurch behoben, dass eine Druckpumpa
am ersten Lauf unter dem Stollen zum Einbau gelangt» wel-
che die Wässer von da bis zu Tage hebt, welche in einem
zweiten, ebenfalls demnächst zu erbauenden Reservoire ge-
sammelt werdeo.
Das neue Waschhaus musste nun aus Rücksicht für
die bestehenden Wasserleitungen auf der Stelle des alten
bleiben, und es lag die Aufgabe vor, die Kraft von der
Maschine, deren Niveau 2 Kli^fter 2 Fuss über jenem der
Wascbhäuschen liegt, auf die daselbst zu erbauenden Auf-
bereitungsmaschinen zu fibertragen, was in folgender Weise
gelang:
Vor Allem wurde ein 14 Klafter langer und 1 Klafter
2 FasB hoher Trans missionskanal zugleich mit dem neuen
Waschhaus hergestellt, was insofern mit grossen Schwierig-
keiten verbunden war, dass er durchaus in Halde aufgeführt
und jeder Fuss Mauerwerk durch Getrieb erkämpft werden
musste.
Von der Maschine wurde die Treibwelle, welche früher
nur bis an die Seilkörbe reichte, entsprechend verlängert,
die Speisepumpe verlegt und durcb ein an der neuen Welle •
angebrachtes Ezcenter in Bewegung gesetzt, femer das
kleine Getrieb für die Seilkörbe mit einer Ausrückvorrich-
tung versehen. Gleich hinter den SeilkÖrbeo wurde ein Dop-
pellager angebracht und hier durch zwei Getriebe, wovon
das eine abermals mit einer Ausrück Vorrichtung versehen, die
Kraft auf die Transmissionswelle übertragen, welche hinter
dem Schachthaus bis über den Trans missionskanal reicht.
An ihrem Ende ist eine Riem^nBcheibe befestigt, von weicher
die Uebersetzung auf eine zweite gleich grosse Scheibe mit*
telst Riemen geschieht, welche im Transmissionskanal mit
einer Seilscheibe an einer Welle lauft. Von letzterer endlieh
geschieht die schliessliche Uebersetzung ins Waschhaus
durch ein 7 Linien starkes Drahtseil, welches die Seilscheibe
im Kanal mit einer zweiten gleich grossen im Waschhans *
verbindet Die Spuren der Seilscheiben sind mit Kautschuk
gefüttert und bewährt sich diese Fütterung gegen Seilab-
nützung ganz vorzüglich. Auf diese Weise werden durch
die sechspferdekräftige Maschine im Waschhaus in Betrieb
gesetzt: eine Erzquetsche, eine Setzpumpe, eine Wasser-
hebpumpe und ein cootinuir lieber Stossherd*) mit einer
Drebpumpe. Ausserdem besteht die weitere Einrichtung:
aus einer Reibgitterwäsche, einer Sieblutte (Classificateur),
5 Handsetzsieben, dem Liegendherd und der Scheidbauk.
Mit Hilfe dieser Vorrichtungen erfolgt gegenwärtig die Auf-
bereitung der Erze in nachstehender Art :
Die Gmbenzeuge gelangen vom Schacht auf einer Eisen-
bahn in die Erzkammer und werden hier durch ein Gitter,
durch welches Stücke bis zu Faustgrösse durchfallen, in den
Eintragkasten gestürzt, während Stücke über Faustgrösse
in die Erzkammer gelangen, wo sie mit grossen Fäusteln
zerkleinert werden. Durch den Eintragkasten gelangen die
Vorrätbe auf die Reibgitterwäsche, welche folgende Sorten
*) Obwohl der Stossherd etwas massiver und daher schwer-
fälliger construirt ist, als die zum Muster genommenen Bittinger*
sehen Stossherde in Pfibram, habe ich ihn doch mit gutem Erfolge
arbeiten gesehen. Demungeachtet dürften aber leichter construirte
continuirllche Stossherde im Allgemeinen mehr zu empfehlen
sein. O. H.
281 —
iefert: 1. Klanbienge, Stfieke von 3 Kub. g.^. aafvrärtt,
bis surFaustgrÖBse, 2. grobes Setsgut (von 1 — 3 Knb. c. m.),
3. Mittelsetzgut (von Y^ — 1 Kab. c. m.)* 4. klares Setzgut
(yon 3 — 5 Knb. m. m.), 5. Waschgut (von 3 Kab. m. m.
abwftrts bis Staubform).
Die Rlaubseage werden am Klanbtiscb vom Berg ge- '
sondert nnd kommen auf die Scbeidbank, wo sie in Stflek-
chen (Nflsseln) von circa 3 Knb. c. m. verkleinert nnd in
drei Sorten von den Arbeitern gesondert «Verden, nämlich in
Qaetschnfisseln, PochnQsseln und Taubes. Von diesen kom-
men erstere zur Quetsche, die zweiten auf die Abhubhalde
und Ton da aus ins Pochwerk, die dritte Sorte wird mit dem
Tauben vom Klaubtisch auf einer ebenfalls erst im Jahre 1 866
erbauten Eisenbahn auf die Halde geschafft. Das grobe Setz-
gut kommt auf die Hand siebe. Das mittlere und klare auf
die Setzpumpe, das Waschgut auf die Sieblutte, welche wie-
der drei Korngrössen, u. z. Graupeln von 2 m. m.. Schlich
▼on 1 m. m. Durchmesser und Schlamm liefert. Von diesen
kommen abermals die Graupeln auf die Setzpumpe, der
Schlich am Liegendherd, wo er auf sogenannten Glanzschlioh
rein gewaschen wird, der Schlamm auf den continuirliehen
Stossherd.
(Schluss folgt)
Berechnung einer EisenerzmöUemng aus den
Erzanalysen.
Hit besonderer Rücksicht auf die Betriebs- Verhältnisse
in Böhmen.
Von Carl Balling, Assistent an der k. k. Bergakademie
in Pfibram.
Im Durchschnitte erreicht der Halt der in Böhmen zur
Verschmelzung gelangenden gattirten Erze kaum 40 Procent
metallischen Eisens, und erfahrungsm&ssig wird unter sol-
chen Verhältnissen bei Eriteugong grauen Giessereiroheisens
aus schwerer reducirbaren Erzen und bei strengflflssiger Be-
schickung der richtige und zweckmässigste Halt der Gat-
tiruDg so gewählt, dass man denselben auf 35 — 36% ^^'
tallisohen Eisens stellt, was einem Gehalt von 50 — 52 %
Eisenozyd entspricht. Bei sonst rationell geleitetem Schmelz-
betriebe ist ein Ausbringen von 32 — 33% Eisen aus einer
solchen Gattirung erzielbar und die Hütte kann dann immer
mit Vortheil arbeiten.
Um nun diesen bestimmten Halt einer Gattirung zu
ermitteln, können weder trockene Proben oder qualitative
Untersuchungen, noch einzelne quantitative Bestimmungen
genügen, sondern es sind vollständige Gewichtsana-
lysen biezu unbedingt notbweudig, und die Vor-
nahme derselben kann gegenüber grösseren Versuchsschmel-
zungen nnd der durch erstere erlangten genauen Kenntniss
des Schmelzmaterials in pecunieller Hinsicht gar nicht an-
geschlagen werden.
Wie einfach und sicher man aber unmittelbar auf
die analytischen Resultate gestützt, vorgehen kann,
jnag ein ^a:jprad;t entnommenes und hier durchgeführtes Bei-
spiel zeigen.
Eine Hütte hat 7 verschiedene Erzgattungen %ur Ver-
fügung, welche wir mit A, B, C, D, £, F und G bezeichnen
wollen. Von diesen Erzen werden einige geröstet, weil sie
auch ozydulhaltig sind. Die vorgenommenen Analysen haben
folgende Zusammensetzung der Erze gezeigt:
des Erzes
Procentgehalt an
Zn-
aaxor
men
FeO
und
AkOt
MgO
und
CaO
ÄO,
CO,
and
HO
A
B
C
D
E
F
G
50
48
34
29
42
58
48
7
8
15
13
18
13
15
1
2
2
1
2
1
24 .
40
41
46
35
21
29
17
2
7
8
2
4
7
99
98
99
98
98
98
100
Auf Schwefel und Phosphor wurde in der folgenden
Ber echnung keine Bflcksicht genommen, da ihre Gegenwart
in diesem Falle ohne Belang ist. Der Einfachheit der Rech-
nung wegen wurden nur ganze Zahlen angesetzt.
Mit Rücksicht auf den Kieselerdegehalt der Posten B^
C und D kann kein hohes Procent dieser Erze in die Möl-
lerung genommen werden, auch der Eisengehalt der Erze C
und D ist ein geringerer. Dagegen erscheint aber das Erz F
sowohl was den Eisengehalt, als auch den Gehalt der an-
deren Bestandtheile anbelangt, als das beste, und es muss
demnach besonders berücksichtiget werden. Ä priori würden
wir die Möllerung folgends zusammensetzen:
Von dem Erze Ä . ' . .25 Gewichtstheile
n n n ^ . . . 10 »
» 1) T) 2^ • . . 5 1»
1) „ n £ ... 12 t)
ff n II 6^ ... 25 II
Zusammep 83 Gewichtstheile
und es fragt sich zunächst , wie viel muss von dem Erze F
zugattirt werden, um den Halt der Möller|ing auf 35 % Eisen,
entsprechend 50% Eisen zu bringen.
Den Analysen zufolge würde die Möllerung enthalten :
Beteichnong
des Erzes
Qehalt an
Zu-
sam-
men
Fe^O,
Al^Oy
MgO
nnd
CaO
SiO^
CO,
nnd
HO
In
25 Ctr. des Erzes ^
1250
175
25
600
425
2475
10 . , .2?
480
80
—
400
20
980
6 n s „ C
204
90
12
246
42
594
5 n 11 » Z)
145
65
10
230
40
490
12 11 11 n E
504
216
12-
420
36
1188
25 g 1) »6
1200
375
1001
25
84~
725
175
738
2500
Zas.ia83 Ctr.Erz
3783
2021
8227
Betrachten wir dieses Erzgemenge als ein Erz von
der Zusammensetzung, wie solche die gezogene Summe zeigt,
und berechnen wir diese summarischen Zahlen auf 100, so
erb alten wir:
Gehalt in Pfunden
an
Fe^O^
ÄkO^
nnd
CaO
SiO^
und
HO
sam-
men
In 100 Ctm. der
Möllerung . . .
4560
1260
100
3160
890
9970
Um nun unsere Frage, wie viel des Erzes F zugattirt
werden muss, um mit diesem 45'67q Eisenoxyd haltigen Erz-
gemenge eine Gattirung von 507o Sisenozyd zu erzielen,
zu beantworten, bleibt noch folgende Gleichung aufzulösen.
282 ^
Bezeicbaen wir das Erzgemenge mit45'6% Eisenozyd-
(TehHlt mit x nnd das Ers F, welches 58% Eisenoxjd ent-
h<, mit y, fo haben wir:
«-f y = 100 ... I.
45-6 3: + 58» = lOO'SO . . n.
Aus I. X = 1 00 — y. Dieses in II substitairt :
45-6 (100 — y) + 58 y = 5000 woraus
12-4 y = 440 und
Es sind demnach einem Erzgemenge im Gewichte von
83Ctrn., weiches 37'83Ctr. Eiftenoxyd, entsprechend 45'6
Proeenten Eisenoxid, enthftlt, noch 35*48 Ctr. Erz mit einem
Halt von 58 Proeenten Eisenozyd zuzusetzen, um eine Möl«
lerung von .50yQ Eisenoxyd zu erhalten.
Da nun auf den Eisenhütten das Zulaufen der Möllerung
nach Proeenten üblich ist, werden sich unsere angenomme-
nen GattirungsverhAltnisse folgen dermassen gestalten :
Aus 83 + 35-5 = 118-5 nach:
118'5 : 25 = 100 : o; erhält man für
Ä . . . . a:=21-2.
Auf diese Art berechnen sich die Möllerprocente für
die anderen Erze, wie folgt :
21*2% des Erzes
8'4 »HD
5-0 »
4*2 n
10-0 1.
300 D
21-2»
Ä
B
C
D
E
¥
G
Zusammen 100*0 % der gesammten Gattirung.
Es ist nun praktikabler und keinen Fehler bedingend,
wenn man die Zehntel Procente der einzelnen Posten weg-
läset und bei einer Post das hiedurch Abfallende ergänzt,
und diese Ergänzung, um sicher zu sein, bei einem reicheren
Erze vornimmt. Die aufzulaufende Möllerung würde Bonach
bestehen aus :
21%
des
Erzes
Ä
8„.
B
Ön
C
4.
D
10»
B
31»
F
21»
G
Zusammen 100*0% der gesammten Gattirung.
Hieraus ergibt sich nun die Zusammensetzung der
Gattirung :
Es enthahen:
Pfnnde
Zn-
Mm-
men
f«,0.
Al^O^
MgO
und
CaO
SiOi
und
HO
21Ctr.desEneB^
1050
147
21
504
357
2079
8 » • f, B
384
64
—
320
16
784
5 11 « » C
170
75
10
205
35
495
4 » » » Z>
116
52
8
184
32
392
10 > » » £
420
180
10
350
20
980
31 • . » ^
1898
403
62
651
124
3138
21 » » »6
1008
315
21
609
147
2100
ZnBAiomeniOOCtr.
der Qattinuig .
5046 i
1236
132
2823
731
9968
Von die«er Gattirung wird von dt^n eigenen Basen Kalk,
Bittererde und Thonerde 2294 Pfd. Kieselerde, verschlackt,
und es bleiben noch 529 Pfd. Kieselerde zur Versohlackung
übrig, welche einen Zuschlag von 490 Pfd. Kalkbase er-
fordern. Der Kalk wird aber in Form von kohlensaurem
Kalk mit einem Gehalt von nahezu 80% reiner koh-
lenaaurerKalkerde gesetzt, daher der nötb ige Verbrauch
an solchem käuflichen Zuschlagskalk für die vorhandene
Kieselerdemenge von 529 Pfd. sich mit 890 Pfd. oder mit
eiif in einem Hundert der beschickten Gattirung
berechnet.
Hat eine Hütte nicht diese nöthige genaue Kenntniaa
der Zusammensetzung ihrer Erze, so ist eine solche Berech-
nung auf wissenschaftlicher Grundlage unmöglich ; die auf
empyrischem Weg^ zu erlangenden Resultate werden ia der
Gegenwart immer kostbarer, denn Zeit ist Geld, wäh-
rend die Aufgabe, jede beliebige Gattirung für bestimmte
Zwecke zu ändern oder zu berechnen , mit zu Benützung
der chemischen Analysen binnen wenigen Stunden gelöst
ist. Diese Unterstützung für die ausübende Praxis ist aber
kostenlos und so bedeutend, dass sie eich selbst am besten
empfiehlt, um^der chemischen Analyse und der di-
recten Anwendung derselben beim Eisenhohofen-
betriebe mehr Eingang zu verschaffen, als diess bis
jetzt allenthalben geschehen ist.
PHbram, im Juli 1867.
Literatur.
Montaii'Haiidbuoli des Kaiserstaates Oesterreioh für 1867.
Herausgegeben von J. B. Kraus, jub. Rechnungsratb
der k. k. Münz- und Bergwesens-Hofbuchhaltung etc.
XXn. Jahrgang. In Commission bei Mayer & Comp.
Wien 1867.
Der Werth dieses von dem Verfasser seit Jahren mit uner-
müdlichem Fleisse redigirten and fortwährend vervollkommneten
Handbuches sämmtlicher Berg- und Hüttenwerke, Berg- und
Berggerichts-Behörden, bergmännischen Akademien, Vereine nnd
anderen Anstalten, sowie der bei denselben betheiligten Personen
im gesammten österreichischen Kaiserstaate ist längst bekannt
nnd anerkannt. Kein Staat besitzt ein ebenso vollständiges und
Übersichtliches montanistisches Adressenbuch, als dieses Hand-
buch bietet, nnd die zahlreichen weit über den Rahmen eines
Adressenbaches reichenden statistischen Zagaben Über den Be-
stand der einzelnen Werke etc. machen dasselbe fttr jeden, der
sich für das österreichische Bergwesen interessirt, beinahe un-
entbehrlich.
Der vorliegende XXH. Jahrgang hat übrigens eine über
den gesetzlichen Kreis der Berg- und Hüttenwerke hinansg^ei-
fende werthyoUe Bereicherang erhalten, indem der Verfasser auch
die Eisen- nnd Stahl-Raffinirwerke nebst ihrenBesitzem und
Beamten einbezog and hiedurch einem wirklichen Bedürfhisse in
erwünschter Weise entsprach. F. M. F.
Notizen.
Ein Gtowitter in der Grabe. Während der Sommer-
monate werden die fast allenthalben zu Tag anstehenden Eisen-
steine am Eisenerzer Erzberg nach Etagen abgebaut, deren Höhe-
abstand zwischen 8 und 10 Klafter beträgt, während die hori-
zontale Ausdehnung derselben dem Gehänge des Berges folg!
Nur ein geringer Theil der Arbeitskraft ist im Sommer in der
Grube beschäftigt Der am stärksten in Verhau genoomiene Theil
des Erzbjsrges, welcher in einer Meereshöhe von 2929 W. F.,
d. i. HSV} Klafter über der hiesigen Markscheiderei gelegen
die Abbauhorizonte zwischen dem Gottfried- und Leithnerstollen
mit einem Höhenabstand von 21^/^ Klaftern einschliesst, kann im
horizontalen Durchschnitt als ein abgestutzter elliptischer Kegel
angesehen werden, dessen längere Achsenhälfte im Leithner Hori-
zonte 75^ am Gottfried aber 270^ beträgt, während die kürzere
- 283
hoher 25 o, am tieferen Gottfried aber 90 o ausmacht Die Lage der
langen Achse ist aus N. W. in 8. O. nnd bestimmt mit ^Rücksicht
auf die Abdachung des Berggehänges hierdurch die Abtheilung der
Arbeitsbelegungen in nord- nnd südseitige. — Während liuf der
Nordseite allenthalben die Abbau-Etagen von Wald umgrenzt
werden, der bei tbeilweise nicht steilem Oehänge sich zwischen
die belegten Orte hereinzieht, ist an der Südseite nur der oberste
Band des Gehänges von Wald umsäumt, und dieses ilUlt bis
zum Horizont des Leithner Stollens steil ab, groteske Wände
bildend, und scharf marlürt durch die Farben-Nuancirung, wel-
che die wechselnden Einlagerungen von gelblicher Rohwand xmd
braunem Spatheisenstein bedingen. Das tiefere Gehänge wird
dort durch ein ausgedehntes GeröUe bedeckt, entstanden aus
unzähligen kleinen Halden, zwischen denen nur hier und da ein
Fichtenstamm aufstrebt, welcher die Oede des Gehänges trotz
seines kümmerlichen Wachsthums freundlich unterbricht. Eine
Schienenbahn verbindet daselbst am Leithner Horizont die süd-
seitige mit den nördlichen Abbau-Belegungen, während am tiefen
Gottfried-Horizont die Haupteisenbahn für BergfSrdemiss längs
dem Gehänge sich gegen Süd erstreckt, und einen üppigen Wald
nahe an jener Stelle erreicht, wo am Bande des erwarten Ge-
rölles eine Schienenbahn in einen Zubaustollen abzweigt, welcher
eben in Betrieb steht, um den Leithner Stollen zu unterteufen
und eine Verbindung für die Abförderung der Berge herzustellen.
Vor der Mündung dieses Zubaustollens ist ein Tagverhau in
Angriff, wobei 3 Biann beschäftigt sind. -- Am 5. Juli d. J.
Nachmittags gegen 2 Uhr vertrieb an dieser Stelle ein heftiger
Gewitterregen die beim Tagverhau beschäftigte Mannschaft von
ihrer Arbeit, und sie suchte Schutz in einem Zeughüttchen, wel-
ches hart am Wechsel von beiden Eiseabahneo neben einem
Sturzschacht für Erze leicht gezimmert unter einer tiefbraunen
von Fichten umsäumten Erzwand steht« Da zuckte plötzlich ein
Blitz auf den kaum drei Schritte vom Hütteben entfernten Schacht
nieder, schlag mit lebhafter Feuer-Erscheinung in die Schienen
und frihr nach denselben 60 Klafter bis zu deren Ende gegen
das Feldort. Während die Mannschaft im Hüttchen betäubt und
sprachlos sich gegenseitig anstarrte, schützte ein auf ungefähr
drei Klafter vom Ende der Schienenbabn vor Ort angestürzter
Wall von hereingeschossenen Erzen die daselbst belegten 2 Mann
vor Verderben. Mit Zischen und mehrfachen Schlägen, als ob
Zündkapseln eines Percussions-Gewehres abgefeuert würden, fuhr
der von lebhafter Feuer-Erscheinung begleitete Blitz aus dem
Schienengeleise abspringend in den Erzhaufen vor Ort, und traf
im geschwächten Strahle die unteren Extremitäten beider Häuer,
von denen der eine den Bohrer trieb, der andere aber das Fäustel
führte. Letzterer stand dem zufahrenden Blitze näher, und fand
augenblicklich die Sprache nicht Während im Tone des Vor-
wurfes der erstere «ich beklagte, dass er mit dem Fäustel einen
Schlag am Fnss erhalten, hatte sich aber letzterer bereits erholt,
und die wahre Ursache des empfundenen Schlages bezeichnend,
wies er hier auf den gewaltigen Stoss, den er selbst an beiden
Füssen erlitten hat, wovon an einem derselben ein bräunliches
Mahl als Zeichen zurückgeblieben war. Besorgt um itire Ka-
meraden am Tage eilten nun beide ans der Grube, wo sie die-
selben unverletzt und von ihrer Betäubung vollständig erholt
antrafen. ^ Derselbe Blitz schlug aber auch 55 Klafter söhlig
vom Schachte, auf welchen der ersterwähnte Stralil niederzuckte,
in Richtung aus S.-W. gegen N.-O. entfernt, im Horizont des
27 V2 Klafter höher gelegenen Leithner Stollens in den Wipfel
einer einzeln stehenden Fichte, riss derselben in Spiralwindungeu
niederfahrend die ^nde auf, und brachte ein grosses dort an-
gestürztes Rohwandstück zum Kippen, während ein dritter Strahl
in die Schienen der Eisenbahn vor der südlichen Mündung des
Leithner Stollens von der getroffenen Fiehte rund lU^ entfernt
einschlug, und zwischen den daselbst belegten 2 Häuern hindurch
in die Grube fuhr, um, den Schienen folgend, an der Nordseite
in einer Entfernung von rund 80 ^^ wieder zu Tag zu treten, wo eben-
falls 6 Mann die Feuer-Erscheinung und Entladung von mehr-
fachem Knalle begleitet wahrnahmen, wie dies? auch an der Süd-
seite bemerkt wurde. — Sowohl auf der südlichen als der nord
seitigen Belegung waren die Häuer eben mit dem Zerschlagen
hereingeschossener Wände beschäftigt, die in Rücksicht für
Offenhaltung der Fördemiss stets aus der B.ahn geräumt werden.
Nur dadurch konnten sie gewahrt bleiben, dass keiner vom Blitz
getroffen wurde, obwohl manche kaum zwei Schritte von der
Bahn entfernt standen. Als ein Glück muss es bezeichnet werden,
dass auf den vielfach verzweigten Bahnen für Erz uod Förder-
niss zu dieser Zelt zufallig keine Förderung stattfand, nnd dass
weder ein Arbeiter noch ein Grobenanfiieher innerhalb der Schie-
nenstränge die Grube befuhr, indem auf der Strecke, welche der
an beiden Gehängen beobachtete Blitz zurücklegte, an 4 Knoten-
punkten die Schienen abzweigen, und so fast allenthalben am
Leithner Stollen der Befahrende in Gefahr geschwebt hätte. —
Für manche Grubenbaue, bei denen sowie hier vielfach ver-
zweigte Eisenbahnen bestehen, die an verschiedenen Punkten an
Tag ausmünden, leitet sich aus diesen Erscheinungen eines durch
die Grube verbreiteten Gewitters das Bedttrfhiss ab, zur Wahrung
der persönlichen Sicherheit der Arbeiter die nOthigen Vorsichts-
massregeln zu treffen, und ich glaube diesen, wenn aucfi seltenen
Fall der Oeffentlichkeit übergeben zu sollen, um ein für die
Praxis entsprechendes Mittel gegen derartige Gefahren ausfindig
zu machen*).
Australisoher QoldbergbaiL Wir verdanken der Güte
des Herrn Hüttenmeisters A. Felix (olgenden Auszug aus einem
Schreiben (eines Nichtfachmannes) dto. Sidnej, 18. März 1867:
Victoria ist unter Allen am Teichsten ; das Gold wird theils aus
alluvialen Lagern, theils aus reefs (Adern) gewonnen. Das Allu-
vialgold von heute rührt nur zum kleinen Theile aus oberfläch-
lichen Bauen, das meiste wird aus 120—200 Fuss tiefen präada-
mitischen Flussbetten gewonnen, welche von 1 — 3 erstarrten
Lavaschichten von 50—90 Fuss Mächtigkeit und alluvialen Thonab-
lagerungen aus Gerolle überdeckt werden. Welcher Unterneh-
mungsgeist mag dazu gehört haben, nachdem das oberfläohige
Flussbett ausgewaschen war, einen Schacht in die Tiefe zu treiben
und sich von einem 80 Fuss dicken Basaltlager nicht abschrecken
zu lassen, obwohl jeder Fuss 60 fr kostete, um zu sehen, ob
unter der letzten Lavadecke nicht ein altes Flussbett mit gold-
haltigem Sande begraben liege I Der Erfolg war ein glänzender,
und diese Flussbette zahlen seit 3 Jahren in Ballarat, wo sie
entdeckt wurden, wöchentlich im Durchschnitte 60.000 fr. an ihre
glücklichen Besitzer. All dieses Gold ist natürlich aus reefo .her-
ausgewaschen. Manche dieser reefs sind auch gekannt und führen
Schätze, wie nirgends sonst, aber wie in der Wissenschaft steht
auch hier das Bekannte mit dem Unbekannten in gar keinem
Verhältnisse. Die grösste Schuld daran trägt wahrscheinlich die
unsystematische Art und Weise, wie die- Gruben bearbeitet wer-
den. Man senkt Schächte ab, treibt Gänge (Localausdruck) aufs
Gerathewobl, verspricht den Aotionären, die sich an dem Un-
ternehmen betheil igen, goldene Berge in 3 bis 4 Monaten, theils
absichtlich, um sie zu betrügen, oft aber auch aus Unwissenheit
Einen gehörig ausgebildeten Bergmann konnte ich noch in ganz
Victoria nicht finden; gtwöhnfiche Häuer aus England, die das
Praktische wohl, aber weiter nichts verstehen, werden zu Mi-
nen-Directoren mit 50 Livres die Woche gemacht, und da lässt
sich das Resultat leicht denken. Der Actionär wird versichert,
dass man auf SO Fuss Distanz im Tunell den reef finden wird,
d. h. er wird pro Actio in den nächsten 4 Monaten (sage) 1 Livre
pr. Monat zu zahlen haben. Da er 80 Livres besitzt, nimmt er
'20 Actien. Man gräbt und findet den reef nach 400 Fuss Distanz
auch noch nicht, der Actionär kann nicht mehr zahlen und die
Compagpaie geht zu Grunde, bevor man den reef gefunden. Das
ist die stereotype Lebens- und Sterbensgeschichte von hunderten
von Compagnien, die in den letzten 2 Jahren zu Grunde gin-
gen. Aber selbst jene Quarzminen, welche monatliche Dividen-
den zahlen, geniessen nicht jenes Vertrauen, nicht einmal in
Victoria, welches sie geniessen sollten. So ist es z. B. Tfaatsache,
dass die Actien einer Oompagnie, welche an ihre Tbeilnehmer
in den letzten 7 Monaten 120.000 Livres bar in Dividenden
gezahlt hat, heute billiger zu haben sind, als vor einem Jahre,
weil Niemand eine Idee davon hat, wie lange die Grube profi-
tabel sein wird. Ja noch mehr, eine andere Mine, deren Actien
(1600), bevor Dividenden gezahlt wurden, einmal bis zu 35U
Livres pr. Actie gezahlt wurden, sind jetzt auf 35 Livres ge-
fallen, trotzdem, dass die Grube vom t. Juni bis letzten Decem-
ber 1S66 folgenden Ausweis liefert: Gestampft während dieser
Zeit 3747 Tonnen Quarz, daraus reines Gold erhalten 15.218
*) Brieflich frAgt der Herr Einiender, ob nicht eine Unterbrechung
der Schienen oder derea IioUmng anweit dea Iffnndloohea einige Garantien
geben wttrde ? Wir glaubenj dau eo etwaa immerhin nicht ichaden kftnne.
Ein anderes vorgeiohlagene« Mittel „während elnei Gewitters alle and Jede
Förderung auf Sohieuenbahnen su unterbreeben* scheint uns denn dooh
fSr so seltene Fälle nicht geeignet. Man denke sich dieses Prindp auf
Bisenbahnen angewendet! Oder soll man, weil Jeder Starm ein Schiff ge-
fährden kann, Jede Schiffahrt — einstellen ? oder auf Schlitteakofen auch
Im Sommer fahren, well ein Rad brechen könnte ? O. H.
— 284 —
UDsen, an Dividenden gezahlt 310 Livres pr. Aetie, im Ganzen
49(^.000 Livres. Dazu ist daa Veriabren dea Extrahirena so pri-
mitiy (amalgamiren während des Stampfens unter stetigem Zofluas
von Wasser, welches über Knpferplatten nnd Kotzen abfliesst),
dass nach genaueren Untersuchungen bei diesem Verfahren
60 — 70 % ^60 Goldes verloren gehen, — namentlich dort, wo
das Gk>ld an arseu haltigen Eisenkies gebunden vorkommt. Ganze
mächtige Adern des letzteren sind unbenutzt in einigen Districten,
und erst in neuerer Zeit £uigen sie an, diese »Pyrltes,'' wie sie
von den Engländern genannt werden, zum Umschmelzen nach
England zu vei senden. Ein noch grösserer Uebelstand dieser
UnverlässUchkeit der Minen ist, dass das englische Capital von
den Grubennnternehmungen Australiens ganz ausgeschlossen ist
Die beste Actie könnte in London nicht verkauft werden, und
wenn Jemand nicbt einen ehrlichen Agenten finden kann, der
ihm die Dividenden regelmässig nachschickt, so muss er entwe-
der hier bleiben, oder seine Actien verschleudern.
A^dministratives.
Oonenri-Ausschreibuttg.
Der Dienst eines Controlors bei der k. k. Bergamts-Casaa
in Idria ist zu verleihen.
Mit diesem in der XI. Diätendasse stehenden Dienstposten
sind folgende Genüsse verbunden: 630 fiL Ost W. Besoldung,
freie Wohnung oder Quartiergeld von 63 fl. Ost W., der Genuss
eines Gartens, sowie eines Krautackers von 114 Quadratklaftem,
diesen jedoch nur in so lange, als derselbe' nicht fttr das Werk
t>enOthiget wird.
Die Erfordernisse fttr diesen Dienst sind:
Erprobte Tüchtigkeit im Montan-Rechnungswesen , in der
Casaa-Gebarung, sowie im Conceptsfaohe , nebst Erlag einer
Caution im Besoldungsbetrage.
Competenten haben ihre eigenhändig geschriebenen Gesuche
binnen 4 Wochen im Wege ihrer vorgesetzten Behörde hieher
einzureichen, und in selben sich Über jedes obiger Erfordernisse,
sowie über Alter, Familienstand, Studien und bisherige Dienst-
leistung durch Ui'kunden auszuweisen, und die Erklärung bei-
zufügen, ob nnd in wie ferne sie mit Beamten des gefertigten
Amtes verwandt oder verschwägert seien.
Von dem k. k. Bergamte
Idria, am 19. August 1867.
ConeuTB- Aus sohreiBong.
Bei der k. k. ßerghauptmannschaft in Kuttenberg iat die
Oberbergcommissärsstelle mit dem Gehalte jährlicher 1260 fl.
Ost W., dem Vorrückungsrechte in die höhere Gehaltsstnfb imd
der VnL Diätendasse, eventueU eine BergcommissärssteUe mit
dem Jahresgehalte von 840 fl. Ost W., dem Vorrückungsrechte
in die höheren Gehaltsstufen und der IX. Diätendasse zu be-
setzen.
Bewerber um eine dieser Dienststellen haben ihre vor-
schriftsmässig belegten Gesuche unter Nachweisung der zurück-
gelegten rechts- und staatswissenschaftlichen, dapn montanistisch-
technischen Studien, ihrer bisherigen Dienstleistung, der voll-
kommenen Kenntniss des bergbehördlichen Dienstes, sowie der
Kenntniss der deutschen und böhmischen Sprache im Wege ihrer
vorgesetzten Behörde bis 30. September 1867 bei dieser Bergw
hauptmannschaft einzubringen, und in densdben zugleich anzu-
geben, ob und in wdchem Grade sie mit einem Angestellten
dieser Berghauptmannschaft, oder mit einem Bergwerksbesitzer
oder Bergbeamten des -hiesigen Berghauptmannschafsbezirkes
verwandt oder verschwägert sind, dann ob sie, ihre Ehegattinnen
oder ihre unter väterlicher Gewslt stehenden Kinder im hiengen
Berghauptmannschaftsbezirke einen Bergbau besitzen, oder an
einer Bergwerksuntemehmung betheiligt sind.
K. k. Berghauptmannschaft
Kuttenberg, am 21. August 1867.
Aufförderung.
Nach der ämtlichen Erhebung ist die Stephani-Steinkohlen-
zeche in der Gemeinde PHvetic, Bezirk Rokitzan, des Karl Besch
aus Pilsen schon durch lange Zeit ausser Betrieb.
Da der diessfalls erlassene Auftrag wegen Rechtfertigung^
des unterlassenen Betriebes und Versetzung dieser Zeche in den
bauhaften Zustand , an den Besitzer derselben nicht zugestellt
werden konnte, indem er seinen Wohnort Pilsen verlassen und
nach der Aeusserung seiner hinterbliebenen Gattin kaum mehr
nach Pilsen zurückkehren dürfte, so wird derselbe hiemit auf-
gefordert, seinen Wohnort binnen 30 Tagen vom Tage der ersten
Einschaltung dieses Edicts in das Amtsblatt der Prager Zeitung
hierorts anzuzeigen oder einen Bevollmächtigten namhaft zu
machen, und die genannte Zeche, bestehend aus einem Gruben-
masse, in den baiäaften Stand zu versetzen, widrigens nach Ab-
lauf dieser Frist auf Grund der §§. 243 und 244 des allg. Berg-
gesetzes auf die Entziehung der Bergbauberechtigung erkannt
werden würde.
Von der k. k. Berghauptmannschaft
Pilsen, am 21. August 1867.
ÄMÜNDIGUNGEN.
(94-94) pur Aufbereitungsanstalten
stehen: 3 complet eiserne Rostherde mit Läutertrommei
2 „ „ rotirende Herde mit „
4—6 „ „ Setzmaschinen
auf dem 81 Johannet-Kupferwerk bei Böhmisch -Werners-
dorf zum Verkauf.
Sämmtliche Apparate sind yon Sieveri & Comp, in Kaik bei
Deutz gefertigt und fast neu.
Gefällige Anfragen beliebe man an den Besitzer Theodor
KieinwSchter in Liebau (Preussisch Schlesien) gefälligst franco
zu richten.
(79—87)
^
Paieni'MBraMzünder
ftlr
Felsensprengongen erzeugt und empfiehlt bestens
AL Wim. atellzig
in Schönlinde in Nordbühmen.
Die Seiler-Waaren-Fabrik
des €arl lliiiidl in Pest
erzeugt alle ftlr den Bergbau nöthigen Seiler-Arbeiten von
Torzüglicher Qualität zu den billigsten Preisen.
Fabrik: Pe^t, Stadtwäldchen, Arenaweg Nr. 120, 121.
Niederlage: Pest, Joseftplatz, Badgasse Nr. 8. (54—61)
Diese Zeitschrift erscheint wöchentlich einen Bog" n stark mit den nöthigen artistischen Beigaben. Der PränumerationspraiB
ist jährlich loeo Wien 8 fl. ö. W. oder 5 Thir. 10 Ngr. Mit fraaeo Postyersendnng 8 fl. 80 kr. 5. W. Die Jahresabonnenten
ei liftUen einen officiellen Bericht Aber die ErfahniBgan im barg- und hfittenm&anisohan ttaaehinan-, Bau* und Anfbereituigiwesea
tammt Atlaa als Qratisbeilage. Inserate finden gegen 8 kr. ö. W. oder tV} Ngr. die gespaltene Nonpareillezeile Aufiaabme.
Zueckriften jeder Art können nur franoo eingenommen werden.
Dmek Ton Gail Fromme in Wien.
Fflr den Veilag ▼erantwortlioli i Carl B|eger.
„N= 36. Oesterreichische Zeitschrift i867.
XV. Jahrgang. 9. Septenber.
mr
Berg- und Hüttenwesen.
Verantwortlicher Redacteur: Dr. Otto Freiherr von HingenaUt
k. k. IfinlstarlAlratb im Fbiansmlnisteriam.
Verlag der Q. J. ISIanz'sehen Buchhandlung (Kohlmarkt 7) in Wien.
Inlialt: Instmction, betreffend die Handhabung der Sicherheitslampen im Steinkohlenbergbaae. — Ueber die Entstehang der
Steinkohlen. — Die Aufhebung des Salzmonopols in Prenssen. — Gegenseitiger Versicherungsverein österr. Montanwerke, Maschinen-
' Administratives. — Ankündigung.
und Metall waarenfabriken in Wien. —
Instruction,'^)
betreffend die Handhabung der Sicherheitslampen im Steinkohlen-
bergbaue Thinnfeldschacht von Steierdorf.
L TheU.
Allgemeines. Nachstehende Instractiou zur Behand-
lung der Sicherheitslampen beruht auf jenen Erfahrungen,
welche dureh langjährige Praxis bei den Arbeiten in solchen
Steinkohlen-Gruben erzielt wurden, welche mit schlagenden
Wettern zu kflmpfen haben.
Es ist unausweichlich, dass überall, wo sich schlagende
Wetter entweder bekannter Massen ansammeln, oder wo
deren Erschliessung vorauszusetzen ist, der Betrieb mit Si-
cherheitslampen geführt werden müsse; nichtsdestoweniger
ist eine kräftige Ventilation der Grube im Allgemeinen, und
speciell für gewisse Orte und Strecken, die entsprechende
Anlage von Wetterthüren und Verschalungen, Wetterführung
in Lutten u. s. w. eine Hauptbedingung eines Betriebes, der
Anspruch auf möglichste Gefahrlosigkeit machen will.
Es versteht sich von selbst, dasa in einer gut geleiteten
Grube das Arbeiter-Personale an der Stellung solcher Wet-
terthüren und Verschalungen gewissenhaft keine Aenderung
vornelimeu wird, ferner, dass zur Vermeidung aller Ver-
lockungen, irgend eine Flamme zu erzeugen, das Tabakrau-
chen in solchen Gruben unter keiner Bedingung gestattet,
ebenso das Mitnehmen von Zündhölzchen der Mannschaft
aufs Schärfste verboten werde. Es ist sogar nothwendig,
dass, nachdem die Gefahr eine dauernde ist, während die
rührigste Aufsicht nur temporär an jedem Orte anwesend
sein kann, es jedem Arbeiter zur heiligen Pflicht gemacht
wird, über seine Kameraden zu wachen, dass sie nicht Fahr-
lässigkeiten begehen, welche der Grube oder den Arbeitern
Gefahr bringen könnten. Nach dieser allgemeinen Voraus-
sendung kann auf die Sicherheitslampe und deren Behand-
lung sowie Ueberwachung Übergegangen werden,
n. ThelL
Beste Sicherheitslampe und Anforderung an
dieselbe. §. L Von allen Gattungen Sicherheitslampen,
*) Die bedanernswerthen UnglttcksfKUe , welche neuester
Zeit durch schlagende Wetter verursacht wurden, geben uns
Anlass diese Instruction, deren Mittheilnng wir dem Herrn Ober-
verwalter Reha verdanken, zu veröffentlichen.
welche bisher in Anwendung gekommen sind, bietet die vom
Ingenieur Heinbach mit Selbstlöschvorrichtung construirte,
und von einem hohen k. k. Handels-Ministerium privilegirte,
in Bezug auf Leuchtkraft und Sicherheit unzweifelhaft die
grösste Gewähr« Diese Lampe wird daher am Thinofeld-
schachte in Steierdorf in ausschliessliche Verwendung so
lange genommen, bis sie durch eine den Bedürfnissen noch
mehr entsprechende verdrängt wird.
§. II. Jede Lampe muss aus gesunden Materialien, solid
und dauerhaft zusammengesetzt sein, und soll, bevor sie in
Gebrauch genommen wird , von zwei Aufsichts-Individuen
auf ihre Solidität und Brauchbarkeit untersucht werden. Diese
Individuen sind von dem Betriebsleiter namhaft zu machen.
§. III. Die Lampe soll mit ihrem Mechanismus ohne
StosB und Störung zusammengesetzt und auseinander ge-
nommen werden können, damit nicht durch eine solche Un-
zukömmlicbkeit eine baldige Verletzung entsteht.
§. IV. Da der Glascjlinder dem Verderben am meisten
ausgesetzt ist, so kommt es durch was immer für Ursachen
vor, dass er Sprünge bekommt. Durch Einen Sprung ist die
Sicherheit noch nicht in Frage gestellt; entstehen aber zwei
Sprünge, die sich unter einem gewissen Winkel schneiden, so
ist das Ausfallen eines Theiles möglich und solche Glascy-
linder sind unbrauchbar und auszuwechseln.
§. V. Wenn der Oberkörper der Lampe b«^im Aufsetzen
auf den Oelbehälter mit seinem Zahnsegment über den An-
triebs-Drilling geführt ist, so muss die Flamme bei normaler
Brennhöhe jedesmal erlöschen, wenn der Oberkörper wieder
abgenommen wird. Diese Eigenschaft gewährt grosse Sicher-
heit und Beruhigung. Der Docht ist xudem mit einer Arre-
tirungsvorrichtung versehen, welche, wenn sie 3 — Af" unter
dem Dochthälter angebracht wird, veranlasst, dass die
Flamme jedesmal sicher verlöscht, bevor der Obertheil der
Lampe vom Oelkörper abgenommen ist,
§. VI. Die Förder und Säuberarbeit verlangt durch die
Wesenheit ihrer Natur eine Öftere Lichtbewegnng, und bietet
ausserdem noch viel Gelegenheit, die Lampen durch Rütteln
und StoBsen an den Wägen, Hunden oder Schubkarren zu
beschädigen. Zur Verhütung von Beschädigung an Lampen
ist den Förderern ein Futteral von Eisenblech zu übergeben,
welches die Benützung der Lampen möglich macht.
— 286 —
ULTheU.
EvidenzhaltungundControle der Sicherheit s-
lampen. §. I. Alle Lampen, welche in Verwendung kom-
men, aollen in arithmetischer Beihenfolg« numerirt sein.
§. n. Ueber die SicherheitBlampen ist ein genaues Re-
gister zu fifliren und zwar sind die Besitzer in alphabetischer
Ordnung mit dem betreffenden Nr. der Lampe einzutragen.
Dasselbe soll den Tag und Datum über die Ausgabe ent^
halten.
§. in. Da der Arbeiter nur eine Lampe haben soll,
die aber durch Reparatur zeitweilig ausser Gebrauch gesetzt
wird, so müssen hinreichende Reservelampen vorrätbig ge-
halten werden, damit demselben während der Reparatur
seiner Lampe eine Reservelampe überlassen werden kann.
Nach Vollendung der Reparatur gibt der Arbeiter die Re-
seryelampe im brauchbaren Zustande zurück.
Ein solcher Wechsel soll in dem Register ersichtlich
gemacht werden.
§. rV. Mit der Führung dieses Lampen-Registers ist
ein Steiger zu betrauen, welcher für die Evidenzbaltung ver-
antwortlich ist.
IV. TheiL
Pflichten der Lampisten. §. L Da es die Wichtig-
keit der Sache verlangt, dass nur brauchbare Lampen dem
Betriebe übergeben werden, so werden zwei erfahrene, zu-
verlässige Männer als Lampisten aufgestellt, die die Aufgabe
haben, jede Lampe auf ihre vorschriftsipässigo Eigenschaft
zu untersuchen, und nur dann gestatten dürfen, dieselbe in
die Grube zu nehmen, wenn sie fehlerfrei ist. Lampen, wel-
che nicht den Anforderungen entsprechen, oder auch nur
Zweifel erwecken, sind von dem Gebrauche absolut zurück-
zuweisen.
§. IL Die Reservelampen sind in Verwahrung der Lam-
pisten, und dieae haben jeden Wechsel zu notiren, und dem
betreffenden Steiger, der die Controle zu führen hat, in der
nächsten Schicht anzuzeigen.
§. in. Die Lampisten sind der Mannschaft vorzustellen.
§. IV. Mit Rücksicht darauf, dass die Mannschaft in
verschiedenen Zeitabschnitten die Schicht wechselt, ist es
nothwendig, dass die Lampisten ihren Dienst in zwölfstün-
dijren Schichten verrichten, um die Controle der Sicherheits-
lampen bei der anfahrenden Mannschaft ausüben zu können.
Erst nachdem die Mannschaft angefahren, haben auch
die Lampisten sich in die Grube zu begeben, um die Hand-
habung der Lampen zu controliren.
§. V. Die Lampisten haben namentlich darauf zu se-
hen, dass Niemand in die Grube fährt, ohne dass seine
Lampe untersucht worden wäre. Wird während der Schicht
die Bemerkung gemacht, dass Arbeiter die Lampe nicht im
Sinne des Reglements handhaben, so ist dem Betriebs-
leiter von Fall zu Fall die Meldung davon zu machen.
§. VI. Es ist leicht möglich, dass dem einen oder an-
dern Arbeiter während der Schicht die Lampe erlöscht;
dann soll es aber nur dem Aufsichtspersonal oder dem Lam-
pisten gestattet sein, die ausgelöschte Lampe an einem von
dem Betriebsleiter genau bestimmten, gefahrlosen Orte an-
zfinden za dürfen. Wenn sich aber ein solcher Ort in der
Grabe nicht vorfindet, so hat das Anzünden einer Lampe
über Taga zu geschehen.
V. Thefl.
Eigenthums-Verhältniss und Reparatur der
Sicherheitslampen. §. I. Die Lampen werden den Ar-
beitern gegen Entrichtung der Gestehungskosten in ihr Eigen -
thum übergeben. Der Ankaufspreis wird je nach dem betref-
fenden Verdienste in efner oder mehreren Monatsraten ein-
gezahlt.
§. II. Für ordentliche Instandhaltung der Sicherheits-
lampen hat jeder Eigenthflmer Sorge zu tragen. Die Repa-
raturen sind durch den betreffenden Steiger zu veranlassen,
der auch die Verrechnung auf Grund eines Regulativs zu
Lasten des Eigenthümers zu besorgen hat.
§. III. Die Reparatur der Lampe soll auf der Grube
geschehen, und der Spängier ist für gute und solide Arbeit
verantwortlich. Jede Arbeit, welche derselbe ausführt, gleich-
viel, ob an herrschaftlichen oder Privat-Lampen , ist auf
Grund eines mit demselben zu vereinbarenden Tarife zu
verrechnen.
VX TheiL
lieber den Gebrauch der Sicherheitslampen.
§. I. Wenn der Arbeiter die Lampe in die Grube nimmt,
soll sie sich in einem ordentlichen reinen Zustande befinden;
sie soll mit ausreichendem Gel, genügendem Docht und der
Arretirungsvorrichtung versehen sein. In einem solchen Zu-
stande wird die Lampe angezündet, und der Oberkörper
derart aufgesetzt, dass das Zahnsegment mit seinem Lauf
den Drilling überschritten hat.
§. II. Es wird ausdrücklich darauf aufmerksam gemacht,
dass, wenn die Lampe ordnungsmässig geschlossen, und der
Docht mit der Arretirungsvorrichtung versehen ist, die Flam-
me bei normaler Dochtstellung beim Abnehmen des Ober-
körpers erlöschen muss.
§. III. Es wird Niemandem gestattet, eine Sicher heits-
lampe in die Grube zu nehmen, bevor sie von einem Lam-
pisten oder einem dazu bestimmten Steiger untersucht und
für brauchbar befunden worden ist.
§. IV. Wenn dem Besitzer der Lampe Fehler dersel-
ben bekannt sind, so soll er diess dem Revisor vor Allem
anzeigen.
§. V. Nachdem ein Arbeitspunkt längere Zeit stillge-
standen, ist bei Wiederbelegung desselben der Wetterzu-
stand zu untersuchen, und diess wird von dem Aufsichts-
personal durchgeführt. Beim laufenden Ortsbetriebe jedoch
wird der Kühtführer oder der erfahrenste Häuer von dem
anfahrenden Drittel ein für allemal damit betraut.
Die Untersuchung des Wetterzustandes geschieht, in-
dem die Flamme so klein wie möglich gestellt, die Lampe
überall, aber namentlich in die Firste gehalten und die
Flamme dabei beobachtet wird. Je kleiner die Flamme ist,
desto schneller ist das Vorhandensein schlagender Wetter
wahrzunehmen. In diesem Falle bildet sich ober der Flamme
ein kleiner Flammenkegel, der nach seiner Grösse die Inten-
sivität der Wetter beurtheilen lässt. Erreicht derselbe die
Höhe von 3 bis 5 Zoll oder ffillt sich das Netz mit Flamme
ganz an, so sind, die Wetter ezplodirbar. Bei einer solchen
Erscheinung ist augenblicklich zurückzugehen, und davon
dem schichthabenden Steiger un verweilt die Anzeige zu
machen.
§. VI. Der Wechsel der Mannschaft hat auf dem Ar-
beitspunkte stattzufinden, damit die ausfahrenden ihren an-
— 28X —
fahrenden Kameraden ausführliche Mittbeilungen über den
WetterzQstand machen können.
§. VII. Das Sprengen mit Pulver oder Haloxjlin darf
nur nach apecieller Erlaubnlss des Betriebsleiters an gefahr-
losen Orten stattfinden. Zuwiderhandelnde werden, wenn
keine Explosion erfolgt, mit 10 Kreuzer pr. Schicht auf die
Dauer eines Jahres degradirt. Erfolgt aber eine Entzündung
der schlagenden Wetter, so kann die sofortige Entlassung
aus dem Arbeiterverbande sowie die Löschung aus dem Pro-
visions- und Unterstützungs-Institute Platz greifen.
§. Vm. Zimmerleute, Häuer und Anschläger sollen
ihre Lampen während der Arbeit in einer Entfernung von
wenigstens 4 Fuss von dem Arbeitspunkte aufhängen. Dient
SU diesem Behufe kein Holz von der Zimmerung, so ist in
der festen Kohle oder im Gestein so viel Brüstung zu ma-
chen, dass die Lnmpe ohne Besorgniss aufgehängt werden
kann. Das Aufstellen auf die Sohle ist so viel wie möglich
zu vermeiden, und in jedem Betretungsfalle ist eine Recht-
fertigung nothweudig.
§. IX. Beim Gebrauche der Sicherhcitslampen ist es
erforderlich, ein wachsames Auge darauf zu richten, dass der
Glascjlinder weder durch einseitige Erhitzung, noch durch
Anschlagen beim Ein- oder Ausfahren oder bei Ausführung
der Arbeit Schaden leidet.
VH. TheU.
Pflichten des Aufsichtspersonals, §. I. Im All-
gemeinen hat das Aufsichtspersonal die Ueberwachung der
Sicherheitslampen sowie die Handhabung derselben nach
dem Grundsatze dieses Reglements mit ungetheilter Auf-
merksamkeit zu führen.
Nur durch das richtige Veratändniss, durch die zeitge-
mässe Anwendung der zu Gebote stehenden Vorsichtsmass-
regeln kann das Anfsichtspersonal Verhältnisse verhüten,
die den Bestand der Grube und das Leben der Arbeiter be-
drohen.
§. n. Dasselbe hat darauf zu achten, dass die Lampi-
Bten sowie die Arbeiter ihre Pflicht in Bezug auf die Be-
handlang der Sicherheitslampen erfüllen. Es ist unstatthaft
in irgend einem Falle Nachsicht eintreten zu lassen, und
jede Sorglosigkeit gegen diese Instruction ist dem Betriebs-
führer anzuzeigen.
§. IIL Es hat dafür zu sorgen, dass der Wetterstrom
im Allgemeinen, sowie endlich fär jeden einzelnen Betriebs-
punkt genügend sei, und wenn sich Hindernisse entgegen-
stellen, 80 ist bei eintretender Gefahr der Arbeitspunkt so-
gleich eiu zustellen, und die Anzeige zu erstatten.
vm ThelL
Strafen. §. L Der Werksspängier, welcher fehlerhaft
reparirte Launpen zur Ausfolgung an die Arbeiter abgibt,
erhält für jeden einzelnen Fall eine Strafe von 2 fl.
§. IL Der ohne Arretirunga Vorrichtung am Dochte be-
troffen wird, oder letzteren bei einer Länge des Dochtes
aufschraubt, wo sie wirkungslos bleiben muss, verfällt in
eine Strafe von 1 — 5 fl.
§. in. Wer sich beim Anfahren der Untersuchung der
Lampe entzieht 2 fl.
§. rV. Wer beim Tabakrauchen betreten oder dessen
überwiesen wird 3 fl.
§. V. Wer seine erloschene Lampe selbst an einem
beliebigen Orte anzündet 1 — 5 fl*
§. VI. Wegen Mitnahme von Zündhölzchen 50 kr.
§. Vn. Wegen fahrlässiger Beschädigung des Glascy-
linders im Ueberweisungsfalle 2 — 3 fl.
§• VUI. Wegen Unterlassung der Anzeige reglements-
widriger Handlungen der Kameraden 1 fl.
§. IX. Wegen fahrlässigen Offenlassens geschlossen,
sein sollender Wetterthür"n oder deren Verstellung 1 fl.
§. X. Bei Ziiomerleuten und Anschlägern, wegen des
Niederstellens der Lampe auf die Sohle, ohne genügende
Rechtfertigung 30 kr.
SäbloflS*
§. I. An jedem Monatsschluss ist eine Hauptrevision
der Sicherheitslampen durch zwei namhafc zu machende
Aufsichts-Individaen abzuhalten, und bei dieser Gelegenheit
die gegenwärtige Instruction in deutscher, slavischer und
romanischer Sprache vorzulesen.
§. U. Neu eintretende Arbeiter erhalten ihre Lampen, '
und bei der Ausfolgung ist denselben die Handhabung prak«
tisch zu zeigen und ausserdecn die Instruction auszufolgen«
§. III. Wenn Jemand mehr als zweimal gegen diese
Instruction handelt, so kann die von Fall zu Fall vorgese-
hene Strafe verdoppelt werden, und je nach Umständen auch
die Entlassung aus dem Arbeiter-, Provisions- und Unter-
stützungs- Verbände verfügt werden.
§. IV. Dieae Instruction wird in Druck gelegt uud jedem
Arbeiter ein Exemplar ausgefolgt, damit in keinem Falle
Unkenntniss vorgeschützt werden kann.
Steierdorf, den 30. März 1867.
Ueber die Entstehung der Steinkohlen«
(Aus der n Zeitschrift des Ver. deutsch. Ingenieure.*^)
Da durch die neueren Untersuchungen der Steinkoh-
len die Fragen, zu welchen dieses nicht bloss für die In-
dustrie überaus wichtige Material Veranlassung gibt, in den
Vordergrund getreten sind, so dürfen wir voraussetzen, dass
der Kampf, welcher unlängst wegen der wissenschaftlichen
Erklärung ihrer Entstehung geführt worden ist, für unsere
Leser ein erhöhtes Interesse gewonnen hat.
Dieser Streit, welcher zum Theil mit grosser Erbitte-
rung gekämpft worden ist, scheint seinen Anfang in einem
Vortrage genommen zu haben, welchen Hr. Lasard aus
Minden auf der Hauptversammlung des naturhistorischen.
Vereines von Rheinland und Westphalen zu Bochum 1864
gehalten hat*). Derselbe legte eine Suite aus einem
Schweizer Torflager vor, die er als ein neues Beispiel der
von Forchhammer und Göppert schon beschriebenen
Erscheinung bezeichnete, dass Torf durch den durch Bela*
stung hervorgerufenen Druck eine derartige Beschleunigung
des Vermoderungsprocesses erfährt, dass aus dem Torfe ein
vollständig kohlenartiges Product hervorgeht. Er erkannte
hierin Belege für die Ansicht, dass Steinkohlen ihren Ur-
sprung aus Torfmooren haben, und, eine grössere Arbeit zur
Begründung derselben in Aussicht stellend, führte er damals
hauptsächlich die Analogie an, welche darin besteht, dass,
wie im Hangenden und Liegenden der SteinkohlenfLötze
stete verschiedene Pflanzenformen sich finden, so auch in
dem Dache der Torfmoore, namentlich der Tiefmoore, alle
möglichen Pflanzen, am Grunde derselben aber nur die ge-
8. 72.
*) Correspondenzblatt des naturhistorischen Vereines, 1862,
«•
— 288 -
^
fanden werden, welche als echte Sampfpflanzen die Was-
serlachen Bcbliessen und io eine breiartige weiche Masse
verwandeln.
Das Maibeft der Westermann'schen Monatsblätter,
Jahrgang 1865, brachte darauf einen Aufsatz von dem, durch
seine Titrirmetboden und als kühner Geologe der neuen
Schule bekannten Dr« Friedrich Mohr: nUeber die
Entstehung der Steinkohle». Er sucht darin nach-
zuweisen, dass die bisherigen Ansichten über die Art der
Pflanzen, welche die Steinkohlen geliefert haben, und über
die Weise, wie sie sich ablagerten, »weder mit dem Vor-
kommen in der Natur, noch mit den Forderungen der Che-
mie übereinstimmen.« Dass die Steinkohlen durch Torfbil-
dung entstanden seien, hält er für unmöglich, weil hierzu
eine Fruchtbarkeit erforderlich sei, wie sie nur für die Phan-
tasie der Anhänger dieser Theorie existire. Die sogenannte
Braunkohlen theorie aber, nach welcher die Steinkohlen aus
angeschwemmten Holzmassen entstanden sein sollen, ist
nach dem Verf. unhaltbar, weil die in einzelnen Steinkohlen-
schichten gefundenen Stämme mit deutlicher Holzstructur,
weit entfernt davon. Stützen dieser Theorie zu sein, im Ge-
gentheile zeigen, dass wirkliche Holzmassen, unter den Ver-
hältnissen, unter welchen sich die Steinkohlen bildeten, ihre
Structur bewahren konnten, die völlig structurlose Steio-
kohle selbst ihren Ursprung also nicht in solchen Holzmassen
haben kann. Auch die Ansicht, dass die in der Steinkohle,
besonders aber in den zwischenliegenden Lettenschichten,
sich findenden Reste baumartiger Farnkräuter wesentlich
an der Anhäufung der Kohle Antheil hätten, wird für irrig
erklärt, n^eii die Farnkräuter niemals im unverletzten Zu-
stande vorkommen, sondern nur in Stücken von zerbroche-
nen Wedeln, welche höchstens bandgross sind. Fast niemals
findet man eine Wurzel dabei.» Sie sind nvom Festlande
durch Hochwasser und Stürme abgerissen, zugleich mit dem
Schlamme in die Steinkohlenbildung gerathen, beim gleichzei-
tigen Niedersinken mit dem Flussschlamme eingehüllt und
in ihrer Gestalt so wundervoll erhalten.»
Dass die Entstehung der Steinkohlen analog der Bil-
dung des Torfes, d. h, durch Vermoderung einer noch üp-
pigen Vegetation in loco vor sich gegangen sei, erklärt Mohr
für unmögltch, weil «niemals aus Gefässpflanzen die Masse
der Steinkohle entstehen kann, welche in einem gewissen
Zeiträume ihrer Vermoderung schmelzbar ist, während Torf
und Braunkohle niemals schmelzbar erscheinttt ; auch hat
man die grosse Menge der Asche, die sich immer im Torfe
findet, nicht beachtet, die mit der Nähe des Landes und dem
daher stammenden Schlamme in Verbindung steht, während
die Steinkohle wesentlich aschenarm ist.
Die schwächste Seite aller bisherigen Ansichten über
die Bildung der Steinkohlen besteht nach Mohr darin, dass
sie keine Erklärung für die Eigenthümlichkeit ihrer Ablage-
rung geben, besonders für das Durchlaufen von oft nur einen
Zoll oder weniger dicken Rohlenflötzen und durch viele Qua-
dratmeilen der ihnen immer parallelen Lettenschichten.
Endlich erklärt Mohr die chemische Zusammensetzung
der Steinkohle für „so abweichend von der der Braunkohle
und des Torfes, dass ein gemeinschaftlicher Ursprung un-
möglich ist." Er schliesst dieses daraus, dass njede Stein-
kohle ein ammoniakalisches Destillat gibt, während Braun-
kohle und Torf immer saure Destillate mit vorwaltender
Essigsäure geben.« Es muss also die Steinkohle von Pflanzen
abstammen, welche eine grössere Menge StickstofiF enthielten
und denselben bei der Vermoderung nicht gehen liessen. Auch ^
der Umstand, dass jede Steinkohle „einmal im Zustande der
Schmelzbarkeit gewesen ist,» zeigt, dass Kohlenstoff, Was-
serstoff, Stickstoff und Sauerstoff in ihnen anfänglich in an-
deren Verhältnissen verbunden waren, wie in Torf und
Braunkohle.
Für alle Eigenthümlichkeiten der Steinkohle, sowohl
in Beziehung auf ihre Beschaffenheit, als auf ihr Vorkommen,
findet nun Mohr die Erklärung in der Annahme, dass sie
aus Tang- oder Fucus- Arten im Meere entstanden sei*).
Die schleimige, von der Structur der Gefässpflanzen
so verschiedene Beschaffenheit derselben erklärt die Struc-
turlosigkeit der Kohle, die Menge der in ihnen enthaltenen
Eiweissstoffe, den grossen Stickstoffgehalt. Eben so wenig
Schwierigkeit findet Mohr in der Erklärung der Mächtigkeit
und räumlichen Ausdehnung der Kohlenablsgerungen. Er
führt zahlreiche und interessante Beispiele für die riesenhafte
Grösse dieser Meergewächse auf, von denen unter anderen
die schon von Cook als Riesentang (Fucus giganteus) ge-
kannte Macrocystis pyrifera auf einem weit über 66 Fuss
(21°^ ) langen Stamme, 30 bis 40 Fuss (9° bis 12°* ) lange
Aeste VQU der Dicke des HauptsCamtnes , und aus diesen
Blätter von 7 bis 8 Fuss (2*2°" bis 2'5'° ) Länge trägt, so
dass die ganze Länge der Pflanze von Meyen auf 200 Fuss
(63™) geschätzt wurde. Um die Massenhaftigkeit des Vor-
kommens dieser Fucus-Arten zu zeigen, weist Mohr beson-
ders auf das sogenannte Sargassomeer hin: n Zwischen
den Canarischen Inseln und Florida, mitten im Atlantischen
Ocean, befindet sich eine solche schwimmende Tangwiese
von etwa 40.000 Quadratmeilen (226,880.000 Hektaren)
Fläche. Columbus durchschnitt einen Theil derselben und
brauchte 14 Tage dazu. Es ist hier unter den eigenthüm-
lichen Verhältnissen des Golfstromes eine Pflanze entstan-
den, der Beerentang, Sargassum bacciferum^ welche sich
auf der ganzen Erde nicht wieder findet. Sie erreicht nie-
mals das Land und muf^s ihr Leben und ihre Fortpflanzung
schwimmend vollenden. Aehnliche ungeheuere Anhäufungen
sind an vielen anderen Stellen bekannt. Sie sind nach Mohr
allein im Stande die Entstehung der Steinkohle zu erklären.
Da sie jedes Jahr neu wachsen und sich scheinbar nicht
vermehren, so müssen die abgelebten untergegsngen sein.tt
nJede losgerissene Tangpflanze geräth in eine Meeresströ-
mung und treibt nothwendig immer denselben Weg hin. Hier
platzen endlich die Blasen, welche sie schwimmend erhielten,
durch Fäulniss, die Pflanze sinkt unter, und diess wird na-
hezu immer an derselben Stelle geschehen". . . . „Dann
läset sich leicht begreifen, wie die gesammten Flötze des
Saarbrücker Beckens eine Mächtigkeit von 338 Fuss (106°^)
haben ... So lange Meer war, gab es auch Meerpflanzen,
und sie mnssten immer denselben Verlauf des Untergehens
und Vermoderns nehmen. Kein Jahr vergeht jetzt, wo nicht
neue Schichten von Steinkohlensubstanz abgesetzt werden.
Es hat niemals eine geologische Steinkohlenzeit gegeben,
oder es hat niemals eine Zeit gegeben, wo keine Steinkoh-
lenbildung stattfand.**
Auch die Einlagerung von Thonschichten zwischen
reinen KohlenflOtzen findet ihre Erklärung. „Durch das
Versinken der Pflanzen im hohen Meere erklärt sich die
*) Dass diese Ansicht, wie Hr. Lasard später geltend
macht, schon von Parrot vor 30 Jahren ausgesprochen, war dem
Verf. nicht bekannt. Ls.
— 289
Beinheit der Steinkohle, ihr geringer Gehalt an Asche.
Sind grosse Flusse in einiger Nähe, so ist auch erklärbar,
wie die dünnen Schichten des Letten oder des Schieferthones
hinein gerathen. Die Trübung des Meeres durch Hochwasser
and Schlamm von Flüssen reicht oft hundert Meilen ins Meer
hinein. Hier versinkt der letzte und feinste Schlamm und be-
deckt die Tanglager des vorigen Jahres mit einer dünnen
parallelen Schicht. In der vollkommenen Ruhe des Meeres
in grossen Tiefen ist die Möglichkeit gegeben, dass diese
Schichten ganz glatt, eben, gleich dick, immer aber aus dem
feinsten Schlamme bestehend, sich auf so grosse Strecken
ausdehnen können. . . . Aus den Flüssen können einzelne
und auch viele Holzstämme ins Meer getrieben werden, wo
sie endlich mit Wasser getränkt, senkrecht untersinken,
weil die Wurzelenden specifisch schwerer sind, als die Kro-
nen.^ . • . nDiese Stämme bilden, selbst wenn sie von den
Moderatoffen der Tange ganz durchtränkt werden, keine
Steinkohle, sondern Braunkohle in der Steinkohle. u Die
iiurch den Golfstrom an die Isländische Küste getriebenen
Stämme tropischer Bäume zeigen, wie irrig es ist, ans den
in den Steinkohlen gefundenen Baumstämmen einen Schluss
auf die früheren klimatischen Verhältnisse der Gegend zu
ziehen, wo sie gegenwärtig gefunden werden.
Zur Unterstützung dieser Ansicht zieht endlich Mohr
noch die Zusammensetzung des im Meerwasser enthaltenen
Gasgemenges heran, indem er es mit ihr im Einklänge fin-
det, das in Letzterem verhältnissmässig weit mehr Kohlen-
säure und Sauerstoff enthalten sind, als in der atmosphäri-
schen Luft. Auf dieselbe Menge Stickstoff bezogen, erhalten
sie 9 Procent mehr Sauerstoff, als der Absorption entspricht,
und nahezu 16 Procent Kohlensäure statt 1*.55 Procent.
Den Sauerstoff liefern natürlich die Pflanzen des Meeres
während ihres Wachsthums; die Kohlensäuremenge „ist der
thatsächliche Beweis der noch immer und täglich vor sich
gehenden Steinkohlenbildung.« Sie entsteht als Nebenpro-
duct bei der Vermoderung der Pflanzen. nErst sinken die
frischen Tange unter dem sich mehrenden Drucke zusammen
und lassen das natürliche Wasser austreten; dann kommt
eine Bildung von Wasser aus den Elementen, dann eine
lange dauernde Kohlensäure-Entbindung.« Den Schluss bil-
det eine lange Kohlenwasserstoffentwicklung, wie sie in un-
seren Bergwerken noch fortdauert und die erst mit dem
Anthracit ganz aufhört. (Sie ist für die Zusammensetzung
der Gase des Meerwassers wegen der Unlöslichkeit der Koh-
lenwasserstoffe ohne Einfluss).
Am Schlüsse seiner Abhandlung spricht Mohr den die
KohlenflÖtze begleitenden Gesteinen, dem Kohlenkalke, dem
Kohlensaiidsteine , jeden genetischen Zusammenhang mit
der Bildung der Steinkohle ab. Sie sind „eben so wenig
kohlenführend, als man den Tisch des Wechslers silberfüh-
rend nennen kann.« (Fortsetzung folgt.)
Die Aufhebung des Salzmonopols in Preussen.
Mit dem 9. August 1867 ist in den Ländern der preus-
Bischen Monarchie das Salzmonopol aufgehoben und an des-
sen Stolle eine besondere Abgabe eingeführt worden. Ohne
noch in den Einfluss, den dieser wichtige Schritt auf die
Erzeugung, Verwerthung und den Verkehr von Kochsalz und
Steinsalz, sowie auf die Industrie und Landwirthschaft neh-
men kann und wird, einzugehen, halten wir es vorerst für
nöthig, den Wortlaut der preussischen Gesetze über diesen
Gegenstand in extenso hier abzudrucken, weil wir später auf
einzelne daraus abzuleitende Fragen zurückkommen und
uns auf den Text berufen werden.
Die beiden preussischen Gesetze lauten :
Gesetz betreffend die Anlliebimg des Salzmonopols und
Einführung einer Salzabgabe.
Vom 9. August 1867.
Wir Wühehn, von Gottes Gnaden König Yon Preussen eto.,
verordnen, mit Zustimmung beider Häuser des Landtags der
Monarchie, was folg^:
§. 1. Die Staatsregierung wird ermächtiget,' das snr Zeit
bestehende Recht des Staates, den Grosshandel mit Salz allein
zu treiben (das Staats-Salzmonopol), anfzuheben, dagegen das
zum inländischen Verbrauche bestinunte Salz einer, soweit solches
im Inlande producirt wird, von den Producenten, soweit solches
ans dem Aualande eingeführt wird, von den Einbringern zu ent^
richtenden Abgabe bis zum Betrage von zwei Thalern für den
Centner Nettogewicht zu unterwerfen.
§. 2 Befreit von der Abgabe (§. I) ist: 1. das znr Aus-
fuhr, zu Unterstützungen bei Nothständeu und für die Natron-
snlphat- und Sodafabrikation bestimmte Salz ; 2. überhaupt alles
Salz, welches zu landwirthschaftlichen und gewerblichen Zwecken,
insbesondere auch zum Einsalzen von Häringen und ähnlichen
Fischen, sowie zum Einsalzen, Einpökeln etc. von auszuführen-
den Gegenständen, verwendet wird — jedoch mit Ausnahm o des
Salzes %r solche Gewerbe, weiche Nahrungs- und Genussmittel
für Menschen bereiten , namentlich auch für die Fabrikation von
Tabsk, Schnupftabak und Cigarren, für Bäcker und Conditoreien
sowie für die fierstellung von Mineralwässern.
Ueberall ist die steuerfreie Verabfolgung von der Beobach-
tung der vom Finanzminister angeordneten Control-Massregehi
abhängig.
Die durch die Coutrole erwachsenden Kosten können in
den Befreinngsfäilen sub 2 mit einem Maximalbetrage von 2
Sgr. pro Ctr, von den Salzempfängern erhoben werden.
§. 3. Mit dem Tage der Aufhebung des Salzmonopols nnd
der Einführung der Salzsteuer sind alle aus*allgemeinen Gesetzen
fliessenden Bergwerksabgaben, welche von Steinsalz, sowie von
den mit Steinsafz auf derselben Lagerstätte vorkommenden Salzen
und von den Soolqnellon erhoben werden, aufgehoben.
§. .4. Der Zeitpunkt, mit welchem bei Aufhebung des Salzmo-
nopols die Erhebung der Abgabe beginnt, ist durch KönigU
Verordnung festzusetzen. In dieser sind zugleich auf Grund der
mit den Zollvereins-Regierungen inmittelst zu treffenden Verein-
barungen, die zum Schutze der Abgabe erforderlichen AusfÜh-
rnngs- und Strafbestimmnngen unter den nachfolgenden Mass-
gaben (§§. 5 bis 7) zu erlassen.
§. 5. Die Strafe der Umgehung der Salzabgabe darf neben
der Confiscation der Gegenstände, in Bezug auf welche, sowie
der Gcräthe, mittelst der<-n das Vergehen verübt ist, für den
ersten Fall den vierfachen, für den zweiten Fall den achtfachen,
für jeden ferneren Fall den sechszehnfachen Betrag der um-
gangenen Abgabe nicht übersteigen. Kann das Gewicht der Ge-
genstände, in Bezug auf welche eine Salzsteuer -Defraudation
verübt ist, nicht ermittelt, und demgemäss der Betrag der vor-
enthaltenen, beziehungsweise der von einer gleichen Quantität
inländischen Salzes zu entrichtenden Abgabe, sowie die danach
zu bemessende Geldstrafe nicht berechnet werden, so ist statt der
Confiscation und der Geldstrafe auf Zahlung einer Geldsumme
von 20 bis zu 2000 Thlr. zu erkennen.
Die rechtskräftige Verurtheilung des Besitzers eines Salz-
werks im Rückfalle zieht für den Vemrtheilten den 'Verlust der
Befugniss zur eigenen Verwaltung eines Salzwerks, jede Ver-
urtheilung wegen missbräuchlicher Verwendung steuerfrei empfan-
genen Salzes den Verlust des Anspruches auf steuerfreien Salz-
bezug nach sich.
§. 6. Uebertretungen von Control - Vorschriften sind nach
§. 18. des Zollstrafgesetzes zu ahnden.
§. 7. Hinsichtlich der Verwandlung der Geld- in Freiheits-
strafe und der subsidairen Haftung dritter Personen finden die
Bestimmungen in den §§. 3. und 19. des Zollstrafgesetzes und
hinsichtlich der Anbietungen von Geschenken an die mit der
Controlirung der Salzabgabe betrauten Beamten und deren An-
gehörigen so wie wegen Widersetzlichkeit geg^ erstere, die
290 —
Befitimmongen in den §§. 25 und 26 eben daseibat Anwendung,
soweit nicht nach deo allgemeinen Strafgesetzen eine härtere
Strafe Platz greift.
Auf die Feststellung, Untersuchung und Entscheidung der
Salzsteuer-Defiraudadon kommen die in den §§. 28. £f. des Zoll-
strafgesetzea enthaltenen und die solche abändernden, erläutern-
den oder ergänzenden gesetzlichen Bestimmungen zur Anwendung.
§. 8. Die Genehmigung des Landtages zu allen der ge-
setzlichen Feststellung bedürfenden Bestimmungen der AusfÜh-
rungs-Verordnung (§. 4), ttber welche gegenwärtiges Gesetz keine
Entscheidung trifft, bleibt yorbehalten.
§. 9. Die der Königl Staatsregierung ertheilte Ermächti-
gung (§. 1) erlischt, wenn von derselben bis zum 1. Januar
1868 kein Gebrauch gemacht ist.
§. tO. Der Finanzminister wird mit der Ausführung dieses
Gesetzes beauftragt.
Urkundlich unter Unserer Hochsteigenhändigen Unterschrift
und beigedrucktem Königl. Insiegel.
Gegeben Ems, den 9. August 1867.
(L. 8.) Wimelm.
Frhr. v. d. Heydt. Gr. v. Itzenplitz. Gr. zur Lippe. Gr.
zu Eulenburg.
Verordnimg, betreffidnd die Erhebung einer Abgabe
von Salz.
Vom 9. August 1867.
Wir Wilhelm, von Gottes Gnaden König von Preussen
etc., verordnen auf Grund des Gesetzes vom 9. August d« J.,
was folgt:
Aufhebung des Salzmonopols.
§. 1. Das ausschliessliche Recht des Staates, den Handel
mit Salz zu betreiben, soweit solches zur Zeit besteht, wird auf-
gehoben.
Einführung einer Salzabgabe.
§. 2. Das zum inländischen Verbrauche bestimmte Salz
unterliegt einer Abgabe von zwei Thalern für den Centner Net-
logewicht, welche, insoweit das Salz im Inlande gewonnen wird,
von den Producenten oder Steinsalz -Berg Werksbesitzern, inso-
weit solches aus anderen als den zum Zollvereine gehörigen
Ländern eingeführt wird, von den Einbringem zu entrichten ist.
Unter Salz (Kochsalz) sind zwar ausser dem Siede-, Stein-
und Seesalz alle Stoffe begriffen, aus welchen Salz ausgeschie-
den zu worden pflegt, der Finanz minister ist jedoch ermächtigt,
solche Stoffe von der Abgabe frei zu lassen, wenn ein Missbrauch
nicht zu befürchten steht.
L Abgabe (Steuer) von inländischem Saltse.
t. Anmeldung.
§* 3. Die Gewinnung oder Raffinirung von Salz int nur in
den gegenwärtig im Betriebe befindlichen, sowie in demjenigen
Salzwerken (Sa&nen, Salzbergwerken, Salzraffinerien) gestattet,
deren Benutzung zu einem solchen Betriebe mindestens sechs
Wochen vor Eröffnung desselben dem Haupt-Zoll- oder Haupt-
Steueramte, in dessen Bezirk die Anstalt sich befindet, ange-
meldet worden ist.
Zu einer gleichen Anmeldung sind auch die Besitzer von
Fabriken verpflichtet, in welchen Salz in reinem oder unreinem
Zustande als Nebenproduct gewonnen wird.
§. 4. Jeder Besitzer eines bereits im Betriebe befindlichen
Balzwerks, oder einer Fabrik, welche Salz als Nebenproduct
gewinnt, hat binnen einer von uer Steuerbehörde zu bestimmen-
den Frist bei dem Hauptamte des Bezirks in doppelter Aus-
fertigung eine Beschreibung und Nachweisung des Salzwerks
oder der Fabrik nebst Zubehör nach näherer Bestimmung der
Steuerbehörde einzureichen. Jede Veränderung in den Betriebs-
räumen, sowie jeder Zu- und Abgang und jede Veränderung an
den in der Nachweisung verzeichneten Geräthen und Vorrich-
tungen ist dem gedachten Hauptamte vor der Ausführung an-
zuzeigen.
Eine gleiche Verpflichtung liegt demjenigen ob, welcher
eine neue Saline oder sonstige Anstalt, in welcher Salz geför«
dert, gesotten, raffinirt oder als Nebenproduct gewonnen wird,
anlegen, oder eine ausser Betrieb gesetzte Saline oder sonstige
Anstalt der gedachten Art wieder in Betrieb setzen will. Bei
Anlage neuer Salinen, Salzbergwerke oder Salzraffinerien sind
die Anordnungen der Steuerbehörde wegen Einfriedigiuig des
Salzwerkshofeszubefolgen,aachfÜr die zur Beaufsichtigung zu be-
stimmenden Beamten, Geschäfts- und Wohnungsräume gegen
Bezug der reglementsmässigen Beamten-Miethsabzüge zu gewähren.
%, 5. Jeder Besitzer eines neuen oder wieder in Betrieb
gesetzten Salzwerks ist die Kosten der steuerlichen Ueberwachung
desselben zu tragen verflichtet, wenn die Menge des auf dem-
selben jährlich zur Verabgabung gelangenden Salzes nicht min-
destens zwölftausend Centner beträgt.
2. Controle.
§. 6. Die im §. 3. bezeichneten Anstalten unterliegen zur
Ermittelung des von dem bereiteten Salze zu entrichtenden
Abgabenbetrages, so wie zur Verhütung von Defraudationen
hinsich Jich ihres Betriebes und geschäftlichen Verkehrs der Con<
trole der Steuer- (Zoll-) Verwaltung, welche durch eine von die-
ser zu erlassende, jedem Besitzer solcher Anstalten mitzutheilende
und von diesem zu befolgende Anweisung geregelt wird.
Diese Controle wird für jedes Salzwerk durch ein beson-
ders zu errichtendes oder zu bestimmendes Salzsteueramt ge-
übt. Die im §. 3. Absatz 2 erwähnten Fabriken unterliegen der
Controle des nächstgelegenen Steuer- (Zoll-) Amtes.
§. 7. Durch die im §. 6 gedachte Anweisung kann jeder
Salzwerksbesitzer nach näherer Anordnung der Steuerverwaltung
verpflichtet werden: 1. dafür Sorge zu tragen, dass der Zugang
zu den Siedegebäuden und den Trockenräumen, sowie zu den
Bäumen, in welchen Steinsalz ausgeschieden oder zerkleinert
wird, leicht beaufsichtigt und durch sicheren Verschluss gehin-
dert werden kann; 2. die Salzmagazine so einzurichten, dass sie
vor gewaltsamer oder heimlicher Entfernung des Salzes genü-
gend gesichert sind, und die zur Anlegung des stenerlichen Mit-
verschlnsses erforderlichen Einrichtungen zu treffen; 3. das Salz
nur in den dazu angemeldeten Gefässen, Vorrichtungen und Räu-
men aufzubewahren; 4. über den Betrieb des Salzwerkes und
das gewonnene und verabfolgte Salz genau Buch zu führen und
die betreffenden Bücher den Steuerbeamten auf Verlangen jeder-
zeit vorzulegen; 5. Personen, welche Salzhandel betreiben oder
durch ihre Angehörigen betreiben lassen ^ auf dem Salzwerke
keine Beschäftigung zu gewähcen. und den Eintritt in das Salz-
werk unbefugten Personen zu untersagen; 6. in den Wohnungen,
welche sich innerhalb der Salzwerkslocalitäten und der zugehö-
rigen Höfe oder in baulicher Verbindung mit den Salz werken
befinden, Salz irgend welcher Art nicht in grösserer als der von
der Steuerbehörde gestatteten Menge aufzubewahren ; 7. die nö-
thigen Vorrichtungen zum Verwiegen und zur Denaturirung des
Salzes (Unbrauchbarmachung zum Genuss für Menschen), sowie
die Stoffe zur Denaturirung zu beschaffen und das dazu erfor-
derliche Personal zu stellen; 8. der Steuerverwaltung auf Ver-
langen gegen eine in Ermangelung einer gütlichen Vereinbarung
durch die Bezirksregierung festzustellende Entschädigung, ein
angemessenes Local behnfo der Geschäftsführung, des Aufent-
haltes und der Uebernachtung der Beamten zu stellen; 9. den
Salzwerkshof auf Verlangen der Steuerbehörde einer angemes-
senen Umfriedigung — deren Kosten die Staatscasse bei der
ersten Einrichtung zur Hälfte trägt — zu umgeben, und während
der Nacht verschlossen zu halten; zu 8 und 9 vorbehaltlich der
am Schlüsse des §. 4 hinsichtlich neuer Werke ausgesprochenen
Verpflichtung.
Die Verpflichtungen zu 2 bis 7 können auch den Besitzern
von Fabriken, in denen Salz als Nebenproduct gewonnen wird,
auferlegt werden.
Wird die Erfüllung einer der vorbezeichneten Verpflichtun-
gen verzögert oder verweigert, so kann nach vorheriger Andro-
hung der Betrieb der Saline, des Salzbergwerkes oder der Fa-
brik von Unserem Finanzminister nach Anhörung der Bergpoli-
zeibehörde so lange untersagt werden, bis der zu stellenden An-
forderung genügt ist,
§. 8. Gewerkschaften, Corporationen oder Gesellschaften,
welche Salzwerke besitzen, und Alleinbesitzer, welche den Be-
trieb ihrer Salzwerke nicht unmittelbar leiten, sind verbunden,
zur Erfüllung der ihnen der Steuerverwaltung gegenüber oblie-
genden Verpflichtungen einen auf dem Salz werke regelmässig
anwesenden Vertreter zu bestellen, für dessen Handlungen und
Unterlassungen sie haften.
§. 9. Alles auf einem Salswerke oder in einer Fabrik ge-
wonnene Salz, sobald es zur Lagerung reif ist, desgleichen das
291
Schmutz- und Fegesals musa von dem Besitzer in sichere, unter
steuerlichem Mitverschluss stehende Räume (Salzmagazine) ge-
bracht werden, und darf in der Regel erst aus diesen in den
Verkehr oder zum Gebrauch des Besitzers gelangen. Mit, der,
nur nach zuvoriger Anmeldung und Abfertigung zulässigen Ent-
nahme des Salzes aus diesen Magazinen tritt die Verpflichtung
ein, die Steuer zu erlegen, sofern nicht Abfertigung auf Begleit-
schein, namentlich behufis Versendung in andere (Packhofs-) Ma-
gazine, stattfindet Hinsichtlich der Begleitscheine -und der aus
der Unterzeichnung und Empfangnahme derselben erwachsenden
Verpflichtungen finden die dieserhalb in dem Zollgesetz und der
Zollordnung enthaltenen Vorschriften und die zu deren Ausführung
getroffenen Anordnungen auch auf inländisches Salz Anwendung.
Für Begleitscheine und Bleie werden keine Gebühren erhoben.
Von allen Salzwerken darf Salz nur in Mengen von min-
destens einem halben Centner verabfolgt werden.
§. 10. Der Verkehr mit versteuertem oder in denaturirtem
Zustande steuerfrei abgelassenen Salze unterliegt, vorbehaltlich
der nachstehenden Bestimmungen, keiner steuerlichen Controle
1. Für den Bereich der Salzwerke und Fabriken (§. 3 am Schluss),
sowie auf Personen, welche solche verlassen, finden die Bestim-
mungen in den §§. 37 und 39 des Zollgesetzes und in den §§. 83,
84, 87, 91, 96, lü6, 107 und 113 der Zollordnung Anwendung.
Dieselben Bestimmungen können für den viertelmeillgen Umkreis
derjenigen Salzwerke, welche als gehörig umfriedigt nicht aner-
kannt werden, durch eine von Unserem Minister der Finanzen zu
erlassende Bekanntmachung in Anwendung gebracht werden.
2. Die mit ausservereinsländischen Nachbarstaaten bezüglich des
Salzverkehrs bestehendt^n Uebereinkünfte bleiben in Kraft. 3. Salz-
haltige Quellen, deren Soole zur Versiedung nicht benützt wird,
sowie Mutterlauge kann die Steuerbehörde unter Aufsicht stellen
(unter Verschluss nehmen), um missbräuchliche Verwendung zu
verhüten.
3. Strafbestimmungen.
§.11. Wer es unternimmt, dem Staate die Abgabe von in-
ländischem Salze zu entziehen, ist der Salzabgaben- Defraudation
schuldig und soll mit der Confiscatlon der Gegenstände, in Bezug
auf welche die Defraudation verübt ist, und mit einer Geldbnsse,
welche dem vierfachen Betrage der vorenthaltenen Abgabe gleich-
kommt, mindestens aber zehn Thaler beträgt, bestraft werden.
Kann die Confiscation selbst nicht vollzogen werden, so ist auf
Erlegung des Werthes der Gegenstände zu erkennen. Daneben
ist die Abgabe mit zwei Thalem für den Centner zu entrichten.
Ist die Defraudation durch unerlaubte Gewinnung oder Rafiini-
ruDg von Salz verübt (§. 3), so verfallen auch die dazu benützten
Geräthe (Siedepfannen, Kessel u. s. w.) der Confiscation.
Missbräuchliche Verwendung des steuerfrei oder gegen Er-
legung der im §. 20 erwähnten Controlgebühr empfangenen Sal-
zes (§. 13 No. 6) zieht ausserdem den Verlust des Anspruchs
auf steuerfreien Salzbezug nach sich.
§. 12. Im ersten Wiederholungsfalle, nach vorangegangener
rechtskräftiger Verurtheilung , wird die nach §.11 ausser der
Confiscation eintretende Strafe verdoppelt, in jedem ferneren
Rückfalle vervierfacht.
§. 13. Die Defraudation wird als vollbracht angenommen:
1. wenn Salz, den Bestimmungen des §. 3 zuwider, oder in An-
stalten, deren Betrieb auf Grund des §. 7 untersagt ist, gefördert,
hergestellt oder raffinirt wird; 2. wenn das in den zugelassenen
Betriebsanstalten gewonnene Salz vor der Einbringung in die
unter steuerlichem Mitverschluss stehenden Magazine ohne aus-
drückliche Erlaubniss der Steuerbehörde aus den Siederäumen
entfernt oder verbraucht wird; 3. wenn Salz aus solchen Maga-
zinen ohne zuvorige Anmeldung oder ohne Buchung in den dazu
bestimmten Registern weggeführt wird; 4. wenn auf Salzwerken
oder deren ZubehÖrungen, sowie in Fabriken (§. 3 am Schlüsse)
Salz in anderer als der nach §. 7 gestatteten Weise und Menge
aufbewahrt wird; 5. wenn Salz von Salzwerken oder von Fa-
briken (§. 3 am Schlüsse) zu einer anderen als der von der
Steuerbehörde vorgeschriebenen Zeit oder auf anderen als den
von derselben vorgeschriebenen Wegen entfernt wird; 6. wenn
über das .unter Steuercontrole oder unter Controle der Verwen-
dung befindliche Salz eigenmächtig verfügt oder das steuerfrei
öder gegen Controlgebühr abgelassene Salz zu anderen als den
gestatteten Zwecken verwendet wird; 7. wenn Personen, welche
sich nach §.10 No. 1 über den Bezug des von ihnen transpor-
tirten Salzes auszuweisen haben, ohne Ausweis betroffen werden;
8. wenn Soole oder Mutterlauge ohne Erlaubniss der Steuerbe-
hörde zu anderen Zwecken als denen der Versiedung in decla-
rirten Salzwerken oder Fabriken aus Soolquellen, Gradirwerken
oder Soolbehältem (Mutterlaugebehältem) entnommen oder ver-
abfolgt wird.
Das Dasein der Defraudation und die Anwendung der Strafe
derselben wird in den vorstehend aufgeführten Fällen lediglich dur^h
die bezeichneten Thatsachen begründet. Kannjedoch der Angeschul-
digte vollständig nachweisen, dass er eine Defraudation nicht habe
verüben können oder wollen, so findet nur eine Ordnungstrafe nach
§. 15 statt. (Schluss folgt.)
Gegenseitiger Versicherutigsverein österr.
Montanwerke, Maschinen- und Metallwaaren-
fabriken in Wien.
Es dürfte die Leser dieser Zeitschrift interessiren, über dön
gegenwärtigen Stand dieses dieselben so nahe berührenden Unter-
nehmens unterrichtet zu werden, daher wir die uns hierüber aus
verlässlicher Quelle zugekommenen Mittheilungen folgen lassen.
Der österr. Montan- Versicherungs verein hat erst Ende Fe-
bruar L J. seine Wirksamkeit begonnen, weil er früher nicht im
Stande war, die ihm nothwendigen Rückversicherungsverbindun-
gen zu finden.
Eine Allianz mit den Österreichischen Versicherungsgesell-
schaften war damals hauptsächlich schon darum nicht möglich,
weil unter denselben eine Art Schutz- und Trutzbündniss bestand,
welches einer einzelnen Gesellschaft nicht gestattete, mit ausser-
halb dieses Bündnisses stehenden Unternehmungen .zu pactiren.
Diess und der Umstand, dass die Hüttenprämien im Aus-
lande durchwegs billiger als in Oesterreich sind, bestimmte die
Direction in ihrer Rundschau nach guten Gesellschaften auch
über die Grenzen Oesterreichs zu gehen.
Trotz vielfacher Verhandlungen ist es aber nicht gelungen,
dort Verbindungen mit Gesellschaften ersten Ranges herzustellen,
da die politischen Umwälzungen des Jahres 1866 zu Beginn des
Jahres 1867 das Misstrauen in die Zukunft Oesterreichs noch
wach erliielten. Das Ausland gedachte sich mit seinem bedeuten-
den Credite und Capitale erst dann wieder in Oesterreich zu
betheiligen, wenn die Grundlagen bekannt würden, nach welchen
unser Staatsleben in politischer und volkswirthschaftlicher Be-
ziehung geregelt werden sollte.
Anfangs Mai 1. J. brachte der Verein mit österreichischen
Rückversicherungsgesellschaften Verträge unter vortheilhaften Be-
dingungen zu Stande und kam 3 Monate später, nachdem sich
die hier berührten Verhältnisse geändert hatten, noch mit zwei
inländischen Versicherungs-Gesellschaften in Verbindung.
Die Direction^) hatte bei ihrem Amtsantritte Vorsicht und
Sparsamkeit als leitende Principien aufgestellt. Sie rechnete mit
Gewissheit darauf, dass die Montan-Industriellen den Werth des
neuen Vereines richtig erkennen und sich ihm in einem Masse
zuwenden werden, welches zu erhärten vermag, dass die Mehr-
zahl dieser Industriellen wirklich hinter dem Vereine stehe und
fest entschlossen sei, denselben gross zu ziehen.
Dass jedes neue Unternehmen im Anfange mit Schwierig-
keiten zu kämpfen hat, musste auch der Verein erfahren. Ange-
strengte Bemühungen der geschäftUchen Gegner und Missver-
ständ^isse spielen in der kurzen Geschichte des Vereines nicht
die kleinste Rolle.
Es mag sein, dass die Praxis im Lanfe der Zeit einige
Aenderungen in den Einrichtungen des Vereines als vortheilhaft
erscheinen lassen wird, bisher hat sich jedoch die Nothwendig-
keit solcher Aenderungen noch nicht ergeben.
Im Auftrage der Direction hat der Secretär des Vereines
alle Gegenden der Monarchie, wo die Berg- und Hütten-Industrie
ergiebiger vertreten ist, bereist, um die einschlägigen Verhältnisse
an Ort und Stelle zu erheben, die Ansichten und Wünsche der
Industriellen kennen zu lernen und Verbindungen anzuknüpfen.
Die Erfahrungen, welche derselbe machte, lauten dahin,
dass sich die Mehrzahl aller berg- und hüttenmännischen Unter-
nehmungen in einem Zustande befinde, welcher der Vorausset-
zung zahlreicher und grösserer Brände nur wenig Nahrung gibt
*) In der Oeoeral^Veraunmlang ▼om 18. Deeembsr 18M wurden sn
Dlreetoren gewählt die Herren: FlorenUn Robert, GnitAT von Rottliom,
Vmlerlos Ritter, Dr. Ferdinand Stamm, Heinrich Dingler und Bugen Freiherr
von Dlclunsnn.
- 292
In technischer Besiehang haben sich alle diejenigen Vor-
aussetzungen, welche bei der Bestimmung des Prftmientarifes a\a
massgebend angenommen worden sind, besUitiget. Die meisten,
ja nahezu alle Werke liegen von fremden Objecten entfernt,
bilden keine in baulicher Beziehung geschlossenen Complexe,
sondern die einzelnen Qebftnde sind vielseitig von einander ge-
trennt, daher das Umsichgreifen eines Brandes weniger zu be-
fürchten steht.
Ueberdiess haben die Tagbauten beim Bergbaue an und
für sich keine aussergewöhnliche Feuergeffthrlichkeit und was
die Hüttenwerke anbelangt, so verstehen die darin beschäftigten
Arbeiter so sehr mit den Flammen umzugehen und sind an die-
selben so sehr gewöhnt, dass fast jeder sich entwickelnde Brand
rasch noch im Entstehen erstickt wird. Das Interesse der Ar-
beiter an der Erhaltung der Werksanlagen ist ja um so grosser,
als von denselben ihre Existenz abhängt.
Während in der Landwirthschaft Brandlegungen durch das
unzufriedene Hausgesinde und Nachlässigkeit eine grosse, fQr die
Versicherungsgesellschaften verderbliche Rolle spielen, sind diese
Factoren bei der Moutan-Industrie von gar keiner Bedeutung.
Endlich sind die Löschanstalten meistens in ausreichender
Menge und Qualität vorhanden.
Die Erwartung der Montan-Industriellen durch den frag-
lichen Verein zu einer billigen Versicherung zu gelangen, ist
bereits durch die Praxis im reichlichen Masse bestätigt worden.
Es mag diessbezttglich beispielsweise angeführt werden, dass
die Prager Eisen-Industrie- Gesellschaft bei eiuem Versicherungs-
werthe von 946.172 fl. durchschnittlich 49*45 kr. von lOO fl. Werth
bezahlt hat, während der Durchschnittssatz derselben Gesellschaft
bei dem Montan- Versieberun gsvereine von einer versicherten
Summe von 1,175.283 fl. 29*49 kr. von 100 fl. Werth beträgt.
Franz Ritter von Fridau kam durch den Montan- Versiche-
rungsverein bei seiner Versicherungsprämie von 40*30 kr. auf
33*50 kr., die Krompach-Hemader Gewerkschaft von 68*72 kr. auf
46*89 kr., das Eisenwerk Berz6te von 63*57 kr. auf 36*38 kr. herab.
Bei Metallwaarenfabriken haben sich Difierenzen von 25 —
28 kr. und bei Maschinenfabriken von 13 — 16 kr. von 100 fl.
Werth zu ihren Gunsten ergeben.
Im Allgemeinen ist es Thatsacheji, dass die Prämien. fttr
Hüttenwerke, Metallwaaren- und Maschi'uenfabriken früher 5%
betragen haben und durch den Montan- Versicherungs verein be-
reits aul 3% herabgesetzt worden sind.
Der Werth der Gebäude und Maschinen bei den sämmtli-
chen in Oesterreich bestehenden Montanwerken, Maschinenfa-
briken und Metallwaarenfabriken dürfte annähernd 1 00 Millionen
Gulden betragen. Rechnet man mit diesen Ziffern, so ergibt ^ich,
dass diesen Industriezweigen durch den Montan-Varsicherotigs-
verein jährlich an 200.000 fl. erspart werden.
Es wäre aber äusserst irrig, wenn man annehmen wollte,
dass mit dieser Ersparniss bereits Alles. geschehen ist, was über-
haupt erreicht werden kann.
Der Verein hat sorgfältig alle Daten gesammelt, welche auf
das Feuerversicherungsgeschäft Einfluss haben. Eine verglei-
chende Darstellung ergibt, dass eine Prämie von nur 7*25 kr.
von 100 fl. Werth jährlich nothwendig gewesen wäre, um die
Schäden, von welchen die fraglichen Objecto in den letzten 10
Jahren betroffen worden sind, zu bezahlen, während die that-
säcblich entrichtete Prämie durchschnittlich 47*50 kr. betragen hat.
Soweit die Statistik ein Streiflicht auf die Zukunft wirft,
darf man daher erwarten, dass die Prämien durch den Montan-
Versicherungsverein noch einer bedeutenden Reduction fähig sind,
und dass diese um so eher eintreten wird, je zahlreicher sich die
bezüglichen Industriellen an diesem Vereine betheiligen. Die
Stichhältigkeit dieser Voraussetzungen benöthiget keines weite-
ren Commentars, sehen wir doch in den günstigen Erfolgen des
Versieb erungsvereines der österr. Znckerfabrikanten, was ver-
eintes Zusammenwirken in dieser Richtung zu erreichen vermag,
und zudem sprechen für den Fachmann alle Umstände unzweideu-
tig, dass der Montan- Versicherungs verein, wenn die Betheiligung
der Montan-Industriellen eine allgemeine wird, noch weit aus
grössere Erfolge erzielen muss, als der bereits prosperirende
Versicherungsverein österr. Zuckerfabrikanten.
AdminiRtratives.
Erledigungen.
Die Contr olorsstelle bei der Bergamtscassa in
Idria in der XL Diätenclasse, mit dem Gehäte jährl. 630 fl.,
freier Wohnung oder einem Quatiergelde von 63 fl., dem Ge-
nüsse eines Gartens, sowie eines Krautackers von 114 Quadrat-
klaflem, letzteren jedoch nur in so lange, als derselbe nicht für
das Werk benöthigt wird.
Gesuche sind, unter Nachweisung der erprobten Tüchtig-
keit im Montanrecbnungswesen, in der Cassagebarung und im
Conceptsfache binnenvier Wochen bei dem Bergamte in Idria
einzubringen.
Die Cameral-Chirurgenstelle zu Aussee in Steier-
mark in der XL Diätenclasse, mit einer Bestallung jährl. 400 fl.,
10 Wr. Klafter harten Brennholzes, dem sjstenmiässigen freien
Salzbezuge, jedoch ohne Anspruch auf Pension und mit der Ver-
bindlichkeit im Vereine mit dem k. k. Salin enphysikus alle ära-
rischen Patienten, welche auf unentgeltliche Kur systemmässigen
Anspruch haben, ohne Unterschied ob inn- oder ausserhalb des
unmittelbaren Bezirkes mit Ausschluss jeder anderweitigen Ver-
gütung zu besuchen und zu behandeln.
Gesuche sind, unter Nachweisung der erforderlichen Studien
und Kenntnisse und der bisherigen Praxis, binnen vier Wo-
chen bei der Salinen- und Forstdirection in Gmunden einzubrin-
gen. — Ein Operateur wird anderen Bewerbern vorgezogen.
Ernennung.
Vom Finanzministerium:
Dem Rechnungsofflcial der Cameral- Haupt- und Montan-
Hofbuchhaltung Moriz Schwabe wurde, in Folge Genehmigung
des von demselben und dem Halleiner Salinencassier Carl Luft
angesuchten Diensttausches , die Salinen- Cassiersstelle in Hallein
verliehen (Z. 32152, ddo. 18. August 1867).
Aufforderung.
Nach der ämtlichen Erhebung ist die Stephani-Steinkohlen-
zeche in der Gemeinde PHvetic, Bezirk Rokitzan, des Karl Besch
lUM Pilsen schon durch lange Zeit ausser Betrieb.
Da der diessfalls erlassene Auftrag wegen Rechtfertigung
des unterlassenen Betriebes und Versetzung dieser Zeche in den
bauhaften Zustand , an den Besitzer derselben nicht zugestellt
werden konnte, indem er seinen Wohnort Pilsen verlassen und
nach der Aeusserung seiner hinterbliebenen Gattin kaum mehr
nach Pilsen zurückkehren dürfte , so wird derselbe hiemit auf-
gefordert, seinen Wohnort binnen 30 Tagen vom Tage der ersten
Einschaltung dieses Edicts in das Amtsblatt der Prager Zeitung
hierorts anzuzeigen oder einen Bevollmächtigten namhaft zu
machen, und die genannte Zeche, bestehend aus einem Gruben-
masse, in den bauhaften Stand zu versetzen, widrigens nach Ab-
lauf dieser Frist auf Grund der §§. 243 und 244 des allg. Berg-
gesetzes auf die Entziehung der Bergbauberechtigung erkannt
werden würde.
Von der k. k. Berghauptmannschaft
Pilsen, am 21. August 1867.
ANKÜNDIGUNG.
(80—87)
^
JPaieni'JDraMzünder
fflr
Felsensprengungen erzeugt and empfiehlt bestens
AL WUh. Stellsig
in Schönlinde in NordbOhmen.
Diese Zeitschrift emebeint wöchentlich einen Bogen stark mit den nöthigen artistischen Beigaben. Der Pr&numerationspreis
ist jährlich loeo Wien 8 fl. ö. W. oder 5 Thlr. 10 Ngr. Kit fraueo Pastrenendang 8 fi. 80 kr. ö. W. Die Jahr esabonnenten
erhalten einen officiellen Bericht über die Srfahrangen im barg- und hftttenmaiiniiohen Kasohinen-, Bau- und AufbereitnngiwaseB
aammt Atlai als Gratisbeilage. Inserate finden gegen 8 kr. ö. W. oder IVs Ngr. die gespaltene Nonpareilleieile Aufnahme.
Zuschriften jeder Art können nur franeo angenommen werden.
Omck von Cart Fromme in Wien.
Fftr den Verlsf verantwortlich: Oarl Reger.
r
N= 37, Oesterreichische Zeitschrift „ l^^\
für
Berg- und Hüttenwesen.
Verantwortlicher Redacteur: Dr. Otto Freiherr von Hingenau,
k. k. MinUterialrjUb im Finansmlnisteriam.
Verlag der Q. J. Manz'schen Baohhandlung (Kohimarkt 7) in Wien.
Inlialt: Die Motoren in der Pariser Universal-AasBiellang. — Die Büeser Bergbauverhältniase im AIlp 'meineui nebst specieller
Beschreibung der Frischglückzeche (Schiaas). — Ueber die Entstehung der Steinkohlen. — Die Aufhebung des Salzmonopols in
Preussen (Schluss). — Notiz. — Administratives. — Ankündigungen.
Die Motoren in der Pariser XJniversal-
Ansstellung'*').
Die im Pariser Ausstellangspalaste vorhandenen Dampf-
maschinen sind auf Hunderte zu schätzen ; viele befinden
eich in Thfttigkeit, die meisten aber stehen still. Beim Durch-
gehen der grossen Maschinenzone sieht man zu beiden Seiten
der erhabenen Galerie eine grosse Anzahl stationärer Dampf-
maschinen aufgestellti welche Theile der ziemlich anderthalb
englische Meilen langen Transmissions welle treiben, die
oberhalb an den Galeriepfeilern gelagert ist und die zahl-
losen Arbeitsmaachinen in Bewegung setzt. Viele dieser
Maschinen sind von bedeutender Grösse und viele sind fä-
hig, Leistungen von 75 bis 1 00 Pferdestärken zu verrichten,
doch arbeiten dieselben nicht mit voller Kraft. Die Systeme
sind sehr verschieden, doch herrscht bei den deutschen,
französischen und belgischen Maschinen die Hinneigung zu
dem Woolf'schen Systeme mit doppelten Cylindern augen-
scheinlich vor, jedenfalls in dem Bestreben, durch die Be-
nützung der Condensation und gesteigerten Expansion Kohlen
zu sparen. Gekuppelte Woolfsche Maschinen scheinen für
Fabrikzwecke sehr vorgezogen zu werden, ohne dass man
die Complication, welche aus dem Vorhandensein von vier
Cylindern, Condensatoren, Luftpumpen u. s. w., in diesem
Falle für zu gross erachtet gegenüber den Vortheilen, wel-
che aus der guten Dampfausnutzung und dem gleichmässigen
Gange dieses Maschinensystems erwachsen. Einige dieser
Mascbinen haben aufrechtstehende Cylinder und oberhalb
angebrachte Balanciers mit gewichtigen gusseisernen Säulen
and Balkengestelle; die meisten dieser Maschinen aber be-
sitzen horizontale Cylinder, und das scböne Aussehen, wel-
ches allerdings jene Balanciermaschinen bieten, ist hier hinter
die Einfachheit und gute Wirkung zurückgestellt.
Bezüglich dieser horizontalen doppelcylindriscben Ma-
schinen sind drei bestimmte Typen in Betracht der Anord-
nung der Cylinder und Kolben zu unterscheiden, nämlich :
1. Die beiden Cylinder liegen neben einander und die
beiden Kolben wirken, wie in den Maschinen mit verticalen
Cylindern, gleichzeitig und in gleicher Richtung, so dass
*) Aus dem „Maschinenbauer'* durch die „Zeitschrift für
deutsch-österreichische Eisen- und Stahl-Industrie. »
beide in demselben Moment ihren Hub an derselben Seite
der Cylinder vollenden.
2. Die beiden Cylinder liegen wieder neben einander,
aber die beiden Kolben wirken unabhängig von einander,
d. h. jeder ist mit einer besonderen Pleuelstange versehen,
die an den gegenüberstehenden, um 180 Grad verdrehten
Kurbeln der Schwungradwelle angreifen, so dass, wenn der
eine Kolben z. B. der im kleineu oder Hoch druckcy linder,
sich an dem vorderen Ende des Cylinders befindet, der an-
dere, also der Kolben im grossen oder Nichtdruckcylinder,
sich am hinteren Cylinder befindet.
3. Die beiden Cylinder liegen hinter einander, so dass
ihre Mittelachsen in ein und dieselbe Horizontallinie fallen,
und zwar liegt der kleine Cylinder zunächst der Kurbelwelle.
Dieses Arrangement haben Sims, Redruth, Cornwall und
Eduard Humphry schon früher für Schiffsmaschioen benützt.
Insbesondere bietet das zweite Arrangement hinsicht-
lich der Steuervorrichtung einige Vortheile.
Beinahe alle ausgestellten Maschinen arbeiten mit Ex-
pansion und unzählbar sind die darauf bezüglichen Vorrich-
tungen. Bei den neuesten Woolf sehen Maschinen wird der
Dampfabschluss am Hochdruckcylinder durch einen beson-
deren Schieber bewirkt, so dass eine Veränderung der Ex-
pansion möglich ist; diese Veränderung erfolgt fast stets
selbstthätig durch den Regulator. Meist wird die Dampfver-
theilung durch Gleitschieber von bekannter, obgleich im
Detail vielfach modificirter Construction bewirkt, doch findet
man auch doppelsitzige Ventile angewendet, die durch Cur-
venscheiben bewegt werden oder andere Formen von Steuer-
ungen angewendet. Viele dieser Ventilsteuerungen sind als
sehr sinnreich zu bezeichnen. Unter den stationären engli-
schen Maschinen findet man nur einige doppelcylindrische
Maschinen; die erste Stelle scheinen in dieser Beziehung
aber die Franzosen und Belgier einzunehmen, und es ist
merkwürdig, welche Fortschritte seit 1862 in der Construc-
tion und Ausführung der einzelnen Theile bei den Dampf-
maschinen im Allgemeinen gemacht worden sind.
Unter den horizontalen Expansionsmasohinen mit ein-
fachem Cylinder sind einige von grosser Vortrefflichkeit, so
z. B. von La Gavrian und Söhne in Lille, welche bei 100
Pferdestärken wirklicher Leistung sich im Aeassern gefällig,
— 294 —
in der Construction zweckmässig und stark, in der Ausfahrung
untadelhaft zeigt.
In der französiscbeu Abtheilnng sind auch mehrere
ausserordentlich schön aufgebaute und verzierte Maschinen
für besondere Zwecke, wie zum Seidespinnen, ChocoladO'
mahlen u. s. w. aufgestellt. Eine dieser Maschinen besteht
aus zwei Doppeleylindern , die gegen einander im rechten
Winkel gestellt und gegen die Horizontallinie unter 45 Grad
geneigt sind; diese Cylinder wirken auf eine gemeinschaft-
liche Kurbelwelle. Die ganze Maschine bietet ein Beispiel
von gefälliger und massiver, dabei origineller Construction
in allen ihren Einzelheiten.
England, Deutschland und Amerika haben Maschinen
nach Corlisssystem ausgestellt. Die englische Maschine zeigt
eine Modification in der Construction der Steuerung. Bei
dieser Maschine ist nämlich der Schieberstangenfänger so
eingerichtet, dass er oberhalb und unterhalb der Stange an-
greift. Der beständige, scharfe, hammerschlagähnliche Stoss,
den diese Stange bei ihrer Arbeit hören lässt, spricht daffir,
dass die Abnutzung nicht unbedeutend sein kann und dass
beständige Aufsicht, wenn nicht Reparatur nöthig ist*); die
Abnutzung der so stossweise zur Wirkung kommenden Theile
muss unbedingt eine fehlerhafte Wirkung der Ezpausions-
steuerung bewirken, wesshalb fortwährend auf den vollkom-
men guten Zustand dieser Theile zu achten ist. So gross
die Vortheile der Corliss'schen Maschine unzweifelhaft auch
sein mögen, so hat sie neben den oben erwähnten doch auch
noch einen anderen Mangel, indem es nicht möglich ist, sie
schnell arbeiten zu lassen; die Anordnung der Schieber-
Steuerung erlaubt diess durchaus nicht. Der umgekehrte Fall
^-findet in der letzten Beziehung bei der Alien-Maschine von
Porter statt, welches System gegenwärtig unter der Direction
und nach den Plänen des Genannten von der Whitworth-
Co.mpaguie in Manchester ausgeführt wird. Diese Maschine,
die 1862 auf der Londoner Ausstellung zum ersten Male
auftrat und daselbst zuerst wenig berücksichtigt wurde, kam
bekanntlich durch den officiellen Ausstellungsbericht zu
grossem Renommee uud wurde schliesslich als eine der am
sinnreichsten construirten und bestwirkenden Dampfmaschi-
nen betrachtet
Die gegenwärtig ausgestellte Maschine ist wie die vom
Jahre 1862 horizontal wirkend; die Schiebersteuerung ist im
Princip ebenfalls die nämliche, viel bewunderte wie bei der
ersten Maschine, jedoch in einigen Details verbessert; die
an der Maschine befindliche Luftpumpe erscheint in ihrer
Anordnung ebenfalls als neu. Die Maschine arbeitet sehr
gleichmässig und ruhig bei einer Kolbengeschwindigkeit von
800 Fuss pr. Minute, also etwa mit der drei- bis vierfachen
gewöhnlichen Geschwindigkeit, und sie betreibt mehrere
Arbeitsmaschinen. Ein bezügliches Indicatordiagramm liegt
uns nicht vor, so dass wir kein bestimmtes Urthell über ihre
Wirkungsweise abgeben können, doch erscheint sie immer-
hin als die merkwürdigste und beste Dampfmaschine in der
englischen Abtheilung, wo nicht in der ganzen Ausstellung.
*) Wir können dieser Ansicht des Herrn Berichterstatters
nicht beistimmen, denn nach unseren Erfahrungen hat eine Cor-
liss'sche Maschine aus der Maschinenfabrik der Buckauer Dampf-
Schiffahrts-Gesellschaft vier Jahre lang in einer Druckerei unun-
terbrochen gut fortgearbeitet, ohne dass an ihren Haupttheilen
irgend eine Reparatur nöthig gewesen wäie.
Bedact. des .Maschinenbauer.*'
Es würde sicher ein grosser Vortheil sein, wenn alle
die hier ausgestellten Maschinen genau auf ihre Leistungs-
fähigkeit probirt würden, doch ist diess unter den obwalten-
den Umständen im Allgemeinen kaum möglich und es hätten
von Anfang an passendere Vorkehrungen getroffen werden
sollen. Das blosse Ansehen einer Dampfmaschine gibt Über
ihre Leistungsfähigkeit noch keinen genügenden Anfachluss,
man muss die von ihr mit einem bestimmten Brennmaterial-
quantum geleistete Arbeit kennen, um ein endgiltiges (Jrtheii
fällen zu dürfen. Von englischer Seite ist der Vorschlag ge-
macht worden, drei tüchtige Ingenieure zur Prüfung der aus-
gestellten Motoren und zur Abfassung eines vollständigen
Berichtes über dieselben auf Staatsunkosten abzusenden ;
es würde diess ein sehr anerkennenswerthes Unternehmen
sein und gewünscht muss werden, dass andere Staaten oder
Corporationen dasselbe thun.
Ob die Engländer zuerst diesen praktischen Vorschlag
gemacht haben, wissen wir nicht, aber wir wissen, dass sie
zuerst zugestanden haben, dass sie nach den Resultaten,
welche die jetzige Ausstellung gibt, vom Auslande, d. h.
von beutschland, Frankreich und Belgien insgesammt über-
flügelt worden sind. Officiell ist diese Erklärung vomVor-
sitzenden des Londoner Ingenieurvereines abgegeben worden
und die Fachblätter gestehen ein, dass die Tage des Selbst-
lobes und der hochmüthigen Ueberhebung Über die conti-
nentale Industrie vorüber sind.
Die ausgestellten Locomotiven sind, wenn auch nicht
nach Hunderten, so doch nach Dutzenden abzuschätzen.
Die englischen zeigen gute Arbeit und einfache zweckmäs-
sige Anordnung; von französischen, belgischen, schweizer
und deutschen Fabrikanten sind sehr grosse Maschinen die-
ser Art ausgestellt. In diesen Ländern, sowie in Italien, wo
kürzlich die Genua- und Pistoja-Eisenbahn eröffnet wurde,
welche die stärksten Steigungen zeigt, die überhaupt bis
jetzt in Europa vorkommen, bedingen die häufigen Steigungen
der Bahnen eine stärkere Zugkraft und darum auch grössere
und gewichtigere Locomotiven, als auf den flachen engli-
schen Bahnen nöthig sind. Maschinen mit acht, zehn und sogar
zwölf verkuppelten Rädern sind auf Bahnen mit stärkeren
Steigungen gewöhnlich und in dieser Art auch ausgestellt.
Bereits 1862 waren eine oder zwei dieser kolossalen Ma-
schinen auf der Ausstellung vorhanden, doch ist seitdem
dieser Typus viel verbessert und in seinen Details verein-
facht worden. Unter dieser Classe von Maschinen ist wahr-
scheinlich keine so merkwürdig, wie die von der Maschinen-
fabrik der österreichischen Staatseisenbahn-Gesellschaft aus-
gestellte ; diese Fabrik steht bekanntlich unter der Leitung
HaswelTs, des Erfinders der berühmten Schmiedepressen.
Diese riesige Maschine hat unter dem Kessel drei Büchsen
mit sechs Treibrädern, während ausserdem noch die vier
Räder unter dem Tender als Treibräder benutzt sind, so
dass die Maschine im Ganzen zehn Treibräder hat. Beson-
ders sinnreich ist die Verkupplung der Räder des mit der
Maschine drehbar verbundenen Tenders mit den Mascbinen-
rädern bewerkstelligt. Diese Verkupplung findet ungestört
statt, auch wenn die Maschine scharfe Curven durchläuft
und die Tenderachse bedeutend gegen die Maschinenachse
abgelenkt wird. Die Maschine ist mit Dampfbremsen ver-
seben, welche von oben mit einem Druck von 1 00 Pfund
pr. Quadratzoll auf die Räder drücken können.
Besonders erschreckt werden die Engländer von der
durch die Maschinenfabrik zu Esslingen unter der Direction
- 295 —
des Herrn Emil Kessler gebauten Loeomotive, die mit der
Aufschrift: nDelhy, Ostindische Eisenbahnu versehen ist
und die ein Exemplar von einer grösseren, für die englisch-
ostindische Eisenbahncompagnie aufgegebenen Bestellung
an genannte Maschinenfabrik repräsentirt.
Die Amerikaner der Vereinigten Staaten sind eigentlich
nur in ihrem grossen landwirthschaftlichen Maschinenannexe
an der Westseite des Parks bedeutend vertreten, doch haben
sie eine flitterhaft ausgeputzte, aber eigentlich nur aus der
Ferne gut aussehende Loeomotive ausgestellt. Einige ihrer
stationären Maschinen, besonders eine Alien-Maschine, sind
über und über mit polirten Stahlplatten und Gussverzierun-'
gen bedeckt und sie sehen eher aus wie ein riesiges Stück
Gürtlerarbeit, als wie eine sauber ausgeführte Maschine für
wirkliche Arbeit; sicher zeigt solcher ungehöriger Aufputz
nicht von gutem Geschmack.
Unter den Maschinen für bergmännische Zwecke er-
scheint besonders Frankreich und Belgien als sehr gut ver«
treten. Von der Societe Anonyme de Chaielineau, die unter
Eugene Smit*s Leitung besteht, sind ein Paar sehr zweck-
mässig construirter, wenn auch nicht sehr schön aussehender
Grubenwinden ausgestellt ; sie besteben aus ein Paar umge-
kehrt wirkender Hochdruckcy linder, die Über einem hohlen
Rahmenwerk stehen, welches einen abgestutzten Kegel bil-
det und wie ein kleiner Windmühlenthurm aussieht. In
diesem hohlen Gestell arbeiten die Kolben- und Pleuelstangen
auf die mit der Seiltrommel versehene unterhalb liegende
Kurbelwelle. Die Maschinen werden durch ein Paar von
einem Platze aus zu erreichende Hebel aus- und eingerückt;
ausserdem ist in demselben Bereich noch ein dritter Hebel
befindlich, der eine mächtige Dampfbremse in Wirkung setzt,
durch welche die Trommel sammt dem belasteten Seil auf-
gebalten werden kann. Die Schiebersteuerung ist mit der
Coulisse versehen.
Nahe diesen nicht sehr hübsch aussehenden Maschinen
stehen ein Paar zu gleichem Zwecke construirte, die im Ge-
gensatz zu den ersteren ein sehr kunstvoll entworfenes Ge-
stell zeigen, auf dem die umgekehrt arbeitenden Cjlinder
ruhen; jedoch ist die Construction dieser Maschinen weniger
zweckmässig, als die jener, denen man überhaupt mit Bezug
auf die mechanische Anordnung den Preis zuerkennen muss.
Wir kommen nunmehr an eine Gebläsemaschine aus
dem weltberühmten Etablissement von John Cockerill in
Seraing bei Lütticb. Dieselbe besteht aus einer Woolf sehen
Maschine mit verticalen Cjlindern, die auf einer Grundplatte
zwischen vier schlanken Säulen stehen ; auf diesen Säulen
liegt, wie eine Tischplatte auf dünnen Beinen, eine zweite
gusseiserne Platte, auf welcher der gewichtige Gebläsecy-
linder ruht. Eine gravirte Meseingplatte an der Maschine
zeigt an, dass 42 dergleichen Exemplare bereits in die Welt
geschickt worden sind; es überrascht diese Anzeige umso-
mehr, als diese Maschine sehr geschmacklos construirt er-
scheint. Der Styl, in welchem das Gestell aufgebaut ist,
zeigt jene schauderhafte Art von Gothik, welche man aus
dem Maschinenbau bereits längst verbannt hat. Das Gestell
bietet gegen schiefen Druck durchaus nicht die genügende
Steifigkeit; die Luft- und Wasserpumpen sind unzweck-
mäsiMg auf einer Seite des Kreuzkopfes über den oberen
Cylinderdeokeln angeordnet und die gewichtige Last ober-
halb des GeateUes Iftsst befürchten, dass wenigstens bei
angestrengter Arbeit diese Maschine von Erschütterungen
nicht frei bleibt. Der Gebläsecylinder ist in gewöhnlicher
Weise mit Klappen versehen und die Gleichförmigkeit der
Rotation wird durch zwei beiderseits der unterhalb der
Grundplatte gelagerten Kurbelwelle angebrachte Schwung-
räder hergestellt; an diesen Schwungrädern fassen zwei
beiderseits des Kreuzkopfes angebrachte lange Pleuelstan-
gen an.
Die Schiffsmaschinen sind nicht sehr zahlreich ausge-
stellt und besonders ist England quantitativ nur schwach
vertreten. Die meisten Schiffsmaschinen sind in einem An-
nex ausserhalb des Parks am Ufer der Seine angestellt.
Hier findet man in der englischen Abtheilung einige gut ge-
arbeitete Modelle und mehrere complete Maschinen, die
aber keine besonderen Eigenthümlichkeiten zeigen. Auch
Amerika zeigt in Schiffamaschinen nichts Besonderes. An-
ders die französische Creusot-Compagnie, welche sich hat
viel kosten lassen, um würdig vertreten zu sein. Sie hat ein
Paar der grössten Maschinen für Occm u- oder Kriegsdampfer
in aller Vollständigkeit mit Kesseln und selbst den Propel-
lern an der langen Treibwelle ausgestellt, so dass diese Ma-
schinen, die zu der horizontalen Art gehören, ohne Weiters
in Betrieb gesetzt werden könnten und wahrscheinlich auch
periodisch in Betrieb gesetzt werden. Jedenfalls sind diese
in jeder Beziehung ausgezeichneten Maschinen ein Glanz-
punkt der Ausstellung.
Was die Locomobilen betrifft, so ist ihre Zahl Legion ;
man findet viel Ausgezeichnetes darunter, weniger in der
englischen Abtheilung, als in der französischen und deut-
schen.
Was die anderen Motoren betrifft, die nicht durch
Dampfkraft betrieben werden, sondern in denen die Wärme
durch ein anderes Medium wirkt, so sind die Gas- und Luft-
maschinen ebenfalls vertreten, letztere wenig bedeutend,
wohl aber sind die ersteren in mancher Beziehung der Auf-
merksamkeit werth. Man findet hier nämlich eine neu erfun-
dene Gasmaschine von Eugen Langen und Otto, die nach
den sorgfältigsten, von der Jury angestellten Versuchen nur
etwa ein Drittel der Gasmenge verbraucht, welche die bis-
her in Anwendung gekommenen Gasmaschinen für gleiche
Leistung nöthig hatten. Durch diese Gasersparniss erhält
jedenfalls diese Maschine erst ihre praktische Bedeu-
tung, und man darf wohl sagen, d^ss man hier vor den An-
fängen einer Erfindung steht, die für den kleinen Gewerbe-
betrieb von der weitgehendsten Bedeutung zu werden ver-
spricht.
Die Mieser Bergbauverhältnisse im Allge-
meinen, nebst speeieUer Beschreibung der
Frischglückzeche.
Von Anton Rück er, Bergverwalter in Mies.
Vorgelegt durch Herrn Otto Freih. von Hingenau in der
Sitzung der k. k. geologischen Beichsanstalt am 16. April 1867.
(Schluss.)
Die Erzquetsche liefert :
1. Grobes, 2. Mittelgraupen, 3. klare Graupen und 4.
Mehle. Von diesen wird das Grobe nach einmaliger Bepeti-
tion übersetzt , u. z. aus zwei Gründen , nämlich theils um
die Quetschmassen zu verringern, theils um die in denselben
befindlichen Bleiglanzgraupen zu erhalten. Die Mittel- und
klaren Graupen kommen abermals auf die Setzpumpe, die
Mehle auf die Sieblutte und wird mit ihnen weiter ebenso
— 296 —
wie mit den Sorten des feinen Wascbgates verfahren. Von
dem beim Setzen fallenden Abhub wird der erste als y oll-
kommen tanb auf die Halde gefahrt, der mittlere kommt in's
Pochwerk und der reiche wieder zur Quetsche, wo er auf
Mehl aerkleinert wird.
Nachdem wir auf möglichst vollkommen reine Waare hin-
arbeiten müssen, geschieht die Concentrirung auf die Setz-
pumpe in der Regel nur im Groben und kommen die Zeuge
von da auf die Handsetzsiebe, welche erst das Kauf manns-
gut liefern. Die groben und mittleren Graupen werden übri-
gens wie früher noch vor ihrer Hiuausgabe als Wanre sorg-
filltig überklaubt.
Die Wässer von sämmtlichen Apparaten gelangen durch
Rinnführungen, nachdem sie noch einen vor dem Waschhause
angebrachten Sumpf passirt, in den Sammelteich und von
da in einem Kanal wieder zurück ins Waschhaus zur Pumpe,
welche 2 Kuh. Fuss pr. Minute durch eine eiserne Röhren-
tour wieder in den oberen Teich zurückbringt.
Nachdem jedoch die Maschine auch das Fördern der
Grubenvorräthe wie früher versehen muss, und Zeuge zur
oontinuirlichen Beschäftigung der Quetsche auch nicht immer
in genügender Menge vorhanden sind, die Pumpe aber eben
nur mit den übrigen Einrichtungen in Gang gesetzt wird,
wurden die früheren Handpumpen in Reserve belassen.
Durch diese neue Manipulation erreicht man nun fol-
gende Vortheile.
1. Erzeugt man jeden Centner Erz mit der Hälfte
Aufbereitungskosten gegen früher, kann man
2. mit derselben Arbeiterzahl nun wenigstens ein Drittel
mehr jährlich erzeugen, indem die Häuer, welche früher täg-
lich 6 Stunden im Waschhaus arbeiteten, dermalen allein
in der Grube, und zwar durch 12 Stunden pr. Tag beschäf-
tiget sind; und nur hin und wieder einige von den jüngeren
zum Siebsetzen beordert werden.
Auf diese Weise erzeugen wir verhältniss massig mehr
Vorräthe in der Grube, die im Waschhaus mit dem gegen-
wärtig um die ganze Häuerschaft verringerten Personale
ohne alle Forcirung leicht aufgearbeitet werden.
3. Ist die Waare gegen früher eine namhaft gröbere,
sonach käuflichere, indem die eingesprengten Zeuge früher
von Arbeitern in der Regel auf Mehl zusammengeschlagen
wurden, während beim Quetschen der Bleiglanz vermöge
seiner Sprödigkeit vom Tauben leicht abspringt und so mehr
in Graupen gewonnen wird. Während früher beim Zusam-
menstürzen der Erze zur Hälfte Glanzschlich, zur Hälfte die
verschiedenen Sorten Graupen gewonnen wurden, kommen
gegenwärtig auf je 3 Theile Schlich \^l^ Theil Graupen, ein
Verhältniss, wie es nicht leicht günstiger erzielt werden
kann.
Die ganze Waschhausanlage, welche rund (5300 fl. ö. W.
kostete, dürfte sich nach den bisherigen Resultaten binnen
3 Jahren vollkommen gezahlt haben.
Sohlnsswort
Dem Mieser Bergbau kann noch immer eine bedeutende
Zukunft zugesprochen werden. Er hat noch keine Tiefe, und
auch in den oberen Horizonten sind noch viele Mittel unauf-
geschlossea. Es handelt sich daher in erster Linie darum,
eine Mehrerzeugung gegen jetzt entsprechend zu verwerthen.
Um diees zu können, ist die Erbauung einer Hütte nöthig,
wo nicht nur Blei, sondern auch Schrott, Minium, Bleiweissi
kurz Bleipräparate erzeugt werden*).
Zu diesem Behufe wurde bereits von der FriBchglflok-
zeche ein WassergefäU nebst den nöthigen Grundstücken
bei Mies angekauft und soll der Hfittenban binnen einem
Jahre in Angriff genommen werden.
Ein anderer sehr wünschenswerther Umstand für die
Hebung des hiesigen Bergbaues wäre die Association der
bestehenden Hauptgewerkschaften. Nicht nur, dass durch
die gegenseitige Concurrenz jährlieh Tausende verloren ge-
hen, könnten durch die Vereinigung der Betriebsleitung in
einer Hand und durch Benützung der gegenseitigen Hilfs-
mittel weseutliche Modificationen und Ersparungen erzielt,
und die Erzeugungskosten namhaft herabgemindert werden.
Mit den Mitteln sämmtlicher Zechen in einer Hand
müsste es ein Leichtes sein, nicht nur den Herren Gewerken
die gewohnten Ausbeuten zu leisten, sondern auch hinläng-
lich Fonds zu schaffen zu Unternehmungen, wie sie der heu-
tige Fortschritt der Industrie verlangt.
Eine solche Vereinigung der hiesigen Zechen ist jedoch
unter den gegenwärtigen Verbältnissen in keiner Weise zu
erreichen, und musb es erst der Zeit und Umständen über-
lassen werden, die Theilnehmer für den Gedanken gefügig
zu machen.
Ueber die Entstehung der Steinkohlen,
(Aus der »Zeitschrift des Ver. deutsch. Ingenieure. **)
(Fortsetzung.)
Gegen die im Obigen angegebenen Ansichten Mohr's
ist zuerst Hr. Lasard in einem Vortrage in der Generalver-
sammlung des uaturhistorischen Vereines für Rheinland und
Westphalen zu Aachen im Juni 1865 aufgetreten (Correspon-
denzblatt dieses Vereines, S. 68). Mohr erwiderte hierauf
in der Sitzung der niederrheinischen Gesellschaft für Natur
und Heilkunde in Bonn am 4. August 1865 (Sitzungsbe-
richt dieser Gesellschaft, S. 111). Eine ausführlichere Ent-
gegnung hat Lasard in der Herbstversammlung des natur-
historischen Vereines für Rheinland und Westphalen am
9. October zu Bonn gebracht, an welche sich eine längere
Debatte zwischen ihm und Mohr knüpfte, und woran sich
Hr. Dr. Andrä durch Anführung von Argumenten gegen
die Mohr'sche Ansicht anschloss (Correspondenzblatt des
naturhistorischen Vereines für Rheinland und Westphalen,
S. 101). Eine weitere Fortsetzung fand diese Debatte zwi-
schen Hrn. Dr. Mohr und Andrä in der niederrheinischen
Gesellschaft für Natur und Heilkunde in Bonn am 2. No-
vember (Sitzungsbericht dieses Vereines, S. 121)« Wir
wollen hier nicht über die einzelnen Vorträge und Erwide-
rungen Bericht erstatten; wir glauben unsere Leser besser
über das Ergebniss der ganzen Debatte orientiren zu kön-
nen, wenn wir den Verlauf der Discussion der einzelnen
streitigen Punkte in den Hauptzügen getrennt behandeln.
1. Zur Vertheidigung der Ansicht, dass die Steinkohlen
wie Braunkohlen und Torf entstanden sind, hat Lasard
zunächst einige Belegstücke des schon in Bochum erwähn-
*) Wir theilen nach eigener Anschauung diese Ansicht von
der Zukunft des Mieser Bergbaues, und halten eine Vereinigung
der Gewerkschaften zu einer grösseren Unternehmung für den
richtigsten Weg, diese ZukunA in yortheühafter Weise für die
Theilhaber zu realisiren. O. H.
297
teo, durch den Druck des DüneDsandes in einen volUtflndig
Braunkohlen artigen Marstorf verwandelten DQnentorfes vor-
gelegt; er erinnert sodann an die Beschaffenheit der Koh-
lenflötxe in der Steinkohlenformation Central-Rasslands,
welche den Braunkohlen so ähnlich sind, daas sie sich nur
^durch die anwesenden Pflanzenreste von Stigmaria^ Lepi-
dodendron und andere eutschiedene Vertreter der Steinkoh-
lenformation, wie nicht minder durch die geognostischen
Lagerungsverhftltnisse , als Zeitgenossen der wirklichen
Steinkohlenperiode ausweisen, deren Vermoderung — wahr-
scheinlich durch nicht hinreichenden Druck loser und dünner
Oesteinschichten — nicht vollständig his zum Zustande der
Steinkohlen vor sich gegangen ist."
Besonderes Gewicht legt Lasard darauf, dass seit
1544 die grössten Autoritäten auf dem Gebiete der Geolo-
gie die UebereinstimmuDg zwischen der Bildung von Torf,
Braunkohle und Steinkohle gelehrt haben. Dass die Mäch-
tigkeit der Steiokohlenflötzc mit dieser Ansicht nicht im
Widerspruch stehe, sollen die in Irland nach Göppert*8
Angaben vorkommenden 40 bis 50 Fuss (12°^ bis 16°*)
mächtigen Torflager zeigen; dass das Vorkommen von Baum-
stämmen ein seltenes sei, findet er ebenfalls im Widerspru-
che mit den Angaben Göppert's. Derselbe sagt: »Wenn
wir für die unbestimmt gebliebene, an zwei Beobachtungs-
orten angegebene Bezeichnung etwa die Zahl 10 und einige
zu 5 annehmen, so ergibt sich die bedeutende Summe von
277 Stämmen, welche man wirklich in aufrechter Stellung,
theils auf den Kohlenlagern selbst, theils im Kohlensand-
steioe und Scbieferthone in aufrechter Lage gefunden hat.**
Lasard fügt hin zn: n Seit jener Zeit, wo Göppert diese
Worte schrieb, im Jahre 1846, hat sich die Kohlenausbente
fast in allen Ländern mehr als verdreifacht; wir dürfen des-
halb, zumal bei der dem Gegenstande zugewendeten grös-
seren Aufmerksamkeit gewiss annehmen, dass die Zahl der
bekannt gewordenen aufrecht stehenden Baumstämme seit-
dem ausserordentlich vermehrt ist.»
Mohr erblickt gerade in dieser von Lasard so hoch
angeschlagenen Gegenwart der Baumstämme die grösste
Schwierigkeit für dessen Torftheorie, Er begreift nicht, wie
Baumstämme von 3 Fuss (1") Durchmesser in ein Torf-
lager gerathen sollen, welches niemals in fliessendem, son-
dern nur in stagnirendem Wasser sich bilden kann, während
die tägliche Erfahrung beweist, dass sie noch heute aus dem
Mississippi in das Atlantische Meer kommen und auch in
Tangablagerungen sich einsenken können.
Lasard erwidert darauf, dass Mohr bei näherer Be-
trachtung in jedem Hochmoore vom Dache oder von den
Rändern stammende, versunkene oder umgestürzte Bäume,
oder gar die Spuren ehemaliger versumpfter Wälder gefun-
den haben würde. „Ausser den alten abgebrochenen dürren
Stämmen, Aesten, Wurzeln u. s. w«, welche die höheren
Pflanzen als Beisteuer zur Torfbildung stellen, nehmen auch
ganze Bäume an derselben Tbeil, sei es, dass selbe durch
den Wind umgeworfen werden, oder durch die Schwere ihres
Gewichtes in die weiche moderige Unterlage versinken. . .
Ueberschütten neue Sand- oder Schlammmassen in Folge
von Senkungen oder Hochwässern diese Moore, so werden
natürlich die abbrechenden Zweige von den weichen schlam-
migen oder sandigen Massen eingeschlossen. Ein Theil der
Bäume f&Ut um, der andere bleibt aufrecht stehen. Die
weichen inneren Theile faulen aus und werden zur Torf-
bildung mit verwendet, während die härtere Binde, mit
Schlamm oder Sand ausgefüllt, in der auflagernden Schicht
eingebettet und erhalten wird, oder zusammengedrückt eben-
falls, wenn auch weit langsamer, als die umschliessende
Masse, zu Torf vermodert. » Hierfür liegen verschiedene
Beispiele vor.
Die Behauptung Mohr*s, dass sich die Farnkräuter in
den Steinkohlenschichten immer nur in zerstückeltem Zu-
stande befinden, erklärt Lasard für ungegründet; er führt
dagegen als schlagendsten Beweis einen noch vor Kurzem
in Belgien aufgefundenen 4™ langen Farnkrautwedel an,
den freilich Mohr nachher als zu den Ausnahmefällen ge-
hörigbezeichnet. Wenn nach Mohr die Wurzeln der Pflanzen
fehlen sollen, stellt er diesem T)die fast nur aus Wurzeln
bestehenden Staarsteineti entgegen und erinnert daran, dass
nach Göppert*s Mittheilungen die Stigmarien nichts als
die Wurzeln der Sigillarien sind, womit Beobachtungen von
Lyell und Logan übereinstimmen.
2. In seiner Erwiderung auf den ersten Vortrag des
Hrn. Lasard hebt Mohr von Neuem hervor, dass die mei-
lenweit zwischen den Kohlenflötzen eingelagerten dünnen
Lettenschichten allein im Stande seien, die ganze alte Theo-
rie der Steinkohlenbildung über den Haufen zu werfen. «Die
Torfbildung scbliesst fiiessendes Wasser aus und gedeiht
nur in stagnirendem. Die Torfpflauzen schwimmen lebend
immer auf dem Wasser und sinken nur abgestorben unter.
Wie konnte sich hier eine Lettenschicht bilden, oder bei
dem neuen Wacbsthume der Torfmoose unverletzt erhalten?
Auch finden sich solche Lettenschichten niemals im Torfe,
wie in der Steinkohle. . . . Dass diese Letten sehr weit
vom Lande sich bildeten, beweist ihr sehr zartes Rorn.u Er
fügt hinzu : nDer regelmässige Wechsel paralleler Schichten
von Steinkohlen und Schieferthon, der oft auf einem Fuss
(0'3™) senkrechter Höhe mehrmals stattfindet, macht nach
der Theorie der Landbildung ein vielmaliges Senken und
Heben derselben Stelle nöthig, wovon wir auf der Erde kein
Beispiel haben. Dabei ist aber der Zusammenhang und der
Parallelismus der Schichten nicht im Geringsten gestört,
was doch bei 30maligem Heben unmöglich ist. Es gibt aber
Kohlenbecken, wo dieser Wechsel 150mal stattfindet, wt>
die Zwischenmittel 30 Fuss und 40 Fuss (9°^ und 12™)
Mächtigkeit haben. Das ist geradezu bei stagnirenden Wäs-
sern unmöglich.»
Lasard gibt zu, dass die Zwischenablagerung von
Lettenschichten in stagnirenden Gewässern nicht erfolgen
konnte; er weist aber auf die Torfmoore in den Niederungen
der Flüsse hin, welche sich, wie ihr Untergrund, die durch
die Flüsse abgelagerten Schlammlagen, bekanntlich durch
die fortschreitende Vermoderung in einem Zustande des Zu-
sammenschwindens befinden, nin Folge der dadurch ent-
stehenden nothwendigen Senkung oder in Folge von Hoch-
wässern werden diese ganzen, mit Moderstoffen erfüllten
Schichtenreihen von den sie durchströmenden Flüssen über-
schwemmt und mit neuen, je nach der Stromgeschwindigkeit
des Flusses verschiedenen, Massen überlagert. Bei grosser
Stromgeschwindigkeit sind es Geschiebe und Sandmassen^
welche zur Ablagerung gelangen; in dem verlangsamten
Unterlaufe der Flüsse kommen aber nur Schlammmassen
zum Absätze, die, zuerst sandigthoniger Natur, je näher zur
Mündung, stets feiner und feiner werden, bis selbe endlich
in den ganz feinen Schlickmasseu ihren Abschluss erhalten.
Aus ersteren gehen die sandigeren Scbieferthone hervor, aus
letzteren die feinen Lettenschichten von zartem Korn.a
29S
Nach dem Verlaufe des WasBers kann in den zurück-
gebliebenen Wasserlachen die Torf bil düng von Neuem statt-
finden, und dieser Wechsel von mineralischen und vegeta-
bilischen Absätzen mnss sich so häufig wiederholen, dass
es nicht schwierig ist, die Abwechslung der Schichten im
Steinkohlengebirge hieraus zu erklären. Aber auch das be-
nachbarte Meer wird an diesen Vorgängen Antheil nehmen,
und bei hereinbrechenden Sturmfluten oder Senkungen der
aus Modermassen entstehenden Erdschichten Ablagerungen
von kalkigen oder mergeligen Massen mit Ueberresten von
Meergeschöpfen verursachen, wie solche in den einzelnen
Steinkohlenlagern Grossbritanniens und Westphalens sich
finden. Mohr stellt dagegen abermals in Abrede, dass auf
solche Weise, d. h. durch Vermoderung von Landpflanzen,
die in meilenweiter Erstreckung parallelen KohlenflÖtze mit
den zwischengelagerten, oft nur zolldicken Lettenschichten,
wie sie in vielfacher Wiederholung, bei so verschiedener,
oft so bedeutender Mächtigkeit, in den Steinkohlengruben
sich gezeigt haben, entstehen konnten. Er hebt noch beson-
ders hervor, dass auf einer umgestürzten und in Wasser
eingetauchten Pflanzenvegetation keine andere wachsen kann,
und die zölligen Lettenschichten von jeder darin wachsen-
den Pflanze zerstört werden und ihre glatte Oberfläche ver-
lieren wurden, und weist darauf hin, wie leicht alle diese
Erscheinungen erklärt werden, wenn man annimmt, dass
Meerespflanzen im Meere an einer anderen Stelle abgesetzt
wurden.
3. Auf die chemischen Argumente Mohr*s geht Lasard
bei seiner ersten Entgegnung nicht ein; in seinem zweiten
Vortrage sucht er sie Schritt für Schritt zu widerlegen. Wenn
Mohr zuerst, um die Unmöglichkeit der Bildung der Stein-
kohlen aus Landpflanzen zu beweisen , behauptet , dass
Steinkohle ein ammoniakalisches Destillat gebe, währeud
Braunkohle und Torf saure Destillate liefern, und hieraus
folgert, dass erstere aus stickstoffreicheren Pflanzen gebildet
sein müssen, so bezeichnet Lasard diess als eine durchaus
irrige Ansicht. Er citirt Gmelin's Handbuch der Chemie,
wo im Allgemeinen ausgesagt ist, dass schwerer, dunkler,
schwarzer Torf und die meisten Braunkohlen Ammoniak-
wasser und schwerer flüchtige Basen enthaltenden Theer
liefern, während der leichtere, hellfarbige Torf und holzähn-
liche Braunkohlen saueres wässeriges Destillat mit reichli-
chen Mengen von Essigsäure liefern. Dagegen geben nach
Gmelin verschiedene Steinkohlen auch ein saures Destillat
Hiermit stimmen neuere Mittheilungen von Bolley über
ammoniakalische Destillate aus Braunkohlen und von Witt-
stein überein, der bei Untersuchung von verschiedenen
Braunkohlen, unter denen sich selbst Lignite befanden, nur
alkalische Destillate erhielt. Von fünf untersuchten Torf-
arten erhielt derselbe in vier Fällen ein ammoniakalisches
und nur in einem Falle ein massig sauer reagirendes Destillat.
Dem Umstände, dass bei der Vermoderung der Sauerstoff-
gehalt fortwährend abnimmt, ist es nach Lasard allein zu-
zuschreiben, wenn die am wenigsten zersetzten leichten
Torfe und Braunkohlen ein saures Destillat liefern, während
aus den Steinkohlen ein vorwaltend ammoniakalisches De-
stillat gewonnen wird.
Lasard fahrt endlich Beispiele von Bestimmungen des
Stickstoffgehaltes in Torf, Braunkohlen und Steinkohlen an,
welche zeigen, dass die beiden Ersteren häufig mehr Stick-
stoff enthalten, als Letztere. Wir erwähnen hier, dass Stein
in den Steinkohlen Sachsens durchschnittlich 0*20 bis 0*46
Procent Stickstoff fand. Nach L i n c k e n enthalten die Braun-
kohlen von Petschouing io Krain 2 Procent, von Schylthal
in Siebenbürgen 1*2 Procent, von Grünlas in Böhmen 1*77
Procent, von Auckland in Neuseeland 1*15 Procent. Bo-
bert Hoff mann fand den Stickstoffgehalt in 6 verschie-
denen Torfsorten von 0734 bis 2*159.
Mohr entgegnet hierauf nur dadurch, dass er daran
erinnert, dass gegenwärtig alles Ammoniak im Handel von
Steinkohlen stamme, aber kein Pfund von Braunkohlen oder
Torf. Gegenüber dieser allgemeinen Thatsache legt er wenig
Gewicht auf einzelne Beobachtungen.
Gegen die Angabe Mohr's, dass seine Annahme der
Bildung der Steinkohlen aus Meerpflanzen mit dem grösse-
ren Stickstoffgehalte der Steinkohlen übereinstimme, wendet
darauf Dr. Andrä ein, dass der von Mohr behauptete grös-
sere Proteingehalt der Algen durchaus nicht festgestellt sei.
Er zeigt durch eine dem Lehrbuche der Chemie von F.
Schulze entnommene Vergleichung des Stickstoffgehaltes
in verschiedenen Pflanzen, dass die Landpflanzen hierin
gegen die Meerpflanzen nicht zurückstehen.
In der Sitzung der niederrheinischen Gesellschaft in
Bonn am 2. November gibt Mohr zu, dass die frischen Tange
ebenso, wie alle übrigen frischen Pflanzentheile, bei der
Destillation ein saures Destillat geben. Die Fucuspflanzen
des Meeres sind aber nach den Beobachtungen der Beisen-
den nicht nur vollständig mit niederen Thierformen beklei-
det, sondern auch von unzähligen Arten bewohnt; so kommt
es, dass Stücke von ihnen bei der trockenen Destillation,
wie leicht durch einen Versuch nachzuweisen ist, von dem
Stickstoffgehalte der thierischen Stoffe herrührendes Ammo-
niak liefern. «Da nun diese Thiere fest mit der Pflanze
verbunden sind, so werden sie auch mit derselben verschüt-
tet, und nach Auflösung ihrer Ealkschale durch Kohlensäure
lassen sie den Stickstoffgehalt ihres Körpers in der Stein-
kohle sitzen.** Die Fälle, wo bei der DestilUtion von Braun-
kohlen oder Torf ein ammoniakalisches Destillat erhalten
ist, finden in ähnlichen Verhältnissen eine Erklärung (Mo hr
weist in dieser Beziehung auf die in Braunkohlen häufigen
Fischabdrücke hin). Im Allgemeinen sei aber nicht einzu-
sehen, wie auf dem Lande oder in Landwässern wachsende
Pflanzen, oder gar Hochstämme, Bohre, Palmen, zu einem
solchen Thier reich thume kommen sollen. Andrä macht
dagegen geltend, dass sich auch mit den Süsswasser-Algen
kolossale Massen von Infusorien vergesellschaftet fänden,
deren Heimat besonders die Torfmoore wären, also auch
hier diese Ursache der Entwicklung von Stickstoff vorhanden
sei, dass Mohr also in diesem Punkte für seine Theorie keinen
Anhalt finden könne.
4. In seiner Entgegnung auf Lasar d's ersten Angriff
hebt Mohr als eine besondere Stütze seiner Theorie den
von 0dl in g und anderen in der Asche und dem Buss der
Steinkohlen nachgewiesenen Jodgehalt hervor, da das Jod
nur im Meere und den darin wachsenden Pflanzen vorkomme.
Lasard spricht seine Verwunderung darüber aus, dass
Mohr dieses als ein Argument für seine Hypothese aufführt,
da das Vorkommen von Jod unlängst so häufig in Land-
und Sfisswasserpflanzen, ja auch im Torfe von verschiedenen
Fundorten constatirt worden sei.
Mohr erwidert hierauf, dass er die Gegenwart von Jod
nur als eine Bestätigung seiner Ansicht betrachte. Würde
— 299
es in den Steinkohlen nicht gefunden, nso bevriese diess nicht
gegen seine frühere Gegenwart; ^ seine Anwesenheit aber
sei bestätigend für ihre Abstammung aus Tangen, aus
deren Aschen wir alles Jod erhalten, was überhaupt ge-
wonnen werde.
(Schlags folgt)
Die Aufhebung des Salzmonopols in Frenssen.
Verordnimg, betreffend die Erhebung einer Abgabe
von Salz.
Vom 9. August 1867.
(Scbluas.)
§. 14. Ein S alz Werksbesitzer , welcher zum zweiten Male
wegen einer von ihm selbst verübten Salzabgaben-Defraudation
rechtskraftig verurtheilt wird, verliert mit der Rechtskraft der
Entscheidung die Befugniss zur eigenen Verwaltung seines Salz-
werkes.
Dieser Verlust hat die Wirkung des im §. 7 gedachten
Verbotes,
§. 15. Die Verletzung des amtlichen Verschlusses von Salz
ohne Beabsichtigung einer Oef&Ile-Hinterziehung, femer die lieber*
tretung der Vorschriften der gegenwärtigen Verordnung , sowie
der in Folge derselben erlassenen und öffentlich oder den Salz-
werksbesitzern und Fabrikanten, welche Salz als Nebenproduct
gewinnen, oder solches steuerfrei oder gegen Controlgebühr be-
ziehen, besonders bekannt gemachten AuafÜhrnngs-Vorschriften,
ftUr welche keine besondere Strafe angedroht ist, wird mit einer
Ordnungsstrafe von Einem bis zu zehn Thalem geahndet
§. IG. Kann das Gewicht der Gegenstände, in Bezug auf
welche eine Salzabgaben-Defraudation vertlbt ist, nicht ermittelt
Und domgemäss der Betrag der vorenthaltenen Abgabe, sowie
die danach zu bemessende Geldstrafe nicht berechnet werden,
so ist statt der Gonfiscation und der Geldstrafe auf Zahlung einer
Geldsumme von zwanzig bis zweitausend Thalern zu erkennen.
§. 1 7. Hinsichtlich der Verwandlung der Geld- in Freiheits-
strafen und der subsidiären Haftung dritter Personen, sowie der
Bestrafung der Theilnehmer finden die Bestimmungen in den
§§. 3, 16, 19 des Zollstrafgesetzes, und hinsichtlich der Anerbie-
tungen von Geschenken an die mit Controllrung der Salzabgabe
betrauten Beamten und deren Angehörige, sowie auf Widersetz-
lichkeiten gegen erstere, finden die Bestimmungen in den §§. 25
und 26 ebendaselbst Anwendung, soweit nicht nach den allge-
meinen Strafgesetzen eine härtere Strafe Platz greift
§. 18. Auf die Feststellung, Untersuchung und Entscheidung
der Salzabgaben -Defraudationen finden die in §.28 ff. des ZoU-
strafgesetzes enthaltenen und die solche abändernden, erläuternden
oder ergänzenden gesetzlichen Bestimmungen Anwendung.
Der §.60 des Zollstrafgesetzes findet auch auf inländisches
Salz Anwendung.
IL Abgabe (Zoll) von ausländischem Salze.
§. 19. Auf die Einfuhr von Salz und salzhaltigen Stoffen
aus dem Auslande, sowie auf deren Durchfuhr und Ausfuhr fin-
den die Bestimmungen des ZoUgesetzes , der Zollordnung und
des Zollstrafgesetzes, nebst den solche abändernden, erläuternden
oder ergänzenden Bestimmungen Anwendung.
Von der Bestimmung Unseres Finanzministers hängt es ab,
in wie weit eine steuerfreie Lagerung fremden Salzes im Inlande
zu gestatten sei«
HI. Befreiungen von der Salzabgabe.
§. 20. Befreit von der Salzabgabe (§. 2) ist: 1. das zur
Ausfuhr nach dem Zollvereins- Auslande und das zur Natronsul-
pbat- nnd Soda- Fabrikation bestimmte Salz; 2. das zu landwirth-
schaftlichen Zwecken, d. h. zur Fütterung des Viehes und zur
Düngung bestimmte Salz; 3. das zum Einsalzen von Häringen
und ähnlichen Fischen, sowie das zum Einsalzen, Einpökeln u. s. w.
von Gegenständen , die zur Ausfuhr bestimmt sind und aus-
geführt werden^ erforderliche und verwendete Salz; 4. das zu
allen sonstigen gewerblichen Zwecken bestimmte Salz, jedoch
mit Ausnahme des Salzes für solche Gewerbe, welche Nahrungs-
nnd Genussmittel für Menschen bereiten, namentlich auch mit
Ausnahme des Salzes für die Herstellung von Tabaksfabrikaten,
Mineralwässern und Bädern ; 5. das von der Staatsregierung oder
mit deren Genehmigung zur Unterstützung bei Notbständen sowie
an Wohlthütigkeitsanstalten verabfolgte Salz.
Ueberall ist die abgabenfreie Verabfolgung abhängig von
der Beobachtung der von der Steuerverwaltung angeordneten
Control massregeln.
Die durch die Controle erwachsenden Kosten können in
den Befreiuugsfälleu unter Nr. 2, 3 und 4 mit einem Maximal-
betrage von 2 Sgr. für den Centner von den Salzempfängem
erhoben werden.
§.21. Unser Finanzminister wird mit Ausführung dieser
Verordnung, welche am I. Januar 18(58 in Wirksamkeit tritt,
beauftragt und hat die zu diesem Zwecke erforderlichen Anord-
nungen zu treffen.
Urkundlich unter Unserer Höchsteigenhändigen Unterschrift
und beigedrucktem Königl. Insiegel.
Gegeben Ems, den 9. August 1867.
(L. S.) Wilhelm.
Frhr. v. d. Hey dt. Gr. v. Itzenplitz. Gr. zur Lippe. Gr.
zu Eulenburg.
Notiz.
Nobel*s Patent-Pulver-Dynamit. Unter diesem Namen
zeigt Herr Nobel ein neues Sprengmaterial an, welches
unter Beseitigung der Nachtheile des Nitroglycerins dieselbe Kraft
entwickeln soll. Nach der Mittheilung des Herrn Nobel soll eine
Tonne dieses Pulvers ohne Gefahr und ohne zu ozplodiren, dem
stärksten Stosse ausgesetzt oder über Feuer verbrannt werden
können. Das Pulver bedarf in Folge dessen einer künstlichen
Zündung, wobei es eine so riesige Gewalt ausüben soll, dass
selbst ohne Besatz die grössten Eisenblöcke gesprengt werden.
Als Eigenschaften des Dynamits werden angegeben: 1. Es ver-
brennt in offenem Räume oder unter üblicher Verpackung ohne
Explosion. 2. Es entwickelt bei seiner Verbrennung in der Luft
etwas salpetrige Dämpfe, bei seiner Explosion dagegen Kohlen-
säure, Stickstoff und Wasserdampf, also unschädliche Gase. 3. Es
entwickelt bei der Verbrennung keinen Rauch, aber hinterlässt
weisse Asche. 4. Es erleidet keine Veränderung durch Feuchtig*
kelt. 5. Es ist etwas giftig, jedoch bei weitem weniger, als
das Sprengöl. 6. in ganz geschlossenem Räume mit sehr starker
Widerstandsfähigkeit explodirt es durch Funken; unter allen
anderen Umständen erfolgt die Explosion nur durch künstliche
Zündung. — Die Vorzüge gegen Sprengpulver sollen sein. 1.
Grosse Arbeitserspamlss , weil weniger Bohrlöcher von geringe-
rem Durchmesser erforderlich sind. 2. Eine grosse Beschleuni-
gung der Arbeit, da sich die Sprengungen doppelt so rasch, wie
bei Schiesspulver ausführen lassen. 3. Erspamiss von Spreng-
materialkosten. Das Dynamit kostet 4mal so viel, leistet aber
8mal so viel, als Pulver. 4. Die fast vollständige Gefahrlosigkeit.
5. Unschädlichkeit der Explosionsgase und Abwesenheit von
Rauch. 6. Einfache Anwendung bei nassen Bohrlöchern. 7. Da
weniger Bohrlöcher erforderlich sind, Ersparniss von Gezähe-
kosten. — Als Anweisung für den Gebranch wird gegeben:
Man soll sich geleimter Papierpatronen bedienen, in welche das
Pulver fest eingedrückt werben soll. In Kohle kann das Pulver
locker verwendet werden. — Zur Zündung bedient man sich
einer Zündschnur mit aufgeschobenem und mittelst Zange darauf
festgekniffenen Patentzündhütchens. Diese wird circa 1 Zoll tief
ins Pulver geschoben, diess fest angedrückt und die Patrone mit
einem Papierstöpsel geschlossen. Der Besatz wird aus losem
Sand hergestellt. — Als Vorsichtsmassregeln wird vorgeschrieben:
Vermeiden des Stäubens mit dem Pulver, weil der Staub giftig
ist, und Füllen der Patrone mit einem Löffel aus demselben
Grunde. — Femer soll es im Interesse der Oekonomie gerathen
sein, möglichst enge Bohrlöcher zu bohren, da sie bei der gros-
sen Kraft des Dynamits ausreichen. — Herr Nobel verkauft das
Dynamit mit Emballage in Fässern von 50 Pfd. pro Pfd. zu 18 Sgr.
Bei kleineren Mengen treten die Emballagekosten hinzu. — Pa-
tentzündhütchen für Dynamit kosten 100 Stück 15 Sgr. — Be-
stätigen sich die Angaben in der Praxis, so würde das Dynamit
wohl unter den Sprengmitteln den ersten Rang einnehmen. Denn
die einzige Gefahr des giftigen Staubes würde sich durch feuchte
Aufbewahrung heben lassen, da ja die Feuchtigkeit dem Spreng-
mittel nicht schaden soll. — Jedenfalls dürfte ein nicht in zu
kleinen Dimensionen anzustellender Versuch unseren Gruben zu
empfehlen sein. (Glückauf!)
300 —
Nr. 3263.
^dxniniBtrati ves.
Srkenntnits
an die Bfitgewerken der Leopoldine-Gewerkflchaft.
Da die hierortige, an die liitgewerken der Leopoldine-Oe-
werkschaft unterm 5. Jnni 1867, Z. 2252 ergangene, in dem
Amtsblatte der Prager Zeitong vom 19. Joni 1867, Nr. 144 znm
ersten Maie erschienene Anffordenmg zur Inbetriebsetzung der
Leopoldine-Gmbenmassen Nr. I, II und III bei Klostergrab, Be-
zirkes Dnx, im Kreise Saaz, erfolglos blieb, so wird nunmehr
auf Grund des §. 244 allg. Berggesetzes auf die Entziehung der
oberwähnten Leopoldine-Gmbenmassen mit dem Beifügen er-
kannt, dass nach Rechtskraft dieses Erkenntnisses das Weitere
nach den Bestimmungen des a. B. G. veranlasst werden wird.
Von der k. k. Berghauptmannschaft
Komotau, am 31. August 1867.
irledignng.
Die Bergschaffersstelle bei der Salinenverwal-
tung in Hallein in der XL DiXtenclasse , mit dem Gehalte
j&hrL 525 fl., 8 Wr. Klaftern Brennholzes, dem systemmSssigen
Gratissalzbezuge , einem Ganggeldpauschale von 10 fl. 50 kr.,
Naturalwohnung sammt Küchengarten, dann gegen Erlag einer
Caution im Gehaltsbetrage.
Gesuche sind, unter Nachweisung der bergakademischen
Studien und der Kenntnisa des Salzverwfisserungs-Bergbaues,
binnen vier Wochen bei der Finanzdirection in Salzburg
einzubringen.
Aufforderung.
Nach der ämtlichen Erhebung ist die Stephani-Steinkohlen-
zeche in der Gemeinde PHvetic, Bezirk Rokitzan, des Karl Kesch
aus Pilsen schon durch lange Zeit ausser Betrieb.
Da der diessfalls erlassene Auftrag wegen Rechtfertigung
des unterlassenen Betriebes und Versetzung dieser Zeche in den
bauhaften Zustand , an den Besitzer derselben nicht zugestellt
werden konnte, indem er seinen Wohnort Pilsen verlassen und
nach der Aeusserung seiner hinterbliebenen Gattin kaum mehr
nach Pilsen zurückkehren dürfte , so wird derselbe hiemit auf-
gefordert, seinen Wohnort binnen 30 Tagen vom Tage der ersten
Einschaltung dieses Edicts in das Amtsblatt der Prager Zeitung
hierorts anzuzeigen oder einen Bevollmächtigten namhaft zu
machen, und die genannte Zeche, bestehend aus einem Gruben-
masse, in den bauhaften Stand zu versetzen, widrigens nach Ab-
lauf dieser Frist auf Grund der §§. 243 und 244 des aUg. Berg-
gesetzes auf die Entziehung der Bergbauberechtigung erkannt
werden würde.
Von der k. k. Berghauptmannsohaft
Pilsen, am 21. August 1867.
(103)
ANKÜNDIGUNGEN.
H. W. Scbmid's Antiquariat in Halle Vs
gab soeben aus und liefert Interessenten gratis:
Catalog Nr. 282: Mineralogie und Geologie nebet
Bergwissenschaft.
Vermittlungen übernimmt die ^
(1. J. Hani^seke Baelihaitdiuag
in Wien, Kohlmarkt Nr. T.
Soeben erschien im Commissionsverlage der Buchhandlung
Kayer ft Comp, in Wien, Singerstrasse:
MoDtan-Handbach des Kaiserstaates Oesterreich
für 1867.
Herausgegeben Ton
Joh. B. Kraus,
jttb. k. k. R«chnuiiffsrath im Mflnz- and Bergwesen xa ThereiienbJtd
in Meidling.
22. Jahrgang, gr. 8^, 33 Bogen, Preis gebunden in Lein-
wand fl. 3, broschirt fl. 2*50
Gleichzeitig erschien von demselben Verfasser:
Sammlung von Normal Vorschriften und Verordnungen über
Reisekosten-Gebühren und Verrechnung, zunftehst
für Montanisten.
gr. 80, 24^^10 Bogen. Preis gebunden fl. 2, broschirt
(100—102) fl. 1-50
Unter gleichzeitiger Verweisung auf die der heutigen Num-
mer beigelegte Anzeige der Buchhandlang von Ernst & Korn,
empfehlen wir uns zur Uebemahme von Pränumerationen auf die
Zeitschrift für das Berg-^ Hütten- und Salinenwesen
in dem preussischen Staate u. s. w.
Preis ganzjährig 9 fl. Ost W.
Achtungsvollst
Q, J. lau'gehe Bachhaiidlaig
(97) in Wien, Kohlmarkt Nr. 7.
(81—87)
^
Pai^nUMBraMasÜMder
tat
Felsensprengungen erzeugt und empfiehlt bestens
AL Wilh. StelLdg
in Schönlinde in NordbOhmen.
Die Seiler-Waaren-Fabrik
des Carl lüanill in Pest
erzeugt alle für den Bergbau nöthlgen Seiler-Arbeiten von
vorzüglicher Qualität zu den billigsten Preisen.
Fabrik: Pest, Stadtwäldchen, Arenaweg Nr. 120, 121.
Niederlage: Pest, Josefsplatz, Badgasse Nr. 8. (65—61)
nit elwk^w Bellair«-
Diese Zeitschrift erscheint wöchentlich einen Bogen stark mit den nOthigen artistischen Beigaben. Der Pr&numerationspreis
ist jährlich loeo Wien 8 fl. ö. W. oder 5 Thlr. 10 Ngr. Hit franoo Postversendnng 8 fl. 80 kr. 6. W. Die Jahresabonnenteo
erhalten einen ofliciellen Bericht über die Erfahrungen im berg- und hüttenmännischen Maschinen-, Bau- und Anfbereitongswesen
sammt Atlas als Gratisbeilage. Inserate finden gegen 8 kr. ö. W. oder IVs Ngr. die gespaltene Nonpareilleseile Aufiiahme.
Zuschriften jeder Art können nur franeo angenommeD werden.
Draok Toa OsrL Fromme in Wien.
Für den Verlag TerantirortUeh : Oarl Reger.
N= 38- Oesterreichische Zeitschrift „ i^f ;
fiir
Berg- und Hüttenwesen.
Verantwortlicher Redacteur: Dr. Otto Freiherr von Hingenau,
^. Ministerialratb im FinaiiKminUteriain.
Verlag der Q. J. Manz'schen Buohliandlling (Kohlmarkt 7) in Wien.
Inhalt: Einige Worte über Aufbereitung. — lieber die Entstehung der Steinkohlen. (Schluss). — Fortachritte beim Besse-
merprocesse in England. — Notiz. — Administratives. — Ankündigungen.
Einige Worte über Aufbereitung.
Vom Redacteur.
Eine Bereisung von Berg- und Hüttenwerken in Böh-
men, Steiermark, Kärnten, Krain und Tirol hat mir vor Kur-
zem Anlass gegeben, auch den Stnnd der Aufbereitung auf
diesen Werken zu sehen, und ich kann nicht umhin, einige
Bemerkungen über diesen wichtigen Theil des Montanbe-
triebes hier als Anregungen für Fach genos8(?n niederzulegen.
Vor Kurzem wurde erst das Fundamentalwerk unseres
Meisters der Aufbereitung, des Minis teriah*ath es Kitter von
Bittinger hei der Parist^r Ausstellung mit der höchsten
Auszeichnung verdienterweise geehrt; man kann daher wohl
den Satz behaupten, dass wir in wissenschaftlicher Beziehung
in diesem Zweige unseres grossen Faches uns über Mangel
an Belehrung oder Gelegenheit dazu nicht zu beklagen ha-
ben, zumal seit einer Reihe von Jahren derselbe Meister
Rittinger und seine wackeren Jünger mit ihren praktischen
Erfahrungen nicht hinter dem Berge gehalten, sondern die-
selben in dieser Zeitschrift und der mit ihr im Verbaud ste-
henden jährlichen Beilage nRittiuger's Erfahrun;:en etc. (^ oft
und eingehend zur Keuntniss der Fachgenossen gebracht
haben. Und dennoch fehlt noch viel, dass diese grossen
Fortschritte dieses Facbzweiges gebührende Berücksichti-
guni» a!l''r Orten gefunden hätten. Sie blieben, was die
praktische Ausführung betrifft, der Hauptsache nach auf
jene Bergreviere beschränkt, in welchen Rittinger Gelegen-
heit hatte, persönlich liie ersten Versuche dfin hznfiibren, und
sind dort von den Aerarialwerken auch auf viele Privat-
werke übergegangen.
Diese Reviere sind die böhmischen und zum Theil die
ungarischen (insbesondere Schemnitz und Nagybdnya); in
den Alpenländern dagf*gen fand ich noch werig Benützung
dieser Fortschritte, obwohl gerade der alpenländische Gaug-
Metallbergbau mit seinen stark gemengten Erzen einer tüch-
tigen Aufbereitung derselben gar sehr bedürfte.
Als eine Musterwerkstätte des Aufbercitungwesens ist
P]^ibram anzusehen, wo die meisten neuen Apparate ver-
sucht und in currenten Gang gesetzt worden sind, und wo
nur noch die hüttenmännische Benützung und VerwerChung
der Zinkblende mangelt, um mit den vorhandenen Apparaten
und Kräften auch schon bei der Aufbereitung auf die für so
schwierig gehaltene Trennung der Blende vom Bleiganz hinzu-
arbeiten. Auch in Joachims thal sind schon mit den neueren
continuirlichen Apparaten gute Resultate erzielt worden, und
selbst auf einer Privat-Grube in Mies habe ich auf einem
neu aufgestellten Rittinger'sr-hen continuirlichen Stossherde
und verbesserten Setzapparaten mit erspriesslicher Leistung
arb'iten gesehen. Als ein Ziel weiterer Fortschritte wäre
noch die Trennung des Spatheisensteines vom Bleiglanz
und der Blende zu bezeichnen, mit welchen vergesellschaftet
derselbe bei einigen Theilen des Pl'ibramer Reviers vor-
kommt.
Sehr wenig von den neueren Aufbereitungsfortschritten
sah ich in Kärnten und Krain, sowie in Tirol. Eine Privat-
uuternehmung in Bieiberg machte eine ehrenvolle Ausnahme,
nämlich Hr. P. Mühlbacher, welcher mit einer von Kröll
und Hardt verbesserten patentirten continuirlichen Setz-
pumpe sehr gut arbeitete, ohne bisher in seinem Revier
Nachahmung gefunden zu haben. Wohl aber haben die Privat-
werke des Hrn. Kusch 1 in Feistritz in Steiermark und einige
Kohlenwerke bereits die KröU-Hardt'sche Maschine im Be-
triebe. Pochen mit gestautem Ladewasser fand ich in den
Alpenländern praktisch noch nicht durehpeführt. Nur in
Raibl ist im ärarischen Werke dazu, sowie zur Ausführung
des continuirlichen Stossherdes ernstlicher Anlauf genommen
worden. In Tirol sind die Aufbereitungswerke auf dcrKelch-
alpe bei Kitzbichl und am Garnstein bei Klausen auf
einem etwas höheren Standpunkte, als dem der übrigen von
mir gesehenen alpinen Werke, aber auch dort fehlen noch die
erprobten neueren Apparate.
Ich bin überzeugt, dass sich die Erfolge der von vielen
ungünstigen Verhältnissen gedrückten alpinischen Mctall-
werke wesentlich bessern müssen, wenn die neuesten Fort-
schritte der Aufbereitung dort Eingang fiuden werden, und
erst dann wird mau ein richtiges Urthcil über deren Le-
bensfähigkeit abgeben können !
Doch von der Wichtigkeit zweckmässiger Aufberei-
tuugs-Einrichtungeu b< i Blei-, Kupfer- u. dgl. Bergbauen sind
wohl auch die alpinen Fach^ienossen t>bei. so überzeugt wie
ich, und wennbidber mancherlei Umstände noch de ren Einfüh-
rung vei zögert haben mögen, kann jetzt an der Hand des
neuen Rittinger'schen Werkes „Lehrbuch der Aufbereituugs-
kundc" auch die Kenntnissnahmc von dem neuesten Stande
— 302
des AufbereituDgswesens 8(ilbst in den fernsten Hochthälern
der Alpen nicht mehr ausbleibeo, und dieser Renntnissnahme
sollte die Ausführung bald folgen.
Minder allgemein aber dürfte, insbesondere in den an
reiche Eisenerze gewohnten Alpenländern, die Ansicht sein,
dass aach eine bessere Aufbereitung der Eisenerze drin-
gend Noth thue, und von ihr mancher Fortschritt im Betriebe
und in der Rentabilität der Eisenwerke erwartet werden
könnte. Um nur Ein Beispiel anzuführen, möge bemerkt
werden, dass mitunter schöne Spatheisensteine so gemengt
mit Kalk, auch mit Schiefer und Quarz vorkommen, dass
ihr an sich hoher Halt durch diese selbst bei Stücken unter
Faustgrösse, sehr stark kenntlichen tauben Beimengungen
um mehr als ^3 herabgesetzt wird. Die übliche Handschei-
dung gentigt nicht; wohl aber würde eine Verkleinerung
durch Brech- oder Quetschmaschinen und eine Aufbereitung
durch Siebsetzapparate sehr wirksam sein, und zu sehr Zer-
kleinertes sich durch Binden mit Kalk in grober Pulverform
ebenfalls zu Gute bringen hissen Einen Fingerzeig dazu gibt
die von mir selbst beobachtete Thatsache, dass auf einem
Erzhaufen Partien reiner oder nahezu reiner Spatheisen-
steine von wenig über Nussgrösse auffallend bei einander
lagen, während hart neben ihnen Schiefer- und quarzreiche
Erzstücke, bei denen das Erz Sich in entschiedenster oft fast
verschwindender Minorität befand, ebenfalls in Partien bei
einander lagen, obwohl sie von der Grube vermengt gewon-
nen und auf die Erzkarren geladen werden. Diese Erscheinung
erklärt sich einfnch aus dem Transport von mehreren Stun-
den auf schlechten Gebirgswegen. Durch das Rütteln und
Schütteln wird im Erzkarren selbst eine Art trockener Setz-
arbeit verrichtet, und beim Stürzen der Karren ergeben sich
dann die Partien, di'r obenauf concentrirten ärmeren (speci-
fisch leichteren) Erze, getrennt von den schweren, die sich am
Boden der Karren als untere Lage absetzten, und leider bei
der Stürzung auf Haufen theilweise wieder vermengt werden!
Wenn man aber eine derartige Möllerung von 25 — 28 %
Durchschnittshalt durch Siebsetzen auf eiuen Gehalt von
35— -38 % concentriren könnte, würde sich der Apparat
schon durch die Kohlenersparnng im Hohofen zahlen, beson-
ders dort, wo die Kohle theuer ist. Aber auch der Ofen-
process kann besser, die Zuschlagsmenge verringert werden.
lieber das Aufbereiten der Steinkohle ist schon vieles
geschrieben worden; doch findet bei uns immer noch nicht
überall eine wirkliche Aufbereitung Eingang , und gerade
den vielen mit Schiefer durchzogenen Kohlen, an denen un-
sere besten Kohlenbecken reich sind, würde sich eine sehr
weitgehende Aufbereitung der Kohlen empfehlen.
Wir lenken die Aufmerksamkeit unserer Fächgenossen
auf diese noch an vielen Orten vernachlässigte Partie des
Faches, und hoffen, dass Rittinger's Werk nicht bloss
dem Verfasser Ehre, sondern auch seinen Landes- und Fach -
genossen Nutzen bringen möge^ was gewiss der Fall sein
wird, wenn es studirt und angewendet werden will. 0. H.
üeber die Entstehung der Steinkohlen.
(Aus der n Zeitschrift des Ver. deutsch. Ingenieure. **)
(Schluss.)
5. Wenn Mohr einen anderen indirecten Beweis in
der Zusammensetzung der im Meerwasser enthaltenen Gase
findet, so stimmt ihm auch hierin Lasar d nicht bei, indem
er die grössere Menge Kohlensäure von der im Meere ent-
haltenen Thierwelt ableitet, abgesehen von den auf dem
Grunde des Meeres wohl anzunehmenden Kohlensäure-Ex-
halationen. Mohr antwortet darauf, dass, wenn sämmtlicher
freier Sauerstoff durch die Respiratiou der Thiere verzehrt
würde, die Meeresgase noch nahezu 10 Procent mehr Koh-
lensäure euthaI^en könnten. Dennoch findet es Lasard ge-
wagt, hieraus Schlüsse auf die Bildung der Steinkohlen aus
Meerpflanzen zu ziehen.
6« Den von Mohr hervorgehobenen geringeren Aschen-
gehalt der Steinkohlen erklärt Lasard für mit den That-
sachen in Widerspruch stehend. Im Verlaufe der Discussion
dieses Punktes werden von Lasard zahlreiche Beispiele
von aschenreichen Steinkohlen und aschenarmen Braunkoh-
len und Torf aufgeführt. Vonseiten Mohr*s brauchen wir
nur die folgenden Worte anzuführen, womit er seine Be-
hauptung aufrecht erhält, dass die Steinkohlen im Allge-
meinen aschenärmer sind, als die beiden anderen. „Jeder
Heizer weiss diess aus Erfahrung. Einzelne Analysen der
Extreme beweisen nichts. Asche kann auch als Flusssohlamm
mit den Tangen niederfallen, statt dazwischen als Letten
zu liegen. Ein solcher geringer Aschengehalt, wie ganze
Flötze ihn zeigen, kann nur bei Absätzen auf hohem Meere
zu Stande kommen. Da aber die Steinkohlen durch fernere
Vermoderung des Torfes entstehen sollen , so muss ja ihr
procj'ntischer Aschengehalt noch steigen, und dennoch ist
er in der Regel weit darunter. u
7. Die für die Steinkohlen charakteristische Eigen-
schaft, dass «ie in der Hitze schmelzbar sind (oder wenig-
stens einmal im Zustande der Schmelzbarkeit waren), hat
Mohr dahin gedeutet, dass die Pflanzen, aus welchen sie
entstanden, in ihrer Zusammensetzung sowohl, als in ihrer
Structur, von denen verschieden waren, aus welchen Braun-
kohlen und Torf entstanden. Die Aeusserungen Lasard's
über diesen Gegenstand, dass die Schmelzbarkeit vielleicht
in einem späteren Stadium der Vermoderung auftreten könne,
dass man die Braunkohlen ebenso wenig absolut unschmelz-
bar nennen könne, als alle Steinkohlen sich schmelzbar er-
weisen, brauchen wir nur kurz zu erwähnen, da später
Andrä Versuche angestellt hat, um zu prüfen, ob die Be-
hauptung Mohr's, dass Gefässpflanzen keine schmelzbaren
Kohlen liefern können, gegründet sei. Er wählte dazu
n Stammstücke und Stengelgebilde, welche im Schieferthone
eingebettet waren, oder aus Sandsteinscbichten herrührten,
so dass die Stämme eine unmittelbare Berührung mit der
eigentlichen Kohlenmasse nicht erfahren hatten, a Von einem
Calainit von Essen, dessen Steinkern aus Sandstein bestand,
blähte sich die Kohle stark auf und schmolz sehr leicht.
Eine Stigmaria zeigte eine sich stark aufblähende und leicht
schmelzbare Kohle, desgleichen eine Knorria aus einem
Sandsteinbruche bei Bochum. Die Kohle einer Sigillaria von
Saarbrücken schmolz nicht, dagegen eine aus dem Schiefer-
thone Belgiens stammende, sehr deutlich erhaltene, in aus-
gezeichneter Weise. Dass diese Versuche lehren, dass aus
Gefässpflanzen Steinkohlensubstanz entstehen könne , bat
Mohr zugegeben, diese sei trotzdem n deshalb noch keine
Steinkohle. »
8> Wenn endlich Mohr seine Theorie besonders auf
die Behauptung stützte, dass die Masse der Steinkohlen ganz
Btructurlos sei und nach Göppert's Ausspruch weder in
feiner Vertheilung unter dem Mikroskop, noch nach vor-
gängiger Vorbereitung mit Alkalien und Säuren die geringste
Spur einer Faserung erkennen lasse, so hat Lasard dage-
/
303 —
gen eingtiwendet, dass jedem Geologen bekannt sei, wie an
jeder beliebigen Probe von Steinkohlen mit Hilfe des Mi-
kroskops, ja selbst mit dem blossen Auge Spuren von Pflan-
zenstructur erkannt werden könneu, und dass gerade Göp-
pert nicht nur die beste Methode aufgefunden hat, in den
Steinkohlen die Reste der Pflanzenzellen irachzuweisen,
sondern auch gerade ihm die umfassendsten Mittheilungen
über diesen Gegenstand zu verdanken sind, während schon
früher Hutton und Link genaue Beobachtungen darüber
veröffentlicht haben. Link hat bei mehr als 20 Sorten
Steinkohlen die aufifallendsten Aehnlichkeiten in den erkenn-
baren Zellen mit Zellen von Linumer Torf gefunden; Göp-
pert fand mittelst seiner Verbrennungsmethode selbst in der
dichtesten schlesischen Steinkohle mit muscheligem Bruche
stets Skelette von Pflanzenzelleu und in der glänzend schwar-
zen Schaumburger Kohle Zellen von deutlich zu erkennender
verschiedener Bildung.
9. In Beziehung auf den letzten Satz, welchen wir
aus Mohr's Aufsatz angefahrt haben, in welchem jeder Zu-
sammenhang zwischen den Steinkohlen und den Gesteinen
geleugnet wird, auf denen sie aufgelagert sind, führt Lasard
an, dass die Steinkohlen der verschiedensten Formationen
stets von Schieferthon, Sandstein, Kalkstein oder auch wohl
von Conglomeraten begleitet sind. Diese können aber mit
Ausnahme des Kalksteines nicht auf hoher See gebildet sein,
während sie, wie schon oben ausgeführt ist, durch die An-
nahme einer Torfbildung in den Niederungen der Flässe
leicht erklärt werden. Mohr hat hierauf erwidert mit dem
Vorwurfe, dass Lasard seinen Ausspruch, die Steinkohlen-
AblHgerung habe kein Gesetz der Auflagerung, verwerfe,
aber doch selbst nicht entwickelt habe, dass ein solches Ge-
setz und welches bestehe.
Im Vorsteheoden haben wir die Hauptzüge der Dis-
cussion über die streitigen Punkte mitgetheilt, so weit sie in
den oben genannten Quellen veröffentlicht ist. Mohr hat
seitdem anstatt einer in Aussicht gestellten BepUk auf die
Widerlegung der Hauptstützen seiner Hypothese eine n Ge-
schichte der Erde, eine Geologie auf neuer Grundlage» her-
ausgegeben und in diesem Buche auch seine Theorie der
Entstehung der Steinkohlen aufgenommen, ohne Rücksicht
darauf zu nehmen, wie sie in dem Kampfe mit Lasard und
Andrä erschüttert worden ist. Die Leser des jedenfalls
interessanten Buches mögen sich dieser Thatsache erinnern!
.- Fortschritte beim Bessemerprocesse in
England.
Aus den Reisenotizen von Bergrath Ulrich in Köniprshütte und
den Herren Wiebmer imd Dressler zu Gleiwitz, publicirt in
der Zeitschrift für das Berg- Hütten- und Salin enwesen in dem
preussischen Staate, XIV. Bd., S. 322 (1866).
Der Bessemerprocess hat in den letzten fünf Jahren
in England einen ausserordentlichen Aufschwung gewonnen
und sich aus dem Stadium des Experimentirens zu einem
bedeutenden Industriezweige erhoben.
Mehrere der zu dessen Durchführung errichteten Eta-
blissements, wie das von John Brown in Sheffield, von
Schneider, Hannay & Co. in Barrow, ferner dasjenige der
London-North-Western-Railway-Company in Crew bei Man-
chester u. a. m. übetreffen schon jetzt an Grossartigkeit die
meisten der bedeutendsten für die Bearbeitung des Eisens
vorhandenen Werke, und andere noch unvollendete Anstalten
dieser Art, wie beispielsweise diejenige zu Dowlais, werden
nach ihrer vollständigen Durchführung ebenso gross dastehen.
Dieser Erfolg ist zunächst dem glücklichen Umstände
zu verdanken, dass man nach langen vergeblichen Versuchen
endlich in dem aus den massenhaft vorhandenen ausgezeich-
neten Rotheisensteinen in Cumberland erblasenen Roheisen
im eigenen Lande, das schon so überaus i^eich an Mineral-
schätzen ist, ein für den Bessemerprocess geschaffenes Ma-
terial entdeckt hat. Diese Rotheisensteine, deren Vorkom-
men bereits früher erwähnt worden ist, liefern ein von den
für den Bessemerprocess besonders schädlichen
Beimengungen, Phosphor und Schwefel, fast ganz
freies Roheisen, das sich zugleich ebenfalls in Folge der
hierfür besonders geeigneten Beschaffenheit der Erze durch
einen hohen Kohleustoffgehalt auszeichnet. Zwar kommen
diese Erze nicht, wie diess bei den meisten anderen Eisen-
erzen in England der Fall ist, unmittelbar mit vortrefflichen
Steinkohlen zusammen vor, und da diese bez. die Coaks —
denn nur bei letzteren lassen sich die Hämatite von Cum-
berland verschmelzen — zum Theil weit transportirt werden
müssen, kommen die Gestehungskosten dieses für den Bes-
semerprocess geeigneten Roheisens bis auf c. 70 sh. p. ton,
also um mehr als das Anderthalbfache hoher als bei dem
ordinären englischen Puddelroheisen; der vortheilhafte Ein-
fluss, welchen die Eigenschaften dieses Roheisens auf das
Gelingen des Processes ausüben, gleicht aber diese Mehr-
kosten reichlich aus, zumal der höchste Verkaufspreis für
die vorzüglichsten Marken Besseraerroheisen — 90 sh. p.
ton = 1 Thlr. 15 Sgr. pr. Ctr. — nicht viel höher ist, als
bei uns der Preis eines guten Puddelroheisens.
Dass die grossartige Ausdehnung des Bessemerpro-
cessesin England zunächst und vorzugsweise dem erwähnten
vortrefflichen Materialroheisen zuzuschreiben ist, wird von
den englischen Bessemertechnikern selbst unumwunden aner-
kannt und unter den letzteren ist darüber, dass nur mit einem
Material von solcher oder ähnlicher Beschaffenheit ein brauch-
bares Product erzielt werden kann, nur eine Meinung.
Trotz der glänzenden Erfolge, welche man mit dem
Bessemerprocesse in England in den letzten Jahren erzielt
hat, hat man aber dort noch keineswegs} alle Schwierigkeiten
überwunden. Selbst beim vorzüglichsten Material kommen
noch viele Fehl^üsse vor, ohne dass sich dafür immer ein
Grund auffinden Hesse; die Qualität des Productes ist selbst
bei derselben Charge häufig wechselnd, sowohl in der Härte,
Schweissbarkeit als Festigkeit; auch der Abgang ist sehr
verschieden, und nicht minder verschie Icnartig gestaltet
sich die Einwirkung auf die feuerfesten Materialien.
In Bezug auf die jetzige Ausführung des Bessemerpro-
cesses selbst ist Folgendes zu bemerken :
L Materialien.
a) Roheisen.
Wie bereits früher erwähnt, verwendet man als Haupt-
material fast auf allen Bessemeranlagen dasHämatitroheisen
von Cumberland und zwar die beiden garsten Nummern
Nr. 1 und Nr. 2.
Der Preis derselben ab Werk ist für
Nr. l p. /öw . . . . 90 sh.,
Nr. 2 « „ .... 80 ))
Nr. 1 ist bedeutend grobkörniger als Nr. 2 und zeigt
massenhafte Graphitausscheidungen, welche bei Nr, 2 viel
geringer sind.
304
Bei der Beschickung für Nr. 1 werdeu vorzugsweise
die mildea Erze genommeD, deren feinen Eisenrahm einige
Hohofenbesitzer in Cumberlaad als das eigentliche Agens
beim Bessemerprocesse ansehen (!) Im Uebrigen hängt es
vom Gargange des Ofens ab, welcher Nummer man die ein-
zelnen Abstiche, welche sämmtlich sorgfältig sortirt werden,
zutheilt. Folgendes sind die Resultate mehrerer Analysen
von Hämatitrohefsen zum Bessemern. Die beiden ersten
Analysen sind in England, die letzteren in dem Rönigshütter
Laboratorium ausgeführt worden :
Workington Nr. 1 Cleator
Eisen . . . 93-33 9421
Kohle . . . 3-89 444
Silicium . . 238 1*29
Schwefel . . O'Ol 0*01
Phosphor . Spur 009
Mangan . . 0098 0030
Kalk . . . Spur deutl. Spur
Workington
GesHmmtkohlenstoff . . 4*088 Procent
Graphit 3*852 n
Chemisch geb. Kohlenstoff 0*236 tt
Silicium 2'195 n
Schwefel 0*012 n
Phosphor 0-070 »
Mangan 0'153 n
Calcium 0*062 i>
Magnesium . . . deutl. Spur.
Das Workingtou-Roheisen Nr. 2 soll fast dieselbe Zu-
sammensetzung hüben, ist aber etwas weniger grobkörnig.
Die genannten beiden Nummern Bessemerroheiseu
werden bei der Verwendung je nach dem Zwecke unter sich
oder für gerint^ere Fabrikate auch mit einem Theile anderen
gutartie:en Coakroheisens gemischt. Auch das letztere wird
in anderen Districten grossentheils unter Mitverwendung
von Rotheisenstein aus Cumberland zu dem genannten
Zwecke besonders erblasen, wie diess weit(*r oben bereits
bei dem Werke in Dowlais erwähnt wurde.
Besonders gute Mischungen für den Bessemerprocess
sollen sein:
Zu Schienen 50 Procent Workington, davon y^ Nr. 1,
2/ Nr. 2; zu Federn 50 Procent desgl., davon ^3 Nr. 1,
y^ Nr. 2 etc.; die andere Hälfte wird von gewöhnlichem
gutartigen Coakroheisen genommen, wobei es wieder we-
sentlich auf die Mengen der Bestandtheile in den einzelnen
Eisensorten ankommt. Als eine besonders gute Mischung,
die in England zu Bandagen etc. vielfach angewendet wer-
den soll, wurde angegeben:
% Workington Nr. 1,
Ve « T) 2,
% Cleator.
Derartige Mittheilungen haben indess, abgesehen von
dem geringen Vertrauen, was sie an sich verdienen, weil
gerade diese Erfahrungen von Jedem möglichst geheim ge-
halten werden, auch deshalb für andere Verhältnisse nur ge-
ringen Werth, weil in jedem einzelnen Falle die Mischungs-
verhältnisse besonders ausprobirt werden müssen, zumal
eine Menge Nebenumstände, welche in den Betriebs einrieb-
tun gen, der Manipulation etc. liegen, darauf grossen Ein-
flttSB haben.
Das Spiegeleiseu wird auch in England nouh grössten-
theils aus den Siegenschen bezogen. Neuerdings wird auf
dem Werke von Edington & Sons in Glasgow angeblich mit
sehr gutem Erfolge — ob auch in finanzieller Beziehung,
dürfte vorläufig noch zu bezweifeln sein — auf folgende
Weise nach einem Patente von Professor Henderson ein sehr
manganhaltiges Spiegeleisen dargestellt:
Man mischt in fein gepulvertem Zustande die mangau-
haltigen Abgänge der chemischen Fabriken von der Chlor-
kalkbereitung mit den bei der Benutzung der Schwefelkiese
zur Schwefelgewinnung falk^nden Abbränden unter Zusatz
von gebranntem Kalk, Kochsalz, und Kohlenklein und schmilzt
die Masse, nachdem dieselbe einem Röstprocesse unterwor-
fen worden, in einem Siemens'schen Gasflammofen ein. Der
Preis des hierbei gewonnenen künstlichen Spiegeleisens
richtet sich nach dem Mangangehalte, der bis auf 30 Procent
und darüber betragen soll.
b) Feuerfestes Material.
Zum Ausfüttern der Friscbbirnen wird in England fast
ohne Ausnahme noch das unter dem Namen ^Ganistertt
bekannte Material verwendet. Ein daraus dargestelltes Futter
hält bei fortgesetztem Gebrauche im günstigsten Falle bis
3 Monate aus; es müssen aber regelmässige Reparaturen
dtattfinden, welche durch Einbringen von breiiger Masse in
die noch warme Birne auf sehr einfache Weise ausgeführt
werden sollen.
Die aus bestem feuerfesten Thone unter Zusatz von
etwa y^ Chamottu gefertigten Düsen werden ziemlich hart
bis zur beginnenden Verglasung gebrannt; ihre Dauer ist
ausserordentlich verschieden. Zuweilen wird schon nach der
vierten Charge eine theilweise Auswechslung nothwendig,
während die Düsen mitunter 12 Chargen aushalten. Der
Grund hiervon liegt nur zum kleinereu Theile in der Qua-
lität der Düsen selbst, zum grösseren Theile in dem wech-
selnden Gange den Processes, in Folge dessen sowohl die
mechanisch'', als di^ chemische Einwirkung auf die Düsen
eine sehr verschiedene ist.
Zu den Böden der Flammöfen für das Umschmelzen
des Roheisens verwendet man an mehreren Orten mit sehr
gutem Erfolge gepochten rothen Sandstein (Rothestodtlie-
gendes), wodurch sowohl ein dauerhafter und leicht zu re-
parirender Herd erzielt, aU auch eine nachtheilige Einwir-
kung deb letzteren auf die Beschaffenheit des Roheisens und
dessen zu grosse Verschlackung vermieden wird.
2. Betriebseinriolitungen.
Vorzugsweise bemerkenswerth ist die bedeutende Ver-
grösserung der Friscbbirnen, welche man bei neueren Ein-
richtungen allgemein eintreten lässt. Bei John Brown in
Sheffield sind bereits zwei Frischbirnen in Thätigkeit, in
welchen 1 ^(>^^* Roheisen auf einmal verarbeitet werden kön-
nen, so dass sich dort unter gleichzeitiger Benutzung beider
Birnen Güsse bis zu 20 tons herstellen lassen. In dem Er-
weiterungsbau der Bessemeranlage in Barrow, der übBrhaupt
in kolossalen Verhältuissen alle übrigen übertrifft, werden
12 Birnen von ähnlichen Dimensionen aufgestellt. Auch in
Dowlais beabsichtigt man bei der ferneren Erweiterung zu
letzteren überzugehen.
Im Uebrigen hat die Construction der Frischbirnen
keine wesentliche Veränderung erfahren; nur hat man selbst-
redend die Zahl und den Gesammtquerschnitt der Windein-
strömungsöffnungen entsprechend vermehrt. Birnen für 10
(
305
ions Füllung erhalten 12 Düsen za 13 Oeffnungen von je
*y^ Zoll oberem Durchmesser. Ebenso sind in Folge der Er-
höhung des auf einmal verarbeiteten Roheisenquantuma auch
die Dimensionen der Flammöfen zum Umschmelzen desselben
bedeutend gestiegen. Bei allen neueren Anlagen sind die
Flammöfen nach dem Patent von John Clayton in Westbrom-
wich 1864 erbuut, mit deren Leistung man sehr zufrieden
ist. Das Wesentlichste daran ist die gewölbte Form des Ro-
stes und die Lufteinströmung von allen vier Seiten dessel-
ben. Es ist zu diesem Zwecke um den Rost ein mit Schlitzen
versehener gusseiserner Kasten gebildet; die Schlitze ge-
statten der Luft theils in theils über der ßreunmaterial-
schieht einzutreten und die Verbrennung zu befördern.
Zum Einschmelzen von 10 tons Roheisen hat der Rost eine
Grösse von 5 Quadratfuss, der Herd ist bei 5 Fuss Breite
12 Fuss laug. Im Uebrigen weicht die Construction dieser
Flammöfen nicht wesentlich von den zu ähnlichen Zwecken
bereits früher vorhandenen ab. Es ist bei derselben nur die
Bildung des Gewölbes an der tiefsten Stelle bemerkenswerth,
welche durch eigenthümlich geformte Steine hergestellt wird.
Bei einzelnen dieser Flammöfen hat man mit Vortheil statt
einer grösseren Esse am Ende desselben mehrere kleinere
kreisrunde neben einander aufgestellt, um die Flamme bes-
ser im Herde zu vertheilen.
Die Oefen zum Umschmelzen des Spiegeleisens sind
den grösseren genau nachgeahmt, nur kleiner; die Herdlänge
beträgt bei denselben 8 Fuss. Bei den Gebläsemaschinen
in den Bessemeranlagen, den Wasserkrahnen und den Be-
wegungs Vorrichtungen sind bemerkenswerthe neue Einrich-
tungen nicht wahrgenommen worden. Es verdient nur Er-
wähnung, dass bei sämmtlichen neu*^ren Anlagen auch das
Herausziehen der Güsse und Abheben der Gussformen durch
kleinere sehr leicht bewegliche Armstrong'sche Krahne und
nirgends mehr mit Krahnen für Handbewegung erfolgt, eine
Einrichtung, die bei einem ununterbrochen stärkeren Be-
triebe sehr zweckmässig ist und bedeutende Ersparnisse an
Löhnen und Beschleunigung der Arbeit mit sich bringt.
Die Gussförmen erhalten immer grössere Eisenstärkeu,
um das häufige Zerspringen zu vermeiden ; bei den grösseren
nimmt man die Wandungen mindestens 3 Zoll stark.
8. Betrieb der Bessemeranlagen.
Das Einschmelzen des Roheisens erfolgt je nach dem
eingesetzten Quantum in Sy^ bis 5 Stunden. War der Ofen
kalt, so wird derselbe vor dem Einsetzen etwa Yj Stunde
gut eingewärmt. Die Gänze werden sämmtlich in der Nähe
der Einsatzthür auf die hintere schiefe Ebene des Herdes
gebracht; bei grösseren Einsätzen, welche der Ofen auf
einmal nicht fasst, wird ein Thcil erst später uuchgesetzt.
Der Kohlenverbrauch soll bei den patentirten Clayton'
sehen Flammöfen angeblich nur 800 Pfd. pr. ion einge-
schmolzenes Roheisen betragen, was indessen eine etwas
zu günstige Angabe zu sein scheint. Je nach der Schnellig-
keit des Einschmelzens und der Hitze der Flammöfen, die
beide von verschiedeneu Umständen, namentlich der Witte-
rung, abhängig sind, wird entweder sofort nach Beendigung
des ersteren ruhig abgestocnen oder auch das Eisen eine Zeit-
lang im Herde stehen gelassen, um jedesmal mit möglichst
gleich hitzigem Eisen zu arbeiten.
Das Anwärmen der Frischbirne, während dessen das
Gebläse langsam arbeitet, erfolgt ausserordentlich gründlich
und wird hierauf ein besonderes Gewicht gelegt. Zwischen
die zum Anwärmen verwendeten kleinen Coaks mengt man
gegen das Ende desselben etwas Steinkohlentheer. Ob dieas
zum Schutze der Wandungen, zur Vermeidung einer Oxyda-
tion des Roheisens beim Einiasden oder aus andereh Grün-
den gcdchieht, konnte nicht ermittelt werden. Trotz der be-
deutenden Steigerung der Roheisenquantität , welche auf
einmal verarbeitet wird, ist die Dauer des Processes nicht
länger; bei Jobn Brown in Sheffield wurden in uuderer Ge-
genwart 10 Ions Roheisen binnen 12 V2 Minuten gefrischt.
Wie bereits oben erwähnt, vermehrt man mit dem Roheisen-
quautum auch die Zahl der Düseuöffnungen , indem man
gleichzeitig durch überschüssige Gebläsekraft dafür sorgt,
den Process durch Steigerung der Windpressung nöthigen-
falls beschleunigen zu können.
Besondere Eigenthumlichkeiten beim Frischen selbst
sind nicht wahrgf^nommen worden; es ist in dieser Hinsicht
nur zu erwäbüou, dass in neuerer Zeit auch in England nicht
immer eine vollständige Entkohlung des Roheisens vor dem
Einlassen des Spiegeloisens bewirkt wird, sondern diese er-
folgt nur, wenn es die Qualität des Materials oder des dar-
zustelhruden Products durchaus erfordt^rr , während man,
wenn letztere es zulässig machen, sich mit einer theilweisen
Entkohlung begnügt und dadurch den Abbrand und das
Spiejeleisenquantum vermindert. Begreiflicjier Weise erfor-
dert tlie Unterbrechung des Processes vor der vollständigen
Entko<iluug eine verdoppelte Aufmerksamkeit und es lässt
sich dieselbe nur dnnn ohne Nachtheil anwenden, wenn das
Verhalten f1»*s Materialrolieisens ganz genau bekannt ist.
Ob die Entkohlung eine vollständige war, ergibt sich so fort
beim Einlassen des Spicgeleisen^, indem nur in diesem
Falle eine heftige Kohienoxydgas-Entwickelung eintritt. Ein
noclimaliges Durchlassen von Wind nach dem Einlassen des
Spiegeieiseus findet bei regelmässigem Verlaufe des Pro-
cesses nicht-Statt. Dagegen lässt man nach Umständen das
Metall nach Beeniiigung des Processes noch eine längere
oder kürzere Zeit in der Birne stehen, ehe mit dem Gusse
begonnen wird. Auch die Zeitdauer dieser Periode ist vom
Verlaufe des Processes abhängig; man bezweckt durch das
Stehenlassen dichtere Güsse zu erzielen
Die Manipulation des Giossens iiit auf den verschiede-
nen Werken von einander abweichend, auf einigen erfolgt
das Füllen der Coquillen ununterbrochtsn in starkem Strahle,
auf anderen wird letztet er durch Schliessen des Ventils öfter
unterbrochen. In letzterem Fall«^ ist das Bestreben dahin
gerichtet, das Niveau des flüssigen Metalls, wenn dieses
stark steigt, auf einer bestimmten Hohe zu fixireu, und man
lässt immer erst wieder neues hinzu, wenn die Masse unter
dieses durch eine Marke im Inneren der CoquiUe bezeich-
nete Niveau gesunken ist. Namentlich gegen den Schluss
der Füllung einer Coquilie wird diese Vorsicht beobachtet
und soll dieselbe auäserordentlich zur Erlangung dichter
Güsse beitragen. Hierfür spricht allerdings, dass die auf
solche Weise hergestellten Güsse keine so grosse Neigung
zum Aufkochen mehr verrathen, indem selbst bei ganz lang-
samem Verschluss der Coquillen kein nachträgliches Steigen
der Güsse bemerkbar war.
Zum Ausstreichen der Coquillen wendet mau dünnen
Brei von gelöschtem Kalk au. Bei vollem Betriebe werden
gewöhnlich in derselben Birne täglich vier Chargen gemacht;
mau würde deren noch viel mehr machen können, wenn in
den vorhandenen Flammöfen schneller eingeschmolzen wer-
den könnte. Nachts wird in der Regel nicht gearbeitet, weil
306 —
die auBserordentlicbe Aufmerksamkeit, welche die Leitang
des Processes erfordert, bei Nachtschichteru nicht vorhan-
den ist.
Die Angaben über die Betriebsresultate selbst weichen
ausserordentlich von einander ab. Während man auf einigen
Werken mit einem durchschnittlichen Abbrande von höch-
sten^ 15 Procent auszukommen vorgibt, gesteht man auf
anderen unumwunden ein, dass ein durchschnittliches Aus-
bringen von 75 Procent, also ein Abbrand von 25 Procent,
als sehr günstig angenommen werden müsse. Ebenso ver-
schieden sind die Angaben über die zulüssige Menge schäd-
licher Beimengungen im Roheisen, Angaben, welche zum
Theil untereinander und mit eigenen Erfahrungen im Wider-
spruche stehen, weshalb auch von einer speciellen Aufzählung
derartiger Mittheilungen Abstand genommen wird.
Es wird für vortheilhaft gehalten, die einzelnen Güsse
möglichst gross herzustellen, weil dieselben dadurch dichter
werden und gleichzeitig der Abgang vermindert wird. Bei
der Fabrikation von Schienen und Tyres, den Hauptartikeln,
welche aus Bessemer-Metall hergestellt werden, pflegt man
die Ingots so gross zu machen, dass dieselben zu zwei bis
drei Stücken ausreichen.
Eine sofortige Weiterbearbeitung der noch rothwarmen
Güsse findet der Regel nach nicht statt; diess lässt sich mit
einer sorgfältigen Sortirung und einer ungestörten Fabri-
kation nur schwer vereinigen. Selbst da, wo die sofortige
Weiterverarbeitung ancreblich stattfindet, ist man trotzdem
genöthigt, die Güsse gi össtentbeils vor dem Wiedereinsetzen
in die Schweissöfen erkalten zn lassen.
Die Güsse haben im Querschnitte fast überall die
Form eines in den Ecken abgestumpften Quadrats; nur in
Barrow sahen wir runde Güsse ; der angebliche Vortheil
einer grösseren Dichtigkeit der letzteren dürfte durch
die Schwierigkeit des Abschmiedens reichlich aufgewogen
werden.
4. Weitere Verarbeitimg der Bessemergüsse.
Wie bereits mehrfach erwähnt, sind es hauptsächlich
Eisenbahnschienen und Tyres, für welche der Bessemerbe-
trieb in das Stadium einer regelrechten Fabrikation gekom-
men ist. Es werden zwar auch vielfach andere Artikel, ins-
besondere Bleche, Weilen, nnmentlich sehr schwere Schiffs-
wellen, ferner Kanonenkugeln aus Bessemerstahl hergestellt;
auch geht man damit um, Kanonenrohre in grösserem Mass-
stabe daraus darzustellen. Die letzteren Gegenstände bil-
den über noch nirgends einen vorherrschenden Fabrikations-
Artikel.
Bei der Fabrikation von Schienen und Tyres sind zwei
wesentlich verschiedene Methoden zu unterscheiden und
zwar diejenige, wo dem Auswalzen ein starkes Aus-
schmieden vorhergeht, und diejenige, bei welcher die Güsse
ohne alle vorherige Ausschmiedung ausgewalzt wer-
den. Die letztere Methode, welche auch bereits seit längerer
Zeit in dem Walzwerke bei Graz in Steiermark ausgeübt
wird, scheint sich mehr und mehr Bahn zu brechen; un-
streitig würde das regelmässige Gelingen der Darstellung
brauchbarer Producto aus Bessemerstahl ohne Schmiedung
der ganzen Fabrikation einen ausserordentlichen Impuls ge-
ben und eine so erhebliche Ermässigung der Selbstkosten
zu Wege bringen, dass damit die Rentubilitätsfrage auch
unter weniger günstigen Umständen als definitiv entschieden
angesehen werden könnte.
Darf man den anscheinend durchaus zuverlässigen
Mittheilungeji des sehr intelligenten, auf deutschen Anstalten
wissenschaftlich gebildeten Leiters der Bessemeranlage in
Dowlais, wo vorzugsweise die Fabrikation von Schienen aus
Bessemerstahl ohne Schmiedung stattfindet, Glauben schen-
ken, so hat letztere bei sorgfältiger Leitung des Processes
selbst durchaus keine Schwierigkeiten, im Gr'gentheil soll
die Qualität der Schienen, deren Güsse nur in starken Walz-
werken tüchtig vorgestreckt sind, eine mindestens ebenso
gute, als die der geschmiedeten sein. Die ersteren haben
dfn strengsten Anforderungen in Bezug auf Dichtigkeit,
Festigkeit und Elasficität entsprochen. Bei der Probe wurden
mit einem Fallklotz von ISOO Pfd. zuletzt aus einer Höhe
von 25 Fuss bei einer Freilage der Schiene von 3472 Zoll
Schläge auf dieselbe gegeben, wo bei zahlreichen Proben
die Schienen mit wenigen Ausnahmen vollständig unbeschä-
digt blieben, trotz einer Durchbiegung von 1 Yj Zoll. In
Dowlais werden daher die Güsse zu Schienen aus Bessemer-
stahl nur dann geschmiedet, wenn diess in den Lieferungs-
bedingungen ausdrücklich verlangt wird.
Das Vorstrecken erfolgt in einem Dreiwalzengeiüst
{Blooming-mill) in 3 bis 4 Kalibern, wobei man die Güsse
bis auf 6 Quadratzoll herunterdrückt. Nach dem Vorstrecken
werden die Güsse in 1 1 Kalibern, wovon 6 in dem weiter
unten näher beschriebenen Vierwalzengerüste liegen und
worunter eich nur I Stauchkaliber befindet, in Einer Hitze
zur fertigen Schiene auegewalzf.
Zum Wärmen der vorgcätreckten Stücke hat mau sehr
breite Schweissöfen (Doppelschweissöfen) , welche durch
Vereinigung zweier neben einandcrliegenden einfachen her-
gestellt sind.
Auf den Bessemerwerken von John Brown in Sheffield,
Schneider, Hannay & Co. in Barrow u. a. werden sämmtliche
Güsse bis auf 6 Quadratzoll vorgeschmi^det; trotzden erfor-
dern dieselben aber beim Auswalzen zwei Hitzen und gehen
nach Passiren des 3. und 4. Kalibers wieder in den Ofen
zurück. Es liegt auf der Hand, dass hierdurch die Selbst-
kosten im Vergleich zu denjenigen in Dowldis sehr bedeu-
tend gesteigert werden müssen. Der zur Schienenfabrikation
verwendete Stahl hat einen durchschnittlichen Kohlenstoff-
gehalt von 0-72— 0-75.
Im Anschluss an die vorstehenden Mittheilungen über
den Bessemer-Process dürfte eine kurze Beschreibung des
auf den Victoriawerken bei Ebbw-Vale in Südwales in Aus-
übung befindlichen Parry^schen Processes aus eigener
Anschauung von Interesse sein.
Es sind dazu 4 Birnen in der Grösse wie die älteren
kleinereu Bessemer* Apparate, aber feststehend vorhanden.
Der Wind strömt in jede Birne am Boden seitwärts aus
15 — YjZÖlligen Oeffnungen mit 10 — 15 Pfd. Pressung ein.
Es werden 25 — 30 Ctr. auf einmal verarbeitet; die durch-
schnittliche Zeitdauer des Processes beträgt 8 Minuten. Vor
dem Einlassen des flüssigen Metalls aus dem Cupolofen in
die Birne wird aus einem kleinen neben jeder Birne stehen-
den mit Coaks betriebenen Gasgenerator so lange Gas in
die Birne geleitet, bis dieselbe im Innern weisswarm ge-
worden ist; dieser hohe Hitzegrad ist nothwendig, weil das
bereits sehr kohlenstoffarme Metall sehr dickflüssig ist und
in einer weniger warmen Birne leicht einfrieren würde. Zu
jeder Birne gehört ein auf höherer Sohle stehender Cupol-
— 307 —
ofun, deesen Abstich nach der Birae zugewendet ist und
welcher an der hinteren Seite mit einem Schlackenabfluss
versehen ist.
Von den zwei seitlichen etwa 2 Zoll weiten Düsen,
welche 7 — 8 Zoll in der Form zurückliegen, hat die eine
eine genau horizontale Lage, während die andere c. 45 Grad
nach unten sticht. Das Rohmaterial besteht in Rohschienen,
welche angeblich aus gewöhnlichem gutartigen Roheisen,
nicht Hämatiteisen, dargestellt werden; dieselben werden in
Stücken von 3—4 Zoll Länge, 4 Zoll Breite und % Zoll
Dicke in Cupolöfen aufgegeben. Man wählt das Verhältniss
so, dass das Eisen im Cupoloten einen Kohlenstoffgehalt bis
zu 2 Procent aufnimmt; man regulirt dieses Verhältniss theils
durch Veränderung in der Höhe des Satzes, theils durch
zeitweisen Zusatz von Roheisen. Nach Mittheilung des Be-
triebsbeamten soll der Abgang im Cupolöfen und der Birne
zusammen nur H — 12 Procent betragen; die Richtigkeit
dieser Mittheilung muss aber sehr bezweifelt werden.
Die Birne hat am Boden einen Abstich, wie beim Cu-
polöfen, aus dem der Stahl in eine mit 2 Giessöffnungen ver-
sehene Pfanne fliesst. Die Coquillen stehen unterhalb der
Sohle, auf welcher die Birnen placirt sind, auf einem Wa-
gen, der sich in einem überwölbten Räume befindet, von wo
aus derselbe auf einer Schieuenbahn direct ins Freie gebracht
werden kann. Man giesst immer aus beiden Oeffnuogen der
Giesspfannen zugleich, so dass stets zwei Coquillen gefüllt
werden ; ist diess geschehen, so wird der Wagen, auf dem
jedesmal sechs Coquillen stehen, so weit vorgerückt, dass
das nächste Paar unter die Giessöffoungen gelangt.
Auch bei dem Parry'schen Processe wird der richtige
Gehalt des Stahls an Kohlenstoff durch Zusatz von Spiegel-
eisen bewirkt. Man setzt in der Regel bei jeder Charge etwa
10 Procent Spiegeleisen zu, welches in einem mit den Bir-
nen auf gleicher Sohle stehenden kleinen Patentflaminofen
eingeschmolzen und vor dem Abstechen des Stahls in ein^r
Giesskolle in die Giesspfanne getragen wird, in der es sich
unter starkem Aufkochen während des Abstechens mit dem
Stahle mengt.
Die Birnen sind mit guten feuerfesten Ziegeln ausge-
mauert.
Beim Verschmelzen der Rohschienen im Cupolöfen
wird zur Bildung einer flüssigen Schlacke Kalk zugesetzt;
letztere hat das Ansehen einer Hohofenrohschlacke.
Die Güsse vom Parry'schen Process werden zur Zeit
fast ausschliesslich zu Stahlschienen verwendet. Mau streckt
dieselben unter einem sehr leichten, nur etwa 60 Ctr. schwe-
ren Dampfhammer bis auf 6 Quadratzoll vor und walzt die-
selben alsdann in 13 Kalibern, worunter sich 3 Q Vorka-
liber, aber keine Stauchkaliber befinden, in Einer Hitze zu
fertigen Schienen aus. Die Walzen gehen verhältnissmässig
langsam und machen nur 45 Umgänge, so dass bei der nur
massigen Hitze, welche den Güssen gegeben werden kann,
das Aushalten derselben bis zum Fertigwalzen etwas auf-
fiallend ist; es scheint hier derselbe Umstand, wie beim Vor-
walzen der Bessemerscfaienen wirksam zu sein; bei letzteren
ist ebenfalls bei scheinbar geringer Hitze eine bedeutende
Streckung möglich, was sich nur dadurch erklären iässt,
dass in Folge der ausserordentlichen Dichtigkeit des Ma-
teriala duielbe bei dem starken Druck, dem es ausgesetzt
wird, eine erhebliche Temperatursteigerung erfährt, welche
die Abkfihlung während des Walzens ausgleicht. Beim Wal-
zen der Schienen von Parry- Metall werden die letzten Fer-
tigkaliber bei jedem Durchgange mit Steinkohlentheer be-
strichen, wodurch das Durchgehen erleichtert und Walzen-
bruch verhindert wird.
Die bei unserer Anweäenheit in Ebbw-Wale gewalzten
Stahlschienen nach französischem Profil enthielten ziemlich
viel Ausschuss und war überhaupt der Gesammteindruck der
Fabrikation kein günstiger. Der Herd der Schienenschweiss-
öfen war sehr wenig geneigt, dieselben hatten ein sehr stark
nach hinten abfallendes Gewölbe und arbeiteten mit sehr
rauchiger Flamme; es wurden gleichzeitig OPackete gesetzt.
Notiz.
Bemerkungen von Flaohat über die Unmögliolikeit*)
einer vollkommenen Sohweissnng des Eisens mittelst des
Hammers und des Walzwerkes. Die auf der internationalen
Industrie-Ausstellung zu Paris befindlichen, aus französischen und
englischen Werkstätten herrührenden SchifFspanzerplatten sind
sämmtlich unter dem Walzwerke aus übereiuandergelegten Lup-
pen, oder auch ans Packeten oder Bündeln von halbflachen Stä-
ben angefertigt. Mehrere derselben sind vor dem Auswalzen erst
unter dem Hammer bearbeitet worden. Alle diejenigen von die-
sen Platten, welche durchgeschnitten und auf der Schnittfläche «
polirt worden sind, scheinen eine homogene, vollkommen ge-
schwcisste Masse zu bilden; bei denen dagegen, welche von dem
Geschosse ganz oder nur znm Theil durchgeschlagen oder durch-
drungen worden sind, lassen sich auf dem Bruche die Überein-
ander liegenden £isenschichten ohne jedes Ansehen Mon Schweis-
sung wahrnehmen, indem sie wie Blechtafeln kaum mit einander
zusammenhängen. Die einzige durch die Wirkung des Hammers
zerbrochene Platte, welche dort vorhanden ist, zeigt ebenfalls
diese Beschafi^enhcit. Diese Erscheinung ist so allgemein und auf-
fallend, dass sich behaupten Iässt, dass die Wirkung dos Walz-
werkes bei diesem Zweige der Kisenbahnfabrikation zur voll-
ständigen Schweissung nicht hinreicht, selbst wenn dem Aus-
walzen die Bearbeitung unter dem Hammer vorangeht. Jedenfalls
verhält es sich mit den schmiedeeisernen Wellen der grossen
Seedampfschiflb ebenso. Die auf der Ausstellung befindlichen
Exemplare von solchen Wellen, welche abgedreht und polirt sind,
zeigen Aschenflecko, ein Anzeichen von unvollkommener oder
gar nicht eingetretener Schweissung der einzelnen Packete oder
Platinen, indem schlackige Substanzen zwischen den letzteren
liegen, welche durch die Hitze in flüssigen oder teigartigen Zu-
stand geriethen und ungeachtet der kräftigsten Pressung durch
das Walzwerk oder den Hammer nicht ausgequetscht worden
sind, was überhaupt niemals absolut vollständig geschieht. Noi-
sette und Flachat haben Versuche angeführt, bei denen Holz-
kohlenstabeisen bester Qimlität zu Bündeln oder Packeten zu-
sammengelegt, darauf mittelst Hammer und Walzwerk zusammen-
geschweisst, dann aber mit dem Hammer nochmals umgeschmie-
det wurde: immer blieben noch Spuren von der Packotirung zu-
rück. Allerdings zeigt sich auf dem Querbruche keine Lostren-
nung der einzelnen Stäbe und Packete, wie bei den Panzerplatten,
bei welchen letzteren in Folge der Wirkung eines heftigen An-
pralls oder eines gewaltsamen Stosses, eine Zerstörung, eine
unaufhaltbare Desorganisation eintritt, welche jede Spur von
Adhäsion zwischen den einzelnen Packeten aufhebt. — Die Spuren
der einzelnen Packete, die Schweissnähte, treten um so deutlicher
hervor, je besser das angewendete Eisen ist und je stärkere
Hitzegrade es erträgt, ohne in Fluss zu gerathen. — Somit ist
durch die diesjährige Weltausstellung eine Thatsache von der
grössten Wichtigkeit an's Licht gestellt worden. — Untersucht
man nun die aus einem einzigen, aus Tiegeln oder aus dem
Bessemerapparate gegossenen Blocke angefertigten Panzerplatten
oder Wellen (oder Geschütze) sorgfältig, so findet man, dass die
Eisen-, bezüglich die Stahlmasse ganz dicht, compact und ho-
mogen ist und keine Spur von Schlacke enthält. Diese Beob-
achtung ist keineswegs neu, erlangt aber, der im Vorstehenden
mltgethellten gegenüber, eine grosse Wichtigkeit. Allem Anscheine
nach ist das Schmelzen eine Vorbereitung des Eisens, welche
•) UnmÖgUchkoit? sollte nicbt »growe Sohwlorigkait* oder „bisher
noch nicht aberwandene Schwierigkeit* ein besser gewähltes Wort sein, ale
dM absprechende: „Unmöglichkeit?" Die Red.
308
nothwendig^ ist, nm seiner Masse vollständige Gleichartigkeit sa'
ertheilen; durch die darauf folgende Bearbeitung unter dem
Bammer und im Walzwerke erhält dann der Guss Eigenschaften,
welche er sonst nicht haben würde; diese Bearbeitung erhöht
nämlich seine Dichtigkeit und bewirkt eine solche Lagerung
seiner Molecüle, dass dieselben in stärkeren gegenseitigen Zu-
sammenhang treten, denn es ist erwiesen, dass Stahl und Stab-
eisen, wenn sie nach dem Schmelzen ausgeschmiedet oder aus-
gewalzt werden, grössere Festigkeit zeigen als nach blossem
Schmelzen. — Die Construction der grossen Seedampfer wird
hauptsächlich durch die Schwierigkeit der Herstellung grosser
Wellen von genügender Festigkeit erschwert. Nach einem durch-
laufenen Weg von 30- bis 50,000 Kilometern bemerkt man an
solchen Wellen Anzeichen von Veränderungen, obgleich sie so
construirt sind, dass sie dem gleichzeitigen Maximaldruck auf
die beiden Kolben widerstehen können, ohne die Elasticitäts-
grenzen zu erreichen Diese Veränderungen zeigen sich zuerst
stets an den Stellen, wo die t:inzelnen Packete zusammenge-
schweisst sind. — Die Beispiele von vollkommener Verbindung
einzelner Eisenstücke durch Zusammenschweissen, welche wir in
gewöhnlichen Hufschmieden tagtäglich vor Augen haben, würden
dagegen zu dem Schlüsse führen, dass eine solche ganz voll-
kommene Schweissung mittelst kräftiger Stösse oder Schläge doch
ausfuhrbar ist; ebenso die bekannte Thatsache, dass bei grossen
Wellen die ersten Spuren einer Trennung der zusammenge-
schweissten Stücke, ;iU8 denen sie bestehen, zunächst an den
Zapfen, also an solchen Stellen auftreten, an denen beim
Schweissen die Schläge des Hammers nicht kräftig genug ein-
wirken können. Allein die oben mitgetheilten Thatsachen ge-
statten zu bezweifeln, dass auch die besten Schweisstfngen ganz
vollkommen sind. — Wenn sich dieser Zweifel als gegründet
erweisen sollte, so würde bei der Stabeisenfabrikation das Ger-
ben — wiederholtes Packetiren und Ausach weissen — den zweiten
Rang, das Verfahren mit vorangehender Schmelzung dagegen
den ersten Ranp^ einnehmen, und da sich einerseits im Puddel-
ofen nur verhältnissm aasig niedrige Temperatur, somit auch reine
Eisensorten nicht erzeugen lassen, andererseits aber im Besse-
mer- Apparate sich nur besondere Roheisensorten verarbeiten
lassen, so würden wir die Wissenschaft um Ttusroichenderc Mitt^^
angehen müssen, welche gestatten, aus Eisen, das bei hohru
Temperaturen geschmolzen und durch Behandlung mit geeig-
neten Zuschlägen und Reagentien gereinigt worden int. Stabeisen
darzustellen. (Les Mondes durch Dingl. pol. J.)
-A^dmiiiistrati ves
Z. 3357. ivundmachung.
Zu besetzen sind: Zwei Official- eventuell Spediteur- oder
zwei Accessistenstellen bei der k. k. Bergwerks-Producten-Ver-
schleiss-Direction.
Gehalte der Ofticialstellen fl. 945, 840, 735, 630 nnd
Quartiergcld 126 fl. öst. W., IX. Diätenclasse , dann eventuell
die Spcditeurstelle fl. 630 GehaU, fl. 126 Quarüergeld und X. Diä-
tenclasse, Cautionspflicht im Gehultsbetrage; der Accessistenstellen
fl. 525, 420 Gehalt, fl. 105 öst. W. Quartiergeld in der XI. Diä-
tenclasse und bei der Cassa, ULI. Diätenclasse und Verpflichtung,
zum Erläge einer Caution in der Gehaltshöhe.
Die Bewerber haben ihre gehörig documentirten Gesuche
unter Nachweisung der mercantilen Ausbildung, der bisherigen
Dienstleistung, der Concept^fähigkeit, Gebarung im Cassa- nnd
Rechnungswesen, namentlich in der doppelten italienischen Buch-
fuhrung, genauer Piatzkenntnisso für den Spediteur, der genauen
Kenntuiss der mauthämtlichen Manipulation und der bei sämmt-
liehen Bahnen und Befördeiungs-Instituten bestehenden Vor-
schriften und anfälligen Manipulationen, der Sprachkenntnisse
nnd der Cautionsfähigkeit bei dieser Direction binnen vier
Wochen einzubringen.
Wien, den 16. September 1867.
Nr. 3596. Kundmachung.
Es wird hiemit bekannt gegeben, dass im nächsten Schul-
jahre der Unterricht an der hiesigen k. k. prov. Bergschule am
1. October 1867 eröffnet wird, und sich im Sinne des hohen
k. k. Finanzministerial-Erlasses vom II. September 1865, Zahl
38706 nur auf den 1. Jahrgang der Bergschule zu beschränken
hat, so dass eine Aufnahme in den Vorbereitnngs-Curs diessmai
nicht stattfindet.
Zur Aufnahme in diesen 1. Jahrgang der Bergschule, in
welcher der Unterricht unentgeltlich ertheilt wird, sind nur jene
Bergarbeiter geeignet, welche das 18. Lebensjahr bereits erreicht,
in der Kategorie von, auf dem Gestein bereits arbeitenden Lehr-
häuern stehen, mindestens 4 Normalclassen zurückgelegt haben,
sich einer Aufnahmsprüfuug aus dem Rechnen (den vier Rech-
nungsarten) und den schriftlichen Aufsätzen, mit befriedigendem
Erfolge unterziehen und deren bisheriger Fleiss, Fassungsgabe
und sittlicher Lebenswandel zur Erwartung eines günstigen Er-
folges berechtigen.
Die eigenhändig geschriebenen und mit den nöthigen Nach-
weisungen versehenen Aufuahmagesuche sind bei der gefertigten
k. k. Bergschul-Direction bis zum 20. September 1. J. einzubringen.
Auswärtige Aerarial- sowie auch Privat- Arbeiter erhalten
für die Zeit des Besuches der Bergschule, jedoch ohne weitere
Folgerung Arbeit gegen Entgelt bei dem hierortigen k. k. Sa-
linenwerke.
K. k. Bergschul-Direction
Wieliczka, am 2. September 1667.
Ernennung.
Se. k. k. Apostolische Majestät haben dem Dr. Guido
Stäche aus Anlass seiner erfolgten Ernennung zum Assistenten
der k. k. geologischen Reichsanstalt den Titel und Rang eines
Bergrathes zu verleihen geruht.
ANKÜNDIGUNGEN.
(92—94) Für Aufbereitungsanstalten
stehen: 3 complet eiserne Stossherde mit Mengtrommel
2 „ „ rotirende Herde mit „
4 — 6 „ „ Setzmaschinen
auf dem St. Johannes-Kupfer werk bei Böhmisch-Werners-
dorf zum Verkauf.
Sämmtliche Apparate sind von Sievers & Comp, in Kalk
bei Deutz gefertigt und fast neu.
Gefallige Anfragen beliebe man an den Besitzer Theodor
Kleinwächter in Liebau (Preussisch-Schlesien) gefälligst franco
zu richten.
(82—87)
^
M^itieni'JDrahizünder
für
Felsensprengungen erzeugt und empfiehlt bestens
AI. Wilh. SteUzig
in Schönlindc m Nordböhmen.
Die Seiler-Waaren-Fabrik
des Carl mandl in Pest
erzeugt alle für den Bergbau nöthigen Seiler-Arbeiten von
vorzüglicher Qualität zu den billigsten Preisen.
Fabrik: Pest, Stadtwäldchen, Arenaweg Nr. 120, 12h
Niederlage: Pest, Josefsplatz, Badgasse Nr. S. (5e— 6i')
Jjiese Zeitschritt ersciieint wöchentlich einen Bogen stark mit den nöthigen artistischen Beigaben. Der Frännmerationspreii
ist jKkdich loco Wien 8 ü. ö. W. oder 5 Thlr. 10 Ngr. Hit franoo Fostversendung 8 fl. 80 kr. ö. W. Die Jabresabonnenten
erhalten einen officiellen Bericht über die Erfahrungen im berg- nnd huttenmänniBchen Haschinen-, Bau- und Anfbereitungswesen
■ammt Atlai als Gratisbeilage. Inserate finden gegen 8 kr. ö. W. oder IV3 Ngr. die gespaltene Nonpareillezeile Aufiaahme.
Zuschriften jeder Art kqpnen nur franco angenommen werden. ^^
Dmck von Carl Fromme ia Wien.
Für den Verlag verantwortlich: Carl Reger.
p 39. Oesterreichische Zeitschrift ,, i^f •
)•. September.
W. Jahr^ftHS.
fiir
Berg- und Hüttenwesen.
Verantwortlicher Redacteur: Dr. Otto Freiherr von Hingenau,
k. k. Minlaterialratb Im FinanBrninUtartain.
Verlag der Q. J. Uanz'schen Buolüiandlang (Kohlmarkt 7) in Wien.
Inhalt: Betrachtnn^n aus Anlass des gegenwärtigen Wiederaofschwnnges der Metall-Indastrie. — Errard^s Kohlenanfberei-
tong^-Maschinen. — Setzet das Gold in die Tiefe? — Schmelzversache mit geringerem ÜisenfriBchBchlacken-Zoschlag bei der Silber-
hütte in PHbram. — Versuche mit Sprengöl. — Notiz. — Administratives. — Ankündigungen.
Betraehtungen aus Anlass des gegenwärtigen
Wiederaufischwunges der Metall-Industrie.
L
Nach mehljährigem Darniederliegeu der Montan-Indo-
strie in unserem Vaterlande und in manchen Nachbarlän-
dern ist seit Kurzem eine neue Phase des Wiederaufschwun-
ges eingetreten, welche sieb zunächst im Gebiete des Eisen-
wesens, aber auch in einigen anderen Zweigen unseres Fa-
ches seit den letzten Monaten in steigender Weise bemerk-
bar macht. Es ist nicht genug, sich dieser günstigeren Perio-
de nach immer noch schmerzlich empfundeneu üblen Tagen
zu freuen und sie auszunützen, sondern es scheint uns der
Moment ganz besonders einladend, die Ursachen der besse-
ren Wendung und die Aussichten auf deren Dauer ein wenig
au betrachten, um eben nicht bloss im Augenblicke zu
schwelgen, sondern auch Vergangenheit und Zukunft ins
Auge zu fassen.
Eine der Ursachen des Wiederaufsehwunges mag wohl
in der natürlichen Beaction längeren Damiederliegens be-
gründet sein; denn mehrjährige Einschränkung der Consum-
tion — zumal des Eisens, welches zu den nothwendigsten
Artikeln gehört, muss nach Ablauf eiuer gewissen Zeit ver-
mehrten Bedarf zur Folge haben. Doch würde dieser weit
hinter den angehäuften Vorräthen zurückgeblieben sein,
wenn nicht auch neue Anstösse zur namhaften Bedarfsver-
mehrung hinzugetreten wären. Solchen Anlass haben bei
uns vorzüglich die rasch auf einander gefolgteu Concessionen
neuer Eisenbahnen gegeben, — weiche, mag man die Form
derselben auch bekritteln, doch unzweifelhaft mehr Leben in
die Eisenindustrie gebracht haben, als was immer für künst-
liche Hebel oder schöne Worte vermocht hätten. Die Sie-
benbürger Bahn, die Rndolfsbahn, die Franz Josefs-Bahn,
der Ausbau der Carl Ludwigs- und der Brenner-Bahn, die
in blosse Aussicht genommene Kaschau-Oderberger Bahn, die
mährischen Bahnen — haben Schienenbestellungen machen
müssen, rufen Maschinenbedarf hervor, verbrauchen Werk-
zeuge und Fuhrwerk und greifen so in alle Theile der Eisen-.
Industrie, vom grossen Walzwerk bis zum Zeughammer
herab — arbeitgebend und befruchtend ein. Die Roheisen-
vorräthe wandern in die Raffinierhütte, die stockende Roh*
eisenerzeugung gewinnt Athem und die kalt stehenden Hoh-
öfen kommen in Thätigkeit, die alten reducirten Mannschaf-
teu sammeln sich um die gewohnten Fahnen und von allen
Seiten, insbesonders aus Steiermark, Kärnten und Ungarn
lauten die Nachrichten dahin, dass eine neue grosse Reg-
samkeit eingetreten sei, und schon die Nachfrage nach Roh-
eisen und nach Arbeitern anfängt stärker zu werden als das
Ausgebot, so dass steigende Roheisenpreise schon zur
Deckung für die nächste Zeit drängen und dadurch neue
Preissteigerungen in Aussicht stellen. Doch hier möchten
wir zuerst ein warnendes Wort einflechten. So natürlich es
ist, bei steigender Nachfrage auch steigende Preise zu ma>
chen, möchten wir doch glauben, dass man nicht gar zu weit
gehen möge. Es ist wahr, man braucht Eisen, aber man kann
nur ein solches brauchen, welches nicht allzu theuer ist. Das
hohe Agio des Silbers schützt die inländischen Producenteu
vor der Concurrenz des Auslandes bis auf einen gewissen
Grad. Tritt der steigenden Tendenz der Produceoten zufäl-
lig eine Verbesserung der Valuta in den Weg, so kann ein
rascher Rückschlag eintreten, und ehe noch die jetzt noth-
wendig gewordenen Anstrengungen sich gelohnt haben, kann
<Hne neue Krisis durch Invasion fremder Waaren eintreten.
Weil eben das Agio auch eine der Mitursachen des Auf-
schwunges der inländischen Eisenindustrie ist, so muss diese
vorsichtig sein, denn das Schwanken dieses Factors darf
nie vergessen werden. Wir müssen, abgesehen vom Agio,
mit der fremden Concurrenz es aufnehmen können. Dazu ge-
hören aber wohlfeile Preise und Massenerzeugung,
und dabeigute Qualität und Pünktlichkeit und reelle Be-
dienung bei der Effectuirung von Aufträgen ! Die Capitalsklem -
me ist auch geringer als in den letzten Jahren, aber auch
diese i» Gunst des Augenblickes » ist etwas zweideutiger Na-
tur. Unsicherheit anderer Capitalanlagen, Verstimmung der
Börse, und eine Vermehrung von Geldzeichen tragen zu
dieser momentanen Erleichterung bei. Es ist an sich bedenk-
lich, dass die Rückkehr gesunder staatswirthschaftlicher Zu-
stände diesen Factor ebenfalls minder günstig gestalten
könnte. Euer heisst es nun rasch davon Gebrauch machen,
feste Anlagen gründen und alle Verbesserungen , welche
auf Vermehrung der Quantität und Quahtät abzielen, un ver-
weilt durchführen, ehe die Gunst des Augenblickes verrinnt.
Also vor Allem billige Massenerzeugung, — daher
Coaks-Hohöfen, daher Kohlen werksaufschlüsse, Transport-
— 310 —
wege zu denselben, — Errichtung von neuen Etabliasements
nur 80 nahe als möglich bei Kohlenwerken und Eisenbahnen !
Das n Bessemern tt hat unserem Alpen-Roheisen neue
Absatzquellen eröffnet, da es besonders für die neue Me-
thode geeignet ist und selbst für den Export gesucht wird.
Auch diess muss beachtet werden und auch auf diesem Ge-
biete nach Wohlfeilheit und Massenproduction hingearbeitet
werden, um den gewonnenen Platz behaupten zu können,
auch wenn einige der Ursachen des jetzigen Aufschwunges
wieder aufhören. An Qualität sind wir unseren Concurren-
ten voraus; gelingt es, gute Qualität dauernd um billige
Preise zu schaffen, dann dürfte die neue Periode des Auf-
schwunges sich länger erhalten und plötzliche Rückschläge
weniger zu fürchten sein. Wir werden diese Betrachtungen
fortsetzen. 0. H.
Evrard's Eohlenanfbereitungs-Maschinen.
Mit Bezug auf unseren Leitartikel in Nr. 38 bringen
wir aus einem Ausstellungsbe richte der rheinisch-westphä-
lischen Zeitschrift n Glückauf» nachstehende Beschreibung
der Eyrard'sehen Kohlenaufbereitungs-Mascbinen.
0. H.
Bekanntlich haben in neuerer Zeit alle bedeutenderen
Kohlenreviere, um sich einen weiteren Absatzkreis zu si-
chern oder die Concurrenz besser aushalten zu können, mehr
oder weniger dazu übergehen müssen, die Kohlen der Sepa-
ration nach der Korngrösse und theilweise dem Waschpro-
cesse zu unterwerfen. Ganz besonders wurde man hierauf
in Frankreich hingeführt, wo die Eisenbahngesellschaften
den Preis jeder einzelnen Lieferung in der Weise vom
Aschengehalte abhängig machen, dass sie über 9 Procent
Aschengehalt nicht annehmen und darunter für jedes Pro-
cent mehr Asche 1 Prc. weniger pro Tonne bezahlen. Kleine
hydraulische Setzsiebe mit Maschinenbetrieb zum Verwa-
schen der Kohlen entsprechen den Anforderungen in Betreff
der Reinheit nicht genug. Dieselben mit Handbetrieb erzeug-
ten hohe Waschkosten (1 Frc. 20 Ctms. für 1 Tonne incl.
Reinigung der Siebe) und machten die ganze Manipulation
zu sehr von der Geschicklichkeit des Arbeiters abhängig.
So z. B. waren auf der Grube La Chazotte bei St. Etienne
30 Setzsiebe Tag und Nacht in Betrieb, wobei die schlech-
teren Arbeiter Kohlen nicht unter 8 — 9 Procent Aschenge-
halt erzielten und dabei 200 Kolbenstösse für jede Post
gaben, während die geübten Arbeiter mit nur 60 Stössen die
Kohlen bis 6 Procent Aschengehalt reinigten. Diess führte
Herrn Max Evrard, Ingenieur der Gesellschaft, dazu, die
Manipulationen beim Siebsetzen näher zu studiren und da-
nach seine Maschine zu construiren, welche dasselbe leisten
äollte, wie die geschickten Arbeiter.
Die Resultate seiner Beobachtungen waren folgende :
Bei richtiger Fährung des Handsetzsiebes wird zunächst
der Kolben ganz niedergestosseu und eine Zeit lang bei den
Stössen nur wenig erhoben, um den Einsatz möglichst unter
Wasser zu erhalten, wobei zunächst eine Anordnung der
Körner mehr nach der Grösse als nach dem spec. Gewichte
stattfindet. Es bilden sich daher verschiedene Lagen, deren
jede für sich aus fast gleichen Elementen zusammengesetzt
ist, so dass die in der Grösse wenig verschiedenen Körner
einer und derselben Schicht im weiteren Verlaufe der Ope-
ration unter dem Drucke des aufsteigenden Wassers eine
fast gleiche Einwirkung erleiden, welche für die oberen
Schichten zu stark, für die unteren zu schwach sein würde.
Auf die Letzteren muss Anfangs kräftig eingewirkt
werden, allmälig wird dann der Kolben mehr und mehr ge-
hoben, so dass das Wasser nach und nach zurücksinkt. Ist
dasselbe bis auf das Niveau des Einsatzes gesunken, so ist
die Trennung der Körner von gleicher Grösse in den ver-
schiedenen Lagen beendet. Man muss ihnen aber noch die
Scbiefertheilchen entziehen, welche der aufsteigende Was-
serstrom hineingeführt hat, weil sie im Verhältnisse zu ihrer
Dicke eine grosse Oberfläche bieten. Diese Theilchen neh-
men selbstredend nach oben an Grösse ab und bestehen in
den oberen Schichten aus sehr feinen Blättchen.
Dass sich dieselben in Mitten von Körnern von sehr
verschiedener Dichtigkeit finden, erläutert sich daraus, dass
während der ganzen Dauer der Operation das Aufsteigen
des Wassers heftiger erfolgte, als das Herabsinken desselben,
weil Ersteres die Folge des vom Arbeiter gegebenen Stosses
ist. Letzteres durch das Durchsickern des Wassers durch
die obere Schicht verzögert wird. Diess hört aber auf, sobald
das Wasser sich nicht mehr über die Oberfläche des Setz-
gutes erhebt. Der Kolben, welcher dann schwimmt, gehorcht
einem schwachen Stosse. Der Arbeiter hebt durch leises
Senken desselben die Körner langsam und indem er ihn
schnell hebt, erzengt er einen starken Wasserstoss, welcher
die Schiefertheilchen in verticaler Richtung herabreisst. Der
Kolben wird nun allmälig höher gehoben und zuletzt nur
leise gestossen, so dass die groben Körner davon nicht mehr
bewegt werden, während die Schieferblättchen sich bis in
die Bergschicht hinabziehen.
In vorstehenden Thatsachen sucht der Verfasser den
Hanptvorzug des hydraulischen Hand-Setzsiebes und ferner
darin, dass man danach mehrere Abhübe von verschiedener
Reinheit machen kann, die zu verschiedenen Zwecken ver-
wendbar sind. Herr Evrard hat nun ein sehr grosses Setz-
sieb mit beweglichen Kolben construirt, in welchem alle
angegebenen Manipulationen auf ibechanische Weise bewirkt
werden. Vorher werden die Kohlen durch ein Lesesieb unter
Auslesen der gröberen Berge in verschiedene Korngrössen
getrennt.
Die Anordnung dieser Apparate ist folgende :
1. Das Lesesieb.
Die Förderkohlen werden in einen Trichter gestürzt,
aus dem sie auf einen rotirenden Tisch fallen. Von diesem
werden sie durch einen Abstreicher über einen rotirenden
ringförmigen Rost von 7 Meter (= c. 22') äusserem Durchmes-
ser und l Meter (= 3' 2") Ringbreite vertheilt, welcher Oeff-
nungen von 12 Millimeter (= 5 Linien) hat. Unter diesem
liegt ein ebenso gestaltetes Sieb von 5 Millim. (== 27^
Linien) Weite und in gewissem Abstände darunter eine feste
Bühne für das durchfallende Kohlen klein. Ueber dem ober-
sten Roste sind im Quincunz gestellte Harken angebracht,
welche die Förderkohle vollständig ausbreiten und die klei-
neren Sorten aussieben ; Streichbretter werfen die einzelnen
Sorten nach einer fast vollendeten Umdrehung von den Sie-
ben und der festen Sohle nach aussen, die in kleine Wagen
fallen, wenn sie zum Verkaufe und in Becherwerke, wenn
sie zur Sieberei bestimmt sind.
- 311
Die BoBte und die feste Soble ruhen auf einem eisernen
für jede Sohle mit 12 Armen versehenen Gerüste, welches
mit einer vertioalen Achse in einer Pfanne rotirt.
In dem centralen Baume liegt eine concentrische, mit
dem Siebe sich drehende Bühne, auf welcher 12 Arbeiter
die Berge aus den Stücken auslesen, und hinter sich auf
eine untere oder 4. Etage werfen, deren äusserer Durch-
messer dem der Bühne entspricht. Die Berge werden eben-
falls durch ein Streichbrett in kleine Wagen verladen. Die
Boste werden durch 12 Gitter gebildet, welche auf den auf
beiden concentrischen Kreisen vernieteten Tragleisten ruhen.
Die Stäbe sind dreikantig, von Eisen, und die Boste sehr
dauerhaft. Da aber durch die oberen Siebe noch flache
Stücke mitgehen, welche für die Wäsche zu gross sind, so
hilft man dem ab, indem man die Yorräthe der 2. Etage
noch durch einen Schlagrätter oder eine Trommel mit Ble-
chen von 3 Centimeter (= 1 y^ Zoll) Lochweite gehen lässt.
Das Lesesieb kann 2 Umdrehungen in der Minute ma-
chen. Jeder Bing von 7 Meter Durchmesser repräsentirt
auf 1 Meter Breite 18*260°" (= 189 Quadratfuss) also alle
3 von 55*280™ (=566 Quadratfuss), was bei einer mittleren
Stärke der Schicht von 3 Centimeter (=1V^ Zoll) einem
Effecte von 60 Hekt. 80 pro Tour oder 1000 Hekt. = 1819
Scheffel pro Stunde entspricht, bei einer Geschwindigkeit
von 1 Umgang pro Minute.
2. Die Kohlenwäsche.
Die Kohlenwäsche besteht aus einem ringförmigen ro-
tirenden Setzsiebe von 10 Meter (c. 32') äusserem Durch-
messer und 2 M. (= OVsO Breite, eingefasst von zwei 30
Centim. (= llVj") bohen Bändern, aus Holzrahmen mit
durchlochten Kupferblechen von 1 Millimeter Lochweite ge-
bildet. Dasselbe rotirt auf Bollen, deren radiale Achsen an
der einen Seite auf dem Bande des ringförmigen, gemauerten
und innen mit Cement verkleideten Setzkastens ruhen, wel-
cher einen umgekehrten Kegel von 10*20°" (c 32 V2O Durch-
messer und 10°" (c. 320 ^^^^ bildet. Das untere^Ende des-
selben läuft in ein durch eine Schütze geschlossenes Bohr
aus, durch welches die Schlämme in einen Wagen abgelassen
werden. Das andere Ende der Achsen ruht auf einem ge-
mauerten ringförmigen, an seinem ganzen unteren Umfange
mit Spalten versehenen Scheider, welcher das Sieb von dem
centralliegenden cylindrischen Kolben von 5*30°" (c. 16'9'0
Durchmesser trennt. Zwischen den Siebrändern und dem
Mauer werke ist nur ein sehr kleiner Zwischenraum, welcher
kein Herausspritzen des Wassers gestattet. Das Sieb em-
pfängt seine Bewegung durch einen um den ganzen Umkreis
liegenden Zahnring, in welchen ein Getriebe eingreift.
Der Kolben hängt mittelst zweier Zugstangen an einem
Hebel, welcher seinen Unterstützungspunkt auf dem Bande
des Siebkastens hat und am anderen Ende durch einen Dau-
men bewegt wird. Am Ende des Ejraftarmes trfigt er eine
verticale, eingelenkte Stange, an welcher unten ein Schwim-
mer hängt, welcher dessen Gewicht vollständig contreba-
lancirt, so dass er beim Niedergange mit dem Kolben nicht
mitwirkt.
Das Sieb hat auf seinen grossen Durchmesser vom Un-
terstützungspunkte des Hebels nach der Seite des Schwim-
mers hin eine Neigung von 30 Centimeter (ca. 11 72*^) und
das Niveau des Wassers liegt 20 Centimeter über dem tiefsten
Theile des durchlochten Bleches, also 10 Centimeter unter
denen höchstem Punkte. Senkt sich nun der Kolben , so
steigt das Wasser gleichmässig im Siebkasten, aber es er-
hebt sich zu verschiedenen Höhen, so dass der Wasserspie-
gel relativ am niedrigsten am letzteren Punkte, am höchsten
am gegenüberliegenden ist. Es werden dadurch alle oben
angegebenen Manipulationen, welchen Herr E. den wesent-
lichen Vorzug des hydraulischen Handsetzsiebes zuschreibt,
bei einer Umdrehung und gleicbmässigem Kolbenspiele er-
reicht. Der Gang der Manipulation ist nun folgender:
Stellen wir uns an den Unterstützungspunkt des Ba-
lanciere und verfolgen das sich nach rechts drehende, also
dort eintauchende Sieb, so sehen wir, dass nach ca. y^ Um-
drehung ein Becherwerk die gröberen Kohlen der zweiten
Etage auf das Sieb wirft, die von einer Streichlatte ein-
geebnet werden. Beim Fortrücken gibt ein weiter rechts lie-
gendes Aaftragewerk die feinere Sorte der dritten Etage auf,
welche sich also über jener ausbreitet. Die dadurch ungefähr
15 Centim. (= 5% **) starke Schicht wird nun unter Harken
darchgeführt, welche sie durchkratzen und das Eindringen
des Wassers erleichtern. Die Schicht wird zur tiefsten Stelle
geführt und gelangt dann allmälig wieder zur höchsten, wo
4 Etagen von Schrappern sie in 4 kleine Schaufelräder füh-
ren, welche die Schichten von verschiedener Beinheit in
Wügeu auswerfen. Die oberste ist die reinste, die folgenden
immer unreiner, zu unterst liegen nur Berge.
Die ersten Kratzer sind 10 Centimeter (c. ^^^ Zoll) über
dem Siebe, die nächsten 7 Centimeter (= 2^3 Zoll), die des
3. und 4. Bades sind beweglich und diese beiden Bäder mit
auszurückenden Kuppelungen versehen, um sie nur von
Zeit zu Zeit in Thätigkeit zu setzen, da, w^ bei dem Hand-
setzsiebe, die Bergeschicht sich nicht für jeden Einsatz, oder
hier für jede Umdrehung abheben lässt. Man wartet, bis sie
5 Centimeter (1 ^yi2 Zoll) dick ist, um sie dann mittelst des
4. Bades auszuheben, während das dritte eine darüberlie-
'gende Schicht von 2 Centimeter (= V^ Zoll) abhebt und der
Wäsche wieder zuführt. Letzteres geschieht, indem man die
Producte des dritten Bades wieder aufhebt und durch einen
hinter den Kratzern liegenden Trichter wieder auf das Sieb
stürzt.
Die Production der Wäsche, welche innerhalb gewisser
Grenzen nur von der Umdrehungsgeschwindigkeit abhängt,
beträgt 50*2°" (Oberfläche des Siebes) mal 0*10°" (mittlere
Höhe der Charge) == 50 Hect. = 91 Scheffel fQr eine
Umdrehung.
Auf La Chazotte macht das Sieb in 5 Minuten eine
Umdrehung, wobei 100 Kolbenstösse gegeben werden, es
können also auf demselben in einer Stunde 1250 = 600
Hect. = 1091 Scheffel pro Stunde verwaschen werden.
Die beiden Apparate erfordern zusammen nur eine be-
wegende Kraft von 10 Pferden, von denen 6 für das Lese-
sieb und die Becherapparate und 4 für die Wäsche nöthig
sind. Sie arbeiten seit ca. 8 Jahren sehr regelmässig und
verursachen fast keine Unterhaltungskosten, obschon sie eine
tägliche Förderung von 10.000 Scheffel zu verarbeiten
haben.
Der oberste Abhub liefert ein Product von 4 — 4V2 %
Asche, der 2. von 6 — 7%, der 3. von 50 ^/a, während die
zur Wäsche abgegebenen Kohlen 16 — 17 % Asche ent-
halten.
Das Verwaschen der Schlämme erfolgt auf einem ähn-
lichen Apparate in Verbindung mit einem aufsteigenden
Wasserstrome. Derselbe kann ungefähr das gleiche Quantum
pro Stunde verarbeiten, wie die Kohlenwäsche.
*•
— 312 ---
Beschäftiget siod bei dieser Prodaction 12 Arbeiter
resp. Mädchen am Lesesiebe, 2 Mann an jeder der beiden
Wäschen und 1 Maschinenwärter für die Betriebsmaschine.
Die Gesammtarbeitslöhne wurden uns zu 2 Centimes auf
100 Kilogr. Kohlen oder zu 1 Pfg. pro Scheffel angegeben,
was bei obiger Arbeiteraahl niedrige Löhne ergeben würde.
Ueber die Anlagekosten der Apparate haben wir keine
Angaben erhalten. Jedenfalls müssen dieselben sehr be-
trächtlich sein.
Als unrationell muss es aber bezeichnet werden, dass
die auf den Siebrosten getrennten Sorten auf dem Setzsiebe
wieder vereinigt werden, anstatt jede Sorte für sich zu ver-
arbeiten. Jedenfalls würden durch getrenntes Verarbeiten
beider Sorten sich noch reinere Producte erzeugen lassen.
Setzet das Oold in die Tiefe?
Soeben kehrte ich von meinen geologischen Aufnahms-
reisen aus Ungarn zurück und finde in Nr. 22 dieser Zeit-
schrift einen Artikel unter obiger Aufschrift, der, wie ich
glaube, den Charakter einer Entgegnung auf meine in Nr. 51,
Jahrgang 1866} entwickelte Ansichten tragen soll. Es sei
mir gestattet, letztere in ihren Hauptmomenten hier nochmals
sehr gedrängt vorzuführen*).
Die Hauptaufgabe jener Zeilen war, endlich einmal nach-
zuweisen, dass der absolute Goldhalt bei vielen Lagerstätten
mit der Tiefe nicht abnehme, wie man bisher glaubte, so-
dann dass das in oberen Horizonten durch Zersetzungspro-
cesse meist aus Kiesen entstandene Freigold in der Tiefe
noch in den Kiesen gebunden erscheint. Es ist daher in den
letzteren Fällen nicht möglich den Goldgehalt mittelst der
grossen chemischen Affinität zum Quecksilber in Quick-
mühlen, wie beim Freigold, zu gewinnen, sondern durch rein
mechanische Processe, wo bekanntlich der Kalo ein bedeu-
tend grösserer ist, welcher noch flberdiess bei der Verhüt-
tung der Kiese umsomehr steigt. Es wird also schon wegen
dieser Ursache in der Tiefe immer weniger Gold gewon-
nen werden können. Sodann überliess ich mich den Betrach-
tungen der grossen Nachtheile der Tiefe bei jedem Berg-
baue, sowie der mögliehen geschichtlich-administrativen
Motive einer erfolgten Goldbergbauauflassung, und schloss
mit dem Resum^, dnss bei vielen Goldbergbauen keine ab-
solute Goldabnahme nachweisbar ist, obzwar mir auch einige
Fälle der umgekehrten Art bekannt wurden. Es war meine
Pflicht, auch die letzten Worte nicht nur als Resultat man-
cher gewiegten praktischen Erfahrung anzuschliessen, son-
dern auch um zu zeigen, dass ich ganz unparteiisch gewillt
gewesen bin, nie eine Ansicht, welche zwar aus vielen Beob-
achtungen hervorging, zum allgemein giltigen Gesetze zu
heben — ein Fehler unserer früheren geologischen Schulen.
Mir kommt nun vor, dass Herr PoSepny glaubte, ich sei
in den erwähnten Fehler gefallen, und sich deshalb die Mühe
nahm, mich darob freundlich zu belehren, ohne gerade di-
recte Beispiele vorführen zu müssen. Dass Herr PoSepnj
*) Obwohl wir das lange Fortspinnen von polemischen, auch
wissenschaftlichen, Artikeln darum nicht lieben, weil die Leser der
Zeitschrift nicht immer gleiches Interesse daran finden, wie die
disciiHrenden Autoren, so glauben wir diessmal doch noch darauf
eingehen zu sollen, weil Herr Höfer wirklich missverstanden
worden ist, und im Allgemeinen auch die Frage selbst von prak-
tischem Interesse ist O. H.
meinen entwickelten Ansichten beipflichtet, geht aus Fol-
gendem seiner Entgegnung hervor.
Betreffs der Genesis des Freigoldes führe ich die auf
Seite 171 von Herrn Pofiepny selbst gebrnuchten Worte an:
»Dass man an vielen Goldstufen die secundäre Entstehung
des gediegenen Goldes aus den Kiesen, ähnlich wie die des
gediegenen Silbers und Kupfers aus seinen Schwefelerzen
beobachten kann, ist eine unbestreitbare Thatsache, und die
von Herrn J. Höfer gegebenen Beispiele Hessen sich be-
deutend vermehren. Doch scheint es mir zu vorschnell,
diesen Schluss auf alles gediegen vorkommende Gold anzu-
wenden, » — eine Ansicht die mir nie im Traume beifiel.
Und auf derselben Seite heisst es weiter unten: «Die
Ansicht, dass die goldhaltigen Kiese oder überhaupt gold-
haltige Schwefelmetalle das gediegene Gold substituiren,
ist ziemlich allgemein verbreitet und wird auch von Herrn
Freiherrn von Richthofe n bezüglich Californiens ausge-
sprochen U Klingt alles diess um ein Jota anders als meine
gegebenen Ansichten? Dass es Frei gold Vorkommnisse gibt,
welche als ursprüngliche Bildung anzunehmen sind, kommt
ebenfalls, wenn auch nicht häufig, in der Praxis vor.
Doch die beste Erklärungs weise fär dessen Genesis, nämlich
die Extrahirung des homöopathisch im Nebengestein ver-
theilten kieselsauren Goldoxjds, wie Bischof lehrt, scheint
mir noch viel zu wenig begründet, um darüber Worte zu
verlieren.
Betreffs des zweiten Theiles meiner Abhandlung, näm-
lich der äusseren Einflüsse auf den Goldbergbsu, meist durch
den Betrieb bedingt, scheint Herr Pofiepnj mit mir in Ueber-
einstimmung zu sein, weil darin nur die Schwierigkeiten der
Tiefe eines Bergbaues von praktischer Seite beleuchtet sind,
welche ja jeder Bergmann als traurige Wahrheit fühlt, und
ich mich der Vollständigkeit halber verpflichtet fühlte, diese
auf den Goldbergbau viel intensiver wirkenden Umstände
beizufügen. Nur ein Widerspruch liegt auf Seite 173 bei
den Vergleichnngen Herrn Pofiepnj's der Goldgewinnung
aus Seifenlagern und aus ursprünglichen Lagerstätten, wenn
er mit der Abnahme der Goldproduction eine Goldabnahme
in der Tiefe identificirt. Ich würde bei diesem Ergebnisse
zwar die Schuld ebenfalls auf diese unsägliche Teufe schie-
ben, aber nicht auf die Goldarm uth, sondern auf die
socialen und Betriebs-Verhältnisse!
Herr Po^epny war auch so freundlich, meine Arbeit
über die Erzlagerstätten Nag7Ag*s (Jahrbuch der k. k. geo-
logischen Reichsanstalt 1865) mit dem schmeichelhaften
Prädicate «schöne Arbeit « zu citiren. Sie scheint ihn jedoch
nicht vollends befriedigt zu haben, indem er so manche Fra-
gen von hoiier Wichtigkeit darin nicht beachtet findet, —
Fragen die sich gerade auf die Tief»; beziehen. Darum fragt
er mich Seite 169 unten : d Sollte nun der Grünsteintrachjt
in derselben Ausbildung und in derselben Mächtigkeit in
die Teufe setzen? oder ist der rothe Thon, das Conglome-
rat u. dgl. im Stande, ein Damoklesschwert für die Verewi-
gung des Bergbaues abzugeben?» Ich ersuche Herrn Pofiepny
meine in Sprache stehende Abhandlung über Nagyig auf
Seite 7 aufzuschlagen, wo also geschrieben steht : «Die
Gänge könnten vielleicht nur dann ein Ende finden, oder
besser gesagt zu sparsam vorkommen, wenn sich das Neben-
gestein« (Grünste) ntrachjt) „auf eine nur schmale Eruptions-
spalte beschränken würde. Diese Voraussetzung braucht
weder uns noch die nächste Generstion zu beunruhigen, da
in horizontaler Ausbreitung noch fast nirgends die Grense
313 —
des Orflnateintrachytea angefahren wurde, u Also ein Beweis,
dass aach ich mir ähnliche Fragen vorlegte; und dass der
Grüo stein trachyt keine bemerkbare Aenderung mit der
Teufe erfahr, sondern eine locale in verschiedenen Punkten
eines Horizonts, dürfte jeder Leser aus meiner Broschüre
entnommen haben. Femer dachte ich auch über den Begriff
der Teufe nach, und meinte auf Seite 7, ndass der Begriff
der Teufe ein relativer sei, » ohne gerade bis zu antipodalen
berghauptmann schaftlichen Gegenpyramiden tiefdenkend
geworden zu sein. Und vor den gerade citirten Worten
stf'hf, ndass die Abnahme des Goldadels in der Tiefe öfter
dem Verluste des Gebirgsmittels, in dem die Erze einbre-
chen, zuzuschreiben sei,u womit beilftufig ebenfalls das Be-
denken ausgedrückt ist, das Herr PoSepny noch der Betrach-
tung der Golderzlagerstfttten in den älteren, meist mit amor-
phjschen Gesteinen ausdrückt.
Sehr erfreulich war es für mich, dass diese von mir
aufgeworfene Frage bereits von mehrfacher Seite eine wei-
tere Besprechung erfuhr. Nebst Herrn Po§epny, der durcb
seine Studien inVerespatak und Rodnajedenfalls zur Lösung
dieser Frage manchen wichtigen Beitrag leisten kann und
soll, erlitt die aufgeworfene Goldfrage eine weitere Bespre-
chung durch Herrn Oberbcrgrath Grimm in Pribram bei
den dortigen montanistischen Versammlungen und neuestens
im Jahrbuche für Berg-Akademien. Wie ich aus all dem
entnehme, sind seine Ansichten mit den meinigen vollkom-
men übereinstimmend.
Hanns Höfer.
Schmelzversuche mit geringerem Eisenfrisch-
schlacken-Zuschlag bei der Silberhütte
in Pribram.
Bereits im December 1866 wurde bei der Pj^ibramer
Silberhütte behufs Herabminderung der Gestehungskosten
und Reducirung der Metall- Abgänge bei dem Schroelzpro-
cesse der Versuch gemacht, den Eisenfrischachlacken-Zu-
schlag herabzusetzen, und den sich hierdurch ergebenden
Abgang an Zuschlag durch gerösteten Bleistein auszu-
gleichen.
Es wurde daher die Beschickung derart geändert, dass
statt den bis dahin üblichen 48 Laufkarren (96 Ctr.) Eisen-
frischschlacke auf 100 Ctr. Rosterz, nur 32 Lfk. zugetheilt
wurden, und der Abgang an Oxyden des Eisens der Eisen-
frischschlacke theilweise durch Zusatz von geröstetem Blei-
stein ersetzt wurde.
Dieser Versuch scheiterte damals an der Indolenz der
Arbeiter, da aber nach reichlicher Erwägung aller Verhält-
nisse ein günstiger Erfolg zu erwarten stand, wurde nichts-
destoweniger am 30. December 1866 beim Schmelzofen
Nr. VUI mit verlässlichen Arbeitern der Versuch neuerdings
aufgenommen, und bei einem Eisenfrischschlacken-Zuschlag
von durchschnittlich 33'75 Lfk. (67*5 Ctr.) und einem Blei-
stein-Zuschlag von 11*5 Ctr. auf 100 Ctr. Erz am 26. März
1867 die Campagne beendigt
Das Resultat, das sich hierbei ergeben, ist ein sehr
günstiges, wie aus dem Folgenden ersehen werden kann.
Bei der Beschickung, welche bezüglich der Zuschläge
an Roheisen (Durchschnitt I^/^^q) und bleiischen Zeugen
(Durchschnitt 17%) mit der der anderen Oefen gleich ge-
blieben war, resultirt eine Ersparniss an Eisenfrischschlacken
von:
48 Lfk. — 33.75 Lfk. = 14-25 Lfk. pr. 100 Ctr, Erz.
Bei dem verschmolzenen Erzquantum von 2637*5 Ctr.
gibt diess eine Ersparniss von rund 375 Lfk., was wieder
bei dem bestandenen Gestehungspreise von 41 kr. einen Be-
trag von 153 fl. 75 kr. repräsentirt.
Der Kohlenverbrauch ist ein günstiger gewesen (Durch-
schnitt 72-4 Tounen auf 100 Ctr. Erz und Bleistein).
Der Schlackenhalt der beim Ofen VIII während dieser
Campagne gefallenen Bleischlacke betrug 0*009 M. Pfd.
Silber und 3*75 Pfd. Blei pr. Ctr. Schlacke, gegenüber einem
Durchschnittshalte von 0*010 M. Pfd. Silber und 3*75 Pfd.
Blei bei den anderen Oefen in derselben Periode.
Wenn man nun auch den beiderseitigen Halt als p;1eich
annehmen will, so macht sich dennoch im Quantum der
Schlacke eine bedeutende Differenz zu Gunsten des Ofens
Nr. Vni geltend.
Es fielen beim Ofen Nr. VIII im Ganzen um 3*75 Lfk.,
das ist 750 Ctr. an Schlacke weniger (das ist um das Ge-
wicht der ersparten Frischschlacke), und kommt hievon nur
höchstens die Hälfte des Gewichtes an zugesetzten Bleistein,
also beiläufig 150 Ctr. in Abschlag, so dass rund 600 Ctr.
Schlacken weniger abgefallen sind. Diess repräsentirt aber
bei dem obbezeicbneten Halte an Silber und Blei :
600 X 0*009 = 5*4 M. Pfd. Silber
600 X 3-75 = 22 Ctr. 50 Pfd. Blei
und macht in Geldwertb, wenn man die Bewerthnng nach
der Einlösungstaxe vornimmt:
5*4 X 37*50 fl. = 202 fl. 50 kr.
22*5 Ctr. X 8-75 fl. = 196 fl. 87 kr.
399 fl. 37 kr.
Eine weitere Ersparniss bei Zusatz von Bleistein resul -
tirt endlich aus der Vermeidung einer gesonderten Ver-
schmelzung desselben.
Wegen der Weitläufigkeit der Ausführung des hierher
gehörigen Betrages, wollen wir aber nur die vorhin aufge-
führte Ersparniss pr. 153 fl. 75 kr. und 399 fl. 37 kr. be-
trachten und es zeigt sich somit, dass durch die neue Mani-
pulation während der gewöhnlichen Durchschnittsdauer einer
Ofen-Campa?ne, wie solche mit 87 Tagen vom Ofen Nr. VIII
dargestellt wird, eine Ersparniss von 553 fl. 12 kr. bewirkt
wurde.
Zur Annahme eines grösseren Metall verbrandes, der
allein diese Ersparniss reduciren könnte, liegt vorderhand
kein Grund vor, und würde sich überdiess auch diesem Ab-
gange die Ersparniss bei Vermeidung einer separaten Schmel-
zung des Bleisteins entgegenstellen.
Das Resultat der neuen Manipulation stellt sich dem-
nach als ein sehr günstiges dar, und durch die bereits ver-
fügte Einführung derselben bei allen 8 Schmelzhohöfen
dürfte sich eine jährliche Ersparniss von etwa 20.000 fl. in
runder Ziffer bewerkstelligen lassen.
314 -
Versuche mit Sprengöl*).
Vom Berggeschwornen C. A. Richter in Freiberg.
Der in der Berg- und hfittenmänniachen Zeitang erfolg-
ten Aufforderung entsprechend, bringe ich andurch die Er-
gebnisse zur Mittheiiung, welche bei den hierorts angestell-
ten Versuchen mit Sprengöl gegen das in hiesigem Revier
gebräuchliche Natronpulver gewonnen worden sind.
Der erste in dieser Hinsicht unter Leitung eines Agen-
ten abgeführte Versuch fällt in das Jahr 1865 zurück und
war hierzu das 15 Ellen lange und 4 Ellen weite Abteufen
des Beihilfer Hauptechachtes gewählt wordeo. Dieses Ab-
teufen wird im Quergesteine, das aus festem grauen Gneus,
durch den nur hin und wieder einige Klüfte hindurchsetzen
und dann eine leichtere Gewinnung wie sonst gewöhnlich
zulassen, abgesunken. Gerade am Tage des vorgenomme-
nen Versuches war letzteres der Fall und erklärt sich daher
zum Theil die durch das Sprengöl hervorgebrachte ausser-
ordentliche Wirkung. Denn so musste dieselbe genannt
werden, da die noch einmal so stark, wie gewöhnlich und
beziehentlich noch stärker angelegten Bohrlöcher das ihnen
gestellte Pensum vollständig lösten, ja mitunter sogar noch
darüber hinausgriffen und solche Bergmassen im Abteufen
anhäuften, dass ziemlich 3 Tage lang an eine weitere Häuer-
arbeit gar nicht gedacht werden konnte und lediglich nur
die Förderung alle Kräfte in Anspruch nahm. Die hierbei
gebohrten Löcher waren theils einmänniscbe oder einzöllige
und dann 27 — 30 Zoll tief, theils aber auch zweimännische
oder zweizöUige und in diesem Falle war ihnen eine Tiefe
von 36 — 48 Zoll gegeben worden. Die Besetzung dieser
Löcher erfolgte in der vom Agenten angewiesenen ursprüng-
lichen Form. Es wurde nämlich, weil die Löcher alle unter
sich sahen, eine nicht allzugeringe Quantität Sprengöl —
meist 25 bis 30 Pfdtbl. — mittelst blechernen Trichters
eingegossen, darauf die in eine etwas Scheibenpulver ent-
haltende 3 Zoll lange Holzpatrone einmündende Bickford'
sehe Zündschnur bis auf das Oel eingelassen und das Loch
ohne Beihilfe irgend eines Gezähstückes mit der blossen
Hand zuerst mit Grubenschmand und dann mit Sand oder
klarem Berge vollgefüllt.
Wie es sich bei diesem erstmaligen Schiessen mit Spreng-
öl herausstellte, konnte ohne Uebertreibung angenommen
werden, dass die Wirkung eine 4 — 5mal grössere gewesen
war, als wie sie das bisherige Pulver gehabt haben würde,
und musste schon jetzt daraus gefolgert werden, dass die-
jenigen Grubenbaue, die eine möglichste Weite besitzen und
die im festen, wenig klüftigen und daher die Kraft des Spreng-
öls am vollkommensten ausbeutenden Gestein umgehen —
und das wären also die Abteufenbetriebe im Quergestein — ,
dass diese ihrem Ziele von nun au ungleich schneller ent-
*) Bei uns in Oesterreich ist von den in letzter Zeit in
Aufnahme gekommenen Sprengpulversurrogaten am meisten das
Haloxylin der pp. Fehleisen versucht und in Anwendung ge-
nommen worden. Versuche mit Sprengöl (Nitroglycerin) sind uns
aus unseren Revieren bisher nicht bekanntgeworden. Um nun
auch zu diesen aufzumuntern, glauben wir obigen Artikel aus
der Berg- und hüttenmännischen Zeitung von Bruno Kerl und
Friedrich Wimmer (Nr. 34 und 35) hier mittheilen, und auf
einen ausführlichen Bericht aufmerksam machen zu sollen, der
Herrn Einfahrer Müller in Freiberg zum Verfasser hat, und im
(Freiberger) Jahrbuche für den Berg- und Hüttenmann vom Jahre
1 867, S. 223 u. ff. abgedruckt ist. Als wir eben das Blatt schlössen,
erhielten wir einen Bericht eines österreichischen Fachgenossen über
Sprengöl- Versuche, den wir nächstens mittheilen werden. O. H.
gegengeführt werden könnten, als diess früher möglich war
und musste schon dieser eine Vortheil, den das Sprengöl
gewährte, als ein sehr wichtiger und tief eingreifender be«
zeichnet werden. Allein es gesellten sich dazu auch noch
einige andere Vorzüge, die zwar an und für sich nicht so
werthvoll erschienen, als der erste, die aber doch auch einen
nicht zu unterschätzenden günstigen Einfluss auf die Gru-
ben wirtbschaft zu äussern versprachen. Dahin waren za
zählen :
1. dass zur Herausschlagang eines gewissen Maseea fer-
nerhin weit weniger Mannschaft angelegt und weit we-
niger Löcher gebohrt zu werden brauchen, als jetzt,
dass also dem Arbeitermangel gewisser müssen dadurch
abgeholfen werden und der Bedarf an Stahl und Eisen
geringer sein wird als bisher;
2. dass das Oel eine feuergefährliche Eigenschaft nicht
hat und beim Entzünden wohl brennt, aber nicht ex-
plodirt, auch nach Wegnahme der darauf gebrachten
Flamme sofort wieder verlischt ;
3. dass das Besetzen auf sehr leichte, schnelle und un-
gefährliche Weise erfolgt;
4. dass die Rauchentwicklung im Vergleich zu dem ge-
wöhnlichen Pulver eine sehr geringe ist und dass so-
fort wieder an den Punkt, wo der Schuss gefallen ist,
hingefahren werden kann, ohne von dem Dampfe be-
schwert zu werden, ein Vortheil, der namentlich bei
wetternöthigen Betrieben bedeutend ins Gewicht fällt
und der das Anstecken auch einzelner Löcher vor der-
gleichen Betriebspunkten gestattet, was bis jetzt des
fast undurchdringlichen Rauches wegen so viel als mög-
lich zu vermeiden gesucht werden musste, und
5. dass ganz versagte oder bloss aufgerissene Löcher
wieder besetzt und weggethan werden können, was
bei den zeitherigen Einrichtungen entweder eine Un-
möglichkeit, oder doch mit der grössten Gefahr ver-
bunden war.
Diesen Vorzügen ist der Nachtheil gegenüberzusetzeu :
a) dass die bei der Explosion des Oels umhergeschleu-
derten Gase eine schädliche Einwirkung auf die Ath-
mungs- und Sehorgane ausüben,
b) dass das Oel bei jedem stärkeren Stosse oder Schlage
explodirt und leicht gefriert, und
c) dass die geworfenen Gesteinsstücke meist von gros-
sem Kaliber sind und auf ihre Zerkleinerung wieder
eine ansehnliche Zeit verwendet werden muss.
In ersterer Beziehung ist zu erwähnen, dass an dem
ersten Tage des Versuches in dem nicht überaus gut venti-
lirten Abteufen nur äusserst geringe Merkmale von einem
Schmerze im Kopfe oder in den Augen wahrgenommen wer-
den konnten, wogegen späterhin solche Erscheinungen mehr
und mehr hervortraten, so dass es immer augenfälliger wurde,
dass bei Anwendung des Sprengöls ganz besonders auf eine
gute Wettercirculation hingewirkt werden müsse. Im Laufe
der Zeit aber und nachdem sich die Arbeiter an den Geruch
mehr gewöhnt zu haben scheinen, ist auch dieser dem Spreng-
öle anhaftende Uebelstand für nicht mehr so durchschlagend
gehalten worden, dass deshalb die ganze Benutzung in Frage
gestellt werden könnte.
Die ebenfalls nicht wegzuleugnende geföhrliche Eigen-
schaft des Oels bei jedem starken Stosse zu explodiren steht
nicht hinter jener zurück, welche das bisherige Pulver durch
seine leichte Brennbarkeit und durch die daraus entstehende
{
315
Explosion kennzeichnet, wie denn auch die sclinelle Oefrier-
barkeit des Sprengöls zwar als eine sehr unbequeme, aber
nicht gerade als eine sehr gefl&hrliche Eigenschaft angesehen
werden muss.
Was endlich das Hereinsetzen grösserer Gesteinswftnde
anbetrifft, so ist dem ebenfalls beizupflichten, und werfen
die Sprengöllöcher mehr ganze grosse, als kleinere Stücke.
Dieselben sind aber leicht mit dem grossen Fäustel oder
durch nachmalige Sprengungen zu zerkleinen, wenigstens ist
darin kein grösseres Hinderniss zu erblicken, als wenn, wie
bei dem Pulver vielfach geschieht, das abgesprengte Gestein
in kleine Stücke zertheilt und durch das dadurch ermög-
lichte weite Forttragen derselben nicht allein dem Gruben-
ausbau, sondern auch den Arbeitern ein Schaden zugefügt
wird. Im Gegentheil möchte daraus, dass nur eine leichte
und ungefährliche Umlegung der herumzugewinnenden Ge-
steinsmassen stattfindet, eher ein Vortheil, als ein Nachtheil
entspringen, weil eben dadurch eine Schädigung der Ar-
beiter oder der Zimmerung und Mauerung nicht, oder doch
nicht in dem Masse eintritt, als bei dem gewöhnlichen
Pulver.
Und so mussten alle die bei den erstmaligen Versu-
chen mit dem Sprengöle beobachteten günstigen Erscheinun-
gen dazu auffordern, noch ausgebreitetere und sicherere
Nachweise über dessen Anwendbarkeit bei dem Bergbaue
beizubringen und sind daher auch weitere Schritte in dieser
Beziehung gethan worden. Vornehmlich wurde auf der Grube
Segen Gottes in einem Schachtabteufen, an einem Fürsten-
stosse und vor einem Orte ein Coutrolversuch mit SprengÖl
entgegen dem hier gebräuchlichen Natronpulver abgeführt.
Zuerst ist hierbei das Sprengöl zur Verwendung gekommen
und sind mit solchem 226 Löcher von 5429 Zoll Tiefe ge-
schlagen worden. Von diesen Löchern haben 180 Stück
oder 80 Procent rein abgehoben, während 40 -Stück oder
17 Procent nur halb und 6 Stück oder 3 Procent gar nicht
geworfen haben. Der ausgehauene Raum bestand in 7*112
Cbklr. und hat, da die Scbmiedekoston auf 8 Thir. 20 Ngr.
— Pfg. , der Aufwand an Schiessmaterialien auf 5 Thlr.
21 Ngr. 1 Pfg., der Verbrauch an Sprengöl auf 77 Thlr.
5 Ngr. 1 Pfg. und das Gedinglohn auf 1 57 Thlr. 1 7 Ngr.
4 Pfg. zu stehen gekommen sind, 1 Cbklr« einen Aufwand
von 32 Thlr. 6 Ngr. 1 Pfg. verursacht, wobei sich das Ort
wegen dessen kleiner Dimensionirung als der theuerste und
das Abteufen aus entgegengesetzten Gründen als der wohl-
feilste Betrieb erwiesen hat.
Bei dem hierauf angestellten Controlversuche mit ge-
wöhnlichem Natronpulver sind 559 Löcher von 9956 Zoll
Tiefe, d. s. also 333 Löcher von 4527 Zoll Tiefe mehr ge-
schlagen worden, als bei dem Sprengöle, und haben davon
315 Stück oder 57 Procent rein abgehoben, 225 Stück oder
40 Procent nur halb und 1 9 Stück oder 3 Procent gar nicht
geworfen. Man ist durch diese Löcher zu einem Aushiebe
von 4*615 Cbklr. gelangt, wobei das Feldort und der Für-
stenstoss bei Weitem nicht so sehr in den Hintergrund tre-
ten, als im ersten FhHc, Der Aufwand für Schmiedekosten
belief sich hierbei auf 12 Thlr. 21 Ngr. 8 Pfg., der für
Schiessmaterial auf 3 Thlr. 5 Ngr. 8 Pfg., der für Pulver
auf 24 Thlr. 10 Ngr. — Pfg. und der für Arbeitslohn auf
162 Thlr. 18 Ngr. 8 Pfg., so dass also 1 Cbklr. für 41 Thlr.
1 Ngr. 6 Pfg. berausgeschlagf^n worden ist.
Demnach ist bei dem Pulverechiessen die Auffahrung
um 2'497 Cbklr. geringer, der Arbeitslohn trotz des in einem
Falle vorgekommenen Gedingverlustes um 5 Thlr. 1 Ngr.
4 Pfg. und die Schmiedekosten um 4 Thlr. 1 Ngr. 8 Pfg.
höher, der Aufwand für Sohiessmaterialien besondes wegen
des hier in Anwendung gebrachten Käumnadelschiessens um
1 Thlr. 15 Ngr. 3 Pfg. geringer, der Pulververbrauch eben-
falls um 52 Thlr. 25 Ngr. 1 Pfg. geringer, die gesammte
Ausgabe für 1 Cbklr. aber um 8 Thlr. 25 Ngr. 5 Pfg. höher
ausgefallen, als bei dem Sprengölschiessen.
(Schlttss folgt.)
Notiz.
Nenberger Bessemer-Tyres. Die vom k. k. Eisenwerke
Neuberg im Jahre 1865 an den Betriebsdirector Herrn Ha s well
zu einem neuen Tender fUr die priv. Kaiser Ferdinands-Nord-
bahn gelieferten geschweissten Tyres aus Bessemermaterial
sind vor Kurzem zur ersten Abdrehung gekommen und haben
im Vergleich mit den Krupp'schen Gussstahl -Tyres und Bo-
chumer Puddelstalil -Tyres, welche unter Tendern ähnlicher Con-
struction laufen, nachstehendes Resultat geliefert:
Gattung der
Tyres
Zarllekffe-
legte Meilen
bli zar 1.
Abdrehnng
Verlait an
Starke bei
der 1. Ab-
drehnng
Auf eine
Linie Ab-
nützung
entfallen
demnach
Meilen
Anmerkung
Nenberg
Bessemer-
Tyres
5736
2-75"'
20S6
Durchschnitt-
liches Ergeb-
niss Ton
6 Stück Tyres
Krupp
Qussstahl-
Tyres
4747
2-38'''
1994
Durchschnitt-
liches Ergeb-
nisH von
17 Stück
Tyres
Bochum
Puddelstahl-
Tyres
3123
2-44'"
1279
Demnach haben die von Neuberg gelieferten Bessemer*
Tyres bei einer Linie Abnützung um 92 Meilen mehr wie die
Krupp*8chen, — und um 807 MeUen mehr wie die Bochumer-
Tyres zurückgelegt
Wir entnehmen obige Notiz einem anerkennenden Schrei-
ben der priv. Kaiser Ferdinands-Nordbahn-Direction vom I.August
d. J. an das k. k. Oberverwesamt Neuberg, und glaubten die
darin enthaltenen Daten , welche aus vergleichenden Versu-
chen abgeleitet sind, der Oeffentlichkelt nicht vorenthalten zu
sollen. O. H.
A.diniiiiBtrative6.
Cassa- und Verrechnungswesen. — Wegen recht-
zeitiger Einsendung der Cassajournale an die Game-
ralhaupt' und Montanhofbuchhaltung.) Die Wahrneh-
mung, dass dem hierortigen Auftrage vom 14. März 1867, Z. 1 1919
(V. Bl. Nr. 12. 8. 76), die Cassajournale bis sp&testens 15. nach
jedem Monatsschlusse zur Gameralhaupt- und Montanhof buch-
haltung zu erlegen, nicht allseitig entsprochen wird, gibt die
Veranlassung, wegen verspäteten Erlags der Cassajournale die-
selben Geldstrafen anzuordnen, welche mit dem Erlasse vom
11. Juni 1865, Z. 28369 (V. Bl. Nr. 29, 8. 213), wegen ver-
späteter Einsendung der monatlichen Qeldgebarungs- Aus weise
festgesetzt wurden.
Se. k. k. Apostolische Majestät haben den Sections-Chef im
Ministerium für Handel und Volks wirthschaft Carl Weis als
Ritter des Ordens der eisernen Krone IL Glasse, den Ordenssta-
tuten gemäss in den Freiherrnstand des Österreichischen Staates
mit dem Prädicate n'^on Teufensteina erhoben.
Xrnennungen.
Vom Finanzministerium:
Der erste Kanzlist bei dem Bergoberamte in PHbram Jo-
hann Korb zum Protokollisten zugleich Expeditor daselbst, der
dortige zweite Bergoberamtskanzlist Joseph Ben e seh zum ersten,
der dritte Bergoberamtskanzlist Carl Reinhard zum zweiten,
316 —
und der Kauzleiassisteut bei dem köu. ungarischen Finanzin-
spectorate in Pressburg Wilhelm Wuczkowsky zum dritten
ßergoberamtskanzlisten in PHbram (Z. '27749, ddo. 7. Septem-
ber 18U7).
Der Bezirks- Wundarzt in AdeUberg Max Wimmmer zum
Werkschirurgen bei dem Bergamte Idria (Z. 31249, ddo. 6. Sep-
tember 1867.
Der Secnndararzt an der Kranken- und Irrenanstalt zu
Klagenfurt Silvester Mayerhold zum Bergwundarzt bei dem
Bergamte Raibl (Z. 26588, ddo. 7. September 1867).
Der Biagister der Chirurgie in Dobczyce Vincenz Wosny
zum Werksarzt bei dem Berg- und Uüttenamte Swoszowice
(Z. 27227, ddo. 7. September 1867).
Der Stebniker Salinenverwalter Juliua Leo zum Oberberg-
verwalter und Bergrath in Wiellczka, der Markscheider bei der
Salinenverwaltung in Wiellczka Adolph Ott zum Verwalter da-
selbst, endlich der Ministerialconcipist des Finanzministeriums
Johann Hladik zum Finanzsecretär bei der Finanz- Landes-
direction in Lemberg (Z. 28359, ddo. 12. September 1867).
Der Materialverwalter bei dem Oberverwesamte in Neuberg
Alois Eich tinger zum Cassier daselbst (Z. 35U45, ddo. 13. Sep-
tember 1867).
ad Nr. 352 V. Xandmaohong.
Vom k. k. Bergoberamte in PHbram wird mit Genehmigung
des hoben k. k. Finanz-Ministeriums ddo. 16. August 1867,
Nr. 31248 F. M. nach berggesetzlicher Vorschrift hiemit ein or-
dentlicher Gewerkentag des k. k. und mitgewerkschaftlichen Carl
Borromaei Silber- und Blei-Hauptwerkes zu PHbram auf den
29. October 1867 um 10 Uhr Vormittags zu PHbram im Sitzungs-
saale des Bergoberamtsgebfiudes angeordnet, und werden hiezu
die sämmtlichen Herren Mitgewerken mit dem Bedeuten einge-
laden, hiebel entweder persönlich oder durch legal ausgewiesene
Bevollmächtigte (§. 153 a. B. G.) zu erscheinen, widrigens die
Nichterscheinen den als mit den gefassten Beschlüssen der Erschie-
nenen (§. 153, 154, 155 a. B. G.) Hlr einverstanden erachtet werden.
Ais Verhandlungsgegenstände werden in Vorhinein bezeichnet:
1. Kechenschafts- und Betriebsbericht nebst Gebarungs-Aus-
weisen auf Schluss des Jahres 1866, mit Zusätzen aus dem Jahre 1^67.
2. Regelung der gewerkschaftlichen Verhältnisse im Sinne
der §§. 137 bis 169 aUgemeines Berggesetz und der Verordnung
des Justiz-Ministeriums vom 13. December 1854.
3. Wahl des Gewerkschaftsdirectors und Bestimmung der
Vollmacht ftir denselben.
4. Vortrag über die mittelst Freischürfen erfolgte Occupi-
rung des hoffnungsreichen Terrains bei Koziöm und Worlow,
dann jenes bei Stfebjiko für das Carl Borromaei-Hauptwerk, Be-
kanntgebung der bisherigen Einleitungen , und Einholung der
Erklärung der Privatgewerken des Hauptwerkes, ob dieselben
bei der Betheiligung an diesen Bergbauuntemehmungen verbleiben.
5. Bekanntgabe der wichtigsten durch die Systemalunter-
suchungscommission und seither eingeführten Verbesserungen,
Ersparungen und sonstigen getroffenen Massnahmen.
6. Betriebsanträge für die nächste Zeitperiode.
Pfibram, den 23. September 1867.
AMÜNWGUNÖEN.
Die Seiler-Waaren-Fabrik
des Carl ]II»nill in Pest
erzeugt alle für den Bergbau nöthigen Seiler-Arbeiten von
vorzügUcher Qualität zu den billigsten Preisen.
Fabrik: Pest, SUdtwäldchen, Arenaweg Nr.' 120, 121.
Niederlage: Pest, Josefiiplatz, Badgasse Nr. 8. (57->6i)
(97-99)
Concurs.
Zur Besetzung der erledigten Stelle eines technischen Di-
rectors in den Kupferbergwerken der BÜtraer Bergwerks-Union
wird hiemit der Concurs eröffnet. Büt dieser Stelle ist ein Jahres-
gehalt von 2000 fl. öst. W., freie Wohnung, Holz, femer die
Benützung eines Gartens und mehrerer Joch Felder verbunden.
Es werden demnach die hierauf Reflectirenden, welche im
Berg- und Hüttenwesen, und namentlich in der Kupfer-Extrac-
tion, Pochwerksleitung und Schmelzung bewandert und fach-
männisch gebildet sein müssen, aufgefordert, ihre diessbezügli-
chen documentirten Gesuche bei dem Präses des Directoriums
Herrn Leo v. Marschalko in Pest (Landstrasse Nr. 25) bis
1. October 1. J. einzureichen, wo auch nähere Auskunft ertheiltwird.
Pest, am 3. September 1S67.
Im Auftrage des Directoriums:
Albert i«Uer,
Vereinssecretär.
(93-94) pur Aufbereitungsanstalten
stehen: 3 complet eiserne Siottherde mit Mengtrommel
2 „ „ rotirende Herde mit „
4 — 6 „ „ Sotzmatoliineii
auf dem 81 Johannet-Kupferwerk bei Böhmisch -Werners-
dorf zum Verkauf.
Sämmtliche Apparate sind von Sievert & Comp, in Kalk
bei Deutz gefertigt und fast neu.
Gefällige Anfragen beliebe man an den Besitzer Theodor
Kleinwächter in Liebau (Preussisch-Schlesien) gefälligst franco
zu richten.
Soeben erschien im Commissionsverlage der Buchhandlung
Kayer Ä Comp, in Wien, Singerstrasse:
MontaD-Handbueh des Kaiserstaates Oesterreich
• fflr 1867.
Herausgegeben Ton
Joh. B. Kraus,
Jnb. k. k. Rechnnngsrath im Mflnc- und Bergwesen zu Thereilenb&d
in Meldung.
22. Jahrgang, gr. 8^, 33 Bogen, Preis gebunden in Lein-
wand fl. 3, broschirt fl. 2'50
Gleichzeitig erschien von demselben Verfasser:
Sammlung von Normalvorschriften und Verordnungen Aber
Reisekosten-Gebühren und Verrechnung, zunächst
für Montanisten.
gr. %^j 24>y|« Bogen. Preis gebunden fl. 2, broschirt
(101—102) , fl, 1-50
(83—87)
6^
Paieni'MBrahtatünder
fflr
Felseosprengungen erzeugt und empfiehlt bestens
AL WUh. Stellxig
in Schönlinde in NordbGhmen.
Diese Zeitschrift erscheint wöchentlich einen Bogen stark mit den nöthigen artistischen Beigaben. Der Prannmerationspreis
ist Jährlich looo Wien 8 fl. ö. W. oder 5 Thlr. 10 Ngr. Xit franeo Postvenendung 8 fl. 80 kr. ö. W. Die Jabresabonnenteo
erhalten einen officiellen Bericht über die Erfahrungen im berg- und hflttenmannisehen Kasehinen-, Bau- und Anfbereitnngswesen
lammt Atlas als Gratisbeilage. Inserate finden gegen 8 kr. ö. W. oder IVi Ngr. die gespaltene Nonpareilleseile Aufnahme.
Zuschriften jeder Art können nur franoo angenommen werden.
Druck von Carl Fromme in Wien.
Für den Verlag verantwortlich: Oarl Reger.
N=40. Oesterreichische Zeitschrift ,1^?^.
IV. Jakrgang. 7. Oetober.
fiir
Berg- und Hüttenwesen.
Verantwortlicher Redacteur: Dr. Otto Freiherr von Hingenao,
k. k. lCiiii«tarUlr»tb im Finaaunlnltteriiiai.
Verlag der Q. J. Manz'schen Buohliandlline: (Kohlmarkt 7) in Wien.
IzLhalt: Betrachtangen aoa Anlass des gegenwSrtigen Wiederanfschwonges der Metall-Indastrie. 11. — Tabellen znr Berichtigung
der durch Beobachtung correspondirender Sonnenhöhen bestimmten Mittellinie zur wahren Mittagslinie. — Versuche mit Sprengöl(Schluss).
Eisenwerk und Maschinenfabrik von Schneider & Comp, zu Le Creuzot in Frankreich. — Administratives. — Ankündigungen.
Betrachtungen ans Anlass des gegenwärtigen
Wiederanfschwimges der Metall-Industrie,
n.
Um nun aber wohlfeiler und in grösseren Mengen pro-
duciren und einem stärkeren Verkehr dauernd genügen zu
können, reichen viele der heutigen Hilfsmittel der Production
nicht aus. Holzkohlen-RoheiBen in unbeschränkter
Quantität zu erzeugen, gestatten der Bestand unserer Forste
und die Preise des Holzes und der Holzkohle nicht, wenn
eben diese Forste stärker in Anspruch genommen werden
sollen, und gleichzeitig die kaum erst in Schwung kommende
Ausnutzung der Forste auf Nutz- und Bauholz weitere Fort-
schritte machen sollte.
Man wird daher auch dort, wo man bisher aus Furcht
vor Verschlimmerung der Qualität an der Holzkohle fest-
halten zu müssen geglaubt hat, zur Steinkohle greifen müs-
sen und Coaks-Hohöfen auch dort ins Leben zu rufen ge-
uöthigt sein, wo bisher das Holz allein als die Bedingung
der Eisenindustrie gegolten hat! Aber wird nicht die Qualität
darunter leiden? so hören wir besorgte Fachgenossen fragen!
Betrachten wir diese nicht ungerechtfertigte Frage mit ru-
higer Erwägung aller Umstände, Ganz gewiss wird Holz-
kohlen-Roheisen für viele Stabeisen- und Stahlsorten immer
noch vom Wertbe und für lange noch ziemlich schwer ent-
behrlich bleiben ; aber zweifelsohne werden die vorzüglichen
Eisensteine der norischen Alpen auch mit Coaks vorzügli-
ches, zumal graues Roheisen geben, welches für viele Sorten
von Eisen ebenso gute Qualität geben wird. Wenn nun ein
Theil des überhaupt erblasenen Eisens mit Coaks erblasen
wird, so kann, ohne die gegenwärtigen Holzbezugsyerhält-
nisse irgendwie zu alteriren, eben dieser Theil der künftigen
Eisenproduction mehr producirt werden, und man wird in
der Lage sein, die heutige Menge Holzkohlen-Eisen «plusu
einer beliebigen Menge Coakseiseu auf den Markt zu stellen
ohne sich das Holz zu vertheuern; ja! das Eintreten eines
neuen in diesen Holzkohlen-Eisen-Revieren noch unbenutzten
Concurrenten (der Coaks) wird auf den Holzkohlenpreis
mässigend einwirken. Mit der bisher selbst geschaffenen Be-
schränkung der Production aus Holzbedeckungrs-Rücksichten
hat es ein Ende, sobald Coaks in den Schranken treten und
eine von der Holzkohle unabhängige Mehrerzeugung möglich
gemacht wird.
Will man aber mit Coaks blasen und dabei möglichst
gute Qualität erhalten, so muss man Erz und Brennstoff
sorgfältiger, als es bisher vorwiegend der Fall ist, behandeln.
Rein geschiedene, gut gattirte, richtig abgewit-
terte und geröstete Erze und gute, schwefelfreie,
aschenarme Coaks werden, mit passenden Zuschlägen
sorgfältig undauf Grund guter Analysen combiuirt, eine Quali-
tät desProductes geben, die sich mit solchem Holzkohleneisen,
welches mit minderer Sorgfalt für Reinheit und analytische
Beschickung erb lasen ist, wird messen, und einem nicht
sorgfältig vorbereiteten Coaksroheisen unbedingt vorzuziehen
sein wird. Auch die von der Natur den Alpenländem ge-
schenkten trefflichen Eisensteine werden bei besserer Sor-
tirung, gründlicher Analyse und richtiger Gattirung immer
noch werthvoller gemacht werden können; und ebenso wird
man unsere angeblich schlecht coakende Steinkohlen (aller-
dings nicht alle) durch sorgfältiges Waschen und Aufbereiten
gut coakbar machen können. — Auch die nicht genug zu
beklagende Entfernung guter Erzlager von guten Kohlen-
lagern wird durch die Eisenbahnen gemildert und deren
bei uns noch hochbemessene Tarife werden sinken , wenn
sichere und grosse Kohlenverbrauchs-Mengen auch beim
Transport die wohlfeile Massenbewegung (die jetzt noch
theilweise fehlt) als vortheilhafter erscheinen lassen werden,
als hohe Tarife. Dahin kann aber gestrebt werden, wenn
man mit der Errichtung von Coaks-Eisenwerken auch in
den Alpen Ernst macht, d. h. wenn lebensfähige Corporalio-
nen oder Gesellschaften die Sache in die Hand nehmen,
was in Kärnten und Steiermark geschehen kann — und bald-
möglichst geschehen sollte !
Freilich! etwas Capital und tüchtige wissenschaftliche
Arbeit bedarf es, um einen solchen Um- und Aufschwung
gelingen zu machen ! Mit manchen alten Gewohnheiten und
Vorurtheileu, mit der lieben gemüthlichen Empirie muss er-
barmungslos gebrochen werden, wenn das durchgreifend
realisirt werden soll, was jetzt im beginnenden Wiederauf-
schwunge anzufangen geeignete Zeit ist! Association und
nüchterne Berechnung müssen Hand in Hau d gehen; Ein-
zelkraft und Phantasien einzelner Projectanten genügen nicht
zu so ernstem folgenschwerem Werke. — Wir hören mit Ver-
gnügen, dass Altmeister Tun n er im Volkswirt hschaftlichen
Ausschüsse des Abgeordnetenhauses Anregungen zu einer
— 318
Coaks-Roheisen-Anlage in Steiermark gegeben und in par-
lamentarischen Ejreisen Unterstützung gefunden hat! Wir
werden, was in dieser Richtung zu Tage tritt, mit Aufmerk-
samkeit verfolgen und uns freuen, wenn es ernstlich vor-
Tabellen
zur ;
Berichtig^ung der durch Beobachtung correspondirender
Tabelle A.
Die Correctur ist beim Gebrauche des Gnomon
Decli-
nations-
ände-
rungder
Sonne
Geogra-
phische
Breite
Correctur für 1 Mi-
westlich
II östlich
Stunden bei einer
Die Correctur ist für Visir-Instrumente
des
in 24
Stunden
Ortes
3
374
3V4
II
negativ
positiv
Tag
Monat
Tag
Monat Ij Tag
Monat
Tag
Monat
Minuten
Grade
21
Juni
21
December
21
Juni
21
December
44
0-2270
0-22S1
0-2292
18
23
fi
23
ff
19
ff
1 1
44 y,
0-2280
0-2290
0-2302
16
25
ff
26
ff
17
n
2
442/
0*2290
0-2300
0-2311
14
n
27
n
28
ff
15
ff
3
U%
0-2300
0-2310
0-2321
11
30
1
Juli
13
fi
4 ,
45
0-2310
0-2320
0-2331
9
n
1
Jänner
3
ff
10
ff
5
45»/,
0-2320
0-2330
0-2342
7
3
"
6
ff
8
ji
6
452/,
0-2330
0-2341
0-2352
4
5
8
yi
6
r
7
458/,
0-2340
0-2351
0-2363
1
7
ff
11
fl
3
ft
S
46
0-2351
0-2362
0-2373
30
Mai
10
t)
14
n
1
ff
9
46%
462/,
0-2362
0-2372
0-2384
27
f)
12
ff
16
ff
29
November
10
0-2373
0-2383
0-2395
24
ff
14
ff
19
fl
26
ft
11
463/,
02384
0-2394
0-2406
21
17
22
1)
24
fi
12
47'
0-2395
0-2406
0-2417
18
n
19
ff
25
ff
21
ff
13
47 y.
0-2406
0-2417
0-2429
15
n
22
t,
28
n
18
ff
14
472/,
0-2417
0-2428
0-2440
12
n
25
ff
31
ff
15
n
15
473>
0-2429
0-2440
0-2452
9
fi
28
ff
4
August
12
n
16
48
0-2441
0-2452
0-2464
5
n
31
ff
8
ff
9
ff
17
48y,
48%
0-2453
0-2464
0-2476
1
n
4
Febraar
12
ff
6
ff
18
0-2465
0-2476
0-2488
27
April
8
jt
16
ff
2
ff
19
48%
0-2477
0-2488
0-2500
22
ff
12
ff
21
ff
28
October
20
49
02489
0-2501
0-2513
17
ff
17
ff
27
ff
23
ff
21
11
ff
23
ff
3
September
16
ff
22
2
ff
3
März
13
ff
7
ff
23
20
Mftrz
20
n
23
ff
23
September
24
Die vorstehenden Tabellen ^ und ^ haben zur verein-
fachten Berichtigung der durch Beobachtung correspondi-
render Sonnenhöhen bestimmten Mittellinie zur wabren Mit-
tagslinie zu dienen; sie sind für Oesterreich (mit Ausschluss
des bergbauarmen Dalmatiens) und Deutschland berechnet
und basiren auf den Angaben der Wiener Mittags-Sonnen-
declination in J. und K. von Littrow's ^Kalendern fflr
alle Stände, u sowie auf der Regel, welche Weissbach im
„Ingenieur» (1866, Seite 256) für die betreffende Correcturs-
Berechnung entwickelt.
Es ist bekannt, dass die Sonnen-Declination wegen der
ungleichförmigen und Störungen ausgesetzten Bewegung
der Erde um die Sonne in Verbindung mit den ungleichen
Längen der Kalenderjahre, ferner in Folge der für verschie-
dene Längenlagen der Orte bestehenden Ungleichheit der
wahren Mittagszeit und schliesslich wegen der periodischen
secnlären Aenderungen der Schiefe der Ekliptik nicht an
einem und demselben, nocb weniger aber an verschiedenen
Erdpunkten gleich sein kann.
Wenn also auch die Tabelle A nur beim Abgang ge-
nauerer astronomischer Epbemeriden benützt werden soll,
80 bleibt doch der aas diesen Ursachen entspringende Ein-
fluss im Hinblick auf die Langsamkeit der Ab- und Zunahme
der Schiefe der Ekliptik (Karl v. Littrow's d Wunder des
Himmels u 1854, Seite 70) für Jahrhunderte hinaus auf die
Declinations-Aendernng innerhalb der oben gewählten Ver-
hältnisse und für 24 Stunden Zeit gerechnet so gering, dass
die Tabelle A, welche die Sonnen-Declinationsänderungen
von Minute zu Minute genau für die Beobachtungstage an-
gibt, zu Fehlern von nur 1 Minute Declinations-Aenderung
in 24 Stunden oder, je nach der Beobachtungsdauer und
der geographischen Breite des Ortes, von 0*227 bis 0'293
Minuten in der Correctur selbst leiten kann.
In den meisten Fällen und insbesondere in der Nähe
der Aequinoctien, wo die Declinations-Aenderung der Sonne
ungleich langsamer erfolgt, wird aber dieser mögliche Fehler
bedeutend geringer sein.
Dagegen kann dieser Fehler der Tabelle A noch durch
jene, der mit zu benützenden Tafel B eigenen, vermehrt
werden.
Die letztere Tabelle ist jedoch bedeutend genauer, so
dass beim combinirten Gebrauch beider selbst nur die an-
nähernden Daten, wie selbe Tafel B ohne jede Interpolation
liefert, benützt werden können.
319 —
wärtB gehen wird, nicht bloss in momentaner Conjunctur,
sondern fflr immer aaf Basis des neuen Geistes der Asso-
ciation, der Wohlfeilheit und Massenproduction! In
dieser Trias Hegt die Zukunft unserer Eisenindustrie. 0. H.
Sonnenhöhen bestimmten Mittellinie zur wahren Mittagslinie.
T a b e
1 1 6 B. 1
nute Soonendeclinationsänderung in 24
Geogra-
Correctur für 1 Minute Sonnen declinationsänderung in 24 Stunden
mittleren Beobachtungsdauer in Stund, yon
phische
Breite
des
Ortes
bei einer mittleren Beobachtungsdauer in Stunden von
374
4
4V4
4%
4%
5
3
374
3%
3%
4
4V.
4%
1
4V4 5
1
Minuten
Grade
Minuten ||
0-2304
0-2317
0-2331
0-2346
0*2362
0-2379
49%
02502
0-2513
02626
0-2539
0-2553
0-2569
0-2585
0-2603
0-2621
0-2314
0-2327
0-2341
0-2356
0-2372
0-2389
492/4
0-2515
0-2526
0-2538
0-2552
02566
0-2682
02598
0-2616
0-2635
0-2324
0-2337
0-2351
0-2366
0-2382
0-2399
493/4
0-2528
0-2539
0-2551
0-2565
0-2679
0-2595
0-2612
0-2629
0-2648
0-2334
0-2347
0-2361
0-2376
0-2392
0-2409
50
0-2541
0-2552
0-2565
0-2578
0-2593
0-2608
0-2625
02643
0-2662
0-2344
0-2357
0-2371
0-2386
02403
0-2420
50 'A
0-2554
0-2566
0-2578
0-2592
0-2606
0-2622
0-2639
2657
0-2676
0-2354
0-2367
0-2382
0-2397
0-2413
0-2430
50%
0-2568
0-2579
0-2592
0*2605
0-2620
0-2636
0-2653
0-2671
0-2690
0-2364
0-2378
0-2392
0-2407
0-2424
0-2441
5OV4
0-2581
0-2593
0-2606
0-2619
0-2634
0-2650
0-2667
0-2685
0-2704
0-2376
0-2388
ü-2403
0-2418
0-2435
0-2452
51
0-2595
0-2607
0-2620
0-2633
0-2648
0-2664
ü-2681
0-2700
0-2719
0-2386
0-2399
0-2414
0-2429
0-2446
02463
51 V4
0-2609
0-2621
2634
0-2648
0-2663
0-2679
0-2696
0-2714
0-2734
0-2397
0-2410
0-2425
0-2440
0-2457
0*2474
51%
0-2624
0-2635
2648
0-2662
0-2677
0-2693
0-2711
0-2729
0-2749
0-2408
0-2421
0-2436
0-2451
0-2468
0-2486
51%
0-2638
0-2650
0-2663
0-2677
0-2692
0-2708
ü-2726
0-2744
0-2764
0-2419
0-2432
0-2447
0-2463
0-2479
0-2497
62
0-2653
0-2665
0-2678
0-2692
0-2707
0-2723
0-2741
0-2760
0-2779
0-2430
0-2444
0-2458
0-2474
0-2491
0-2509
52 V4
0-2668
0-2680
0-2693
0-2707
0-2722
0-2739
0-2756
0-2776
0-2795
0-2441
0-2455
0-2470
2486
0-2503
0-2521
52%
0-2683
0-2695
0-2708
0-2722
0-2738
0-2754
0-2772
0-2791
0-2811
0-2453
0-2467
2482
0-2498
0-2515
0-2533
52%
0-2698
0-2710
0-2724
0-2738
0-2753
0-2770
0-2788
0-2807
0-2827
0-2465
0-2479
0-2494
0-2510
0-2527
0*2545
53
0-2714
0-2726
0-2739
0-2754
0-2769
0-2786
0-2804
0-2S23
0*2843
0-2477
0-2491
0-2506
0-2522
0-2539
0-2557
.53%
0-2730
0-2742
0-2755
0-2770
0-2785
0-2802
0-2820
0-2839
0-2860
0-2489
0-2503
0-2518
0-2634
0-2551
0-2570
53%
0-2746
0-2758
0-2772
0-2786
0-2802
0-2819
0-2837
0-2856
0-2877
0-2501
0-2515
0-2530
02547
0-2564
0-2582
53%
0-2762
0-2774
0-2788
0-2803
0-2819
0-2836
0-2854
0-2873
0-2894
0-2514
0-2528
0-2543
0-2659
0-2577
02595
54
0-2779
0-2791
0-2805
0-2820
02835
0-2853
0-2871
0-2890
0-2911
0-2526
i
0-2540
0-2556
0:2572
0-2590
0-2608
54%
0-2795
0-2S08
0-2822
0-2837
0-2853
0-2870
0-2888
0-2908
0-2929
Die grösste Differenz in der Tafel B beträgt nämlich :
ä) für y^ Grad Verschiedenheit der
geogr. Breite 0*0018 Minuten
b) für V4 Stunde Verschiedenheit der
Beobachtungsdauer 0*0021 „
Zusammen 0*0039 n
Hievon kann, wenn man die annä-
herndsten Daten benutzt, höchstens die
Hälfte als factischer Fehler begangen
werden, d. i 000195 Minuten
Die letzten Ziffern in der Tabelle sind
feruer selbst ungenau auf .... 0*00005 n
Die Summe pr. 0*00200 l
gibt den möglichen Fehler bei blosser Benützung der an-
näherndsten Daten der Tafel B für 1 Minute Sonnen-Decli-
nations-Aenderung in 24 Stunden.
Die grösste vorkommende Sonnen-Declinationsände-
rung in 24 Stunden beträgt aber 24 Minuten, und somit der
grösste Fehler der aus Tafel B ohne Interpolation begangen
werden kann 24 . 0*002 = 0*048 Minuten oder nicht ganz
3 Secunden, d. i. die Genauigkeit der Tafel B ist auch bei
blosser Benützung der annäherndsten Ziffern nechsmal grös-
ser, als jene der Tabelle A.
Der bei diesem combinirten Gebrauche beider Tabellen
mögliche grösste Fehler beträgt 0*293 + 0*048 = 0*341
oder nahe ^^ Minute.
Erfolgt die Bestimmung der Mittagslinie mittelst des
Gnomon im Zwecke der blossen Behebung der Magnet-De •
clination am Gruben-Compass und gebraucht man hier zum
Auftrag der Correctur den praktisch auf den Beobachtungs-
platten noch gut anwendbaren Bogen von Vj Wiener Klafter
oder 500 Wiener Decimallinien Halbmesser, so beträgt, da
1 Minute Winkel für den Radius 1 einem Bogen von
0*00029089 entspricht, der grösste Fehler bei blosser Be-
nützung des Beobachtungstages aus der Tabelle A und der
annäherndsten Daten in Tafel B höchstens 0*049 Decimal-
linien Bogenlänge.
Diess nähert sich auch der Grenze, auf welche man mit
gewöhnlichen Werkzeugen noch ganz sicher abstechen kann,
und ist also dieser Gebrauch der Tabellen für die eben an-
gedeuteten Fälle bei einer Genauigkeit der Correctur auf
mindestens y» Minute genügend.
— 320
Damit will jedoch keineswegs gesagt werden, dass diese
Bestimmungsart der Mittagslinie die eben erwähfite Correc-
tars«6enaaigkeit im Ganzen erreiche; die aus der natär-
liehen Unvollkommenheit des Apparates und der Beobach-
tung entspringenden unvermeidlichen Fehler sollen aber
nicht durch behebbare noch weiter vermehrt werden.
Kann auch nämlich dort, wo man den auf mehrere Mi-
nuten an und für sich ungenauen Compass beim Markschei-
den ausschliesslich anwendet, kleineren Unrichtigkeiten
in der Bestimmung der Mittagslinie jenen grösseren schon
dem Messinstrumente anhaftenden gegenüber kein beson-
deres Gewicht beigelegt werden, und ist eine mit Gnomon
bestimmte Richtlinie beim Compassgebrauche jedenfalls gar
keiner vorzuziehen, so folgt hieraus nicht, dass der mit den
disponiblen Instrumenten erreichbare Grad der Genauig-
keit dieser Bestimmung nicht angestrebt werden solle.
Denn wird die Richtlinie durch 'Jahre nnd zu zahlrei-
chen Aufnahmen benützt, so kann nach der Wahrschein-
lickeit, die hier allein massgebend gemacht werden kann,
doch nicht vorausgesetzt werden, dass die Fehler des Com-
passes (den Ablesefehler einbegriffen) stets begangen wer-
den oder immer auf dieselbe Seite fallen.
Deshalb erscheint mir die ähnliche Tabelle, welche
für Oesterreich berechnet und im Band IV des berg- und
hüttenmännischen Jahrbuches der österr. Montanlehranstal-
ten veröffentlicht wurde, nicht zureichend, weil sich dieselbe
mit einer geringeren Genauigkeit von Rechuungsresultaten
begnügt, und auf diese Weise eben die unvermeidlichen
Fehler der Beobachtung durch behebbar grosse Fehler
der Correctur ntfch weiter vermehren kann.
Was null den eigentlichen Gebrauch der vorstehenden
Tabellen, vorerst in der vorbezeicbneten Weise, anbelangt,
so ist derselbe so einfach, dass das nachfolgende Beispiel
gewiss hinreicht, denselben zu erläutern.
Man hätte am 1 1. September unter 47^ 24' geographi-
scher Breite (aus einer Landkarte abgestochen) und bei 4
Stunden 20 Minuten mittlerer Beobachtungsdauer (nach Zeit-
bestimmungen mittelst einer gewöhnlichen Taschenuhr) mit
Gnomon beobachtet.
In der Tabelle A findet man die Sonnen-Declinations-
änderung angegeben am 3. September mit . . 22 Minuten
nnd am 1 3. n n . . 23 »
Am 11. September wird dieselbe also betragen 22 -j*
%^ . 1 = 22-8 Minuten.
In der Tabelle B findet man für die annäherndsten
Daten, d. i. eine geographische Breite von 47^2 ^f&<l ^^^^
eine mittlere Beobachtungsdauer von 4V4 Stunden, die
Correctur für 1 Minute Dedinationsänderung in 24 Stunden
mit 0*2482 Minuten.
Die östlich aufzutragende Correctur beträgt hier also
22-8 . 0-2482 = 5-66 Minuten.
Wird die Correctur auf einem Bogen von 500 Deci-
mallinien Halbmesser aufgetragen, so beziffert sich dieselbe
auf 0*00029089 . 500 . 5*66 = 0*82 Decimallinien.
Da übrigens für die hier vorkommenden kleinen Win-
kel die Bogenlängen mit den Tangenten in der Grösse nahe
zusammenfallen, so müssen für den Auftrag der Correctur
nicht erst factisch Bögen von dem in Rechnung gezogenen
Halbmesser gezeichnet werden. Es genügt vielmehr die
Grösse des letzteren auf der durch die Beobachtungen er-
haltenen Mittellinie vom Zentrum der Beobachtungskreise
aus aufzutragen, in dem erhaltenen Punkte auf die Mittel-
linie eine Senkrechte zu ziehen und auf diese in der ent-
sprechenden Richtung die berechnete Grösse der Correctur
abzustechen.
Für Visir-Instrumente , welche keinen höheren Grad
der Genauigkeit bei Durchführung der Correctur gestatten,
erläutert sich der Gebrauch der Tabellen aus dem bereits
Gesagten.
Benutzt man hingegen Instrumente von höherer Ge-
nauigkeit, so muss der Gebrauch der Tabelle A fallen ge-
lassen und aus astronomischen Ephemeriden der genaue Be-
trag der Sonnen-Declinationsänderung in 24 Stunden für
den Beobachtungstag des betreffenden Jahres und für eine
entsprechende Orts- Längen läge erhoben und die Ziffern der
Tabelle B durch passende Interpolation berichtigt werden.
Beispielsweise hätte man am 19. August beobachtet
und aus passenden astronomischen Ephemeriden die ent-
sprechende Sonnen-DecIiuRtionsänderung in 24 Stunden mit
19' 30-9" == 19-61' erhoben.
Die geographische Breite des Ortes sei 46^ 22S die
mittlere Beobachtungsdauer bezifferte sich auf 4 Stunden
8 Minuten.
Dann verfährt man folgendermassen :
In der Tabelle B findet man für die nächst kleineren
J^aten, d. i. 46^ 15' geographische Breite und 4 Stunden
mittlere Beobachtungsdauer die Correctur pr. 1 Minute De-
dinationsänderung in 24 Stunden mit . . 0*2410 Minuten
Für 15 Minuten Mehrbreite wächst die
Correctur laut Tabelle um 0*0011 Minuten,
somit für 7 Minuten Mehrbreite um . . . 0005 n
Desgleichen steigt die Correctur für
y^ Stunde Mehr-Beobachtungsdauer um
0*0015 Minuten, oder für 8 Minuten Mehr-
dauer um 0008
Summe der Correctur 0*2423 n
für eine Minute Declinationsänderang in 24 Stunden, oder
für 19*61' Declinationsändürung 4*75 Minuten gleich
4' 45'', und zwar ist diese Correctur im August (laut Ta-
belle A) positiv.
Dieses letztere Verfahren erreicht für die Correctur die
Genauigkeit bis auf einzelne Secunden.
Schliesslich möge erwähnt werden, dass man die in
die Tabelle B eingeführte mittlere Beobachtungsdauer er-
hält, wenn man die Zeiten, zu welchen Vor- und sodann
Nachmittags die einzelnen correspondirenden Sonnenhöhen
beobachtet wurden, und zwar jede Reihe für sich, summirt
und sodann die arithmetischen Mittel zieht. Die Differenz
der letzteren gibt die gesuchte mittlere Beobachtungsdauer.
Nagydg, 18. September 1867.
Egid. Jarolimek,
Versuche mit SprengöL
Vom Berggeschwomen C. A. Richter in Freiberg.
(Schluss.)
Aus diesen Verhältnissen dürfte wiederum erhellen,
dass die Anwendung des Sprengöls besonders in weiten
Bauen schon jetzt grosse Vortheile gegen die bisherige Be-
setzung der Bohrlöcher mit gewöhnlichem Pulver darbietet
und sind diese Vortheile namentlich wieder darin gefunden
worden, dass bei weit weniger gebohrten Löchern nnd also
in weit kürzerer Zeit eine grössere Auffahrung stattfindet,
— 321 —
als bei dem jetzigen Verfahren. Im Zusammenhange damit
steht die grössere Wohlfeilheit für einen gewissen auszu-
hauenden Raum, welche wiederum durch den mitunter aus-
serordentlichen Wurf der Löcher und durch den geringeren
Verbrauch an Stahl und Eisen bedingt wird. Hierzu kommt
endlich noch das ungemein schnelle und an und für sich auch
ungefährliche Besetzen der Löcher, indem dieselben nur
lose mit Sand, klaren Bergen oder auch bloss Wasser ange-
füllt zu werden brauchen, um als vollständig gut und tüchtig
besetzt gelten zu können. Aber auch ein festerer Besatz,
wie er auf dem Harze gebräuchlich ist, hat bis jetzt noch
keine Gefahren im Gefolge gehabt, wohl aber zu einer noch
erhöhten Leistung geführt, wie das unter gewissen Verhält-
nissen auch erklärlich ist. Dort wird nämlich die aus gut
geleimtem Papier bestehende Patrone mit grobem Sande ge-
füllt, um ihr eine grössere Stabilität zu geben, besonders
aber um sie länger zu machen und so die Sprengkraft auf
eine grössere Fläche zu vertheilen, oder mit anderen Worten,
um einen längeren Hebelarm für die ausübende Kraft her-
zustellen und so den Nutzeffect zu erhöhen. Alsdann wird
das zu dem betreffenden Loche bestimmte Oelquantum ver-
mittelst einer kleinen Schnauzkanne nach und nach und je-
denfalls bis zur Uebersättigung des Sandes und so, dass
das Oel eine einzige zusammenhängende Masse bildet, ein-
gegossen, darauf noch ein wenig Sand, des besseren Zuma-
chens der Patrone wegen aufgegeben und die Patrone am
oberen Ende zusammengekniffen, ganz wie bei den Pulver-
patronen. Bei den nicht mit Sand, sondern bloss mitSprengöl
anzufüllenden Patronen werden dieselben aus dem angege-
benen Grunde zwar lang, aber schmal genommen vmd mit
einem Korkstöpsel verschlossen. Die so oder so gestaltete
Patrone wird nun vorsichtig in das Loch eingelassen oder
mit dem Krätzer oder Stampfer bis auf den Lochboden ge-
schoben. Hierauf wird eine 2 — 3 Zoll lan{;e, nicht sehr starke
und mit gutem oder Jagdpulver gefüllte Papierpatrone mit
der gewöhnlichen eisernen, jedoch mit keinem Scbilfröhrchen
versebenen Schiessnadel angespiesst, am Obertheile der Pa-
trone und um die Nadel herum noch etwas Letten aufgeklebt
und die Nadel in das Loch und bis auf die Sprengölpatrone
eingeführt. Ist diess geschehen, so wird mit einem aus fein-
gepochtem, zu Brei gerührten, dann in eine den Torfziegeln
ähnliche Form gebrachten und wieder gehörig abgetrockne-
ten Thonschiefer bestehenden Besätze ohne Weiters und
ohne Zuhilfenahme eines hölzernen Stampfers mit dem eiser-
nen Stampfer das Loch zugemacht, wobei natürlich die ersten,
bloss mit dem Stampfer zusammengedrückten Sätze sanfter
und nur derart gegeben werden, dass ein Nachfallen des
Grandes nicht zu befürchten steht. Die darauf folgenden
Sätze werden aber stärker und bis zum Klingen aufgegeben.
Jedoch wird auch hier das Fäustel nicht in Anwendung ge-
bracht, sondern der Thonschieferbesatz nur mit dem Stam-
pfer aufgerammt. Ist das Loch auf diese Weise besetzt, so
wird es mit Letten abgeschmiert, die Nadel gezogen, in die
Zündröhre an Stelle eines Schilfzünders ein sogenanntes mit
einem abgebähten Schwefelmanne behaftetes Schwedel (ein
3 Zoll laoger Papierzünder) aufgesteckt und das Loch an-
gebrannt*).
*) Sowohl in der Beseteungsart, als auch in anderen Be-
ziehimgen weichen die uns jüngst aus einem österr. Bergreviere
mitgetheüten Versuche etwas ab, wie in der nächsten Nummer
zu lesen sein wird. O. H.
Die mit dem Sprengölschiessen bei genannten Versu«
eben erzielten Erfolge möchten aber noch grösser ausgefal-
len sein, wenn die Arbeiter mit der Handhabung des Spreng-
öls so vertraut gewesen wären, als wie sie es mit dem Pulver
sind. Diess dürfte daraus abzuleiten sein, dass bei den
Sprengölversuchen weit weniger Löcher gebohrt und besetzt
worden sind, als bei dem Controlversuche. Denn wenn auch
zuzugeben ist, dass die SprengöUöcher ein mehreres Abtrei-
ben und eine aufb ältlichere Förderung nach sich gezogen
haben und daraus also eine Zeitversäumniss entstanden ist,
so ist doch immerhin der Unterschied in der Zahl der abge-
bohrten Löcher noch ein so beträchtlicher, dass die An-
nahme, die Leute würden mehr gebohrt haben, wenn sie bei
dem bei Anwendung des Sprengöls zu beobachtenden Ver-
fahren mehr Erfahrung besessen hätten, wohl als eine ge-
rechtfertigte angesehen werden kann. Gerade so mag es
auch bei Einführung des Pulvers gewesen und anfänglich
die Leistung eine weit kleinere und die Gefahr als eine vidi
bedeutendere hervorgetreten sein, als es nachmals bei grös-
serer Routine sich herausgestellt hat.
Angesichts der mancherlei Vorzüge, die das Sprengöl
nach diesen Versuchen vor dem Pulver zu erkennen gegeben
hat, sind dann auch noch weitere Vorschritte wegen Einfüh-
rung dieses neuen Sprengmittels gethan worden und hat man
sich davon selbst durch 2 Unglücksfälle nicht abhalten las-
sen, die durch das Sprengöl veranlasst worden sind. Das
eine Mal nämlich sollten von den aus dem Beihiifer Haupt-
schacht^ ausgefördert und schon einige Zeit der Luft aus-
gesetzt gewesenen gröberen Bergwänden Haldenmauern auf-
geführt werden, zu welchem Ende diese Wände noch etwas
mit Schlägel und Eisen vorgerichtet werden mussten. Bei
dieser Arbeit erfolgte nun durch das wahrscheinlich noch
auf der Wand haftende unzersetzte Sprengöl eine kleine
Explosion, wodurch der Bergmaurer nicht unerheblich an den
Augen verletzt wurde. Das andere Mal hatte ein Loch in
der Grube nicht rein abgehoben, sondern das Gestein mehr
lufgerissen und rege gemacht. Als nun der Häuer das Ab-
treiben dieser lockeren Stücke vorgenommen hat, ist eben-
falls noch durch das sich in den Bissen aufhaltende unzer-
setzte Sprengöl eine Explosion entstanden, die glücklicher-
weise aber nur eine kleine Verwundung nach sich gezo-
gen hat.
Diese Unglücksfälle, die nur daher rühren konnten,
dass das Sprengöl in dio Bohrlöcher ohne Hülsen einge-
bracht oder dass das Loch nicht mit Letten ausgeschmiert
worden war, und dass dadurch also das Oel Gelegenheit fin-
den konnte, sich in die durchbohrten Klüfte und Risse zu
verziehen und hier von der Zersetzung fern zu bleiben, ga-
ben die Veranlassung ab, das Sprengöl fernerhin nicht mehr
so oft als früher bloss frei in das Loch einzugiessen, sondern
durch eine aus gut geleimtem starken Papier bestehende Pa-
trone, in die überdiess noch zur Herstellung einer grösseren
Angriffsfläche für das Sprengöl, sowie zur Erzielung einer
mehreren Haltbarkeit für die Patrone vorher noch bis zu
einer gewissen Höhe Sand, oder wie ich später versucht
habe, gleich gewöhnliches Pulver eingefüllt worden war,
einzuführen.
Wenn nun auch bemerkt worden, dass ein das Sprengöl
im freien Zustande enthaltendes Loch eine bessere Wirkung
ausübt, als wenn das Oel in eine Patrone gesperrt und da-
durch dessen schnelle Zersetzung etwas gehindert ist, so
— 322 —
darf diese Wahrnehmung bis jetzt doch kiineswegs noch
als eine das Richtige treffende angenommen werden, und
wnren darüber erst noch weitere Nachweise beizabringen.
In vorgenannter Weise sind nun in einem in Thon-
schiefer niedergebrachten Abteufen weitere Versuche mit
dem Schiessen mit Sprengöl fortgesetzt und z. B. in einem
ei« vierteljährigen Zeiträume 372 mit 91 Thlr. 27 Sgr. 9 Pfg.,
oder wenn der gemachte üebergewinn von 16 Thlr. 20 Sgr.
6 Pfg. mit eingerechnet wird, mit 108 Thlr. 18 Sgr. 5 Pfg.
bezahlte Schichten verfahren, dabei 251 Löcher von einer
Tiefe von 8100 Zollen geschlagen und ein Aushieb von
9* 153 Cubiklachter bewirkt worden. Von diesen Löchern
haben 229 oder 91*2 Procent rein abgehoben, 18 oder 7*2
Procent warfen halb und 4 oder 1*6 Procent rissen bloss
auf, konnten aber bei theilweise neuem Besätze wieder mit
verwerthet werden. Es sind daher in einer Schicht 0*67 Loch
oder 21 77 Zoll gebohrt, ein Raum von 0'0246 Cubiklach-
tem herausgeschlagen und dafür — Thlr. 7 Sgr. 4 Pfg.
oder mit Einschluss den Gewinnes — Thlr. 8 Sgr. 8 Pfg.
bezahlt worden.
Die Schmiedekosten betrugen hierbei 3 Thlr. 3 Sgr.
4 Pfg., die Kosten für Schiessmaterialien 5 Thlr. 14 Sgr.
1 Pfg. und die Kosten für 9967 Pfd. Sprengöl 119 Thlr.
18 Sgr. 1 Pfg., so dasB sich der ganze Aufwand zu 236 Thlr.
24 Sgr. 1 Pfg. oder pro Cubiklachter zu 25 Thlr. 26 Sgr.
2 Pfg. berechnet.
Der Vergleich mit den bei den früheren Versuchen er-
langten Resultaten fUllt hiernach wesentlich günstiger aus
und liegt der Qrund hierfür nur darin, dass jetzt einzig und
allein ein l&ngeres und weiteres Abteufen, in dem die Wir-
kung des Sprengöls erst zur vollen Geltung kommen konnte,
zu dem Versuche benutzt worden ist. Das fragliche Abteufen
ist deswegen bis zur Stunde mit Sprengöl weiter fortbetrie-
ben worden und kann über den ferneren Verlauf der Arbeit
nur Gutes berichtet werden, da die augelegten Löcher nur
wenigstens 3mal stärker als beim gewöhnlichen Pulver ge-
nommen werden können und also die Gewinnung rüstiger,
als ausserdem möglich wäre, vorwärts schreitet und, da die
Klagen über die durch das Sprengöl verursachten Kopf-
schmerzen verstummt sind, auch sich sonst weiter keine
anderen Uebelstände gezeigt haben. Dass an diesem gün-
stigen Verlaufe einestheils die Länge und Weite des Abteu-
fens, sowie der festere Zusammenhalt des Gesteins, andern-
theils die aufsaugende Eigenschaft des Thonschiefers und
die in dem Abteufen vorhandene Nässe einigen Antheil ha-
ben können, mag nicht in Abrede gestellt werden. Indessen
dürften auch in letzterer Hinsicht noch Mittel und Wege
gefunden werden, um den sich bemerkbar gemachten nach-
theiligen Einfluss des Sprengöls auf die Gesundheit der
Arbeiter zu mildern oder ganz aufzuheben. Sollten fernere
Erfahrungen in dieser Beziehung nicht wieder Unerfreuliches
ans Licht fördern, so ist nicht daran zu zweifeln, dass die
Einführung des SprengÖls in dazu geeigneten Bauen eine
allgemeinere werden wird und kann es dann durch weiter
angebrachte Verbesserungen sogar noch gelingen, noch ge-
wichtigere Erfolge zu erringen, als wie sie sich jetzt schon
in gewissen Fällen herausgestellt haben.
Eisenwerk und Maschinenfabrik von Schnei-
der & Comp, zu Le Grenzet in Frankreich"*^) .
Die Eisenwerke von Schneider und Comp, zu Le Creu-
toz im Departement Saone und Loire gehören zu den gross-
artigsten Anlagen der ganzen Welt und sind jedenfalls die
grössteu ihrer Art in Frankreich. Sie liefern jetzt y^j ^®'
ganzen französischen Eisenproduction ; auf den dortigen
Maschinenfabriken wurde die erste Dampfmaschine ausser-
halb Englands gebaut, sowie die erste französische Loco-
motive und der erste Dampfhammer (von Bourdon) ausge-
führt. Durch den circa 1 V4 geogr. Meilen von ihnen entfern-
ten Canal du Centre, der Boote von 4000 Centnern Laat
trägt, stehen sie einerseits durch die Rhone mit dem mittel-
ländischen Meere, anderseits durch die Seine mit Paris,
Havre und dem Canal La Manche und endlich durch die
Loire mit dem atlantischen Meere in Verbindung. Mit Mont-
chanin, ihrem Hafen an diesem Canal, von dem eine Eisen-
bahn nach Cbagny, einer Station der Lyoner Bahn, geht,
sind sie durch* eine Eisenbahn verbunden. Jm Jahre 1782
gegründet, kam das Werk längere Zeit nicht zum rechten
Gedeihen, bis es im Jahre 1837 in den Besitz von Gebr.
Adolph und Eugene Schneider überging, unter deren um-
sichtiger Leitung es rasch emporwuchs, so das es im Jahre
1844 schon 3000 Arbeiter beschäftigte ;>fleit dem im Jahre
1845 erfolgten Tode Adolph Schneider's führt Eng. Schnei-
der, der jetzige Präsident des Corps Legislatif, allein die
Oberleitung. Jetzt zählt Le Creuzot 25.000 Einwohner, von
denen 9000> einschliesslich 600 Mädchen, in den Gruben,
Hütten und Fabriken beschäftigt sind ; ausserdem sind circa
1000 Arbeiter in den zugehörigen Eisensteingruben bei
Manzy, circa 200 in einer Fabrik feuerfester Steine und circa
100 fortwährend im Hafen von Montchanin beschäftigt.
Die Steinkohlenproduction der Schneider*schen Gruben
beträgt jährlich ca. 4 Millionen Centner. Die Steinkohlen-
flötze sind höchst unregelmässig gelagert und bis zu 48'
mächtig; ihr Fallen beträgt durchschnittlich 45^- Die Koh-
len sind von sehr verschiedener Güte; die schlechteren
wurden bisher zu 15 Frcs. pro 20 Ctr. verkauft, es wird
aber beabsichtigt, sie in Siemens*scben Regeneratoröfen zu
verwerthen. Da der jährliche Kohlenverbrauch der Werke
ca. 10 Millionen Centner (also etwa y^ der Production des
K. Sachsen) beträgt, so wird noch eine bedeutende Menge
von Blanzy und hauptsächlich von St. Etienne (ca. 20
geographische Meilen südlich von Le Creuzot) bezogen.
Die Eisensteingewinnung in den Gruben bei Manzy
(Mazenay) beträgt jährlich ca. 4.800.000 Centner; dieser
Eisenstein entspricht bei seinem mittleren Gehalt von 28 pCt.
Eisen einerjährlichen Roheisenerzeugung von 1 '3 Mill. Ctr.
(nach der Original mittheilung 40-000 Tons = 800.000
Ctr.), wonach die eine oder die andere Zahl unrichtig sein
muss. Di« gesammte Roheisenproduction in Creuzot beträgt
aber ca. 2 Millionen Ctr., es werden daher noch bedeutende
Mengen Erze per Canal und Eisenbahn aus der Franche
Comte, aus Berry und Charolois, sowie aus Elba und Algier
*) Sowohl denjenigen Herren Fachgenossen, welche die
Pariser Ausstellung besucht haben, als denen, die nicht in der
Lage waren es zu thun, dürfte die Beschreibung eines der be-
deutendsten Montan- Etablissements Frankreichs von Interesse sein,
welche wir aus der Zeitschrift für deutsch-österreichi-
sc he „Eisen- und Stahl-Industrie** (Nr. 33 d. J.) oben
mittheilen. Die Red.
— 323
zugeführt. Die Zufabr aus Elba bat io den letzten Jahren
sehr ab-, dagegen die von Magneteisenerz aus Mokta el
Haddid bei Bona in Algier sehr zugenommen. Dieses letztere
Erz mit 65 pCt. Eisengehalt ist ausserordentlich rein und er-
möglicht die Darstellung von Schmiedeeisen, welches dem
besten englischen und schwedischen gleich kommt. Die
Production von Schmiedeeisen kommt der des Roheisens
gast gleich, da von letzterem kaum etwas verkauft, dagegen
etwas Gusseisen für einen Theil der Güsse für die Maschi-
nenfabrik gekauft und zu den Schienen Abfalleisen mitver-
wendet wird.
Die bei Manzy (Mazenay) mit 700 Arbeitern auf
einem sehr regelmässigen, bis ca. 7^ mächtigen Lager ge-
wonnenen Eisenerze von 28 pCt. Eisengehalt kosten an den
Uohöfen von Creuzot ca. 6 Frcs. pro 20 Ctr. Der Ver-
dienst der Bergleute beträgt durchschnittlich 3 Frcs.
Die zum Vercoken bestimmten Kohlen werden mit
denen von St. Etienne vor den Coaksöfen auf die Weise ge-
mischt, dass zwei parallele gleich schnell bewegte Elevatoren
angebracht sind, von denen der für die Kohle von St. Etien-
ne 60i der für die Kohle von Creuzot 40 Kästen trägt. Von
den Coaksöfen sind zwei Systeme in Anwendung, das belgi-
sche und das Appolt'sche ; letzteres hält man für vielfach
vorth eilhafter als das crstere. Die belgischen Oefen sind
horizontal^ mit einer Thfire an jeder Seite und zwei ver-
schliessbaren Füllöffnungen auf der Oberseite. Das Aus-
ziehen der Coaks erfolgt durch Locomobilen, die mittelst
Rfider und Zahnstangen einen Kolben vortreiben und sich
auf der Uinterseite der Oefen auf Schienen nach Bedürfniss
bewegen. Die Appolt'schen Oefen sind senkrecht, werden
von oben gefüllt und durch Oeffnen einer Thüre im unteren
Theile einer Seite in einem Waggon entleert. Solcher Oefen
sind 180} je 10 in einem gemeinschaftlichen Rauhgemäuer
vorhanden, jeder ist 13' hoch, oben 3%' und unten 4' lang
und 1 Yj'weit; sie werden alle 24 Stunden mit je 24 Cent-
ner Kohle chargirt und ergeben dann 75 pCt. Coaks; die
Gase werden fast völlig verzehrt.
Die 15 Hohöfen, die durch pneumatische Aufzüge be-
dient werden, liefern wöchentlich je circa 3000 Centner
Roheisen; sie sind 48' hoch, an der Rast 16' und an der
Gicht 11' weit, werden mit Luft von 400^ C. gespeist und
sind alle mit Vorrichtungen zum Abführen der Gichtgase
versehen, welch letztere jetzt zum Erhitzen des Windes,
zur Heizung der Kessel der Gebläsemaschinen verwendet
werden und später zum Betrieb aller Dampfmaschinen in
der Maschinenfabrik ausgebeutet werden sollen. Beim Ver-
schmelzen des Eisensteines von Mazenay werden auf 5000
Pfund Erz 1700 Pfund Coaks verwendet (was bei einem Ei-
sengehalt des Erzes von 28 pCt. auf 100 Pfd. Roheisen 121
Pfd. Coaks ergibt). Alle 8 Stunden wird abgestochen. Der
Wind wird durch 4 verticale direct wirkende Maschinen
von zusammen 800 Pferdekraft geliefert; die Dampfcylinder
haben 47"! die Gebläsecjlinder lOS'' Durchmesser, der
Hub beträgt 6' 7"; jedes Schwungrad wiegt 800 Ctr. Die
Gebläsecylinder liegen unten, die Schwungräder oben im
Gebäude, das aber selbst bei mehr als den normalen 16
Hüben pro Minute nur eine sehr geringe Vibration zeigt.
Der Dampf, der in 24 Kornwallkesseln erzeugt wird, hat,
wie bei fast allen stationären Dampfmaschinen in Creuzot,
einen effectiven Druck von ^^/^ Atmosphären. Als Windre-
gulator dient ein Cyiinder von Kesselblech von circa 10'
Durchmesser und 90' Länge, der längs des Bodens des
Maschinenhauses liegt und von dem an jedem Ende eine
Windleitung nach den Hohöfen abgeht.
(SchluBs folgt)
i^dminlstrati ves.
Ernennungen.
Der Minister und Leiter des Finanz -Ministerinms hat die
daselbst erledigten systemisirten Ministerial-Concipistenstellen dem
provisorischen Ministerial-Concipisten Joseph Spornrofft und
dem Recbnungs-Official der Cameralhaupt- und Montan-Hofbuch-
haltnng Joseph Wiesner verliehen.
Erledignngen.
Dienststellen im neuen Organismus der zur Be-
sorgung des administrativen und ausübenden Dien-
stes im Wieliczkaer Salinenbezirke aufzustellenden
Aemter: l.Eine Salinenverwaltersstelle bei der zu errich-
tenden Salinen-Verwaltung in Bochnia, mit dem Titel und Cha-
rakter eines Bergrathes in der VU. Diätenclasse, mit dem Ge-
halte jftbrL 1600 fl.
2. Eine Markscheidersstelle bei der neu zu errich-
tenden Salinenverwaltnng in Wieliczka in der IX. Diätenclasse,
mit dem Gehalte jähri. 1200 fl.
3. Eine Obereinnehmersstelle bei dem Salzverschleiss-
amte in Wieliczka in der VIII. Diätenclasse, mit dem Gehalte
jähri. 1200 fl.
Sämrotliche Dienststellen mit dem Genüsse einer freien
Wohnung, eines Hausgartens, eines Salzdeputates gegen Erlag
einer Dienstcaution im Gehaltsbetrage tind in provisorischer
Eigenschaft
Gesuche sind, unter Nachweisnug der Kenntniss der Lan-
dessprachen, bezüglich der ersteren beiden Dienstposten der
montanistischen Studien, bezüglich der Obereinnehmersstelle der
Prüfung aus der Staatsrechnungswissenschaft und aus den Cassa-
Torschriften, binnen drei Wochen bei dem Präsidium der
Finanz- Landesdirection in Lemberg einzubringen.
Eine Rechnungsrathsstelle bei der Finanz-Lan-
de sdirection in Lemberg in der VIIL Diätenclasse, mit
dem Gehalte jähri. 1300 fl.
Gesuche sind, unter Nachweisung der montanistischen Stu-
dien, der Prüfung aus der Staatsrechnungswissenschaft und der
Kenntniss der Landessprachen, binnen drei Wochen bei
dem Präsidium der Finanz-Landesdirection in Lemberg einzu-
bringen.
Die Materialverwaltersstelle bei dem Oberver*
wesamte Neuberg in der IX. Diätenclasse, mit dem Gehalte
jähri. 735 fl., 20 Wr. Klaftern DepuUtholz, Naturalquartier nebst
Garten und zwei Joch Grundstücke, einem Beisepauschale jähri.
56 fl. und gegen Erlag einer Caution im Gehaltsbetrage.
Gesuche sind, unter Nachweisung der Gewandtheit im mon-
tanistischen Rechnungs-, dann im Cassa- und im Speditionswe-
sen, erprobter Erfahrung in der Beurtheilung und Preisbestim-
mung der Eisen- und Bessemerstahl-Erzeugnisse, sowie in den
Absatz- und Creditsverbältnissen auf den grösseren inländischen
Handelsplätzen, dann der Conceptsfähigkeit, binnen vier Wo-
chen bei dem Oberverwesamte Neuberg einzubringen.
ad Nr. 352 V. Kundmaohung.
Vom k. k. Bergoberamte in Pfibram wird mit Genehmigung
des hohen k. k. Finanz-Ministeriums ddo. 16. August 1867,
Nr. 31248 F. M. nach berggesetzlicher Vorschrift hiemit ein or-
dentlicher Gewerkentag des k. k. und mitgewerkschaftlichen Carl
Borromael Silber- und Blei-Hauptwerkes zu PHbram auf den
29. October 1867 um 10 Uhr Vormittags zu Pfibram im SiUungs-
saale des Bergoberamtsgebändes angeordnet, und werden hiezu
die sämmtlichen Herren Mitgewerken mit dem Bedeuten einge-
laden, hiebei entweder persönlich oder durch legal ausgewiesene
Bevollmächtigte (§. 153 a. B. G.) zu erscheinen, widrigens die
Nichtersoheinenden als mit den g^Uflten Besohlflssen der Ersohie-
nenen (§. 153, 154, 155 a. B. G.) mr einverstanden erachtet werden.
Als Verhandlungsgegenstände werden in Vorhinein bezeichnet:
1. Bechenschafts- und Betriebsbericht nebst Gebarungs-Aus-
weisen auf Schluss des Jahres 1 866, mit Zusätaen aus dem Jahre 1 867.
— 324
2. Begeluog der gfewerkschaftlichen Verhältnisse im Sinne
der §§. 137 bis 169 allgemeines Berggesetz und der Verordnung
des Jastiz-Ministeriums vom 13. December 1654.
3. Wahl des Gewerkscbaftsdirectors und Bestimmung der
Vollmacht ftir denselben.
4. Vortrag über die mittelst Freischürfen erfolgte Occupi-
mng des hoffnungsreichen Terrains bei Kozlöin und Worlow,
dann jenes bei StfehSko für das Carl Borromaei-Hauptwerk, Be-
kanntgebung der bisherigen Einleitungen , und Einholung der
Erklärung der Privatgewerken des Hauptwerkes, ob dieselben
bei der Betheiligung an diesen Bergbauuntemehmungen verbleiben.
5. Bekanntgabe der wichtigsten durch die Systemalunter-
suchungscommission und seither eingeführten Verbesserungen,
Ersparungen und sonstigen getroffenen Massnahmen.
6. Betrieh^anträge für die nächste Zeitperiode.
Pfibram, den 23. September iy67.
ANKÜNDIGUNGEN.
(98-99)
Concurs.
Zur Besetzung der erledigten Stelle eines technischen Di-
rectors in den Kupferbergwerken der Mitraer Bergwerks-Union
wird hiemit der Concurs eröffnet. Mit dieser Stelle ist ein Jahres-
gehalt von 2000 fl. Ost. W., freie Wohnung, Holz, femer die
Benützung eines Gartens und mehrerer Joch Felder verbunden.
Es werden demnach die hierauf Reflectirenden, welche im
Berg- und Hüttenwesen, und namentlich in der Kupfer- Eztrec-
tion, Pochwerksleitung und Schmelzung bewandert und fach-
männisch gebildet sein müssen, aufgefordert, ihre diessbezügli-
ohen documentirten Gesuche bei dem Präses des Directoriums
Herrn Leo v. Marschalko in Pest (Landstrasse Nr. 25) bis
1 . October I. J. einzureichen, wo auch nähere Auskunft ertheilt wird.
Pest, am 3. September 1867.
Im Auftrage des Directoriums:
Albert i«ller,
Vereinssecretär.
(94-94) pur Aufbereitungsanstaiten
stehen: 3 complet ai tarne Stottherde mit Mengtrommel
2 „ „ rotirende Herde mit „
4 — 6 „ „ Setzmaschinen
auf dem 8t Johannet-Kupferwerk bei Böhmisch- Werners-
dorf zum Verkauf.
Sämmtliche Apparate sind von Siavert & Comp, in Kalk
bei Deutz gefertigt und fast neu.
Gefällige Anfragen beliebe man an den Besitzer Theodor
Kleinwüohter in Liebau (Preussisch-Schlesien) gefalligst franco
zu richten.
(84—87)
JPaieui'MMraMsfünder
ftlr
Fe.' sDsprengtmgen erzeugt aad empfiehlt bestens
AL Wilh. atelUg
in Schönlinde in Kordböhmen.
Soeben erschien im Commissionsverlage der Bach hau dl a ng
Mayer ft Comp, in Wien, Singerstrasse:
MoQtaa-Haadbuch des Kaisersüiates Oesterreich
für 1867.
Herausgegeben von
Joh. B. Kraus,
Job. k. k. RachnanggrAth im Mflns- und Bergwesen lu Tberesienbad
in Meidling.
22. Jahrgang, gr. S^, 33 Bogen, Preis gebunden in Lein-
wand fl. 3, broschirt fl. 2-50
Qleichzeitig erschien von demselben Verfasser:
Sammlang von Normal Vorschriften und Verordnungen Aber
ReisekoBten-Gebühren und Verrechnung, zunächat
für Montanisten.
gr. 80, 24iyie Bogen. Preis gebunden fl. 2, broschirt
(102—102) fl. 1-50
Die Seiler-Waaren-Fabrik
des Carl Handl in Pest
erseugt alle fGlr den Bergbau nöthigen Seiler-Arbeiten von
vorzüglicher Qualität zu den billigsten Preisen.
Fabrik: Pest, StadtwKldchen, Arenaweg Nr. 120, 12t.
Niederlage: Pest, Josefsplatz, Badgasse Nr. 8. (58>«i)
Briefkasten der Expedition.
Wir ersuchen höflichst um gefällige Einsendung des Prä*
numerations-Betrages pro 1867 mit fl. 8.80 öst. W.
Herrn J. M . . . . 1 in K g
Löbl k. k. K t in Z.
Femer pro n. Semester mit fl. 4.40 Öst W.
Herrn J. P rinL n
„ J. W . . g in K z
„ J. K . . . . i in O . . z.
Löbl.H. . . .n-D n d. O r
W tinJ f
„ F 1. V. Z . . s'sche Forst- und Httttendirection
in F z.
„ D nd. D...a — R r
E s in D . . . a.
Herrn J. L rinP u
Sie sandten am 15. Jan. v. J. fl. 2 ein, der Pränumera*
tionsbetrag ist jedoch fl. 8.80 pranno und bitten wir um gefäl-
lige Einsendung des Restbetrages von fl. 6' 60.
Berichtigung.
Ich erlaube mir mitzutheilen , dass in dem mir erst diese
Tage in die Hände gelangten Artikel „Grubencompass mit dreh<
barem Stundenring** (Nr. 33, Seite 267, 1. CoUonne, Zeile 9 von
Oben, dieser Zeitschrift) ein sinnstörender Druckfehler unter-
laufen ist, indem es dort statt:
nicht allein; Professor Beer in seiner Markscheidekunst (1856,
Seite 12) lehrt:
richtiger heissen soll:
nicht allein, die Professor Beer in seiner Markscheidekunst
(1856, Seite 12) lehrt.
Durch diesen Druckfehler wurde der nachfolgende Satz zu
einem Citat aus Professor Keer's Werke gemacht, das er nicht
bildet. Egid. Jarolimek.
Diese Zeitschrift erscheint wöchentlich einen Bog^n stark mit den nöthigen artistischen Beigaben. Der Pr&numerationspreis
ist jährlich loeo Wien 8 fl. ö. W. oder 5 Tblr. 10 Ngr. Kit franso Poitvenendnng 8 fl. 80 kr. ö. W. Die Jahresabonnenten
erhalten einen officiellen Bericht Aber die Erfahnmgen im barg- and Uttanmäanisehan Masehinen-, Bau- and Anfbereitnngtwesen
sammt Atlas als Gratisbeilage. Inserate finden gegen 8 kr. ö. W. oder IV3 Ngr. die gespaltene Nonpareillezeile Aufiiahme.
Zuschriften jeder Art können nur franeo angenommen werden.
Druck von Oarl Fromme In Wien.
Fflr den Verlsg yerantwortlieh : Osrl Reger.
N=41.
Oesterreichische Zeitschrift J^^J-
14. Oetober.
für
Berg- und Hüttenwesen.
Verantwortlicher Redacteur: Dr. Otto Freiherr von Hingenau,
t. k. Ministerialratb im EHnansminiateriam.
Verlag der O. J. Manz'acben Buollliandllingr (Kohlmarkt 7) in Wien.
Inhalt: Betrachtangen aas Anlass des gegenwärtigen Wiederaaftchwanges der Metall-Indostrie. III. — Uebw die Anwendung
des Nitroglycerins bei einigen Bergbanen des Krakauer Gebietes. — Literatur. — Notiz. — Administratives. — Ankündigungen.
Betrachtungen ans Anlass des gegenwärtigen
Wiederaufschwunges der Metall-Industrie,
m.
Wir haben in den voran steh enden beiden Artikeln der
Nr. 39 und 40 dieser Blätter die Noth wendigkeit betont,
durch Masseoproduction und Wohlfeilheit der Producte der
momentan sich hebenden Eisenindustrie einen bleibenden,
dauernden, inneren Markt und dadurch auch eine grössere
Stetigkeit zu verschaffen als bisher. Wir wissen, dass die
grosse Nachfrage, welche gegenwärtig sich zeigt, bereits
Tendenzen zur Steigerung der Preise wach gerufen bat,
welche bei sich mehrender Nachfrage allerdings nicht nur
erklärlich, sondern beinahe natürlich erscheinen könnte. Und
dennoch möchten wir unseren Eisenproducenten* warnend zu-
rufen: nMässiget eure Gelüste; haltet die Preise
nicht zu hoch!!
Man wolle doch nicht bloss den Augenblick und nicht
bloss die Coujuncturen des Inla^ndes aliein betrachten.
Während bei uns die mehrjährige Stockung des Absatzes und
der neuen Bahnunternehmungen den Bedarf gesteigert ha-
ben, scheint in manchen ausländischen Eisenindustriebezir-
ken das Gegentheil Statt zu finden. So berichtet man z. B.
aus Charleroi der Zeitschrift für österr.-deutsche Eisen- und
Stahlindustrie unter 20. September: „Im Allgemeinen blei-
ben die für die Eisenindustrie einlaufenden Aufträge schwach,
und englisches Roheisen wird noch immer zu sehr billigen
Preisen offerirt. u Aehnlich lautet der Bericht aus St. Dizier :
nDie Position der Eisenindustrie lässt sich noch nicht gün-
stiger an. Auf der letzten Eisenmesse in Besan^on war das
Geschäft complet Null, auch wurde kein offizieller Preis für
Roheisen festgesetzt. In der Franche-Comt^ geht es gleich-
falls sehr schlecht und man spricht davon, mehrere Hoböfen
ausser Betrieb zu setzen. Auch aus dem Moseldistrict lauten
die Nachrichten nicht günstiger.« — Was von Belgien und von
Frankreich gesagt wird, gilt selbst für die Rheinlande. We-
nigstens schreibt man dem nBerggeist^ Ende September aus
Siegen : »Leider hat die Lage der Geschäfte sich noch ver-
schlimmert, Insofeme jetzt auch der Bergbau, welcher bis-
her noch im schwunghaften Betriebe stand, für seine Pro-
ducte, namentlich an Eisenerzen, geringeren Absatz findet,
um bei den auf allen Halden angehäuften Vorrätben die
Forderung zu schwächen.»
' flDie Hohöfen sind zum Theil noch im Betrieb, allein
die Vorräthe an Roheisen häufen sich in solchen Quantitäten,
dass nach Verbrauch der vorräthigen Eisenerze auf den ver-
schiedenen Hohofen werken an ein Niederblasen gedacht
werden muss. Die Preise des Roheisens haben seit
Juni einen Rückgang von 10 — 12 per Centner er-
litten u. s. w.tt Wenn nun Vorrathsanhänfungen in den
eisenerzeugenden Ländern des Westens sich bilden, und
die Preise gedrückt durch den mangelnden Absatz zur Ver-
gleichung mit eiper bei uns eintretenden Preissteigerung ein-
laden würden, wäre da nifiit zu besorgen, dass die Consu-
menten, wie es vor einigen Jahren schon der Fall war, den
Inneren Markt unangenehm finden könnten, und neuerdings
eine Invasion fremden Eisens dem kaum begonnenen Wie-
deraufschwnng ein Halt geböte?!
Wirrathen daher, emsig auf Deckung des Bedarfes hin-
zuarbeiten, aber sich nicht zu grossen Preiserhöhungen hin-
reissen zu lassen. Schon die Furcht vor solcher Steigerung
kann ungeduldige Consumenten dem Ausland in die Arme
treiben! Selbstbeherrschung ist jetzt Pflicht; sie wird sich
durch dauernden, wenn auch massigen Gewinn rentiren !
Nochmals wiederholen wir aber den Ratb, mit dem Uebergang
zu Coaks-Roheisen nicht zu zögern. Der Bezug der Coaks
hat freilich an den Bahntarifen ein grosses Hemmniss; allein
man versuche es endlich einmal, mit den Bahnen auf der
Basis eines Preisnachlasses für Quantitäts-Abstufun-
gen zu unterhandeln, wie es die Entfernungs-Zoneu längst
schon sind. Wenn die Versendung von 100.000 Ctm. jetzt
z. B. für 1 kr. bewerkstelligt wird, so dürfte bei 200.000
Ctr. 06 kr., bei 300000 Ctr. 0*4 kr. oder irgend ein ähn-
licher Nachlass erreichbar sein, weil er ebenso gut im Inter-
esse der Bahnen, wie der Consumenten liegt. Feste Ab-
schlüsse, die sicheren und dauernden Frachten gewinn ver-
bürgen, würden in der Tariffrage sicherlich wirkaa/ner sein,
als die zum Uebermass wiederholten Forderungen unbeding-
ter Herabsetzung der Tarife, ohne dass eine Garantie für
eine Vermehrung der Frachtmengen geboten würde.
Endlich muss sich auf solcher vernünftigen Basis, die
das beiderseitige Interesse im Auge hat, etwas erreichen
lassen. Jetzt, da der Moment grösseren Bedarfes den Zwei-
fel an der grösseren Transportmenge sehr schwankend ma-
chen dürfte, wäre auch der beste Moment zum Versuch sol-
— 326 —
eher bedingter AbschlSsse auf Mengentransporte nach einer
mit Steigeoden Mengenziffern gleitenden Tarifscala ! — Eine
Agitation auf solcher Grundlage würde auch in den Bahn-
Actionären und in Vertretungskörpern nicht bloss als ein
Stürmen und Drftngen einseitigen industriellen Interesses,
sondern als eine billige, weil nach beiden Seiten vortheil-
hafte Verbesserung unserer Transp^irtverhältnisse angesehen
werden, und wir empfehlen diesen Gedanken nicht bloss den
berufenen Fachcorporationen, sondern auch den Mitgliedern
des über den v. Dürkheim'schen Antrag zur Beform des
Eisenbahnwesens niedergesetzten Ausschusses des Abgeord-
netenhauses ! 0. H.
Heber die Anwendung des Nitroglycerins bei
einigen Bergbauen des Krakauer Gebietes.
Mitgetheilt von Andreas Ecker, k. k. ExspeciEmt und subst.
BergverwaltnngB-Adjnnct in Jaworzno.
Das von Herrn N o fo e 1 in Hamburg erfundene Spreng-
öl (Nitroglycerin) findet im benachbarten Preussen, in Schwe-
den, England, Belgien, Nordamerika bei Sp]:enguugen, wel-
che im Wasser vorgenommen werden müssen, beinahe schon
ausschliessliche Anwendung, während dasselbe in Oester-
reich meines Wissens noch wenig im Gebrauche steht.
Da ^un sowohl durch Reclamen des Erfinders, als auch
durch praktische Erfahrungen von ausländischen Fachge-
nossen über die Verwendbarkeit desselben zu bergmänni-
schen Zwecken mehr oder weniger günstige Resultate in die
Oeffentlichkeit drangen, so dass die einen dasselbe bis in
den Himmel erhoben, die anderen nieder geradezu die Mög-
lichkeit der praktischen Einführung desselben zu Gruben-
zwecken wegen seiner grossen Gefährlichkeit und seiner
giftigen Einwirkung auf den Organismus der Arbeite* gänz-
iich in Abrede stellten, so erlaube ich mir daher in nach-
folgenden Zeilen, theils selbst erhaltene, theils in Erfahrung
gebrachte Resultate über die Anwendung des Sprengöls im
Krakauer Gebiete mitzütheilen.
Auf der gewerkschaftlichen Loebekeschen Galmei-
Grube Friedrich in Dlugoszjn werden zwei Schächte 13'
von einander entfernt abgeteuft, und ist der eine, zur För-
derung bestimmte Schacht, derzeit 21 Klafter tief, während
der zweite zur Wasserhaltung bestimmte Schacht um 1 Klaf-
ter tiefer ist, und daher wegen der Klüftigkeit des Gesteins
ein viel stärkeres Wasserzusitzen als der erste Schacht
Aus letzterem hebt eine neue 120pferdekräftige Ka-
tarakt-Maschine den Wasserzufluss, während eine 36pferde-
kräftige ältere liegende Dampfmaschine die Wasserbebung
in ersterem Schachte besorgt.
. Die Förderung erfolgt mittelst Haspel in Kübeln. Das
Schachtabteufen wurde in beiden Schächten bis zu 17 re-
spective 18 Klafter mit Pulver betrieben.
Das Gebirge, in welchem dasselbe erfolgt, ist ein fester,
ziemlich zerklüfteter Hangend-Dolomit der Muschelkalkfor-
mation.
Sowohl die Klüftigkeit des Gesteins und die dadurch
hervorgerufene Verminderung in der Wirkung des Spreng-
pulvers, ferner der starke Wasserzufluss, zunehmend mit
der Teufe der Schächte, und die dadurch bewirkte iangsa-
more beschwerliche Arbeit, indem mittelst Abdämmuug des
Wassers vom Bohrloche sowie dem Ausschmieren desselben
mit Lehm, kurzum der Trockenhaltung desselben ^e1 Zeit
verloren ging, hatte zur Folge, dass man im November 1 866
das Nob ersehe Sprengöl einführte, und in der Zeitdauer von
beinahe einem Jahre folgende Besultate erzielte. •
Die Schachtabteufen, welche früher bei Verwendung
des Pulvers pr. 1 Klafter Teufe ohne Zimmerung' im klei-
neren Schachte 500; im grösseren 600 — 700 fl- kosteten und
2 iSonate Zeit beanspruchten, stellen sich jetzt mit 300 und
350 fl. und 1 Monat Zeit heraus. «
Da man nicht gebohrt hat, sondern nach vorausgegati-
genen Nivellirungen in der 28. Klafter Teufe das Galmei-
Flötz verhofft, so würde die Zeitdauer noch 1 Jahr betragen,
da die Zimmerung und das Nachsenken der Saugröhren eben-
falls beinahe 1 Monat Zeit pr. Klafter beansprucht. Man
sieht nun schon aus diesem, dass bei Schachtabteufen und
nasser Arbeit bezüglich des Kostenpunktes daä SprengoI
dem Pulver vorzuziehen, ist.
Man bezieht hier von Mislowitz in Pr. Schlesien aus
das mit Methjl-Alkohol versetzte unexplosive Sprengöl in
Blechflaschen Ä 10 Pfd., deren mehrere in einer Kiste mit-
telst Stroh wohl verpackt verfrachtet werden.
Beim Gebrauche wird 1 Pfd. Sprengöl in eine grössere
Flasche gebracht, mit dem dritten Theile Wasder versetzt,
tüchtig durcheiuHnder geschüttelt, umgestürzt, und nachdem
ein im Stöpsel befindlicher Hahn geöffnet wird, gibt man
das nun explosiv gewordene Oel zum Gebrauche in eine
gradirte Flasche.
Die Patronen werden von einem eigens dazu bestimm-
ten Arbeiter jedesmal nach Noth wendigkeit aus doppelt zu-
sammengerolltem Packpapier angefertigt, und der Boden
und die Bänder mit Pech wasserdicht verschmiert. Nun wird
in ein Zündhütchen der Guttapercha-Zünder eingeschoben,
und die Bänder des Hütchens 'Werden so mit Pech ver-
schmiert, dae^ kein Oel neben dem Zünder in das Hütchen
gelangen kann, da sonst die Kapsel nicht explodiren, und
dadurch auch kein Schlag auf das Oel erfolgen würde, in wel-
chem Falle dann nur ein langsames Verbrennen des Oeles statt-
findet. Nun wird die mit der Kapsel verbundene Zündschnur
bis an den Boden der Patrone eingeführt und mit Pech an
dem Papier angeklebt, worauf das Oel mittelst eines gewöhn-
lichen Oelfüllers in die Patrone eingegossen, das obere Ende
der Patrone mit Werg umwunden, und nun Papier, Werg
und Zünder mittelst Pech wasserdicht verbunden wird. Hier-
auf wird die Patrone im Kübel hinabgelassen und sogleich
in das mit Wasser gefüllte Bohrloch an dem Zünder vorsich-
tig hineingeschoben, wobei das darüberstehende Wasser
den Besatz bildet. Die Beschreibung der Anfertigung der *
Patrone liest sich länger, als ein halbwegs eingeübter Arbei-
ter Zeit dazu braucht, da er mit Leichtigkeit in ein paar Mi-
nuten dieselbe fertig machen kann.
Es wird immer nur ein Bohrloch abgethan, da man 3
Fahrten hoch sich flüchten muss, und sich beim Anzünden
von mehreren Bohrlöchern ein Arbeiter verspäten könnte.
Auch will man die beim Absprengen mehrerer Schüsse
im grösseren Massstabe sich entwickelnden Gase vermeiden,
obwohl die Arbeiter behaupten, dass sie nur die ersten 14
Tage Kopfweh verspürten und auch nur die, welche Patro-
nen anfertigten, oder wenn das Oel statt zu explodiren im
Bohrloche ausbrannte.
Längeres Schiessen mit Sprengöl, behaupten sie ferner,
mache gegen die schädliche Wirkung der Gase unempfind-
lich. Hingegen habe man sich zu hüten vor jeder Berührung
Lffitl
— 327
des SprengÖls mit den Lippen oder Fingern, und ist im letz-
teren Falle das Beste, sich zuerst mit Sand und dann mit
Wasser die Hände zu reinigen, auch darf das Wasser aus
dem Schachtsnmpf, worin gesprengt wird, nicht getrunken
werden, widrigenfalls, wie Beispiele gezeigt bähen, ein län-
geres Kopfleiden eintritt.
Das Sprengöl ist in Bezug auf Entzäudung fast ohne
Gefahr, da es nicht einmal hei Berührung mit glühendem
Eisen sich entzündet und in Berührung mit einem brennen-
den Spane ohne Explosion verbrennt, ja hei Entfernung des
brennenden Körpers wieder erlischt. Nur bei starkem Stoss
im geschlossenen Haume oder hei Erhitzung bis über 180^
Gels, eiplodirt es.
Das Oel verflüchtigt sich nicht und ezplodirt bei einem
starken Schlage mit ungeheurer Schnelligkeit, und da selbst
ein Tropfen auf einen Stein gegeben und mit einem Hammer
daraufgeschlagen mit einer starken Detonation ezplodirt, so
wenden es die Bergleute daselbst hei Festlichkeiten zu Pöl-
lerschÜBsen tropfenweise ' an, wobei jedoch einmal ein Un-
glück passiren kann.
Ein Rückstand von Oel, wenn eine Büchse blieb, hat
sich bis jetzt noch nie ergeben, sondern die Verhrennnng
desselben war immer eine vollständige. -
Besonders gefährlich wird es, wenn es bei anhaltend
niedere^ Temperatur gefriert, da es ungeföhr bei 5*^ Wärme
schon dickflüssig wird, und ein solcher dickflüssiger Tropfen
zwischen den Fingern zerdrückt, schon ezplodirt und auf
diese Art, sowie durch Auseinanderhauen von gefrornen
Blöcken schon UnglücksföUe vorgekommen sind. Das ge-
frorne Oel ist mit Vorsicht gegen gewaltsamen Stoss zu
behandeln, und kann mittelst lauwarmen Wassers aufgethaut
werden.
Die Bohrlöcher werden im Durchmesser von 1 Zoll
18 — 24 Zoll tief in einer Anzahl von 3^—4 pr. Sstündiger
Schicht gehohrt und wurde ein derlei Bohrloch ft'üher mit
8 Zoll langen Pulverpatroneir geladen. Derzeit gibt man
1 Zoll hoch Sprengöl auf 8 Zoll Bohrloehtiefe und erreicht
im Wasser bohrend, ladend und ohne langwierige Wasser-
Abdämmung und Trocknung des Bohrloches dasselbe Re-
sultat, abgesehen davon, dass auch hei aller Sorgfalt noch
mancher Pulverschuss wegen Nässe nicht zur Ezplosion kam.
Jetzt will ich noch einige interessante Vorfälle anfüh-
ren, die während der Anwendung des Sprengöls in Dlugoszjn
vorfielen.
Eininal stiess der Kübel seitwärts an den Schachtulm,
die Patrone fiel heraus und mehrere Klafter tief in den
Schachtsumpf ohne zu ezplodiren.
Ein zweites Mal hatte man unten im Schachte darauf
vergessen, dass die Patrone im Kübel heruntergelassen war;
das Oefäss wurde mit Bergen gefüllt und aufgezogen, und
als man nachsah, fand man die Patrone zerdrückt und das
Oel den Boden des Kübels bedeckend.
Ein dritter Vorfall zeigt, wie leichtsinnig die Leute,
wenn sie einige Zeit damit arbeiten, mit demselben mani-
puliren, trotzdem sie wissen, dass strenge Verbote und Stra-
fen darauf stehen. Ein Schuss versagte, wegen unterbro-
chener Pulverseele. In einem solchen Falle wurde gewöhn-
lich eine zweite kleinere Patrone angefertigt und darauf ge-
steckt, worauf beide dann ezplodirten. Trotzdem nun dort
das Herausnehmen der Patrone strenge verboten war, that
es ein Arbeiter doch, steckte dieselbe in seinen Sack und
gab später seinen Gefährten ein Beispiel von Tollkühnheit,
indem er auf einer Schachtbühne stehend die Patrone mit
einer Hand in den Schacht hineinhaltend mittelst des Restes
der Zündschnur abbrannte, umgeben auf den Fahrten von
seinen neugierigen Kameraden. Merkwürdiger und glückli-
cher Weise geschah weder demselben noch überhaupt jeman-
den aus den Zuschauern das Geringste. Eine strenge Strafe
bildete den Schluss dieser Episode.
Die vorstehenden Erfahrungen, welche ich mir über
die Anwendung des Sprengöls verschaffte, veranlassten mich
zu beantragen, dass dasselbe auch beim ärarischen Stein-
kohlenbergbaue in Jaworzno zur Anwendung komme, wo
gerade folgende Verhältnisse sich zeigten. Es sind auf der
Jacekzeche daselbst 2 Hauptschäcbte, Jacek und Isidor, jeder
mit einer Förder- und WasserÜaltungsdampfmaschine. Da
nun aber die Wasserhaltungsmaschine auf Isidorschacht neu
und stark, jene auf Jacekschacht entgegengesetzt; femer,
da auf ersterem Schacht kein Ladeperron, auf letzterem je-
doch eben ein solcher ist^ zu welchem die Kohle vom Isidor-
schacht zugeführt werden muss, so wurde beschlossen, die
Förderung auf Jacekschacht, hingegen die Wasserhaltung
auf Isidorschacht zu concentriren, und dadurch mehrfache
Ersparungen zu erzielen. Es wurde von dem höheren Jacek-
schacht ein Querschlag im Liegendsandstein getrieben und
damit das Flötz glücklich angefahren, und mittelst Auslen-
ken eine Verbindung mit der tieferen unter Isidor führenden
Grundstrecke hergestellt. Nun musste die Rösche nachge-
nommen werden, um das Wasser vom Jacekschachte abzu-
zapfen und unter Isidor zu leiten. Gegen die Mitte des Quer-
schlages fiel jedoch, nachdem man bisher in sehr mildem
Sandsteine bloss mit der Keilhaue vorgegangen war, 2' unter
der Sohle des Querschla^^ eine äusserst feste über 3' mäch-
tige und gegen 8 Klafter andauernde Sandsteinschicht ein,
in welcher vermöge der engen Dimensionen der Rösche,
(2 — 30 ^^^ &^B mehreren Klüften zusitzenden, jeder Ab-
dämmung und Trockenhaltung des Bohrloches spottenden
Wässer und der Festigkeit des Gesteines, das gewöhnliche
Pulver fast gar keine Wirkung ausübte, und Proben mit Hal-
ozylin noch schlechter ausfielen.
Zudem sollte die Rösche rasch vorgeschoben werden,
da nach Abzug der Wässer eine Reparatur des Jacekschachtes
schon dringend noth wendig sich zeigte, und die Schach t-
zimmeruug beinahe schon vollständig obertags vorgerichtet
war, abgesehen davon, dass bei minderem Absatz in den Som-
mermonaten auch die Förderung der Kohle auf diesem Schachte
für die Zeit der Reparatur leichter sistirt werden konnte.
Es wurde daher die Mehrzahl der Khür über diese
feste Sandsteinscbicht vorgeschoben, wobei man das Wasser
in Pfützen ansammelte und in Rinnen abschöpfte, während
zur Arbeit im festen Sandsteine 4 tüchtige Leute ausgesucht
wurden. Zwei von diesen Arbeitern unterrichtete ich in der
Handhabung des Sprengöls, verbot jedoch allen anderen den
Zutritt in die Kammer der Grube, wo die Patronen in
ähnlicher Weise wie in Dlugoszyn angefertigt wurden. Ob-
wohl nun Anfangs wegen der noch fehlenden Uebung
manchmal ein Schuss abbrannte ohne zu ezplodiren, da Oel
in die Kapsel gedrungen war, so hat man doch binnen 14
Tagen mit 1 1 Pfd. Sprengöl den Stein im Kubikinhalte von
(8® Länge, 4' Breite und 3' Tiefe) ungeföhr 2-6 Kubikklafter
ge wältigt. Es wurden hiebe! im Durchschnitte 3^^ l^Lnge,
7j3 Pfd. haltende Oelpatronen und 18— 20zöllige Bohr-
löcher, da tiefere eine Büchse zurückliessen, angewendet
— 328 —
Besondere kam bei dieser Arbeit der Umstand zu stat-
ten, dass der Ifann im Wasser bohren und schiessen konnte,
ohne das Bohrloch früher za trocknen. Hit Palver hätte man
Monate lang daran gearbeitet
Ueber Kopftchmerzen klagten nnr Anfangs die Patro-
nenanfertiger, später nicht mehr.
Anfangs worden die kurzen Kapseln benützt, welche
jedoch schlecht sind, da das Oel leichter eintritt und der
Schlag nicht so stark erfolgt, wie bei Anwendung der langen
Kapseln, wobei später kein Schuss mehr versagte.
Man sieht daher auch in diesem Falle, dass sich die
Benützung des Sprengöls bei nassen und dringenden Gru-
benarbeiten vollkommen rentirt
Der dritte Bergbau im Krakauer Gebiete, bei welchem
schon seit Anfang des Jahres 1867 das Sprengöl angewen-
det wird, ist die Galmeigrube des Major Thiele-Winkler
in Konti bei Chraanow. Die Mathilde-Grube daselbst befah-
rend, sammelte ich folgende Daten.
Der Kohlengalmei mit silberhaltigen Bleierzen gemischt,
wird in der oberen Abtheilung der Muschelkalkformation vor-
kommend, ähnlich mit dem Tarnowitzer Vorkommen, in 3
£tagen abgebaut, wobei derselbe abweichend mit dem Vor-
kommen des Galmeis an anderen Nachbarorten des Krakauer
Gebietes, wo derselbe gewöhnlich Nester und Putzen bildet,
hier beinahe vollständig lagerartig auftritt.
Durch den Maschinenschacht, von welchem ein Quer-
schlag getrieben wird, erfolgt die Entwässerung der einzel-
nen Baue.
Der Abbau ist vermöge der geringen Mächtigkeit der
Galmeilager sehr beschwerlich, ^sserdem ist der Dolomit
sehr fest, dabei aber zerklüftet und wasserlässig.
Seit dem Anfange dieses Jahres wird ausschliesslich
nur mit Nitroglycerin gesprengt, wobei, wie nachstehende
Berechnungen zeigen, trotzdem sich das Sprengöl circa
6mal so theuer als Pulver stellt, doch noch ein bedeutendes
Ersparniss durch Anwendung desselben erwächst.
Thlr. Sgr. Dr.
1 Zollpfund Sprengöl sammt Verzollung
kostet l 13 6
100 Stück Zündhütchen 17 6
1 Stück Zündschnur, 30' lang (Guttapercha) 1 1 6
Man nimmt nun zur Ladung eines Schusses 2 Loth
Sprengöl.
1 Loth stellt sich circa auf 1 Sgr. 6 Dr.
daher 2 Loth kosten 3 Sgr. — Dr.
Dazu kommt 1 Stück Kapsel .... 2 n
Eine 16" lange Zündschnur im Mittel . 6 n
Zusammen kostet ein Schuss . . 3 Sgr. 8 Dr.
oäor ein Agio von 20 7o gerechnet . . 22 kr. öst. W.
Ein Schuss Pulver.kommt auf ungefl&hr . 9 kr. öst. W.
zu stehen.
Nun ergibt sich, dass ein Arbeiter bei Anwendung von
Sprengöl 4 Bohrlöcher in der Sstündigen Schicht abthut,
während mit Pulver derselbe wegen Trocknung des Bohr-
loches, Anfertigung von wasserdichten Patronen, des öfteren
Ersaufen B des Schusses, da an der Naht der Patrone trotz
aller Vorsicht oft Wasser eintritt, des Fernbleibens vom
Feldorte nach dem Schusse, bis die Gase sich verflüchtigt
haben, in der Regel nicht mehr als 2 Schüsse im Stande ist
mit Erfolg abzusprengen.
Die Wirkung ebes Schusses verhält sich in betreff des
abgesprengten Quantums wie 3 Einholte a bei Palver
zu 4 Einheiten bei Anwendung des Sprengöle*
Dieses zusammengefasst, stellen sich die Elrzeugungs-
kosten einer Einheit des Erzquantums folgen denn aasen
heraus.
Mit Pulver i 2 Schüsse & 9 kr 18 kr.
per < Normallohn des Häuers . . 50 n
Schicht I 68 »
Mit Sprengöl ( 4 Schüsse & 22 kr. . . . 88 kr.
per ( Normallohn des Häuers . • 50 n
Schicht I 1 fl. 38 kr.
Das erzeugte Erzquantum ergibt sich bei Palver
mit 2 X 3 6 Einheiten
bei Sprengöl mit 4 X ^ 16 n
daher 68 : 6 = ' 1 1 -3 kr. die
Erzeugungskosten von der Einheit Erz bei
Anwendung von Pulver,
und 138: 16= 8*5 kr. beim
Gebrauche von Nitroglycerin.
. Man ersieht daraus, dass die Vortheile dea Spreugöla
gegenüber Pulver in diesem Falle bestehen: Billigere Er-
zeugung, in der Hälfte Zeit mit derselben Mannschaft ; wes-
halb man auch an Regiekosten noch bedeutend erspart.
Der Gesundheitszustand der Arbeiter hat sich seit Einfüh-
rung des Sprengöls nicht im Geringsten verschlechtert, und
ist wahrscheinlich wegeh guten Wetterwechsels das berüch-
tigte Kopfweh hier gar nicht aufgetreten. Die Patronen wer-
den hier vom Aufseher in der Grube augefertigt und nach
Bedarf an die Mannschaft ausgefolgt.
Bei diesem Werke wird in neuester Zeit nur reines Ni-
troglycerin ohne frühere Beimischung von Methyl-Alkoho?
angewendet, da man daselbst die Bemerkung gemacht hat,
dass die Wirkung des Oeles durch Beimischung des Methyl-
Alkohols und nachfolgende Reinigung mittelst Wasser be-
deutend vermindert wird.
Das Sprengöl wird von Hamburg aus in die Filialen,
deren beinahe jede preussische industrielle Stadt eine be-
sitzt, per Wagen verführt, da die Eisenbahnen mit Aus-
nahme der schwedischen und norwegischen, welche schon
einige Jahre dasselbe auch zum Transport aufnehmen, die
Verfrachtung desselben verweigern. Diese grossen Trans-
port-Schwierigkeiten sind es auch, welche bis jetzt die all-
gemeine Einführung des Sprengöls verzögerten, da nämlich
jede Grube erst kleine Quantitäten zur Probe beziehen will,
was, da man per Wagen nur grosse Quantitäten verschicken
kann, nicht immer leicht möglich ist. Es müssen daher über-
all Lager eingerichtet werden, und ist dieses auch die Art,
in welcher Herr Nobel, wie schon erwähnt, in Norddeutsch-
land und noch ausserdem in England und Belgien den Yer-
schleiss besorgt.
In Oesterreich, Frankreich, Italien, Spanien, Portug^al
und der Schweiz ist in Beziehung auf die Einführung des
Sprengöls noch wenig geschehen.
Gegenwärtig existiren 5 Sprengöl-Fabriken, wobei Herr
Nobel betheiligt ist, und zwar: In Hamburg, Stockholm,
Christiania, Helaingfors und New- York, worin grosse Quan^
titäten faforizirt werden und lageru.
- 329 —
Das Bchlesieche Lager hat Herr L. Kantmann in
Breslau, Der Preis franco Hambarg ezcl. Verpackung ist
32 Sgr. pr. Zollpfund.
Der Einfuhrszoll in Oesterreich beträgt, wie ffir che-
mische Producte, 5 fl. pr. Zollcentner.
Wenn das Sprengöl wirklich so äusserst gefährlich
wäre, so würde es praktisch unmöglich sein, es im Grossen
zu fabriziren, transportiren und zu lagern. Es geht mit der
Einführung des Nitroglyperins gerade so, wie es mit Dampf,
Gas und Petroleum gegangen ist. Die Leute müssen erst
geschult werden, und daher kommen in der ersten Zeit viel-
fach Unglücksfälle vor, welche später von selbst aufhören,
sobald die Arbeiter mit den Eigenschaften des Stoffes ver-
traut sind.
Gegen Stoss ist es nicht gar so gefährlich, wie viele glau-
ben. Es sind schon viele Male Oelkisten von dem Packwa-
gen oder in Schiffsräumen hecuntergefayen, ohne dass das
Geringste passirt wäre, zudem wird Jedermann einsehen,
dass auf eine schonende Behandlung beim Transport ohne-
dem nicht sni rechnen ist. Das mit Methyl-Alkohol versetzte
Oel.ist übrigeoi viel UDgefährlicher, und schützt auoh mög-
liebst gegen Leichtsinn und Dummheit.
Unglücksfälle während des Transportes auf den schwe-
dischen Eisenbahnen (ohne Holzgeist) sind bis jetzt nicht
vorgekommen, wohl aber an den Stationsplätzen, wobei
man jedoch nicht weiss, welcher Unfug damit getrieben
worden ist.
Die grosse Explosion in Colon (Aspinwall) soll, wie aus
San Francisco geschrieben wurde, durch Löthen von andich-
ten Sprengölflaschen vorgekommen sein.
Wenn man den riesigen Consam an Sprengpnlver nä-
her ins Auge fasst und bedenkt, dass z. ß. im Zollverein
über 4800 Gruben ausser Steinbrüchen und Eisenbahnspren-
gungen existiren, und dass eine einzige Kohlengrube, die
von Saarbrücken, 8500 Centner Pulver jährlich verbraucht,
so kann man daraus entnehmen, welche grosse Zukunft der
Anwendung des Sprengöls in Aussicht steht, da es nach
meiner Ansicht früher oder später bei Sprengungen im festen
dabei aber zerklüfteten und wasserlässigen Gebirge das ge-
wöhnliche Pulver verdrängen wird, weil in solchen Fällen
durch den Gebrauch von Nitroglycerin eine bedeutende Er-
sparung an Zeit uud Kosten resultirt.
Literatur.
Die Hattenwesen-HasoblnezL Von Julius Bitter von Hauer,
Professor an der k. k. Bergakademie zu Leoben. 18 Bogen,
mit 26 Fignrentafeln und 4 Tabellen in Carton. Verlag von
Tendier & Comp, in Wien. Preis 6 fl. ö. W.
Wir hatten kaum noch Zeit gefunden, das oben genannte
Werk flüchtig darchzublätteru , und hatten die Absicht, Herrn
Professor Gustav Schmidt in Prag um eine ausführliche Be-
sprechung desselben zu ersuchen, als wir in der Zeitschrift des
„Oesterreiehischen Ingenieur- Vereines gerade aus der Feder des
genannten Herrn Professors eine weit eingehendere Becension
fanden, als wir von ihm zu erbitten gewagt hätten. Professor
G. Schmidt, ein Vorgänger des Verfassers auf der Lehrkanzel
des Maschinenwesens an der Bergakademie zu Leoben, ist gewiss
in hohem Masse competent zur Beurtheilung dieses Werkes, und wir
glauben daher am besten zu thun, wenn wir dessen Besprechung
in der Zeitschrift des i»Ingenieur- Vereines«« uns aneignen, ob-
wohl sie etwas länger ist, als unseren Literatur-Artikeln gewöhn-
lich Raum gegönnt werden kann. O. H.
Mit grossem Vergnügen begrüsst der praktische Techniker
alle jene Werke, wie das Vorliegende des bereits durch zahlrei-
che Journal- Artikel bekannten Herrn Verfassers, welches eine
reichhaltige zerstreute Literatur mit Auswahl und Verständniss
zusammenfasst und bearbeitet, und hiebe! mit Selbstständigkeit
und Geschick die Aufgabe löst, die Theorie der Praxis dienstbar
zu machen. Schon längst hat die ehemalige schroffe Gegenstel-
lung der erfahrungslosen Wissenschaftlichkeit gegen die rohe
Empirie aufgehört, der Theoretiker als nöthig erkannt, sich
sorgfältigst um die Erfahrung zu bekümmern, und der Praktiker
sich gewöhnt, die Ergebnisse der Theorie zu beachten, seine
theoretische Ausbildung möglichst zu vervollständigen und einer
einseitigen Erfahrung keine zu grosse Tragweite beizulegen. In
Bezug auf Maschinenelemente und Kraftmaschinen besitzen wir
bereits eine werthvolle Literatur, welcher dieser heilsame Um-
schwung wesentlich mit zu verdanken ist. Dagegen ist dieXiitc-
ratur der Arbeitsmaschinen in mehreren Richtungen unvollstän-
dig. Die meisten Werke über einzelne Zweige der Technik be-
handeln die dabei benützten Arbeitsmaschinen mehr beschreibend,
nicht vom Standpunkte des Maschinenbaues; es fehlen dari^ theo-
retisch begründete oder auch nur empirische Regeln für die Con-
struction in systematischer Zusanmienstellung. '
Diese Lücke für das Hüttenwesen, besonders die Eisen-
fabrikation auf«ziifüllen, ist das vorliegende Buch bestimmt, wel-
ches auch für Lehrzwecke dienen soll. Dasselbe behandelt in 18
eng aber geÜillig gedruckten Bogen die Gebläse, Gichtaufzüge,
H&nmer, Luppenpressen, Walzwerke, Scheren, Schneidewerke
und Circularsägen. Hiermit ist zwar der Gegenstand nicht voll-
ständig erschö pft, und es wäre insbesondere zu wünschen gewe-
sen, dass der Verfasser auch die speciell für einzelne Fabrika-
tionen, z. B. der Tyres, dienlichen Apparate, die Puddel- und
Schneidemaschinen etc., vor Allen aber auch die für den Bessemer-
process nach dem englischen Verfahren erforderlichen mechani-
schen Vorrichtungen aufgenommen hätte; doch befriedigt das
Gegebene in hohem Masse durch klare, leicht fassllche Darstel-
lung und systematische Anordnung. Die Resultate der Theorie
sind übersichtlich zusammengestellt, und deren Gebrauch durch
Beispiele erläutert, die neuere Literatur sehr eingehend berück-
sichtiget Die Zeichnungen haben, da Maschinenelemente, Bewe-
gungsmechanismen und Kraftmaschinen als bekannt vorausge-
setzt werden, grösstentheils die Form von Skizzen, genügen je-
doch für den mit obigen Gegenständen Vetrauten, um darnach
Entwürfe auszuführen. f ^
Wir geben nun den wesentlichen Inhalt nebst einigen kri-
tischen Bemerkungen:
1. Gebläse. Die Lehre, von den Gebläsen scheidet der
Verfasser in 'den „allgemeinen Thell" und ndie einzelnen Ge-
bläse.'* Der erstere gibt die Bestimmung der Ausflussmenge, der
Gebläsearbeit etc. auf Grundlage des der mechanischen Wärme-
theorie angehörigen Poisson^schen Gesetzes und mit vorzugswei-
ser Benützung eines Aufsatzes des Referenten*) in welchem ge-
zeigt wird, dass die Reduction des Näherungswerthes für die
Windmenge, welchen die alte Theorie gab, auf den genauen
Werth bei Zugrundelegung der mechanischen Wärmetheorie ein-
fach durch Beisetzung eines Factors
h — K
erfolgt, worin h den Barometerstand, h^ den Manometerstand im
Windrohr, h^ jenen im Ausblaseraum bedeutet, und dass sich
für die Effectformel ein ähnlicher einfacher Correctionsfactor ^
ergibt. Originell und von der Vorstellung eines in einem Cylinder
bewegten Kolbens unabhängig ist die Ableitung der Formel für
den Gkbläseeffect; doch erleichtert die gewöhnliche Ableitung
das Verständniss mehrerer bei Kolbengebläsen sich ergebenden
Betrachtungen. In dem Abschnitte „Aenderungen im Qebläsebe-
tj^ieb« mrd nachgewiesen, welchen Einfluss die Aendernng einer
der Grössen: Menge, Spannung, Temperatur der Gebläseluft und
B^triebskraft auf die andere hervorbringt; sehr klar ist der Nutzen
der Erhitzung dargelegt, indem gezeigt wird, dass diese bei un-
geänderter Betriebskraft und bei gleicher auf 0^ reducirten ^Vlnd-
menge, jedoch entsprechend vergrössertem Düsen durchmesser die
Ausflussgeschwindigkeit auf das |/^1 -f- i< 7" fache erhöht
{T die Temperatur der erhitzten Luft, ot der AusdehnungscoSf-
ficient).
Nach den theoretischen Ableitungen fulgt die «praktische
Lösung der bei Gebläsen vorkommenden Aufgaben,«* d. h. der
Vorgang bei Bestimmung der Windmenge des Effectes etc. für
*)* S. Zoitachrlit de« östetreicliischon Ingenieur- and Arcbitekteu-
Vereins. 1364. Beite 179.
330 -—
bestehende, sowie fttr neu za erbauende Gebläse, nebst Beschrei-
bung der Manometer etc. Die auf 0^ C. und 76 Cm. Barometer
stand redncirte Windmenge ist als Prodact dreier Factoren dar-
gestellt, zu welchen noch ein vierter kommt, um die auf die
Spannung und Temperatur der Susseren Luft reducirte Menge
zu finden ; fflr die vier Factoren sind auf einem den Tafeln bei-
liegenden Blatte Tabellen gegeben. Dieselben erstrecken sich bis
auf die Spannung von einer Atmosphäre, was indessen für Bes-
semergebläse nicht genügt, wo Spannungen bis zwei Atmosphären
vorkommen.
Unter den „einzelnen Gebläsen^ sind naturgemäss die Cy-
Undergebläse am ausführlichsten behandelt, und bei diesen auch
die für Kolbengebläse überhaupt giltigeu Sätze entwickelt. In der
kurzen Anleitung zur Berechnung, wobei auch der Einfluss des
schädlichen Raumes ohne mathematische Reduction erläutert, wird,
gibt der Verfasser die Geschwindigkeit des Gebläsekolbens ziem-
lich hoch, für gewöhnliche Fälle mit v = 4 bis 5, bei besonders
guter Anordnung mit 6 Fuss an. Wir glauben, dass letztere Ge-
schwindigkeit ausser bei Schiebergebläsen nur allein bei Anwen
düng der Bessemer^schen Kautschukringventile auf die Dauer er-
reichbar ist. Nicht ganz überflüssig wäre es gewesen, wenn der
Verfasser ausdrücklich auf die bedeutende numerische Verschie-
denheit der Gebläsekolbengeschwindigkeit aufmerksam gemacht
hätte, welche angewendet werden muss, wenn man Sommer und
Winter die gleiche Gewichtdmenge Luft in den Ofen blasen
will. Nehmen wir die äussersten Temperaturen im Gebläse haus
mit - 16 und + 24*^ R., d. i. - 20 und 30« C. oder 253 und
303<) absoluter Temperatur an, so stehen diese Zahlen, somit
auch näherungs weise die nöthigen Kolben gesch windigkeiten im
VerhäUniss 258 : 303 = 5:6, was nicht immer beachtet wird
Bei der Besprechung der Details entwickelte der Verfasser
ausführlich die Principien für die Construction der Ventile» des-
gleichen die Constructionsregebi für Schiebergebläse mit Mu-
schftlschieber und Steuerung mittelst Kreisoxcenter, mit vorzugs-
weiser Benützung eines Aufsatzes des Referenten*), bestimmt
dabei auch die grösste Spannung, welche durch die Compression
entsteht, und wendet das Zeuner'sche Diagramm an. Als Nach-
tlieil dieser Steuerung bebt der Verfasser besonders hervor, daas
wenn der Ein- und Austritt der Luft ohne Stoss erfolgen soll,
entweder der Schieber sehr grosA Dimensionen erhält, oder die
grösste Kanalöffnung beim Ausblasen klein und dadurch der Wir-
kungsgrad geringer wird.
Von Regulatoren sind die mit unveränderlichem Volumen
berechnet und dabei die Aenderung der Ausflussgeschwin-
digkeit statt wie sonst jene der Spannung als» massgebend für
die Gleichförmigkeit des Ausflusses angenommen.
Hierauf folgt eine sehr schätzbare Beschreibung zahlreicher
Anordnungen mit kritischen Bemerkungen darüber**). Ueber die
Bestimmung der Schwungräder sagt der Verfasser, „dass sie
die Aufgabe haben, den Kurbeln über die todten Punkte zu hel-
fen und eine gleichförmige Drehung der Kurbelwelle zu erzielen.
Dabei sind Stösse vermieden, indem die Kolben und sonstigen
schwingenden Massen keine zu grosse Geschwindigkeit erhiugen
und zu Anfang des Hubes all mal ig beschleunigt, zu Ende all-
mälig verzögert werden; hiemit ist auch ein sanfteres Spiel der
Ventile verbanden. Im Uebrigen ist für eine gute Wirkung des
Gebläses nicht nothwendig, dass der Kolben gerade eine Sinus-
bewegung annimmt, wie sie der constanten Winkelgeschwin-
digkeit der Kurbelwelle atmähernd entspricht, mithin auch eine
grosse Gleichförmigkeit der Drehbewegung nicht erforderlich,
wenn uur der Hub Wechsel langsam erfolgt und die Maximalge-
schwindigkeit des Kolbens nicht zu gross isf
Wenn wir dem auch im Allgemeinen beipflichten, so möchten
wir doch hervorheben, dass es ein Irrthum wäre zu glauben,
dass ein Gebläse mit grossem GleichfÖrmigkeitsgrad unbedingt
besser sei, als eines mit kleinem; im Cegentheil ist es bei ein-
cylindrigdn Gebläsen die Aufgabe, die Gleichförmigkeit der
Kolbenbewegung, mithin die Ungleichförmigkeit des
Schwungrades so weit zu treiben, als es nur immer möglich ist,
ohne Stösse beim Kolbenwechsel zu erhalten, und es sollte als
Erfahrungsresultat hingestellt werden, wie weit man eben mit
dem GleichfÖrmigkeitsgrad, folglich mit dem Schwungradgewicht
herabgehen darf. Die Annahme des Herrn Verfassers t = 30
(d. h. die mittlere Geschwindigkeit v am Schwungrad dreissigmal
*) Berg- und Hf^Uenwesen. Jahrbuch der k. k. Bergakademie 186lf.
**) 8. 92, Zeile 16 beiwt en aus Venehen „bei geringer" sutt ^bei
grouer Uingangnzah).'*
80 gross als die Differenz rj ^ v^ ans der grössten und kleinsten)
scheint uns in der That schon bedeutend zu hoch gegriffen und
würde Referent t =. 15 für besser erachten, obwohl sich dabei
der ungleichförmige Gang des Schwungrades nicht gut ansieht.
Bei einem nach Fig. HS construirten Gebläse in Neuberg bei
Mürzzuschlag, hat man wirklich mit gutem Erfolg für die Gleich-
förmigkeit der Spannung die früheren Schwungräder durch be-
deutend kleinere ersetzt.
Bei der Berechnung des Schwungradgewichtes drückt der
Verf^er dasselbe zuerst allgemein durch die Differenz des gröss-
ten und kleinsten Unterschiedes der producirten und consumirten
Arbeiten aus, und ermittelt hierauf diese Differenz selbst für die
verschiedenen Anordnungen, wobei der Gesammtwiderstand am
Gebläsekolben als nahe constant angenommen wird, wodurch die
Rechnung sehr vereinfacht, jedoch für Bessemergebläse nicht mehr
anwendbar wird. Auch scheint es noch der Untersuchung zu
bedürfen, ob nicht der Einfluss der schwingenden Massen, wel-
chen Verfasser nur bei eincyUndrigen direct wirkenden Gebla-
sen ohne Expansion berücksichtiget, nicht auch bei anderen An-
ordnungen das Resultat erheblich moditicirt Die Praxis bietet
jedoch so wenig v^lässliche Anhaltspunkte für die Wahl des
Gleichförmigkeitsgrades, dass eiüe ezactere Theorie der Schwung-
räder, welche sehr weitläufig wird, eiitbelirlich erscheint
Schliesslich wird die Ausführung der Windleitung, dercu
Berechnung schon der n allgemeine Theiltf 'enthält, beschrieben.
Von sonstigen Gebläsen sind noch Bälge und Kastenge-
bläse, welche letztere wegen ihrer Wohlfeilheit in Holz- und
wasserreichen Gegenden noch viel im Gebrauche stehen, dann
die Ventilatoren eingehender behandelt, und für letztere ein
kurzer Auszug aus der Rittinger*schcn Theorie gegeben, in-
dem die Rittin ger'schen Ventilatoren sich mit Recht einer immer
grösseren Verbreitung erfreuen, da sie unter den Centrifugal-
ventilatoren die rationellsten, weil bei gleicher Pressung die klein-
ste Umgangszahl erfordernden sind. Dagegen ist Referent der
Ansicht, dass der in London preisgekrönte Ventilalor von Dr.
Igiiaz H eger, Professor der mechanischen Technologie am k. k.
polytechnischen Institute zu Wien, eine grössere Aufmerksam-
keit verdient hätte, als nur die Erwähnung S. 120, und erachtet
er die Heger^sche Construction, welche das Analogen zur Jonval-
Turbine ist, als die absolut vorzüglichste, nicht nur für Ventila-
toren aller Art, sondern auch für Kreiselpumpen.
2. Gichtaufzüge. Diese Abtheilung beschränkt sich, da
die Berechnung höchst einfach ist, auf die Beschreibung und An-
gabe der CoQStructionsregeln für die genannten Vorrichtungen,
welche der Verfasser in Gichtaufzüge mit fester Transmission zur
Kraftmaschine, Wassertonuen, Wassersäulen und pneumatische
Aufzüge eintheilt.
3. Hämmer. Einer kurzen Einleitung folgen allgemeine
theoretische Betrachtnngen, in welchen wir ausser der verzeich-
neten Skizze Fig. 20^ ein kleines Versehen beanständen müssen.
Es heisst nämlich S. 154 bezüglich des Stosses zwischen Hebe-
daumen und Hammerhelm: „Während die deformirten Körper
ihre ursprüngliche Gestalt annehmen, geben sie einen Theil der
zur Formänderung aufgewendeten Arbeit zurück; diese Arbeit
verzögert die Bewegung der Hammerwelle und beschleunigt jene
des Hammers, welcher mithin den Hebdaumen früher verlässt,
als nach dem geometrischen Zusammenhange. a Der letzte Zusatz
ist nicht richtig und es sollte heissen: „welcher mithin einen Augen-
blick ansteigt, ohne vom Hebdaumen getrieben zu werden, wor- ^
auf sofort wegen Beschleunigung der Hammerwelle und Verzö-
gerung des Helms ein zweiter kleinerer Stoss erfolgt, nach wel-
chem der Hammer allmälig die geometrische Hubhöhe und die
aus dem geometrischen Zusammenhange folgende Geschwindig-
keit erreicht, vermöge welcher er sodann während einer Zeit /j
über diese geometrische Hubhöhe ansteigt.**
Es folgt sodann die Berechnung der Schwanzhämmer und
eine sehr einfache Ermittlung des Schwungradgewichtes für die-
selben, dann die Construction, besonders nach Tunner^s Ham-
mermeister, desgleichen Berechnung und Beschreibung der Auf-
werf-, Brust- und Stimhämmer mit zahlreichen guten Skizzen.
Die Rahmenhämmer theilt Verfasser in Hämmer, wel-
che durch feste MaschinentheUe (Hebdaumen, Kurbeln, Riemen)
gehoben werden, Frictions-, Dampf-, pneumatische Hämmer, und
den Oelhammer von Guillemin und Minary. Darunter sind wie-
der, als beim Hüttenwesen am meisten gebraucht, die Dampf-
hämmer sehr ausführlich besprochen. Die Theorie derselben
erstreckt sich auf: 1. Hämmer mit dünner Kolbenstange, mit
— 331 -
Expansion, mit und ohne Prellung«; 2. solche ohne Expansion;
3. desgleichen mit Expansion und Oberdampf; 4. H&mmer mit
dicker Kolbenstange und expandirendem Oberdampf (Daelen*8
System); 5. Hammer von Türck mit dicker Kolbenstange und
directem Oberdampf. In der Begel ist das Gewicht., statt wie es
rationeller schiene die lebendige Kraft, des fallenden Hammers
als gegeben angenommen, weil die Wirkung auf das Eisen nicht
die gleiche ist, wenn ein grösseres Gewicht • durch eine grössere
Geschwindigkeit und umgekehrt ersetzt wird, daher auch die
Praxis meist ein bestimmtes Hammergewicht vorschreibt. Die
Berechnung, welche einfache Schlussformeln liefert, erfolg^ auf
Grundlage des für praktische Zwecke hinreichend genauen Ma-
riotti'schen Gesetses, mit Berilcksichtigung der Reibung, sowie
des Ueberdruckes des abströmenden Dampfes; für Hämmer mit
Dampfprellung ergeben sich im Vergleiche zu jenen ohne Prel-
lung bedeutend verschiedene Resultate. — Der Theorie folgt eine
detaillirte Besprechung der Theile, besonders der Steuerung, der
Gerüste und Enndamente, und es ist die Vollstilndigkeit, mit wel-
cher das ganae wichtige Capitel über die Dampfhämmer behan-
delt ist, besonders lobend anzuerkennen.
4. Luppenpressen und LuppenmÜhlen sind wegen
verhältnissmässig seltener Anwendung kurz, abgehandelt
5. Walzwerke. Da es an einer praktisch brauchbaren
Theorie der Walzwerk% mangelt, hat der Verfasser die wichtig-
sten Dimensionen der Bestandtheile durch empirische Formeln,
und zwar grösstentheils bezogen auf den Walzendurchmesser,
ausgedrückt. Bei diesen empirischen Formeln hätten wir einiges
zu erinnern. Da die Wellen jetzt wohl immer aus Schmiedeisen
oder Bessemerstahl hergestellt werden, so hätte Seite 237 gleich
die Formel
8 s
d = elA £. Zoll oder 16 1^ — Centimeter
empfohlen werden können.
Die Angabe S. 23S, dass die Peripheriegeschwindigkeit der
Schwungräder gewöhnlich unter 100' beträgt und 140' nicht Über-
schreitet, ist zwar richtig, jedoch wäre beizufügen, dass eine Ge-
schwindigkeit über 100' nur ein nothwondiges Uebel ist, wenn
man wegen zu schwacher Maschine die lebendige Kraft des
Schwungrades = 50 bis TOmal dem *Betrieb8eiFect zu setzen ge-
zwungen ist, und dass dann eine ausserordentlich solide Ausfüh-
rung aller Verbindungen erforderlich ist.
Für die Anndimensionen benutzt der Verfasser mit gutem
Grund die Redtenbacher^sche Formel für die Arme der Riemen-
rollen.
Die Angabe, dass die Transmissionsräder mit 2*5mal grös-
serer Sicherheit als für ganz ruhig arbeitende Maschinen zu be-
rechnen sind, ist ganz richtig, aber zu unbestimmt. Man pflegt
bei den ruhigst gehenden Wasserrad-Transmissionen die Anspruch-
nähme S = 250 bis 300 Kilog. pr. Quadratcentim. (31 bis 37
Wiener Centner pr. Quadratzoll) nnd bei Walzwerkstransmissio-
nen S= 100 bis 120 Kilog. pr. Quadratcentim. (121/2 bis 15 Ctr.
pr. Quadratz.) zu geben. Bei den Krausein ohne Seitenscheiben
ist . nach dem Herrn Verfasser sogar nur S = SO Kilog. pr.
Quadratcentim. (10 Ctr. pr. Quadratzoll), jedoch die Umfangs-
kraft P nur auf die zu übertragende halbe Pferdestärke zu be-
rechnen. Bezeichnet demnach u die Dicke des eisernen Zahnes
im Theihrisse, ß die Länge derselben oder die Radbreite, y die
Höhe des Zahnes, P den Zahndruck, so ist
also wenn
3
y = y «
gesetzt wird: »
Wird cc ß in Wiener Linien und P in Wiener Pfunden
gerechnet, so erhält man als Regel:
Bei Wasserradvorgelegcn a ß = 0*36 P
Bei gewöhnlichen Transmisnonen a ß = 0*64 P
Bei Walzwerkstransmissionen . « ß — 0*90 /*
Bei Krausein ohne Seitenscheiben a ß = \''60 P
beziehungsweise, wenn a, ß in Millimeter, P in Kilog. verstanden
^^^= a P = 3-1 P, 5-5 P, 7-7 P, 11-2 P.
Bei den Krausein wendet man die Maximaldicke von Qt = P/^
bis 2 Zoll (46 bis 53 Milimeter) an, und gibt in der Regel
Seitenscheibeni wie bei Winden — Getrieben, in welch^iü ipaSi^
die Breite ß auf y^ der berechneten reducirt werdet 'kann.
(S.250.) kj^
Die Kaliberirung, über welche eben eine Brocwe« ton
Tunner erschien, ist um so mehr übergangen, als sie^^'^den
meisten Hüttenwerken den Betriebsbeamten zugewieiiiai4Syird.
Nebst der Construction der Schwungräder werden wieder auch
die sonstigen Details, besonders Knpplungswellen, Walzgerüste,
Einrichtungen zum Stellen der Walzen, zum Ueb erheben und
zur Ersparung dieser Arbeit ausführlich besprochen; die Ein-
lassvorrichtungen, welche bei Feineisenwalzwerken von Wichtig-
keit sind, erscheinen nur durch ein Beispiel repräsentirt^ Auch
von den durch mehrere Skizzen vertretenen Universalwalzwerken,
wären detaillirtere Zeichnungen wünschenswerth gewesen. Zuletzt
folgen die Construction der Fundamente und Angaben über die
Betriebskräfte.
6. Scheren, Schneidwerke, Circularsägen. Für
die Scheren werden die Hauptdimensionen nach dem grössten
abzuschneidenden Querschnitte berechnet; bei Parallelscheren
für Blech setzt Verfasser dafür das Product aus der Blechdicke
und der horizontalen Projection des Theiles der Schneidkante,
welcher in den Blechquerschnitt fällt. Wir möchten dagegen
empfehlen, sich gar nicht um den wirklichen mittleren Druck
während des Schneidens zu bekümmern, sondern nur die Arbeit
pr. Schnitt und pr. Secunde zu berechnen. 1
Ist ß die Blech- (oder Schienen-) Breite, S die Dicke in Cen-}
tim. und hätte die Schere keine Steiguug, so wäre der abzu-*
scherende Querschnitt = ß S Quadratcentim., und dafür die Au-
fangskraft (sowie beim Lochen gerechnet) 4000 ß 9 Kil. erfor-
derlich. Die Endkraft ist Null, also wäre die nöthige Kraft im
Mittel 2000 ß d Kilog. Der Weg pr. Schnitt ist — Meter, also
die Arbeit per Schnitt 20 ß d^ Meterkilogramm. Der theoretische
Hub bei der Steigung ^- n (« = — für Schienen, « = -— für
Blech) beträgt S -\- ß n Centim., woför man wegen bequemen
Uaterschiebens die Hubhöhe h beiläufig doppelt so gross annimmt.
Sei also A = 2 (^ -|- |i n) Centim. und die Geschwindigkeit des
Messers pr. See. = 8 Centim., so ergibt sich die auf eine Se-
cunde entfallende Schnittzahl =
: ^ = -T- (pr. Minute-T— Schnitte),
also der Effect oder die Arbeit pr. Secunde
n
E = 20 ß d^=-
wozu
wegen Widerstand im Vorgelege eine Dampfmaschine
^ ^ 5 ßd2 Pferdestärken,
4 fi
von
erforderlich ist. HiefÜr berechne man das Vorgelege nach den
Regeki, wie bei Walzwerken. Die so erhaltenen Dimensionen
sind vollkommen sicher, ohne übertrieben zu sein, und entspre-
chen bewährten AusfUhningen. Zum Vergleich mit dem Resultat
des Herrn Verfassers nehmen wir den Weg pr. Schnitt, während
welchen die mittlere Kraft P ausgeübt wird, = n ß Centim. an,
dann ist die Arbeit pr. Schnitt
= P ^ ::^ 22 ßd^ also P = 2000 ~,
während der Verfasser
2500 — annimmt.
ft
Jedem Hauptabschnitt ist ein ausführliches Verzeichniss der
benützten Literatur beigegeben, aus ^^chem, sowie schon aus
dem Anblicke der zahlreichen Tafeln, die grosse Belesenheit des
Verfassers hervorgeht, welche nebst der vollen Selbstständigkeit
in der Bearbeitung das vorliegende Werk so schätzbar macht.
Ausstattung und Druck sind sehr nett; den am Schlüsse
gegebenen Berichtigungen fügen wir noch folgende bei, welche
in dem uns vorliegenden Exemplare angedeutet sind:
S. 271, Z. 16 V. u. statt: gewissen Dampfspannung, soll
stehen: Dampfspannung von 2y2 his 3 Atm. Ueberdruck.
S. 261, Z. 12 V. o. statt: Walzens, soll stehen: Richtens.
In den Berichtigungen selbst ist in beiden Zeilen betreffend S.
158 u. statt einzusetzen.
Prag.
Prof. Gust Schmidt.
332
Zeitsohzift fttr Bor^-, Hfltten- und Sallnenwesen im prens-
sisohen ätaate. Heraiugeg^eben in dem Ministerium fttr Han-
del, Gewerbe und öffentliche Arbeiten. XIY. Band, I. Lieferung.
Berlin, Verlag von Ernst & Korn 1867.
Wie aus der unserer Nr. 37 beigelegten Anzeige zu ent-
nehmen ist, tritt diese gediegene Zeitschrift m eine neue Epoche
ihres literarischen Lebens, indem sie in den* Verlag Ton Ernst &
Korn übergegangen ist Sie manifestirt diess nicht bloss durch
den Wechsel ihred äusseren Gewandes (indem ein blauer Um-
schlag den bisherigen gelben ersetzt), sondern auch durch einige
Aenderung^n in der Anordnung dos Stoffes und der Vertfaeilung
des Inhaltes, worüber die erwähnte Anzeige ausführlichen Auf-
schluss gibt
Es ist erfreulich, dass wir aus der Durchsicht des ersten
Heftes der neuen Serie entnehmen, dass der Inhalt selbst dem
bisherigen ehrenvollen Bufe dieser Zeitschrift vollkommen ange-
messen ist, und der Geist der Gediegenheit sich erhalten luit.
Die darin enthaltenen Abhandlungen sind:
a) Die Lage des Bergbaues in Californien von
Dr. V. Richthofe n; dieser Artikel ist eine Fortsetzung der frü-
heren Berichte des Verfassers, mit besonderen Beziehungen auf
die Chancen deutscher Unternehmungen in Californien, über
welche sich v. R. mit rühmenswerther Unbefangenheit und Nüch-
ternheit ausspricht Wir werden nächstens Einiges daraus mit-
tfaeilen.
b) Schweden und die nordische Industrie-Aus-
stellung im Jahre 1866, von Dr. H. Wedding; zahlreiche
interessante Daten über die schwedische Montanindustrie (neben
anderen industriellen Mittheilungen) enthält. Auch aus diesen
werden wir Einiges auszugsweise unseren Lesern mittheilen.
c) Die „Mittheilungen über den Bergbau im Bergrevier
Oberhessen^ von Riemann in Wezlar beschäftigt sich mit der
Darstellung bergmännischer Verhältnisse des Betriebes und der
Erzeugung in den seit 1866 an Preussen gelangten TheUen des
Grossherzogthums Hessen.
d) Herrn Teichmann*s Fortsetzung (IH. Theil) dor in
früheren Heften publicirten Monographie der FriedrichshUtte
bei Tarnowitz in Oberschlesien bringt eine sehr dankens-
werthe Beschreibung des „Pattinsonirenstf, — der „Verarbeitung
des Kesselabstriches im Flammofen*', des „Treibens'' und de?
n Silberfeinbrennens u, nebst einem kurzen Anhange über die Con-
densation des Hüttenrauches.
Unter der Rubrik Literatur bringt diese Zeitschrift von
nun an eine Uebersicht des Inhaltes der technischen Zeitschriften,
welche, wenn sie so reichhaltig fortgesetzt wird, wie sie in die-
sem Hefte erscheint, sehr werthvoU werden kann und in dem
Labyrinthe von fachmännischen Artikeln als Leitfaden gute Dienste
leisten wird. >
Wir können daher die „neue Folge <« dieser Zeitschrift mit
warmer Anerkennung begrüssen. O. H.
N* o t i z.
Dtenstvjubü&nzn. Die Beamten des k. k. Hauptmünzamtes
in Wien haben ihrem Vorstande, dem Amtsdirector Herrn Has-
senbauer Ritter v. Schifier, zur Feier seines fünfzigjährigen
Dienstjubiläums eine goldene Medaille überreicht, welche sie
auf ihre Kosten hatten prägen lassen. Weitecs wird mitgetheilt,
dass der Feierlichkeit auch der Herr Sectionschef Eduard v.
Lackenbacher und der Ministerialrath Alois Moser in Vertretung
Se. Ezc. des durch Krankheit am Erscheinen verhinderten Herrn
Finanzministers Frbrn. V; Becke beiwohnten und dem Jubilar
das Decret überreichten, durch welches demselben von Sr.
Maj. dem Kaiser der Titel und Charakter eines Mini-
ster] alrathes verliehen wurde. HerrSectiooschefv. Lacken-
bacher hielt bei diesem Anlasse eine Ansprache an den Jubilar,
in welcher er diesem den Glückwunsch Sr. Exe. des Herrn Mi-
nisters zu der ihm gewordenen allerh. Anerkennung aussprach.
A-dmiiiistrativee!
Xmeniuiiigeii.
Vom Finanzministerium:
Der Pfibramer Bergamtsactuar Wenzel Roth zum Controlor
bei dem Zeugamte daselbst (Z. 2H025, ddo. 3. October 1867).
Der Wardeinsadjunct bei dem Hauptmünzamte in Wien
Wilhelm Frank zum zweiten Wardein, dann der dortige Gold-
scheidungscontrolor Anton Javorsky zum Obergoldscheider da-
selbst (Z. 50859, ddo. 4. October 1867).
1452.
Xdict.
Nachdem die Cäcilia-Eisensteinzeche bei Elsch, Bezirk
Pfraumberg, bestehend aus einem einfachen Grubenmass, schon
seit langem ausser allen Betrieb und sogar ohne einen Einbsa
sich befindet, so werden die bücherlichen Besitzer" derselben,
Blax Wodraschka und Johann Hruschka, welche dermalen
unbekannten Aufenthaltes sind, hiemit aufgefordert, die Zeche
binnen längstens 60 Tagen von der ersten Einschaltung dieses
Edictes in das Amtsblatt der Prager Zeitung in vorschriftsmäs-
sigen bauhaften Stand zu versetzen, die rückständigen Gebühren
hiefür zu bezahlen, und einen im. hiesigen Bezirke wohnhaften
Bevollmächtigten hieramts namhaft zu machen, widrigens gemiss
§. 243 und 244 a. B. G. auf Entziehung dieser Bergbauberech-
tig^g erkannt werden müsste.
Von der k. k. Berghauptmannschaft
Elbogen, den 18. September 1867*).
ANKÜNDIGUNGEN.
(99-99) Concurs.
Zur Besetzung der erledigten Stelle eines' technischen Di-
rectörs in den Kupferbergwerken der Mitraer Bergwerks- Union
wird hiemit der Concurs eröfibet Mit dieser Stelle ist ein Jahrei-
gehalt von 2000 fl. öst W., freie Wohnung, Holz, ferner die
Benützung eines Gartens und mehrerer Joch Felder verbunden.
Es werden demnach die hierauf Beflectirenden, welche im
Berg- und Hüttenwesen, und namentlich in der Kupfer- Extrac-
tion, Pochwerksleitung und Schmelzung bewandert und fach-
männisch gebildet sein müssen, aufgefordert, ihre diessbezügli-
chen documentirten Gesuche bei dem Präses des Directoriom?
Herrn Leo v. Marschalko in Pest (Landstrasse Nr. 25) bis
1. October 1. J. einzureichen, wo auch nähere Auskunft ertheUtwiid.
Pest, am 3. September tS67.
Im Auftrage des DirectoriuDu:
Albert K«ller,
Vereinssecretär.
(85—87)
M^aienUJDrahizüuder
«r
Felsensprengungen erzeugt und empfiehlt bestens
AL WUh. Stellxig
in Schönlinde in Nordböhmen.
*) Ist uns erst am 8. October zugekommen!
Die Eed*ction.
Diese Zeitschrift erscheint wöchentlich einen Bogen stark mit den nOthigen artistischen Beigaben. Der Pr&numorationap^^
ist jährlich loco Wien 8 fl. ö. W. oder 5 Thlr. 10 Ngr. Mit franoo Postversendung 8 fl. 80 kr. ö. W. Die J**»'esabonnente^
erhalten einen officiellen Bericht über die Erfahrungen im berg- und hüttenmännischen Masehinen-, Bau- und Anfbereiton^^ew
•ammt Atlas als Gratisbeilage. Inserate fiuden gegen 8 kr. ö. W. oder IV3 Ngr. die gespaltene Nonpareilleseile AumiAv ■
Zuschriften jeder Art können nur franeo angenommen werden. .,^—
Draek von Cari Fromme in Wien. Für den Verlag verantwortUch : Carl Eegr.
NM2. Oesterreichische Zeitschrift „^ff-
tür
Berg- und Hüttenwesen.
Verantwortlicher Redactenr: Dr. Otto Freiherr von Hingenao,
k. k. Mlnisteriftlratb iai Finanzmlnlcteritiin.
Verlag der Q. J. Manz'schen Buchhandlung (Kohlmarkt 7) in Wien.
a ' ■ .
Inhalt: Die Kohlen des westlichen Böhmens. — Steinbohrmaschinen. — Ueber den Sticksto£fgehalt in Stahl und Roheisen,
sowie über die Beschaffenheit der Kohle im gehärteten und ungehärteten Zustande. — Versuche mit Sprengöl. — Literatur. —
Notizen. — Administratives. -^ Ankündigungen.
Die Kohlen des westlichen Böhmens.
Schon seit einigen Jahren sind die Kohlen des westli-
chen Böhmens (kurzweg n Pilsner Kohlen** genannt) eine
fitehende Bubrik unserer volkswirthschafdichea Journale und
selbst der gewöhnlichen Tagesblätter geworden. Klagen über
die hoben Frachtpreise der böhmischen Westbahn, welche
den Absatz dieser Kohlen erschweren, Maugel au Commu-
nication in der Richtung nach Wien, monopolistische Ten-
denz der nächst Prag liegenden Kohlenwerks-Unternehmun-
gen, Agitationen für eine directe Verbindungsbahn zwischen
Pilsen-Budweis-Wien bilden stets wiederkehrende Artikel
von Zeitungen und den Inhalt verschiedener Flugschriften
and Handelskammer-Reden.
Die nun beschlossene Franz Josefs-Bahn hat diese
«Kohlenfrage tt der Lösung näher gerückt. Es ist daher be-
greiflich, dasB manche Besorgnisse auftauchen, so oft von
einer Aenderung der Truce dieser viel genannten und viel
betriebenen Bahn die Rede ist. Solche Besorgnisse sind auch
in der Handels- und Gewerbekammer in Pilsen am 9. August
zur Sprache gekommen, und dabei sind mancherlei Daten
über die Pilsner Koblenwerke und ihre Zukunft berührt
worden, welche zu erwähnen in dieser Fachzeitschrift nicht
unangemessen scheint. Der Bericht über die erwähnte Sitzung
(in der Austria) sagt unter Anderem.
Die Steinkohlenmulde im Umkreise der Stadt Pilsen
nimmt einen Flächenraum von 10 Quadrat-Meilen ein. Die
Kohlen gattungen sind theils von nicht backender Beschaf-
fenheit, daher zur Zimmerbeheizung vorzüglich verwendbar,
theils von backender Beschaffenheit und somit insbesondere
zur reichlichen Oaserzeugung geeignet. Die erstgenannte
Gattung könnte in Wien die preussische Kohle für Haus-
haltungen ersetzen. Gegenwärtig schon werden aus dem
Pilsner Kohlenbecken, dann aus dem benachbarten Rad-
nitzer Reviere, in welchem gleichfalls eine allerwärts für
Zimmerbeheizung gesuchte Kohle gewonnen wird, auf der
böhmischen Westbahn jährlich über 3 Mill. Ctr. befördert,
obgleich diese Bahn erst seit zwei Jahren im Betriebe steht.
£in Tbeil der Erzeugung geht mit Fuhrleuten in das Innere
des Landes, so dass die dermalige Gesammt-Production über
zehn Millionen Centner beträgt. Wenn es die dortigen Koh-
lenwerke bis jetzt nur zu einer jährlichen Erzeugung von
3 Mill. Ctrn. gebracht haben, so liegt die Ursache an dem
Mangel entspreobeoder Coitimunications-Mittel. Die Kaiser
Franz Josefs-Bahn wird, in Verbiudung mit der projectitten
Eger-Carlsbad-Prager Bahn, auch diesen Uebelatand besei-
tigen. Wie fühlbar der Abgang einer Bahnverbindung mit
den Kohlenwerken auch für die Industrie und die Bewohner
des Budweiser Kreises ist, geht daraus hervor, dass daselbst,
obwohl an Wäldern kein Mangel, die Brennholzpreise aus
dem Grunde bedeutend gestiegen sind, weil das meiste Holz
zu Werkholz verschnitten, pr. Moldau und Eibe in der Rich-
tung nach Magdeburg ezportirt wird. Die Kohle, welche vom
Pilsner oder Radnitzer Reviere jetzt auf der gewöhnlichen
Strasse zugeführt werden muss, kommt natürlich sehr theuer.
Da sich nun im südlichen Böhmen nur kleine, nicht beach-
tenswerthe Kohlenflötze und in den Gegenden Unteröster-
reichs, welche die Bahn durchzieht, gar keine Kohlenwerke
befinden, so kann mit Zuversicht auch hier einem lebhaften
Kohlenverkehre entgegengesehen werden. Nach der obigen
Darstellung wäre es wahrlich nicht zu verantworten, wenn
die angeführten Kohlenschätze noch länger für einen grossen
Theil Oesterreiclis unzugänglich blieben. Selten waren einer
Unternehmung für den Kohlenverkehr günstigere Aussichten
eröffnet, als der Kaiser Franz Josefs-Bahn. Schliesslich
dürfte noch bemerkt zu werden verdienen, dass nach stati-
stischen Tabellen die Kohlen-Production in dem viel klei-
neren Königreiche Preussen im Jahre 1862 schon 338 Mill.
Ctr., im ganzeil Kaiserthume Oesterreich dagegen bloss 91
Mill. Ctr. umfaaste, und dass dieser Abstand seither nur noch
greller geworden ist, nicht etwa weil es an Nachfrage fehlt,
sondern vorzüglich weil es an Communications-Mitteln man-
gelt, um die Kohlen zu angemessenen Preisen an die Ab-
satzorte zu befördern. Neben der Erschwerung des Ver-
kehres im Allgemeinen wird jedoch dieses Ziel verfehlt,
wenn die Bahn verkrümmt, auf dem Umwege über Wittingaa
geführt und somit zum allgemeinen Nachtheile um 2 ^2 ^®^'
len verlängert wird. Die dadurch erhöhte Fracht wird nicht
bloss die Pilsner Kohlen vertheuern, sondern auch bewir-
ken, dass die auf der Prag-Wittingauer Nebenlinie transpor-
tirten Kohlen des Prager Koblenvereines um denselben Be-
trag in Wien hohes verkauft werden können, weil sie die
westböhmische Concurrenz nicht weiter drücken kann. Die
334 —
hohe BegiaruDg selbst hat In der ministeriellen Denkschrift
zu dem Entwürfe eines neuen Eisenbahnnetzes für die österr.
Monarchie 1864 die gerade Linie über Budweis, d. h. von
Gmünd über Forbes, als die zweckmässigste jinerkannt und
es hiesse den Zweck der Franz Josefis-Bahn geradezu ver-
eiteln, wenn dorcii eine Krümmung der Haiiptlinie über Wit-
tingsm ein Umweg von i ^/^ Meilen gestattet würde. Ebenso
zweckwidrig muss das Ansuchen um Auflassung des Per-
sonen-Bahnhofes in Wien erscheinen, indem das Bahn-Con-
Bortium iji seiner Denkschrift selbst die Nothwendigkeit eines
eigenen Bahnhofes in Wien besonders hervorhob. In jener
Denkschrift heisst es: n Sollen die beabsichtigten Massregeln
zur besseren und billigeren Approvisionirnng Wiens, sowie
jene der Versorgung dieser Stadt mit wohlfeilem Brennstoffe
im Wege der Concurrenz durchgeführt werden, so ist es un-
bedingt nothwendig, dass die Kaiser Franz Josefs-Bahn in
einen eigenen Bahnhof in Wien einmünde. Von einer Unter«
nehmung, welche 83 Meilen Bahn mit einem Capital-Auf-
wande von mehr als 100 Mill. Gulden herzustellen hat, ver-
langen, dass sie kurz vor dem Endziele Wien ein Stück Bahn
und den Bahnhof einer fremden Gesellschaft mitbenutze,
hiesse sie in ihren Bewegungen hemmen und die Regeln der
Sparsamkeit am unrechten Orte zur Anwendung bringen. <*
Die "Hauptstädte Paris, London, Berlin u. s. w. zeigen übri-
gens, dass dort verhftltnissmftssig mehr Bahnhöfe existiren,
als in Wien, weil man an dem Grundsätze festgehalten hat,
mehrere Hauptlinien nieht in einem gemeinschaftlichen Bahn-
hof einlaufen zu lassen. — Die Kammer, von der Wichtig-
keit des Antrages überzeugt, beschloss einstimmig in einer
Eingabe an das k. k. Ministerium gegen die Verlegung der,
durch die Concessions-Urknnda bereits festgestellten Trace
der Franz Josefs-Bahn Einsprache zu erheben.
Das würtemberg'sche Kohlen-Comit6 ersuchte, mit Hin-
Weisung auf die mündliche Besprechung mit dem Kammer-
Secretär, um Unterstützung der von der Stuttgarter Handels-
kammer bereits im Monate Februar d. J. an Se. Ezcellenz
den Handelsminister Freiherrn v. Wüllerstorf gerichteten
Eingabe : »durch Anwendung aller zulässigen Mittel auf eine
Ermässigung des Kohlentarifs der böhm. Westbahn und
Vermehrung des Wagenparks nach Massgabe des Bedürf-
nisses zur Beförderung des Absatzes der Pilsner Steinkohle
nach Süddeutschland hinzuwirken.» — Wie der Hr. Präsi-
dent mittheilte, hat der Kammer-Secretär auf seiner Durch-
reise in Stuttgart die Gelegenheit benützt, mit den Herren
Mitgliedern des würtemberg*schen Kohlen-Comit^s sowie
mit dem Handelskammer-Präsidenten von Stattgart Rück-
sprache über die dortigen industriellen Einrichtungen zu
pflegen, wobei unter andern auf die hohen Frachtsätze der
böhm. Westbahn hingewiesen wurde, welche den Export der
Pilsner Kohle nach Süddentschland, trotz der verhältniss-
mässig geringen Entfernung, unmöglich machen. Das Koh-
len-Comit4 hat sich bereits vor mehreren Monaten an Se.
Excellenz den damaligen Handelsminister Freiherrn v. Wül-
lerstorf um Abhilfe gewendet, hat jedoch die Antwort er-
halten, dass die österr. Regierung nicht in der Lage sei, in
dieser Angelegenheit etwas zu thun, weil mit den Conces-
sionären ein Vertrag bestehe. Nun wendet sich dieses Oo-
mit^ an die Kammer, welche diese Frage am meisten berührt,
um dahinzuwirken, damit der Kohlen-Tarif auf der böhm.
Westbahn ermässigt werde. Die Kammer war stets bemüht,
die Aufmerksamkeit der Regierung auf die Nothwendigkeit
einer Herabsetzung der Kohlen-Tarife zu lenken. Leider blie-
ben bis jetzt alle Schritte in dieser Hinsicht ohne Erfolg.
Der Hr. Präsident glaubt dennoch das Ansuchen des wür-
temberg'schen Kohlen-Comit^s unterstützen zu sollen und
nicht abzulassen, bis dem Exporte der Pilsner Kohle Bahn
gebrochen wird, weil hievon das materielle Wohl det Kam-
merbezirkes abhängt. Er beantragte daher nochmals die Ab-
sendung einer motivirtet» Eingabe andftsMiaisterhim; tMgens
dürfte eiqe Deputation aus Bergwerks-Besitzern dieser An-
gelegenheit in Wien grösseren Nachdruck geben. Die Kam-
mer beschloss einstimmig in Angelegenheit der Herabsetzung
der Kohlentarife auf der böhmischen Westbahn eine Denk-
schrift an das Ministerium zu richten, und im Falle eines
abweislichen Bescheides, es den Kohlen Werksbesitzern an-
heimzustellen, durch eine Deputation bei Sr. Majestät in
dieser Richtung Beschwerde zu führen, nachdem sich alle
bisherigen Eingaben der Kammer, sowie auch anderer Cor-
porationen und einzelner Industriellen als erfolglos erwiesen.
Zu dem Gesagten erlauben wir uns Nachstehendes zu
bemerken :
Vom* Standpunkte der KolHenwerke des Pilsoer Beckens
sind gewiss die hier ausgedrückten Wünsche in Bezug auf
die Franz Josefs-Bahn vollkommen gerechtfertigt, und auch
vom Standpunkte der Brennstoff- Vers orgung Wiens dürfte
gegen die geäusserten Ansichten wenig oder nichts Erheb-
liches eingewendet werden können.
Ob die landwirthschaftliche und gewerbliche Industrie
des niederösterreichischen Mannharts- Viertels und des süd-
lichen Böhmens noch andere Interessen für die angefochtene
ßahntrace ins Feld führen können und wollen — ist nicht
Sache unseres montanistischen Fachblattes und kann
füglich den Interesseuten selbst überlassen werden. Wir
begnügen uns, die pia desideria der Pilsner Handelskammer
als im Vortheile des Bergbaues liegend anzuerkennen und
denselben, so viel an uns ist, auch in diesen Blättern weitere
Verbreitung zu geben.
Ganz unbestritten ist aber die Wahrheit und Gerech-
tigkeit des zweiten Anliegens der Pilsner Kohlen werke, —^
nämlich Ermöglichung der Ausfuhr nach dem südwestli*
eben Deutschland durch bessere Fracht-Tarife der böhmi-
schen Westbahn« Wir wissen sehr gut, dass die Regierung
hier nicht so leicht imperativ vorgehen kann, nachdem lei-
der bei Concessionirung der böhmischen Westbahn nicht
dafür gesorgt worden ist, Einflüssen ,den Weg zu sperren,
welche in hohen Frachtpreisen Particularinteressen anderer
Kohlenwerke zu schützen bemüht waren. Aber alle Wege
der Oeffentlichkeit, Zeitungen, Kammerreden und Petitionen,
Landtags-Interpellationen, aber auch öffentlich gemachte
Offerte grosser Lieferungen zu billigen Preisen unter der
Bedingung vonFrachttarifmudificationen sollten betreten wer-
den, um die unserer Zeit und der gesunden Volkswirthschaft
und zuletzt den Interessen aller wahren Actionäre der
Westbahn Hohn sprechenden — Frachttarife, der böhmi-
schen Westbahn zu bekämpfen, und die Urheber und Ver-
fechter derselben als die Feinde jener grossen wirthschaftli-
ohen Bedeutung Westböhmens an den Pranger zu stellen,
welche durch einen massenhaften Export westböhmischer
Kohle nach Baiern und Würtemberg herbeigeführt werden
würde! Wir halten es für Pflicht, dem nur zu gerechten
Schmerzensschrei der Pilsner Handelskammer beizustimme a
und uns entschieden mit unserem journalistischen Votum auf
ihre Seite zu stellen. Wenn alle wahrheitliebenden und un-
— as5
abhS&gigen Blfttter dasselbe tbnii, und immer aad immcfr
wieder das Thema wiederiiolen würden, mflssten diese Stim-
men endlieh aaeh das Echo berechtigter Vertretungskörper-
schaften wecken und das Particular-Interesse müsste vor
dem allgemeinen Rafe nach dem, was dem Lande Noth thut
— Burüekweiohea! 0. H.
Steinbohrmaschinen.
Bei der Pariser Ausstellung waren Steinbohrmaschinen
verschiedener Constroction vertreten« Ministerialrath v.
Bittinger bringt in seinen «kurzen Mittheilungen Ober die
Berg- und Hüttenwesen-Maschinen und Baugegenstände auf
der allgemeinen Industrie- Ausstellung zu Paris 1867^ die
kurz gefassten, aber mit Zeichnungen erläuterten Beschrei-
bungen der Steinbohrmaschinen von de la Roche-Tolay
und Perrot, der von Tigler inRuhrort,der von Bergström
zu Filipstad-Persberg in Schweden, der von Cramont und
L c ch in London und der Steinkohlen-Schrämm-Maschinen
von Jones und Levik in New-York, sowie von Carret
und Marschall in Leeds. Indem wir auf das compendiöse
und an Notizen reichhaltige Bächlein v. Rittinger*s hinwei-
sen, glauben wir auch eine Gesteins-Bohrmaschine
von Hermann Haupt hier erwähnen zu sollen, welche in der
ZeitsQhrift »Glück auf» — (allerdings ohne Zeichnung, son-
dern bloss in Worten) beschrieben ist. Schon bei den ersten
beiden Berg- und Hüttenmänner-Versammlungen in Wien
1858 und 1861 war der Wunsch nach einer praktischen
Steinbohrmaschine so lebhaft, dass er zu einer Preisaus-
schreibung führte, ohne jedoch einen Erfolg zu haben. Nun
zeigt die Pariser Ausstellung mancherlei Maschinen dieser
Art und es ist der Mühe werth, mindestens Beschreibungen
und Zeichnungen derselben zu studiren, und als eine solche
lassen wir aus der angeführten Quelle die der Haupt*schen
Bohrmaschine nachstehend folgen.
Die Maschine ist 32 Zoll im Ganzen lang und wiegt
ungefähr 125 Pfund. Sie wird direct durch Dampf getrieben,
welcher durch einen kleinen transportablen Röhrenkessel
im Tunnel oder der Grube erzeugt und mit dem Pulverdam-
pfe und der verbrauchten Luft mittelst eines über Tage ste-
henden Ventilators aus der Strecke gesogen wird. Herr
Haupt berechnet danach eine bedeutende Ersparmss an
Elraft und Kosten gegen die sonstigen Gesteins-Bohrmaschi-
nen, namentlich weil bei der Leitung der comprimirten Luft
durch lange Röhren ein bedeutender Druckverlust constatirt
ist. Die Uebelstände der Dampferzeugung im Tunnel oder
der Strecke glaubt er vollständig vermieden zu haben.
Die Kolbenstange der Bohrmaschine ist hohl und wird
ia sie das Bohrgezähe von hinten eingesetzt, so dass eine
Auswechslung des Bohrers ohne Rückwärtsbewegung der
Maechine möglich ist.
Der Oflinderdurchmesser beträgt im Lichten 4Vg Zoll
(englisch), der äussere der Kolbenstange 2 V4 Zoll, danach
der ringförmige wirksame Kolbenquerschnitt 9*4 Quadrat-
zoll, so dass bei 60 Pfund Dampfüberdruck eine Kraft von
^60 Pfmd auf den Kolben wirkt. Der Kolbenhab beträgt
4 Zoll, die Dicke desselben 2^^ ^o^^> ^^ ^^^^^^ Länge des
Cjlinders 8 Zoll, die Zahl der Schläge soll 375 pro Minute
betragen , so dass sich die Kolbengeschwindigkeit zu
2 . 4 375
* — - = 250 Fuse pro Minute ergibt.
Die Leistung einer Maschine ist daher 560 . 250 =
140.000 Fuaspfund engl, oder ca. 4 V4 Pferdekraft.
Die Eigenthümlichkeiten der Haupt'schen Maschine lie-
gen nun 1. in der Steuerung, 2. in der Umsetzung des Boh*
rers, 3- in der Vorrückung.
1. Die Steuerung.
Herr Haupt, zunächst von der Ansicht ausgehend, dass
eine gewöhnliche Schiebersteuerung der Bohrmaschinen den
Nachtbeil hat, dass die vor erfojgtem Schlage erfolgende
Zulassung des Dampfes vor den Kolben den Schlag ab-
schwächen, oder einen Kraftverjust erzeugen muss, hat einen
entlasteten Federschieber angebracht, der dem Kolben ge-
stattet, seinen Weg zu vollenden, ehe der Schieber um-
steuert.
Der Schieber ist ein Röhrenstück, um welches der
Dampf spielt und um welches 4 genau abgedrehte Ringe
gelegt sind, welche ihn gegen den cjlindrischen Schieber-
kasten abdichten und von denen die beiden mittleren die
Dampf Wege Öffnen und schliessen. Die Schieberstange ist-
mit dem Schieber nicht fest verbunden, sondern endigt mit
einem Kolben inmitten desselben, welcher von beiden Seiten
durch Spiralfedern gehalten wird, die durch in die Enden
des Röhrenschiebers eingeschraubte Ringe zusammenge-
drückt werden. Die Bewegung der Schieberstange wird da-
durch nicht unmittelbar auf den Schieber übertragen, son-
dern die Feder gibt zunächst dem SchlHge nach, bis die
Trägheit und Wirkung des Schiebers überwunden sind. Auf
diese Weise hat der Kolben, nachdem die Schieberstange
bereits bewegt ist, noch Zeit, seinen Hub mit voller Kraft
zu vollenden, ehe der Dampf vor denselben tritt und den
Rückgang veranlasst.
Vor dem Schieberkasten liegt um die Scbieberstauge
eine Spiralfeder, welche von einem Ringe auf ersCerer ge-
halten wird, üeber derselben liegt ein durch eine Feder an-
gedrückter Sperrbaken, welcher, nach vorn verlängert,
dort nach unten einen umgekehrt dachförmigen Vorsprung
trägt, welchen ein auf der Kolbenstaoge sitzender Arm hebt.
Beim Rückgange des Kolbens drückt die Feder den Sperr-
haken nieder, sobald der Arm den dachförmigen Vorsprung
verlassen hat, sodann wi^d der die Spiralfeder stützende
Riug von dem Arme gefasst und dadurch der Schieber rück-
wärts bewegt, bis der Ring hinter den Sperrhaken kommt,
wo dieser dann einschlägt, den Ring fest und die Feder zu-
sammengedrückt erhält. Während der Vorwärtsbewegung
entfernt sich der Arm wieder von dem Ringe, während der
Schieber zurückbleibt, bis der Arm den dachförmigen Vor-
sprung erreicht und diesen hebt. Dadurch wird der Sperr-
haken ausgelöst und die Schteberstange durch die nun frei
auf den Ring wirkende Feder vorwärts geworfen.
' 2. Die Umsetzung des Bohrers.
Mit der hohlen Kolbenstange ist vorne ein Sperrrad fest
verbunden, welches von dem Arme, welcher die Schieber- .
Stange bewegt, mittelst zweier Ringe umfasst wird. Zugleich
trägt dieser Arm einen Sperrhaken, welcher das Umsetzen
des Bohrers in verkehrter Richtung verhütet. Von dem Cy-
linder ist eine Leitung für diesen Arm angebracht, die zu-
gleich mit einer Spiralspur versehen ist, in welcher ein Stift
geführt wird, an dem die Sperrklinke sich befindet, welche
die Umsetzung des Rades bewirkt. Je nach der Neigung
der Spirale wird nun beim Rückgange der Kolbenstange
dieselbe um einen bestimmten Theil des Umkreises gedreht,
— 336 —
während beim Vorgange der an dem Arme der Schieber-
stange befindliche Sperrhaken eine Röckdrehnng des Bohrers
verhütet and die erstere Sperrklinke lose über die Zähne
gleitet. Da, wie wir sogleich sehen werden, die Vorwärtsbe-
wegung des Bohrers in der Kolbenstange unabhängig von
letzterer erfolgt, und die die Vorrückvorrichtnng einschlies-
sende Büchse mit der letzteren fest verbunden ist, so ist
der Bohrhalter mit einer Nuthe ^nd die Büchse mit einer
Feder versehen, welche den Bohrer zwingt, an der Umsetzung
Theil zu nehmen und doch das Fortrücken desselben ge-
stattet.
3. Die Vorrttoknng.
Bei der Haupt^schen Maschine ist der Cylinder unver-
änderlich befestigt, Kolben und Kolbenstange müssen ihre
Lage behalten, die Bohrstange muss also in der ihr als Füh-
rung dienenden Kolbenstange vorgeschoben werden.
Herr Haupt hat diess früher durch die Trägheit der
Bohrstange bewirkt, indem dieselbe hinter dem Cylinder in
einer Büchse von 4 keilförmigen Greifern gehalten wurde,
die durch eine starke Spiralfeder nach hinten in eine konische
Büchse festgedrückt, die Bohrstange umfassen. Drang nun
beim Stosse die Bohrstange weiter vor, während die Büchse
durch hinten am Cylinder angebrachte Puffer aufgehalten
wurde, so wurden die Greifer lose, aber sofort wieder durch
die Feder nach hinten geworfen, um die Bohrstange also au
einer entfernteren Stelle wieder zu fassen.
Die jetzt angewandte Vorrückung wird durch eine
Schraube bewirkt, welche mitteist Sperrrades beim Rück-
gange gedreht wird, die aber durch die Grösse der Vorrücküng
beim Schlage bestimmt wird, also selbstthätig dem Tiefer-
des Bohrlochs folgt. Am hinteren Ende der Büchse,
welche den Vorrückungsmechanismns enthält und die aus
2 um Spharniere beweglichen Hälften besteht, welche mit-
telst eines umgeschraubten Ringes fest mit einander und mit
der Kolbenstange verbunden werden, ist in einer Nuss die
Mutterschraube befindlich, in welcher sich der Bohrhalter
vorschraubt. Beim Verstösse des Kolbens erfolgt aber die
Drehung nicht direct, sondern dadurch wird eine starke Spi-
ralfeder zusammengepresst, welche bei ihrer Ausdehnung,
also beim Rückgange des Kolbens, die Drehung bewirkt.
Diess geschieht in folgender Weise :
An einem hervorragenden Ringe ist um die Nuss ein
Sperrrad eingeschnitten. In einer seitlichen Rinne der Büchse
kann ein mit einer Zahnstange versehenes Stahlstück auf-
und niedergleiten, welches eine Sperrklinke an dem Sperr-
rade auf- und abführt. Eine in der Büchse liegende Feder
hindert die Drehung des letzteren nach der entgegengesetz-
ten Richtung. In die Zahnstange greift ein gezahnter Bogen,
welcher an dem einen horizontalen Arme eines fast recht-
winkligen Winkelhebels sitzt, der um einen in fier Seite der
Büchse befestigten Stift drehbRr ist. Der andere verticale
Arm des Hebels wird durch eine Stange hin- und herbewegt,
welche am Ende mit einem verstellbaren Knopfe versehen
ist, der eine um die Stange gelegte Spiralfeder hält. Bei
der Vorbeweguug des Kolbens, also auch der Büchse, stösst
der Elnopf gegen den Deckel der Stopfbüchse des Cylinders
und presst die Feder zusammen und zwar um so stärker, je
weiter der Bohrer eindringt.. Je weiter aber die die Feder
tragende Stange zurückgestossen wird, um so höher wird die
im Innern des Gehäuses liegende Zahnstange und mit ihr
die Sperrklinke, welche lose am Rande hinaufgeht, gehoben.
Beim Rückgange dehnt sich nun die Feder aus, bewegt den
Hebel nach vorn, also Zahnstange und Sperrklinke nach
unten und dreht «o die Nuss und schraubt dadurch den Bohr-
balter vorwärts.
Es ist klar, dass hierdurch, wenn der Knopf richtig
gestellt ist, stets eine der Vertiefung des Bohrlochs entspre-
chende Vorrückung erfolgen muss, da, je weiter der Bohrer
vorstÖ9Bt, um so mehr Zähne des Sperrrades von dem Sperr-
haken passirt werden und so die Fortrückung um so grösser
i^ird.
Verlagerung der Bobrmasohlne.
Die Verlagerung der Haupt' sehen Maschine erfolgt in
einfachen Gerüsten, aus 1 bis 4 eisernen Säulen bestehend,
von denen jedoch die mit 2 Säulen die besten sind. Sie
ruhen unten auf einer Querschwelle, welche in einem Kugel-
gelenke auf einem spitzen Dreifusse beweglich ist, während
oben Stellschrauben die Befestigung gegen die Firste be-
wirken. Die Fussschwelle ist hohl und durch einen Quer-
, scheider in 2 Kammern für den frischen und verbrauchten
Dampf eingetheilt. Gewöhnlich sind die Gerüste fEir 6 Fuss
hohe Strecken für 3 Bohrmaschinen bestimmt. Die lichte
Entfernung der Säulen ist 10 Zoll, die äussere Breite des
Gestelles 18 Zoll.
Zur Auflagerung der Maschinen dienen runde Quer-
bolzen, die von entsprechenden Ringen gehalten werden,
welche, aus 2 Hälften bestehend, durch Keilbefestigungen
um die Säulen geklemmt werden. Die Befestigung der Ma-
schine geschieht mittelst eines am vorderen Cylinderende
angebrachten verticalen Bolzens, welcher durch einen Keil
in dem Loche eines Ringes gehalten wird, ebenfalls durch einen
Keil sich in jeder Stellung in der Verticalebene um den runden
Querbolzen befestigen lässt. Der Bolzen am Cylinder ge-
stattet, den letzteren horizontal um ca. 90^ zu drehen, näm-
lich bis das andere Ende die eine oder andere Säule berührt.
Das hintere Ende des Cylinders wird an beiden oberen Seiten
durch Befestigungsstangen gehalten. Letztere gleiten in
drehbaren Augen von Keilklammem, welche die Säulen um-
fassen. Sie endigen' unten jede in ein Auge, welches einen
Stift am Ende des Cylinders umfasst, und, mit 2 Gelenken
versehen, gestattet, den Cylinder in jeder beliebigen Stel-
lung festzuhalten.
Der Dampf wird von dem hohlen Boden des Gestells
in Gummischläuchen den Maschinen zu- und der verbrauchte
ebenso in jenen zurückgeführt
Ein solches Gestell wiegt 1 80 Pfd. und mit den 3 dar-
auf befindlichen Maschinen ca. 600 Pfd. Zur Bewegung des-
selben, wenn geschossen werden soll, ist auf dem den Dampf-
kessel tragenden Wagen, resp. in Verbindung mit demsel-
ben ein langer Hebel angebracht, welcher die schnelle Ent-
fernung des Gestells sehr erleichtert.
Eine starke, ebenfalls transportable Klappbühne si-
chert Maschinen und Gestell beim Wegthun der Schüsse.
Ueber den Stickstoflfgehalt in Stahl und Boh-
eisen, sowie über die Beschaffenheit der Kohle
im gehärteten und ungehärteten Zustande»
Von L. Binman.
L. Rinman (Oefvers. af Akad. Förh. 22, No. 6,p.443)
theilt das Resultat seiner Untersuchungen über den oben ge-
— 337 —
oannten Qegesatand mit, welche in folgender Art anBgeführt
wurden :
Znr Bestimmung des Stickstoffgehaltes wurden je 2 Grm.
Stahl oder Roheisen in Stucken mit 1 3 Kubikcentim. Chlor-
waflserstoflGsäure von 1*12 spec. Gewicht in einer Betorte
(unter Abachluss der Luft) so stark erwärmt als es nur an-
gingy ohne die Flüssigkeit aus der Retorte zu jagen. Bis-
weilen war mit der Retorte ein Verdichtungsrohr verknüpft,
um darin etwaige entweichende Dämpfe von Ammoniak oder
vielmehr Salmiak aufzufangen^ aber meist fand sich davon
nichts vor. Nach vollendeter Lösung wurde die abgekühlte
Flüssigkeit mit frisch gelöschtem Kalkbrei gefällt, der Nie-
derschlag in eine tubulirte Retorte gebracht und in einem
Wasserbade einige Stunden lang erhitzt. Das in dieser Zeit
fibergehende Wasser (etwa y^^ der Masse) wurde in einer
Vorlage verdichtet, mit Lackmuslösung versetzt und mit
Oxalsäure titrirt. Die untenstehende Zusammenstellung der
Zahlen weist nach, dass die Ungleichheit verschiedener Stahl-
sorten schwerlich in ungleichem Stickstoffgehalt ihre Ursa-
che haben kann und darum setzte der Verfasser seine Unter-
suchungen in dieser Richtung nicht weiter fort.
Den Kohlengehalt bestimmte der Verf. nach V. Eg-
gertz's Methode mittelst Jod bei 0^ in welcher sich durch
zahlreiche Versuche herausgestellt hatte, dass der dabei
hinterbleibende ungelöste Rückstand nach Abzug des in
einem besonderen Versuch ermittelten Graphitgehaltes 60
Procent reinen Kohlenstoff enthält. Dieses Verfahren findet
der Verfasser genau genug und im Allgemeinen praktisch
recht anwendbar.
Gehärteter Stahl lässt bei Behandlung mit Salzsäure
oder verdünnter Schwefelsäure mit oder ohne Wärme, mit
oder ohne Ausschluss der Luft, keinen kohlenhaltigen Rück-
etand. Das bestätigt auch Caron. Bleibt etwas Rückstand,
BO rührt dieser von ein wenig ungehärtetem Stahl her.
Ungehärteter Stahl, in den beiden Säuren unter Anwen-
dung möglichst starker Wärme und ziemlichem Abschluss
der Luft behandelt, hinterlässt ebenfalls keinen kohligen
Rückstand ; aber wenn die Lösung nicht gleich Anfangs oder
zu rechter Zeit durch Wärme unterstützt wurde, dann schei-
det sich Kohle aus und diese wird auch durch späteres Er-
hitzen nicht gelöst. Wie weit hierbei der Luftzutritt von
EiuflusB ist, hat der Verf. nicht erforscht. Während der Lö-
sung des ungehärteten Stahls in der Wärme sjeht man, dass
viel fein zertheilte Kohle in der Flüssigkeit aufgeschlämmt
ist, die bei fortgesetztem Kochen nachher verschwindet.
Das ist der wesentliche Unterschied zwischen dieser Kohle
and Graphit.
Die Menge der aus ungehärtetem Stahl du^rch langsame
Lösung ohne viel Wärme erhaltenen Kohle hängt theils von
der zur Lösung verbrauchten Zeit, theils von der auf das
Glühen des gehärteten Stahls verwendeten Zeit ab. (Caron).
Ans 1 Grm. ungehärtetem Stahl in Stücken erhielt der Verf.
bei rascher Lösung in der Wärme keinen Rückstand, nach
Egger tz's Methode 0*3 Procent und beim Lösen in gelin-
der Wärme innerhalb 48 Stunden 0*9 Procent. Für diese
Kohle passt der Name Graphit nicht und schon Karsten
benannte sie Polycarburet ; aber da er ddssen Existenz nicht
sicher darthun konnte, hat diese Bezeichnung keinen allge-
meinen Eingang gefunden.
Die Kohle im Stahl und Roheisen scheidet sich also
bei seiner Lösung in Salzsäure oder verdünnter Schwefel-
säure unter drei verschiedenen Gestalten ab: als Graphit
(aus Roheisen), als Kohleneisen (aus ungehärtetem Roheisen
und Stahl) und als Kohlenwasserstoff (aus gehärtetem Roh-
eisen und Stahl). Alle drei treten zusammen auf im unge-
härteten Roheisen, die beiden letzteren im ungehärteten
Stahl und Roheisen. Bis auf weiteres benennt der Verf. den
aus ungehärtetem Stahl bei langsamer Lösung sich abschei-
denden Kohlenstoff Cementkohle, den aus gehärtetem
Stahl entweichenden Härtungskohle.
Im Roheisen muss also die Summe des Graphits, der
Cement- und Härtungskohle ermittelt werden und diess ge-
schieht so: durch schnelle Lösung in höchst möglicher Wärme
erhält man den Graphit, durch langsame Lösung Graphit und
Cementkohle, durch Jod endlich Cement- und Härtungskohle.
Sicherlich fordert es die directe Untersuchung, nachzuwei-
sen, ob Cementkohle auf dieselbe Weise. mit Jod, Stickstoff,
Wasserstoff etc. sich vereinigt wie Härtungskohle; aber
vorläufig scheint auf Grund mehrerer Berechnungen von
Analysen diese Annahme gerechtfertigt.
Die Resultate der Analysen des Verf. sind folgende:
er fand in 100 Theilen Eisen oder Stahl
Kohlenstoff Stickstoff
Eisen.
-9^ * S
a
weisses Robeisen von Langban- Sb O
shytta 4-43 0-11 4-54 0*008
graues « n n 205 250 4*55 O'OOö
weisses n « Vestansjö 3-96 71 4*67 —
graues n r> , n 0'9Q 3"48 445 —
Kohlenstoff Stickstoff
Stahl.
Cementstahl, ungehärtet gereckt,
kalt gehämmert
Cementstahl, ungehärtet gereckt,
„ gehärtet . . .
Bessemerstahl, ungehärtet Nr.
2
3-5
3,5
4-5
w
1-20
1-24
1-48
202
1-17
1-28
0-61
3
m »
•ag
o
0-30
0-30
002
0-20
010
0-25
a
GQ
1-50
1-54
1-50
222
1-27
1-28
0-86
0016
0-016
0005
0005
0011
0-005
— — 0-40 0-006
_ _ 0-45 0-008
„ gehärtet
n ungehärtet
n ohne Spiegeleisen^
rothbrüchig . .
„ mit Spiegeleisen
nicht rothbrüchig
Bei der Untersuchung auf die drei verschiedenen Arten
Kohlenstoff fand der Verf. in dem ungehärteten, gereckten
Cementstahl 0-52 Härtungskohle und 0*9 Cementkohle, zu-
sammen 1*42 Procent. In der obigen Tabelle findet sich für
diesen Stahl 1*24 gebundener Kohlenstoff und 0'30 Graphit.
Die Zahl 1*24 macht 60 Procent von 2*07 aus, das Gewicht
der ganzen Kohle nach der Lösung des Stahls in Jod würde
also 2*07 + 0-3 = 2-37 betragen haben. Da nun durch
besonderen Versuch die sogenannte Cementkohle sich zu
0*9 Procent herausgestellt hatte und der Rückstand nach
der Lösung des Stahls in Jod 60 Procent reinen Kohlenstoff
60 . 2*37
enthält, so muss der ganze Kohlengehalt = — -^— — . = 1-42
Procent betragen und davon sind 0*9 Procent Cementkohle.
Der Fehler, den man in Rücksicht auf den ganzen Koh-
lengehalt bei der sogenannten Graphitbestimmung im unge-
härteten Stahl macht, ist übrigens von keiner praktischen
Bedeutung. Aber es ist nicht unwahrscheinlich, dass die For-
- 338 —
Behang über die BoBokafbnheit der sogen. Cementkoble
wiohtijge Aafeohltlsae f&r die ^nzis geben wird.
Die GraphitbestimmaDgen im Beheiseo dagegen fflhren
ohne Zweifel nich't selten zu bemerkenawerthen Fehlern,
wie sich ans folgender Betrachtung ergibt. Wenn das weisse
udd graae Roheisen von Langbanshjrtta nach Eggerts's
Methode nntoraucht wurden, so ergab sich im eisteren der
gebundene Kohlenstoff zu 4' 24 (statt 4'43X ^^^ Graphit zu
0*42 (statt 0*11), im zweiten der gebundene Kohlenstoff zu
1*36 (statt 205), der Graphit zu 3*42 (statt 205). Der
Verf. zeigt, dass hier folgende Correction zu richtigen Zahlen
führe: man muss im ersten den Graphitgefaalt um O'lli im
zweiten denselben um 2*50 vermindern, und von diesem
Best 60 Procent zu dem gebundenen Kohlenstoff addiren;
dann ergibt pich:
gebundene Gm-
^ Kohle phit
im weissen Roheisen (0*42 — 0*11). 0*6
+ 4-24 = 4*426 Oll
im grauen Roheisen (3*42 — 2*50). 0*6
+ 1*36 = 1-912 2*50
Diese Zahlen stimmen nahessu aberein mit den nach
des Verfassers Methode durch schnelle Lösung in Salzsäure
gefundenen. (Aus dem Journal für praktische Chemie, 1867,
Bd. C, S. 33, durch »Berggeist, a)
Versuche mit Sprengöl.*)
Vom Berggeschwomen C. A. Richter in Freiberg.
In der jüngsten Zeit sind in dem frflher Nr. 34 und
36 d. Ztschr. erwähnten und nur schwach belegten Abteufen
bei der Grube Segen Gottes zu Gersdorf weitere 40*975
Kubiklachter Gestein mittelst Scbiessens mit Sprengöl aus-
gebrochen worden und mussten dazu 1253V2 °°^ 447Thlr.
12 Ngr., incl. 140 Thhr. 14 Ngr. 2 Pfg. Gedinggewinn be-
zahlte Schichten verfahren und 917 Löcher von zusammen
31992 Zoll Tiefe geschlagen werden. Von diesen Löchern
haben 850 oder 92*7 Proc. völlig, 61 oder 67 Proc. nur
halb und 6 Löcher oder '6 Proc. so gut wie gar nicht ge-
worfen. Von letzteren beiden konnten aber 41 neu besetzt
und wiederum mit verwerthet werden, so dass sich also die
Zahl der nicht geworfenen Löcher auf 26 oder 2*8 Proc.
reduciren lässt.
Der sonstige Aufwand hat bestanden in 2 Thlr. 8 Ngr.
5Pfg.fär211 Pfd. verbrauchten Stahl, in 8 Thlr. 9 Ngr. 3 Pfg.
für Schmiedekosten, in 21 Thlr. 16 Ngr. 4 Pfg. für Sohiess-
materialien und 233 Thlr. 10 Sgr. 2 Pfg. für 215*4 Pfd.
Sprengöl, und beziffert sich daher die ganze Kostensumme
auf 722 Thlr. 26 Ngr. 4 Pfe.
Hiernach ist eine Schicht incl. Nebengewinnung mit 1*0
Ngr. 9 P%. bezahlt und in derselben 0*73 Loch von 2572
Zoll Tiefe d. i. jedes Loch zu 34'8 Zoll Tiefe gebohrt worden,
welche geringe Leistung sich daher erklärt, dass nur die
wenigste Zeit beim Bohren, die meiste Zeit aber bei dem
Abtreiben des durch die Löcher oft bedeutend angerückten
Gesteins, bei der auch bloss durch Schlägel- und Eisen- be-
ziehentlich Keilhau- oder Sohrämspiessarbeit au bewirken-
*) Obiger Artikel ist eine weitere Ergänzung der in Nr. 39
und 41 unserer Zeitschrift, und schliesse sich an Nr. 34 und 36
der Berg- nnd hüttenmännischen Zeitung, von B. Kerl und F.
Wimmer, aus dem jene entnommen waren, sowie dieser ans
Nr. 41 der letzten Zeitschrift hier abgedruckt wird. Die Red.
den fieretngewinnung und bei der Aasför4erttng des gefial-
lenen Haufwerks verbraucht worden ist.
Femer hat ein Bohrloch eine Ausgabe erfordert von
23 Ngr. 7 Pfg., als nämlich von 14 Ngr. 9 Pfg. für Löhne,
4 Pfg. für Schmiedekosten, 8 Pfg. für Schiessmaterialien
und 7 Ngr. 6 Pfg. für 22*48 Pfdth. Sprengöl (inel. dernach-
1)e8etzten Löcher) und sind dadurch 0*0446 Kubiklachter
ausgehaneu worden. Ein Kubiklachter aber ist auf 17 Thlr.
19 Ngr. 2*2 Pfg. zu stehen gekommen und vertheilt sieh
diese Summe wiederum mit 1 1 Thlr. 4 Ngr. 6 Pfg. auf die
Löhne, mit 7 Ngr. 7 Pfg. auf die Schmiedekosten, mit 15
Ngr. 7 Pfg. auf die Schiessmaterialien und mit 5*Thlr.
20 Ngr. 9 Pfg. auf das Sprengöl.
Im Vergleich mit den früher bei dem Sprengölschiessen
erlangten Resultaten stellt sich jetzt heraus, dass der gute
Wurf der Löcher sich gleichgeblieben ist^ dass in einer
Schicht nur 0*02 Kubiklachter mehr aufgefahren und daas
1 Kubiklachter um 6 Thlr. 7 Ngr. oder beziehentlich sogar
um 12 Thlr. 16 N^r. 9 Pfg. wohlfeiler herausgeschlagen
worden ist, als vordem. Es geht daraus hervor, dass nicht
nur die SprengÖllÖcheräusserstselten versagen oder schlecht
werfen und in dieser Hinsicht höher stehen, als die mit ge-
wöhnlichem Pulver besetzten Löcher, bei welchen der Pro-
centsatz des guten Wurfs ein bedeutend niedrigerer ist,
sondern dass auch die betreffenden Arbeiter sich mit der
Zeit eine grössere Sicherheit und Vertrautheit mit dem Spreng-
ölschiessen überhaupt und besonders mit der den Löchern
zu gebenden Stärke angeeignet haben. Wenn sich daher
schon bei den ersteren Versuchen mit Sprengöl gegen das
hier gebräuchliche Natronpulver der Vortheil auf Seite des
Sprengöls gestellt hat, so müsste er jetzt, wo die Wirkung
eine noch befriedigendere gewesen ist, nur noch stärker ins
Gewicht fallen, und spricht diese mehr gewonnene Einsicht
immer wieder dafür, die Versuche mit dem Sprengölschies-
sen weiter fortzusetzen, wenigstens auf so lange, als bis
ein sicherer Nachweis darüber vorliegt, dass die neuerdings
wieder aufgetauchte Geiffthrlichkeit des Sprengöls, nicht bei
allen weggeschossenen Löchern vollständig zu explodiren,
sondern theilweise unzersetzt zurückzubleiben und dann
bei daraufgeführten Schlägen wieder zu explodiren und Scha-
den anzurichten, nicht ganz beseitigt werden kann.
Hierorts ist nämlich wiedesholt der Fall vorgekommen,
dass sowohl bei dem nachträglichen Abtreiben der Spreng-
öllöcher, als auch bei dem Bearbeiten der durch das
Sprengöl gewonnenen Bergwände noch Explosionen erfolgt
und Arbeiter beschädigt worden sind. Bis jetzt hat man
sich diesen Vorgang immer daher zu erklären gesuchlt, dass
sich das meist frei in die Löcher eingegossene Sprengöl auch
in die in den Bohrlöchern etwa enthalten gewesenen Bisse
oder Sprünge verzogen habe und auf diese Weise von der
Zersetzung verschont geblieben sei. Solchem Verziehenkön-
nen wird nun zwar in neuerer Zeit dadurch zu begegnen
gesucht, dass das Sprengöl niemals mehr in die Löcher ein-
gegossen, sondern allemal durch Patronen eingeführt wird.
Stellt sich aber trotzdem heraus, dass noch uuzersetztes
Sprengöl in den Löchern zurückbleibt und dass nur das-
jenige Oelquantum zur Explosion gelangt, welches zur Aus-
einandertreibung des vorgegebenen' Gesteins unbedingt
nöthig ist, wie das ja auch bei den Pulverlöchem beobach-
tet werden kann, so müsste eine derartige Erscheinung frei-
lich die fernere Anwendung des Sprengöls in Frage stellen
339
und mindeBtena bis dahin aufachieben, wo durch irgend welche
getroffene Einrichtungen ein Zurückbleiben von unsersetz«
tem Sprengöle in den Bohrlöchern zur Unmöglichkeit ge-
macht wird»
* Literatur.
Commentar zum prenssfsoheii allgemeinen Berggesetz
nebst Erg&aznngen und Verwaltmigsrorscluiften. Von
Dr. A. Huyssen, Berghauptmann. Zwdte Ausgabe. Basen
durch G. D. Ö&deker 1667.
Dieses kleine und compendiöse Büchlein, welches die we-
sennich Tcmehrte* a vi eile Ausgabe des in TOx^H&rigen Bädeker*
sehen Berg- und Hfittenkalender enthaltenen kurzen Berggesetz-
Comroentars ist , nMhert* sich in Forin und Anordnung einiger-
massen der F. Manz 'sehen Ausgabe des österreichischen Berg-
gesetzes, nur dass Berghauptmann Huyssen die jedem Paragra-
phen in kleinerer Schztft beigeeetsrten BezugaateUenaus älteren Ge-
setzen und sonstigen Verordnungen, Civilgesetzenu. s. w.nur aus-
amgaweise und hinweisend anfahrt, und dadurch, ohne das compen-
diöse Bachlein anzuschwellen doch Raum gewinnt für kleine
eomtttentatorisehe Bameikungen, Hinweisungen auf andere Com-
meUtatoren (Aobenbach u. Klostermann). Auch enthült das Büch>
lein einen werth vollen Anhang, in welchem die Instruction vom
19. November 1866 Ober das Verfahren bei der Ffihrung der
Gewerkenbticher , die Vorschriften ttber die Bergwerkssteuem
durch eine sehr gute Einleitung commentirt und mit allen Be-
zugsglossen erläutert; fem er die Strafgesetze, die beim Bergbaue
Anwendung finden, ebenfalls in Eins zusammengestellt. — Die-
jenigen Vorschriften, welche sich als Uebergangsbestimmungen
auf die im letzten Kriege neu erworbenen Länder (Hannover,
Kurhessen, die darrastädtischen und hamburg^schen Landtheile,
Nassau u. si. w.) beziehen, sind theils durch lateinische Schrift,
hervorgehoben, theils ajn geeigneten Orte speciell bemerkt
Wir glauben, dass diese commentirende Ausgabe des preus-
sischen Berggesetzes für den praktischen Gebrauch der Berg-
Beamten und Bergbaubesitzer des preussiscben Staates sehr
zweckmässig eingerichtet ist, und ausgedehnte Verbreitung fin-
den wird. Auch dem Fremden gewährt sie den besten Ueber-
blick über das Gesammte der heutigen Berggesetzgebung in
Preussen. Selbstverständlich kann sie nicht gleichzeitig als sy-
stematisches Lehrbuch des Bergrechtes gelten, wohl aber den
Gebraueb eines solohea dureb die Reiohbaltigkeit des Inhaltes
und die zwecktnässtge Anordnung desselben wesentlich unter-
stützen. O. H.
]Sr o t i z e n.
Der gegenseitige Versichenings-Verein österr. Mon-
tanwerke, Hasohinen* nnd Hetallüabriken in Wien bringt
durch ein Circular vom 28. September den Herren Industriellen
in Steiermark zur Kenntniss, dass dio Herren J. KörÖsi und
J. Schlegel in Graz als Gomit^ zusammengetreten sind, um die
Vereins-Interessen zu fordern, und für den Aufschwung der Ge-
schäfte desselben in Steiermark Sorge zu tragen. Diese Herren
haben nun ihrerseits unter dem Datum Graz, 2H. September 1867
ein Circular ergehen lassen, worin sie den Fachgenossen von
dieser Uebemahme der Gesohäftsbesorgung Kenntniss geben und
zum zahlreichen Beitritt in den Verein einladen, dessen Ver-
sicherungs-Daten durch einen Brief an die Vereinsdirection sich
Jedermann verschaffen kann.
Bcrrgooliale in Wleliozka. Im Laufe des Schuljahres 1667
wurde nur im Vorher eitungscurae und im 2. Fach-Jahrgange
gelehrt. Die Zahl der Schüler betrug:
im Facheurse 4 Aerarial- und 2 Privat-Bergarbeiter
im Vorbereitangscurse . . 3 „ „3 „
zusammen 11 Schüler, von denen aber 2 während des Jahres
freiwillig austraten. Die Zahl der auf den Unterricht und die
Wiederholungen verwendeten Lehrstunden betrug 779.
UeT)er netaJI-Leginmgen. Vortrag des Dr. Mathiessen
in der Sitzung der Londoner chemischen Gesellschaft. M. defi-
nirt eine Legirung als eine starrgewordene Lösung eines Metalls
in einem anderen Metalle. Die Metalle lassen sich in 2 Classen
eintheilen, je nachdem sie als Bestandtheile von Leglrungen in
diesen gewisse physikalische Eigenschaften behalten oder nicht.
Zur ersten {A) gehören Blei, Zinn, Zink und Kadmium, zur zweiten
(B) die übrigen. Werden irgend zwei jener vier Metalle legirt,
so zeigt die Legirung stets physikalische Charaktere, welche daa
Mittel deijenigen der beiden Bestandtheile ist Zink und Blei,
ebenso Zink und Wismut vereinigen sich nicht miteinander, in-
dem das eine dieser Metalle nur verhältniaamässig geringe Menge
des anderen aufnimmt, während beide Metalle nach dem Erkalten
sich von einander trennen lassen. — Nach M. Ansicht sind die
Legirungen mit wenigen Ausnahmen nicht als wahre chemi-
sche Verbindungen, sondern als innige Gemische, welche
durch ihre ganze Masse, wie Glas, homogen sind, zu betrachten.
Zur experimentellen Nachweisung der Tbatsache, dass die spe-
ci fische Wärme der Kupferzinnlegimng das Mittel aus den
Werthen der specifischen Wärme der beiden Bestandtheile ist,
bediente sich M. zweier kurzer Cyllnder, von denen der eine aus
Kanonenmetall bestand, während der andere ein aus Kupfer und
Vto Zinn zusammengeaetater Stab von demselben Gewichte war.
Bei der Erhitzung beider Cylinder in kochendem Wasser und
nachherigem Abkühlen in zwei ganz gleichen mit kaltem Wasser
gefüllten Gefässen war die Zunahme der Temperatur des Was*
sers in beiden Fällen genau gleich. — Die Grösse der durch
die Wärme bewirkten Ausdehnung, welche mit einem
modificirten DanielTschen Pyrometer bestimmt wurde, indem
die beiden gedachten Cylinder mittelst Dampf erhitzt wurden,
war in beiden Fällen ganz gleich. — Bezüglich der Schmelz-
punkte und der Kry st allformen der Legirungen führt M.
an, dass dieselben immer eine niedrigere Schmelztemperatur ha-
ben als ihre Gemengthetle, ebenso verhalten sich die bei hüt*
tenmännischen Processen angewendeten Flüsse. Nach C r o o k e's
Untersuchungen krystallisirenAntimonzinklegirungen mit 43—64%
Zink in einer anderen Form als die Übrigen; dasselbe gilt fUr
Gold und Zinn mit 21—4^% Gold. Kupferzinklegirungen haben
sämmtlich dieselbe Krystallform.
Durch vergleichende Versuche zeigte M., wie rasch das
Wärm eleitungs vermögen des Kupfers durch Zusatz eines
Metalles der Classe A,^z. B. Zinn, abnimmt, wogegen die Blei-
zinnlegirung ein dem Mittel entsprechendes Resultat gibt. Er fand :
das Wärmeleitungsvermögen des Kupfers 100
„ „ der Kupferzinnlegirung 8
ff „ des Zinns 12
„ „ der Bleizinnlegirung . 1 1
„ n des Bleies 8
Die der Classe A angehörenden Metalle sind sämmtlich
schlechte Leiter für die Elektricität und in den Legirungen
miteinander leiten sie die Elektricität im Verhältnisse ihrer Vo-
lumina. Bei den Legirungen der Metalle der Classe B^ z. B. Gold
und Silber, findet diese Erscheinung nicht statt, denn ihre Lei-
tungsfähigkeit ist stets geringer als das berechnete Mittel. Le-
gintngen von einem Metall der Classe A mit einem der Classe B^
z. B. Kupferzinnlegimngen verhalten sich wie die letzteren; sie
zeigen aber eine rasche Abnahme der Leitungsfähigkeit auf der
Seite des Metalles der Classe B, So findet zwischen der Leitungs-
fähigkeit des Kanonenmetalls und deijenigen des reinen Zinns
nur ein sehr geringer Unterschied statt, obgleich das Kupfer an
sich ein Smal stärkeres Leitungsvermögen als das Zinn besitzt.
Die Elasticität der Metalle und Legirungen wurde durch Be-
lastung von spiralförmig aufgerollten Drähten mit daran gehängten
Gewichten erprobt. Kupferdraht wurde bei einer Belastung von
500 Gramme, Zinn hei 50 Gramme ^eradegez ögen ; die Kupfiar^
zinnlegirung hielt 500 Gramme aus, ohne die Spiralform zu ver-
lieren. Der Unterschied zwischen der Elasticität des Drahtes von
reinem und kupferlegirtem Gold ist sehr auffallend ; ebenso zeigt
der Draht der Silberplatinlegirung eine viel grössere Elasticität,
als sie den einzelnen Metallen eigen ist; hartgezogenes Stabeisen
und Stahl zeigten selbstverständlich die Extreme bei gleichzei-
tiger geringster Aenderung in der chemischen Constitution. Die
Tenacität der Metall-Legirungen wurde mit Hilfe einer Schlepp-
zangen-Ziehbank nnd einer mit dieser verbundenen Federwage
bestimmt. — Während die Metalle der Classe A Legirungen geben,
welche normale physikalische Eigenschaften zeigen, werden die
Eigenschaften der Metalle der Classe B durch geringe Mengen
anderer Metalle so gänzlich verändert, dass die daraus resulti-
renden Legirunj»en nur als starr gewordene alletropische
Modificationen der Metalle in einander betrachtet
werden können. — M. schloss damit, dass er neue Coöfficien-
ten aufstellte, mit deren Hilfe d^ elektrische Leitungsvermögen
eines Metalles in einer Legirung ermittelt werden kann.
Dingl. p. J. A. £.
— 340 —
Qold" und Silber-Vorkommen in Oentral-Amerioa. Aus
Leon (im Staate Nicaragua) wird unterm 26. Juni dem nMoni-
tenrtt über die in neuester Zeit entdeckten Qold- und Silber-
bergwerke von Javali, in dem untern des Atlantischen Meeres
gelegenen Gebirgslande Chontales, geschrieben. Die bereits in
Betrieb genommenen Gruben befinden sich jetzt in den Händen
englischer Capitalisten, welche die Arbeiten mit grossem Nach-
druck führen. Bis jetzt geht noch kein Weg von den in dichten
W&ldem gelegenen Minen nach dem Meere. Man kann nur Ter-
mittelst der americanischen Dampfer, welche den San Juan-Fluss
und den Nicaragua-See befahren, in das Gold- und Silbergebiet
gelangen. Die Reisenden landen in San Ubaldo und müssen
dann durch zeitweise überschwemmte Sümpfe bis nach Chontales
Yordringen. Das Hauptbergwerk, San Domingo genannt, soll
nach den Vermessungen eines Reisenden, Dr. Berthold Hermann,
120 \%* n. Br. und Si^ 59' w. L. liegen. (Berggeist.)
Schafhäatrs Masohine zum Paddeln des Eisens. Be-
kanntlich ist man neuerdings bemüht gewesen, bei der Umwand-
lung des Roheisens durch den Puddelprocess in Schmiedeeisen
die Bewegung der Rührkrücke und Brechstange statt durch Men-
schenhände mittelst Elementarkraft, unter Einschaltung geeigne-
ter Maschinen, ausführen zu lassen. Einen solchen mechanischen
Puddler behaupteten namentlich die Franzosen Dum^ny und
L^mut erfunden und zuerst ausgeführt zu haben. Gegenwärtig
wird jedoch im baierischen Kunst- und Gewerbeblatte, 1867,
S. 132 nachgewiesen, dass der rühmlichst bekannte Professor
Schafhäutl in München bereits im Jahre 1836 nicht nur auf
Maschinen zum Puddelfrischen ein englisches Patent (Nr. 7117
der Patent-Spectficationen) erhalten, sondern auch solche Ma-
schinen zu Hpton in den Tividale-Eisenwerken bei Dudlej (Graf-
schaft Worcester) in Anwendung gebracht hat Mit Hilfe der
jener Patentbeschreibung beigefügten Zeichnungen wird nachge-
wiesen, dass SchafhäutTs Maschine vom Jahre 1836 vollkom-
mener sei, als die erwähnte französische Maschine vom Jahre
1862 und als alle sonst nach dem Auftreten der letzteren nocfi
hinzugekommenen. Femer wird angegeben, welche Verbesserungen
später Schafhäutl an seiner Biaschine noch angebracht und
dabei namentlich auch den Gang der Betriebsdampfoiviichin»-
unter die Controle des Puddlers gebracht hat. (Berggeist)
A.diniixi8trative8.
Srledignng.
Die Schichtenmeistersstelle bei der Berg-^ Hüt-
ten- und Hammerverwaltung Jenbach in Tirol in der
X. Diätenclasse, mit dem Gehalte jährl. 700 fl., Naturalwohnunug
sammt Garten und Cautionspflicht.
Gresuche sind, unter Nach Weisung der bergakademischen
Studien, der Kenntnisse des Eisensteinbergbaues, des monta-
nistischen Reohnungsfaches und der Conceptsfahigkeit binnen
drei Wochen bei der Berg- und Salinen-Dlrection in Hall
einzubringen,
ad Nr. 352 V. Kundmaehung.
Vom k. k. Bergoberamte in Pifibram wird mit Genehmigung
des hohen k. k. Finanz-Ministeriums ddo. 16. August 1867,
Nr. 31248 F. M. nach berggesetzlicher Vorschrift hiemit" ein or-
dentlicher Gewerkentag des k. k. und mitgewerkschaftlichen Carl
Borromaei Silber- und Blei-Hauptwerkes zu Pfibram auf den
29. October 1867 um 10 Uhr Vormittags zu Pfibram im Sitzungs-
saale des Bergoberamtsgebäudes angeordnet, und werden hiezu
die sämmtlichen Herren Mitgewerken mit dem Bedeutea einge*
laden, hiebei entweder persönlich oder durch legal ausgewiesene
Bevollmächtigte (§. 153 a. B. G.) zu erscheinen, widrigens die
Nichterscheinenden als mit den gefassten Beschlüssen der Erschie-
nenen (§. 153, 154, 155 a. B. G.) für einverstanden erachtet werden.
AJs Verhandlungsgegenstände werden in Vorhinein be^ßichnet:
1. Rechenschafts- und Betriebsbericht nebst Gebarungs-Aus-
weisenauf Schluss des Jahres 1 866, mit Zusätzen aus dem Jahre 1867,
2. Regelung der gewerkschaftlichen Verhältnisse idi Sinne
der §§. 137 bis r69 allgemeines Berggesetz und der Verordnung
des Justiz- Ministeriums vom 13. December 1854.
3. Wahl des Gewerkschaftsdirectors und Bestimmung der
Vollmacht für denselben.
4. Vortrag über die mittelst Freischürfen erfolgte Occupi-
mng des hofihungsreichen Terrains bei Koziöin und Woriow,
dann jenes bei StfebSko für das Carl Borromaei-Hauptwerk, Be-
kanntgebung der bisherigen Einleitungen , und Einholung der
Erklärung der Privatgewerken des Hauptwerkes, ob dieselben,
bei der Betheiligung an diesen Bergbauuntemehmungen verbleiben.
5. Bekanntgabe der wichtigsten durch die Systemalunter-
suchungsconmiission und seither eingeführten Verbessenmg^eii,
Ersparungen und sonstigen getroffenen Massnahmen.
6. Betriebsanträge fQr die nächste Zeitperiode.
Pfibram, den 23. September 1S67.
ANKÜNDIGUNGEN.
(104-116) Mehrere CylindergeblSee
fOi' beiläufig 5500, 3000, 2000 Kubikfhss Windlieferang, mit Bjir
lancier oder Schubstangenbeweg^ng, vollständig gut erhalten,
ein oscillirendes Cylindergebläse für beiläufig 1500 K.' ^^ndKe-
ferung, vüUig neu, femer ein completes Feineisenwalzwerk geben
wir zu äusserst billigen Preisen, fast zu Rohmaterialpreisen, ab.
Fürstlich Fürstenberg^sche Hüttenverwaltung Donaueschingen.
(86—87)
^
JPaieni^JMraMzünder
tat
Felaenaprengttng«n erzeugt und empfiehlt bestens
AL WUh. BteÜMig
in Schönlinde in Nordböhmen.
Die Seiler-Waaren-Fabrik
des Carl Handl in Pest
erzeugt alle für den Bergbau nöthigen Seiler-Arbeiteii von
vorzüglicher Qualität zu den billigsten Preisen.
Fabrik: Pest, Stadtwäldchen, Arenaweg Nr. 120, 121.
Niederlage: Pest, Joseftplatz, Badgasse Nr. 8. (60-«i)
Briefkasten der Expedition.
Herrn J. D. S . . . . k in A C
Sie sandten am 18. December 1866 fl. 8.40 ahi Pränume-
rationsbetrag pro 1867 ein, derselbe beträgt jedoch fl. 8 80, and
bitten wir den kleinen Rest von 40 kr. nachträglich einsenden
zu wollen.
Löbl. G tL g
Sie sandten am 18. Juni fl. 8 ein, der Pränumerationsbe-
trag ut jedoch fl. 8.80 pranno und bitten wir um gefällige Ein-
sendung des kleinen Bestes von 80 kr.
LöbL P y'sches E s
D ninB....z
Sie sandten am 22. December 1866 fl. 8.40 als Pränume-
rationsbetrag pro 1867; letzterer beträgt jedoch fl. 8.80 pranno
und würden demnach noch 40 kr. zu entrichten sein, um deren
Einsendung wir Sie höflichst ersuchen.
Diese Zeitschrift erscheint wöchentlich einen Bogen stark mit den nöthigen artistischen Beigaben. Der Prännmerationsprexa
ist jährlich loeo Wien 8 fl. ö. W. oder 5 Thlr. 10 Ngr. Kit franeo Postversendung 8 fl. 80 kr. ö. W. Die Jahresabonnentea
erhalten einen officiellen Bericht über die Erfahrnngan im berg- und hflttenmänniiehen Kasehinen-, Bau- und Aufbereitungswesen
sammt Atlas als Gratisbeilage. Inserate fluden gegen 8 kr. ö. W. oder IV^ Ngr. die gespaltene Nonpareilleseile An&ahme»
Zuschriften jeder An können nur firanoo. angenommen werden.
I>raok von Carl Fromme in Wien.
Fflr den Veilsg veraatwortUoh : Oarl Reger.
w«^\^^' Oesterreichische Zeitschrift J^^J:
f&t
Berg- und Hüttenwesen.
Verantwortlicher Redacteur: Dr. Otto Freiherr von Hingenau,
k. k. Mlnlsterlalratta im FinanKininitterinm.
Verlag der G. J. Manz'schen Bnohhandliing (Kohlmarkt 7) in Wien.
Inlialt: lieber den Verkanf Ton Staatsbergwerken. — Der Bchwimmende Messtrog mittelst Heber. — Das Eisenschmelzwerk
zu KladDO in Böhmen. — Walzwerke mit vor- und rückgängiger Walzenbewegung. — Heizrohren von Bessemerstahl. — Notiz. —
Administratives. — Ankündigungen.
Ueber den Verkanf von Staatsbergwerken.
Verschiedene Gerüchte über beabsichtigte Verkäufe
von Staatsbergwerken werden seit einiger Zeit mit einer ge-
wissen Geschäftigkeit und nicht eben von bestunterrichteter
Seite in Umlauf gesetzt und durch verschiedene Tagesblätter
colportirt, Glossen daran geknüpft, auf solche Nachrichten
hin werden Gegenpetitionon vorgeschlagen, die Bevölkerun-
gen der irgendwie erwähnten Bergdistricte werden in Aufre-
gung versetzt u. s. w. Wir halten es daher für unsere Pflicht,
wenigstens dem Kreise unserer fachgenossenachaftlicben
Leser einige Worte über diesen Gegenstand zu sagen, der,
von unberufenen Stimmen verwirrt und übertrieben darge-
stellt, allerdings geeignet sein kann, Beunruhigungen zu er-
regen oder irrige Voraussetzungen zu veranlassen.
Die Frage des Verkaufes von Staatsbergwerken ist
keine neue, sie ist bei uns und in anderen Staaten wiederholt
aufgetaucht und hat ganz oder theilweise in mehreren Staaten
praktische Ausführung gefunden, welche nicht die letzten
unter den bergbautreibenden Staaten sind. England, Frank-
reich und Belgien haben keinen eigentlichen Staatsbergbau
und es wird wohl Niemand behaupten wollen, dass dort die
Bergbau-Industrie darnieder liege I! In Oesterreich ist in
den fünfziger Jahren dieses Jahrhunderts die Frage schon
sehr ernstlich in AngriflF genommen worden. Der Verkauf
der Banater Werke und der Kohlengruben der einstigen
Staatsschürfungscommissionen (Brandeisl, Kladno, Ostrau
u. s. w.) blieb nicht ohne Nachfolge, manche unrentable
Werke wurden ganz aufgelassen, und im Allgemeinen die
Verringerung des montanistischen Betriebes durch den Staat
ins Auge gefasst, theiis aus Rücksicht für den geringeren
Ertrag desselben, theiis im Hinblick auf die freiere Bewe-
gung der Privatindustrie, welche unzweifelhaft für manche
Arten von Montanindustrie geeigneter sein mag als die
Staatsregie.
Ueber das Princip wird viel gestritten (nicht bloss in
Oesterreich !), und auch wir haben in diesen Blättern*) und
ebenso in der Oesterr. Revue darüber vriederholt uns ausge-
sprochen, so dass wir diessmal die principielle Erörterung
*) Nr. 49 von 1857; Nr. 28 vom J. 1862; Nr. 26 und 27
vom J. 1865 u. a. O.
bei Seite liegen lassen können, um uns mehr einigen Betrach-
tungen über thatsächliche Verhältnisse zuzuwenden.
Es ist eine allgemeine Erfahrung der mitteleuropäischen
Staaten , dass das constitutionelle System , welches denn
doch immer mehr zum herrschenden geworden ist, das Drän-
gen nach dem Verkauf des unbeweglichen Staatseigenthums
im Allgemeinen und insbesondere der Bergwerke mit sich
führt oder doch begünstigt. Mängel der Staatsregie werden
in parlamentarischen Versammlungen zufolge der dort min-
der als in öffentlichen Blättern gehemmten Discussionsfrei-
heit unumwunden und nicht immer von fachgenossenschaft-
lichen Seiten besprochen und schon dadurch die Frage an-
geregt, ob denn der Staat berufen sein könne als betrieb-
führender Unternehmer Gewerbe, Ackerbau und Bergbau zu
treiben, statt der Privatindustrie volle Thätigkeit zu lassen
und sein Einkomitieu mehr aus der Steuerfähigkeit gesteigerter
Privatbetriebsamkeit als aus dem eigenen Unternehmungs-
gewinne zu ziehen, der gerade dem Staate aus so vielen Rück-
sichten geschmälert wird, welche für den Privaten nicht vor-
handen sind.
Gegen den Staatsbergbau sind alle Jene eingenommen,
denen er nicht rasch genug fortgeschritten ist, ebenso aber
auch diejenigen, welche, wenn der Staatsbergbau Fortschritte
macht, die ihm billigere Production ermöglichen, ihm die
Concurrenz mit dem Privatbergbaue nicht recht verzeihen
können. Mannigfaltige Motive wirken zusammen; um in
Vertretuugskörpern und zwar vorwiegend in grossen Reprä-
sentativ- Versammlungen eine Abneigung gegen den Betrieb
von Staatswerken zu nähren , während Local-Versamm-
lungen, Landtage, Communalvertretungen nicht selten in dem
Staatsbergbaue Nahrungsquellen für die Bevölkerung erken-
nen und in dieser Ansicht bisweilen sogar in den entgegen-
gesetzten Fehler verfallen , die Bedeutung desselben zu
überschätzen.
Bei uns hat sich diese Erfahrung wiederholt auch gel-
tend gemacht.
In den Jahr6n 1861, 1862 und insbesondere 1863 hat
auch unsere Reichsvertretung auf die Verminderung des
Staatsbergbaues gedrungen und Beschlüsse gefasst, in Folge
welcher mehr als ein Staatsbergbau zur Veräusserung be-
stimmt oder aufgelassen worden ist. Nicht immer sind es
— 342 —
bloss finaozielle — bisweilen Aach volkswirthschaftliche Sdo-
tive, welche dazu dräDgen.
Es ist daher weder verwunderlich noch inconsequent,
wenn das gegenwärtige constitutionelle „regime" den in
jeder vorangegangenen Sessionsperiode der Reichs Vertretung
aufgestellten Principien über die wirklichen oder angebli-
chen Nachtheile des Staatsbergbau- Betriebes Rechnung
trägt, und statt sich unvorbereitet zum Verkaufe drängen
und zwingen zu lassen, lieber in echt constitutionellem Geiste
den ihm nun hinreichend bekanntgewordenen Intentionen der
Vertretung mit einem wohl überlegten und gut vorbereiteten
Operate entgegenkommt, dem Reichsrathe ein klares Bild des
unbeweglichen Staatsei genthums (einschliesslich der Berg-
werke) und einen motivirten Antrag, was davon zu veräus-
sern möglich oder räthlich, was zu erhalten nothwendig sei,
vorlege, und solchergestalt eine ruhigere Ueberlegung und
genauere Würdigung der Verhältnisse in der unausweichli-
eben DiscuBsion dieses bei jeder Budget- Verhandlung vor-
kommenden Themas herbeizuiühren sich bemüht.
Um diess zu können, muss aber die Staatsverwaltung Erhe-
bungen und Schälzungen vornehmen lassen, muss frühere
Schätzungen überprüfen, muss Anfragen von Kauflustigen
beantworten, ja ! sie muss eine Concurrenz von solchen her-
vorrufen, und daher Vorverhandlungen mit Privatindustriel-
len anknüpfen, deren Ansichten und Projecte für den Fall
einer Uebernahme von Staatswerken zu erforschen suchen,
um alle finanziellen und volkswirthschaftlichen Vor- und
Nachtheile für jeden einzelnen Fall möglichst klar darstellen
und ihre Anträge pro oder contra hinreichend motiviren zu
können !
Es ist daher ganz natürlich, dass in jüngster Zeit wie-
derholt an verschiedenen Orten solche Erhebungen und
Schätzungen stattgefunden haben, dass Kaufs-Anbote und
Anfragen, falls sie Erfolg zu versprechen schienen (und nicht
Scheinangriffe waren, um schon angeknüpfte Verhandlungen
zu stören), in Berathung gezogen werden konnten ; aber aus
allen diesen Vorbereitungen folgt noch keineswegs mit Be-
stimmtheit, dass ein oder das andere Werk wirklich ver-
kauft werde, und ebensowenig lassen sich über Preis und
andere Bedingungen jetzt schon übereilte Schlüsse ziehen.
Um aber alle diese Vorarbeiten, sowie die kleineren Besitz-
änderungen, die nicht besondere Vorlagen bedürfen, nach
einem geordneten, möglichst einheitlichen Plane zu machen,
und individuellen Ansichten Einzelner nicht ein überwiegen-
des Moment zu belassen, ist zu diesem Zwecke eine beson-
dere MinisteriAl-Commission für Evidenzhaltung
und Veräuffserung des unbewe-glichen Staats-
eigenthumstt gebildet worden, in welcher unter dem Zu-
sammenwirken technisch-administrativer und rechtskundiger
Fachmänner alle die genannten Vorarbeiten reiflich erörtert
und deren Durchführung geregelt wird. Nicht eineinzelner
Referent, sondern die Commission in pleno fasst Be-
schlüsse und legt dieselben dem Minister vor, der je nach
ihrem Inhalte sie entweder genehmigt oder vor die Reichs-
vertretung zu bringen hat.
Die aufgeschreckten Gemüther mögen sich mit dem
Gedanken beruhigen, dass über den Verkauf wichtiger Mon-
tanwerke, über deren Fortbetrieb oder gänzliche Aufhebung
nicht ein einzelner Referent, sondern eine aus den verschie-
densten Fachmännern gewählte Commission die Vorarbeiten
beschliesst und endgiltig nur auf verfassungsmässigem
Wege entschieden werden wird.
E^ ist begreiflich, dass Privatinteressen bei solchen
Vorverhandluußfen vielfach ins Spiel kommen, dass entstellte
und missverstandene oder tendenziös gefärbte Berichte ver-
breitet werden; allein dass die Staatsverwaltung nicht jeder
einzelnen irrigen Nachricht entgegentreten und Vorverhand-
lungen, die noch gar nicht über die Frage ob? und wie?
hinaus gediehen sind, nicht ohne Gefahr für den Zweck der-
selben an die grosse Glocke hängen kann, wird auch jeder
Vernünftige zugeben, umsomehr als die constitutionelle Be-
handlung solcher Fragen in letzter Linie der öffentlichen
Discussion ohnehin vollen Spielraum gewähren wird, und
das schliessliche Votum der verfassungsmässigen Factoren,
wenn es auf Grund wo hl vorbereiteter und motivirter Vorlagen
erfolgt, in staatlichen Verhältnissen, wie sie die Neuzeit
herausgebildet hat, auf ein Gewicht Anspruch machen
kann, welches von den der Mehrzahl nach zu den Anhän-
gern des constitutionellen Systems sich zählenden Staats-
bürgern montanistischer Districte nicht wird geleugnet wer-
den wollen, wenn es auch augenblicklichen Stimmungen nicht
immer entsprechen dürfte.
Wir werden vielleicht auf diesen Gegenstand noch
wiederholt zurückkommen, wollten aber mit vorstehenden
Worten mindestens unseren Lesern einen Leitfaden an die
Hand geben, um in dem Labyrinthe von mündlichen und ge-
druckten Gerüchten sich einigermassen zurecht zu finden.
Durch die Tagesblätter schwimmen nämlich nicht bloss po-
litische Zeitungs-Enten, sondern auch oft ziemlich nunpo-
litischeu — montanistische Enten!
Versuche durch falsche oder tendenziöse Notizen auf
den geregelten Gang der Vorbereitungen Einfluss zu nehmen,
sind, wie jeder Verständige einsehen muss, vergeblich, und
ihre nicht selten unlauteren Quellen sind in der Regel nicht
schwer zu errathen, wenn man bedenkt, dass alles Neue von
allen Jenen verabscheut wird, die vom Alten nicht lassen
wollen. Dass bei uns mit dem Aufhören der Staatsregie
nebst ihren Mängeln auch manche patriarchalische alte Ge-
wohnheitenbeseitigt werden können, welche, wenn auch nicht
mehr in die neue Zeit passend, doch Vielen lieb und wohlthätig
sein mögen, kann, nicht geleugnet und den dabei Betroffenen
füglich nicht verübelt werden. Aber wenn der ganze Staat
und alle seine Verhältnisse sich geändert haben, so kann
ein einzelnes Glied desselben nicht unberührt davon
bleiben! O. H.
Der schwimmende Messtrog mittelst Heber.
Von August Aigner, k. k. Bergmeister in Alt- Aussee.
Als Franz v. Wolf, Verweser in Aussee, im Jahre 1762
zuerst das dringende BedÜrfniss fühlte, durch EinfOhrung
der quadratischen Zimentröhren, die bis zu jenem Zeiträume
fast ungemessen verrinnenden Wasser- und Soolenmengen
auch der Quantität nach genau zu bestimmen, mochte er
die Tragweite seines intelligenten Unternehmens wohl ge-
fühlt haben ; in der That, dieses Streben nach einem schein-
bar unbedeutenden Fortschritte war auch kein geringes, denn
die Höhe, bis zu welcher das mechanische Wissen jener Zeit
gestiegen, war noch ein sanfter Hügel, durch dessen schattige
Haine das kaum dämmernde Licht nur mühsam die behag-
lichen Träumer weckte. Die vorausgehende Unwissenheit
wirkte aber auch consequent mit starrer Nothwendigkeit.
Besteigt die Gipfel der Salzlager und ihr findet die wüsten
— 343 —
Thaten des Mittelalters, namenlose Werke, welche in ver-
zerrten Umrissen ihr trauriges Dasein markiren.
Der Charakter jener Zeit hatte auch hier seine rohen
Gesetze dictirt ; in fast planloser Zersetzung sollte dem ver-
wüsteten Moosherge, von dem kaum der 30. Theil henützt
wurde, der tieferliegende Steinherg folgen, mit seinen vielen
theilweise schon verschnittenen Werken.
Das Jahr 1762 war entscheidend; mit ihm sehen wir
regelmässigere Werksconturen auftreten, und obgleich die
hier erst im Beginn des neunzehnten Jahrhunderts einge-
führte, das Gesetz der Verdichtung instinctmässig fühlende
praktische Scbnellwässerung, mit abnehmender Füllung, die
regelrechte Form jener Conturen wesentlich begünstigte, so
war die plötzliche Messung der bis dahin nur nach dem
Gesichte gesch&tzten Wassermengen gewiss von eben so
mächtigem Einfluss. Was dem Erzbergmanue die Boussole,
das ist dem Salinaristen sein Wassermass; der entschiedene
Fortschritt, welcher in den letzten zehn Jahren von denken-
den Männern in dieser Richtung angestrebt wurde, beruht
allein in der Anschauung, dass die Möglichkeit einer siche-
ren Benützungsart nur von der absoluten Genauigkeit der
obigen Masse abhänge, als deren nothwendiges Correlat sie
stets gehalten werden, ja sollten die bis zur Stunde noch
als ungescblossen zu betrachtenden Versuche über confinuir-
liche Verwässerung selbst zu einem negativen Resultate füh-
ren, so hat die Einführung seiner Messapparate zur Sondi-
rung wfderstreitender Ansichten gewiss das meiste beige-
tragen, um die lange Verschleppung unnützen Kraftaufwan-
des nicht noch auf Decennien auszudehnen.
In Nr. 3 des 8. Jahrganges der Berg- und hüttenmän-
nischen Zeitschrift wurde der schwimmende Messtrog vom
Herrn Sectionsrath Franz Ritter von Schwind ausführlich
beschrieben. Er gilt im Verbände mit dem einzölligen Loch*
zimentH als Einheitsmass aller Salzberge, und hat sich als
vortheilhaftes Wasservertheilungs-Instrument auch praktisch
bewährt. Sein Hauptgebrechen besteht jedoch noch in dem
Mangel an vollkommener Freiheit des Schwimmens, indem
er, mittelst seines gegliederten Abflussrohres den verschie-
denen Einflüssen von Steifheit, Reibung etc. zugänglich, das
absolut genaue Messen verhindern konnte. Dieser Uebel-
stand wurde auf eine sehr sinnreiche Weise von dem Aus-
seer Bücbelschreiber Johann Grill durch Einführung des
Hebers gänzlich beseitiget, und ein Instrument construirt,
welches hinsichtlich seiner Genauigkeit das Höchste erreicht.
Das hohe k. k. Finanz-Ministerium hat über diesen
modificirten Apparat Versuche angeordnet, deren Resultate
am Schlüsse der nachstehenden Beschreibung in Tabelle I
und n zusammengestellt sind:
Der quadratische Schwimmer A^ weicher nach der er-
wähnten .Beschreibung vom Jahre 1860 ein im Lichten
12 — 18^^ weiter Rahmen aus Holzstücken von rechtwink-
ligem Querschnitte ist, besteht hier aus einem hölzernen
Gefässe von im Lichten etwa 21 — 26" Seitenlänge und
6 — 9" Tiefe, dessen beide kürzere Seitenwände einerseits
4 — 5" weit vorstehen, und wieder mit einer Schiene ver-
bunden sind; hiedurch erhält der Schwimmer im Grundrisse
•ine Quadratform und an einer Seite einen Schlitz, durch
welchen die Heber eintauchen.
Der Hohlraum des Schwimmers dient zur Aufnahme
von Ballast; hiedurch wird behufs seiner grösseren Stabilität
der Schwimmer so tief eingesenkt, dass der obere Rand
desselben ringsherum etwa 1 Zoll über dem Wasserspie-
gel des Reservoirs herausragt.
Dieses Parallelstellen des Schwimmers mit dem Was-
serspiegel ist strengstes Erforderniss und kann durch Hin-
und Hergeheil eines Stückes Ballast leicht bewerkstelliget
werden.
Der Bügel D E ist an der Schlitzseite der Gefässwand
des Schwimmers befestiget und dient mit seiner verticalen
Schraube C und dem unteren horizontalen Steg, an welchem
letzteren mittelst Träger die Heber befestiget sind, zum
Tragen und Stellen der Heber.
Der Abflusstrog T sammt der Zimentplatte und dem
biegsamen Abflussrohre B fallen weg und deren Functio-
nen übernimmt der Heber.
Die Heber sind aus Messing hufeisenförmig gezogen,
deren beide Schenkelenden von dem höchsten Punkte der
Krümmung 12" und von einander H^ abstehen. Sie wer-
den mit 2", 1" und Yj" W. Mass lichtem Durchmesser ange-
wendet, und wiegen k Stück 4V4 Pfd., I74 Pfd. und '/^ Pfd.
Nachdem die Heber mit Wasser gefüllt, und beide
Schenkel' mit Holzpfropfen verschlossen sind, wird er an sei-
nem Scheitel in eine an den vorerwähnten vom unteren ho-
rizontalen Steg ausgehenden Trägern befestigte Kluppe ein-
gestellt, wodurch der eine Schenkel durch den Schlitz des
Schwimmers unter den Wasserspiegel des Reservoirs R
eintauchen und der andere ausserhalb des Reservoirs zu
stehen kommt.
Die Mündungen bei dem Schenkel stehen so in einer
und derselben Horizontal-Ebene. Man entfernt hierauf zuerst
den inneren und dann den äusseren Pfropf und der Abfluss
ist hergestellt.
Auf diese Art können in die Kluppe 6 bis 12 Heber
mit Zwischenräumen von t bis 2" eingestellt werden.
Die über die Ausflussmengen durch Heber beim k. k.
Salzberge in Aussee im Laufe dieses Sommers abgeführten
Versuche ergaben die in den Tabellen t und II zusammenge«
stellten Resultate. H
Die Resultate der Tabelle II wurden aus jener von I
auf die bekannte graphische Art mittelst Construction einer
Curve erhalten und hiernach für jede Gattung H/sber der
Druckmaesstab angefertiget, welcher .an irgend einer pas'
senden Stelle des auf- und abbewegenden Theiles der Ma-
schine angebracht und dessen unteres Ende in einer Hori-
zontal-Ebene mit den beiden Mündungen des Hebers ge^
stellt wird. *
Der Apparat misst selbst für sich mit einer Genauig-
keit, welche praktisch mehr als ausreichend ist, da die Feh-
ler in maximo 2 Procent betragen, und der einzige Grund
davon in der kaum möglichen Herstellung gleicher Heber-
lichten gesucht werden muss. Durch eonstante Vertheilung
wirkt er aber auch noch ausserdem absolut gleichförmig,
indem der Schwimmer vollkommen frei schwimmt und durch
keinen Schlauch irritirt wird, der, wenn er auch noch so
kunstvoll gearbeitet wäre, kaum ohne allen Einfluss auf die
Freiheit des Schwimmers sein kann.
In Verbindung mit dem Schwind'schen Plattentroge,
welcher durch diese Versuche wiederholt controlirt und auf
i^Q richtig befunden wurde, wird er daher zum eigentlichen
Messapparate, welcher an Präcisiou nichts mehr zu wün-
schen übrig lässt.
344
D ar B tellung
der Resultate aus den Versuchen Über Ausflussmengen aus bafeisenfÖrmigen gezogenen schwimmenden Hebern beim k. k. Salzberge
zu Aussee im Jahre 1867.
Tabelle I.
Ausflussmenge
Ausflussmenge
Ausflussmenge
Entspre-
chende
per Stunde bei 2*'
per Stunde bei V*
per Stunde bei 0-5"
Druck
Durchmesser des
Hebers oder
Adhäsions-
Durchmesser des
Hebers oder
Adhäsions-
Durchmesser des
Hebers oder
Adhäsions-
oder
Fallhöhe
Geschwindig-
keit
0-02 181 6 G' Fläche
und
BeibungB-
Coefficient
0-005454 D' Fläche
und
Reibungs- !
Coöfficient i
i
1
00013635 C' Fläche
und
Reibungs-
Cogfficient
Theoreti-
sche
Wirkliche
(rectifi-
cirte)
Theoreti-
sche
Wirkliche
(rectifi-
cirte)
Theoreti-
sche
WirkUche
W. ZoU
W. Fuss
Kub. Fuss
Kub. Fuss
Kub. Fuss
10
7-191
564-8
378-4
0.670
141.200
93-0
0.658
35.300
19-42
0.550
9-5
7-009
550-5
368-8
0.670
137.625
90-6
0.658
34.406
18-89
0.549
9
6-822
535-8
358-9
0.670
133.950
88-2
0.658
33.487
18-34
0.548
8-5
6-630
520-7
348-8
0.670
130.175
85-8
0.658
32.544
17-77
0.546
8
6-432
505-2
338-3
0.670
126.300
83-2
0-658
31.575
17-18
0.544
7-5
6228
489-1
327-4
0.670
122,275
SO-5
0.658
30.569
16*57
0.542
7
6-017
472-5
316-1
0.669
118.125
77-7
0.657
29.531
15-94
0.54P
6-5
5-798
455-3
304-4
0.669
113.825
74-8
0.657
28.456
15-29
0.538
6
5-571
437-5
292-2
0.668
109.375
71-8
0.656
27.344
14-62
0-535
5-5
5-333
418-9
279-4
0.667
104.725
68-6
0.655
26.181
13-93
0.532
5
5085
399-4
265-9
0.666
99.850
65 3
0.654
24.962
13-21
0.529
4-5
4-824
378-9
251-6
0.664
94.725
61-8
0.652
23.681
12-45
0.526
4
4-548
357-2
236-5
0.662
S9.300
581
0.650
22.325
11-64
0.521
3-5
4-254
334-1
220-5
0.660
83.525
54-2
0.648
20.881
10-73
0.514
3
3-938
309-3
203-6
0.658
77.325
500
0.646
19.331
9-76
0.505
2-5
3-596
282-4
185-3
0.656
70.600
45-5
0.644
17.650
8-72
0.494
2
3-216
252-6
1652
0.654
63.150
40-6
0.642
15.787
7-59
0.481
1-5
2-785
218-8
142-7
0.652
54.700
350
0.6^0
13 675
637
0.466
1
2-274
178-6
116-0
0.650
44.630
28-5
0.638
11.162
4-99
0.447
0-5
1-008
126-3
—
-*.
31.575
20-1
0.636
7.894
3-35
0.424
0-25
1-137
89-3
■-"
~~"
22.325
—
—
5.581
2-29
0-411
Anmerkung: Die Gefahr des Lufteintrittes, und in Folge dessen des Aufhörens des Abflusses tritt ein bei einer Stellung
des 2zölligen Hebers unter l''
» IzöUigen » » «A"
« VizöUigen n „ %"
Tabelle II. »^ ^. , , , .^ • . •^ .,
Das Eisenschmelzwerk zu Eladno in Böhmen.
Gelegentlich einer im Laufe dieses Herbstes unternom-
meneu Reise zur Besichtigung mehrerer Hättenwerke hatte
ich auch das der Prager Eisenindustrie-Gesellschaft gehörige
Werk zu Kladno besucht, welches in neuester Zeit einen
bedeutenden Aufschwung genommen hat und gegenwärtig
wohl eines der grössten Robeisen-Schmelzwerke ist, welche
Oesterreich besitzt. Sowohl in dieser Beziehung als auch
in Hinsicht der besonderen Schwierigkeiten, welche zu über-
winden sind, um aus den local gegebenen, unreinen aber
massenhaft vorhandenen Rohmaterialien brauchbares Eisen
zu erzeugen, nimmt dieses Industriewerk ein besonderes
Interesse in Anspruch. Die Hütte gehört zu jenen wenigen
im Inlande, wo mit Coaks verschmolzen wird. Sowohl die
Kohle, bevor sie zur Vercokuog gelangt, wie auch die in
überwiegender Menge zur Verschmelzung kommenden Eisen-
steine erfordern, um geeignet für die Beschickung zu er-
scheinen, besondere Reinigungsprocesse, da beide im natür-
lichen Zustande von Kiesen in beträchtlicher Menge impräg-
nirt sind. Die Schwierigkeiten, welche dieser Umstand für
den Hochofenbetrieb bildet, sind so weit behoben, dass die
Hütte wohl kein für den Bessemerprocess genügendes Pro-
duct, aber weisses und graues Roheisen von ganz brauchba-
rer Qualität erkeugt, ein Erfolg, der wesentlich dem Leiter des
Werkes Hrn. Jacobi zuzuschreiben ist, welchem es nach
jahrelangen Bemühungen und nach Einführung mancher in-
geniösen Einrichtung gelungen ist, dieses Resultat zu er-
Heberdurchmesser |
Heberdurchmesser |
Heberdurchmesser ||
2 W."
1 W.''
%W."
Druck-
höhe
Ausfluss-
menge per
Stunde
Druck-
hohe
Ausfluss-
menge per
Stunde
Druck-
höhe
Ausfluss-
menge4)er
Stunde
W."
W. Kub. Fuss
W."
W.Kub.Fusa
W."
W.Kub.Fuss
9-57
370
9-38
90
9-62
19
9-05
360
8-36
85
8-71
Ih
8-56
350
7-42
80
7-87
17
8-07
340.
6-54
75
705
16
7-61
330
5-72
70
6-28
15
716
320
4-96
65
5-55
14
9-73
310
4-26
60
4-88
13
6-31
300
3-61
55
4-22
12
5-91
290
300
50
3-66
11
5-52
280
245
45
3-13
10
5M5
270
1-95
40
2-64
9
4-79
260
1-50
35
2-18
8
4-44
250
Ml
30
1-76
7
411
240
0-78
25
1-37
6
3-79
230
0-49
20
l-Ol
5
3-48
220
069
4
3-18
210
0-43
3
2-90
200
0-20
2
2-63
190
2-37
ISO
212
170
1-89
160
1-67
150
1-46
140
,
1-26
1-07
120
— 345
zielen. Es ist daher nicht hIo8S der im Allgemeinen gegen-
wärtig herrschende Aufschwang im Bisenweseu, hervorge-
rufen durch maBsenbufte Nachfrage nach Eiseufabrikaten in
allen Theilen der Monarchie, welcher diesem früher lange
Zeit darnieder liegenden Werke aufhalf, sondern sehr we-
sentlich auch der Fortschritt, welcher in der Fabrikation
selbst gemacht wurde.
Was die Anlage des Werkes anbelangt, so sind die
einzelnen Manipulationsstätten etagenförmig nach abwärts
fallend in der Reihe gruppirt, in welcher die Rohmaterialien
(Kohle und Erz) die Processe durchlaufen müssen, welche
sie in den geeigneten Zustand für die Beschickung der Hoch-
Öfen überführen. Im höchsten Niveau der Gesan^mtanlage
befindet sich ein Waseerteich von bedeutendem Fassuogs-
räum, aus welchem das erforderliche Wasser für die tiefer
stehende Kohlenwäsche bezogen wird. D» es local an Was-
ser mangelt, so wird zur FüUuns: des Teiches vorzüglich das
in den nahe gelegenen Kohlengruben zudringende Schacht-
wasset verwendet, welches mit Dampfkraft dahin gehoben
wird.
Ungefähr in demselben Niveau des Teiches mündet eine
Locomotivbahn, welche das Werk mit den Eisenstein- und
Kohlengruben in Communication setzt. Die Eisensteine,
welche hier zur Verschmelzung kommen, stammen aus dem
mittelsilurischen Becken Böhmens und sind von dreierlei
Art. Was das Vorkommen dieser Eisensteine anbelangt,
verweise ich auf die detaillirte Schilderung, welche Lipoid
in seiner Abhandlung: nDie Eisensteinlager der siluriscben
Grauwackenformation in Böhmen » geliefert hat*) In gerin-
gerer Menge sind es Roth- und Brauneisensteine, vorwie-
gend aber ein eigeuthümliches grünlichgraues Erz, welches
hier als Chamoisit betrachtet wird, dessen Zusammensetzung
sich wohl jener des Minerales aus dem Chamoisonthale in
Wallis, woher der Name stammt, nähert, aber doch nicht
vollkommen damit identisch ist. Dieses Mineral besteht
nämlich nach einer Analyse von Berthier aus 14*3 Kiesel-
säure, 7'8 Thonerde, 60*5 Eisenoxy.lul und 17*4 Wasser**),
während die in Rede stehenden Eisensteine viel kohlensau-
res Eisenoxydul und ein gewisses Quantum Eisenozyd ent-
halten. Sie enthalten etwas Kies beigemengt. Die Röstung
dieses Erzes scheint leicht vor sich zu gehen, da selbst die
faustgrossen Stücke desselben, nachdem sie durch die Röst-
öfen gegangen sind, sich beim Zerschlagen bis in den inner-
sten Kern roth und gut abgeröstet zeigen. Die Röstöfen
sind nach einem Entwürfe des Herrn Jacobi***) construirt,
sie bilden hohle, gemauerte Cylinder, welche auf eisernen
Füssen stehen. Bis auf halbe Höhe — (sie sind etwa 1 Yj
Klafter hoch) steigt im Innern derselben ein Thonrohr auf,
um Luft einzuführen und zu dem gleichen Zwecke befinden
*) Jahrbach der k. k. geologischen Reichsan^lalt. Jahr-
gang 1863, p. 339.
**) Annales des Mines V. 393. Rammelsberg bemerkte
in seinem miueralogiscbeu Handwörterbuche, dass das Mineral
wohl aucli Eisenoxyd euthalten dürfte, was allerdings wahrscheinr
lieh ist Sollte etwa ein Qehalt an Kohlensäure darin übersehen
worden sein ?
**•) Ohne hier einen Prioritätsstreit anregen zu wollen, er-
lauben wir uns doch auf die in v. Rittin ger's Erfahrungen,
Jahrgang ISGO, S. 38 beschriebeneu und Tafel IX jenes Jahr-
ganges abgebildeten, von Bergrath C. Wagner in Maria-Zeil
ausgeführten Erz-Röstöfen zu verweisen, deren Princip mit dem
hier oben beschriebenen ziemlieh gleich zu sein scheint. Die
Constructton selbst mag vielleicht etwas anders sein. O. H.
sich auch Löcher in der Waodung. Das Erz wird gemengt
mit Kohlenklein aufgegeben, und in dem Masse, als es unten
zwischen den eiserueu Füssen der Oefeu herausgeiäumt
wird, stürzt die Beschickung nach, so dass der Betrieb ein
contiDuirlicher ist. Diese Röstöfen sind darnach wohl das
einfachste, was sich denken lasse und bewähren sich aus-
gezeichnet.
Die letzt erwähnten Erze enthalten, wie angeführt wurde,
nicht unbeträchtlich Kiese beigemengt (angeblich gegen 2
Procent); es müssen daher nach der Röstung die dadurch
entstandenen schwefelsauren Salze entfernt werden. Diese
wird durch Auslaugen des Röstgutes in grossen flachen Bas-
sins bewerkstelligt. Selbstverständlich wird auch das vom
Erz abfallende Klein sowie die Asche der Kohle davon ent-
fernt, so dass es nur in Stücken zur Beschickung gelangt.
Sehr interessant bezüglich ihrer Leistung ist die gross-
artige hier befindliche Kohlenwäsche.* Die Kohle des hiesi-
gen Beckens ist durchwegs zur unmittelbaren Vercokung
und Beschickung der Hochöfen nicht geeignet, da sie erstens
vielfach von kleineren Bergmitteln durchzogen ist, vi^l Schwe-
felkies, theils fein eingesprengt, tbeils in grösseren Krystal-
leu, sowie eine in feinen Straten sie durchziehende Schiefer-
kohle beigemengt enthält, die sehr aschenreich ist und das
Backen hindert. Das ganze Kohlenquantum muss daher von
diesen Unrei^igkeiten befreit werden, bevor es in die Rohr-
öfen gelangt. Die Kohle wird daher auf Mühlen, die im Haupt-
principe vollständig den kleinen Hand-Kafi*eemühlen glei-
chen, zweimal, und zwar zuerst gröblich, dann feiner unter
beständigem Zutritt von Wasser zerrieben, über oscillirende
Siebe geleitet, wo eine Separation von den Beimengungen
stattfindet, und durch diese Manipulationen zu einem bemer-
kenswerthen Grad der Reinheit gebracht. Ohne Zeichnungen
ist -es nicht gut möglich, eine genaue Beschreibung der Ein-
richtung dieser Kohlenwäsche zu geben , die durch eine
Dampfmaschine im Gange erhalten wird.
Das resultirende Kohlenklein wird von hier in die Coaks-
Öfen gebracht und backt nun so vorzüglich, dass das ganze
zur Beschickung je eines Ofens gelangte Quantum nach der
Vercokung als ein compacter Kuchen herausgezogen wird,
der jedoch, ohne viel Abfall zu geben, leicht zerklüftet wer-
den kann. Diese Coakskuchen zerfallen beim Aufschlagen
nach eigenthümlichen länglichen Spaltuugsflächen. Das Aus-
bringen an Coaks beträgt etwa über 50 Procent von der
Rohkohle vor dem Waschen und Reinigen derselben. Der
Aschengehalt der Coaks ist niedriger wie jener der ungerei-
nigten Rohkohle, so bedeutend ist also der EfiPect der Koh»
lenwäsche.
Das Erz und die vercokte Kohle werden nun auf einer
abschüssig laufenden Eisenbahn in Hunden zu Hochöfen ge-
bracht und dort mittelst Aufzugwerken zur Gicht gehoben.
Das Kladnoer Werk besitzt schon seit lauger Zeit 6 kolos-
sale Hochöfen, von denen in einer Reihe 4, in der zweiten
2 hart neben einander sieben. Zwei derselben standen lange
Zeit nicht iin Betrieb, nun aber wird auf allen verschmolzen,
was aber kaum genügt, der gegenwärtigen Nachfrage und
Bestellung nachzukommen.
Die Oefen sind von grösster Dimension, 50 Fuss hoch,
mit je 6 Düsen für die Windführnng versehen und liefern
per Woche je 2500 bis 3000 Centner Roheisen. Auf einem
der Oefen wird bloss Brauneisenstein, auf den anderen haupt-
sächlich jeuer Chomoisit mit einer geringeren Zugabe von
Roth- und Brauneisensteinen verschmolzen, je nachdem sol-
— 346 —
wmm
che zu Gebote BteheD. Die Windzufübrung wird für je einen
Ofen durch eine Dampfmaschine von 100 Pferdekraft, von
denen je 2 zasammengekuppelt arbeiten, bewerkstelligt und
der heisB« Wind unter einem Drucke von 6 Zoll Quecksil-
bersäule eingeblaseu. Für die Erhitzung der Gebläseluft
dienen die abziehenden Hochofengase. Was die Beschickung
anbelangt, so erfordern die durchwegs kalkfreien, streng-
flüssigen Erze einen besonders starken Kalkzuschlag. *Das
dazu erforderliche Materiale ist in nächster Nähe ausreichend
vorhanden. Auch der Thou für die feuerfesten Backsteine
SU den Oefen wird in der Nähe gewonnen.
Mit dieser Beschickung entfallen für je 1 Centner Eisen
2 Centner Schlacke, die nicht ganz 2 Procent Eisen enthält.
Der erforderliche, bedeutende Kalkzuschlag hatte in frühe-
rer Zeit bewirkt, das8 die Hochöfen in der Zone der Schlacken-
bildung stark angegriffen und rasch abgeschmolzen wur-
den. Man beugt diesem Uebelstande in neuerer Zeit mit Er-
folg dadurch vor, dass der Ofen in dieser Zone durch von
Aussen um denselben circulirendes Wasser kühl erhalten wird.
Zur Zeit befindet sich nächst den Hochöfen ein ausge-
dehntes Walzwerk im Bau.
Das Kladnoer Werk hat ausser den hier erwähnten
Schwierigkeiten mit vielen ungünstigen Conjuncturen, na-
mentlich zur Zeit der grossen Eisenkrisis in Oesterreich zu
kämpfen gehabt, und war wohl ein und das andere Mal seiner
Auflösung nahe. Einen sehr befriedigenden Blick gewährt
es daher nun, zu sehen, dass die Ausdauer der Gründer und
Leiter dieses Werkes endlich dennoch Erfolge erzielt hat.
"^'^'^^.Zji bfiaonderem Danke bin ich dem Herrn Director
Jacobi, Herrn Wala, dem die Bergbaue unterstehen und
dem Herrn Ingenieur Grassek verpflichtet, die alle mich
mit grösster Gefälligkeit in alle Details des interessanten
Werksbetriebes einweihten. (K. v. Hauer, in den Verhandl.
der geol. Reichsanstalt Nr. 13 )
Walzwerke mit vor- und rückgängiger Wal-
zenbewegung.
Walzwerke, deren Bewegungsrichtung nach jedem
Durchgange der erzeugten Platten umgekehrt werden kann,
sind in jüngster Zeit schon vielfach ausgeführt und diese
Einrichtung namentlich für die Fabrikation von Panzerplat-
ten oder ähnlichen schwer zu handhabenden Gegenständen
zur Nothwendigheit geworden, da man letztere einerseits
nicht leicht nach jeder Passage über die Walzen weg zu-
rück gehen lassen kann und andererseits viel Zeit und Brenn-
stoff erspart, weil man mit einer Hitze eine grössere Anzahl
Passagen ermöglicht.
In den Stahlwerken zu Crewe erzielt man den Rück-
gang der Walzenstränge dadurch, dass man die treibende
Dampfmaschine rückwärts laufen lässt, deshalb hat man
Zwillingsmaschinen mit Cyiindern von 28 Zoll Durchmesser
und 4 Fuss Hub angewendet, welche ^^2 ^^^ °^ schnell
gehen, als die Walzen, enslastete Dampfschieber besitzen
und durch einen hydraulischen Apparat umgesteuert werden
können, ohne dass man den Dampf abschliesst. Diese Ein-
richtung arbeitet so ausgezeichnet, dass man nach augestell-
ten Versuchen die Bewegungsrichtung in einer Minute 73
Mai umänd(;rn kann. Die hierbei angewendeten Walzen haben
6 Fuss 10 Zoll Länge und 24 Zoll Durchmesser und man
vermag mit diesem Strange Luppen von der gewöhnlichen
Stärke in elf Passagen bis zur Dicke von Locomotivrahmen-
platten auszuwalzen ; das Senken der oberen Walzen ge-
schieht dabei ebenfalls durch hydraulischen Druck, wie bei
der Umsteuerung der Dampfmaschine.
In Dawes* Eisenwerk zu Elsecar, ferner in der Panzer-
plattenfabrik von John Brown in Sheffield, sowie noch in
vielen anderen Etablissemens wendet man zur Bewegungs-
Umänderungmehrfache Rädervorgelege, wie bei Hobelmaschi-
nen, an und bewirkt das Umsteuern derselben durch einen
Klauenmuff.
Es trägt hier die Schwungrad welle der treibenden
Dampfmaschine ein Getriebe von 2 Fuss Theilrissdurch«
messer mit 15 Zähnen und 15 Zoll Breite; dieses Getriebe
treibt ein grosses Stirnrad von 60 Zähnen und 8 Fuss Durch-
messer, welches auf einer ersten Vorgelegwelie befestigt
ist und zugleich in ein anderes Stirnrad von ähnlichen Dimen-
sionen greift, das drehbar auf der unmittelbar mit den Wal-
zensträngen zusammenhängenden Welle steckt und an einer
Nabe Klauen besitzt. Auf der zuvor erwähnten ersten Vor-
gelegswelle befindet sich dann noch ein Rad von 4 Fuss
Durchmesser und 30 Zähnen und dieses treibt mittelst eines
gleich grossen Transpdrtrades ein zweites ebenfalls 30 Zähne
besitzendes Rad, welches wiederum lose auf der den Wal-
zenstrang unmittelbar bewegenden Welle steckt und gleich-
falls an seiner Nabe Klauen besitzt. Nun ist auf der letzt-
genannten Welle zwischen dem GOzähnigen Rade und dem
30zähnigen ein Klauen muff angebracht, der in der gewöhn-
lichen Weise durch Federn auf der Welle undrehbar gemacht,
aber mittelst eines langen Hebels verschiebbar ist, so dass,
je nachdem dieser Muff in die Klauen des grossen Rades
oder in die des kleinen eingreift, die Walzenstrangwelle
der Bewegung des grossen Rades oder der entgegengesetzten
(aber gleich schnellen) des kleinen Rades folgen muss. In
Bezug auf die übrigen Dimensionen .dieser Einrichtung zu
Elsecar sei noch erwähnt, dass die Schwungradwelle 16 Zoll
stark ist, das Schwungrad selbst aber 18 Fuss Durchmes-
ser i^nd einen Kranz von 12 Zoll Breite und 10 Zoll Dicke
hat; die acht Arme dieses Rades sind mit der Nabe aus
einem Stück gegossen und ihre Enden mit dem Kranz durch
Schwalbenschwänze verbunden. In gleicher Weise ist auch
die Construction der grösseren Stirnräder ausgeführt. Die
erste Vorgelegwelle ist 14 Zoll stark und ihre Lagerstellen
sind, wie die der Schwungradwelle und der übrigen Vorge-
legwellen, 12 Zoll im Durchmesser und 15 Zoll lang. Uebri-
gens sind hier drei Walzenpaare vorhanden, deren untere
Walzen alle einen Strang bilden, und von denen die der
Klauenmuffeinrichtung zu nächst gelegenen 7 Fuss Länge
und 21 Zoll Durchmesser, das zweite Paar 6 Fuss Länge
und ebenfalls 21 Zoll Durchmesser haben, während das
dritte Paar bloss 5 Fuss Länge und 20 Zoll Stärke hat.
Zwischen dem ersten und zweiten Walzenpaar ist noch
ein Paar Getriebe von 2 Fuss Durchmesser und 20 Zoll
Breite angebracht , um deren obere Walzen mit trei-
ben zu können , was auf die gewöhnliche Weise durch
zwischen diese Getriebe und die Oberwalzen eingeschal-
tete und in ihren Kuppelungen etwas bewegliche kurze
Verbindungswellen geschieht. Die Oberwalzen des dritten
Paares werden nicht besonders bewegt. Die Walzen für die
Plattenfabrikation sind in starken Schalen hart gegossen,
um ihre Dauerhaftigkeit zu vermehren, und man macht hier
die zu walzenden Packete breiter, kürzer und dünner, als
für Stabwalzerei, stellt sie auch so zusammen, dass die ein
Packet bildenden Schienen theils der Länge, theils der Quere
— 347 —
nach auf einander gelegt werden, und lässt BchlieBslich die
Platten Bowohl der Längenrichtung als der'Breite nach durch
die Walzen gehen, damit sie nach beiden Dimensionen hin
gleiche Festigkeit erlangen ; zweckmässig ist es hierbei noch,
den Packeteu gleich anfangs eine der Form der fertigen
Bleche ähnliche Gestalt zageben, damit sie nach jeder Rich-
tung gleich viel ausgestreckt werden. Bei sehr langen Schififs-
platten, die man nicht der Breite nach durch die Walzen
gehen lassen kann, stellt man, um zu verhüten, dass die
Fasernrichtnng bloss der Länge nach geht und die Bleche
dann in transversaler Richtung weniger Festigkeit haben,
die Packete gleich von Anfang an so her, dass sie aus einer
grösseren Anzahl querüber gelegten Stäbe gebildet werden.
(Engineering, Jan. 1867 p. 1.)
Heizröhren von Bessemerstahl.
Von Prof. Dr. Simon Subic.
Um eine Vermehrung der Production des Bessemer-
stahles und eine Hebung der Eisenindustrie zu befördern,
ist es vor Allem nothwendig, die Verwendung des betreffen-
den Materials und die im technischen Leben massgeben-
den Eigenschaften desselben zur allgemeinen Kenntniss zu
bringen.
Die Vorzüge der Heizröhren aus Bessemerstahlblech
vor den gewöhnlichen schmiedeisemen Kesselröhren sind
so bedeutend, dass die Verwendung von Bessemerstahlblech
zu denselben bald eine allgemeine wird; und insbesondere
sind es die Locomotiven, bei welchen die schmiedeisernen
Röhren zunächst von Bessemerstahlröhrcn verdrängt werden.
Zu dem erwähnten Zwecke sollen hier einige der be-
sonderen Vorzüge der Heizröhren aus Bessemerstahl an-
geführt werden.
Die* wichtigsten der hieher gehörigen Eigenschaften
sind die Festigkeit, Dauerhaftigkeit, Erzielung eines geringe-
ren Gewichtes, bessere Verwendung des Heizmaterials und
Ersparung des letzteren, leichtere Reinigung und besserer
Zug bei gleicher Festigkeit mit den schmiedeiseren.
Um die Festigkeit der schmiedeisemen Röhren zu er-
langen, brauchen die Röhren aus Besäemerstahl eine fast
nur halb so dicke Wandung. Dabei zeigen die Röhren aus
Bessemerstahl eine viel grössere Steifigkeit, und erhalten
sich desshalb in den Kesselwandungen viel dichter einge-
fügt; auch trägt ihr geringeres Gewicht viel weniger zur
Lockerung der Wandfugen bei, als bei schmiedeisemen,
die bei gleicher Festigkeit ein doppeltes Gewicht haben
müssen. So hängt mit der Erzielung eines geringeren Ge-
wichtes auch eine grössere Dauerhaftigkeit zusammen, und
aus demselben Grunde werden Heizröhren aus Bessemer-
stahl weniger Reparaturen brauchen als solche aus Schmied-
eisen.
Weil Röhren aus Bessemerstahlblech die schmiedeiser-
nen mehr als um das Doppelte an Festigkeit übertreffen, so
halten sie bei der halben Wanddicke schon denselben Druck
wie jene aus, so können Röhren von Bessemerstahlblech bei
gleicher äusserer Dick^ eine mehr als zweimal grössere
OeffnuQg haben, wodurch die Grösse der mit den Feuergasen
in Berührung kommenden Wand, das ist die Heizfläche sehr
vergrössert und die Feuerwärme umsomehr dem Kessel was-
ser zugeführt, folglich auch Brennmaterial erspart wird.
Aus demselben Grunde der grösseren Röhrenweite bei
gleicher Festigkeit wird die Dampferzeugung vermehrt, der
Durchzug der Feuergase begünstigt, und auch die Reinigung
der inneren Röhrenwand leichter ausgeführt.
Wegen ihres viel gerinfl:eren Gewichtes werden sich die
Röhren aus Bessemerstahlblech zunächst bei den fahrenden
Dampfmaschinen Eingang verschaffen. Bestellungen zu die-
sem Zwecke wurden in neuester Zeit in der Röhrenfabrik
von Joh. Haag in Augsburg gemacht.
Da wir in Steiermark Bessemerstahl von vorzüglicher
Güte haben, so verspricht auch dieser Industriezweig einen
lebhaften Aufschwung. (Stf^ierm.Ind. u.H. Blatt.)
Notiz.
Erzielnng blasenfreier Stahlgüsse. Nach Tard in Cbi-
rago giesst man Eisenbahnwagenräder in Formen, welche aus
einem festen eisernen Untertheil und einem eisernen Obertheil
bestehen, welcher durch 3 gleichzeitig von einer Mittelwelle aus
durch Zahnräder umgedrehte Schrauben auf- und niederbewegt
werden kann. Man giesst den Stahl durch Eingüsse im Obr-tbeil
ein, scbliesst die liieflslöcher durch Schieber, setzt die Schrauben
in Bewegung und übt dadurch einen starken Druck- aus, wobei
man durch geeignete Ocffnungen din Gase entweichen lässt. —
Whitworth verschliesst beim Gicssen von Stäben die mit flüs-
sigem Metalle gefiillte Form an ihrem oberen Ende durch einen
dicht schliessenden Kolben, während am unteren Ende mittelst
einer hydraulischen Presse ein Kolben eingetrieben wird, der
einen Druck bis zu 4000 Pfd. per Qu.-Z. ausübt. (Berggeist.)
Administratives.
Smennuagen.
Vom Finanzministerium:
Der Cassier des Eisenwerks-Oberverwesamtes zu Eibiswald
Franz Nezwal zum Factor bei der Eisenverschleissfactorie in
Prag, unter Belaasung des Titels und Charakters eines Berg- und
Hüttenverwalters ; dann der disponible provisorische Bergverwal-
ter zu Trifail Franz Wodiczka zum Cassier bei dem Eisen-
werks-Oberverwesamte in Eibiswald (Z. 3761 1, ddo. 3. October 1867).
Der Material verwaltungs-Controlor zu Mariazell Eugen
Kellner zum Zeug- und Wirthschafts- Verwalter bei dem Bergamte
zu Idria (Z. 37934, ddo. II. October 1867).
Erledigungen.
EineCassiersstelle bei dem Eiseuwerks-Oberver-
wesamte zu Gusswerk nächst Mariazeil in der IX. Diä-
tenclasse, mit dem Gehalte jährl. 945 fl., 20 Wr. Klaftern Brenn-
holzes in natura, Naturalwohnnng nebst Garten und 2 Joch Grund-
stücken und gegen Erlag einer Caution von 1050 fl.
Gesuche sind, unter Nachweisung der bergakademischen
Studien, der Kenntniss der Cassamanipulation , des montanisti-
schen Rechnungsfaches und der Concepüfcrtigkcit, binnen drei
Wochen bei dem obbezeichneten Oberverwesamte einzubringen.
Eine controlirende Amtsofficialsstelle in Fohns-
dorf in der XI. Diätenclasse , mit dem Gehalte jährl. 525 fl.,
2 Klaftern Holz und 160 Centuern Steinkohlen in natura, freier
Wohnung nebst Benützung von 2 Joch Wiesen und 2 Joch Acker
und gegen Erlag einer Caution im halben Gehaltsbetrage.
Gesuche sind, unter Nachweisung der montanistischen Stu-
dien, der theoretischen und praktischen Ausbildung im Bergbau-
und speciell im Steinkohlenbergbau beiriebe, dann der Gewandt-
beitim Verrecbnnngs-, Concepts- und Kanzleifache, binnen vier
Wochen bei dem Bergamte in Fohnsdorf einzubringen.
Eine Actuarsstelle bei dem Bergamte zu Pf ihr am
in der XI. Diätenclasse, mit dem Gehalte jährl. 525 fl. und einem
Quartiergelde jähri. 52 fl. 50 kr.
Gesuche sind, unter Nachweisung der bergakademischen
Studien, der Gewandtheit im Concepte, der Kenntniss der bezüg-
lichen Normalien sowie beider Landessprachen, binnen vier
Wochen bei dem Bergoberamts-Präsidium in Ptibram einzu-
bringen.
Nr. 1604 Erkenntniss.
Da Carl Resch, Besitzer der Stefani Steinkohlenzeche in
der Gremeinde PHwetic, Bezirke Rokitzan, ungeachtet der an ihn
ergangenen in dem Amtsblatte der l^rager Zeitung vom 1. Sep-
r- 348 —
tember 1867 enthaltenen Aufforderung, weder seinen Wohnort
angezeigt, noch einen Kevollmächtigten namhaft gemacht, und
die Stefani-Zeche nicht in den bauhaften Stand gesetzt hat, -so
wird auf Grund der §§. 243 und 244 des allg. B. G. auf die
Entziehung dieser Bergbauberechtigung mit dem Beifügen erkannt,
dass nach erlangter Rechtskraft dieses Erkenntnisses das Weitere
nach den Bestimmungen des allg. B. G. veranlasst werden wird.
Von der k. k. Berghanptmannschaft
Pilsen, am 18. October 1867.
Nr. Exh. 1550.
Ediot
In Gemässheit der von dem k. k. Bezirksamte in Böhmisch-
Brod vorgenommenen Erhebungen befinden sich die im politischen
Bezirke Böbmisch-Brod, in den Catastral- Gemeinden Pfistoupin
und Txsmic situirten nach dem Pateute vom Jahre 1819 mit dem
Flächeninhalte von je 12544 Quadratklafter verlieheneu Xupfer-
erzgrubenmassen und zwar:
a) das Budecer Emanuel-Mass,
b) das Schmidt Ferdinand-Mass sammt Ueberschar pr. 1 40QK1.
c) das Theer Barbara- Mass,
d) das Manger Rudolf-Mass,
e) das Martin Pokorny-Mass,
f) das Korb Josef-Bdass und
g) das Franz Josef-Mass in Folge vieljährigen Nichtbetriebes
in einem so vernachlässigten und verwahrlosten Zustande, dass
in den letztgenannten 4 Massen derzeit überhaupt gar keine
Einbaue mehr bestehen, während die in den erstgenannten 31
Massen vormals ausgefahrenen 2 Stolleneinbaue mit dem gänz-
lichen Einstürze drohen.
Es werden daher die bergbücherlich vorgeschriebenen Eigen-
thümer dieser Grubenmassen und zwar bei dem Bude6er Ema-
nuel-Mass Herr Emanuel Justus Theer und Agnes T e b i c h , bei
den übrigen Massen der AUeineigenthÜmer EmanuelJustus Theer,
beziehungsweise dieser beiden Erben und Rechtsnachfolger, sowie
auch der Naturalbesitzer dieser Grubenmassen Herr Franz Urfus,
dermal dessen Concursmassa, hiemit aufgefordert, binnen 90 Tagen
vom Tage der ersten Ellnschaltung dieses Edictes in das Amts-
blatt der Prager Zeitung, die vorbezoichneten 7 Grubenmassen
nach Vorschrift der §§. 170, 174 des allg. Berggosetacs \v^ ard-
nungsmässigen Betrieb zu setzen, die rückständigen Massen ge-
bühren, welche mit Schluss des H. Quartals 1867 354 fl. 2 kr.
, betragen und ebenso den Frohngebührenrückstand pr. 43 fl. bei
dem k. k. Steueramte in Böhmisch-Brod zu berichtigen, und end-
lich Über die bisherige Unterlassung des steten Betriebes sich
standhaft zu rechtfertigen, widrigens nach Vorschrift der §§. 243,
u. 244 des allg. Berggesetzes auf die Entziehung sämmtlicher Berg-
bauberechtigungen erkannt werden wird.
Von der k. k. Berghauptmannschaft
Prag, am 17. October 1867.
Nr. 1587. Kundmaohuiig.
lieber Ansuchen der betreffenden Direction wird hiemit eiu,
unter ämtlicher Intervention am 4. November 1 867 Früh 1 Uhr
im Anitslocale der gefertigten Behörde abzuhaltender Gewerken-
tag für die Reichgeschieb-Gewerkschaft zu Joachimsthal ausge-
schrieben und die Vorladung an sämmtliche Beantheilte mit dem
Beifügen erlassen, dass die, nicht persönlich oder durch einen
legal bevollmächtigten Vertreter hiebei erscheinendetir'Gewarken
als den, von der Mehrheit der gegenwärtigen Kuxbesitzw ge-
fassten Beschlüssen beitretend angesehen werden müssten.
Als vorläufig angezeigte Verhandlungsgegenstände werden
bezeichnet :
1 . Veranlassung zur Einbringung der rückständig en Zubussen.
2. Vorlage des Betriebs-Präliminars für die Zeit vom 1. JuH
1867 bis Ende Juni 1808.
3. Bestimmung der auszuschreibenden Zubussen.
4. Revision des Directions- Vertrages.
Von der k. k. Berghauptmannschaft
Elbogen, den 7. October 1867.
AMÜNDIGroGm
Concur8 fUr eine Obersteigersetelle:
Bei dem gräflich Sdndor'schenBrannkohlenbergbaue Annathal
bei Gran ist die Stelle eines Obersteigers erledigt
Jahresdotation: in Barem 500 fl. öst. ^.
20 Metzen Weizen, (117-119)
12 Metzen Korn,
8 Eimer alten weissen Weines,
IVg Joch Feld, k 1600 Qudratklafter,
Naturalwohnung mit Hausgärtchen,
Freies Oelgeleucht,
freie Kohlenfeuerung.
Bewerber wollen ihre Gesuche, worin sie sich über zurück-
gelegte bergakademische Studien, praktische Dienste beim Koh-
lenbergbau, Fertigkeit in der damit verbundenen Lohns-, Material-
und Cassarechnungsführung, dann Sprachkenntnisse auszuweisen
haben, bis 8. November l. J. frank irt einsenden an die gräflich San-
dor^sche Bergverwaltung Annathal, Post Dorogh, Graner Comitat.
(105-116) Mehrere Cylindergebläse
für beiläufig 5500, 3000, 2000 Kubikfuss Windlieferung, mit Ba-
lancier oder Schubstangenbewegung, vollständig gut erhalten,
ein oscillirendes Cylindergebläse für beiläufig 1500 K.' Windlie-
feruttg, völlig neu, ferner ein completes Feineisenwalzwerk geben
wir zu äusserst billigen Preisen, fast zu Rohmaterialpreisen, ab.
Fürstlich FMirstenberg'sche Hüttenverwaltung Donaueschingen .
Die Seiler-Waaren-Fabrik
des Carl niaiifll in Pesi
erzeugt alle für den Bergbau nöthigen Seiler-Arbeiten von
vorzüglicher Qualität zu den billigsten Preisen.
Fabrik: Pest, Stadtwäldchen, Arenaweg Nr. 120, 121.
Niederlage: Pest, Josefsplatz, Badgasse Nr. 8. (6i— 6i)
Briefkasten der Expedition.
K
k. B . t in Sfe S . . . . n
Am 23. December 1866 sandten Sie fl. 8.50 ala Pränume-
rationsbetrag pro 1867 ein; letzterer beträgt jedoch fl. 8,8ii
pranno und ersuchen wir höflich um gefällige Einsendung des
kleinen Restes von 30 kr.
'Mit der heutigen Nummer wird für die Jahres-Pränumeranten unserer Zeitsohrifb das von
Seite des hohen k. k. Finanz-Ministeriums bestimmte Beilageheft ,,Erfalirungen im berg- und
hfittenaiAnnischen Maschinen -Bau- und Aufbereitungswesen^% Jahrgcmg 1866, (zusammenge-
stellt imter der Leitung des Herrn Ministerialrathes Ritter v. Rittinger) sammt dem dazu
gehörigen Atlas von Zeichnungen ausgegeben, wird Jedoch seines grossen Umfänges wegen
den k. k. Behörden ämtlich, und Jenen Abnehmern, welche die Zeitschrift mit der Post er-
halten, in einem separaten Packet verpackt, zugestellt werdeiL
Diese Zeitschrift erscheint wöchentlich einen Bogen stark mit den nöthigen artistischen Beigaben. Der Pränumerationiprois
ist jährlich loeo Wien 8 fl. ö. W. oder 5 Thlr. 10 Ngr. Kit franeo Postvenendung S fl. 80 kr. ö. W. Die Jahresabonnenten
erhalten einen oflficiellen Bericht über die Erfahnugen im borg- und hüttenmännischen Masohinen-, Bau- and Anfbereitiingsweten
sammt Atlai als Gratisbeilage. Inserate finden gegen 8 kr. ö. W. oder IV2 Ngr. die gespaltene Nonpareilleseile Aii^ahme.
Zuschriften jeder Art können nur ftraneo anfrenommen werden.
Dmck yon Ckrl Fromme In Wien.
Für den Verlag verantwortlich: Garl Reger.
N=44.
IV. Jahrgang.
Oesterreichische Zeitschrift
1867.
4« November.
tur
Berg- und Hüttenwesen.
Verantwortlicher Redacteur: Dr. Otto Freiherr von Hingenau,
k. k. Ministerialrath im FinAonniiiUtariiim.
Verlag der Q. J. Manz'schen Buchliaxidlimg: (Kohlmarkt 7) in Wien.
Inhalt: Der k. k. Qaeckflilber-Bergban zu Idria. — Carl Freiherr v. Schcnchenstoel.
stratiTes. — Ankündigangen.
Literatur. — Notizen. — Admini-
Der k. k. ftuecksilber-Bergbau zu Idria*).
Von dem k. k. Bergwerks- Exspectanten Anton Tschebnil.
Einleitung: Die Bergstadt Idria in Krain mit ihrem
Qaecksilbererzvorkommen liegt am nordöstlichen Rande des
Karstes, in der tief eingeschaitteuen Thalschlucht der Idriza,
die sich quer dem Streichen der Schichten der hier auftre-
tenden Formationen ihren Weg gebahnt hat.
Die sehr steilen Gehänge dieses Errosionsthales, die
sich über dem Flussspiegel der Idriza bei Idria z. B. bis
1000' erheben, — sind zum grössteu Theil bewaldet; unbe-
deutende Flächen werden als Ackerland und Weide benützt.
Einzelne Partien sind felsig und zerrissen, und an solchen
Punkten die Gesteinsschichten der auftretenden Formationen
deutlich zu beobachten.
Ueber die oberirdischen geognostischen Verhältnisse
der Umgebung von Idria, in welcher auch die Gesteine vom
Hangenden des Grubenbaues mit auftreten, wurde in ein-
zelneu Berichten und Verhandlungen der k. k. geologischen
Beichsanstalt, und zwar in den Jahrgängen IV, VII, VHI
und IX — ausführlich berichtet. Auszugsweise sei Folgendes
erwähnt :
Herr Bergrath M. V. Lipoid zählt die erzführenden
Schichten Idrias zu den Gailthaler Schichten, indem er den
sogenannten Silberschiefer im Hangenden der Erzlagerstätte,
der auch zu Tage ausheilst und das unmittelbare Liegende
der Werfner Schiefer bildet — zu den Gailthaler Schichten
rechnet.
Darüber folgen nun die Glieder der unteren alpinen
Triasformation mit : Werfner Schiefer und Gutensteiner Kal-
ken mit den betreffenden charakteristischen Petrefacten.
*) Indem wir hier eine viele interessante Thatsachen ent-
haltende Arbeit eines jungen Bergbeamten veröffentlichen, welcher
mehr als zwei Jahre bei dem Betriebe in Idria sieb beschäftigte ,
können wir dem geologischen Theile derselben nicht unbe-
dingt zustimmen. Ueber die geologischen Verhältnisse mnss' erst
noch Klarheit gebracht werden, denn es fehlen noch viele An-
haltspunkte zu einem bestimmten UrtheiL Allein schon vor 45
Jahren hat C. J. B. Karsten auf die gangartige Natur des
Idriaer Vorkommens aufmerksam gemacht, und uns scheint, dass
es mohsianische Ansichten von Gleichzeitigkeit der Bildung u. s. w.
Bein mögen,' welche in den südlichen Alpen-Revieren so vielfach
„Lager'' an der Stelle der „Gänge** erblickten. O. H.
Ueber diese lagern sich die Gesteine der oberen alpinen
Trias, mit den deutlichen Versteinerungen der St. Cassiauer
und Hallstädter Schichten.
Die Hochplateaus von Idrias Umgebung gegen den
Südenf dem Karst zu, werden von sehr mächtig entwickel-
tem Hippuriten- und Rndisten-Kalke der Kreideformation
gebildet.
Ob die Unterordnung der hiesigen 'Erzformation in die
Gailthaler Schichten eine richtige sei, ist jedoch zweifelhaft,
da man im Sumpfe des 150 Klafter tiefen Francisci-Schachtes
sowie im Sumpfe des 122 Klafter tiefen Barbara-Schachtes
deutliche blutroth und grün gefärbte Schiefer gefunden hat,
die ganz analog dem — ganz bestimmt im Hangenden der
Erzlagerstätte auftretenden — Werfner Schiefer sind. Da
ferner die, an oberwähnten Punkten gefundenen Petrefacten
denen, die in dem Werfner Schiefer vorkommen, ähnlich sind,
80 erscheint es richtiger, das Idriaer Vorkommen der unteren
alpinen Trias einzureihen.
Leider lassen bis dato die im bituminösen und im kie-
sigen sehr festen Lagerschiefer, bis zu einer Tiefe von mehr
als 100 Klafter vorkommenden Schalenreste, die soge-
nannten Korallen, die oft vererxt sind, keine verlässliche
geognostische Bestimmung der betreffenden Schichten zu.
Hoffentlich wird es in der Folge der Zeit durch auf-
merksames Forschen und Beobachten gelingen, in der Erz-
lagerstätte charakteristische Petrefacten für eine genauere
geognostische Bestimmung derselben zu finden*).
Die Erzlagerstätte.
Der Ort des Vorkommens der Erzlagerstätte von Idria
befindet sich unter dem westlichen Gehänge des Idrizathales,
vor Einmündung des Nikova-Baches in den Idrizafluss, am
Unken Ufer des letzteren.
*) Bei der Schwierigkeit, mit welcher Dctailforschungon in
den vielfach gestörten Gebilden unserer Alpen verbunden sind,
ist es nicht zu verwundern, wenn noch Vieles nuklar und pro-
blematisch ist. Der gegenwärtige Leiter des Bergwerkes Idria,
Bergrath M. V. Lipoid hat, wie wir freundlichen Mittheilungen
entnehmen, die wünscheuswerthe genauere Bestimmung mit Eifer
begonnen und in Verbindung mit den Beiträgen, welche der Berg-
baubetrieb dazu liefert, wird es hoffentlich in nicht zu langer
Zeit gelingen, Klarheit in die Verhältnisse zu bringen. O. H.
— 350 -
Das Streichen der Erzformation ist von S.O. nach N.W.,
während die Thalrichtung der Idriza nahezu genau von S.
nach N. geht. Die Schichten der Lagerstätte fallen recht-
sinisch mit dem Gehänge ein; der Verflftchungswinkel der
Schichten variirt um 30 Grad, und die Hangendschichten
beissen zn Tage aus.
Charakter. Ueber die Art des Idrianer Vorkommens,
ob dasselbe wohl ein Lager oder etwa ein Stock sei, sind
die Ansichten der Bergleute und Geognosten untereinander
verschieden.
Bis in die bis jetzt aufgeschlossene Teufe des Berg-
baues sind die durch liegende Schläge und Ausrichtungen
im Streichen gemachten Beobachtungen derartig, dass sie,
fflr das hiesige Vorkommen den Bedingungen eines Lagers^)
vollkommen entsprechen.
Die in den obersten Horizonten abgequerten Schichten
wiederholen sich in den tieferen Horizonten im Liegenden,
mit geringen localen Abweichungen in Bezug auf Mäch-
tigkeit, Streichen und Fallen ziemlich regelmässig.
Die Reihenfolge der Gestdine des Erzvorkommens ist
folgende :
Als Liegendes der Lagerstätte gilt ein Dolomit, dann
folgt ein Sandstein , auf diesen der Lagerschiefer, hierauf
Dolomit und Dolomit-Conglomerate, welche vom Silberschie-
fer überlagert werden. Letzterer tritt zu Tage aus und wird
von Dolomit- Conglom erat und Werfiaer Schiefern überlagert.
In der Mittelteufe und zwar in der Mittelmächtigkeit
und gegen das Hangende des Vorkommens beginnen nun
Abweichungen in der Reihenfolge der Gesteine, wie sie im
Liegenden beobachtet wurde, und auch in Bezug auf das
Einfallen und selbst Streichen werden Unregelmässigkeiten
gefsi^en.
Durch Hangendschläge fährt man, nach Durchbrechung
des mächtigen Silberschiefers, wieder Sandstein , Dolomit,
ConglomeratOy Kalk und Lagerschiefer in der verschieden-
sten Reihenfolge und mit allmäligen Uebergängen an —
mit den ganz gleichen Charakteren, wie sie im Liegenden
schön geschichtet und übereinander gelagert gefunden wer-
den. Hier streichen diese Schichten wie am Liegenden, nur
das Einfallen derselben ändert eich, indem die meisten
Schichten nicht nach N.O., wie im Liegenden, sondern mit
geringen Abweichungen nach S.W. einfallen.
Diese Thatsachen gaben einerseits Veranlassung zu
der Annahme, dass die gesammte Lagermasse in der Mittel-
teufe eine wellenförmige Biegung mache, anderseits dass
das hiesige Vorkommen ein stockförmiges sei. Die bis jetzt
gemachten Beobachtungien stimmen grösstentheils — für
die erstere Annahme.
Jedenfalls sind diese oberwähnten Erscheinungen den
Bedingungen eines eigentlichen Lagers widersprechend und
stimmen dieselben mehr für ein stockförmiges Vorkommen.
Der wahre Charakter , die Hauptmerkmale eines Stockes
müssten aber durch weit richtigere Beobachtungen erst er-
wiesen werden.
*) Ob die künftigen Aufschlüsse diese Ansicht bestätigen
werden, wollen wir abwarten; wir für unsere Person wagen es
nicht darüber abzusprechen, wenn wir gleich in Fragen um die
Natur der Erzlagerstätten die gangartige Natur derselben oft
verkannt gesehen haben, imd so manches Lager im Laufe der
Zeit als s olches zweifelhaft geworden ist. Dodb wir suspendiren
unser Urtheil und lassen die Ansichten des Ver&ssers unverän-
dert folgen. O. H,
Die ganze Erzlagerstätte als ein stockförmiges Vor-
kommen zu bezeichnen, ist nach meiner unmassgeblichen
Meinung viel mehr gewagt, als wenn man dieselbe als ein
reines Lager annimmt.
Diese unregelmässigen Ausscheidungen in der Lager-
masse scheinen eben auf eine stattgefbndene Störung —
oder vielmehr unvollkommen erfolgte Absonderung der in
Bildung begriffen gewesenen Lagermasse zu deuten.
Aufschlüsse, die man unter dem Barbarafeld-Honzonte,
bis wohin man jetzt das Lager am Liegenden verfolgt und
aufgeschlossen hat, in grösserer Tiefe, sowie in den ver-
schiedenen höheren Horizonten gegen die Mittelmächtigkeit
und in das Hangende hinaus, noch ausführen wird, werden
auch darüber Klarheit verschaffen, ob das sogenannte ^auf-
steigende Lager** eine Abzweigung und Biegung des Lagers
ist, oder ob jene unregelmässigen Lagerungen in Verbindung
mit den neuen Aufschlössen für das ganze Vorkommen oder
nur für sich allein einen stockförmigen Charakter entsprechen.
Zweckmässig angelegte Hoffnungsbaue und genaue
und sorgfältige Beobachtungen werden diese Zweifel gewiss
vollkommen lösen, und für die hiesige Erzlagerstätte den
Haupt-Charakter eines Lagers sehr wahrscheinlich noch prä-
ciser constatiren.*) (?)
Für den speciellen Abbau ist dieser speculative Tbeil
des Vorkommens allerdings vielleicht von untergeordneter
Bedeutung; für Vor- und Hoffnuogsbaue hingegen ist dessen
Reontniss und Berücksichtigung unbedingt nothwendig.
GesteinsartexL
Der Charakter der in der Lagermasse auftretenden Ge-
steine ist folgender:
1. Im Liegenden der erzführenden Formation, dersel-
ben eigentlich noch angehörig, findet sich ein grauer mit
' Kalkspathadern durchdrungener fester Dolomit, der immer
etwas kiesig und an mehreren Punkten der Grube auch als
Zinnober führend aufgeschlossen wurde. Ein über 160^ lan-
ger Liegendschlag in einer Tiefe von 100^ konnte die Mäch-
tigkeit desselben noch nicht durchfahren. Aehnliche Lie-
gendschläge in höheren Horizonten hatten bis dato auch
keinen anderen Erfolg.
2. Darauf folgt mit deutlichem Gesteins Wechsel, selte-
ner durch allmäligen Uebergang, ein grauer glimmeriger und
quarziger Sandstein, bald mehr weniger dulomitisch und
kalkig, der ganz taub ist; nur in einzelnen Fällen soll man
in ihm auch Zinnoberspuren gefunden haben. Er ist in der
Regel kiesig und verwittert sonach ziemlich schnell. In den
ganz deutlichen Schichtungsflächen führt er stellenweise bis
6^'^ dicke. Feldspathlamellen, die ebenfalls verwittern und
Kaolin geben. Mächtigkeit um 5^.
3. Unmittelbar auf diesen Sandstein folgt nun das erste
Glied, der für den Erzbau wichtigen Gesteine, der Lager-
schiefer (Lager B). Es ist das ein bald mehr bald minder
*) Karsten hält in seiner „Metallurgischen Reise" (1821) die
Ansicht, dass man es in Idria mit einem mächtigen Gange oder
einem Stockwerke zu thun habe, für bergmännisch gerechtfertigt
und setzt hinzu: n Mit der Zuversicht, mit welcher man das Liegende
Überall gefunden hat, dürfte jedoch das wahre Hangende noch
nicht ausgemittelt, aber noch viel weniger dürfte es als entschie-
den angesehen sein, dass das Schiefergebirge wirklich nicht wei-
ter, als man jetzt dafür hält, nach beiden Gegenden fortstreicht P
Schon aus diesem Grunde theilen wir selbst die Schlnssbemer-
knng des Herrn T sehe bull, dass Klarstellung der geologischen
I Verhältnisse für den Hoffnungsbau von grosser Wichtigkeit sei !
1 O. H,
— 351 —
bitüminÖBer Thonscbiefer. Auch hier sind stellen weise die
Uebergänge des Sandsteines in den Lsgerschiefer allmälig.
Der Sandstein sowohl als der Lagerschiefer haben siemlich
anhaltendes, deutliches Streichen nnd Yerflftchen.
Der Lagerschiefer erreicht im Maximum eine MiLchtig-
keitvon IQKlftrn. Derselbe ist oft sehr kiesig und auch dolo-
mitisch, und ist beides Tereint, so wird er sehr dicht und
fest. Je bitumenreicher und kiesiger, desto schneller verwit-
tert er, und liefert Eisenvitriol in kleinen Krystallen als Zer-
aetzungsproduct.
In der Nähe der Gesteinsscheidungen des Lagerschie-
fers und des darauf folgenden Dolomite und der Conglome-
rate wird der Lagerschiefer dolomitisch ; er hat Dolomit-
kOrper in bis 12" mächtigen Streifen, mit sich conform lie-
gend, ausgeschieden. In solchen Fällen ist auch die krystal-
linische Structur des immer bituminösen Dolomites (Bitter-
spathes) genau zu beobachten. In diesen geschichteten Ueber-
gängen des Lagerfthiefers und Dolomites, und umgekehrt,
finden sich sphäroidische Körper von bituminösem Bitterspatjh,
die ebenfalls deutliches Krystallisations-Geffige enthalten.
Das Innere solcher flachgedrückter Kugeln enthält manch-
mal in einer Druse Kalkspath- und Zinnoberkiyetalle, in den
meisten Fällen aber Zinnober.
4. Auf den Lagerschiefer folgt ein ungescbichteter D o-
lomit (Lager A), der entweder als solcher derb, oder aber
als Conglomerat auftritt, und eine bedeutende Mächtigkeit,
bis um'20^ im Maximum, erreicht. Er bildet das zweite, für
den Erzbau wichtige Gestein.
Das auftretende und ebenfalls erzführende Conglomerat
besitzt in den meisten Fällen ein thoniges, bituminöses Bin-
demittel, ähnlich der Hauptmasse des Lager Schiefers. Der
Zinnober findet sich sowohl im Bindungsmittel als auch in
den einzelnen ofc mehrere Fuss grossen, zum Theil ganz
abgerundeten Conglomerat-Bestandtheilen. Ist das Bindemit-
tel selbst dolomitisch, nicht bituminös, so ist das Conglome-
rat sehr fest, und in einem beobachteten Falle war es auch
ärmer.
Immer ist Eisenkies, meist in ganz deutlichen Krystal-
len, ein steter Begleiter des Congloraerates ip seinem bei-
denartigen Vorkommen. Im Conglomerat mit thonig bitumi-
nösem Bindemittel veranlassen die Kiese bei Zutritt von Luft
und Feuchtigkeit eine seh u eile Verwitterung und Ablösung
des Gesteins, da alle Bedingungen dazu vorhanden sind.
Bei der zweiten Art des Conglomerates fehlen obgenannte
Bedingungen, und Strecken in diesem Gestein stehen schon
viele Jahre ohne alle Zimmerung.
Ein interessantes Verwitterungs-Produot dieser dolo-
mitischen Gesteine ist das Bittersalz {Mg S 0^), das oft in
fusslangen haarförmigen Krjstallen, mit Seidenglanz und
von weisser Farbe, sich sehr schnell bildet und häufig vor-
kommt.
5. Nun folgt auf diese bedeutenden Dolomit- und Do-
lomit-Conglomerat-Massen ein grauer Thonscbiefer. Er ist
das am mächtigsten entwickelte Glied der Lagerstätte, und
wurde durch die einzelnen Schächte im Maximum 71*48
Klafter seiger durchfahren, so z. B. im Theresia-Schacht.
Die erwähnte Biegung, das Aufsteigen des Lagers ver-
ursacht, dass dieser Schiefer, der auch gediegenes Quecksil-
ber führt, und deshalb Silberschiefer genannt wird, in der
Mittelmächtigkeit und in der Mittelteufe des Bergbaues
eine Mulde bildet.
Dfe grösseren Hangend-Schläge in den verschiedenen
Horizonten, die das „aufsteigende Lager i?" nnd die
wieder nach N.O. fallenden Schichten von Conglomerat, das
bituminös ist, ndas Lager 2)" durchfahren, erreichen den
Silberschiefer hinter diesen Schichten stets wieder. Im Sil-
berschiefer findet man sehr selten Zinnoberspuren. Charak-
teristisch für den Silberschiefer sind längliche, rundliche
Eisenkjeskörper, derb und in Krystailen, die oft 8 — 10^' lang
sind und im Innern auch manchmal Zinnoberkrystalie und
gediegenes Quecksilber enthalten sollen. In offenen Strecken
verwittert und löst er sich sehr schnell in grossen Wänden
ab, besonders wo er etwas bituminös ist. In den Schächten,
wo sich der Silberschiefer meist fortwährend in der Nässe
befindet, wird er zum Theil selbst ganz aufgelöst, bläht sich
dadurch bedeutend auf und kommt die Zimmerung in gros-
sen Druck.
6. Ausser diesen angeführten Gesteinsarten und deren
mannigfaltigsten Uebergängen kommt in der hiesigen Grube
auch noch Kalk vor. Er erscheint meist als Einlagerung von
geringer Mächtigkeit im Dolomit. Derselbe ist oft dicht,
wird glimmerig und scbiefrig, mit 2 — 9" mächtigen reinen
krystallinischen Kalkspathadern^ und ist taub. Er erscheint
auch mächtiger entwickelt, wovon später ausführlicher er*
wähnt werden soll.
Im Jahrbuche der k. k. geologischen Reichs anstalt,
Jahrgang VIU, 1857, findet man die Analysen von 30 Ge-
steinsarten und Erzen der hiesigen Grube. Da jedoch dem
Gefertigten die genauen Fundorte, von wo nämlich obige
Stücke in der Grube genommen wurden, leider nicht be-
kannt sind, so ist für denselben die genannte, gewiss sonst
recht schätzbare Arbeit, zu keiner Vergleichung und Ver-
werthung brauchbar.
Erzvorkommen.
Das Vorkommen der Erze in der hiesigen Grube ist
in der Regel an keine allgemein giltigen und genau bestimm-
ten Bedingungen geknüpft. Die bis jetzt bekannten Erzvor-
kommen wurden durch die verschiedensten Baue der frühe-
ren Jahre aufgeschlossen.
Erst in neuerer Zeit wurden einzelne Erscheinungen
im Gesteinswechsel und darnach die Aufschlüsse und Hoff-
nungsbaue durchgeführt und Adel angefahren.
Wird das Auftreten obgenannter Erscheinungen auch in
der Folge genau und sorgfältig beobachtet, so werden sich
daraus weitere Auhaltspunkte für noch auszuführende Hoff-
nungsbaue ergeben. Beide Erscheinungen sind eben in Be-
zug des Erzvorkommens von grosser Wichtigkeit, denn sie
geben, gehörig in Verbindung gebracht, die Mittel zur ge-
nauen Kenntniss des Vorkommens und zur leichteren und
sicheren Aufschliessung der in den verschiedenen Horizon-
ten noch anstehenden Erzmittel an die Hand.
Der Charakter der Erzanbrücbe ist sehr verschieden
und in den einzeloen Gesteinsarten folgender:
Im Lagerscbiefer ist das Auftreten der Erze (des Zin-
nobers) zweifacher Art. Erstens als Anflug sowohl an den
Scheidungs- als an den Bruch-Flächen. Der Zinnober ist in
diesen Fällen sehr dünn vertheflt, oder auch bis zu 2 — y
dick. Der Lagerscbiefer ist am solchen Gestein anstehenden
Feldort der Erzstrasse von schwarz-braun -rother Farbe.
Zinnober mit Bitumen und erdigen Bestandtheilen inniger
gemengt, und in grösseren Mengen auftretend, gibt das Zie-
gel- und Stahlerzvorkommen im Lagerschiefer, die zweite Art.
— 352 —
Das Auftreten und Anhalten solcher ErzHnhrüche ist
nun sehr variabel und ohne alle Regelmässigkeiten weder
im Streichen, noch im Verflachen, noch in der Mächtigkeit.
Das ärmere Erzvorlcommen, in Form von Zinnober-An-
flögen, hält ausdauernder an, während hingegen die reichen
Erze viel seltener und da noch absätziger auftreten.
Im Leithner-Revier, auf Wasserfeld z. B. ist der ganze
Lagerschiefer, der hier vorkommt, mehr weniger erzfflhrend.
Derselbe ist ziemlich regelmässig, hier speciell gegen N.O.
fallend, beinahe schwebend geschichtet, und es kommen die
reinen reichen Grubenerze, hier das Stahlerz, im Maximum
in 12^ mächtigen Lagen im erzige d Lagerschiefer eingela-
gert vor. Oft erscheinen mehrere solche reine Stahlerzlager
zwischen den ärmeren Erzen im Lagerschiefer eingelagert.
Im Streichen und Verflachen ist dieses wichtige und reiche
Erzvorkommen etwa 18 — 20 Klafter aufgeschlossen, die
Mächtigkeit reicht bis auf Gross-Herzogsfeld und dürfte
6 — 8 Klafter betragen. Diese kleinen Stahlerzlager cfind
sehr absätzig und halten weder im Streichen noch im Ver-
flachen mehrere Klafter regelmässig an. Es sind diess gleich-
sam flache Linsen, die sich sehr oft auskeilen und ohne alle
Regeln wieder ähnliche erscheinen, oder die gleichen sich
aufthun.
Mächtige und anhalteu de weitere Vorkommen von Stahl-
erzen im Lagerschiefer sind durch die in jüngster Zeit ge-
führten Vor- und Abbaue nicht aufgeschlossen oder abge-
baut, und vom Gefertigten über den Charakter der reichen
Erzanbrüche im Lagerschiefer keine weiteren Beobachtun-
gen gemacht worden.
Eisenkies erscheint auch im Lagerschiefer als häufiger
Begleiter desselben, und je kiesiger, desto fester und sand-
ateinartiger wird derselbe.
In der unmittelbaren Nähe von Erzanbrüchen ist der
Lagerschiefer häufig etwas mehr graphitisch, stark glänzend,
wie Glanzkohle, und leicht zerreiblich.
Das selten vorkommende Lebererz findet sich meist
neben Stahlerzen im Lagerschiefer. Gediegenes Quecksilber
kommt neben Zinnober auch im Lagerschiefer vor, jedoch
auch selten und in ganz geringen Mengen.
Zinnoberkrystalle finden sich im Lagerschiefer überall,
jedoch sehr klein und auch selten. In schönen Exemplaren,
von etwa 4 — 5'^' Grösse, wut'den sie nur in den Abbauen
in der Nähe der Turnischen Roll auf Mittelfeld gefunden.
Nur im Lagerschiefer, sowohl in mehr bituminösem als
auch in mehr kiesigem, festem, sandsteinartigem, findet man
die schon erwähnten Ueberreste von Schalen, die sogenann-
ten Korallen, nach Ansicht des Herrn Hofrathes W. F. Hai-
dinger eine Gastoropoden-Art. Dieselben sind entweder
taub oder vererzt, und im Allgemeinen als Erzmittel von
ganz untergeordneter Bedeutung. Man findet sie selten, in
verschiedenen Horizonten und sie haben meist eine geringe
Mächtigkeit.
Der grösste Theil des auftretenden Lager Schiefers wird
als erzführend abgebaut ; nicht unbedeutende Mächtigkeiten
desselben sind jedoch taub. Im grossen Durchschnitte ist <)er
erzführende Lagerschiefer kein festes, sondern mehr aufge-
löstes, schieferiges und leicht abzubauendes Gestein, und
das Gedinge pr. 1 Klafter steigt selten über 10 — 12 fl.
Das Vorkommen des Zinnobers im Dolomit und Dolo-
mit-Conglomerat ist im Grossen dem Vorkommen desselben
im Lagerschiefer ähnlich.
Der Dolomit sowohl, als auch das Conglomerat enthalten
den Zinnober Als sehr dünnen Anflug, sowohl an unregelmässi-
gen Gesteins- als auch an den Bruch-Flächen. Während je-
doch am Lagerschiefer der Zinnoberanflug in der Regel
gleichförmiger vertheilt ist, erscheint er am Dolomit meist
fleckenweise, als wäre der leichte Dolomit damit angespritzt.
Charakteristische Erscheinungen reicher Erzanbrüche
im Dolomit hat der Gefertigte noch keine gesehen; es sind
jedoch solche Vorkommen aufgeschlossen und auch abgebaut
worden, wie z. B. in der Schatzkammer auf Gross-Herzogsfeld.
Minder reiche Vorkommen erscheinen im Dolomit und
Conglomerat häufig aber absätzig, ohne alle Regeln and
mit verschiedenem Anhalten.
Das im Dolomit vorkommende Erz ist meist das reinste
der Erze, das Ziegelerz, da eben der Dolomit stellenweise
nur wenig oder gar keine Bitumen enthält, somit das con-
centrirtere Vorkommen des Zinnobers, das Ziegelerz, am
reinsten ist* dafür enthält es dolomitiscne Beimengungen.
Das Conglomerat enthält schon häufiger bituminösen
Schiefer als Bindemittel, wie schon erwähnt wurde, daher
auch die hier auftretenden Erze schon etwas mehr unrein
(Stahlerze) sind.
Bituminöse Schieferschichten sind oft, sowohl dem Do-
lomit als dem Conglomerat ganz unregelmässig eingelagert.
Wird der meist lichte Dolomit von Bitumen durchdrungen,
so besitzt er dann eine dunklere Farbe, was in der Nähe
von Lagerschiefer Ä häufig der Fall ist. Das Conglomerat
mit dolomitisehem Bindemittel kommt auch vererzt vor.
In Bezug des Vorkommens von gediegenem Quecksilber
und Zinnoberkrystallen gilt das beim Erzvorkommen im
Lagerschiefer Angeführte.
Im Dolomit findet man manchmal in kleinen Drusen
und Adern unbedeutende Kalkspathkrjstalle. Sehr graphiti-
sche Ausscheidungen findet man auch öfters, häufiger im
Conglomerat als im derben Dolomit. Die rundlichen Conglo-
meratkörper sind dann schwarzglänzend und färben ab. Im
derben Dolomit erscheint an den Schieb tun gsflächen ein sehr
feiner, schwarzer, glänzender Ueberzug, der auch abfärbt.
Lebererze findet man selten, Korallen gar nie in den genann-
ten Gesteinen.
Das Dolomit und Conglomerat-Lager Ä im Hangenden
des Lagerschiefers (Lager B) am Liegenden, sowie die Do-
lomit- und Conglomeratkörper in der Mittelmächtigkeit, und
das Lager D im Hangenden der Erzformation und im Han-
genden des aufsteigenden Lagers B'^ sind alle mächtig ent-
wickelt und an vielen Punkten zinnoberspurig.
Ein grosser Theil der in jüngster Zeit in Betrieb ste-
henden Abbaustrassen ist auf ärmeren Erzanbrüchen im
Dolomit und Conglomerat belegt. Das Gestein ist nicht sehr
fest, das dolomitische Conglomerat immer fester als der Do-
lomit und das bituminöse Conglomerat. Der reine Dolomit
ist oft ganz sandig. Von bituminösen Schiefern durchzogener
Dolomit ist meist zähe^ ähnlich wie nasser zersetzter Lager-
oder Silberscbiefer.
Das Geding pr. 1 Kubikklafter im grossen Durchschnitte
von 20 — 26 fl., Maximum 60—70 fl. im sehr festen Con-
glomerat.
Aus den bis jetzt erreichten Erfahrungen und Beobach-
tungen gelang es noch nicht, verlässliche und gewisse An^
haltspunkte und Gesetze in Bezug des Erzvorkommens im
— 353 —
Lagerschiefer, als wie im Dolomit und Dolomit-CoDglomerat
zasammensteUen zu könoen.
Ein für das hiesige Erzvorkommen minder wichtiges
Gestein ist der Tbonschiefer im Hangenden der Erzforma-
tion^ der sogenannte Silberschiefer.
In diesem Gestein findet man, wie erwähnt, das gedie-
gene Quecksilber. Der Silberschiefer ist deutlich geschich-
tet, man findet jedoch an den Schiohtungsflächen sebr selten
Quecksilberspuren, sondern in der Regel nur an den Bruchflä«
eben des Gesteins, wo es oft in ziemlich bedeutenden Tro-
pfen oder als feiner Anflug, oder Ueberzug über der ganzen
Bruchfiäche vorkommt.
Der sehr mächtig entwickelte Silberschiefer ist nur an
einaelnen wenigen Punkten als gediegenes Quecksilber füh-
rend angefahren worden. Derselbe tritt, wie erwähnt, auch
zu Tage, und eben solche, gediegenes Quecksilber fährende
Schieferschichten sollen die Veranlassung zur Entdeckung
der, schon über drei Jahrhunderte berühmten Quecksilber-
erzlagerstätten zu Idria bedingt und verursacht haben.
Man fand in Seh ieferthon schichten, die noch weiter im
Hangenden der Erzformation in der Umgebung von Idria
auftreten, Spuren von gediegenem Quecksilber, so z. B. in
dem vor mehreren Jahren geführten Schürf bau im Lubeutsch-
graben.
In den letzten Jahren fanden in der hiesigen Grube
keine Abbaue auf Silberschiefer statt, daher der Gefertigte
über den genaueren Charakter des gediegenen Quecksilber-
Auftretens im Silberschiefer nichts beobachten konnte. Der
Halt soll im grossen Durchschnitte immer unter 1% sein,
daher nicht bauwürdig.
Ein weiterer Grund, warum auf Silberschiefer nicht ge-
baut wird, ist die schädliche Einwirkung, die die Quecksil-
berdämpfe auf die Häuer ausüben, und die durch die Wärme,
welche durchVerwitterungundtheilweise^eraetzung des eisen-
kiesigen Thonscbiefers sich entwickelt, gebildet werden.
Selbst bei einer nur 4ständigen Arbeitsdauer vor Ort auf
gediegenes Quecksilber führen dem Schiefer pr. Tacr, kamen
Quecksilber-Vergiftungs- Erscheinungen, wie : Speichelfluss,
schwere dicke Füsse etc. etc. vor Ablauf ] , höchstens 2 Ar-
beitsmonate zum Vorschein.
Die Hauptträger des Erzvorkommens sind, nach dem
bereits Angeführten, der Lagerschiefer, der Dolomit als sol-
cher und als Conglomerat, und in untergeordneter Weise
auch der Silberschiefer.
(Fortsetzung folgt)
Carl Freiherr ▼. Scheuchenstuel.
Nekrolog.
In einem von der Hauptverkehrslinie des Landes Kärn-
ten abgelegenen Gebirgsthale, im Bergwerksorte Seh War-
zen bach^ erblickte am 28. October 1792 Carl von Scheu-
chenstuel das Licht der Welt. Sein Vater »Franz von
Scheuchenstuel** lebte dort als Verweser der Eisenwerke
des Grafen Thurn, seine Mutter Clara Rauscher war
ebenfalls aus eiuer Familie, welche in Kärnteu vielfach mit
dem Bergwesen in Beziehung steht, so dass Carl so zu sa-
gen von der Wiege an dem Bergmannsstande angehörte,
in welchem er den Beruf seines Lebens und den ehrenvoll-
sten Erfolg finden sollte, Lebhaftigkeit, Wissbegierde und
Herzensgute zeichneten schon den sehr begabten Knaben
vortheilhaft aus. In den ersten Lebensjahren ernielt er den
Elemenfarunterricht im elterlichen Hause und lernte dabei
durch den Umgang mit der sprachlich gemischten Bevöl-
kerung auch die elovenische und italienische Sprache. Als
sein Vater, zum gräflich Thurn' sehen Werksdirector eruHnnt,
seinen Wohnsitz in Klagenfurt nahm, trat der Sohn in die
ö£Pentltchen Schulen, war stets unter den ersten Schülern des
Gymnasiums und legte die damals sogenannten n philosophi-
schen« Studien mit dem besten Erfolge zurück, elie er das
praktische Leben betrat, welches ihn von Anfang an gleich
der Montanindustrie zuführte.
Er nahm die damals übliche „Berg- und Hüttenpraxis »
bei den Privateisenwerken zu Hüttenberg in Kärnten und
machte sich dort durch eigene Handanleguog mit den Ar-
beiten des Berg- und Uütteumannes vertraut. Von da begab
er sich nach Wieui wo er an der Universität*) die auf
das MoMtanfach Bezug habeudeu Wissenschaften, als : Che-
mie, Mineralogie, Technologie, Forstwissenschaft und höhere
Mathematik mit vorzüglichem Erfolge studirte. Mit beson-
derer Erlaubniss der damaligen k. k. Hofkammer bereiste
er sodann zur Erweiterung seiner Kenntnisse die Aerarial-
Montanwerke und trat so vorbereitet 1812 als Verweser in
Schwarzenbach in die Dienste des Grafen von Thurn und
in die Fussstapfen seines vor mehr als einem Decennium
von derselben Stellung abgegangenen Vaters. Im Jahre 1S14
vermählte er sich mit Constanzia von Illitzstein, Tochter
des Fürst Porzia'schen Werksdirectors von Illitzstein, mit
der er in langer glücklicher Ehe bis in sein Greisenalter ver-
bunden blieb, und deren Verlust den bis dahin noch kräf-
tigen alten Bergmann so erschütterte, dass er selbst
schwer erkrankte und von da an nie mehr die alte Kraft
gewann.
Eilf Jahre verwaltete er den Bergbau, das Schmelz-
und Hammerwerk, sowie die Forste um Schwarzenbach und
Streiteben; doch bot dieser engbegrenzte Wirkungskreis sei-
nem regen Geiste und seiner Arbeitslust nicht genügende
Nahrung. Er studirte in jener abgeschiedenen einsamen Stel-
lung für sich Rechts- und politische Wissenschaften, und
unterzog sich der Praxis in diesen Fächern, nach welcher
er die Bichteramtsprüfungen mit Auszeichnung machte und
die Richteramts-Wahlfähigkeits-Decrete sich erwarb. Er
versuchte zuletzt auch auf eigene Rechnung ein Hammer-
werk zu Mühlbach bei St. Veit zu treiben, doch sein bald
darauf erfolgter Eintritt in den öffentlichen Dienst nöthigte
ihn, dasselbe wieder zu verkaufen. Im Jahre 1824 machte
er eine an werth vollen Erfahrungen reiche Instructionsreise
durch Preussisch-Schlesien und trat bald darnach in den
Staatsdienst, indem er die ihm mit Decret der k. k. Hof-
kammer vom 23. April 1825 verliehene Stelle eines Berg-
gerichtssubstituten zu Blei borg übernahm, auf wel-
cher er bis zum 7, August 1832 für den Bergbau unermüd-
lich thätig wirkte, die zahllosen dort herrschenden Streitig-
keiten mit Tact und Umsicht zu vergleichen wusste, und in
der Berggemeinde dieses ganz eigenthümlichen Bergreviers
bis heute noch unvergesslich dureh sein humaues und an-
regendes Wirken geblieben ist.
*) Man kann aus diesem Beispiele ersehen, dass man in
Wien ebenso gut — wie in Paris, London, Petersburg, Berlin
und Madrid die bergmännische Wissenschaft studiren kann, wenn
eine tüchtige Praxis vorangegangen ist, und diesen Studien un-
mittelbar nachfolgt.
— 354 —
Er verband mit der Ffirsorge ftlr das bergmännische
ts^edeihen von Bleiberg auch ein sehr verdienstliches Wirken
für das Oemeindewesen daselbst und dessen Interessen.
Der Bau der Strasse von Mitferwald nacb Weissenbach, die
Errichtung seh^ guter Feuer) öschanstalten (wozu eine Was-
serleitung vom Nötschbacby Reservoirs und Feuerspritzen
gehörten), die AufsteHuDg von Nachtwächtern in Bleiberg
und Kreuth waren seinem Wirken zu verdanken. Als Berg-
gerichtssubstitut auch mit den richterlichen Geschäften er-
ster Instanz betraut, errichtete er in Bleiberg ein gnnz neues
Civil-Grundbuch und ordnete die Amtsregistratur. Das
kämtnerische Stadt- und Landrecht, sowie das illyr. Landes-
gubeniinm delegirten ihn nicht selten, wenn es sich um wich-
tigere civil- oder strafrechtliche oder Verwaltungs- Angelegen-
heiten handelte; z. B. 1829 bei der Begulirung der Landes-
grenze zwischen Kärnten und Salzburg, wo es ihm gelang,
aWischen den sich dort begrenzenden Eisenbergwerken einen
Ausgleich zu Stande zu bringen. Auf Anregung des Erzher-
zogs Johann unternahm er eine Bereisung der steiermär-
kischen Montanwerke und wurde zu der vom Gub. Rath
Stadler in Vordernberg, Eisenerz und Admont abgeführten
Hofcommission beigezogen.
Neben diesem vielseitigen Wirken übernahm und führte
er auch mit höherer Bewilligung der Hofkammer die Lei-
tung der Eisenwerke des Fürstbischofs von Gurk bis zum
Jahre 1832, in welchem er die ihm angebotene Stelle des
Werks directors bei Freiherrn v. Dick mann in Klagenfurt
anzunehmen sich bewogen fand, und auf ihr seine rührige
Thätigkeit zu entfalten begann, Jedoch nur auf kurze Zeit !
Der Ruf, den er sich durch seine Fähigkeiten und Lei-
stungen erworben hatte, war auch in Wien schon ein fest
begründeter und die oberste Leitung des Bergwesens, da-
mals die allgemeine Hofkammer, suchte ihn neuerdings für
den Staatsdienst zu' gewinnen, und übertrug ihm mit Decret
vom 7. October 1833 das Bergwesens-Referat bei der Di-
rection in Hall mit dem Range eines Bergrathes. Er griff in
das tirolische Eisenwesen rasch und glücklich ein, und loh-
nende Entwicklung desselben folgte diesem Eingreifen des
schon nach zwei Jahren (1835) zum ersten Bergrath und
Vicedireotor beförderten neuen Mitgliedes der Bergdirection
SU Hall. Es war eben die Zeit, in welcher die neuen Eisen-
hüttenpro cesse von Westen her anfingen, jenen Umschwung
vorzubereiten, der das moderne Eisenwesen charakterisirt«
Da erhielt v. Scheuchen stuel den Auftrag, die würtembergi-
schen und baierischen, rheinischen und belgischen Werke
zu bereisen, und brachte von dort die Anwendung der heis-
sen Gebläseluft, das Puddel-Verfahren und andere damals
neue Verbesserungen in die Heimat mit, und bethätigte sich
an ihrer Durchführung in Oesterreich. In den Jahren 1836»
1838 und 1839 besuchte er wiederholt fremde Eisenwerke
und die Salinen von Baiern, Baden und Würtemberg.
Der im Jahre 1836 zu Häring in Tirol ausgebrochene
Grubenbrand, dessen Verdammung v. Scheuchenstuel persön-
lich leitete, brachte ihn mehrmals in persönliche Gefahr, doch
ist der damals zu Stande gebrachte Damm noch heute erhalten
und bewährt sich als zweckmässig. Im Jahre 1838 erhielt v.
Scheuchenstuel auch die Leitung. der Montanwerke im Salz-
burgischen, und hier wie iu Tirol war damals eine lebhafte
Thätigkeit und ein Aufschwung des Eisenwesens bemerk-
lich, der mit der gegenwärtigen Lage der dortigen Eisen«
werke seltsam contrastirt. Diese fruchtbringende Thätigkeit
-wurde im Jahre 1839 durch Verleihung einer Personalzulage
anerkannt. Im Jahre 1842 (Allerh. Entschl. v. 12. Febr.)
wurde v. Scheuchenstuel zum Oberbergamts-Director und
Bergrichter in Leoben ernannt, und mit diesem Zeitpunkte
beginnt eine neue Phase seines vielfach nützlichen Lebens,
welche noch lebhaft im Angedenken der Überlebenden
Fachgenossen steht und daher kürzere Darstellung gestattet.
Der bergrichterliche Wirkungskreis, welcher damals
ausser dem eigentlichen Bergrichtt* ramt erster Instanz auch
das heutige Amt der Berghauptmannschaften umfasste, war in
Leoben vorwiegend vertreten, und mit dem ihm eigenen Stre-
ben nach Gründlichkeit fühlte v. S. die Gebrechen der dama-
ligen, noch aus dem 18- Jahrhunderte stammenden Bergge*
setzgebung lebhaft und war bemüht, wenigstens die ausser-
dem noch herrschenden Mängel einer ziemlich regellosen
Prsxis zu verbessern, und so gut es ging, die Handhabung
des Gesetzes mit den Forderungen der Neuzeit zu verein-
baren und die Lücken zu ergänzen. Er munterte die ihm
zugetheilten Beamten zum Studium des Bergrechtes auf,
Übte sie in den Sitzungen, durch eingehende Discussion der
vorkommenden Fälle, drang auf eine geordnete Bergbuch-
führung und Geschäftsbehandlung und regte nach Oben zu
manche ergänzenden und verbessernden Verfügungen an,
um den Uebergang zu einem besseren Bergrechte vorzube-
reiten. Daneben blieben die technisch administrativen Fra-
gen nicht zurück. Er leitete die damaligen Staatsschürfun-
gen in Steiermark mit Erfolg, er brachte durch seine Gas-
fenerungs-Versuche in St.Stephan — einer der Ersten — diess
wichtige , jetzt noch nicht gebührend ausgenützte Moment
der Hebung der Eisenindustrie in Anregung, er schlichtete
einen alten Grenzstreit zwischen der Haupt-Gewerkschaft
zu Innerberg und der Vordernberger Communität am Erz-
berge u. s. w. Auch mit der Stadtgemeinde Leoben wusste
er ein förderndes Einvernehmen zu erhalten und gewann
das Vertrauen der Bevölkerung so, dass sie ihn 1848 als
Abgeordneten zum deutschen Parlamente nacb Frankfurt
entsandte, welches er 1849 wieder ' verHess, als die Wen-
dung der Ereignisse es einem echten Oesterreicher unmög-
lich gemacht hatten, jener Versammlung noch fernerhin an-
zugehören. Doch kehrte er nicht mehr nach Leoben zurück,
sondern wurde als Ministerialrath in die Gentralleitung des
Bergwesens nach Wien berufen , wo er nach der Bildung
eines Ministeriums für Handelscultur und Bergwesen in dem-
selben als Sectionschef fungirte, wirklicher Sectionschef
wurde und als solcher nach Auflösung dieses Ministeriums
(1853) mit der Section för Bergwesen an das Finanzmini-
sterium überging.
Schon im Frühjahre 1849 hatte er die von verschiede-
nen Ge werken Versammlungen im Jahre 1848 petttionsweise
angeregte, aber in den Wirren des Jahres 1848 hinausge-
schobene Beform der Berggesetzgebung in Angriff genom-
men und sich mit einem kleinen Comit4 von noch drei Freun-
den des Bergrechtes, die er lediglich mit Rücksicht auf deren
Fachstudien ohne Gewicht auf ihre dienstliche Stellung beru-
fen hatte*), an die Zustandebringung einesBerggesetz-Entwur-
fes gemacht, welcher im Herbst 1849 gedruckt erschien und zur
öffentlichen Beurtheilung versendet wurde. Zahlreiche Gut-
*) Diese waren: der damalige Gubemialrath und Montan-
fieferent der Prager Landesstelle Carl Weis (jetzt Sectionschef
des Handelsministeriums Freiherr Weis v. Teufenstein), der dama-
lige Berggerichtssubstitut (jetzt Oberlandesgerichtsrath) Carl Glas
und der Verfasser dieser Biographie, damals auch nur Berggerichta-
substitut in Brunn.
— 355 —
achten kamen darfiber an das Ministeriam und theüweise
auch an die öffentlichen Blatter. Aas diesen Gutachten nnd
Aensserangen verfasste v. Scheucbenstuel einen ausführJi-
cheni 600 eng beschriebene Bogen umfassenden Auszug
mit kritischen Erörterungen über die wichtigsten Mooita,
von welchen ein kleiner Theil später unter dem Titel:
Motive zu dem allgem. österr. Berggesetze etc.
publicirt wurde, und redigirte auf Grundlage dieser Monita
einen weit ausführlicheren Entwurf des Berggesetzes (185 ),
welcher noch ein paar Mai umgearbeitet die Basis späterer
Berathtingen über das Berggesetz war, und selbst in dem
vielfach modificirten Texte des 1854 erscbienenen Gesetzes
noch zu erkennen ist. Er trägt, vielleicht in zu hohem Masse,
das dem Verewigten eigonthümliche Streben nach Vermitt-
lung divergenter Meinungen und nach Aufnahme berechtig-
ter UrtheÜe an sich; nniJ manche nicht zu läugnende Mängel
des Gesetzes und der dasselbe begleitenden Vollzugsvor-
Schrift rubren aus dieser wohlwollenden Berücksichtigung
der verschiedensten Stimmen über den Entwurf her, denen
V. Scheucbenstuel gerecht zu werden sich bemühte. Wer
nicht die Grösse der Aufgabe zu würdigen weiss und nicht
die widersprechendsten Anforderungen kennt, welche an
die Gesetzes-Redaction gestallt wurden, kann auch nicht die
Mühe ermessen, welcher sich v. Scbeuchen.-^tuel bei den wie-
derholten Redactionen des Berggesetzes unterzog, welches,
wenn auch nicht in seiner klaren ursprünglichen Form, doch
sowie es erschien, recht eigentlich eine Schöpfung Scheu-
ch enstuel's genannt werden muss.
Seit dem Tode des Unterstaatssecretärs M. Layer hatte
schon V. Scheucbenstuel die alleinige Leitung der Bergwesens-
Angelegenheiten im Finanzministerium unter den Ministern
B. Baumgartner, B. Brück und v. Plener übernommen und
fahrte sie unter mannigfachen Umgestaltungen der admi-
nistrativen Eintheilung und wechselnden Einflüssen bis
1863 fort Das Münzwesen , später das Salinenwesen und
bei der Wiedererrichtung des Handelsministeriums (1861)
auch die berghauptmannschafrlichen Geschäfte wurden aus
der Bergbau-Section ausgeschieden, eine Trennung der
Forstgebamng von der der Montanftmter auch bei den Mon-
tanforsten durchgeführt und dem mit Liebe für sdn Fach
sorgenden Sectionschef von Unten und nach Oben mannigfache
Hindernisse bereitet, welche zu bezwingen vielleicht einer
härteren Natur gelungen wäre , als Seh. es gewesen , der
lieber vermittelnd und versöhnend auftrat, fremden Men-
schen und Ansichten nicht starr entgegentrat und in einem
ungleichen Kampfe alternd , gebeugt und in seinem reichen
G^müthe hart betroffen durch den Verlust seiner Tochter
and später seiner Gattin, er buchstäblich erschöpft von seiner
langjährigen anstrengenden Thätigkeit für sein heiss gelieb-
tes Fach endlich in den Ruhestand sich versetzen Hess.
Ungeachtet mit dem Erscheinen des Berggesetzes
der Culminationspunkt seiner Thätigkeit fiberschritten war
und von da ab Kraft und Einfluss nicht mehr die frühere
Höhe erreichten und daher Vieles nnausgeführt blieb , was
er gewollt und vorbereitet, so war doch allen Fach genossen
seine Liebe zum Fache, seine Fürsorge für dasselbe, dem
er sein ganzes Leben gewidmet, in unvergesslicbem Anden-
ken, und ein prachtvolles Album mit Unterschriften und
Photographien zahlreicher Bergmänner des Staats- undPrivat-
Bergbaues, welches dem abgetretenen Chef des Bergwesens
gewidmet wurde, zeigte von der Verehrung, die ihm auch über
die Grenzen seiner Machtsphäre hinaus folgte, in seinen Wohn-
sitz nach Salzburg. Auch hielt er dann diese ihm von seinen
Fachten ossen dargebrachte Huldigung höher als viele ata-
dere Ehren , die ihm zu Theil geworden und verweilte in
seinem Testamente bei dieser Ehrengabe, die er seiner Fa-
milie erhalten wissen wollte.
Auch der Monarch hatte bereits die Verdienste des
unermüdeten Bergmannes durch Verleihung des Ordens der
eisernen Krone U. Classe und der geheimen Ratbswürde, so
wie durch die Erhebung in den Freiherrnstand ehrenvoll
anerkannt.
Wenige Jahre nur lebte der würdige Greis noch in
schwankender Gesundheit im Kreise liebevoller Familien-
glieder im Ruh«»stande zu Salzburg, bis ihn nach scheinbarer
physischer Besserung am 21. Juli d. J. eine rasch einge-
tretene Nervenlähmung hinwegraffte. '
Dem warmen Freunde des Bergbaues und seiner wis-
senschaftlichen Entwickelung, dem treuen Dien<>r seines
Fürsten und seines Vaterlandes, dem edlen Menschen, ver-
ehrt im Kreise seiner Familie und seiner Mitbürger, folgt
ein dauerndes ehrenvolles Andenken in das Grab.
Literatur.
Jahrbuch der geologisohen Reiohsanstalt. n. Jahrgang
3. Heft. Juli, Angust, September 1867. Wien. In Commission
bei W. Braumüller.
Wir können nicht umhin, auf dieses Heft speciell aufmerk-
sam zu machen, weil es eine ausführliche durch eine Karte nnd
mehrere Illustrationen erläuterte Monographie des Bergbaues
von Schemnitz enthält, welche Bergrath Lipoid — der die
Local- Aufnahmen des Schemnitzer Revieres als Chefgeologe der
geologischen ReicUsanstalt geleitet hat — in diesem Hefte pu-
blicirt.
Diese 142 Grossoctav-Seiten füllende Monographie ist
jedenfalls eine der beachtenswerthesten Erscheinungen unserer
Fachliteratur und bietet eine Fülle interessanter Thatsachen aus
diesem viel besuchten und doch noch immer Neues bietenden alten
Bergbaubezirke. In dieser Arbeit reichen sich geologische und
bergmännische Studien die Hand und die im Eingange aufge-
führte roichhnltige Literatur bietet den Leitfaden zu Verglei-
chungen mit Siteren Arbeiten und zur weiteren Verfolgung die-
ser Studien. Bergrath Lipoid, welcher durch seine Ernennung
zum Vorstande des Bergamtes Idria aus dem Verbände der geo-
logischen Reichs anstalt geschieden nnd wieder in das praktische
Bergmannsleben eingetreten ist, konnte seine langjährigen Arbei-
ten, welchen er im Verbände jener Anstalt unermüdlich oblag,
nicht würdiger abschliessen, als mit dieser schönen Monographie.
O, H.
Notizen.
Um das Lookern der Soliranben zu verhtlton, ver-
sieht der französische Ingenieur Lueas den Schranbenbolzen an
seinem oberen Ende, sowie die Schraubenmutter anf ihrer Innen-
seite parallel zu ihrer Achse mit einer Anzahl Nuthen; wird dann
die Verschraubung so weit ausgeführt, dass immer zwei Nuthon
zusammenfallen und die auf diese Weise gebildete Höhlung mit
einem Vorstecknagel, der die Stelle eines Keiles zu vertreten
hat, ausgefüllt, so muss die Schraubenmutter unbeweglich blei-
ben, indem sie über den Bolzen ebenso fest gesteckt ist, wie ein
Rad über seine Welle. Zum sichereTi Anschrauben bis zur Hus-
sersten Grenze würde es erforderlich sein, vielfache Nuthen an-
zubringen, wodurch die Stärke der Stücke zu sehr geschwächt
werden würde; man würde z. B. beiderseits sechs Nuthen an-
bringen müssen, wenn das Verschrauben noch auf y^ der Umdre-
hung vorgenommen werden muss. Diese Schwierigkeit ist dadurch
umgangen, dass, nach dem bekannten Princip des Nonius, der
Bolzen eine Nuth weniger erhält als die Schraubenmutter. So
kann man die Verschraubung noch auf y^ einer Umdrehung
vornehmen, wenn der Bolzen zwei und die Schraubenmutter
drei Nuthen erhält; bei einer Verschraubung auf Vi] erhält diese
— 356 —
Twr und jener drei Nathen. Wird der Yorttecknagel in den von
der Doppelnuth gebildeten Zwischenranm mit starker Kraft ein-
getrieben, so ist er schwierig wieder herauszuziehen; seine Di-
mensionen werden daher gerade so gewählt, dass er leicht mit
der Hand allein eingesteckt werden kann; er bleibt dann wie in
einem Schraubstock eingeklemmt und eü ist nicht zu befürch-
ten, dass er unter der Einwirkung von Erschütterungen ge-
lockert werde, da die Verbindung sogar fester sein muss, wenn
die Schraubenmutter das Bestreben erhält, sich zu lüften. Nur
wenn eine Abnutzung der vereinigten Stücke eintritt, kann es
vorkommen, dass die Schraubenmutter oscillirt und den Nagel
heraustreibt; in diesem Falle ist allerdings ein festeres Nach-
Bchraubeo unerlässlich. Beim Zerlegen hat man bloss die Schrau-
benmutter etwas vorwärts zu schrauben ; der Vorstecknagel wird
dadurch frei und kann herausgezogen werden. Ist in Folge der
Oxydation die Verbindung so fest geworden, dass ein Loslösen
derselben mit Schwierigkeiten verbunden wäre, tio kann durch
Einführung von etwas Oel in die Nuthen leicht abgeholfen werden.
(Z. f. d, ö. E. u. St.-J.)
Soliafhäutl's Maschine zum Puddeln des Eisens. Be-
kanntlich ist man neuerdings bemüht gewesen, bei der Umwand-
lung des Roheisens durch den Puddelprocess in Schmiedeeisen die
Bewegung der Rührkrücke und Brechstange statt durch Men-
schenhände mittelst Elementarkraft, unter Einschaltung geeig-
neter Maschinen, ausführen zu lassen. Einen solchen mechani-
schen Puddler behaupteten namentHch die Franzosen Dum^ny
und L6mut erfunden und zuerst ausgeführt zu haben. Gegen-
wärtig wird nun im bair.^ Kunst- und Gwbl. nachgewiesen, dass
der rühmlichst bekannte Prof. SchafhäoÜ in München bereits im
Jahre 1836 nicht nur auf Maschinen ^m Puddelfrischen ein
englisches Pateirt erhalten, sondern auch solche Maschinen zu
Tipton in den Tividale-Eisenwerken bei Dudley in Anwendung
gebracht hat. Mit Hilfe der jener Patentbeschreibung beigefüg-
ten Zeichnungen wird nachgewiesen, dass Schafhäutl^s Maschine
vom J. 183H vollkommener sei als die erwähnte französische
Maschine aus dem J. 1862 und als alle sonst nach dem Auf-
treten der letzteren noch hinzugekommenen. Ferner wird ange-
geben, welche Verbesserungen später Schaf häutl an seiner Ma-
schine noch angebracht und dabei namentlich auch den Gang
der Betriebsdampfmaschine unter dieControle des Puddlers ge-
bracht hat. (St. J. H. Bl.)
A^dministratives.
Erledigungen.
Dienststellen bei dem Hauptmünzamte In Wien:
1. Die Goldscheidungscontrolorsstelle in der IX« Diä-
tenclasse, mit dem Grehalte jährl. 1260 fl., freier Wohnung oder
252 fl. Quartiergeld und gegen Erlag einer Caution im einjäh-
rigen Gehaltsbetrage; 2. die Wardeinsadjunctenstelle in
der IX. Diätenclasse , mit dem Gehalte jährl. 1050 fl. und dem
Quartiergelde von 210 fl.; 3. die Secretärsstclle in der
IX. Diätenclasse, mit dem Gehalte jährl. 840 fl. und dem Quar-
tiergelde von 210 fl.
Gesuche sind, unter Nachweisung der bei dem Münzwesen
bereits geleisteten Dienste, der bergakademischen Studien und
der Kenntnisse im Münz- und Rechnungswesen, binnen sechs
Wochen bei dem Hauptmüuzamte einzubringen.
Die Controlorsstelle bei der Eisenfactorie in
Prag in der XI. Diätenclasse, mit dem Gehalte jährl. 735 fl.,
einem Quartiergelde von 73 fl. 50 kr., dem Bezüge einer nach
Umständen zu regelnden Verschleiss-Tantiöme , dermal von Yjq
Percent des jährlichen Verschleissbetrages innerhalb der Grenze
eines Minimal- und Maximal-Verschleissquantums von 12.000 bis
24.000 Centner diverser Zbirower Eisenwaaren und gegen Erlag
einer (Kaution von 735 fl.
Gesuche sind, unter Nachweisung der erprobten Routine
im Eisenvers chleissgeschäffc, der genauen Kenntniss der Eisen-
waaren und des montanistischen Rechnungswesens, der Gewandt-
heit in der ämtlichen und kaufmännischen Correspondenz und
der Kenntniss beider Landessprachen, binnen vier Wochen
bei dem Präsidium derDomänen-Direction in PHbram einzubringen.
, Di e Mater ialcontrplorss teile bei dem Eisen Werks-
Obe'rverwesamte zu Gusswerk bei Mariazeil mit dem
Gehalte jährl. 630 fl., 12 Wr. Klaftern weichen Brennholzes in
natura, Naturalwohnnng , dann gegen Erlag einer Caution im
Gehaltsbetrage.
Gesuche sind, unter Nachweisung der Kenntniss der Ma-
terial- und Naturaliengebarung, der Gewandtheit in der monta-
nistischen Rechnungsführung und der Conceptsfertigkeit, binnen
vier Wochen bei dem obbezeichueten Oberverwesamte einzu-
bringen.
A]S[KÜNDIGÜN(iEK
(106-116) Mehrere Cyiindergebiäse
far beiläufig 5500, 3000, 2000 Kubikfuss Windlieferung, mit Ba-
lancier oder Schnbstangenbewegung, vollständig gut erhalten,
ein oscillirendes Cyiindergebiäse für beiläufig 1500 K.' Windlie-
ferung, völlig neu, femer ein completes Feineisenwalzwerk geben
wir zu äusserst billigen Preisen, fast 2u Rohmaterialpreisen, ab.
Fürstlich Fürstenberg'sche Hüttenverwaltung Donaueschingen.
Vorräthig in der
G. J. Manz'schen Buchhandlung in Wien,
Kohlmarkt 7.
Soeben erschien bei G. D. Bädeker in Essen und ist
durch jede Bachhandlung zu beziehen:
Commentar
zum
Preussischen Allgemeinen Berggesete
nebst
ErgänsuDgen und Verwaltungs- Vorschriften
von
Dr. A. Huysiien^
BergbauptmanQ.
Preis fl. 2.34 öst. W.
Dieser Commetatar ist der erste aus der Praxis des neuen
Berggesetzes hervorgegangene und von einem namhaften berg-
technischen Fachmann geschriebene. Trotz der vorhande-
nen Commentare wird der Huysscn^sche, seiner Eigenthümlich-
keit, seiner Reichhaltigkeit und seines kleinen handlichen
Formates wegen, nicht nur Bergbeamten und Gewerken,
sondern auch Juristen willkommen sein. {^^^)
Concurs für eine Obersteigersstelle:
Bei dem gräflich SÄDdor'schenBraunkohlenbergbaue Annatbal
bei Gran ist die Stelle eines Obersteigers erledigt.
Jahresdotation : in Barem 500 fl. öst. W.
20 Motzen Weizen, (118-119)
12 Hetzen Korn,
8 Eimer alten weissen Weines,
IVs Joch Feld, k 1600 Qudratklafter,
Naturalwohnnng mit Hausgärtchen,
Freies Oelgeleucht,
freie Kohlenfeuerung.
Bewerber wollen ihre Gesuche, worin sie sich über zurück-
gelegte bergakademische Studien, praktische Dienste beim Koh-
lenbergbau, Fertigkeit in der damit verbundenen Lohns-, Material-
und Cassarechnungsführung, dann Sprachkenntnisse auszuweisen
haben, bis 8. November 1. J. frankirt einsenden an die gräflich Sin-
dor'sche Bergverwaltung Annatbal, Post Dorogh, Graner Comitat.
Diese Zoitschrit't er>citeiut wöchentlich einen Bogen stark mit den nöthigen artistischen Beigaben. Der Pränumerationsprexs
ist jährlich looo Wien 8 fl. ö. W. oder 5 Thlr. 10 Ngr. Kit franco Postversendung 8 fl. 80 kr. ö. W. Die Jahresabonnenten
erbnlten einen ofliciellen Bericht über die Erfahrungen im berg- und hnttenmännischen Maschinen-, Bau- und Anfbereitungsw^sen
sammt Atlas als Gratisbeilage. Inserate finden gegen 8 kr. ö. W. oder IV2 Ngr. die gespaltene Nonpareillezeile Aufnahme.
Zuschriften jeder Art können nur franeo ancrenommen werden.
Draok Ton Carl Fromme in Wien.
Für den Verlag verantwortlich: Carl Beger.
p 45. Oesterreichische Zeitschrift „ l.^®^-
IV. Jahrgang. U* NoTeBber.
• mr
Berg- und Hüttenwesen.
Verantwortlicher Redacteur: Dr. Otto Freiherr von Hingenau,
k. k. MiiiisteriAlrath im FlnAnBiniiiiaterioin.
Verlag der O. J. Manz'schen Bnohhandlung (Kohlmarkt 7) in WleXL
Inhalt: Waschwerksbetrieb bei dem kOn. ang. Kupferbergwerk in Hermgrand. — Der k. k. Quecksilber-Bergbaa zu Idria. —
AdmimstrativeB. — Ankündigungen.
Waschwerksbetrieb bei dem kön. img. Kupfer-
bergwerk in Herrngnind.
Von Gustav Richter, k. ung. Bergingenieur.
Angeregt durch die in Nr. 38 und 39 von 1. J. der
ff Österreichischen Zeitschrift für Berg- uud Hüttenwesen u
erschienenen Artikel:» £inige Worte über Aufbereitung « und
nEvrard's Kohlenaufbereitungs-Maschinenu fühle ich mich
yeranlasst, in dem Folgenden einen Beitrag zu liefern, wel-
cher wohl nicht zum Zwecke hat, die Grösse des Fortschrittes
in der Aufbereitung und seine unbestreitbare Wichtigkeit
für den gesammten Bergbau zu erörtern, sondern ich strebe
dahin, das Misstrauen, welches jeder Neuerung, leider sei
es gesagt, auch den Erfindungen und Verbesserungen im
Aufbereitungswesen, in jenen Orten feindlich entgegentritt,
in welchen dieselbe mit der grössten Freude begrüsst wer-
den sollte, durch Thatsachen entgegen zu wirken« Ich hoffe
aus diesem Grunde, dass mein Beitrag geneigte Aufnahme
finden wird*).
Bevor ich die ausgeführten Arbeiten und die hiedurcb
erzielten Erfolge mittheile, finde ich mich bewogen, den in
Herrngnind, seit Alters her, bestehenden Waschwerksbetrieb
zu beschreiben, welcher wegen seiner Eigenthümlichkeit und
vielleicht auch Seltenheit von Interesse sein dürfte, dessen
Kenntniss aber, zur richtigen Beurtheilung der von mir
durchgeführten Abänderungen , unumgänglich nothwen*
dig ist.
Die Zeuge, welche der hierortigen Waschwerksmani-
pulation zugewiesen werden, sind:
1 . Die Abfälle, welche bei der Scheiderz- (Kupfer-Fahl-
erz, Gelferzj Gewinnung auf den Strassen erzeugt werden,
das sogenannte Grnbenklein; 2* die aus alten Zechen er-
zeugten Versatzberge des alten Mannes. Beide Zeuge, be-
sonders aber letztere, welche eine compacte Masse bilden,
kommen aus der Grube in einem Zustande, der bedingt, dass
sie gewaschen werden müssen.
*) Wir sind dem Herrn Verfasser für diese Mittheilnng sehr
dankbar, denn zu solchen höchst praktischen Beiträgen und Nach-
richten von gemachten Erfahrungen wollen wir eben anregen,
und dass unser Artikel in Nr. 38 eine zeitgemässe Anregung
enthielt, zeigt das freundliche Echo, welches er aus dem Herm-
grunder ThaJe gefunden hat. O. H.
Die Wascbvorrichtung, auf welcher diese Waschberge
verwaschen werden, ist die gewöhnliche Reibgitterwäsche
mit 4 Abstufungen (P. v. Bittinge r's Lehrbuch, Taf. VIH,
Fig. 110, jedoch ohne den Trog a).
Das erste Gitter hat eine Lochweite von 3 Zoll, das
zweite von ^/^ Zoll, das dritte y^ Zoll, das vierte endlich
2 Linien lichte Lochweite. Die auf dem ersten Gitter ver-
bleibenden Stücke von 3 — 6^^, dann die auf dem zweiten
Gitter von y^ — 3" und die am dritten Gitter verbleibenden
von V4 — %" Durchmesser, sind Klaubzeuge, welche auf
Klaubtischen von Knaben in Scheiderz, Pochgut und Taubes
sortirt werden. Die vom vierten Gitter durchfallenden Zeuge,
von unter 2 Linien bis in die feinsten Mehle, werden von
dem Wasserstrom in der Sammelrinne abgesetzt, und bilden
mit den am vierten Gitter verbleibenden das Setzgut. Der
Schlamm und ein Theil der abgesetzten Mehle, welch letzte-
rer von dem Wasserstrom, besonders beim Aufheben des
Setzgutes aus der Sammelrinne mitgerissen wird, setzt sich
in kurzen nur 10 Fuss langen Mehlrinnen ab, und wird auf
2 gewöhnlichen Stossherden geschlämmt.
Von der zur Aufbereitung gelangten Menge lieferte der
diessbezfiglich abgeführte Versuch:
Vom 1. Gitter 35 % Scheid, Pochgut und Taubes
ff 2. ff 30 % T) V n «
«3. 1» 10'5®/o n nun
n 4. ff 87. Setzgut
die Sammelrinne 11'5% ff
und 5 7o Schlämmgut und Verlust.
Toö
An Rohproducten erhielt man durch das Klauben :
Vom 1. Gitter 0*20% Scheidgut, 6*2% Pochgut, 93-6 7^,
Taubes = 100
ff 2. „ 1-00 7o « 5-1 7o Pochgut, 93-97,
Taubes = 1 00
fl 3. i> 0-1 6 7o „ — Pochgut, 99-84 7,
Taubes = 100,
woraus sich die grosse Armuth der zur Aufbereitung gelan-
genden Waschberge leicht erkennen lässt.
Das Klauben erforderte an Zeit, für das
1. Gitter auf 100 berechnet . . 20*62 Stunden,
— 358 —
2. Gitter auf 1 00 berechnet
3. n 9> 100 1)
. 61-37 Stunden
202-03 1,
durchschnittlich 100 Ctr. . . 94*67 Stunden.
Das gewonnene Pocbgut vom ersten Gitter wird ge-
schlägelt und, vom Tauben wo möglich geschieden, mit dem
vom zweiten Gitter abfallenden dem Grobstampfen zur Er-
zeugung von Setzgut übergeben. Der hiezu dienende Poch-
satz mit gUBseiserner Pochsohle und gestautem Laden-
wasser, verstampft in 24 Stunden pr. Eisen 15'8 Ctr.,
wobei an Setzgraupen 73'7 % erhalten werden.
Sowohl die vom vierten Gitter und der Sammelrinne
erhaltenen, als auch die vom Pochsatz erzeugten Granpen,
Griese und Mehle kommen zum Siebsetzen. Jene vom vierten
Gitter geben den Setzkern, die von der Sammelrinne und
dem Pochsatz den Setzschlich als Setzeduct.
Die unzureichende Classiruog des Setzgutes nur in zwei
Classen wirkt auf das Siebsetzen nachtheilig ein, und ist
Ursache, dass bei der grossen Armuth des Setzgutes ein
besonderes Verfahren beim Setzen bedingt ist. Das vom
vierten Gitter erhaltene Setzgut wird auf elastischen Hand-
dtauchsieben, mit 1'5™°^ Maschen weite, auf die bekannte
Weise gesetzt. Der gewonnene Kern (Setzerz) wird durch-
geklaubt, weil er noch mit grösseren Quarzkörnem verunrei-
nigt ist, und erreicht den Halt von 12 — 14 Pfd. Kupfer pr.
1 Ctr., der Siebabhub ist unhaltig und wird weggeworfen.
Abweichend von dem gewöhnlichen Verfahren ist das
Setzen der aus der Sammelrinne und der vom Pochsatz ge-
wonnenen Griese.
Der erste Gang des Siebsetzens erfolgt theils auf ge-
wöhnlichen Drahtsieben mit 2™°^, theils auf Stengelsieben
von 3™°^ Maschenweite. Der Siebabhub wird weggeworfen,
der Siebdurchfall gibt dan Setzgut für den 2. Gang. Der
Bodensatz am Siebe, welcher zeitweise abgehoben wird, lie-
fert nur mehr wenig Kem-Setzerz als Setzeduct.
Der Bottichsatz oder Siebdurchfall wird bei dem 2.
Gang mit einem Siebe von l*5mm Maschen weite zum zweiten
Male gesetzt, der Abhub kommt auf den Fischluttenapparat,
der Siebdurchfall-Bottichsatz zum 3. Gang (Reinmachen)
auf Siebe mit 3°^ Maschenweite. An Kern wird beim 2-
Gang nichts mehr gewonnen.
Das Beinmachen würde selbstverständlich, da das Sieb
yom Maschenweite besitzt, das Setzgut aber bereits beim
zweiten Gang, im Sieb mit l'ö™*" passirthat, nicht gelingen,
wenn hiebei ein Handgriff nicht benützt würde, welcher zum
Ziele führt. Es wird nämlich beim Reinmachen auf das Sieb
mit 3°^J° Maschenweite eine dünne Schichte von reinem
Setzerz (Kern) zuerst aufgetragen, und auf diese erst das
feine Setzgut. Bei dem Setzen fällt das kleine schwerere
Kupfererzkorn als Siebdurchfall, inzwischen der Kern durch
das specifisch leichtere Taube und Eingesprengte abgehoben
und der Fischlutte übergeben wird. Der erzeugte Setz-
schlich hat einen Halt von 12 — 13 Pfd. Kupfer pr. 1 Ctr.
Trockengewicht.
Was über das Siebsetzen gesagt wurde, reicht hin, um
zu erkennen, dass die hierortige Manipulation kein eigent-
liches n Siebsetzen ", wobei ein aufsteigender Wasserstrom
auf die „Separation^ thätig einwirkt, sondern vielmehr ein
Reutern ist (Classiren), welches durch ein mit entsprechen-
den Sieben ausgestattetes Retterwerk zweckmässiger und
wohlfeiler durchgeführt werden könnte, worauf dann erst
das Sieb setzen von gutem Erfolge wäre.
Die Untersuchung des Setzgntes zeigt, dass darin du
Kupfererz nur in der kleineren und kleinsten Korogröue
vorkommt, der gröbere Rest aus Grauwacke, Glimmerschie-
fer, Schwerspath, Quarz und Kalkspath bestehe.
Bei dem gemachten Siebsetzversnch hat mit Inbegriff
des Reinmachens ein Arbeiter pr. Stunde 2 — 1*5 Kubikfass
Setzgut aufgebracht. Das jährliche Aufbringen des Nr. 2
Wasch werkes, bei welchem die Versuche abgeführt wurden,
beträgt über 195.000 Ctr. Waschberge, mit einem Ausbrin*
gen von 263 Ctr, Kupfer oder 100 Ctr. Waschberge = 13'5
Pfd. Kupfer Inhalt.
Die beschriebene Betriebsart bedingt bei dem grosaea
Quantum, welches täglich aufgebracht werden muss, eine
grosse Arbeiterzahl, ist daher keine wohlfeile zu neDoen.
Namentlich ist das Reiben (Waschen) und die Klaubbarbeit
der kostspieligste Factor, zugleich aber auch derjenige, wel-
cher durch Maschinenarbeit am leichtesten zu eliminireo
wäre. Der diessbezüglich abgeführte Gege n versuch , bei
welchem ich die Klaubzeuge als gewöhnliches Pocbgut be-
handelte, zu Mehlen verpochen und schlämmen liess, bat
hierüber die günstigsten Ergebnisse geliefert. Leider gestat-
tet der Mangel eines selbstständigen Pochwerkes die Ein-
führung dieser Abänderung doch nicht, denn der erwähnte
Pochsatz mit 3 Eisen, welcher zur Erzeugung des Setzgutes
dient, kann nur bei Nacht arbeiten, da das Aufschlagw&sser
bei Tage zum Betriebe der Wäsche , der Stossberde,
zum Siebsetzen und auf dem Fisch luttenapparat in An-
spruch genommen wird, und würde keinesfalls hinreichen,
um das gewonnene Pochgut zu Mehlen zu verstampfeu, da-
her eine steigende Anhäufung unvermeidlich wäre. Unge-
achtet der Schwierigkeiten, welche sich in Folge der Be«
schaffenheit der hiesigen Waschzeuge und der bestehenden
Betriebseinrichtungen einer continuirlichen Maschinenarbeit
entgegenstellten, habe ich nicht unterlassen, nach meinem
im December v. J. erfolgten Dienstantritte die hiezu notb-
wendigen Vorerhebungen und Versuche zu machen, und auf
dieser Grundlage vorerst einen einfachen continuirlicben
Probestossherd von 6 Fuas Länge und 3 Fusa Breite erbaut.
Die verschiedene Korngrösse des von der Beibwäscbc
abfliessenden Schlammes und der bei der Setzgut-Erzeugung
gewonnenen Mehle, welche in der nur 10 Fuss langen Mehl-
rinne keinerlei Sortirung unterworfen sind, in einfachco
Gumpen zur schlämmgerechten Trübe angemacht und auf
die Stossberde geleitet werden, übte auf den guten Gang
des continuirlichen Probestossherdes einen nachtheiligc^
Einfluss, und doch liefert derselbe in der 5 Monate dauern-
den Betriebszeit Kupferschliche aus denselben Zeugen von
17 — 19 Pfd. pr. Ctr., während die gewöhnlichen Stossberde
einen Schlich von nur 13 — 15 Pfd. Kupfer erzeugen. Das»
aber die Arbeit an continuirlichen Stossherden eine viel
wohlfeilere ist, braucht nicht erst hier hervorgehoben «n
werden.
Die Erbauung einer continuirlichen Setzpumpe o*"
Unterkolben, deren reine Siebfläche 1 Vj' X 2 V4' = (3*3 D')
beträgt, Hess bald erkennen, dass für dieselbe sich nur das
vom vierten Gitter abfallende Setzgut (4 — 6"°* Korngrösse)
und nur unter gewissen Umständen für eine continuirliche
Arbeit eigne. Der Mangel einer guten Classirung des aus
der Sammelrinne abfallenden Setzgutes, war hier von ent-
schiedenem Einfluss. Denn es bildete beim entsprechenden
Gange der Maschine der im Kupferhalt zwar hohe Sieb-
durchfall, selbst bei Anwendung eines Kupferblechstebes
359 —
ite.j
''H;
--i
von nur \^^ Loch weite, auf den Säugventilen eine solche
Menge, dase der Kasten 2 — Smal tftglich gereinigt werden
musste. £s hlieb daher nichts anderes übrig, als den Ver-
sach mit dem vom vierten Qitter abfallenden Setzgnt allein
fortznsetsen.
Die Armnth dieses Setzgutes vereitelte aber ebenfalls
den contionirlichen Gang der Maschine, weil sich aus dem-
selben an reinem Setzerz nicht so viel ergänzte, als der Ab-
gang bei der Aastragöffnung betragen hat, daher bei einer
continuirlichen Arbeit nur ein Mittelproduct von niederem
Halt erhalten werden konnte. Nach Erkenntniss dieses Uebel-
standes liess ich die Maschine halb continuirlich arbeiten.
Das Setzerz sammelte sich am Boden des Siebes, während
der Abhub continuirlich abgetragen wurde. Nach Verlauf
von einer Stunde wurde die Maschine eingestellt und gefun-
den, dass die reine Setzerzschichte am Boden des Siebes
kaum Yj ^^^^ Höhe hatte, über welche das Mittelproduct,
eini^esprengtes Erz, gelagert war. Auf diese Weise wurde
in der Arbeit fortgefahren, und sttindlich das Setzerz mit
dem Mittelproduct zugleich abgehoben. Nach Ansammlung
einer grösseren Menge dieses schon concentrirten Setzgutes
wurde das Reinmachen in ganz continuirlicher Arbeit ver-
sucht, was vollkommen gelungen ist. Die Leistung dieser
Maschine beträgt in der Stunde bei 8 — 10 Kubikfuss. Da
die Maschine mit dem Setzgut vom vierten Gitter nicht hin-
reichend bestürzt werden kann, so wurde eine Concentration
des armen Kiaubgutes vom dritten Gitter also der Graupen von
6 — 18™™ versucht, was ebenfalls als gelungen zu betrachten
ist, da der Bodensatz nun nur wenig Zeit in Anspruch nimmt,
um ausgeklaubt zu werden, im Gegensatze, dass das Klauben
dieses Gutes früher die grösste Arbeitskraft erforderte.
Die bei der eben beschriebeneu Setzpumpe gemachten
Erfahrungen veranlassten mich für die Verarbeitung des
aus der Sammelrinne abfallenden Setzgutes zur Erbauung
einer Setzpumpe mit Seitenkolben. Die Noth wendigkeit, den
Kasten oft reinigen zu müssen, war bei dieser Maschine
wohl behoben, aber einer ganz continuirlichen Arbeit trat
auch hier die Armuth des Setzgutes hindernd entgegen, um-
somehr als dieses Setzgut, wie gesagt, gar nicht classirt ist.
Diese Maächine musste somit, wenn ein guter Erfolg erzielt
werden sollte, zwei Arbeiten verrichten:
1. Das Setzgut classiren in Mehle von 1™™ abwärts,
und Griese und Graupen von 1™™ bis 4™™.
2. Beide Classeu wo möglich concentriren, um wenig-
stens beim zweiten Siebsetzen schon reines Setzerz zu
erhalten.
Um dieses zu erzielen, wurde folgcods verfahren:
Auf die Maschine wird eiu Drahtsieb von 3™™ Maschen-
weite aufgesetzt, das Setzgut in den Eintragkasten einge-
tragen und die Maschine in Gang gesetzt. Der sehr reich-
lich abfallende Siebdurchfall fliesst continuirlich ab und wird
gesammelt, auf dem Siebboden sammeln sich die Erzgrau-
pen, der tanbe^Abhub aber wird von dem Wasserstrom con-
tinuirlich ausgetragen. In 12 Stunden wird die Maschine
3ma] eingestellt und das Setzerz sammt dem Mittelproduct
abgehoben. Wenn von beiden Sorten (Siebdurchfall und
Setzgraupen) ein hinreichender Vorrath angesammelt ist,
wird die Pumpe zum Reinmachen mit einem Doppelsiebe
belegt. Die Unterlage für das eigentliche Reinmachsieb von
1°»™ Maschenweite bildet nämlich ein stärkeres Sieb von 4™*,
welches zuerst auf den Siebrabmen fest angespannt wird, und
hierauf wird erst das Reinmachsieb angenagelt. Zu dieser
Massregel bin ich geleitet worden durch die Wahrnehmung,
dass Unterstützungsleisten, welche der Länge des Siebes
ins Kreuz gelegt sind, dem ruhigen gleichförmigen Aufstei-
gen des Wassers entgegenwirken, Quadratmaiden in der Sieb-
fläche veranlassen, und so den guten Gang der Pumpe achäd-
lich beeinflussen. Ein tioch wichtigeres Erforderniss, welches
mich zur Anwendung eines doppelten Siebes veranlasste,
ist, dass das Sieb der Bewegung des Wassers nicht folgen,
sondern straff, unbeweglich auf dem Siebrahmen verbleiben,
eine vollkommene Ebene bilden muss.
Damit nun das schwache Sieb von 1°^°^ Maschenweite
bei der gegebenen wirkenden Siebfläche 2* X 2' = 4 Qua-
dratfuss, die Last des Setzgutes sicher tragen, dabei der
gestellten Anforderung entsprechen könnte, habe ich das
aus starkem Gewebe angefertigte Unterlage- Sieb in Anwen-
dung gebracht.
Jedes der beiden gewonnenen Mittelproducte wird auf
diesem Siebe für sich bei ganz continuirlichem Gange der
Maschine rein gemacht. Der Halt der abfallenden Educte
beträgt pr. 1 Ctr. 19 — 2074 ^^^' Tupfer. Es ist daher nicht
nur die grosse Leistungsfähigkeit dieser Maschine bezüglich
der aufbringbaren Menge und der Reinheit des gewonnenen
Eductes, sondern auch der Umstand von höchster Bedentung,
dass Statteines dreimaligen Setzens, wie bei den Handstauch-
sieben, nur ein zweimaliges nothfällt, welche beiden Facto-
ren auf die Kosten von grossem Einfluss sind. Zu diesen
mechanischen Vorzügen muss noch das Geldersparniss an
Fuhrlohn, Arbeitslöhnen und an den grossen Schmelzkosten
zugeschlagen werden, um den hohen Werth der Maschinen-
Arbeit, insbesondere aber der continuirlichen, welehen sie
für die Aufbereitung, daher für den Fortbestand des Gru-
benwesens besitzt, richtig beurtheilen zu können.
Beide hier besprochenen Maschinen, welche mit weni-
gen von den Local-Umständen gebotenen Abänderungen
nach der in P. v. Rittinger's Lehrbuch der Aufbereitungs-
kunde, Taf. XV, Fig. 158 und Taf. XIV, Fig. 153 angege-
benen Entwürfen ausgefertigt wurden, sind dem currenten
Betriebe seit mehr als 2 Monaten übergeben.
Wie wichtig eine gute Classirung für die Erfolge bei
der Siebsetzmanipulation ist, kann aus dem Angeführten be-
urtheilt werden. Um daher wenigstens die flauen Mehle aus
dem Setzgut wegzubringen, und für die Stossherde ei^ gleich-
förmigeres Schlämmgut zu erzielen, habe ich statt der Sam-
melrinnen Schlagsiebe eingerichtet. Die Setzpumpen und
die Sohlagsiebe werden mittelst Gurten von der Pochsatz-
welle bei ausgehängten Schüsdcrn in Bewegiiug gesetzt, er-
fordern äusserst wenig Kraftwasser, welches der Reibwäsche
entzogen wird. Bedient wird die erste Setzpumpe von eiuem
Knaben mit 12'2 kr., die zweite von einem Mädchen mit
15 '7 kr. und einem Knaben mit 7 kr. Taglohn.
Schliesslich sei zur Beurtheilung der durch die Ein-
führung der gedachten Maschine bisher erzielten Erfolge
der Arbeiterstand angeführt, vor und nach Erbauung dieser
Maschine , wobei die Metallerzeugung ganz gleich vrr-
blieben ist.
Betriebsmonat Ootober J. 1867 J. 1866
Metallerzeugung, Kupfer 1 7 Ctr. 9 % it. 1 7 Ctr. 1 3 //.
Arbeiterstand: Schlämmer . . 1 . • . 1
Schlätnmjungen 2 . • • 2
Stampfer ... 1 . « . 1
Hundlaufer . . 2 . . . 2
*«
— 360 —
HandBiebsetzer . 6
Maschin ensiebsetzer 2
Wäscher ... 8
Abtrager u. Klaub-
jungen ... 24
Scheider ... 5
Mehlaoswerfer . —
Fischlattenapparate 2
12
35
6
1
2
53 ... 70
Arbeiterlöhne 159 fl. 88*5 kr. 206 fl.
Qegenüber dem Jahre 1866 ergibt sich ein Erspamiss :
Bei Arbeiterzahl 17 Köpfe
an Arbeiterlöhnen . . . . 46 fl. lt*5 kr. in
einem Monat, oder 553 fl. 38 kr. im Jahre.
Welche weiteren namhaften Unkosten durch Einführung
der Maschinenarbeit statt der Reibgitterwäscbe, der Schläm-
men auf continuirlichen Stossherden mit Spitzluttenapparat
statt der gewöhnlichen Stossherde, der Setzpumpen in
entsprechender Zahl, und insbesondere aber durch Feinpo-
*chen des Klaubgutes, statt des kostspieligen Klaubens und
Scheidens in Ersparung gebracht werden können, lässt sich
aus dem Gegebenen leicht ermessen.
Es gibt keinen Bergbau, bei welchem an armen Zeugen
nicht mehr als an reichen abfällt. Diese armen Zeuge re-
präsentiren oft ein grosses todtes Capital, da ihre Zugute-
bringung bei Anwendung von Menschenkraft keinen Gewinn
abwirft, und viele Bergbauunternehmungen untergehen, weil
sie eben diese Zeuge nicht verwerthen können ! Die Einfüh-
rung der Maschinenarbeit gibt nun das sichere Mittel, diese
armen Zeuge mit Nutzen zu verwerthen. Es sei daher ge-
stattet anzuhoffen, dass das unbegründete Misstrauen einer
richtigen Erkenn tniss weichen und den neuen Aufbereitungs-
Maschinen mit continuirlicher Arbeit eine allgemeine Ver-
breitung recht bald zu Theil werden wird.
Herrngrund, am 22. October 1867.
Der k. k. duecksilber-Bergbau zu Idria«
Von dem k. k. Bergwerks- Exspectanten Anton Ts che bull.
(Fortsetzung.)
Erz-Arten.
Die Art des Erzvorkommens in der hiesigen Grube ist
zweierlei, entweder als gediegenes metallisches Quecksilber,
oder dasselbe vererzt chemisch mit Schwefel verbunden als
Zinnober. Letzteres Vorkommen ist das vorherrschendere
und wichtigere.
Das Vorkommen des gediegenen Quecksilbers findet
sich, wie so eben erwähnt, am häufigsten und gewöhnlich-
sten im Silberschiefer, mit verschieden mächtigem Anhalten.
Dasselbe wird aber auch stellenweise jm Dolomit und La-
gerschiefer neben Zinnober und Eisenkiesen gefunden.
Sowohl im Lagerschiefer als auch im Dolomit kommt
der Zinnober, das Haupterz des hiesigen Vorkommens, in
den verschiedenen Varietäten als : reiner Zinnober als dünner
Anflug, selten bis 2 — 3''^ dick, derb oder auch seltener
krjstallinisch und in kleinen .Krystallen, ferner mit verschie-
denen Beimengungen als Ziegel-, Stahl-, Leber- und Koral-
len-Erz vor.
Beinahe ganz bitumenfrei, und nur durch Dolomitbe-
standtheile manchmal etwas verunreinigt, ist das Ziegelerz,
nach seiner ziegelrothen Farbe so genannt. Nach selbst
durchgeführten Proben in Probirgaden mit einem ziemlieh
reinen derartigen Erzstück erhielt der Gefertigte einen Durch*
schnittshalt des Ziegelerzes von 67*77% an gediegenem
Quecksilber.
Dieses Erz findet sich in geringen Mengen und erhält
beinahe immer Kiese und gediegenes Quecksilber.
Ein durch wenig Bitumen verunreinigtes Vorkommen
ist das Stahlerz, so genannt nach der schönen stahlgrauen
Farbe, die es an frischer Bruchfläche besitzt. Die vom Ge-
fertigten mit eiuem ebenfalls ziemlich reinen Stahlerzstück
vorgenommenen Haltproben ergaben den überraschend gros-
sen Halt von 80*81 % ^^ gediegenem Quecksilber. Es ist
diess das reinste Zinnobererz, indem der chemisch reine
Zinnober aus 84 % Quecksilber und 16 % Schwefel besteht.
Die dunklere Farbe dieses Erzes ist eben durch die bitu-
minöse Beimengung bedingt.
Dasselbe besitzt auf seinem Vorkommen im Leithner
Revier viele Ablösungsfläehen, und über faustgrosse, ganz
dichte Stücke werden selten gefunden« An diesen ganz un-
regelmässigen krummen und ebenen Flächen ist es dunkel-
braunrotb' gefärbt und hat Metallglanz. Als durchschnittli-
ches specifisches Gewicht wurde aus mehreren Versuchen
6 '6 gefunden.
Das bituminöse und erdige Lebererz, immer von etwas
Idrialit, einem später erwähnten Erdharz, durchdrungen und
meist auch brennbar, hat eine charakteristisch leberbraune
Farbe, kommt sehr selten vor, und dann in der Regel mit
Stahlerzen zugleich einbrechend; es ist auch sehr reich.
Das Korallenerz ist ein mehr weniger verdrztes Vor-
kommen der oberwähnten Schalenreste, sowohl im milden
als auch im festen, eisenkiesigen und sandsteinartigen La-
gerschiefer. Findet sich selten.
Minerallen.
Im Anhange der soeben angeführten Erzarten seien
noch die sämmtlichen in hiesiger Grube gefundenen Mine-
ralien zusammengestellt. Dieselben zerfallen nach ihrer
Entstehuugsart in ursprüuglich vorhandene und in solche,
die erst durch einen Verwitterungsprocess sich gebildet
haben.
Zu der ersten Art gehören nun folgende Mineralien :
1. Gediegenes Quecksilber.
2. Zinnober, die Merkur- oder Quecksilber* Blende.
3. Eisenkies, derb und in Krystallen bis gegen 3'''
Grösse.
4. Anthracit und Graphit, als Anflug auf Dolomit und
Lagerschiefer, und in kleinen Nestern und Schnürchen als
schwarzglänzende, leicht zerreibliche Masse, seltener fest
mit faseriger Structur. Die verschiedenen grossen rundlichen
Conglomeratkörper sind oft gans von einem Graphitanflug
umgeben, schön schwarzgläuzend. Bituminöser Schiefer ist
sehr oft graphitisch und, von Zinnober durchdrungen, von
dunkelbraunrother Farbe.
5. Kalkspath, derb und in höchstens ^^ " grossen Kry-
stallen. Reine Kry stalle fand der Gefertigte in den Abbauen
auf Mittelfeld im Ferdinandi-Hofliiungsschlag und unter der
Glantschnigg-Rolle auf Hauptmannsfeld. In letzterem Fund-
orte enthielt eine langgestreckte Druse im Dolomit Kalk-
spathkry stalle von etwa ^'" Grösse, die theilweise von Zin-
nober durchdrungen waren.
6. Feldspath, in Lamellen im Kalk ausgeschieden, fest
und verwittert. Er ist von weisser Farbe, im verwitterten
1
— 361,—
Zastande f&rbt er ab, ist fett anzufühlen und enthielt auf
einem Fundort auf Uauptmannsfeld Zinnoberspuren. Seine
physikalischen Eigenschaften sind jenen eines Kalkthones
sehr ähnlich, und nur eine genauo chemische Analyse würde
den wahren Charakter des Oesteino bestimmen.
7. Das Interessanteste der hier vorkommenden Mine-
ralien ist der sehr selten gefundene sogenannte Idrialit.
Derselbe idt eine Varietät der Erdharze, besitzt
eine schwärzlich-braune Farbe, ist undurchsichtig, hat in
sehr reinem Zustande ein specifisches Gewicht von 1*3 als
Durchschnitt mehrerer selbst gemachten Versuche. Er brennt
angezündet mit russeuder Flamme, einen bituminösen Ge-
ruch verbreitend uud einen bläulichweisseD, oft gelblichen
Beschlag bildend. Seine Härle ist um 2*0. Wird der Idrialit
mit einem Gezäbe behandelt, so verursacht er ein ahnliches
Geräusch, wie mau es beim Bearbeiten gewöhnlicher Holz-
kohle zu hören gewohnt ist. Die Structur des reinen Idria-
lits ist körnig, selten stängelig-faserig und besitzt derselbe
Fettglanz.
Professor Schrötter hat den Idrialit genau untersucht
und beschreibt dessen physikalischen und chemischen Eigen-
schaften in «Baumgartners Zeitschrift,» Band II, S. 6.
Anbrüche von Idrialit sind in der hiesigen Grube Sel-
tenheiten , und es sind nur einzelne Punkte bekannt, wo
derselbe und zwar auch nur in 5 — 6" mächtigen kurz an-
haltenden und sehr absätzigen Schnürchen sich findet, und
selbst da ist er selten ganz rein, sondern immer mehr we-
niger von Zinnober durchdrungen. Unter den genannten Ver-
hältnissen erscheint er im Leithner Revier ob Wasserfeld in
Begleitung der reichen Stahlerze. Er wurde in den Abbau-
Strassen der I. Etage dort entdeckt, fand sich auch in der
II. Etage, die eben jetzt abgebaut wird. Andere Vorkommen,
wie am oberen HemmaUuf, wo er in der Sohle bei Mappe
Nr. 209 — 210 V2' mächtig einbrechen soll, sind nicht zu-
gänglich.
Als Verwitterungsproducte findet man in der Idrianer
Lagerstätte noch folgende Mineralien:
8. Bittersalz, das sich durch Zersetzung kiesiger Do-
lomite in haarförmigen, oft gekräuselten Krystallen bildet.
9. Eisenvitriol, der ebenfalls im kiesigen Lagerschiefer
auswittert, femer noch
10* Gyps. Dieser findet sich in alten Verhauen und
überhaupt der Verwitterung ausgesetzten Strecken und Re-
vieren, die im dolomitischen Lagerschiefer anstehen, in ganz
deutlichen, aber sehr kleinen Krystallen.
Verwerfungen von ganz unbedeutenden Dimensionen
(einige Fuss) sind von mir auf Achazifeld im Liegend-
Dolomit gesehen worden. Es wurden solche auch an-
derorts beobachtet, sie sind jedoch, nach den bis jetzt ge-
machten Erfahrungen, ohne alle Wichtigkeit für den Erzadel.
Scharrungen wurden noch nicht beobachtet.
Bei den meisten^Erzbergbanen wird die Beobachtung
gemacht, dass mit grösserer Tiefe der Erzadel entweder zu-
nimmt oder sich allmälig verringert. Diess ist nun bei der
Idrianer Erzlagerstätte nicht der Fall.
Nach Berichten und Aufzeichnungen in den Abbau-
Karten, die erst seit neuerer Zeit sorgfältig verfasst werden,
ist der Adel sowohl in den oberen als unteren Horizonten
ziemlich gleichbleibend, sowohl in Bezug der Mächtigkeiten
als des Anhaltens und der Güte der Erze. Ueberall ist das
Erzvorkommen ohne alle Regeln (?) absätzig, und beweisen
diess am deutlichsten die in den Abbaukarten ersichtlichen
tauben Keile, die eben stehen gelassen werden, die aber
aueh in den einzelnen Abbauetagen verschiedene Dimensio-
nen besitzen, bald sich vergrössern, bald verringern.
Da jetzt nur auf den aufgeschlossenen bekannten Erz-
mitteln in der Tiefe und Mittelteufe der Grube gebaut
wird, so bat man nur hier Gelegenheit gehabt, diese
Beobachtungen zu machen. In den oberen Horizonten, wo
sich dermalen keine Abbaue befinden, sollen in Bezug der
Erzmittel die gleichen Verhältnisse obwalten, wie man sie
in den unteren Horizonten jetzt findet.
Die Anfangs angeführten Bemerkungen in Bezug der
Lagerung der Lagermassen, des Wechsels der Gesteinsarten,
des einfallenden und des aufsteigenden Lagers B und B'
etc. etc. etc., entsprechen einem mittleren Durchschnitte des
Grubenbaues, etwa 150 Klafter im S.O. vom Barbaraschachte.
Ausrichtungsbaue, die nach dem Streichen der Lager-
stätte sowohl nach S.O. als nach N.W. durchgeführt wurden,
ergaben ganz abweichende Resultate in Rücksicht der La-
germasse, des Auftretens und des Wechsels der Gesteine
Überhaupt, des Streichens und Fallens derselben, und der
Bedingungen oder vielmehr der häufigsten Art des Adels-
und Erz-Vorkommens. %
Bei den Ausrichtungsbauen im N.W. der Lagerstätte
wurden nun folgende Beobachtungen gemacht: Der Ver-
flächungswinkel Her einfallenden Geoteinsschichten, die sich
in der Reihenfolge ihrer Lagerung, wie im Liegenden, genau
wiederholen, ist, abgesehen von unbedeutenden Abweichun-
gen, gleich geblieben. Das Streichen der Schichten hat sich
indessen geändert , und zwar bog sich die Streichungs-
ricbtuug bei den Vorbauen im Liegenden nach N.W.,
also gegen das Hangende, und bei den Vorbauen im Han-
genden nach rückwärts gegen das Liegende, nach N.O.
Es verringert sich somit die Mächtigkeit des Vorkommens
gegen N. W. und es scheint sehr wahrscheinlich, dass sich
hier im N.W. der Grube das Liegende, das Lager Ä und B
und der aufsteigende Theil, das Lager B* und dann das
wieder nach N.O. fallende Lager D vereinigen, und der
Lagerstätte im N.W. eiueu muldenförmigen Abschluss ge-
ben. Eine Annäherung der Liegend- und Hangend-Glieder
ist sicherlich conetatirt; eine factische Vereinigung und voll-
ständigen Zusammenhang beider Theile hat der Gefertigte
aber noch nicht beobachten können.
Von den bisher besprochenen Verhältnissen des hiesi-
gen Erzvorkommens sehr abweichende Beobachtungen hat
man durch jene Hofinungsbaue gemacht, die das S.O. Gru-
benfeld aufgeschlossen haben.
Die Vorbaue im Streichen der Lagerstätte nach S.O.
in der Scheidung des Lugerschiefers uud des Dolomites
schliessen den Lagerschiefer in den verschiedenen Horizon-
ten mit abweichenden Mächtigkeiten und wechselndem Halte
auf. Allmälig verliert sich die charakteristische Eigenschaft
desselben, und damit Mächtigkeit und Erzbalt etc., und
statt dessen erscheint eine graue Schiefermasse von ver-
schiedenem Charakter, ohne Bitumen, jedoch eisenkieshaltig
und deshalb auch bald verwitternd und sich ablösend, von
unbedeutender Mächtigkeit, meist ganz taub, oft saudstein-
artig und in denselben übergehend. Somit fehlt in dem S.O.
Theile der Grube das eine Hauptgestein der erzführenden
Formation, der Lagerschiefer als solcher, beinahe gänzlich.
Es erscheinen zwar öfters Schiefer, die mergelig und manch-
mal bituminös sind, allein die Mächtigkeit und der Adel fin-
— 362 —
den sich nirgends so, als wie im Lageracbiefer det nordwest-
lichen Grube. Der mächtig auftretende Dolomit ist in der
Begel, wenn er erzführend ist, dunkel gefärbt, etwas bitu-
minös. Lichte Dolomite sind meist taub. Das Silberscbiefer-
Vorkommen erscheint in dem südöstlichen Tbeile der Grube
nur noch auf Mittelfeld (52 Klafter tief); in den tieferen Ho-
rizonten wird er in der Mittelmäcbtigkeit nicht gefunden,
sondern nur durch bedeutende Hangend-Schläge wieder er-
reicht, wie es bei allen längeren Hangend-Schlägen der ver-
schiedenen Horizonte der Fall ist. In der nordwestlichen
Grube wurde er noch in einer Tiefe von 100 Klaftern, am
Clementilauf, in der Mittelmächtigkeit getroffen.
Kalke, im nordwestlichen Tbeile der Grube in geringen
Mächtigkeiten erscheinend, treten hier sehr mächtig ent-
wickelt auf, aber sie sind kein erzfahrendes Gestein, sondern,
soweit der Gefertigte dieselben beobachten konnte, durchaus
taub. An der oftmals sehr deutlichen Gesteinsscheide von
Kalk mit Dolomit ist letzterer meist zinnoberspurig. Der
Kalk ist in der Kegel zwischen Dolomiten eingelagert. Man
findet sonach in der südöstlichen Grube folgende Gesteine:
t. Den liegenden Dolomit, 2. Sandsteine, ähnlich wie sie in
der nordwestlichen Grube anstehen, 3* Thonschiefer, mehr
weniger sandig und dolomitisch und selten etwas bituminös,
4. Kalke, abermals 5. Dolomit und 6- Silberschiefer.
Das Streichen der Schichten hält in den verschiedenen
Horizonten ziemlich regelmässig nach S.O. an, das Fallen
der Schichten ändert sich Öfters. In einer mittleren Entfer-
nung von etwa 250 bis 300 Klaftern südöstlich vom Theresia-
Schachte, dem westlichsten Schachteinbau, erscheinen nun
mehrere deutliehe Blattscheidungen (Klüfte), nahe senkrecht
auf das Streichen der Schichten. Das Gestein im Hangen-
den und Liegenden dieser sehr deutlichen, meist ebenen
Blattflächcn (Klüfte) ist meist dasselbe, ein mehr weniger
fester, und in den bisher beobachteten Fällen häufig adel-
führender dunkler Dolomit.
Von mehreren ähnlichen Klüften, Scheidungen im Ge-
stein, sind bis jetzt zwei, im Dolomit auftretende Klüfte als
adelführend besonders wichtig. Eine ist auf Hauptmanns-
feld, die zweite auf Barbarafeld und mögen zum besseren Ver-
ständniss mit und 0^ bezeichnet werden. Dieselben sind pa-
rallele Klüfte, mit einem etwa 10 Klafter mächtigen Zwi-
schenmittel, streichen annähernd gleich nach S.W. und fallen
unter 30^—20® nach S.O.
Die Ausrichtung dieser 2 Klüfte beschränkt sich auf
Hauptmannsfeld auf etwi^20^und auf Barbarafeld auf etwa
15 ^ wo man sie sehr deutlich ausgeprägt findet und genau
verfolgen kann. Bei Versuchen, dieselben sowohl nach N.O.
als nach S.W. im Streichen weiters auszurichten und aufzu-
schliessen, kam man auf ganz abweichende Erscheinungen,
und es gelang nicht, dieselben durch die weiter betriebenen
Hofinungsbaue deutlich und unter gleichen Verhältnissen
und Bedingungen wieder zu finden. Während auf Barbara-
feld im N.O. ein lichter nach N.W. streichender und steil
gegen S.W. fallender Dolomit erscheint, und den Adel der
Klnft 0' abschneidet, erreichte man durch die Vorbaue nach
S.W. einen lichten grauen Sandstein, der auch ganz taub
ist. Aehnlich verhalten sich die auf Hauptmannsfeld gemach-
ten Beobachtungen bei der Ausrichtung der Kluft nach
N.O. und S.W. Nach dem Verflachen sind beide Klüfte an-
haltender aufgeschlossen und deren weitere Aufschliessung
auch noch im Betrieb. Aber auch hier ergaben sich einzelne
Abweichungen, besonders bei Ausrichtung der Kluft 0*,
Ad'elführend wurde jedoch das Hangende und Liegende der
Klülfte «berall angefahren.
Ausser diesen Klüften (Blattseheidungen) in den dunk-
len Dolomiten erscheinen aber auch ganz verschieden ein-
fallende Gesteinsscheidungen, und zwar ausschliesslich nur
zwischen Dolomit und Sandstein, die beiden vorberrschend-
sten Gesteine in diesem Tbeile der Grube.
Die bezüglichen Aufschlüsse wurden sowohl auf Haupt-
mannsfeld als auch auf Barbarafeld gemacht, und in beiden
Horizonten der Dolomit in der Nähe der Sandsteinscheidun-
gen als erzführend angefahren. Nach den bis jetzt gemach-
ten Aufschlüssen wurde dieses Verhalten allseitig beobachtet.
Der taube Sandstein wurde durch einzelne Vorbaue In
den ersten der beiden genannten Horizonten, d. i. auf Haupt-
mannsfeld gegen S.W. durchfahren. Er ist hier 20 Klafter
mächtig, und es wurde dahinter, also mehr im Liegenden,
wieder zinnoberspüriger Dolomit, aber nicht so reich, erhal-
ten. Auf Barbarafeld sind die Vorbaue noch nicht so weit
gegen das Liegende vorgedrungen.
Ob diese bis jetzt beobachtete Veredlung des Dolo-
mits in der Nähe des Sandsteins noch femer erbalten wird,
ist eben nicht bekannt, wohl aber sehr wahrscheinlich. Hpff-
nungsbaue werden darüber noch weitere Aufschlüsse gebe»,
auch das Anhalten obiger Erscheinung in den tieferen und
höheren Horizonten der südöstlichen Grube genügend be-
leuchten, und die darüber bis jetzt gewonnenen Beobach-
tungen und Erfahrungen ergänzen.
Es erscheinen in diesem Terrain, im S. und S.W. des
Kaiser Josefi II. Schachtes ausser den genannten Klüften
und den deutlichen Gesteinsscheidungen noch mehrere unter-
geordnetere Scheidungen und Blätter im Dolomit, die auch
mehr weniger adelführend sind, und für dieses interessante
Vorkommen in diesem Theile der Grube gewiss auch eine
Bedeutung haben.
Eine Scheidung^ nach senkrecht auf die Kluft 0' ein-
fallend, verwirft dieselbe um mehr als V2 Klafter, ohne aber
eine weitere Störung zu verursachen und den Adel zu ver-
ringern oder zu vergrössern. Scharrungen sind auch hier
nicht zu beobachten.
Der Charakter dieses Vorkommens in der südöstlichen
Grube entspricht^ nach den bis jetzt erzielten Aufschlüssen,
dem eines Lagers durchaus nicht, und nur durch weitere,
vollständigere Hoffnungsbaue wird man über dieses sehr
interessante, aber auch schwer zu charakterisirende Vor-
kommen mit einiger Sicherheit urtheilen und sich dasselbe
gewiss genauer erklären können.
Der Aufscbluss dieses neuen reichen und mächtigen
Erzmittels erfolgte in neuester Zeit durch Herrn Bergverwal-
ter Grübler. Dasselbe reicht mit Bestimmtheit vom Haupt-
mannsfeld bis hinunter auf Barbarafeld, steht al^o mit einer
seigeren Mächtigkeit von 18^ an« Hoffentlich wird der in
Betrieb stehende Josefi-Lauf, t4^unterBarbarafeldgetriebeu,
diese reichen Mittel auch in dieser grösseren Tiefe wieder
anfahren, da die Kluft 0* auf Barbarafeld noch weiters unter
die Laufsohle in die Tiefe niedersetzt.
Ausdehnung des Qmbenbaues.
Die Erzlagerstätte ist in den verschiedenen Horizonten
sowohl im Streichen als auch in das Liegende und gegen
das Hangende verschieden mächtig, und in ver&chiedener
Erstreckung aufgeschlossen.
— 363 — '
Im Streichen ist die Maximal- Ausriebt ung auf Mittel-
feld. Dieselbe erreicht hier iu gerader Linie, vom Theresia-
Schacht gegen den Ferdioandi Schacht, also beinahe genau
nach S.O. eine Länge von 700 Klafter.
Auch auf Wasser-, Hauptmanns- und Barbarafeld geben
die Ausrichtungs- und Hoffnungsbaue nach dem Streichen
der Lagerstätte ziemlich weit nach S.O., etwa 100 und
160 Klafter südlich vom Josefi-Schacht. Der Ferdinand!-
Schacht liegt 330 Klafter südöstlich vom Josefi-Schacht.
Gegen das Liegende und Hangende sind in den 10
Horizonten und Feldern einzelne verschiedene lange Schläge
geführt worden. Der ausgedehnteste und mächtigste Ai\f-
schluss in dieser Beziehung ist auf Hauptmannsfeld gemacht,
wo die Lagerstätte durch einen 90 Klafter langen Haugend-
und einon 150 Klafter langen Liegend-Schlag, in Summa
also mit 240 Klafter söhliger Mächtigkeit aufgeschlossen ist.
Aehnlich lauge Hangen d-Schläge bis an den Silber-
schiefer sind in den oberen Horizonten und auch auf Caroli-
feld vorhanden.
Die mittlere Mächtigkeit der Lagerstätte und zwar des
nordwestlichen älteren Theiles der Grube, ohne die neuen
Aufschlüsse der reichen Erzmittel im S. des Josefi-Schachtes,
ist in den einzelnen Horizonten verschieden gross.
Als sehr beiläufige mittlere Ausdehoung der Lager-
stätte kann man deren Erstreckung im Streichen mit etwa
200 Klafter und deren söhlige Mächtigkeit, quer dem Strei-
chen, mit etwa 100 Klafter annehmen.
Von dieser grossen Mächtigkeit enthält jedoch nur ein
sehr kleiner Theil abbauwürdige Mittel.
Der südöstliche Theil der Grube mit seinen reichen
Erzmitteln ist, wie gesagt, dabei nicht mit einbegriffen. Er
bildet gleichsam für sich ein Vorkommen, dessen Anhalten
und Mächtigkeiten nach den verschiedene^ Bichtungen noch
nicht bestimmt anzugeben sind.
Art und Zalil der Einbaue.
Das ausgedehnte Grubenrevier zählt 5 schachtartige
und 4 stollenartige Einbaue, die sämmtlich untereinander
und zwar meist in mehrfacher Verblödung stehen.
Es sind diess, in der Reihenfolge ihres Entstehens, der :
1. Barbara- Schacht,
2. Theresia-Schacht,
3. Kaiser Josefi H. Schacht,
4. Kaiser Franzisci-Schacht und der
5. Kronprinz Ferdinandi-Schacht Hierauf der :
a) Antoni- Einfahrts-Stollen,
b) Josefi-StoUen,
c) Josefi-Schacht-ZubaustoUen und noch der
d) Floriani- Wasser-Stollen.
Sämmtliche Sehächte besitzen Wasserkünste und auch
Fördermaschinen.
Der Josefi-Schacht, der Hauptkunstschacht, besitzt als
Fördermaschine ein Trittrad. Die Förderung am Ferdinandi-
Schacht ist mit dem Kunstrade in Verbindung zu bringen,
Während die übrigen drei Schächte eigene Förderma-
schinen besitzen, die von Wasserkraft betrieben werden.
So besitzt der Barbara-Schacht als Fördermaschine ein
Kehrrad. Am Theresia-Schacht befindet sich eine neu
eingebaute, sogenannte schweizerische Turbine als Förder-
maschine. Man nennt derartige Turbinen auch Tangential-
räder oder eine Fonrneyron'sche Turbine, mit partieller
äusserer Beaufschlagung. Die am Theresia-Schacht befind*
liehe Fördermaschine ist vom Herrn Bergverwalter Grübler
construirt, und wahrscheinlich die erste Turbine, die als
Kehrturbine wirksam ist. Sie besitzt 12 Pferdekrftfte.
Am Franzisci-Schacht befindet sich eine schottische
oder Whitelaw*sche Turbine mit 7 72 Pferdekräften, ebenfalls
vom Herrn BergverWalter Grübler construirt, und schon seit
12 Jahren im Betrieb.
Zur Förderung der erbauten Erzgefälle werden aus-
schliesslich nur der Barbara- und Theresia-Schacht benützt.
Die Fördermaschinen an den übrigen 3 Schächten dienen
nur zum Einlassen von Materialien und bei den Schachtre-
parationen zum Ausfördern des alten Holzes von Bergen etc.
Die Dimensionen der Schächte sind T und 14'.
Der Barbara-Schacht ist. unter einem Winkel .von 85^ '
abgeteuft, also ein thonlagiger Schacht und reicht, schon ur-
sprünglich, sowohl in seinem Veiflächungswinkel als in sei-
nen Streichungslinien bedeutend und nach verschiedenen
Richtungen von der Normallinie ab. Bei nothwendigen Neu-
Zimmerungen des Schachtes wird getrachtet, diese Unregel-
mässigkeiten nach Möglichkeit auszugleichen.
Die übrigen Schächte sind seiger abgeteuft.
Der weitaus grösste Theil der Schächte steht in Schrott-
zimmerung, die im Minimum 8 Jahre dauert, an den schlech-
testen Stellen. In den Schachttiefen jedoch, wo das Schacht-
holz immer ganz nass ist, dauert dasselbe sehr lange.
Nur der Josefi-Schacht steht bloss mit 62*46^ in Schrott-
zimmerung, der übrige Theil des 135^ tiefen Schachtes ist
im festen Gestein anstehend und hat nur eine verlorene
Schachtzimmerung.
Die Tiefe der einzelnen Schächte bis in den Sumpf
beträgt:
Am Barbara-Schacht 122*33 Klafter
„ Theresia-Schacht 128'00 n
n Josefi-Schacht 135*00 n
y, Franzisci-Schacht 146*5 «
D Ferdinandi-Schacht 55*58 n
Der Theresia-Schacht ist vom Sumpf aus durch 4^
durch einen wasserdichten hölzernen Verdämmungsbau un-
zugänglich, der 1837 in Folge des grossen Wassereinbru-
ches im Sumpf des Theresia-Schachtes eingebaut wurde.
Die Dimension der Hauptgesenke beträgt 9^ und 6',
und die der Schutte oder Fahrtl 6' im Quadrat. Einzelne
Gesenke sind mit 7 — 9' Durchmesser, also rund ausge-
mauert. Hauptgesenke gibt es 1 0^ Fahrtl und Schutte etwa
20; sie haben verschiedene Tiefen, die von einigen Klaftern
bis 50 Klafter variiren. Von den 4 8 Bollen, thonlagige
Strecken, sind 7 gemauert, mit Steinstufen, die übrigen
mit Treppen.
(Fortsetzung folgt)
Administratives.
Montan-Verwaltung. — Auflassnngdesk. k. Berg^
amtes zu Tri fall.) Nachdem das ärarische Kohlenwerk zu
Trifail verkauft ist, wird das dortige k. k. Bergamt aufgelöst und
hat seine Amtsthätigkeit am 1. November 1867 eingestellt
(Z. 38879, ddo. 25. October 1867.)
Ernennungen.
Vom Finanzministerium:
Der praktische Arzt in Sehwaz Dr. Paul Kochems zum
Cameral- Wundarzt in Aussee (Z. 39878, ddo. 25. October 1867).
— 364 —
Der Bechnnngiofficial der Cameralbaopt- and Montanhof-
buchhaltang Rudolf Gabriel zum Controlor bei der Bergamts-
caasa in Idria (Z. 40204, ddo. 25. October 1S67).
Der bei dem k. k. Finanz-Ministerium in Dienstleistung
stebeude Windscbacbter Maschineninspectors-Adjunct Franz Bo-
cbelt zum Bauingenieur und Markscheider für die ärarinchen
Montanwerke in Tirol (Z. 419S1, ddo. 28. October 1867).
Von der Finanz-Landesbehörde in:
Lemberg: Aus Anlass der Regulirung des administrativen
und ausübenden Dienstes im Wieliczkaer Salinenbezirke wurden
in provisorischer Eigenschaft ernannt:
ä) bei der Finanz-Landesdirection in Lemberg: der Secre-
tär der Berg- und Salinen-Dlrection in Wieliczka Rudolf Klein
und der provisorische Schichtmeister Gustav Dörfler zu Finanz-
concipisten, der Baumeister Carl Schwarz zum Rechnungsofficial ;
b) bei der Salinenverwaltung in Wieliczka: die Schichtmei-
ster Josef Albinski und Hippolyt Walewski zu Bei*gmeistem,
der Ingenieur Alois Janota zum Maschinen- und Eisenbahn-
Ingenieur, der bisherige Directions-Fisikus Adalbert Kazrlyk
zum Fisikus, der Rcchnungsofficial Franz Hillinger zum Ad-
juncten für die Geldrechnungsfühmng , der Berg- und Salinen-
directions-Ingrossist Josef Zralski zum Adjuncten fOr die Ma-
terialrechnungsführung, der Ingrossist der Salinen- und Forst-
Direction in Gmunden Lubin Rogawski Ritter v. Rogaszyn
zum Official für die Geldrechnungsführung, der Schichtmeisters-
Adjunct Stanislans v. Strzelecki und der Kahiszer Salinen-
Bxpectant Michael Kelb zu BergofBcialen, endlicli der Schicht-
meistersadjunct Franz Russ zum Ofßcial für die Materialrech-
uungsfdhrung;
c) bei der Salinenverwaltung in Bochnia: der Bolechower
Salinen verwaltungs-Adjunct Julius Drak zum Bergmeister, der
Ingenieur im Windschacbte bei Schemuitz Andreas Furdzik zum
Adjuncten für die GeldrechnungsfÜhrung, der Schichtmeister Martin
Wolski zum Adjuncten für die Materialrcchnungsführung und
der Salinenarzt Theophil Slapa zum Fisikus;
ä) beim Salzverschleissamte in Wieliczka: der Salzver-
schleiss- Einnehmer in Lanczyn Kasimir Bodakowski zum
Oboramtscontrolor, der Speditionsamtsochreiber Heinrieh Hirveii-
wäldor zum Magizineur, endlich der Speditionsschreiber Franz
Stronski und die Directions-Kanzlisteu Emil Kuczkiewicz
und Carl Stenzl zu Amtsofßcialen ;
e) beim Salzverschleissamte in Bochnia^ tler Amtsofficial
des Broder Hauptzollamtes und substituirte Sai^^erschleiss-T.in-
nehmer in Lacko Peter Josse zum Einnehmer, der Bergproto-
kollist Anton Pier 6 zum Controlor und der Speditionsamts-
schreiber Auton Zajaczkowski zum Amtsoflicial ;
/) bei den Salzniederlagsämtern : 1. inPodgörze: der Spe-
ditionsverwalter Anton Grela zum Einnehmer, der Niederlags-
controlor Michael Alich zum Controlor. — 2. In Niepolomice:
der Berg- und Salinen-Cassier Eduard Capelli zum Einnehmer,
der Speditionsamtsschreiber Gregor Barabasz zum Controlor. —
3. In Sieroslawice : der bisherige Einnehmer Bonaventura Patasz
zum Einnehmer und der bisherige Controlor Ferdinand Gempke
zum Controlor; — endlich der Zeogschaffer in Bochnia Gabriel
.Jurkiewicz definitiv zum Salzverschleiss-Einnehmer in Lacko.
Gewerkentags-Ausschreibung
für das königl. gew. Eisenwerk zu Diosgyör.
Zufolge Erlasses des h. kön. ung. Finanz-Ministeriums mit
Decret vom 19. October 1. J., Z. 42020, wird für das kön. gew.
Eisenwerk zu Diosgyör im Borsoder Comitat, nächst Miskolcz
gelegen, ein ausserordentlicher Gewerkentag hiemit ausgeschrie-
ben, dessen Beginn auf den 9. (neunten) December 1867 fest-
gesetzt wird.
Hievon werden sKmmtliche Theilhaber an diesem Eisen-
werke im Sinne des allg. Berggesetzes §. 150 hiemit öffentlich
verständigt und eingeladen, bei diesem Gewerkentage , welcher
in Pest in den Amtslocalitäten der XYI. Section des h. kön. ung.
Finanz-Ministeriums abgehalten werden, und um 9 Uhr Vormit-
tag3 am oben festgesetzten Terminstage seinen Anfang nehmen
wird, entweder persönlich zu erscheinen, oder einen Bevollmäch-
tigten dahin zu entsenden, widrigens die Nichterscheinenden als
mit den gefassten Beschlüssen der Erschienenen (§. 153, 154 und
155 a. B. G.) für einverstanden erachtet werden.
Die Verhandlungs-Gegenstände dieses ausserordentlichen
Gewerkentages sind:
Die endgiltige Regelung der derzeitigen Verhältnisse dieses
Eisenwerkes oder beziehungsweise die endgiltige Beschlussfassung
zu dessen Verkauf.
Von der k. ung. Berg-, Forst- und Güter-Direction
Schmölnitz, am 29. October 1867.
Concnrs -Ausschreibung.
Kanzlei-Officials stelle bei der k. k. Berghaaptmann-
schaft in Klagenfurt mit dem Gehalte von 525 fl. und dem Vor-
rückungsrechte in die höheren Gehaltsstufen, eventuell Kanz-
listen- Stelle mit dem Gehalte von 420 fl.
Bewerber um eine dieser Stellen haben ihre ordnungsmässig
belegten Gesuche bis 10. December 1867 im vorgeschriebenen
Dienstwege bei der k. k. Berghauptmannschaft in Klagenfurt zu
überreichen und die Nachweisung über die genaue Kenntniss des
bergbehördlichen Kanzleidienstes, Über die Fertigkeit im Linear-
Zeichnen sowie über eine allgemeine Bildung, wie solche das
Unter-Gymnasium oder die Unter-Realschule gewährt, zu liefern ;
femer ist anzugeben, ob dieselben mit einem Bergwerksbesitzer
oder Bergbeamten in Kärnten verwandt oder verschwägert sind,
ob sie entweder selbst, oder deren Ehegattinnen oder unter väter-
licher Gewalt stehende Kinder einen Bergbau besitzen, oder an
einer Bergwerks Unternehmung betheiligt sind.
Klagenfurt, am 5. November 1867.
AMÜroiGTOGEK
(107-116) Mehrere Cylindergebläse .
für beiläufig 5500, 3000, 2000 Kubikfuss Windlieferung, mit Ba-
lancier oder Schubstangenbewegung, vollständig gut erhalten,
ein oscillirendes Cylindergebläse für beiläufig 1500 K.' Windlie-
ferung, völlig neu, femer ein completes Feineisenwalzwerk geben
wir zu äusserst billigen Preisen, fast zu Rohmaterialpreisen, ab.
Fürstlich Fürstenberg'sche Hüttehverwaltung Donaueschingen.
Concurs fUr eine Oberste igersstelle:
Bei dem gräflich Sin dor 'sehen Braunkohlenbergbaue Annathal
bei Gran ist die Stelle eines Obersteigers erledigt.
Jahresdotation : in Barem 500 fl. Ost. W.
20 Metzen Weizen, (119-119)
12 Metzen Kom,
8 Eimer alten weissen Weines,
1% Joch Feld, k ICOO Qudratklafter,
Naturalwohnnng «lit Hausgärtchen,
Freies Oelgeleucht,
freie Kohlenfeuerung.
Bewerber wollen ihre Gesuche, worin sie sich über zurück-
gelegte bergakademische Studien, praktische Dienste beim Koh-
lenbergbau, Fertigkeit in der damit verbundenen Lohns-, Material-
und CassarechnungsfÜhrung, dann Sprachkenntnisse auszuweisen
haben, bis 8. November 1. J. frankirt einsenden an die gräflich SAn-
dor*sche Bergverwaltung Annathal, Post Dorogh, Graner Comitat
Briefkasten der Expedition.
Herrn F. F hinK z
ersuchen wir höflichst um gefällige Einsendung des Pränumera-
tionsbetrages pro IV. Quart mit fl. 2.20 pr. Post iranco.
DKSe Zeitschrift erttcneint wöchentlich einen Bogen stark mit den nöthigen artistischen Beigaben. Der Pränomerationspreia
Iflt jährlich looo Wien 8 fl. ö. W. oder 5 Thlr. 10 Ngr. Kit franoo Fostversendung 8 fl. 80 kr. ö. W. Die Jahresabonnenten
erhalten einen officiellen Bericht über die Erfahningen im barg- und hflttenmäanisehen Hasohinen-, Bau- und Aufbereitungswesen
aadokt Atlaa als Gratisbeilage. Inserate finden gegen 8 kr. ö. W. oder IVs Ngr. die gespaltene Npnpareillezeile Anfiiahme.
^* Zuschriften jeder Art können nur firaneo angenommen werden. ^
Druck von Carl Fromme in Wien.
Fflr den Veria« ▼erantwortlioh : Oarl Reger.
P4«. Oesterreichische Zeitschrift ,. i^^^-
f&r
Berg- und Hüttenwesen.
Verantwortlicher Redacteur: Dr. Otto Freiherr von Hingenau,
k. k. MinlAterlalrath im Finanzministerinin.
Verlag der G. J. Manz'schen Buohhandlung (Kobimarkt 7) in Wien.
Inhalt: AUerh. Aaszeichnungen aua Anlass der PariBer WeltauBstellang. — Der k. k. Qaecksilber* Uergban zu Idria. — Skizsen
über daa Wolfram and einige technische Fortschritte. — lieber die Anwendung des Bleies und Zinkes bei dem Bessemerprocess. —
Notiz. — Administratives. — Ankfindigungen.
Allerh. Auszeichnungen aus Anlass der
Pariser Weltausstellung.
Die grosse Weltaasstellang ist zu Ende. Als würdiges
Scblasswort zu derselben erlauben wir uns aus den durch
die öffentlichen Blfttter bereits bekannt gewordenen Allerh.
Auszeichnungen, welche Se. Majestät unser allergnädigater
Kaiser bei seiner Anwesenheit in Paris mit Allerh. Hand-
schreiben vom 31. October den Trägern und Förderern der
inländischen Industrie zu verleihen geruht, hier diejeni-
gen zusammenzustellen) welche Genossen unseres Faches,
oder für Verdienste um unser Berg- und hüttenmännisches
Fach zu Theil geworden sind.
Die Allerh. besondere Anerkennung wurde be-
kannt gegeben :
Dem Grafen Georg Andrassy in Pest, seit Jahren an
der Spitze der oberungarischen Waldbürgerschaft und Eisen-
werksbesitzer ;
der chemisch- metallurgischen Fabrik in Aussig;
dem Freiherm Eugen Dickmann-Secberau, Eisen-
werksbesitzer in der Lölling in Kärnten ;
der privU, D o na u - Dam pf s ch i ff ahrts- Gesell-
schaft (Koblenwerksbesitzerin in Fünfkirchen);
dem Franz Ritter von Fridau, Eisenwerksbesitzer in
Leoben;
dem Franz Grafen von Harrach, Werksbesitzer in
Neuwelt ;
dem Grafen Hugo Henkel-Donnersmark, Besitzer
des Eisenwerkes zu Zeltweg;
dem Freiherrn Paul v. Herbert, Bergwerksbesitzer
von Bleifabriken etc. in Klagenfurt;
dem Grafen Johann v. Larisch-Mönnich, Kohlen-
werksbesitzer in Schlesien;
dem Grafen Franz v. Heran, Eisenwerksbesitzer in
Steiermark;
dem Paul v. Putzer, Eisenwerksbesitzer in Stor6 in
Steiermark ;
den Eisengewerken R anscher & Comp« in St. Veit in
Kärnten.
Das Comthurkreuz des Franz Josefs-Ordens
erhielten :
Herr Josef Dräsche, Steiokoblenwerksbesitzer und
Thonwaarenfabrikant in Wien;
Herr Franz Mayer Edler v. Meinhof, Eisen- und
Stahlwerksbesitzer in Leoben und die unserem Fache ver-
wandten Werksbesitzer :
Maschinen fabrikant G. Sigl und Franz Ritter v.
Wertheim in Wien.
Das Ritterkreuz des Franz Josefs-Or^ens
wurde verliehen:
Dem k. k. Bergratfae Franz Fötterle in Wien.
Zehn Procento der bei diesem Anlasse erth eilten Aus-
zeichnungen entfallen auf die Vertreter der Montan-Industrie
und es ist diess um so bedeutsamer, als sich dieselbe in den
der Ausstellung unmittelbar vorangehenden Jahren in einem
sehr gedrückten Zustande befand und eine schwere Krisis
durchzumachen hatte. Leider war auch aus diesem Grunde
ihr Auftreten bei der Ausstellung kein so ionponirendes, wie
es unter anderen Umständen hätte sein können. Dass dabei
auch die Art der Aufstellung und die Masse derselben Man-
ches zu wünschen übrig Hess, ist von Besuchern der Aus-
stellung mit Bedauern bemerkt worden, allein gerade dieser
Umstand dürfte auch anderseits vor dem weit übleren Nach-
theil bewahrt haben, nämlich der Ueberschätzung der inneren
Kraft des Industriezweiges durch eine zu glänzende Schau-
stellung desselben. Im Gegentheile kann man behaupten,
die Ausstellung habe aus unserem Fache zwar nicht Alles,
was wir leisten können, gezeigt, aber doch so viel, um ein-
zuladen, diese Industrie im Lande aufzusuchen und sich zu
überzeugen, dass sie nicht verliert, wenn man sie zu Hause
betrachtet und dass sie im Hausgewande vielleicht denje-
nigen überrascht, der sie bloss nach der Ausstellungstoilette
bewunderte. Die Tbatsache, dass seit der Ausstellung der
Besuch unserer Montan-Etablissements durch fremde Reisen-
de zugenommen hat, scheint unsere Ansicht zu bestätigen.
Möge sich die Montan-Industrie unseres Vaterlandes
der ihr zu Theil gewordenen Allerh. Anerkennung in stets
steigendem Masse würdig erweisen und vorwärts schreiten in
Intelligenz, Kraft und Gediegenheit!
366
, AnfmiiDterang dazu gibt die Weltausstfellung fticherlich;
aber anch SelbBterkenDtniss, ohne welche MAngel nicht ver»
besaert, Fortschritte nicht angebahnt werden können. 0. H.
Der k. k. Quecksilber-Bergbau zu Idria.
Von dem k. k. Bergwerks- Exspectanten Anton Tscbebnll.
(Fortsetzung.)
Abbau-Metliode.
Die Lagerstätte ist durch 10 Uaupthorizonte (Länfe),
hier Felder genannt, aufgeschlossen und für den Abbau vor-
gerichtet. Untergeordnetere Läufe und Felder gibt es
noch drei.
Bei verschieden seifigeren Abständen haben die einzel-
nen Abbaufelder, als Anhaltspunkt den Tagkranz des Bar-
bara-Schachtes angenommen, folgende Tiefen:
1. Das Achatzi-Feld .... 32 Klafter
2. T> Floriani-Feld .... 49* 14 n
3. )i Mittel-Feld 6240 n
4. n HauptFeld 74-33 «
5. 9 Grossherzogs-Feld . . 81 «
6. » Wasser-Feld . . . . 9149 n
7. n Clementi-Feld .... 98 «
8. n Hauptmanns-Feld . . . 103*23 d
9. » Caroli-Feld 110-76 «
10. t» Barbara-Feld .... 120-11 n
Für die drei minder wichtigen Felder und Läufe, ebenfalls
den Tagkranz des Barbara-Schachtes als Anhaltspunkt ge-
nommen^ ergibt sich folgende, relative, Tiefe :
Der Josefi-Lanf, jetzt im Betrieb . 126*28 Klafter
„ Franzisci-Mittellauf .... 130*76 i»
das Franzisci-Feld 140 76 «
Die Abbaumethode entwickelte sich, entsprechend der
mächtigen Lagerstätte, ganz rationell als ein Etagenbau
oder Querbau, der auf den einzelnen Abbauhorizonten ganz
för sich firstenmässig betrieben wird.
Es nähern sich somit die Abbaue der einzelnen Abbau-
felder, und da wo möglich die tieferen Horizonte mehr be-
legt werden, so ergibt sich hieraus ein combinirtes Abbau-
system, das man einen firstenm aasigen Etagenbau nennen
kann.
Die Dimensionen der einzelnen Abbaustrassen sind :
1 Klafter Breite und 1 Klafter Höhe, während Hauptstrecken
und Förderhorizonte 7 Schuh hoch und 5 Schuh breit ge-
trieben werden.
Da die Erzstrassen von den Förderläufen und Ausrich-
tungsstrecken aus nach verschiedenen Richtungen so lange
vorwärts gehen, bis der Adel allmälig aufhört, das Gestein
vertaubt oder eine taube Scheidung angefahren wird, so sind
solche einzelne Abbaureviere auf den einzelnen Abbaufel-
dern von ganz verschiedener Ausdehnung, in der Länge und
Breite.
Das grösste zusammenhängende Abbaurevier befindet
sich auf Clementifeld. Dasselbe besitzt eine Maximal-Lange
von 100 Klaftern und eine Maximal-Breite von 50 Klaftern.
Darin befinden sich aber auch einige stehengebliebene taube
Keile.
Abbauflächen von etwa 30 — 40 Klaftern im Quadrat
gehören schon zu den grösseren zusammenhängenden Ab-
baore vieren.
Die einzelnen Erzstrassen gehen hintereinander vor.
Im festen Gestein sind 4 Strassen hintereinander belegt
schon ein Maximum, und müssen die verhauten Erzstrassen
vor einer weiteren Belegung versetzt werden, um das Ein-
brechen der First, das Entstehen von Brüchen zu vermdden.
In Revieren, wo sich alte Baue befinden, ist eine ausgefah-
rene Breite von 3 Erzstrassen schon gefährlich.
Der Holzverbrauch bei dem Abbau ist nun ein sehr
verschiedener, in allen Fällen aber ein sehr bedeutender.
Er wächst einerseits mit der grösseren Ausdehnung des Ab-
baureviers, da dadurch das ganze Gestein der blossgelegten
First in Bewegung kommt und anderseits mit jeder nächst
höheren Etage.
Durchschnittlich kann man annehmen, dass im Mini-
mum 1 Klafter Abbau zwei 6^ lange Stempelhölzer und einen
Durchzug, und im Maximum 6 Stück Stempel und 3 Durch-
züge (Halb wände) als Zimmerholz benöthigt.
Mit dem Vorrücken der Abbaue in die zweite, dritte
Etage etc. werden von den Hauptläufen nach Bedarf Füll-
trichter oder seigere Sturzrollen (Schutte) errichtet, und
durch dieselben die Gefälle abgestürzt.
Sind sämmtliche haltige Mittel in der Etage abgebaut
und auch vollständig mit tauben Bergen versetzt, so wird
gewöhnlich mit der weiteren Belegung der nächstfolgenden
Etage einige Zeit ausgesetzt, damit das durch den Abbau in
Bewegung gekommene Gebirge sich gehörig auf den Ver>
satz setzt und ganz ruhig geworden ist. Nur bei ganz fester
ruhiger Sohle wird auch gleich nach Beendigung des Ab-
baues in der L Etage mit dem Betrieb und dem Abbau der
IL Etage begonnen, und dabei die ursprünglichen Haupt-
läufe und wo möglich auch die untergeordneten Laufstrecken
beibehalten.
Durch den ganz kolossalen Druck des eich setzenden
First- Gesteines wird der Versatz der ganz bis zur First
solid und vollständig versetzten Abbaustrassen oft bis auf
0'4 — 0*5 Klafter und noch weniger zusammengedrückt.
In den verschiedenen Etagen ein und desselben Abbau-
reviers ist das Anhalten der Erzmittel ein sehr verschiedenes
und auch der Halt der Erzmittel variirt bedeutend.
Die für einen regelmässigen Abbau nöthigen Versatz-
berge wurden in den verflossenen Jahren durch Auskutten
der in den Abbauen gewonnenen Gefälle In der Grube er-
halten. Auch auf Vorbauen bei Ueberzimmerung alter ver-
brochener Strecken etc. erhielt man Versatzberge.
Bei einem schwungvoller betriebenen Abbau jedoch,
wie ein solcher in den folgenden 10 Jahren in Ausführung
kommt, werden die in der Grube erzeugten Berge zu einer
vollständigen Versetzung der Abbauräume gewiss nicht hin-
reichen. Im grossen Durchschnitte betrug der Ausschlag durch
die Erzstrassen pr. Jahr um 1200 Kubikklafter und wurde
derselbe durch die ausgehaltenen Berge bei den Vor- und
Abbauen immer vollständig versetzt.
Für diesen in den folgenden Jahren grösseren Aus-
schlag wird man nun die nothwendigen Versatzberge ent-
weder durch eigene Baue, vielleicht durch anzulegende Berg-
mühlen im Silberschiefer erst gewinnen, oder von Tag aus
solche einlassen müssen, indem eich schon jetzt, in den er-
sten Monaten des schwungvolleren Betriebes, Mangel an
Versatzbergen einstellt, und alte mit Bergen versetzte
Strecken ganz ausgesänbert wurden.
— 367 —
Bis dato kam eine Klafter Versatz, im Durchschnitte ,
ohne Materialaufwand, wie Schwartlinge etc. auf 3 V2 ^- ^^
stehen. Da in der Folge ein Tbeil der nöthigen Versatzberge
eigens wird erzengt oder eingefördert werden müssen, so
wird dadurch die Versetzarbeit, somit die Kosten pr. 1 Ku-
bikklafter versetzten Abbaues grösser werden.
Wetterfühmng.
Die vorhandenen 5 Schächte besorgen auf ganz natür-
lichem Wege, ohne alle mechanische Nachhilfe die Venti-
lation der sehr ausgedehnten Grube im Grossen auf eine
ganz befriedigende Weise.
Und zwar ist der Barbara-Schacht schon durch viele
Jahre für die ausziehenden schlechten Grubenwetter der
Hauptschacht. Die anderen 3 Schichte hingegen führen der
Grube frische Wetter zu, während der 5. Schacht, der Fer-
dinandi-Schacht , in Bezug der Wetterführung sowie der
Wasserlosung eben nur für den Kronprinz Ferdinandi-Hoff-
nuugsschlag auf Mittelfeld und die daselbst noch durchzu-
führenden Vorbaue etc. nöthig, aber für den übrigen Theil
der Grube von geringer Bedeutung ist.
Um die durch die Schächte ausströmenden schlechten
und anderseits einströmenden frischen Wetter allen Bauen
der Grube zuzuführen und abzuleiten, dienen die Gesenke etc.
Diese in grosser Anzahl vorhandenen Gesenke, Fahrtl,
Schutte und 'Bollen etc., die entweder noch von den Ab-
bauen der Alten herrühren, oder deren Nothwendigkeit durch
die jetzigen Abbaue bedingt wurde, und theilweise schon
durch die verschiedeneo Vorbaue entstanden sind, haben
den doppelten Zweck, sowohl für den Abbau zu dienen, als
auch die Circnlation der Grubenwetter zu befördern und
den verschiedenen Abbaurevieren der Grube gesunde fri-
sche Wetter zuzuführen. In diesen verschiedenen Verbin-
dungswegen des Grubenbaues herrscht grösstentfaeils ein
constanter Wetterzug, der nur durch stattfindende Repara-
tion in den Schächten, wo dann diese verbühnt sind, unter-
brochen oder geändert wird, in der Regel jedoch nach be-
endeter Reparation etc. allmälig wieder der frühere constante
Zug sich einstellt.
Die Geschwindigkeit der einströmenden Wetter in den
tieferen Horizonten beim Franzisci-, Josefi- und Theresia-
Schacht wurde vom Gefertigten durch die ganz primitiven
Versuche mit der Flamme des Grubenlichtes im Maximum
um 6 Fuss gefunden.
Diese natürliche Ventilation ist für die hiesige Grube
immer vollkommen ausreichend, und selbst in den Frübjahr-
und Herbstmonaten ist in allen Tiefen der Wetterzug ziem-
lich gleich und kräftig.
Von den 4 vorhandenen stollenartigen Einbauen hat
nur der Josefi-Stollen in Bezug der Wetterführung eine
grössere Wichtigkeit, indem durch denselben die schlechten
Grubenwetter constant ausziehen. Durch den Antoni-Ein-
fahrts-Stollen ziehen nur unbedeutend wenig Wetter aus,
da derselbe meist durch eine Wetterthür abgeschlossen ist,
somit kein lebhafter Zug möglich.
In ungünstig gelegenen Verhauen, und besonders in
den oberen Etagen 2, 3, 4, etc. sind die Wetter in der Regel
und zwar dann am mattesten, wenn noch kein Durchschlag
mit irgend einem Gesenke etc. hergestellt ist. Dazu kommt
meist noch die, durch Zersetzung des kiesigen Gesteins,
besonders des Lagerschiefers, sich bildende Wärme. In den
oberen Etagen wird das Gestein in der First bhichiger, kommt
unter grossen Druck, die Luft erhält durch Sprünge und
Spalten Zutritt etc. etc.; so vergrössert sich in solchen Ab-
baurevieren die Temperatur der Luft, die in den jetzt heis-
sesten Erzstrassen 20 — 22 Grad beträgt.
In früheren Jahren soll es in der Grube viel heisser
gewesen sein.
Wettermaschinen gibt es, wie erwähnt, keine. Mehrere
an verschiedenen Punkten aufgestellte Wetterthüren regu-
liren den Zug der Grubenwetter ganz entsprechend und hin-
reichend.
Gasentwicklungen gehören zu den Seltenheiten, und
mit schweren matten Wettern hat man nur in bedeutend vor-
gerückten Vorbauen, die eben mit der übrigen Grube in
keiner weiteren Verbindung stehen, zu kämpfen.
Auch in diesen Fällen genügten bis jetzt einfache höl-
zerne Wetterlutten in Verbindung mit einer Wetterthür
vollkommen.
(bedinge.
Die Ausschlagskosten von 1 Kubikklafter Erzgefälle,
(das Gedinge pr. 1 Klafter) variirt nach der grösseren oder
geringeren Festigkeit des Gesteines der erzführenden Ge-
steinsarten und der mannigfaltigen Vortheile in den einzel-
nen Abbaustrassen sehr bedeutend.
Dieses Klaftergedinge ist verschieden, ändert sich häufig
und zwar in ein und demselben Gestein, je nachdem ver-
schiedene Fälle eintreten, indem die Abbaue z. B. in der
ersten Etage in die Gänze oder als Ulmstrasse gehen, oder
in der zweiten Etage in die Gänze oder als Ulmstrasse ge-
trieben werden. Die Schichtungen des Gesteins, ausgespro-
chene Blattscheidungen, häufiger Wechsel der Gesteinsfe-
stigkeit, alter Mann, Durchschlage in alte Stellen und Ver-
haue, ferner ob die Häuer die erbauten Gefälle abzulaufen
haben und wie weit, selbst die oft hohe Temperatur in den
Abbaustrassen etc. etc. sind für die Höhe des Gedinges
zu beobachtende und massgebende Erscheinungen.
Alle diese angeführten Punkte müssen zu einer rich-
tigen Gediugstellung genau gewürdigt und gewissenhaft be-
rücksichtigt werden, um den Häuer weder durch ein zu nie-
driges Gedinge zu entmuthigen, noch durch ein zu hohes
Gedinge denselben auf einen seine Leistuug übersteigenden
zu hohen Verdienst kommen zu lassen.
Gedinge von 4 — 6 fl. entsprechen meist nur Wegfüll-
arbeiten, verbunden mit Zimmerung der StrAse, z. B. im
alten Mann etc.
Im Lagerschiefer steigen die Gedinge schon von 7 — 14,
meist 10 — 12 fl., während der sehr dolomitische und der
kiesige, sandsteinartige Lagerschiefer auch 40 — 50 fl. Ge-
dinge pr. Kubikklafter erfordert.
Im schiefrigen Dolomit und Conglomerat mit bitumi-
nösem, schiefrigem Bindemittel, ein zähes Gestein, steigt das
Gedinge pr. 1 Kubikklafter auf 14—16, auch 18 fl.
Wird der Dolomit reiner, ohne schiefrige, mergelige
Partien und dichter, so steigt mit diesen Erscheinungen auch
das Gedinge von 18 — 30 fl., selbst bis 70 fl.; meist schwankt
in diesem Gestein das Gedinge von 20 — 30 fl.
Bedeutend fester ist das Dolomit-Conglomerat mit do-
lomitischem Bindemittel, und beträgt das Gedinge immer
um 40—60 fl.
Das Gedinge ändert sich in allen Gesteinen, je nachdem
nun diese dicht, sandig, verwittert, zerklüftet etc. etc. sind.
— 368 —
Auf Vorbauen, die immer in die Gänze gehen, meist
keine oder unbedeutende. Vortheile besitzen, oft matte Wet-
ter oder andere ungünstige Verhältnisse habenj sind natur-
lich auch die Gedinge verhältnissmässig höber als in ,den
Abbauen.
Die Zimmerung der Strecken in den Vorbauen und
auch in den Erzstrassen hat der Häuer vor Ort selbst zu be-
sorgen, «nd ist dieselbe auch schon in dem Gedinge mit
inbegriffen«
Das Spreng- und Beleuchtungs-Materiale wird dem
Häuer vom Bergbaue aus verabfolgt und die Kosten der
bezogenen Materialien vom Gedinge abgezogen.
(Fortsetzung folgt.)
Skizzen über das Wolfram und einige tech-
nische Fortschritte"^.
Auf der Weltausstellung gesammelt von Hugo Ritter v. P erger.
Unter den zahlreichen chemischen Producten und Roh-
stoffen der Pariser Weltausstellung findet sich eine grosse
Menge von Körpern, welche noch vor wenigen Jahren, viel-
leicht vor einem Decenoium, bloss wissenschaftliches Inter-
esse besassen und das ausschliessliche Eigeuthum des For-
schers waren. Heute sehen wir sie, wenigstens grösstentbeils,
aus der Hand des chemischen Producenten hervorgehen;
viele von ihnen haben sich eine technische Bedeutung er-
rungen, sie sind Stützen einer Industrie geworden und hel-
fen den Wohlstand der Nationen vermehren. Wo hier ent-
deckte in der kieselsauren Thonerde, dem reinen Kaolin, das
Aluminium; St. CI. Deville übergab es im Jahre 1854 der
Praxis, und seit dieser Zeit wird dasselbe zu technischen
Zwecken verwendet. Obwohl die ausserordentliche Bedeu-
tung, die man sich von diesem, durch seine Leichtigkeit aus-
gezeichneten Metalle versprach, nicht statt hat, ist es doch
berechtigt eine Rolle in der Industrie zu spielen und die
goldähnliche Aluminiumbronze steht ganz unerreicht da. —
Der Kryolith, den Mineralogen durch längere Zeit schon als
selteneres Naturproduct bekannt, wurde durch Heinrich
Rose zuerst in die Technik eingeführt. Seit Entdeckung
der grossen Lager des Eissteines in Grönland baut sich eine
Industrie auf ihn, welche Soda producirt und in der Kiesel-
flusssäure einen werthvoUen Stoff erzeugt, der für manche
Processe, so z. B. für die Darstellung von Weinsäure und
Reinigung dft rohen Rübenmelassen, nicht ohne Bedeutung
bleiben wird. — Die schöne eisenfreie, schwefelsaure Thon-
erde, von England in grossen Mengen aus dem eben genann-
ten Doppelfluorid erzeugt, verdrängt den bis jetzt allgemein
verwendeten Alaun, der wegen seines grossen Gehaltes an
Kry Stallwasser, gleich der krystallisirten Soda, für Transport
als Pracht unpraktisch ist. — Das wasserfreie Chromchlorid,
ein prachtvoll violetter, schwer löslicher Körper, durch Glü-
hen von Chromozyd mit Kohle im Chlorgasstrome erzeugt,
hat in der Farbenchemie Anwendung gefunden und gibt den
Tapeten ein bis jetzt nicht gekanntes, eigenthümlich schönes
Ansehen.
Das durch die Spectralanalysc entdeckte Tallium Me-
tall, von Hopkins und Professor Lamy sammt allen seinen
wichtigen Verbindungen auf der Weltausstellung expouirt.
*) Vorgetragen in der Wochen Versammlung am 25. Octo-
ber 1867, abgedruckt in den „Verhandlongen und Mittheilnnpen
des niederösterreichischen Gewerbe-Vereines" Nr. 24, am 3. No-
vember, und aus diesen hier entlehnt.
wird von dem Entdecker schon als Ersatzmittel des Bleies
im Glase verwendet und bildet somit einen neuen Rohstoff
für die Erzeugung starkbrechender optischer Gläser und zur
Darstellung ausgezeichneter Edelstein-Imitationen. — Das
Indium, welches von der Freiberger Gewerkgesellschaft auf
der Exposition in kiloschweren Barren zum ersten Male aus-
gestellt wurde, dürfte — ähnlich dem leicht verbrennlichen
Magnesium — eine Anwendung in der Pyrotechnik finden
und vielleicht wegen seines beim Verbrennen erzeugten,
chemisch sehr activen Lichtes für die Photographie von
Wesenheit werden, mehr als das Metall der Magnesia.
Aus dem Theer, dem lange Zeit nutzlosen Nebenpro-
ducte der Leuchtgasfabrikation, werden die farblosen, flüch-
tigen Kohlenwasserstoffe, das Benzol, Tolnol, Xylol und Cu-
mol erzeugt, aus welchen sich durch Nitrirung und Reduc-
tion die interessanten Aminbasen, wie das Anilin und To-
luidin, ableiten. Diese Stoffe, entweder nntiv verwendet oder
zuvor durch Jodalkohol-Radicalverbindungen in Aniline
verwandelt, bilden den Rohstoff für die grosse Menge von
Farben, deren Studium und Entdeckung hauptsächlich Hoff-
mann zu danken ist. Aus dem Naphtalin wird durch chlor-
saures Kali und Salzsäure das Bicblornaphtalin und daraus
die Chloroxynaphtilsäure erhalten, welche zufolge der nahen
Beziehungen zu dem Farbstoffe der Krappwurzel, dem Ali-
zarin sammt seinen Verbindungen und Salzen, eine techni-
sche Verwendung in der Färberei gefunden hat. Der cam-
pherartige, eigenthümlich riechende, anderthalbfache Chlor-
kohleustoff, theoretisch wichtig, da er die Kluft zwischen
organischer und anorganischer Chemie ausfüllen hilft, dient
heute zur Erzeugung prächtiger Anilinfarben, abgesehen von
seiner Anwendung als Antidot gegen die Cholera. Pflanzen-
basen, Alkaloide, früher in so geringen Mengen gekannt,
dass sie kaum zu einer Elementaranalyse hinreichten, finden
wir in riesigen Quantitäten auf der diesjährigen Weltausstel-
lung, so die seltensten Opiumbasen, das Papaverin, Narce'in
und Narkotin; ihre Zersetzungsproducte, das Cotarnin und
Opianyl, in Mengen, zu deren Erzeugung mindestens 3 Ctr.
echten thebaischen Opiums nothwendig waren. Die expo-
nirten Dosen von prachtvoll krystallisirtem Strichnin wären
genügend, 1000 Personen zu tödten, da bekanntlich 1 Gramm
für einen Menschen vollkommen ausreicht, und das sämmt-
liche ausgestellte Caffei'n, in filzigen seidenglänzendon Na-
deln, hat mindestens 2000 Kilo guter Kaffeebohnen zu
seiner Darstellung beansprucht.
Haben auch manche der zuletzt genannten Stoffe sich
noch keine technisch-chemische Bedeutung errungen, be-
sitzen manche von ihnen nicht einmal pharmaceutisches In-
teresse, so geben sie doch ein Bild von dem Umfange der
technischen Chemie und dem Standpunkte der heimischen
Industrie eines Landes, da schon ihr Vorhandensein zur
Genüge beweist, welche Stoffe, Apparate und Kenntnisse
dem Etablissement zur Disposition stehen müssen, das sie
erzeugt.
So lange ein Stoff nicht das Laboratorium des For-
schers verlassen, hat er keine industrielle Bedeutung ; sobald
er aber aus der Hand des chemischen Producenten hervor-
geht, ist er ein Repräsentant der chemischen Gewerbe.
Es würde dem Gesagten zufolge die Aufzählung dieser
Präparate und ihrer producirten Quantitäten einen Einblick
in die chemischen Productiousverhältnisse geben, wäre die
grosse Menge derselben nicht hindernd, und sie hier aufzu-
zählen nicht zu ermüdend und beinahe unausführbar.
~ 369 —
Aber auch jene Körper, deren Entdeckang einem frü-
heren Jahrhundert angehört, die lange als nutzloser Ballast
betrachtet wurden, können das glänzendste Zeugniss geben,
wie die unermtidet fortschreitende Wissen schnft das Un-
scheinbarste sowohl, als das rein Wissenschaftliche ku einer
praktischen Bedeutung bringen kann und zu verwertben im
Stande ist.
Gestatten Sie mir, verehrte Versammlung, in einer
flüchtigen Skizze ein einzelnes Beispiel anzuführen, das als
Beweis des eben Gesagten dienen soll.
Schon im Jahre 1781 hat Scheele, ein würdiger Zeit-
genosse des berühmten Lavoiaier, zuerst auf die chemi-
sche Constitution des Tungsteines, zu deutsch Schwerstein,
aufmerksam gemacht. Er zeigte, dass das bis dahin zu den
weissen Zinngraupen gezählte Mineral aus Kalk und einer
eigenthümlichen Säure bestehe. Drei Jahre später erkannten
zwei Spanier in diesem Körper das neue Metall, welches sie
kurze Zeit zuvor im Wolfram entdeckt hatten und daher
Wolfram- oder Tungsteinmetall nannten.
Von jener Zeit datirt die Chemie des Scheers, das von
seinem Entdecker den Namen erhielt. Malagutti, Berze-
Jius und besonders Riebe beschäftigten sich mit diesem
Stoffe. Man lernte aus dem Tungstein, den wolframsaureu
Kalk, der sich in ziemlichen Mengen in .England findet, die
Wolframsäure als ein gelbes, in Wasser unlösliches Pulver,
abscheiden. Wenn man das Kalksalz mit Salzsäure digerirt,
so löst es sich, es wird Chlorcaicium gebildet und die in
Salzsäure unlösliche Verbindung des W^olframs mit Sauer-
stoff ausgeschieden.
Das Wolfram, welches sich im Urgebirge krystallisirt,
besonders auf Zinnlagerstätten, in grösseren Mengen aber
im Erzgebirge, am Harze und in England findet, galt durch
lange Zeit als Eisenerz. Nach zahlreichen Analysen wurde
es als ein variirendes Gemenge von wolframsaurem Eisen-
und Manganoxjdul erkannt, fand aber bis auf die neuere
Zeit keine Verwendung, ja heute noch können wir ihn in
Böhmen zum Strassenschotter benützt und so bloss technisch
verwerthet sehen. Berzelius stellte schon in kleinen Men-
gen die Wolframsäure dar; Riebe erzeugte das wolfram-
saure Natron und studirte die Verbindungen des Metalls mit
den Halogenen. Malagutti beschrieb zuerst eine schöne
blaue Verbindung des Wolframs und Wohl er entdeckte die
eigenthümliche metallisch glänzende Verbindung des wolf-
ramsaureu Wolframozydkalis und Natrons.
Obwohl also schon im Jahre 1830 diese Stoffe der
Wissenschaft geläufig waren, obwohl im Jahre 1836 schon
Anthon die Verwendung derselben als Farbenmaterialien
anempfahl, fanden sie doch gar keine weitere Berücksichti-
gung, welcher Umstand dem Mangel einer Massenproduction
und den hohen Preisen zuzuschreiben ist. Erst als Robert
Ozland im Jahre 1848 im „London Journal of arts^ eine
Bereitungsweise des wolframsauren Natrons von technischer
Bedeutung veröffentlichte, kam das Wolfram einigermassen
allgemeiner zur Kenntniss. 0x1 and pulverte das Erz, mengte
es mit Soda unter Salpeterzusatz und schmolz es auf der
Sohle eines Flammofens ; die Schlacke zog er mit Wasser
aus, neutralisirte das Alkali, dampfte ein und liesa das Salz
krystallisiren. Mit dieser heute noch üblichen Bereitungsart
gab er zugleich seinem Producte eine rationelle Verwendung;
er wandte es als Ersatzmittel der Zinnpräparate, nämlich
als Mordant in der Färberei an. Wenn man den zu färben-
den Wollenzeug in der schwach saueren, wässerigen Lösung
des Natronwolframates bei höherer Temperatur behandelt^
so ist derselbe mordirt und wird^z. B, in einer Flotte von
Blauholz, dem wässerigen Decoct der Blauholz- oder Cam-
pecheholzspäne, violett und bei längerem Kochen echt
schwarz ausgefärbt. Diese Anwendung ist meines Wissens
ganz in Vergesaenheit gekommen, dürfte aber in Zukunft
vielleicht Bedeutung erlangen, da die Erzeugungspreise jetzt
giinz andere sind wie damal9, wo zuerst überhaupt eine-
nennenswerthe Menge erhalten worden war.
Ich habe, anlehnend an diese Thatsache, den Versuch
gewagt, dieses Salz zur Darstellung einer guten schwarzen
Tinte zu benützen. Die bis jetzt in den Handel gebrachten
' Campecheholz-Tinten, welche mittelst einfach chromsaurem
Kali erzeugt werden, leiden trotz ihrer vorzüglichen Eigen-
schaften an dem Uebelstande, leicht zu sterrinnen ; lässt sich
auch durch Zusatz von Sublimat diess verhüten, so bleiben
sie doch dann wegen ihres Giftgehaltes von der allgemeinen
Anwendung ausgeschlossen. Das Resultat mit Wolframsalz
war ein günstiges; denn die so erzeugte Tinte, schwach mit
Essigsäure angesäuert, ist weit weniger zerrinnbar und haftet
sehr gut, und der Farbenton ist ein eigenthümlich braun-
schwarzer und schöner.
Nach der von Christel im Jahre 1852 angegebenen
Methode, reine Wolframsäure zu erzeugen, lässt sich die-
selbe als schön gelbes Pulver erhalten und in die Farben-
chemie mit Erfolg einreihen. Das aus dem Wolfram erhaltene
wolframsaure Natron wird in wässeriger Lösung mit Chlor-
caicium — einem Salze, welches sehr billig im Handel vor-
kommt und als Nebenproduct vieler Procsse auftritt — ■ ver-
setst. Der herausfallende wolframsaure Kalk, durch Filtra-
tion und Waschen vom Kochsalz geschieden, wird mit SaU
ipetersäure oder Salzsäure zerlegt. Während abermals Chlor-
caicium in Lösung geht, fällt ein sehr schönes gelbes Pulver
, aus, das nach Schöner mit Salpetersäure auf Thonplatten
getrocknet, nicht nur als Malerfarbe verwendet werden kann,
sondern sich auch zur Erzeugung anderer Wolframfarben
benützen lässt.
Wird diese in Wasser unlösliche Säure mit verdünnter
Salzsäure unter gleichzeitigem Zusätze von metallischem
Zink digerirt, so verwandelt sie sich in eine sehr schöne
blaue Verbindung, in wolframsaures Wolframoxjd, das soge-
nannte blaue Karmin. Auf gleiche Weise lässt sich auch aus
dem Natronsalz und durch Erhitzen der Ammoniakverbin-
duog dieser Körper erzeugen. Werden die eben genannten
Farben Blau und Gelb auf das Innigste in verschiedenen
Verhältnissen gemischt, so erhält man Nuancen von Grün,
die, durch vollkommene Giftfreiheit ausgezeichnet, in gewis-
sen Fällen das Scheersche Grün vollkommen ersetzen, das
leider, trotz aller sanitätspolizeilichen Massregeln, sich noch
immer einer bedeutenden Verwendung erfreut.
Wird wolframsaures Natron mit einer Lösung von gel-
bem Blutlaugeosalz versetzt, so entsteht eine schöne braune
Fällung, ähnlich dem Ferrocyanuran und dem Kasslerbraun,
das sogenannte Tungatein- oder Wolframbraun. Versetzt
man aber, wie es zuerst Koller gethan hat, das Natronsalz
mit Chlorzinklösung, so wird ein weisser Körper präcipitirt,
der, ähnlich dem hauptsächlich in England erzeugten
flWitheritwolframweissu, eine weisse Farbe darstellt, welche
zufolge ihrer Deckkraft sich dem Bleiweiss würdig an die
Seite stellt, vor demselben aber noch den Vorzug besitzt»
durch SchwefelwaBBcrstoffgaa in keiner Weise afficirt zu,
werden.
- 370
Wenn man Bchmelzendes wolframsaures Natron mit
reiner Wolframsäure sättigt und das gebildete saure Salz
mit Zinnfeile oder Zinnstücken vorsichtig erhitzt, so erhält
man nach dem Erkalten eine Schlacke, die nach dem Aus-
ziehen mit Salzsäure eine schön gelbrothe , krystalliniscbe
Masse zurücklässl. Beim Erhitzen laufen diese Erystall-
fiiUer stahlblau an. Behandelt man in gleicher Weise wolf-
ramsaures Kali, so erhält man ein violettes kupferglänzen-
des, dem subUmirten Indigo ähnlich sehendes Krystallpnlver
Ton wolframsaurem Wolframozydkali. Die so erzeugten
Stoffe uod Verbindungen lassen sich als Bronzepulver und
als Farbe für Tapetenfabrikation verwenden.
Die Exposition Yersmann auf der Londoner Ausstel-
lung im Jahre 1862, wo alle die eben genannten Farben in
bedeutender Menge sich fanden, liefert den Beweis, dass
diese Körper in industrieller Beziehung wirklich Bedeutung
haben und nicht vielleicht bloss einer hohlen Theorie ihre
Existenz verdanken.
Auch auf der jetzigen Weltausstellung findet der Be-
sucher bei Monier in seiner überraschenden* Ausstellung
die sämmtlichen Wolfram präparate, bei Baruel das schönste
wolframsaure Natron. J. Knapp aus Strassburg bringt mit
zahlreichen Bronzemusteru auch die Wolframbronze zur
Anschauung, und auch Preussen beweist durch seine Aus-
t Stellung, dass es zu ähnlichen Zwecken die Lager am Harze
ausbeutet.
Koller, der sich ein besonderes Verdienst um die
Wolframin dustrie erwarb, ist als der Erste zu nennen, was
die Anwendung dieses Metalles in der Stahlfabrikation be-
trifft. In einer österreichischen Stahlbütte zu Beich-Ramming
wurden die Versuche über Wolframstahl durchgeführt.
Der Engländer Mushet nahm 1S61 ein Patent zur
Erzeugung dieser Stahlsorte und Oxland Hess sich die An-.
Wendung des sogenannten Wolframeisens zu gleichem Zwecke
privilegiren. Der Letztgenannte pocht nun das früher mit
Salzsäure ausgewaschene Wolfram und erhitzt es dann mit
Kohle im bedeckten Tiegel bis zur vollen Weissglut. Den
Rückstand, aus Wolframmetall, aus Kohleneisen und Koh-
lenmangan bestehend, benützte er als Zusatz zum Eisen im
Cupolofen oder im Tiegel behufs der Gussstablerzeugung.
Seit dieser Zeit wurden zahlreiche Versuche über den
Wolframstabl durchgeführt, die Anfangs eine grosse Anwen-
dung des Tungsteius versprachen, bald aber bewiesen, dass
dem durch Wolfram erzeugten Stahle eine Haupteigenschaft,
die Zähigkeit nach dem Härten fehle. Rössler sprach sich
darüber schon im Jahre 1860 aus. Ein Zusatz yon Wolfram
macht zwar das Eisen härter und fester, aber Prägstempel
und Werkzeuge aus diesem Metall bekommen beim Härten
leicht Sprünge und Risse.
Erwähnenswerth sind BernoullTs Versuche*), der
s&mmtliche Legirungen des Wolframs studirte. Er zeigt
in einer Reihe von Versuchen die Unfähigkeit des Wolframs
sich mit anderen Metallen, mit Ausnahme des Eisens, zu
legiren. Nach seinen Angaben ist das Scheel bei keiner
gekannten Temperatur zu schmelzen. In einem Feuer, in
welchem eine zolldicke Schmiedeisenstange nicht nur
schmolz, sondern sogleich verbrannte, welches Charmot-
Thon verglaste, und dorn kein Ofen lange widerstand,
konnte er das Metall nur sintern. Je grösser der Qehalt
*) Dingler*8 polytechn. Journal 1861. Bd. 159.
einer Eisenlegirung an Wolfram , desto schwieriger ist die-
selbe zu schmelzen. Ein mit 80 Proc. Wolfram legirtes
Eisen gibt in der höchsten Temperatur keinen Regulus
mehr, sondern nur eine blasige silberglänzende Masse,
welche Glas und BergkrjstuU leicht und tief ritzt und da-
durch Anwendung finden könnte.
Bernoulli stellt das Wolframeisen aus gepochtem
Erz und Eisendrehspänen dar und verwendet diesen Re-
gulus zur Wolframstahlerzeugung im Cupolofen oder im
Tiegel. Seine Ansicht, dass nur der mechanisch im Eisen
enthaltene Kohlenstoff reducirend wirke , hat sich als voll-
kommen richtig erwiesen.
Capitän le Guen, der zuerst die Einwirkung des
Wolframs auf das Roheisen nicht blo6s der sich bildenden
Legirung, sondern auch der an und für sich reinigenden
Wirkung zuschrieb , brachte zuerst die Wolframaglomerate
in Anwendung^), welche am besten durch Brennen eines
Gemenges vop Theer, Kalk und gepochtem Wolframerz er-
zeugt werden.
Trotz dieser zahlreichen Versuche, trotz des unleugbar
günstigen Einflusses von Wolfram auf das Eisen hat die
Wolframstahler^eugung nach kurzer Blüthe, abgesehen von
vielen Mängeln, durch die Bessemermethode ihr natürliches
Ende erreicht. Der Bessemerproöess, der in verhältniss-
mässig so kurzer Zeit sich eine solche Bedeutung errang,
hat fast alle anderen Methoden in den Hintergrund gedrängt.
Seit man mit Hilfe der sinnreichen Entdeckung des Pro-
fessors Li Heg durch Verschwinden des Kohlen oxydspec-
trums genau das Ende der Bessemercharge in der Birne zu
erkennen im Stande ist , hat sie sich von der Empirie voll-
kommen emancipirt.
Setzt man dem durch den Bessemerprocess entkohlten
Eisen statt Spiegelfiossen- Sprocentiges Wolframeisen zu
(auf 3200 Kilo beiläufig 8 Centner), so erhält man einen
vorzuglichen Stahl , der höchstens 8 Procent Wolfrani ent-
hält, sich sonst vom gewöhnlichen Bessemerstahl in keiner
Weise unterscheidet und die guten Eigenschaften des
Bessemerstahles mit jenen des Wolframeisens yereinigt.**)
Greift diese neue Methode durch, dann ist auch dem Wolf-
ram in der Stahlindustrie ein zwar bescheidenes , aber
sicheres Plätzchen garantirt.
Der Anwendung dieses Metalles in der Pakfong-
fabrikation glaube ich hier auch gedenken zu müssen , ob-
wohl sie meines Wissens in neuerer Zeit nicht geübt wird.
Ersetzt man beiläufig zwei Fünftel des Nickels im Pakfong
durch Wolfram, so kann man eine Legirung erhalten, welche
das gewöhnliche Pakfong an Zähigkeit und Festigkeit weit
übertreffen soll.
Die Lichtempfindlichkeit der frischgeföllten Wolfram-
säure, die Liesegang durch Zersetzung des Ammoniak-
salzes mit Salzsäure darstellte, hat bis jetzt nur ein theo-
retisches Interesse und die Anwendung der Reductions-
föhigkeit der Wolframsäure zu Wolframblau durch das Licht
bleibt der Zukunft vorbehalten.
Zum Schlüsse erlaube ich mir noch eine Verwendung
des wolframsauren Natrons zu erw£^hnen,,die mehr als jede
andere dieses Metalls in nächster Beziehung zum täglichen
Leben steht; es ist dije als Flammenschutz.
*) Dingler's polytechn. Journal 1866.
**) Le Guen's Versuche in der Stahlhütte zu Imphy.
Dingler's polytechn. Journal 1867.
371 —
ProfeBBor FucliB, der Entdecker des Wasserglases,
hat zuerst den Versuch gewagt, durch eine oberflächliche
Verkieselung, Holz, Leinwand und andere brennbare Stoffe
vor dem möglichen Verbrennen mit Flamme zu schfitzen.
Diese technische Anwendung des Natron- oder Ealisi-
Hkates ist längst bekannt. So gut sich diese Flüssigkeit für
Decorationen, Holz etc. eignet, so wenig ist sie zur Anwen-
dung bei feineren Geweben geeignet, da dieselben dadurch
eine Appretur erhalten, welche ihnen Feinheit, Glätte und
Schönheit vollkommen nimmt.
In England war man schon seit Langem darauf bedacht,
ein Präparat zu entdecken, das, ohne dem Stoff oder der
Farbe zu schaden, soweit das Gewebe verändert, dass es
bei etwaiger Berührung mit einer Flamme zwar verkohlt,
den Process der thermischen Zersetzung durchmacht, ohne
aber mit Flamme zu vcrlodern. Nach zahlreichen Versuchen,
die in dieser Beziehung unternommen wurden, hat man
mehrere solche Substanzen entdeckt, von denen aber nur
eine einzige vollkommen dem Zwecke entspricht; es ist diess
das wolframsaurc Natron, der Tungstein ofSod. Die feinsten
Gewebe mit den hciklichsten Farben lassen sich, ohne einen
Eintrag zu erleiden, damit imprägniren.
Ein Gemenge von Stärkemehl mit einigen Procenten
des Salzes gibt eine akaustische Appretur von vorzüglicher
Güte. In England wird dieses Mittel , wie Ihnen vielleicht
bekannt sein dürfte, längst benützt , und hat sich in vielen
Haushaltungen eingebürgert. Ein Fiammenschutzmittel darf
sich nicht viel höher stellen als die gewöhnliche Appretur
und darum muss auch der Kostenpunkt in Betracht gezogen
werden. In England kostet der Centner wolframsauren
Natrons 16 Sh. (das Pfund beiläufig 8 kr.); so hat es
Vers mann schon im Jabre 1862 auf der Londoner Ex-
position verkauft. Das Salz ist also zugleich noch sammt
seiner Güte unter allen diesen Mitteln das billigste. Vom
phosphorsaureu Ammoniak , das durch Aufschliessen der
Knochen mit Schwefelsäure und Versetzung des gebildeten
sauren phosphorsauren Kalks mit Ammoniak erzeugt wird,
kostet das Pfund beiläufig 2 Fr.; vom schwefelsauren
Ammoniak, durch einfaches Mischen der Bestandtheile er-
halten, 80 kr. Ein Gemenge von Bittersalz und Salmiak,
zu gleicher Verwendung, kommt auf beiläufig 40 kr. und
der durch Mischen von Zinkvitriol und Chlorammonium er-
zeugte Flammenschutz ebenso hoch, als das Gemenge von
Glaubersalz und Salmiak, nämlich auf 30 kr. Um den Preis,
zu welchem England das wolframsaure Natron erzeugt,
dürfte sich unter jetzigen Verhältnissen nicht leicht ein
Ammoniaksalz darstellen lassen, und es steht somit auch
im Kostenpunkte, abgesehen davon, dass alle übrigen Mittel
meist hygroskopisch sind und dadurch nachtheilig wirken,
das wolframsaure Natron unerreicht da.
Die zahlreichen Unglücksfälle der letzteren Zeit haben
die Nachfrage um Flammenschutz bei uns geweckt. Obwohl
wir, was die feuerfeste Verwahrung der kostbaren Cellulose
unserer Werthpapiere anbelangt, den Weltmarkt beherrschen,
haben wir doch ganz auf uns selbst vergessen. Die Er-
fahrung der Wissenschaft gibt uns ein Mittel, allein seine
Anwendung scheitert am Mangel des Salzes. In Böhmen,
am Erzgebirge, sind die reichsten Wolframlager. Durch
Schmelzen mit Soda kann das Salz und nebenbei eine aus-
gezeichnete Frischechlacke gewonnen werden. Trotzdem
finden wir am hiesigen Platze kaum mehr als ein Pfund zu
erschwinglichem Preise ; das Erz ist Schottermaterial ! -«
Bedenkt man, dass zur Verarbeitung desselben nichts als
ein Flammofen und einige Kufen nothwendig sind, dass
sechs Farben : Gelb, Blau, Weiss, Grün, Braun und die
Bronzemuster eich leicht daraus erzeugen lassen , dass das
Natronsalz als Mordanz für braune und schwarze Farben
als Ersatzmittel des Präparirsalzes und mit ebenso grossem
Vortheile als Flammenschutz verwendet werden könnte, so
begreift man nicht, warum nicht wenigstens eine Neben-
industrie das Erz ausbeutet und einen recht nützlichen
Körper zu billigen Preisen producirt.
Ich habe Ihnen, verehrte Versammlung, durch dieses
Beispiel den Beweis liefern wollen, dass jeder Stoff, sei er
auch nooh so unscheinbar, durch die immer thätige Wissen-
schaft nützlich werden kann, und dass sich nach der Menge
der verwendeten Rohstoffe dieCultur eines Landes bemessen
lässt. Nicht eine Massenproduction ist allein für das
Urtbeil massgebend. Je mehr sich die Technik an die Fort-
schritte der Wissenschaft anschliesst, je mehr die inlän-
dische Production bemüht ist. Alles für sich auszubeuten, je
mehr todtliegendes Capital flüssig gemacht wird : desto mehr
werden Gewerbe und Handel blühen. ' Dazu ist aber vor
Allem nöthig , dass sich die allgemeine Bildung nicht bloss
auf todte und lebendige Sprachen , auf die Kenntnisse der
Dogmatik beschränke, sondern Jedem die Möglichkeit
bietet, sich selbst und Anderen in realer Beziehung nütz-
lich werden zu können , und uns nicht bloss zu passiven
Individuen mache, sondern activ, selbstdenkend und schaffeud
gestalte, in welcher Form wir mehr als ein Stück der bureau-
kratischen Maschine, mehr als ein duldendes Trittrad des
Vorurtheils und Aberglaubens sein werden !
lieber die Anwendung des Bleies und Zinkes
bei dem Bessemerprocess.
Von W. Baker in Sheffield, Adjunct der königlichen Bergschule
in London.
Der Bessemerprocess gehört unstreitig zu den wich-
tigsten metallurgischen Problemen der Jetztzeit. England
besitzt die besten Maschinen und den besten Brenn-
stoff zur Fabrikation von Bessemerstahl, es fehlt ihm
aber das dazu geeignete Rohmaterial ; denn weitaus der
grösste Theil des in England erzeugten Roheisens ist zur
.Anfertigung einer guten Eisenbahnschiene oder Kurbelaze,
in noch weit höherem Grade aber zur Erzeugung eineg
Stahles von ausgezeichneter Qualität untauglich. Der
Grund dieser Thatsache liegt klar vor. Durch den pneuma-
tischen Process werden der im Roheisen enthaltene Phos-
phor und Schwefel nicht vollständig beseitigt. Auf welche
Weise diese Körper durch den Puddelprocess entfernt
werden , ist noch nicht ganz befriedigend erklärt. Percj
neigt sich der Ansieht zu , dass beim Puddeln der grössere
Theil des Phosphors durch nEliquation** ausgeschieden
werde, d. h. dass die phosphorhaltigen Antheile des Eisens
in Folge ihrer grösseren Schmelzbarkeit beim Ballmachen
in die Schlacke gehen. Der Verf. erkennt die Wichtigkeit
dieser Ansicht vollkommen an , macht jedoch darauf auf-
merksam, dass eine innige Berührung des Eisens mit dem
Silicate der Schlacke, bei welcher Sauerstoff im Etftstehungs-
moment ins Spiel kommt , neben der von Percy gegebenen
beinahe die einzig mögliche Erklärung des Vorganges seia
— 372
dürfte. Nun liegt hierin der Unterschied zwischen dem
fiessemer- und dem Paddelprocesse, wenn wir letzteren als
Baffinirprocess betrachten. Bei dem ersteren haben wir
keine so oxidirend wirkende Schlacke und fiberdiess dieselbe
in viel geringerer Menge. Oefters finden sich abgerundete
Klumpen von beinahe ganz reiner Kieselsäure der flussigen
Schlacke mechanisch beigemengt, ein Beweis , dass fflr die
Oxidirnng desjenigen Antheils Eisen, welcher in Verbindung
mit der entstandenen Kieselsäure eine leichtflüssige Schlacke
gebildet haben würde , nicht hinlänglich Zeit gegeben war.
Wir dürfen nicht aus den Augen verlieren, dass darch den
Puddelprocess nur die Elimioirung eines Theiles dieser Bei-
mengungen oder Verunreinigungen bewirkt wird. Parry
sagt (in Pcrcy's Metallurgie): »Nur ein Drittel des vorhiin-
denen Schwefels und ein Viertel des Phosphors werden
(beim Puddelprocesse) ausgeschieden. ^ Diese Thatsache ist
leicht zu erklären, wenn wir berücksichtigen, dass die
Schlacke von dem Augenblicke an, in welchem das Eisen
steif zii werden beginnt , in weniger innige Berührung mit
der Charge kommt und auf eine immer kleiner werdende
Oberfläche wirkt. Wahrscheinlich ist es gerade dieser Zeit-
punkt, in welchem, nach eingetretener Oxidation der Kohlen-
stoff, Schwefel und Phosphor stärker angegriffen werden.
Bei dem Bessemerprocesse dagegen hat die Schlacke,
obgleich die Charge in der Birne stets im flüssigen Zustande
sich befindet, offenbar weit weniger Gelegenheit| als Oxyda-
tionsmittel zu wirken.
Die versuchsweise Anwendung von Blei — - im oxydirten
oder metallischen Zustande — beim Bessemern ist zwar
ausserordentlich interessant; allein es sind doch noch einige
nothwendige Anforderungen an diese Methode zu machen,
denen Genüge geleistet werden muss , wenn das Vcr{p4'ren
von wirklich praktischem Werthe sein soll. Richter hai das
Blei zu dem Zwecke angewendet, um auch Weisseisen für
das Bessemern geeignet zu machen, indem bisher nur Grau-
eisen als dazu tauglich befunden worden war. Das zu dem
Versuche angewendete Eisen war, wie der Verfasser an-
nimmt, Eisen, welches nicht allein den Kohlenstoff in che-
misch-gebundenem Zustande, (nicht in Form von Graphit),
sondern nur in geringer Menge enthielt. Man ging von der
Annahme aus , dass das Blei als Ersatzmittel des Kohlen-
stoffes wirken und bei seinem Verbrennen die' zur Ausschei-
dung der Unreinigkeiten erforderliche Zeit geben und somit
den Mangel an Kohlenstoff ausgleichen würde. Ja, man er-
wartete sogar, dass bei Ausführung der Operation das Ver-
schwinden der durch die Verbrennung des Bleies erzeugten
eigenthämlich gefärbten Flamme (des Bleirauches) als Richt-
schnur zur Beurtheilung und Beendigung des Processes
dienen würde.
(Schlnss folgt)
Notiz.
Steinsalzlager bei Berlin. Die Bohrarbeiten, welche
der Handelsminister von Itzenplitz auf Anregung des Ober-
berghanptmanns Krng Von Nidda in dem norddeutschen
Fiachlande durch das Oberbergamt zu Halle für Staatsrechnung
ausführen llsst, haben bereits einen glänzenden und für Nicht-
Eingeweihte überraschenden Erfolg gehabt. In einer Entfernung-
von nur 5 Meilen von der Hauptstadt ist ein mächtiges Stein-
salzlager entdeckt worden, und das in der geringen Tiefe von
283 Fuss nnter der Oberfläche. Der von dem Berghauptmann
Huyssen in Vorschlag gebrachte Bohrpunkt, an welchem dieser
glückliche Fund gemacht worden ist, liegt in fast gerader süd-
licher Richtung von hier, bei Sperenberg auf der Nordseite
des Krummen See's auf der Sohle der dortigen GypsbrÜche. Die
Bohrarbeit wurde daselbst im März dieses Jahres in Angriff ge-
nommen und unter mancherlei erheblichen Schwierigkeiten, die
in der Beschaffenheit des von zahlreichen Klüften durchsetzten
Gypsgebirges lagen, ununterbrochen bis zu 273*/^ Fuss Tiefe
im Gyps fortgesetzt, ohne dass sich eine Spur von Salz oder
von einer Soolquelle gezeigt hätte. Bei der zuletzt angegebenen
Tiefe traf man zuerst Anhydrit zwischen dem Gyps und dann
bei 278 Fuss reinen Anhydrit. In diesem zeigte sich eine reiche
Soolquelle, zuerst von 9, dann von 18 Pfund Salz im Kubikfuss;
vollständig gesättigt war sie erst in der Tiefe, wo man das
Steinsalz selbst antraf. Diess war, wie gesagt, bei 283 Fuss der
Fall. Wie mächtig das Lager ist, weiss man noch nicht. Am
22. Oct. hatte das Bohrloch 300 Fuss 8 Zoll Tiefe erreicht und
stand dabei noch immer im Salze. Die Mächtigkeit beträgt also,
senkrecht gemessen, jedenfalls nicht weniger als 17 Fuss 8 Zoll,
wahrscheinlich aber viel mehr, da bis jetzt keinerlei Anzeichen
der Annäherung des liegenden Gebirges vorhanden sind.
(Staats- Anzeiger.)
-A^dministratives.
Erledigte Dienststelle.
Die Zeugwartsstelle bei dem Oberverwesamte zu
Gusswerk bei Mariazell mit einem Monatlohne von 21 fl.,
einem Deputate jährl. 7. Wr. Klafter Brennholz in natura, freier
Wohnung nebst einem Gemüsegarten und Proviantbezug zum
systemisirten Limitopreise.
Gesuche sind, nnter Nach Weisung der Kenntnisse in Beur-
theilung von Materialien und Zeugsartikeln, In der Gebarung und
Aufbewahrung derselben, der Gewandtheit im Rechnen und einer
correcten Handschrift, binnen vier Wochen bei obigem Ober-
rerwesamte einzubringen.
ÄMÜNDIGÜNGEK
(108-116) Mehrere Cylindergebläee
fllr beiläufig 5500, 3000, 2000 Kubikfuss Windlieferung, mit Ba-
lancier oder Schubstangenbewegung, vollständig gut erhalten;
ein oscillirendcs Cylindergebläse für beiläufig 1500 K.' Windlie-
ferung, völlig neu; ferner ein completes Feineisenwalzwerk geben
wir zu äusserst billigen Preisen, fast zu Rohmaterialpreisen, ab.
Fürstlich Fürstenberg'sche Hüttenverwaltang
Donaueschingen.
(121—123)
Walzmeiater-Stelle.
3et dem Feineisenwalzwerke zu Boros-Sebes, gehörig Sr.
Ezcelleuz dem Grafen Ernst von Waldstein und zu Wartemberg,
ist die Stelle eines Walzmeisters mit einem- Einkommen von
800 fl. ö. W., freier Wohnung und Beheizung vom 1. Januar
1868 zu besetzen.
Bewerber wollen ihre diesbezüglichen gehörig documen«
tirten Gesuche bis längstens 10. December einsenden an:
Die Berg- ond lAtten-Direetitn
zu Boros-Sebes, Arader Comitat.
(Ungarn.)
Diese Zeitschrift emciieint wöchentlich einen Bogen stark mit den nötbigeu artistischen Beigaben. Der Prännmerationspreis
ist jährlich looo Wien 8 fl. ö. W. oder 5 Thir. 10 Ngr. Hit traneo Poatversendang 8 fl. 80 kr. 6. W. Die Jahresabonnenten
erhalten einen officiellen Bericht Über die Erfahrangen im barg- and hfitteamännisehen Kasehinea-, Bau- nnd Anlbereitungaweien
sammt Atlaa als Gratisbeilage. Inserate finden gegen 8 kr. ö. W. oder IV2 Ngr. die gespaltene Nonpareilleseile Annahme.
Zuschriften jeder Art können nur franeo angenommen werden.
Drack von Cari Fromme In Wien.
Fflr den Verlag verantwortlich: Oarl Reger«
ww^A^^* Oesterreichische Zeitschrift .J^^'^-
XV. Jahr«;aiig. 25* November.
fiir
Berg- und Hüttenwesen.
Verantwortlicher Redacteur: Dr. Otto Freiherr von Hingenau,
k. k. MixüiterUlnUta im Finansmlniiterinm.
Verlag der Q. J. Manz'schen BtLOllliandlimg (Kohlmarkt 7) in Wien.
Inhalt: Ein Besuch der Indastrie-Ausstellang und der Riebard Hartmann'schen Maschinenfabrik zu Chemnitz in Sachsen. —
Der k. k. Quecksilber- Berg^ban zu Idria. — Ueber die Anwendung des Bleies und Zinkes bei dem Bessemerprocess (Schluss). — Einla-
dung an alle Bergwerks- Verwandte im österreichischen Raiserstaate. — Notizen. — Administratives. — Ankündigungen.
Ein Besuch der Industrie-Ausstellung und
der Richard Hartmann'schen Maschinenfabrik
zu Chemnitz in Sachsen.
Von M. Jaritz, k. k. Kunstmeister in Joachimsthal.
Die Indastrie-Ausstellung zu Chemnitz, welche im Mo-
nate October geschlossen wurde, gab ein schönes Bild des
regsten Gewerbsfleisses und der ausgedehnten Industrie des
Königreiches Sachsen; jeder Besucher, welcher Branche im-
mer er gehören mag, konnte dieselbe reichhaltig und gross-
artig finden, das treffliche Arrangement und die gute Ueber-
flicht mussten ihn in hohem Masse befriedigen.
Der Berg- und Hüttenmann fand daselbst ein instruc-
tives Bild des sächsischen Kohlenbergbaues, getheilt in den
geognoBtischen, paläontologischen und mercantilischen Theil
und des M^alibergbaues mit gut gearbeiteten geognosti-
scheu Uebersichtskarteu, Gang- und Mineral vorkommen.
Das königliche Oberhflttenamt in Freiberg hat den
Silber-, Blei-, Kupfer- und Zinkhüttenprocess durch eine
vollständige Suite von Beschickungen, Producceu, Schlacken
und Nebenproducten, wie auch zahlreiche Fabrikate aus den
königlichen Fabriken ausgestellt; als eine Novität muss ein
Stück Indium angeführt werden, welches in einer Grösse
▼on circa 2 Kubikzoll einen Werth von 800 Thalerji reprä-
sentirt.
Das Eisenhüttenwesen war ebenfalls durch mehrere
Aussteller würdig vertreten und sind namentlich die Eisen-
gusswaaren, Bronzegu&s von seltener Reinheit, geschmack-
voller Zeichnung und Feinheit.
Der für mich speciell interessanteste Theil der Aus-
stellung war der im Maschinenräume, welcher nahe y^ des
Flächenraumes von der ganzen Industriehalle in Anspruch
nimmt, und ein Zeugniss der Grossartigkeit des Maschinen-
baues in Sachsen liefert; einzelne bedeutende Maschinen-
fabriken, wie Uartmann's, sind nicht unter den Ausstellern,
was auffallend erscheinty da diese zu den grössteu Maechi-
nenbauanstalten SaclisenB gezählt wird.
Meine Aufmerksamkeit im Maschinenräume galt haupt-
sächlich den Dampfmaschinen und Pumpen, ohne die Werk-
zeugmaschinen, SpinA- und Webema-cbinen etc. unbeachtet
zu lassen, bei welch letzteren manche interessante Mecha-
nismen vorkommen, die auch in anderen Zweigen der Me-
chanik angewendet werden könnten.
Die Kürze der Zeit, die mir zum Aufenthalte in Chem-
nitz gegeben war sowohl, als auch der Umstand, dass man
in dem Ausstellungsgebäude keine Skizzen machen darf
und auch die gewünschten Auskünfte nicht immer zu erlan-
gen sind, erlaubte es mir nicht, solche Details zu sammeln, ,
da es sehr schwer ist, bei der Mannigfaltigkeit der Gegen-
stände, die man in einem ganz kurzen Zeiträume sieht, sol-
che im Gedächtnisse zu behalten und sie daher erst in der
Wohnung, oder ausserhalb des Ausstellungsraumes zu Pa^
pier bringen kann; es gehört hiezu eine grosse Uebung im
Skizziren, welche sorgfältig zu pflegen ich nicht genug
empfehlen kann, da sie bei solchen Gelegenheiten sehr gut
zu Statten kommt.
Von den ausgestellten Dampfmaschinen sind die von
Ludwig Korn mann die interessantesten zu nennen, da sie
Originalität in der Construction zeigen. Bei einer 6pferdi-
gen Maschine sieht man den Regulator nicht auf die Dros-
selkUppe, sondern auf die Expansionsschieber der Meyer'
sehen Steuerung einwirken; es sind zu diesem Behufe an
einem Ende der rechts- und linksgängigen Expansionsschraube
zwei Kegelrädchen angebracht, wovon das eine an der ver-
ticalen Achse durch Friction mit einem Sperrrädchen ver-
bunden ist. Dieses wird durch die Expansionsschieberstange
bewegt, ohne bei normalem Gange der Maschine eine dre-
hende Bewegung zu erhalten. Wenn aber die normale Tou-
renzahl überschritten wird oder sinkt, so steigt oder fällt ein
mit den Armen des Regulators verbundener konischer Muff,
an welchem zwei Sperrklinken durch Bandfedern angedrückt
sind und bringt mit einer derselben die Zähne des Sperrräd-
chens in Eingriff, wodurch auf die Expansionsschraube vor-
oder rückwärts gewirkt wird, jenachdem die eine oder die
andere Klinke das Sperrrädchen bewegt.
Das Ein- und Ausrücken der Speisepumpe geschieht
durch eine Handkurbel, welche einen Stift mittelst Spiral-
feder in die Quernuth der Pumpenstange drückt, oder im
Gegen falle daran hindert; diese Vorrichtung wirkt schnell
und sicher.
Die locomobilen Maschinen derselben Firma sind dess-
halb erwähnungswerth, weil 'sie eine originelle Anordnung
besitzen. Die Maschine steht frei neben dem verticalen Kes-
374 -
sei (Fieldkesael) und hat nur das Fundament mit letzterem
gemeinschaftlich. Die Kolbenstange bewegt das Ende einer
um den Cylindnr gebogenen Pleuelstange, welche in dem
bohlen säulenförmigen Cylindergestelle versteckt ist, und
wirkt auf die unterhalb des Cylinders liegende Kurbelwelle,
an welcher die Riemenscheibe sich befindet. Die ganze An-
ordnung ist gef&Ilig und gedrungen, indem selbe ungefähr
eine Quadratklafter einnimmt.
Der abgestossene Dampf geht schlangenförmig durch
einen kl&inen Vorwärmer und von da an in die Blechesse.
Von den übrigen Dampfmaschinen wären noch aufzu-
führen die 50pferdige horizontale Coudensationsmaschine
von W i e d e mit pseudoparabolischem Regulator und einer mit
der Hand verstellbaren Meyer'schen Expansion mit doppel-
ten Ober- und Untergeleisen ; der Coudensator ist an der
verlängerten Kolbenstange angebracht.
An der 20pferdigen Condeusationsmaschine von
Ketzer's Fabrik war das Fundament, die Untergeleise und
Lager aus einem Stück sehr sauber gearbeitet.
Von der Münnich'schen Fabrik, welche meist gross-
artige Brauereimaschinen ausstellte, war eine Dampfpumpe
zur Speisung des Springbrunnens im Ausstellungsgebäude
im Gange, welche sich durch ihren guten Gang und die
hübsche, ich möchte sagen, geschmackvolle Anordnung aus-
zeichnete. Der vertical bewegte Kolben überträgt mittelst
Pleuelstange, Kurbel und Vorgelege die Bewegung auf den
Pumpenkolben. Anstatt des Druck- und Saugventils ist ein,
durch eine Herzscheibe mittelst Rahmen und Stange bethä-
tigter Schieber angebracht; die Pumpe ging sehr ruhig.
Eine Wandmaschine von 8 Pferdekräften derselben
Fabrik hat einen Porterregulator, eine den Locomotivge-
leisen ähnliche Führung mit gabelförmiger Pleuelstange und
eine gekröpfte Schwungrad welle.
Die schönste Arbeit, was Reinheit, Gefälligkeit, Eleganz
und gedrängte Anordnung anbelangt, lieferte die Firma
Brod und Stiehler aus Zwickau an einer Gpferdi^en ho-
rizontalen Maschine; man sieht an dieser Maschine auffal-
lend den veredelnden Einfluss der grossartigen Werkzeug-
und Hilfsmaschinen.
Die anderen von verschiedenen Fabriken ausgestellten
Dampfmaschinen und Pumpen waren gut und hübsch gear-
beitet, boten aber hinsichtlich der Construction keine we-
sentlichen Neuerungen, ich finde daher nicht nöthig, mich des
Näheren hierüber auszulassen und übergehe zu einer kurzen
Schilderung der Richard Hartmann'schen Maschinenfabrik.
Dieses Etablissement beschäftigt an 2000 Arbeiter,
deckt eine Fläche von 10 Joch mit circa 40 Gebäuden und
werden in demselben Locomotive, Kessel, Dampfmaschinen,
Turbinen, Wasserräder, Berg- und Hüttenmaschinen, Mahl-
mühlen, Webe- und Spinnmaschinen, Werkzeug- und Hilfs-
maschinen, kurz alle in das Maschinenfach einschlagenden
Maschinen und Gegenstände gebaut.
Zwölf Dampfmaschinen von 260 Pferdestärken geben
die nöthige Betriebskraft für die 7 Dampfhämmer, Cupol-
Öfengebläse (4 Ventilatoren) uud für eine Unzahl von Werk-
zeugmaschinen.
Die Beleuchtung geschieht durch Gas, die Erwärmung
mittelst Dampfheizung.
In der Locomotiv-Werkstätte ist eine 35pferdige
Wolf sehe Balancier-Dampfmaschine und ein kolossaler
Laufkrahn für die bedeutenden Lasten.
Die Dreherei wird betrieben durch eine 25pferdige
Maschine und sind daselbst Plandrehbänke für die kleinsten
Theile aufwärts bis zu 20 Fuss Durchmesser und verticale
Bohrmaschinen für Cjlinder bis zu grössten Dimensionen,
Snpportdrehbänke, um bis 30 Fuss Länge drehen und Ge-
winde schneiden zu können. Die Hobelei enthält alle Arten
und Grössen von Hobel- und Shapingmaschinen, Frais- und
Stossmaschinen, Drehbänke und eine neunfache Bohrmaschine
für Krempeltamboure. Die grosse Hobelmaschine kann auf
48 Fuss Länge, 14 Fuss Breite und. 14 Fuss Höhe hobeln.
In der Räderschneiderei sind Maschinen zum Theilen
und Schneiden der verschiedenen Räder und zum Kuppeln
der Transmissionswellen.
Schrauben- und Mutterbearbeitungsmaschinen liefern
massenhafte Mengen von fertiger Waare in der kürzesten
Zeit.
Die Schmiede mit 2 Ventilatoren, betrieben durch eine
Meyer* sehe Dampfmaschine von circa 16 Pferdekräften für
80 Schmiedefeuer verschiedener Grösse, nimmt einen be-
trächtlichen Theil der Räumlichkeiten in Anspruch. Interessant
ist daselbst die Bearbeitung der Locomotivräder, die einer
wahren Cjclopenarbeit gleicht, da 6 kräftige Gestalten, circa
1 Pfd. schwere Hämmer im Kreise schwingend, an der
Schweissung der Nabe eines solchen Rades, um dasselbe
gruppirt, taktmässig arbeiten. Dampfhämmer uud Schmiede-
mascbinen sind, fortwährend im Gange.
Die Kesselschmiede hat eine eigene Betriebsmaschine
von 35 Pferdekräften, weiche die grossen Scheren, Lochma-
schinen, die zollstarke Bleche wie Papierstreifen behandeln,
Blechbiegeoiaschinen. Bohrmaschinen und Hobelmaschinen
zum Behöbein der Kanten an den Kesselblechen betreibt.
Eine Bohrmaschine bohrt 20 Löcher auf einmal in
kürzester Zeit.
Eine eigene Maschine dient zum Nieten mittelst Dampf-
druck.
Während meiner Anwesenheit waren mehrere Kessel
und ein grosser 3 Klafter langer Balancier ans Eisenblech
für eine Balanciermaschine in Arbeit. Die Bearbeitung solch
kolossaler Stücke geschieht mit erstaunlicher Fertigkeit,
unterstützt durch die Hilfsmaschinen und Laufkrauich e.
Vis-li-vis der Schmiede befindet sich die Eisengiesserei
mit 6 Cupolöfen, wo jeden Tag gegossen wird; 4 Ventila-
toren, von 2 Dampfmaschinen betrieben, liefern den Wind.
Unweit davon ist die Kupferschmiede und die Klemp-
nerei, an diese reiht sich die imposante Werkstätte für
Dampfmaschinen- und Werkzeugmaschinenbau, wo Werk-
zeugmaschinen jeder Art und Grösse und 2 grosse eiserne
Laufkrahne für die schwersten Lasten sich befinden.
Der Bau der Webe- und Spinnereimaschinen, die Dre-
herei für kloine Theile und die Modelltischlerei befinden sich
in den oberen 3 Stockwerken,
Mit besonderer Freundlichkeit gestattet der Besitzer
den Zutritt in sein Etablissement, und ein durch die Räume
begleitender Techniker ertheilt bereitwilligst Auskünfte.
Joachimsthal, den 5. November 1867.
— 375 —
Der k. k. Quecksilber-Bergbau zu Idria.
Von dem k. k. BergwerkB-Exspectanten Anton Tschebnll.
(Fortsetzung.)
Die Wasserhaltig.
Die WasserloBung der dem ausgedehnten Grabenrevier
SU Idria zusitzenden Gruben wässer gescbiebt:
A. Durcb Stollen,
B. mit Kübeln durcb Menschenkraft,
C. durch 5 WaBserbaltungsmaschinen.
A. Dnroh Stollen.
Durch Stollen finden alle jene Grabenwässer ihre Lo-
sung, die eben in den Horizonten derselben zusitzen.
Der gesammte Grubenbau besitzt, ausser mehreren
AbzngsrÖBchen, 3 Stollen-Einbaue, von welchen der Josefi-
Stollen, im Jahre 1709 an dem linken Ufer der Idriza an-
geschlagen, jedoch keine Wässer abfährt.
Im gleichen Horizonte mit dem Josefi-Stollen ist der
Antoni-Einfahrts-Stollen , dessen Stolienmundlochs-Sohle
170^ über dem adriatischen Meere liegt. Die demselben
ansitzenden Wässer sind unbedeutend, vom Regenwetter
über Tag abhängig.
Eine grössere Tiefe bringt der Florian!- Wasser-Stollen
ein. Er wurde im Jahre 1846 begonnen (April und 16. Sep-
tember 1854 durchschlägig), 1854 beendet, liegt 7*61^
unter der Antoni-Stollen-Sohle, ist 507^ in gerader Richtung
getrieben und mit dem Franzisci-Scbachte durchachlägig.
Ihm sitzen bedeutend Tagwässer zu, die er zur Losung
bringt. Eigentliche Grubenwässer führt er keine ab.
Mit Beginn der Aufschliessung des nordwestlichen
Grubenfeldes wird er erst seinen eigentlichen Zweck als
Wasserstollen erfüllen.
Im Falle des Bedarfes ermöglicht er ferner durch her-
zustellende Verbindungsscbläge mit den Radstuben des
Barbara- und Theresia-Schachte« eine Erhöhung des Ge-
fälles um 4^ was in runder Summe, bei einer nothwendigen
Kraftwassermeoge von 20 K.^ pr. Secunde eine Rohkraft von
etwa 60 Pferdekräften ergibt, daher eine sehr bedeutende
Reserve -Kraft.
B. mt Kübeln daroh Mensohenkraft
Eine ganz unbedeutende Menge von Grubenwässern,
die gleich unter dem Horizpnte des Antoni- Stollens in den
Attems'schen Rollen der Grube zusitzen, und sich in einem
eigenen Reservoir von 24 K.' Fassungsraum sammeln, wird
durch Menscheukraft in Kübeln auf den Horizont des Antoni-
Stollens getragen, und fliesst hier ab. Die zufliessende Menge
beträgt pr. Woche etwa 20 K.'
O. Darob 6 WasserhaltongsmasohlneiL
Zur Hebung der in grösserer Tiefe zusit^enden Graben-
wässer sind 5 Wasserhaltungsmascbinen vorhanden, die zum
Theil selbstständig, zum Theil vereint wirken.
Sämmtliche Maschinen sind Radkünste und sind in Be-
ziehung ihrer Dimensionen, Aufstellung, Anzahl der Pum-
pensätze, Höhe der zu hebenden und drückenden Wasser-
säulen-Durchmesser, der Kolben und Cylinder, Construction
der Sätze etc. etc. sehr verschieden.
Ganz für sich und selbstständig wirkt :
1. Die Kunst am Ferdinandi-Schacht im südöstlich-
sten Theil des Grubenreviers.
a) Kraftwasser. Das Kraftwasser für den Motor, ein
oberBchlächtiges Wasserrad, ist dem Lubeutsch- Bache ent-
nommen und wird durch ein hölzernes Gerinne, das 15"
breit und 12" hoch, und am rechten Ufer des Lubeutach-
Baches längs des Abhanges des Lubeutsch thales hergestellt
ist, der Radstube zugeführt. Das Gerinne besitzt vom Ein-
lasskasten, wo das Wasser durch eine kleine Grundwehre
aufgefangen wird, bis zum Eintritt ins Rad eine Länge von
450^. Die Kraftwassermenge, die pr. Secunde zufliesst, be-
trug nach am 10. Juli 1866 vorgenommener Messung 0'64 K.'
b) Kunstrad. Das oberschlächtige Kunstrad besitzt
einen Durchmesser von 7^ 3', die Schaufelbreite beträgt
19", die Tiefe der Zellen 1V^ Das Gesammtgefälle beträgt
vom Oberwasserspiegel bis znm Unterwasserspiegel sammt
1^ Freihängen 47*5'. Hieraus rechnet sich nun eine Rohkraft
47-5 X 64 X 56-4
von
430
-= 3'98 Pferdekräften.
Die Uebertragung der ELraft erfolgt durch einen 25"
langen Krummzapfen und eine 27}^ lange Schubstange auf
einem 4' langen Hebel, der an dem einen Ende einer 19'
langen hölzernen Welle aufgekeilt ist, während sich am an-
deren Ende eine 10" starke hölzerne Scheibe von 5 '6"
Durchmesser befindet, über welche eine Uhrkette liegt, an
der die beiden Scbachtgestänge aufgehängt sind. Nach der
Construction sollte das Gestänge unmittelbar unter der
Scheibe eine Hubgrösse von 3' 3'' haben, während dieselbe
in Wirklichkeit nur 3' 2'' beträgt, da durch die Torsion
der 19' langen hölzernen Welle dieser unbedeutende Hub-
verlust verursacht wird. Die Hubgrösse auf Mittelfeld be-
trägt noch 3' Vj"-
c) Sätze. Es sind 5 einfache Hubsätze, und noch in
der Art und Weise vorhanden, wie dieselben während des
AbteufenB des Schachtes eingebaut wurden. Die Durchmes-
ser der einzelnen Cylinder, von oben nach unten gegangen,
betragen 9^/'^ ^W* ^Va''» 8" und 7"; die Kolben haben
Lederscbeibenliedernng und die Saugröhren haben einfache
Klappen-Ventile. Von den 5 thätigen Cjiindern sind die 2
untersten von Metall. Ausserdem befindet sich noch ein Satz
mit einem metallenen Cylinder von 7" innerem Durchmesser
ausser Thätigkeit im Schacht, der einst als Hilfssatz verwen-
det wurde. — Die Steigröhren sind von Holz, und sind die
3" starken hölzernen Kolbenstangen, die durch die Steig-
röhren gehen, an das durchaus ^5'' starke Schachtgestänge
mittelst Krummfüssen befestigt. Die einzelnen Sätze sind
in nahezu gleichmässiger seigerer Entfernung von je 10 zu
10^ eingebaut.
Die Gesammttiefe aus der die Grubenwässer gehoben
werden, beträgt vom Schachtsumpf bis zum Ausguss 53^7 ^
der Ausguss selbst liegt genau 1^ unter dem Tagkranze.
Sowohl das gebrauchte Kraftwasaer, als auch die ge-
hobenen Grubenwässer vereinigen sich und werden sodann
durch eine 48^ lange Abzugsrösche dem Lubeutseh-Bache
zugeführt.
Die zusitzenden Grubenwässer werden durch die oben
angeführte Kraftwassermenge und bei etwa 3 Spiel pr. Mi-
nute immer zu Sumpf gehalten, werden somit nie bedeutend
okrig und auch nie stark schmundig. Eine Lederliederung
hält gewöhnlich 4 — 6 Monate, in den beiden Metallcylindern
stets länger als in den eisernen. Durch die verschieden
weiten Cylinder wird Leder für die Liederung erspart, indem
dasselbe zum grössten Theil eine doppelte Verwendung
findet.
— 376 —
Die ganze Tiefe des Schachtes vom Tagkranse bis znr
Sohle des Mittelfeldes beträgt 52-58^ der Scbachtsumpf
liegt 3^ tiefer.
d) Gestein. Das Gestein, in das der Schacht nieder-
getrieben wurde, ist 2^ unterm Tagkranze, Dammerde und
Qerölle, dann folgt etwa 18^ ein Schiefer von einer Kluft
durchschnitten, in der Zinnoberspuren gefunden wurden.
In weiteren 22^ seigerer Teufe ist Kalk und Cunglomerat
anstehend, und unter diesem folgt bis zum Schachtsumpf
abwechselnd Schiefer, Sandstein, Kalk und Dolomit.
e) Zimmerung. Der Schacht steht durch seine ganze
Tiefe in Schrottzimmerung, und ist noch die ursprünglich
eingebaute Zimmerung, mit Ausnahme einer kleinen Repa-
ration in der Mitte des Schachtes, und einiger Klafter Neu-
zimmerung unter dem Tagkranze, vorhanden.
f) Anmerkung. Das Abteufen des Ferdinandi-Schach-
tes wurde im Jahre 1836 in einer Entfernung von 331^
nach S.O. vom Josefi Schacht begonnen, und der Durch-
schlag mit der übrigen Grube, nach beendetem Abteufen des
Schachtes, im Horizonte des Kronprinz Ferdinandi-Schlages
auf Mittelfeld am 28. November 1855 bewerkstelligt.
Sollte der obgenannte Schlag, und damit auch der Fer-
dinandi-Schacht aufgelassen und umgestürzt werden, so ist
in der Nähe des Schachtes, in ganz festem Gestein, eine
Erweiterung zur Erbauung eines Keildammes hergerichtet,
und damit die dort zusitzenden Grubenwässer, abgedämmt.
Die nächste mehr weniger s^bstständige Wasserbai-
tungsmaschiue ist die
2. Kunst am Theresia-Schacht.
Dieselbe erhält das zur Beaufschlagung des oberschläch-
tigen Wasserrades nöthige Kiaftwasser aus dem Rinnwerks-
Graben.
Das Rinn werk. Durch die Rinnwerks-Wasserleitung
wird den meisten Betriebsmascbinen des gnnzen Werkes,
sowohl denen bei der Grube, als auch bei der Schmiede etc.
das Kraftwasser zugeleitet. Das Rinn werkswasser wird durch
einen grossartigen Wehrbau, der südlich von Idria in der
Kobila aus Qaadern in einer Höhe von 6^ hergestellt ist,
durch Stauung des Idrizafiusses gewonnen.
Das Rinnwerk wurde mit Ende des 16. Jahrhunderts
längs der Gehänge des linken Idrizaufers erbaut, und zwar
bestand dasselbe zu Anfang nur in einem hölzernen Gerinne,
das später zum grössten Theil ausgemauert wurde.
Nach Messungen, die Herr Berg Verwalter Grübler
vorgenommen (1851), besitzt das Rinnwerk von dem Kobila-
Wehrbau bis zur Schmiede in Idria eine Länge von 1814^
wovon 130^ noch hölzernes Gerinne sind. Das Gesammtge-
fälle beträgt 1*893®, d. i. 1*04 Linie pr. Klafter.
Bei einem mittleren Querschnitte von 7 5 Quadratfuss,
mittlerer Tiefe von 1*85', beträgt die Geschwindigkeit über
3' pr. Secunde, daher die Kraftwassermenge, die pr. Secunde
im Rinn Werksgraben abfliesst^ 22 — 24 K.' beträgt, die auch
sämmtliche Maschinen-Motoren in continuirlichem Betrieb
zu erhalten im Stande ist.
Durch Schliessung mehrerer in den Rinnwerksgraben
seitlich angebrachten UeberfMllschützen kann man sich ein
noch grösseres Kraftwasserquantum zuleiten, sobald solches
nur noch dem Idrizaftusse entnommen werden kann.
In den Sommermonaten 1865: Juni, Juli, August und
September betrug wegen herrschender Trockenheit die Ge-
sammtmenge der dem Idrizafiusse entnommenen Kraftwas-
sermenge im Min. 8*46 K.^ die für den Betrieb sämmtücher
Künste und Förderuogsmaschinen bei weitem nicht aus-
reichte.
a) Kraft Wasser. Durch ein 5^ langes, 3' breites und
2V2' tiefes hölzernes Zweiggerinne wird nun für das The-
resia-Schächter Kunstrad das Aufschlagwasser aus dem oben
beschriebenen Rinnwerksgraben abgeleitet. Die am 6. Juli
1866 vorgenommene Messung ergab einen Kraftwasserza-
fluss von 2 7 K.' pr. Secunde.
b) Kunstrad. Das Kunstrad ist ein oberschlächtiges
Wasserrad, hat einen Durchmesser von 5® 4', eine lichte
Zelleubreite von 5' 2" und eine Zellenfiefe von 15".
Das Gesammtgefälle beträgt sammt 1 Yj' Freihängen
40'. Aus diesen Daten rechnet sich eine Rohkrnft von 14*16
Pferdekräften. Mittelst eines 25zölligen Krummzapfens
und einer 4® langen, ^712" *^»cken eichenen Korbsrange wird
die Robkraft des Wasserrades durch ein 19'3® langes Feldge-
stänge mit 2 Haupt- und 4 Neben-Doppelschwingen von
2*5® Höbe auf die beiden Kunstkreuze, Viertelkreuze, an
welchen die Gestänge wirksam sind, übertragen. Von den
19*3^ langen Feldgestängen sind 15'5^ zwischen den beiden
gusseisernen Hauptscbwingen unter einem ansteigenden
Winkel von 10® geführt. 3 95® und 295® sind horizontaL
Die Nebenschwingen sind aus Yg*, das Feldgestänge aus
y^** starkem Fichtenholz, letzteres mit entsprechenden Ver-
bindungen von verstärkenden Eisenschienen, Adjustir- und
Spann- Vorrichtungen etc.
c) Sätze. Die Grubenwftsser, die aus den verschie-
denen Revieren der Grube dem Theresia- Schacht zusitzen
oder zugeführt werden, werden insgesammt durch 2 doppelt
wirkende Sätze aus einer Tiefe von 1 13 34® unter dem Tag-
kranz bis auf die Sohle des Abflusskanals, der 5*5® unterm
Tagkranz liegt, also 107*84® hoch gehoben. Beide sind
Plunger-Sätze, und zwar ist der erste und obere Satz, der
am Horizont des Mittelfeldes eingebaut ist, und der bis zum
Abflusskanal eine Höhe von 58*56® einbringt, ein Drucksatz.
Der zweite untere Satz hingegen ist ein Hubsatz. Letzterer
ist ' 1 ® ober den Carolifeld-Horizont eingebaut und ein 2^
langes Saugrohr unter Carolireld reichend. Die Plunger
beider Sätze sind von Metall und haben einen Durchmesser
von 9". Das Schachtgestänge ist durchaus 7^^ — 8** stark,
und da der Schacht nicht genau seiger abgeteuft und aus-
gezimmert ist, indem er bis auf Achazifeld, das sind 33*
Tiefe, etwa 2' von der seigeren Richtung abweicht, so muss
das Gestänge durch Rollen die nöthige Führung erlangen.
Da beide Sätze von gleichen Dimensionen sind, und
dem oberen Satz ausser den vom unteren Satz gehobenen
Wässern noch andere zufliessen, er daher nicht alle zu he-
ben im Stande ist, so lässt mau die Stopfbüchsen des unte-
ren Satzes etwas wasserlässig sein, damit nicht gehobenes
Wasser aus dem Sumpfkastei des oberen Satzes in den
Schachtsumpf zurückfallen, und somit nochmals gehoben
werden müsste.
Die Sätze sind gewöhnliche Plungersätze und die
Ventile sind nach der Schitko'schen Methode in einem
gemeinschaftlichen Ventilkasten für beide Cylinder ange-
ordnet, und bewährt sich diese Anlage ganz gut. Die
Cylinder sind von Eisen. Die Plunger-Stopfbüchse ist sowie
die Stopfbüchse der Kolbenstange 3" hoch; erstere dauert
2 — 3, letztere 4—5 Monate. Zur Liederung werden in ün-
schlitt getränkte Hanfzöpfe verwendet.
— 377 —
Die Kanst macht bei laogsamem Qang einen Hub in
18 Secunden, und bebt dabei, nach am 6. Juli 1866 vor-
genommener Messung, 5*29 K.' pr. Minute.
Nach den am 5. Juli 1 866 vorgenommenen Messungen
sitsen dem Thert^sia-Schaehte in Summa 16*759 K.' 6ru-
benwüsser zu. Davon sitzen ihm direct 11*584 K/ zu,
2'625 K/ werden ihm auf den. einzelnen Horizonten zuge-
leitet, während 2'554 K/ pr. Minute durch die Verdammung
auf Barbarafeld dem Schachtsumpf der Barbarakunst zu-
nnd somit dem Theresia-Schachtsumpfe absitzen. Die The-
resia-Kunst hat daher pr. Minute 1 4*205 K.' zu heben, um
die ihr zusitzenden Wässer zu Sumpf zu halten. Die Ma-
schine kann diese Leistung machen, da sie pr. Hub 3*12 K/
hebt, und pr. Minute im Maximum selbst 7 Spiele zu ma-
chen im Stanae ist.
Da jedoch der Sumpf der Theresia- Wasserhaltungsma-
schine mit der in 345^ sädöstlicher Entfernung befindlichen
Kaiser Josefi II. Wasserhaltungsmaschine in später zu er-
wähnender Verbindung steht, und einen Theil ihrer Wässer
dorthin zur Losung abführt, so werden dennoch sämmtliche
dem Theresia- Schachte zusitzenden Grubenwässer zu Sumpf
gehalten, trotzdem die Kunst nur 6*15 K.' pr Minute bebt.
Die Hubgrösse beträgt direct bei den Kunstkreuzen
gemessen 4' %'. Da der Krnmmzapfen 25'^. missfc, so
wird durch das 19'3^ lange Gestänge und durch die Bre-
chung desselben um einen Winkel von 170^ ein Hubverlust
von l^/j" verursacht.
Der Hub auf Mittelfeld, 64^ unterm Tagkranz, beträgt
3'— 11 Vi"
„9 1) Carolifeld, 112*3® unterm
Tagkranz, beträgt . . . . 3' — IIV4"
somit der Gesammthubverlust Z^L"
d) Gestein. Die Fundamente des Theresia-Schacht-
gebäudes und der Dampfmaschine etc. stehen auf festem
Conglomerat, welches im Schachte selbst bis auf eine Tiefe
von 6^ anhält. Hierauf folgt Silberschiefer, also 27® ober
Achazifeld beginnend.
Vom Achazifeld weiter bis 4® ober dem Füllort auf
Gross-Herzogsfeld , also durch 71*48® reicht der Silber-
schiefer, dem dann fester Kalk folgt, und der mit unbedeu-
tenden Partien von Sandsteinschichten bis gegen Carolifeld
anhält, von wo der Kalk eine breccieu artige Structur annimmt
und minder fest, locker, ist.
e) Zimmerung. In Folge des verwitterbaren und
sieb in Berührung von Luft und Feuchtigkeit sehr stark
blähenden Schiefers, der von 6® unter Tags unter dem Con-
glomerat folgend, bis 4® ober Gross-H^^rzogsfeld aohält,'
sowie des weniger festen Kalkes und der lockeren Kalk-
uud Dolomit-Breccie in der grössten Tiefe des Schachtes, ist
man gezwungen, den ganzen Schacht in Schrottzimmerung
zu erhalten.
Da die Wetter durch den Theresia-Schacht einziehen,
80 ist diesB ein günstiger Factor einer besseren Conservirung
und längeren Dauer der gesummten Scbachtzimmerung.
In den tieferen Horizonten, unter Hauptmannsfeld, wo
im ganzen Umfange des Schachtes Wässer zusitzen, und
somit das Zimmerungsholz immer im nassen Zustande bleibt,
ist die Dauer desselben eine vieljährige.
Hingegen wurde der Schacht ober Hauptmannsfeld bis
zu Tage in einem Zeiträume von etwa 14 Jahren ganz, und
an manchen Stellen auch schon zum zweiten Male neu
gezimmert. Ganz das Gleiche gilt auch ip Bezug der Dauer
des Schachtgestänges.
f) Anmerkung. Das Abteufen des Theresia-Schachtes
begann im Jahre 1738; 1748 war er sction 100® tief. In
der Folge wurde nach unbestimmt lange dauernder Unter-
brechung das Abteufen bis zum 30. September 1S37 fort-
gesetzt, an welchem Tage in der Sohle des Schachtes ein
gewaltiger Wassereinbrucb erfolgte, der jedes weitere Ab-
teufen verhinderte.
Nach vorgenommenen Messungen betrug der Zufluss
der Einbruch- Wässer gleich zu Anfang 12 K.', der jedoch
bis auf 29'28 K.' pr. Minute stieg, und der sich in Folge
der Ergebnisse der letzten Messungen (14*134 K.', am
5. Juli 1866) wieder bedeutend verringert hat.
Durch diesen Wasser-Einbruch wurde dur Tiefbau der
Grube bis isum 17. Juli 1838 auf eine Höhe von 34*47®
ober dem Barbarafeld- Horizont, also bis 6 '38® unter Gross-
Herzogsfeld, ertränkt.
Durch Erbauung zweier Balancier-DampfmHSchinen
am Theresia- und Josefi-Schacht mit einem Kostenaufwande
von 130.000 fl. C. M., und unter Mitwirkung aller übrigen
Künste gelang es, die Einbruchwässer mit 2. April 1840 bis
zur Theresia-Schachtsohle zu gewältigen. Die nominelle
Stärke der Dampfmaschine am Josefi-Schacht betrug 2S,
jener am Theresia-Schaohte 60 Pferdekräfte. Die erstere
wurde bereits im Jänner, letztere hingegen Ende December
1838 in Betrieb gesetzt. Die für die Theresia-Dampfma-
schine eingebauten Sätze waren Hubaätze und Druck mit 1 4**
und 9'^ Cylinderdurchmesser und 4' Hub.
Nach vollständiger Gewäitigung der Einbruch-Wttsser
wurde in 10 Monaten eine 4^ hohe, massive, kostbare Verdäm^
mung vom ehemaligen Sumpf des 128® tiefen Theresia-
Schachtes, und bis auf 2® unter Carolifeld eine wasserdichte
doppelte Schachtzimmerung eingebaut, nachdem man die
Einbruch-Wässer mit einem gusseiseruen Kastei abgefangen
hatte. Von diesem Kastei aus ging durch die Verdammung
hindurch eine Röhrenleitung, durch welche das Eiubruch-
wasser durch die Verdammung bis auf Mittelfeld-Horizont,
also auf 40® Höhe, gespannt wurde. Der Versuch, das durch
die Böhrenleitung aufsteigende Einbruch-Wasser durch
Schliessung der Bohren ganz abzudämmen, misslan^, indem
die Verdammung dem kolossalen Drucke, 23 Atmosphären, der
gespannten Wässer nicht mit genügender Festigkeit wider-
stehen konnte, da das anstehende Gestein im Schacht», ^ie
Dolomit-Breccie, den^ganzen Vcrdämmungsbau keinen soliden
Halt gab. Das Wasser drang sofort hinter der Verdammung
und der wasserdichten Schachtzimmerung hervor.
Der jetzige Sumpf der Theresia-Kunst ist daher nicht
das Schachttiefste, sondern befindet sich am oberen Ende
der wasserdichten Schachtzimmerung, 2® unter Carolifeld.
Ausser der Verdammung im Theresia-Schacht befindet
sich auch noch eine 6® lange Verdammung und 8® Unge
wasserdichte Streckenzimmerung im 20® langen DurchschUg-
stollen des Theresia- und Barbara-Sehachtes im Horizonte
des Barbarafeldes. Die Verdammung fängt gleich hinter der
wasserdichten Schachtzimmerung an, und hat einem Wasser-
drucke von 7® Höhe zu widerstehen.
Erst mit Ende des Jahres 1844 war der Metrieb der
Wasserhaltungsmaschinen ein regelmässiger geworden, nach-
dem bereits beide Dampfmaschinen sammt den eingebauten
Sätzen Mitte 1843 ausser Thätigkeit gesetzt wurden, also
nur die Wasserkünste allein wirksam waren.
— 378 —
Von ,den beiden DampfmaschineD ist nar noch die am
Theresia-Schacht aufgestellte Cornwallis-Maschine sammt
Nebenbestandtheilen etc. in brauchbarem Zustande, jedoch
derzeit unbenutzt, vorhanden.
Von den noch folgenden drei Wasserhaltungsmaschinen
am FranziBci-y Barbara- und Josefi-Scbachte ist letztere als
Hauptwasserhaltungs-Maschine der hiesigen Grube insoferne
selbstständig, als alle Einrichtungen und Bestandtheile einer
vollständigen Kunst eingebaut und vorhanden sind, während
ihr jedoch die GrubenwMsser aus grösserer Entfernung zur
Losung zugeleitet werden müssen, um sie im gehörigen Gange
erhalten zu können. Sowohl die Franzisci- als auch die
Barbara-Kunst sind derzeit nur als Hilfsmaschinen der Josefi-
Kunst zu betrachten, indem ja die von der Franzisci- als
auch die von der Barbara-Kunst gehobenen Wässer der
Josefi-Kuttst zur weiteren Losung zugeführt werden.
(Fortsetzung folgt)
Ueber die Anwendung des Bleies und Zinkes
bei dem Bessemerprocess.
Von W. Baker in Sheffield, Adjunct der königlichen Bergschule
in London.
(SchlusB.)
Die mit Bleiglätte oder metallischem Blei in Puddel-
nod Flammöfen, sowie in Frischfeuern abgeführten Versuche
haben indessen, wie der Verf. ungeachtet des über die An-
wendung dieser Substanzen zu Turracb verö£Pentlichten Be-
richtes befurchtet, den davon gehegten Erwartungen nicht
entsprochen; allein diess ist ein Gegenstand, hinsichtlich
dessen kein Zweifel obwalten sollte. Auf vielen Eisen- und
Stahlwerken sind Chemiker angt^stellt, die zur Lösung dieser
Frage wohl befähigt sein dürften. Umsichtlich ausgeführte
Analysen von Proben einer normalen Charge vor und nach
der Behandlung mit jenen Mitteln ist Alles, was wir dazu
bedürfen. .
Sorgfältige Berichte über derartige Versuche haben,
selbst in dem Falle, wenn letztere als erfolglos sich heraus-
stellen sollten, stets ihren bedeutenden Nutzen. Deshalb
theilt der Verf. einige Bemerkungen über die Einwirkung
des Zinkes auf das Eisen in Flammöfen und beim Besse-
merprocess mit. Es ist schwierig, den für derartige Versuche
nothwendigen Bedingungen im Laboratorium, wo man nur
inr kleinen Massstabe arbeitet, zu entsprechen, und der
Verf. hat es nur der Gefälligkeit der berühmten Firma John
Brown & Comp, zu Sheffield zu verdanken, dass er die fol-
genden Resultate zu erhalten im Stunde war.
Eine Charge von 2 Tonnen (40 Zollctr.) wurde in der
Bessemer'sc'hen Birne (Umwandlunt^sgefäss) mit 30 Pfd.
Zink beschickt, und dann ward das Gebläse wie gewöhnlich
angelassen. Nach 5 Minuten war die Zinkfliimme verschwun-
den. Mittelst des Spectroskops Hess sich Nichts wahrnehmen.
Das Metall wurde abgestochen; dem Ansehen nach zeigte
es keinen Unterschied von den gewöhnlichen Güssen der-
selben Eisensorte, welche absichtlich von geringer Qualität
gewählt worden war.
Eine Probe dieses Eisens, wie es aus dem Flammofen
heraus floss, enthielt 0'036i Procent Schwefel und 01720
Procent Phosphor. Nach dem Behandeln mit Zink in der
Hirne enthielten die Güsse 0267 Procent Schwefel und
Ol 500 Procent Phosphor.
Ferner wurde im Flammofen eine Charge von 3 Ctr.
grauen Roheisens mit 1 Procent Zink versetzt; 'die erhalte-
nen Resultate waren folgende: Vor der Behandlung mit
Zink enthielt das Eisen 0*0260 Procent Schwefel und 437
Procent Phosphor, nach derselben 0*0200 Schwefel und
0*375 Phosphor.
Diese Thatsachen bedürfen keines Commentars. Die
Frage ist entschieden. Zink vermag nicht die. genannten
Verunreinigungen des Eisens auszuscheiden. Indessen übte
das Zink einen nachtheiligen Einfluss auf das Bessemerme-
tall nicht aus; denn eine mit 30 Pfd. Zink behandelte Charge
von 2 Tonnen Eisen, gab, wenn letzteres von geeigneter
Beschaffenheit war,^ Güsse, welche zu Eisenbahnschienen
von der gewohnten trefflichen Qualität verarbeitet wurden.
Bei seinen Versuchen hatte der Verf. auch Gelegenheit,
die reducirende Wirkung des im gepuderten Zustande in
das Gebläse gebrachten entwässerten Eisenvitriols auf das
Eisen zu beobachten. Anstatt einer ozydirenden Wirkung
dieses Reagens fand der Verf., dass daraus Schwefel redu-
cirt wurde und in ^ die Charge ging. Das Eisenvitriolpulver
wurde während eines der an^nglichen Stadien des Processes
eingeblaseu. Auf die Anwendung des gewöhnlichen (krjstal-
lisirten) Eisenvitriols beim Puddelprocesse als Raffinir-
(Feinungs-) oder Oxydationsmittel hat Saunderson schon
vor längerer Zeit ein Patent genommen, und mit demselben
sind auch, wie der Verf. glaubt, da, wo es in angemessener
Weise angewendet wurde, günstige Erfolge erzielt worden.
Vor Kurzem las der Verf., dass ein Herr Crawshay
ein Patent auf die Anwendung eines Gemenges von Eisen-
vitriol und Bleitrlätte zu demselben Zweck genommen hat.
Wenn aber diese Fragen zum Abschlüsse gebracht werden
sollen, 80 kann diess nur von Seiten der grossen Eisen- und
Stahlhüttenbesitzer geschehen, indem dieselben den zur
Lösung derartiger Aufgaben qualificirten Chemikern alle
dazu erforderlichen Apparate zur Verfügung stellen. Die
abzuführenden Versuche werden ohne Zweifel kostspielig
sein, ein günstiger Erfolg derselben wäre aber von unbe-
rechenbarem Werthe.
(Aus dem nEngineeru Febr. 1867, durch Zeitschrift
für die ösr. Eisen- und Stahl-Industrie.)
Einladung an alle Bergwerks-Verwandte im
österreicliisclieii Kaiserstaaie.
Den bergmännisch -wissenschaftlichen Lese-
kreisen im österreichischen Kaiserstaate werden für das Jahr
1868 wieder wie seit 7 Jahren mehrere Fachzeitschriften kurze
Zeit nach ihrem Erscheinen zur Benützung angeboten, nämlich :
1. Berg- und Hüttenmännische Zeitung von B. Kerl und
Fr. W immer.
2. Zeitschrift für Berg-, Hütten- und Salinen wesen im
preussischen Staate.
3. Der Berggeist
4. Glückauf.
5. Zeitschrift des Vereines deutscher Ingenieure.
6. Zeitschrift des österreichischen Ingenieur- und Archi«
tekten- Vereins.
7. Dingler*8 polytechnisches Journal.
8. Polytechnisches Centralblatt.
9. Neueste Erfindnngen.
10. Wochenschrift des niederösterr. Gewerbe- Vereins.
Die Benützung dieser Zeitschriften wird in folgender Weise
vermittelt werden:
Am ersten jeden Monates (vom 1. Jänner 1668 angefangen)
wird von Wien an jeden der theilnehmenden Lesekreise eine
Ansahl yon Nummern oder Heften voraus bestimmter Zeitsohrif-
— 379 —
ten durch die k. k. Fahrpost versendet. Diese Nnmmern oder
Hefte bleiben bis zam letzten Tage desselben Monates dem Lese-
kreise zur Benützung, und werden von demselben vom I. des
nächstfolgenden Monates durch die k. k. Fahrpost an einen be-
stimmten anderen Lesekreis versendet
Jeder Sendung wird von hier aus eine Versendungskarte
beigelegt, auf welcher die Ordnung der weiteren Versendungen
verzeichnet ist, und welche die Sendung stets zu begleiten hat
Nach vollendetem Umlaufe bleiben die obgenannten Zeit^
Schriften Nr. 3 — 10 Eigenthum jener Lesekreise, welchen
sie in der Reihenfolge zuletzt zugekommen sind; nur die Zeit-
schriften Nr. 1 und 2 sind halbjährig hieher zurückzusenden.
Damit kein Lesekreis in der festgesetzten Zeitdauer der
Benützung beeinträchtiget werde, müssen die Versendungen stets
pünktlich an den festgesetzten Tagen bewerkstelliget werden.
Aus diesem Grunde muss man sich auch vorbehalten, die Ver-
sendungen an einen Lesekreis, welcher in tieser Hinsicht nicht
gewissenhaft vorgehen würde, ohne irgend einen Ersatz ein-
zustellen.
Die Anordnung der Benützung der Zeitschriften unter den
einzelnen Theilnehmera eines Lesekreises muss diesen anheim-
gestellt werden. Die Erfahrung hat übrigens gezeigt, dass die
Benützung durch Circulation der Zeitschriften bei den einzelnen
TheiUiehmem diesen nur sehr geringen Vortheil bietet, dagegen
die vollkommenste und zugleich bequemste .Art der Benützung
darin besteht, dass die Theilnehmer des Lesekreises aus ihrer
Mitte fQr jede Zeitschrift einen oder mehrere Berichterstatter
wählen, welche die interessanteren Artikel und Notizen in perio-
dischen (monatlich ein- oder zweimal stattfindenden) Zusammen-
künften sämmtlicher Theilnehmer auszugsweise mittheilen. Dieser
letztere Vorgang wird daher angelegentlichst empfohlen, und
jenen Lesekreisen, welche denselben einführen, unter übrigens
gleichen Umständen der Vorzug vor anderen ertheilt werden.
Die Anzahl der Lesekreise, welche an der Benützung der
oben bezeichneten Zeitschriften Theil nehmen können, ist vor-
läufig auf 6 beschränkt. Sollten sich mehr Lesekreise anmelden,
so werden jene vorzugsweise berücksichtiget, welche zahlreicher
an Theilnehmem sind.
Für den Fall, als sich weniger als 4 Lesekreise zusammen
mit 50 Theilnehmem melden würden, behält man sich vor, die
gegenwärtige Einladung zurückzuziehen.
Die bergmännisch - wissenschaftlichen Lesekreise , welche
von dieser Einladung Qebranch zu machen wünschen, wollen
spätestens bis
94. Deeember tStt9
das gefertigte Secretariat hievon in frankirten Schreiben in
Kenntniss setzen, und gleichzeitig
1. das Namensverzeichniss sämmtlicher Theilnehmer,
2. den Betrag von 1 fl. Oe. W. für jeden Theilnehmer
(für das ganze Jahr 1868),
3. die genaue Adresse jenes Theilnehmers, an welchen die
Sendungen zu richten wären, und welcher für die Einhaltung
obiger Bedingungen die Bürgschaft übernimmt, endlich
4. die Angabe, auf welche Art der Lesekreis die Zeit-
schriften zu benützen beabsichtigt, einzusenden.
Ueber die eingelaufenen Anmeldungen wird sogleich ent-
schieden, und den etwa nicht zugelassenen Lesekreisen die ein-
gesendeten Geldbeträge unvei^üglich zurückgesendet werden.
Wien, 18. November 1867.
Secretariat des österreichischen
Ingenieur- und Architekten- Vereins.
(Stadt, Tuchlauben 8.)
Notizen.
Fangvorriohtang für Förderungen mit Anwendung
yon oomprünirter Lnft von Eduard Leyaer. Diese Erfin-
dung gebührt Herrn O. Hohendahl, früherem Obersteiger der
k. w. Saline Friedrichshall, und wurde von E. Leyser nur
weiter constructiv verarbeitet und deren Ausführung für Oester-
reich übernommen. — Die eigentliche Fangvorrichtung, nämlich
Messer oder Ezcenter, wurde beibehalten, nur statt der Federn,
die besonders nach längerer Anwendung nicht den genügenden
Grad der Sicherheit bieten, wurde die in einem CyUnder com-
primirte Luft verwendet. Dieser Cylinder, der oben geschlossen,
unten geöffnet ist, steht oberhalb in der Mitte der Schalentra-
verse, mit welcher er fest verbunden ist. In ihm bewegt 'sich ein
Kolben, der mit Leder und etwas Oel geliedert ist, dessen Stange
herabwärts gerichtet und dort mit einem Rahmen verbunden ist,
von welchem eine Kette znm Auge des Förderseiles reicht, das
jedoch etwas kürzer ist als die beiden Schnrzketten, welche be-
kanntlich vom Aage zum Querstücke der Schale reichen. Durch
diese Verkürzung des Seiles für die Bewegung des Kolbens wird
natürlich dieser beim Anheben der Schale zuerst in die Höhe
gedrückt, und comprimirt die Luft im Cylinder so lange, bis
endlich die beiden Scitenketten anheben. Es ist also in der Länge
der Kolbenkette das Mittel gegeben, den Grad dieser Compri-
mirung je nach Belieben zu ändern. Mit der Kolbenstange sind
femer auch die Messer oder Excenter in derselben Art verbun-
den, wie es bisher mit der Feder geschah. Würde das Förder-
seil reissen, so dehnt sich die comprimirte Luft im Cylinder mo-
mentan aus, bewegt den Kolben und dieser die Fangvorrichtung.
Es wird weiters erwähnt, dass die technische Ausführung, be-
sonders der guten Kolbenliederung , gar keiner Schwierigkeit
unterliegt und zum Sciiluss ein Zeugniss von der kgl. w. Sali-
nendirection Friedrichshall angeführt, welche sich nach drei mit
dieser Fangvorrichtung angestellten Versuchen sehr anerkennend
ausspricht und die damit versehene Schale auch zum Ausfahren
der Knappen zu benützen gestattet. Wir erinnern uns, vor mehr
als einem Jahre dieselbe Fangvorrichtung zu Nürschan bei Pilsen
in Anwendung gesehen zu haben, wobei man sich sehr lobend
aussprach. Sollte man dort nicht weitere Erfahrungen gemacht
haben? Die Versuche fallen ja bei den meisten Fangvorrich-
tungen glücklich aus. Zeltschrift des Ost. Ingenieur^ und Archi-
tekten-Vereines VIII und IX. 1867.
Hartgnsswalzen auf der Pariser Ansstellnng. Beson-
ders schön war das kgl. würtembergische Hüttenwerk Königs-
bronn vertreten, indem es nicht nur massive, sondern auch hohle
und solche mit eingegossenen Bessemerstahlaxen ans Hartguss zur
Ausstellung brachte. Die Brüche zeigten alle eine Härtung auf
1" Tiefe, während das Innere schön und gleichmässig grau war.
Betreffs des Gusses der einen Hartwalze mit eingegossener Bes-
semeraze sei erwähnt, dass die vorgewärmte Stahlaxe wie ein
Kern in die Form eingestellt wird, und dass sich das Eisen beim
Erkalten fest an diesen Kern presst. Engineering Nr. 66^
Kohlenfand in Ostindien. Der geologischen Commission
der ostindischen Compagnie ist es geglückt, in dem Thale des
Damudah-Flusses ein Kohlenbecken zu entdecken, das 120U engli-
sche Quadratmeilen einnimmt, und Dr. Oidham schätzte den
Kohlenreichthum eines Theiles der Mulde, circa der sechste des
ganzen Beckens, auf 4Ö5 Millionen Tonnen. Sicherlich liegt in
dieser Entdeckung ein schöner Trost für jene Engländer, welche
das Ende der englischen Kohlenlager in nicht sehr fernen Zeiten
erblickten. Die aufgefundene Kohle ist von ausgezeichneter Qua-
lität und coaksbar. Sie gehört der productiven Steinkohlenfor-
mation an. „Memoirs of the Geological Survey of India.«
Kohlenprodnotlon des Zwiokan- Chemnitzer -Stein-
kohlenbassins im Jahre 1866. (Jahresbericht der Handels-
und Gewerbekammer zu Chemnitz 186'i.) Chemnitz 1866. — Das
Gesammtquantum der durch die Eisenbahnen aus dem Zwickauer
Reviere nach den verschiedenen Richtungen verladenen Kohlen
und Coaks hat die Ziffer von 24,431.000 Ctm. erreicht und ist
gegen das Vorjahr um 3,242.^00 Ctr. oder um 15% gestiegen.
Von grosser Bedeutung für Sachsen, insbesondere für das ge-
werbereiche Chemnitz und dessen Umgebung ist jedoch auch das
Lugau-Würschnitzer Revier, welches 1859 nur 9.552 Eisenbahn-
lowry zu 90 Ctr., dagegen schon 1865 29.670 Lowry zu luO Ctr.
Kohlen versendete, und dessen Production durch die neuen
Eisenbahnverbindungen, die von Chemuitz nach Freiberg und
Dresden, sowie nach Frankenberg und Hainichen hergestellt
werden, jedenfalls noch bedeutend erhöht wird. — Unwillkür-
lich über&Ut uns bei der Betrachtung dieser Ziffern ein Bedauern,
dass die Kohlenindustrie des nordwestlichen Böhmens (Eger-
Karlsbad) noch immer, allein wie es scheint, mit wenig Glück,
auf eine Anschlussbahn warten muss, wodurch zum wenigsten
der grösste Theil des Kohlcnbedarfes in den angrenzenden Ge-
genden Baiems, der jetzt durch Zwickau gedeckt wird, von dem
genannten Theile Böhmens, der den Centner Kohle auf manchen
Schächten mit 6 — 7 Kreuzer erzeugt, nicht gedeckt werden kann.
Wie wir hören, scheint sich das Comit^ jenes doch so nothwen-
digen Bahnuntemehmens (Graf Czernjn, David Edler von Stark,
— 380 —
Fabriksbesitzer Haas etc.) mit den Plänen hiezu and Tielleicht
mit „den KostenOberschlägen" begnügt zu haben, und glaubt
hiemit für die vaterländische Industrie genügend gewirkt zu
haben.
Interessant ist die von Burat zusammengestellte Kohlen-
prodnotion Frankreiolis der letzten achtzig Jahre, woraus sich
ergibt, dass sie sich in Perioden von 12 — 14 Jahren immer
verdoppelte.
1789 250.000 Tonnen
1815 950.000 „
1830 1,800.000
1843 3,700.0u0 „
1857 7,900.000
1863 10,590.000
1864 11,100.000 „
Der Import fremder Kohle beträgt die Hälfte der Produc-
tion. In England betrug 1865 der Kohlenverbrauch 87,000.000
Tonnen und der Export 9,000.000 Tonnen.
Kohlenr&tter. Im „Mechanics Magazine*", Februar 1867»
finden wir eine Mittheilung W. Poupard's in London, nach
welcher dieser nicht mehr gerade Stäbe beim Kohlenrättem an-
wendet, sondern geschlängelte, womit er jedem Stückchen Klein-
kohle beim Herabgleiten mehrmal Gelegeoheit ztim Durchfalle
geben will. Obzwar wir am Schlüsse lesen, dass sich diese Yer-
besserung schon an mehrfachen Orten (wo ?) bewährte, so können
wir, abgesehen von dem Kostenpunkte, keinen besonderen Vor-
theil darin erkennen, indem man ja denselben Uebelstand durch
eine kleine seitliche Abweichung der Stäbe von der Linie des
Falles auf der schiefen Ebene viel einfacher beseitigt.
A.dznini8tratives.
(Erläuterung in Bezug auf die Anrechenbarkeit
der Feldzugsjahre.) Aus Anlass vorgekommener Anfragen
bat das Kriegsministerium in Bezug auf den Punkt 2 der mit
h. o. ErUss vom 26. Mai 1867, Z. 20184 (V. BU Nr. 19, 8. 103)
bekannt gegebenen Allerhöchsten EntschliessuBg vom %1„ ^-
bruar 1867 die Erläuterung zu verlautbaren befunden, daiis Ba-
durch jene älteren Ansprüche auf die Zuzählung eines oder meh-
rerer Feldzugsjahre zu der ordinären Dienstzeit, welche die aus
dem activen oder Beserve-Mannschaftsstande unmittelbar in Civil-
staatsdienste übergetretenen oder noch Übertretenden Individuen
aus Ursache in früheren Jahren mitgemachter Feldzüge etwa
bereits erworben haben, nicht als aufgehoben zu betrachten sind,
sondern jederzeit zur Geltung gebracht werden können.
(Z. 40110, ddo. 28. October 1867.)
Ernennungen.
Vom Finanzministerium:
Der erste Official der Bergwerksproducten- Verschleiss-Direc-
tion August Grolig zum Hauptfactor daselbst (Z. 32150,
ddo. 12. September 1867).
Der Oberamtscontrolor des Hauptzollamtes in Brody Franz
Heruth zum provisorischen Obereinnehmer bei dem Salzver-
Bchleissamte in Wieliczka (Z. 42391, ddo. 9. November 1867).
Der Assistent bei dem ungarischen Steueramte Szecseny
Augustin Streicher zum Amtsassistent^n bei der Salinenver-
waltung in Ebensee (Z. 36714, ddo. 8. November 1867).
Der Diurnist bei dem Bergoberamte in Pfibram Carl
Schier zum dritten Bergoberamtskanzlisten daselbst (Z. 40206,
ddo. 7. November 1867).
Von der Finanz-Landesbehörde in:
Salzburg: Der Bergwesens-Exspectant in Hall Bartholo-
mäus Hutter zum Bergschaffer bei der Salinen Verwaltung in
Hallein.
(109—116)
ANKÜNDIGUNGEN.
Mehrere Cylindergebläse
für beiläufig 5500, 3000, 2000 Kubikfuss Windlieferung, mit Ba-
lancier oder Schubstangenbewegung, vollständig gut erhalten;
ein oscillirendes Cylindergebläse für beiläufig löOO K.' Windlie-
ferung, vöUig neu; ferner ein completes Feineisen walzwerk geben
wir zu äusserst billigen Preisen, fast zu Robmaterialpreisen, ab.
Fürstlich Fürstenberg'sche Hüttenverwaltmng
Donaueschingen.
W^Edsmeister-Stelle.
(122—123)
Bei dem Feineisen walzwerke zu Boros-Sebes, gehörig Sr.
Excellenz dem Grafen Ernst von Waldstein und zu Wartemberg,
ist die Stelle eines Walzmeisters mit einem Einkommen von
800 fl. ö. W., freier Wohnung und Beheizung vom 1. Januar
1868 zu besetzen.
Bewerber wollen ihre diesbezüglichen gehörig documen-
tirten Gesuche bis längstens 10. December einsenden an:
Die Ber^- ood nUen-DlrectioB
zu Boros-Sebes, Arader Comitat
(Ungarn.)
In der G. J. ICanz'solien BnoÜliaiidltiiig in Wien,
Kohlmarkt 7 ist eingetroffen:
Ligowski» Taschenbuch der Mathematik,
geh. 1 fl. 27 kr., gebunden in Sarsenet 1 fl. 65 kr.
Neamann F., der Führer des Technikers,
zu den wichtigsten Resultaten der Mathematik, Me-
chanik, Maschinenlehre und Technologie. 4. Auflage
in engl Einband 3 fl. 49 kr.
(87—87)
Paieni'MMraMzünder
für
Feisensprengungen erzeugt und empfiehlt bestens
AI. WiUi. Stellng
in Schönlinde in Nordböhmen.
Briefkasten der Expedition.
Herrn P. P h in K z.
Ihren Pränumerationsbetrag pro IV. Quart 1867 und I. Quart
1868 mit fl 4.40 haben wir richtig erhalten, und wird die Zu-
sendung unseres Blattes regelmässig stattfinden.
Diese Zeitschrift erhcheint wöchentlich einen Bogen stark mit den nöthigen artistisch eo Beigaben. Der Frännmerauompreis
ist jährlich loco Wien 8 fl. ö. W. oder 5 Thlr. 10 Ngr. Mit traneo Postversendung 8 fl. 80 kr. ö. W. Die Jahresabonnenten
erb alten einen officiellen Bericht über die Erfahrungen im berg^ und hüttenmännischen Maschinen-, Bau- und Aufbereitungswesen
sammt Atlas kU Gratisbeilage. Inserate finden gegen 8 kr. ö. W. oder,lV2 Ngr. die gespaltene Nonpareillezeile Aufnahme.
Zuschriften jeder Art können nur franoo angenommen werden.
Drack von Carl Fromme in Wien.
FOr den Verlag verantwortlich: Carl Reger«
P48. Oesterreichische Zeitschrift , i^^^
filr
Berg- und Hüttenwesen.
Verantwortlicher Redacteur: Dr. Otto Freiherr von Hingenao,
k. k. Mlnlsterialratb Im FlnAnEinlnisteriam.
Verlag der Q. J. Manz'schen BuollliandliiiLg (Kohlmarkt 7) in Wien.
Inhalt: lieber das Spectmm der Bessemerflamme. — Kleine Mittheilangen aas der Pariser Weltausstellmig vom Jahre t867. —
Der k. k. Quecksilber-Bergbau eu Idria. — Die Explosion in der Kohlengrabe Femdale in England. — Administratives. — Ankün-
digungen.
üeber das Spectmm der Bessemerflamme.
Unter demselben Titel gaben wir einige Notizen über
jene Beobachtungen in Nr, 12 des heurigen Jahrganges.
Wir glaubten, unsere Fachgenossen auf diese Studien hin-
weisen 2u sollen, indem hiedurch das Ende der Entkohlung
zu bestimmen möglich sein dürfte, doch Hessen uns die Mit-
theilungen des Herrn Prof. Liellegg nur halb befi'iedigt,
wesshalb wir unsere Bedenken zum Schlüsse jener Notiz
nicht unterdrücken konnten.
Mittlerweile waren wir iu der Lage, uns von der An-
wendung eines Spectroskopes bei der Orazer Bessemerhütte
selbst zu überzeugen und wollen auch keinen Augenblick
mehr länger sftumen, weitere Notizen darüber dem hütten-
mftnnischen Publicum vorzuenthalten, in der Anhoffnung,
dass dieselben noch weiter ergänzt werden mögen.
In Graz schmilzt man 80 Ctr. verschiedener Eisen-
Borten für eine Charge ein, und verblaset sie in der Betorte,
bis der letzte Antheil des Kohlenstoffes daraus entfernt ist.
Zum Erkennen jenes Momentes dient das Spectroskop, wo-
durch man während der Charge im grünen Felde der Scala
die Kohlenozydgaslinien besonders klar und deutlich beob-
achten kann, die im Momente der Entkohlung verschwin-
den. Sobald diess beobachtbar ist, wird der Process been-
det und eingeschmolzenes Spiegeleisen , das bekanntlich
ziemlich constant im Kohlenstoffgehalte ist, nachgegossen.
Es ist nun ein einfaches Rechenexempel, da man den Koh-
lenstoffgehalt der einzelnen Bessemereisennummern kennt,
die für eine gewisse Sorte nöthige Spiegeleisenquantität zu
berechnen. Der schönste Beweis für die praktische Bedeu-
tung dieser Methode ist der, dass Qraz im verflossenen Mo-
nate October, seitdem das Spectroskop angewendet wird, in
der weitaus grössten Chargenzahl fünf — hart oder sechs —
weich (die Aufgabe der dortigen Manipulation) erzeugte, und
nur in wenigen Chargen fiel sechb — oder fünf — eben.
Jedenfalls hat die Anteendung des Spectralapparates bei
jenen Bessemeranlagen eine weit höhere Bedeutung, welche
Spiegeleisen vom bekannten Kohlenstoffgehalte
anwenden und dieselbe Roheisenmenge einschmelzen,
als wie dort, wo sowohl das Robeisen als der Nachsatz dem
Hochofen directe entnommen wird.
Nicht nur dass Graz mit seinem kleinen Spectroskope
Charge für Charge bessemert, — es bat auch noch zwei grös-
sere Apparate zur weiteren Verfolgung dieser Methode bei
einem unserer Wiener Mechaniker bestellt.
Wie wir vernehmen, schenkt auch Neuberg diesem wich-
tigen Fortschritte in der Beurtheilung des Bessern erprocess es
die grösste Aufmerksamkeit, und entsendete einen sehr ge-
übten „ Bessemerleiter ** nach Graz zum Behnfe der diess-
fälligen Beobachtungen.
Zum Schlüsse wollen wir auch die weiteren nSpectral-
beobachtungen der Bessemerflamme, ** die Herr Prof.
A. Liellegg in den Sitzungsberichten der k. k. Academie der
Wissenschaften (2. Abtheilung, Jahrgang 1867, Juni und Juli)
veröffentlicht hat, auszugsweise mittheilen, und wo es uns
nöthig erscheint, den Wortlaut der Abhandlung unverändert
wieder geben.
Das der Bessemerflamme eigenthümliche Spectrum,
welches mit dem Eintritte der Kochperiode sich zu entwickeln
beginnt und in der ersten Hälfte der Frischperiode seine
grösste Deutlichkeit erreicht, ist, abgesehen von den dem
Kalium, Natrium und Lithium zukommenden und einigen
noch zweifelhaften Linien, das des verbrennenden Kohlen-
ozydgases. Lielleg theilt die Distanz zwischen K a und
iT ß in 255 gleiche Theile, und gibt aus 8 Versuchen
die Stellung der einzelneu Linien und Liniengruppen in
diesem Scalentheile detaillirt an. Er hebt unter anderem die
dem Kohlenoxydgase entsprechenden Gruppen mit der Bemer-
kung hervor, dass dieselben auch beim Anheizen der Retorte
mit Coaks beobachtet wurden, sowie sie auch ähnlich andere
Forscher beim Verbrennen des Leuchtgases, des Elajls und
des Cyans verzeichneten, und macht auf die Unterschiede
des Bessemerspectrums gegenüber den Spectren der genann-
ten Stoffe zumal bezüglich der Lage der Linien als auch
ihrer Intensität aufmerksam.
Ueber die Art der Entwicklung des Bessemerspectruma
in den einzelnen Stadien des Processes und über den Zu-
sammenhang der Aenderungen desselben mit jenen, welche
die Flamme während der Charge erleidet, wurden folgende
Wahrnehmungen gemacht, welche, obschon sie sich nur auf
Chargen beziehen, die stets mit derselben Eisensorte, näm-
lich mit grauem Holzkohlenroheisen durchgeführt wurden,
doch geeignet sind, zu zeigen, dass der Verlauf einer Charge
durch den Spectralapparat verfolgt werden kann.
— 382 —
Zu Beginn der Charge zeigt sich ein schwachea, con-
tinuirliches Spectrum, der gelbe Theil ist nahezu gar nicht
vorhanden, blau und violett sind nur sehr schwach sichtbar,
selbst die Natriumlinie fehlt. Diese bei der grossen Empfind-
lichkeit der Natriumreaction höchst merkwürdige Thatsache
kann wohl nicht durch die Abwesenheit der Dämpfe von
Natriumverbindungen, oder durch eine nicht hinreichend
hohe Temperatur erklärt werden, sondern sie ist einem an-
deren Umstände zuzuschreiben. Die Flamme, wie sie sich
in der Schlackeubildungsperiode repräsentirt, ist nämlich
keine Flamme im wahren Sinne des Wortes, da sie nicht
durch verbrennende Gase, sondern nur durch eine Masse
glühender fester Stäubchen gebildet wird, die im Vereine
mit der reichlichen Funkengarbe die äussere Erscheinung
einer Flamme annimmt. Im weiteren Verlaufe dieser Perio-
de nimmt die Lichtintensität und Ausbreitung des conti-
nuirlichen Spectrums zu, und längstens eine Minute nach
dem ersten stärkeren Schlackenauswurfe, häufig aber auch
sogleich, beginnt die Natriumlinie aufzublitzen ; nach wei-
teren t — 2 Minuten bleibt sie sodann deutlich und bis zum
Schlüsse der Charge sichtbar.
Durch diese Erscheinung ist der Beginn der Kochpe-
riode gekennzeichnet; denn sobald die Natriumlinie blei-
bend auftritt, können im grünlich-gelben, grünen und violet-
ten Theile des Spectrums je eine Linie wahrgenommen wer-
den, und sowie für das geübte Auge des Hüttenmannes das
Erscheinen des Kohlenozydes in der Flamme den Perioden-
wechsel anzeigt, so ist derselbe auch durch das Auftreten
dieser ersten Kohlen ozydgaslinien signalisirt.
Während der Koehperiode vergrössert sich nunmehr
die Flamme bedeutend, sie ist unruhig, flackernd, bedeutend
verlängert und zeigt manchmal im Innern einen gelben,
stossweise aus der Betortenmündung tretenden Kegel, die
Leuchtkraft der Flamme nimmt fortwährend zu, dessen
ungeachtet ist sie durchsichtig, wovon man sich bai geeigne-
ter Stellung mit freiem Auge, leichter jedoch beim Durchse-
hen durch ein färbiges Glas überzeugen kann. Mit der Ent-
wicklung der Flamme schreitet auch die des Spectrums
gleichmässig fort, es zeigen sich die Linien der Gruppen S
und e, die Gruppen ß und y vervollständigen sich, und end-
lich erscheinen auch die rothen Linien der Gruppe a. Bei
sehr grosser Schärfe des Spectrums ist in der Gruppe e eine
Anzahl schwacher blauer Linien sichtbar.
Da die Lichtquelle, welche das Spectrum liefert, nicht
ruhig ist, so wechselt auch dasselbe fortwährend, womit
jedoch nicht ein Erscheinen und Verschwinden von hellen
Linien, sondern das von dunkeln Schattirungen, welche
zweifelloA als Abeorptionsstreifen zu bezeichnen sind, ver-
bunden ist. Die Entstehung derselben ist durch das ganz
regellos wechselnde stärkere und schwächere Leuchten der
Flamme an der dem Apparate zugewendeten und umgekehr-
ten Seite hinreichend erklärt«
In der nun folgenden Frischperiode besitzt die Flamme
eine eigenthümliche Gestaltung und eine bedeutend erhöhte
Temperatur und Leuchtkraft, die sich manchmal bis zum
Weiss steigert; diess ist auch auf das Spectrum vom Ein-
flnss, denn die Lichtintensität der Linien erreicht in dieser
Periode ihr Maximum, was der geübte Beobachter leichter
erkennen wird ; aber der Beginn dieser Periode ist nicht -so
genau bestimmbar, als es bei dem der Kochperiode der Fall
war. Dass übrigens der Uebergang von der letztgenannten
Periode zur Frischperiode nicht scharf wahrnehmbar sei,
wurde schon öfter auch in unserer Zeitschrift erwähnt.
Obschon nun der Beginn der Friscbperiode sich nicht
genau bestimmen lässt, bo ist doch für diese das Erscheinen
von neuen in den früheren Perioden nicht sichtbaren Linien
im blauvioletten Theile des Spectrums sehr bezeichnend.
Dieselben konnten bei 8 Chargen zwar nur fünfmal mehr
oder weniger gut entwickelt, und dreimal nur schwach an-
gedeutet beobachtet werden, aber dessen ungeachtet sind
sie für diese Periode als charakteristisch zu betrachten. Uu-
geföbr 4 — 6 Minuten vor Ende der Charge, (der Verfasser
dürfte 50 Ceutner Einsatz, wie gewöhnlich in Graz, voraus-
setzen), also im Stadium des intensivsten Frischens machte
sich eine Gruppe von vier blauen, gleichweit von einander
abstehenden Linien, die das Ansehen von Doppellinien. hat*
ten, bemerkbar, der sich alsbald eine einzelne sehr helle
und scharf begrenzte blauviolette Linie anschloss; diese
Linien bleiben durch einige Minuten sichtbar, worauf als-
dann die einzelne früher erlosih als die Gruppe, mit deren
Verschwinden auch das grosse Spectrum seine Schärfe zu
verHeren begann, ein Anzeichen des nahen Endes der Ent-
kohlung. Die Lichtintensität des Hintergrundes bleibt un-
verändert, während die der Linien abnimmt, und endlich
verschwinden dieselben in ziemlich rascher Aufeinanderfolge
und zwar in der umgekehrten Reihenfolge, in der sie er-
schienen, bis davon nur zwei Linien im zweiten Drittel der
Entfernung IC oL zu JL ^ wahrnehmbar sind ; in diesem Mo-
mente wurden die Chargen gewöhnlich beendet.
Aus dem Angeführten ergibt sich nun, dass mit Hilfe
des Spectralapparates sowohl der Beginn als auch das Ende
der Entkohlung des Eisens sich genau bestimmen lassen, dass
das Auftreten der blauvioletten Linien während der Frisch-
periode ein eigenes Stadium desselben charakterisirt, wel-
ches nur auf diesem Wege erkannt werden kann, und dass
sowohl das Erscheinen als das Verschwinden dieser Linien
als Erkennungszeichen zum Beenden der Charge benützt
werden können. Wir haben also in dem Spectralapparate das
Mittel in der Hand, die sogenannte nUnverlässlichkeitu des
Processes, welche man besonders im Beginne unserer Bes-
semerindustrie von feindlichen Seiten sogar gerne hervorhob,
mit vollster Schärfe und Genauigkeit vollständig zu heben.
Selbst geübten Bessemerleitern war es nicht immer möglich,
unter jedem Umstände, besonders bei nicht sehr hitzigem
Eisen, die gewünschte Härtenummer zu erzeugen, und durch
lange Zeit war es der sogenannte n falsche Sieb' nerv, wel-
cher die Leiter des Processes täuschte. Alle diese Irrungen
werden zuversichtlich gegenüber dem Spectroskope ver-
schwinden. H. H.
Kleine Mittheilungen au8*der Pariser Welt-
AuBsteliung vom Jahre 1867.
Von Eduard WindakiewicE.
1. KrjQlith-Industrie.
Die Gesellschaft zur Ausbeutung der Kryolithgruben
in Grönland stellte sehr hübsche Kryolithstücke sammt Kar-
ten der Kryolithgruben und einer kurzen Beschreibung der-
selben aus.
Die Kryolithe sind krystallinische derbe Gesteins-Mas-
sen von schwach röthlich-weisser bis graulich-weisser Farbe,
und sind aus 13 Theilen Aluminium, 33*3 Theilen Natrium
und 56'6 Theilen Fluor chemisch zusammengesetzt.
— 383 —
Sie kommen im südlichen Orönland an der Küste von
Arksut-Fjord bei Ivigtnt vor, wo sie im Gneise ein bei 80
Fuss roftcbtiges Lager von etwa 300 Fuss Ausdehnung
bilden.
Der umgrenzende Gneiss ist im «Hangendentt vom
Kryolith durch eine Lage von Quarzkrystallen und durch
eine Bleiglanzader und im d Liegenden u durch eine Fluss-
spathader geschieden.
Gegen Ende des 18. Jahrhunderts hat Giesecke
diese Kryolithe entdeckt, und im Jahre 1850 erst ist es dem
Professor Julius Thomsen zu Kopenhagen gelungen, nach
vielen Versuchen dieselben durch Kalk zu zersetzen und sie
der technischen Verwendung zuzuführen, wo sie als Soda-
kryolithe vorzüglich zur Bereitung der Natronlauge in den
Seifensiedereien dienen und desshalb nach Europa gebracht
werden. Im Jahre 1 853 wurde dieses Verfahren patentirt
und im Jahre 1856 schickte schon C. F. Tietyen die er-
sten Schiffe von Kopenhagen um Kryolithe nach Grönland,
zwei Jahre später im Jahre 1858 gründeten Th. C. Weber
& Compagnie die erste Fabrik für Sodakryolithe in Ko-
penhagen, darauf folgte eine zweite im Jahre 1860 in Deutseh-
land, die dritte im Jahre 1863 iu America und im Jahre 1865
bildete sich schon in Kopenhagen eine Actiengesellschaft
zur Ausbeutung der Kryolithe mit 500.000 Reichsthaler.
Im Jahre 1856 noch betrug die Production der Kryo-
lithe 343 Tonnen oder 6860 Zollcentner im Werthe von
2905 Francs, im Jahre 1866 stieg die Production schon
auf 19.853 Tonnen oder 397.060 Zollcentner im Werthe
von 140.060 France.
2. Phosphorschiefer und Phosphorite als Dün-
gungsmaterial.
Zu Düngungsmitteln hat man bisher aus dem Mineral-
reiche Kalk, gebunden an Kohlensäure, Schwefelsäure (Gyps)
oder auch als Aetzkalk und Kali in Form von schwefelsau-
rem Kali verwendet.
Neuester Zeit hat man in Preussen ein sehr wichtiges
Düngungsmaterial wegen seines Gehaltes an Phosphorsäure
entdeckt, es sind diess die Phosphorschiefer im Steinkohlen-
gebirge der Ruhr als Fortsetzung von Kohleneisensteinflötzen
und Phosphorite (phosphorsaurer Kalk oder dichter Apatit)
an der Lahn aus den tertiären, den devonischen Schichten
aufgelagerten Bildungen, namentlich bei Weilburg und Diez.
Da die Phosphorsäure in der Natur meist in einem Zu-
stande vorkommt, welcher eine directe Benützung wegen
der Unlöslichkeit derselben für den Ackerbau nicht gestat-
tet, so müssen die erwähnten Materialien erst durch Rösten
dazu vorbereitet werden.
In der so classischen Ausstellung der vereinigten Berg-
werksbesitzer Preussens waren unter den Düngungsmateria-
lien ausgestellt Nr. 1087 und 10S8 roher und gerösteter
Phosphorschiefer ans der Steinkohlenformation von Sprock-
hövel von Ferdinand Sack, Nr. 1089 Phosphorit aus der
Tertiärformation an der Lahn von Victor Meyer zu Limburg.
Nr. 1090 Superphosphat mit 15% löslicher Pbosphorsäure,
dargestellt aus Phosphorschiefer von Dr. Drevermann zu
Horde.
Ein ganz ähnlicher Phosphorschiefer wie der Nr. 1087
kommt in der Liassteinkohlenformation bei Fünfkirchen vor.
Er tritt meist im Hangenden der Flötze und übergeht
in EisensteinconcretioDen; eine nähere Untersuchung dieser
Schiefer, die für Ungarns Ackerbau so wichtig ist, habe ich
bereits veranlasst. "^
3. Kalisalz von Stassfurtb. *
Das mächtige Steinsalzlager von Stassfurtb, dessen
Lagerungsverhältnisse durch ein in Glas ausgeführtes Mo-
dell veranschaulicht waren, besteht ans einem etwa 685
Fuss mächtigen Lager reinen, nur von Anchydrit-SohnÜren
durchzogenen Steinsalzes, auf welchem eine 200 Fuss mäch-
tige Schicht unreinen Steinsalzes ruht; dann folgt eine 180
Fuss mächtige Schicht, in welcher neben Steinsalz schwe-
felsaure Salze vorwalten, nnd schliesslich folgen 135 Fuss
Kali und Magnesiasalze in buntem Wechsel mit Steinsalz.
Das Ganze ist bedeckt von den Schichten der Bnntsand-
steinformation in Mächtigkeit von circa 800 Fuss.
Das Salz war durch eine Grotte vertreten, welche das
Salz in seinen Varietäten, vom klaren Krystallsalz bis zum
gewöhnlichen Salze, zeigte.
In dieser Grotte waren die wichtigsten der für die Fa-
brikation von Chlorkalium, schwefelsaurem Kali etc. so
bedeutungsvollen Salze ausgestellt, namentlich :
Carnallit, das gegen 27 ^^ Chlorkalium haltende Mine-
ral, ferner : Tochydrit, Boracit, Kieserit und Kanit.
Die Production an Kalisalzen betrug im Jahre 1865
die bedeutende Menge von 732.713 Centnem.
4. Steinkohlen und Briquettes von Tünfklrchen.
Die DonaudampfBchiffahrtsgesellschaft stellte einen
Durchschnitt von ihrem Kohlenterrain und Muster von Stein-
kohlen und Coaks.
Interessant ist die Zunahme der Production seit dem
Entstehen dieser Gruben bei Fünfkirchen und zwar:
Im Jahre 1855 . . 141.791 Zollctr.
t) t) 1856 . . 224.372 i»
1, n 1857 . . 363.119 «
« V 1858 . . 1,141.650 n
V p 1859 . . 2,043 248 n
n D 1860 . . 2,323.570 » Coaks
n fl 1861 . . 2,580.200 n . . 12.000 Zollctr.
n V 1862 . . 2,819.005 v . . 21.461 «
fl w 1863 . . 3,360.304 « . . 26.262 «
« « 1864.^3,701.162 » . . 37.289 i>
n « 1865 . . 4,074.224 v . . 71.135 i>
« T) 1866 . . 4,075.254 r, . . 94.383 »
Innerhalb von 10 Jahren hat sich die Production fast
verdreissigfacht, was jedenfalls für die Wichtigkeit und
Nachhaltigkeit der Kohlengruben bei Fünfkirchen spricht.
Die vom Herrn Biegel ausgestellten, mit silberner
Medaille ausgezeichneten Briquettes waren sehr schön, fest
und zeigten keine Spur von einer Anwitterung.
Ihr wichtigster Vortheil für Ffinfkirchen bleibt der,
dass die gegenwärtige unansehnliche Klein- und Staubkohle,
welche meist als solche gewonnen wird und nur eine be-
schränkte Verwendung zulässt, durch das Briquettiren in
das werthvollste Brennmaterial verwandelt wird, wodurch
dasselbe bei allen Heizungen, vom kleinsten Stubenofen bis
zum elegantesten Salonofen, i>nd insbesondere bei allen
Dampfkesselfeuerungen sowohl stabiler Maschinen als bei
Locomotiven und Schiffsmaschinen mit dem wirthschaftlich>
sten Erfolge Verwendung findet.
Auf die Wichtigkeit der Briquettesfabrikation für Fflnf-
kirchner Steinkohle machte ich die Vassaser Bergbaunnter-
384 —
nehmung schon im Jfthre 1858 in einem Promemoria auf*
merkstim.
5. Cementkalkfabrikation von A. Sanlich zu Perl-
mooB in Tirol.
Die Cementfabrikation hat in neaerer Zeit noch eine
besondere Bedeutung erlangt, weil man den Kalkcement
nicht nur fEir die Mörtelbereitung zu Wasserbauten braucht,
sondern aus demselben Fnssbodenplatten, Bohren zur Was-
serffihrung, Reservoirs fOr Cloaken etc. und alle jene Stein-
fabrikate yerfertigt, welche bisher von Bildhauern and Stein-
schneidern verrichtet worden waren.
Die Cementfabrik des Herrn Saalich befindet sich in
der Nähe der Eisenbahnstation Wörgel und Kafstein.
Sie beschäftigt 8 grosse Oefen, 12 Mahlen und 20 Fluss-
schiffe für den Transport auf dem Inn und der Donau, wobei
120 Arbeiter Verdienst finden.
Die jährliche Production betrug im ersten Jahre der
Entstehung im Jahre 1858 20-000 Ctr., im letzten Jahre ist
sie schon auf 300.000 Ctr. gestiegen.
Von dieser Production oonsumirt Oesterreich ^/^ und
V4 geht nach Baiern, Würtemberg und die Donaufürsten-
thümer hinaus.
Nach einer Untersuchung durch eine Ministerial-Com-
mission in Wien im Jahre 1863 dieses Cementes auf die
absolute, dann relative Festigkeit und Zerdrückbarkeit über-
trifft er bei einer Mischung von 1 Theil Cement und 2^^
Theil Sand die vorzüglichsten englischen Cemente von Robin
& Comp., Francis Brothers &Pott und J. B. White und
Brothers, denn es stellte sich gegen die englischen Ce-
mente im nachstehenden Verhältnisse die Festigkeit etc. des-
selben heraus :
Cement nach 90 Tagen im Wasser.
Absolute Festigkeit:
V. Saulich 555, Robin 267, Brothers 183, White 188 Kilgr.
Relative Festigkeit:
V. Saulich 802, Bobin 304, „ — „ — u
Zerdrückbarkeit:
V. Saulich 601, Robin 187, „ 119, n 255 „
Der interessanteste Gegenstand von Cement des Herrn
Saulich, der ausgestellt war, war ein vdh den gothischen
Fenstern von circa 6 Klaftern Höbe, wie sie für die Kirche
des heiligen Blasius in Admont 70 an der Zahl effectuirt
werden.
Ausserdem waren interessant die ausgestellten Modelle
von Maschinen zur Erprobung der absoluten und relativen
Festigkeit, dann der Zerdrückbarkeit, worauf ich noch kom-
men werde.
In Ungarn existirt meines Wissens*), ausser in Banat,
keine Cementfabrik, und doch würde Altgebirg bei Neusohl
genug Material dazu liefern, was auch für die Gebirgsbe-
völkerung, wo der Bergbau insbesondere eingeschränkt ist,
vom grossen Nutzen wäre.
Zur Cementfabrikation sind nothwendig^ wenn die Mi-
schang nicht schon im ursprünglichen Zustande vorhanden
war, Kalksteine die 80 — 85% kohlensauren Kalk, dann
Thone, die 60 — 70 % Kieselsäure,
*) Im Jahre 1858 besuchte ich eine Cementkalkfabrik des
Herrn BenczAr an der Grenze des Saröser und Zempliner
Comitats. Ob sie noch besteht ist mir nicht bekannt. O. H.
10— 20%Thonerde,
10—15 7o Eisenoxydul,
4 _- 5 0/^ Alkalien
enthalten.
Die Analysen vom Altgebirger Kalk fehlen bis jetzt.
Die fi-üheren Schwierigkeiten beim Brennen, dann in
der richtigen Art der Mischung etc. sind schon längst über-
wunden.
Chemnitz selbst könnte viel von diesem Cement zum
Streckenanwerfen, zu Wasserröhren, Wassergräben, Mehlrin-
nen etc. verwenden.
6. Mühlsteinfabrikation.
Das Material zu den Mühlsteinen wird aus dem Mine-
ralreiche entlehnt, daher ich dasselbe hier nicht vorüberge-
hen lassen kann.
Bei der Weltausstellung in Paris ] 867 waren öster-
reichische, vorzüglich und mehr selbstständig, weil von allen
Besitzern zusammen, französische Mühlsteine ausgestellt.
Ungarn repräsentirte die Hegyellyäer Mühlstein -Actien-
gesellschaft. Das Mittelstück bei diesen Steinen war aus
einem Trachytstück, um welches sich an einander gekittete
Segmente von porösem Quarz ringsherum anreihten, die
durch eiserne Reife noch zusammengehalten wurden.
J. s e r von Krems in Oesterreich hat auch zwei Mühl-
steine ausgestellt. Der eine war aus einem einzigen fein
porösen Quarzstück, er hatte 42^' im Durchmesser und ko-
stete 300 fl. Der zweite war ebenso wie der ungarische
zusammengestellt und mass ebenfalls 42'^ im Durchmesser.
Das Material für die französischen Steine war ebenfalls
poröser Quarz , entweder allein oder mit Trachjt mittel-
stücken.
In der Fabrikation war aber ein grosser Unterschied
wahrnehmbar :
1. Die Mühlsteine waren aus viel mehr Stücken zu-
sammengesetzt; auf einen Stein von 1 Meter Durchmesser
gingen bei den renommirtesten Firmen wie Pore Qnilquin
Fils et Cie in la fertä — sous Jouarre (Seine et Marne)
Niederlage in Strassburg, Carl Bärwanger bis 60 Stücke.
P. Gull quin war auch der erste, der vor 35 Jahren die
Mühlsteine aus kleinen Stücken zusammenzusetzen ange-
fangen hat. M. Charsang Peyrot et Cie a Domme
(Dordogne) setzt Steine von derselben Grösse aus 30 — 40
Stück zusammen. (Fortsetzung folgt)
Der k. k. duecksilber-Bergbau zu Idria.
Von dem k. k. Bergwerks- Ezspectanten Anton TschebulL
(Fortsetzung.)
Es soll nun die Franzisci-Kunst zuerst betrachtet
werden.
3. Die Kunst am Franzisci-Schaoht.
Der Motor der Wasserhaltongsmaschine im nördlichsten
Theile der Grube, am König Fraozisci-Schachte ist ebenfalls
ein Wasserrad, das jedoch in kürzester Zeit durch eine
Schwamkrag-Turbine ersetzt werden wird, die sammt den
betrefifenden Vorgelegen etc. vollständig ausgearbeitet ist,
and am Horizont des Florian!- Waaserstollens, 9^ unterm
Tagkranz, also unterirdisch eingebaut werden wird.
a) Kraftwasser. Das Kraftwasser wird im benach-
barten Hüttengraben aus dem dortigen Bache durch einen
kleinen gemauerten Wehrbau aofgefangen und durch eine
— 385 —
Durcbzugsröflcbe, dem 262^ langen Ignasi-StoIIen, der Rad-
atube zugeleitet. Der Ignazi-Wasserstollen besteht aus zwei
in 5^ seigerer Entfernung getriebenen Stollen, die durch ein
Gesenk durcbscblägig wurden. Durch den Calvariberg durch-
getrieben und in Mauerung gesetzt, wurde er im Jahre 1737
als ein Schürfstollen im nordwestlichen Grubenfeld ange-
schlagen, und erst in der Folge mit dem Hättengraben
durchschlägig gemacht, im Jahre 1756.
Die pr» Minute aus dem Hüttengraben zufliessende
Kraftwassermenge ist gering und wird durch mehrere Quellen,
wovon eine durch den Stollen angefahren wurde, so weit
yergrössert, dass damit die dem Franzisci- Seh acht unter
Gross-Herzogsfeld zusitzenden Grubenwfisser auf den Hori-
zont des Carolifeldes gehoben werden können. Das Kraft-
wasser wird etwa in der Mitte des Ignazi-Stollens, im Ge-
senke, aufgefangen, und durch eine Gusseisen-Röhren-Lei-
tung zur Franzisci-Schacht-Fördermascbine, einer schotti-
schen Turbine, geleitet, die etwa V unter dem Tagschacbt-
kranze sich befindet. Von hier aus erst gelangt das Kraft-
wasser, noch verstärkt durch weiteres Quellwasser, in die
Radstube etc.
Die am 18. Juli 1866 pr. Minute zufliessende Kraft-
wassermenge betrug 0*52 K.^
^) Kunstr ad. Das Kunstrad, ebenfalls ein oberschläch-
tiges Wasserrad, hat einen Durchmesser von 6^, eine lichte
Zellenbreite von 20'' und eine Zellentiefe von 8^2"- ^^
Gesammtgefälle beträgt, mit 1' Oberwasserspiegel und 1'
Freihftngen, 38^ somit die Rohkraft des Motor»
38 X 0-52 X 56-4
430
2'6 Pferdekräfte.
Der 25zöllige Kurbelzapfen überträgt durch eine 5^
2' lange Korbstange die Kraft auf eine hölzerne Schwinge,
an welcher der Krafthebel von 4' 9" auf 6S oder vom gros-
sen auf den kleinen Hub verstellt werden kann. Der Last-
bebel ist fix und beträgt 3' 3'^ Letzterer ist mit dem 29*5^
langen einfachen Feldgestänge in Verbindung, das über 6
Rollen durch einen gemauerten weiten Stollen zur Kunstab-
tbeilung des Schachtes reicht, und hier mit dem hölzernen
Kunstkreuze verbunden ist. An dem letzteren befinden sich
zwei hölzerne Krümmlinge, über welche Uhrketten liegen,
an welchen die Schachtgestänge angehängt sind.
Ebenso waren früher die Kunstkreuze an sämmtlicben (?)
Künsten construirt. Durch die Kunstwesensleitung in den
letzten 20 Jahren wurden die Einrichtungen sämmtlicher
Künste einer bedeutenden Reformation unterzogen, und
dabei auch die hölzernen Kunstkreuze durch zweckentspre-
chendere gusseiserne ersetzt.
Der Krafthebel am Kunstkreuze beträgt 5't die Ent-
fernung der Schachtgestänge (Krümmlings-Durchmesser)
6' Q" und die Grösse des Hubes 2M'', mitbin wird kein
Hubverlust durch das Gestänge etc. verursacht, da die Con-
Btruction auch 2' 4^^ gibt.
c) Sätze. Sämmtliche Wässer, die dem Franzisci-
Schachte bis auf den Horizont des Gross-Herzogsfeldes,
also bis 77 '74^ unter dem Tagkranze zusitzen, werden dort
durch einen in der Schachtzimmerung angebrachten Setzei
aufgefangen, durch eine 140® lange Rinnenleitnng in die
Knnstabtheilung, rede Sumpf des Theresia-Schachtes ge-
leitet, und vermittelst der Theresiakunst etc. zu Tage
gehoben.
Die dem Schachte unter Gross-Herzogsfeld-Horizont
und bis zum Schachtsumpf zusitzenden Grubenwässer wer-
den aus demselben auf Carolifeld, das ist auf eine Höhe von
39® gehoben.
Der gesammte Kunsteinbau im Franzisci Schacht besteht
aus 4 einfachen Saugsätzen von 7'' Durchmesser. Die Kol-
benröbren-Cylinder sind von Metall und die Kolben beste-
hen aus V* starken gusseiaernen Scheiben von 6%'^ Diircb-
messer, mit 8 trapezförmigen Spalten; die Liederung bewir-
ken Lederscheiben. Im Saugrohr befindet eich ein gewöhn-
liches Klappen ventil. Die 1 V2'' starken eisernen Kolben-
stangen sind mit dem Kolben durch Scheiben verbunden*
die Kolbenstangen sind nur bei 4^ von Eisen, dann sind sie
aus 4 zölligem Holz und gehen durch die Steigröhren durch,
die beim zweiten Satz von oben von Gusseisen, bei den
anderen drei Sätzen von Holz sind. Mit dem Gestänge sind
die Kolbenstangeu durch Krummfüsse verbunden. Das Ge-
stänge ist unter Carolifeld ^/^" und ober demselben */^ " stark.
Die 4 Sätze sind in nahezu gleicher Entfernung von
10 zu 10^ eingebaut. Das von ihnen auf Carolifeld geho-
bene Wasser flieset in der Seige der 160^ langen Verbin-
dungsstrecke mit dem Barbara-Schacht dorthin ab, und
gelangt durch eine Lutte unmittelbar in die Wasserleitungs-
röhrentour, die mit dem Josefi-Schacbtsumpfe unter Barba-
rafeld in Verbindung steht.
Je nachdem mehr weniger Wässer zusitzen und zu
heben sind, wird die Grösse des Hubes durch Verstellung
und Veränderung der Kraft-Hebelslänge an der hölzernen
Hauptschwinge vergrössert oder verkleinert.
Nadi Messungen^ die am 4. Juli 1866 vorgenommen
wurden, betrug die pr. Minute gehobene Wassermenge nur
0*268 K.' auch 1*25 K.' Die Kunst machte in 26 Secunden
einen Hub, und wirkte mit 2*6 Pferdekräften.
d) Gestein. Gleich unter der Dammerde folgte hier
beim Abteufen des Schachtes ein Dolomit und Breccien-Cou-
glomerat, und hielt bis zu einer Schachttiefe von 73^ an.
Unter diesen liegt dann Silberschiefer, der bis 18*3^ unter
Carolifeld, also mit einer seigeren Mächtigkeit von 52*1^
ansteht. Hierauf folgt eine an der Scheidung reiche Scheid-
gänge haltende Doiomitbreccie, die allmälig in scbiefrigen
Kalk, talkigen, glimmerreichen Sandstein übergeht, worauf
wieder Silberschiefer folgt, der bis zur Mitte des Füllortes
auf Franziscifeld anhält, und endlich kommt unter diesem
Silberschiefer, im Sumpf des Schachtes, ein rother, Petre-
facten führender Sandstein, Werfner-Schiefer, ganz analog
den rothen und grünen Sandsteinen am Barbara-Schachtim
Horizonte des Barbarafeldes.
e) Zimmerung. Durch die ganze Mächtigkeit des
Silberschiefers bis auf Carolifeld wurde der Schacht in den
letzten 20 Jahren einmal überzimmert. Vom Tagkranz bis
zum Floriani-Wasserstollen , also durch 9^ schon zum
zweiten Male in der gleichen Zeit. Der Schacht unter Ca-
rolifeld bis zum Sumpf, der etwa vor 35 Jahren abgeteuft
wurde, musste seit jener Zeit bereits zum dritten Male neu
gezimmert werden. Der hier anstehende Silberschiefer bläht
sich ungemein stark, und durch den sich entwickelnden
Druck werden die einzelnen Gezimmer sammt Einstrichen
abgebrochen, während das Holz noch ganz gesund ist, da
es durch anhaltende Nässe im Schachte gut conservirt wird .
Da durch den Franzisci- Schacht frische Wetter in die
Grube einziehen, so ist dieser Umstand für die Dauer der
Zimmerung ein günstiger.
386 —
i
f) Anmerkung. Im Jahre 1792 wurde zur Auf-
fichliessuDg des nordwestlichen Grubenfeldes das Abteufen
des König Franzisci- Schachtes beschlossen. Derselbe liegt
128^ nordöstlich vom Theresia-Schachte entfernt. Er ist
der tiefste sämmtlieher 5 Schächte, indem er vom Tagkranz
bis zur Sohle des Schachtsumpfes eine Tiefe von 149*5^
einbringt. In der Schachtsohle ist im Sandstein ein 9' tiefes
Bohrloch abgeteuft worden. (Fortsetzung folgt.)
Die Explosion in der Kohlengrube Ferndale
in England.
!.♦)
Der österreichische Consul in Cardiff (Fürstenthum
Wales, Grossbritannien) hat dem k. k. Handelsministerium
ein Extrablatt des nCardiff-Chronicleu vorgelegt, welches
Mittheiluiigen Über diesen Unglücksfall enthält und uns
zur Disposition gestellt wurde. Wir übergehen die weit-
läufig im Feuilleton-Styl gehaltenen Schilderungen einzel-
ner Schauderscenen, die sich nach der Explosion unter
den Angehörigen der Verunglückten abspielten, glauben aber
doch die einzelnen, wenn auch unvollständigen Daten über
das Thatsächliche des Unglücksfalles unseren Lesern nicht
vorenthalten zu sollen. Das Unglück ereignete sich am
8- November 1. J. zwischen 2 und 3 Uhr Nachmittags in dem
Kohlenbergwerke Ferndale, welches im Thale Rhondda 4
deutsche Meilen von Cardiff gelegen und ein Eigenthum der
Herren David Davis und Söhne ist. Der Schacht, durch
welchen man in die Grube gelangt, befindet sich am Fusse
eines Hügels, über welch**n eine Strasse nach Aberdare
führt. Längs dieser Strasse stehen die Arbeiterwohnungen.
Unter diesen sind nur wenige, aus welchen jetzt nicht einer
der früheren Bewohner vermisst wird. Zur Zeit des Unglücks-
falles Waren 350 — 400 Arbeiter in der Grube beschäftigt.
Es ist kein Zweifel, dass die Mehrzahl derselben umgekom-
men ist. Noch an demselben Abend langte mittelst eines
Separatzuges der Eigenthümer der Grube an, der sein mög-
lichstes tfaat, um die Bettung der in der Grube Befindlichen
zu fördern und das Los der Beschädigten zu erleichtern.
Am nächsten Tage Mittags kam der königliche Grubenin-
spector von Süd- Wales an, befubr sogleich die Grube und
hielt dann mit den anwesenden Districts-Ingenieuren eine
Berathung, wie am besten die noch in der Grube Befindli-
chen herausgebracht werden könnten. Es wurde besthlossen,
Abtheilungen von 12 — 14 Arbeitern unter der Leitung je
eines Ingenieurs hinabzuschicken, die sich wechselweise ab-
lösen sollten. Das Rettungswerk war wegen der irrespirablen
Gase und weil eine wiederholte Explosion möglich war,
erschwert. Es hatten sich aber von den benachbarten Gra-
ben zahlreiche Arbeiter eingefunden, und unter diesen fand
sich eine hinreichende Anzahl von Freiwilligen, um sogleich
ans Werk zu gehen. Unter den an diesem Tage herausge-
zogenen 52 Leichen befand sich auch jene des Werksleiters
Williams. Der Tod war in Folge von Erstickung einge-
treten. Der Körper war gar nicht verbrannt, die Gesichts-
züge waren so fest und ruhig, wie die eines Schlafenden.
Einer der Geretteten erzählte, dass er nach der Explosion halb
bewusstloB mit einem Kruge Wasser und einem Tuche sich
*) Konnte wegen Raummangel in der vorigen Nummer nicht
mehr abgedruckt werden. Die seither erhaltenen ferneren Nach-
richten lassen wir unter H gleich folgen. Die Red.
gegen den Schacht schleppte. Wenn ihn die Luft zu ersticken
drohte, so half ein Schluck Wasser und das befeuchtete
Tuch, das er vor Mund und Nase hielt. So gelangte er zum
Schacht, wo er dann hinaufgezogen wurde. Ueber Tags an-
gelangt, schleppte er sich nach Hause zu seinem Weibe, um
ihr zu sagen, dass er nicht todt sei. Auch 35 Pferde waren
in der Grube, von welchen 10 lebend heraufgebracht wur-
den. Die übrigen gingen zu Grunde, einige hatten noch das
Geschirre auf sich, aber jede Spur von Haaren war wegge-
brannt. Die nächste Veranlassung zu dem Unglücksfalle
wird nicht mit Bestimmtheit angegeben. Es ist jedoch an-
zunehmen, dass die Arbeiter durch den Umstand, dass sich
lange schon kein Unglück ereignet hat, sicher gemacht, die
nöthige Vorsicht bei Handhabung der Sicherheitslampen
versäumten. Gewiss ist, dass einige geöffnete Sicherheits-
lampen aufgefunden wurden, es ist übrigens auch denkbar,
dass sie durch die Explosion gewaltsam aufgerissen worden
sind. Auch heisst es, dass vier Zimmerleute in einer nen
eröffneten Strecke bei offenem Lichte arbeiteten, und diess
wird als die wahrscheinlichste Veranlassung des Unglücks-
falles betrachtet. Wir glauben genauere Details in Aussicht
stellen zu können.
n.
Die nCardiff-Times** bringt genaueres über den Un-
glücksfall: Die Grube Ferndale ist über eine deutsche Meile
von der nächsten Eisenbahnstation Porth und 4 Meilen von
Cardiff entfernt, in einer sehr hügeligen Gegend. Sie wurde
erst in neuerer Zeit eröffnet, die Arbeiten wurden aber sehr
beschleunigt, um das berühmte Merthjr-Flötz zu erreichen.
Die Grube ist eine der ausgedehntesten in Süd-Wales * das
durch die Eigenthümer erworbene Recht erstreckt sich über
1200 acres (800 Joch). Es ist aber nur ein Theil dieses Fel-
des und zwar mittelst zweier Schächte im Betrieb. Die Tiefe
der Grube ist 300 gards (150 Klafter). Die tägliche Förde-
rung soll 5—600 Tonnen (10 — 12000 Ceotner) betragen.
Da der entzündliche Charakter der Grubengase bekannt
war, so waren Sicherheitslampen in Anwendung^ ausserdem
bestand noch eine Ventilationsvorrichtung mittelst eines im
Schachte angebrachten Ofens. Die ganze Grube war in das
östliche, westliche und südliche Feld getheilt. Das südliche
Feld, in welchem 100 — 150 Leute arbeiteten, ist von der Ex-
plosion gar nicht berührt worden.
In der Woche, in der das Unglück geschah, war das
Wetter besonders nebelig. Freitag, am Unglückstage (8. No-
vember 1. J.) früh war der Nebel so dicht, dass man auf die
Entfernung von 3 Klaftern nichts mehr unterscheiden konnte,
und besonders in der Nähe des Schachtes, der zwischen 2
Hügelreihen liegt, war der Nebel sehr dicht. Diess hat ohne
Zwßifel zur Katastrophe mitgewirkt.
Die Explosion erfolgte um halb 2 Uhr. Die Erschütte-
rung in der ganzen Grube war eine bedeutende, der Knall
wurde im ganzen Thale gehört, und verbreitete einige (eng-
lische) Meilen weit Schrecken und Bestürzung. Bald stürzten
Leute von allen Seiten auf den Unglücksplatz. Die erste
Sorge, nachdem man sich überzeugt hatte, dass der Schacht
verhältnissmässig wenig gelitten habe, war, die Arbeiter au»
dem südlichen Felde, welche unten in grosser Angst warte-
ten, heraufzuziehen.
Als sich keine Leute mehr im Schachte meldeten, um
heraufgezogen zu werden, drängte sich nach und nach die
Ansicht auf, dass die noch unten Befindlichen, beläufig 200f
— 387 -
wahrsoheinlicb todt seien. Es hatten sich mittlerweile Ab-
theiluDgen zar Befahrung der Grube gebildet. Man konnte
nur sehr langsam vorwärts kommen. Die Luft war schwer
zu athmen, man fürchtete weitere Explosionen, und stellen-
weise muaste man hereingebrochene Berge erst aus dem Wege
räumen. Die Arbeit geschah zum Theile ganz im Dunkeln.
Fast alle, die man fand, waren erstickt. Bis 7 Uhr Abends
hatte man 3 Lebende und 20 Leichen gefunden, wozu dann
in der Nacht noch eine grössere Anzahl kam, die aber nicht
genau angegeben ist; die Heraufgebrachten waren grössten-
theils aus dem Östlichen Felde, da man in dem westlichen
Felde wegen der Wetter nicht weit vordringen konnte. Zur
Verbesserung der Wetter liess man mit einigem Erfolge
Wasser in den Schacht fallen.
Mittlerweile war die Menschenmenge so angewachsen,
dass polizeiliche Massregeln ergriffen werden mussten. Ans
allen Richtungen waren Leute, grösstentheils Bergarbeiter,
herbeigekommen. Die vielen dunklen Gestalten auf den
Strassen und in der Umgebung der Grube erhöhten den
düsteren Charakter des Tages. Um den Schacht drängten
sich so dichte Massen, dass sie durch Polizei zurückgewie-
sen und Barrikaden errichtet werden mussten, um freien
Raum zu gewinnen. Man glaubt, dass während des Samstages
15 — 20.000 Menschen sich eingefunden hatten.
Die Arbeiten gingen immer fort, abex* mit geringem Er-
folge. In der Nacht auf den Sonntag glaubte ein Arbeiter
ein Stöhnen zu hören. Die Abtheilung, welche damit be-
schäftigt war, einen Verbruch, hinter welchem man Arbeiter
vermuthete, zu gewältigen, hielt iune. Man lauschte, das
Stöhneif wiederholte sich. Man rief hinüber und erhielt eine
Antwort. Bald auch gelang es, den Verschütteten zu errei-
chen, der nicht viel beschädigt, aber stark betäubt war. Am
Sonntag wurde trotz fortgesetzter Arbeit Niemand weiter
gerettet. Gegen Abend verschlechterten sich die Wetter der-
art, dass die Arbeiten eingestellt werden mussten. Man
wollte nur zur Vermehrung der Luft-Circulation im Wetter-
ofen, der sich im Schachte befand, anzünden, wagte es aber
aus Furcht vor einer neuen Explosion nicht ohne Zustim-
mung des königlichen Inspectors. Dieser war Samstag Abends
weggefahren und kam Montag Mittags wieder an. Er gab
seine Zustimmung, und es fuhren 2 Ingenieure in den Schacht
hinab, um das Feuer anzuzünden. Der Erfolg war ein gün-
stiger, es entstand ein kräftiger Luftzug und die Arbeiten
begannen wieder. Diess diente auch dazu, das Missvergnü-
gen, welches unter den versammelten Arbeitern. und Weibern
wegen der Arbeits- Einstellung bereits laut wurde, wieder zu
beseitigen.
MoAtag fand das Begräbniss der bis jetzt Heraufge-
schafften statt. Es waren zu diesem Behufe bereits am Vor-
tage 100 Särge von Cardiff und Aberdare angekonunen.
Dienstag wurden um 11 Uhr wieder 33, dann um 2 Uhr
weitere 18 Leichen heraufgeschafft. Dazu kamen Mittwoch
noch einige. Dieselben \yaren grösstentheils in einem sehr
vorgerückten Staude der Verwesung. Einzelne waren so
verbrannt, dass man kaum ihre Indentität eruiren konnte.
Die Zahl der heraufgebrachten Todten war nunmehr auf 95
gestiegen. Von denjenigen, welche stark beschädigt her-
aufgeschafft wurden, waren 2 gestorben. Donnerstag wur-
den abermals 25 Todte heraufgeschaffc. An diesem Tage
ging wieder viel Gestein in der Grube zu Bruch, so dass es
der unten beschäftigten Arbeiter^Partie nur schwer gelang,
sich zu retten.
Bei Absendung dieser Nachrichten vermuthete man noch
60 — 70 Verunglückte in der Grube. Es war aber wegen
der schlechten Wetter nicht möglich, in der Richtung, wo
sie sich befinden, vorzudringen. Der königliche Inspector
hatte zu diesem Behufe am Mittwoch sich nochmals in die
Grube begeben, musste aber vorläufig jeden weiteren Ver-
such als unmöglich bezeichnen. Es wurde auch angenommen,
dass keiner derselben mehr am Leben sein könne, da sie
durch einen Verbruch gänzlich abgeschlossen sind.
Der Arbeitsstillstand in Ferndale und den benachbar-
ten Gruben hat nicht ermangelt, auch die Schiffahrt in Car-
diff zu beeinträchtigen. Nur wenig Kohle gelaugt zu den
Docks, und die Schiffe, welche an der Reihe waren, um La-
dung zu bekommen, verlangen Wartegeld.
Das Vorgehen der Bergwerkseigenthümer hat allgCf
meine Befriedigung hervorgerufen.
AdminiBtrative
s.
Montan-Verwaltung. — (Auflassung der Eiaen-
werksverwaltung zu Flachau.) Die k. k. Eisenwerksver-
waltung zu Flachau ist nach Einstellung des dortigen Werks-
betriebes am 23. October 1. J. aufgelöst worden.
(Z. 43506, ddo. 18. November 1867.;
Ernennungen.
Se. k. k. apost. Majestät haben mit Allerhöchster Entschlies-
sung vom 15. November l. J. dem Montan-Referentcn bei der
böhmischen Statthalterei, Bergrathe Franz K o c h in Anerkennung
seiner vieljährigen und erspriesslichen Dienstleistung' den Titel
und Charakter eines Oberbergrathes mit Nachsicht der Taxen
allergnädigst zu verleihen geraht
Vom Finanzministerium:
Der Official bei der referirenden Rechnungsabtheilung der
Wieliczkaer Berg- und Salinendirection Franz Hillinger zum
provisorischen Bechnungsrath für das Salinen- und Montanfach
im Recbnungsdepartement der Finanz-Landesdirection in Lemberg
(Z. 41877, ddo. 16. November 1867).
In Folge Ernennung des Cassiers imd Rechnungsführers
bei dem k. k. Bergamte Fohnsdorf Alexander PolyAk zum Of-
ficial n. Ol. bei der Montanrechnungsabtheilung des kön. unga-
rischen Finanzministeriums der Concipist des kÖn. Oberstkam-
mergrafenamtes zu Schemnitz Wenzel Zenker zum Cassier und
Rechnungsführer bei dem Bergamte Fohnsdorf (Z. 43499, ddo.
15. November 1867).
Der Verwalters-Adjunct bei dem Bergamte Jaworzno Fer-
dinand Schott zum provisorischen Verwalter bei dem Bergamte
Fohnsdorf (Z. 20733, ddo. 15. November 1867.
Kundmaohnng der k. k. kämt. Landesbehörde als Ober-
bergbehörde vom 19. November 1867, Zahl 5623,
betreffend die Eevierstatuten für das Bleiberger Bergrevier.
Die gemäss dem §.275 des allgemeinen Berggesetzes vom
23. Mai 1854 Nr. 146 des Reichsgesetzblattes von Seite des
hohen k. k. Ministeriums für Handel und Volkswirths chaft mit
dem Erlasse vom 11. November 1867, Z. 18845/441 bestätigten
Revierstatuten für das Bleiberger Bergrevier werden mit dem
Bemerken zur allgemeinen Kenntniss gebracht, dass dieselben mit
1. December 1867 in Wirksamkeit treten.
Bevierstatnten
fttr das Bleiberger Bergrevier im Herzogthume Kärnten.
§. 1.
Das Bleiberger Bergrevier im politischen Bezirke Villach
grenzt im Norden an die Gebirgskante des Bleiberger Erzber-
ges, im Osten an die Tiroler Commercialstrasse, im Süden an den
sogenannten Fisch* oder Wiesenbach an der Vellach, bis dieser
die Gemeindegrenze von St Martin verlässt, von hier fallt seine
Begrenzung mit den stldlichen Grenzen der Katastral- Gemein den
von St. Martin, heiligen Geist und Bleiberg, dann im Westen
mit der Grenze der Katastral- Gemein de Kreuth derart zusam-
men, dass diese westliche Grenze von dem nördlichen Gebirgs-
kamme herab in ihrer Krümmung gegen Süden den Nötsch-Bach
— 388 —
bei den sogenannten üvindischen Mühlen berührt and von da
über den Einmündnngspunkt des Lerch-Baches in den Nötsch-
Bach bis Kom Kamme des Dobratsch- Gebirges sich erstreckt,
welcher wieder die Süd-grenze bildet.
§.2.
In jenen Theilen des Reviers, wo Gmbenmassen mit den
durch das allgemeine Berggesetz vorgeschriebenen Dimensionen
sich entweder bereits befinden oder wo für dieselben doch ge-
nügender Raam vorhanden ist, sind sowohl zur Wahl des Yor-
behaltflfeldes für einen Freischarf als aach zar Verleihung nur
Grubenmassen mit den durch das allgemeine Berggesetz (§§. 34
42| 46) festgesetzten Dimensionen zulässig.
§. 3.
Wo aber solche Grubenmassen nicht zulassig sind, kommt
sowohl bei der Wahl des Vorbehaltsfeldes als auch bei der Ver-
leihung das Bleiberger Grubenmass in Anwendung.
Dieses umfasst eine bestimmte Fläche in der horizontalen
£bene des Aufschlagspunktes, und zwar in der Gestalt eines
Bechteckes von 3528 Quadratklaftem und erstreckt sich in der
Regel in die ewige Höhe und Teufe ; das Verhältniss der Länge
dieses Rechteckes zur Breite ist nur insofeme bestimmt, als die
kürzere Seite desselben nicht unter 42 Klafter sein dar^
§.4.
Die zur Verleihung kommenden Bleiberger Grubenmassen
müssen paraUel mit den nach der Bamberger Bergordnung verlie-
henen Massen, daher am sonnseitigen Gehänge des Bleiberger
Erzberges von der Grube St. Paul Nr. 559 in Jnner-Kreuth bis zur
Grube Josefi-Stollen Nr. 50 in Kreuth nach Stand 3, von der letzten
Grube bis zur Grube Dreifaltigkeits- Stollen Nr. 489 am Kadut-
soben-Berge nach Stund 24 am schattseitigen Gebirgsabhange
des Bleiberger Thaies aber durchgehends nach Stund 12 gelageift
werden.
§. 5.
Wenn anschliessend an bereits verliehene und in der Re-
vierkarte eingezeichnete Massen oder Ueberscharen weitere
Grubenmassen verliehen werden, so hat die im §. 64 a. B. G.
vorgeschriebene Verpflockung erst su erfolgen, wenn die Verloch-
stelnung der älteren anschliessenden Massen oder Ueberscharen
durchgeführt sein wird. Diese Verlochsteintuig findet ledlgUch 4u£«
Verlangen der Repräsentanten aller anschliessenden Gruben statt.
§. 6.
Jede Grube, welche mit ihren nach der Bamberger Berg-
ordnung verliehenen Stollenmassen die Thalsohle erreicht oder
auch bereit» unterfährt, hat ein Vorrecht auf die weitere Teufe.
Dieses Vorrecht wird dadurch geltend gemacht, dass die Be«
sitzer entweder um die Umlagerung (Umwandlung) ihrer Massen
in Grubenmassen nach dem allgemeinen Berggesetze oder in
Blelberger Grubenmassen oder um die Verleihung (Zuge Währung)
der ewigen Teufe für ihre Massen ansuchen.
Die Verleihung (Zugewährung) der ewigen Teufe ist nur
bis auf eine Längenerstreckung von 224 Klaftern vom Mund-
loche des Bamberger StoUenmasses in der Richtung der Lage-
rung in die ewige Gänze gestattet. Die Zulässigkeit sowohl der
Umlagerung (Umwandlung) der Massen als auch der Verleihung
(Zugewährung) der ewigen Teufe ist nach den diesfalls bestehenden
Vorschriften zu beurtheilen.
§. 7.
Bachstailmassen erstrecken sich nur auf die Fläche des
Bachbettes und werden mit der Länge von höchstens siebzig
Klaftern und mit der Breite des Bachbettes verliehen.
Das Vorrecht zu dieser Verleihung steht den Besitzern
solcher Hütten- oder Aufbereitungswerke zu, welche zunächst
am Bache oberhalb der aasgebetenen Strecken sich befinden.
Begehrt ein Anderer die Verleihung, so ist hievon der Re-
präsentant des erwähnten Hütten- und Aufbereitungswerkes mit
der Aufforderung in Kenntniss zu setzen, binnen 30 Tagen vom
Tage der Zustellung sein Vorrecht mittelst eines Verleihungs-
begehrens zur Geltung zu bringen.
Nach fruchtlosem Ablaufe dieser Frist ist das Verleihungs-
gesach in weitere Verhandlung zu nehmen.
§. 8.
Die übrigen Tagmassen werden in Form eines Rechteckes
von höehstena 49 Klaftern Länge und 49 Klaftern Breite ver-
liehen.
§. 9.
Wenn bei einem gemeinschaftlichen Montanwerke der Be-
vollmächtigte nicht im Sinne des §. 188 a. B. G. bestellt wird,
so ist derjenige Theilhaber, welcher den relativ grössten Anthell
besitzt, als Repräsentant gegenüber der Bergbehörde anzusehen.
Besitzen aber von den relativ grössten Thdlhabern zwei oder
mehrere — gleich grosse AntheilO) so fällt die Repräsentanz
demjenigen zu, welcher dem Besitze nach und bei gleich altem
Besitze den Lebensjahren nach der älteste ist
§. 10.
Wenn jener Theilhaber, welchem hiernach die Repräsentanz
zufallt, im Sinne des §. 188 a. B. G. der Bergbehörde einen
Bevollmächtigten anzeigt, so ist dieser als der Werksrepräsentant
anzusehen.
§. 11.
In Betreff der Muthungen, welche noch nicht zur Ver-
leihung gelangt sind, gelten die Uebergangsbestimmungen der
§§. 276, 277 und 279 a. B. G. mit dem Beisatze, dass die im
§. 276 a. B. G. festgesetzte, dreimonatliche Frist, binnen welcher
die Muthungen nach den Revierstatuten zur Verleihung zu brin-
gen sind, von dem Eintritte der Wirksamkeit dieser Statuten
angefangen zu rechnen ist.
§. 12.
Diese Revierstatuten sind dem §. 275 a. B. G. gemäss
von Seite des k. k. Ministeriums für Handel und Volkswirth-
schaft als der obersten Bergbehörde mit dem Erlasse vom 11.
November 1867, Z. 18845/441 bestätiget worden, und treten
mit 1. December 1867 in Wirksamkeit.
ANKÜNDIGUNGEN.
<123— 123)
WalsmeüitttHBtella.
Bei dem Feineisenwalzwerke zu Boros-Sebes, gehörig Sr.
ExceUenz dem Grafen Ernst von Waldstein und zu Wartemberg,
ist die Stelle eines Walzmeisters mit einem Einkommen von
800 fl. ö. W., freier Wohnung und Beheizung vom 1. Januar
1868 zu besetzen.
Bewerber wollen ihre diesbezüglichen gehörig documen-
tlrten Gesuche bis längstens 10. December einsenden an:
Die Berg- und Ifitten-DlrectUn
zu BoroS'Sebes, Arader Comitat
(Ungarn.)
Verpachtung.
(124—126)
Von Seite des Fünfkirchner Domcapitels wird hiemit ver-
öifentlicht: dass die zum Besitz der Fünfkirchner Cathedrale ge-
hörige, in der Nähe der königl. Freistadt Fünfkirchen und un-
weit von der Mohacs-Fünfkirchner und Fünfkirchen-Kanizsaer
Eisenbahn gelegene, 41 einfache Grubenmassen und 925 1~
Quadratklafter enthaltende Szabolcser Kohlengrube vom 1. Jän-
ner 1868 angefangen in Pacht gegeben wird.
Unternehmungslustige werden hiemit eingeladen, ihre ver-
siegelten schriftlichen Offerte bis 31. Jänner 1868 zum Fünf-
kirchner Domcapitel einzusenden und 'in der am 31. Jänner 1868
zu Fünfkirchen abzuhaltenden Capitelssitzung Vormittags 10 Uhr
zu erscheinen.
Die Pachtungsbedingnisse sind bei dem herrschaflichen
Hofrichter in Fünfkirchen einzusehen.
Diese Zeitschrift er-clieint wöchentlich einen Bogen stark mit den nöthigen artistischen Beigaben. Der Pränumerationspreiff
ist iährUch loco Wien 8 6. ö. W. oder 5 Thlr. 10 Ngr. Mit frauco Postversendung 8 fl. 80 kr. ö, W. Die Jahresabonnenten
erhalten einen officiellen Bericht über die Srfahmiigen im berg- and hfittenmännisehen Matehinen-, Baa- and Aufbereitangswesen
sammt Atlas als Gratisbeilage. Inserate finden gegen 8 kr. ö. W. oder IVj Ngr. die gespaltene Nonpareillezeile Aufnahme,
Zuschriften jeiler An können nur franeo HUgenommen werden.
Druck von Oarl Fromme in Wien.
Für den Verlag verantwortUoh : Carl Reger.
I
„N\49. Oesterreichische Zeitschrift i867.
IV. Jahrgang. 9. Deember.
för
Berg- und Hüttenwesen.
Verantwortlicher Redacteur: Dr. Otto Freiherr von Hingenau,
k. k. MiniBtorUlratb im Flnansmiiüsteriain.
Verlag der Q. J- ManE*schen Buohhandlung (Kohlmarkt 7) in Wien.
Inhalt: Coakshohofenbetrieb mit geschlossener Brust und constantem Schlackenabflusse bei der Roheisenerzeugung. —
Ltirmann's Hohofen- Verbesserung. — Der k. k, Quecksilber-Bergbau zu Idria. — Kleine Mittheilungen aus der Pariser Weltausstellung
Tom Jahre 1867. — Notiz. — Ankündigungen.
Coakshohofenbetrieb nüt geschlossener Brust
und constantem Schlackenabflusse bei der
Boheisenerzeugung.
Mitgetheilt von P. Tun n er.
Es gewährt mir viele Befriedigung, aus mehrseitigen
mflndlichen und schriftlichen Mittheilungen vom nordwestli-
chen Deutschland zu ersehen, dass dort der Coakshohofen-
betrieb mit geschlossener Brust im laufenden Jahre bereits
auf mehreren Hütten, und allenthalben mit den befriedigend-
sten Erfolgen eingeführt worden ist. Alle meine gewesenen
Schüler, wie die Leser derberg'und hüttenmiinnischen Jahr-
bücher nnserer Bergacademien, werden sich erinnern, dass
ich seit nahe 3 Decennien, mündlich und schriftlich, die
Vorzüge und allgemeinere Anwendbarkeit der Eisenhohöfeu
mit geschlossener Brust, gegenüber der Zustellung mit of-
fener Brust, hervorgehoben habe. Neuerlichst habe ich auch
in der vorliegenden Zeitschrift vom 8. Juli d. J. Nr. 27,
Seite 210 diesen Gegenstand berührt und bei dieser Gelegen-
heit angeführt, daas man sich im Siegerlande allmälig der
Zustellung mit geschlossener Brust nähere, und dass auf
der Georg-Marieuhütte bei Osnabrück ein grosser Coakshoh-
ofen mit geschlossener Brust und der Verbesserung eines
beständigen Schlackenabflusses seit Kurzem im besten Be-
triebe stehe.
Zu Wittkowitz bei Mährisch-Ostrau hat man einen Coaks-
hohofen mit geschlossener Brust schon vor vielen Jahren
im ungestörten Betriebe gehabt. Der dortige Betrieb scheint
aber mehr Bewunderung als Nachahmung geweckt zu ha-
ben, wiewohl ihm letztere sicher nicht ganz abgesprochen
werden kann. Ungefähr vor einem Jahre wandte sich der
Hohofeu-Betriebs-Ingenieur, Herr Fritz Lürmann zu Georg-
Marien-Hütte bei Osnabrück, in dieser Angelegenheit brief-
lich an mich, wobei er insbesondere hervorhob, dass er
von den Vorzügen der Zustellung mit geschlossener Brust
völlig überzeugt sei, dass ihm jedoch bei Verschmelzung der
sehr armen Eisensteine (eine Möllerung von nur 24 — 25%)
und einer täglichen Production von circa 800 Ctrn. Roheisen
pr. Ofen, wegen der hierbei eintretenden sehr bedeutenden
Schlackenmenge ein continuirliches Abfliessen der Schlacke
als nothwendig erscheine. Herr Lürmann war Anfangs be-
müht, diesen ständigen Schlackenfluss durch ein offenes
Auge, durch eine in entsprechender Grösse und Höhe über
dem Bodenstein an der Brustseite angebrachte Oeffuung von
beiläufig 1 Yj Zoll Durchmesser za erzielen, welche Oeff-
nung durch die fliessende Schlacke geschlossen erhalten
werden sollte ; allein sie wurde von der heissen und rasch
durchfiiessenden Schlacke bald so stark erweitert, dass nebst
der Schlacke auch die gespannten Gase ausströmten, und
sogestaltig Störungen eintraten, welche um so empfindlicher
waren, als das Verschliessen und noch mehr das entspre-
chende Verkleinern dieser Oefinung sehr schwierig war.
Später wollte Herr Lürmann, zur Erlangung eines in seiner
Grösse unveTänderlichen Auges, sich einer eingelegten, mit
Wasserkühlung versehenen Eisenröhre bedienen. Ob Herr
Lürmann mit dieser Einrichtung das angestrebte Ziel er-
reichte, ist mir zweifelhaft; gleichwohl erhielt ich von ihm
später die Nachricht, dass er seinen Endzweck erreicht habe
und beabsichtige, auf seine mir nicht näher bezeichnete Me-
thode ein Patent iu Oesterreich zu nehmen.
Von dem Vorhaben ein Patent zu nehmen, scheint Herj
Lürmann seither wieder Umgang genommen zu haben, so
wenigstens muss ich aus einer gedruckten KuVidmachung
folgern *), die mir Ende October d. J. unter Kreuzband zu-
gekommen ist Iu dieser veröfl^entiichten Kundmachung sind
nur die erbeblichen Vortheile der geschlosseneu Brust mit
constantem Schlackenabfluss augegebeu und amtlich bezeugt,
ohne von der Einrichtung selbst Daten zu liefern. Bezüglich
der Beschreibung und Zeichnung dieser Verbesserung mit
dem ständigen Schlackenabflusse verweist Herr Lürmann auf
nähere Unterhandlungen mit ihm, indem er erbötig ist, diese
Verbesserung bei jedem Hohofen, sei er im Betriebe oder
im Bau, gegen ein Honorar von 200 Thalern einzurichten.
Ich zweifle nicht, dass jeder Hohofenbeaitzer oder Dirigent,
welcher diese Neuerung einzuführen gesonnen ist, das ge-
wiss sehr massige Honorar bezahlen wird, um sich die Sache
in Wirklichkeit bei Herrn Lürmann ansehen zu können;
ohnediess spricht Herr Lürmann dasselbe erst an, nachdem
der so zugestellte Ofen durch 3 Monate im guten Betriebe
gestanden, die Neuerung sich also bewährt hat.
*) Wir theilen dieselbe unmittelbar anschliessend an diesen
Artikel in dieser Nummer mit. Die Red.
390
Um jedoch ein regeres Interesse für diesen Gegenstand
unter den betreffenden Fachgenossen zu erwecken, gebe
ich hier einige Andeutungen über die Einrichtung selbst,
zwar nicht directe derjenigen von Georg Marien-Hütte, wel-
che ich nicht kenne, sondern yon einer ähnlichen, wie sie
mir von anderen Hütten als bewährt mitgetheilt worden ist,
und die, mit wenigen Worten gesagt, in einem verdeckten
Auge besteht, wobei der Schlackeuabfluss iu ganz ähnlicher
Weise erfolgt, wie bei offener Brust.
Um diess zu versinnlichen, denke man sich die oben-
stehende Skisze vorerst ohne die fein puuktirten Linien,
so stellt dieselbe den Längenschnitt einer gewöhnlichen Zu-
stellung mit offener Brust dar, in welchem F eine der For-
men, T den Tümpel, E ein mit Wasserkühlung versehenes
Tümpeleisen, W den Wallstein mit dem meist seitlich an-
gebrachten MasselgrHben oder Eisenstich M, und TI den of-
fenen Heerd oder die Brustöffnuug bezeichnen. Der Raum
um Fist der Vorheerd, die eigentliche Stätte der Verlegun-
gen und Versetzungen. Die Schlacke fliesst hierbei über die
Deckplatte des Wallsteins ab, indem der den Gegendruck
der Schlacke bedingende Höhenunterschied zwischen der
untersten Kante des Tümpeleisens und der obersten des
Wallsteins, nach Massgabe der Spannung der Ofengase und
der Höhenlage der Form, regulirt wird. Man kann oft das
Schwanken des Schlackenbades im offenen Heerdraume, ent-
sprechend den Schwankungen der Gasspannung im Innern
des Ofens, beobachten. — Soll nun die Brust geschlossen
werden, so hat man sich gleichsam den Tümpel bis auf den
Boden B verlängert vorzustellen, und durch die so gestaltet
hergestellte Brust muss der Eisenstich von a nach b verlän-
gert und unter dem Tümpeleisen das verdeckte Auge, d. i.
eine bei 5 — 6 Zoll hohe und 8 — 12 Zoll breite- Oeffnung
angebracht werden. An diese Oeffnung schliesst, ähnlich dem
Wallstein, jedoch bloss aus einer äusseren Umfassung von
Eisenplatten und einer Ausfüllung mit Sand und Gestübe
bestehend, ein Vorbau an, wodurch der Schlackensumpf
erzielt, das Auge verdeckt wird, wie aus den punktirten Li-
nien der Skizze zu entnehmen ist.
Es ist bequemer , wenn man das Sehlackenauge
(Schlackenloch) grösser, insbesondere breiter macht, als es
strenge genommen erforderlich wäre, weil das Oeffuen des-
selben leichter ist, man nöthigenfalls mit Stangen in das
Ofeninnere langen, und weil der Schlackenfluss die Wan-
dungen des vergrösserten Auges weniger angreifen kann.
Damit der Eisenstich nicht zu lang ausfällt, lässtman densel-
ben an der einen Seite am Boden liegen und rückt das höher
gelegene Schlackenauge nach der entgegengesetzten Seite,
wodurch der Vorbau für den Schlackensumpf beim Eisenstich
entfällt, und dieser sonach nur die Länge a h erhält. Noch
viel bequemer ist es jedoch, wenn der Eisenstich auf der dem
Schlackenauge gegenüberliegenden Ofenseite angebracht,
also für den Eisenstich ein eigenes Arbeitsgewölbe geschaf-
fen wird, wie diess unter anderen bei den Hohöfen zu Guss-
werk Zell und St. Stefan in Steiermark zu sehen ist. Die
nöthige Höhe der den Gegendruck bestimmenden Säule der
flüssigen Schlacke kann bei Holzkohlen-Hohöfen 2 — 4*, bei
Coaks-Hoböfen 6 — 12 Zoll betragen, und ist durch Zutragen
oder Fortnehmen von Gestübe oder Sand, d, h. durch Er-
höhung oder Erniedrigung des Schlackensumpfraudes leicht
zu reguliren. Mit dem Schlackensumpfe ist in gewöhnlicher
Art und Weise eine Schlackentrift und weiters ein Schlacken-
Kasten oder Wagen in Verbin<dung gebracht.
Nach jedem Eisenabstich, also nach 6 — 12 Stunden,
wird das Schlackenloch gereinigt, sofort mit CoakslÖsche
geschlossen und geschlossen belassen, bis die Schlacke in
die Nähe der Formen gestiegen ist, was in 1 — 2 Stunden
erfolgt. Nun wird dasselbe (natürlich nicht vollständig) ge-
öffnet, was ohne Ham'merschlag sehr leicht erfolgt, und wor-
nach die Schlacke anfangs in grösserer Menge herausströmt,
dann aber ruhig, mit geringen Schwankungen fortläuft. Das
Oeffnen und Reinigen des Eisenstiches ist bei dessen Näher-
gerücktsein zur eigentlichen Hitzquelle selbstverständlich
viel leichter, als bei offener Brust. Während bei offener Brust
nach jedem Eisenabstiche das Gebläse durch 30 — 40 Mi-
nuten ausser Wirksamkeit gesetzt werden muss, dauert die
Unterbrechung bei der in Rede stehenden Einrichtung nur
5 — 10 Minuten, und wird hierbei nebst der mehrern Arbeit
auch an feuerfesten Materialien, wie an Arbeitszeug bedeu-
tend erspart und der Ofen weniger abgekühlt.
Ich hoffe und erwarte, dass durch die Lürm an nasche
Verbesserung und hauptsächlich durch sein im nordwestli*
eben Deutschland vorgeführtes Beispiel, die allgemeinere
Anwendbarkeit wie die wesentlichen Vortheile der Zustel-
lung mit geschlossener Brust, nicht allein bei allen Holz-
kohlen-, sondern ingleichen bei den meisten Coaks- und Stein-
kohlen-Hohöfen nun endlich allgemeiner geglaubt und zur
Benützung gebracht werden wird. Für unsere Hohöfen in
Innerösterreich, bei Verschmelzung reicherer Möllerungen,
und insbesondere bei der Manipulation mit kleineren Eisen-
abstichen für die landesübliche Erzeugung an Flossen und
Blatteln, hat der ständige Schlackenablauf weniger Werth ;
allein dort, wo für das Bessemern oder für Giessereizwecke
grössere Eisenabstiche benöthiget werden, können auch
unsere Hütten davon mit Vortheil Gebrauch machen.
Lürmann's Hohöfen- Verbesserung.
Wir erhielten, gleich anderen Fachzeitschriften, nachste-
hendes Circulair des Herrn Lürmann zugesendet, welches
wir mit Bezug auf die vorstehende Mittheilung unseren Fach-
genossen zur Kenntnissnahme und weiteren Benützung hie-
mit vorlegen :
Beschreibnng der Tortheile eines verbesserten loliorens
Mit geschlossener Brost nnd constantem Schlackenablosse.
Die Einrichtung des Gestells des von mir construirten
Hohofens unterscheidet sich wesentlich von der bisher ge-
bräuchlichen Einrichtung und bietet grosse Vortheile vor
derselben.
Beschreibung der gewöhnlichen Einrichtung.
In der bisher gebräuchlichen Einrichtung hatte das
Untergestell eines Hohofens nach vorne eine 4 — 5 Fuss
— 5591 —
lange, 2 — 3 Fuss breite und 2-— 3 Fusb hohe Verlängerung,
den Vorheerd, welcher vorne durch den Damm oder Wall-
stein geachlossen war.
Die vordere Seite des Obergestells, der Tümpel, lag
mit seiner Unterkante 10 — 18 Zoll niedriger ah die Ober-
kante des Wallsteins und der Druck des in den Ofen einge-
blasenen Windes musste die im Ofen befindliche Schlacke
veranlassen, unter dem Tümpel her in den Vorheerd in die
Höhe zu steigen, damit sie über dem höher liegenden Wall-
stein ihren Abfluss finden konnte.
Diese bisherige Einrichtung der Hohöfen hatte
folgende Uebelstände:
1. Sowohl durch die schwankenden Bewegungen der
Schlacken im Gestell und Vorheerd, herbeigeführt durch
die Schwankungen in der Windpresse, als durch das fort-
währende Vorbeifliessen der Schlacken, wurden die feuer-
festen Steine des Gestells des Tümpels und des Vorheerdes
von denselben angegriffen und allmälig aufgelöst.
2. Um die auf diese Weise angegri^enen Theile zu
repariren, musste bei jedem Abstich des Eisens nach Ab-
stellung des Windes ein Stillstand des Schmelzprocesses
stattfinden, welcher bei heisser, dünnflüssiger, fressender
Schlacke und hitzigem, starkem Betriebe ^2 ^^^ ^ Stunde
erforderte; ausserdem musste, um die Schlacke, nachdem
sie sich im Gestell angesammelt, unter dem Tümpel her
durch den Vorheerd zum Ablauf zu bringen, das sogenannte
Scblackenaufarbeiten vorgenommen werden, wobei wiederum
durch die dabei nöthige Verminderung der Windpressung
ein geringerer Effect herbeigeführt wurde.
Durch diese Umstände wurde auf vielen Hütten ein
täglicher Stillstand des Schmelzprocesses von 1 V2 — 2 Stun-
den veranlasst, oder während 20 Tage des Jahres wurde
Nichts producirt. Dazu kommt, dass ein Stillstand des
Schmelzprocesses Veranlassung zu einem langsameren
Gichtenwcchsel wird, weil sich die Beschickung während
des Stillstandes dichter aufeinander lagert, so dass nach
demselben erst wieder eine Auflockerung stattfinden muss.
3. Die Pressung des in den Ofen eingeblasenen Windes
war begrenzt durch den Gegendruck der Schlacken im Vor-
heerd. Eine höhere Windpressung, welche diesem Gegen-
drucke der Schlacken nicht entsprach, warf besonders leicht
bei dicht liegender Beschickung die Schlacken und das Brenn-
material mit grosser Gewalt aus dem Gestell und dem Vor-
heerd, wodurch Stillstände und Reparaturen veranlasst
wurden.
4. Gewöhnlich war das Eisenabstichloch in dem Wall-
stein angebracht und bei irgend einer Abkühlung des Ofens
war dasselbe schwer zu öffnen, weil es sich 4 — 5 Fuss weit
von dem Gestell, der Wärmequelle des Ofens, befand.
5. Der Vorheerd nahm y^ der äusseren Fläche des Ofens,
die sogenannte Arbeitsseite ein; an den übrigen ^/^ der Ge-
stellfläche konnten 2, 3 oder mehrere Formen angebracht
werden, immer aber war die Vertheilung des Windes eine
unregelmässige.
6. Der Betrieb dieser Hohöfen erforderte in Folge der
eben genannten Uebelstäude viele, kräftige und erfahrene
Schmelzer und behufs Reparatur eine nicht unbedeutende
Ausgabe für feuerfeste Materialien und Gezähe.
Die Vortheile der neuen Einrichtung dagegen
sind folgende:
1. Die Schlacke läuft immer in ein und demselben
Niveau ab, desshalb Beseitigung der Schwankungen der
Schlacken im Gestell und dadurch Verminderung der Ab-
nutzung desselben.
2. Beseitigung der Stillstände bei den Abstichen und
dem Schlackenaufarbeiten; dieselben entsprechen beiheisser,
dünnflüssiger, fressender Schlacke und hitzigem, starkem
Betriebe 20 Tagen im Jahr und ihre Beseitigung führt also
eine Productionsvermehrung von 20mal der Production
eines Tages, also z. B. auf Georg-Marien-Hütte gegen
20 X 80.000 it. = 1,600.000 &. pr. Jahr herbei.
3. Da keine Stillstände also auch keine Abkühlungen
mehr vorhanden, wird der so construirte Hohöfen einen
wärmeren und regelmässigeren Gang haben.
4. Durch Beseitigung des Vorheerdes, resp. des Wallsteins,
ist die Verlegung des gewöhnlich in letzterem angebrachten
Eisenabsticbloches in die Gestellwand ermöglicht und ist die
Oeffnung des Abstichs eine viel leichtere, weil derselbe 4 — 5
Fuss näher bei dem Mittelpunkte des Gestells liegt.
5. Das vollständig geschlossene Gestell gestattet ohne
Weiters eine bedeutende Steigerung der Windpressung, weil
ein Auswerfen von Materialien durch den Wind unmöglich ist.
6. Die zulässige Erhöhung der Windpressung ist über-
all und besonders von Wichtigkeit, wo man mit roher Kohle,
oder mit einer dicht liegenden Beschickung arbeitet, und
wird sich bei diesen Betrieben ein bedeutender Effect durch
rascheren Gichtenwechsei, also grössere Production, ergeben.
7. l->io Vermehrung der Wind-Formen und die durch
Beseitigung des Vorheerdes möglich gewordene, vollständig
gleichmässige Vertheilung derselben, führt, vorausgesetzt,
dass das denselben entsprechende grössere Windquantum
durch die zu Gebote stehenden Maschinen und Kessel pro-
ducirt werden kann, eine entsprechende Vermehrung der
Production, eine bessere Windvertheilung im Gestell und
Ofen und damit einen regelmässigeren Gang des Ofens
herbei.
8. Die Zahl der Arbeiter kann, weil die Arbeit verrin-
gert und vereinfacht, um V3 vermindert werden und die
Hauptsache ist, die Arbeiter brauchen weniger geübt zu
sein, man braucht keine feuerfesten Materialien zur Repara-
tur und weniger Gezähe.
Copie,
Zeugniss der Direotlon der Georg-Marien-Hütte bei
Osnabrüok.
Wir bescheinigen hiermit, dass die seit Febrnar 1867
von dem Ingenieur Lürmanu an den Hohöfen des hiesigen
Werkes angebrachten Vorrichtungen für den Betrieb dersel-
ben mit geschlossener Brust sich vollständig bewährt haben,
und damit alle die Schwierigkeiten beseitigt wurden, die
bislang einem Betriebe von Coakshohöfen mit geschlossener
Brust und constantem Schlackenabflusse entgegen stan-
den, und dass mit dieser Einrichtung alle in obigem Circulair
aufgeführten Vortheile erreicht sind.
Georg-Marien-Hütte bei Osnabrück den 20. Sept. 1867.
Die Direction des Georg-Marien-Bergwerks-
und Hütten- Vereines.
C. Wintzer. G. Wittenauer.
• »
— 392 —
AuMerdem ist der Herr General- Director Langen
auf Friedrich- Wilhelms-Hütte hei Troisdorf gern hereit, et*
waige Erkundigungen über die Brauchbarkeit der von mir
getroffenen Einrichtungen zu beantworten.
Ich bin nun bereit, Hohöfen, seien dieselben im Be-
triebe oder im Bau, mit geschlossener Brust gegen ein Hono-
rar von zweihundert Thalern pro Hohofen einzurichten, und
bemerke noch, dass dadurch keine gewaltsame oder uner-
läesliche Umänderung des Bestehenden nöthig wird.
Auf die Bezahlung obiger Summe werde ich nur dann
Anspruch machen, wenn die Einrichtung an einem Ihrer
Hohöfen drei Monate im Betrieb gewesen ist, während ich
Nichts verlange, wenn dieselbe innerhalb dieser Zeit und
zwar dauernd beseitigt wird.
In Ermangelung eines genügenden Patentschutzes für
Deutschland, und unter der Vorauasetzung, das« Jeder gern
bereit sein wird, sich die anderweitig gemachten Erfahrungen
gegen ein angemessenes Honorar, welches bei eigenen Ver-
suchen mindestens als Lehrgeld bezahlt werden müsste,
anzueignen, habe ich mich entschlossen, diesen Weg zum
Schutz und zur Verbreitung der von mir getroffenen Ein-
richtung einzuschlagen.
Sobald Sie mir durch eine zustimmende Antwort Ihre
Bereitwilligkeit, mit mir in Verbindung zu treten, zu erken-
nen geben und erklären, keinem anderen Werk Mittheilung
machen zu wollen, werde ich Veranlassung nehmen, Ihnen
Beschreibung und Zeichnung der Einrichtung zuzusenden,
ausserdem bin ich dann natürlich bereit, mit Ihnen in wei-
tere schriftliche oder mündliche Verbindung zu treten, wenn
Sie zur Einrichtung selbst übergehen wollen, und sehe ich
Ihrer gefälligen Erwiderung entgegen.
Georg-Marien-Hütte bei Osnabrück im Oct. t867.
Fritz Lürmann,
Hohofen-Betriebs-Ingeuieur.
Der k. k. duecksilber-Bergbau zu Idria.
Von dem k. k. Bergwerka-Exspectanteu Anton TschebuU.
(Fortsetzung.)
Die zweite Hilfsmaschine der Josefi-Wasser-Haltungs-
Maechine ist:
4. Die Kunst am Barbara-Schacht.
a) Kraftwasser. Wie bei der Theresiakunst, so er-
hält auch hier der Motor der Kunst sein Kraftwasser durch
ein 7® langes, 2*5' tiefes und 3' breites hölzernes Zweig-
gerinne aus dem Rinnwerksgraben.
Der Zufiuss des Aufschlagwassers betrug nach der am
6. Juli 1866 vorgenommenen Messung 0*8 12 K.' pr. Se-
eunde, während die Kunst 10 Spiele in 4 Minuten, d. i. in
24 Seeunden einen Hub machte.
b) Kunstrad. Der Motor der Barbarakunst ist eben-
falls ein oberschlächtiges Wasserrad, das einen Durchmesser
von 6^ 1*5', eine lichte Sehaufeibreite von 3' und eine Zel-
lentiefe von 9^2** besitzt. Bei einem Gesamratgefälle von
41*5', mit 2'6" Oberwasaerspiegel und 1 Y^' Freihängen,
und einem KraftwasseVzufluss von 0*812 K.' pr. Secunde
entwickelt das Kunst rad eine Rohkraft von
41-5 X 812 X 56 4
430
4-42 Pferdekräfte.
Durch einen 25zöUigen Krummzapfen und eine 4^
lange Korbstange wird die Kraft auf die hGlzerae Haupt-
9chwinge übertragen. Wie bei allen Künsten, so ist auch
hier die schwere Korbstange in der Mitte ihrer Länge durch
ein an einem doppelarmigen Hebel angebrachtes Gegenge-
wicht contrehalanciert. Dadurch wird ein Durchbiegen der-
selben verhindert. Ton der hölzernen Hauptschwinge wird
die Kraft durch ein ]9'1® ilanges Feldgestänge, das unter
5^ ansteigt, auf die Kunstkreuze übertragen, deren Hebels-
länge 6' 3'' beträgt; somit auch die Entfernung der doppel-
ten Feldgestänge von Mittel zu Mittel 12V2'- Ausser der
einen hölzernen Hauptschwinge besitzt das Gestände noch
4 Hilfs-Doppelschwingen. Die Kunstkreuzhebel aind, wie
bemerkt, 6' 3" lang und liegen deren Achsen 2^ 3' von
einander entfernt, die Gestängemittel sind 2' 4'' auseinan-
der. Die Hubgrösse beträgt an den Kunstkreuzen 4' y^",
sollte eigentlich 4' 2" sein. Auf Barbarafeld beträgt die
Hubgrösse 3' ^i^^**} daher ein Gesammt-Habverlust
von 2V4".
c) Sätze. Sämmtliche dem Barbara-Schacht zusitzeude
Wässer gelangen in den Sumpf desselben, der 122*33^^ unter
dem Tagkranz liegt. Zur YergrÖsserung des Schacbtsumpfes
ist in der Sohle desselben ein 14*66^ langer Sumpfstollen
vorhanden. Durch die Barbarakunst werden nun alle Wäs-
ser durch den einzigen eingebauten Hubsatz, 2*22^ ober dem
Sumpf, auf eine Höhe von Q'öT'^ d. i. 2^ unter Carolifeld ge-
hoben und im Ausgusskasten entleert. Mit diesen gehobenen
Wässern vereinigen sich hier im Ausgusskasten die von der
Franzisci-Sühacht-Kunst auf Carolifeld gehobenen Wässer.
"(Der Theresia-Schacht ist 2^ unter Carolifeld, am obe-
ren Ende der wasserdichten Schachtzimmerung, durch einen
24^ langen gemauerten Stollen mit dem Barbara- Schacht
durchechlägig, also gerade im Horizont des Ausgusskastens
der Barbarakunst. Obgenannter Stollen besitzt zur YergrÖs-
serung des Theresia-Sumpfes noch zwei Querschläge. Alles
Wasser, was die Theresiakunst nicht weghebt, fliesst durch den
Caroli-Wasserstollen in den mehrerwähnten Ausgusskasten
der Barbarakunst, welcher nun durch eine 6 — 7" weite,
388^ lange Gusseisenröhreu- Wasserleitung mit dem Suupf-
stollen der Josefi-Kunst, der 1^ unter Barbarafeld liegt, in
Verbindung gebracht ist.)
Die Barbarakunst machte nach den gepflogenen Beob-
achtungen in 24 Seeunden einen Hub, und hält mit diesem
Gang die ihr durch den Stollen zum Theresia-Schacht durch
die Verdammung (2554 K.' pr. Secunde) und die am Bar-
bar afeld-Hauptl auf zusitzenden (0*182 K.') Wässer zu
Sumpf.
Der Cylinder hat 12 5" Durchmesser, das Kolben ventil
hat eine fixe Scheibenliederung, bestehend aus einer 3'' ho-
hen Packung von Lederscheiben^ das Saugventil ist hier ein
Kegelventil.
Der Barbara-Schacht ist im ganzen tonnlägig getrieben,
bald mehr, bald weniger*). Die Gesammtabweichung dessel-
ben von der seigeren Richtung bis auf 120^ Tiefe, d. i. bis
zum Barbarafeld-Horizont, beträgt 12^ Obendrein ist er
auch nicht nach der Linie des steilsten Falles abgeteuft,
sondern weicht auch davon bedeutend ab. Man sieht kaum
von einer Tiefe von 50 ^ d. i. vom Florianifeld, zu Tage,
Es ist daher die Nothwendigkeit vorhanden, das Schach t-
gestäuge in der Nähe des Satzes auf eine solide Art senk-
*) Leider!
O, H.
393
recht zu fähren, da der einzige noch wirkende Satz senkrecht
eingebaut ist, sowie es alle früher wirksam gewesenen und
zum Tbeil noch im Schacht befindlichen Sätze waren. Man
erzielt eine ziemlich genaue und solide Geradeführung des
Schachtgestänges ganz einfach durch Rollen, die das Ge-
stänge an zweckentsprechenden Punkten stützen.
Da für den einzelnen Satz auch ein Gestänge genügt,
so ist zur Ausgleichung der an den Kunstkreuzen ungleich
wirkenden Last und zur Erzielung eines möglichst gleich-
förmigen Ganges der Maschine statt des zweiten Schacht-
gestänges, gleich unter dem Viertel-Kunstkreuze, eine Gegen-
last von etwa 40 Ctrn. Hngehängt. Auch am Wasserrade
wurden Holzkörper befestigt, wodurch wohl eine hinrei-
chende, aber nicht vollkommene Ausgleichung der Bewe-
gung erzielt wurde.
ä) Gestein. In Folge eines im Jahre 1831 erfolgten
Schachteinsturzes findet sich in den Schachtstössen bis auf
6^2^ unter Taga nur angeschüttetes Materiale. Hierauf be-
ginnt 8 y2" unter Tags gleich Silberschiefer, der noch 18®
unter Achazifeld ansteht. Im liegenden Stoss des Schachtes,
am Florianifeld-Füllort, isf schon zinnoberspüriges Conglo-
merat vorhanden. Der Füllort auf Mittelfeld unterfährt das
Conglomerat und kommt auf den Lagerachiefer, derhinunter-
bält bis auf Hauptfeld-Füllort, wo im liegenden Stoss aber-
mals spüriges Conglomerat ansteht. Auf Gross-Herzogsfeld
wechseln Lagerschiefer und Sandstein-Partien, während auf
Wasserfeld-Füllort in der First Silberschiefer, unter diesem
Lagerschiefer und in der Füllorts-Sohle Kalk ansteht. Am
Clementilauf wurde durch einen Vorbau in der unmittelbaren
Nähe des Schachtes in der First (das Hangende) Schiefer
und in der Sohle (als Liegendes) Kalk angefahren. Auf Haupt-
manns- und Carolifeld steht fester Kalk und unter diesem
(auf Barbarafeld) Werfncr Schiefer, rother und grüner, mit
charakteristischen Versteinerungen an.
e) Zimmerung. Der ganze Barbara- Schacht befindet
sich vom Tagkranz an bis in den Sumpf in Schrottzitnme-
rung. Für die Wetterführung der hiesigen Grube ist er
insofern von grosser Wichtigkeit , da beinahe sämmt-
liche matte Wetter durch denselben ausziehen. Dieser letz-
tere Umstand hat natürlich zur Folge , dass dadurch die
Dauer der Zimmerung eine verhältnissmässig geringere ist,
als bei den Übrigen Schächten. Besonders in den oberen
Horizonten ist die Dauer eine geringe, indem in längstens
6 Jahren dort der Schacht überzimmert werden muss. Ober
Achazifeld, gegen den Tagkranz zu, ist das Gebirge um den
Schacht sehr druckhaft, daher auch in dem Jahre 1831, am
4. — 5- Juli, der Schacht vom Tagkranz aus bis auf eine
Tiefe von etwa G^^^^^^™^ dem Schachtgebäude einstürzte;
daher, wie erwähnt, bis zu jener Tiefe angeschüttetes Mate-
rial sich um den Schacht befindet, und das Terrain in der
Nähe des Schachtes immer lebendig ist, was man besonders
an dem Schacht und anderen Neben geh ä\ilichkeiten deut-
lich sieht.
In den letzten 12 — 14 Jahren wurde der Schacht bis
auf den Horizont vom Hauptmannsfeld ganz neu überzim-
mert, ober Florianifeld schon zum dritten Male.
f) Anmerkung. Von den jetzt bestehenden Gruben-
einbauen ist neben dem Antoni-Eiofahrts-Stollen der Barbara-
Schacht der älteste. Das Abteufen desselben wurde im Jahre
1596 begonnen und hatte mit dem Jahre 1682 eine Tiefe
von 101^ erreicht. Zu gleicher Zeit wurde auch das Bion-
werk, zuerst nur in Holz, erbaut, und erst später zum gröss-
ten Theil in Mauerung gesetzt. Anfangs leitete das Rinnwerk
auch den Maschinen am noch bestandenen Achazi-Schacht
das Kraft Wasser zu; am Barbara-Schacht befand sich schon
damals eine Kunst.
5. Die Kunst am Kaiser Josefi 11. Schacht.
Wie bereits erwähnt ist, noch folgende Wasserhaltungs*
Maschine am Kaiser Josefi II. Schacht die Haupt- Wasser-
haltungs-Maschine, der Josefi-Schacht der eigentliche Kunst-
schacht der hiesigen Grube.
Der durch den Josefi-Schacht aufgeschlossene Theil
der Grube ist noch zu wenig untersucht, daher erklärlich,
dass demselben von den einzelnen , wenig ausgedehnten
Abbauen und Hofi*nungsschlägen eine ganz unbedeutende
Wassermenge zusitzt, und was noch zusitzt, durch den Schacht
selbst und unter dem Horizont des Barbarafeldes, am neu
eröflfueten Josefi-Lauf einbricht. Jedenfalls wäre diese direct
zusitzende Wassermenge zu gering (nnch gemachter Mes^sung
am 4. und 5« Juli 186(3 nur 161 K.' pr. Minute), um die
Kunst in einem continuirlich wirkenden Gang erhalten zu
können.
Um nun die Maschine in ungestörten Betrieb zu brin-
gen und sie mit ihrer vollen Kraft wirken lassen zu können,
ist es nothwendig geworden, dieselbe mit Wässern zu speisen,
die der Grube in entfernteren Theilen zusitzen.
Die Verbindung, die zur gemeinschaftlichen Wasser-
losung der Grubenwässer zwischen den Künsten am Josefi-,
Barbara«, Franzisci- und Theresia-Schachte besteht, ist nun
folgende :
Der Ausgusskasten der Barbarakunst befindet sich 9*57 ^
ober dem Barbarafeld-Horizont und 11*79^ ober dem Bar»
bara-Schachtsumpf. Derselbe ist durch eine 388^ lange,
6 — 7" weite Gusseisenröhren-Wasserleitung mit dem Sumpf-
stSllen der Josefikunst, der 1^ unter Barbarafeld-Horizout,
d. i. 122^ unter dem Josefi-Schachtfeld-Tagkranz liegt, in
Communication.
Auf Barbarafeld ist der Horizont beim Jost'fi-Sehacht
um 5*52^ und die Sohle des Sumpfstoliens um 4*52^ höher
als der Horizont am Barbara-Füllort, und da die Barbara-
kunst die Wässer 9*57^ ober dem Füllorts-Horizont in den
Ausgusskasten hebt* so fliesseu diese Wässer, die sich hier mit
anderen vereinigen, mit einer Druckhöhe von 9'57 — 4*52
= 5*05^ durch die Röhrenieitung in den Josefi-Schacht-
Sumpfstollen.
Die Wässer vom Franzisci-Schacht unter Gross-Her-
zogsfeld gelangen auf Carolifeld und zum BarbarH-Schacht,
wo sie durch eine Lutte direct in den Ausgusekastnn der Bar-
barakunst und so weiter in den Josefi-Schacbt-Sumpfstollcn
gelangen.
Der Theresia-Schacht ist 2^^ unter Carolifeld, am oberen
Ende der wasserdichten Schachtzimmerung, durch einen 21^
langen gemauerten Stollen mit dem Barbara-Scliacht durch-
schlägig, also gerade im Horizont des Au^igusskastens der
Barbarakunst. Im gleichen Niveau, 2^unter Carolifi'ld, befin-
det sich der gegenwärtige Theresia-Schachtsumpf. Obio-
nannter Stollen besitzt noch zur Vergrösserung seinns Fas-
sungsraumes (als Theresia-Sutnpf) zwei gi Ös^ere QuerschU^r**.
Alles Wasser, was die Thercsiakuust niclit w«»gzuhebpn
im Stande ist, fliesst durch den Caroli Wasser-Stollen in den
oft erwähnten Au8gus^ikiHton der Baibarakun-t ab. nnd von
hier ebenfalls durch die Röhrenieitung in dt^n Jüsefi-Sclja''hr-
Sumpfdtollen. Letzterer ist 17^ lang und 9' breit, bediizt
also einen nicht unbedeutenden Fassungsraum.
— 394 —
^
Wftbrend die Barbara- nnd Franzisciktinst sämmtliche
ihnen zasitzende und von ihnen gehobene Wässer der Josefi-
kanst abgeben, gibt die Theresiakunat der Josefikunst nur
noch 80 viele Wftsser, als zum ordentlichen Betriebe der
letzteren noch fehlen, ab.
Die Theresiakunst muss daher, bei sich gleichbleibendem
Gang der Josefikunst, aber bei sich veränderndem Gruben-
wässer-Znfluss, bald schneller, bald langsamer gehen , im
Falle einer Unterbrechung der Barbarakunst durch eine
Beparation oder Einbau etc. etc. ganz still stehen, damit
alle Theresia-Sumpfwässer, 11.655 K.', sammt Franzisci-
Schacht- (Caroli) Wässer, 0.268 K.^ der Josefikunst zur
Losung zugewiesen werden.
a) Kraft Wasser. Auch diese fünfte Wasserhaltungs-
maschine erhält, sowie die Barbara- und Theresiakunat, das
nöthige Aufschlagwasser für ihren Motor, der ebenfalls ein
oberschlächtiges Wasserrad ist, durch ein 17^ langes, 272'
breites und 4^ hohes hölzernes, separates Gerinne aus dem
Rinnwerksgraben. Das pr. Secunde zufliessende Aufschlag-
wasser betrug nach mehrmalig vorgenommener Messung am
5. Juli 1866 im Mittel 5*52 E.'
^) Kunstrad. Der Durchmesser des oberschlächtigen
Wasserrades beträgt 7^ die Scbaufelbreite 3' 9" und die
Zellentiefe U", V ist Freihängen und 2' 9" die Höhe des
Oberwasserspiegels im Gerinne ober dem Radscheitel, somit
Totalgefälle 45*75'. Wie erwähnt, beträgt die pr. Secunde
zufliessende Kraftwassermenge 5*52 K.' und es rechnet sich
aus diesen gegebenen Daten eine absolute Rohkraft von
45-75 X 5 52 X 56*4
430
.= 33-15 Pferdekräfte.
Der Motor kann jedoch im erforderlichen Falle eine Rohkraft
von mehr als 40 P/erdekräften abgeben. Anfangs Juli, als
gerade die hier zu Grunde gelegten Wassermessungen vor-
genommen wurden, war der Zufluss der Grubenwässer ein
verhältnisamässig sehr geringer, daher die Maschine auch
eine geringere Umfangsgeschwindigkeit besass und in 22 y2
Sccunden Einen Hub machte, also nicht ganz 3 Spiele in einer
Minute, während sie ganz leicht, ohne Nachtheil, im Falle
des Bedarfes 6 Spiele pr. Minute zu machen im Stande ist.
Ebenso wie bei den übrigen Künsten erfolgt auch hier
die Uebertragung der Kraft vermittelst eines 25zÖlligen
Krummzapfens und einer 27' langen Korbstange auf die erste
gusseiserne Hauptschwiiige. Das Feld-Gestänge ist auch hier
doppelt und beträgt die Entfernung der Gestängemittel
2*5 *\ Von der ersten zur zweiten Hauptschwinge (auch von
Gusseisen) ist das 14^ lange Gestänge unter einem anstei-
genden Winkel von 16^ erbaut, und besitzt 4 Hilfsschwin-
gen mit der betrefi'enden Gestänge-Spann-Vorrichtung. Bei
der zweiten gusseisernen Hauptschwinge erleidet das Ge-
stänge eine Brechung, indem es von hier unter einem Win-
kel von 4^ bis zu der dritten Hauptschwinge, respective
Kunstkreuze, geführt wird, wo eine abermalige Brechung
der Kraftrichtung um 4^ stattfindet. Der zweite Gestänge-
theil ist 24*8^ lang und hat 6 Hilfs- oder Nebenschwingen«
Die Hälfte des zweiten Gestänges wird durch einen gemauer-
ten Stollenbau zu den Kunstkreuzen geführt, dessen Achsen-
mittel 187^ unter dem Schachthausboden, oder 1 05^ ober
dem Tagkranz liegen und dessen Hebelsarme 1*25^ lang
sind. Beide Kunstkreuze sind an dem oberen Zapfen durch
2 schmiedeiserne 6'' starke Fühningen mitsammen verban-
den, die also ziehend und drückend auf das zweite (Viertel)
Kunstkreuz wirken.
c) Sätze. Bis auf den Horizont vom Barbarafeld, in
einer Tiefe von 12132® unter dem Tagkranz, beaitzt die
Kunst 3 Brahma'sche doppeltwirkende Sätze eingebaut, von
welchen der erste in einer Tiefe von 60*46® unter dem Tag-
kränz, 1*5' unter dem Mittelfeld-Horizont, der zweite auf
Khtjvenhiller-Lauf 87*17®, und der dritte endlich 1*2® ober
Barbarafeld, mit einem 1*6® langen Saugrohr, somit 121*72®
unter dem Tagkranze steht.
Während der erste Satz am Mittelfeld-Horizont ein
Drucksatz ist, sind die beiden übrigen Saugsätze. Die Kol-
ben des oberen Satzes sind von Metall, die der beiden tie-
feren Sätze auf Khevenhiller Lauf und Barbarafeld hingegen
von Eisen , und besitzen sämmtliche eine« Durchmesser
vonllV*".
In neuester Z(tit wurde der Josefi-Schacht zur besseren
Aufschliessung des Tiefbaues unter Barbarafeld bis zur
Josefi-Lauf- Füllortssohle um 12'4® weiter abgeteuft. Der
Sumpf liegt 1® tiefer. Um die pr^ Minute zusitzenden Gru-
benwässer von hier in den eigentlichen Barbara-Sumpfkasten,
der mit dem Sumpfetollen communicirt, zu heben, sind zwei
Hilfssätze und zwar Hubsätze älterer Constrnction vorhan-
den, ganz ähnlich den am Franzisci-Schacht bestehenden,
nur dass die zu Unterst eisernen, 1 V2'' starken runden Kolben-
stangen durch Stopfbüchsen gehen; die eigenen' SteigröVtren
sind zum Theil von Holz, zum Theil von Gusseisen.
Von den beiden Kolben der Hilfssätze besitzt einer
einen Durchmesser von 6^/2", der andere einen von 7".
Wie schon früher einmal erwähnt, finden auf die Art die
Lederliederungsscheiben eine doppelte Verwendung.
Die Hubgrösse beträgt an den Kunstkreuzen gemessen
4' 1 yj'f somit Hubverlust durch das Feldgestänge und in
Folge der doppelten Brechung yj'. Auf Mittelfeld beträgt
der Hub genau 4', auf Khevenhiller-Lauf 3' 9%", auf
Barbarafeld 3' 8'^ und bei dem Hilfssatz nur noch 3' 7 V^";
somit der Total-Hubverlust 6V2", der sich auf 38*8®
Feldgestänge und 134*72® Schachttiefe vertheilt.
Die Stopfbüchsenliederung der Kolben ist 6'', besteht
aus mit Unschlitt getränkten Hanfzöpfen, und dauert y2 — 1
Jahr * ebenso verhält es sich mit der gleichen Stopfbüchsen-
liederung der Kolbenstangen, die durch die Cjlinder gehen.
Das Gestänge ist bis auf Barbarafetd durchaus 7 V2 — 8^'
stark und besitzt unter Mittelfeld jedes Gestänge, zur Aus-
gleichung des etwas zu leichten Gestänges, ober dem Druck-
satz auf Mittelfeld ein Gewicht von 30 Ctrn. Gusseisenbe-
standtheile angehängt. Unter Barbarafeld ist das runde
Gestänge der beiden Hilfssätze nur 4'' stark.
Der Ausguss der gehobenen Grubenwässer erfolgt
10*21® unter dem Schachthausboden oder 7*29® unter dem
eigentlichen Tagkranz, und 41® über der Sohle des 74*3®
langen Wasserstollens (Abzugsrösche), die an dem linken
Idriza-Ufer, über den höchsten Wasserstand erhaben, mündet.
Am 5. Juni 1866 wurden im Durchschnitte aus mehreren
abgeführten Versuchen 13*33 K.' Grubenwässer gehoben,
von welcher Menge nur noch das der 74*3® langen Abzugs-
rösche zusitzende Wasser in Abzug zu bringen ist. Aus
mehreren an verschiedenen Tagen im Monat Juli 1866 an-
gestellten Versuchen ergab sich eine Stollenwassermenge
von 2*182 K.' pr. Minute.
f
— 395
d) Gestein. Vom Tagkranz bis in eine Tiefe von 11^
hält ein braungelber Letten an, ein Verwitterangsproduct
des ober dem Joscfi-Scbaeht anstehenden Werfner Schiefers.
Gleich darauf folgt Silberschiefer, der 12^ ober Mittelfeld,
reich an gediegenem Quecksilber ist und vom Mittelfeld aus
von Kalk unterlagert wird. Letzterer reicht nun, bald mehr
weniger dolomitisch und zinuoberdpurig, durch Khevenhiller-
Lauf, Hauptmanns- und Barbarafeld bis in den Sumpf am
Josefi-Lau'f.
e) Zimmerung. Der Kaiser Josefi-Schacht ist zu einer
Tiefe von 62•46^ d, i. 2^ unter dem Mittelfeld-Horizont in
Schrottzimmerung gesetzt, in welcher Teufe er bereits die
Mächtigkeit der druckhaften, sich blähenden Letten- und
Schiefer-Partie und auch eine Klafter Kalkes durchfahren
hat. Die ganze weitere Tiefe des Schachtes (72*26^) bis in
den Sumpf ist in Folge des festen Gesteins, das ansteht, nur
mit einzelnen, eingebühnten Schncht-Kräuzen oder Gevieren
ausgezimmert, die eben zum Einbau der Fahrten und der
Kunstbestandtheile unumgänglich nothwendig waren.
Da dieser Schacht nicht nur Hauptkunst- sondern auch
der Hauptwetter-Schacht der Grube für die einziehenden
frischen Wetter ist, so ist auch dieser letztere Umstand in
Bezug auf die Dauer der Zimmerung ein günstiger. Die
Zimmeruifg dauert hier 12 — 14 Jahre im grossen Durch-
schnitte, an einzeliren Punkten wohl kürzer, aber immer be-
deutend länger als im Barbara-Schachte.
f) Anmerkung. Mit dem Abteufen des Kaiser Josefi
IL Schachtes wurde im Jahre 1786 begonnen. Seine ur-
sprüngliche Bestimmung war; einst Hauptförderschacht der
Grube zu werden. ^
Durch den Wasserabfluss-StoUen beim Josefi-Schacht
und sodann durch den Schacht selbst wurde zur Dämpfung
des am 3. November 1846 ausgebrochenen Grubenbrandes
durch volle 14 Tage Wasser eingeleitet, und damit die Grube
40^ober dem Barbarafeld-Horizont, d. i. bis zur First des Füll-
ortes auf Gross-Herzogsfeld beim Barbara-Schacht ersoffen.
Ausser den noch im Beirieb befindlichen Künsten am
Theresia-, Barbara-, Franzisci- und Josefi-Schacht wurden
auch für die seit dem Wassereinbruch (1837) in ausser Thä-
tigkeit gesetzten Dampfmaschinen am Theresia- und Josefi-
Schacht die nothwendigen Sätze eingebaut und beide Ma-
schinen sodann in Betrieb gesetzt. Mit Ende August 1847
war die Grube bis zur First des Carolifeld-FfiUortes frei von
Wasser, hierauf die Dampfmaschinen sammt den Sätzen ausser
Betrieb gesetzt. Die weitere vollständige Gewältigung der
Wässer führten die Stangenküoste zu Ende.
Gleichzeitig mit den Grubenwässern war auch die durch
den Brand entstandene Kohlensäure zu entfernen. Durch
mechanische Vorrichtungen, indem man Wasser vom Tag
ans in die Tiefe fallen Hess, durch eingebaute Luftpumpen
etc. etc. wurde dieselbe allmälig entfernt und die Grube
wieder mit Abbauen belegt.
Während des Betriebes des Kronprinz Ferdinandi-Hoff-
nungsschlages (1850 — 1854; wurde durch die Josefikunst
mit Hilfe des Gestänges, an dem der Müchanismus befestigt
war, ein stetig wirkender Fächer betrieben, der die guten
Wetter ans entfernte Vorort zu drfickeu hatte.
(Fortsetzung folgt)
Kleine Mittheilungen aus der Pariser Welt-
Ausstellung vom Jahre 1867.
Von Eduard Windakiewicz.
(Fortsetzung.)
6. Mühlstein-Fabrikation (Fortsetzung).
2. Damit das Mehl sich nicht stark erhitzt (verbrennt),
waren bei den französischen (Laufer) Steinen entweder
Schlitze in der Mitte der Verkittung der Segmente zurück-
gelassen, die auf der oberen Seite mit nach Innen gekrümm-
ten Blechkasteln versehen waren, damit das Mehl wieder
zurückgeht, oder das Gerippe bestand aus einer gusseiseraen
Montirung und zwischen den Segmenten waren mit feinen
Drahtsieben versehene vom Mittelpunkt gegen den Umfang
zu bis auf 2 V2 '^ eich erweiternde Schlitze zurückgelassen.
Auf der oberen Seite waren eiserne Hämmeichen in
Charnieren befestigt, die zeitweise auf die Siebmoutiruug
durch einen einfachen Mechanismus auffielen und so das
Versetzen verhinderten.
Wenn wir bedenken, dass der Laufer in 24 Stunden
oft bis 150.000 Umdrehungen macht und bei jeder dieser
Bewegung nur etwas unausgebeutete Kleie zurncklässt, so
wird man wohl zugeben müssen, dass er in einem Jahre
einen weif grösseren Verlust verursachen kann , als der
Werth des Steines ist, und desshalb ist die Zusammen-
setzung aus vielen sorgfältig ausgesuchten Stücken so wich-
tig; ebenso wichtig ist die zweite Einrichtung, weil das
Mehl von dem besten Weizen, wenn es zu sehr beim Mah-
len erhitzt wird, an Qualität ausserordentlich viel verliert.
In dem Bapport vom 13. Juni 1860, welches das
französische Kriegsministerium über die Versuche mit ver-
schiedenen Mühlsteinen, die in den für Militürzwecke ar-
beitenden Mühlen ausgeführt wurden,- bekannt machte, dif-
ferirte das Ausbringen im Grossen von dem nämlichen Ge-
treide pr. Stunde bis 1272 % ^^ ^^^ Quantität, je nach den
verschiedenen Steinen. Die besseren Steine, die mehr aus-
brachten, lieferten ausserdem noch viel zarteres und weis-
seres Mehl als die schlechteren, die weniger Mehl ausge-
bracht hatten.
Das Granthal in Ungarn hat ausgezeichnetes Material
zur Mühlsteinfabrikation bei Königsberg und Hlinik, es hat
nur Mangel an intelligenten Unternehmern und Capital.
Arbeitskräfte sind auch da genug und billig zu haben.
7. Gold- und Silberreichthum der Vereinigten
Staaten, insbesondere des Colorado-Staates
in America.
Neuester Zeit hat in den Vereinigten Staaten von Nord-
america das Coloradogebiet wegen seines ausserordentlich
reichen Mineralreichthums grosse Aufmerksamkeit auf sich
gezogen, und dieses Gebiet war insbesondere in der ameri-
canischen Abtheilung der Berg- und Hüttenproducte gut
vertreten.
Von Mexiko zieht sich gegen Norden das Sierra Madre-
Gebirg, das oberhalb Neu-Mexiko einen Bogen nach Osten
macht und dann weiter nach Norden bei einer mehr west-
licheren Richtung unter dem Namen Felsengebirg, als schnee-
bedeckte bis zu 16.000 Fuss über der Meeresfläche hoch
ragende Spitzberge, sich fortsetzt.
— 396
Dieser Bug des Gebirges trifft ebeii das Coloradoge-
biet mit dem Hauptort Denyer«
Das östliche Gehänge soll mehr reiche Goiderzgänge
and das westliche Gehänge gegen Californien zu wiederum
mehr sehr reiche Silbererzgänge in sich bergen.
Die Goldgänge, deren Zahl sehr gross ist, bestehen an
ihren Ausbissen und soweit die Verwitterupg in das Innere
reichen kann, aus einem porösen von Eisenocker roth ge-
färbten Quarz, der metallisch als Staub oder in Schuppen
das Gold führt; weiter gegen die Tiefe zu treten goldhaltige
Eisen- und Kupferkiese mit Quarz auf, während das metal-
lische Gold verschwindet. In der Weltausstellung waren
einige Dutzend Goldstufen von. diesem Gebiete ausgestellt,
die von einer halben Unze (circa 1 Wiener Loth) bis 1 Vj Pfd.
(1 Wiener Pfund) wogen.
Interessanter sind die Silbergänge und deren Erze.
Schon von Weitem sollen diese Gänge, deren es eben-
falls viele gibt, und die parallel mit den Goldgängeu strei-
chen, durch ihr verwittertes markirtes Aussehen zu erkennen
sein, die wie breite Fahrstrassen aussehen.
Gegen die Oberfläche zu sollen sie neben Eisenerzen
und der gewöhnlichen Ausfüllung von Antimon-Kotbgültig-
erzen und metallischem Silber etc. oft silberhaltigen Bleiglanz
in so grosser Menge führen, dass man aus den Massen der
Ausbisse 500 — 1000 Pfd. schwere Stücke ablösen kann,
während derselbe gegen die Tiefe zu fast ganz verschwindet.
Bei der Pariaer Weltausstellung waren 5 Stück
Erze aus dem Bergwerk Idaho zu sehen.
Eines davon war ein 200 Pfd. schweres Stück
derbes Rothgültigerz, das nach den Versuchen 60% fei-
nes Silber geben soll, die anderen mehr mit Gauggestein
gemischten Stücke wogen 45 — 800 Pfd. und gaben nach
den Proben 20 — 30% feines Silber.
Auch aus dem Baker-Gange im Argentine-District, aus
dem Elijah Hise und Indigo-Gange im Griffit-District waren
Silbererze ausgestellt, die bloss an Silber, das eine 582 Dol-
lars 12 Cts., das andere 1836 Dollars 20 Cts., das dritte
1804 Dollars 83 Cts. pr. Tonne von 2000 Pfd. Erz ent-
halten. (Fortsetzung folgt)
Notiz.
Bleiberger Union. Das Ministerium des Innern bat ein-
verständlich mit den anderen betheiligten Centralstellen den
Bleiberger Bergwerksbeeitzcrn Romuald Holenia, Paul Mühl-
bacber, J. ß. Egger, Paul Sorgo, Guido Freiherrn v. Lang,
Carl Trau, Theophil Freilierrn v, Ankershofen und Joseph.
Kossiu die Errichtung einer Actiengese'llschaft zum Bergbau* .
betriebe im Bleiberger Bergreviere und zum Handel mit Berg-
werks pro ducten unter der Firma: nBleiberger Bergwerksunion **
bewilligt.
ANKÜNDIGUNGEN.
Im Verlage von Johann Ambrosios Barth in Leipzig
sind erschienen und in allen Buchhandlungen zu haben:
Surzgefasates Lehrbuch der Massanalvsey
nebst Anleitungen zu den geeignetsten Trennungsmethoden
für massanaly tische Bestimmungen und zur quantitativen
Untersuchung technisch wichtiger Stoffe, bearbeitet von Dr.
Emil Fleischer Mit in den Text eingedruckten Holz-
schnitten, gr. 8. geh. fl. 1.78 öst. W.
Handbuch der analytischen Chemie
von
Heinrich Rose.
Sechste Auflage. Nach dem Tode des Verfassers vollendet
von R. Finkener. I. Bandes 2. Lief. (Qualitative Analyse).
gr. 8. geh. fl. 3. 4 öst. W.
Mit dieser Lieferung ist der erste Band des Werkes voll-
ständig; die 2. Lieferung des II. Bandes (Schluss des Ganzen)
dtlrfte bis Ostern 1868 erscheinen.
Zur Ausführung geneigter Bestellungen empfiehlt sich
d. J. lanft'sche Ivchhandlaiig in Vlen,
Kohlmarkt, Nr. 7.
(i25~j26) Verpaohtung.
Von Seite des Fünfkirchner Domcnpitels wird hiemit ver-
öffentlicht: dasfl die *um Besitz der Fünfkirchner Cathedrale ge-
hörige, in der Nähe der königl. Freistadt Füafkirchen und un-
weit von der Mohacs-Fiinfkirchner und Fünfkirchen-Kanizsaer
Eisenbahn gelegene, 41 einfache Grubenmassen und 9251^
Quadratklafter enthaltende Szabolcser Kohlengrube vom I . Jän-
ner 1868 angefangen in Pacht gegeben wird.
Unternehmungslustigro werden hiemit eingeladen, ihre ver-
siegelten schriftlichen Offerte bis 31. Jänner 1868 zum Fünf-
kirchner Domcapitel einzusenden und in der am 31. Jänner 1868
zu Ftinfkirchen abzuhaltenden Capitelssitzung Vormittags 10 Ühr
zu erscheinen.
Die Pachtungsbediugnissc sind bei dem herrschaflichen
Hofirichter in Fünfkirchen einzusehen.
(109-116) Mehrere Cylindergebläse
für beiläufig 5500, 3000, 2000 Kubikfuss WindUeferuog, mit Ba<
lancier oder Schubstangenbewegnng, vollständig gnt erhalten;
ein oscillirendes Cylindergebläso für beiläuficr 1500 K.' Windlie-
ferung, völlig neu; ferner ein completes Feineisenwalzwerk geben
wir zu äusserst billigen Preisen, fast zu Kohmaterialpreisen, ab
Fürstlich Fürstenberg'sche Uüttonverwaltang
Donaueschingen.
Die Expedition erlaubt sich hofliobBt nm gefUlige Emeaerang der Fränunieratioii zu ersuchen, dantit
in der Zusendang möglichst keine Unterbrechung eintritt.
Die Zeitschrift kostet ganzjährig fl. 8 öst. W.; mit Franco-Zusendung durch die k. k. Fest fl. 8.80 öst W.
Ganzjährigen Fränumeranten liefern wir als werthvoUe Gratisbeilage: „Die Erfahrungen im berg- und
hüttenmännischen Maschinen-, Bau- und Aufbereitungswesen», zusammengestellt unter der Leitung
des Herrn k. k. Ministerialrathes Bitter v. Bittinger.
Zur Bequemlichkeit der resp. H. BL Abonnenten liegt der heutigen Nummer ein gedrucktes Formular
zum Ausfällen und ein mit unserer Adresse Yersehener Ccuveitbogen bei und bitten wir sich desselben
gef. bedienen zu wollen.
Dmck von Carl Fromme in Wien.
Fttr den Verlmg TenuitworÜleb : Carl Reger.
1
P50. Oesterreichische Zeitschrift „ i^*^.
It. Jahrj^ang. 16. Deeember.
«ir
Berg- und Hüttenwesen.
Verantwortlicher Redacteur: Dr. Otto Freiherr von Hingenau,
k. k. Ministerialrat]! im Finaosministericun.
Verlag der O. J. Manz'schen Buchhandlung (Kohlmarkt 7) in Wien.
Inhalt: Ein Blick auf die Erträgniase des Staatsber^baaes. — Der k. k. Qaecksilber- Bergbau zu Idria (Schlass). — Kleine
Mhtfa eilungen aas der Pariser Weltausstellung vom Jahre 1867. — Literatur. — Notizen. — Administratives. — Ankündigungen.
Ein Blick auf die Erträgnisse des Staats-
bergbaues«
Der Staatsbergbau bildet eine der EinDnbmsqnellen des
Staates, und wenn auch bei demselben nicht lediglich die
finanziellen Ergebniese, sondern auch- der volkswirthschaft*
liehe Nutzen desselben als ausgiebiger Nahrungszweig
vieler fär Ackerbau und andere Gewerbe minder günstig
gelegener Landstriche und dessen Einfluss auf die techni-
schen Fortschritte des Montanfitcbes überhaupt in Betracht
gezogen werden müssen, so bleibt doch die Erzielung von
Erträgnissen für die Staatsbedürfnisse eine demselben ob-
liegende Aufgabe und eines der wesentlichsten Momente für
dessen Erhaltung.
Ein hervorrsgender Professor an der Bergwerksschule
zu Lüttich pflegte seinen Vorlesungen über Hüttenkunde
die Definition voranzuschicken : »Die Hüttenkunde ist die
Lehre, wie man aus Steinen mit Hilfe der Wissenschaft der
Chemie — Geld machen kann.« So materiell dieser Aus«
Spruch klingt, so kann demselben doch eine tiefe Wahrheit
nicht abgesprochen werden, ja er Iftsst sich ganz gut zu
dem umfassenderen Satze erweitem: «Die Bergbau- und
Hüttenkunde ist die Lehre, wie man aus Steinen
mit Hilfe der Wissenschaften der Geologie, Mecha-
nik und Chemie Geld machen könne!
Stetige Verluste beim Berg- und Hüttenwesen wür-
den die Privatindustrie, sehr bald aber endlich auch den
Staat vom Betriebe abschrecken; denn ohne Aussicht auf
Ertrag Jahr für Jahr Anlags- und Betriebscapitalien im Berg-
wesen zu verzehren, könnte nicht einmal durch die volks-
wirthschaftlichen und wissenschaftlichen Vortheile desselben
gerechtfertigt werden, weil diese Verluste von der gaüzen
Nation getragen werden und diese endlich mit Recht müde
werden müsste, mit ihrer Steuerkraft BevÖlkerungstheile zu
ernähren, deren Werthproduction stets kleiner als der dar-
auf gemachte Aufwand wäre.
Ist es also eine Aufgabe der Staatsverwaltung, den
Bergbau, sofeme sie denselben auf Rechnung des Staates
zu treiben für gut findet, auch möglichst so einzurichten,
dasB er einen Ertrag für die Staatseinnahmen schafft, so ist
ein Rückblick auf die pecuniären Ergebnisse desselben im-
merbin von Interesse, und wir erlauben uns daher, ehe wir
auf die Resultate des eben zu Ende gehenden Jahres über-
gehen, einen solchen Rückblick auf die vorangegangenen
Perioden zu werfen.
Vor uns liegt eine aus den ämtlichen Rechnungsab-
schlüssen gezogene Uebersicht der Ergubnisse von den Jah-
ren 1823 his 1863} welche die Staatsbergwerke der ge-
sammten Monarchie (mit Ausnahme des Salinenwesens)
enthält.
Aus derselben entnehmen wir , dass die gesammten
Staatsbergbaue der ungarischen und nichtungariachen Länder
des Kaiserstaates in den ersten 25 Jahren dieser Periode
d. i. von 1 823 bis einschliessig 1 847 (also bis zur Revolution)
im Ganzen mit einer Ausgabsziffer von 374)968.173 fl- C. M.,
eine Totaleinnahme von 388,852.998 fl. C M., also einen
reinen Ueberschuss von 13,884.825 fl. C. M. erzielt ha-
ben. Das gibt im Durchschnitte einen Jahresüberschuss
von 55S.093 fl. C. M. (oder 582-847 fl. 65 kr. Oe. W.)
Passiv, d. h. mit einer Jahreseinbusse haben in
diesem 25jährigen Zeiträume nur 4 Jahre abgeschlossen,
nämlich die Jahre:
1824 mit 613.711 fl. Einbnsse
1829 « 92.115 « D
1842 « 466.791 d i»
1843 » 961.959 n «
Ueber eine Million Guld en Ueberschuss haben er-
geben 6 Jahre und zwar :
1825 gab 1,181.355 fl. C M. Ueberschuss
1826 i> 1»012.964 d « »
1834 » 1,269.085 „ » «
1836 D 1,322.845 „ n «
1839 n 1,500.337 » n »
1840 ff 1,633.669 „ n «
Ueber eine halbe Million finden sich berechnet in
8 Jahren und zwar:
1827 mit 651.570 fl. C. M. Ueberschuss
1832 ff 932.524 » » ff
1833 ff 578.107 ff ff ff
1835 ff 669.472 » « ,.
1841 „ 538.732 ff » *
1845 ff 805.594 » s »
— 398
1846 mit 822.006 fl. CM. Ueberschass
1847 n 953.463 n n
Unter ein er halben Million sind geblieben 7 Jahre,
nftmlich die Juhre :
1^23 mit 172.745 fl. C. M. Ausbeute
1S2S „ 119.609 n n fl
1830 fl 267.910 « a «
18:^1 r, 379.413 fl fl fl
1837 fl 359556 fl » fl
1S3S r, 351.419 fl , fl
1844 fl 497 011 fl fl
Die Wirren der Revolution von 1848 und deren Nacb-
wehen, worunter auch eine Unrißestaltung des Rechnungs-
wesens, entziehen die Jnhre 1848 bis einschliessig 1851
einer näheren Beleuchtung, weil aus diesen Jahren nur
lückenhafte Rechnungsabschlüsse vorliegen, welche besser
ganz unberücksichtigt bleiben.
Da das letzte uns vorliegende gnuz abgeschlossene
Rechnung9opersit aus dem Jahre 1863 ist, su kommen noch
die 12 Jahre 1852 bis einschliessig 1863 zu betrachten,
welthe weit ungünstigere Resultate auf/zuweisen haben.
Nur e i n m al in diesen 1 2 Jahren erhebt sich der lieber-
Bchuss der Bergwesens^ebarung über eine Million Gul-
den Conv. Münze*), nftmlich im Jahre 1859, welches mit
1,452 479 fl. C. M. Hb>chlo89.
Ucber eine halbe Million Gulden weisen nur zwei
Jahre aus, nämlich:
1856 ergab 901.299 fl. CM.
I8i'l fl 9?0 660 „ „
Unter einer halben Million Ueberschuss blieben
3 Jahre und zwar:
1855 mit 467,967 fl. C. M, Ausbeute
1860 „ 257.262 „ • fl
18H2 fl 90.932 n n
Dagegen finden wir sechs Jahre aus den Zwölfen mit
namhaften Einbussen verzeichnet und zwar:
1852 mit 3/295.269 fl. C. M. Einbusse
1S53 fl 4,617.:<3S fl fl fl
1854 fl 457.820 „ a fl
1S57 fl 547.1 r)5 fl fl n
1858 fl 583 563 fl fl fl
1863 fl 3,167.783 , « fl
Diess gibt für d^e-^e zwölf Jahre in Summa eine Ein-
busse vo«. circa 8,528.400 fl. C. M. (oder 8,954.820 fl.
Oe. W ), daher für ein Jahr 746.255 fl. Jahresein busse,
gegen die vor dem J thre 1848 er/.ielten Durchscbnitts-
Ueberschüase von 555.093 fl. pr. Jahr! Diese Ergebnisse
der ji'ing:« teil Z^ir erklären einigermassen die Zweifel unse-
rer Rficiis« ertrctung über die Erhaltun{;BWür<ligkeit des
St:iat8bergbaiit'S, zumal es mindpstens zweifelhaft ist, ob
derselben die jedenfalls weit günstigeren Resultate der vor-
mftrzliclien 25 Jahre bekannt gegeben wurden.
Das sind die Thataachen, wie sich dieselben aus
den Zifl'etn der Rechnungsabsciilüsse herausstellen. Es ist
*) Der leichteren Vergleichnn^ wegen haben wir es vor-
gezo$;en, die Ergebnisse dieser Periode, da nur 5 Jahre in die
Zeit der neuen Önterr. Währung zufallen, auf Conventions-
Münze umzurechnen, da diess einfacher ist, als mehr denn 3«i Jah-
resabschlüsse in Ost W. umzusetzen. (Bruchtlieile blieben unbe-
rücksichtigt.)
zu bemerken, dass nicht alle Einbussen wirkliche Verluste
sind, sondern dass auch Bauten und productive Anlagen iu
manchen Jahren die Wagscbale der Erträgnisse als „zu
leicht« emporschnellten; im Ganzen aber stellt sich heraus^
dass die wenigen Jahre der Verwaltung durch Fürst August
Longin Lobkowitz und die Jahre des Bestandes der Cen-
tral- Bergbau-Direction zu den günstigeren gehören.
Mit dem Jahre 1867 ist eine Trennung der Verwaltung
der SiHatsbergwerke der ungarischen Reichshälfte von de-
nen der nichtungarischen Reichshälfte eingetreten, und dies-
seit!« dem gegenwärtigen Leiter des Staatsbergbaues inner-
halb des Rahmens des Staatsvoranschlages eine etwas freiere
Bewegung gegönnt worden. Er glaubte, dieselbe insbeson-
dere zur möglichst raschen Umdrehung des Capitals durch
Benützung eingetretener günstiger Absatzconjuncturen be-
nutzen zu sollen, denn nicht aus zinsenlos erliegenden Vor-
räthen von Erzen und Producten, sondern aus dem Verkauf
derselben ergeben sich die Mittel zu verstärktem Betrieb
Und die Chancen des Ertrages. Der Aufschwung des Eisen-
wesens wirkte belebend ein und ein frischerer Geist, der mit
der freieren Bewegung sich einstellte, förderte den Erfolg.
Dhs Jahr 1867 dürfte die letzten 40 Jahre um eine
namhafte Ertragsziffer übertreffen. Von Monat zu Monat,
von Vierteljahr zu Vierteljahr die Ergebnisse des Bergwerks-
betriebes aufmerksam verfolgend und in steter Vergleichung
mit dem Voranschlage prüfend , ui der Verfasser dieser
Zeilen in der Lage, jetzt schon folgende erfreuliche Thatsa-
chen mit/.utheilen, welche übrigens lediglich auf die 3 abgelau-
fenen Quartale und nur auf den Staatsbergbau der nie htun-
garischen Reichshälfte sich beziehen, da die Ergeb-
nisse der ungarischen Hälfte hier noch nicht bekannt sind.
Nach dem Staatd-Voranschlage für das Jahr 1867 war
ein Ueberschuss in Aussicht genommen, welcher sich auf
die Zeit vom 1. Jänner bis 1. Octuber, also für das I., IL
und III Quartal mit 837.515 fl Oe. W.*) beziffert.
In Wirkliehk*it sind bis 1. October, also iu obigen drei
Quartalen, an die Staats Centralcasse aus den Staatsberg-
werken der nichtungarischen Reich^hälfte abgeliefert worden:
3,885.728 fl. 82 kr. Oe. W.
davon müssen abgezogen
werden die denselben Berg-
bauen ausbezahlten Verlä-
ge mit 1. 505.895 fl 21% kr. Oe. W.
ETs verbleiben somit . . . 2,379.833 fl. 60 y^ kr. Oe. W.
als bare Abfuhr in den ersten drei Quartalen, oder um
1.542.318 fl. 6OV2 l^r. mehr als im Voranschläge prälimi-
nirt wnr.
Es kann hinzugefügt werden, dass in den ersten Tagen
des Monats October noch 237.362 fl., welche aus den Ueber-
schüssen der Gebarung der ersten drei Quartale stammeu,
eingeL'angen sind, wodurch sich die Gesammtabfuhr auf-
2 667.195 fl. 60 Vi kr. Oe. W. (oder 2,540- 197 fl. C. M.)
steigert. Mit Schluss des Jahres 1867 durfte daher die Zif-
fer von mindestens 3,000.000 fl. Ueberschuss resulti-
ren,die vom Staatsbergbau der ganzen Monarchie seit 40
Jahren noch nie in einem Jahre erreicht worden ist.
♦) Da es sich hier um die Gegenwart handelt, werden die
Ziffern in Österr. Whrg. angeführt, nur bei einem der Uauptre-
sultate, welches unwillkürlich zur Vergleichung heraunfortiert,
wird in Paranthese die LJmrechouug iu Conventions-Münze
beigefügt
a99
Das in diesem Resultate der Aufschwung des Eisenwesensund
der Verkauf von Productenvorrätben des Vorjahres eine
nicht unwesentliche Rolle spielen, ist selbstverständlich;
allein es wird' nach Abschiuss des ganzen Jahres nachge-
wiesen werden, dass auch die Steiokohlenwerke und die
Silber-, Blei-, Kupfer- und anderen firzbergbaue namhafte
UeberschuBse über das Präliminar geliefert haben und die
eigentlichen Verwaltungsausgaben wesentlich gesunken sind.
Dagegen haben die productiven Betriebsausgaben sich kei>
neswegs in den Grenzen des Präliminars gehalten; aber diese
Ausgabenüberschreitung ist durch grössere Einnahmen mehr
als ausge£!lichen. Beispielsweise möge nur angeführt sein,
dass nach vorliegenden Rechnungen für die sogenannten
„anderen Montanwerke** (d. i. alle Bergbaue und Hütten mit
Ausnahme der Eisen- und Steinkohlenwerke) im Voran«
schlage für die ersten drei Quartale 3.042 330 fl. Ausgabe
(Erforderniss) und 3,479.092 fl. Einnahme (Bedeckung) prä-
liminirt waren; jedoch 4,269.802 fl. 65 kr. wirklich ausgege-
ben worden sind, dagegen aber sind 5,023.480 6. 11 kr.
eingenommen worden, so dass die Einnahme die Ausgabe
um 753.677 fl. 46 kr. überstiegen hat, während im Präli<
minar nur 436.762 fl. in Aussicht gestellt waren, also ein
um 316 915 fl. günstigeres Ergebniss resultirte. Noch
weit günstiger stellt es sich bei den Eisenwerken^ es schien
aber angemessen, das gewählte Beispiel gerade nicht aus
der Rubrik nEiseowesenu zu entnehmen, um zu zeigen,
dass die günstigeren Erfolge des Jahres 1867 nicht aus-
schliesslich der glücklichen Eisen-Absatz-Conjunctur zu
danken sind, sondern in allen Zweigen erzielt worden
sind. Nähere Details, welche bald möglichst nach Abschiuss
des Jahres mitgetheilt werden sollen, werden das Gesagte
erläutern and Schlüsse und Vergleichungen ermöglichen.
0. H.
Der k. k. Ctuecksilber-Bergbau zu Idria.
Von dem k. k. Bergwerks-Exspectanten Anton Tsohebull.
(Schluss.)
Es bleibt jetzt noch zu erwähnen, an welchen Punkten
die Wässer der Grube zusitzen.
Der grösste Theil der Grubenwässer sitzt durch die
Schächte zu. Schon während des Abteufens werden durch
die verschiedensten Blatt- und Gesteinsscheidungen viele
Wässer erbaut, die Anfangs im Sehachttiefsten zusitzen
und späterhin den gleichen Abzug beibehalten, wenn auch
der Schacht tiefer geht. So heben die Franzisci- und die
Ferdinandikunst ausschliesslich nur eigene Schachtwässer.
Ein ganz unbedeutender Theil der Grubenwässer sitzt
an einzelnen Punkten des ausgedehnten Grubenbaues zu.
Im Horizonte des Antoni-EinfahrtsstoUens sitxt dem-
selben eine unbedeutende Menge Wässer zu, diö auch durch
denselben abfliessen.
Durch den Josefistollen, im Horizonte des Antonistol-
lens, wurde durch Abquerung von Sandstein- und Schiefer-
Bcheidungen etwas Wasser erbaut, das jedoch theils durch
den Josefistollen zu Tage abfliesst, theils durch die Josefi-
rollen auf Achazi-, von hier weiter auf Floriani- und durch
die alten Abbaue hindurch auf Mittelfeld sickert. Da dieses
Wasser in den alten Abbauen viele Kiese zersetzt, so ist
diess auch die Ursache, warum es beim Wiederersch'einen
auf Mittelfeld (in der Umgebung der alten Stefanirollen) so
okrig ist. Von hier fliesst dasselbe Wasser durch die Juliani-
roUe auf Hauptfeld, und hier durch Rinnen ins Auersperg-
Gesenk, und sitzt durch dieses auf Wasserfeld ab. Auf
Wasserfeld läuft es nach der Strecke fort, und wird am Rreuz-
gestänge v^on dem Joscfi-Gesenk in das Kaschnitz- Gesenk
geführt. Vom Clemonti-Lauf, auf welchen das Wasser durch
das Kaschnitz-Gesenk gelangt, sitzt es wieder weiter nach
der Lagerschiefer- Scheidung auf Hauptinannsfeld nieder,
wo es zu Anfang des Li^gt^ndschlages zum Vorschein kommt,
und nach der gleichen Scheidung des Lagerschiefera abwärts
sickernd zwischen der Gerstorfrolle und dem Stadler-Gesenk
sichtbar wird; endlich, nach der gleichen Scheidung abwärts
dringend, auf Barbarafeld zwischen Stadler- und Nr. 13
Gesenk den tiefsten Horizont erreicht, und nach der Haupt-
strecke in den Barbara-Sumpf abfliesst.
Das ursprünglich vom obersten Horizont herrührende
ganz unbedeutende Wasserqunntum wird durch neu zu-
sitzende Wässer nach seinem ganzen VerUufe verstärkt, und
die gnnze Menge desselben betrug nach Messung^en, die am
4. Juli 1866 vorgenommen wurden, pr. Minute nurO'i82K.'
Die der obersten Abtheilung der Attems'schen Rollen
zusitzenden Wässer werden, wie schon bemerkt, alle Wochen
einmal in Kübeln auf den Antoni- Stollen-Horizont durch
Menschenkraft gehoben.
Die Wässer, die in der Fortsetzung der Attems'schen
Rollen bis auf Achazifeld zusitzen, gelautzen durch die so-
genannte Buckelrolle auf Fiorianifeld und von hier durch
das Schärfenberg-Gesenk auf Mitt<'lfeld, von wo sie in Rin*
neu zum Theresia-Schacht abgeleitet werden, recte in den
Saugkasten des Drucksatzes. Dieser Zufluss betrug am 4.
Juli 1866 0055 K/ pr. Minute.
Im Horizonte des Achazi- und Florianifeldes sitzen
anderwärts keine neuen Wässer zu.
Am Mittelfeld-Horizont wurde durch einen liegenden
Schlag, den sogenannten Morelli-Schlag, in der Schiefer- und
Sandsteinscheidung Wasser erbaut, dessen Menge am 4.
Juli 1866 pr. Minute 0*435 K.' betrug. Dieses Waaser wird
in Gemeinschaft mit dem Schärfenberg-Gesenkwasser dem
Drncksatz bei Theresia-Schacht zugeführt.
Ein weiterer Liegend Schlag auf Mittelfeld, vom The-
resia-Schacht gegen, die alten schon vorsetzten AchaziroUen
geführt, gibt pr. Minute 0*135 Kr* zu^itzende Wässer.
Ein weiteres Wasser wurde auf Mittelfeld durch den
Liegend- Vorbau, 90 vor dem Ferdinandi-Schacht, in der
Sandsteioscheidung erbaut. Dasselbe wurde jedoch durch
einen im 'Jahre 1850 errichteten hölzernen Reildamm abge-
dämmt; nur eine ganz unbedeutende Menge dringt durch
das Gestein auf die Laufstrecke hervor, wo es sich verliert,
— verdunstet.
Das in Maria-Geburt-Schlag auf Hauptfeld erscheinende
Wasser geht nach der Maria- Geburt- Rolle bis auf Wasser-
feld nieder, von wo es nach der Lnufsohle dem Barbara-
Schachte zufliesst; die Menge ist sehr gering.
Auf Gross-Herzogsfeld kommt ein speciell neues Was-
ser nirgends zam Vorschein. Im Westen vom Franzisci-
Schacht hat man durch Vorbaue die Sandsteinscheidung
und damit auch Wasser angefahren, das man jedoch durch
eine im Jahre 1820 Erbaute Verdammung abgedämmt hat,
die immer sehr gut hält.
An dem Breiten berger Gesenk auf Wasserfeld sitzt
zeitweilig Wasser zu. Dasselbe dürfte wohl wahrscheinlich
nach den abwechselnden Schiefer-, Sandstein- und Conglo-
merat-Scheidungen vom Barbara- Schacht bieher absitzeD.
— 400 —
Dasselbe tropft durchs Breitenb erger Gesenk weiter auf
Clementi- und Hauptmannafeld, wo es am Hauptlauf wieder
zum Vorschein kommt und zum Barbarascbacht abfliesst.
Eine Spur von diesem Wasser zeigt sich auch in der Haupt»
mannsroUe gegen Carolifeld. Der Zufluss ist ganz unbedeu-
tend, jedoch hinreichend, um die in Mauerung gesetzten
Strecken und Gesenke früher zu Grunde zu richten.
Auf Clementilauf sitzen nirgends neue Wässer zu.
Unter Clementi-Lauf kommt im Schlick*8chen Gesenk
ein Wasser hervor, das gewiss auch vom Barbara-Schacht
berkoMimen wird und wahrscheinlich dasselbe Wasser ist,
das man in dem Abbau nächst dem Schlick'schen GcBenk
auf Wasserfeld erbaute, und das ganz bestimmt vom Bar-
bara-Schacht herrührte. Diese unbedeutende Menge kommt
auf Carolifeld, wo es mit dem Franzisci- Wasser zu Barbara-
Schacht abfliesst.
Caroli- und Hauptmannsfeld besitzen keinen Wasser-
zufluss, der nicht oben schon erwähnt worden wäre.
Auf Barbarafeld ist, ausser den am Hauptlauf beim
Stadler-Gesenk zum Vorschein kommenden, und den durch
die Verdammung hus dem zum Theresia-Schachte führenden
Stollen zusitzendeu Wässern , nur in der Umgebung des
Meier-Gesenkes ein neues, aus Sandstein- Scheidungen zu-
eitzeitdes Wasser vorhanden, das jedoch mit dem Abteufen
des Josefi Schachtes und seit dem Betrieb des Josefi Laufes
unter Barbarafeld sich noch nicht verlor. Wahrscheinlich
sind jene. 1*6! K.' Wasser pr. Minute, die am Josefi-Schacht-
Sumpf und Josefi- Laufstrecke zusitzen, die ehemaligen Wäs-
ser vom Meier-Gesenk.
Die Wartung der Künste.
Das gesammte Kunstwärter- Personal, das zur Wartung
sämmtlieher 5 Künste unter Aufsicht eines Oberkunststei-
gers in Verwendung ist, besteht aus 13 Mann Kunststeiger,
Sie verfahren 123tündige Schichten und besorgen die
Wartung der einzelnen Art.
Die Ferdinandikunst hat nur wegen ihrer grösseren
Entfernung von den übrigen Kiinsten eigene 2 Mann Kunst-
steiger. Bei Liederungen der Sätze und anderen Reparatio-
nen etc. werden Kuustwärter vom Josefi-Schacht als Aus-
hilfe beigegeben.
Die Künste am Theresia-^ Barbara- und Franzisci-
Schachte werden von 5 Mann Kunststeiger, 3 bei Tag und
2 bei Nacht, gewartet.
Die Hauptwasserhaltungsmaschine am Josefi-Schacht
beansprucht zu ihrer Wartung 6 Mann Kunststeiger, 3 über
Tags und 3 bei Nacht.
Sämmtliche Zupfentager und andere sich reibende Flä-
chen an den Wasserrädern, Haupt- und Neben Schwingen,
an den Kunstkreuzen etc. müssen des Tages 4ma1, in je 6
Stunden einmal, mit Baumöl geschmiert werden. DiePlun-
gerkolben werden mit Uuschlitt geschmiert und zwar in 24
Stunden zweimal.
Die Dauer der Wasserräder.
Die Dauer eines Kunstrades ist in Idria von verschie-
denen Factoren abhängig. Ausser einer sehr fleissigen Ar-
beit, genau geschnittenen Ueberpiattungen und Verzapfun-
gen der Arme, ganz gleicher Länge derHanpt- und Hilfsarme
etc. erc ist es ein Haupterfordemiss einer zu erwartenden
langen Dauer, dass das dazu benutzte Bauholz nur im ganz
trockenen Zustande in Verwendung komme.
Von den bestehenden Kansträdem ist das am Barbara-
Schacht das älteste; es besteht bereits seit 22 Jahren und
leistet noch ganz genügende Dienste.
Dann kommt jenes am Franzisci-Schacht mit einer
Dauer von 15 Jahren, in einem noch angehend guten Zu-
stande.
Das im Juli ] 866 abgetragene Kunstrad am Josefi-
Schacht hat durch )3 Jahre gedauert. Dasselbe musste in.
den letzten 2 Jahren durch S schmiedeiserne Reife, die
um das Rad gespannt wurden, zusammengehalten werden.
Es ist diess das stärkste aller Kunsträder.
DasKunstrad am Ferdinand! Schacht besitzt den gröss-
ten Raddurchmesser (7^ 30 ^^^ währt bereits 12 Jahre.
Das Theresia-Kunstrad wurde vor 8 Jahren erbaut und
befindet sich in einem sehr guten Zustande.
Durch Unreinigkeiten und Geschiebe leiden die Was-
serräder im Ganzen genommen nicht, da das Aufschlagwas-
ser in allen 3 Wasserleitungen sehr rein ist. Da die 3 Ge-
rinne lang sind, so setzt sich schon zu Anfang alles zu
Boden.
Ferner sind die Gerinne auch gedeckt, es bildet sich
kein Eis in denselben, und daher gibt es von dieser Seite
keine Abnützung der Zellenwände und des Schaufelbodens.
Am meisten leiden die Kunsträder durch die Eismas-
sen, die sich in der kalten Winterszeit an den Radarmen
and Radkränzen bilden.
Obwohl sämmtliche Radstuben ganz gemauert und noch
weiters verschalt sind, so ist doch nicht möglich, diese
letztere Art Eisbildung zu verhindern.
Nutz-Effecto.
a) Der Ferdinandi-Kunst:
Rohkraft: 3*98 Pferdekräfte.
Leistung: pr. Minute werden 0675 K*^ aus einer
Tiefe von 57*3^ gehoben, somit die Arbeit gleich
0-675 X 57-3 X 6 X 56 4
430
= 30*54 Pferdekräfte pr.
Minute, oder pr. Secunde 0*509 Pferdekraft
Absoluter Nutz-Effect: 0509 : 3*98 = 12-8%.
b) Der Theresia-Kunst:
Rohkraft: 1416 Pferdekräfte.
Leistung: pr. Minute 4 667 K.' ans 107•84^ und
0-625 K.' aus 58-56^ Tiefe, somit
/ 4 667 X t07 84 X 6 + 625 X 58*56 X 6 \ 56*4
l 430 • / 60 ~
7081 Pferdekräfte pr. Secunde.
AbsoluterNutz-Effect: 7-081: 14'16 = 50-58%.
c) Der Franzisci-Kunst:
Rohkraft: 2*6 Pferdekräfte.
Leistung: 0*268 K.' pr. Minute auf 39® Höhe, somit
1-268 X 39 X 6 X 56-4
430
= 82 254 Pferdekräfte pr.
Minute, oder aber hieraus 82*254 : 60 pr. Secunde 1*371
Pferdekräfte.
AbsoluterNutz-Effect: 1-371:2'6 = 52*77o^
d) Der Barbara-Kunst:
Rohkrafi: 4 92 Pferdekräfte.
— 401
Leistnng: pr. Minate 3 004 K/ aof 9-570 gohe ge-
,^,^„^ 3004 X 9-57 X6X 56 4 _ ^2.624 Pfdkrft..
430
Absoluter Nutz-Effect: 0-377:4-92 = S'öVo-
e) Der Josefi-KuDSt:
Roh kraft: 33*15 Pferdekräfte.
Leistung: l'6t K/ pr. Minute auf \\P Höhe und
9-545 K/ pr. Minute auf 111-51^ Höhe, daher
(1-61 X 14 X 6 + 9-545 X H l'öl X 6) ^3^= 855 367
PferdekrÄfte pr. Minute, oder 14'22 Pfdkft. pr. Secunde.
Absoluter Nutz -Effect der gesammten Maschine:
14-22 -33 15 =42-89%-
I^ria, im August 1866.
Nachschrift der Redaction.
Wir schliessen hiemit diese etwas umständliche Dar-
stellung von Idria, obwolil das uns zur Vf rfügung gestellte
Manuscript noch vinle ziffermässi^e Daten über Kosten des
Kunstwesens und manche andere Bemerkungen zu dein von
uns Abgedruckten enthält. Der Zweck der Veröffentlichung
war hauptsächlich der, in dit-st^n Blättern den gegenwärtigen
Zustand Hes Idriaer Ber^zbaues festzuhalten, um seiner Zeit,
wenn wesentliche Fortschritte in der Erkenntniss seiner La-
gerstätten un*i in deren Ausbeutung gewonnen sein werden,
auf diesen Standpunkt vergleicliend zuiüikblicken zu kön-
nen. Es soll hieniit eine nGedingstufett gegeben sein, na«'h
welcher weiteres VorwärtSj«elirHiren gemesMen werden kann.
Und Vorwärts! muss es mitidria gehe •; es hat eine scliÖne
Zukunft und der Weg dazu ist zu finden, wenn man
benutzt, was die Trins : Geologie, Mechanik und Chemie an
neueu Errungenschaften bieten. 0. H.
Kleine Mittheilungen aus der Pariser Welt-
Ausstellung vom Jahre 1867.
Von Eduard Windakiewicz.
(Scbluss.)
8. Arbeit am Gestein.
Bei den »usge.itellten Maschinen fär das Bohren im
Gestein machten hieb zwei Principe zeltend:
1. Stossend und drehend, wie bei der Handarbeit.
2 Drückend und drehend.
Erstere war^n w -gen der Comprimirburkeit der Luft
beim Rücksto-ts und wegen der Ventilation der Grube zum
Betrieb mit comprimirter Luft, und letztere wegen Erlangung
eines grossen und unnachgiebigen Druckes Kum Betrieb mit
Wasserkraft eingerichtet.
Die erste Art von Maschinen bohrte ganz hohle Löcher
aus, wfthrend die /.weite nur einen Ring (Schramm) um
einen in der Mitte zurückbleibenden und erst abzubrechen-
den Gesteinskern ausbohrte.
Bei dieser wurde der .Meissel, bei jener der Lechat'sche
Bohrer mit schwarzen Diamanten als Werkzeug zum Bohre.n
angewendet.
Die Ingenieurs der südlichen französischen Eisen-
bahngeselischaft de la RocheTolay und T. E. Perrot
hatten eine Maschine mit dem Leebat' sehen Bohrer aus-
gestellt.
Da dieselbe in den Mittheilungen über die allgemeine
Industrie- Ausstellung zu Paris 1867 von P. Ritter von
Rittinger beschrieben ist, so will ich nur einige Bemer-
kungen über den eigentlichen Bohrer hier anführen.
Er besteht aus einem 1 — 1 ^/^'* im Durchmesser in der
inneren Lichte grossen, dann etwas über 'd**' dicken und
ly^" hohen eisernen Cjlinder, in welchem auf dem einen
offenen Ende in den Mantel 4 Stück schwarze Diamanten
von der Grösse eines grossen Linseokornes ganz unregel-
mässig vertheilt, fest eingesetzt oder vielmehr im teigigen
(weissglühenden) Zustande des eisernen Cjlinders einge-
drückt oder gleichsam eingeschweisst worden sein mussten.
Der Bohrcylinder wird auf eine am Ende zum Aufsetzen
desselben dünner abgedrehte Bohrstange fest aufgeschoben
und durch einen zurückgelassenen Ansatz an der weiteren
V«)rschiebung gehindert. Der rückbleibende Gesteinskern
muss bei diesem Bohrer sehr oft abgebrochen werden, da
der Bohrer vermöge seiner geringen Höhe nicht tief wirken
kann, und muss deshalb die Maschine sehr oft in der Arbeit
unterbrochen werden, was ihre praktische Anwendbarkeit
herabsetzt.
lu dem vorgelegten Gesteinsblock waren auch keine
tiefen Bohrlöcher auf einmal , während der Produetion
gebohrt.
Alle angebohrten Löcher gingen horizontal in das Ge-
stein, weil die Maschine für Neigungen auch nichc einge-
richtet war.
Viel einfacher und praktischer war die Steinhohrma-
sehine von F. D. Döring in Dortmund, nach dem ersten •
Principe construirt.
Die Construction dieser Maschine ist bis auf das Um-
setzen des Bohrers und Vorwärcssehieben auf dem Rahmen
etc. sehr ähnlich jener von Tigler in Ruhrort, wie sie P. R.
V. Rittinger in seinen Mittheilui gen beschreibt, deshalb ich
die weitere Beschreibnig hier übergebe und nur einige Vor-
theile der:>elben angeben will.
Die Vortheile, welche diese Maschine auszeichnen, sind:
1. Die Steuerung des Schiebers und der Mechanismus
für die drehende wie für die vorrückende Bewegung des
Kolbens sind mit diesem nicht direct verbunden, sie haben
alsD weder von seiner Geschwindigkeit, noch von den harten
Schlägen, welche derselbe auf die Steiufläche ausübt, zu
leiden.
Der Mechanismus für die Vorrücknng tritt immer erst
dann inThätigkeit, wenn der Bohrer in den Stein bis zu einer
gewissen Tiefe gedrungen i:*t, so dass der Kolben immer
seinen vollen Hub machen kann.
2. Die Bewegung des Schiebers ist so eingerichtet,
dass der Kolben bei seiner Rückwiirtsbewegung den vollen
Hub machen kann, ohne jedoch dabei an den Cjlinderdeckel
anzuschlagen, während bei der Vorwärtsbewegung die Um-
steuerung nur in dem Augenblicke erfolgt, wo der Bohrer
gegen den Stein schlägt, so dass man die volle dem Kolben
ert heilte Kraft vollständig ausnützt.
3. Die ausserordentliche Leichtigkeit und Compact-
heit der Maschine (die eigentliche Arbeitsmaschine ist bloss
105 Pfd. schwer) machen sie bequem für die Handha-
bung selbst in niedrigen und engen Strecken, und gewähren
die Möglichkeit, vor Ort Bohrlöcher in irgend einer beliebigen
Richtung anzusetzen. *
— 402
4. Die Art des gewähUen GeetelU Ifiest dem Arbeiter
die vordere Seite fast ganz frei, un<i befäliigt die Maschine
in beliebiger Richtunt; anzubringen. Alle Befestigangen
sind mit nur 3 Schrauben bewirkt, so dass eine Aenderung
in der Stellung der Maschine kaum 5 Minuren Zeit erfordert.
Diese Art von Steinbohrmascbinnn ist im täglichen
Gebrauche in den Galmey^Gruben der Vieille Montagne, zu
Moresnet bei Aachen.
Die Kosten des Stollenbetriebes sind daselbst gegen
Menschenarbeit von 175 Francs auf 9«*) Francs pr. Meter
herabgesunken und die Leistung war 272 S^'^^ser. Im Gan-
zen gestalten sich dort die Get^ammtkosten beim Gebrauche
der Maschine, worunter die Instandhaltung allein mit 12
Francs 25 Cts. vertreten ist, auf 1 20 Francs 66 Cts. pr. 1
Metbr gegen 1 94 Francs 88 Cts. bei der Handarbeit.
Eigenthümlii'h war noch bei dieser Maschine auch die
Form des Meisselbohrers (Flügelbohrer), dessen Endspitzen
etwas zetförmig, des besseren Angriffes wegen, umgebogen
waren, da der Widerstand dort am ^rössten ist, wo die
Sohle mit der Wundung des Bohrloches die Ecken bildet.
Ich wohnte am 17. September 1. J. durch längere Zeit
dem Bohren der Mai«chine in festem Granit bei.
Die Leistung war 9 Zoll pr. 5 Minuten; nach 9^' Boh-
ren musste ein neuer Bohrer, weil der andere schon stumpf
war, angesetzt werden. Die Luft war auf 1 V2 Atmosphären
compriinirt und zur Compression waren 4 Pferdekräfte
nöthig.
Für den Betrieb der Kaiser Josefi II. ErbstoUensFeld-
örter würden solche Maschinen auch sehr gute Dienste
leisten.
Die übrigen ausgestellten Bohrmaschinen sind in den
erwähnten Mirtheilungen enthalten.
Zum Ausbohren von Stollen- und schächtmässigen gros-
sen Bohrlöchern waren auch einige Maschinen ausgestellt.
Die vorzüglichste für Stollen war jene von den engli-
schen Capitänen Beaumonjb und Looock.
Literatur.
Reise der österrelohlsolieii Fregratte Novara tun die Erde
etO. etc. Geologischer Theil, IL Band von Dr. Ferdinand v.
Hochstetter. Wien, k. k, Hof- und Staatsdruckerei 1867.
In Commission bei Carl Gerold Sohn.
So reichhaltig dieser Theil an geologischen und paläonto-
logiscben Daten int, unter denen die geologische Beschreibung
der Insel St. Paul eine in sich abgeschlossene Monographie im
Sinne des Wortes bildet, enthält dieser Band für den eigentli-
chen Bergmann weniger direet Interessantes als der erste Theil,
welcher das an Lagerstätten reiche Neuseeland behandelt Aber
anch hier werden bergmännische Beziehungen, wo sie sich
darbieten, nicht übergangen, so z. B. die Dioritgänge in Capland,
die Tboneisenfltein-, Brauneisenstein- und Sumpferz-Bildungen
daselbst, die für das Studium der jungen erzführenden Trachyt-
gebirge lehrreichen Darstellungen der RhyoUthe und Rhyolit- Tuffe
in St. Paul, das Vorkommen von Kohlen und nutzbaren Gestei-
nen auf den Nicobaren (v Hochstetter gibt die Möglichkeit von
Kupferlagerstätten zu, ohne bei seinem kurzen Aufenthalte die si-
chere Ueberzengung darüber gewonnen zu haben.) — Die Aus-
flüge in die yulcNnische Gegend Java^s und die Stewart Atoll im
stillen Ocean sind anziehende geologische Beschreibungen. Die
zweite Abtheilung des Haches enthält die Beschreibung der
Korallen aus Java von Prof. Dr. Reuss und die der Foramini-
feren von Kar-Nicobar von Dr. C. Schwager mit Tafeln sehr
gut ausgeführter Abbildungen. O. H.
Notizen.
Frequenz der Bergaoademien Leoben nnd Pfibram für
das Studienjalir 1867/B8.
Nach den vorliegenden Aufnahmskat^logen der Bergaca-
demien Leoben und Pfibram für das Studienjahr I867/B8 befin-
den sich an denselben zusammen 44 studirende Zöglinge, welche
sich nach der genannten Lehranstalt wie folgt vertheilen.
A. Bergacademie Leoben:
L Jahrgang (Bergeurs) ordentliche Zöglinge 5
ausserordentliche „ 1
n. Jahrgang (HUttencurs) . ordentliche Zöglinge 5
ausserordentliche „ 2
Gäste . . . 4
11
Zusammen 1 7
B. Bergacademie PiFibram.
L Jahrgang (Bergeurs) ordentliche Zöglinge 5
ausserordentliche „ 7
II. Jahrgang (Hüttencurs) ordentliche Zöglinge 13
ausserordentliche „ 2
15
Zusammen 27
Im Vergleich mit dem Vorjahre hat sich die Zahl der berg-
academischen Zöglinge verringert:
an der Leobner Bergacademie um tt
an der Pfibramer Bergacademie nm 3
Zusammen nm 9
Von den 28 ordentlichen bergacademischen Zög-
lingen sind mit Montanstipendien betheilt:
an der Leobner Bergacademie . 7
an der Pfibramer Bergacademie 12
Zusanunen 19
Absolvirte Juristen befinden sich:
an der Leobner Bergacademie . . 1
an der PHbramer Bergacademie 1
Zusammen 2
Montanhofbuchhaltungs-Praktikanten sind unter
den studirenden Bergzöglingen des laufenden Studienjahres nicht
vertreten. — Ausländer befinden sich nur 2 an der Leobner
Academie.
Die Verthe^ung der bergacademischen Zöglinge nach den
österreichischen nnd ausserösterreichischen Staaten, sowie nach
den Lehranstalten macht die folgende Tabelle ersichtlich:
Lehranstalt
Q
Tn
1
6 ebnrtaland
Leoben | Pfibram
N
%
A. Inländer:
Böhmen
—
19
19
45-2
Mähren
1
6
7
16-7
Steiermark
5
—
5
12
Oesterreich
3
1
4
9-5
Schlesien . . . . . . .
2
~
2
4-7
Krain
1
—
1 .
2-4
Galizien . . . J . . .
—
1
1
2-4
Croatien
1
—
1
2-4
Ungarn
2
—
2
42
4-7
Zusammen Inländer . . .
15
27
100
B. Ausländer.
Prenssen
1
—
1
England
1
—
1
2
Zusammen Ausländer . .
2
— J
— 403 —
18G8.
An der Sohemnitzer Bergacademie befinden sich
auB den deatscfa-slavischen Provinzen:
Im ersten Jahrgange ......... 12
„ zweiten „ 15
„ dritten „ 8
„ vierten „ 3
Aosserordentlicbe Eleven und Gäste 3
Zusammen 47
Hiezu Ungarn und Siebenbürgen 45
Totalsumma 92
Dagegen befinden sich unter den circa 35 Forsteleven nur
7 Ausländer, u. z. im dritten Jahrgänge 3, im zweiten 1 und im
ersten 4.
Nachschrift Seit dieser mit Anfang des Studienjahres
zusammengestellten Uebersicht haben sich einige kleine Verän-
derungen ergeben. An der Pfibramer Academie hat sich die Zahl
der ausserordentlichen Zöglinge dadurch vermindert, dass einige
derselben nach Ablegung rückständiger Prüfungen des Vorcurses
als ordentliche Zöglinge immatriculirt wurden. In Leoben ist ein
Ausländer (Sachse) neu eingetreten, wodurch sich die Summe auf
18 erhöht hat Die Red.
Ein Unglüoksfall in Leoben. Ein Unglücksfall, der sich
in dem Franz v. Majr'scben Kohlenwerke „Seegraben** am
30. November ereignete, verdient vielleicht einige Aufmerksamkeit,
nicht. wegen seiner tragischen Grossartigkeit, sondern wegen der
eigenthttmlichen Umstände, unter denen er stattfand, die nach
menschlicher Berechnung selbst die Möglichkeit eines derartigen
Unglückes ausgeschlossen hätten. Nördlich vom Theodora- Schacht
in einer Entfernung von 15 Klaftern wird beiläufig nach 6^ ein
Stollen getrieben, der dem Zwecke dienen soll, nach Abteufung
eines t^chachtes aus demselben, die Wetterführung in der Grube
zu begünstigen, und vor Allem durch ihn Versatzberge vom Tage
zum tiefsten Punkte der Grube, dem Theodora- Horizonte zu för-
dern, um die gegenwärtig nöthige VersatzfÖrderung in der Grube
durch eine zweckmässigere ober Tags zu ersetzen. Der Stollen,
in den schönsten Dimensionen angelegt, 8' an der Sohle, 6' an
der First breit, bei einer gleichzeitigen Höhe von ^^2** ^^^ ^^^
nun in einer Gesammtlänge von 40 Klaftern, führt zunächst durch
eine 6^ mächtige Conglomeratschichte und dann durch 34^ eines
dichten Sandsteines, der so fest ist, dass er an anderen Strecken
der Grube bis auf Längen von 20^ ohne alle Zimmerung gelas-
sen werden konnte. Dennoch wurde aber hier in diesem Stollen
eine äusserst solide Zimmerung von 8 und 9zölUgen Stempeln
und Kappen mit Rücksicht darauf ausgeführt, dass man dem
Nachsetzen des Gebirges bei Eröffnung tieferer Verhaue thun-
lichst begegnen wollte. Von 5 zu 5' stand je ein vollständiges 9''
Gruben- und dazwischen immer je ein SzöUiges Einstrichziramer
bis unmittelbar vor Ort, so zwar, dass sich vom letzten voll-
ständigen Zimmer bis vor Ort eine 2^ V lange Strecke befand,
die Qberdiess durch eine P 4' vor Ort eingesetzte Hilfskappe
und darüber eingezogene Scbwartlinge von der First her voll-
ständig versichert schien. Um die Stempel für die eigentliche
Zimmerung setzen zu können, musste noch eine Brust, die die
Tagschichtler übriggelassen, weggesprengt werden, was durch 2
Schüsse geschah, worauf die Häuer das Ort verliessen, um das
zur Zimmerung nöthige Holz vorzurichten und herbeizuführen,
und der zur Wegfüllung verwendete Grubenarbeiter sich an die
Arbeit machte, das etwa einen Hund voll betragende losgeschos-
sene Gestein auf den Hund zu laden.
Kaum weilten die Häuer einige Minuten vor dem Stollen-
mundloch, als sie ein schweres Stöhnen und Aechzen aus dem
Stollen vernahmen; — im Anfange hielten sie es für einen unpas-
senden Scherz von Seite ihres Kameraden, so entfernt lag ihnen
*die Vermuthung eines möglichen Unglückes; — als sich aber
das Wimmern wiederholte, eilten sie besorgt vor Ort und fanden
den Mann, ohne eine Vorlehnung oder ein niedergegangenes
Gestein zu bemerken, regungslos in einer liegenden Stellung,
mit dem Kopfe gegen den rechten Ulm gewendet, nur ein ganz
nkleines Hazel", wie sich die Arbeiter ausdrückten, lag tlieil-
weise auf und neben ihm. Was war da geschehen?! Die Com-
missiou ergab folgenden Thatbestand : Als der Zurückgebliebene
in einer vorgebeugten Stellung, den linken Fuss voran nach
einem Steine langte, fiel von der First in plötzlicher Ablösung
ein kleines nur ungefähr teil ergrosses, etwa 2" dickes Sand-
steinstück, schalenförmig abgetrennt herab, und dem Verunglück-
ten mit der scharfen Kante und solcher Wucht auf den Ober-
schenkel, dass dieser gebrochen wurde. Im NiederfallfU stürzte
der Mann so unglücklich auf ein Sreinstück, dass er überdiess
noch eine 5" lange Kopfwunde und einen Schädelbruch erlitt,
Verletzungen, die sein Aufkommen sehr in Frage stellen. Die
Erklärung dieses räthseliiaften Unglücksfalles, bei welchem Nie-
manden der Vorwurf irgend einer Fahrlässigkeit gemacht wer-
den kann, der sich auf einer Strecke ereignete, die mit Recht
für die sicherste im ganzen Baue galt, an einem Orte, wo der
Schichten meister bei der Befahrung um 9 Uhr desselben Abends
beim sorgsamen Beklopfen der ganzen First keine laute Stelle
entdecken konnte, mag vielleicht dfihin lauren, dass durch die
Erschütterung bei den beiden zum Abräumen der steh«»n geblie-
benen Brust nöthigen Schüssen, die Lostrennnng des fraglichen
Sandsteinstückes vom anstehenden Gesteine bis auf einen ge-
ringen Theil erfolgte, so dass es in jenem unglückseligen Augen-
blicke sich vollständig loslösen und niedergeben konnte.
Leoben, 1. December 1867. E. L.
Gnssstahl-Solieibenr&der. Die K. Niederschlesisch-Mär-
kische Eisenbahn hat sfit dem J. 1861 eine beträchtliche Anzahl
von Achsen mit Gussstahl-Scheibenrädern bezogen und zwar 1711
Stück vom Bochumer Verein und 62S Siück von Kiupp. Bis
Ende Juni l**67 waren von den ersteren 14<*»1, von den letz-
teren 3TH Stück in Betrieb genommen. Es sind aber nur die
Räder der vier ersten Lieferungen genügende Zeit im Betrieb,
um aus deren Leistung Resultate ziehen /u können. Diese vier
Lieferungen umfassen, wie Obermaschinenmeister Wöhler in der
Ztschr. d. Vrns. D. Eisenbahnverwaltungen. 1*^67 S. 60 » mit-
theilt, 591 Räd»rpaare, vom Bochumer Verein geliefert, von
denen erst 153 Paar zum Abdrehen gekommen sind; unter letz-
teren befinden sich aber 53 Paar (41 auf Personenwagenachsen
und 12 auf Güterwagenachssn), welche unter Bremswagen liefen
und in Folge der Bremswirkung abgedreht werden mnssten. Die
53 Achsen hatten bis zum ersten Abdehen im Durchschnitte
8.5W«» Meilen durchlaufen, die übrigen lOÜ dagegen UAM) M.
Bei der Mehrzahl der letzteren ist das Abdrelicn nur nöthig ge-
wesen, weil die Radflansche einseitig schaif gelaufen waren. 34
von den 153 Räderpaaren sind bereits zum zweiten Mal abge-
dreht, nachdem sie wieder im Durchschnitte M.5**0 M. durch-
laufen und 8 zum dritten Mal nach durchschnittlich weiteren
IÜ.9U0 M. Die überhaupt noch nicht nachgedrehten 4H8 Räder-
paare der ersten vier Lieferungen haben durchschnittlich bereita
15.400 M. durchlaufen und zwar:
60 Achsen über -20.000 Meilen.
74 Achsen über 18.000 »
Öl Achsen über 16.000 r
bO Achsen über 14.000 n
54 Achsen über 12.000 «
55 Achsen über lo.OOO „
Zum Vergleich ist anzuführen, dass sämmtliche Wagenräder
der Niederschlesiflch-Märkischeu Bahn bis zum Abdrehen der
Reifen durchschnittlich durchliefen:
im J. 1862 2798 Meilen
im J. 18r»;^ 3684 n
im J. 1864 4439 „
im J. 1865 4494 n
im J. 1866 4507 n
(Deutsche Industrie-Ztg.)
Jährliolie Production und Oonstimtloii des Queck-
silbers. Anschliessend an die sehr interessante Tabelle über die
Quecksilberprodnction Neu-Almadeus und deren Vertheihing im
Handel in Nr. 31 dieses Jahrganges, wollen wir als Erv^änzung
noch folgende Ziffern mittheilen. Die gesammte jährliche Pro-
duction der Erde an Quecksilber schätzt man auf i»l.000 Ztr.,
wovon auf Spanien .0.00'», auf Califoriii'»n (N»»u Almaden) 2*».0OO,
auf andere californische Gruben 7.500, auf Peru 3.000, und auf
Deutschland mit Oesterreich und Frankreich 2.500 Ctr. kommen.
Man nimmt an, dass Mexico, Peru, Cl«ili und Bolivia jährlich
zur Silbergewinnung 23.000, China und Japan zur Zinnober-
fabrikation und Silbergewinnung lO.OOii, Australien und Cali-
fornien zur Silber- und Goldgewinnung, Europa und die Ver-
— 404
«inigten Staaten für die Indastrie 12.000 Ctr. Qneckailber
bedürfen, so dass jährlich ati 5 1.0(^0 Ctr. verbraucht werden,
mithin der Bedarf der alten und neuen Welt hiureichend gedeckt
erscheint (Dingler*8 polyt Journ., erstes Novemberheft I8ii7.)
Wir wollen noch aufmerksam machen auf einige Differenzen
mit schon bekannten Daten; so ergibt sich für Neu- Almaden
nach dem sehr detai Hirten Berichte des Herrn Coignet (Nr. 31)
die Jahresproduction als grösstes Maximum (1S64) circa nur
25.000 Ctr. und Idria, das heuer bekanntlich 4.500 Ctr. produ-
ctren wird, war mit der Erzeugung in letzterer Zeit meist Über
3.01)0 Ctr., also ein greller Widerspruch in der obigen Angabe,
wo in Oesterreich, Deutschland und Frankreich die jährliche
Gesamnitproduction mit 2.500 Ctr. beziffert ist. Doch im Grossen
nnd Ganzen dürfte dieses statistische Bild richtig« sein.
Eisenexport ans Grossbritannien. Nach den neuerdings
veröffentlichten statistischen Mittheilungen belief sich die im Jahre
1806 aus Grossbritannien exportirte Masse Eisen auf 1,6b 1.992
Tonnen. Der Export hat seit dem Jahre 1847 in folgender Weise
zugenommen
649.709 Tonnen
626.141
709.492
78:i.424 „
929.479 „
1,035.884 „
l,2m.272 „
1,!96.H63 r,
1,092.735 r,
l,43ts.90O ^
1,532.386 „
1,349.058 „
1,465.191 „
1,442.015 „
1,322.694
1,501.451 „
1^640.949 „
l,502.9H4 ^
1,617.509 „
In 20 Jahren hat sich demnach der Export verdreifacht. In
analogem Verhältnisse ist der Werth der exportirten Masse wah-
rend dieser Periode von 5,265.779 Pfd. (1847) auf 14,829.369 Pfd.
(1866) gestiegen.
1847
1848
1849
1850
1851
1*^52
1853
1854
1855
1856
1857
1858
1859
1860
18H1
1862
1863
1864
1865
A-dministratives.
Z. 1234. Xnadmaehnng.
Von der k. k. Berghanptm annschaft zu Klagenfurt als Berg-
behörde für Kärnten wird hiemit bekannt gegeben, dass das im
Berghauptbuche auf Namen des bereits verstorbenen Ernst Dietz
eingetragene Bleibergwerk Kopinberg I, bestehend aus den zwei
einfachen Grubenmassen Friedrich und Philipp nebst einer Üeber-
schar am sonnseitigen Abhänge des Kopinberges in der Pfarre
ThOrl, Ortsgemeinde nnd Bezirk Arnoldstein im Kronlande Kärn-
ten, nachdem dieses Montan- Object laut Mittheilung des löbli-
chen k. k. Landesgerichtes Klagenfurt vom 20. Juli 1867, Z. 4033
bei der in Folge des h. ä. auf die Entziehung der betreffenden
Bergbanberechtigung lautenden Erkenntnisses vom 7. April 1 867,
Z. 300 abgehaltenen Feilbietung nicht veräussert werden konnte,
auf Grund der §§. 259 und 260 a. B. G. als aufgelassen erklärt
nnd sowohl in den bergbel^ör ilichen Vormerkbüeherii als auch
im landesgerichtlichen Berghauptbuche gelöscht wird.
Klagenflirt, am 27. November 1867. j
Der Be^lhfaptmann.
ANKÜNDIGUNGEN.
In der Engelhardfschen Buchhandlung in Freiberg erschien
und ist durch alle Buchhandlungen zu beziehen:
Compendium der Gasfeuerung in ihrer An-
wendung auf die Hüttenindustrie.
Mit besonderer Berücksichtigung des Regenerativsjstems.
Für Fabrikanten, Ingenieure und Hüttenleute,
von Ferdinand Steinmann,
CiTÜingeniear in Dresden.
Mit 9 lithogr. Tafeln und vielen Textfiguren. Preis fl. 4.44 öst. W.
Q. J. Manz'sche Buchhandlung in Wien ,
Kohluiarkt 7,
Soeben traf ein:
Ingenieur-Kalender für Maschinen- und
Hüttentechniker 1§0§.
Unter Mitwirkung mehrerer Bergwerksvereine deut-
scher Ingenieure bearbeitet von Stühlen. 3. Jahrgang,
fl. 1.65 öst. W.
Kalender fttr Architekten und Baugewerks-
meiater. Bearbeitet voo dem Herausgeber des Archi-
tekten Wochenblattes in Berlin. 1. Jahrgang. 1868.
fl. 1.80 öst. W.
Sttddeutacher Bau- und Oewerka-Kalende?
für 1868. Bearbeitet von Hemberle. fl. 1.33 öst. W.
Verpachtung.
(126-126)
Von Seite des FUnfkirchner Domcapitels wird hiemit ver-
öffeutUcht: dass die zum Besi's der Fünfkirchner Cathedrale (ge-
hörige, in der Nähe der könit^I. Freistadt Fttnfkirchen und un-
weit von der Mohacs-Fünfkirchner und Filnfkirchen-Kanizsaer
Eisenbahn gelegene, 41 einfnche Grubenmassen nnd 9251^
Quadratklafter enthaltende Szaboicser Kohlengrube vom I.Jän-
ner 1868 angefangen in Pacht gegeben wird.
Unternehmungslustige werden hiemit eingeladen, ihre ver-
siegelten schriftlichen Offerte bis 31. jMuner I86S zum Fünf-
kirchner Oomcapitel einzusenden und in der am 31. J&nner 1868
zu Füufkirchen abzuhaltenden Capitelssitzung Vormittags 10 Uhr
SU erscheinen.
' Die Pachtnngsbeding^isse sind bei dem herrschaflichen
Hofrichter in Fttnfkirchen einzusehen.
(110-116) Mehrere Cylindergebläse
für beiläufig 5500, 3000, 2000 Kubikfuss Windliefemng, mit Ba-
lancier oder Schubstangen ttewegung, vollständig gut erhalten;
ein oscillirendes Cylindergebläse für beiläufig l.SOO K.* Windlie-
ferung, völlig neu; ferner ein completes Feineisen Walzwerk geben
wir zu äusserst billigen Preisen, fast zu Rohmaterialpreisen, ab.
Fürstlich Fürstenberg*sche Hüttenverwaltun^
Donaueschingen.
Diese Zeitschrift erscheint wöchentlich einen Bogen stark mit den nöthigen artistischen Beigaben. Der Prannmerationspreis
ist jährlich loeo Wien 8 fl. ö. W. oder 5 Thlr. IX) Ngr. Mit franeo Postvenendan g 8 fl. 80 kr. ö. W. Die Jahresabonnenten
erhalten einen officiellen Bericht über die Erfahrungen im berg- und hfittanmännisohen Masehinen-, Bau- und Anfbereitangswasen
■ammt Atlai als Gratisbeilage. Inserate findtfb gegen 8 kr. ö. W. oder IV} Ngr. die gejipaltene Noupareiüeseiie AuAiabme.
Zuschriften jeder Art k'nnneQ nnr franeo aneenommen w<>rd**Tt.
Dmck von Oarl Fromme is Wien.
Fflr den Vertag verantwortlich: Carl Beger.
,N;5i- OesterreicMsche Zeitschrift i8«7-
IV. Jahrgang. 23. Deeember.
für
Berg- und Hüttenwesen.
Verantwortlicher Redacteur: Dr. Otto Freiherr von Hingenau»
k. k. Ministeriair Ath im Finanzministeriiun.
Verlag der G. J. Manz'schen Buohliandlimg (Koblmarkt 7) in Wien.
Inhalt: Ueber die fabriksmässige Gewinnung des Magnesioms und des Natriums. — Das Ausblasen eines Hohofens mit An
Wendung von Kalk. — lieber die Unterwässerung des Lebenau- Grubenwerkes am k. k. Salzberg Iscbl. — Ueber den Durchschlag in
die ersäuften Baue der gewerkschafUlchen Hilfgotteszeche zu DÜmberg bei Joachimsthal. — Der hydraulische Saugapparat bei der Queck-
silberhütte zu Vallalta im Venetiauischen. — Literatur. — Notizen. — Administratives. — Ankündigung.
Ueber die fabrlksmäsBige Gewinnung des
Magnesiums und des Natriums.
Daxstellang des Magnesiums.
In den Werken za Manchester (in England) sind bei
der Darstellung von Natrium und Magnesium im Ganzen
durchschnittlich zwanzig Männer und Knaben beschäftigt.
Zur Gewinnung des Magnesiums wird 1 Tbeil Natrium mit
5 Theilen Chlormagnesium gemengt; das Ganze wird in
einem bedeckten Tiegel zum Bothglühen erhitzt und dann
zum Erkalten sich selbst überlassen. Der Tiegelinhalt nm-
schliesst beim Zerschlagen das rohe Magnesium in Form von
Eiern, Nüssen, gröberen und kleineren Körnern: dasselbe
wird in einen Tiegel gefüllt, durch dessen Boden ein
bis etwa 1 Zoll unterhalb seiner Mündung hinaufreichendes
Bohr hindurchgeht, welches bis in die unter den Roststäben
befindliche, dicht verschlossene eiserne Vorlage hinabreicht ;
dann wird der Tiegel erhitzt. Das Magnesium destillirt, ähn-
lich wie Zink, in reinem Zustande in die Vorlage hinab, in
welcher es nach Beendigung des Processes ein Hanfwerk
von Tropfen bildet. Das auf diese Weise gereinigte Metall
wird nun noch einmal umgeschmolzen und zu Zainen oder
zu jeder beliebigen anderen Form gegossen; es lässt sich
jedoch zu dünnen Platten weit leichter auswalzen als ver-
giessen. .
Gewinnung des Natriums.
Das Natrium wird bekanntlich nicht nur in den chemi-
schen Laboratorien sehr häufig angewendet, sondern ist auch
in der letzten Zeit wegen seiner Verwendung zur fabriks-
m&ssigen Darstellung des Magnesiums, sowie zur Gewinnung
des Aluminiums, ferner zur Darstellung des Natriumamal-
galms für die Extraction des Goldes, ein sehr gesuchter Ar-
tikel geworden. In Folge dieses hoch gestiegenen Bedarfes
wird das Natriitm jetzt in England in grossartigem Massstabe
dargestellt (hauptsächlich von der Magnesium Metal- Com-
pany zu Manchester), so dass dasselbe in den letztverflos-
senen Monaten in London zu dem Engrospreise von fünf
Shilling pr. Pfund Avoirdupois verkauft wurde. Bekanntlich
zersetzt das Natrium wegen seiner grossen Verwandtschaft
zum Sauerstoff, das Wasser ohne Hilfe von Säuren, wobei
€Bf hierin vom Kalium abweichend, das entwickelte Wasser-
stoffgas nicht zur freiwilligen Entzündung bringt, welche nur
dann eintritt, wenn so wenig Wasser vorhanden ist, dass das
Natrium auf demselben nicht schwimmen kann, oder wenn
das Wasser mit Gummi so verdickt ist, dass das Natrium-
stückchen auf ibm sich frei zu bewegen nicht im Stande ist*
Bei diesem Verbrennungsprocesse vibriren die Metallparti-
kelchen so rasch und doch so lange^ dass sie ein reines,
monochromatisches gelbes Licht ausstrahlen.
Im August d. J. kam das erste chemisch-reine, durch
die Einwirkung von Wasser auf Natrium direct dargestellte
Natriumoxydhydrat oder Aetznatron in den Handel. Dieses
Präparat ist für den analytischen Chemiker von hohem Wer-
the, da es nothwendiger Weise frei ist von Kieselsäure,
Kalkerde und fremden Salzen, mit denen das bisher für
Analysen benutzte Natronhydrat gewöhnlich mehr oder weni-
ger stark verunreinigt ist. Das neue Aetznatron wird auf
nachstehende Weise dargestellt :
In ein tiefes, ungefähr vierzig Pfund Wasser fassendes,
balbkugelförmiges Silbergefäss wird ein Tropfen destillirtes
Wasser gebracht ; dann wird ein Block von reinem Natrium
zu quadratischen Stücken von etwa anderthalb Zoll zer-
schnitten und eines von denselben auf den Wassertropfen
gelegt. Nun wird das Gefäss, welches mit einem Strom von
kaltem Wasser in Berührung stehen muss, mit der Hand so
gedreht und geschüttelt, dasa es dem zerfliessenden Natrium
eine möglichst grosse kalte Oberfläche darbietet und jede
Explosion auf diese Weise verhindert wird. Zu dem, jetzt in
eine milchige Flüssigkeit verwandelten Metallstücke werden
unter fortwährendem Bewegen der Silberschale neue Stücke
von Natrium und neue Wassertropfen hinzugesetzt, bis in
dieser Weise mehrere Pfunde des Metalles verbraucht sind,
worauf ein dicker, von nur wenigen Tropfen einer milchi-
gen Flüssigkeit bedeckter Rückstand in dem Gefässe ver-
bleibt. Dieser wird auf einem Gasofen zar Verjagung des
überflüssigen Wassers zum Rothglühen erhitzt und das hier-
bei geschmolzene Natronhydrat dann in Formen gegossen.
Die explosiven Eigenschaften, welche das Natrium
zeigt, sobald es unter den entsprechenden Bedingungen mit
Wasser in Berührung kommt, machen dieses Metall in un-
eingeweihten Händen zu einer ziemlich gefährlichen Sub-
stanz; vor Feuchtigkeit und Nässe geschützt, ist es jedoch
ein sehr harmloser Körper.
— 406 —
Im L«ofe des letzten Winter« stieg der Flnss Irwell
n„ beinahe zwanzig Fuss über sein geiröbDliche. Nireaa
«nd setzte die an der Salforder Seite gelegenen Werke der
Magnesium Metall-Company sieben Fu.« hoch unter Wasser;
esTaren zu dieser Zeit drei bis vier Centner Natnum vor-
rttWg und bald nach dem Steigen des Flasses stand das
Wasser in den Magazinen zwei Fuss hoch; da indessen der
S/en in Strömen herabfiel, so hielt man es nicht «r gera-
tbcn e °en Versncb zur Entfernung des gedachten Natnum-
Ifh^zu wseen Da, Metall war in hoben, engen Krügen
die Lage gefthrlicher zu ;^"f^^° ^^f *°^;;;ppe„3 das Stei-
der Arbeiter, auf dem Dach d«^»"^»^«^ /f^ Reg.uwet-
«•=" '"■' TidLtnTäw-eisrstil/das Wassfr, und
ter vier volle St'^J«""^;;^ p„„ „„eer der Mündung der
.la es nur noch «f "^"'^^"ji^ übrige Mannschaft herbei,
r ^^ 't daTül:; a fedect die leute liessen sieh in
f\''^!; bis f«t an die Achselböbe reichende Wasser hinab
das .bnen bis fast »° ° g, ,^ fg, gi^ek in andere Ge-
„nd schütteten das Natrium^Bio^___^__^__^__^__ ^^^^^^^^ ^^^^^^^
fasse,
welche sie zwischen die Dachsparren »teilten
,• fi.I ein kleiner Natriumaain in das Wasser; glücklicher
Wefse Ter »uchte und tischte das Metall nur, und löste
. , „r ohne zu oxplodireD.
In der Natriumfabrik der Magnesium Metal-Company
**, f maD «rosse Aufmerksamkeit auf die CoDstruction
verwen ^^^ g^^^je auf wirksame Maasregeln zum Schutze
^" ®' hmied'eiscrnen, zur Reduction des Metalles dieoenden
f^'orten vor der zerstörenden Einwirkung der sieben- bis
htstündigen Weissglühhitze. Diese Retorten werden mit
M&nteln aus Graphit umgeben, welche beständig im Ofen
bleiben bis sie abgenutzt sind. Die Graphitröhren münden
den Seiten des Ofens, so dass die Retorten leicht aus-
gewechselt werden können. Die Retorten bestehen , wie
schon bemerkt wurde, aus Schmiedeeisen, da Gusseisen die
zur Reduction des Natriums erforderliche hohe Temperatur
nicht aushalten würde ; sie bilden Röhren von 3 Fuss 6 Zoll
Länge und 5 Zoll Durohmesser. An beiden Enden werden
diese mit schmiedeeisernen Pfropfen verschlossen , welche
mit feuerfestem Thon gedichtet werden. Der eine dieser
pfropfen nimmt das Rohr auf, welches die Retorte mit dem
Condensator oder der Vorlage verbindet.
Jede Retorte fasst etwa dreissig Pfund von dem aus
Steinkohle, Coaks, Kreide und kohlensaurem Natron beste-
henden Gemenge, welches das Natrium liefert Zuerst wird
das kohlensaure Natron bei hoher Temperatur scharf aus-
getrocknet ; dann werden alle vier Substanzen, jede für sich,
zum feinsten Pulver gemahlen, hierauf zusammengemengt
und nochmals mit einander gemahlen, indem der £rfolg der
Operation hauptsächlich von einer recht innigen Meugung
der Rohsubstauzen bedingt wird. Beim Erhitzen gibt das
Gemenge Kohlenozydgas und Kohlenwasserstoffgas ab, wel-
che aus der Retorte strömen und als Vorbote des Erschei-
nens der Natriumd&mpfe gute Dienste leisten.
Die Vorlage oder der Condeusator besitzt eine der
eines Buches ähnliche breite und flache Gestalt und hat bei
9 Zoll Länge, 5 Zoll Breite und 1 Zoll Dicke. An dem vom
Ofen abgewendeten Ende ist die Vorlage mit zwei über
einander angebrachten, schlitzförmigen, 1 Zoll hohen und
•V Zoll hreitea, aJso die volle lichte Weite des Gefässes
eianehmenden Oetfoungen versehen. Der Hals der Retorte
und derjenige der Vorlage sind genau abgedreht, so dass sie
mit dem AbJeitungsrofare ohne Lutirung luftdicht zusammen-
pAssen. Ist der Apparat im Gange, so schiesst ein mehrere
Fusa langer Strom brennenden Gases aus dem oberen
Schütze der Vorlage hervor. Der Natriumdampf hingegen
condensirt sich zum Theil schon, sobald er die Retorte ver-
Jässt, und das Metall flieset in geschmolzenem Zustande aus
dem unteren Schlitze der Vorlage heraus und fällt tropfen«
weise in ein Gefäss, welches mit einem sauerstofffreien Gele
gefüllt ist; dieses Oel muss einen hohen Entzündungspiinkt
haben, so dass die Gefahr einer Entzündung desselben wäh-
rend der Destillation möglichst verringert wird. Schliesslich
wird das übergegangene Natrium unter Oel über einem ge-
linden Feuer zusammengeschmolzen und zu rechteckigen
Blöcken oder anderen Formen vergossen, worauf es fertige
Handelswaare ist.
Die ganze Operation beansprucht sechs bis acht Stun-
den und während dieser ganzen Zeit haben die Röhren, wie
bereits vorhin angedeutet wurde, eine intensive Weissglüh-
bitze zu ertragen.
Die meisten Oefen der erwähnten Gesellschaf c enthal-
ten die vier 'Röhrenretorten; in einem derselben jedoch,
einem Flammofen, liegen acht dergleichen. Jeder mit vier
Retorten versehene Ofen wird durch einen Mann und drei
Jungen bedient; letztere haben hauptsächlich dafür zu sor-
gen, dass die Condensatoren oder Vorlagen sich nicht ver-
stopfen, indem sie dieselben mittelst rothglühender, durch
die Schlitze eingeführter Eisenstäbe reinigen; aber dessen-
ungeachtet müssen die Vorlagen fortwährend ausgewechselt
werden, indem manche kaum zwanzig Minuten aushalten,
ohne verstopft zu werden. Ist dieser Fall eingetreten, so
wird der betreffende Condensator vom Apparate weggenom-
men und in Wasser getaucht; dann wird er durch Abschrau-
ben der Seitenplatten auseinander genommen, gereinigt und
zum demuächstigen Gebrauche wieder zusammengesetzt. —
Die Werke der genaunten Gesellschaft vermögen wöchent*
lieh vier bis fünf Centner Natrium zu liefern. P. J.
(Aus ndeu neuest. Erf.« Nr. 41.)
Das Ausblasen eines Hohofens mit Anwen-
dung von Kalk.
B. Z. Im Laufe des vorigen Jahres sollte auf der Hein-
richshütte bei Hamm a/Sieg ein Hohofen ausgeblasen wer-
den. Dieser, auf melirtes Roheisen, zeitweise auch auf Spie-
geleisen betriebene Ofen ist 45' hoch, und auf der 7 Fuss
weiten Gicht mit dem Langen'schen Aufgebe- und Gas-
abführungs-Apparät versehen. Um das umstäudliche Ab-
brechen und Wiederaufsetzen dieses Apparates zu vermei-
den, musste auf eine Methode des Ausblasens Bedacht ge-
nommen werden, welche sich ausführen Hess, ohne dass man
Zerstörung oder Beschädigung der Apparattheile durch zu
grosse Hitze befürchten musste. Man glaubte das beste
Mittel in dem Nachfüllen von Kalk zu finden, und ver-
fuhr beim 'Ausblasen in folgender Weise. Nachdem die
letzte Eisensteingicht aufgegeben war, gab man hinter ein-
ander während einiger Stunden nur Coaksgichten auf, in der
Absicht, den nachfolgenden Kalk von der zuletzt schmel-
zenden Beschickung einigermassen zu trennen und so die
407 —
Bcbliesslicbe Bildung einer za kalkreicUen Schlacke and da-
durch bewirkter starker Ansätze im Gestell möglichst zu
vermeiden. Da man übrigens, um keine zu starke Hitze an
der Gicht aufkommen zu lassen, nicht zu viele Coaksgicbten
aufgeben durfte, so war von vorne herein zu erwarten, und
bestätigte sich auch später, dass der nachfolgende Kalk die
Coaks theilweise an die Wände drängen und sich in dem-
selben Masse nach unten durcharbeiten werde. Es entwickelte
sich während des fortgesetzten Coaksaufgebens in der That
eine beträchtliche Hitze an der Gicht, welche, als nach 3
Stunden die 7. Coaksgicht aufgegeben war, nicht weiter
anwachsen durfte, ohne dem Gichtapparat nachtheilig zu
werden. MAn schritt nun sofort zum Aufgeben von Kalk,
welcher in dem Masse nachgegeben wurde, als die Be-
schickungesäule sank, so dass der Ofeuschacht immer bis
oben gefüllt blieb. Schon nach den ersten Kalkgichten liess
die Hitze an der Gicht bedeutend nach und sank bald auf
ihr gewöhnliches Niveau, welches auch während des ganzen
weiteren Verlaufes des Ausblasens nicht mehr überschritten,
ja kaum erreioht wurde. Der Kalk wurde auf die, beim
Langen'schen Apparat gebräuchliche Weise aus den 6 gleich-
massig um die Gicht vertheilten, vollgefüllten Wagen auf-
gegeben; um das Gewicht controliren zu können, wurden
einzelne Gichten gewogen. Man zerkleinerte den Kalk nicht
so weit wie sonst, sondern gab ihn in ziemlich dicken Stücken
auf, deren Gewicht sich auf 6 bis höchstens 12 Pfd. be-
laufen mochte, mit diesen aber auch alle beim Zerschlagen
sich bildenden kleineren Stücke. Man hätte allenfalls be-
fürchten können, dass dieses nur grob zerkleinerte Material
die Hitze des aufsteigenden Gasstroms nicht genügend bin-
den würde; solche Befürchtung wäre indess unbegründet
gewesen, denn die Gicht blieb, wie schon bemerkt, während
des Kalkaufgebens immer kühl. Am Gebläse und an den
Düsen wurde nichts verändert. Die Hohofengase behielten
ihre Brennbarkeit und sonstigen Eigenschaften lange Zeit
bei und heizten 2 Dampfkessel und 2 Winderhitzungsap-
paratG nach wie vor, ohne dass eine Aushilfe mit Steinkoh-
len nöthig gewesen wäre; nur zuletzt veränderte der aus
den Schornsteinen austretende Rauch seine Beschaffenheit und
wurde dicker und brauner als gewöhnlich. — Das Nachfül-
len von Kalk ging ohne Störung 16 Stunden lang, von der
ersten Kalkschicht an gerechnet, fort, während welcher Zeit
noch 3 Abstiche erfolgten. Der Kalk war nunmehr ins Ge-
stell eingetreten, wie sich am Schwarzwerden der Formen
und zum Theil auch am Ton des Windes bemerken Hess.
Zugleich wurde unter den Kesseln und in den Windheizap-
paraten die Flamme der Gichtgase qualmig und matt, und
jetzt erst schürte man einen Kessel zur Aushilfe mit Stein-
kohlen. Es waren bis dahin 44 Kalkgichten aufgegeben
worden; um das ganze Volumen des Ofenschachtes bis zu
den Formen auszufüllen, hätte es deren nach einer ange-
stellten Berechnung weit mehr bedurft. Es war d über er-
sichtlich, dass sich der Kalk in der Ofenmitte durchgear-
beitet hatte und auf der Rast an den Wänden noch ein Theil
<er vorher aufgegebenen Coaksgicbten und mit ihm wahr-
scheinlich noch Bcscbickungsmatorial sitzen miisste , was
fli^ auch später beim Leerziehen des Ofens bestätigte. Es
tra aus diesem Grunde auch schliesslich kein Gaargang ein,
wassonst, der vielen Coaksgicbten wegen, hätte erwartet
werten dürTen. Nach dem Eintreten des Kalkes ins Gestell
bliehnun der Ofen bei etwas schwächerem Gebläse und
fortgeetztem Kalknacbfüllen noch 3V, Stunden in Thätig-
keit. Das Schmelzen erfolgte dabei nur noch an den Wän-
den, an denen Schmelzmassen von der Rast herabrückten;
die Schlacke nahm immer mehr Kalk auf und die zuletzt
geflossene zerfiel beim Erkalten zu Pulver. Nach Verlauf
der 3 72 Stunden schritt man zum letzten Abstich und stellte
das Gebläse ab ; es wäre durch weiteres Blasen, allen An-
zeichen nach, nicht viel flüssige Masse mehr aus dem Ofen
zu bringen gewesen. Der Vorherd wurde gut gereinigt und
fest verstopft, ebenso die Formen, der Gichtverschluss etwas
geöffnet, um einen gelinden Zug nach oben herzustellen und
etwaige Explosionen zu vermeiden, und der Ofen der Er-
kaltung überlassen. Das Ausblasen hatte im Ganzen 2272
Stunden gedauert, wovon 3 auf die Coaksgicbten, die übri-
gen auf das Kalknacbfüllen kamen. Dabei waren verbraucht
worden 7 Gichten = ca. 10.000 Pfd. Coaks und 48 Gichten
= ca. 226.000 Pfd. Kalk.
Als das Gestell hinlänglich erkaltet wjar, wurde zum
Aufbrechen des Vorherdes und Wegräumen der zuvorderst
befindlichen, erstarrten Ansätze geschritten, dann in die vor-
dere Gestellwand eine Oeffnung gebrochen und mit dem Zie-
hen des Kalkes begonnen. Da während des Ziehens durch
das Verglimmen der an den Wänden befindlichen Coaks die
Hitze oben an der Gicht wieder stieg, fällte man noch einige
Kalkgicbten nach. ^ Der Kalk stand fast bis auf die Form-
ebene im Gestell; die Stücke hatten meistens ihre Form be-
halten und es gab verhältuissmässig wenig Pulver. Nur der
kleinere Theil des Kalkes war gehörig durchgebrannt, dieser
fand sofort zur Mörtelbereitung Verwendung; der grössere
TheiJ, aus den oberen Ofenpartien, besonders die dickeren
Stücke, war nur schwach gebrannt und wieder als Zusehlag
verwendbar. Da neben dem Kalk nur wenig halbreducirte
Eiscnsteinmassen zum Vorschein kamen, so hatteii die vor-
her aufgegebenen Coaks die gute Wirkung gehabt, den Ofen-
schacht und seine Wände von diesen zu reinigen. Nach dem
Leerziehen zeigte es sich^ dass die Schachtwandungen beim
Ausblasen nicht den geringsten Schaden genommen hatten.
Die Methode, mit Kalk auszublasen, empfiehlt sich
nach diesen Erfahrungen desshalb, weil der Kernschacbt
dabei ganz unversehrt bleibt und weil die Eisenconstructio-
nen an der Gicht nicht weggenommen zu werden brauchen.
Statt des Kalkes würde wohl auch Spatheisenstcin ge-
nommen werden können, welcher ebenso wie jener Kohlen-
säure entwickeln und dadurch Wärme bindend wirken, zu-
gleich auch eine theilweise Röstuiig erfahren würde. Hätte
man Gelegenheit, den zum Ausblasen dienenden Kalk als
Mörtel zu verwenden, so wäre anzurathen, ihn genügend zu
zerkleinern; auch wäre es dann angebracht, zwischen die
Kalkgichten in passenden Zwischenräumen einzelne Coaks-
gicbten einzuschalten, um derart den Hohofen sozusagen in
einen Kalkofen zu verwandeln, von welchem man freilich
keine zu genaue Arbeit verlangen dürfte. (Berggeist 98.)
Ueber die Unterwässerung des Lebenau-Gru-
benwerkes am k. k. Salzberg Ischl*).
(Mit Zeichüungeii auf beiliegender Tafel.)
Laut Betriebsplan vom Jahre 1835 sollte nach dem
Profil A das Bergmittel B zwischen dem Erzherzog Karl-
und dem Lebeuau-Grubenwerk der Ludovica-Etagc durch
Anlage eines Zwischenwerkes benützt werden.
*) Aus ämtllclieu Mittheilungen der Ischler Salinen -Ver-
waltung.
««
— 408 —
Nachdem aber durch die inzwischen erfolgten Werks-
niedergänge bis zur Elisabeth-Etage die Benützung von
Zwischenmittel und das Zusammenschneiden der Werker
als verderbendrohend für den ganzen Salzberg sich erwie-
sen und durch die im Commissions-Protokoll vom Jahre 1849
niedergelegten Ansichten unwiderleglich dargethan ist, dass
durch eine derartige Ausnützung ganze aufruhende Etagen
in Frage kommen können, so wurde die Anlage einer Damm-
wehr unmittelbar unter dem Lebenau-Grubenwerk bean-
tragt, und diese Anlape mit Erledigung des Commissions-
Protokolls vom Jahre 1849 mit hohem Erlasse, Zahl 11.339
de 1850 genehmigt
Im Jahre 1850 wurde die Veröflfnung zur Benützung
der Bodendicke unter dem Lebenauwerk in Angriff genom-
men, der Langebenschurf als Werkslaugofen benützt, auf
der Lambergkehr der gemeine Dammablass a errichtet und
vom Gruben werk das Sinkwerk h abgeteuft, der Werkraum
selbst aber durch einen rückwärts dem Werke im Langeben-
schurf gesetzten Damm c beschränkt.
Im Jahre 1854 wurde die Dammwehranlage ausgeführt,
die Pfeilerverwftsserung begonnen, 1857 und 1858 erfolgte
eine Aussäuberung über dem geöffneten Dammwehrablass-
ofen ö, 1859 die wiederholte Verdammung des geöffneten
Ablassofens bewerkstelligt und zur Deckung des Versatz-
materials für" Ausdehnungs- Verminderung an der Hangend-
seite des Quixwerkes das Lebenau-Grubenwerk bis auf die
feste Gebirgssoole gesäubert.
Vom Jahre 1860 bis inclusive (8. Woche y^) 1863
stand selbe zeitweise in continuirlicher und intermittirender
Wässerung und wurde dieser Bodenstock bis auf 13 Deci-
malfuss der Grubenwerksoole aufgewftssert.
Dieser Bodenstock senkte sich nach einer circa 3 Klaf-
ter hohen Gebirgsabätzung in das eben in der Entleerung
Btefaende Dammwerk, vergrub den Einseihkasten d und
drückte die Soole aus dem unteren in den oberen Werks-
raum, ohne jedoch auch hier die mindeste Spur eines erup-
tiven Vorganges an dem Werkshimmel und in den Einwäs-
serungsgebäuden zurückzulassen.
Da von dem gefüllten Werk nur wenig durch den Ab-
lass d abgeflossen, so wurde die Entleerung mittelst eines
eingesetzten Pumpensatzes durch die Grube e zif bewerk-
stelligen versucht. Allein die Holzröhren vermochten den
Druck einer Soolensäule von 90 Wiener Fuss nicht aus-
zuhalten.
Auswechslungen der aufgerissenen und selbst Be-
schlagen der sämmtlichen Bohren mit Haftringen in 2 Fuss
grossen Abständen schützen nicht vor wiederholten Störun-
gen bei der Pumpe.
In Anbetracht dieser Hindernisse wurde daher die auf
die Kotekkehr gehende Pitten grübe e steigbar gemacht, von
hier ein freihängender Steg auf den vom abgerissenen Bo-
. den stock zurückgelassenen Gebirgtheil, unter welchen der
Einseihkasten d vergraben lag, die Lage desselben mark-
scheiderisch bestimmt und dann mittelst eines Bohrloches
der vergrabene Einseihkasten d aufgesucht.
Als man hiemit nach 2*7 Klafter triefe den Einseih-
kasten d erreichte, wurde auf den Einseihkastendeckel ßin
Sennrohr von 3%^' Lichte gesenkt, der Kastendeckel durch-
bohrt und der Abfluss hergestellt.
Nach Entleerung des Werkes wurde zur Durchführung
des Einseihkastens d das Gebirgsmittel f von 2*7 Klafter
abgeteuft und dieser mit einem Hilfs-Einseihkasten g mittelst
einer Röhrenleitung h (verlornen Streun) in Verbindung^
gesetzt.
Das Lebenau-Grubenwerk steht nun als gemeines
Dammwerk in Benutzung und seit dem Monat Novenaber
1864 ausser den Unterbrechungen während der notb wen-
digen Versicherungs-Dammnachföhrung i gegen das Stup-
panwerk und k zur Schätzung des Stützpfeilers in intermit-
tirender und continuirlicher Wässerung.
In Folge des Verlaufes der ünterwäeserung des Le-
benau-Grubenwerkes ist auch der in der Broschüre über
VerwäsaerunR des Haselgebirges (Wien bei Sallmayer und
Comp, de 1854) von Franz Ritter von Schwind erwähnte
Fall der Gefahrlosigkeit eines Himmelbruches von zwei
senkrecht über einander stehenden Werken nach Voraus-
setzung eingetroffen.
Auch ist es nach diesem Vorgange Thatsache, dass eine
Aufbenützung der Bodendicke nicht nur möglich, sondern
zur Verlängerung der Benützungsdauer und besseren Aus-
nutzung der Bergmittel geboten sein kann.
Es kommt jedoch bei einer derartigen Unterfabrung
die Werksanlage der nächst tieferen Etage zu beachten und
es ist selbstverständlich , dass unter einem unterfahrenen
Gruben- oder Roll werk eine Dammwehr angelegt werden
oder im Zug sein muss, weil sonst im Gegentheil durch die
Unterfahrung mehr verloren als. gewonnen sein könnte.
Ischl, am 30. August 1867.
Wall mann.
lieber den Durchschlag in die ersäuften Baue
der gewerkschaftlichen Hilfgotteszeche zu
' Dümberg bei Joachimsthal.
Von Fra/iz Weselsky, k. k. Berggeschwomer.
Der Bergbau zu Dümberg ist wegen seiner Ausdeh-
nung ein würdiges Glied der um Joaohimsthal bestehen-
den * Silberbaue , von welchen Joachimethal das Gen-
trum, Abertam den westlichen und Dürnberg den östlichen
Flügel bildet. Wie alle diese Bergbaue, wurde auch er von
Privatgewerkschaften begonnen» und später vom Montan-
ärar bis zum Anfange des laufenden Jahrhunderts fort-
gesetzt.
Seine Erstreckung beträgt von Westen gegen Osten
450^ von Süden gegen Norden 200® und in die Teufe über
160^ Die Wasserlösurig erfolgte in 30® Teufe durch den
Katharina- reichen Schatzstollen zu Dürnberg und in 82®
unter den Tag-Schächten durch den Sächsisch-Edelleutstol-
len, auf welchen die Wässer der weiteren Teufe mittelst
einer vorbestandenen Radkunst gehoben wurden.
Ersterer Stollen durchfährt das Gebirge von Süden
gegen Norden 350® und hat eine Gesammterstreckung von
1500®» letzterer Stollen ist in dem sogenannten Zeileisen-
Thalgrunde angeschlagen , erstreckt sich von Westen
gegen Osten über 800® und hat eine Gesammtausdehnunf
von 1700®.
per zunehmende Werth der Uranerze veranlas»e
schon im Jahre 1847 einige bierortige ßergbaulustige lur
Aufgewältigung des tiefen Sächsisch-EdelleutstoUens ois
zu dem westlichsten der Dflrnberger Gänge, dein Zeider-
gange, auf welchem der Tradition nach grosse Mengen die-
ses Erzes eingebrochen sein sollen. Der Erfolg wai ein
Unterfaliruiig des
Beilage zu ^Si der Oest. Zeü«1inft «är Berg-u.Hüttei.we«en \S&.
\ Durchschlag in die ersäuften Baue zuDümbenj .
Durchschnitte von i
--:%-f^^,-#
* 6
^«?Ä-
^
jo 4Ö Jö tfp fo 6-0 »f lOOKlaßtr
{ 1 1 1 -j 1 * '
^AJ^^^MÜ' ' ^^*^**^^
" RauehahUrtun^ bei der Queeksilherhütte Valhlta
im Venezianischen
A Rinnwerk tur Merlei/uhrunff
für dif Rauehahhitung und Roh»
renhühlung bestimmten Wassers.
BCDEFG Rauehahaitgsrlianal
H RauchsammlungslcaMten.
JK Bfwässerunffsrinne
LMNO Queeknlbereondensaiicfnsrdkren.
?' - r-w^
t
Q
e
a
e
I-
e
h
e
Q
n
h
Yerstreckuugen zu entleeren, welche fiicb ohne dTe Aua-
bauräume und Gesenke mit 1,728.000 Decimal-
Kubikfuss berechnen, und es wirkten, da die Drucksäule
beim Beginne der Wasserlösung circa 80 ^ im Horizonte des
Katharina- reichen Schatz-Stollens noch immer 52^ betrug.
^^ insniet verqnen «ira miffeiBc eines lo* raug«u ^i^«« »«"'**-
ges in die alte Strecke gelöchert werden sollte. Schon in
der Lehmfäule und hinter derselben sollte sowohl in der
Firstenhöhe als über der Sohle möglichst tief vorgebohrt
und desshalb mit zwei Vorbohrlöchern vorgegangen werden,,
— 410 —
veil der Höhenunterschied für den Durchecblagepunkt min-
der verlaeslich bestimmt werden konnte.
Die Ausführung dieser Arbeiten begann am 7. Decem-
ber 1863; sie erfolgten bald nach ihrem Befrinne nach einem
Verwerfer des Allerheiligenganges durch 14^ sodann diesem
Gange nach durch 22^ endlich weitere 5^ in der Lehmfäule.
Im Monate August 1864 wurden daselbst mit dem Pir-
fltenloche bei 4® Tiefe einige Wässer erschrotten, und weil
in 3 V2 ® des Sohlloches der Bohrer abbrach und nicht wie-
der herausgezogen werden konnte, in der Ortsmitte ein
drittes Vorbohrloch angebrüstet, welches bereits in der vier-
ten Klafter 1 ^j^ Kubikfuss Wasser pro Minute ergab. Mit
dem versuchten Weitertreiben der Bohrlöcher wurde jedoch
keine Vermehrung des Ausflusses erzielt.
Da der Karte nach die alte Verbindungsstrecke mit
den Bohrlöchern noch nicht erreicht sein konnte, jedoch
eine versetzte Strecke 12*^ seitwärts voHag, deren Strei.
chungslinie in die Wasserlösungspunkte fiel ; so tauchte da
Bedenken auf, ob nicht etwa diese versetzte Strecke weite^
als auf der Karte angezeigt, fortsetze, und auf diese Weise'
. der Durchschlag in sie erfolgen würde.
Zur näheren Untersuchung dieses Fragepunktes hat
man nun in der Ortsmitte in einer von der geraden gegen
die Versetzung abweichenden Richtung ein neues Bohrloch
geschlagen und mit diesem in der sechsten Tiefeoklafter
4 K.' Wasser pro Minute erschrotten.
Hiedurch in der neuen Ansicht bestärkt, wurde wegen
des vorliegenden milden Gesteines, theilweise noch Lehm-
f&ule, mit dem Weiterart)cit'en innegehalten und zur Unter-
suchung geschritten, ob bei diesem nahezu 6 K.' pro Minute
betragenden Abflüsse eino Entleerung der ersäuften Baue
erwartet werden könnte.
Die zu diesem Behufe wieder aufgenommene Weiter-
gewältigung der schon vordem bis auf den Wasserspiegel
gewältigten Tagschächte ergab jedoch, dass das Sinken der
Wässer in denselben nur äusserst langsam vor sich gehe,
daher der bisher unbekannte Wasserzudrang der Abfluss-
menge nicht riel nachstehe.
Aus diesem Grunde, und weil bei abgehendem Schnee
sfimmtlichc successive entleerten Ausbauräume wieder ersäuft
worden wären, wurden in das Durchschlagsort noch mehrere
Vorbohrlöcher getrieben, die beabsichtigte Folge einer we-
sentlichen Abflussvermehrung jedoch nicht erreicht.
In derselben Absicht wurde nun 5^ vom Ortsanstande
zurück gegen die versetzte Strecke überbrochen, um mit-
telst möglichst tiefer Vorbohrlöcher einen zweiten Abzugs-
kanal zu schafi'en. Allein schon nach einer Auffahrung von
2V2'^J^amen durch das in der Höhe der First angeschlagene
Bohrloch unter starkem Gebrause roth gefärbte Wässer,
welche auf das Auflösen des Lettens der Lehmfäule deute-
ten und die Besorgnisse eines unerwünschten Durchschlages
erregteu. Die Mannschaft wurde desshalb pur einige Tage
und zwar insolange zur Anfahrt nicht zugelassen, bis die
auf dem Stollen abfliessenden Wässer sich wieder vollstän-
dig klärten und auf das frühere Mass fielen.
Beim Wiederbetreten des Arbeitsortes wurde das Vor-
bohrloch von der First herab gegen die Ortsmitte spalten-
förmig erweitert, die kurze Flügelstrecke mit Bergen zuge-
schoben, und die starken und kurzen ülmstämpel derHaupt-
Btrecke geknickt befunden.
Dieses zeigte von einem kräftigen, jedoch durch zu
starkes Verbrechen des Bohrloches in der Lehmfäule wieder
abgedämmten Wasserausflusse.
Nunmehr erübrigte zur endlichen Lösung dieser Dnrch-
schlagsaufgabe nichts anderes, als mit dem Weiterbetriebe
des ersteren Feldortes, jedoch abbiegend in von der alten
versetzten Strecke sich entfernender Sichtung vorzugehen^
wobei man nach 2^ Verortung aus der Lehmfäule in festes
Gestein gelangte.
Nach 4^ weiterer Aufi'ahrung wurde am 7. April 1866
mit einem 4V3^ tiefen Bohrloche in die alte Strecke ge-
schlagen, wobei die in vier Laternen brennenden Lichter
erloschen und nach des Steigers Relation die Wässer aus
dem 3 V4" weiten Btjhrloche so stark wie der Leibesumfang
eines schwachen Mannes herausströmten, und sich sodann
über den ganzen Streckenhieb verbreiteten.
Üeber 14 Wochen dauerte der heftige W^asserabfluss
und erst am 21. Juli 1866, als die Vehemenz desselben
nachliess und mitteist neuer VorbobrlÖcher nur Wässer ohne
Pressung erschrotten wurden, wurde das letzte Gesteins-
mittel nachzuarbeiten begoonen, und am 13. October 1866
die alte Verbindungsstrecke erreicht.
Schliesslich wird noch erwähnt, dass die Arbeiter ange-
wiesen waren, in bedenklichen Fällen sich in die nicht allzu
entfernten mit einem Tagstollen in Verbindung stehenden
Zeidlergang-Gesenke zu flüchten. Um sie während einer
solchen Flucht für einige Minuten, welchö zur Erreichung
des Zeidlergang-Kreuzes bcnöthigt wurden, vor allzuheftig
uachströmenden Wässern zu schützen und ihnen zur Erhal-
tung der Grubenlichter Gelegenheit zu bieten, war ungefähr
25*^ vor dem Durchschlagspunkto eine Thür aus 4zölligen
Pfosten geschlagen ; die Schwelle, Säulen und Kappen der-
selben waren zur Hälfte ins Gestein eingelassen, in der
Thür selbst aber über der Laufshöhe mehrere Löcher ge-
bohrt, damit durch sie im Falle, als die geringe Abflussöff-
nung unter der Schwelle die zuströmenden Wässer nicht
fassen oder wohl gar verstopft würde, eine geregelte Ent-
leerung des abgesperrten Raumes erfolgen könnte.
Der hydraulische Saugapparat bei der dueck-
silberhütte zu Vallalta.im Venetianischen.
(Mit Abbildung auf beiliegender Tafel.)
Mitgetheilt vom k. k. Bergrath und Berghauptmann Jos. Trinke r.
Die Erze des Quecksilberwerkes Vallalta sind sehr
durch Schwefelkies verunreinigt, und der aus den dortigen
Oefen abziehende Bauch zeigte sich in Folge dessen für die
Vegetation der Umgebung äusserst nachtheilig. Diess ver-
anlasste Beschwerden der ernstesten Art.
Wäre die Hütte von Vallalta nicht in einem engen
Thale gclegeo, so hätte man die Zuflucht zu dem gewöhn-
lichen Auskunftsmittel der Essenerhöhung nehmen können.
Allciu bei dem Umstände, dass die Thalwände zu bei-
den Seiten steil sich erheben, -und selbst die imposanteste
Erhöhung der Essen zu Schanden gemacht hätteo, nöthigte
auf andere Abhilfe zu sinnen, die auch in dem einfachen
durch die Beilage dargestellten Saug-Apparat gefunden
wurde.
Der mit schwefeliger Säure geschwängerte Rauch wird
in einer über der Eesenmünduug beflndlichen Haube B auf-
— 411 —
gefangen und durch die hölzerne gut schliessende Bohre
CD in den Sammelkasten H geleitet, wo in einem vollen
Strom das VVasaer vom Rinn werk A einfällt und wasser-
trommelähnlich den Rauch in die zweite Röhre EF reisat,
deren Ende G in beliebige Entfernung (in Vallalta nur et-
was abseits vom Hüttengebäude) verlegt werden kann. Der
Rauch erleidet auf diesem seinem künstlichen Wege nicht nur
kein Hemmniss, sondern er wird noch durch die Wirkung
des Wasserstromes in seinem Abzug befördert, kühlt sich
dabei vollends ab, und ein grosser Theil der schwefeligen
Dämpfe wird vom Wasser absorbirt, so dass an der Raual-
mündung die nachtheilige Wirkung sich völlig verliert.
Hiemit nicht minder als durch die Auflassung der
Flammöfen^ welche durch die gleichzeitige Einführung der
Stöckelmanipulation ermöglicht wurde , waren in Vallalta
für alle Folge die Reclame glücklich beseitigt.
Da der Hüttenrauch den Anwohnern von Hüttenwerken
80 oft mehr oder weniger begründeten Anlass zu Beschwer-
den liefert, ohne dass durch erhöhte Essen denselben abge-
holfen werden kann, so dürfte die besprochene Einrichtung
auch anderwärts Anwendung finden, wo es an dem erfor-
derlichen Wasserzuflass nicht gebricht.
Besonders eignet sich solche bei Quecksilberhütten mit
Condensationsröhren, für die ohnehin, wie in Vallalta, eine
grössere Wassermenge aus dem Hauptbache zur Abkühlung
zugeleitet wird.
Zur Zeichnung erläuternd ist zu bemerken, dass die
Condensationsröhren LM, NOi mit Ausnahme der Ansatz-
stücke, aus Holz in Kegelstutzenform construirt sind.
Die weite beschwerliche Lieferung auf Saumwegeu über
einen Gebirgsrücken zu 3157' Meereshöhe, und die durch
schwefelige Dämpfe ungemeiu schnell erfolgende Corrodirung
der gusseisernen Cylinder hatte zur Einführung hölzerner
Röhren den Anlass gegeben. Die durch längere Zeit offene
Frage über die Zulänglichkeit der Condensation und über
das Mehr des Metallabganges scheint übrigens . entschieden
zu sein, da in der beiliegenden dem Berichterstatter erst vor
Kurzem zugegangenen Ofenabbildnng die erwähnten Röh-
ren beib^balteu sind*). Jedenfalls zeigt diese Einrichtung,
wie der besprochene Saugapparat und so manches andere
von dem regen Verbesserungssinn der gegenwärtigen und
früheren technischen Leitung des zwar kleinen, aber für
jeden Fachmann instructiven, sehenswerthen, italienischen
Quecksilberwerkes.
Literatur.
Geologisohe Ueberslohts-Karte dea Herzogthnms Steier-
mark. Herausgegeben vom geogn. mont. Verein für Steier-
mark; zusammengestellt von D. Stur nach den Aufnahmen
der Vereins-Commissäre und anderer Fachmänner. Lithogra-
phische Amstalt von Theodor Schneider in Graz. IS 65.
Die nun vollendet vorliegende Karte des steiermärkisch-
geogn.-mont. Vereines gehört zu den vorzuglicheren Karten dieser
Art, sowohl was die Soi^rfalt ihrer Zosammenstellnng betrifft,
als auch in Betracht ihrer äusseren Ausstattung. Ihre Basis ist
die General-Karte des Landes vom Qeneral-Quartiermeister-Stab ;
sie enthält auch die Terrainzeichnung und der Farbendruck ist
gefällig und deutlich. Nur wäre die Bezeichnung der einzelnen
Formationen durch Buchstaben oder Ziffern in der Farbe zu
wünschen gewesen, da die Farben mit der Zeit und bei Öfterem
*) Siehe österr.« Zeitschrift für Berg- und Hüttenwesen von
1862, Nr. XXV, pag. 195; 1964 Nr. XL! pag. 322 und Jahr-
buch der k. k. geologischen Reichsanstalt von 1858, IH. Quar-
tal pag. 442.
Gebrauch der Karte minder leicht unterschoidbar werden. Die
wichtigsten Erzlagerstätten sind angezeigt, die GUedoruug der
geologischeu Formationen ist dem neuesten Standpunkte der
Wissenschaft anrremossen. Wenn noch etwas zu fordern ist, so
ist es das baldige Erscheinen des Textes, welchen Bergrath D.
Stur in Arbeit genommen hat und welcher, wie wir von der
Gründlichkeit des Verfassers erwarten dürfen, einen lehrreichen
Commentar der schönen Karte bilden wird.
Die geologische Grundlage derselben bilden die Arbeiten
der Vereins-Commissäre v. Merlot, Dr. Andrac, Dr. Rolle, v. Zol-
likofer, die Beiträge der Herren A. v. Schoappe, A. Miller v.
Hauenfels, J. Seeland, Viucenz Pichler, F. Wodiczka, J. Halgl,
M. Sünottinger, endlich die Arbeiten der geolog. Reichs-Anstalt,
namentlich der Herren F. v. Hauer, Lipoid, Fötterle, Stur, v.
Lidl, Wolf, Kudernatsch und des Herrn Prof. E. Suess.
Vereinte Kräfte von Forschern und vereinte materielle
Mittel von Freunden der Landeskunde haben hier ein bedeu-
tendes Werk geschaffen, welches besonders von unseren Fach-
genossen gewürdigt und benützt zu werden verdient. O. H.
Ingenieur-Kalender für Maschinen- und Hüttentochniker 1 869.
Bearbeitet von P. Stühlen, Ingenieur und Eisengiesserei-
Besitzer in Deutz. IH. Jahrgang. Essen. Druck und Verlag
von G. D. Bädeker.
Dieser in bequemer Form und mit reichhaltigem Material
nun zum dritten Mal erscheinende Kalender ist seinem' ersten
Programm treu geblieben.
Bei der vorwiegenden Berücksichtigung des metrischen Sy-
stems, welche in dem Kalender festgehalten ist, wird dessen all-
gemeine Brauchbarkeit wesentlich erhöht. Neben dem metrischen
sind die Mass- und Gewichtssjsteme von Preussen und England
in den Tabellen vorherrschend, dabei aber durch die Verglei-
chuugstab eilen mit Massen von Oesterreich, Baiem, Würtemberg,
Sachsen, Hannover, Brannschweig, Baden, Schweiz und Russland
(= England) sowie mit den Gewichtseinheiten von Oesterreich,
. Schweden und Russland mit dem metrischen, dem preussischen und
englischen auch die Verwendung der Tabellen für Oesterreich
wesentlich erleichtert Ein gut eingetheilter Massstab für metri-
sches und preussisches Mass ist eine sehr nützliche Beigabe. Die
Kalenderblätter für jeden Tag (Termin -Kalender) sowie einige
(allerdings wegen des Umfanges des Büchleins wenige) weisse
Bl&tter vervollständigen das Ganze, ohne die nTaschenbuchform«
unbandsam zu machen. Eine Eisenbahn karte von Mittel-Europa
bildet eine Art Titelblatt. O. IL
Notizen.
Oallfomiena Goldbergbane. Anschliessend an unsere Nach-
richten in Nr. IH und VU, Jahrgang 1866 entnellmen wir einem
ferneren Berichte des Dr. Freiherrn v. Richthofen an den
kgl. preussischen Oonsul H. Hausmann in San Franzisco. —
„Am merkwürdigsten unter allen goldführenden Quarzgängen be-
*wKhren sich die in der Umgebung von Grossvalley. Am bekannte-
sten ist die Eureteagrube bei diesem Orte. Das Erz enthielt hier
an der Oberfläche nur 12 Dollars zur Tonne von 20 Ctr., und
diesB auf geringe Erstreckung des Ganges. In 100 Fuss Tiefe
enthielt es 25 und in 200 Fuss Tiefe 42 Dollars zur Tonne. Jetzt
sind die Arbeiten bis 300 Fuss tief gediehen; dort zahlt ein
grosser Theil des Erzes 70 Dollars zur Tonne. Zugleich nimmt
die Erzsäule von 2 Fuss Mächtigkeit an der Oberfläche zu 5 Fuss
auf der tiefsten Sohle zu, und ihre Längenausdehnung ist in
300 Fuss Tiefe zu 350 Fuss gediehen. Da sämmtliche Betriebs-
kosten den ungemein hohen Durchschnittobetrag von 15 Dollars
pr. Tonne ergeben und täglich 35 Tonnen verpocht werden, so
ist das Reinerträgniss sehr bedeutend und doch steigt es mit
jedem Fuss in der Tiefe. Während daher der Eigenthümer
im Jahre 1863 noch 10.000 Dollars, in 1864 100.000 Dollars für
die Grube forderte, ohne sie verkaufen zu können, erhielt er im
Sommer 1865 einen Kaufpreis von 400.000 Dollars, und seitdem
ist der Preis beim Verkaufe einzelner Antheile auf 860.000 Dol-
lars gestiegen. Analog diesen Verhältnissen waren die in meh-
reren anderen Gruben bei Gross vallej z. B. der Ophirhill -Grube
und Jone-Grube, wo man die vor zehn Jahren sehr ergiebig
gewesenen, dann aber verlassenen Gruben wieder aufnahm. Der
Werth der OphtrhiU-Gmbe stieg in 14 Monaten von 5.000 anf
mehr als 500.000 Dollars. Aehnliche Erfahrungen machte man in
anderen Theilen von Calilbrnien. Auf der berühmten Haywand^-
schen Grube, welche zur Tiefe von 1.200 Foss aufgeschlossen
ist, hat der Durchschnittsgehalt des Erzes von 8 Dollars pr. Tonna.
— 412 —
an der Oberfläche in allm&ligem Ansteigen bis 26 Dollars in der
grössten Tiefe zugenommen. Die Mächtigkeit des Erzkörpers be-
trügt hier 4—20 Fuss, seine Länge auf den Gang ungefähr 400
Fnss. Die Gesammtkosten betragen in dieser Mine 5 Dollars zur
Tonne, die tägliche Förderung ist 60 Tonnen. — Ausser der
Kegelmässigkeit und Massenhaftigkeit des Erzvorkommens auf
den Goldgängen und der Zuverlässigkeit desselben nach
der Tiefe, hat der Goldbergbau noch andere Vorzüge. Wah-
renc! nämlich das Silber hier meist in unwirthlichen und entle-
genen Gegenden mit wenig Holz und Wasser auftritt, haben die
Goldgänge durch ihre Lage am Westabhange der Sierra Nevada
den Vorzug einer bewohnten Gegend mit billiger und leichter
Zufuhr und Ueberfluss an Holz und Wasser. Werden schon da-
durch die Kosten des Abbaues und des Zugutebringens der Erze
bedeutend rcducirt, so kommt dazu, dass die Entwicklung einer
Goldgrube überhaupt mit wenigen Ausnalimen ein verhältniss-
mässig geringes Capital erfordert. Hat man die Grube durch einen
Schacht zu öifnen, so genügt gewöhnlich eine Tiefe von 100—200
Fnss, um bedeutende Massen Erz zu fördern und die Kosten der
ersten Anlage zurückzuzahlen. Auch Reductionswerke für Gold
aind in der Anlage und besonders im Betriebe weit billiger als
aolche für Silbererze. Es gibt eine erhebliche Zahl von Gold-
gruben, welche seit Jahren einen bestimmten, nie ausbleibenden
monatlichen Reinertrag abiVerfen, der bei einigen kleineren Wer-
ken nur 2.000 Dollars, bei anderen grösseren 20.000 Dollars,
30.000 Dollars und mehr beträgt. Die Aufschlüsse sind in man-
chen Fällen genügend, -um diese regelmässige Einnahme für
Jahre hinaus zu sichern." (Aus dem n Berggeist.'*)
Verwerthung von Eisensohlacken. Crawshay zu Gates-
head am Tyne hat ein neues Verfahren zur Extraction des in
den Schlacken noch enthaltenen Eisens erfunden, welches in
Folgendem besteht. Der von ihm zu diesem Zwecke angewen-
dete Ofen ist einem gewöhnlichen Kupolofen ähnlich, j edoch von
etwas kleinerep Dimensionen; derselbe wird zunächst auf eine
sehr hohe Temperatur vorgewärmt und mit einer Tonne Roheisen,
einer Tonnd Schlacken, 200 Kilogr. Thon, 250 Kilogr. Kalk und
500 Kilogr. Coaks beschickt. Bei guter Qualität und erheblichem
Eisengehalte der aufgegebenen Schlacken — wie diess z. B. bei
den Raffinirsclilackeu gewöhnlich der Fall ist — erhält man mit
der angegebenen Charge ein Ausbringen von nrigcflthr 1500 Kiltif
Roheisen, welches sofort verpuddelt werden kann. Auf dieg^
Weise sollen sich aus reichen Schlacken mit Hilfe des Thoas
und des Roheisens etwa 50 Proccut ihres Eisengehaltes extnu
hiren lassen. (Zeitschr. /. d. öst. Eisen- u. Stahl-Inl.
Umstaltung der ärarisohen Montan- Verwaltung. Ob-
wohl wir die ämtliche Verlautbarung der betreffenden Kundmar
chung nicht mehr in dieser Nummer bringen können, so sind
wir doch schon heute in der Lage mitzutlieilen , dass zufolge
Allerhöchster Entschliessnng vom 10. December eine neue Or-
ganisation der Verwaltung des Staatsbergwesens eintreten wird.
Die Berg-Oberämter und Bergdirectionen in den nicht ungari-
schen Ländern, mit Ausnahme der vorläufig noch in ihrem der-
maligen Stande zu belassenden Directionen in Gmunden und
Eisenerz, werden aufgelöst, die denselben untergeordneten Aem-
ter werden gleich den jetzt schon vom Finanz-Ministerium diroct
geleiteten Bergämtem unmittelbar und mit erweitertem Wir-
kungskreise dem Finanz- Ministerium untergeordnet, und zur thä»
tigen Einwirkung auf den Betrieb ein Gencral-Inspector
bestellt. — Zur Vermeidung von Missverständnissen, welche durch
bereits erschienene Zeitungsartikel veranlasst werden könnten,
wird bemerkt, dass der Gcneral-Inspoctor keineswegs an die
Stelle der administrativen Departements für Berg- und Salinen-*
Wesen tritt, sondern unmittelbar dem Finanzminister untergeord-
net an der Seite des administrativen Montan-Departements und
mit demselben im Einvernehmen zu fungircn haben wird. — Die
Unterordnung der galizischen Salinen unter der Finanz-Landes-
Direction in Lemberg bleibt aufrecht! — Zum General-Inspector
mit Titel, Rang und Charakter eines Ministerialrathes ist der
bisherige k. sächsische Oberberghauptmann Freiherr y. Beust
entannt worden.
Administratives.
Xundmachting,
betreffend die Regelung des montanistischen Rech-
nungswesens.
In weiterer Ausfiihrung der kais. Verordnung vom 21. No-
vember 1866 (Verord. Bl. Nr. 46) und unter Bezugnahme auf
die im Verordn. Bl. Nr. 48 von 1866 enthaltene Beilage za die-
ser kais. Verordnung wird bekannt gegeben, dass nunmehr auch
die Regelung des Rechnungs- und Controls-Dienstes
b ei,der Montan-Verwaltung erfolgt sei, und dass aus diesem
Anlasse im Einverständnisse mit dem k. k. Obersten Rechnungshöfe
die montanistische Abtheilung der Cameral-llauptbuchhaltung mit
letztem December 1867 ihreAmtswirksamkeit schliessen, dagegen mit
1. Jänner 1808 ein montanistisches Fach-Rechnungs-
Departement im k. k. Finanz-Ministerium dieselbe be-
ginnen werde, und dass dessen definitive Organisirung nachträg-
lich erfolgt.
Die diesem Departement zugewiesenen Geschäfte betreffen :
a) Die Rechnungen der sämmtlichen k. k. Berg-, Hütten-
und Bergwerks-Producten-Verschleiss-Aemter.
b) Die Rechnungen der k. k. Salzerzeugnngs-Aemter.
c) Die Rechnungen der k. k. Münz-Einlösungs- und Pan-
zirungs-Aemter.
d) Die Rechnungen der k. k. Bergacademien.
e) Die Rechnungen der montanistischen Forst- und Domä-
nen-Aemter.
/) Die Rechnungen der bei allen diesen Aemteru bestehen-
den Arbeiter-Bruderladen und der sonstigen mit densel-
ben, in Verbindung stehenden Fonde.
Ernennungen.
Vom Finanzministerium:
Der Bergmeister in Wieliczka Hippolyt Wale'wsky zum
Markscheider daselbst (Z. 43181, ddo» 5. December 1867).
Der Berg- und Hüttenamtscontrolor zu KitzbicÜ Hermann
Bouthillier zum Cassier bei dem Oberverwesamte Mariazeil
(Z. 45257, ddo. 5. December 1867).
Der Concipist der bestandenen Berg-, Forst- und Gütcr-
direction in Schemnitz und substituirte Hüttenmeister und Ver-
waltersadjunct der königlich -ungarischen Eisen Werksverwaltung
zu Rhonitz Quirin Neumann zum Verschleissbesorger der Eisener-
zer hauptgew. Oberfactorie zu Steyr (Z. 46431, ddo. 6. Dec. 1867).
Crledigong.
Die Cassier s- an dRechnungsführerss teile bei dem
Bergamte au Fohnsdorf in der X. Diätenclaase , mit dem
Gehalte jährl. 735 fl., einem Deputate von 2 Wr. Klaftern Brenn-
holz im Werthe von 4 fl. 20 kr. und 160 Wr.' Centnem Stein-
kohlen im Werthe von 33 fl. 60 kr., Natiiralwohnüng oder in
deren Ermanglung einem Quartiergelde mit 10% des Jahresge-
haltes, der Benützung von 2 Joch Wiesen- und Ackergrund und
gegen Erlag einer Caution im Gehaltsbetrage.
Gesuche sind, unter Nachweisung der bergacademischen
Studien, der Kenntnisse im montanistischen Cassa-Verrechnnngs-
und Normalienwesen, dann der Conceptsfähigkeit, binnen vier
Wochen an das k. k. Finanzministerium einzusenden.
ANKÜNDIGUyä
(111-116) Mehrere Cylindergebläse
fär beiläufig 5500, 3000, 2000 Kubikfnss Windliefemng, mit Ba-
lancier oder Schubstangenbewegung, vollständig gut erhalten;
ein oscillirendes Cylindergebläse für beiläufig 1500 K.' Windlie-
ferung, Töllig neu; femer ein completes Feineisenwalzwerk geben
wir zu äusserst billigen Preisen, fast zu Rohmaterialpreisen, ab.
Fürstlich Fürstenberg'sche Hüttenverwaltang
Donaueschingen.
Dieser Nammcr liegt eine Tafel mit Zeichnungen bei.
Diese Zeitschrift erscheint wGchentlich einen Bogen stark mit den nöthigen artistischen Beigaben. Der Prannmerationtprais
ist jährlich loeo Wien 8 fl. ö. W. oder 5 Thir. lU Ngr. Kit ftaneo Postverfendung S fl. 80 kr. ö. W. Die Jahresabonnenten
erhalten einen offtciellen Bericht Über die Erfahrungen im berg- und huttenmäimisehen Kaaehinen-, Bau- und Aufbereitungswetan
■ammt Atlai als Gratisbeilage. Inserate finden gegen 8 kr. ö. W. oder IV2 Ngr. die gespaltene Nonpareilleseile Aufnahme.
Zuschriften jeder Art können nur firanco angenommen werden.
Dnick von Carl Frommo in Wien.
Fflr den Verlag verantwortUcb : Carl Reger.
N=52. Oesterreichische Zeitschrift ,J^^'^\
fiir
Berg- und Hüttenwesen.
Verantwortlicher Redacteur: Dr. Otto Freiherr von Hingenau,
k. k. MlniateriAlrfttta im FinanuninUterinm.
Verlag der G. J. Manz'schen Buohliandlung (Kohlmarkt 7) in Wien.
'jfl-
Inhalt: Zam JahresschlaMe. — lieber Umkehrwalzwerke ohne Schwangrad und Über den Werth von SchwaogrKdem bei
nicht umkehrenden Walzwerken. — Aus dem Betriebsberichte der Prager Eisen- In duatrie- Gesellschaft fUr das Geschäftsjahr 1866 — 1867.
Kleine Bfittheilnngen aas der Pariser Weltausstellung vom Jahre 1667 (Schluss). — Notiz. — Administratiyea. — Ankttndignngen.
Zum Jahresschlosse.
Das Jahr 1867 hat noch vor seinem Ende den Abachluas
von zwei fär den österreichischen Staatsbergbau hochwich-
tigen Beformstrebungen gebracht, nämlich die principielle
E^ntscheidung der lange schwebend gewesenen inneren
Dienstesorganisation fflr den Staatsbergbau und die
Umgestaltung des Montan-Rechnungswesens.
In ersterer Beziehung wird durch die Concentrirung der
nicht ungarischen Staatsbergbaue und unmittelbare Unter-
stellung der meisten derselben unter das Fachdepartement
des Finanz-Ministeriums nicht nur eine raschere den Zeit-
verhältoissen angemeBsenere Verwaltung möglich gemacht,
sondern auch durch Erweiterung des Wirkungskreises der
Liocal-Werksleitungen und eine verbesserte Art der Vor-
rückung fähiger und tüchtiger Beamten dem selbstatän-
digen Wirken ein freierer Spielraum eröffnet. Zusammen-
hängende grössere Compleze wurden vorläufig noch unver-
ändert belassen (die Directionen Eisenerz uud G munden) um
die anfällig auch dort möglichen Beformen ohne Gefahr für
die Wechselwirkung der einzelnen Theile aus sich selbst
herausbilden zu lassen. Die vom Mittelpunkte entlegensten
galizischen Salinen wurden sämmtlich in ein Fachdeparte*
ment der galizischen Fiuanz-Landes-Direction zusammen-
gefasBt und mittelbar durch diese in Verbindung mit der
Wiener Centralstclle gebracht. Die Einfühlung einer regel-
mäfisigen Localinspection durch die Ernennung eines Gene-
ral-Inspectors sichert die Betriebsübersicht und die stete
Fühlung der Localämler mit dem leitenden Fachdepartement
des Ministeriums. Die Berufung einer anerkannten Fach-
autorität auf diesen Posten (des bisherigen k. sächsischen
Oberberghauptmanns Freiherrn v. Beust) ist geeignet, die
Wirksamkeit der centralen Oberleitung wesentlich za stär-
ken und fruchtbar zu machen, weil ihr bewährte Erfahrungen
und Aaregungen dadurch zugeführt werden, und dem neuen
General-Inspector die meisten Bergdistricte bereits aus einer
niebrmonatlichenBereisuug bekannt sind, welche er im letzten
Sommer mit dem gegenwärtigen Leiter des Fachdeparte-
ments gemacht hat, mit welchem derselbe auch gemeinsam
und in innigstem Verbände zu wirken nunmehr berufen ist.
Die zweite wichtige Beform ist die des Bech-
nungBwesens, welches nun vom 1. Jänner 1868 ange-
fangen nach den Grundsätzen der mercantilen Buchführung
umgestaltet, sich nahe an die bei der Privatinduatrie länget
bewährten Bechnungsformen anschliesat, und wenn die ersten
Schwierigkeiten dea Uebergangea werden überwunden sein,
nicht nur für die Verwaltung selbst, sondern auch für die
Controle durch die Beichsvertretung wesentliche Vortheile
verspricht.
Beide Beformen aind aus dem Bedürfnisse der Zeit
hervorgegangen, sie sind nicht abgeschlossen, sondern haben
den SLeim der Entwicklungsfähigkeit in sich. An uns Fach-
genoaaen ist es, denselben zu pflegen und zu entfalten.
Für den Privatbergbau war das abgelaufene Jahr eben-
falls ein im Allgemeinen günstiges zu nennen. Insbesondere
hat der neu angeregte Unternehmungsgeist im Eiaenbi^hn-
weaen zunächst alle Eisenwerke aus einer schon aeit einigen
Jahren andauernden Stagnation herauageriaaen und der Auf-
schwung der Eisenindustrie ist ein so lebhafter geworden,
dasa er beinahe achon Anlaaa zu Klagen über die Auadeh-
nung deaaelben gibt. Der Bedarf von Eisen ist so gross, *
dass ihn die meisten Werke mit den grössten Anstrengungen
nicht völlig befriedigen können. Unfreiwillige Einschränkun-
gen, Preiserhöhung und selbst schon fremde Einfuhr zeigen
sich als Folgen des etwas zu plötzlich eingetretenen Um-
schwunges. Allein die Thatsache bleibt nichtsdestoweniger
eine erfreuliche und wirkte wie befruchtender Begen nach
langer Dürre auf unsere w^ielgeprüfte Eisenindustrie. Auch
im Bleigeschäfte haben sich Nachfrage und Erzeugung
gehoben, und in Kärnten ist durch die Union der namhaf-
testen Bleigewerken yon Bleiberg einer Association des zer-
splitterten Bergbaubesitzes und einem neuen Aufblühen
des Bergbaues daselbst die Bahn gebrochen worden. Das
Anfangs dea Jahres ziemlich annehmbare Kupfergeschäft
ist gegen den Schluss flauer geworden; dennoch aber müssen
wir auch auf diesem Felde Fortschritte verzeichnen. Eine
Privatgesellschaft bei Schwaz in Tirol hat neue hoffnungs-
volle Anbrüche gemacht und in Salzburg hat eine neue Ge-
sellschaft (Bürgstein und Brand) bei St. Johann Kupferberg-
baue eröffnet, welche zu Erwartungen berechtigen und mit
Hilfe zweckmässiger Zugutebringungsanstalten sich weiter
entwickeln können. Mit dem Eisenwesen hat sich auch der
Kohlenbergbau gehoben*, nur stehen beiden noch die ho-
hen Bahnfrachten entgegen. Ein Project von weittragender Be-
— 414 —
deatung ist, angeregt durch Peter y. Tun n er, noch vor
ScbluBs des Jahres in das Stadium erster Vorberathung ge-
treten, nftmlich die Errichtung grosser Coaks-Roheisen-Er-
zengung von Steiermark und ein Consortium der ange-
sehensten Eiseninduslriellen betheiligt sich bereits an den
Vorsrbeiten, welche der Eisenindustrie, dem Kohlenberg-
bau and vielen anderen Qewerkszweigen ein weites Feld
des Fortschrittes eröffnen dürften.
Mögen diese günstigen Auspicien, unter denen das Jahr
1867 schliesst, im neuen Jahr sich erfüllen und sieben fette
Jahre den mageren folgen, unter denen unser Fach schon
zu lange gelitten hat. 0. H.
üeber ümkehrwalzwerke ohne Schwungrad
und über den Werth von Schwungrädern bei
nicht umkehrenden Walzwerken.
Von Josef Schmidhammer, k. k. Hüttenverwalter in Nenberg.
Der rasch zunehmende Begehr nach Platten iind an-
deren Eisen Sorten für die Eisenbahnen, den Schiffbau und
die Maschinen der Industrie hat schon im vorigen Deoen-
nium die Eisenhütten-Techniker zu verschiedenen Systemen
von Walzwerken geführt, deren Ziel es war, das Ueberbe-
ben der sehr schweren Stücke über die Walzen zu beseiti-
gen und dadurch eine schwere Arbeit und unnützen Zeit-
verlust zu ersparen.
Das viel früher eingeführte und auch heutigen Tages
stark verbreitete System von 3 Walzen in einem Qerüste
fand mau bald ungenügend ; man griff zu dem System des
Colla mineur von Cabrol*) (Frankreich) dann zu dem Sy-
"slem t&R 4 Walzen in einem Gerüste (Obcrhaueon)**) end-
lich zu dem System der umkehrenden Walzwerke, wobei
das Umkehren durch ein complicirtes Rädersystem mit Aus-
rückvorrichtung bewirkt wird. Letzteres System erhielt seine
Anwendung vorzugsweise hei dem Walzen von Panzerplat-
ten (Atlas Works von Brown in Sheffield, Cyclops Works
von Cammel & Comp, in Sheffield, vielen anderen engii-
'schen Werken, endlich auch bei zwei Universal walz werken
zu Horde).
Die letztere Gattung von Umkehrwalzwerken ist durch-
gehende von sehr schwerem Kaliber und hat Maschinen von
300 bis 1000 effect. Pferdekräften.
Dass bei so kolossalen Krftften das Umkehren mittelst
noch so sorgfältig constrnirter und noch so geschickt ein-
gerichteter Bäderwerke nicht obne bedeutende StÖsse
ausgeführt werden kann, ist einleuchtend. Auch sind diese
Räderwerke sehr schwerfällig und plump, da einerseits die
grösstmöglicbe Stärke der Zähne, anderseits aber ein mög-
lichst geringer Durchmesser der Bäder angestrebt werden
muss.
Es hat daher ein neues System von umkehren-
den Walzwerken, welche mit Zwillings-Dampfmaschinen
ohne Schwungrad betrieben werden, und wobei das Umkeh-
ren einfach durch Umsteuerung der Zwillingsmaschine
bewirkt wird, in der hüttenmännischen Weit nicht geringes
Interesse erregt.
Meines Wissens wurde dieses System zuerst in den
Stahl- und Eisenwerken zu Crewe bei Manchester ausgeführt
*) Armengaud Public, industr. 1857,
**) Jahrbuch der Leobner Bergacademie 1866.
und zwar mit einem Maschinenpaar von circa SOO Pferde -
kräften*).
Der Vortheil dieses Systems ist bedeutend. Das Um-
steuern der Maschinen geht mit grosser Leichtigkeit vor sich,
und man bedient sich bei sehr starken Maschinen einer mit
Dampf oder Hoch druck wasser getriebenen Hilfsmaschiae zum
Umsteuern.
Es fallen alle Stösse weg, gegenüber dem Umkehrsy-
stem mit Bäderwerk, und es wird ebenso das Vierwalzen-
System umgangen, bei welchem das Walzstück doch immer
noch aufgehoben werden muss, und bei welchem das Unter-
walzenpaar schwer zugänglich und das Walzstück schwer
einzuführen ist.
Bei dem System von Crewe ist übrigens das Hin weg-
lassen des Schwungrades nicht Hauptzweck, sondern nur
Mittel zum Zweck.
Um das Schwungrad jedoch entbehren zu
können, muss erstens immer eine Zwillings-Ma-
schine angewendet werden, dann muss diese um
so viel stärker sein, als die während des Walzens
ausnützbare lebendige Kraft des Schwungrades
betragen haben würde.
Diese Maschinen sind übrigens noch wenig verbreitet,
und ich habe auf meiner Beise im heurigen Früblinge nur
eine einzige derartige angeblich für America bestimmte
Maschine von 800 Pferdekräften in der Maschinen-Fabrik
von Walker A. Tauet bei Leeds montiren gesehen.
In Horde, wo eine eigenthümliche Zwillings-Dampf-
maschine von circa 1000 Pferdekräften besteht, bei welcher
ein Oylinder horizontal, der andere aber vertical aufgestellt
ist, so dass beide im rechten Winkel auf einem und dem-
selben Kurbelzapfen arbeiten, ist man mit dem Vorsätze
umgegangen, das Schwungrad und wenn ich nicht irre, auch
die dritten Walzen in den drei Walzgerüsten abzuwerfen und
die Maschine zum Vor- und Bflckwärtssteuern umzugestalten.
Um so interessanter ist es zu erfahren, dass auch
Borsig für sein neues oberschlesisches Werk dieses System
anzuwenden im Begriffe 8teht und dass 2u diesem Behnfe
ein Vorversuch bei dem Bandugenwalzwerk zu Moabit ge
macht wurde.
Wie übrigens aus der Notiz in Dingler's Journal von
1867, II. September-Heft, pag. 478 hervorgeht, ist dieses
Walzwerk aber ein sogenanntes Kopfwalzwerk (tyre rolling
mill) und da dasselbe mit einer Zwillings-Maschine betrieben
*) Nach Dingler's Journal, 2. Aug.-Hcft 1867, hat diese
Maschine zwei Dampfcylinder von 28" Diameter und 48" (engl.)
Hub; das gibt bei einer Kesselspannung von 4 Atmosphären
Ueberdruck, welche bei Hüttenwerken gewöhnlich ißt, und bei
70 Umgängen per Minute einen Nutzeffeet von 700 bis 800 Pfer-
dekräften. Es kommt auf 3 Vi Touren der Maschine eine Walzen-
Umdrehung. Der Umsteuerungs- Apparat ist hydraulisch, es wird
dabei der Dampf nicht abgestellt und er wirkt so präcise, dass
man 73 Durchgänge, d. i. ebenso viele Walzenumkehrungen in
einer Minute gemacht haben soll.
Die Walzen haben eine Länge von 6 Fuss, 10 Zoll uni
einen Durchmesser von 24 Zoll. Ein Blech soll in 1 1 Durch-
gängen fertig gewalzt werden. In Neuberg braucht man bei einer
Kraft von 100 Pferden für Locomotiv-Kesselbleche aus Stahl
und von 8 Ctr. Gewicht gewöhnlich 20 Durchgänge. Das Zu-
spannen der Walzen soll in Crewe ebenfalls mit hydr. Druck
geschehen, was um so interessanter ist, als durch diese That-
sache jene Einwendung widerlegt ist, welche man gegen dieso
Zuspannungsweise machen könnte, dass es Fälle geben kann, iu
welchen die Bleche an beiden Seiten nicht immer vollkommen
gleich dick ausfallen.
— 415
wird, und darch längere Zeit ohne Unterbrechung arbeitet,
80 ist bei demselben ein Schwungrad im Grunde gar nicht
nothwendig, ja sogar dem Nutzeffecte schädlich ; denn sum
Aufwalzen eines rohen Ringes au einem Tyre braucht die
Maschine wenigstens 1 bis 2 Miapten unter constantem ho>
hen Drucke auf die Walzen-Spindeln, dann noch weitere
t bis 2 Minuten zum Vollenden (centriren) unter geringerem
Drucke und unter Anwendung von reichlichen Wasserstrah-
len, also im Ganzen 2 bis 4 Minuten ununterbrochenen Be-
triebes, in welcher Zeit jedes Schwungrad aufhört lebendige
Kraft abzugeben und schliesslich der Betriebsmaschine zur
Last fällt.
Wenn also die erwähnte Notiz den Versuch richtig
wiedergibt, so hat derselbe gar nicht das bewiesen, was in
der Notiz als solches augeführt wird — nämlich die lieber-
flässigkeit eines Schwungrades bei Walzwerken im Allge-
meinen, sondern derselbe hat einfach die praktische Mög-
lichkeit des Umkehrens der Walzwerksmaschine mittelst
Umsteuerns der ZwillingsDampfmaschine constatirt.
Es ist, wie es mir scheint, nur noch bewiesen worden,
dass ein Schwungrad bei Walzwerken unter gewissen Um-
ständen nicht nur nicht nothwendig, sondern sogar eine nutz-
lose Last sein kann, eine Thatsacbe, welche jedem Hütten-
manne längst bekannt ist, und dass man in diesen Fällen
bei Anwendung von Dampfkraffc allerdings besser thun würde,
eine Zwilliugsmaschine ohne, oder nur mit einem leichten
Schwungrade zu bauen, statt einer eincylindrigen Dampf-
maschine mit einem entsprechend schweren Schwungrade.
Diese Fälle treten schon bei den in einer Richtung ro-
tirenden Walzwerken dann ein , wenn man vorzugsweise
sehr lange Stücke zu walzen hat, und wurde dieser Umstand
bei Feineisenwalzwerken schon seit langer Zeit beachtet,
wo in der Regel ein Stab mit zwei und drei Durchgängen
auf einmal, also so zu sagen ohne Unterbrechung gewalzt
wird, wo man aber fast immer nur sehr leichte, mit den oft
bedeutenden Maschinenkräften in keinem Verhältnisse ste-
hende Schwungräder anwendet.
Bei den in neuester Zeit in Schwung kommenden Bahn-
schienen von doppelter Länge (40 bis 48 Fuss), dann beim
Walzen der Schiffsbalken und Träger wird sich derselbe
Umstand geltend machen.
Derselbe Fall tritt bei dem ganz entgegengesetzten Ex-
trem ein, wenn nämlich ganz kurze Stücke in ganz kurzen
Zeiträumen hinter einander gewalzt werden, wie bei der
Schwarzblechfabrlkatiou. Hier ist nur ein leichtes Schwung-
rad angezeigt, denn es ist die Anlaufzeit zu kurz (Leergang)
als dass ein schweres Schwungrad die volle Maschinenkraft
aufnehmen könnte, und die Arbeitszeit zu kurz, als dass es
einen erbeblichen Theil seiner lebendigen Kraft abgeben
könnte, abgesehen von den hiebei erfolgenden schweren
Stössen und gefährlichen Brüchpn. Dagegen leistet ein
Schwungrad bei Walzwerken , welche in einer Richtung
laufen und vorzugsweise Waare von mittlerer Länge und
mittlerem Gewichte wie Kesselbleche u. dgl. zu walzen ba-
ten, sehr erhebliche Dienste zur Verstärkung der momen-
vaen Kraft und kann diese Unterstützung häufig das Sfache
>n der Kraft des Motors betragen.
Dieser Umstand darf ganz und gar nicht ausser Acht
gassen werden bei Benützung von Wasserkraft; denn hier
i^.s selten der Fall, dass man über ein so bedeutendes
^^in verfügt, dass man in gewissen Intervallen sehr be-
deutende Kräfte auf Einmal verbrauchen darf; abgesehen
davon, dass die Ausnützbarkeit dieses Motors durch eine
einzige Maschine bald seine Grenzen findet.
Bei Dampfmaschinen wäre das schon etwas leichter,
hier muss man aber dann jedenfalls eine Zvnllingsmaschine
haben, für welche es nicht selten an Raum gebricht.
Aber auch hier kann es vorkommen, dass bei einer
geringeren Zahl von Dampfkesseln bei Anwendung von sehr
starken aber nur wenige Minuten gehenden Maschinen ein
starkes Schwanken in der Dampfspannung eintritt.
Es ist daher keineswegs richtig, wenn man soganz
im Allgemeinen den Satz hinstellt, wie in vorerwähn-
ter Notiz, dass schwere Schwungräder nicht allein nicht er-
forderlich, sondern sogar schädlich sind, sondern man hat
bei der Erbauung eines Walzwerkes vielmehr
wohl zu unterscheiden, für welchen Zweck das-
selbe vorzugsweise zu arbeiten haben wird, ehe
man über dessen Schwungrad etwas beschliesst
und es werden sich die Betrachtungen geltend machen, wel-
che im Vorstehenden ausführlicher behandelt und hier noch
reassumirt werden mögen.
Bei einem Umkehrwalzwerke mit der Umsteuerung an
der Dampfmaschine selbst muss das Schwungrad gänzlich
wegfallen.
Dabei kann entweder die Dampfmaschine direct an
der Walzenlinie arbeiten, oder sie kann durch Zahnräder
auf dieselbe wirken wie in Crewe. Das letztere hat zu ge-
schehen, wenn bei der Walzenlinie eine viel geringere Zahl
von Umdrehungen nothwendig ist, als der Nutzeffect der
Dampfmaschine erlaubt. Die Rücksicht tritt gerade ein bei
der Bearbeitung der allerschwersten Walzstücke, um nach-
theilige Stösse zu vermeiden.
Ebenso hat ein Schwungrad gänzlich wegzufallen, oder
ein nur leichtes in Anwendung zu kommen, wenn bei einer
gewissen Form der Waare die Zeit des Walzens länger ist,
als die Zeit, in welcher ein Schwungrad von angemessenem
Gewichte seine lebendige Kraft bis zu einer gewissen zweck-
mässigen Grenze abgeben würde. Hieher gehören Walzwerke
für sehr lange, gerade Stücke und für Reifen (Kopfwalzwerke).
Ganz derselbe Fall tritt ein und zwar aus umgekehrten
Gründen, wenn nur ganz kurze und leichte Stücke rasch
hinter einander gewalzt werden.
Die vorerwähnten Arten von Walzwerken haben aber
bis in die neueste Zeit entweder gar nicht bestanden, oder
nur in einer vergleichensweise sehr geringen Zahl. Die weit*
aus grösste Zahl solcher Maschinen gehört jener Gattung
an, auf welcher Waare von massiger Länge und Gewicht
erzeugt wird, und bei diesen wäre es eine wahre Kraftver-
schwendung, wollte man auf ein Schwungrad verzichten.
Als aber die Erfahrung lehrte, dass kräfticre und rasch-
arbeitende Walzwerke auch für gewöhnliche Waare be-
trächtliche Vortheile bieten, so wurden auch die Motoren
beträchtlich stärker und als natürliche Folge ihre Schwung-
räder schwerer.
Dio Vortheile der Umkehrwalzwerke mit directe um-
zusteuernden Zwillings Dampfmaschinen, die am meisten bei
Walzwerken für sehr schwere Waare hervortreten, machen
sich aber auch aus anderen, als den früher erwähnten Grün-
den schon bei Maschinen von mittlerer Stärke geltend.
Es kommt nämlich bei Walzen sehr häufig der Fall
vor, dass das vordere Ende des Walzstückes, wie es die
— 416 —
Walzen verläast, sieb etwas krümmt, während das hintere
Ende immer gerade bleibt und regeljDässig gestaltet ist.
In diesem Falle ist das Wiedereinführen des Walz-
Stückes in die Walzen mit dem vorderen Ende immer mit
Schwierigkeiten und mit Zeitverlust verbunden ; mit dem hin-
teren geraden Ende würde jedoch das Einführen ganz leicht
geschehen.
Durch ein Umkebrwalzwerk wird dieser Uebelstand
vollständig beseitigt.
Der genannte Uebelstand kommt zum Beispiel beim
Walzen von Stahlplatten nicht selten vor.
Beim Auswalzen von nicht vorher gehämmerten Paketen
aus Puddlings-Eisenlamellen kommt es femer häufig vor,
dass das vordere Ende, wie es die Walzen verlässt, sich
etwas spaltet, wodurch das Wiedereinführen dieses Endes
in die Walzen erschwert wird. — Auch diesem Uebelstande
hilft ein Umkehrwalzwerk vollständig ab.
In diesen Fällen ist es daher bei eiuer neuen Anlage
unbedingt anzurathen, ein Umkelirwalzwerkzu wählen,
und es dreht sich hiebei die Frage nicht um die Entbehr-
Hchmachung des Schwungrades, sondern um wichtigere
Zwecke, um die Erleichterung und Beschleunigung der Ar-
beit ; und wo es die Verhältnisse nicht gestatten, Maschinen
ohne Schwungrad anzuwenden, so kann irgend eine Kehf^
Vorrichtung mit Räderwerk an deren Stelle treten, worunter
das Sjstem von Marell eines der besten ist, welches in der
Pariser Ausstellung bei dem Modelle eines Uoiversalwerkes
zu sehen war, und welches in den Mittheilungen des Herrn
Ministerialrathes v. Rittinger über die Pariser Ausstellung
1867 im Principe dargestellt ist.
Aus dem Betriebsberichte der Prager Eisen-
IndoBtrie-OesellBchaft für das Geschäftsjahr
1866—1867.
Ein gedruckter Bericht der Prager Eisenindustrie-Ge-
sellschaft aber ihre am 23. Nov. 1867 abgehaltene Gene-
ral-Versammlung bietet gar viele werthvolle Daten über
den Besitz und die Betriebsfdhrung dieses grossen Montan-
Unternehmens, dass wir nicht umhin können. Einiges davon
hier mitzutheilen. Das Betriebsjahr, über dessen Resultate
in jener General-Versammlung berichtet wurde, umfasst den
Zeitraum vom 1. Juli 1866 bis 30. Juni 1867, somit zwei
Semester von fast ganz entgegengesetztem Charakter. Der
Eine gibt ein Bild eines Unternehmens in Zeiten kriegerischer
Drangsal und aussergewöhiilicher Stockung des Verkehres,
der Andere participirt schon mächtig von dem gewaltigen
Aufschwünge der Eisenindustrie, welcher das Jahr 1867 zu
einem in vieler Hinsicht denkwürdigen für uns machen wird.
Zwei solche Extreme in ein Geschäftsjahr zusammenfallend
könnten fast als die Elemente eines massgebenden Durch-
schnittes angesehen werden ; jedenfalls ist es ein höchst merk-
würdiger Zeitabschnitt, den wir als Grundlage dieser Dar-
stellung wählen und den wir als Vergleichsbasis für spätere
Urtheile Über den Stand des Unternehmens nicht ganz un-
passend finden.
Der gesummte Besitzstand der Prager Eisenindustrie-
Gesellschaft umfasste mit Schiuss des Monates Juni 1867 :
An Grundbesitz: Kohlendepotplätze und Grund-
stücke bei den Steinkohlen-Bergbauen zu Kladno, Rappitz und
Wilkischen im Ausmasse von mehr als 65 Joch, Grundstücke
auf dem Eisenstein-Bergbau zu Nuöic, den Hohofenan-
lagen Adalberthütte und Carolinengrund und bei den Walz-
hütten Hermannhütte, Nürschan und Josephihütte im Um-
fange von mehr als 326 Joch, endlich das Gut Wilkischen
mit beinahe 715 Joch Grund und Boden. Alles zusam-
men 1107 Joch und 740D®.
Der Steinkohlenbergbau: Im RIadnoer und
Rftkonitzer' Revier 133 Grubenmassen und 1575Q^ nebst
179 Freischürfen ; in Rappitz 59 Grubonmassen und 2335Q^
und in Wilkischen 179 Grubenmasseu'Und 5509Q^ nebst
47 Freischurfen ; zusammen 351 Grubenmassen
und 9419Q® mit 226 Freischürfen.
Der Eisenstein-Bergbau umfasst im Gan-
zen 142 Grubenmassen und 6272Q^ mit 76 Frei-
schärfen, grösstentheils um Kladno herum (im Carolinen-
grund sind nur 2 Grubenmassen), audserdem noch 163072Q
Lachter Eisenbergbau in Baiern mit 3 '5 Tagewerk Grund-
besitz daselbst.
An Eisenbahnen besitzt die Gesellschaft dreierlei
Arten :
a) Loco motivbahnen in einer Länge von 23455*^7 Klftrn.
d. i. nahezu 6 Meilen.
b) Pferdebahnen in einer Länge von 3369 Curr.Klaftero
(über % Meilen).
c) Obertägige Bahnen mit Hunde-Förderung 7801 Curr.Klftr.
d) Unterirdische (Gruben-) Bahnen mit Hunde - Förderung
25008 Curr. Klafter, im Ganzen also 59633 Curr. Rlftr.
oder 14*/to österr. Meilen.
Ausserdem besitzt und betreibt die Eisenindustrie-Ge-
sellschan; 4 Kohlenmühlen, 10 Kohlenwäschen, 180 Coaks-
öfen mit 6 Coaksausstossbahnen, 10 Erzauslauge-Bassins,
15 Rostöfen, 6 Coakshohöfenund 1 Holzkohlenhohofen (dazu
noch einen in Pacht) 4 Cupol, 2 Flamm- und 2 Tiegel-Giesse-
reien; dann 3 Walzhütten mit 3 Frischfeuern, 42 Puddel-,
28 Schweiss- und U Glühöfen (einen davon für Tyres) nebst
den entsprechenden Walzenlinien, Scheren, Hämmern, und
Appretur-Maschinen, Werkstätten u. s. w.
Als Motoren wirken bei diesen Betriebswerken 77
Dampfmaschinen mit 2493 Pferdekräften und zwar beim
Kohlenbergbau 44, bei den Hohöfen 19, bei den Walzhütten
14 nebst 152 Pferdekräften in Wassermotoren bei einem
Hohofen und 1 Walzhütte; 74 Saug-, Druck- und Handpumpen
sind thätig un'i 22 Paar Werkspferde vermitteln den Verkehr.
Endlich stehen noch mehrere Kalkbrüche, Kalköfen,
Thongrubeii, und Ziegeleien in Betrieb«
Ein Personal von 52 Beamten, 5200 Arbeitern sind in
diesem grossartigen Betriebe beschäftigt; 32 Beamten-,
452 Arbeiterwohuungen, 2 Krankenhäuser, 1 Brauerei und
2 Gasthäuser sind für dieselben errichtet.
Nachstehende Tabelle gibt eine Uebersicht der Pro-
duction dieser Werk><anlageD, welche im Betriebsjahre 1866
— 67 nach der Jahres - Bilanz einen Reinertrag von
214.129 fl. 60 kr. abgeworfen haben.
417 —
Productions-Tableau
in Wiener Centnem.
Steinkohlen:
Kladno
1857/58
18561/59
t859/R0
1860/ßl
1861/62
1862/63
1863/54
1864tA56
1865/S6
1866/67
2,880.185
1,385.210
1,198.350
3,267.342
1,555.241
l,l?i3.648
2,826.786
1,014.110
1,183.886
3,045.964
2,443.275
1,465.425
3,169.766
2,345.820
2,194.175
3,035.667
2,377.052
1,875.166
3,055.366
2,070.691
1,244.852
2,968.170
2,007.132
2,159.459
7,1347761
2,743.633
1,542.678
2,104.74^
3,270.664
1,247.063
2,352.615
Bappitz
Wilkiflchen
Eisensteine:
Für die Holskohlen-Oefen .
„ „ Kladnoer • „
HoUkohlen (Kubik-FoBa) .
Coaka
5,463.745
6,006.231
6,024.782
6,954.664
7,709.761
7,287.875
6,370.^0»
6,391.059
6,870.342
277.821
386.105
663.926
317.746
608.865
326.713
650.341
182.493
1,220.787
123.867
1,148.424
191.632
1,598.407
201.645
913.342
142.969
657.130
54.630
445.917
104.496
634.948
926.611
977.054
1,403.280
1,272.291
1,790.039
1,114.987
800.099
500.547
739.444
^
..»
888.832
1,481.064
1,265.227
1,262.657
1,394.996
905.015
623.278
568.856
261.691
296.524
439.508
686.731
560.280
676.720
525.500
461.100
341.100
263.400
Roheisen:
der Holskohlen-Hohöfen . .
Gusswaaren:
ans Holzkohlen-l^en . . .
„ Coaks- n ...
Eisenbahnschienen:
Nürschan
flermannshütte
Eisenbahn-Kleinmaterial:
Hermannshütte
Achsen und Tyres:
Nürschan
Josephihütte
HermannÄUütte . . . • . '.
Commerzeisen:
Taschau
84.338
129.199
96.682
173.295
65.061
190.011
103.426
379.294
'482J2Ö
75.082
395.000
68.069
459.400
79.206
312.400
"'39lT*;Ö6
68.574
222.598
51.152
208.760
68.560
170.230
213.537
269.977
255.072
470.082
527.469
291.172
259.912
238.780
15.146
15.645
15.494
23.480
15.668
26.61 1
6.172
41.666
9.857
39.282
8.955
23.680
32.535
6.500
29.449
6.132
40.132
180
47.671
- 1.022
54.309
30.791
38.974
42.279
46.838
40.139
35.949
46.264
47.851
55.331
203.241
183.882
5.182
109.433
58.902
147.848
106.991
175.009
53.721
207.766
111.524
3:760
215.136
218.896
21.682
79.658
21.458
1 19.680
203.241
183.882
114.615
206.750
2*)2.000
261.487
111.524
101.240
141.138
—
—
14.302
3.319
17.203
1.833
5.115
—
—
521
112
377
128
162
35
712
503
638
523
627
303
672
572
—
—
633
667
747
1.141
523
627
303
9.543
5.882
6.703
7.661
32.322
5.082
360
37.842
44.18-2
348
67.876
120
62.799
32.113
44.243
537
55.935
3.545
73.948
77.493
Nürschan
Hermannshütte
Josephihütte
Schmiedestücke:
Nürschan
Kesselbleche:
Nürschan
Schwarzbleche:
Nürschan
Josephihütte
Schwarzbleche (in Kisten):
Josephihütte
Weiss- nnd Bleibleche:
Josephihütte
22.128
45.065
38.202
44.530
67.996
62.799
32.113
44.243
66.472
—
152
191
583
870
400
1.146
604
_ ,
._
5.566
10.330
11.508
7.008
5.043
7-038
7.138
9.501
7.026
12.638
6.299
1.400
2.369
7.376
914
6081
540
4.441
674
3.409
277
5.316
6.246
7.026
12,633
6.299
3.769
8.290
6.621
6.115
3.686
5.31H
6.246
—
456
1.125
694
562
Kist 742
Ct5.1.113
Kist, 376
Ctr. 602
Kist. 138
Ctr. 221
KisL 482
Ctr. 771
Kist 468
Ctr. 749
7.681
7.820
6.252
5.687
6.841
K. 6.001
Ctr. 9.002
K. 6.070
Ctr. 9.712
K. 4.101
Ctr. 6.662
K. 3.254
Ctr. 5.206
K. 4.086
Ctr. 6.537
1
— 418 —
Kleine Mittheilungen aus der Pariser Welt-
Ausstellung Yom Jahre 1867.
Von Edu&rd Windakiewiez.
8. Arbeit am Gestein.
(Scblu88 vou Nr. 50 dieser Zeitschrift)
An einem über 4 Fnss grossen starken eisernen boh-
len Cjlinder von ca. 4-.-5' Durchmesser waren 54 Meis-
selbobrer mit ihren Kanten in der Radiusrichtung an der
äusseren Mantelfläche angeschraubt und inwendig in der
Mitte war zwischen den Armen ein Kreuzbobrer befestigt.
Sie bohrte nur Ringe aus,' die innere zurückbleibende
und vom Kreuzbohrer durchbohrte Steinsäule musete
noch gesprengt werden, sonst war die Einrichtung stossend
und drehend und mit comp. Luft als Betriebskraft. Da der
Arbeitscylinder mit den Bohrern doch etwas höher über der
Sohle liegen musste, so konnte das Gerüst der Maschine
nicht in das ausgebohrte Loch nachkommen und deshalb
die Sohle nachgesprengt werden musste, was sehr oft einen
längeren Stillstand der Maschine verursachte, daher mir
auch die ganze Einrichtung, am wenigsten für krjstalliniscbe
Gesteine praktisch schien.
Eine zweite ähnliche nur zum Menschenbetrieb einge-
richtete Maschine war anonym ausgestellt. Statt der Meis-
selbohrer waren an dem starken eisernen Blechcylinder von
4' D, 8 Garnituren Meisseleisen befestigt, jede solche Gar-
nitur bestand aus vier Stück Meissein, die zickzackartig mit
ihren Schneiden zusammengestellt waren.
Zum Ausbohren von Schächten waren nach dem System
Kind und Chaudron zwei Bohrer mit 4 Meter 10 Cent, und
2 M. 40 Cent. Durchmesser ausgestellt.
Es waren das massive plattenförmige gusseiserne
Körper, die an ihren beiden Enden mehrere Stück Stahl-
meissel hintereinander angeschraubt enthielten.
Sie wirken durch Fall und Gewicht mittelst Dampf
stossend und drehend und bohren ebenfalls nur die Um-
fangsringe aus , wobei der innere Kern nachgesprengt wer-
den muss.
Schrämmaschine von Carett, Marshalt & Comp.
Die Schrämmaschinen sind berufen, besonders beim
Flötzgebirge eine wichtige Rolle zu spielen , weil sie kein
Pulver zum Sprengen des abgeschrämten Gesteiutheiles be-
nöthigen und somit die Ventilation der Gruben wesentlich
fördern.
Die Bohrmaschinen mit drückend-drehender Bewe-
gung, die bloss Umfangsringe ausbohren , bilden einen
Uebergang zu Schrämmaschinen.
Bei der Weltausstellung 1867 in Paris waren zwei
Schrämmaschinen in der englischen Abtheilung ausgestellt.
Ich .will hier bloss von jener Erwähnung machen, die
bereits seit zwei Jahren in den Kohlengruben bei Kippax
unweit Leed in England in Arbeit ist und sehr gute Dienste
leistet.
Gegenwärtig wird sie auch bei Eisensteingruben in dem
Districte von Cleveland (Middleborough) dann bei den
Kupfergruben zu Brunswick und Anthracitgruben in den
Vereinigten Staaten von Nordamerica eingeführt.
Die Einrichtung ist dabei im Wesentlichen folgende:
Zwei Paare Eisenbahnräder werden durch die an ihren
Achsen befindlichen Vertical aufs ätze, in welchen Schrauben
ohne Ende gehen, mittels eines Längenbalkens vonWinkel-
eisan , der sich hinauf und herab in einer gewissen Grenze
bewegen lässt, verbunden und bilden ein Gerüste.-
Auf dem Längenbalken ist die eigentliche Arbeits-
maschine der Art angebracht, dass sie sich in der horizon-
talen Ebene drehen , heben und senken dann auch etwas
neigen lässt.
Sie besteht aus einem gusseisernen Cylinder, in wel-
chem der Kolben mittelst hydraulischen Druckes auf die
Art wie bei einer hydraulischen Presse durch das nämliche
Wasser mit Hilfe der Steuerung hin und her bewegt wird.
Auf dem einen Ende der Kolbenstange befindet sich
das eigentliche Schräm werk zeug, bestehend ans einem klei-
nen eisernen Balken, in dem drei schaufei artige Scfaneideisen
nach einander in der Längenrichtung eingesetzt sind. Die
Arbeit geschieht immer quer zur Längenrichtung des Eisen-
bahngeleises, damit die Maschine Widerstand auf den Schie-
nen findet, ausserdem wird um eine am Arbeitscylinder
befestigte und horizontal drehbare Rolle eine Uhrkette um-
gelegt und an beiden Enden in der Vorrückungsrichtung
der Arbeit an der Sohle und an einer der Ulmen befestigt.
Bei jedem Rückgange stosst die Kolbenstange auf ein
Hebelsende, das mit einem Sperrhaken in Verbindung steht
und in eine gezahnte auf der Rolle angebrachte Scheibe
eingreift und jedesmal einen Theil der Scheibe und somit
der Rolle umdreht, wodurch die selbständige Vorwärtsbe-
wegung der Maschine bei der Arbeit vermittelt wird.
Diese Maschine erfordert drei Pferdekräfte an Kraft
und macht 15 Schläge in der Minute, was einem Durch-
gänge von 135 Liter Wasser unter einer Pressung von ca.
20 Atmosphären entspricht. Sie wiegt sammt Gerüst 20
Zollcentner.
Sie schrämt pr. Stunde 13*5 Meter in der Länge bei
einer Tiefe von 1*20 Meter und einer Höhe von 0*07 Meter.
Die Vorrückung der Schrämmesser auf einmal beträgt
V2 Centimeter.
Die Schrämmesser sind von Stahl, leicht in den Füh-
rungsbalken einsetzbar und werden gewöhnlich au einem
Schleifstein geschärft.
Die Maschine arbeitet ohne den geringsten Stoss und
braucht zur Bedienung einen Mann und einen Knaben.
9. Grubenausbau.
Von der Friedrich Wilhelm-Grube bei GrÜnberg war
eine eiserne Cuvellirung der Stollen ausgestellt.
Zuerst werden in den zur Cuvellirung bestimmten
Strecken , die ein sehr druckhaftes meist aufgelöstes Ge-
birg haben, von 3 zu 3 Fuss annähernd Polsterhölzer und
darauf längst den Ulmen zu beiden Seiten Längenhölzer
(Gruudsohlen) mit Einschnitten für die Polsterhölzer gelegt.
In den Punkten, wo die zwei Hölzer immer zusammen-
kommen, werden zu beiden Seiten gusseiserne zur Aufnahme
der Stollenschienen, wozu alte Eisenbahnschienen verwendet
werden, mit einer Vertiefung versehene Platten (Schuhe)
an den vier Enden angenagelt und in die Löcher die nach
dem halben Stollenparameter gekrümmten Schienen einge-
steckt und oben an der First durch ein kurzes flaches Mit-
telstück verschraubt.
Hinter die Schienen kommt dann die Verladung, ge-
wöhnlich von Eichenbrettern fest eingekeilt.
Von einem k. k. Geniehauptmann war unter den Dra-
scheschen Terracottafabrikaton in dem Hügel ein Stollen
mit einer eisernen Cuvellirung angebracht, welche als
Sprengminengalerie dienen soll.
— 419 —
Der Querschnitt war eine uraprünglich vollkommene,
aber durch das nach dem Ausbau gelegte Tretwerk an der
Sohle abgestutzte Ellipse. Die nach diesem Querschnitt ge-
bogenen Schienen (Winkeleisen) waren oben und höchstwahr-
scheinlich auch unten ebenso durch ein herzförmiges guss-
eieemea Mittelstück , in dem sie verschraubt waren , ver-
bunden.
10. Wasserhaltung.
Eine wichtige Rolle bei der Wasserhaltung, nämlich
als Vermittler der Wasserführung, besonders in corrosiven
Gruben wässern, dürften bald die Asphaltröhren spielen, da-
her ich sie hier etwas näher besprechen will.
Drei Fabriken waren es, die iusbesondere die Auf-
merksamkeit des Besuchers auf diese Artikel zu lenken ge-
wusst haben.
1. Asphalt-Röhren- und Dachpappen-Fabrik in
Hamburg.
2. Asphalt-Röhren-Fabrik zu Bochum in West-
phalen von J. Chr. Leye.
3. Soci^t6 Chamecoy & Compagnie, Paris 162
Rue du Faubourg St. Martin.
Die Fabrikation der Röhren geschieht mit mehr oder
weniger Modification im Allgemeinen in der Art, dass ein
endloses aus Hanf präparirtes Papier von einer Breite, die der
Länge der Röhre gleichkommt, durch geschmolzenen Asphalt
hindurchgezogen und auf einen Cylinder, dessen Umfang
dem Durchmesser des herzustellenden Rohres entspricht, so
lange aufgerollt wird , bis die erforderliche Wandstärke er-
reicht wird.
Während des Aufrollens wird von einem zweiten, stets
gleichen Druck ausübenden Cylinder, das auf dem ersten
Cylinder aufgerollte mit Asphalt imprägnirte Papier einer
starken Pressung ausgesetzt, wodurch auch eine gleichmäs-
sige Vertheilung des Asphalts bewirkt wird.
Nachdem das Rohr vom Kern heruntergezogen ist,
wird es inwendig mit einem feinen, unauflöslichen, wasser-
dichten Firniss, auswendig mit einem mit Kies vermischten
Asphaltlack überzogen.
Die Dicke des Papieres beträgt ohne Tränkung mit
Asphalt Yi der ganzen Röhrenstärke.
In der Art der Form, Länge, Zusammenfügung und
insbesondere in der Widerstandsfähigkeit unterscheiden sich
die deutschen Fabrikate von den französischen vortheil-
haft aus.
Die Form der französischen Röhren ist mehr konisch
so, dass das dÜnnere'Ende, nachdem es äusserlich abgeputzt
und mit einem Einschlag von in einer Mischung von Wachs
und Unschlitt getränkten Fäden umgewunden worden ist, in
das weitere Ende eines zweitenRohres fest eingeschlagen wird.
Die deutschen Fabrikate sind von gleichem Durch-
messer und über die zwei zusammengestossenen Stücke
kommt entweder ein etwas weiterer Muff von dem näm-
lichen Stoff, der verkittet wird, oder ein gusseiserner Muff,
an dessen Enden konischeDichtungs-Gummiringe und darüber
wieder Scheiben von vier Flanschen eingeschoben werden,
welche letztere mittelst Schraubenbolzen und Muttern die
ganze Verbindung fest lieder n und zusammenhalten.
Die Krümmlinge und die 7^ Röhren sind ebenfalls von
Gusseisen. Die Länge der französischen Röhrenstücke be-
trägt 4 Meter, der deutschen 2'135Meter = 7 Fuss englisch.
Die französischen werden für Wasserrohren bis auf
einen Druck von 15 Ath., bei Gasröhren auf 8 Ath. probirt,
während die deutschen Fabrikate bei geringerer Wandstärke
bis 60 Atbmosphären Druck aushalten ohne zu serspringen.
In Bochum in der Ley^schen Fabrik wurden am 12.
März 1.867 in Gegenwart einer Commission verschiedene
Versuche über die Widerstandsfähigkeit dieser Röhren ab-
geführt, wovon ich eines erwähnen will.
Eine Röhre von 7 Fuss englisch = 2*135 Meter
Länge, 4" engl. = O'IOO Meter Durchmesser in der Lichte
und %" engl. == 0*009 Meter Wandstärke widerstand bei
diesen Versuchen, wobei man mittelst einer Druckpumpe
eine innere Pressung hervorzubringen suchte einem Drucke
von 60 Athm. oder 840 Zollpfund = 420 Kilogramm oder
= circa 1680 Fuss Wassersäule ohne zu zerbersten. Da
man mehr für die Druckpumpe fürchtete, so war die Pres-
sung nicht weiter gesteigert.
Bei diesen Versuchen und auch jenen in Hannover
mit zusammengesetzten Asphaltröhren von Hamburg konnte
der innere Druck über 24 Athm. = circa 800 Fuss Wasser-
säulen gesteigert werden, ohne dass eine Röhre oder ihre
Verbindung irgend etwas gelitten hätten.
Die Widerstandsfähigkeit kann durch dickere Wan-
dungen nach Belieben noch vergrössert werden.
Die Dauer dieser Röhren ist auch fast unbegrenzt, sie
leiden nicht durch Erschütterung, Oxydation und Tempera-
tursunterschiede, daher sie sich besonders für Gruben-
zwecke eignen.
Nicht unwichtig dürfte es sein, die Preise, Schwere
und Widerstandsfähigkeit bei gleicher 'Länge und innerem
Durchmesser näher zu vergleichen.
^ Die Hamburger Asphaltröhren von 1 Meter
Länge und 0*152 Meter =6" englisch im inneren Durch-
messer kosten loco Fabriksort:
ohne Verbindungsmuffe 5 Fr. 1 1 Cts.
mit guBseisernen Verbindungsmuffen 7 n 60 n
und sind im ersten Fall schwer 20 Vj Zoll i/,
im zweiten Fall schwer 23 V2 » ^*
Die Bochumer Asphaltröhren kosten bei gleicher
Länge etc. ohne Verbindungsmuffe 5 Fr. 36 Cts.
mit gusseisernen detto 6 « 35 »
und sind im zweiten Fall schwer 23 V2 Zoll it
Die Pariser Asphaltröhren kosten sammt dem
Verbiudungsmaterial bei gleicher Länge 7 Fr. 36 Cts. und
sind circa 30 it. schwer. —
Die zwei ersten Sorten sind für 25 Atmosphären inne-
ren Druck, auch in zusammetigesetzten Stücken, die letztere
Sorfe für 15 Atmosphären garantirt. —
Wasserhebung.
Die vorzüglichsten für die Wasserhebung bestimmten
und für den Bergmann verwendbaren Maschinen sind in den
von Rittinger'schen Mittheilungen enthalten, daher ich die-
selben übergehe zumal sie 7)hne Zeichnung weniger ver-
ständlich sind und ich solche in diesem Aufsatze möglichst
vermeiden will, aber zweier auch für bergmännische Zwecke
verwendbaren Pumpen will ich hier doch Erwähnung thun
und zwar:
Der Heb-Pumpe von W. et B. Douglas in Middletown
im Staate Conecticat der Vereinigten Staaten von Nord-
Amerika, und der Kettenpumpe von Ch. Guilleuz zu Sergr^
(Main et Loire.)
420 —
Bei der ersteren iBt an einer gusseisernen Platte oder
AD einem Stück von eichenen Pfosten an dem einen Ende
eine eiserne Achse mit zwei zur Aufnahme von Kolben-
stangen bestimmten unter 180 Graden augebrachten Ein-
biegungen^ mitteist zwei Kurbeln und eines Schwungrades
auf einer Seite, drehbar.
Die Kolbenstangen mit ihren Kolben reichen in zwei
am unteren Ende angeschraubte gusseiserne Pumpen-C^lin-
der (Zwillinge).
Die oberen Theile dieser Cylinder sind mit dem aus
ihrer Mitte sich erhebenden Steigrohr und die unteren eben-
falls mit dem ebenso nach unten gebenden Saugrohr ver-
bunden.
Die Ventileinrichtung ist wie gewShulich.
Das Oanze war sehr compendiös und eignet sich be-
sonders zum Entwässern beim Abteufen von kleineren nicht
tiefen Schächten, da die Platte leicht zu befestigen und im
Verhältnisse des Niedergehens mit dem Abteufen auch ge-
senkt werden kann, während neue Steigrohren oben ange-
acfiraubt werden können ; ebenso zum Entwässern von er-
tränkten Schächten bei geringem Wasserzufluss würde sie
sich eignen.
Ais Betriebskraft wirken Menschen.
Die Kettenpumpe von Guilleuz besteht aus einem
gttsseisernen Rohr, das mit dem einen Ende in das 2u he-
bende Wasser reicht und an dem anderen den Ausguss hat.
Ober diesem oberen Ende ist auf einer mittelst einer
Kurbel mit Schwungrade beweglichen Achse eine Bolle be-
festigt, über welcher tangential eine Kette ohne Ende mit
in bestimmten Entfernungen angebrachten das Rohr aus-
füllenden plattgedrückten Kugeln durch das Rohr geht, und
die zu hebende Flüssigkeit mitnimmt.
Notizen.
j^
Bergmftimisohe Versammlung. Am 5. imd6. Jänner 1868
•oll eine Versammlung von bergmännischen Fachgen eisen , zn-
nächst der Bergreviere in Krain und der angrenzenden Länder
stattfinden. Nach längerer Pause im Vereinsleben unseres Faches —
woran im vorigen Jahre der Krieg und in diesem Jahre die
Attraction der Pariser Ausstellung die Schuld tragen, ist diese Ver-
sammlung ein Kennzeichen wieder erwachender Geselligkeit, wel-
ches wir freundlich begrüssen, weil wir es auch mit als Folge d^r
günstigen Conjunctur des Faches betrachten. Reviers- und Di-
strictsversammlungen, abwechselnd mit allgemeinen Zusammen-
künften, würden, so fem sie ohne Herbeiziehung von Subven-
tionen aus eigener Kraft sich bei uns wiederholen, gewiss
sehr nützlich wirken können und zwar am nützlichsten durch
die Theilnahrae der Gewerken und Bergwerksbesitzer selbst, die das
nächste Interesse hätten, ihre Angelegenheiten zu besprechen,
zu Fortschritten den Anlass zu geben und den gegebenen fortzu-
pflanzen. O. Hs.
A-dministrati ves
Montan-Verwaltung. Reorganisirnng des Staats-
Berg- und Hüttenwesens. Zahl 6091— F. M, Seine k. k. Apo-
stolische Majestät haben mit Allerhöchster Entschliessung vom
10. December lfe67 die Auflösung der in den nicht ungarischen
Königreichen und Ländern bestehenden BergoberSmter und Borg-
directionen und des montanistischen Fachdepartements der Salz-
burger Finanzdirection zu genehmigen, die unmittelbare Unter-
Stellung der zn reorganisirenden I^cal- Verwaltungen der ärari-
sch^n Berg-, Hütten- und Salinenwerke unter das diesseitige
Landes-Fiuanzministerium zu gestatten geruht und den Finanz-
minister beauftragt, über die entsprechende Umgestaltung der
vorläufig noch im gegenwärtigen Stande belassenen Directionen
zn Gmunden und Eisenerz, sowie über die definitive Organisa-
tion der unter der Finanz-Landesdirection zu Lemberg unter-
stellten galizischen Salinenämter, sowie über die Regelung des
zur Kenntniss genommenen provisorischen Personal- nnd Besol-
dungsstatus der nen organisirten Montanämter seinerzeit die ent-
sprechenden Anträge zu stellen.
Unter Einem haben Seine k. k. Apostolisohe Majestät die
Errichtung der Stelle eines General-Inspectors für das Beif^-,
Hütten- und Salinenwesen der nicht ungarischen Länder mit dem
Titel, Range und Charakter eines Ministerialrathes und der un-
mittelbaren Unterordnung unter den Finanzminister zu genehmi-
gen gemht.
Wien, den 19. December 1867.
Emennuiig.
Das Ministerium für Handel und Volkswirthsjchaft hat die
Bergcommissäre Theodor Borufka und Alois Bouthillierzu
Oberbergcommissären , und zwar Ersteren bei der Berghanpt-
mannschaft in Pilsen und Letzteren bei der Berghauptmannschaft
in Klagenfurt ernannt, den in Teplitz ezponirten Bergcommissär
der Komotauer Berghauptmannsdiaft Theodor Tobias Edlen
von Hohendorf, in gleicher Dienstes-Eigenschaft zur Berg-
hauptmannschaft in Kuttenberg überstellt, dann die Berggeschwor-
nen Franz Winhofer und Alois W asm er zu Bergconunissären,
und zwar Ersteren unter Belassung in Teplitz und Letzteren mit
der Zuweisung zur Klagenfurter Berghauptmannsohaft befördert.
Wien, am 19. December 1867. .
ANKÜNDIGUNGEN.
(t 16-1 16) Mehrere Cyiindergebläse
mr beiläufig 5500, 3000, 2000 Knbikfuss Windliefemng, mit Ba-
lancier oder Schubstangenbewegung, vollständig gut erhalten;
ein OHcillirendes Cylindergeblfise für beiläufig 1500 K.' Windlie-
ferung, völlig nen; ferner ein completes Feineisenwalzwerk geben
wir zu äusserst billigen Preisen, fast zu Rohmaterialpreisen, ab.
Fürstlich Fürstenberg'sche Hüttenverwaltung
Douaueschingen.
Die Seiler-Waaren-Fabrik
des Carl IHandl in Pest
erzeugt alle für den Bergbau nöthigen Seiler-Arbeiten von
vorzüglicher Qualität zn den billigsten Preisen.
Fabrik: Pest, Stadtwäldchen, Arenaweg Nr. 120, 121.
Niederlage: Pest, JosefsplatE, Badgasse Nr. 8. (61—68)
Berichtig^iing.
Unser geehrter Mitarbeiter Herr E. Windakiewicz er-
sucht uns um nachstehende Berichtigung: „In meinen kleinen
Mittheilungen Über die Weltausstellung soll bei der Mühlstein-
fabrikation in beiden Fällen, wo das Wort Trachyt vorkommt,
Rhyolith (Mühlsteinporphyr) heissen."
Mit dieser Nummer werden Titel und Inhaltsverzeichnis s ausgegeben.
;)iese Zeit8chrift er.vcieint wöchentlich einen Bogen stark mit den nftth'pen artistischen Beigaben. Der Pränumerattonsprei
ist jähilich loco Wien 8 fl. ö. W. oder 5 Thlr. 10 Ngr. Mit franco Postversendung 8 fl. 80 kr. «. W. Die Jahresabonnentcn
erbnlten einen officiellen Bericht über die Erfahrungen im barg- nnd hfittenmännischtn Maschinen-, Ban- and Aun)ereitttngtwesen
fammt Atlas al« Gratisbeilage. Inserate finden gepen 8 fcr. ö. W. oder 1 Vj Nprr. die pespaltene Nonpareillezeile Aufnahme.
Zuschriften jeder Art können nnr franco Hntrt-nommen werden. ^
Dmek von Oarl Fromme in Wien.
Für den Verlag verantwortlich: Carl Reger.
^