Skip to main content

Full text of "Oesterreichische Zeitschrift für Berg- und Hüttenwesen"

See other formats


This is a digital copy of a book that was preserved for generations on library shelves before it was carefully scanned by Google as part of a project 
to make the world's books discoverable online. 

It has survived long enough for the Copyright to expire and the book to enter the public domain. A public domain book is one that was never subject 
to Copyright or whose legal Copyright term has expired. Whether a book is in the public domain may vary country to country. Public domain books 
are our gateways to the past, representing a wealth of history, culture and knowledge that 's often difficult to discover. 

Marks, notations and other marginalia present in the original volume will appear in this file - a reminder of this book's long journey from the 
publisher to a library and finally to you. 

Usage guidelines 

Google is proud to partner with libraries to digitize public domain materials and make them widely accessible. Public domain books belong to the 
public and we are merely their custodians. Nevertheless, this work is expensive, so in order to keep providing this resource, we have taken Steps to 
prevent abuse by commercial parties, including placing technical restrictions on automated querying. 

We also ask that you: 

+ Make non-commercial use of the file s We designed Google Book Search for use by individuals, and we request that you use these files for 
personal, non-commercial purposes. 

+ Refrain from automated querying Do not send automated queries of any sort to Google's System: If you are conducting research on machine 
translation, optical character recognition or other areas where access to a large amount of text is helpful, please contact us. We encourage the 
use of public domain materials for these purposes and may be able to help. 

+ Maintain attribution The Google "watermark" you see on each file is essential for informing people about this project and helping them find 
additional materials through Google Book Search. Please do not remove it. 

+ Keep it legal Whatever your use, remember that you are responsible for ensuring that what you are doing is legal. Do not assume that just 
because we believe a book is in the public domain for users in the United States, that the work is also in the public domain for users in other 
countries. Whether a book is still in Copyright varies from country to country, and we can't off er guidance on whether any specific use of 
any specific book is allowed. Please do not assume that a book's appearance in Google Book Search means it can be used in any manner 
any where in the world. Copyright infringement liability can be quite severe. 

About Google Book Search 

Google's mission is to organize the world's Information and to make it universally accessible and useful. Google Book Search helps readers 
discover the world's books while helping authors and publishers reach new audiences. You can search through the füll text of this book on the web 



at |http : //books . google . com/ 




über dieses Buch 

Dies ist ein digitales Exemplar eines Buches, das seit Generationen in den Regalen der Bibliotheken aufbewahrt wurde, bevor es von Google im 
Rahmen eines Projekts, mit dem die Bücher dieser Welt online verfügbar gemacht werden sollen, sorgfältig gescannt wurde. 

Das Buch hat das Urheberrecht überdauert und kann nun öffentlich zugänglich gemacht werden. Ein öffentlich zugängliches Buch ist ein Buch, 
das niemals Urheberrechten unterlag oder bei dem die Schutzfrist des Urheberrechts abgelaufen ist. Ob ein Buch öffentlich zugänglich ist, kann 
von Land zu Land unterschiedlich sein. Öffentlich zugängliche Bücher sind unser Tor zur Vergangenheit und stellen ein geschichtliches, kulturelles 
und wissenschaftliches Vermögen dar, das häufig nur schwierig zu entdecken ist. 

Gebrauchsspuren, Anmerkungen und andere Randbemerkungen, die im Originalband enthalten sind, finden sich auch in dieser Datei - eine Erin- 
nerung an die lange Reise, die das Buch vom Verleger zu einer Bibliothek und weiter zu Ihnen hinter sich gebracht hat. 

Nutzungsrichtlinien 

Google ist stolz, mit Bibliotheken in partnerschaftlicher Zusammenarbeit öffentlich zugängliches Material zu digitalisieren und einer breiten Masse 
zugänglich zu machen. Öffentlich zugängliche Bücher gehören der Öffentlichkeit, und wir sind nur ihre Hüter. Nichtsdestotrotz ist diese 
Arbeit kostspielig. Um diese Ressource weiterhin zur Verfügung stellen zu können, haben wir Schritte unternommen, um den Missbrauch durch 
kommerzielle Parteien zu verhindern. Dazu gehören technische Einschränkungen für automatisierte Abfragen. 

Wir bitten Sie um Einhaltung folgender Richtlinien: 

+ Nutzung der Dateien zu nichtkommerziellen Zwecken Wir haben Google Buchsuche für Endanwender konzipiert und möchten, dass Sie diese 
Dateien nur für persönliche, nichtkommerzielle Zwecke verwenden. 

+ Keine automatisierten Abfragen Senden Sie keine automatisierten Abfragen irgendwelcher Art an das Google-System. Wenn Sie Recherchen 
über maschinelle Übersetzung, optische Zeichenerkennung oder andere Bereiche durchführen, in denen der Zugang zu Text in großen Mengen 
nützlich ist, wenden Sie sich bitte an uns. Wir fördern die Nutzung des öffentlich zugänglichen Materials für diese Zwecke und können Ihnen 
unter Umständen helfen. 

+ Beibehaltung von Google -Markenelementen Das "Wasserzeichen" von Google, das Sie in jeder Datei finden, ist wichtig zur Information über 
dieses Projekt und hilft den Anwendern weiteres Material über Google Buchsuche zu finden. Bitte entfernen Sie das Wasserzeichen nicht. 

+ Bewegen Sie sich innerhalb der Legalität Unabhängig von Ihrem Verwendungszweck müssen Sie sich Ihrer Verantwortung bewusst sein, 
sicherzustellen, dass Ihre Nutzung legal ist. Gehen Sie nicht davon aus, dass ein Buch, das nach unserem Dafürhalten für Nutzer in den USA 
öffentlich zugänglich ist, auch für Nutzer in anderen Ländern öffentlich zugänglich ist. Ob ein Buch noch dem Urheberrecht unterliegt, ist 
von Land zu Land verschieden. Wir können keine Beratung leisten, ob eine bestimmte Nutzung eines bestimmten Buches gesetzlich zulässig 
ist. Gehen Sie nicht davon aus, dass das Erscheinen eines Buchs in Google Buchsuche bedeutet, dass es in jeder Form und überall auf der 
Welt verwendet werden kann. Eine Urheberrechtsverletzung kann schwerwiegende Folgen haben. 

Über Google Buchsuche 

Das Ziel von Google besteht darin, die weltweiten Informationen zu organisieren und allgemein nutzbar und zugänglich zu machen. Google 
Buchsuche hilft Lesern dabei, die Bücher dieser Welt zu entdecken, und unterstützt Autoren und Verleger dabei, neue Zielgruppen zu erreichen. 



Den gesamten Buchtext können Sie im Internet unter http : //books . google . com durchsuchen. 



ä^ 



) 




i 



^ 



• f* 






ir'"' 



3 - ■• ■ 



Oesterreichische Zeitschrift 



für - 



Berg- und Hüttenwesen. 



Redigirt 



vpn 



Dr. Otto Freiberrn Ton Eingenaii. 



Fünfzehnter Jahrgang. 



1867. 



WIEN. 

Verlarg der Gr. J. Manz'sohen. Buchliandlrmg. 






/ 



pui • - '■•■'VI 

' ASTOPt. : ^ ' •'•' .'^D 



kl 



Sach-Register. 



i 



Assoolatlonswesezi. 

Ausslflluiig, Pariser, für 1867, IV, 26, 32. 

Blelberger Union, XLVm, 387; XLIX, 396. 

Ingenlfur-Tfrelo, Österreich., Pränumerationseinladung, XLVII, 378. 

— — deutscher, XIX, 151. 
Kroiijirini Rudoirs-Hfitle in ZwischenbrUcken, XXV, 199. 
Leoben, Bergakademische Mesprechungsabende, V, 37; VII, 54; 

VIU, Ö7; XII, 91; XV, 118; XXU, 179; XÄV, 193. 
Lalbacb, Bergmännische Versammlung, LII, 420. 
PHbram, Bergakademische Üesprechungsabende, XII, 89; XVI, 

123; XXI, 164; XXIV, 189. 
Prager Eisenindustrie-Gesellschaft, LII, 416. 
IToirsegg-Traunthaler Gesellschatt, XXm^ 182. 
Tersicberungs- Verein für Montanwerke, VIU, 61; XXI, 168; XXVII, 

216; XXXVI, 291; XLII, 839. 

Bergrecht, Bergrwirthsoliaft und Verwaltung. 

(Einschliesslich Statistik und Verordnungen). 

BerggeseUgebung. Abrudb^nya*er Bergstatut XI, 83; Preussens 
XLU, 339. 

Bergwirtbschaft aod Transport. Erträgnisse des .Staatsbergbaues 
L, 397; Wissenschaftlicher Fortschritt seit 100 Jahren XV, 
118 und 120; Geschichte des Berg- und Hütteuwesens XXII, 
175; gemeinsame Angelegenheiten XI, 81: Verkauf von 
Staatswerken XLIII, 341 ; Ertrag der Bergwerks- Antheile VI, 
41 ; Allgemeine» über Aufbereitung XXXVIII, 301 ; Werth der 
EdelmetaUe XVI, 121; XVH, 129; XVUI, 140; XIX, 145; 

XX, 156; Grossindustrie Westphalens V, 39; VIII, 62; Eisen- 
industrie Obersieiermarks XX\^ 194; ätabeisenpreiscourant 
XXIX, 233; XXX, 237; Englischer Kupfermarkt X, 73; ausser- 
europäischer Metailberghau XXIII, 177; Decimalwage XXXIII, 
268; Kohlenexport Böhmens XVIII, 143; Englands Mineral- 
reichthum XIU, 103; Englands Eisenexport L, 404; Erträg- 
nisse des Staatsbergbaues Li, 397. 

SlaU&tik. Kohleuproductiou Frankreichs XL VII , 380 ; von 
Zwickau-Chemnitz XL VII, 379; Kohlen verbrauch der Bahnen 
Xin, 103; Kohlenbergleute in England XII|, 103; fiieierseu- 
guug Raibls XXII, 176; Quecksilberproduction L, 403. 

Verordoungeii. Domänen- Pfandbriefe als Caution XII, 96; Termin 
fUr Cassa-Journale XII, 96; Anrechenbiirkeit der Feldzuga- 
jahre XLVII, 380; Ruhestandsversetzung vod Angestellten 
XXIX, 236; Quittungschreiben durch Diener is^ verboten 
XXU, 176; Auflassung von FUchau XLVUI, 387; von TrifaU 
XLV, 363; Montanistisches Rechnungswesen LI, 412; Reor- 
ganisation des Staatsbergbaues LII, 420. 

Bergbau. 

(Mit Ausschluss des Kohlenbergbaues und der Salinen.) 
Enlagerstätteo and ffltneralTtrLoiuioeil. Petkoit XVI, 127; Eisen- 
steinvorkommen am Sausalgebirge XXV, 199; Ervanbruch in 
Pfibram XXIV, 191; Bleibergbau Serbiens X,79; Kupferbergbau 
in Chili X, 79; in Californien X, 79; in Portugal IX, 72; GQlji 
in der Tiefe XU, 169; XXXIX, 312 ; Gold- und Silbervorkom- 
men in Centralamerika XLU, 340; Goldbergbau Australiens 
XXXV, 283; Schwefelvorkommen in Siebenbürgen XVU, 1.^4; 

XXI, 167; Schwefelkiesvorkommen in Galizien XVI, 127; 
Kupfererze der argentinischen Republik X, 79. 

Gevlnnungsarbeitea. Sprengpulver XXIV% 191 ; Haloxylin XIV, 106 ; 
Sprengöl XVI, 126; XIU, 103, XXXIX, 314; XL, 321; XLI, 
326; XLU, 338; Electrische Zündung VUI, 60; Hänerleistun- 
gen VI, 61.1 



Bescbrelbung ganser Bergbau- Districte. Idria XLIV, 360; XLV, 360; 
XLVi, 366; XLVU, 376; XL VIU, 384; XLIX; 392 L, 399; 
Mies XXXIV, 272; XXXV, 277; ÄXXVU, 295; Manz'sche 
Werke in der Bukowina XIX, 146; XX, 156; Neu-Almaden 
XXrX, 230; XXX, 240; XXXI, 246. 

Markscbeidek Hilde. Grubencompass mit drehbarem Stimdenringo 
XVII, 132; XXXU, 258; XXXIU, 266; Bestimmung der Mit- 
tagslinie XL, 318; Durchschlag zu Dürenberg LI, 408. 

Kohlenbergbau. 

(Einsohliesslich der weiteren Verwendung und dos Torfes). 
Kohlenvorkemiuen. Entstehung der Steinkohlen XXXVI, 287; 

XXX VU, 296; XXX\^II, 302; Kohlenvorkommen im westl. 

Böhmen XLU, 334; Fund in Ostindien Xh\n, 379. 
Betrieb utiil Verwaltung. Schlagende Wetter durch ElectricitÜt ver- 

hütet XIV, 109; Instruction für Sicherheitslampen XXXVI, 

285; Explosion XLVUI, 386; Verwittern der Kohle XXXIV, 
• 269; Anwendung bei Schmiedefeuer XUI, 97; XXIX, 235; 

Coaks in Meüem XXII, 173; XXUI, 178. 
Bescbrelbung ganier Bergbaue. Häring XXVI, 203; XXVU, 213; 

XXVIU, 225. 
TorfTerkoUung. lU, 21. 

Eisenllüttenwesen. 

Allgemeines und Analjfsen. Elasticität des Stahles X, 76; XI, 85; 
Festigkeitserhöhung des Gusselsens XIU, 103; Blei schwimmt 
auf Eisen XXVIU, 215; Unvollständigkeit des Schweiasens 
XXX VIU, 307; Analysen von Zbirower Erzen XXXI, 250; 
XXXU, 253; XXXIU, 263; Stickstoffgehalt des Stahles XLU, 
326; Entphosphorung des Roheisens XIV, 106; Vorzüge des 
Schmiedeeisens gegen Gusseisen XXV, 197. 

Rost- und Hoböfenbetrieb, Flamm-Röstofen in Eisenerz I, 8; U, 
11; gebrannter Kalk als Zuschlag XXI, 163; Erzmöllerung 
XXXV, 281; Hohofenverbossening XLIX, 389 u. 390; Hoh- 
ofen-Dimensionen XIV, 111; Windformen aus Schmiedeeisen 
XVII, 133; Fortschritte in der Roheisenfabrikation XXVU, 209; 
Holiofen-Ausblasen mit Kalk LI, 406. 

Giesserel. Festigkeitserhöhung des Gusseisens XUI, 103; Hart- 
gusswalzen XLVII, 379; Röbrengiesserei XIV% 111; Härtung 
gusseiserner Werkstücke XIV, 111; Modellgeschäft XXV, 199. 

Anlagen und Stand der l^lsenlndustrie. Kladno, XLIU, 344; Creuzot 
XL, 322; Eisenindustrie Siebenbürgens XU, 93; XVUI, 141; 
Englands VI, 43 ; Prager ELsenindustrie-Gesellschaft LU, 416. 

Bessemern und Verarbeitung der Produete. Anwendung des Bleies 
•und Zinkes XXIV, 192; XL Vi; 371; XLVU, 378; Spectrum 
der Bessemerflamme XU, 93; XLVUI, 381; Bessemern in 
Neuberg I, 7; in der Heft IV, 27; in Ternitz U, 15; in Eng- 
land XXIV, 191; XXXVIII, 303; Ingusse blaaenfrei XLIU, 
347; Bessemer-Tyres XXXIX, 315; -Heizröhren XLIU, 347; 
-Dampfkessel V, 38; -Schienen und Achsen IV, 27; über (Jst. 
Bessemerstahl XI, 81. 

ElseuTerfelnerung und deren Producte. Maschinenpuddeln XLU, 340 ; 
XLIV, 356; Gerbstahl XV, 114; Fortschritt der Stahlfabri- 
kation XXIV, 185; XXVIU, 218; Rails-Fabrikation XVU, 130; 
XVUI, 137; XIX, 149; XX, 163; gewalzte Feilen XXVU, 216; 
Stahlröhren kalt gezogen XIU, 103; Gussstahi-Scheibenräder 
L, 403; Umkehr walvwerke LU, 414. 

Metall-Hüttenwesen. 

Allgeniellies. Manz'sche Werke in der Bukowina XIX, 146; XX, 
166 ; Aufschwung der Metall -Industrie XXXIX, 309; XL, 318; 
XLI, 325; MeUll-Leginingen XLII, 339. 



IV 



Silber- and JKupfer-Gewinnimg aus Fahlerzen I, 2 ; II, 9 ; m, 19 ; 

rV, 28; V, 33; VI, 46; VII, 49; Cementation in SchmöUnitz 

K, 70; Knpfergewinming auf nassem Wege XIQ, 101; auf 

galvanischem Wege XTTT, 100. 
Blei. Entsilbening durch Zink II, 13 ; Schmelzversuche in PHbram 

XXXIX, 313; Bleiweissfabrikation IV, 30. 
Andere Mettlle. Nickelgewinnnng Vin, 68 ; Nickel in der PHbramer 

Bleispeise VI, 48 ; Wismutgewinnung in Joachimsthal XXXUI, 

261; Wolfram XL VI, 369; Magnesium und Natrium LI, 406; 

Quecksilberhütte, Saugapparat LI, 410. 

Salinen weaen- 

Altssr dur karpiaüdiichen SjiljntD XXIV, Uli; Steinsalzlager bei 
Bi^rliti XLVI, JlTti; Sskqiii^üe m Amerika XXIV, 192; See- 
salzrmfliii crie ti X V II 1 , 14^; Neb ^^n yn*ilucta und Reinigung der 
Bocile XXI, 16'2; Messtmg XLin, H42; Sakmonopol in Preossen 
ftufitehoheji XXXVI, ^m; XXX Vli, 29!*; ünterwässenmg in 
liicli] LI, 4UT. 

MasctLinenweaeiL. 

(EinacMk-aalidi Anflit^niitiing" und Jiauwesen). 
OmhUHlr AUti HIoiIktr: IV, M-, XIll. lOi. 
S^kr&libr^nlttfliifrn ku vtrliiitLH XLIV, 3b^*, 
iftir«ibrt^o XI>Ln, Ml. 

llinipfdu^^rlijurn, LiLstnng doi eiigUachen, Xlllp 103. 
ÜHUiptritaHrhinrnlaMlr XI, 88. 
fl^mpluJA>rhlni'n, rotirrtiult', II» 14* 

npHiia^^i-hiiii-n it> det Gnibn J, 7; IV, Hl; V, 40; X, 80. 
FAUK^iirrielifiinje XL Vif, 379, 
Sti|||bMhfiii3.sfhlliP Uy 14; XLII, 8.i5. 
I^ttriijii'fi, t''oiii*tnjictionjsfurLHch||itt** XXV\ liKK 
WaKrtiH<-ik^li('Jrirh /.ij Hurri?njjriiD(i XLV^ tibi, 
Hirmu*tviimtk^rWmit nach >lunrlt 11» J5. 
INirti)i4')tiibiihüMtiuiTf^, A^B^lHcb iier«oJhi?u IX, liSl. 
hnblrtifMthnnmm XXXIX, .H09. 
Kiililifdräurr XI. VII, HB'K 
Waliwrrfe mit LI mdrehungi Wechsel I, 8 ; mit rückgängiger Bewe- 

^nn^ XLin, tun. 

Inlittjitiiiiifr Xn, i>;j. 

HrpU*äj^(*, (li*3 grüsafi?, XXV, 199. 

liilwfMi &n( tler Pariser AtisKtf lliniß XX XVII, 294. 

AUüMHluni iii ClieninitBS XLVD, 37;i. 

Literatur. 

Bldpkff, B«^rp- lind MütteTikiilt^ndL'r, I, 6* 
II«ri!*iLailenitfD Jftljrluith lHi\^, XXV, 198. 
C«Ua, Knrwit*kiuirfr»^esetK der Erdr, VIU, 62- 
llürrfr, Apiioriftti*en. XXVI. '201, 
F.rHfMrfp, dcÄSPii ^eofru. Korjntiiisg, XXV^I, 'ä08. 
ßilJM'liinJinu, Ai]foui?huujg^ vod L.i!nrerstKttHn, T, i>. 
«p^Iofilsfliif RHrkfiJinj.UltjJÄhrbuch, XLIV, 355. 
Hiciiti*Jm Ilütkttmjuidiineu, XLI, 329, 



Hochsletter, Novara-Reise, geol. Theil, L, 402. 

Hauer v. F., Qeologische Uebersichtskarte, XVI, 127. 

nujssen. Preussens Berggesetz, XLII, 339. 

Kraus, Montanhandbuch, XXXV, 282. 

RiUiiiger, Taschenbuch der Aufbereitung, Vm, 62. 

Rifha, Tunnelbaukunst, Vm, 62. 

Schneider, Bergrecht, XXVni, 226; XXIX, 234. 

Stühlen, Ingenieur-Kalender, I, 6. 

Stur, geol. Uebersichtskarte von Steiermark, LI, 411. 

Tanner, Walzencalibrirung, XXVI, 207. 

Zeitschrift far Berg-, Hütten- und Salinenwesen, XLI, 332. 

Personalien. 

.4ltinann, Titel Verleihung, II, 16. 

Ausselchnun|E;en betreffs der Pariser Ausstellung, XLVI^ 365. ^ 

Bfost V., Gencral-Inspector, LI, 412. 

Becke, Unterstaatssecretär, III, 24; Minister, XI, 88. 

Deluiel, Titelverieihung, VU, 66. 

Frej, Ordensverleihung, I, 8. 

(ieolo^sche Relchsanstalt, Personaländerungen, XXV, 243 ; XXX, 

200; XXXn, 260. 
Hassenbauer, Dienstjubiläum, XLI, 332. 
Hlngenau, Frh. v., Dankadresse, XXm, 184. 
Roch, Titelverleihung, XLVIII, 387. . 
fflroule, Pensionirung, XXIII, 182. 
Putier V., Ordensverleihung, I, 8. 
Reltx, Titelverleihung, IX, 72. 
Srhfllessnig, Nekrolog, III, 23. 

Schfuchenstuel, Frh. v., Ehrenbürger XXX, 243 ; Nekrolog XLIV, 253. 
Schllwa, Ordensverleihung, XIV, 112; XVm, 143. 
StöckI, Verdienstkreuz, XXVI, 208. 
WOllersdorf, Frh. v., Ordensverleihung, XVH, 136. 

Vermisolites. 

Gewichtsvermehrung durch Regen IX, 65 ; Pariser Ausstellungs- 
Bericht XLVIII, 382; XLDC, 396; Dynamit-Pulver XXXVH, 
299; Gewitter in der Grube XXXV, 282; Schutz gegen Ver- 
brennung KXV, 199; Kreisordinatenbestimmung XXVII, 214; 
Schutz der Metalloberfläche XIII, 103; Pfibramer Silberdieb- 
stahl XlX, 152; XXVI, 201; Adalberti-Schacht 400 Klft tief 

XX, 160; Dankadresse an v. Hingenau XXm, 184; Weihnachts- 
bescherung I, 1 ; Fest in Stor6 V, 40 ; zum neuen Jahr I, 1 ; 
Unglücksfalle in engl. Gruben II, 14 ; zum Jahresschluss LII, 413. 

Unterriaht. 

Leohen. Wissenschaftliche Besprechungen, V, 37; VH, 64, VEQ, 

67; XU, 91; XV, 118; XXII, 179; XXV, 193. 
Pfihrain. Programm der Bergakademie, XXTV, 275. 

— Wissenschaftliche Besprcd^hungen XII, 89; XVI, 123; 

XXI, 164 ; XXIV, 189. 
Das Mascklllenielchnen in, 17. 




Iniialts-Verzeichiiiss. 



Ab egg, Electrische Zündung 

Aggner, Meaatrog 

— Nebenproducte und Beinignng 

Soole 

Alt mann A., Titelverleihang .... 
Amerika, Gold- und SUbervorkommen 
Anbei, Gebrannter Kalk bei EiaenbohOfen 
Aufbereitung, Allgemeines über 
— der Kohlen' . . 

Ansstellung, Pariser 1867 



der 



Australiens Goldbergbau 
Auszeichnungen, Allerh.; wegen Paris 



Babanek, Häuerleistungen . . . . 
Balling, ErzmöUerungsberechnung 
— Zbirower Eisensteine . . 



Bft dek er, Berg' und Hüttenkalender . . . . 

Becke B., Minister 

— Unterstaatssecretär ....... 

Berg-Akademien, Jahrbuch 

Berggesetz, preussisches 

Berg- und Hüttenwesen, Fortschritte seit 
100 Jahren . 



Bergrecht, Lehrbuch 



Bergschule, in Wieliczka • . 

Bergstatnt, Abrudbinja 

Berg werksanth eile und deren Ertrag . . 
Bergwerks-Erträgnisse der Soolen . . 
Bergwesen, 'gemeinschaftliche Angelegen- 
heiten 

Berlin, Steinsalzlager in der Nähe .... 
Bessemern, Anwendung von Blei und Zink 



Kr. Seite 

vm. 60 

XLin. 342 

XXI. 162 

U. 15 

XLH. 340 

XXI. 136 

XUII. 301 

]^XXIX. 309 

IV. 26 

IV. 36 

XXIV. 185 

XXVIL 209 

XXVHL 218 

XXXVU. 294 

XLVI. 364 

XLVL 369 

XLVn. 379 

XLVUL 382 

XLIX. 396 

L. 401 

LH. 418 

XXXV. 283 

XLVU. 366 



VL 61 

XXXV. 281 

XXXI. 260 

XXXn. 263 

XXXm. 263 

I. 6 

XI. 88 

m. 24 

XXV. 189 

XLH. 339 

XV. 113 

XV. 120 

XXVm. 226 

XXIX. 234 

XLIL 339 

XI. 

VL 

L. 



Bessemer-Flammenspectrnm 



Bessemern in der Heft 

— — Neuberg 

— — England 



Bessemerstahl zu Heizröhren 

#— — Dampfkesseln . . . . 

— über Österreichischen , . . 

— zu Tyres 

Bessemerwerk zu Temitz 

Beust, Frh. v., wissenschaftliche Entwicklung 

des Berg- und Hüttenwesens 



83 

41 

397 



— — General-Inspector 



XI. 81 

XLVL 372 

XXIV. 192 

XLVL 371 

XLVL 378 

XIL 93 

XXVm. 381 

VI. 27 

L 7 

xxrv. 191 

XXXVm. 303 

XLHL 847 

V. 38 

XL 81 

XXXIX. 316 

H. 61 

XV. 113 

XV. 120 

LL 412 



Bleibergbau in Serbien 

Bleiberger Eevierstatuten 

Bleiberger Union 

Bleientsilberung durch Zink .... 

Bleierzeligung in Raibl 

Blei schwimmt auf Eisen 

Bleiw eis s- Fabrikation, neues Verfahren 
Blei und Zink beim Bessemern .... 



Böhmen, Kohlen des westlichen 
Bohrmaschine, Döring's . . . 
Bukowina, Manz*sche Werke . 



C. 



Californien, Kupferbergbau 

Goldbergbaue 

Cementationsprocesse in 



imöllnitz 



l^|bmöll 
ttg 1R7 



Chemnitz, Industrieausstellung 

Coignet, Neu- Almadens Quecksilbergruben 



Coaks in Meilern 



Nr. 


Seite 


X. 


79 


XLvm. 


387 


XIJX. 


396 


n. 


13 


xxn. 


176 


xxvn. 


216 


IV. 


30 


XXIV. 


192 


XLIV. 


871 


XLvn. 


378 


XLH. 


334 


u. 


14 


XIX. 


146 


XX. 


166 


X. 


79 


LL 


411 


IX. 


70 


X. 


74 


XLvn. 


373 


XXIX. 


230 


XXX. 


240 


XXXL 


246 


xxn. 


173 


xxm. 


178 


IL. 


389 


vm. 


62 


XL. 


322 



Coakshohöfen mit geschlossener Brust . 
Cotta B. V., Entwicklungsgesetz der Erde 
Creuzot, Beschreibung der Anlage von . 



Dampfmaschine in der Grube I. 7 

— — IV. 31 

— — V. 40 

— ^. — X. 80 

— Leistung der englischen . XHI. 103 

— rotirende IL 14 

Deimel, Titelverleihung VII. 66 

Dürre, Aphorismen XXVL 207 

Drahtseile aus Bleiberg IV. 31 

— — — Xm. 104 

Dräsche, bergmänn. Weihnachtsbescherung . I. 1 

Dynamitpulver XXXVH. 299 

E. 

Ecker, Nitroglycerinanwendung XLI. 326 

Edelmetalle, Werth Veränderung XVI. 121 

— — XVn. 129 

— — XVIH. 140 

— ~ XIX. 146 

. — — XX. 166 

Eisenerz, Flammröstofen I. 8 

— — IL 11 

Eisenerzmöllerung, Berechnung derselben XXXV. 281 
Eisenindustrie der Obersteiermark 1863 

bis 1866 XXV. 194 

Eisenindustrie-Gesellschaft, Prager . . . LH. 416 

Eisenindustrie Siebenbürgens XH. 93 

— — XVm. 141 

Eisen- und Stahlindustrie, auswärtige 

Stimme über VI. 43 

Eisenstein-Analysen, Zbirower .... XXXL 260 

— — .... XXXH. 263 

— — .... XXXm. 263 



VI — 



Nr. 

EiBensteiuTOrkommen im Saasalgebirge . XXV. 
Electricität zur Verhütung schlagender 

Wetter XIV. 

— zur Entzündung von Bohr- 
löchern vm. 

E o g 1 a n d B BessemerinduBtrie XXIV. 

— — xxxvm. 

— Eisenexport L. 

— Mineral reichthum XIII. 

Erzgebirge, geologische Verhältnisse . . . XXVI. 

Explosion in der Kohlengrube XLVin. 

Evrard's Kohlenaufbereitung XXXIX. 

F. 

Fallhammer von Daves XU. 

Fangvorrichtung *. . XL VII. 

Feileu, gewalzte XXVIl. 

Ferndal, Explosion in der Grube XVUI. 

Fl ach au, aufgelassenes Eisenwerk .... XLVIII. 

Frankreichs Kohlen^roduction XLVII. 

Frey, Ordcnsverleiluing I. 



Seite 
199 

109 

60 
191 
303 
404 
103 
208 
386 
309 



95 
379 
216 
386 
377 
380 
8 



G ätsch mann, Aufsuchung von Lagerstätten I. 6 

Geologische Reichsanstalt, Jahrbuch . XLIV. 356 

— — — . XXX. 200 

— — Personaländerungen XXXV. 243 

— — — XXXn. 2G0 
Geschichte des Berg- und HüttenweBeus . XXII. 175 

Gerbstahl XV.* 114 

Gt; Wichtsvermehrung durch Regen . . . IX. 65 

Gewitter in der Grube XXXV. 282 

Gicssereibetrieb, Aphorismen XXVI. 207 

Goldbergbau, Australiens XXXV. 283 

Gold in der Tiefe XXIL 169 

— — — XXXIX. 312 

Gold- und Silbervorkommen in Cent.- Amerika XLII. 340 
Gruboucompass mit drehbarem Stunden- • 

ringe XVn, 132 

— -- __ _ XXVI. 201 

— — - — XXXn. 258 

— _ _ — XXXIII. 266 
Ousß eisen, Festigkeitserhöhung XIII. 103 

— Härtung XIV. 111 

H. 

Ilaardt, über österr. Bessemerstahl .... XI. 81 

I r a 1 o X V l i n Anwendung im Bergbaue . . XIV. 105 

Hardt'A.. Kreisordinateu XXVIL 214 

Ilartj^usswalzen XLVII. 379 

Häriiig, Kohlenbergbau XXVL 203 

— — XXVn. 213 

— — XX vm. 225 

Härtung gusseisemer Walzen XIV. 111 

Ila88eubauer's Dienstjubiläum XLI. 332 

Hauch, Silbergewiunung aus Fahlerzen . . L 2 

— — — — . . U. 9 

— — — — . HL 19 

— — — — . . IV. 28 

— — — — . . V. 33 

— — — — . VI. 46 

— - — — . . ^ Vn. 49 
Hauer J. v., Hüttemnaschiuen XLI. 329 

— F. V., geolog. Uebersichtskarte * . . XVL 127 

Häuerleistungen ... VI. 51 

Heizröhren aus Bessemerstahl XLHI. 347 

Herr engrund, Waschwerksbetrieb .... XLV. 357 

Hin gen au Frh. v., Dankadresse an . . . XXIH. 184 

H ochatetter, Novara-Reise geolog. Theil . L, 402 
Hocke, GroBsindostrie Westphalens und der 

Rheinlande V. 39 

— — _ — __ vm. 62 
Höfer, Gold in der Tiefe. ...... XXXIX. 312 

Hohofon-Vcrbesaerung XLIX. 390 

Hrab&k, Dampfmaschinentabelle ..... XI. 88 

Hundfachor Stromsetzapparat ...... H. 15 



Nr. Seite 

Htittenmaschinen • • . . . XLL 329 

Huyssen, Preuasens Berggesetz XLH. 339 

I. 

Idria, k. k, Quecksilbcrbergbau XLIV. 350 

— — — XLV. 360 

— — — XLVL 366 

— — — XLVH. 375 

— — — XLVm. 384 

— — — XLIX. 392 

— — — • I^ 399 

Ingenieurverein, deutscher XIX. 151 

— österreichischer, Pränu- 
merations-Einladung XLVH. 378 

• X 

Jahr, zum li^uen '. L 1 

Jahr, zum Schlüsse . LH. 413 

Jahrbuch der Bergakademien ... . XXV. 198 
Jaritz, Industrieausstellung zu Chemnitz . XLVH. 373 
Jarolimek, Ausgleichung der Pochschuhab- 
nützung. IX. 67 

— Bestimmung der wahren Mit- 

tag.slinie XL. 318 

— Grubencompass mit beweglichem 
Stundeuringe XVIL 132 

— — — XXXH. 258 

— — — _ xxxvm. 265 
Joachimsthal, Wismutgewinnung .... XXXIU. 261 
Jurasky, Manz'sche Berg- und Hüttenwerke 

in der Bukowina •. . . XIX. 146 

— _ . _ _ — XX. 156 

Hl. 

Kalk, gebrannter als Zuschlag XXI. 163 

Kindinger, Torfverkohlung III. 21 

Kladno, Beschreibung der Anlage ..... XLIII. 344 

Koch, Titelverleihung XLVIH. 387 

Kohlenaufbereitung . . XXXIX. 309 

Kohlenbergleute in England XHI. 103 

Kohlenexport Böhmens XVIU. 143 

Kohlen des westlichen Böhmens Xt^H. 334 

Kohlenfund in Ostindien XLVH. 379 

Kohlenproduction Frankreichs XLVII. 380 

— Zwickau's XLVIL 379 

Kohlenrätter XLVH. 380 

Kohlenverbrauch der Eisenbahnen . . . XIII. 103 

Kupferbergbau in Califomien X. 79 

— — Chüi X. 79 

— — Portugal IX. 72 

— — der argent. Republik . ^ X. 79 
Kupfererz-Verwerthung auf nassemWege Xm. 101 

— — galvanischem 

Wege xm. 100 

Kupfermarkt, englischer ........ X. 73 

Kraus, Montan-Handbuch XXXV. 282 

Kreisordinatenbestimmung ..... XXVII. 214 

Kreissäge, grösste XXV. 199 

Kremnitzkj,^ Minerallagerstätten Sieben- 
bürgens XVH. 134 

Kripp, Nickelgewinnung . . . - VIU. 58 

— Seesalzraffiniren XVIU. 142 

Kronprinz-Rudolfs -Hütte in Zwischen- 
brücken XXV. 199 

Kuppelwieser P., Railsfabrikation .... XVH. 130 

— — .... XVIU. 137 

— — .... XIX. 149 

— — .... Xl. 153 



L e o b e n , bergakadem. Beaprechangaabende 



V. 


37 


vu. 


54 


vm. 


^7 


XU. 


91 



^k . 



^ 



VII — 



Leoben, bergakadem. Besprechungsabende 
Ltirmann*s, Hochofen-Verbesserung . . . . 

n. 

Magnesiamgewinnang .... 
M anzische Berg- und Hüttenwerke 
Bukowina 



Maschinenzeichnen, das . . . 

Messtrog mit Heber 

Metallbergban, ausserearopäischer 
Metallindustrie, ihr Au&chwong 



Metall-Legirnngen 

— Oberfläche, Schutz derselben 
Mieser Bergbau 



Minerallagerstätten Siebenbürgens 
Mineralkohlen, Verwitterung der 
Mittagslinie, Bestimmung der . . 
Mitterer, Kdhlenbergbau in Häring 



Modellgeschäft 

Mo'saner, Windformen 

Moser, Flammröstofen in Eisenerz 



Motoren auf der Pariser Ausstellung 
Mroule, Berghauptmann, pensionirt . 

Natriumgewinnung 

Nekrolog für Scheuchenstuel . , . . 
Neu- Almaden, Quecksilbergraben . 



der 



Mr. Seite 

XV. \l8 

XXH. 179 

XXV. 193 

IL. 390 



LI. 406 

XIX. 146 

XX. 156 

m. 17 

XLUI. 342 

XXin. 177 

XXXIX. 309 

XL. 318 

XLL 825 

XLIL 339 

XIH. 103 

XXXIV. 

XXXV. 

xxxvu. 

XVU. 134 

XXXIV. 269 

XL. 318 

XXVL 203 

XXVII. 2.3 

xxvm. 

XXV. 

XVIL 133 

L 3 

H. 11 

XXXVU. 294 

XXUI. 182 



Neuberg, Bessemern 

— — Tyres .... 
Nickelgehalt der Pfibramer Bleispeisse 
NobeTs Oynamitpulver 

— Sprengöl 

— — auf der Königshütte 



272 
277 
295 



226 

199 



LL 406 

XLIV. 353 

XXIX. 230 

SLXX. 240 

XXXI. 246 

L 7 

XXXIX. 315 

VL 48 

XXXVIL 299 

Xm. 103 

XVL 126 

XXXIX. 321 

XL. 321 

XLH. 338 



Obersteiermarks Eisenindustrie 1863—66 XXV. 199 

Ostindien, Kohlenfund XLVH. 874 

P. 

Pariser Ausstellung, Auszeichnungen . . XLVL 366 

— — Hartgusswalzen . . XLVU. 379 

— — Motoren ..... XXX VH. 294 

— — Boheisenfabrikation XXVH. 209 

— — Stahleisenfabrikation XXTV. 186 

— — — xxvm. 218 

— — Vermischte Nach- 
richten XLVHL 382 

— — — — IL. 396 

— — Wolfram . . XLVL 369 

— — - . . . . IV. 26 

— — — . . . . rv. 32 

Patera, galvanische KupferfäUung XIU. 100 

Perger, Wolfram XLVL 369 

Petkoit, neues Mineral XVI. 127 

Pachschuh-Abnützung IX. 67 

Posepny, Oold in der Tiefe XXH. 169 

— Schwefelvorkommen in Sieben- 
bürgen XXI. 167 

Preis- Courant des Stahleisens ..... XXIX. 233 

— — — XXX. 237 



Nr. Seite 

Pfibram, Adalbertischacht 4000tief . ... XX. 160 

— Bergakadem. Besprechungsabende XH. 89 

— — • — XVL 123 

— . — — XXL 164 

— — ~ XXIV. 189 

— Bergakademie, Programm .... XXTV. 276 

— Erzanbruch XXIV. 191 

— Schmelzversucbe >. . , XXXIX. 313 

— Schmiedefeuer mit Miröschauer 

Kohle xm. 97 

— — - — XXIX. 235 

— Silberdiebstahl XIX. 162 

— — XXVI. 201 

Pu ddein mit Maschinen XLH. 340 

— — — XLIV. 366 

Pumpen, Constructionsfortschritte XXV. 199 

Putzer V., Ordensverleihung ....... L 8 



Quecksilberbergbau in Idria 



Quecksilbergruben von Neu-Almaden 
Quecksilber-Ofen, Saugapparat . . . 



BaibTs Bleierzeugung 
BaiVs -Fabrikation . . 



Ramsbottom, Walzwerk . . . . 
Beitz Fr., Titelverleihung .... 
Bichter C, Versuche mit Sprengöl 



— Waschwerkbetrieb zu Herren- 
grund 

Bin man, Sticksto%ehalt des Stahles . . . 
Bittinger, Aufbereitung übersetzt 

— Taschenbuch der Aufbereitung . 
Boheisen-Entphosphor ung 

— Fabrikationsfortschritte 

Böhrengiesserei, grosse in England . . . 
Bücker, Mieser Bergbau 



B z i h a , Tunnelbaukunst . 



S. 

Salinen, karpathische, deren Alters . . . 
Salzberg-Unterwässerung in Ischl .... 
Salzmonopol- Aufhebung in Preussen 



Salzquelle in Amerika 

Sausalgebirge, Eisensteinvorkommen 
Schafhäutrs Maschinenpuddeln . .' . 



Scheliessnig J., Nekrolog 

Schember*s, Decimalwage zugelassen . 
Scheuchenstuel Frh. v., Ehrenbürger 
— Nekrolog . . 

Schlegel, Preise der Schienen und Axen 
Schliwa, Ordensverleihung .... 

Schliwa, Ordensverleihung 

Schmelzversucbe in Pfibram .... 
Schmiedeisen, Vorzüge gegen Gnsseisen 
S c h m i e d h a m m e r -Umkehrwalzwerk e 
SchmöUnitz, Cementationsprocess . 



XLIV. 


350 


XLV. 


330 


XLVL 


366 


XLVU. 


375 


XLVm. 


384 


XL.IX. 


892 


L. 


399 


XXIX. 


230 


XXX. 


240 


XXXI. 


246 


LL 


407 


xxn. 


176 


XVH. 


130 


xvnL 


187 


XIX. 


149 


XX. 


153 


L 


7 


IX. 


72 


XXXTX. 


314 


XL. 


321 


XLH. 


338 


XLV. 


357 


XLH. 


826 


xxxm. 


267 


VIIL 


62 


XIV. 


106 


XXVH. 


209 


XIV. 


111 


XXXIV. 


272 


XXXV. 


277 


XXX VH. 


275 


vm. 


62 


XXIV. 


181 


LL 


406 


XXXVL 


289 


XXXVH. 


299 


XXTV. 


192 


XXV. 


199 


XLH. 


340 


XLIV. 


866 


m. 


23 


xxxm. 


268 


XXX. 


243 


XLIV. 


263 


IV. 


27 


XIV. 


112 


XVHL 


143 


XXXIX. 


313 


XXV. 


197 


LH. 


414 


IX. 


70 


X. 


74 



— vm — 



Nr. 

Schneider's Bergrecht XXVIIL 

_ — XXIX. 

8 chrau benlockern zn verhüten XLIV. 

Schwefelvorkommen in Siebenbürgen . . XVII. 

— — — . . XXI. 

Schwefelkiesvorkommen in Galizien . . XVI. 

Schweissen, UnvoUständigkeit des ... . XXXYHL 

Seesalzraffinerie , . . , XVm. 

Sicherheitslampen, Instraction zu . . . . XXXYI. 

Siebenbürgens Eisenindustrie • Xn. 

— — xvin. 

Silberdiebstahl in PHbram XIX. 

. — — — XXVL 

Silbergewinnnng ans Fahlerzen .... L 

— — — .... m. 

— - — .... IV. 

— — — . . V. 

— — — .... VI. 

— — — .... VIL 
Silber- und Qoldvork^mmen in Amerika . XLIL 
Spectrum der Bessemerflamme XII. 

^ ^ — — XLvm. 

Sprengöl, NobeFs XHI. 

■^ o» ^y\T 

Z Z \\ '. \\ \ \ . \ \\ XL. 

— — / XLU. 

Sprengpulver XXIV. 

Staatsbergwerke, deren Verkauf .... XUIL 

deren Ertrag L. 

Stabeisen-Preiscourant XXIX. 

_ _ XXX. 

Stahl, dessen Elasticität und Dehnbarkeit. . X. 

_ ' — _ - — . . XL 

— Fabrikation, Fortschritt der . . . XXIV. 
_ — — — . . . xxvin. 

— güsse, blasenfreie • • XLUI. 

— röhren, kalt gezogen XHI. 

— Stlcksto%ehalt desselben XLII. 

Steierdorf, Instruction (Ür Sicherheitslampen XXX VL 

Steinbohrmaschinen .• XLIL 

Steinkohlen, deren Entstehung XXXVL 

_ _ _ XXXVU. 

__ — — xxxvm. 

— MirOschauer zu Schmiedfeuer XIII. 

__ — — — XXIX. 

Steinsalzlager bei Berlin XLVL 

Stickstoffgehalt des Stahles XLII. 

Stöckl, Verdienstkreuz XXVL 

Stor6, Fest • . V. 

Strippelmann, Preiscourant für Puddeleisen XXX. 

Stromsetzmaschine Hundfs IL 

Stühlen, Ingenieur-Kalender L 

Stur, geogr. Karte von Steiermark LI. 

Subic, Heizröhren XUII. 

8 n d s o o 1 6 , ihre Nebenproducte und Reinigung XXI. 

S4l8sner, Anwendung von Halozylin .... XiV. 

T. 

Torfverkohlung IH. 

Trifail aufgelassen XLV. 

Troska, Hochofen-Dimensionen XIV. 

Tschebull, Idria XLIV. 

_ XLV. 

_ _ i XLVL 

_ _ xLvn. 

_ _ XLvni. 

_ _ ' XLIX. 

_ _ L. 

Tanner v., Bessemern in der Heft .... IV. 
Coakshohöfen mit gescbloss. Brust XLIX. 

— Fortschritt in der Hoheisenfa- 



Seite 

222 

236 

353 

131 

166 

124 

305 

14^ 

287 

97 

147 

152 

201 

2 

9 

19 

28 

83 

46 

49 

340 

93 

381 

103 

126 

314 

321 

388 

191 

341 

397 

233 

287 

76 

85 

185 

218 

347 

103 

326 

286 

386 

287 

296 

302 

97 

236 

372 

326 

208 

40 

237 

411 
347 
162 
106 



21 
363 
111 
350 
360 
366 
376 
384 
392 
899 

27 
389 



brikation 



XXVn. 209 



Nr. Seit« 

Ti/nner V., Stahlfabrikation XXIV. 186 

— — XXVm. 218 

— Walzencalibrirungen XXVL 207 

U. 
Unfälle in englischen Gruben ....... IL 14 

— — — XLVm. 386 

V. 

Vallalta, Saugapparat von Quecksilberofen LL 410 

Verbrennung, Schutz dagegen XXV. 199 

Verein deutscher Ingenieure . . ' XIX. 151 

— österr. — XLVH. 878 

Verkauf von Staatsbergwerken ...... XLIU. .341 

Verordnungen: Domänenpfandbriefe als 

Caution XII. 96 

— Termin der Cassa-Joumal-Einsendung . XIL 96 

— Quittungen durch Diener XXII. 176 

— Buhestandversetzung von Angestellten . XXIX. 236 

— Feldzugsjahre angerechnet ..... XLVU. 380 

— Montanistisches Rechnungswesen . . . LI. 412 

— Reorganisation des Staatobergbaues . . LH. 420 
Versicherungsverein fttr Montanwerke . VHI. 6 

— — — . . XXI. 168 

— — — . . . XXVIl. 216 

— — — . . XXXVL 291 

— — — . . XLIL 339 
Verwittern der Mineralkohlen XXXIV. 269 

W. 

Wagner, Kupfergewinnung auf nassem Wege 

— Wismutgewinnung in Joachimsthal . 
Walzencalibrirungen von Tunner 
Walzwerk mit Umdrehungswechsel . . 

— — rückgängiger Bewegung 

— — » mit Umdrehung . . . 
Waschwerksbetrieb in Herrengnmd 
Weihnachtsbescherung, bergmännische. 
Wetter, schlagende, durch Electricität verhütet 

Wiel iczka, Bergschule 

Windakiewicz, Pariser Ausstellung . • . 



Wind formen aus Schmiedeisen . . . 
Winter, das Maschinenzeichnen . . . 
Wismutgewinnung im Joachimsthal 
Wolf G., Coaks in Meilern 



Wolfram, über 

Wolfsegg-Traunthaler- Gesellschaft, Dank- 
adresse ... 

— — ~ General- 
versammlung 

Wolfskron v., Schmöllnitzer Cementations- 
process 

WüUersdorf Prh. v., Ordensverleihung . . 



Zbirower Eisensteine 



Zeitschrift für Berg-, Hütten- und Salinen- 
wesen 

Zink zur Bleientsilberung 

— und Blei angewendet beim Bessemern 



Zipp.e, Werth der Edelmetalle 



Z w i c k a n-Chemnitzer Kohlenproduction 



Xia 101 

XXXm. 261 

XXVL 207 

L 8 

XLm. 346 

LH 414 

XLV. 367 

L 1 

XIV. 109 

XLIL 339 

XLVm. 382 

XLIX. 896 

L. 404 

LIL 418 

XVn. 133 

m. 17 

x:(xm. 261 

XXIL 173 

XXm. 178 

XLVL 369 

•XXm. 184 

XXm. 182 

IX. 70 

X. 74 

XVn. 136 



XXXL 250 

XXXn. 253 

XXXm. 263' 

XU. 332 

IL 14 

XXIV. 92 

XLVL 871 

XLVIL 378 

XVL 121 

XVn. 129 

XVra. 140 

XIX. 146 

XX. 156 

XLVn. 379 



Wien. Draek Ton Gart Fromme. 



N=I. 



Oesterreichische Zeitschrift ^^f^J;^ 



!ür 



Berg- und Hüttenwesen. 



Verantwortlicher Redacteur: Dr. Otto Freiherr von Hingenau, 



k. k. Ministerialratb im FinaBtinijiUtoriiim. 



Verlag von Priedrioh Uanz (Kohlmarkt 7) in Wien. 



lolialt: Zmn neaen Jahre. — Eine berg^Xnaische Weihnachts-Bescherang. — Erfahrungen bei der Gewinnung des 
Silbers aus Fahlem-Bohknpfer (antimonialiachen Schwarskupfer) and Fahlerz- Speise (Antimon-Speise) im oberungarischen Berg- 
districte. — Der Flammofen-Betrieb zur Vorbereitung der Kleinerze im Kaiser Frans Hohofen zu fjisenerz. — Literatur. — Notizen. 
— Administratives. — Correspondenz der Redaction. 



Zum neuen Jahre. 

Wir beginnen da» neue Jahr nicht bloss in gewohnter 
Weise mit den freundlichsten Wünschen an unsere Leser 
und für das Gedeihen und den Aufschwang unseres Berufs- 
facbes, sondern aach mit dem ernsten Vorsatze, dieses 
Blatt, welches nun schon durch den Zeitraum einer halben 
Generation als das Organ des österreichischen Berg* und 
Hüttenwesens zu wirken sich bemüht , ungeachtet der 
Schwierigkeiten, in gleicher Art wie bisher allen nützlichen 
Mittheilungen unseres Faches offen su halten und nach 
Kräften anregend und fordernd an der Entw^ckelung des- 
selben Theil zu nehmen. Dazu bedürfen wir aber der thä- 
tigsten Mitwirkung unserer Leser selbst, welche uns insbe- 
sondere durch Zusendung manigfacher auch noch so kleiner 
Notizen über ihre Erfahrungen und alle ihnen bekannt wer- 
denden Thatsachen aus dem Gebiete der Montantechnik 
auf das Wirksamste unterstützen können. Um diese Unter- 
stützung bitten wir neuerdings und erblicken eben nur in 
der umfassendsten and kräftigsten Mitwirkung unserer Be- 
rufdgenossen die Bürgschaft nützlichen Gedeihens. Wir 
fühlen lebhaft, dass ein Einzelner es nimmer vermöchte, 
ein solches Unternehmen dauerad in erspriessHcher Wirk- 
samkeit zu erhalten ; erst wenn die Leser auch selbst durch 
zahlreiche Mittheilungen sich an der geistigen Arbeit^sso- 
euren, dringt das Gebet als wirklich durch. Wir möchten 
an Rückerts schönen Spruch erinnern : 

Wenn die Rose selbst sich schmückt, 
Schmückt sie auch den Garten. 0. H. 



Eine bergmännisehe Weihnachts-Bescherung. 

Wien, 1. Jänner 1867. 
Wir haben in der letzten Nummer des abgelaufenen 
Jahres einen trüben Rückblick auf die Verhängnisse des- 
selben werfen müssen und damit den Wunsch nach einem 
glücklicheren Jahre verbunden. Noch ehe die letzte Stunde 
des Jahres 1 866 geschlagen , gelangen wir in Kenntniss 
einer Thatsache, welche, obgleich noch der Chronik des 
Jahres 1 866 angehörend, doch ihr Licht voraus in die neue 
Zeitepocbe wirft, und welche wir daher als ein gutes 
Omen für den Beginn des neuen Jahres gleich in dessen 



ersten Nur ^ern zu veröffentlichen uns beeilen. Wir wollen 
vorerst die Thatsache selbst für sich sprechen lassen. Am 
Vorabende des Weihnachtsfestes erhielten die Beamten 
des rühmlich bekannten Gewerken Heinrich Dräsche 
nachstehendes gedrucktes Circular ihres Chefs: 
An meine Herren Beamten I 
Aus Anlass der mir von Sr. k. k. Apostolischen Majestät 
gewährten Auszeichnung durch Verleihung des Ritterkreuzes des 
k. Ost. Franz-Josefs-Ordens, sind mir von meinen Beamten all- 
seitige Glückwünsche und Aeiisserungen freudiger Theilnahme 
zugekommen. 

Indem ich allen meinen Herren Beamten hicmit meinen Dank 
ausdrücke, sehe ich mich veranlasst, denselben auch in der Art 
zu bethätigen, dass ich meinen Beamten gestatte, für ihre Kinder 
um eines jener Stipendien einzuschreiten, welche ich ohne einer 
obligatorischen Verbindlichkeit für mich oder meine Erben, nach 
Massgabe der Würdigkoit der zu Stipendirenden und des Be- 
dürfnisses der Beamtenfamilien zu verleihen beabsichtige. 

Hiebei wird nach folgenden allgemeinen Normen vorge- 
gnngen werden, deren Aufhebung, Vervollständigung oder Ab- 
änderung ich mir vorbehalte, 

1. Die Zahl der jährlich gleichzeitig zu beziehenden Stipen- 
dien wird auf beiläufig zwölf festgesetzt; sie betragen nach 
Massgabe der obwaltenden Umstände bis zu zweihimdert 
Gulden »st. Währ, für jedes Studienjahr. 
2 Die Stipendien werden für jedes Studienjahr in halbjähri- 
gen Raten im Vorhinein bei der Casse, von welcher der 
Beamte seine Besoldung bezieht, ausbezahlt. 

3. Dieselben werden ertheilt für die Dauer, der Studien in 
einer Unterrealschule, einem Unter- oder Real-Gymnasium. 
Bei Verdienstlichkeit der Bewerber und bei solchen Foft- 
schritten der Schüler, die einen weiteren günstigen Stu- 
dienerfolg versprechen, kann 4er Bezug auch für die Dauer 
höherer Studien bewilliget werden. 

4. Bei Uebertritt der Kinder von den Vorbereitungsstudien 
zu irgend einem Gewerbe oder einer sonstigen practischen 
Beschäftigung, kann ebenfalls für die erstere Zeit ein Unter- 
stützungs-Beitrag innerhalb des gegenwärtig limitirten Ge- 
sammtbetrages bewilliget werden. 

5. Die Studienzeugnisse, jedes mit einem Stipendium bethei- 
ligten Schülers, sind jährlich vorzulegen und nur bei wenig- 
stens guten Fortgangs-Classen wird der Fortbezug des 
Stipendiums bewilliget. Ebenso haben jene, welche ausser- 
halb der Studien eine Unterstützung geniessen, sich fSr 
den Fortbezug derselben mit einem günstigen Zeugnisse 
ihres Lehrherm oder sonstigen Vorgesetzten auszuweisen. 

6. Ein und derselbe Beamte kann in der Regel nicht für 
mehr als für Eines seiner Kinder ein Stipendium oder 
einen Unterstützungsbeitrag beziehen. 



- 2 — 



7. Zur Erlaiipmg eines Stipendiums ist erforderlich: 

a) die Vorlage des letzten Studienzeugnisses des zu Sti- 
pondlrendcn, 

b) die Angabe des Familienstandes des sich bewerbenden 
Beamten, des Alters und Geschlechtes der Kinder und 
dos Stadiums des Unterrichtes, in welchem sich die 
Knaben befinden, 

c) endlich die Angabe der Kategorie, der Besoldung und 
Emolumente und der Dieustdauer des sich bewerbenden 
Beamten. 

8. Denjenigen meiner Beamten, welchen gegenwärtig für ihre 
bereits in den bezeichneten Studien befindlichen Kinder 
Stipendien verliehen werden, wird zugleich mit der Ver- 
leihung das halbjährige Stipendium als vom 1. October 
1866 an fällig bei der betreffenden Casse angewiesen. 
Wenn ich im Vorstehenden manchem meiner Beamten die 

Aussicht eröffne, dass ilim die Erziehung seiner Kinder erleich- 
tert werde, so füge ich den Wunsch bei, dass sie ihren Kin- 
dern vom zartesten Alter an jene Erziehung und jenen Unter- 
richt angedeihen lassen, welche sie bei Eintritt in die Studien 
zur Erwerbung von Stipendien und deren Fortgcnuss geeignet 
machen und schliesse mit einem freundlichen 

Glück auf! 
Wien, am 24. December 1806. 

Heinrioli Drasohe, 

Ge werke, Gut*- und Fabriksbesitzer. 

Mau gestatte uns einige Worte hinzuzufügen, Worte 
warmer Anerkennung für diese TtWeihuachtsbescherung*' 
eines Bergmannes und für Bergmänner und verwandte Be- 
rufsgenossen! Herr Dräsche konnte eich selbst und seine 
Beamten nicht in würdigerer Weise ehren , als durch diese 
Form, in welcher er seinen Dank für eine wohlverdiente 
Auszeichnung und für die beide Theile ehrende Theilnahme 
seiner Beamten an derselben ausgedrückt hat. Er hat, 
die Wichtigkeit der Bildung und Wissenschaft richtig er- 
kennend, seinen Beamten gerade in der geistigsten ihrer 
Sorgen und dem edelsten ihrer Bedürfnisse eine grossmüthige 
Freundeshand geboten, indem er ihnen die Heranbildung 
ihrer Kinder erleichtert und so die Summen von intellectuer 
Kraft, von welcher die Zukunft der Einzelnen und der Fort- 
schritt des Ganzen abhängt, vermehren hilft! Wir freuen 
uns, eine solche That in diese Blätter verzeicimcn zu kön- 
nen. Es gibt ein treffliches Zeugniss für den Geist, der in 
unserem Berufsstande herrscht, wenn einer der Ersten der- 
selben, der durch seine Sorge für das materielle Wohl der 
Seinen längst ehren^ll bekannt ist, nun auch in so werk- 
thätiger Weise die geistigen Interessen derselben zu 
heben sich erbietet. Es freut uns zugleich , in dieser That 
einen consequenten Akt dieses Mannes zu begrüssen, 
der schon aus Anlass der allgemeinen Berg- und Hütten-Ver- 
sammlungen durch die Ausschreibung von reichen Preisen 
seine Sorge für den geistigen Aufschwung unseres Berufszwei- 
ges gekennzeichnet hat ! — Ehre, dem Ehre gebührt. 0. H. 



Erfahrungen bei der Gewinnung des Silbers 
aus Fahlerz - Rohkupfer (antimonialischen 
Schwarzkupfer) und Fahlerz-Speise (Antimon- 
Speise) im oberungarischen Bergdistricte. 

Mitgotheilt von Anton Hauch, k. k. Hütten- Verwalter. 

Die silberh&ltigen Pahlerz-Rohkupfer und silberhalti- 
gen Fahlerz-Speisen sind Erzeugnisse des FAhlerz-Hütten- 
processes, bei welchem silberhaltige antimonialische Fabl- 
erze Terschmolzen werden. 

Die grossartigste Fahlerzhütte, in welcher der Fahlerz* 



Hüttenprocess betrieben wird, ist die oberungarische wald- 
bürgerliche Stephanshütte bei Kluknau 4V2 Stunden von 
der SchmöllnitzerAerarialhütte nordwärts entfernt; sie steht 
unter der fachmännisch ausgezeichneten, dem chemisch- 
metallurgischen Fortschritt Rechnung tragenden Oberleitung 
des oberungarisch waldb ärgerlichen Hütten- und Wald- 
wesens-Directors, Herrn Job. v. F e r j e n t s i k. 

Sie verarbeitet die gesammten silberhaltigen Fahl- 
erze des oberungarischen Bergdistrictes und erzeugt hier- 
aus jährlich durchschnittlich an 7000 Centner Kupfer und 
4000 Münz-Pfund Silber. 

Diese Fahlerze wurden früher in der nun eingegange- 
nen Altwasser-Aerarial-Fahlerzhütte bis auf silberhaltiges 
Rohkupfer verhütet, die erzeugten Rohkupfer-Mehle in der 
SchmöllnitzerAerarialhütte mittelst Amalgamation eutsilbert, 
die entsilberten Fahlrohkupfer - Rückstände auf Reduc- 
tions-Rohkupfer und diese in der nun ebenfalls aufgelasse- 
nen Maluzsinaer Aerarial Raffinirhütte auf Raffinat-Kupfer 
zweiter Sorte verarbeitet. Die Schmöllnitzer Aerarialhütte 
verschmelzte in letzterer Zeit bloss die Gefälls-Materialreste 
der Altwasserhütte nebst geringeren Mengen von Privaten 
eingelöster Fahlerze und eigener silberhaltiger Gelferze. 
Wegen geringer Erzeinlösung wurde nun der Fahlerz- 
Hüttenbetrieb auch auf der Schmöllnitzer Aerarialhütte ein- 
gestellt, so dass, wie gesagt, nun sämmtliche in Oberungarn 
erzeugten Fahlerze in der Stefanshütte zu Gute gebracht 
werden. 

Die oberungarischen silberhaltigen Fahlerze halten 
durchschnittlich im Centner 10 Pfund Kupfer, 0*05 — 007 
MPfd. Silber. Bei der Erzschmelzung erhält man silberhal- 
tige Rohleche und silberhaltige Rohspeise. Da die Rohleche 
bloss 0-087— 0105 MPfd. Silber pr. Centner enthalten, 
eine Entsilberung sowohl der Erze als auch der Rohleche 
theils kostspieliger theils mit grösseren Silber-Verlusten 
verbunden wäre, so concentrirt man den Silbergehalt, indem 
man die Rohleche garröstet und in Schachtöfen reducirend 
verschmilzt, wobei silberhältijfes Rohkupfer und silberhal- 
tige Oberleche 0105— 0140 MPfd. in Silber haltend 
resultiren, welche letztere als ebenfalls zu silberarm zurück 
auf silberhaltiges Rohkupfer verarbeitet werden. 

Es sind demnach die Producte des Fahlerzschraelzens, 
die silberhaltige Rohspeise und die silberhal- 
tigen Rohkupfer (Schwarzkup't e r), welche der Ent- 
silberung unterworfen werden, und aus welchen auch das 
Silbe^auf die wenigst kostspielige Weise und mit den ge- 
ringsten Verlusten gewonnen wird. 

Bei Gewinnung des Silbers aus antimonialischen Fahl- 
erz-Rohkupfern und Antimon-Rohspeise wird auf zweierlei 
Art und zwar auf nassem Wege ohne und mit Zuhilfe- 
nahme des Quecksilbers verfuhren. Erstere Methode 
wird vorzugsweise Extraction, letztere Amalgamation 
benannt. 

Beide Methoden sind im Chemismus identisch, nur 
kömmt bei der Amalgamation Quecksilber in's Spiel. 

Sowohl die silberhaltigen Fahlerz-Rohkupfer, als auch 
die silberhaltige Rohspeise werden zuerst zerkleinert, wenn 
nöthig, vorher einem oxydirenden, dann einem chlorirenden 
Röstproccsse unterworfen, bei letzterem Chlorsilber gebil- 
det, dieses in Kochsalzlauge gelöst, durch Kupfer das Sil- 
ber aus der Lösung herausgefällt, welches bei der Extrac- 
tion als Zementsilber anmittelbar gewonnen, bei der 



tfl. 

ffi: 

Fe. 



''^: u: Li 




1 



Fig. A 



r^ 



I 



YiW^^TTTt' 



_/ 



m 



Im SilberiJfwirmun^ axi« Falilen etc. 



l i lll lll l llllllHI IIIII II IIIIII I f ^ 




M'Wk 






^ 



y 



% 











fidJage zu ^ 1 der Ocst. Zeitschritt für Ber^-u. Hüttenwesen 1867. 




^ 




Gasflaminöfen 

Äur Vorbereitung der Kleinerze im 
Kaiser Franz Hochofen zu Eisenerz , 



J IClq/hr. 



PÜBUCLIBR^R^I 



\^-Z:'S^^^-\ 



- 3 



Amalgamation aber vom Qaecksilber aufgenommen wird 
tmd Silberamalgam bildet. 

Während man das Cementsilber der Eztraction als 
solcbes, za ßarrensilber unmittelbar verarbeitet» wird das 
Amalgam vorher gepresst, dann geglüht, das darin enthal- 
tene Quecksilber abdestillirt und gewonnen, und das rdck- 
bleibende Silber geschmolzen und in Barren gegossen. 

Die oxydirende und chlorirende Böstung geschieht bei 
beiden Methoden auf irleiche Weise, in denselben Appara- 
.ten, die Ausziehnng des Silbers bei der Extraction in 
fixen Bottichen oder Kästen, bei der Amalgamation iu 
rotirenden Fässern. 

Die Theorie der gesammten Procedur sowohl bei der 
Augu s tin*schen Silb er extraction, als auch der eur o- 
päischen Amalgamation ist so bekannt, dass von 
ihrer wissenschaftlichen Entwickelung hier füglich Umgang 
genommen werden kann und empfehlen sich zum Studium 
in dieser Richtung dieselben Werke und Zeitschriften- Auf- 
sätze, welche der Verfasser bei der Darstellung der Avan- 
zaer-Silber undKupfer-Extraction namhaft machte, nament- 
lich befassen sich speciell hiemit die Werke: die Augnstin'- 
sehe Silber- Extraction von A. Grützner und die Erz« und 
Producten- Amalgamation von C. Winkler, die Extraction 
oder die Gewinnung der Metalle auf nassem Wege nach 
ämtlichen Berichten zusammengestellt von Q. Neumann. 

Es ist die Absicht, m Folgendem, die nicht minder 
wichtigen praktischen Ergebnisse dieser Processe i n Wes en- 
heity mit Ueb«rgehung bekannter Apparate und Manipula- 
tions-Details darzustellen, wie sie eben im oberungari- 
schen Bergdistricte in neuester Zeit in Erfahrung gebracht 
wurden. 

Beschaffenheit der zu entsübernden Rohstoffe. 

Die zu entsilbernden RohstofiEe und zwar das silber- 
haltige Rohkupfer bestehen in neuester Zeit in durch- 
schnittlicher Zusammensetzung aus 83 — 857o C^'» 2 — 3®/q 
Fe., 8— 127o S^- mit etwas As., 0-25— 0*32% Ag., t'O— 
2-007o S. Die silberhaltige Rohspeise aus 24— 
28% Cu., 9—10% Fe., 0*5—1-0% Co. mitNi.,.56— 627o 
Sb. mit etwas As., 1— 25% S., 0-2— 257o ^S- (^i® 
Altwasser und Schmöllnitzer Speise war auch goldhaltig.) 

Die chemische Zusammensetzung der in Rede stehen- 
den Fahlerz-Rohkupfer sowohl, als auch der Fahlerz-Speise, 
ersieht man aus den folgenden tabellarischen Darstellungen, 
wobei bemerkt wird, dass die Altwasser-Speisen, welche 
zur Analyse und auch zur Verarbeitung gelangten, oft reine 
Coucentrations-Speisen und auch Mischungen von Roh- und 
Concentrations- auch bereits verlechter, d. h. dem Roh- 
schmelzen zugethcilter Speisen waren, während die Stefans 
Hütten-Speisen reine Rohspeisen sind. 

Der Kupfergehalt der Concentrations- (Niederschlags- 
Speise) beträgt bis zn 50 7o' 

Analysen von Schmöllnitzer (Altjvasser) und Stefans- 
Hütten'Fahlerz-Rohkupfern und Fahlerz-Speisen, 

^ Fahlerz-Rohkupfer. 

a) Von Schmöllnitz (Altwasser) analysirt von A. Löwe*), 

b) von der Stefans-Hütte analysirt von W. Mrazek **), c) d) 
von der Stefans-Hütte analysirt v. J. L. Klein s chmi dt***). 



*) Berg- und Httttenm. Jahrbuch der Berg-Academie 1 S64. 
**) Diese Zeitschrift 1855. ***) Diese Zeitschrift 1865. 





a 


b 


c. 


d 


Kupfer 


8343 


77-67 


83-10 


86.50 


Ei.sen 


5-20 


6-37 


2-80 


3-50 


Antimon 


6-25 


11-97 


1335 


8-46 


Arsen 


4-01 


— 


— 





Silber 


i)-306 


0-2292 


025 


0-25 


Gold 


0-007 


Spur 


— 





Schwefel 


0-740 


1-82 


1-05 


1 05 


Nikel u. Cobalt 


— 


0-47 


Spur 


Spur 


Silicium 

Summe 


— 


0-67 


— 


, — 


99-943 


98-9992 


100-55 


99-76 



Fahlerz-Speisen. 

a) b) c) von Altwasser, analysirt von A. Löwe , d) von 

Altwasser - Hütte , analysirt vom Verfasser , e) von der 

Stefans - Hütte , analysirt von W. Mrazek, f) von der 

Stefans-Hütte, analysirt von J. L. Klein Schmidt. 





a 


b 


c 


d 


e 


f 


Schwefel 


2-06 


0t>5 


0-69 


204 


2-95 


1*37 


Antimon 


71-90 


63 93 


4606 


60-00 


43-67 


62-41 


Arsen 


2-21 


— 





7-42 


2-69 





Kupfer 


13-59 


29-31 


26-80 


12-99 


27-32 


26-93 


Eisen 


5-18 


511 


23-30 


12-63 


19-95 


9-11 


Wismuth 


2-34 


— 


0-36 


1-26 


0-72 





Cobalt u. Nikel 


2-02 


Spur 


1.24 


1-49 


0-32 


0-70 


Silber 


0-367 


0-319 


0.2493 


0-36 


0-1718 


0-20 


Gold 


0-050 


0-00125 


0-0047 


0-056 


0-0032 





Rückstand 
Summe 


— 


— 


0-40 


- 


— 


— 


99-717 


99-3202Ö 


99-153 


98246 


97-795 


100-72 



(Fortsetzung folgt.) 



Der Flammofen-Betrieb zur Vorbereitung der 
Eleinerze im Kaiser Franz Hohofen zu Eisenerz« 

Von K. Moser, k. k. Hüttenverwalter. 

Vor dem Jahre 1859 wurden von den Hohöfen der 
k. k. Hau j^tge werkschaft die Erze (verwitterte Spfithe) roh 
verschmol en und zwar mit vergleichsweise guten Resul- 
taten, wa!^ die Gutartigkeit dieser Erze überhaupt, sowie 
der hohe Ve.^witterungsgrad derselben möglich machte. 

Allein bei dem, in der Periode 1840 bis 1860, einge 
tretenen schwunghafteren Hohofenbetrieb wurde die Be- 
schaffung gut verwitterter Erze in hinreichender Menge 
immer umständlicher und daher kostspieliger. 

Um nicht nur beir i.bbau der Erze weniger wählerisch 
sein zu können, sondern auch die unverwittrrten Späthe 
(Pflinze) zu einer vor th eilhaften Verhüttung zu bringen, damit 
ferner es möglich werde, den Abbau der Erze zu concen- 
triren; wurde vom Finanz-Ministerium die Erbauung von 
Röstöfen angeordnet, die im Jahre ^1859 dem Betriebe 
übergeben wurden. 

Diese Rostöfen sind Schachtöfen mit rechteckigem 

Querschnitte von 9' und \2' Seitenlänge und 12' Höhe 

über die obere Kante der Ziehöffnungen. Als Brennmate- 

riale dient Kohllösche, die in ß'' hohen Lagen zwischen 

I 6 — IC hohen Erzschichten eingetheilt ist. 



f 



— 4 - 



Sowie bei an dern RöBtanlagen hat man auch hier die 
Bemerkung gemacht, dass es, um eine gute Böstung zu 
erzielen, nothwendig sei, die Kleinerze, welche im Röstofen 
die Zwischenräume erfüllen und somit die Circulation der 
Gase hemmen — auszuscheiden. Dieser Umstand tritt bei 
dem Eisenerzer Betrieb besonders bemerkbar auf, weil der 
grÖBste Theil der Erze in Tagbauen gewonnen wird, wo sie 
in verschiedenen Verwitterungsgraden anstehen. Bei 
der BtaffelfÖrmigen Förderung durch Absteigen in Schäch- 
ten und Rollen muss das Zerreiben der verwitterten mürben 
Erztheile erfolgen. 

Die Menge der Kleinerze, welche durch ein Rätter von 
den zu röstenden Erzen abgCBchieden werden, beträgt mit- 
unter ein Drittel der Erzeugung und es ist begreiflich, dass 
diese Masse sowohl die G ruhen feucbtigkeit, als die in den 
Tagbauen , Schächten und Rollen zusitzenden Tagwässer 
begierig aufnimmt und festhält, so dass sie wegen den vielen 
fein zerriebenen Erzen und Schmund zu gewissen Jahres- 
zeiten und bei nasser Witterung eine brei- oder mörtelartige 
Consistenz erhält. 

Nach mehrfach vorgenommenen Abwägen einzelner 
Erzparthien im nassen und getrockneten Zustande, beträgt 
der Wasserhalt dieser Kleinerze 16 Perc, wovon 10 Perc. 
durch Trocknung (an der Luft ausgebreitet) leicht entfernt 
werdjBn ; die andern 6 Perc. erfordern eine Erwärmung. 

Erstere 10 Perc. allein berücksichtigt, sind in einer 
Betriebswoche bei einer Verschmelzung von 4000 Ctm. 
Erzen 40,000 Pfd. Wasser oder circa 700 Cubikfuss zu 
verdampfen. 

Die hiedurch gebundene, dem Ofen entzogene Wärme 
ist jedoch nicht die alleinige Ursache des hohen Kohlver- 
brauches, der sich bei Verschmelzung solcher Erze ergibt. 
Mindestens eben so nachtheilig wirkt der unregelmässige 
Gang eines solchen Hohofens , dessen häufiges und plötz- 
liches Umschlagen in Rohgaug. 

Bei der Trocknung der Erze hat man die Beobach- 
tung gemacht, dass die breiartige Masse im Zustande der 
theilweisen Trocknung conglomeratartige Klumpen 
formirt , die sich erst bei vollständiger Trocknung lösen 
und in Erzstückchen und Staub zerfallen. Dieser Umstand 
scheint insbesondere die so plötzlichen Zersetzungen zu 
veranlassen , denn das Verdampfen des Wassers als erste 
Veränderung, welche die Erzgicht im Ofen erfährt, beginnt 
erst 6V2 FwBfl unter der Gicht, wo die Erze aus dem Füll- 
cilinder treten. Im Füllcilinder ist die Trocknung kaum 
erwähnenswerth, Wie die aus dem tiefsten Punkte desselben 
zurückgenommenen Proben ergeben haben, die von ihrer 
teigartigen, batzigen Beschaffenheit nichts verloren hatten. 

Die vom Herrn Hofrath von Tunner vorgenommenen 
Bestimhiungen geben für diese Höhe bei rohen Erzra 56® C. 
an. Bei dem hohen Nässehalt der Kleinerze erreicht jedoch 
derselbe kaum 40® Cel., wie vorgenommene Messungen 
ergeben haben. Denn zwischen den rohen Erzen , wie sie 
vor Einführung der Röstung verschmolzen wurden und den 
rohen Kleinerzen , wie sie bei der Röstung ausgeschieden 
werden, ist wohl zu unterscheiden. Erstere waren ver- 
gleichsweise trocken. 

Die höhere Region der ohnedem kaum 36 hohen 
Oefen wird durch diese Wasserverdampfung sehr abgekühlt, 
so dass die aus der Erzgicht sich bildenden Klumpen eine 
so grosse Tiefe des Schachtes erreichen, sich daun au der 



Aussenseite verglasen und in diesem Zustande in*8 Gestell 
treten , oder wenn sie sich auch früher auflösen und über 
den Brennstoff vertheilen, so ist doch der Weg und die Zeit 
nicht mehr vorhanden, so dass Reduktion und Kohlung gut 
erfolgen könnte. 

Ausser dem Brennstoffverbrauche, den die Bewältigung 
einer auf solche Art entstandenen Versetzung erfordert, ist 
endlich auch derjenige noch zu berücksichtigen, der veran- 
lasst wird, durch die gegebene Möglichkeit und Wahrschein- 
lichkeit solcher Rohgänge, indem der Satzführende in seiner 
Besorgniss solcher Erscheinungen häufig den Satz niedriger 
hält, als der Ofengang zuliesae. Dieser Umstand mag auch 
die heftigen Schwankuogen im Erzsatz beim Verschmelzen 
solcher Erze einigermassen rechtfertigen, denn erfahrungs- 
gemäss hält ein guter Gang mit schweren Sätzen nie lange 
an, die Arbeit, die doch der Roheisen-Qualität wegen über- 
setzt sein soll, bricht sich, wie der Arbeiter sich ausdrückt. 
Wartet nun der Satzführende auf diese Erscheinung, so be- 
kömmt er, bei dem mit schweren Sätzen gefüllten Ofen, 
die Versetznng ganz bestimmt. Gibt er aber leichtere Sätze 
dazwischen, so bilden diese, respective die dazu gehörigen 
Kohlgichten gewissermassen die Kräftigungspunkte für die 
sinkende Temperatur. Allerdings ist dies ein Rathen und 
insoferne nicht zu rechtfertigen. Der durchschnittliche Er« 
folg muss entscheiden, ob das praktisch Möglichere oder 
theoretisch Richtigere zu wählen sei. Die Schmelzung mit 
den Rösterzen hingegen zeichnet der gleichförmige Gang 
aus, der Satz variirt daher Monate hindurch nur um 10 Pfd. 

Weiter unten werden die Resultate der verachied^nen 
Schmelzarten detaillirt werden. 

Um aber wieder auf die Kleinerze zurückzukommen, 
sei bemerkt, dass zuerst die hiesige Bergverwaltung Ver- 
suche machte, dieselben in den obenberührten Schachtöfen mit 
den Stufferzen mitzurösten. Sie wurden an den Schacht- 
wänden, in der Mitte des Schachtes und in eigenen mit 
groben Erzen wechselnden Lagern versucht, allein es stell- 
ten sich nur Nachtheile heraus , nämlidh langsames und un- 
vollständiges Rösten der kleinen Erze sowohl als der groben 
und ein grösserer Löscbverbrauch. Die Betiiebsergebnisse 
der Hohöfen gestalteten sich ungünstiger, der Anhäufung 
solcher Erze aber war nicht abgeholfen. 

Im Frühjahre 1 865 bekam nun die Hüttenverwaltung 
den Auftrag, in einem Hohofen rohe Kleinerze zu ver- 
schmelzen. 

Die Hüttenverwaltung, vorhersehend, dasa sie bezüg- 
lich des Nässehaltes besonders übel daran sein werde, weil 
ihr der tägliche frische Abfall solcher Erze unmittelbar aus 
der etwa 200 Klafter vom Hohofen entfernten nassen Grube 
zukommen werde, brachte den Kaiser Franz Hohofen zu 
dieser VerBchmelzung in Vorschlag und stellte den weiteren 
Antrag, die Erze vor der Aufgichtung einer Vorbereitung 
zu unterziehen, nämlich sie mit der Flamme der überflüssi- 
gen Gichtgase zu trocknen und in heissen Zustand zu 
setzen. Eine solche Vorbereitung musste aber ohne — oder 
doch mit sehr wenigen Kosten — geschehen, was in dem 
genannten Hohofen thunlich wurde, indem die Erzförder- 
bahn um 28'8'' höher liegt, als der Gichthorizont. Es wurde 
nämlich ein von den Gichtgasen geheizter, tonlägiger Flamm- 
ofen construirt, von einem solchen Neigungswinkel, dass 
die Erze, von der Förderbahn aus am höchsten Punkte der 
schiefen Ebene eingestürzt, in dem Masse selbst über die 
schiefe Ebene vorrücken sollten, als auf dem Gichthorizonte 



— 5 — 



trockene Erze gezogen wflrden. Kurz, die Trocknung sollte 
während der Förderung ohne Kosten geschehen. 

In der beiliegenden Zeichnung ist Fig. 1 ein vertiealer 
Durchschnitt durch die Achse des Ofens, Fig« 2 der Orundriss 
bei abgehobenem Gewölbe, Fig. 3 ein Durchschnitt nach A. B. 

In allen Figuren gleichmftssig bedeutet a die Gaslei- 
tung yon Blechy welche durch den Schuber b regulirt wird, 
c Sicherheitsventil, d Putzkrüken, deren Stangen durch 
die Thfiren € gesteckt werden, so dass das Beinigen bei 
geschlossenen Thfiren erfolgen kann, f gusseiseme Röhre 
mit 2" weitem und 2^2^ langem Schlitz, durch welchen 
die Gase in den Ofen gelangen, g Feuerung mit Best zum 
Entzünden der Gase, h Aschenfall. Die Gasflamme gelangt 
über die pultförmige Feuerbrücke i, welche sich den über 
die schiefe Ebene k herabrutschenden Erzen entgegen* 
stemmt, in den eigentlichen Flammofen und streicht über 
die Erze der schiefen Ebene entlang nach aufwärts, wäh- 
rend sie durch das GTewölbe / auf die Erze niedergedrückt 
wird. Am Ende des Gewölbes tritt die Flamme ohne weitere 
Esse in das Freie des .Gichtmantels, m Ausziehöffnung für 
die getrockneten Erze, welche mit einer beweglichen Füll- 
bank oder Schnauze yersehen ist, die wie in Fig. 1 an- 
gedeutet, nach gezogener Gicht zurückgeschlagen wird, 
damit die höher gepackte Kohlgicht vorbeipassiren kann. 
n starke Ueb erlegplatte , welche hier das Wiederlager des 
Gewölbes ersetzt , auf welchem der Ofen und das Erzge- 
wicht lastet, o Förderbahn, p Einstürzrolle aus schmied- 
eisemen Schienen, q Schuber, der die Eintragsöfinung 
schliesst und nur während dem Einstürzen mit einem 
Hebel geöffnet wird, r hängende eiserne Thür, welche. von 
den Erzen au/gedrückt wird. Dieser doppelte Verschluss 
beseitigt vollkommen alle Feuersgefahr. 

Während der Aufstellung dieses Ofens und um Über- 
haupt sichere Anhaltspunkte zurBeurtheilung der Resultate 
der einzuleitenden Trocknung zu gewinnen, wurde durch 
acht Wochen mit rohen und nassen Kleinerzen geschmol- 
zen. Ausser dem hohen Kohlenverbrauche, dem niedrigen 
Ausbringen und der kleinen Erzeugung, ergab sich hiebei 
noch ein weiterer Anstand, nämlich das Beschlagen der 
* Wasserdämpfe in der Gasleitung, welche zu dem auf der 
Hüttensohle angebrachten Lufterhitzungsapparate führt. 
Das contensirte Wasser zog sich in den Flugstaub der Lei- 
tung und bildete eine schwere , schwer entfernbare und an 
Stärke immer zunehmende Kruste. Bei den Sicherheits- 
ventilen und Gasschubem aber quoll ein von den Verbren- 
nungs-Produkten gesäuertes Wasser hervor, welches die 
baldige Zerstörung der Leitung in Aussicht stellte. 

Am 13. Jali wurde der Flammofen beendet, sofort in 
Betrieb gesetzt und es ergab sich seitdem kein wesentlicher 
Anstand hiebei. 

Der Neigungswinkel der schiefen Ebene wurde mit 
35^ gewählt, nveil dies der natürliche Böschungswinkel der 
Kleinerze ist. Allein der schon oben berührte Umstand, 
dass diese Erze im Zustande der theilweisen Trocknung 
fester zusammenkleben, als im nassen^ lässt einen steileren 
Winkel wünschenswerth erscheinen, etwa 37 — 40^ das 
heisst, wenn diess vermöge des zur Disposition stehenden 
Gefälles thunlich ist. Denn je steiler der Ofenwinkel, desto 
mehr Gefälle wird nothwendig oder desto kürzer wird der 
Ofen bei gegebenem Gefälle, desto geringer also seine Ca- 
pacität und desto kürzer die Zeit des Aufenthaltes der 
Erze im Ofen. Die Wahl dieses Winkels hängt daher ledig- 



lich von der Beschaffenheit der Erze ab. Ein allzu steiler Ofen- 
winkel würde ein Verschlagen oder Füllen bis ans Gewölbe 
möglich machen , so dass dann alle Circulationunterbrochen 
wäre, auch würde eine zu mächtige Erzschicht angelagert , 
als dass die Wärme sie wirksam durchdringen könnte. 

In der Regel rollen die Erze selbst in die Ziehöffaung^ 
und wenn sie sich auf der schiefen Ebene versetzen, so 
wird bei der Thür A nachgeholfen. 

Nach 6 — 8 gezogenen Gichten werden wieder 4*^5 
Hunde nasse Erze nachgefüllt. Unter der gezogenen Masse 
sind allerdings noch einzelne feuchte, aber nicht nasse Erz- 
stücke zu finden, insbesondere nach dem Einstürzen, im 
Allgemeinen aber sind die gezogenen Gichten gut ge- 
trocknet, zum Theil rothglühend gut geröstet, und das in 
die gezogene Erzgicht gesteckte Termometer zeigt 80 bis 
120^ C. Vor der Inbetriebsetzung des Trockenofens wurde 
in einer amtlichen Angabe die Ansicht ausgesprochen^ dass 
wenn das Trocknen gelingen sollte , das Ausbringen sich 
voraussichtlich auf 41 Perc. stellen werde, denn 100 Pfd. 
nasse Erze geben höchstens 90 Pfd. trockene, und wenn 
1 00 Pfd. nasse 37 Perc. geben, so müssen 1 00 Pfd. trockene 
41*1 Perc. geben. Da nun aber Ausbringen und Kohlen - 
verbrauch bei übrigens gleichbleibenden Umständen sich 
zu einander stets in ein gewisses Verhältniss stellen, hiesi- 
gen Erfahrungen zufolge aber dem Ausbringen von 41 Perc. 
ein Kohlenverbrauch von 1'18 Fass oder 11 '5 Cub.' ent- 
spricht, 80 ergab nachfolgende Calculation, dass im Falle 
des Gelingens die Arbeit mit den bisher so na chth eilig ver- 
hütteten Kleinerzen nahezu ebenso rentabel sein würde, 
als jene mll den Rösterzen. 

Ein Zentner Roheisen erfordert: 

aus Rösterzen erb'lasen 
Ausbringen 50*5 Perc, daher 198 Pfd. Erze 

k Ztnr. 18-3 kr — fl. 36.3 kr. 

Kohlen verbrauch sammt Einrieb 10'6 Cub.' 

i 12-4 kr 1 . 3P5 „ 

Zuschlag . . — « 00*8 1» 



l fl. 68-6 kr. 
aus rohen Kleinerzen, nass 
Ausbringen 37 '5 Perc. = 267 Pfd. Erze 

k 11-2 kr — « 29-9 « 

.Kohlenverbrauch 12-64 Cub.' k 12*4 kr. . In 56*7 « 



1 fl. 86-6 kr. 
aus rohen Kleinerzen, getrocknet, wurde wie 

oben gesagt, beantragt: 
Ausbringen 41 Perc. = 244 Pfd. Erze 

k 11-2 kr. . - — fl. 27.3 kr. 

Kohlenverbrauch 11 '48 Cub.' k 12*3 kr. . 1 i» 423 n 

i fl. 69*6 kr. 
Der Betrieb aber, wie er bereits durch Vj Jahr an- 
standslos fortdauert, ergibt als Erfolg laut Jahres-Rapport : 
Ausbringen4l-07 = 244Pfd.Erzeill-2kr. — fl. 273 kr. 
Kohlenverbrauch 10'9 Cub^ s. Einrieb 

k 12-4 kr 1 n 35-2 t» 

1 fl. 62-5 kr. 
Es ergibt sich somit bei der Verschmelzung der im 
Flammofen vorbereiteten Kleinerze, gegenüber der bishe- 
rigen Verschmelzung in rohem und nassem Zustande ein 
Gewinn von (1 fl. 86-6 kr.) — (1 fl. 62'8 kr.) = 288 kr. 
pr. Zentner und gegenüber der Verschmelzung von Rost* 



6 - 



erzen ein Gewinn von (l fl. 6S-6 kr.) — (1 fl. 62*8 kr.) = 
5'8 kr. Seit dem Betriebe des Flammofens sind erzeugt 
worden 38.500 Ztnr. Roheisen; der erzielte Vortheil be- 
läuft sich daher auf: 

38r)00 X 23-8 kr 9-163 fl. 

und gegenüber der Arbeit mit KÖet rzen auf 

3S"'00 X 5-8 kr 2 233 fl. 

Bei Vergieichung ded prälimiuirten Betriebes mit dem 
Erfolge zeigt sich, dass das beantragte Ausbringen bei- 
nahe genau erreicht worden ist, der 

Kohlverbvauch aber ist mit 109 Cub/ . 1 fl. 35*2 kr. 
gegen den beantragten 11*48 Cub.' ..In 42*3 n 

um . — fl. 71 kr. 
günstiger ausgefallen, weil sich ein Factor geltend gemacht 
hat, der beim Antrage nicht in Rechnung genommen wurde, 
nämlich die Temperatur der Gichten. (Fortsetzung folgt ) 



Literatur. 

Berg- Tmd Hütten- Kalender für das Jahr 1867. Zwölfter 
Jahrgang. — Verlag v. G. D. Baedeker. Essen ISfiT. 

Der neue Jahrgang dieses bringt eine kurze Monographie 
des Herrn Borghauptmanns Dr. Huyssen zu Hallo über dio 
Bergwerks steuern in Preussen zugleich mit dem Abdnuik 
der botreffenden Gesetze, eine Bearbeitung der beim preussischen 
Bergbau in Anwendung kommenden strafgosetzlichen Vor- 
schriften, als Supplement zu dem im vorigen Jahrgang ent- 
haltenen, in gedrängter Kürze bearbeiteten neuen preussischen 
Berggesetz (wovon auch besondere Abdrücke a 10 Sgr. zu 
haben sind), ferner die bergpolizeilichon Verordnungen 
für dio samratliclien Oberbergamts- Districtc mit Ausnahme des 
Rheinischen, welche letztere bereits im vorigen Jahrgang enthal- 
ten w^aren, das Verzeichniss der i>reusRischen Bergbeamten, 
einen Auszug aus dem Stompcltarif, neue bergstatistische 
Uebersiehtcn etc. und reiht sich dadurch nicht nur den vorigen 
JahrgUngen w ü r d i g n u , sondern übertrifft dieselben noch an 
Zweckmässigkeit und Reichhaltigkeit. Die Vormerkblätter und 
dio Ansstattung snid die bekannten gebliehen. Nur sind 1 Blatt 
Massstäbe und 8 Blätter fein quadratisch linirten Papiers als Zu- 
gabc hinzu gekommen. 

Ingenieur-Kalender für Maschinen- und Hüttenteohnikor. 
1867. Kine gedrängte Sammlung der wichtigsten Tabellen, 
Formeln und Resultate aus dem Gebiete der gesammten Tech- 
nik, nchst Noti/.buch. Unter gefjilliger Mitwirkung des West- 
fälischen Bezirksvereines deutscher Ingenieure bearbeitet von 
P. Stühlen, Ingenieur zu Essen. Zweiter Jahrgang. — 
^ Essen \SCü G.l).' Baedeker. 

Dieser allen Kunstwesens- Bau- und Ilüttenbeamten nütz- 
liche Kalender enthält: I. mathematische Formeln II. Massstab 
tabellcn, (allerdings auf Basis des preussischen Masses aber mit 
voreügljcher Berücksichtiirunj; des Mctermasses und all gemei- 
ner Rednktionstabcllen) III. Gewichstabcllen, wobei auch die 
Vergleichungen von Gewichten per Länge und Fläche vorkom- 
men nebst Tabellen für Rieche, Kuiifor, Rühren, Schrauben 
Nieten, Maschinen- Kessehi, Walz- und Bandeisen etc. IV. 
Münztabellen. V. Formeln der Mechanik. VI. des Hydraulik. VII. 
die Statik und Dynamik der Luft. VIII. der Elasticität udd Fe- 
stigkeit. IX.Einfache Massenantheilc. X. Hydraulische Motoren. XI. 
Wärme. XII. Dampfkessel. XIIL Dampfmaschinciv XIV. Dampf- 
hämmer. XV. Eisenbahnen. XVI. Pumpen. XVII. Gebläse. XVUL 
Eisenhüttenkunde. XIX. Eisengiesserei XX. Gasfabrikation. XXI. 
Kraftbedarf nnd Leistung für verschiedene Fabrikationen. XXII. 
Bauwissenschaftliches. Von allen dem sind dio nützlichsten For- 
meln und Angaben in dem sehr compendiös und handsam ge- 
haltenen Büchlein zusammengestellt und Notizblätter für jeden 
Tag des Jahres beigegeben. Das nett gebundene Büclüein ist 
bnchstäblich ein sehr brauchbares Vademecum zu nennen. 
Bergrwerks- und Hütten-Karte des Westpliällschen Ober- 
Bergamts-Bezirks. Fünfte, verbesserte und bereicherte 
Auflage. — 1S(>7. Essen G. D. Baedeker. 

Seit den veralteten Publicationen Schmidts über Böhmen 
und Altenburgers über die Bergbau- nnd Hüttenwerke in Ober- nnd 
NiederOsteireich and der noch älteren montaniatischen Karte Ton 



Steiermark ist nur in Rossivals Monographie von Steiermark bei 
uns eine ähnliche Karte eines Montandistrictes versucht wor- 
den, wio sie seit einer Reihe von Jahren Bädeker aus Essen 
stets neu ergänzt für den We8tj>häii8chen Bezirk publicirt. Diese 
enthält sämmtliche mit Ende ISGG in Betrieb befindlichen Steinkoh- 
len und Eisensteingruben, alle Eisenwerke, Eisenbahnen, Kohlen- 
Zweigbahnen, Flüsse, Chausseen, Städte, Dörfer etc. des West- 
phälischen Ober-Bergamts-Bezirks ; zugleich ist der wichtigste 
Theil des Kreises Minden und Ibbenbüren, sowie ein Spoi-ial- 
kärtchen der Umgebung Essen*s mit aufgezeichnet. — Eine ähn- 
liche Bergworks- und Ilüttenkarto des Rheinischen Ober-Berg- 
amts Bezirkes: Inde- und Worm-, Saarhrücker, Nassauer, sowie 
Siegcner Gebiets — in übersichtlicher Zusammenstellung wird 
ebenfalls erscheinen. Wir wünschten dass, sich auch in Oestcrreich 
ein fiBädekertf fände, welcher eine derlei Karte unserer Berg- 
reviere in einfacher aber vollständiger Ausfiilirunp: unternähme, 
welche eine sehr nützliche F>gänzung unseres beliebten Mon- 
tanhandbuches wäre und für Besitzer, Beamte und LTnternohmer 
von Bergwerken, für Statistiker und Vcrwaltungsheamtc etc. sehr 
brauchbar sohl würde. Dio hier angezeigte Bädcker'sche Karte 
köimtc als eine Art Vorbihl genommen worden Sie hat ganz 
richtig nur die Lage der Et.ablissements und ihre Benennung 
angegeben nnd eben dadurch, dass sie nicht zugleich auch an- 
dere Daten, als die ganz richtig dazu gehörenden Balmlinien 
mit aufnahm — es möglich gemacht, ohne ITcberladung vollstän- 
dig zu sein. 

Die Aufsuchung und Untersuchung von Lagerstätten 
nutzbarer Mineralien. Von Moritz Ferd. G ä t z s c h m a n n, Prof. 
der Bergbaukunst an der K. S. Bergacademie, Bergrath und 
Bergamtsassessor in Freiberg. Zweite vollständig durchgese- 
hene und verl)esserte Auflage. Mit 140 in den Text einge- 
di'uckten Holzschnitten. Ijcipzig, Verhig von Arthur Felix, 
ISÖ6 (auch unter dem Titel: Vollständipfo Anleitung zur Berg- 
baukunst, von Moritz Ferd. Gätzschmanu. I. Tlieil, die Auf- 
und Untersuchung von Lagerstätten). 

Wir begrüsseu diese neue Auflage des schon seit seinem 
ersten Erscheinen vortheilhatJt bekannten Werkes mit aufricli- 
tiger Freude, weil sie eine wesentlich vcri)esserto ist und ins- 
besondere an Reichhaltigkeit von Machweisuuiron einzelner Tliat- 
sachen und umfassendste Benützung der Literatur in dieser 
Beziehung bedeutend vervollständigt worden ist. 

Das Werk zerfällt in nachstehendo Hauptparthien : 
Einleitung, worin die ersten Begrifte vom Bergbau und 
Hüttenwesen, die Vor- und Xachtheilo desselben, das Studium 
der Bergbaukunst und die Nothwendigkrit praktischer Be- 
handlung derselben erörtert werden. Mit letzterer Erörterung 
können wir uns nur ganz vollständig einverstanden erklären, 
da der Verfasser unter praktischer Behandlung keineswegs 
den Gegensatz der wisse nschaftlicluMi versteht und sich 
höchlich dagegen verwahrt, Praxis und Empirie zu verwechseln. 
Was er darüber sagt, werden wir in einem besonderen Aiiikel 
besprechen, weil uns in diej*er literarisclu^n Anzeige der Uaum 
dazu fehlt und der Gegenstand eine ausl'ührlichert^ Behancliung 
verdient. — Die in die Einleitung verflochtene Erklärung einiger 
Benennungen (>}. 10) — eine Art Idiotikon der Hergui.ams- 
sprache — würden wir eben nicht für nöthig gehalten haben; 
doch geht auch aus anderen Parthicn des Buches hervor, dass 
der Verfasser auch Laien des Faches als Leser voraussetzt, und 
auf solche scheint dieser etwa 14 Seiten fassende §. 10 jje- 
münzt zu sein. Wir wolhni d.irühcr nicht richten ; allein das 
Buch ist doch zu 8]>eciti8ch fachmännisch, imi zugleich auch 
für Laien (d. h. vollkommene Laien) zu sein und für tech- 
nologisch vorgebildete Nichtbergmänner ist wohl im Ganzen das 
Meiste auch ohne jenes nLexiconu verständlich gehalten. Der 
Hauptinhalt zei-fällt ferner in drei Theile und einen Anhang: 

I. Untersuchung eines noch nnverritzton Gebirges. 

II. Untersuchung eines Gebirges mit altem auflässi- 
gem Bergbauo, und III. Beurthcilung des untersuch- 
ten Gebirges. Der Anhang behandelt die nGrundzügo für 
Entwerfung des Planes zu einem bergmännischen 
Unternehmen«*, was mit vollem Rechte in das Bereich dieses 
Werkes gezogen worden ist. Im I. Abschnitte wird — ausfuhr- 
licher als der Titel es vermuthen lässt — dio ganze Lagerstätten- 
lehre mit abgehandelt und durch zahlreiche Beispiele erläutert, 
welche , wie bereits erwähnt , die umfassendste Literatur- 
kenntniss zeigen. Nur würden wir dabei eine Ausgleichung der 
ans dem verschiedenen Alter der Idteraturquellen erklärlichen 



- 7 — 



fiAnachroniamen der BenennuDg^ an einigen Stellen gewünscht 
haben. So a B. iit die Angabe (S. 62) nQrünsteinporphjr bildet 
die HauptgebirgsmaBaen, in denen die Lagerstätten von Sehern« 
nits, Kremnitz etc. vorkommen, ein ähnlicher Anachronismus, weil 
das, was unsere Empiriker, die sich auch gerne Praktiker nennen, 
so bezeichneten, nun als . trachy^ches Gestein wissenschaftlich 
dargeithan ist, während der fiGrünsteinporphyr auf dioritische 
oder Trappgesteine hindeuten würde, wenn man es so ohne 
Comrocntar hinnähme. Der kleinen Elgenthümlichkeiten in der 
Schreibweise, als nTurfir für das üblichere Torf, ngrose, Zu- 
buse<« u. dgl. für das heute noch gewöhnlichere grosse, Zubusse 
u. s. w. wollen wir nur nebenher gedenken; auch hätten wir 
gewünscht, daas bei den zahlreichen Citationen, mit denen der 
Verfasser diese unsere Oesterreichische Zeitschrift f. B. n. H. 
beehrt, der Name derselben nicht in den nicht existirenden jiBerg- 
werks-Z«iitung<* umgeändert worden wäre; doch das sind Klei- 
nigkeiten, welche wir nicht erwähnen, um zu tadeln, sondern 
mehr, um zu bemerken, dass wir sie in einem so gründlichen 
Werke lieber vermtsst hätten! Dagegen müssen wir hervorheben, 
dass in den Beispielen zur Lagerstättenlehre eine Fülle des 
lehrreichsten Materials und fruchtbarer Hinweisung liegt, fOr 
welche jeder Leser — Fachmann oder Laie — dankbar sein muss, 
dass die Abhandlung von der Wünschelruthe (S. 326—343) eine 
recht anziehende culturhistorische Episode des Werkes bildet, 
dass die praktischen Anhaltspunkte zur Beurtheilung des Gebir- 
ges ungemein reichhaltig zusammengestellt sind und dass der 
gleiche Geist auch den IL Abschnitt charakterisirt Theilen wir 
auch nicht des Verfassers etwas abschätzige Bemerkungen über 
den Werth von Leitfossilien für den Bergbau, wozu er sich ein 
wenig von des verewigten Mobs bekannter Idiosynkrasie gegen 
die Paläontologie verleiten lässt (S. 274, 275), so verschweigt 
er doch nicht (S. 277) den Werth der Ammonitenschiefer für 
Scharfzwecke im Bleierz führenden Kalke Kämthens, so wie über- 
haupt der nGangbergmann« beim Verfasser entschieden vor- 
wiegt und diese Vorliebe vielleicht selbst wider den Willen des- 
selben an vielen Stellen durchleuchtet Aber auch das neuere che- 
misch geologische Studium der sogenannten eruptiven Gesteine, von 
welchen der in diesen Blättern jüngst erst publicirte Artikel über 
die Erzlagerstätten der Matra von Freiherm v. Andrian (nebenbei 
gesagt, einem einstigen Schüler Gätzschmann's) bewiesen, dass 
es für die Aufsuchung und Beurtheilung von Erzlagerstätten 
wichtig sein kann, findet in dem so reichhaltigen und umfang- 
reichen I. Abschnitte unserer Ansicht nach etwas zu geringe 
Berücksichtigung. Das Werk reicht mit seinen aus der Literatur 
gezogenen Thatsachen-Beispielen (un milUon des falls! könnte 
man sagen) fast bis auf den heutigen Tag, aber es scheinen 
die Sympathien des Verfassers mehr der Tijüngstvergangenenü 
als der d gegen wartigeni* Zeit zugewendet zusein, obwohl er bestrebt 
ist, gerecht gegen die letztere zu sein. — Viel Gutes enthält, was er 
von den Quellen sagt, sowohl dort, wo er bis zum Quellen- 
sudien der neuesten Zeit gelangt und den Abb6 Paramelle er- 
wähnt, als auch wo er (S. 3 1 5) von den durch Quellen gegebe- 
nen Erkennungszeichen von Lagerstätten spricht. So nahe in 
beiden Fällen ein weiterer Excursus auf den modernen Hydro- 
Plutonismus lag, oder selbst nur auf die vonFreih. v. Beust in 
Freiberg angeregten Studien der Mineralquellen vom bergmän- 
nischen Standpunkte — wird dieses Gebiet nicht uninteressanter 
Fragen und Erörterungen unserer Ansicht nach etwas zu stiefväter- 
lich behandelt Und doch werden unsere n Gangbergmänner' sich in 
die Länge nicht neutral zu diesen neuesten Arbeiten verhal- 
ten können; darum wäre im Streben und Streiten der Jüngeren 
gewiss auch ein eingehendes Wort des erfahrenen Lehrers von 
Interesse gewesen« — S. 363 empfiehlt der Verfasser «Schurf- 
Commissionen«« durch Anstellung wissenschaftlich hiezu vorbe- 
reiteter Männer, »wie dergleichen z. B. in den österr. Staaten 
bestehen«. Zur Vermeidung eines Irrtfaumes müssen wir diess 
dahin bezichtigen, dass wohl staatliche Schürf- Commissionen 
zunächst auf Steinkohle vor 20 Jahren ins Leben gerufen wur- 
den (Ref. fungirte selbst kurze Zeit als nSchürfungs-Commissär«) 
— aber gegenwärtigbestehen keine derlei Con\missionen, und 
die bestandenen haben nicht allen gerechten Erwartungen ent- 
sprochen; allerdings aus Gründen, welche weniger in der Idee 
als in der Art der Ausführung lagen. — Wir verzichten ungern 
darauf den III. Theil: Beurthei/ung des untersuchten 
Gebirges eingehend zu besprechen — allein der Raum nöthlgt 
uns darüber mit der Bemerkung zu begnügen, dass er des Treffli- 
chen Vieles enthält und sich auf die Höhe volkswirthschaftlicher Er- 
wartungen erhebt Dasselbe gilt von dem n Anhange«, Grundzüge zur 



Entwerfung eines Planes, und ea wäre uns sehr lieb, später 
auf diese Materie ausführlicher zurückkommen zu können. — 
Was wir aber, ehe wir schliessen, nicht unerwähnt lassen kön- 
nen, sind die zweckmässigen und instmctiven Holzschnitte und 
die seltene Correctheit des Textes und des Druckes, welche bei 
der grossei) Zahl von Localnamen in den Beispielefi besonders 
hervorgehoben werden muss. Es sind uns sehr wenige Entstel- 
lungen von Ortsnamen begegnet. — Wir glauben, ohne eben in 
Allem und Jedem in die Worte des auch von ims verehrten 
Meisters zu schwören, doch dieses Werk als eine unserem Fache 
ebenso förderliche als zugleich durch seine Reichhaltigkeit sehr 
interessante und anziehende Leetüre empfehlen zu können. Be- 
lehrung und Anregung finden sich darin in Fülle, wozu schon 
die mehrerwähnte ungemeine Anzahl aufgeführter j^Thatsachen** 
beiträgt. Man muss daher dem Verfasser so wie dem Verleger 
für diese 2. Auflage aufrichtigen Dank zollen, und die änssere 
Ausstattung derselben steht mit dem Werthe des Buches im 
Einklang. O. H. 

N* o t i z e n. 

Bessemern in Nenberg. Im Jahre 1866 wurden auf dem 
k. k. Bessemerwerke in Neuberg 113 Chargen im schwedischen 
Ofen 382 in der Retorte Nr. 1 und 112 in der Retorte Nr. 2 zu- 
sammen also 607 Chargen gemacht. Dabei ergaben sich : 

Gereinigte Gussblöcke 30.690 Ctr. 25 Pfd. 

StahlabfäUe 723 « 65 „ 

Auswurf 289 „ 30 „ 

Kamineisen n 298 „ 45 „ 

Summe . . 32.001 Ctr. 55 Pfd. 
Hiebei geben 100 Centner Roheisen im Durchschnitte des 
ganzen Jahres: 

83-36 % gereinigte Gussblöcke. 
1-96 % StahlabfaU 
0-78 % Auswurf 
0*81 % Kamineisen 
13'09 % Calo 
Vergleicht man den Betrieb des I. Semesters mit dem des 
II. Semesters so erg^ebt sich ein stetiger Fortschritt, 
da sieh die Procentergebnisse beider Semester vergliechen, also 
darstellen : 

I. Sem. II«. Sem. 

Gussblöcke 82-15 % 8*"60 % 

Stahlabfälle 2-09 % 1-83 % 

Auswurf 0-90 % 0-86 % 

Kamineisen 1*60 % 0-54 % 

Calo 13-80 % 1309 % 

Dampfmasohinen in der Grube. Wir erhielten nach- 
stehende Zuschrift: Mit Bezug auf die Notiz: ^Dampfmaschine 
in der Braunkohlengrube zu Brennberg in Ungarn" in Nr. 52, 
anno 1866, der österr. Ztg. für Berg- und Hütteiiw., worin es 
heisst, diiss „auch in Oesterreich bereits eine Dampfmaschine 
in älmlicher Weise wie zu Wiendahlsbank in der Grube arbeitet," 
erlaube ich mir hiemit zu bemerken, dass unter dem circa 90 
Klaftern tiefen Franzschachte zu Kladno in Böhmen im Jahre 
1856, also vor 10 Jahren, anstatt des daselbst bestandenen 
Pferdegöppels eine 6 pferdekräftige Dampfmaschine sammt Kessel 
eingebaut wurde, und seither die Förderung auf einer Rampe 
in dieser Grube besorgt Es ist also in Oesterreich nicht tiauchtf, 
sondern „schon** seit 10 Jahren eine Dampfmaschine in der 
Grube im Betriebe. 

28. December 1866. — -g. 

Wir müssen hinzufügen, dass gerade ähnliche Notizen, 
wie die in Nr. 52 y. J., das Gute haben, zur Bekanntmachung 
yon Einrichtungen Anlass zu geben, welche sonst unbekannt 
geblieben wären. Noch wichtiger ist es aber, dass auch die Ein- 
führung neuer Apparate durch solche Notizen veranlasst wird. 
Wie wir erfahren, hat gerade unsere Notiz über die Maschine 
von Windahlsbank in Nr. 26 v. J. den Hrn. Drasche'schen In- 
spector SzAbo angeregt, die Dampfmaschine in die Brennberger 
Grube einzubauen, und es freut uns sehr, dass solche Veröffent- 
lichungen nicht auf dem Papier bleiben, sondern durch den 
praktischen Sinn aufmerksamer Leser unserer Zeitschrift auch 
in^s Leben gerufen werden. Wir wiederholen daher unsere alte 
Bitte, uns recht viele derlei Notizen nützutheilen; dadurch allein 
kann sich die Zeitschrift aus dem bloss theoretischen Interesse 
auch zu indirecter praktischer Wirksamkeit erheben und die 
Einsender solcher Mittheilungen sind nicht bloss Mitarbeiter des 



— 8 



Blattes, sondern auch uMitArbeiter am grossen Werke des 
technischen und wirthschaftlichen Fortschrittes!» 

O. H. 
Walzwerk mit Umdrehimgsweohsel, von Ramsbottom 
in Crewe. In der letzten Versammlang der Institution of Mecha- 
nlcAl Engineers zu Manchester gab Mr. John Ramsbottom einen 
Bericht über ein yerbessertes WaUwerk mit Umdrehungswechsel, 
welches bereits seit sieben Monaten auf den Stahlwerken der 
London- und North- Western-Eisenbahn zu Creve in Betrieb ist. 
Der hauptsächlichste Punct in der Anordnung dieser Maschinerie 
liegt darin, dass die bisher stets in einer Richtung mit Hülfe 
colossaler Schwungräder umgetriebenen Walzen nach Belieben 
auch in die umgekehrte Umdrehungsrichtung gebracht werden 
können, und dass das Schwungrad ganz yermieden ist. Die Ma- 
schine und die Walzen werden umgesteuert, sobald eine Platte 
oder eine Stange hindurchgegangen ist, so dass das Aufgeben 
wiederum sogleich von der vorher abgebenden Seite erfolgen 
kann. Die Idee der Umsteuerung des Walzentrains nach jeder 
Passage des Metalls hatte zuerst Mr. Nasmyth gehabt, jedoch 
dieselbe, soviel der Berichterstatter weiss, nie zur Ausführung 
gebracht Die benutzten Maschinen sind direct wirkende, liegende 
Hochdrucker, mit rechtwinkelig verkuppelten Kurbeln. Sie wer- 
den durch einen hydraulischen Apparat umgesteuert, ohne dass 
der Dampf abgesperrt wird. Die Umsteuerungs welle ist durch 
Kurbeln mit einem Kolben verbunden, der in einem kleinen 
Oy linder wirkt und der Wassereintritt in diesen Cylinder wird 
durch einen Schieber regulirt, der durch einen Hebel mit der 
Hand gesteuert wird und so angeordnet ist, dass der Ma- 
schinenwärter den Moment der Umsteuerung genau erkennen 
kann. Bei dieser neueu Construction vertritt der Dampfkessel 
die Stelle des Schwungrades, indem er der wirkliche Kraft- 
sammler ist. Hierdurch ist ein grosser Vortheil erreicht, denn 
während das Schwungrad allein einen begrenzten Vorrath von 
lebendiger Kraft enthält, der sich bei der Benutzung fortwährend 
vermindert, ist der Kraftvorrath des Kessels inneihalb in practi- 
scher Beziehung unbegrenzt, so dass das Walzwerk fortwährend 
mit gleicher Kraft arbeitet. Ein Walzwerk nach diesem System, 
das ohne irgend welche Schwierigkeit 73 Mal in der Minute 
umgesteuert werden kann, gewährt eine grosse Ersparniss an 
Arbeit und Zeit. Wenn eine Platte eingeftthrt und ein Mal dur^h 
die Walzen hindurchgegangen ist, so wird die Maschine .ilmge- 
steuert und die Walzen werden gleichzeitig mittels einer hydrau- 
lischen Maschine enger gestellt, worauf die Platte sogleich wie- 
der aufgegeben wird, ohne dass ein Ueberheben derselben über 
die Walzen nöthig wäre. Ist so die Platte nach mehrfiichen 
Durchgängen zur genügenden Dünnheit ausgewalzt, so wird das 
Wasser aus der ihre Stellung bewirkenden hydraulischen Ma- 
schine abgelassen, und die Stallschrauben werden von selbst 
mit Hilfe eines Qegengewichtshebels so weit aufgedreht, dass 
die Walzen wieder den anfänglichen Zwischenraum erhalten, 
worauf eine frische Platte aufgegeben wird. Um das Aufgeben 
' ^' ju inlichst zu erleichtem, ist ein System 

lebei^an einer Welle angebracht, welche am Boden 
Tu der Länge des Walzeulrains hinläuft. Mittels eines Hand- 
hebels werden die gebogenen Hebel anter die Platte gebracht 
und diese mit denselben bis zur erforderlichen Höhe gehoben, 
um zwischen die Walzen zu treten. Diese verbesserten Walzen 
sind ferner nur so lange in Bewegung, als wirklich gewalzt wird, und 
dcsshalb ist es auch nicht nöthig, die Lager in dergewöhnlichen 
Weise mittelst eines Wasserstromes abzukühlen, sondern dieZapfen, 
die gut eingepasst sind, werden mit Oeloder Talg geschmiert. 



A d m i n i ?5 t r a t i \'^ e b. 

Auiieichnongea. 
So. k. k. Apostolische Majestät haben in Anerkennung der 
Verdienste um die vaterländische Industrie und der stes bethä- 
tigtcn loyalen Haltung dem Gründer der Panzerplatten-Fabrik 



zu Stor^, Johann Putzer Edlen v. Reibegg, den Orden der 
eisernen Krone III. Classe taxfrei und dem Werksdirector and 
Leiter der Gewerkschaft Storä, Karl August Frey das Ritter- 
kreuz des Franz Josef-Ordens allergnädigst zu verleihen geruht. 
Erledigungen. 
Die Werks wundarztstelle bei der hanptgewerkachaftlichen 
Waldbereitung Wildalpen mit dem Bezüge jährl. 262 fl. 50 kr., 
freier Wohnung, einem Grundstück zur leichteren Unterhaltung 
einer Kuh, 16 Wiener Klaftern weichen Brennholzes zur Be- 
heizung des ftlr das Werkspersonale vorgesehenen Krankenzim- 
mers und mit der Verpflichtung zur unentgeltlichen ärztlichen 
Behandlung aller activen, jubilirten und provisionirten haupt- 
gewerkschaftlichen Arbeiter und deren Familien in Wildalpen 
und Weichselboden, zum Halten einer eigenen, mit frischen und 
guten Medicamenten versehenen Apotheke, dann der nothwendi- 
gen chirurgischen Instrumente und von zwei Dormitorien zur 
besseren anfänglichen Behandlung beschädigter Arbeiter, gegen 
Abschluss eines vierteljährig aufkündbaren Bestallnngs-Vertra- 
ges, in welchem diese Verpflichtungen näher stipnlirt werden. 
Gesuche sind, unter Nach Weisung der chirurgischen Stn- 
dien, der Gewandtheit in chirurgischen Operationen, einer rüsti- 
gen Körperbeschaffenheit und mit der Erklärung, dass sie sich den 
Bestimmungen des für diesen Platz bestehenden Bestallnngs- Vertra- 
ges in jeder Beziehung unterziehen wollen, binnenvierWochen 
bei der steir. österr. Eisenwerks-Direction in Eisenerz einzubringen. 
Nr 4321. Cononn-Eröi&iiing. 

Zu besetzen ist eine Maschinen wärters-Gehilfenstelle (Gruben - 
Steiger 11. Klasse) bei k k. Salinen-Berg-Inspection in Wieliczka 
mit dem Wochenlohne von 7 Gulden und einem freien Quartier, 
oder in Ermanglung dessen einem 10% Qnartiergelde. 

Bewerber um diese Stelle hsben ihre gehörig documentir- 
ten Gesuche unter Nachweisnng des Alters, Standes, Religions- 
bekenntnisses, des sittlichen und politischen Wohlverbal tens, der 
bisherigen Dienstleistung, der abgelegten vorgeschriebenen Prü- 
fung über die Befähigung zur selbstständigen Maschinenführung 
der Cautionsfähigkeit und unter Angabe ob und in welchem Grade 
sie mit Beamten oder Aufsehern des hiesigen Directions-Bezirkes 
verwandt oder verschwägert sind, im Wege ihrer vorgesetzten Be- 
hörden bei.dieser Direction bis 2ß. Jänner 1867 einzubringen. Auf 
gelernte Maschinenschlosser wird besondere Rücksicht genommen. 
Von der k. k. Berg- und Salinen -Direction. 

Wieliczka am 19. December 1866. 

Correspondens der Redaeilon« Den Herren 
Verfassern der uns zugekommenen Artikels : n Chemische Studien 
über die Cementation» — »»Bemerkungen über die Verkohlung 
von Torf** — „Versuche zur Gewinnung von Nikel und Kobalt 
u. s. w tf, dann: „Schmiedeiseme Windformen" unsem besten 
Dank. Wir werden dieselben in diesen Blättern bringen ; Letzterer 
erfordert Zeichnungen, die etwas aufhalten. 

Verzögerungen in dem Empfange dieser Zeitschrift wollen 
die Herren Abonnenten möglichst bald an die Expedition der 
Zeitschrift anzeigen, um gleich abhelfen zu können. Sollten sich 
bei solchen Exemplaren, welche an Werksämter gehen, Verzö- 
gerungen bemerklich machen, (und einzelne Mitglieder solcher 
Werksämter haben sich darüber beschwert,) so bitten wir derlei 
Fälle unter genauer Angabe der dabei wesentlichen Umstände 
an die Redaction anzuzeigen, welche sodann trachten wird 
auf directem Wege Einfluss zu nehmen, dass derlei Collectiv- 
Exemplare nicht von Einzelnen monopolisirt werden, son- 
dern allen Mitgliedern zugänglich gemacht werden. — Die Redaction 
und Expedition wirken nach Möglichkeit dahin, dass die Num- 
mern jeden Montag expedirt werden; was weiter damit ge- 
schieht, liegt ausser dem Bereiche der Unternehmung der Zeit- 
schrift; es kann aber, wenn man weiss wo? und durch wen? 
Verzögerungen eintreten, vielleicht dadurch geholfen werden, 
dass man sich an den Vorgesetzten des Schuldtragenden wendet 
oder die Adresse solcher CoUectiv-Exemplare ändert. O. H. 



0le«er Hfummer liej^t eine Tafel mtt geiehitungen bei. 



MT* ^^ Expedition erlaubt sieh höfliolist am geföllige Emeuening der Pränumeration zu ersuchen, deunit in der 
Zusendung mOgrliobst keine Unterbrechung eintritt 

Die Zeitsobrift kostet mit Postversendung 8 fl. 80 kr., ohne Zusendung oder durch den Buchhandel 8 fl., und 
erhalten die gans^fthrigen Pr&numeranten als werthrolle GFratls-Beüage: „Die Erfahrungen im berg- und 
hüttenmännischen Maschinen-, Bau- und Aufbereitungswesen'% zusammengestellt unter der Leitung des 
Herrn k. k. Ministerialrathes Ritter v. Rit tinger. 

Zur Bequemlichkeit der resp. H. H. Abonnenten fügten wir der Zeitschrift gedruckte Formulare zum Aus- 
füllen und mit der Adresse versehene Couvertbogen bei und bitten sich derselben get bedienen zu wollen. 

Dmek r. Karl WlaUmlia A Co. lu Wien. ^ 



N=2. 



Oesterreichische Zeitschrift 



1867. 

14. Jiner. 



mr 



Berg- und Hüttenwesen. 



Verantwortlicher Redacteur: Dr. Otto Freiherr von Hingenan, 

k. k. Minlsteriftlimtb Im Flnaxisiiiinlsterinm. 

Verlag von Friedriolx Manz (Kohlmarkt 7) in Wien. 



Inhalt : Erfahrungen bei der Gewinnung dea Silbers ans Fahlerz-Rohkupfer (anttmonialischem Schwarakupfer) und Fahl- 
era-Speise (Antimon-Speise) im oberungarischen Bergdistricte. — Der Flammofen-Betrieb cur Vorbereitung der Kleinerze im Kaiser 
Frana Hohofen au Eisenera. — Gewerkschaftliche und Vereins-Nachrichten, — Notiaen. — Adminisirative«. — Correspondena der 
Expedition. 



Erfahmngen bei der Oewinnnng des Silbers 
aus Fahlerz - Rohkupfer (antimonialisehem 
Schwarzkupfer) undFahlerz*Speise (Antimon- 
Speise) im oberungarischen Bergdistricte. 

MitgetheOt von Anton Hauch, k. k. Hfitten-Verwalter. 
(Fortsetauiig.) 

Bedingungen zur Erzielung eines möglichst vollstän- 
digen EnisilberungS'Erfolges. 

Bei beiden Silbergewinnunga-Metboden ist aur Eraea- 
gung eines reinen Silbers und zur Vermetdung von Silber- 
und auch Quecksilber-Verlusten bei der Anuilgamation nöthig, 
dasB sowohl die Robkupfer als Rohspeisen einen nicht sehr 
hohen Silberhalt, dann ein gewisses Minimum des Schwefel- 
gehaltes, und die Rohkupfer einen Antimongehalt besitzen, 
dass die Zerkleinerung derselben und in Folge dessen der 
AuÜBchluss bei der chlorirenden Röstung zur vollständigsten 
Umbildung des Silbers in Chlorsilber ermöglicht werde. 
Was dann die Ausziehung des Silbers anbelangt, so ist die 
Amalgamation ein viel heikligerer Process als die Ex- 
traction. 

Sind die Robkupfer zu rein, d. h. zu hochhaltig in 
Kupfer und Eisen und zu geringhaltig in Antimon und Schwe- 
fel, so ist sowohl die Zerkleinerung derselben als auch die 
vollständige Bildung des Silberchlorides bei der chlorirenden 
Röstung sehr erschwert, so dass behufs der nöthigen Kom- 
grösse des Mehl es ein mehrmaliges Glühen, Stampfen und 
Mahlen der in grosser Menge fallenden Graupen, und behufs 
der vollständigen Entsilberung ein zweimaliges chlorirendes 
Rösten bei Zutheilung von gemahlenem Schwefelkies oder 
Lech und zweimaliges Extrahiren nothföllt, was den Entsil- 
berungsprocess sehr vertheuerf. 

Bei der Amalgamation muss vorzüglich, wenn die 
Scbwarzkupfer einen hohen Silberhalt besitzen, bei der Rö- 
stung dahin gewirkt werden, dass das Silber schon bei der 
ersten Röstung vollständig chlorirt werde , weil die zweite 
Röstung der einmal schon amalgamirten Mehle, wenn diese 
noch im Silber zu hoch sein sollten, — desshalb mit Schwie- 
rigkeiten und Kupferverlusten verbunden ist, weil die amal- 
gamirten Mehle fein gemahlen sind. 



Bleibt nun bei der unvollständigen Chlorirung metalli- 
sches Silber in den Mehlkörnchen zurück, so kann dieses bei 
der Eztraction durch die grössere Menge des hiebet agiren- 
den Eisen- und Kapferchlorides in der grossen Menge des 
circulirenden Extractionsmittels, nämlich dea^Kochsalz lauge 
in Lösung überfährt, und die Rückstände silberlos oder mit 
einem Minimum des Silbergehaltes erhalten worden, bei der 
Amalgamation aber resultiren jedenfalls durch diesen Um- 
stand silberreichere Rückstände. 

Sind die Rohkupfer und Rohspeise zu schwefelhaltig, 
so tritt die Nothwendigkeit einer oxydirenden Röstung zur 
Entschweflung und Zuschlag von gemahlenem Kalkstein 
und gepulverter Kohle zur Zersetzung der in UebQrmaas 
gebildeten schwefelsauren Salze des Eisens und Kupfers bei 
der Gaarröstung ein, denn sonst bilden sich bei der Entsil- 
berung zu viel Chloride des Eisens und Kupfers, welche bei 
der Ex traction nicht nur eine tumultuarische Auflösung 
des Silberkupfers und in Folge dessen eine zu tumultuarische 
Silberfällung und Fortführung der Silberlösung in das nun in 
grosser Menge fallende Zementkupfer, welches neuerdings 
entsilbert werden knüsste, bewirken; sondern auch bei der 
Amalgamation durch mechanisches Zerschlagen und Bil- 
dung von Quecksilberchlorür einen grossen Quecksilberver- 
lust^ in beiden Fällen grösseren Silberabgang herbeiführen. 

Es soll demnach bei der Erzeugung der Fahlerzroh- 
kupfer im Vorhinein hierauf Rücksicht genommen und der 
Schmelzprocess je nach der Beschaffenheit der Beschickung 
in einer Art geleitet werden , dass ein Rohkupfer von einem 
beiläufigen Feinknpferhalte von 82—85% bei nicht zu 
grossem Oberlechfall resultire. Die verlangte Beschaffen- 
heit der Rohkupfer kann durch den Betrieb und Nichtbetrieb 
eines Concentrations-Scbmelzens mit Rohlechrösten und 
durch die Re^ulirung der Lech-Gaar-Röstung durch Anzahl 
der Röatfeuer und Kohle nzuth eilung und bei beispielswei- 
seih starkem Bestand theil der Rohbeschickung von antimon- 
freien silberhaltigen Gelferzen selbst durch Zutheilung anti- 
monhältiger silberhaltiger Erze oder auch lechiger Speise 
unmittelbar zum Rohkupfer schmelzen, vermittelt werden. 

Eine Gränze, wie gross der Speiseabfall beim Erz- 
schmelzen sein soll , um das Rohkupfer mit dem nöthigen 
Antimongehalt zu versehen, kann natürlicher Weise nicht 



- 10 



genau angegeben werden, soyiel steht jedoch fest, dass 
man gleich bei der Rofaarbeit auf die Kupferqualität wir- 
ken kann, und diese Absicht auch erreicht^ wenn hiebei 
der Abfall an Bohspeise möglichst hochgehalten wird, wo- 
bei noch immer ein hinreichend sprödes Schwarzkupfer er- 
zeugt wird. 

Das Bobkupfer soll vom beriech sehr sorgfältig ab- 
geputzt werden, falls es zur Zerstampfung in Scheiben ge- 
rissen wird, und bei der Granulirung muss man sorgfältig 
Acht geben, dass mit dem Rohkupfer nicht auch Lech in 
das Granulirungsbassin mitläuft. 

Die Bohspeise soll von Lech ebebfalls auf das Sorg- 
fältigste geschieden werden und weil es andererseits die 
Kupfererzeugung, was die Kupferqualität anbelangt, mit sich 
bringt, so viel Antimon als möglich vom Leche fern zu hal- 
ten, so soll, im Falle dieses nicht gut möglich wäre, die le- 
chige Speise ffir sich im Flammofen (Spieissofen) einge- 
schmolzen werden, wonach dann das Lech in den Spleies- 
tiegeln, nach, durch das specifische Gewicht, erfolgter Ab- 
sonderung von der Speise, in Scheiben abgehoben werden 
kann. 

Im oberungarischen Bergdistricte wurde die Silber- 
Eztraction aus antimonialischen Bohkupfern und Spei- 
sen in lezter Zeit auf der Schmöllnitzer Aerarial -Hütte und 
zwar die der Bohkupfer durch Bergrath J. Bösz- 
nerl856, die der Speisen durch den Verfasser 
1857 au er st durchgeführt. Die Silber-Amalgamation 
der Bohkupfer, früher ebenfalls in der Schmöllnitzer Aerarial- 
Hütte *) vorgenommen wird jetzt, sowie die Silber-Amalga- 
mation aus Bohspeise in der oberungarisch- waldbürgerlichen 
Stefans-Hütte betrieben. 

Nach den ämtlichen Mittheilungen über die Eztraeüon 
der Metalle, zusammengestellt im Jahre 1863 von Q. Neu- 
mann, wurden in der Tajoveshütte im Jahre 1849 zuerst Ver- 
suche über die Entsilberung der dortigen Kupfergeschicke 
auf nassem Wege im Kleinen abgeführt und auf Grund der 
erhaltenen Besul taten in den Jahren 1850 bis 1854 Versuche 
im Grossen über die Eztraction des Silbers aus Bohlechen, 
Speise, und einer Beschickung der Bohlechen mit Speise 
vorgenommen. **) 

Nachdem aber der hiebei resultirende ^Silberabgang 
20% betrug, wurde die Extraotion des Silbers aus Schwarz- 
kupfer 1854 eingeführt und 1861 der dortige Extractions- 
Apparat zweckentsprechender reconsturirt. 

Seit dem Jahr 1857 befindet sich die Amalgamation 
der Speise auf der Stefani-Hütte im anstandslosen Gange 
und wird in der neuesten Zeit durch die gleichzeitige Entsil- 
berung und Entkupferung der Speise zu ersetzen gesucht. 

Die weiterhin angegebenen Besultate der Silber- 
Extraction aus Fahlerzrohknpfern und Speise wurden 
unter der Leitung des Verfassers auf der Aeraiial-Hütte in 
SchmöUnitZy die der Silber-Amalgamation unter der 
Ober- Leitung des Directors Herrn v. Ferjentsik auf der 
wald bürgerlichen Stefanshütte erzielt, welche leztere der Herr 
Director mit Bereitwilligkeit behufs der Pnblication dem 
Verfasser zur Verfügung stellte. 

Ausserdem wird eine Entsilberung hauptsächlich 
aber Entkupferung der Speise auf dem Extrac- 
tionswege durch Anwendung von cbloreisenhältiger 



*) Schröder in dieser Zeitschrift 1856. 
**) Jahrbuch der geologischen Beichsanstalt 1851. Ad. I. 



Kochsalzlauge auf der Stefanshütte in der neuesten Zeit 
betrieben, welche, vom Herrn Director J. v, Fer- 
jentsik eingeführt, eine n sehr wichtigen metal- 
lurgischen Fortschritt documentirt, indem nicht 
bloss die silberhaltige Speise entsilbert und zugleich 
entkupfert wird, sondern auch silberlose Speise, welche 
früher einem sehr kostspieligen, langwierigen und mit 
Kupfer- Verlust behafteten Verlechungsprocesse unterworfen 
wurd^, auf wenig kostspielige, schnelle Art grösstentheils 
entkupfert, und hiebei ein Kupfer besserer Qualität erzeugt 
wird, als durch das alte Verlechungsverfahrön. 

Vorbereitung der zu entsilhernden Geschicke behufs 
ihrer Entsilberung. Zerkleinerung. 
Zur möglichst vollständigen Entsilberung der betreffen- 
den Geschicke müssen dieselben vorerst zerkleinert und in 
Pulverform gebracht werden, was durch Stampfen, Granu- 
liren und Mahlen geschieht. 

Stampfen der Rohkupfer. 

Früher wurden die silberhaltigen Bohkupfer aus dem 
betreffenden Schmelzofen, nach dem Abzapfen ans dem 
Sumpf desselben, in eine zusammenhängende Bei he Inder Hüt- 
tensohle befindlicher, mit Kohle ausgewärmter, Tiegel in Ge- 
meinschaft mit Kupferschlacke und Oberlech eingeleitet. 
Nach einiger Zeit wurde die zu oberst befindliche darüber 
geflossene Schlacke, dann das Oberlech (Dünnlech) abgeho- 
ben und zuletzt das Bohkupfer in Scheiben gerissen (ge- 
splissen). 

Diese 80 erhaltenen erkalteten Kupfer-Scheiben wurden 
in einem kleinen Flammofen glühwarm gemacht und unter 
einem Stampfwerk ganz ähnlich einem Erz-Trockenpoch- 
werk verpocht. 

Nach den in der bestandeneu Aerarial-Fahlerzhütte 
in Altwasser gemachten Erfahrungen, umfassend eine 6j äh- 
rige Periode, wurden in 12 Stunden 25.77 Ctr. Bohkupfer 
geglüht und mit 6 Stempeln, je 1 Ctr. schwer, gestampft. 
Beim Glühen verbrauchte man pr. Ctr. Bohkupfer 2.12®' 
Holz. Beim Sortiren des gestampften Gutes fielen 26.99 7^ 
siebfeine Mehle , daher kamen zum Vermählen bloss 
73.01 7o Graupen. Der Silberabgang beim Glühen und 
Stampfen des Schwarzkupfers kann mit Genauigkeit nicht 
angegeben werden, schon desshalb, weil die aus den Kupfer- 
stücken genommene Probe, mit der Probe, welche von ge- 
stampften Mehlen oder von Granalien genommen wird, 
differirt und stets einen höheren Silberhalt angibt, als die 
letztere. 

Granuliren der Rohkupfer. 

um den beim Glühen und Stampfen nothwendigen 
Lohn- Holz- und Silberaufwand zu vermeiden, werden jezt 
die Bohkupfer, unmittelbar nachdem sie aus dem Ofen abge- 
zapft wurden, granulirt. Fig. 1 — 2*) stellt einen solchen, vom 
Verfasser auf der Schmöllnitzer Aerarialhütte nach dem 
Muster der Stefanshütte eingerichteten, Granulirungs-Appa- 
rat dar. — o Schachtofen, in welchem das Bohkupfer er- 
zeugt wird, df s Stiche^ durch welche das flüssige Boh- 
kupfer und Oberlech abgestochen wird, und zwar d für 
Oberlech, welches mittelst des Grabens g in den Tiegeln 
/ sich ansammelt und nach dem Erkalten abgehoben wird, 
s für das Bohkupfer, welches sich in den Vortiegel v an- 
sammelt, worin, falls es zu hitzig wäre, es sich etwas abkühlt. 

*) Siehe Tafel zu Nr. 1 dieses Jahrganges. 



— 11 — 



Sobald der Durchstich n geöffiaet wird, fliesst es in den 
Graben g' ond in eine 6' lange mit Lehm ausgestrichene 
gassei seme Rinne ein, welche die abnehmbare Schnauze r 
angesetzt ist, in das Granulinbassin g, in welchem sich der 
eisenblecheme, siebartig durchlöcherte Granulirkorb k be- 
findet. Mittelst einer Böhrenleitnng, fliesst, unter eiüem 
Druck Ton 8 'Höhe, durch die 2zöllige Oeffnung e beständig 
kaltes Wasser au, welches dann durch die Röhre r* in den 
Bottich h und weiterhin durch die Höhrenleitung r** in die 
wilde Fluth gelangt. 

Der Abfluss des Wassers aus dem Granulirbottiche wird 
mittelst der Pipe p geregelt. 

Der Granulirbottich ist mit einem Mauerwerk m um- 
fassty zwischen diesem, mit starken Schraubenreifen festge- 
zogenen, Bottiche und dem Mauerwerk befindet sich die 
Letten-Dichtung / ; der kleine Bottich b ist dazu bestimmt, 
um mitgerissenen Kupferstaub aufzufangen. 

Soll granulirt werden, so wird der an einer eisernen Rette 
hängende Korb k mittelst des Kranichs k und des Kurbel- 
rades z bis an den Boden des Granulirbassins herabgelas- 
sen, durch e kaltes Wasser solange eingeleitet, bis die Oeff- 
nung e knapp unter dem Wasserspiegel steht, und nan der 
Abfluss des Wassers mittelst der Pipe p derart regulirt| 
dass der Wasserspiegel 18" tief unter der Schnauze der 
Rinne r sich befindet.' 

Nun wird das Oberlech durch d und dann das Roh- 
kupfer durch s in der Art abgestochen, dass von Lezterem 
8 — 12 Ctr. in den Vortiegel v einfiliessen. 

Ist das Kupfer sehr hitzig und sehr frisch, so wird es in 
dem, vorher mit glühenden Kohlen gut ausgewärmten, Vor- 
tiegel etwa 2 — 5 Minuten abkühlen gelassen, dann der Vor- 
tiegelstich n geöffnet und das Kupfer in dünnem Strahle 
durch die, mit glühenden Kohlen ebenfalls gut ausgewärmte, 
Rinne unter beständigem Wasser-Zu- und Abfluss ins Was- 
serbassin fliessen gelassen. 

Sollte zu yiel Kupfer in den Tiegel einfliessen oder 
aber der Ofen-Stich s reissen , so wird ein Theil des Ku- 
pfers durch n abgelassen und dann das erstarrte noch im 
rothglühenden Zustande befindliche Rohkupfer unter das 
Stampf werk gebracht. 

Nach dem Granuliren wird noch etwa eine Viertelstunde 
lang Wasser in das Granulirbassin einströmen gelassen, dann 
der Wasserzufluss abgesperrt, und das Wasser (durch r* r") 
abfliessen gelassen. Nun wird der Korb mittelst der Kette und 
des Kurbelrades, nachdem vorher die gusseiserne Rinnen- 
Bchnauze r weggenommen wurde, ober das Niveau der 
Hflttensohle gehoben, die Granalien herausgenommen und 
zum Austrocknen auf Tropfbühnen gebracht. 

Die angegebenen Massregeln müssen beobachtet wer- 
den, sonst sind beim' Einfliessen des Kupfers ins Wasser 
Explosionen zu gewärtigen. ' Das fliessende Rohkupfer darf 
auch nicht zu matt sein, die ganze abgezapfte Kupferquan- 
tität 10 — 12 Ctr. nicht viel übersteigen, auch die Entfer- 
nung des Granulirbassins vom Ofen nicht zu gross sein, weil 
das flüssige Kupfer zu sehr auskühlt und zu viele Rinnen- 
schwarten sich bilden würden, die neuerdings zurück zum 
Einschmelzen in den Ofen kommen müssten. 

Beim Abfluss des Kupfers muss man beachten, dass 
nicht auch Oberlech mitfliesst, was man an den verschiede- 
nen Lichten der aus der Ofenbrust strömenden Flüssigkeit 
erkennt. 

Ist beim Reissen eines Stiches ein derartiger Unfall 



eingetreten, dass auch Oberlech mit in das Granulirbassin 
gelangte , so ist es besser eine solche Grannlirparthie zu- 
rück in den Schmelzofen zu geben. 

Die Kupferschlacke fliesst aus dem Auge a auf der 
Schlackentrift x seitwärts ab. 

Hat das Kupfer den gehörigen Flüssigkeitsgrad gehabt 
und sind sonst die angegebenen Bedingungen eingehalten 
worden, so erhält man das Kupfer in porösen, krausen, 
dünnwandigen, leichten Bändern granulirt, welche beim 
Stampfen sogleich 25% siebfeine Mehle geben. 

In 12 Stunden kann man pr. 1 Ctr. schwerer 6 Stampf- 
stempel 25 Ctr. gute Granulien verstampfen. 

Sonst, wenn die Granulirung durch Ausserach tlassung 
der nöthigen Vorsichten nicht gelungen ist, bilden sieh 
Kömer und grössere Stücke aus zusammengeflossenen Kör- 
nern, die sich sehr schwer stampfen lassen und die, falls 
sie nicht im Ofen rückgearbeitet werden, nochmals geglüht 
und gestampft werden müssen, um mahlfähiges Stampfmebl 
zu erhalten. 

Stampfen der Speisen. 

Die Speisen sind so spröde, dass sie sich im kalten 
Zustande mit Leichtigkeit stampfen lassen. Man kann mit 
6 Stück pr. 1 Ctr. schweren Stempel in 12 Stunden 30 Ctr. 
Speise stampfen und erhält hiebe! 50 ^^ siebfeiue röstungs- 
fähige, die übrigen mahlf^hige, Stampfmehle. 

Sortiren der Mehle. 

Hiezu wurde auf der ärarischen Schmöllnitzer Hütte ein 
cjlindrisches durch Wasserkraft getriebenes Trommelsieb 
benutzt, welches der Verfasser nach dem Plattners Rost- 
Processen abgebildeten Muster inconstruirte. 

Sonst werden horizontale gedeckte messingene Siebe 
angewendet mit 100 — 144 Naschen pr. \\^*\ 

Mahlen der Stampfmehle. 

Eine ganz vorzügliche Construction besitzt die Pro- 
ductenmühle in der waldbürgerlichen Stefanshütte. 

Im Princip sind die Mühlen für Schwarzkupfer und 
Speise- Stampfmehle gleich den gewöhnlichen Getreide- 
Mahlmnhlen construirt, für Schwarzkupfermehle sind jedoch 
die Läufer ^s Gusseisen, für Speisemehle aus Sandstein. 

Von den Stampfgraupen der geglühten Fahlcrz-Roh- 
küpfer wurden nach Altwasser Erfahrungen pr. 12 Stunden 
pr. 1 Läufer 14.36 Ctr. zu siebfeinen Mehlen vermählen. 

Von den Stampfgraupen der Granalien werden nach 
Stefanshüttener Erfahrungen pr. 12 Stunden pr. 1 Läufer 
16 — 20 Ctr. zu siebfeinen Mehlen vermählen. 

Von den Stampfgraupeo der Speise 30 Ctr. pr. 12 
Stunden und 1 Läufer. (Fortsetzung folgt) 

Der Flammofen-Betrieb zur Vorbereitung der 
Eleinerze im Kaiser Franz Hohofen zu Eisenerz. 

Von K. Moser, k. k. HÜttenverwalter. 
(Fortsetzung und Schluss..) 
Bezüglich der Leistungsfähigkeit des Flammofens 
muss hier bemerkt werden, dass ein derlei Ofen zur Vor- 
bereitung der ganzen Beschickung nicht hinreicht; die Erze 
passiren zu schnell durch, als dass die Trocknung oder 
Röstung erfolgen könnte. Als entsprechendster Betrieb hat 



- 12 — 



sieh nach mancherlei VerBaohen ergehen , wenn 2 Gichten 
ans dem Flammofen, jede Dritte aber roh gesetzt wurde. 
Dieser Modus ist schliesslich fflr den definitiven Betrieb 
anch beibehalten worden. 

Da nun aber bei dieser Betriebsweise bereits der dar- 
gestellte Erfolg sich ergibt , so kann hieraus der sichere 
Schluss gezogen werden , welch weitere Vervollkommnung 
des Betriebes durch Aufstellung eines zweiten Flammofens 
erreicht werden wird , zu dessen Betrieb die vorhandenen 
Gase noch ausreichen. 

Wenn von der Summe der verschmolzenen Erze mit 

93.747Ctr.80Pfd. 
Yj als roh verschmolzen abgeschlagenwird,3 1.249 n 26 n 

sohleiben 62.498Ctr. 54Pfd., 

welches QuHntum den Flammofen passirt hat. 

Da nun aus den rohen Kleinerzen erfahrungsgemäss 
37.5% ausgebracht werden, so entsprechen obigen 31*249 
Ctr. Erzen 11 .71 8 Ctrn. Robeisen, es entfallen somit von den 
erzeugten 38-500 Ctrn. auf die vorbereiteten Erze 26.782 
Ctr. oder ein Ausbringen von 42.85 7o' 

Hieraus und aus den weiter unten angeführten Resul- 
taten der Tiegelprobe und chemischen Untersuchung ergibt 
sich, dass bereits in diesem Einen Flammofen nicht nur eine 
Trocknung, sondern eine theilweise Röstung erzielt wird. 
Diesem Röstungsgrade entspricht jedoch der Eohlverbraucb 
nicht, sondern er ist niedriger und nahezu gleich dem bei 
Verschmelzung im Schachtofen gerösteter aber kalt ge- 
setzter Erze. Wenn wieder, wie oben auf die getrockneten 
Erze allein reflectirt und angenommen wird, dass aus den 
roh und nass gesetzten Erzen 11.718 Ctr. Roheisen mit 1.3 
innbgr. Fass Kohlen pr. Centner erzeugt worden seien, so 

fallen hierauf 15.2334 Fass 

von dem ganzen Verbrande pr. ... 42.906 — t> 

bleiben somit 27.772.6 Fass 

auf die aus den vorbereiteten Erzen erzeugten 26.782 Ctr. 
Roheisen oder 1.04 Fass = 10 J 2 Cub.' also mindestens 
V2 Cub.' pr. Centner weniger, als bei guten aber kalt ge- 
setzten Rösterzen. 

Die Wirkung kann nicht in der Trocknung oder 
Röstung gesucht, sondern muss, wie gesagt, dem Umstände 
zugeschrieben werden, dass die Erze heiss in den Hohofen 
gelangen, duss also eine solche Gicht dem Hohofen nicht 
durch Wasserverdampfung Wärme entzieht, sondern sich 
in einem solchen Grade der Vorbereitung und Erwärmung 
bereits befindet, dass die weitere Reduction sofort beginnen 
kann. 

Die Erze werden über einen Kegel aufgegichtet und 
vertheilen sich in ihrem sehr verkleinerten, trockenen, sand- 
artigen Zustande sehr gleichförmig über das Brennmateriale. 
Hiedurch erfolgt ein sehr regelmässiger Ofengang ohne Ver- 
setzungen mit grosser Erzeugung. 

Das Roheisen wird in ein aus gusseisernen Würfeln 
gepflastertes Bett (Schale) abgestochen , wodurch das söge* 
nannte Aufwerfen (Oberflächenblasen) verhindert wird, und 
das Product ein reines, gefälliges Ansehen erhält. 

In der folgenden Tabelle sind die hier erörterten Er- 
gebnisse übersichtlich aasammengestellt 



Vergleichende Ueberstcht 
der bei der k. k. Hütten- Verwaltung in Eisenerz vorgenom- 
menen Eisensteinproben in verschiedenen Vorbereitungs- 
graden gegenüber den Resultaten im Grossen. 







Halt« 


Koh- 












Fü- 




len- 


Er- 




Erzgattung 


Zustand 


nach 
der 
Tie 
gel- 


trir- 
probe 
nach 
Mar- 


Aus- 
brin- 
gen im 
Gros- 


ver- 
braach 
pr.Ctr. 

Roh- 
eiteo 
sammt 


zeu- 
gung 
pr. 
Woche 


Anmer- 
kung 






probe 


gue- 
ritte 


sen 


Ein- 
rieb. 
Cub.' 










P r c e n t 


Ctr. 




Roherze 


In hohem 














vom ehema- 


Verwitte- 














ligen Be- 


rungs- 














trieb vor 


grade 














Einführung 


haupt- 














der Röstung 


sKchlich 

Blau- und 

Braun- 
















erzo 


• 


• 


41.1 


12.30 


1.240 




Rösterze 














Die 


-von den 


gut ge- 












jOichten 


Schacht- 


röstet 


53.6 


51.05 


50.5 


10.6 


1.770 


werden 


Röstöfen 


roh, mit 












jkaltge- 
r setxt 


Kleinerze 


16% 












( dto. 
1 mit 




Wasser 


39.4 


37.4 


37.97 


12.5 


1.450 


ihrem 
J Wm- 




im Flam- 












fserhalt. 




menofen 












Die 


•/. 


vorbe- 
reitet 


42.9 


40.8 


141.07 

(41.85* 


10.9 


1.700 


iGIchten 
nirerden 
' mit 70 
i - lao" 

J CbI«. 
'gesetzt. 




glühend 












•/. 


gezogene 
















Parthien 


52.0 


50.5 


• 


• 






♦ Nac 


1 > 1 III 
h Abschlag von Vs roh gesetzter Erze stellt sich 


das Ausbringen aus den aus dem Flammofen gezogenen 11 


Erzen allein auf 42.85%. 1 


Der Kohleneinrieb in Hütte und Vorrathsbarren be- || 


trägt durc 


hschnittli 


ch circa 1 Cub.' pr 


. Ctr. 


Erzeugung. || 



Schliesslich wird noch bemerkt, dass diese bei der 
Verhüttung der Kleinerze erzielten Erfolge im Einklänge 
stehen mit den vorzüglichen Resultaten, die in Vordernberg 
mit den Erzen erreicht werden, die in kleinen schachtför- 
migen Gasröstöfen geröstet und auch heiss gesetzt werden. 
Da aber bei jedem Schachtröstofen die Kleinerze ungerne 
gesehen werden, ja so zu sagen als Hinderniss auftreten, 
weil ferner in einigen Eisenstein-Bauen die Erze in einem 
derartig mulmigen , ockerigen oder aufgelösten Zustande 
vorkommen, dass die Erzeugung von Stücken, die zur Rö- 
stung im Schachtofen geeignet wären, überhaupt nicht 
möglich ist, und weil endlich die kräftige Gichtgasflamme 
bei vielen Hohofen noch unbenutzt verbrennt; so dürfte 
für manchen Hohöfner diese Darstellung nicht ohne In- 
teresse sein. 

Seit der Verfassung dieser Beschreibung sind wieder 
Y^ Jahre vergangen. 

Im 1. Semester 1866 sind im Franz-Hobofen 65.376 
Ctr. 60 €(. Kleinerze verschmolzen und dasselbe Verfahren 
beibehalten, nämlieh zwei Gichten aus dem Flammofen, die 
; Dritte aber roh und nass gesetzt worden. 



— 13 — 



Gegen Ende des Semestera wurde der 2. Flammofeii | 
aufgestellt, welcher, dem Principe nach dem Ersteren gleich, 
doch noch einfacher yon Gestalt ist, wie beigebogene Skis- 
ze zeigt. Die Ziehöffaung gleich der des ersten Ofen» an- 
zuordnen, ging nicht an, weil selbe in einen Theil des 
Gfchtmantels gefallen wäre j in welchem sich die der Gicht 
entquellenden Oase ansammeln, von welcher die Arbeiter 
viel zu leiden gehabt hätten. Auch hätte die Gasleitung un- 
ter die Gichtebene veraeokt werden müssen, eine schwierige 
Arbeit während dem Ofengang. Die Ziehöffnung wurde da- 
her auf einen, im Gichthorizonte befindlichen unbenfitzten, 
Dalcon verlegt und es ist die Absicht, auch den ersten 
Ofen dahin abzuändern. Von dem Betriebe der beiden 
Flammöfen, wobei die Gichten abwechselnd aus einem der- 
selben genommen werden, fallen nur 14 Tage noch in den 
1. Semester. 

Das Ausbringen stellte sich auf 43.03 % und der Koh- 
lenverbräuch auf 11.09 Cub.' sammt Einrieb. Ersteres hat 
sich gegen 41.07 des Jahres 1S65 um 1.96 % erhöht, Letz- 
terer aber gegen 10.9 vom Jahre 1865 ebenfalls um 0.19 
Cub.' erhöht. Die Ursache dieses höheren Kohlenverbrau- 
ches, der bei dem Steigen des Ausbringens doch, hätte fal- 
len sollen, liegt darin, dass gegen Ende des Semesters mit 
der Spiegeleisen-Erzeugung begonnen wurde, sowie in der 
im Winter gewöhnlich schlechteren Qualität der Kohlen, in- 
dem die Oefen zur Zeit des Schlittweges beinahe lediglich 
auf die matten Bauernkohlen angewiesen sind. 

Im 2. Semester 1866 bis zur Gegenwart dauert die 
Spiegeleisen-Erzeugung beinahe beständig fort. Die summa- 
rischen Resultate können daher init jenen des Jahres 1865 
nicht verglichen werden. 

Die einzelnen 14 tägigen Schmelzperioden ergaben 
u. zwar: 



Woche 


Betriebsart 


Aus- 
brin- 
gen 


Kohl- 

ver- 

braach 

sammt 

Einrieb 


Erzeu- 
gung 


Anmerkung. 


Cub.' 


26 u. 37. 

29. « 29. 

30. « 31. 
32. , 33. 
34. n 35. 


Aaf Spiegfleisen 
n Weisseitei 

n Spitgeleiien 
1. •/. 


44.75 
44 58 
44.53 
47.27 
47.27 


11.29 
10.80 
10.80 
11.19 
11.77 


3,006 
3,234 
3,306 
3,007 
2,688 


Die sämmtU- 
chen Gichten 
wurden aus den 
beiden Rost- 
flaramöfen ge- 
zogen. 



Diese Tabelle zeigt, dass bei zwei Flammöfen das 
Ausbringen aus den Klcinerzen dem bei gewöhnlichen 
Schach trösterzen ziemlich sich nähere, der Roblverbrauch 
aber sich gleichstelle, und da die Klein erze, wie oben erör- 
tert, vorzüglich die milden, gut verwitterten, Blauerze ent- 
halten, eine vollkommene Röstung daher nicht erforderlich 
ist und das Ausbringen wegen der Unreinheit dieser Erze 
immer zurückstehen muss, — so gebt hervor, dass diese 
Flammöfen für die hiesigen Verhältnisse ihren Zweck voll- 
kommen und weit einfacher und billiger erreichen, als jede 
andere Röstvorrichtung. 

Es ergibt sieb hieraus ferner das iuteressante Resultat, 
dass bei der Spiegeleisenarbeit, verglichen mit der gewöhn- 
lichen Weisseisenarbeit, mit dem höheren Kohl verbrauch 
auch das Ausbringen bedeutend steigt, während bei gleich 
bleibender Betriebsweise auf Weisseisen (wie oben be- 
merkt) mit dem höheren Kohlenverbrauch das Ausbringen 



fällt und umgekehrt. Dass Letzteres der Fall sein mÜBse, 
folgt aus der Natur des Ofenganges, denn je höher der Kohl- 
verbrauch sich ergibt, desto unvollkommener ist in der Be- 
gel der Ofengang gewesen, desto roher und eisenreicher 
die Schlacke und niedriger das Ausbringen. 

Der höhere Kohlverbrauch bei der Spiegeleiseuarbeit 
beträgt gegenüber dem beim Weissblasen 0.6 bis 0.7 Cub:' 
pr. Ctr. Erzeugung, ein Ergebniss, mit dem die Hütte allen 
Grund haben dürfte, zufrieden zu sein, um so mehr, als * es 
in neuester Zeit gelungen ist, diesen Betrieb derart in die 
Hand zu bekommen, dass von der ganzen Erzeugung circa 
Yg Spiegel-Eisen 1 ter y^ 2ter Qualität und y^ Weiss-Eisen 
entfällt. Man hofft übrigens, es noch weiter hierin zu bringen. 

Das höhere Ausbringen erklärt sich aus der basischen 
Schlacke, mit der die Arbeit zu führen ist. Es gibt den 
deutlichen Fingerzeig, wie sehr verfehlt in dieser Hinsicht 
die gewöhnliche Schmelzweise ist mit ihrer allzusauem 
Schlacke, in welcher wegen Mangel an Basen das Eisenozy- 
dul dieselben vertritt. 

Allerdings kann, wenn der alte Brauch des Schlacken- 
abziehens beibehalten werden soll, nicht basisch gearbeitet 
werden, weil sich die Schlacke hiebei nicht gut abziehen 
läset, oder es wird mehr Eisen dabei verzettelt, als ander- 
seits mehr ausgebracht wird. 

Man sieht aber hieraus, wieviel diesem alten Brauche 
jährlich geopfert wird, und es ergibt sich hieraus die Auf- 
forderung zu einer baldij^en und rentablen Reform. 

Der erste Flammofen ist nun durch 1 y^ Jahr, der 
zweite seit 4 Monaten in unausgesetztem Betriebe. 

Beim Ersten, der überhaupt mehr versuchsweise aufge- 
stellt worden, ergaben sich Anfangs einige Reparaturen we- 
gen Abrutsehungeu der Eisenplatten, aus denen die schiefe 
Sohle besteht und auf deren solide Herstellung keine wei- 
tere Vorsicht verwendet wurde. 

Auch wurde Anfangs der Missgriff begangen, grosse 
Gusseisenplatten zu verwenden. 

Natürlich sprangen sie um so eher und die abgesprun- 
genen Stücke rutschten mit dem Erz in die Füllbank. Jede 
Verletzung der Sohle aber gibt sofort Veranlassung zu Ver- 
setzung«'n der Erze. 

Beim zweiten Flammofea ist die Sohle geneigt her- 
gestellt. 

Die gusseisernen Platten sind 18" breit und 21" lang, 
an den schmalen Seiten schief abgeschnitten, damit sie sich 
bei >ier Ausdehnung durch die Wärme bewegen können. 
Die Längseiten stossen rechtwinklig aneinander. 

Da der Ofen A^^* breit ist, so liegen drei derlei Platten 
neben einander und sind auf die schmiedeisernen Quer- 
jöcher nicht aufgeschraubt, sondern in die in selben angC' 
brachten y^ Zoll starken zil inderischen Stifte einfach ein- 
gehängt- 

Die Querjöcher ragen mit ihren Enden beiderseits 
einige Zoll in die Seitenmauern des Ofens. 

An diesem Ofen war seit seinem Anlassen nicht die 
mindeste Reparatur vorzunehmen. . 

Die Oefen sind ganz aus Mauerziegeln aufgeführt, je- 
doch bestehen die Gewölbe und Seitenmauern aus den so- 
genannten Erzhergziegeln, gewöhnliche Mauerziegel, die 
aber, weil sie aus einem aus aufgelösten Grauwackenschie- 
fer gebildeten Lehm geschlagen sind, einen gewissen Grad 
von Feuerbeständigkeit besitzen. 

An beiden Gewölben, sowie überhaupt an der ganzea 



- 14 - 



MMTUBg war .«U d«m B«trJ.b« M K»lM« «»r 0.fe« if 
«nd eine Reparatur ▼oMttntfcmw. w-..«-«n- 

•^ Die Aolagekotten eine. d.rW Pla«»o<bn. b.tea».a. 

Maurerarbeit * 

Handlanger 

Maurennateriale 

Schmiedarbeit und MatoHalo . . 

GusBwaaren 

Fubrlöbne 

Zuiainmeu 



65 A. 60 kr. 

406 » 84 
S7I n 82 

163 w 79 
50 D 45 



i058fl. 59kr. 

Hiebei .lud die Ko".7o;rf«r f "«•"«"» ^i',.^«f;„ 
bahn, welche ohne d.« be.taud «ud nur «m 8 Klafter 

-''^rn::ioT:i:'u:rs:-..u.^^^.^^^ der oefen 

•'"•^'^^^TeJerÄ::»«. a.. »it «ewöhuHchen E«.t- 

vor °'*'"*' . jig G cht besetzt: bei Tag 

*T? KiTndT S«Jen'u:"bei Nacht mit 2 Mann; aus- 

-%-^i^rr-^LS=r^rd!:ÄTa.und 

Nacht gleich be.etat mit 2 Mann und Buben hingegen 
w"de der Erzförderer weggenommen; d.e.e Arbeit mü..en 
1" die Arbeiter der Gicht .elb.t bcBorgen je nachdem das 
Nachrutscben der Er«e e. erforderlich macht 

Gewöhnlich gehen sie zwischen je zwei Abstichen ein- 
mal forden und schütten dann 2 oder 3 Hunde k 10 Ctr. 
in ieden Ofen. Vor dem Einstürzen müssen die gerösteten, 
blühenden Partien in die Füllbank abgelassen werden, was 
bei einiger Nachhilfe leicht erfolgt. 

Oeschieht dies nicht, so können die frisch emgestflrtz- 
ten nassen Erze über die gerösteten weg in die Füllbank 

rollen* 

Von obiger Mannschaft fällt flomit der Röstung nur die 

Löhnung eines Buben mit ciro« 1 2 fl. monatlich zur Last 

oder Vio ^'- P**' ^'' gegichteten Erzes. 

Was den Grad der Röstung und des heissen Setzens 
anbelangt, hat man die Erfahrung gemacht, daas es für den 
Ofengang keineswegs zuträglich sei, wenn allzuviel an glü- 
henden Erzen gesetzt werden. 

Gewöhnlich läset man die gefüllte und gewogene Erz- 
^icht des einen Flammofens stehen, bis die des anderen ge- 
setzt und nachgegangen ist. 

Der Umstand, dass in dem Franz-Hohofen, in welchem 
diese Flammöfen aufgestellt sind, in neuester Zeit die so 
empfindliche Spiegeleisen-Erzeugung aus den in denselben 
vorbereiteten Kleinerzen mit gutem Erfolge betrieben wird, 
mag dafür sprechen, dass die Vorbereitung und Röstung 
auf eine sehr gleichförmige Weise erfolge. 

Oewerkschaftliche und Vereins-Nachrichten *). 

K. k. und mitgewerkschaftliches Bergwerk 
Nagydg. 
Nach den Beschlüssen des Nagyiger Gewerkentages ist 
der Stand der von demselben geschaffenen Fonde mit Jahres- 
schluss zu veröffentlichen. 

Die mit der Verwahrung desselben betraute k. k. Berg- 
werks-Producten-VerschleissDirectiQn hat der Redaction 
in Befolgung jener Beschlüsse und der hierauf ihr ertheil- 
ten Aufträge nachstehenden Ausweis übersendet: 



Der Stand des Nagyäger k. k. und mitgewerkschaft- 
liekaa Goldbergwerks -Reserve-Fon des am 31. De- 
eember 1866 war: 

In Salinen-Hypothekar- Anweisungen 122,450 fl. — kr. 
In baarem Cassarest 45 fl. 18*5 kr. 

Der Stand des Nagyäger k. k. und mitge werk Schaft- 
liehen Goldbergwerks -Ausbeute-Ergänzungsfondes 
belief sich mit Sl.December 1866 auf nachstehende Beträge: 
In Salinen-Hypothekar-Anweisungen 63|650 fl. — kr. 
In baarem Cassarest 54 fl. 65*5 kr. 



Notizen. 

Entsüberung des Werkbleies duroh Zink. In neuerer 
Zeit hat man versucht, das silberhaltige Werkblei durch Zusatz 
Yon metallischem Zink zu entsilbem. Die Schwierigkeit lag 
bisher darin, das Zink dem entsilberten Blei wieder vollkommen 
zurückziehen. Dem Vernehmen nach ist dieses an mehreren 
Orten (wo?) vollständig gelungen. Der „Berggeist», welchem 
wir diese Notiz entnehmen, verspricht später Ausführliches darüber 
mitzuth eilen. 

Statistik der Unfälle in englischen Gruben. Dem- 
selben n Berggeist tt entnehmen wir noch folgende Statistik der Un- 
fälle durch schlagende Wetter in englischen Gruben für die letz- 
ten zehn Jahre: Das Jahr 1856 beginnt mit 235 Explosionen; 
dann folgen 377, 215, 95, 363, 119, 163, 94 und 168 nach der 
Reihe fllr die nächsten neun Jahre. In diesen zehn Jahren 
gingen in den Gruben Grossbritanniens im Ganzen 9916 Men- 
schenleben Verloren, von denen 2019 (20 Perc.) auf Gasexplo- 
sionen, 3S53 (40 Perc.) durch Hereinstürzen des Daches oder 
Herabstürzen von Kohlen, 1710 (17 Perc.) auf SchachtunföUe 
und 2234 (23 Perc.) auf verschiedene Unglücksfälle zurückgeführt 
werden. . 

Dampfinasohine. E. H. Huch und £. J. Wind hausen 
in Braunschweig, bekannt durch die von ihnen konstruirte kalo- 
rische Maschine, haben neuerdings eine eigenthümliche rotirende 
Damptmaschine construirt, deren Einrichtung, soviel aus der bis 
jetzt veröffentlichten englischen PatentbeRchreibung zu ersehen, 
folgende ist: Ein gewöhnlicher Dampfcylinder ist mit zwei Achsen 
drehbar in einem Gestell gelagert; die eine dieser Achsen ist 
hohl und steht emerseits mit den nach den Enden des Cylinders 
führenden Dampfkanälen, anderseits mit dem Dampfzuführrohre 
in Verbindung. In dem Cylinder befindet sich ein schwerer 
Kolben ohne Kolbenstange. Der Dampf tritt in den Cylinder, 
wenn der Kolben seinen tiefsten Stand einnimmt und hebt ihn; 
hat derselbe den höchsten Stand erreicht, so bewirkt er durch 
sein Gewicht, da der Cylinder etwas geneigt steht, eine Drehung 
des letztem, so dass dessen bisher oben befindlicher Theil zu 
Unterst kommt, wobei zugleich der Dampf aus dem Cylinder 
austritt. Nun tritt wieder der Dampf in den jetzt zu unterst be- 
findlichen Theil des Cylinders, hebt den Kolben etc. 

Bohrmaschinen. Auf der Galmeigrube Altenberg bei 
Aachen hat sich die Anwendung des sogenannten Dör in gesehen 
Gestelles sehr gut bewährt Dieses Gestell gestattet, die darin 
eingesetzte Bohrmaschine mit grosser Leichtigkeit in jede be- 
liebige Lage zu bringen. Hierdurch wird gegen die .gewöhnliche 
Bohrarbeit ein bedeutender Gewinn an Arbeitszeit und Arbeits- 
lohn erzielt. In Querschlägen werden daher die Bohrmaschinen 
immer mehr Anwendung finden, was bei dem grossen Mangel 
an Arbeitskräften gewiss wünschenswerth erscheint. Auch die 
Gesteinmaschine von Lepoure zu Lize beiSeraing ist auf dem 
Dachschieferbruche von Scheibler bei Montjoie mit Vortheil 
angewandt worden. Die Bohrer sind Schlangenbohrer mit Me- 
tallschneide und bestehen aus Vs ^^H starken und ly^ Zoll 
breiten Gussstahlblättern. Sie arbeiten sowohl in trockenem 
und schneidigem, als auch in nassem und mildem Gestein vor- 
theilhaft. (Neueste Erf.) 



*) Wir wollen unter dieser Rubrik alle uns von montanisti- 
schen und fachverwandten Gesellschaften zukommenden kleinen 
Mittheilungen bringen und laden dieselben ein, uns recht zahl- 
reiche Notizen für diese Rubrik einzusenden, da es auch im 
Interesse derselben liegt, manche ihrer Angelegenheiten in dieser 
Weise bekannt zu machen. Die Redaction. 



— 15 - 



Ein nenes Beasemer-Werk in Oesterreioh. D&s k. k. 
StaatB-Ministeriam bat, wie die Wiener Ztg. vom 9. Jänner d. J. 
meldet, im Einvemehmen ,mit den anderen betheiligten MiniBte« 
rien die Gründung einer Actien-Oeflellschaft xum Erwerbe und 
zum Betriebe des bisher dem Grosshändler Alexander SchOlier 
eigenthümlich gehörenden Walzwerkes sammt Zugehör zu Temitz 
in Niederösterreich und zur Errichtung einer Bessemer Stahl- 
oder Tyresfabrik bewilligt 

Statistisoher Ausweis über die Freqnenz der Berg- 
solialen fftr das Jahr 1866^/67. Nach den dem Finanz-Mini- 
sterium vorgelegten Aufnahms-Katalogen befinden sich an den 
Bergschulen der österreichischen Monarchie im laufenden Schuljahre 
1866-67 zusammen 108 Schüler. Die Vertheilung derselben nach 
den Lehranstalten, sowie nach den Geburtsländern macht die 
folgende Tabelle ersichtlich: 



Bergschule 


Geburtsland 


ö 
1 


dATon 11 
sind 11 


5 


8 

s 


a 

e 




1 


es 

O 
JA 


7^ 


1 
g 

•1 

OQ 


ja 



1 


a 
1 


2 


s 

a 
£ 


i 


• 

■s 

1 


1 


Berg- y 

arbei- H 

ter II 


NagyÄg 

Nagybanya 

PHbram 


7 
9 


27 
2 


1 

23 


• 


5 


2 


2 


1 

1 


1 


• 


i 


. 1 , 


40 
13 
30 


29 
13 
15 


11 
15 


Schemnitz 


14 








. 






. 




. 






15 


13 


2 


Wieliczka 


. 




24 


6 
6 


"5 


1 
3 


1 
3 


"2 


1 
2 


2 

T 


7 


-^-j 


10 
1U8 


7 
77 


3 
31 


Zusammen 


30 


29 


in % 


«7-7 


i6-8 


22 


5-5 


4-6 


a-8 


2-8 


1-9 


1-9 


1 


1 


l 1 


100 


71 


29 


Die Bergschule in Schmöllnitz ist auch im laufenden | 


Studienjah 
von Scliül« 


re g< 
irn 1 


»Chi 

reme 


oss 
Ide 


en, 
t h 


ds 
at 


L si 


ch 


ke 


me 


? 


Bnl 


lg€ 


>nd 


e Ai 


iza 


"1 



Hnndt'sohe Stromsetzmasohine. Auf den Aufbereitungs- 
Anstalten am Bleiberge und Altenberge, so berichtet der « Berg- 
geist" in seiner Nr. vom 8. Jänner d. J., haben sich dem Ver- 
nehmen nach die Hundt*8chen Stromsetzmaschinen nicht bewährt. 
Das eigenthümliche Erzvorkommen dürfte zu dem Misslingen 
wesentlich beigetragen haben. Ueberhaupt und besonders auf 
diesen Werken würde es sich empfehlen, den Stromsetzmaschinen 
weniger Abtheilungen zu geben. Das Resultat würde dann nach 
Ansicht des Berichterstatters im „Berggeist» ein günstiger sein. 
(Es wäre nach unserer Ansicht interessant die Einzelheiten 
dieses angeblichen Misslingens zu erfahren. Auch misslungene 
Versuche, getreu und klar berichtet, regen zum Nachdenken an 
und können zu Verbesserungen führen, welche ein besseres Re- 
sultat geben als ursprüngliche Versuche.) 



A-dministrati ves. 
ÄnsieioluLimg. 
8e. k. k. Apostolische Majestät haben mit Allerhöchster Ent- 
schliessung vom 1. Jänner d. J. dem Bergrath und Berghaupt- 
mann in Laibach Alois Altmann in Anerkennung seiner vier- 
zigjährigen treuen und erspriesslichen Dienstleistung taxfrei den 
Titel und Charakter eines Oberbergrathes allergnädigst zu ver- 
leihen geruht 

Erledigungen. 
Die Controlorsstelle bei dem Salz-Niederlags- 
amte in Sieroslawice in der XI. Diätenclasse, mit dem Ge- 
halte jährl. 525 fl., freier Wohnung, dem Salzbezuge jährl. 15 
Pfund pr. Familienkopf und Cautionspflicht. Gesuche sind, unter 
Nachweisung der Kenntniss der deutschen und polnischen Sprache, 
der Salzmanipulation und bezüglichen Verrechnung, dann der 
körperlichen Tauglichkeit, binnen fünf Wochen bei der Berg- 
und Salinen-Direction in Wieliczka einzubringen. 

Eine provisorische Förstersstelle I., eventuel 
IL Olasse im Forstamtsbezirke Görz in der XI. Diäten- 
classe, mit dem Gehalte jährl. 630 fl., beziehungsweise 525 £L, 
dem Bezüge von 12, beziehungsweise 8 Klaftern Brennholzes, 
einem Reisepauschale von 105 fl., einem Kanzleipauschale von 
12 fl. 60 kr., Natnralquartier oder lOpercentigem Qoartiergelde 



und Cautionserlag. Gesuche sind, unter Nachwelsong der abge- 
legten Forst-Staatsprüfung, binnen vier Wochen bei der Finanz- 
Direction in Triest einzubringen. 

Die NagybAnjaer Kunst- und Bauamts-Ad janc- 
ten- und Pochwerksleitersstelle für Veresviz and 
Kreuz berg in der X. Diätenclasse, mit dem Gehalte jährlicher 
630 fl., einem Quartiergelde von 63 fl., nebst einem Holzdepu- 
tate jährl. 10 Wr. Klaftern dreischuhigen Brennholzes. Gesuche 
sind, unter Nachweisung der erforderlichen Fachkenntnisse und 
der Kenntniss der Landessprachen, binnen vier Wochen bei der 
Berg-, Forst- und Güter-Direction in Nagjbinya einzubringen. 

Die Hütten-Controlorsstelle bei dem Hütten- 
amte in Joachimsthal in der X. Diätenclasse, mit dem pro- 
visorischen Gehalte jährl. 525 fl., 10 Klaftern dreischuhigen wei- 
chen Brennholzes, Naturalwohnung oder einem Quartiergelde 
jährl. 52 fl. 50 kr. und Cautionspflicht; (wiederholt ausgeschrieben). 
Gesuche sind, nnter Nach Weisung der bergakademischen Studien, 
der theoretischen und practischen Ausbildung in allen Zweigen 
der Silber-, Blei-« Uran-, Kobalt-, Niki- und Wismuth-Hütten- 
Manipulationen dann der Gewandtheit im Concept- und Rech- 
nungsfache binnen vier Wochen bei dem Berg-Oberamte in 
Joachimsthal einzubringen. 

Kundmaehung. 

Von der k. k. Berghauptmannschaft zu Ofen wird hiermit 
bekannt gemacht, dass, nachdem die Besitzer der in dem unter 
'/. nachfolgenden Verzeichnisse angeführten, wegen unterlassener 
Berichtigung der ausgeschriebenen Zubussen im gerichtlichen 
Execuüonswege versteigerten Kuz-Antheile der Mitraer Berg- 
werks-Union, ihre betreffenden Kuxscheine trotz der an selbe 
ergangenen Aufforderung anher nicht zurückgelegt haben, den 
neuen Besitzern dieser Antheile daher auch neue Kuxscheine 
ausgefertigt werden mussten; die in dem nachfolgenden Ver- 
zeichnisse angeführten Kuxscheine älterer Form für ungiltig 
und nichtig erklärt worden sind. 

Ofen, am 31. December 1S66. 
Verzeichniss der ungiltig erklärten Kuxscheine. 
Anzahl Antheile pr. 

der Stück in Yi 00 Lautend auf den Namen 

Stücke Kuxtheilen 
Ausgeferiiget am 20. April 1862, unter Elir. 34t. 
Alexander Kall in Sztraszena 



Von 
Kux-Nr. 



xra 

XIV 

II 
XIV 



XV 
XVI 
XXV 



6 



10 
3 
2 
2 

1 

2 
3 



XXVI 

XX vn 
xxvra 



XXIX 

xxxu 



xxxm 



10 
to 

5 

1 

1 

6 
10 

1 
10 
10 

5 
10 

4 

1 

5 
10" 

5 
10 
10 

5 

I 
10 
10 
10 
10 

t 

10 
5 
5 

1 
6 
5 

10 

5 
10 

5 



Alexander Kail in Sztraszena 
Johann Kail v 



Leopold Hartmann jun. in Gyöngyös 
Angelika Hartmann geb. Bohanyi 
Leopold Hartmann sen. in Gyöngjös 



Antou Gebhard in Pohorella 



Hugo Ligeti in PdrAd 
Karl Zbisko in GjöngyÖs 



Luise Polony in Gyöngyös 
Hermine Polony n 
Bertba Polony n 

Witwe des Carl Polony 

« 1» » « 

Michael Balis 
Stefan VArady 
Sigmund Alm^y in Gyöngyös 

1» " " 

Georg Kanovies « 

Franz Ripeczky 

Franz Kaszil 

Michael Altorjai 



16 - 



\ 



Von 
Kux-Nr. 

XXXIV 



Ansah] Anthetle pr. 

der SiflckinVtoo 
Btflcke Knztheilen 



Lantend wat den Namen 



2 
4 

n 2 

n 2 

2 
XXXIX 1 

V 1 

1 

2 
XL 6 

» 1 

1 

n 4 

3 

2 
» 2 

1 
Äusge fertiget 

xvni I 



XXV 

xxvn 

XXXVI 

xxxvn 



4 
3 
! 
1 
4 
I 
2 
4 
t 
4 
2 
2 
2 



XLI 



XLH 

XLVI 
XL VI 
XLVn 



XLVUI 



XLIX 

n 



LI 



5 

t 

5 

5 

5 

5 

1 

5 

t 
10 

5 

1 

l 

1 

1 

1 

1 
atn /. 

5 

1 

1 

6 

5 

1 

5 

1 

l 

1 

l 

1 

l 

I 

1 

1 

2 
2 

1 
6 

1 
5 

1 
1 
1 
I 
1 
1 
1 
1 
5 
1 
1 
1 
1 
1 
1 
5 
l 
1 
l 
1 
l 
1 



Anton Bojza in Oraszi 

Alois Lerch 

Josef Lakics 

Alois Miesbach 

Leopold Hartmann jnn. in Gyöngyös 

n T) n T) 

Carl Zbisko 

»» fi 

Alexander nnd Johann Kail 



Sigmund Almisy in Gyöngyös 
August Gebhardt in P6harella 
Alois Lerch 
Anton Bojza in Oraszi 
Ignaz llänaj in Pest 
Juli 1863 unter ENr. 373, 
Hngo Ligeti in PArdd 

1t VI 11 

Stefan Virady 

Angelika Hartmann in GyöngyOs 

Maria Kovics 

Carl Zbisko 

Leopold Hartmann jun. in QyOngyös 

Sigmund AlmiLsy „ 

Witwe Caroline Polony « 

Anfon Bajza in Oraszi 

Michael Balis 

Franz R^peczky in Reesk 

Qeorg Kanovits 

Franz Koszil 

Josef LukAcs 

Alois Bliesbach 

Michael Altorjai 

Ludwig Mialorics in Neusohl 

Elise Doronelll ia P. S&p 

Julius Nyöky in Pest 

Ludwig Beauregard in P61onka 

Geyza Haläsz in Pest 

Georg Borhy in GyOngyOs 

Stefan HAm sen. >i 

Fr. Konstantia Schn^ n 

F. Anna Ebeczky Beniczky in P. Siele 

Josef D|ly in Gyöngyös 

Georg KoYÄch „ 

Josef Cserküti in Szegedin 

Franz Ritskay in N. Kita 

Andreas Eördoyh in Jiszber^ny 

Rudolf Minderlein in Pest 

Lorenz Pay in Gomba 

Ladislaus Cseh in P. Bicske 

Amalia Pahu 

Anton Pelt^r in Fil6 

nka Felt^r 

Samuel Draskoczy in Harcics 

Adolf Lany in P. 8z. Mirton 

Alexander Bretz in Dobschan 

Samuel Erössy 

Ludwig Langsfeld 

Dr. Rudolf Madareisz in Rosenaa 

Anton Keiller in Schmöllnitz 





Auuieu pr. 
StQckini/ioc 
Kuxtheilen 


1 Lautend anf den Namen 


LH 




1 


Josef Ferenczy sen. in Erlau 


n 




l 


Michael Ferenczy n 


» % 




l 


Anna Ferenczy s 


11 




l 


Sofia Ferenczy „ 


T,TTT 




l 


Alois Klampaczky in Sirk 


UV 




10 


Fr. Ester Repeczky in Recsk 


LV 




10 


n ft n 


. n 




5 


« f» » 


n 




l 


„ fi 1* 


1» 




5 


Daniel Botzko in Pest 


n 




1 


Franz Platzer in Schemnitz 


n 




5 


Martin Beniczky 


LVI 




5 
1 
5 


Susanna Kachelmann in Schemnitz 


fi 
11 


Alois J6b in Zsamoviti 


»I 




5 


Johann Rusuwurm » 


n 




5 


Eduard Pöschl in Schemnitz 


11 




5 


Carl Kachelmann 


ft 




1 


Ludwig Kuszy 


Lvn 




5 


Johann Birsony in N. Kiroly 


n 




5 


Ignaz Görbe 


LEX 




5 


BÄla Rappel in Pest 


LXII 




5 


Heinrich Weiss n 


LXVI 




l 


Ludwig Darvas in Gyöngytts 


LXXI 




1 


Frl.AugU8teGablonov8zkyin Szarvaa 


if 




1 


Josef Kortsak in Pest 


Lxxn 


. 1 


5 


' Anton Farag6 (Drechsler) in Pest 


n 




l 


Josef Faragö in Pest 


n 




5 


Constantin Auspitz in Pest 
Ladislaus Bossanyi in T6th 


hYJLVl 




5 




1 


Emerich GerWczy in Pest 


n 




1 


Demeter Matits in Ofen 


n 




1 


Josef Millok n 


LXXVI 




l 


Emerich Reviczky in Binöoz 


LXXVIII 


2 


1 


Graf Dionis Almisy in Pest 


LXXXI 


6 


l 


Ignatz Spitzer n 


« 


4 


1 


Johann Dorschlag ^ 


Ausgefertiget am 23. 


Aprii 1864 unter ENr. 236. 
Gattin des Bartholomäus Hevesy 


LXXX 


1 


1 


« 


1 


4 


Theodor Gombdr 


Ausgefertiget am 6. 


Mai 1864 unter ENr. 279. 


LXXIX 


2 


10 


Lorenz KovAcs in Nagybinya 



1 5 

Ausgefertiget am 5. 
Xin 2 1 

Ausgefertiget am 8. 

LXXVm 2 1 

LXXIX 1 1 

LXXXI 3 l 

l 5 

1 t 



Jänner 1865 unter ENr. 7. 
Johann Kuszpin Pfarrer in Einsied I 
Juli 1865 unter ENr. 309. 
Michael Znak 
Johann Götzl in Erlau 
Rudolf Hacken 
Michael GOtzl in Einsiedl. 



Corresppndens der Rxpedltlon. 

Herr A. F. ... in F. ... f. Der ganzjährige Prftnnmerations- 

Preis ist 8 fl. 80 kr. und bitten wir höflichst um gef. Nach' 

Sendung von 40 kr. 

Pr sehe Eisenwerks-Direction in B .... z, dessgleichen. 

Löbl. k. k. Berghauptmannschaft in St« P. . . . n. Wir ersuchen 

um gef, Nachsendung von 30 kr., da nur 8 fl. 50 kr. dem 

Pränumerations* Schreiben beilagen. 
Herrn R. S ... 1 in A ... 1. Sie sandten nur 8 fl. 40 kr. und 

ersuchen wir daher höflichst um gef. Nachsendung von 40 kr. 



Diese Zeitschrift erscheint wöchentlich einen Bogen stark mit den nöthigen artistischen Beigaben. Der Fr&numerationspreii 
ist jfthrlich loeo Wien 8 fl. ö. W. oder 5 Thlr. lU Ngr. mt franoo Postronendnng 8 fl. 80 kr. ö. W. Die Jahresabonnenten 
erhalten einen oflficiellen Bericht Über die Erfahnrngen Im btrg- und hfittenminnisehen Kasohinen-, Bau- und Aufbereitongswesen 
samBt Atlas als Gratisbeilage. Inserate finden gegen 8 kr. ö. W. oder P/s Ngr. die gespaltene Nonpareilleseile Aufnahme« 

Zuschriften jeder Art können nur ftaneo angenommen werden. 



OrMfe ▼. Xftrl WlatenlM a 0». ta Wlaa. 



N=3. 

IT. Jahrgang. 



OesterreicMsche Zeitschrift ^^^ 



für 



Berg- und Hüttenwesen. 



Verantwortlicher Redacteur: Dr. Otto Freiherr von Hingenau, 

k. k. Miniflterialratb im Finanzminiateriam. 

Verlag von Friedrioh Manz (Kohlmarkt 7) in Wien. 



IiLhalt : Die Bedentong der Maschinen- Zeichnnngen fär die PrasuB , den Unterricht nnd das öffentliche Leben. — Erfah- 
rungen bei der Gewinnung des Silbers aus Fahlerz-Bohknpfer (antimonialischem Schwarskupfer) und Fahlerz- Speise (Antimon- 
Speise) im oberungarischen Bergdistricte. — Bemerkungen über Torfverkohlung. — Jakob Scheliessnlgg (Nekrolog). — Administra- 
tives. — Offene Correspondenz der Expedition. 



Die Bedentnng derMaschinen-Zeichnnngen für 

die Praxis, den TTnterrieht und das ö£fentliche 

Leben. ♦) 

Vom Professor J. Winter. 
(Ans dem st^ermafkischen Industrie- und HandelsblattKr. 2, 1867.) 

Vor einiger Zeit brachte das Hamburger Gewerbeblatt 
die Ansichten Bedtenbacher's über das Maschinenzeich- 
nen, welche sodann durch andere Fachblätter die Bunde 
machten. Bei der herrschenden Gewohnheit, die Meinung 
einer berühmten Persönlichkeit ohne Kritik aufzunehmen 
und ohne weiteres als giltige Norm anzuseheif, kann es 
leicht geschehen, dase die von Redtenbacher für einen be- 
sonderen Zweck aufgestellten Grundsätze in einer Allge- 
meinheit anfgefasst werden, die ihnen nicht zukommt, und 
dass diese Grundsätze auch dort angewendet werden, wo siy 
in der That nicht am Platze sind. Diese Erwägung ist der 
Anlass zur Veröffentlichung der nachstehenden übersichtli- 
chen Darstellung 'der Entwicklungsstufe, auf weldier sich 
das Maschinenzeichnen gegenwärtig befindet. 

Es muBs bei Beurtheilung einer Zeichnung vor allem 
der Zweck in*s Auge gefasst werden, dem sie dienen soll ; 
denn von diesem hängt es ab, auf welche Art die Zeichnung 
anzufertigen ist. Das Bedfirfniss ist hier die beste Lehr- 
meisterin gewesen; und es haben sich rasch verschiedene 
Methoden in der bildlichen Darstellung der Maschinen ent- 
wickelty von denen jede in ihrer Art und für ihren Zweck 
gleich vollkommen ist. Ein unbefangener prüfender Blick 
über das ganze Gebiet des Maschinenzeichnens lässt deut- 
lich vier verschiedene Darstellungsweisen erkennen, nach 
denen sich die Zeichnungen in folgende Gruppen theilen 
lassen : 

1. Zeichnungen für die Anschauung. Diese 
sind gewöhnlich vollständige perspectivische Bilder, zuwei- 
len auch bloss geometrische AuMsse und Grundrisse, der 
Maschinen, die immer schattirt werden, um den Eindruck 



*) Da wir in Nr. 47. von 1866 aus demselben Blatte fied- 
tenbacher^s Ansichten gebracht haben, glauben wir auch die 
obigen Erörterungen über diesen Gegenstand unsem Lesern 
ffiittheilen zu sollen. Die Sache ist für unser Fach von Belang, 
da es sich um Deutlichkeit und Zeltgewinn handelt. Die Bed. 



dem der wirklichen Maschine so nähe als möglich zu brin- 
gen. Man bedient sich derselben beim Unterricht auf grossen 
Wandtafeln und in Holzschnitt- oder Kupferstichmanier in 
Lehrbüchern, ganz vorzüglich aber in den illustrirten Zeit- 
schriften, wo sie die Bestimmung haben, dem grossen Pu- 
blicum einzelne Maschinen oder auch ganze Fabriksanlagen 
in möglichst fasslicher Weise zu versinnlichen. 

2. Vollständige constructive Zeichnungen 
in genauen geometrischen Grundrissen, Aufrissen, Durch- 
schnitten u. s. w., welche bis in's kleinste Detail so ausge- 
führt sind, dass jede beliebige Abmessung an den Maschi- 
nentheilen daraus abgenommen werden kann; sie werden 
nicht schattirt, sondern am zweckmässigsten bloss mit 
schwarzen gleich dicken Strichen ausgezogen, d. h. in Con- 
tur gezeichnet, und nur jede Qufirs'chnittsfläche erhält einen 
Farbenton, der mehr oder weniger auf Uebereinkommen 
beruht und dem natürlichen Material entspricht, welches er 
bezeichnen soll. Diese Zeichnungen sind die Grundlage für 
alle anderen Darstellungen und für den Anfänger das Mittel 
zur Erlernung des Maschinenentwerfens ; sie sind auch für 
den practischen Maschinenbau von der grössten Wichtigkeit, 
denn die meisten Werkszeichnungen, nach denen in 
Maschinenfabriken die Modelltischler die Gussmodelle an- 
fertigen und die Metallarbeiter die wirklichen Mas chin en- 
theile ausführen, gehören in diese Classe. 

3> Plan-Zeichnungen einzelner Maschinen und 
ganzer Werksanlagen sind ganz in der Weise der ange- 
führten constructiven Zeichnungen ausgeführt, und unter- 
scheiden sich von denselben nur dadurch, dass sie bloss die 
Haupttheile in ihren natürlichen Verhältnissen enthalten 
mit Hinweglassung aller Nebenbestandtheile, deren Formen 
und Abmessungen sich bei Maschinen verschiedener Art 
immer wiederholen, und daher als bekannt vorausgesetzt 
werden können. Wie der Name anzeigt, eignen sich Zeich- 
nungen dieser Art insbesondere für Entwürfe und Disposi- 
tionspläne. Ihrer Natur nach sind sie aber nur dem Fach- 
mann verständlich, denn nur dieser kann sich das Fehlende 
ergänzt denken ; der Anfänger oder Laie wird sich nach 
einer solchen Zeichnung nie ein richtiges, wenigstens nie 
ein vollständiges Bild von dem durch sie nur angedeuteten 
Ganzen machen können. 



18 



4. Theoretis&lie Zeichnangeo. Sie sind ideale 
DaratellaDgen von Maachinen, die mit den möglichst weni- 
gen Linien bloss den geometrischen Zusammenhang der 
Maschinentheile und die constnictiven Grundgedanken an- 
geben ; sie lassen der Vorstellnngskraft den grössten Spiel- 
raum und nfthern sich schon den abstracten geometrischen 
Figuren. Eine Achse wird z. B. bloss dureh eine gerade 
Linici ein Zahnrad durch einen einzigen Kreis dargestellt 
u.dgl. m. Solche Zeichnungen finden ihre Anwendung beim 
Unterricht zu theoretischen Erklärungen und in wissenschaft- 
lichen Werken. 

Es würde ein müssiges Unternehmen sein, den Werth 
der verschiedenen Zeichnungsarten in der Absicht gegen 
einander abzuwägen, um zu entscheiden, welche davon die 
beste und zweckmässigste sei, weil jede von ihnen fflr ihre 
Bestimmung die vollkommenste ist. Wichtiger ist die Frage, 
ob beim Unterricht im Maschinenzeichnen der einen oder 
der anderen Darstelljan gsart der Vorzug eingeräumt werden 
soll? oder ob die gleichmässige Ausbildung aller anzu- 
streben ist? Die Antwort ergibt sich von selbst, wenn man 
sich klar macht, was von einem vollständig ausgebildeten 
Maschinenzeichner verlangt werden kann und unter Um- 
ständen verlangt werden muss. Der practische Maschinen- 
bauer wird allerdings zuerst die Forderung stellen, dass der 
Zeichner den vollständigen Entwurf einer Maschine, die 
unter bestimmten Bedingungen errichtet werden soll, anzu- 
fertigen im Stande sei, was einen hohen Orad von Gewandt- 
heit in den unter 2 und 3 angeführten Darstellungsweisen 
voraussetzt. Wenn nun aber der Besitzer einer Maschinen- 
fabrik oder ein Privilegiums-Inhaber eine bestimmte Maschine 
dem grösseren Publikum in der vortheilhaftesten Weise 
durch bildliche Darstellung vorführen will, so genügen die 
bloss constructiven Zeichnungen derselben nicht; sondern 
es wird ein perspectivisches möglichst effectvoU schattirtes 
Bild der Masciflne gefordert werden. Wer soll nun diese 
Zeichnung anfertigen, weil beispielsweise der darzustellende 
Gegenstand noch gar nicht ausgeführt ist, sondern nur im 
Entwürfe besteht, also eine photographische Aufnahme oder 
ein Zeichnen nach der Natur nicht möglich ist? Es wird die 
Lösung der Aufgabe mit Becht von dem technisch gebilde- 
ten Constructeur gefordert werden. Aehnliches gilt auch 
von den theoretischen Zeichnungen, deren Anfertigung übri- 
gens unter allen die geringsten Schwierigkeiten macht. 

Aus dem Gesagten folgt, dass die Schule alle Darstel- 
lungsarten gleich ausbilden und sich sorgfältig vor jeder 
Einseitigkeit bewahren muss. Es bleibt natürlich dem metho- 
dischen Taet des Lehrers überlassen, mit welcher Darstel- 
lungeart er beginnt, und auf welche Weise er alle zu einem 
Unterrichtssystem verschmilzt. 

Hinsichtlich der schattirten Darstellungen ist zu be- 
merken, dass man des Guten nicht zu viel thun darf. 

Die Schattirung soll die Deutlichkeit erhöhen, aber die 
Vorstellung nicht erschweren. Die consequente Durchfüh- 
rung der idealen Sonnenbeleuchtung wird daher nicht immer 
anzurathen sein. Manchmal Wird ein Schlagschatten besser 
weggelassen werden müssen, der durch s^in Vorhandensein 
die Formen eher verwirren, als aufklären würde. Die neuere 
Praxis des Maschinenzeichnens liefert hiefür schon sehr gute 
Muster, die namentlich gegenüber älteren Schattirungsmc- 
thoden sicli durch Einfachheit der Mittel und malerische 
Wirkung auszeichnen. 

Uebungen im selbstständigen Schattiren von Maschi- 



nentheilen und ganzen Maschinen sind Anfängern sehr zu 
empfehlen ; denn es ist dabei der Zeichnende gezwungen, 
sich den Gegenstand vollkommen richtig vorzustellen und 
in allen seinen Theilen gewissermassen plastisch wieder zu 
geben. 

Vergleicht man den jetzigen Stand des Maschinenzeich- 
nens mit den von Redtenbacher schon vor mehreren 
Jahren aufgestellten Grundsätzen, so stellt sich heraus, dass 
der berühmte Begründer der deutschen Maschinen- 
Bauschule von den oben angeführten vier Arten Maschinen- 
Zeichnungen hauptsächlich nur die Planzeichnungen im Auge 
hatte, die auch dem Zwecke, den er verfolgte, vollkommen 
entsprachen. Seine Geringschätzung gegen die schattirten 
n Schulzeichnungen tt ist ofiPenbar nur gegen die Producte 
der älteren Unterrichtsmethode gerichtet *), einer Methode, 
die in Oesterreich, wo Redtenbacher seinen ersten Unter- 
richt genoss, bis zu der Anfangs der Fünfzigerjahre erfolg- 
ten Errichtung der Realschulen in der Blüthe stand, und 
bei welcher mit dem Schattiren von Maschinen- und Bau- 
zeichnungen allerdings viel gespielt wurde. Desshalb lässt 
sich aber der Werth der verständig angewendeten Schatti- 
rungen noch nicht hinwegleugnen. 

Unter den jetzt lebenden deutschen, theoretisch und 
practisch gebildeten Fachmännern nimmt F. Beule aus, 
ein ehemaliger Schüler Redtenbacher's, den ersten Rang 
ein. Dieser sagt in der Vorrede zu seiner nConstructions- 
lehre für den Maschinenbau" : »Wenn die einfachen Linear- 
zeichnungen als die zweck massigsten für das Construiren 
bezeichnet werden, so darf meines Erachtens desshalb nicht 
das Kind mit dem Bade ausgeschüttet und gleichzeitig für 
den Zeichnenunterricht der Vorbiidungsclassen die reine 
Linienzeichnung als Ziel betrachtet werden. Vielmehr soll- 
ten im Gegentheil Vorbiidungsclassen, wie — Schulen von 
einer solchen Einseitigkeit sich möglichst frei halten. Das 
freie Zeichnen erfährt dort gegenüber dem gebundenen 
meiner Ansicht nach nur zu oft eine unverdiente Zurück- 
setzung; ebenso wird die Anwendung der Farben dort 
fast immer viel zu gering geachtet. Das freie Zeichnen mit 
Farben — nicht die Anfertigung der so vielfach üblichen 
glatten, von Frische und Naturwahrheit möglichst weit ent- 
fernten Tuschzeichnungen — bildet Hand und Sinn des 
Schülers weit mehr, als viele massgebende Personen anzu- 
nehmen scheinen, und sollte mehr in den Vordergrund ge- 
stellt werden, als bisher gewöhnlich wenigstens geschieht. 
Die Hinleitung der Fertigkeit des Studirenden auf beson- 
dere Fachmethoden werden dann die polytechnischen Lehr- 
anstalten bei ihren Schülern schon selbst übernehmen. ** 

Es wird also eine Fachschule für das Maschinenwesen 
bei ihren Schülern volle Vertrautheit mit allen Arten der 
Darstellung entweder voraussetzen, oder, wo diess nicht 
angeht, die Einübung der Schüler in der Ausführung rei- 
ner Linienzeichnungen sowohl , wie der farbigen schat- 
tirten Zeichnungen selbst übernehmen müssen. Der Vorwurf 
der Zurücksetzung des Freihandzeichnens gegenüber dem 
gebundenen geometrischen Zeichnen, den Reuleaux den 
Vorbereitungsschulen im Allgemeinen macht, trifft übrigens 
die österreichischen Mittelschulen nicht, bei denen im Ge- 
gentheil das fireie Zeichnen auf Kosten des constructiven 



*) Qar so n offenbar" ist ans das nicht. Wenigstens kommen 
auch bei berg- und hüttenmännischen Zeichnungen noch immer 
Fälle vor, bei denen man unwillkürlich an jene Kritik Redten- 
bacher*s denken muss! Die Red. 



19 — 



Zeichnens mit unTerhältniBsrnftssig mehr Standen bedacht 
ieti Bo dasB hier eher der entgegengesetzte Fehler zu ta- 
deln wäre. 

Erfahrungen bei der Gewinnung des Silbers 
aus Fahlerz - Rohkupfer (antimonialischem 
Schwarzkupfer) und Fahlerz-Speise (Antimon- 
Speise) im oberungarischen Bergdistricte. 

Kitgetheilt von Anton ELauch, k. k. Hatten-Yerwalter. 

(TortfletzuBg.) 

Probiren der Mehle. 

Um sowohl den Schmelz- als auch den Entsilberungs- 
process controUiren zu können, werden die Rohkupfer und 
Speise-Mehle vor ihrer Entsilberung sowohl auf ihren Kupfer- 
ais auch Silbergehalt probirt. 

Man wfirde sehr unzuTerlfissige Resultate erhalten, 
wollte man die Rohkupfer und Speisen in Stücken als Prob- 
material benutzen, weil sowohl das Silber als auch das 
Kupfer namentlich in Speisen in den verschiedenen einzel- 
nen Stücken, ja in demselben Stücke sehr ungleich ver- 
theilt 48t. 

Desshalb ist die Probnahme von gut gemischten Meh- 
len sowohl von Rohkupfern als auch Speisen viel richtiger. 

Zur Bestimmung des Silber- und Kupfergehaltes wendet 
man die bekannte beim Silber, die Bleieintränk-, beim Kupfer 
die deutsche Probe auf trockenem Wege an. 

Freilich lässt namentlich die Kupferprobe der Speisen 
hinsichtlich der Richtigkeit der Bestimmung des Knpferge- 
haltes sehr viel zu wünschen übrig , und wird gewöhnlich 
der Silbergehalt bei beiden etwas zu nieder, der Kupferge- 
halt besonders bei den Speisen zu hoch angegeben , weil 
das Antimon beim Kupfer verbleibt und selbst durchs 
Spleissen des Kornes mit Blei nicht entfernt werden kann, 
wobei die Zurechnung der Bleischweren den Kupfergehalt 
zu hoch ergibt. 

Beim Silber hingegen wird, wenn man zu wenig Blei 
beim Eintränken zusetzt, ein silberhaltiges ELrätz im Ein- 
tränkscherben verbleiben, bei zu viel Blei treiben die gros- 
sen Bleikönige sehr lange und es entsteht Silber- Verlust 
durch Verflüchtigung , so dass der Silbergehalt wie gesagt 
etwas niederer angegeben wird als er in Wirklichkeit ist. 

Mengen der Mehle mit Kochsalz hehvfs der cffloriren- 
den Röstung. 

Hiezu sind in Anwendung hölzerne flache Scbafleln von 
3' Durchmesser mit einem siebartig durchlöcherten kupfernen 
Boden, dessen Oefi^nuugen 2 ^'' im Durchmesser halten und 
3^^' weit von einander entfernt sind. 

Die betreffenden Mehlposten werden zuerst auf der 
Hüttensohle ausgebreitet mit Kochsalz bestreut, mit Krücken 
gut durchgemengt, hierauf theil weise in das Schaffei ge- 
than, worin sich ein kleiner cjlindrischer Block von hartem 
Holz befindet. 

Bei der raiternden Bewegung des Schaffels treibt der 
hölzerne Cjlinder nach verschiedenen Richtungen sich be- 
wegend die Mischung durch das Sieb durch. 

Rösten der Schwarzkupfer und Speise-Mehle. 

Die Oefen , in welchen die oxydirende und chlorirende 
Röstung der Schwarzkupfer und Speise-Mehle vorgenom- 
men wird, sind die bekannten ungarischen Flammröstöfen 



mit directer Flammen Wirkung. Sie sind doppeletagig und 
etwas kleiner construirt als der bei der Avanzaer Hütte 
hergestellte. Die Dimensionen der Schmöllnitzer Röst- 
öfen sind folgende: Feuerung lang 8' 8'^ Rost lang 5' 6'^ 
breit l8'', Feuerbrücke lang 5' &'\ breit 15". Von der 
Herdseite 10^' hoch, von der Feuerseite \**. Flammenöff- 
nung 5' 6'Mang, 10'' hoch. Herd 9' lang, 8' 8'' breit. 
Gewölbe ober dem Herde 20'' hoch. Fuchs 10" neben 
dem Herde 6" breit, 4' lang mit Register. Die Hauptsache 
bei der Constmction dieser Oefen ist, dass sie mehr tief 
als breit sind , dass die Verbrennung des Brennstoffes zur 
Flammenbildung Iftngs der ganzen Schürgasse vollständig 
erfolge, dass der Flammstein so schmal als möglich sei, 
dass die Gewölbe über den Herden möglichst nieder seien, 
dass mehrere (3) Füchse gleich vertheilt kaum sich über 
den Herd etwas erheben, und dass aus der Radstube ein 
Canal unter die Schürgasse einmünde, damit so viel als 
möglich feuchte Luft in den Ofen gelange , welche alle Be- 
dingnisse beim Avanzaer Röstofen zur Ausführung kommen. 

Unter diesen Umständen geschieht das Durcbkrählen 
der Partbien ganz in den brennenden Flammgasen, wodurch 
eine schnellere und vollständigere Chlorsilberbildung sehr 
gefördert wird. 

Die-Schwarzknpfer-Mehle werden in Partbien von 4 Ctr. 
Trockengewicht mit 10 — 12 Perc. Sudsalz gemengt in die 
obere Etage des Röstflammofens eingetragen. 

Während in der unteren Etage die GaarrÖstung ge- 
schiebt, welche durch directe Einwirkung der in der Schür- 
gasse erzeigten Flammen vermittelt wird, wird in der oberen 
Etage das Röstgut bloss durch die abziehenden heissen Gase 
erwärmt, so dass die Rohkupfer-Mehle sich bloss in einer 
ganz dunklen Rösthitze befinden. 

Diese Vorröstung dauert unter fortwährendem Krählen 
mit dem Röstrechen so lange als in der unteren Etage die 
GaarrÖstung, gewöhnlich sechs Stunden. 

Nach dieser Zeit werden die gaargerösteten Mehle aus 
der unteren Etage herausgezogen und die vorgerösteten 
Mehle von der oberen auf die untere Etage durch den im 
Gewölbe befindlichen Fuchs herabgestürzt. 

Die GaarrÖstung geschieht mit steigender Hitze und 
zwar desto mehr Kochsalz als Zuschlag, und desto grössere 
Hitze kommt, und desto länger in Anwendung, je reiner 
(schwefel- und antimonfreier) die Rohkupfer waren. 

Ueberhaupt, wenn das Kochsalz nicht sehr theuer ist, 
darf man ja mit seiner Zutheilungsmenge nicht sehr sparen. 

Die GaarrÖstung dauert ebenfalls ungeföhr 6 Stunden. 

Die beste Controle , von Zeit zu Zeit den Rösterfolg 
bezüglich der Chlorsilberbildung zu erforschen und zu ver- 
folgen ist die, in verschiedenen Stadien des chlorirende n 
Röstprozesses, bei gewisser Kochsalzzuschlagmenge» bei 
Anwendung gewisser Feuerintensitäten und gewisser Röst- 
dauer, Proben aus der Mitte des Herdes, nächst der Feuer- 
gasse und nächst den Füchsen zu nehmen, auf ein Filtrum 
zu bringen y mit siedendheisser Kochsalzlauge so lange 
auszulaugen, bis kein Chlorsilber mehr von der Lauge gelöst 
wird, den Rückstand gut auszuwaschen, zu trocknen, mit 
Blei einzutränken und bei massiger Temperatur abzutrei- 
ben. Nach dem grösseren oder kleineren gewogenen 
Silberrückstandshalte kann man beurtheilen, bei welchen 
Kochsalzzuschlagmengen, bei was für einer Feuerintensität, 
in welcher Zeit die grösste Menge des Chlorsilbers gebildet 
ist und demnach den Röstprozess reguliren. Die erkalteten 



- 20 — 



gftargeröatetenParthien werden gesiebt. Das Siebfeioe kommt 
zur Eztraction und vorber fein gemahlen cur Amalgamation, 
die Siebgröbe wird vermählen mit 5 Perc. Kochsalz be- 
schickt den in chlorirender Böatnng befindlichen Schwarz- 
kupferparthien in kleinen Antheilen zugetheilt. 

Die Speise-Mehle gelangen zu 7 Ctr. *) grossen Par- 
thien zur Vorröstung und werden znerst ozydirend vor- und 
gaargerdetet. In Folge der günstigen Eigenschaft der Speise, 
welche schon bei einer niederen Temperatur rothgltlhend 
wird| and 5 — 6 Standen ohne Zuhilfenahme einer Feaerung 
rothgltthend bleibt, nimmt die Vorröstung der Speise nur 
so viel des Brennstofi'es in Anspruch, bis der Böstofen so 
heiss gemacht wurde, dass sich darin die erste Speise-Parthie 
erglüht , dann kann die Vorröstung Monate lang ohne allen 
Brennstoff fortgesetzt werden. Diese leichte Entzündlichkeit 
und das nachhaltige Glühen der Speise beruht auf dem 
hohen Antimonalhalt der Speise und deren Schwefelhalt. 

Die Vorröstung hat den Zweck, den grössten Tbeil des 
Antimoniums bei einer niederen Temperatur zu oxydiren, 
und dadurch theils die Silberabgftnge , theils eine grosse 
Graupenbildung za beseitigen. Die vorgerösteten Mehle 
werden auf einem Cylindersieb durchgesiebt und die Grau- 
pen gemahlen (in SchmöUnitz wurden die vorgerösteten' 
Mehle durchwegs vermählen). 

Die vorgerösteten Mehle werden in einem zweiten 
Röstofen nochmals ohne Kochsalz , jedoch mit Hilfe einer 
Feuerung, bei einer ziemlich hohen Böstungstemperatur in 
Parthien von 6 Ctr. in 4 — 5 Stunden, in beiden Böstofen- 
Etagen also zusammen in 8 — 10 Standen ozydirend gaar- 
geröstet. 

Die Böstnng hat zur Aufgabe, die gebildeten schwefel- 
sauren Salze zu zersetzen, wesshalb auch bei dieser Böstnng, 
falls die Menge der vorhandenen schwefelsauren Salze zu 
gross ist, roher gestampfter Kalkstein und Kohlenpal ver 
zugetheilt werden. 

Ist der Schwefel durch dieses Verfahren , besonders 
für die Amalgamation unschftdlich gemacht, und die gebil- 
deten im Wasser und in der Kochsalzlauge löslichen Salze 
zerstört , so kann die chlorirende Böstung mit Kochsalzzu- 
theilung vorgenommen werden. 

Dem zufolge werden die gehörig vorgerösteten und 
vermahlenen Mehle zu 6 — 7 Ctr. grossen Parthien mit 
7 — 10 Perc. Kochsalz bloss in die untere Ofenlage einge- 
tragen, und bei einer mittleren Böstungstemperatur in 4 — 5 
Stunden gaargeröstet. 

Die Mehle der concentrirten Speise von Altwasser ver- 
langten bei der chlorirenden Böstung eine sehr hohe Böst- 
temperatur, wesshalb hiebe! ein ziemlich grosser Brennstoff- 
aufwand stattfand. Bei der chlorirenden Böstung dieser 
Concentrations- (Niederschlags-) Speise wurde in SchmöUnitz 
beim Beginne der chlorisehen Böstung scharf gefeuert, bis 
die Böstpost gehörig entzündet war, sodann wurde dieselbe 
gewendet und ohne weiter zu feuern so lange gekühlt, bis 
sie dunkel geworden, dann wurde die Post in die Mitte des 
Herdes zusammengeschoben und wieder gefeuert, dann 
wieder zerzogen und bis zum Dunkelwerden gekühlt. Diese 
Procedur wurde während einer neunstündigen Chlorirungs- 
zeit 4 — 5mal wiederholt, hierauf, nachdem die Post bei der 
letzten Periode im Ofen ganz dankel geworden , ans dem- 
selben herausgezogen. 



♦) In SchmöUnita 4 Ctr. 



Die gaargerösteten Mehle werden gesiebt und fSix die 
Amalgamation fein gemahlen und gelangen so zur Ent- 
siiberung. 

Entsilberung der chlorirten Fahlrohkupfer- und Speise- 
Mehle. 
a. Ohne Znhilfnahme des Quecksilbers. 

Extraction, 

Nachdem die chlorirend gerösteten Mehle aus dem 
Ofen gezogen und erkaltet sind, werden sie durch ein ge- 
decktes Plansieb durchgesiebt, und gelangen die siebfeinen 
Mehle zur Eztraction. Gewöhnlich erhält man 20 — 25 Perc. 
Graupen von unmittelbar chlorirend gerösteten Fahlroh- 
kupfer-Mehlen , und 6 — 8 Perc. Graupen von vorher ozy- 
dirend, dann erst chlorirend gerösteten Speise-Mehlen. 

Zur Silbereztraction aus chlorirend gerösteten Schwarz- 
kupfern und Speise-Mehlen empfehlen sich mit einigen Ab- 
weichungen die vom Verfasser in der Avanzaer Kupfer- und 
- Silbereztractionshütte ausgeführten und sehr befriedigend 
erprobten Apparate, wie sie in den Erfahrungen im berg- 
und hüttenmännischen Maschinen- und Bauwesen vom 
k. k. Ministerialrath P. v. Bittinger Jahrgang 1864 abge- 
^ bildet und beschrieben worden sind, auf welche sich hiemit, 
um Wiederholungen zu vermeiden , im Ganzen und im De- 
tail berufen wird. In gleicher Weise ist die Eztractionshütte 
in der Stefanshütte vom Herrn Director Ferjentsik gebaut 
und diente als Vorbild bei Erbauung der Avanzaer Hütte; 
dieselbe ist beschrieben in dem Berichtsbuche über die 
zweite allgemeine Versammlung der Berg- und Hüttenmänner 
in Wien. 

Wo keine Kalksteinquadern und Cementkalk vorhan- 
den sind, muss das Laugenreservoir, um verlässlich zusein, 
zuerst aus fettem Mauerwerk hergestellt werden. In dieses 
kommt ein entsprechend grosser hölzerner Kasten ; zwischen 
Mauerwerk und Kasten muss eine 8 — 1 0zöllige Letten - 
dichtung angebracht werden. Zuerst wird der Boden mit 
Letten ausgestampft, hierauf der hölzerne Kssten eingesetzt 
und zuletzt die Seiten mit Letten gedichtet. Die Letten- 
dichtung soll in dreizölligen Lagen geschehen, jede Lage 
muss vor dem Niederstampfen der zweiten gut aufgeritzt 
werden , damit innige Verbindung zwischen beiden herge- 
stellt werde, eben so muss unter dem, zum Laugen-Beser- 
voir führenden geneigten hölzernen Boden des Eztractions- 
saales i» diesem Falle eine 10 — 12zöUige Letten dichtung 
angebracht werden, damit kein Laugen- Verlust durch allen - 
fälliges Binnen der Eztractions-Silberfäll- und Kupferfäll- 
kästen entstehen könne. 

Die Silberfällkästen sollen jeder statt 2 Abtheilungen 
deren 4 haben, damit die silberhaltige Flüssigkeit sich in 
8 Abtheilungen (in 2 Kästen) zertheilend durch die Kupfer- 
granalien oder Cementkupfer gleichmässiger zersetzt werde 
und bei vorkommenden Störungen in der Filtration diese 
auf kleine Abtheilungen beschränkt werden. 

Statt der Granalien von reinem Kupfer kann man, wie 
diese sich der Verfasser versuchsweise überzeugte, auch un- 
mittelbar Schwarzknpfer-Granalien anwenden, was in dop- 
pelter Beziehung ökonomische Vortheile bringt, einmal wer- 
den die Unkosten der Granalien - Erzeugung aus reinem 
Kupfer eliminirt und zugleich ein Theil Schwarzkupfer un- 
mittelbar auf Silber verarbeitet, da das Kupfer derselben 
gelöst, das Silber beim Cementsilber rückbleibt. Die allen- 
falls hiedurch bedingte sehr geringe Verunreinigung des 



< 



— 21 — 



Silbers wird durch einen kleinen Pottaschen-Zuschlag beim 
Siiberschmelzen. behoben. 

Zu den Unannehmlichkeiten des Extracttons-Betnebes 
gehört das öftere Scfaadhaftwerden der kupfernen Laugen- 
ErbitznngskesseL 

Es wäre nach der Meinung des Herrn Directors F e r- 
jentsik vortheilhafter, statt dieser einen Dampfkessel zm 
heitzen, und da die Eztraction viel Wasser zur Verdünnung 
der sich stets mehr concentrireuden Manipulations-Koch* 
Salzlauge erfordert, die Koehsalzlauge in einem hölzernen 
Reservoir mit Wasserdampf zu erwärmen, wobei auch zum 
Theil die erforderliche Verdünnung mit Wasser vor sich 
gehen würde. 

Ob es rathsam sei, den Dampfkessel mit Anwendung 
einer Hilfsfeuerung durch die heissen Röstgase zu heitzen, 
kann nur die Erfahrung entscheiden, da beim Entschwefeln 
(oxydirende Röstung) die entweichenden schwefeligen und 
schwefelsauren Dämpfe, beim Chloriren das freie Chlor und 
die Chloride, die Dampfkesselwände voraussichtlich bald 
angreifen würden, und zugleich sich starke Ansätze von 
Antimonozyden an den Dampfkesselwänden bilden, welche 
die Mittheilung der Wärme an das Wasser erschweren 
möchten. Eiserne Pfannen oder Leitungen anzuwenden ist 
gar nicht thunlich, einmal desswegen nicht, weil sie sehr 
schnell durch die in der Lauge befindlichen Chloride zerstört 
werden und dann auch desshalb, weil wenn sich das Kupfer- 
ehiorid und Chlorür in den Kupferföll-Lutten nicht ganz zer- 
setzt, solches in die Pfanne und Leitungen hineinkömmt, 
wo die Endzersetzung unter Bildung von Kupfer-C^ment- 
schlich stattfindet.« Gelangt nun Kupfer -Cementschlich 
von der Strömung der circulirenden Manipulationslauge mit- 
gerissen in die £xtractio|isk ästen, so wird die Lösung des 
Chlorsilbers in der Kochsalzlauge schon dort zersetzt, es 
scheidet sich metallisches Silber aus, welches dann nicht ganz 
neuerdings chlorirt und gelöst wird und als solches die Rück- 
stände reich macht. 

Bei der Silber-Eztraction aus Schwarzknpfer und Speise- 
mehlen muss noch auf eine Rückstandsbühne Bedacht ge- 
nommen werden, was bei der Eztractionshütte in Avanza, 
da die entmetallten Rückstände in die wilde Fluth gelang- 
ten, nicht in Berücksichtigung kam. 

Es ist diess ein im Niveau der Eztraction skästen ange- 
brachter bedachter Raum mit einer laugendichten etwas ge- 
neigten Bühne versehen, auf welcher die aus den Eztrac- 
tionskästea ausgehobenen entsilberten Schwarzkupfer und 
Speisemehle in gesonderten Parthien gestürzt werden, theils 
um, bevor sie in ein Rückstandsmagazin überführt werden, 
einen grossen Theil ihrer Nässe abzusetzen, welche in Rin- 
nen abgeleitet wird, theils um vor ihrer Wegschafiung vorher 
so lange liegen zu bleiben, bis durch eine mit ihnen unternom- 
mene Probe auf Silber ein Minimum des Haltes von diesem 
Metalle erwiesen ist. 

Da ferner bei den in Frage stehenden Processen es sich 
hauptsächlich um die Silbergewinnuog handelt, so brauchen 
auch die KtipferfiUl-Lutten keine so grosse Ausdehnung zu 
erhalten, wie diess bei der Avanzaer Eztractionshütte aus- 
geführt werden musste, in welcher neben Silber auch Kupfer 
eztrahirt und gefällt wurde. Wird aber, wie in der Stefans- 
hütte, die Speise nicht nur entsilbert, sondern zugleich auch 
entkupfert, so mfissbn die Cementkupfer-Lutten dann jene 
grössere Ausdehnung besitzen. 



Das Silbereztractions-Verfahren sowohl für Schwärs* 
kupfer oder Speisemehi ist ganz dasselbe. 

Je coneentrirter und heisser die Silberextractions-Koch- 
salzlange ist, desto schneller und besser werden die gut 
chlorirten Parthien entsilbert. Gewöhnlich arbeitet man mit 
einer 20 — 26^ Beaum6 dichten und 60 — 70® Celsius heissen 
Kochsalzlauge. 

Mit ^er Zeit, wenn sich die Manipulationslauge mit 
Glaubersalz und Eisenchlorttr mehr sättigt, ist der absolute 
Kochsalzgehalt im Cubikfuss Lauge bei obigem Dichtigkeits- 
Grade wohl geringer. Sind jene beiden Salze, namentlich 
das Glaubersalz, in nicht zu grosser Menge vorhanden, so 
n«hmen sie auf eine hie durch bedingte Verzögerung der 
Entsilberung keinen erheblichen Einfluss. 

Bei regelrecht erzeugten Schwarzkupfern ist die Bil- 
dung obiger Salze und ihr Eintreten in die Manipulations- 
Lauge nicht gross, so dass bei einei^ beispielsweise monat- 
lichen Aufarbeitang von 500 Ctr. möglichst schwefelfreier 
Mehle, bloss im Jahre einmalige Entfernung dieser Salze 
noththut. Es ist dieas im Winter am besten auszuführen ; 
wenn der Eztraciions- Apparat gereinigt worden, wird die 
Lauge in alle Kästen aufgepumpt und nach zweiwöchentli- 
chem Stillstand bei geöffneten Werksfenstern krystallisirt 
der grösste Theil des Glaubersalzes heraus. 

Das Eisen wird als basisches Salz stets aus der Lauge 
dadurch entfernt, dass es auf den entsilberten Parthien sich 
ansammelt und mit diesen aus den Kästen entfernt wird, 
daher findet keine namhafte Ansammlung dieses Salzes in 
der Lauge statt ; sonst könnte man dieses Salz dadurch ent- 
fernen, dass man die Lauge mit Chlorkalk gemischtem Aetz- 
kalk versetzt. 

Manchmal häufen sich die basischen Eisensalze nament- 
lich bei zu stark lechigen Schwarzkupfern und besonders 
Speisen so stark auf den Mehlparthien in den Eztractions- 
kästen an (1 — 3" hoch), dass durch die entstehende dicke 
Schlammschichte der Laugendurchzug erschwert wird; als* 
dann lässt man die Lauge aus den Kästen ab, hebt die 
Schlammschicht basischer Salze ab und beginnt die Eztrac- 
tion vom Neuen. Am besten theilt man diesen Schlamm 
von basischen Salzen der ozydirenden Röstung zu. 
(Fortsetzung folgt^ 



Bemerkungen über Torfverkohlung. 

(Aus Anlass des neuen Verfahrens von Gräser, Walland 
und Libert) 

Im Blatte Nr. 45 v. J. der österreichischen Zeitschrift fär 
Berg- und Hüttenwesen erscheint ein Artikel über ein neues 
Verfahren,* mittelst eigenthümlicher Oefen alle Gattungen 
mineralischen und vegetabilischen Brennstoffes zu ver- 
kohlen; es sind darin selbst Anklagen gegen die bishe- 
rigen Verkohlungsmethoden verwebt, denen ich als Prakti- 
ker zu entgegnen, in diesen Zeilen mir erlaube. 

Weit entfernt, dem neuen Verfahren unbedingt den 
Stab zu brechen, und mich dadurch in die Compagnie alter 
verknöcherter Praktiker einreihen zu lassen ; so habe ich 
doch einige gewichtige Bedenken gegen die sanguinischen 
Hoffnungen, welche nun unserer Eisenindustrie durch die 
Anwendung der Torfkohle erblühen sollen. 

Der Torf ist und bleibt ein theueres Brennmaterial, 
die Entfernung seines grossen Wassergeb altes, der bekannt- 
lich über 90% beträgt, bietet so viele Schwierigkeiten, dass 



22 — 



er bisher nocb immer nicht die ConcarrenB, sowohl mit dem 
Holze -als wie mit der Steinkohle aushalten konnte. Ich 
habe in dieser Richtung in einer Reihe von vielen Jahren die 
bittersten Erfahrungen gemacht. Wenn auch die Qualität 
der Torfkohle nichts sn wünschen übrig lässt, indem sie 
dem Effect nach, sowohl in Hochöfen als wie in Frisch- 
feuem der besten Fichtenkohle gleichkommt, so ist doch 
ihre Eraeugung, abgesehen von den Unkosteui ihrem ge- 
ringen Ausbringen aus dem Torfe, mit so grossem Zeitauf- 
wande verbunden, dass sie mit der massenhaften Production 
eines Hochofens nicht gleichen Schritt halten kann ; treten 
zum UeberfiuBse noch ungünstige Witterungsverhftltnisse 
ein, so können sie empfindliche Betriebsstörungen zur Folge 
haben. 

Unstreitig sind in Steiermark die Torfmoore in der 
Umgebung von Admont die bedeutendsten, ihre Mächtigkeit 
von 10 — 24 FuBs in ^iner Lftngenerstreckang von 4 deut- 
schen Meilen berechtigen allerdings zur Aussicht einer 
reichlichen Ausbeute, obwohl die Lage der Moore in einer 
Höhe von 2200 Fuss über die Meeresfl&che am Fasse hoher 
Alpen der Lufttrocknung nicht am günstigsten ist. 

Wäre auch dieses Hinderniss durch künstliche Trock- 
nung zu besiegen, so tritt der Hauptnerve jeder industriel- 
len Unternehmung, nämlich der Kostenpunkt auf, der nur 
zu oft manche glückliche Idee zu Grabe trägt. 

Bei unserer darniederliegenden Eisenindustrie ist es 
eine Anforderung der Zeit, möglichst billiges Roheisen zu 
liefern ; diese Aufgabe lässt sich nur durch billigeren Brenn- 
stoff erzielen, und gerade an dieser Klappe strandet die 
Torfkohle ; von der Gewinnung des frisch gestochenen Tor- 
fes bis zur Torfkohle steigern sich die Unkosten so gewal- 
tig, dass jeder Industrielle bisher von jedem weiteren Vei*- 
i^ec kt wurde. 

Da ich alle Stadien der Torfmanipulation, nämlich der 
Gewinnung des Torfes bis zur Torfkohle durchmachte, die 
Verwendung sowohl des lufttrockenen Torfes, als wie der 
Torfkohle beim Eisenschmelzprocesse in grossem Massstabe 
versuchte, so kann ich einiges von diesem Brennstoff-Sur- 
rogate sprechen, und will daher den practischen Finger- 
zeig durch Ziffern ^eben, welchen Erwartungen man sich 
bezüglich der Torfkohle hingeben kann. 

Auf der hiesigen grossen Verkohlung sind erst in neue- 
ster Zeit abermals Versuche mit der Torfverkohlung wie- 
derholt worden. 

In 12 gewöhnlichen stehenden Meilern von 4 — 5 Klft. 
Diameter und 10 — 12 Fuss Höhe, mit einer Capacität von 
4000—4300 Cub. Schuh, wurden insgesammt 51.600 Cub. 
Fuss lufttrockener Torf eingelegt, und "hieraus 22.267 Cub. 
Fuss Torfkohle erzeugt, welches dem Volum noch 26*1 % 
oder bei dem Gewichte von 8'7 Pfd. pr. Cub. Schuh, 28*8% 
dem Gewichte nach. Ausbringen gibt. 

Binnen 14 Tagen war jeder Meiler ausgekohlt und die 
Kohle in den Kohlschoppen gebracht. 

Diesen Ergebnissen zu Folge sind zu 100 Pfd. Torf- 
kohle 347 Pfd. trockener Torf erforderlich. 

Mag der aus dem Moore ausgehobene Torf entweder 
durch natürliche Luftströmung oder durch künstliche Trock- 
nung in eigenen Trockenhäusem, wie am Stoltacher Moore 
in BaierUi oder durch das complicirte Verfahren des Herrn 
Ezter am Haspelmoore nächst Augsburg von seinem Was- 
sergehalte befreit werden, so wird der Centner vollkommen 
trockenen Torfs kaum minder als zu 26 kr. Oe. W. herge- 



stellt werden könneui und selbst bei der Annahme, dass 
durch die trockene Destillation in Oefen, der Verkohlnogs- 
process vollkommener und schneller erfolge, als wie in Mei- 
lern im Freien, welche allen Witternngsverhältnissen aus- 
gesetzt sind, so «wird man bei den physikalischen Eigen- 
schaften des Torfes zu einem Centner Torfkohle, welche 
fest und hellklingend ist, kaum weniger als 300 Pfiind 
trockenen Torf benöthigen, welche allein schon 78 kr. 
kosten, nun kommen noch die Verkohlungskosten, nämlich 
Arbeitslohn und Brennstoff fdr die Oefen, die Kosten &Lr 
Regie, die Verzinsung und Amortisation des Anlage-Capi- 
tals hinzu, welche durchschnittlich auf 30 kr. anzuschlagen 
sind. 

Der Ankaufspreis von 100 Pfd. Holzkohle (Bauem- 
Kohle) ist gegenwärtig 90 kr., während unter den günstig- 
sten Verhältnissen ein gleiches Gewicht Torfkohle auf 
1 fl. 18 kr. zustehen kommt, ein Preis, bei welchem letztere 
weder mit der Holzkohle noch mit der Steinkohle concnr- 
riren kann, unter welchen Umständen bei einem anzuhoffen- 
den gesteigerten Bedarfs von Roheisen, jeder Hüttenbesitzer 
gewiss eher zu böhmischen oder ungarischen Coaks greifen 
wird, die er bei dem nun concessionirten Bau der Rudolphs- 
und Fünfkirchen-Kottori-Eisenbahn gewiss um 80 — 90 kr. 
bis zu seinem Hüttenwerk an sich ziehen kann, und mit 
90 Pfd. Coaks 100 Pfd. Roheisen wird erzeugen können. 

Es wird ferner behauptet, das mit der Torfkohle erbla- 
sene Roheisen entspreche dem Zwecke einer weiteren Ver- 
arbeitung besser, als wie jenes mit Coaks oder Holzkohle 
erzeugte und ersteres bewähre sich insbesondere bei dem 
Bessemer-Metalle. Es wäre sehr interessant durch Herrn 
Verfasser zu erfahren, welches Eisenwerk sich mit der Er- 
zeugung von Torfkohle und deren Verwendung zum Eisen- 
schmelzprocesse in ausgedehntem Masse befasse, und auf 
welcher Hütte bereits Bessemer-Metall aus dem mit Torf- 
kohle erblasenen Roheisen erzeugt worden sei. Herr Mini- 
sterialrath Ritter V. Tunner^ dem wir die Bekanntgabe der 
neuesteh Fortschritte im Eisenhüttenwesen zu verdanken 
haben, hat noch nie in seinen Werken etwas erwähnt, daher 
wir Hüttcnleute iin Interesse unsefes Faches dem Herrn 
Verfasser für die Bekanntgabe der an Ort und Stelle ge- 
machten Erfahrungen uns um so mehr für dank verpflichtet 
fühlen würden. 

Femer wird uns der Vorwurf gemacht, dass die gegen» 
wärtige Verkohlungsmethode noch immer auf derselben 
niedrigen Stufe wie vor Jahrhunderten stehe. 

So wie man durch Maschinen die Verdichtung und 
Pressung des Torfes mit grossen Opfern zu erzielen suchte, 
so wurden alle diese Versuche durch den Misserfolg lahm 
gelegt, gleiches Schicksal theilte auch die Holzverkohlung, 
man kehrte immer wieder auf das primitive Verfahren, als 
das zu einer grossartigen Erzeugung geeigneteste zurück, 
ja selbst bei einer mit aller Energie und Ausdauer durch- 
geführten Unternehmung, die Torfkohle zur Geltung zu 
bringen, dürfte die Rentabilität noch problematisch sein, 
die mannigfaltigen Vorarbeiten, welche der Torf von der 
rohen Masse bis zur Torfkohle durchwandern muss, stehen 
mit dem geringen Ausbringen in keinem Verhältniss, wovon 
die mehrfach erzielten, sich immer gleichbleibenden Resul- 
tate den Beweis lieferten. 

Wie bereits erwähnt, erfordern 100 Pfund Torfkohle 
347 Pfund lufttrockenen Torf. 

Wird der frisch gestochene Torf in Trockenhütten, 



- 23 - 



oder wie in Kftrnten «nf Hiefeln getrocknet, so verliert er 
76% von seinem Qewiehte, oder was dasselbe ist, zu 100 
Pfand lufttrockenem Torf massen 4t7 Pfund nasser Torf 
gestochen werden, daher obige 337 Pfund lufttrockener 
Torf nicht weniger als 1446 Pfund benöthigen, welche so- 
mit nur 100 Pfund Torfkohle geben. 

Nach meiner practischen Ansicht dfirfte der Torf durch 
die Anwendung der Lundinischen Oefen einer grösseren 
Zukunft sich erfreuen. 

Wird der Torf in den Gasgeneratoren zur Gaserzeu- 
gung verwendet, und die Torfgase in den Condensatoren 
ihres Wassergehaltes vollständig beraubt, so wird er jenen 
Effect leisten, den er vermöge seines Kohlenstoffgehaltes zu 
leisten vermögend wäre, und das Hindemiss eines guten 
Effectes wäre somit glücklich überwunden. 

Naturschätze, welche bisher brach Isgen, könnten zum 
Nutzen der Industrie und Wohle der Bevölkerung ihrer Be- 
stimmung zugefKhrt, das Holz aber, welches bisher als Kohle 
dem Frischprocesse zugewiesen war, könnte der Boheisen- 
Production zugewendet und dadurch auch die Menge des 
allbekannten guten steierischen Holzkohlen-Boheisens be- 
deutend gesteigert werden. 

Hieflau, am 4. December 1866.' 

F. Kindinger, 
k. k. Bergrath. 

Jakob Sehellessnisg. ^) 

Vekrolog. 

Am 14. December des eben abgelaufenen Jahres verlor 
die österreichlache Montanindastrio und spectell das AlpenUnd 
Kärnten einen seiner geachtetsten Repräsentanten durch das 
Hinscheiden des gräflich Egger*tchen Inspectors, Landtagsab- 
geordneten und Viceprasidenten der Handebkamraer Herrn 
Jakob Scheliessnigg. Seine hervorragenden Verdienste um 
die Hebung der Eisenindustrie in Innerösterreich und um die För- 
derung der Landesinteressen sichern seinem Namen einen Ehren- 
platz in der Geschichte der Arbeit und der Cultur des Vater- 
landes und eine kurze Skizze seines Lebens dürfte in diesem 
bergmfinnischen Fachblatte kaum an der unrechten Stelle sein. 
Scheliessnigg stammte nicht aus einer bergmännischen 
Familie , und gehörte auch seinem Bildungsgänge nach nicht unter 
jene n zünftigen und erblichen" Mitglieder unserer Berufsgenossen- 
schaft, deren vorwiegende Zahl dieser ein nicht bloss in der 
EigenthümUchkeit des Berufes wurzelndes Qeprftge der Kasten - 
Abgeschlossenheit oder doch den Ruf einer solchen verschafft 
haben ; er war nvon Aussen «r in unsere Fachkreise hineingekom- 
men, denen er in einem vieljährigen rastlosen Schaffen und Wir- 
ken Ehre und Vortheil gebracht hat. Sein Name, {nom4n ei 
omcn) scheint auf slavischen (windischen) Ursprung zu deuten 
und entspricht der böhmischen Form nZelesnik« („Eisenhänd- 
ler«), seine Eltern aber gehörten dem Bauernstande an und waren 
auf der sogenannten Scheliessnigg -Hube in UnterLoibach bei 
Bleibnrg in Unterkärnten ansässig, wo Jakob am 25. Juli 1790 
das Licht' der Welt erblickte. 

In der Kindheit schwächlich, wurde er zum ,fStudiren'' be- 
stimmt und kam mit It Jahren in das Gymnasium nach Kla- 
genfiirt, wo er nicht nur bald zu den ausgezeichnetsten Schülern 
zählte, sondern auch zum Jüngling heranreifend, sowohl im 
Hause eines väterlichen Freundes sich dauerndes Wohlwollen 
erwarb, sondern auch in gebildete Familienkreise eingeftlbrt 
seine Anschauungen erweiterte und ebenso wie sein Wissen auch 
seine Talente auszubilden wusste. Er erwarb sich Kenntniss der 
französischen Sprache, des Zeichnens und der Musik, obwohl 
er, um seinen Eltern nicht zur Last zu fallen , durch Ertheilung 
von Unterricht sich einen Theil seines Unterhaltes verdiente. 
Nach zurückgelegten Gymnasialclassen widmete ersieh den Rechts- 

*) Wir folgen bei diesem Nekrologe einer ausführlichen Le- 
bensskizze, welche die nCarinthia« im Jännerhefte 1867 
enthält. Die Red. 



Stadien, die er in der bewegten Zeit der französischen Invasion 
unter mannigfachen Hindernissen und Nahrungssorgen theils in 
Graz, theils in Wien vollendete (1801). Er hatte sich während 
derselben durch Unterrieht, und als SoUidtator eines Advo- 
eaten, endlich selbst in der Magistratspraxis seine Subsistenz- 
mittel zu verschaffen gewusst, da er den „Ehrgeiz« hatte, sein 
väterliches Erbe nicht nverstudirentf zu wollen. 

Eine Angelegenheit des Herzens, welche ihm eine frühere, 
wenn auch bescheidenere Anstellung wünschenswerth erscheinen 
Kees , entschied ihn , nicht in Staatsdienste zu treten , sondern 
im herrtchaftlichem Privatdienste sein Unterkommen zu snchen. 
Bei der Graf Thurn*schen Herrschaft Bleiburg als Practikant 
eingetreten, 1813 zum Controlor befördert, war er gegen 1814, 
also mit 24 Jahren, Pfleger und Bezirkscommissär in Blei- 
burg. Die Kriegszeiten nahmen den jungen Bezirksleiter viel- 
fach in Anspruch, sein Fleiss, seine energische Thätigkeit fanden 
zwar Anerkennung und Belobung von Seite des vorgesetzten 
Kreisamtes, doch schien ihm ein Wechsel auf einen andern 
Posten erwünscht, den er auf einem der Güter des damals noch 
minorennen Grafen Egger zu Haimbutg vorfand, aber auch dort 
Zeit und Anstrengungen bedurfte, um durch seinen kundigen 
Eifer das in völliger Unordnung übernommene Amt wieder in 
Ordnung zu bringen. 

Schon in Bleiburg mussten die montanistischen Angelegen- 
heiten vielfach an ihn herangetreten sein , denn sein erster Dienst- 
herr Graf Thurn war einer der grössten Gewerken Kärntens. 
Noch mehr war diess der Fall auf seinem zweiten Dienstposten 
beim Grafen Egger, dessen Vertrauen sich Seh. — welcher bereits 
allgemein den Ruf eines ebenso tüchtigen als ehrenhaften Man- 
nes sich begründet hatte — bald in solchem Grade erwarb, dass 
er im Jahre 1827 zum Ins]f>ector und Leiter aller gräflichen Be- 
sitzungen und Werke ernannt wurde. 

Wie der nun 30jährige »Jurist« sein administratives nnd 
schöpferisches Talent, seinen warmen Eifer für das Interesse 
seines Dienstes und des« ganzen Landes bethätigt hat, davon 
sprechen die Schöpfimgen seiner fast 40jährigen Wirksamkeit 
in dieser Stellung. Er setzte sich zum Ziele, die technische 
und mercantilc Seite seiner Aufgabe gleichmässig zu fördern, 
lernte selbst italienisch, um die Correspondenz mit den italieni- 
schen Abnehmern leiten und übersehen zu können, schuf einen 
neuen prae tischen Verwaltnngsorganismus , umstaltete die techni- 
schen Etablissements vom Grunde ans, wusste die rechten Leute 
an den rechten Platz zu stellen , ihre Thätigkeit zu lenken ohne 
sie zu behindern, und lieferte so den Beweis, dasa das Berg- 
und Hüttenwesen keine gar so abgeschlossene Zunft sei, in 
welcher nur auf dem alten Wege vom Lehrling und Gesellen 
die Meisterschaft zu erlangen sei — und dass man eben kein 
„Meistersohnu sein müsse, um Tüchtiges zu schaffen*) in diesem 
Zweige der Industrie. In Lippitzbach ersetzte er die durch 
englische Concurrenz unrentabel gewordene Weissblecherzeu- 
gung durch ein Walzwerk und führte die Gasfeuerung ein; in 
Freudenberg wurde ein Torfmoor erworben und ein «gross- 
artiges Walzwerk mit Dampfhammer auf Torfteuerung basirt, 
weil die Brennstoffbedeckung durch Holz gefährdet schien, in 
Feistritz entstand eine mit den neuesten Fortschritten des 
Faches ausgerüstete Drahtfabrik an der Stelle einer unhaltbar 
gewordenen Hochofenanlage, und die Werke des Grafen Fer- 
dinand Egger, dessen vollstes Vertrauen Scheliessnigg genoss 
und — verdiente, erlangten unter seiner Führung den aus- 
gezeichneten Ruf im In- und Auslande, der sie unter die Er- 
sten des Landes reiht! 

Aber Seh. blieb nicht beim Einzelnen stehen; das Allge- 
meine, die Interessen des Vaterlandes und die seiner engem 
Heimath nahmen seinen Geist und seine Kräfte neben seinen 
eigentiichen Berufsarbeiten stets in Anspruch. Seit 1830 Mitglied 
der kärnthner'schen Gesellschaft ftir Landwirthschaft und Indu- 
strie, war es seine Feder, der man jährlich einen eingehen- 
den Bericht Über Handel und Verkehr der kärntnerischen Eisen- 
industrie verdankte; 1833 trat er— damals noch ohne Erfolg — 
für Zehentreluitionen auf, seit 1836 stand er unnusgesotzt geistig 
in Waffen auf dem noch immer streiteHUlltcn Schlaclitfelde der 
Zollpolitik — ein consequenter Gegner des Freihandels, — ja! er 
blieb bis an sein Ende ein Schutzzöllner, den man vielleicht 



*) Seh. ist nicht das einzige Beispiel, dass universelle und ad- 
ministrative Kenntnisse für das Fach oft epochemachender 
werden können als die noch so vollendete Technik, wenn 
sie einseitig auftritt oder sich kastenmässig abschliesstü 



— 24 



nicht einmal einen «gemSssigten« nennen konnte, jedoch aai Ueber- 
zeogimg nnd mit statiatischen Nachweisen kimpfend. Wir (O. H.) 
glauben, daaa er hierin vielleicht nicht gans ttber den Standpunkt 
localer Interessen sich an eriieben wnsste, aber auch wer ihm 
nicht auf seinen Standpunkt au folgen rermochte, musste die 
Motive desselben und den Charakter des unermüdlichen Kftm- 
pfe» ehren. Zahlreiche Denkschriften ttber die kämtnerische Eisen- 
industrie, die er seit 1832 geschrieben und theilweise publlcirte, 
verbreiteten seine Wirksamkeit über die Grenzen seiner Hei- 
math. Das Jahr 1848 fand ihn tii&tig in Deputationen an. das 
kaiserl. Hoflager, als Mitglied der deutschen Nationalversamm- 
lung in FranlSirt, bei der Gründung des „allgemeinen deutschen 
Vereins cum Schutze deutscher Arbeit", Im Jahre 184tt beim 
Wiener landwirthschaftlichen Congresse, seit 1850 Bei- 
sitzer des Bergsenats tieim Handelsgerichte in Klagenfurt, 1851 
und 1855 ehrenvoll ausgezeichnet bei den Weltausstellungen 
in London und Paris, vertrat er überall würdig sein Hei- 
mathland. 

1858 nahm er thätigen Antheil an der ersten Berg- and 
Hüttenmünner-Versammlung in Wien,*) im Jahre 1859 an der 
Gründung des Vereines der Eisenindustriellen, die ihn zum 
Vertreter der Gruppe der Alpenländer wählte. — Seit Gründung 
der kürnt. Handels- und Gewerbekammer war er ihr thfttiges 
Mitglied und oft ihr ViceprXsident; sein Antheil an der känit- 
nerischen Elsenbahn ist durch die von ihm 1862 publlcirte Ge- 
schichte dieses Unternehmers festgestellt. Er betheiligte sich an 
der Errichtung der Filial-Escompte-Bank in Klagenfurt und 
ward ihr Director. Der k&mtnerische Landtag zählte ihn zt^ 
seinen hervorragenderen Mitgliedern, das Unternehmen der Ru- 
dolfsbahn zu seinen emsigsten Förderern. Noch im letzten Jahre 
seines arbeitsreichen Lebens verfasste er eine umfangreiche 
Denkschrift über — oder eigentlich gegen den englischen 
Handelsvertrag! Auch diese Zeitschrift erfreute sich bisweilen 
eines Beitrages dieses rastlos wirkenden Veteranen der Eisen- 
industrie! ■ 

Im Alter von 76 Jahren unermüdeten nützlichen Wirkens 
raiBe den thätigen Greis eine kurze Krankheit hinweg. 

Ein langer Trauersag , dem die Mitglieder der Landesvertre- 
tuDg. der Handelskammer und des Gemeinderathes sich anschlo»» 
sen, folgte am 17. December dem Ehrenmanne zu Grabe; über 
dasselbe hinaus aber folgt ihm die dankbare Anerkennung seiner 
Mitbürger und die reinste Achtung Aller, die ihn im Leben ge- 
kannt haben. O. H. 

I 

A-dministratives. 
Xmanaongen. 
Se. k. k. Apostolische Majestät haben mit Allerhöchster 
EntSchliessung vom 11. Jänner d. J. den Sectionschef im Finanz- 
Ministerium Franz Freiherm v. Becke zum Unter-Staatsseccetär 
in diesem Ministerium zu ernennen nnd demselben taxfir^. die 
' Würde eines geheimen Rathes Allergnädigst zu verleihen geruht 
Vom Finanzministerium: 
Beim HauptmOnzamte in Wien : Der Cassier und dermalige 
Amtsleiter daselbst Eduard Richter zum Director; der Vorstand 
des Lemberger Landroünzprobir-, Gold- und SUber-Einlösungs- 
und Füial-Punzirungsamtes Ferdinand Panocha zum zweiten 



♦) Die »Carinthia** irrt, wenn sie diese Versammlung als vom 
Ministerium einberufen bezeichnet. Sie wurde vom Dr. 
Ferdinand Stamm, dem Redacteur der „Neuesten Erfin- 
dungen« angeregt und ins Leben gerufen durch ein auf 
seine Anregung zusammengetretenes Comit^ und hat sieb 
stets vollkommen selbstständig erhalten. Wenn auch das 
Ministerium durch die ärarischen Bergbeamt«n daran Theil 
nahm und die Eröffiiungssitzungen durch die Gegenwart 
von Ministem und andern Würdenträgern ausgezeichnet 
wurden, so blieben diese Versammlungen doch stets pri- 
vaten Charakters! — O. H« 



Wardein; der Cassacontrolor des Haupt-Punzirungsamtes Carl 
Gent hon zum Cassier; der dortige Amtsofficial Johann Oberth 
zum Cassacontrolor; endlich die bei dem Hauptmünzamte in 
Verwendung stehenden Praktikanten Johann Hrabak und Jo- 
hann Hetzkofer zu Amtsofficialen (Z. 53236, ddo. 29. De- 
cember 1866). 

Erledigung. 
Verwaltersstelle bei der k. k. Berg- und Hüttenver- 
waltnng zu Brixlegg in der VHI. Diätenclasse mit dem Gehalte 
jährl. 1200 fl., freier Wohnung sammt Garten und mit der Ver- 
bindlichkeit zum Erläge einer Caution im Gehaltsbetrage. Be« 
Werber um diese Stelle haben ihre gehörig documentirten Ge 
suche unter Nachweisung des Alters, Standes, Religionsbekennt- 
nisoes, des sittlichen und politischen Wohlverhaltens, der bishe- 
rigen Dienstleistung, der besonderen Kenntnisse im Bergbau und 
Kupferhüttenbetriebe, der Silberextraction, der Kupferhammer- 
und Walzwerks-Manipulation, Gewandtheit im Concept und im 
Rechnungswesen, der Cautionsfähigkeit nnd unter Angabe, ob 
und in welchem Grade sie mit den Beamten dieser Direction 
oder der unterstehenden Aemter verwandt oder verschwägert 
sind, im Wege ihrer vorgesetzten Behörde bis 15. Februar 1867 
bei der k. k. Berg- und Salin endirection einzubringen. 

K. k. Berg- und Salinendirection Hall am 8. Jänner 1867. 
Yerordnung. 
(Missbrauch des Telegraphen von Seite der 
Staatsorgane.) Aus Anlass vorgekommener Fälle werden die 
Weisungen des Finanzministerial-Erlasses von 22. April 1860, 
Z. 17710 (V. Bl. Nr. 26, S. 201), über die Art der Benützung 
des Telegraphen von Seite der Organe der Staatsverwaltung in 
Erinnerung gebracht. Zugleich wird eröffnet, dass die k. k. 
Staatstelegraphen-Direction in Wien vom k. k. Handelsministe- 
rium angewiesen wurde, die von den Telegraphen-Stationen all- 
monatlich eingesendeten amtlichen Telegramme zu prüfen und 
für diejenigen von ihnen, welche nach dem Urtheile der Tele- 
graphen- Direction Privatangelegenheiten betreffen, oder mit einer 
nur bei schriftlichen Bfittheilungen zulässigen Weitwendigkeit 
und Courtoisieform abgefasst sind, oder deren Inhalt ebenso gut 
im Postwege hätte mitgetheilt werden können, i i bi i HMI s im An- 
fange jeden Monates die tarifmässigen Gebühren im Wege der 
betreffenden Telegraphen-Inspectorate von den Aufgebern ein- 
heben zu lassen, und im Falle der Zahlungsverweigerung den 
Gegenstapd unter Vorlage der Telegramme beim Handelsmini» 
sterium zur Sprache zu bringen. 

(Z. 439, ddo. 8. Jänner 1867.) 

Kundmachung. 

Roheisen-Preise bei der k. k. Hauptgewerkschaft pr» 

Wiener-Centner in Oesterr. Währ. 

Loco Eisenerz und Hieflan 2 fl. 50 kr, 

, Factorie Leoben 2 » 90 „ 

« Weyer 3 n 6 i» 

„ Oberfactorie in Steyer 3 » 30 „ 

f Altenmarkt und Weissenbach 2 „ 85 „ 

n Admont 2 tt 75 it 

Abnahms-Begünstigung, die bisherige: 
Bei einer gegen gleich haare Bezahlung realisirten Abnahme 

von 500 bis 1000 Centner auf eiximal wird 1% 

„ 1000 — 20()0 „ n „ 2% 

I. 2000 — 3000 »t « » „ 30/0 

w 3000 und darüber « n " 4% 

vom Werthe der Abnahme zu dem ftlr Eisenerz und Hieflau 
festgesetzten Preise i 2 fl. 50 kr. De. W. pr. Centner nebst 
dem 1 V4 procentigen Baarbezahlungs-Sconto dem Käufer gut 
gehalten. 

Offene CorrespondeiiB der Expedition. 

Herrn A...F...inF^..f. Gesandte 40 kr. und Nr, 1, 2 
richtig erhalten. Wir haben eruirt, dass unterm 29; December 
nochmals auf das L Semester mit 4 fl. 40 kr. pränumerirt wurd« 
und stellen den Betrag zu Ihrer Verfügung. 



Diese ZeiUchrift erscheint wöchentlich einen Bogen stark mit den nöthigen artistischen Beigaben. Der PraaninertÄttspreii 
ist jährlich loco Wien 8 fl. o. W. oder 5 Thlr. 10 Ngr. Xit franeo Postvenwidung 8 fl. 80 kr. ö. W. Die Jahressbcfn^üten 
erhalten einen officiellen Bericht über die Erfahrungen im berg- «ad hüttenmännisohen Matehinen-, Bau- nnd Aufbereitn^ljlsea 
lammt Atlas als Gratisbeilage. Inserate finden gegen 8 kr. ö. W. oder iVi Ngr. die gespaltene NonpareiUezeile kighm^, 

Zuschriften jeder Art können nur franoo angenommen werden. 

Draek v. Karl WlaUraiu * Co. lu Wl«. 



N=4. 

XV. Jahrgang. 



Oesterreichische Zeitschrift ^^^ 



fiir 



Berg- und Hüttenwesen. 



Verantwortlicher Redacteur: Dr. Otto Freiherr von Hingenau, 

k. k. Miniaterlalr&tb im Flnansmixiisteriam. 

Verlag von PrledPioll Manz (Kohlmarkt 7) in Wien. 



Inhalt: Pariaer Weltansstellung 1867. — Nachrichten über das f.Be88emem.u — Erfahrungen bei der Gewinnung des 
Silbers aus Fahlerz-Rohkupfer (antimonialischem Schwarxkupfer) und Fahlerz- Speise (Antimon-Speise) im oberungarischen Berg- 
districte, — Neues Verfahren zur Bleiweissfabrication. — Notizen. — Kundmachung. — Auflforderung zur baldigen Einsendung 
der Gegenstände zur Pariser Ausstellung. — Administratives. — Ankündigung. 



Pariser Weltausstellung 1867. 

Das Ceutralcomit^ für die Pariser Ausstellung hat die nach- 
folgenden Instructionen an das ungarische Laudescomit^ und die 
Handels- und Oewerbekammem als Filialcomit^s, dann an die 
Herren Aussteller erlassen: 

InstroetioA ftrdas ungarische LaHdescomlt^ and dielandeh- 
nnd fiewerbekammern als Fillaleeniit^s. 

Nachdem nunmehr der Zeitpunkt herannaht, wo die lieber- 
nähme der für die bevorstehende Weltausstellung angemeldeten 
Erzeugnisse, sowie die Versendung derselben nach ihrem Be- 
stimmungsorte von Seite der Filialcomit^s stattzufinden hat, so 
hält es das k. k. Centralcomit^ zur Erzielung eines gleichmässi- 
gen, den Zwecken der Ausstellung entsprechenden Vorganges 
für nothwendig, den geehrten Filialcomit& die nachstehende In- 
struction zur gefälligen Damachachtung mitzatheilen: 

1. Die Ablieferung der Ausstellungsgüter an die Filial- 
comites beginnt am 15. Jänner und muss längstens am 1 5. Februar 
beendigt sein. Später einlangende Gegenstände dürfen unter 
keiner Bedingung zur Versendung angenommen werden, da ein 
rechtzeitiges Einlangen derselben bei der Ausstellungs-Commis- 
sion in Paris nicht mehr bewerkstelligt werden könnte. 

Besonders berücksichtigungswürdige Ausnahmsfälle sind 
dem Centralcomit^ motivirt zur Entscheidung vorzulegen. 

2. Die Wirksamkeit des Filialcomites bezüglich der von 
den Ausstellern übernommenen Güter ist dieselbe, wie bei den 
vorangegangenen Weltausstellungen, und besteht: 

a. in der Prüfung der Waare rücksichtlich ihrer Ausstellungs- 
würdigkeit, vorschriftmässigen Verpackung, Beigabe der er- 
forderlichen Documente u. dgl., und 
b. in der Veranlassung der Absendung derselben an den Ort der 
Ausstellung auf Grundlage des mit den Spediteuren Svato- 
jansky und Sockel abgeschlossenen Vertrages. 

3. Was die Prüfung der Waare anbelangt, so haben sich 
hiebei die Filialcomites den ausgesprochenen Zweck der bevor- 
stehenden Weltschau als einer ^Darstellung des allgemeinen in- 
dustriellen Fortschrittes der abgelaufenen zwölf Jahre seit der 
letzten Weltausstellung in Paris 1855 in seinen Hauptzügen« 
gegenwärtig zu halten, und demgemäss nur solche Erzeugnisse 
zuzulassen, welche thatsächlich einen Fortschritt beurkunden 
und geeignet sind, die Entwicklung der Bodenproduction und 
des Gewerbefleisses in würdiger Weise zur Anschauung zu bringen. 

Grosse und umfangreiche Gegenstände, über deren Zulas- 
sung kein Zweifel obwaltet, und Erzeugnisse solcher Fabriken, 
deren ausgezeichnete Leistungen dem Filialcomii^ ohnehin be- 
kannt sind, können von der Uebermittlung an den Standort des 
Comites enthoben werden , wenn der Transport mit grossen 
Schwierigkeiten verbunden wäre. 

Nebst der Ausstellungswürdigkeit der übernommenen Güter 
haben die Filialcomites bei Prüfiino: derselben auch darauf zu 



sehen, ob die in der hier mitfolgenden, an die Aussteller hinaus- 
zugebenden Instruction enthaltenen Bestimmungen rücksichtlich 
der Verpackung, Bezeichnung, der Facturen etc. sowohl im 
eigenen Interesse der Aussteller, als auch in demjenigen einer 
erleichterten und somit auch beschleunigten Manipulation bei 
der Aufstellung genau befolgt wurden. 

Ist dieses bei einzelnen Ausstellern nicht der Fall, so hat 
das Filialcomite eine nachträgliche Erfüllung dieser Förmlich- 
keiten zu veranlassen. 

Ebenso hat sich das Filialcomite zu versichern, dass die 
an dasselbe gelangenden Ausstellungsobjecte mit der Consigna- 
tion über die eingesandten Gegenstände in dreifacher Ausferti- 
gung, von welcher dem geehrten Filialcomite eine entsprechende 
Anzahl Exemplare zur Verfügung gestellt werden, versehen sind. 

Endlich hat das Filialcomit^ bei Uebemahme der Güter 
sein besonderes Augenmerk darauf zu richten, dass die für jeden 
einzelnen Aussteller ermittelte Raumziffer genau berücksichtigt 
und in keiner Weise überschritten werde. 

Aussteller, welche dieser durch die engbegrenzten Raum- 
verhältnisse dringend gebotenen Bestimmung zuwiderhandeln 
würden, müssten gewärtigen, dass das überschüssige oder dem 
reservirten Raum nicht entsprechende Erzeugniss nicht zur Aus- 
stellung gelangt und auf ihre Gefahr und Kosten in einem Ma- 
gazin eingelagert werde. 

4. Nachdem das FilialcomitS die Waaren und die sie be- 
gleitenden Documente geprüft und über die Zulassung der erste- 
ren zur Ausstellung entschieden, auch die etwa nöthige Berich- 
tigung oder Ergänzung der letzteren , die Ausbesserung der 
Emballage, . der Etiquetten und die Sichei'ung der Colli veran- 
lasst hat, bildet dasselbe aus mehreren allzukleinen Colli, nament- 
lich aus solchen, die unter zwei Cubikfnss Rauminhalt haben, 
grössere, versieht letztere mit den benöthigten Adressen und 
übergibt dann die Colli entweder zur unmittelbaren Versendung 
nach Paris oder an die bestimmten Sammlungsorte. 

Es ist hiebei zu bemerken, dass nur solche kleine Colli in 
ein grösseres verpackt werden können, welche einer und der- 
selben Gruppe angehören. 

Jedes Collo muss mit einer Adresse an die kais. französische 
Commission versehen sein, und zwar je nach der Gruppe, wel- 
cher die darin enthaltene Waare angehört, in den entsprechen- 
den farbigen Abdrücken, wie solche dem geehrten FiUalcomit6 
zugesendet werden. Die Art der Bezeichnung ist aus der in 
wenigen Tagen nachfolgenden Lithographie zu ersehen. 

Als Sammlungsorte wurden bestimmt: 

Wien, Pest, Triest, Feldkirch, Salzburg, Linz, Eger, Rei- 
chenberg, Prag, Brunn, Olmütz, Troppau, Krakau. 

Von den drei Consignations-Exemplaren , mit denen die 
Waaren an die Filialcomitls gelangen, und welche alle von dem 
Comite mit der Zulassnngsbestätigung zu versehen sind, beglei- 
tet ein Exemplar die Waare an den Ort der Bestimmung, geht 
ein zweites, an den Aussteller zurück und wird das dritte, und 



26 



zwar dasjenige, wo die Rubrik VIII voUfitftndig ausgefUllt oder i 
belegt ist, dem Centralcomit^ in Wien oder über dessen Auftrag i 
dem ersten k. k. Österreichischen Commiss&r in Paris eingesendet. 

Bei den Gegenständen, die Ton der Einsendung an das 
Filialcomit^ enthoben wurden, sind ebenfalls beide £semplare 
der an das Filialcomitö gelangenden Consigpiationen mit der 
Zulassungsbestätigung zu versehen; ein Exemplar geht an den 
Aussteller zurück und dient dann der Waare cur Begleitung an 
den Ort der Bestimmung, das zweite Exemplar geht an das 
Centralcomit^. 

Das Filialcomit^ hat darauf zu achten, dass s&mmtliche 
Ausstellungsgegenstände seines Bezirkes wo möglich auf einmal 
oder jedenfalls in mög^chst wenigen Parthien versendet werden. 

Die Filialcomitä in den oben bezeichneten Sammlungs- 
orten haben die an sie gelangenden Sendungen anderer Comit^ 
und die sie begleitenden Documente zu sammeln und vereint 
mit jenen ihres eigenen Bezirkes in möglichst wenigen Parthien 
zur Absendung zu bringen. 

Bei Uebergabe der Sendungen ist die Frachtgebühr für 
dieselben bis Paris den betreffenden Filialcomit^s im vorhinein 
zu vergüten. 

Jede vom Filialcomit^ abgerichtete Sendung ist sofort 
direct per Post der kais. österreichischen Ausstellungs-Commis- 
sion in Paris zu avisiren unter der Adresse: 

A ia Commission Imperiale d'Autriche 

25 Boulevard Latour Maubourg ä Paris. 

Vom k. k. Centralcomit6 für die Besclückung der Pariser 

Weltausstellung 1867. 

iBstricti«!! fftr die P. T. lerren Aissteller. 

Das k. k. Centralcomite Ülr die Weltausstellung in Paris 
1867 sieht sich veranlasst, gleichwie bei früheren Ausstellungen 
auch diesmal für die Verpackung und Versendung der Ausstel- 
lungsgüter eine Instruction zusammenzuitellen und dieselbe der 
Beachtung der Herren Aussteller angelegentlichst zu empfehlen. 

1. Vor allem wollen die Herren Aussteller für eine sorg- 
fältige Verpackung, welche die Güter vor den Zufällen des Trans- 
portes möglichst schützt, in ihrem eigenen Interesse Sorge tra- 
gen. Hauptsächlich wolle man auf Verpackung in guten Holz- 
kisten Rücksicht nehmen, Körbe oder Säcke dagegen möglichst 
vermeiden. Die Erfahrung hat gelehrt, dass es am besten ist, 
zum Verschluss der Kisten Schrauben anstatt der Nägel in An- 
wendung zu bringen; die Waaren sind dabei mehr gesichert, 
die Kisten bleiben beim Oeffnen unversehrt und können zum 
allfälligen Rücktransport wieder verwendet werden. 

2. Colli, welche gebrechliche Gegenstände enthalten, sollen 
in Stroh und Sackleinen emballirt werden, Glastafeln mit Papier- 
streifen kreuzweise überklebt sein, um das Zerspringen zu ver- 
hüten und das Beschädigen der übrigen in derselben Kiste ver- 
wahrten Gegenstände durch Scherben und Splitter hintanzuhalten« 

3. Es ist sehr wünschenswerth, dass sämmtliche Kisten mit 
eisernen Bändern versehen werden, indem dadurch ihre Wider- 
standsfähigkeit bedeutend, erhöht wird. 

4. Um die österreichischen Ausstellungsgüter sofort zu er- 
kennen, sie vor jeder Verwechslung mit den aus anderen Staa- 
ten stammenden Sendungen zu bewahren und bei Stockungen 
im Transporte das Auffinden derselben möglichst zu erleichtern, 
ist jedes CoUo mit einem breiten, der österreichischen Handels- 
flagge entsprechenden, roth und weissen Streifen zu versehen. 

5. Die sämmtUchen Ausstellungsgüter erhalten Adressen, 
die sie als zur Ausstellung bestimmt bezeichnen und die an die 
kaiserliche Ausstellungs - Commission in Paris lauten. Diese 
Adressen, welche auf jedes Collo gut und haltbar geklebt wer- 
den müssen, sind von verschiedener Farbe, und entsprechen 
diese Farben der Gruppe, in welcher die betreffenden Gegen- 
stände zur Exposition gelangen. Ob sich in den Kisten die Waa- 
ren selbst oder die zur AussteUnng derselben dienenden Kasten 
oder Tische befinden, ändert nicht die Farbe der zu verwenden- 
den Adressen« Diese letzteren erhalten folgende Farben: 

für die Gruppe 1 weiss, 

«* IV „ 2 carmoisin, 

,. „ „ 3 orange, 

„ *• „ 4 strohgelb, 

y f> n 5 grün, 

n r f* 6 blaUy 

« ü „ 7 violett, 

für den Park grau, 



und werden den Herren Ausstellern in der benöthigten Anzahl 
von den Filialcomit^s zugestellt werden. 

6. Ausser mit diesen Adressen sind sämmtliche Colli mit 
der Bezeichnung EU (Exposition universale) und der Nummer 
der Anmeldung, wie solche in der „Wiener Zeitung** publicirt 
worden und seinerzeit dem Filialcomit^ bekannt gegeben wird, 
zu versehen, sowie sie auch die Firma des Herrn Ausstellers zu 
tragen haben. Femer sind sämmtliche Güter mit der Ziffer der 
Gruppe, zu welcher sie gehören, in römischen Zahlen und mit - 
der Ziffer der Classe in arabischen Zahlen zu bezeichnen. 

Eine Nummerirung der Colli ist unerlässHch; besteht die 
Sendung eines Ausstellers nur aus einem Stück, so hat dasselbe 
die Nr. 1 zu tragen, gehören aber mehrere Colli zur Exposition 
desselben Ausstellers, so ist die Anzahl derselben in der Weise 
auf jedem Collo ersichtlich zu machen, dass man eine Bruch- 
form anwendet, z. B. % % u« s. f. Die Ziffer 6 bedeutet, dass 
die Sendung des Ausstellers aus 6 Stücken besteht, von denen 
das eine Nr. 1, das andere Nr. 2 u. s. f. ist. Es wird im Inte- 
resse einer schnellen Manipulation und gründlichen Uebersicht 
sowie im eigenen Interesse der Herren Aussteller recht sehr um 
genaue Befolgung dieser Vorschriften gebeten. 

7. Werden mehrere Colli in eine Ueberkiste gepackt, so 
ist zur Veripeidung des durch das Zutragen zu den verschie- 
denen Räumlichkeiten im AussteUungsgebäude entstehenden Zeit- 
verlustes, und um möglichen Verwechslungen vorzubeugen, dar- 
auf zu sehen, dass stets nur solche Gegenstände in eine Ueber- 
kiste zusammengepackt werden, welche ein und derselben Gruppe 
angehören ; auf die dem Inhalte entsprechende Bezeichnung einer 
solchen Ueberkiste auf der Aussenseite wollen die Herren Aus- 
steller gefälligst Bedacht nehmen. 

8. Um Verwechslungen der Kisten vorzubeugen, muss jede 
derselben kn Innern und zwar sowohl auf dem Boden wie auf 
dem Deckel die Anmeldungsnummer, den Namen des Ausstellers 
und die obenerwähnte Bruchzahl tragen, nach welcher zu erse- 
hen ist, wie viele Kisten Eigenthum jedes Ausstellers sind. Das 
k. k. Centralcomite hat fCLr die Wegschaffung der leeren Kisten 
aus dem Ausstellungsgebäude, deren Aufbewahrung während der 
Ausstellung unter entsprechender Assecuranz sowie für Zustel- 
lung ins Gebäude bei etwaiger Rückversendung nach Schluss 
der Ausstellung Sorge getragen. Die daraus erwachsenden Kosten 
übernimmt die k. k. Staatsverwaltung. 

9. Jedem Collo ist ein mit der correspondirenden Nummer 
desselben überschriebenes, mit dem Namen oder der Firma des 
Ausstellers versehenes Verzeichniss beizupacken, in welchem die 
sänmitlichen darin enthaltenen Gegenstände aufgeführt sind. 
Ueberdiess ist jedes einzelne Stück des Inhaltes ohne Ausnahme 
ebenfalls mit dem Namen oder der Firma des Ausstellers zu 
versehen, um die beim Auspacken und Aufstellen sonst fast un- 
vermeidlichen Verwechslungen mit gleichartigen Erzeugnissen 
anderer Exponenten zu vermeiden. 

10. Getreide, Sämereien u. dgl. können nicht in Säcken 
oder offenen Behältnissen, sondern nur in Gläsern oder in mit 
Glasdeckeln verschlossenen Kästchen oder Fässchen zur Aus- 
stellung gebracht werden. Dem Verderben oder der Zersetzung 
unterliegende Gegenstände sind unbedingt von der Annahme 
aulgeschlossen. Geistige Flüssigkeiten, Oele, Säuren, ätzende 
Salze und ähnliche Substanzen können nur zugelassen werden, 
wenn sie in starken gläsernen Gewissen wohlverwahrt und mit 
besonderer Vorsicht verpackt sind. Entzündliche Gegenstände, 
welche nicht in das Ausstellungsgebäude gebracht werden dürfen 
und für welche behufii Beurtheilung durch die Jury ein eigenes 
Aufbewahrungslocal vorbereitet wird, sind als solche bei der 
Absendung besonders mit der deutlichen Aufschrift rpour le Jury« 
zu bezeichnen. Für die Aufstellung im Gebäude sind als Ersatz 
dafür etiquettirte Flaschen, entweder leer oder mit einer unschäd- 
lichen Flüssigkeit gefüllt, sowie Zündwaaren, bei welchen der 
Zündstoff weggelassen worden, einzusenden. 

U. Die Bruchflächen von Stahl- oder Eisenstangen, welche 
das Korn des Metalls zeigen sollen, müssen vor dem Verpacken 
mit wasserdichten Stoffen oder mindestens mit geöltem Papier 
umwickelt werden, um dieselben vor den Einflüssen der Nässe 
und Luft, somit vor dem Rosten zu bewahren. 

12. Bei Geweben aller Art müssen beide Enden der Stücke 
durch Zeichen oder Marken abgestempelt oder gesiegelt werden, 
damit man bei den vorzunehmenden Revisionen sofort erkennen 
könne, ob trotz der sorgfältigsten Ueberwachung, welche geübt j 



— 27 — 



werden wird, etwas davon fehle, und damit man nicht nöthig 
habe, stets das ganze Stück nachzumessen. 

13. Gegenständen, deren Aufstellung und Anordnung com- 
plicirt ist, mnss eine genaue Beschreibung oder Zeichnung, aus 
welcher die Art uod Weise der Zusammenstellung leicht ersicht- 
lich ist, beigegeben werden. 

14. Da genau und übersichtlich abgefasste Facturen, welche 
alle Sendungen begleiten müssen, wesentlich zur Brleichterung 
des Ausstellungsgeschäftes beif^agen, so werden die Herren Aus- 
steller gebeten, den Facturen ihre volle Sorgfalt widmen zu 
wollen. Die Facturen werden häufig zu verschiedenen Zwecken 
(Zollabfertigung, Aufstellung, Jury, Verkauf, Ueberwachung) 
gleichzeitig gebraucht, und da die k. k. Commission nicht in 
der Lage ist, dieselben in Paris copiren zu lassen, so wolle 
jeder der Herren Aussteller seine Facturen in sechs gleichlau- 
tenden Exemplaren zugleich mit seinen Waaren einliefern. 

Jede Factnra muss folgende Daten enthalten: 

a) Namen oder Firma des Ausstellers ; 

b) Zeichen und Nummern der Kisten nach den vorausge- 
gangenen Angaben; 

c) Inhalt jedes einzelnen Collo*8, es möge Ansstellungs- 
Gegenstände . oder nur zur Aufstellung derselben dienende Kästen 
oder Geftsse in sich schliessen ; 

d) die Preise der einzelnen Gegenstände in Gulden österr. 
Währung, nach Wahl der Aussteller und unter ausdrücklicher 
Angabe, ob in Papiergeld oder Silber, sowie in französischen 
Francs. Die Preise können auch an den Ansstellungs-Gegenstän- 
den ersichtlich gemacht werden; 

e) den Werth der ganzen Sendung zur Assecuranz, welche 
die k. k. Staatsverwaltung auf ihre Kosten besorgt; 

f) dib Angabe, ob die ganze Exposition verkäuflich ist 
oder nur Theile derselben, und welche? 

15. Es ist dringend nöthig, dass zum Gebrauche für die 
Jury den Facturen Beschreibungen der Etablissements, Leistungs 
fähigkeit und andere statistische Daten, wo möglich auch in 
französischer Sprache abgefasst, beigeschlossen werden. Die Her- 
ren Aussteller werden die k. k. Commission zu Dank verpflich- 
ten, wenn sie zu allen Schriftstücken ein Papierformat wählen 
wollen, welches 8 Zoll Breite und 12 Zoll Höhe Wiener Mass 
nicht überschreitet. 

16. Den Verkauf der ausgestellten Gegenstände besorgt 
die k. k. Ausstellungs-Commission durch hiezu geeignete Per- 
sönlichkeiten und wird die eingehenden Beträge ohne Abzug 
von Verkaufsspesen oder Provision den Herren Ausstellern zur 
Verfügung stellen. Diejenigen Herren Aussteller, welche in Paris 
eigene Vertreter bestellen, wollen dieselben der k. k. Ausstel- 
lungs- Commission namhaft machen, und diese Vertreter mit ge- 
nau formulirten, rechtskräftigen Vollmachten versehen, welche 
bei der k. k. Ausstellungs-Commission in Paris zu deponiren 
sind. Soll ein Vollmachtträger berechtigt sein, die ausgestellten 
Gegenstände oder deren Behältnisse zu verkaufen, oder diese 
nach dem Schlüsse der Ausstellung ganz zu ttberaehmen, so 
muss der Herr Vollmachtgeber diese Berechtigung in der Voll- 
macht ausdrücklich anführen, und zugleich die Erklärung in 
derselben abgeben, dass er die k. k. Ausstellungs-Commission 
von jeder weiteren Haftung und Verantwortlichkeit entbinde. 

17. Die erforderlichen, jeder Ausstellung beizugebenden 
Hinweisungen auf die Catalogsnummern werden von der k. k. 
Ausstellungs-Commission beigestellt. Dagegen ist es wünschens- 
werth, dass die Herren Aussteller ihren Sendungen eine genü- 
gende Anzahl von Adresskarten und Preiscourants, wo möglich 
auch in französischer Sprache abgefasst, beischliessen. 

18. Bei Reduction von österreichischem Gelde, Mass oder 
Gewicht wollen die Herren Aussteller den österreichischen Silber- 
gulden zu 2^2 Francs, den Österreichischen Centner zu 56 Kilo 
und die österreichische Elle zu 78 Centimeter annehmen. 

19. Für die Versendung der Weine ist eine eigene Instruc- 
tion erlassen worden, welcher noch die Vorschriften über die 
Behandlung derjenigen Weinsendungen, die für den Gebrauch 
der Jury bestimmt sind, nachfolgen werden, wenn die kaiserlicli 
französische Ausstellungs - Commission Ausnahmsbestimmungen 
erlassen sollte. 

20. Bei Uebergabe der Sendungen ist die Frachtgebühr 
für dieselben bis Paris den betreffenden Filialcomit^s im vor- 
hinein zu vergüten. 



Nachrichten über das yyB^&^emem." 

Wir erlauben una hier anter einem Haupttitel mehrere 
fast gleichzeitig uns zugekommene neue Mittheilungen über 
das Bessemern zu bringen und beginnen wie billig mit einer 
Original-Mittheilung des Mannes, dessen Name sich unzer- 
trennlich an die Geschichte der Verbreitung des neuen Ver- 
fahrens auf dem Continent knüpft. 

I. Bessemerii !■ der left. 

Im Jahre 1866 wurden in der Bessemerhätte zu Heft 
in Kärnten 1033 Chargen gemacht und dabei 57554 Zoll- 
centner 37 Pfund Roheisen verwendet, von welchem Quan- 
tum 564^16.57 Zpfd. dem Hochofen entnommen und dem 
Bessemern unterzogen, die übrigen 1137.80 Zpfd. aber nur 
in die Stahlpfanne nachgetragen worden sind. 

Die Erzeugung hat bestanden an Bessemermetall: 

Nr. I. . . . 

Nr. U. . . .. 

Nr. m. ... 114.56 

Nr. IV. ... 2612.38 

Nr. V. . . . 10714.94 

Nr. VI. . . . 31255.35 

Nr. VII. . . . 2881 .54 

zusammen 47578.77 Zpfd. oder 82.67 Proc. 

An Canalstücken von 
communicirenden Güssen 183-45 Zpfd. oder 0.32 Proc. 

An Pfannrückständen 1715.22 n n 2.98 t> 

1) Verzettelungspro- 
ducten 213.34 r, » 0.37 n 

An Auswurf und Ka- 
mineisen 498.88 ii T> 0.86 n 

Daher ergibt sich Ei- 
senverlust, Calo 7364.71 ti n 12.80 „ 

Ergänzt sich zu 5755437 Zpfd. oder 100.— Proc. 

Im ganzen Monat Jänner und dem grossem Theil des 
Februars ist der Betrieb der Bessemerhütte eingestellt ge- 
wesen, weil dazumal das Dampfgebläse aufgestellt worden 
ist. Auch im Sommer musste der Betrieb einige Male sistirt 
werden, theils wegen dringender Gusswaarenbestellungen, 
theiis in Folge eingetretenen Kohlenmangels für den Hoch- 
ofen. Obige Erzeugung vertheilt sich daher auf niclit ganz 
volle 10 Betriebsmonate. 

Um zu zeigen, dass sich auch in diesem^ seit Beginn 
des Bessemerns im zweiten Betriebsjahre, ein nahezu 
beständiger Fortschritt in den Manipulations - Aus- 
fällen ergeben bat, lasse ich das Ausbringen an reinen Gusa- 
blocken folgen, wie es in den Manipulations-Büchern der 
Hütte verzeichnet ist. Es hat dieses betragen im : Februar 
75.2, März 72.4, April 75.59, Mai 81.10, Juni 78.89, Juli 
82.00, August 81.96, September 83.00, October 86-54, 
November 85.07, December 86.07. Das durchschnittliche 
Chargengewicht war im Februar und März 3350, von Juli 
angefangen aber über 5000 bis nahe 5600 Zollpfunde. Der 
Brennstoffaufwand zum Anwärmen der Oefen, Pfannen^ Co- 
quillen u.s. w. beziffert sich auf 100 Pfund der erzeugten 
Gussblöcke mit nicht ganz 1.2 Cubikfuss Holzkohle. Den 
im ersten Halbjahre angewendeten Zuschlag von Braunstein 
und Kochsalz, hat man im zweiten Halbjahre ganz fortgf> 
lassen. 

Vergleicht man diese Be tri ebsresul täte von der Heft, 
wo immer nur mit schwedischen Oefen gearbeitet wird, mit 



— 28 - 



jenen, welche in Nf. 1 dieser Zeitschrift des laufenden Jah- 
res von Neuberg mitgetbeilt worden sind, so findet man, 
dass sie beide nicht «ehr weit von einander differiren, und 
beide gegen das Vorjahr bedeutend sich gebessert haben, 
ein Fortschritt, der sehr befriedigen muss. 

P. Tunner. 

U. SchiefleB-, Achsen- und Tyres-Preise T«n 186S— 1866 
in England, Frankreich , Westphalen nnd •esterreieh. *) 

Mitgetbeilt von Josef Schlegel, Beichsraths- und Landtags- 
AbgeordneteD. 

Nachstehende Zusammenstellung der Preise des Besse- 
mermetalles aus englischen, französischen, westphälischen 
und österreichischen Hütten dürfte für den Fachmann so- 
wohl, als auch für das grössere Publikum von hohem Jnte- 
resse sein ; insbesondere aber auf die Östemeichischen Ei- 
aenindustrlellen beruhigend einwirken und dieselben zu neuen 
Unternehmungen ermuntern, da aus der Yergleichung 
sich ergibt, dass die heimische Eisetiindustrie die ausländi- 
sche Concurrenz nicht zu scheuen hat, wenn sie sich nur 
stets jener Neuerungen und Verbesserungen bemächtigt, 
welche die Bahn des Fortschrittes bezeichnen. 

Preise in derzeit von 1865 auf 1866 — Loco Hütte. 



In 



England 
Frankreich 

Westphalen 

Oesterreich 



öS« 

*! « OD S 
CO 



?« 
.1 s 



gP 



® coiP 
'Sa» 



fc 



111 

s g a 



Der Zollcentner in öst. Währ, in Silber 



8 fl. 

pr. Tonne 

395 Francs, 

8 fl. 

9fl.30kr.rh. 
8 fl. 



6 Vi Thaler 
9 fl. 37 kr. 

In B. V. 
8 fl. 5 kr. 
nach dem 

Agio 
5 fl. 80 kr. 



(von Kärnten der K. F. 
Nordbahn 1 5000 Ctr. im 
Jahre 1866 geliefert ge- 
gen 8jäbrige Garantie 
franco Wiener ZoUctr. 
um 8 fl. 70 kr. oder Loco 
Werk S fl. 5 kr., nach 
dem dermaligen Agio in 
Silber Loco Werk um 
5 fl. 80 kr.) 

Es kann somit das Ausland dermalen in Oesterreich 
TtSchienen, ganz aus Bessemermetall erzeugt," 
in Silber den Zollcentner Loco Hütte billiger ankaufen um 

3 fl. 57 kr. Gegenüber den Schienen mit nur aufge- 
schweissten Köpfen aus Bessemermetall zum Preis 

4 8 fl. pr. Zollcentner kann man in Oesterreich Schienen, 
ganz aus Bessemermetall erzeugt, haben um 8 fl. 

5 kr. B. y. oder um 5 fl. 80 kr. in Silber, was gegenüber 



*) Dieser und der nächste Artikel IH sind aus dem Steier- 
märkiflchen Gewerbe- und Handelsblatt Nr, 1 vom J. 1867 ent- 
nommen, auf welche gut rpdigirte und viel Interessantes für 
unser Fach enthaltende Zeitschrift wir hiemit aufmerksam machen. 

Die Bed. 



dem Material und dem Werthe der Schienen in ihrer Be' 
schaffenheit eine noch grössere DiflTerenz ausmacht, nämlich 
in Ansehung der längeren Dauer, der wenigeren Repara- 
turen am Oberbau und des höheren Werthes des Materiales, 
wenn die Schienen endlich unbrauchbar geworden sind. 

Wie aus der Betrachtung vorstehender Rubriken her- 
vorgeht, ist Oesterreich erst n|it einem einzigen Artikel auf 
dem einschlägigen Weltmarkte vertreten, nämlich den Bahn- 
schienen ganz aus Bessemermetall, während die ausländi- 
sche Eisenindustrie ausserdem auch geschweisste Schienen, 
Wagenachsen und Tyres auf den Markt bringt, was zu dem 
Schluss berechtigt, dass die auswärtigen Werke schon voll« 
ständiger eingerichtet und mehr vervollkommnet sind, als 
die heimischen. Trotzdem aber können die fremden Werke 
mit unseren hinsichtlich des Preises nicht concurriren, 
selbst wenn die freie Einfuhr zugestanden wird und der un- 
natürliche Agioschutz aufhört. Noch viel günstiger stellen 
sich die Aussichten für die österreichischen Bessemerhütten, 
wenn man annimmt, dass das nöthige Capital sich densel- 
ben zuwendet und die Erweiterung und Vervollkommnung 
derselben ermöglicht. (Schluss folgt) 

Erfahrungen bei der Gewinnung de» Silbers 
aus Fahlerz - Bohkupfer (antimonialisehem 
Schwarzkupfer) und Fahlerz-Speise (Antimon- 
Speise) im oberungarischen Bergdistricte. 

Mitgetbeilt von Anton H'auch, k. k. Hütten-Verwalter. 
(Fortsetzung.) 

Ein wesentlich die Extrsction fördernder Umstand ist 
dass der Extractionssaal namentlich im Winter wenigstens 
-|- 15^ Celsius erwärmt werde, da sich sonst viele basische 
Eisensalze durch die Erkaltung der Lauge ausscheiden, wel- 
che die Filtration erschweren und das Silber verunreinigen, 
ausserdem scheidet sich Qlaubersalz aus, ja selbst die Sil- 
berfällung wird durch eine niedere Temperatur des Extrac- 
tionssaal es verzögert, wobei dann die silberhaltige Lauge 
ohne ganz zersetzt zu werden, die Kupfer- Granalien passirt 
und erst in den Kupferfäll-Lutten am Cementkupfer der 
letzte Rest des Silbers sich absetzt, wodurch diese Cement- 
schliche silberhaltig werden und einer Entailberung unter- 
worfen werden müssen. Bei der Avanzaer Einrichtung er- 
reichte man diese Temperatur mitten im Winter ohne be- 
sondere Heizung. 

Beim Beginne der Extraction werden die Kästen zur 
Hälfte mit heisser Kochsalzlauge gefüllt und die mit Koch- 
Salzlauge gut angefeuchteten Rohkupfer oder Speisemehle 
(Rostkläre) in Parthien von 5 — 10 Ctr., 12—24" hoch ein- 
getragen, hierauf mit Lauge vollgefüllt, mit einem durch- 
löcherten Deckel, der auf der Flüssigkeit schwimmt, bedeckt 
und 2 — 3 Stunden stehen gelassen. Trägt man unmittelbar 
trockenes Gut ein, so bilden sich durch vehemente Wasser- 
anziehung der wasserfreien Salze so harte Klösse, dass sie 
entweder, wenn sie gross genug sind, herausgenommen und 
zerschlagen, ja zermahlen werden müssen, oder wenn sich 
sehr viele kleine solcher Knörpelchen bilden, so entgehen 
sie der Aufmerksamkeit des Extracteurs, die Kochsalzlauge 
dringt sie nicht durch, und so entstehen stark silberhaltige 
Rückstände. Nun wird vorsichtig der Extractionskasten ge- 
öffnet und die ersten Abflüsse von y^ — y^ Cubikfuss, die 
gewöhnlich trüb sind, in den Extractionskasten zurückge- 



— 29 



gosBen. Nach einer weiteren halben Stunde wird diese 
Procedar wiederholt und zuletzt, wenn die Lauge ganz klar 
abfliesst» der Einfluss and Ausfluss der Lauge so regulirt, 
daas das Niveau der Lauge im Eztractionakasten ein con- 
stantes sei. 

In der Stefanshütte werden die Mehle vor dem Eintra* 
gen in den Extractionskasten mit Lauge angefeuchtet, in 
kleine 40—50 Pfd. dieser Mehle fassende Kästchen gefüllt 
und in den Extractionskasten (Auslangekasten) eingetragen 
und die Oberfläche geebnet, sonach der durchgelöcherte 
Schwimmer darauf gelegt und die warme Lauge langsAm 
auf die Mehle fliessen gelassen. 

Bei dieser Eintragsmethode in die Auslaugekästen 
fiiesst schon auch die erste Lauge ziemlich klar ab und 
braucht nicht in den Auslaugekasten zurückgegossen zu 
werden. 

Der Durchfluss der Extractions lauge wird so lange er- 
halten, bis ein blank gescheuertes Kupferblech, nachdem es 
y^ Stunde lang unter dem abfliessenden Laugstrahle gele- 
gen mit metallischem Silber, welches zuletzt nur noch als 
bläulicher Anflug erscheint, nicht beschlagen wird, was in 
der Regel nach 12 Stunden der Fall ist. 

Alsdann wird die betreffende Kastenabtheilung, nach- 
dem mau den Laugenzufluss abgesperrt hat, gänzlich ab- 
fliessen gelassen und die Parthie im Kasten selbst mit einer 
hölzernen Handschaufel gewendet. 

Nun wird wieder so verfahren wie beim Beginne der 
Extraction. 

Wenn nach dreimaligem Wenden der Parthie das 
Kupferblech mit Silber nicht mehr beschlägt, so ist die Par- 
thie bis auf einen kleinen manchmal nicht zu bestimmenden 
Silbergehalt entsilbert, wenn sonst keine Röstungs- oder 
Extraction sfehler unterlaufen sind und die Rohkupfer und 
Speisen von der besprochenen guten Beschaffenheit waren. 

Man orientirt sich bezüglich eines stattgefundenen Feh- 
lers hie durch, dass man die extrahirten Parthie n, falls sie 
stark silberhaltig sein sollten, sowie während und nach der 
Röstuug im Kleinen, nochmals mit siedendheisser Kochsalz- 
lauge extrahirt und die resultirenden gut ausgewaschenen 
Kückstände auf Silber probirt. 

Sind die Silb erhalte kleiner als die der im Grossen 
extrahirten Rückstände, so ist ein Fehler in der Extraction 
begangen worden, der in verschiedenen Umständen liegen 
kann und der aufgesucht werden muss, jedenfalls wird die 
so erhaltene Parthie weiterhin extrahirt. Sind aber die 
grossen Silberhälte der Rückstände nach der Extraction im 
Kleinen gleich gross, so ist in der Röstung gefehlt worden, 
welchem Fehler auch nachgeforscht werden muss. 

Am besten ist es daher, wie gesagt, von Zeit zu Zeit 
die Parthie während des Röstprocesses und nach demselben 
mittelst dieser Extraction im Kleinen zu untersuchen, um 
darnach die Röstung reguliren zu können. Ist man dann 
überzeugt, dass die Röstung entsprechend war, so konnte 
der Fehler bei hohen Rückstands-Silberhälten nur in der 
Extraction selber liegen. 

Beim Probiren der gut gewaschenen Rückstände auf 
ihren allenfälligen Silbergehalt darf man beim letzten Sta- 
dium des Abtreibens der Bleireguli nicht zu scharfes Feuer 
geben, weil dann die Silberhälte geringer ausfallen, als sie 
wirklich sind und man Silberabgänge erfährt, ohne zu wis- 
sen aus welcher Ursache ; man wird nämlich durch die klei- 
nen Silberhälte der Rückstände getäuscht und glaubt, dass 



die Parthien hinreichend cntsilbert sind, was nicht der 
Fall ist. 

Nachdem die Parthie cntsilbert worden, werden die- 
Rückstände mit heissem Wasser zweimal abgewaschen, um 
die darin befindliche Kochsalzlauge zu verdrängen. Sowie 
zu wenig abgewaschen in den Rückständen Kochsalz zu- 
rückbleibt uild hiedurch Kochsalzveiluste entstehen, so darf 
man auch in dieser Beziehung des Guten nicht zu viel thun, 
weil hiedurch nicht nur die Kochsalzlauge zu verdünnt, also 
in der Extractionskraft geschwächt wird, sondern auch die 
Menge der Lauge so vermehrt wird, dass das vorhandene 
Reservoir bei langem Betriebe solche nicht fassen könnte. 

Jedenfalls wenn keine mechanischen Kochsalzverluste 
eintreten, findet eine Vermehrung der Kochsalzlauge statt 
i^nd man muss auch auf den Fall Bedacht nehmen, dass 
man solche abdampfen müsste, um das Kochsalz daraus 
zurückzugewinnen , diess ist auch thatsächlich hier ge- 
schehen. 

Nach jedem Herausnehmen der Rückstände wird auch 
das leinene Filter herausgehoben und in eigenem Kasten 
mit Wasser abgewaschen. Nach einiger Zeit sammelt sich 
hiedurch eine gewisse Menge entsilberter Rückstände an, 
welche nach Abhub des Wassers den anderweitigen Rück- 
ständen zugetheilt werden. 

Um das schnelle Mürbewerden der Leinwand und in 
Folge dessen die Rissigkeit der Filter möglichst lange her- 
auszuschieben, wäre es zweckmässig, die Filterleinwand in 
Gerberlobebrühe einzuweichen und zu trocknen. Eine solche 
gegerb te Leinwand widersteht bekanntlich dem Modern 
sehr lange. 

Bei derSchmöllnitzerExtractions-Einrichtung, die bloss 
zu interimistischen Zwecken provisorisch in dem früheren 
Amalgamationsgebäude aufgestellt wurde und in welcher 
statt Kästen noch Extractions-Bottiche 4' Durchmesser 2 V2' 
hoch in Anwendung kamen, dauerte die Extraction in einem 
Bottich 36 — 48 Stunden. 

Geht die Entsilberung normal vor sich, was immer 
eintritt, wenn man die vorher besprochenen Bedingungen 
einhält, so findet man fast das ganze Silber im ersten Fäll- 
kasten oder Bottich gefällt, sonst erstreckt sich die Silber- 
fällung auf die untereinander* stehenden Silberfäll-Bottiche 
oder Kästen und geht manchmal das Silber bis in's Cement- 
kupfer über. 

Es soll daher das Cementkupfer in der ersten Kupfer- 
f&ll-Lutte oft auf Silb er probirt werden und ersieht man einen 
Silbergehalt' desselben, so findet jedenfalls ein Fehler in 
der Silberfällung statt, dem nachgeforscht werden muss. 

Stockt der Laugen durchzug namentlich in den Silber- 
fällkästen und ist diess Folge von ausgeschiedenen basi- 
schen Salzen, so giesst man etwas rohe Schwefelsäure oder 
besser Salzsäure hinein, hiedurch werden die unlöslichen 
basischen Salze löslich gemacht und die ungehinderte Fil- 
tration beginnt von Neuem. Bei der kleinen Schmöllnitzer 
Extractions- Einrichtung konnten in einem Zuge 1000 — 1200 
Pfd. Rohkupfer oder Speisemehle entsilbert werden, und 
der Silberfilz hatte im ersten Fällbottiche eine 6 — Szöl- 
lige Höhe. 

Gewöhnlich verbrauchte man zur Erhitzung der Koch- 
salzlange in der Schmöllnitzer Einrichtung pr. 12 Stunden, 
je nachdem der Betrieb näher dem WinCer oder Sommer 
fällt, von 20— 44Cub.^ Holz. Zum Fällen von 1 Mzöl Sil- 
ber 3-47^ 3-69 Wiener Pfund Kupfer. Zum Fällen von 



- 30 - 



1 Pfd. Gaarkapfer im erzeugten Cementachlich 1*16 — 1*05 
Pfd. Eisen. Es fielen von 1 Ctr. des in Arbeit genommenen 
Kupfers der Fahlrobkupfer 1-67 Pfd., der Speise 5 Pfd. 
Kupfer in Cementscblichen. An Glaubersalz wurde gewon- 
nen 5*6% ^^^ Gewichte der in Verarbeitung genommenen 
rohen Speisemeble. und zwar desshalb soviel, weil einige 
der in Arbeit genommenen Speiseparthien zu'lecbig waren 
und auch nebstbei die bereits erwähnten Uebelstände eines 
zu grossen Schwefelgehaltes im Gefolge hatten. Das Glau- 
bersalz ist mit basischen Eisensalzen und Kochsalz verun- 
reiniget und muss behufs Verkaufs gereinigt (mit Chlorkalk 
und Aetzkalk), dann einkrystallisirt werden, für die Antimon- 
Regulns-Fabriken aber kann es unmittelbar im rohen Zu- 
stande verwendet werden, 

Nach einer gewissen Zeit, wenn das Cementsilber in 
einer dicken Filzlage sich in den ersten Fällkasten vorfindet 
und der Laugendurchzug sehr schwach geworden, schreitet 
man zum Herausnehmen und Einschmelzen des Silbers. 

Zuerst werden die Laugen-Zuflüsse und Eztractions- 
kästen abgesperrt, alle Fällbottiche abfiiessen gelassen, hier- 
auf das in den ersten Kästen befindliche Cementsilber mit 
heissem, dann mit Schwefelsäure oder besser Salzsäure an 
gesäuertem Wasser gewaschen, um die das Silber verunrei- 
nigenden basischem Salze soviel als möglich zu entfernen, 
zuletzt mit reinem Wasser ausgesüsst und nach vollständi- 
gem Ablaufen das filzartig in Lagen angehäufte Silber in 
hölzerne kleine Wannen herausgehoben mit der Vorsicht, 
dass 80 wenig als möglich von den KupferfäU-Granalien 
mitgenommen werde. 

Sind die Granalien zu stark angegriffen worden oder 
fanden zeitweise rapide Silberfällungen statt, so werden die 
Granalien aus den ersten sowie den nachfolgenden Kästen 
ganz herausgenommen und in einem Bottich unter dem Was- 
ser raitemd gesiebt. Der feine Silber- Cementschlich geht 
durch das Sieb durch, freilich auch zum Theil mit den feinen 
Granalien und wird nach dem Absetzen und Klarabgiessen 
des Wassers durch Leinwand filtrirt und das Wasser abge- 
presst, so dass runde faustgrosse Klösse von Silbercement 
g^ildet werden. 

Auch aus dem reinen Silberfilz wird das Wasser mit 
Händen dadurch grösstentheils abgepresst, dass man aus 
demselben faustgrosse Stücke drückt. 

Ist das Cementsilber schlammig und mit zuviel sehr 
feinen Kupfergranalien und basischen Salzen gemengt^ so 
ist es am besten, vorher den grössten Theil der feinen Ku- 
pfergranalien von dem Cementsilber durch Schlemmen zu 
entfernen, dann dasselbe in einem kleinen Quickfass bei 
Zusatz von Kochsalzlauge und Kupferkugeln zu amalgami- 
ren, das Amalgam zu pressen, das Quecksilber abzudestil- 
liren, weil man sonst ein sehr unreines (kupf erhältiges) Sil- 
ber erhalten würde. Der Rückstand kann der chlorirenden 
Böstung zugetheilt werden. 

Hierauf werden in die ersten Fällkästen (welche in 
Schmöllnitz als Bottiche 2' Durchmesser und 272' Höhe 
haben) frische Granalien 4 — 5" hoch aufgeschüttet, die ge- 
brauchten Granalien in die weiteren Kästen eingetragen und 
die Extraction kann weiter fortgesetzt werden. (Forts, folgt.) 



Neues Verfahren zur Bleiweiasfabrication. 

Nach einem Vortrage des Erfinders, Herrn P. S p e n c e, 
is der Versammlung der British Association zu Nottingham 



theilt das Mechanics* Magazine und daraus Dingler*s Jour- 
nal in der Uebersctzung über diesen Gegenstand Folgendes 
mit: 

Die verschiedenen, mehr oder weniger allgemein ein- 
geführten Methoden zur Darstellung des Bleiweisses grün- 
den sich fast alle auf die Einwirkung von Essigsäure auf 
metallisches Blei oder Bleiozyd, mit Ausnahme des dem be- 
kannten Metallurgen Pattinson i.J. 1841 patentirten Ver- 
fahrens, welches auf der Einwirkung von Salzsäure auf Blei- 
glanz, der Bildung von Bleichlorid und der Zersetzung die- 
ser Verbindung durch Alkalien oder alkalische Erden (Kalk- 
erde oder Magnesia) beruht. In der Praxis beschränkt sich 
diese Darstellungsweise j^tzt auf die Erzeugung von Blei- 
ozychlorid, welches sich gegen Oel fast ganz so zu verhal- 
ten scheint, wie Bleiweiss. Die älteste, vortheilhafteste und 
am allgemeinsten verbreitete Methode der Bleiweissfabrica- 
tion ist das sogen, h oll an dis che Verfahren, bei welchem 
reines, zu passender Form (gewöhnlich zu dünnen, spiral- 
förmig gebogenen Platten) gegossenes Blei in irdene Gefässe 
gebracht wird, auf deren Boden einige Zoll hoch Essig 
steht ; die Töpfe werden leicht bedeckt, übereinander ge- 
schichtet und mit ausgenutzter Gerberlohe, Mist oder einer 
anderen, langsam gährenden Substanz bedeckt, welche eine 
gelinde, aber lange anhaltende Wärme erzeugt. Durch diese 
Wärme wird die Essigsäure verdampft, trirkt dann auf das 
Blei, ozydirt dasselbe, verwandelt das entstandene Oxyd 
theilweise in kohlensaures Salz, und nach Verlauf von etwa 
acht Wochen ist der grösste Theil des Bleies in sogen. Blei- 
weiss umgewandelt, welches von dem Metall abgeklopft, ge- 
mahlen und geschlemmt wird, worauf das Präparat fertige 
Marktwaare ist. Fast alles in England fabricirte Bleiweiss 
wird jezt nach dieser Methode dargestellt. — Auch der 
deutschen, sowie der österreichischen Methode liegt 
dasselbe Princip zu Grunde, wie dem holländischen Verfah- 
ren; dieersteren weichen aber in den Einzelnheiten der prak- 
tischen Ausführung von dem lezteren ab. Mehrfache Versu- 
che zur Fabrication von Bleiweiss wurden auf die Thatsa- 
che gegründet, dass essigsaures Bleioxyd in wässeriger Lö* 
sung die Eigenschaft besitzt, Bleioxyd aufzulösen und mit 
demselben eine basische Verbindung zu bilden. 

Der Grund, welcher mich veranlasst, der chemischen 
Section der British Association ein Verfahren vorzulegen, 
welches auf den ersten Blick zu jenen bedeutungs- und werth- 
losen Versuchen zur Verbesserung der so allgemein einge- 
führten älteren Methode der Bleiweissfabrication gerechnet 
werden könnte, ist ein zweifacher. Erstens ist nämlich die- 
ses Verfahren neu, denn es weicht von allen jenen Versu- 
chen, die ich erwähnt finde, ^gänzlich ab, wenn es auch auf 
ein bekanntes Gesetz sich gründet; da aber dieses Gesetz 
auf die Bleiweissfabrication noch niemals angewendet wor- 
den ist,* so bildet mein Verfahren in technologischer Hin- 
sicht eine neue Entdeckung. Zweitens besteht eine sehr wich- 
tige Eigenthümlichkeit meiner neuen Methode darin, dass 
mittelst derselben Bleiweiss aus bis jezt nutzlosen Materia- 
lien dargestellt werden kann. Bei allen andern Methoden 
kann nur ganz reines Blei oder ebenso reines Bleioxyd an- 
gewendet werden. Pattinson* s Verfahren erfordert die Ver- 
arbeitung des reinsten, von Eisen und Kupfer ganz freien 
Bleiglanzes, widrigensfalls das erhaltene Bleichlorid von 
der Verunreinigung mit diesen Metallen vollständig befreit 
werden muss, bevor es zur Darstellung des Oxychlorids ver- 
wendet werden kann. Mittelst des von mir erfundenen Pro- 



- 31 



ceMos hiugegen lässt sich jedee Erz oder Miueral, welches 
im Ctnr. S bis 10 Unzen Blei enthält, zur Bleiweiasfabrica- 
tion verwenden, und es ist ganz gleichgültig, welche andere 
Metalle es enthält, indem durch dieses Verfahren das Blei 
aus derartigen Erzen direct abgeschieden wird, ohne dass 
die übrigen Bestandtheile derselben angegriffen werden ; das 
auf diese Weise dargestellte Bleiweiss ist vollkommen rein. 
Demnach lassen sich sogar Erze und Mineralien, welche als 
zu^arm zum Verhütten jetzt über die Halde gestürzt wer- 
den, mit Vortheil auf Bleiweiss verarbeiten. 

Das Verfahren gründet sich auf die Thataache, dass 
Bleioxyd und kohlensaures Bleioxyd in Lösungen von Aetz- 
kali und Aetznatron löslich, in den kohlensauren Salzen die- 
ser Alkalien hingegen unlöslich sind. Die zu verarbeitenden 
Mineralien, welche Bleioxyd oder kohlensaures Bleioxyd , 
oder Blei in einer solchen Form oder Verbindung enthalten, 
dass dieses Metall durch Rösten oder auf sonst eine andere 
Weise in Oxyd oder Carbon at sich verwandeln lässt, wer- 
den mit der Aetzlauge digerirt oder gekocht, wodurch ihr 
ganzer Bleigefaalt in Lösung gebracht und zu einer klaren, 
farblosen Lösung extrahirt, hingegen vorhandenes Eisen-, 
Kupfer- und Zinkoxyd nicht angegriffen wird. In die Blei- 
lösung wird Kohlensäure geleitet, welche sich mit dem Al- 
kali verbindet, während Bleioxyd und Bleioxydcarbonat sich 
niederschlagen. Dann wird gebrannter Kalk zugesetzt und 
dadurch die Alkalilösung wieder ätzend gemacht, so dass 
sie wieder zur Extraction einer neuen Post von Bleierzen 
benutzt werden kann. Das ausgefällte Bleiweiss wird von 
der kohlensauren Alkalilösung getrennt, gehörig ausgewa- 
schen und getrocknet. Eine vorgelegte Probe wurde ver- 
suchsweise als Farbe benutzt ; nach der Aussage des Ma- 
lers, welcher es durch seine Arbeiter in verschiedener Weise 
hatte anwenden lassen, leistete es dasselbe, wie alle übri- 
gen Bleiweissorten, die er sich hatte verschaffen können. 
Ebenso wurde es zur Anfertigung von Glasuren für Jod- 
waaren probirt und zeigte sich auch zu diesem Zwecke eben- 
so gut geeignet, wie alle übrigen in der betreffenden Fabrik 
angewendeten Sorten, 

Das Verfahren führt sehr rasch zum Ziele ; wenigstens 
lässt sich der Process im Laboratorium binnen einer halben 
Stunde ganz bequem ausführen. Das Mineral, aus welchem 
Herr Spence die vorgelegte Probe von ganz reinem Blei- 
weiss darstellte, zeigte vor dem Rösten nachstehende Zu- 
sammensetzung: 

Zink 30-656 

Blei ...... 13148 

Eisen 9.121 

Kupfer ... 1.027 

Silber ....... 0.022 

Thonerde . . 0.216 

Kieselsäure 19.154 

Schwefel 26.483 

Wasser 0-122 

99.949 
(Berggst.) 

Notizen. 

Graben-Dampfinascliine. Seit zwei Jahren arbeitet in 
der gräfl« Henckel t. Donnersmarck'schen Kohlengrabe lu Sill- 
weg bei J adenbarg in Ober-Steiermark mit dem g^stigsten 
Erfolge eine zehnpferdige Dampfmaschine, ist daher ebenfalls 
älter als die in Nr. 52 vom v. J. erwähnte Brennberger ICascbine. 



Sie steht aaf der Grundstreckensohle des dortigen tiefsten Un- 
terbaustollens im Plötze selbst und dient sowoU zur Förderung 
als auch zur Wasserhaltung aus einem nach der Tonlage des 
Flötzes unter 2$ Grad niedergetfiebenen Gesenke, welches jetzt 
40 Klaftern lang ist, und von welchem aus das Tiefbaufeld die- 
ser Grube vorgerichtet wird. Der Dampfkessel ist 10 Klafter 
von der Maschine entfernt, ebenfalls im Grundstreuken- 
Kiveau situirt, und steht unter einem alten Wetterscbachte, 
durch den die auf 6 Klafter Höhe gemauerte und von da an 
als 17 Klafter lange Blechröhre fortgeführte Esse die Verbren- 
nungsproducte zu Tage fuhrt, mit ihrem Ende den Tagkrana 
dieses Schachtes um 2 Klafter überragend. Das -Kessel-Speise- 
wasser kommt, weil die Grubenwässer vitriolisch sind, vom Tage 
und fällt darch diesen Schacht in hölzernen Latten ein, während 
der im Vorwärmer nicht condensirte Dampf in die Esse abge- 
stossen wird. Als Brennmateriale dient die bis dahin nicht be- 
nutzte magere Braunkohlenlösche und theilweise auch Kohlen- 
schiefer, dits von den Abbauorten direct zxmi Kessel gelangen 
und hier auf einem Treppenroste verbrannt werden. Durch die 
getroffene Anordnung des Kessels unter dem Wetterscb achte 
und die in Folge des starken Essenzuges potenzirte Ventilation 
kommt eine Belästigung durch Rauch, Dampf oder Hitze nicht 
vor; ja es sind sogar die Wetter der nächstgelegenen Gruben- 
theile noch frischer als ehemals. 

Die Drahtseile ans der Wodley'solien Drahtseil- 
Fabrik zu Bleiherg in Kärnten. Wer kennt nicht, wenigstens 
aus zahlreichen Abbildungen, die Drahtseilbrücke über den Nia- 
gara? Ingenieur Boebling verwendete nämlich statt der bis- 
her üblichen Ketten, von denen gewöhnlich für eine Brücke 
zwei vollkommen mit einander parallel laufende verwendet wur- 
den, vier Drahtseile von ungewöhnlicher Stärke, von welchen 
ein jedes 10 engl. Zoll im Durchmesser misst und aus 3640 
Drähten hergestellt ist. Die Tragkraft aller vier Seile zusammen, 
d. h. bis zu der Belastung, Über welche hinaus die Seile zer- 
reissen würden, soll, nach der probirten Festigkeit der einzelnen 
Drähte berechnet, beinahe an 244.500 ZoUcentner betragen, 
während die wirklich stattfindende Belastung 1000 Tonnen oder 
21.600 ZoUcentner niemals überschreitet. Wiewohl wir nun ähn- 
liche groBsartige Brückenbauten in Oesterreich nicht aufzuwei- 
sen haben, so bleiben wir doch in der Fabrikation der hiezu 
verwendeten Bestandtheile nicht nur nicht zurück, sondern 
es erreichen manche Zweige eine derartige Vollendung bei 
erstaunlich billigen Herstellungskosten, dass sie gewiss einen 
ausserordentlichen Export zur Folge haben würden, wenn man 
gewisse Hindemisse beseitigen könnte. Wo man sich z. B. von 
der vorzüglichen Verwendbarkeit der kärtnerischen Drahtseile 
wird überzeugen können, da werden sich jene aus der obenge- 
nannten Fabrik auch volle Anerkennung verschaffen. Nach dem 
Ausspruche von Fachmännern steht schwerlich in einem anderen 
Etablissement Draht von solcher Güte wie dieser kärntnerische 
zur Verfügung. Auch ist die Erzengungsart eine wesentlich ver- 
besserte und von der früheren verschiedene, indem die Drähte 
nie gelöthet, sondern die neuen Drähte eingesponnen werden, 
so zwar, dass der alte und neue Draht neben einander laufen, 
wodurch die grösste Festigkeit erzielt wird. Gegenwärtig wer- 
den im k. k. Hafen- Admiralate in Pola Festigkeitsproben damit 
vorgenommen, und wir können daher nur die aus früheren Vei*- 
suchen erhaltenen Daten hier mittheilen, mit dem Bemerken, 
dass es wohl übertriebene Vorsicht sein mag, wenn man nur 
Vg der höchsten Belastung als ^sichere" Tragfähigkeit ansetzt. 
Ueberdiess wurden bei der Berechnung die Mitteldrähte gar 
nicht in Betracht gezogen. 

zerreisst bei einer vollkommen sichere 

Belastung von Tragkraft 

Nr. 1 Centner 126 Centner 21 

» 2 r. 149 T, 25 

» 3 «I 238 „40 

„ 4 „ 1200 n 400 

» 5 n 12 „2 

T> 6 )» 76 t> 12 

ff 7 t» 53 r 10 

ff 8 „ 7 t, IVj 

„ 9 ff 1 Pfund 20 

In den Gruben Bleiberg*8 stehen bereits durehgeheads Draht- 
seile und sogenannte Handhaspelseile aus Draht Nr. 3 — 6 in 
Verwendung, und zwar mit dem ausserordentlichsten Erfolge, 
denn es stellt sieh bei denselben gegenüber den früher benüti- 



- 32 — 



ten Hanfstricken eine Ersparniss von mehr als 607o heraus. 
Ueber die Drau bei Unterferlach ist ein Drahtseil (aus Draht 
Kr. 6 dreimal gedreht aus 210 Fäden) gespannt, das zur Befe- 
stigung der fliegenden Brücke dient. Dieses Seil ist 70 Klafter 
lang, und kostet nur 225 fl., während ein Hanftau derselben 
Tragfähigkeit gegen 800 fl. kosten würde. Das Seil ist beinahe 
Ewei Jahre im Gebrauch und bedurfte, mit Ausnahme einer 
paarmaligen Theerung, nicht der geringsten Reparatur. Im Rai- 
ner'schen Schrottthurme in Humpen dorf bei Klagenfurt ist ein 
Handhaspelseil aus Draht Nr. 4 in Verwendung und werden 
tagtäglich mit diesem kaum 4'" dicken Seile Bleiblöcke im Ge- 
wichte von 12' Centner auf eine Höhe tou mehr als 30 <^ geho- 
ben. Dieses Seil kostete nicht mehr als 34 fl. £s ergibt sich aus 
dem Gesagten, dass sich die Drahtseile zur Hebung grosser 
Lasten, überhaupt bei Aufzügen jeder Art, dann bei Ueberfuh- 
ren und besonders bei den Eingangs erwähnten ähnlichen 
Brttckenbauten ganz vorzüglich eignen und das theuere Hanf- 
seil wohl bald verdrängen werden. Ack. 
(Mitth. des n. Ö. Gewerbe-Vereins.) 

Kundmachung. 

Da nach einem Berichte des Filialausstellungs-Comit^ zu 
Wien einzelne Aussteller durch verschiedene Zeitungs-Nachrich- 
ten wegen der Höhe der Kosten der Beschickung der Pariser 
Ausstellung beunruhigt werden, so findet nian in dieser Bezie- 
hung Folgendes bekanntzugeben: 

1. Die Aussteller von Kunstgegenständen (Classe 1 bis 4) 
haben keine weiteren Auslagen als jene der Verpackung ihrer 
Gegenstände zu tragen. 

2. Die Aussteller von Gegenständen der Agricultur und 
Industrie bestreiten in der Regel bloss : 

a. die Kosten der Verpackung ihrer Ausstellungsgegenstände; 

b. die ermässigten Transportkosten; 

c. falls die Unterbringung derselben in Kasten oder verglas- 
ten Pulttischen, in Gläsern, Glasstürzen u. dgl. vorgeschrie- 
ben ist, die Anschaffungs- und Transportkosten dieser Vor- 
richtungen. 

Eine Ausnahme hievon findet rüfiksichtlich jener AmssUller 
der Classen 6, 7, 10, 11, 12, 1», 18, 20, 21, 25/26, 27, 
28, 29, .30, 31, 32, 33, 34, 35, 36. »7 und 44 sUtt, wel- 
chen die Unterbringung ihrer Ausstellungsgegenstände in 
den von der Regierung angescha fiten Kasten und Pulttischen 
zugestanden ist, und welche für die Ueb erlassung des Rau- 
mes von je einem Qnadratfuss Tisch- oder Wandfläche 
2 fl. Oe. W. an Miethe zu bezahlen haben; 

d. die Kosten jener Anschafiimgen, welche über ihr ausdrück- 
liches Begehren in ihrem Interesse gemacht werden. 

3. Die • Ausstellungs-Commission bestreitet ohne aUe Rück- 
vergütung von den einzelnen Ausstellern die Assecuranz der 
Ausstellungsgegenstände gegen Feuersgefahr und Transport-Be- 
schädigungen, die Aufbewahrung der leeren Emballagen, das 
Verpacken der zurücklangenden Ausstellungsgegenstände, die 
Herstellung der Fussböden, Plafonds und der allgemeinen De- 
coration. Wien, am 14. Jänner 1867. 

Vom k. k. Centralcomite für die Pariser Ausstellung. 

Aufforderung zur baldigen Einsendung der 
Oegenstände zur Pariser Ausstellung. 

Die k. französiche Commission hat neuerdings erklärt, dass 
die Eröfihung der Ausstellung unwiderruflich am 1. April 1867 
erfolgen werde, und dass sie nach dem 10. März keine Ausstel- 
lungsgegenstände mehr in das Innere der Gebäude zulassen 



könne. Die Herren Aussteller werden daher im eigenen Interesse 
dringend aufgefordert, ihre Ausstellungsgegenstände bis längstens 
15. Februar an die betreffenden Filialcomit^s abzugeben. 
Wien, den 19. Jänner 1867. 
Vom k. k. Central-Comit^ für die Pariser Ausstellung. 

A^dministrati ves. 

Farsonal-Haohriehten. 

8e. k. k. Apostolische Majestät haben nachstehende Aller- 
höchste Handschreiben Allergnädigst zu erlassen geruht: 
Lieber Graf L arisch! In Gewährung der Mir vorgebrachten 
Bitte enthebe Ich Sie von der Stelle eines Finanzministers 
und spreche Ihnen hiebei unter gleichzeitiger taxfreier Ver- 
leihung des Grosskreuzes Meines Leopold* Ordens für Ihre in 
schwieriger Zeit mit treuer Hingebung geleisteten erspriessli- 
chen Dienste meine volle Anerkennung aus. 

Wien, 21. Jänner 1967. Franz Joseph m. p. 

Se. k. k. Apostolische Majestät haben mit Allerhöchstem 
Handschreiben vom 21. Jänner d. J. dem Unterstaats- Secretär 
Carl Freiherm v. Becke einstweilen die Leitung des Finanz- 
Ministeriums zu übertragen geruht. 

Erledigungen. 

Die Bergverwalterssstelle bei dem Silber- und 
Blei-Hauptwerke zu Pfibram in der IX. Diätenelasse, mit 
dem Gehalte jährl. 1050 fl., Naturalwohnung sammt Garten. Ge- 
suche sind, unter Nachweisung der absolvirten bergacademischen 
Studien, der practischen Ausbildung im Bergwesen, insbeson- 
dere im Gangbergbaue und in der Aufbereitung, der Kenntnisse 
im montanistischen Rechnungswesen, im Conceptsfache, sowie 
der deutschen und böhmischen oder einer andern fverwandten 
slavischen Sprache, binnen dreiWochen beim Bergoberamts- 
Präsidium in Pfibram einzubringen. 

Die Schichtenmeisters- Adjunctenstelle bei der 
Wieliczkaer Salinen-Berginspection in der XL Diäten- 
elasse, mit dem Gehalte jährl. 525 fl., dem Salzbezuge jährl. 
15 Pfund pr. Familienkopf und mit der Verbindlichkeit zum 
Erläge einer Caution von 262 fl. 50 kr. Gesuche sind, unter 
Nachweisung der absolvirten bergacademischen Studien, der 
practischen Eeuntniss der dortigen Lagerungs- und Betriebs- 
verhältnisse, dann der Gewandtheit in der Salinen-Manipulations- 
und Rechnungsgebarung, binnen sechs Wochen bei der 
Berg- und Salinen-Direction in Wieliczka einzubringen. 

Einfahrersstelle bei der k. k. Werksverwal- 
tung in Csertest in der X. Diätenelasse, mit dem Gehalte 
jährl. 630 fl. (Sechshundert dreissig Gulden österr. Währ.), 
dann dem Pferdpauschale jährl. 115 fl. 50 kr. (Einhundert fünf- 
zehn Gulden 50 kr. Österr. Währ.), nebst freier Wohnung, und 
mit der 'Verbindlichkeit zum Erläge einer Caution im Gehalts- 
Betrage. Bewerber um diese Stelle haben ihre gehörig documen* 
tirten Gesuche unter Nachweisung des Alters, Standes, Religions- 
Bekenntnisses, des sittlichen und politischen Wohlverhalteus, der 
bisherigen Dienstleistimg, der zurückgelegten bergjltademisclien 
Studien, der practischen Ausbildung im Bergbau-Markscheids- 
und Autbereitungswesen, der practischen Erfahrung in dem 
Eigenthümlichen des siebenbürgischen Goldbergbaues, der Kennt- 
niss der landesüblichen Sprachen, der Cantionsfähigkeit und 
unter Angabe, ob und in welchem Grade sie mit den Beamten 
der k. k. Werksverwaltung in Csertest verwandt oder verschwä- 
gert sind, im Wege ihrer vorgesetzten Behörde binnen vier 
Wochen bei der k. k. Berg-, Forst- und Salinen-Direction in 
Klausenburg einzubringen. 

Von der k. k. Berg-, Forst- und Salinen-Direction, Klau- 
senburg, am 8. Jänner 1867. 



Zur Leitung eines grösseren fiohlenbergbanes 

wird ein in diesem Fache theoretisch und praktisch gebildeter junger Mann sogleich auf- 

genommeUv Oarantirter (behalt fl. 900. 
Derselbe soll vorzüglich mit dem Abbaue mächtiger Eohlenflötze vertraut sein. Diessbezügiiche 
Offerte mit genauer Angabe der Vorstudien sowie bisheriger Verwendung bis 15. Februar unter Adresse 
^^Franz Moch Toltaberg^^ einzusenden. 



Oraek t. Kurl WinUralta a Co. iu Wl«a. 



N- 5- Oesterreichische Zeitschrift ,^^E\ 



IV. Jahrgang. 



4. Februar. 



fiir 



Berg- und Hüttenwesen. 



Verantwortlicher Redacteur: Dr. Otto Freiherr von Hingenan, 

k. k. MinlsterUlrath Im FinanzminUtarinm. 

Verlag von Priedrioli Manz (Kohlmarkt 7) in Wien. 



Inhalt: Erfahrungen bei der Gewinnung des Silbers aus F&hlerz-Rohkupfer (antimonialischem Schwarzkupfer) und Fahl- 
erz-Speise (Antimon-Speise) im oberungarischen Bergdistricte. — Ausserordentliche Vorträge und fach wissenschaftliche Besprechun- 
gen an der k. k. Bergacademie zu Leoben. — NÄchrichten Über das »Bessemern.«* (Schluss.) — Literatur. — Notizen. — Admi- 
nistratives. — Ankündigung. 



Erfahrungen bei der Gewinnung des Silbers 
aus Fahlerz - Sohkupfer (antimonialischem 
Schwarzkupfer) und Fahlerz-Speise (Antimon- 
Speise) im oberungarischen Bergdistricte. 

MitgetheUt von Anton Hauch, k. k. Hütten-Verwalter. 
(Fortsetzung.) 

Schmelzen des Silber -Cements. Erzeugung des Bar- 
rensilbers. 

Das Schmelzen der so erhaltenen Silber-Cementkuchen 
geschiebt in SchmöUnitas in Graphittiegeln, im Windofen. 
Die Tiegel werden vorerst ausgewärmt und hierauf die 
nicht getrockneten Kuchen in Partien von etwa 20 Pfd. 
eingetragen. Gewöhnlich wurden 2 Qtr. Barren-Silber auf 
einmal erzeugt. Bei diesem Quantum geschah das Eintra- 
gen der Silberkuchen in einer Stunde. 

Das Silber von den richtig beschaffenen und gerösteten 
Robkupfern ist sehr rein, so dass nur wenig oder gar keine 
Pottasche als Zuschlag zugesetzt wurde. Das Silber von 
der Speise jedoch war stark antimonialisch, weil bei der 
chlorirenden Röstung sich Antimonchlorid bildet, welchen, 
wahrscheinlich von der Rochsalzlauge gelöst, durch Kupfer 
theilweise mit dem Silber wieder gefällt wird. Um nun das 
Silber rein zu erhalten und geschmeidig zu machen, mussten 
starke Zuschläge an Salpeter und Pottasche der Schmelzung 
zugetheilt werden. 

Die Zutheilung von Pottasche ist auch deshalb nöthig, 
weil das Cement'Silber ungeachtet des oftmaligen Auswa- 
Bchens noch immer kleine Mengen von Kochsalz enthält, 
welches beim Schmelzen von Silber zersetzt wird, und als 
Chlor-Silber sich in grosser Menge verflüchtigen würde. 

Bei Speise-Silber war der den Tiegel deckende hohe 
Deckel stets von Innen mit moosartigem Silber vollgefüllt, 
wahrscheinlich ist auch Chlor-Silber durch Kohlenozyd zer- 
legt und so metallisches Silber in Moosform ausgeschieden 
worden. 

Der Pottasche-Zuschlag variirt von 1 Pfd. bei Roh- 
kupfer-Silber bis 5 Pfd. bei Speise-Silber pr. Zollctr« Silber. 
Gewöhnlich betrug der Salpeter-Zuschlag V4 ^^^ Pottasche- 
Zuschlages. 



Nach 5 — 6 Stunden verstärkter Kohlenfeuerung war 
das Silber und die Schlacke ganz flüssig. Letztere wurde 
mittelst eines durchlöcherten mit Thon ausgestrichenen 
Schaumlöffels abgehoben, das Silber selbst mit stabeisernen 
mit Thon ausgeschmierten Schöpflöffeln geschöpft und in 
die ohngeföhr 25 Mzpfd. haltenden ausgewärmten gusseiser- 
nen Ingüsse bereingegossen. Mitten im Guss eines Barrens 
wurde unter den Silberstrahl ein kleiner Inguss unterstellt 
und so auf diese Weise die Schöpfprobe genommen. 

Die Probe des Roh-Silbers auf seinen Feinsilber-Gehalt 
geschieht auf trockenem Wege , weshalb gegen die münz* 
ämtliche Probe auf nassem Wege öfter ein geringerer Pein- 
silberhalt resultirt. Kohlverbrauch pr. Zollpfund Barren 
Silber 0.3 — 0.6 Cub.' 

Die vom Silberschmelzen resultirende Schlacke wird 
gestampft und gesiebt; allenfalls darin befindliche Silber- 
körner bleiben auf dem Sieb und werden dem nächsten 
Schmelzen zugetheilt. 

Das Schlackenmebl wird der chlorirenden Röstung über- 
geben und auf diese Weise zu Gute gebracht. 

Aus den nun folgenden tabellarisch zusammengestell- 
ten Resultaten über die ganze Procedur der Röstung , Ex- 
traction und Silberschmelzen der Rohkupfer und Speise- 
mehle, sind alle massgebenden Details zu entnehmen, wie 
sie beim Betriebe im Grossen sich ergeben. 

Der Unkosten- Aufwand ist natürlich nur für das betref- 
fende Werk speciell gütig, und hängt von der vortheilhaften 
Einrichtung der Extractionshütte , vom Preise des Brenn- 
stoffes und Salzes , von der Höhe der Arbeiterlöbne , der 
Höhe der Regie, der verarbeiteten Menge etc. ab. 

Für andere Orte kann derselbe aus der tabellarischen 
Zusammenstellung der Manipulations-Resultate abgeleitet 
werden, wenn man die Localpreise mit der betreffenden 
Grösse in Combination bringt, jedoch muss, wie gesagt, 
bemerkt werden , dass die provisorische Einrichtung der 
SchmöUnitzer Extractionshütte viel zu wünschen übrig Hess, 
daher auf einer zweckmässig und sacbgemäss eingerichteten 
Hütte sich geringerer Verbrauch namentlich an Brennstoff 
ergeben muss« 

Der Unkostenaufwand sammt der E xtr actio ns- 
hütten-Reeie war im Jahre 1859 bei Verarbeitung von 



( 



34 — 



2329 Ctr. Schwarzkupfermehle pr. Ctr. 2 fl. 03 kr. Aaf die 
•«rzeaeten 590*942 Mzpfd. Silber entfiele per Mzpfd. 
S fl. OOVj kr. Im Jahre 1860 bei verarbeiteten 1045-75 Ctr. 
Schwarzkupfermehle pr. Ctr. 1 fi. 72*81 kr. und auf das 
Mzpfd. von den erzeugten 296*948 Mzpfd. Silber 6 fl. 
0*861 kr. Durchschnittlich pr. Ctr. Schwarzkupfermehle 
1 fl. 93-72 kr. pr. Mzpfd. Süber 7 fl. 363 kr. 

Bei der Entsilber^ng der Speisemehle entfielen im 
Jahre 1857 bei einer Verarbeitung von 703'99 Ctr. mit 
246*173 Mzpfd. Silber pr. Ctr. Mehl 3 fl. 65 23 kr. pr. 
Mzpfd. ^Silber 10 fl. 25*82 kr. Im Jahre 1858 bei Verar- 



beitung von 298 Ctr. und Erzeugung von 108*828 Mzpfd. . 
Silber (wobei die ganze Eztractionshütten-Regie auf dieses 
geringe Quantum zur Last fiel) pr. Ztr. 7 fl. 77.88 kr. pr. 
Mzpfd. Silber 21 fl. 5908 kr. Im Jahre 1859 bei Verar- 
beitung von 1805.46 Ctr. Speise und Erzeugung von 
646-375 Mzpfd. Silber pr. Ctr. 3 fl. 211-26 kr., pr. Mzpfd. 
Silber 9 fl. 05*79 kr. Im Jahre 1860 bei Verarbeitung von 
3666*84 Ctr. und Erzeugung von 909.089 Mzpid. Silber, 
pr. Ztr. 2 fl. 73-04 kr. pr. Mzpfd. Silber 10 fl. 37.83 kr. 
Durchschnittlich pr. Ctr. 3 fl. 20*6 kr. und pr. Mzpfd. Silber 
10 fl. 55-31 kr. 6. W. 



Resultate über die in den Jahren 1859 und 1860 in der Sohmöllnitzer Aerarialhütte dnroli- 
geführte Entsilberung der Fahlrolikupfer naoh Augustin's Methode. 



Procen- Trocken- 

L ChUrirende Yerristtng. tuation Gewicht 

In 4S6V4 128tündigenRö8terBchichten wurden oyj^ ctr. Pfd. 

chlorirt. Schwarzkupfer-Mehle 99.28 3363 67 

silberhaltige Cementkupfer-Schliche . . . 0.45 15 53 

Ofenbrüche 0.08 3 — 

Flugasche . 0.19 6 66 




Kupfer 
Pfd. 
83.96 
62.98 
26.00 



0.271 
0.109 
0.144 
0.074 



Kupfer 
Ctr. Pfd. 

2824 34 V2 

9 78 V4 
- 78 



Inhalt in 

^Silber 

Mzpfd. 

912.664 

1.708 

434 

0.498 



Summa 



100.00 3388 86 83,65 0.270 2834 90 V4 915.304 



E r z e u g t auf dem Plansieb : Rostkläre . . 1 1 0.61 3748 3 1 

Graupen. 26.62 902 31 

Ofenbräche 1.07 36 30 

Plugasche 0.05 1 75 



138.35 4688 67 60.44 0.194 2834 
Chlorirte Cementschliche 0.52 17 80 54.95 0.095 9 



12Vo 
78^/4 



Summe 



t38.87 4706 



Chlorirungszugang . . . . ' 38.87 1217 

Davon ab Sadsalz 11.42 387 



47 

61 
02 



bleibt Bfistungssugang 27.45 

In einer 12atfiDdigen Schicht wurden chlorirt . — 
Verbraucht: Buthonbfl rteln 2' = 723-5 

Klft. 4 72 Cub.-Pass = 52092 Cub.-Fuss. 

BoBtholz y^ Klafter & 216 Cub.-Fags = 

162 Cub.-Pu88. • 
Im Best verbleiben: Qraupen .... — 

Flugasche . . . — , 



930 
6 



2 
1 



59 
96 



99 
75 



56 



0.160' 
0.210 



67 V« 



Summa . . 

II. Teriaahliig der SiebgrSbe. 

In 49 Yf 128tflDdigen Mailerscbichten wurden 

vermählen: Graupen 

Ofenbrficbe 



899 
36. 



74 — 



32 
30 



1 67% 



In einer 1 2 ständigen Schicht vermählen mit 

einem Lftufer 

in. SilberextraetiM. 

In 491 V} 1 2Btfindigen Eztractionaschichten wur- 
den enteilbert: chlorirte Schwarzkupfermehle 
aammt Graupen, Ofenbrflche und Flugasche 
chlorirte silberhaltige Cement-Knpferschliche 



138.21 
0.52 



935 

18 



4683 
17 



62 
99 



93 

80 



60.47 
54.95 



0.194 
0.095 



2832 
9 



45% 
78% 



Summa 



138.73 4701 73 - 



Dabei verwendet zum Fällen des Silbers : Gelf- 

kupfer-Granalien 0.90 

Fahlrohkupfer- Granalien O.Ol 



30 



50 
36 



100. 
79.86 



30 



6.270 



50 

28% 



Summa 



913.596 
1.708 



60.42 0.194 2843 90% 915.304 



0.478 
0.367 



0.845 



912.751 
1.708 



— 2842 23% 914.459 



0.097 



139.64 4732 59 — — 2873 02 V« 914.556 



— 35 



Erhalten: Cementsilber 

Enteilberte Schwarskupfermeble .... 

„ Cementkupferschliehe 

Von Granalien aufgelöstes Kupfer als Cement- 

Schliche 

Von Scbwankupfern aufgelöstes Kupfer als 

Gerne ntscbliche • . . • ' 

Von Scbwarzkupfem aufgelöstes silberbältiges 

Kupfer als Cementscblicbe . . . , . . 



Procen- 
tbation 

_% 

137.39 
0.52 



Trocken- 
Gtewicht 
Ctr. Pfd. 



Halt in 
Kupfer Silber 



Inhalt in 



1.62 



1.53 
0.14 



4655 
17 

55 

51 

4 



27 

80 



91 

80 



Pfd. 

60.23 
54.95 

55.97 

46.50 

78.22 



Mzpfl 



Knpfer 
Ctr. Pfd. 



0.080 



2804 
9 

30 

24 

3 



55«/, 

78»/: 
14% 
75 Vt 



Silber 
Mzpfd. 
887.890 



0.384 



Snmma 



Silber^Abgang . . < 

Verbrancht: Zum Heizen der Salzlangen- 
pfanne Holz 51. 125 Cnb.-Klft. 4 216 Cub.- 
Pn88 = 11013 Cub.-FuBs. 

Eisen zam FftlleD de» Kupfers 

Eisen, daher pr. Centner Kupfer im erhaltenen 
Cem entschliche 

Fällknpfer-Oranalien pr. ZoUctr. erzeng- 
ten Silbers 

In einer 1 2st0ndigen Schicht entsilbert . . . 

Uebertritt des Silbers aus der Beschickung 
in das Cementsilber 

Im Cementscblich verbleiben 

In Backständen sammt Hanipnlations-Abgftngen 

Summa 
IT. SllbenehaelieH. 



141.20 

2.87 



4785 78 



— 2873 02 Vi 888.274 
_ _ _ 26.282 



68 

1 

3 
9 



42 
16 



47 — 
57 — 



97 12 
O.Ol 
2.87 



100.00 



Eingeschmolzen wurden : 
SilbergekrSta . . . 
Silberschlacke . . . 



Cementsilber 



Procentoation 

99.00 7o 
0.98 • 
0.02 . 



Geschmolzenes 

Silber 
— Mzpfd. 



Fein- 
Silber-Halt 

- % 

— » 



Fein-Silber-Inbalt 

887.890 Mzpfd. 
8.819 » 
0.230 » 



Summa 



Erbalten aus dem Schmelzen: Barren-Silber 

Probzaine 

Silbergekrfttz 

Silberschlacken 



100.00 I) 

98.48 „ 

0.05 » 

0.34 „ 

1.13 r, 



942.765 



93.68 



» 896.939 
» 883.207 



0.490 

3.050 

10.192 



Summa . . 100.00 n 
Kohlen verbrancht zum Silberschmelzen 24 Mass k 1 Cub.^Fuss. 



896.939 



Resultate der Eupferspeise-Entsllberongr naoli Augrustin's Methode in den Jahren 1867, 1858, 
1869 und 1860 auf der SohmöUnitzer Aerarialhtttte. 



Im Jahre 
1857 
1858 
1859 
1860 



txjdireade SpeiseTerristiag. 

: In 128tflnd. Rösterschicbten : 

95 « Altwasser-Speisemehle 

34% fl 

286 » • 

364 n « n 

n SohmöUnitzer n 



Procen- 
tuation 

% 

10.87 
4.60 
27.89 
40.13 
16.51 



Trocken- 
Qewicbt 



Inhalt in 



Ctr. 

703 

298 

1805 

2598 

1068 



Pfd. 
99 

46 
52 
32 



Knpfer 
Pfd. 
27.08 
26.34 
25.57 
26.37 
28.30 



Mzpfd. 
0.357 
0.348 
0.356 
0.320 
0.206 



Kupfer 



Ctr. 
190 
78 
461 
685 
302 



Zusammen 



77972 
Erzeugt: Verröstete Speisemehle 

Ofenbrüche 

Flugasche 



Pfd. 
66% 

87/, 
30% 
42% 



Silber 
Mzpfd. 
251.765 
103.768 
644.192 
833.430 
220.176 



100.00 6474 29 26.29 0.317 1718 77% 2053.331 

115.67 7488 83 22.73 0.270 1702 66 V4 2025.091 

1.74 113 — 14.25 0.222 * 16 11 25.180 

0.49 32 Ol — 0.095 — . — 3.060 



Summa . . 117.90 7633 84 

Verröstungszugang 17.90 1159 55 

Verbraucht: Ruthenbärteln 2'ge Klftr. 
= 797.97 k 72 Cub.' = 57453.84 Rost- 
bolz 3.5 & 216 Cub.' = 756 Cub.-Fuss. 
In einer 1 23tfindigen Schicht verrostet . . — 8 30 



22.51 0.268 1718 777, 2053 331 



- 36 



\ 



II. TemahliBg. 

In 308 V2 128tündigen Müllerscbichten wurden 
yermahlen oxydirend vorgeröstete Speisemehle 

Ofenbrfiche 

Graupen von der Chlorirung 



Procen- Trocken- 
taation Gewicht 



% 

92.62 
1.04 
6.34 



Ctr. 

7374 

83 

504 



Halt 10 

Kupfer Silber 
Pfd. Pfd, Blzpfd. 



Inhalt in 



Kupfer 
Ctr, Pfd. 



Silber 
Mzpfd. 



83 
71 



22.71 0.270 1675 30 V4 1997.831 
11.63 0.223 9 66 18.580 



Zusammen 

In einer 128tündigen Schicht und mit einem 
Läufer wurden vermählen 

Im Rest verblieben: Vorgeröatete nicht 

vermahlene Mehle 

Ofenbrüche 



100.00 7962 54 — 



1684 96% 2016.411 



25 81 

114 — 
30 — 



24.00 
21.500 



0.239 
0.220 



27 
6 



36 
45 



27.260 
6.600 



Zusammen . . 

Nicht gemahlen zur Chlorirung gegebene 

Flugasche r . . . 



144 — 



32 Ol — 



33 81 33.860 



0.095 — — 3.060 



Hauptsumma . . 
III. GU«rireiide Speise-Yerrftstang. 

In 86372 12stfindigen Rösterschichteu wurden 
chlorirend verröstet: 1. ozjdirend geröstete 
vermahlene Speisemehle erhalten von I u. II 

2. Mit Wasserdampf verröstete und vermahlene 



— 8138 55 — 



1718 77 V4 2053.331 



3. Für andere Manipulations-Methoden vorbe- 
reitete oxjdirend verröstete und vermahlene 
Speisemehle 

4. Von der ozydirenden Verröstung erhaltene 
Ofenhrüche 

5. Von der oxjdirenden Verröstung erhaltene 
Flugasche 



112.48 7282 86 22.70 0270 1653 44 1972.146 
0.25 16 80 14.89 0.183 2 5OV4 3.079 



1.39 
1.28 



0.49 



90 54 21.06 0.293 
83 — 11.63 0.223 



19 07 



9 66 



26.535 

18.580 



32 Ol 



— 0.095 



— 3.060 



Summa . 
Erzeugt: Auf einem Plansieb Rostkläre . 

Graupen 

Ofenbrüche 

Flugasche 



1684 
1679 



115.89 7505 21 22.44 0.269 

122.93 7958 83 21.10 0.254 

8.38 543 14 — — — 

0.14 9 30 52.58 0.201 4 

0.08 . 5 32 — 0.116 — 



6774 
78% 

89 



2023.400 
2020.906 

1.874 
0.620 



Summa . , 

Chlorirungs-Zugang 

Nach Abschlag des Sudsalzes 

bleibt reiner Röstzugang . . . 
Hiezu Oxydations-VerrÖstuogszugang von I . 
Ganzer Verröstungszugang ohne Salz , - , 

Verbraucht: Zum Chloriren Sudsalz . | 

Ruthenbürteln 2'ge Klftr. == 1957.29 k 
72 Cub.' = 140924.88 Cub.' Rostholz 
6.500 Klftr. i 216 Cub/ = 1404 Cub.' In 
einer 12stünd. Schicht chlorirend geröstet . 

In Rest verblieben : Vorgeröstete vermah- 
lene Speise 

IT. Sllbereitraeti«B. 

In 657 y« I2stflnd. Extractionsschichten wur- 
den entsilbert, chlorirte Speisemehle sammt 
Graupen, Ofenbrüchen, Flugasche, Mühlstaub 
und Reservoirschlamm ....... 

Dabei verwendet zum Fällen des Silbers Spleis- 
senkupfer-Granalin 



131.53 
13.47 
10.32 



8516 59 

1011 38 

774 70 



19.78 0.237 1684 67 V4 2023.400 



3.15 
17.90 
21.05 
11.81 

10,32 



236 68 



auf die rohen Speisemehle berechnet 

774 70 — — — 

auf die gerösteten Speisemehle berechnet 



8 69 — -. _ — _ 

91 97 23.77 0.279 21 86 y^ 25.685 



130.89 8474 49 19.76 

~ 70 57 100. 

— 8545 06 — 



0.237 1675 
— 70 



05 
57 



2015.235 



— 1745 62 2015.235 



Erhalten: Cementsilber 



— — — 1910.465 



- 37 - 



n m L Halt in Inhalt in 

Procen- Trocken- . ^— -i^,^,<..>..^.—- ^ m i^ 

tuation Qewicht Kupfer Silber Kupfer Silber 

o/o Ctr. Pfd. Pfd. Mzpfd. Ctr. Pfd. Mzpfd. 

KupferapeiseRückBtände 124.72 8075 02 18,65 0.007 1506 16 V4 64.317 

Cementkupfer von aufgelöst. Kupfer*Granalien 1.09 70 57 100. — 70 57 — 
Silberh&ltiger Cement- \ 

Kupferschliche . ./ das Kupfer aus der 0.24 15 53 62.98 0.110 9 7874 1.708 
Silberfreier Cement- | Speise ausgelaugt 

Kupferschliche . .) 470 304 80 52.2 — 159 10 V^ — 

Summa . . 130.75 8465 92 — — 1745 62 1976.490 

Zeigt sich Abgang in Silber 1.92 — — — — — — 38.745 

Wird der Bückstandsinhalt su dem Abgange 

zugeschlagen, dann ergiebt sich ein Gesammt- 

Maoipulations-Abgang in Silber von , . . 5.11 — — — — — — 103.062 

Im Rest verblieben: Chlorirte Speisemehle — 8 47 19.71 0.174 1 65 1.479 

Graupen — 38 43 20.75 0.238 7 97 V4 9.180 

— 46 90 20.51 0.227 9 62% 10.659 

In einer 128tündigen Schicht wurden entsilbert — 12 88 — — — — — 
Verbraucht: Zum Heitzen der Salzlaugen- 
pfanne Rostholz 135.61 Klftr. ä2i6Cub/ 
=^ 29291.76 Cub.' Kupfer- Graualien 

pr. Zoll-Centner erzeugten Silbers ... — 3 69 — — — — — 

Eisen zum Fällen des Kupfers — 250 — — — — — — 

Daher pr. 1 Centner Kupfer in Cementschliche — 105 — — — — — 

-. .. Geschmolzenes Fein- n . q.., t u i* 

Ueber tritt des Silbers aus der Beschickung in das Procentuation g.j^^^ Süber-Halt Fem-Süber- Inhalt 

Cementsilber 94.80 7o * ~ Mzpfd. — % Mzpfd. 

In Ruckständen verblieben 3.19 n — ti — » — « 

Im Cementschliche 0.08 n — » — n — n 

Verröstungs- und Yerzettluugs- Abgang 1.93 « — » — » — 1» 

Zusammen . . 100.00 » — » — t» • — n 
T. SHberschnelieii. 

Dem Einschmelzen übergeben : Cementsilber .... 99-67 n . — « — n 1910.465 n 

Silbergekrätz O.Ol « — n — » 0.280 n 

Silberkönig 0.32 1» — » — 11 6.155 » 

Summa ~ '. 100.00 n — l ~ l 1916.900 „ 

Aus dem Schmelzen erhalten : Barren Silber .... 98.86 n 2129.737 r» 88.975 „ 1894.934 « 

Silberkönig 0.45 n — „ — n 8-665 n 

Silberschlacke 0.63 « — „ — » 12.163 d 

Probzaine . , 0.06 r» — n — d 1.138 1» 

Summa""! '. 100.00 n "^ l — l 1916.900 n 

Verbraucht Kohle zum Einschmelzen Mass 95% ^ 10 Cub.^ = 957.5 Cub.' (Fortsetzung folgt) 



Ausserordentliche Vorträge und fachwissen- 
schaftliche Besprechungen an der k. k. Berg- 
Academie zu Leoben. 

Nachdem zu Leoben im Laufe dieses Winters schon 
mehrmals Zusammenkünfte stattgefunden hatten, wobei 
Gegenstände des Berg- und Hüttenwesens besprochen wur- 
den, gelangte an die Bergacademie-Direction ein Erlass des 
Finanzministeriums, welcher die Erwartung ausspricht, dass 
die Mitglieder des neuerlich ergänzten Lehrkörpers nebst 
den ordentlichen auch ausserordentliche Vorträge eröffnen. 
Hierüber vereinigte sich der Lehrkörper zu dem Beschlüsse, 
dass die obigen Zusammenkünfte von nun an jeden, even- 
tuell jeden zweiten Samstag Abends stattfinden, dass dabei 
fachliche Vorträge gehalten, insbesondere die wich- 
tigsten Neuerungen mitgetheilt und discutirt, dass end- 
lich sowohl die Beamten der k. k. Berghauptmannschaft 



und der umliegenden Berg- und Hüttenwerke als die Studi- 
renden der Academie dazu eingeladen werden sollen *); 
wodurch selbstverständlich ausserordentliche Vortage Über 
wichtige Zweige des Faches, welche vorzugsweise nur für 
Studirende bestimmt, von Professoren oder Assistenten ge- 
halten werden und bereits in Aussicht stehen, nicht ausge- 
schlossen sind. 

Die erste diesfällige Versammlung fand, von den Ge- 
ladenen zahlreich besucht, - am 19. Jänner statt und es 



*) Wir begrüssen diesen Beschluss mit lebhafter Befriedi- 
gung, weil er allseitig fördernd zu wirken geeignet ist und die 
Academie zu einem Sammelpunkte wisbenschaftlichen Strebens 
für einen weiten Kreis gestaltet Auf der Freiberger Bergaca- 
demie finden derlei Mittheilungen schon lange statt; an der geolo- 
gischen Reiehsanstalt haben sie seit jeher bestanden, im Wiener 
Ingenieur- Vereine wurde damit begonnen, doch haben schon seit 
ein paar Jahren wieder die bergmännischen Besprechungs- Abende 
aufgehört. Die Red. 



- 38 — 



folgt hier eiu kurzer Bericht Über die dabei verhandelten 
Gegenstände : 

Mit grossem Interesse folgte die Versammlung dem 
vom Ministerialrathe Ritter v. Tunner gehaltenen Vor- 
trage über den Lundin'schen Gas-Scbweissofen, dessen Eiu- 
richtUDg und Betriebsresultate bereits in Nr. 45, Jahrgang 
1866, dieser Zeitschrift bekannt gegeben wurden. Als er- 
freuliche Folge dieser Bekanntmachung hob der Redner 
hervor, dass bereits 8 einheimische Gewerken zur Einfüh- 
rung des Lundin'schen Ofens, welcher nebst den früher an- 
gegebenen Brennmaterialien auch Kohlenlösche zu be* 
nützen gestatte, entschlossen seien; diesem Vorhaben könn- 
ten nur die Patent- Ansprüche von Siemens momentan im 
Wege stehen, dessen Regenerator sich für den vorliegenden 
Zweck am besten eigne, wiewohl eine genügende Erhitzung 
der Gase auch mittelst eines gewöhnlichen Röhren-Appara- 
tes auaführbar wäre. Hierauf erwähnt der Vortragende, dass 
er einen mit Zeichnungen ausgestatteten Aufsatz über den 
Gegenstand, nebst zwei von d«*n Directoren des schwedi- 
schen Gewerke- Vereines, Herren L. Rinman und E. We8^ 
man, dann dem Professor zu Fahlun, Herrn P. Eggert, 
erstatteten Gutachten in dem nächsten d Jahrbuche der 
Berg-Academien» veröffentlichen werde, und bemerkt zum 
Schlüsse, dass sich wegen Erwerbung der Patente an die 
hiezu Bevollmächtigten für Oesterreich zu wenden sei, und 
zwar wegen des Regenerators von Sie me n s an Herrn Emil 
Seyb el und wegen des Lundin'schen Ofens an Serrn Civil- 
Ingenieur Leyser in Wien. 

Hierauf sprach sich Herr Hütten verweser Hörn er 
über die continuirlich wirkende Siebsetzmaschine nach 
Kr ö 11- H ar d t'schem Systeme, wofür Herr Bergbaubesitzer 
Mühlbacher zu Bleiberg ein Patent besitzt, sehr aner- 
kennend aus, und gab der Versammlung die Versuchsresul- 
tate bekannt, welche mit einer solchen auf Braunkohlengries 
angewendeten Maschine erzielt wurden. Durch die Reini- 
gung des SeegrabnerGrobgrieses wird bei hattenmännischen 
Processen nicht nur ein besserer Ofengang, sondern auch 
pr. 100 Centner Brennstoffverbrauch eine Ersparung von 
2 bis 2 ff. 50 kr. herbeigeführt. Die Anschaffungskosten 
der Setzmaschine betragen 450 fl., die nöthige Betriebs- 
kraft y^ bis y^ Pferdekraft, der Setzwasserverbrauch wenig- 
stens 2 Kubikfnss pr. Minute, die Anzahl Hube 60 pr. Mi- 
nute, der Hub 3 ^/^^ welcher jedoch für andere KorngrÖssen 
stellbar eingerichtet sein muss; das Aufbringen 23 bis 25 
Centner pr. Stunde. Für 4 bis 5 Maschinen ist 1 Mann 
zur Bedienung erforderlich.- Die Aufstellung solcher Appa- 
rate eignet sich weniger für Hüttenwerke als fQr Bergbaue, 
bei welchen ohnehin die Sortirung nach dem Korne vorge- 
nommen werden muss ; endlich ist Redner der Ansicht, dass 
durch allgemeine Anwendung dieser Maschinen sowohl die 
Bergbaubesitzer als die Conaumenten des Brennstoffes ge- 
winnen werden. J. H. 



Nachrichten über das ,,Bes8emeni." 

(Schluss.) 

III. HaMpfkessel ais Oiss« and Bessemerstahl. 

Von Prof. Dr. 8. 
Manche practischen Anforderungen, die man bei Her- 
stellung der Dampfkessel zu berücksichtigen genöthigt ist, 
und anter diesen in erster Linie ein geringeres Gewicht, 
billigere Herstellung und grössere Sicherheit des Kessels ge- 
gen die drohende Gefahr einer Explosion, mahnen den ratio- 



nell vorgehenden Jndustriellen, die Dampfkessel statt aus 
dem üblichen dicken Kupfer- oder Eisenblech ans dünnerem 
Stahlblech construiren zu lassen. 

Es ist eine zu beklagende Thatsache, dass die Kessel- 
platten durch die verschiedensten Einflüsse, darunter vor- 
zugsweise durch Feuerung und durch unreines Speisewas- 
ser oft eine sehr schnelle Reduction ihrer Dicke erfahren. 
Nach Prof. Beylich leiden daran vorzüglich die dicht über 
dem Roste befindlichen Platten, weichein Folge des starken 
Absatzes von Kesselstein an dieser heisaesten Stelle die Fä- 
higkeit einer genügend raschen Mittheilung der Feuerwttrma 
an das Kessel wasser verlieren , sich dafür selbst um so 
mehr erhitzen, und in Folge dessen Formänderungen erlei- 
den, die schon als solche ihrer Festigkeit Abbruch thun. Eine 
rasche förmliche Zerstörung der Feuerplatten tritt nament- 
lich bei Kesseln mit Feuerrohren und mit äusserer Heizung 
auf. Nach den Erfahrungen der englischen Gesellschaften 
für den Kesselschutz erscheint aber auch mit Säuren verun- 
reinigtes Speise wasser als ein mächtiger Zerstörer der KesseU 
blechdicke. Es kommen Fälle vor, wo nach Berichten von 
Longridge eine auffallend rasche Reduction der Blech- 
dicke eintritt. So zeigte sich an einem Kessel, dessen ur- 
sprüngliche Blechdicke Vi e Zoll betrug, dieselbe nach kaum 
vierjährigem Gebrauehe an mehreren Stellen unter der 
Wasserstands linie auf y^^ Zoll reducirt;und es explodirte 
in Folge dessen auch der Kessel. 

Wir haben hier beispielsweise nur einige gefahrbrin- 
gende Einflüsse auf die Kesselbleche angeführt, aus denen 
man entnehmen kann, dass der Jndustrielle gegen solche 
Vorgänge allen möglichen Schutz zu Hilfe nehmen soll, um 
die Gefahr der raschen Bildung einer Oeffnung, welche die 
Explosion nach sich ziehen kann, in die möglichste Ferne 
zu rücken. Wollte man die sich zunächst darbietende Ab- 
hilfe in dickeren Kesselblechen suchen, so würde man eine 
nicht zu empfehlende Verbesserung versuchen. Durch dickere 
Blechwände würde man nämlich den Ausgleich der Tem- 
peratur zwischen der Feuer- und Wasserseite sehr erschwe- 
ren. Von dem mehr oder weniger verzögerten Uebergange 
der Wärme zum Kesselwasser ist aber die Ueberhitzung und 
in Folge derselben eine geiUhrliche Formveränderung der 
Platten, eine Störung in der Circulation des Wassers, sowie 
die Absetzung von Kesselstein abhängig, — Uebelstände, 
welche mit der Zunahme der Blechdicke grösser werden. 
Man würde also auf der einen Seite durch einen bedeuten- 
den Kostenaufwand für dickere Kesselbleche eine scheinbare 
Abwehr gegen zu rasche Reduction der Blechdicke schaf- 
fen, auf der andern Seite aber durch Herbeiführung neuer 
Uebelstände, welche im Gefolge der Erhitzung dickerer 
Bleche eintreten, die Festigkeit der Kesselwände gefährden 
und vielleicht mehr Schaden als Nutzen anrichten.. 

Aus dieser Verlegenheit kann nur die Anwendung von 
Stahlblechenztt Dampfkesseln helfen, welche bei gerin- 
gerer Dicke schon eine grössere Sicherheit darbieten^ vor- 
ausgesetzt, dass ihre Construction und Jnstandhaltung feh- 
lerfrei ist. 

Und in der That stehen die Jndustriellen hier nicht 
mehr vor einer erst zu wagenden Verbesserung, sondern ha- 
ben sich nur über die von Eisenbahn-Gesellschaften bereits 
eingeführten Dampfkessel aus Blechen von Gues- und Bes* 
semerstahl zu unterrichten, um sogleich von diesen prac- 
tischen Vortheilen Nutzen zu ziehen. Die Maschinenfabrik 
der österreichischen Staatseisenbahn-Gesellschaft hat, nach 



~ 39 — 



dem Bericht von Per rot im Zollverein, bis Ende 1865 
etliche 16 Locomotiveu aus Bessemerstahl angefertigt, von 
welchen sieben auf den eigenen Linien der Eisenbahn-Ge- 
sellschaft benfltzr, neun aber an die Kaiser- Ferdinands- 
Nordbahn abgeliefert wurden. 

Aber auch die Kaiser- Ferdinands-Nordbahn hatim vori- 
gen Jahre neun neue Lastzugs-Maschinen mit Gussstahlkea- 
seln bei G. Sigl in Wien bestellt. Beider Bestellung wurde 
besonders dafür gesorgt, dass die Maschinen ein geri n- 
geres Gewicht haben, dabei aber doch viel Leistungs- 
vermögen besitzen und sich au^h zur Feuerung mit Klein- 
kohie eignen sollen. Man sah sich deshalb veranlasst die 
leichteren Stahlkesselzu wählen, um nebst grösserer 
Heizfläche auch grosse Feuerkästen, welche sich für fette 
Kleinkohle eignen, anwenden zu können, ohne dabei die für 
ein Rad normirte Belastung überschreiten zu müssen. 

In den Werkstätten der Kaiser-Ferdinands-Nordbahn 
wurden ausserdem Reconstructionen von sechs Lastenzugs- 
Locomotiven vorgenommen. Da man sich auch hier die Auf- 
gabe gestellt hatte, die Verwendung der Kieinkohle zu 
ermöglichen, so brachte man zur Vermeidung eines zu 
grossen Gewichtes Stahlbleche in Anwendung. Diese 
Neuerung hat sich bereits practisch bewährt, deshalb sollen 
im Laufe dieses Jahres an zwanzig Maschinen für Personen- 
und Lastenzüge in derselben Weise umgestaltet werden. 

In Hinsicht der gewünschten Festigkeit bei geringerer 
Blechdicke ist hervorzuheben, dass die an den Kesseln der 
österreichischen Staatseisenbahn-Gesellschaft vorgenomme- 
nen vorschriftsmässigen Sicherheitsproben ohne Unterschied 
ein sehr befriedigendes Resultat ergeben haben. Aber auch 
im Verkehr haben eich diese Maschinenkessel bisher bewährt, 
ohne dass der mindeste Anstand vorgekommen wäre. 

Nach solchen Resultaten kann man den Versuch der 
Verwendung von Guss- und Bessemerstahl zu 
Locomotivkesseln als gelungen bezeichnen. 

Wir verzeichnen diesen Erfolg nicht nur, weil diese 
Abänderung grössere Sicherheit verspricht, sondern weil die 
Anwendung von Stahlblech dem Jndustriellen einen grösse- 
ren Spielraum für die Gewichtsverhältuisse der Kessel bie- 
tet und unserer so tief gedrückten Eisenindustrie eine neue 
Lebensquelle erschlossen ist. Mögen die Jndustriellen die 
Concurrenz in dieser Beziehung ohne Verzug aufnehmen 
und glücklich bestehen I 

Literatur. 

Die Qrosslndtistrie Rheinlands und Westphalens, ihre Geo- 
graphie, Geschichte, Production und Statistik. Von Dr. N. H o c k e r. 
Leipzig 1 866. Quandtund Händel. 6 Lieferungen. 486Seiten,gr. 8. 

Diese im Gänsen ebenso reichhaltige als interessante Mono- 
graphie gibt ein geographisch- wirthschaftliches Gesammtbild 
der beiden hervorragendsten Industrie-Provinzen Preussens und 
zerfallt in 8. Abschnitte. 

I. Land und Leute in Bezug auf Industrie. U. Die Industrie- 
Geschichte. III. Das Transportwesen im Rheinland und West- 
phalen. IV. Der Bergbau auf Kohlen und Erze. V. Die Hütten- 
Industrie und Metall waarcn-FabricÄtion. VI. Die Production mi- 
neralischer und chemischer Waaren. VIL Die Production der 
ConsumtibiHen. VIII. Die Textil-Industrie sowie die Fabrication 
von Leder, Papier und Holzwaaren. 

Wenn auch in den Abschnitten L, IL und HI., dann VII. 
viele unser Fach betreffende Daten von Interesse vorkommen, 
so sind es doch vorzüglich die Abschnitte IV. und V., und es 
sind die an- Umfang bedeutendsten, welche für unsere Berufs- 
genossen das Wichtigste enthalten und in uns den Wunsch rege 
machen, recht viele ähnliche Arbeiten auch über unsere montanindu^ 
striellen Districte anzuregen Es ist uns unmöglich, einen Auszng 
aus der grossen Zahl von Thatsachen zu geben, welche in die- 



sen Abschnitten enthalten sind, aber wir wollen nur Einiges 
hervorheben, was sich auf die Steigerung der dortigen Montanpro- 
daction in den letzten 10 Jahren bezieht. Im Jahre 1855 betrug 
die Gesammt-Steinkohlenförderung im Rheinland und Westphalen 
27,673.620 Tonnen*). Im Jahre 1864 war sie auf 55,848.313 
Tonnen gestiegen Der Geldwerth hatte sich in demselben De- 
ceuDiuravon 15,409.721 auf 20,774 694 Thaler erhöht. Die Zahl 
der einzelnen Bergwerke, welche in der bis zum Schwindel sieh 
versteigenden Unternehmungs-Periode der Jahre 1856 — 1860 die 
Ziffer 328, 346, 342, 334 erreicht hatte, während sie 1855 erst 286 
Werke betragen hatte, war bis 1864 auf 279 gesunken, die Zahl der 
Arbeiter (39923) im Jahre 1855 dabei fast stetig gestiegen, bis 
sie 1864 die Ziffer von 58182 Köpfen erreicht hatte. Die Production 
hatte daher den Schwindel überwunden und war in solider Pro- 
gression weiter geschritten. Die Leistungen der Bergarbeiter 
haben sich nach den Angaben dieses statistischen Werkes in dem 
Decennium 1855 — 1864 günstiger gestellt und zwar nach den 
einzelnen Hauptkohlenbeoken vorschieden; nämlich: 

1855. 1864. 
Im Rnhrbecken kommen auf 1 Arbeiter . . 700 986 Tonnen 
n Saarbecken n „ n . . 752 947 n 

n Inde-undWormbecken „ n . . 566 838 n 

fi Ibbenbflm-Becken „ f> . . 638 692 r> 

, Minden'er n n n . . 268 224 m 

Bei Letzterem, welches eine Ausnahme zu machen scheint, dürfte 
das Jahr 1856 vielmehr eine Ausnahme sein, denn die Ziffer 
sank im Jahre 1856 schon auf 176 und 1857 sogar auf 1 15 Ton- 
nen pr. Mann, hob sich aber dann wieder stetig bis auf 224 
Tonnen im Jahre 1864. Als Ursachen der gesteigerten Leistung 
werden angeführt: Verbesserte technische Einrichtungen, Auf- 
stellung grösserer Maschinen und grössere Leistungsfähigkeit von 
Seite der Arbeiter selbst. (Es wäre hier interessant gewesen auch 
in die inneren Ursachen dieser erhöhten Lebtungsfähigkeit ein- 
zugehen, wobei die Lohnsverhältnisse, die Art des Zu- und 
Abganges zu und von der Arbeit (die Fahrung), das durch- 
schnittliche Alter der Arbeiter, die Verhältnisse der stabilen zu 
den nichtstabilen, der Wechsel derselben u. s. w. von Einflnss 
sein können!) 

Im Vergleich mit anderen Ländern stellt sich nach dem 
Verfasser (S. 229) die rheinisch westphälische Steinkohlen-Pro - 
duction in folgender Art: (in Zollcentner) 

Rheinland- Westphalen (allein) 223,339.262 Ctr.*«) 

Ganz Gestenreich (1862) (Stein- und Braun- 
kohlen zusammen) 91,049.708 n 

Ganz Preussen (1864) 463,846.947 n 

Belgien (1860) * 167,680.000 » 

Grossbritannien 92,787.873 Ton. k 20Ctr. oder 1855,757.460 n 

(Warum der Verfasser verschiedene Jahre nebeneinan- 
der gestellt hat, ist uns nicht klar. Die österreichische Produc- 
tion ist auch für das Jahr 1864 schon seit mehr als einem Jahre 
publicirt, und dass diese Publication auch in Preussen gelesen 
und gewürdigt worden ist, zeigt der Bädeke rasche Berg- und 
Hütten-Kalender pro 1867, der auf S. 152 dieselbe auf 93.222.090 
Zoll-Centner für das Jahr 1864 angibt! Vergleichungen sollten 
möglichst die gleichen Zeiträume zur Grundlage nehmen.) 

Der Braunkohlen- Bergbau wird auf S. 254 u. ff. getrennt 
vom Steinkohlen -Bergbau behantlelt (was auch die vorstehende 
Vergleichung alterirt) und ergibt für Rheinland- Westphalen auf 
das Jahr 1855 die Gesammtmenge von 1,148.299 Tonnen und 
auf das Jahr 1864 die » n 1,1 18.833 Tonnen. 

Wir müssen es uns des Raumes wegen versagen, auch über 
die vielen Daten über die Production einzelner Gruben, über 
das Verhältniss der Coaks zu den Kohlen, über die specifischen 
Gewichtspreise und Verkehrsquantitäten, Frachtsätze hier nur 
annähernde Auszüge zu geben und verweisen auf das Werk 



*) Die To n n e ist für Steinkohlen , deren specifisches Gewicht 
nicht ganz gleich ist, eine etwas schwankende Einheit ; eine Tonne 
Salz wird zu 3.78 Zollcentner angenommen. Der Verfasser obigen 
Werkes nimmt die Tonne Kohlen rund auf 4 Zollcentner an. 

**) Auf S. 229 des Werkes steht 83,098.776 Centner, was aber 
irrig sein dürfte, weil 65,848.313 Tonnen k 4 Ctr. o b i ge Ziffer geben, 
die auch mit der S.298 angegebenen näher stimmt. Hat der Verfasser 
vielleicht verschiedene Quellen benützt? Die Ziffer 23 1,168.781 Ctr. 
stimmt mit den officiellen Angaben derpr. Min. -Zeitschrift für B.H. u. 
S.,Bd. XIIL, I. Lief., S. 1 7, die wir eigendszuRathe gezogen haben,um 
über die Variationen im obigen Werke uns Klarheit zu verschaffen. 



K 



— 40 



selbst. Kbenso wollen wir den Eisenerz-Bergbau (S. 257 — 274), 
sowie den Bergbau auf Zink- und Bleierze (S. 275—291), auf 
Kupfer- und andere Erze (S. 291 — 296) und die Salzgewinnung 
(S. 296 — 298) nur den Aufscbriften nach erwfthnen und die R e- 
capitulation der go.sammten Bergwerks-Production von Rhein- 
land und Westphalen im Jahre 1864 anfßhron 

Steinkohlen 231,168.781 Ctr. 

Braunkohlen 3,364.628 « 

Eisenerze 2,880.009 « 

Zinkerze 1,327,992 n 

Bleierze 1,081.008 n 

Kupiererze i, 073.203 n 

Sonstige Erze 634,404 n 

(Eine Summe lässt sich wohl füglich nicht ziehen, der Ver- 
fasser thut es dennoch und addirt frischweg Steinkohlen und 
Bleierze etc. miteinander, was wir nur in Bezug auf die f*Geld- 
werthe^ zulHssig finden.) (Fortsetzung folgt.) 



Notizen. 

Ein Fest anf dem Eisenwerke Storö. Am 20. Jänner 
d. J. fand in Stor^ nächst Cilli eine schöne Festlichkeit statt. 
Es wurde nämlich dorn Director des dortigen Eisenwerkes Herrn Carl 
August Frey das demselben von Sr. k. k. Majestät verliehene Rit- 
terkreuz des Franz Josephs-Ordens durch den k. k. Bezirksvor- 
steher Herrn Lichtenegger überreicht. Zu diesem Zwecke hatten 
sich in den festlich geschmückten, mit den Büsten des Aller- 
höchsten Kaiserpaares und den Emblemen des Berg- und Hüt- 
tenwesens gezierten Localitaten, ein sehr zahlreiches Publicum, 
darunter der k. k. Berghauptmann Franz Mroule, mehrere k. k. 
Beamte von Cilli, sämmtliche Werksbeamte, sowie die Berg- und 
Hüttenarbeiter und ein schöner Kranz von Damen eingefunden. 
In gediegener Ansprache hob der k. k. Bezirksvorsteher die 
Verdienste des Herrn Werks-Directors um die vaterländische 
Eisenindustrie, insbesondere um die Erzeugung von Panzerplat- 
ten und Verarbeitung des Bessemerstahles, dann dessen stets 
loyale Haltung hervor ; und nachdem der feierliche Act beendigt 
war, sprach Herr Frey in einer längeren, ebenso gehaltvollen 
als msrkigen Rede seinen Dank aus. Er schilderte darin die 
manigfachen Bedrängnisse, die unheilvolle Krisis der heimiscir^n 
Eisenindustrie und andere drückende Umstände, welche das 
Eisenwerk Stor6 seit seinem Bestehen hart getroffen hatten •, er 
erwähnte ferner des Umstandes, dass der grösste Theil des heute 
gekrönten Verdienstes den Übrigen Werksbeamten, hauptsäch- 
lich jedoch den Arbeitern gebühre, und schloss mit einem Hoch 
auf Se. Majestät den Kaiser, das in dem Publikum ein kräftiges 
Echo fand. Während des hierauf folgenden Mahles, bei welchem 
es an Toasten, darunter auf Se. Majestät, auf den Sieger von Lissa, 
Vice-Admiral Tegetthoff, den k. k. Ministerialrath Ritter v.Tunnor 
nicht mangelte, erschienen Deputationen der Berg- und Hütten- 
arbeiter, die in schlichten, aber vom Herzen kommenden Worten 
ihre Freude über die heute ihrem allgemein geachteten und ge- 
liebten Vorgesetzten zu Theil gewordene Auszeichnung ausspra- 
chen. Ein von 200 Arbeitern veranstalteter Fackelzug bildete den 
Schluss dieses schönen Festtages, welcher den sprechenden Be- 
weis liefert, dass auch der Industrie, der Arbeit in unsereih 
Vaterlande die gebührende An^kennung nicht entzogen werde. 

Cilli, am 21. Jänner 1867. S. T. 

Die Brennberger Bämpfinaschine betreffend, erhalten 
wir nachstehende Zuschrift: n Geehrte Redaction! Die Nummer 
52 Ihrer Zeitschrift vom vorigen Jahre brachte eine Notiz mit 
der Beschreibung einer in der Braunkohlengrube zu Brennberg 
aufgestellten Dampfmaschine, und war dabei mit Bezug auf 
eine frühere, — in Nr. 26 derselben Zeitschrift erschienenen — 
Notiz bemerkt worden, dass nun auch in Oesterreich 



bereits eine Dampfmaschine in ähnlicher Weise 
wie zu Wiendahlsbank bei Witten arbeitet. Diese Notiz 
der Nummer 52 hat einzelnen Fachgenossen Veranlassung ge- 
boten, in den Nummern 1 und 4 Ihrer Zeitschrift zu erklären, 
dass bereits in Kladno seit 10 Jahren und in Sillweg seit zwei 
Jahren Dampfmaschinen in der Grube arbeiten, und es wollte 
hiermit unzweifelhaft gesagt werden, dass mit der Notiz in Nr. 
52 bezüglich der Brennberger Dampfmaschine eine unrichtige 
Behauptung aufgestellt wurde. Diess scheint mir jedoch nicht 
der Fall zu sein, denn meines Wissens ist die Brennberger 
Dampfmaschine die erste in Oesterreich, welche in ähnlicher 
Weise, wie jene zu Wiendahlsbank arbeitet, nämlich mittelst 
auf längerem Wege und aus über Tage aufgestellten 
Kesseln zugeleiteten Dampfes. Und gerade diese Art, 
eine Dampfmaschine in der Grube in Betrieb zu setzen, war 
ja ausschliesslich der Inhalt der bezüglich der Dampfmaschine 
zu Wiendahlsbank in Nr. 26 Ihres Blattes gebrachten Notiz. 
Wie aber aus den Berichtigungen in Nr. 1 und 4 Ihres Blattes 
zu entnehmen ist« sind die Dampfkessel zu EJadno und Sillweg 
in der Grube selbst eingebaut und können daher die dort be- 
steheneen Dampfmaschinen nicht in derselben Weise arbeiten, 
wie jene zu Wiendahlsbank und Brennberg, da bei den ersteren 
die wesentlichste Eigenheit des Betriebes der letzteren nicht zu- 
trifft, nämlich die Zuleitung des Dampfes auf längerem Wege, 
— zu Wiendahlsbank 240 Klafter, und zu Brennberg 130 Klitr. ~ 
und aus über Tags stehenden Kesseln. Dass übrigens schon 
früher, als in Brennberg , Dampfmaschinen , jedoch mit deu 
Dampfkesseln, in österreichischen Bergbauen eingebaut und im 
Betriebe waren, ist eine bekannte Sache; keineswegs sind aber 
die Dampfmaschinen in Kladno und Sillweg die ersten dieser 
Art in Oesterreich. Beispielsweise will ich nur erwähnen, dass 
bereits im Jahre 1850 in der, damals Misbach^schen Braunkoh- 
lengmbe zu Mährisch-Neudorf eine Dampfmaschine sammt Kes- 
sel eingebaut und durch mehrere Jahre zur Wasserhebung ver- 
wendet worden ist. Ich meinestheils vermag mir daher die Ent- 
stehung der zwei Berichtigungen in Nr. 1 und 4 Ihres Blattes 
nicht anders zu erklären, als dass die Einsender derselben bloss die 
Notiz in Nr. 52 bezüglich der Brennberger Dampfmaschine, 
nicht aber jene in Nr. 26 Ihres Blattes bezüglich der Wien- 
dalUsbanker Dampfmaschine gelesen haben, oder dass ihm der ge- 
naue Inhalt der t> Monate vorher gelesenen Notiz bei Verfassung 
der Berichtigung nicht mehr vollständig in Erinnerung war. 
Indem ich es der geehrten Redaction anheimstelle , von diesen 
Zeilen den geeignet erscheinenden Gebrauch machen zu wollen, 
zeichne ich mit besonderer Hochachtung und Ergebenheit 

Wien, am 29. Jänner 1867. Josef RossiwalLt< 



AdminiBtrati ves. 

Ausieiohnuxig. 
Se. k. k. apostolische Majestät haben mit Allerhöchster 
EntSchliessung vom 24. Jänner d. J. dem Bergwerksproducten- 
verschleiss - Director Franz Koch in Anerkennung der in der 
jüngsten Kriegsepoche bei der Sicherung und Erhaltung ärari- 
schen Eigenthums bewährten besonderen Umsicht und Thätig- 
keit das Ritterkreuz des Franz Joseph-Ordens allergnädigst zu 
verleihen geruht. 

Kundmachung. 

Der Preis der verschiedenen Zinnober-Sorten wurde von 
den Factorien zu Wien, Triest, Pest und Prag um Drei 
Gulden pr. Wr.-Ctr. erhöht. 

Wien, 28. Jänner 1867. 

Von der k. k, Bergwerks-Producten- 
Verschleiss-Direction. 



Zar Leitung eines grösseren fiohlenbergbanes 

wird ein in diesem Fache theoretisch und praktisch gebildeter junger Mann sogleich auf- 
genommen. Oarantirter Oehalt fl. 900. 
Derselbe soll vorzüglich mit dem Abbaue mächtiger Eohlenflötze vertraue [sein. Oiessbezügücfae 
Offerte mit genauer Angabe der Vorstudien sowie bisheriger Verwendung sind bis 15. Februar unter Adresse 
^^Prans Mocll Toltsber^^^ einzusenden. 



Dniek v. Kmrl WlntornlM ft Co. In Wiaa. 



I 






N=6. 

XV. Jahrgang. 



Oesterreichische Zeitschrift i^^^. 



für 



Berg- und Hüttenwesen. 



Verantwortlicher Redacteur: Dr. Otto Freiherr von Hingenau, 

k. k. Ministerlalratb im Finanxminlitflrinxn. 

Verlag der Q. J. Manz'schen Buchhandlung (Kohlmarkt 7) in Wien, 



Inhalt: lieber Bergwerksantheüe and deren Yersichenmg gegen Schwankung und Gefährdung des Ertrages. — Eine 
auswärtige Stimme über die Eisen- und Stahlindustrie der österreichischen Alpenländer. — Erfahrungen bei der Gewinnung des 
Silbers aus Fahlerz -Rohkupfer (antimonialischem Schwarzkupfer) und Fahlerz-Speise (Antimon -Speise) im oberungaxischen Berg- 
districte. — Notizen. — Administratives. 



XTeher Bergwerksantheile und deren Versi- 
cherung gegen Schwankung und Gefährdung 
des Ertrages. 

Berg Werksgesellschaften, mögen dieselben in der Form 
der Gewerkschaft oder der Actiengesellschaft auftreten, ha- 
ben, wenigstens bei uns , für den Capitalisten noch immer 
wenig Reiz und zwar am allerwenigsten dann, wenn das 
Object derselben ein Gang-Bergbau auf edle Metalle oder auf 
Blei, Kupfer, u. s. w. ist. Eher noch gelingt es für Kohlen- 
werke und Eisenindustrie Theilnehmer zu gewinnen, sofern 
Letztere nicht durch die nschlechten Zeiten », über welche in 
dieser Branche geklagt wird^ auch schon discreditirt sind. 
Wir wollen nicht in die mannigfachen Ursachen dieser Er- 
scheinung uns vertiefen, sondern für diesmal nur Eine der 
Einwendungen betrachten, welche gegen die Zumuthung 
einer Capitals-Anlage in Bergwerksunternehmungen häufig 
erhoben wird. 

Es ist dies die Furcht vor Erschöpfung des Bergbaues 
und vor den Schwankungen seiner Ertragsfäbigkeit, und die 
damit zusammenhängende aber nicht bloss darin begründete 
Schwierigkeit der Verwerthung von Bergwerksantheilen, für 
welche, wenn man sich derselben entäussern will, kein Käu- 
fer und kein Gours zu finden sind. Es ist begreiflich, dasa An- 
theile, deren Dividenden grossen und für den Uneingeweihten 
ganz unberechenbaren Schwankungen unterliegen, sehr 
schwierig zu schätzen sind; es ist ebenso natürlich, dass bei 
der meistens ziemlich beschränkten Anzahl derselben und den 
mangelnden Anhaltspunkten für deren Werthbemessung, 
nicht einmal eine Specalation auf Steigen und Fallen oder 
auf die Differenz zwischen Beiden denkbar ist, daher wenig 
oder gar keine Nachfrage darnach ist, während bei halbwegs 
ungünstigen Erträgnissen das Angeboth ein sehr starkes 
wäre! Das Capital ist heut zu Tage sehr beweglich und ver- 
änderungslustig und liebt nf e s t e Anlagen» nicht sonderlich, 
am wenigsten dann, wenn damit nicht ein fester, stetig 
gleichbleibender Zinsengenuss verbunden ist. Aber nicht 
nur die Veränderungslust des Capitalisten , welcher heute 
das Papier A verkauft, um morgen das Papijer B zu kaufen, 
findet sich durch den Besitz von Bergwerks-Antheilen (Ku- 
xen oder Actien) behindert , sondern der solide und ruhige 



Geldbesitzer, welcher eine Anlage für sein Geld sucht, fühlt 
sich beunruhigt bei dem Gedanken an einen Besitz, den er 
imNothfalle vielleicht gar nicht mehr verwerthen kann, oder 
den er bei einer Erbtheilung nicht nach einem bestimmten 
Course berechnen, den er, kurz gesagt, nicht leicht wieder lo£^ 
werden kann. Ausser den Schwankungen beunruhigt ihn 
aber auch der Gedanke an die Erschöpflichkeit des Erzla- 
gers, mit dessen Verminderung nicht bloss die Rente seines 
Capitals abnehmen, sondern das Capital selbst sich auf Null 
reduciren kann ! Ist es bei so bewandten Umständen ein 
Wunder, wenn so wenig' Lust für Bergbau- Associationen 
herrscht, oder wenn so wenig Capital für solche zu finden 
ist, wenn es sich um Gründung von Bergbaugesellschaften 
handelt? 

Ueber dieses Thema Hesse sieh sehr Vieles sagen, wir 
wollen uns aber hier darauf beschränken, zwei Mittel anzu- 
deuten, durch welche diesem Uebelstande vielleicht einiger- 
massen abzuhelfen wäre, indem dadurch die Unstätigkeit 
der Erträgnisse und die Gefahr der Erschöpfung des Capi- 
tals theilweise sich verringern Hesse. 

Das Eine dieser Mittel ist bei vielen Actiengesellschaf- 
ten schon lange in Anwendung, — es ist die Bildung von 
Reservefonden, welche nicht bloss als Reserve für un- 
vorhergesehene Auslagen, sondern auch als Fonde zur Er- 
gänzung zeitweilig sinkender Dividenden auf ein gewisses 
Normalpercent organisirt werden können. In jüngster Zeit 
hat z. B. die theils ärarische, theils privatgewerkschaftliche 
Unternehmung des Goldbergbaues zu Nagy&g in Siebenbür- 
gen diesen Weg eingeschlagen und nicht bloss einen eigent- 
lichen Reservefond durch percentuale Abzüge von den Aus- 
beuten gebildet, sondern auch einen Ausbeute-Ergän- 
zungs-Fond geschaffen, um damit die Ausbeuten zu 
ergänzen, wenn sie unter 300 fl., eventuell 200 fl. pr. Kux. 
herabsänken.*) Nach einem Ausweise für den Schluss 1866 
hat bei dieser Gewerkschaft der Reservefond bereits die 
Höhe von 122.495 fl., der Ergänzungsfond die Ziffer von 
63.704 fl. erreicht, was sicherlich dazu beiträgt, den Zin- 
sengenosa des in den Kuxen steckenden Capitals zu einem 
stetigeren zu machen, die Bewerthung desselben nach den 



») Vgl. Jahrg. 1866 dieser Zeitschrift, Nr. 10, S. 76. 



\ 



42 — 



voraossichtlich gleicbmäBsigeren Jahreserträgnissen wesent- 
lich zu erleichtem. 

Ein ähnliches Mittel, temporären Schwankungen des Er- 
trages der einzelnen Antheile zu begegnen, hat die Wolfsegg- 
Traunthaler-Kohlenwerks- (Actien-) Gesellschaft einge- 
achlagen, um die Dividende ihrer Actien auf der Höhe von 
6%i oder mrndestens 5% zu erhalten. Freilich schmälert 
dieses System die Dividende günstiger Jahre, dafür 
sichert sie aber dem Theilhaber eine gleichmässige Verzin- 
sung seines Capitals auch in schlechten Jahren, und ist ge- 
eignet, die Anlage von Geldern in solchen Bergbauunter- 
nehmungen zu einer minder gewagten Speculation und ge- 
eignet für solidere und vorsichtigere Capitalisten tu machen. 

Allein dabei ist eben nur eine theilweise Garantie der 
Zinsen, jedoch noch nicht die des Capitals erreichbar, wel- 
ches nur durch den Verkauf solcher Antheile refundirt wer- 
den könnte und dies in der Regel nicht kann, weil sich sel- 
ten Käufer für ein so schwer realisirbares Papier finden, 
als Kuxscheine und Bergwerksactien meistens sind ! Es 
kommt also darauf an, auch die Rückzahlung des Capi- 
tals irgendwie zu garantiren. Unser zweiter Vorschlag hat 
eben dies — d. h. eine theilweise oder gänzliche Amorti- 
sation des Kux- od er Actien -Capitals zum Zwecke. 

Eine solche dürfte am leichtesten dadurch ausführbar 
sein , wenn man in die Gründungsstatuten oder als Supple- 
ment zu den schon bestehenden Statuten die Bestimmung 
aufnähme, dass jährlich eine bestimmte Anzahl 
Kuxe oder Actien in einem festzusetzenden 
(Emissions- oder ursprünglichen Schätzungs-) Preise 
aus den Ueberschtissen des Jahresertrages rück- 
gezahlt werden sollen. 

Statt einer anderweitigen Erörterung wollen wir diese 
Idee gleich in einem Beispiele erläutern. Denken wir uns 
eine Gesellschaft, deren Capital 200000 fl. beträgt, wel- 
ches in 1000 Stück Antheilscheine (Kuxen oder Actien) 
getheilt ist, deren jeder also den ursprünglichen Werth von 
200 fl. hat. Ist es nicht ausführbar , sobald ein Ueberschusa 
sich ergibt, den wir in runder Zahl auf 15000 fl. anschlagen 
wollen, 10000 fl. davon als Dividende, aho 10 fl. pr. Kux 
oder Actie zu vertheilen, 3000 fl. in den Reserve- oder Er- 
gänzungsfond zu legen und 2000 fl. auf die Rückeinlösung 
von 10 Stück Antheilscheinen zu verwenden? 

Was werden die Resultate solcher Gebahruog sein? 

Zweifelsohne ist dadurch für 10 Actionäre oder Kux- 
inhaber die Refundirung ihres Anlags-Capitals möglich ge- 
worden und zwar sind dieselben in der Lage ihre Autheile 
al pari zu verwerthen. Ein Antheil aber, bei welchem die 
Wahrscheinlichkeit, ihn al pari wieder an Mann zu bringen, 
wie 10 : 1000 steht, ist gewiss mehr werth , als ein solcher, 
von dem man gar nicht weiss, ob er jemals al pari anzubringen 
sein wird. Ausserdem aber vermindert sich für das nächste 
Jahr das zu verzinsende Capital der Unternehmung um 
2000 fl. , im dritten Jahre um 4000 fl. » im zehnten Jahre 
um 20000 fl., und es wird, wenn der Ertrag gleich bleibt, 
der Divisor (die Zahl der Theile) sich vermindern, eine grös- 
sere Quote auf jeden Antheil entfallen, oder wenn sich mit 
der Zeit der Gesammtbetrag vermindern sollte, Vielleicht die 
gleiche Quote wie anfangs entfallen, oder sicher doch eine 
grössere , als wenn die Vertheilung an die ursprünglichen 
1000 Theile erfolgen müsste. 

Dadurch gewinnt, (selbst wenn kein Reservefond 
existirt) die Dividende an Stabilität selbst für den Fall all- 



mäütrer Erschöpfung des Bergbaues und der Werth der 
Theile steigt; denn ähnlich wie in einer Uebcrlebens- Associa- 
tion, werden die n letzten Zehn von diesem Regiment« end- 
lich den ganzen Ertrag unter sich theilen, oder wenn sie 
nicht mehrfär räthlich finden das Unternehmen fortzusetzen, 
es auflösen und vielleicht aus dem fundus instructus in den 
Vorräthen allein ihr Capital und mehr als dieses zurück- 
erhalten ! 

So einfach wie in diesem Beispiele wird diM Sache frei- 
lich nicht immer sein, allein der Gedankn der Rückzahlungs- 
Garantie iQt ein sehr schmiegsamer und kann verschiedent- 
liehe Formen annehmen. Man kann die Verlos ung, man 
kann eine Seriengruppirung (iusbesondnre bei a<ifein- 
ander folgenden Actienemissionen) , man kann die Wahl 
der Actionäre oder der Priorität der Anmeldung in Combi- 
nation mit der Verlosung oder Seriengruppirung wählen, man 
kann die Refundirung bei jedem Ertrage, man kann sie 
bei einem ein grosses Zinsenpercent abwerfenden Ertrage 
beschliessen, u. s. w. 

In jeder Form aber wird sie in höherem oder geringe- 
rem Grade die Wirkung haben, die Schätzung der Berg- 
werksantheile zu erleichtern, die Gefahren des Verlustes zu 
vermindern und den Verkehr mit solchen Antheilen beweg- 
licher zu machen! 

Wir enthalten uns vorläufig diese Idee weiter auszu- 
führen, die wir zuerst dem Leserkreise dieser Blätter als Anre- 
gung zum weiteren Nachdenken und als ein Thema vorfüh- 
ren wollten, Hn welches sich vielleicht noch mancherlei Pro 
und Contra werden anreihen lassen, denen wir bereitwilligst 
ein Feld der Discussion in diesen Blättern anbit^ten. 
O. H. 

Eine auswärtige Stimme über die Eisen- und 
Stahlindustrie der österreichischen Alpen- 
länder. 

(Verlag von J. Khern in der Versammlung des technischen 
Vereines von Hagen). 

Vorwort der Redaction der Oest. Ztschrft. für B. u. H.: 

Wir können nicht umhin , nach dem Berggeiste (Nr, 7, 
38. d. J.) nachstehenden, zuerst in der Zeitschrift des Vereines 
deutscher Ingenieure abgedruckten Vortrag hier mitzutheilen. Er 
enthält Manches, was scharf klingt und nicht allen gefallen wird, 
aber auch manch wahres und treffendes Wort und die am Schiasse 
des Vortrages ausgedrückte Anerkennung des technischen Höiien- 
znstandes unserer Industrie, ist nm so werthvoller aus einem 
Munde, der sonst nicht schmeichelt, und diese fremde Stimme 
über die innere Tüchtigkeit unserer derzeit gedrückten Elsen- 
industrie dürfte solche sich patriotisch dünkende Landesgenossen 
beschämen, welche in der Herabsetzung der vaterländischen In- 
dustrie sich gefallen, statt sie zu studiren, (wie es der Fremde 
gethan hat), und an der Hebung jener Hindemisse sich thätig 
zu betheiligen, welche ihrem Wiederaufschwunge im Wege stehen ! — 

Wenn ich, um Einiges über die österreichische Eisen- 
und Stahlindustrie zu berichten, dabei im Wesentlichen auf 
die österreichischen Alpenländer, das sogenannte Inner- 
österreich', mich beschränke und namentlich die Stahlpro- 
duction in den Vordergrund ziehe, so geschieht dies desshalb, 
weil gerade die dortigen Verhältnisse von den hiesigen so 
sehr verschieden sind, dass sie schon durch ihre N^euheiC 
interessant werden, und weil gerade in dem genannten Spe- 
cialzweige die Basis für eine Wiederbelebung der gegen- 
wärtig darniederliegenden Industrie dieser Länder zu fin- 
den ist. 



— 43 



Nimmt man eine gute topographische Karte der öster- 
reichischen AlpenUnder znrHand, so zeigen sich drei grosse 
Hauptgebirgszüge, welche von dem europäischen Gebirgs- 
ceutrum, den Schweizer Alpen auslaufend, mit zahlreichen 
Abzweigungen und Krümmungen die west-östliche als Haupt- 
richtung einhalten, bis sie sich in der ungarischen Ebene 
verlirren. Ihrer geognostischen Beschaffenheit nach gehört 
die mittelste dem Urgebirge an, wÄhrend südlich und nörd- 
lich zwei mächtige Züge von Alpenkalk sich anlehnen. Zwi- 
schen diesen drei Hauptzügen — der Tauernkette, den süd- 
lichpn und nördlichen Kalkalpen — finden sich Einlagerun- 
gen von üebergangsgebirgen, namentlich Grauwacke, wäh- 
rend zahlreiche Buchten des ungarischen Tertiärmeeres her- 
einragen, und gleichseeitige Süsswasserbildungen besonders 
dort auftreten, wo die Einmündung eines kleineren Flusses 
in einen grösseren einen Wirbel oder Kolk bilden mochte. 

Die Steinkohlenformation fehlt beinahe ganz. 

Schon das äussere Ansehen dieser Gruppen ist ein 
ganz verschiedenes. Die hohen Tauem, von der 1 1,000 Fuss 
(3480 Met.) hohen Orteles-Spitze ausgehend, ziehen sich 
in einer Reihe von Gletschern durch Tyrol und Salzburg 
hin, während sie zwischen Enns und Mur in Steiermark in 
schön gerundeten Formen, von dichten dunkeln Tannen- 
wäldern bedeckt, sich gigantisch bis zu einer Höhe von 
8-_900(i Fuss (2530— 2S50 Met.) erheben. Der Kamm 
dieses Gebirgszuges ragt natürlich weit über die Grenze 
des Baumwuch^es hinaus, und höher noch, als wo die Ejrumm- 
holzkiefer am Boden dahinkriecht und die Zwergbirke ein 
kümmerliches Dasein fristet, dehnen sich unendliche Matten 
mit duftigen Alpenkräutern, welche den Boden für die weit- 
bekannte steiermärklsehe Viehzucht bilden. 

Anders in den Kalkalpen. Nicht so hoch aufstre- 
bend, wie die hohen Tauern, ragen ihre schroffen, zackigen 
Felsenhäupter empor und zeichnen ihre grotesken Formen 
weiss glänzend am dunkeln Hintergrunde ab. An ihrem 
Fusse hat der von ihnen abfallende Schutt sanfte Hügel ge- 
bildet, zwischen denen üppig blühende Tbäler, mit allen 
Früchten des Feldes und Gartens bebaut, sich erstrecken, 
und die an den Kalkwänden refiectiite Sonnenhitze die kost- 
barsten Trauben reift. 

Das Innere dieser Gebirge enthält jene Mineralien, 
welche den Grund legten zu der, schon von den ältesten 
Völkern Europa's betriebenen Eisenerzeugung. Die Grau- 
wacke der Uebergangsformation bildet die Grundlage des 
erzführenden Kalkes, dessen reiche Spatheisensteinlager in 
zwei Hauptstöcken — bei Eisenerz und Vordemberg in 
Steiermark, dann bei Löllingund Hüttenberg in Kärnthen — 
in ganzen Bergen anstehen, sich übrigens von der Mitte 
Kärnthens bis an die Nordgrenze Steiermarks, den bekannten 
Semmering, erstrecken. 

In den Kalkalpen kommen geringe Quantitäten einer 
Liaskohle in schwachen vielfach verdrückten Lagern vor, 
welche durch schwierigen Abbau theuer wird, sich zur Noth 
verkohlen lässt, aber nicht im Stande ist, eine grossartige 
Industrie zu schaffen. 

Die Tertiäfbildungen epdlich führen jene Braunkohle, 
welche das eigentlich belebende Element bildet. Zwei Haupt- 
arten derselben sind wohl zu unterscheiden. Die ältere, in 
Lagern von 5 bis zu 30 f^uss (1*5— 9 Met.) Mächtigkeit 
vorkommend, bildet meist in der Nähe des Zusammenstossos 
zweier Thäler Mulden, welche, auf das Urgebirge aufgela- 
gert, mit einem Fallen von 20 bis 40 Grad sich an die 



Berge lehnen. Die Kohle selbst ist sehr spröde, schwarz und 
glänzend und wird theils mittelst des Bergeisens, theils 
durch Anwendung des Pulvers gewonnen. Nebst den grossen 
Stücken fällt auch stets eine grosse Menge von Kohlengrus, 
für welchen, da alle diese Kohlen eine Vercokun^ nicht er- 
tauben, eigene Feuerungs- Anlagen erfunden werden mussten. 

Die jüngere Kohle, in ganz söhligen Lagern und nicht 
minderer Mächtigkeit auftretend, hat ein völlig holzartiges 
Aussehen, daher auch ihr Name nLignitu, einen hohen Was- 
sergehalt — bis zu. 30 Pct. — und viele Asche. Schwefel 
führt die erstere Sorte in verschiedener Menge, die zweite 
gar nicht. 

Diese Kohlen -Ablagerungen und die ausgedehnten 
Waldungen, welche die Abhänge der Gebirge bedecken, 
bieten, nebst ein Paar nicht unbedeutenden Torfmooren, 
den Brennstoff für die Eisen- Industrie, welche sich in den 
Thälem und Schluchten ^r Hochgebirge eingenistet hat. 

Ein weiterer wichtiger Factor für industrielle Ent- 
wicklung sind die Verkehrswege. Die Flüsse, welche 
dieses Gebiet durchströmen, fliessen mit geringen Ausnah- 
men der Donau und mit dieser dem schwarzen Meere zu, 
somit in keines jener Wasserbecken, welche vom enropäi» 
sehen Handel mit Vorliebe aufgesucht werden. Die Donau, 
diese Hauptarterie Süddeutschlauds und Oesterreichs, ist 
an mancher Stelle unterbunden und für die grosse Schiff- 
fahrt unbrauchbar gemacht. Dies, sowie die durch starkes 
Gefälle bedingte scharfe Strömung der grösseren Flüsse 
weisen dem billigen Wassertransport nur eine sehr unter- 
geordnete Stellung zu. 

Um so wichtiger sind die Eisenbahnen und Strassen 
für diese Länder geworden. Aber leider hat das Eisenbahn- 
netz noch so grosse Lücken, dass viele bedeutende ludu- 
striestätten 8 — 10, selbst 15 Meilen (6— 7'5 Met. und 11 
Myriameter) von der nächsten Eisenbahnstation entfernt 
sind. Dabei sind sie meist angewiesen, einen grossen Theil 
der nöthigen Strassen, namentlich alle jene, welche dem 
Holz- und Kohlenbezug dienen, selbst anzulegen und zu 
erhalten. Eben dieser Zustand der Verkehrsmittel ist der 
wundeste Punkt dieser Industrie, deren Entwicklung, in 
früheren Tagen so gesund und lebenskräftig, seit einer 
Reihe von Jahren eine krankhafte und unnatürliche wurde, 
somit auch den Keim des gegenwärtigen Verfalles schon 
lange in sich trug. 

Bis zu den mittleren dreissiger Jahren war der ganze 
Eisen- und Stahlhütten betrieb auf Holzkohlen basirt, 
welche, sowie in den Hohöfen, auch zum Frischen und 
Schweissen des Eisens verwendet wurden. Bis dahin war 
die Erzeugung von Eisen und Stahl durch nichts getrennt, 
ja fand in einem und demselben Frischherde abwechselnd 
statt, indem man nur kleine Veränderungen anbrachte. Ent- 
sprechend den damaligen Verhältnissen und diesem Betriebe 
waren die Betriebsstätten in zahlloser Menge im ganzen 
Lande vertheilt. Die Hohöfen standen stets zunächst an 
den Erzlagern, deren Umgebung damals noch dichte Wäl- 
der bedeckten« Die Hammerwerke, deren Ertrag gegenüber 
dem aus dem Ackerbau zu ziehenden ein sehr bedeutender 
war, wurden von den einzelnen Grundbesitzern in der Nähe 
ihrer Wohnstätten, wo sich eben eine Wasserkraft finden 
mochte, angelegt. Sie konnten daher nur geringe Dimen- 
sionen annehmen und wurden von ihrem Besitzer auch 
dann auf dem kleinsten Fusse fortbetrieben, wenn derselbe 
die materiellen Mittel zu einer Erweiterung in Händen hatte« 



— 44 



\ 



Da Drang die Kunde von der Erfindung der englischen 
FriBchmethode, durch Anwendung von Flammöfen, von 
der Verarbeitung des Eisens mittelst Walzeoi auch hinter 
jene Wftlder. Die Staatsverwaltung machte den 
Anfang, indem sie Beamte und Arbeiter nach 
England sandte; andere Werke folgten, und in 
3 — 4 Jahren war der neue Process in Oester- 
reich vollkommen eingebürgert. 

Verschieden war die Art und Weise der Ausführung, 
indem man an dem einen Orte die Puddel- und Schweiss- 
öfen mit theils rohem, theils gedarrtem Holze feuerte, an 
anderen Orten über bereits die Verwerthung der neu ent- 
deckten Braunkohlenlager in Aussicht nahm. Durch die 
noch immer mangelnden Bahnen, und daher hohen Fracht- 
sätze, und einen hohen Zoll vor der ausländischen Con- 
currenz geschützt, blühten die neuartigen Etablissements 
und > ergrösserten sich, wodurch die alten Hammerwerke 
successive und langsamer als anderwärts niedergedrückt 
wurden. Letztere gingen im Laufe der Zeit theils zur Stahl- 
Fabrication über, theils wurden sie der Holzkohlen wegen 
von den Hoböfen aufgesogen. 

Einmal in die Bahn der technischen Fort' 
schritte gedrängt, gab es kein Stehenbleiben 
mehr. Alle Verbesserungen, welche die vorge- 
schrittenen ausländischen Industrieen einführ- 
ten, wurden nach M öglichkeit übertragen; na- 
mentlich zeichneten sich hierbei die Stabeisenwerke aus, 
während die Hohöfen weit mehr an dem Herkömmlichen 
hängen blieben. Es mag dies wohl zum Theil darin liegen, 
dass die Stab-Eisenwerke durch die Complicität des Betrie- 
bes zur Gestellung intelligenter Kräfte genöthigt waren, 
welche natürlich dem Fortschritte huldigten, wogegen das 
so äusserst leicht zu verhüttende, gutartige Erz denHohofen- 
betrieb zu einer höchst einfachen Sache machte, für welche 
man einen alten Schmelzmeister oder einen einschmeicheln- 
den Kammerdiener als hinreichend befähigt erachtete. 

Eine der ersten Verbesserungen, welche die 
innerösterreichischen Hütten leute ganz selbst- 
ständig, ohne Vorbilder anderwärts z^ finden, 
machen mussten« betraf die Verwendung der Ab- 
fälle des Brennmaterials , des Kohlengrus u.s.w. 
sowie des Torfs. Verschieden waren die Wege, auf 
denen man dieses Ziel anstrebte und erreichte; hervorzu- 
heben sind aber vor Allem die Gasfeuerung und die Trep- 
penröste, welche letztere als die einfachere Vorrichtung, 
jetzt fast durchgehends zur Feuerung der Puddlings- und 
Schweissöfen angewendet, ganz vortreflfliche Resultate 
liefern. 

Der Aufschwung der innerösterreichisclien Eisenwerke 
war ein ausnahmsweise bedeutender in den, den Unruhen 
und Kriegen von 1848 und 1849 folgenden Jahren. Die 
Gewerbthätigkeit belebte sich, wie stets bei wiedereintreten- 
dem Frieden; hohe Zölle schützten gegen die äussere Con- 
currenz; Eisenbahnen wurden gebaut; allerwärts entstanden 
neue, ^om Theil ganz ansehnliche Eisenwerke. Doch konnte 
dies nicht immer so bleiben. Die Freihandelsprincipien 
mussten sich Bahn brechen ; man musste namentlich zuerst 
den Bahnen billiges Material schaffen , um billige Frachten 
zu erzielen u. s. w. Die innerösterreichische Eisenindustrie, 
als Treibhauspflanze gross gezogen, konnte die frische Luft 
eines freieren Verkehrs nicht ertragen. Dazu traten die 
Fehler in Oesterreichs hoher Politik, welche den Staat ver- 



anlassten, das Capital mit Wucherzinsen zu belasten und 
der Gewerbthätigkcit zu entziehen. Im Eisenbahnbau trat 
völliger Stillstand ein. Alle Unzukömmlichkeiten und Schwin- 
delgeschäfte wurden durch den Mangel einer öffentlichen 
Controle begünstigt. Die Eisenbahngesellschaften , durch 
ganz unbegreifliche Kaufverträge*) völlig souverain 
situirt und durch keine Concurrenz bedroht, dachten an 
keine Herabsetzung der Frachten. 

Eine Zeit lang, so lange eben die Mehrzahl der Stab- 
eisenwerke noch Arbeit hatte , erhielten sich doch die Roh- 
eisenpreise über einem gewissen Niveau ; um so übler waren 
jene situirt , was jedoch bald seine Rückwirkung auch auf 
die Hohöfen äusserte. Heute kann man Roheisen bester 
Qualität um 14—18 Thlr. haben, während Primastab eisen 
am Erzeugungsorte 40 — 45 Thlr. pro 1 000 Zollpfund kostet. 
Die Fracht, welche pro Waggon und Meile ca. 1 V, Thlr. 
(6 Sgr. pro Kilometer) ausmacht, erhöht den Preis loco Wien 
um weitere 3 Va Thlr. pro 1000 Pfd., loco Triest um 5 — 7 Thlr. , 
je nach der Provenienz. Ein Export, sei es über die west- 
lichen, südlichen oder östlichen Grenzen, ist hierdurch un- 
möglich. Da femer keine Bahnen sich im Bau befinden , da 
endlich die Gewerbthätigkcit im Allgemeinen gänzlich dar- 
niederliegt, so ist im Innlande kein auch nur einigermassen 
nennenswerther Consum. 

Die Stahl pro duction war auch noch lange nach 
Einführung des Puddlingsprocesses dem Holzkohlenbetriebe 
treu geblieben; erst in den Jahren 1849 oder 1850 unge- 
fähr schritt man zur Cementstahlerzeugung, und noch später 
und in verhältnissmässig geringem Massstabe zum Stahl- 
pud de In. Leider liegt auch diese Industrie, welche vor 
Zeiten den Weltmarkt beherrschte und ihre Productc nach 
dem Orient sowohl, wie nach Amerika absetzte, seit gerau- 
mer Zeit darnieder und ist,, in ihrer gegenwärtigen Gestalt 
wenigstens, dem gänzlichen Untergange nahe. Hat auch 
die Nachschlagung der mit Recht berühmten 
Schutzmarken und Werkzeichen von Seiten aus- 
ländischer Fabriken**) das Ihrige reichlich dazu 
beigetragen, der wesentliche Grund liegt doch darin, 
dass die vorzüglichsten Industrieländer, England, Frankreich 
und der Zollverein, früher Abnehmer, jezt Concurrenten der 
innerösterreichischen Stahlhämmer und Sensenfabriken wur- 
den, dabei aber durch Einführung neuer Betriebsmethoden 
ein Terrain betraten, auf welches letztere ihnen nicht folgten, 
nicht folgen konnten. Es ist dies die Fabrication von Guss- 
stahl und jene von Stahlwaaren, namentlich Sensen aus 
GusBstahl , basirt auf massenhaftes Vorkommen von älterer 
cokbarer Steinkohle. 

So lange der Consument eines guten Stahles denselben 
dort holen musste, wo ein vorzügliches Rohmaterial mit 
Holzkohle in Herden verfrischt und raffinirt wurde , waren 
die innerösterreichischen Stahl- und Sensenhämmer in der 
besten Lage. Als aber die grossen Kohlenreviere durch 
Eisenbahnen und Dampferlinien, zu deren billigem Betriebe 
sie selbst das Mittel boten , mit den vorzüglichen Erzlagern 



*) Scharf gesagt, doch nicht ganz unwahr! Der unstreitig ge* 
niale Staatsmann aber, dem Oesterreich diesen imbegreifiichen Ver- 
kauf der Innerösterreich durchziehenden Südbahn nebst einigen 
der oben erwähnten Fehler verdankt, war kein Oesterreioher, 
sondern 1 „aus dem YolkswirthschafUich gut verwal- 
teten übrigen Deutschland*' eingewandert! D. Red, 

**) Darunter leider! auch etliche »deutsch e« Etablisse- 
ments des Zollvereines. D. Red. 



— 45 — 



von Siegen und Schweden in directe Verbindung traten, als 
auf diese Weise das beste Rohmaterial mit den besten und 
billigsten Brennstoffen an einem Platze zusammengebracht 
war, da war es um die Stahlhämmer überhaupt und nament- 
lich um jene der österreichischen Alpenländer geschehen. 
Wohl machte man zahlreiche Versuche, den Fortschritten 
anderer Länder zu folgen, die Concurrenz auf eigenem Felde 
zu bekämpfen ; allein so lange man nicht im Siande war, die 
in Innerösterreich allein zu Gebote stehenden Brennstoffe 
mit eben so gutem Erfolge zur Gussstahlfabrication zu be- 
nutzen, wie dies in England, Frankreich und Westfalen mit 
den vorzüglichen Cokes der Fall ist, so lange ihussten alle 
Versuche scheitern. 

Bekanntlich ist, um einen Gussstahl zu erzeugen, nebst 
der Auswahl geeigneter Rohstoffe , vor Allem die Anwen- 
dung einer enormen Schmelzhitze noth wendig, so, dass der 
Stahl rein und dünn, wie Wasser aus dem Tiegel fliesst. 
Diese Aufgabe zu lösen, gelang wohl mit den besten in 
Europa vorkommenden Cokes; mit jedem anderen Brenn- 
materiale mussten die grössten Schwierigkeiten entgegen- 
treten. Innerösterreich aber besitzt, wie vorhin erwähnt, 
nichts als Holz , Braunkohlen und Torf. Theure Cokes aus 
weiter Feme zu beziehen und sie in den gewöhnlichen Zug- 
Öfen zu verwenden, verbot sich aus ökonomischen Rück- 
sichten, die Anwendung von gepresster Luft zu deren Ver- 
brennung durch die starke Schlackenbildung. 

Das Nächstliegende war die Verwendung von Holz- 
kohlen zum Stahlschmelzen. Mussten auch die ersten Ver- 
suche , Holzkohlen im Zugofen , analog den Cokes zu ver- 
brennen, naturgemäss scheitern , so kam man doch mit An- 
wendung von gepresstem und erhitztem Winde in einem, 
dem Seffström 'sehen ähnlichen Ofen zu einem vorläufig 
ganz erträglichen Resultat. Die meisten, ja alle inneröster- 
reichischen Gussstahlfabriken adoptirton diesen Betrieb und 
erzeugten aus den heimischen ausgezeichneten Rohstoffen 
einen Gussstahl, welcher sich für gewöhnliche Zwecke ganz 
gut eignete, auch einen ganz guten Absatz überall dort faifä, 
wo man bescheidenere Ansprüche an die Waare stellte, wenn 
selbe nur nicht allzu theuer war. Die feinsten Sorten von 
englischem Werkzeugstahle aber Hessen siclf auf diese Art 
eben so wenig ersetzen , als jene weichen und zähen Stahl- 
gattungen , welche Westfalen vorzugsweise erzeugt , und die 
nicht allein eine kolossale Verwendung in der Maschinen- 
fabrication fanden , sondern auch einen Haupterwerbszweig 
der österreichischen Alpenländer, die Sensenfabrication, 
denselben entrissen. Dies mit der Unmöglichkeit, eine Mas- 
senproduction auf vegetabilischen Brennstoff zu basiren, 
liess die Nothwendigkeit um so mehr hervortreten , den ein- 
zigen mineralischen Brennstoff Innerösterreichs, die daselbst 
massenhaft vorkommenden B raunk o hie n in Verwendung 
zu ziehen. 

Die im Eisenhüttenbetriebe durch Anwendung der 
Gasfeuerung bereits vor Jahren erzielten Resultate Hessen 
von diesem Feuerungsprincipe auch die besten Resultate 
erwarten ; es gelang auch nach wenigen Versuchen bereits, 
einen ganz ausgezeichneten Hitzgrad zu erzielen und den 
Stahl in guten Fluss zu bringen. Dabei war es jedoch nicht 
mögUch, für den Ofen ein hinreichend feuerbeständiges Zu- 
stellungsmaterial zu finden, während gleichzeitig die Hitze 
sich durch die übrigen Theile des Ofens, namentlich die 
Abzugscanäle und den Schornstein verbreitete, so dass 
diese einer schnellen Abnutzung unterlagen, der Brennstoff- 



aufwand aber um so grösser sein musste, als auch diese 
Theile des Ofens in unnützer Weise mit beheizt wurden. 
Nach mehrfachen Versuchen, welche alle ungefähr dasselbe 
Resultat gaben, schien diese wichtige Aufgabe bereits un- 
durchführbar, ab im Herbst 1858 Hr. F. Siemens mit 
seinem System der Regenerativgasöfen auftrat Mit- 
telst dieser Feuerungsmethode gelang es, den reinsten, 
höchsten Fluss hervorzubringen und den Brennstoffaufwand 
auf ein Minimtffn zu reduciren. Heute schmelzt man den 
weichsten Stahl mit etwa 300 — 350 Pfd. Braunkohlengrus 
prp 100 Pfd., die Vorwärmung der Schmelztiegel mit inbe- 
griffen. Dabei ist die Temperatur im Rauchcanale und im 
Schornsteine eine so geringe, dass diese Theile, aus ordinä- 
ren Bac^ksteinen bestehend, nicht im mindesten leiden. Die- 
sen Umständen ist es zu danken, dass Gussstahl erster Qua- 
lität in rohen Blöcken um 60—65 Thbr. per 1000 Pfd. 
hergestellt wird, und auch Absatz nach solchen Ländern 
findet, welche selbst Gussstahl produciren. 

Den grössten Einfluss auf die Österreichische Eisen- 
und Stahlindustrie ist der Bessemerprocess zu nehmen 
im Begriffe. Das ausgezeichnete Rohmaterial gestattet, den 
Bessemerapparat gleich aus dem Hohofen ohne vorgängiges 
Umschmelzen zu beschicken und daraus ein höchst brauch- 
bares Product zu erzielen. Da die Resultate bei gut 
geführtem B etriebe auch in Bezug auf Abbran d 
und Abfälle ausgezeichnete sind, nämlich: 

reine Blöcke . . 80 Pct. 

Schrot und Abfall 6 „ 

Abbrand . 14 « 

so ist es möglich, den Bessemerstahl in Blöcken zum Selbst- 
kostenpreise von 30 — 35 Thlr. pro 1000 Pfd. zu erzeu- 
gen*). Was dabei aber am schwersten in's Gewicht filllt, 
ist der geringe Brennstoffaufwand, indem Ersparnisse in 
dieser Richtung für ein Land, welches theurcn und verhält- 
nissmässig schlechten Brennstoff besitzt, viel wichtiger sind, 
als im entgegengesetzten Falle. 

Der technische Zustand der Eisen- und Stahl- 
werke InnerÖsterreichs ist heute ganz auf der 
Höhe d,er Zeit. Die Eisenerze werden mittelst regulären, 
wohlgeordneten Bergbaubetriebs erbauen und auf vortreff- 
lichen Grubeneisenbahnen zu den Hohöfen gebracht, das 
Holz mittelst grossartiger Wasserwerke herbei getriftet und 
in Meilern nach allen Grundsätzen der Wissenschaft ver- 
kohlt. Die Röstung geschieht mit Gichtgasen ; die Hohöfen 
sind gross und werden mit heissem Wind betrieben, und alle 
Roheisensorten , vom tiefgrauen Eisen für den Bessemerbe- 
trieb bis zum weissstrahligen , endlich dem kleinlukigen für 
Sie Herdfrischerei bestimmten in bester Qualität erzeugt. 
Die Puddlings- und Walzwerke , deren Oefen unter Anwen- 
dung von Treppenrosten mit Braunkohlenklein geteuert 
werden, besitzen Walzwerke aller Art, Dampfhämmer bis zu 
300 Ctr. Fallgewicht und alle nur wünschenswerthen Hülfs- 
maschinen. Vier Werke sind bereits mit Bessemerapparaten 
versehen. Die Producte sind dem entsprechend mannigfaltig. 
Alle Sorten von eigentlichem Stabeisen, alle Eisenbahnartikel, 



*) Es ist insbesondere das Staatswerk Neuberg, welches 
dieses Resultat nachwies, dasselbe Staats werk, dessen Bessemer- 
Anlage »industrielletf Reichsrathsredner durch Verweigerung der 
betreffenden Etatsziffer beinahe verhindert hätten, wenn nicht 
Dr. F. Stamm selbst gegen die Parteigenossen sich erhoben 
und die halb verlorene Position wieder gewonnen hätte. (Vor 
handlungen des Reichsrathes.) D. Red. 



>>, 



46 - 



\ 



Kesselbleclie etc. können massenhaft'geliefert werden. Andere 
Werke besitzen wieder sehr vollständige Einriehtangen für 
Fa9onei8en, für Maschinenschmiedestücke u. s. w. Speciell 
aus Bessemermetall werden nebst den grössten Panzerplatten 
auch Bleche von solcher Feinheit hergestellt, dass deren 
3000 auf einen Wiener Zoll (115 auf ein Millimeter) gehen. 
Der in S i e m e n s' Regenerativgasöfen erzeugte Gussstahl 
ist im Stande , das alte Renommee des steirischen Stahles 
wieder zu beleihen. Ja, wenn keine anderen Hin- 
dernisse der österreichischen Eisen- und Stahl- 
industrie hindernd in den Weg träten, als 
die natürlichen, welche man durch technisches 
Können und Wissen besiegt, so müsste für 
dieselbe nun eine Zeit der Blüthe und des Auf- 
schwunges kommen, wie noch ' nie dagewesen. 
Allein, durch Mangel an Capital und ganz vorzüglich an 
Verkehrswegen ist derselben der Boden geraubt. Das 
Misstrauen im Innlande, sowie im Auslande, hält Jedermann 
ab , sein Geld in industrielle Unternehmungen zu stecken. 



Erfahrungen bei der Gewinnung des Silbers 
aus Fahlerz - Rohkupfer (antimonialischem 
Schwarzkupfer) und Fahlerz-Speise (Antimon- 
Speise) im oberungarischen Bergdistricte. 

Mitgetheilt von Anton Hauch, k. k. Hütten-Verwalter. 
(Fortsetzung.) 

6. Mit Zuhilfenahme des Quecksilbers. Amalgamation. 

Verquickung. Diese findet sowol bei Schwarzkupfer 
als auch Speisemehlen in gleicher Weise statt. 

Es werden 10 — 12 Ctr. der feingemahlenen chlorirend- 
gaargerösteten Mehle in ein Quickfass eingetragen, mit ent- 
sprechender Menge warmer Kochsalzlauge, bei Schwarz- 
kupfer-Mehlen mit Quicklauge zu Brei angemacht, 100 Pfd. 
Kupferkugeln, welche die Fällung des Silbers bewirken, einge- 
setzt und sonach, wenn der Brei die erforderliche Consistenz 
erlangt hat, 4 Centner Quecksilber eingegossen, um das 
Silber an das Quecksilber zu binden und Amalgam zu 
erzeugen. 

Im Jahre .1846 hat man zuerst in Schmöllnitz zur 
Verquickung der Schwarzkupfermehle, welche vordem mit 
reinem Wasser bewerkstelligt wurde, Quicklauge in Anwen- 
dung gebracht. 

Hiedurch werden jene Kupferyerluste vermieden, 
welche entstanden, indem die in die wilde Fluth abgelassene 

Amalgamatlons-l^nlpulations-Resultate 

über die in den Jahren 1861, 1862 und 1863 in der waldb. Stefanshütte durchgeführte Entßilberung der Rohkupfer 

(Schwarzkupfer) und der Speise. 



Quicklauge, wenn auch nach Behandlung mit Kalkmilch, 
theils noch aufgelöstes Kupfer, theils mechanisch mitgeris- 
sene Schwar/fkupfer- Rückstände mit sich fortriss. 

So besetztes Quickfass wird durch etwa 18 Stunden 
in massig rotirender Bewegung erhalten, in welcher Zeit 
das gebildete Cblorsilber in der Kochsalzlauge sich auflöst, 
woraus es in metallischem Zustande von den Kupferkugeln, 
welche auf dem Quecksilber schwimmen, gefällt und von 
denselben gleich aufgenommen wird. 

War die Verröstung der Mehle gut, so ist der Rück- 
halt des Silbers in den entsilberten Rückständen unbedeu- 
tend, und der Quecksilberabgang auch klein. 

Beim Verquicken, nachdem der Brei die nöthige Con- 
sistenz erreicht hat, wird davon aus jedem Quickfasse eine 
Probe mit einem kupfernen auf langem Stiele angemachten 
Becher genommen, und jede solche Probe in ein Grlas ge- 
gossen und mit Wasser verdünnt; hat die geklärte Lauge 
eine grüne Farbe, so ist darin viel Kupferchlorid aufgelöst, 
welches das Quecksilber chloriren würde, und muss dasselbe 
durch Zusatz von Kalkmilch bis zum gänzlichen Verschwin- 
den der Farbe zersetzt werden, doch muss hiebeikein Ueber- 
scbuss in Anwendung kommen, weil sonst silberreicbere 
Rückstände entstehen würden. 

Nach Verlauf von etwa 18 Stunden vom Eintragen der 
Mehle ins Quickfass gerechnet, wird das Fassmit Lauge vollge- 
füllt, das Quecksilber abgezapft, gereinigt, gewogen, flltrirt, 
und das im Barchetfilter rückgebliebcne Amalgam in einer 
sehr kräftigen hydraulischen Presse gepresst. 

Silberschmelzen. 

Das Amalgam wird in einer gusseiaernen Retorte, 
welche mit einem Quecksilber-Condensations-Apparate in 
Verbindung steht, geglüht, das entweichende. Quecksilber 
aufgefangen und zurückgewonnen , das Silber aber in der- 
selben Retorte sogleich eingeschmolzen und in Barren ge- 
gossen. Vor dem Jahre 1846 hatte man das Amalgam in 
Schmöllnitz unter Glocken geglüht und als Teller-Metall 
erhalten. Seit dieser Zeit wurden, um den mannigfachen 
Uebelständen des früheren Ausglühens zu entgehen, die 
Amalgame i» Retorten geglüht und nach dem AbdestlUiren 
des Quecksilbers in derselben Retorte sogleich eingeschmol- 
zen, was ohne Anstand vor sich geht. 

Die nun folgenden tabellarischen Uebersicbten ent- 
halten die ziffermässig dargestellten Ergebnisse der Roh- 
kupfer- und Speise-Amalgamation , wie sie in der Stefans- 
hütte in den bezeichneten Jahrgängen sich ergaben. 



In die lanipnlatUn. 

Stefanshütten -Sohwarzkupfer . 
Georgshütten- Schwarzkupfer . 

Stefanshütten- Speise . . . 
Georgshütten-Speise . . . 

Von der Stefanshfltten-Eztraction 

Vom früheren Abschnitt Übemom 

men (Silbergekrätze) . . 

Summa des Aufbringens • 



Trocken- G ewicht 



Halt in 



Met-alMnhalt 



Einzeln 

Ctr. Pfd. 

22.288 07 

743 74 

9.300 — 
456 17 



Zusammen 
Ctr. Pfd. 

23.031 81 



9.756 
29 



17 
22 



Kupfer 
Pfd. 

82«7ioo 
29^Vioo 



Silber 
Mzpfd. 

0280/ 

^ Aooo 

1)380/ 

" /lOOO 



Ctr. 

18.451 

585 

2.729 
121 



Kupfer 



k 



— — 32.817 20 



Silber 

Mzpfd. . 

5904.222 

547.440 

1873.190 
247.509 

— — 11.120 

— — 28.807 

21.888 12'/, 8612.297 



Pfd. 
98» 
92* 

11 
11 



47 ~ 



Aos der lanipiiUtUii. 

Rückstände 

Silberbarren an das k. k. Münzamt 
Uebert ragen an die nächsten Ab- 
schnitte 

Summa des Ausbringens . 

Ergibt sich ein Kupferabgang von 

9) D „ Silberzugang „ 

Betriebsmaterial-Yerbraneh. 

Holz 

Euthenbürtel 428%=(3-30 : 1 -25) = 162%"4 

Summa an Holz . . 480 ^/j^ „ 

Kohlen 182 Mass k 8 C.' 

Sudsalz 3468 Ctr. 89 Pfd. 

Kupferkugeln 97 n 63 n 

Quecksilber 41 « 057, Pfd. 



Trocken- Gewi cht Halt in 

Einzeln Znsaramen Kupfer Silber 

100 



43.573 23 



47^y,o 



Metall-Inhalt an 

Silber 



Kupfer 
20.664 86^/4 



8650.504 
30.306 



079/ 
" /lOO 

317^8/3 



Proc. — — 



20.664 
1.223 



86V4 
25% 



8680.810 
68.513 



24 



Cub.-Klft., oder auf 100 Ctr. des aufgebrachten Gewichtes = O^Vjoo ^^* 



= 0*% 



00 



» lOOMspfd. 

DD t) n 



1% 



00 ^ 

Mass 



Silbers 



^7too 
lO^/ioo Ctr. 
113/ 

0^7.00 - 



AmalgamatiQns-Manipulations-Ilesultate 

über die im Jahre 1858 bis 1859 entsilberte Kohspeise. 

Halt in 



Metall-Inhalt an 



In die IaBipalati«ii. 



Trocken-Ge wicht 
Ctr. Pfd. 



Kupfer 
Pfd. 



Rohspeise 2.234 50 23^^^! 

Silbergekrätz von früheren Abschnitten ... — — 



00 



Silber 
Mzpfd. 
O^'Vl 



000 



Kupfer 
Ctr. Pfd. 
515 16 



Silber 
Mzpfd. 

839.3009 
2.4907 



Summa des Aufbringens 
ins der Hanlpnlalian. 

In Ruckständen 

1) Ofenbrüchen , , 

« Silberbarren an das k. k. Münzamt . 
T) Silbergekrätz 



2.234 



3.014 
32 



50 
20 



515 16 



22«y,oo 
202y,oo 



o.''7i 



1000 



682 
6 



8074 
48 



841.7916 



6.7354 

796.9544 

0.8550 



Summa des Ausbringens 
Ergibt sich ein Kupferzugang von 33^%qq% 



3.046 20 



1) n 1) Silberabgang » 4*7i 
BeftrIebsBiaterial-Terbraneh. 



00 /o 
100 " 



689 
174 



2874 
•1274 



804.5448 
37.2468 



272'®/^ ^jQ Centner Sudsalz oder auf 100 Centner des aufgebrachten Gewichtes 

20*2/24 Cub.-Klft. Holz i 216 Cub.-Puss 

64 Vo n n Ruthenbürtel, auf Holz reducirt (3.30 : 1.25) == 24*724 Cub.-Klft. Holz 

^^ (24 " *> Holz, oder auf 100 Centner des aufgebrachten Gewichtes 

13 Mass Kohlen k 8 C 
4 Fass Kalk k S n 
46774 P^and Quecksilber 
1190 t) Kupferkugeln 



t2^%öo Centner 



1(U) Mzpfd. 

T) 1) 

» n 



Silbers 



.2<"/,oo Cub.o 
l"/„o Mass 



55««/ 
141» 






Pfund 



Entsilherung mit gleichzeitiger Entkupferung der Speisen 
auf dem Extractions-Wege. 

Diese Speise-Kztraction unterscheidet sich von der 
Speise-Amalgamation wesentlich dadurch, dass bei der erste- 
ren sowohl das Silber als auch das Kupfer zu gleicher Zeit 
in metallischem Zustande uifmittelbar gewonnen wird. 

Obwohl dieRöstung bei beiden dieser Metallgewinnungs- 
methoden als der wichtigste Manipulati4>nszweig betrachtet 
werden muss, weil von dieser allein der günstige Erfolg ab- 
hängig ist, 80 ist dennoch die Röstung bei der Amalgama- 
tion viel wichtiger , als bei der Eztraction, hauptsächlich 
desshalb, weil unvollständig verröstete Speisemehle grosse 
Quecksilber- Abgänge nach sich ziehen, und selbst einen 
grösseren Silberabgang verursachen, welcher Uebelstand 
bei der Eztraction nicht zu befürchten ist, vielmehr muss 
die Röstung für die Extraction bei niederer Temperatur 
vor sich gehen, damit das gebildete schwefelsaure Kupfer 



nicht zersetzt, und die Bildung des unlöslichen antimon- 
sauren Kupfers beseitigt werde, aus welchem Grunde bei 
der Röstung öfters reducirende Zuschläge auf die Partie 
geworfen werden. 

Die erste Röstung, die sogenannte Vorröstung der 
Speise für die Eztraction , unterscheidet sich von jener der 
Amalgamation gar nicht, beide haben einen und denselben 
Zweck, nämlich die Beseitigung der grossen Graupen- 
bildung und der Silberabgänge, und die Eztraction oben- 
drein die Bildung von schwefelsaurem Kupfer. 

Die zweite Röstung weicht von jener für die Amalga- 
mation nur insoweit ab , dass sie bei bedeutend niederer 
Temperatur ausgeführt wird^ um die Bildung des schwefel- 
sauren Kupfers zu befördern , aus welchem Grunde , wenn 
die Speise zu wenig vom Schwefel halten sollte, zur Röstung 
entweder fein gemahlene Schwefelkiese, oder arme Kupfer- 
iechmehle zugetheilt werden. Der Grad der Röstung und 



— 48 



\ 



die Dauer derselben, hftngt von der Beschaffenheit der 
Speise und dem Kupferhalte derselben ab. Es werden ge- 
wöhnlich 8—9 Ctr. in die obere Ofenetage eingetragoa, und 
in 4 Stunden und rflcksichtlichin beiden Etagen in 8 Stun- 
den verröstet. # 

Diese Böstung geht, wegen Beseitigung der Silber- 
AbgAngOy ohne Kochsalzzntheilung vor «ich. 

Bei der Röstung der silberfreien Speise (Gelf-Speise), 
welche 40—50% Kupfer, und 35—40% Antimon enthält, 
und in Folge des geringeren Antimonhaltes eine höhere 
Temperatur, als die silberhaltige Speise, ohne Graupen zu 
bilden, zu ihrer Verröstung erfordert, — ist eine Vorröstung 
fiberflüssig, und es wird die Gelfspeisein 8 — 9 Ctr. grossen 
Partien, in die obere Ofen-Etage eingetragen, und mit 
Hilfe einer Feuerung in 6 Stunden, und rücksichtlieh in bei- 
den Etagen in t2 Stunden verrostet. 

Die verrösteten Mehle werden in einem Cylindersieb 
gesiebt, sonach mit Extractionslauge angefeuchtet, und in 
einen Extractionskaston zur Auslaugung eingetragen. 

Die Eztractionskästen sind U' lang, 3' 10'' breit und 
2' A" hoch, und besitzen 3 Abtheilungen. In eine solche Ab- 
theilung werden 12 — 15 Ctr. , sonach in einen Kasten ;{6 bis 
45 Ctr. gehörig angefeuchteter Mehle vorsichtig auf das 
reingemachte Filter eingetragen , die Oberfläche der Mehle 
mit einem Leisten geebnet, damit dor Laugo-Durchfluss 
durch die 'ganze Partie gleichförmig vor sich gehe, der 
Schwimmer auf die Mehle gestellt, und erst jezt die Lauge, 
anfangs nur langsam, bis die Mehle mit der Lauge bedeckt 
sindj später aber mit voller Pippe fliessen gelassen. 

Die erste Lauge fliesst mit dunkelgrüner Farbe ab, 
und enthält viel Kupfer, wird aber nach und nach lichter. 
Nach Verlauf von 24 Stunden, wenn die Lauge schwächer 
zu fliessen beginnt, wird der Laugeuzufluss eingestellt, und 
die Mehle , nachdem die Lauge vollständig abgeflossen ist, 
gewendet, geebnet, sonach die Lauge auf die Mehle wieder 
fliessen gelassen. Wird ein Stück blankes Eisenblech dem 
Laugenstrahle des Eztractionskastens ausgesetzt, und bildet 
sich darauf selbst nach längerer Zeit ein kleiner Kupferbe- 
schlag, so wird die Auslaugung der Partie eingestellt, die 
im Kasten vorhandene Lauge abfliessen gelassen, und die 
Rückstände, nachdem sie trocken gemacht wurden, und so- 
wohl in Silber als auch in Kupfer reich sind, — herausge- 
hoben und einer nochmaligen Böstung unterzogen. 
(Schluss folgt) 



X o t i z e n. 

Niokelgehalt der Przibramer Bleispeise. Bei dem auf 
der Przibramer Silberhütte in Halbhohöfen durchgeführten nBIei- 
stein- (Lech) und Krätzschmelzentf machte sich in neuerer Zeit 
mitunter das Fallen kleiner Quantitäten einer Bleispeise bemerk- 
bar, deren äusseres Ansehen schon eU einer separaten Stürzung 
bewogen hatte. Den Lesern der Jahrbücher der k. k. Berg- 
akademien ist dieser Umstand des Näheren aus der Abhandlung 
des Herrn Professors Mrizek (Jahrgang 1864) bekannt, welcher 
denselben dort kritisch beleuchtete und durch eine Reihe von 
Analysen den manchmal bedeutenden Nickelgehalt dieser 
Bleispeisc nachwies. Schon das sporadische Vorkommen* der 
Mineralien, denen der Nickelgehalt der Speise zu verdanken ist, 
sowie die Verbindung dieser mit nickelarmem Bleistein, der bei 
derselben Arbeit fällt, erklären die grossen Schwankungen im 



Nickelhalte, die sogar bei den Abstichen eines und desselben 
Tages auftreten. Nachdem man nun im Jahre \S6Q eine grössere 
Partie dieses nicke Ibältigen Prodactes angesammelt hatte, wurde 
durch deren Concentration auch eine gleichförmigere Vertheilung 
des Nickelgehaltes bewirkt, so dass die weitere im Zu ge befind- 
liche Behandlung desselben mit mehr Sicherheit stattfinden kann. 
Eine detaillirte Besprechung dieser Angelegenheit muss jetzt 
noch als verfrüht bezeichnet werden, weil die Versuchsresultate 
noch nicht vollständig abgeschlossen sind, und so möge diese 
vorläufige Notiz, die nach der Feststellung der Ergebnisse e rgänzt 
werden wird, den Fachgenossen und allen denen, die sich darum 
interessiren, zur Kenntniss . dienen. Przibram im Januar 1867. 

i^dmiiiiBti'ati ves. 

I Pensionirung. 

Auf Grund der Allerhöchsten Entschliensung vom 16. Jänner 
1567 wurde der Venediger Münz-Director Franz Morawek in 
den bleibenden Ruhestand versetzt. 

(Z. 2639, ddto. 22. Jänner 1867.) 
Erledigung. 

Die Einfahrersstelle bei der Werksverwaltung 
in Csertest in der X. Diätenclasse, mit dem Gehalte jährl. 
630 fl., einem Pferdepauerchale jährl. 115 fl. 50 kr., freier Woh- 
nung und gegen Erlag einer Caution im Gehaltsbetrage. Gesuche 
sind, unter Nachweisung der zurückgelegten bergakademischen 
Studien, der praktischen Ausbildung im Bergbau-, Markscheids- 
und Aufbereitungswesen, der praktischen Kenntniss des sieben- 
bttrgischen Goldbergbaues und der Undesüblichen Sprachen, 
binnen vier Wochen bei der Herg-, Forst- und Salinen-Direc- 
tion in Klausenburg einzubringen. 

Ernennungea. 
Vom Finanzministerium. 

Der Controlor des Linzer Landmünzprobiramtes Joseph 
Ertl zum provisorischen Wardein und der Hauptmünzamts- 
Praktikant Adolph Kiosk a zum provisorischen Controlor des 
Punzirungsamtes in Temesvdr; ferner der Hauptmünzamts- Prak- 
tikant Adolph Mader zum provisorischen ersten und der Punzen- 
schläger bei dem Hauptpnozirungsamte Joseph Günth^i^Biiaft 
provisorischeu zweiten Amtsofficisl des Punzirungsamtes in Pest. 
(Z. 57155, ddto. 25. December 1866.) 

Z. 42. Kundmachung. 

Von der k. k. Berghauptmannschaft zu Ofen wird hiemit 
bekannt gemacht, dass, nachdem die Besitzer der in dem unten 
nachfolgenden Verzeichnisse angeführten , wegen unterlassener 
Berichtigung der ausgeschriebenen Zubussen im gerichtlichen 
Executionswege versteigerten Kuxantheile der Mdtraer Bergwerks- 
Union, ihre betreffenden Kuxscheine, trotz der an selbe ergan- 
genen Aufforderung, anher nicht zurückgelegt haben, den neuen 
Besitzern dieser Antheile daher auch neue Kuxscheine ausgefertigt 
werden mussten, die^in dem nachfolgenden Verzeichtiisse ange- 
führten Kuxscheino älterer Form fürungiltig und nichtig 
erklärt worden sind. 

Ofen, am 19. Jänner 1867. 
'Ad-Nr. 42-1867. 

Verzeichniss der ungiltig erklärten Kuxscheine. 

Von Anzahl „^"Ä 

Kux- der P'' ."'^ lautend ant den Namen : 

Nr. Stücke ,/^^^^^,^^y 

Ausgefertigt am 23, April 1863 unter Z, 236. 
LXXXI. l 1 Rudolf Wessely. 

„11 Emanuel Pfeiffer in Schemnitz. 

Ausgefertigt am L Juli 1863 unter Z, 373, 
XLV. 4 1 Nikolaus Lengyel in Erlau. 

XL VI, 1 ^ Dr. Samuel Breuer in Gyöngyös. 

XLVTI. 2 1 Josef Koczianovics n n 

LI. 1 1 Anton Rock in Keresztes. 

LVII. 1 5 Johann Szepessy (Zapf) in Szarvas. 

LXVI. 4 1 Koloman Bärtfay in Pest. 

LXVin 1 l n n n » 



Diese Zeitschrift erscheint wöchentlich einen Bogen stark mit den nöthigen artistischen Beigaben. Der Pränumeration sprois 
ist jährlich loeo Wien 8 fl. ö. W. oder 5 Thlr. 10 Ngr. Kit franoo Postversendung 8 6. 80 kr. ö. W. Die Jahresabonnenteo 
erhalten einen officiellen Bericht über die Erfahrungen im borg- und hüttenmännisehen Maschinen-, Bau- und Aufbereitungswesen 
samint Atlas als Gratisbeilage. Inserate finden gegen 8 kr. ö. W. oder IV] Ngr. die gespaltene Nonpareilleseile Aufnahme. 

Zuschriften jeder Art können nur franco angenommen werden. 



OnMk V. Karl WlnUralU 4 Co. lu Wl«n 



Für den Verlag verantwortlich: Carl Roger. 



\ 



„^=J- Oesterreichische Zeitschrift J^^J-^ 

\i. Jahrgaig. lo. Febni«r. 



für 



Berg- Tincl Hüttenwesen. 



Verantwortlicher Redacteur: Dr. Otto Freiherr von Hingenau, 

k. k. Mlxüsterialrfttb Im FinAnsmiiiisterliim. 

Verlag der Q. J. Manz'schen Bacllhandlling (Kohlmarkt 7) in Wien. 



Inhalt: Erfahrangen bei der Gewinnung des Silbers ans Fablerz-Rohkupfer (antimonialischem Schwarskapfer) und Fahl- 
ers-Speise (Antimon - Speise) im obemngarischen Bergdistricte. — Ueber HäuerleiBtongen. — Ausserordentliche Vorträge an der 
Leobner Bergacademie. — Administratires. — Ankündigungen. 



Erfahrungen bei der Gewinnung des Silbers 
aus Fahlerz - Rohkupfer (antimonialischem 
Schwarzkupfer) und Fahlerz-Speise (Antimon- 
Speise) im oberungarischen Bergdistricte. 

Mitgetheilt Yon Anton Hauch, k. k. Hütten- Verwalter. 
(Schluss.) 
Es wird auffallen, warum die Speise gleich bei der er- 
sten Röstung nicht vollständig verrostet wird, und daraus 
gleich bei der ersten Auslaugung alles Silber and Kupfer 
ausgelaugt. Wenn aus der Speise nur das Silber allein ge- 
wonnen werden sollte, dann ist schon die erste Röstung 
und nachherige Auslaugung genügend, was schon praktisch, 
thatsächlish nachgewiesen wurde; da aber die Extraction 
auch die gleichzeitige Gewinnung des Kupfers zur Aufgabe 
hat, dessen Gewinnung vorzüglich aus der Speise, wo so 
viel Antimon mitenthalten ist, zu den schwierigsten Aufga- 
ben gehört schon desshalb, weil bei einer schwachen Röstung 
rohe Speisetheilchen zurückbleiben können, bei einer hohen 
Röstungstemperatur hingegen unlösliches antimonsaures 
Kupfer gebildet werden kann; so kann diese schwierige 
Aufgabe nur so am entsprechendsten gelöst werden, wenn 
die Röstuug bei sehr niederer Temperatur geführt wird, bei 
welcher kein antimonsaures Kupfer sich bilden kann , nur 
gelangt man hiebei bald an die Grenze, wo die weitere Rö- 
stuug der Speise bei geringer Temperatur nicht möglich ist, 
und zur Belebung der Röstung zur höheren Temperatur ge- 
Bchritten werden müsste. 

Nun ist aber bei dieser Temperatur die Bildung des 
antimonsauren Kupfers, wo so viel Kupfer mit viel Antimon 
in Berührung kommt, unvermeidlich, auch würde bei einer 
höheren Temperatur das sich bereits gebildete schwefel- 
saure Kupfer zersetzt werden. Um diesen Bedenken vorzu- 
beugen, und den obausgesprochenen Anforderungen zu ent- 
sprechen, muss die Speise zweimal geröstet werden. Die 
erste Röstung wird bei einer niederen Temperatur nur so 
lange unterhalten, bis die Partie dunkel zu werden anfängt, 
worauf eine halbe Stunde eine schwache Garröstung gege- 
ben, und die Partie aus dem Ofen gezogen wird. 

II. Röstung. Mit dieser wird beabsichtigt, den in 
den schon einmal ausgelaugten Speisemehlen noch zurück- 
gebliebenen Kupfer- und Silberrest bei der Röstung aufzu- 



schliessen , und diese Metalle entweder in auflösliche Salze 
oder in lösliche Oxjde zu verwandeln, vorzüglich aber 
dahin zu wirken, dass kein antimousaures Kupfer sich bildet, 
weil sich dieses in der chloreisenhältigen Kochsalzlaage 
nicht auflöst, aber auch dahin, dass rohe Speisetheilchen 
nicht zurückbleiben, welche ungelöst bleiben würden. Diess 
vorausgelassen, muss auch die Röstung so eingeleitet wer- 
den, dass den obigen Bedingungen entsprochen werde. 
Nachdem jedoch der grösste Theil des Schwefels schon bei 
der ersten Röstung entfernt wurde, muss zur Bildung von 
schwefelsaurem Kupfer, entweder fein gemahlener Schwefel- 
kies oder Lech zugetheilt werden, die Röstung bei einer hö- 
heren Röstungstemperatur geführt, und zur Zersetzung des 
etwa gebildeten antimon sauren Kupfers, Kohlenpulver zu- 
getheilt. Das Silber wird durch die den Rückständen an- 
klebende Kochsalzlauge vollständig chlorirt. 

Bei dieser Röstung werden die einmal ausgelaugten 
Speisemehle in 8 Ctr. schweren Partien, mit 4 — 6% fein 
gemahlenen armen Kupferlechmehlen und Kohlenstaub ohne 
Kochsalz, in 4 — 6 Stunden bloss in der untern Ofenetage ver- 
röstet. 

Die zum zweitenmal verrösteten Speisemehle werden 
abermals ausgelaugt, und deren Auslaugung dauert eben- 
falls an 48 Stunden, und die zurückgebliebenen Rück- 
stände enthalten noch immer 2 — 4 Pfd. Kupfer, während das 
Silber so vollständig eztrahirt wird, dass davon in den 
Rückständen nur Spuren zurückbleiben. 

Die Röstung der silberlosen oder Gelfspeise unter- 
scheidet sich von jener der silberhaltigen Speise bloss da- 
durch , dass die Röstungsdauer der Gelfspeise 5 — 6 Stun- 
den beträgt, die Auslaugung aber in Folge des hohen 
Kupfergehaltes 4 — 5 Tage. 

Nachdem jedoch diese Rückstände, behufs der Gewin- 
nung der Silber- und kupferfreien demnach verkäuflichen 
Speise, mit Schwefelkiesen geschmolzen werden, wobei das 
in den Rückständen enthaltene Kupfer grösste nthcils noch 
an Schwefel gebracht, und demnach gewonnen wird, die 
Speise aber vollständig zu entkupfern, selbst nach der drit- 
ten Röstung und Auslaugang kaum gelingen dürfte; so be- 
gnügte man sich einstweilen mit zweimaliger Röstung und 
Auslangung , und hofft mit der Zeit auch in dieser Richtung 
Fortschritte zu erreichen. Das bei der Auslaugung erhaltene 



— 50 



Cementsilber wurde amalgamirt, da es schmandig war, and 
das CemeDtkupfer im Flammofen zu Kupfer gescbmolzen. 

Das 8 die Auslaugung soviel Zeit in Anspruch nimmt, 
liegt meist nur darin, weil die chloreisenhältige Kochsalzlauge, 
in einem kupfernen Kessel erwärmt , kaum auf 28^ Reau- 
mur gebracht werden konnte , während die Auslaugung bei 
einer Temperatur von wenigstens 50 ^ kaum die Hälfte der 
jetzigen Auslaugungsdauer beansprucht hätte. 

Das Erwärmen der Lauge auf die bisherige Art, in 
einem kupfernen Kessel , ist nicht nur nicht entsprechend, 
weil die Lauge darin auf die erforderliche Temperatur nicht 
gebracht werden kann, sondern auch der kupferne Kessel 
selbst wird von der scharfen eisenchloridhältigen Lauge an- 
gegriffen und schadhaft, wodurch obendrein Manipulations- 
störungen eintreten. Um diesen grossen Uebelstand zu be- 
heben , wird künftig die Erwärmung der Lauge mit Dampf 
vorgenommen, wodurch es möglich werden dürfte, die Mehle 
viel vollständiger und in kürzerer Zeit zu entkupfem. 

Die silberhaltige Speise wurde bisher nur in dem be- 
standenen kleinen Extractions- Apparat eztrahirt, weil der 
jetzige Apparat bisher ausschliesslich nur mit der Entkupfe- 
rung der silberlosen oder Gelfspeise beschäftigt wurde. 

Aus dem Obenbesprochenen geht hervor, dass die Ex- 
traction der silberhaltigen Speise viel günstigere Resultate 
liefern müsse, als die Amalgamation, weil die Röstung der 
Speise für die Amalgamation viel schwieriger und auch kost- 
spieliger ist, als für die Extraction, wo eine niedere Tempe- 
ratur angewendet wird, dann müssen die verrösteten Mehle 
fein gemahlen werden, was bei der Extraction wegfällt. Der 
Quecksilberverbrauch ist bei den Speisen , selbst bei gröss- 
ter Vorsicht, immer grösser als bei der Schwarzkupfer-Amal- 
gamation, und bildet eine bedeutende Auslage , welche die 
Amalgamation nicht trifft. Doch hat die Extractioo bei der 
Auslaugung der Mehle, und rücksichtUch zum Erwärmen der 
Lauge mehr Holz nöthig als die Amalgamation, welche da- 
von zum Erwärmen der Quicklauge nur wenig verbraucht. 

Als ein grosser Vorzug der Extraction gegenüber der 
Amalgamation, muss die vollständige Silbergewinnung be- 
zeichnet werden , nebst dem aber und mit denselben Un- 
kosten, wird gleichzeitig der grösste Theil, und wenigstens 
80% des in der Speise enthaltenen Kupfers gewonnen, zu- 
mal aus der Speise , woraus das Kupfer bei der Schmelz- 
manipulation nur mit grossen Kosten und in längerer Zeit, bei 
mehreren abermaligen Schmelzungen, demnach auch mit 
grösserem Kupferabgang gewonnen wird. 

Die Entsilberung mit gleichzeitiger Entkupferung der 
silberhaltigen Rohspeise hat seit dem Jahre 1859 bis Ende 
1860, in einem kleinen aus 4 Bottichen bestehenden Ex- 
tractions-Versuchs- Apparate 739 Ctr. silberhaltige, und seit 



tractions-Gebäude 5496 Ctr. silberfreie Gelfspeise aufgear- 
beitet, die dazu gehörigen Lechzuschläge nicht gerechnet, 
und erhalten an Cementkupfer 2286 Ctr. oder 82 Procent 
des in den Speisen und Zuschlägen enthaltenen Kupfers. 
Der Silberzugang betrug bei dieser Arbeit . . 13% 
und der Kupferabß;aag 1*79% 

An Betriebsmaterialien wurde auf 100 Ctr. Beschickung 
verbraucht. An Kochsalz 1231 Ctr. An Holz zur Röstung 
und zum Laugenwärmen 3'22Cub. Klafter. 

Der Silberzugang kann grösstentheils nur dem zuge- 
schrieben werden, dass bei der Verarbeitung der Gelfspeise 
auch ein Theil des darin enthaltenen Silbers gewonnen 
wurde. Der Kupferabgang hingegen ist nur in der Unrich- 
tigkeit der Probe zu suchen, umsomehr, als die Ermittlung 
eines genauen Kupferhaltes aus der Speise auf trockenem 
Wege eine schwierige Aufgabe ist, zu dessen Beweis schon 
die Thatsache dienen möge, dass einzelne Partien der 
Speise auch mit einem Kupferzugang abgeschlossen wurden. 
Auch ist ein absoluter Kupferabgang bei der Extraction, wo 
keine Schlacke abfällt, — nicht zu befürchten, und es muss 
das ganze Kupfer der Beschickung, — nachdem die Ex- 
tractionslauge vollständig aufgefangen und zur Auslaugung 
zurückgeführt wird, — in dem Cementkupfer und den Rück- 
ständen enthalten sein. 

Die Kupferrückstände y theils wegen des darin noch 
zurückgebliebenen und gewinnbaren Kupfers, theils wegen 
Gewinnung des Antimons, werden mit 20 — 30% Schwefel- 
kies geschmolzen, wobei ein armes Kupferlech und Speise ab- 
fällt. Dieses Lech wird geröstet und beim Verlechen der Amal- 
gamations-Speis-Rückstände, als leichtflüssiger Zusehlag und 
zur Auflockerung der pulverigen Beschickung zugetheilt. 

Wenngleich in den Rückständen von so hochhältigen 
Hüttenpro du cten noch 18% Kupfer zurückgeblieben ist, 
wurde doch an metallischem Kupfer direct aus den so anti- 
monreichen Producten 82% gewonnen, und es dürfte bei 
einer fortgesetzten Manipulation , und bei Anwendung des 
Wasserdampfes zum Laugenwärmen, wodurch die Lauge 
in eine beliebig hohe Temperatur versetzt werden kann, das 
Kupferausbringen sich noch günstiger stellen. Nebstbei 
wurde auch das in der Gelfspeise enthaltene , sonst nicht 
ausbringbare Silber mit dem Kupfer gleichzeitig gewonnen. 

Diese Manipulation erfordert zu ihrem Betriebe wenig 
Brennstoff, wenn 100 Ctr. der Beschickung mit3'36 Cubik- 
Klafter Holz entkupfert werden können, und es entfallt von 
Holz auf 100 Ctr. des erzeugten Cementkupfers 10*6 L 
Cubik- Klafter. Diese Manipulation eignet sich demnach vor- 
züglich dorten, wo das Holz einen hohen Werth besitzt. — 

Die nachstehende Tabelle weiset die erlangten Ergeb- 
nisse ziffermässig nach. (pag. 74 und 75.) Schmöllnitz, am 
18. Nov. 1866. A. Hauch, k. k. Hütten- Verwalter. 



Monat Juni 1861 bis Ende Juni 1865, in dem neuen Ex- 

Sumziiariiiiii der Stefieuishül^n-Eictracüozis-MaiüpiL^ vom vm bis xm. Absohnitt. 

* Metall-Inhalt an 

In die laiipdati«!. ^^'^''^^ 

ctr. 

Silberhaltige Speise 738 

GelfSpeise 5.495 

Oberleche 13 

Gelf-Oberlcche 22 

Pochschliche . 130 

Speise&ückstandsleche 1.087 



Pfd. 


Ctr. 


60 


176 


62 


2.496 


— 


6 


— 


13 


— 


6 


80 


72 



Fer 


Silber. 


Pfd. 


Mzpfd. 


81% 


1367372 


01^4 


— 


56% 


1.3681 


04 


— 


36% 


— 


62V4 


— 



Summa des Anfbringens 



1=7.487 02 2.771 43 



138.1053 



— 51 — 



Zur Fällung: Gelfknpfer-Granalien 
Spleissenkupfer-Granalien . . 



Gewicht 
Ctr. Pfd. 
384 58 
109 35 Va 



Metall-Inhalt an 



Knpfer 
Ctr. Pfd. 
321 42 
109 35 



Silber. 
Mtzpfd. 



l - 



Snmma 



493 93% 430 



77V4 



Ais der InlpiUttti. Zwamoien 7.980 95% 3.202 20% 

Cementkupfer und Cementkapfer-RfieksOnde (b— 2285^"/2/i,o) • • 4-143 91 b2.285 81 V, 

In Silberschlamm und Amalgam 48 16 1 74 

Extractions-RacksUnde 7,648 33 595 92 Vt 



57.5495 
98.4950 



Snmma des Aagbringens 
„ „ „ ... I Gelfkupfer-Granalion . . 

Von den znr FfiUung sngetheüten | gpieigeenkupfer-Granalien 



11.840 
177 
111 



40 



18% 



2.883 
149 
111 



47 »y 

97j, 
18% 



% 156.0445 



Summa 
Znsammen 



288 18% 261 15% 



63% 

57»/, 



. . . 12.128 58% 3.144 
Es ergibt sieb demnach mit Einschlnss der Knpfer-Granalien ein Knpfer- 

Abgang von l79/,oo% — " 57 

ündein Silberaugangvon 12»%oo% — — — — 17-9392 

Qaantnm. . letriebsnaterial-Terbraiek. in Procenten 

921 *%oo Centner SudaaU oder auf das aufgebrachte Gewicht a=7487'yj 00 ^^'Yioo 

240 ^%4 Cubik-Klafter Hola — 

— 2 Cubik-KIafter Euthenbürtel reducirt auf Holz = (3.30 : 1.25=2 : x) x = — 

^^ ^VlA » " Holz oder zusammen — 

=241 Vj 4 n n Holz, auf daa aufgebrachte Gewicht a=3"/,oo 

1 295 W, 00 Centner Eisen auf 100 Centner erzeugte Cementkupferb=r2285*VV2/i 00 56*Vioo 

löO^yi/i/joo Centner Kupfer-Granalien (43077% — 2611572 = 1696274 erzeugte Cementkupfer . . 7*%oo 

110 Pfund Eisenvitriol — 



üeber Häuerleistungen. 

Yen Franz Babanek, k. k. Berggeschworener in Pndbrain. 

In Nr. 45 dieser Zeitschrift vom 5. November 1866 
wurde von dem Herrn Berg^Ingenieur B. Turlej eine Mit- 
theilung gemacht über Arbeiterleistungen bei den Zinkgruben 
der Gesellschaft Yieille Montagne in Schweden , welche fflr 
das bergmännische Publicum gewiss von Interesse sein 
därfte, um so mehr, da man nach Zusammenstellung ge- 
nauer, durch die Praxis ermittelten Daten zur Beurtheilung 
der Leistungsfähigkeit der Bergarbeiter gelangen kann, 
somit auch mit anderen Bergdistricten sich Vergleiche an- 
stellen lassen, wenn ähnliche Zasammenstellungen an meh- 
reren Orten stattfinden und zur Veröffentlichung kommen. 

Im Nachstehenden soll eine Mittheilung über Häuer- 
leistungen bei der Anna- Prokopi- Grube in Przibram be- 
kannt gemacht werden ^ wozu die letzten sechs Monate des 
Jahres 1866 zum Anhaltspunkte genommen wurden, um 
einen kleinen Einblick in die Betriebsverhältnisse bei einem 
der bedeutendsten Bergbaue unserer Monarchie sich ver- 
schaffen zu können , und womit nachgewiesen werden soll, 
dass der fleissige, geschickte und verlässliche Arbeiter sich 
seinen Lohn verdienen kann. 

Es wurden von den einzelnen Gängen mehrere heraus- 
genommen, und die verschiedenen Arten des Betriebes darauf 
mit Berücksichtigung des Fleisses der Arbeiter derart zu- 
sammengestellt, dass man aus dem ersten Anblicke sogleich 
ersehen kann , wo der minder fleissige Arbeiter beschäftigt 
war, und wie sich dessen Verdienst in diesem sechsmonat- 
lichen Durchschnitte pr. achtstündige Schicht gestaltete. 

Zuerst geht der Betrieb dreier Querschläge, die ununter- 
brochen in diesem Semester im Gange waren, dann der von 
FeldÖrtem, Abteufen und endlich von Firstenstrassen. 

Dabei muss vor Allem bemerkt werden , dass hier zu 
Abteufen vor die Querscbläge und Feldörter immer die 



besten , geschicktesten und fleissigsten Arbeiter genommen 
werden, welche zu vier oder sechs Mann in Zwei- oder Drei- 
drittel arbeiten, die daher auch den faulen nicht unter sich 
dulden, und dass somit hier die besten Ausfälle zu erwarten 
sind. Bei den Firstenstrassen und Gangnachnahmen sind 
die Arbeiter schon gemischt, und es arbeiten in der Begel. 
immer zwei mitsammen. Desshalb ist auch bei den Firsten- 
strassen zu ersehen, dass einige Häuer kleinere, andere 
grössere Verdienste haben. 

Der durchschnittliche Verdienst eines Häuers pr. acht- 
stündige Schicht wurde berechnet aus dessen gesammten 
Verdienste, dividirt durch die Anzahl der verfahrenen Schich- 
ten in dem zweiten Semester 1866, wobei auf die hierorts 
gebräuchliche nach dem Preise der Lebensmittel sich rich- 
tende und jeden Monat von dem Bergoberamte bestimmte 
Theuerungszulage keine Rücksicht genommen wurde. 

Dieselbe betrug in diesem letzten Semester 30 — 40 
Percent des Normallohnes eines Häuers pr. 27*56 kr. und 
richtet sich nach der Anzahl der wirklich verrichteten (ver- 
zeichneten) Schichten. Es muss hier nebenbei bemerkt wer- 
den , dass diese Theuerungszulage bei dem jetzigen Satze 
im Durchschnitte fast gerade so viel ausmacht, als die Un- 
kosten für Pulver und Oel betragen , die dem Häuer von 
seinem Verdienste abgezogen werden ; mitbin erscheint jener 
in der Colonne ermittelte durchschnittliche Verdienst eines 
Häuers pr. Schicht sehr annähernd gleich jenem Betrage, 
der ihm nach Abzug der Unkosten plus der jedesmaligen 
Theuerungszulage pr. Schicht entfällt. 

Diese ermittelten Lohnsausfälle beurkunden deutlich, 
dass die hiesigen Häuer dennoch keine so geringen Löhne 
nehmen y wie so häufig hier gesprochen wird, und wenn 
auch wirklich bisweilen die Barzahlung gering ausfällt, 
so hat sicher der Betreffende mehrere Abzüge auf genom- 
mene Vorschüsse gehabt. 



52 



II. Semester !§•«> 



Beneimmig der Betrieb Aitrecke 



a 



■^1 

si CO 



rSl 



t'i 



3 *, 



u gd 



J3 2 



Cir.^FBii liJil|Cni.^Ff.-iiiiah1 !kr,w,l 



3 



Liltl} 



0^ 1» 

S TS 
'S bD 

Ct3 



fl. I Ir. 



oder der Lagerstätte 



1 Gegen den Fer diu apd*8ch&cbt hin- 
ter der Lettenklaft 

2 Morgenschlag vom Johanni auf den 
Sigismundi Gang . . . • 

3 Vom Prokopschacht im Morgen auf 
den Wensler Gang 



b) Feldörter. 

4 Eusebi Gangs Mittemachtsort am 

5 n » Mittagort am . 

6 Carolinen Gangs Mittagort am 

7 Kreosklüfter Gangs Büttemachtort 



8 Carolinen Gangs Mittemachtort am 

9 Wenzler Gangs Mittagort vom Pro- 
kopi 



10 Wenzler Gangs Mittagort vom Ca- 
rolinen 

11 Wenzler Gangs Mittagort vom 
Johanni 

12 Johanni Gangs Mittemachtort 

0) Abteufen. 

13 Francisci Gangs unter dem . 

14 Maria Gangs unter dem . . . 

15 Michaeli Gangs unter dem . , 

16 Kreuzklflfter Gangs unter dem , 

d) Firstenstrassen. 

17 Eusebi Gangs 4 te Mittagfirst ober 
dem 

18 Kreuzklafter Gangs 6te Mitter 
nachtfirst ober dem 

1 9 Johanni Gangs 2te Büttagfirst ober 
dem 

20 Carob'nen Gangs Ite Mittemacht- 
first ober dem 

21 KreuzklüfterGangs3teMittagßr8t 
ober dem 

22 Katharina Gangs 4te Mittagfirst 
ober dem 

23 Wenzler Gangs 8te Büttemacht- 
first ober dem 

24 Carolinen Gangs 2te Büttagfirst 
ober dem 

25 Eusebi Hagendtrums Ite Mittag- 
first ober dem 

26 Francisd Gangs Liegendtrums 6te 
Büttemachtfirst 

27 Francisci Gangs Liegendtrums 2te 
Büttagfirst ober dem 

28 Johanni Gangs 6te Bütteraacht- 
first ober dem 

29 BarbaraGangs4te Büttagfirst ober 
dem 

30 Bergfestenachname am Eusebi 
Gange 



15 



37% 
2t 

17 y. 



20 

46 Vj 
393/, 

32% 
35 



321/, 



39 

35% 
30 



46 

521/, 
451/, 

30% 



14% 
24 
21% 
23% 

19% 

17% 

13 

25% 

26% 

37% 

n 

26% 
59% 



587 
300 
348 



331 
695 
453 

373 
303 



300 



282 

441 
258 



908 

893 
890 

867 



239 
254 
269 
270 
167 
301 
256 
127 
283 
276 
317 
160 
294 
239 



0,064 
0,070 
0,050 



0,060 
0,066 
0,087 

0,087 
0,115 



0,108 



0,138 

0,081 
0,116 



0,050 

0,058 
0,051 

0,034 



0,059 
0,094 
0,079 
0,085 
0,058 
0,064 
0,068 
0,102 
0,089 
0,096 
0,117 
0,069 
0,090 
0,249 



155 
14-2 
19-8 



165 
14-9 
11-3 

11-4 
8.6 



9-2 



7-2 

12-3 
8-6 



19-7 

170 
19-5 

28-6 



16-7 
10-5 
12-4 
11-6 
171 
15-4 
14-6 

9.7 
IM 
10*4 

8-5 
14-5 
11-0 
4-01 



72-5 
870 
85-5 



84-8 
65-1 
76-0 

69-9 
82-1 



82-0 



80*9 

72 8 
69*9 



75-3 

80-3 
763 

69-5 



555 
55*4 
60-0 
620 
49-0 
34-1 
63-0 
550 
59-0 
66-3 
67.5 
480 
70-0 
65*2 



7-2 

7-7 

8-4 



6-7 
6-2 
6-7 

6-7 
60 



3-9 



5-9 

7-2 
8-4 



8-4 

7-6 
6*9 

70 



4-5 
5-7 
4-1 
8-5 
6-6 
3-9 
6-5 
12-3 
7-9 
3-7 
4-8 
8-7 
40 
4-4 



12 




12 


50 


17 


— 


11 
9 
9 


50 

50 


8 
6 


50 
50 


6 


— 


6 


— 


7 
6 


50 
75 


15 


— 


13 
15 


50 
50 


22 


— 


9 


50 


6 


50 


9 


— 


8 


— 


7 


50 


7 


25 


9 


— 


5 


25 


6 


50 


6 


50 


5 


75 


6 


75 


8 


50 


3 


— 



— Grauwackenschiefer. 

IGrobkömige feste Grauwacke wechselt 
mit röthlichen Schiefem. 
IGrobkömige, sehr feste und zähe Grau- 
wacke. 

jDer Gang 3 — 6' mächtig in feinktfrni- 
I ger zäher Grauwacke. 
4 —-6" mächtig, Nebengestein Grünstein. 

2—4" mächtig, GrOnstein. 

Kalkspäthige und blendige Gang^fSUung 

in milden Grauwacken. 
[In milden Grauwackenschichten und 
I Schiefem, Gangfüllung, Bleiglanz, Ei- 
\ senspath und Kalkspath. 

IGangesf&llungmild3 — 4''mächtig,Blende, 
BleiglanZjSchwerspath wech8elnd,mehr 
feste feinkörnige etwas zäheGrauwacke, 
Bleiglanz und Blende 4—6". 



Der Gsng drusig, Quarz, Bleiglanz, 

Fahlerz. 
Kalkspath, Bleiglanz Rothgültigerz. 
Bleiglanzy Quarz in fester grünsteinarüger 

Grauwacke. 
Bleiglanz und Blende im Grünstein. 



53 — 



lelstug IUI Streekeibetrieb. 

Die Feldörter bekommen hierorts eioe darchschnitt- 
liche Höhe von 8 Schah und eine Breite von 4 Schuh. Doch 
kommen auch Streckenbreiten über 6 Fuss vor, je nachdem 
die Mächtigkeit des Qanges ist« 

Aus der vorstehenden Tabelle lassen sich durch Ver- 
gleichen der Betriebsresultate folgende Schlosse ziehen: 

a) Qaerschl&ge. Zur Auffahrung eines Current- 
fusses werden 14 bis 19 Schichten erfordert, je nachdem 
das Gestein beschaffen ist. Es arbeiten gewöhnlich 4 oder 
6 Häuerje nachdem der Betrieb forcirt wird, wozu geschickte 
und fleissige Arbeiter genommen werden. Bei dem Ver- 
gleiche dieser drei Querschläge ersieht man, dass die durch- 
schnittliche Auffahrung in einer achtstündigen Schicht von 
0*05 bis 0*07 Currentfuss wechselt, somit so ziemlich gleich 
ist, obwohl bei der geringsten Auffahrung der höchste Preis 
pr. 1 Currentfuss, nämlich 17 Gulden gesetzt wurde, wo- 
von die Ursache die schwach geschichtete, quarzige, sehr 
feste Grauwacke war. Bei der letzteren war auch natürlich 
der Pulververbrauch grösser, indem vielmehr Schüsse ange- 
wendet werden mussten, damit bei der vorgeschriebenen 
Höhe und Breite und bei dem schlechten Werfen der Schüsse 
der Häuer auf einen Lohn kommen konnte. 

Der geringste Pulververbrauch zeigt sich bei dem 
Querschlage hinter der Lettenkluft, wo festere Granwacken- 
Bchieferschichten mit milderen abwechseln und wo häufig 
der Arbeiter an*s Schrammen angewiesen wird. 

b)Feldörter. Diese werden stets in der Ganges- 
mächtigkeit geführt und der Gang auf einmal herausgenom- 
men, wenn er auch mächtiger als die gewöhnliche Feldorts- 
breite von 4 Fuss sein sollte. Wenn man hier vorzugsweise 
bei mächtigeren Gängen die Beschaffenheit der Gaogfüllung 
vor Allem in's Auge fassen muss, so kommt hier auch nicht 
minder, insbesondere bei schwachen Gängen das Nebenge- 
stein zur besonderen Berücksichtigung. 

Post-Nr. 4 und 5 ist derselbe Gang, nur ist er vor dem 
mitternächtlichen Orte 6 bis 8 Fuss mächtig, weil er sich 
da mit dem Fundgrübner Gange schleppt, demnach auch 
hier ein grösseres Geding gesetzt war. Ein Currentfuss Auf- 
fahrung braucht da 16'5 Schichten, während er vor dem 
Mittagorte, wo zwar auch noch die Schleppung ist, daselbst 
aber am Hangenden und Liegenden bessere Ablösungsflä- 
chen (Sahlbänder) vorkommen, nur 14 '9 Schichten erfordert. 
Der Pulververbrauch und die Auffahruug pr. Schicht stim- 
men gut überein. 

Post-Nr. 6 und 7 sind zwei verschiedene Gänge von 
fast gleicher Mächtigkeit , die im Grünstein (Diorit) strei- 
chen. Obzwar das Gedinge um 1 Gulden differirt, weil der 
eine Grünstein etwas besser sich bohren lässt, und der 
schwache Gang mit demselben verwachsen ist, während der 
andere in der Schleppung mit dem bis 1 Fuss mächtigen, 
drusigen Francisci- Gange in*8 Feld gerückt wird, resultirt 
hier dieselbe Auffahrung und der gleiche Pulververbrauch 
pr. achtstündige Schicht. 

Post-Nr. 8, Carolinen- Gangs-Mitternachtort am 14. 
Laufe. Der Gang streicht durch mildere, schwächere Grau- 
wackenschichten, 1 Currentfuss Auffahrung erfordert nur 
8'6 Schichten, und es ist auch der Pulververbrauch nur 6 Loth 
in einer Schiebt. Dieses Ort nähert sich schon mehr den 
unter Post- Nr. 9 — 12 angeführten Wenzler- und Johanni- 
Gangsörtem, wo die Gangfüllung milder und daher die Lei- 



stung in einer achtstündigen Schicht eine grössere ist, als 
bei den früheren Feldörtem. 

Bei Post-Nr. 9 f&Ht der geringe Pulververbrauch auf, 
obzwar die Auffahrnng in einer Schicht O'IOS Current-FusB 
beträgt. Die Ursache sind hier abermals die milden Schie- 
ferpartien, wo nur schwache Schüsse, die das Gestein bloss- 
lockerOy angewendet werden, und wo die Häuer auch viel 
schrammen müssen. 

Bei Post-Nr. 11 ist wegen des festeren Gesteines das 
Geding höher , der Pulververbrauch wegen der Klüftigkeit 
etwas grösser und die Auffahrung pr. Schicht geringer, was 
vollkommen übereinstimmt. 

c) Abteufen oder Gesenke dem Verflachen der 
Gänge nach, zur Verbindung zweier Ganghoriaonte, um ein 
Mittel zum Abbau vorbereiten zu können, werden in der 
Begel 9 Schuh lang und 5 bis 6 Schuh breit getrieben. 

In den angeführten vier Fällen wechselt der Geding- 
satz von 15 bis 22 Gulden, die Auffahrung pr. Schicht ist 
0*034 bis 0*050 ähnlich wie bei Post-Nr. 3, wo das Gestein 
fest und daher ein grösseres Geding gegeben werden musste. 
Ein Current-Fuss erfordert hier schon 17 bis 28*6 Schichten 
und der Pulververbrauch pr. Schicht yariirt zwischen 7 bis 
8*4 Lth. DasKreuzklüfter-Gangs Abteufen war das theuerste, 
nachdem der Gang in zwei Trümmern im festen Grünstein 
hinuntersetzte. 

d) Abbau durch Firstenstrassen. Hier wech- 
selt die Leistung eines Arbeiters von 0*058 Current-Fuss 
bis 0*249 Fuss pr. Schicht, je nachdem die Gangfüllung 
und Mächtigkeit ist, Sahlbänder vorkommen ^ fleissige oder 
faule Arbeiter sind. Es lassen sich daselbst keine so ge- 
nauen Leistungen eruiren , wie auch aus der Tabelle zu 
ersehen ist. Der mächtige , grösstentheils in grobkörniger, 
quarziger sehr fester Grauwacke , oft in zwei bis drei stär- 
keren Trümmern streichende Eusebi-Gang hat Firsten- 
strassen mit 9 fl. 50 kr. bis 14 Gulden pr. i Current-Fuss; 
auch auf den anderen Gängen ist durchschnittlich 1 Current- 
Fuss Auffahrung ziemlich theuer und es sind wenig Firsten- 
strassen unter 4 fl. pr. Schuh. 

Im Vorliegenden wurden einige der theuersten heraus- 
genommen und man sieht, dass 8*5 bis 17*1 Schichten noth- 
wendig sind, um 1 Current Fuss herauszuschlagen, was na- 
türlich grösstentheils von dem Fleisse des Arbeiters ab- 
hängt. So sieht man z. B. beim Vergleiche der Post-Nr. 22 
mit 23, dass die Leistung fast dieselbe ist, während der 
Ausfall pr. Schicht bedeutend variirt, obzwar in dem einen 
Falle das Gedinge höher, weil das Gestein ein festeres ist, 
die fleissigen Häuer bei Post-Nr. 23 jedoch auch einen grös- 
seren Lohn haben. Verschieden ist auch der Verbrauch 
an Pulver, welcher besonders bei Post-Nr. 24 auffallend 
ist und von einer Verschleppung desselben durch den be- 
treffenden Häuer herrühren dürfte. 

Der Pulververbrauch auf den Firstenstrassen variirt 
überhaupt sehr, und er lässt sich da , wo man bald mehr^ 
bald weniger braucht, nicht ganz genau bestimmen , indem 
oft ein Häuer das bestimmte Pulverquantum abfasst und 
wenn er es nicht verbraucht, seinen Theil anderen Kame- 
raden verkauft, die weniger abgefasst haben und m^hr be- 
nöthigen. Auch verschiessen manche Häuer mehr als noth- 
wendig ist, überhaupt wenn sie nicht einen Schuss gut an- 
zubringen wissen. 

Post-Nr. 30 zeigt die Leistung bei einer im Durch- 
schnitte 1 ^4 Fuaa mächtigen Bergfestnachnahme, woselbst 



54 — 



die Anffahrnog pr. Schicht die grösste, der Palveryerbrauch 
gering und das Gedinge das kleinste ist. 

Was die Leistung der Hftaer im Schachtabteufen 
betrifft^ so stehen mir dermalen keine Besultate zur Vei^ 
f&gung, nachdem der Annascbacht vom 22. Laufe an unter 
Wasser ist, und bei dem Prokopischachte in dem letzten 
Semester grösstentheils Stossnachnahme war, um die Scha- 
lenförderung daselbst bis zum 20. Laufe einbauen zu kön- 
nen. Im currenten Betriebe war dieser Schacht in dem letz- 
ten Monate und es haben daselbst 12 Häuer in Drei-Drittel- 
schichten gearbeitet. Die Anzahl der Schichten betrug 288» 
aufgefahren wurden 5% ^ii^s, daher in einer Schicht 0*019 
Current-Fuss, somit erforderte 1 Current-Fuss 52*3 Schich- 
ten. Ein Häuer kam pr. Schicht auf 1 fl. 06 kr. ohne Per- 
centualzulage und nach Abzug des Pulvers und Oels. 

Ich kann nicht umhin, hier noch die Leistung einer 
Arbeiterkhfir anzuführen, der ein bestimmtes Geding gesetzt 
wurde , mit dem Versprechen , dass ihnen Alles abgenom- 
men wird, was sie sich ausschlagen ohne Rücksicht auf die 
Theuerungszulage und den Normalschichtenlohn , kurz der 
Versuch, freies Gedinge einzuführen, was auf 
Anregung des Herrn k. k. Ministerialrathes Dr. Freiherrn 
y. Hingenau*) geschah. Es hatte sich nämlich darum 
gehandelt, die Löcherung zweier Querschlags-Gegenörter zu 
for^iren, und zu diesem Behuf e wurden 12 Mann fleissige 
Häuer ausgesucht, von denen je sechs in eine Khiir kamen. 
Das Gestein y in dem der Querschlag eingestemmt wurde, 
ist ein fester, dichter Grünstein und es wurden jener Khür, 
mit der der Versuch gemacht wurde^ 15 fl. 50 kr. pr. Curr.- 
Fuss Auffahrung gegeben , wo hingegen die anderen sechs 
Mann vor dem Gegenorte 16 fl. 50 kr. pr. 1 Current-Fuss 
beim beschränkten Gedinge erhielten. In dem Zeiträume 
von vier Wochen erfolgte nun der Durchschlag , und es ga- 
ben die im freien Gedinge arbeitenden Häuer eine Auffah- 
mog von 12% Fuss, die anderen nur 7V2 Pubs. 

Aus der nachstehenden Berechnung ist zu ersehen^ 
dass bei diesem Versuche die Leistung und der 
Verdienst eines Häuers beim freien Gedinge 
grösser ist, und hiebei an Zeit und Geld er- 
spart wird, wenn überhaupt fleissigen Arbei- 
tern freies Geding gesetzt wird. 

DieGesammtlänge des Querschlages beträgt 61 y^Fuss ; 
Auffahrung der sechs Häuer beim freien Gedinge 12% 
Fuss k 15 fl. 50 kr., die anderen sechs Mann beim be- 
schränkten Gedinge 1^/^ Fuss d. 16 fl. 50 kr. 

Die ersten Häuer gaben vor demselben Orte beim be- 
schränkten Gedinge nur 6% Fuss; und es beträgt die 
durchschnittliche monatliche Auffahrung, selbst bei der gross« 
ten Leistung höchstens 8 Fuss, mithin hätte man zur Aus- 
fahrung des ganzen Querschlages 61*5:8 = 7*7 oder rund 
7^2 Monate gebraucht. 

Aus den vorliegenden obigen Auffahrungen resultirt 
die Leistung eines Häuers beim beschränkten Gedinge 
mit 7-5: 6 = 1-25 Fuss, 

beim freien Gedinge 12'75:6 = 2125 Fuss, mithin 
würde man die ganze Länge beim freien Gedinge in 3% Mo- 
naten ausgefahren haben. 



L 12*75 Fuss kosten 197 fl. 62*5 kr. 

n. 7- 5 Fuss n 123 • 75 u 

Die sonstigen Unkosten betragen monatlich: 
bei I ... 36 Pfund Pulver i 40 kr. = 1 4 fl. 40 kr. 
18 n Oel & 33 » = 5 n 94 II 
Summa . . . . 20 fl. 34 kr. 
Bei II. war der Pulver- und Oel verbrauch derselbe, 

somit 20 fl. 34 kr. 

die Theuerungspercente betrugen bei jeder Khür 9 fl. 92 kr. 
Bei der Gesammtlänge von 61*5Fas8 würde diess ge- 
kostet haben : 

a) beim beschränkten Gedinge von durch- 
schnittlich 16fl. 

pr. 1 Currentfiiss 61-5 X i6 = 984 fl. 

Pulververbrauch 36X75=270 öl k 40kr.=108 fl- ~ kr. 

Oelverbrauch 18X7-5=135 AT. i 33 kr. ;=: 44 , 55 n 

Summa . . . I52fl. 55 kr. 
von obigen 984 fl. abgezogen, verbleibt • 831 fl. 45 kr., 
hiezu Theuerungszulage monatlich 

9 fl. 92 kr. X 7 5 = 74 fl. 40 kr. 

Summa . . 905 fl. 85 kr. 

Die Anzahl der verfahrenen Schichten würde betragen 

24X7'5X6=1280, hieraus resultirt der Verdienst eines 

Häuers pr. Schicht mit 71*5 kr. 

b) beim freien Gedinge: 

61-5 X 16fl.= 984 fl. — kr. 
Pulver und Oel 76 t» 27*5 n 

9(»7 fl. 72-5kr., 
verfahrene Schichten 24 X 3-75 X 6 = 640, und es be- 
rechnet sich somit der Verdienst eines Häuers pr. Schicht 
mit 1 fl. 41-7 kr. 

Es ist hier somit dieselbe Leistung in der halben 
Zeit erzielt worden, der Verbrauch an Pulver und Oel ist ein 
geringerer und nebenbei wird die Theuerungszulage erspart. 

Man kann allerdings im Allgemeinen nicht annehmen, 
dass bei einem freien Gedinge die Arbeiter in derselben 
Zeit doppelt so viel leisten werden, (wie es dieser Versuch 
ergeben hat), aber jedenfalls wird die Leistung stets eine 
grössere sein als gewöhnlich und mit weniger Unkosten 
verbunden, dabei wird der flßi ssige Arbeiter auch wirklich 
einen grösseren Verdienst haben. 



Bemerkung der Bedaction. Wenngleich die Ver- 
schiedenheit der Verhältnisse es nicht f^berall gestattet, mit ei- 
nem Maleaus dem bisher fiblichen nbeschränkten Gedinge« 
zu dem rationelleren »freien Gedinge« ttbersngehen , so 
sind doch schon von Seite der obersten Leitung des Staatsberg- 
baues die Anstalten vorbereitet, um das Letztere fllr die Zukunft 
zur Basis der Lohnsbemessung zu machen. Diese Zeitschrift 
wird von Zeit zu Zeit Nachrichten ttber die Fortschritte dieser 
Reform bringen und jedem freiwilligen Beitrage von Erfahrungen 
darüber mit Vergnügen ihre Spalten öfihen. 



*) Welchem vom März bis Ende September 1866 als Mi- 
nisterial-Commissär in Przibram zugleich die Oberleitung daselbst 
tibertragen war. 



Ausserordentliche Vorträge an der Leobner 
Bergacademie. 

Versammlung vom 26. Januar. Herr Bünisterial- 
rath Bitter von Tunner hielt einen Vortrag folgenden 
Inhaltes aber die chemische Constitution des Bob- 
eisens. Es ist eine auffallende Erscheinung und für die 
Sidero-Chemie kein ehrenvolles Zeugniss, dass man über 
die chemische Constitution eines in so grosser Menge pro* 



- 55 — 



dncirten Metalles bis sar Stande nnr Hypothesen anfsustel- 
len im Stande ist. Der Grand dafür liegt einerseits in der 
von alten Zeiten her fortgepflanzten Meinung, man bedtlrfe 
keiner Chemie des Eisens, welcher man daher erst in den 
letxten Jahren mehr Aufmerksamkeit schenkt, anderseits in 
der Schwierigkeit einer verlftsslichen Analyse. Je nachdem 
das Roheisen langsam oder schneller erkaltet, scheiden sich 
einzelne Bestandtheile in verschiedener Menge aus und las- 
sen eine Verbindung von veränderlicher Zusammensetzung 
sarSek. Die beste Analyse wurde von Fresenius an dem 
Siegener Spiegeleisen ausgeführt, nur ist die Zusammen- 
setzung der Zuschläge dabei nicht angegeben. 

Betrachtet man die Resultate der Analysen , so findet 
man, dass die meisten Hoheisensorten 5 — 8, selten 12 und 
nur in seltenen Fällen« bei grossem Mangangehalte bis 20% 
und darüber fremde Bestandtheile enthalten, worunter bloss 
KohlenstofP, Silicium, Phosphor und Schwefel beständig, 
andere Körper theils häufig, theils selten oder ausnahms- 
weise erscheinen. Es gibt nun weisses Roheisen, welches, 
wie z. B. das Yordemberger, ausser 3 — 4% Kohlenstoff 
nicht ein Zehntel anderer Bestandtheile, wesentlich Silicium, 
enthält, daher der Hauptsache nach Kohleneisen ist. 
Wird dasselbe ohne Zuthaten im Kohlen- oder Thontiegel 
geschmolzen und langsam erkalten gelassen, so ensteht 
graues Eisen, dessen färbenden Bestandtheil der ausgeschie- 
dene Graphit bildet. Es ist daher anzunehmen, dass das 
graue Roheisen aus weissem durch Abscheidung von Gra- 
phit beim Erkalten entsteht, daher wie dieses als wesentli- 
chen Bestandtheil nur Fe und C enthält. Dass der Graphit 
reiner Kohlenstoff sei , ist erst seit einigen Decennien nach- 
gewiesen, indem derselbe in der ersten Auflage von Karsten 
noch als Verbindung von Kohlenstoff und Eisen angesehen 
wird. 

Unter den Verbindungen des Eisens mit Kohlenstoff 
zeigt nur eine, das Spiegeleisen, sichere Merkmale einer 
chemischen Verbindung, und zwar Krystallisation, deren 
System allerdings nicht erkennbar ist, dann das Verschwin- 
den einzelner Eigenschaften der Bestandtheile, z. B. der 
Weichheit und grossen Strengflüssigkeit des chemisch reinen 
Eisens und des Kohlenstoffes, indem das Spiegeleisen sehr 
hart, spröde und leichtflüssig ist. Der Zusammensetzung des 
Spiegeleisens entspricht am nächsten die Formel Fe^ C, es 
ist das Viertele arburet des Eisens. Alle Bemühungen, andere 
Verbindungen herzustellen, sind gescheitert; so die Ver- 
suche von Faraday. Berthier gibt an, er habe eine Ver- 
bindung Fe C erhalten; allein es ist darüber nichts weiter 
bekannt geworden. Calvert hat als Rückstand von der 
Auflösung in einer schwachen Säure Fe^ C^ erhalten, welche 
Verbindung sich sogar beim Umschmelzen mit viel Brenn- 
stoff im Kupolofen ergeben haben soll; die Existenz einer 
solchen chemischen Verbindung muss jedoch bezweifelt 
werden. Gurlt endlich hat ein Achtelcarburet Fe^ C auf- 
gestellt ; Tunner indessen hält den betreffenden Körper, der 
in unreinen und unvollkommenen Oktaedern krystallisirt, für 
reines Eisen und hat seine durch Analysen von Prof. Richter 
nnterstützten Ansichten hierüber, welche von Gurlt bis- 
her keine Widerlegung fanden, im XUI. Bande des Jahrb. 
der Bergacademieen veröffentlicht. Es existirt also nur eine 
unzweifelhafte Verbindung, das Spiegeleisen Fe^ C; die 
andern Sorten des weissen Roheisens sind Auflösungen von 
chemisch reinem in Spiegeleisen. Das graue endlich ist eine 



eben solche Auflösung, welche noch ausgeschiedenen Gra- 
phit enthält. 

Die eleckopositiven Körper, welche das Eisen enthält, 
wie Mn, Cu, AI, Ca, Mg vertreten zum Theile das Eisen in 
seiner Verbindung mit dem Kohlenstoffe ; darunter kommt 
besonders Mangan vor, dessen im Vergleiche zum Eisen 
in grösserer Menge geringeres Atomgewicht einen höheren 
procentischen Kohlengehalt des Roheisens herbeiführen muss, 
was die Apalysen bestätigen. Aber auch der Kohlenstoff hat 
seine Vertreter, und zwar sind es die früher angeführten nie 
fehlenden electronegativen Bestandtheile Si, S, P, welche, 
wie es von Gurlt nachgewiesen wurde , den Kohlenstoff 
ersetzen. Tunner hält indessen diese Nach Weisung nur be- 
züglich des Siliciums für vollkommen sicher , wegen dessen 
Aehulichkeit im Aussehen und Verhalten mit dem Kohlen- 
stoffe. Das Roheisen lässt sich nun allgemein als eine Ver- 
bindung folgender Zusammensetzung betrachten : 



Fe, 

Mn, 

Cu, 

AI, 

Ca, 

Mg4 



C 

Si 

s 
p 



-f m C + n Si + q Fe, 



worin m C und n Si veränderliche Mengen abgeschiedenen 
Kohlenstoffe^ und Siliciums, q Fe eine verschiedene Quanti- 
tät aufgelösten reinen Eisens bedeutet. 

Doch bilden sich noch , je nach der langsameren oder 
schnelleren Abkühlung, verschiedene Verbindungen , z. B. 
'▼on Mn mit S, P und Si, dann von Cu mit S, die sich theil- 
weise ausscheiden. 

Die ausgesprochenen Behauptungen lassen sich auch 
durch einen Blick auf den Stahl erproben. Dieser steht be- 
Eüglich des Kohlengehaltes zwischen Roh- und Stabeisen in 
der Mitte, indem Gussstahl durch Zusammenschmelzen von 
Stabeisen mit Spiegeleisen entsteht. Dass nur der höhere 
Kohlenstoffgehdlt das Eisen zu Stahl macht, ergibt sich auch 
aus der Darstellung des Cementstahles. Der gehärtete Stahl, 
welcher durch schnelles Erkalten entsteht, ist ein inniges 
Gemenge von Spiegeleisen = Fe, C mit Fe ; bei langsamem 
Erkalten hingegen verwandelt sich das im Stahl enthaltene 
Spiegeleiseu durch Ausscheidung von Kohlenstoff in graues, 
bei welchem sich jedoch der Graphit nur durch die graue 
Farbe des ungehärteten Stahles zu erkennen gibt. Der letz- 
tere enthält bloss Reste von Fe, C, gemengt mit Fe und C, 
und seine geringere Härte erklärt sich dadurch, dass darin 
nur wenig unverändertes Spiegeleisen mehr vorkommt. Die 
Hypothese von Jullien, dass der gehärtete Stahl den Kohlen- 
stoff als Diamant enthalte, und diesem seine Härte verdanke , 
hat keinen befriedigenden Grund für sich. 

Die angegebene einfachste Theorie über die Constitu- 
tion des Roheisens , welche übrigens Tunner schon vor 30 
Jahren in der Brochure: «Ueber Anwendung der erhitzten 
Gebläseluft etc.«, herausgegeben vom Vereine zur Unter- 
stützung der Gewerbe, Wien 1838, ausgesprochen hat, 
erfährt also auch durch den Stahl keinen Widerspruch und 
ist als die wahrscheinlichste von allen zu betrachten. 

Hieraufsprach Hr. Assistent Tallatschek über den 
Auf hängepunkt des Gradbogens bei flachen Schnü- 
ren. Von den Formeln für die Kettenlinie ausgehend, 
zeigt der Vortragende, wie gefährlich für die Genauigkeit der 



— 56 - 



Arbeit die von Hannstadt in seiner «Markscheidekunsttt j 
angegebene Regel sei, den Gradbogen im Verhältniese der 
Grösse des Tonnlagewinkels «fther gegen den unteren Schrau- 
benpunkt der flachen Schnur za rflcken und weist nach, dass 
bei angemessen gespannten Schnfiren das arithmetische 
Mittel der beim unteren und beim oberen Schraubenpunkte 
Yorgenommenen Gradbogen- Ablesungen sich vom wahren 
Tonnlagewinkel nur um eine Grösse unterscheidet, die weit 
unter die Grenze des unvermeidlichen Ablesefehlers am Grad- 
bogen fällt. Auf den schädlichen Einfluss des Gradbogen- 
gewichtes übergehend, führt der Sprecher zuerst die vom ver- 
storbenen Markscheider Florian angegebene Regel an, 
welche lediglich den Tonnlsgewinkei, nicht aber die Schnur- 
I finge berücksichtigt, und bespricht sodann die Yersuchsresul- 
tate Dr. Junge*s (mitgetheilt in der Freibg. Erg. u. Hütt. Ztg» 
1862) und die von demselben aufgestellte Vorschrift, welche 
wieder nur die Schnurlänge und nicht den Tonnlagewinkel 
berücksichtigt, während eine vom k. k. Prof. v. Miller ange- 
gebene Regel beiden Einfluss nehmenden Umständen Rech- 
nung trägt. 

Hierauf übergebt der Vortragende auf die in dieser 
Richtung abgeführten und in der Freibg. Bg. u. Hütt. Ztg, 
1863, Nro. 25 veröffentlichten Versuche des Markscheiders 
Borchers über, und spricht zum Schlüsse die Ansicht aus, 
dass der von letzterem eingeschlagene Weg für die Praxis 
am meisten zu empfehlen sei, indem Borchers nicht wie 
Florian, Dr. Junge und v. Miller den Punkt der flachen 
Schnur, in welchem der Gradbogen aufgehängt werden soll, 
sondern die nachträglichen Correcturen bestimmt, welche 
an dem in der Mitte der Schnur abgenommenen Tonnlage- 
winkel, oder an der darnach berechneten Saigerhöhe unC 
Ebensohle vorgenommen werden müssen , um die richtigen 
Werthe zu erhalten. 



Der lGi£Bämter-Direetionsadjunct im Finanzministerium 
Stanislaus v. Abrahamsberg zum Director und die Kanzlei- 
ofGciale daselbt : Jacob R o s s i, Joseph O r a n n e r, Peter Alten- 
burger und Anton Neubauer zu Dlrections-Adjuncten bei 
den Hilfiilmtem des Finanz -Ministeriums (Z. 158-F. M., ddo. 
5. Februar 1867). 

Nr. 779. Dienst-Coaears-Anssehreibung. 

Im Districte der k. k. Berg-, Forst- und Oüter-Direction zu 
Schemnitz ist eine Schichtenmeistersstelle erster Classe oder im 
Vorrückungsfalle eine der zweiten und eventuell der dritten Classe 
zu besetzen. Mit der Schichtenmeistersstelle erster Classe sind 
an Gehalt jährl. 840 fl., mit jener der zweiten Ci. 735 fl. und mit 
jener der dritten Classe 63U fl. Oe. W., dann mit jeder der 3 
Stellen das Naturaldepntat mit jährlichen tO Wiener Klafter 3'gen 
Brennholzes in dem pensionsmässigen Werthe von 2 fl. S'l^/^ kr. 
per Klafter und eine Naturalwohnung oder 10% des Gehaltes 
als Quartiergeld verbunden. Gesuche um eine dieser in der 
X. Diätenclasse eingereihten Stellen, sind insbesondere unter 
Nachweisung der mit gutem Erfolge absolvirten bergacademi- 
sehen Studien, der praktischen Kenntnisse im Grubenbaue und 
Auf bereitungswesen, der bisherigen Dienstleistung in diesem Fache 
und der Kenntniss der deutschen und slavischen Sprache binnen 
vier Wochen bei der k. k. Berg-, Forst- und Güter-Direction 
zu Schemnitz einzubringen. 

Schemnitz, am 7. Februar 1867. 



i^dministrati vos. 
Srnennangsn. 
Se. k. k. Apostolische Majestät haben mit Allerhöchster 
EntSchliessung vom 31. Jänner d. J. dem Ministerial-Concipisten 
im Finanz-Ministerium Adolf Deimel, den Titel eines Berg- 
rathes taxfrei allergnädigst zu verleihen gerua.. 

Se. k. k. Apostolische Majestät haben mit Allerhöchster 
EntSchliessung vom 31. Jänner d. J. dem Miniaterialsecretär im 
Ministerium für Handel und Volks wirthschaft Wilhelm Heget, 
eine Sectionsrathsstelle zu verleihen und den Berghauptmann Ant 
Schauenstein zum Ministerial-Secretär in demselben Ministerium 
allergnädigt zu ernennen geruht. 

Vom Finanzministerium: 

Der Kanzleiofficial bei der Berg-, Forst- und Güter- 
Direction in SchmöUnitz, Titular - Werkscontrolor Thaddfius 
Kern zum Porbirer der Aranyidkaer Werksverwaltung unter 
Fortbelassung seines Ranges als Werkscontrolor (Z. 3b98, ddo. 
2. Februar 1867). 

Der Felsöbanyaer Schichtenmeister Franz Süssnerzum 
Schichtenmeister in Kapnik und an dessen Stelle der Bergwesens- 
ExpectantComelHla vatsek zum Schichtenmeister inFelsöbanya 
(Z. ^512, ddo. 2. Februar 1867). 

Der Med. und Chir. Doctor Ludwig Posgay zum Werks- 
arzt bei der Felsöbanyaer Werksverwaltung (Z. 2997, ddo. 2. 
Februar 1867). 



AMÜNDIGUNGEN. 

GätESchmanil, M. F., die Ansammlung und Untersuchung von 
Lagerstätten nutzbarer Mineralien. 2. vollständig durch- 
gesehene und verbesserte Auflage. Mit 146 eingedruckten 
Holzschnitten, gr. 8. Leipzig 1866. Felix . . . 6 fl. 67 kr. 

Ingeniear- Kältender für Maschinen- und Hüttentechniker. 
1867. Eine Sammlung der wichtigsten Tabellen, Formeln, 
und Resultate aus dem Gebiete der gesammten Technik 
nebst Notizbuch. Unter Mit.viikuu^^ des westfälischen Be- 
zirks-Vereines deutscher Ingenieure, bearbeitet von P. Stühlen. 
2. Jahrgang. 8. Essen. Baedeker 1 fl. 73 kr. 

Ingenli^ars-Taselienbuch, Herausgegeben von dem Vereine 
ftHütte». 7. umgearbeitete und vermehrte Auflage. Mit 349 
Holzschnitten. Berlin 1867. Ernst & Korn . . 3 fl. 34 kr. 

Knapp, F., Lehrbuch der chemischen Technologie. Zum Unter- 
richte und Selbststudium. 3. Auflage L Band, 1. Abtheiiung 
und I. Band, 2. Abtheilung. 1. Lieferung, gr. 8. Braun- 
schweig. Vieweg & Sohn 8 fl. 

Troska, R.» die Hohöfen- Dimensionen auf Grundlage des Hoh- 
ofen Processes. Ein Leitfaden bei Zustellung von Eisenhoh- 
öfen, gr. 8. Weimar 1867. Voigt 80 kr. 

Vogt, C, Lehrbuch der Geologie und Petrefactenkunde. 3. Auf- 
lage. L Band, 1. und 2. Lieferung, gr. 8. Braunschweig 
1866. Vieweg & Sohn 4 fl. 

Wagner, X B., die Metalle und ihre Verarbeitung. Brenn- 
materialien, Heizung und Feuerung. Für den Selbstunter- 
richt und zum Gebrauche an Universitäten und technischen 
Lehranstalten. 2. vermehrte und verbesserte Auflage. Mit 
241 Holzschnitten, gr. 8. Leipzig 1866. Wigand . . . 8 fl. 
Zu geneigten Aufträgen erapfieht. sich bestens 

G. J. Manz'sche Buchhandlung 

in Wien, Kshimarkt, Nr. 7, 

gegenüber der Wallnerstrasse. 

Ein in der Zugntsmaoliung armsr — auch silberhaltiger — 
Xupfererse auf nassem Wege erfahrener junger Berg- u. Hütten^ 
mann sucht Engagement. 

Franco-Offerten sub. C. P. 1. 2. befördert die Expedition 
dieser Zeitschrift. 



Diese Zeitschrift erj^cheint wöchenUich einen Bogen stark mit den nöthigen artistischen Beigaben. Der Pränumsrationspreis 
ist jährlich loeo Wien 8 fl. ö. W. oder 5 Thlr. 10 Ngr. Mit franco Postversendnng 8 fl. HO kr. ö. W. Die jÄliresabonnenten 
erhalten einen officiellen Bericht über die Erfahrungen im berg- und Mttenmännischen Maschinen-, Bau- und Aufbereitungsweisn 
Atlas als Gratisbeilaee. Inserate finden gegen 8 kr.^ö. W. oder P/j Ngr. die gespaltene Nonpareilleseile Aufnahme. 
Zuschriften jeder Art könueufnur franco angenommen werden. - 



Dnak v. Karl WlaUrBlta a Co. la WIM. 



F4r den Verlag TeraDtwortlicb : Carl Reger. 



N= 8- Oesterreichische Zeitschrift i^^^- 



IT. Jahrf:aMf:. 



S5. Febraar. 



mr 



Berg- und Hüttenwesen. 



Verantwortlicher Redacteur: Dr. Otto Freiherr von Hingenan, 

k. k. MlalfterlAlratb Im linantmlnifteriuin. 

Verlag der G. J. Manz'schen Buolüiandlang (Eohlmarkt 7) in Wien. 

Ixüialt : AoMerordentUche YortrSge an der Berg^academie bq Leoben. — Verauche zur Gewinnung von Nickel und Kobalt 
ans silberhaltigen Kupfererzen. — Die Anwendung der electrischen Zündung beim Gesteinsprengen. — Gewerkschaftliche und 
Vereins- Nachrichten« — Literatur. — Notizen. — Administratiyes. — Correspondenz der Bedaction. — Ankündigung. 



AoBserordentliehe Vorträgö an der Berg- 
Aeademie zu Leoben. 

Versammlung am 9. Februar. Prof. v. Miller 
spricht zuerst über die neuesten Fortschritte beim 
öster. Salinenwesen. Er schickt voraus, ihn hätten 
zur Wahl dieses Themas^ obwohl der Gegenstand vom 
grossen montanistischen Fahrwasser etwas abseits liege, 
zwei Ursachen bewogen. Erstlich habe er selbst einmal 
durch einige Jahre bei der S»iline gedient, und habe daher, 
obwohl dieser Industriezweig der öffentlichen Concurrenz 
entrückt sei, demselben noch immer ein Stück Anhänglich- 
keit bewahrt; vornehmlich habe ihn jedoch eine vor mehre- 
ren Jahren im Reichstage gehaltene Bede hiezu bewogen, 
in welcher von einem Abgeordneten, der obwohl Montani- 
stiker dennoch über seinen Gegenstand nicht im Geringsten 
informirt gewesen sei, die österreichischen Saunisten wie 
occidentale Chinesen hingestellt worden seien. Er wolle 
daher wenigstens im Kreise jener Fachgenossen, mit denen 
er zusammenlebe, die Ehre seiner ehemaligen Collegen ret- 
ten und beweisen, dass im Salinenfache tüchtige und den- 
kende Köpfe arbeiten, und dass gerade in den letzten De- 
cennien sehr Vieles für den Fortschritt in demselben gesche- 
hen sei.*) 

Prof. V. Miller theilt seinen Gegenstand in 3 Theile, 
deren Besprechung er sich jedoch auf mehr als Einen Abend 
vertheilen müsse. 

Der erste Theil soll die Anwendung des Wassers zur 
Soolengewinnung im Grossen umständlich beleuchten, der 
zweite von den Bestrebungen handeln, welche man dermalen 



*) Man wird uns gestatten, daran zu erinnern, dass in die- 
ser Zeitschrift der Redacteur selbst schon im Jahre 1863. (Nr. 14) 
jenen rhetorischen Angriffen mit Aufzählung wesentlicher Fort- 
schritte entgegengetreten ist, um die technischen Fortschritte 
des Salinen Wesens bei uns in Erinnerung zu bringen, welche 
man, im Eifer für administrative Beformen, etwas zu sehr 
übersehen zu können glanhte. Uebrigens sollte man nach unserer 
Ansicht auch Letztere nicht über den Erstem vergessen. Wir 
haben auch darüber schon Manches angedeutet, Jahrg. 1863 
Nr. 26, 350 — und stehen nicht ganz auf dem Standpunkte des 
Redners, was wir aus guten Gründen hier verwahrungsweise be- 
merken wollen. O. H. 



mache, um der Auslaugnng des Haselgebirges durch Wasser 
zur Erreichung regelmässigerer Werker-Umftnge die Gewin- 
nung auf trockenem Wege vorausgehen zu lassen. Der 
dritte Theil endlich soll den Brennstoffverbrauch der Sud- 
hütten näher beleuchten. Da aber der Sprecher seines Zei- 
chens ein Bergmann sei, so getraue er sich nur in den bei- 
den ersten Theilen in ein gründlicheres technisches Detail 
einzugehen, beim dritten aber müsse er sich in dieser Be- 
ziehung allgemeiner halten, und werde sich daher dort vor- 
nehmlich nur physikalischer Sätze als kritischen Maasstabes 
bedienen. 

Hierauf beschreibt der Sprecher den Vorgang bei der 
Werksanlage, der Offenverätzung, und die Stadien der ge- 
meinen oder intermittirenden Ver Wässerung« Nachdem er 
die hauptsächlichsten Nachtheile dieser letzteren beleuchtet 
hat, geht derselbe auf die Beschreibung der continuirlichen 
Wässerung über, um deren Einführung in die Praxis sich 
namentlich der pensionirteAusseer Bergmeister Hörn er von 
Roithberg grosses Verdienst erworben habe. Erfunden wurde 
dieser Process aber am Salzberge zu Hall, in Tirol, wo schon 
vor 200 Jahren das Werk pGröbner & Lang» durch volle 23 
Jahre durch n Wässern im Durchrinnen ^ aufbenfitzt wurde, 
wie die Alten sehr bezeichnend die continuirliche Wässerung 
benannten. Die vornehmsten Erfahrungen, welche der Spre- 
cher durch Skizze und Wort erläutert, seien jedoch durch 
die continuirliche Verwässerung des Eustach-Herrish- Werkes 
im reichen Gebirge zu Aussee über eine Versudhöhe von 
nahe 54' und durch jene des nBuch- Werkes» zu Hall 
in Tirol über eine Versudhöhe von circa 50' erreicht worden. 

Ministerialrath Ritter v. Tun n er gab bekannt das 
ihm eingesendete Programm über das patentirte System 
der Herren Graeser, Walland und Libert zur Verkohlung, 
respective Verkoakung von Torf, Braunkohle und 
achwachbackender Steinkohle. Die Patentinhaber geben an, 
dass es ihnen endlich nach vielem Aufwände an Zeit und Geld 
gelungen sei, diese Verkoakung in% hiefflr eigens con- 
struirten grossen Koaksöfen zu Stande zu bringen, so zwar, 
dass die erhaltenen Koaks allen Ansprüchen genügend aus- 
fallen. — Um nun dieses wichtige Verfahren der Verkoa- 
kung mehr bekannt zu machen, dasselbe an den verschie- 
denen Brennmaterialien versuchen und erproben, und sol- 



— 58 — 



eher Oestalt demBelben Eingang in der Praxis verBchaffen zu 
können, beabsichtiget Herr Walland in Wien einen solchen 
Yersacbsofen zu bauen, dessen Kosten auf 4000 fl. veran- 
schlagt sind, und im Subscriptionswege unter den für diese 
Verkoakung interessirten Gewerken und Industriellen aufge- 
bracht werden sollen. 

Der Herr Ministerialrath erw&hnt die grosse Wichtig- 
keit einer derartigen, wirklich praktisch gelungenen Ver- 
koakung für Oesterreich, insbesondere für Innerösterreich, 
und führt an, wie viele derartige Versuche schon gemacht 
wurden, die alle mehr oder weniger misslungen sind. Aus 
diesem Grunde, und weil die Patentinhaber als Techniker 
sich keines besonderen Namens zu erfreuen haben, hegt der 
Vortragende auch in das angegebene Gelungen sein der in 
Rede stehenden Versuche gerechten Zweifel. Zu dem scheint 
Wien nicht der geeignete Ort zur Errichtung eines solchen 
Verkoakungsofens, wenn derselbe wirklich schon für ein 
oder das andere Brennmaterial erprobt ist. Dem gemäss 
vermag der Redner zwar nicht di«) ihm eingesendete Sub- 
scriptions- Einladung besonders zu befürworten, glaubt aber 
gleichwohl dieselbe bekannt geben zu sollen.*) 

Schliesslich ergreift Prof. Kupelwieser das Wort, 
um die Resultate zu besprechen , welche bei Anwendung 
der Rasehette*schen Oefen, deren Principals bekannt vor- 
ausgesetzt werden konnte, erzielt wurden. Nachdem der 
Vortragende das allgemeine Interesse erwähnt, welches die- 
selben bei Gelegenheit der Londoner Ausstellung im Jahre 
1862 mit Recht fanden, obwohl das Princip bereits früher 
von Alger (Polyt. Central blatt 1850) und von Abt (Oester. 
Zeitscbr. für Berg- u. Hüttw. ] 858) erörtert und als richtig 
erkannt wurde, führt er die Ikcsuitate an, welche Ing. Aubol, 
Bevollmächtigter des General Raschette, als am Ural er- 
reicht in seiner Broschüre angibt, wornach die Brennmate- 
rialersparung beim Eisenhohofenbetriebe bei 157oy ^^^^ 
Kupferhütten betriebe aber bei 30 7^ betragen soll, und ver- 
gleicht diese Ergebnisse mit den iu Deutschland erhielten. 

Das meiste Aufsehen erregte der Bau und Betrieb des 
Raschette'schen Ofens, welchen die Commandit-Gesellschafc 
Elfes & Comp, zu Mühlheim am Rhein für Roheisenproduc- 
tion unter persönlicher Leitung des Ing. Anbei erbaute und 
am 27. April 1864 in Betrieb setzte, um denselben, nach- 
dem ein Streit zwischen der Gesellschaft und H. Ing. Aubel 
ausbrach, der mit der Entfernung des Letzteren von der 
Leitung des Betriebes endigte, nach einigen wenigen Mona- 
ten auszublasen und nicht wieder in Betrieb zu setzen. Die 
Resultate entsprachen den gehegten Erwartungen nicht, und 
blieben sogar hinter denen von gewöhnlichen Koakshohöfen 
derselben Gegend weit zurück, indem die Productionsmenge 
per 24 Stunden nur 350 Ctr. betrug gegen 7 bis 800 Ctr. 
(Steelerhohofen), während der Roaksverbrauch bei 35pro- 
centigen Erzen bis 150 Pfd. auf 100 Pfd. Roheisen stieg. 
Ein Grund dieser ungenügenden Resultate mag wohl in dem 
erwähnten Streite zu suchen sein. 

Bei Weitem befriedigender sind die Resultate, welche 
bei der Verarbeitung von Bleierzen erzielt wurden, und 
zwar zunächst auf der Altenauer Silberhütte. Nach Angabe 
der Beschaffenheit der dort verarbeiteten Erze, der ange- 
wandten Processe und der Dimensioneo, sowohl der ge- 
wöhnlichen Schliegöfen als des erbautenRaschette'schen Ofens 



*) Eine ähnliche Stimme haben wir schon in Nr. 3 dieses 
Jahrgangs veröffentlicht. Die Red. 



besprach der Vortragende die Schwierigkeiten, welche sich 
während des Betriebes des Letzteren herausstellten, das 
Ausschmelzen des Gestelles, das Zugrundegehen der For- 
men und die Mittel, welche zur Beseitigung dieser Uebel- 
stände angewendet wurden, wie Kühlkästen im Gestelle und 
Wasserformen. Nach den Betriebsresultaten, welche im De- 
tail angeführt wurden, liefert der lOförmige Raschette'sche 
Ofen nahe die dreifache Production eines gewöhnlichen 
Ofens, braucht aber auch nahezu die dreifache Windmenge, 
d. i. 1000 — 1200 Kubikfuss, jedoch nur mit einer Pressung 
von 1 — 9 Linien Quecksilber statt 12 — 14 Linien. Als 
Hauptgewinn stellen sich das grössere Metall ausbringen und 
die ärmeren, absetzbaren Schlacken heraus. Die Brennma- 
terialersparung hingegen ist nicht sehr wesentlich und sogar 
seit Anwendung der Kühlkästeo im Gestelle ganz unbedeu- 
tend. Nicht unerwähnt blieben die Vortheile, welche seit 
Verwendung der Kupferschlacken von Ockerhütte als Nie- 
derschlagsmittel erzielt wurden. 

Ebenso ermuthigend, wie die eben angeführten, sind 
auch die in der Bleihütte zu Ems erzielten Resultate, indem 
daselbst ein 12formiger Raschette*scher Ofen nahe die drei- 
fache Production eines zweiförmigen Vogerschen Schacht- 
Ofens, bei sehr bedeutender Brennmaterialersparung, liefert. 
Dabei ist der Steinfall ein sehr geringer und der Bleihalt der 
Schlacken meist unter Y^ Pfund. 

Auch die Resultate, welche bei den Kupferhütten in 
Saalfeld und Eibkupferwerk bei Hamburg erzielt wurden, 
sollen sehr befriedigend sein, während der Betrieb im Manns- 
feld*schen noch Manches zu wünschen übrig lassen soll^ 
worüber jedoch leider noch bestimmte Daten mangeln. 

Schliesslich bedauert der Hr. Kupelwieser, dass dieses 
System von Oefen, welches richtig angewendet, gewiss viele 
Vortheile gewährt, noch so wenig Verbreitung gefunden hat 
und spricht die Hoffnung aus, dass dasselbe vielleicht jetzt, 
da vor einigen Wochen das Privilegium erloschen ist, eher 
in Anwendung gebracht werden dürfte. 



Versuche zur Gewinnung von Nickel und 
Kobalt aus silberhaltigen Kupfererzen. 

Vom k. k. Hanptprobirer v. Kripp. 

Dem k. k. Hauptprobiramte in Hall sind Erze und 
Röstproducte des Madersbacher-Köpfl-Bergbaues bei Brix- 
legg zur analytischen Untersuchung vorgelegt worden, deren 
Resultate nicht verfehlen konnten, zu Experimenten anzure- 
gen und zu Besprechungen mit Fachmännern, die sich prak- 
tisch mit ähnlichen Aufgaben beschäftigen, einzuladen. 

In diesem, erst im Jahre 1851 aufgeschlossenen Berg- 
bau, hat die Natur mit wahrhaft launiger Hand eine Gesell- 
schaft von Mineralien zusammengeführt, der sich in der That 
kein Hüttenmann mit besonders freundlichen Gefühlen nähern 
kann. — Die einzelnen Stufen sind ein buntes Gemenge von 
Eisen- und Kupferkiesen, Fahlerzen, nebst Arsen- und 
Schwefel- Verbindungen des Nickels und Kobalts, und stel- 
lenweise auch bleiglanzhältigen Kiesen. Die hüttenmänni- 
sche Verarbeitung solcher Erze mus9 selbstverständlich 
grossen Schwierigkeiten unterliegen und veranlasste den 
dortigen Herrn Hüttenmi'ister, Versuche zum vortheilhafte- 
sten Ausbringen des Silbers und Kupfers anzustellen. Die 
Grundlage dieser Versuche bildet ein Kernrösten in Verbin- 
dung gebracht mit der gewöhnlichen in Brixlegg üblichen 
Entsilberung, natürlich mit den durch die Vorarbeiten be- 



- 59 — 



dingten Modificationen derselben, woraber der Herr Hätten* 
meister seiner Zeit hoffentlich die sehr erwünschten Nach- 
richten geben wird. 

Dieser gegenwärtige Aufsatz kann lediglich nur die 
dhemische Zasammensetzung der eingesendeten Erze und 
Böstproducte besprechen, nebst einigen mit denselben an- 
gestellten Laboratorinms-Yersuchen zur Darstellung des 
Nickels und Kobalts fär grösseren Betrieb, im Falle näm- 
lich, dass sich der Bergsegen dieses jungen Bergbaues so 
günstig gestalten sollte, dass eine separirte Verarbeitung 
seiner Erze raisonmässig erkannt wärde. 

Nro. 1. Erzstufen als gewöhnliches Vorkommen be- 



zeiehoet: 








8,80 


/o 


Kupfer, 




3.90 




Kobalt, 




4,65 




Nickel, 




26,91 




Eisen, 




10,62 




Arsen mit Spuren Antimon, 




40,12 




Schwefel, 




2,01 




kohlensaure Kalk- und Talkerde, 


1,21 




thoniger Rflckstand, 




98,22 








Nro. 2. 


Kernstflcke. Bronzeartig, mit violett-rothem, 


blanen und gelben Farbenspiel : 




46,12 


% 


Kupfer 




0,73 


n 


Nickel u. Kobalt, 




23,11 


» 


Eisen, 




0,22 


1) 


Arsen, 




21,61 


1) 


Schwefel, 




3,01 


n 


Schwefelsäuse, 


Is^ 


1,12 


n 


Nickel- und Kobalt-Oxjdnl, 


Jl 


0,61 


ti 


Eisenoxjdul, 


^1 


0,39 


1» 


Kupferoxyd, 


.5 


96,92 








1,91 


n 


Wasser 





h OD 



98,83. 

Nr. 3. Kemerzrinden. Gepulvert. Haben das Ansehen 
Ton Caput mortuum dunkler Sorte : 
2,02 Kupferoxyd, 
1,12 Nickel- und Kobaltoxyd, 
43,11 Eisenoxyd, 
1,90 Arsensäure, 
1,41 Schwefelsäure, 

2,01 Kalk- u. Talkerde an S03 Co^ gebunden, \^ :« 
2,30 thoniger Rückstand, 
20,11 Schwefelsäure, \ • -^ 

1,90 Kupferoxyd, JS^ 

1,25 Eisenoxydul mit etwas Oxyd, l g t^ 
4,81 Nickeloxydul, [ S S? 

4,14 Kobaltoxydul, j^ ^ 

0,54 Kalk- und Talkerde, /.S :§ 

86,62 

14,02 7o Wasser 



100,64, 

Der Silbergehalt beträgt nach der Capellen-Probe : 
bei Hr. 1. 0,605 7©, Nr. 2. 0,437 %, Nr. 3. 0,026 %• 
KB. Erfahrungssache ist es, dass die Erze dieses Bergbaues 
im Metallgehalt ausserord entlieh wechseln, daher man auch 
keine relative Uebereinstimmung zwischen Nr. 1. und 2. 
erwarten darf. 



Beim Trocknen bei 100^ C. verloren die Erzrinden 
12% und beim gelinden Erhitzen noch 2% Wasser. Das 
Kemgeriebe entliess bei 100^ 0. den ganzen Wassergebalt 
und nahm bei höherer Temperatur an Gewicht nicht mehr 
ab. Dieses Wasser muss der Kern erst im gepulverten Zn- 
stande aus der Luft angezogen haben, sowie der auffallende 
Gehalt an im Wasser löslichen Salzen nur Folge der Verwit- 
terung sein kann.*) Dass auch der bedeutende Wasser- 
gehalt der Erzrinden beim Ablagern derselben in freier Luft 
nach der Röstung aufgenommen worden, braucht wohl kaum 
erwähnt zu werden. 

Die Folgerungen, die sich aus diesen zum Theile a priori 
vorauszusehenden Resultaten ergeben, sind bemerkenswerth, 
und es dürften sich darauf Methoden gründen lassen, die 
ein vortheilhaftes Ausbringen der werthvollen Metalle ge- 
statten. 

Wir sehen, dass Nickel und Kobalt an der molecularen 
Bewegung des Kupfers nach innen sehr geringen Antheil 
nimmt, und in eben dem Masse, als der Schwefel das letz- 
tere in seine Action zieht, geschieht diese von Seite der sich 
bildenden Schwefelsäure mit dem Nickel und Kobalt in ent- 
ge^rengesetzter Richtung. Durch den Kernröstprocess sind 
somit einerseits Kupfer und Silber zum grössten Theile von 
Nickel und Kobalt und anderseits sämmtliche electropositive 
Metalle von Arsen befreit, was sich aus dem grossen Ueber- 
schusse an Eisenkies und der langsamen Röstung bei ver 
hältnissmässig niedriger Temperatur erklärt. Auffallend ist 
das Eingehen des Silbers in die Kernverbindung, da man 
in metallurgischen Werken die Angabe findet, dass das Sil- 
ber in der äusseren Hülle verbleibt.**) Wenn die leichte Zer- 
setzbarkeit der Seh wefelsilber-Verbin düngen, besonders bei 
Mitwirkung von Wasserdämpfen, in Betracht gezogen wird, 
so unterliegt diese Beobachtung keinem Zweifel ; jedoch der 
hier constatirte Fall liefert den Beweis, dass unter Umstän- 
den auch das Gegentheil Platz greifen kann. 

Die Versuche zur Abscheidung des Nickels und Ko- 
balts aus der wässerigen Lösung der Kemerzrinden waren 
folgende : 

Nach AusfälluDg des Kupfers durch Eisenstreifen 
wurde die Lauge eingedampft, wobei sich allmälig etwas 
Gyps und die geringen Mengen der Eisensalze ausschieden. 
Die von den Niederschlägen getrennte Lösung wurde zur 
Trockne eingedampft und geglfiht. Man beabsichtigte damit 
die Zersetzung des schwefelsauren Nickeloxyduls, während 
das Kobaltsalz unzersetzt bleiben sollte. Die geglühte Ma se 
wurde mit heissem Wasser ausgezogen und aus der rosen- 
rothen Lösung das Kobalt mit Chlorkalk gefällt. Der mitge- 
fallene Gyps wurde möglichst weggewaschen und das rück- 
bleibende Kobaltsuperoxyd einerseits auf Nickel eeprüft, 
anderseits zur Bereitung von phosphorsaurem Kobaltoxydul 
verwendet. Das Kobalt-Präcipitat war nick^lhältig und das 
dargestellte Kobaltsalz von zu lichter Farbe. 

Ein zweiter Versuch wurde dahin abgeändert, dass 
man nach dem Ausfällen des Kupfers die erwärmte Lösung 
mit sehr wenig Chlorkalklösung ^versetzte, und dann die 
Eisenoxyd salze durch gepulverten kohlensauren Kalk fällte. 



*) Von mechanisch anhaftenden Erzrindentheilchen stanunen 
dieselben nicht, weil man mit aller Sorgfalt nur ganz reine 
Partien zur Analyse abschlug und auswänlte. 

**; Nach Percy's Metallurgie I. Bd. S. 378 hat Forbes 
Erzrinden beobachtet, die aussen mit einem dflnnen Ueberzug 
von Silber, wie von galvanischer Versilberung, bekleidet waren. 

« 



— 60 — 



Ohne za filtriren wurde nun durch vorsichtigen Zusats von 
Chlorbarinm der gröaste Theil der Schwefelsäure niederge- 
schlagen, die abgegossene klare Flüssigkeit mit Chlorkalk- 
lÖBung versetzt und zwar nur so lange, bis öfter genommene 
Proben eine kaum mehr wahrnehmbare röthliche Färbung 
zeigten. Das KobaltPräcipitat war nickelfrei. Die noch ko- 
balthaltige Lösung wurde neuerdings mit ganz wenig Chlor- 
kalk versetzt uud der in geringer Menge erhaltene nickel- 
hftltige Kobalt-Niederschlag bei Seite gelegt. Aus der abfil- 
trirten jetzt grflnlichen Flüssigkeit wurde nun das Nickel- 
oxydul durch Kalkmilch geeilt, das nach der Farbe des 
Niederschlags zu urtheilen, nur wenig Kobalt mehr enthal- 
ten konnte. Das oben erwähnte nickelhältige Kobaltozyd 
wurde mit Schwefelsäure digerirt, abgedampft und geglüht, 
worauf sich mit heissem Wasser ein schwefelsaures Kobalt- 
ozydul ausziehen Hess, das ein Präparat von schöner Fär- 
bung lieferte. 

Die oben angegebene Verwendung von Chlorbarium 
dürfte selbst bei grösserem Betriebe nicht abschrecken, weil 
in Brizlegg Schwerspath zu dessen Darstellung in genügen- 
der Menge vorkömmt. — Sollte die Kernröstung wegen zu 
reicher Rückstände oder aus anderen Gründen verlassen 
werden müssen, so wäre überhaupt Brizlegg ein vortheil- 
hafter Punkt für gänzliche Zugutebringung dieser Erze auf 
nassem Wege. Man hat nämlich dort Kiese zur Gewinnung 
von Schwefelsäure, Schwerspath zur Bereitung von Schwe- 
felbarium, Chlorbarium und kohlensaurem Barit, endlich zur 
Darstellung von Salzsäure könnte Kochsalz zu dem billig- 
sten Preise aus der in Hall unbenutzten Mutterlauge gelie- 
fert werden. Auch Braunstein kömmt im Lande vor, den — 
nebenbei gesagt — die Birminghamer Fabriken zu densel- 
ben Zwecken aus Deutschland einführen müssen. Man wäre 
daher in der Lage, die Nickel- und Kobalt-Scheidung nach 
der ezactesten Methode — mit Chlorgas und kohlensaurem 
Barit zu vollziehen. 

Sollte der Bergbau zu wenig derbe Erze liefern, so 
wäre als Vorarbeit ein einfaches Rohschmelzen vorzuneh- 
men, dessen Beschickung aus zum Theile rohen, zum Theile 
gerösteten Erzen mit den nöthigen Quarzzuschlägen bestehen 
müsste. Der abfallende und geröstete Stein könnte dann 
nach dem vom Herrn Bergrathe Pater a für Joachimsthaler 
nickel- und kobalthaltige Silbererze vorgeschlagenen Ver- 
fahren behandelt werden : Lösen mit Schwefelsäure unter 
Zusatz von etwas Salpetersäure, Fällen des Silbers mit 
Kochsalz und des Kupfers mit Schwefelwasserstoff — aus 
Schwefelbarium dargestellt, — der Arsensäure und des Eisen- 
ozyds mit kohlensaurem Kalk und endlich des Nickels und 
Kobalts nach den besprochenen Methoden. 

Schliesslich ist noch anzuführen, dass man mit einer 
geringen von den Analysen übrig gebliebenen Quantität 
Kern, einen Röst- und Auslaugungsversuch nach der Zier* 
vogerscben Methode anstellte. Er fiel nicht ungünstig aus, 
obwohl man gleich anfangs mit der Steigerung der Tempe- 
ratur etwas zu rasch vorgegangen war. 



Die Anwendung der electrischen Zündung 
beim Oesteinsprengen. *) 

Es ist bekanntlich schon vielfach versucht worden, 
anstatt der gewöhnlichen Zündschnur die electrischen Zün- 



*) Wir haben schon öfter, in letzter Zeit namentlich in den 
Nrn. 26—28 vom J. 1865 und Nr. 17 vom J. 1866 dieser Zeit- 



der beim Gesteinsprengen zu verwenden. Der hohe Preis 
der Zünder und Zündmasehineui sowie das häufige Versagen 
der Schüsse haben einer allgemeinen Verwendung dieser 
Methode bis jetzt im Wege gestanden. 

Die von mir erfundenen Zünder werden zum Preis von 
Vj Thlr. pro Hundert Stück verkauft. Es genügt zur Ent- 
zündung derselben ein so schwacher Funke, dass bei Ver- 
wendung meiner Zündmaschine mit Condensator von 12 
Quadratfuss Oberfläche (Preis 22 V, Thlr.) im Gestein und 
Kohle nur blanke Eisendrähte als Zuleitungsdrähte benutzt 
werden. Als Hauptleitungsdrähte dienen verzinkte Eisen- 
drähte von 2 Millimeter Durchmesser. 60 lauf. Fuss wie- 
gen ] Pfd. und kosten ^^ Thlr. Die verzinkten Hauptdrähte 
halten viele Jahre. Es geschieht äusserst selten, dass ein 
Schuss sie abreiset und wenn diess geschieht, werden sie 
einfach wieder zusammengehängt. Sind nur 2 — 3 Schüsse 
zugleich zu entzünden, so genügt es, die Drähte in 5 — 6 
Fuss Entfernung von einander auf den Boden zu legen. Für 
eine grössere Anzahl Schüsse sind die Drähte auf Holz zu 
hängen. 

Die Zuleitungsdrähte innerhalb der Bohrlöcher gehen 
bei der Explosion verloren. Es werden dazu y^ Millim. 
dicke blanke Eisendrähte genommen. Aus einem Pfund 
Draht, das y^^ Thaler kostet, können ca. 150 Zünderdrähte 
für 2 Fuss tiefe Bohrlöcher gemacht werden. Da der Zün- 
der selbst y2QQ Thlr. kostet, so kommt somit die Entzün- 
dung eines solchen Schusses auf ^^^^ + ^^^qq = V^q Thlr. 
bei Verwendung des electrischen Zünders, und 2 Fuss Zünd- 
schnur = y^^ Thlr. bei Verwendung der Zündschnur. Der 
Unterschied im Preis ist also bedeutend zu Gunsten der 
Electricität. 

Bei meinen electrischen Zündmaschinen wird die 
Electricität durch Reibung einer besonders präparirten 
Gummischeibe an acht Pelzreibzeugen hervorgerufen und in 
einem Gummicondensator von 12 Quadratfuss Oberfläche 
angesammelt. Der grosse Condensator macht es möglich, 
einen Funken von geringer Spannung zu benutzen, so dass 
sämmtliche Halbleiter als Isolatoren betrachtet werden kön- 
nen. Die Maschine ist in einem luftdichten, 9 Zoll im Ge- 
vierte und 4 Zoll in der Dicke haltenden Kasten einge- 
schlossen und wiegt sammt Lederüberzug 14 Pfd. Die 
Feuchtigkeit hat auf die Electricitätserregung gar keinen 
Einfluss. Der einzige Theil an der Maschine, welc(ier mög- 
licherweise durch den Gebrauch abgenützt werden könnte, 
sind die Pelzreibzeuge. Alle anderen Theile, al8| Gummi- 
scheibe, Condensator, Kasten etc. werden nach lOjährigem 
Gebrauche noch so gut wie neu sein. Bei Maschinen, die 
jetzt ein Jahr im Gebrauche sind, hat sich noch gar keine Be- 
schädigung des Pelzes gezeigt; es darf also angenommen 
werden, dass der Pelzüberzug der Reibzeuge mehrere Jahre 
hält, besonders desswegen, weil die Reibung sehr gering ist. 
Ein frisches Ueberziehen der Reibzeuge würde auf etwa 
^2 Thaler zu stehen kommen. 

Wenn das Hundert Zünder von den Bauunternehmern 
oder Grubenbesitzern zum Preis von y^ Thlr. an die Arbeiter 
abgegeben wird, so erhalten dieselben nach Verbrauch von 



Schrift Artikel über electrische Sprengungen in Gruben ver- 
öffentlicht. Gleich der letzterwähnten und aus derselben Feder 
finden wir nun wieder einige Notizen desselben Erfinders neuer 
Zünder ftir solche Sprengungen über diesen Gegenstand im B er g- 
g eiste (Nr. luv. l. Februar), welche wir hier mit Zustimmung 
und auf den Wunsch des Verfassers unseren Lesern mittheilen, 

Die Red. d. Oe. Z. f. B. u. H. 



— 61 — 



9000 Zündern die 22 Vj '^^^^' betrügenden Anschaffungs- 
kosten der Maschine dadurch wieder aardck. Auf diese Art 
werden die auf die Zündmasehine verwendeten 22 Vj Thlr. 
sicher den am besten rentirenden Theil des Unternehmens 
bilden. 

Wenn eine sehr einfache Vorsichtsmassregel beachtet 
wird, so ist die electrische Zündung das Sicherste, was es 
gibt, denn es wird auf tausend Schflsse kaum ein einsiger 
versagen. 

Bis jetzt ist immer angenommen worden, das Schiess- 
pulver sei ein sehr schlechter Leiter der Electricit&t und 
man dürfe ohne weiteres die Zünder mit den blanken Zulei- 
tungsdrähten in das Pulver beliebig tief stecken. Das ge- 
wöhnliche Schiesspulver, welches aus Salpeter, Schwefel 
und Holzkohle besteht, ist nur durch die Beimischung des 
Schwefels und dadurch, dass es keine solide Masse bildet, 
ein schlechter Leiter der Electricität. Wird «in Bohrloch 
sehr fest besetzt, so wird das Pulver beinahe zu einer com- 
pacten Masse und seine Leitungsfähigkeit wird sehr erhöht. 
Die früher gebrauchten electrischen Zünder bedurften eines 
ziemlich starken Funkens zur Entzündung. Es ist hieraus er- 
sichtlich, dass, sobald das feste Besetzen des Schusses den 
Widerstand des Pulvers für den electrischen Funken geringer 
machte, als den des Zünders, der Funke durch das Pulver 
ging und den Zünder nicht entzündete. Der Schnss ging 
nicht los, weil gewöhnliches Pulver durch den electrischen 
Funken nicht entzündet wird. Femer gibt es Sprengpulver, 
das mit Graphit, einem sehr guten Leiter der Electricität, 
polirt ist. Bei solchem Pulver versagt die electrische Zün- 
dung auch mit ganz losem Besatz. 

Man sieht hieraus, dass es von einigen Hammerschlä- 
gen beim Besetzen, oder der Politur des Pulvers abhängig 
war, ob ein Schuss noch losgehen konnte oder nicht, und 
dnsb die Unsicherheit der electrischen Zündung nicht in den 
Zündern und Zündmaschinen, sondern in dem verwendeten 
Sprengpulver gelegen hat. 

Wenn bei der Fabrikation der electrischen Zünder nicht 
ganz leichtsinnig zu Werke gegangen wird, so ist ein Ver- 
sagen eines Zünders geradezu unmöglich. Werden die Zün- 
der in Blechbüchsen beim Pulver aufbewahrt und erst beim 
Laden an den Drähten befestigt, so ist ein Feuchtwerden 
des Zünderpulvers nicht zu befürchten. Das Befestigen der 
Zünder an den Drähten und das Laden ist so einfach, dass 
es jeder Arbeiter zu Stande bringt, wenn er es nur einmal 
gesehen hat. Wird der Zünder nicht tiefer als 3 Zoll in*8 
Pulver gesteckt und zu dem Theile der Ladung, welcher mit 
den blanken Zünderdrähten in Berührung; kommt, gewöhn- 
liches unpolirtes Sprengpulver verwendet, so ist das Los* 
gehen des Schusses gewiss, man mag den Besatz so fest 
schlagen, als man will. 

Es ist durch die Erfahrung bewiesen, und wer es nicht 
glauben sollte, kann sich durch einen Versuch sehr leicht 
davon überzeugen, dass wenn ein Schuss mit der Zünd- 
schnur 1 Pfund Pulver erfordern würde, y^ Pfund Pulver 
mit dem electrischen Zünder die gleiche Wirkung hervor- 
bringen werden, weil in letzterem Falle der Besatz das Loch 
vollkommen luftdicht schliesst. 

Wenn ein Schuss mit der Zündschnur versagt, so ist es 
lebensgefährlich, sich demselben vor Ablauf von 20 Minuten 
wieder zu nähern. In vielen Bergwerken sind die Arbeiter 
sogar unter Strafandrohung angehalten, beim Versagen eines 
Schusses die Arbeit für diesen Tag aufzugeben. Sollte ein 



Schnss mit einem electrischen Zünder versagen, so kann er 
sogleich ohne alle Gefahr wieder ausgebohrt werden. 

Bei Steinbrüchen, Tnnnelbauten und Kohlenbergwer- 
ken bietet sich fast täglich die Gelegenheit dar, durch An- 
setzen einer Reihe von Schüssen und gleichzeitigem Ezplo- 
diren derselben mit electrischen Zündern solche Massen 
wegzusprengen, dass die dadurch erzielte Arbeit- und Pulver- 
ersparniss in einer Woche die Kosten der Anschaffung der 
Zündmasehine deckt. F. Ab egg. 

OewerkschafOiohe nnd Verems-Nachrichten. 

Der gegenseitige Yersioherangs- Verein Ssterr. Konta&werke, 
Xasohinen- nnd Hetallfabriken in Wien, 
hat vor Kurzem folgendes Circular Nr. 1. ausgehen lassen, 
welches wir, obwohl es zahlreich versendet worden ist, doch auch 
in diesem Fachblatte mitzntheilen uns veranlasst finden, weil der 
Verein montanistische Zwecke verfolgt. 

P. T. Wir haben die Ehre Ihnen ergebenst anzuzeigen, 
dass wir am 15. Februar 1867 mit der Effectnining von Ver- 
sicherungs- Anträgen beginnen und unsere Thätigkeit zunächst 
auf die Versicherung von 

a) Montanwerken, 

b) Metall- und Metallwaarenfabriken, 
e) Maschinenfabriken, 

d) Porzellanfabriken und Geschirrbrennereien 
ausdehnen werden. 

Wir sind befugt und bereit, Versicherungen auch auf 
andere Objecto an leisten , wenn sie Parteien gehören , die 
gleichzeitig im Besitze von, unter a — d genannten Entitäten 
sind. 

Gleichzeitig empfangen Sie die Statuten, den Prämien- 
tarif und das Blanket einer Beitritts-Erklärung. 

Aus den ersteren Papieren werden Sie die Ueberzeugnng 
gewinnen, dass unser Verein ein Institut ist, welches mehr als 
irgend ein anderes geeignet ist, Ihre Specialinteressen auf dem 
Gebiete des Versicherunifswesens zu vertreten. 

Die Versicherung durch uns hat für Sie eine um so grössere 
Tragweite, als wir auch Schutz gegen Explosionsschäden mehr- 
facher Art gewähren, ohne dass wir dafür eine besondere 
Prämie berechnen. 

Ausserdem sind Sie durch den Beitritt zu unserem Verein 
zu der Erwartung berechtiget, dass Sie fUr die Versicherung 
allmälig weniger zu verausgaben haben werden. 

Wir haben statistische Belege vor uns liegen, welche es 
unzweifelhaft beweisen, dass diejenigen Industriezweige, auf 
welche wir heute unser Angenmerk richten, für das Feuer- Ver- 
sicherungsgeschäft viel weniger gefährdet sind, als man in ge- 
wissen Kreisen bisher geglaubt hat. 

Der engere Zusammentritt der hier in Frage stehenden 
Industriellen wird und muss für sie von günstigen Folgen be- 
gleitet sein, indem sie dadurch authören auch iiir diejenigen 
Gefahren einzustehen, welche anderen Industrien und der Land- 
wlrthscbaft in erhöhtem Masse eigen sind. 

Wir haben es im Interesse des Vereines gehalten, Rück- 
versicherungs-Verträge zu scfaliessen, gemäss welchen wir in den 
ersten 2 Jshren und je nach Umständen auch länger, alle Ver- 
sicherungen in voller Ilöhe in dem Sinne in Rückversicherung 
übertragen können, dabs uns die vorfallenden Brand- und Ex- 
plosionsschäden von anderer Seite vergütet werden. 

Wir sind dabei eifrigst bestrebt gewesen, das Interesse 
des Vereines in jeder Richtung zu wahren und sehen nun unsere 
Bemühungen von den besten Erfolgen gekrönt. 

Wir haben mit der Rückversicherungsgesellschaft »Secu- 
ritas« in Wien, und der Rückversieherungsgesellschaft „Panonia« 
in Pest Verträge geschlossen nnd werden uns in nächster Zeit 
noch mit anderen soliden und acdreditirten Gesellschaften des 
Auslandes verbinden. 

Die genannten Geaellschaften besitzen jede ein Actien- 
capital von fl. 2,000.000 tind zählen zu Finnen ersten Ranges, 
die unser volles Vertrauen verdienen. Indem sie auf den von 
uns vorgelegten Prämientarif eingegangen sind, neben dem, dass 
sie uns noch andere sehr beachtenswerthe Vortheile einräumten, 
haben sie bewiesen, dass die von den Gründern des Vereines 
aufgestellten Grundsätze vollkommen richtig gewesen sind. 



- 62 — 



Die Prämien kaben wir abzflglich einer Provision von 
10% an die Geflellachaften absnführen. Von dem Gewinne, 
welchen dieselben erzielen, werden wir 20% rttckvergfltet 
erhalten. 

Da unsere Regie yerhüUnissmXssig sehr gering^ sein wird, 
werden wir bei diesen Bedingungen ohne Zweifel yortheilhaft 
prosperiren. 

Weil es aber der Zweck des Vereines ist, je eher selbst- 
stlndig zu werden und weil die hier in Frage stehenden In- 
dustriellen in Quantität und Qualität bedeutend genug sind, um 
sich wenigstens zum grosseren Theile selbst zu schützen, in 
welchem Falle erst die Vortheile der gegenseitigen Versicherung 
vollkommen zur Geltung kommen werden, sind wir schon jetzt be- 
dacht gewesen, dem Vereine thunlichst bald die Mittel an die 
Hand zu geben, welche nntrügsam zur Selbstständigkeit führen. 

Der Verein wird eine »Capitals-ReserTe« gründen, 
für welche jedePartei mit 20% der jährlich von ihr zu zahlen- 
den Prämie beitragen soll. 

Auf diese Capitalsreserve können die Rückversicherungs- 
Gesellschaften keinen wie immer gearteten Anspruch machen, 
sondern sie ist unbedingt freies Eigenthum des Vereines be- 
ziehungsweise dessen Mitglieder, welche diese Beiträge mit vollem 
Rechte nur als einen Vorschuss für das Unternehmen betrach- 
ten dürfen, der später gute Früchte tragen wiril. 

Dagegen werden wir Gebühren für Schreibgesehäfte, Stempeln 
und Häuserschilder nicht einheben. 

Trotz dieser Beiträge, sind aber die Vortheile, welche 
jede Partei, gleich beim Eintritte in den Verein ge- 
niessen wird, sehr bedeutend, was durch nachfolgendes Bei- 
spiel bewiesen werden soll. i 

Hüttenwerke und Metallfabriken unter hartem Dache zahlen 
bis nun bei allen Gesellschaften 5%o ; ein Etablissement im Werthe 
von fl. 100.000. daher fl. 500 jährlich. Wenn auch die Explo- 
sionsschäden vergütet werden sollen, so wird die Prämie um 1 %q 
erhöht, also jährlich fl. 600. betragen. 



Der Verein berechnet dagegen ür die Feuer- und Explo- 
donsschiaden- Versicherung : 

fl. 100.000 i 3%o '- fi- 3*^ö.— 

20% Beitrag zurCapitals-Reserve . . . fl. 60.— 

Summe fl. 3<i0. - 
sozwar, dass man durch den Beitritt augenblicklich 28 
eventuell 40% der Kosten ersparen kann; Vortheile, welche 
die vollste Beachtung unserer Industriellen verdienen und diess 
um so mehr, als auch in der Zukunft nur von Ermässigungen 
und nicht von Erhöhungen der Prämie die Rede sein kann. 

Nach dieser Darstellung glauben wir erwarten zu dürfen, 
dass die Besitzer von Montanwerken, Maschinen-, Metall- und 
Porzellanfabriken gerne bereit sein werden, ihre Versicherungs- 
interessen von nun an in unsere Hände zu legen. 

Getragen von dem Vertrauen unserer Industriellen, wird 
es uns sicherlich gelingen, allen billigen Anforderungen zu ge- 
nügen und im Interesse unserer ohnehin schwer darniederliegen- 
den Industrie zu wirken. 

Wir laden Sie nun zum Beitritte ein und bitten Sie zu- 
stimmenden Falles, die erwähnte Beitrittserklüruug mit Ihrer Un- 
terschrift zu versehen, und uns einzusenden, nach deren Empfang 
wir Ihnen die nöthigen Antragsformulare zumitteln werden. 

Von den Freunden unseres Vereines erwarten wir, dass 
sie auch in ihren Bekanntenkreisen für das Aufblühen des neuen 
Unternehmens wirken werden. 

Wien, 15. Februar 1867. 

Gegenseitiger Versicherungsverein österr. Montanwerke, Maschinen 

und Metallfabriken in Wien. 

Die Direction: 

Florent Robert, Gustav von Rosthorn, Valer Ritter, 

Dr. Stamm, Heinrich Dingler, Pr. Pr. Eugen Baron 

Dickmann, J. L. Dietiker. 

Obigem Circular ist der nachstehende Prämien - Tarif 
beigeschlossen : 



Prftmlen-Tarlf für aebftnde und deren l2ihiat Für die Versloherong gegen Brand- und Exploaionssohäden. 
In Gulden von fl. 1000.— Versicherungswerth und für ein Jahr. 



Gegenstand. 



1. Hohöfen, Schmelzhiltten, Giessereien, Hammer- und Walzwerke, Maschinen-, Schacht* 
und Hüttengebäude ohne Unterscheidung des Unterbaues 3 

2. Drahtzüge, Eisen- und Metallfabriken 3 

3. Maschinenfabriken :\y^ 

4. Porzellanfabriken und Geschirrbrennereien 3 

6. Sägemühlen ß»/, 

6. Wohngebäude U/, 

7. Wirthschaftsgebäude 1% 

8. Eisen- und Metall vorräthe im fertigen Zustande Vs ^ ^ 

9. Eisen- und Metallwaarenvorräthe in gewölbten Localen Va*"' 

10. Brennholz, Braun- und Steinkohle, Cokes in Schoppen 3 — 3V2! 

11. Torf und Holzkohle in Schoppen • 5 — 6 

Anmerkung. Jene Nebengebäude von Werken und Fabriken, welche von diesen mindestens 10 Klafter entfernt sind, genlossen 
einen Nachlass von 25% der Prämie. 

Beitrag zur Capitalsreserve 20% der jährlichen Prämien. 



Unterbau 


massiv | gemischt oder Holz 


Bedachung 


hart 1 weich 


hart 1 weich 



3% 

3»/, 

4 

3'/, 

7'/, 
3%-5 
4-5"/, 
t'/,-2 
l</,-2 
3V,-4 
5V,-6'/, 



4 


4»/, 


*% 


5 


4 


4»/, 


8 


9 


2y,-3y, 


5-S 


3—4 


6-9 


2-3 


3-4 


2—3 


3-4 


4—5 


4%-5V2 


6-7 


6 Vi -7/2 



Literatur. 

Lehrbaoh der gesammten Tannel - Baukanst von Franz 
Rziha, Eisenbahn-Ingenieur, herzogl. Brannschweig*scher Ober- 
Bergmeister etc. Mit Holzschnitten aus der xylogr. Anstalt der 
Qebr. Simeon in Braunschweig. Berlin, Verlag von Ernst & 
Korn 1866. Dritte Lieferung. 

Diese 3. Lieferung, die Bogen 26—40 des Textes mit den 
Holzschnitten 181 — 254 enthaltend, ist eine weitere Fortsetzung 
des Ton uns zuerst in Nr. 42 vom Jahre 1865 angezeigten um- 
fangreichen Werkes, welches fOr den Bergbau im engeren Sinne 
ebenso wichtig ist, als flir den Tunnelbau, der im Titel desselben 
hervorgehoben ist. Die in diesem Hefte behandelten Abschnitte 
sind: „Fordervermittlungen und Sicherheits- Apparate. — Specielle 
Einrichtung der Förderung. •— Erfahrungen über bergmännische 
und Tagefördemng. — Berechnung der Förderkosten. — Arten 
^er Gmbenzimmenuig, in welchem Capitel dies Heft abbricht. 



Es ist gegenwärtig schon möglich zu beurtheilen, dass 
dieses Werk als eine der vorzüglichsten Erscheinungen der Fach- 
Literatur angesehen werden kann, und dass es, allerdings nicht 
eine nRergbaukunde** (denn dahin gehört auch die Lehre von 
den Qängen, ihre Ausrichtung, ihr Abbau u. s. w.), wohl aber 
eine mit allen Details und reichen praktischen Erfahrungen aus^ 
gestattete Theorie des Grubenbaues werden wird. Wir ver- 
sparen uns eine atigemeine Uebersicht auf den Schlass des 
Werkes, und begnügen uns mit der Anerkennung des reichen 
Inhaltes des bis nun erschienenen Theiles und der ausgezeich« 
neten typographischen und zylographischen Ausstattung des- 
selben. O. H. 
Tasohenbnoh der Anfbereltungskonde von Peter Ritter v. 
Rittinger, k. k. Ministeriah'ath etc. in Wien. Mit Holzschnit- 
ten. Berlin, Verlag von Ernst & Korn. 1867. 

Sehr dankenswerth ist es, dass Autor und Verlagshand 
long des grossen Lehrbuches der Aufbereitungskunde, welches 



- 63 - 



vor Kurzem erschienen, nnn auch die wichtigsten Besnltate 
jenes Werkes in Taschenformat dem Montantechniker jederzeit, 
auch fem von seinem Arbeitszimmer, zug&nglich zu machen und 
in diesem kl einen Werkchen zusammenzufassen und zu publiciren 
sich entschlossen haben. Alle wichtigen Grundsätze und Berech- 
nungsformeln sind materien weise nach dem Hauptwerke gruppirt 
darin enthalten. Esi^t kein Auszug aus demselben, wohl aber 
ein Leitfaden und ein Hilfs-Vademecum zum Gebrauche des- 
selben. Kinige weisse BIKtter am Schlüsse des nicht einmal 100 
Seiten compresseu Druckes füllenden Taschenbuches eignen es 
zum jeweiligen Gebrauche auch als Notizbüchlein , und es 
würde noch immer handsam genug bleiben, wenn man auch 
diese Notizblätter um ein Paar Bogen verstärken würde. Auch 
Studirenden kann diess Büchlein als Repetitoriam der Aufberei' 
tungslehre sehr empfohlen werden. Wir wünschten, dass auch 
andere Doctrinen , deren ausführliche Lehrbücher man nicht 
immer und überall bei der Hand haben kann in solchen Taschen- 
Compendien ähnliche praktische Supplemente erhalten würden. 

O. H. 
Ueber das EntwioklniigsgeBetz der Erde von Bernhard v. 
Cotta, Professor der Geologie. Leipzig, J. J. Weber 1867. 
Der flei-isige un<l unermüdete literarische Vertreter der Geo- 
logie, welcher um die Verbreitung dieser Wissenschaft über 
einen weiten Kreis des gebildeten Publicums wesentliche Ver- 
dienste hat, betritt in diesem dem Umfange nach kleinen Werke 
wieder einmal das Gebiet der reinen Theorie, welches er schon 
wiederholt in seinem i*Neoen Jahrbuch derMineralogie** (1860) 
in den ^Geologischen Fragen" (1858) und in seiner »Geologie 
der Gegen wart^ (1860) berührt hat, und gelang^ an der Hand 
älterer sowie neuerer Forschungen zumal der Darwin^schen Leh- 
ren zu nachstehendem Schema einer Reihenfolge der Vor- 
gänge bei der Entwicklung der Erde: 

1 . Ballung der Materie und dadurch immer mehr Tempera- 
tur des Gasballes. 

2. Durch Wärmeausstrahlung in den kälteren Weltraum 
geht ein Tbeil der gasförmigen Stoffe in den flüssigen Zustand 
über. Ein flüssiger Kern ist von einer Gashülle umgeben. 

X Durch weitere Abkühlung erstarrt ein Theil des flüssi- 
gen Kerne«; es bildet sich eine aus Mineralsub^tanzen bestehende 
feste Kruste um den flüssigen Kern, umgeben von einer Gas- 
httUe. 

4. Durch noch grössere Abkühlung wird auf der Ober- 
fläche der festen Krust« Wasserbildung möglich und von da an 
Wasserwirkungen. Zwischen die feste Kruste und die Gashülle 
tritt demnach eine unterbrochene Wasserschicht. 

5. Nach einer grösseren Temperatur-Erniedrigung bilden 
sich organische Stoffverbindungen und aus diesen Organismen, 
deren Mannigfaltigkeit sich nun stetig vermehrt, wie die der 
unorganischen Gestaltungen. 

6. Die Wärmeunterschiede der Sonnenbestrahlung werden 
bemerkbar, es bilden sich Klimazonen und endlich Eisregionen. 
Von da an auch Eiswirkungen. 

7. Im Thierreiche entwickelt sich mehr und mehr das gei- 
stige Leben und erreicht im Menschen sein augenblickliches 
Maximum. 

Dass auf 28 Seiten (denn nicht mehr enthält das Büchlein) 
diese Resultate mebr angedeutet als strenge durchgeführt 
sein können, liegt auf der Hand. Ein wesentlicher Theil der 
Ausführungen ist in den früheren Werken des Verfassers ent- 
halten, auf welche er schon in der Einleitung hinweist O. H. 

Die Grossindnstrie Rheinlands und Westfalens, ihre Geo- 
graphie, Geschichte, Production und Statistik. Von Dr. N. 
Hocker, Leipzig 186G. Quandt und Händel. 6 Lieferungen. 
480 Seiten, gr. 8. (Schluss.) 

Der fünfte Abschnitt handelt von der Hütten-Industrie und 
Metall waaren-Fabrikation. Die etwas breitgehaltene Einleitung 
dieses Abschnittes bringt allgemeine statistische und volks- 
wirthschafUiche Betrachtungen über die Nützlichkeit des Eisens, 
über Eisenverbrauch,FreihaDdel und Schutzzoll, welche manches 
Gute, aber nicht viel Neues enthalten. Mit mehr Interesse folg^ 
man der Seite 319 beginnenden Darstellung der concreten Ver- 
hältnisse von Rheinland- Westfalen z. B. der Steigerung der Hoh- 
ofenproduction iu<den J. 1852— 18H1. So z. B. wurden 1852 in bei- 
den Provinzen zusammen auf 99Hohöfen 1,889.293 Centner Roh- 
und Gusseisen erzeugt, welche Production sich im J. 1861 derart 
vermehrt hatte, dass aus 127 Hohöfen 6,440.219 Ctr. (davon auf 
Rheinland 3,528.428) gewonnen wurden. Auch da zeigt sich in 



den Schwindeljahren 1855—1859 eine auffallende Vermehrung der 
Hohöfen im OI>erbergwerksbezirke Bonn (Rheinland*), also neue 
Unternehmungen) und zwar von 87—95 auf 104, HO, 108, 111, 
1 03 ; doch erreichte die Production niemals die Ziffer des Jahres 
1861, sondern kaum ein Maximum von 3,200.000 Ctrn. (im Jahre 
1858). Die Production von 1861 hat daher eine kleinere, aber 
solidere Basis gewonnen und dabei sich gekräftigt. 

Die sehr interessanten Einzelnheiten in Bezug auf die son- 
stigen Productionsverhältnisse der Hohofenproduction müssen 
wir dem eigenen Studium des geneigten Lesers überlassen und 
glauben insbesondere solchen Facbgenossen, welche Rheinland- 
Westfalen bereisen (und dazu gibt der Weg zur und von der 
Pariser Ausstellung sehr guten Anlass in diesem Jahre) zu empfeh- 
len, sich das vorliegende Buch zur Vorbereitung zu dieser Reise 
und als Begleiter auf derselben zu wählen! 

Wir haben nur noch hinzuzufBgen, dass der erwähnte 
V. Abschnitt gleich seinen Vorgängern reich an zahlreichen 
statistischen und gewerblichen Daten ist. 

Minder verwandt unserem Fache ist der VI. Abschnitt 
j» Production mineralischer und chemischer Waaren^ worunter die 
Steinbrüche, Steingut-, Porzellan- und Glasfabrikation, die che- 
mischen Fabriken u. dgl. zusammengefasst werden. — 

Mag auch in Einzelnheiten hie und da Manches noch zu 
wünschen sein, was bei einer solchen Menge Daten und den zum 
Theile ungleichwerthigen Quellen, aus denen sie zusammen- 
gesucht werden mussten, wohl erklärlich und sehr entschuldbar 
ist, so können wir doch dieses Werk, insbesondere die unser 
Fach betreffenden Abschnitte als eine Fundgrube interessanter 
Nachweisnngen über den Aufschwung und die jetzigen Zustände 
der rheinisch- westfälischen Industrie unsern Lesern bestens emp- 
fehlen. O. H. 

Notizen. 

Die Graben-Dampfinasohlne, nooh einmaL In Nr. 5 
dieser ZeitBckrift ist eine Notiz über die Brennberger Gruben- 
Dampfmaschine enthalten, in welcher der Einsender derselben, 
Herr J. Rossiwall, ein besonderes Gewicht darauf legt, dass 
diese Dampfmaschine in ähnlicher Weise wie jene zu Wiendahls- 
bank, nämlich mittelst Dampfzuleitung auf längerem Wege 
und aus über Tags aufgestellten Kesseln, arbeitet. 

Meiner Ansicht nach besteht das Charakteristische einer 
Gruben-Dampfmaschine, unter welchem Titel die kurzen Notizen 
in Nr. 26 und 52 v. J., dann Nr. 1 und 4 d. J. erschienen sind, 
eben darin, dass diese Maschinen in der Grube aufgestellt sind ; 
die Art und Weise der Dampfzuleitung ist Nebensache**); denn 



*) Es muss hier bemerkt werden, dass dieses Strohfeuer, 
der Unternehmungslust sich in den erwähnten Jahren vor- 
zugsweise in dem leichtblütigeren Leben des Rheinlandes ge- 
zeigt hat. Im ernsten, bedächtigeren Westfalen hat die Zahl 
der Hohöfen langsamer aber stetiger zugenommen und mit ihr die 
Production. Wir finden z. B. die Ziffern der in Rede stehenden 1 
Jahre folgender Art steigend: 12, 15, 26, 29, 36 (im Jahre 1856), dann 
33, 31, 27, 44 (im Jahre 1861). Die Wogen, die im Rheinlande 
hochgingen und die Ebbe, die darauf folgte, waren somit im 
nachbarlichen Westfalen eben nur merkbar, aber nicht so vor- 
waltend, wie im Rheinlande. 

**) Wir erlauben uns denn doch anderer Ansicht zu sein. 
Manchmal stellen sich eben der Einbauung einer completen 
Dampfmaschine in die Grube Bedenken entgegen und man 
könnte leicht um solcher Bedenken willen davon abgehen, wenn 
nicht durch den in Wlendahlsbank und in Brennberg ergriflenen 
Modus, der Kessel über Tags und der Dampfleitung sich Rath 
schaffen liesse. Eine Mittheilung dieses Urastandes kann daher 
unter solchen Verhältnissen von Nutzen sein, und wenn dadurch 
dem Hauptbedenken gegen eine Gruben-Dampfmaschine begegnet 
werden kann, ist eben diese Trennung von Maschine und Kessel 
keine Nebensache, sondern für das Zustandekommen entscheidend. 
Darum legen wir auf solche Notizen so vielWerth, weil dadurch 
Ideen angeregt und Erfahrungen zu weiterer Kenntniss gebracht 
werden, und wünschten sehr, dass man diese Discussionen dar- 
über thunlichst ohne animose Prioritäts-Reclamationen in Freund- 
schaft und Ruhe pflegte. Wer kann denn heut zu Tage, wo es 
Erfindungen regnet, immer wissen, was Alles schon da war und 
ist? Der Einsender in Nr. 5 hat gar keine andere Absicht gehabt, 
als eine Thatsachezur Kenntniss seinen Fachgenossen zu brin- 



64 



T«Aeft ikreii Charakter ala Gniben-Dampf- 
«ofofft« ««■& me nieht in der Ombe, sondern über 
T^^ «to^t« saf der Dampf ihr auch auf längerem Wege und 
«■s KcbmIb a a gt fahrt werden, die entweder über Tags stehen 
#4« » g ^lkhtr Weise auch in der Gmbe stehen könnten. Die 
Wahl, oh maa sa Graben-Dampfinaschinen die Kessel in der 
Qrah« iMhiaca wird, wie bei der Kladnoer und Sillweger, oder 
fibcr T^|r>» ^m hei der Brennberger Maschine, hängt in der 
Begel TOB localen Verhältnissen ab. Der Yortheil, den eine 
~ ~ \ nahe Steflnog des Kessels sor Maschine mit sich bringt, 
den meislen Fällen die Anlage der Kessel, der Biaschine 
in der Grabe als angezeigter erscheinen lassen. 



Da man nan bei der Brennberger Maschine höchst wahr- 
dorch solche locale Verhältnisse zur getrennten Kes- 
Qber Tags gedrängt wurde, so vermag ich die beson- 
dere Bedeutung nicht einzusehen, welche nach Herrn Rossiwairs 
Meinung dieser Trennung in Nr. 52 v. J. beigelegt werden 
wollte, und welche in Nr. 5 d. J. nochmals heryorgehoben wird. 
Die Üadnoer, die Sillweger und die Brennberger Maschine sind 
Gruben-Dampfmaschinen, d. i. in der Grube aufgestellte Dampf- 
maschinen, das ist die Hauptsache, die Art und Weise der 
Dampfzuleitung ist eine Nebensache (?) in ähnlicher Weise, wie bei 
emer in der Grube aufgestellten Turbine oder Wassersäulen- 
maschine der Umstand, ob zur Beaufschlagung weit hergeführte 
Tagwässer oder am höheren Grubenhorizonte gesammelte und 
auf dem kürzesten Wege einfallende Grubenwässer verwendet 
werden, an dem Charakter dieser Maschine nichts ändert. 

Aus diesem Grunde hntte auch die Notiz in Nr. 4 über die 
Sillweger Maschine nicht den Zweck, die Priorität der Brenn- 
berger Anlage für Oesterreich als Gruben-Dampfmaschine mit 
über Tags befindlichen Kesseln etc. zu bestreiten; wohl aber 
war sie bestimmt, nicht nur die diessfällige Priorität als Gru- 
ben-Dampfmaschine überhaupt in Frage zu stellen, son- 
dern auch dem von der Redaction sub Nr. 1 geäusserten Wunsche 
nach Bekanntwerdung ähnlicher Einrichtungen zu entsprechen. 

Die daselbst gemachte Bedactions- Bemerkung sagt einfach, 
dass die Notiz über die Wiendahlsbanker Bfaschine des^ Impuls 
cur Anlage der Brennberger Maschine in der Grube gab und es 
folgt von selbst, dass, nachdem dieser Entscblass feststand, die 
localen Verhältnisse die Anlage der Dampfleitung in ähnlicher 
Art wie bei der Wiendahlsbank nach sich zogen, ohne erst von 
dort aus ^u erfahren, dass eine lange Röhrenleitung die Span- 
nung des Dampfes herabsetzt. 

Nachdem aber in der Notiz des Herrn Rossiwali sub Nr. 5 
bei der erst vor mehreren Wochen im Gange befindlichen Brenn- 
berger Gruben-Daiftpfmaschine auf die Kesselanlage über Tags 
und auf die längere Dampfleitung ein besonderes Gewicht gelegt 
und damit die in Nr. 52 v. J. behauptete Priorität für Oester- 
reich nochmals zu retten versucht wird; so muss ich dem ent- 
gegen auf einen in Rittinger*s tiErfahrnngenu Jahrgang 1865 
beschriebenen Motor verweisen, der auch in ähnlicher Weise 
arbeitet, nämlich eine 48pferdige Dampfmaschine, die im Einig- 
keitsschachte (also unter Tafrs) eingebaut ist, und ihren Dampf 
durch eine längere Röhrenleitung und aus über Tags aufgestell- 
ten Kesseln bezieht. 

Wiesenau in Kärnten am 9. Februar 1867. 

E. Heyroirsky. 



gen und zu zeigen, dass das Lesen einer Notiz, wie es die eng- 
lische war, auch praktische Früchte tragen kann. Wir hoffen» 
dass damit jedes Missverständniss beseitigt sein wird und bitten 
unsere Fachgenossen bei allen deriei Dingen stets des alten 
lateinischen Spruches eingedenk zu sein. In necessarüs unitas, 
in dubüs Hbertas, in Omnibus Caritas I 



.^dzninistrati v e», 

Srladignngen. 

Die Forstraths- und Forstreferentenstelle bei 
der steierm« österr. Eisenwer&s-Direction zu Eisenerz 
in der Vni. Diätenclasse, mit dem Gehalte jährL I26U fl., einem 
Holzdeputate jährl. 4U Wiener Klaftern in natura ji 2 fl. 62 
kr., freier Wohnung sanmit Garten, 104 Centner Heu und Grämet 
zur Erhaltung zweier Kühe, dann jährL 1 24 Strichmetzen Hafer, 
74 Centner Heu und einem Knechtunterhalts- und Hufbeschlag- 
Beitrag von 75 fl. 60 kr. zur Haltung zweier Pferde. 

Gesuche sind, unter Nachweisung der an einer Forstlehr- 
anstalt zurückgelegten Studien, der höheren administrativen Aus- 
bildung und der Vertrautheit mit der Forstwirthschatt im Hoch- 
gebirge, binnen vier Wochen bei dem Präsidium der Eisen- 
werks-Direction zu Eisenerz einzubringen. 

Eine Schichtenmeistersstelle I., eventuell U, 
oder UI. Classe im Schemnitzer Bergdirections- 
Districte in der X. Diätenclasse, mit dem Gehalte jährl. 810, 
beziehungsweise 735 oder 630 fl., mit jährl. 10 Wiener Klaftern 
3 'gen Brennholzes im zur Penifion anrechenbaren Werthe von 
2 fl 627, kr. per Klafter, Naturalwohnnng oder 10%igem 
Quartiergelde. 

Gesuche sind, unter Nachweisung der absolvirten berg- 
akademischen Studien, praktischer Kenntnisse im Grubenbaue 
und Anfbereitungswesen, dann der Kenntniss der deutschen und 
slavischen Sprache, binnen vier Wochen bei der Berg-, 
Forst- und Güter-Direction zu Schemnitz einzubringen. 

Z. 183. Kundmachung. 

Von der k. k. Berghauptmannschaft zu Klagenfnrt als 
Bergbehörde für Kärnten wird hiemit bekannt gegeben, dass 
das im Berghauptbuche auf Namen des bereits verstorbenen 
Josef Peru US ch eingetragene Bleibergwerk Kreuzen I, be- 
stehend aus dem einfachen Grubenmasse Florian-Schacht am 
schattseitigen Abhänge des Kreuzner Gemeindeberges am soge- 
nannten Rossboden, in der Katastral-Gemeinde Kreuzen, Orts- 
gemeinde und politischen BezirkePaternion, im Kronlande Kärnten, 
nachdem dieses Montan-Object laut Mittheilung des löblichen 
k. k. Landesgerichtes Klagenfurt vom 5. Februar 1867 ad 
Z. 8726 de 1866, bei der in Folge des h. ä. auf die Entziehung 
der betreffenden Bergbauberechtigung lautenden Erkenntnisses 
vom 20. April 1866, Z. 429 und der hierauf stattgefundenen er- 
folglosen Schätzung am I. Februar 1867, abgehaltenen Feilbie- 
tung nicht veräussert werden konnte, auf Grund der §§. 259 
und 260 a. B. G. als aufgelassen erklärt und sowohl in den 
bergbehördlichen Vormerkbüchern als auch im landesgerichtlichen 
Berghauptbuche gelöscht wird. 

Klageufurt am 12. Februar 1867. 



Correspoo^eni der Redaction. A. in B— z. Schreiben vom 10. Februar 
sammt Muster erhalten. Wie wäre es, wenn Sie sich wegen 
eines praktischen Versuches nach PKbram wenden würden? — 
Ueber die Inserate hat die Verlags-Handlung die erwartete Antwort 
auf die von ihr gestellte Anfrage noch immer nicht erhalten, 
woraus sich die Verspätung erklären muss. 



AMÜNDIGUNG. 



Ein in der Zugntemaohnng armer — auch silberhaltiger — 
Knpfererae auf nassem Wege erfahrener junger Berg- u. Hütten- 
mann sucht Engagement 

Franco-Offerten sub. C. P. 1. 2. befördert die Expedition 
dieser Zeitschrift. 



Diese Zeitschrift eneheint wöchentlich einen Bogen sUrk mit den nöthigen artistischen Beigaben. Der Prännmerationsprei» 
ist jährlich loeo Wien 8 fl. ö. W. oder 5 Thlr. 10 Ngr. Mit franeo Postvertendung 8 fl. 80 kr. ö. W. Die Jahresabonnenten 
erhalten einen oriciellen Bericht über die Erfahrungen im berg- und hfittenmännisehen Hasehinen-, Bau- und Aufbereitangsweien 
•a»mt Aüas als Gratisbeilage. Inserate finden gegen 8 kr. ö. W. oder P/j Ngr. die gespaltene NonpareiUes«ile AuAiHhme- 

Zuschriften jeder Art können nur l^aneo angenommeu werden. 



OffMk ▼. Kwl WlatoralM * Co. la Wim. 



Für den Verls« vermntwortlioh : Carl Reger. 



N= 9. Oesterreichische Zeitschrift f^-^J- 

W. Jahrf(aaK. *- Bin. 



für 



Berg- und Hüttenwesen. 



Verantwortlicher Redacteur: Dr. Otto Freiherr von Hingenan, 

k. k. Ifiiiiiterlalrmtta im Flnaozmlnisteriain. 

Verlag der Q. J. Manz'schen Bnöhliandlang (Kohlmarkt 7) in Wien. 



Inhalt: Ueber die Vennehrang des Qewichtes der auf offenen Wagen verladenen Prodncte nnd Materialien dorch Regen 
w&hrend des Transportes. — Ansgleichong der Pochsehuhabnütsnng durch Vergrösserung des Hubes des Poch-Stempels. — 
Chemische Stadien ttber den SchmSIlnitzer Cementationsprocess« — Notizen. — Administratives. 



Ueber die Vermehnmg des Gewichtes der anf 
offenen Wagen verladenen Producte und Ma- 
terialien durch Bogen während des Trans- 
portes^. 

Herr Betriebs-Director Reder in Osna brock hat 
über diesen Gegenstand Versuche angestellt, deren Resul- 
tate er in dem vorigjährigen Jahrgange der n Zeitung des 
Vereins Deutscher Eisenbahn- Verwaltungen» mitgetheilt hat. 
Wir lassen den Aufsatz bei dem Interesse» welches er nach 
verschiedenen Seiten bietet, hier folgen. 

Es ist eine allbekannte Thatsache, dass Empfänger 
oder Versender von Gtitern, wenn sie wegen Ueberladung 
zur Verantwortung gezogen werden, das Mehrgewicht als 
lediglich durch Regenaufsangung während der Transportzeit 
veranlasst erklären, und sich nicht entblöden, namentlich 
bei Kohlen- und Coaketrausporten , Ueberladungen von 
20 — 25 7o ftos diesem Verhältnisse abzuleiten. 

Um derartigen Behauptungen entgegentreten zu können 
und die Gewichts- Vermehrung auf das thataächlicb durch 
Regcnfall während des Transportes stattfindende Maass 
zurückzuführen, muss entweder durch Versuche ermittelt 
werden, welche Feucbtigkeitsmenge ein bestimmter Gegen- 
stand überall aufnehmen kann, oder es ist durch Rechnung 
festzustellen, welche Regenmassen innerhalb der Befbrde- 
rangsfrist fallen können und wie dadurch das Gewicht der 
Beladung vermehrt wird. 

Im Nachstehenden werden die Ergebnisse von Ver- 
suchen über die Vermehrung des Gewichtes der Coake dnrch 
Regen, sowie Ermittelungen über die grösste Masse der at- 
mosphärischen Niederschläge während der gewöhnlichen 
BefSrderungszeiten mitgetheilt. 

Zu den am 15. März d. J. begonnenen Versuchen über 
die Zunahme des Gewichtes der Coake durch Regen wurden 



*) Da auch bei uns in der Praxis Klagen über Nässege- 
wichtsdifferenzen, insbesondere bei Kohlen, die in offenen Wagen 
verfrachtet werden nicht selten sind, und Erfahrungen darüber 
noch wenige studirt wurden, glauben wir obigen Artikel aus der 
Zeitschrift «Glückaufs (Beilage zur Essener Zeitung) hier mit- 
tiieilen zu sollen. O. H. 



frisch gezogene, mit Wasser abgelöschte Locomotivcoake 
und Gascoake verwandt*). 

Die Versuchsmassen , ca. 30 Centner , wurden nach 
sorgfältiger Verwägung auf 2 Wagen, in Haufen von der 
Höhe der Coake- Verladungen auf Lastwagen, gelagert. Nach- 
dem dieselben 3 Monate hindurch der Wirkung der Luft und 
der starken Sommer wärme ausgesetzt waren, wurden sie 
zum ersten Male wieder gewogen. 

Für die Locomotivcoake stellte sich hierbei eine Ge- 
wichtsabnahme von 1'5% und bei der Gascoake eine solche 
von 8*7 % heraus. (Der grosse Unterschied vorstehender bei- 
der Zahlen beruht in der poröseren Beschaffenheit der Gas- 
coake und der hierdurch veranlassten grösseren Wasserauf- 
nahme beim Ablöschen, welcher wiederum eine stärkere 
Verdunstung unter günstigen (warmen) Witterun gs Verhält- 
nissen entspricht). 

Nach dem 10. Juni d. J. setzte eine, selten in gleicher 
Dauer und Stärke auftretende Regenzeit ein ; in derselben 
wurden die Versuchsmengen häufig vorwogen. Es zeigte 
sich dabei eine stetige, aber langsame Gewichtszunahme, 



*) Die aus den Coake- Oefen oder Retorten gezogenen Coaks 
werden entweder mit Wasser abgelöscht oder durch Bedeckung 
mit Asche gedämpft. Erateres Verfahren ist jetzt fast überall 
eingeführt, es beansprucht den geringeren Raum, erfordert we- 
niger Arbeit und gibt der Coake ein besseres silberglänzendes 
Ansehen. Die Nachtheile der Ablöschung mit Wasser bestehen 
darin, dass man der Coake einen Stoff suftlhrt, dessen dem- 
nächstige Beseitigimg (Verdampfung) beim Verbrennungsprocesse 
eine grössere Menge Wärme in Anspruch nimmt, imd femer 
darin, dass gewissenlose Producenten durch das über Erfordern 
BUgeführte Löschwasser das Gewicht der Coake sum Nachtheile 
der Käufer vermehren. 

Die Wasseraufnahmefähigkeit der 3 Hauptschichten der 
Coakebeschickungen ist eine sehr verschiedene. Die schäumigere, 
poröse Kopfscbicht nimmt bis zu 1 20% ihres Gewichtes an Wasser 
auf. Die Hai^tmasse der Beschickung, die Mittelschicht, bindet 
nur bis zu 1 ^2% und endlich die Fussschicht bis zu 13% ihres 
Gewichtes an Löschwasser. Im Durchschnitt kann man anneh- 
men, dass Coaks, denen eben nur das zum Ablöschen erforder- 
liche Wasser zugeführt wird, dadurch um 6% ihres Gewichtes 
zunehmen. 

Gedämpfte Coaks, kalt in Wasser geworfen, binden nicht 
Vs so viel Wasser, wie die in glühendem Zustande mit Wasser 
abgelöschten. 



— 66 - 



die ihren Höhepankt am 3. September d. J. erreichte; von 
da ab trat wieder ein Fallen ein. Die Verwttgung am 3. Sep- 
tember wurde unmittelbar nach 3tägigem str&menden Regen 
aoBgefflhrt. Dieses Verhftltniss und der oben erwähnte Um- 
stand, dass später eine Gewichtsverminderang wieder ein- 
getreten ist, gestattet die Annahme, dass die am 3. Sep- 
tember ermittelten Gewichte die Grenae, bis an welcher 
Coake durch atmosphärische Niederschläge geschwängert 
werden kann, bezeichnet. Diese Gewichtsau nähme betrug 
bei der Locomotivcoake = 8*37% und bei der Gascoake 
= 8*33%» ^'^ ^^^^ ^^^ beiden Coakssorten = S^/^Vq ^^^ 
ursprünglichen Gewichtes. 

Erläuternd muss noch bemerkt werden, dass vorste- 
hende Zahlen nur die grösste Vermehrung des Gewichtes 
der in offenen Halden gelagerten oder auf Bahn wagen ver- 
ladenen Coake angeben, für das damalige Verhältnis s einer 
langan dauernden Aufbewahrung von Coake unter Wasser liegt 
die Grenze höher, die Gewichtsvermehrung beträgt in diesem 
Falle 25 7o des Coaksgewichtes. 

Die, wenn man sagen darf, theoretische Ermittelung 
der Vermehrung des Gewichtes der Coake und der sonstigen 
auf offenen Bahnwagen verladenen Gegenstände durch Auf- 
saugung von Regenwasser während der Beforderungszeit 
stdtst sich auf die Frage, »wie gross die Niederschlags- 
menge ist, welche im Laufe eines oder mehrerer Tage auf 
die Beladung fallen kann«. 

Die lang andauernde starke Regenzeit dieses Sommers 
bietet auch in dieser Beziehung gute Anhaltspunkte. 

Den Ermittelungen der Beobachtungsstation physika- 
lischer und meteorologischer Erscheinungen zu Emden sind 
die folgenden Angaben Aber Niederschlagsmengen entnom- 
men. (Wo nicht ausdrücklich ein Anderes erwähnt ist, bezie- 
hen sich die Zahlen auf alt Pariser Maass — pied du roi. — ). 

Vom 1. Januar bis utt. August d. J. sind im Ganzen 
2784 KubikzoU Reihen auf den Quadratfuss gefallen, welche 
Menge einer RegenhGhe von 19*3 Zoll für die genannte Zeit, 
oder, dasselbe Verhältniss für die Zeit vom 1. Sept. bis zum 
Jahresschlüsse beibehalten, von 29 Zoll pro Jahr entspricht. 

Den stärksten Niederschlag veranlasste das Unwetter 
in der Nacht vom 22. auf den 23* Januar d. J., er betrug 
103 KubikzoU auf den Quadratfuss = O.72 Zoll Regenhöhe*). 

Die grösste Regenmenge an 

2 einander folgenden Tagen betrug 121'o KubikzoU = 

0*34 Zoll Regenhöhe, 

3 einander folgenden Tagen betrug 132*5 KubikzoU = 

0'33 ZoU Regenhöhe, 

4 einander folgenden Tagen betrug 176'g KubikzoU = 

1*23 ^^^' Regenhöhe, 

5 einander folgenden Tagen betrug 221'o KubikzoU = 

1*34 ZoU Regenhöhe. 
Um durchaus versichert zu sein. Über und nicht unter 
das höchste Maass gegriffen zu haben, sind für die fernere 
Berechnung vorstehende Werthe noch um 25% erhöht; es 
ergibt sich unter dieser Voraussetzung folgende Reihe : 
für 1 Regentag = O'g Zoll Regenhöhe, 

„ 2 Regentage zusammen = |*^ n d 



für 3 Regentage zusammen =1*3 Zoll Regenhöhe, 



*) Hagen tbeilt in seinem Handbuche der Wasserbaukanst 
mit, dass in Berlin fast jedes Jahr einzelne Tage eine Regen- 
menge von 1 Zoll, in sehr seltenen Fällen sogar von 1*4 ZoU 
Höhe aufweisen. 

Diese gans ungewöhnlichen VerhSItnisse dürften im vorlie- 
gMiden FaUe nicht massgebend sein. 



4 
5 



= 1 
= 1- 



3 n n 

Das Gewicht der hiernach auf 1 Qaadratfuss Grund- 
fläche fallenden Regenmenge berechnet sich, den Kubikfuss 
Wasser zu rund 68 Pfund Zollgewicht angenommen : 
für 1 Regentag zu 5'] Pfund oder O'q^^ Zollcentner, 



'062 
068 



085 



« 2 Regentage n o'^z " 

n 3 f, n 6'go « «0 

«4 • „ 8'5o « I» 

• 5 » n 10*77 • " ^'l08 ^ 

Durch Ermittelung der Quadratfusszahl der Grund- 
fläche der Wagen, durch Multiplication dieser Zahl mit vor- 
stehenden Gewichten und Division des Productes durch das 
Ladungsgewicht der Wagen, erhält man das durch Regen 
in den verschiedenen Transportzeiten vermehrte Gewicht in 
Procenten der Beladung*). 

Beispielsweise möge diese Berechnung für einen Hau- 
nover*schen 100 Centner- Wagen durchgeführt werden. 

Länge des Wagens = 14 Fuss Hanno v., Breite = 8 
Fuss Hannov.^ macht 112 Q Fuss Hanno v. = rund 91 
Q Fuss Pariser Maass. 

Gewichtsvermehrung durch Regen in Procenten der 
Beladung während 
eines Transporttages = 91 □ Fuus X 0'^^^ Ctr.: 100 Ctr. 

= 4-5%» 



nach 2 Transporttagen = 


= 91 , 


XO 


'o«2 " 


100 . 


= 5-.7o. 


nach 3 Transporttagen = 91 t» X O-o«« « 100 « 


= 6-,%, 


nacb4TTanBporttagen=gi « X ^o»s - 100 « 


= 7-7%. 


nach 5 Transporttagen = 91 t» X 0-,oft i» 100 » 


= 6-,%.**) 


Legt man die gleiche Berechnung für andere Wagen- 


arten zum Grunde, so ergibt sich eine Gewichtsvermehrung 


durch Regen in Procenten der B(4adung. 




2m «*• 


«CO 




b j. « 


o fiQ 
OO O* 






J«^ 




•Sns . 






Ig^D 


Ig^O 




•sIS» 


^1? 




iol 




«^^ 


«^■g 


fi§^ 


während eines 












Transport- 












Tages . . 


3-5% 


3-4»/o 


2-6% 


3-1% 


3-30/, 


nach 












2 Trpt.-Tgn. 


4-2% 
*-6% 
5-9% 
7-3% 


4-1% 
4-5% 
5-6% 


3-2% 
35»/. 
4-3% 


3-80/o 


4-00/0 
4-4% 


3 . n 


4-1% 
5-2% 


4 • » 


5-5% 


5 .. w 


M% 


5-5% 


6-«% 


7-0% 



*) Eigentlich mässte die Menge der Verdunstung, die im 
gewöhnlichen Leben schon bis y, Zoll NiederseblagshOhe pro 
Tag beträgt und bei Eisenbahntransporten jedenfalls erheblich 
höher sich stellen wird, sowie die durch die Wagen sickernde 
Masse des Regens noch in Abzug kommen, um aber wirklioh« 
GrOsstwerthe darzustellen, ist hierauf keine Rücksicht genoomien. 
**) Von der Art und Natur des Transportgegenstandes hängt 
es ab, ob er überall die berechneten Wassermengen auftiehmen 
kann, oder ob diese abfliessen werden. 



— 67 



Ans VorBtehendem ergibt sich, dass alle wasseraufsau- 
genden Tranaportgegenstände, nameotlich Kohleo, Coake 
UDd Erden etc., rflcksichtlich der GewichUTermehrung durch 
Begenaufsangung wfthrend der Befördern ngsaeit am cweck- 
massigsten auf Wagen mit möglichst geringer Gmndflftche 
verladen werden, und dass deshalb die Lastwagen auch in 
dieser Beaiehnng entschieden den Vorzug vor den Wagen 
von geringerer Ladefähigkeit verdienen. Ferner folgt daraus, 
dass die im 1 . Theile dieses Aufsatzes mitgetheilte grösste 
Vermehrung des Gewichtes der Coake durch Regen (8V3%) 
während der gewöhnlichen Beförderangsfiristeu nicht statt- 
finden kann. 

Endlich läset sich aus dieser Berechnung der allge- 
meine Satz ableiten, dass Ueberladungen bei Lastwagen- 
transporten nicht zur Anrechnung zu bringen sind, wenn das 
Uebergewicht bei kürzerer Transportzeit nicht mehr als 
4%% ^°4 ^^^ längerer Transportzeit nicht mehr als 7% 
das Gewichtes der Ladung beträgt. 



AuBgleichnng der FochschuhabnütKimg durch 
Vcrgrössenmg des Hubes des Pochstempels. 

Die gebräuchlichste Art der durch Abnützung des 
Pochscbuhes bewirkten Abnahme des Pochstempel-Gewich- 
tes zu begegnen, ist die zeitweilige Belastung des Stempels 
mit gusseisernen Bingen, welche, in der Regel zu je einem 
Stück nach erfolgter zweizölligerHöbeoabnfitzung des Poch- 
scbuhes am oberen Schaftende aufgesetzt, dem Stempel das 
anfängliche Normalgewicht neuerdings verleihen. 

Es ist jedoch mit der Abnützung des Pochschnhes ein 
zweiter, auf den Effect des Stempelschlages noch wesentli- 
cher einwirkender Factor verbunden, d. i. ein Steigen der 
Hubhöhe des Stempels , insoferne auch die letztere nicht 
stetig richtig gestellt werden kann. 

Wird beispielsweise angenommen, dass man bei 6zölli- 
gem, quadratischen Querschnitte des Pochschuhes für mittel- 
feste Bergerze das Stempelgewicht mit 300 Pfund und die 
Hubhöhe mit 7 Zoll festgesetzt hat, und dass der Poch- 
stempel nach je 2zölliger Abnützung des Schuhes neu 
adjustirt wird, so beziffert sich der anfängliche Effect eines 
Stempelschlages mit 

7 
300 . — = 175 Fusspfund; 

derselbe steigt jedoch nach Abnützung des Pochschuhes 
auf 2 Zoll Höhe (oder 6.6.2. V4 = 18 Pfand dem Ge- 
wichte nach) auf 

9 
(300 — 18) . — = 211 Fusspfund d. i. um 36 Fusspfiind 

1 z 

oder 20 Percent. 

Aehnliche Resultate erhält man für alle der Praxis 
entnommenen Beispiele und man ersieht also, dass zwischen 
je zwei einzelnen Adjustirungen des Pochstempels, d. i. mit 
dem unberücksichtigt bleibenden Abriebe des Pochschuhes 
der Schlageffect des Pochstempels nicht nur nicht fällt, son- 
dern im Gegentheile namhaft steigt oder mit anderen Wor- 
ten: dass die Aendemng der Hubhöhe ein empfindlicherer 
Factor in Bezug des Schlageffectes des Pochstempels sei, 
als dessen durch den Abrieb des Schuhes verursachte Ge- 
wichtsabnahme. 



Auf diesen Satz kann man übrigens einfach auch schon 
daraus schliessen, dass die Zunahme der Hubhöhe, in Per- 
centen ausgedrückt, für die praktischen Fälle innerhalb der 
einzelnen Adjustirungen der Pochstempel stets grösser sei, 
als die mit derselben im Zusammenhange stehende Abnahme 
des Stempelgewichtes ; so beträgt in dem oben gewählten 
Beispiele erstere 28» letztere nur 5 Percent. 

Es dürfte demnach am Platze sein, zu untersuchen, in 
wie ferne und unter welchen Umständen sich Aendemngen 
der Hubhöhe zur Regelung des Schlageffectes eines Poch- 
stempels bei fortschreitender Abnützung dessen Schuhes 
eignen würden. 

Zur klaren Einsicht in die betreffenden Verhältnisse 
wurden in der weiter nachfolgenden Tabelle 6 Beispiele 
i^A bis ¥) übersichtlich zusammengestellt, welche sich allen 
in der Praxis häufiger vorkommenden Fällen nähern dürften . 

Zum Anhalt bei der Wahl dieser Beispiele diente 
P. R. V. Rittinger*s n Lehrbuch der Aufbereitungskunde«, in 
welchem auf Seite 60 die Erfahrung angeführt wird, dass 
der Schlageffect des Pochstempels per 1 Quadratzoll seiner 
Bahnfläche betragen solle 

für minder festes Gestein wenigstens 4 Fusspfund 
n mittel HD « 5 « 

„ sehr • « ff 6 M 

Wird die Annahme beibehalten, dass die Pochstempel 
je nach erfolgter 2 zölliger Höhen abnütznng des Pochschu- 
hes neu adjustirt werden, so steigt für praktische Fälle zwi- 
schen je 2 einzelnen Adjustirungen der Schlageffect per 
1 Quadratzoll Bahnfläche stets um nahe 1 Fusspfund ; ent- 
sprechend dem oberen Erfahrungssatze wurde also angenom- 
men, dass jener Einheitseffect 
beim Beispiel A und B für minder festes Gestein von 4 bis 5 

Fusspfund, 
beim Beispiel C und D für mittel festes Gestein von 5 bis 6 

Fusspfund, 
beim Beispiel E und F für sehr festes Gestein von 6 bis 7 

Fusspfund wechseln solle. 

Die Beispiele A^ C und E gelten für 6 zölligen, jene 
^, 2> und F aber für 5 zölligen, quadratischen Querschnitt 
des Pochschuhes, welcher in allen Fällen mit 9 Zoll Höhe 
angenommen wurde. 

Beim Beispiel E ist das anfängliche Stempelgewicht 
für die, wieder anderen Constructionsverhältnissen häufiger 
entsprechende, anfängliche Hubhöhe von 7 Zoll, schon so 
gross, dass ein hölzerner Stempelschaft bereits etwas zu lang 
ausfällt ; d esshalb wurde dieses Beispiel in 3 einzelne Fälle 
E^ E^ und E^ zerlegt, in welchen letzteren das abnehmende 
anfängliche Stempelgewicht durch zunehmende anfängliche 
Hubhöhen ersetzt wird. 

Die letzte Adjustirung wurde allgemein bei erfolgter 
6zölliger Abnützung des Pochschuhes angenommen, indem 
sodann bis zur 8 zölligen oder nahezu völligen Abnützung 
des letzteren fortgearbeitet werden kann. 

Will man die hier behandelte Ausgleichungsart mit 
jener durch Belsstnng des Pochstempels näher vergleichen, 
so ist nur zu bedenken, dass bei letzterem Modus sich nach 
jeder Adjustirung der anfängliche Stand vollständig wieder 
herstellt, und sich somit in einer für denselben zusammen- 
gestellten ähnlichen Tabelle die ersten 3 Zeilen eines jeden 
Beispieles, wie selbe die nachfolgende Uebersicht darstellt, 
je dreimal ganz unverändert wiederholen würden. 



— 68 — 






Zmhl 



Adjastirt 
wird die 
Hubböhe 



gegen 

letit er- 
reichte 



gegen 

die TUT- 

sprttng- 

liche 



ZoU 



Abnützung 

des Poch- 

Bchuhes 



dem 
Ge- 
wich- 
te 



der 
Höhe 



nach 



Pfd. I ZoU 



Ge- 
wicht 



Hab- 
höhe 



des Poch- 
Stempels 



Pfd. I ZoU 



Effect 

des Stempel 

Schlages 



Ganzen 



per 

iD'' 

Bahn- 
fläche 



Fnsspfond 



Beispiel A. 



— 


— 


— 


9 


1 


.. 


— 


— 


18 


2 


I 


1% 


% 


18 


2 


— 






27 


3 


— 


— 


— 


36 


4 


n 


i'A 


1 


36 


4 


— 




— 


45 


Ö 


— 


— 


— 


54 


6 


m 


IV4 


1% 


54 


6 


— 






63 


7 


— 


— 


— 


72 


8 



288 


6 


144 


279 


7 


162 


270 


8 


180 


270 


?^4 


146 


261 


163 


252 


8% 


178 


252 


7 


147 


243 


8 


161 


234 


9 


176 


234 


5^^ 


151 


225 


164 


216 


9% 


175 









Beispiel 


1 B. 






^ 


-^ 


— 


— 


— 


200 


6 


100 





— 


— 


6 


1 


194 


7 


113 


— 


— 


— 


12 


2 


188 


8 


125 


I 


1% 


% 


12 


2 


188 


6V, 


101 









18 


3 


182 


7»A 


113 





— 


— 


25 


4 


175 


si 


124 


n 


1% 


1 


25 


4 


175 


7 


102 


— 




— 


31 


5 


169 


8 


113 


— 


— ~ 


— 


37 


6 


163 


9 


122 


m 


IV* 


1% 


37 


6 


163 


8% 


105 


— 






43 


7 


157 


114 


— 


— 


— 


50 


8 


150 


9% 


122 






— 


— 


9 


1 


-i. 


^^ 


—. 


18 


2 


I 


1% 


% 


18 


2 









27 


3 





— 


— 


36 


4 


n 


ly* 


1V4 


36 


4 


— 






45 


5 


— 


— 


— 


54 


6 


m 


IV4 


2 


54 


6 


— 




— 


63 


7 


— 


— 


_^ 


72 


8 



Beispiel C. 

308 
299 
290 
290 
281 
272 
272 
263 
254 
254 
245 
236 



7 
8 
9 

8jC 

9V4 

10% 
9 

10 

11 



80 

99 

217 

81 

99 

215 

86 

^02 

217 

90 

204 

216 









Bei 


spiel 


1 D. 
214 


7 


125 


^— 


— 


— 


6 


1 


208 


8 


138 


__ 


— 


— 


12 


2 


202 


9 


151 


I 


1% 


% 


12 


2 


202 


7% 


126 


— 






18 


3 


196 


8% 


138 


— 


— 


— 


25 


4 


189 


9% 


150 


n 


1V4 


1% 


25 


4 


189 


8V4 


129 


— 






31 


5 


183 


9% 


141 





— 


— 


37 


6 


177 


lOV« 


151 


m 


1V4 


2 


37 


6 


177 


9 


132 


—^ 




^ 


43 


7 


171 


10 


142 


— 


— 


— 


50 


8 


164 


11 


150 



40 

4-5 

50 

40 

4-5 

50 

40 
4.4 

4-9 
4-2 
4-5 
4-9 

4.0 
4.5 
5.0 
40 
45 
50 
40 
4-5 
4-9 
4-2 
4-5 
4-9 

50 
5-5 
6-0 
50 
55 
60 
51 
5-6 
60 
5-2 
5-6 
60 

5-0 
5-5 
60 
50 
5-5 
6-0 
5-1 
5-6 
60 
5-2 
5-6 
60 



^ MO 

» 3 

o 



^ahl 



Adjastirt 
wird die 
Habhöhe 



Abnützang 

des Poch- 

schuhes 



gegen 

die 
letzt er- 
reichte 



gegen 
die or- 
sprilng' 

liehe 



ZoU 



dem 
Ge- 
wich- 
te 



der 
Höhe 



nach 



Pfd. I Zoll 



Ge- 
wicht 



Hab- 
höhe 



des Poch- 
Stempels 



Pfd. i ZoU 



Effect 
des Stempel- 
schlages 



Ganzen 



per 

iD" 

Bahn- 
fl&che 









Beispiel 


1 Ea. 






— 


«- 


.• 


— 


— 


370 


7 


216 


— 


— . 


— 


9 


1 


361 


8 


240 


.- 


— 


— 


18 


2 


352 


9 


264 


I 


1% 


% 


18 


2 


352 


7% 


215 


— 






27 


3 


343 


8% 


238 


^- 


— • 


-. 


36 


4 


334 


'1 

8% 


259 


n 


iVs 


% 


36 


4 


334 


213 


— 






45 


5 


325 


234 


— 


— 





54 


6 


316 


8% 
9% 


254 


m 


1% 


1% 


54 


6 


316 


219 


— 






63 


7 


307 


238 


— 


— 


— 


72 1 


8 


298 


lOV, 


256 









Beispiel Eb. 









— 


— 


— 


— 


345 


7% 
8% 


216 





— 


— 


9 


1 


336 


238 





— 


— 


18 


2 


327 


9% 


259 


I 


1V1 


% 


18 


2 


327 


8 


218 









27 


3 


318 


9 


238 





— 


— 


36 


4 


309 


10 


257 


n 


1% 


1 


36 


4 


309 


8V, 


218 


— 




— 


45 


5 


300 


9% 


237 


— 


— 


— 


54 


6 


291 


10 V, 


254 


m 


1% 


1% 


54 


6 


291 


9 


216 


— 






63 


7 


282 


10 


235 


— 


— 


— 


72 


8 


273 


11 


250 









Beispiel 


Ec. 









— 


— 


— 


— 


321 


8 


214 





— 


— 


9 


1 


312 


9 


234 





— 


— 


18 


2 


303 


10 


252 


I 


1% 


% 


18 


2 


303 


8V» 
9% 


215 









27 


3 


294 


232 





— 


— 


36 


4 


285 


10% 


249 


n 


IV, 


1 


36 


4 


285 


9 


214 


— 




— 


45 


5 


276 


10 


230 


— 


— 


— 


54 


6 


267 


11 


245 


m 


ly* 


»V« 


54 


6 


267 


9% 


217 


— 






63 


7 


258 


10% 


231 


— 


— 


— 


72 1 


8 


249 


n% 


244 



Beispiel F. 



— 


— 


— 


6 


1 


.^- 


— 


— 


12 


2 


I 


1% 


% 


12 


2 


— 






18 


3 


— 


— 


— 


25 


4 


n 


1% 


% 


25 


4 


— 






31 


5 


— 


— 


— 


37 


6 


m 


n 


1V5 


37 


6 


— 






43 


7 


— 


— 


— 


50 


8 



255 


7 


149 


249 


8 


166 


243 


9 


182 


243 


7% 


149 


237 


8% 


164 


230 


9% 


179 


230 


7'/. 


147 


224 


8% 


162 


218 


9'/3 


175 


218 


8% 
10% 


150 


212 


165 


205 


176 



Fnsspfond 



60 
6-6 
7-3 
60 
6-6 
7-2 
6-0 
6-5 
7-0 
61 
6-6 
71 

60 
6-6 
72 
60 
6-6 
71 
6 
6-6 
70 
60 
65 
69 

60 
6-5 
70 
60 
6-4 
70 
60 
6-4 
6-8 
60 
64 
68 

60 
66 
7-3 
60 
6-5 
71 
5-9 
6-5 
70 
60 
6-6 
70 



— 69 — 



Die in die vorstehende Tabelle aafgenommenea an- 
fänglichen Pocbstempelgewichte können fär höUerue Schäfte 
auf folgende Weise erzielt werden : 



•*—"■ 








Qesammt- 


o 


Pochschah 


Schaft 


Armatar 
fflr 


gewicht des 
armiiten 


• 






Poch- 










stempels 




« 








1 


o 






n 

o 






Ge- 




Ge- 


y 


er- 


ver- 


•Ö 


o 


« 




Lln^ 




2 


'1 


aiel- 


lang- 




i 




wicht 




wicht 


Stempel- 


tes 


tes 


U4 


O^ 








führnng 






ZoU 


D" 


Pfand 





1 


Pfund 


Pfimd 


PfondJ 


A 


9 


36 


105 


2 





150 


35 


— 


290 


288 


B 


n 


^5 


70 


2 





100 


32 


— 


202 


200 


C 


n 


36 


105 


2 


^y» 


168 


35 


— 


308 


308 


I> 


n 


25 


70 


2 


1% 


112 


32 


— 


214 


214 


E. 


n 


36 


105 


2 


3 


187 


— 


78 


370 


370 


Eb 


n 


n 


105 


2 


1 


162 


— 


78 


345 


345 


Ec 
P 


n 


ff 


105 


1 


5 


137 


— 


78 


320 


321 


n 


25 


70 


2 


1 


108 


— 


75 


253 


255 



Für die praktischen F&lle genügt somit nach dem Vor- 
ansgelassenen zur Ausgleichung der Pochschuhabnützung 
im Ganzen eine Erhöhung des Hubes von nur 1 V3 bis höch- 
stens 2 Zoll. 

Allerdings kann bemerkt werden, dass die Hubhöhe 
ausserdem zwischen je 2 Adjnstirungen des Pochstempels 
um weitere 2 Zoll variire, so dass dieselbe bis zur völligen 
Ausnutzung des Pochschuhes um 3V3 bis 4 Zoll steige und 
somit bei Schubersätzen, wenn auch diese Aendernng 
des Hubes nur langsam eintritt, doch besondere Vorsicht 
erforderlich würde, um dem auf die Korngrösse des Poch- 
mehles hervorgerufenen Einflüsse durch andere Mittel ent- 
sprechend entgegenzuwirken. 

Bei R. V. Rittinger's Stansfttzen dagegen ist die Korn- 
grösse des erzeugten Pochmehles unabhängig von der durch 
die Huberhöhung verstärkten Bewegung des Satzwassers, 
während das Aufbringen durch dieselbe keineswegs verlie- 
ren kann. 

Im Qegentheile, es müssen erst Versuche die Belehrung 
darüber verschaffen, bis zu welchen Grenzen die durch 
rascheren Gang des Pochwerkes oder erhöhten Stempelhub 
verstärkte Bewegung des Laden wassere das Aufbringen im 
Stausatze steigern, d. i. das Verhältniss der erzeugten gröb- 
sten Sorte gegenüber den feineren durch die bessere Sie- 
bung abnehme. 

Die Ausgleichung der Pochschuhabnützung durch Auf- 
lage von entsprechend schweren Ringen am oberen Ende 
des Stempelschaftes hat nun den Nachthei), dass durch die 
Massenvermehrung des Schaftes dieser sich Über den Poch- 
Bchuh beständig staucht, wodurch die Verbindung beider lei- 
det; die Methode der Hubvergrösserung zu gleichem Zwecke 
dürfte also bei den Stausätzen mir einigem Vortheile ver- 
wendbar sein, wenn dieselbe sonst bei normalen Constmc- 
tionsverkältuissen anwendbar und auf einfache Weise durch- 
führbar ist, was hier noch näher erörtert werden soll. 

Die grösste in den behandelten Beispielen vorkom- 
mende Hubhöhe ist, wenn man beim Beispiel E den Fall 
E^ wählt und von jenem E^ abstrahirt, 11 Zoll; der Regel 
gemäss muss also auf eine gesammte (wirkliche h und blinde 
h) Hubhöhe von 12 %o\\ construirt werden, wo sodann nach 



der letzten Adjustirung (Nro. HI.) der normal geringste Un- 
terhub von 3 Zoll eintritt, bei den vorangegangenen aber 
noch grösser ist. 

Hat die Pochwelle 24 Zoll im Durchmesser, als ein 
ziemlich häufig anwendbares Maass, so ist der Halbmesser r 
des Angriffskreises 

r= 12 -h 1-5 = 13-5 Zoll, 
die absolut nöthige Länge des Heblings nach R. v. Rittin- 
ger*s Aufbereitungskunde, Seite 101 

«1 = V(h -h A)2 + r2 _ r = 1/122+13-75^— 13e 

= 4-5 Zoll 
oder die ganze Heblinglänge a (nebst dem nöthigen freien 
Spielräume zwischen Welldaumeu und Pochstempel) 
« = ai -|-l'g=6 Zoll, was noch gut entspricht. 

Die Zeit t^ zum Heben des Stempels auf die grösste 
wirkliche Hubhöhe von 11 Zoll, ist für die grösst zulässige 
Geschwindigkeit von <; = 1 y^ Fuss im Angriffskreise 
h 11 






12.1- 



= O'gi Secnnden. 



Die Fallzeit /, <le8 Stempels ist für ^ = 31 Fuss, als 



der Fallgeschwindigkeit am Schlüsse der ersten Secnnde 



2.11 



= 0'24 Secunden. 



9 ^ 12.31 

Die Ruhezeit des Stempels ist ferner erfahrungsgemäss 
bestimmt mit t^ =: 0*2 Secunden, somit beziffert sich die 
für einen Hub nÖthige Gesammtzeit mit 
<i + «1 -f 'j = O-ei + 0-„ + 0-jo 
ond die Zahl der Hube per Minute mit 

n = -r_ — = 57. 



1*05 Secunden 



1 



06 



Man kann also für alle gewählten Beispiele noch auf 
60 Hube per Minute construiren, da die hier in Rechnung 
gezogene Hubhöhe nicht nur die vorkommende grösste, son- 
dern auch die nur am äussersten Schlüsse der Benützung des 
Pochstempels eintretende ist. 

Sucht man umgekehrt für n = 60 die im Angriffs- 
kreise auftretenden verschiedenen Geschwindigkeiten (^), 
so ist 

60 60 



+ ^ + ^3 = — = 



= 1 



und für /p /,» 



n 60 

die oberen Werthe substituirt, 



h + c 



r 



tf = 0-« — 



-+-02=1 oder 

-f- O'j. ^ = tf und 
h 



Y 



2 h 
9 



Für die vorkommende grösste anfängliche Hub- 
höhe von 7 Zoll (Beispiele C bis F) berechnet sieh sodann 
c = 0*99 ^^®' °^^^ ^ Fuss. 
Für die grösste mittlere Hubhöhe von A = 9 Zoll 
stellt sich 

c = Tjj^ oder nahe 1 y^ Fuss 
und für die grösste schliessliche Hubhöhe von A = 11 
Zoll, findet man endlich 

c =i 1 »9^ oder nahe 1 Vj Fuss. 
Es schwankt also die Angriffsgeschwindigkeit fflr 60 
Anhabe per eine Minute genau zwischen jenen Grenzen, wie 



— 70 



dieselben in R. y. Rittinger's Aufbereitangskande, Seite 92, 
als erfahrUDgBgemäsB luläsBig aufgeführt aind. 

Die ConstmctiooBTerhältnisse Bind demnach der Aus- 
gleichung der Pochschuhabnützung durch VergrOsserung 
der Hubhöhe nicht ungünstig. 

Um die erwünschte Einfachheit bei Adjustirung der 
Pbchstempel auf verschiedene Hubhöhen bei der fortschrei- 
tenden Abnützung der Pochschuhe ku eraielen, braucht 
man nur 4 Adjustirstäbe herzustellen, deren jeder die zuge- 
hörige, von 2 au 2 Zoll abnehmende, Höhe des Pochschuhes 
an seinem unteren Ende scharf bezeichnet hat. 

Der Arbeiter hat sodann bei Adjustirung der Poch- 
Stempel nur, je nachdem der Schuh an denselben neu oder 
auf nahe 2, 4 oder 6 Zoll abgenützt ist, den passenden 
Adjustirstab auf den Stempel so anzulegen, dass die oberen 
Kanten des wirklichen und jenes am Adjustirstab bezeich- 
neten Pochschuhes genau zusanomenfallen, und sodann den 
Hebling in der danach fixirten Weise in dem Stempelschafte fest- 
zukeilen. Nachdem nunbeider Ausgleichung der Pochschuh- 
abnützung durch Belastung des Pochstempels mit Bingen 
stets zugleich eine neue Adjustirung auch des Hubes noth- 
fällt, so ist ersichtlich, dass die hier behandelte Methode 
auch eine etwas grössere Einfachheit für sich hat. 

Schliesslich sei bemerkt, dass die in die vorbespro- 
chene Tabelle aufgenommenen Hubhöhen die wirklich zu 
leistenden sind, dass also bei deren allfälligen Benützung 
noch auf jene Höbe Bücksicht genommen werden müsste, 
auf welche die Pochsohle normal mit Bergerz bedeckt ge- 
halten wird. Nagydg, 2. Jänner 1867. 

Egid Jarolimek. 

GhenÜBche Stadien über den Schmöllnitzer 
Cementationsprocess. 

L TheiL 

Untersuchung von in der Grube gefassten 
Wässern. 

Man unterscheidet in SchmöUnitz dreierlei Cement- 
wasser; das aus der Bewässerung des Kiesstockes herrüh- 
rende Wasser, das durch Zersetzung von im Schiefer vor- 
kommenden vorherrschenden Gelferzen gebildete Bothen- 
berger Wasser, und endlich die Halden wässer. Der Kürze 
halber wollen wir die ersten Kies-, und die zweiten Schie- 
ferwässer nennen. Es handelte sich darum, durch chemische 
Versuche ein Licht auf das Verhalten der verschiedenen 
Wässer beim Cementationsversuche zu verbreiten. 

Um vollkommen sicher zu sein, dass die in Arbeit ge- 
nommenen Wässer rein nur aus dem Eäesstocke oder aus 
dem Schiefer seien, wurden dieselben von mir in der Grube 
in Gegenwart des Herrn Schichtenmeisters E. Filla und auf 
seine Angabe hin selbst aufgefangen und zwar sind die 
Kieswässer vom EH. und die Schieferwässer vom y^ V. Laufe. 

Die ersteren haben eine olivengrüne Farbe und ein 
spec. Gewicht von l'nj» die Letzteren sind grasgrün und 
haben ein spec. Gewicht von 1 *q^^. 

Bevor ich jedoch auf die Resultate dieser Untersuchung 
komme, sei es mir erlaubt auf die Schwierigkeiten hinzuwei- 
sen, welche man bei Bestimmung des Eisens als Eisenozyd 
und Eisenoz/dul nach der Margueritte'schen Methode hatte^ 
und die Art und Weise zu erörtern, wie dieselben behoben 
wurden. Besonders bei den Kieswässern leuchtete es gleich 
ein, dass man bei Bestimmung des als Eisenoiydul in dem- 



selben enthaltenen Eisens wegen der grünbraunen Farbe 
derselben, den die Beaction bedingenden Farbenwechael 
nicht werde sehen können. 

Ich wandte, um diesen Uebelstand zu umgehen, eine 
ziemlich starke Verdünnung des Kieswassers an, ohne 
jedoch den erwünschten Zweck au erreichen, denn selbst 
bei starker (5 facher) Verdünnung sah man zwar ganz deut- 
lich die Entfärbung des zugetröpfelten Chamäleons, war aber 
nicht im Stande das Auftreten der schwachen Kosafarbe in 
bemerken, welche als Grenze der Beaction gilt. 

Besser ging es, als zur Erforschung des gesammten 
Eisenhaltes der Kieswässer dieselben mit Zink und Schwefel- 
säure behandelt wurden, obgleich die Schärfe der Beaction 
noch Manches zu wünschen übrig liess. 

Ich bereitete mir daher, um mit grösserer Genauigkeit 
diesen Punkt zu fiziren Papieratreifen, die ich mit einer Lö- 
sung von Ferridcyankalium tränkte, und tupfte mittelst eines 
Glasstäbchens nach jedem Zusätze von Chamäleon in die 
Flüssigkeit, so lange bis sich der Papierstreifen nicht mehr 
blau färbte , was dann andeutete, dass schon alles Eisen - 
ox7dui durch das Chamäleon in Eisenozjd verwandelt wor- 
den sei. Vergleichende Versuche zeigten sehr befriedigende 
Besultate, und ist diese Methode auch sehr leicht und ge- 
schwind auszuführen. 

Schliesslich sei noch bemerkt, dass der die Beaction 
bezeichnende Farbenton sehr schön hervortritt, wenn man 
mit den Cementwässem in das Chamäleon hineintitrirt. 

Ich nahm 10^' der Chamäleonlösung, deren Halt na- 
türlich früher eingestellt worden war, verdünnte sie mit der 
fünffachen Wassermenge und setzte noch 5^' Schwefelsäare 
hinzu, worauf das zu untersuchende Cementwasser in die 
Bürette gegossen und damit so lange titrirt wurde, bis die 
verdünnte Chamäleonlösung entfärbt wurde. 

Um den gesammten Eisengehalt zu bestimmen, war 
das Verfahren etwas coroplicirter, aber demungeachtet sehr 
schnell und sicher. 

Es wurde mittelst einer Pipete 10^ Cementwasser in 
ein kleines Kölbchen gegeben, einige Stückchen dünnes 
Zinkblech und beiläufig 2 — 3^' Schwefelsäure zugesetzt. 
Nach vollbrachter Einwirkung wurde der Inhalt in ein Mess 
gefäss entleert, nachgespült und bis auf 50^' verdünnt, 
hierauf rasch in die Bürette gegossen und in eine wie oben 
beschriebene Chamäleonlösung titrirt. Vergleichende Ver- 
suche gaben ebenfalls ganz befriedigende Besultate. 

Auf diese Weise wurden die beiden Wässer untersucht 
und es ergab sich 

in 1 Litre Kieswasser IT'g^ Grm. Fe^ O^ 



18 



in 1 Litre Schieferwasser 



67 



fl Fe 



3-6 « Fe, 0, 
1-44 ti Fe 
Die Kupferhälte der Wässer konnten nicht nach der 
Mohr'schen Methode ermittelt werden, da man bei dem nie- 
deren procentualen Halte derselben an Kupfer schon sehr 
unsichere (voraussichtlich zu hohe) Besultate erhalten hätte. 
Sie wurden daher nach der A. v. Hubert*schen colorimetri- 
fichen Methode bestimmt und zwar hatte mein College Herr 
F. Napravil diese Bestimmung durchgeführt. 
Sie ergab : 

Schieferwasser in t Litre = 3'gQ4 Grm. Cn 
Kieswasser n « • = 2'^^^ " * 
Um den Eisenverbrauch zu bestimmen, wurden von 
jedem Wasser 250'' mit 150 Grm. sorgfältig gescheuerten 



— 71 — 



und naeh Möglichkeit gleichmftssig serklüinerten Carbon- 
eisen zasammengebracht, und da nach 24 Standen noch 
eine ziemlich lebhafte Gasentwicklung zu bemerken war, 
nach 48 Stunden Probe genommen. 

Den Eisenabgang durch Nachwftgung genau zu ermit- 
teln misslang, weil an den rauhen Eisenbruchflächen sehr 
yiel Kupfer anhing, welches sich nur schwierig und dann 
auch nur unvollständig davon entfernen Hess. Auch war der 
mir zur Verfügung stehende Gewichtseinsatz in seinen klei- 
neren Gewichten ungenau. Trotz allem dem zeigte schon eine 
derlei ungenaue Wägung, dass beim Kieswasser bedeutend 
mehr Eisen verbraucht worden war als beim Schieferwasser, 
was die fernere Untersuchung auch bestätigte. 

Nach 48 Stunden war in der Flüssigkeit keine Spur 
von Kupfer mehr zu entdecken, und sämmtiiehes Eiaenoxyd 
in Eisenozydul umgewandelt worden. 

Die gesammte Eisenmenge wurde daher auf die früher 
bezeichnete Art mittelst Titrirung bestimmt und ergab : 
1 Litre Kies Wasser nach der Einwirkung = ST'^s Grm. Fe 
« n Schieferwasser ^ » = 9*^ « » 

Zieht man den Eisenhalt der Wässer vor der Einwir- 
kung auf das Carboneisen nb 

und zwar Kieswasser z= 37*25 
- 27 M 

10*23 ^rm. Fe in 1 Litre 
Scbieferwasser = 9'^^ 

^*62 



ö*2g Grm. Fe in 1 Litre 
so geben diese Zahlen das Totslconsumo ohne Rücksicht 
auf die zur Kupfer-FüUuug verbrauchte Eisenmenge , die 
nun in Rechnung gezogen werden wird. 

1 Aequivalent Eisen entspricht in dem Processe der 
Cementation Einem Acquivalente Kupfer. Rechnen wir aber 
auf Carboneisen wegen des Kohlenstoffes und anderer Ver- 
unreinigungen 7% zu, so nehmen wir statt dem Aequiva- 
lente des Eisens 28 ... . 29*9^ in Rechnung. 

Wir erhalten demnach: 

1 Litre Kieswasser verzehrt = 1 0*230 6f>^* ^^ 



dem Kupfer entsprechend = 2*252 " 
Unnützes Eisenconsumo = 
1 Litre Schieferwasser verzehrt = 
dem Kupfer entsprechend = 3 



7 '97 g Grammes. 
6-280 ^^^' Fe 



'6S4 ' » 

Unnützes Eisenconsumo = 2'g26 ^i'^mincs. 

Mithin sieht man , dass die Kieswässer ein unnützes 
Eisenconsumo haben, das circa dreimal so gross, als das der 
Schieferwässer ist. 

Nebenbei bemerkt, entwickelten die Kieswässer mit 
Zink zusammengebracht eine ihrem Volum fast gleich grosse 
Menge Wasserstoffgas, was bei den Schieferwässern nur in 
geringem Grade bemerkt wurde, auch bewirkten sie mit 
kohlensaurem Kalk ein lebhaftes Aufbrausen von Kohlen- 
säure, welches beides ich bei chemisch reinem Eisenvitriol 
nicht zu bemerken Gelegenheit hatte. 

n. ThelL 

Untersuchung der bei der currenten Manipu- 
lation vorkommenden Wässer. 
In dem ersten Theile der Arbeit lag es mehr daran 
Wässer zu haben, von denen man mit Sicherheit wusste, 
dass sie rein aus dem ELiesstocke oder aus in Schiefer be- 
findlichen Gelferzen herrührten, doch erlauben diese Pro- 
ben, schon wegen ihrer abnormen Concentration noch keinen 



rechten Schlnss auf das Verhalten der Wässer, wie sie bei 
der currenten Manipulation vorkommen, welche natürlieh 
viel verdünnter und auch voraussichtlich von dem Sauer- 
stoffe der Luft mehr oxjdirt sein müssen. Man begann die 
Untersuchung mit den Rothenberger Wässern, doch wegen 
Bruches der Josefikunst konnte der Vergleich mit den Joseli- 
wässern nicht angestellt werden, und musste der verglei- 
chende Versuch später wiederholt werden. 

Das Rothenberger Wasser hatte damals ein specifisches 
Gewicht von \'q^2 °°^ ^^^ wasserhell und reagirte sauer. 
Sein Kupferhalt war 0*119^ Grm. in ] Litre. 

Um das Eisenconsumo durch einen difecten Versuch 
zu bestimmen, wurden beim Einflüsse, der 48. und der 96. 
Lutte Probe genommen und je y^ Litre mit 150 Grm. Car- 
boneisenstückchen von der Grösse einer Haselnuss 48 Stun- 
den stehen gelassen. 

Das Abnehmen des Eisens durch Wägung zu bestim- 
men war eben so wenig möglich, als bei den Versuchen mit 
den in der Grube aufgefangenen Wässern, es wurde also 
wie dort durch Titrirung vor und nach der Einwirkung be- 
stimmt und berechnet. Das Resultat dieser Versuche auf 
1 Litre Cementwasser berechnet, war : 

Fe vor der Fe nach der Fe 

Einwirkung Einwirkung aufgezehrtes 



Einfluss 
Ansfluss 







4044 
5422 



29 V 1 



0-5546 
0*2800 

0-. 



'2120 



0*0408 

0*0622 

0*0871 

O'049g 0-J235 0273g 

Die Ungesetzmässigkeit, welche man bei dem Ausfluss- 
wasser bemerkt, rührt davon her, dass das Wasser lange 
vor demselben nicht mehr über Eisen lief, und grosse Quan- 
titäten von Eisenocker und basischen Salzen absetzte, sich 
jedoch stark ozydirte, wesshalb es auch mehr Eisen ver- 
zehrte, als das von der 96. Lutte probirte. 

Sämmtiiehes Eisenoxyd der Wässer war, wie es auch 
bei dem ersten Theile der Versuche der Fall war, in Eisen- 
ozydul verwandelt worden. Die Gasentwicklung war wegen 
der starken Verdünntheit der Wässer natürlich eine sehr 
geringe, und wurde erst nach mehrstündiger Einwirkung 
bemerkt. Bei der nachträglich angestellten vergleichenden Un- 
tersuchung der Rothenberger und Josefiwässer fand man 
nachstehende Resultate : 

Das spec. Gewicht und sonstige Vorbalten dee Rothen- 
berger Wassers war nahezu dns Gtoictie, ^a hielt im Litre 
vor der Einwirkung auf Carboneisen 0'^^^ Grm Fe, »ein 
Kupferhalt war O'qjq^ Grm. Der Versuch wurde genau, 
wie der vorige durchgeführt und es ergab sich; 
Rothenberger Wasser nach der Einwirkung := 0*^^^ Grm. Pe 



vor dersL'lben = 0' 



üfrS 



also verzehrte es = O'^g^^ „ 1 
den O'qij^ Grm. Cu eotaprochendes P© = ii'^^^^ 

Unnütz&s Eiäeuconsumo ^ '^^1115 Crrm, 
Das Josefiwässer hatte ein ^pec. Gewicht von t^^ UDd 
hielt im Litre l-j^j Grm. Fe und O'^g Orm, Cu. 

Josefiwässer nach der Einwirkung == ^'nu ^rm. Fe 



vor derselben = 1 



3 Ad 



alaö verzehrte es = 3 



&3i 



den 59 Grm. Cu eoteprechendes Fe = ö'^ts 



Unnützes Eiienconaumo ^ ^^'ühq Orm. 
also verzehren die JosefiwAeser um fast zehnmal so viel 
Eisen als die Rothenberger Wtaser* (Schloss folgt) 



- 72 



N* o t i z e n. 

Kupforbergban zu San Dominus in PoxtogaL Da« 
Knpfererelager Ton Sjui Domingos, drei Linnes von Mertola in 
der Provinz Alemtejo, ist sehr beachtenswerth. Obwohl der 
Bergbau erst seit Knrzem besteht, liefert derselbe bereits beträcht- 
liche Ausbeute. Die Herren James Mason, Ingenieur und tech- 
nischer Oeschfiftsleiter in Portugal und F. T. Barry, kaufmänni- 
scher Leiter in Lcndon, haben es dahin gebracht, diesen Berg- 
bau auf die erste Stufe unter allen gleichartigen zu erheben, die 
in der Provinz Huelva in Spanien ^stehen. Das bis jetzt von 
den Unternehmern auf die Anlagen von San Domingos und Zu- 
behör verwendete Capital erhebt sich annähernd auf die beträcht- 
liche Ziffer von 300.000 Pfund Sterling (7 Vi Millionen Francs). 
Dieses ganze Capital ist unbeweglich geworden und findet sich 
dargestellt durch die zahlreichen in der nSerra«« von San Domingos 
aufgeführten Bauwerke, durch die Eisenbahn, welche die Grube mit 
dem Seehafen und mit allen an diesem Hafen errichteten Qe- 
bäuden verbindet, etc. Im December 1838 gewahrte man am 
Abhänge der Serra nichts als die kleine Einsiedelei von San Do- 
mingos und heut zu Tage ist die Umgestaltung eine derartige, 
dass man Mühe hat, jenes Gebäude unter den zahlreichen Bau- 
lichkeiten noch zu erkennen, welche den Mittelpunkt der Berg- 
bau-BevOlkerung ausmachen. Diese besteht aus mehr als 300 
Feuerstätten mit einer hübschen Kirche, einer Schule, einem 
Spital, aus den Wohnungen, Werkstätten und Arbeitsräumen 
der Unternehmer, einem Laboratorium, Zeichnungssaal, Theater 
und einer philharmonischen Gesellschaft. Alle diese Gebäude, 
welche im Laufe von sechs Jahren errichtet wurden, liegen 
um die alten Aushöhlungen her, welche den Kamm der Serra 
begleiten. Das metallführende Lager besteht aus dichtem Schwe- 
felkies (Pyrit), welcher in veränderlicher Menge mit Kupferkies 
vermischt ist. Im Mittel enthält es 3 Procent Kupfer und 50 
Procent Schwefel. Diese kiesige Masse misst näherungsweise 
500 Meter in der Länge und 60 Meter in der Dicke. Die tief- 
sten Arbeiten erreichen 1 2 Meter unter dem Abfluss-Stollen, dem 
Rtfmischen Stollen, oder 90 Meter unter dem Tage. Ueber die- 
sem Stockwerke befindet sich noch ein anderes, ebenfalls un- 
ter dem Stollen. Das Abbausystem jedes Stockwerkes b Mt a tii 
im Treiben von LängenstoUen, die p»uraUel zur Hauptaxe der 
Masse laufen; dieselben werden von anderen Querstollen durch- 
schnitten, wobei Pfeiler von hinreichender Dicke stehen bleiben, 
um die Hohlräume zu tragen. Der in der ganzen Ausdehnung 
der Grube abgesenkten Schächte sind es 27 an Zahl, und die- 
nen dieselben theils zum Abflüsse der Gruben- Wässer, theils zur 
Luftreinigung der Bauten und zum Befahren der Arbeiter. Die 
WasserlOsung wird mittelst Pumpen bewirkt, die durch eine 
Dampfmaschine von 30 Pferdekraft betrieben werden. Die For- 
derung geschieht auf geneigten Strecken, welche die beiden Stock- 
werke mit der Oberfläche verbinden, und der Transport im 
Tunnel des unteren uud oberen Stockwerkes geschieht auf Wa- 
gen, die von Maulthieren gezogen werden. Dieselbe Dampf* 
maschine, welche gegenwärtig zum Auspumpen der Wässer dient, 
soll demnächst auch die thierische Kraft bei der Förderung er- 
setzen. Eine Eisenbahn verbindet das Bergwerk mit Pomarao, 
dem Verladnogshafen, am linken Ufer des Guadiana gelegen, 
nahe der Einmündung des Flusses Chanca, welcher Alemtejo 
von der spanischen Provinz Huelva trennt Die Entfernung be- 
trägt beiläufig 18 Kilometer. Die Verfrachtung, welche ur- 
sprünglich durch Maulesel geschah^ sodann mittelst einer Ver- 
bindung von Mauleseln und Locomotiven, wird gegenwärtig 
vollständig durch Locomotive von einer besonderen Construction 
bewericstelligt. Der Hafen Pomarao war früher nicht vorhandjdn ; 
er wurde erst geschaffen. Die steilen Ufer des Guadiana wur- 
den über einen Raum abgegraben, hinreichend, um die verschie- 
denen Ausweichplätze der ^enbahn, die Erzvorräthe, die Wohn - 
gebäude, Amtsstuben und Magazine aufzunehmen. Ein vor- 
trefflicher Quai deckt auf eine beträchtliche Strecke- das Ufer 
des Flusses und die zahlreichen Segel- und Dampfschiffe, welche 
in Pomarao einlaufen, um Ladung einzunehmen. Der Bahn- 
betrieb ist in der Weise eingerichtet, dass die Wagen ihre Erz 
massen unmittelbar in die Schiffsräume abladen. Ein der Unter- 
nehmung gehöriger Dampfer befindet sich beständig in Bewe- 
gung zwischen Pomarao und Villa real de Santo Antonio, um 
die Segelschiffe ins Schlepptau zu nehmen, wenn der Wind 
ungünstig ist Ohne den Guadiana , der auf langem Laufe so 
leicht zu beschiffen ist, ohne den guten Veriadungshafen, der 



zu Pomarao geschaffen wurde und ohne die Eisenbahn, welche 
die Compagnie erbauen Hess, würde die Grube von San Domin- 
gos das Schicksal so mancher andern theilen, welche aus Mangel 
leichter Verkehrswege kaum ihr Leben zu fristen im Stande 
sind. Heut zu Tage ist die Wichtigkeit dieses Hafens eine solche, 
dass die Regierung hier ein Telegraphenamt und ein Zollamt 
erster Classe errichten liess, wo die Schiffe eingetragen und die 
lUnfuhr- und Ausfuhr-Gebühren berichtigt werden. Die Anzahl 
der Fahrzeuge, welche mit der Bestimmung für Grossbritannien 
zu Pomarao Ladung eingenommen haben, während des Jahres 
1864, ist 563 gewesen. Die Menge des von diesen Fahrzeugen 
abgeführten Erzes betrug 123.000 englische Tonnen, zu 1016 
Kilogram die Tonne. Die erste Erzladung von San Domingos 
kam zu Stande am 23. März 1859 und in dem Zeiträume, der 
von dazumal bis zum 31. December 1864 verlief, erreichte die 
Gesammt-Ausfuhr die Ziffer von 400.000 Tonnen. Gleichwohl 
stellt diese ungeheure Erzmasse nur einen geringen Theil der 
metallfUhrenden Masse dar, welche die Grube von San Domin- 
gos liefern kann. Die Erzmenge allein, welche noch in dem 
Theile der Masse enthalten ist, der über dem Stockwerke liegt, 
das sich bei 562 Meter befindet, erhebt sich auf nahezu 6 Mill. 
Tonnen und würde einen Verbrauch von jährlich 200.000 Tonnen 
Schwefelkies durch 30 Jahre gestatten. An einer Stelle, welche 
Achado do Gamo heisst, nahe der Eisenbahn, ist jetzt davon die 
Rede, eine grossartige Anlage zu errichten, wo diejenigen Kiese, 
deren Armuth an Kupfer ihre Ausfuhr nicht ermögUcbt, geröstet, 
gepulvert und nach dem Cementirungs- Verfahren behandelt 
werden sollen. Gegenwärtig werden eine Dampfmaschine und 
die Aufbereitungs-Maschinen aufgestellt und man betreibt thätig 
den Bau der Röstöfen imd der Cementirungs- Behälter. Zwei 
grosse Teiche, welche das zu diesem Verfahren nöthige Wasser 
fiefem sollen, sind bereits hergestellt. Die Anzahl der bei den 
verschiedenen Dienstleistungen verwendeten Personen ist bedeu- 
tend. Die technische Leitung, die Verwaltung, die Arbeiten in 
der Grube und über Tag, die verschiedenen Werkstätten, die 
Eisenbahn und der Hafen von Pomarao beschäftigen dermalen 
gegen 900 Personen. Diese Ziffer stieg bis auf 5000 wahrend 
des Baues der Eisenbahn. Die Anzahl der Maulesel, welche im 
Innern der. Grube, bei den verschiedenen äusseren Dienstsweigen 
und beim Transport des Erzes auf der Eisenbahn in Arbeit 
stoben, betrug 269 im letzten April ; vor Herstellung der Eisen- 
bahn, solange die Ueberfuhr bis Pomarao ausschliesslich durch 
diese Thiere geschah, war sie bis auf 1500 gestiegen. Ausser 
den unermesslichen Vortheilen, welche Portugal aus dieser co- 
lossalen Unternehmung mittelbar zieht, sind jene, welche die- 
selbe dem Fiscus unmitelbar gewährt, nicht weniger erheblich. 
Denn die specielle Bergsteuer, welche für die Ausfuhr von Erz 
im Jahre 1864 entrichtet wurde, lieferte 18.863 Schilling 250 
Reis (gleich 104.795 Francs;. Andererseits erreichte die Ge- 
sammtheit der Grundsteuer, Personalsteuer, Gewerbesteuer und 
Gemeindesteuer, sowie die verschiedenen Einfuhr- und Ausfuhr- 
zölle während desselben Jahres die Ziffer von 18.773 Schilling 
420 Reis (gleich 104.292 Francs) (Auszug aus dem Berichte des 
französischen Consuls zu Lissabon an den Herrn Drouyn de 
Lhuis, Minister der ausw. Angel, vom 1. November 1864.) 



-A^dministratives. 

Ernennungen: 
Seine k. k. Apostolische Majestät haben mit Alleihöchster 
EntSchliessung vom 20. Februar 1. J. dem oberbergbehördlichen 
Fachreferenten bei der ungar. Statthalterei , Berghauptmanne 
Friedrich R ei tz, taxfrei den Titel und Charakter eines Oberberg^ 
rathes allergnädigst zu verleihen geruht. 
Wien, am 23. Februar 1867. 

Vom Finanzministerium: 
Der Reichraminger Werksarzt Dr. Cajetan Goriup zum 
Werksphysikus zu Weyer und an dessen Stelle der Med. Dr. 
August Hörmann zum Werksarzt bei der Hammerverwaltung 
Reichraming (Z. 4380, ddo. 9. Februar 1867.) 
Kundmachung. 
Die gefertigte Direction gibt bekannt, dass die Verschleiss- 
preise für Bleiberger und Raibler Pressblei um Einen Gulden, 
jene von Raibler Rührblei aber um Einen Gulden 10 kr. Oe. W, 
per Wiener Centner ermässigt wurden. 
Wien, am 23. Februar 1867. 
K« k. Bergwerks-Producten-Verschleiss-Direction in Wien. 



DrMk V. Karl WIbImtbHb * Co. la WIM. 



Fflr den YerlAg verantwortUch : Carl Reger. 



N=io. Oesterreichische Zeitschrift .|^^7. 



für 



Berg- und Hüttenwesen. 



Verantwortlicher Redacteur: Dr. Otto Freiherr von Hingenau, 



- k. k. Minitterialratb im FinaasminUterinm. 



Verlag der Q. J. Manz'schen BllOllliandilUlg (Kohlmarkt 7) in Wien. 



Inhalt: Der englische Kupfermarkt im Jahre 1866. — ChemiBche Stadien Über den Schmöllnitzer CementaÜonflprocefls. — 
Ueber die Elasticitftt, Dehnbarkeit und absolute Festigkeit des Eisens nnd Stahles. — Notizen. — Administratives. — Ankündigungen. 



Der engÜBChe Kupfermarkt im Jahre 1866. 

Liverpool, 5. Januar 1867. 
Vorwort der Kedaction der Oceterr. 'Zeit- 
schrift für Berg- nnd Hüttenwesen. Für die 
zahlreichen Kupferwerke der Monarchie ist unter den gegen- 
wärtigen Zeityprhültnissen die Beachtung der Rupfer- 
pr eis e und ihrer Schwankungen um so dringender geboten, 
als di«i einstigen hohen Kupferpreise wahrscheinlich auf 
Nioamerwiederkehr entschwunden sind, uud die Concurrcpz 
überseeischer Kupfer auf den maassgebeiiden Weltmärkten 
eine permanente geworden ist. Wir möchten deshalb durch 
die MittbeiluDg des nachstehenden Artikels aus dem itBcrg- 
geisttt auch diese mercantile Frage zur Besprechung 
bringen, und dafür scheint uns eben dieser Bericht über den 
englischen Kupfermarkt von 1866 ganz geeignet. Wir ent- 
halten uns vorläufig einiger sich darbietendon Bemerkungen 
darüber und wollen erst abwarten» ob von Seite unseres Le- 
serkreises diese Anregung Anklang findet. 0. H. 

(Bericht von £. Dronke, aus dem Berggeist Nr. 5, d. J,) 

Beim Beginn des Jahres war der Markt noch unter dem 
Einflüsse des Krieges, der im Herbst 1 865 zwischen Spa- 
nien und der Republik Chili ausgebrochen war. Die Be- 
rechnung, dass die Blockade der chilenischen Häfen eine 
ernsthafte und vielleicht nachhaltige Störung in den Zufuh- 
ren von Kupfermaterial zur Folge haben könne, hatte den 
Preisen einen plötzlichen, wenn auch rein speculativen Auf- 
schwung gegeben. Chili Bars, die in der gedrücktesten Zeit 
im Sommer 1865 zu 79 L. standen, waren im Anfange De- 
cember auf 99 L. gestiegen und wurden am 1. Januar 1866 
unter momentan ruhigen Verhältnissen zu 96 L. notirt ; eng- 
lisches Tough, welches die vereinigten Schmelzer unter der 
ersten Aufregung der KriegsnacRrichten im November auf 
den nominellen und durchaus fictiven Preis von 116 L. ge- 
setzt hatten, stand am 1. Januar officiell zu 106 L., unge- 
fi&hr den Preisen gleicher Periode von 1864 entsprechend. 
Der Stand des Marktes zu dieser Zeit konnte im Vergleiche 
der vorangegangenen stillen Monate künstlich erregt und 
unsicher erscheinen; allein an und für sich hatten die Preise 
unter den obwaltenden Verhältnissen nichts Ungerechtfer- 
tigtes, und es hätte nur eines mtissigen Durchscbnitts-Be- 



gehrs für englisches Kupfer bedurft^ um die Schmelzer zum 
Ankaufe von Rohmaterial zu zwingen und bei der Unsicher- 
heit der Zufuhren dadurch die Preise weiter zu befestigen. 
Und für eine Verbesserung der Nachfrage schien allerdings 
dem Jahre 1866 Raum genug gelassen zu sein. Der ein- 
heimische Consum war im Jahre 1 865 stationair geblieben, 
wähfend er sich in den vorangegangenen 9 Jahren verdop- 
pelt hatte ; im Export abt^r hatten die beiden Hauptmärkte 
Englands, Indien und Egypten, in Folge von Baumwollkrisis 
und Cholera einen wachsenden Ausfall ihres Kupferbedarfs 
gezeigt nnd der Export nach den drei Hfifen von Bombay, 
Calcutta und Madras war von 15.764 Tons im Jahre 1864 
auf 9453 Tons im Jahre 1865 gefallen. Allein das Jahr 
1866 schien von Anfang an weit entfernt die gehoffte Besse- 
rung zu realisiren. Die Anzeichen der kommenden Krise 
waren die Veranlassung, dass das Jahr mit einem erhöhten 
Disconto von 8% eröffnete, welchen die n Times u in ihrem 
Neujahrsgruss als den Vorboten von späteren 12, 15 und 
207o erklärte, und wenn auch der Geldmarkt in den Mo- 
naten Februar und März wieder momentan besser wurde^ 
so war doch das einheimische Geschäft unter diesen Ver- 
hältnissen keiner Belebuni; fähig. In dem Export fielen in 
den drei Monaten Januar-März die Verschiffungen nach ge- 
nannten Häfen von Bombay, Calcutta und Madras wieder 
von 3663 Tons des Jahres 1865 auf 1304 Tons des Jahres 
1866. In Folge dieser Verhältnisse reduoirten die Schmel- 
zer ihre Preise im Laufe Jrtnuar uro 10 L., am 21. März 
abermals um 5 L., und am 30. April um weitere 5 L. per 
Ton, womit die Notirungen wieder den niedrigsten Stand 
von Sommer 1865 erreichten und Tough-Kupfer auf 8t) L. 
zu stehen kam. Im Mai endlich kam uie^ hauptsächlich durch 
die Entwerthung der Baumwolle vorbereitete und durch 
Bchwindelbafte Speculatiouen beschleunigte Krisis zum Aus- 
bruch, welche 12 Bankinstitute und eine Reihe der gröbsten 
industriellen Etablissements zu Fall brachte, und in deren 
Verlauf einige der ältesten uud ehrwürdigsten Firmen einen 
Aufwand der trügerischsten Fäuluiss enthüllten, wovon die 
Welt bisher keine Ahnung gehabt hatte. Die Bank von 
England hatte im Laufe dieses Monates den Disconto in ra- 
scher Folge von 7 auf 10% gehoben, auf welchem Satz sie 
ihn vom 12. Mai bis zum 16. August hielt. Das Geschäft 



74 — 



war wftbrend dieser Zeit fast gftnzlich paralysirt, und am 
lö. Juli erklftrtendie Schmelzer eine abermalige Reduction 
von 5 L., wodurch Tough-Kupfer auf den seit 1848 nicht 
mehr notirten Preis von 81 L. gesetzt wurde. Die Nach- 
frage fQr Indien war durch dort ausgebrochene HuDgersnoth 
und Epidemien von Neuem in die Feme geschoben und der 
Kupfermarkt unter den trübsten Aussichten für die nächste 
Zukunft in vollständige Stagnation verfalleD. Mit der Be- 
duction des BHukdisconto trat eine Besserung im einheimi- 
schen Bedarf ein und die Schmelzer konnten am- 27. August 
den Preis von Tough wieder auf 86 L. erhöhen. Die wei- 
tere Gewissheit billigeren Geldes brachte für einige Zeit 
auch noch ansehnlichen speculativen Begehr in den Markt, 
unter dem sich im September die factischen Preise auf 
3 — 4 L. über die officiellen Notirungen hoben, allein im 
October und November fing der legitime Begehr für den 
Consum, wie gewöhnlich gegen Ende des Jahres, wieder an 
abzufallen , und der Markt sank in die frühere Unthfttigkeit 
zurück. Am 3- December reducirten die Schmelzer ihre 
Notirungen von Neuem um 5 Lt., womit Tough wieder auf 
das Niveau der Krisis kam, allein die Schwierigkeit, zu ent- 
sprechenden Preisen Rohmaterial von den Importeurs zu 
kaufen, zwang sie am 24. December die Beduction zurück- 
zunehmen und Best Selected wieder auf 89 L., Tough auf 
86 Li. zu setzen. Es sind dies, wie bemerkt, die Preise, 
zu denen englisches Kupfer in der gedrückten Periode vom 
Sommer 1865, vor dem Ausbruche des spanisch - chileni- 
schen Krieges stand. 

Was die Zufuhren aus Chili betraf, so hatte es sich 
sehr bald herausgestellt, dass die Spanier gänzlich unfähig 
waren, die Blockade der chilenischen Küste praktisch durchzu- 
fuhren. Der energische Widerstand, den ihnen die Chile- 
nen entgegensetzten, erlaubte ihnen nicht, ihre Paar Schiffe 
in Blockade-Stationen zu vertheilen,unddieDonQuizote*sche 
Androhung der Blockade der ganzen Küste löste sich schon 
in der allerersten Zeit thatsächlich in die Blockirung des ein- 
zigen Hafens von Valparaiso auf. Die Lorbeern, die sich 
die spanischen Junker auf dieser von Anfang an auf Geld- 
erpressung berechneten Heldenfahrt im Stillen Ocean er- 
worben haben, reduciren sich überhaupt darauf, dass sie 
i verschiedene ihrer Schiffe verloren, sich dafür durch das 
Bombardement einer offenen wehrlosen Handelsstadt ent- 
schädigten, und schliesslich, und nachdem ihr Angriff auf 
den befestigten peruanischen Hafen Cailao mit Verlust ab- 
geschlagen war, ihre Ehre für befriedigt erklärten und ab- 
zogen. Das Resultat iässt erwarten, dass eine Erneuerung 
dieser Experimente gegen die südamerikanischen Republiken 
nicht mehr in Aussicht steht Wenn daher trotz des ganz 
lieh verfehlten Eingriffes der Spanier dennoch der E^ort 
von Chili 1866 bedeutend hinter den letzten Jahren zurück- 
bleibt, so ist der Grund davon nicht sowohl in den Erfolgen 
des Krieges, als vielmehr in dem unbefriedigenden Stand 
des englischen Marktes zu suchen, bei dessen Preisen die 
meisten chilenischen Werke anerkannter Weise ihre Rech- 
nung nicht mehr finden konnten. Mit der am I.Januar 
eingetroffenen Valparaiso-Post vom 16. November haben 
wir die Details über die Verschiffungen der vorangegange- 
nen Periode, sowie die Charters und Berechnungen für die 
mnihmasslichen Verladungen bis zum Schlüsse des Jahres. 
Darnach lassen sich die sämmtlichen Verschiffungen von 
Kupfermaterial von Chili und Bolivia für alle Welttheile 
mit annähernder Bestimmtheit für 1866 auf ca. 42.000 Tons 



reinen Kupfergehaltes schätzen, gegen 48.370 Tons im 
Jahre 1865, und 47.500 im Jahre 1864. Der muthmaas» 
liehe Ausfall in den südamerikanischen Exporten beträgt 
also ca. 6000 Tons gegen 1865, und 5500 Tons gegen 
1864. Unter den Charters der ersten Hälfte Novembers 
befanden sich wiederum Schiffe für die Vereinigten Staaten 
von Nordamerika,' im muthmass liehen Betrag von 500 Tons 
reinen Kupfergehaltes. 

Hier in England resumirt sich der Markt am 1. Januar 
1867 in folgender Statistik. Die Vorräthe sind : Liverpool 
2085 Tons Erze, 1123 Tons Kupferstein, 2850 Tons Bar- 
ren und Ingots, 373 Tons Barilla; Swansea 7304 Tons 
Erze, 3492 Tons Regaine, 357 Tons Barren und Ingots, 
64 Tons Barilla. Diese Vorräthe repräsentiren ungefähr 
15.000 Tons reinen Kupfergehaltes gegen einen Stock von 
ca. 12.000 »am 1. Januar 1866, also eine Reduction von ca. 
5500 Tons. Die Preibe von Rohmaterial sind: Erze und 
Regulus 15 ^ per Vq P^r Ton, gegen 18 ^ am 1. Januar 
1866, gegen 17 ^' 6 ^ am 1. Januar 1865, gegen 19 s am 
1. Januar 1864; Chili Bars 78 L. per Ton, gegen 96 L. 
am 1. Jan. 1666 84 L. am 1. Jan. 1865 und 96 L. am 1, 
Jan. 1864, Der Preis von englischem Tough ist nominell 86 L. 
gegen 106 L. am 1. Jan. 1866, und93L. am 1. Jan. 1865, 
und der Durchschnittspreis von Toughwährend der letzten 1 
Jahre war wie folgt: 1857 125 L., 1858 1U8L., 1859 109 L., 
1860 106 L., 1861 99 L., 1662 98 L., 1863 94 L., 1864 
100 L., 1865 92 L., 1866 89 L. Die Vorräthe sind daher 
verbal tnissmässig äusserst gering, namentlich repräsentiren 
darin die zunächst für die Schmelzöfen in Betracht kom- 
menden Erice und Kupfer^tein nur wenig über 4000 Tons 
reinen Kupfergeh altes j und bei den gegenwärtig massigen 
Verschiffungen dieses Materiales von Chili würde es nur 
der Wiederaufnahme eines befriedigenden legitimen Begehrs 
für englisches Kupfer bedürfen, um die jetzigen Preise zu 
heben und dem Markte in 1867 eine festere Gestaltung zu 
geben. 

Chemische Studien über den SchmöUnitser 
Cementationsprocess. 

(Schluss.) 

HL Theü. 

Verhältnisse des Eisenconsumos bei der Manipu- 
lation. 
A. Die Rothenberger Cementaiion. 

Die Rothenberger Wässer werden mittelst einer Rad- 
kunst gehoben und fliessen zuerst über ein System von 100 
zickzackförmig situirten Lutten, von denen jedoch zur Zeit 
der Untersuchung nur 96 mit Eisen belegt waren. Dann 
treten sie in ein System von parallelen Lutten ein und ge- 
langen, nachdem sie noch innerhalb des Gebäudes sehr viel 
Eisenocker und basische Salze abgesetzt haben, in die wilde 
Fluth. Die Wässer wurden von 20 zu 20 Lutten auf ihren 
Eisenoxyd und Eisenozyiuthalr untersucht, wobei sich 
zeigte, dass der Eisenoxydgeh:ilt der Eisenoxydulzünahme 
proportional geringer werde. 

Da die Wässer durch ihre Farblosigkeit nicht gleich 
den im I. Theile dieser Untersuchung anpreführten Schwie- 
rigkeiten der Analyse unt<»rworfen waren, so konnten sie 
ganz einfach nach der Margueritte'schen Methode abtitrirt 
werden, und traten alle Uebergangspunkte mit erwünschter 
Schärfe auf. 



— 75 



Um jene Gesetimäasigkeit in der Abnahme des Eisen- 
ozydgehaltes und anch in der Zunahme an Eisen in den 
Wässern, d. h« das Eisenconsumo zu zeigen, wurde nach- 
folgende Tabelle zusammengestellt. 

Die Abweichungen von der GesetzmAssigkeit in den 
Parallellutten rfihrt unter Andern davon her, dass nach den 
96 zickzackförmig sitnirten Lutten 4 leere kamen, und das 
Cementwaeser mithin Gelegenheit hatte, sich zu ozydiren, 
was auch die Analyse bewies. Die Parallellutten waren 
nicht so regelmässig mit Eisen belegt, auch fehlte der Belag 
in der dritten Abtheiinng gänzlich, weshalb die Analyse 
gleich wieder einen höheren Eisenozydgehalt nachweist 



Am Einflüsse in 1 
20. 
40. 
60. 
80. 
96. 

20 
36 
52 



Grm. Fe.^ 
Litre (O'onV 

^'0443 



»2 O3 Grm. Fe 

77) (^'0479) 



^'0221 
^0177 

0*0221 ^ 

Parallelsystem. 

U*Aa<iA * 



^'07I7 
^'0917 

^1076 



Ausfluss 



ö'o620 
^'0487 
^0884 
^0445 



"*Ü956 



Eisencons. 
(0'o498 Halt) 
^'024« 
0*0370 
Ö'0370 
0*0431 
0'0494 

0"06»0 
0*074» 
0*0866 



B. Die Windschachter und Josefi-Cementation. 

Die Wässer dieser Einrichtungen stammen theils von 
der Zersetzung der sogenannten Schiefererze, theils und 
zwar in vorwiegendster Menge von Kiesen her. Sie werden 
von einer Wassersäulenkunst gehoben, und fliessen ganz 
oben beim Anfange der Einrichtungen in einen Wasser- 
kasten, wo sie sich dünn in 2 verschiedene Systeme spalten. 

Das System Becbts (nach dem Laufe des Wassers) ist 
die sogenannte Windschachter Einrichtung, während auf 
der andern Seite die Josefi-Einrichtung befindlich ist. 

Zur Zeit der Untersuchung wurde eben auch in dieser 
Einrichtung ein Versuch über den Eisenverbrauch abgeführt, 
und war deshalb von 10 zu 10 Lutten immer Eine ohne 
Eisenbelegung. Aus eben jenen vom Eisen leeren Lutten, 
schöpfte ich meine Proben und zwar mittelst einer Pipette 
von 50'' Fassung. Die Wässer gelangen, nachdem sie über 
63 Lutten gelaufen sind, mit den Josefiwässern zusammen, 
fliessen auf ein sehr kurzes Stück vereint, um sich dann 
wieder zu spalten: 

Von da laufen sie noch über 1 03 belegte Lutten, und 
gelangen dann vermittelst einer Rinne in ein System von 
stehenden Lutten, worauf die Wässer in einer Rinne durch 
die Mauer hindurch und an derselben bei |30 Schritte ent- 
lang in ein zweites und drittes Stehluttensystem und von 
da in die wilde Fluth gelangen. 

Die Wässer sind röthlich braun, reagiren sauer und 
haben beim Einflüsse ein spec. Gewicht von I'q^qi* 

Bis zur 63. Lutte hatten sie ziemlich viel basisches 
Salz suspendirt enthalten, da aber von hier die Wässer 
durch 2 Rinnen und 5 leere Lutten gehen, so setzen sich 
dieselben grösstentheils ab , was auch aus den Proben 
ersichtlich ist, wo der Eisenhalt beträchtlich geringer von 
diesem Punkte an befunden wird. 

Die Eisenzunahme und das Consumo ist aus nachste- 
hender Tabelle zu ersehen: 



Lutten Qrm. Fe Eisen- Latten Grm. Fe Eisen- 



in 1 Litre consumo 


0*266 
0-291 
0-4t5 
0-814 
0*925 

0-, 



Einfluss 
10. 
20. 
30 
40. 
50. 

Vermischung mit den JoseH- 
wässern, die hier B'gg^ haben 



380 
^'646 



I 671 
**795 



' 194 
^'305 



'■ 365 



' 975 



10. 
23. 
33. 
43. 
53. 
63. 
73. 
83. 
93- 
103. 



in 1 Litre 

3*858 

^*008 
^'l8l 
^'231 
^-330 
^'355 
^'529 
^-652 
4*729 

^'798 



consumo 

0*478 

0-6,8 
0-801 
0-851 
0-950 
0-975 
^*149 
^274 
^'349 
^'418 



Die' Eisenzunahme in den stehenden Lutten wurde, da 
die Verhältnisse ganz andere sind, nicht in jenes Schema 
hineinbezogen, sondern in einer separaten Tabelle behandelt. 



Stehlntten- Systeme 



Fein 1 Litre Eisencns. 



4*798 


1*518 


5'027 


1*647 


5*027 


dtto. 


5'l64 


1*784 


5*164 


dtto. 


5-289 


1*909 



Nro. L Einfluss (mit dem Halte des 
Windschacht- Ansfl.) 

Ausfluss 
Nro. IL Einfluss 

Ausfluss 
Nro.m.Einfluss 

Ausfluss 



Man sieht aus der letzten Zahl, dass das auf dem gan- 
zen Wege aufgezehrte Eisen, welches sich in Lösung befin- 
det pr. 1 Litre 1*^^^ Grm. ist. Natürlich ist das totale Eisen- 
consumo beträchtlich grösser, da das Eisen, welches die 
Wässer in grösster Menge als basische Salze und Ocker 
fallen Hessen , nicht in jene Untersuchung hineinbezogen 
werden konnte. 

Hier ist es auch am Platze zu bemerken j dass der 
Sauerstoff der athmosphärischen Luft in unglaublich kurzer 
Zeit die Wässer oxydirt, welche dann, wie ich es durch 
einen speciellen Versuch ermittelte, gleich mehr Eisen ver- 
zehren. Bei einer, einige Klafrer langen Rinne, durch die 
das Wasser mit grosser Geschwindigkeit herabschosSy war 
ich schon im Stande dieses nRchwei.^en zu können. 

C. Die Baptistahaldenwässer-Cementation. 

Diese Wässer, welche beim Einflüsse ganz klar mit 
einem schwachen Stiche in*s Gelbliche sind, rnagiren sauer 
und ist ihr spec. Gewicht fast dem des gewöhnlichen Was- 
sers gleich. Ihr Kupferhalt ist 0*^^ Grm. im Litre. 

In den Lutten fähren sie eine, wenn auch sehr geriii<;e, 
doch die analytische Bestimmung des Eisenoxydhaltes 
sehr beeinträchtigende Menge von ba^ischon Salzen suspen- 
dirt mit sich, welche die geschöpften Wässer trüben, aber 
aufZuRatzvon einigen Tropt*«n Schwefelsäure verschwind^^n. 

Aus diesem Umstände erklärt sich auch die scheinbare 
Ungesetzmä8sit;koit des Eisenozydhaltes der Wässer, wäh- 
rend die Zunahme an Eisenoxydul im weitren Lutteolaufe 
sehr regelmässig, gleich dem bei den Rothenberger Wässern 
beobachteten Zuwachse stattfindet. 

Eigenthumlich und wahrscheinliL'h von df'r in den 
Wässern in grosser Menge vorkommenden Thonerde her- 
rührend, welche auch auf das Eisenconsumo einen Einflnsa 
hat, ist^ dass Huch der Eisenoxydgehalt zunimmt. 



\ 



76 — 



Folgende Tabelle wird »Ue jene VerhSltiiisBe am beateA 
zeigen : 







Fe, 0, Gm. 


Fe Orm. 


^isenconanmo 






in 1 Litre 


in 1 Litre 






Einflnst 


1 


O'iess 


0-0177 







10. 




0-2283 


0-28»» 




0-18,4 


20. 




0-3041 


Ose»2 




0-2.76 


30. 




OjSTt 


0-407» 




03168 


40. 


5 


0-277J 


0-4t6. 




0-„e8 


50.) 


s 

3 


0*27»0 


0*4524 




0-3456 


60.1 


hJ 


"*82»0 


0-4569 




0-J840 


70.1 




«•30.S 


0-4746 




dtto. 


80.1 




0-J09T 


0-46.3 




dtto. 


90./ 




0-320» 


0-4047 




dtto. 


Den 10. 


December 1866 














M. V. 


Wolfskron. 



lieber die Elasticität, Dehnbarkeit und abso- 
lute Festigkeit des Eisens und Stahles.*) 

Von Knut Styffe. 
(AoB den Jem coYitorets Annaler für 1866 im Aaszage mitgetheilt.) 

Im Jahre 1862 wurde in Schweden ein Comit^ nieder- 
gesetst, welches den Zweck hatte, über die Brauchbarkeit 
des schwedischen Eisens und Stahles ssur Erzeugung von 
Eisenbahnmateriale ein Gutachten abzugeben. Das Comit^ 
löste seine Aufgabe zum Theil durch sehr gründliche Ver- 
suche, welche Über die Elasticität und Festigkeit des Eisens 
und Stahles zuerst unter der Leitung des Herrn Profes- 
sors AengstrÖm, spftter durch die Herren K. Thalön und K. 
Cronstrand, und schliesslich durch den Director des poly- 
technischen Institutes in Stockholm Herrn Knut Styffe unter 
Mitwirkung der Herren Ingenieure K. Cronstrand und P. 
Lindell ausgeführt wurden. Herr Knut Styffe mit der Lei- 
tung der Versuche seit 1863 beschäftigt, erhielt vom Co- 
xnitö den Auftrag, über deren Ergebnisse den obigen Bericht 
zu erstatten. 

Die Versuche umfassen ausser verschiedener Pud del- 
eisen und Stahlsorten, welche eigens für diesen Zweck auf 
dem Puddelwerke Surahammer aus schwedischem Roheisen 
erzeugt wurden, auch Bessemerstahl und Eisen, schwedische 
Frischeisengattungen, und einige englische Eisensorteu ; sie 
berücksichtigen die Abhängigkeit der Lage der Elasticitäts- 
grenze, der Festigkeits- und Elasticitätsco@fficienten von 
der Temperatur, bei welcher das Materiale beanspiucht 
wird ; von Kohlenstoff- und Phosphorgehalte, sowie von der 
vorhergehenden mechanischen Behandlung durch Strecken, 
Qlühen und Härten. — Wiewohl sich also die Resultate 
grösstentheils auf schwedische Fabrikate beziehen, so dürfte 
dennoch eine kurze Mittheilung derselben, einerseits wegen 
Vergleichung mit heimischen Eisen- und Stahlgattungen, und 
andererseits wegen der, zum Theil neuen mehr oder minder 
allgemein geltenden Erfahrungssätze gerechtfertigt sein, 
und die Aufmerksamkeit des Eisenfabrikanten und Maschi- 
nenbauers verdienen. 

Was die Art der Versuche betrifft, so hielt das Comit^ 
für das Zweckmässigste, sich grösstentheils auf Ausdehnungs- 
versuche zu beschiänken, indem sich der Vorgang bei den- 
selben, zufolge der im ganzen Stabquerachnitte gleichmässig 



*) Om jems och stöls elasticitet tönjbarhet och absoluta 
styrka of Knut Styffe. 



auftretenden Normalspannungen am einfachsten gestaltet, 
was die Erklärung der eintretenden Erscheinungen vielfach 
erleichtert. — 

Die Untersuchungen zerfallen demnach in : 

1. Versuche Über die absolute Festigkeit und Elastici- 
tät bei gewöhnlicher Temperatur von ungefähr 15^ C, 

2. Versuche über denselben Gegenstand in der Kälte 
und Wärme. 

3. Biegungsversuche in gewöhnlicher Temperatur und 
in der Kälte und Wärme zur Ermittlung des Elasticitäta- 
moduls. — 

Im Folgenden sollen nun die Ergebnisse , wie sie der 
Bericht darstellt, nebst einer Angabe der befolgten Ver- 
Buchsmethoden, auszugsweise mitgetheili werden. 

1. AuBdelmnngsveraaolie bei gewöhnlloher Temperatur. 

Der angewendete hydraulische Ausdehnungsapparat 
hatte fast dieselbe Einrichtung, wie sie ihm von Lagerhjelm 
gegeben wurde. Ein starkes Bett von Gusseisen, ungefähr 
9 Fuss lang, auf zwei Tischen horizontal festgeschraubt, 
dif'nte zur Aufnahme von zwei rahmenförmigen Querhäup- 
tern; mit dem Einen war die Kolbenstange des Presscylin- 
ders und mit dem zweiten, vermitt<*lst eines Bügels, ein 
Winkelhebel, der eine prismatische Schneide als Drehpunkt 
hatte, verbunden. -^ An dem Presscyliuder befanden sich 
zwei kleine Handpumpen von verschiedener Grösse; die 
Dehnung des, zwischen den zwei inneren einander zugewen- - 
deten Querstüeken horizontal eingespannten Stabes, ist also 
durch Einpumpen des Wassers in den Cylinder bewerkstel- 
liget worden, und je nachdem dieselbe rasclier oder langsa- 
mer vor sich gehen sollte, die grössere oder kleinere der 
beiden Pumpen benutzt; sollte die Spannung aufhören, so 
wurde das Wasser vor dem Kolben, mittelst eines Hahnes 
abgelassen. 

Der Winkelhebel, dessen horizontaler Arm 20*084mal 
länger war, als der verticale, hatte an seinem Ende auf einer 
prismatischen Schneide eine Wagschale angehängt, welche 
zur Aufnahme der Gewichte diente. Sollte dem Stabe eine 
gewisse Spannung ertheilt werden, so ist die Wagschale 
unter Berücksichtigung des Hebelverhältnisses, mit den ent- 
sprechenden Gewichten belastet worden, und es erfolgte das 
Einpumpen des Wassers so lange, bis sich der unterstützte 
horizontale Hebelarm erhob. Die wegen der unvermeidli- 
chen Erhebung des Stabes erfolgende schiefe Zugrichtung 
konnte, da ihr Betrag äusserst geringe ist, unberücksichtigt 
bleiben. 

Die Befestigung der Versuchsstäbe in den Querstüeken 
gesdhah auf mannigfache Art. 

Anfänglich wurden die schwach konisch geformten En- 
den des Stabes umgebogen, und mittelst Keilen befestigt; 
da aber das Zuspitzen und Umbiegen in der Wärme gesche- 
hen mnsste, so rissen die Stäbe häufig an diesen durch das 
Erwärmen verschwächten Stellen ; später wurden starke Klo- 
ben mit Gussstahlbacken angewendet, deren innere Flächen 
mit Feilzähnen versehen waren, und zwischen welche der 
Stab mittelst Schrauben festgespannt werden konnte ; aus- 
serdem wurde noch eine? dritte 3efestigungsart gebraucht, 
es wurde nämlich über den Stab eine Scheibe, deren Oeff- 
nung etwas grösser als der Querschnitt des Stabes, gescho- 
ben , sodann die Enden desselben bei möglichst niedriger 
Temperatur gestaucht, und das eine davon mit einem Kopf, 
welcher das Abfallen der Scheiben verhinderte, abgeschlos- 
sen, während das andere mit einem Gewinde versehen 



— 77 — 



wurde ; diese Befesügungsart erwies sich als zweckmässig, 
indem durch das Stauchen eine QuerschnittsvergrÖsserung 
erreicht wurde , welche die Verschwächnng durch die Er- 
hitzung aufgewogen hatte. 

Die Lftnge der Stähe war hei den Elasticitätsversuchen 
5 — 6 FusSy bei den Zerreissungsversuchen viel geringer, 
mitunter nur wenige Zoll; sie wurden mittelst eines eigenen 
Maassstabes eingetbeilt, und die Tbeilstriche eingeritzt. — 

Die Messung der Querschnitte geschah mit einem 
Sehraub enmaasse an mehreren Stellen des Stabes, in zwei 
auf einander senkrechten Richtungen ; hieraus wurde dann 
der mittlere Querschnitt abgeleitet. — Zur Messung der 
elastischen L&ngenänderungen diente ein hölzerner Maass- 
Stab, welcher sich zum Theil an die Scalen der Stäbe an- 
lehnte, und zum Theil auf Bollen aufgehängt und entlastet 
war; auf diesem Maassstabe waren zwei Schraubenmikro- 
skope angebracht , die Entfernung ihrer optischen Achsen 
betrug genau 5 Fuss. — An den Enden der Versuch sstäbe, 
gerade über den zwei äussersten, in fünf Fuss Entfernung 
aufgetrageneu Theilstrichen , sind mittelst Stellschrauben 
zwei Scalen befestiget; die dem Presscylinder zunächstlie- 
gende wird die Indexscale, die andere die Messscale ge- 
nannt; letztere hat 280 Intervalle, von denen jeder 0*2048°*' ™' 
beträgt. Die Nullpunkte dieser Scalen befanden sich über 
den äussersten Theilstrichen der Verauchsstäbe, und es 
musste vor der Messung der Faden des einen Schrauben- 
mikroskopes auf den Nullpunkt der Indexscale eingestellt 
werden, was durch eiue horizontale Schraube, welche sich 
an einen Ansatz der Hülse der Indexscale stemmte, leicht 
bewirkt werden konnte. Ueberdies war der Maassstab durch 
eine Spiralfeder und eiue Vorrichtung, welche das Heben 
und Senken desselben zuliess, jedoch eine Umdrehung um 
seine Längenachse verhinderte, mit dem fixen Presncylinder 
verbunden ; dadurch ist der Maadsstab, indem er durch die 
Feder leise an deu Ansatz der Indexscale gepresst wurde, 
gezwungen worden, den Bewegungen der letzteren zu fol- 
gen, wodurch man das wiederholte Einstellen auf deu Null- 
punkt der Indexscale zu vermeiden hoffte ; dieser Zweck ist 
jedoch nicht vollständig erreicht worden, und es musste 
jeder Ablesung auf dem Maassstabe ein neuerliches Ein- 
stellen des Mikroskopes vorangehen. 

Die mit dem vorstehenden Apparate durchgeführten 
Versuche sind in der folgenden Tabelle enthalten, und es 
erscheint nothwendig, zum Verständniss derselben einiges 
beizufügen, — Bisher begriff man unter Elasticitätsgrenze 
jene kleinste Belastung pro Flächeneinheit des Querschnit- 
tes, welche eine bemerkbare bleibende Verlängerung her- 
vorrufen kann. Diese Grenze scharf zu bestimmen, hängt 
sehr von der Genauigkeit der Messinstrumente, und von 
dem Beobachter selbst ab, sowie von der Art, wie die Aus- 
dehnung vorgenommen wird; überdies kehrt der entlastete 
Stab nicht sogleich in die Gleichgewichtslage zurück, son- 
dern es findet eine sogenannte eUstische Nachwirkung statt, 
so zwar, dass sich die bleibende Ausdehnung durch einige 
Zeit beständig ändert, nMmlich kleiner wird. Die Unzulän<;- 
Hchkeit dieser Bestimmung wollte schon Werthheim durch 
seine Definition der Elasticitätsgrenze vermeidr^n, indem 
er die bleibende Ausdehnung auf ein bestimmtes Mnass 
brachte, und unter Ela^^ticitätsgrenze jene specifische Bela- 
stung verstand, welche eine bleibende Verläng»'rung vou 
^00005 ^^^ ursprünglichen Länge des Stabes hervorzubrin- 
gen vermag. 



Das Messen einer so geringen Länge ist schon an und 
für sich mit einigen Schwierigkeiten verbunden, auch dürfte 
sie durch sehr verschiedene Belastungen, die eine kürzere 
oder längere Zeit einwirken, veranlasst werden. Ferner sind 
die Stäbe nie vollkommen gerade, man muss sie etwas span- 
nen, um die ursprüngliche Länge messen zu können, und 
schon diese geringe Belastung kann möglicherweise blei- 
bende Verlängerungen verursachen. Um diesen Uebelstän- 
den zu begegnen, fand sich der Herr Verfasser bewogen, 
eine neue Definition der Elasticitätsgrenze vorzuschlagen, 
welche vorzugsweise die Möglichkeit bieten sollte, niese 
Grenze scharf zu .bestimmen, was um so wichtiger ist, als 
neuerer Zeit nach dem Vorgänge von Reuleaux die /zuläs- 
sige Inanspruchnahme der Constructiouen immer nur auf 
die Elasticitätsgrenze bezogen wird. . 

Wird ein Stab successive belastet, und ist die Dauer 
der Einwirkung jeder Belastung so viele Minuten als die 
Gewichts Vermehrung Prozente der vorangegangenen ganzen 
Belastung beträgt, wenn ferner L die ursprüngliche Stab- 
länge, P die !;anze Belastung, £^ P die Belastungs Vermeh- 
rung und ^ L den von dem Gewichte ^ -f- ^ ^ hervor- 
gerufenen bleibenden Längenzuwachs bezeichnet (nachdem 

es durch' ^ — Minuten einwirkte) so versteht man unter 

Elasticitätsgrenze jenen Werth von Py welcher bei dem zuge- 

p 



hörigen ^ P und ^ Z der Gleichung - 



L 100 

ganz oder wenigstens nahezu genügt. Es ist also zur Ermitt- 
lung der Elasticitätsgrenze eine Reihe von Versuchen erfor- 
derlich, und diese müssen an jener Stelle, wo die Elastici- 
tätsgrenze beiläufig liegen dürfte, mit möglichst kleinen 
B<-lastungsvermehrungen ausgeführt werden. Verzeichnet 
man die bleibenden Verlängerungen als Absoissen, und die 
zugehörigen Belastungen als Ordinaten, so erhält man das 
Bild der Verlängerungscurve, und es ist der Winkel, wel- 
chen die Berührende in jenem Punkte der Curve, welcher 
der Elasticitätsgrenze entspricht, mit der Abscissenachse bil- 

AL.- 



det, durch dessen trigonometrische Tangente 



100 P 



A^ 



bestimmt. 



Versuche, welche mit zwei Theilen ursprünglich gan- 
zer Stäbe ausgeführt wurden, zeigten, dass die Grösse der 
Belastungsvermehrung, sowie die Einwirkungsdauer, inner- 
halb gewisser Grenzen auf die Lage der Elasticitätsgrenze 
fast ohne Einfluss sind; so betrug bei einem Puddeleisen 
von Motala die Belastungsvermehrung bei dem einen Stab« 
theile 7*^ it. und die jedesmalige Einwirkung 2 Minuten, 
bni dem anderen 14*4 if^^^^ ^i^ Dauer bloss ^^ Minute; 
die EListicitätsgreiizü wurdt; im ersteren Falle mit 431 im 
zweiten mit 435 ermittele, somit eine geringe Abweichung. 
Bemerkenswerth ist, dass wenigstens bei weichem Eisen die 
Elasticitätsgrenze nach dieser Definition, wenngleich immer 
höher, do^rh nicht bedeutend höher liegt, als nach Werth- 
heims Definition, wiewohl die bleibenden Verlängerungen 
im er.«»tpn Fal'e bedeutend grösser sind, als O'^^^^^g der ur- 
sprünglichen Län^e ; der Grund dessen liegt darin, dass die 
Verlängerungen an dieser Stelle sehr rasch zunehmen, die 
Curve eiue grössere Neigung ^egen die Abscissenachse an- 
nimmt. Darin liegt auch der Beweis, dass diese Definition 
der Elasticitätsgrenze sehr glücklich für Eisen und Stahl 



- 78 — 



gewählt ist, denn sobald die Belastungen nur wenig darüber 
vermehrt werden, so gestalten sich die bleibenden Verlän- 
gerungen schon sehr bedenklich, was sich auch äusserlich 
durch das Abfallen dos Qlühspans kennzeichnet. — In 
diesem Sinne ist die Lage der Elasticitätsgrenze in der Ta- 
belle bestimmt worden, mit Ausnahme der Stäbe Nr. 1 bis 
59y welche von den Herren Thalia und Cronstrand bestimmt 
wurde, und worin als Elasticitätsgrenze derjenige Punkt der 
Verlange rungscurve gewählt wurde, welche der Maximal- 
krümmung entspricht, was auf graphischem Wege bestimmt 
wurde. — Herr Styffe verliess diese Art der Bestimmung 
der Elasticitätsgrenze, weil sie von dem gewählten Maass- 
stabe bei der Bezeichnung der Curve nicht unabhängig ist ; 
im übrigen weicht die so bestimmte Elasticitätsgrenze von 
der nach obiger Definition nur unbedeutend ab. — 

Durch mehrmaliges Strecken, sowie durch anderwei- 
tige mechanische Bearbeitung wird die Elasticitätsgrenze 
erhöht, welche Eigenthümllcbkeit des Eisens und Stahles 
durch folgenden Versuch dargethan ist. Ein Stab von Pud- 
delstHhl wurde successive bis 815 ^. pro Q Linie belastet, 
sodann wurde er noch zehnmal mit derselben Belastung 
ausgedehnt, wobei die bleibenden Verlängerungen immer 
kleiner geworden sind , schliesslich wurde derselbe Stab 
zweimal mit geringeren , bis zu 930 it, gesteigerten Bela- 
stungen gedehnt, und es sind die drei Verlängerungscurvän 
verzeichnet worden. Die erste Curve ergab die Elasticitäts- 
grenze bei 685, die zweite bei 835 und die dritte bei 925 ii,\ 
es erlitt also diese eine Erhöhung von 240 €1, Bemerkens- 
werth ist es, dass die in der Richtung der Abscissen verlau- 
fenden Curvenäste in derselben Richtung liegen, was auch 
bei vielen anderen Versuchen immer so gefunden worden 
ist, sobald nur die Versuchsreihen nach einander folgten 
und die Temperatur während derselben constant blieb. — 
Die bleibenden Verlängerungen sind nicht den ganzen Be- 
lastungen, sondern ihren Differenzen proportional, sie wer- 
den vorzüglich für Eisen und weiche Stahlsorten kurz nach 
Erreichung der Elasticitätsgrenze sehr bedeutend, weshalb 
die Curven hier einen gegen die Abscissen nahezu convezen 
Theil besitzen, welcher möglicher Weise von der Erwärmung 
in Folge der Dehnung herrühren kann , wenigstens zeigte 
die Verlängerungscurve eines Stabes, als er mit Wasser 
umgeben war, welches eine gleiche Temperatur bedingte, 
nicht mehr diesen convezen Theil. — 

Als Maass der absoluten'Festigkeit erscheint die Bruch- 
belastung pro Flächeneinheit des ursprünglichen Querschnit- 
tes. Für die Dehnbarkeit oder Zähigkeit gelten die bleibende 
Verlängerung des Stabes nach dem Zerreissen, und die Con- 
traction des Bruchquersehnittes ; jene wird ermittelt, indem 
man den eingetheilten Versuchsstab nach dem Zerreissen 
misst und diejenige Abtheilung, in welcher der Bruch er- 
folgte, nicht berücksichtiget. — Wenn Strecken und Kalt- 
hämmem die Elasticitätsgrenze und Festigkeit erhöhen, die 
Dehnbarkeit hingegen vermindern, so bat das Glühen gerade 
die entgegengesetzte Wirkung, und das in einem um so hö- 
heren Maasse als die angewendete Temperator höher war. — 

Es ist schon angeführt worden, dass die bleibenden 
Verlängerungen zwischen der Elasticitätsgrenze und Bruch- 
belastung der Belastungsdifferenz nahezu proportional sind, 
wie das auch der Verlauf der Verlängerungscurve zeigt; ans 
diesem Grunde ist auch die Angabe der percentualen Län- 
genveränderung für eine gewisse Belastungszunahme, zwi- 
schen jenen Grenzen, ein Maass für die Dehnbarkeit. Diese 



ist am geringsten für kohlenstoffreiche Stahlsorten, und 
nimmt zu mit der Abnahme des Kohlengehaltes, so dass sie 
bei weichem Eisen den grössten Werth erlangt. — Es ist 
wahrscheinlich, dass sich In dieser Hinsicht noch eine gros« 
sere Gesetzmässigkeit herausstellen würde, wenn die zu den 
Versuchen verwendeten Stäbe homogen und von durchaus 
gleicher Stärke gewesen wären, denn da hier bloss die blei- 
benden Verlängerungen in jenen Abtheilungen, wo der 
Bruch nicht erfolgte, berücksichtiget sind, so muss die Be- 
schaffenheit der Bruchstelle auf jene von grossem Einfluss 
sein; ist sie z. B. unganz oder sonst nicht fehlerfrei, so wird 
die Ausdehnung vorzüglich an derselben Platz greifen, und 
die übrigen Theile des Stabes wenig alteriren. — 

Der Kohlenstoffgehalt steht im innigen Zusammen- 
hange mit den elastischen Eigenschaften des Stahles und 
Eisens, und die Versuche lehren, dass mit zunehmendem 
Kohlengehalte bis ungefähr 1*2^0 ^^^ ^^^ Elasticitäts- 
grenze und Festigkeit zunehmen, die Dehnbarkeit hingegen 
abnimmt. 

Der Einfluss des Phosphorgehaltes wurde durch Ver- 
suche mit 0*24 — ^*2»% phosphorhältigen Eisensorten von 
Cleveland und Aeryd ermittelt. Die ersteren zeichneten sich 
durch grossen SchUckengehalt (spec. Q, = ^'es) ^^^* wäh- 

o 

rend das Aryd-Eisen ziemlich schlackenfrei war. Die Fe- 
stigkeit derselben war gross, und sie konnten den besten 
Eisensorten an die Seite gestellt werden. Rothglühhitze ver- 
änderte sie nicht, und erst Weissglühhitze übte eine Wir- 
kung, jedoch bloss auf das schlackenfreie Aeryd-Eisen, wel- 
ches alsdann mit grobkrystalltnischer Bruchfläche riss, und 
seine Festigkeit sich auffallend verringerte; das Cleveland- 
Eisen zeigte sich Im Bruche wenig und in der Festigkeit 
fast gar nicht geändert. — Bezüglich dieser Thatsache 
macht der Herr Verfasser die Ansicht geltend, dass Phos- 
phor bloss die Härte und Festigkeit Innerhalb der Eisenkry- 
stalle erhöhet, die Cohsesion derselben jedoch verringert; 
Welssglühhitze bewirkt das Krystallinischwerden , jedoch 
nur bei schlackenfreiem Eisen, wie jenes von Aeryd und 
beeinträchtiget dadurch die Festigkeit, während wie bei dem 
Cleveland-Eisen die eingeschlossene Schlacke ohne sich 
selbst zu verändern, die Gruppirung der Atome zu Krystal- 
len verhindert, die Festigkeit dieses Eisens daher nicht lei- 
det. Die Elasticitätsgrenze wird bei diesem Eisen durch 
Weissglühhltze nicht merklich geändert. Auf Stahl hat 
Phosphor einen nachtheiligeren Einfluss, und es soll ein 
geringer Gehalt die Ursache sein, dass er bei öfterem Glü- 
hen rascher degenerirt wird ; guter Stahl hat nie einen höhe- 
ren Phosphorgehalt als 0'o4% aufzuweisen. — 

Wird der Stahl und selbst Eisen erhitzt und rasch 
abgekühlt, so wird ihre Elasticitätsgrenze erhöht und die 
Dehnl^arkeit verringert. Die absolute Festigkeil wird durch 
Härtung ebenfalls erhöht, sobald diese auf passende Art 
vorgenommen wird. Bei härterem Stahl wird, wenn die vor- 
angehende Erhitzung bedeutend war und das Abschrecken 
Im Wasser vorgenommen wurde, die Festigkeit sehr wesent- 
lich verringert, indem dadurch eine besondere Art von Span- 
nungen Im Materlale auftritt, welche jedoch durch nachhe- 
rlgcs Glühen (Anlassen) beseitigt werden. — 

Der Elasticitätsmodul des Stahles und Eisens wurde 
durch Ausdehnung von Stäben mit 4 — 5 Fuss Länge und 
9 — 16 □ Linien Querschnitt ermittelt. Der Herr Verfasser 
wollte die Fehlerquellen umgehen, welche bei der Bestim- 
mung des Moduls aus Blegnngsversucben wegen der dabei 



— 79 



stattfinden den Voraassetzung seiner Gleichheit für Zag and 
Druck oder nach Werthheim aas den elastischen Verlange - 
rnngen von Drfthten, wegen der unzureichenden Bestimmung 
ihres Querschnittes aus dem specifischen Gewichte ent- 
springen. 

Die Berechnung geschah nach der Formel £ = — . 

p p 

-p ■= worin E den Zugmodul / die ursprüngliche Länge 

x/j — Lt 

und a den Querschnitt, ferner L^ und L die den Spannungs- 
gewichten P^ und P entsprechenden Stahlftngen bedeuten. 
— Der benützte Apparat ist der früher beschriebene. Um 
die Temperatur der Stäbe jederzeit bestimmen zu können» 
waren sie in ein enges Me:<8ingrohr eingeschlossen, und die 
beiderseits so viel hervorragenden Enden derselben, als zur 
Befestigung der Scalen und zur Verbindung mit den Quer- 
stücken dps Apparates noth wendig war, durch Kautschuk- 
röhrchen abgedichtet; die Stäbe sind mit einer Flüssigkeit 
umgeben und ihre Temperatur durch eingesetzte Thermo- 
meter bestimmt worden, das Rohr war, um auf den Stab 
nicht zu drücken, durch Gegengewichte entlastet. — Die 
durch das eigene Gewicht des Stabes hervorgerufene Ein- 
biegung wurde ebenfalls in Rechnung gezogen; zu diesem 
Bebufe waren in der Mitte und senkrecht auf die Achse des 
geraden Rohres zwei zu einander rechtwinkelige und gegen 
den Horizont unter 45^ geneigte Messingröhrchen ange- 
bracht; in diesen bewegten sich zwei Stäbe, welche mit dem 
einen Ende auf dem Versuchsstabe aufrnhten , und mit dem 
anderen auf Zeigerhebel wirkten ; letztere waren auf diese 
Weise gezwungen, den transversalen Bewegungen des Ver- 
Buchsstabes zu folgen, und die Coordinaten des Stabaxen- 
mittels mit Rücksicht auf ein unter 45^ geneigtes Azen- 
Bjstem anzugeben. Wird annähernd vorausgesetzt, dass 
die Stabaxe nach einem Kreisbogen gekrümmt ist, so die- 
nen die Coordinaten des Pfeiles und die jederzeit messbare 
Sehnenlänge zitr Bestimmung der Bogenlänge. 

Diese in den äussersten Umrissen skizzirte Einrichtung 
des Apparates ermöglichte, die noth wendigen Correcturen 
wegen der Einbiegung des Stabes und der Temperaturän- 
derungen während des Versuches in der Längendifferenz 
L^ — L anzubringen. Die Resultate der Untersuchungen 
ergaben, dass der Modul für Stahl von verschiedenen Härte- 
graden und gutes Eisen nicht viel verschieden ist, und mit 
dem specifischen Gewichte des Materiales abnimmt. Im Mittel 
beträgt er für Stahl und Eisen von 7'g spec. Gew. 269.037 
^^' P'o OZoU und ist sogar bei gutem Bessemereiten mit 
298.930 Ctr. gefunden worden; bei kaltbrüchigem und 
echlackenhältigem Eisen von 7 '4 spec. Gew. betrug er bloss 
239.144 Ctr. 

EigeuthÜmlich ist der Einfluss einer bleibenden Aus- 
dehnung auf die Grösse des Moduls; allerdings verursacht 
diese bekanntlich eine Verminderung des specifischen Ge- 
wichtes, und wie gesagt, nimmt mit letzterem auch der Ela- 
aticitfttsmodnl ab, allein es reicht das nicht zur vollständi- 
gen Erklärung hin. — So wurde bei einem Stabe von Besse- 
merstahl aus Högbo der Elasticitätsmodul mit 274.4 1 7 Ctr. 
gefwiden; nachdem er eine bleibende Verlängerung von 
O-j % erfuhr, betrug dieser bloss 249488 Ctr. und als er 
im Paraffinbade auf 130^ erwärmt wurde und langsam er- 
kaltete, wurde er wieder mit 272.504 Ctr. gefunden; nach- 
einer nochmaligen durch eine Stunde andauernden Erwär- 



mung wurde er ebenso wie vor der Streckung gefunden, es 
kehrte also die ganze elastische Kraft zurück. Wird ein so 
verstreckter Stab geglüht, so kommt es sogar vor , dass der 
Elasticitätsmodul höher gefunden wird. 
(Fortsetzung folgt) 



Notizen, 

Bleibergban in Serbien. Herr de Botmiliou, französi- 
scher General'Consul zu Belgrad, gibt einige Nachrichten über 
die Bleierzlager von Koutschaina und Podrina in Serbien. Zu 
Koutschaina hat sonach der Bergbaubetrieb im Jahre 1863 be- 
gonnen; man hatte in diesem ersten Jahre 11.635 Kilogram Blei- 
erze gewonnen, die gold- und silberhaltig waren, femer 2,838.000 
Kilogram Zinkerze. Man verwendet täglich im Mittel 100 Ar- 
beiter, 30 Ochsenzüge und 11 Pferdegespanne. Der Arbeitslohn 
steht auf beilftu6g 27, Francs täglich. Es sind 4 Zinkschmelz- 
öfen vorhanden. Die> Gesaromtkosten der ersten Anlage beliefen 
sich Ende 1863 auf ungefähr lii9.538 Francs. Zu Podrina wer- 
den die Arbeiten nach einem weit kleineren Maassstabe dnroh 
einen Hüttenbeamten des Staates betrieben. Der Betrieb hat hier 
im Herbste 1862 begonnen. Man verwendet hier nur 13 Ar- 
beiter, denen man gleiehfalls 2V3 Francs täglich zahlt. Die 
Menge der geförderten Erze betrug zu Ende 1863 27.889 Kilo- 
gram. Ihr Gehalt war 50 bis 70 Procent angeblich. Die hier 
verausgabten Summen beliefen sich mit Ende desselben Jahres 
1863 auf 132.426 Francs. Es bestehen noch einige Bleiberg- 
werke in Serbien, besonders in den an Bosnien angrenzenden 
l^ezirken. Diese werden von den Bauern auf die uranfängliohste 
Weise ausgebeutet Mkn schätzt ihren Ertrag, zusammen mit 
dem der Gruben von Podrina auf 30.000 bis 40.000 Kilogram 
jährlich. (Auszug aus einem Berichte des französischen General- 
Consuls de Botmiliou an Herrn Drouin de Lhujs , Minister der 
auswärtigen Angelegenheiten, vom 20. October 1864.) 

Knpfer-Bergbaa in Oallf omien. San Francisco. 
8. Februar 1865. Das Kupfer ist eines der in Califomien am 
meisten verbreiteten Metalle und ist seit einigen Jahren der Ge- 
genstand eifriger Nachforschungen geworden, in Folge deren 
auf zahlreichen Punkten des Landes Kupfererzlager entdeckt 
worden sind. Von der Grafschaft El Norte an bis zu der von 
80s Angeles, längs einer Zolle am Fusse der westlichen Ab- 
hänge der Sierra Nevada und ihrer Ausläufer, findet man be- 
trächtliche Ablagerungen von Kupfererz, welche auf einer oft 
unterbrochenen Linie dieselben Lagerungsverhältnisse darbieten. 
So befinden sich im oberen Theile im Allgemeinen die Oxyde, 
die kohlensauren Verbindungen und zuweilen das gediegene 
MetaU ; wogegen man mit zunehmender Teufe meistentheils ein- 
fache Schwefelerze findet, die leicht zu behandeln sind und mit 
grossem Vortheile als Zusatz zu verwenden, um die anderen 
Erze verschmelzen za können. Die bis auf diesen Tag entdeckten 
Erzlager sind so zahhreich, dass es unmöglich ist, sie alle auf- 
zuzählen. Aber als bemerkenswertheste erscheinen die der Graf- 
schaft £1 Norte, einige (engl.) Meilen von Crescent City, wo ge- 
diegen Kupfer an mehreren Orten auftritt; die von Bank (Graf- 
schaft Butte); von Copperhill (Grafschaft Placer); von Cosumnes 
(GrafschaftAmador); von Copperopoli? (Gratschaft Caldveras) ; vom 
Berg Diablo (Ghraüiohaft Contra Costa); von la Soledad (Grafschaft 
Dos Angeles) ; vom Colorado zwischen den Festen Mohave und 
Yuma und mehrere andere, welche noch nicht abgebaut werden. 
Ohne Widerrede geben die Gruben von CopperopoUs und von 
Cosumnes vergleichsweise heut zu Tage die schönste Ausbeute. 
Im ersten dieser Bezirke sind die Gruben von Union, von Key- 
stone und von Napoleon die vornehmsten Mittelpunkte des Berg- 
baues. Man hat hier alle EQlfismittel eingeführt, welche die 
Wissenschaft bietet, um die Gewinnung und Förderung des Erzes 
SU erieichtem und mittelst Dampfmaschinen die Grubenwässer zu 
bewältigen. Zu Union sind täglich 200 Arbeiter beim Gruben- 
betrieb beschäftigt. Die Grube hat über 220 F. Teufe und die ho- 
rizontalen Strecken nehmen täglich an Ausdehnung zu. So eben 
wurde die Hälfte dieser Grube von einem der EigenthUmer an 
die Gesellschi^r um die Summe von 500.000 Dollars (2,500.000 
Francs) verkauft. In einaselnen Gruben stösst man zufällig auf 
gewisse Erzadem, welche 50, 40, 29, 25 Procent geben; aber 
dies sind aussergewöhnliche Fälle, nnd man darf auf solche 
Zahlen die Wahrscheinlichkeit des Erfolges der Arbeiten nicht 
sttttzen. Im Mittel gibt das Erz von Union 23 Proceut aus; 



— 80 — 



gleichwohl sind dio ITrachtkosten so beträchtlich, dass es vor- 
theilhafter wäre, dio Erze einer ersten Schmelzung zu unter- 
werfen und allein die Rohsteine für die Ausfuhr zu bestimmen. 
Die Menge des aus der Qrube gewonnenen Erzes kann zu un- 
gefänr 1000 Tonnen monatlich angeschlagen werden. Im Jahre 
1864 sind von San Francisco aus die folgenden Erzmengen an 
rerschiedcne Bestimmungsorte und vorzuglich nach Boston ab- 
gegangen : 

Tonnen Wertho Frcs. 

Central- Amerika, transito 16 10.625 

England 2.765 946.549 

Vereinigte Staaten (Boston) .... 11.534 4,516.125 

Zusammen XiJll 5,473.299 

Nachdem von Tag zu Tag Rückfrachten filr Europa und 
den Osten von Amerika mehr gesucht werden, um die Werthe 
der Einfuhr in Californien damit auszugleichen, so lässt Alles 
glauben, dass die Ausfuhr von Kupfererzen aus dieser Gegend 
noch eine weitere Entwickelung nehmen werde Dieses Ergeb- 
niss kann nicht ausbleiben, sobald der Zufluss einer starken Be- 
völkerung den Preis der Handarbeit und folglich die Gewin- 
nungskosten herabgesetzt haben wird. (Auszug aus einem Briefe 
des französischen Consuls Herrn Cazotte zu San Francisco an 
Herrn Drouin de Lhuys, Minister der ausw. Angelegenheiten). 

Kupferbergbau in Chili. Santiago, 25. Februar 1865, 
Der Borgbau auf Kupfererze beginnt in den Cordilleren der Pro- 
vinz Nuble Erträge zu liefern. Diese Gruben, welche durch 
einige Jahre die Beharrlichkeit und das Glück mehrerer Specu- 
lanteu auf die Probe gestellt haben, enthüllen gegenwärtig ihren 
ganzen Reichthum. Den letzten Nachrichten zufolge werden 
einige dieser Gnibt^n mit grossem Erfolge ausgebeutet. Eine 
derselben zeigt eine Erzader, etwa 70 Centimeter mächtig, de 
ren Erz angeblich 60 und SO Procent Gehalt gibt. Die Bevöl- 
kerung dieser Provinz, die sich bis jetzt einzig dem Ackerbaue 
gewidmet hat, wird künftig im Bergbaue eine neue Quelle der 
Wohlfahrt finden. Man hat kürzlich zu Sebu, einer kleinen 
Bucht am Auslauf des Flusses gleichen Namens, im Süden d^r 
Stadt Aranco, Steinkohlenlager entdeckt. Die Gewinnung dieses 
Brennstoffes wird der hier gegründeten Niederlassung, welche 
bis jetzt wonig Aufschwung genommen hat, eine grössere Bedeu- 
tung verleihen können. (Auszug aus einem Briefe des fransösi- 
■ehen General-Consuls Herrn Flory an Herrn Drouin de LhuyB, 
Minister der ausw. Angelegenheiten.) 

Kupfererze in der Argentinlsohen Republik. In 
der Provinz Catamarca sind so eben gold- und silberhaltige 
Kupfererze entdeckt worden. Mehrere Proben aus einem Gange 
oder Lager von ungefähr 3*40 Meter Mächtigkeit zeigen einen 
grossen Keichthum von Kupfer. Dabei ist zu bemerken, dass 
die, welche am wenigsten Kupfer enthalten, dagegen mehr Gold 
und Silber führen Vom I. Juni bis zum 9. Juli 1864 hat man 
aus einer einzigen Grube, der Grube Rosaire, 6000 Centner Ena 
gewonnen. Die Silbererze von la Hoyada, im Westen derselben 
Provinz, an der Strasse nach Copiapo, sind ebenfalls in voller 
Ausbeutung begriffen. Die Concessions-Gesuche werden fort- 
während zahlreicher. (Auszug aus einem Berichte des französi- 
schen Geschäftsträgers Herrn Vemouillet, zu Buenos Ayres, an 
Herrn Drouin de Lhuys, Minister der ausw, Angelegenheiten vom 
11. September lSr>5.) 

Nooh einmal die Gruben-Dampfmasohine. Wir erhal- 
ten kurz vor Schluss des Blattes nachstehende Zuschrift, mit 
welcher wir die schon zu weit gediehene Polemik über eine An- 
fangs ganz unverfängliche aber missverstandene Notiz defini- 
tiv seh Hessen, weil wir voraussetzen, dass unsere Leser nun 
genügend über die Sache aufgeklärt sein werden. — Es wird 
uns geschrieben: 

«^Geehrte Kedaction! 

In Folge der Auseinandersetzung des Herrn Heyrovsky in 
Nr. 8 Ihres Blattes finde ich mich veranlasst, nachstehende Er^ 
klärung abzugeben: 

Der Bestand der von Herrn Heyrovsky am Schlüsse sei- 
nes Schreibens bezogenen Dampfmaschine in Joachimsthal war 
auch mir zur Zeit^ als ich dio Erläuterung in Nr. 5 Ihres 



Blattes schrieb, wohlbekannt; da mir aber gleichzeitig die Länge 
der Dampfleitung dieser Maschine in Erinnerung war, welche 
Herr Heyrovsky in seinem Schreiben anzugeben unterliess, so 
konnte ich nach meiner Auffassung des Begriffes von j^kürzer 
und länger« diese Dampfleitung im Vergleiche zu den Dampf- 
leitungen in Wiendahlsbank und Brennberg (mit 240 und \M) 
Klaftern) nicht zu den längeren zählen. Die Dampfleitung der 
Maschine im Einigkeits-Schachte zu Joachimsthal hat nämlich, 
wie aus dem angezogenen Aufsatze und den dazu gehöri- 
gen Zeichnungen zu entnehmen ist, nur eine Länge von SS'/j 
Klaftern! Hochachtungsvoll 

J. Rosivall. 

Administrati ves. 

Concors. 

Zeichnerstelle bei dem k. k. Districts-, Kunst- 
und Bau -Amte in Nagybdnya. Zur Besetzung dieser mit 
dem Taggehalte von Ein Gulden und 5 kr. (1 fl. 5 kr.) öst. W. 
dotirten Stelle wird der Concurs mit dem ausgeschrieben, dass 
die Bewerber um dieselbe unter Beibringung von eigenhändig 
ausgefertigten Muster-Zeichnungen, und der Zeugnisse über ihre 
bisherige V^erwendnng, ihre eigenhändig geschriebenen Gesuche 
binnen- sechs Wochen an das k. k. Districts-, Kunst- und Bau- 
Amt zu richten haben: 

K. k. Kunst- und Bau-Amt. 

Nagybänya, am 25. Februar 1^67. 

Salzverschleiss'Einnehmersstelle im Lemberger 
Finanz-Verwaltungsgebiete in der X. Diätenclasse, mit 
dem Gehalte jährl. l'ib fl, eventuell ß30 fl., oder eine Salz- 
verschleissmagazins-Co ntrolorsstolle in der XI. Diä- 
tenclasse, mit jährl. 630 oder 525 fl. — sämmtlich mit freier 
Wohnung, Breiuiholz- und Salzdeputat und Cautionspflicht. Ge- 
suche sind, unter Nachweisung der Kenntniss der Landesspra- 
chen und der erforderlichen Befähigung, binnen drei Wochen 
bei der Finanz- Landesdirection in Lemberg einzubringen. 



. ANKÜNDIGUNGEN. 

In unserem Verlage erschien so eben und ist vorräthig in der 

G. J. Manz'schen Bucliliandlimg 

men, lohlmarkt Nr. 7, 

gegenüber der Wallnerstrassc : 
Rittinger, Peter Ritter v., K. K. Ministerial - Kath. Taschen- 
buch der Aufbereitungskunde. Mit Holzschnitten. 12*^ 
1 fl. 34 kr. ». W. 
Soheffler, H., Baurath Dr. Die Ursachen der Dampfkes- 
sel-Explosionen und das Dampfkessel -Thermome- 
ter als Sicherheitsapparat. Mit 9 Holzschnitten. 8** 
l fl. 34 kr. ö. W. 
Berlin, 20. Febr. 18B7. EriiSt A Korn. 



HaloiLylin« 



Dieses mit hohem Handelsministerial-Erlasse ddo. 10. Mai 
1865 sub. Z. 5946/761 in den österreichischen Staaten ausschliess- 
lich privilegirte Sprengpulver wird bereits in vielen k. k. und 
Privatmontanwerken , sowie bei den bölimischen Eisenbahnbanten 
mit Erfolg verwendet. Der Wr. Centner Haloxylin kostet gegen- 
wärtig loco Cilli (Steiermark) Winterberg (bei Strakonitz in 
Böhmen) und Arad (Ungarn) 33 fl. 

Bei constanter oder grösserer Abnahme kostet der 
Centner loeo Cilll 30 fl. 

Bestellongsannalimen für die Haloxylin - Fabriken 
Oesterreichs , sowie Unterhandlungen über die Anlage neuer Fa- 
briken finden ausschliesslich statt in der Genoral- Agentie Wien, 
Opemring Nr. 6, lU. Stock, Thür 21. 

Niederlage der besten Sorten Zündschnüre befindet 
sich beiM. Kretschmann in Wien, Mariahilf Dürergasse Nr. 6. 



^-^^'Z 



Diese Zeitschrift pr«cheint wöchentlich einen Bogen stark mit den nötlppen artistischen Beigaben. Der Pr&numerationipreii 
ist jährlich loco Wien 8 tl. ö. W. oder 5 Thlr. 10 Ngr. Mit franeo Poitversendung 8 fl. bO kr. ö. W. Die Jauresab onnenten 
eihaltttu einen ofiiciuUen Bericht über die Erfahrungen im barg- and hflttenmännifchen Kaiohinen-, Bau- nnd Aafbereitangiweien 
sammt Atlas als Gratisbeilage. Inserate finden gegen S kr. ö. W. oder 1 Vs ^gi*. uie gcifpaltene Nonpareillezeile Aufnahme. 

Zuschriften jeder Art können nvr franoo angenommen werden. 



Draek t. Kai 1 WinUrnJU 4 Co. ui WiM. 



Ffir den Verlag verantwortlich: Carl Reger. 



N=H- Oesterreichische Zeitschrift }^^l 



fär 



Berg- und Hüttenwesen. 



Verantwortlicher Redacteiir: Dr. Otto Freiherr von Hingenau, 

k. k. MinUterlalrfttb im IHnaasininlatariam. 

Verlag der O. J. Manz'schen BuoUiandlimg (Kohlmarkt 7) in Wien. 

Inlialt: GemeinBame Augelegenheiten im Bergwesen. — Ueber den österreichifichen Bessemerstahl. — Bergstatut ftlr das 
Abmdbanjrer-Verespataker Bergrevier im GrossfUrstenthume Siebenbürgen. — Ueber die £lasticit&t, Dehnbarkeit und absolute Festig- 
keit des Eisens und Stahles. — Literatur. -^ Administratives. — Briefkasten der Expedition. — Ankündigung. 



G^fmeinsame Angelegenheiten im Bergwesen. 

Wir brauchen wohl unseren Lesern nicht in unserem 
Faefablatte mitzutheilen , waa seit einigen Wochen in den 
Fragen der inneren Staatsentwickelung fflr Schritte ge- 
schehen sind, um zu einem Ausgleiche lange obwaltender 
staatsrechtlicher Differenzen zu gelangen ; die Tageblätter 
haben zur Genüge davon gesprochen , obwohl die Situation 
noch lange nicht vollkommen geklftrt ist. 

Allein seit wenigen Tagen ist mindestens Eines zur 
Thatsache geworden, nämlich die Trennung der Verwaltung 
in zwei gesonderte Ministerien, deren Eines — das unga- 
rische Ministerium bereits definitiv emsi&nt ist, und seit 
10. März begonnen hat, einen Theil seiner Geschäfte zu 
Übernehmen, obwohl die Bildung des nichtungarischen 
Verwaltungeorganismus kaum noch festgestellt erscheint. 
Bezüglich des Bergwesens ist dadurch ebenfalls eine 
administrative Trennung eingetreten, und ein Theü der Ver- 
waltung des Bergwesens bereits an das k. ungarische Mi- 
nisterium übergegangen. Noch sind wir nicht in der Lage, 
die künftige Gestaltung in feston Umrissen zu zeichnen, und 
ersparen uns daher auf spätere Zeit die Erörterung dieses 
tief in alle Verhältnisse unseres Berufsfaches eingreifenden 
Wechsels der Administration. Eines aber wollen wir jetzt 
schon aussprechen^ um die Stellung klar zu machen, welche 
wir in diesen Blättern gegenüber der neuesten Wen- 
dung der Diifge einhalten zu sollen glauben. 

Seit uralten Zeiten hat sich der Bergmannsstand ohne 
Unterschied der Landesgrenzen und der Verwaltung als 
zusammengehörend betrachtet, und wenn die Bergmänner 
des Harzes und die der Alpen, des Bheinlandes und des 
ungarischen Granthaies, der alten Grafschaft Mannsfeld und 
der alten Grafschaft Tirol sich als n Verwandte!^ betrach- 
teten, so haben es umsomehr seit jeher die nSchlägel- 
gesellen** aus allen Ländern der im Völkercompleze Oester- 
reichs inbegriffenen Stämme gethan. Als noch Dutzende 
YonBergordnnngen, unter diesen hervorragend die Joachims- 
tfaaler der Ferdinande*schen und der Miiximilianischen in 
den sudetischen, alpenländischen und karpathischen Berg- 
revieren die Verwaltung derselben Bauart und mannigfach 
gestalteten, belebte doch ein Geist der Kameradschaft und 



Brüderlichkeit die Berg werke- Verwandten alier dieser Re- 
viere, eine Wissenschaft, eine Liebe zu ihrem Berufe. 
Ein edler Standesgeist hielt sie alle zusammen, und so hoffen 
wir, dass ob eis- oder transleithanisch , eis- oder transkar« 
pathisch, ob im böhmischen oder im siebenbürgischen Erzge- 
birge — überall dss Gefühl der Gemeinsamkeit der Interessen 
auch unter räumlich getrennter Verwaltung fortleben werde. 
Liebe zum Berufe und wissenschaftlich tech- 
nischer Fortschritt werden auch fernerhin eine ge- 
meinsame Angelegenheit unseres Faches bilden. 
Wir wenigstens wollen in diesen Blättern vertrauensvoll an 
diesem Standpunkte festhalten, und laden unsere Freunde 
und Fachgenossen ein, mit uns hochzuhalten diese gemein- 
same Fahne, unter welcher wir den uralten Kampf kämpfen 
mit den Gefahren der Tiefe und um den Preis ihrer weltbe- 
wegenden Schätze — 

„militantes non sine gloria^. 

0. H. 

Ueber den österreichischen Bessemerstahl. 

Von F. W. Haardt*). 

Meine Herren! Die im Nebensaale ausgestellten gepress- 
ten Wirthschafts- und Kochgeschirre aus Bessemer- 
stahlblech habe ich lediglich zu dem Zwecke der heutigen Ver- 
sammlung vorgelegt, um damit einen bescheidenen Beitrag zur 
Empfehlung des inländischen Rohmateriales zu liefern und 
einen kleinen Vortrag über den österreichischen Bessemer- 
stahl anzureihen. Ich habe durchaus nicht die Absicht da- 
mit für meine eigene Fabrikation irgendwie Reclame zu ma- 
chen, und enthalte mich daher auch jeder Bemerkung über 
die grössere oder geringere Zweckmässigkeit der verzinnten 
und polirten Stahlgeschirre, wie ich sie hier ausgestellt habe. 
Ich bin nur der Meinung gewesen , dass diese Erzeugnisse 
ebenso gut oder noch besser als andere ein Zeugniss von 
der ausgezeichneten Qualität des dazu verwendeten Materia- 
les ablegen, weil die Herstellung von cylindrischen Formen 



*) Vorgetragen in der Wochenversammlung vom 22. Februar 
und abgedrukt aus den Mittheiluugen des niederösterreichischen 
Gewerbe-Vereines Nr. 9. 



— 82 - 



in dem vorliegenden groBseo Umf«nge| die Reinheit der po- 
lirtea inneren und äasseren Flächen der Geschirre ein be- 
stimmtet Urtheil über die Widerstandsfähigkeit, die Reinheit 
und Dichtigkeit des dazu verwendeten Materiales zulassen. 

Der Bessemerstahl, obschon ein Product der neuesten 
Zeit, hat doch schon eine solche Bedeutung gewonnen, dass 
jede Phase seiner ferneren Entwickelung von den Fachleu- 
ten mit der gespanntesten Aufmerksamkeit verfolgt wird. 
Und in der That kann heute schon mit Zuverlässigkeit be- 
hauptet werden, dass der Bessemerstahl eine gänzliche Um- 
gestaltung im Eisenhüttenwesen hervorbringen und alle grös- 
seren Eisenwerke nöthigen wird, ihren Betrieb allmälig auf 
die Bessemer-Methode umzugestalten. Der Bessemerstahl ist 
so billig herzustellen als gewöhnliches Eisen, und wenn er 
heute noch einen höheren Preis behauptet, so liegt dies in 
der noch unentwickelten und concurrenzfreien Production. 
Gegenwärtig sind in Oesterreich fünf Werke mit der Bosse- 
mer- Stahlerzeugung beschäftigt. 

Voran*) das fürstl. Schwarzenb erg'sche Werk 
bei Murau, dem überhaupt des Verdienst gebührt, zuerst 
diese Fabrikation hier in Anwendung gebracht zu haben, dann 
Rauscher in Kärnten, das kais. Werk Neuberg^ die 
Südbahn-Gosellschaft in Graz, Rothschild in Wit^ 
kowitz. In der Ausführung sind begriffen ein Werk der 
Österr. Staatsbahn-Gesellschaft inReschitza, das ungari- 
sche Werk Rhonitz**) und Alex. Schoeller's Werk 
in Ternitz, welches behufs grösserer Entwickelung an eine 
Actien- Gesellschaft Übergegangen ist. 

Der Bessemerstahl hat nicht nur den Beruf, an die 
Stelle der besten und feinsten Eisengattungen zu treten ; er 
ersetzt in den meisten und belangreichsten Fällen auch den 
Gussstahl und macht selbst dem Kupfer, Messing, Pakfong 
und anderen Metallen eine grosse Concurrenz vermöge sei- 
ner Reinheit, Dichtigkeit und Stärke. Schon jetzt nimmt man 
an, dass der Bessemerstahl sich in seiner Widerstandsfähig- 
keit zum Eisen wie 3 zu 5 verhält, und es ist nicht bloss die- 
ses grosse Ersparniss an Materialaufwand, was in Anschlag 
kommt, es sind Vortheile von weittragender Natur, die dem 
Bessemerstahl seine grosse Bedeutung sichern. Der Besse- 
merstahl ist schweissbar wie gewöhnliches Eisen und lässt 
sich selbst vom ungeübten Arbeiter behandeln, während die 
Verarbeitung von Stahl stets geübte Arbeiter erfordert. 

Der Bessemerstahl ist in allen möglichen Dimensionen 
herzustellen, während Eisen und Stahl zu ihrer Darstellung 
in grossen Stücken stets grosse und kostspielige Einrichtun- 
gen voraussetzen. Es darf nur daran erinnert werden ^ wel- 
ches Aufsehen es in der Industrie erregte, als auf den letzten 
Weltausstellungen einzelne Stahlblöcke von 50 Ctm. zur 
Ausstellung gebracht wurden. Und jetzt verlautet schon von 
Ausstellern, die einzelne Bessemerblöcke von einer Ausdeh- 
nung ausstellen, dass für deren Transport ein eigener Bahn- 
zug benöthigt wird und man dafür ganz eigene Transport- 
vorrichtungen erfinden musste. Man kann Bessemerblöcke 
von vielen hundert Centnern mit derselben Leichtigkeit und 
Billigkeit darstellen, mit der man bis jetzt solche Blocke von 
ebenso vielen Pfunden erzeugte. 

Unser verehrter Präsident hat uns schon in einer frü- 
heren Versammlung auseinandergesetzt, von welchen grossen 



«) Nach der Zeit der Entstehung. D. Red. 

**) Diese Angabe dürfte auf einem Irrthum beruhen, denn 
in Rhonitz ist noch keine Bessemer-Anlage in Angriff genom- 
men worden. D. Red. 



directen und indirecten Vortheilen es für die industrielle 
Welt begleitet sei, dass ptian Stahl und namentliek Besse- 
merstahl zur Herstellung von Dampfk essein verwende. 
In nicht ferner Zeit wird man auch die Dampfmaschi- 
nen selbst aus Bessemerstahl anfertigen, und dies wird un- 
bedingt der Fall sein, wo es sich um Transportmaschinen 
Locomotive, Schiffismasehinen u. s. w. handelt, wo also die 
Verringerung des eigenen zu befördernden Gewichtes, ohne 
Beeinträchtigung der Leistungsflthigkeit eine verhältniss- 
mässige Steigerung der anderweitigen (Güter-) Belastung 
möglich macht. 

Eclatant stellt sich dies bei den Eisenbahnen heraus. 
Es ist bekannt, dass man in neuerer Zeit vielfach dazu über- 
geht, die Lastwsggons ganz von Eisen auszuführen, theils 
weil das geeignete Holz nur noch mit grossen Mühen und 
Kosten in hinreichenden Mengen beigestellt werden kann, 
theils weil eiserne Waggons eine grössere Dauerhaftigkeit 
versprechen und selbst als abgenütztes Materiale noch einen 
ziemlichen Werth repräsentiren, während alte hölzerne Wag- 
gons nur noch als Brennholz zu verwenden sind. Nimmt 
man nun einen gewöhnlichen Lastzug von 15 Waggons 
k 200 Ctm. eigenem Gewichte an, so hat eine Locomotive 
bloss für diese todte Last ein Gewicht von 300.000 PAind 
zu bewegen. 

Kann man nun durch die Anwendung von Bessemer- 
stahl zu den Waggons nur y^ dieses Gewichtes reduoiren, 
so macht dies auf jeden einzelnen Zug und für alle 
Entfernungen schon 100.000 Pfund, um welche man also 
die Güterbeförderung eines jeden Zuges vermehren und die 
Frachtsätze in gleichem Masse verringern kann. 

Eine ebenso vortheilhafte Verwendung wird der Bes- 
semerstahl bei grossen Brückenbauten, namentlich solcher 
mit grossen Spannweiten finden, die bekanntlich jetzt fast 
Überall in Eisenconstruction ausgeführt werden. B^i dieser 
Verwendung kommt Alles auf die Tragfähigkeit des verwen- 
deten Materiales an und man musste bis jetzt ungeheure 
Gewichtsmassen consumiren, um die nöthige Widerstands- 
fähigkeit zu erzielen. Es ist begreiflich, wie viel Materiale 
hierbei verwendet werden muss, um nur das eigene Gewicht 
der Bogen oder Ketten zu tragen, und man würde schon 
längst zur Anwendung von Stahl übergegangen sein, wenn 
dieser nicht so thener gewesen wäre, dass es vortheilhaftcr 
schien, die grössere aber billigere Masse von Eisen aufzu- 
wenden. 

Anders wird sich das Verhältniss für diese, wie fQr alle 
anderen baulichen und sonstigen grossen industriellen 
Zwecke durch die Anwendung des Bessemer^ahles gestat- 
ten, der die Tragfähigkeit des Stahles mit der Wohlfeilheit 
des Eisens verbindet. 

Die Anwendung von Stahl zu kriegerischen Zwecken 
ist bekannt ; aber auch hier ist die Entwickelung noch in 
ihren ersten Anfängen. Die Verwendung von Stahlgeschützen 
ist schon verallgemeinert, und ebenso ist die Verwendung 
von Stahlkugeln eine erledigte Frage. 

In nicht ferner Zeit wird man aber auch die militäri- 
schen Fahrzeuge, Lafetten, Brückenbe stand theile u. s. w. 
aus Bessemerstahl erzeugen, da es hierbei zunächst und 
namentlich in Kriegszeiten, auf Handbarkeit, Leichtigkeit 
und Dauerhaftigkeit ankommt, weil natürlich ftlr die Weiter- 
beförderung dieser Stücke nicht immer die fahrbarsten StHs- 
sen zur Verfügung stehen , sondern oft damit durch Busch 



^ 83 



und Feld avancirt oder reterirt werden muBS, und dabei eine 
Verminderung der su befdrderndeu Gewichtomengen sehr 
wichtig erscheint.^) 

Ea ist eine bekannte Thataache, dasa man zu Eisen- 
bahnschienen schon in siemlich ausgedehntem Massstabe 
den Bessemerstahl verwendet. Die Südbahn-Gesellschaft 
lAsst in ihrem Werke su Gras die ganze Production auf 
Schienen Tcrarbeilen, und in neuester Zeit haben auch an- 
dere Bahn Verwaltungen mit der Einführung von Bessemer- 
schienen begonnen. 

In gleicher Weise werden Waggonräder und Achsen 
aus Bessemerstahl eraeugt| und die Verwendung su diesen 
wichtigen Zwecken wird in demselben Masse verall- 
gemeinert, als der Bessemerstahl auf seine 'natfirliche 
Preislinie herabgeht und die Production ihrer Vollkommen- 
heit nfther tritt Ebenso Ifisst sich schon jetzt mit grosser 
Wahrscheinlichkeit vorhersagen, dass in nicht ferner Zeit 
alle Weissblechfabriken von der Verwendung des Eisens 
abgehen und nur Bessemerstahl verarbeiten werden, weil das 
Weissbleoh ans Bessemerstahl ungleich schöner und für alle 
Zwecke geeigneter befunden wird. Schon jetzt wird das 
Weissblech aus Bessemerstahl, welches auf der Adolfshutte 
und in Wallersdorf in ausgezeichneter Qualit&t, wenn auch 
noch hoch im Preise, erzeugt wird, zu gewissen heikligen 
Zwecken mit grosser Vorliebe verwendet. 

Mit einem Worte, der Bessemerstahl hat fQr alle Zwecke 
der metallurgischen Industrie eine unbegrenzte Zukunft und 
es ist eine höchst erfreuliche und wiclitige Thatsache, dass 
Oesterreich in der Production des dazu erforderlichen Boh- 
materiales von der Natur so ilberaus reich gesegnet ist, dass 
ihm kein Land in Europa darin auch nur annähernd bei- 
kommen kann. 

Zur Herstellung eines guten Bessemerstahles gehört 
in erster Linie ein reines, bei Holzkohlen erzeugtes Roh- 
eisen unter Vorzugs weiser Anwendung von Späth -Eisen» 
steinen. Die Eisensteingattung kommt in anderen Ländern 
nur in beschränkter Weise zum Vorscheine und noch be- 
schränkter ist auswärts die Erzeugung von Holzkohlen. 
Beides ist aber in Oesterreich in unerschöpflichen Mengen 
vorhanden und nicht bloss in Steiermark, sondern auch in 
Kärnten und Ungarn ist der Vorrath fär jede Ausdehnung 
geboten. 

Oesterreich hat also den Beruf im |Be88eaierst&hl eine 
Weltrolle zu spielen und nicht bloss den inländischen Markt 
reichlich zu versorgen , sondern auch das Ausland damit zu 
versehen. Schon einmal hat Oesterreich in der Stahlfabri- 
kation an der Spitze der Welt gestanden und sich alle Märkte 
tributär gemacht. Noch im Anfange dieses Jahrhunderts war 
der erstere, namentlich der steierische und Kärntner Stahl in 
allen fünf Welttheilen vorherrschend und berühmt und noch 
lieute finden unsere Weltumseglungs-Ezpeditionen in allen 
Himmelsstrichen, we sie landen, wenigstens eine Spur des 
österr. Gewerbfleiases und zwar den kämtnerischen Stahl. 
Wie gross selbst bei den uncivilisirten Völkern in früheren 
Zeiten sein Werth bemessen wurde, mag aus der einen ge- 
schichtlichen Thatsache erhellen, dass, als im Jahre 1830 



♦) Nach einer am Schlüsse dieses Vortrages von dem Mit- 
gUede Herrn Obersten v. Paradis gemachten Bemerkung ist 
der Stahl bereits thatsMchlich in dieser Weise in Verwendung. 
Nach der Bemerkung desselben Mitgliedes hat der Bessemerstahl 
nicht bloss für Schiffismaschinen , sondern für alle einschlägigen 
Schifisbestandtheile eine grosse Zukunft. 



die Franzosen den Dey von Algier vertrieben, in seinen 
Kellern neben seinen Schätzen auch 1000 Kisten Kärntner 
Stahl vorgefunden wurden. Seit der Einführung und der 
Entwickelung der Eisenbahnen hat sich dieses Verhältniss 
allerdings in bedauerlicher Weise sehr zu unserem Nach- 
theile geändert; der riesig angewachsene Stahlbedarf ist an 
den Österr. Werken fast spurlos vorübergegangen, und wäh- 
rend zur Befriedigung desselben auswärts hunderte von Fa- 
briken entstanden sind, haben wir in Oesterreich fast kein 
einziges namhaftes Etablissement aufzuweisen. Es gibt aus- 
wärts Fabriken , von denen gegenwärtig eine einsige mehr 
erzeugt, als alle österr. Stahlfabriken zusammen genommen. 

Dies hat zur Folge gehabt, dass man auswärts neben 
der Befriedigung dieses neueren Bedarfes die Erzeugung 
auch auf jene Sorten fOr die kloine Industrie ausgedehnt 
hat, die in früheren Zeiten fast ausschliesslich von den steie- 
rischen und kämtner Werken geliefert wurden, und auf diese 
Weise ist der österr. Absatz in immer kleinere Kreise ein- 
geengt worden, wozu das betrügerische Mittel der Zeichen- 
fMischungen dem Auslande die bequemste Handhabe bot. 
Wünschen und hoffen wir daher, dass die neue Zukunft, die 
sich unserer Stahlerzeugung durch die Bessemermethode 
darbietet, allseitig von den Betheiligten in ihrem ganzen 
Umfange gewürdigt und das früher Versäumte jetzt wieder 
eingebracht werde, zum Nutzen des ganzen Landes und in 
erster Linie zum Segen der vielen tausende Arbeiter in den 
Bezirken der Eisenproduction, die jetzt theilweise nur noch 
von den Reminiscenzen einer früheren glücklicheren Periode 
zehren, wo die Käufer sich glücklich schätzten, wenn sie mit 
dem baren Gclde in der Hand überhaupt nur Waaren be- 
kommen konnten. 

Nach meinem Dafürhalten kann von der ausgezeich- 
neten Gütß unseres Bessemerstahles nicht oft genug gespro- 
chen werden, um sein Lob in alle Weit zu übertragen^ und 
der niederösterr. Gewerbe verein, als Centrum des Gewerb - 
fleisses der ganzen Monarchie, scheint mir dafür ein sehr 
geeignetes Organ. Lediglich aus diesem Gesichtspunkte bitte 
ich meine heutige Ausstellung zu beurtheilen. 



Bergstatut 

für das Abradbanyer-Verespataker Bergrevier im Gross- 
förstenthume Siebenbürgen. 

§. 1. 

Freischurfkreis. Der Kreis der Freischürfe, welcher ein 
verticaler ist, hat einen Halbmesser von zwölf Wiener Klaftern 
und erstreckt sich vierzig Wiener Klafter nach einer mittelst 
der Compassstunde anzugebenden Richtung. Der Mittelpunkt des 
Freischnrfkreises fallt mit der Mitte der First des Stolienmund- 
loches zusammen. 

§. 2. 

Unterirdischer Freisohurf. Zur Bestätigung eines unter- 
irdischen Freischurfes, welcher mittelst eines Hoffnungsschlages 
aus rerliehenen Grubenbauen getrieben wird, ist die Lösung 
einer allgemeinen Schurfbewilligung nicht nothwendig. Die im 
§. 16 a. B. G. gegebenen Bestimmungen über die Dauer der 
Schurfbewilligungen gelten jedoch auch für die unterirdischen 
Freischürfe. 

§. 3. 

Barchfahmag der Freisohurf- und Gmbenf eider. Der Frei- 
schürfer hat das Recht, fremde Freischurf- und Grabenfclder zu 
durchfahren, insoweit der Bergbau in denselben nicht dadurch 
leidet oder gefährdet wird. 

Diese Durchfahrang darf jedoch nur in jener Richtung, für 
welche der Freischurf bestätiget wurde, und nur mittelst Strecken 
geschehen, deren Sohlsteigen nicht grösser als 1 Zoll pr. Wiener 



— 84 — 



KlAfter ist, und welche nicht höher als 6 und nicht breiter als 
4 Fnsa oder im Falle einer Zimmerung oder Ausmauerang nicht 
höher als 7 und nicht breiter als 6 Fuss sind.. 

§ 4. 
Wenn in Betreff der Einräumung dieser Dienstbarkeit ein 
Uebereinkommen zwischen den BetheiJigten nicht zu Stande 
kommt, so hat die Bergbehörde nach §. 194 a. B. G. vorzugehen. 
Die bei der DarchfUhrnng gewonnenen Erze sind dem Be- 
sitzer des durchfahrenen Froischurf- oder Ornbenfeldes gegen 
Ersatz der Förderungskosten auszufolgen. 

§. 5. 
TTawandlang älterer Freisch&rfe Die nach dem provisori- 
schen Bergstatute vom 9. April 1859 bestätigten Freischürfe 
können ohne Verlust der Priorität in die nunmehr geltenden 
Freischürfe umgewandelt werden, wenn darum angesucht wird, 
und wenn dazu genügender Raum vorbanden ist 

§. 6. 

Ombenmass. Ein Grubenmass umfasst eine bestimmte 

Fläche in der horizontalen Ebene des Aufschlagspunktes, u. z. in 

der Gestalt eines Rechteckes von zwanzig Wiener Klaftern Länge 

' und zehn Winner Klaftern Breite mit der verticalen Erstreckung 

von zwanzig Wiener Klaftern. 

§. 7. 
Bezeichnung des Aofichlagspunktes. Der Aufschlagspunkt 
dieser Massen ist in der Grube darch Schlag^ng von Markstufen 
zu bezeichnen. Die Verpflöckung der Gnibenmassen oder die 
Setzung von Aufschlagszeichen Übertags ist nicht erforderlich. 

§. 8. 
AbbauwSrdigkeit. Als abbauwürdig ist jede Lagerstätte an- 
zusehen, au f welcher bei der Freifahrung nicht zu bezweifelndes 
Freigold sichtbar ist, oder welche im Allgemeinen ertragsfähig ist 

§. 9. 
Wenn bei der Freifahrung gegen die Abbauwürdigkeit Ein- 
wendungen erhoben werden, so sind darüber Sachverständige 
einzuvernehmen. 

8. 10. 
Zu diesem Behufe hat der Revierausschuss aus den Berg- 
wei'kskundigen des Reviers eine genügende Anzahl von Sachver- 
ständigen auszuwählen, welche durch das Berggericht ein für 
allemal zu beeiden sind. Wenn der gesammte Revierausschuss 
durch Wahl erneuert wird, so hat dies auch mit den Sach- 
verständigen zu geschehen. 

§. n. 

Aus dieser Zahl von Sachverständigen werden sowohl von 
dem Yerleihungswerber als von jener Seite, von welcher die Ein- 
wendung ausgeht, je ein oder zwei Individuen gewählt, wozu die 
Bergbehörde noch einen dritten oder fünften beziehen wird, wenn 
sonst für keine Ansicht die Majorität erreichbar ist. Der Aus- 
spruch der Sachverständigen ist in das Freifahrungsprotokoll auf- 
zunehmen. Die Entscheidung hierüber steht der Bergbehörde zu. 

§. 12. 

Bisherige Xngelmassen. Mit dem Eintritte der Wirksamkeit 
dieses Statutes wird das Recht der Besitzer von Kugebnassen, 
welches sich bisher nur auf die verliehene Lagerstätte erstreckt 
hat, auf sämmtliche, in dem Masse vorhandenen Lagerstätten 
.lusgedebnt, insoweit diese nicht bereits anderwärts verliehen 
worden sind. 

Es dürfen daher auch Verleihungen von Lagerstätten in 
fremden Kagelmassen und Frioritäts-Anmeldungen in verliehenen 
Kugelmassen (§§. 6 und 7 des provisorischen Statutes) nicht mehr 
erfolgen. 

§ 13. • 

Umlagerung der Kugeloassea. Die Kngelmassen können 
über Ansuchen ihrer Besitzer jederzeit in die durch dieses Statut 
(§. 6) eingeführten Gmbenmasse umgelagert werden, wobei nach 
Zulass des Raumes statt eines Kugelmasses ein bis vier neue 
Grubenmassen verliehen werden können. 

§. 14. 
Freisehfirfe und Orubenmassen nach dem allg. Berggesetze. 
Als Horizont, unter welchem nur Grubenmassen nach §.42 a. B. 
Ki.f — jedoch mit begränzter Höhe verliehen und anch Frei- 
schürfe nur mit dem im §. 31 a. B. G. bestimmten Umkreise 
bestätigt werden können, wird die Mitte jenes Raumes bestimmt, 
welcher sich zwischen der unteren Beg^änzuog der bereits ver- 
liehenen und aufrecht bestehenden Grubenmassen und der Sohle 



deB k. k. gewerkschaftlichen und heiligen KreuzrErbstoUens be- 
findet. 

Diese Horizonte sind fUr die in dem Reviere liegenden " 
Gebirgskegel und Gebirgsgehänge zu fixiren und ttbertags zu 
vermarken, dann aber die darüber ausgefertigten Karten, sowohl 
bei der Berghauptmannschaft als auch bei dem Revierausschusse 
zu Jedermanns Einsicht zu hinterlegen. Vom Tage der Vorlaut- 
barung dieses Statutes bis zur erfolgten Vermarkung der Hori- 
zonte dürfen in der exponirten Teufe weder Freischürfe bestä- 
tigt noch Verleihungen ertheilt werden. 

§. 15. 
Durchsohlag oder XTeberhau. Wenn die Besitzer von Frei- 
schürfen oder Grubenmassen mit ihren Bauen auf offenen Durch- 
schlägen zusammenkommen, od^r wenn ein Ueberhau in ein 
fremdes Freischurffeld oder Grubenmass stattfindet, so hat die 
Bergbehörde über Ansuchen eines oder des anderen Theiles die 
beiderseitige Grenze zu erheben und mittlerweile die erforderli- 
chen Sicherstellungsmassregeln anzuordnen. Tn gleicher Weise 
hat die Bergbehörde vorzogeben, wenn ihr die Anzeige über einen 
erst bevorstehenden Durchschlag oder Ueberhau von einer der 
betreffenden Partelen erstattet und um Abhilfe gebeten wird. 

§. 16. 
Tagmass. Zum Abbaue nicht in die Teufe gehender Abla- 
gerungen, der Taggeröllc, und alter verlassener Halden sind nach 
den Bestimmungen der §§. 7ö— 84 a. B. G. — Tagmnsse zu 
verleihen, welche aber keine grössere Ausdehnung als 225 Wiener 
Quadratklaftern haben dürfen. 

§. 17. 
Goldwäseherei ohne Tagmass. Goldwäschereien in den Bet 
ten d^r Flüsse und Bäche , oder an versandeten nicht urbaren ' 
Ufern derselben bedürfen, wenn nicht ausdrücklich darum ange- 
sucht wird, nicht der Verleihung • von Tagmassen mit bestimmtem 
Flächenraume. Zu dieser Art Goldwäscherei ohne bestimmten 
Flächenraum genügt eine allgemeine, bei der Bergbehörde anzu- 
suchende Berechtigung (Concession), welche der Betreffende vor 
Beginn der Arbeit der competenten politischen Behörde vorzu- 
weisen hat. 

§. 18. 
Einbringung der Zubussen. Diejenigen Mitgewerken, welche 
die durch den Director ausgeschriebene Zubusse innerhalb der 
dazu in der Ausschreibung anberaumten Frist zu entrichten un- 
terlassen, sind auf Ansuchen des Directors, womit aber zugleich 
die gehörige Rechtfertigung der Ausschreibung verbunden sein 
muss, von der Bergbehörde mit Festsetzung einer Frist von vier- 
zehn Tagen zur Entrichtung der Zubusse einzumahnen und von 
dieser Einmahnung nach den Bestimmungen des §. 148 a. B. G. 
durch schriftliche Zustellung oder Einschaltung in die Zeitongs- 
blätter za verständigen. 

§. 19. 
Glaubt der Mitgewerke gegen die Richtigkeit der Forderung 
gegründete Einwendungen machen zu können, so steht ihm frei, 
innerhalb der zur Zahlung festgesetzten Frist eine Aufforderung»- 
klage bei Gericht einzubringen und darüber der Bergbehörde Se 
gerichtliche Bestätigung zu überreichen« 
§. 20. 
Wenn binnen der festgesetzten Frist weder die Zubusse 
entrichtet noch die Einbringung der Klage nachgewiesen wnrde, 
so kann der Director bei der Bergbehörde um die Löschung des 
eingemahnten Schuldners im Gewerkenbuche und um die ver- 
hältnissmässige Zuschreibung seines Antheiles an die übrigen 
Mitgewerken ansuchen. 

Wenn binnen einer weiteren Frist von sieben Tagen der 
Bergbehörde die Bescheinigung über den Erlag der Zubusse oder 
die Anbrihgung der Auffoi^erungsklage nicht überreicht wird, so 
hat sie dem Ansuchen des Directors Folge zu geben. 

Dem säumigen Gewerken bleibt aber unbenommen, seine 
Ansprüche gegen die Gewerkschaft im Rechtswege geltend zu 
machen. 

§. 21. 
Dieses Statut ist dem §. 275 a. B. G. gemäss von Seite 
des k. k. Ministeriums für Handel und Volkswirthschaft — als 
der obersten Bergbehörde — mit Erlass vom 8. Jänner 1867 
Zahl 19.756—701 bestätigt Kirorden, und tritt mit 1. April 1867 
in Wirksamkeit, von welchem Zeitpunkte an das bisherige pro- 
visorische Bergstatut für das Abrudbanyer-Verespataker Berg- 
revier ausser Kraft gesetzt wird. 



— 85 — 



Heber die Elasticität, Dehnbarkeit und abso- 
lute Festigkeit des Eisens und Stahles. 

Von Knut Styffe. 
(Fortsetsung und Schiusa.) 

IL Ansdelmnngaverauobe in der Kalte nnd Wftrme. 

Diese beziehen sich auf die Abhängigkeit der absolu- 
ten Festigkeit, Dehnbarkeit der Lage und des Elasticitätsmo- 
dnls von der Temperatur. Der verwendete Apparat ist auch 
bier der oben beschriebene gewesen; um den Versucbsstft- 
ben die gewünschte Temperntur, bei welcher das Zerreissen 
und eine bleibende Verlängerung erfolgen sollte, ertheilen 
au können, wurden sie in ein enges Messingrohr, ähnlich 
wie bei der Bestimmung des Elasticitätsmoduls eingebracht 
und mit einer Flüssigkeit umgeben, welche für die Versuche 
in der Kälte Weingeist, für jenein der Wärme Paraffin war, 
und durch eine kleine Pumpvorrichtung in beständiger Cir- 
eulatiou erhalten wurde. Die Abkühlung des Weingeistes 
(= 30^ und darüber) geschah mittelst des Kälteapparatee 
von Carr6, die Erwärmung des Paraffins durch Gas- 
flammen. 

Da die Stäbe nothwcndig aus dem Rohre hervorragen 
mussten, und die hervorragenden Tlicile eine niedrigere, be- 
ziehungsweise höhere Temperatur haben konnten, so wur* 
den sie in ihrem mittleren Theile bei Zerreissungsversuchen 
auf wenige Zo.l«;, bei Eiasticiiätsversuchen auf beiläufig 
4 Fuss abgefeilt, und es mussfen in Folge dieser Versehwä- 
chung des Querscbnittes die bleibenden Verlängerungen 
oder der Bruch eich nur auf diesen Theil besdiränken. — 

Da es der Raum nicht gestattet, die Resultate dieser 
Untersuciiungen in tabellarischer Form zu geben, so mögen 
sie nur in Kürze erwähnt werden. Die Ergebnisse dieser 
Versuche waren: 

1. Die absolute Festigkeit des Eisens und Stahles ist 
in der Kälte ungeföhr ebenso gross wie bei der Temperatur 
von 15® C. 

2. Die absolute Festigkeit d»*8 Stahles ist bei einer 
Temperatur zwischen 100 und 200® C. ungefähr dieselbe, 
in der Regel etwas kleiner, d<*s Eisens hingegen stets grös- 
ser (bis zu 207o) »l8 bei 15® C. 

3. Die Dehnbarkeit des Eisen:) und Stahles ist bei nie- 
driger Temperatur nicht sehr verschieden, bei 130 — 160® C. 
hingegen ist sie bei Stahl wenig, bei Eisen jedoch wesentlich 
geringer. 

4. Die Elasticitätsgrenze des Eisens und Stahles liegt 
bei niedriger Temperatur stets höher (8 — 12®/(,) bei unge- 
fähr 140® C. jedocl) wenigstens bei dem Eisen entschie- 
den niedriger (b-s 10®/^,) als bei 15® C. 

5. Der Elastic tätsmodu) des Stahles sowohl als des 
Eisers nimmt mit sinkender Temperatur zu und mit steigen- 
der ab ; die Zu- oder Abnahme beträgt jedoch für jeden Grad 
C. selten mehr als O'oj®/^. — 

Die Erfahrung, dass in strenger Winterkälte eiserne 
Bestandtheile insbesondere bei Eis»'nbahnwägen leichter 
brechen, was zu der Annahme einer geringeren Festigkeit 
bei niedrigen Temperaturen veranlassen könnte, hatte vor- 
zuglich den Anstoss zu diesen Versuclien geg^-ben; wie aus 
dem Mitgetheilten hervorgeht, ist diese Vermuthang eine 
unrichtige, und der Herr Verfasser meint, dass die Nicht- 
berücksichtigung der äusseren Umstände diese irrthümliche 
Auffiissung verursachte. Die Ursache liegt theils darin, dass 



einzelne Thcile nicht der Zusammenziehung folgen können, 
und somit an durch Schraubenlöcher u. s. w. versehwächten 
Stellen reissen, und hauptsächlich aber, dass bei grosser 
Kälte die Elasticität der Unterlagen bedeutend abnimmt, 
die Stösse daher viel verderblicher wirken. Dass mit abneh- 
mender Temperatur die Elasticität des Bodens, der hölzer- 
nen Unterlagen u. a. w. abnimmt, zeigt folgender Versuch 
Ein hölzerner Stab von Fichtenholz von 4*3 Fuss Länge 
und 5 Linien Stärke wurde in Wasser gelegt und nahm bei 
5O®/0 Wasser auf, alsdann wurde er mit Guttapercha um- 
geben, in den Apparat für Bieg ungs versuche gebracht, und 
die Grösse der durch dieselbe Belastung hervorgebrachten 
Einbiegungen bei verschiedenen Temperaturen bestimmti 
welches letztere auf thermoelectrischem Wege geschah. 
Wird die Grösse des Pfeiles bei -{- 2® C. mit 100 bezeich- 
net, so betrug sie bei — 2® . . OT*., bei — 4*6® . . 95 und 
bei — 17® C. ..88. 



in. Biegnngsversnohe bei yersohiedenen Temperatnren. 

Die zu untersuchenden Stäbe wurden in ein Rohr mit 
oblongem Querschnitt eingeschlossen, durch welches die 
zwei prismatischen Unterlagen in einer Entfernung von 4 
Fuss durchgesteckt waren; ip der Mitte des Rohres sasa 
senkrecht auf demselben ein kleines Röhrchen, durch wel- 
ches ein Stab gesteckt wurde, welcher mit einem das Rohr 
umfassenden Bügel, an dem die Wagscbale hängte, verbun- 
den war, und oben eine kleine Silberscale trug. Die Scale 
konnte durch einen Wagbalken und Gewichte entlastet wer- 
den. Die Messung der Einsenkungen geschah mittelst eines 
Kathetometers. Der Stab konnte Behufs der Versuche in 
verschiedenen Temperaturen mit der entsprechenden Flüs- 
sigkeit umgeben werden, wozu dieselben Vorrichtungen, wie 
früher beschrieben, dienten. — Da immer nur die Differenz 
und nicht die absolute Grösse der Pfeilhöhen, welche zwei 
verschiedenen Belastungen entsprachen, abgelesen werden 
konnte, so diente zur Berechnung des Elasticitätsmoduls die 



bekannte Formel E = 



d hh 



-, worin I? die Differenz der 



Belastungen, und d die Pfeilhöhe, / die Länge des Stabes 
(Entfernung der zwei Unterlagen) und b die Breite, h die 
Höhe des rechteckigen Stabquerschnittes bezeichnen. — 
Die derstaltig bestimmten Module stimmten mit jenen durch 
Ausdehnung ermittelten ziemlich befriedigend. — 

Im übrigen lieferten die abgeführten Versuche folgende 
zum Theil mit dem Früheren übereinstimmende Resultate : 

1. Das Eisen erträgt in der Kälte grössere, in der 
Wärme geringere - Belastungen als bei -f- 15® C«, bevor es 
eine messbare permanente Einbiegung erleidet. 

2. Der Elasticitätsmodul des Eisens und Stahles kann 
für praktische Zwecke bei der Biegung gleich mit jenem bei 
der Ausdehnung genommen werden. Eine bleibende Ein- 
biegung verringert den Elasticitätsmodul, er wird jedoch 
durch Erwärmung wieder hergestellt 

3. Das Härten des Stahles setzt dessen Modulus herab, 
welche Herabsetzung jedoch nie mehr als 3®/o betragen hat. 

4. Der Elasticitätsmodul des Eisens und Stahles nimmt 
mit steigender Temperatur ab und mit sinkender zu. Die 
Grösse dieser Ab- und Zunahme beträgt für 1® C. nicht 
mehr als O'^^ bis höchstens 0'o5®/o. 



86 - 



■ees 
Nr. 


Eisen- oder Stahlgattong 


4* 


} 


Belastung an der 
Elasticitätsgrenze 
pro W. p Zoll 


ja 

f 

PQ 


Verbältniss des Brnch-I 

und ursprünglichen 1 

Querschnittes | 


fi 




Proc. 


Proc. 


Ctr. 


Ctr. 


Proc. 


Proc. 


1 
2 
3 
4 

6 

6 
7 
8 
9 
10 
11 
12 
13 
14 
15 
16 
17 
18 
19 
20 
21 
22 
23 
24 
25 
26 
27 
28 
29 
30 
31 
32 

1 33 
34 
35 
36 
37 
38 
39 
40 
41 
42 
43 
44 
45 
46 
47 
48 
49 

, 50 
61 

i 52 
53 
54 
55 
56 
57 
58 
59 
60 
61 
62 
63 
64 
65 
66 
67 


g Nr. 1—59 wurden aus schwedischen Roheisengattungen in Surahammer erpuddelt, und es bedeutet N.H. Stahl oder Eisen aus Roh- 
g. eisen von Nora-Hammerby, N.P. von Nora-Pershytte, N. von Norberg, B. von Bisperg, P. von Persberg und G. von Graogibrde er- 
5 zeugt. Die beigesetzten Nummern 1, 2, 3 bezeichnen den bärtesten, mittelharten und weichen Puddelstahl. 


NH l 


, 


0.018 


358-7 
382-6 
496-2 
502-2 
3467 
334-8 
364-7 
382-6 
382-6 
364-7 
340-7 
346-7 
376-6 
334-8 
316-8 
358-7 
376.6 
400-5 
394-5 
328-8 
304-9 
340 7 
346-7 
368-7 
346-7 
358-7 
364-7 
3766 
304-9 
322-8 
298-9 
328-8 
316-8 
334-8 
3-29-8 
328-8 
3228 
340-7 
2929 
304-9 
358-7 
3527 
364-7 
257-0 
263-0 
251.1 
2511 
269-0 
257-0 
292-9 
298-9 
269-0 
292.9 
245-1 
257-0 
2690 
269-0 
2690 
286-9 
687-5 
666-6 
744-3 
687-5 
585'9 
597-8 
597-8 
606-8 


741-9 
7563 
858-5 
976-7 
746-7 
669-6 
773-0 
740-7 
779-0 
816-0 
704-8 
747-9 
693-5 
694 7 
651-6 
709-0 
768-6 
8591 
845-9 
667-8 
669-6 
679-7 
733-5 
677-9 
740-7 
6546 
750-3 
717-4 
636-7 
633-7 
581-7 
600-2 
594-2 
624-1 
631-9 
697-7 
629-5 
691-1 
548-8 
532-6 
753-3 
642-7 
7550 
414-9 
431-6 
426-2 
403-5 
397-5 
454-9 
453 1 
4681 
426-2 
437-6 
407-7 
399-3 
434 6 
416-7 
438-2 
450-7 
915-9 
9339 
1111-4 
1094-0 
851-9 
942-8 
881-8 
9296 


073 
0-67 

0-75 
0-70 
92 
0-74 

0-77 
0-66 
0-68 

0-71 
0-70 
0-85 
0-77 
0-83 
0-79 
0-76 
0-68 
070 
0-69 

0-66 
0-71 

0-62 
0-57 
0-55 
0-57 
0-67 
Ü-61 
0-71 
0-65 
061 
0-59 
0-62 
0-75 

0-75 
0-46 
0-44 
0-44 
0-46 
0-43 
0-41 
0-45 
0-50 
0-41 
0-43 
0-38 
0-37 

0-39 
40 
0-45 
0-93 
0-77 
0-59 
0-59 
0-51 
0-61 
0-65 
0-63 


606 

7-37 

3-00 

8-98 

7-20 

10-87 

4-56 

3-85 

5-98 

6-95 

5-99 

5-65 

4-83 

8-23 

6-71 

11-74 

5-63 

8-30 

8-70 

6-70 

8-01 

9-36 

8-91 

3-98 

6-47 

4-08 

962 

13-42 

14-74 

17-95 

10-63 

17-82 

1211 

11-31 

14-40 

7-93 

642 

10-22 

18-23 

14-57 

6-03 

5-97 

11-34 

2204 

22-85 

17-29 

18-15 

21-82 

21-36 

18-20 

1909 

21-87 

21-30 

19-85 

16-46 

20-69 

22-50 

17-34 

1912 

21 

2-8 

2-9 

2-8 

39 

2-9 

3-7 

4-6 




dto 


1- 
1- 


35 
14 


0- 
1- 
0- 
0- 
1- 
0- 
1- 
1- 


92 
04 
79 
68 
46 
84 
30 
42 


N.P. 1 ' . 

dto 


N. 1 


dto 


B. 1 


dto 


dto 


P. 1 


dto 


G. 1 


dto 


N.H 2 


dto 


dto 


N.P. 2 . . 

dto 


dto 

N. 2 


dto 


dto • 

B. 2 .... 


dto 


P. 2 


dto. . . .- 

dto 


G. 2 


NH. 3 •. 


dto 


N.P. 3 

dto 


N. 3 


dto 


dto 


B. 3 


dto 


dto 


P. 3 


dto 


G. 3 


dto. 


dto ....'. 

N.H. Eisen 


dto 

dto 

N.P. Eisen , 


dto. 


N. Eisen 

dto. 


dto. 


B. Eisen ... 

dto 

P. Eisen 


dto. 


dto 


dto. 


G. Eisen 


dto. 


er Bessemerstahl von Höebo 




l- 
0. 


05 

68 



- 87 



Kr. 


Eisen- oder SUhlgattang 


1 


1 




Sä 


|1* 


^ s 

II 

> 


•s-o«« • *• a 

1 III 


Proc. 


Proc. 


ctr. 


Ctr. 


Proc. 


Proc. 


6H 1 

69 




033 


• 


454*3 
490*2 


621-7 
621-7 


0-37 
0*38 


5*5 
6*6 


3-27 
4*94 


1 "©"'■» ••••••••• 


70 


Tor dem Versuche geglflht 


, 


. 


322*8 


581-8 


0-37 


10*0 


3-71 


71 




1-85 


, 


502*2 


869-8 


0-97 


1-75 


0-47 


72 




, 


, 


638*0 


780-2 


I-OO 


115 


0-47 


73 




216 


, 


561*9 


7563 


0-97 


2*96 


1-52 


74 






, 


. 


851*9 


0*95 


3-9 




75 




0*99 




573*9 


897-3 


0*97 


3-7 


1-14 


76 




0-98 




, 


957-7 


.0-94 


3*9 




77 
78 


> Gewalzter Bessemerstahl von Carlsdal 


1-39 
M9 


• 


609*8 
591*8 


1184*3 
1219-0 


0-71 
0-82 


5*5 
4*1 


0-95 
0-65 




79 




0-42 




, 


599-0 


0*43 


16-7 




80 








298*9 


614-0 


0*51. 


15.2 


4-82 


81 








328*8 


575-7 


0-39 


15-7 


6*^5 


82 




0-38 


0023 


304*9 


563-7 


0-46 


16-7 


-6-45 


83 






, 


301-9 


568-5 


0*38 


17-7 


6-63 


84 




1-57 




, 


1015-1 


0*87 


1-9 




85 




1-66 




724*6 


1057-6 


098 


2-5 


0-74 


86 








633*7 


1210-0 


0*81 


4-5 


0-77 


87 


' Gewalzter Gussstahl (üchatiusstahl) von Wikmanshyttc . . . 


116 


0011 


624-7 


1218-4 


0*88 


4-6 


0-77 


88 




1-22 


, 


636-7 


1260-8 


0*95 


4-5 


0-72 


89 




0-69 


, 


585*9 


902-1 


0-62 


11-3 


;^67 


90 

91 


Geschmiedeter Gussstahl von F. Krupp mit 1 Krone ^ez. . . 

" » » «1 n 2 » 


0*62 


0-022 


529-1 
436-4 


1033-7 
744-3 


0-72 
0*46 


108 
6-4 


214 
2-07 


92 


0-61 


0-03 


487-2 


725-2 


0*48 


5*5 


2-31 


93 




. 




310*8 


484-8 


0*46 


201 


11-55 


94 




0-21 


0.068 


313-8 


513-5 


0*45 


20-5 


10.20 


95 
96 


' Gewalztes Pu ddeleisen von Lovmoor 


• 




310*8 


461-5 
4591 


0-49 
0*47 


20.6 
190 


13-66 




97 


, 


^ 




, 


494-4 


049 


18-0 




9S 




, 




286*9 


609-3 


054 


16-3 


7-32 


99 




, 




, 


535-0 


0-56 


18-9 




100 




, 




2720 


461-5 


0-60 


18-8 


9-76 


101 




, 


0-24 


.292-9 


4920 


54 


19-6 


9-84 


102 




007 


0-295. 


. 


631-9 


0-66 


18-7 




103 


(Vor dem Versuche schwach geglüht) 


, 




275*0 


532-1 


0*62 


14-6 


5-67 


104 




, 


0-27 


289*9 


496-8 


0*54 


141 


6-81 


105 




, 




307*9 


486-6 


0-78 


12.6 


7-05 


106 
107 


Gewalztes Puddeleisen von Dudley 


0-09 
009 


0-346 
0-346 


245*1 
249*9 


368-8 
414-3 


082 
0*76 


6-6 
7-4 


5-33 
4-50 




108 
109 




, 


, 


2690 


451-3 


0-90 


7-8 


4-27 


j 


, 


, 


301-9 


453-1 


0-75 


8*3 


5-48 


110 


Gewalztes Probestück vom äusseren Theile eines Locomotiv-iyre 


, 


0158 


304-9 


466-9 


0*58 


12-9 


7 96 


111 
112 


von Lovmoor 


• 


• 


• 


460-9 
468-7 


0*78 
062 


10-2 
13*2 






113 


ff jf eines Schienenkopfes von Crom-Avon in Wales 






2690 


387-4 


0-91 


4*7 


3-96 


114 




, 


0240 




424-4 


0*95 


6-6 




115 










443-0 


0*82 


8"5 




116 


\ «) 11 des mittleren Theiles dieser Schiene . . . 




0*222 




385-6 


0*97 


3-4 


- 


117 


) 


.* 




[ 


3802 


0-92 


3-2 


. - 


118 
119 
120 
121 
122 
123 
124 
125 
126 
127 
128 
129 
130 
131 




0-2 


002 


257-0 


458-5 


0*52 


r 17-3' 


8-58 




, 




233*1 


397-5 


0-71 


11-4 


6-93 


Gewalztes Puddeleisen von der mechanischen WerkstStte in Motala 


, 


, 


233*1 


402-3 


0-59 


11*2 


6*62 




, 


, 


2869 


441-8 


0-45 


134 


8.64 




, 


, 


221-2 


423-8 


031 


13*3 


6-56 




, 


, 


336-1 


408-3 


0-58 


17*8 


24-65 


Gewalztes in Franehe-Comt^ Heerden gefrischtes Eisen von 


0.07 


, 


325.8 


572-1 


0-51 


14-1 


8-72 


Aryd in Smaland 


0.18 
0-07 


0-264 


852-7 
370-6 
409-5 
331.8 


553-0 
538-0 
5291 
415-5 


0-82 
0-94 
1*00 
0-96 


8*2 
6*5 
5*5 
1*1 


4-09 
3-88 
4.59 
1-31 


(Vor dem Versuche schwach rothglflhend gemacht) 
(Vor dem Versuche weissglühend gemacht) . . . 


Gewalztes heerdgeirischtes Eisen von Hallstahamer in West- 
manland . 


007 


• 


236-1 
2391 
242-1 


443*6 
440-6 
443-6 


0*44 
0*27 
0-35 


16-7 
18-6 
19-9 


S-04 
9-22 

9-87 




132 


1 Gewalztes in Lancashire-Heerden gefrischtes Eisen von Lesjttfors 


0-06 


0-022 


212-2 


392-1 


0-23 


22-0 


12-22 


133 


in Wermland 






269-0 


A9A-A. 


0*37 


20-3 


13-06 


*•••••••• 


• • 


AV9 W -Mti-M •* 



— 88 — 



Literatur. 

Tabellen zur aohneHen Bereohnnng doppeltwirkender 
DampftnaBOhinen » ihrer Kessel und Heizungen auf 
Grundlage der neuen Dampfmasohinen - Theorie tod 
Josef Hrabak k. k. Kunst- und Bauvresens-Adjunct in Pni- 
bram. Separatabdrnck aus der Zeitschrift des österr. Ingenieur- 
Vereines 1866. Wien im Verlag des Vereines 1866. 

Die treffliche Abhandlung, betitelt: Theorie der Dampfma- 
schinen vom vormaligen k. k. Oberkunstmeister Gustav Selunidt, 
Fretberg 1861, in Verbindung mit den Modifieationen, wie solche 
derselbe in seinem Referate über den Völcker^schen Indicator 
(Zeitschrift des Österr. Ingenieur-Vereines 1863 8. 193) daran 
vorgenommen hat, setzen den wissenschaftlich gebildeten Mecha- 
niker in die Lage, jede Dampfmaschine dem neuesten Stande 
der Wissenschaft entsprechend zu berechnen. Für den Praktiker 
ist jedoch diese Beredmung meist zn umst&ndlich, weil zu einer 
rationellen Lösung einer speciellen Aufgabe in der Regel mehr- 
&che Combinationen angestellt werden müssen, die eine genaue 
Vertrautheit mit der ThecTrie voraussetzen. 

Die Folge bievon ist, dass man sich in der Praxis mit 
einer annähernden Berechnung begnügt, welcher eine unvollstän- 
dige rohe Theorie zu Grunde liegt, weil man auf diese Welse 
schneller zum Ziele gelangt, und weil selbst grobe Dimensions- 
fehler ohne eigens angestellte Beobachtungen mit dem Indicator 
nicht leicht zum Vorschein kommen. 

Der Verfasser des vorstehenden im Separatabdrucke erschie- 
nenen Aufsatzes hat sich . der dankbaren Aufgabe unterzogen, die 
Resultate der neuen Dampfmaschinen-Theorie zu specialisiren und 
in Tabellen zusammenzusteileo, aus welchen man die wichtig- 
sten Grössen einer herzustellenden Dampfmaschine entweder bloss 
durch eine einfache MultipÜcation oder Division, oder auch un- 
mittelbar ohne jede Rechnungsoperation finden kann. 

Die erste Tabelle liefert namentlich die Werthe der öko- 
nomisch günstigsten FUllungsgrade für Dampfmaschinen ohne 
und mit Condensation, wenn die Stärke derselben in Pferdekräf- 
ten und die absolute Spannung des At^missionsdampfes in Athmo- 
sphären gegeben ist; aus den nächsten Tabellen lässt sieb durch 
eine einfache MultipUcatiou oder Division die wirksame Ober'« 
fläche und der Durchmesser des Dampfkolbens, und weiter der 
Dampf- oder Speisewasserverbrauch pro 1 See. berechnen. Die 
folgenden Tabellen liefern obige Resultate ohne alle Rechnung 
unter Voraussetzung einer normalen Kolbengeschwindigkeit. 

Hierauf folgt eine Tabelle, aus welcher die Heizfläebe der 
Dampfkessel, der Steinkohlenverbrauch pro 1 Stunde, die Rast- 
fluche, die Essenhöhe und der Essendnrchmesser für einen ge- 
gebenen Fall sofort entnommen werden kann. 

Endlich liefert die letzte Tabelle für Dampfmaschinen von 
7, 20, 60 und 180 Pferdekräften ausser den Kolbendurchmessem 
uud dem Dampfvcrbraucli auch noch die jährlichen Brennstoff- 
kosten, dann die Anschaßiingskoston der Dampfmaschinen und 
der Dampfkessel in österr. Währung. 

Da alle Daten und Resultate im französischen Msisae und 
Gewichte ausgedrückt sind, so ist überdies eine Reductions- 
tabelle zwischeu dem französischen und Wiener Hasse einge- 
schaltet. 

Den Tabellen ist übrigens ein erläuternder und leicht fass- 
licher Text beigegeben, mit welchem die Tabellen ein Büchlein 
von 88 Octavseiten bilden. 

Durch Herausgabe dieser Tabellen in einem Separatabdrucke 
ist die praktische Anwendbarkeit derselben wesentlich gefördert» 
und es werden nicHt nur die Maschinenbauer, sondern überhaupt 
alle, die mit Dampfmaschinen zu thun haben, dem Verfasser füf 
die grosse Mühe Dank wissen, die derselbe auf die Zusammenstel- 
lung dieser Tabellen verwendet hat. Es mag bemerkt werden, 
dass diese Tabellen auch umgekehrt dazu benutzt werden kö^ 
neu, schon vorhandene Dampfmaschinen auf die günstigsten B^ 
dingungen ihrer Wirksamkeit zu untersuchen und zu prüfen. 



Die zweckmässige Einrichtung dieser Tabellen wird den- 
selben sehr bald eine allgemeine Verbreitung verschaffen und 
wohl in kurzer Zeit eine neue Auflage nothwendig machen. In 
dieser sollte sodann die letetgedachte TabeUe noch mit einigen 
Rubriken bereichert werden, welche für den Praktiker eine nicht 
minder wichtige Rolle spielen, als die anderen Rubriken dieser 
Tabelle; namentlich sollte letztere noch folgende Rubrik^ ent- 
halten: über die Kosten der Fundirung und Montirnng der Dampf- 
masohinen, dann der Einmauerung und Aufstellung der Dampf- 
kessel sowie der Herstellung der Essen ; femer über die jähr 
liehen Betriebsauslagen der Dampfmaschinen (mit Ausschluss des 
Brennmaterials) bezogen auf einen Betrieb von 12 Stunden im 
Tage und 300 Arbeitstagen im Jahre. p. R. 



A.dznini8trative6. 

Seine k. k. Apostolische Majestät haben nachstehendes Aller« 
höchstes Handschreiben zu erlassen geruht : 

Lieber Freiherr von Becke! Ich ernenne Sie unter Be- 
lassung in den Urnen übertragenen Functionen als Leiter des 
Finanzministeriums zu Meinem Minister. 

Wien, ien 7. März 1867. 

Franz Joseph m.p. 

Ernennimgen. 
Vom Finanzministerium: 

Der Gemeindefonds-Phjsikus in Verespatak Dr. Johann 
Kosa-Reznek von Közepayta zum Cameralphysikus und 
Münzamtsarzt in Karlsburg (Z. 6591. ddo. 22. Februar 1867). 

Der Przibramer Ber^geschwome Franz Kose hin zum 
Bergverwalter bei dem Hauptwerke in Przibram (Z. 8127, ddo, 
28. Februar 1867). 

Der Amtsschreiber bei der Salinen-Direotionscassa in Wie- 
liczka Ladislaus Slawinski zum Cassaofficial daselbst (Z. 54154, 
ddo. 28. Februar 1867). 



Briefkasten der Expedition« 

Mehrfache Anfragen veraulassen uns zur Anzeige, dass 
wir für Ergänzung früherer Jahrgänge der Zeitschrift gerne 
bereit sind, einzelneNummern, soweit -solche noch vorbanden , 
gegen Einsendung von 20 kr. Ö. W. franco unter Kreuz* 
band zn liefern. Die Versendung unter Nachnahme ist zu kost- 
spielig. 

ANKÜNDIGUNGEN. 



nialoiiLylln« 



Dieses mit hohem Haadelsministerial-Erlasse ddo. 10. Mai 
1865 sub. Z. 5946/761 in den österreichischen Staaten ausschliess- 
lich privilegirto Sprengpulver wird bereits in vielen k. k. und 
Privatmontanwerken , sowie bei den böhmischen Eisenbahnbauten 
mit Erfolg verwendet. Der Wr. Centner Haloxylin kostet gef en- 
Wttrtig loco Cilli (Steiermark) Winterberg (bei Strakonitz in 
Böhmen) und Arad (Ungarn) 33 ü. 

Bei constanter oder grösserer Abnahme kostot der 
Centner loco €illl 30 fl. 

Bestellungsannahmen für die Halozylin - Fabriken 
Oesterreichs , sowie Unterhandlungen über die Anlage neuer Fa- 
briken finden ausschliesslich statt in der General- Agentie Wien, 
Opemring Nr. 6, HI. Stock, Thür 21. . 

Niederlage der besten Sorten Zündschnüre befindet 
sich bei M. Kretschmann in Wien, Mariahilf Dürergasse Nr. 6. 



Diese Zeitschrift emcheint wöchentlich einen Bogen stark mit den nöthigen artistischen Beigaben. Der Pränumerationsprsli 
11 1 jährlich loco Wien 8 fl. ö. W. oder b Thlr. 10 Ngr. Vit fraueo Postversendung 8 fl. 80 kr. ö. W. Die JAhresabonnentea 
erbslteu einen officiellen IK rieht über die Erfahrongtn im berg- und hüttenm&anischen Hasohinen-, Bau- and Aufbereitnngswesen 
sammt Atlas als Oratisbeilsfre. Inserate finden gegen 8 kr. ö. W. oder P/s Ngr. die gespaltene Nonpareilleseile AufiiAhme, 

Zuschriften jeder Art können nur ftranoo angenommen werden. 



Orook T. Kftrl Wiuteralia k Co. ht Wiaa. 



FOr den Vorlag verantwortlich: Carl Reger. 



„?;*^- Oesterreichische Zeitschrift i^jgj- 



fiir 



Berg- und Hüttenwesen. 



Verantwortlicher Redacteur: Dr. Otto Freiherr von Hingenaü, 

k. k. MInhterlalrath im FiBAnsministertom« 

Verlag der Q. J, Manz'schen BaoUiandlung (Kohlmarkt 7) in Wien. 

Iniialt: ÄoaserordentUche Vorträge und fachwi^senscbaftUche Besprechungen an der k. k. Bergacademie za Przibram. — 
Ausserordentliche YortrSge an der Bergacademie zu Lcobcn. — Ueber das Spectrum der Bessemerflamme. — Siebenbürgens Eisen- 
indostrie. — Notizen. — Administratiyes. — Ankündigungen. 



Ansserordenfliehe Vorträge und fachwissen- 
schaftliche Besprechungen an der k. k. Berg- 
academie zu Przihram.*) 

Seit dem Bestände der k. k. Bergacademie su Pizibram 
sind alljfthrlich nebst den ordentlichen aach aasserordentliche 
Vorträge, vornehmlich über Geognosie, Aber analytische Che- 
mie und andere Wissenschaften gehalten worden, und wur- 
den tlber letzteren Gegenstand auch im Laufe dieses Lehr- 
jahres i8t>6 — 7 iu den Monaten November und December 
1866 bereits Vorträge und Uebungen abgehalten und vor- 
genommen. 

Derlei ausserordentliche zunächst för die Bergacade- 
miker bestimmte Vorträge und Uebungen werden im Sinne 
des allgemeinen Lehrplanes auch über verschiedene Gegen- 
stände fortan noch eröffnet werden. Da in Folge eines Er- 
lasses des hohen k. k. Finanzministeriums zu diesen ausser- 
ordentlichen Vorträgen, sowie auch zu fachwissenschaftlichen 
Versammlungen und Besprechungen ausser den Studiren- 
den an der Bergacademie auch die Beamten des k. k. Berg- 
oberamtes und Hauptwerkes zu Przibram und der umliegen- 
den Berg- und Hüttenwerke eingeladen werden sollen , so 
erging die bezflgliche Verständigung und Einladung an die 
in Przibram und in der Umgebung wohnenden Herren Fach- 
genossen^ und fand eine fachwissenschaftiichc Versammlung 
und Besprechung am 2. März statt Sie war zahlreich be- 
sucht. 

Nach vorausgegangener Besprechung über mehr allge • 
meine Gegenstände eröffnete der Bergacademie -Director 
Oberbergrath Johann Grimm, die ausserordentlichen Vor- 
träge mit einer Mittheilung «Ueber das Verhalten der Eisen- 
Bteingänge zu Ze2ic, in der angrenzenden Bergebene Trojäk 
und am Wojnaberge nächst Przibram. » 

Mit Berufung auf seine in dem berg- und hüttenmänni- 
schen Jahrbuche Bd. V. im Jahre 1856, und insbesondere 
im Bd. XII. V. J. 1863 erschienenen Aufsätze, wiederholte er 
in Kürze das in selben geschilderte Verhalten der ZeSicer 



*) Diese sowie die gleichariige Mittheilung aus Leoben, 
konnte wegen Raum-Mangel in der vorigen Nummer nicht mehr 
abgedruckt werden; daher die kleine Verspätung. O.H. 



Eisensteingänge und namentlich der Gänge Florentin und 
Wenzel. Beide streichen in Mittag zwischen 12 und 13 und 
fallen in Morgen. Ersterer unter einem Winkel von 45® 
und 50® und der Wenzelgang abwechselnd über 60® und 
70®. Der Florentingang ist eigentlich ein mehrere Klaf- 
ter mächtiger Gestelnsgang, bestehend aus einem zersetzten 
und aufgelösten Diabase (Diorite), der in mehreren Punkten 
des Baues nur am Hangenden und Liegenden wirkliche 
Gangkörper von 2 — 3 Fuss Mächtigkeit mit der eigentlichen 
Gangstructur d. i. mit lagen- oder schalenweisen Ansätzen 
von Brauneisenstein zeige, in der Mitte seiner mächtigen 
Füllung aber den Brauneisenstein mit Manganerzen in den 
seltsamsten Knollen, Nieren, runden und verschieden gestal- 
teten, tbeils zerstreuten, theils zusammenhängenden Körpern 
und Partien enthalte ; an anderen Punkten des Baues sind 
aber bald am Hangenden bald auch am Liegenden die so 
eben bemerkten Gangkörper nicht vorbanden, und geht eine 
scharfe Begrenzung des Ganges ganz ab^ so dass die zer- 
streute seltsame Eisenerzführung auch in die angrenzende 
Grauwacke hineingreift, und zwischen Trümmern der Grau- 
wacke und in dieser selbst sich gestaltet und fortsetzt. Er 
t>erührte weiter, dass mehr gegen Mittag am Florentingang 
die Diabasmasse eine immer geringere und geringere Zer- 
setzung zeigt und in einen frischeu Diabas übergeht, zugleich 
auch die Eisenerzführung immer mehr und mehr abnimmt, 
und sich nur auf das Hangende und Liegende beschränkt und 
weiter mit dem Auftreten eines festen Diabases und Grau- 
wackengesteins ganz aufhört. 

In ähnlicher Weise ist an einzelnen Stellen auch der 
geringer mächtige Wenzelgang und sein Liegendtrumm be- 
schaffen, bei welchen jedoch weit weniger und seltener das 
knollenförmige zerstreute Vorkommen , als vielmehr das 
eigentliche Gangvorkommen des Eisensteins zu beobachten 
ist. Die im Hangenden des Wenzelganges aufsitzenden pa- 
rallelen Eisensteingänge Jacob- und Josefigang, sowie der 
zwischen dem Wenzelgange und dem Florentingange strei- 
chende Wilhelm sind bloss durch ansehnliche Pingenzüge 
bekannt, und in neuer Zeit nicht im Baue gestanden, um 
ihre Beschaffenheit genauer angeben zu können. Sie strei- 
chen ebenfalls in mittägiger Richtung und fallen in Morgen. 

Nachdem noch mit Bezug auf den Aufsatz im XH. 



90 - 



Bd. dos Jahrbuches Seite 168 — 170 erwfthnt wurde, dass 
der Florentin- und Wenzelgang mit dem vom Ze2icer Baae 
über 500 Klafter weiter nördlich gelegenen, um 80 Klafter 
zwar tieferen Erbstollenachlage — allem Anscheine nach — 
zwar schon überfahren, aber wegen der geringen Oebirgs- 
decke ebenfalls noch im Horisonte des eisernen Hutes be- 
funden worden seien, und .awar bestehend gröestentbiAls aus 
Grauwacken-Bruchstücken, zwischen welchen Brauneisen- 
stein mit Mangan zerstreut liegen, theils lettige Masse ein- 
gebettet ist, und aucb bemerkt wurde, dass anstatt der an- 
deren Gänge Josefi, Jacobi etc, bloss feste Diabasgesteine 
aber keine ErzgSnge und Erzklflfte erkreuzt worden sind, 
überging der Vortragende zur Schilderung des Verhaltens 
der Eisen erzlagerstätten, beziehendlich Eiseuerzgänge der 
mehr westlich vom ZeSicer Baue gelegenen Bergebene Tro- 
jdk und des noch mehr westlich sich erhebenden Wojna- 
berges. 

Diese Lagerstätten liegen schon im Liegenden des 
Florentinganges, nordwestlich von der Verlängerung seiner 
Streichungslinie. Sie beginnen am Trojik an einer Stelle, 
wo der Florentin- und die anderen Ze^icer-Gänge ihre Erz- 
führung schon einbüssten, und in festen Granwackengestein 
sich verlieren, und in ihrer südlichen Streichungarichtung 
am Tage auch gar keine alten Pingen und Baue mehr zu 
finden sind. 

Diese Trojdker und Wojnaer Eisenerzlagerstätten haben 
theilweise einen ganz anderen und verschiedenen Charakter 
als die Ze2icer. Sie sind zum Theile auch Gänge, allein sie be- 
sitzen keine so bestimmten auf grössere Erstreckungen im Strei- 
chen und Fallen stetig andauernden mächtigeren Gangkörper, 
sondern sind vielmehr ein Haufwerk von vielen meistens pa- 
rallelen und nur selten schräg zu einander laufenden, kurze 
Strecke anhaltenden, dann aber gänzlich verschwindenden, 
an anderen Stellen wieder sich aufmachenden Erztrümmem 
von durchschnittlich geringer, höchst selten zu 2 Fuss an- 
wachsender Mächtigkeit. Am Troj^ und auf der Wojna fin* 
det man eine Unzahl von kleinen Pingen und Halden auf 
diesem Trümmerwerke, von dem viele nach mittägiger Rich- 
tung laufen, allein mit Ausnahme weniger Pingen und Hal- 
den auf dem sogenannten rothen Gange am Wojna-Berge, 
nur einzelne Halden, die auf das Vorhandensein einer stetig 
andauernden mächtigen Lagerstätte schliessen liessen. Mit 
dem Wojnaerstollen wurden 5 solcher Eisenerzgänge bereits 
überfahren ; kein einziger konnte aber über 30 — 40 Klafter 
in Feld gebracht werden, und musste die Eisenerzgewinnung 
theilweise eben nur auf einem solchen unsicheren und un- 
steten Trümmerwerke vorgenommen werden. In diesem Baue 
wurden deutlich ausgeprägte Diabasmassen nicht überfahren, 
weder zersetzte noch frische, sondern bestehen dort ausser 
mehr geprägen sandigen Grauwacken, auch thonige schie- 
frige Massen, die ebenfalls dem Grauwackengebilde angehö- 
ren. Alles Grauwackengestein verräth eine gewisse Zer- 
setzung. 

In diesem Gesteine sind nun auf manchen Firsten- 
strasaen die Erztrümmer von y^ bis 2 Zoll Mächtigkeit in 
steiler Stellung so nahe beisammen, und sind zugleich durch 
horizontale Erztrümmer ins Kreuz durchzogen, dass die 
Strasse das Ansehen eines Eisengitterwerkes hat. An ande- 
ren Stellen ist die Grauwacke wieder von unzähligen kleinen 
dünnen Erzschnürchen nach allen Richtungen durchschwärmt, 
80 dass sie wie eine Breccie von Grau wackebruoh stücken 
erscheint, die durch Brauneisenstein mitsammen verbunden 



Bind. Ausser diesem Trümmerwerke besteht die Erzf&hrung 
sowohl in dem sandigen als auch lettigen Grauwackenge- 
steioe weiter auch noch in ähnlichen knolligen, kugligen, 
Dierftnf($rmigen und verschieden gestalteten grösseren und 
kleineren, theils zerstreut liegenden, theils zusammenhän- 
genden Stfleken-Körpem und Massen von Brauneisenstein 
mit Manganerzen, wie auf und neben den ZeSicer Gängen, 
namentlich auf dem Florentiogange, Diese Knollen und 
rundliehen Stücke sind von der sie umhüllenden, sandigen 
oder mehr thonigen, schiefrigen Gesteinsmasse mehr weniger 
scharf getrennt oder mit derselben fest verwachsen, und 
stehen an vielen Stellen mit den Erztrümmem im Zusam- 
menhange. 

Diese Erztrümmer und breccienartigen Vorkommnisse 
stimmen ganz überein mit den vielen Gesteinspalten, offenen 
Schieb tungskläften und seh otter förmigen Grau wackenschich- 
ten in der Nähe des Pilka-Teiches bei Przibram, und besteht 
zwischen beider Vorkommnissen nur der Unterschied, dass 
hier die Spalten, Schichtungsklüfte und Schotterzwiscben- 
räume meistentheils noch unausgefüllt und offen stehen und 
stellenweise nur mit Letten ausgefüllt sind, jene am Trojäk 
und in der Wojna aber meistentheils Brauneisenstein und 
nur selten Thon oder Letten zur t^üllung haben, und dass 
beim Pilkateiche eine grobkörnige, quarzige, feste Grau- 
wacke, in der Wojna aber mehr gepräge, mildere, thonige 
Gesteine anstehen. In diesen Strichen der Erzniederlage sind 
daher keine vereinzelte, grössere und kleine, andauernde 
mächtigere Gangspalten, sondern viele kleinere, kurze, häufig 
nicht zusammenhängende Spalten gerissen worden , deren 
Räume sowie jene der offenen Schichtungsklüfte zur Aus- 
füllung mit Mineralstoffen dienten« 

Weder bei dem Ze£icer und noch weniger am Trojiker 
und Wojnaer Berghau ist man in einen solchen Tiefehori- 
zont schon gelangt, um das ursprüngliche Mineral zu erbre- 
chen, aus welchem der Brauneisenstein durch Umwandlung 
entstanden ist. Dessenungeachtet lässt sich nach Analogie mit 
allen übrigen Erscheinungen in der Przibramer Erznieder- 
lage folgern, dass kohlensaures Eisen- und Manganoxydul, 
also manganhältiger Spatheisenstein, mehr weniger mit Tbon- 
und Quarzsand vermengt, die Spalten und offenen Räume 
in den bezeichneten Bergbaugegenden ursprünglich ausge- 
füllt habe, und auch mehr weniger die lockere Gesteinmasse 
durchdrungen, und daselbst stellenweise sich abgesetzt und 
angesammelt habe. Dass die benannten Mineralstoffe in der 
Przibramer Erzniederlage sehr häufig vorkommen, beson- 
ders auf den in den Grauwackenschieferzoneu oder in deren 
Nähe aufsitzenden Erzgängen, sowie auch in Mitte der, die 
Erzgänge begleitenden, Diabasgänge, ist eine bekannte 
Thatsache. Ihr ursprüngliches Vorhandensein auf den be- 
zeichneten Lagerstätten kann daher um so mehr vorausge- 
setzt werden, als in ähnlicher Weise wie an vielen anderen 
Orten des Vorkommens von Spatheisen, auch hier im Lie- 
genden der Grauwacke die Schieferzone in nächster Nähe 
angrenzt, und in ihr ebenfalls viele kohlenstoffhaltige oder 
graphitische Schiefer gelagert sind, und die Grauwackenge- 
steine hier ebenfalls Diabasmassen, mitbin eisenozydulhäl- 
tige Mineralien, beherbergen. 

Das Przibramer Hauptwerk hat auf der Ze^icer Berg- 
höhe einen Schacht angelegt, um diese Eisensteingänge in 
grösserer Tiefe aufzuschliessen und unter dem eisernen Hute 
edlere Geschicke und zwar silberhaltige Blei- und Zinkerze 
anzufahren. Nicht bloss das Vorhandensein des eisernen Hu- 



— 91 — 



t68 and der Analogie mit den übrigen Erzgftngen^ sondern 
mucb, dA88 in dem Rozmitbmier Eisenbohofen , wo diese 
Eisenerse verbfittet werden, bäofige sinkiscbeAnsfitze an 
der Oicbt sich bilden, berechtigen zu der Hoffnung des Auf- 
tretens edlerer Erze in der Tiefe. Auch sollen auf den Ze- 
2icer Gftngen Spuren von Bleiglanz schon gefunden worden 
sein. In neuerer Zeit sind auf dem Wenzelgange ausser dem 
Brauneisenstein bloss einzelne Spuren von Arsenikkies vor- 
gekommen, und es wird erst beim weiteren Niedergehen in 
die Tiefe die ursprCIngliche Füllung der Ze^icer Lagerstätten 
nach und nach an's Licht treten. Von ihrer Beschaffenheit 
und ihrem Verhalten unter dem eisernen Hute wird es erst 
abhängen, ob es angezeigt sein wird, auch sp&ter in dem 
westlich angrenzenden Trojäker und Wojnaer Terrain auf 
dem mehr zerstreuten Erztrümmerwerke einen Versuch und 
Aufscblnss in grössere Tiefe zu wagen. 

Nach Beendigung dieses Vortrages gibt Professor Frie- 
drich Ar zberger einen kurzen Literaturbericht, in welchem 
derselbe auf die wiederholte Anwendung der hydraulischen 
Transmissionen beim Bergbau aufmerksam macht, und zu- 
gleich der Versuche von Hick (Civilingenieur l8B6y 318 und 
Dingler 183. 118.) Erwfihnung thut, welche nachweisen, 
dass die Kolbenreibung in Manschetten eine sehr geringe 
sei, was insbesondere für hydraulische Transmissionen und 
Accumulaturen von Wichtigkeit ist. 

Weiter wird von demselben über Förderung und 
Dampfkessel referirt, und schliesslich die Tabellen zur Be- 
rechnung von Dampfmaschinen von Josef Hrabäk (Zeit- 
schrift des österr. Ingenieur- Vereines 1866» Heft X., XI. 
und XII.) empfohlen.*) 



Ausserordentliche Vorträg^e an der Bergaca- 
demie zu Leoben. 

Versammlung am 16. Februar. Ministerialrath 
Ritter v. Tunner theilt ein an ihn gerichtetes Schreiben 
aus Georg-Marienhütte bei Osnabrück mit, worin der Be- 
triebsleiter ihm die Absicht bekannt gibt, einen dortigen 
grossen Coakshohofen mit geschlossener Brust 
zuzustellen, und die Resultate einiger in dieser Absicht 
schon ausgeführter Versuche mittheilt. Bei der gegenwärti- 
gen Zustellung mit offener Brust ist zu dem in 24 Stunden 
4mal erforderlichen Ausarbeiten des Vorherdes ein Stillstand 
von 4 X 1 = 40 Minuten erforderlich. Dazu kommt aber 
nebstdem noch ein viermaliger Stillstand zur Ausführung 
der nöthigen Reparaturen des Vorherdes, welcher bei dem 
Schlackenflass von einer 8 — 900 Zollcentner betragenden 
täglichen Production aus einer Beschickung mit nur 25 % 
Ausbringen sehr stark ausgefressen wird ; der erwähnte Still- 
stand beträgt 4 X ^^ = ^ ^^ Minuten, der gesammte daher 
2 Stund. 40 Min. pr. Tag oder 40^2 Tage pr. Jahr. Hie- 
durch wird die Erzeugung im Jahre um mindestens 32.400 
Zollctr. Roheisen oder 9720 Thaler Reingewinn zurückge- 
setzt. Besonders betont der Vortragende die folgende Stelle 
des mitgetheilten Schreibens: nich glaube nun, dass wir 
hier bei dem sonst schönen Betriebe mit geschlossener 
Brust arbeiten können ; der Vorherd unserer Oefen ist doch 
immer geschlossen und haben wir denselben so zu sageu 
nur, um ihn zu repariren, oder um uns durch die angesetz- 



*) Deren Erscheinen in einem Separat-Hefte wir in letzter 
Nummer angezeigt haben. Die Red. 



ten Massen zu arbeiten, wenn der Ofen einmal schlecht geht; 
sobald wir in diesem Falle in die Gegend unter dem Tfim- 
pel kommen, haben wir gewonnen.** 

Ministerialrath Ritter v. Tunner bemerkt, dass er 
diese Zuschrift aus dem nordwestlichen Deutschland, worin 
er weiter um einige Rathschläge ersucht wird, wohl nur 
dem Umstände zu verdanken habe, dass er auch in weiteren 
Kreisen als Vertheidiger der Hohofenzustellung mit geschlos- 
sener Brust bekannt sei, als der er seit drei Decennien bei 
jeder Gelegenheit aufgetreten ist. Er wiederholt mit weni- 
gen Worten seine Gründe daffir und bemerkt, dass er die 
offene Brust nur allein bei jenen Hohöfon gerechtfertigt 
finde, die mit sehr unreinen, vielen faserigen Anthrazit fah- 
renden, oder Überhaupt viel Lösche prebenden Coaks betrie- 
ben werden müssen. Bedauerlich sei mit Rücksicht auf den 
Fortschritt, dass gerade im vorliegenden Falle der Einfüh- 
rung der geschlosseneu Brost besondere Hindernisse entge- 
genstehen, nftmlich der ungewöhnlich starke Schlackeniluss 
und die bei 3 ^j^ Ü. betragende Windpressung ; Hindernisse 
übrigens, die in hundert anderen Fällen, wo die geschlos- 
sene Brust angezeigt wftre, nicht vorhanden sind, und die 
auch bei offener Brust sehr schwer zu bewältigen sind. Es 
ist aber doppelt schwierig, eine örtlich ganz unbekannte Ma- 
nipulation einzuführen, wenn zu den gewöhnlichen Anständen 
die einer jeden derartigen Neuerung mehr oder weniger an- 
kleben, auch noch aussergewöhnliche kommen, wodurch der 
günstige Erfolg sehr in Frage gestellt werden muss. Der 
Vortragenrde erläutert ferner mit Zuhilfenahme von Skizzen 
die vorläufigen Versuche, welche auf der Georg-Marienhütte 
angestellt wurden, die Schwierigkeiten, welchen man dabei 
begegnete und die Art, wie nach seiner Ansieht die Zu- 
stellung mit geschlossener Brust unter den dortigen Ver- 
hältnissfu auszuführen wäre. Danach sollte der am Boden 
mit 7 Fuss Weite zugestellte Ofen an der Brust mit einem 
bei 4^2 Fu88 breiten Stichstein geschlossen, auf jeder Seite 
desselben aber ein bei 8 Zoll breiter verticaler, und über 
dem Stichstein, nahe unter der Formhöhe, ein bei 5 Zoll 
hoher horizontaler Spalt (Schienel) angebracht werden. Diese 
mit magerem Thone zugeschlagenen Spaltöffnungen wären 
sowohl zur Anbringung des Schlackenstiches in beliebiger 
Höhe, als nöthigen falls zur mechanischen Nnchhilfe im In- 
neren des Ofens zu 'benützen. Für gewöhnlich sollte der 
Schlackenstich in dem nach Aussen sich erweiternden hori- 
zontalen Spalte stattfinden, und damit dieser von dem star- 
kenSchlackenfiusse nicht zu stark ausgefressen werden kann , 
wäre der Spalt oben und unten durch mit Wasser gekühlte 
Gusseisenplatten zu armiren. Die bedeutende Windpressnng 
von 3y2 //., welcher im Inneren des Ofens vielleicht eine 
Spannung von Vj bis 1 Ü, entsprechen dürfte, kann aller- 
dings die periodisch erforderliche Schliessung des Schlacken- 
stiches erschweren, aber auf keinen Fall Unmöglich machen, 
sowie die Oeffnung desselben bei entsprechend magerem 
Thone ein Leichtes sein muss. 

Professor v. Miller setzt hierauf seinen neulich über 
die Fortschritte des österreichischen Salinen- 
wesens begonnenen Vortrag fort, und beleuchtet vor Allem 
nochmals die grossen Vortheile, welche die continuirliche 
Wässerung gegenüber der intermittirenden dem Betriebsleiter 
an die Hand gibt. Den Anforderungen, welche man an die 
erstere zu stellen vermöge, würde voUkommcnRechnung getra- 
gen sein, wenn man bei derselben dem Wasser genau den Raum 
vorzuschreiben vermöchte, innerhalb dessen es sich bei Ver- 



— 92 - 



sieduDg das Haselgebitges sn halten habe; dann nur wäre 
es möglich, ebenso wie beim Abbau mit Pulver und Eisen, 
mit einem Minimum surfickgelassener Bergfesten durchzu- 
kommen. Als ein so wohlfeiler und trefflicher Arbeiter sich 
aber das Wasser beim Abbau des Haselgebirges und beim 
Versetsen der Werker mit Laist bewährt, als ein ebenso 
schlechter und willkürlicher nArchitekt«» ist dasselbe zu be- 
trachten. Diese treffende Bezeichnung hst zuerst Herr Sectiona- 
rath Franz B. v. Schwin d gebraucht, der überhaupt bei den 
technischen Fortschrittsbestrebungeu der österreichischen 
Salinisten als der geistige Führer zu betrachten ist Ihm ver- 
dankt man neuestens auch die Idee, dem Wasser beim Auf- 
sieden des Salzgebirges den Raum gleichsam unabänderlich 
vorzuscbreiben , ohne auf die übrigen Arbeitsvortheile zu 
verzichten, welche dasselbe gewährt. Man hat zuerst daran 
gedacht, das Haselgebirge trocken zu gewinnen, und entwe- 
der in YerwässerUDgsstuben (grossen hölzernen Behältern) 
mit durcbrinnendem Wasser oder in Apparaten, welche der 
Aufbereitung der Erze entnommen sind, und in welchen eine 
stets erneuerte Gegeneinanderbewegung von Wasser und 
Salxstücken stattfindet^ gänzlich auszulaugen. Nach beiden 
Bichtungen hat man günstige Erfolge erzielt; allein beide 
bedingen auch eine massenhafle Bewegung von Salzgebirge 
und Laist, und überdies noch die Gewinnung des ersteren 
mittelst Häuerarbeit. Am meisten Aussicht auf Erfolg hat 
Herrn v. Schwind's Idee, über grössere Flächen Süsswasser 
in sehr dünner Lage abrinnen zu lassen, wobei das Spritz- 
werk, ohne Zweifel auch schon zur ursprünglichen Herstel- 
lung der Angriffsfläche, geeignete Verwendung finden könnte. 
Diese neuesten Bestrebungen, den Abbau im Haselgebirge 
gründlich zu verbessern, sind zwar in praktischer Beziehung 
kaum noch über die ersten Yersucbsstadien hinausgekom- 
men; doch findet es der Redner mit Hinblick auf die Motive, 
die ihn zu seinem Vrtrage veranlassten, am Platze, von den- 
selben Act zu nehmen. 

Versammlung am 2. März. Minis terialrath P. 
Tunner macht, unter Bezugnahme auf seine Publication 
der Einrichtung des Benson*schen Dampfgenerators 
im berg- und hüttenmännischen Jahrbuchc, neue Folge 
XIII. Band, auf eine Verbesserung aufmerksam, welche der 
Mechaniker J. W. Müller in Graz, an diesem Generator an- 
gebracht hat, und welche der Vortragende bei seiner letzten 
Anwesenheit in Graz selbst zu beobachten Gelegenheit nahm. 
Herr Müller hat nämlich die Beigabe einer eigenen Wasser- 
pumpe bei der Benson^schen Einrichtung, wodurch die Cir- 
culation des Wassers vermittelt und regulirt wird, dadurch 
entbebrlicb gemacht, dass er den seitlich und lothrecht ste- 
henden Dampf- und Wassersammler in einen über dem Röh- 
renofen un<l horizontal liegenden Sammlungskessel verwan- 
delt, und einerseits mit der untersten Reihe der Siederöhren 
das Wasserrohr, andererseits aber mit der obersten Reihe 
der Siederöhren das Dampfrohr in Verbindung gebracht 
hat. Die Circulation des Wassers wird hierbei durch den 
einseitigen Druck der Wassersäule zwischen Kessel und der 
untersten Reihe der Siederöhien veranlasst, und erfolgt nach 
persönlicher Beobachtung des Vortragenden mit grosser 
Vehemenz. 

Bei dieser wesentlichen Vereinfachung bleiben alle die 
Vortheile des Benson'scheu Dampfgenerators , als : völlige 
Gefahrlosigkeit, seltene und leichte Reparaturen, geringer 
Brennstoffaufwand und kleiner Raum vollkommen gewahrt. 
Einer längeren Erfahrung musa es jedoch noch vorbehalten 



bleiben, ob nicht die schtiiedeeisemen Siederöhren, beson- 
ders in den oberen Reihen deshalb schneller verbrannt wer- 
den, weil in denselben nebst Wasser auch schon mehr Dampf 
vorhanden ist, daher sie weniger abgekühlt werden. — Der 
Vortragende empfiehlt den Gegenstand als besonders wichtig 
der vollen Aufmerksamkeit unserer mit Dampfkraft arbeiten- 
den Berg- und Hüttenwerke und drückt seine Befriedigung 
darüber aus, dass dieser von ihm in Oesterreich bekannt ge- 
machte Dampfgonerator bereits Eingang und Verbesserang 
gefunden hat 

Genauere ziffermässige Angaben über diesen Apparat 
stehen in Kürze durch eine Veröffentlichung des derzeiti- 
gen Directors der 1. t. Hochschule in Graz, Herrn Professor 
Franz Hlawatschek zu erwarten, welcher mit diesem und 
einem unmittelbar daneben befindlichen liegenden Dampf- 
kessel von gewöhnlicher Einrichtung genaue und umfas- 
sende Versuche durchführt und zum Theile schon durchge- 
führt hat. 

Professor V. Miller schreitet zur Beendigung seines 
Vortrages über die neueren Verbesserungen und Bestrebun- 
gen im Österreichischen Salinenwesen. Der Vor- 
tragende will sich bezüglich des Sudhüttenwesens, da 
er in diesem Fache niemals praktische Dienste gethan, kür- 
zer fassen und damit begnügen, den physikalischen Mass- 
stab an die Haupt-Betriebs-Resultate anzulegen. Zuerst legt 
derselbe einen übersichtlichen Ausweis über diese Resultate 
vom 1. Semester 1866 vor, aus dem er den Holzverbrauch 
jener Saline entnimmt, welche innerhalb dieses Zeitabschnit- 
tes am vortheilbaftesten arbeitete, um zu berechnen, wel- 
cher Theil der ganzen im verwendeten Brennstoffe enthal- 
tenen Wärme nützlich verwendet worden sei. Die Rechnung 
ergibt 72% > ^^^ hätte noch ipehr ergeben, wenn dieselbe 
nicht vorsichtshalber absichtlich so geführt worden wäre, 
um eher eine zu niedere als zu hohe Ziffer zu erhalten. So 
wird nicht immer Soole vom höchsten Halte zur Hütte ab- 
gegeben, und gerade die erwähnte Saline verwendet getrif- 
tetes Holz, welches bekanntlich durch die Triftung einen 
nicht ganz unansehnlichen Theil seiner Brennkraft einbüsst« 
Wahrscheinlich dürfte daher der benützte Wärme-Antheil 
näher bei 80 als bei 70% liegen. Da nun Wärme in theo- 
retischer Beziehung nur ein anderer Ausdruck für mecha- 
nische Arbeit sei, so könne man ganz gut den Sudprocess 
Motoren parallelisiren, die einen procentuellen Nutzeffect 
von 70 — 80 geben, und diese gehören bekanntermassen 
schon unter die besten. Diese Ziffer sei allein schon genü- 
gend, um darzuthun, dass der österreichische Sudhütten- 
process unter die bestdurchgeführten metallurgischen Ope- 
rationen gehöre, und dass der Eingangs erwähnte Reichstags- 
Abgeordnete in seinem grundlos absprechenden Urtheile 
über Salinisten den österreichischen Sudhüttenleuten nicht 
weniger als den Salzbergleuten schweres Unrecht gethan 
habe. 

Gegen zwei Umstände werden nach Schluss des Vor- 
trages von Anwesenden Bedenken erhoben; erstlich, dass die 
Rechnung 0^ Temperatur der Soole voraussetze, während 
sie doch schon einige Grad Wärme habe, wenn sie zur Hütte 
gelange, und zweitens, dass den Angaben des Holzverbrau- 
ches nicht immer zu vertrauen sei, und das Holz auch bei 
verschiedenen Feuchtigkeitsgraden zur Verbrennung gelangt 
sein könne. Gegen den ersten Einwurf erwidert Prof. v. Miller, 
dass abgesehen auch von dem Umstände, dass die betref- 
fende Angabe dem Wintersemester entnommen sei, doch 



— 93 - 



die wenigen Grade, welche die Soole möglicherweise schon 
besitzen könnte, gegen die 637 Calorien, welche sie von 0^ 
Ins Bor Verdampfnng hrmncht, sn wenig importiren, um das 
Sehlnssresultat wesentlich su än-^ern; gegen den zweiten, 
dass er das Gewicht des verhraachten Holzes nicht etwa aus 
dem Volnmen herechnet, sondern namittelbar dem Amtlichen 
Ausweise entnommen habe, welchem bei der herrschenden 
Controie am Ende doch zu tränen sei, widrigenfalls man 
anf jede derartige Rechnung, wie sie durchgeführt wurde, 
▼erzichten müsste.*) 

Hr. Assistent Emil Hermann spricht Aber Schwung- 
räder für Geblftse. In Armen gand's n Pub lication indu- 
strielle, « Vol.'XIII. ist eine einfache Methode zur graphischen 
Bestimmung des Schwungradgewichtes, jedoch nur unter 
Voraussetzung eines constanteu tangentialen Widerstandes 
an der Kurbelwelle, angegeben. Der Vortragende hat diese 
Methode auf Geblftse, wo letztere Bedingung nicht vorhan- 
den ist, ausgedehnt und wird demnftchst einen Aufsatz über 
den Gegenstand veröffentlichen, auf welchen vorläufig hin- 
zuweisen wir uns hier beschränken müssen. 



üeber das Speetrom der Bessemerflamme. 

Unter diesem Titel Übergab Herr Prof. Li eil egg in 
der vierten Sitzung heurigen Jahres der k. k. Academie der 
Wissenschaften eine ausführliche Abhandlung, welche wir 
nachstehend in kurzem Auszuge mittheilen. Jedermann, der 
sich über die Spectral- Analyse weiter unterrichten will, ver- 
weisen wir nochmals auf: nDie Spectral-Ai^ilysett von A. 
Lielleg, k. k. Professor, ein Büchlein, welches wegen des 
besonders iviedrigen Preises von 1 fi. 80 kr. um so leich- 
ter zugänglich ist 

«Die Flamme, welche während einer Charge dem Bes- 
semerofen entströmt, gibt, wenn sie auch nur mit einem 
ganz einfachen Spectralapparat betrachtet wird, verschieden 
helle Linien, die sich von dem continuir liehen Spectrum, 
welches gleichsam den Hintergrund bildet, deutlich ablesen. 

Ausser den dem Natrium, Lithium und Kalium zukom- 
menden Linien, die schon zu Ende der Schlackenbildungs- 
Periode sichtbar sind, erscheinen während der Rochperiode 
Linien gruppen^ die ihre grösste Lichtintensität zu Anfange 
der Frischperiode erreichen. Sie erstrecken sich von der 
Natriumlinie bis zur blauen Strontiumlinie oder nur wenig 
darüber hinaus, und theilen diesen Raum in vier gleich 
grosse Felder. Das Ende des ersten unmittelbar neben der 
Katriumlinie liegenden Feldes ist durch eine helle, gelbe 
Linie kenntlich, andere Linien konnten wegeii des ausser- 
ordentlichen Lichtglanzes in diesem nicht wahrgenommen 
werden. Das zweite anstossende Feld liegt im grünlich gel- 
ben Tbeile des Spectrums, und enthält in seiner mehr ab- 
gelenkten Hälfte drei gleich breite gründliche Linien, deren 
dritte am hellsten ist, und zugleich das Ende des Feldes 
markirt. Das dritte nun folgende Feld enthält vier grünlich- 
blaue Linien, von welchen die vorletzte am hellsten ist und 
die letzte das Feld begrenzt; die Linien sind gleich weit 
von einander entfernt und nehmen zwei Drittel des Feldes 
ein, so dass zwischen der dritten Linie des zweiten Feldes 
und der ersten Linie des dritten Feldes ein Zwischenraum 



*) Betreffs des Feuchtigkeitsgehaltes des Holzes, welcher 
allerdings variiren kann, könnte noch beigefügt werden, dass 
bei grösserem Q ehalte an solcher die Resultate der Hütte nur 
unvortheilhafter hätten ausfallen können. 



bleibt, der den dritten Theil des Ganzen zur Breite hat. Bei 
nahezu gleicher räumlicher Vertheilung sind im vierteil 
Felde vier blaue Linien von gleicher Breite und Helligkeit 
sichtbar; im violetten Theile wurden mit Ausnahme der Ka- 
linmlinie keine anderen Linien beobachtet. Bei grosser 
Lebhaftigkeit des Spectrums erschienen die Räume zwischen 
den Linien des dritten und vierten Feldes dunkel, und ge- 
wannen das Aussehen von Asorptionsstreifen, deren Entste* 
hen übrigens bei der Bessemerflamme erklärbar wäre. Jen- 
seits der Natriumlinie, ungefähr in der Lage der orangerothen 
Ca^ciumlinie Caa waren zwei naheliegende, nicht scharf be- 
grenzte Linien sichtbar, welche das Aussehen hatten, als ob 
ein breiter heller Streifen durch ein in seiner Mitte liegen- 
des dunkles Band in zwei Theile getheilt würde. f 

Zu Ende der Frischperiode nahm die Lichtintensität 
der Liniengruppen ab, und kurz vor Beendigung der 
Charge waren nicht mehr alle Linien des dritten 
und vierten Feldes zu sehen; das Spectrum hatte 
nahezu denselben Charakter wie zu Anfange der Koch- 
periode. 

Da die Bessemerflamme vorzugsweise durch Kohlen- 
ozydgas gebildet wird, so sind auch die verschiedenen Li- 
niengruppen auf dieses zu beziehen ; ihr regelmässiges Er- 
scheinen während der Kocbperiode, den Beginn der eigent- 
lichen Entkohlung bezeichnend, ihr Zunehmen an Intensität 
bis zum Eintritte der Frischperiode, und deren merkliche 
Abnahme zu Ende derselben, dürften für die Beurtheilung 
des Bessemerprocesses brauchbare Anhaltspunkte liefern. 

Diese Beobachtungen wurden in der Bessemerhütte der 
k. k. priv. Südbahn -Gesellschaft in Graz angestellt, zu wel- 
cher dem Verfasser von Seite des Herrn Directors Hall der 
Zutritt bereitwilligst gestattet wurde. u 

Auch wenn man sich in der Anwendung des Spectral- 
apparates beim Bessemern nicht allzu grossen Hoffnungen 
hingeben will, so ist doch sicherlich jedes Mittel zur Klärung 
der Frage über das Ende des Processes, — bekanntlich die 
Achilles-Ferse des Bessemerns, — beachtenswerth. Inwie- 
ferne jedoch diese Methode für die Erzeugung der verschie- 
denen Härtenummern einen Anhalt bieten wird, ist ebenfalls, 
eine noch sehr offene Frage. H.H. 



Siebenbürgens Eisenindustrie. 

Der endlich definitiv beschlossene Bau der Piskj-Pe« 
trozsenyerBahn^ als Zweigbahn der Arad-CarlsburgerBahn, 
gibt mir Gelegenheit auf die grosse Wichtigkeit dieser Bahn- 
strecke aufmerksam zu machen, umsomehr da dieselbe bis 
jetzt entschieden unterschätzt worden, ja vielfach der Zweck 
und die Vortheile derselben unbekannt blieben und nicht 
der gehörigen Würdigung unterzogen wurden. Der grosse 
Nutzen der Arad-Siebenbürger Bahn wird mit Hintansetzung 
zahlreicher Thatsachen von mancher Seite her in Abrede 
gestellt, — und doch ist deren Zustandekommen ein Le- 
bensfactor für die siebenbürgische Eisenindustrie, — einer 
Industrie, die mit dem Wohlstande des Landen innig ver- 
knüpft ist, und deren Aufblühen wie überall so auch für 
Siebenbürgen eine Grundbedingung des materiellen Auf- 
schwunges ist. Siebenbürgen ist kein Ackerbauliud, und 
hat alle Vorbedingungen eines Industrielandes, und gilt dies 
insbesondere vom Eisen. Verkehrte Zollpolitik, unerschwing- 
liche Steuern und folglich Verarmung der Bewohner, Ver- 
nachlässigung der Communicationen, kostspielige Colonisa- 



- 94 — 



tton, Mangel an AsBociatiönsgeist haben die Biebenbfirgische 
EisenmdaBtrie mehr oder weniger zu Oninde gerichtet, und 
swar In einer Gegend, wo dieNatar mit ihren Spenden nicht 
spartei wo W&lder, Eisensteine und noch mehr, wo vor- 
tre£Fiiehe Steinkohlen vorkommen. loh kann die Wichtig- 
keit der siebenbürgischen Eisenindustrie für die Zukunft, 
die Aufgabe der Piskyer Bahn nicht besser illustriren, als 
durch Wiedergabe einer kleinen Brochfive des Herrn Victor 
Maderspach, welche voriges Jahr in ungarischer Sprache 
erschien, aber nicht jene Verbreitung fand, die ihr gebührt, 
und welche einen Plan bespricht, den ins Leben zu rufen, 
die Aufgabe unserer yaterländisohen Oeidkräfte sein wird. 
Der beschlossene Bau der Piskyer Bahn gibt mir die Hoff- 
Mlng, dass die in der Brochüre angedeuteten Wege baldigst 
betreten werden, und der brachliegenden Industrie ein Feld 
der Thätigkeit und Entwicklung geboten wird, welche ge- 
eignet ist, einerseite den Wohlstand und die Steuerkraft 
des Landes mi heben, anderseits dem siebenbürgischen Eisen 
und Stahl jenen Namen und Ruf zu schaffen , der densel- 
ben unstreitig gebührt. Besagte Schrift führt den Titel : 
Siebenbürgens Eisenindustrie, Verfall dersel- 
ben, ein Mittel der Abhilfe, deren Zukunft. 
Der das Hunyader Comitat im Westen gegen Banat 
abgrenzende waldreiche Gebirgsstock birgt grossartige Ei- 
senerzlagerstätten, welche schon seit Jahrhunderten, ja 
selbst von den Römern ausgebeutet wurden. Die bedeu- 
tendsten dieser Lagerst&tten sind jene des Hunyader Do- 
miniuma von Gyalir bis Tciek ; weniger bekannt, aber 
schon seit den ältesten Zeiten benützt, sind die Vaspataker 
Magneteisensteine *). In grösserer Menge findet sich noch 
Eisenstein in den Ruskberger und Nadrdger Revieren. Be- 
kannt, aber noch gar nicht aufgeschlossen sind zahlreiche 
Magneteisensteinlagerim H&tzegerThale. Im Bereiche dieser 
Erzvorkommnisse hat sich im Verlaufe der Zeiten eine theils 
grössere, theils kleinere Eisenindustrie entwickelt; in unzu- 
gäogliche Thftler wurden Wege gebahnt, in der Wildniss 
erblühten Colonien, und viel Tausend Menschen fanden da 
Arbeit, Brod, eine neue Heimat. Der noch vor 10—12 
Jahren hoffnungsvolle Zustand dieser Eisenwerke hat sich 
in der letzteren Zeit so trübe gestaltet, dass die gänzliche 
Einstellung aller dortigen Werke zu befärchten ist, wenn 
uicht noch rechtzeitig Wege und Mittel gefunden werden, 
um dieser Katastrophe vorzubeugen. Zwei Hauptursachen 
sind es, 'welche diesen beklagen 8 werthen Zustand hervor- 
riefen, und zwar erstens fiel der Preis des Stabeisens in den 
letzten 10 Jahren von 10 fl. auf 6 fl. 50 kr. bis 7 fl., und 
zweitens verarmte Siebenbürgen, Banat und die Donaufür- 
Btenthümer, welche das meiste Eisen consumirten. 

Dass der Preis des Eisens so nachliess, kann nur als 
heilsam betrachtet werden, denn die Ackerbau treibende 
Bevölkerung braucht billiges Eisen, aber auch die fort- 
schreitende Civilisation fordert dasselbe ; es wäre daher 
ganz falsch, die Eisenindustrie durch Schutzzoll zu stützen, 
wodurch andere Industriezweige beeinträchtigt, ja die Eisen- 
industrie selbst sich nur eines künstlichen für die Dauer 
unhaltbaren Lebens erfreuen würde. Da also der Schutzzoll 
nicht angerathen werden darf, so kann sich die Eisenin- 
dustrie nur durch Selbsthilfe retten, dus heisst bic muss so 

*} Ueber das Vorkommen dieser prächtigen Eisensteine will 
ich mich in einem nächsten eigenen Artikel aussprechen. (Wir 
bitten darum und danken einstweilen für diese Mitthoilang, 
die uns sehr willkommen ist! O. H.) 



wohlfeil erzeugen, dass sie jedweder Concurrenz zu trotaen 
im Stande sei , welcher Zweck nur dann erreicht werden 
wird, wenn die gebotenen günstigen Bedingungen sorgsam 
ausgebeutet, die zerstreut liegenden Werke concentrirt und 
an einem Centralpunkte nach englischer Methode mit Steia« 
kohle das Stabeisen in grossem Quantum erzeugt wird. 

Ich werde bestrebt sein die Gründe anzuführen, wess« 
halb die jetzigen Werke nicht im Stande sind so billig au 
erzeugen wie es die Umstände fordern, ich werde dann den 
Weg zeigen, auf welchem es möglich ist dies Ziel zu errei« 
eben, nämlich : einen Ctr. Stabeisen um 5 fl. mit Vortheil 
zu erzengen. Dieser Preis ist desshalb massgebend, weil 
England gegenwärtig iii Bukarest zu 6 — 7 fl. den Ctr. Stab- 
eisen verkauft, so dass in Siebenbürgen wenn wir die Fracht 
bis Bukarest nur mit 1 fl.50 kr. rechnen, derPreisloco Hütte 
4 fl. 50 kr. — 5 fl. 50 kr. sein müsste, was jetzt unmöglich ist. 

Die besprochenen Eisenwerke sind so construirt, dass 
jedes derselben in eigenen Hohöfen das erforderliche Roh- 
eisen erzeugt, und dieses dann mit eigenen Walzen und 
Hammerwerken verarbeitet. Die Hohöfen sind in günstiger 
Lage, das Holz ist billig, die Erze vorzüglich und billig, so 
dass die Erzeugung von 100 Pfd. Roheisen max. 2 fl. kostet. 
Besonders die siebenbürgischen Hütten, die hier in Betracht 
kommen,, erzeugen mit 2 fl. den Ctr. ; dieser Preis könnte 
noch herabge(^rückt werden, allein, da das Roheisen vorzüg- 
lich, zum Guss, zur Frischer ei und Stahlerzeugung gleich 
gut ist, kann der Preis wohl gegeben werden. Die Erzeu- 
gung des Stabeisens, trotz des billigen Roheisens kommt 
auf 4 fl. — Dies ist der wunde Fleck der siebenbürgischen 
Eisenwerke, welcher nur dadurch zu beheben wäre, wenn 
das in verschiedenen Hohöfen erzeugte Roheisen mittelst der 
Syler Kohle in einer grösseren Puddel- und Walzhütte verar- 
beitet wird. Nun geht die Brochüre auf den Plan über, in der 
S7I bei Petrozseny eine Puddel- und Walzhütte zu errichten, 
die der Abnehmer des in der Umgegend erzeugten Roheisens 
jväre. Die Zweckmässigkeit und Rentabilität eines solchen 
Unternehmens beweist der Verfasser folgendermassen. 
I. Beschaffung des Roheisens. 

Es kann kein Zweifel sein, dass das Govosdier Roh- 
eisen in Rudsir und Sebeshely billig nicht aufzuar- 
beiten ist, und wird dieser Ofen genöthigt sein, ebenfalls 
einzustellen, wenn sein Product nicht Abnehmer findet. Ein 
solcher 'Abnehmer würde die zu errichtende Puddelhütte in 
der S7I sein. Das Roheisen könnte manlocoOfen mit 2 fl. 20 
kr. bis 2 fl. 30 kr. zahlen, bei welchem Preise der Govosdier 
Ofen noch mit genügendem Vortheile arbeiten könnte. Wird 
das Roheisen in der Syl aufgearbeitet, dann müsste Rudsir 
un^ Sebeshely eingestellt werden, und wäre es am besten 
die Bewegungs- und Ra£Pineriemaschinen dieser Werke in 
die Syl zu überführen ; die Wälder, die bis jetzt ohne Ge- 
winn verbrannt wurden, könnten späteren Industriezweigen 
erhalten bleiben. Der Govasdier Ofen gebe jährlich 50 — 60 
Tausend Ctr. ; 30 — 40 Tausend, ja noch bedeutend mehr 
könnte durch Privatunternehmer aus den Teleker Eisenstei- 
nen erzeugt werden, 15 — 20 Tausend und mehr würden 
die Plankaer Eisensteine liefern; für Bleche und Stahl gebe 
der Vaj^pataker Hohöfen 20—30 Tausend Ctr., so wären in 
diesem ganz kleinen Districte, die anderweitigen reichen Erz- 
vorkommnisse nicht gerechnet, das Ruskberger productive 
Werk nicht eingeschlossen, schon 115 — 140 Tausend Ctr, 
Roheisen, was zum Beginn genug wäre. Es unterliegt kei- 
nem Zweifel, dass diese Production mit Einbeziehung aller 



— 95 



anderen Werke und Erzlagerst&tten leicht auf 4 — 500 Tan- 
Bend Ctr. erhöht werden kann. 

II. Attfarheitnng des Roheisens. 
Damit die Erzeugung des Staheisens so billig als mög- 
lich* sei, muss die Raffinirung im Grossen geschehen, und 
wflrde der Platz dazu unstreitig in der S7I sein, in unmit- 
telbarer Nähe der Steinkohlen. Dass eine Huttenanlage dort 
am vortheilhaftesten wftre^ leuchtet aus Folgendem ein : 

1. Zu jedem Centner Stabeisen sind erforderlich 27^ 
bis 3 Ctr. Steinkohle und 120 — 125 Pf. Roheisen; es ist 
daher besser, 125 Ctr. io die S7I, als von dort 250 Pf. 
Kohle in das Hitzeger Thal oder sonst wohin zu fähren. 

2. Das Roheisen leidet nicht durch den Transport^ 
wohl aber die Kohle. 

3. Der HatTptabsatzort für das erzeugte Eisen wären 
die FQrstenthümer und Überhaupt der Orient. 

Da das ganze Unternehmen auf dem Satze basirt: nlst 
es möglich, in der Syl Stabeisen billig zu erzeugen, u so 
muss man die Erzeugungskosten für 100 Pf. Stabeisen er- 
mitteln. 

Zur Erzeugung von lOQ Tausend Pfund Stabeisen wä- 
ren erforderlich: 

14 Puddelöfen 21.000 fl. 

10 Schweissöfen 15.000 n 

Abzüge 10.000 fl 

Dampfhämmer, Walzen, Strassen, Schienen, 

Dampfmaschinen etc 90-000 n 

Gebäude 7.000 « 

Frißchfeuer und Hämmer ....... lO.OÖO » 

Wohnungen 16.000 n 

Bessemern 8.000 1» 

Betriebscapital . . - .* 75.000 „ 

252.000 fl. 

Ausserdem wären nothwendig 60.000 fl. zur Unter- 
stützung jener Privaten, welche die Production des Roh- 
eisens übernehmen würden. 40.000 fl. zur Regulirung der 
Syl und Holzbeschaffung. Unumgänglich noth wendig wäre 
der Weg durch den Szurduker Engpass in die Walachei, 
— dies ist Aufgabe des Landes, welches Opfer die Bewoh- 
ner mit Recht fordern können, da Siebenbürgens grösster 
Theii ganz ohne Verbindung mit der Walachei ist. 

Von den aufgezählten 352 Tausend Gulden kommen 
60.000 fl. den Roheisenerzeugern als Vorschuss, welche 
Summe von ihnen rückerstattet wird. Die Hälfte der Aus- 
Jagen für die Regulirung des Sylflusses würde durch die 
Koblenbesitzer und andere Nutznehmer zurückerstattet und 
Terzinst werden, so dass das Eisenunternehmen bloss 272000 
fl. zu verzinsen und 177.000 fl. (weil 75.000 fl. als Be- 
triebscapital bleibt) in 20 Jahren zu amortisiren hätte. 

100 Pf. Stabeisen kommen also auf: 
100 Pf. Roheisen beim Hohofen . . . . 2 fl. 30 kr. 

Ueberfübrung in die S7I — n 30 « 

Bei der Hütte . . . ". 2 fl. 60 kr. 
1-25 Ctr. Roheisen Ä 2 fl. 60 kr. . . . 3 fl. 25 kr. 

2-50 Ctr. Steinkohle i 20 kr ' 50 « 

Arbeitslohn 62 n 

Aufsicht, Leitung 7 n 

Amortisation 8850 fl 8*85 n 

Zinsen 13'60 n 

Reparaturen etc 10 v 

Zusammen. . . 4 fl. 76'45kr. 



4 fl. 76-45 kr. 
Verkaufspreis löco Hütte 6 „ — » 

Bleibt Gewinn . . , — fl. 23'55 kr, 
und für 100 Tausend Centner 23.550 fl.) so dass das Un- 
ternehoien ausser den 5% Zinsen noch 8'6%, daher im 
Ganzen id'6% tragen würde. 

Dass man 5 fl. für den Centner Stabeiseu iu Sieben- 
bürgen sicher rechnen kann, — - obwohl das Unternehmen, 
ausgenommen die zu bauenden Eisenbahnen — auf diesen 
Absatzorl nicht rechnet, leuchtet daraus ein, dass man den 
Preis des Eisens loco Hermannstadt mit 6 fl. 20 kr. fest- 
stellen kann. In der Walachei aber, wenxf das Eisen nicht 
einmal geflösst, sondern bis Tirgusil per Achse geführt wird, 
von wo aus auf der schon schiffbaren Syl der Weg überall 
hin geöffnet ist, wird es leicht sein, das concurrirende engli- 
sche Eisen zu verdrängen, denn das Syler Eisen wird nicht 
nur billiger, sondern gewiss viel besser sein. 

Zur Hütte wären 200 Arbeiter nothwendig ; das Be- 
amtenpersonale bestände aus 6 Beamten mit circa 7000 fl. 
BesoIdun<r, theils Proeente vom Gewinne. Zum Arbeiter- 
stande wären noch zu zählen die vielen Bergleute, Fuhr« 
leute, Kohlenbrenner etc. Aus dem Gesagten geht hervor, 
dass 350 — 400 Tausend Gulden zur Durchführung eines 
derartigen Unternehmens erforderlich wären. 

Die überaus wichtigen Syler Steinkohlen werden den 
Bau der Pisky-Sylcr Bahn entschieden nothwciidig machen ; 
dadurch würde das Roheisen der Hütte noch billiger zu ste- 
hen kommen. Diese Bahn kann jedoch auch die Sylreguli- 
rung überflüssig machen, und richtig angelegt, in Wahrheit 
für Siebenbürgen der Entfalter einer mächtigen Eisen- und 
Holzindustrie werden. Entweder durch die SylreguUrung 
oder durch diese Bahn können die Erzeugnisse der Hütte 
und die Steinkohle leicht an die Donau gebracht werden, wo- 
durch ein anderer wichtiger Industriezweig: die Forstwirth- 
Schaft aufleben würde, da die an der Syl sich ausbreitenden 
8 — 9000 Joch Tannenwälder mit bedeutendem Vortheile 
zur endlichen Verwerthung kämen. Gelingt es noch auch 
in der Syl Eisenerze zu finden, dann wird sich die Industrie 
dort mächtig entfalten. 

Aber selbst das skizzirte Unternehmen würde allge- 
meinen Aufschwung herbeiführe«i. Die vielen Arbeiter er- 
hielten ein sicheres Brod, die Kohlenbesitzer hätten eine ge- 
sicherte Abnahmsquelle, die Waldbesitzer könnten ihre 
Producte verwerthen, die Grundbesitzer hätten für ihr Ge- 
treide, Vieh, einen nahen Markt, der Verkehr mit den Nach- 
barländern wäre ein rascherer, lebhafterer ; mit einem Worte, 
es würde dies Unternehmen alle jene Vortheile herbeifüh- 
ren, welche mit der Industrie, wo sie sich heimiach macht, 
stets vereint sind. Maderspach Livius. 



Notizen. 

T. ö. Daves' dnroh oomprimirto Lnft in Bewegung 
gesetzte Fallhajnmer. Dieser gegenwärtig in allgemeinen Ge- 
brauch kommende Hammer besteht aus einem in einem Lnft- 
cylinder befindlichen Kolben, der durch eine Excentrik mittelst 
einer durch eine Welle getrieb'enen Bi emenscheibe in Bewegung 
gesetzt wird. Der 6 Zoll Durchmesser haltende Cylinder ist an 
einem Ende offen und hat in einer Entfernung von etwa 3 Zoll 
vom unteren Ende Bohrungen, durch welche die für die Com- 
pression bestimmte Luft bei jedem Hube eingesaugt wird. Der 
Hub des Compressionskolbens beträgt 3 Zoll, der eigentliche 
Hammercylinder hat 2 % Zoll Durchmesser und 6 Zoll Hub und 
ist an beiden Enden geschlossen ; während nun am unteren Ende 



— 96 - 



desselben sich eine Stopfbüchse befindet» ist am oberen Ende 
ein selbstwirkendes, sich nach Innen öffiiendes Ventil angebracht, 
wodurch nach Bedürfniss der Zutritt der Luft möglich gemacht' 
wird. Indem der Hammerkolben bei seinem Aufgange die über 
ihm befindliche eingeschlossene Luft bis bu einem Drucke Ton 
500 700 Pfund comprimirt, wird dem etwa nur 40 Pfund schwe- 
ren Hammer bei seinem Niedergange ein bedeutender Antrieb 
verliehen. Den Aufgang des Hammers bewirkt der grössere Druck 
der von unten in den Cylinder eingetriebenen Luft, welche aus 
dem Betriebseylinder durch einen Canal in den Hammercylinder 
übergeht. Am Luftcylinder ist Ewischen den beiden Kolben ein 
Hahn angeschraubt, welcher, wenn er offen, die Lufl aus dem 
BetriebscyUnder entweichen lässt und so den Schlag des Ham- 
mers mftssigt; demgemSss also ist die grössere oder geringere 
Kraft des Antriebs von dem mehr oder minder Oeffnen des Hahn*s 
abhängig und kann somit nach Bedarf geregelt werden. Solche 
Hämmer machen 200--300 Spiele in der Minute und eignen sich 
besonders zum Qlatthämmem von Kupferblechen, für kleine 
Schmiedearbeiten n. s. w.; dabei sind sie sehr einfach und nur 
selten Reparaturen ausgesetzt. (Zollverein.) 



-A. dnainistrati ves. 

Allgemeines. 
Gleichstellung der von der priv. allgemeinen öster- 
reichischen Boden-Creditanstalt auf Grund des Ge- 
setses vom 24. April 1866 (R. G. Bl. Nr. 47) hinausgege- 
benen Domänen-Pfandbriefe mit Staatsschuldver- 
schreibungen bezüglich des Erlages von Cautionen 
oder Vadien. 
Z. 1256 F. M. 

Die Pfandbriefe, in welchen die priv. allgemeine Österrei- 
chische Boden-Creditanstalt auf Grund des Gesetees vom 24. 
April 1866 (R. G. Bl. Nr- 47., V. Bl. Nr. 19, S. 105) das auf 
unbeweglichem Staatseigen thume haftende Darleihen von sechsig 
Millionen Gulden geleistet hat, sind bei dem Erläge von Vadien 
und Cautionen aller Art, somit auch bei dem Erläge von Dienst- 
cautionen gleich Staatsschuldverschreibungen zu behandele. 

Der Ursprung dieser Domänen-Pfandbriefe ist aus dem Con- 
tezte Bu ersehen. 

Wien, den 15. März 1867. 

Caisa- und Yerreoluiangsweien. 
Termins- Bestimmung zur Einsendung der Cassa- 
Journale von einigen Zweigen der Montan -Verwal- 
tung an die Cameral-Haupt- und Montan-Hofbuch- 
haltung. 
Zahl 11919. 

Unter Bezugnahme auf die Verordnung vöm 23. Februar 
1867, Z. 994 F. M, (V. Bl. Nr. 10, S. 69), werden sänmxtliche Fi- 
nanz- und Montenbehörden beauftragt, die Rechnungsleger der 
Bergacademien, der Salzerzeugungs-, dann der Punzirungs-Aem- 
ter, ferner der Montan-Domänen, der Montan- und Salinenferste, 
endlich des Berg« und Münzwesens und der aus der Entänsse- 
rung des Staatseigenthumes hervorgehenden Geldgebarung su 
verhalten , die monatlichen Cassa-Joumale hierüber zur Cameral- 
Haupt- und Montan-Hofbuchhaltung, wo möglich am 10., spä- 
testens aber am 15. nach jedem Monatsschlusse zu erlegen. 

Wien, den 14. März 1867. 

Z. 1336-103. Kondmaohong. 

Es wird hiemit zur öffentlichen Kenntniss gebracht, dass 
ein ausserordentlicher Gewerkentag des k. k. und 

gewerkschaftlichen Goldbergbaues zu Nagydg in 
iebenbürgen auf Grund der Bestimmung des Gewerkentages 
vom 20. November 1866, §. 7. und im Auftrage des h. k. k. 
Finanz-Ministeriums vom 25. Deccmber 1866, Z. 53754, am 27. 
April 1867, 10 Uhr Vormittags loco Wien im Amtsgebäud« des 
h. k. k. Finanz-Ministeriums abgehalten werden wird, wozu die 



betreffenden Mitgewerken, namentlich diejenigen, welche ausser* 
halb des bergbehördlichen Bezirkes wohnen und durch keinen 
Bevollmächtigten vertreten sind, als: Herr Ignaz v. Born, Frau 
Aloisia, früher Gräfin v. Pasagli, dermalen Rivordi ; Frau Blaria 
von Seh« ras geborene Rivordi; Victor Freiherr von Schmidbtarg; 
Frau Antonie Freün v. Codelli; Frau Franziska Gräfin v. Stu-» 
benberg; Franciska Freün v. Kalchberg; Fräulein Mathilde 
Freiin v. Schmidburg; Eveline Freiin v. Lazarini; Frau Mag- 
dalena Freün von Schmidburg; die Erben nach Martin Freiherm 
V. Born; Fräulein Josefine v. Wolframb; Herr Wilhelm Hann 
V. Hannenbeck; Frau Antonie v. Reissner, geb. Tomic de Tre- 
sieno; Herr Gustav v. Gersdorf; Frau Paiuine Gräfin v. Bau- 
dissin; Frau Flora v. Flechner; Fräulein Mathilde v. Willdauer ; 
Herr Ferdinand Freiherr v. Beretzko; Frau Henriette v. Anen- 
perg; Herr Ludwig Hyacint Graf Favetti de Böses; die Erben 
des Cajetan Grafen Favetti de Böses; nämlich Constance von 
Belgramo und Clemence Gräfin v. Brondello hiermit mit dem 
Bemerken eingeladen werden, dass Bevollmächtigte nur dann 
als stimmfähig im Sinne des §. 153 des a. Berggesetzes angese- 
hen werden können, wenn sie sich mit klaren und legal ausge- 
stellten Vollmachten der wirklich im Gewerkenbuche (§. 141 der 
a. B. G.) eingetragenen Gewerken ausweisen, und dass in Betreff 
derjenigen Mitgewerken, welche persönlich oder durch Bevoll- 
mächtigte zu erscheinen unterlassen, die Annahme stattfinden 
wird, dass dieselben den von den anwesenden Stimmberechtigten 
gefassten Beschlüssen beipflichten. (§. 153 und 154 a. B. G.) 

Bei diesem Gewerkentage werden nachstehende Gegend- 
Stände zur Verhandlung kommen, als: 

1. Der Recaenschafts- und Betriebs-Bericht, dann der Geba- 
rungs-Ausweis und die Bilanz für die Zeit vom Beginne des 2. 
Semesters 1865 bis zum Schlüsse des 2. Semesters 1866. 

2. Das Elaborat Über den projectirten Aufschluss des Tief- 
baues unter dem Franz-Erbstollen. 

3. Das Berathungsprotokoll über den Entwurf neuer Sta-^ 
tuten für die Werksbruderlade. 

4. Das Programm für die mit Nagyiger Erzen vorzuneh- 
menden Goldsilber-Extractionsversuche. 

Von der k. k. Berg-, Forst- und Salinen-Direotion. 
Klausenburg, am 10. März 1867. 

ANKÜNDIGUNGEN. 



Haloü^ylln« 



Dieses mit hohem Handelsministerial-Erlasse ddo. 16. Mai 
1865 sub. Z. 5946/761 in den Österreichischen Staaten ausschliess- 
lich privilegirte Sprengpulver wird bereits in vielen k. k. und 
Privatmontanwerken, sowie bei den böhmischen Eisenbahnbauten 
mit Erfolg verwendet. Der Wr. Centner Haloxylin kostet gegen- 
Wärtig loco Cilli (Steiermark) Winterberg (bei Strakonitz in 
Böhmen) und Arad (Ungarn) 33 ü. 

Bei constanter oder grösserer Abnahme kostet der 
Centner loco Cilll 30 fl. 

Bestelluiigsannahinen für die Haloxylin - Fabriken 
Oesterreichs , sowie Unterhandlungen über die Anlage neuer Fa- 
briken finden ausschliesslich statt in der General- Agentie Wien, 
Opemring Nr. 6, IH. Stock, Thür 21. 

Niederlage der besten Sorten Zündschnüre befindet 
sich bei M. Kretschmann in Wien, Mariahilf Dürorgasse Nr. 6. 

ParafBnöl-Fabriken 

werden ersucht, behufs Bezuges von mehreren hundert Centnem, 
ihre Offerten verschlossen unter Chiffre P. W. franco zur direc- 
ten Vermittlung an die Unterzeichneten einzusenden. 
I raiiktiirt a* 91* 

Hansenstein A Vogler. 






Diese Zeitschrift erscheint wöchentlich einen Bogen stark mit den nöthigen artistischen Beigaben. Der Pr&nnmerationsprexi 
ist jährlich loco Wien 8 fi. ö. W. oder 5 Thlr. 10 Ngr. Mit ftaneo Fcatversendang 8 fi. 80 kr. ö. W. Die Jahresabonnenteo 
erhalten einen officiellen Bericht über die Erfahrungen im berg- und hüttenm&nnisohon Maschinen-, Bau- und Aulbereitnngswesen 
sammt Atlas als Gratisbeilage. Inserate finden gegen 8 kr. ö. W. oder P/z Ngr. die gespaltene Nonpareillezeile Au&ahme, 

Zuschriften jeder Art können nur franco angenommen werden. 



Druck von Citri Fromme In Wien. 



Ffir den Verlag verantworüich : Carl Beger. 






Ni!?, — Oesterreichische Zeitschrift 



X¥. Jakr^ns. 



1867. 

1. AprU. 



für 



Berg- und Hüttenwesen. 



Verantwortlicher Redacteiir: Dr. Otto Freiherr von HingenaOt 

k. k. Hiniaterialratb Im Finansminiateriiiin. 

Verlag der Q. J. Manz'schen Buohliaildlimg (Kohlmarkt 7) in Wien. 

Inlialt: Veranche über die Verwendbarkeit der Miröschauer Steinkohle zur Schmiedefeaerang. — Gewerkachaftliche and 
Vereins-Njicbrichten. — Neueste Fortschritte des Kupferhilttenwesens. — Notizen. — Administratives. — Ankündigungen. 

Versuche üher die Verwendbarkeit der Miröschauer Steinkohle zur Schmiedefeuenmg. 

In der birkenberger Werkssch miede zu Przibram wurden im l. J. durch Herrn Bergprakticanten Stöhr umfassende 
Versuche abgeführt über die Tauglichkeit der MfrÖschauerSteinkohle zur Schmiedefeuerung, wobei sieh ftusserst er- 
freuliche Resultate ergaben. Es wurden die verschiedensten Gegenstfinde immer bei drei Schmiedefeuern gleichzeitig ge- 
arbeitet, wovon jedoch das eine mit Holzkohle, das zweite, mit Rleinkohle und das dritte mit Lösche betrieben wurde. 
Die gewonnenen Resultate sind nun in der hier folgenden Tabelle I. zusammengestellt. 



aaa^ 




"T" 


T- 








.2 







'Jll 


ErBpamiss 






Name des verfer- 


i 


9 

73 








2 

o 


1 


Q> 


in pCt. bei 






tigten Qegenstan- 

des bei je drei 

Feuern 


QQ 
N 

a 


t -2 

8 H 


1 


1 

s 


-2 


» 


1 

s 


3 










u 

CD 

o 




« * 


Anmerkung 


a. 




Pfl 


t n d 




K.' 


Pfu 


ud 


kr. 




1 
2 


Kratzen . . 


12 
12 


24 
22 


— 


— 


r'' 


8V, 


150 


— 


3-4 
2-2 


36% 


33% 


JedeeinselnePoBt 
iat die Leistung 
in einer ganxen 


3 




12 


23 


— :- 


— 


3 


— 


— 


178 


2-3 


' W 


/ V 


Arbeit««eblclit,mit 
Aacnahme der Ei- 


4 




1 


13 


1 


— 


2% 


3% 


— 


— 


24 






■enbahnwtgen. 


5 


Putxken . . 


1 


14 


1 


— 


2 




66 


— 


1-76 


27 


21 




6 




1 


14 


1 


— 


272 


.» 


— 


84 


1-9 








7 




150 


20% 
20 V» 


— 


— 


2% 


5 


— 


— 


2-3 






Sine Tonne H'ola- 
kohles 10 K/ ko- 


8 


Eisenbahnnägel 


150 


— 


— 


2% 


— 


60 


— 


105 


55 


55 


stet 82 kr. 

1 Ctr. Kleinkoble 


9 




150 


17% 








2% 





— 


60 


1-04 






kostet 32 kr. 












1 * 














1 Ctr. Löscbe ko- 


10 


l 


150 


31% 


— 


— 


2% 


6 


— 


— 


1-61 






stet 26 kr. 


11 


Anmfnftgel . . | 


150 


30 


— • 


— 


2 


— 


66 


— 


0-73 


56 


58 




12 


1 


150 


30 


— 


— 


2% 


— 


■— ^ 


70 


0-7 








13 


i 


170 


50% 


— 


-^ 


2 


6 


— 


— 


10 








14 


Fahrthaken . i 


155 


50% 


— 


— 


2 


— 


59 


— 


0-4 


60 


64 




15 


1 


163 


49v; 




— 


2% 


— 


— 


60 


0-36 








16 




6 


16 


4Loth 


— 


1% 


5 


.. 


— 


2-7 








17 


Keilhauen . . 


6 


16 


4 « 


— 


1% 


""" 


80 


— 


1-7 


34 


41 




18 




6 


16 


4 . 


— 


1»/; 


— 


— 


87 


1-6 








19 


Eisenbahnwft- L 


1 


131 


— 


2 


3% 


20 


— 


— 


13 








20 


gen compl. be- 


1 


140 


— 


2 


4 


— 


180 


— 


0-42 


67 


69 




21 


schlagen . . 


1 


140 


— 


2 


4 


— 


— 


190 


0-4 








22 




17 





4% « 


— 


.. 


6V2 


_ 


— 


11-8 








23 


Fäustel gestählt 


17 


.^_ 


4^7, . 










58 


— 


.5 


58 


58 




24 


u. gestaucht . 


17 


— 


4%. 


— 





— 


— 


64 


5 








25 


Bohrer geschärft 


200 





— 


— 


— 


5 


— 


— 


— 








26 


und abge« 


200 





— 


— 


. 


— 


58 


— 


— 


55 


60 




27 


schweisst. . 


200 


— 


— 


— 





— 


— 


68 


— 


















S 


umma 


65% 


777 


861 


Durch 


- 49-8 


54-3 1 




















•clmitl 









— 98 - 



Man sieht somit, dass der Calo in allen Fällen als gleich 
angenommen werden kann, und dass der Gewinn bei der 
Steinkoblenfeuerung von 21% — 69% schwankt; im Mittel 
also bei der Kleinkoble 49'8% und bei der Lösche 54*3% 
beträgt. 

Was die Aeqaivalente anbelangt, so sind laut Tabelle : 
65 Va K/ Holzkohle = 655 Tonnen Holzkohle = 777 it, 
Kleinkohle = 861 it. Lösche. 
Um sich auch darüber Qewissheit zu verschaffen, dass 



der Gebrauch der Steinkohlen auf das Schärfen and Stählen 
des Gezähes keinen nachtheiligen Einfluss hat, wurden un- 
ter Intervention des Hm.Becggeschworenen B a b an e k, von 
denselben Arbeitern und vor denselben Belegungen Bohrer 
verwendet, von denen ein Theil bei Holskohle und ein an- 
derer bei Steinkohle geschärft wurde. 

Die Resultate, welche sich hierbei zeigteui sind tabel- 
larisch zusammengestellt folgende: 





Lauf 


Mit Steinkohle geschärft 


Mit Holzkohle geschärft 


M 




^ 




fa h 




^ 




.. h 






5 u 


eaamm 
efe in 
ollen 


11 
5 o 


oUbob- 

mg pe 

Bohre 


11 

5 o 




11 


ollboh- 
mg pei 
Bohre 






< 00 


© •« N 


< PQ 


ta s - 


<XD 


0«N 


. -^m 


N C — 


1 


7 Lauf Prokopi-Gang 


14 


170 


48 


3-54 


13 


157 


44 


3'56 


2 


15 Lauf Wenzel Hangendtrum . . . 


7 


78 


70 


1 11 


7 


81 


53 


1-52 


3 


19 Lauf Querschlag von Prokopi . . 


12 


144 


75 


192 


12 


144 


86 


J-67 


4 


21 Lauf Unbenannter Gang .... 


15 


171 


49 


3 49 


16 


181 


47 


. 3-85 


5 


12 Lauf Kreuzkluft 


14 


154 


62 


2-48 


12 


131 


37 


3-54 


6 


9 Lauf Michaelort 


21 


246 


24 


10-25 


21 


245 


33 


7-42 












Durch- 








Dnrcb- 












achnitt 








«chnitt 




Zusammen 


83 


963 


328 


2-93 


81 


939 


300 


3-13 



Hier zeigt sich also, dass : 

Mit Steinkohle geschärfte Bohrer im Durchschnitte eine 
Zollbohrung yon 2*93'', 

mit Holzkohle geschärfte Bohrer im Durchschnitte eine 
Zollbohrung von 3*13" geben. 

Für den ersten Anblick scheint es demnach, dass Boh- 
rer mit Holzkohle geschärft ein günstigeres Resultat geben 
als solche mit Steinkohle, allein in den einzelnen Fällen der 
abgeführten Versuche wurden bald mit Bohrern der ersten, 
bald mit denen der zweiten Gattung günstigere Resultate 
erzielt, so dass behauptet werden kann, dass die Ursache 
der an und für sich geringen Abweichung in der Haltbar- 
keit der Bohrer durchaus nicht im Brennmateriale liegen 
kann, sondern vielmehr in anderen Zufälligkeiten. 

Die Arbeit endlich geht bei der Steinkoblenfeuerung 
ebenso gut und schnell vor sieb wie bei der Holzkohle, nur 
muss etwas stärker gepresster Wind angewendet werden. 

Schliesslich sei noch bemerkt, dass sämmtliche Schmie- 
defeuer des Hauptwerkes zu Przibram jährlich etwa 10.000 
Tonnen Holzkohle verbrauchen; diesem Quantum entspre- 
chen aber nach dem im Vorhergehenden Gesagten 11.862*59 
Ctr. Kleinkohle oder 13.14503 Ctr. Lösche. 
1 0.000 Tonnen Holzkohle k 82 kr. kosten 8200 fl. 
11.862 Ctr. Kleinkohle i 32 « r» 3795 t> 84 kr. 

13.145 n Lösche ^ 26 « « 3417 « 70 « 

Es tritt somit in Przibram mit Einführung der Stein- 
kohlenfeuerung statt der Holzkohle eine jährliche Erspar- 
niss von rund 4500 fl. ein. 



Oewerkschaftliche und Vereins-Nachrichten 

Geschäftsbericht der Wolfsegg - Trannthaler Koh- 
lenwerks- nnd Eisenbahn-Gesellschaft. 

Der für die General- Versammlung dieser Gesellschaft 
am 26. März d. J. bestimmte Geschäftsbericht des Verwal- 



tungsrathes dieser Gesellschaft liegt vor uns, und bietet 
ausser den Betriebszifferu des abgelaufenen Jahres auch 
noch andere admi nistrative Anhaltspunkte zu einer Bespre- 
chung, welche wir dermal weit unbefangener als in frühe- 
ren Jahren wagen können, weil der Redacteur dieses Blattes 
seit einem vollen Jahre verhindert war , an der Leitung je- 
ner Gesellschaft persönlich Theil zu nehmen, und mit seiner 
Uebernahme eines Referats im k. .k. Finanz-Ministerium 
(October 1866) aus seiner Function als Verwaltungsratb 
und Vorstand jener Gesellschuft ganz ausgeschieden ist, 
daher an den Erfolgen dieses abgelaufenen Jahres keinen 
eigenen Antheil hat. 

Das Jahr 1866 war für jene Gesellschaft ein n^'^ti- 
schesti Jalir. Das Auftreten einer Concurrenz hatte den 
Kohlenabsatz an die k. k. Elisabethbahn um mehr als die 
Hälfte vermindert, die Erzeugung musste reducirt werden, 
und die kriegerischen Ereignisse des Sommers, wenn sie 
auch die Unternehmung nicht direct berührten, warfen durch 
ihren Einfluss auf die Stockung der Industrie und des Ver- 
kehres überhaupt einen Schatten über die an sich schon 
herabgestimmtnn Erwartungen der Gesellschaft. 

Demungeachtet wurde die n Krisisa glücklich Überstan- 
den, und das ungünstige Jahr schloss mit einem reellen 
Uebersohusse über die 6 % Verzinsung sämmtlicher Actien 
und mit ernsten Vorbereitungen zu neuem Aufschwünge 
des Betriebes und der Gebarung. — Das Unternehmen hat 
seine innere Lebenskräftigkeit erprobt und geht einer heuen 
Periode mit erneuerter Kraft entgegen. Wir gehen au den 
einzelnen Haupttheilen des Berichtes über. 

I.Bergbaubetrieb. Die Erzeugung 
des Bergbaues auf allen Gruben der 
Gesellschaft betrug im Jahre 1866 
(sie war in den Jahren 1863) 1864 



1,637.059 Ctr. 



— »9 ~ 



und 1865 bereits auf 2—3,000.000 Ctr. 

gestiegen I)*) 

Die GestefaangBkosten stellten sich im Allgemeinen 
eben wegen der verminderten Erzeugung etwas höber, auch 
wurde in dem Jahre 1866 nicht versäumt, Vorarbeiten für 
die grössere Concentrirung der Erzeugung auszufahren, die 
Verbindung zweier Stolleu unter einander bewerkstelligt , 
'Entwässerungsarbeiten fortgesetzt, die Pferdeförderung auf 
zwei Stollen der Thomasroither Grubenabtheilung einge- 
führt, selbst neue Schürfarbeiten begonnen und die Begu- 
lirung des Grubenmassencomplezes weiter vorbereitet. 

Diese Erzeugung nebst diesen Nebenarbeiten wurde 
durch einen Mannschaftsstand von 16 Aufsehern , 211 
Häuern, 73 Förderern, 100 diversen Arbeitern, 13 Knaben 
und 3 Weibern, zusammen also von 416 Personen vollbracht. 

Da im Sommer die Arbeitszeit wegen zu grosser 
Vorräthe und Absatzstockung verringert wurde, (um da- 
durch die Entlassung zu vieler Arbeiter zu vermeiden) sank 
auch die Häuerleistung von 34 Zollctrn, auf 32*5 ZoUctr., 
und der reine Häuerverdienst von 117 auf 105 kr. pr.Schicht. 
(Was jedoch einer massenhaften Entlassung immer noch vor- 
zuziehen war.) 

Der Fortbestand der im Jahre 1865 errichteten 
Lesestube für die Arbeiter ist durch deren lebhafte Theil-^ 
nähme gesichert, und die neue Werksschule in Tbomasroith 
entsprach ihrem Zwecke. 

2. Koh len Verfrachtung. Auf den ge- 
sellschaftlichen Kohlenbahnen wurden 
verfrachtet (bis an die k. k. Elisabeth- 

'bahn) 1,598.603 Ctr. 

Auf der k, k. Elisabethbahn selbst für 

Bechnung der Gesellschaft .... 492.892 n 

3. Kohlen-Absatz. Am 1. Jan. 1866 
befanden sich auf den Kohlenlagern 
der Gesellschaft an Vorräthen vom Vor- 
jahre .... - 69.918 Ctr. 

Dazu kamen an neuer Erzeugung des 

Jahres 1866 . 1,637.059 » 

Zusammen . . . 1,706.977 Ctr. 
Verkauft worden von obiger Summe . . 1,625.513 Ctr. 
Dasü der erhobene Calo von . . . . , 4.281 n 

1,629 794 Ctr. 
Verblieb also Vorrath am letzt. Dec. 1866 77.183 Ctr. 
Der Absatz vertheilte sich nachstehend (in 
runden Summen.): 

An die k. k. Elisabethbahn 865.000 Ctr. 

n Abnehmer in Oberösterreieh .... 320.500 » 
n n n Niederösterreich .... 65.000 » 

t) die k. k. Saline Gmunden .... 115.000. n 
n p k. baierische Staatabahn .... 260.000 n 
Hier zeigt sich der Unterschied dieses ungünstigen 
Jahres gegen das Vorjahr am auffallendsten. Gegen 1865 
hatte sich der Absatz an die k. k. Eiisabethbahn um 
1,119.000 Ctr. vermindert, der an die Saline um 77.000 
Ctr, (theils wegen der durch die Kriegsereigniese hervorge- 
rufenen Stockung des SalzversehleisseS; theils wegen Bau- 

*) Wie sehr die Leistungen sich gehoben haben, zeigt ein 
Vergleich mit den Jahren I8i59 und 1B60 ; im ersteren wurden 
mit einem Personale von 500 Arbeitern 738.968 Ctr., 1800 mit 
696 Mann 1,300.000 Ctr. erzeugt! Die Eiftzellöhne waren kleiner, 
die Gewinnungskosten grCsser I — 



ftthrungen bei den Sudpfannen) 9 der Bedarf der baierischen 
Staatsbahn war um 12.000 Ctr. gefijlen, der Absatz in Wien 
um 16.000 Ctr., dagegen hatte sich der Localabsatz in 
Oberösterreieh etwas gehoben. 

Dieser Umstand hatte schon die vorjährige Qeneral« 
Versammlung veranlasst, die Begründung einer Glasfabrik 
in*s Auge zu fassen und den Verwaltungsrath mit den Vor- 
erhebungen dazu zu beauftragen. Dieser hat auch im Laufe 
des J. 1866 Schmelzversuche mit den im Hangenden der 
Kohlenlager vorkommenden Kie8eln,''sowie Localerhebungen 
durch einen im Glashättenwesen erfahrenen Techniker vor- 
nehmen lassen, und diese Vorerhebungen stellen ausser 
Zweifel, dass eine Glasfabrik am oder in nächster Nähe 
des Bergwerkes und der dasselbe begleitenden Quarzlager 
nicht nur mit einem Capital von 80 — 90.000 fl. ausführbar, 
sondern auch rentabel sein würde. Der Verwaltungsrath 
räth daher in seinem Geschäftsberichte diesen Plan im Auge 
zu behalten, und allfälligen Unternehmern solcher Industrien 
mehrjährige günstige Kohlenlieferungs vertrage in Aussicht 
zu stellen. 

An die Eröffnung der Flügelbahn von Freilassung nach 
Reichenhall, und an das Project einer Bahn von Salzburg 
nach Hallein knüpft der Verwaltungsrath Hoffnung auf Er- 
weiterung des Absatzes nach den Salinen Reichenhall und 
Hallein, und verlangt von der General- Versammlung die Er 
mächtigung, sich an den Vorbereitungen hiezu zu bethei- 
ligen. 

4. Geldrechnung. Ungeachtet der ungünstigen Absatz- 
verhältnisse stellt sich die Geldbilanz der Gesellschaft 
— immer noch ziemlich günstig, was theils den we- 
sentlichen Betriebsverbesserungen der letzten Jahre, theils 
dem Umstände zu danken ist, dass die Gesellschaft in 
den letzt abgelaufenen guten Jahren strenge darauf be- 
dacht war, ihre Schulden zu tilgen und die ZinsenUst 
ganz ungemein zu verringern, so dass die Summe der 
im Jahre 1866 zu bezahlenden Zinsen auf 12.951 fl. 
gesunken ist, während sie im Jahre 1861 die Summe 
von 45.242 fl. in Anspruch genommen hatte! ! Dazu 
kommt noch, dass in obigen 12.951 fl. auch die Zinsen 
des eigenen Reserve- und Dispositions-Fondes enthalten 
sind, welche aus den Werkserträgnissen verzinst werden, 
und im Jahre 1861 noch gar nicht bestanden. 

Die Gesellschaft hatte iin Jahre 1861 an Prioritäten, 
Hjpothekarschulden und Wechseln eine Last von 559.323 
fl. auf ihrem Conto. Im Jahre 1866 betrug diese Post nur 
mehr 132.394 fl., und der vor drei Jahren begründete Re- 
servefond bezifferte sich schon auf . 23.693 fl. 97 kr. 
der aus den Ueberschüssen gebildete Dis- 
positionsfond auf 71.082 n 12 „. 

Zusammen also . ^ [ 94.776 fl. 09 kr. 
Diese Gebarung erklärt es, wie auch ein sehr ungün- 
stiges Jahr den Stand der Gesellschaft nicht zu erschüttern 
vermochte ! 

Aus dem Kohlenverkauf wurde erzielt 
eine Brutto- Einnahme von .... 335.962 fl. 
Die. Erzeugun^skosten , einschliessig : 
Bergbau - Auslagen , Frachtspesen bis 
zu den Verkaufsstationen, Regieko- 
sten und Inventars- Abschreibungen 
machten 218.569 fl. 



Es blieben somit 



117.393 fl. 



00 



^2a:]7A 



100 



Davon wurden bezahlt die Gapitalszin- 
sen, einschliesBig der Versinaung des 
Reservefondes mit 



12.951 fl. 34 kr. 



104.441 fl. 66kr. 



Es blieb daher ein reiner Best von 
Dieser reicht hin, um die Einkom- 
mensteuer und die 6% Verzin- 
sung aämmtlicher Actien zu 
bestreiten, und stellt der General- 
Versammlung zur weiteren Verfügung 
noch einen Debenehiss von . . . 8.491 fl. 66 kr. 

Die interessanteste Partie des Geschäftsberichtes ist aber 
ein am Schlüsse desselben entwickelter nTilgungsplantt, 
in welchem der Gedanke, den wir in einer früheren Num- 
mer dieses Jahrganges unserer Zeitschrift aussprachen — 
n&mltch die Amortisation der Antheile von Bergwerksgesell- 
schaften praktisch entwickelt ist und den Actionftren zur 
Annahme vorgeschlagen wird. Wir lassen hier den nTil- 
gungsplantt wörtlich nach dem Geschäftsberichte folgen: 

Auf Grundlage der constatirten Mächtigkeit der Flötze der 
gegenwärtig im Betriebe befindlichen, nur einen kleinen 
Theil des gesellBchaftlichen Besitzes bildenden Gru- 
benmassen ergibt sich, dass ohne weiteren namhaften Auf- 
wand tür Gebäude, Eisenbahnen und Vermehnmgf • des dazu 
gehörenden Fundus in structus noch eine Ausbeute von circa 
280 lülKonen Centnern Kohle mit voller Beruhigung in Aussicht 
genommen werdenkann. 

Wird nun nach der Analogie der letzten Jahre die jähr- 
Hohe Ausbeute mit 3 Millionen Centneru beziffert, und von der 
Voraussetzung ausgegangen, daas nach Erbeutung der obigen 
280 Millionen Centnern Kohlen die gegenwärtig in Ang^ff genom- 
menen Gmbenmassen erschöpft und die dazu gehörigen Gebäude 
und Eisenbahnen ausgenützt und daher werthlos sein werden, 
so ergibt sich, dass die Gesellschaft 93 Jahre Zeit habe, diesen 
ihren Besitz, beziehungsweise das denselben reprMsentirende 
Actiencapital von fl. 1,482.575 zu amortisiren. 

Hienach entsteht die Frage, mit welcher Jahres-Quote die 
Amortisirung durchgeführt werden kann? 

Die Grösse der Amortisimngs-Quote hüngt von dem Zins- 
fusse ab, zu welchem die Gesellschaft die jährliche Tilg^ngs- 
Quote auf eine Beihe von 90 Jahren mit Sicherheit wird anle- 
gen können. 

Es ist selbstverständlich, dass je höher der Zinsfuss an- 
genommen, desto niedriger die Jahres-Quote sein wird. Um aber 
hiebei mit voller Beruhigung vorzugehen, dürfte eine höhere als 
eine constante 4procentige Fructificirung der Amortisirungs- 
Quote der Kechnung nicht zu Grunde gelegt werden. 

'Wenn sich voraussichtlich in den nächsten Jahren höhere 
Zinsen ergeben, so ist hiedurch einem etwaigen Ausfall späterer 
Jahre im Voraus begegnet. Als Grundlage des Amortisations- 
planes ergibt sich diüier, dass das Actien-Capital von circa IVi 
Millionen Gulden innerhalb 90 Jahren mit Zugrundelegung einer 
4procentigen Verzinsung zu tilgen sei. 

Die Amortisations -Tabellen zweier der ausgezeichnetsten 
Antoritäten dieses Faches entziffern übereinstimmend eine jähr- 
liche Quote von 1722 fl., welche zur Erreichung des oberwähn- 
ten Zweckes genügen wird. 

Nach Massgabe einer höheren Erzeugung über die zu 
Grunde gelegten 3 Millionen Centner des Jahres- Absatzes müsste 
eine verhältnissmMssige Erhöbung von 60 fl. ftlr je 100/m Centner 
Kohle per Jahr stattfinden. 

Bezüglich der fruchtbringenden Verwendung der jährlichen 
Amortisations- Quote sind in erster Linie die zweifellose Sicher« 
beit der Anlage, und in zweiter, ein mindestens 4p'rocentlge8 
Erträgniss die Bedingungen einer corretften Durchführung. 

Hiebei erscheint es dem Verwaltnngsrathe am zweckdien- 
lichsten, die Amortisations-Quote zur Einziehung der gesellschaft- 
lichen Actien zu verwenden, weil hiedurch der Amortisations- 
sweck, abgesehen von den den Actionären erwachsenden Vor- 
theilen, am sichersten erreicht wird 

Der Verwaltungsrath einigte sich daher über den hier 
Torsulegenden Antrag, die General- Versammlung wolle be- 
schliessen: 



a) Zum Zwecke der allmäligen Amortisirung des gesellsohaft- 
Uchen Actien- Capitals wird aus dem jährlichen Reinertrage, 
bevor noch eine Verzinsung der Actien Platz greift, durch 
eine Beihe von 90 Jahren alljährlich ein Betrag von fl. 1800 
ö. Währ, in einen zu gründenden Amortisationsfond hin- 
terlegt. 

b) Wenn der Kohlenabsatz der Gesellschaft die Ausbeute auf 
mehr als 3 Millionen Centner per Jahr steigern würde, soll 
auch der Amortisationsfond im Verhältnisse von fl. 60 ftlr 
je 100.000 Centner höher dotirt werden. 

c) Die in den Amortisationsfond einfliessenden Beträge sind 
zum börsemässigen Ankauf von Actien unserer Unterneh- 
mung, vorzugsweise der ersten Serie zu verwenden, so lange 
derselbe bis zum Nominal werthe geschehen kann; von da 
ab wird für den alljährlich verfügbaren Geldbetrag eine 
entsprechende Anzahl Actien der I. Serie unserer Unter- 
nehmung durch das Los zur Rückzahlung s1 pari einberu- 
fen ; erst wenn die ganze I. Serie Actien heimgezahlt ist, be- 
ginnt die Tilgung der Actien II. Serie. 

d) Sobald der Zeitpunkt eingetreten sein wird, dass die Actien 
nicht mehr unter oder zu dem Paricourse anzukaufen sind, 
Und mithin die Verlosung tu beginnen . hätte, wird der Ver- 
waltungsrath der General - Versammlung einen Vorschlag 
darüber zu unterbreiten haben, ob und welche Vorthelle 
etwa den ausgelosten Aütien ausser der Bezahlung des Ko- 
minal-Capitals zuzuwenden sein werden. 

Die rückgekanften und rückgezahlten Actien nimmt die Ge- 
sellschaft in Verwahrung und .verwendet deren Zinsen ebenfalls 
zu Gunsten des Amortisationsfondes. Diese Actien dürfen nicht 
wieder begeben werden und sind daher unbrauchbar zu machen. 

Wir werden im nächsten Artikel, in welchem wir von 
der Aufnahme diesfes Vorschlages bei der am 26. März ab- 
gehaltenen Versammlung weiter berichten werden, auch noclr 
einige Bemerkungen über den nun auch praktisch in das 
bergmännische Gesellschaftsleben eintretenden n Tilgungs- 
plan für Antheilett anknüpfeni weil wir in diesem Gedanken 
einen nicht unwichtigen Wendepunkt des montanistischen 
Associations Wesens erblicken. 0. H. 



Neueste Fortschritte des Kupferhütten- 

wesens.*) 

I. 

Fftllung des Kupfers aus Cementwftsseni auf galvaiil- 
sohem Wege. 

Auszug aus einem Vortrage des k. k. Bergrathes und Hütten- 
chemikers Adolf Patera. 

Die Schmöllnitzer kupferhaltigen Grubenwässer wer- 
den bekanntlich in langen Lutten über metallisches Eisen 
geleitet, wodurch das Kupfer metallisch gefällt (cementirt) 
wird. Diese Manipulation sammt dem dazu benützten Ap- 
parate ist in der österr. Zeitschrift für Berg- und Hütten- 
wesen t860, Nr. 36 vom k. k. Hüttenverwalter Herrn A. 
Hauch ausführlich beschrieben. Das Gruben wasser hat nur 
einen geringen Kupfergehalt, nämlich durchschnittlich 0*5 
Loth Kupfer per Kubikfuss. 

Die Uebelstände der 'Manipulation sind im wesentli- 
chen folgende: 

1. Der Eisen verbrauch ist ein bedeutend grösserer als 
das Aequivalent. Man brauchte in den letzten 10 Jahren 
per Centner Kupfer bis zu 4 Centner Eisen. Die Ursache 
hiervon wird dem Geh alte des Graben wassere an Eisen- 
vitriol zugeschrieben, welcher sich beinv. längeren Verweilen 



*) Fast gleichzeitig erhalten wir zwei Berichte über Ver- 
besserungen der Kupfergewinnung auf nassem Wege, die wir hier 
nach einander folgen lassen. Die Proben des erst in kleinem 
Massstabe gemachten Versuches haben wir selbst in Händen gehabt. 

O. H. 



— 101 — 



in den F&ltlutten höher ozTdirt and dann das FäUeiaen an- 
greift. 

2. Der erhaltene Cementkupfersclüich ist sehr unrein, 
derselbe enthält 12 bis 90% Kupfer, ist mit Eisenozyd- 
hydrat, basischen Eisenoxydsalzen und Kohleneisen ge* 
mengt, bedarf daher einer mehr oder minder kostspieligen 
Nacharbeit. 

Die Aasdehnung des Apparates erschwert endlieh die 
Ueberwachuog desselben, und das Ausheben des Cement- 
Schliches und das Reinigen des Kupfers vom Eisen scheint 
zu mannigfacher Verzettlung desselben Anlass zu geben. 

Ich versuchte, um diesen Uebelst&nden abzuhelfen, 
einige Methoden der Kupferfftllung. Eine Fällung durch 
Schwefelwasserstoff oder Schwefelnatrium lässt sich bei der 
Armuth des Cementwassers nicht anwenden, da das Schwe- 
felmetall in- so geringer Menge sehr lange Zeit brauchen 
würde, um sich vollständig abzascheiden. 

Besser gelingt die Fällung mit einem galvanischen Ap- 
parate und durch diese Methode glaube ich die Aufgabe ge- 
löst zu haben. 

Bekanntlich scheidet sich, wenn man eine Knpfer- 
vitrioUösuDg der Wirkung einer Danicll^chenZinkkupf er- Bat- 
terie aussetzt, an dem mit dem Zinkpole verbundenen Drahte, 
der Kathode, das Kupfer ab ; es braucht aber, selbst wenn 
man ein sehr grosses Blech mit dem Zinkpole in Verbin- 
dung bringt, sehr lange Zeit, bis die Lösung vollkommen 
entkupfert ist. Ich wendete daher einen anderen Apparat 
an, weicher in der Galvanoplastik wohl bekannt ist, und 
welcher von Jacobi angegeben ist. Derselbe besteht aus 
zwei Zuckergläsem, das eine ist bestimmt, die Kupfervitriol- 
lösung aufzunehmen, das andere, welches in ersterem hängt, 
hat keinen Boden und ist mit einer Thierblase verschlossen. 
Letzteres wird mit verdünnter Schwefelsäure oder Salzwasser, 
gefallt und ist bestimmt, das Zink aufzunehmen, welches 
durch einen Kupferdraht mit dem zu verkupfernden Gegen - 
Stande, der in die Kupferlösung eingetaucht wird, verbun- 
den ist. 

Dieser einfache Apparat in zweckmässiger Weise ab- 
geändert, scheint den Anforderungen zu entsprechen. Man 
kann leicht der Anode eine solche Ausdehnung geben, um 
die Flüssigkeit in verhältnissmässig kurzer Zeit zu ent- 
knpfem. Ich wendete zuerst diesen Apparat in folgender 
Form an : In einer grossen Porzellanschale war ein grosses 
Zuckerglas mit Blase verbunden eiogehängt, am Boden der 
Schale befand sich granulirtes Kupfer, welches durch einen 
Kupferdraht mit einer in dem Glase befindlichen Spirale 
von Zink oder Eisenblech in Verbindung war. In der Schale 
befand sich Kupfervitriollösung in dem Glase verdünnte 
Schwefelsäure. Der Apparat gab insofern Hoffnung auf gün- 
stigen Erfolg, als sich damit eine starke Lösung von Kupfer- 
vitriol in mehreren Tagen vollkommen eutkupfern Hess. 

Ich machte hierbei die Bemerkung, dass sich das 
Kupfer zuerst auf den Kupferstückchen, ablagerte, welche 
dem Zink- oder Eisenbleche am nächsten lagen, während 
die entfernter liegenden erst nach geraumer Zeit zur Thätig- 
keit gelangten. Ebenso bemerkte ich, dass das Zink- oder 
Eisenblech gerade an den Kanten, welche dem Fällkupfer 
zunächst lagen, am stärksten angegriffen wurden. Nach die- 
sen Beobachtungen, welche in der Galvanoplastik wohl 
allerdings nicht neu sind, richtete ich einen Kupferfllll- Appa- 
rat ein. Derselbe war folgendermassen hergestellt. 

In ein mit Guttaperohaplatten ausgelegtes Kästchen 



wnrdö eine viereckige Thonzelle so eingekittet, dass die 
die längere Seite des Kästchens berührenden zwei Wände 
derselben vollkommen wasserdicbt abgesperrt waren ; es 
wurde auf diese Weise von den kürzeren Seiten des Käst- 
chens, den freien Wänden der Thonzelle, dem Boden des 
Kästchens und dem der Zelle ein leerer Raum gebildet, 
durch welchen die zu entkupfernde Flüssigkeit passiren 
konnte. Dieser Raum wurde mit granulirtem Kupfer gefüllt, 
in die Thonzelle kamen Eisenplatten, welche an einem star- 
ken Drahte parallel so angelöthet sind, dass zwischen jeder 
Platte ein Zwischenraum von circa 4 Linien ist. 

Dieses System von Eisenplatten wird mittelst eines 
Kupferdrahtes in leitende Verbindung mit dem granulirten 
Kupfer gebracht. Die Kupfervitriol lösung wird auf einer 
Seite der Zelle continuirlich aufgegossen und flieset auf der 
anderen Seite durch ein Glasrohr ab. Eine Kupfer vitriol- 
lösung, welche einen Kupfergehalt hat wie die SchmöUnitzer 
Grubenwässer, nämlich per Kubikfuss 0*8 Loth, wird in 
diesem kleinen Apparate, wo der Weg, den die Lösung zu 
durchlaufen hat, kaum { y^, Schuh beträgt, mehr als halb 
entkupfert, in zwei solchen Apparaten geschieht diese voll- 
kommen. Lässt man die Flüssigkeit nur kurze Zeit in dem 
Apparate stehen, so ist sie vollkommen entkupfert. 

Es scheint daher, dass dieser Apparat allen Anforde*' 
rungen genügen wird. Es wird das Kupfer auf diese Weise 
sehr jein erhalten werden, der Eisenverbrauch wird dem 
Aequivalent des Kupfers nahe entsprechend sein, und der 
Apparat wird sehr compendios ausfallen und daher leicht 
zu überwachen sein. 

Der einzige Uebelstand, den ich bemerkte ist der, dass 
man eine grosse Menge granulirten Kupfers brauchen wird, 
weiches wohl nicht verbraucht wird, doch unverwerthet im 
Apparate liegtund das Anlagecapital bedeutend vergrössert. 
Ich versuchte es daher in letzter Zeit, das Ku- 
pfer durch Cokesstückchen zu ersetzen, was voll- 
kommen zu gelingen schei nt, denn das Kupfer 
überzieht dieselben so vollkommen und leicht, 
dass sie ohne Anstand dem granulirten Kupfer 
substituirt werden können. 

(Verhandl. d. geol. Reichsanstalt. Nr. 5.) 

IL 

Ueber die vortheilliafteste Verwerthunff armer Kupfererze 

auf nassem Wege, bei theilweiser Wiedergewinnung der 

zum Auslaugen verwendeten S&ure und Umgehung der 

Gementation mit Eisen. 

Von H. Wagner, Fabrikdirector in Pfungstadt. 

Arme Kupfererze finden sich sehr häufig iu der Natur 
als Kupfers an derze, Kupferschiefer, thonige und kalkige 
Kupfererze, kupferfahrende Kieselschiefer etc. verbreitet. In 
allen diesen Erzen tritt das Kupfer in wechselnden Mengen 
auf, — oft von Yj bis 10 Prct. — ge wohnlich koiu inen aber 
nur diejenigen Erze, welche unter 5 Prct. Kupfer enthalten, 
zum Auslaugen. In denselben kommt das Kupfor als Kupfer- 
malachit, Kupferlasur, Rothkupfererz und Kapferschwärze, 
seltener als Schwefelkupfer vor, welch' letzteres bei der Ge- 
winnung mit Säuren gewöhnlich nicht in Betracht gezogen 
werden kann, da es in denselben unlöslich, wenn nicht eine 
Röstung der Erze vorausgegangen. 

Das Ausbringen des Metalles auf f e u r i g e m Wege war 
stets bei diesen armen ozjdischen Erzen mit grossen Schwie- 
rigkeiten verbunden, da die zu verschlackenden Gangarten 



— 102 — 



iuimer eine niebt nnbeträehtliche Menge Knpfer in aidh auf- 
nahmen und snrflckhielten ; — oft aber auch der Werth des 
Yerbrancbten Brennmateriales die Gewinnung unmöglich 
maehte. Vielfache Yemiehe, diese Erze auf nass em Wege 
itt Gute zu machen, flthrten nur in seltenen Fftllen za gün- 
stigen Resultaten, da die begleitenden Ganggeeteine sehr 
häufig kalk- und magnesiahaltig sind, zugleich aber auch 
Thonerde, Eisen etc. hier in wechselnden Mengen auftreten, 
auf welche die zum Auslaugen des Kupfers verwendete 
Säure ebenfalls mehr oder weniger energisch einwirkt, — 
Es ist desshalb leicht einzusehen, dass oft grosse Mengen 
Säure verloren gehen, welche zur Sättigung des Kalkes, 
Eisens nnd der äbrigen Erden erforderlich sind. Dann sind 
auch die beim Niederschlagen des Kupfers mit Eisen erhal- 
tenen Eisenchlorürlaugen ein viel zu werthloses Nebenpro- 
duct, als dass dieselben eine beeondere Berücksichtigung 
verdienten. Oft sogar sind diese Abgangslaugen die Quelle 
vielfacher und gerechter Klagen , da die mit denselben ver- 
gifteten Bäche nicht allein zum Tränken des Viehes zeit- 
weise nicht geeignet, sondern auch der grösste Theil der 
unter derartigen Anstalten gelegenen Gewerbe, welche ein 
reines Wasser benöthigen, in ihrer Existenz durch den Eisen- 
gehalt des Wassers sehr bedroht werden. — In der letzten 
Zeit wurden Versuche gemacht, diese Eisenlaugen als Desin- 
fectionsmittel in den Handel zu bringen, und bebalte ich 
mir vor, epäter den Werth dieser Laugen im Vergleiche zum 
Eisenvitriol und anderen Desinfectionsmitteln festzustellen. 
Da wo Kupfererze in Kalk oder dolomitischen Gestei- 
nen vorkommen, oder der Kalk- und Magnesiagehalt der 
Gestcinsmassen mindestens 20 Prot, betragen, fand ich es 
immer vortheilhaft, die Erze in Kalkschachtöfen oder geeig- 
neten Flammöfen so lange zu rösten, bis der kohlensaure 
. Kalk vollständig in Aetzkalk verwandelt war. Die Erze wur- 
den noch warm mit Überschüssigem Wasser in Berührung 
gebracht, wo der Aetzkalk unter Zerfallen sich in Calcium- 
oxydhydrat verwandelt, welches zum Theile sich im Wasser 
löst, hauptsächlich aber vermöge seiner feinen Vertheilung 
und seines geringen specifischen Gewichtes hinreichend lange 
in Schwebe bleibt. Da nun die vorhandenen Kupfererze 
durch diesen Process in Kupferoxyd verwandelt wurden, 
welches ein sehr hohes specifisches Gewicht im Vergleiche 
zum Calciumoxydhydrat besitzt, so hielt es nicht schwer, das 
Kupferoxyd durch einen einfachen Wasserprocess zu schei- 
den und je nach Umständen seine weitere Gewinnung zu 
betreiben. 

Vor einiger Zeit hatte ich Gelegenheit, auf Grund eines 
Preisausschreibens, das Vorkommen und Verhalten armer 
Kupfererze genau zu studiren, und galt es bei der Verhüt- 
tung derselben ein Verfahren einzuführen, welches die bei 
der Cementation mit Eisen erhaltenen Eisenchlorürlaugen 
entweder beseitigte, oder.aber in ein werthvolles Nebenpro- 
duct verwandelte. Obgleich nun meiner Arbeit auf Grund 
eines von competenter Seite abgegebenen Urtheiles der 
Preis zuerkannt wurde, beliebte man nachträglich derartige 
Bedingungen «u stellen, dass ich es vorzog auf den Preis zu 
verzichten. Bei dem von mir gemachten Vorschlage soll das 
Fällen des Kupfers mit Eisen ganz umgangen, die zur Lö- 
sung der Kupfererze erforderliche Menge Salzsäure aber, 
nachdem sie diesen Zweck erfüllt und das Kupfer ans der- 
selben ausgeschieden, wiederum in den Kreislauf des Be- 
triebes gebracht werde, so zwar, dass sie von Neuem lösend 
wirkt und nach Abzug des mechanischen Verlustes immer 



wieder zur Lösung neuer Erzmengen verwendet wird. Neh- 
men wir zur Extraction der Erze Salzsäure (wie diess ge- 
wöhnlich der Fall ist) und verwenden zum Fällen des Ku- 
pfers Schwefelwasserstoff, den wir aus Schwefeibaryum ver- 
mittelst Salzsäure darstellen, dann erhalten wir: 

1 . In den sauren Kupferlaugen alles Kupfer als Schwe* 
felkupfer, welches nach sorgfältigem Auswaschen chemisch 
rein ist, während die darüber stehenden Laugen nun wieder 
so viele freie Salzsäure enthalten, als zur Lösung des Ku- 
pfers erforderlich war, und ist dieselbe zum Einlaugen neuer 
Erzmengen wieder vollständig geeignet. Da nun zur Lösung 
von i Ctr. metallischem Kupfer 5 bis 6 Ctr. käufliche Salz- 
säure erforderlich, ist der hier erzielte Vortheil leicht er- 
sichtlich. 

2. Aus den auf der anderen Seite beider Darstellung des 
Schwefelwasserstoffes erhaltenen neutralen Chlorbaryum- 
laugen wird nun mit der entsprechenden Menge Schwefel- 
säure das Baryum als schwefelsaurer Baryt gefällt, welcher, 
nachdem er ausgewaschen, unter dem Namen Blanc fix als 
Handelsproduct bekannt ist,*) während die darüber ste- 
henden Laugen ebenfalls in demselben Masse freie Salz- 
säure enthalten, als vorher Chlorbaryum in Lösung war. — - 
Es werden hier fär jeden Ctr. metallisches' Kupfer nahezu 
3 Ctr. Salzsäure wiedergewonnen. — War in dem rohen 
Schwerspath, welcher zur Darstellung des Schwefelbary^ma 
verwendet wurde (wie diess manchmal der Fall ist), irgend 
ein nutzbares Metall — wie Kupfer, Blei etc. — enthal- 
ten, dann findet es sich als unlösliches Schwefelmetall in 
den Cblorbaryumlaugen, wenn in denselben ein kleiner 
Ueberschuss von Schwefeibaryum vorbanden war und kann 
leicht durch Absetzen getrennt werden. 

3. Muss noch das bei anderen Verfahren erforderliche 
Cementireisen in Rechnung gezogen werden, welches hier 
ganz gespart wird. 

Selbstredend kann bei diesem Verfahren nur von der 
Wiedergewinnung derjenigen Säure die Bede sein, welche 
wirklich Kupfer gelöst hatte, während die Säure, welche 
zur Lösung der Gangarten (als Eisen, Kalk, Magnesia, 
Thonerde etc.) erforderlich war, hier nicht in Betracht 
kommt. Wenn es daher der Preis des Brennmateriales und 
die vermehrten Arbeitslöhne erlauben, dann rathe ich bei 
kalk- und magnesiahaltigen Erzen, das im Eingange von 
mir vorgeschlagene Verfahren anzuwenden und die Erze 
vor dem Einlaugen zu rösten,^ um so mehr als auch alle 
Eisenoxydulverbindungen in die weit schwerer löslidien 
Oxyde verwandelt werden. Waren Sohwefelkupferverbin- 
dungen vorhanden, dann sind sie ebenfalls in eine in Säu- 
oju lösliche Form übergeführt. 

Aber auch bei den Erzen, bei welchen dieser Weg 
nicht eingeschlagen werden kann, ist man im Stande, die 
zur Lösung des Eisens und der Erden verwendete Säure 
wieder theilweise nutzbar zu machen, wenn die entkupfer- 
ten und ganz neutralen Laugen von Zeit zu Zeit in grossen 
flachen Behältern, unter häufigem Umrühren, mit der Luft 

*) Allerdings, aber das solchergestalt von dem geehrten 
Herrn Verfasser gewonnene Blanc fix dürfte schwerlich im 
Handel Glück machen, „von Qualität«« — wie man sich aus- 
drückt — werben die Tapetenfabrikanten es nicht finden. Im 
Uebrigen verdient die vom Herrn Wagner durchgeführte Ent- 
wicklung seiner schwierigen Aufgabe beste Anerkennung. Die 
Red« des n Berggeist.« 

•*) Das Rösten würde aber wohl in allen Fällen den Ko- 
stenpunkt sehr boachtenswerth steigern. Die Bed. des jyBerggeist'*. 



— 103 



in BerübruDg gebracht werden, da in demselben Masse, 
als sich hier basische Salze (hauptsächlich Eisensalze) aus- 
scheiden, audi wieder Salzsäure frei wird. Hat man Rück- 
stände von der Darstellung des Schwefelbaryums, dann ist 
es rathssm, dieselben vor dieser Arbeit den Laugen zuzu- 
setzen. Ja ich glaube, dass wenn man diese Laugen über 
Dornen wände (wie in den Salinen) leiten würde, diese Aus- 
scheidung auf der einen Seite viel sicherer und rascher er- 
folgte, auf der anderen Seite aber auch die Laugen leicht 
auf dem erforderlichen Grade der Concentration erhalten 
werden könnten. 
(Gewerbcblattfär das Grossh. Hessen durch den Berggeist.) 



Notizen. 

Der mineralisohe Relohthum der vereinigten König- 
reiche. Wie wir ans dem Augasthefte 186H des i» Engineer's' 
entnehmen, war in England im Jahre 1863 die Production der 
Metalle nnd nutzbaren Miueralieu im Werthe von 36,364.327 
Pfund Sterling, wovon allein auf Kohlen 20,572.945 und auf 
Eisen II, '275. 100 Pftind Sterling kommen. H. H. 

Der Kohlenverbrauöh der enropftlsohen Bahnen. Die 
sKmmtlicheu europäischen Bahnen zu circa 40.0^0 englischen 
Meilen Längenerstreckung gemessen, consumiren per Tag 1 3.000 
Tons, wovon auf Frankreich 2.600 Tons entfallen. (Engineer, 
13. AprU 1^66.) H. H. 

Die Zahl der Kohlenberglente in England stieg in der 
Gegenwart auf die immense Höbe von 800.000 Mann, welche 
92,000.000 Tonnen Kohle jährUch erzengen. Man beobachtete 
ferner, dass diese Zahl durch eine iährliche, 3 y2Pi'occntige Zu- 
nahme erreicht wnrde; sollte sich nun femer die Arbeiterzabl 
im gleichen Masse erhöhen, so würden im Jahre 1950 mehr als 
B Millionen Menschen benötbigt werden. (Engiueer, 13. Juli 
1866.) — Dass letztere Rechnung wohl auf eine kühne Voraus- 
setzung gebaut ist, geht aus der bekannten Thatsacbe hervor, 
dass die englische Kohlenproduction dermalen ihr Maximum 
erreicht hnt, oder nahe an diesem Wendepunkte der Qesammt- 
Industrie ist. Da obige 92 Millionen Tons z= 1840 Millionen 
Centner einen Werth von circa 206 Millionen Gulden (laut einer 
anderen Notiz in jener Zeitschrift) repräsentiren , so stellt sich 
der durchschnittliche Verkaufspreis pro Centner Kohle in Eng- 
land mit circa eilf Kreuzer (! ?) heraus. (Der Bef ) H. H. 

Lelstimg der engUsohen Dampfinaschinen. Zu deren 
Hetriebe werden jährlich bei 10,000.000 Tons Kohlen verwendet. 
Vier Tonnen Kohlen, also circa 80 Centner, erzeugen eine me- 
chanische Arbeit, welcher eine zwanzigjährige Leistung eines 
Arbeiters entspricht. Es würden hiemit obige 10 Millionen Tons 
eine jährliche mechanische Arbeit, wie 2V} BÜllionen — also die 
ganze Bevölkerung Sachsens — Menschen in ihrem ganzen Le- 
ben, repräsenttren. (Engineer, 6. Juli 1S66.) H. H. 

Ueber die Erböhnng der Festigkeit des Onsseisens. 
Als älteste Methode, die Festigkeit des Qusseisens zu erhöhen, 
wird ein einfaches mehrmaliges Umschmelzen angeführt. Bei den 
ersten vier Umschmelzungen einer Versuchsreihe von Fairbairn 
nahm die Festigkeit im Ganzen ab, dann stieg sie und erreichte 
beim achten Male die grösste Biegungsfähigkeit. Die Bruchfestig- 
keit erreichte ihr Maximum bei der zwölften und die rückwir- 
kende bei der vierzehnten Umsohmelzung. — Stirling's Methode 
besteht in einem Zusätze von 15 bis 40 Proceuten Scrapeisen 
(Eisenspäne) im Kupolofen, welche Methode auch beim Gusse von 
Dampfcylindem in England angewendet wird. Bei amerikanischen 
Geschützen wendet man drei- bis viermaliges Umschmelzen an, 
wobei jedesmal das Eiaen naehträglich circa 2 Stunden flüssig 
erhalten wird. Die Zunahme der absoluten Festigkeit beträgt von 
5V3 bis 6 Tons pro Qnadratzoll, im Boheisen bis auf 15'/2 Tons. 
Das specifisehe Gewicht wächst von 6'9 bis 7*4. In diesem flüs- 
sigen Zustande scheint zuerst eine Oxydation des Siliciums, dann 
des Schwefels, und darauf erst der Kohle vor sich zu ge- 
hen, was auch beim Bessemer-Processe bestätigt wird. — Die 
amerikanische Methode wird bei gleichzeitiger LoftzufÜhrung 
empfohlen. (Aus: ^The Bngineer'', Novemberheft ISGü.) H. H. 

Kalt gezogene StalürOhren. (Aus: »Zeitschicift des Archi- 
tekten- nnd Ingenieur-Vereines für das Königreich Hannover,« 
Heft 4, 1866, Seite 511.) Das Ziehen von Stahlröhren gleich 



Drähten ist vor etwa zwei Jahren weiter bekannt geworden. 
Gegenwärtig ist diese Methode der Herstellung von Stahlröhren 
bereits im ausgedehnteren Gebrauche, und namentlich sind es die 
Röhren der Oberflächen-Condensatoren, welche auf diese Weise 
mit so dünnen Wandungen geliefert werden, wie man sie auf an- 
dere Weise zu erzeugen nicht im Stande sein würde. Um eine 
Röhre fttr einen Oberflächen-Condensator (auf Dampfschiffen zur 
See behufiB der Wiedergewinnung des süssen Dampfwassers neuer- 
dings in ausgedehnter Anwendung) herzustellen, nimmt man einen 
Barren Stahl von zwei Fnss Länge nnd 2 Zoll Durchmesser, und 
bohrt ihn der Länge nach durch mit. einem Vtzölligen Bohrer. 
Dann wird dieses Rohr mittelst hydraulischer Presse gestreckt 
und zwar so lange, bis die Wanddicke V32 Zoll, somit das Ge- 
wicht Vi Pfund pro Fuss ist, wobei die innere Oefihung auf ^'/j^ 
Zoll erweitert wird. Aus der Länge des Barrens werden 60 lau- 
fende Fuss Rohr von solcher Festigkeit, dass es einen Wasserdruck 
von Innen gleich 7000 Pfund pro Quadratzoll erträgt. Die Press- 
cylinder bewegen sich mit einer Geschwindigkeit von 15 Zoll in 
der Minute. Nach je zweimaligem Strecken muss das Rohr eine 
frische Glut bekommen. — Fehlerhafte Stellen werden beim 
ersten und zweiten Strecken unfehlbar entdeckt, so dass nicht 
viA verlogene Arbeit vorkommt. Diese jedenfalls sehr beachtens- 
werthe Erfindung in ihrer jetzigen Ausdehnung ist im Märzhefte 
1866 des Engineer genauer beschrieben. H. H. 

Das No bersche Sprengöl oder Nitroglycerin. Das L 
bis ni.Tleft ger' wlSrt l tam ' gebe nge Hsch i i f l ittr Bwrfresen iSeO" 
enthält einen viele Seiten umfassenden Artikel über das Nobersche 
Sprengöl, welcher alle bisher bekannt gewordenen Notizen und 
Mittheiiungen, vervollständigend durch eigene Versuche, zusam- 
menstellt Da die Abhandlung, die wir unseren geehrten Lesern 
besonders empfehlen, zu umfangreich ist, al|i dass sie sich im 
kurzen Auszuge geben Hesse, so seien hier die Vortheile des 
Nitroglycerins gegenüber dem Pulver gegeben. 1. Arbeiterspa- 
rung beim Bohren der Sprenglöcher; 2. grössere Billigkeit, wenn 
die Kraft als Norm angenommen wird; 3. Zeiterspamiss ; 4. es 
hinterlässt bei der Explosion keinen Rückstand; 5. grosse Explo- 
sionsschnelligkeit, so dass im rissigen Gesteine ein Bohrloch mit 
Sprengöl mobr leistet, als 20 bis 30 Bohrlöcher gleicher Dimen- 
sion in Pulver; 6. Gefahrlosigkeit beim Transport und der Auf- 
bewahrun^r (?); 7. Sprenglöcher können ohne festen Besatz ge- 
laden werden; 8. Ersparung von Bohrern und Zündschnur; 9. 
Erleichterung des Ladens bei wasser»üchtigen Bohrlöchern; 10. 
Möglichkeit Metallstücke aller Art zu sprengen. — Gegenüber 
dem Pulver besitzt es jedoch folgende Nachthelle : 1. Nothwendig- 
keit, für horizontale und schwebende Bohrlöcher Patronen zu be- 
nutzen; 2. nothwendiges Dichten der Bohrlöcher im rissigen Ge- 
steine, um das Ausfliessen des Oels zu verhindern und 3. Schädlich- 
keit ftlr die Gesundheit, da die Dämpfe den Kopf einnehmen. 
— Ferner enthält die genannte Abhandlung weitere Mittheilun- 
gen über die Natur und Behandlnngsweise beim Gebrauche des 
Noberschen Spreugöls. . H. H. 

Composition zam Solintze metalllsoher Oberfl&ohen. 
(Nach dem Mechanics* Magazine.) lu England sind kürzlich mit- 
theilenswerthe Compositioncn patentirt worden, theils zum Scliutze 
von Dampfkesseln-, Röhren- und Cylindern yor Ausstrahlung 
der* Wärme, theils zum Schutze von Metallen vor Oxydation; 
sie sollen sich durch Dauerhaftigkeit und Billigkeit auszeichnen. 
Zum Schutze von Dampfkesseln wendet man zwei Compositionen 
übereinander an Zuerst gibt man dem Eisen einen Ueberzug 
von ^3 Zoll Dicke aus einer Mischung von 1 Ctr. Mastix, 5 Ctr. 
Schlemmkreide und 56 Quart Leinöl ürniss. Man mengt den Mastix 
und die Schlemmkreide und setzt den Leinölürniss bis zur Con- 
sistenz von Glaserkitt zu. Vor dem Auftragen reibt man die 
Oberfläche dos Metalles mit etwfs Leinöl an; nach dem Auf- 
tragen , wenn der Kitt weich ist, steckt man eine Menge von 
kleinen Stüokchen von Schiefer, Austern u. dgl. hinein und lässt 
zwei bis drei Tage trocknen. Dann gibt man einen zweiten, 
V2 Zoll starken Ueberzug aus einer Mischung von 1 Ctr. Roman- 
oder Portland- Cement, 3 Ctr. gewaschenen Sand und 10 Pfd. Ruh- 
haare; die Materialien worden mit Wasser bis zur Consistenz 
von Glaserkitt angemacht und mit einer Bewurfkelle aufgetra- 
gen, |anz wie der Putz von Mauern. Ucber diesen Ueberzug 
gibt man noch einen dritten, von derselben Beschaffenheit und 
Dicke wie der zweite, und kann dies noch einmal wiederholen. 
Zum Ueberziehen von DampfrÖbren und Cylindern verfahrt 
man s:anz ähnlich. Die Materialien für den ersten Ueberzug 
sind jedoch ein halber Centner Bleiweiss, ein Centner Mastix, 
ein Centner Schlemmkreide nnd soviel Leiuölfirniss, bis die Con- 



- 104 — 



siBtenB von Glaserkitt erreicht ist; nach dem Anftragen steckt 
man wie oben Schieier- oder Anstemschalen-Stückchen hinein. 
Die Materialien für die äusseren lieberxüge sind ein Gentner 
Boman-Cement, zwei Centner gewaschener Sand nnd 20 Pfund 
Knhhaare, angemacht wie rorher. Zum Ueberziehen von eiser- 
nen Schiffsböden znr VerhUtung von Oxjdation verführt man 
gans wie in den obigen FKUen; die Composition fflr den ersten 
Ueberzug besteht hier,aus 1 Centner Mastix, 3 Centnem Schlemm- 
kreide, einem halben Centder trockenem Bleiweiss nnd einem 
halben Centner Bleiweiss-Oelfarbe ; für den zweiten lieber ziig 
nimmt man 1 Centner Roman -Cement und 2 Centner gewa- 
schenen Sand ohne Kuhhaare. (Ztschft. f. d. ö. £i8.-Indu8trie.) 

Die Drahtseile ans der Wodley'sohen Drahtseil-Fabrik 
zu Bleiberg in Kärnten werden ans einem Material gefertigt, 
wie es schwerlich einem anderen Etablissement von solcher Güte 
zur Verfügung steht Auch ist- die Erzeugungsart eine wesent- 
lich verbesserte und von der früheren verschiedene, indem die 
DrShte nie gelöthet, sondern die neuen Drähte eingesponnen 
werden, so zwar, dass der alte und neue Draht neben einander 
laufen, wodurch die grösste Festigkeit erzielt wird. Gegenwärtig 
werden im k. k. Hafen-Admiralate in Pola Festigkeitsproben 
damit .vorgenommen und wir können daher nur die aus früheren 
Versuchen erhaltenen Daten hier mittheilen, mit dem Bemerken, 
dass es wohl übertriebene Vorsicht sein mag, wenn man nur Vq 
der höchsten Belastung als „sichere« Tragfähigkeit ansetzt. Ueber- 
diees wurden bei der Berechnung die Mitteldrähte gar nicht in 
Betracht gezogen. 

Zerreisst bei einer Vollkommen sichere 



Nr. 





Belastung von 


Tragkraft 


l 


126 Ctr. 


21 Ctr. 


2 


149 n 


25 n 


3 


238 „ 


40 » 


4 


1200 „ 


400 j» 


5 


12 r» 


2 


6 


76 n 


12 n 


7 


53 , 


10 , 


8 


7 n 


iVa . 


9 


[ n 


20 Pfd. 



In den Gruben Bleibergs stehen bereits dnrchgehends Draht- 
seile und sogenannte Handhaspelseile aus Draht Nr. 3» # ht 
Verwendung, und zwar mit dem besten Erfolge, denn es stellt 
sich bei denselben gegenüber den fn'iher benützten Hanfstricken 
eine Erspamiss von mehr als 60 Procent heraus. lieber die Drau 
bei Unterferlach ist ein Drahtseil (aus Draht Nr. 6 dreimal ge- 
dreht aus 210 Fäden) gespannt, das zur Befestigung der fliegen- 
den Brücke dient Dieses Seil ist 70 Klafter lang und kostet nur 
225 fl., während ein Hanftau derselben Tragfähigkeit gegen 
800 fl. kosten würde. Das Seil ist beinahe zwei Jahre im Ge- 
brauche und bedurfte, mit Ausnahme einer paarmaligen Theemng, 
nicht der geringsten Reparatur. Im Rainer Schrottthurme in 
Krumpendorf bei Klagenfiirt ist ein Handhaspelseil aus Draht 
Nr. 4 In Verwendung und werden tagtäglich mit 'diesem kaum 
4'" dicken Seile Bleiblöcke im Gewichte von 12 Ctr. auf eine 
Höhe von mehr als 30' gehoben. Dieses Seil kostet nicht mehr 
als 34. fl. (Verh. d. n. ö. G. V.) 



j^dxninistratives. 

Erledigung. 
Die Bergraeistersstelle bei der Salinen- Verwal- 
tung in H allein in der X. Diätenclasse, mit dem Gehalte 
jährl. 787 fl. 50 kr., dem Bezüge von 16 Wr. Klaftern weichen 
Brennholzes, einem Ganggeldpauschale von 78 fl. 75 kr., Gratis- 
salz, Naturalwohnung nebst Küchengarten und gegen Cautions- 
erlag. — Gesuche sind, unter Nachweisung der zurückgelegten 
bergacademischen Studien, der Kenntniss des Salzverwässemngs- 
bergbaues und der bisherigen Dienstleistung, binnen vier 
Wochen bei <der Finanz- Direction in Salzburg einzubringen. 

ANKÜNDIGTOGEN. " 
Für Berg- und Hüttenleute. 

Im Verlage von Cohen & Riseh in Stuttgart ist er- 
schienen und durch alle Buchhandlungen zu beziehen ; 
Hartmann, Dr« Carl, herzogl. Brauuschw. Ober-Berg-Commis- 
sär a. D. in Leipzig. — Vademecuni f ür den praktischen 
Berg- und Hüttenmann. Sammlung von Regeln, Dimen- 
sionen, Formeln, Tabellen, Erfahrungen und Betriebsresulta- 
ten. . Nach den besten Hilfsmitteln und eigenen Erfahrungen 
zusammengestellt 3 Bände. In engl. Einband. 14 fl. ö. W. 
Erster Band: Vademecum für den praktischen Berg- 
mann. 2. vermehrte Aufl, 1850. kl. 8. 4 fl. 67 kr. ö. W. 
Zweiter Band: Vademecum für den praktischen Eisen- 
hütten mann. 3. gänzlich umgearbeitete und vermehrte 
Aufl. mit Hthogr. Foliotafeln. 1863. kl. 8. 5 fl. 34 kr. ö. W. 
Dritter Band: Vademecum für denpraktischen Hüt- 
tenmann 2. vermehrte Aufl. 1863. kl. 8. 4 fl. 6. W. 
Zu Bestellungen empfiehlt sich Achtungsvollst 

O. J. Manz'sche Bachhandlang in Wien, 

(9) Kohlmarkt 7. 



HalojLyliii« 



Dieses mit hohem Handelsministerial-Erlasse ddo. IG. Mai 
1865 8ub. Z. 6946/761 in den österreichischen Staaten ausschliess- 
lich privüegirte Sprengpulver wird bereits in vielen k. k. und 
Privatmontanwerken , sowie bei den böhmischen Eisenbahnbauten 
mit Erfolg verwendet. Der Wr. Centner Haloxylin kostet geffen- 
Wttrtig loco Cilli (Steiermark) Winterberg (bei Strakonita in 
Böhmen) nnd Arad (Ungarn) 33 fl. 

Bei constanter oder grösserer Abnahme kostet der 
Centner loco Cilli 30 fl. 

BestellaDssaanahmen ftir die - Haloxylin - Fabriken 
Oesterreichs , sowie Unterhandlungen über die Anlage neuer Fa- 
briken finden ausschliesslich statt in der Oeneral-Agentie Wien 
Opemring Nr. 6, IH. Stock, Thür 21. ' 

Niederlage der besten Sorten Zündschnüre befindet 
sich bei M. Kretschmann in Wien, Mariahilf Dürergasse Nr. 6. 



(10—12) 



Tentllatoreo 



construirt vom Herrn Ingenieur Guibal, Professor in Mons in Belgien, liefern nach Uebereinkommen mit demselhen für sämmt- 
liche deutsche Staaten: 

Brod & Stiehler, 

Maschinenfabrik in Zwickau in Sachsen. 

Unter den Fortschritten, welche seit einigen Jahren in der Ventilation der Kohletagmben gemacht worden sind, ist die 
Constmction und Leistung des Guibal*schen Ventilators wohl der bedeutendste. In Belgien, Frankreich & England, wo sol- 
cher vielfach ausgeführt, bewährt sich derselbe auf das Vorzüglichste. In Deutschland sind bis jetst zwei dieser Ventilatoren 
in Betrieb und zwar auf der könlgl. Gerhard »Prins« WUhelmsgrabe in Loalsenthal bei Saarbrücken nnd auf dem 
EInIgkeit-Schaehte des Brttckenberg-Steinkohlenban-Verelns in Zwlckan und ein dritter wird gegenwärtig auf dem 
Hoffhong-Schachfe des Erzgeblrgbchen Stelnkoblen-Actlen-Verelns in ZwIekaa angeseilt 

Wir machen hiermit bekannt, dass wir die alleinigen von Herrn Quibal Beauftragten sind, welche nach dessen System und 
für dessen Rechnung Ventilatorren anfertigen. Diese Ventilatoren liefern 50—80 Kablk-lileter Laft per Seconde bei 
einer Depression von 100—200 m/m. WassersAole, nnd es garantirt Herr Quibal selbst derartig dass er sich 
für Jeden m^i. Depression, um welchen der Ventilator unter der garahtlrten Leistung lurttckblelbt, 100 Frc 
absfehen liest. 
j Auskunft ertheUen und Aufträge Übernehmen fttr Herrn Qoibal BfOd & Stiohlot ill ZwickaU. 



Dmck von Oail Frontaie in Wien. 



Für den Verlag versiitwortllch : Carl Beger. 



N=14. 



Oesterreichische Zeitschrift 



1867. 

8. A|»rtt. 



für 



Berg- und Hüttenwesen. 



Verantwortlicher Redacteur: Dr. Otto Freiherr von Hingenau, 

k. k. MiniBterialrfttb Im Finansminiiterliim. 

Verlag der Q. J. Hänz'schen Buollliandlling (Kohlmarkt 7) in Wien. 

Inlialt: Ueber die Anwendung des Halozylina bei dem Bergbaue. — Yersache rar Entphosphornng des BoheiBens in 
Königshütte. — Anwendung der Elektricttftt snr Verhütung der durch schlagende Wetter herbeigef&hrten UnglücksfUle. — Notizen. — 
Liteiratur. — Administratives. — Correspondenz der Redaction. — Ankündigungen. 



üeber die Anwendung des Halozylins bei dem 
Bergbaue« *) 

Von Franz Süssner, k.^k. Schichtenmeister in Felsöbinya. 

Das Haloxylin wurde an vielen Orten versuchsweise, 
jedoch, wie aus den diesbezüglichen Veröffentlichungen er- 
hellt, mit sehr verschiedenem Erfolge erprobt, indem einer- 
seits die Vorzüglichkeit desselben als Spreugmaterial gegen- 
über dem gewöhnlichen Sprengpulver anerkannt, anderer- 
seits aber in Frage , ja selbst gftnzlich in Abrede gestellt 
wurde. 

Diese heterogenen Ansichten waren nicht angethan, 
dem Haloxylin beim FelsöbAoyaer k. k. Grubenwerke ver- 
trauensvoll unbedingten Eingang zu verschaffen, dieselben 
veranlassten vielmehr die Bergconsultation zu dem Be- 
schlüsse, mit beiden Sprengmaterialien einen vergleichen- 
den Versuch abführen zu lassen, und mit der Durchführung 
desselben den Markscheider Johann Szaitz und den Gefer- 
tigten zu betrauen. 

Der Versuch wurde bei beiden Grubenfeldern getrennt 
durchgeführt, und weil die Ergebnisse eine auffallende 
Uebereinstimmung erkennen Hessen, so soll mit der Mitthei- 
lung der Versuchsresultate nicht länger gezögert werden, 
um diesem neuen Sprengroateriale, das durch die bis jetzt 
gemachten Erfahrungen berechtigt ist, einen wichtigen Platz 



in der Oekonomie des Berghaushaltes einzunehmen, auch 
anderenorts die gebührende Anerkennung zu verschaffen. 

Jedoch nicht allein in ökonomischer, sondern auch in 
sanitärer Bücksicht hat sich das Haloxylin vortheilhaffcer als 
das gewöhnliche Sprengpulver bewährt, indem der wasser- 
dunstähnliche durchsichtige Qualm desselben weniger stö- 
rend auf den Organismus des Arbeiters einwirkt, und augen- 
blicklich nach Wegthun der Schüsse, selbst an wetterarmen 
Stellen den Zutritt gestattet, welche günstige Eigenschaften 
dem Pulverdampfe nicht nachgerühmt werden können. 

Das Gestein, auf welchem die zum Versuche bestimm- 
ten Strassen betrieben wurden, gehört durchgehend« dem 
Hauptgange an ; es ist ein fester Hornstein, mit Riesen, we- 
nig Blende und Bleiglanz imprägnirt, hip und wieder von 
kleinen Drusenräumen unterbrochen, welche hauptsächlich 
die den Hauptgang begleitenden untergeordneten Mineralien 
beherbergen. 

Bei dem westlichen Grubenfelde wurde der Versuch 
auf 28 sehr festen Firstenstrassen, bei der öHtlichen Gruben- 
Abtheilung auf 5 minderfesten Firsten- und 2 Quer Ulm-Stras- 
sen abgeführt und die Erfolge von 6 Monaten, wovon 3 auf 
die Arbeit mit Sprengpulver und die anderen 3 auf die Ar- 
beit mit Haloxyiin entfallen, tabellarisch zusammengestellt. 

Der Kürze wegen sollen hier nur die Endresultate an- 
geführt werden. 



Beim westlichen Felde mit 


Beim östlichen Felde mit 


Spreng-Pulver 


Haloxylin 


Spreng-Pulver 


Haloxylin 


in 
Schichten 


Ausschlag 


Material- 
Aufwand 


in 
Schicht 


Ausschlag 


Material- 
Aufv^and 


in 
Schicht. 


Ausschlag 


. ,. 

Material- 
Aufwand 


in 
Schichten 


Ausschlag 


Material- 
Aufwand 


Zahl 
3522 


Kub.' 
10292 


Pfund 
1761 


Zahl 
3105 


Kub.' 
11463 


Pftind 
II88V2 


Zahl 
1109 


Kub.' 
3518 


Pfund 
467 


Zahl 
1191 


Kub.' 
4839 


Pfund 
419 



100 

34j 
200 



292-- 
100 

S84.» 



50 

17-1 
100 



100 
26-j 
252-, 



Entfftllt in 
39-5 I 

100 



Percenten 



381,, 

100 

964-4 



100 


317-» 


31-, 


100 


248 


753-, 



40-, 
12-, 
100 



100 

24-, 
284-, 



406-, 
100 
1154 



35-, 

8-. 
100 



*) Wir bringen diese wüteren ErfahraD^en Aber das Hal- 
ozyÜD mit dem Bemerken sat Kenntnis» unserer Leser, dass ans 
die Art, wie die vergleichenden Versuche angestellt, recht prak- 
tisch ond empfehlenswerth erscheint, and wir sehr gerne aneh 



von recht vielen anderen Bergbanen Shnliche Berichte ▼erOffent- 
lichen werden, and zur Einsandang solcher Erfahrungen im all- 
gemeinen Interesse des Bergbaues einladen. 

Die Red. 



— 106 — 



Bei <|er MHchen Qrubenabtheilung wurde der Versach 
noch im Detail derart durehgefährt, dase aof 6 untereinander 
gana gleichartigen Strassen, in zwei aufeinander folgenden 
Monaten, dieselbe Mannschaft das eine Monat mit Spreng- 
pulver, das andere mit Halozylia arbeitete, weil bekan»ter- 
weise voa d^ind^fic^eUea GeechicklicblMit des einseinen 
Arbeiters, der Fortschritt des Straasenbetriebes wesentlich 
abhingt, wfthrend im entgegengesetaten Falle, wenn nur der 



geschicktere Arbeiter mit Halozylin, der minder geschick- 
tere mit Sprengpulver gearbeitet hfttte, der Sprengkraftsver- 
gleich über Gebahr au Gunsten des Haloxylins ansgefailen 
wäre. Diesem Uebelstande konnte nur durch den obenan- 
gegebenen Vorgang begegnet werden. 

Die Verauchsergebnisse finden sich in nachatehender 
Tabelle ausammengestellt : 



















Von den 
Schüssen 


.g 


1^^ 

m 


1« 


s 


Benennung 


Art 


Beschaffen- 
heit des 


Art 
des Spreng- 


1 


II 


g>.s 


haben 
gebohren 


■1 


j§^ 


• 








^ja 


1 


des Laufes 


des Betriebes 


Gesteines 


Materiales 


1 


l 


1 


1 


I-& 


17 










hU 


M« 


UtkM 








M.r. 


Uth« 


Kr. 


1 


Karoli 4. Lauf 


Firsten-Strasse 


sehr fest 


Haloxjlin 


92 


10-15 


5-» 


59 


28 


5 


273 


t» 


2« 


* 


n 


R 


n 


Pulver 


80 


n 


6-8 


52 


24 


4 


252 


2-; 


2-; 


2 


11 


1) 


I» 


Haloxylin 


79 


n 


5-6 


29 


37 


13 


105 


4-2 


5-, 


1* 


M 


1» 


» 


Pulver 


91 


n 


6t 


46 


35 


10 


105 


6-0 


7-5 


3 


> UjbioTa 7. Lauf 


Quer-Ulm Strasse 


fest 


Haloxylin 


113 


n 


5-. 


64 


35 


14 


231 


2-7 


3-4 


M 


n 


n 


n 


Pulver ' 


86 


1» 


5-. 


55 


22 


9 


94-, 


5-0 


6-3 


4 


if 


» 


»1 


Haloxylin 


108 


1» 


4-8 


63 


37 


8 


273 


1-9 


2-; 


m 


fi 


. n 


1» 


Pulver 


HO 


t» 


5j 


61 


33 


16 


220 


2-6 


3-, 


5 


Samueli 9. Lauf • 


Firsten-Strasse 


mittel fest 


Halozjlin 


110 


» 


6-4 


96 


6 


9 


385 


'■« 


24 


n 


it 


V 


»» 


Pulver 


89 


n 


7-T 


66 


10 


13 


252 


2-7 


3-4 


6 


T» 


n 


n 


Halozylin 


87 


n 


6-2 


68 


8 


11 


167 


2-0 


2.5 


n 


1» 


f» 


« 


Pulver 


120 


« 


6-. 


89 


29 


12 


217 


3-, 


4-0 



Vergleichen wir nun das Ergebniss dieser 3 vorstehen- 
den Versuche untereinander, und bezeichnen wir die Spreng- 
kraft einer Gewichtseinheit des Sprengpulvers mit S und 
die Sprengkraft einer ganz gleichen Gewichtseinheit von 
Halozylin mit S\ so lässt sich folgendes Verhältniss auf- 
stellen : 

SiS' = 584-4 : 964-4 = 753-, : 1 154 = 14 : 21 

5:5' = 2:3-3 = 2:3'o=2:3o 

undÄ:S'= 2:3- 

Soll weiter V das Volumen einer Gewichtseinheit 
Sprengpulvers und V* das Volumen derselben Gewichtsein- 
heit Halozylins bedeuten , so ergaben wiederholte Messun- 
gen und Gewichtsbestimmungen das Verhältniss : 
Vi r'=22:32 = 2:3. 

Mit dem obigen verglichen, folgt: 
S: S'= Vi P, 
das heisst^ es verhält sich die Sprengkraft des Pulvers zu 
jener des Haloz^lins, wie annähernd die Volumina dieser 
Sprengmaterialien. 

Da nun gleiche Volumina von Sprengpulver und Hal- 
ozylin gleiche Wirkungen zu äussern im Stande sind, und 
weil das Halozylin beziehungsweise im Gewichte um ein 
Drittheil leichter ist als Sprengpulver, so wird man bei An- 
wendung des Halozylins ^/^ an Sprengmateriale ersparen, 
vorausgesetzt, dass in der Qualität keine Verminderung 
eintritt. 

Der Preis des Halozylins loco Grube hält dem Preise 
des gewöhnlichen Pulvers ziemlich das Gleichgewicht und 
kann rund mit 39 fl. angenommen werden, was bei Anwen- 
dung des ersteren ein Ersparniss von 13 fl. pr. Centner 
Sprengmaterial erzielen lässt. 

Eine mehrmonatliche Erfahrung hat bewiesen, dass das 
Halozylin an drusigen Orten, wegen zu langsamer Gasent- 



wicklung und an nassen Stellen, wegen seiner leichten und 
schnellen Löslichkeit im Waseer nicht verwendet werden 
kann, daher auch der jährliche Bedarf bei dem FelsöbänyRer 
k. k. Grubenwerke nur mit 400 Centnern beziffert werden 
kann, was aber dennoch das namhafte Ersparniss von 5200 fl. 
ergeben würde. 

Zum Schlüsse sei noch bemerkt,, dass, weil das Hal- 
ozylin einen sehr festen Besatz erfordert, die hierortsübliche 
Verladungsart, wobei die Schüsse mittelst BickfordVcher 
Zünder weggethan werden, vollkommen entsprochen hat. 

Bemerkenswerth ist es, dass die Arbeiter, welche be- 
kanntlich für Neuerungen nicht leicht empfänglich sind, dem 
Halozylin durchwegs den Vorzug vor dem Sprengpulver ein- 
räumen. Felsöb&nya, im März 1867. 

S ü s 8 n e r, 
k. k. Schichtenmeister. 



VerBuche zur Entphosphorang des Boheisens 
in Eönigshütte. ^) 

Von Herrn Dr. H. Wedding in Berlin. 

(Aus der Zeitschrift für das Berg- Hütten- un^ Balinenwesen im 
preuss. Staate XIV. 3 S. 155. 

Sobald man hinreichend genaue Keuntniss von den für 
den Bessemerprocess in England angewendeten Apparaten, 
den dabei vorkommenden Arbeiten und den Erscheinungen, 
welche für die Beurtheilung der Vorgänge massgebend sind. 



') Nachdem manche Boheisensorten wegen ihres Phosphor- 
gehaltes ein Hindemiss für Bessemer- Versuche bildeten, wo man 
geeignetes Rohelsen nicht zur Hand hatte, scheint es uns von 
Wichtigkeit, obige Mittheilung aus' der preuss. Zeitschrift auch 
unseren Lesern bekannt su machen. 

(Red. der Oest. Zeitschrift f. B. und H.) 



— 107 



«rkagt hatte, trag maik kein Bedenken, diesen Proceas, 
dessen Wichtigkeit fiSr die Zukunft des Eisenbüttenbetriebes 
Hiebt yerkannt werden konnte, anfderKöuigsbfitte inOber- 
sehlenen einsofttbren. Es geschab dies ohne die Zuaiehung 
frsmder Ingenieure oder Arbeiter. Die Apparate wurden 
tiieils auf den fiscalisehen Werken in Schlesien, tbeils bei 
Egells an Berlin ansgefflhrt. Man hielt sich hierbei ziemÜch 
genau an die bekannten . Einriebtungen Yon J. Brown in 
Sheffield ^j. 

Es wurden swei BirntMi mit den augehörigen Flamm- 
öfen, der Geblftsemasebine und einem faydrauliseben Giess- 
krshn aufgestellt. ^ 

Die erste Birne kam am 26. Januar 1 865 aum ersten 
Male in Betrieb. 

Da man es mit gänalich nngeibten Arbeitern zu thon 
hatte, so benutzte man an 4en ersten Versuchen nur hin- 
sichtlich seiner Brauchbarkeit anerkanntes Material, d. h. 
das in England allgemein angewendete Cumberlftnder Hft- 
matitrobeisen und als Zuschlag Siegener Spiegeleisen. So- 
fort die ersten Charge bewiesen, dass sich hierbei keine 
bedeutenden Schwierigkeiten in den Weg stellteo. Man war, 
ohne erhebliches Lehrgeld zahlen zu müssen, sehr bald da- 
hin gekommen, ein gleicbmftssig gutes und brauchbares 
Product zu erzeugen, wenigstens ein solches, welches sich 
fflr alle Zwecke eignete, für welche ein nicht au weicher 
Stahl erforderlich ist. ^) Sehr bald konnte man daher ohne 
Bedenken zur Anwendung des einheimischeu Productes, des 
auf der Hütte selbst erblasenen Roheisens, übergehen, 
während man als Zuschlagsmaterial stets das Siegener Spie- 
geleisen beibehielt. 

Bei den ersten Versuchen wurde ein unter gewöhnli- 
chen Verhältnissen bei Zusatz von 10 pCt. Schlacken er- 
blasenes Roheisen verwendet. Der Process verlief normal, 
der erhaltene Stahl Hess sich walzen, hämmern, schweissen, 
zeigte ein gleichmässiges feines Korn, kurz schien nichts 
zu wünschen übrig zu lassen ^). 

Aber als man eingehendere Schlag- und Bruchproben 
mit den erzeugte^ Producten anstellte, zeigte sich ihre Un- 
brauebbarkeit für alle Gegenstände, von denen man eine 
grössere Haltbarkeit voraussetzen muss, als für Eisenbahn- 
schienen u. dgl. m. gefordert wird, z. B. Radreifen, Achsen 
und Aehuliches. Anfangs glaubte man diese Brüchigkeit in 
dem zu hohen Kohlenstoffgehalte und der daraus natürlich 
folgenden grösseren Härte suchen zu müssen. Aber alle 
Versuche, durch niedrigere Kohlung ein besseres Product 
zu erhalten, scheiterten. Man griff nun zu genaueren Ana- 
lysen und fand einen so hohen Phosphorgehalt, dass man 
nicht in Zweifel bleiben konnte, dass dieser aliein seinen 
schädlichen Eiufluss äusserte. 

Dieser Phosphorgehalt stammte theils aus den Erzen, 
tbeils aus dem Zuschlagskalkstein^ theils aus der Asche der 
Coks. Der letztere ist nicht von der Bedeutung, dass er 
das Eisen unbrauchbar machen würde, der zweite konnte 

1) Die von Reisen in England mitgebrachten, als Grundlage 
dienenden Skisaien des Verässers wurden von Erbreich und 
Schleus im Detail bearbeitet. 

^) Die eingehendere Beschreibung der Anlage bleibt einer 
späteren Mittheilnng Yorbehalten. 

3) Die Versuche wurden persönlich von dem Dlrector des 
Hüttenwerkes Bergrath Ulrich unter Assi^nz des Obermeisters 
SckleuB geleitet. 

*) VergL Verhandhittgen des preossischen Oewerbevereines 
1865. 8. 91. 



durch Anwendung von beinaihe phosphorfreiem Dolomit an 
Stelle des bisher benutaten Muschelkalkes vermieden wer- 
den; der erste aber war durehaas nieht fortsuschaffeD, 
selbst wenn man eine sorgfältige Aas wähl der Erze ige- 
troffen hätte, denn die darin enthaltene Phosphorsänre AUein 
genügte, um mehr Phosphor in das Roheisen zu führen, ak 
einem branehbaren Bessemermateriale entsprach. 

Es blieb daher nichts Übrig, als den einmal in das 
Roheisen übergegangenen Phosphorgehalt unschädlich au 
machen, Versuche, welche bis jetzt noch nicht abgeschlos- 
sen sind. 

Der Vorschlag ^), den in der ersten Periode des Besse- 
merprocesses voraussichtlich in die gebildete Rohscfalacke 
übergegangenen Phosphorgehalt durch Abblase» dieser 
Schlacke zu entfernen, bewies sich als praktisch unausföhr- 
bar, wenigstens ohne wesentliche Veränderungen in der 
Construction der Birnen vorzunehmen. 

Man nahm daher seine Zuflucht zu der zuerst in ^• 
Ctoria bei Ebbw Vale von Pariy angewendeten und nach ihm 
gewöhnlich benannten Methode, das Roheisen auerst durah 
Ueberführung in Stabeisen zu en^hosphoren, hierauf des 
Produot ^) durch Umsohmelaen in Gnpolöfen wieder zu 
kohlen und das so erzielte phospborfreie Roheisen zu 
bessemern. 

Die Versuche schlagen zwar gleichfalls fehl. Sie bieten 
aber so viel lehrreiche und zum Theile den bisherigen An- 
nahmen der Metallurgen widersprechende Thatsachen, dass 
ihre Mittheilung ebenso von praktischem Nutzen wie von 
wissenschaftlichem Interesse sein dürfte. 

Das Roheisen, welches benutzt wurde, war aus Braun- 
eisenerzen der Gegend um Beuthen von 29-7 pCt. Eisen- 
gehalt mit 35 pCt. Muschelkalk als Zuschlag bei garem 
Gange und kaltem Winde erblasen. Es war sehr fest 
und von mittlerem grauen Korn. Es enthielt 0.497 P^^* 
Phosphor ^). 

Da es nun darauf ankam, den Phosphorgehalt zu ent- 
fernen, so musste es offenbar genügen, das Eisen nur dem- 
jenigen Theile des Frischprocesses zu unterwerfen, in wel- 
chem die Abscheidung dieses Stoffes stattfindet. Dies ist 
nach gewöhnlicher Annahme die erste Periode, diejenige, 
in welcher die Abscheidung des Siliciums, die Bildung von 
Rohschlacke stattfindet, eine Periode, welche zum grösstea 
Theile auch durch den Feinprocess vertreten werden kann. 
Da bei der Anwendung des englischen Feinfeuers, durch 
die directe Berührung von Brennmaterial, Schlacke und 
Eisen, die gebildete Phosphorsäure zum grossen Theile wie- 
der reduoirt werden kann, so benutzte man den Eckschen Gas- 
feinofen. Aber auffallender Weise zeigte sich auch hier 
keine Abnahme an Phosphor. Nach vierstündigem Ein- 
schmelzen enthielt eine genommene Probe O.^y^ pCt.^ nach 
dreistündigem Feinen eine solche O.570 pCt. Phosphor. 
Diese Zunahme steht im Verhältnisse zu dem Eisenabgange. 

Oa letzterer I2.5 pCt. beträgt, so entspricht die rela- 
tive Vermehrung des Phosphorgebaltes einem Gleichbleiben 
der absoluten Menge desselben. 



^) Vetgl Oesterr. Zeitschrift 1865. S. 353. 

*) Ursprünglich die beim Lochen der Schienen ausgestosse- 
nen Eisendteile und die abgesägten Schienenenden. 

"*) Der Phosphor wurde in Form von phosphorsanrem Uraa- 
ejjd oder von pyrophosphorsaurer Magnesia, nach den be- 
hauten Methoden von Leoonte und Sonnenschein (Fresenius, 
Quantit. Analyse, 333 und 336) bestimmt 



108 — 



Diese Brgcbeiniiiig ist auffUllig, wenn man sie mit den 
Bafoltoten vergleicht, welche bei der Unteranchung analoger 
Eisensorten binsichtlicb ihres Verhaltens im Puddelofen er- 
halten worden sind ^). Sie ist nur durch die höhere Tem- 
peratur 8U erklären, bei welcher das Eisen verhältnissmftssig 
lange Zeit hindurch mit der gebildeten Schlacke in Berüh- 
rung bleibt und die von derselben aufgenommene Phosphor- 
sfture wieder redncirt« Sie bewies aber, dass man um nichts 
gebessert sein würde, wenn man das Roheisen feinte und 
dann das geweisste Product wieder in graues Eisen über- 
zuführen versuchte, weil der Zweck der Phosphorentfer- 
nung sich so nicht erreichen lassen würde. 

Man ging daher dazu über, die -Entfernung des Phos- 
phors durch den Puddelprocess zu erwirken. Es wa,r uöthig 
fortzusetzen, bis zu welchem Punkte man diesen Process 
fortführen müsse, um eine ausreichende Reinigung des 
Eisens zu erzielen, ohne doch die Entkohlung weiter, als 
unbedingt uöthig, fortsetzen zu müssen. 

Dasselbe Roheisen, welches bei dem Feinprocesse ver- 
werthet worden war, und einen Gehalt von O.^g^ pCt* 
Phosphor hatte, wurde im Feinkompuddelofen eingeschmol- 
zen. Nach vollendetem Einschmelzen war der Phosphorge- 
halt auf 0.450 pCt. gesunken, beim Beginn des Aufkochens 
auf 0.20g P^^* ^*® Feinkornrohschienen enthielten O.^qq 
pCt. Phosphor. Diese Resultate stellen sich, wie sich er- 
warten Hess, zwar weit günstiger als die des Feiuprocesses, 
aber sie entsprechen doch nicht — und das ist bemerkens- 
werth — dem gewöhnlich vorausgesetzten Masse der Phos- 
phorabscheidung während des ersten Theiles des Puddelpro- 
cesses, d. h. der Periode des Einschmelzens bis zum Auf- 
kochen, oder der dem Feinprocesse analogen Periode. 

Entsprechende Resultate ergab eine Mischung des vo- 
rigen Roheisens mit einem aus Raseneisenerz zu Kreuzbur<* 
gerhütte erblasenen Producte von l.j pCt. Phosphorgehalt. 
Beim ersten Aufkochen enthielt das Eisen O.545 pCt., in der 
erzeugten Feinkornsehiene O.228 P^^- Phosphor. 

Setzt man den Puddelprocess in jedem Falle ' weiter 
fort, so erhält man bei guter Führung des Processes ein 
Eisen, dessen Phosphorgehalt auf O.^^ pCt. herabsinkt. 

Die Rohschienen des ersten Paddelversuches, welche 
p€t. Phosphor enthielten, wurden in Stücke von 3 



0. 



100 



Zoll Länge zerschnitten und in dem auf dem Werke vor- 
handenen Cupolofen mit Coks verschmolzen. 

Wendete man Coksgichten von der Grösse an, wie sie 
beim Umschmelzen des Roheisens benutzt werden, und 
welche tO Ctr. Roheisen zu tragen pflegen, und gab einen 
Satz von nur 3 Ctr. Rohschienen, so erhielt man ein weisses, 
für den Bessemerprocess unbrauchbares Eisen. Es gelang 
erst ein graues, graphitreiches Eisen bei einem sehr hohen 
Coksanfwande, welcher im Durchschnitte 30.^3 Pfd. auf 
100 Pfd. Rohschienen erreichte, zu erzengen. In Victoria 
wurden bei. demselben Processe auf 100 Pfd. Schmiedeei- 
senabfillle sogar 35 Pfd. Coks verbraucht, so dass der hier 
vorliegende Verbrauch sich auch bei weiterer Fortsetzung 
der Versuche nicht vermindert haben würde. 

Hiernach ist es allerdings möglich, ein graues Eisen 



^) Drassdo (diese Zeitachrift XI. li)l.) fand, daaa bei einem 
Roheisen von O.301 pCt Phosphorgehalt die Schlacke nach dem 
Einschmelzen 2.^0 pCt. Phosphorafture enthielt, ein Gehalt, wel- 
cher in der folgenden Periode nor unbedeutend zunahm. Ehe 
noch das Anfkochen begann, enthielt daa Eisen nur noch 0^^^ 
pCt. Phosphor. 



mit sehr vermindertem Phosphorgehalt durch den vollstän- 
dig durchgeführten Puddelproeess und ein nachheriges koh- 
lendes Umschmelzen zu erzengen, und es würde dies — 
einstweilen vom Siliciumgehalt abgesehen — ein für deo 
Bessemerprocess geeignetes Material sein, falls die Kosten 
der Erzeugung nicht diejenigen überschreiten, welche die 
Einfuhr eines fremden an sich geeigneten Roheisens macht. 
Leider tri£Pt der letztere Umstand nicht zu, wie folgende 
Ber«chnung zeigt : 

Für die Ausführung von 2 Bessemerchargen täglich 
(das Minimum bei einem regelmässigen Betriebe) von je 
65 Ctr. Einsatz müssen ununterbrochen 2^2 Puddelöfen in 
Betrieb sein, deren jeder durchschnittlich 26 Ctr. Rohschie- 
nen in 12 Stunden zu liefern im Stande ist, während 1 Cu- 
polofen genügt, um dieselben kohlend umzuschmelzen. 

Es kosten 100 Pfd. Feinkornrohschienen: 
ans Königshütter Roheisen . .1 Thlr. 26 Sgr. 6 Pf. 
dazu Löhne für das Zerbrechen • — « — „61» 

zusammen . 1 Thlr. 27 Sgr. 
Zu 100 Pfd. gekohltem Product (Parrj- Metall) sind 
] 07.5 Pfd. Rohschienen nöthig, da der Abbrand im Cupol- 
ofen 6.^5 pCt. beträgt ^). Diese kosten mithin 1 Thlr. 1 
Sgr. 3.^ Pf. Da nun zum Umschmelzen von 100 Pfd. Roh- 
schienen 30.^3 ^fd. Coks erforderlich waren, so bedürfen 
100 Pfd. Parry-Metall 32.92 PW.i welche bei einem Preise 
von 6 Sgr. pr. 100 Pfd. 1 Sgr. U.g Pf. kosten. Hierbei sind 
an Löhnen für das Umschmelzen der Rohschienen (za täg- 
lichem Bedarf) erforderlich : 

für einen Schmelzer ... — Thlr. 20 Sgr. 
„ 1) Aufgeber ... — « 15 n 
„ zwei Gehälfen ... — 1» 18 n 

zusammen . 1 Thlr. 23 Sgr. 

Obwohl nun in 1 2 Stunden 90 Ctr. Rohschienen durch- 
gesetzt werden konnten, so werden doch die in gleicher 
Zeit nur zu verarbeitenden 65 Ctr. Parry-Metall dieselben 
Löhne erheischen. 100 Pfd. Parry*Metall nehmen daher lO.g 
Pf. an Löhnen in Anspruch. 

Mithin kosten 100 Pfd. Parry-Metalf: 

1. an Rohschienen .... 1 Thlr, 1 Sgr. 3.^ Pf. 

2. TJ Coks 1 „ — « U.g n 

3. „ Löhnen — 9» — »» lO.g „ 

zusammen 2 Thlr. 4 Sgr. 1.^ n 
Hierzu treten 

Aufsichtskosten — „ — 1)3« 

Maschinenkosten .... — n 1 n 6.3 it- 
Schlackenabfuhrkosten . . — n — t) 1.5 « 
ZuBchlagskalkkost. Utensilien etc. — n 1 u 4.5 n 
Zinsen und Generalkosten . . — n I n '6 ,. 

Also kosten zusammen 100 Pfd. Pariy- 

Metall 2 Thlr. 8 Sgr. 

im flüssigen Zustande, d. h. falls man es nicht vorzieht, 
das erzeugte Parrj-Metall anzusammeln und dann nach 
Bedarf wie das gewöhnliche Roheisen für jede Charge des 
Bessemerns wieder einzuschmelzen. In diesem letzteren 
Falle würden nach den bisher gesammelten Erfahrungen 
noch 6 Sgr. 1 1 Pf. an Kohle, Löhnen und sonstigen Kosten 
hinzutreten uud mit Berücksichtigung des Abbrandes die 

3) Die Angabe Parry's, dass in England der Abbrand durch 
die Aufnahme von KoUenstoff ersetzt worden sei, ist nicht sehr 
wahrscheinlich. 



— 109 - 



Kosten fflr 100 Pfd. nngeschmolsenen Parry- Metalles sieh 
aaf 2 Thlr. 17 Sgr. 8.5 Pf. stellen. 

Diese Kosten sind höher als die Preise des englischen, 
bekanntlich für den Bosse merprocess besonders geeigneten 
HAmatiteisens von Camberland, einschliesslich dessen 
Fracht; höher selbst, wenn man su letzterem die Um- 
schmelskosten hinanrechnet, ohne sie fär das Parry-Metall 
in Ansatz zu bringen. 

Aas diesen Gründen kann ein Vortheil von der be- 
schriebenen Methode nicht erwartet werden. Wäre es ge- 
langen, den Phosphor beim Feinprocesse abzuscheiden, so 
würden sich die Kosten voraassichtlich so gestellt haben, 
dass in ökonomischer Beziehang kein Hinderniss in den 
Weg getreten wäre, die Operation in die Praxis einzuführen. 
Ein weiterer Zweifel entsteht nur noch schliesslich, ob. 
vorausgesetzt, dass die ökonomischen Resultatesich günstig 
gestellt hätten» oder dass sie sich an anderen Orten günstiger 
stellen würden, das erzeugte Parry-Metall den Anforderun- 
gen eines guten Rohmateriales für den Bessemcrprocess ent- 
spricht. Bei dem Feinprocesse schon wird zum grössten Theile, 
beim Puddelprocesse aber fast ganz der Siliciumgehalt des 
Roheisens entfernt ; das erzeugte Parry-Metall enthält daher 
in beiden Fällen zwar Kohlenstoff, aber kein Silicium. Nun 
ist bekannt, dass der Bessemcrprocess nur dann gut und 
normal verläuft, wenn das Roheisen silicium reich ist, weil 
nur hierdurch die erste Periode der Sclilackenbildung verzö- 
gert und dadurch die Orundbedingung eines regelrechten 
Ganges gegeben wird. 

Dies hatte sich schon bei der Verwerthung des Parry- 
Metalles zum Bessemern in Victoria herausgestellt, wo der 
Process zu schnell verlief und sich schon gleich im Anfange 
jener für spätere Perioden eines normalen Verlaufes cha- 
rakteristische braune Eisenrauch zeigte. 

Will man daher ein ganz geeignetes Material erhalten, 
so muss man dem vom Phosphor, dem Silicium und dem 
Kohlenstoffe ganz oder theilweise befreiten Eisen ausser 
Kohlenstoff auch noch Silicium zuführen. Es ist bekannt, 
dass sich Kieselsäure bei Gegenwart von Eisen und einem 
Ueberschusse von Kohlenstoff leicht reduciren und als Sili- 
cium in das Eisen überführen lässt, falls nicht andere Erden 
vorhanden sind, welche mit derselben Schlacken bilden 
können und falls die Temperatur hoch genug ist. ^) 

Es wird natürlich die Aufnahme von Silicium die Koh- 
lung in . gewissem Grade beeinträchtigen, gerade wie dies 
im Hohofen der Fall ist, ohne sie doch aber auszuschliessen. 
Dass die Temperatur für diese Reduction im Cupolofen 
hoch genug sei, muss man daraus schliessen, dass dieselbe 
sich im Tiegelprobirofen bei einem geringen Hitzegrade 
ohne Schwierigkeit ausführen lässt, ob aber die Zeit der 
Berührung der Kieselsäure, der Kohle und des Eisens bei 
einem regelmässigen Betriebe im Cupolofen lang genug zu 
dieser Reduction sei, oder ob nicht vielmehr eine bedeu- 
tende Verzögerung und in Folge dessen ein unverhältniss 
massig grosser Brennmaterialaufwand nöthig werden würde, 
kann nur durch Versuche, die unseres Wissens noch nicht 
ausgeführt worden sind, und zu deren Ausführung zu Kö- 
nigshütte bei den ungünstigen Ergebnissen in ökonomischer 
Beziehang keine Veranlassung mehr vorlag, festgestellt 
werden. 



') Vergl. Percy- Wedding, Eisenhüttenkunde. S. 611 und 117. 



Anwendung der Elektrioität lor Verhfttang 
der dureh schlagende Wetter herbeigeführt 
ten Unglücksf äUe *). 

Von E. Sommer. 

Vorwort der Redaction der österr. Z eitsehrif t 
für Berg- und Hüttenwesen. Sind auch in unseren Kohlen- 
revieren Katastrophen von so riesiger und erschütternder Aus- 
dehnung wie sie aus England und bisweilen aus Belgien berich- 
tet werden noch nicht vorgekommen, so fehlt es doch leider nicht 
an kleineren Unglücksfallen, welche im Ganzen schon sahlreiche 
Opfer von Menschenleben gefordert haben. Wo immer das un- 
heimliche Walten schlagender Wetter irgend einem Menschenle- 
ben (Gefahr droht, ist Vorkehrung und Abwehr heiligste Pflicht 
und kein Bergmann, dem das Schicksal von Tausenden seiner 
Berufsgenossen am Herzen liegt, darf den auf Verminderung 
oder Abwendung solcher Unglücksfalle gerichteten Bestrebungen 
gleichgiltig zusehen Darum haben auch wir es in diesem Blatte 
niemals abgelehnt, zahlreichen Projecten neuer Sicherheitslam- 
pen oder anderen Vorschlägen solcher Art Raum zu goUen und 
glauben, dass es die Wichtigjceit des Zweckes erfordere, zur 
Verbreitung solcher Vorschläge möglichst beizutragen. Wir fin- 
den nun wieder einen solchen Vorschlag in Nr. 10. der Berg- und 
Hättenmännischen Zeitung und in Nr. 26 des Berggeistes, wel- 
cher in ähnlicher Weise auch schon im Jahre 1865 von Pro 
fessor Qiraud angeregt worden war. Aus diesem Grunde empfeh- 
len wir 'den hier aus obiger Quelle entnommenen Artikel der 
besonderen Beachtmig der Fachgenossen, insbesondere der Koh 
lenbergleute und bitten, falls weitere Erfahrungen darüber ge- 
macht worden, um Mittheilnng derselben. 

O.H. 

Wie natürlich, so haben die letzten Schreckens- und 
opfervollen Katastrophen in den Kohlenrevieren von York* 
shire und Staffordshire die allgemeine Aufmerksamkeit wie- 
der der ernsten Frage der Bekämpfung jener unterirdischen 
Gasexplosionen zugewendet, welche die muthige Bergknap- 
penschaar so häufig decimiren, und namentlich die Sicher- 
heitslampe zum Gegenstande eingehender Discussionen ge- 
macht, als deren Resultat man die jetzt unbestrittene 
Thatsache betrachten knnn, dass die Davy'sche Sicher- 
heitslampe in zahlreichen Fällen die Ursache der in Rede 
stehenden Explosionen werden kann, und demnach keines- 
wegs das untrügliche Schutzmittel bil iet, für welches man 
dieselbe leider nur zu lange gehalten/ An die Wissenschaft 
tritt aber in Folge dessen die Aufgabe heran, andere Hilfs- 
mittel aufzusuchen, um jene furchtbaren unterirdischen Ge- 
witter zu beschwören, und es möge mir daher gestattet 
sein, ein derartiges neues Rettungs- oder Sioberheitsver- 
fahren mitsutheilen, auf welches mich die letzten Ereignisse 
ii^ den englischen Kohlendistricten geführt und das ich hier- 
mit der Benrtheilung competenter Fachmänner unterbreite. 

Im Gegensatze zu der Sicherheitslampe, welche den 
mehr passiven Zweck hat, dem Bergmanne zu gestatten, in 
das explosible Gasgemenge mit dem Lichte in der Hand 
einzudringen, ohne deren Entzündung und Verpuffuug zu 
verursachen, läuft mein neues Sicherheitsverfahren in mehr 
activer und zugleich praevenciver Weise wirkend darauf 
hinaus, das gefährliche, aus Grubengas und Luft bestehende 
Gasgemisch in dem Masse, als sich dasselbe bildet, auf ge- 
eignete Weise zu entzünden and zu verbrennen und das- 
selbe so durch eine absichtlich hervorgerufene Explosion 
unschädlich zu machen. Statt daher abzuwarten, bis ein 
unglücklicher Zufall den zündenden Funken in das Gas 
schleudert, soll der Bergmann dea Explotjionen künftig da- 
durch zuvorkommen, dass er dieselben im geeigneten Mo- 



*) Berg-u. Hüttenm. Ztg., No. 10, 8. März. 



HO - 



nente ans BicheMt Entferouog absichtUob barvonoft nnd 
•Ml auf diase Weise «um Herrn der ser»töi'0«den Gewal« 
ten macht. 

Die neueste Ghrabenexplosion dieser Art, welche in den 
letzten Tagen des verflossenen Jahres sich auf der Zeche 
Tremonia bei Dortmund in Westfalen zutrug, hatte nur 
darum keine traurigen Folgen, weil sich das explosible Gas 
glficklicher Weise in dem Wettorofen wenige Augenblicke 
mvor entzündete, ehe die Arbeiter in die Grube einfuhren, 
und hfltte man Mittel besessen, das in den Kohlengruben 
von Bamsley und Hanley angehäufte Gas ohne Gefahr für 
Menschenleben ezplodiren zu machen, bevor die Bergleute 
in die Grube einfuhren, ao befanden sich heute noch 4 bis 
500 der arbeitskraftigen Männer unter den Lebenden. 

Ein solches Mitte), das in den Stollenstrecken sich an- 
sammelnde Gasgemenge in ungefährlicher Weise von Aussen 
zu entzünden, glauben wir in dem elektrischen Funken 
gefunden zu haben, welcher durch das explosible Gas hin- 
durcbschlagend, dasselbe entzündet und explodiren macht, 
um diese Wirkung zweckentsprechend hervorzubringen, 
geht unser Vorschlag dabin, für die Zukunft in den Kolilen- 
gruben eine elektrische Drahtleitung nach Art der Tele- 
grapbenlinien anzulegen, welche durch die ganze Länge der 
Strecken und Stollen hindurchlaufen und ausserdem so ein- 
gerichtet sein muss, dass dieselbe nicht aus einem einzigen 
Drahte, sondern aus vielen kleineren Stücken besteht, de- 
ren Enden sich jedoch nicht berühren, sondern stets durch 
einen kleinen Zwischenraum getrennt sind, so dass die me- 
taUiscbe Leitung in regelmässigen Abständen durch eine 
äusserst dünne Luftschicht unterbrochen ist. Ausserhalb der 
Grube sind die beiden äussersten Enden dieses Drahtes 
mit den beiden Polen einer kräftigen elektrischen Batterie 
oder eines grossen Rumkorffschen Inductionsapparates 
verbunden, so dass die Druhtleitung in der Grube eigent- 
lich nur einen sehr vergrösserten Schliessungsbogen dar- 
stellt, in welchem man den elektrischen Strom nach Belie- 
ben circuliren lassen kann. Wird daher die Kette geschlos- 
sen, so läuft der Strom gleichzeitig durch alle Strecken der 
Grube hindurch, indvm an den Unterbrecbungsstellen des 
Drahtes fortwährend elektrische Funken überspringen, 
welche die eingeschaltete dünne Luftschicht blitzend durch- 
schlagen, wie dies wohl die meisten unserer Leser schon 
bei elektrischen Blitztafeln oder bei galvanischen Säulen 
gesehen haben, deren geschlossene Poldrähte man von ein- 
ander trennt. 

Die Anwendung dieser Einrichtung* bedarf hiernach 
kaum einer weiteren Erklärung. Jeden Tag, bevor die Berg- 
leute sich in die Grube begeben, so wie ausserdem zu ge- 
wissen, von dem Betriebsleiter zu bestimmenden Stunden 
setzt man den Apparat in Gang nnd lässt den Strom wäh- 
rend mehrerer Minuten in dem Drahte circuliren. Ist hier- 
bei explodirbares Gas vorhanden, so wird dasselbe durch 
die zahlreichen überspringenden Funken entzündet und ex- 
pk>dirt, ohne weiteres Unheil anrichten zu können, da die 
Grube hierbei von den Arbeitern geräumt sein muss. Er- 
folgt keine Explosion, so ist dies als ein untrügliches Zei- 
chen zu betrachten, dass die Strecken frei von Grubengas 
sind und die Arbeiter können dieselben aladann unbesorgt 
betreten. Der elektrische Funke ist in diesem Falle einem 
Sicherheitswächter vergleichbar, den der Bergmann vuraus- 
sendety um das Terrain zu recognosciren und den Weg von 
etwa drohenden Gefabren zu säubern. Erforderlich ist, dass 



die Drahtleitung in den Strecken möglichst hoch und in 
der Nähe der Firste angebracht sei, da sich das Gruben- 
gas, als eine der leichtesten Luftarten, stets in den oberen 
Regionen ansammelt. 

Man wird mir einwenden^ dass auch nach einer auf 
diese Weise absichtlich hervorgerufenen Explosion sich 
während des Aufenthaltes der Arbeiter in der Grube immer 
noch Gas entwickeln und so eine unabsichtliche Explosion 
herbeiführen könnte. Dies ist jedoch schon aus dem Grunde 
nicht zu. fürchten, weil das Grubengas stets längere Zeit 
gebraucht, um sich in bedeutenderer Masse anzusammeln 
und dasselbe demnach in dem verhältnissmässig kurzen 
Zwischenräume 7<wischen zwei Durchgängen des elektri- 
schen Stromes keine Zeit hat, sich in hinreichender, für die 
Bergleute gefährlicher Menge anzuhäufen. Es lässt sich 
sogar mit Sicherheit voraussagen, dass auch die nach mei- 
nem Systeme durch den elektrischen Funken absichtlich 
erzeugten Explosionen niemals grötssere Dimensionen ab- 
nehmen werden, indem das in der Zwischenzeit sich an- 
sammelnde Gas durch die regelmässig und mindestens ei- 
nige Mal täglich zu wiederholende elektrische Entzündung 
jedesmal beseitigt wird. 

Ich erinnere hierbei au das alte und ziemlich primitive 
Verfahren, das die Grubenarbeiter vor der Erfindung der 
Sicherheitslaterno sehr häufig als Schutzmittel gegen die 
verderblichen Wirkungen der schlagenden Wetter anwand- 
ten nnd in manchen Gegenden, namentlich in kleineren 
Gruben, auch heute noch anwenden, um sich den unter 
ihnen wenig beliebten Gebrauch der Sicherheitslaterne zu 
ersparen. Jeden Morgen, vor Beginn der Arbeit, kriecht 
nämlich einer der Bergleute auf dem Bauche liegend in die 
Strecken und entzündet das während der Nacht angesam- 
melte und über ihm schwebende Gas, oder brennt, wie der 
Bergmann sich ausdrückt, die Schwaden ab^ ohne dass der- 
selbe in der Regel durch die Über ihm sich vollziehende 
leichte Explosion beschädigt wird. Die Luft ist alsdann für 
einen Tag gereinigt und die übrigen Bergknappen gehen 
ohne Bedenken mit ofifener Lampe an die Arbeit. Was hier 
das Wagniss einer unerschrockenen Hand vollführt, das 
soll nach dem neuen Verfahren der elektrische Funken be- 
wirken • doch könnte man, statt einen vielfach untorbroche- 
nen Draht anzuwenden, ebenso gut die verschiedenen 
Drahtstücke, welche, wie oben angegeben, die Leitung 
bilden^ auch durch kurze, feine Drahtstüoke mit einander 
verbinden, welche im Momente des Durchganges des elek- 
trischen Stromes in glühenden Zustand versetzt und dabei 
heiss genug werden, um da» umgebende explosible Gasge 
mische zu entzünden, wie dies bei Pulverminen, sowie in 
Steinbrüchen beim Sprengen von Felsen, praktisch zur An- 
wendung gebracht wird. 

Was die Anlage einer derartigen Drahtleitung anbe- 
trifft, so kann dieselbe wohl keine ernstlichen Schwierigkei- 
ten darbieten und Hesse sich nach meinem Dafürhalten am 
cweckmässigsten in der Weise ausführen, dass man den 
Draht an hierzu geeigneten, wohl isolirten und oben in die 
Wange oder in die Firste d»'r Stollen eingeschlagenen Ei- 
senstäben hinleiten würde. Auch der Kostenpunkt kann 
kein Hinderniss abgeben, da sieh die Ausgaben lediglieh 
auf die Herstellung der einfachen Drahtleitung, sowie auf 
die Anschaffung und Unterhaltung einer kräftigen galvani- 
schen Batterie beeohränken und daher in keinem Vergleiche 
zu dem Ungeheuern Kostenanfwande stehen, den die Ein- 



- 111 - 



ritfhtung einer auareicheodeo Ventilation erfordern würde, 
von welcher öberdiea bei tiefen und aasgedehnten Kohlen- 
gruben kanm jemals ein«; gnludliche Beseitigung der in 
Rede stehenden Unglücksfälle zu erwarten sein dürfte*). 
So weit der vorläufige Entxvorf meines neuen Sicher- 
heitssystemes, wie sich dasselbe auf feststehende physika- 
lische Thatsachen basirt; an den strebsamen und thtttigen 
Fachmännern und Bergwerks Verwaltungen ist es nun, Ver- 
suche im Grossen anzustellen und so über den Werth oder 
Uawerth des Verfahrens zu entscheiden. 



Notizen. 

Bliie grosse Röhrenglesserei in England. Coohrane, 
Grove und Comp, auf Ornsley-Oiesserei, Miildlesboroagh und su 
Woodfide, Dudley erseugen sehr bedeutende Mengen gosseisemer 
Röhren, vielleicht die bedeutendste Menge auf der Erde, indem 
sie allein in dem erstgenannten Etablissement wöchentlich 1 2.000 
Ctr. Röhrenguss lieferten. Dieses Etablissement wurde vor unge- 
fähr 12 Jahren auf einem Sumpfe errichtet, der bei jeder Fluth 
Überschwemmt wurde, und es bedurfte daher einer sehr erheb- 
lichen Auffüllung, um eine gute Gründung zu erhalten. Es grenzt 
an die Uohöfenanlagen von Cochrane und von Gilkes, Wilson, 
Peace und Comp, und liegt au dem südlichen Ufbr des Tees, das 
eine sehr bequeme, auch durch eine Anzahl Krahne erleichterte 
Ausschiffung bietet. Die Röhren werden gruppenweise in verti- 
caler Richtung gegossen und die Formen einer jeden Gruppe 
in folgender Weise rasch getrocknet. Eine horizontale Gebläse- 
maschine treibt Luft durch eine ungefähr 12 Puss unter der 
Giessereisohle liegende Röhrenleitung, welche in den Böden der 
Gruben für die verschiedenen Formengruppen ausmfindet lieber 
jeder Einmündung der Leitung in eine Grube befindet sich ein 
eiserner Korb mit brennenden Coks und oben ist die Grube mit 
einer Haube aus Kesselblech bedeckt, welche eine kleine Oeff- 
nong zum Entweichen der erhitzten Luft hat Die Kerne für die 
grÖAseren Sorten werden auf Cochrane^s vor einigen Jahren pa- 
tentirten Kernspindebi hergestellt, die beim Schwinden des Guss- 
stückes ein Nachgeben des Kernes gestatten. Diese Kemspindeln, 
welche aus Eisen bestehen, sind verhältnissmässig leicht und 
brauchen nur mit einer kaum mehr als drei Achtel Zoll dicken 
Lehmbedeckung bekleidet zu werden. Diese dünne Lage trock- 
net rasch und dazu kommt noch der weitere Vortheil, dass man 
kaum halb so viel Kemspindeln braucht, als bei den dicken, 
schwer trocknenden Lehmlagen. Die zusammenziehbaren Kem- 
spindeln schliessen sich unten scharf an den Boden an und wer- 
den im oberen Theile derselben durch Streben concentrisch ein- 
gestellt; während der Abkühlung des GusAstückes werden sie dann 
um ein Viertel bis drei Viertel Zoll der Weite der Röhre ange- 
messen, zusammengezogen, so dass der Kern leicht ausgehoben 
werden kann. Ehe die znsammenziehbaren Kemspindeln in Ge- 
brauch kamen, wurden die Kerne mit Heubändem umbunden. 
Das Heu hatte aber, abgesehen davon, dass es bedeutend im 
Preise stieg, den NachtheU, dass das Metall, obschon die B&nder 
sehr straff und dicht aufgewunden wurden, «beim Giessen unregel- 
mässig in die Oberfläche des Kernes eindrang, wodurch in der 
fertigen Röhre Rinnen entstanden, welche der durchgeführten 
Flüssigkeit ▼ermehrten Widerstand entgegensetzten. Auch brauch- 
ten die Heubänder bisweilen 1 Zoll und selbst noch mehr Lehm- 
bedeckung, damit der Kern an der Oberfläche glatt wird, und 
dies erfordert wieder verlängerte Trockenzeit. Zum Schmelzen- 
des Eisens dienen Cnpolöfen, die ihren Wind durch Ventilatoren 
erhalten. Die meisten der Krahne — und deren ist eine grosse 
Anzahl vorhanden — werden von der Dampfmaschine ans be- 
trieben ; einige aber auch durch eigene oscillirende Cylinder. Um von 
der Grösse des Betriebes einen Begriff zu geben, sei erwähnt, 
dass man Kellen von 70 Centnern Inhalt hat, wovon z. B. zwei 
nothwendig sind, um die 130 Centner schweren, 10% Fnss weiten 
Bohren für die Metropolitan-Main-Draiuage zu giessen. Kürzlich 
hat das Etablissement eine Bestellung auf 120.000 Centner 3 Fuss 
weite Röhren für die Wasserwerke zu Calcutta erhalten. Jede 



*) Für eine gute, kräftige Wetterlösung wird immer 
Sorge getragen werden müssen; auch die Beseitigung der Ver- 
brennungsproducte schlagender Wetter (Kohlensäure und Wasser) 
ist nicht zu übersehen. D. Red. 



Röhre wird auf 200 Fnss Wassersäulendruck, der unter Umstän> 
den auch auf 400 Fuss gesteigert wird, probirt, dann erhitat und 
in Steinkohlentheer eingetaucht und endlich an den Verbindunga- 
stellen, wenn es dessen bedarf^ bearbeitet. 

(Z. 1 d. ö. Eisen- u. Stahlindustrie.) 

HArten gnsselsemer Werkstttoke. In dem Gewerbe- 
vereine zu Hannover sprach Herr Director Kar marsch über 
das Härten gusseiserner A^erkstücke. Das Härten des Guss- 
eisens unmittelbar beim Gusse in eisernen Formen oder durch 
Aufschütten von Wasser auf das flüssige Eisen ist schon längst 
bekannt In neuester Zeit hat man auch fertige Stücke, die erst 
wieder glühend gemacht werden mtUsen, gehärtet, aber mit 
mehr wärmeleitenden Flüssigkeiten als Wasser, da das letzte 
• für diese FäUe nicht rasch genug abkühlt und deshalb wenig 
wirkt. Man ninunt hierzu am besten eine Mischung von 1 Thei- 
len Wasser und l Theil Schwefelsäure, oder eine (etwas schwä- 
cher wirkende) gesättigte Lösung von Kochsalz im Wasser. 
Das in diesen Flüssigkeiten nach dem Glühendmachen abge- 
schreckte graue Gusseisen erscheint auf der Bruchfläche weis- 
ser und feinkörniger, und wenn es auch nicht so hart ist wie 
gehärteter Stahl, so lässt sich die äussere Schicht doch schwer 
mit einer Feile bearbeiten. Proben desselben Gusseisens in bei- 
den Flüssigkeiten gehärtet, und im unveränderten Zustande 
wurden vorgelegt Der Redner sprach sodann über Schwimmen 
des Bleies auf flüssigem Gusseisen. Diese auffallende Erscheinung 
hat der Eisengiessereibesitzer Haberland in Alfeld früher beob- 
achtet, und neuerdings hat derselbe geschöpfte Proben von 
Gusseisen mit darauf befindlichen Bleitropfen nebst einer von 
vier Herren unterzeichneten Beglaubigung an den Redner ein- 
gesandt. Dass das schwerere Blei (spec. Gew. 11 Vi)} ^^^ ^^^ 
leichteren Bisen (spec Gew. 7) schwimmen könne, erschien kaum 
begreiflich. Der Redner hat nun die Bleitropfen genauer unter- 
sucht und gefunden, dass dieselben keine dichten Körper, son- 
dern sehr dünne Bleibläschen sind. Der Redner glaubt , dass 
das Blei -in der Weissglühhitze verdampft und in geringerer 
Temperatur als Bläschen condensirt und niedergeschlagen sei. 
Der Redner verweist hierbei auf die bekannten, noch nicht ge- 
nügend erklärten .Thatsachen, dass weissgltthendes Eisen cmd 
sehr hoch gespannter Dampf ohne zu verbrennen, mit der Hand 
berührt werden können Schliesslich machte der Redner eine 
Mittheilung über ein neues Bohrwerkzeug. Seit der Londoner 
Ausstellung von 1851 wurde ein Bohrwerkzeug zum Metallbohren 
bekannt, dessen Spindel mit langgezogenen Schraubengängen 
versehen, von gedrehtem Triebstahl hergestellt wird. Das eine 
Ende ist mit einem zweischneidigen Bohrer versehen und das 
andere Ende mit einem hölzernen Knopfe zum Halten. Auf der 
Spindel wird eine passende Schraubenmutter mit Griff auf und 
ab geführt, so dass der Bohrer wechselweise einige Male rechts 
und einige Bfale links herum gedreht wird. Die Wirkung eines 
solchen zweischneidigen Bohrers ist n^cht so gut, als die eines 
einschneidigen mit stetiger Drehung, weshalb man in England 
und Deutschland bestrebt war, die wechselnde Drehung des 
Werkzeuges in eine stetige zu verwandeln. Der Mechaniker Reitze 
tu Hannover hat dieses Ziel, mit einer runden glatten Spindel 
erreicht, an welcher zwei Furchen in langgezogenen Schrauben- 
linien, nach rechts und links sich kreuzend, angebracht sind. 
Die dazu gehörende Schraubenmutter hat eine eigenthümliche 
Vorrichtung mit einer Feder, so dass die abwechselnde Benutz- 
ung der Furchen und damit eine einseitige Drehung stattfindet. 
(Ztschfb. f. d. ö. Eis. H. ludst.) 

P. Ritter V. Tiumer, welcher vor wenigen Tagen zur 
Ausstellung nach Paris gereist ist, wo er als Juror zu fungiren 
hat, wird demnächst eine kleine Schrift über Walzen-Caliber 
erscheinen lassen; wir werden nicht verfehlen, davon sogleich 
literarische Anzeige zu erstatten. 

Literatur. 

Die Hohofen-DimezuEdonen auf Grandlage des Hohofen- 
Prooesses. Ein Leitfaden bei Zustellung von Eisenhohöfen 
von Richard Troska, HÜtten-Ingenienr in Leobschtttz. Wei- 
mar 1867. Bernhard Friedrich Voigt. 

Wir machen mit wenigen Worten auf die kleine an- 
spruchslose Broschüre aufmerksam, welche ohne gerade wesentlich 
Neues zu enthalten, das Wesentliche über den gewählten (Ge- 
genstand in Kürze und in anregender Weise vorführt. Insbeson- 
dere müssen wir es als einen guten Gedanken bezeichnen, dBss 



i 



- 112 — 



er mit einer skisEirten Geschichte, wie sich die heutigeD 
Ofendimenrionen im Laufe der Zeit entwickelt haben« beginnt. 
Er geht dann anf eine aphoristiBche Darstellung des Hohofen- 
Processes über, die er nicht mit Unrecht seiner »Betrachtang 
der einseinen Hohofen - Dimensionen Torausgehen so lassen,» 
rer zweckmässig erachtet hat. Nun folgen der Reihe nach die 
Abschnitte: ülderBost, IV. die Gicht, V. das Gestell, VI. die 
normale Gebliseluit, YII. das Auffangen der Gase, AUfes gans 
htlbsch geordnet xmd dargestellt. Hie und da geftUt sich der 
Verfssser im Hinwerfen apodiktischer SKtse, die paradox scheinen, 
und die er dann zu rechtfertigen sucht; z. B. nDer Fatalis- 
mus war die Basis der Forschung.' — nBeim Hohofenprocesse ist 
der Anfang das Ende** und dgl. Am mdsten eigenthümlioh ist 
der Abschnitt IV gehalten, weil er am meisten von gangbaren 
Ansichten abweicht; wir wünschen mit dem Verfksser, dass die 
darin entwickelten Ansichten „vorurtheilsfrei" geprüft, und 
derWerth derselben durch praktische Versuche festgestellt werde. 

O H. 

A-dininistratives. 

Ausseiehnong. 

Se. k. k. Apostolische Majestät haben mit Allerhöchster 
Entschliessnng dem Reichenauer Oberverweser Ferd. Schliwa 
in Anerkennung seiner eifrigen, umsichtigen und erspriesslichen 
Dienstleistung das Ritterkreuz des Franz Joseph-Ordens zu ver- 
leihen geruht. 

Braennnngen. 
Vom Finanzministerium: 

Der controUrende Amtsschreiber des Salzverschleissamtes 
in Bochnia Ferdinand Gempke zum Controlor bei dem Salz- 
niederlagsilmte in Sieroslaviee (Z. 9544, ddo. 15. März 1867). 

Der Raibler Oberhuttmann Silverius Miszke zum Hütten- 
nnd Fabriks-Adjuncten bei dem Bergamte Idria (Z. 10700, ddo. 
15. März 1867). 

Der MinisterialcoBcipist im Finanzministerium Heinrich 
Prxnzinger zum Salinen- Verwalter in Ebensee (Z. 49746, ddo. 
26. März 1867). 



Erledigungen. 
Eine controUrende Amtsschreibersstelle bei 
dem Salzverchleissamte in Bochnia in der XL Diäteii- 
classe, mit dem Gehalte jährl. 420 fl., Katuralwohnung und 
Cautionspflicht. Gesuche sind*, unter Nachweisung der Kennt- 
niss der Salzmanipulation und der oezügtichen Verrechnung, 
dann der polnischen Sprache binnen vier Wochen bei der 
Berg- und Salinendireotion in Wieliczka einzubringen. 

Eine Oberhuttmannsstelle bei dem Bergamte 
Raibl in der XI. Dlätenclasse, mit dem Gehalte jährl. 420 fl., 
4 Klaftern fanfschuhigen Brennholzes k 3 fL. 15 kr., 36 Pfund 
Kerzi>n k 2()V4 kr., einem Bleiverschleiss-Reluitionspauschale von 
105 fl. und Naturalwohnung mit Garten. — Gesuche sind, unter 
Nachweisnng der bergacademischen Studien, praktischer Kennt- 
nisse im Bergbau und Markscheiderei wesen, der Kenntniss des 
montanistischen Rechnungswesens, dann der körperlichen Taug- 
lichkeit, binnen vier Wochen bei dem Bergamte in Raibl 
einzubringen. 

Correspondenz der Redaction. 

Herrn R. in Mi e s. Die eingesendete Abhandlung bedarf 
nur weniger Modificationen, um in einer der nächsten Nummern 
zu erscheinen. Nur die kleinen Skizzen machen die Schwierig- 
keit , weil sie in den Text eingezeichnet sind und erst copirt 
werden müssen, um zum Xylographen zu kommen. Wir bitten 
alle unseren Herren Mitarbeiter , derlei Zeichnungen stets auf 
einem besonderen BlKttchen dem Manuscripte beizulegen, oder 
an die Stelle, wo sie hingehOren, leicht anzuheften. — Herrn 
W. in Kremnitz. Dank für die Einsendung; doch liegt uns 
zufällig eine über das gleiche Thema vor, und da der G^en- 
stand nicht erschöpft ist, werden wir vielleicht damit noch 
etwas zuwarten. -- P. in Vöröspatak. Ist ebenfalls druck- 
bereit. — J. in NagyAg. Der Abdruck durch die Tafel etwas 
verzögert. — M. in Ecsevez. Ebenso. — D — k. in Könige- 
htttte. Dank für Ihr Schreiben vom 24. März. Die in Aussieht 
gestellten Arbeiten werden sehr willkommen sein. Entschuldigen 
Sie, dass ich noch nicht brieflich geantwortet. Es fehlt mir 
buchstäblich die Zeit dazu. 



Verkauf eines Eisenwerkes. 

Ein Eisenwerk im böhmischen Erzgebirge, nahe der sächsichen Grenze, in einer wald- und dorfreichen Gegend, mit 
172.391 Q Klaftern Grubenfeldem auf reinen Magnet- und Rotheisenstein, dann mit den hiezu gehörigen Fabriks-Etablissements und 
Bauobjecten, — ist aus freier Hand zu verkaufen 

Die näheren Auskünfte ertheilen mündlich oder auf frankirte schriftliche Anfragen J. U. Dr. Carl Seelinc, beeide- 
ter Landesadvocat zu Pragr, Brückengasse, Kleinseite Nr. 39^in. und Eduard Sputh, Eisenwerksdirector zu Kallleli 
in Böhmen, Post Görkau. (13—18) 

''-'' Tentilator^n 

construirt vom Herrn Ingenieur Guibal, Professor in Moos in Belgien, liefern nach Uebereinkommen mit demselben für sämmt- 
Uche deutsche Staaten: 

Brod & Stiehler, 

Maschinenfabrik in Zwickau in Saciisen. 

Unter den Fortschritten, welche seit einigen Jahren in der Ventilation der Kohlengruben gemacht worden sind, ist die 
Construction und Leistung des Guibarschen Ventilators wohl der bedeutendste. In Belgien, FraDkreleb & England, wo sol- 
cher vielfach ausgeführt , bewährt sich derselbe auf das Vorzüglichste. In Deutschland sind bis jetzt zwei dieser Ventilatoren 
in Betrieb und zwar auf der kttnlfri. Gerhard »Prlns« Wilhelmsgrabe in Louisenthal bei Saarbracken und auf dem 
Elnlckelt-Srhaehte des Brückenberc-StelnkohlenbAn-Verelnes in Zwickau und ein dritter wird gegenwärtig auf dem 
iloffkiang-^charhte des ErEgebIrgiHden 8telnkohlen-Actlen-Verelne8 in Zwickau aufgesellt. 

Wir machen hiermit bekannt, dass wir die alleinigen von Herrn Guibal Beauftragten sind, welche nach dessen System und 
Ihr dessen Rechnung Veutilatorren anfertigen. Diese Ventilatoren liefern 50 — 80 Kublk-Meter Luft per Secunde bei 
einer Depression von 100—200 m/m. Wassersäule, und es garantirt Herr Gnibal selbst derartig dass er sich 
fttr Jeden m/ta* Depression« um welchen der Ventilator unter der garantirten Leistung EurOckbfeibt. 100 Frcs. 
ablieben lisst. 

Auskunft ertheilen und Aufträge übernehmen für Herrn Guibal BrOCl & Stiehlor IR ZwiCkaU. 



Diese Zeitschrift eri*cheiut wöchentlich einen Bogen sturk mit den nöthigen artistischen Beigaben. Der Pränumerationspreii 
ist jährlich loeo Wien 8 fl. ö. W. oder 5 Thlr, 10 Ngr. Kit frauco Postversendung 8 fl. 80 kr. 6. W. Die Jahresabonnenteo 
erhalten einen officiellen Bericht über die Erfahrungen im berg- und hüttanmäBnisehen Kasehinen-, Bau- und Aufbereitungswesea 
Atlas als Gratisbeilacre. Inserate fiuden gegeu 8 kr. ö. W. oder P/i Ngr. die gespaltene Nonpareilleseile Aufnahme. 
Zuschriften jeder Art können nur franoo angenommen werden. 



Drack Toa Carl Fromme in "Wien. 



Ffir den Verlag verantwortUeh : Carl Reger. 



N=i5. Oesterreichische Zeitschrift 



1867. 

15. April. 



fiir 



Berg- und Hüttenwesen. 



Verantwortlicher Redacteur: Dr. Otto Freiherr von Hingenau, 

k. k. Minlstertalrath Im Finanzmlnitteriam. 

Verlag der G. J. Hanz'schen Baohliandlang (Kohlraarkt 7) in Wiexx. 



InllBlt: Ueber den EihfloBs der wisiieiischaftlicheii Entwickelaug in den letzten 100 Jahren auf das Berg- und Hüttenwesen. 
Der GerbstahL — AuBserordentliche Vorträge an der Bergacademie zu Leoben. — Literatur. — AdministratiTes. — Ankündigungen. 



Ueber den Einfluas der wissenschaftlichen 

Entwickelang in den letzten 100 Jahren auf 

das Berg- und Hüttenwesen. 

Vom kgl. fiXchs. Oberberghauptmann Freiherrn von Benst.*) 
Der Gedanke, welcher der Stiftung unserer Bergaca- 
demie vor 100 Jahren zum Grunde lag, war aus der £r- 
wfigung hervorgegangen , dass bei den im Laufe vieler 
Jahrhunderte mehr und mehr gesteigerten Schwierigkeiten 
des Berg- und Hüttenbetriebes die Samme der gewonnenen 
Erfahrungen allein nicht mehr ausreiche, jenen Schwierig- 
keiten wirksam zu begegnen, und dass man daher die Berg- 
und Hüttentechnik auf wissenschaftlicher Grundlage ent- 
wickeln müsse, um dem Bergbaue eine gesicherte Existenz 
zu verschaffen. Wenn unsere Anstalt in diesem Sinne fort- 
dauernd gewirkt hat und zu verschiedenen Zeiten von einer 
grossen Anzahl Berg- und Hüttenleuten aus allen Erdtheilen be- 
sucht worden ist, so darf wohl mit Recht angenommen werden, 
dass sie zu der wissenschaftlichen Entwickelung des Berg- 
und Hüttenwesens überhaupt nicht unwesentlich beigetragen 
habe , nicht allein durch Das , was au ihr gelehrt worden, 
sondern namentlich auch durch die Anregung zu wissen- 
schaftlicher Fortbildung, welche von ihr ausgegangen ist. 

Unter diesen Umständen dürfte es gerechtfertigt er- 
scheinen, am heutigen Tage einen Rückblick zu thun auf 
die praktischen Ergebnisse jenes wissenschaftlichen Stre- 
bens. Bei der überwältigenden Masse des Stoffes kann sich 
dabei ' selbstverständlich nur auf die allgemeinsten Andeu- 
tungen beschränkt werden; als einzelnes Beispiel habe ich 
die Ergebnisse beim Freiberger Berg- und Hüttenwesen in 
einer besonderen Abhandlung im L Bande der Festschrift 
zusammeng es teile. 

Als man vor 100 Jahren die Wissenschaft systematisch 
in den Berg- und Hüttenbetrieb einzuführen suchte, bot 
dieselbe verhältnissmäsaig nur wenig Unterstützung dar; 
man konnte damals noch keine Ahnung haben von der rie- 

*) Wir entlehnen diese „Abhandlung" aus dem Werke : 
„die Fortschritte der berg- und hüttenmännischen Wissenschaften 
in den letzten hundert Jahren**, welches als H. Theil der Fest- 
schrift zur Bäcularfeier der Freiberger Bergacademie vor Kurzem 
erschienen ist, und welches wir in heutiger Nummer unter der 
Rubrik Literatur anzeigen. D. Red. 



I senmässigen Entwickelung , welche dieselbe in ihren ver- 
schiedenen Richtungen nehmen sollte, wodurch sie der mäch- 
tigste Hebel für den Fortschritt aller Technik überhaupt 
und specieU des Berg- und Hüttenwesens geworden ist. 

Mechanik. 
An erster Stelle muss hier die Mechanik genannt 
werden. 

Sie ist gewisse rmassen die Seele des Betriebes ge- 
worden, und kaum gibt es einen Zweig der Berg- und 
Hüttentechnik, der nicht von ihr Leben und Bewegung 
empfinge. Ihre reichste Blüte sehen wir in der Anwendung 
der Dampfkraft entfaltet, welche allen Verwendungszwecken 
sich anzupassen und concentrirte Leistungen von ungemes- 
sener Grösse zu bewirken vermag. 

Als Complement derselben erblicken wir die Eisen- 
bahnen, welche über Tage den Vertrieb der Kohlen und 
anderer Rohstoffe, unter Tage aber die Möglichkeit eines 
groBsartigen Grubenbcftriebes vermitteln. 

Die beiden grössten Gebiete berg- und hüttenmän- 
I nischer Thätigkeit, welche die Neuzeit kennt und ohne welche 
[ dieselbe überhaupt gar nicht denkbar wäre — der Kohlen- 
f bergbau und das Eisenhüttenwesen — wurzeln recht eigent- 
lich in der Mechanik und namentlich in der Anwendung der 
Dampfkraft. Dadurch allein ist die wohlfeile Förderung 
enormer Kohlenmasson aus grossen Teufen, selbst bei star- 
ken Wasserzugängen oder sonstigen Betriebsbehinderun- 
gen, möglich geworden. An die Stelle der Rosskunst oder 
eines schwachen Kunstgezeuges hat man die comische 
Dampfmaschine bis zu vielen hundert Pferdekräften, an 
die Stelle des Haspels oder Pferdegöpels den Dampfgöpel 
bis zu 150 und mehr Pferden, an die Stelle des Schlepp- 
troges oder des Karrens die unterirdische Pferdeeisenbahn 
oder selbst die Dampfeisenbahn gesetzt. An der Stelle 
höchst unvollkommener und kleinlicher Ventilati ons vorrieh - 
tungen sehen wir heute mächtige Dampfmaschinen aus- 
schliesslich beschäftigt mit der Wetterversorgung weit aus- 
gedehnter Tiefbaue. Auch auf die Aufbereitung der Kohlen 
und auf das für das Eisenhüttenwesen so wichtige Gebiet 
der Vercokung hat die Mechanik ihren wohlthätigen Einfluss 
erstreckt. 

Grösser und umfassender beinahe noch, als im Gebiete 



114 



des Kohlenbergbaues, sind die Umänderungen, welche die 
Mechanik in dem gesammten Bereiche der Eiaenhüttenindustrie 
hervorgerufen hat. Jene gewaltigen Ströme von Roheisen, 
welche den heutigen grossen Hohöfen entfliessen , sie sind 
das Ergebniss von Gebläsen, deren Dimensionen und Rraft- 
leistung)ßn riiaeaniJUeig entwiA«lt wordeA sind; die schwer- 
sten BimibahaechieneB , welche mit Leichtigkeit ihre Form 
durch die Wals werke aufgeprägt erhalten, sie würJen ohne 
die gewaltige Triebkraft dieser letzteren gar nicht beschafft 
werden können; die staunenerregenden Leistungen der Guss* 
stahlfabrikatiou, welche fär Kriegs- und Friedensswecke jetzt 
schon eine so grosse Bedeutung gewonnen haben, sie wären 
nicht denkbar ohne die Dampfhämmer , durch welche der 
Mensch zum Schöpfer der Ojklopen geworden ist. 

Endlich jenes neueste, hellstrahlende Meteor am eisen- 
hüttenmännischen Himmel, der Bessemerprocess, ist lediglich 
bedingt durch eine früher ungeahnte Leistuns; der Gebläse. 

Wenn wir auf solche Weise in den Gebieten des Koh- 
lenbergbaues und der Eisenindustrie bei jedem Schritte den 
grossartigen Binwirknngen der Mechanik und Maschinenbau- 
ku&st begegnen, und wenn unter dem Einflüsse dieser letz- 
teren jene Gebiete eine Bedeutung erreicht haben , welche 
sie recht eigentlich als die Grundpfeiler der heutigen Civi- 
lisation erscheinen läset, so fragen wir uns mit Recht*, wes- 
halb nicht ähnliche Ergebnisse auch bei dem metallischen 
Bergbaue, namentlich demjenigen auf edle Metalle, nachzu- 
weisen seien, der doch bereits eine verhältnissmässig hohe 
Stufe erreicht hatte, als der Kohlenbergbau noch in der 
Kindheit lag? denn wenn wir nach der st'itistisehen Bedeu- 
tung frageo, so kann es wohl nicht zweifelhaft sein, dass die 
relative Entwickelung des Bergbaues auf edle Metalle in 
den letzten 100 Jahren nicht entfernt mit derjenigen des 
Kohlenbergbaues sich vergleichen lässt. Und dennoch hat 
die Mechanik ihre Hilfsmittel diesem Bergbaue in gleichem, 
ja selbst noch in höherem Grade dargeboten, als dem Kohlen- 
bergbane, durch die in den Gebirg<)gegenden höchst wichtige, 
grosse Vervollkommnung der Wasserbüuutzung in Wasser- 
säulenmaschinen und Turbinen; nicht minder hat der me- 
tallische Bergbau, soweit derselbe in civilisirten Gegenden 
betrieben wurde, sich alle mechanischen Hilfsmittel eifrig 
angeeignet, ja es ist von ihm und nicht von dem Kohlen- 
bergbaue die vollkommenste Einrichtung der grossen Dampf- 
maschinen in Absicht auf ökonomischen Betrieb Hus«j^egan- 
gen (in Cornwall). Insbesondere hat auch die in ihren Pro- 
cessen so vielseitige Aufbereitung beim metallischen Berg- 
bau ein weites Feld für Anwendung der Mechanik dargebo- 
ten. Von der amerikanischen Brechmaschine bis zum roti- 
renden Triehterherd sind alle heutigen Aufbereitungsappa- 
rate das Ergebniss der ausgebildeten Meohanik. 

An gutem Willen für die Anwendung also bat es dem 
Erzbergbauft in keiner Weise gefehlt, aber die Ergebnisse im 
Grosaen bleiben hinter denen beim Kohlenbergbaue verhält- 
niasmässig zurück. 

Die Ursachen dieser Erscheinung sind mannigfach und 
wohl der Mühe w«>rth, etwus näher erörtert z«r werden. 

Insoweit es sici> um Europa handelt, ist der metallische 
Bergbau mit wenig- AnsotLhmen überaU sehr altr und 
relativ arm. 

Schon- aus diesem Grunde konnte hier von den mecha- 
nischen Hilfsmitfeln zwar wohl Erhaltung und selbst Briie- 
bung des Bergbaues, nicht aber ein Resultat erwartet werden, 
welches auf die grossen Beziehungen des Güterlebens einen 



wesentlichen Einfluss hätte ausüben können. Dabei kommt 
noch der besondere Umstand in Betracht, dass bei dem 
meisten Bergbaue dieser Art der Betrag der Gesteinsgewin- 
nungskosten in einem weit höheren Verhältnisse zu deuGe- 
ssmmtkosten steht, als bei dem Kohlenbergbaue, so dass der 
Einfluss der Mechanä hier nothwendig relativ weit be- 
sebränkter bleiben maeete, als dort. Noch ist es nirgends 
gelungen, die Menschenkraft bei der Gesteinsarbeit durch 
Elementarkraft zu ersetzen, denn die mit so grosser Energie 
betriebenen Arbeiten am Mont Cenis haben bis jetzt nur 
dazu geführt , Zeit gegen sehr viel Geld einzutauschen, 
und die mehrjährigen Versuche, welche hier und auch wohl 
anderwärts mit ähnlichen Apparaten angestellt worden sind, 
lassen ebenfalls kein günstigeres Resultat erkennen. 

Ganz anders würden die Verhältnisse für den metalli- 
schen Bergbau sich stellen, wenn es gelingen sollte, durch 
allgemeine Anwendung eines wesentlich kräftigeren Spreng- 
mittels in den Gruben die Gesteinsarbeit bedeutend wohl- 
feiler und schneller betreiben zu können ; dann erst würde 
es möglich werden, auch bei diesem Bergbaue die Hilfsmittel 
der Mechanik zur vollkommensten Anwendung und Aus- 
nutzung zu bringen, weil derselbe gewinnbringendor und 
zugleich massenhafter beirieben werden könnte. 

Eine Ausgleichung der verhältnissmässigen Langsam- 
keit im Fortschreiten von Gesteinsarbeiten beim Erzbergbaue 
hat die Mechanik dem letzteren in neuester Zeit mehrorts 
dargeboten durch die Anwendung kleinerer Separatmaschinen 
an von den Hauptschächten entfernten isolirten Punkten in 
der Tiefe der Gruben, wobei insbesondere Wassersäulen- 
mascbinen von hohem Drucke und kleinem Caliber, sowie die 
mit comprimirter Luft arbeitenden Maschinen in Frage kom- 
men können. Dieses bis jetzt nur noch wenig ausgebildete 
System kann möglicherweiBC für die Betriebsweise bei uiau* 
chem ausgedehnten Gangbergbaue von Wichtigkeit werden. 

Aber das weitaus grösste Feld des metallischen Berg- 
baues liegt wie gesagt nicht in sondern ausser Europa. 
Was konnten dort bis jetzt alle Fortschritte und wiseeu- 
schafclichen Hilfsmittel nutzen^ wenn politische Unsicher- 
heit jede solid* Unternehmung unmöglich macht oder die 
Mangelhaftigkeit aller Communication die Transportkosten 
vielleicht um das 10- oder 20fache dessen steigert, was man 
in civilisirten Gegenden zu .zahlen gewohnt ist? 

Wenn erst die metallreichen Länder ausserhalb Europa 
für die stetige Civilisation gewonnen sein werden, dann wird 
dort unter dem Einflüsse der fortgeschrittenen Wissenschaft 
eine Entwickelung des metallischen Bergbaues eintreten, 
von der man bis jetzt keine Ahnung hat Und welche vielleicht 
das einflusitreichäte Ereigniss des nächsten Jahrhunderts 
werden dürfre. Schon zeigt sich ein Vorspiel in der berg- 
männischen Invasion der Felsengebirge Nordam^rika's, wo 
unter dem Einfluss«^ der ungewöhnlichen Energie der dortigen 
Bevölkerung ein Bergbau sich entwickelt, welcher vielleicht 
schon nach kurzer Zeit — ungeachtet aller Fehler, die noch 
begangen werden mögen — eine sehr hohe Stufe erreicht 
haben wird.*) Unter hHcu Umständen aber dürfte Europa 
und namentlich Deutschland die bergmännische Kriegsschule 
und der Exercierplatz bleiben für die S^hlachti-n , welche 
aueserhalb Europa zui sehlagen sind, und schon aus diesem 



*) Wir werden demnächst eine Mittheilung über die Queck- 
silbergmben in Califomien bringen. 

(Red. d. Oest. Ztsch. f. B. u. H.) 



— tl5 - 



Grande ist es im allgemeiaen Interesse wflnecbenswerth» 
dass der von Natar yerhftltnissmfissig so wenig begfinstigte 
Metallbergbau in Deutscbland auch fernerhin erbalten blei- 
ben möge. 

MaAaolieideknnBt 
Nur mit wenig Worten will ich hier im Anscblnsee an 
die Mechanik, als mathematische SSlfswissenscbaft, der we- 
sentlichen Fortschritte gedenken, weiche in der Mark* 
seheidekiinst im Laufe der lotsten 100, oder richtiger 
gesagt, im Laufe dar letzten 25 Jahre geiqacbt worden sind. 
Ganz besonders verdient dabei hervorgehoben au werden, 
dass man Instrumente und Methoden ausfindig gemacht und 
angegeben hat, mit denen es möglich ist, auch in den Gm- 
benrttumen mit derselben Sicherheit zu arbeiten, wie dies 
bei den geodätischen Arbeiten über Tage schon immer 
geschehen konnte. 

lOneralogle nnd Geognosie. 

Unter den bergmännischen Hilfswissenschaften ist seit 
langer Zeit die Mineralogie und Geognosie mit vielem 
Eifer und th eil weis grosser Vorliebe gepflegt worien. Man 
sollte deshalb erwarten, dass die Entwickelung derselben 
von ganz besonderem Einflüsse auf die technischen Erfolge 
des Bergbaues gewesen wäre. Leider ist diese Erwartung 
bis jetzt nicht in dem wünschenswerthen Grade erfallt worden, 
insoweit es nämlich darauf ankommt, den Erfolg bergmän- 
nischer Arbeiten mit einem gewissen Grade von Sicherheit 
vorauszubestimmen, selbst auf Lagerstätten, welche schon seit 
langer Zeit Gegenstand des Bergbaues gewesen sind. Am 
glücklichsten ist man gewesen in der Anwendung geogno- 
Btischer Kenntnisse bei der Aufsuchung von Salz und Kohle, 
obwohl es auch hierbei nicht an vielfachen Enttäuschungen 
gefehlt hat; es entspricht dies der Einfachheit der Verhält- 
nisse, welche in der Zusammensetzung der Sedimentärfor- 
mationen vergleichsweise herrscht. In dem Gebiete der Erz- 
lagerstätten dagegen, namentlich der Gänge, muss man ehr- 
licher Weise bekennen, dass man kaum erst beim Anfange 
des Wissens angekommen ist, insoweit es sich nämlich um 
praktische Erfolge handelt. 

Gewiss ist es nicht erlaubt, deshalb an der Möglichkeit 
einer bedeutenden Erweiterung unseres Wissens zu zwei- 
feln, denn wenn die Erzvertheilung, wie zu erwarten, von 
gewissen Gesetzen abhängt, so muss es endlich auch mög- 
lich sein, diese Gesetze zu finden. Ob freilich in vielen Fäl- 
len durch (iie Complication der Verhältnisse diese Gesetze 
und ihr endliches Ergebniss nicht sehr schwer nachzuweisen 
sein würden, bleibt dahingestellt. 

So viel dürfte als ausgemacht anzusehen sein, dass nur 
von einem äusserst sorgfältigen Detailstudium der bezüg- 
lichen Verhältnisse ein wahrer Fortschritt auf dVesem Ge- 
biete erwartf^t werden darf; die Schwierigkeiten dabei sind 
gross und mannigfach. Abgesehen von den Beschwerden, 
welche dasselbe im Gefolge hat, und von den meist ungün- 
stigen Umständen, von denen die Beobachtungen im Innern 
der Gruben gewöhnlich begleitet zu sein pflegen, wird gleich- 
seitig ein feiner Sinn für unscheinbare Details und ein offe- 
nes Auge für grossartige Auffassung und Combination der 
beobachteten Thatsachen erfordert. 

Nicht allein, dass diese Eigenschaften sich nur selten 
vereinigt finden, bedarf es auch einer sehr grossen Ausdauer, 
um allmälig aus der oft sehr unkenntlichen Hülle ein brauch- 
bares Ergebniss herauszuschälen. Nicht also, weil das ge- 



nauere Studium der Erslagerstätten an sieh . eine unfruebt- 
bare Speculation ist, sondern weil man darauf bis jetzt ver- 
hältnissmässig noch viel an wenig Sorgfalt verwendet hat, 
ist der bisherige Einflass desselben auf den Bergwevksbetrieb 
nur ein beschränkter geblieben.*) 

In den Zeiten der Empirie, wo man von einem inneren 
Zusammenhange der Gesetzein der anorganisehen Welt noch 
keine Ahnung hatte, pflegte der Erzbergmaon mit grosser 
Sorgfalt sein Augenmerk auf empirisehe Kennaeichen su 
richten und erwarb sich dadurch eine instinctmässige Sicher- 
heit in der Beurtheilung, die man dem feinen Gefühle des 
Indianers vergleichen nröchte, welcher ohne Compass und 
astronomische Instrumente unter den schwierigsten Umstän- 
den sich zu Orientiren und seinen Pfad zu verfolgen vermag. 

Nachdem man nun durch die Entwickelung der minera- 
logischen Wissenschaften zu einer methodischen Behand- 
lung gelangt war, richtete man sein Augenmerk auf das 
Studium einer Menge von Erscheinungen, welche für die wis- 
senschaftliche Erforschung der Erzlagerstätten im Allgemei- 
nen ein reiches Feld darboten, wobei es übrigens häufig auch 
darauf abgesehen war, für diese oder jene Entstehungs- 
Tbeorie Stützpunkte zu finden. Dagegen wurde der berg- 
männisch wichtigste Theil des geognostiscben Wissens, die 
Kenntniss der Gesetze, nach welchen die Erzmittel auf den 
GHUigen vertheilt sind, fast nirgends zu einem Gegen stände 
des systematischen Studiums gemacht. Wohl mögen in die- 
sem Sinne einzelne sehr werthvolle Localerfahrungen und 
Beobachtungen gemacht worden sein, aber es fehlt bis jetzt 
an einer kritischen Verarbeitung derselben zu einem Ge« 
meingut, welche um fruchtbar zu werden, freilich ein ganz 
ungewöhnliches Mass wissenschaftlicher Kenntnisse und 
praktischer Erfahrungen voraussetzt, abgesehen davon, dass 
das Material selbst bis jetzt noch viel zu lückenhaft ist. In 
dieser Richtung bleibt daher noch ein sehr weites Feld zu 
bebauen, wobei namentlich die grosse Ausbildung, welche 
die Mineralogie erreicht hat, von wesentlichem Nutzen wer- 
den kann. 

Wenn man z. B. hört, dass in einer Gebirgsgegend in 
dem einen Granitterrain nur eine Feldspath- oder Glimmer* 
species, in dem anderen mehrere dergleichen vorkommen, 
so kann dies an und für sich kein besonderes Interesse er- 
regen; zeigt es sich aber, dass an diese oder jene Gesteins- 
rarietät das Vorkommen gewisser Erze gebunden ist, so ge- 
winnt die Thätigkeit des Mineralogen, welcher die Verschie- 
denheit der Mineralspecien nachwies, und diejenige des 
Geognosten, durch dessen Forschungen die respectiven Ver 
breitungsgebiete festgestellt wurden, ein hohes Interesse für 
den Bergmann, 

Von besonderem Werthe für diese Studien kann es wer- 
den, wenn den bei der Erzbildung thätig gewesenen chemi- 
schen und physikalischen Reactionen mit Sorgfalt nachge- 



*) Solche Detailstudien sind in jüngster Zeit von der geo- 
log^chen Eeichsanstalt und ihren Jüngern ernstlicher in Angrifi 
genommen worden. Wir werden nächstens eine Uebersicht sol- 
cher Arbeiten, die Lipoid Baron Andrian, Posepny imdganz jüngst 
noch H. Höfer begonnen haben, mittheilen; wir rechnen auch 
hierzu, was durch Carl v. Hauer, Baron Sommamga, Stäche, 
Tschermak über die chemische Zusammensetzung derTrachyte 
gearbeitet wurde und als eine Hilfsarbeit iär das Gaugstudium 
wichtig ist, zu welchem von Freiberg ebenfalls schon früher 
mächtige Anregungen durch Cotta's Qangstudien nnd Breit- 
haupt*s Paragenesis der Mineralien gegeben waren. 

(D. Red. d. Oest Ztsch. f. B. u. H.) 



— 116 — 



forscht wird, wobei freilich der Weg der besonnenen, nüch- 
ternen Forschung nie verlassen werden darf. 

Chemie. 

Haben wir überhaupt in der Chemie eine mächtige 
Hilfswissenschaft der Mineralogie und Geognosie zu erken- 
nen und wird dieselbe speciell auch dem Bergbaue gewiss 
noch wesentliche Dienste leisten in der genaueren Erfor- 
schung der Erzlaiserstätten , so müssen wir jetzt unseren 
Blick richten auf die Umgestaltung, welche das Hüttenwesen 
in allen Branchen durch diese Wissenschaft erfahren bat. 

Freilich hat man auch vor 100 Jahren schon geröstet 
und geschmolzen, und etwas Anderes thut man in der Haupt- 
sache auch heute nicht ; freilich hat die Mechanik, wie ich 
dies oben augedeutet habe, auch auf die heutige Entwiche* 
lung des Hüttenwesens einen grossen Einfluss geübt; aber 
dasVerständniss derProcesse und die daraus entspringende 
Möglichkeit, den Erfolg derselben mit Sicherheit vorauszu- 
bestimmen und au controliren, haben wir doch einzig der 
Chemie zu dauken. 

Nächst der vortheilhaftesten Verwendung des Brenn- 
materiales und der Verminderung der Metallverluste, zeigt 
sich ihr Einfluss ganz besonders in der Möglichkeit, aus den 
unreinsten Robstoffen die reinsten Producte zu erzielen und 
selbst die kleinsten Metallmengeu nutzbringend zu concen- 
triren, ja selbst schädliche Beimengungen in nützliche Pro- 
ducte zu verwandeln. Auf diesem Felde feiert die Wissen- 
schaft recht eigentlich ihre Triumphe. 

Lassen Sie mich io dieser Hinsicht nur wenige Bei- 
spiele aus vielen anführen, welche unserem sächsidchen Hüt- 
tenwesen entnommen sind. 

Unsere hiesigen Handelsbleie nahmen noch vor 15 Jah- 
ren auf dem Weltmarkte ihrer Qualität nach nur eine sehr 
untergeordnete Stelle ein. Bei einem Silbergehalte bis zu 
2 Pfundtheilen im Centner enthielten sie neben einem merk- 
lichen Antheil von Kupfer Verunreinigungen mannigfacher 
Art. Durch Anwendung des englischen Raffinir- und Pat- 
tinsonprocesses wird nicht allein der sämmtliche Silber- und 
Kupfergehalt bis auf eine ganz unbedt^utende Kleinigkeit tze- 
wonnen, sondern die aus den unreinsten Erzen erzeugten 
Bleie haben auch einen Grad der Reinheit erlangt, dass sie 
mit allen ausländischen erfolgreich zu concurriren vermögen. 

Wenn in früherer Zeit die höheren Artikel der Kobalt- 
Industrie als ein ausschliessliches Monopol der Verarbeitung 
reiner Erze betrachtet wurden, so werden diese Artikel jetzt 
aus den unreinsten Erzen mit verhältnissmäsßig geringem 
Aufwände dargestellt. Die Scheidung des Goldes vom Sil- 
ber, welche gegenwärtig noch bei einem Gehaire von V2000 
mit Gewinn betrieben wird, liefert einen fernereu Beweis, 
bis zu welchem Grade die metallurgische Chemie vorge- 
schritten ist. Die Fabrikation der feinsten Eisenbleche aus 
sehr mittelmftssigem Roheisen bethätigt auch hier, um wie 
viel man im Vergleiche zu der früheren Zeit von den gege- 
benen Stoffen unabhängiger geworden ist. Aber gerade auf 
diesem Gebiete bleibt der Chemie eine der wichtigsten Auf- 
gaben noch vorbehalten, deren Lösung von dem grössten 
Einflüsse auf das Güterleben zu werden verspricht. Erwägt 
man, welche unendlichen Massen von Eisenerz durch nach- 
theilige Beimengungen von der Nattir für die Erzeugung 
eines guten Productes verdorben sind, und erinnert sich zu- 
gleich, wie wenig die. Förderung der reinen Erze in den 
meisten Gegenden dem enorm gesteigerten Bedarfe zu ent- 
sprechen vermag^ so erscheint die Auffindung eines Verfah* 



rens, wodurch die directe Verarbeitung jener unreinen Erze 
auf ein gutes Product in ökonomisch vortheilbafter Weise 
zu bewirken wäre, als eine der grössten und einflussreichsten 
Erfindungen, welche in dem Gebiete der Technik nur ge- 
macht werden können, und es steht zu hoffen, dass diesem 
Gegenstaude von Seiten der so vielfach dabei Beiheiligten 
eine ernstere Aufinerksamkeit werde zugewendet werden, 
als bisher, wo man es nur bei vereinzelten Versuchen hat 
bewenden lassen, welche höchstens nur zu einer partiellen, 
unvollkommenen Abhilfe geführt haben. 

In ausgezeichneter Weise hat die Chemie reformirend 
eingewirkt auf die Verarbeitung silberhaltiger- Kupfererze 
oder vielmehr der aus diese'n erzeugten Zwischenproducte, 
Wenn eine alte Saigerhütte ein wahres Bild der Schwerfäl- 
ligkeit und Unvollkommenheit der Processe darbot, so zeigt 
dagegen die heutige Eztraction auf nassem Wege eine Ein- 
fachheit und Präcision der Arbeiten, welche kaum etwas zu 
wünschen lässt. 

Unter den Ergebnissen der metallurgischen Chemie, 
wodurch dieselbe in den letztverflossenen 100 Jahren das 
Güterleben bereichert hat, verdient insbesondere die Dar- 
stellung und grossartige Einführung zwei neuer Metalle ge- 
nannt zu werden, des Zinkes nämlich und des Nickels, 
von denen das erstere früher nur in höchst beschränkter 
Weise bei der Messingbereitung indirecte Anwendung fand, 
das zweite aber bei den metallurgischen Processen als „Un- 
art** gefürchtet wurde. Die für die Wissenschaft und die 
Technik so äusserst wichtige Verarbeitung des rohen Pla- 
tihs zu ausserdem unersetzbaren Geräthsuhaften hat man 
lediglich der Chemie zu danken. 

Uebergehen wir die Darstellung der verschiedenen 
neuen Metalle, welche eine grössere praktische Anwendung 
noch nicht gefunden haben, und verweilen dagegen noch 
einen Augenblick bei einem Gegenstande, der in der Neu- 
zeit bereits wichtig geworden ist und es in noch weit höhe- 
rem Grade zu werden verspricht. 

Wenn nach Liebig's bekanntem Ausspruche der Ver- 
brauch an Schwefelsäure als der Culturmesser eines Volkes 
zu betrachten ist, so muss nothwendig AUüs, was auf die 
vervielfältigte und v et* wohlfeil orte Darstellung derselben 
von Einfluss ist, die allgemeine Aufmerksamkeit iu Anspruch 
nehmen. Durch die Anwendung der von der Chemie be- 
zeichneten Verfahrungsweise auf die Behandlung der bei 
der Verarbeitung schwefelhaltiger Erze entweichenden Gase 
ist es neuerdings an vielen Orfen gelungen, eine ausge- 
dehnte Fabrikation von Schwefelsäure mit dem Metallaus- 
bringen zu verbinden, wodurch nicht allein nine neue Ein- 
nahme begründet, sondern auch statt der frühereu Belästi- 
gung der Umdrehungen durch jene Gase, für dieLandwirth- 
schaft und die Fabrikindustrie eine nahe, sichere und wohl- 
feile Bezugsquelle der vun ihr in so grosser Menge be- 
nöthigteu Schwefelsäure geschaffen worden ist. 

Wie in der Welt überhaupt kaum irgend Etwas als 
absolut schädlich bezeichnet werden kann, vielmehr die 
Schädlichkeit eines Stoffes wesentlich durch die Umstände 
bedingt wird, unter denen er einwirkt, so bethätigt die Chemie 
auf metallurgischem Gebiete ihren wöhlthätigeu Einfluss 
dadurch, dass sie uns die Bedingungen kennen lehrt, unter 
denen jeder Stoff diejenige Stelle einzunehmen vermag, in 
welcher er für das Güterleben nutzbringend oder mindestens 
unschädlich gemacht werden knnn. 



tl7 - 



Der OerbBtahL 

Eines der wichtlgsteu Producte der Tiroler Stahl- 
Industrie bildet der Oerbstahl , im Handel nur als RafiHnir- 
stahl bekannt. Seine Wichtigkeit für den Tiroler Stablbaudel 
liegt nicht in der Menge seines Bedarfes, als vielmehr in 
der hohen Verschleiss-Summe, denn der C<'ntner Gerbstahl 
wird durchschnittlich mit 30 fl. befahlt. Vor einem Jahr»* noch 
wurde der Gerbstahl auf den ärarischen Eisenwerken Jen- 
bach und Pillersee erzeugt, seit neuester Zeit jedoch die 
Erzeugung auf das k. k. Eisenwerk Kiefer übertragen, und 
auf dasselbe beschränkt. 

Eine kurze Darstellung der Erzeugung des Gerbstahles 
wird nicht ohne Interesse sein. 

Das Rohmaterial des Raffinir stahl es ist der aus Pil- 
lerseer Roheisen mittelst Tiroler Hart- und Weichzerenar- 
beit erzeugte Rohstahl. Derselbe ist im Allgemeinen härter 
und roher als der steierische Robstahl. Man wendet den 
weicheren för die niederen Sorten, den härteren Rohstahl für 
die höheren Sorten des Raffinirstahles an. Der Rohstahl 
kommt von den Grobhämmern in Stangen von X^/^^^*^ 
und 8-14" lang. 

Man unterscheidet 4 Sorten von Gerbstahl. Jede Sorte 
wird noch in Nummern abgetheilt, die sich nach den Dimen- 
sionen des Querschnittes der ausgeschmiedeten Stäbe richten. 

Die erste Arbeit ist das sogenannte Abstangeln. Der 
Rohstahl erhält in Vorwärmherden eine starke Rothglüh- 
hitze und wird unter 3 Ctr. schweren Hämmern zu Stäben 
von iQ" Ausgestreckt, die zugleich, um das Abschlagen zu 
erleichtern, in Entfernung von I' eingekerbt werden. Es 
wird in Tirol zum Unterschiede von den steierischen Gerb- 
hämmeru der Rohstahl zu Stäben und nicht zu Schienen 
ausgestreckt Der Grund liegt in der grösseren Härte des 
Tiroler Rohstahles. Das Abstangeln erfordert geringem Calo 
und Brennstoffauf wand, als das Abschienen. Nach erfolgter 
langsamer Abkühlung werden die Stäbe über einen Amboss 
an den eingekerbten Stellen abgeschlagen. Während des 
Abschlagens lässt sich schon eine rohe Sortirung vornehmen, 
zwischen leicht und schwer abschlagbareu Stücken, indem 
letztere meist eisenschüssig sind, in Folge dessen sie schwerer 
abbrechen. Nach erfolgtem Abschlagen wird eine genauere 
Sortirung der einzelnen Stücke an den Brucliflächen vorge- 
nommen. Man macht 3 Sorten. Die beste Sorte, der härtere 
wird für die Sorten III, IV, die mittlere für die Sorte I, II 
des Raffinirstables, die schlechte eisenschüssige für Feder- 
stahl verwendet. Letztere Sorte wurde früher zur Gussstahl- 
Erzeugung verwendet , als noch der Gusastablofen in Jen- 
bach bestand. 

Nun beginnt die eigentliche Arbeit des Raffinirens. 
Man schreitet zunächst zur Bildung der Garbe, hier Pauschen 
genannt. Mao nimmt fär jede Garbe den gleichförmigsten 
Stahl. Die Garbe besteht au>; 4 Übereinander liegenden Lagen 
von je 4 Stäben, zusammen 16 Stäbe. Es wird besonders 
darauf gesehen , dass die Garbe keine, grösseren Zwischen- 
räume enthält, sondern eng zusammenschlie^st. Es ist dies 
««othwendig, damit sich in den Zwischenräumen keine Schlak- 
kentheilcben setzen können, und dass eine gleichförmige gute 
Schweissung erfolgen kann. Die Bildung einer vollkommenen 
Garbe ist ein Hauptvortheil der Rafflnirarbeit. lieber die 
quadratische Garbe kommt ein Eisenring, der mittelst eines 
Keiles an die Garbe befestigt wird. 

Der Pauschen kommt in das Gerbfener. Dasselbe hat 



folgende Dimensionen: die Länge oben t^L' unten 1^2^ 
die Brt'ite oben ] y^' unten 1', die Tiefe l^y^'. Die Essform 
rftgt 3 V) " in das Feuer. Nach erfolgter Schweissun«: wird 
die Garbe an der Schweissstelle mit einem Schlägel am Am- 
boss beklopft, man nennt dies das Heften des Pau0chen. Der 
Eisenring wird herabgeschlagen , und das kalte Ende der 
Garbe der Schweissung unterworfen. Die Garbe tirird im 
Feuer oft gewendet und mit gepochter Frischschlacke be- 
streut, die Kiessand untermengt enthält. Nach erfolgter 
Schweisshitze wird die Garbe zu einem quadratisch en 2 V^ ** 
starken Kolben ausgescbmiedet ; das gleiche geschieht mit 
dem früher nur gehefteren Ende der Garbe. Der jetzt er- 
haltene Kolben ist T lang, erhält in der Mitte eine Ker- 
bung, wird umgebogen und überlegt« Man nennt letztere 
Operation das Ueberlegen des Pauschen. Rücksicht muss 
genommen werden, dass an den Ueberlegflächen kein Sinter 
haften bleibt, dainit bei der weiteren Verarbeitung keine 
Eisennäthe zum Vorschein kommen. Die Ueberleggarbe er- 
hält 2 Schweisshitzen, und wird zu einem 2V2^ starken qua- 
dratischen an den Kanten gebrochenen Kolben ausgescbmie- 
det, von dem dann die Kölbchen abgehauen werden, je nach 
der Grösse des auszuschmiedenden Raffinirstahles. 
Sorte !• Dieselbe erhält 6 Schweisshitzen, wie folgt: 
Hefthitze 1 
Garbenhitzen 2 
Ueberleghitzen 2 
Ausstrecken 1. 
Raffinir stahl Sorte I besteht gleichsam aus 32 bu- 
sammengeschweissten Stäben. Der Calo beträgt 15%» der 
Brennstoff-Aufwand 25 K. F. auf 100 €f. Gerbstahl. 

Raffinirstahl Sorte II hat die gleiche Garbe, nur wird 
dieselbe nach erfolgter Schweissung nicht überlegt, sondern 
gleich dem Rohstahl zu IQ" Stäben, abgestangelt. Diese 
werden nochmals zu Garben zusammengesetzt, die Aus- 
machgarben heissen. Dieselbe wird zu einem Kolben von 
^ Vl^iZ] ausgeschmiedet, und davon die Kölbchen abgehauen. 
Die Kölbchen werden zu fertigem Raffinirstahl Sorte 11 aus- 
gestreckt. Erzeugt wird die Sorte II sonach aus 2 Garben, 
ohne Ueberlegen derselben , mithin erhält der Stahl 
7 Hitzen. 

Hefthitze ] 

Garbenhitzen 2 bei Abstangelgarbe 
Hefthitze 1 t 
Garbenhitzen 2 

Ausstrecken 1 bei Ausmachgarbe. 
Es besteht die Sorte II aus 32 zusammengeschweissten 
Stäben. Der Calo beträgt 17% der Kohlenverbrauch bei 
30 K. F. 

Zu Raffinirstahl Sorte lU nimmt man den besten, här- 
«testen abgestangelten Stahl, und manipulirt wie bei Sorte 
II, jedoch wird der aus der 2ten Garbe, der Ausmach- 
garbe geschmiedete Kolben nochmals überlegt, und dann 
weiter gearbeitet, wie der Ueberlegpauschen bei Sorte I. 
Es ist daher die Arbeit auf Sorte III ähnlich der Sorte I, 
nur mit einem dazwischen eingeschalteten Ausmachpauschen« 
Sorte in erhält 9 Hitzen. 
Hefthitze 1 

Garbenhitzen 2 bei der Abstangelgarbe 
Hefthitze 1 
Garbenhitzen 2 
Ueberleghitzen 2 
Ausstrecken 1 bei der Ausmachgarbe. 



— 118 



Sorte lU besteht aus 64 znaammen^sehweissten Stil- 
ben. Der Calo beträgt 20%, clor Kohlenverbrauch 34 K. F. 
Die Arbeit auf RaffiDirstahl Sorte IV, ist gleich 
jener auf Sorte III, nur wird die Ausmachgarbe nicht ein- 
Bondem zweimal fiberlegt, sodann auf Kolben und Kölbchen 
mnsgesohmiedet, und letztere auf Raftinirstabl Sorte IV aus- 
gestreckt Sorte IV i*rhält 11 Hitzen. 

Heftbitze 1 

Garbenhitzen 2 bei dem AbstAngelpauschen. 

Hefthitze 1 

Garbenhitze 2 

Ueberleghitzen 4 

Ausf^trecken 1 bei den Ausmachpausehen. 
Baffinirstahl Sorte IV besteht aus 128 zusannnenge- 
schweissten Stäben. Der Calo beträgt 23% Kohlenverbrauoh 
40 K. P. 

Im Durchschnitte wird der Cslo mit 20% und der 
Kohlenverbrauch mit 35 K. F. pr. Ctr. Raffinirstahl angenom- 
men, da am meisten Sorte III erzeugt wird. Bemerkt muse 
werden, dass unter den 20% Calo die Hälfte auf Bökel- 
eisen kommt, das in den Frischfeuern eine ganz gute Ver- 
wendung findet, ferner dass der Sinter mit 4% in Abzug 
kommt, wornach sich dereigentlicheCaloauf6% berechnet. 
Die Dimensionen des auszustreckenden Gerbstahles 
liegen zwischen 4'"Qiind 12'"Q, auch darüber. Es kom- 
men mitunter Bestellungen vor mit 48"' Breite und 4'" 
Dicke. Der Gerbstahl wird unter Hämmermit 150— 250 Pfd. 
Gewicht und 150 — 200 Schläge pr. M. ausgestreckt. Das 
Hammergeschirr muss stets in sehr gutem Stande gehalten 
werden behufs egaler und schöner Schmiedung. 

Die wöchentliche Erzeugung büi einem Feuer beträgt 
bei Sorte I 17 Ctr., bei Sorte II 14 Ctr., bei Sorte III 
11 Ctr., bei Sorte IV 9 Ctr. Durchschnittlich werden jähr- 
lieh 1600 — 2000 Ctr. Kaffinirstahl erzeugt. Die constante 
Abnahme desselben, trotz hoher Preise und gedrückter Ver- 
schleiss Verhältnisse, beweist jedenfalls die Vorzug lichkeit 
des Productes. Durch seine grössere Zähigkeit übertrifft 
er für manche Artikel selbst den Gussstuhl. Seine vorzüg* 
liebste Verwendung findet der Raffinirstahl für feine VVerk- 
leuge, Federn und andere Artikel. 

Es folgen noch einige Betriebstabelleu. 

Erzeugung von fertigem Raffiuirstabl bei einem Feuer aus 
250 Pfund Rohstahl. 



Verwen- 


Arbeits- 


Sorte Nr. 




Wöchent- 


dung an 


zeit 


des Raflinir- Erzeu^ni; 


liche Er- 


BohsUhl 


Standen 




Stahles 




zengnng 


250 Pfd. 


18 


IV 


9 


200 Pfd. 


1460Pfd 


t* n 


20 


n 


6-7-8 


194 . 


1320 » 




22 


n 


3-4—5 


190 1. 


1170 T, 




31 


„ 


0—1—2 


190 « 


936 . 




15 


III 


9 


205 fl 


1860 , 




18 


»t 


6—7—8 


202 , 


1535 „ 




20 


1» 


3—4—5 


200 , 


1360 11 




28 


f» 


0—1—2 


200 n 


972 , 




13 


n 


9 


212 « 


2210 » 




15 


fi 


6-7—8 


206 f, 


1860 » 




17 


n 


3—4—5 


205 » 


1640 n 




26 


♦♦ 


0-1-2 


203 » 


1050 n 




11 


I 


9 


219 » 


2710 , 




14 


n 


6 7 8 


215 » 


2080 « 




16 


» 


3—4-5 


214 r, 


1820 « 




24 


n 


0-1—2 


212 « 


1200 » 



Betriebsresultate beiin Schw ciiwo n auf Kolben. 



Sorte Arbeitszeit 


Erzeugung W8cheotlich 


I 12 Stunden 


300 Pfd. 3400 Pfd. 


n 12 » 


225 


2550 T> 


in 12 , 


175 


1980 « 


IV 12 „ 


100 


1130 , 


Setriebsresnitate beim Ansstreeken des Stahles au» Kolbe 


Dimensionen 


Arbeits- 


Erzen- Wöchent- 


des Querscbnit- 


zeit 


gung lieh 


Nr. tes der Stabe 


Stunden 


Pfirnd Pfund 


*/r 

1 y,"' 
% V" 

3 1/"' 

4 %'" 


12 


200 2260 


12 


200 2260 


12 


250 2830 


12 


400 4530 


12 


450 5100 


5 %'" 


12 


500 5660 


6 y 

7 %'" 

8 "/;,'" 


12 


600 6800 


12 


600 6800 


12 


700 7930 


9 "/u"' 


12 


800 9060 




Kiefer 


, den 19. März 1867. 



Ausserordentliche Vorträge an der Berg- 
academie zu Leoben. 

Versammlung^am 23. März. Ministerialrath 
P. Ritter v. T u n n e r hielt folgenden Vortrag über die 
neuesten Fortschritte mit demBessemern in 
den innerösterreichischen Hütten: 

Für das Jahr 1865 habe ich die Fortschritte des Besse- 
merns in einem Artikel des berg- und hüttenm. Jahrbuches, 
neue Folge, XV. Band, besprochen. Für das Jahr 1866 ist 
in der österr. Zeitschrift für Berg- und Hüttenwesen pro 
1867 in Nr. 1 eine Mittheilung von Neuberg, und in Nr. 4 
eine Mittheilung der Resultate von Heft veröffentlicht wor- 
den. In dieser zuletzt genannten Nr. 4 ist ausserdem eine 
dem stciermärkischen Gewerbe- und Handelsblatte entnom- 
mene Notiz des Herrn Josef Schlegel über die Preise des 
Bessemermetalles von 1866 enthalten, welche Daten Herr 
Schlegel, jedoch ohne Quellenangabe, meinem Artikel über 
diesen Gegenstand in Nr. 49 dieser Zeitschrift von 1866 
entnommen zu haben scheint. — Alle diese Publicationen 
habe ich die Ehre, zur beliebigen Einsicht und Vergleichung 
Ihnen hiermit vorzulegen. 

Zunächst gehe ich nun über zur Mitrheilung der Be- 
triebsergebnisse von 1866 in Betreff der Bessemerfaütte im 
Bahnhofe zu Graz, welche Hütte in Vergleich mit Neuberg 
und Heft den wesentlichen Unterschied zeigt, dass auf 
ersterer das Roheisen behufa des Bessemerns in Flammen- 
Öfen umgeschmolzen werden muss. — Es sind daselbst im 
Jahre 1866 in 1110 Chargen uingeschmolzen worden: 
72.793 ZollCentner graues und 4558 Z.Ctr. Spiegel- Roh- 
eisen, zusammen also 77.351 Z.-Ctr. Roheisen. An Brenn- 
material sind dabei verbraucht worden*. 66.375 Z.-Ctr. 
Leobner, 18.789 Z.-Ctr. Oatrauer und 2612 Z.Ctr. Köf- 
lacher Stein- und Braunkohle, zusammen 87.776 Z.-Ctr. — 
Erzeugt sind worden:* 

57.609-75 Z.-Ctr. ordinäre Gnssblöoke, 51245 Z.-Ctr. 
Modellguss, 5282*76 Z.-Ctr. Abfälle, zusammen 63.404*99 
Z.-Ctr. In Procenten ausgedrückt und die ordinären Blöcke 
mit dem Modellguss zusammen gerechnet, erhält man 75' 14 



— It9 



Procent Blöcke, 6*83 Procent Abfälle und 18*03 Procent 
Calo, Bine Unterscheidang nach Hftrtegrads-Nammem findet 
in dem Bessemermetall der Qrazer Hfltte nicht statt. 



Zar besseren Vergleichung der Betriebsergebnisse von 
den genannten 3 Hdtten folgt hier eine Zusammenstellnng 
fflr das Jahr 1866 und eine Wfedergabe vom Jahre 1865. 





Im Jahre 1865 | 


Im Jahre 1866 


Name 


Erzeugte 


Ausfall in Proeenten des 
verwendeten Roheisens 


Erseugte 


Ansfall in Proeenten des 
verwendeten Roheisens 


der Hfltte 




5^ 


1 


S 
^ 


o 

2 


B 

h 


u 


S 
o 


3 
< 




Neuberg 

Heft 

Bahnhof Graz . . 


389 
480 
696 


12409 
12086 
31760 


745 
68-7 
76-7 


10-8 

13-0 

90 


143 
18-3 
14-3 


607 
1033 
1110 


30690 
42481 
51894 


83-36 
82-99 
7514 


3 55 
4-21 
6-83 


1809 
12-80 
18-03 



1565 I 56255 



Summa . 



Von der 4. Bessemerhfitten Innerösterreichs, d. i. von 
Turracb, mangeln mir von 1866 derzeit die Resultate, sowie 
auch von derBessemerhfitte zu Witkowitz in Mähren, welche 
im Jahre 1866 in Betrieb gesetzt wurde und in diesem Jahre 
aber 15.000 Ctr. Rails geliefert haben musste. Die Ge- 
sammterzeugung an Bessemermetall in Oesterreich dürfte 
sich demnach pro 1866 schon auf mindestens 160.000 W. 
Ctr. entziffern, also mehr als das Doppelte von 1865 mit 
circa 70.000 W. Ctr. 

Was ich in dem vorgedachten Artikel des borg- und 
hflttenm. Jahrbuches, BandXV, bezflglich des angegebenen 
Calo's pro 1865 als befremdend erklärt habe, hat sich in 
den Ergebnissen von 1866 vollkommen nach Erwarten ge- 
ändert, und erscheint mir jetzt ganz geordnet. 

Da mir von der Hütte in Graz auch pro 1866 die Ge- 
stehungskosten der Bessemerblöcke zur Verfügung gestellt 
wurden, so stelle ich die diesfallsigen Daten zur Vergleichung 
von 1865 und 1866 neben einander. Es kostete 1 Z.-Ctr. 
reiner Gussblöcke in der Erzeugung, an : 

im Jahre 1865 und im Jahre 1866 

Roheisen 4*26 .... 409 

Steinkohlen 086 .... 087 

Coaks und Holzkohlen . . 0*24 . . . . 0*21 
Diverse Materialien . . 0'l4 0*^3 

Gusswaaren 0*16 . . . . 0*12 

Feuerfeste Materialien . . 0*14 . . . . 0.18 
Löhne und Gehalte . . . 0'40 .... 0-38 
Reparaturen .... . 007 . . . . 0*16 

627 "614 

Davon der Werth verschiede- 
ner AbfÄlle .... 107 ... . o.4o 
Ergeben sich Selbstkosten 5 fl. 20 kr. . . 5 fl. 74 kr. 

Vergleicht man die vorliegenden, aus den sichersten 
Quellen geschöpften numerischen Betriebsergebnisse, so 
zeigt sich im Jahre 1866 in Neuberg wie in der Heft ein 
viel bedeutenderer Fortschritt als in Graz. Während in 
1865 Graz im Ausbringen an reinen Gussblöcken den bei- 
den anderen Hütten vor war, steht es in 1866 denselben be- 
deutend nach. 

Die Unterschiede in der Qualität des erzeugten Me- 
talles lassen sich aus diesen Daten allerdings nicht erken- 
nen ; allein schon der Umstand, dass Graz fast nur für Rails 



II 2750 I 



125065 



das erzeugte Metall, und zwar in der eigenen Hütte ver- 
wendet, während Heft und besonders Neuberg ihr Erzeug- 
niss zu den verschiedenartigsten Verwendungen abgeben 
müssen, sowie im Weitern die Thatsache, dass Heft und 
Neuberg in ihrem Erzengnisse eine bestimmte Sortirung nach 
Nummern eingeführt haben, die in Graz mangelt, und end- 
lich das allgemeine Urtheil der Consamenten, lassen kaum 
einen Zweifel, dass auch in der Qualität, vor Allem Neuberg, 
dann Heft, der Hütte in Graz für keinen Fall nachstehen, 
obgleich letztere auch im Jahre 1866 für 18.000 fl. Spie- 
geleisen von Musen bezogen hat. 

Ich erachte diese Unterschiede in den Betriebsergob- 
nissen als besonders wichtig für die Beantwortung der 
Frage, ob wir directe vom Hohofen, oder durch Umschmel- 
zen des Roheisens bessemern sollen. Es liegt für die Hütte 
in Graz eine besondere Schwierigkeit darin, von den mit 
reinen, guten Eisenerzen und einer leichtflüssigen Beschickung 
arbeitenden Hohöfen, ein Roheisen zu erhalten, wi^lchesdas 
Umschmelzen, namentlich im Flammofen verträgt, ohne für 
das Bessemern zu leichtfrischend, zu viel Auswurf gebend 
zu werden. Bereits Boman führt in seiner Broschüre über 
das Bessemern in Schweden an, dass man um 15 — 20 Pro 
cent mehr Kohlen am Hohofen benöthigt, um an Stelle des 
weissen bis stark halbirten Roheisens, ein zur directen Ver- 
wendung zum Bessemern taugliches Graueisen zu erhalten ; 
allein um ein Roheisen zu erblasen, welches vorerst noch 
im Flammofen umgeschmolzen werden und sofort zum Besse- 
mern gut tauglich sein soll, braucht man noch um weitere 
15 — 20 Procent Holzkohlen mehr, — ein für unsere Ver- 
hältnisse sehr zu beachtender Umstand. 



Literatur. 
Die Fortsohritte der bergmännisohen Wlssensohafben in 
den letzten hnndert Jahren. Als s weiter Thoii der Fest- 
schrift zum hundertjährigen Jubiläum der köni^l. sächs. Berg- 
Academie zu Freiberg. Freiborg , Verlag von Graz und Ger- 
lach. lNt)7. 

Als Fortsetzung und Ergänzung der von uns gleich nach 
ihrem Erscheinen besprochenen Festschrift der durch die 
Ereignisse des Jahres lSf><> lediglich auf diese schriftlichen Kund- 
gebungen reducirten Säcularfeier der Bergacademie zu Freiberg, 
ist obiger Rückblick auf die Fortschritte des letztabgelaufenen 
Jahrhunderts erschienen, den wir nicht nur anzeigen, sondern 
woraus wir auch in heutiger Nummer eine Probe mitzutheilen 
uns erlauben, nämlich den er s ten als allgemeinen Abschnitt 



- 120 



dieses Bucihesy der aus der Feder des um Freibergs Bergbaa and 
dessen Academie bochverdieoten Ober-Berghauptmasnes, Frei- 
herrn ▼. Beust, hervorging. Diesem allgemeinen Abschnitte der 
das Bach einleitet, folgen nachstehende Special-Abhandlungen: 

Die Fortschritte des Bergroaschinenwesens in den letzten 
handert Jahren, vom Bergrath Professor Dr. J. Weisbach. 

lieber einige der wichtigsten Fortschritte in der Minera- 
logie seit handert Jahren, vom Oberbergrath Professor Dr. 
Breithaupt. 

Die Geologie seit Werner, vom Bergrath Professor Dr. 
V. Cotta. 

Ueber die Fortschritte der Chemie in den Gebieten der 
Metallurgie , Mineralogie und Qeologie in dem letzten Jahr- 
hundert, vom Bergrath Professor Dr. Bcheerer. 

Wir mlissen diese Art S&cularfeier durch einen so lehr- 
reichen Rückblick in die rege Thätigkeit des letzten Jahrhunderts, 
als eine an sich sinnvolle und des wissenschaftlichen Charakters 
der altberflhmten Schule würdige bezeichnen, und halte'n es nicht 
nur interessant für die Leser sondern auch für eine unserseits die- 
ser alma maier des Faches schuldige- Huldigung, wenn wir unser 
Blatt mit dem Kamen und der geistvollen Arbeit des Mannes zieren, 
welcher gegenwärtig an der Spitze dieser „Hochschule« stehend, 
stets als Vorfechter der wissenschaftlichen Richtung unseres Be- 
rufes sich bewährt hat. O. H. 



A-diaiiiiistrati ves. 
Brledignngen. 
Die erste, eventuell die zweite oder dritte Berg- 
geschwornenstelle bei dem Przibraraer k. k. und mit- 
gewerkschaftlichen Haupt wer kein der X.DiätencIa9se,mit 



dem Qehalte jährl. 840 fl. beziehungsweise 735 oder 630 fl., Natu- 
ral wohnung oder 10 %igem Quatiergelde und der Verpflichtung zum 
Erläge einer Caution von 105 fl. 

Gesuche sind, unter Nach Weisung der absolvirten berg- 
academischen Stadien, praktisch bewährter Kenntnisse im Gang- 
bergbaue und im montanistischen Verrechnungswesen , einer 
klaren Auffassung der Gang- und Lagerungsverhältnisse, der 
Conceptsfähigkeit und der Kenntniss beider Landessprachen 
binnen drei Wochen bei dem Bergoberamts -Präsidium in Przibram 
einzubringen. 

Die Zeichnerstelle bei dem Districts-, Kunst- 
und Bauamte in Nagybänia mit einem Taggelde von 
1 fl. 5 kr. Gesuche sind, unter Beibringung eigenhändig aus- 
gefertigter Musterzeichnungen, und der Zeugnisse über die bis- 
herige Verwendung, binnen sechs Wochen bei dem Districts-, 
Kunst- und Bauamte in Nagybdnia einzubringen. 
Z. 9231. Conours-Kandmaehung. 

Es werden zu der in Szlatina im Bau begriffenen Vieh- 
salz-Dampfmühle ein Maschinist mit 600 fl. und ein Maschinen 
Wärter mit 400 fl. Jahresgehalt, beide mit Dienstwohnung oder 
einem \0 % Quartiergeld, 8 Wiener Klaftern Brennholz und 
80 Pfund Salzdeputat aufgenommen. 

Bewerber werden aufgefordert, ihre (besuche unter Nach- 
weisung des sittlichen Wohlverhaltens und der vollkommenen 
Befähigung zu der verlangten Dienstesstelle, binnen 14 Tagen 
bei der k. Berg-, Forst-, Salinen- und.GUter-Direction in Marmaros- 
I Szigeth mit der ausdrücklichen Verpflichtung einzureichen, dass 
( sie bereit sind, nach Zustellung des Emennungs-Decretes binnen 
14 Tagen den Dienst anzutreten. 

Vom k. ungarischen Finanzministerium. 
Ofen, am 6. April 1867. 



ANKÜNDIGUNGEN. 

Ein im Königreiche Böhmen, in holzreicher Gegend, nur 
IVs Meile von einer Eisenbahn gelegenes, im Betriebe stehen- 
des Kupferberg- und Hüttenwerk, mit mächtigen, auch Silber 
fahrenden Krzen, vollständig neuer Betriebseinriohtung fUr Kupfiipr- 
und Silberextraction, als: Pochwerk, Mühle, Röstofen, Laugerei 
u. 8 w.; einer mehr als zureichenden constanten Wasserkraft 
(75 Pferdekraft) mit Turbine, neu erbauten und angenehm situir- 
ten Wohngebäuden, in welchen aich ein vollständig eingerichtetes 
chemisches Laboratorium befindet, ist aus freier Hand zu ver- 
kaufen. — Ein Theil dos Kaufschillings könnte in Jahrester- 
minen bezahlt werden. 

Gefällige Anfragen sind zu richten unter £. F. Nr. 20 



an die Expedition dieser Zeitung. 



(17—19) 



In allen Buchhandlungen ist zu haben: (13) 

Die Fortsohritte der berg- und hUttenmännischefi WIstentchaflen 

in den letzten hundert Jahren. Als zweiter Theil der Fest- 
schrift zum hundertjährigen Jubiläum der k. sächs. Berg- 
academie zu Freiberg. (M/^ Bogen. (Freiberg 1S67, Verlag 
von Graz u. Gerlach.) Preis l fl 34 kr. Ost W. 

Zu geneigten Aufträgen empfiehlt sich die 

Qt. J. Manz'sche Buchhandlung in Wien, 

Kehhoarkt Nr* 7, geilen Qber der Wallnerstrtsse. 



Hanf-, eyentneil Pacht-Lidtation. 

Von Seite des Leutschauer königl. prov. Districtual-Berg- 
gtriohtes wird hiermit kundgemacht, dass über Ansuchen der 
Wagendrüssel-Mor^nyer Eisenwerks-Theilhaber — die unbeweg- 
lichen Bestandtheile dieser Eisenhütte, als: 1 Hohofen sammt 
.Wassergefälle, Gebläsekammer und Kastengebläse, 4 Stück, 
20.000 Körbl kohlenfassende Kohlenschöpfen, 1 Rostofen mit 
3 Oefen, 2 Gärten auf dem Werksgrund beim Hohofen, zwei 
zu Beamten- Wohnungen dienende Häuser, am 3. Juni 1867, 
um 9 Uhr Vormittags, mittelst an Ort und Stelle abzuhaltender 
gerichtlicher Versteigerung — an den Meistbietenden eigen- 
thümlich verkauft, oder nach Umständen verpachtet werden.. 

Hievon werden Kauf-, bezüglich Pachtlustige mit dem Bei- 
fügen verständigt , dass der Schätzungs sofort Autfnifspreis — 

nebst sonstigen Kauf- und beziehentlich Pachtbedingungen vom 
10. Mai l. J. ab, nicht nur in der diesgerichüichen Kanzlei, 
ausserdem beim Herrn Paul Weszter hierorts, sondern auch in 
Kaschau bei dem Gewerken Herrn Johann Bayer, Fleischer- 
gasse Nr. 128 , — in Kirclidrauf beim Herrn Sigismund Toperczer, 
endlich in Wagendrüssel bei dem Werks- Director. Herrn Johann 
Nepko — - wann immer eingesehen werden können; endlich, 
dass Käufer oder Pächter eventuell Gelegenheit haben werden, 
auch die beim Werke vorräthigen Eisenerze, und Kohlen — ab- 
gesondert anzukaufen. (14 — 16) 

Leutschau, am 30. März 1867. 



Verkauf eines Eisenwerkes. 

Ein Eisenwerk im böhmischen Erzgebirge, nahe der sächsichen Grenze, in einer wald- und dorfreichen Gegend, mit 
172.391 Q Klaftern Grubenfeldem auf reinen Magnet- und Botheisensteln, dann mit den hie zu gehörigen Fabriks-Etablissements und 
Bauobjecten, — ist aus freier Hand zu verkaufen 

Die näheren Auskünfte ertheilen mündlich oder auf frankirte schriftliche Anfragen J. U. Dr. Carl Seellnif, beeide- 
ter Landesadvocat zu Praff, Brückengasse, Kleinseite Nr. 39— IH. und üdnard Sputh, Eisenwerksdirector zu MLallleli 
in Böhmen, Post Görkau. (13—15) 



Diese Zeitschrift erscheint wöchentlich einen Bogen stark mit den uöthigen artistischen Beigaben. Der Pränumerationspreii 
iit jährlich loeo Wien 8 6. ö. W. oder 5 Thlr. lü Ngr. Kit iranco Postversendung 8 fl. 80 kr. ö. W. Die Jabresabonnenten 
erhalten einen officiellen Bericht über die Erfahrungen im barg- und hllttanmännisehen Masehinen-, Bau- und Aufbereitiuigswesen 
sammt Atlas als Gratisbeilage. Inserate finden gegen 8 kr. Ö. W. oder 1 Vs Ngr. die gespaltene Nonpareilleseile Auftiahme. 

Zuschriften jeder Art können nur ftraneo angenommen werden. 



Droek von Carl Fromme In Wien. 



Fflr den Verlag verantwortlich i Oarl Reger. 



NU6. Oesterreichische Zeitschrift i^?^ 



flar 



Berg- und Hüttenwesen. 



Verantwortlicher Redacteiir: Dr. Otto Freiherr von Hingenau« 

k. k. Minirteilalratb im Finansministeriun. 

Verlag der O. J. Manz'Bchen Baohliandlimg (Kohlmarkt 7) in Wien. 



Inhalt: Ueber die Yeränderlichkeit des Wertbes der Edelmetalle. — Ausserordentliche Vorträge und fachmssenschaftliche 
Besprechungen an der k. k. Bergacademie zu Przibram. — Ueber die Verwendung; des Nitroglycerins auf der Königsgrube in 
Oberschlesien. — Literatur. — Notizen. — Administratiyes. — Ankündigungen. 



Ueber die Veränderlichkeit des Werthes 
der Edelmetalle. 

Von Wilhelm Zippe. 

Vorwort der Redaction. W^ir erhielten diese stark I 
in das volkswirthschaftliche Gebiet streifende Abhandlung schon | 
▼or ein Paar Monaten, halten es aber für i^itgemäss, damit | 
gerade jetzt yor unsere Leser zu treten, da eben Berathungen 
über Münz-Beformen gehalten wurden, bei welchen die Frage 
über den Werth der Edelmetalle und ihr Verhältniss zu einan- 
der eine wesentliche Rolle spielt. Wir glaubten an den national- 
ökonomischen Excursen des Verfassers nichts ändern oder 
kürzen zu sollen, weil sie tür die Hehrzahl unserer Leser des 
teehnisch-montanistischen Kreises nicht ohne Interesse sein 
dürften, und hoffen, dass jene, welchen, solche yolkswirth- 
schaftliche Dissertationen geläufiger sind, sie um des Ganzen 
willen mit in den Kauf nehmen werden. Die Red. 

Obgleich der im Nachfolgenden erörterte Gegen- 
stand für den ersten Anblick nicht als zu den in diesen 
Blättern gewöhnlich besprochenen Materien gehörig er- 
scheint, wird doch seine Aufnahme zu entschuldigen sein, 
wenn man berücksichtigt, dass der Bergmann als Vertreter 
eines wichtigen Zweiges der Urproduction derartigen Fragen 
nicht ferne stehen kann, und als Pröducent des Geldstoffes, 
der Edelmetalle, selbst ein unmittelbares Interesse an den 
Veränderungen des Werthes derselben, an ihrem Einfluss auf 
die wirtbschaftliche Bewegung im Allgemeinen zu nehmen 
berufen ist. 

Nachdem Gold und Silber von jeher zur Angabe des 
Werthes aller Güter gebraucht wurden, ist es nicht leicht, 
ihre eigenen Werthveränderungen aus der Vergleichung mit 
jenen anderer Gegenstände zu entnehmen; am häufigsten 
bat man versucht, das Getreide, als das unentbehrlichste 
LebensbedürfnisB, zu diesem Zwecke zu benützen. 

Abgesehen indess davon, dass dasselbe grossen Schwan- 
kungen im Proise je nach dem Ertrage der Ernte ausgesetzt 
ist, dass diese in früheren Zeiten noch viel bedeutender 
gewesen sind, weil die unzulänglichen Communicationsmittel 
und der unentwickelte Zustand des Handels es nicht er- 
laubten, den Mangel einer Gegend mit dem Ueberfiusse 
einer anderen auszugleichen, abgesehen dav6n, dass das 
Verhältniss alter Masse, Münzen und Gewichte zu unseren 
jetzigen keineswegs mit vollkommener Sicherheit festgesetzt 
ist, beziehen sich die Preisangaben früherer Zeit meistens 



auf Orte und Länder, deren Ausnahmsstellun;! keinen natür- 
lichen Preis erwarten iässt. In den Städten Griechenlands 
so gut als in dem weltbeherrschenden Rom fapden regel- 
mässige Getreidovertheilungen au die bedürftigen Bürger 
statt, und wurden häufig auf Staatskosten Ankäufe und 
Transporte aus fremden Ländern veranlasst. Preisangaben 
für diese Orte können also ebenso wenig als allgemein gil- 
tige angesehen werden, als die heutigen z. B. von Paris mit 
seiner caisse de boulangerie einer- und dem Octroi anderer- 
seits, oder als jene Englands noch vor wenigen Jahrzehnten, 
wo man mit starken Einfuhrzöllen auf Getreide den natio- 
nalen Ackerbau zu schützen vermeinte. 

Wenn Adam Smith statt Getreide den Taglohn, den Preis 
menschlicher Arbeit zu diesem Vergleiche benützt, so ist 
derselbe wohl schon von mehreren Bedingungen abhängig 
und wird insofern einen richtigeren Anhaltspunkt geben ; 
indess darf man nicht vergessen, dass heute der Arbeiter 
grössere Bedürfnisse hat als vor 1000 Jahren, und wird 
nicht die ganze Erhöhung des Lohnes auf eine Entwerthung 
des Geldes setzen. 

Aus dem Angeführten ergibt sich, dass man bei der- 
artigen Untersuchungen sich nicht damit begnügen dürfe, 
Preislisten zusammenzustellen und zweifelhafte Valvationen 
von Münzen und Gewichten vorzunehmen, sondern man 
wird die Gesammtheit der auf eine Preisveränderung Ein- 
fluss habenden Factoren in*8 Auge fassen und nicht nur die 
Productionsbedingungen dieses oder jenes Artikels, sondern 
die wirth schaftlichen Zustände der betrachteten Epoche im 
Allgemeinen erörtern müssen. Auf diese Art wird man zur 
Erkenntniss kommen, dass die Preise der wichtigsten Nah- 
rungsmittel und mit ihnen die Arbeitslöhne mit aufblühen- 
dem Wohlstande steigen und bei Industrie und Handel trei- 
benden Völkern ihren höchsten Stand erreichen müssen. 
Dieselbe Tendenz zur Steigerung haben unter diesen Ver- 
hältnissen auch die Preise der Erzeugnisse des Gewerbs- 
fleisses ; indess tritt hier als entgegenwirkender Factor die 
Vervollkommnung der Production, die Erweiterung der ihr 
günstigen Bedingungen entgegen. 

Es ist leicht einzusehen, dass, so lange ein Land Ge- 
treide und Rohproducte überhaupt ausführt, diese Artikel 
im Lande selbst einen verhältnissmässig niedrigen Preis be- 
halten müssen ; denn um damit auf dem entfernten Markte 



- 122 — 



erscheioen siu können, ronss der Producent zanäcbst die 
gsnxen Transportkosten bezahlen, and nm diesen Betrag 
ist der inJündische Markt billiger. Wftre dem nicht so, so 
würde überhaupt die ganze Aasfahr eine Unmöglichkeit 
sein; beginnt jedooh ein Theil der Bevölkerung sich der 
Erzeugung TOil Fabrikaten zQ widmen, so finden die Pro- 
ducte des Bodens ihren lohnenden Absatz in der. Nähe und 
schreitet die Industrie so weit fort, dass man endlich statt 
Rohproducten Mannfacte auszuführen beginnt, dann hat 
sich die Lage des Landes insofern gebessert, aU «s nun 
zu Hause dieselben Preise für die Erzeugnisse der Land- 
wirthschaft erzielt, welche es früher in der Fremde nur nach 
gross'.'n Transportauslagen erhalten konnte. 

Unter solchen Umständen bezeic)inet die allmftlige 
Steigerung der Lebensmitti^lpreise einen wirthschaftlichen 
Fortschritt und nur einzelne Classeu, deren Einnahme in 
festen Bezügen b'-steht, werden so laugn darunter leiden, 
bis ihre Erwerbsverhftltnisse sich den ailgemein<m Zustän- 
den angepasst haben. Es würde hier zu weit führen, nach 
allen Richtung n hin diesen Gegenstand zu erörtern ; die 
Naehweisung, dass sich steigende Preise mit steigendem 
Wohi^tande recht gut vertragen, ja einander bedingen, 
möue genügen, und nur noch rin B-ispiel des entgegen- 
gesetzten Fttlles aus unserem Vaterlands angeführt werden. 
Wir seilen mit dem Stocken der Eisenindustrie in den Öster- 
reichischen Alpen {ändern eine gleich intensive landwirth- 
schaftlicheEjisis in jenen Ländern nusbrechcn; die Getreide- 
preise fallen, weil der Abnehmer im Gebirge nicht mehr in 
dem Grade consumtionsföhig ist, wie früher; dem Land- 
wirthe wird es schwer, nur die Steuern aufzubringen, ge- 
schweige denn etwas zu erübrigen ;, ein Bauerngut nach dem 
andern kommt unter den Hammer, und der Oekonom, der 
von billigen Eisenpreisen nach Reductiou der Zölle einen 
wohlthätigen Einfluss auf sein Gewerbe erwartete, findet 
sich' entsetzlich getäuscht und theilt das- materielle Elend 
des arbeitslos gewordenen Eisenproducenten, seines früheren 
besten Abnehmers. 

Verbesserungen der Communicationsmittel haben in 
der Regel auch eine Preissteigerung in den Rohproducte 
ausführenden Län>iern im Gefolge; denn mit der erweiterten 
Möglichkeit des Absatzes steigt die Nachfrage, daher die 
allgemein verbreitete Meinung, dass die Eisenbahnen Theue- 
rung der Lebensmittel hervorbringen, nicht ungegründet ist. 

Abermals verschieden gestalten sich die Verhältnisse 
inGegenden, deren jungfräulicher ßoden eben beginnt, dem 
ersten Ansiedler reiche Früchte zu spenden. Hier wird bei 
niedrigen FruchtprciHen das Leben im Ganzen doch theuer 
sein, weil der Arbeitslohn sehr hoch, die Menscheukraft das 
gesuchteste aller Güter ist, indem sie allein die ruhenden 
Schätze des Lances zu heben vermag. 

Es soll nicht geleugnet werden, dass das wirthschaft- 
liche Axiom, „der Preis einer Waare richtet sich nach dem 
Verhältnisse des Angebotes zur Nachfrage u, auch auf die 
Edelmetalle mit voller Berechtigung angewendet werden 
könne ; doch darf man nicht vergessen, dass die letztere für 
Gold und Silber so lange eine unbeschränkte sein werde, 
als die absolute Geringfügigkeit der ersteren es überhHupt 
erlauben wird, diese Stoffe schon wegen ihrer Seltenheit 
im Vergleiche mit anderen Waaren hochzuschätzen. Es 
ist ferner für den Fall einer raseheu Vermehrung desGeld- 
sroff'es zu bemerken, dass dadurch der Verkehr belebt, der 
Zinsfuss erniedrigt, der Unternehmungsgeist geweckt,- ge- 



meinnützige Anlagen geschaffen, die Production im Allge- 
meinengefördert wird, and als Folge davon eine Annftherung 
der Bohproductenpreise an jene derManafactarwaaren statt- 
findet, wodurch die letzteren wenigstens verhältnissmäsaig 
billiger werden müssen. 

Bis nun verzeichnet die Cultnrgeschichte zwei Epochen 
grosser nachhaltiger Preis Veränderungen , welche sich auf 
eine Veränderung der Menge des Edelmetalles zurückführen 
lassen; die erste beginnt mit dem Sturze des römischen 
Reiches, als durch Erliegen des Handels und Bergbaues 
jede Ufue Zufuhr von Edelmetallen gehemmt war, 'weiche 
im Laufe der Jahrhunderte allmälig derart selten wurden, 
dass schon kleine Mengen davon hinreichten, nm grosse 
Güter zu repräsentireu. Diese Steigerung ihres Werthes 
konnte sich nicht sehr bemerkbar machen, denn sie erfolgte 
in zu langen Zeiträumen ganz successive mit der Vermin- 
derung ihrer Menge Schritt haltend. Mit dem Wiederauf- 
blühen des europöischen Bergbaues am Harz, in Böhmen 
un-d Ungarn Hürfte der weiteren Erhöhung des Geldwerthes 
ein Ziel gesteckt gewesen sein. 

Die zweite dieser Epochen beginnt mit der Ausbeutung 
der amerikanischen Silberjj;rnben und reicht bis gegen Mitte 
des 17. Jahrhundertes, wo die steigende Culturentwicklung 
im westlichen Europa einen den Folgen der Silberüber- 
schwemmung entgegengesetzten Damm bildete. Die ersten 
Wirkungen der Vermehrung des Geldes mussteu sich in 
Spanien zeigen, wohin die grösste Masse der amerikanischen 
Schätze strömttt ; zunächst wurde Frankreich, England, das 
westliche Europa überhaupt afÜcirt. Während um die Hälfte 
des 15. Jahrhundertes die billigste Zeit gewesen zu sein 
scheint, wo der Hectoliter Weizen 1 1 Gramm Silber galt 
(der Metzen 6 \ Kreuzer) und dieser Preis am Anfange des 
17. Jahrhundertes erst auf 15 Gramm gestiegen war, er- 
folgte nun ein rapides Steigen, so dass um lö20 — 1630 
der Hectoliter Weizen schon 75 Gramm Silber (der W. 
Metzen 4 fl. 15 kr. ö. W.) kostete. 

Diese Veränderung' war von den einschneidendsten 
Folgen für alle socialen Verhältnit^se begleitet. Wer auf 
feste Bezüge, Renten oder Gehalt angewiesen war, sah sich 
3 — 4mal ärmer, ohne auch nur über den Grund recht klar 
werden zu können; wer langjährige Pachtverträge hatte, 
wurde reich, wie ein grosser Theil der englischen Pächter, 
deren Wohlstand aus dieser Zeit darirt. Die Niederländer, 
zu deren Bekämpfung die r'panische Krone grösstentheils 
ihre amerikanischen Colonialerträgnisse verwendete, erhiel- 
ten durch ihre ausgebreiteten Handelsbeziehungen die zu 
ihrer Vernichtung bestimmten Gelder, nachdem dieselben 
ihren Weg durch die Hände der Soldaten und Lieferanten 
gemacht, und waren damit im Stande, ihre maritime Superio- 
rität noch mehr auszudehnen — sie spielten damals die 
Rolle des heutigen Englands. Spanien selbst, welches allein 
allen Vortheil aus sein»*n Colonien ziehen wollte, verarmte, 
die Theuerung als Ausfluss eines unverwerthbaren Ueber- 
flusses an Edelmetallen, welcher sich dort zuerst geltend 
machte, erstickte nebst der engherzigen Politik d<'r Regie 
rung in jedem Zweige der öffentlichen Verwaltung alle Pro- 
ductiouy und wenn sich das Mutterland den Handel mit den 
Colonien vorbehielt, so musste es die Waaren erst von Hol- 
land und England kaufen, um seine für Amerika bestimmten 
Schiffe damit zu belad«*n. 

Hatte bis nun das amerikanische Silber durch die Mas- 
sen , mit welchen davon Europa überschüttet wurde, mehr 



t23 



läbmead auf den Verkehr gewirkt, so eröffneten sich mit 
Erweiterung des ostindischen Handels dnrch Portugal und 
Holland neue Abzngskaoäle für das viele Geld ; nun traten 
neue Artikel in die europttischit Consumtion, Tabak, Baum- 
wolle, Zucker, Thee und eine Menge anderer Colonialwaa 
ren wurden bald Gegenstände des täglichen Verbrauches be 
den Völkern des AbendUndes. 

Die Stflnne der Reformationskriege machten ruhigeren 
Zeiten Platz und die Staaten Mitteleuropa's genossen unter 
einem aufgeklärten Despotismus verhältnissmässige Erho- 
Iniiß nach so viel Elend Alle diese Umstände trugen daxu 
bei. den Edelmetallen eine vermehrte Verwendung zu ge- 
statten-, ihren Werth, wenn auch nicht bedeutend zu erhöhen, 
denn Amerika sendete jährlich steigende Mengen, doch 
wenigstens stationär %u erhalten. — Die Auübeute der 
Minen hatte sich mit dem europäischen GeldbedMrfe in's 
Gleichgowicht gesetzt. 

Mit der Entdeckung des Goldreichthumes 
Californienn u nd Australiens scheint eine dritte 
Epoche allgemeiner Werthverändemng herange- 
kommen zu sein, docli treffen difsmHl die neh erbeuteten 
Goldmeugen wesentlich veränderte Veriiältnisse an. Während 
die spanischen Colonien es niemals zu einer gesunden Entwiok- 
lungbringen konnten, und der Ertrag ihrt- r durch Sdaven und 
sciaven massig' gchaItenenArbeit<'r ausgebeuteten Gruben im 
Lande selbst nusser einigen Kirchen und Klöstern wenig 
Spuren zurückliess, bemächtigten sich des neuen Goldes bei- 
nahe ausschliesslich Engländer und Anglo-Amerikaner, deren 
kolonisatorische Begabung bald aus den Einöden am stillen 
^ere cultivirte Länder mit eigenen grossen Bedürfnissen 
s^uf, wo der freie Goldgräber über die gewonnenen Schätze 
in Tster Linie zu Gunsten der eigenen Person verfügt, und 
State von Hunderttausenden von Einwohnern förmlich aus 
der ^rde wachsen. (Fortsetzung folgt) 

AiBaerordentliche Vorträge und fachwissen- 
Bcliafaiohe Besprechungen an der k. k. Berg- 
aeademie zu Frzibram. 

Am 16. Mars 1867. 
Der Herr k. k. Professor Wenzel Mräzek machte die 
Mittbilung über die Resultate einer von ihm ausgeführten 
Ana.yse gargerösteter Bleigefälle der Przi- 
bramer Hütte, und zwar von den im Jahre ] 866 an 
Stelle ies englischen Röstofens Nr. I erbauten zwei schmä- 
leren ensöhiit^en Röstöfen mit Treppenrost und Steinkoh- 
lenfeueting, deren günstigere ökonomische Leistungen im 
Vergleidie mit denen der englischen Oefen in der Österr. 
Zeitschr. f. B. u. H., Jahrgang 1866, S. 330 zu ersehen 
sind. Dir Vortragende wies nach, dase diese neuen Oefen 
auch meiklich besser entschwefeln, als die älteren 
Oefen; terner, dnss der mit 3*85 pCt. befundene Schwefel- 
Gehalt dei untersuchten gesinterten Garrostes geringer ist, 
Is der des analogen Freiberger Bleirostes aus den ge- 
Öhnlichen KrählÖfen, und fast ebenso gering, wie in einer 
6 Vergleiches halber von Professor tlrisek analjsirten 
H vorgezeigten Probe des vollkommen geschmolzenen 
fen Bleirostes aus den neueren Freibi-rger Forischaufe- 
l^öfen (J. 1865), obwohl die Przibramer Gefälle wegen 
g^'^eren Blende- und weitaus geringeren Kies -Gehaltes 
M^trer zu entschwefeln sind, als die Freiberger. 

n Bezug auf den Verbin dungsaustaud des Schwefels 



fand Prof. Mrdzek nicht bloss in dem vollkommen geschmol- 
zenen Freiberger, sondern auch in dem bloss gesinterten 
Przibramer garen Bleiroste nur Spuren schwefelsaurer Metall- 
Oxyde, dagegen fast die ganze Menge Kieselsäure nicht 
als Quarz frei, sondern an die Metall- Oxyde chemisch gebun- 
den. In der schliesslich en Sinterrö.^tperiode sin<i sonach 
die Bchweiel sauren Salxe in Silikate unter Austreibung der 
Schwefelsäure umgewandelt worden, und der sämmtliche 
Schwefel kommt nur in Form roher Scliwefelmetulle vor, 
welche sich an dem Przibramer Roste ?anz deutlich als 
Bleiglanz und Zinkblende im fein eingesprengten Zustande 
mit dem freien Auge erkennen lassen. 

Die Besprechung des Schlack bnmateriales der 
Przibramer Blei;.'efäUe wurde einem späteren Vortrage vor- 
behulten. Der hier nur skizzirte Vortrag wird in dem dem- 
nächst erscheinenden XVL Bande des Jahrbuches der k. k. 
Bergacademie ausführlich veröffentlicht werden. 

Aus Anlass dieses Vortrages, und zwar mit Bezog auf 
den Ausspruch des Herrn Professors Mrdzek, dass e ne 
bessere Entschwefelung des Przibranjer Erzrostes bei dem 
nachfolgenden Schmelzprocesse nicht bloss auf den Bedarf 
an Zuschlags Öfen, sondern auch auf die* Schwefelmetall- 
menge in der Blelschlacke einen vermindernden Ein- 
fluss übe, erwähnte der k. k. Hüttenprobirer Herr Adolf 
Kxeli, dass nach seiner Erfahrung die Schwefelmetallmenge 
in der Bleischlacke eine nahezu constante Grösse (7 pCt. 
Lech nach der docim astischen Probe) behalte, wie immer 
auch der Schwefelgehalt des Bleirostes schwanke. 

Dagegen führte nun Herr Prof. Mr^zek ältere Erfah- 
rungsdaten der Przibramer Hütte an (Jahrbuch der k. k. 
Bergacademien, Bd. XUI, S. 319 u. 321), womach bei 
schlechter gerathener Entschwefelung die Schwefelmetall- 
menge in der Bleischlacke auch bis zu dem Doppelten 
der gegenwärtigen Menge (bis 15pCt.Lech) steigen könne, 
und suchte beide einander scheinbar widersprechenden That- 
sachen gemeinschaftlich aus der, mit dem Schwanken des 
Schwefel rückhaltes im Erzroste in der Regel proportional 
sich ändernden Grösse des Eisenzuschlages beim 
Schmelzen zu erklären. Nach seiner Ansicht muss im Falle 
einer abnorm schlechten Entschwefelung des Erzrostes be« 
hufs Herabziehung der Schwefelmetallmenge 
in der Bleischi acke aufdas con staute Minimum, 
das normale Eisenznschlagsprocent so hoch überschritten 
werden, dass das Plus an Schwefel mehr oder weniger voll- 
ständig zu H a 1 b s c h w e fe l e i s e n mit Eisen ü bersättigt wird, 
um so mit Antheiien von Einfachschwefel, Eisen, Zink, 
Blei und Silber aus der Silikatflüssigkeit abgeschieden zu 
werden, was je nach der Hitze im Ofen entweder ver- 
mehrten Bleisteinabfall, oder aber vermehrten Ab- 
satz schwefelhaltiger Eisensäue im Ofensumpfe zur 
Folge haben muss. 

Wird aber in jenem Falle der Roheisenzuschlag nicht 
im gehörigen Masse gesteigert, so steigt die Schwefel metall- 
menge in der Schlacke Über die constante minimale Grösse, 
wie dies die besagten älteren Erfahrungen beweisen. 

Hierauf sprach der Herr k. k. Kunst- und Bauwesens- 
Adjunct Josef Hrabäk «über die Ursachen derDampf- 
kessel-Explosionentt und machte folgende Zusammen- 
stellung der über diesen Gegenstand bisher aufgestellten 
Ansichten. 

Die älteren Ansichten Über die Ursachen der Dampf- 
kessel-Explosionen sind derart von einander abweichend, ja 



— 124 - 



einauder geradezu widersprechend, und asudexn haben sich 
Eacplosionen trotz aller Theorien bisher Jahr aas Jahr ein 
der Zahl nach derart regelmässig wiederholt, dass man von 
diesen Ansiebten und Theorien mit Recht behaupten kann, 
sie haben die betreffende Frage nicht gelöst. 

Die ehemals yermuthete Knallgasbildung an den bloss- 
gelegten glühenden Kesselwänden, sowie das angenommene 
Stattfinden des Leidenfrost'schen Phänomens an diesen 
Wänden — beide diese Ansichten zerfallen in ihr Nichts, 
wenn man. bedenkt, wie häufig diese vermeintliche Ursache 
eintritt, ohne dass eine Explosion erfolgt. 

Die später aufgestellten Electricitätstheorien, die das 
nicht Erklärte auch noch mit einem geheimnissvollen Schleier 
umhüllen, sind kaum der Erwähnung werth. Eines ist g>?- 
wiss, dass nämlich die ungeheuren Wirkungen, von wel- 
chen die eigentlichen Kessel-Explosiouen immer begleitet 
werden, nur durch eine plötzliche grossartige Dampfent- 
wicklung hervorgerufen werden können. Es kommt nur 
darauf an, die Umstände kennen zu lernen, durch welche 
diese plötzliche Dampfentwicklung herbeigeführt wird . Die 
hieruiter neuerer Zeit aufgestellten reellen Ansichten rüh- 
ren einerseits von dem Civilingenieur Kayser in Breslau, 
andererseits vom Prof. Dufour in Lausanne her. Beide An- 
sichten stimmen^ darin überein, dass die Ursache zu der 
plötzlichen Dampf bildung durch ein Sinken n es Druckes im 
Dampfraume eines Kessels gegeben wird, wobei das früher 
unter einem viel grösseren Drucke gestandene und eine 
verhältnissmässig zu höhe Temperatur besitzende Wasser 
plötzlich zur Abgabe einer sehr grossen Dampfmenge dis- 
pouirt wird. Nach Kayser kann jene Druckabnahme da- 
durch herbeigeführt werden, dass am Dampfe auf irgend 
eine Weise — durch das plötzliche Oeffuen eines Ventiles 
oder durch einen in der Kesselwand entstandenen Riss — 
eine bedeutende Oefihnng dargeboten wird, wodurch eine 
plötzliche Entlastung des sofort überheissen Wassers, ein 
Freiwerden der überschüssigen Wasserwärme und hiermit 
eine so plötzliche Verdampfung einer grossen Wassermenge 
entsteht, dass der hieraus resultirende Stoss den Kessel 
zertrümmert. 

Ohne diese Kayser'sche Ansicht eigentlich zu des- 
avouiren, seht Dufour in der Ergründung di's Phänomens be- 
deutend tiefer. Derselbe stellte sich die Aufgabe, dem Vor- 
gange der Dampfbildung sowohl durch Beobachtungen an 
den Dampfkesseln selbst, als auch durch entsprechende 
Versuche im Laboratorii^m zu studiren, welche Versuche 
im tiCivilingenieurtty XI. Band, 4. Heft detaillirt behandelt 
wurden, und gelangte zu dem Resultate, dass das Walser 
unter gewissen Umständen — namentlich im Zustande voll- 
kommener Ruhe — ohne zu sieden, eine bedeutend höhere 
Temperatur anneiimenkann, als die dem jeweiligen Drucke 
entsprechende sogenannte Siedetemperatur. Zu dieser 
„Ueberhitzung", welche bei den Versuchen selbst auch 
über 30^ C. betrug, ist das Wasser desto mehr geneigt, je 
mehr es bereits ausgekocht — resp. lufrfrei ist. Bei dem 
geringsten Anlasse findet dann eine plötzliche, starke Dampf- 
entwicklung statt, welche bei den genannten Versuchen von 
Detonationen begleitet war. 

Wenn nun bei einem heissen Dampfkessel der Wasser- 
stand bedeutend gesunken ist (also das sämmtliche vorhan- 
dene Wasser schon ausgekocht ist), wenn bei diesem Was- 
serstande das Dampfsperrventil des Kessels geschlossen 



und die Heizung wegen der einzuleitenden Arbeitspause ab- 
gestellt wird, so tritt der ganze Kessel in einen Zustand 
ruhiger Abkühlung, welche vorzugsweise den mehr expo- 
nirten Dampfraum trifft, während der Wasserraum sowohl 
wegen seiner Berührung mit den noch immer heissen Feuer- 
kanälen, als auch wegen der grossen specifischen Wärme 
des Wassers der Abkühlung viel weniger ausgesetzt ist 
Die viel stärkere Abkühlung des Dampfraumes wird ein 
Sinken der Spannung (Fallen des Manometerstandes) zu- 
vörderst ohne Dampf entwicklung, also eine Ueberhitzung 
des Wassers zur Folge haben ; wenn diese eine gewisse 
Höhe erreicht hat, wird eine plötzliche starke i.'ampfent* 
Wicklung — ein Steigen des Manometerstandes erfolgen ; 
dann kann sich, wenn die Ruhe fortdauert, die Phase der 
Dampfabkühlung, resp. Wasserüberhirzun^ und nachherige 
plötzliche bedeutende Dampfentwicklung öfters wiederholen. 

Dieser Vorgang ist an zwei Kesseln einer Fabrik in 
Havre wirklich beobachtet worden. Eine Explosion wird 
durch diese Erscheinung allein nicht leicht bewirkt werden, 
wenn der Kessel sonst gut ist. 

Nehmen wir aber an, dass gerade in dem Momente 
einer bedeutenden Wasserüberhitzung auch noch die Kay- 
ser'sche Ursache der Exp'osion hinzutritt, dass nämlich das 
Sicherheits- oder Sperrventil plötzlich geöffnet wird, durch 
welches letztere der Dampf in die abgekühlte und etwa 
auch noch dampf- und luftfrei gewordene Dampfleitung mit 
äusserster Vehemenz schiesst: dann ist die plötzliche Ent- 
lastung des ohnehin schon überhitzt gewesenen Wassers un- 
gemein gross; dassdbe ist zur Abgabe einer ungeheure/ 
Dampfmenge dispouirt. — Ist dann der Kessel auch no^ 
schadhaft — entsteht ein Riss, wodurch die Entlastung 
abermals gesteigert wird : dann muss ein grosser Theil i&s 
gesammten im Kessel befindlichen Wassers plötzlich zu 
Dampf werden — das Wasser nimmt geradezu die Egen- 
fichaft eines Spren^rpulvers an — und sofort sind duroC^ das 
Wasser, als explosiven Körper, ganz enorme VerwÜttun* 
gen als Begleiter der Kessel-Explosionen gut erklärlich 

In der That ist statistisch nachgewiesen, dasf die 
meisten Kessel-Explosionen nach fernem Ruhezustande des 
Kessels bei gesunkenem Wasserstande während der -Eröff- 
nung eines Ventiles erfolgten, und in vielen Fällen vurde 
unmittelbar vor der Explosion ein rasches Sinken des^ano« 
meterstandes beobachtet. 

Aus dem Mitgetheilten ist zu ersehen, dass n»n den 
Dampfkessel- Explosionen neuester Zeit bereits auf (ie rich- 
tige Spur gekommen ist. 

Herr k. k. Professor Arzberger fügt hierauf dem Vor- 
tragodesHerrn Hrabdk bei, dass Baurath Dr. H. Scheffer 
in der vor Kurzem erschienenen Broschüre: »Die Ursache 
der Dampfkessel-Explosionen und der Dampf keK^el-Ther- ; 
mometer, Berlin, Ernst u. Korn, IS^w" zur Beobachtung ; 
eines allfälligen Siedeverzuges, die Anbringung eines Ther- ^ 
mometers vorschlägt, welches die Temperatur des Kessel-/ 
Wassers angibt. Der gewöhnlichen Thermometereiotheilun^ 
sei nach Scheffer noch eine zweite beizugeben, welche dii 
Druckseale genannt wird. Diese Druckscaleist nach AtmJ 
Sphären — oder ^, perQ'' so »'inzutheilen, dass nebt' 
den verschiedenen Siedetemperaturep, die entsprechend/ 
Spannungen beigesetzt sind. Jeder Siedeverzug gibt J 
dadurcii zuerkennen, dass das Thermometer auf der Dr^ 
scale eine höhere Pressung zeigt, als das Manometer. / 



— 125 — 



? 



Am 30. Man 1867. 

Der Bergacademiedirector, Oberbergrath Job. Grimm, 
hielt einen Vortrag nfiber das Verhalten des Goldes 
gegen die Tiefe« unter Hinweis auf dio Verhandlungen, 
welche aber diesen Gegenstand bei der ersten allgemeinen Ver- 
sammlung von Berg- und Hüttenmännern zu Wien im Jahre 
1858 (siehe Bericht aber diese Versammlung Seit» 27 bis 
36 und Seite 44 bis 50) geführt worden sind, und mit Hin- 
weis auf einen Aufsatz, der you ihm in dem nächstens er- 
scheinenden berg- und hüttenmännischen Jahrbuche der 
k. k. Bergacademien, Band XIV, auf Seite 163 — 178 ent- 
halten sein wird. Er spricht snine Ueberzeugung hus, dass 
— völlig abgesehen von den Diluvial- und Aliuvialablage- 
rungen oder den Goldseifenwerken — kein wissenschaft- 
licher Grund vorliegt und angegeben werden kann, auf den 
ursprünglichen Goliilagerstätten, n&mlich den 
Lagern, Gängen, Klüften etc. und zwar in denjenigen Gold- 
'bergbau<-n, wo gediegenes Gold (Frei- oder Berggold 
und Mühigold) gewonnen wird, eine Ab nähme des Gold- 
met a 1 1 e s in der Ti''fe vorauszusetzen, und dass, wenn auf 
diesen GoldberL' bauen nach den bisherigen bergmännischen 
Erfahrungen bei Zunahme der Tiefe eine immer geringere 
Erbeutung im Allgemeinen an Gold stattfand und 8tat^ 
findet, dieses ungtiustigere Ergebniss seinen Grund nicht 
nur in der weit grösser^ Schwierigkeit in Aufsuchung und 
Aufsuhiiessung von neuen Lagerstätten und Adelspunkten, 
in dem Mangel an Ausdauer von Seite der Bergwerksbe- 
sitzer, sowie auch in dem Mangel der nöthigen Kenutniss 
der Natur der Erzlagerstätten haben könne und haben wird, 
sondern hauptsächlich daher rühre, dass das gediegene 
Gold, sowie mehrere andere gediegene Metalle nur ein 
Oberflächenproduct sei, und bloss dieses gegen die Tiefe 
abnehme, dass aber statt des gediegenen Goldes mit der 
Zunahme der Tiefe immer mehr und mehr göldische 
E r z H , überhrtupt Gold verbindungen auftreten, aus 
'welchen nur wegen der mit der mechanischen Aufbereitung 
und mit der hüttenmännischen Zugutbringung unvermeid- 
lich verbundenen grösseren Abgänge, keineswegs eine gleiche 
Metallmenge gewonnen werden kann, wie es in den oberen 
Mitteln möglich ist, wo die Natur selbst aus den ursprüng- 
lich bestandenen Gol iverbindungen das gediegene Metall 
schon concentrirt hat, folglich dessen Gewinnung auch mit 
weit geringeren Abgängen und aucii mit geringeren Un- 
kosten vorgenommen werden kann. 

Nach der Ansicht des Vortragenden liegt daher der 
Grund der Abnahme des Goldmetalles mit Zunahme der 
Tiefe, keineswegs, wie man allgemein nach der bergmänni- 
schen Erfahrung anzunehmen püegt, in der Ungunst der 
Natur, d. h. in der natürlichen Ablagerung einer gerin- 
geren Goldmenge in den tieferen Horizonten gegenüber 
den >iöheren , als vielmehr in der grösseren Schwierigkeit 
der Gewinnung und reinen Darstellung des Goldes aus den 
mit der Zunahme der Tiefe immer mehr und mehr auftre- 
tenden göldischen Erzen, sowie auch in den grösseren Baues- 
und Betriebshindernissen. — Der Vortragende weist darauf 
hin, dass unter diesen Umständen der GoMbergmann aller- 
dings am meisten angewiesen ist, sein Augenmerk ebenso 
auf das sorgfältigste Studium der Natur seiner Erzlager- 
stätten und auf eine entsprechende Bauesführuug zu rich- 
ten, als auch auf die möglichste Verbesserung und Ver- 
vollkommnung der mechanischen Aufbereitung und der hüt- 
tenmännischen Processe hinzuwirken, um alle die vielseiti- 



gen Uebelstände und Hindernisse beim Niedergehen in die 
Tiefe nach Möglichkeit fiberwinden zu können. 

Hieraufsprach der Herr k. k. Probirer Adolf Exeli 
über den bei Bostfeueruogen stattfindenden Zug der Essen 
und über die aus der allgemeinen Gleichung für den Zug 
der Gase in den Essen resuldrende Mazimal-Gesch windig« 
knit bei Feuerungsanlagen, wo auseer derLufteinströmungs - 
Öffnung, dem Roste und dem Essenmundloche, keine an- 
deren Oeffnungen vorhanden sind, und kam zu dem Schlüsse, 
dass: da ein Brennmaterial mit um so grösserer Intensität 
verbrennt, je grösser die Pressung der Verbrennungsluft 
ist, bei einer jeden Feuerungsanlage der Rost derart einzu» 
richten sei, dads die «len Brennstoff unmittelbar treffende 
atmosphärische Luft stets jene, durch die gegebene Feuer- 
ungsanlage erreichbare Maximal - Geschwindigkeit wirk- 
lich habe. 

AU einen dieser Bedingung entsprechenden Rost führte 
derselbe den von ihm entworfenen und ausgeführten Trep- 
penrost an, wo bei unveränderter Gesammtrostfläche mit- 
telst einfacher Vorrichtung, nämlich durch beliebige Stel- 
lung der auf einer Seite um Achsen drehbaren und auf der 
anderen Seite aber auf einer verschiebbaren eis^ernen Leiste 
aufruhenden Roststäbe es möglich wird, die freie Rostfläche 
je nach Bedarf zu vergrÖsst*rn oder zu verkleinern, welche 
Vorrichtung er in Umrissen skizzirte. 

Weiter sprach der Herr k. k. Professor Augustin Beer 
über die Sicherheitslampe von G. A. Heinbach, Berg- 
ingenieur zu Steierdorf, im Banate. 

Herr G. A. Heinbach hat seine, in derB. u. H. Ztg., 
18. Jahrg., 1859, pag. 381 veröffentlichte, jener von Boty 
(für Belgien 1844 patentirt) nachgeformte Sicherheits- 
lampe laut neuer Nachricht in derselben Zeitung, 26. J., 
1867; pag. 6 dahin modificirt, dass er: 

a) den Brenner — wie Hr. Herold (cf. Berggeist, 
10. J., 1865, pag. 241) — ein wenig höher über das Niveau 
des unteren Einfassungsringes von Glascylinder, hervor- 
ragen lässt, dann : 

b) nach d,er Lampe von M. F. £loin (cf. Ponson 
trait^ de l'expl. d. m. d. h. Li6ge, 1855, t. II., pag. 290) 
um den erhabenen Deckel des Oelbehälters einen Messing- 
ring anbrachte, an dessen Umfange sich sechs längliche 
Oeffnungen, von Innen mit Drahtflor verschlossen, befinden 
und dem flachen argandischen Dochte die Grubenatmosphäre 
direct zuführen; ferner ist 

c) in der neueren Lampe die Oelsammelrinne nebst 
Abflussöffnung indem Deckel des Oelbehälters zweckmässi- 
gerweise weggelassen. Auch wurde 

d) eine kle ne Aenderung in dem Obergestelle vorge- 
nommen; namentlich sind sowohl um den Drabtnetzkonus, 
aU auch um den Glascjlinder um zwei Sicherheitsstängel- 
chen weniger, und endlich besteht die Hauptmodification 

e) in dem Dochtsteller, welcher nun mit einem 
Selbstauslöscher in Verbindung gebracht ist . 

Dieser letztere besteht aus einem ineinandert: reifen- 
den Räderwerke, welches beim Abschrauben des Oberge- 
stelles, also beim Oeflnen der Lampe, durch ein, unter der 
Bodenfläche des unteren Gliiscylinder-Messingringt's be- 
findliches gezahntes Kreissegment, in eine solche rückgän- 
gige Bewegung gesetzt wird, dass der Docht in den Docht- 
halter zurückgedreht wird, und die Flamme erlischr. Es 
musB also der Docht, wie es bei der Lampe von Du brülle 
geschieht — (cf.: Parran im Bulletin de la soc. de l'ind. 



— 126 - 



min. 7., t. 186t, pag. 331 und Berg- u. Hütt.-Jahrb. der 
' k. k. Bergacad., 15. Bd., 1866, pag. 234, Taf. 6 Pig. 9) 

— auf eine Längte gestellt worden, welche der Dauer einer 
sw5lfständigen Schicht der Erfahrung gemäss entspricht. 
Herr Heinbach bewirkt diess mitfeist einer besonderen 
Kluppe, welche über den Docht festgestellt ist, und sich 
offenbar mit dem übrigen Dochtvorrathe im Oelbehälter be- 
findet. Sonst werden in der Beschreibung vermisst : der 
Oelvfrbrauch in einer zwölfsttlndigen Schicht (hei «ler älte- 
ren Lampe soll er für 11 Stunden 9 Loth Wiener Gewicht 
betragen haben), — der Dochtverbrauch für dies<^ Dauer 

— und endlich das photometrische Leuchtverm^gen, wel- 
ches möglicherweise jenem der Lampe von Herold gleich- 
kommen dürfte, nämlich Vio oiner Walirath-Normalkerce, 
von welcher 12 Stück auf 1 i/, engl, kommen, bt*i einem 
Consum von 1 20 grains engl, per Stunde und der norma- 
len Flammenhöhe von ^g Zoll engl., daher um die Flamme 
einer Normalkerze zu ersetzen, 2 Lampen von Herold (resp. 
Heinbaih) nothwendig wären (cf. Berggeist, 11. J., 1866, 
P«g. 7). 

.Der Preis dieser neuen Lampe von Herrn Hfinbacb 
wird mit 5 fl< 50 kr. ö. W. angegeben, und dürfte dessen 
Höhe nur in der Beigabe des Seibstauslöschers zu suchen 
sein, welcher aber bei einer Sicherheitslampe, wenn die- 
selbe eine wirkliche Sicherheit gewährt und ein 
möglichst grosses Leuchtvermögcn besitzt, in der 
That fehlen darf. Denn dem Arbeiter eteben bequemere 
Mittel zu Gebote, sich in der Grube Feuer zu verschaffen, 
nämlich Reibzündhöizchen,wenn selbe auch mitzunehmen ver- 
boten erscheint, gerade so, wie das Oeffoen der Sicherheits- 
lampe überall geahndet wird, wenn überhaupt noch der 
Schuldtragende bestraft werden kann. 

Uebrigens ist der Selbstauslöscher von Du brülle 
(cf. das Vorerwähnte) und auch jener von Jones (cf. 
Zeitschr. des österr. Ing.- u. Archit. Ver., 15. J., 1863, 
pag. 129) viel einfacher, weniger koatspieli«?, und auch 
nicht minder zweckmässig, wie der des Herrn Heinbach. 

Der Sprecher unterstützte seinen Vortrag durch vom As- 
sistenten Herrn Flamersky ausgeführte Tafelzeichnungen, 
wie auch durch Vorweisen der Originallampen von DubruUe 
und Mueseler. 

Veber die Verwendung des Nitroglycerins 
auf der Eönigsgrube in Oberschlesien. 

Von Bergingenieur Wabner.*) 
Nachdem man sich hierorts Überzeugt hat, dass dem 
Sprengöl sowohl bei seiner Anwendungsweise, als beson- 
ders in seiner Wirkung bedeutende Vorzüge vor demSpreng- 
pnlver bei gewissen Sprengarbeiten abzugewinnen sind, ge- 
denkt man, tj-otz einer in letzterer Zeit auf der Grube vor- 
gekommenen Nitrogljceriii-Explosion, durch welche zwei 
Bergleute im wahren Sinne des Wortes zerstaubt worden 
sind, so dass kaum Uebeneste von ihnen haben gesammelt 
werden können, von seiner Anwendung nicht abzustehen. 
Das erwähnte Unglück war in der Grube in der Nähe eines 
Grundstreckenortes, das mit Sprengöl fortbetrieben wurde, 
passirt. Es mochten ca. nooli 20 Pfd. Oel ezplodirt sein 
nnd seine zerstörende Wirkung war auf 12 bis 13 Lacbter 
Entfernung in der Strecke noch an zerschuietterten Eichen- 



*) A. d. Berg- n. Hflttenm. Zeitung v. B. Kerl und F. 
Winmier, Nr. 6 d. J. 



bohlen zu bemerken. Die beiden Hftuer waren jedenfalls 
damit beschäftigt gewesen, Oel aus der grösseren Vorraths- 
flasche in ihre kleinere Biechflusche, welche sie mit vor Ort 
zu nehmen pflegten, zu füllen, alt« ihnen das Unglück wider- 
fuhr. Uebcr den Grund der Explosion lassen sich natürlich 
nur Vermuthungen anstellen. Möglich ist es, dass eiuTheil 
de« Oeles sich noch im festen (gefrorenen) Zustande in der 
grösseren Flasche befunden hat, da das Oel erst vor einigen 
Tagen in die Grube geschHfft worden war und dasselbe ja 
bekanntlich schon bei -|~ 6 Grnd in den feeiten Zustand, in 
welchem es um so leichter explodirt, übergeht, dass ein fester 
Klumpen auf irgend eine W**ise zu dem Unglücke Veran- 
lassung gegeben hat. Vor Strecket. Örtr'rn wendet man das 
Sprengöl bisher nur versuchsweise und, so viel uns bekannt, 
nur an dieser einen Stelle an; sehr nützlich, ja unentbehr- 
lich hat es sich beim Abteufen des Krugschachtes, eines 
grossen zurFörderung und Wasserhaltung bestimmten, jetzt 
ca. 70 Lachter niedergebrachten Schachtes bewiesen. Die 
Schachtsolile befindet sich nämlich stets unter Wasser, so 
dass ein 21 zölliger Satz recht tüchtige Arbeit hat, um die 
Zuflüsse zu sümp£en (ca. 80 Kubikfuss pr. Min.) Dass unter 
diesen Umständen das Abteufen mit grossen Schwierigkeiten 
verbunden ist, wird man begreiflich finden. Das Nitrogly- 
cerin ist nun aber gerade bei solcher Arbeit von ausseror- 
dentlichom Vortheile. Die Bohrlöcher werden mit längeren 
Haudbohrern 18 bis 20 Zoll tief in der Schachtsohle ge- 
bohrt. Eine gewöhnliche, unten und seitlich gut verklebte, 
aus starkem Papiere gefertigte Patrone von y^ Zoll lich- 
tem Durchmesser wird etwa 2 Zoll hoch mit Sprengöl ge 
füllt, dann die Bickford'sche Zündschnur, an Heren unterem 
Ende sich ein mit doppelter Ladung versehenes, übri- 
gens eigens zu dem Zwecke angefertigtes Zündhütchen 
befindet, in das Oel eingeführt und durch Umschnüren des 
Patronenhalses in derselben beft^stigt. Auf dichten Was 
serabschlusfl kommt es hierbei nicht gerade an, nur muss 
man dafür sorgen, dass das Zündhütchen in's Oel unter-* 
taucht und vor etwaiger Wasserbenetzung sicher ist. 
Die so vorgerichtete Patrone wird in^s Bohrloch gebracht 
und ist letzteres nun ohne Weiteres zum Wegthun fertig. 
Den Besatz bildet das darüber befindliche Wasser in so 
ausgezeichneter Weise, dass man einem derartig besetzten 
Bohrloche erfahrungsmässig viel mehr festes Gestein vor- 
geben kann, als einem solchen mit Ptilverbesatze. Die Vor- 
theile des Sprengöles leuchten nach Vorstehendem ein, denn 
erstens dürfen überhaupt viel weniger Bohrlöcher gestossen 
werden, ferner wird di»; ganze Zeit de» Lochbesetzens er- 
spart, eine Arbeit, die unter Wasser bei der Anwendung 
des Sprengpulvers um so umständlicher ist. Versager kom- 
men überdies fast nie vor und veranlassen, wi^nn sie ja ein- 
mal durch die Mangelhaftigkeit der Zündscimur eintreten, 
gar keinen Arbeitsverlust. Man macht in di»* sem Falle ein- 
fach eine ganz kleine Sprengölpatroue und steckt sin, soweit 
es eben geht, auf die versagte. Beim Wegthuo der obersten 
Patrone ezplodirt «lie untere j^anz gewiss mit und thut ihre 
volle Wirkung. Da das Pfund Nitroglycerin etwa 1 Thir. 
8 72 Sgr. kostt't, stellt sich der Preis des pro Schuss ver- 
brauchten Materiales auf 2^/2 bis 2^/3 Sgr. Uebrigens hat 
man beim Aus- und Einfüllen des Spreugöles sich beson- 
ders auch vpr dem Einathmen der Dämpfe au hüten und 
die beim Anfassen der Gefftsse etwa eingeölten Hände als- 
bald zu reinigen, um sich vor sehr heftigem Kopfschmerze 
zu sichern. Anfänglich klagten die Häuer auch über Kopf- 



127 — 



schmerz, der sich beim Eioatbrnen des vom Wegthnn der 
' Schflsse herrührenden Dampfes einstellte, doch scheint sich 
ihre krftftige oberschlesische Natur sehr bald daran gewöhnt 
zu haben, da man von weiteren unangenehmen Folgen 
nichts börr. In neuester Zeit wird da» Sprengöl durch einen 
Znsatz von Holzgeist vor seiner Versendung unezplosibel 
gemacht, und erlangt es durch Vermischen und längeres 
Umschfitteln mit Wasser nachher seine urHprünglichen 
Eigenschaften wieder: UnzweifeDtaft ist hierdurch seiner 
Verwendung ein wesentlicherer Vorschub geleistet worden. 
Bisher hat man aber'auf hiesiger Grube von dieser Eigen- 
schaft des Sprengöles noch keinen Gebrauch gemacht, so 
dass Erfahrungen über di«* Behandlungsweise derartigen 
Oeles nicht mitgetheilt werden können. 

Die geleerten Nitroglycerin- Blechflaschen werden am 
besten sobald als möglich verbraunt, da ihre weitere Ver- 
weudunfT zu technischen Zwecken wegen des an den Wän- 
den haften gebliebenen Oeles durchaus gi'fährlich ist. Eine 
solche geleerte Flaache ezplodirt noch mit Heftigkeit, 
so dass, wie ein in der Nachbarschaft geschehenes Unglück 
gezeigt hat, Menschenleben dadurch gefähriet werden 
können. 

Literatur. 

Geologisolie Uebersiohtskarte der osterrelohisolieii Mon- 
archie, nach den Anfhahmen der k. k. geol. Reiohsan- 
stalt bearbeitet von Franz Ritter v. Haner. Blatt V. 
westliohe Alpenlflnder. Wien 1867. 

Von dieser Publication ist soeben das erste im Drucke 
Tollendete Blatt erschienen, und wurde in der Sitzung der geo- 
logischen Reicbsanstalt am 2. April mit nachstehenden Bemer- 
kungen vorgelegt: »Es bildet Nr. 5 der ganzen Reihe von t2 
Blättern und umfasst die westliche Hälfte der österreichischen 
Alpenländer, östlich bis zum Meridian vom Zellersee in Salz- 
burg. Zur Vervollständigung des geologischen Bildes, welches 
dieses Blatt liefert, wurden auf demselben im Korden die baieri- 
schen Alpen bis zur Donnu-Hochebene, im Süden die lombardi- 
schen uqd Venetianer Alpen uni die Ebene bis zum Po, im 
Westen endlich ein Theil der Schweizeralpen bis zur Linie 
Bheintbal, Bemhardinpass, Val di Misoca, Val di Ticino und 
Lago Maggiore mit aufgenommen. 

Die Zahl der auf diesem Blatte unterschiedenen Forma- 
tionsabtheilungen und Gebirgsarten beträgt 48. davon 32 für 
die Sedimentärformationen, 7 ftir die krystallinischeu Schiefer 
und 9 für die Eruptiv- und Massengesteine. Um die Uebersicht 
zu erleichtem, wurde für jede Formation eine bestimmte Grund- 
farbe gewählt und die weiteren Abtheilungen derselben durch 
Nuancen dieser Farbe oder durch Schraffirungen unterschieden. 

Ein kleines Heft mit den nöthigsten Nachweisungen über 
die benützten Materialien, und einer gedrängten Darstellung 
der geologischen Verhältnisse des zur Anschauung gebrachten . 
Gebietes wird jedem Blatte beigegeben. Indem auf diese Er- 
läuterungen zu dem Blatte 5, die auch in dem ersten Hefte des 
Jahrbuches für 1867 abgedruckt wurden, verwiesen wird, darf 
wohl die ganze Arbeit dem wohlwollenden Urtheile aller Fach- 
genossen empfohlen werden,' welche die grossen Schwierigkeiten 
zu würdigen wissen, welche einem derartigen Unternehmen ent- 
gegenstehen. 

Von den weiteren Blättern wird zunächst erscheinen 
Nr. 6 östliche Alpenländer, dann Nr. 2 Böhmen. Nr. 10 Dal- 
matien, Nr. 3 westliche Karpathenläuder, Nr. 7 ungarisches Tief- 
land, Nr. 4 östliche Karpathenländer, Nr. 8 Siebenbürgen, Nr. 1 1 
tmd 12 sollen eine Paralleltafel der in den verschiedenen Ge- 
bieten der Monarchie auftretenden Formationsglieder enthalten; 
den Schluss endlich bilden Nr. 9 mit dem Farbenschema und 
Nr. 1 das Titelblatt. 

Bei dem Massstabe von 1 Zoll = 8000 Klafter I : 576.000 
der Natur, in welchem die Karte ausgeführt wird, bildet die- 
selbe eine Tafel von 5 Fuss Höhe und 7% Fuss Breite. 

Den Verlag der Karte hat die Beck^sche Universitäts- 
Buchhandhing (A. Holder) in Wien übernommen. Der Subscrip- 



tionspreis für die ganze Karte beträgt 40 fl. 5. W., wobei der 
Preis der Blätter je nach der grösseren oder geringeren Schwierig« 
keit ihrer Ausführung zwischen 2 fl. und 6 fl. schwankt, und 
für das Blatt Nr. 5, welches eben erschienen, 5 fl. ö. W. be- 
trägt Für Abnehmer einzelner Blätter werden die Preise um 
25 pCt. höher berechnet als für die Subscribenten auf die 
ganze Karte, tf 

Wir bemerken noch dazu, dass in einem Jahre kaum 
mehr als 2 (höchstens 3) Blätter erscheinen dürften. 

Notizen. 

Neues Mineral. Wir erhielten nachstehendes Schreiben: 
Schemnitz, 31. März 1867. 

Zu Anfang dieses Monates bekam ich von Kremnitz einige 
Gangstufen, in welchen ich ein neues Mineral entdeckte. 

Den Bericht hierüber habe ich dieser Tage der ungarischen 
Academie der Wissenschaften zum Verlesen eingesendet, und 
bin so frei denselben hier ebenfalls einzusenden mit der Bitte, ihn 
in der österr. Berg- und Hfittenzeitung veröflentlichen lassen zu 
wollen. 

Vorkommen und Muttergestein desMinerals: 

In einer Breccie des Kremnitzer Hauptganges, welche mit 
weisHcm, fasrigen, seidegläozenden Eisenvitriol aderartig durch* 
zogen ist, stecken schwarze glänzende Kristalle und Krystallkömer. 

Form: tesseral, die sehr deutlichen Combinationen zeigen 
meist das Hexaeder und Oktaöder, seltener Hexaöder,' Oktaöder 
und Rhombendodekaeder. 

Herrschende Form ist das Hexaeder, welches mitunter 
auch ganz allein auftritt Die Krystalle sind hirsen- bis linsen- 
gross, stets eingewachsen und lassen sich aus ihrem Mutterge- 
steine leicht herauslösen. 

Die Krystallflächen sind meist eben und sehr glänzend. 

Farbe: rein schwarz, Glasglanz, lebhaft an Pleonast 
erinnernd. 

Strich: schmutzig-lichtgrün. 

Spaltbarkeit: nicht wahrnehmbar, Bruch uneben. 

Spröde und leicht zerreiblich. 

Härte: 2o. 

Geschmack: süs^^Hch. 

tn einer Glasröhre stark erhitzt verdampft es etwas Wasser. 

Es ist weder in kaltem noch in heissem Wasser ^nz lös- 
lich^ immer bleibt ein beträchtlicher, flockiger, rostbrauner Rück- 
staxid am Boden liegen. 

In verdünnter Salzsäure löst es sich ganz. 

Die chemische Analyse gab folgendes Resultat: 

Schwefelsäure 45*32 

Eisenoxydul . 8*66 

Eisenoxyd 44*92 

Wasser 1-51 

Sonach verhält sich darin die S3:F,e:F3e:Hi wie M33: 
OI85:0-.')6l:(>167 oder wie 7:1: 3: l, was nachstehender For- 
mel entspricht: 

F,eS3+3F3eS3»-fHi. 

Das Mineral gehört demnach sowohl seinen physikalischen 
Eigenschaften, als seiner chemischen Zusammensetzung nach zwi- 
schen den Alaun und Voltait und steht offenbar dem letzteren 
näher als dem ersteren Seine auch vom Voltait merklich ab- 
weichende chemische Zusammensetzung, besonders aber sein 
geringer Wassergehalt stempeln jedoch das Mineral jedenfalls 
zu einer bisher unbekannten selbstständigen Species, welcher ich 
meinem geweseneu Professor der Mineralogie Bergrath Johann 
V. Pettko zu Ehren den Namen Pettkoit gegeben habe. 
A. Paulinyi, 
d. Z. Professor- Assistent der Hütten- u. Probirkunde 
an der Bergacademie zu Schemnitz. 
Schwefelkies- V^orkommen in GaUzlen. Nach Mitthei- 
lungen eines dermal an der Schemnitzer Bergacademie studirenden 
Fachgenossen, Herrn Brzezowsky, sind Spuren eines Schwe- 
felkies-Vorkommens nächst d*em Dorfe Itezmihowa, im Bezirke 
Sisko, Sanoker Kreises, in Galizien constatirt, auf welchem zu 
Anfang dieses Jahrhundertes Bergbau einging und selbst eine 
Schwefelsäure-Fabrik bestanden haben soll, deren Zugrnnde- 
gehen theüs den Wirren der damaligen Kriegszeit, theils Streitig- 
keiten mit den WaldbesHzem zugeschrieben wird. Es wäre zu 
wünschen, dass Näheres darüber bekannt würde und Ersstufen 
an den Halden einer eingehenden Analyse unterzogen werden 
möchten. 



128 



Administrati ve«». 

Krnenniug. 
Vom FinanzminiBterium: 
Der Verwalter bei dem Bergamte Klausen, Sigmund 
T. Lasser, zum Berg- und Hütten Verwalter in Brixlegg (Z. 1 1.524, 
ddo. 14. M&n 1867). 

Z. 1342 B. H. — 5ü3 B. C. 

ErktnntniM. 
Von der k. k. Berghauptmannschait zu Komotau werden 
auf Grund dessen, dass die im Kreise Leitmeritz, Bezirk Teplitz, 
Gemeinde Niklasberg gelegene, aus 8 einfachen Grubenmassen 
bestehende gewerkschaftliche Kreuz- und HimmelfÜrst-Silberzeche 
sammt ZugehOr seit längerer Zeit ausser allem Betriebe steht, 
und sich in einem Zustande g&azlicher Verwahrlosung und Ver- 
falles befindet, dass femer der Gewerkschafts- Director der er- 
gangenen amtlichen Aufforderung zur Bauhafthaltung nicht nach- 
gekommen ist, die an diesem Bergbaue beantheilten gewerk- 
schafth'chen Kuxinhaber, und zwar: die ehemalige Grundobrig- 
keit der Bergstadt Niklasberg, die Niklasberger Schule, Kirche 
und Hospital, Gebrüder Klein, Hubert Klein, Johann Josef 
Schebek, Johann Schebek, Moriz Winkler, Josef Reichl, Anton 
John, Franz Nitsche, Wenzel Czedik, Traagott Herber, Prokop 
Oliva, Josef Liebscher, Josef Schwarz, Ferd. Schwarz, Rudolf 
Nietscher, Josefa Kowarz, Gottlieb Mayer, Jakob Zelnicky, 
Antou Pospischil, Josef ßpitzner, und die etwaigen Rechtsnach- 
folger aufgefordert, binnen 60 Tagen vom Tage der ersten Ein- 
schaltung in das Amtsblatt der Prager Zeitung, diesen Bergbau 
nach Vorschrift des §, 174 a. B. G. in Betrieb zu versetien 
und zu erhalten, und die Ausserachtlassung der Bauhafthaltungs- 
Vorschriften zu rechtfertigen, widrigens nach eingetretener Rechts- 
kraft dieses Erkenntnisses gemäss §. 243 und 344 des allg. 
Berggesetzes auf die Entziehung dieser Bergbauberechtigung er- 
kannt werden wird. 

Komotau, am 26. März 1867. 

Nr. 633. KoAdmaohnng. 

In Gemässheit des §. 168 a. B. G. wird aus Anlass des 
Ansuchens der D;rection des im Gomitate Zipo, Gemeinde 
SzloTinka, Gegend Trinkl gelegenen Mathaei - Grubenwerkes, 
ddo. 7. April 1867, eine Gewerkenversammlnng unter beh9)rd- 
licher Intervention auf den 16. Mai 1867, Vormittags 9 Uhr, im 
Einkehrhause zum „grünen Baum** in Kaschan angeordnet, zti 



welcher die P. T. Herren Johann Regensbogen, Johann Seide, 
Eduard Seide, Maria Mosel, und Otto Wolfenau in Person oder 
durch legal Bevollmächtigte zu erscheinen mit dem Beisatze 
eingeladen werden, dass die Abwesenden den gesetzlich gefinss- 
ten Beschlüssen der Mehrheit der Anwesenden beitretend ange- 
sehen werden müssten, und dass die Erben und sonstigen Rechts- 
nachfolger der bergbücherlichen Besitzer nur nach vorhergegan- 
gener Nachweisung ihrer Eigenthumsrechte wflrden zur Schlusff- 
fassung zugelassen werden können. 

Die Berathungsgegenstände sind: t. Bestimmungen, ob 
sich die Theilhaber als Gewerkschaft im Sinne des allg. Berg- 
gesetzes constituiren wollen; 2. Wahl des Directors der Firma 
und Bestimmungen wegen des Dienstvertrages ; 3. Beschluss über 
etwaige Errichtung von Gewerkschafts-Statuten ; 4. Bestimmun- 
gen lünsichtlich des Betriebsplanes und sonstige Anordnungen 
im xsurrenten Haushalte ; 5. Beschluss über die allfällige Vertrau- 
sigirung des Bergwerkes. 

Von der kOn. ung. Berghauptmannschaft. 

Kaschau, am 10. April 1867. 
N. E. 387: Kundmaehong. 

Von der k. k. Berghauptmannschaft zu Kuttenberg wird 
hiermit bekannt gegeben, dass, 'nachdem das berghauptraann- 
schaftliche Entziehungs- Erkenntnis s vom 26. October 1866, 
Z. 1041 (kundgemacht im Amtsblatte der Prager Zeitung vom 
6., 7. und 8. November 1866, Z. 262—264) in Betreff der straf- 
weisen Entziehung des nunmehr dem Wenzel Kassik, Berg- 
mann in Kwain, derzeit unbekannten Aufenthaltes, gehörigen 
Graphit grubenfeldes Elisabeth, bei Czernowitz, Bezirk Kamnitz, 
in Rechtskraft erwachsen ist, die Löschung dieses Grubenfeldes 
im Bergbuche, sowie in den berghauptmannschaftlichen Vormerk- 
büchern, vorgenommen wurde. 

Am 8. April 1867. 

Berichllgiing einiger Drackfehler*) im Aufsätze: Er- 
fahrungen bei der Silbergewinnung aus Schwarz- 
kupfern und Speise. 

Nr. 1, pag. 3: zu den Namen Löwe und Mrazek kommt 
1 Sternchen, vom Verfasser 2 Sternchen, J. C. Kleinschmidt 
3 Sternchen. — Nr. 3, pag. 20 : statt gekühlt, soll es heissen gekrählt. 
— Nr. 4, pag. 29 : statt 1000 — 1200 Pfd., soll es heissen Centner. 



*) Durch Zufall verspätet 



ANKÜNDIGUNGEN. 

Ein im Königreiche Böhmen, in holzreicher Gegend, nur 
ly, Meile von einer Eisenbahn gelegenes, im Betriebe stehen- 
des Kupferberg- und Hüttenwerk, mit mächtigen, auch Silber 
führenden Erzen, vollständig neuer Betriebseinrichtung für Kupfer- 
und Silberextraction, als: Pochwerk, MÜhle, Röstofen, Laugerei 
u. s w.; einer mehr als zureichenden constanten Wasserkraft 
(75 Pferdekraft) mit Turbine, neu erbauten und angenehm situir- 
ten Wohngebäuden, in welchen sich ein vollständig eingerichtetes 
chemisches Laboratorium befindet, ist aus freier Hand zu ver- 
kaufen. — Ein Theil des Kaufschillings könnte in Jahrester- 
minen bezahlt werden. 

Gefällige Anfragen sind zu richten unter E. F. Nr. 20 
an die Expedition dieser Zeitung. ' (17 — 19) 

Kauf-, eyentaell Pacht-Licitation. 

Von Seite des Leutschauer königl. prov. Di strictual- Berg- 
gerichtes wird hiermit kundgemacht, dass über Ansuchen der 
Wagendrüssel-Mor^nyer Eisenwerks -Theilhaber — die unbeweg- 



lichen Bestandtheile dieser Eisenhütte, als: 1 Hohofen sammt 
Wassergefälle, Gebläsekammer und Kasten^^ebläse , 4 Stück, 
20.000 Körbl kohlenfassende Kohlenschöpfen, 1 Rostofen mit 
3 Oefen, 2 Gärten auf dem Werksgrund beim Hohofen, zwei 
zu Beamten-Wohnungen dienende Häuser, am 3. Juni 1867, 
um 9 Uhr Vormittags, mittelst an Ort und Stelle abzuhaltender 
gerichtlicher Versteigerung — an den Meistbietenden eigen- 
Uiümlich verkauft, oder nach Umständen verpachtet werdeA. 

Hievon werden Kauf-, bezüglich Pachtlustige mit dem Bei- 
fügen verständigt , dass der Schätzungs sofort Ausrufspreis — 

nebst sonstigen Kauf- und beziehentlich Pachtbedingungen vom 
tO. Mai 1. J. ab, nicht nur in der diesgerichtlichen Kanzlei, 
ausserdem beim Herrn Paul Weszter hierorts, sondern auch in. 
Kaschau bei dem Ge werken Herrn Johann Bayer, Fleischer- 
gasse Nr. 128 , — in Kirchdrauf beim Herrn Sigismund Toperczer, 
endlich in Wagendrüssel bei dem Werks-Director Herrn Johann 
Nepko — wann immer eingesehen werden können; endlich^ 
dass Käufer oder Pächter eventuell Gelegenheit haben werden,, 
auch die beim Werke vorräthigen Eisenerze, und Kohlen — ab- 
gesondert anzukaufen. (14—16) 

Leutschau, am 30. März 1867. 



Verkauf eines Eisenwerkes. 

Ein Eisenwerk im böhmischen Erzgebirge, nahe der sächsichen Grenze, in einer wald- und dorfreichen Gegend, mit 
172.391 Q Klaftern Grubenfeldern auf reinen Magnet- und Rotheisenstein, dann mit den hiezu gehörigen Fabriks-Etablissements und 
Bauobjecten, — ist aus freier Hand zu verkaufen 



Die näheren Auskünfte ertheilen mündlich oder auf frankirte schriftliche Anfragen J. U Dr. Carl Seellnc, 
ter Landesadvocat zu PraUf, Brückengasse, Kleinseite Nr. 39— IH. und Cdoard Sputll, Eisenwerksdirector zu Ikalllclä 



<3 



in Böhmen, Post Görkau. 



(13—15) 



Dmek von Carl Fromme In Wien. 



Fflr den Verl«( verantwortlich: Carl Reger. 



N= 17. 



Oesterreichische Zeitschrift 



1867. 

n. April. 



ffir 



Berg- und Hüttenwesen. 



Verantwortlicher Redacteur: Dr. Otto Freiherr von Hingenau, 

k. k. Minlaterialratb Im Finansminiaterinin. 

Verlag der O. J. Manz'schen Baohhandlang (Kohlmarkt 7) in Wien. 

Inhalt: Ueber die Veränderlichkeit des Werthes der Sdelmetalle. — Bemerkungen fiber Rails-Fabrikation. — Gmben- 
Coibpass mit drehbarem Stnndenring. — Sduniedeiseme Windformen. — Ein Beitrag Eur Kenntniw der Minerallagerstätten 
Siebenbürgens. — Administratives. — AnkOndigongen. 



Ueber die Veränderlichkeit des' Werthes 
der Edelmetalle. 

Von Wilhelm Zippe. 
(Fortsetsang.) 

Während das hiapano- amerikanische Silber in Europa 
inmitten einer von langen Kriegen zerrütteten, kaum der Bar- 
barei entwachsenen Gesellschaft geworfen wurde, treffen 
die jetzigen Goldsendungen, wenigstens im westlichen Europa 
einen Zustand nie geahnter Blüte. Der Handel hat sich der- 
massen entwickelt, dass selbst die arbeitende Bevölkerung 
ohne den Genuss der Producte aller Welttheile sich unglück- 
lich fühlen würde. Was einst für raffinirten Luxus weniger 
Reichen galt, ist ein allen zugänglicher Gegenstand des täg- 
lichen Bedürfnisses geworden. Nachstehende Angaben und 
Schätzungen mögen die Güterbewegung unserer Zeit we- 
nigstens nach einigen der wichtigsten Richtungen veran- 
schaulichen und dabei erinnert werden, dass viele der wich- 
tigsten Artikel noch vor 50 Jahren theils unbekannt waren, 
theils geringe Bedeutung hatten. 

Unser Seehandel wird durch 163.000 Schiffe mit 19 
Millionen Tonnen Tragfähigkeit und 650.000 Mann Bedie- 
nung vermittelt. Der Umsatz des Welthandels beträgt im 
In- und Export 17.000 Millionen Gulden. Wir haben 15.000 
deutsche Meilen Eisenbahnen und 25.000 Meilen Telegra- 
phenleituDgen und verbrauchen jährlich: 

Eisen 200 Millionen Centner 

Steinkohlen 3000 n • 



Baumwolle 


18 


11 


Zucker 


35 


t» 


Kaffee 


8 


n 


Schafwolle 


5 


D 



Um eine noch nicht so lange verflossene 2«eit mit den 
Zuständen der jetzigen zu vergleichen, fahre ich an, dass 
England im Jahre 1788 an Eisen 68.300 Tons und Frank- 
reich 80.000 producirte. Ersteres hatte 1 Million Tonnen 
Seefracht, letzteres eine halbe Million. Im Jahre 1859 führte 
England allein anderthalb Millionen Tons Eisen aus, und 
hatte über 1 3 Millionen Tons Seefracht, Frankreich 3 Mil- 
lionen. 



In England kamen auf den Kopf der Bevölkerung^ 



Im Jahre 1821 


1859 


Zucker 


«. 


14-90 


25-40 


Kaffee 


n 


0-34 


115 


Thee 


n 


098 


145 


Baumwolle 


TJ 


5-71 


24-44 


in Frankreich 








Zucker 


1) 


318 


1000 


Kaffee 


1) 


0-53 


111 


Thee 


n 


004 


009 


Baumwolle 


ff 


1-42 


3-80 



Am meisteti fällt der gesteigerte Verbrauch der, wenn 
ich mich so ausdrücken darf, nervösen Nahrungsmittel auf, 
wie: Kaffee, Thee, Spirituosen, Tabak und in ihrem Gefolge 
Zucker; obwohl sie zur animalischen Nahrung nichts oder 
nur wenig beitraisen, erhöhen sie doch das Wohlbefinden 
und die Lust am Leben, daher auch die Thätigkeit am mei- 
sten für die schwer arbeitende Bevölkerung. In der That 
hätte eine so riesige Vermehrung der Production nicht statt - 
haben können, ohne dem Arbeiter grössere Genüsse zu ge- 
währen, welche sich in einer Steigerung des Lohnes fühlbar 
machen müssen; diese ihrerseits wird aber auf eine allge- 
meine Steigerung der Preise von Waaren aller führen, in- 
soferne die schon erwähnten entgegenwirkenden Einflüsse 
nicht die Oberhand behalten. Theure Lebensmittel bedingen 
nur dann höhere Arbeitslöhne, wenn Arbeit mehr gesucht 
als angeboten ist; hohe Arbeitslöhne hingegen haben immer 
die Tendenz, eine Steigerung der Lebensmittelpreise herbei- 
zuführen, weil man sich recht gut reiche Arbeitsgeber mit 
armen Arbeitern aber nicht umgekehrt vorstellen kann. 

Der Einfluss einer Vermehrung des metallischen 
Geldstoffee auf die Preise macht sich in mittelbarerer Weise 
geltend, als gewöhnlich angenommen wird. Zunächst ent- 
steht in den Goldgräbern eine Classe von Consumenten, 
welche bei ihren plötzlich gesteigerten, weil leicht zu be- 
friedigenden Bedürfnissen die Nachfrage nach vielen Waaren 
ungemein erhöht. Indem die Production dieser Nachfrage 
Schritt zu halten versucht, wird sie von dem einstweilen 
überkommenen neuen Edelmetall unterstützt. Dasselbe ver- 
mehrt das disponible, eine fruchtbringende Anlage suchende 
Capital, gewährt Credit und trägt so zum Entstehen neuer 
industrieller Anlagen bei. Je wohlthätiger die Folgen dieses 



130 - 



Kreifllattfes ffir die freie Arbeit^ desto schlimmer geht es 
natarlioh jenen, deren 'Besflge feste Beträge bilden, wie: 
Beamte, Pensionäre u. s. w., und nur allmälig können sich 
auch auf sie die Lohnerhöhungen erstrecken, während dem 
die Indiyiduen, manchmal ganae Classen darüber sa Grande 
gehen. 

Die Producenten hingegen, Fabrikanten, Handwerker 
a. s. w. erlangen immer grösseren und einträglicheren Absatz 
ihrer Erseugnisse, und sehen sich dadurch befähigt, auch 
ihre persönlichen Bedürfnisse zu vergrösser n. Nicht selten 
artet diess in den schrankenlosesten Luxus und die tollste 
Ueppigkeit aus. Die ausgedehntere Nachfrage nach Waaren 
bedingt eine yermehrte Arbeiterzahl. Während diese früher 
oftmab noch Beschäftigang suchten, fehlt es nun an Händen. 
Die Bewegung dehnt sich Über immer grössere Kreise aus; 
dei^ günstige Erfolg yieler Unternehmungen muntert auf, 
deren neue zu vereucben, daher allgemeiner Aufschwung 
der Industrie und des Handels, Entstehen neuer Etablis- 
sements von früher nie geahnter, oft kolossaler Ausdehnung 
— daher aber auch Beginn zahlloser Schwindeleien ohne 
Prüfung und Vorsicht, und sich daran knüpfende Krisen und 
Bückschläge der schwersten Art. Die Schwankungen werden 
grosser und heftiger als je zuvor. Sie finden ihren Ausdruck 
u. A. an den Börsenplätzen in dem enormen Steigen und 
Wiederzurücksinken des Disconto*). 

Die Wirkungen plötzlich gesteigerter Geldmengen auf 
eine geordnete Gesellschaft ersieht man am besten aus einer 
Handelsgeschichte der australischen Colonien, wie si^ New- 
mi^rch in Tookes Geschichte der Preise liefert. Während die 
Qoldentdeckungen in Californien kaum die Spuren einer 
civilisirten Gesellschaft antrafen und S. Francisco in den 
ersten zwei darauffolgenden Jahren sammt; den goldführen- 
den Gebieten der Sierra Nevada in den Händen einer ti\ink-, 
spiel- und^ händelsüchtigen Rotte Abentheurer war, fanden 
sich in Australien schon lange vor 1851 alle Bedingungen 
i^ines geordneten und aufblühenden Gemeindewesens gege- 
ben. Eine mächtige Centralgewalt, vollkommene persönliche 
Freiheit, eine kräftige Bevölkerung, mit zuträglichem Ver- 
hältniss der Geschlechter, solide Banken, genügend vorhan- 
denes Capital, eine regelmässige häufige Verbindung mit 
dem Mutterlande. Diess war die Gesellschaft, welche kaum 
3 Jahre nach Entdeckung der californischen Goldfelder plötz- 
lich durch die Nachricht, ihr Boden berge ähnliche Reich- 
thümer, überrascht und aus Band und Angel gehoben wurde. 

Zunächst strömte die männliche Bevölkerung nach den 
Golddistricten^ die Städte leerten sich, Bau- und ähnliche 
Unternehmungen hörten auf. Die Arbeiter der Pachthöfe so 
gut als die Bemannung der Schiffe reissen aus, Dienstboten 
fehlen allenthalben. Die Arbeitslöhne steigen auf das Drei- 
fache und man findet zu diesem Preise keine Hände. Man 
ist besorgt um das Einbringen der trefflich im Felde stehen- 
den Ernte, das ganze bürgerliche Leben hat die heftigste 
Störung erlitten. Es entwickelt sich eine immer steigende 
Nachfrage nach Gegenständen des Bedarfes für die Gold- 
gräber, als Zucker, Thee, Spirituosen Tabak, Pferde, Zelt- 
leinwand, Gold wägen. Ein halbes Jahr später, im Jänner 
1 852, war schon der Preis des Bodens um das Dreifache 



gestiegen und ebenso der aller Artikel, wobei heimische Ar- 
beit mitwirkte. Die ersten glücklichen Goldgräber kehren 
in die Städte zurück alles kaufend, was ihnen behagt. Der 
Ueberfluss an Capitalien beginnt zu öffentlichen Arbeiten 
anzuregen, Eisenbahnen, Wasserleitungen werden gebaut, 
Dampfschifflinien eröffnet Die Hausmiethen steigen auf das 
Fünffache, gutgelegene Läden zahlen lt)00 — 1500 L. St. 
Die Schiffe aus England bringen mehr Passagiere als Waaren 
und letztere steigen noch immer im Preise. Ende 1852 zählt 
man 2 1 Schiffe auf der Rhode, doch kaum gelandet, ent- 
laufen die Matrosen. Ihre Heuer steigt auf 40 L. St. monat- 
lich. Wöchentlich kommen 2000 Personen an, welche vor 
der Hand in Zeltdörfern vor der Stadt campiren. 

AUmälig beginnt der Markt gut versorgt zu sein, schnell 
überfüllt zu werden. Die Preise fallen, man findet es fflr 
vortheilhaft, aus Amerika gekommenes Mehl nach England 
zu verschiffen. Branntwein ist in solcher Menge vorhanden, 
dass man Schiffe darin flott halten könnte. Eine alles Mass 
überschreitende Ueberspecnlation hatte solche Zustände her- 
beigeführt, deren Rückschlag sich in zahlreichen Fallisse- 
menten äusserte. Von heute auf morgen zerrinnen nach Mil- 
lionen zählende Vermögen. Mit Ausnahme von Lebensmit- 
teln, deren Preise sich zuerst wieder erholen, ist die Colon ie 
auf Jahre hinaus mit Waaren aller Art versehen. Nun be- 
ginnen auch die Arbeitslöhne zu sinken, denn alle sind nicht 
geeignet, das mühselige Leben in den Goldfeldern zu ertra- 
gen. Wie sehr Übrigens der Reiz des Zufalls, durch einen 
ausserge wohnlich reichen Fund sein Glück zu machen, dazu 
beigetragen hat, die Leute in die Gruben zu locken, ersieht 
man aus dem Umstände , dass in den Zeiten der höchsten 
Ausbeute, 1852, der auf den Kopf entfallende Durchschnitta- 
ertrag nur 15 Schillinge war, während der Arbeitslohn iu 
ländlichen Beschäftigungen bis 20 Schillinge stieg. 

Um auch califomische Preise aus den ersten Zeiten 
anzuführen, so bezahlte man Eier mit 6 fl. per Stück, Zucker 
zu 8 fl. das Pfund, ein Reeept sammt Medicin zu 200 fl., 
eine Flasche Wein mit 84 fl., eine Schaufel mit 3t fl., Mau- 
rer und andere Handwerker mit 21 fl. täglich. 
(Fortsetzung folgt) 



*) Ich erlaube mir diese AuseinanderRetsung beinahe wört- 
ich der Vorrede zur IV. Auflage von Kolbs Statistik zu ent- 
nehmen, in welchem Werke auch die weiter oben angeführten 
Daten geschöpft sind. 



Bemerkungen über BaüB-Fabrikation 

von M. Couard; nach Annales des mines, 1866, übersetzt vou 
Paul Kupelwieser. 
(Vorliegende Bemerkungen des H. Couard bieten einen 
so leichten und klaren Einblick in die Bedürfnisse und Schwierig- 
keiten in der Production eines der wichtigsten Eisenfabrikate, 
dass sie dem Uebersetzer der Mittheilnng werth erscheinen. — 
Wenn in denselben auch Manches enthalten, was dem deutschen 
Leser bekannt, minder wichtig, ja selbst directe unrichtig er- 
scheinen mag, so glaubte doch der Uebersetzer, durch eine bloss 
auszugsweise Wiedergabe, die geistreiche und »o charakteristische 
Arbeit des französischen Autors nicht zerstören zu dürfen, 
wenn er auch die mancherlei Widersprüche und die aus den 
Erfahrungen einer kleinen Anzahl von Hütten, und hier selbst 
vorurtheilsvoll geschöpften Sätze : „dass nur aus kalkigen Erzen 
gute, aber aus Thoneisensteinen nur absolut schlechte Rails zu 
erzeugen sind", in der deutschen Uebersetzung zu mildem sich 
bemühte, aber zu heben nicht vermochte.) 

Vorhemerkungen. Die in Frankreich gemachten 
Versuche, die Fahrikation von Eisenbahnschienen zu ver- 
bessern, haben bisher noch keine Resultate erxielt, welche 
sich einer allgemeinen Billigung erfreut hätten. — Diese 
Unentschiedenheit in dem zu verfolgenden Gange beruht 
auf dem Mangel an beweisenden Versuchen, und der selte- 



— 131 



i Veröffentlicbuiig der BeobachtungeD, welche bei der An- 
weadnng tod Schienen peinacht wurden. 

Trotz den vierzig Jahren, welche Eisenbahnschienen 
schon in Verwendang stehen, kennt man noch immer ihre 
mittlere Dauer nicht. — Die Einen geben dafür zwanzig, 
die Anderen fflnfund zwanzig Jahre an ; statistische Daten 
hierfiber fehlen jedoch fast gänzlich. 

Diese Unwissenheit y er hinderte es, auf das Eingehendste 
die Bedingungen aufzusuchen, welchen eine gute Fabrika- 
tion entsprechen muss, um den Eisenbahnschienen das Maxi* 
mum ihrer Dauer zu sichern. 

Die Herren 6r a ne r und Lan haben in ihrem bekann- 
ten Memoire aber den gegenwärtigen Stand des Eisenhütten- 
wesens in England vorzügliche Details über die Rails-Fa- 
brikation gegeben, welche uns zur Herausgabe dieser Zei- 
len führtt^n. 

Die Societe des ingenietirs civils hat, diese Frage uiehr- 
mals auf die Tagesorduung setzend, interessanten Bespre- 
chungen Platz gegeben, denen wir auch Rechnung trugen. 

Ungeachtet dieser wichtigen Schriften, fühlt man jedoch 
nur zu oft die Abwesenheit jener ExperimentaUMethode, 
welche die zusammenhängenden Thatsachen zergliedert und 
jeden Theil de^ Ganzen studirt. 

Diese Bemerkungen haben den Zweck, die Resultate 
von Versuchen mitzutheilen , zu denen mich jene Methode 
führte, und auf diese Weise einen neuen Massstab zu bie- 
ten, welcher es möglich machen wird, weiter zu gehen. 

Erze. 

HerrFlachat schliesst die phosphorhaltigen und quar- 
zigen Erze au8, Herr Alqui^ empfiehlt sie dagegen. — Diese 
Verschiedenheit der Meinungen zeigt klar den Stand der 
Frage, welcher durch die Ungewissheit in der Wahl der 
für Rails- Fabrikation günstigsten Erzo> charakterisirt wird. 

Es gibt nur ein Mittel, diese Frage zu lösen: die Eigen- 
thümlichkeiten, der auf jeder Hütte verwendeten Erze zu 
Studiren, und denselben die während der Jahre üer Garantie 
gemachten Auswechslungen gegenüber zu stellen. 

Schade, dass diese Versuche nicht weiter als zwei bis 
drei Jahre reichen; ich kenne indessen nur wenige Eisen- 
bahngesellschaften, welche in dieser Weise Vollständiges 
besitzen. 

In Frankreich sind reine und roiche Erze selten, und 
der hohe Preis derselben hindert ihre Verwendung zur 
Rails-Fabrikation ; die übrigen Erz»> lassen sich nach den 
sie begleitenden Gangarten eincheilen: 1. in kalkige Erze, 
2. quarzige Erze, 3. Thoneisensteine. 

Die kalkigen Erze geben das bestschweissende Eisen, 
denn sie enthalten meist einen kleinen Antheil von Eisen- 
und Kalk-Pho9phaten. Diese Erze sind durchschnittlich 
Ozydhydrate von geringem Halte, der von 20 — 32 pCt. 
variirt. Ihrer Lage nach gehören sie der Oolithformation 
oder dem Lias an/ 

Die quarzigen Erze bieten eine 8< hr grosse Zahl von 
Arten dar; die Einen si^d rothe Hamatite. sehr rein und 
reich, die Andt^ren sind Oiydhy Irate von geringem Halte, 
häufig begleitet von Riesen und Blende. 

Die Thoneisensteine geben ein viel sehni<;eres Eisen, 
als die vorgenannten Erzo, allein von viel geringerer Schw^dss- 
barkeit, denn sie entitulten ein wenig Rlende. Di«' Bohnen- 



Erze von Berri *) können als Typus dieser Classe von Ersen 
dienen. 

Um sich ein richtiges Bild von der Eigenthümlichkeit 
jeder dieser Erzsorten zu bilden, ist es vor Allem nöthig, 
den Einfluss fremder Stoffe, welche sie enthalten, aa 
Studiren. 

Einfluss des Schwefels. Der Schwefel macht 
das Eisen brüchig in der W&rme und vermindert seine 
Schweissbarkeit. — Viooo ^^' ^/looo ^^^^ hinreichend grosse 
Mengen, um das Eisen zu jeder Verwendung unbrauchbar 
zu machen. Ein kaum schfttzbarer Halt an Schwefel ver- 
ändert schon die Eigenschaft des Eisens. — Schwefelhal- 
tige Eisensorten walzen sich sehr schwer und geben roth- 
brüchiges Eisen. 

Wirkung des Siliciums. Das Silicium vermehrt 
die Härte des Eisens und macht es endlich brüchig in der 
Kälte. Sein Gehalt kann im Roheisen bis zu6 pCt. steigen. 
— Die grauen Roheisensorten enthalten mehr Silicium, als 
die weissen ; bei den ersteren beträgt der Halt 3 bis 6 pCt., 
bei den letzteren 2—3 pCt. 

Wirkung des Phosphors. Der Phosphor bringt 
im Eisen dieselben Eigenschaften hervor wie das Silicium, 
aber mit viel grösserer Intensität. — ^/looo ^*' Viooo ****>«"» 
wenig Einfluss auf die Natur des Eisens, Viooo °><^c^®i> o* 
schon brüchig, — Eiaensorten mit einem geringen Phosphor- 
halte schweissen vorzüglich und arbeiten sich sehr gut in 
der Wärme. 

Die phosphorhaltigen Erze haben eine Eigenschaft, 
die sie sehr werthvoU in der Beschickung macht: Gemischt 
mit kiesigen Erzen vermindern sie den durch den Schwefel 
der Erze erz engten Rothbruch *^). 

Nur die kalkigen und phosphorhaltigen Erze eignen 
sich für die Rails-Fabrikation. — Alle die natürlich so ver- 
schieden auftretenden Eisenerze sind nicht gleich geeignet 
für die Fabrikation von Rails. — Wenn ein Erz für die Fa- 
brikation von Drahteisen geeignet ist, so wird es weiche 
Rails liefern, die unter dem Gewichte des Trains zerdrückt 
werden. — Wenn ein Erz Hammereisen gibt, das einer 
sorgfältigen Schmiedung bedarf, um gut geschweisst zu 
sein, so wird man, bei den billigen Mitteln, welche der nie- 
dere Preis der Rails auferlegt, Gefahr laufen, schlec'nt ge- 
schweisste Rails zu erhalten. 

Von Vorneherein ist es ersichtlich, dass es unter den 
gegenwärtigen Verhältnissen für eine gute Rails-Fabrikation 
wichtig ist, auch gerade gewisse, entsprechende Erze zu 
haben. — Diess ist es, was gewisse Hüttenleute nicht ver- 
standen, die, angelock durch die guten Geschäfte anderer 
Hütten, Rails fabriciren wollten aus Erzen, weicht» für Cur- 
rent-Eisen vorzüglich, fi'ir Rails aber sehr mittelmässig 
waren. 

« Das Eisen für Rails muss gut schweissbar, hart, und in 
der Wärme leicht zu arbeiten sein ; nachdem, was wir eben 



*^' Es sind diess kalkig-thonige Erze von meist oolithi- 
scher Structor. D. U. 

**) Diese vielfach verbreitete Anschaunng wurde von Caron 
dahin berichtigt, dass durch Qattirung schwefelhaltiger Erze mit 
von Schwefel freien, wenn auch phosphorhaltigen Erzen, der zu 
grosse Schwefel- oder Phosphorgehalt eines Theiles der Be 
Schickung sich nun auf das Eisen der gesammten Beschickung 
vertheile und hiedurch auf jenen geringen percentiiel'en Antheil 
herunter komme, welcher die Verwendnng di»8 Eisens zu ge 
wisseu Fabrikaten noch ermögliche. D. U. 



132 - 



geBehen haben, entsprechen allein die phosphorhaltigen 
EisenBorten allen dieBen Bedingungen. 

PhoBphorhaltige Substanzen kommen meist mit kalki- 
gem Erse vor, da die kohlensaure Kalkerde häufig von 
phosphorsaurer Kalkerde begleitet wird. — Kalkige Erse 
sind in Frankreich, namentlich in den Liasschichten, wo sie 
in oolithiBcher Form auftreten, sehr häufig. 

Ein einfaches Baisonnement führt zur Verwendung 
von kalkigen Erzen, und die Praxis bestätigt diess. 
Fortsetzung folgt 



Gruben-Gompass mit drehbarem Stundenring. 

Bisher pflegt man der Declination der Magnetrichtung 
von dem Meridian bei Anwendung des Compasses zu Auf- 
nahmen dadurch zu begegnen, dass die erstere vor dem Ge- 
brauche des Instrumentes bestimmt und beim Auftragen 
oder Berechnen der Vermessung entsprechend berücksich- 
tigt wird. 

Im Falle des mechanischen Auftragens (Zulegens) der 
Aufnahme fordert, wenn letztere längere Zeit beanspruchte 
und bei verschiedenen Magnet-Dedinationen stattfand, die 
Berücksichtigung derselben durch öfteres Einstellen des 
Compasses auf dieselbe einige Aufmerksamkeit; bei trigono- 
metrischer Berechnung der Vermessung hingegen muss emk 
Umrechnung der in Bezug zur Magnetlinie gemessenen V^in- 
kel auf jene zur Mittagslinie erfolgen. 

Beide diese etwas umständlichen Mittel können da- 
durch auf sehr einfache Weise behoben werden, dass der 
Stundenring des Compasses drehbar eiu-^erichtet wird, denn 
es genügt sodann bloss ein Einstellen der Magnetnadel ge- 
nau auf Stunde 24 unmittelbar vor dem Gebrauche des In- 
strumentes, um beim Vermessen, abgesehen vgn den tägli- 
chen Abweichungen der Magnetrichtung, die genauen Winkel 
zum Meridian zu erhalten, dass aber letztere Schwankungen 
auch bei der früheren Einrichtung eine in gewöhnlichen Fäl- 
len unberücksichtigt bleibönde, weil unbedeutende Fehler- 
quelle bilden, ist bekannt, ihre allfällige Beachtung aber ist 
hier eben so gut, wie dort möglich. 

Die Einrichtung zum Drehen des bis nun fix gestellt 
gewesenen Compass-Standenringes kann wohl auf sehr ver- 
schiedene Weise erz weck werden ; ein einfaches Princip dersel- 
ben ist in der auf der beiliegenden Tafel enthaltenen Skizze für 
einen Gruben-Compass dargestellt, wobei angenommen wurde, 
dass das Einstellen der Magnetnadel im Hängzeug d. i. auf einer 
im Meridiau gespannten Schnur, erfolgen und der Compass 
auch zum mechanischen Auftragen (Zulegen) dienen solle. 
Selbstverständlich können jedoch ähnliche Vorrichtungen 
für bloss zur trigonometrischen Berechnung der Aufnahmen 
bestimmte Compasse, sowie für jene in Boussolen und 
Theodoliten mit einigen leicht auffindbaren Modificationen 
angewandt werden. 

Der genau abgedrehte Stundenring g ist innerhalb des 
gleichfalls genau abgedrehten Theiles m n des Compass- 
Gehättses concentrisch beweglich und spielt hiebei zwischen 
dem Ansätze n des Gehäuses und dem mit letzterem fix ver- 
bundenen schmalen Ringe /i. 

Durch die Sperrschrauben a a^ . . , von denen in der 
Skizze 3 angenommen wurden, wird der Stundenring g an 
den Ring k angepresst und hiedurch fizirt. 

Sind hingegen die Sperrschrauben aa^ ... nachgelas- 
sen, so kann der Stundenring mittelst der im Compassboden 



gelagerten Welle /, an deren unterem Ende sich ein Stell- 
rad b, am oberen aber ein fein eingetheiltes Zahnrädchen e 
befindet, langsam gedreht werden, indem letzteres in ein 
mit dem Stundenrioge fixes und die äussersten Grenzen der 
beobachteten Magnet-Declination umfassendes Zahnradseg- 
ment d eingreift. 

Durch passende Stellung der Sperrschrauben aa^ . . , 
sowie der Sperr Vorrichtung für die Nadel {e) kann das Ge- 
' wicht der Drehvorrichtung des Stundenringes entsprechend 
ausgeglichen werden, doch muss die Rücksicht beobachtet 
werden, dass das Drehrädchen b den zum Einhängen des 
Compasses in das Hängzeug bestimmten Lagern ins Kreuz 
oder doch unter einem grösserem Winkel zu ihnen gestellt 
sein solle, damit an demselben bequem manipulirt werden 
könne. 

Ausserdem ist der die Stund 24 bezeichnende Theil- 
strich des Stundenringes bis an den fixen Ring k fortzu- 
setzen und auf der verticalen Innenseite des letzteren eine, 
wieder nur die äussersten Grenzen der Magnet- Ab weichung 
umfassende Eintheilung her2ustellen , auf welcher sodann ^ 
die Grösse der jeweiligen Declination abgenommen werden 
kann. 

Zugleich dient diese Einrichtung zur Controle, ob der 
Stundenring während des Vermessens nicht etwa durch 
irgend einen Zufall aus seiner vorher fixirten Lage gerückt 
worden sei. 

Soll der hier besprochene Gruben-Compass benützt 
werden, so wird derselbe im Hängzeug auf die im Meridian 
gespannte Schnur eingehängt und sobald sich eine merk- 
liebe Abweichung der Magnetoadel von Stund 24 erweist, 
die Sperrschrauben a a^ . . nachgelassen, mittelst des Stell- 
rädchens b das genaue Einspielen der Nadel auf besagte 
Stunde bewirkt und der Stundenriug neuerdings fixirt. 

. Hierauf kann ohne weitere Rücksicht auf die Magnet- 
Declination vermessen werden. 

Man könnte wohl zum Erleichtern der Einstellung der 
Magnetnadel auf Stund 24 statt des hier der Einfachheit 
und dem geringeren (weil auszugleichenden) Gewichte zulieb 
gewählten Stellrädchens b eine Mikrometerschraube anwen- 
den, diess dürfte jedoch für die gewöhnlichen Zwecke ganz 
unnöthig sein, dn ja nicht bei jedem Zuge (respective jeder 
Visur bei Boussolen oder Magnet-Theodoliten) die Richtig- 
stellung x^thfällt, und man sich somit die betreffende 
Schwierigkeit beim bloss einmaligen Einstellen der Nadel 
schon gefallen lassen kann. 

Nachdem die Einrichtung der Drehbarkeit der Stun- 
denringe bei Compassen bei dem gegenwärtig so hohen 
Stande der Technik in Bezug der Genauigkeit keine Be- 
fürchtung zulässt, dabei auch im Ganzen so einfach ist, dass 
das Instrument nicht nennenswerth complicirter oder theu- 
rer wird, so liegt der Vortheil derselben auf der Hand. 

Denn es wird zwar auch fortan die stetige Beobach- 
tung der Magnet-Declination ein wissenschaftliches 
Interesse darbieten, die praktisch nothwendige Be- 
achtung derselben kann sich hingegen beim Vermessen auf 
das Einstellen der Magnetnadel vor dem Gebrauche der mit 
Compassen versehenen Instrumente im Meridian auf Stund 
24 beschränken, wodurch gleichsam die Declination in der 
Praxis gänzlich aufgehoben wird. 

Es ist eine bedauerliche und bekannte That- 
sache, dass die Berücksichtigung der Magnet-De- 
clination noch in sehr vielen Bergorten bis heute 



(0 



s 


d 


v 


Q? 


s 
•00 


s 


b 


.o 


Xi 


e«-^ 


t^ 


^^ 


a 

d, 




1 




64 


(6 




•s 




■? 


O 


V 








E 





•.«ar 



^ 
^ 



« 







c,- 



^4.j^.^ 




•^ 



tÄ 



s 



0» 






I 



e: 



09 



E 

.8 

i 



« 



I 









1 « 

.2 • 

51 
4 



;f 



4 



3ä 
J 

1 




n n D 









6 

'S 



n 



^ 



1 ! 


- ooz.O r 


' t ^ /-■' 


JJ 


!■ 


f: 




fc äi 




u ^ 


^ . 


<9 




cJS 


^' 


«^ 




A' 




^ ! 




c£ : 




y 


■ . . 



ung aind 
thuDg bei 
ire dürfte 
t von den 
wäre ge- 
lten Be- 
I, da eine 
»clination 
ungen im 
ehonngen 
itigkeiten 
1 Schwie- 

lem Berg- 
nftchster 
3r8 häufig 
Annabme 
wohl bei 
sren trotz 
len Mark- 
. werden, 
). 

lek, 
nder. 



deisemen 
den bron- 
t in dieser 
politechn. 
ligen von 
:et. Ohne 
l oder die 
n Zweifel 
ächwortes 

dass für 
sind, die 
1, und da- 
Materiales 
nselben in 

letzterem 

nach An- 
I Kindin- 



««Mv wo* M«t K7piirifto ueo ocuntteiiB eiutsn g«niuen ikegeis aUT 
einer horizontalen Platte in der bekannten Art und Weise 
genügen, wenn auch hier statt einer längeren Visur nur eine 
kurze Linie erzielbar ist« 



terblechen 
loche über 
1er flachen 
Mnd fertig. 

fjeauslS"' 
der Blech- 
Ringe um* 
je mit den 
luden Rän- 
1 sehr sorg- 

et. Es er- 
tis Abfeilen 
aiiraiiiger uneoenneiten am Maule. — Dimensionen und 
Gestalt einer derartig fabricirten Windform sind aus der 
Skizze ersichtlich. — Zur Anfertigung einer solchen 90 — 
92 AL schweren Essform sind erforderlich: 



— 134 — 



80 «r. Blech % 14 fl. = 11 fl. 20 kr.; 20 it. Quadrat- 
eisen % 8 fl. = 1 fl. 60 kr.; 7 Fass Rohl, ^ 9-73Kob.-F., 
stt 1 fl. = 7 fl.; 18 Schmiedschichten, & 70 kr. = 12 fl. 
60 kr., in Summa 32 fl. 40 Ju-.; hiezu 5 7o BegiekoBteh = 
I fl. 62 kr. und 2 fl. Oratification an die Schmiede für die 
?ftdello«e Abfertigung, stellen sich die Erseugungskosten aaf 
36 fl. 2 kr. oder rand 36 fl. ö. W. 

Gewiss ein namhafter Unterschied gegen den Geste- 
hungspreis der %, B. von Emil Peter in Leipzig angekön- 
digton nnd empfohlenen bronzenen Windformen, die bei 
einem Gewichte von 130 — 170 01, also durchschnittlich 
150 it., und bei dem Preise von 18 Sgr. 1 ff, auf 135 fl. 
kommen. 

Man bat hier früher kupferne Hohofenformen (Wasser- 
formen und andere) angewendet, ist jedoch der grossen 
Kostspieligkeit (65 — 70 fl. per Stück) und der kürzeren 
Dauer wegen ganz davon ab- und zu den schmiedeisernen 
übergegangen, welche sich auch in anderer Beziehung ganz 
gut bewfthren. Sie nasen nicht oder nur sehr wenig, und 
ihre Dauer ist eine ziemlich lange, so dass beispiels- 
weise bei einer durch 15 Monate in Gebrauch gestandenen, 
als man dieselbe versuchsweise herausnahm, noch die Fei- 
ienstriche am Maule erkennbar waren. Der Austausch er 
fordert, wenn alles vorgerichtet ist, eine halbe Stunde. 

Gutes Material, wie wir es in unserem steierischen 
Eisen besitzen, Behr sorgsame Schweissung und continuir- 
liebes Formwasser sind natürlich die drei Grundbedingun- 
gen einer .langen Conservirung. Die durchschnittliche Dauer 
darf man mit Sicherheit auf 2 — 3 Jahre anheben. 

Hieflau, im December 1866. 

S. Mosaner, 
Bergwesens- Ezpectant. 

Ein Beitrag zur Kenntniss der Minerallager- 
stätten Siebenbürgens. 

Im Jahre 1854 habe ich bei Gelegenheit einer geogno- 
stischen Gebirgsptirtie in den nördlichen Tbeil des Hargitta- 
Gebirgea derben Schwefel in dem hier h(?rrscheiiden trachy* 
tischen Gebirgsgesteine entdeckt und hie von eine kurze 
Mittheilun(! in der österreichischen Zeitschrift für Ber«;- und 
Hüttenwesen verööentlicht, wie diess auch in der Geologie 
Siebenbürgens von Hauer und Stäche Seite 325 ersichtlich 
ist. Da meine diesbezügliche Anzeige durch 13 Jahre keine 
weitere Nachforschung durch andere Fachgenossen erhielt, 
so hat der Freiherr Alexander von Huszar, Vicepräses des 
hiesigen National-Landwirthschatts- Vereines, in Würdigung 
dieses wichtigen Fundes für das gesammte Vaterland, mir 
die Unterstützung gewährt, um diese gewiss interessante 
Erscheinung: einer genaueren Ausrichtung zu unterziehen. 

Im Monate Juni v. J. bin ich daher auf Kosten des 
Freiherrn Alezander von Huszar in diese bisher wenig be- 
kannte Gebirgsgegend unseres Vaterlandes gegangen^ um 
die Ausrichtung vorzunehmen. 

Ich kann bei Schilderung dieser Gebirgspurtie nicht 
unterlassen, meinen grössten Uank den Bewohnern von 
Gyer^yo und insbesondere dem Herrn Adalbert Spitz, Be- 
vollmächtigten des Wiener Grosshandlungshauses Bider- 
mann & Comp, für die freundlichste Aufnahme hiemit aus- j 
zusprechen. 

Im Einverständnisse meines hochgeehrten Protectors, 
Freiherrn Alexander V. Huszar, habeich eine Suite der hie- 



sigen Gesteine, die gerecht von allen Sachkundigen als 
eine bisher ganz unbekannte und eiuzii; in ihrer Art daste- 
hende Erscheinung dem hiesigen Landes -Musenm, (siehe 
Jahres-Bericht des Herrn Museum-Directors von Brassai 
pro 1866) dem siebenbürgischen Vereine für Naturwissen- 
schaften in Hermannstadt (siehe Verhandlungen and Mit- 
theilungen des siebenbürgischen Vereines für Naturwissen- 
schaften Nr 4y 1866) und der k. k. geologischen Reichsanstalt 
in Wien (siehe Sitzungsbericht vom 24. Juli und t$. November 
1866) eingesendet. Dieser ganz neue Aufschluss in unserem 
Vaterlande y sowohl in volkswirthschaftlicher als Auch in 
wissenschaftlicher Beziehung, ist auch dem Herrn Pavay, 
Gustos beim hiesigen Museum^ nicht entgangen. Derselbe 
hat gleich bei Erhalt einisrer Musterstücke für das Museum 
in KolozsvArer Közlöny durch eine Mittheilnng die ver- 
diente Aufmerksamkeit der Bevölkerung des Landes auf die- 
sen Aufschluss zu leiten versucht, und gleichzeitig auch 
sehr richtig einen ausgedehnten Erwerbszweig der sehr be- 
drängten Bevölkerung des Szeklerlandes in Aussicht gestellt, 
da nur hiedurch der Nothstand des sonst sehr thätigen und 
zu industriellen Arbeiten vollkommen geeigpeten Szekler- 
Volkes beseitigt werden kann. 

Nach dem statistischen Ausweise der k. k. statistischen 
Centralcommission wurde in der österreichischen Monarchie 
im Jahre 1864 die Menge von 37.802 Ctr., im Jahre 1865 
von 33*355 Ctr. Schwefel erzeugt. Die Einfuhr des Schwe- 
fels in den österreichischen Staat betrug im Jahre 1864 
87.362 Ctr., im Jahre 1865 82.380 Ctr. Diese Zahlen spre- 
chen so deutlich, dass mit Recht zu erwarten ist, die un- 
garische Regierung werde ihre vollste Aufmerksamkeit auf 
diesen Zweig des Nationalwohlstandes wenden. 

In dem hiesigen Museum wurden die durch mich ge- 
sammelten Musterstücke in einer besonderen Abtheilung 
aufgestellt und werden gewiss auch in den spätesten Zeiten 
die gerechte Aufmerksamkeit eines jeden sachkundigen Be- 
suchers erregen. 

Eine interessante und wichtige Erscheinung in unserem 
Vaterlande bildet gewiss in jeder Beziehung das bisher 
wenig bekannte Vorkommen des krystallinischen und der- 
ben Schwefels im rhyolitischen Trachyttuff und in dem dich- 
ten Andesit oder Har^itttrachyt auf dem 1 073 Klafter hohen 
Gebirge Kelemen-Izvor. 

Der Kelemener Gebirgsstock nördlich von Gyergyo 
bildet den nördlichen Theil des ausgedehnten Hargittagebir- 
ges, und wird durch den Marosfluss bei 01a oder Gyerizyo, 
Toplicxa, Mesterhäz, Palota, Ratosnya und Deda auf eine 
Strecke von 6 bis 7 Meilen von Ost nach West durch- 
brochen. 

Die TrachyttufPe und Conglomerate bilden einen gros- 
sen Theil des Kelemener eben so wie des Hargitta-Gebirges, 
und können besonders am Marosdurchbruch und bei Pa- 
rajd in hohen pittoresken Felsenpartien genau beobachtet 
werden. 

Diese Eruptivtnffd und Conglomerate begleiten, oder 
besser gesagt, umgeben das Gebirge von 3 Seiten, und zwar 
nördlich bei Tihutca, am Ursprung des Dornaflusses, Borgo 
Bistricsova, südlich bei Toplicza, Mesterhäz« örtlich bei Deda 
und Magyar Kövesd, westlich wird das Gebirge von kryatal- 
linischem Schietergesteine, Gura Haitie . aii der Grenze der 
Moldau, Beibor, Borszik uiid weiter westlich von dem Ditroer 
Syenitstock begrenzt. Diese Conglomerate und Tuffe greifen 
tief in das Innere des Gebirgeß ein, so wie in den Tbälern 



- 135 



besonders Uva, Ratosnja und am Marosthal bis bocb hinauf 
entbldsst sind nnd selbst Aber einige 800 bis 1000 klafter 
hohe Passe in der Krammbolsregion wegsetsen, bei Tehu, 
am Ursprünge des Ilvabaches, bei dem Tihntser Posthaas, 
bei Pietrile Bos. 

Diese Conglomerate bestehen aus grossem Trachyt und 
Basaltblöeken ; letztere sind an yielen Orten hellgrfin ge- 
färbt, auch feinere Sedimente nehmen grosse Strecken in 
dieser Zone ein, und man wfthnt sie als geschichtet in Folge ' 
der feineren Fragmente. 

An mehreren Orten werden diese Trachytconglome- 
rate von Basaltkegeln durchbrochen bei Toplicaa, Mester- ' 
bib, Laurda ; das Gestein bat eine lichtgrfine hellere Farbe 
als die Basalte der Detunata. Auf dem Bergrücken bei Drigla 
findet man einen grösseren Kegel von einer dichten, im 
Bruch splittrigen, dnnkelgrauen, man del steinartigen Basalt- 
Tarietät. 

Die Spitze des Gebirges Kelemen-Isvor bildet ein dun- 
kelgrauer, dichter Andesit- (Hargitt-)Trach3rt; dieses Gestein 
hat auch oft ein ganz schlackiges Aussehen. Gegen die Ge- 
birgsspitae Nyegoi, d. i. nördlich, wird der Trachyt krystal- 
linisch und hat ganz das Aussehen des Grünstein-Trachytes 
(Porph3rr). Die ausgeschiedenen Mineralindividuen, aus denen 
dieses Gestein zusammengesetzt ist, erscheinen in grossen, 
ausgeschiedenen, vollflftchigen Krystallen; auch findet man 
frei ausgeschiedenen Ekiesel in grösseren Partien von hier 
weiter nordöstlich am sfidlichen Abhänge des angrenzenden, 
tili Klafter hohen Gebirges Pietros, und am Ursprünge des 
Baches Ilva fand ich in diesem Gestein grössere Fragmente 
von Amphibolschiefer. 

Beachtenswerth ist auch an diesem Orte eine kalte Quelle, 
die eine weisse und röthliche, poröse Masse in bedeutender 
Menge herausfördert und am Bande der Quelle als Sinter ab- 
setzt. Dieser Sinter wird von den Gebirgsbewohnern Laptie 
de Piatra genannt, und besonders bei Hornvieh und Schafen 
als Heilmittel gegen Diarrhöe mitglftnzendem Erfolge benützt. 
Nach dem Geschmack zu urtheilen, enthält dieser Sinter 
Magnesia und Kali und hat mit dem in der Heilkunde be- 
kannten Lac Lunae Aebnlichkeit. 

Wie schon oben gesagt wurde, bildet die Spitze des 
Berges Kelemen-Izvor der schwarzgrane andesitische Tra- 
cbyt (Hargitttrachyt), der bis gegen die Mitte seiner Abda- 
chung gegen das Quellgebiet des Nyagrabaches anhält. Das 
Gestein ist an vielen Stellen in den zu Tag stehenden Fel- 
sen leicht zu beobachten. Von hier 400 bis 500 Klafter 
weiter abwärts (dieses Terrain ist stark mit Krummholzg^- 
strüppe und mächtiger Dammerde bedeckt), findet man wie- 
der in steilen zu Tag stehenden. Felsenpartien den zum 
Theile tuffartigen, zum Theile fast nur aus Kiesel, Sanidin- 
nadeln enthaltenden porcellanartigen Bhyolit, der nördlich 
den ganzen Berg Pietrisel bildet und südlich bis Gyalu-Csont 
in grosser Ausdehnung ansteht« 

Zwischen diesen zwei Gebirgsgesteinen, nämlich dem 
andesitischen und rhyolitiscben Trachyt, findet man den 
Schwefel, derb in 50 bis 60 Kubikfuss grossen Knauen, 
und mild in einen gelblichweissen Kaolin enthaltenden Letten, 
in grosser Menge^ begleitet von einer blauen, conglomerat- 
artigen, aus Trümmern von Trachyten fest verbnndenen 
Masse vor. Das Muttergestein, in dem der Schwefel zum 
Theile krystalliniscb, zum Theile derb vorkommt, ist ein 
weisser, stark quarziger Trachyttuff, dessen Drusenräume 



mit Schwefel ausgefüllt erscheinen. Der reine Schwefel-' 
gehalt dieses Materials variirt zwischen 40 bis 80% (und 
wir führen Schwefel aus Sicilien ein.*) 

Von ganz besonderem Interesse erscheint aber noch 
ein weiteres Schwefel vorkommen hier. Unter dem im Obi- 
gen erwähnten Hargitttrachyt fand ich eine mächtige 15 
Klafter hohe, zu Tag stehende Partie eines schwarzgrauen, 
mit krystallinischem Schwefel imprägnirten Trachytes. Das 
Gestein ist etwas porös ; in der dunkelgrauen Grundmasse 
sind glänzende Feldspathkryställchen mit deutlicher Oliga- 
klasstreifhng ausgeschieden : zahlreicher sind andere Feld- 
spathkryställchen, die mit einer matten Verwitterungsrinde 
Überzogen sind. Auch Eisenkies ist hie und da eingesprengt 
Was dem Gestein aber besonderes Interesse verleiht, ist 
der bedeutende Gehalt an gelbem krystallini- 
schem Schwefel, der in kleinen Partien das ganze Ge- 
stein durchzieht, so dass er gewissermassen mit zu den in- 
tegrirenden Bestandtheilen desselben zu gehören scheint ; 
dem Ansehen nach gehört dieses Gestein zu den jüngeren 
andesitischen Trachyten. Ich halte das ganze für das Pro- 
duct eines unterseeischen Vulkans. Die Analyse dieses Ge- 
steines, die Ervin Freiherr von Sommaruga bei der k. k. 
geologischen Beichsanstalt ausführte, ergab in 1 00 Theilen : 
Kieselsäare .... 58^58 

Thonerde 15-44 

Eisenozydul .... 7*57 

Kalkerde 4*31 

Magnesia 1*83 

Kali M5 

Natron ...... 142 

Wasser vki 

Schwefel (a) • . , . 6'8l 

Summa . . 9845 

Durch die an Ort und Stelle durch mich durchgeführte 
docimastische Probe variirte der Schwefelgehalt in diesem 
Gebirgsgestein zwischen 5 und 25%. Auch fand ich an den 
Klüftungsflächen dieses Gesteins Halbopale. 

Als ich femer den sfidlichen Theil des Kelemen-Izvor 
bis hinab gegen den Ort Gyergyo oder 01a Toplicza beging, 
entlang dem Seitenthale des Baches Putaros (stinkende), 
beobachtete ich an den entblössten Felspartien den ande- 
sitischen Trachyt bis gegen Gyalu Csont, wo vorherrschend 
wieder der rhyolitische Trachyt ansteht. 

Bei dem 6 — 700 Klafter unter der Krummholzregion be- 
findlichen 200 Q^gi^ossen Teich ist auf eine Strecke von 40 
bis 50 Sehritten lebhafter Geruch nach Schwefelwasserstoff 
zu bemerken, wober auch der Baeh ' unzweifelhaft seinen 
Namen hat; hier zeigen sich mehrere starke Säuerlinge. Die 
Gas-Ezhalationen erinnerten mich ganz an jene in den be- 
kannten Höhle am Budös bei Bikkszi&d und an die Säuer- 
lingquellen um diese Höhle vorzüglich am Fortyogo. 

Doch waren Schwefelabsätze in Folge der Gas-Ezhä- 
lationen hier nicht zu finden. — Nach den grossen Sinter- 
bänken von reinem Eisenozyd am Bande dieser Säuerlinge 
zu artheilen, sind dieselben stark eisenhaltig. 



*) Warum nicht? Wir wünschen allerdings, dass dieser 
Fandort zu einem nachhaltigen Bergbaa führen inöge; sollten 
aber die Kosten des einheimisch gewonnenen Schwefels höher 
sein als die des hier eingeführten, so kann es denn doch mög- 
lich sein, dass das Land mehr Vortheil bei der Einfahr als bei 
der Selbstgewinnang hätte. Darüber kann aber nur der prak- 
tische Versuch entscheiden, der jede Aufmunterang verdient D. R. 



- 136 



Meine erAte diesbezügliche Mittheilung im Jahre 1854 
hat die löbliche Redaction der österr. Zeitschrift fQr Berg- 
und Hüttenwesen mit einer aneifernden Bemerkung ver- 
öffentlicht*), darum säume ich nicht auch jet%t den gegen* 
wärtigen wahren Sachverhalt dieses Vorkommens nach mei- 
ner bisherigen Beobachtung hier mitzutheilen, und schliesse 
mich den Worten des Herrn Hanns Höfer beider Schilde- 
rung des Torockoer Vorkommens bei : 

«Mögen diese Worte als ein kleiner Beitrag ^ur Kennt- 
niss der Erzlagerstätten überhaupt, wie jener des an nutz- 
baren Mineralien überreichen Siebenbürgens freundlichst 
aufgenommen werden. Mögen jedoch Jene, welche noch 
mehr berufen sind über das Wohl des Landes zu wachen, 
diese Zeilen als einen wohlgemeinten Fingerzeig zur He- 
bung der Industrie und jenes grossen Naturschatzes mit dem 
besten Willen für die gute Sache annehmen. » 

Klausenburg, März 1867. P. J. Kremnitzky, 

gew. Bergpnrerks-Director. 

A.dministrati ves. 

Se. Majestät haben nachstehende Allerhöchste Hand- 
schreiben zu erlassen geruht: 

Lieber Freiherr von Wüllerstorff! 
' Ich enthebe Sie in Gewährung der mir vorgebrachten 
Bitte von der Stelleeines Ministers für Handel und Volks- 
wirthschaft und spreche Ihnen unter gleichzeitiger taxfreier 
Verleihung des Qrosskreuzes Meines Leopold-Ordens für Ihre mit 
treuer Hingebung geleisteten Dienste Meine volle Anerkennung aus. 
Wien, am 1^. April 1867. Franz Joseph m. p. 

Lieber Freiherr v. Becke! 
Ich übertrage Ihnen unter Belassung der Leitung des 
Finanzministeriums fUr einstweilen auch die Leitung des 
Ministeriums fär Handel und Volkswirthschaft. 

Wien, am 20. April 1^67. ^ Franz Joseph-'n^ ^ 

*) Wir danken auch fQr diese Mittheilung recht sehr, da 
aus derselben viele Anhaltspunkte zu einer, wie es scheint, be- 
deutenden Schwefel-Gewinnung enthalten sind. Möchte sich nnch 
das zu einer rationellen Unternehmung nöthige Capital fiude», 
um diese Naturschätze in Augriff zu nehmen, was für die indu- 
strielle Entwicklung Siebenbürgens Anlass zu neuen Fortschritten 
geben kann. Wir bringen in nächster Nummer eine zweite Mit- 
theilung über dasselbe Mineralvorkommen. O. H. 



Ernennung. 

Der Minister fUr Handel und Volkswirthschaft hat dem 
Berghauptmanne in Flbogen, Johann Lindner, die angesuchte 
Ueberstellung in gleicher Diensteseigenschaft nach Komotau und 
dem Berghauptmanne in KraKau, Georg Hofmann, die gebotene 
Uebersetzung in gleicher Diensteseigenschaft nach £lbogen be- 
willigt. 

Brledigung. ' 

Die Vorstandsstelle bei dem Bergamte in Idria 
mit dem Titel und Charakter eines Bergrathes, in der YIII- 
Diätenclasse, mit einem Gehalte jährl. 1 680 fl., einer Functions- 
Zulage von 210 fl., einem Pferdpauschale von 210 fl., freier 
Wohnung nebst der Benützung von 1506 Quadratklaftem Gar- 
ten- und 3552 Quadratklaftem Wiesengründen, insolange die- 
selben zum Werksgebrauche nicht nothwendig sind, einer Jagd- 
entschädigung von jährl. 52 fl. 50 kr. und der Benützung der 
Fischerei, insoweit diese als ehemaliges herrschaftliches Eigen- 
thum in das des Bergamtes übergegangen ist. — Diese Neben- 
bezüge werden bei der im Zuge befindlichen Reorganisimng 
des Amtes entsprechend regulirt werden. -^ Gesuche sind, unter 
Nachweisung der bergacademischen Studien, gründlicher geolo- 
gischer Kenntnisse über Vorkommen und Verhalten der Erz- 
lagerstätten, erprobter Kenntnisse im Berg- und Hüttenbetriebe, 
einer genauen Kenntniss des montanistischen Rechnungswesens 
und der administrativen Vorschriften und Normen, der Routine 
in der ämtlichen Geschäftsführung und der bewährten Befähi- 
gung zur Amtsleitung, binnen vier Wochen beim Finanz- 
ministerium einzubringen. — Wünschenswerth ist die Kenntniss 
der slovenischen oder einer anderen sLivischen Sprache. 



498. 



Knndmachnng. 



Von der k. k. Berghauptmannschaft in Elbogen wird hiermit 
kundgemacht, dass die k. k. Berghauptmannschaft in Komotau 
als ehemalige Bergbehörde für den Egerer Kreis, im Einverneh- 
men mit dem k. k. Bezirksamte in Karlsbad, mittelst der Ent- 
scheidung vom 26. April 1859, Nr. 821 die Vornahme von 
Schürfungen und allen Bergbaubetrieb in den Gemeinden Karls- 
bad, Funkenstein und Eapenthor, sowie in dem angrenzenden 
am rechten Ufer des Egerflusses befindlichen TheUe der Ge- 
meinde Drahowitz aus öjBTentlichen Rücksichten für die Karls- 
bader Heilquellen im Sinne der §§. 1 8 und 222 des allgemeinen 
Berggesetzes vom 23. Mai 1854 für unzulässig erklärt hat, und 
dass daher keinerlei Berechtigungen zum Bergbaue in diesem 
ausgenommenen Gebiete ertheilt werden. 
Elbogen, den 5. April 1867. 



ANKÜNDIGTOGEN. 

Ein theoretlseli und praUtlseh gpebllde- 

ter HLftttennmnny der seit einer langen Reihe von Jahren, 
Blei-, Zink- und Eisenhütten selbstständig verwaltet hat und dem 
gute Referenzen zur Seite stehen, sucht eine anderweitige Stellung. 
Auskunft wird die Güte haben zu ertheilen : Herrn Louis von 
Haber, Wien, Herrengasse 5. (29—21.) 

üanf-, eyentnell Pacht-Lieitation. 

Von Seite des Leutschauer königl. prov. Districtual* Berg- 
gerichtes wird hiermit kundgemacht, dass über Ansuchen der 
Wagendrüssel-Mor^nyer Eisenwerks-Theilhaber — die unbeweg- 
lichen Bestandtheile dieser Eisenhütte, als: 1 Hohofen sammt 
Wassergefälle, Gebläsekammer und Kastenirebläse , 4 Stück, 
20.000 Körbl kohlenfassende Kohlenschöpfen, 1 Rostofen mit 
3 Oefen, 2 Gärten auf dem Werksgrund beim Hohofen, zwei 
zu Beamten- Wohnungen dienende Häuser, am 3. Juni 1867, 
nm 9 Uhr Vormittags, mittelst an Ort und Stelle abzuhaltender 
gerichtlicher Versteigerung — an den Meistbietenden eigen - 
Uiümlich verkauft, oder nach Umständen verpachtet werden. 

Uievon werden Kauf-, bezüglich Pachtlustige mit dem Bei- 
ftlgen verständigt , dass der Schätzungs sofort AuBrufspreis — 



nebst sonstigen Kauf- und beziehentlich Pachtbedingungen vom 
10. Mai 1. J. ab, nicht nur in der diesgerichtlichen Kanzlei, 
ausserdem beim Herrn Paul Weszter hierorts, sonderti auch in 
Kaschau bei dem Ge\verken Herrn Johann Bayer, Fleischer- 
gasse Nr. 128 ,— in Kirchdrauf beim Herrn Sigismund Toperczer, 
endlich in Wagendrüssel bei dem Werks-Director Herrn Johann 
Nepko — wann immef eingesehen werden künnen; endlich, 
dass Käufer oder Pächter eventuell Gelegenheit haben werden, 
auch die beim Werke vorräthigen Eisenerze, und Kohlen — ab- 
gesondert anzukaufen. (14—16) 
Lentschau, am 30. März 1867. 

Ein im Königreichf» Böhmen, in holzrefeher Gegend, nur 
I V? Meile von einer Eisenbahn gelegenes, im Betrieb stehen- 
des Kupferberg- und Hüttenwerk, mit mächtigen, auch Silber 
führenden Rrzen, vollständig neuer Betriebseinrichtung för Knpfer- 
und Silberextraction, als: Pochwerk, Mühle, Röstofen, Laugerei 
u. s w.; einer mehr als zureichenden constanten Wasserkraft 
(75 Pferdekraft) mit Turbine, neu erbauten und angenehm situir- 
ten Wohngebäuden, in welchen sich ein vollständig eingerichtetes 
chemisches Laboratorium befindet, ist aus freier Hand zu ver- 
kaufen. — Ein Theil des Kaufschillings könnte in Jahrester- 
minen bezahlt werden. 

Gefallige Anfragen sind zu richten unter E. ¥, Nr. 20 
an die Expedition dieser Zeitung. (17 — 19) 



Dieser Nummer liegt eine Tafel mit Zeichnungen bei 



Dmek von Carl Fromme In Wien. 



Fflr den Veriftg verrnntirortlicb : Carl Reger. 



N=18. 

I¥. Jahrgang. 



Oesterreichische Zeitschrift 



1867. 

«. lai. 



Ar 



Berg- und Hüttenwesen. 



Verantwortlicher Redacteur: Dr. Otto Freiherr von Hingenau, 

k. k. IflnitteTiftlrAtb im FinansminiBterinm. 

Verlag der Q. J. Manz'schen Buohliandlmig (Kohimarkt 7) in Wien. 



Inhalt: Bemerkungen Über Rails-Fabrikation. — lieber die Veränderlichkeit des Werthes der Edelmetalle. — Siebenbürgens 
Eisenindustrie. — Baffiniren roher Seesalze mit Alaun und mit Kochsalzlösung — Notizen. — Administratives. -— Ankündigungen. 

Bemerkungen Aber Baila-Fabrikation 

▼on M. Couard; nach Annales des mines, 1866, übersetzt von Paul Kupelwieser. 

(Fortsetzung.) 
Die Hütten leisten den Eisenbahngesellschaften für ihre Rails Qarantie während einer Zeit, weiche von 2 bis 5 Jah- 
ren varürt.' Die während der Jahre der Garantie gemachten Aaawechslungen , welche in der Tabelle Nr. 1 den Be- 
schickungen gegenübergestellt sind, werden uns zeigen, welche Erse die besten Haiis geben. 

Tabelle Nr. 1. 



1 






E r 


z - A n a 


1 y s e n 


t 1 




lls 


s 


Beschickung. 

Beschaffenheit der 

Erze 










Phosphor im 
Boheisen 


•§3 
11 


Während der 2 J 
der Garantie gern 
te Auswechslung 


1 


'S 


5" 6 


O 




O 

i 


QQ 




Um 


1 


Kalkige Erze .... 
Kalk 


91 
9 


7-20 


7-50 


8*40 


• 


62-90 


' 


• 


1400 


400/0 




1*400 


grau 


O-500/o 




100 






Kalkige Erze .... 


64 


10-86 


5-43 


19-90 


0-90 


39*87 


0-88 


0-19 


21*97 


250/0 


Phosphor enthaltend 








1 


Quarzige Erze .... 


3-5 


22' 14 


8-44 


. 




5331 


. 


, 


10*43 


38 


alsFeO,P05.0*680/o 






1*71 


J 


detto .... 


3-5 


26-86 


314 


0-72 


0-34 


54-48 


4*66 


, 


9-80 


35 


BaOySO« enthaltend 


> 1*1 70 


weiss 


2/ 


detto .... 


3 


9-50 


4-78 


2*95 


0-51 


66 77 


0*47 


, 


1502 


40 


etwas arsenikalische 


1*79 


j 


Schweiss-Schlacke . . 


18 


. 


. 








• 


, 


, 


44 


Erze, 








( 


Thoneisensteine . . . 
Kalkige Erze .... 


5- 


11-38 
8-05 


10-42 
8-02 


0*96 
30*26 


^ 


62*72 
27-26 


. 


02 


1450 
26-42 


40 
18% 




) 
1 








100 
18 


4*60 

5*60 

15*70 




detto .... 


18 


5*24 


2*36 


15-75 




62*60 


, 


. 


14*04 


42 




1 9 




3 


Quarzige Erze, geröstet 


46 


30-70 


4-25 


0-75 


. 


59*20 


, 


, 


•5- 10 


40 


enthielt vor der Rö- 


1 


grau 




Kalk 


18. 


2-47 


109 


52*27 


112 


1*02 


• 


• 


42-03 


1 


stangvielBaO,S03 


} 






100 




' 


Kalkige E^rze .... 


8 


8-80 


8-00 


1500 


. 


. 


, 


. 


. 


300/0 












QuarzigeErze .... 


8 


300 


0*80 


1-20 




. 




, 






50 












detto .... 


8 


17-50 


500 


13-70 




, 




, 






30 








12-90 
11*30 
24*20 


4 


detto .... 
detto .... 


21 

8 


16-30 
15-20 


5-70 
6-60 


9-00 
1-20 














45 
50 




0-978 


weiss 


i 


detto .... 


19 


25*40 


710 


2*80 














32 








f 


Schweias-Schlacke . . 


6 


39-40 


1-30 
















50 










l 


Kalk 


22 


15-00 


7-10 


42-30 














• 












lOü 








Thoneisensteine . . . 


r 


10-60 


10-20 






61*60 






15*20 


400/0 


Immer etwas Blende 










detto .... 


58? { 


1»00 


11-40 






5310 




, 


14-50 


34 


enthaltend. 








5. 


detto .... 
Schweiss-Schlacke . . 


., ' 


l'OO 
83-00 


960 


9*70 




53-60 
63-00 




• 


17-50 


34 
40 


Sehr phosphorischti 
Erze, 


? 


weiss 


52-60 




Kalk. 


30? 


4-60 


2-00 


53*00 




• 






41 


20 













— 138 - 



Die wttlireod der Zeit der Oarantie gemachten Aas- 
wechsluDgeii waren ftusserst gering in den Hütten, weiche 
kalkige Erse verarbeiteten ; viel beträchtlicher bei jenen, 
welche quarzige Erae verschmolsen, und es aberstieg dieses 
VerhältnisB 50 pCt. bei einer Hfltte, welche nur Thoneisen- 
steine verwendete. 

Ein eingehendes Examen der auf den Bahnen aasge- 
hobenen Rails hat uns folgende Resultate gegeben. 
Tabelle Nr. 2. 



Auf 100 ansgehobene Baus 
kamen : 



Beschaffenheit der Erae 



Kalkige Erae . . . 
Kalkig-quaraige Erae 
Qnaraige Erae . . . 
Thoneisensteine . . 



I 

MS 

1 
1 



11 

19 
23 
20 



604« 
|l 

11 



25 
4 

3 
20 



39 
15 
14 

29 



► (^ 



7 
10 

6 
11 



o 

t 



1193 
107 
101 
213 



*) Unter ngebrochenen" Rails sind jene bezeichnet , bei 
welchen Tbeile des Kopfes zerstört sind. 

Wenn man die Tabelle 2 mit der Tabelle i zusammen- 
hftlt, kann man durch einfache Proportionen die Menge jeder 
Gattung von Ausschuss ableiten, welche während der Dauer 
der Garantie auf 1000 Rails entfiel. 



Tabelle Nr. 3. 



1 




In der Zeit der Garantie aus- 


Ji 
ß 


Bes^affenheit 


gehobenen Rail's 
















•StS 


1 






1 


K 


Q 


s 




"iS 


s 


der Erae 


i 




t' 


o 

M 


"ä h 


1 


ns 8 


ti 

i 






1 


11 


t 


•1 


a 
5 


II 


2 


Kalkige £rze . . 


3 


2 


5 


8 2 


20 


960 


3 


Kalkig-qoaraige Erae 


4? 


15 


3 


12 


8 


80 


920 


4 


Qnaraige Erze . . 


97 


41 


6 


25 


11 


180 


820 


5 


Thoneisensteine . . 


104 


104 


151 


104 


57 


520 


480 



Diese beiden Tabellen zeigen deutlich die schwachen 
Stellen dieser Fabrikation. — Die Rails aus kalkigen Erzen 
nützen sich äusserst wenig ab^ und wie wir sehen, besteht 
die Ursache ihres Unbrauchbarwerdens nur in der ünvoU- 
stftndigkeit der Scbweissung *). Dem Eisen aus quarzigen 
Erzen mangelt die Härte, wesshalb sie leicht zerdrückt wer- 
den; die Rails aus Tboneisensteinen zeigen denselben Fehler 
und sind ausserdem viel weniger schweissbar. 

Um die Beschaffenheit des Eisens, das gute Rails lie- 
fert, völlig zu erkennen, bleibt uns noch übrig, die Dichte, 
die Biegsamkeit, die Festigkeit und das Bruchansehen der 
von den verschiedenen citirten Hütten producirten Schienen 
anaufahren. 



Tabelle Nr. 4. — Dichte der Rails. 

Numero der Hütte. Beschaffenheit der Erae. Dichte der Rails. Numero der Hütte. Besch affenh eit der Erae. Dichte der Rails. 

^"^^ ~ Kalkige^Erae" "^?52ö"^ '^ 4 ' 

8 Kalkig-quarzige Erae 7*591 5 

Die quarzigen Erze geben Rails von einer Dichte, welche sieb deijenigen des guten Schmiedeeisens (7*7) nähert; die 
kalkigen ,und thonigen Erze haben eine geringere Dichte und stehen hierin dem weissen Roheisen (7*5) zunächst 

Tabelle Nr. 5. — Biegsamkeit d er Rails. 



Qnaraige Erae * 
Thoneisensteine 



7-619 
7-415 





Vignol-Schienen 


Rails mit ungleichen Köpfen 


1 


aus kalkigen Erzen 


aus qiiaraigen Erzen 


aus kalkigen Erzen 


aus quaraigen Eraen 


Einbiegung 




Einbiegung 


Einbiegung 


s 


während der 
Belastung / 


bleibend 


während der 
Belastung 


bleibend 


während der 
Belastung 


bleibend 


während der 
Belastung: 


bleibend 


Tonnen 

16*000 
20*000 


Meter 

000222 
000297 


Meter 

0*00032 
0-00054 


Meter 

000263 
000435 


Meter 

0-00030 
0-00127 


Meter 

0-00311 
0-00511 


Meter 

000065 
000213 


Meter 

0-00454 
0*01613 


Meter 

«•00165 
001235 



Bemerkung. Bei diesen Versuchen wurde die Belastung in der Mitte des Rail angebracht, welches auf zwei 



Kanten von 1 Meter Entfernung auflag. 

Aus obiger Tabelle ist ersichtlich, dass die Rails aus 
kalkigen Erzen bei weitem weniger biegsam sind, als jene 
ans quarzigen Erzen. 

Festigkeit gegen Schlag. Die Rails aus kalki- 
gen Erzen brechen sehr leicht; die der Hütte 1 wider- 
stehen dem Schlsge eines Fallblockes von 300 Kilogramm 
bei einer Fallhöhe von 1 3 Meter nicht mehr; die der Hütte 
2 bei einer Fallhöhe von 1-7 bis 2 Meter. — Die Rails. aus 
quarzigen Erzen dagegen sind sehr widerstandsfähig; die 
der Hütten 3 und 4 widersteht^n bei einer Fallhöhe von fünf 
Metern. 

Aussehen des Bruches. Wenn man endlich die 



Brüche ansieht, welche bei einer langsamen Biegung mit- 
telst einer hydraulischen Presse gemacht wurden, so sind 
die Rails aus kalkigen Erzen die einzigen, welche Brüche 
von grossem hellen und gleichförmigen Korne zeigen; die 
anderen Schienen dagegen zeigen Brüche, die um so sehni- 
ger sind, je siliciumreicher die verwendeten Erze »ind. 

Zusammenfassung. Nach dem oben Gesagten 
werden die bebten Rails aus kalkigen Erzen producirt ; diese 



*) Nach obiger Tabelle betragen jedoch die gebrochenen 
Rails 40 pCt, die durch Schweissfchler unbrauchbar gewordenen 
Rails nur 25 pCt der Ausschüsse. D. Uebers. 



139 - 



Bails sind hart, von groasem glänsenden Korne im Bruche, 
Ton deraeibeu Dichte wie weiaaee Roheiaen and widerate- 
hend der Fallhöhe von 300 Kilogramm Gewicht. — Sie 
haben bei ihrer Dichte und Gkbrechlichkeit einen kleinen 
Elaaticitfitacofifificienteny waa eie au einer im Gebrauche 
werthvollen Qualität macht; ihr Eiaen iat endlich aehr gut 
achweiaabar, und die während der Jahre der Garantie 
nöthigen Auawecbalungen nahezu unbedeutend. 

Die quarzigen Erze geben dagegen weiche Si-hienen, 
welche auf der Bahn gedrückt werden, aehnig im Brache, 
aehr dicht, biegaam und wideratandafühig, und immerhin ge- 
nügend achweiaaend. Die Auawecbalungen werden hier mit- 
unter .beträchtlich und erreichen eine Höhe von mehr ala 
20 Procent. 

Waa die Thoneiaenateine anlangt, ao haben aie in 
jeder Beziehung achlechte Raila geliefert. Wenn man ea 
nun verauchen will, die ao genügend zergliederten Verachie- 
denbeiten in den erhaltenen Reaul taten zu erklären, aomuaa 
angeführt werden, daaa die kalkigen Erze nicht jene werth- 
▼olle Qualität von Schienen geben würden, wenn aie nicht 
Eiaen- und Kalk-Phoaphate enthielten. 

Waa den von Einzelnen angeführten wohlthätigen £in- 
flnaa dea Biliciuma betrifft, ao kann deraelbe mit den voran- 
geachickten Thataachen nicht in Uebereinatimmang gebracht 
werden. — Der achädliche Einfloaa dea Schwefele auf die 
Schweiaabarkeit iat ea, welcher der Hütte 5 bei der Ver- 
wendung von Thoueiaenateineu ao klägliche Keanltate gab, 
während er die Hütte 3 nicht hinderte, gute Raila zu fabrl- 
ciren, wobei freilich zu erwähnen iat, daaa der überwiegende 
Einfluas dea Schwefela durch den Phoapborgebalt einer be 
atimmten Menge kalkiger Erze yerbeaaert werden muaate. 
Roheiaen-Fabrikation. 

Nachdem wir gezeigt haben, daaa die kalkigen und 
phoaphorhaltigen Erze diejenigen sind, welche für die Schie- 
nenfabrikation verwendet werden müaaen, haben wir noch 
übrig, in jedem der zahlreichen Detaile der Fabrikation jene 
Umstände zu auchen, welche die beiden wichtigsten Eigen- 
achaften einer Schiene, die Schweiaabarkeit und Härte, er- 
höhen können. 

In England fabricirt man Raila zu den verachiedenaten 
Prei:ten, von den sogenannten namerikaniachenti angeian'* 
gen, welche mit 125 Franca die Tonne verkauft werden, hie 
zu den „indiachenRailau, deren Preia sich bis auf 250 Franca 
per Tonne beläuft. Für die eraterün wird weiaaea Roh- 
eiaen verwendet, deaaen Beachickung 40bia 50 pCt. Schweiaa 
achlacke enthält; die letzteren werden aua grauem Roh- 
eisen gemacht, das bei weni^rer ala 20 pCt. Schlacke in der 
Beschickung erblasen ist. — Ueberall jedoch werden die 
Hohöfen mit Coaka, einige auch mit roher Steinkohle und 
mit warmem Wind von etwa 350 bis 400 Graden be- 
trieben. Die grauen Roheiaenaorten enthalten mehr Silicium 
und erfordern deaahalb einen längeren Puddelproceaa, wel- 
cher eine viel vollständigere Reinigung dea Eiaena mit sich 
führt. — Ein kalter Gang dea Hohofena dagegen gibt ein 
weiaaes, luckigea, aehr rasch ^scbendea Roheiaen, und daa 
daraus dargeatellte Eisen ist meist wenig gereinigt und zeigt 
dann ein Korn, daa aich dem dea Roheiaena nähert. 

In Frankreich gehen die Hohöfen upter aehr ähn- 
lichen Verhältniaaen, und man producirt ebenfalla weiaaea 
Roheisen, welchea viel billiger zu atehen kommt; niQhta 
deatoweniger bedienen aich jedoch gerade |ene Hütten, 
welche besaere Raiia liefern, ao viel ala möglich dea 



grauen Roheiaena. -*- Der Znaats von Sehweiaaaehlacke 
zur Beachickung iat im AllgemeiiMn gering genug, und über • 
ateigt nie *20 pCt 

Pud dein. Um gntea, köruigea Eiaen au erhalten, 
müaate man grauea Roheiaen verwenden ; der niedrige Ver- 
kaufapreis dagegen weiat auf die Verwendung von weiaaem 
Roheiaen hin. — Bei dem Puddeki von weiaaem Roheiaen 
beträgt der Calo 12 bia 13 pGt., der Verbrauch ap Kohle 
per Tonne Eiaen etwa 750 Kilogramm; die Zahl der Char- 
gen in 12 Stunden iat 10 bia 1 ]. 

Wenn man dagegen eine Miachung von weiaaem und 
halbirtem Roheiaen verwendet, um kömigea Eiaen zu er- 
zeugen, ao beträgt der Calo 18 pCt, der Kohlenverbrauch 
etwa 807 Kilogramm, die Zahl der Chargen jedoch nur 9; 
dieas Letztere iat ea, waa den erhöhten Brennato£Fverbrauch 
erklärt. Man muaa aich aehr hüten, daa gat gef riacbte Korn- 
eiaen mit dem nuvollatändig gpfriachten Eiaen, deasenKorn 
dem des Roheiaena gleicht, zu verwechaeln, denn daa eratere 
achweisat vorzüglich, daa letztere aehr achlecht; daa eine 
iat aehr feat, daa andere aehr brüchig. 

Man theilt daa aua einem und demaelben Roheiaen er- 
zeugte Puddeleiaen für Raila- Fabrikation in 4 Kategorien 
und aetzt die Pakete für Vignol-Schienen faat gleichförmig 
aua allen diesen Eieenaorten zuaammen. 

Nur die cannelirte Füaapiatte und die deraelben anlie» 
gen den Schienen aind aua weichem aehnigen Eiaen. 

Die Reaultate der Schlag-, Biegunga», Härte- und 
Schw«.iaa-Proben laaaen aich in Folgendem zuaammen - 
faaaen:. 

1. Die Wideratandafähigkeit gegen Biegung iat am 
gröaaten bei Eiaen von glänzendem Korne. 

2. Die Tragfähigkeit erreicht ihr Maximum bei dem- 
aelben Eiaen, 

3. Die Festigkeit gegen Schlag wächat vom Eiaen mit 
rohem Korne, bia zum aehnigen Eiaen. 

4. Daa Eiaen der 4. Qualität erreicht nicht mehr die in 
den Uebemahms-Bedingungen geforderte Festigkeit gegen 
Schlag (von 1 -5 Meter Fallhöhe einea Blockes von 300 Ki- 
logramm). 

5. Die Härte ateht im verkehrten Verhältnisse zur 
Festigkeit gegen Schlag. 

6. Die körnigen Gisensorten, vor Allem aber daa Eiaen 
von glänzendem Korne, sind am leichtesten zu achweissen. 

Waa die Schweiaabarkeit dea Eiaena mit rohem Korne 
anlangt, so wäre zu erwähnen, daaa aich bei einer grossen 
Anzahl Rails mit doppelten Köpfen, welche auf der Linie 
Paris-Lyon gelegt waren, die Kopfschiene in einer langen 
Linie von einem Ende dea Rail zum anderen ablöste. — 
Alle diese Raila zeigten ein roheiaenartigea Korn, wogegen 
bei Raila von glänzendem Korne dieaer Fehler nie vorkam. 

Ofenconatruction. Man hat häufig die Frage 
aufgeworfen, welche Vorrichtung bei Ofenconstrnctionen 
im Intereaae dea Friachena beaaer aei, Luft- oder Waaaer- 
kühlung? 

Creuaot fand bei Verauchen im Groaaen eine billigere 
Unterhaltung dea Ofens bei Anwendung von Waaaerküh- 
lung *). — Die Qualität dea erhaltenen Erzea war jedoch 
bei beiden Vorrichtungen dieaelbe. (Fortsetzung folgt) 



*) Eine Frage, der man in Frankreich und Belgien län- 
gere Zeit die grösste Wichtigkeit beilegte. D. Uebers. 



— 140 — 



üeber die Veränderlichkeit des Werthes 
der Edelmetalle. 

Von Wilhelm Zippe. 
(FortietBimg.) 

Auf die in Europa vor eich gegangene Preieeteigarung 
sUrflokkommend, wird es. unnöthig sein, viele Belege fdr 
ihre Bealitftt beizubringen ; Jedermann, der halbwegs ge> 
nOthigt ist, seinen Ausgaben > einige Aufmerksamkeit zu 
schenken, wird davon auf das Innigste überzeugt sein. 
Wenn wir in Oesterreich speciell die allgemeine Theuerung 
viel greller empfinden, so mag diess die Ausnahmsstellung 
erklären, in der wir uns seit zwei Jahrzehnten befinden. Der 
schwankende, immer mehr oder weniger entwerthete Stand 
unserer Landesvaluta, der Bau mehrerer Eisenbahnen bis 
in das Herz der fruchtbaren Östlichen Provinzen, der durch 
die Grundentlastung plötzlich vollzogene Uebergang von 
der Natural- zur Geldwirthschaft, verhältnissmässig hohe, 
nicht sehr gleichmässig vertheilte Steuersätze ^ind ebenso 
viele Ursachen unserer specifischen Theuerung, welche 
nichts mit der Vermehrung des Geldes durch das neue Gold 
zu thun hat. Um den Einfluss des letzteren zu würdigen, 
muss man die Veränderungen der Preise im westlichen 
Europa, vorzugsweise in England, welches als Centrum des 
Welthandels gelten kann, in's Auge fassen und man wird 
bemerken, dass die Sache vielfältig übertrieben wurde. In 
folgender Uebersicht von Durchschnittspreisen mehrerer 
Artikel sind die Notirungen vom Jahre 1851, als mit 100 
bezeichnet, zur Einheit angenommen worden, daher sich, 
was in den folgenden Jnhren darüber oder darunter ange- 
führt erscheint, als eine Steigerang oder ein Rückgang in 
Procenten ergibt. 

Caffee Zucker Thee Taback Weizen Fleisch B.- Wolle 

1851 100 100 100 100 100 100 100 

1853 97 76 100 69 118 125 82 

1857 133 134 125 131 166 121 105 

1858 101 88 108 121 128 130 79 

1859 114 86 93 103 106 127 89 

Seide Flachs 8ch.-Wolle Talg Holz Eisen Kupfer 

1851 100 100 100 100 100 100 100 

1853 104 117 110 129 125 118 128 

1857 181 128 130 171 121 137 139 

1858 138 120 98 137 117 125 127 

1859 123 120 116 150 106 112 127 

Die zehnjährigen Durchschnittspreise des Weizens in 
Frankreich betrugen per Hectoliter: 

1800—1810 Pres. 19-87 

1810—1820 „ 24-69 

1820—1830 . 18-38 

1830—1840 „ 1904 

1840—1850 „ 19-74 

1850-1855 n 22-92 
Haben sich im übrigen Europa und besonders in den 
östlichen Ländern grössere Veränderungen kundgegeben, 
80 lassen sich dieselben meist auf eine Verbesserung der 
Commuuicationsmittel zurückführen, welche die Tendenz 
mit sich bringen, die localen Marktpreise denen des Welt- 
marktes zu nähern, also in der Regel bei Robproducten zu 
steigern. 

In demselben Zeiträume stiegen in England die Löhne 
beim Bauwesen um 20 — 48 pCt., beim Mascbinen- und 
Bergwesen um 17—60 pCt., in den Fabriken um 15—25 
pCt., daher yiel bedeutender als die Preise der wichtigsten 



Lebensmittel, woraus man mit Recht auf eine Verbesserung 
der Lage der arbeitenden Classen schlieasen kann. 

Um das über das Wechselyerhältniss der Menge des 
Goldes zu seinem Werthe Gesagte zusammenzufassen, kann 
man den Satz aufistellen: Die Preissteigerung, welche 
seit Ausbeutung der neuentdeckten Goldlager 
stattgehabt, erklärt sich nicht so sehr aus einem 
verminderten Werthe djer Edelmetalle, als aus 
einer vermehrten Nachfrage nach den verschie- 
denen Artikeln der Consumtion. Wie sich das Ver- 
hältniss für die Zukunft gestalten werde, hängt nebst dem 
Andauern der gesteigerten Goldproduction von so vielen 
Umständen ab, dass man nur Hypothesen aufzustellen ver- 
möchte, welche bei dem Nichteintreffen der einen oder der 
anderen Bedingung nicht mehr Stich halten würden. Bis 
jetzt ist es dem steigenden Wohlstande gelungen, die jähr- 
lich vermehrte Production an Gold und Silber zu verdauen; 
auch besitzen wir in den Creditpapieren einen sehr elasti- 
schen Regulator für die Bedürfnisse des Geldmarktes. 
Sollten politische und sociale Katastrophen diese Zustände 
ändern, so ist nicht anzunehmen, dass sie mit gleicher In- 
tensität über die ganze civilieirte Welt zumal hereinbrechen 
werden, sondern, wenn sie in einem Theile derselben das 
Oberste zu Unterst kehren, eben d esshalb in dem anderen 
die Entwicklung geselliger Zustände fördern und ihn zum 
Verbrauche einer grösseren Masse von Gold fähig machen 
werden. 

Nach Betrachtung der Veränderungendes Werthes 
derEdelmetalle, überhaupt angesichts bedeutender Stei- 
gerung ihrer Production, möge auch das Werthverhält- 
niss beider Geldstoffe zu einander unter diesen Um- 
ständen in*s Auge gefasst werden. Sowohl die Eigenschaften, 
als das seltenere Vorkommen des Goldes rechtfertigen seinen 
im Vergleiche zum Silber so viel höheren Werth. Im alten 
Griechenland galt ein Pfund Gold zwölf Pfund Silber, nach 
der Plünderung Persiens durch Alexander nur mehr zehn ; 
auf denselben Preis -fiel «s in Rom nach Sprengung des 
Aerarinms durch Cäsar, und stieg unter den späteren römi« 
sehen Kaisern auf 14 Y,; zur Zeit der Entdeckung Amerika's 
schwankte das Vcrhältniss von 1 : 10*7 bis auf 12, im ] 7. 
und 18. Jahrhunderte bewegte es sich zwischen 14 und 16» 
in der letzten Hälfte des 18. Jahrhundertes zwischen 15 und 
1^V2' ^"^ stand Anfangs dea laufenden auf 15%. 

Von jeher versuchten die Münzherren, dieses Verhält- 
niss für die eigenen Länder zu fixiren und ihre Ausprägun- 
gen nach einem derartig festgesetzten Fusse vorzunehmen. 
Es erwies sich jedoch die Macht der Umstände, das Be- 
dürfniss oder wenn man so sagen will, die Caprizen des 
Handels wichtiger, als der selbst mit Strafandrohungen 
kundgemachte Wille der Herrscher. So hätte von 1543 — 
51 dieses Verhältniss in England nach den jeweiligen Münz 
Vorschriften bald 1 : 6*8} bald 1 : 5, 1 : 4*8, endlich so- 
gar 1 : 2'4 sein sollen, woran sich der Handel natürlich 
nicht kehrte. Später verschwand die Absicht, mit derarti- 
gen Vorschriften eine indirecte Steuer einheben zu wollen 
und das Bestreben der Regierungen war darauf gerichtet, 
das augenblicklich herrschende Verhältniss festzuhalten; 
aber ebenso vergeblich. So ist das französische Müuzge- 
setz auf ein Werthverhältniss beider Metalle wie 1 : 15 V^ 
basirt und bewährt sich, so lange auf dem Weltmarkte diese 
Proportion nicht bedeutend alterirt ist; man hat jedoch mit 
ernstlichen Schwierigkeiten zu kämpfen, sobald eine Ver- 



- 141 — 



ftnderaog voo einigea Tauaendteln eintritt, und daa thenrer 
gewordene Metall strömt in das Ausland, nm dem billigeren 
nicht ohne Unbequemlichkeiten des Verkeiires Platz zu 
machen. 

Manchmal können völlig locale Ursachen dazu beitra- 
gen, einem ader dem anderen beider Bdelmetalle eineu be- 
deutend von dem gewöhnlichen abweichenden Werth zu 
vorleibeD. So pflegt in Kriegszeiten das Gold theurer zu 
werden, weil Jedermann sich mit einem leicht transportabeln 
Nothpfenntg v^^rsehen will ; ebenso schlägt es in Ober-Ita- 
lien zur Zeit der Seidenemte auf, weil das Product dersel- 
ben herkömmlicher Weise in Gold bezahlt werden muss. 
Manchmal beschränkt sich sogar diese Veränderung auf eine 
oder die andere Münzgattung ; sa sind die Ducaten einer 
zeitweiligen lebhaften Nachfrage derart ausgesetzt, dass es 
vortheilhaft wird, andere Goldmünzen in diese Species um- 
prägen zu lassen, ein Fall, der eintritt, wenn sich ein stär- 
kerer Export aus jenen Ländern entwickelt, wo diese Münze 
vorzugsweise im Umlaufe ist, z. B. nach einer reichen £rute 
in den Donaufürstenthümem. (Fortsetzung folgt.) 

Siebenbürgens Eisenindustrie. 

Der unter ^dem Titel : „Siebenbürgens Eisenin- 
dustrie** in Nr. 12 der österreichischen Zeitschrift für 
Berg- und Hüttenwesen gebrachte Artikel veranlasst zwei 
Fachgenosäen, einige Bemerkungen demselben beizufügen 
und der Redaction für eine der nächsten Nummern zur Ver- 
fügung zu stellen : Wir bringen in Folgendem bloss unsere 
subjectiven Ansichten und mit demselben Rechte, ais wir 
uns erlaubt haben, einige Punkte des besagten Artikels an- 
ders aufzufassen, können uns Berichtigungen unserer An- 
sicht nur willkommen sein, um das, was bezüglich der He- 
bung von Siebenbürgens Eisenindustrie geschehen soll, klar 
zu stellen. 

Der hochgeehrte Herr Verfasser des Artikels in Nr. 12 
bezeichnet den südöstlich von Vajda Hunjad befindlichen 
Hohofen bei Govasdia als den Roheisen-Hauptbezugsort 
für die neu zu errichtende Walzwerksanlage in Petroseny^ 
und meint, die ausgedehnten, dem V.-Hunyader Eisenwerks- 
Complexe uuch jetzt (den n^thigen Brennstoff liefernden 
Wälder anderen Industriezweigen zu überlassen. Wir thei- 
len vollkommen die Ansicht des hoehgeehrten Fachgenos- 
sen, dass die siebenbfirger Eisenindustrie nur Selbsthilfe 
retten kann; doch sind wir der unmassgeblichen Meinung, 
dass diess auch auf eine andere, als in dem Artikel bezeich- 
nete Weise geschehen kann, und dass es desshalb nicht 
nothwendig ist, die Eisenindustrie des südwestlichen Sieben- 
bürgens in die Zsyl übersiedeln zu machen, und eine Ge 
gend, die seit 2 Jahrhunderten durch diese Werke Nahrung 
und Unterhalt findet, dem Verderben preiszugeben*), um 
an einem anderen Punkte ein in seinen Vorfragen noch 
nicht vollständig sichergestelltes Unternehmen zu fördern. 
Wir glauben, dass der Holzreichthum der Hunyader, Brooser 
und Kudsirer Forste, der zu Bauzwecken nicht zu verwen- 
den ist, indem er grösstentheils aus Buchenwaldnngen be- 
steht, als Brennmaterial am besten verwerthet werden kann. 



*) Wenn es sich sonst vortheilhafter darstellt, mit einer 
Werksanlage dem Brennstoff oder einer Bahnlinie nachzuziehen, 
können derlei Rücksichten nicht entscheiden Wenn irgend etwas 
„bewegliche ist, so ist es eine » arbeitslustige tf Bevölkerung. 
Califomien und Australien haben das bewiesen. D. Red. 



Was den entschiedenen Zweifel des hoehgeehrten Herrn 
Verfassers betreffs der Lebensfähigkeit der Werke Kudsir 
und Sebeshely anbelangt, so ist es unsere Ueberzeugung, 
dass durch den Bau einer Hohofen- und Bessfemeranlage 
an einem geeigneten Punkte im Bereiche des Marosthales 
diese beiden Werke, wenn sie nur Bessemergut verarbeiten 
und den Puddelprocess gänzlich umgehen (es wurden dies- 
bezüglich bereits Anträge gemacht), dieselben ihre Artikel 
so billig herzustellen vermögen, dass sie den. ganzen sie- 
benbürger Markt zu beherrschen und auch den Export in 
die Moldau und Walachei neu zu beleben im Stande sind. 
Bei der Anlagskosten-Berechnung der Eingangs erwähnten 
Eisen-Raffinirwerkstätte in Petroseny sind die Posten: 
Dampfhämmer etc., Gebäude und Wohnungen viel zu niedrig 
angesetzt; mit 3000 fl. eine Bessemerhfitte selbst für nur 
eine Retorte herzustellen, ist effectiv unmöglich und wür- 
den zu deren bescheidenster Herstellung 60.000 fl« kaum 
genügen. Bei der Güte der hiesigen Eisensteine, in wel- 
chen durch mehrfache Analysen das Nichtvorhandensein 
des für Bessemern so schädlichen Phosphor* und Schwefel- 
gehaltes nachgewiesen wurde, wäre es offenbare Verschwen- 
dung an Zeit, Geld und Materiale, das Roheisen nicht un- 
mittelbar vom Hohofen weg, so wie in Neuberg in Ober- 
steiermark zu verarbeiten, indem kein Grund vorhanden 
ist, dasselbe durch eine Umschmelzung im Flammofen für*8 
Bessemern vorzubereiten; denn nur England, obwohl die 
Geburtsstätte des neuen Verfahrens, ist wegen der Unrein- 
heit seines Rohmateriales zu diesem Hilfsmittel seine Zu- 
flucht zu nehmen genöthigt. Wir erlauben uns ferner dar- 
auf aufmerksam zu machen, dass die Colonisation in einer 
gänzlich uncultivirten Gegend den Aufwand nicht unbedeu- 
tender Geldmittel erfordert, welche bei den Anlagskosten 
wohl einzurechnen sind. Bei der theuren Arbeitskraft*), 
der Beb wierigkeit des Abbaues so steil einfallender, mannig- 
fach verworfener Flötze, auf welchen ein geregelter Abbau 
erst eingeleitet werden muss, wird der Centner Kohle mit 
20 kr., nach Zuschlag aller darauf entfallenden Lasten, für 
den Anfang wenigstens zu nieder angenommen sein. 

Nach dem Vorausgeschickten würden die Anlagskosten 
den Betrag von 270.000 fl. bedeutend übersteigen, und sich 
die Gehungskosten ebenfalls höher stellen, abgesehen da- 
von, dass bei dem niedrigen Culturzustaude der Walachei 
und bei deren äusserst schlechten Communicationsmitteln 
für ein so grosses Eisenquantum selbst bei geringen Preisen 
die Abnehmer nicht genügen dürften^, indem die in der 
Nähe der Donau und des Meeres liegenden Absatzorte 
ihren Bedarf immer leichter per Wasser decken werden; 
anders wäre es allerdings, wenn die Bahn von Petroseny 
an die Donau weitergeführt würde. Ein Blick auf die Karte 
des südöstlichen Theiles von Europa zeigt die baldigst aus- 
zubauende Bahnstrecke Grosswardcin-Klausenburg-Kron- 
stadt als eine Weltverkehrsader, sie vermittelt die rascheste 
Verbindung zwischen Nordsee und schwarzem Meere, sie 
wird eine der grossen Handelsstrassen zwischen Asien und 
Europa ; der Bau der Linie Arad-Karlsburg ist bereits ge- 



*) Es kommt eben darauf au, was für eine Arbeits- 
kraft man durch Colonisation gewinnen kann. Die bessere 
Arbeitskraft wird in der Regel auch die minder theure sein! 

D. Red. 
*'*) Dieses Argument scheint uns allerdings ein sehr wich- 
tiges; jedenfalls weit bedeutender, als die weiter oben auf- 
geführten. D. Red. 



— 142 



siehert, und deren baldiger An8chlaiB an die Qrosawardein- 
Kronstidter Bahn und deren Weiterf&hrnng nach Sfldosteu 
in AuBBicht, Die V. Hunyader EisenwerlLe liegen beinahe 
in dem Knotenpanktn' dieBer 3 Schienenwege und werden 
sodann nach seit^emäsBer VergrÖBBerung nnd Umftndening 
ihrer jetsigen Werkstätten ihre Prodncte nach S-Biehtan* 
gen absetien können, und nach der angegebenen Methode 
mit so niedrigen PreiBeo, dass Bie die Conuurrens mit dem 
Import mit Nntaen bestehen können, ohne-deBshalb auf die 
Benfltzong der Zsyler Braunkohle angewiesen zu sein, 
deren Verwendung spftteren Zeiten, nach etwaigem Aus- 
baue des Flfigels Piski-Petroseny, vorbehalten bliebe. Wir 
sind der Ansicht, dass die Zsyler Kohlo viel eher fär die 
nach Ausbau dt^s Bahnn^tzes rasch in*B Leben gerufene Iie 
dustrie zu verwenden sein wird wie das Holz, und dasB 
auch die Bahnen einen grossen Tbeil der Zsyler Braunkoh- 
lenerzeugung consumiren werden. 

Dass es möglich ist, in der Zsyl Eisen billig herzu- 
stellen, da man gewiss Eisensteine erschflrfen wird, daran 
zweifeln wir nicht im mindesten; es ist jedoch unsere feste 
Ueberzeugung , dass neben der nenzuerstehenden Eisen- 
industrie des Zsylthales die Vajda-Hunyader Werke, mit 
den Fortschritten der heutigen Hüttentechnik aasgertlstet, 
sehr wohl bestehen können, und wenn allen Interessen 
und Bedürfnissen Bechnung getragen wird, hier wie 
dort ein reiches bewegtes Treiben industrieller Tbfttig- 
keit geschaffen werden kann *). Wir wünschen und hoffen 
diesB. Es lag ferne von uns, das neue Unternehmen angrei- 
fen zu wollen ; die wenigen Worte sind bloss der Ausdruck 
des sehnlichsten Wunsches, die vaterländische Indusfirie, 
die beso nders im V.-Hunyader Bezirke durch die Fortschritte 
des letzten Decenniums ungenügend berührt wurde, neu 
aufblühen zu sehen, damit die Woblthaten fortschreiten- 
der Cultur auch in dieser Gegend endlich Eingang finden 
mögpn. Wir wollten bloss unsere Ansicht über die MitKl 
zur Hebung der Stockung in diesem Industriezweige dar- 
legen, da wir über unsere Verh&lrnisse wohl den bestOii 
AufscbluBS zu geben verpflichtet sind. Wir anerkennen 
d^ verdienstvolle Arbeit unseres hochg> ehrten Herrn Fach- 
genossen, und rufen ihm auf das baldigste 6eling«'n seiner 
schönen Idee, eine Einöde in einen blühenden Industrieort 
zu verwandeln, ein herssliches Glück auf ! zu. 



legenbeit neuerlicher Salz-Analysen, war man in der Lage, 
die damalige Voraussetzung zu constatireu. 

Nachstehend werden die Analysen roher und raffinirter 
Seesalze mitgetheilt, um ein Bild der Zusammensetzung 
derselben vor und nach der Operation zu geben : 



Baffliniren roher Seesalze mit Alaun und mit 
Eochsalzlösung. 

Vom k. k. Hauptprobirer v. Kripp in Hall. 
Die bekannte Eigenschaft des Alauns, trübe Flüssig- 
keiten zu klären, wird auch zur Reinigung roher Seesalze 
von organischen Substanzen und thonigen Beimengungen 
benützt. Im hiesigen Laboratorium wareti vor m(*hreren 
Jahren mehrere Seesalze zu untersuchen und in dem. dar- 
über erstatteten amtlichen Betichte die Vermuthung ausge- 
sprochen, dass die Wirkung des Alauns in einer chemischen 
Zersetzung desselben begründet sein dürfte. Jetzt, bei Ge- 



*) Das ist der richtige Staudpunkt! Nicht Vajda-Hunyad 
oder Zsyl-Thal soll die Losung sein, sondern Vajda-Hunyad 
nnd Zsylthal! Solcher Austausch von Meinungen ist erfreu- 
lich und fördernd. Weichen die Ansichten über die Zeit nnd 
die Wege auch etwas von einander ab, so sind doch beide 
Theile einig Über das Ziel des Strebens und dxess ist — die 
Wohlfahrt des Landes! D. Red. 





i " " h;. I. ■ 






Sicilianisches Salz 


Nr. n 




von Trapani ge- 






mengt mit Vene- 


Venetian« Salz 




tianer Salz vonS. 






Feiice. % SicVa 


von S. FeUce 




Ven. 












gereini- 






gereini- 




get mit 




roh 


get mit 
Alaun 


roh 


ISS"- 

lösung 


Chlomatrium 


93-349 


97-311 


92-710 


94-072 


Chlormagnesium .... 


0-fi04 


0,472 


0-411 


0-141 


Schwefelsaure Kalkerde . 


0-709 


0-556 


0-512 


0*373 


Schwefelsaure Talkerde . 


0-409 


0-412 


0-341 


0-060 


Wasser- u. organ. Substans 


4-531 


0-889 


5-940 


5-073 


Unlöslicher Rückstand . . 


0-163 


0-017 


0*152 


0116 


Summa . . 


99-765 


99-657 


100-066 


99-835 



Die Lösung des rohen Salzgemenges Nr. I stellt eine 
trübe,, stsrk braun geftrbte Flüssigkeit dar, welche sehr 
langsam durch das Filter geht und nach dem Filtriren ein 
opalisirendes hlttuliches Ansehen hat. Ein Versuch, der 
durch Abdampfen der filtrirten Lösung zur Trockne, 
Glühen und Befeuchten mit Salzsäure zur Prüfung auf Rie- 
selerde gemacht wurde, zeigte einen Gehalt an Bitumen. 
Diese Verunreinigungen rühren lediglich vom Sicilianer Salz 
her, da sich das Venetianer, mit Hinterlassung eines gerin- 
gen Rückstandes, zur kUren Flüssigkeit löst. 

Von' dieser Lösung des Salzgemenges Nr. I wurde 
nun Vj Liter nahe zum Sieden erhitzt, mit 0*030 Grammen 
gepulverten Alauns versetzt und umgerührt. Augenblicklich 
wird die Lösung wasscrklar und nur noch einzelne Flocken 
schwimmen in derselben. Alles Uebrige, was dieuisprüug- 
liehe Flüssigkeit so trüb und widrig macht und das durch 
noch so langes ruhiges Stehenlassen nie abgeschieden wer- 
den kann, gerann zu einem gelblich-grauen Schaum, der 
sich auf der Oberfläche sammelte. Nachdem derselbe mög* 
liehst abgeschöpft war, wurde die klare Flüssigkeit zur 
Trockne verdampft, wobei man ein rein-weisses Salz er- 
hielt, das die obige Zusammensetzung ergab. Der durch 
ein kurzes Auswaschen mit reiner Chlornatriumlösung von 
anhängender Rohsoole befreite Schaum wurde gelinde ge- 
trocknet und dann mit destillirtem Wasser behandelt. Diese 
zog etwas Schwefelsäure, Kalkerde und eine Spur Thonerde 
aus. Den im Wasser unlöslichen Rückstand löste man in 
verdünnter Salzsäure, welche Thonerde, Eisenezyd, Schwe- 
felsäure und Spuren von Kalk- und Talkerde auszog. Der 
grössere Theil des Schaumes blieb auch in Salzsäure unter- 
löst und enthielt die erdigen und organischen Verunreini- 
gungen, nebst etwas Schwefelsäure, Kalkerde und Ciaen- 
oxyd. Da nun die Menge der im Schaume nachgewiesenen 
Thonerde zu gross war, als dass sie dem durch Salzsäure 
theilweise zersetzten Thon zugeschrieben werden konnte, 
so musste sie offenbar von dem zugesetzten Alaun berge« 
kommen sein. Es wird somit der Alaun als Doppelsalz zer- 
stört und in seine einfachen Salze — schwefelsaures Kali 



— 143 



und BohwefeUaure Tkonerde ~r »erlegt« Dm entere ?er- 
bfili sich bei Abwesenheit von kohlenianren Erden and 
Alkalien indifferent; die scbwefelsaure Thonerde dagegen 
wird sersetzt,. und in dieser Zersetaapgsperiode geht die 
Klärung der Flüssigkeit vor sich, indem die Thonerde un- 
löslich wird, und in diesem Zustande die organischen Stoffe 
und die thonigen Theile an sich zieht. Setzt man den Alaun 
als concentrirte Lösung zur heissen Soole, so erfolgt die 
Klärung ebenso schnell und vollständig unter einem eige- 
nen schwachen Brausen der Flfissigl^eit. — Werden diese 
• Operationen mit kalten Flüssigkeiten gemacht, so geht die 
Klärung ebenso gut, nur langsam vor eich. 

Im Grossen wird dieses Raf&niren mit Alaun durch 
Auflösen des Bohsalzes in Bottichen ausgeführt, an denen 
etwas über dem Boden die Abflusspipe angebracht ist, 
damit sich ein Theil der unlöslichen Stoffe absetzen und 
nicht in die kupfernen Bafünirkessel flberfliessen kann. In 
diesen Kesseln wird die Lösung erhitzt und dann der Alsun 
zugesetzt. Der Schaum wird abgezogen, die geklärte Lö- 
sung in denselben Kossein nahe zur Trockne abgedimpft 
und das gewonnene Salz nach vorheriger gänzlicher Aus- 
trocknung in Kegel- oder Mehlform (pane oder farina) zum 
Verschleiss gebracht. — Da sich bei diesem Yer fahren Kes- 
selstein ansetzt, in welchem ausser den schwer löslichen 
schwefelsauren Salzen wahrscheinlich auch ein Theil der 
aus der Zersetzung des Chlormagnesiums hervorgegangenen 
Talkerde enthalten sein wird, so muss das im Grossen ge- 
wonnene Salz bedeutend reiner, als das obige zur Analyse 
verwendete sein. 

Die Methode, unreine Rohsalze durch Kochsalzlösun- 
gen zu rafiüniren, wurde von Hellmann in Hartmaon's Berg- 
undHüttenm.-Zeitung.,1849, S.468 mitgetheilt. Bs wird vor- 
geschlagen, das aus der Pfanne gezogene Salz mit möglichst 
hoisser .Soole in Berührung zu bringen, um es damit auszu- 
waschen. Am besten geschieht diess in einem Verdrängungs- 
Apparat, wo die heisse Soole durch einen siebförmigen Bo- 
dcp im Salze in die Höhe steigt und oben abfliesst, nach- 
dem sie den grössten Theil der zerfli esslichen Salze in sich 
aufgenommen hat. Die abfliessende Soole kann dann nach 
einem Kalkzusatxe zur Zerstörung des Bittererde* Salzes 
und des Chlormagnesiums für sieb allein versotten werden. 

Das Rohsalz von St. Feiice wurde versuchsweise 
einer solchen Reinigung mit Kochsalzlösung unterzogen, 
woraus ein Salz hervorging, dessen Zusammensetzung 
in der letzten Colonne obiger Tabelle ersichtlich ge- 
macht ist. 

Notizen. 

(Bergmftimisohe Feierllohkeit in Reiohenau.) Der 
6. und 22. April waren für Reiohenau bergmännische Festtage. 
Am erstgenannten Tage erhielt der Herr Oberverweser Ferdi- 
nand Schliwa das h. Decret, welches ihm die Verleihung des' 
Ritterkreuzes des Franz Joseph-Ordens bekannt gab. Noch am 
Abende desselben Tages, es war gerade ein Sonnabend, be- 
wegte sich gegen 8 Uhr ein stattlicher Zug Edlacher Bergleute 
mit brennenden Grubenlichtem und dem Idingenden Spiele der 
Werksmusik, unter Führung des Herrn Verwalters Kosmatsch, 
gegen das Schloss, wo er Aufstellung nahm. Sämmtliche Werks- 
und Regiebeamten begaben sich hierauf in die Wohnung 
des Herrn Oberverwesers, um ihm in einer angemessenen An- 
sprache ihre Glückwünsche darzubringen, auf welche der Ober- 
verweser dankend and mit der Hindeutung auf die eben durch 
einmüthiges Zusammenwirken aller Beamten und Arbeiter er- 
zielten Erfolge antwortete Mit einem dreimaligen Glück auf! 
schloss die Vorfeier. — Für die Hauptfeier, die Ueberreichting 



des Ordensaeicbens , war der Ostermontag ausersehen. — An 
diesem Tage eröffnete die Feier ein allgemeiner Kirchenzng. — 
Nach der Hesse stellte sich die uniformirte und die übrige Mann- 
schaft, nebst sahireichen Zaschauem vor dem festlich decorirteu, 
mit Geschossen und Kugeln aller Art gftsohniückten Schlosse 
auf. Die Gäste und Beamten hatten auf «iner Estrade Platz 
genommen. In ihrer Mitte erschien als Ministerial-Commissär, 
Herr Minister! alrath Freiherr v. Hingenau, und bcgrüeste die 
Anwesenden mit herzlichen Worten und wies in seiner Anrede 
darauf hin, wie in Reichenau die Künste des Friedens, denen 
des Krieges die Hand reichen, wie hier nützliche Werkzeuge 
und weithin verderbenbringende Geschosse erzeugt werden, dem 
Vaterlande zu Nutz, zu Schutz und Trutz wider den Feind, 
wie demnach Reichenau nach dem Grundsatze: nsi vis pacem, 
para bellum^ aoch ein kleines Scherflein zur Erhaltung des 
segensreichen Friedens beitrage. Die Geschichte vqu Reichenau 
in den letzten Jahren zeige, wie es vor noch kaum einem 
Decennium als ein uneinträgliches Werk, fast zum Aufgeben 
und Verlassen bestimmt war, und nun wieder eines blühenden, 
auf viele Jahre hinaus gesicherten Bestandes sich erfreuen 
könnte Dieser erfreuMcbe Umschwung sei der schönen Vereini- 
gung aller Kraft, der Kraft des Geistes und der Kräfte der 
HSnde zu verdanken, der Arbeitslust der Arbeiter und Meister, 
und der tüchtigen Leitung der Werksbearaten, insbesondere 
aber dem hervorragenden Schaffen und Wirken des Herrn Ober- 
verwesers, dessen Brust nun mit Recht gesiert werde, wie man 
die Fahne mit einer Medaille schmückt, die im Kampfe voran- 
gelenchtet und die Krieger zum Siege geführt hat — Mit Freu- 
den, bemerkte der Redner, habe er den Auftrag empfangen, als 
der Ueberbringer des sichtbaren Zeichens der allerhöchsten An- 
erkennung solch* ausgezeichneter Leistungen zu fungiren, weil 
dieser erste Öffentliche Act seiner jetzigen Amtswirksamkeit ein 
Act gerechter Anerkennung des Verdienstes sei. Die Ansprache 
schloss mit einem dreimaligen Glück auf!, in das die Anwesen- 
den freudig einstimmten. — Ergriffen dankte der Herr Oberver- 
weser für die ihm zu Theil gewordene Ehre dem Hm. Ministerialrat!! 
und bat ihn, seinen tiefgefühlten Dank Sr. Majestät, sowie Sr. 
Ezceüenz dem Finanzminister zu Füssen zu legen. Der Wahl- 
spruch des Kaisers, „viribus unitis**, werde auch fürder der der 
Reichenauer Werke sein. Der Herr Oberverweser schloss mit 
einem dreimaligen Hoch auf Se. Majestät, das die Versammlung 
mit Begeisterung erwiderte. Der Donner der PöUer und die 
Klinge der Volkshymne beendeten die öffentliche Feier. — Mit- 
tafps nach 1 Uhr war in den ebenfalls festlich geschmückten 
Räumen des Schlosses ein Festmahl, zu welchem ausser den Ho- 
noratioren auch Kwei Meister, als Vertreter des Arbeiterperso- 
nales, geladen waren. Zahlreiche Toaite belebten das heitere 
Mahl mit Ernst und Humor, und der Nachklang des Festes 
wird lange noch in der Erinnerung der Theilnehmer forttönen, 
wie der Klane eines Siegesfestes auf dem Gebiete der Industrie. 

S. M. 

Auasiolitan Itir westliohen Export bOhmisoher Kohle. 
Wir finden in der westfälischen Zeitschrift ,. Glück auf!" (Bei- 
lage der Essener Zeitung) unten folgende Correspondenz «Von 
der Ruhr«, auf welche wir unsere böhmischen Kohlenwerke 
aufmerksam machen möchten. Es handelt sich darum, durch 
gemeinsames Einwirken auf Frachtermässigpingen und nöthigen- 
ftdls durch ein Herabgehen mit den Kohlenpreisen den süddeut- 
sehen Markt zu gewinnen. Zugleich machen wir aufmerksam, 
dass genaue Sortirung der verschiedenwerthigen, der Back- und 
Steinkohlen , der Ruf der Qualität der Kohle gewahrt werden 
muss, wenn sie mit Erfolg im Exporte concurriren soU. Besser 
mehrere g^t ausgesprochene Kohlensorten, als Mengung ver- 
schiedener Qualität l Wenn die böhmischen Kohlen des Pilsener 
Reviers sich den süddeutschen Absatzmarkt zu gewinnen und zu 
behaupten angelegen sein lassen, so werden sie über kurz üi 
die Lage kommen , auch grössere Quantitäten verwerthen, mit 
der Massenerzeugung auch wohlfeiler produciren cmd durch bil- 
ligere Preise concurriren zu können. Man schreibt der obenge- 
nannten Zeitung: 

Von der Ruhr, 18. März. Seit Abschluss des Vertrages 
zwischen Preussen und Frankreich, gemäss welchem Ersteres 
sich verbindlieh machte, den Nachbar reichlich (abondamment) 
mit Brennstoff zu versehen, wandte sich der erheblichste Theil 
der Production des Saarbrücker Kohlenbeckens der französischen 
Grenze zu. Die Sendungen nach Süddeutschland von dieser 
Seite geriethen in Stockung, ja sogar für die nächste Umgegend 



— 144 



der fiskaUfchen Graben trat eine wahre Koblennoth hervor. 
Selbstverstindlich machten sich die Kohlen-Prodncenten an der 
Ruhr diese YerhKltnisse sn Nutse und versahen den deutschen 
Sflden hinlänglich mit dem unentbehrlichen Brennmaterial. Der 
Kohlenabsatz nach dieser Richtnng nahm einen aussergewOhn- 
lichen Aufschwung und der Ruhrkohle schien somit fUr lange 
Zeit die Beherrschung des süddeutochen Marktes gesichert. Doch 
es sollte anders kommen; das Jahr 1^66 erschien, Nord- und 
Sflddeutscbland geriethen in blutigen Hader, der natürlich such 
auf die geschlftlichen Beaiehungeii vollständig lähmend ein- 
wirkte. Es ist wohl eine nicht wegzuleugnende ThatMaohe, dass 
die durch das Uebergewicht der preussischen Waffen in Deutsch* 
Und bervorgerafene Erbitterang wesentlich mit dazu beiträgt, 
anch in geschäftlicher Hinsicht dem politischen Gegner so lango 
den Rflcken zu wenden, bis Rnhe und Besonnenheit zurückge- 
kehrt, und Bedürfhiss und Yortheil wieder das Feld gewinnen. 
Der süddeutsche Kohlen-Consum richtete zunächst sein Augen- 
merk nach Osten und suchte das zeitige Bedttrfniss durch Ent- 
nahme von den Graben des westlichen Böhmens zu decken. 
Obgleich nun die Kohlenprodnction von ganz Böhmen mit der 
des Ruhrbeckens nicht in Vergleich zu st&en, so ist doch nicht 
zu leugnen, dass die bOh^iischen Graben des Pilsener und Rako- 
uitzer Kreises, welche die erheblichsten sind, unter Berücksichti- 
gung der für ^e Ruhrkohle ungünstigen Transportverhältnisse, 
leicht eine andauerade Concurrenz hervorrafen können. Ziehen 
wir zunächst die Entferaungen in Betracht, so ergibt sich, dass 
der in Essen abarelassene, für Stuttgart bestimmte Waggon Koh- 
len 58 Meilen Eisenbahn zu darchlaufen hat, während von Pil- 
sen, der Hauptkohlenstation Böhmens, bis Stuttgart nur 54 Mei- 
len Eisenbahn zurückzulegen sind. Selbst bei Annahme des 
Einpfenmgtarifes fttr beide Strecken, würde sich somit schon 
eine Frachtdifferenz von mehr als einem Thaler pro Waggon 
ergeben. Nun muss aber die Ruhrkohle auf der Reise nach 
Stuttgart ciroa lU Meilen badische Bahn benutzen und Baden 
sträubt sich bekanntlich sehr hartnäckig gegen die Einführung 
des Einpfennigtarifes. Es ist deshalb anzuerkennen, dass der 
Verein für die bergbaulichen Interessen von Rheinland und West- 
Iklen seine Bütwirkung zur Beseitigung dieser Hemmnisse auf 
der Ende v. M. zu Dortmund stattgefundenen GeneralversammiuAg 
in vorderster Reihe auf die Tagesordnung gestellt hat. Den- 
jenigen, die da behaupten, die qualitativen Vorzüge der Rnhr- 
kohle, die sie fast zu jedem Zwecke geeignet macht, würden ihr 
das Uebergewicht auf dem süddeutschen Absatzgebiete bald wie- 
der gewinnen, geben wir zu bedenken, dass auch in dieser Be- 
ziehung das böhmische Product nicht zu unterschätzen ist Theil- 
weise ist die böhmische eine Backkohle und meist zur Verwand- 
lung in Coaks tauglich, grOsstentheils gehört sie jedoch der 



Sinter- und Sandkohle an und kommt bei ihrer Verwendung 
zu Heerd-, Flammen- und Schmiedefeuer der besten englischen 
Kohle gleich. (Rh.- n. R.-Z.) 

Administratives. 

Personal-Haehriehten. 

Se. k. k. Apostolische Majestät haben mit Allerhöchster 
EntSchliessung vom 16. April 1. J., dem Berghauptmanne in 
Oilli, Frans Mro nie, ans Anlass seiner angesuchten Versetzung 
in den wohlverdienten, bleibenden Ruhestand, in Anerkennung 
seiner vie^ährigen, treuen und erspriesslichen Dienstleistung, 
taxfrei den Titel eines Oberbergrathes allergnädigst zu verleihen 
geraht Wien, am 20. April I8ü7. 

Seine k. k. Apostolische Majestät haben mit Allerhöchster 
EntSchliessung vom 25. April 1867 die Ministeiialräthe Albert 
Ritter von Neu wall und Eduard von Lacken bach er zu 
Sectionschefs im Finanzministerium 'allergnädigst zu eraennen 
geraht (Z. 2297 F. M., ddo. 26. April 1867). 

Das Finanzministeriam hat den Vorstand bei dem Berg- 
amte in Idria, Bergrath Sigmund Helm reicher v. Brunu- 
feld. Ober sein Ansuchen in den Ruhestand versetzt (Z. 11.300, 
ddo. 9. April 18ö7). 

Ernennungen. 
Vom Finanzministerium: 

Der Schichtenmdster zu Trifail, Rudolph Günther, zum 
Zeugverwalter bei dem Hauptwerke in Przibram (Z, 6200» ddo. 
13. April 1867). 

Der Schichtenmeister zu Wegwanow, Franz Zahalka, 
zum Bergrechnnngsftthrer in Przibram (Z. 6834, ddo. 13. April 1867). 

Der Bergwesens-Expectant Carl Mann zum Hütten-Con- 
trolor in Joachimsthal (Z. 11.960, ddo. 27. April 1867). 

Der zweite Berggeschworae bei dem Przibramer Haupt- 
werke Wenzel Synek zum ersten, der dritte Berggeschworae 
danelbst Franz Babanek zum zweiten und der Bergwesens- 
Expectant Eduard Käser zum dritten Berggeschworaen daselbst 
(Z. 16.112, ddo. 27. April 1867). 

Der Assistent bei der Werksapotheke in Idria, Hugo 
P i e 1 8 c h , zum Provisor daselbst, und der Magister der Pharmacie, 
Reinhold v. FOdransberg, zum Assistenten bei dieser. weVks- 
apotheke (Z. 16.489, ddo. 27. April «1867), :\ V *• jä-^v 

Preiserhöhung des Zinnobers. ' , - > 

Wir beehren uns, eine löbliche Redaction iU^Kepi^äiiss^ .' 
zu setzen, dass die Zinnoberpreise auf sämmtlicheh BsMiep * 
mit heutigem Tage um 5 fl. per Centner erhöht wurden.' ^ ' 

K. k. Bergwerks-Producten-Verschleiss-Direction:. 

Wien, am 29. April 1867. 



Kln Moiitaiilst 

erlaubt sich alle jene Herren Fachgenossen, welche den am 18. Mai d. J. von Wien naeh Paris abgehenden Nenmayer'schen Gesell- 
schaftszug zu benützen gedenken, hiermit freundlich einzuladen, sieb am 17. Mai 10 Uhr Vormittag im Caff^e Europa am Stefans- 
platze behufs Anbahnung engerer Vergesellschaftung wUhrend der Reise einfinden zu wollen. SohrmL 



10—12) 



Tentllatoren 



construirt vom Herrn Ingenieur Guibal, Professor in Mons in Belgien, liefern nach Uebereinkommen mit demselben für sämmt- 
liehe deutsche Staaten: 

Brod ft Stiehler, 

Maschinenfabrik in Zwickau in Sachsen. 

Unter den Fortschritten, welche seit einigen Jahren in der Ventilation der Kohlengruben gemacht worden sind, ist die 
Constmction und Leistung des Guibarschen Ventilators wohl der bedeutendste. In Be Igten, Frankreich & England, wo sol- 
cher vielfach ausgeführt , bewährt sich derselbe auf das Vorzüglichste. In Deutschland sind bis jetzt zwei dieser Ventilatoren 
in Betrieb und zwar auf der kdniffl. Gerhard nPrlnz^c Wllhelmsgrube in Loolsenthal bei Haarbracken und auf dem 
EInigkelt-Schaehte des Brttckenberg-Slefnkohlenbail-Vereines in Zwickau und ein dritter wird gegenwärtig auf dem 
Hoffnang-Schachte des Erzgebirgltichen Hteinkohlen-Actien-Vereines in Zwickau aufgesellt. 

Wir machen hiermit bekannt, dass wir die alleinigen von Herrn Guibal Beauftragten sind, welche nach dessen System und 
fttr dessen Rechnuug Ventilatoren anfertigen. Diese Ventilatoren liefern 50—80 Kubik-Meter Laft per Secnnde bei 
einer Depression von 100— MO n^n^WassersAnle, und es garantirt Herr Guibal selbst derartig, dass er sich 
für jeden m/kn. Depression, um welcken der Ventilator unter der garantirten Leistung Burttckbieibt, 100 Frcs« 
abstehen lässt. ^ 

Auskunft ertheilen und Aufträge übernehmen für Herrn Guibal Brod & Stiehler Ifl ZwickaU. 



Druck von Carl Fromme in Wien. 



FÜcden Verlag Tenntwortlieh : Carl Reger. 



N=i9. Oesterreichische Zeitschrift l^il- 

Iv. Jahrgan;;. 13« Hai, 



tür 



Berg- und Hüttenwesen. 



Verantwortlicher Redacteur: Dr. Otto Freiherr voji Hingenaa, 

k. .k.,Mi]ilBterialratb Im Finanzminiiterimn. 

Verlag der Q. J. Manz'schen Buohliandlililg (Kohlmarkt 7) in Wien. 

Inhalt: lieber die Veränderlichkeit des Werthes der Edelmetalle. — Die von Manz'schen Berg* and Hüttenwerke in der 
Bakowina. — Bemerknngen über Rails-Fabrikation« — Notizen. — Administratives. —Ankündigungen. 



Ueber die Veränderlichkeit des Werthea 
der Edelmetalle. 

Von Wilhelm Zippe. 
(Fortsetsang. ) 

Oefter ist das Begehren nach dem einen oder dem an- 
deren Metalle ein weitverbreitetes, was dann zutrifft, wenn 
es sich um ausgedehnte Handelsbeziehungen grosser, weit 
von einander entfernter Länder handelt. So bedarf manch- 
mal der im Ganzen passive Handel Englands und des übri- 
gen Europa mit dem Östlichen Asien enorme Quantitäten 
Silber, welches dort verhältnissmässig höher werthet, als bei 
uns. Sein Steigen gibt dann die einfachste Erklärung einer 
Goldbaisse. 

Um zu beurtheilen, ob nur eine oder die andere Münz- 

Tabelle 
des gleichzeitigen theoretischen Werthes einiger Goldmünzen in Ost. Silber- Gulden and der engl. Troy-Unze Standart-Silber so- 
vfiQ der Hamburger Mark Banco in Pence Sterling bei wechselndem Werthverhältmsse des Goldes zum Silber. 



Sorte und welche, ode*r das Gold im Allgemeinen gestiegen 
oder gefallen sei, wird eine der nachfolgenden Tabelle ähn- 
liche Zusammenstellung mitunter auch dem Geschäftsmanne 
gute Dienste leisten. Ich habe darin einige der wichtigsten 
Gh>ldmünzen aufgenommen und den Preis in österreichischen 
Silbergulden angegeben, welchen sie bei dem in der ersten 
Colonne bemerkten Werthverhäitnisse des Goldes zum Sil- 
ber haben müssten. In der zureiten Colonne ist der gleich- 
zeitige Wefth eines Kilogrammes Feingold in Gulden ö. W. 
verzeichnet, so wie in den letzten zwei Colonnen der Cours 
einer englischen Troy-Unze Staodart-Silber und der Ham- 
burger Mark Banco in Pence Sterling, also in Goldwährung. 
Zur Erleichterung weiterer Berechnungen ist bei den ein- 
zelnen Species noch das darin enthaltene Feingold oder 
Silber in Grammen beigefügt. 



Werth- 
Verhältniss 
des Goldes 
zum Silber 



Werth eines 
Kilogramms 
Fein-Goldes 



20 Frcs. St. 



k.k.Ducaten 



Russ. 
S. Rubel 



Nord. Am. 
Dollar 



Englisch. 
Soavereign 



Deutsche 
'Krone 



Troy-Unze 
St. Silber 



Mark B. 
Hamburg 



Gewicht in Grammen Fein-Gold. 



Gr. Fein Silber. 



5.8064 I 3.4416 | 6.9987 | 1.6045 | 7.322 | 10.000 | 28.770 | 8.425 



I 14-5 
14-6 
14-7 
14-8 
14-9 
1: 15-U 
1:151 
15-2 
15-3 
:15-4 
;15-5 
15-6 
:15-7 
:15-8 
:l5-9 
:16-0 



1305 
1314 
1323 
1332 
1341 
1350 
1359 
1368 
1377 
1386 
1395 
1404 
1413 
1422 
1431 
1440 



Werth in Gulden öst Währung effectiv Slbr. 



I Pence Sterling. 



7*57.7 
7 62.9 
7-68.2 
7-73.4 
7-78.e 
7-83.9 
7-89.1 
7-94.3 
7-99.5 
8-04.7 
h-10.0 
8-15.2 
8-20.4 
8-25.6 
8-30.8 
8-36.1 



4-49.2 
4-52.3 
4-55.4 
4-08.J 
4-61.6 
4-64.7 
4-67.« 
4-70.9 
4-74.0 
4-77.1 
4-80.2 
4-83.3 
4-86.4 
4-89.5 
4-92.6 
4-95.6 






7-82.8 
7-88.2 
7-93.6 
7-99.0 
8-04.4 
8-09-8 
8-15-2 
8-20.6 

8-26.0 
8-31.4 

8-36.8 
8-42.2 
8-47.6 
8-53.3 
8-58.3 
8-63.8 



1-96.3 


9-55.5 


1-97.6 


9-62.1 


1-99.0 


9-68.7 


200.3 


9-75.3 


2-01.7 


9-8I.9 


2-03.1 


9-88.5 


2-04.4 


10-95.0 


2-05.Q 


10-01.6 


207.1 


10-08.2 


2-08.4 


10-14.8 


209.8 


10-21.4 


211.1 


10-28.0 


2-12.5 


10-34-6 


2-13.8 


10-41.1 


2-15.2 


10-47.7 


216.6 


10-53.3 



1305 
13-14 
13-23 
13-32 
13-41 
13-50 
13-59 
13-68 
13-77 
13-86 
13-95 
14-04 
1413 
14-22 
1431 
14-40 



65-0 
64-5 
64-1 
63-7 
63-3 
62-9 
62-5 
62-1 
61-7 
61-3 
60-9 
60-5 
60-1 
59-7 
59-3 
58-9 



190 
18-9 
18-8 
18-7 
18-5 
18-4 
18-3 
18-2 
18-0 
17-9 
17-8 
17-7 
17-6 
17-5 
17-3 
17-2 



Um ein Beispiel des Gebrauches dieser Tabelle anzu- 
führen, nehme ich den Fall, man wolle an einem bestimm- 
ten Börsentage wissen, welche Goldmünze die billigste sei. 
Am 2. Juli' 1866 notirte man in Wien für k. k. Ducaten 



6*38, für 20 Frcs. 10*92, für engl. Souvereigns 13*40, für 
russische Imperialen 11*05. Da an diesem Tage gleich- 
zeitig das Silberagio 131 betrug, so stellen sich diese 
Werthe in Silbermünze auf 487, 8*33, 10*23, 8*43, daher 



- 146 - 



man auf der Tabelle findet, dass die Souvereigus am bil- 
ligBteD, zunächst die Imperialen, dann die Ducaten und end- 
lich die Napoleond'ors am theuersten waren ; während die 
ersten in dem Verhältnisse von 1 : 55*5 bezahlt wurden, 
stand bei den letzten der Werth des* Goldes zum Silber bei- 
nahe wie 1 : 16. Zwei Tage nach der Schlacht von König- 
grätz notirten dieselben Münzen, auf Silber berechnet: 4*96, 
8'47, 10*537 8*55, ein Goldcours, wie er vielleicht in die- 
sem Jahrhunderte noch nicht dagewesen, und welcher auch 
theilweise schon ausser die Grenzen unserer Tabelle fällt. 

Am 11. December, bei einem Agio von 128, berech- 
nen sich obige Species in Silber zu: 479, 8*10, 10*15, 
8'28, also zwischen dem Verhältnisse von 1 : 15 '5 und 
1 : 15-3. 

In Ländern, welche wie Frankreich eine doppelte Wäh- 
rung hüben, das heisst Gold- und Silbermünzen mit fester 
Werthbezeichnuug in einer Münzeinheit gleichzeitig um- 
laufen lassen, erkennt man^ wie schon erwähnt, derartige 
SchwHT>kungen an dem Seltenerwerden des theurer gewor- 
denen Metalles in der Circulation. Wo jedoch, wie z. B. in 
Eu^rland, nur ein Metali gesetzlichen Umlauf hat, während 
das rindere bloss als Scheidemünze ausgeprägt wird, zeigt 
der Börsencours des Barrenwerthes diese Veränderung, auch 
der Wechselcours auf Plätze, wo das andere Metall die ein- 
zige Währung bildet, z. B. London auf Hamburg für den 
letzteren Fall, der Werth der Unze Standart-Silber in Pence 
Sterling zu London für den ersteren. Beide sind in der oben 
mitgetheilten Tafel aufgenommen. 

Man hat von den grossen Goldausbeuten der letzten 
Jahre gefürchtet, dass sie den Werth des Goldes bedeutend 
herunterdrücken würden; wie es scheint, mit Unrecht; denn 
zunächst übernimmt das neue Gold vieler Orten eben die 
Stelle des Silbers in der Ausmünzung, und es ist zu erwar- 
ten, dass allmälig der grössere Theil Europa's zur Gold- 
währung übergehen, anderntheils scheint es, dass den Er- 
trägnissen der Goldwäschen bald auch eine erhöhte Aus- 
beute des Siiberbergbaues zur Seite stehen werde. Von den 
Silbergruben in den ehemals spanischen Colonien Amerika's 
ist es bekannt, dass sie zur Zeit ihres grössten Ertrages 
durch die im Anfange dieses Jahrhundertes ausgebrochenen 
bürgerlichen Unruhen im weiteren Aufblühen gehemmt wur- 
den, und bloss ruhigere Zeiten abzuwarten haben, um bei 
den Fortschritten, welche der Bergbau und die Metallurgie 
in diesem Jahrhunderte gemacht haben, Resultate zu geben, 
welche jene vergangener Zeiten bei weitem übertreffen wer- 
den. Theilweise ist eine solche ruhigere Zeit für Südamerika 
schon herangebrochen, wie die vermehrten Minenerträge in 
Peru, Bolivia und besonders Chili beweisen. Ueberdiess 
lauten die Nachrichten von dem Silberreichthume Califor- 
nien's und der angrenzenden Länder, besonders Washo($'s, 
immer glänzender, und stellen dort ein neues Potosi auf dem 
Comstock- Gange in Aussicht. 

Zudem bringt es die Natur der Lagerstätten des Gol- 
des im aufgeschwemmten Lande mit sich, dass sie dort am 
ehesten erschöpft werden, wo sie den reichsten Ertrag lie- 
fern, das ist in den Betten der fliessenden Gewässer und in 
deren Nähe, welche eben die Verwaschung erleichtert. Wenn 
auch goldführende Ablagerungen von grosser Ausdehnung 
in CaUfornien und Sibirien nachgewiesen sind, welche sich 
bedeutend über das Niveau der Flüsse erheben, so ist eben 
durch diesen Umstand ihre Ausbeutung erschwert, erfordert 
grössere Capitalicn und geht nicht mit der ursprünglichen 



Rapidität vor sich. Die eigentlichen Goldgänge jedoch sind 
bezüglich ihres Abbaues grossen Wechselfällen des Glückes 
ausgesetzt, und haben für die Production im Ganzen nie 
jene Bedeutung^ welche die neuen Fundorte im aufge- 
schwemmten Lande bald erhalten. 

Man bemerkt jetzt schon iu dep Wäschen Sibirien's, 
Californien*8 und Aastralien's ein entschiedenes Zurückgehen 
der absoluten Production; der Rahm scheint abgeschöpft 
zu sein, und das übrig bleibende will ebenso gut seinen ver- 
hältnissmässigen Aufwand von Capital und Arbeit, wie jedes 
andere Gewerbe. Was das asiatische Russland speciell an- 
belangt, so ist für die nächste Zukunft wenig Hoffnung vor- 
handen, dass der gewonnene Ertrag grösstentheils wieder zu 
Anlagen neuer Wäschen verwendet werde, denn so lange die 
Goldausbeute dort keine anderen Wirkungen hervorbringt, als 
einen vermehrten Consum von Champagner und erhöhte 
Thätigkeit im Whist, wie sich der englische Reisende Att- 
kinson ausdrückt, wird auch das Land selbst weder viel 
Früchte aus seinen Schätzen ziehen, noch dieselben mit 
jener Intensität gewinnen, weiche der Rciichthum und die 
Regelmässigkeit des Vorkommens gestatten würden. 

Soll also von demEinflusse des neuen Gol- 
des auf den Werth dieses Metalles die Rede sein, 
so haben wir es mehr mit den schon geschi l der- 
ten Folgen einer Vermehrung des Geldstoffes 
überhaupt, als mit dem Ueberwiegen derBedeu- 
tung des einen Edelmetalles über das andere 
zu thun. (Schluss folgt.) 



Die von Manz'schen Berg- und Hüttenwerke 
in der Bukowina^). 

Nach ämtlichen und Werks-Actcn, und eigenen Erhebungen be- 
schrieben von Johann Jnrasky, k. k. Berghauptmann in 
Lemberg. 

Die seit März 1862 im Ausgleichsverfahren unter der 
Verwaltung des Gläubiger-Ausschusses stehenden, mit dem 
Edicte des k. k. Landesgerichtes in Czernowitz vom 26. No- 
vember 1866 zum executiven Verkaufe ausgebotenen Mon- 
tan-Realitäten des Vincenz Manz von Mariensee, im südli- 
chen und südwestlichen Theile der Bukowina, in der Nähe 
der moldauischen, siebenbürger und ungarischen (Mar- 
maroser) Grenze gelegen, bilden nach den Metallproduc- 
tionen, welchen selbe dienen, drei Gruppen oder Compleze, 
nämlich: 



*) Die Wichtigkeit dieser in den östlichsten Bergrevieren 
der österreichischen Monarchie liegenden Montanwerke, einer 
Schöpfung des verewigten Ritters Manz von Marieusee, sind der 
Mittelpunkt eines industriellen Culturlehens, dessen Verschwinden 
ein socialer Rückschritt für den Wohlstand d.-r ganzen Provinz 
wäre. Von diesem Standpunkte ersuchte der tliätige und ftir 
sein Verwaltungsj^ehiet in regster Weise besorgte Laudeschef 
der Bukowina, Ritter von Myrbach, den Redacteur schon vor 
einiger Zeit, etwas für das Bekanntwerden dieser dem Auge der 
industriellen Welt fast entrückten, interessanten und zur Schöpfung 
eines grossen Unternehmens geeigneten Werke zu thun. Fast 
gleichzeitig — und ohne Auregimg Seitens der Redaction — 
interessirte sirh der k. k. Berghauptmann in Lemberg um die- 
selbe Frage uud was er in Obigem uns zugesendet hat, ist eine 
statistisch-industrielle Monographie des wichtigsten Industrie- 
Etabhssement« der Bukowina, welchem wir neuen Aufschwung 
wünschen, welche Skizze aber — selbst wenn das Schicksal den 
Vorfall beschlossen hatte — als ehi Stück Culturgeschichte des 
karpathischen Ostens bleibenden Werth besitzen würde. 

D. Red. 



147 - 



I. den Eisenwerks«, 
IL „ Kupferwerks- und 
m. „ Silber- und Bleiwerks-Complex. * 

Jede dieser Abtheilungen ist nebst den unmittelbar 
zur Erz- und Metallproduction dienenden Gruben, Aufbe- 
reitungs-, Schmelz- und sonstigen Manipulations- Werkstät- 
ten, dann den zur Ablagerung- und Aufbewahrung der Werks- 
materialien und Productenvorräthe nöthigen Plätzen und 
Magazinen, zugleich mit den zur Werksadministration, Un- 
terkunft und theilweisen Naturaldotirung der Beamten und 
Arbeiter dienlichen Wohngebäuden reichlich ausgestattet. 

Für sämmtliche Werksbeamten und Arbeiter besteben 
zwei Bruderladen, welche die Realisirung ihrer bedeuten- 
den, in die Vergleichsmasse einbezogenen Fonde von der 
Austragung des Ausgleichs- oder Executions Verfahrens ge- 
wärtigen. 

Es folgt nun die Auseinandersetzung der Hauptbestand • 
theile und Zugehörungeu der einzelnen Werkscompleze. 

L Der Eisenwerks Complez. 

Zu diesem Complexe, welcher in Jakobeni seinen Hanpt- 
sitz und seine Directioii hat, gehören: 

A. folgende Eisensteingruben: 

a) auf Schwarzeisensteine: 

die Tagmasse : 1 . Johann Nepomuk am Berge 
Arschitza Bee bei Jakobeni, im Flächen- 
inhalte von 22.500 [JK. 

2- Josef (Vorder-Aurata ^m Auratagebirge bei 

Fundul-Moldowi 14.000 „ 

3. Johann Evangelist (Hinter-Aurata) eben- 
da mit 19.600 „ 

4. Theresia, am Berge DialuNegri beilYatra- 

Dorna, mit 25.000 n 

b) auf Brauneisensteine: 

dasTagmasGL: 5.1da, am BacheValestina, mit 19.550 „ 
T) Grubenfeld : 6. Dreifaltigkeit, am Colla- 
kabache, bei Tundul Moldowi mit . . . 12.544 ,♦ 

c) auf Eisenglanz (quarzigen Roth- 

eisenstein) : 
das Grubenfeld: 7. Vorsehung Gottes, am 

Berge Runk bei Jakobeni 12.544 „ 

d) auf Rotheisenstein (thonigen) : 
das Grubenfeld : 8. Peter und Paul, im Ge- 
birge Magurelli, bei Tundul-Meldowi mit 1 2.544 „ 

e) auf Thoneisensttiine (sogenann- 

ten Karpatheneiseustein) : 
das Grubenfeld : 9. Martini, am Berge 

Arschitza, bei Kimpolung, mit .... 12544 [^K. 
Zusammen : 5 Tag- und 4 Grubenmasse mit 150-826 QK. 

B. drei Eisenhohöfen zu Jakobeni, 

C. drei Stabeiseu-Hammerwerke zu Jakobeni 
(Manzthal), Eisenau und Freudenthal, 

D. zwei Zeughämmer zu Jakobeni, 

E. eine Maschinenwerkstätte zu Jakobeni, nebst 

F. den zu deren Betriebe oöthigen Hilfswerkstätten, 
Wasserwerken, Erzplätzen, Kohlenstätten und einer grossen 
Anzahl von Wohn- und anderen Taggebäudeu, dann Grund- 
stücken, mit eonstanten, zum schwunghaftesten Betriebe 
ausreichenden Wasser- und Arbeitskräften, und Communica- 
tionswegen. 

Ferner befindet sich dieser Coraplex für die Dauer 
seines Bestandes und schwunghaften Betriebes (bei einer 



jährlichen Erzeugung vop mindestens 30.000 Ctr. Roh- und 
Gusseisen) im Genuese der durch den Vergleich ddo. 1 7. Juni 
1858 mit der Cammeral-Herrscbaft Kimpolung und der Re- 
ligionsfonds-Herrschaft Illischestie geregelt<^n Concession, 
bestehend in Wald-, Wiesen- und Weide- Nutzungen, dann 
Mahl- und Propiuations-Gerechtsamen. 

AdA. Eisensteingruben. 

a) Die Schwarzeisensteine, bestehend aus einem 
leichtflüssigen, gutartigen Gemenge von Psilomelan und 
Brauneisenstein (aus umgebildetem, in der unteren Teufe 
noch unverändert anstehendem Manganspath entstanden) 
mit einem durchschnittlichen Eisengehalte von 18 %» in 
oberflächlichen kuppenförmigen Lagern von 5 bis 15 Klaf- 
tern Mächtigkeit anstehend, werden mittelst Tag- und Gru- 
benbauen gewonnen, mit einer Gestehung pr. Mass (=5°' = 
427 if.) von 21 bis 47 kr. loco Grube und von 39 bis 
80V|o ^^* ^^^^ Hütte, je nach der 1 bis 3 Meilen betragen- 
den Entfernung obiger 4 Tagmasse von der Jakobenier 
Schmelzhütto. 

Diese Lagerstätten sind theils in, theils ausserhalb 
der verliehenen Tagmasse in weiteren Erstreckungen und 
anderen Oertlichkeiten bekannt, und ihre Nachhaltigkeit auf 
Jahrhunderte anzuschlagen. 

b) Die Brauneisensteine der obgenannten zwei 
Abbaufelder sind von verschiedener Beschafl^enheit und Ab- 
lagerung; jene des Ida-Tagmasses bilden ein muldenför- 
miges Lager in absätzigen unregelmässigen Mugeln (augen- 
scheinlich aus zersetzten Schwefelkiesen entstanden) mit 
einer durchschnittlichen Mächtigkeit von 3 Fuss unter einer 
verwitterten quarzigen Auflagerung von 2 bis 10 Klaftern, 
und werden mittelst Stollen und Strecken abgebaut. Sie 
halten 40 % Eisen, und ihre Gestehung kommt pr. Mass = 
423 Ä loco Grube auf 1 fl. 26 %o ^''•» ^^^ ^^^^ ^^**® ^®' 
einer Entfernung von 3 Vi Meilen auf 1 fl. 70 kr. Das ver- 
liehene Tagmass ist beiläufig zur Hälfte ausgebaut, und 
verspricht, bei der bisherigen durchschnittlichen Jahres-Er- 
zeugung von 7500 Ctru., noch eine nahe hundertjährige 
Dauer. 

Der Brauneisenstein des Dreifaltigkeit - Gru- 
benmasses dagegen ist ein in der oberen Teufe umge- 
wandelter Späth eisenstein, welcher ein aus drei parallelen 
Blättern bestehendes Lager in Glimmerschiefer bildet, mit 
einer durchschnittliehen Mächtigkeit von 1 ^/^ Klafter und 
einer bauwürdigen Pfeilerhöhe des Brauneisensteines von 
25 Klftm. Die Erzgewinnung geschieht mittelst der von 
einem 23 Klftr. tiefen Schachte in drei Horizonten getrie- 
benen Strecken; der Schacht ist mit einer 12pf erdekräftigen 
Dampfmaschine zur Förderung und Wasserhebung ver- 
sehen. Der durchschnittliche Eisengehalt dieses Erzes be- 
trägt 35 %, die Gestehungskosten pr. Mass = 413 ^. loco 
Grube 1 fl. 26^^^ kr., loco Hütte bei 3 Meilen Entfernung 
1 fl. 74 kr. Die Andauer der bisherigen durchschnittlichen 
Jahresausbeute pr. 15.000' Ctr. ist auf nahe 1 y^ Jahrhun- 
dert anzuschlagen. 

c) Det Eisenglanz bildet ein im Glimmerschiefer 
fast seiger anstehendes, 1 Klftr. mächtiges Lager eines dun- 
kelroth braunen quarzreichen Rotheisensteines, welcher we- 
gen seiner kostspieligen Erzeugung (74 kr. pr. Mass loco 
Grube) und Strengflüssigkeit, ungeachtet seines Eisenge- 
haltes von 30 % und der geringen Entfernung von der Hütte 
(^/g Meile), noch nicht in den ordentlichen Turnus der Ver- 
hüttung aufgenommen wurde, daher das erst im Jahre 1857 



— 148 — 



verliehene Grubenfeld bU auf den 20 Klafter langen Aaf- 
scblasB-StolIen und ein kleines Abteufen noch unabgebaut 
vorliegt. 

d) D^r thonige Botheisenstein bildet ein aus zwei 
Blättern von 1 pnd 1 Yj Klafter Mächtigkeit bestehendes 
Lager zwischen Glimmerschiefer und Serpentin, wovon 
jedoch wegen quarziger Zwischenmittel nur etwa 4 Schuh 
abbauwürdig sind. Beide Blätter sind durch Zubaustollen 
und Strecken aufgeschlossen, und im Abbaue. 

Die Gestehungskosten belnufeu sich, bei einem 37$' 
percentigen Eisen halte, pr. Mass = 542 €t. loco Grube auf 
1 fl. 24 "/j0 kr. und loco Hütte, bei einer Entfernung von 
472 Meilen, auf 1 fl. TSy^o ^'- ^*® Anhalten dieses Erz- 
lagers ist in- und ausserhalb des verliehenen Grubenfeldes 
auf weite Erstreckung bekannt. 

e) Der Thoneisenstein (sogenannter Rarpathen- 
eisenstein) bildet mehrere parallel laufende Lager von 2 — 
'2% 3<2huh im KarpHthen Sandstein, in der ganzen Breite 

des Grubenf«'lde8 von 56 Klaftern, mit einer Uesammtmäch- 
tigkeit von etwa 2 Klaftern. Die Gestehung dieser Erze 
beträgt, bei einem durchschnittlichen Eisengehalte von 
18 Vo» P'- ^*88 = 494 //. loco Grube Sti^io k^-» ""^ 
loco der 3V2 Meilen entfernten Hütte 1 fl 32%^ kr. 

Eine weitere Occupation derartiger, in diesem Gebirge 
reichlich zu Tage anstehender Lagerstätten ist ohne erheb- 
liche Kosten jederzeit ausführbar. 

Ad B. Eis enhohöfen. 

1. Lisette, 2' ' hoch, mit einem Schmelzraume von, 
2' und Kohlensacke von 6' Weite. Das Hohofengebäude, 
dessen Rück- und rechte Stirnwand aus hartem Materiale, 
die Front- und linke Stirnseite aus auf der Fundamentirung 
ruhenden Steinpfeilern mit doppelten Brettervers challungen 
aufgeführt ist, ist 17^ lang, 8** breit, und enthält die För- 
merei mit Cupulo-Ofen und Modellkammer, das Gebläse mit 
3 hölzernen Kästen und gusseiserner unterirdischer Wind- 
leitung : rückwärts die Radstube, mit einem Wasserrade von 
2^ Durchmesser. Die ganze Eisenhütte ist, mit Rücksicht 
auf ihren Bestand seit dem Jahre 1827, in mittelmässigem 
Bauzustande. 

2. Margaretha, 36' hoch, mit einem Schmelzraume 
von 3' und Koblensacke von 7' 6'^ Weite. Das ganz aus 
hartem Materiale solid gebaute Hohofengebäude 22^ 3' lang, 
12^ 4' breit, und enthält die in letzter Zeit angebaute For- 
merei, das Roheisendepot, die Gebläsekammer mit zwei 
neuen doppeltwirkenden Cjlindern und gusseisernen unter- 
irdischen Windröhren, den Raum für den Wasser-Regulator 
und Erzaufzug. 

An der Rückseite befindet sich die Radstube mit einem 
hölzernen Wasserrade von 1 4' Durchmesser ; in der halben 
Hohofenböhe eine auf Wölbungen ruhende Abtheilung mit 
einem Aufsehersiocale und zwei Arbeitszeugmagazineu ; in 
der Gichthöbe eine 2. Abtheilung zur Auffuhr der Eisen- 
steine und des Kohls. Ueber der Gicht ist eine 3^ hohe 
Esse aufgeführt, mit eisernem Dachstuhl und Dach von 
Kupferblech. Das ganze Gebäude sammt Einrichtung ist 
in ziemlich gutem Bauzustande. 

3. Josef, 36' hoch, im Schmelzraume 3'» im Kohlen- 
sacke 1* 6" weit 

Das ganz ans hartem Materiale massiv hergestellte 
Hohofengebäude besteht aus drei aneinanderstoss enden 
Abtheilungen : Die mittlere den Hohofenraum enthaltend, 
ist 22^^ lang, 9^ breit; der rechte Flügelanbau, 15*^ 3' lang 



5^^ 3' breit, enthält die Formerei, Trockenkammer. Gelb- 
giesserei, Gebläsekammer und Radstube. 

An die Stirnseite dieses Flügels stösst ein weiterer An- 
bau von 3^ Länge und ^'^f^ Breite, worin sich der Cupolo- 
Ofen befindet. In dem linken Flügel, von gleicher Länge 
und Breite wie der rechte, befindet sich die zweite Formerei, 
zwei zu dieser gehörige Kammern, der zu den oberen 
Etagen führende Treppenraum und die Modellkammer. 

Das Mittelgebäude ist sprengwerksartig mit einem so- 
liden Dachstuhle und schmiedeisernen Verankerungen, die 
beiden Flügelbaue mit hölzernen, stark verbundenen Dach- 
stühlen versehen. Der mittlere zunächst der Gicht um 2° 
erhöhte Theil des Mittelgebäudes ist mit Kupferblech ge- 
deckt ; der unmittelbar daranstossenbe Gichtgang ist mit einem 
gusseisernen Dachstuhle und einem Eisenblechdache ver- 
sehen; daran schliesst sich die Gichtbrücke, ein gedeckter auf 
starken Mauerpfeilern ruhender, mit Schienenbahnen verse- 
hener Gang, welcher die Verbindung mit dem Erzvorraths- 
und Kohlschopfen herstellt. Der Wind wird dem Hohofen 
aus dem Regulator des doppeltwirkenden zweicylindrigen Ge- 
bläses durch eine unterirdische gusseiserne Röhrenleitung 
zugeführt. Der Motor des Gebläses ist ein mit eiserner 
Welle versehenes gusseisernes Wasserrad von 2^ 4' Durch- 
messer. Au der rückseitigen Form des Ofens befindet sich 
der Lufterhitzungsapparar, bestehend aus einem Systeme 
von gusseisernen Knieröhren, welche durch unterhalb der 
Gicht herabgeieitete Gase erhitzt werden. 

Das ganze Hohofengebäude ist im guten Bauzustande. 
Ad C. Stabeisenhammerwerke. 

1. in Manzthal nächst Jakobeni am Bistritzflusse. Das 
aus hartem Materiale hergestellte Hammergebäude ist 30^ 
lang, $^ breit, 2^ hoch und enthält 6 Frischfeuer sammt zu- 
gehörigen Schlagwerken. An der westlichen kurzen Seite ist 
im Gebäude selbst das aus zwei doppeltwirkenden Cylindern 
bestehende Gebläse aufgestellt, welches sammt dem Bewe- 
gungsmechanismuB aus Guss- und Schmiedeeisen solid con- 
struirt ist und durch ^ine 42® lange unterirdische Hauptröh- 
renleitung und die Nebenleituugen den Wind den einzelnen 
Feuern zufährt. An der nördlichen Rückseite des Gebäudes 
befindet sich die ebenfalls aus hartem Materiale erbaute, 1® 
breite Radstube mit den 6 Schlagwerksbetriebsrädern und 
dem Gebläserade. — Der Hammerwassergrabeu beginnt am 
linken Landflügel d<>r zugleich zum Zwecke der Recbenkoh- 
lung über den Bistritzfluss angelegten massiven Wehre, ist 
durchschnittlich 3® breit, 5' tief und hat eine Gesammtlänge 
von 476®. ^r ist bis zur 40. Klafter beiderseits ausgemauert 
und hat hier eine mit Landflügeln und allen Vorrichtungen 
versehene Ablassschütze, deren Kana! in den Triftgraben 
mündet. 

Dieses zweckentsprechend hergestellte, mit den nö- 
thigen Nebengebäuden und technischen Vorrichtungen ver- 
sehene Hammerwerk erreichte bis nun (bei einem etwa 12 
wöchentlichen Stillstande während der starken Fröste und 
nöthigen Repai'aturen) eine jährliche Production von 9000 
Ctm. Stabeiseo, im durchschnittlichen Gestehungspreise von 
7 fl. 38 kr. pr. Ctr. 

2. inEiseuau bei Wama, 5 Meilen östlich von 
Jakobeni an der Reichsstrasse geg«?n Gura Humors. Dieses 
aus solidem Mauerwerke hergestellte Hammergebäude ist 
53^ lang, 10^ 4' breit, 1<> 5' hoch und enthält 10 Frisch- 
feuer m t dazugehörigen Schlagwerken. An der langen Rück- 
i Seite befindet sich die aus Stein gemauerte, mit gewölbten 



149 — 



Zugängen zvt den Rädern versehene, 54^ 4' lange Radstube 
mit 12 Betriebsrädern k 10 Vj' Durchmesser, und auf dieser 
ruhend das aus starken Pfosten und Jochen solid zusam- 
mengefügte Gespunt, welches sich an die 420^ lange, 3^ 
breite und 5' tiefe, an beiden Ufern ganz ausgemauerte 
Wasserleitung anschliesst. Am Anfange dieser Wasserlei- 
tung ist über demMoldawaflusse die 22^1' lange, 2^ breite, 
1^ hohe Wehre aus starken bezimmerten Fichten stammen 
achrottartig erbaut mit beiderseitigen , gleichartig aufge- 
achrottenen Landflügeln; dann ein Aufzugs- und ein Ab- 
lassschützenhaus aus weichem Materiale. 

In der Mittellänge des Hammergebäudes befindet sich 
an der Radstuben wand das Cylind ergeh läse, bestehend aus 
4 gusseisernen doppeltwirkenden Cjlindern mit durchwegs 
eisernem Bewegungsmechanismus, und einer 53^ langen, 
unterirdischen, gusseisernen Hauptwindleitung. 

Die bis nun erzielte höchste Jahresproduction dieses 
Hammerwerkes, bei eiuer etwa 12 wöchentlichen Unter- 
brechung, beträgt 11.000 Ctr. Stabeisen im durchachnitt- 
lichen Gestehungspreise von 7 fl. 85 kr, pr. Centner. 

3. in Freudenthal (Watra Moldawitza) 2 Mei- 
len von Eisenau in dem nördlichen Seitenthale am Flusse 
Moldawitza. 

Das ans hartem Materiale hergestellte Hammergebäude 
ist 14® lang, 5® 3' breit, 10' hoch, hat eine pleiche innere 
Ausstattung mit jenem zuManzthal (1), ist jedoch in minder 
gutem Bauzustande. 

Die bisherige höchste Jahreserzeugung beträgt 7500 
Ctr. Stabeisen in mittleremGestehungspreise von 7 fi. 83 kr. 
pr. Ctr. 

Ad D. Zeughämmer. 

1. der untere, aus hartem Materiale, 10® lang, 6° 
breit. 

2. der obere, aus weichem Materiale, auf Stcinfanda- 
ment, H® lang, 5® 5' breit, jeder mit doppelter Feueresse 
und 2 Schlagwerken, 4 oberschlächtigen Wasserrädern und 
Kastengebläse. 

Ad E. Maschinenwerkstätte. 

Zu Jakobeni, aus hartem Materiale solid gebaut, 17V2^ 
lang, 8® 1 V2' ^^^^^y 2® 4' hoch mit stehendem Dachstuhl, 
21 vergitterten Fenstern und grossen, zweiflügligen 
Thüren. Zum Betriebe der darin befindlichen Egalisir- und 
Bohrmaschinen, Hobel- und Drehbänke dient ein grosses 
Wasserrad mit eisernen Transmissionswellen. 

Vor dem Gebäude befindet sich ein mit Vorgelegen und 
Auskuppelungs- Vorrichtung versehenes Schlagwerk, und 
rückwärts schliesst sich daran die mit preussischen Wänden 
umgebene Schmiedewerkstätte mit 6 vollständig montirten 
Schmiedefeuern, und an diese ein aus hartem Materiale er- 
bautes Eisenmagazin, 5^ lang und 1 ^/^^ breit. Das Haupt- 
gebäude und die Anbaue sind in gutem Zustaude. 
(Fortsetzung folgt) 

Bemerkungen über Kails-Fabrikation 

von M. Couard; nach Annale» des mines, 1866, übersetzt von 
Paul Kupelwieser. 
(Fortsetzung.) 
Paketirung. Die Pakete erhalten gegenwärtig meist 
eine Zusammensetzung von denselben Typen, welche an 
den verschiedenen Hütten nur geringe Modificationen er- 
leiden. — Das Profil des Paketes hängt nur von dem Pro- 
£le der Schiene ab. 



Die Figuren 1, 2 und 3*) sind die drei vorwaltend ver- 
wendeten Typen, deren Anordnung in Bezug der Leichtig- 
keit des Schweissens nichts zu wünschen übrig lässt. 

Dicke der Deckplatten. Eine der wichtigsten 
Fragen bei der Paketirung ist jene über die Dicke der Deck- 
platten. — Die mir aus Erfahrung zugekommenen Resultate 
sind weder genügend genau, noch »zenügend übereinstim- 
mend, um diese Frage endgiltig zu beantworten. 

Bei Versuchen fand ich Rails aller drei Typen ganz 
vorzüglich geschweisst. 

Die, bisher auf der Linie von Lyon gemachten Aus- 
wechslungen gaben folgende Vertheilung der Motive des 
Ausschusses : 

Tabelle Nr. 6 



Motive des Ausschusses 



Vignol-Schie- 
nen 



Schienen mit 
Doppel-Köpfen 



'S " 

u 



Gebrochene Bails 

Zerdrückte Rails 

Schlecht geschweisste Rails . . 

Abgeblätterte Rails 

An den Enden zerstör- j 5.00Mtr« 

te Rails , welche f 

geschnitten werden ) 

konnten auf . . . . j 3*75Mtr. 



155 
277 
225 
153 
506 



136 



ö o 



11 

19 
15 
10 
35 



10 



Summe 



1452 I 100 







60 

96 

59 

163 



73 



13 
21 
13 
36 



17 



451 



100 



Nach dieser Tabelle blättern sich die Rails mit dop- 
pelten Köpfen viel mehr ab, als die Vignol-Schieuen, welche 
ihrerseits mehr an ihren Enden zerstört werden. — Wir 
werden später s«hen, worauf dieser Fehler beruht. 

Das Abblättern rührt von einer Trennung der Schie- 
nen von der Deckplatte her. — Die Deckplatte trennt sich 
anfangs vom Körper der Schiene, was ursprünglich von 
schlechter Schweissung herrührt, aber später als ein Breit- 
drücken der Schiene, und endlich als ein Bruch des Kopfes 
erscheint, wenn die Schiene nicht früher von der Bahn ent- 
fernt wird. — Dennoch scheint es, dass die Vignol-Schie- 
nen weniger ^xxt geschweisst sind, als die Rails mit doppel- 
ten Köpfen, aus dem Grunde, weil eine Deckplatte von 32 
Millimetern weniger gut schwelest, als eine Deckplatte von 
28 Millimetern. 

Die bisher gemachten Auswechslungen scheinen diese 
Thatsache zu bestätigen; denn die Rails mit doppelten 
Köpfen gaben während der Frist der Garantie nur 2 bis 
3 pCt. Ausschuss, die zu gleicher Zeit von derselben Hütte 
fabricirten Vignol-Schienen dagegen 4 bis 5 pCt. Ausschuss. 

Indessen konnten doch Deckplatten von 50 Millimetern 
Dicke, wie sie bei Rails mit ungleichen Köpfen in Verwen- 
dung stehen, gute Resultate geben, da hier das Auswalzen 
bei zu geringer Hitze, welches meist die Ursache derSchweiss- 
fehler, durch die Dicke der Deckplatten erschwert ist, und 
durch wiederholte Reckung der Schiene, welche an und für 
sich wenig Einfluss auf die Schweissung hat, die Schweiss- 
stelle der neutralen Axe sehr nahe gebracht wurde. 



*) Die Tafel, welche der Nr. 17 beilag. 



— 150 — 



Im gegenwärtigen Momente sind die gekannten Resul- 
tate nicht vollständig genug, um einer endgiltigen Lösung 
der Frage als Grundlage zu dienen. 

Deckplatten. Die Pakete ffir Herstellung der Deck- 
platten dürfen nur körniges Eisen erster Sorte enthalten. — 
Die Zusammensetzung des Paketes geschieht meist aus 9 bis 1 3 
Schienen, welche letztere Zahl vorzuziehen ist, dasie bei glei- 
cher Stärke derSchicnen einen grösseren Querschnitt des Pa- 
ketes und somit eine grössere mechanische Bearbeitung dessel- 
benbedingt. Da der geringste Fehler der Deckplatte das Ver- 
schweissen mit dem übrigen Pakete verhindern kann, so 
müssen alle Deckplatten, welche in Folge einer unvollstän- 
digen Reinigung des Eisens Blasen oder Sprünge zeigen, 
verworfen werden. 

Was das Auswalzen der Deckplatten anlangt, hat Horr 
Alqui^ erst kürzlich in Mittheilungen an die nSoci^t^ des 
ingönieurs civilsu die Frage aufgeworfen, ob man die Pakete 
für Deckplatten flach, oder gestürzt auswalzen solle? 

Herr Alqui^ empfiehlt die Verwendung von gestürzt 
ausgewalzten Deckplatten, indem er ganz richtig anführt, 
dass das Walzen auf der Kante die Tendenz zeige, die 
Schienen an einander zu schliessen, anstatt eine über der 
anderen gleiten zu lassen, wie diess beinl Auswalzen auf 
der Fläche der Fall sei; und auch die Erfahrung bestätigt,dass 
die auf der Kante gewalzten Deckplatten besser geschweisst 
waren, als die flach gewalzten. 

Als eine weitem Folge dieser Art der Fabrikation führt 
H. Alqui^ noch an, dass, wenn auch einzelne Schienen der 
Deckplatte schlecht geschweisst waren, dieselben doch nicht 
ein Ablösen in einer Linie und ein Verderben der ganzen 
Lauffläche mit sich brächten. 

Vor einigen Jahren bestellte die nCompagnie deLyonn 
Rails mit auf der Kante gewalzten Deckplatten, welche 
schlechte Resultate lieferten, indem Tbeile des Kopfes zer- 
stört wurden. — Doch dieser Versuch hat keine Beweis- 
kraft, da er an einer Hütte gemacht wurde, welche über- 
haupt nach der gewöhnlichen Art und Weise schlechte Rails 
fabricirt. — Das vom Herrn Alquiö angeführte Vorgehen ist 
um so empfehlenswerther, als die vorzüglichen auf den 
nördlichen Eisenbahnlinien erhaltenen Resultate die theoreti- 
schen Deduetionen bestätigen. 

Zusammensetzung des übrigen Paketes. 
Die Fig. 1, 2 und 3 zeigen die Zusammensetzung des übri- 
gen Paketes. — Die beiden Schienen unter der Deckplatte 
müssen von demselben Eisen sein, da Eisen von gleicher 
Beschaflenheit viel leichter schweisst und man alle mögli- 
chen Mittel anwenden muss, eine schlechte Schweissung 
der Deckplatte zu vermeiden, da dieser Fehler es ist, der 
im Grossen drei Viertheile der Rails in der Verwendung 
endlich unbrauchbar macht. — Der Rest des Paketes wird 
nach Ermessen aus einmal geschweisstem und Puddel-Eisen 
zusammengesetzt. 

Die beiden Barren von 50 Millimetern Breite, welche 
die äussere Grenze der ersten Lage unter der Deckplatte 
bilden, sind von geschweisstem körnigem Eisen; man ver- 
meidet hiednrch Sprünge. 

Der FuBs der Vignol-Schiene und der kleinere Kopf 
der Rails mit ungleichen Köpfen muss sehniges Eisen sein, 
um dem Rail die nöthige Festigkeit zu geben. — Die 
Schweissung ist übrigens in diesem Theile der Schiene weni- 
ger wichtig. 

Um das Auswalzen des Fusses zu erleichtern, verwen- 



den einige Hütten rinnenförmige Fussplatten wie in Fig. 2; 
an anderen Hütten ist diese Fussplatte ersetzt durch zwei 
quadratische Barren wie in Fig. 4. 

Gewicht der Pakete. Das Gewicht des Paketes 
spielt eine wichtige Rolle in der Qualität der erhaltenen 
Producte. 

Wir haben aus der Tabelle 6 gesehen, dass von den 
auf dem Bahnnetze von Lyon gemachten Auswechslungen 
45 pCt. Vignol-Schienen nur an einem Ende zerstört waren, 
während von den ausgeschossenen Rails mit doppelten 
Köpfen nur 17 pCt. denselben Fehler hatten. 

Eine wichtige Wahrnehmung ist jene, dass alle jene 
ausgehobenen Rails, welche auf ein kürzeres Mass geschnit- 
ten werden konnten, an jenem Ende der Schiene zerstört 
waren, welches zuletzt durch die Walzen geht. 

Das einzige Mittel gegen diesen Fehler ist, die Länge 
der abgeschnittenen Schöpfe, also das Gewicht des Paketes, 
zu vermehren. 

Die folgende Tabelle führt die den Paketen an ver- 
schiedenen Hütten gegebenen Gewichte an. 
Tabelle Nr. 7. 





Hütte Nr. 2 


Hütte Nr. 1 


HütteNr.3 


Egl. Hütte 




-3 1 


mit 
Iten 
fen 


-ii 


o a 








Rails 

doppe 

Köpl 


f| 




c: o 




Kil. 


% 


Kil. 


% 


Kil. 


% 


Kü. 


% 


Kil. 


% 


Gewicht d. 






















Paketes. 


250 


100 


220 


100 


265' 


100 


263 


100 


267 


100 


Gewicht 






















des ferti- 






















gen Rail. 


216 


86 


187 


85 


216 


81-, 


216 


82 


210 


79 


Gesammt- 






















Abgang. 


34 


14 


33 


15 


49 


IS-c 


47 


18 


57 


21 


Eisen- 


















Abbrand 


12 


5 


11 


5 


21 8 


21 


8 


21 


8 


Schöpfe 


22 


9 


22 


10 


28 10-6 


26 


10 


36 


13 


Länge der 


Met. 


Met. 


Met. 


Met. 


Met 


Schöpfe 


0- 


61 1 


0-5 


8 1 


0- 


78 1 


0-72 


100 



Man sieht, dass bei den Hütten 1 und 3 und den engli- 
schen Hätten die Schöpfe jQ, 11 bis selbst 13 pCt. be- 
tragen, was bei Rails von 3 Metern Länge und einem Ge- 
wichte von 36 Kilogramm per Meter eine Gesammtlänge 
der Abschnitte von 0-70 *•'', 0*8 "•*• bis 1 Meter gibt. 

Die Hütte 2 hat das Verhältniss von 1 pCt. richtig 
gewählt für die Rails mit doppelten Köpfen, während sie 
für Vignol-Schienen nur 9 pCt. nahm. Die Wirkung dessen 
ist ersichtlich in der Tabelle Nr. 6, welche nur auf Resul- 
tate der Rails dieser Hütte gegründet ist; die ausgewech- 
selten Vignol-Schienen gaben 45 pCt., die Rails mit dop- 
pelten Köpfen dagegen nur 1 7 pCt., welche kürzer geschnit- 
ten werden konnten. — Diess erklärt schon zum Theile, 
warum die Vignol Sphienen während der Jahre der Garantie 
mehr Ausschuss gaben, als die anderen Rails. 

Hätte die Hütte Nr. 2 den Paketen für Vignol-Schie- 
nen mindestens 256 Kilogramm gegeben, so würde sie 
nahezu nur die Hälfte ihrer Ausschüsse gehabt haben. 

Ohne auf die weiteren Details der Paketirung einzu- 
gehen, ist noch zu erwähnen, dass es für eine leichtere 
Schweissung nöthig ist, dass die Barren gut gerichtet und 



151 - 



an ihren Enden rechtwinklig geschnitten sind, damit sie sich 
nicht im Walzen verdrehen. — Die Schöpfe dürfen nur in 
die Mitte des Paketes eingelegt, und ihre Enden früher gut 
gereinigt werden. — Die Liefern ngs-Contracte bestimmen 
übrigens hierüber ausführlicher. 

Schweissen der Pakete. Was auch immer ein- 
zelne Hüttenleute sagen mögen, welche nur eine Hitze 
geben, so steht doch fest, dass die Chancen für eine gute 
Schweissung mit der Anzahl der Hitzen wachsen, welche das 
Paket erhält. — Einige französische Hütten geben den 
Paketen, wie alle englischen Hütten, zwei Hitzen. — Der 
Schweisscalo ist dann 8 pCt., während er bei einer Hitze 
nur 5 pCt. beträgt. 

Der Bau der Schweissöfen ist überall nahezu derselbe ; 
es sind Flammöfen von im Allgemeinen folgenden Dimen- 
sionen: 

ßostflöche 0-76n Meter. 

Herdfläche . 2'90n Meter. 

n u •** j P u I ßreite . . . 032 Meter. 

Querschnitt des Fuchses J „«. - n 4<%' \m ^ 

i Höhe . . . 12 Meter. 

Man findet an den Schweissöfen bald zwei, bald nur 
eine Thür. 

Der Zug wird herbeigeführt entweder durch einen un- 
ter den Host mit einer Pressung von 12 Centimetern einge- 
führten Luftstrom, oder besser durch Wasserdampf. — 
Diese letztere Anordnung ermöglicht es, nur einmal in zwölf 
Stunden zu reinigen, gibt weniger zusammenbackende Asche^ 
und erzielt, wie es scheint, per Tonne Eisen eine Ersparung 
von 20 bis 30 Kilogramm Kohle. 

Vier Pakete werden auf einmal chargirt und solcher 
Chargen 18 in vierundzwanzig Stunden gemacht, wenn die 
Pakete nur eine Hitze erhalten; jedoch nur 13 bis 14 Char- 
gen bei Anwendung von zwei Hitzen. 

Vor Kurzem hat man an einer französischen Hütte 
einen Schweissöfen mit 3Thüren versucht, welcher 7 Pakete 
auf einmal aufnahm; die Pakete erhielten hier langsamer 
Hitze, allein die Schweissung war eine bessere^ 

Schmiedung. luden meisten französischen Hütten 
ist das Schweissen unter dem Hammer i)ei der Raiis-Fa- 
brikfttion verschwuoden, und das Auswalzen mit einer Hitze 
wurde allgemein. ' 

Diese Fabrikations -Methode ist jedoch einer guten 
Schweissung entgegen, und was auch einzelne Hüttenleute, 
in deren Interesse es liegt, so billig als möglich zu fabrici- 
ren, sagen mögen, — so kann doch nur unter dem Hammer 
eine vollständige Schweissung vor sich gehen. 

Unter dem Hammer durchdringen sich das Eisen der 
Deckplatte und das der übrigen Schienen, und bilden so 
eine wahrhaft gieichförmige Masse, was selbst in Ermang- 
lung der Schweissung genügen würde, die einzelnen Schie- 
nen vereinigt zu erhalten. — Beim Walzen jedoch zeigt 
sich die Tendenz des Gleitens der Schienen übereinander 
und es kommt auf den Bahnen öfter vor, dass sich die 
Kopfplatte in einem Stücke vom Rail ablöst. 

Auswalzen der Pakete. Wie schon gesagt, zeigt 
sich beim Walzen die Tendenz der Schienen, übereinander 
zu gleiten. — Es gibt ein Mittel, diesen Fehler zu vermei- 
den, es ist das Auswalzen der Pakete auf der Kante. 

Jedes Paket, das aus dem Schweissöfen kommt, sollte 
das erste Schweisskaliber gestürzt passiren, während diess 
gegenwärtig meist erst im dritten oder vierten Kaliber ge- 
schieht, wo der Schweiss^ffect der Walzen nahezu Null ist. 



Ueber die Anordnung der Kaliber lässt sich im Allge- 
meinen nichts sagen, da ein System von Kalibern, welches 
an einer Hütte gute Resultate gab, vielleicht an einer an- 
deren schlechte Resultate gäbe, und hiebei vor Allem der 
Güte des verwendeten Materiales Rechnung getragen wer- 
den muBs. 

Richten der Rail s in der Wärme. Es ist sehr 
wichtig, dafis das Richten in der Wärme auf das Sorgfäl- 
tigste ausgeführt werde. Bei Rails mit zwei gleichen Köpfen 
ist diess leicht, die Schiene wird mit Schlägeln auf einer 
vor den beiden Sägen angebrachten Gusseisenplatte gerade 
geschlagen. Den Rails von ungleichen Köpfen und Vignol- 
Schienen dagegen muss man noch rothwarm eine Krüm- 
mung geben, welche so berechnet ist, dass sich die Schiene 
beim Erkalten vollständig gerade richtet. 

Schneiden d er Schienen in der Wärme. Die 
gerichteten Scliienen werden mittelst zweier Circularsägen 
an beiden Enden zugleich auf die richtige Länge ge- 
schnitten. 

Wie wir früher gesehen haben, soll die Gesammtlänge 
der Abschnitte beiläufig 0*8^*^' betragen, wovon etwa 
Q.gMet. j^y£ jjjjg vordere Ende, 0'5^** auf das hintere Ende, 
welches zuletzt durch die Walzen geht und desshalb weniger 
gut geschweisst ist, kommen. — Dieser hintere Schopf muss 
so lang gemacht werden , dass keine Ungänze am Rail 
bleibt. (Schluss folgt.) 

Notizen. 

Der Verein deutscher Ingenieure pablicirt soeben 
eine Einladnng zur Hauptversammlung für das 11. Vereinsjahr, 
welcher wir mit um so (rrösserem Vergnügen hier weitere Ver- 
breitung geben, als sie in einem der intijressantesten Bergreviere 
^-> dem Harze, stattfindet. 

Da durch die politischen Ereignisse des vorigen Sommers 
die Feier des zehnjährigen Bestehens des Vereines deutscher 
Ingenieure unmöglich wurde, so wird dieselbe, in Verbindung 
mit der nächsten Hauptversammlung, in der Woche nach Pfing- 
sten, am 13. bis 15. Juni 1867 zu Alexisbad im Harze statt- 
finden, und zwar gleichzeitig mit der Feier des zwanzigjährigen 
Bestehens des Vereines „Hütte**, in dessen Kreise die Anregung 
znr Gründung des Vereines deutscher Ingenieure zuerst gege- 
ben wurde. 

Die Herren Mitglieder des Vereines, sowie alle gleichge- 
sinnten Ingenieure werden freundlichst zu jener Feier einge- 
laden, welche angesichts der politischen Neugestaltung unseres 
Vaterlandes hoffentlich auch im Gebiete der deutschen Technik 
ein immer innigeres Zusammenwirken der Fachgenossen beför- 
dern wird. 

Ausser inneren Vereins-Angelegenheiten und besonderen 
Fachvorträgen kommen unter anderen folgende Gegenstände 
zur Verhandlung: 

1. Die Organisation der Mittelschulen in ihrer Bedeutung 
für die Vorbereitung zum höheren technischen Studium. 

2. Die wünschenswerthe Beschleunigung der Einftthrung 
des Meterma83es als allgemein deutschen Masses. 

3. Die Einführung einer allgemeinen gesetzlichen Lehre 
für Draht, Blech und verwandte Artikel. 

4. Die Entwicklung des Civilingenieurwesens in Deutschland. 

5. Die bisherigen Ergebnisse der vom Vereine deutscher 
Ingenieure unternommeneu Versuche über Dampfkessel - Ex- 
plosionen. 

Ein genaueres Festprogramm wird in Kurzem durch die 
Zeitschrift des Vereines deutscher Ingenieure veröffentlicht werden. 

Derselbe Verein deutscher Ingenieure fasste 
bei seiner letzten Generalversammlung in Breslau den Beschluss, 
behufs einer Vertretung der deutschen Industriellen bei den 
wichtigeren Ausstellungen durch sachkundige Fachmänner von 
sich aus durch seinen Vorstand eine solche Fachmänner- Com- 
mission zu ernennen, und diese dann den deutschen Ausstellern 
zu ihrer Benützung zu empfehlen. 



— 152 — 



Nachdem der Vorgtiind, des Vereines deotscher Ingenienre 
in seiner Sitzung Tom 28. bis 30. December 1866 in Berlin für 
die diessjilhrige grosse Ansstellnng eine Aassfiellangs-Cdmmission 
aas den Vereinsmitgliedem Herren Chemiker Haassknecht, 
Fabriksbesitzer C. Kesseler and den Civil-Ingenienren C. 
Kayser, L. Schmelzer nnd F. Walkhoff ernannt hatte, 
ging diese sosamm engesetzte Commission frisch an^s Werk, nnd 
bald hatte sich in Folge der erlassenen Circolare eine recht 
beträchtliche Zahl deutscher Aussteller zusammengefunden} welche 
richtig erkannten, wie wirksam ihre Interessen darch eine solche 
gemeinnützige and für das Wohl der gesammten deutschen In- 
dustrie berechnete Einrichtung gewahrt werden konnten. 

Die Commission trat aber auch sofort mit einem Unter- 
nehmen in die Oeffentlichkeit, welches berechnet ist, nicht nar 
den speciell vertretenen Ausstellern, sondern auch dem grösseren 
technischen Publicum einen Nutzen zu gewähren, indem sie ein 
besonderes Journal in seinen Probenummem Ende März er- 
scheinen Uess, welches unter dem Titel: 

jyDeutsche Ausstellungszeitungtf, herausgegeben 

von dem Bareau des Vereines deutscher Ingenieure für die 

allgemeine Ausstellung zu Paris pro 1867, 
vom t. April d. J. ab wöchentlich dreimal ausgegeben wird und 
doreh alle Postanstalten zu beziehen ist für den vierteljährlichen 
Abonnementspreis von 2*2 Thlr. 

Die |,Deatsche Ausstellangszeitungcr enthält: 

1. Fortlaufende Industrieberichte von Fachmännern über 
hervorragende Leistungen auf allen Gebieten der Pariser Welt- 
ansstellang von 1867, wobei auch in gedrängter Kürze statistische 
Notizen und Beschreibungen ausgezeichneter Etablissements und 
ihrer Specialitäten gegeben werden sollen. 

2. Ein Feuilleton, gewidmet der Schilderung culturhistori- 
scher Ergebnisse und allgemein interessanter Einzelheiten der 
Weltausstellung. 

3. Mittheilung aller of&dellen Erlässe, die Ausstellung 
betrefifend. 

4. Eine Fremdenliste , welche die Namen deijenigen in 
Paris anwesenden deutschen Aussteller und ihrer Wohnungen 
mittheilt, die zu diesem Zwecke rechtzeitige Meldung an uns 

^ gehen lass en. ^ 

D. Illustrationen der hervotragetidsten Erscheinang^ drt^, 
Ausstellung, die in künstlerischer Darstellung dem Leser ein an- 
schauliches Bild gewähren werden. 

Wir glauben auch von dieser, im gegenwärtigen Zeit- 
punkte, der so viele Fachgenossen nach Paris führt, besonders 
beachtenswerthen Pnblication Kenntniss geben zu sollen. 

Der Przibramer Süberdiebertahls-Prooess ist endlich, 
nachdem zahlreiche Zwischenrecurse gegen die Verhängung d«r 
Hafl, gegen den Anklagebeschluss u. s. w., wodurch manche 
der Angeklagten die Schlussverhandlung hinaasgeschoben haben, 
zu endgiltiger Entscheidung gelangt sind, in ein Stadium getre- 
ten, welches die öffentliche Schlussverhandlung in nächster Zeit 
in Aussicht stellt. Dieser durch Mittheilungen oder Raisonne- 
ments vorzugreifen, wäre nicht zulässig gewesen. Wir werden 



nach der Schlussverhandlung kein Bedenken tragen, diesen iir 
vielen Beziehungen lehrreichen Fall auch vom lulministrativen 
and technischen Standpuxikte zu beleuchten« O. H. 

i^dministratives. 

Nr. Exh. 634. Srkenntniss. 

Da Herr Johann Schmidt, als Bevollmächtigter der Maria-, 
Mathias- und Johann - Steinkohlenmasse bei Oujezd , Bezirk 
Tuschkau, der hlerämtlichen Aufforderung vom 20. März 1867, 
Zahl 47.1, diese Grubenmasse nach Vorschrift des §. 174 des 
allgemeinen Berggesetzes in Betrieb zu setzen, die rückständigen 
Massengebühren von' 59 fl. 84 kr. zu berichtigen, und sich über 
die bisherige Unterlassung des steten Betriebes zu rechtfertigen, 
binnen der bestimmten Frist nicht entsprochen hat, so wird 
nach Weisung der §§. 243 und 244 des allgemeinen Bergge- 
setzes auf die Entziehung dieser Grubenmasse mit dem Beisatze 
erkannt, dass nach Rechtskraft dieses Erkenntnisses das weitere 
Amt gehandelt werden wird. 

Von der k. k. Berghanptmannschaft. 
Pilsen, am 30. April 1867. 

Nr. 1228. Concors. 

Bei der k. k. Berghauptmannschaft in Cilli ist die mit 
dem Gehalte jährlicher IbSO fl. und eventuell mit dem Vor- 
rilckangsrechte in die höheren Gehaltsclassen jährlicher 1890 fl. 
und 2100 6., dann mit dem Genüsse einer Naturalwohnung od^r 
eines den Ortsverhältnissen angemessenen Quartiergeldes, end« 
lieh mit dem Range der VH. Diätenclasse verbundene, erledigte 
Berghauptmannsstelle zu besetzen. 

Bewerber haben ihre Gesuche unter Nach Weisung des 
Alters, der zurückgelegten rechts- und staatswissenschaftlichen — 
sowie der technisch-montanistischen Studien, der erprobten Ge- 
schäftskenntnisse und Erfahrungen im berghauptmannschafUichen 
Dienste, der Sprachkenntnisse und bisherigen Dienstleistungen*, 
und unter Angabe, ob und in welchem Grade sie mit Beamten 
oder Dienern der Berghauptmannschaft Cilli verwandt oder ver- 
schwägert sind, dann ob sie, ihre Gattin oder die unter väter- 
licher Gewalt stehenden Kinder in dem genannten Bergdistricte 
Bergbau treiben oder Bergwerkseigenthum besitzen, bis längstens 
15. Juni 1867 l^el dem k. k. steierraärkischen Statthaiterei-Ffft- 
sidium als Oberbergbehörde einzubringen. 

Diejenigen Petenten, welche bereits im Staatsdienste stehen, 
haben ihre Gesuche im Wege ihrer Amtsvorsteher, mit einer 
Qualificationstabelle im Sinne des §. 11 der Amtsinstruction fUr 
Berghauptmannschaften vom 8. Juli 1S61, die anderen aber un- 
mittelbar anhef vorzulegen. 

Vom Präsidium der k. k. steiermärkischen Statthalterei als 
Oberbergbehörde. 
Graz, am 30. April 1867. 

Briefliastcn der ExpeditioD« 

Herrn J. V in A. Wir haben in der Portoange- 
legenheit noch keine Erledigung erhalten. Die Veränderung der 
Adresse ist vorgemerkt. 



AMÜNDIGUNGEN. 



Ein theoreiiaeli nnd prAlitlseli gebildeter HütteniiiAniiy der seit einer langen Reihe von Jahren 
Blei-, Zink- und Eisenhütten selbstständig verwaltet hat und dem gute Referenzen zur Seite stehen, sucht eine anderweitige Stellung. ■ 
Auskunft wird die Güte haben zu erthetlen: Herr Louis von Haber, Wien, Herrengasse 5. (29—21) 

Verkauf eines Eisenwerkes. 

Ein Bisenwerk im böhmischen Erzgebirge, nahe der sachsichen Grenze, in einer wald- und dorfireichen Gegend, mit 
172.391 O Klaftern Gmbenfeldern auf reinen Magnet- uhd Rotheisenstein, dann mit den hiezu gehörigen Fabriks-Etablissements und 
Bauobjecten, — ist aus freier Hand zu verkaufen 

Die näheren Auskünfte ertheilen mündlich oder auf frankirte schriftliche Anfragen J. U Dr. CArl Seellny, beeide- 
ter Landesadvocat zu PrAff, Brückengasse, Kleinseite Kr. 39—111. und Eduard Späth, Eisenwerksdirector zu HLalliela 
in Böhmen, Post Görkau. (13—15) 

Diese Zeitschrift erscheint wöchentlich einen Bogen stark mit den nöthigen artistischen Beigaben. Der Prännmerationspreii 
ist jährlich loeo Wien 8 6. ö. W. oder 5 Thlr. 10 Ngr; Kit franeo Fostvertendung 8 fl. 80 kr. ö. W. Die Jahresabonnenten 
erhalten einen officiellen Bericht über die Brfahnmgen im borg» und hfittonmäiinisohen Kasehinea-, Bau- und Anlbereituigiwesen 
sammt Atlas als Gratisbeilage. Inserate finden gegen 8 kr. q. W. oder IV] Ngr. die gespaltene Nonpareinezeile Aufnahme. 

Zuschriften jeder Art können nur franeo angenommen werden. 



Dmck von Carl Fromme in Wien. 



Fflr den Veriag Tersotwortllch : Carl Reger. 



N= 20. Oesterreichische Zeitschrift }^^J: 



fiir 



Berg- und Hüttenwesen. 



Verantwortlicher Redacteur: Dr. Otto Freiherr von Hingenau, 



k. k. IdniBteTÜUnttb im FlnAntminifteiinm. 



Verlag der G. J. Manz'flchen BuoUiandllUlg (Kohlmarkt 7) in Wien. 

Inhalt: Bemerkungen Aber Railfl-Fabrikntion. — lieber die YerSnäerlichkeit des Werthes der Edelmetalle. — Die von 
Manz^schen Berg- and Hüttenwerke in der Bukowina. — Notizen. — Administratives. -*- Ankfindigungen. 



Bemerkungen über Baila-Fabrikation 

von M. Conard; nach Annales des mines, 1866, fibersetzt von 
Paul Kupelwieser. 

(Schluss.) 
Nach arb ei ten *). Dieser leiste Theil der Fabrik»- 
tion wird nahesu auf dieselbe Weise an allen Hfitten durch- 
gefQhrt, und lässt im Allgemeinen nichts su wünschen übrig, 
lieber nähme und Proben. Die Bedingungen, 
unter welchen die Proben vor sich gehen müssen, und die 
Fehler, welche ein Ausschiessen der Schiene begründen, 
sind ausführlich in den Lieferungs-Contracten angeführt, 
und ich werde hier nur auf die Art und Weise der Ueber- 
nahme eingehen. 

Eine gute Schweissung, die wichtigste Eigenschaft 
eines Rail, wird durch die Biegungs- und Schlagproben, 
welche mit einem Proeente der Fabrikation durchgeführt 
werden, constatirt, indem eine eingehende Prüfung eines 
jeden Rail durch den Uebernahms-Commissär jene Rails 
auBschliesst, welche dem Ansehen nach schlecht geschweisst 
erscheinen. 

Diese Art der liebem ahme gibt ganz und gar illusorische 
Resultate; denn die äusseren Erscheinungen einer schlech- 
ten Schweissung sind sehr trügerisch, und ein geschickter 
Fabrikant kann derlei Fehler äusserlich vollständig unsichtbar 
machen. . 

Es gibt nur Ein praktisches Mittel, zu erkennen, ob ein 
Rail gut geschweisst sei, nämlich es wie das Puddeleisen 
zu untersuchen, indem man es an einem Emie bricht und 
aus dem Bruche urtheilt. 

Auf den ersten Anblick scheint diese Methode unzu- 
lässlicb, und doch ist nichts leichter als diess. — Wie wir 
früher gesehen haben, muss der Schopf jenes Rail-Endes, 
welches zuletzt die Walzen passirt, eine Länge von 0*5^*'* 
bis 0*6^*'* haben ; nichts hindert, statt ihn ganz abzuscbnei- 
den, demselben nur einen leichten Einschnitt mit der Säge 
zugeben, welcher es ermöglicht, ihn unter der Richtmaschine 
abzubrechen. — Der übernehmende Agent könnte die 



*) Diese Nacharbeiten bestehen in einem völligen Gera- 
debiegen der erkalteten Schiene, dem Lochen und Ausstossen 
der Nuthen für die Verbindungslaschen und llnterlagsplatten, 
endlich in dem Verstemmen und Ausgleichen verschiedener, 
nicht wesentlicher, äusserer Fehler. U. llebers. 



Bruchflächen lieurtheilen, die gut geschweissten Rails be- 
zeichnen, und würde dann bei seiner Uebernahme sicher 
geben. 

Diese Operation würde sehr wenig Kosten verursachen 
und jBSr die Hütte sehr gewinnbringend sein, denn diese 
würde hiedurch alle jene Ausschüsse unterdrücken, welche 
die Unsicherheit des Agenten als specielles Motiv anzuneh- 
men genöthigt ist, und fast ali^ auf den Bahnen während 
der Frist der Garantie gemachten Auswechslungen vermei- 
den. — Es muss noch bemerkt werden, dass nach dieser 
Methode der Bruch gerade an der Stelle gemacht wird, an 
welcher das Rail an und für sich am wenigsten ge- 
schweisst ist. 

Einfluss der Temperatur auf die Festig- 
keit gegen Schlag. 

Alle Jene, welche viele Schlagproben mit Rails gemacht 
haben, stimmen darin überein, dass die Rails im Winter 
viel gebrechlicher sind, als im Sommer. Umsomehr sind 
wir erstaunt über das, was in den letzten Sitzungen der 
nLigönieurs civils« ein Mitglied derselben anführt: 

nWir müssen jedoch bemerken, dass wir bei den Pro- 
ben, welchen man Rails unterzieht, nicht an den Einfluss 
der Temperaturverschiedenheit von mehreren Graden den- 
ken, welcher doch, sowie H. Gossler sagt, vorhanden ist, 
da directe Experimente es constatirt haben, dass Eisen bei 
einer Temperatur von 271 Graden nur mehr 0*07 seiner 
früheren Festigkeit besitzt, u 

Ich weiss nicht, unter welchen Bedingungen diese 
directen Versuche stattfanden, aber ich habe selbst eine 
grosse Anzahl von Versuchen gemacht, welche mich zu ganz 
verschiedenen Resultaten führten. 

Im Winter probirte Rails wurden im Sommer aber- 
mals versucht, und ich machte die nöthigen Correctionen, 
um der verschiedenen Festigkeit eines und desselben Rail 
Rechnung zu tragen, und berücksichtigte die Länge der 
versuchten Stücke und brachte die Resultate in folgende 
Formel: 

Rt*=: 

1 -f a (t— t^ 
Bei den Versuchen, deren ein Theil in Tabelle 8 ver- 
zeichnet ist , erhielt Jede Hälfte des Rail den Schlag eines 
Fallkloties von 300 Kilogramm anfangs ans einer Höhe 



154 — 



von 1 '5''*' y dann aus Höhen, die bis zum Bruche der Schiene 
um je 0*20*'*' wuchsen. — Die im Sommer versuchten 
Stücke wurden im Winter aufs Neue versucht; allein das 
erste Mal hatten die Probestücke eine Länge von 2'5^*^*» 
das zweite Mal jedoch nur l'öO"*^) was eine fühlbare Dif- 
ferenz in der Festigkeit gab. ' 

Vorhergegangene Versuche haben bewiesen, dass un- 
ter den obigen Bedingungen eine Barre von 1*50 ****■ nur 
0*9 der Festigkeit einer Schiene von 2'50"***' besitze. — 
Die in Tabelle 8 nCorrectiojiu betitelte Colonne führt die 
Festigkeit einer Schiene von 2' 50^'^' auf die einer Schiene 
von 1 -50**** zurück. 

Tabelle Nr. 8. 



i 

> 


Versuche im August 
1864. 


Veniudi© im Feb, 
1865. 


1 


1 
+ 






S 

s 


/ 


1 

t 

a 


|1 




r 


X 




Met 


Met. 1 


Oi-ad. 


Met, 


Met. 


M6t. 


Grd, 


Qfd. 






L 


4'OU 
3-30 


3.Ö5 


-|-36 


3-30 


1-70 
1-90 


vm 


-6 


42 


1*83 


001 ns 


2. 


3*7(1 
3'i*a 


3*S0 


+ 30 


3-43 


1*90 
1-90 


1 l-üO 


— 6 


36 


l'8I 


0-0225 


3. 


3^50 
3*50 


3"5Ü 


+ 32 


3M& 


1-70 
1*90 


l'BO 


— 6 


3g 


vn 


0-0 1*S 


4. 


3-50 
2*70 


;3'i0 


+ 3ti 


2*§0 


1-70 
t-90 


im 


— 6 


n 


[*5ß 


0^0133 


5, 


3-30 


360 


+ 29 


3-25 


1-7Ü 
1-90 


\im 


— e 


35 


im 


0*0230 




CoiJflicIent de» roittlercn Wacbiena der 
Festigkeit pr. Grad der Temperatur . . 


00197 



Aus dieser Tabelle kann geschlossen werden, dass der 
OoSfficient a nahezu gleich ist 0*02. 

Wenn wir nun die Widerstandsfestigkeit, welche die 
Lieferungsbedingungen bei einer mittleren Temperatur von 
15® fordern, mit l'ö"** annehmen, so wird diese Wider- 

4 .5Aliet. 

standsfÄhigkeit z. B. für — 10^ 



oder 



1 +- 002 X 25 
= 1 Meter. 

Wenn wir nun diese Festigkeit gegen 1 Meter Fall- 
höhe bei — 10^ annehmen, so führt dieselbe Formel aut 
folgende Tabelle für verschiedene Temperaturen. 
Tabelle Nr. 9. 



/o 


•3 
1 


/» 


1 


/o 


CD 


/ü 


1 


<«> 


•1 

! 


Grad. 


Meter 


Grad. 


Meter 


Grad. 


Meter 


Grad. 


Meter 


Grad. 


Meter 


— 10 


1-00 





1-20 


+ 10 


1*40 


+ 20 


1*60 


+ 30 


1-80 


— 5 


I-IO 


+ 5 


1*30 


+ 15 


1-50 


+ 25 


1-70 


+ 40 


200 



In Folge dieser Erfahrungen und einer Vergleichung 
der Tabellen der während einer Reihe von 10 Jahren ge- 
machten Schienenprobeu, welche zu demselben Schlüsse 
fBbrten, bestimmte die „Compagnie des ohemins de fer de 
Paris k Lyon et & la Mediterran^e«, dass die geringste 



Festigkeit zwischen 0^ und +-20® I'ÖO****-, unter 

0« l'SO*'^ und über + 20« ITO"'* betra- 

gen müsse. 

Festigkeit der verschiedenen Typen von Rails. 
1. Biegungsproben. Der Querschnitt der Schiene 
und ihr Trägheitsmoment beeinflussen ein wenig die Festig- 
keit gegen Biegung, vor Allem aber die Grösse der Einbie- 
gung, welche sie unter der wachsenden Belastung annimmt. 
Folgende Tabelle macht diess ersichtlich. 

Tabelle Nr. 10. 



In <D 

s ^ ® 

«D a o 

«'S * 



Vignol - Schienen 



Einbiegung 



unter 
der Be- 
lastung 



bleibend 



Rails mit zwei 
gleichen Köpfen 



Einbiegung 



unter 
der Be- 
lastung 



bleibend 



Rails mit unglei- 
chen Köpfen 



Einbiegung 



unter 
der Be- 
lastung 



bleibend 



Tonnen Meter Meter Meter Meter Meter Meter 

13-000 0*00187 000023 0-00209 000022 000242 0*00037 

16-000 0-00222 000032 0-00250 000035 0-00311 0-00065 

20-000 0-00297 0*00054 000340 0-00071 000511 0-00213 

24-000 0*00450 0-00155 0-00510 0-00180 0-01170 0-00816 

27-500 0-00820 0-00490 0-00870 0-00510 0-02910 002540 

129 Prob. 

Die Belastung geschah in der Mitte eines RhH , das 
auf 2 Kanten von 1 Meter Entfernung auflag. 

2. Schlagproben. Für diese spielt die Qualität des 
verwendeten Eisens die wichtigste Rolle. 

Bei den drei obenerwähnten Typen beträgt die Festig- 
keit gegen Schlag für : 

Vignol-Schienen . . . 2-90****- [Mittel aus 162 Proben] 
Rails mit gleichen Köpfen 2-40*'*' [ „ »71 .. j 
Rails mit ungleichen Köpfen 2*55**** [ „ »151 „ j 

Die Festigkeit der Vignol-Schienen und der Schienen 
mit ungleichen Köpfen beruht auf dem Vorhandensein von 
sehnigem Eisen im Fusse und im kleineren Kopfe. 

Das körnige Eisen macht die Schienen mit zwei f^lei- 
eben Köpfen sehr brüchig, da beide Köpfe aus körnigem 
Eisen sein müssen, eine Bedingung, welche die Fabrikation 
dieser Rails sehr erschwert. 

Gegenwärtig fordern die Gisenbabuircsellschaften im 
Bruche körnige Rails, ja die „Compagnie du Nord*' opfert 
dieser Bedingunsr sogar die Festigkeit der Schiene. — Die 
„Comp&gnie des Deux-Charentes** bestimmt, um die Hüt- 
tenleute zur Verwendung von körnigem Eisen zu zwingen, 
dass die Rails der Fallhöhe von 1*5^'^ eines Blockes von 
300 Kilogramm widerstehen, jedoch bei einer Fallhöhe von 
4*5***'' brechen müssen. — Andere Gesellschaften fordern 
zugleich körnigen Bruch und Widerstand bei einer Fallhöbe 
von l-Ö****, zwei Bedingungen, welche namentlich für Vig- 
nol-Schienen vereinbar und ganz zweckmässig sind, um 
nicht dem ausgesetzt zu sein, Rails mit rohem Korne zu er- 
halten, welche so wenig Festigkeit besitzen, dass einzelne 
schon beim Abladen brechen. 

Dauer der Rails. Man hat sich bisher wenig da- 
mit beschäftigt, die normale Dauer eines Rail zu ermitteln. 
Diese Frage wird jedoch gegenwärtig immer wichtiger, 
da es von ihfer Beantwortung abhängen wird, ob die Eisen- 
bahn-Gesellschaften zur Verwendung von Rails aus Besse- 
merstahl werden schreiten müssen. 

Die Zahl von zwölf Jahren scheint angenommen zu 
sein, während bei dem Fortschritte des Hüttenwesens die 
mittlere Dauer 20 Jahre beträgt. — H. Atqai6 gibt an, dass 



155 - 



12- 
El 



Pf 



vr. 



K:' 






die Schienen mit doppelten Köpfen auf der Bahn «da Nord« 
21 Jahre, die Vignol-Schienen sogar 27 Jahre danem. 

Zwischen Paris und Saint-Denis, wo die Zahl der in 
24 Stunden verkehrenden Züge 83 beträgt, scheinen die 
Rails nur 4 Jahre auszuhalten. Nach H, S^väne entspricht 
auf der Linie von Orleans einer Dauer von zwanzig Jah- 
ren ein Waarenverkehr von 45.000 Tonnen per Kilometer. 

Diese Resultate machen jedoch wenig Anspruch auf 
Genauigkeit, da die Abnützung der Rails nicht nur von der 
Zahl der Züge, sondern auch von dem Profile der Bahn ab- 
hängt. 

An den Stationsplätzen und unter den Rampen ist die 
Abnützung eine sehr schnelle; sie erreichte 11 pCt. bei 
einer Station, welche unterhalb einer Rampe von 10 Milli- 
metern Gefälle lag, während sie an psderen Theilen der 
Linie nur 1 pCt. betrug. 

Ebenso nützen sich die Rails in den Curven sehr 
schnell und auf beiden Schienensträngen ungieichmässig ab. 

Die Abnutzung betrug: 

In den Curven von 2 000 Metern Halbmesser : im äus- 
seren Bogen 25 pCt, im inneren Bogen 38 pCt. In Curven 
von 1 .000 Metern Halbmesser : in beiden Bogen zusammen 
72 pCt. 

Würde man auf jeder Bahnlinie Zusammenstellungen 
machen, welche die Zahl der Trains, die Grösse des Waa- 
renverkehres, das Profil der Bahn, die Curven derselben etc. 
aufnähmen, so könnte man aus den gefundenen Mitteln eine 
Formel entwickeln, welche am Ende der zwei oder drei 
Garantie-Jahre aus den gemachten Auswechslungen die 
Dauer der gelieferten Schienen, und in Folge dessen ihren 
wirklichen Werth ableiten Hesse. — Auf diese Art würde 
man auch jene Punkte genau bestimmen können, an wel- 
chen Rails aus Bessern er-Stahl verwendet werden müssten. 
R^sum6. 

Um Eisenbahnschienen zu erhalten, welche sich im 
Gebrauche auf der Bahn gut erweisen, muss man kalkige, 
etwas phosphorbaltige Erze verwenden, das bei möglichst 
hoher Temperatur erblasene Roheisen im Puddelofen zu 
Eisen von grossem und glänzenden Korne verarbeiteo, das 
Gewicht der Pakete so gross machen, dass die abgeschnit- 
tenen Schöpfe 11 pCt. des Paketgewichtes betragen, den 
Paketen zwei Hitzen geben, weon es der Preis nur immer 
erlaubt, dieselben unter dem Hammer schweissen , oder, 
wenn diess nicht der Fall, gestürzt durch die Schweisskali- 
ber gehen lassen. 

Auf der anderen Seite isoUten die Eisenbahn-Gesell- 
schaften kein Rail annehmen, ohne über dessen Schweissung 
durch einen Bruch und durch Schlagproben, mit Rücksicht- 
nahme auf die Temperatur, Gewissheit zu haben. 

Alles diess Vorangehende bezieht sich oflfenbar auf 
die Fabrikation von ordinären Rails, wie sie fast ausschliess- 
lich in l^rankreich gemacht werden, und an unseren besse- 
ren Hütten jenen der besseren Hütten Englands ent- 
sprechen. 

Wenn die Eisenbahn -Gesellschaften ihren Ankaufs- 
preis erhöhen und dafür eine längere Dauer der Garantie, 
z. B. 7 Jahre fordern würden, wie die Compagnie du Great- 
Northern, so fänden sie ihren Vortheil und würden die Hüt- 
ten zwingen, ihre Prodttcte zu verbessern, sei es durch An- 
wendung von grauem Roheisen beim Puddlingsprocesse 
und überschmiedeter Deckplatten , oder durch zwei Hitzen 
wieandenCleveland-Hütten, sei es, dass sie mit diesen ersten 



Fortschritten eine Schweissung des Paketes unter dem Ham- 
mer verbänden, auf welche Weise die Hütten von Yorkshire 
eine Qualität von Rails erhalten haben, welche sie mit 280 
Francs per Tonne loco Hütte verkaufen. 



üeber die Veränderlichkeit des Werfhes 
der Edelmetalle. 

Von Wilhelm Zippe. 
(Schluss.) 

Ich kann nicht schliessen, ohne des Einflusses zu ge^ 
denken, welchen die Veränderung des Goldwerthes aifr das 
den Goldstoff producirende Gewerbe, den Bergbau, ausge- 
übt. Als man noch in Gold und Silber die einzigen Reich- 
thümer erblickte, war natürlich die Gewinnung dieser Schätze 
von grosser Bedeutung für die Regierenden. So lange die 
ersten Bedürfnisse des Lebens in grossem Ueberflusse vor- 
handen, hei der Seltenheit der Edelmetalle zu den niedrig* 
sten Preisen zu erlangen waren, und man um verschwindend 
geringe Mengen Silber Brod und Fleisch für viele Tage er- 
langen konnte, alle Erzeugnisse des Gewerbfleisses aber, so- 
wie die Producte ferner Länder im Vergleiche mit denen 
des eigenen ungemein hoch gewerthet wurden, musste ein 
weiser Monarch die Auffindung und Gewinnung der edlen 
Erze auf alle Art begünstigen, die Stände, welche sich da- 
mit befassten, mit zeitgemässen und umfangreichen Privile- 
gien ausstatten, ja womöglich darnach trachten, die gefun- 
denen Schätze in eigene Verwaltung zu bekommen, den 
Bergbau auf edle Metalle selbst zu betreiben. 

Auf diese Art entstiind das Berg-Regale oder die Fic- 
tion, dass die Krone alleiniger Eigenthümer dieser unterir- 
dischen Schätze sei, welche man nur erlangen, konnte, indem 
man sie von ihr zum Lehen nahm. Nicht ohne Grund er- 
blickte det Staat in dem ihm zufallenden Zehntel und mehr 
der Ausbeute eine erwünschte Quelle des Einkommens, in 
der reich und mächtig werdenden Bergbau treibenden Be« 
völkerung aber, welche stets auf seinen unmittelbaren Schutz 
angewiesen blieb, eine seiner bedeutendsten Stützen. 

In der That sehen wir die deutschen Kaiser sowohl, 
als viele Fürsten des Reiches, die Könige von Ungarn, von 
Böhmen, von Spanien, kurz von allen Ländern, wo immer 
ein halbwegs bedeutender Bergbau betrieben wurde, be- 
trächtliche Hilfsmittel aus demselben ziehen und allmälig 
den bedeutendsten Theil der Gruben in ihr Eigenthum über- 
gehen. So entwickcf^te sich der Staatsbergbau, und wenn 
auch schon das Mittelalter von all den Unzukömmlichkeiten 
zu erzählen weiss, welche mit jeder Production unter un- 
mittelbarer Leitung des Staates immer verknüpft sein wer- 
den, so wurden doch die ärarischen' Bergbaue immer als 
einer der werthvollsten Bestandtheile der Domänen be- 
trachtet. 

Bedeutend geändert wurde dieses Verhältniss schon, 
als nach der Entdeckung Amerika's grosse Mengen Gold 
und Silber nach Europa kamen, der Werth dieser Metalle 
fiel, und die Preise aller, auch der inländischen Waaren 
s^j^gen. Wenn bis dahin schon die geringste Spur Edel- 
metall hingereicht hatte, um dasselbe gewinnbringend zu 
Tage zu fördern, weil ja der Bergmann mit dem beinahe 
werthlosen Ueberschuase der agricolen Production ernährt 
werden konnte, se wurde die Sachlage von dem Augenblicke 
an eine andere, da für diese Erzeugnisse des heimischen 
Feldbaues auf den Märkten ein grösseres Quantum Gold 



156 - 



eingetauscht werden konnte, als je der Bergmann hie und 
da im Gänsen gewonnen, geschweige dafür bieten konnte. 

Entscheidend war ferner die mit dem Wachsen der 
Bevölkerung Hand in Hand gehende Ausrottung der Wäl- 
der, deren grösster Consumcnt der Bergbau selbst ist. Nun 
gesellte sich zu der Sorge um die Erhaltung der Arbeiter 
noch jene um die Beschaffung des Werk- und Kohlholzes 
fär Hütte und Grube, und viele minder reiche Werke mussten 
diesem so ungünstig gewordenen Verhftltnisse erliefen. 

Wo die Bevölkerung, welche bis dahin ihren Unter- 
halt aus dem Innern der Erde gewonnen, mit Leichtigkeit 
ihren* Beruf wechseln konnte, was insbesondere dort der 
Fall war, wo ein im flachen Lande oder Mittelgebirge ge- 
legener Bergbau von geringer Ausdehnung zum Erliegen 
kam, verlief diese Krisis ohne besonders nachtheilige Fol- 
gen für die Betheiligten. Anders gestaltete sich die Sache, 
wo ein bedeutender Bergbau, welcher Tausende von 
Menschen beschäftigt, im rauhen, unfruchtbaren Gebirge 
gelegen, aus den angeführten Ursachen zu Ende geht. Es 
ist dann Sache des Staates, Mittel und Wege zu finden, den 
Uebergang zu erleichtem und die bis dahin nützlich arbei- 
tende Bevölkerung in andere Bahnen des Erwerbes zu lei- 
ten. Diess ist indess leichter gesagt als ausgeführt, und 
es gehen über einem derurtigen Wechsel häufig Generatio- 
nen zu Grunde und veröden Gegenden, wo früher die ge- 
winnbringende Thätigkeit einer zahlreichen Bevölkerang 
geherrscht. Eine weise Staatsverwaltung wird daher auch 
heutzutage nicht engherzig abwägen, wieviel Procent Rein- 
ertrag dieses oder jenes Werk abwerfe, und sich nicht von 
dem Ausfalle solcher Berechnungen in ihren Entdchlüssen 
leiten lassen, sondern, wenn auch oft mit augenblicklichen 
Opfern, der Bevölkerung die Mittel gewähren, ihre Nahrung 
dort in der Erde zu finden, wo sie ihr die Natur auf derselben 
verweigern würde. Als Beispiel eines solchen durch den Staat 
aufrecht erhaltenen Bergbaubetriebes mag der Harz dienen, 
dessen Verhältnisse schon häufig auch öffentlich in Kammer- 
verhandlungen erörtert wurden. Dort sind die Wälder sowohl 
als die Gruben und Hüttenwerke beinahe ausschliesslich 
Staatseigenthum und dieser ermöglicht den ferneren Betrieb 
des Bergbaues, indem er aus seinen Waldungen zu diesem 
Zwecke das Holz zu ermässigten Preisen liefert. Nun ist 
zwar nachgewiesen, dass aus dem einfachen Verkaufe des 
Holzes ein grösserer Gewinn zu erzielen wäre ; derselbe 
würde indess kaum hinreichen, die brodlos gewordene Be- 
völkerung vor dem Verhungern zu schützen. Ungerecht- 
fertigt erscheinen solche Massnahmen dann, wenn man 
einem derart unterstützten Betriebe jährlich eine grössere 
Ausdehnung gibt, und in der Zwischenzeit keinp Anstalten 
trifft, die Bevölkerung allmälig anders zu beschäftigen, sei 
es durch die Schaffung neuer, von den Orts Verhältnissen be- 
günstigter Industriezweige, sei es durch eine von Staats- 
wegen geregelte periodische oder definitive Auswanderung. 



Die von Manz'schen Berg- und Hüttenwerke 
in der Bukowina. 

Nach ämtlichen and Werks-Acten, und eigenen Erhebungen be- 
schrieben von Johann Juras kv, k. k. Berghauptmann in 
Lemberg. 
(Fortsetzung und Schluss.) 
Ad F. Ausser den vorstehenden Schmelz» und Raf- 
finirwerkstätten gehören zu dem Eisenwerkscomplex fol- 
gende sonstige Taggebäude. 



1. Das Palais znJakobeni, aus hartem Materials solid 
erbaut, 10^ 3^ lang, 9^1' breit, einstöckig, mit stehendem 
Dachstuhle mit Kupferblech gedeckt. 

Dazu gehören 2 Nebengebäude zu beiden Seiten des 
Hofraumes, ein an das Palais anstossender kleiner Park und 
ein terrassirter Garten mit Glashaus. 

2. Das im Jahre 1850 im Baue beendete Directions- 
gebäude aus hart«m Materiale, 17® lang, 10® 1' breit, 3® 2' 
hoch, mit daranstossenden Flügeln von je 4® 2' Länge und 
5® 2' Breite, mit stehendem Dachstuhle, gepflastertem Bo- 
denräume und gewölbten Kellern unter dem ganzen Gebäude; 

ferner 

3. 7 Material- und Fruchtmagazine, 

4. 16 Beamten Wohnungen, 

5. 19 Meisters-, Handwerkers- und Aufseherswoh- 
nungen, 

6. 2 Ranzleigebäude, 

7. 4 Schulhäuser, 

8. 1 Gasthaus und 1 Kramerei, 

9. 3 Mahlmühlen und 1 Brettsäge, 

10. 2 Wirthschaften, 

1 1. 34 Coloniehäuser, 

12. 2 Ziegelschläge, 

13. zwei ausser Betrieb stehende, zum Theile desolirte 
Hammerwerke und ein Schlackenpochwerk, 

14. 1 Pulverthurm. 

Die zugehörigen eigenthümlichen Grundstücke in Jako* 
beni betragen 538 Joch. 

Nachdem im Vorstehenden die Erzbedeckung für eine 
durchschliittliche Jahre^erzeugung vou 30-000 Ctrn. Frisch- 
und Gusseisen auf die Dauer von mehr als Einem und bei 
den meisten Gruben auf mehrere Jahrhunderte, und die Aus- 
stattung des Eisenwerks-Complexes mit allen zu einem 
schwunghaften Betriebe nöthigen Haupt- und Hilfswerkstät- 
ten. Wasserwerken, Vorraths- und Unterkunftsgebäudf n dar- 
gethan erscheint, werden nachfolgend noch einige der übri- 
gen Productionsiactoren näher erörtert, und zwar: 

1. Brennmateriale. 

Die von Manz^schen Eisenwerke beziehen ihren Holz- 
bedarf mit einem beiläufigen jährlichen Quantum von 12.000 
Kub.^ Kohl-, Rost- und Brennholz und 3000 Current^ Bau- 
und Grubenholz, theils aus den Concessionswaldungen (7242 
Joch — das Brenn- und Kohlholz vermöge Vergleich bis 
zum Maximum von 20.000 Kub.^ jährlich bis 31. October 
1888), theils aus den Bukowiner Cam'meral- und den nach- 
barlicht-n Siebenbürger und Marmaroser gepachteten Wal- 
dungen. Der Preis einer Kub.^ Holz am Stocke beträgt in 
Eisenau und Freudenthal aus den Cammeralwaldungen 1 fl., 
in Jakobeni aus den Cammeral- und Concessionswaldungen 
70 kr. Ost. W. Aus den Siebenbürger Pachtwaldungen kön- 
nen jährlich 60 n. ö. Joch Wald um den Pachtschilling von 
600 fl., aus den Marmaroser Waldungen eine beliebige 
Quantität um den Pachtzins von 500 fl., theilweise mit 
Eisen gezahlt, abgetrieben w(*rden. 

Der Schlagerlohn beträgt je nacii der leichteren oder 
schwereren Zugänglichkeit pr. Kuh.® 70 kr. bis 1 fl. ö. W. 
Das Holzschlagen besorgen Buthcnen aus der Bukowina und 
den angrenzenden Kreisen Galiziens, welche nach Bedarf 
in beliebiger Anzahl requirirt werden können. Das Schei- 
terholz wird in den Cammeralwaldungen in trockenen oder 



- 157 - 



nasse II Riesen entweder zur Triftung an den BistritsflusS 
oder indieWatdkohlungenherabgeriest; aus den Siebenbür- 
gernndMarmaroser Walduuf^en, dann aas den an derBistritz 
gelegenen Ca mmeral waldangen im Frühjahre nach Manzthal 
nächst Jakobeni getriftet, dort mitteUt eines Rechens auf- 
gefangen und am Ufer in der daselbst befindlichen Rechen- 
kohlung verkohlt; während aus ^n übrigen, um Jakobeni 
und die anderen Werke gelegenen Wäldern das Rost und 
Brennholz pr. Achse zugeführt, das Kohlholc aber im Walde 
selbst verkohlt wird. 

Eine Mass Kohl (=: 10 Kuh/) kostet gegenwärtig loco 
Hütte 29*%oo kr. 

Zum Behufe der oberwähnten Rechenkohlung und des 
Manzthaier Hammerwerkes ist oberhalb des letzteren über 
die ganze Breite des Bistritzflnsses eine grossartige, aus 
massivem Holze, mit starken Eisenklammern und Stein- 
kästen construirte 20^ lange, 9® 4' breite, 1 ^ 4' über den 
normalen Wasserspiegel erhöhte Wehre erbaut, und ober- j 
halb derselben der Rechen, von welchem das ankommende 
Kohl holz durch den Triftgraben den längs des Bistritzufers 
befindlichen Koblstätten zugeführt, und durch Handlanger 
ausgelandet und aufgeklaftert wird. Der Triftgraben ist 
504^ lang, durchschnittlich 4® breit und 5' tief, stellenweise 
mit beziAmertem Holze ausgewandelt oder mit Ufermauem 
versehen. Durch die Mitte der Wehre geht der ]8 Klftr. 
lange, 4^ 4' breite Flosskanal zur Durchfahrt der Schiffsbau- 
holzflösse. 

2. Wasserkraft. 

Die Aufschlags Wässer für sämmtliche Betriebswerk- 
stätten werden von drei Flüssen : goldene Bistritz (Jakobeni 
und Manzthal), Moldowa (Eisenau) und Moldowitza (Freu- 
denthal) das ganze Jahr auch für eine erhöhte Production 
ausreichend geboten, indem insbesondere der erstgenannte 
FlusB auf je 5(l0 Klafter seines Laufes eine Wasserkraft 
von 100 Pferdekräften ergeben würde. 

3. Arbeits- und Fuhrkräfte. 

Die Arbeitskraft beruht nebst den zum Holzschlagen 
zeitweilig; verwendeten Ruthenen in einer seit Entstehen der 
Werke aus dem benachbarten Ungarn (besonders der Zips) 
zugewanderten und in den Waldcolonien angesiedelten Be- 
völkerung von beiläufig 600 Familien, mit etwa 90 Berg- 
leuten, 180 Feuerarbeitern, 260 Köhlern, Holz- und Tag- 
arbeiteru und 70 Fuhrleuten. Deren durch die Betriebs- 
reducirung der letzten Jahre verursachte theilweise Aus- 
wanderung würde bei Wiederaufnahme des vollen Betriebes 
durch die ersehnte Rückkehr zum grössten Theile wieder 
ersetzt werden. Da die Hüttenarbeiter seit mehr als einem 
halben Jahrhunderte nur für die bisherigen Betriebszweige 
herangebildet sind, so würde für Abänderungen oder neue 
Anlagen von Raffinirwerkstätten eine Heranziehung von ge- 
schulten Feuerarbeitern nothwendig werden. 

Die Fuhrkräfte ztir Zufuhr der Eisensteine aus den in 
dem massigen Umkreise von ^/^ bis 4 Vj Meilen zerstreuten 
Gruben, des Holzes und Kohles, dann zur Verführung des 
Roheisens zu den Hammerwerken, dermal bestehend aus 
etwa 200 Pferden und 40 Zugochsen, sind bis zu einer 
Jahreserzeugung von 40.000 Ctrn. Roh- und Gusseisen er- 
fafarungsmässig als zureichend erprobt, und würden unter 
den obwaltenden günstigen Bedingungen zur Haltung von 
Zugvieh auch für eine erhebliche Productions-Steigerung, 
zum Theile durch die umliegenden Ortschaften und bei wei- 



terem Bedarf e durch eigene Werkabezüge erschwinglich zu 
schaffen sein. 

4. Communicationen. 

Der ^anze von Manz'sche Werkscomplez, mit Ein- 
sehluss der Kupfer- und Bleiwerke, ist theils — Jakobeni, 
Poszoritta, Eiseoau — durch die aus der Bukowina nach 
Siebenbürgen führende Reichs Strasse, theils durch Land- 
und Werk^wege verbunden^ welche theils durch die Gemein- 
den, theils ausschliesslich durch den Werkseigenthümer «r- 
richtelt wurden und erhalten werden, letztere allein bei' 13 
Meilen betragend. 

5. Absatz der Producte. 

Das bisherige, erst in letzter Zeit bei unzureichendem 
Betriebsfonde und minder sorgföltiger Regie durch Zurück- 
gehen der Qualität, Betriebsstörungen und eingedrungene 
fremde Concurrenz bedrohte Absatzgebiet (Bukowina, Mol- 
dau und die nachbarlichen Gebiete von Siebenbürgen und 
der Marmaros) wird bei den günstigen natürlichen Bedin- 
gungen der Werke und ausreichendem Betriebsfonde, durch 
eine umsichtige Werksleitung ohne Schwierigkeit wieder zu 
gewinnen und zu behaupten sein. 

Selbst eine grössere Capitalsanlage zur Herstellung 
eines Walzwerkes würde bei bevorstehender Einbeziehung 
der Bukowina in den grossen Verkehr durch die bereits her- 
gestellte Lemberg-Czemowitzer Eisenbahn, deren in Anre- 
gung stehende Verlängerung nach Suczawa und den zu hof- 
fenden Anschluss einer russischen Bahn, eine ergiebige Ver- 
zinsung absehen lassen. 

Schliesslich kann nicht unerwähnt gelassen werden, 
dass die sogenannten unteren (von Jakobeni 5 und 7 Mei- 
len jenseits^ des hohen Gebirgsrückens Mestikanestie gele- 
genen) Hammerwerke Eisenau und Freudenthal mit den 
Roth- und Thoneisensteingrubenfeldern Peter und Paul bei 
Fundul-Moldowi und Sadowa alle natürlichen Bedingungen, 
und bei Vollendung des Hohofens in Eisenau auch die nöthi- 
gen Betriebsausstattungen vereinigen würden, um als selbst- 
ständiger lebensfähiger Werkscomplez angesprochen und 
ausgeschieden zu werden, welche Ansicht und Tendenz 
schon factisch dadurch ihren Ausdruck gefunden hat, dass 
bei Eisenau die Herstellung eines eigenen, bloss in einem 
solid und zweckmässig hergestellten Fundamente vorhan- 
denen Hohofens in Angriff genommen wurde, in welchem 
die um Sadowa und Stulpikani einbrechenden Thoneisen- 
steine, dann die Rotheisensteine des Peter- und Paul-Gru- 
benfeldes verschmolzen werden sollten, deren Zufuhr nach 
Jakobeni wegen der grossen Entfernung zu kostspielig ist, 
wodurch zugleich die ebenso kost^piMige Zufuhr des Roh- 
eisens von Jakobeni zu den Hammerwerken in Eisenau und 
Freudenthal entfallen würde. 

n. Der Knpferwerks-Gomplez, 

dessen Verwaltung und Hütte nmanipulation in Poszoritta 
concentrirt ist, umfasst nachstehende Entitäten : 

A. drei Grubenfeldcr : 

Anna, am Berge Runk, V2 Meile, dann Dreifaltigkeit 
I. und IL am Berge Dialu Negri bei Fundul-Moldowi, y^ 
Meile nordwestlich von Poszoritta, jedes mit zwei einfachen 
Grubenmassen k 12.544 DKlftr., 

B. ein Poch- und Schlemmwerk in Fundul-Moldowi, 

C. die Kupferhütte in Poszoritta, 

D. 41 Taggebäude und 

E. 1 056 Joch 626 QKlftr. eigenthümliche Grundstücke . 



— 158 — 



Ad A. Obige dr«i Grabenfelder sind sämintlich auf 
derselben LageratHtte verliehen, bestehend in einem von 
Nordwest nach Südost streichenden, in dieser Richtung auf 
eine Erstreckung von 6 Meilen bekannten Lager eines grfi- 
nen fettigen Chloritschiefers in einem gneusartigen Quarzit- 
schiefer, welcher in seiner gewöhnlich 2—4' betragenden, 
stellenweise auch über 1 ^j^ Klafter erreichenden Mächtig- 
keit Kupferkies führti theile in Körnern, theils in schmalen 
Schnüren, häufig — besonders im ersteren Falle — mit ein- 
gesprengtem Eisenkies , welcher zuweilen stockartig mit 
fast gänzlicher Verdrängung des Kupferkieses auftritt und 
wegen reichlicher Lechbiidung gleich letzterem abgebaut 
und mitverscbmolzen wird. Die Stuferze sind im Mittel 3 V2~ 
bis 4pfündig und die im Verhältnisse zu diesen wie 3 zu 
1 einbrechenden Pochgänge 1 pfundig in Kupfer; letztere 
werden im Pochwerke zu 4pfündigen Schlichen aufbereitet. 

In den 3 Grubenfeldem ist das Lager, und zwar im 
Annafelde durch den Annastollen im Putnathale über 100 
Klafter aufgefahren, jedoch nur im Anfange erzführend, 
weiter zertrümmert und unedel, dann durch den ^j^ Meile 
oberhalb Poszoritta angelegten Neudreifaltigkeits-Stollen 
über 60 Klafter, am Feldorte und dem dort begonnenen 
Abteufen erzig anstehend; in den beiden Dreifaltigkeits- 
Grubenfeldern durch zwei Stollen, nämlich: den Erbstollen 
über 900 Klafter und den 42 Klafter darüber gelegenen 
Nepomucni-Stollen über 100 Klafter im Streichen. In bei- 
den wurden im Streichen bis 60 , im Verflachen über 40 
Klafter anhaltende Erz- und Pochgangsmittel durch drei 
Hauptverwerfer abgesetzt, verhauen, und zwar im Erbstol- 
len in der First bis auf 2 Klafter unter die Sohle des obe 
ren Stollens, und in diesem in der First und zum Theile ia 
der Sohle, so dass in ersterem die Sohle noch ganz, in letz- 
terem First und Sohle zum Theile, und der auf die Ge- 
sammtlänge der zwei Dreifaltigkeits-Grubenfelder pr. 996 
Klftr. restirende Theil des Streichens noch ganz ansteht. 

Nebst den verliehenen 3 Grubenfeldem bestehen auf 
dieser Lagerstätte noch 2 und auf einem der parallel strei- 
chenden Lager, deren in diesem Gebirge angeblich bis 10 
geognostisch constatirt sein sollen, 1 Freischurf. 

A d. B. Das Pochwerksgebäude in der Werkscolonie 
Luisenthal zunächst den Dreifaltigkeits-Gruben befindlich 
ist 42® T lang, 8® 3' breit und \^V hoch, auf 24 gemauer- 
ten Pfeilern und Fundamentirung erbaut, und besteht aus 4 
Abtheilungen : 

a) in der ersten befinden sich 3 Pochwerke mit 12 
Sätzen und 36 Schiessern mit gusseisernen Pocheisen, 3 
grosse oberschlächtige Wasserräder, 1 Stossrad und 4 Stoss- 
herde. An die Ausseiiseite dieser Abtheilung schliesst sich 
ein auf hölzernen Säulen ruhendes offenes Dach, unter wel- 
chem sich 2 Schlemmherde befinden ; 

b) in der 2. Abtheilung sind 3 Pochwerke mit 9 Sätzen 
und 27 Pochschiessern und 3 ob erschl ächtigen Wasser- 
rädern ; 

c) in der 3. Abtheilung 4 Stoss- und 1 Wasserrad. 
Durch vorstehende drei Abtheilungen zieht sich die 

vielfach gewundene Mehlführung. 

d) Die 4. Abtbeilung besteht in einer geräumigen 
Stube zur Zerkleinerung und Sortirong der Erze. An der 
Rückseite derselben befindet sieb ein offener Scheidekram 
mit gemauerter [Rückwand, 19® lang» ^^^j%^ breit und 
IM' hoch. 

Für den Betrieb des ganzen Manipulationsobjectes ist 



eine standhafte Wehre über den ganzen Moldowafiass aus 
starkem Schrottholze gespannt, mittelst welcher die nöthige 
Wassermenge in einem 182® langen, auf Fnndameutmanem 
und 41 gemauerten Pfeilern, jeder ly^® lang und hoch und 
^2^ breit, ruhenden, aus 2''igen Pfosten mit Schwellen und 
Riegeln erbauten Gespünde bis in die Radstube gelei- 
tet wird. 

A d C. Das Kupferhflttengebäude in Poszoritta ist solid 
gemauert, 26® lang, 13® breit und 3® hoohyhat zwei Thore, 
2 hölzerne Stiegen auf die Gicht, in deren Höhe ein auf 
5® Breite und der ganzen Länge nach mit 2"igen Pfosten 
gedielter Raum zum Vormassplatze dient. 

In dem Gebäude befinden sich drei Hohöfen, zwei zur 
Roh- und I zur Kupferarbeit, mit eisernen Ankern verbun- 
den. Die Höhe derselben beträgt bis zur Gicht 3® 2', von 
da bis ober die Flugkammem 2® 4^ und die Rauchf&nge 
bis ober die Dachfirst 5®, deren Gesammtlänge 14® 1' und 
die Gesammtbreite 9®. 

Der gemeinschaftliche Gichtgang ist mit 12V2^ langea 
eisernen und der erwähnte Vormassplatz mit hölzernen Ge- 
ländern geschützt. 

Nebstdem ist im Gebäude angebracht : das Kastenge- 
bläse , 1 Gestübpochwerk , 1 Aufzug- und Bremsrad mit 
drei Flaschenzügen und einem 30 Klafter langen Zugseile. 

Der Aufgang vom Hüttenplatze zur Gicht besteht in 
zwei gedeckten und einer offenen Brücke. 

Zum Betriebe dienen 3 oberschlächtige Wasserräder 
in heizbaren Radstuben, welche aus dem 458® langen ge- 
mauerten Hüttengraben das Aufschlagswasser erhalten, das 
sodann durch einen ganz gewölbten Kanal, 59® 4' lang, 4' 
breit und 5' hoch in die Moldowa abfltesst. 

Das ganze Hüttenwerk ist zweckmässig hergestellt und 
dermal in mittelmässigem Bauzustande. 

Ad D. Unter den 41 Taggebäuden in Poszoritta und 
Luisenthal, welche sämmtlich auf dem Werke eigen thümlicb 
gehörigen Grundstücken erbaut sind, befinden sich: 

a) Folgende Werks- und Manipulationsstätten: 

1. Das Göppelförder-Gebäude am Luisenthaler Gru- 
benbaue, bestehend aus zwei Theilen, dem Goppel- und 
Schachthause; ersteres aus weichem Materiale auf tiefen 
Fundamentraauern erbaut ist achteckig und hat einen Um- 
fang von 33® 2'; darin befindet sich der Goppel, bestehend 
aus einer 4® langen verticalen Welle, dem 1®. 2' hohen und 
1 ® im Durchmesser weiten Korb und 2 horizontalen Dop- 
pelbalken zum Anspannen der Pferde. 

Im Schachthause, 6® lang, 3 Vj® breit, 1® 1' hoch auf 
gemauertem Fundamente und Säulei^ ruhend, sind' ange- 
bracht die beiden Seilscheiben von W Durchmesser mit den 
Schachtseilen, Schurzketten und Förderhunden. 

2. Das Kupferhammergebäude in Poszoritta, ganz ge- 
mauert, 29V/ **°e» 1^^ 2' breit, 2® 1' hoch, enthaltend: 
zwei Hammerwerke mit zwei Breit- und zwei Tiefhämmern, 
ein doppeltes Schmiedefeuer mit 2 Spitzbälgen, 2 Gebläse- 
und 2 Hammerwerks- Wasserräder, 1 Garherd mit 2 Kasten- 
geblasen und gusseisernem Löschtroge; 1 grosse eiserne 
Schere und eine Schleiferei mit einem eigenen kleinen 
Wasserrade. 

Unter demselben Dache befindet sich durch eine 
Scheidewand abgetheilt der Spieissofen,. 772® ^^°S> ^^ 2' 
breit, 2® hoch, bestehend aus drei Abtheilungen: dem ge- 
wölbten Tiegelherde, dem Spieissherde und der mit Rost- 
stäben versehenen Heizung. Der Wind wird aus den 



- t59 — 



Schmelzfeuer-(Garherd-)Geblä8en mittelst hölzerner Latten 
in den Ofen geleitet. 

3. Der Probiergaden aammt Tischlerei aus hartem 
Materiale. 

4. Das Erzrostgebftttde, 22^ lang, 5 V2^ breit, 2^ hoch, 
auf 5' hohen Steinfdndamentmauern rahend, mit 16 ge- 
manerten Steinpfeilern, mittelst 5' hohen Scheidemauern 
in 12 Rostfelder ^etheilt. 

5. Der Erzkram, ganz gemauert, 15^ lang, 6 Yj^ breit, 
1^4' hoch, mit 2 Auffahrtsbrucken zu dem gedielten Erz- 
boden. 

6. 1 Ziegelei, 1 Mahlmühle, 1 Fleischbank, 2 Anstalls- 
gebäude, 1 Pulverthurm. 

b) Zwei Frucht- und Productenmagazine, und 3 Ma- 
terial-, Waaren- und Kohlschopfen. 

c) Zwei Kanzleigebäude und 

d) 1 1 Beamten-, 9 Meisters- und Aufseherswohnnngen, 
und 3 Coloniehänser. 

Der Bezug des Brenn- und Kohlholzes ist dem Kupfer- 
werke durch den mit der Cammeralherrschaft Kimpolung 
am 17. Juni 1858 abgeschlossenen Vergleich bis zum Maxi- 
mum jährlicher 4000 Kub.KIftr. vorläufig bis Ende Octo- 
ber ] 868 unter den darin festgesetzten Preisen und Moda- 
litäten gesichert. 

In Betreff der Arbeitsverhältnisse und Communicatio- 
nen gilt das bei dem Eisenwerks- Compleze Gesagte. 

Bei der vorstehend dargestellten Ausstattung des 
Kupferwerks - Complexes wurden nach einem 20jährigen 
Durchschnitte (der Jahre 1841 bis 1860) jährlich aus 
41 -500 Ctrn. Erzen und Schlichen, mit einem mittleren Kupfer- 
halte von 3y4 ii.i 1600 Ctr. Kupfer erzeugt, mit einer 
durchschnittlichen Gestehung von 43 fl. 62 kr. und einem 
Reingewinne von 19 fl. 90 kr. pr. Ctr. 

Während die verliehenen und durch weitere Schürfun- 
gen zu occupirenden Gruben nach den oben beschriebenen 
Aufschlässen und Verhalten des Lagers bei entsprechen- 
der Aufbereitung der Pochgänge das zu einer nicht weit un- 
ter der obigen zurückbleibenden Jahreserzeugung erforder- 
liche Erz- und Schlichquantum noch auf eine, vorläufig nicht 
unter 50 Jahre abzugrenzende Dauer zu liefern im Stande 
sind^ wird der durch die mehrjährigen drückenden Admini- 
strationsverhältnisse und überdiess durch die gesunkenen 
Kupferpreise bis zur Einbusse zurückgegangene Reingewinn 
bei der anerkannten Vorzüglichkeit des Poszorittaer Kupfers 
durch Besserung der Absatz-Conjuncturen und insbeson- 
dere durch eine mit ausreichendem Betriebsfonde unter- 
stützte umsichtige administrative und technische Werks- 
leitnng bedingt sein, deren Augenmerk vornehmlich nebst 
Inangriffnahme weiterer Aufschlussbaujß auf eine höhere 
Concentration der zu verschmelzenden Geschicke mit sorg- 
fältiger Scheidung und Aufbereitung zu richten wäre. 

nL Der Silber- und Bleiwerks-Gomplez 

zu Kirlibaba, 3 Meilen nordwestlich von Jakobeni, an der 
Marmaroser und Siebenbürger Grenze, begreift nachstehende 
Entitäten : 

A. die Grubenfelder Caroli I et II, bestehend .aus zwei 
einfachen Grubenmassen mit zusammen 25.088 QKlftr., 

B. zwei Poch- und Waschwerke, 

C. eine Silber- und Bleihütte, 

D. 1*9 verschiedene Taggebäude und 

E. 390 Joch 74lDKlftr. eigenthümliche Grundstücke. ' 



Ad. A. Der in diesen Grubenmassen auf dem südöst- 
lichen Abhänge des Gebirges Futurika durch mehr als 60 
Jahre betriebene, seit Ende 1 861 gänzlich aufgelassene 
Bergbau hatte ein zwischen Glimmerschieferschichten nord- 
südlich streichendes und sehr ungleich — ganz flach bis 
fast seiger — östlich fallendes Lager zum Gegenstande, 
welches in einem etwas quarzigen Spatheisensteine von 
wechselnder Mächtigkeit häufige, jedoch nicht zusammen- 
hängende, sehr unregelmässig vertheilte hauchige Linsen 
eines meist feinkörnigen, bis leberartigen Bleiglanzes führt, 
mit einem durchschnittlichen Silberhalte von 1 ^j^ Loth im 
Centner Erz, oder 8 Loth im Centner Reichblei. 

Der Bergbau bestand, da das Lager rechtsinnisch mit 
dem Berggebänge einföllt, ausschliesslich in Zubaustollen 
und von denselben getriebenen Auslenken, und hatte in den 
unteren Horizonten mit starkem Wasserzugange zu kämpfen. 

Von allen diesen Stollen, welche durch zahlreiche Hai • 
den ersichtlich sind, ist keiner mehr befahrbar, sondern 
alle bis auf kurze Strecken zu Bruche gegangen. 

Die Einstellung dieses Bergbaues wurde durch die 
steigende Kostspieligkeit herbeigeführt, weil nach Verhauen 
der oberen, überdiess reicheren Horizonte die Zubaustollen 
immer länger wurden, und vornehmlich weil die langjährige 
Erfahrung keinen Anhalt zur einigermassen sicheren Aus- 
richtung der Bleiglanzlinsen ergeben hat, welche regellos 
in der ganzen von einigen Zollen bis 1 Klftr. wechseln- 
den Mächtigkeit des Spatheisensteinlagers zerstreut auf- 
traten. 

Bei diesem — einem raisonmässigen und ökonomi- 
schen Bergbaubetriebe sehr ungünstigen — Verhalten ist 
eine nur mit bedeutenden Mitteln mögliche Wiederaufnahme 
dieses Bergbaues kaum zu hoffen, obgleich laut Ansicht der 
Grubenkarte und Aussage der früheren Werksleitung das 
Lager in seiner nördlichen Erstreckung noch nicht erforscht 
ist, und sogar im Bereiche des früheren Bergbaues an meh- 
reren Stellen angefahrene Pochgangmittel, zum Tbeile 
wegen starken Wasserganges, anstehend verlassen wurden. 

Ad. B. Das erste Pochwerksgebäude ist 22^ Iftiig, 
8^ breit, auf starkem Fundamente ruhend, mit 15 gemauer- 
ten Pfeilern, deren Zwischenräume mit Schrottholz ausge- 
wändelt sind. Dasselbe ist der Breite nach durch eine 
Mauer in 2 Abtbeilungen getheilt: die erste enthält zwei 
Pochwerke mit 24 Schiessern und die Mehlführung mit zu- 
gehörigen 2 Wasserrädern ; die zweite schliesst 5 Kehrherde 
ein, mit dem nöthigen Wasserleitungsgerinne. 

Das Gebäude sammt innerer Einrichtung, deren Eisen- 
bestandtheile grösstentheils fehlen, befindet sich in Folge 
des mehrjährigen Nichtbetriebes in einem schadhaften Bau- 
zustande. 

Das zweite Pochwerksgebäude ist 10^ lang, 4^ breit, 
auf gemauertem Fundamente aus weichem Materiale erbaut, 
mit 1 Yj zölligen Brettern verschalt. Die innere Einriehtung 
besteht aus einem Pochwerke mit 6 Schiessem« dann der 
Waschvorrichtung mit 3 Satzkästen und Scheidesieben ; der 
Bewegungsmechanismus für beide Manipulationen besteht 
aus der von einem oberschlächtigen Wasserrade getriebe- 
nen Welle mit gusseisernem Vorgelege, dann einer stehen- 
den Welle mit konischem Getriebe. Gebäude sammt Ein- 
richtung ist in ziemlich gutem Zustande. 

Ad C. Das Schmelzhüttengebäude ist 14^ lang, 12^ 
breit und 3^ hoch, wie das Pochwerksgebäude aus hartem 
und weichem Materiale erbaut. Daran stosst eine gemauerte 



— 160 — 



Schlackenkammer und eine von Scbrotthol« aufgeführte 
Qlättekammer. Die innere Einrichtang besteht: 

In der ersten Abtheilung aus zwei Bleischmelzöfen, 
5 Klafter hoch, mit einem 4^ hohen gemauerten Schorn- 
steine. Die obere gedielte Etage in der Höhe der Gicht 
dient als Vormassboden. An der Rückseite befindet sieb 
ein hölzernes Kastengebiäse mit einem Wasserrade. 

Die zweite Abtheilung enthält den Abtreibherd mit be- 
weglichem Hute an einem Balancier, ein Spitzbalggebläse, 
ein Glättepochwerk und ein Wasserrad-Gebäude und die Ein- 
richtung befindet sich in gleichem Zustande wie das erste 
Pochwerk. 

Ad D. Unter den Taggebäuden befinden sich: a) an 
Ablagerungsgebäuden: 1 Erz-, t Frucht- und 1 Eiseuma- 
gazin mit Werksschmiede, 1 Kohl- und 2 Holzmaterialscho- 
pfen, b) 1 Brett- und 1 Mahlmühle, c) 1 Zimmerwerkstätte 
d) 1 Laboratorium und Schulhaus, e) 1 Kanzleigebäude, 
f) 3 Beamten-. 3 Aufsehers- und Arbeiterwohnungen, g) 1 
Fleischbank und Pächterswohnung und h) die Schutzwehre 
am Kirlibaba-Bache mit 300^ langem Zuleitungsgraben und 
Gespfinden zu den Manipulationsstätten. 

Von diesen Gebäuden stehen 13 auf gepachteten 
Grundstücken der Religionsfonds-Herrschaft Rndautz, die 
übrigen auf dem Werke eigenthümlich gehörigen Gründen. 

Die Mehrzahl derselben befindet sich in ziemlich gutem 
Bauzustande, und dürfte bei NichtWiederaufnahme des Berg- 
und Hütten betriebes eine anderweitige Verwendung, etwa 
zu den dortigen Holzlieferungsgeschäften, zulassen. 

Notizen. 

Mit dem am Morgen des heutigen Tages abgebrannten letz- 
ten Schusse erreichte der wichtigste Haiiptachacht des Przibra^ 
mer k. k. und gewerkschaftlichen Silber-Bergbaues, der Adalbert^ 
Schacht, in den Dimensionen von 6 und 16 Schuh im Geviertenjy 
nach einer seit I77S durch volle 89 Jahre angestrengt fortge-' 
setzten, schweren, mit mannigfaltigen Gefahren und grossen Ko- 
sten vei'bundenen Arbeit, die gewiss noch sehr seltene absolute 
Tiefe Ton bereits vollen 40(» Klaftern, dessen Tagkranz 'iTÖ'/j 
Klafter über und dessen jetziges Tiefstes somit schon 123 y, 
Klafter unter der Meeresoberfläche* liegt. Der Schacht wird mit 
Anwendung einer 30 pferdekräftigen Fördermaschine ober Tags, 
und mit einer 32 pferdekräftigen Wassersäulmaschine in einer 
Tiefe von 38 Klaftern unter Tags als Förder- und zugleich auch 
Als Wasserhaltungsschacht benutzt. In der Adalberti- und in der 
mit ihr communicireuden Maria-Grube sind 1288 Arbeiter be«chäf- 
tigt. Der Adalbertischacht liegt in dem segenreichsten Gruben- 
felde des Przibramer Erzrevieres, schliesst mittelst seiner Quer- 
schläge auf 19 Horizonten nebst anderen edlen und erzführenden 
Gängen den Adalbert-Hauptgaug sammt seinen Trümmern auf, 
der die anhaltendsten und ergiebigsten Erzmittel besitzt, welche 
über die Hälfte der hiesigen Silber- und Bleierz-Gefälle liefern. 
— So betrug im Jahre 1866 allein das Förderquantum dieses 
Schachtes 693.U00 Centner. Seine bedeutende Ausdehnung, sein 
Erzi^eichthum, dessen Silberhalt mit Zunahme der Tiefe steigt, 
und dessen für eine noch unabsehbar lange Daner mit berg- 
männischer Wahrscheinlichkeit verbürgbare Nachhältigkeit ma- 
chen dieses Orubenfeld mit seinem Schachte zu einem der wich- 
tigsten des hiesigen Siiberbergbaues und der Moment der glück- 
hch vollendeten 400 Klafter Tiefe des Schachtes gab daher den 
Anlass, dieses Ereigniss kirchlich und bergmännisch festlich zu 
feiern. — Schon am Vorabende verkündig^ kirchHcbes Festgeläate 
diese für die Bergstädte Przibrara und Birkenberg denkwürd/^ 
Feier. Heute um 9 Uhr früh versammelte sich in Przibram vor 
dem k. k. Bergoberamtsgebäude die zahlreiche Bergmanuschaft und 



bewegte sich unter Vortritt der hochwürdigen Stadtgeistlichkeit- 
der k. k. Bezirks-, Bergacademie-, Bergoberamts- und Werksbeam , 
ten, den k. k. Oberbergrath und Bergoberamts- Vorstand Jeschke 
an ihrer Spitze, der Repräsentanten der Stadtbehörden und der 
mitbetheüigten Privatgewerken, dann der zur Feier erschienenen 
nachbarlichen Bergwerksverwandten in einem unabsehbar langen 
Zu!;e mit klingendem Spi«»l der Bergmusikkapelle von Przibram 
auf den Birkenberg, bei dem mit zwei hohen Pyramiden gezier- 
ten Adalbertschachte vorbei zur Bergkapelle, in welcher vor Allem 
unter andachtvoller Theilnahme aUer Anwesenden eine heilige 
Messe gelesen wurde. Hierauf begab sich der Zug zu dem ge- 
feierten Adalbertschachte. Nach verrichtetem Schutz- und Segens- 
gebete befuhren der k, k. Oberbergrath Jeschke mit mehreren 
Bergbeamten und Gästen den Schacht, und es wurde in deren 
Gegenwart der letzte Schnss abgebrannt, um die 400 Klafter 
der Schachtteufe zu vollenden. In demselben Momente erdröhn- 
ten Obertags Pöllerschüsse und ein tausendstimmiges ^i Glück 
auf!" und die Volkshymne verkündigten dieses hochwichtige 
Ereigniss, das in den Aunalen des Przibramer Bergbaues fort 
leben wird. Nach beendeter Schachtfahrt fand ein von den Fest« 
theilnehmei*n arrangirtes Festmahl in der Stadt Birkenberg statt, 
bei welchem ein dreimaliges herzlichstes »Glück auf!'' für Aller- 
höchst Seine k. k. apostolische Majestät unseren allergnädigsten 
Kaiser Franz Josef und für das gesammte durchlauchtigste Kai- 
serhaus die Versammlung höchst enthusiasmirte, worauf dann die 
weiteren Toaste auf das fernere segensreiche Gedeihen des Przi- 
bramer Bergbaues, auf die hohen Ministerien, auf die geistlichen 
und weltlichen Würdenträger des Königreiches Böhmen, auf den 
Mann des bergmännischen Fortschrittes k. k. Ministerialrath 
Otto Freiherm von Hingenau, und den hochgeehrten Förderer 
des Kunstwesens und der Aufbereitung k.k. Ministerialrath Peter 
Ritter von Rittinger u. s. w. folgten. 

Administratives. 

Seine k. k. Apostolische Majestät geruhten mit A. H. Ent- 
schliessung vom 4. Mai 1. J. die Uebemahme des Berghaupt- 
mannes und Oberbergrathes in Laibach Alois Altmann in den 
wohlverdienten bleibenden Ruhestand allergnädigst zu genehmigen 
und zu gestatten, dass demselben zugleich, die Allerhöchste An- 
erkennung für seine vieljährige trene imd erspriessliche Dienst- 
leistung ausgedrückt werde. 

Der Leiter des Ministeriums für Handel und Volkswirth- 
schaft hat den k. k. Oberbergcommissär und Bergrath .Joseph 
Trinker zum Bergbauptmann in Laibach ernannt. 

Wien, am 9. Mai 1967. 

Briefkaaten der Expedition. Herrn J. U. ... in Mies. Der 

ganzjährige Pränumerationsbetrag ist 8 fl. 80 kr. ; wir ersuchen 

daher um gef. Nachsenduug von 80 kr. 

In der 

O. J. Manz'schen Buchhandlung in Wien, 

Kohlmarkt Nr. 7, 

gegenüber der Wallnerstrasse ist zn haben: 

«ientscii, €^., Die Berechnung 4er Dampfmaschinen mittelst prak- 
tisch eingerichteter Tabellen, welche ohne Anwendung alge- 
braischer Rechnungen die eifective Leistung, denDampfverbrauch 
und den vortheilhaftesten Expansionsgrad doppeltwirkender 
Dampfmaschinen leicht bestimmen lassen. Zum Gebrauche für 
Maschinenconstructeure, Fabriksbesitzer, Maschinenleiter, etc 
aus Beohachtungsresultaten bearbeitet. Leipzig. 1867 

l fl. 86 kr. 

RlitlnKer, P. Kitter v., Lehrbuch der Aufbereitungskunde in 
ihrer neuesten Entwicklung und . Ausbildung systematisch dar- 
gestellt. Mit einem Atlas von 34 Taieln in Folio. Berlin 1867. 
17 fl. 34 kr. 

Scheffler H., Die Ursachen der Datnpf-Ressel-Explsslonen imd der 
Dampfkessel-Thermometer als Sicherheitsapparat. Berlin 1 867. 
1 fl. H kr. 

ITfil^riafl. ll., Les appllcations de la chileur avec \m expos^ des 
meilleurs systömes de chauffage et de Ventilation. 2^rae edition 
Bruxelles 1867 ' . . . 7 fl. 



TerfeiBiir eines Xüsenwerkes. 

Ein Elisenwerk im böhmischen Erzgebirge, nahe der sächslchen Grenze, in einer wald- und dorfreichen Qegend, mit 
172.391 Q Klailem Grubenfeldem auf reinen Magnet- und Rotheisenstein, dann mit den hiezu gehörigen Fabriks-Etablissements und* 
Banobjecten. — ist ans freier Hand zu verkaufen 

Die n&heren Auskünfte ertheilen mündlich oder auf frankirte schriftliche Anfragen J. U Dr. CatI Aeellns, be^de- 
ter Landei^niUucat «u Pr Äfft Brückengasse, Kleinseite Nr. 39— IH. und Edoard Spotli, Eisenwerksdirector zu KaIIIcIi 



in Bölini*^!}, Potii Görkau. 



(13—15) 



Draea Yfiu Cftrt Framm« ta Wlin^ 



Für den Verlag venutworttich : Carl Aeger. 



r= 21. 

XV. Jahrgang. 



Oesterreichische Zeitschrift P2^- 

* 27. lai. 



ttir 



Berg- und Hüttenwesen. 



Verantwortlicher Redacteur: Dr. Otto Freiherr von Hingenau, 

k. k. MiniaterUlrath im Finmniminlateriam. 

Verlag der Q. J. Manz'schen Buohliandlung (Eohlmarkt 7) in Wien. 



Inhalt: Ueber die Gewinnung ron Neben producten mit Rücksicht auf die chemische Reinigung der Sudsoole. — Ueber 
die Anwendung des gebrannten Kalkes statt des rohen Kalksteines bei dem Betriebe der Eisenhohöfen. — Ausserordentliche 
Vorträge und fachwissenschaftliche Besprechungen an der k. k. Bergacademie zu Przibram. — Das Schwefel-Vorkommen am 
Kiliman. — Notizen. — Administratives. — Ankündigungen. 



üeber die Gewinnung von Nebenproducten 

mit BUcksicht anf die chemische Reinigung 

der Sudsoole. 

Von August Aigner, k. k. Bergmeister in Alt- Aussee. 

Von der relativen Löslichkeit verschiedener Salze bei 
vei^schiedeuen Temperaturen hängt wie bekannt die Reihen- 
folge ihrer Krystallisation bei einer bestimmten Temperatur 
ab. Von diesem allgemeinen chemischen Verhalten hat 
man seit Jahren, wenn auch in beschränktem Masse bei 
der Saline in Aussee eine praktische Anwendung gemacht, 
indem zur Winterszeit in den vorhandenen Soolenstuben 
die in denselben eingeschlagene concentrirte Soole der 
Ausscheidung des rohen Glaubersalzes überlassen wird. 
Da nämlich der Gefrierpunkt voUgrädiger Soole noch tiefer 
als 18^ C. ist, die in dem Salzberge erzeugte Soole bei 
einer durchschnittlichen Lufttemperatur von ^^ eine Tem- 
peratur von 5 72^ K* zeigt, so krystaltisirt in den am Tage 
befindlichen Soolenstuben bei allmäliger Abkühlung unter 
b^/2^ das schwefelsaure Natron als wasserhaltiges Salz 
(NaO -}- SO3) 4- lOHO an den Wänden und Boden in 
schönen Krystallen heraus. Die auf der Soolenleitung be- 
findlichen Stuben befinden sich jedoch iȊmmtlich in gedeck- 
ten Räumen und die in denselben eingeschlagene Soole 
sinkt kaum tiefer als bis zur Temperatur -j- 2'^ R. — Letz- 
tere wird daher selbstverständlich so lauge der Krystalli- 
sation überlassen , bis ein 'hineingehaltener Stab eine 
hinreichende Krjstallschichte zeigt, welches um so eher 
eintritt, je mehr die Soole spathet, wie man sich hier aus- 
zudrücken pflegt, und innerhalb drei bis sechs Wochen 
vollendet ist. Weit tiefer sinkt die Temperatur der nur 
^2 Fuss unter der Erdoberfläche fliessenden Soole auf 
der 6510^ langen Soolenleitung, und bei grosser Kälte 
tritt die Spathung bisweilen mit solcher Vehemenz anf, dass 
eine vollständige Stockung des Soolenabflnsses stattfindet. 
Es machte diess die Aufstellung von in verschiedenen Di- 
stanzen stehenden Wärme -An stalten nothwendig, in welchen 
die in schlangen förmig gebogenen Eisenröhren durch- 
fliessende Soole auf jene Temperatur gebracht wird , um 
das schwefelsaure Natron in Lösung zu erhalten; der Auf- 
wand an Brennstoff beträgt nach einem zehnjährigen Durch- 
schnitte pr. Jahr 60 W.Klftr., die Summe der ganzen Wärme- 
kosten pr.Jnhr 595 fl., und der gegen artige jährliche Erzeug 
an Rohstoff 420 Ctr Von diesen besitzen die in der Nähe 
des Stollenmundloches erzeugten Krystaile die Grösse einer 



Haselnuss, die in der tiefer gelegenen Mittelstation Praun- 
falk erzeugten . Erbsengrösse , endlich der in d«)n bei der 
Sudhütte gelegenen Stuben aus verwässertem Pfannenkern 
Huskrystatlisirte Späth die Grösse einer Faust, welcher 
sämmtlich als rohes unraffinirtes Glaubersalz im Preise 
von 1 fl. 25 kr. ö. W. der Privatindustrie überlassen wird. 
Der Grund, warum die bisherige Erzeugung in so beschränk- 
tem Massstabe stattfand , ist sowohl in dem zu hohen Ver- 
kaufspreise in Verbindung mit den grossen Frachtkosten, als 
auch in der Methode der Erzeugung gelegen, welche eben 
nur in Stuben von geringem Fassungsraume bei massiger 
Temperatur stattfinden kann und durch steten Wechsel der 
vollständigen Krystallisation entzogen wird. 

Es musste daher billiger Weise untersucht werden, ob 
nicht fürsprechende Gründe vorhanden sind, um unter Aen- 
derung der bestehenden Preise die Erzeugung auf das 
Maximum zu bringen. Durch C. v. Hauer's höchst werth- 
volle Untersuchungen des Salinenbetriebes in chemischer 
Beziehung ist die praktisch längst ausgesprochene Ansicht 
auch wissenschaftlich zur Evidenz erwiesen , dass die tech- 
nische Leistung der Saline in Aussee in Anbetracht des 
Rohmaterial es, welches zur Versiedung kommt, eine höchst 
vollendete sei; in der That ist die durchschnittliche Summe 
der Nebensalze verschiedeujähriger Soole in Aussee per 
Kuh/ 2'358 Pfd., während die der übrigen Salinen nur 
1'04 beträgt, daher als eine natürliche Folge die grössere 
Pfannsteinbildung verbunden mit einer geringeren Wärme- 
leitung und einer geringeren Dauer der Sudcampagne, 
wodurch endlich die Sudausschläge beeinträchtiget werden. 

Bei Fabriksanlagen, welche nach ganz gleichen Sy- 
stemen gebaut, deren technische und pyrotechnische Fer- 
tigkelten identisch sein müssen, ist daher die schroff gegen- 
überstehende Verschiedenheit des Ausbringens nur mehr in 
der Unreinheit des Rohmateriales zu suchen, und es kann 
daher nicht mehr befremden , wenn als Holzerfordemiss für 
die Erzeugung von 1000 Ctrn. Sndsalz für Aussee 38 W. 
Klftr., für die anderen Salinen nur 3472 ^- ^^^^^' ^^^^' 
Spruch t werden*). 

Unter den den Pfannenstein bildenden Salzen von 
schwefelsaurem Kalk, Kali, Natron, Chlormagnesium und 
Chlornatrium übertrifft der Gehalt an schwefelsaurem Natron 
mit 1*119 Pfd. im Kubikfuss der' Ausseer Soole den der 
übrigen Salinen um mehr als die Hälfte, während der Ge- 



*) Siehe den Salinenbetrieb von C. v. Hauer V. 1864. 



162 ^ 



halt der übrigen BeBtandtheiie mit Ausnahme des schwefel- 
sauren Kalis, welches mit 0'6 Pfd. im bedeutenderen Masse 
auftritt, nicht sehr differirt. Die Trennung des sohwefel- 
sanren Natrons von der Soole mues daher auf die Erhöhung 
der SudauBschläge in dem Masse befördernd einwirken, als 
diese Trennung gelingt. Es handelte sich nur mehr, eine 
Methode ausfindig zu machen , welche von der Rrystalli- 
sation in Stuben verschieden ist, weil ihre geringe Anzahl 
den Erzeug beschränkt, die Erbauung einer grösseren An- 
zahl von Soolenstuben aber zu kostspielig ist. Dieses ist 
mir durch eine der Gradirung ähnliche Vorrichtung , vor- 
läufig nur probeweise durchgeführt, vollkommen gelungen. 
Auf einer vor dem Stollenmundloche etwas schief gestellten 
Bretterwand von 8' Höhe und 7' Breite werden horizontale 
Leisten von 4'' Breite tt,nd 7' Länge stufenförmig auf- 
gelegt und die Soole über die Längenseite einer Rinne so 
darauf geleitet, dass sie in Tropfen alle Stufen durchläuft 
und unten in einer Rinne wieder zur Hütte abfliesst. 

Das durch die niedrige Temperatur krystallisirende 
schwefelsaure Natron setzt sich auf den Leisten als fein- 
krjstalliniscbes Aggregat fest und kann ohne Mühe nach 
einiger Dicke losgetrennt werden. Durch die Anwendung 
von Dornwerk wurde der gleiche Erfolg erzielt, doch war 
die anhängende Krystallmasse sehr schwer zu entfernen, 
daher die Tropfbühne den Vorzug verdient. Die Aufstel- 
lung einer solchen Vorrichtung im Vergleiche zu einer 
Stube, welche kaum unter 1300 fl. erbaut werden kann, ist 
fast kostenlos. Die Versuche wurden probeweise nur auf 
zwei Bühnen von 117 Q' durchgeführt. Folgende Tabellen 
enthalten alles fär die Vergleichung notb wendige Materiale. 

Tabelle L 

Spatherzeugung in 2 Soolenstuben von 8021 Kub.' Inhalt 

und 2157 □' Oberfläche. 



Stube 



Kub.-Inhalt 
der Stube K.' 



Erzeugter 

Späth in 

Stuben 



Zeit der 
Krystallisa- 
tion in Stdn. 



Temperatur 
der Soole 



4021 
4000 



4640 
4736 



432 

432 



-f 2«R. 
+ 2«R. 







Tabelle 


u. 




Spatli 


erzeugung auf 2 Tropf büb 


nen mit 117 


Q' Fläche. 


Stun- 
den 


Soolen-Ein- 
fluas Kub.' 


Mittlere Tempert 


itur 


Luft 


der Soole am 










EinflusB 


Abfluss 


Jan. 










6t 


956 


-6-2 


+ 4-8 


+ 3-6 


47 


960 


+ 0-6 


+ 4-2 


+ 2-6 


72 


1080 


— 3-4 


+ 4-0 


+ 2-6 


58 


760 


— 0-8 


-f 4-0 


+ 2-6 


72 


1225 


— 6-3 


+ 4-5 


+ 0-5 


30 


600 


— 6-5 


+ 5-0 


+ 0-6 


59 


920 


,- 2 4 


+ 4 6 


+ 4-0 


Febr. 










144 


2160 


+ 1-9 


+ 4-7 


-f-2-4 


144 


2160 


+ 1-2 


+ 4-6 


-h 2-3 


144 


2160 


4 1-7 


+ 5-0 


+ 3-2 


114 


1710 


4- 3-8 


+ 50 


+ 4-1 



Tabelle in. 
Vergleichende Uebersicht bt^ider Methoden. 



Methode 


Soolb in 
Kub.' 


Späth 
Pfd. 


Fl&che in 


Zeit in 
Stunden 


Stube 
Gradirung 


8021 
14421 


9376 

7680 


2157 
117 


432 

945 



Tabelle rV. 

Mittlere Temperaturen von 3 zu 3 Tagen am Ausseer 

Salzberge. 



Novbr. 1 Decbr. 


Jänner | Februar 


März 


April 


1866 


1867 


1866 


+ 5-7 


— 2-4 


— 30 


-0-9 


+ 2-4 


+ 3-7 


+ 5-6 


+ 1-5 


-7-0 


— 0-3 


+ 4-6 


-1- 5-8 


+ 5-1 


— 02 


— 0-3 


+ 06 


+ 1-5 


+ 10 7 


-f 1-2 


— 0-8 


-0-6 


+ 0-8 


-00 


+ 6M 


+ 2-8 


+ 11 


— 0-3 


+ 1-7 


+ 0-6 


+ 5-5 


— 2-4 


— 0-8 


- 5-3 


+ 3-2 


+ 3-8 


+ 7-7 


— 31 


— 2-4 


— 6-2 


+ 3-0 


+ 3-8 


+ 6-5 


— 1.0 


— 11 


-20 


+ 1-8 


+ 1-7 


+ 2-3 


— 0-9 


— 1-0 


+ 1-8 


— 10 


+ 1-3 


+ 9-6 


— 26 


— 0-3 


+ 2-6 




- 3-8 


+ 191 



945 I 14421 



0-19 I +4-66 I +2-71 



Was zuerst die relative Menge des in den Soolen ent- 
haltenen Spathes betrifft, so sind allerdings die älteren 
daran reicher, jedoch übt die örtliche Gebirgsvertbeilung 
einen entschiedenen Einfluss aus ; das Grenzgebirge ist an 
schwefelsaurem Natron reicher, insbesondere reichhaltig ist 
die an der Südgrenze des Snlziagers einbrechende Selbst- 
soolenquelle mit einem jährlichen Zufluss von 30.000 Kub.^ 

Nach Carl v. Hauer beträgt der mittlere Gehalt an 
schwefelsaurem Natron pro Kub.' der Ausseer Soole 1*11 
Pfd. und da nach Tab. IV die Gradirung anstandslos durch 
fünf Monate gesciieheu kann, die gesainmte Soolenabgabe 
durch jenen Zeitraum durchschnittlich 600.000 Kub.' beträgt, 
80 könnte durch Gradirung die Production auf 600000 X 1 " 1 
= 6600 Ctr. erhöht werden. 

Vergleicht man die chemische Analyse mit dem prak- 
tischen Erfolge, so gibt die Erzeugung in Stuben per Kub.' 
l'l Pfd., während die Gradirung nur 0-53 Pfd. ausweicht; 
<?s hängt jedoch nur von der Vergrösserung der Gradirungs- 
fläche ab, den Best von 0*57 Pid, noch zu gewinnen, so 
dass auf eine vollständige Reinigung der Soole von jeder 
beliebigen Beimengung von schwefelsaurem Natron mit 
Bestimmtheit gerechnet werden kann. 

Sucht man aus Tab. III. die Einheitswerthe der Er- 
zeugung, so ergibt sich, dans durch die Stube aus 1 Kub.' 
in eintr Stunde auf 1 □' 0*000000125 Pfd., und durch 
Gradirung 0*000004817 Pfd. erzeugt werden können; es 
vorhält sich also die Erzeugung der Stube zu jener der 
Gradirung gleich wie I : 38. 

Durch diese auffallend schnellere» Kristallisation wird 
zwar die Reinheit des Productes einigermassen beeinträch- 
tiget, indem dasselbe nahezu um die HHlfte mehr Chlor- 
natrium enthält, als das in Stuben langsamer krystallisirende, 
denn in 100 Th«ilen des krystallisirten Glaubersalzes wur- 
den gefunden : 






— 163 - 



I. in der Stube. 
76 00NaO SO3 + IÜHO 
19-00 Wasser 
5.00 Cl Na 



100-00 



U. Am Gradirwerke. 
71-10 NaO SOj-i- lOHO 
19-50 Wasser 
900 Cl Na 
0.5 Rückstände 

100-00 

Das Product I. erscheint in schönen Individuen , idas 
Product II. als kleinkörniges krystallinisches Aggregat, und 
hat in 1 00 Theüen um 47o m^^r Kochisalz beigemengt. 
Letzteres kann jedoch von finanzieller Seite nicht als Ein- 
wurf gegen diese Gewinnung geltend gemacht werden, 
da das Kochsalz höchstens als Nebenproduct mit dem 
Werthe des Fabrikssalzes in Abzug zu bringen ist, und es 
waltet durchaus kfin Hindemiss vor, die erste Raffinatipn 
durch die Ueberhitze einer Pfiesel zu bewirken , und jene 
Kochsalzmenge durch die rückbleibende Mutterlauge der 
Pfanne wieder .zuzuführen, das raffinirte Rohsatz aber 
pachtweise in den Verschleiss zu bringen, denn die grösste 
Lösungsfähigkeit für schwefelsauern Natron ist wie be- 
kannt bei 33^, und hiezu ist die Endtemperatur einer 
Pfiesel mehr als ausreichend. Es kann in dieser Beziehung 
noch auf Nr. 19 dieser Zeitschrift vom Jahr« 1861 hingewie- 
sen werden, um zu zeigen, wie auf der Saline zu Schöne- 
beck aus der Mutterlauge Dorn und Pfannenstein nebst dem 
Kochsalz und schwefelsaurem Natron, auch die übrigen in 
geringerer Menge auftretenden Nebensalze zu Gute ge- 
bracht werden. Die Gradirung kann selbstverständlich auch 
auf jenen Theil der Mutterlauge ausgedehnt werden, wel- 
cher mit Nebensalzen übersättiget endlich von der Pfanne 
entfernt werden muss, um ihm den für Aussee nicht unbe- 
trächtlichen Gehalt au Glaubersalz noch zu entziehen. 

Als Gewinn erscheint noch die Verminderung des 
Pfannsteines mit seiner Erhöhung des pyrotechnischen 
Effectes; letzteres in Verbindung mit dem Umstände, das 
fast kostenlos erzeugte Product der Privat Industrie billig 
zuzuführen, muss für die von mir vorgeschlagene Gewin- 
nung entscheidend sein. 

Dieses Verfahren kann auch für Hallstadt, Ischl und 
insbesondere für Hallein Anwendung finden. 



üeber die Anwendung des gebrannten Kalkes 

statt des rohen Kalksteines bei* dem Betriebe 

der Eisenhohöfen. 

Vom Ingenieur Carl Aubel. 
(Aus dem Berggeist Nr. 37 d. J.) 

Obgleich der k. Hütten-Inspector Eck auf der Königs- 
hütte in Oberschlesien *) schon vor Jabren die Vorzüge des 
gebraunten Kalkes als Zuschlag bei der Verhüttung 
von Eisenerzen (wie vornehmlich : ^Ersparniss anCokes und 
Mehrproduction an Roheisen a) unter Hinweis auf die das 
gleiche Thema besprechenden Aufsätze der Herren Monte- 
fiore Levi und Emil Schmidt (Dingler's Polyt. Journal, 
Bd. CXIX, S. 353) in einer umfassenden und namentlich 
viele praktische Resultate enthaltenden Abhandlung erörtert 
hat, so scheint es mir dennoch, in Anbetracht, dass auf den 
meisten Hüttenwerken noch auttscbliesslich ungebrannter 
Kalkstein Verwendung findet, zeitgemäss, diese insttuctive 



*) Dingler's Polytechn. Journal, Bd. CXXX, S. 349, 
von 1853. 



Arbeit in Erinnerung zu bringen und meinerseits durch 
theoretische Berechnung die zu erzielenden Vortheile noch- 
mals nschzuweisen. 

Da das Brennen des Kalksteines im Hohofen schon bei 
einem Temperaturgrade von ca. 8Ö0® C. erfolgt, also weit 
früher, als eine Einwirkung der Schlacke gebenden Bestand- 
theile aufeinander stattfinden kann, so muss es auch für den 
chemischen Process im Ofen selbst ganz gleichgiltig sein, 
ob der Kalk im rohen oder gebrannten Zustande aufgege- 
ben werde. Da aber die Reduction der Erze bei eben an- 
geführtem Temperaturgrade und zum Theile auch schon 
früher erfolgt — sei e? bloss zu Eisenoxydul oder auch 
schon zu metallischem Fe, sog. Eisenschwamm — , so möchte 
die Anwendung von ungebranntem Kalksteine «iurch die 
Reduction der aus demselben entweichenden Kohlensäure 
zu Kohlenoxyd und somit durch beschleunigte Vorbereitung 
der Erze vortheilhafter erscheinen. Hiergegen ist jedoch zu 
bemerken, dass sowohl einestheils in Hohöfen stets ein 
Ueberschuss an diesem Gase vorhanden ht — indem die 
Analyse der aus der Giöht strömenden Gase selbst bei 
rationellem Betriebe noch mindestens 13Pct. dem Volumen 
nach davon nachweist, als auch anderntheils, dass es bis- 
her noch nicht erwiesen ist, ob die Reduction der Erze 
leichter durch Kohlenoxydgas, sei es nach den 
Formeln: 
Fe, O3 + CO = 2 Fe u. CO^; Fe^ O3 + 3C0 

= 2Fe + 3 CO2 oder PeO -f- CO = Fe + CO, 
oder durch Kohlenstoff, resp. durch innigen Contact der 
Erze mit dem Brenn materiale nach den Formeln: 
2Fe2 O3 4- 3C == 4Fe u. SCO^; 2Fe2 O3 + C = 

4FeO+C02 oder 2Fe -f C = 2Fe -f CO, 
bewirkt wird, und in welcher Weise endlich dieselbe von 
der Dauer der Einwirkung und dem Temperaturgrade ab- 
hängig ist. Aus diesen Formeln ist es aber aucb ersicht- 
lich, dass 1 Aequivalent Kohlenstoff bei directer Verbren- 
nung auf Kost^'n des in den Erzen enthaltenen Sauerstoffes 
zu Kohlensäure dieselbe Reductionskraft zu entwickeln ver- 
mag, wie wenn solches zuvor aus t Aequivalent Kohlen- 
säure des Kalksteines 2 Aequivalente Kohlenoxydgas — 
nach der Formel COj -f- C = 2C0 -- gebildet hätte, und 
weiter ist nicht nur die durch Verbrennung des Kohlenstoffes 
vor den Formen erzeugte Kohlensäure nach ihrer Reduction 
beim Hinaufsteigen in dem Ofenschachte und in Berührung 
mit glühenden Kohlen eine Quirle für das Kohlenoxydgas, 
sondern es kann auch eine vielleicht gleich grosse Quan- 
tität davon nach beistehenden Formeln gebildet werden : 
Fe2 O3 + C = 2 Fe u. CO; Fe2 05 + 30 = 2Fe 
u. 3C0; FeO+C = Feu. CO. 

In ökonoipischer Hinsicht werden »her nun durch 
die Anwendung von ungebranntem Kalksteine, ganz ab- 
gesehen davon, dass dadurch 

a) das Haufwerk der Beschickung unnöthig vermehrt wird; 

b) eine kostspielige Zerkleinerung des vor dem Brennen 
oft sehr harten Kalksteines erforderlich ist und hier- 
mit auch die nothwendige gleichmässige Vertheilung 
desselben auf der Beschickung erschwert wird ; 
endlich 

c) um dicäelbe Wirkung für den Schmelzprocess zu er- 
zielen mindestens y^ cles Gewichtes von Kalkstein mehr 
auf die Gicht gehoben werden muss, 

noch bedeutende Verluste an Brennmat eri al herbei- 
geführt, wie aus Folgendem ersichtlich ist. 



164 — 



' 1 . Nehmen wir a. B. einen Kalkstein mit einem Ge- 
halte an reinem kohlenaaurep Kalke von dO Pct., so ent- 
hält solcher pro Ctr. 39*6 Pfd. Kohlensäure, welche zu ihrer 
Umwandlung resp. Beduction zu Kohlenoxyd nöthig haben 
an Kohlenstoff = 10*8 Pfd. und wodurch entwickelt wer- 
den 2400 X 10-8 = 25.920 W. E. 

2. Da aber femer zur Beduction der Kohlensäure zu 
Kohlenoxyd, pro Pfd. 2400 W. E. erforderjich sind — be- 
ziehungsweise gebunden werden — , so beträgt diess für 
39-6 Pfd. Kohlensäure 39-6 X 2400 = 95-040 W. E., 
und da weiter 

3. die durch Redüctiou der Kohlensäure und hierzu 
nothwendig gewesene Oxydation von 10*8 Pfd. Kohlenstoff, 
resultirende Menge von 50*4 Pfd. Kohlenoxyd noch auf die 
Temperatur von etwa 350^ C., mit welcher die Gase aus 
der Gicht entweichen, gebracht werden muss, so gehen noch 
femer verloren: 

spec. W. des Kohlenoxyd = 0-2479 X 350 X 50*4 
= 4373 W. E. 

Der gesammte Wärme verlu st beträgt demnach 
pro Ctr. ungebrannten Kalksteines: (95.040 + 4873) 
— 25.920 W. E. == 73.493 W. E., mithin Kohlenstoff- 

= 30*62 Pfd., während bei rationellem 



Verlust 



2400 



besonderen Brennen des Kalksteines ^f^ bis höchstens ^/^ 
vom Gewichte desselben an Steinkohlen, also pro Ctr. nur 
20 — 25 Pfd. erforderlich sind. Bechnen wir weiter obige 
30-62 Pfd. Kohlenstoff zu 34& Pfd. Steinkohlen (von 88 % 
Kohlenstoffgehalt), so beträgt die durch Anwendung von ge • 
bran n te m Kalksteine beim Hohofenprocesse erzielte K o h • 
lehersparniss pro Ctr. 9'8 bis 14'8 Pfd. Bei einem 
Durchsetzquantum von 900 Ctrn. Erz pro 24 Stunden, die 
einen Zuschlag von 25 Pct. Kalkstein erfordern, ^ürde so- 
mit eine Ersparuiss von 22*05 bis 33*3 Ctrn; Steinkohlen 
erreicht werden. 

Wenngleich es vorzuziehen ist, den Kalkstein auf dem 
Hüttenwerke selbst zu brennen, um durch raschen Verbrauch 
dem Anziehen von Feuchtigkeit etc. zu begegnen, so möchtn 
doch, falls die Steinkohlen am Bruche billiger zu beschaffen 
sind, auch hier das Brennen vortheilhafter erscheinen, in- 
dem dadurch das Gewicht für d^n Transport auf mindestens 
^/^ herabgesetzt würde. 

Die Anwendung von ung^b ranntem KMlksteine lässt 
sich unsere» Ermessens nur iu foJgeuden Fällen recht- 
fertigen: 

1. Wenn man die iu Folge dessen auch, an Kohlenoxyd 
reicherten Gichtgase durch eine Gasabfang- Vorrichtung aus- 
ser zur Winderhitzung noch zu Kesselfeuerungen etc. ver- 
wenden kann — entgegengesetzt der Meinung des Herrn 
E. BoUin (Berg- und Hüttenm. Ztg., Nr. 50, S. 428, Jahrg. 
1862)f weichet anzunehmen scheint, dass bei Anwendung 
von . ungebranntem Kalksteine die Kohlensäure desselben 
auch als solche entweiche, derselbe mithin bei geschlossener 
Gicht un vor theilhait sei, wogegen jedoch die leichte 
BeductioDsfähigkeit der Kohlensäure und die' im Hohofen 
hierfür gebotenen günstigen Ui^stände streiten. 

2. Wenn die zur Verhüttung kommend cn Erze mulmi- 
ger oder ockeriger Natur sind, sich also bei ihrem Nieder- 
gange im Ofenscbachte f-st aufeinander legen und somit 
von den im Ofen aufsteigenden Gasen nur unvollkommen 
durchdrungen werden, weil dann das ans d%r Kohlensäure 



des Kalksteines fn der Beschickung selbst entstandene Koh- 
le nozyd direct eine bessere Beduction der Erze vermit- 
teln wird. . 



Ansserordentlicfae Vorträge nnd fachwiasen- 

schaftliche Besprechungen an der k. k. Berg- 

academie zu Frzihram. 

(Bericht über die Versammlung am 27. April 1867.) 

Der Bergacademie-Director Johann Grim m sprach zu- 
erst über den in 4^^. Wochein in Oberkrain vorkommenden 
Bauxit" (Wocheinit , ThÖnerdehydrat) und erwähnte, dass 
diesea-Mineral in den letzten Jahren in der Wochein als 
Lager an der Grenze dar Trias und der Juraformation an meh- 
reren Stellen von dem Eisenwerks-Director zu Feistritz 
Herrn Albert Fleckner in beträchtlichen Ausbissen aufge- 
funden worden sei, nachdem Dr. Wedding, Professor der 
Hüttenkunde .in Berlin, im J. 1864 im dortigen Gewerbe - 
verdn,.auf das Vorkommen dieses Titonerdehydrats zu Baux 
in Frankreieh auf seine Verwendung zur Erzeugung von 
Aluminium, und auf die Möglichkeit seiner Auffindung auch 
in dem preussischen Staute aufmerksam gemacht hatte 
(Siehe Berggeist Nr. 79 v. 1864 und diese Zeitsct^rift 
Nr. 42 Seite 331 — 333.V. 1864). Der Vortragende er- 
wähnte, dass er durch dieGefälligkeitdes benannten Eisen- 
werks Di rectors mehrere Stucke des in Wochein aufgefun- 
denen Bauxits erhalten habe,, und zeigte 4 verschiedene 
Arten davon vor, welche auch von dem k. k. Generalprobir- 
amte in Wien bereits analysirt worden sind. Er wies auf 
die Aehulicbkeit der chemischen Zusammensetzung des in 
der Wochein mit dem in Baux iu Fraokreich einbrechendf^n 
Minerale hin, indem es ebenfalls von 40 bis fiber 50 % 
Thonerde und 12 bis 25 ^/^ Wasser, dann je nach 
seiner Verunreinigung 2 bis 40 % Eisen oxyd, 4 — 6 % 
Kieselerde, übrigens nur Spuren von anderen Stoffen 
enthalte, und machte aufmerksam auf die Wichtigkeit 
dieses Minerals ebenso iu Be/.ug auf Erzeugung von 
Aluminium, sowie auf Fabrikation von Thonwaaren und 
sprach zugleich die Möglichkeit aus, dass derlei Thonerde- 
hydrate auch in der Grauwackeuformation Böhmens u. z. 
in den weisslich gelblichen Schiefern dernelbeu gefunden 
werden könnten. > 

Professor Mrdzek fügte bei, dass die Thonerdehydrate 
Zersetzungsproducte feldspathre icher Gesteine sein dürften 
und Sedimentablagerungen, und erwähnte, dass er bereits im 
J. 1859 im k. k. Generatprobiramte eine Analyse eines in 
Istrieu einbrechenden ebenfalls sehr thonerdereichen Mine- 
rals gemacht habe, welches zur Bereitung eines Cementes 
für Bauten im Seewass'r verwendet worien sei, und glaube 
daher, dass die Bauxite auch zu Cemaitbereitungen sich 
eignen werden. 

Hierauf sprach der" Assistent der Lehrkanzel fdr Pro- 
bir- und Hüttenkunde Carl Balling über: nDr. Flecks 
Eintheilung und Unterscheidungsmerkmale der 
Steinkohlentty aus welchem Vortrage das Nachstehende 
auszugsweise mitgetheilt wird. » 

Die l)ackende Eigenschaft der Steinkohlen als abhängig 
von der chemischen Zusammensefzung derselben zu erklären, 
wurde vielfach versucht, ohne dass jedoch dies»' Frage end- 
giltig beantwortet worden wäre und alle nnseri* Erklärungen 
des Backens der Steinkohlen beruhen noch immer bloss auf 
Hypothesen. * Die Eintheilung der Steinkohlen in drei 



165 — 



Gruppen: Sand-, Sinter- and Backkohlen erf&hrt nun durch 
die neuesten Untersuchungen Dr. Flecks eine Modification, 
indem derselbe auf Grund schon vorhandener als-, auch für 
diesen Zweck eigens vorgenommener chemischer Analysen 
unter gleichzeitiger Beobachtung des Verhaltens der Stein- 
kohlen in höheren Temperaturen KU einer markirteren 
Unterscheidung einer eigenthämlichen Wech- 
selbeziehung eines organischen Bestandtheiles 
der Mineralkohlea und in Folge dessen zu einer an- 
deren Eintheilung derselben gelangt ist. Die ausföhrliche' 
Arbeit Flecks über diesen Gegenstand ist in dem in Mt(nchen 
bei Oldenburg t8(>5 erschieneneu Buche nDie Steinfbhlen 
Deutschlands und anderer Lftn der. Europas von Dr. Geinitz, 
Fleck, und Hartig,^ und kürzere Aufsätze hierüber sind in 
den Heften 18} 22 und '^A des polytechnischen Gentral- 
blattes vom vorigen Jahre enthalten. Diesen beiden Quellen 
wurde die nachstehende Mittheilung entlehnt. 

Analysen von Pflanzen zeigen , dsss dieselben immer 
eine grössere Menge Wasserstoff enthalten, als zur Bildung 
mit dem in ihnen enthaitenen* Sauerstoff zu Wasser und 
dem ebenfalls, jedoch in geringerer Menge in ihnen auftre- 
tenden Stickstoff zur Ammoniakbildung nothwendig ist (freier 
und gebundener Wasserstoff) und wir begegnen in den fos- 
silen Brennstoffen einer mit dem fortschreitenden Vermo- 
derungsprocesse stets wachsenden 'Zunahme des freien, da- 
gagen Abnahme des gebundenen Wadserstoffes, derenMengen- 
Verhältnisse aber abhftngig sind von der Zusammensetzung 
der vermodernden Pflanze, so dass man bei gleich weit vor 
geschrittener Vermoderung zweier verschiedener Pflanzen- 
arteu auch Fossilien von verschiedener chemischer Zusam- 
menset^^ung erhält. In dem Verb ältnisse^ in welchem 
der freie Wasserstoff gegenüber dem gebun- 
denen Wasserstoffe in d*en Steinkohlen auTtritt, 
hat Fl eck den Massstab zur Beurtheilnng der Stein- 
kohlen werthe gefunden und in Verfolgung dieser Ansicht vi er 
Gruppen aufgestellt, in welche er die Steinkohlen einreiht« 

Die durch Analysen erhaltenen Procentzahlen »n freiem 
und gebundenem Wasserstoffe sind jedoch zu wenig augen- 
fällig und sie wurden desshalb auf 1000 Pfund Kohlenstoff 
(aschenfreie Substanz) umgerechnet und durch die Resul- 
tate der Versuche, wurde festgestellt, dass als nothwendige 
Bedingung für die iEinr<>ihung in eine der 4 Gruppen fol- 
gende Beziehungen der beiden Formen des Wasserstoffes 
statthaben müssen : 

1. Ein Gehalt von über 40 Pfund freien und 
ointe'r 20 Pfund gebundenen Wasserstoffes für Back- 
kohlen. 

2. Ein Gehalt von über 40 Pfund freien und über 
20 Pfund gebundenen Wasserstoffes ^- für Back- und 
Gaskohlen. 

3. Ein Gehalt von anter^'40 Pfund freien und 
über 20 Pfund gebundenen Wasserstoffes — für Gas- 
und Saujikohlen, und 

4. Ein Gehalt von unter 40 Pfund freien und 
unter 20 Pfund gebandienen Wasserstoffes — für Sinter- 
kohlen und- Anthrazite: t . 

Um diese Ausdrucks weise auch bildlich zu veranschau- 
lichen, hat Fleck »*ine graphische Karte •entworfen. Dieselbe 
ist ein rechtwinkliges Qp^^^^^ii^^^^c^system^ auf dessen ve r- 
ticalen Ordinaten diefreiei\, auf dessen horizontalen 
Ordinaten die gebundenen Wasserstoffmengen ver- 
zeichnet sind, so dass man bei Fixirung der oben^genannten 



Ziffern 40 Pfund freien uud 20 Pfund gebundenen Wasser- 
stoffes die nebenstehenden 4 Quadranten erhält. Werden 
die aus der Analyse auf 1000 Pfund Kohlenstoff berech- 
neten Werthe des freieil und gebundenen Wasserstoffes auf 
diese Ordinaten aufgetragen, so schneiden sich die zu dem 
Axenkreuz gezogenen Parallelen in einem Punkte^ dessen 
Lage den physikalischen Charakter der Kohle repräsentirt. 



5—0 



3—0 Sinterkohlen 



Backkohlen 



2-.0 



i-ro 



Anthrazite 



t 



Back- und Gas- 
kohlen 



Gas* und Sand- 
koklen 



20 



+ 



30 



■I 



40 



Diese willkürlich erscheinende Eintheilung der Stein- 
kohlen in vier Gruppen entbehrt aber einer wissenschaft- 
lichen Begründung nicht, weil sie uns gestattet, über den 
E^tatehungsprocess der Steinkohlen mögliche Anhaltspunkte 
zu gewinnen. Die Richtigkeit hievon ergibt sich aus einem 
Rückblick'- auf die Genesis der Fossilien vom chemischen 
Standpunkte aus. 

Die fossilen Brennstoffe sind Vermodemngsproducte 
vegetabilischer organischer Körper, deren Zersetzungsprocess 
vorwaltend bei Luftabschluss und unter Wasser verläuft 
und durch eine mittlere Temperatur unterstützt wird. Hiebei 
entwickeln sich Kohlensäure und Sumpfgas, welche Gase 
einestheils von dem die Pflanzen überdeckenden Wasser 
absorbirt werden,. wie dieKohlcnsäur-e, theils aber aus dem- 
selben entweichen, und mit der athmosphärischen Luft sich 
mischend explosible Gasgemenge, schlagende Wetter bilden 
können. 

Die Quantitäten beider sich entwickelnden Gasarten 
sind einander äquivalent; der Vermoderungsrückstand besitzt 
eine der ursprünglichen Pflanze der Art und Menge nach 
entsprechende Zusammensetzung; der Aschengehalt aber 
steht nur dann im Verhältnisse zu dem Aschengehalte der 
vermoderten Pflanze, wenn keine Infiltration durch in 
kohlensäurehaltigem Wasser gelöster Substanzen oder me- 
chanisch vertheilter Schlamm -Massen stattgefunden hat. . 

Gesammt- 
Wasserstoff 

63 

5-9 



Brennmaterial Sauerstoff 

Kiefernholz 42*8 

Torf 38-8 

Braunkohle 29*0 

Steinkohle 13-6 



6-3 
4-3 



Kohlenstoff 

50-9 

552 

65*6 

821 



Vergleicht man in der nebenstehenden Tabelle die 
Bestandthei|e des Holzes mit jenen der Fossilien^ so findet 
man, dass nicht nur durch den Austritt von Wasserstoff und 
Sauerstoff in Form von Wasser aus der vermodernden 



166 - 



Pflanae ein relativ grösserer Kohloustoffgehalt hervorgehen 
konnte, sondern dass durch den Einfluss der entweichenden 
Gase auch der Kohlenstoff mit hineingerissen werden musste, 
wenn die Vermoderungsreete der Zusammensetzung der 
Fossilien entsprechen sollten, (debn sonst würde der Kohlen- 
stofigehalt relativ ein noch grösserer sein) und hieraus' 
Iftsst sich erwarten, dass für den Vermoderungsprocess 
ebenso so bestimmte, durch die chemische Formel ausdrück- 
bare Werthe aufstellbar sein müssen, wie sie für die Be-' 
rechnung des Processi's drr vollständigen Verbrennung be 
reits existiren. Unter Verbrennung begreifen wir den unter 
wahrnehmbarer Luft- und Wärmeeiitwickelung und unter 
dem Einflüsse des Sauerstoffes der atmosphärischen Luft er- 
folgenden Zersetzungsprocess organischer Körper, wöbet 
Kohlensäure und Wasser als Verbrennungspro ducte auf* 
treten, ohne sonst einen organischen Rückstand zu hinter- 
lassen. 

Verwesung nennen wir den unter nicht wahrnehmbarer 
Licht- und Wärmeentwickelung viel langsamer erfolgenden 
Verbrennnngsprocess. Vermoderung dagegen ist der bei 
Lnftabschluss und unter Wasser verlaufende Spaltangs- 
process vegetabilisch organischer Körper, bei welcher 
Kohlensäure und Sumpfgas als Vermoderungsproducte, die 
fossilen Brennstoffe aber als Vermoderunesrest auf- 
treten. 

Der gleichzeitige Austritt eines Atoms Kohlensäure 
und eines Atoms Sumpfgas beträgt nach: CO2 -j~ ^^2 ^^ 
2C+20 + 2H=12+16-f-2 also 30 Gewichts- 
theile und hieraus ist ersichtlich, dass in dem Masse, in 
welchem Kohlenstoff, Sauerstoff und Wasserstoff in dem Ver- 
hältnisse von 12:16:2 aus uer vermodernden Planze aus- 
treten, die Bildung von 22 Gewichtstheilen Kohlensäure 
und 8 Gewichtstheilen Sumpfgas bedingt ist, dass also der 
Vermoderungsprocess fortschreitet. 

Untersucht man weiter, in welcher Weise die Vermo- ^ 
derung einer Pflanzensubstanz von gegebener Zusammen- 
setzung unter der Bedingung des Austrittes gleicher Atome 
Kohlensäure und Sumpfgas vorschreitet, und gebt man bei- 
spielsweise einmal vom Kiefernholze, als Repräsen- 
tanten der wasserstoffreichereu, und einmal vom 
Buchenholze, als Repräsentanten wasserstoffär- 
merer Pflanzengattuugen aus und legt die Analysen 
dieser beiden Holzgattungen zuGrunde, so zeigt einedurch- 
geführte Rechnung, dass bei Austritt von 1 Atom Kohlen- 
säure und 1 Atom Sumpfgas aus dem Kiefernholze ein 
Vermoderungsproduct entsteht, welches in 100 Theilen: 
51'477(j Kohlenstoff, G-28% Gesammtwasserstoff und 
42*24% Sauerstoff und Stickstoff enthält und welchem auf 
1000 Pfund Kohlenstoff ein Gehalt von 19*5 freiem und 
102*5 Pfund gebundenem Wasserstoff entspricht. 

Vergleicht man die Zusammensetzung dieses ersten 
Vermoderungsproductes mit jener des Kiefernholzes, wie die- 
selbe in der früheren kleinen Tabelle mit^etheilt ist, so ist 
$chon hier eine Kohlenstoflzunahme ersichtlich, welche im 
fortlaufenden Vermoderungsproeesse noch mehr zunehmen 
wird, so dass %ich nach Austritt von 9 mal je ein Atom Koh- 
lensäure und Sumpfgas eiu Product bildet, welches in 100 
Theilen 59-827o Kohlenstoff, 6-05% Gesammtwasserstoffund 
34*12% Sauerstoff enthält, also das Bild eines Torfes (sehr 
nahe dem Torfe von Vulcaire) gibt, welchem auf J 000 Pfiind 
Kohlenstoff ein Gehalt von 29S Pfund freiem und 71*3 Pfd. 
gebundenem Wasserstoff entspricht. Der Austritt von ]5 mal 



je eiu Atom Kohlensäure und Sumpfgas bedingt die Bildung 
eines Productes, welches in \{)0 Theilen 83*6% Kohlen- 
stoff, 5*4% Gesammtwasserstoff und 11% Sauerstoff ent- 
hält, also schon im Allgemeinen die Zusammensetzung einer 
Steinkohle zeigt, welcher auf 1 000 Pfund Kohlenstoff ein 
Gehalt von 47*9 Pfund freiem und 16*7 Pfund gebundenem 
Wasserstoff entspricht. Aus den beiden zuletzt angegebe- 
nen Zahlen ist auf eine Backkohle zu schliessen und in der 
That entspricht diese Zusammensetzung einer Backkohle von 
Königin Louisengrube in Oberschlesieu. 

Ganz ähnliche Resultate würden wir erhalten, wenn wir 
die hier angedeutete Rechnung für die Vermoderungsproducte 
des Weissbuchcnholzes durchführen würden. Es geht aber 
aus der Rechnung hervor, dass der Vermoderungsprocess ste- 
tig vor sich geht, so dass sich tiurch alle Phasen desselben 
stets kohlenstoffreichere, dagegen sauerstoffärmere Fossilien, 
also nach einander Torf, Braunkohle und Schwarzkohle, end- 
lich Steinkohle bilden. 

Werden die Werthe des freien und gebundenen Was- 
serstoffes, wie sie vonFleck in seiner Abhandlung berechnet 
und tabellarisch zusammengestellt worden sind, für die Ver- 
moderungsproducte des Kiefern- und Weissbuchenholzes 
auf eine graphische Karte aufgetragen , so dass der 
Zusammensetzung des Holzes die Punkte 1 entsprechen, und 
bezeichnet man die daraus sich bildenden Vermoderungs- 
producte in ihrer successiven Reihenfolge mit fortlaufenden 
Zahlen, so resultirt für die Vermoderungsproducte des Kie- 
fernholzes eine gerade Linie, welche sich durch die Quadran- 
ten der Gaskohlen, der Back-Gaskohlen und der Backkohlen 
bindurchbewegt und in dem Punkte 1 7 endigt, welcher einer 
Backkohle des lüde- und Wormreviers entspricht. Auf dieselbe 
Art erhält man für die Vermoderungsproducte des Weissbu- 
chenholzes ebenfalls eine gerade Linie, welche sich aber nur 
durch die unteren Quadranten der Gaskohlen und durch die 
der Sinterkohlen bewegt und anzeigt, dass durch Vermode- 
rung wasserstoff^nnerer Pflanzen, wie hier aus dem Weiss- 
buchenholze auch nur wasserstoffarme Fossilien entfiteheu 
können. 

Weiter geht hervor, dass die Pflanzen, aus welchen 
die Steinkohlen sich gebildet haben, in ihrer Zusammen- 
setzung um so näher gestanden sind unseren gegenwärtigen 
Holzarten, je mehr die Zusammensetzung ihrer Vermoderungs- 
producte sich gleicht. Man bemerkt aber auch aus den diese 
Linien bestimmenden Punkten, dass dieselben im Verlaufe 
des Vermoderungsprocesses stets weiter auseinander rücken, 
dass also ihre Entstehung mit zunehmender Zersetzung sich 
verlangsamt, also auch überhaupt langsamer fortschreitet, je 
wasserstoffiärmer die ursprüngliche vermodernde Pflanze war. 
und es ist daher der Uebergang der Sandkohlen in Sinter- 
kohlen ein langsamerer als der der Gaskohlen in Backkohlen, 
und es sind daher die Sinterkohlen älter als die Backkohlen, 
und die Backkohlen älter als die Back- und Gaskohlen. Man 
bemerkt endlich noch, dass viel öftermale aus dem Holze 
Kohlensäure und Sumpfgas austreten musste, um Torf zu 
bilden, als diess nöthig war, um aus dem Torfe Braunkohle 
und aus dieser Steinkohle zu bilden, dass also gegen das 
Ende der Vermoderung zu sich nicht mehr so viel Zwischen- 
producte erzeugen wie Anfangs, und daher der Uebergang 
des einen Productes in das nächstfolgende in dieser Hinsicht 
rascher erfolgt. 

Mit diesen letzten Bestimmungen gchliesst Fleck seine 
Untersuchungen und Berechnungen; er sagt selbst, dass seine 



i 



167 - 



Anschauungsweise, weil sie völlig neu ist, vorläufig noch 
der praktischen Bewährung entbehrt; allein die Ausführung 
seiner Idee, sowie die daraus deducirten Folgerungen sind 
so hübsch und so wesentlich, dass dieselben allgemeiner ge- 
kannt zu werden verdienen. 

Während des Vortrages wurden die böhmischen, mäh- 
rischen und schlesischen Kohlen in Kürze besprochen und 
der Vortrag durch die Zeichnung voji Dr. Fleck's graphischen 
Tabellen unterstützt. 

Nach dem Vortrage Balling's machte der Bergacademie- 
Director den Versammelten die Mittheilung, dass der k. k. 
Professor des Maschinen- und Bauwesens Friedr. Arzb erger 
•vom nächsten Montag den 29- Af^ril angefangen, jede Woche 
dreimal durch 1 Stunde Abends ausserordentliche Vorträge 
über die Arbeiten in der mechanischen Werkstätte halten 
wird, und lud zum Besuche dieser Vorträge die Berg- 
Academiker, sowie auch die Beamten, Bergwesensexspec- 
tanten und Prakticanten des Bergoberamtes und des Haupt- 
werkes ein. 



Das Schwefel-Vorkommen am Kiliman % 

Von F. Posepny, k. k. Bergweaens-Exspeetanten. 

Das Vorkommen ist durch mehrere vom Entdecker 
desselben, Herrn Ph. Kremnitzky, stammende Notizen 
bekannt geworden. Ich habe dieLocalität im Herbste vori- 
gen Jahres auf Veranlassung der Besitzer, Herren Barone 
Alexander und Johann von Husziir, besucht und bin in 
der Lage, dem in den Sitzungsberichten vom 24« Juli und 
6. November vorigen Jahres Enthaltenen, Einiges beifügen 
zu können. 

Die Alpenspitzen, di« aus den Trachytconglomeraten 
dieses durch den Märos-Durchbruch von dem Übrigen Har- 
gitta-Gebirgszage abgetrennten Gebirgsstockes hervorragen, 
fand ich vorwaltend aus schwarzem Hargitta-Andesit beste- 
hend. Eine Kuppe zwischen dem Pietros und dem'Kiliman- 
Isvor, der Negoi, besteht aus einem Trachyt mit grossen 
Krystallen von einem plagioklas tischen Feldspathe. Der 
Kessel an den Quellen des Niagra- Baches, die Oberläufe 
des Ilova- und Toplica^acbes bestehen aus einer eigen- 
thümlichen Gesteinssuite, Umwandlungs-Producten sowohl 
der Andesite, als auch der mit diesen in inniger Verbindung 
stehenden Tuffe und Breccien. 

Da es wünschenswerth ist, dass für den Verquarzungs 
process, überhaupt da er auch bei Erzlagerstätten eine 
grosse Rolle sp ielt, strictere Bezeichnungen eingeführt wer- 
den, so schlage ich vor, ähnlich wie Verquarzungen durch 
Kieselsäure der krystallinischen Modification Quarzite ge- 
nannt werden, die Verquarzungen mittelst amorpher und 
wasserhaltiger Kieselsäure, J a s pi t e und p al i t e zu nen- 
nen, und sie von den gleichzeitig auch ausgeschiedenen Mi- 
neral-Massen, Quarz, Jaspis und Opal zu unterscheiden. 
Es sind Gesteine, welche Herr Dr. J. Szibo in seiner Ar- 
beit über die Hegyalja (Jahrbuch 1866 p. 93) unter der 
Bezeichnung Hydro-Quarzit mit einbegriffen hat. In Fällen, 
wo sich das ursprüngliche Ge8t<>in und die Bildungsart nicht 



*) Dieses Vorkommen hat auch der in Nr. 17 dieser 
Zeitschrift d. J. vor Kurzem abgedruckte Artikel „Ein Beitrag 
zur Kenntniss der Minerallagerstätten Siebenbürgens*' 2um Ge- 
genstände. Es dürfte dieser weitere Beitrag aus einer anderen 
Feder nicht imwillkommeu sein, da er die Angaben des Ersteren 
bestätigt, und geologisch ausführt und eigänzt. D. Bed. 



mehr bestimmen lassen, dürfte die rein petrographische Be- 
zeichnung genügen. 

Vorwaltend ist ein zerfress<iiier Quarzit, in dessen 
Poren sich häufig Alunit- Aggregate vorfinden, der meist 
deutliche schwefelsaure Reaetion zeigt, und der meist ein 
Verqnarzungsproduct der aufgelösten Andesite ist, wie sich 
selbst auf Handstücken manchmal beobachten lässt. Nebst- 
dem sind Jaspite und Opalite sehr verbreitet, und diese 
scheinen vorzugsweise ans den Breccien und Tuffen hervor- 
gegangen zu sein. Die Spaltenräume in diesen Gesteinen 
sind vielfach mit Opaleo ausgefüllt. Mühlsteinporphyre 
Beudant's sind selten. 

Eine zweite Gesreinsreibe bilden die gebleichten, an 
der Zunge stark hängenden entkieselten Gesteine. Auch 
sie zeigen häufig die Schwefelsäure-Reactiou, und ihr Ur- 
sprung aus Tuffen und Breccien, sowie aus den Andesiten 
selbst, ist deutlich zu entnehmen. 

Rhyolithe und überhaupt Gesteine mit ausgeschiede- 
nen Quarzkötnern resp. Quarz Doppel- Pyramiden, sowie 
auch lavaähnliche Gesteine, aufweiche Herr Dr. A. Alth 
bei Erwähnung des nahe gelegenen Piatra rosia (Geologie 
Siebenbürgen' s, p. 325) hindeutet, habe ich nicht beob- 
achtet. 

Es sind somit hier sowohl Roche alutäfere grenue, als 
auch R, a, compacte B e u d a n t's vertreten. Der Schwefel 
findet sich an einem Punkte an Gesteinsstücke von weissen, 
an der Zunge stark hängenden entkieselten Breccien ge- 
bunden, in denen er derbe und häufig noch kry stallin ische 
Partien bildet. Ferner an einem zweiten Punkte, wie be- 
reits bekannt, in den Peren eines verbal tnissmässig wenig 
zersetzten Andesites. 

Durch die Erkenntniss der Gesteinssuite der Alauu- 
biidung, die auf so vielen Punkten mit Schwefel- Ab Sätzen 
im Zusammenhange steht, wieBunsen, Coquand, Bi- 
schof gezeigt haben, ist auch hier die Erklärung der Ent- 
stehung durch Solfataren-Thätigkeit gegeben. Die von Hrn. 
Freih. v. Richthofen so trefflieb aufgefaästen Erscheinuo- 
gen der Alaunbildung durch Solfataren. sind hier ziemlich 
alle vertreten, es fehlen nicht Schwefelwasserstoffquellen 
(Puturosu), Säuerlinge (Kiliman-Thal) und Thermen (Top- 
licza), um die Analogie zu vervollständigen. 

Nun glaube ich, dass die Gesteine dor Punkte der 
Schwefelezhalationen vom Büdös, wie man aus der über 
diesen Gegenstand geführten Polemik, sowie aus den Ge- 
steinssuiten in Sammlungen entnehmen kann, ebenlalls die 
Erscheinungen des Kilimans repräseatiren. Aus der Gegend 
der mittleren Hargitta bekam ich Opalite und mit Schwefel- 
kies imprägnirte Jaspite zur Ansicht, die abermals auf die 
Existenz derselben Erscheinung schliesseji lassen. Es ist 
somit nicht nur das Nordende der Hargitta am Kiliman und 
das Südende am Büdös durch einstige Solfataren-Thätig- 
keit ausgezeichnet, sondern diese scheint auch innerhalb 
des übrigen Hargitta-Gebirgszuges nicht selten zu sein. 
Ein Gegenstand, der durch die mit dieser Erscheinung geo- 
logisch verbundene Schwefel und Alaunfäbrung für die 
Sz^kler-Gegendenin der Zukunft von national-ökonomischer 
Bedeutung zu werden verspricht. 

Bei dieser Gelegenheit will ich nicht unerwähnt lassen, 
dass ich sfthon früher an der Rusiniäsa bei Verespatak ganz 
analoge Erscheinungen, und zwar ein massenhaftes Vorkom- 
men von Quarziten beobachtet habe, und dass biir deut- 
liche Uebergänge in Trachytgesteine vorhanden sind, die 



168 



an Schönheit den Original-Timaziten von Serbien kaum 
nachstehen dürften. 

Herr F. FVcih. v. Richthofeu nimmt den Alaiinbil- 
dungsprocess und din Solfataren Thätigkeit ausechliesslich 
für seine Rhyolithc in Anspruch. Die Vorkommen am Rili- 
man, am Büdös, auf der Rusiniilsa, und wie aus der jüngsten 
Publieation Freiherrn v. Andrian's über das Mätra-Ge- 
birge hervorgeht, auch in der Matra, weisen darauf hin, 
dass dieser Pror'ess nichr allein auf die Rhyolithc be- 
schrMnkt ist. 

Notizen. 

Ein Fllial-Gomit6 des Versioheningsvereines für 
Hontanwerke, Masohinen u. r. w. hat nachstehenden Aufruf 
ergehen lassen, den wir in unseren Blättern weiter verbreiten 
SU sollen glauben: 

„Die Unterzeichneten haben sich als ein rConiite zur För- 
derung der Interessen des «Gegenseitigen Versichenuigsven'ines« 
Osterr. Montanwerke, Maschinen- und Mctallfabriken in Wien»« 
für den Kayon der k. k. Berghauptmannscluft Komotauu ge- 
bildet. Dieser Verein ist vor Kurzem in Wien von Firmen ge- 
gründet worden, welche zu den hervorragendst4?n des Berg- und 
Hüttenwesens in Ocsterreich zählen. Die Gründung erfolgte, 
weil man <lie Ueberzeugung hatte, dass die Montan-lndustric ob 
ihrer grossartigen Bedeutung, auch in dieser Richtung eine solhst- 
stftndige Stellung einnehmen könne. Der Vorein strebt an : 
I. Eine mögliehst billige. Versicherung. 2. Kino gricehte Knt- 
•chädiginig nach Unglückställen. .'{. Kiuc den Bedürfnissen des 
Berg- und Hüttenwesens entsprechendere Tragweite der Ver- 
sicherung, und vergütet schon jetzt: 1. Alle Feuerschäden. 2. Alle 
Schäden in Folge von Explosionen von Dampfkesseln, i). Solche 
Schäden, von welchen am Tage liegende Gebäude und Gegen« 
stflxide in Folg« von Gruben-Expidsionen betroffen worden. Wir 
haben die Vereinsstatuton reiHich pru'ogen und unJ von dem*T4H^ 
gewesenen Secretär Horni Roman Fachini über die sonstigen 
Einrichtungen und Gnuidsät'/f des Geschäftsbetriebes Auskunft 
erthcilen lassen, und dabei in dem Masse die Ueberzeugung i on 
der Solidität und Zweckmässigkeit des Vereines gewonnen, dasi 
wir es als eine eben so angenehme als ernsteste i^fliciit erach- 
ten, im wohlverstandenen Interesse der Montan Induntrie, für Hiß 
Prosperität des Montanversichonnigs-Vereines mit allen Kräften 
einsnstehcn. Ilerr Bernhard Seebohm hat das Amt eines Atis- 
schusses für die k. k. Berghauptmannschaft Komotau angenom- 
men, und wird die Statuten und Beitritts-Erklämugeu versenden, 
welcir letzt^tre die resp. Parteien in allen Theih-n ausfüllen und 
Uerni Bernhard Seebohm einsenden wollen, der zur ferneren 
Ertheilung von Auskünften mit Vergin'lgen bereit ist. Die Direc- 
tion des Vereines legt einen hohen Werth darauf, die Ver- 
sicheiungsvcihältnissc in unserer Gegend kennen zu lernen, und 
zu erfahren, wann die Herren Besitzer von Bergbaucn und 
Metallfabriken dem Vereine beitreten können und werden, iiud 
sprechen wir daher den Wunsch aus, dass sich alle Industriellen 
möglichst bald erklären mögen. 

Teplitz, den 17. April lb67. 

E. E h r e n b e r g, fürstl. Clary'scher Bergdirector. Theodor 

Tobias Edl. v. H o h e n d o r f, k. k. Bergcommiss är. Klaus, 

Director der 7>Saxoniaa. Bernhard S e e b o h in , Direotor 

des Kolilenwerkcs Mariascheiu*' 



Administrati ves» 

ErkenntnisB. 

Da Herr J. U. Dr. Anton Zloch zu Prag ohngeachtot 
der hierämtlichen Aufforderung vom 5. April 1. J. Z. 51H seine 
Barbara-, Joseti- und Valentina-Gnibenmasse im Mieser Bleierz 
reviere nach Vorschritt des §. 1 74 des allgemeinen Berggesetzes 
in Betrieb zu setzen, und sitrh über die bisherige mehrjährige 
Unterlassung des steten Betriebes zu rechtfertigen , binnen der 
bestinmiten Frist nicht entsprochen hat, so wird nach Weisung 
der t$§. 24^{ und 244 des allgemeinc^n Berggesetzes auf die Ent- 
ziehung dieser Grubeumasse mit dem Beisat/,e erkannt, da.<is 
nach Kechtskraft dieses Erkenntnisses das weitere Amt gehandelt 
werden winl. 

Von der k. k. Berghauptmaunschaft Pilsen, am IS. Mai I S67. 
Edict 

Der ui der Gemeinde Obergraupen, Bezirk Teplitz, Kreis 
Leitmeritz gelegene, als Zugehörzu den 10 kleineu Antoni-Massen 
verliehene St. Antoni-Stollen wird ])ei dem Umstände, als derselbe 
von Seite «1er bergbücherlichen Besitzer und zwar Med. ür. 
Piiilipp Haas, Dr. Josef Haas, Josef S cid 1, Reimund Zeche 1. 
Ainireas B ä k, Benjamin E i c h 1 e r und Franz O s w a 1 d. seit langer 
Zeit ausser allt>m Betrieb gelassen und gänzlich vernachlässigt 
wird, dass ferner die 10 kleinen Antoni-Masse bereits bergbüclier- 
lich gelöscht sind, der Antoni-Stollen aber weder als Krbstollen 
noch als sdbstständiger Hilfsstollen f§. 87— S9 a. B. G.) oder 
KevierstoUen (§. iU» — 97 a. B. G.) angesucht und concessionirt, 
endlicli aber auch nach §. 2bi\ die etwaige Berechtigung inner- 
halb der dazu bestimmten Termine nicht dargethan wiird«^ , hier- 
mit unter dem Beifügen als erloschen erklärt, dass nach einge- 
tretener Kechtskraft dieses Erkenntnisses die bergbücherliche Lö- 
schung veranlasst werden wird. 

Vonderk.k. B(>rghau]>tmannschaft Komotau, am 1 I.Mai 1S67. 

Vor Kurzem ist erschienen und durch die 

6- J. Manz'sche Buchhandlung in Wien, 

Kohlmarkt \r. 7, 

gegejiüber der Wallnerstrasse zu bezieben: 
Les Houilleres de la France en 1866 par .4iiirder Bura<, Ingenieur, 

Secrotaire du comite de Houilleres fran^aises, avec Atlas 

Paris, ISÖ7. Preis i:j Ü. 34 kr. ö. W. 
La VIe souterraine ou les mines et les mineurs par L. Slmonlii 

l vohune illustre de lÜU gravures sur bois, de liO cartes tirees 

en couleur et de 10 jdanches inipr. en chronio - lithogr. 

Paris l**tn, Preih 20 fl. ö. W. 

Durch die 

G. J. Manz'sche Buchhandlung in Wien, 

Kohlmarkt 7, 

gegenüber der Wallnerstrasse ist zu beziehen: 

Lehrbuch der Aufbereitungskunde 

in ihrer nfucsten Entwickelung und Ausbildung systematisch 

dargestellt 

von P. Ritter V. Rlttiii||rer. 

.Mit einem Atlas von Hl Tafeln in Folio 
Berlin, mn. Preis 17 ti. 34 kr. ö. W. 



Taschenbuch der Aufbereitungskunde 

von 
P. Ritter V. Rlttlnsrer. 

Mit Holzschnitten. 
IJerliii, 1Sr,7. Preis l fl. 34 kr. ö. W. 



1—4 



Verkauf eines Eisenwerkes. 

Ein Eisenwerk im böhmischen Erzgebirge, nahe der sächsiehen (rrenze, in einer wald- und dorfreichen Gegend, mit 
172.391 [j Klaftern Grubenleldern auf reinen Magnet- und Rotheisenstein, «lann mit den hiezu gehörigen Fabriks-Etablissements und 
Bauobjecten, — ist aus freier Hand zu verkaufen 

Die näheren Auskünfte ertheilon müudüch oder auf frankirte schriftliche Anfragen J. IJ. Dr. Carl ;Seellll|!i:, beeide- 
ter Landesadvocat zu Pran^, Brückcngassc, Kleinseite Nr. 39— IH. und Eduard Sputli. Eisenwerksdirector zu Mal Hell 
in Böhmen, Post Görkau. (13 — 15) 

Diese Zeitschrift emcheint wöchentlich einen Bogen sUrk loit den nöthigen artistischen Beigaben. Der Pr&nnmftrationipreia 
ist j&hrlicb loeo Wien b 6. ö. W. oder 5 Thlr. 10 Ngr. Kit franoo Foftrenendunff 8 fl. 80 kr. ö. W. Die Jahresabonnenten 
erhalten einen ofRciellen Bericht aber die Erf^hrongta ia bmrg- und hSttanainiiitoheii Katehinen-, Bau- nnd Aulbereitangtweien 
Atltf als Gratisbeilage. Inserate finden ;eg«n 8 kr. ö. W. oder I V] Ngr. die gespaltene Konpareillaseile Anfhahme. 
Zuicbriften jeder Art können nnr tranco Hngenommen werden. 



Druck von Cail Fronune in Yflva. 



Fflr den Verlag TenuitwortUch : Carl Reger. 



'-n^v^r- 



N=22. 

IV. Jahrgang. 



Oesterreichische Zeitschrift 

für 



1867. 

3. Jui. 



Berg- und Hüttenwesen. 



Verantwortlicher RedaCteiir: Dr. Otto Freiherr von Hingenan, 



k. k. llinistariAlratb im Finansmiidateriiim. 



Verlag der O. J. Uanz'schen Baöhtaandlung (Kohlmarkt 7) in Wien. 



Inlialt: Setzet das Qold in die Teufe? — Darstellung der Cokes in Meilern auf der KOnigahütte. — Ein Blick auf die 
Bleienengnng und den Absatz desselben auf dem k. k. Bergwerke zu Baibl in Kärnten. — Literatur — Administratives. — 
Ankündigungen. • 



Setzet das Oold in die Teufe? 

Von F. P o g e p n y. 

Diese heikle und doch so wichtige Frage hat sich Herr 
J. Höfer in Nr. 51 dieser Zeitschrift vom vorigen Jahre 
vorgelegt, und dieselbe} aich auf seine schöne Arbeit über 
Nagy^ (Jahrbuch der k. k. geolog. Reichsanstalt, t865), 
sowie auf fleissige Studien stützend, wenn auch nicht 
unmittelbar, mit Ja beantwortet. 

Es ist ein eigener Trieb im Menschen, die auf einem 
Punkte gewonnene Erkenntniss sofort auf verwandte Ge- 
genstände anzuwenden, und es ist diess die Ursache grossen 
Fortschrittes, indem die einmal formulirte Idee sodann als 
Anregung dient. Gleichviel, ob sie durch Beobachtungen 
Anderer Bestätigung oder Widerlegung verursacht, wirkt 
sie dahin, durch mehrseitige Beleuchtung der Frage sich am 
meisten der Wahrheit zu nähern. 

Da mir gegenwärtig eine Aufgabe anvertraut ist, die 
unter Andern auch die Beantwortung dieser Frage in Bezug 
auf ein Revier «um Zwecke hat, erlaube ich mir, einige 
Beiträge zu ihrer Lösung zu liefern. Um aber nicht den 
Schlnsaresultaten meiner Arbeit vorzugreifen, werde ich 
hiebei einen allgemeinen Standpunkt wählen. 

Der Ausdruck T«ufe ist sicherlich einer der am 
schwersten definirbaren Begriffe unserer bergmännischen 
Terminologie. Mit ewiger Teufe können wir es wohl nicht 
zu thun haben, denn selbst die berggesetzliche Auffassung 
schliesst streng genommen ein Unrecht in sich, indem z. B. 
bei einem Grubenmasse der Körper einer Doppelpyramide 
verliehen wird, deren eine Hälfte im fremden antipodialen 
Gebiete liegt. Man kann bloss von einer relativen Teufe 
reden, respective von der Vergleicbung zweier Horizonte 
innerhalb der angeblich aus heissflüssigem zu festem Zu- 
stande erstarrten Erdrinde. 

Allein der Ausdruck Teufe hat noch gleichzeitig eine 
ändere Bedeutung, indem wir an diesen Begriff zugleich die 
Theorie der Abstammung der schweren Gesteine aus tiefe- 
ren Erdzonen knüpfen. Die Teufe ist unser Trost und un- 
sere Hoffnung, wenn wir bei dem mehr oder weniger ausge- 
sprochenen Raubbane unser erwachtes Gewissen beschwich- 
tigen wollen, und wir trösten unsere Nachkommen mit d'^r 
Möglichkeit, dass das stetige Vordringen in grössere und 



grössere Teufen durch das Fortschreiten der Technik bloss 
eine Frage der Zeit sein könne. 

Diese Idylle ist uns durch die Entwicklungsgeschichte 
der geologisch-bergmännischen Kenntnisse theuer gewor- 
den, und das Rütteln an dieser Lehre erfüllt uns mit ähn- 
lichen Gefühlen, wie die Erörterung der Frage — man ver- 
zeihe mir diesen vielleicht unpassenden Vergleich - über 
die Unsterblichkeit der Seele. 

Die Teufe ist es, welche den Bergbau verewigen 
soll, d. h. die Verhältnisse werden bis in die Regionen 
dauernd angenommen, welche bereits ausserhalb der Grenze 
menschlicher Erkenntniss liegt. ^ . 

Herr J. Höfer hat in seiner Arbeit über Nagydg die 
beruhigende Nachweisung geliefert, dass alle Zonen der 
dortigen Erzmittel, sowohl was Qualität als auch Quantität 
betrifft, keinen Unterschied wahrnehmen lassen, ja, dass 
falls man durchaus irgendwo einbn Vortheil herausfinden 
wollte, dass dieser eher den unteren als den oberen Teufen 
zuerkannt werden müaste. Nun sind aber, was Reich thum 
und verhältnissmässig seine Andauer betrifft, so glückliche 
Bergbaue ziemlich selten anzutreffen, und bezüglich der Art 
seiner Lagerstätten, der Vererzung durch Tellur ist Nagyig 
ein beinahe einzig in seiner Art dastehender Bergbau. Dess* 
halb können die dortigen Verhältnisse wohl ein Beispiel des 
edlen Anhaitens in eine rolative Teufe überhaupt liefern, 
sie sind aber meines Erachtens nicht geeignet, als Haupt- 
factor zur Beantwortung obiger Frage benützt zu werden. 

Herr J. H ö f e r führt in derselben Arbeit, pag. 7, den 
Ausspruch unseres Meisters in Transsilvanicis, Herrn k. k. 
Oberbergrathes J. Grimm, an, wo es unter Anderm heisst: 
«dass die Abnahme des Goldadels in der Teufe öfters dem 
Verluste des Gebirgsmittels, in dem die Erze einbrechen etc., 
zuzuschreiben sei **; ferner beschreibt er auf pag. 12 die 
Veränderungen, welche die Gänge beim Uebertritte.aus dem 
Porphyr in Conglomerate und Sandsteine erleiden. In der 
Arbeit über die gegenwärtige Frage aber hatte er diesen 
sichtlich wichtigen Factor übergangen. Abhängigkeit der 
Erzformatiou vom Nebengesteine ist für Nagyäg ebenfalls 
erwiesen; sollte nun letzteres, d.h. der GrÜnsteintrachyt, in 
derselben Ausbildung und in derselben Mächtigkeit in die 
Teufe setzen? oder ist der dortige rothe Thon, das 



— 170 



ConglomerAt u. dgl. im Stande, ein Damoklesschwert für 
die Verewigang des Bergbaues abzugeben? 

Schon darch Mitberficksichligung dieses Factors ist 
die Teufen- Frage auf ein Feld äbefspielt , auf welchem 
einige geologische und markscheideriscbe Anhaltspunkte zu 
gewinnen sind. 

Wenn man nun : uch erstere Frage specieil für NagyAg 
mit Ja beantworten sollte, so kann es dennoch keine all- 
gemein giltige Regel abgeben.. 

Die Lagerstätten des Goldes sind auch gleichzeitig 
Lagerstätten anderer Metalle, und unterlieg*-n in vieler Be- 
ziehung demselben Calcül; wenn man nber die Lagt^rstftt- 
ten des Goldes, resp Goldsilbers besonders in's Augen- 
merk fasBt, so kann man sie in zwei Gruppen bringen. 

Die der einen Gruppe treten nftmlich in sedimentären, 
aber stark metamorphischen Gesteinen auf, vorzQglich also 
in den ältesten Formationen, auf welchen Uibstand be- 
kanntlich die Prophezeiungen Murchison's bezüglich der 
Goldfdhrung der Gebirge Australien'« gegründet waren. 
Allein wie einerseits z. B. die Silurformation Nord- West- 
Basslands den Charakter ganz frischer Bildungen hat, so 
hat andererseits %. B. die viel jüngere Eocenformation der 
Karpathen einen vorgeschrittenen metamorphischen Charak- 
ter. Und die Goldführung kommt also auch verhältniss- 
mässig jüngeren Formationen zu. Das Gold tritt innerhalb 
dieser Gesteine in Lagerstätten der verschiedenartigsten 
Form auf, in einer massigen Quarzmasse eingesprengt, von 
Bruchstücken anderer Erze begleitet, und ist durch den 
hohen Grad seiner Feine, oft 23 V2 ^^^^^ und bis 99 % fein 
Goldgehalt, ausgezeichnet. 

Die bedeutendsten Goldlagerstfitteu der alten utid 
neuen Welt gehören dieser Gruppe hu. 

Einer zweit«*n Gruppe gehören nun die Goldlagerstät- 
ten in eruptiven und Massen-Gesteinen an, die stets eine 
den Feldspath'Gesteinen eigenthümliche Veränderung erlit- 
ten haben, die ich hier vorläufig kurzweg als eine Kaolini- 
sirung bezeichne. Nebst Mexiko sind Lagerstätten dieser Art 
in Ungarn und Siebenbürgen in «iuem ausgezeichneten 
Grade ausgebildet. Im Schemnitzer und Nagybdnyer Erz- 
districte sind die veränderten Grfinstein-Trachyte resp. Ande- 
site, im siebenbürgisclieu Golddistricte neben diesen ausge- 
zeichnete Quarz-Andesite die Träger der Goldlagerstätten. 

Diese Lagerstätten sind durch die eigenthümliche Aus- 
bildung ihrer Gangmassen, sowie durch ein Goldsilber von 
weit geringerem Goldhalte charakterisirt. 

Die Verhältnisse dieser beiden von einander stark ab- 
weichenden Gruppen müssen nothwendiger Weise auch ver- 
schiedene Schlüsse bezüglich ihres Andauern« in die Teufe 
bedingen. Bei letzterer Gruppe erlaubt die geologische Lage 
der Bergbane auf einen genetischen Zasammenhang der Erz- 
führuug mit den eigen thümlichen Zersetzungen der bezüg- 
lichen Massengeateine zu schliessen; die Erforschung des 
für die Praxis so wichtigen Zusammenhanges gehört in die 
Sphäre der Zukunfts Wissenschaft der chemisch-physikali- 
schen Geologie^ und ich begnüge mich hier mit der Andeu- 
tung, dass die Eraführung in dieser Gruppe an die Nähe 
eigenthümlicher Zersetzungen gewisser Massengesteine ge- 
bunden ist. 

Bei Lagerstätten erster er Gruppe sieht man sich aber 
meist vergebens nach solchen Gesteinen um, und es müssen 
oft weit entfernte Vorkommen eruptiver oder Massengesteine 
herhalten, damit ihnen die Schuld an den Zerspaltungen, den 



Störungen überhaupt und der ErzfQhrung in die Schuhe ge- 
schoben werden könnte. Letztere ist hier an einen gewissen 
Grad der Metamorphose der andern Orts noch zienalich frisch 
erhaltenen Sedimentgesteine gebunden, die sich im Allge- 
meinen als ein Auslaugeprocess gewisser Silicate and die 
Ablagerung derselben an hiezn geeigneten Orten offenbart. 

Da nun ein Sedimentgestein bloss eine beaohrftnkte 
Mächtigkeit besitzen kann, so könnte man nicht «einem An- 
dauern in unbestimmt bngrenzte Teufen selbst beim seige- 
rem Einfallen seiner Schichten das Wort reden. Eine Illu- 
stration hiezu bietet Przibram mit seiner auf reeler Beob- 
achtung beruhenden Muldung der erzführenden Qesteins 
schichten und dem darauf gegründeten Auftauchen der Be- 
sorgnisse wegen des Adels der Teufe : wenn sie auch dnrch 
Erfolge von Arbeiten anderer Richtung niedergeschlagen 
wurden. 

Hingegen wird bei Eruptivgesteinen , indem man sich 
von der Theorie ihres Ursprunges aus dem fenerflüssigen 
^Erdinnern beherrschen lässt, ohne besondere Skrupel ihr 
Andauern in unbes'timmte Teufen behauptet. Allein selbst 
da fordern die mannigfachen Resultate der ungariaefaen und 
siebenbürgischen Bergbaue, insofern sie eine Verschieden <• 
heit der Mächtigkeit und eine Verschiedenheit des Zer- 
setzungs -Stadiums selbst bei den Masseogesteinen ausser 
HJlen Zweifel gesetzt haben, zum Nachdenken auf. 

Die Möglichkeit der Veränderung des erzführenden Ge- 
steines in der Teufe, dieser wichtige Factor zur Beantwor- 
tung der voranstehenden Frage, macht sich also bei beiden 
Gruppen der goldfShrenden Lagerstätten geltend. 

Bei alten krystallinischen Gesteinen^ deren Oberfläche 
seit vielen Zeitepochen der Abtragung unterworfen ist, liegt 
dieselbe ursprüngliche Tit'.fenstufe näher dem Tage, als bei 
den ungleich jüngeren Massengesteioen Ungarns und Sieben- 
bürgens. 

Ueberdiess liegen sowohl die Ausgehenden als auch 
die Sümpfe der letzteren Lagerstätten noch über dem Mee- 
resspiegel, und bloss die Sümpfe der Nagybinyer Di stricte 
sind nahe daran, den Meeresspiegel zu erreichen. 

Unter allen Arten von Lagerstätten haben für die vor- 
liegende Frage die Flachfallenden ein besonderes Interesse. 

Von goldführenden Lagern sind mir besonders jene 
von Rodna und Offen bänya genauer bekannt, und siod 
einander ungemein verwandt. Sie treten am Contacte von 
Kalkstein mit krystallinischen Gesteinen auf, und da in 
Rodna mehrere Kalksteinbrüche vorhanden sind, bestehen 
folglich dort auch mehrere Erzlager. An beiden Orten wer- 
den sie von eruptiven Gesteinen - Andesiten im Stadium 
einer eigenthümlichen Zersetzung und von ebenfalls ganz 
eigen thümlichen Breccien zertrümmert, so dass in Rodna 
das ganze Abendfeld, in Offenb&nya das Josefi- und Ste- 
fanifeld kolossale Schollen von Schichtgesteinen innerhalb 
der Massengesteine darstellen. Die mannigfachen Störungen, 
die ich in speciellen Publicationea ausführlicher schildern 
werde, tragen im Allgemeinen den Charakter von Senkun- 
gen. In Rodna hat man mit den tieferen Stollen die Region 
angefahren, in welcher die Erzlager bereits zu Bruchstücken' 
verschiedenster Grösse zertrümmert sind. 

Die Daten bezüglich der Führung der beiden Gold- 
arten fehlen zwar, allein es ist mit ziemlicher Wahrschein- 
lichkeit anzunehmen, dass das Gold zugleich mit den übri- 
gen Erzen mit grosserer Teufe schwindet. 

Die flachen Klüfte (romanisch «Scannua vom lateinischen 



171 — 



Scamnus, die Bank) verdienen ebenfalls besonders hervor- 
gehoben sa werden. Bekanntlich kommen sie aasgezeichnet 
in Yerespatak, Offenbdnya (Frandsci- and Barbarafeld) etc. 
vor, nnd fehlen aach nicht in den krystallinischen Schiefem. 
So z. B. setzten schwebende goldfahrende Qaarz-Scaana 
iu dem neubegrflndeten Goldbergbaae zu Hideg Szdmos in 
Siebenbflrgen eine mannigfaltige Serie von steilfallenden 
Schief er- Varietäten durch, welche in der N&he desselben zu 
Kalkschiefer umgewandelt sind. Allein sie scheinen auch in 
Enle mit allen charakteristischen Attributen vorhanden zu 
sein. Offenbiir ist die Erkenntniss, ob ein Goldadel an Scauna 
gebunden ist oder an steile Lagerstätten bezüglich seiner 
Unterfahrung, besonders bei der Aufnahme alter Goldberg^ 
baue, von grosser Wichtigkeit. 

Es genflgty hier die flachen Lagerstätten als solche an- 
gefahrt zu haben, deren Andauern in die Teufe sich im 
Yoriiinein absprechen läset. 

Dass man an vielen Goldstufen die secundäre Entstehung 
des gediegenen Goldes aus den Kiesen, ähnlich wie die des 
gediegenen Silbers und Kupfers aus seinen Schwefelerzen 
beobachten kann, ist eine unbestreitbare Thatsache, und die 
von Herrn J. Höfer angeführten Beispiele Hessen sich be- 
deutend vermehren. Doch scheint es mir zu vorschnell, die- 
sen Schlnss auf alles gediegen vorkommende Gold anzu- 
wenden. 

Die Zersetzung der Schwefelerze kann man sich bloss 
als eine Oxydation zu schwefelsauren Metallsalzen denken. 
Nun ist der in den Kiesen vorwaltend entstehende Eisen- 
vitriol ein empfindliches Ffillungsmittel der Goldsalze. Ist 
also gleichzeitig Gold in die Lösung übergangen, so wtlrde 
es im Status naseens auf der ursprünglichen Stelle nieder- 
geschlagen und muss sich zusammen mit dem nichtgelösten 
Qolde in den Resten der Oxydation, in den basischen schwe- 
felsauren Eisensalzen und in dem endlich rückbleibenden 
Eisenoxyd, respective Brauneisenstein vorfinden, wie diess 
bei mehreren der bekannten Brauneisenstein -Pseudomor- 
phosen factisch der Fall ist. 

Aber das gediegene Gold findet sich auch fern von den 
Schwefelmetallen und ihren Oxydationsproducten mitten in 
der Masse der einzelnen Gangmineralien, und meist in einem 
Quarze, der ganz frei von einer Eisen verrathenden j^ärbung 
ist. Es findet sich auch im krystallisirten Zustande, so dass 
seine Lösung vorausgesetzt werden muss. Nahe daran und 
mit ihm zugleich treten oft ganz goldfreie Kiese und andere 
Schwefelverbindungen im unzersetaten Zustande mit voll- 
ständigen Krystallformen auf, und nirgends sind in der Nähe 
die Residuen der Zersetzung zu bemerken. 

Es ist also der gegenwärtige Stand unserer Kenntnisse 
nocb nicht hinreichend, den geheimnissvollen Schleier der 
Genesis des Goldes zu entfernen, und wir müssen gesteben, 
dass es ans noch gegenwärtig unbekannte Fixationamittel 
waren, die das gediegene Gold gleich ursprünglich ohne die 
Zwischenverbindung niederschlugen, und, wie die vielen 
praktischen Erfolge zeigen, iu den oberen Teufen concen- 
trirten. 

Eine analoge Ansicht glaube ich in dem Ausspruche 
Herrn Oberbergrathes J. Grimm in seiner Arbeit über Eule 
(Jahrbuch der k. k. Bergacademien XIII. Bd. S. 258) an- 
gedeutet zu lesen, wo es bei Beschreibung der Gangbeschaf- 
fsnheit unter Andern heiast, der «Eisenkies oder seine Meta- 
morphosen treten im Vergleiche zum Quarz sehr unter- 
geordnet auf, niemals in dichten Lagen oder derb, sondern 



nur mehr als vereinzelte Krystalle oder in krystallinischen 
Formen gewöhnlich an den Gangulmen, zumal bei schmalen 
Trümmern und auch selten in der dichten Quarzmasse etc.» 

Doch wenden wir uns zu einer Betrachtung der Gold- 
führung verschiedener Teufen. 

Das fein ein gesprengte, erst beim Schlämmen sichtbar 
werdende Gold bildet als Mühlgold in den ungarjschen 
und siebenbürgisehen Metalldistricten einen grossen Theil 
der Erzeugung.' Das Freigold kommt bloss im siebenbürgi- 
sehen Erzdidtricte in grösserer Menge und häufiger vor, wo- 
gegen es in den ungarischen Districten zu den Seltenheiten 
gehört. Nebst diesen beiden Arten des gediegenen Goldes 
kommt das Gold in den beiden Hanptgruppen seiner Lager- 
stätten in vererztem oder besser gesagt in unamalga- 
mir barem Zustande meistens im Eisenkies gebunden vor. 

Ob es innerhalb dieser Mineralien als gediegenes Gold 
oder als eine Schwefeiverbindung vorkommt, weise man 
noch nicht, allein man vermuthet das Letztere. Es ist 
sehr zu bedauern, dass diese Frage nicht bereits positiv 
beantwortet vorliegt, indem sie möglicher Weise einen Ein- 
fluss auf die Aufbereitnngs-Manipalationen äussern könnte. 
Wenn sie sich auch nicht durch eine unmittelbare Pausch- 
Analyse, wie sie gang und gebe sind, beantworten lässt, so 
müsste es doch durch Zuhilfenahme des Amalgamations- 
Principes und dgl. möglich sein. 

Das Ausbringen dieses vererzten (?) Goldes hat den 
Bergleuten seit jeher Schwierigkeiten bereitet. In Eule wur- 
den die Kiese vor dem Schlämmen geröstet, in Australien 
suchte man die Ueberführung in den amalgamirbaren Zu- 
stand durch unzählige patentirte Methoden vergebens zu 
erreichen. Bei uns wird der Schlich und die Erze der Schmelz- 
manipulation übergeben, seltener der nassen £lxtraction. 

Die Beobachtung der Processe bei der letzteren Ma- 
nipulation könnte vielleicht über die soeben berührte Frage 
Licht verbreiten. 

Das Verhältniss der beiden Zustände zu einander und 
zu der respectiven Teufe ist local äusserst verschieden. 
So beträgt das Feingold des Mühlgoldes oder kurzweg das 
gediegene Gold im Schemnitzer 35%, im Nagybänyer Dis- 
tricte 26% der gesammten Feingolderzeugung, folglich 
das vererzce Gold 657o resp. 747o- ^^ Verespatak be- 
trägt das gediegene Gold in den unteren Teufen 62%, in 
den oberen Teufen 70 bis 90% des Gesammtgoldes, folg- 
lich das vererzte Gold 38%, resp. 30 bis 10%. 

Die Ansicht, dass die goldhaltigen Kiese, oder über- 
haupt goldhaltige Schwefelmetalle das gediegene Gold in 
der Teufe substituiren, ist ziemlich allgemein verbreitet, und 
wird auch von Hrn. Ferd. Freiherrn v. Richthofen bezüg- 
lich Californiens ausgesprochen (s. diese Zeitschrift 1866 
Nr. 3). Dieses aber ziffermässig nachzuweisen, ist ungemein 
schwierig. Nach meiner Ansicht dürften die temporär aus- 
gewiesenen Verhältnisse steten Schwankungen bald zu Gun- 
sten des einen, bald des andern Factors unterworfen sein. 
Die Production im Grossen gibt wegen nicht möglicher 
strenger Sonderung zwar ungenaue Resultate, dürfte jedoch 
nicht so schwanken. 

Eine approximative Schätzung und Vergleichung dürfte 
z. B. der Productionsausweis des Nagybänyer Districtes er- 
lauben, da sich hier die privatgewerkschaftlichen Gruben 
meist in den oberen, die ärarischen Gruben hingegen meist 
in den unteren Teufen bewegen. 

Nimmt man nun die Erz- und Schlichsumme als Func- 



172 - 



tioD des Aasschlages an bauwürdigen Lagerstfttten an, so 
kann man auf dieselbe sowohl den darin enthaltenen dnreh- 
schnittlichen Feingoldhalt, als auch den des mitgewonnenen 
Mühlgoldes vergleichen, indem man den Fehler, der in dem 
verschiedenen Schlichfalle der Pochgänge liegt, vernach- 
lässigt 

Nach einem mir momentan bei der Hand liegenden 
Productionsausweise (nach C. Kersteu und T. Moor Beise- 
l)eschreibung im Nagybdnye.r Districte, Journal für prakt. 
Chemie I. 4} wurden z. B. im Jahre 1827 erzeugt 

bei »den Privaten beim Aerar 

Erze und Schliche 41514-25 Ctr. 82403'53 Ctr. 
darin Feingoldhalt 134*7] 1 Mzpfd« 81*566 Münzpfd. 
Mühlgold mit 58% Feingold 72*5% Feingold 

darin Feingoldhalt 55130 Mzpfd. 27*812 Mzpfd. 

Es entföilt also auf 1 Ctr. Schliche und Erze 

bei den Privaten beim Aerar 

oder den oberen Teufen oder den unteren Teufen 
Vererates Gold 0*0032 Mzpfd. 0*0009 Mzpfd. 

Gediegenes „ 0-0013. « 0*0003 r 

Es zeigen diese D^n also nicht nur eine bedeutende 
Verminderung des Goldhaltes Überhaupt, sondern auch eine 
Verminderung sowohl des vererzten als auch des gediegenen 
Goldes für sich und auch des Verhältnisses beider Gold- 
arten zu einander 



(i- 



und -|- = 0-3 



In diesen Productionsresultaten sind freilich alle die 
ausserhalb der Natur der Lagerstätte liegenden Einflüsse 
nicht mit enthalten. 

Herr J. Höfer hat einige Vortheile der Teufe hinsicht- 
lich der Führung beider Geldzustande hervorgehoben. Dia 
Region, wo das Gold in unsichtbarem Zustande auftritt, ist 
weniger der Defraudation ausgesetzt, und die gleichmässi- 
gere Vertheilung ist sicherlich ein hochanzuschlagender 
Vortheil. 

Allein das hiezu angeführte Beispiel von Ruda ist 
nicht ganz glücklich gewählt. 

Die Erzeugung stammt dort nämlich beinahe aus- 
schliesslich aus dem alten Versatz und Verbrach des alten 
Mannes. Da hier, wie es factisch nachweisbar ist, das freie 
Gold als Hauptgegenstand der Gewinnung schon vor sieb- 
zehn Jahrhunderten herausgelesen wurde, so zeigen freilich 
die Ueberbleibsel, die man daibals nicht verwerthen konnte, 
nämlich die Jetzigen Pochgänge, einen stabileren Halt und 
die ganze Grube eine gleichmässigere Vertheilung de^ Gold- 
haltes. 

Gegenwärtig zweifelt Niemand daran, dass die Gold- 
seifen durch Zerstörung und Abtragung aus goldführenden 
Lagerstätten herstammen, d. h. aus ihren oberen Teufen, 
desshaib bietet auch die Betrachtung 'der Goldseifen einen 
Anhaltspunkt zur Beurtheilung der Teufenunterschiede der 
Goldlagerstätten. 

Das erste, was hier auffällt, sind die grossen Fund- 
blöcke oder Nuggets von dichtem gediegenem Golde. Die 
reichen Goldanbrüche z. B« Verespataks übersteigen zwar 
zuweilen selbst das Gewicht des gprössten dieser EUumpen 
des 136*896 Münzpfd. schweren Velcoms Nugget vom 
Victoria Goldfelde; allein sie bestehen aus einem lockeren 
Aggregate innerhalb klafterlang sich ziehender aber ziem- 
lich schmaler Drüsen. 

Die massiven Kömer sind stets bloss von bescheidener 



Grösse. Falls man nun z. B. das Register der australischen 
Gold-Nuggets betrachtet, welches in der Beschreibung der 
Colonie Victoria anlässlich der internationalen Weltausstel- 
lung zu London 1862 zusammengestellt ist, und mit diesem 
das eingesprengte Vorkommen in den Regionen des gegen- 
wärtigen Bergbaues vergleicht, muss man zu 'dem Schlüsse 
kommen, dass die bereits zu Seifen zertrümmerten oberen 
Teufen unvergleichlich reicher an solchen grösseren Gold- 
klumpen waren. 

Man kann sogar mit ziemlicher Gewissheit behaupten, 
dass eben das Auffinden von grösseren Klumpen edler Me- 
talle überhaupt die erste Veranlassung zum Bergbaue war. 
Sie finden sich daram bloss noch in Gegenden, die noch von 
keiner Cultur berührt worden sind, und in Unseren Gegenden 
haben sie bereits schon die Völker der Broncezeit aufgesam- 
melt und die Klumpen von gediegenem Silber und Kupfer 
sind also eine den Gold-Nuggets ganz analoge Erscheinung. 
Die Geschichte der Goldgewinnung in verschiedenen Ge- 
genden zeigt überhaupt grosse Analogien. Die erste Auffin- 
dung der angesammelten Trümmer oberer Teufen hatte seit 
jeher die Goldfieber genannte Krankheit hervorgebracht. 
Dem Argonauten • Zuge nach Kolchis, der Expedition von 
Salomon nach Ophir, der durch die berühmte römi- 
sche ffauri sacfa fames" veranlassten Eroberung Daciens 
durch Trajan, der Eroberang Perus, den neuesten Völker- 
wanderungen nach Californien und Australien lagen s^ts 
dieselben Motive zu Grunde. 

Die Seifengold-Produotion Californiens und Australiens 
in den ersten 10 Jahren zeigt merkwürdiger Weise dieselbe 
Ziffer. Die australische Production von 1851 bis 1861 war 
bekanntlich auf der Londoner Ausstellung im Jahre 1862 
durch einen vergoldeten Obelisk zur Anschauung gebracht, 
der 1,793.995 Pfd. Gold repräsentifte, es ist diess nahezu 
die tausendfache Berggold-Production Siebenbürgens in der- 
selben Zeit. 

Das erste Volljabr nach der Entdeckung ist natürlich 
das ausgiebigste, so betrug die Goldproduction von Austra- 
lien im Jahre 1 852 250.000 Pfd., welcher Culminationspunkt 
nie mehr erreicht wurde, sondern sie sank bald unter zwei 
Drittel davon herab, und in Californien ist die Seifen-Gold- 
production nahe der Null, indem wie Hr. Ferd. Freiherr 
V. Richthofe n berichtet, die Wäschen schon derartig er- 
schöpft sind, dass sie bloss von den arbeitsamen, genüg- 
samen und ausdauernden Chinesen noch mit einigem Vor- 
theil bearbeitet werden. 

Mit dem bedeutenden Sinken der Seifen-Goldproduc- 
tion, d. h. dem Erschöpfen der Goldseifen, verlegt man sich 
immer mehi; und mehr auf die Gewinnung des Goldes auf 
seinen ursprünglichen Lagerstätten, d. h. auf Bergbau. Die 
Berichte aus Californien und Australien beweisen, dass in 
den dem Tage nahe liegenden Regionen der grösste Adel 
liegt. Bei Californien reichten einige Jahre hin, um diese 
edlen leicht zugänglichen Mittel zu verhauen. Man leitete 
Tiefbane ein und fand das gediegene Gold vermindert, und 
das vererzte vorherrschend. Die Bergbau -Production wird 
zwar jetzt durch längere Zeit beständigere Ziffern zeigen, 
allein die verlassenen Geldbergbaue der alten Welt zeigen 
die traurige Perspective in die Zukunft. 

Die Geschichte eines Golddistriotes glaube ich durch 
ein Diagramm darstellen zu können. Die Verticallinie deutet 
von oben nach unten den Fortschritt in gleichen Zeitinter- 
vallen an, auf die entsprechenden Horizontallinien kommen 



173 



• Australien. 




Siebenbflrgen. 



BOhmen. 



die Ptoductioneii in proportionalen Abstftnden aufsutragen, 
and awar links die Goldaeifen, rechts der Gold-Bergbau- 
Betrieb. 

Die linke Curve 
steigt plötalich zam 
Maximum, und fi&llt 
sodann viel langsamer 
aber doch entschie- 
den endlich auf Null. 
Bevor diese erreicht 
¥rird, steigt die rechte 
die Bergbauproduc- 
tion versinnlichende 
Curve ebenfalls aiem- 
lich rapid hinauf, er- 
reicht verhältnissmäs- 
sig spftter ihr kaum 
V3 von links betra- 
gendes Maximum und 
hftlt sich längere Zeit 
in dieser Höhe. Allein 
bei zunehmender Tie- 
fe zeigt sie in Form 
von Schwankungen 
doch ein Fallen, die 
Enttäuschungen be- 
ginnen, die Betriebs- 
hin demisse wachsen, 
und in diesem Stadium können äussere Zwischenf|lle die 
Curve zuerst bloss momentan, später sogar dauernd auf 
Null bringen. 

Offenbar dfirfte dieses Diagramm zugleich eine Dar- 
stellung des Verhaltens in verschiedeneu Teufen, und auch 
gleichzeitig die Darstellung des geschieb tlichen Verlaufes 
der Goldproduction Oberhaupt vorstellen. Man braucht nur 
die gegenwärtigen Stadien der verschiedenen Goldländer an^ 
den entsprechenden Ort zu setzen, und erhält z. B. die Reihe 
Australien, Californien, Peru, Siebenbürgen, Ungarn, Tirol 
und Salzburg, Böhmen, welche ebenfalls die Stadien eines 
Bergbaues, was das Verhalten in verschiedenen Teufen be- 
trifft, repräsentiren würde, 

Falls diese Combinationen im Allgemeinen richtig sind, 
so deuten sie principiell auf eine Erschöpfung der Goldlager- 
stätten in einer viel früheren Zeit hin, als die der anderen 
Metalle. Ein stetiges Vordringen in die Teufe lässt sich 
wohl nicht denken, denn es gibt eine Grenze jedes mensch- 
lichen Wirkungskreises. 

Daraus kann man aber noch nicht schliessen, dass 
diese Erschöpfung in verhältnissmässig kurzer Zeit eintreten 
muss, denn eben die reichsten Lagerstätten der neuen Welt 
befinden sich erst in den ersten Stadien der Entwicklung, 
und der mehr als zweitausendj&hrige Bestand des Goldberg- 
baues von Verespatak gibt uns ein Beispiel einer grossen 
Langlebigkeit. Freilich muss berücksichtiget werden, dass 
hißT seit der Anwendung des Pulvers in kurzer Zeit mehr 
geleistet wurde, als in dem früheren ungleich längeren Zeit- 
räume, und dass in Zukunft die Schnelligkeit des Ablfaues, 
zumal in dem Bereiche der englisch-amerikanischen Energie, 
eine noch grössere sein wird» 

Femer ist mit Grund zu erwarten, dass das Studium 
der Erzlagerstätten durch die Zuhilfenahme aller einschla- 
genden Hilfswissenschaften sich bald zu einer Höhe erheben 



wird, die ihre Rückwirkung auf den Stand des Goldberg- 
baues nicht verfehlen kann. 

Die sanguinischen Hoünungen, die man sich von den 
Tiefbanen versprach, sind freilich an mehreren Orten ge- 
täuscht worden. Man erwartete mitunter, dass sich die Gold- 
anbrüche schon in den nach einem Senkel direct unter die 
in dem oberen reichen Punkte betriebenen Schlägen präsen- 
tiren würden , und das (sogar auf der Lagerstätte selbst) 
absätzige charakteristische Vorkommen momenran aus den 
Augen verloren.. Allein man muss berücksichtigen, dass 
diese Schläge nur die Befleutung des Weges haben, den 
man zurücklegen müsste, um in eine Gegend zu gelangen, 
und dass die eigentliche Untersuchung erst zu beginnen hat. 
Der rationelle Betrieb dieser Untersuchungen wird aber von 
der Möglichkeit bedingt, eingehendere Studien dergesammten 
Teufenverhältnisse machen zu können, ein Factor , der so- 
wohl bei unzugänglichen verhauten oberen Mitteln, als auch 
bei getheiltem Besitz der beiden Teufen-Zonen schwer in 
die Wagschale fUllt. 

Allein sel)>st in Berücksichtigung der im Principe wohl 
unanzweifelbaren endlichen Erschöpfung der jetzigen Gk>ld- 
bergbaue bietet uns die Vorliebe, welche die Menschen für 
diese Chimäre fühlen, 'die Bürgschaft, dass der Mangel daran 
nicht sobald eintritt. Man wird sich jedenfalls der Entdeckung 
neuer Quellen befleissen. 

So z.B. lässt sich mit Sicherheit annehmen, dass die Ab- 
tragung und Anreicherung der Producte der Erzlagerstätten 
auch in früheren geologischen Zeiträumen ebenso gut, wie 
ia der jetzt und jüngstvergangenen 2eitepoche vor sich ge- 
gangen ist, und dass man also sowohl bedeckte Goldseifen 
als auch bedeckte Goldreviere durch die stets an Umfang 
gewinnenden Tiefsondirungen resp. Bohrungen anzufahren 
Hoffnung habe. Aehnlich wie man das von einer jüngeren 
Formation ganz bedeckte Becken von Anzin im N. 0. Frank- 
reichs und Belgiens entdeckt hat. 

Da ich nun der von Herrn J. Höfer angeregten Frage 
manche Betrachtungen angeschlossen habe, die für eine ent- 
gegengesetzte Ansicht sprechen, so zeigt eben die Differenz 
der Meinungen, wie weit wir noch von der endgiltigen 
Beantwortung entfernt sind. Die von ihm geäusserte Ansicht 
spricht aus leicht begreiflichen Gründen viel angenehmer 
an, allein dessenungeachtet glaube ich selbst durch einige 
unwillkommene Resultate zu der Beleuchtung dieser Frage 
beigetragen zu haben. 

Verespatak, 20. Jänner 1867. 



Darstellan^ der Cokes in Meilern auf der 
Eönigshütte. 

Von G. Wolf. 

(Aus dem Berggeist Nr. 32.) 

In der neuesten Zeit ist man auf der Königehütte in 
Oberschlesien zu einer der ältesten Vercokungsmethoden, 
der' Meilercokung, wieder zurückgekehrt, und zwar insoweit, 
dass eine Anlage von 15 Meilern gegenwärtig in regelmäs* 
sigem Betrieb erhalten wird. Wenngleich diese nur für Einen 
Hohofen den Bedarf an Cokes zu decken vermag, die Dar- 
stellung also noch eine verhältnissmässig beschränkte ist, 
so sollen doch des allgemeinen Interesses wegen die bis- 
herige Betriebsweise wie die erhaltenen Resultate bei er- 
wälinter Methode in Kurzem dargestellt werden. 



— 174 — 



Unter Zugrundelegung hiesiger Verhältnisse geben wir 
zunächst ein Bild, wie eine derartige Anfage, bei ungehin- 
derter Benutzung und möglichst guter Ausnutzung des Ter- 
rains , vortheilhaft in Bezug auf Anfuhr und Aussturz der 
Kohlen, auf Abfuhr der Cokes zu machen sein würde. Jeder 
Meiler erfordert bei einem untern Durchmesser von 21' einen 
Flächenraum von 346 tZI'i ^^' Gesammtmeilerplufz incl. 
Schienenwege und Aussturzplätze dagegen 13.794 Q' = 
95*8 Q-R. Wir haben desshalb die Anlage von 1 6 Meilern 
projectirt, weil diese ungefähr den Cokesbedarf Eines Hoh- 
ofens zu decken vermögen und man also jedem Hohofen 
eine besondere Abtheilung zuweisen könnte. Bei grösseren 
Hohofen werken gewährt eine derartige Eintheilung leichtere 
Controle. Weitere Abtheilungen würden am besten in der 
Richtung der Kohlenbahn anzureihen sein. — Hierauf mit 
der Beschreibung der hiesigen Anlage beginnend, erwähnen 
wir zunächst, dass in der Mitte jeder Meilerstätte eine aus 
feuerfesten Ziegeln aufgeführte Esse »von quadratischem 
Querschnitt steht. Ihre Dimensionen sind aus der Skizze auf 
beiliegender Tafel ersichtlich. Für das Entweichen der im 
Meiler entwickelten Gase befinden sich auf jeder Seite der 
Esse zwei übereinander liegende 9'' hohe, 6'^ breite Oeff- 
nungen, von zusammen 432 Q" Querschnitt. Einige der 
Meilerstätten wurden gepflastert ; ein Einfluss auf den Be- 
trieb war gegenüber den ungepflasterten nicht zu be- 
merken. 

Die Form, welche man dem Meiler gibt, ist die eines 

(9') (6) 

abgestumpften Kegels von unten A./^ oben pj,^, Radius 

bei Einrecbnung des Essenquerscbnittes. Bei 3*5' Höhe be- 
trägt sein kubischer Inhalt 866 Kbkfs. = 1*22 Tonnen; ein 
Quantum, das dem wirklich eingesetzten sehr uHhe kommt. 
Das Setzen des Meilers selbst geschieht in der Weise, dasa 
in die unterste Schicht die grössten Stücke radial von der 
Esse aus, nach der Peripherie mit ihrer Schichtungsfläche 
in dieser Richtung, und der Esse zugeneigt, aufgestellt wer- 
den. Bei den hier zu Gebote stehenden Stückkohlen erhält 
diese Lage eine Höhe von etwa 18 — 24''. Durch Aufsetzen 
von Stücken mittlerer Grösse erhöht man den Meiler bis auf 
3' bei einem Radius von 7'. Diess ist der eigentliche Kern 
des Meilers; sein Aufstellen erfordert viel Sorgfalt und Zeit. 
Die unregelmässige Form der Stücke macht es unnöthig, iu 
diesem Theile besondere Züge auszusparen. 

Man vergrössert nun den Meiler zu den oben angego- 
beuen Dimensionen von 3' 6" Höhe, 9' und 6' Radius durch 
Aufschütten der kleineren Stückkohlen (Würfelkohlen). Durch 
diese äussere dichte Lage hindurch legt man am Boden 
mittelst Ziegel 3" hohe und 3" breite Züge, die bis in den 
Kern des Meilers hineinreichen. Solcher Züge gibt man 16 
bis 17; ihr Gesammtquerschnitt beträgt 150 Q", also etwa 
Yg der Essenöffnungen. Dem Setzen folgt das Bedecken der 
obem Fläche des Meilers mit einer etwa 3" starken Lage 
von Cokesklein. 

Die bisher beschriebene Arbeit wird von 2 Mann, welche 
das Setzen, und' an deren 3 oder 4 Mann, welche das Anfahren 
der Kohlen zum Meilerplatz besorgen, geleistet. Es ist diese 
Leistung im Durchschnitte gering; und zwar ist sie es mit 
desshalb, weil einzelne Meilerstätten vom Kohlenaussturz zu 
entfernt liegen. Durch zweckmässigere Anordnung derselben 
würde sieb also dieLeistungsfähigkeitdes Arbeiters erhöhen 
laasen. 

Nachdem der Meiler nun hergerichtet ist, kann zum 



Anzünden desselben geschritten werden. Diess erfolgt vom 
Umfang des Meilers aus, indem man in ringsherum gemachte 
Vertiefungen brennende Kohlen schüttet. Bei dem ungehin- 
derten Zutritte der atmosphärischen Luft findet die Entzün- 
dung so energisch statt, dass nach 3^4 Stunden der bis 
dahin unbedeckte Theil des Meilers mit Cokesgestübbe eben- 
falls beworfen werden kann. Von Beginn des Processes an 
entströmt der Esse ein dicker grauer bis rothbrauner Qualm, 
der nach 12 — 15 Stunden bei zunehmender Hitze sich ent- 
zündet und mit leuchtender stark russender Flamme ver- 
brennt. Bei Kohlen von Bahnschacht zeigt die Flamme nach 
24 Stunden die Helligkeit der reinen Leuchtgasflamme. Nach 
Verlauf von etwa 36 Stunden wird die Flamme schwächer, 
bis sie nach 48 Stunden ganz verschwindet. Es enttströmt 
dann der Esse nur noch ein bläulich dünner Rauch, der den 
Process als beendet ansehen lässt. Nachdem man schon 
während des Scbwächerwerdens der Flamme und je nach 
dem Zusammengehendes Meilers die am Boden befindlichen 
Züge geschlossen hat, hemmt man jetzt jeden weiteren Zug 
dadurch, dass mau die Esse mit Cokesgestübbe zuschüttet. 
So lässt mau den Meiler wenigstens einen Tag stehen und 
kommt darauf dem Löschen der Cokes noch durch Einlassen 
von Wasser zu Hilfe. Nach etwa abermals 24 Stunden kann 
der Meiler gezogen werden. Vom Beginne des Setzens an bis 
zum Ende des Ziehens ist sonach ein Zeitraum von etwa 6 
Tagen verflossen. 

Die BewartUDg des Meilers während der eigentlichen 
Vercokuug erfordert nur in soweit Aufmerksamkeit, dass 
offene Stellen , die durch Einsinken der Decke enstanden, 
rechtzeitig wieder beschüttet und die nm Boden befindlichen 
Züge, da, wo das Feuer schneller geht, früher geschlossen 
werden. 

Die so erhaltenen Cokes zeichnen sich vor den in den 
Wittenberger und Schaumburger Oefen dargestellten durch 
Grösse und Härte aus. Doch gilt das Gesagte hauptsächlich 
mehr von den in den unteren und mittleren, als von den in 
den oberen Schichten des Meilers stehenden Cokes. Während 
erstere schöne blumenkohlartige Conturen zeigen, glänzend, 
porös und hart sind, bleiben letztere häufig etwas roh.Liesse 
es das Bedeckungsmaterial zu, wie bei Holzkohlenmeilern 
in die oberen Schichten Räume zu geben, so würde dem er- 
wähnten Uebelstande damit leicht abgeholfen sein. So jedoch 
muss man folgendes einfache Mittel wählen, den Meileran- 
statt 3' 6" nur 2' 6" hoch zu machen. Es würde sich dann 
allerdings das Einsatzquantum um etwa 30 Tonneu verrin- 
gern; orier man müsste den Durchmesser des Meilers auf 
etwa 24' vergrössern, wovon auch kaum ein nachtheiliger 
* Einfluss auf den Process zu befürchten ist. 

Es darf ferner nicht unerwähnt bleiben, dass bei der 
angegebenen Weise den Meiler anzuzünden , die auf der 
Aussenfläche liegenden Kohlen bei dem ungehiuderten Zutritte 
der atmosphftrischen Luft theilweise verbrennen, jedenfalls 
nur Cokes von sehr geringem Werthe liefern. Diesen Uebel- 
stand zu beseitigen, wurde der Versuch gemacht, einen Meiler 
von der Mitte und Oberfläche aus anzuzünden, indem man 
auf jeder Seite der Esse in dort ausgesparte Vertiefungen 
brennende Kohlen schüttete. Der Meiler war vorher voll- 
ständiiT mit Cokesgestübbe bedeckt worden. Der Process 
nahm gewissermassen den unigekehrten Verlauf. Anfangs 
stieg aus der Esse dünner bläulicher Rauch (wie beim ersten 
Verfahren am Schlüsse des Processes), der sich nach wenig 
Stunden mit heller FUmme entzündete. Dieser folgte am 



175 



zweiten Tage ein dicker Bchmüteig gelber Qualm, der auch 
dnreh die Decke des Meilers hindurch dringend, dieselbe 
verkrustete. 

Am 4. und 5. Tage zeigte sich wieder schwache 
Flamme; noch später schwache Gasentwicklung ohne Flamme 
und somit Ende des Processes. Montag war der Meiler an- 
gezündet worden; den darauf folgenden Montag wurde er 
gezogen. 

Es war somit der ganze Verlauf ein langsamerer. 

Die erhaltenen Cokes waren noch grösser als beim an- 
deren Verfahren, dafflr aber auch thöil weise rober, besonders 
die unmittelbar unter der Decke liegenden.- Abgesehen von 
der längeren Dauer des Processes und vorausgesetzt, dass 
auch hier eine geringere Höhe des Meilers die gleichmässige 
Gare der Cokes zur Folge haben würde, müsste doch von 
diesem Verfahren Abstand genommen werden , sobald man 
nicht im Stande wäre, den der Esse entströmenden für das 
Arbeiterpersonal lästigen Qualm durch Manipulationen früher 
zum Brennen zu bringen. (Schluss folgt) 



Aasweis 
über den Ertrag und Verbau, die Erzeugung und den Ver- 
Bchleiss des Bleies bei dem k. k. Bergamte zu Baibl in Kärnten 
in den letzten vier Jahrzehenden 1827 — 1866. . 



Ein Blick auf die Bleieneugong und den 

Absatz desselben auf dem k. k. Bergwerke 

zu Baibl in Kärnten. 

Vorbemerkung der Redaction. 

In jüngster Zeit ist die Klage laut geworden, dass die Blei 
verarbeitende inländische Industrie aas den Staatswerken nicht 
ihren Bedarf an Blei erhalten könne, insbesondere wird von den 
Indastriellen über Mangel an kfimtnerischem Blei gekla^^t, wäh- 
rend in Prag über den Export der Glätte und des Bleies in das 
Ausland geklagt wird. Beide Klagen sind nicht ohne thatsäch- 
liche Grundlage, nur sind die wirklich zu Grunde liegenden 
Thatsachen auch zugleich die einfachste Krklärun^ der beklag- 
ten Erscheinung. Stockungen der Industrie im Inlande hatten 
in den letzten Jahren zeitweilig Vorräthe bei den Aerarial- 
Bleiwerken entstehen lassen, welche noch fühlbarer gewoiien 
wären, wenn nicht der vorjährige Krieg und die demselben vor 
angehenden Rü«tnngen bei den minderen Bleisorten etwas nacli- 
geholfen hätten. Aber eben der Absatz der ans silberhaltigen 
Bleierzen gewonnenen Glätte und des durch deren Reductton 
secundär erzeugten Hart- und Weichbleies musste, um eine Re- 
(^elmässigkeit herbeizuführen, theil weise durch Jahres-Contracte 
gedeckt werden, welche mit mehreren Häusern des In- und 
Auslandes geschlossen wurden und eine Verwendung der Vor- 
räthe anbahnten. Letztere waren am stärksten beim kärntne- 
rischen reinen (silberfreies) Blei, das bisher vorwiegend' indu- 
striellen Zwecken dienend und etwas höher im Preise mit Schluss 
des Jahres lS6ß sowohl in Bleiberg alsRaiblin grossen 
Vorräthen zurückgeblieben virar, weil die Stockung der Industrie 
den Re darf verringert hatte und für den Krieg — bisher! 
das minder reine Blei genügte! AHein die ^iZündnadel» und die 
Fortschritte der Marine- Artillerie haben auch auf diesem Gebiete 
einen Umschwung hervorgebracht. Zu deq rgepressten** Hinter 
ladungsgeschossen sowie zur Umhüllung der grossen Hohlge- 
Nchosse für gezogene Geschütze bedarf man sehr weiches und 
reines Blei; die Umstaltung der Schusswaffen hat daher den 
Bedarf nach dieser Sorte lebhaft gesteigert und die mit dem 
Frieden wieder auflebende Industrie tritt mit der energisch in 
Angriff genommenen Verbesserung des Wehrwesens in Concur- 
renz! Unter solchen Verhältnissen mag es nicht ganz ohne In 
teresse sein, von einem der kärntnerischen Aerari.il- Werke 
einen Ausweis aus den letzten 40 Jahren kennen zu lernen, 
aus welchem der Gang der Production und des Absatzes und 
die Flauheit der letzten Jahre ersichtlich ist, welche es geboten 
erscheinen liess, die neuen Absatzwvsge für das von der 
Industrie seit 1863 nicht mehr absorbirte Erzeugungs-Quantum, 
die sich aus der Munitionsreform entwickellen, nicht zu ver- 
nachlässigen. 



h 




Ertrag 


Verbau 


Erzeugung 


Verschleis« 


1 

o 


Jahr 




















Cent- 


»o 


Cent- 


a 


Ol 




flt 


kr. 


fl. 


kr. 


ner 


* ner 


£ 


1 


1827 


12S4S 


64-5 






9156 


19 


5955 


39 


2 


1828 


3476 


38-5 






12411 


, 


8666 


30 


3 


1829 




. 


21401 


52-6 


11813 


84 


4146 


08 


4 


1830 


10358 


91-5 




. 


10976 


99 


10644 


97 


5 


1831 


10283 


56-5 






8859 


94 


7551 


93 


6 


1832 


727 


47-5 






8903 


81 


24461 


85 


7 


1833 


17602 


79-5 






8900 


76 


11875 


44 


8 


1834 


15838 


33-5 




. 


8809 


95 


6789 


69 


9 


1835 


10821 


21 




. 


7044 


76 


14757 


22 


10 


1836 


65137 


97-5 




. 


6893 


66 


3358 


88 


11 


1837 


92233 


19-5 






6675 


03 


769 


51 


12 


1838 






10347 


74 


5295 


36 


2400 


, 


13 


1839 


11977 


36-5 


, 


, 


6174 


63 


7812 


. 


14 


1840 


29319 


06-5 


, 


. 


7384 


37 


7029 


52 


15 


1841 


30992 


83-5 


, 




8611 


96 


5601 


05 


16 


1842 


31301 


76 


, 


, 


8508 


92 


7778 


16 


17 


1843 


24625 


93 






8727 


73 


4511 


80 


18 


1844 


20894 


79 


. 


. 


8531 


29 


4320 


96 


19 


1845 






64555 


52 


7282 


62 


30152 


89 


20 


1846 


20319 


51 


, 


. 


7342 


51 


8041 


31 


21 


1847 


18783 


96 


. 


. 


7239 


42 


6651 


43 


22 


1848 


20175 


64-5 




. 


7069 


47 


7391 


26 


23 


1849 


12722 


39 






7138 


18 


7250 


. 


24 


1850 


44179 


65-5 






6729 


56 


6720 


12 


26 


1851 


47689 


84 


. 




7898 


17 


4206 


70 


26 


1852 


29791 


04-5 


. 




7031 


04 


9837 


40 


27 


1853 


20225 


735 




, 


6898 


91 


6946 


. 


28 


1854 


36993 


22 






7249 


24 


7609 


96 


29 


1855 


38045 


51-5 


, 


, 


6643 


85 


6948 




30 


1856 


14083 


23-5 






6408 


10 


6620 




31 


1857 


36262 


53 




. 


6244 


24 


6443 


95 


32 


1858 


13188 


81 


. 


, 


5854 


43 


5665 




33 


1869 


20042 


35 


. 




6251 


38 


6334 


55 


34 


IS60 


31487 








6016 


02 


6713 


50 


35 


1861 


24574 


72 


. 


. 


6075 


42 


6411 


46 


36 


1862 


12977 


39 




, 


6066 


71 


6232 


. 


37 


1863 


, 




1337 


70-5 


5910 


07 


5180 


, 


38 


1864 


34407 


13-5 




, 


6230 




7127 


61 


39 


1865 


25863 


62 


, 


, 


6642 


40 


5689 


. 


40 


1866 


51387 


00-5 


.' 


. 


7430 


25 


2495 


• 


Summe . 


941140 


45 


97642 


49 


301332 


18 


304098 


49 


Den Ver- 


















bau ab . 


97642 


49 














ReinerEr- 








trag . . 


843497 


96 










, 




Jahres- 


















Durchsch. 


21087 


45 






7533 


30 


7602 


46 




K. 1 


t. Bergi 


imt S 


Uiibl, am 6. Februar 


1867. 







Literatur. 

Zur Gtosohlohte des Bergbaues and Hüttenwesens in 
Mähren und Oesterr. Schlesien. Von Christian Ritter d' El vert, 
k. k. Oberfinanzrath. (Aus dem 13 Bande der Schriften der 
bist. Statist Section besonders abgedruckt) Brflnn 1866. In 
Commission bei A. N i t s c h. 

Wie es schon der Titel besagt, haben wir hier nicht eine 
systematische Geschichte, sondern eine reiche Menge von Bei- 
trägen zu derselben vor uns, welche gewissermassen in 
einer Reihenfolge statistischer Durchschnitte die Zahl, die be- 
kannten Ergebnisse, die Rechts- und Besitzverhältnisse des mähr.- 
schles. Bergbaues vorfithren. Besonders i«t die Bergwesens- Ver- 
waltung und Gesetzgebung ausführlicher behandelt. Die Ge- 
schichte der technischen Fortschritte des Faches sowohl als 



— 176 - 



des Betriebes der einzelneii Bergbane ist iu diesem Werke 
nicht enthalten und könnte — wenn das spärliche Material dazu 
überhaupt an eine solche zu denken erlauben sollte — nur von 
einem technischen Fachmanne geschrieben werden. Doch wür- 
den auch hiezu viele Daten im yorliegenden Buche zu fbiden 
sein. Es werden sehr viele benützte Quellen angeführt, von denen 
Orai Sternberg's Geschichte des böhm. Bergbaues and Stein- 
boecVs Geschichte des Bergbaues in Schlesien die wichtigsten 
sind. Kritische Sichtung des fast zu reichhaltigen Materiales 
wird man nicht ganz entbehren können, wenn man sich dieses 
Werkes zu speciäleren Arbeiten bedienen wollte ; doch wird es 
auch dann als guter Wegweiser zu den Hauptquellen von Werth 



administratives. 

, Allgemeines. 
(Verbot des Schreibens von Quittungen oder 
der Erhebung von Geldern aus öffentlichen Gassen 
durch Bedienstete des Gassen- und Rechnungsfaches 
für Privatparteien.) Aus Anlass eines vorgekommenen Falles 
findet man in Erinnerung zu bringen, dass im Sinne der Be- 
stimmungen der Allerhöchsten Vorschrift vom Jahre 1 799 (publi- 
cirt mit den Erlässen der bestandenen Finanz-Hof-Gommission 
vom 31. März 1799, Z. 1491, und der damaligen Obersten Staats- 
Gontrole vom 13. April 1799, Z. 1246), dann des Erlasses der 
bestandenen allgemeinen Hofkammer -^om 2. Mai 1829, Z. 14565, 
sämmtlichen bei Gassen und mit Geld manipulirenden Aemtern 
angestellten Beamten und Dienern, dann den Beamten und Dienern ' 
der Bechnungs- und Fachrechnungs-Departementa nachdrücklichst 
verboten ist, sich mit dem Schreiben der Quittungen oder der 
Erhebung von Geldern aus öffentlichen Gassen för Privatpar- 
teieu zu befassen. (Z. 14385« ddo. 17. Mai 1867.) 
Bmeanung. 
Vom Finanzministerium: 

Der Amtsschreiber bei der Salinenverwaltung in Ebensee 
Joseph Loidl'zum Materialrechnungsftihrer daselbst (Z. 12603, 
ddo. 13. Mai 1867). 

Erledigungen. ''*'** 

Die Werkschirurgenstelle bei dem Bergamte zu 
Idria gegen wechselseitige, halbjährige Kündigung und mit 
nachfolgenden Genüssen: Einer Bestallung jährl. 525 fl., eiaem 
Reisepauschale von 36 fl. 75 kr., zur Erhaltung eines Au^ilfs- 
Subjecten einem jährlichen Beitrage von 2 1 fl., der sogenann- 
ten Baderschicht im jährlichen Betrage von beiläufig 210 fl., zur 
Beheizung und Reinigung der Rasirstube jährl. 6'^ fl., dann freie 
Wohnung sammt Garten mit 69 Quadratklaftern Garten- und 
191 Quadratklaftem Ackergrund; — dagegen mit der Verpflich- 
tung, dass er sämmtlichen Werksverwandten (Beamten, minde- 
ren Dienern, Arbeitern, Pensionisten und Provisionisten sammt 
ihren Familien) in Krankheits- und Beschädigungsfällen unent- 
geltlich die nöthige ärztliche Hilfe leiste; — dass er für den 
Bezug obiger Baderschicht die betreffenden Arbeiter udd Provi- 
sionisten unentgeltlich rasire oder rasireu lasse und dass er allen 
dienstlichen Weisungen des Werksvorstandes, wie des Physikus 
pünktlich entspreche. — Die eigenhändig geschriebenen Gesuche 
sind, unter Nachweisung der geprüften Kenntnisse aus der Heil- 
kunst und .Geburtshilfe und der bisherigen Praxis, dann der 
Kenntniss der deutschen und' krainerischen Sprache, binnen 
vier Wochen bei dem Bergamte in Idria einzubringen. 
Nr. 26961. Concnrt-Aossohreibung. 

Zur Besetzung der erledigten Dienststelle des k. k. Berg- 
hauptmannes in Krakau mit dem Gehalte jährlicher Ein Tausend 
Sechshundert Achtzig Gulden Oe. W. und dem Vorrückungs- 
rechte in die höheren Gehaltsclassen, dann mit dem Genüsse einer 
Naturalwohnung oder eines den Ortsverhältnissen angemessenen 
Quartiergeldes wird hiemit der Goncnrs ausgeschrieben. Be- 
werber um diese Stelle haben ihre gehörig ducnmentirten Ge- 
suche bis 15. Juni d. J. im vorgenchriebenen Dienstwege bei der 
galizischeu Stattlialterei als Oberbergbehörde einzubringen und 
in demselben ihr Alter , ihre montanistisch - technischen , dann 



rechts- und Staats wissenschaftlichen Kenntnisse wie auch die 
Sprachkenntniss nachzuweisen — und auch anzuführen, ob und 
in welchem Grade sie mit einem Angestellten der Krakauer k. k. 
Berghauptmannschaft oder mit einem Bergwerksbesitzer oder 
Bergbeamten des Districtes dieser Berghauptmannschaffc ver> 
wandt oder verschwägert sind, dann ob sie selbst, ihre Ehegat- 
tinen oder unter väterlicher Gewalt stehende Kinder in diesem 
Districte einen Bergbau besitzen, oder an einer Bergwerks- 
untemehmung betheiligt sind. 

Von der k. k. galiz. Statthalterei. 
Lemberg, am 11. Mai 1867. 

Nr. 302. Coneurs-Kundmaohang. 

Zu besetzen ist eine Maschinen wärters-Gehilfen-Stelle (Gra- 
bensteiger U. Glasse^ bei der k. k. Salinen- Berg-Inspection in 
Wieliczka mit dem Wocbenlohne von sieben Gulden, und einem 
freien Natural- Quartier oder in Ermanglung dessen einem 10% 
Quartiergelde und dem jährlichen Salzbezug von 15 Pfund per 
Familienglied. Bewerber um diese Stelle haben ihre gehörig 
documentirten Gesuche unter Nachweisung des Alters, Standes, 
Religionsbekenntnisses, des sittlichen und politischen Wohlver- 
haltens, der bisherigen • Dienstleistung, der abgelegten vorge- 
schriebenen Prüfung über die Befähigung zur selbstständigen 
Maschinen-Führung und unter Angabe ob und in welchem Grade 
sie mit Beamten oder Aufsehern des hiesigen Directions-Bezirkea 
verwandt oder verschwägert sind, im Wege ihrer vorgesetzten 
Behörden bei dieser Berg-Inspection bis 22. Juni 1867 einzu- 
bringen. Auf gelernte Maschinenschlosser wird besondere Rück- 
sicht genommen. 

Von der k. k. Salinen-Berg-Inspectiou 
Wieliczka, am 22. Mai 1867. 

E.N. 269 &1867 Xundmaohung. 

Von der königl. ung. Berghauptmannschaft zu Ofen wird 
hiemit bekannt gemacht, dass die von der Matraer Bergwerks- 
Union aufgelassenen, im Gebiete der Gemeinde FariA gele- 
genen, oberungarischen Grnbenmassen : Anton Morgen- und 
Abendfeld, Friedrich Wilhelm Morgen > und Abendfeld, Irma 
Morgenfeld, Bka Abendfeld, Maria südliches und mitteiliäch- 
liges Feld , Cnstor und Pollux , nachdem laut Mittheüung 
des königlichen Districtual - Berggerichtes zu Ofen vom 
10. Mai 1867. Zahl 143/B. U., die 1)ezüglichen Tabular-Gläubi- 
ger um die gerichtliche Schätzung und Feilbietung dieser Berg- 
baue nicht angesucht haben, auf Grund des §. 264 allgemeinen 
Berggesetzes bergbehördlicb für aufgelassen erklärt, und die 
Löschung die.<)er Bergbauberechtigungen nach §. 560 dieses Ge- 
setzes, sowohl in den bergbehördlichen Vormerkbüchern als auch 
im berggerichtlichen Bergbuche veranlasst wurde. 
Ofen, am 17. Mai 1867. 



ANKÜNDIGUNGEN. 

Durch die 

Q. J. Manz'sche Buchhandlung in Wien, 
Kohlmarkt 7, 

gegenüber der Walluerstrasse ist zu beziehen: 

Lehrbuch der Aufbereitungskunde 

in ihrer neuesten Entwickelung und Ausbildung systematisch 

dargestellt 

von P. Ritter ▼. Rlttlnirer. 

Mit einem Atlas von 34 Tafeln in Folio 
Beriin, 1867. Preis 17 fl. »4 kr. ö. W. 

Taschenbuch der Aufbereitungskunde 

von 
P. Ritter V. Rtttlnger. 

Mit Holzschnitten. 
Berlin, 1867. Preis 1 fl. 34 kr. ö. W. 2—4 



Diese Zeitschrift erscheint wöchentlich einen Bogen stark mit den nüthigen artistischen Beigaben. Der Prinumerationspreii 
ist jährlich loeo Wien 8 fl. ö. W. oder 5 Tblr. 10 Ngr. Mit franeo Postvenendung 8 fl. 80 kr. ö. W. Die Jahresabonnenten 
erhalten einen officiellen Bericht über die Xrfahmng«a in borg- und hüttenmiiuiiiohen KaschineB-, Bau- und Anfbereitttngswetan 
tammt Atlas als Gratisbeilage. Inserate finden gegen 8 kr. o. W. oder IV3 Ngr. die gespaltene Nonpareilleseile Au&ahma. 

Zuschriften jeder Art können nur franeo angenommen werden. 



Druck von Cari Fromme In Wien. 



Fflr den Verlftg ▼erantwortUoh : Carl Reger. 



IV. Jahr}i:an)(. 



Oesterreichische Zeitschrift ,i^?'^; 

10. Jni. 



ftlr 



Berg- und Hüttenwesen. 



Verantwortlicher Redacteur: Dr. Otto Freiherr von Hingenau, 

k. k. Ministeiialratb im PinannainUterinm. 

Verlag der G. J. iBKanz'schen Baohliandliuig (Kohlmarkt 7) in Wien. 



Inhalt: Ein Blick auf den ftussereuropiUscU^n Metallbergbau. — Darstellung der Cokes in Meilern anf der Königshütte. — 
AnBserordentliche Vorträge an der Bergacademie zu Leoben. — Gewerkschaftliche und Vereinsnachrichten. — Notisen. — Admi- 
nistratives. — Ankündigungen. 



Ein Blick auf den aussereuropäischen Metall- 
Bergbau. 

Immer und immer wieder lenkt sich der Blicik des Berg- 
mannes, welcher über den Tageshorizbnt hinaus zu denken 
gewohnt ist, auf die grossartige Zunahme des aussereuro- 
päischen Metallbergbaues und dessen steigende Concurrenz 
auf dem , Metallmarkte. Das Juniheft der (geographischen) 
Mittheilungen tou Dr. Petermann bringt wieder einen 
Beitrag zu diesem Thema. Der Ftnanzminister der vereinig- 
ten Staaten hat im voij&hrigen Sommer eine Bereisung der 
Bergwerksdistricte der westlichen Unionsstaaten vornehmen 
lassen, und der Bericht de^ Commissärs J. Boss Browne 
enthält unter anderen Daten auch eine Bezifferung des Wer- 
thes der aus Districten von Californien, Montana, Idaho, 
Colorado, Nevada, Oregon und anderen Orten im Jahre 1866 
gelieferten Gold- und Silbermengen, welche mit 106,000.000 
Dollars angeführt werden! (der Dollar mit 2 fl. 20 kr. Oe. W. 
berechnet, gibt die Summe nach unserem Geide circa 
233,200.000 fl. Oe. W., während die gesammte Gold- und 
Silber- Production Oe^terreichs nur 6,140.404 fl. ö. W. im 
Werthe ausmacht!) 

Ausserdem aber wächst auch der Kupferreichthum 
Californiens zusehends. Die Ausfuhr von Kupfererzen aus 
Californien hat betragen: 

Im Jahre 1862 3660 Tonnen 

n D 1863 5553 n 

n T» 1864 10234 

« n 1865 17787 « 

« 1. 1866 21476 v 

Sie hat sich also in fünf Jahren nahezu versieben- 
facht. 

Noch stärker war dieser Zuwachs beim Quecksilber, 
wie nachstehende Ziffern Ergeben: 

Im Jahre ] 850 .... 3999 Flaschen 



1860 






. . 9448 


1861 






. 35995 


1862 






. . 33747 


1863 






. 26014 


1864 
1865 . 
1866 






. 36918 
. 41800 
. 45900 



Das sind nun Thatsachen, welche man nicht mehr 
ignoriren kann, sondern mit welchen man rechnen muss. Die 
nächste Folge davon ist das schon merkliche Sinken der 
Metallpreise auf dem Weltmarkte, welches nur durch die 
gleichzeitig vermehrte Benützung des Metalles vor einer 
raschen Progression bewahrt wird; aber es ist wenig Aussicht 
vorhanden, dass. ein Steigen auf den früheren Preis wieder 
eintrete, uqd nicht bloss Californien, sondern eine grosse 
Anzahl anderer überseeischen Länder ihre Metallgewinnung 
in ähnlicher Weise steigern. 

Wenn nun aber die Wahrscheinlichkeit an uns heran- 
tritt, dass mit der Zeit, allenfalls in einer oder, zwei Genera- 
tionen die Preise der Metalle auf eine Stufe sinken können, 
auf welcher bei geringer quantitativer Production die Ge- 
stehungskosten nicht mehr bezahlt erscheinen, wird dadurch 
nicht der dann noch im Schoosse der Erde, in unseren 
Erzlagerstätten, verbliebene oder aufgesparte Metall-Rest 
überhaupt seineu Werth verloren haben? Und wenn dieser 
Fall früher oder später vorauszusehen ist, wird nicht das 
altbergmännische Princip des Stehenlassens von Erzmittein 
für die Zukunft aus einef bisher als weise erkannten Vor- 
sicht sich zu einer wirthschaftlich bedenklichen Massregel 
umgestalten ? Wird daher nicht von Seite der Unternehmer 
ein rascher und möglichst vollständiger Abbau, der jetzt 
noch werthvollen Lagerstätten und eine gleichzeitige 
Amortisation des Anlage-Capitals wirthschaftlich geboten 
erscheinen? 

Man denke einmal über alle diese Fragen, im steten 
Hinblick auf die aussereuropäische Entwicklung des Metall- 
bergbaues ernstlich nach, und fange an, sich auf die kaum 
mehr zu vermeidende Umwälzung vorzubereiten, welche 
aus diesen Ursachen über den europäischen Metallbergbau, 
also auch Über den vaterländischen über kurz oder lang 
hereinbrechen wird, um rechtzeitig auf Mittel zu denken, 
den' bevorstehenden Schaden, ehe es zu spät wird, abzu- 
wenden! Wir werfen diese Fragen vorläufig in diesen den' 
Interessen des heimischen Bergbaues gewidmeten Blättern 
auf, um sie selbst später zu erörtern, oder die Erörteruügen 
der Fachgenossen dadurch zu veranlassen. 0. H. 



178 — 



Dantellong der Cokes in MeUem auf der 
Königshütte. 

Von G. Wolf. 
(Aus dem Berggeiat. — Schlnss.) 

Eb mögen sich hieran noch einige theoretische 
Betrachtungen über den Vorgang bei der zuerst beschrie- 
benen und üblichen Leitung des Processes anreihen. 

Wenn wir die zwei von einzelnen Metallurgen aufge- 
stellten und für Verkohlung wie Vercokung geltenden 
Hauptregeln in*s Auge fassen, wonach 1. das Feuer ent- 
gegengesetzt dem erforderlichen Luftstrome geleitet, und^ 
2. die gasförmigen Verbrennungs- und Zersetzungsproducte 
auf anderem Wege als durch die bereits gebildeten Cokes fort- 
geführt werden sollen, so finden wir, dass der ad 1. ange- 
führten Regel geradezu entgegen gehandelt, die ad 2. an- 
geführte dagegen scheinbar befolgt wird. Man soll deshalb 
den Luftstrom nicht in der Richtung , wie das Feuer fort- 
schreitet , zuführen , weil dann derselbe die im Glühen be- 
findlichen Kohlen direct treffen und in Folge dessen grös- 
seren Abbrand bewirken würde. Es will jedoch das Ent- 
gegenhandeln gegen diese Regel wenig sagen, denn einmal 
ist das Quantum der durch die Züge zugeführten atmosphä- 
rischen Luft gering, zum Andern enthält sie den Sauerstoff 
in einem Masse , welches wohl genügt, eine Temperatur zu 
entwickeln, bei welcher die Bildung der Kohlenwasserstoff- 
gase vor sich geht, somit auch die Bildung der Cokes selbst, 
aber nicht in einem Masse, dass die bereits gebildeten 
Cokes weiter verzehrt werden könnten. 

Wenden wir uns neueren Ansichten zu, wonach bei 
langsamer, selbst bis zu den höchsten Graden gesteigerter 
Hitze doch Cokes mit grösserem Gehalte an Wasserstoff und 
Kohlenstoff resultiren , als bei rascher Steigerung , so muss 
die gleiche Leitung des Luftetromes wie die des Feuers 
als die allein richtifse erscheinen, denn es tragen die der 
Esse zuströmenden Verbrennungs- und Zersetzungsproducte 
wesentlich zur schnelleren Fortpflapzung des Feuers und 
grösseren Steigerung der Temperatur bei. Im entgegen- 
gesetzten Falle kann das Feuer sich nur durch Contact und 
darum langsamer verbreiten. 

Wie gross die Verschiedenheit ist, welche Cokes, bei 
höherer und bei niederer Temperatur dargestellt, in ihrer pro- 
centualen Zusammensetzung zeigen, können wir einer Arbeit 
des Herrn Grundmann, in der Ministerial-Zeitschrift 14. 
Band, L Lieferung, entnehmen. Die Analyse eines in Ap 
polt*8chen Oefen aus Kleinkohlen des Schuckmannflötzes 
dargestellten Cokes ergab: 

C = 97-492 

H = 0-244 

= 0-358 

S = 0-511 

Asche = 1*395 

Die folgenden Analysen eines garen und eines halb 
rohen Meilercokes sind der Beleg für das oben Gesagte : 
A gut vercoket. B schwach vercoket. 

C :t= 94-501 . =83111 

H = 1-241 = 3-927 

O = 1-347 = 8-874 

8 = 0160 = 0-380 

Asche = 2-751 Asche = 3708 

Während sich A in seiner Zusammensetzung den Cokes 



aus Appolt'schen Oefen nähert, zeigt sich B jedenfalls 
wenig verschieden von der angewandten Steinkohle. Wel- 
chen Einfluss dann solche rohe Cokes auf den Ofenbetrieb 
ausüben, ist wohl leicht zu errathen, wenn man erwägt, dass 
man mit der zweitonnigen Gicht etwa 50 Pfd. Kohlenstoff 
bei diesen Cokes weniger aufgibt, als bei der besser ver- 
cokten Sorte A. 

Indem wir uns hier nach der unter 2. angefahrten 
Regel, die Gase auf anderem Wege als durch die bereis 
gebildeten Cokes fortzuführen, zuwenden, sehen wir, dass 
diese bei dem üblichen Verfahren scheinbar befolgt wird. 
Aber nur scheinbar, da das Feuer schneller fortschreitet als 
die^ntgasung , also die der Esse näher liegenden Kohlen 
schon in voller Glut sind, während die weiter zurück- 
liegenden noch reichlich Gase entwickeln. Von diesen könnte 
einen nachtheiligen Einfluss auf die gebildeten Cokes nur 
die Kohlensäure durch die Reduction zu Kohlenozydgas 
haben. Doch zeigt die der Esse entströmende Flamme 
keine Spur von Kohlenozydgas-Flamme während des eigent- 
lichen Processes. 

Es ist somit naheliegend , dass die mit bereits gebil- 
deten oder noch in der Bildung begriffenen Cokes in Be- 
rührung tretenden Zersetzungsproducte nicht in dem Mfisse 
auf jene verbrennend wirken werden, wie man glaubt vor- 
aussetzen zu müssen. Bei der bekannten Eigenschaft der 
schweren Kohlenwasserstoffgase in höherer Temperatur 
wieder Kohlenstoff abzuscheiden, müssen wir vielmehr 
erwarten, dass die Zersetzungsproducte, durch glühende 
Cokes oder Kohlen gehend, Kohlenstoff absetzen, eine That- 
sacbe, dit^ auch jeder Meiler reichlich constatirt. Es drängt 
sich somit der Schluss auf, dass das Zuwiderhandeln gegen 
diese zweite Regel nicht als nachtheilig, vielmehr als das 
Vortheilhaftere anzusehen ist. 

Von diesem Gesichtspunkte aus betrachtet, müsste das 
wie in dem Versuch beschriebene Verfahren, den Meiler 
von der Mitte aus anzuzünden , als das Bessere erscheinen. 
Doch lassen die dabei erwähnten Nachtheile — längere 
Dauer des Processes, weniger gare Cokes — dem zuerst 
beschriebenen den Vorzug. 

Wie wir hier in Kurzem darzuthun versucht haben, 
verlieren obige beide Regeln somit nicht nur ihre Wich- 
tigkeit für den Vercokungsprocess, son dem die Praxis läset 
BOgar den Vortheil auf Seite des Entgegenhandelns erschei- 
nen. Es bliebe jetzt noch der ökonomischen Resultate 
Erwähnung zu thun. 

Was zunächst das Ausbringen anbelangt, so haben Ver- 
suche im Grossen dargethan, dass es lOO^o übersteigt. Ein 
Versuch bei einem einzelnen Meiler ergab sogar bei 126 
Tonnen Einsatz 134 Tonnen Cokes, also 67o mehr. Dem 
Gewichte nach würde sich das Ausbringen auf 63*6 7o ^^^1' 
len bei 272 '^®°- ^^^^^ = 9 ^^- ^"^ 1 Ton. Cokes = 
2*15 Ctr. An Arbeitslohn kostet die Tonne Cokes 12—13 
Pfg. Während die in den Wittenberger Oefen dargestellten 
Cokes gleich hoch zu stehen kommen, sind die aus den 
Schaumburger Oefen um etwa 2 Pfg. billiger. — lieber den 
Werth der Cokes entscheidet natürlich ihre Verwendbarkeit 
beim Hohofenbetriebe. Um hierüber einen sichern Anhalt 
zu gewinnen, wurden die Meilercokes nur bei einem Ofen 
mit geringem Zusatz von Cokes aus Schaumburger Oefen 
verbraucht Die Resultate sind in nachstehender Tabelle 
zusammengestellt : 



— 179 - 







u 

^1 


1 

3 


i 










Schanmbnr- 


















ger Cokes 


JuU 


4 


3062 


8077 


6124 


163 « 


3-3 Vj 


180 


Meilercokes 


Augiut 


4 


3371 


9406 


6742 


154 s; 


3-372 


180 


Meüercokes 


Septemb. 


5 


3868 


10949 


7736 


152» 


3-3V, 


180 



Der Erzsatz pro 2t5onige Cokesgicht schwankte zwi- 
schen 8*5 — 9 Ctr. Da die Meilercokes schon durch das 
äussere Ansehen sich als die schweren dichten Cokes kenn 
zeichnen, die zur vortheilhaften und schnellen Verbrennung 
eine Pressung von 4^/, — 5 Pfd* vertragen, so konnte man 
auch lebhafteren Gichtenwechsel von der Anwendung dieser 
Cokes nicht erwarten, da man hier ausser Stande ist, längere 
Zeit mit einer Pressung von mehr als 3V2 P^d. zu arbeiten. 
Bei den geringen Anlage- und Reparaturkosten, die eine 
M eiler cokesanlage erfordert, dflrfte die hier beschriebene 
Vercokungsmethode besonders für diejenigen Hohof anlagen 
vortheilhaft sein, denen stfickreiche Sinterkohlen und kräftige, 
hohe Pressung liefernde Gebläsemaschinen zur Verfügung 
stehen. (Zeitschr. des Oberschi. Berg- undHüttenm. Vereines.) 

Ausserordentliche Vorträge an der Berg- 
academie za Leoben. 

Versammlung am 27. April. 

Professor Kupelwieser spricht zuerst über den 
chemischen Theil des Bessemer-Processes. 

Das k. k. Oberverwesamt Neuberg hat den zur Industrie- 
Ausstellung nach Paris gesandten Producten aus Bessemer- 
metall auch die Analysen des verwendeten Roheisens, der 
Zwischenproducte des fertigen Stahles, so wie der mit den 
Zwischen- und £ndproducten abfallenden Schlacken beige- 
geben, um nicht nur durch die zur Ausstellung gebrachten 
Qualitätsproben, sondern auch durch die beigefügten Ana- 
lysen auf die vorzügliche Beschaffenheit der Producte hin- 
zuweisen. Die Resultate dieser Analysen, welche im k. k. 
General-LandesMünzprobiramte In Wien ausgeführt wur- 
den, hat das k. k. Oberverwesamt Neuberg der hiesigen 
Bergacademie-Direction freundlichst mitgetheilt. 

Bei dem Umstände, dass derartige den ganzen Bes- 
semerprocess verfolgende Analysen, wenn sie auch vielleicht 
schon durchgeführt wurden, wenigstens nicht veröffentlicht 
erscheinen, überhaupt Analysen, welche die Materialien und 
Producte dieses Processes betreffen noch in sehr geringer 
Anzahl mitgetheilt wurden, so kann ich nicht umhin, dieselben 
einer näheren Betrachtung zu unterziehen. 

Wenn es auch sehr voreilig zu nennen wäre, auf eine 
Reihe von Untersuchungen , welche böi einer einzelnen 
Charge durchgeführt wurden, eine Theorie des Processes 
begründen zu wollen, so können die Resultate dieser Un- 
tersuchungen doch als ein sehr erwünschter Beitrag zum 
Verstäodnisse des Processes angesehen werden. Eine grössere 
Reihe von in ähnlicher Weise, jedoch vielleicht noch voll- 
ständiger durchgeführten Untersuchungen, werden jedoch 
erst im Stande sein, ein vollkommen klares und deutliches 
Bild über den chemischen Theil des Bessemerprocesses zu 
geben ^ welcher bis jetzt verhältnissmässig, stiefmütterlich 



behandelt wurde, indem der sehr schätzenswerthe auf den 
chemischen Theil etwas näher eingehende Aufsatz des Hrn. 
Directors Grill in Jern Contorets-Annaler, welcher in freier 
Uebersetzung mit Erläuterungen versehen vom H. Ministerial- 
rath R. v. Tun n er im X. Bande der Jahrbücher, Seite 201 
aufgenommen erscheint, bis jetzt der Einzige geblieben ist, 
und nur mit einigen kleinen Zusätzen und Abänderungen 
versehen an vielen Orten wiederholt wurde. Herr Director 
Grill scheint wenigstens in dem Besitze von Analysen der 
schliesslich erhaltenen Producte gewesen zu sein, obwohl 
dieselben leider nicht angeführt erscheinen , und es muss 
daher eine ganze Reihe von Analysen um so erwünschter 
erscheinen. 

Wenn ich auch im Verlaufe der folgenden Betrachtun- 
gen hie und da darauf hinweisen werde, dass bei späteren 
Versuchen, deren Durchführung bei der Wichtigkeit des 
Gegenstandes sehr wünschenswerth erscheint, manche Er- 
gänzungen in der Beobachtung und Aufzeichnung von Er- 
scheinungen, ipanche Vorsichten bei der Probenahme selbst 
nothwendig werden, so bin ich weit davon entfernt, das Ver- 
dienst jener Herren, welche sich bei der Durchführung dieser 
Versuche betheiligten, in irgend einer Weise schmälern zu 
wollen, im Gegentheile, es ist nur meine Absicht, auf Man- 
ches , was bei späteren Versuchen zu beobachten wäre, auf- 
merksam zu machen. Zugleich muss ich noch bemerken, dass 
ich einige Angaben, welche nicht gerade die Analysen be- 
treffen, Privatmittheilungen entnehmen musste, da weitere 
Daten den übersandten Analysen leider nicht beigegeben 
waren, weshalb etwaige kleine Fehler, wenn sie vorkommen 
sollten, entschuldigt werden mögen. 

Zur Charge Nr. 599 vom 2. December 1866 wurde 
tiefgraues Roheisen (Nr. 10) im Hohofen Nr. 2 aus Alten- 
berger Erzen, mit circa 16 % Kalkzuschlag und einem Brenn- 
stoffaufwande von beiläufig 19Kubikfuss weicher Holzkohle 
erblasen, unmittelbar vom Hohofen weg verwendet. Der Ein- 
satz betrug 62 Ctr. 80 Pfd. W, G. und wir wollen im Fol- 
genden der Kürze halber das Roheisen und die Hohofen- 
schlacke mit aj bezeichnen. Das Roheisen wurde in die 
grössere Retorte eingegossen und es dauerte bei 49 Fehren- 
Öffnungen von 4 Linien Durchmesser und einer durchschnitt- 
lichen Pressung von 20 Pfti. per Quadratzoll die KPeriode 
28 Minuten. Nach Vollendung der 1. Periode wurde Probe 
genommen, und wir wollen die Producte mit bj bezeichnen. 
Auffallend war dabei die geringe in der Retorte enthaltene 
Menge von Schlacken. Zur Durchführung der zweiten Periode 
waren nur 7 Minuten mit einer durchschnittlichen Pressung 
von 18 — 19 Pfd. per Qnadratzoll erforderlich, wobei 
dieselbe ohne Auswurf verlief. Die Producte bezeichnen wir 
mit c). Die 3. Periode dauerte nur 3 Minuten mit einer 
Pressung von nahezu 19 Pfd. und die Producte der Probe 
nach Beendigung derselben heissen d). Nun wurden 3 Ctr. 
Roheisen nach umgekippter Retorte nachgetragen, und nach- 
dem die Gasentwicklung aufhörte, das fertige Bessemer- 
metall ausgegossen. Die Endproducte bestanden aus 54Ctrn. 
60 Pfd. Eisen und einer leider nicht gewogenen Menge 
Schlacken, welche wir mit e) bezeichnen wollen. 

Die Charge war nicht zu den hitzigsten zu zählen und 
zeigte sich der Calo grösser als gewöhnlich, nahe 17 %» 
welcher grössere Calo vielleicht theilwAise durch die Probe- 
nahme veranlasst wurde. 

Die mit den genommenen Proben durchgeführten Ana- 
lysen ergaben folgende Resultate : 

•» 



— isa 



Eisen 



Graphit 
eh. geb. C 
8i 
P 
,8 
Mn 
Cu 
Fe 



3-180 
0-750 
1-960 
0-040 
0018 
3-460 
0-085 
9(»-507 



2-465 
0-443 
0*040 

Spur 
1-645 
0-091 

95-316 



0-909 
0-112 
0'045 

Spur 
0*429 
0-095 

98-370 



0-087 
0028 
0045 

Spur 
0113 
0-120 

99.607 



0-234 
0033 
0-044 

Spur 
0.139 
0-105 

99-445 



Summe | 100-000 | 100000 | 100000 100*000 | lOO'OOO 
Schlacken 





a 


b 


c 


d 


e 


SiO, 
AljO, 


40-95 


46-78 


51*75 


46-75 


47*25 


8-70 


4-65 


2-98 


2-80 


3-40 


FeO 


0*60 


6-78 


5-50 


16-86 


15-43 


MnO 


2-18 


37-00 


37-90 


32-23 


31-89 


CaO 


30-36 


2 98 


1-76 


119 


1-23 


MgO 


16-32 


1-53 


0-45 


0-52 


0*61 


KO 


0.18 




Deutlich 


e Spuren 




NaO 


0.14 


1) 


T» 


n 


T» 


S 


0.34 


0-04 


f 


9 


1* 


P 


0-01 


0-03 


002 


0-01 


0-01 



Summe | 9977 | 99-79 | 100*36 | 10036 | 99*87 

Aus diesen Analysen lässt sich nun etwa Folgendes ent- 
nehmen : 

Das verarbeitete Roheisen ist ein tiefgraues graphitisches 
Roheisen mit einem hinreichend hohen Gehalt an Si für die 
directe Verwendung vom Hohofen, ja selbst auch noch aus- 
reichend, wenn das Umschmelzen mit entsprechender Vor- 
sicht erfolgt. 

Der geringe Gehalt an ' P und S chur»kterisirt daä 
Roheisen ebenso wie der hohe Mangangehalt als ein 
Eisen sehr guter Qualität, welches sich für den Bessemer- 
process ganz vorzüglich eignet. Das Cu ist in der vorhan- 
denen Menge noch ohne wesentlich nschtheiligen Einfluss. 
Der Eisengehaltistin allen Eisenanalysen (wie diess gewöhn- 
lich geschieht) nicht directe sondern aus der Di£Eerenz be- 
stimmt. Sehr interessant wäre eß zu ermitteln, ob und wie 
viel das Eisen in den Mittelproducten an Eisenozydaten auf- 
genommen hat 

Nach der ersten Periode ist der gesammte Graphit ver- 
schwunden, theils durch Ausblasen, theils durch Verbrennen, 
theils durch Umwandlung des Graphits in chemisch gebunde- 
nen C, welcher dadurch bedeutend vermehrt wurde. Nahe 
y^ des Siliciumgehaltes wurde abgeschieden, der Schwefel 
in Folge des grossen Mangangehaltes bis auf die Spuren, welche 
zurückbleiben, entfernt, der Gehalt an P ist angeändert ge- 
blieben, während der Knpfergehalt, der dem Gewichte nach 
voraassichüich ebenfalls ungeändert geblieben ist, den Per- 
centen nach etwas gestiegen ist. Ebenso hat der Mangan- 
gehalt sehr bedeutend abgenommen und das erhaltene Pro- 
duct ist ein reines, weisses, an Kohl^enstofif nicht sehr reiches 
Robeisen. 

In der zweiten Periode geht, wie aus c zu entnehmen 
ist, da nur ein geringer Theildes Si vorhanden ist, auch die 
Abicbeidung des chemisch gebundenen Kohlenstoffes sehr 
rasch and wir erhalten, nach Beendigung derselben, obwohl 
kaum 7 Minuten verflossen sind, schon ein Prodact, welches 



nach seinem Kohlenstoffgehalte nach der gewöhnlichen 
Nummerirung als Stahl Nr. 3 anzusehen wäre. Ebenso raach 
geht die Abscheidung des Si und Mu 8 vorwärts , während 
der Gehalt an P und Cu ungeändert blei^it. 

Nach Beendigung der dritten Periode erhftit man ein 
Product gleich Nr. 7, welches durch Zusatz von 3 Ctm. Roh- 
eisen in ein Bessemermetall von Härte Nr. 6 umgewandelt 
wurde. 

Durch den Zusatz an Roheisen wird ausser dem C 
noch Si und Mn Gehalt etwas vergrössert, während es auf- 
fallend ist, dass durch den Zusatz von nur 3 Ctrn. Roheisen 
der percentuelle Kupfergehalt so bedeutend abgenommen 
haben vsoll , und es scheint diess auf eine etwas zu hohe 
Knpferbestimmung in d hinzuweisen. 

Wenn man die im Verlaufe des Processes abfallenden 
Schlacken b, c, d, e einer näheren Betrachtung unterwirft 
so erscheinen dieselben als ziemlich hoch silicirt, indem die- 
selben theils BissUcate, theils Gemenge von Bi und Trisi- 
licate sind. 

Dass die Schlacke b und c so reich an Mangan 
ist, fällt weniger auf, weil sich Mangan bei jedem Frisch- 
procesee rascher ozydirt als Eisen , dass dieselbe aber so- 
wohl vor Beginn als nach Beendigung der zweiten, soge- 
nannten Kocbperiode, so arm an Eisenozydul ist, muss auf- 
fallen und wird dieselbe eher geneigt erscheinen, Eisenoxydul 
aufzunehmen, als entkohlend auf das Eisen zu wirken. 

Da bei zunehmender Schlackenmenge im Verlaufe des 
Processes die Menge des noch abzuscheidenden Mangangs 
geringer wird, die Schlackenmeuge jedoch zunimmt, so fällt 
der Perceutsatz des Maugangebaltes in den Schlacken d und 
^/während derEispnoxydulgehalt durch die grosse Menge des 
in der letzten Zeit oxydirten Eisens zunimmt. Der in der 
Schlacke vorfindliche Thon, Kalk und die Kalkerde so wie ein 
Theil der Kieselerde ist den Wandungen des Bessemerofens 
entnommen; der Schwefel- und Phosphorgehalt stammt wohl 
aus dem Roheisen, ist aber sehr gering. 

Wenn man aus den Analysen und den gegebenen Ge- 
wichten des eingesetzten Roheisens und des erhaltenen Pro- 
ductes die Zusammensetzung derselben rechnet, so kann 
man aus der Differenz die Gewichtsmeugen der während des 
Processes abgeschiedenen Stoffe, so wi« die. zur Oxydation 
erforderliche Satierstoffmenge und daraus das verbrauchte 
Luftquautum sowie die resultirende Gasmenge bestimmen. 

Dieser Berechnung sind folgende Annahmen zu Grunde 
gelegt: Kohlenstoff wird zu Kohlenoxydgas Verbrannt. (Ein 
Theil des Kohlenstoffes wird zwar bei Beginn der ersten 
Periode in Form von Graphit ausgeblasen, allein diese Menge 
kann nicht leicht ermittelt werden und wurde deshalb ver- 
nachlässigt). 

Si verbrennt zu SiOj-, P zu PO^ und S zu SO, 
oder SOj, was zwar auch nicht vollkommen richtig ist, da 
si^h ein Theil des Schwefels und Phosphors in der Schlacke 
findet, allein diese kleinen Fehler, welche dadurch begangen 
werden, sind so unbedeutend, dass sie fEiglich übergangen 
werden können. Mangan verbrennt zu Manganoxydul, in 
welcher Form es sich in der Sehlacke findet. Eisen verbrennt 
meist zu Eisenoxyduloxyd, von welchem sich ein verhältnise- 
mässig geringer Theil als Eisenoxydul in der Schlacke findet, 
während der grösste Theil in Form eines rothbraunen Rau- 
ches ausgeblasen wird. 

Diess vorausgeschickt lässt sich nun folgende Tabelle 
zusammenstellen: 



— 181 - 





Die eingesetzte 1 
Boheisenmenge 1 
besteht aus Pfd. I 


Das erhaltene 
Bessemermetall 
besteht aas Pfd. 


Somit warden 1 

abgeschieden 1 

Pfunde 1 


Zur Oxydation 
erforderlicher 
Sauerstoff Pfd. 


Daraus wurden er* 
halten 


c 


258-59 


12-79 


245-80 


327-78 


573-53 Pfd. 


CO 


Si 


128-97 


1-80 


12717 


13907 


266-24 


1» 


SiOj 


P 


2*63 


2-40 


0-23 


0-29 


0-52 


11 


PO, 


s . 


1-13 


— 


1-13 


1-69 


2-82 


a 


8O3 


Mn 


227-67 


7-59 


220-08 


63-56 


283-64 


■ 


MnO 


Cu 


5-59 


5-59 


— 





— 






Fe 


5955-42 


5429-83 


525-59 


200-22 


725-81 


■ n 


Fe,0, 


Snmme 


6580-00 


5460-00 


112000| 732-56 









Die zur Oxydation erforderliche Sauerstoffmenge von 
73256 Pfund = 9066 Kubikfuss ^ibt mit 34264 Kubikfuss 
Stickstoff 43330 K.^ Luft, welche Menge einem durchschnitt- 
lichen Windverbrauche von 1 140 K/ pr. Minute der Charge 
oder 660 K.' pr. Ctr. des in Arbeit genommenen Roheisen- 
quantums entspricht, was jedoch etwas mehr ist, als ge- 
wöhnlich angenommen wird und seine Erklärung in dem 
schon früher erwähnten grösseren Calo findet. 

Sehr interessant wäre es, diese Windmenpe mit der 
vom Gebläse gelieferten«za vergleichen, was jedoch nur dann 
möglich ist, wenn das Verhältniss der vom Gebläse einge- 
saugten und gelieferten Windmenge bekannt ist, so wie die 
Anzahl Wechsel, welche vom Gebläse in den einzelnen Pe- 
rioden oder besser in jeder einzelnen Minute gemacht wer- 
den, da man aus dem Winddiagramme und dem Däsenquer- 
schnitte allein der häufigen Verlegung der Fehren halber, 
vorzfiglich in der ersten Periode, die Windmenge auch nicht 
annäherungsweise bestimmen kann, da bei gleicher bleiben- 
der Windpressupg die Anzahl der Gebläsewechsel Aber 60 
pr. Minute steigt, aber auch bis auf 20 fällt. 

Die entweichende Gasmenge besteht vermuthlich der 
Hauptsache nach aus CO und N, somit 8 1 1 0K.' CO -f- 34264 
N = 42374 K.' oder pr. Minute der Charge 1 115 K.', wobei 
jedoch auf die, durch die enorme Temperaturerhöhung her- 
vorgerufene Volumsvennehrung keine Rücksicht genommen 
wurde. Die Richtigkeit der Annahme, dass der Kohlenstoff 
des Roheisens zu Kohlenozydgas und nicht zu Kohlensäure 
oder einem Gemenge beider verbrennt werde , ist auch erst 
nachzuweisen, und kann diess nur durch Gasanalysen, mit 
den aus dem Inneren des Bessemerofens entnommenen Gasen 
geschehen , was der Schwierigkeit der Probenahme halber 
allerdings nicht leicht ausführbar erscheint. Ebenso interes- 
santwäre es auch nachzuweisen, auf welcher Ozydationsstufe 
das Eisen in dem entweichenden Rauche sich vorfindet. 

Sehr lehrreich würde es endlich sein, die Gewichte der 
Zwischenproducte in dem Momente der Probenahme ermit- 
teln zu können ; es sei entweder durcb directe Wägung oder 
durch Berechnung y w«*il man dadurch in die Lage gesetzt 
wäre, die in den einzelnen Perioden abgeschiedenen Ge- 
wichtemenpren der einzelnen Stoffe, so wie die Mengen der 
entweichenden Gase zu bestimmen , welche in der zweiten 
Periode in Folge des raschen Verbrennens des Kohlenstoffes 
weitaus grösser sein müssen, als in den beiden anderen Pe- 
rioden, wodurch auch, wenn die Temperatur des flüssigen 
Eisens noch nicht hinreichend hoch ist, um so heftigere Ex- 
plosionen erfolgen, um so mehr Eisen ausgeworfen wird, und je 
kälter, je weniger dünnflüssig dasselbe ist. Das gegenwärtig 
allgemein angewandte Mittel zur Verminderung des Auswurfes 
(abgesehen von der richtigen Wahl des Roheisens) besteht 



in einem Zurückgeben der Windpressung, somit auch in einer 
weniger rkscben Verbrennung des Kohlenstoffes, und der 
dadurch verminderten Gasentwicklung, wodurch deu Ver- 
lusten durch allzu starken Auswurf wenigstens theilweiae vor- 
gebeugt werden kann. 

Alle die hier kurz angedeuteten Fragen, so wie noch 
viele Andere, welche sich unmittelbar daran reihen, können 
nur durch fleissig vorgenommene Proben und damit verbun- 
denaAnalysen erörtert werden, und ich bin überzeugt, dass 
durch wiederholte Proben der chemische Theil des Processes 
bald vollständig erläutert sein wird, indem das gute Beispiel, 
mit dem Neuberg vorangegangen ist, gewiss bald Nachahmung 
finden wird. 

Hierauf beginnt Professor v. Miller einen Vortrag über 
ndie Methode der kleinsten Quadrate» als eines 
wissenschaftlichen Hilfsmittels bei Verwerthung wiederhol- 
ter praktischer Erhebungen und Versuche aller Art. 

Im ersten Augenblicke scheine dieser Gegenstand dem 
Bergwesen zwar ferner zu liegen, die Ursache einer seltenen 
Verwendung liege jedoch hier nicht an der Sache, sondern 
an demjenigen, der sie gebrauchen sollte. Allerdings habe 
die Methode der kleinsten Quadrate ihre ersten und gUnzend- 
sten Erfolge in der Astronomie errungen, wie sie denn über« 
haupt den geometrischen Wissenschaften die reichste Aus- 
beute gewähre. Heut zu Tage könne aber derjenige nicht 
mehr auf den Namen eines gründlich gebildeteu Geometers 
Anspruch machen, welcher jenes Theorem nicht für wieder- 
holte Aufnahmen jeder Art — also auch für solche, wie sie 
das tägliche Bedürfhiss erheische — zu verwerthen in der 
Lage sei. Beim Bergwesen sei daher vornehmlich die Mark- 
Bcheidekunst, in welcher dieses Feld des Wissens bisher 
gänzlich brach gelegen, zunächst berufen, hievon eine aus- 
giebige Anwendung zu machen, und der 'Sprecher habe sich 
in der Lösung dieser Aufgabe versucht, und sei auf sehr 
handsame Methoden gelangt, die sich durch ihre Kürze der 
Praxis empfehlen. Diese habe er auch in einem Werke, das 
der Veröffentlichung harre, begründet und zusammengestellt. 
Die Markscheidekunst sei aber nicht der einzige Zweig berg- 
männischen Wissens, welcher aus diesem Theoreme grossen 
Nutzen zöge, auch die Berg- und Hütten - Mechanik müsse 
von demselben ebenso oft Gebrauch machen, als sie das 
Feld der wiederholten Versuche betrete, wenn die Zusammen- 
stellung der Resultate über das Niveau eines Küchenreceptes 
an Werth sich erheben soll. — Seibat die Chemie mache 
bei Vergleichung wiederholter Analysen Anwendung von den 
ersten Grundsätzen dieses Theorems, und wenn einmal die 
Chemiker anfangen würden, den wissenschaftlichen Werth 
ihrer Analyse u, der durchwegs nicht in allen Fällen gleich 
gross ist, ziffermässig auszudrücken, so wer'ien sie auch zu 
den complicirteren Sätzen des Theorems aufsteigen müssen. 

Hierauf gibt der Spreciier zuerst den Begriff von dem 
Gewichte einer Beobachtung und beweist «odann den Satz 
des unbedingten und bedingten arithmetischenMittels^alsdes 
Fundamentes für den gesammten Aufbau der Theorie ; hierauf 
zeigt derselbe, wie sich die Wahrscheinlichkeiten mit den zu- 
gehörigen Fehlern graphisch ausdrücken lassen, und gelangt 
endlich zur Darstellung der Wahracheinlichkeitscurve, die 
aus zwei symmetrischen getrenn tenAester. oberhalb der Ab- 
scissenaxen bestehe, so wie schliesslich zur Darstellung des 
allgemeinen mathematischen Symboles für die verschiedenen 
Wahrscheinlichkeiten und die Gewissheit. 



182 - 



Oewerkschaftliche und Vereüuoiachriohten. 

Gtoneral-Versammlimg der Wolfiseg^-Traunthaler Kohlen- 
werka- imd Elsenbalm-Gtosellsoliaft 

Ueber diese am 26. März d. J. abgehaltene General- 
Yersammlang geben wir nach dem gedruckten Protokoll- 
Auszüge nachstehende Mittheilungen:*) 

Der kaiserliche Bath Dr. Joseph N e u m a n u eröffnet 
als Vorstandsstellvertreter des Verwaltungs - Rathes die 
Sitzung mit der Mittheilung, dass der bisherige Vorstand 
Herr Otto Freiherr von Hingenau durch seine Eruennung 
zum Ministerialrathe im k. k. Finanzministerium sich ver- 
pflichtet gefunden habe, aus dem Verwaltungs-Rathe der 
Gresellschaft auszutreten, welchen Entschluss derselbe mit 
seiner Zuschrift vom 30- September verflossenen Jahres 
mitgetheilt habe. 

Die durch diesen Austritt erledigte Verwaltungsraths* 
Stelle sei statutengemäss nach §. 30 bis zur nächsten 
General- Versammlung durch die Wahl Seiner Ezcellenz des 
Herrn Joseph Freiherrn von Kalchberg ergänzt worden; 
auch habe sich der V erwaltungsrath in dem Beschlüsse ge- 
einigt, Seine Ezcellenz zum Vorstande des Verwaltungs- 
rathes zu wählen , und werde Seine Excellenz nach §.16 
der Statuten somit auch den Vorsitz bei dieser General- 
Versammlung sofort fibernehmen. Nur erlaube er sich noch, 
im Hinblicke auf den Rücktritt des Herrn Baron Hingenau 
die Mittheilung zu machen, dass der Verwaltungsrath in 
voller Würdigung der höchst schätzbaren und ungewöhn- 
lichen Verdienste, welche sich der Genannte um die Ent- 
wicklung der gesammten Unternehmung erworben — sich 
geeinigt habe, ihm vor dieser Versammlung ein Dankes- 
votum darzubringen und dieselbe einzuladen, diesem dank- 
baren Nachrufe durch Erhebung von ihren Sitzen beizutre- 
ten — , welcher Aufforderung die Versammlung sofort ent- 
sprach. 

Hieran reiht Dr. Joseph Neu mann die weitere Mit- 
theilung, dass die Mitglieder des Verwaltungsrathes als ein 
Zeichen ihrer Dankbarkeit und Hochachtung das zur ge- 
fälligen Einsicht vorliegende, mit den photographischen 
Porträten sämmtlichfrVerwaltungsräthe ausgestattete Album 
dem aus ihrer Mitte scheidenden verehrten Vorstande zu 
widmen beschlossen haben. 

Sonach abernahm Seine Ezcellenz Herr Baron Kalch- 
berg den Vorsitz, empfahl sich und den gesammten Ver- 
waltungsrath dem Wohlwollen und der billigen Beurthei 
lung der geehrten Versammlung und sprach die Hoffnung 
ans, dass die dem Gedeihen so förderliche Eintracht wie 
bisher auch fortan bestehen werde. Es constatirt die An- 
wesenheit von 25 Actionären als die statutengemäss zur 
Beschlussfassung erforderliche Zahl, und stellt der Ver- 
sammlung den landesfiirstlichen Commissär k. k. Ministerial- 
Secretär J. Hummel vor , welcher von der Versammlung 
durch Erhebung von den Sitzen begrflsst wird. Der Vor- 
sitzende erklärt die Sitzung für eröffnet und bestimmt zum 
Protokollführer den Gesellschafts-Secretär Herrn Guido 
Schneider. 

Hierauf wurden zu Verificatoren des Protokolles (mit 
Acdamation) gewählt die Herren Carl Freiherr von Ran- 
sonnet, Eduard Bischof und Anton Wagner, welche 
die Wahl anzunehmen sich auch bereit erklärten. 



*) Der Qetchäftsbericht wurde schon in Nr. 13 publicirt 



Vor Uebergang zur Tagesordnung wird beschlossen, 
dass die Kosten des von den Herren Verwaltungs-Räthen 
votirten Albums von der Gesellschaft flbernommen und 
zudem von dem Verwaltungsrathe eine Adresse an Herrn 
Baron H i n g e n a u entworfen und zur Unterschrift fClr die 
Herren Actionäre aufgelegt werde. — Als ersten Gegen- 
stand der Tagesordnung bezeichnet der Herr Vorsitzende 
den Geschäftsbericht für das abgelaufene Ge- 
schäftsjahr 1 866 und schreitet, nachdem die Vorlesung 
desselben abgelehnt worden war , und sich zur General- 
Debatte keine Stimme erhoben hatte , zur Berathung jener 
Anträge des VerwHltungs-Rathes, welche der Zustimmung 
der General- Versammlung bedurften; und zwar: 

I. Die Versammluntc beschliesst ohne Debatte und 
einstimmig: dass die am 27> März 1865 (siehe Jahresbericht 
pro 1867) Seite 5) dem Verwaltungsrathe ertheilte Voll- 
macht zur Regulirung des zerstreuten Grubenfeldcomplezes 
im Schurfgebiete Ampfelwang und zur Auflassung aller jener 
Grubenmassen, welche sich hiebei nach Ermessen des Ver- 
waltungsrathes als entbehrlich herausstellen, — aufsämmt- 
liehe Schurfgebiete ausgedehnt werde. 

II. Der Antrag betreffend die Znstandebringung Brenn- 
stoff verzehrender Industrien nächst den Kohlen werken 
(siehe Seite 7 des Jahresberichtes) lubrt zu einer längeren 
Debatte, an welcher sich Seine Excellenz Graf Chorinsky, 
die Doctoren Joseph und Franz N e u m a n n , Hofrath 
Bischof, Ritter von Wertheimstein und Baron Busch- 
mann betheiligen und wobei insbesondere die Fragen : ob 
die Geseilschaft als solche daran Theil nehmen soll? ob 
auch die Verwaltungsrathe von der Theilnahme an solchen 
Unternehmungen auszuschliessen seien? endlich ob Ver- 
träge, in welchen mit dem betreffenden Unternehmer mehr- 
jährige günstige Kohlen-Lieferungs-Verträge abgeschlossen 
werden wollen, — vorläufig der Genehmigung der General- 
Versammlung zu unterziehen seien, — in Erörterung kommen. 

Die Versammlung beschliesst mit Majorität nach Antrag 
des Verwaltungsrathes , dass nicht nur auf das Zustande- 
bringen solcher industrieller Unternehmungen in geeigneter 
Weise überhaupt hinzuwirken, sondern auch insbesondere 
den betreffenden Unternehmern mehrjährige günstige Kohlen - 
Lieferungsverträge in Aussicht zu stellen, derlei Ver- 
träge jedoch seiner Zeit einer ordentlichen 
oder ausserordentlichen General-Versamm- 
lung zur Genehmigung vorzulegen seien. 

in. Der Antrag des Verwaltungs - Rathes lautend: 
die General - Versammlung möge dem Verwaltungsrathe 
die Ermächtigung ertheilen,' sich bei den Vorbereitungen 
zum Baue einer Flügelbahn von Salzburg nach Hallein 
in solcher Art zu betheiligen , dass vorläufig ohne Ueber- 
nahme von was immer für Verpflichtungen nur die un- 
mittelbare Information zum Behufe der Vorlagen für eine 
spätere ordentliche, öder erforderlichen Falles ausser- 
ordentliche General- Versammlung erlangt werde, — wird 
nach einer Debatte, au welcher sich die Herren: kaiser- 
licher Rath Dr. Joseph Neumann, Graf Chorinsky 
und H. Trauner betheiligen, einstimmig angenommen. 

rV. Der Tilgungsplan, welcher in der Beilage zum 
Jahresbericht entwickelt ist, wird vom Verwaltungsrathe 
Hm. Moria D u b auf Grundlage der in der Beilage zum 
Jahresberichte besprochenen Verhältnisse und Vortheile für 
die Actienbesitzer erläutert und begründet; und naqhdem 
Freiherr v. Ransonnet zur General-Debatte das Wort ge- 



183 



nommen und seine principielle Zastimmuog nnter dem Vor- 
behalte gewisser Aenderangs-Anträge xu den Einzelnbestim- 
muDgen ansgesprochen hatte , zur Special- Debatte über- 
gangen; demnach einstimmig beschlosnen: 

Absatz a) habe zu lauten: Zum Zwecke der ailmftligen 
Amortisirang des gesellschaftlichen Actien-Capitals wird 
ans dem jährlichen Reinertrage, bevor noch eine Verzinsung 
der Actien-Serie I Platz greift, durch eine Reihe von 90 
Jahren alljährlich ein Betrag von 1800 fl. österr. Wflhr. in 
einen zu gründenden Amortisationsfond hinterlegt. 

Absatz b) habe zu lauten : Wenn der Kohlenabsatz der 
Gesellschaft die Ausbeute auf mehr als 3 Millionen Centner 
per Jahr steigern würde, soll auch der Amortisation sfond im 
Verhältnisse von 60 fl. f^r je 100.000 Ctr. für dasselbe 
Jahr höher dotirt werden, — wurde nach einer kurzen 
Debatte einstimmig angenommen. 

Absatz c) wurde nach einer längeren. Debatte, an wel- 
cher, ausser dem referirenden Verwaltungsrathe Herrn Moriz 
Dub, die Herren Traun er, Dr. Joseph Neumann, Graf 
Cborinskj, Baron Buschmann , Baron Ransonnet, 
Ritter V. Wertheimstein und Hofrath Bischofsich be- 
theiligten, in folgendem Wortlaute zum Beschlüsse erhoben : 

Die in den Amortisationsfond einfliessenden Beträge 
sind zum börsemässigen Ankaufe von Actien unserer Unter- 
nehmung, vorzugsweise der ersten Serie zu verwenden , so 
lange derselbe bis zum Nominalwerthe geschehen kann; von 
da ab wird täi den alljährlich verfügbaren Geldbetrag eine 
entsprechende Anzahl Actien unserer Unternehmung durch 
das Los zur Rückzahlung al pari einberufen. — Im Ver- 
laufe der Debatte wurde auch die Erläuterung gegeben, 
dass selbstverständlich auch der Ankauf von Actien aus der 
Provinz unter Intervention eines Börsesensais zu geschehen 
habe. 

Ueber den Absatz d) wurde nach einer Debatte, an 
welcher sich die Herren Freiherr v. Buschmann, Dr. Joseph 
Neumann, Graf Chorinsky, Ritter von Wertheim- 
stein betheiligten, mit filajorität beschlossen, er habe 
zu lauten: 

Sobald der Zeitpunkt eingetreten sein wird, dass die 
Actien nicht mehr unter oder zu dem Paricourse anzukaufen 
sind und mithin die Verlosung zu beginnen hätte, wird der 
Verwaltungsrath der General- Versammlung einen Vorschlag 
darüber zu unterbreiten haben, in welcher Reihenfolge die 
Verlosung vorzunehmen sei, und ob und welche Vortheile 
etwa den ausgelosten Actien ausser der Bezahlung des 
Nomin al-Capitals zuzuwenden sein werden. 

Sofort wird der Schlussabsatz: 

Die rflckgekanften und rückgezahlten Actien nimmt 
die Gesellschaft in Verwahrung und verwendet deren Zinsen 
ebenfalls zu Gunsten des Amortisationsfondes ; diese Actien 
dürfen nicht wieder begeben werden und sind daher un- 
brauchbar zu machen — ohne Debatte angenommen. 

V. Hierauf verliest Secretär Schneider über Auffor- 
derung des Vorsitzenden den Bericht des Revisions-Comit^s 
und den Antrag auf Ertheilung des Absolutoriums an den 
Verwaltungsrath, welches sofort von der Versammlung ein- 
stjpmig ertheilt wird. 

Die General- Versammlung wählt hienach als Censoren 
für das Verwaltoagsjahr 1 867 die Herren Carl Freiherr 
V. Ransonnet, Eduard Bischof und A. Wagner, 
welche diese Wahl anzunehmen sich auch bereit erklärten. 

VI. Ueber die Vertheiinng des Erträgnisses des Ge- 



schäftsjahres 1866 beschliesst die Versammlung einstimmig: 

1. Dass die Actien der Serie I eine Verzinsung von 
67o 2^ erhalten haben, wonach für die am 1. April und 
1. Oetober 1867 fälligen Coupons von 4878 Stücken je 
fl. 7'50 in Summe daher fl. 73t 70 zur Auszahlung zu kom* 
men haben. 

2. Der Rest pr. fl. 8491-68 sei, in Vollziehung des 
§. 24 der Statuten, nach folgender Weise zu verwenden, 
und zwar : 

a) 20%, d. i. fl. 1698-33 sind in den Reservefond zu 
hinterlegen ; 

b) \0%, d. i. fl. 849-16 als Tantieme dem Verwal- 
tungsrathe zuzuwenden; 

c) weitere 10%, d. i. fl. 849*16 als Tantieme den 
Beamten der Gesellschaft zu bewilligen; 

d) fl. 1800 seien zur Dotirung des Amortisationsfondes, 
rückwirkend schon auf das Jahr 1866» zu überweisen. 

Der noch erübrigende Rest ist im Betrage von 
fl. 3295*01 auf den Gewinn- und Verlust-Conto des Jahres 
1867 zu übertragen. ^ 

Vn. Die General- Versammlung bestimmt sonach über 
Antrag des Herrn Baron Ransonnet nach §.19 lit. g, 
Punkt 8 der Statuten , dass die Honorirung der Präsenz- 
marken für den Verwaltungsrath, sowie bisher mit jefl. 10*50 
fda die Jahre 1867, 1868 und 1869 festgestellt werde. 

Schliesslich wird die Neuwahl für den austretenden 
Verwaltungsrath Freiherrn v. Hingenau, dann fSr die 
ausgelosten Herren Verwaltungsräthe Dr. Fr. Neu mann, 
Heinrich Dräsche und August Pal lehn er vorgenom- 
men, und ergibt das Scrutinium folgendes Resultat : 

Es wurden 24 Stimmzettel mit 45 Stimmen abgegeben. 

Davon erhielten: Se. Excellenz Herr Freiherr von 
Kalchberg 45, Dr. Fr. Neumann 44, Heinrich Dräsche 
35, August Pallehner 44, Graf St Julien 2, Ferd. v. 
Schickh 10. 

Es erscheinen demnach die erstgenannten vier Herren 
mit Stimmenmehrheit gewählt. 

Mit diesem Wahlacte war die Tagesordnung erschöpft 
und der Vorsitzende erklärte die Versammlung für ge> 
schlössen. 

X o t i z e n. 

Borghanptmann Mronle ist vor Kurzem in den Ruhe- 
stand getreten. Am 1. Juni d. J. fand hier eine Abschiedsfeier- 
lichkeit zu Ehren des scheidenden Berghanptmannes und k. k. 
Oberhergrathes Herrn Franz Mroale statt. Da derselbe eine 
lange Reihe von Jahren, früher als Bergeommissär, dann als 
Bergbauptmann, — in letzter Zeit anch als Gemeindeausschnss 
thätig — in Cilli verlebte, und sowohl seiner ausgebreiteten wis- 
senschaftlichen Kenntnisse, als auch seines edlen wahrhaft ausge- 
zeichneten Charakters wegen eine allgemein beliebte Persönlichkeit 
war, so betheiligten sich ausser einer namhaften Anzahl von 
Montanistikem des Cillier Berghauptmannschaftsbezirkes , viele 
Beamte und Bürger der hiesigen Stadt an dem Feste. Im Ver- 
laufe des heiteren Mahles ergriff der Director der Berg- und 
Hüttenwerks -ActiengeselLschafb Stor^ Herr Carl August Frey 
das Wort, schilderte in kurzer aber gediegener Rede die vielen 
Verdienste des scheidenden Berghauptmannes, namentlich um die 
Montanindustrie UntersteierniarkB,und rief demselben zum Schlüsse 
ein herzliches «Glück auf!« zu, welches in der Versammlung ein 
donnerndes dreifaches Echo fand, worauf dem Jubilar ein pracht- 
volles, mit den Emblemen des Bergmannsstandes reich verzier- 
tes Album von Photographien überreicht wurde. Möge dieses An- 
denken dem hochverehrten Manne noch viele Jahre hindurch 
alle Jene in freundlicher Erinnerung erhalten, denen er stets un- 
vergesslich bleiben wird. 

Cilli, am 3. Juni 1867. T. 



— 184 - 



Die Wol&egg-Traantlialer Kohlenwerks- und Eisen- 
t)alm-GteaelIsohaft hat in ihrer letzten Generalversammlung 
am 26. März den Beschloss des Verwaltongsrathes, dem von 
der Leitung des Unternehmens abgetretenen Verwaltungsraths- Vor- 
sitzenden, nunmehrigen Ministerialrath Freiherm v. Hingen an, 
eine Dankadresse nebst einem Album der photograpbischen Bild- 
nisse der Mitglieder des Verwaltungsrathes, einstimmig zu ihrem 
Beschlüsse erhoben. Sonntag den 5. Mai wurde dieses prächtig 
ausgestattete und mit bergmännischen Emblemen in ciselirter 
Arbeit verzierte Album nebst einer kalligraphisch ausgeführten 
Adresse durch eine Deputation, unter Führung des jetzigen 
Präsidenten der Gesellschaft, 8r. £xbellenz Freiherrn Joseph 
V. Kalchberg, dem Freiherm v. Hingenau übergeben, welcher 
in kurzer Ansprache dankte und in dieser freien AnerKennung 
den schönsten Lohn seines zehnjährigen wohlgemeinten Strebens 
bei Leitung jener Gesellschaft zu erblicken erklärte. 



A. d.m inistrat 



i V e 8. 



ErledigniLgen. 

Die Sctiichtenmeistersstelle bei dem Bergamte in Idria in 
der X. Diätenclasse , mit dem Gehalte jährl. ß'M) fl., Natural- 
wohnung nebst einem Grundstücke von 180 Quadratklaftem und 
gegen Cautionserlag. Gesuche sind, unter Nachweisung der berg^ 
academischen Stpdien, der praktischen Kenntniss im Metallberg- 
baue, der Kenntniss der deutschen und slovenischen, oder wenig- 
stens einer slavischen Sprache, binnen vier Wochen bei dem 
Bergaxnte in Idria einzubringen. 

Die AmtsschreiberssteUe bei der Salinenverwaltung Eben- 
see in der XU. Diätenclasse, mit dem Gehalte jährl. 367 fl. 
50 kr., einem Deputate von 4 Klaftern harter und 2 Klaftern 
weicher Brennscheiter im zur Pension anrechenbaren Werthbe- 
trage von 11 fl. 90 kr., Naturalwohnung und dem systemmässi- 
gen Kopfsalzbezuge. G^esuche sind unter Nachweisung der Kennt- 
nisse im Kanzlei- und Registratursfache, dann im Rechnungs- 
wesen, binnenvierWochen bei der Salinen- und Forstdirection 
in Gmunden einzubringen. 

Nr. 302. Conours-Kundmachuttg. 

Zu besetzen ist i^ine Maschinenwärters - Gehilfen - Stelle 
(Grubensteiger Ü. Classe) be! der k. k. Salinen-Berg- Inspection in 
Wieliczka mit dem Wochenlohne von Sieben Gulden, und einem 
freien Natural- Quartier oder in Ermanglung dessen, einem 10% 
Quartiergelde und dem jährlichen Salzbezug von 15 Pfund per 
Familienglied. Bewerber um diese Stelle haben ihre gehörig 
documentirten Gesuche unter Nachweisung des Alters, Standes, 
Religionsbekenntnisses, des sittlichen und politischen Wohlver- 
haltens, der bisherigen Dienstleistung, der abgelegten vorge- 
schriebenen Prüfung über die Befähigung zur selbstständigen 
Maschinen Führung und unter Angabe ob und in welchem Grade 
sie mit Beamten oder Aufsehern des hiesigen Directiousbezirkes 
verwandt oder verschwägert sind, im Wege ihrer vorgesetzten 
Behörden bei dieser Berg-Inspection bis 22. Juni 1867 «einzu- 
bringen. Auf gelernte Maschinenschlosser wird besondere Rück- 
sicht genommen. 

Von der k. k. Salinen-Berg-Inspection 
Wieliczka, am 22. Mai 1867. 

Nr. 26951. Concon-Aiusohreibung. 

Zur Besetzung der erledigten Dienststelle des k. k. Berg- 
hanptmannes in Krakau mit dem Gehalte jährlicher Ein Tausend 
Sechshundert Achtzig Gulden Oe. W. und dem Vorrücknngs- 
rechte in die höheren Gehaltsclassen, dann mit dem Genüsse einer 
Naturalwohnung oder eines den Ortsverhältnissen angemessenen 
Quartiergeldes wird hierait der Concurs ausgeschrieben. Be« 
Werber um diese Stelle haben ihre gehörig documentirten Ge- 
suche bis 1 5. Juni d. J. im vorgeschriebenen Dienstwege bei der 
galizischen Statthalterei ald Oberbergbehörde einzubringen und 
in demselben ihr Alter, ihre montanistisch - technischen, dann 
rechts- und Staats wissenschaftlichen Kenntnisse wie auch die 
Bprachkenntniss nachzuweisen — und auch anzuführen, ob und 
in welchem Grade sie mit einem Angestellten der Krakauer k. K.. 
Berghauptmannschaft oder mit einem Bergwerksbesitzer oder. 
Bergbeamten des Districtes dieser Berghauptmannschaft ver-^ 
wandt oder verschwägert sind, dann ob sie selbst, ihre Ehegat-j 
tinnen oder unter väterlicher Gewalt stehende Kinder in diesem[ 



Districte einen Bergbau besitzen, oder an einer Bergwerksunter- 
nehmung betheiligt sind. 

Von der k. k. galiz. Statthalterei. 

Lemberg, am 11. Mai 1867. 

Kandmsohang. 

Bergbauverbot. Gemäss Erlasses der hochlöblichen k. k. 
Statthalterei zu Prag ddo. 9. Mai l J., Nr. 18956 wird hiermit 
kundgemacht, dass von der gefertigten k. k. Berghauptmann- 
Schaft im Einverständnisse mit dem k. k. BezLrksamte in Karls- 
bad mittelst der Entscheidung vom IH. Mai 1861, Z. 1029 jeder 
Bergbaubetrieb in dem nacl^ehend bezeichneten Gebtete aus 
öfifentlichen Rücksichten für die in den Gemeinden Rodisfort und 
Zwetbau befindlichen Heilquellen im Sinne der §§. 18 und 222 
des allgemeinen Berggesetzes für unzulässig erklärt wurde, und 
dass . demnach keinerlei Berechtigungen zum Bergbaue in diesem 
auflgenommenen Gebiete ertheilt werden. 

Dieses Schutzgebiet umfasst: 

1. Die Gemeinden Zwetbau und Ober«« und Unter-Lomitz; 

2. den am rechten Egerufer gelegenen Theil der Ctemeinde 
Rodisfort ; 

3. den am rechten Ufer der Eger und des Hartmannsgrüner 
oder Hutscherlohbaches gelegenen Theil der Gemeinde 
Schömitz ; 

4. jenen nördlichen Theil der Gemeinde Altdorf, welcber von 
den Gemeinden Zwetbau und Oberlomitz und von einer 
vom Vereinigungsponkte der Gemeinden Altdorf, Oberlomitz, 
Sachsengrün und Mühldorf zu dem einspringenden Winkel 
der Zwetbauer in die Altdorfer Gemeinde gezogenen ge- 
raden Abschnittslinie eingeschlossen wird. 

5. Jenen westlichen TheU der Gemeinde Sachsengrün, welcher 
von den Gemeinden Oberlomitz, Altdorf, Mühldorf und 
Olitzhaus und von einer aus dem Vereinigungspunkte der 
Gemeinden Oberlomitz, Ranzengrün und Sachsengrün zum 
Vereinigungspunkte der Gemeinden Sachsengrün, Jurau und 
Olitzhaus gezogenen geraden Abschnittslinie begrenzt wird. 

K. k. Berghauptmannschaft 

Elbogen, am 19. Mai 1867. 

Conenrt-Ximdiiiadiuiig. , 

Zu besetzen ist die k. k. Haüptfactorsstelle , bei der k. k. 
B^rgwerksproducten-Hauptfactorie in der IX. Diäten-Classe, dem 
Gehalte jährlicher Eilfhundert fünf und fünfzig Gulden, einem 
Quartiergelde jährlicher 210 Gulden und der sjstemisirten Tan- 
tieme vom Bar - Verschleisse und mit der Verbindlichkeit zum 
Erläge einer Caution im Betrage von Zweitausend Gulden. Be- 
werber um diese Stelle haben ihre gehörig documentirten Ge- 
suche unter Nachweisung des Alters, Standes, Religionsbekennt- 
nisses, des sittlichen und politischen Wohlverhaltens, der bisherigen 
Dienstleistung, der Conceptsfahigkeit, Gebahrung im Rechnungs- 
und Cassav^esen, sowie mercantilen Ausbildung, genauer Platz- 
kenntniss, der Cautionsfähigkeit und unter* Angabe ob und in 
welchem Grade sie mit Beamten der Hauptfactorie oder dieser 
Direotion verwandt oder verschwägert sind, im Wege ihrer vor- 
gesetzten Behörden bei dieser Direotion bis 3. Juli 1867 einzu- 
bringen. 

Von der k. k. Bergwerks-Producteu-Verschleiss-Direction 

Wien, am 5. Juni 1867. 

Durch die 

G. J. Hanz'sche Bnchhandlnng in Wien, 

Kohlmarkt 7, 

gegenüber der Wallnerstrasse ist zu beziehen: 

Lehrbuch der Aufbereitungskunde 

in ihrer neuesten Entwickelun'g und Ausbildung systematisch 

dargestellt 

von JP. Ritter ▼. Rlttlnfer. 

Mit einem Atlas von 34 Tafeln in Folio 
Berlin, 1867. Preis 17 fl. 34 kr. ö. W. 

Taschenbuch der Aufbereitungskunde 

von 
P. Ritter V. Rlttlnyer. 

Mit Holzschnitten. 
Berlin, 1867. Preis l fl. 34 kr. ö. W. 3—4 



Drock von Carl Fromme la Wien. 



Fflr den Verlag TeraatwortUeb : CafI Reger. 



N= 24: 



Oesterreichische Zeitschrift ^^f : 

17« Jmu. 



för 



Berg- und Hüttenwesen. 



Verantwortlicher Redäcteur: Dr. Otto Freiherr von Hingenau, 

K. k. Miniateiialratb im FioanzminiBterinm. 

Verlag der Q. J. Manz'ßchen Buohliandlung (Kohlmarkt 7) in Wien. 



Inlialt: Die Fortschritte in der Stahlfabrikation nach der internationalen Industrie- Ausstellung von 1867 zu Paris. — 
Ausserordentliche Vortrüge und fachwissenschaftliche Besprechungen an der k. k. Bergacademie zu Przihram. — Ueber Spreng- 
pulver. — Notizen. — Administratives. — Ankündigungen. 



Die Fortschritte in der Stahlfabrikation 

naoh der internationalen Industrie-Ausstellnng von 1867 
zu Paris. 

Von P. Tunner. 

Die Fortschritte, welche das gesammte Eiaenweaen nach 
den sichtbaren und insoweit unzweifelhaften Zeugnissen der 
Pariser Ausstellung von 1867 in quantitativer, qualitativer 
und technischer Beziehung im Verlaufe des letzten Decen- 
niams gemacht hat, siod in allen Zweigen desselben sehr 
bedeutend; allein am hervorragendsten von allen tritt die 
Stahlfabrikation dem Besucher entgegen. Die meisten 
dem Eisenwesen angehörigön Ausstellungsnummern, insbe- 
sondere in der französischen Abtheilung bringen eine oder 
die andere, gewöhnlich mehrere Sorten von Stahl zur An- 
schauung. Frankreich producirte, nach den statistischen Aus- 
weisen auf Zoll-Centner reducirt, au : 
Herd- und 

PuddÜDg^- Cement- Guss- Bedsemer- Zusam- 
stahl stahl stahl stahl meu 

im Jahre 1847 6760 44140 4440 — 25340 

,1 T> 1857 227350 172056 113134 — 512540 
n « 1867 350000 150000 160000 500000 1160000 
Die Zahlen für 1867 sind allerdings nur einer nicht 
ganz genauen Schätzung von Fachmännern entnommen, so- 
viel ist daraus jedoch mit Bestimmtheit zu folgern, dass die 
französische Stahlerzeugung im letzten Decennium sich mehr 
als verdoppelt, um mehr als 600000 Centner zugenommen 
hat. Von 1847 auf 1857 ist dieselbe ebenfalls um nahe 
500000 Centner gewachsen, welche Zunahme hauptsächlich 
durch die Einführung des damals neuen Processes, der Pudd- 
lingsstahlarbeit, erzeugt worden ist, während die Steigerung 
im letzten Decennium grösstentheils dem erst seit 3 — 4 Jahren 
zur currenten Fabrikation gelangten Bessemern zu verdan- 
ken ist. 

Das Bessemern hat nicht allein in Frankreich , sondern 
noch mehr und früher ^n England, und theilweise auch in 
Preuasen, Schweden, Oesterreich, Belgien und in Rassland 
die Stahlerzeugung gehoben, wenn man, .vie das gewöhnlich 
geschieht, das Bessemermetall in seiner ganzen Grösse zur 
Stahlproduction rechnet. Selbst Itairen hat an zwei Stellen 
mit der Einführung des Besaemer-Processes begonnen, wie- 



wohl diese Methode der Stahlerzeugung dort bisher weniger 
gelungen zu sein scheint, als die gleichfalls erst seit Kurzem 
eingeführte Puddlingsstahl-Manipulation. Auffallend ist, dass 
Nordamerika mit der Einführung des Bessemerns so lange 
gezögert hat; dafür aber hat man daselbst mit der Errich- 
tung von Bessemerhütten im letztverflossenen Jahre an 6 
verschiedenen Stellen begonnen, von denen die Hütte zu 
Troy bei New- York, mit einem englischen Ofen für 50 Cent- 
ner Roheisencinsatz zu Anfang dieses Jahres in Betrieb 
kam, aber gleichzeitig auch schon mit der Errichtung zweier 
Oefen mit je 100 Centner Roheiseneinsatz vorgegangen ist. 

In technischer Beziehung möchte ich bezüglich des 
Bessemers drei Umstände besonders bemerken. Der eine, 
bei der Ausstellung Nr. 150 der französischen Abtheilung, 
von Terre-Noire, in Zeichnungen ersichtlich gemacht, besteht 
darin, dass man daselbst ursprünglich zwar das Roheisen 
im Flammofen unngeschmolzen hat, jetzt aber meist directe 
vom Uohofen verwendet, welches bekanntlich bei uns in 
Innerösterreich vom Anfange an die vorwaltende Methode 
war und ist. Der zweite, in dem engl, Journal Engineering 
vom 5. April 1867 erörtert, ist darin gelegen, dass man in 
England, bei Mersey Iron and Steelworks mit Vortheil an- 
gefangen hat, das Umschmelzen des Roheisens, statt im 
Flammofen im Kupolofen vorzunehmen^ was bei uns zu 
Turrach, Heft und Neuberg gleich im Beginn ein^^erichtet 
worden ist. Endlich der dritte Umstand , welcher bei uns 
bisher zu wenig beachter wurde, ist die Erzeugung von 
Gusswaaren aus Bessemermetall, wie aus Gussstahl , wo- 
von in der französischen und preussischen- Abtheilung der 
Ausstellung mehrere Beispiele vorliegen. Einen Hauptar- 
tikel solcher Gusswaaren bilden Zahnräder, insbesondere die 
sogenannten Krausein, Kuppelungsräder bei den Walz- 
werken, welche von besonderer Stärke sein müssen. 

So entmuthigend die Wahrnehmungen in der Ausstel- 
lung für den österreichischen^üttenmann in mancher Bezie- 
hung, wie namentlich in den qu an titativen Fortschritten der 
Eisenproduction, sein müssen, seist doch gerade dieExpoaition 
des Bessemormetalles in qjualitativer und technischer Hin- 
sicht für die betreffenden österreichischen Hütten ein wahrer 
Glanzpunkt. Ohne Widerspruch wurde anerkannt, dass die 
Ausstellung der Bessemerhütte zu Neuberg in dieser Art 
die schönste und instructivste von allen ist, und dass man 



— 186 - 



daselbst mit dem technischeD, wissenschaftlichen Theile 
dieses neuen und wichtigsteh Processes des Eisenhütten- 
Wesens am weitesten vorgeschritten erscheint, die sicherste 
nnd beste Qualität, wenigstens in den weicheren Sorten des 
Bessemermetalles erzeugt. Auch die Ausstellungen der Bes- 
semerfaütten von Heft, Turrach und Graz geben denselben 
ein ehrenvolles Zeugniss. 

Neben den innerösterreichischen Bessemerhütten, Neu- 
berg am nächsten kommend, macht sich die Ausstellung der 
schwedischen Bessemerhütte zu Fagersta, vornehmlich in 
den härteren Sorten des Bessemermetalles, bemerkbar. , An 
Stelle des Sortimentes nach Nummern, wie dieses von den 
innerösterreichischen Hätten allgemein angenommen ist, 
pflegen die schwedischen nur nach dem von jeder Charge 
bestimmten Kohlengehalte zu sortiren. Offenbar ist jedoch 
das innerösterreichische Sortiment, bei welchem (wenigstens 
in Neuberg) ausser den Härtegraden auch die absolute 
Festigkeit und die Qualität in Beziehung auf die Zähigkeit 

England, bei 
Henry Bessemer u. Comp, zu Sheffield ... 2 Converters, mit Chargen zu 3 Tonnen, gibt pr. Woche 100 Tonnen 
Bessemer, Gebrüder, in London 2 „ „ „ „3 „ »n *> 100 ^ 

John Brown u. Comp, zu Sheffield 4 „ j ** " loi " " " " ^^^ " 



berücksichtiget werden, für die Praxis das vollständigere, 
verlässlichere und somit entsprechendere. In den ausge- 
stellten Bessemer - Producten der übrigen Länder ist von 
einem Sortimente nichts zu bemerken, was jedenfalls als ein 
wesentlicher Mangel, als ein Hauptgrund der öfteren Klagen 
über die Unzuverlässigkeit des Bessemermetalles erscheint. 
Sehr auffallend ist der Umstand, dass von einigen Aus- 
stellern, von denen es notorisch ist, dass sin das Bessemern 
in grosser Ausdehnung betreiben, die ausgestellten Gegen- 
stände alle als Tiegel Gussstahl aufgeführt erscheinen. 

Es dünkt mir von Interesse, eine beiläufige Uebersicht 
von der gegenwärtigen Ausdehnung des Bessern erns in ver- 
schiedenen Ländern zu geben. Ich sage eine beiläufige 
Uebersicht, weil ich dieselbe nicht nach voller Ueberzeugnng, 
sondern nur nach verschiedenen, nicht immer ganz verläss- 
lichen Mittheilungen zu geben im Stande bin. Hiernach jbe- 
stehen in : 



500 



Carl Cainmel u. Comp, au Sheffield . . .2 „ mit „ „ 3) „ 

„ „ „ „ zu Penictown ...4 „ „ «n^l«"" 

Fox u. Sohn zu Sheffield 2 „ „ „ „3 „ »n « 100 

Manchester Stahl-Compagnie in Manchester .2„ „ „ „6 „ »n n' 200 

Lancashire „ „ „ „.2„ „ «n5n«»n200 

Bolton-Stahlwerke „ „ .2 „ „ „ „ 5 „ „ „ „ 200 

Crewe-Werke in Crewe 4 „ „ „ ^5 „ »»» n 400 

Barrow-Stahlwerke in Barrow 10 „ Ig " "7}" «« « ^200 

Roman u. Comp, zu Glasgow 2 „ mit „ „3 „ ^ - n " 100 

Chessey-Stahlwerke zu Liverpool 2 „ ^ „ „5 „ »n " 200 

Dowlais-Werke zu Dowlais 6 „ „ „ „5 „ w« « ♦^OO 

Ebbw-Vale- Werke zu Ebbw-Vale 6 - „ - ^5 „ -- « 600 



n 


100 


y) 




100 


n 


n 


100 


f» 


T» 


160 


n 



welche zusammen eine Productionsfahigkeit besitzen von wöchentlichen 6000 Tonnen 
oder jährlich von 300000 Tonnen oder 6 Millionen Zoll-Centnem. Im Jahre 1866 dürfte die wirkliche Production 
jedoch nicht ganz 3 Millionen betragen haben.*) Weiter in Preussen, bei 

Krupp in Essen (?) 10 Converters, mit Chargen zu 3 bis 5 Tonnen, gibt per Woche 700 Tonnen 

Bochum 4 « 2 alte « n 3j r^^^^^ „ , « 300 « 

z neue n » 5 j 

Horde bei Dortmund 2 n mit n „ 3 1? 

Pönsgen bei Düsseldorf 2 » „ n nS „ 

Königshütte in Oberschlesien 2 „ n „ „3 „ 

Oberhansen in Westphalen (im Bau) ... 2 n n „ n 4 » 

welche in vollem Betriebe wöchentlich erzeugen können 1460 Tonnen 
oder jährlich an 73000 Tonnen, d. i. 1460000 Zoll-Centner; allein im Jahre t866 kann die Erzeugung nicht über 500000 
Zoll- Centner betragen haben. Ferner in Frankreich, bei 

Petin Qaudet u. Comp. (Loire) 2 Converters, mit Chargen zu 6 Tonnen, gibt per Woche 220 Tonnen 

Jacson u. Comp, zu Imphy-Saint-Seurin ..2 nn ^ n h y, n n n 200 n 

Terre-Noire 2 „ « « «4 „ » „ „ 160 » 

Gebrüder von Dietrich in Niederbronn ...2 n n „ «3 n nn 9IOO » 

M^nans u. Comp, zu Fraisens (Jura) ....2 -„ n „ „3 n ni» n 100 n 

Chätillon u. Commentry 2 n „ n „3 n «*» „100 n 

welche zusammen eine Productionsfahigkeit besitzen von wöchentlichen 880 Tonnen 
oder jährlich von 44000 Tonnen, oder 880000 Zoll-Centnern. Im Jahre 1866 dürfte die wirkliche Production indess nicht 
ganz 400000 Zoll-Centner erreicht haben. In Oesterreich, bei 

Südbahn* Gesellschaft zu Graz (Steiermark) . 2 Converters, mit Chargen zu 3 Tonnen, gibt per Woche 100 Tonnen 

Compagnie Ranscher zu Heft (Kärnten) . . . 3 schwed.Oefen L ^ ^ i\ " " ' 

Neuberg in Steiermark 2 Converters \] " " Ij » t» • 

Turrach in Steiermark 3 „ mit n n 2 n „1 

Witkowitz in Mähren 2 „ n n „3 „ »i 

Reschitza im Banate (im Bau) 2 „ „ « n5 „ n i 

welche zusammen in vollem Betriebe produciren können, wöchentlich 650 Tonnen 

*) Nachdem die an H. Bessemer zu entrichtende Patenttaze in England per Centner einen halben Gulden betrügt, so er- 
hellet daraus, dass Bessemer von seiner Erfindung eine Belohnung erntet, wie vor ihm vielleicht noch kein Erfinder erhalten hat. 



f) 


120 


» 


n 


120 


n 


n 


60 


« 


n 


100 


1» 


tt 


150 


f> 



t87 — 



oder jährlich bei 32000 Tonnen d. 
lieb dargestellt haben. 



i. 650000 ZollCentner. Im Jahre 1866 aber nicht ganz 200000 Zoll-Centner wirk- 



Gesellflchaft von Högbo in Sandviken 

C. Aspelin in Fagersta 

KarlBdahl 



In Schweden, bei 
2 Converters, mit Chargen 
, 3 schwed.Oefen „ ^ 

2 » - « 



Tonnen, gibt per Woche 160 Tonnen 

fi f, ii n 100 , 



Siljansfors 2 

Kloster 2 

Gesellschaft von Dannemora, sn Dannemora . 2' 
Söderanfors (Norland) 2 



1%. 



-2 Tonnen, 

gibt per Woche 270 



welche bei vollem Betriebe wöchentlich erzeugen könnten an 530 Tonnen 



oder jährlich 26500 Tonnen d. i. 530000 ZollCentner. Im 
Jahre 1866 hat die Prodaction jedoch 150000 Zoll-Centner 
nicht erreicht. 

In Belgien 
soll die einzige Bessemerhütte in Seraing bestehen, welche 
vielleicht bei 100000 Zoll-Centner producirt. Und 

in Italien 
bestehen zwei Bessemerhütten, die von Novelle- Ponsard- 
Gigli zn Pisa, und jene von Perseveranza bei Pisa; nach 
ihrer Ausstellung zu urtheilen dürften dieselben, namentlich 
die erstere, nicht weit gekommen sein, und beide zusammen 
vielleicht noch nicht 50000 Zoll-Centner Jahresproduction 
erlangt haben. 

In Nordamerika 
ist, wie voraus bemerkt wurde, erst im laufenden Jahre die 
Hütte zu Troj (New York) in Betrieb gekommen; aber es 
sollten Bessemerhütten zu Wjendotte (Michigan), Harris- 
burg (Pensylvanien), Cleveland(Ohio), Freeton(Pene7lvanien) 
und zu ehester (Pensylvanien) in der Errichtung begriffen 
sein ;r auch war schon zu Anfang des verflossenen Jahres ein 
deutscher Ingenieur zum Studium des Bessemerns durch 
etliche Wochen in Neu^)erg, um dasselbe sofort in Nord- 
amerika einzuführAD. 

£s zeigt sich demnach, dass die Bessemerhütten von 
Europa schon jetzt eine Productionsfähigkeit von jährlichen 
nahezu 9^^ Millionen Zoli-Centnern erreicht haben, wenn- 
gleich im letztverflossenen Jahre die wirkliche Production 
nicht viel über 4 Millionen Centner betragen haben dürfte. 
Nahezu V^ Theile der Productionsfähigkeit wie der wirk- 
lichen Erzeugung entfallen davon auf England, und ist 
vorauszusehen, dass wir mit diesem Riesen in der Eisen- 
production auch bezüglich des Bessemermetalles nur in der 
Qualität, aber durchaus nicht in der Billigkeit der Preise 
die Concurrenz werden bestehen können. Aus dieser Dar- 
legung ist die Wichtigkeit des Bessemerns recht deutlich 
zu ersehen, und schwer zu begreifen bleibt, wie ein Eisen- 
werk, das die Franzosen zu ihren grössten und vorzüg- 
lichsten zählen, wo nach ihrer Behauptung die Wissenschaft 
auf das Eisenwesen am meisten Einfluss erlangt haben soll, 
welches sich insbesondere auf seine Eisenqualität viel zu 
Guten thut und viel mit der Fabrikation von Eisenbahnma- 
terialien und Maschinen beiasst, noch immer keine Miene 
macht, diesen neuen Process einzuführen. Leichter einzu- 
sehen, wenn auch gerade nicht zu loben, ist das Bestreben 
von einigen Hütten und Kauflenten, das erzeugte Bessemer- 
metall für Tiegelgussstahl auszugeben. 

Ausser dem Bessemern sind auf der Pariser Ausstellung 
noch zwei neue Stahlpro cesse repräsentirt, und s^ar 
beide in der französischen Abtheilung. Der eine unter Ka- 
talognummer 144 vorkommend, vom Herrn Bärard erfunden, 
und zu Montataire seit einiger Zeit in Versuch stehend, ist 
nur eine Modification, wie der Erfinder vorgibt, eine 



Verbesserung des Bessemerns. Der ausgestellte Stahl 
sieht allerdings recht schön aus; allein ich mnss denselben 
nur für ein zufällig gelungenes Product halten, und kann 
nach dem, was ich davon bei einem Besuche in Montataire 
selbst gesehen und beobachtet habe, dieser Neuerung keine 
Zukunft zuerkennen, wesshalb ich nicht länger dabei ver- 
weilen will. 

Viel wichtiger ist der andere, bereits in einiger Aus- 
dehnung und seit mehr als zwei Jahren angewendete Stahl- 
process, dessen Producte unter Katalognummer 165 ausge- 
stellt sind. Es istdiess der vom Hrn. EmilMartin erfundene, 
oder richtiger gesagt, combinirtd Process, denn derselbe 
enthält durchgehende bereits bekannte, in gewissem Grade 
erprobte Vorgänge, und erregt eben dadurch von vorne- 
herein mehr Vertrauen auf seine Brauchbarkeit. Im Wesent- 
lichen entlehnt dieser Martin'sche Process den chemischen 
Vorgang von dem Uchatius' sehen Verfahren der Gussstahl- 
erzeugung, ausgeführt jedoch ohne Tiegel, wodurch er um 
vieles billiger wird. Anstatt im Tiegel, führt Martin den 
Schmelzprocess in einem Gasofen mitSiemens'schen Wärme- 
Begeneratoren durch, die bekanntlich eine so hohe Tempe- 
ratur geben, dass man in verhältnissmässig kurzer Zeit und 
in grösseren Quantitäten, nicht nur Stahl, sondern selbst 
Stabeisen in Tieg<'ln zu schmelzen im Stande ist. Auch das 
Stahlschmelzen ohne Tiegel ist nicht mehr neu, denn diess 
ist bereits auf allerhöchste Veranlassung S. M. des Kaisers 
Napoleon IH. von 1860 und 1861 zu Montataire nicht ohne 
Erfolg versucht worden; allein damals, so wie später an 
einem andern Orte in Frankreich , hat man schon fertigen 
Stahl, also ein kostspieligeres Material umgeschmolzen, 
und dabei denn doch die Qualität nicht gut einhalten können, 

— wahrscheinlich hat man damals überdiess keine ent- 
sprechenden Bipgeneratoren zur Erhitzung der Luft und der 
Gase angewendet. 

Ich halte diese Marti n'sche Methode gerade für unsere 
halbirten und weissen Roheisensorten in Innerösterreich und 
Ungarn von besonderer Wichtigkeit, — um so mehr, als 
dieselbe im Vergleich mit dem Bessemern mit viel geringeren 
Vorauslagen und bei einer massigeren Erzeugung vortheil- 
haft durchzuführen sein dürfte. So viel ich von dem Detail 
dieses Processes in Erfahrung bringen konnte, zweifle ich 
nicht im Geringsten an der praktischen, Ökonomisch vor- 
theil haften DarchfÜhrung, auch ohne alle fremde Beihilfe. 

— Bei geeigneten Roheisensorten, und bei einer grösseren 
Erzeugung ist der Bessemer-Process dem von Martin jeden- 
falls vorzuziehen ; allein in vielen Localitäten, wo das Bes- 
semern nicht wohl anzuwenden ist, da dürfte Martin* s Me- 
thode am Platze sein. Wie die Ausstellung zeigte, und wie 
aus der Natur der Sache selbst einleuchtet, kann nach dieser 
Methode nicht bloss Stahl, sondern selbst Stabeisen, min- 
destens Feinkorneisen, in vollkommen flüssigem Zustande 
erhalten werden, und können aus den etwas härteren Sorten 



— 188 



auch verschiedene Gueswaaren dargestellt werden, so wie 
diess in neuester Zeit bei dem Bessemermetall vielseitig au v 
geführt ist. 

Ein Hauptartikel der bisherigen Erzeugnisse nach 
Martin's Methode »ind die Grcwebrläufe, wovon durch die 
Regierung in letzterer Zeit wieder 150000 Stück bestellt 
wurden, und die Anfangs Mai auch schon grösstentheils ab- 
geliefert waren. Das dazu verwendete Materiale zeichnet 
sich durch seine Zähigkeit aus, und ist als Beleg dafür unter 
andern ein Lauf ausgestellt, der bei den damit vorgenom- 
menen Sprengproben nicht gesprungen , sondern nur an 
einer Stelle geplatzt ist, ohne irgend einen Splitter hintan- 
zuBchleudern. Die Methode ist in Frankreich patentirt, und 
hat in neuester Zeit Herr Verdi^ für die Werke in Firminy 
das Patent gekauft, wo dieselbe in grösserer Ausdehnung 
betrieben werden soll, wS^Iirend bisher bei Herrn Martin 
nur monatlich an 2000 Centner erzeugt worden sein sollen. 

lu der englischen Abtheilung ist von Burys & Comp, 
in Sheffield in Tiegeln geschmolzenes Stabeisen ausgestellt, 
welches sofort zu verschiedenen Werkzeugen, wie z. B. für 
Scbranbenschneidzeuge verarbeitet und schliesslich durch 
Cementation an der Oberfläche in Stahl verwandelt wird. 
Dieser eigeuthümliche Vorgang soll bezwecken, dass man 
ein gleichförmiges , möglichst hartes Werkzeug erhält , in- 
dem die aus hartem Gussstahl erzeugten Werkzeuge bei 
voller Härtung zu spröde werden, sonach im Gebrauche 
leicht springen. Würde hierzu ein Stabeisen, ohne durch 
das Umschmelzen im Tiegel in eine gesunde, homogene 
Masse verwandelt worden zu sein, verwendet werden, so 
möchten öiv fertigen Werkzeuge nicht dieselbe Sicherheit 
bieten, indem sie gleich den aus hartem Gussstahl darge- 
stellten oft schon beim Härten, oder aber im Gebrauche 
öfters springen, ausbrechen. 

In der schwedischen Abtheilung, unter Kat:(IogDummer 
67, ist von Wikmanshyttan, so wie diess im Jahre 1862 bei 
der Londoner Ausstellung der Fall war, Gussstahl zur An- 
schauung gebracht, welcher nach der dort in beständiger 
Anwendung verbliebenen Methode von Uchatius dargestellt 
wurde. Durch die dieser Hütte zu Gebote stehenden vor- 
züglichen, reichen und reinen Magneteisensteine von Bis- 
berg, scheint dort dieser Process t-ine befriedigende Sicher- 
heit erlangt zu haben, und soll der erzeugte Stahl bei seiner 
Härte einen hohen Grad von Zähigkeit besitzen. Es wird 
davon alljährlich ein nicht unbedeutendes Quantum in 
Stäben von verschiedenen Dimensionen und zwar nach den 
Dimensionen, loco Gefle der Zoll-Centner um ^3 bis 71 
Franken verkauft. Die Münze in Stockholm soll zu ihren 
Prägestempeln und Walzen diesen Stahl allen anderen vor- 
ziehen. 

Bei Durchführung der Uchatius'schen Methode, Stahl 
zu erzeugen, ohne dabei Schmelztiegel zu gebrauchen, wie 
es Martin macht, ergibt sich nebst anderen der wesentliche 
Vortheil, dass die entstandene Schlacke abgezogen und eine 
neue Partie Erze oder Roheisen nachgetragen werden kann, 
je nachdem diess die genommene Probe als nöthig oder 
wünschenswerth erscheinen lässt. Dieserwegen ist das Prin- 
cip der Uchatius*schen Stahlerzeugung^methode bei der 
Durchführung ohne Tiegel von viel allgemeinerer Brauch- 
barkeit, als bei der Tiegelschmelzerei. 

Weiter zeigt in der schwedischen Abtheilung der 
Ausstellung, unter Katalognummer 70, die Bessemerhütte 
Her vereinigten Danneroora Werke in soferne einen bemer 



kenswerthen Fortschritt, als diese die Bahn betreten hat, 
an Stelle des altberühmten durch die Wallonschmiede Har- 
geatelltenf Cementstabeisens, Bessemerstahl zu setzen; wel- 
cher zur Darstellung der vorzüglichsten Gussstahlsorten, 
nach einem vorhergehenden genauen Sortimente, in Tiegeln 
auf den englischen Gussstahlhütten umgeschmolzen wird. 
Die bedeutenden Kosten ler viel Holzkohle consumirenden 
Wallonschmiede , wie nie Cementation werden hierdurch 
grösstentheils in Rrsparuug gebracht. 

In der italiepischen Abtheilung, unter Katalognummer 
163» ist von Gliseuti in Pisogne.ein hauptsächlich zur An- 
fertigung von Revolvern verwendeter Gussstahl ausgestellt, 
welcher nach der jetzt schon allgemein bekannten und ver- 
breiteten Methode durch Zusammenschmelzen von Spiegel- 
eisen und Stabeisen erzeugt wird. Das Eigenthümlicbe 
dabei besteht jedoch darin, dass für diesen Stahl, sowie 
überhaupt wenn eine bessere Stahlqualität dargestellt wer- 
den soll, das von den Hohöfen erhaltene Spiegeleisen vorerst 
bei einem Zusätze von 5% Mangan (nach Heath's Verfah- 
ren), durch Umschmelzftu in Tiegeln gereiniget wird. Es 
• sieht dieses raffinirte Spiegeleisen sehr schön aus, und er- 
scheint dieser Vorgang unter besonderen Umständen als 
zweckdienlich. 

Unter Katalogunmmer 161 der italienischen Abthei- 
lung findet sich von J. A. Gregorini in Lovere Puddlinejs- 
stahl ausgestellt, welcher bei Verwendung von gemischten, 
minderen Krennmaterialien in Oefen mit Siemens'schen 
Wärme-Regeneratoren erzeugt wird, und von guter Qualität 
zu sein scheint. Es sollen daselbst jährlich bei 16.000 Ctr. 
Stahl und circa 10.000 Ct»*. hartes Eisen für Ackergeräthe 
producirt werden. Die Bergbohrer für den Tunnelbetrieb 
am Mout Cenis sollen aus diesem Stahle dargestellt werden. 

Wie aus den vorausgeschickten Daten über das Bes- 
semern erhellet, hat dieser Process in Preussen sehr be- 
deutende Fortschritte wenigstens in der Quantität gemacht 
Ueberhaupr hat die Stahlerzeugung in Preussen in den 
letzten Jahren ganz ausserordentlich in allen Porten, mit 
alleiniger Ausnahme «ies Herdfrischstahles, zug' uommen. 
Nach der sehr instructiven Ausstellung der statistischen 
Daten über die Werthe der preussischen Metall-Pruduction 
bat der Werth derselben betrajren, im Jahre: 

1860 die Gesaiumt Production an 47 V2 Mill. Thaler, davon 
. das Eisen bei 26 Mill. Thir, der Stahl bei 3Mill.Thlr. 

1861 die Gesammt-Production au 49 V4 ^ill. Thaler, davon 
das Eisen bei 24 V4 Mill. Thlr., der Stahl bei 5 Mill.Thlr. 

1862 die Gesammt-Production an 56 V2 ^^^'- 'I'baler, davon 
das Eisen bei 28 V2 Mill. Thlr., der Stahl bei 5 V2 M. Thlr. 

1863 die Gesammt-Production an 61 Mill. Thaler, davon 
da? Eisen bei 30 Mill. Thlr., der Stahl bei 7 Mill. Thlr. 

1864 die Gesammt-Production an 71 Mill. Thaler, davon 
dasEisenbei 337, Mill. Thlr , der Stahl beil3M.Thlr. 

1865 die Gesammt Production an 79 Mill. Thaler, davon 
das Eisen bei 35 MQl. Thlr , der Stahl bei 1 5 V4 M. Thlr. 

Es ist demnach der Werth der Eisenproduction im 
Verlaufe von 5 Jahren, von 1861 bis einschliesslich 1865, 
dem Werthe der Production nach um y^ sestiegen, während 
der Werth d^r Stahlproductiou in demselben Zeiträume 
5mal so gross geworden ist! 

Um die Möglichkeit dieser im Vorausgelassenen ange- 
führten, enormen Zunahme in der Stahlproductiou in Eng- 
land, Preussen und Frankreich zu begreifen, braucht man 
nur zu wissen, in welchem Mass;»tabe in England die Ge- 



189 - 



winouiig der Hämatit-Erxe (reine Roth- und Brauueisen- 
steine), in Preussen die Ausbeute an Spatheisenstein des 
Siegener Landes, und in Frankreich die Zufuhr der reinen 
Erze aus Algerien , von der Insel Elba und aus Sardini< n 
ia den letzten Jahren zugenommeu hat, and iass als Sreun- 
Stoff hierbei fast durehgehcuds Coaks und Steinkohlen ver- 
wendet werden. Was hingegen die Consumtion dieser 
vermehrten Produktion betriff't, so sind ^s die zanehmenden 
Eisenbahnen, das wachsende Maschinenwt'sen und die immer 
mehr Boden gewinnende Verwendung des Eisens bei den . 
Schiff bräckeii- und Hochbauten; der vermehrte Bedarf an 
Kriegsmaterial hat dabei wohl den gertngsten Eiofluss. 
Aber es wftre diese vt^rmelirte Consumtion in diesem Masse 
nicht möglich , wenn nicht zugleich die Preise des Eisens 
und speciell de^» Scabies gegen früher bedeutend gefallen 
wären, was wieder nur bei Verwendung des mineralischen 
Brennstoffes zu erreichen ist. Alle jene Länder, weiche 
ihre Eiaenproduction, insbesondere die Darstellung des 
Roheisens, noch vornehmlich auf vegecabiiiscbeo Brenn- 
stoff basirt haben , wie Oi^sterrelch , Schweden, Bussland, 
konnten an diesem riesigen Aufschwünge der letzteren Jahre 
keinen nennenswerthen Antheil nehmen, ungCHchtet sie 
durch die Beschaffenheit und Menge ihrer Eisunerze vor- 
zugsweise berufen erseheinen, an der hauptsächlich der 
Stahlproductiou angehörigen Zunahme in der Eisenindustrie 
im grossen Verkehre zu participireu. Es kann daher nicht 
oft genug wiederholt werden, dass jeder Freund des inlän- 
dischen Eisen Wesens alles aufbieten soll, um die Darstel- 
lung eines billigen Coaks- oder Steinkohlen-Roheisens zu 
fördern, neben welcher die beschränkte Erzeugung an Holz- 
kohlenroheisen , wie in Frankreich und Preussen zn sehen, 
noch immer fortbestehen wird, besonders dann, wenn zu 
diesem Zwecke bloss die für anderweitigen Gebrauch weni- 
ger wt^rthvoUen Hölzer verkohlt, also allerdings in be- 
schränkter Menge billige Holzkohlen erzengt werden. , 

Ausserordentliche Vorträge und fachwissen- 
schaftliche Besprechungen an der k. k. Berg- 
academie zu Przibram. 

Am 11. Mai 1867. 

HerrProfessorMrd/.fek brachte seine in der Versamm- 
lung vom 16. März 1. J. (Siehe Nr. 16 dieser Zeitschrift, 
Seite 123) wegen vorgerückter Zeit nnterbroch*>nen Mit- 
theilungen über die Przibramer ordinären Bleigefälle 
zum Schlüsse. Mit Hilfe der im früheren Vortrage mitge- 
theilten Analysen des Przibramer und des Freib«*rger garen 
Bleierzrostes, sowie durch directe Versuche im Kleinen be- 
leuchtete derselbe zuerst das Röstverhalten der genannten 
Erze im Vergleich zu den bereits mit Silbererzen für den 
Röstprocess gemengten Bleierzen vou Freiberg. 

Darnach erfordern die Przibramer Erze, da sie bei etwa 
gleichem Bleiglanz- und entschieden grösserem Ziukblende- 
und Quarz-Gehalte 'weitaus weniger. Kies enthalten, eine 
höhere Rösttemperatur .als die Freiberger Erzmischung, 
sowie zur Erzielung /des gleichen Grades von Entschwefe- 
lung auch eine läugere Dauer der eigentlichen Röstung. 
Sie bedingen souiit iu der' eigentlicht^n Röstperiode einen 
entschieden grösseren Autwaud von* Brennstoff, Zeit und 
Mühe, als die Freiberger Erze. 

Dagej^en tritt iu der schliesalicben heisseren Sinter- 
periode, wenn beiuereeits der gleiche Grad von Sinterung 



oder Verflüssigung: des G Arrestes erreicht werden soll, das 
umgekehrte Verhäitniss des Hitze- und Zeitbedarfes ein, 
indem der Przibramer Garrost merklich leichter schmilzt als 
der Freiberger. Letzteres Versuchsresultat erklärte der 
Vortragende aus d^-r chemischen Zusammensetzung der bei- 
den Garroate in folgender Weise». 

Für beide berechnet sich das stöchiometri-che Verhäit- 
niss der strengflüssigeu Basen (Eieenozyd, Zinkozyd, Thon-, 
Bitter- und Kalkerde) zu den leichtflüssigen Basen (Eisen- 
ozydul, Bieioxyd), sowie die Menge des vorzugsweise die 
Schmelzung im Röstofen herbeiführenden Bleioxyds nahezu 
gleich ; allein der Freiberger Rost zeigt ein weit grösseres 
Verhäitniss der sämmtlichen Basen zur Kieselsäure, wornach 
iu demselben auf die gleiche Menge Singulosilikat eine weit 
grössere Menge des schwerer sclimelzbaren Subsilikates 
kommt, als im Przibramer Roste. 

Die l^'ichtere Sehmelzbftrkeit des Przibramer GarrosteS 
hat zur Folge, dass sich bei demselben der gleiche Grad 
von Sinterung im Falle gleich starker Feuerung ,in kürzerer 
Zeit, oder innerhalb derselbt^n Zeit bei minder starker 
Feuerung erreichen lässt, als zu Freiberg. Letzteres er- 
scheint zur Vermeidung stärkerer Vei'flüchtigung von Blei 
und Silber für die Praxis vorthcilhafter, und es wird darum 
zu Przibram darnach verfahren. Der für diese Periode auf 
Seite der Przibramer Erze sich ergebende Minderbedarf an 
Brennstoff kann jedoch wegen der verhäitniss massig nur 
kurzen Dauer der Sinterperiode den Mehrbedarf in der 
Röstperiode bei weitem nicht beheben. Diess , sowie auch 
die mindere Qualität der Przibramer Kohle dürfte die That- 
sache, dass zu Pr/äbram mit einem bedeutend grösseren rela- 
tiven Kohleuverbraache geröstet wird , als zu Freiberg, 
nach ihren wahren Ursachen erklären. 

An den vorstehenden Vergleich knüpfte der Vortra- 
gende nun eine Erörterung der Frage , ob die zu Freiberg 
bei der Bleierzröstung mit dem Fortschaufeln statt des 
ältüblichen Krählens erzielten Vortheile in gleich hohem 
Masse auch zu Przibram zn erreichen wären. Diese Vortheile 
sind: Ein um etwa 60% geringerer Bedarf an Röstmann- 
schaft für das gleiche Aufbringen pr. Schicht, etwa 30% 
Kohlenersparniss, und (wie der Vortragende in seinem ersten 
Vortrage selbst nachgewiesen hat) eine bedeutend bessere 
Entschwefelung des Garrostea. Vorstehende Resultate hat 
ein die Länge dreier Krähiöfen eiubringender Fortschau- 
felungsofen ergeben, dessen Länge schon die maximale 
war, da dessen Fuchsgegend nur mehr so wenig w.irm war, 
dass sie zur Vermeidung einer unnützen V«'raiehrung der 
Fortschaufelungsarbeit selten eine Röstpost erhielt. 

Geht. man nun auf die Ursachen obiger Vortheile ein, 
so ersieht man leicht, dass der Minderbedarf an Mannschaft 
nicht etwa durch die grössere Länge des H rdes , sondern 
durch das Princip des Schaufeins selbst bedingt ist, und 
dass dieser Vortheil mit der Verlängerung des Herdes sogar 
immer mehr schwinden muss, während die beiden an- 
deren Vortheile — innerhalb der obigen durch die Erfah- 
rung bestimmten Grenze für die praktikable Herdlänge — 
mit der letzteren proportional wachsen müssen. 

Die benutzbare Röstheid länge- wird aber offenbar um 
so grösser werden , je niedriger die für das rohe Erz zum 
Rösten, und je höher zugleich die für den Garrost desselben 
zum Schmelzen erforderliche Temperatur ist. Stellt man 
diese Bedingungen fdr die höchste Leistung des Fort- 
schaufelungsofens mit den Ergebnissen des vorhergehenden 



- 190 - 



Vergleiches des Przib ramer uud des Freiberg er Röstgntes 
zusammen, so ersieht man leicht, dass zwischen beiden hin- 
sichtlich ihrer Eignung für den Fortschaufelungsofen völliger 
Gegensatz herrscht, der zum Nachtbeil der Przib ram er Erze 
ausfällt. Damach beantwortet sich die in Rede stehende 
Frage wie folgt: Die Ersparniss an Röstmannschaft würde 
vielleicht ebenso gross , aber die Kohlenersparniss und die 
Entschwefelung sicher minder günstig ausfallen, als zu Frei- 
berg. Sollte gleichwohl zu Przibram ein Fortschaufelungs- 
ofen gemacht werden, so dürfte für den letzteren das Dop- 
pelte der bisherigen Herdlänge reichlich genügen und — 
zur Vermeidung einer schlechteren Abröstang als in den 
Krählöfen — vielleicht eine solche Modification des Röst- 
betriebes zweckmässig sich erweisen , dass nach bewirkter 
Fortschaufelung sämmtlicher Röstposten diese zeitweilig 
mit dem Rechen umgerührt würden, was insbesondere an 
der dem Sinterherde nächstgelegenen heissesten Röstpost 
eine ausgiebige Wirkung hervorbringen könnte. Den Röstern 
dürfte daneben doch noch genug Zeit zur Erholung übrig 
bleiben. 

Ungleich günstigere Erfolge lassen sich von der Ein- 
führung der Fortschaufelungsofen auf den ungarischen 
und siebenbürgischen Metallhütten erwarten , da sich 
wohl auf den meisten derselben ähnlich wie zu Freiberg 
kiesreiche Bleierzgattirungen machen Hessen. Doch wäre 
im Ealle beabsichtigter völliger Verflüssigung auf ebenso 
gute Rauchcondensations- Vorrichtungen, wie sie die Frei- 
berger Hütten besitzen, nicht zu vergessen. 

Im Weitem verglich Herr Professor Mrdzek den Przi- 
bramer und den Freiberge r Bleierzrost hinsichtlich ihrer 
Schmelzbarkeit bei der reducirenden Schmelzung im Schacht- 
ofen, ii^ dessen eigentlichem Schmelzraume — im Unter- 
schiede vom Sinter- oder Schmelzherde des Röstofens — 
das Bleiozyd nicht mehr an der Silikatbildung Theil nimmt, 
(weil es bei guter Wirkung der reducirenden Gase bereits 
oberhalb des effectiven Scbmelzraumes zu Bleimetall redu- 
cirt wurde) und das Eisenoxyd inEisenoxydul umgewandelt ist. 

Der stöchiometrische Kalkül ergibt nun im Freiberger 
Roste ein weitaus grösseres Verhäitniss des Eisenozyduls 
als einziger leichtflüssiger Base zu den strengflüssigen Ba- 
sen bei niedrigerer Silikatstufe beider, aid im Przibramer 
Roste. Uebrigens kommt auf die gleiche Menge Blei in 
beiden Rosten fast die gleiche Menge Schlackenmaterial. 
Letzteres hat im Freiberger entbleiten Roste bereits die Zu- 
sammensetzung einer guten leichtflüssigen Bleischlacke, ist 
sogar noch etwas basischer, was sich jedoch durch die hin- 
zukommenden Aschenbestandtheile der Cokes beheben dürfte. 

Das in ebenso grosser relativer Menge auftretende, 
aber weit schwerer schmelzbare Schlackenmaterial des 
Przibramer Rostes bedarf zur Bildung einer ebenso leicht 
schmelzbaren Bieischlacke nothwendig noch einer beträcht- 
lichen Menge von leichtflüssigem Silikat, in Folge dessen 
auf die gleiche Menge Blei ein grösseres Haufwerk von 
Schlackenmaterial verschmolzen werden muss, was im Ver- 
gleiche zu Freiberg bei gleich rationeller Leitung des Schmelz- 
betriebes nothwendig einen grösseren relativen Kohlenver- 
brauch, und wohl auch grösseren Blei- und Silberverlust 
durch Verschlackung ergeben muss. Die leichtere Schmelz- 
barkeit des Freibeiger entbleiten Erzrostes wies der Vor- 
tragende auch direct nach durch comparative Schmelzver- 
Buche im Kohlentiegel, welche ausserdem ergaben, dass 
jener Rost auch leichter reducirbar ist, als der von Przibram, 



waa wahrscheinlich von seiner grösseren Basicitftt herrühren 
dürfte. 

Das dem Erzroste von Przibram noch fehlende Eisen- 
oxjdul-Singulosilikat steht daselbst nur in Form von Eisen- 
frischschlacken zu Gebote, die aus ziemlicher Feme zuge- 
führt werden müssen. Pass diese neben Singulosilikat auch 
Snbsilikat und Eisenoxydat enthalten, ist wegen der im 
grossen Durchschnitte der ordinären Bleigefälle Über die 
Singulosilikatstufe steigenden Kieselsäuremenge der- 
aelben ein sehr erwünschter Umstand. Weil es jedoch 
beim Eisenfrischen keineswegs Vortheil bringt, eisenoxjdnl- 
reiche Schlacken abzusetzen, so sind diese Schlacken na- 
türlich nicht stark basisch, zumal sie grösstentheils vom 
Verfrischen grauer siliciumhaltiger Roheisensorten herrüh- 
ren. Sie müssen darum zur Einbringung der den Erzen 
mangelnden freien Eisenoxyduibase in grösserer Menge zu- 
geschlagen werden, als dem strengen Bedarf an Singulo- 
Silikatzuschlag entspricht, was natürlich wegen Vermehrung 
des pr. Ctr. Erz zu verschmelzenden Haufwerkes den rela- 
tiven Kohlenverbrauch, und ebenso auch den Silber- und 
Bleicalo vermehrt. 

Herr Professor Mrdzek empfahl in dieser Hinsicht den 
Versuch zu machen , ob sich nicht durch Zuschlag von rei- 
nem Eisenstein neben Frischschlacke die gesammte Zuschlags- 
menge bedeutend verringern liesse. Zur Verhinderung von 
Eisensaubildungen, wozu Eisenstein mehr als Frischschlacken 
Neigung haben, sollte der Eisenstein schon im Röstofen und 
zwar vpr der Sinterperiode dem Garroste in gepulvertem Zu- 
stande gleichmässig einverleibt werden, was bei 10 — 15% 
Eisensteinzuschlag den Hitzebedarf zum Sintern des Gar- 
rostes nur wenig erhöhen würde. 

Nach diesem Vortrage machte Herr Professor Arz- 
b erger eine kurze Mittheilung über die Einrichtung und 
zugleich über die Vortheile der Corlissdampfmaschinen. 

Schliesslich zeigte Herr Professor Mrdzek noch der 
Versammlung eine vom Hru. Professor Beer erhaltene Probe 
des vor Kurzem zu Kasseowitz in Böhmen in einer kleinen 
W^sserquelle entdeckten Steinöls (Petroleums) , welcher 
Fund in der dortigen Gebend grosses Aufsehen erregte, und 
machte zugleich die Ergebnisse einiger damit angestellten 
Versuche bekannt. 

Vom Wasser und erdigem Schlamme getrennt stellt 
sich dieses aufgefundene Steinöl als eine klare schwachgelb 
gefärbte Flüssigkeit dar, von minder starkem Gerüche, als 
das raffinirte, im Handel als Beleucbtungsmateriale vorkom- 
mende Petroleum besitzt, uud mit einem specifischen Ge- 
wichte von 0-82 (bei 15® Gels.) 

Ohne Docht lässt es sich erst bei 88 Grad Gels, ent- 
zünden , und sein Siedepunkt liegt erst bei 200 Grad Gels. 
Diese Eigenschaften stellen es dem Solaröle zur Seite, 
welches aus dem ri^ctificirten pensilvanischen Handelspetro- 
leum nach Abdestilliren etwa der Hälfte der flüchtigen An- 
theile erhalten wird. 

Ein vom Professor Mrdzek während des Vortrages ab- 
geführter Versuch, es in den gewöhnlichen Petroleumlampen 
zu brennen, gab ebenfalls ein dem Solaröle ähnliches Ver- 
halten. Bei diesen Eigenschaften schien es dem Vortragen- 
den , und übereinstimmend mit ihm auch den anderen Ver- 
sammelten ausser alier Frage zu liegen/ dass man es in 
Kasseowitz nicht mit einem natürlichen Steinöle, sondern 
nur mit einem in die Wasserquelle irgendwie hineingekom- 



— 191 — 



menen Fabrikate zu thun habe, zumal in der dortigen Ge- 
gend nur Granit- und GneissgeBteine anstehen. 

(Zu demselben Aussprache gelangten bekanntlich 
auch Sachverständige, welche einige Tage nach dieser 
Yersammlang eine geognostische bergmännische Untersu- 
chung des Fundortes und seiner Umgebung vornahmen). 



Ueber Sprengpolver. 

Das Sprengpulver ist gewöhnlich ein Gemisch von 
Körnern sehr verschiedenen Kalibers, und es liegt nahe an- 
zunehmen, dass dieser Umstand den Effect des Pulvers 
herabzuziehen geeignet ist. Bei ungleichem Korn ist die 
Entzündung und Verbrennung ebenfalls eine ungleichartige, 
da das kleine Korn früher verbrennt, als das grössere und 
dadurch die Wirkung in die Länge gezogen und der Effect 
abgescbwächt wird. 

Um Aufschluss zu gewinnen , wie das Pulver von an- 
nähernd gleichem Korn sich zum entsprechenden Gemisch 
verhalte , wurde zunächst ein Quantum (eckigen) Spreng- 
pnlvers , wie es gewöhnlich in der Grube in Anwendung 
steht, mittelst der Schlagprobe auf seine Stärke untersucht. 
Im Mittel ergab sich eine Wirkung von 22*66 Grad, die 
als Ausgangszahl mit 100 bezeichnet werden soll. 

Dann wurde der Rest des Pulverquantums , womit die 
Probe angestellt wurde, durch Siebe von 3 und ly^ Milli- 
meter Lochkaliber in drei Sorten gebracht und diese für 
sich probirt. 

aufs Hundert 
im Mittel bezogen 

Die gröbste Sorte ergab 15*66® oder = 691 
n mittlere n i, 21-60® u = QS'ö 

n feinste « » 27-33® » = 1206 

Man erhielt also sehr bedeutende Differenzen bei An- 
wendung immer gleicher Volumina. 

Bezüglich des Gewichtes gleicher Volumtheile dieser 
verschiedenen Sorten stellten sich folgende Verhältniss- 
zahlen heraus. 

Gkamm 
Eine Volumeinheit Mischung wog 27 = 1000 
n V grobes Korn n 25*25 = 93 5 

9 « mittleres n n 25'85 = 95*7 

n « feines n n 27*15 = 100*5 

Gramm 
Es hatten also 100 Mischung eine Wirkung = 1000 
93*5 grobes Koru n =69'] 

95'7 mittleres n „ = 95*5 

1005 feines d d = 121 6 

Berechnet man die Leistung auf gleiches Gewicht, so 
erhält man 

für 100 Gramm Mischung einen Effect = 100 
» I) D grobes Korn 11),= 73*9 

DD n mittleres n n 1» = 99*7 

1) n tt feines „ n 1» = 120*0 

Man sieht hieraus , dass je feiner das Pulver ist , die 
Volumeinheit ein um so grösseres Gewicht zeigt; ferner, 
dass je feiner das Korn ist, bei gleichen Gewiehtsmengen 
die Leistung um so grösser ausfällt, so zwar, dass im vor- 
liegenden Falle das feine Pulver 63®/o mehr, als das grobe 
leistet. i# 

Da nun das Pulver nach dem Gewichte bezahlt wn'd, 
und feines oder grobes Korn keine Preisdifferenz bewirkt, 



so wird es vor th eilhafter sein, feines Pulver, das 
etwa durch ein 3 Millimeter- Sieb hindurchgegangen ist, für 
die Grubenzwecke in Anwendung za bringen. Es muss 
dann freilich darauf gebalten werden , dass der Bergmann 
von der gewohnten Patronenlänge einige Zoll abbricht, was 
demselben auch sehr bald von selber einleuchten wird. 

(Berggeist Nr. 31.) 



Notizen. 

Erzanbrüohe in PHbran^ Authentischen Mittheilunffen 
zufolge ist vor Karzern in der bisher zwar hoffhungsreicfen 
aber nicht im gleichen Masse wie die Adalbert-Maria- und 
Anna-Prokopi- Gmbenabtheilung gesegneten, . . . von Pfihram 
liegenden Bohutiner Grubenabtb eilung im zweiten Laufe gegen 
Mitternacht der Clementigang in aasgezeichnetem Scheiderz an- 
stehend aufgeschlossen worden. Die edlen Mittel worden in 
einer Mächtigkeit von mehr als 12 Zoll beleuchtet, der Halt des 
Scheiderzes, dessen Fortsetzung nun schon durch mehrere Klaf- 
ter constatiit ist, beträgt über eine Mark Silber im Centner — 
Auch in der bis auf 400^ reichenden Tiefe der Adalbert- und 
Maria- Grabenabtheil nng werden die Gänge immer reicher und 
edler und bestätigen die bisherigen Erfahrungen von der Zu- 
nahme des Silberhaltes in der Tiefe, welche seit 100 Jahren 
in Pfihram gemacht wurden. 

Das ^ter der karpathisohen Salinen. , Der im Jahr- 
gänge XI pag. 292 dieser Zeitschrift enthaltene Artikel des Herrn 
k. k. Sectionsrathes Fr. R. v. Schwind hat die interessante 
Nachweisung geliefert, dass in Ost-Galizien an der Saline Utorop 
bereits zur Steinzeit Salz gewonnen wurde. Es war wohl noch 
vor diesd^ nicht genug zu würdigenden Entdeckung anzunehmen, 
dass die Gewinnung des dem Menschen seit jeher unentbehr- 
lichen Artikels der Uranfang alles Bergbaues war, und dass man 
die Auffindung von Spuren der primitivsten Gewinnung haupt- 
sächlich in Ländern zu suchen habe, in denen zu Tage anste- 
hende Salzmassen zu den nicht ungewöhnlichen Erscheinungen 
gehören. Aus derselben Ursache sind Spuren von Salzbergbauen 
aus der Broncezeit in diesen Ländern häufiger anzutreffen. 
Nebst den bekannten Funden von Hall Stadt verdienen die 
Broncen von RhcSnassek in der Marmaros und von Maros 
Ujvär in Siebenbtlrgen, meist sogenannte Kelten und Armringe, 
erwähnt zu werden, Speciell im alten Dacien haben natürlich die 
römiseboi Eroberer der Salzgewinnung besondere Aufmerksam- 
keit gewidmet. Hier erscheinen eigenthümliche Befestigungen in 
der Nähe der Salinen, die auf eine Art Monopolisirung schUessen 
lassen, so bei jenen, deren römischer Betrieb durch Auffindung 
echt römischer Beste ausser allen Zv/eifel gesetzt ist, so bei 
Thorda (dem römischen Salinae) bei Dus, bei Also Ilosva und 
Maros UjyAr, an welchem letzteren Orte der Salzstock selbst 
mit einem Walle, dessen Reste noch in einer Hälfte zu verfol- 
gen sind, umgeben war. In dfeser Beziehung haben also die 
siebenbürgischen Salinen ein besonderes Interesse fdr die Oe- 
schichte der Bergbau-Technik, da sich hier die Ueberreste meh- 
rerer Zeitepochen neben einander vorfinden. Für die römische 
Zeit sind Tagebaue resp. Sohlstrassenbaue charakteristisch, darauf 
folgte der barbarische sog. Spurenbau, aus dem sich im Mittel- 
alter die konische Grubenform entwickelte, die man nach der 
brillenartigen, durch die zwei ZwilUugsschächte hervorgebrachten 
Form der Pingen eingegangener Gruben erkennt; die parallelo- 
pipedischen Gruben gehören der jüngsten Zeit an. und zukünftig 
dürften grossartigere Tagebaue als die der Römer ihre Stelle 
einnehmen. Gleichwie die Salinen von Nord-Europa durch Namen 
gemeinschaftlicher Wurzel auf den ursprünglichen Betrieb durch 
eine Nation schliessen lassen, ebenso verhält es sich mit den Sali- 
nen des S. O. Europas. So z. B. einerseits die Namen Halle, Hal- 
lein, HaOstadt, ReichenhaU, Hallthal, anderseits die Bezeichnung 
der Salzgruben Akna, Ocna. Ocnitia (in Siebenbürgen) Okno 
(früher in GaJizien gebräuchlich) etc., welche man in Beziehung 
zu dem Bronce-Volke der Kelten und dem der Slaven bringt. 
Letzterer Name scheint indessen auch im S. W. Europas verbreitet 
zu sein, indem z. B. eine Saline in ^anien Villa rubia de Ocana 
heisst. F. P. 

Englands Bessomerindustrle. Wie wir in Nr. 42 der 
»Deutschen Industrie- Zeitung 1 866** lesen, liefert Brown et Com- 
pagnie in seiner Bessemerhütte Gussstahlstücke im Gewichte von 



— 192 - 



480 ZoUcentnern — Die jetzt schon exiatirenden Converten 
GrroMbritanniens können bei regelmäsfligem Betriebe jährlich über 
6 Mill. Centner, also fünfzehnmal mehr wie vor der Einführung 
des Bessemems, prodnciren. Daraus und aus dem bedeutend gerin- 
geren Preise des Bessemermetalles wird die immense Ziffer von 60 
Millionen Gulden (! ?) gerechnet. H. H. 

Eine merkwürdige nene Salzquelle wurde nach der 
Mittheilung des Polytechnischen Journals Band CLXVIII, Heft 
1. in Willsvüle, Grafschaft Colnmbiana, Ohio, erbohrt. Man 
wollte mit einem schon 488 Fuss tiefen Bohrloche Petroleum 
erschliesseui als momentan eine Gasmasse mit einer derartigen 
Kraft herausströmte, dass das Bohrgestange sammt circa 200 
Fuss Röhrentour wie ein Ladstock aus einer Flinte herausge- 
schleudert wurde; zugleich stieg jedoch, gleichstark mit dem 
Bohrloche, ein Strahl Salzwassers 150 Fuss hoch empor. Da diese 
Erscheinung ohne eine wesentliche Störung durch ein halbes 
Jahr anhielt, so wird jetzt das abgefangene Gas zur Verbrennung 
unter die Sudpfannen geleitet, wo dieses Feuerungsmateriale 
nicht nur zur Verdunstung des Wassers der Soole hinreicht, son- 
dern noch derartig im Ueberschusse ist, dass die der Esse ent- 
strömende Flamme meilenweit sichtbar ist. Der Gasdruck wird 
mit 1 26 Pfund pr. Quadratzoll, die Salzwassermenge pr.- Minute 
mit 6 Gallons (64 Kubikfnss) und das in einer Stunde erzeugte 
Salz mit 1 Barral angegeben. H. H. 

Ueber die Anwendnng des Bleies und Zinkes beim 
Bessemern. * Es ist eine bekannte Thatsache, dass beim Pud- 
deln immer ein Theil des Schwefels und Phosphors des Boheisens 
in die Schlacke geht, während dieses beim Bessemern nach den 
bisherigen Beobachtungen leider nicht der Fall ist. Percy er- 
klärt diese Erscheinunf damit, dass die phosphor haltigen Eisen - 
antheile in Folge ihrer grösseren Schmelzbarkeit beim Ball- 
machen in die Schlacke gehen, während diess beim Bessemern 
wegen der Raschheit des Processes nicht der Fall sein kann. 
Herr W. Jakson in Sheffield, Adjunct der kgl. Bergschiüe in 
London weiset zur Beseitigung des genannten ifebelstandes, 
der eben in England besonders fühlbar ist, abermals auf die 
Wirkung des Bleies im oxydirten und metallischen Zustande 
beim Frischen im Frisohfeuer sowohl wie im Puddelofen, wie 
dieses besondere durch die Versuche des Herrn Prof. Richter 



ANKÜNDIGUNGEN. 

Soeben erschien und ist in der 

G. J. Manz'schen Buchhandlung in Wien, 

Kob'm:<rkt Xr. 7, vorräthig: 

A phprismen 

über 

d e 8 8 e r e ibetrleb. 

von 
E. F. Dörre. 
Lieferung l. und 2. — Preis 1 fl. 60 kr. 5. W. (31) 

Durch die 

6. J. Manz'sche Buchhandlung in Wien, 

Kohlmarkt 7, 

gegenüber der Wallnerstrasse ist zu beziehen: 

Lehrbuch der Aufbereitungekunde 

in ihrer neuesten Entwickelnng und Ausbildung systematisch 

dargestellt 

von P. Ritt«r w. Rlttlnirer. 

Mit einem Atlas von 34 Tafeln in Folio 
Berlin, 1887. Preis 17 fl. 34 kr. ö. W. 

Taschenbuch der Aufbereitungskunde 



P. Ritter v. Rlttlnger. 

Mit Holzschnitten. 
Berlin, 1867. Preis 1 fl. 34 kr. ö. W. 



4—4 



in Turrach constatirt wurde, xur Anwendung beim Bessemern 
hin. Ferner führte er in der bekannten Brown'schen Bessemer- 
hütte Versuche über die Wirkung des Zinkes beim Bessemerpro- 
cess ab. Er gab in eine 40 Centner schwere Charge 30 Pfund 
Zink und fand, dass nach fünf Minuten die Zinkflamme ver- 
schwunden und selbst durch das Spektroskop nicht mehr nach- 
weisbar war. Der Gehalt an Schwefel im erzengten Besse- 
mermetall ward mit 0*0267%, des Phosphors mit 0-1500 ge- 
funden, während das ang'ewandte Roheisen 00361 Schwefel und 
0'1720 Phosphor enthielt. Obzwar das angewandte Roheisen 
geringerer Qualität war, so war bei dem fertigen Producte kein 
Unterschied von den gewöhnlichen Oüssen. — Aehnliche Ver- 
suche färhrte auch Hr. Jakson im Flammofen aus, wo zu 3 Centnem 
Roheisen 1% Zinkzusatz gegeben wurde, wodurch der Schwefel- 
und Phosphorgehalt um circa 20 Procente verringert wurde. 
(Dinglers Polytechnisches Journal. Band CLXXXIV . Heft 2.) 

H. H. 

Administrati ve^. 

Nr. 302. Conours-Kundmaohung. 

Zu besetzen ist eine Maschinenwärters - Gehilfen - Stelle 
(Grubensteiger U. ClassO bei der k. k Salinen-Berg- InapecHon in 
Wieliczka mit dem Wochenlohne von Sieben Gulden, und einem 
freien Natural- Quartier oder in Ermanglung dessen, einem 10% 
Quartiergelde und dem jährlichen Salzbezug von 15 Pfund per 
FamilienglieKl. Bewerber um diese Stelle haben ihre gehörig 
documentirten Gesuche unter Nach Weisung des Alters, Standes, 
Religionsbekenntnisses, des sittlichen und politischen Wohlver- 
haltens, der bisherigen Dienstleistung^ der abgelegten vorge- 
schriebenen Prflfung über die Befähigung zur selbstständigen 
Maschinen Führung und unter Angabe ob und in welchem Grade 
sie mit Beamten oder Aufsehern des hiesigen Directionsbezirkes 
verwandt oder verschwägert sind, im Wege ihrer vorgesetzten 
Behörden bei dieser Berg-Inspection bis 22. Juni 1867 einzu- 
bringen. Auf gelernte Maschinenschlosser wird besondere Rück- 
sicht genommen. 

Von der k. k. Salinen-Berg-Inspection 

Wieliczka, am 22. Mai 1S67. 

Soeben erschien und ist in der 

G. J. IManz'schen Buclihandlung in Wien, 

, Kohlmarkt Nr» 7, vorräthig: 

Veber die l¥alzeiifealtberlruiis 

für die 

Eisenfabrikation 

von 

Mit in den Text eingedrucktcB Holzschnitten und zehn lithograph. 
Tafeln. - Preis 5 fl. 34 kr. ö. W. (29—30) 

Als Buclihalter oder Gorrespondent 

für ein Eisenwerk oder eine Maschinenfabrik empfiehlt sich ein 
in Steiermark und Kärnten bei mehreren Gewerkschaften aus- 
gebildeter junger Mann, welcher Kenntnisse in allen Handels- 
wissonschaften, sowie im Forstfache ui^d Maschinenzeichnen be- 
sitzt, und sich bezüglich seines Charakters auf angesehene Häu- 
ser beziehen kann. Derselbe ist auch cautionefähig und der 
^ wiudischen Sprache mächtig. — 

Geneigte Offerte übernimmt A. Risy, Buchhalter der Eszter- 
h&zy'schen Generalpachtung Lava pr. GrJLn-NÄna. (24 — 25) 

KnpferersEe 

und kupferhnltlge GekrAtze aller Art kauft nach Gebalt das 
St. Johannes -Kupfer werk bei Böh misch- Wemersdorf. 

Offerte beliebe man an den Besitzer Theodor Klein- 
' Wächter in Liebau (Preussisch-Schlesien) gefälligst franco zu 
, richten. . (26—28) 



')ii'he Zt'irschrift erscheint wöchentlich einen Bogen stark mit den qj^thigen artistischen Beigaben. Der Fr&numerationspreis 
i«t ihh']i<*h loeo Wien 8 fl. ö. W. oder r> Thlr. 10 Ngr. Mit fraaoo ptvarMBidung 8 fl. SO kr. 6. W. Die Jahresabonnenten 
eriinlten . iti<)n nfficieUen Bericht flbt^r die Erfahrungen im becg- npid AtitenmäBntsehen Maaehinen-, Bau- und Aufbereitungswetan 
Rammt A-las aU Gratisbeilage. Iu:«er»re finden gegen 8. kr. q^ W. oder IVj Ngr. die gespaltene Nonpareilleseile Ai^alime. 

Zu^chritteti ieder Art können nur franco angeuommeu werden. 



Drnck von Carl Fromme In Wien. 



Far den Verlag veraniwortUeb : Carl Reger. 



N= 25. Oesterreichische Zeitschrift ,|.^f -, 



für 



Berg- und Hüttenwesen. 



Verantwortlicher Redacteur: Dr. Otto Freiherr von HingenaOy 

k. k. Ministerialnith im Fln&nnaJxiisteriiim. 

Verlag der O; J. Manz'schen Buchhandlung (Kohlmarkt 7) in Wien. 



Inlialt: Ansserordentliche Vorträge >an der k. &. Bergacademie Leoben. — Die EiBenindastrie OberBteiermarks in den 
Jahrei) 1863 bis 1865. — Ueber die Vorzüge des Schmiedeeisens gegenüber dem Gosseisen. -> Literatnr. — Notieen. — Admi- 
nistratives. — Ankündigungen. 



Ausserordentliche Vorträge an der k. k. Berg- 
academie Leoben. 

Versammlung am 19. Mai. 

Der k. k. Ezpectant Herrmann begann mit einem 
Vortrage über die Anwendung des Rechenschiebers. 
Derselbe zeigt, wie die 3 ersten Scalen eines gewöhnlichen 
Rechenschiebers durch das Auftragen der Mantissen -Brigg- 
schen Logarithmen der natürlichen Zahlen nach einem 
lOOtbeiligeu Massstabe mit beliebiger Lftnge Ab Einheit 
entstehen und dass die so gefundenen Theilstriche mit den 
entsprechenden natürlichen Zahlen bezeichnet werden. Fer-. 
ner bemerkt derselbe, wie die 4 Scala sich von den früheren 
nur dadurch unterscheide, dass hier die doppelte Länge als 
Einheit benützt ist, wodurch man die zweiten Potenzen und 
zweiten Wurzeln der Zahlen sogleich ablesen könne. Nach- 
dem derselbe noch aufmerksam gemacht hatte, dass bei 
Aufsuchung der gegebenen Zahlen und des Resultates die 
Stellung des Decimalpunktes, so lange es sich nicht um 
Wurzeln handle, gar nicht berücksichtigt zu werden braucht, 
und dass dieselbe erst nachträglich ermittelt werden müsse, 
geht der Vortragende auf die numerische Auswerthung der 
später folgenden Formeln über, wobei er zu der BemerkungAn- 
lass findet, dass jedeFormel, welche eine veränderlich gedachte 
und mit x bezeichnete Grösse enthält, eine Tabelle reprä- 
sentire, welche durch einmalige Einstellung der ver- 
schiebbaren Scala abgelesen werden könne. Dieser Theil 
des Vortrages wurde durch von ihm gezeichnete und zusam- 
mengestellte Tabellen besonders unterstützt. 

X a ax ab 

1) y = « «; 2) y = -; 3) y = -; 4) y = — ; 5) y = — ; 

6)y = x»;7)y = «2a:;8)y = «:c»;9)y = — ;10)y = 

a 

a^ ... (i^oc ^^^ ax^ ^^^ ab^ , ^^ ab 

-;ll)y = _-;12)y = --;13)y = — ;14)y = ^; 

15)y=^;16)y = :^j;17)y = 5;l8)y = ^,;19)y= 



aC 



:3?20)y = 



ax' 



a' 



i21)y = ^ 



Hieraufsetzt Professor v. Miller seinen neulich abge- 
brochenen Vortrag über die Methode der kleinsten 



Quadrate fort. Das letzte Mal habe derselbe nur das Sym- 
bol für die Relation zwischen den Fehlem und den zuge- 
hörigen Wahrscheinlichkeiten gegeben ; dieses Symbol gebe 
zwar eine ungefähr allgemeine Vorstellung über die Sache, 
müsse aber, um jeden einzelnen Fall scharf zu präcisiren, 
durch eine genaue Formel ersetzt werden. Die Entwicklang 
dieser Formel — des berühmten Qauss' sehen Fundamental- 
satze6 für die Methode der kleinsten Quadrate — nimmt den 
Rest der diessmal noch zur Verfügung stehenden Zeit in 
Anspruch. 

Versammlung am 25. M'ai. Ezpectant Herrmann 
und Professor v. Miller vollenden diessmal ihre am 19. Mai 
theils begonnenen, theils fortgesetzten Vorträge. Da Ezpec- 
tant Herrmann mit den früher gegebenen 22 Formeln alle 
durch einmaliges Einstellen auswerthbaren keine Wurzeln ent- 
haltenden Formen erschöpft zu haben glaubt, beschäftigt sich 
derselbe diessmal mit den Wurzelformen. Als Einleitung 
berührt derselbe den Unterschied zwischen den Wurzeln 
gleicher Ziffercomplezionen, je nachdem die Stellung des 
Decimalpunktes die höchste Classe ein- oder zweizifferig 
(für Quadratwurzeln), ein-, zwei- oder dreizifferig (für dritte 
Wurzeln) mache. Bezüglich der Quadratwurzeln, welche 
bei der Einstellung 1^ auf 1^ ohne weiters abgelesen werden 
können, führte er die allgemein giltige Kegel an, dass 
die Wurzein von Ziffercomplezionen, deren erste Classe «in- 
zifferig ist, auf der ersten Hälfte, jener mit zweizi£Feri^er 
erster Classe auf der zweiten Hälfte der Scala D 2u suchen 
seien. 

Hierauf wurde abermals zur numerischen Auswerthung 
der Formeln ges chritten : 

y = \/ax ... 23) 

29)y = « |/^ 30) y = 77^; 31) y = Zy^ (*^^ ®'"^*" 
cherer Fall von 30.) 32) y = «l/ ^; 33) y = bV ^; 
34) y = i^; 35)y = 1^; 36)y=|/ä; 37)y=K^^ 



;24)y = |/^|-;25)y=:|^~; 



— 1^4 



38) y == ]/a^; 39) y == K«; 40) y = Ä>^a:; 41) y == «nx; 

42) y = \^x (als Einleitung). 

Der Vortragende erwähnt ferner mehrere gut brauch- 
bare Verhältnisse wie z. B. 

108 Centim. =^ 41 ** Wiener Mass; ^ = ^^p^ ^"=113 

56 Kilogramm = 100^. Wiener u. s. w. 

Zum Schluss sucht der Vortragende den Grund, warum 
der Rechenschieber trots seiner Vorzüge bei den Construc- 
teuren, die denselben, besonders gut ausnützen könnten, so 
wenig Anwendung gefunden hat, darin, dass die über diesen 
Gegenstand erschienenen Schriften ihrer populären Behand- 
lung wegen etwas zu umständlich und doch nicht erschöpfend 
seien. Welchen Vortheil der Schieber gewähre, lernte der Vor- 
tragende bei Berechnung einer Windtabelle neuerdings ken- 
nen; die Windmenge war nach der Formel M ^= 5081 ä^ y^ 
zu finden, und man konnte 1305 verschiedene Mengen in 
8 Stunden berechnen, wobei der grösste Fehler Y, % nicht 
überstieg; eine Thatsache, die genügend für den Rechen- 
schieber spreche. 

Professor v. Miller vollendet seinen Vortrag über die 
Methode der kleinsten Quadrate. Erzeigt vorerst, 
warum dieselbe gerade diesen Namen bekommen habe; 
zeigt sodann, dass man die Gewichte zweier Fehler, die 
bereits auf dieselbe Einheit gebracht seien und sich auf 
dieselbe Wahrnehmung beziehen, mit den Quadraten der- 
selben ins verkehrte Verhältniss zu setzen habe; geht hierauf 
auf die Definition und Entwicklung des wahrscheinlichen 
Fehlers und seiner wahrscheinlichen Grenzen, endlich auf 
jene des mittleren Fehlers über, und schliesst mit der Re- 
lation, welche zwischen dem letzteren und dem Beobach- 
tUDgsge Wichte, dann der Anzahl wiederholter Beobachtungen 
stattfinde. Der Vortragende erklärt, dass vorderhand, da 
demnächst die Hauptexcursionen angetreten werden sollen, 
die ausserordentlichen Vorträge eine längere Unterbrechung 
erleiden dürften, und er demnach ebenfalls sein Thema als be- 
endet ansehen müsse. In der That seien auch mit dem Vor- 
getragenen die Fundamentalsätze ü,ber die Methode der 
kleinsten Quadrate gesch4oBsen; und so viel auch hierüber 
noch zu sagen wäre, so nehme doch von hier ab die Theorie 
einen mehr concreten Charakter an, und theile sich gleichsam 
wie der Stamm eines Baumes gegen seine Krone in mehrere 
Zweige. Das Vorgetragene wird indess ausreichend sein, 
demjenigen, der an der Sache ein tieferes Interesse nehmen 
und sie weiter verfolgen wollte, die ersten unentbehrlichen 
Lehrsätze geläufig zu machen. 

Die Eisenindustrie Obersteiennarks in den 
Jahren 1863 bis 1865. 

(Aus dem Berichte der Handels- und Gewerbe-Kammer zu Leoben.) 
Allgemeines. Die vorherrschende naturwüchsige In- 
dustrie Obersteiermarks ist die Eisen- und Stahlproduction, 
hervorgerufen durch die ausgezeichneten Erze und die grosse 
Masse des vorhandenen vegetabilischen Brennstoffes. 

Eisensteinlager befinden sich in den verschiedensten 
Gegenden des Landes, das Hauptvorkommen concentrirt 
sich jedoch am sogenannten Erzberge zwischen Eisenerz und 
Vordernberg. 

Zur Roheisenerzeugung, zur Herd frischerei wird noch 
immer vegetabilische Kohle verwendet , während die Eisen- 



raffinade, das Gussstahlschmeisen und die Puddlingsstahl- 
Erzeugung in grösseren Werken auf die Verwendung des 
mineralischen BrennatofPos basirt ist. Die Verwendung der 
mineralischen Kohle erfolgte erst in neuester Zeit vor kaum 
25 Jahren. Bis dorthin kannten alle Fabrikationsaweige nur 
die Holzkohle als Brennstoff und Wasser als Triebkmft. 

Holzkohle und Wasserkraft verbreiteten die Eisen- und 
Stahlfabrikation über das ganze Land, hinderten das Ent- 
stehen grösserer Werke und, die Concentration auf einzelnen 
Punkten. * 

Die Radwerke (Hohöfen) mussten in unmittelbarer 
Nähe der Erzlager erbaut werden, weil der Transport der 
Erze kostspieliger gewesen wäre, als jener des Brennstoffes. 

Der Brennstoff-Aufwand war in den älteren Zeiten ein 
viel bedeutenderer als heut zu Tage bei allen Fabrikations- 
zweigen, insbesondere bei dem Betriebe der Radwerke, so 
dass vor drei Jahrhunderten , trotz der viel geringeren Er- 
zeugung, über Holzmangel, Wald-Devastation etc. mehr ge- 
klagt wurde als heut zu Tage, und diese Klagen die sonder- 
barsten Verfügungen im Gefolge hatten. 

Die Radwerke benöthigten zu ihrer Kohlenbedeckung 
einen bedeutenden Umkreis, der sich mit dem Verschwinden 
der Wälder immer mehr ausbreitete. Raffinirwerke konnten 
in der Nähe der Rad werke kaum entstehen, und als sich der 
Kohlbezug der Radwerke immer weiter ausdehnte, gingen 
viele in diesem Kreise gelegene im Kampfe um den Holzbe- 
zug unterliegend ein, oder gelangten käuflich in die Hände 
der Radwerksbesitzer und wurden aufgelassen. 

In den entfernter gelegenen Thälern mit hinlänglicher 
Wasserkraft, allwo das Holz gar keinen, oder nur einen sehr 
geringen Werth besass , entstanden nach und nach die ein- 
zelnen Hämmer und Sensenwerke , so dass wir sie heut zu 
Tage im ganzen Lande verbreitet finden. 

Mächtig trug zur Urbarmachung des Landes die Eisen- 
Industrie bei, und es würden ohne dieselbe heute noch viele 
Quadratmeilen Wälder, gleichwie in der Bukowina, ebne alle 
nennenswerthe Verwendung verfaulen. 

Wechselvoll waren die Geschicke der steierischen Eisen- 
Industrie. Oft — sehr oft lag sie ganz darnieder. Durch die 
häufigen Klagen wurde die Regierung zur Einmischung ge- 
drängt, und diese ging, die kurze Regierungs-Periode Kaiser 
Josefs ausgenommen, in eine förmliche Bevormundung — 
in eine totale Hemmung jeder freien Bewegung über. Offen 
gestehen muss man, dass die Industriellen an diese Bevor- 
mundung so gewöhnt wurden, dass sie ohne dieselbe keine 
I Existenz für möglich hielten. *) 

Einen Umschwung brachte die Einführung der Eisen 
bahnen, die hiedurch hervorgerufene bedeutend grössere 
Eisen-Consumtion, und die gleichzeitig zum vollen Durch- 
bruche gekommene Verwendung der Mineralkohle hervor. 

Allein, so wie durch Jahrhunderte hiudurch unsere Re- 
gierung kein Verständniss nationalökonomischer Fragen 
hatte, so war es auch in neuester Zeit in Bezug auf die Eisen- 
Industrie. 

Keine Consequenz, ununterbrochene Experimente be- 
herrschten die ganze Periode. Heute von dem Grundsatze 
ausgehend, allen Eisenbedarf im Inlaode zu decken, ermun- 



*) Man muss auch diese langjährige Periode einer fast ganz 
gehemmten und behinderten Selbstthätigkeit in Rechnung bringen, 
wenn man die heutigen Krisen dieser Industrie richtig beurtheUen 
wiU! O. H. 



— 195 



terte mftn durch alle mögliohen Mittel zur ErrichtuDg von 
Werken; morgen den Eisenbezug aus den inländischen 
Werken als ein HindernisB des schnellen Banes eines Eisen- 
bahnnetses betrachtend, traf man Einleitungen das Land mit 
fremdem Eisen an überschwemmen. Heute huldigte man dem 
Gmndsatsey dasB die Bahnen in den Händen des Staates 
sein müssen, und verfOgte deren Bau auf Staatskosten, 
morgen verkaufte man diese Bahnen unter drückenden Be- 
dingungen und suchte fremdes Capital aum Bau weiterer 
Bahnen unter Gewährung einer Staats - Garantie heranzu- 
ziehen. ^ 

Kaum war der Bau derlei Bahnen begonnen, schritt 
man zu einer sehr hohen Besteuerung derselben, und zu einer 
Nörgelei bei Ansmittlung der zugesicherten Staats- Garantie, 
dass sich das fremde Capital zurtickzogund durch Jahre kein 
irgend nennenswerther Eisenbahnbau stattfand. Kurz, eine 
Systemlosigkeit, ein Springen von einem Extrem zum andern 
kennzeichnet unsere neueste Period«*. 

Blühend und im Aufschwung begriffen durch eine Reihe 
von Jahren, tbeilt die Eisen-Industrie heute das Los aller 
volkswirthschaftlichen Zustände , sie ist nicht nur im Rück- 
schritte begriffen, sie liegt darnieder. 

Die Eisen-Consumtion bat in Oesterreich um mehr als 
ein volles Fünftel abgenommen. Die Werke mnssten mit der 
Erzeugungs- Quantität in gleichem Masse weichen. Da aber 
jedes Werk Beschäftigung haben wollte, wurde dieselbe dnrch 
das Weichen mit dem Preise zu erlangen gesucht. Um niedere 
Preise zu ermöglichen, wurden die Arbeitslöhne, Frachtsätze, 
die Preise der verschiedenen Materialien herabgesetzt, was 
auf alle mit der Eisen - Industrie in Verbindung stehenden 
Factoren der Volkswirthscbaft von grossem Einflüsse war. 

Wir wollen nur zwei Factoren hervorheben, nämlich 
Frachtlöhne und Kohlpreise. 

Ein Ctr. gewöhnliches Stabeisen erfordert im grossen 
Durchschnitte 1 30 Pfd. Roheisen und mindestens 3 Ctr. Stein- 
kohle. Ein Ctr. Roheisen zwischen 2 ^^ ^°^ ^ ^^* unge- 
röstete Erze und 82—85 Pfd. Holzkohle ohne Röstuogs- 
brennstoff, so dass zur Erzeugung eines Ctr. Stabeisens, ein- 
schliesslich der Hilfsmaterialien, wie Quarz, Thon etc. nahezu 
10 Ctr. auf kürzeren oder längeren Strecken verfrachtet 
werden müssen. 

Sinkt nun die Erzeugung, beispielweise in Obersteier, 
um 200.000 Ctr., so ergibt diess eine Fraehtverminderung 
von 2 Millionen Ctrn. bloss bei der Erzeugung. Eine so be- 
deutende Verminderung muss, da sich alle Preise nach An- 
gebot und Nachfrage richten, die Frachtsätze sehr bedeutend 
herabdrücken und Menschen und Thiere ausser Beschäfti- 
gung setzen. Ebenso ist es mit den Holzkohlenpreisen. Diese 
sind im grossen Durchschnitte um 40 — 60 Procent gefallen, 
und haben heute einen solchen Preis bei weiterer Zufuhr, 
dass höchstens Arbeitslohn und Frachtkosten bezahlt werden, 
für den Stockzins aber nichts entfällt. 

Jedem Werke ohne Ausnahme, welches Kohlen ans 
eigenen oder gepachteten Waldungen bezieht , kommt das 
selbst erzeugte Kohl höher als das von den Bauern bezogene. 
Der Bauer ist aber zur HolzsohUgerung und Verkohlung um 
jeden Preis genöthiget, weil er sonst durch einen längeren 
Zeitraum im Jahre keine Beschäftigung für sein Dienstper- 
sonale hat, und weil ihm der Erlös zur Bestreitung der baren 
Auslagen, Steuern, Liedlohn etc. eine absolute Nothwendig- 
keit ist. 

Berücksichtiget man, dass auf den Ctr. Stabeisen ohne 



Brennstoffgewinnung noch ein Arbeitslohn von 2 fl. bis 2 fl. 
50kr. von der Erzgewinnung bis zum fertigen Stabeisen liegt, 
dass alle diese Kosten für Frachten, Materialien^ Arbeite- 
löhne und Brennstoff in die verschiedenen Kanäle der Land- 
wirthschaft und Gewerbsthätigkeit fliessen, so muss man zur 
Ueberzeugung gelangen, dass eine Wechselwirkungzwischen 
Industrie, Landwirthschaft und Gewerbsthätigkeit bestehe. 
Diese Znsammengehörigkeit und Wechselwirkung der In- 
dustrie, der Landwirthschaft und Gewerbsthätigkeit haben 
wir zu jeder Zeit hervorgehoben und werden sie so lange 
hervorheben, bis diese Ansicht vollkommen in das Volksbe- 
wusstsein übergegangen sein wird, weil wir überzeugt sind, 
dass nur diese Einsicht ein kräftiges Zusammenwirken aller 
Factoren der Volkswirthscbaft herbeiführen kann. 

Wir haben die G^nugthuung, dass einsichtsvolle Land- 
wirthe,wie uns unsere Landtags Verhandlungen zeigten, diese 
Ansicht theilen ; allein gegentheilige Bestrebungen machen 
sich noch immer geltend, und der Ruf, dass wohlfeiles Eisen 
die einzige Grundbedingung des National -Wohlstandes sei, 
ertönt auch häute noch, wo doch Landwirthschaft, Gewerbe 
und Industrie trotz des gleich massigen Sinkens der Eisen- 
preise am gemeinschaftlichen Hungertuche nagen. 

Die Preise aller landwirthschaftlichen Producte ohne 
Ausnahme: Körner, Fleisch, Wein etc. standen seit Jahr und 
Tag niederer als seit einem Viertel Jahrhundert, so niedrig, 
dass bei einem längeren gleichen Stand die bereits erschüt- 
terte Consumtions- und Steuerfähigkeit noch weiter sinken 
würde, und doch können diese niederen Preise, so sehr sie 
gewünscht werden, alleinig der Industrie nicht aufhelfen, so 
wenig als der Landwirthschaft wohlifeiles Eisen. 

Roheisen. Auf die einzelnen Zweige der Eisen- und 
Stahl-Production übergebend, müssen wir betonen, dass durch 
das Zurückweichen der Eisen- Consumtion und durch die 
hiedurch eingetretene Stockung am empfindlichsten die Roh- 
eisen-Production getroffen wurde, jene Production, die 
während des guten Geschäftsganges die glänzendsten Re- 
sultate und Erträgnisse aufzuweisen hatte. 

Die ganze obersteierische Roheisenproduction ist noch 
immer auf die Verwendung der Holzkohle beschränkt, und 
hierin liegt die Ursache, dass sie bei einem plötzlichen an- 
haltenden Steigen des Bedarfes den Anforderungen momen- 
tan kaum genügen, und ebenso bei einem Sinken des Be- 
darfes die Production nicht sogleich beschränken kann. 

Das Holz wird im Sommer geschlägert, kann vor dem 
Eintritte der feuchten Herbstwitterang oder dem Winter nicht 
zu den Kohl^nstätten gebracht werden, und selbst die Ver- 
kohlung nimmt längere Zeit in Anspruch. Es vergeht also 
von der Schlägerung des Holzes bis zur Möglichkeit der 
Kohlverwendung im grossen Durchschnitte genommen ein 
volles Jahr. 

Ist das Holz einmal geschlägert, muss es auch, da es 
in freien Schlägen liegend und im Safte geschlägert leicht 
dem Verderben ausgesetzt ist, verkohlt, und ebenso das 
Kohl wegen der Unmöglichkeit der Aufbewahrung desselben 
in grossen Quantitäten verwendet werden. 

Die Roheisen-Erzeugung kann desshalb bei einem Sin- 
ken des Bedarfes nicht sogleich in gleichem Massstabe re- 
ducirt werden. Ein Anhäufen derVorräthe bei dem Weichen 
der Preise ist die natürliche Folge. 

Von vier Gulden bis vier Gulden vierzig Kreuzer ist 
der Centner auf zwei Gulden dreissig bis zwei Gulden acht- 
zig Kreuzer gefallen , ein Preis bei welchem Jeder, der die 



— 196 - 



Geatehungakoflten berechnen kann, zageben wird, dass die 
Iftndesflbliche Verainsung des Anlage- und Betriebs -Capit als 
nicht mehr eraielt wird. 

Um der steierm. EiBen-Indastrie grändlich anfzubelfen, 
ist die ErseugQDg eines billigen aber gut verwendbaren 
Coaks-Roheisens nothwendig. Das Bedürfoiss wurde immer 
gefühltf und gegen die Robeisen-Producenten die Beschuldi- 
gang erhoben , dass sie diese Erzeugung mit Voitsberger 
Braunkohle nicht einleiten. Vergebens war unsere Einsprache, 
dass abgesehen von den tecbnischerseits entgegenstehenden 
und schwer zu überwindenden Hindernissen durch die. Ver- 
wendung steiennftrkischer mineralischer, insbesondere der 
Voitsberger Kohle dieses Ziel nicht zu erreichen sei, weil es 
sich nicht um Darstellung eines Coakb-Roheisens um 
jeden Preis, sondern um Darstellung eines billigen Roh- 
eisens handelt, welches durch die steieritrchen Kohlen nicht 
erzielt werden kann. 

Herr Ministerialrath Ritter von Tun n er lenkte in 
öffentlicher Verhandlung die Aufmerksamkeit auf die -Kohlen- 
lager von Fünfkirchen. Diese Kohle soll verwendbare Coaks 
geben. Aber wir wissen noch immer nicht, ob die zur Coaks- 
Erzeugung all dort verwendbare Kohle eine solche Ausdeh- 
nung und Mftchtigkeit habe , und zu einem solchen Preise 
nachhaltig gewonnen werden könne, dass man hierauf eine 
Roheisen-Erzeugung imOrossen basiren könnte. Zudem fehlen 
noch die nöthigen Bahnverbindungen zwischen dem Kohlen- 
lager und der Südbahn, zwischen Brück und Vordernberg, 
und die absolut nothwendige Einführung des Pfennig-Tarifes 
auf allen Bahnen , um den Tran8port auf dieser annähernd 
52 Meilen betragenden Strecke zu günstigen Preisen zu er- 
möglichen. 

Es lässt sich somit über die Durchführbarkeit noch kein 
massgebendes Urtheil fällen, und so lange die absolut noth- 
wend igen Bahnverbindungen nicht in Angriff genommen sind, 
wird sich auch schwerlich Jemand berufen fahlen, auf die 
nothwendigen Erhebungen und Versuche Kosten zu ver- 
wenden. 

Stabeisen and Bleche. Der Consum an Stabeisen 
and Blechen hat desshalb abgenommen, weil durch die drücken- 
den Qeldverhftltnisse die Baulust abgenommen^ und, insbe- 
sondere die Maschinen-Fabrikation wenig Beschäftigung fand. 
Beide Artikel sind ausschliessend an den inländischen Con- 
sum angewiesen und es bildet Wien den Hauptabsatzplatz 
für das steiermärkische Fabrikat. Wien ist aber der Knoten- 
punkt des Österreichischen Eisenbahnnetzes, wodurch die 
Zufuhr von mährischem und ungarischem selbst ausländischem 
Eisen möglich wurde. Diese Consequenz drückte das steier- 
märkische Fabrikat im Preise um so mehr, als für viele Ver- 
wendungsarten nicht die Qualität, sondern der Preis mass- 
frebend ist, und weil auch Kärnten mit dem Absätze der 
dortigen anerkannt qualitätmässigen Fabrikate durch den 
Verlust des italienischen Marktes nach Wien gewiesen wurde. 

Der Consum an qualitätmässigem aber auch theuerem 
Eisen ist entschieden im Abnehmen , weil bei aller Fabrika- 
tion der Preis massgebend ist. 

Dieser Umstand zwingt die Consumenten zur Verar- 
beitung von Eisen minderer Qualität zu Zwecken, wozu man 
früher nur Eisen bester Sorte verwenden zu können glaubte. 
Einen Absatz von Qnalitäteisen nach dem Auslande zu er- 
zielen, halten wir vorläufig für unmöglich, weil auch das 
Ausland im Stande ist, qualitätmässiges Eisen, wenn auch 
an etwas höheren Preisen wie das gewöhnliche zu erzeugen, 



and die hohen Frachtkosten auch unser gutes Eisen sa selur 
vertheuem. 

Stahl. Die Stahlerzeugung von Obersteier erstreckt 
sich auf alle bekannten Sorten: Gussstahl, Cementstakl, 
Schmelzstahl und Puddlingsstahl. 

Die Qualität und die Preise sind derart entsprechend^ 
dass di» Einfuhr aus dem Auslande als unbedeutend bezeich- 
net werden kann. 

Erstere drei Sorten sind exportfähig, und es fand in 
früheren Jahren Schmelzstahl nach Italien, dem Oriente und 
nach Deutschland bedeutenden Absatz. 

Durch den Verlust der Lombardei und neuestens von 
Venetien, und durch die dem Handel ungünstigen Verhält- 
nisse mit Fremd- Italien hat sich dieser Absatz vermindert, 
und ebenso beeinträchtigte die Zeichennachahmung die Aus- 
fuhr nach Deutschland. 

Zwei Hindernisse stehen der Erzielung eines erhöhten 
Exportes entgegen : Mangel eines Grosehandels und Mangel 
einer directen Eisenbahnverbindung zwischen Steiermark 
und Süd-Deutschland. 

Der österreichische Eisenhandel erstreckt sich nirgends 
weit über den Local-Verschleiss. Exporteure, die mit den 
Flatzverhältnissen des Auslandes, mit den Anforderungen 
der Abnehmer, gleichwie mit den Erzeugnngs-^ethoden, Be- 
schaffenheit des Fabrikates, der Leistungsfähigkeit der ein- 
zelnen Werke in Quantität und Qualität vertraut sind, und 
so geeignet wären, die Mittelsperson besonders zwischen den 
kleineren Producenten und den ausländischen Consumenten 
herzustellen, gibt es in Oesterreich nicht. 

Die Werke müssen sich ihren Absatz im Auslande selbst 
suchen, Hiezu gehören tüchtige Agenten, die mit den be- 
zeichneten Kenntnissen ausgerüstet die einzelnen Consumen- 
ten aufsuchen. 

Abgesehen von der Schwierigkeit derlei geeignete Per- 
sönlichkeiten zu finden, kommen, die hieraus resultirenden 
Auslagen für kleinere Werke viel zu hoch. Die Absendung 
von Stahl an ausländische Kaufleute, deren reelle Geschäfts- 
gebarung nicht notorisch bekannt ist, hat viel geschadet. 
Man verschmähte nicht in ausländischen Werken die Formen 
des Stahles, die Marke und Emballage nachahmen zu lassen^ 
um einen Verkauf für steierisches Fabrikat zu ermöglichen. 
Dadurch verlieren die stei ermärkischen Stahlsorten ihren 
guten Ruf, man gewöhnte sich das eigene Fabrikat zu ver- 
wenden und so verkümmerte insbesondere der Absatz des 
früher eine so grosse Rolle spieiendeu steiermärkischen 
Scharsachstahies in Deutschland immer mehr und mehr. 

Im verflossenen Jahre ist es einem Eisen-Industriellen 
gelungen , steierischem Cement- und Gussstahl in Preussen 
Eingang zu verschaffen. Leider sind die politischen Constel- 
lationen nicht geeignet, dieses mit bedeutenden Opfern ver- 
bundene Unternehmen zu fördern. 

Ist die Erzielung eines Stahlabsatzes nach Preussen 
möglich, müsste diess in erhöhtem Masse nach Süd-Deutsch- 
land sein, wenn eine einzige directe Bahnverbindung durch 
Obersteier hergestellt wäre. Aber der Umweg über Wien 
und die hohen Land- und Bahnfrachten bilden ein noch 
schwer zu bewältigendes Hindemiss. 

Bessemer-Metall. Trotz der Ungunst der Zeiten 
wurden steiermärkische Werke in dem letztverflossenen Zeit- 
räume durch Aufstellung neuer Maschinen , durch Verbes- 
serungen an den Oefen, durch Errichtung und Erweiterung 
von Hilfswerkstätten vervoilkommt, und es zeigt sich in tech- 



- 197 — 



DIB eher Uiu sieht ein Fortochritt, der unter günstigeren Ver- 
h&ltniBsen eine noch grössere Ausdehnung erlangt haben 
wärde. 

. Aber selbst swei f&r Steiermark neue Fabrtkations» 
zweige wurden eingeführt: 

Die Erzeugung von Bessemerstahl und die Fabrikation 
von verzinntem Blech. 

Die Fürstlich Schwarzenberg'schen Werke in Turrach 
waren die ersten in Oesterreich, die das Bessern er Ver- 
fahren versuchten, die ärari sehen Werke in Neuberg folgten. 

So viel uns bekannt ist, hatten die Fürstlich Schwarzen- 
berg* sehen Werke durch Benützung der Wasserkraft zum 
Betriebe des Geblftses mit grossen Hindernissen zu kämpfen^ 
und überdiess lastet gerade auf diesen Werken eine sehr 
grosse Landfracht, indem die nftchste Bahn 15 Meilen ent- 
fernt ist. Hieduruh ist das Zurückbleiben in der Production 
gegenüber d^m günstiger gelegenen Neuberg zu erkiftren. 
Bessemerstahl findet für Bleche, für Eisenbahnschienen und 
in Maschinen-Fabriken eine bedeutende Verwendung, wird 
jedoch bei Werkzeugen und feineren Maschinentheilen den 
Grussstahl kaum verdrängen. 

Ob Bessemerstahl der so arg darnieder liegenden Ma- 
schinen-Fabrikation wieder aufhelfen wird, und ob steier- 
märkischer Bessemerstahl einen Export- Artikel wird bilden 
könjien, getrauen wir uns vorläufig noch uicht zu beantworten ; 
bei der inländischen Maschinen - Fabrikatiou wird er wohl 
dauernde Verwendung finden. 

Mit grosser Sachkenntniss und Umsicht wurde das Sen- 
senwerk Passhammer in eine Fabrik zur Erzeugung von 
verzinnten Blechen umgestaltet und in schwunghaften Be- 
trieb gesetzt. 

Die Thätigkeit und Umsicht der «Gründer dieses Unter- 
nehmens und die bisherige Erzeugung berechtigen zur Hoff- 
nung, dass dieser Fabrikationszweig in Steiermark eine 
grossere Ausdehnung nehmen wird. 



Heber die Vorzüge des Schmiedeeisens gegen- 
über dem Gnsseisen. 

Unter den Materialien, welche bei der. Ausführung tra- 
gender Bauten in Anwendung kommen, nimmt in neuester 
Zeit unstreitig das Eisen, und speciell das gewalzte, den 
wichtigsten Rang ein. Die meisten Eisenbahnbrücken von 
grösseren oder geringeren Dimensionen sind von diesem 
Material hergestellt: so die Stephen so n'schen BöhrenbrÜcken 
in England, die Rheinbrücken bei Kehl, Mainz, Koblenz und 
Köln, die Weichselbrücke bei Dirschau, denen sich in un- 
serem Vaterlande die Brücken bei Tornöcz, Gran, Szobb 
und Szegedin anschliessen. Das Gusseisen wurde hiebe! aus- 
geschlossen und nur die Auflagerstühle auf den Pfeilern sind 
von diesem Materiale. hergestellt. 

Diese Hintansetzung des Gusseisens gegenüber dem 
Schmiedeeisen von Seite theoretisch und praktisch gebildeter 
Ingenieure findet ihre natürliche Erklärung in den Vorzügen, 
die dieses letztere besitzt, während ersteres bei der Anwen- 
dung fiür den genannten Zweck mit manchen Nachtheilen 
behaftet ist, die dessen Zurücksetzung wohl rechtfertigen. 
Das Gusseisen rechtfertigt sich sehr gut als Bestandtheil 
solcher Constructionen , die dem Einflüsse einer ruhigen 
Belastung ausgesetzt sind ; die Stärke der einzelnen Tbeile 
lässt sich für diesen Fall genau ermitteln. Sobald «her das 
Gnsseisen eine bewegte Last zu tragen hat, wo es daher 



Stössen ausgesetzt wird, entziehen sich dessen Dimensionen 
jeder Berechnung, indem hier die Elasticität in's Spiel kommt» 
die das Gusseiseu nur in sehr geringem Masse besitzt. In 
solchen Fällen muss von der Anwendung dieses Materials 
abgesehen werden, da es sonst wegen seiner Sprödigkelt in 
Gefahr geräth, Sprünge zu bekommen — eine Gefahr, die 
sich nicht durch äussere Kennzeichen, etwa durch Biegung, 
ankündigt, sondern plötzlich eintritt. Eine Ausnahme hievon 
bilden die vortrefflichen Scfaalengussräder, die das Ganz*sche 
Etablissement liefert und die, ohne Schaden zu erleiden, bei 
ihrem Gebrauche Siössen ausgesetzt sind; allein dieselben 
bestehen nicht aus gewöhnlichem Gusseisen, sondern aus 
einer Mischung, deren Zusnmmensetzung ein Geheimniss des 
Erfinders ist, und ausserdem ruhen die Waggons auf diesen 
Rädern mittelst Federn, welche sehr viel zur Verminderung 
der StÖsse beitragen. Während man daher das gewöhnliche 
Gusseisen mit grossem Vortheile in der Architektur und bei 
Maschinen anwendet, indem man Säulen, Consols, Dampf- 
cjiinder, Röhrenleitungen etc. daraus verfertigt, ist es rath- 
sam, beim Bau von Brücken, Glocken- und Dachstöhlen 
dasselbe auszuschliessen, weil diese Constructionen sehr 
viele Stösse zu erfahren haben. Wie schädlich diese letzteren 
für das Gusseisen sind, beweist ein in England ausgeführter 
Probeversuch mit gusseisernen Eisenbahnschienen, mit denen 
man den Oberbau einer kurzen Bahnstrecke versah; nach- 
dem einige Bahnzüge darüber gefahren, waren die meisten 
Schienen gesprungen. 

Das Schmiedeeisen hingegen besitzt jene Vorzüge, die 
es zur Ausführung solcher Bauten geeignet machen, bei 
denen das Gusseisen vermieden wird. Es ist in hohem Grade 
elastisch und dehnbar. In allen Fällen, es mag ruhige Lasten 
tragen oder dem Einflüsse von Stössen ausgesetzt sein, 
lassen sich dessen Abmessungen mit grosser Genauigkeit 
ermitteln, indem man die in Folge seiner Elasticität mögliche 
Verkürzung oder Verlängerung innerhalb der zulässigen 
Grenzen berücksichtigt. Die Theorie zeigt^auf sehr sinnreiche 
Art, in welchen Theiien einer Construction Zug- oder Druck- 
kräfte thätig sind und welche Stärke dieselben haben. Sie 
lehrt zugleich die Grösse der Querabmessungen dieser Theile 
derart bestimmen, dass keiner derselben in stärkerer Weise 
beansprucht wird, sondern dass alle die gleiche Inanspruch- 
nahme erfahren. Es ist diess ein wesentliches Erforderniss 
einer richtigen Construction. 

Das Cramer-KIett*sche Etablissement in Nürnberg, 
das unter der Leitung' seines technischen Directors Herrn 
Werder bis jetzt gegen 20 Brücken nach Pauli'schem 
System, zusammen mit tOO Oeffnungen und 2466 Meter 
Totalweite (1300 Wiener Klafter), couötruirte, deren Total- 
gewicht an Eisen 76.500 Ctr. ausmacht, beobachtet beim Bau 
von Brücken ein Verfahren, das sehr vorfheilhafc ist, und 
welches allseitige Nachahmung verdiente. Es wird nämüch 
jedes Stück Schmiedeeisen, das zu einer Pauli'schen Brücke 
verwendet wird, mit demjenigen Gewichte belastet, welches 
es in der Construction tragen soll, und die hierbei stattfin- 
dende Ausdehnung mittelst eines Fühlhebelapparates ge- 
messen. Ist dieselbe zu gross, so wird das betreffende Stück 
verworfen, weil es zu weich befunden wurde; es wird aber 
auch verworfen, wenn es die berechnete Ausdehnung nicht 
erreicht, denn in diesem Falle be/>itzt es eine zu spröde 
Textur. Für die dauernde Erhaltung der bei der Prüfung 
als gut befundenen Stäbe wird sodann auf die nachstehende 
Weise Sorge getragen. Dieselben werden vor der Verwen- 



— t98 



dnog ftuf das Sorgfältigste von Kost befreit, dann in Leinöl 
gesotten. Durch das Sieden verschwindet alle Feuchtigkeit, 
die noch am Stabe haftet, und nach demselben erscheint^ er 
mit einer dünnen Fettschicht überzogen, worauf dann der 
spätere Anstrich folgt, der ihn vollständig gegen Rost schützt. 
Der kön. baierische Oberbaurath v. Pauli, der Erfinder 
eines nach ihm benannten Brückensysteme, das bis jetzt 
für das Vorzüglichste gilt, empfahl diesen Vorgang dem ge- 
nannten Etablissement und begründet dieses System mit 
Folgendem: Die Widerstandsfähigkeit irgend eines Con- 
structionstheiles wird imnier durch seine schwächste Stolle 
bestimmt. Schneidet man beispielsweise ein Seil zur Hälftt* 
durch, so wird seine Tragkraft auf die Hälfte reducirt; man 
mag die anderen Stellen noch so beliebig verstärken, so 
lässt sich dieser Verlust an Widerstandsfähigkeit nicht er- 
setzen. Nun gibt es aber in einem Quantum gelieferter Eisen- 
Stäbe solche mit schwachen, schadhaften Stellen, die in 
ähnlicher Weise die Tragfähigkeit des betreffenden Stabes 
vermindern, als wenn' derselbe theilweise durchschnitten 
wäre. Herr v. Pauli scheidet nun alle schlechten Stäbe nach 
dem obigen Verfahren aus. Diese eben beschriebene Sor^rfait 
macht es dem Cramer-Klett'schen Etablissement möglich, 
Brücken zu construiren, die den Anforderungen der Theorie 
und Praxis vollutändig entsprechen und für deren Solidität 
es die sichersten Garantien bieten kann. Dieses Verfuhren 
empfiehlt sich nicht nur bei grösseren Bahnbrücken, sondern 
auch bei kleineren Constructionen, als da sind: Glocken- 
und Dachstühle und Kuppeln. Schliesslich sei noch erwähnt, 
dass der Stahl das einzige Material ist, welches das Schmiede- 
eisen an Güte übertrifft; der Kostenpreis desselben ist aber 
so gross, dass es ihm noch nicht gelungen ist, das letztere 
zu verdrängen. r. LI. 

Literatur. 

Berg- und httttenmATintoohes Jahrbnoh der k. k. Berg- 
a<ädemlen In Leoben, Pflbram nnd Sohemnitz, XVI. Band. 
Eedactenr Joh. Grimm, k. k. Oberhergrath, Director der k. k. 
Bergacademie PHbram. Mit 69 Holzschnitten nnd 4 lithogra- 
phirten Tafeln. Wien. In Commission bei Tendier & Comp. 
(Carl Fromme) 1867. 

Der Inhalt dieses Jahrganges, des in seiner Einrichtung 
hinreichend and rühmlich bekannten Jahrbuches serfXllt wie im- 
mer in zwei Hanpttheile: Abhandlungen und die Bergaca- 
demie betreffende. Natürlich ist der erste HaupttheU der 
jenige, welcher in das Bereich literarischer Besprechung fällt 

'Eröffnet wird derselbe durch eine Abhandlung desk.k. Haupt- 
manns im Geniestabe Hm. Eduard Rziha: nUeber die Theorie 
der bergmännischen Sprengarb eit.» Der erste Abschnitt 
handelt in eingehender Weise vom Pulver und seiner Kraft, 
wobei S. 26 ff. interessante Vergleichungen mit der Schiessbanm- 
wolle eingeflochten sind. Der Abschnitt nAUgemeine Begriffe aus 
dem Gebiete der Minirkunst« entfernt sich scheinbar von dem 
streng bergmännischen Standpunkte und liegt in dem Special- 
berufe des Verfassers. Dennoch halten wir diese «lAbsohweifangtf 
für keine leicht zu überschlagende, denn eben in den Erfaüb- 
rungen der Minirknnst liegen die Bedingungen der „Massen- 
sprengungen», in denen auch im Bergbau, unter gewissen lo- 
calen Verhältnissen eine kostenverringemde Zukunft Hegen dürfte. 
Sowie der Bruder des Verfassers, Civil-Ingenieur Rziha durch 
seine Theorie des Tunnelbaues dem Bergbaue wichtige Berei- 
cherung seiner wissenschaftlichen Grundlagen zugewendet hat, 
so wird durch des Verfassers Erörterungen über die Minirknnst 
ebenfalls der zwischen beiden inneliegenden bergmännischenSpreng- 
arbeit neue Anregung zu Fortschritten entstehen. Nur dürfen sich 
unsere H. H. Praktäer vor den « Formeln « nicht scheuen, mit 
denen der gelehrte Fach- Vetter von der Kriegsbranche seine Ab- 
handlung ausgestattet hat. Der folgende Abschnitt beschäftigt sich 
-unmittelbar mit der Bohr- und Sprengarbeit und mit der Zün- 



dung, welche letztere vorzugsweise eingehend behandelt wird. 
Es wird insbesondere die Zündung mittelst Elektricität sehr 
vortheilhaft 'geschildert, die lehrreichen Bemerkungen über die 
Lzdnng, Patronen, Ladnngsberechnung kurz nur erwähnend 
messen wir noch aufmerksam machen auf das Gewicht, welches 
der Verfasser der Zusammen Wirkung gleichzeitig ge- 
zündeter Schüsse beilegt, und auf seine Bemerkungen über 
die Einflüsse des Hohlraumes. Zum Schluas faast der Verfasser 
das Gesagte in 16 kurs teztirte theoretische Sprengregeln 
vnsammen. Wir laddn uuKere Fachgenossen dringend ein, dieser 
Abhandlung sorgfältiges Studium zuzuwenden, und uns ihre zu- 
stimmenden oder abweichenden An»tübten und Erfahrungen mitzn- 
theilen. Denn von der Feststellung; der besten und wirksamsten 
Sprengarbeit hängt ein grosser Theü des Erfolges des Bergbaues 
ab, dessen Kosten sich durch wohlfeile Gesteinsgewinnung sehr er- 
leichtem lassen würden. Die zwei-te Abhandlung ist vom 
Redacteur selbst nnd behandelt „das Verhalten des Goldes gegen 
die Tiefe. Der wesentliche Inhalt ist den Lesern dieser Zeit- 
schrift- ohnehin aus den Blättern derselben bekannt, wo Hanns 
Höfer neulich dieses Thema angeschlagen hat, welches vom 
Herrn Oberhergrath Grimm ebendaselbst — beleuchtet nnd nun 
noch von PoSepny weitergesponnen wurde. — Diesem folgt 
eine ausführliche Abhandinng : „Ueher die Anwendung der 
variablen Expansion bei Schachtförderungs-Dampf- 
maschinen mit und ohne Wasserhebung etc *^ vom k. k. 
Kunst- und Bauwesens-Adjuncten Jos. Hrabdk in Pfibram. Das 
hl Nr. 1 1 dieser Zeitschrift über eine analoge Arbeit desselben Ver- 
fassers Gesagte gilt auch von dieser Abhandlung. Sie zeigt von vol- 
ler Vertrautheit mit der Theorie der Dampfmaschine und enthält 
eine praktisch gehaltene Anleitung zur schnellen Berechnung dieser 
Maschine. Die nächsten Artikel : Aufsätze aus der Notiz en- 
sammlung des Herrn Carl v. Mayerhofer, mitgetheilt 
von Franz Rüffel in Witkowitz. bringen Erfahrungen aus dem 
praktischen Hochofenbetriebe, und zwar insbesondere: a) Ueber 
die Durchbrfiche der Hohöfen zu Witkowitz und Marientiial vom 
Jahre 1842 — 1844. b) Ueber die Eisen carburete, welche sich bei 
der priv. Stahlerzeugungsmethode dbs Baron v. Herrzeele bilden. 
c) Tabelle Über die scheinbare Geschwindigkeit und Menge des 
Windes sammt dem dazu nöthigen Kraftaufwand etc. d) Die 
Verhältnisse des Schachteninhaltes zur Menge des Brennstoffes, 
welcher in einer bestimmten Zeit verbraucht wird, und e) zur 
Charakteristik der reinen Eisensorten. Der Verfasser ist leider 
während des Druckes dieser Abhandlung gestorben, so dass sie 
als eine posthume Publication in würdiger Weise die Thätigkeit 
dieses verdienstvollen Eisenhüttenmannes abzuschliessen bestimmt 
schien! Nun folgen Analysen den k. k. Gen.-Probiramtes 
aus den Jahren 1865 nnd 1866, dann die ausftihrliche und mit Be- 
merkungen hegleitete Uebersetzung der Abhandinng über den 
Gasschweissofen des Herrn Frederik Lundin, vonM.R. 
R. V. Tunner, von welcher ein vorläufiger Auszug in diesen 
Blättern bereits den Lesern vorgeführt wurde. Der Redacteur 
Oberhergrath Grimm theilt hierauf in einer längeren Abhand- 
lung seine Beobachtungen Über die Erzniederlage und 
den Bergbau von Off enbänya in Siebenbürgen mit, ans 
welcher Vieles über die Eigenthümlichkeiten der Enlagerstätten 
bemerkenswerth ist. Doch vermögen wir nicht, uns manchen der 
geologischen Bemerkungen desselben anzuschliessen. Es wird 
sich späterhin Anlass finden, auf dieselben zurückzukommen. 
Eine interessante Mittheilung über die F o r t s c h r i tte d er E i s en- 
erz-Verröstung der Eisenerze in Steiermark von Professor 
Kupelwieser, und Blittheilungen aus dem chemisch-metal- 
lurgischen Laboratorium der Academie Pfibram 
schhessen die Reihe der Abhandlungen dieses reichhaltigen 
Jahrbuches. O. H. 

Die Fortsohrltte In der Oonstniotio& der Pnmpeii, Saug- 
apparate, Wasserhebungs- und Wasserhaltungs- oder Wasser- 
säulen-Maschinen, Dampf- und Handfeuerspritzen, Brunnen- 
walzen, Wasserleitungen etc. in der neuesten Zeit. Zum prak- 
tischen Gebrauche ftir Wasserbantechniker, Bergingenieure etc. 
etc. zusammengestellt. Herausgegeben von Georg Ho eider« 
Mit einem Atlas von 24 Foliotafeln mit 207 Abbildungen. 
Weimar, B. F. Voigt 

Dieses Buch, welches den 280. Band des bekannten Sam- 
melwerkes „Neuer Schauplatz der Kunst und Handwerke** bfldet, 
enthält die Beschreibung und Abbildung einer nicht unbedeuten- 
den Anzahl von Pumpen und Pumpen-Constructionen (1. AV 



— 199 — 



schnitt), von Feaerspritzen, sowohl mit Dampf- ab Handkraft 
(2. Abschnitt) und 9 WasBcrbebangs- und Wasserhaltungsma- 
schioen nebst einigen Wasserleitungs-Apparaten (3. Abschnitt). 
Sämmtlicbe Beschreibungen sind aus verschiedenen Journalen 
zusammengestellt und können in Fällen, wo keine anderen Ute* 
rariseben Hilfsmittel zu Gebote stehen, wie es auf dem Lande 
nicht selten vorkommt, von praktischem NutKen sein. Für unser 
Fach haben nur einige der Artikel des 3. Abschnittes Interesse. 
Wir können in Bezug auf VoUstÜnd^gkeit oder wissenschaftliche 
Bedeutung dieser Publication keinen Werth beilegen, wenn wir 
auch dereu Brauchbarkeit in den erw&hnten Füllen und für Oe- 
werbsleute , die mit der Anfertigung von Pumpen oder &fa- 
schinenbestandtheilen sich beschäftigen, nicht bestreiten wollen. 
In grösseren Maschinenworkstätten aber besitzt und benützt man 
eingehendere Publicationen ! 



Notizen. 

Kronprinz Rndolfs-Hütte. Seine k. k. apostol. Majestät 
haben dem Grafen Hugo Henckel von Donnersmark über seine 
Bitte allergnädigst zu gestatten geruht, das ihm gehörige Walz- 
werk zu Zwischenbrücken bei Wien n Kronprinz Rudolfs-HtttteK 
zu nennen. 

EisensteiiiTorkommen im Saosalgebirge bei Leib- 
nitz in Steiermark. In seinem Berichte über die geologischen 
Annahmen in Steiermark an den steiermärkischen geognostisch- 
montanistischen Verein machte Herr Dr. Rolle bereits eine Er- 
wähnung Über das Vorkommen von Roheisensteinen in den von 
ihm zur devonischen Grauwakenformation gezählten zum Theile 
metamorphischen Schiefem des Sausalgebirges bei Leibnitz. Auf 
diese Eisensteine hatte in neuerer Zeit Herr Maschinenfabriks- 
besitzer Koro si voi^ Graz Schürfungen vornehmen lassen, welche 
Über dessen Einladung Herr Bergrath M. V. Lipoid vor Kur- 
zem in Augenschein genommen hat. Nach den Mittheilungen 
Herrn Lipoids hierüber finden sich Ausbisse von Eisensteinen 
an mehreren Punkten des Sausalgebirges und des Sulmthales 
zwischen Leibnitz und Gleinstätten vor, namentlich im Stein- 
riegel des Sausalgebirges, im Zauchengraben bei Fresing, am 
GeUlberg bei Mantrach, am MattelRberg bei Grossklein, und 
sind auch an einigen dieser Punkte vor Jahren schon die Eisen- 
Steinlagerstätten tbeilweise geprüft und abgebaut worden. Die 
Eisenerze bestehen aus theils schiefrigem, theils dichtem quarz- 
reichem Rotheisenstein und Eisenglanz; in geringen Mengen findet 
sich auch Magneteisenstein , am Matteisberg Spatheisenstein, 
und an den Ausgehenden Brauneirenstein vor. Diese Erze treten 
in der Mächtigkeit von ein Paar Fnss bis zu ein Paar Klaftern 
auf, und im Zauchengraben sind zwei solche zu einander paral- 
lel streichende Erzlager im Aufschlüsse. Im Hangenden der Eisen- 
steinUger , jedoch durch taube Schiefer von diesen getrennt, 
befinden sich den Devpnkalken Steiermarks entsprechende Kalk 
steinein der Mächtigkeit von 4—5 Klaftern abgelagert, und es 
geben diese Kalksteinlager einen erwünschten Anhaltspunkt zur 
weiteren Aufschürfung der Eisenerzlager. Letztere sind übrigens 
an den einzelnen Punkten aus Findlingen {Iber Tags im Strei* 
chen auf mehrere hundert Klafter weit bekannt, hingegen bis- 
her in der Teufe noch durch keinen Bau untersucht worden. 
Herr Lipoid erwähnte hierauf, dass die Eisenerzlager des Sau- 
salgebirges sowohl in geologischer, als auch, in so weit diess 
aus den bisherigen geringen Aufschlüssen beurtheilt werden 
kann, in bergmännischer Beziehung eine in die Augen fallende 
Uebereinstimmnng zeigen mit jenen Rotheisensteinlagem an dem 
Ost- und Südabfalle der Sudeten in Schlesien und Mähren, welche 
derselbe i. J. 1859 bei den für den Werner- Verein daselbst durch- 
gefQhrten geologischen Aufnahmen kennen gelernt und in dem 
zehnten Jahresberichte des Werner- Vereins vom Jahre 1860 be- 
schrieben hat, und welche in den Eisenhohöfen zu Buchbergs- 
thaly Ludwigsthal, Janovitz, Stefanau, Zöptau und Aloiethal 
verhüttet werden. (Verband, d. geol. R.-Anst.) 

Modellgescbäft. In letzter Zeit ist in Magdeburg ein Ge> 
schäft entstanden, welchem eine eigenthümlichc neue, aber, wie 
man wohl erwarten darf, sehr praktische und beachtenswerthe 
Idee SU Grunde liegt, nämlich ein Modellgeschäft, d. h. cm Ge- 
schäft, welches Modelle unter rationellen Anordnungen fertig^ 
und verleiht, um dadurch die auf allen Gnssw'aaren lastenden 
Modellkosten auf die möglichst geringe. Höhe zurückzuführen. 
Das G^esehäfi, dessen Unternehmer Ingenieur W. Born in Mag- 



deburg ist, liefert Modelle nach Angaben, Zeichnungen, über- 
sandten Eisentheilen oder Maschinen etc. für GKessereien , Fa- 
briken und Werkstätten von Gewerbtreiben den aller Art, ver- 
leiht die vorhandenen Normallager und Dispositionsmodelle zur 
Benutzung auf Zeit gegen Miethe nach billigen Taxen, über- 
nimmt endlich vorhandene Modelle auf La^^er, hält dieselben in 
Ordnung und in brauchbarem Zustande, versichert gegen Feners- 
gefahr und ermöglicht eine ausgedehnte Benutzung mit entspre- 
chendem Gewinnantheile für den Besitzer. Bei eingehenden Auf- 
trägen zur Lieferung von Gusswaaren nach den vorhandenen 
Modellen berechnet es keinerlei Abgabe unter irgend einem Namen 
für die Besteller und bringt die Auftraggeber direct nut den 
für billige Fracht und gute Ausführung bestgeeigneten Giessereien 
und Fabriken in Verbindung. Von namhaften Maschinenfabriken 
Deutschlands sind dem Unternehmer bereits mehrere tausend 
Modelle in Lithographien, Aufnahmen etc. zugestellt worden, die 
derselbe in geeigneter Form dem Publicum darbietet. Es ist diess 
jedenfalls ein beachtenswerther Gegenstand für Maschinenfabriken 
der verschiedensten Art, namentlich für die zahlreiche Masse 
derjenigen, wehihe nicht bloss eine Specialbranche betreiben, so 
dass die Modellkosten sich auf eine grosse Zahl ausgeführter 
Maschinen vertheilen, sondern die genöthigt sind, Bestellungen 
auf alle- mögliche Arten von Maschinen aufzunehmen, wo dann 
allerdings bei der bisherigen gewöhnlichen Einrichtung die Modell- 
kosten schwer ins Gewicht fallen. St. Ind. u. H. Bl. 

Sohutz gegen Verbrennung. Die traurigen Vorfälle, 
welche in letzter Zeit die schon so oft beklagte Feoerempfäng* 
lichkeit der weiblichen Kleiderstoffe neuerdings wieder zum 
Gegenstande allgemeinen Nachdenkens gemacht haben, wnrdeu 
begreiflicherweise Anlass, dass in vielen chemischen Laborato- 
rien Versuche zur Herstellung von nfeuer sicheren « Stoffen für 
die Fraueukleidang gemacht wurden. Es ist wohl an und für 
sich nicht so schwer, Gewebe durch Präparirung mit verschie- 
denen Stoffen minder entzündlich (um nicht zu sagen nunver- 
brennlichtf) zu machen, aber um einer solchen Zabereitung 
(Appretur) allgemeine Verbreitung zu sichern, muss sie mög- 
lichsteinfach, wohlfeil und Jedermann leicht zugänglich sein. Eine 
Appretur, für welche es nöthig wäre, jeden Unterrock nach 
jeder Hasche in ein ^chemisches Laboratorium« zu senden, 
würde mf grosse Städte und den Kreis reicher Leute beschränkt 
sein. Samstag den 15. Juni veröffentlichte der Hüttenchemiker 
Bergrath Pater a in der »Neues freien Presse« ein sehr einfa- 
ches Verfahren, durch einen mit Salmiak und Gypsbrei versetz- 
ten Stärkekleister Unterrockstoffe, so wie leichtere Gewebe z. B. 
TtUle bei der gewöhnlichen Operation des Wäsche-Steifens so zu 
präpariren, dass sie von der Flamme eines Zündhölzchens wohl 
entzündet aber nicht in Flamme gesetzt werden können und ein 
Stück oder ein Streifen des Stoffes verglimmt, ohne den Brand 
weiter zu verbreiten. Wir haben mehrere Stücke solcher nach 
Patera^s Anleitung von einer gewöhnlichen Wäscherin präparirter 
Stoffe selbst angehrannt und das rasche Verlöschen eines glim- 
menden Stückchens mitten auf dem Stoffe oder vom Rande aufwärts 
beobachtet. Es wäre immer schon viel werth, wenn das Unglück, 
welches ein Funke anrichten kann , solchergestalt auf einen 
höchstens handbreiten Brandfleck «localisirttf werden könnte. 
Pater a setzt seine Versuche fort, die wir ganz zeitgemäss fin- 
den und selbst in unser Fach schlagend erkennen müssen, da 
nicht bloss die Kleidjing von Frauen, welche Hüttenwerke be- 
suchen, sondern auch Kleidungsstücke von arbeitenden Personen 
bei Montanwerken dadurch geschützt werden können, und end- 
lich die nMineralisirnngtf des weiblichen Anzuges sicher im 
Gebiete der uns nahe angehenden j,anorganischen Chemie'^ liegt. 
Wir geben vorläufig von den ersten Schritten >auf dieser Bahn 
Nachricht und hoffen später noch von weiterer Entwickelung 
der Sache berichten zu können. O. H. 

Die grösste Krelss&ge, welche bis jetzt überhaupt dai^ 
gestellt worden sein soll, nämlich eine solche von 88" engl. Durch- 
messer, schickt die nAmerik. Sägen- Gesellschaft«« in Newyork 
auf die Pariser Ausstellung; die bisher grösste Kreissäge soll 
nur 72 Zoll engl. Durchmesser gehabt haben. Die Säge hat 48 
Zähne nach J. E. Emerson*s Patent, d. h. Zähne, die nicht mit 
der Säge ans einem Ganzen bestehen, sondern für sich eingesetzt 
werden und, wenn abgenutzt, entfernt werden können. Diese 
Zähne bilden so eine Reihe rotirender Meissel, die das Holz nicht 
zerreissen, sondern zerschneiden. St. Ind. u. H. Bl. 



— 200 - 



\ 



A^dministratives. 

Brnennimg. 
Vom Finanzministerium: 
Der Chefgeologe der k. k. geologischen Reichsanstalt, Berg- 
rath Marcus Vincenz Lipoid zum Bergrathe und Amtsrorstande 
bei dem Bergamte in Idria (Z. 21768, ddo. 7. Juni 1867). 
Z. 2252. KündmaohQoi^. 

Die in der Gemeinde Klostergrab, Bezirkes Dux, Kreises 
Saaz im Kronlande Böhmen gelegenen, der Leopoldine-Gewerk- 
Schaft angehörenden drei, auf Silbererze verliehenen Gruben- 
massen Leopoldine Nro. I, 11 und III sind laut Anzeige des Dux- 
BiHner Bergrevier- Vorstandes seit l&ngerer Zeit ausser Betrieb. 
— Es werden daher die Mitgewerken oder deren Rechtsnach- 
folger der gedachten Gewerkschaft als: die Kirche, Schule und 
Hospital in Klostergrab, Jaroslav Storch, Franz Nitsche, Lorenz 
Rathgeber von Rothenburg und Josef Reichl in Klostergrab, 
Franz Liebisch, Augusta Liebisch, Rudolf Nötscher, Franz Not- 
scher, Alexander Nötscher, Eduard Nötscher, Barbara Nötscher 
und Maria Nötscher in Wien, Erben nach Med. Dr. Josef Knof, 
P. Johann Runtsch, Antou Schieferes Erben, Josef Gruss, Josef 
Noli, Anton Schmid, Josef und Anton Dick, Erben nach Josef 
Willmitzer und Josef Schöffel, August Gutta und Anton Zapp in 
Komotau, Friedrich Schwab in Theresienstadt, Anton Plejer's 
Witwe in Neundorf, Franz Fertlich in Rumburg, Franz Melzer, 
Josef Klee^s Erben, Josef Nürnberger, Karl Blum, Johann Löff- 
ler, Eduard Fritsch's Erben, Ferdinand Fritsch imd Fann^ Chi- 
lik, in Seestadtl, Franz Maixner in Obersdorf, Josef Sander's 
Erben in Welbudiz, Ludwig von Schwarzenfeld in Kaaden, 
Emanuel Hampel in Dux, P. Wenzel Reiss in Tschausch, Caro- 
line Wagner und Anton Korber in Brüx, Josef Jungniki in Ru- 
delsdorf, Karl Schmiedt in Eisenberg, Karl Melzer in Enzowan, 
endlich Karl Mayer^s ^rben in Ploscha hiemit aufgefordert: die 
oben erwKhnten, nach Vorschritt; der §§. 170 und 174 a. B. G. 



banhait zn erhaltenden Orubenmassen sogleich in Betrieb zu 
setzen, sich über die bisherige Ausserachtlassuiig der steten Be- 
triebspflicht zu rechtfertigen, an Steile des verstorbenen Gewerk- 
Schafts- Vorstandes Josef Klee einen neuen Director zu wählen 
und die demselben nach §. 146 a. B. G zn ertheilende Voll- 
macht, sowie den Ausweis über die erfolgte Inbetriebsetzung, 
endlich den Nachweis über die Berichtigung der bis zum Schlüsse 
des Jahres 1866 rückständigen Massengebühren im Betrage von 
94 fl. 20 kr. bei dem k. k. Steueramte zu Dux binnen 60 Tagen 
von der ersten Einschaltung dieser Kundmachung in dem Amts- 
blatte der Prager Zeitung gerechnet, anher vorzulegen, widrigen- 
falls wegen fortgesetzter und anhaltender Betriebsvemachlässi- 
gung auf die Entziehung der oberwähnten Leopoldine. Gruben- 
massen auf Grund des §. 244 a. B. G. erkannt werden wird. — 
Von der k. k. Berghauptmannschaft Komottan. am 5. Juni 1867. 

Z. 8850—254. Kandmaohong 

der k. k. böhmischen Statthalterei und Oberberg- 
behörde vom 9. Mai 1867, Z. 18947, betreffend die Fest- 
stellung eines Schutzrayon's gegen alle Schürf- und 
Bergbauunternehmungen für den Kurort Marienbad. 
Von der k. k. Statthalterei als politischen Landesstelle und 
zugleich als Oberbergbehörde für Böhmen ist mit dem nun bereits 
rechtskräftigen Erkenntnisse vom 3t. December 1866, Z. 52754 
aus Öffentlichen Rücksichten für den Kurort Marienbad im Sinne 
der §§. 18 und 222 des allgemeinen Bergesetzes vom 23. Mai 
1854 ein Schutzrayon gegen alje Schürf- und Bergbau-Unter- 
nehmungen dergestalt festgestellt worden, dass derselbe die gan- 
zen Bezirke der Catastralgemeinden : Rauschenbach, Rojau, 
Marienbad, Abaschin, Hohendorf, Müllestau, Kladrau, Martuau, 
Kuttnau, Stanowitz, Wilkowitz, Auschowitz und Schanz umfas- 
sen und sonach ein geschlossenes, bereits abgegrenztes Terrain 
von 14.955 Joch und 355 Q Klaftern bilden soll. 

Was hiermit zur allgemeinen Kenntniss gebracht wird. 



ANKÜNDIGUNGEN. 

Soeben erschien und ist in der ^ 

G. J. Manz'schen Buchhandlung in Wien, 

Kohlmarkt Mr. 7, vorräthig: 

lieber die üV^alaBenkallberirnns 

für die 

Eisenfabrikation 

von 

JP. Jiiffet* roM S'MMM^r. 

Mit in den Text eingedruckten Holzschnitten und zehn lithograph. 
Tafeln. - Preis 5 A. 34 kr. ö. W. (30—30) 

Für eine der grösstenPulyerfabriken 

Peutsohlandi wird ein teohiÜBOher Betriebs-Dlreo- 
tor mit ia-1500 rh. Oehalt ezol. Tantieme sa en- 
^a^^en S^esuoht. Offerte sind unter Angabe der Referen- 
zen an die Herren Rüpp er und Wiedebach in Berlin franoo 
einzusenden. 33— -35 

Kupfererze 

und knpferhaltige Gekrtttme aller Art kauft nach (behalt das 
St Johannes-Kupferwerk bei Böhmisch- Wemersdorf. 

Offerte beliebe man an den Besitzer Theodor Klein- 
wächter in Liebau (Preussisch-Schlesien) gefälligst franco zu 
richten. (27—28) 



tSicherheltszünder 

aller Sorten I. Qualität von 

Helgl Peter Paul zn Innsbraok, 

durch einen Schuss in der Grube verunglückter dienstunfähig 

gewordener k. k. Schichtmeister in P. und 

BlTentlfelier Danli 

desselben allen P. T. Herren Montanistikem, Eisenbahnunter^ 
nehmem etc. im In- und Auslande itir die gütige Theilnahme 
und Berücksichtigung. (32) 



Gesuch. 



Ein Bergbeamter, absolvirter Bergakademiker, seit 12 
Jahren beim Kohlenbergbaue bedienstet, mit guten Dienstzeug- 
nissen versehen, wünscht ein seinen Kenntnissen entsprechen- 
des Unterkommen bei einer soliden Gewerkschaft — Derselbe 
hat durch 4 Jahre als Markscheider, seitdem durch 8 Jahre als 
Bergbauleiter der Bergverwaltung selbständig vorgestanden, Erd- 
bohrungen und Schür^ngen geleitet, ist auch im Rechnungswesen 
bewandert und kann sogleich eintreten. (36 — 38) 

Als Buchhalter oder Correspondent 

für ein Eisenwerk oder eine Maschinenfabrik empfiehlt sich ein 
in Steiermark und Kärnten bei mehreren Gewerkschaften aus- 
gebildeter junger Mann, welcher Kenntnisse in allen Handels- 
wisscnschafteu, sowie im Forstfache und Maschinenzeichnen be- 
sitzt, und sich bezüglich seines Charakters auf angesehene Häu- 
ser beziehen kann. Derselbe ist auch cautionsfähig und der 
windischen Sprache mächtig. — 

Geneigte Offerte übernimmt A. Risj, Buchhalter der Eszter* 
hizy'ächen Generalpachtung L^va pr. Gr^n-Nana. (25 — 25) 



Diese Zeitschrift erscheint wöchentlich einen Bogen stark mit den nöthigen artistischen Beigaben. Der Fr&nnmerationspraii 
ist jährlich loeo Wien 8 fl. ö. W. oder 5 Thlr. 10 Ngr. Mit franoo Fostvenendung 8 fl. 80 kr. ö. W. Die Jahresabonn enten 
erhalten einen officiellen Bericht Über die Brfahnmgea im barg- und hfittonmäanifohen Hasohinen-, Bau- nnd Anfbereitangtweson 
Atlas als Gratisbeilage. Inserate finden gegen 8 kr. ö. W. oder IV] Ngr. die gespaltene Nonpareillezeile Aufiiahme. 
Zuschriften jeder Art können nur franoo angenommen werden. 



Druck TOD Carl Fromme in Wien. 



Fflr den Vertag yerantwortUch : Carl Reger. 



i^ 



N= 26. Oesterreichische Zeitschrift }^fl 



tTir 



Berg- und Hüttenwesen. 



Verantwortlicher Redacteiir: Dr. Otto Freiherr von Hingenan, 

k. k. MiniateriAlrath im FlnaiiBmiBiiteriiim. 

I 

Verlag der Q. J. Manz'schen Baoblia&dlimff (Kohlmarkt 7) in Wien. 

bllialt: Die StrafVerhandlung iSber den Silberdiebstahl in Pnibram. — Gruben-CompaM mit drehbarem Stondenring. — 
Der Steinkohlen-Bergbau xn HJUring in Tirol. — Literatur. — Adminiatrativee. — Ankündigungen. 



Die StrafVerhandlung über den Silberdiebstahl 
in Frzibram. 

I. 

Nachdem alle im Laufe der Voruntersuchung so wie 
der nach Fassung des Anklage - Beschlusses in zahlreichen 
einseinen Fällen ergriffenen Recurse der Angeschuldigten 
und Verhafteten im gesetzlichen Instanzenzuge erledigt und 
der darnach rechtskräftig gewordene Anklage • Beschluss 
nach diesen — meist durch, einzelne Angeklagte verursach- 
ten — Verzögerungen in Rechtskraft erwachsen, sodann von 
der Staatsanwaltschaft und dem Vorsitzenden des Schluss- 
verfahrens studirt worden, ist diese nicht bloss in dem mon- 
tanistischen Publicum Epoche machende cause celebre am 
17. Juni in das Stadium der öffentlichen Schlussverhandiung 
getreten und täglich bringen seither die Tagesblätter Aus- 
züge aus den Verhandlungen dieses Processes. Es sind aber 
eben nur Auszfige,die nicht immer vollständig und 2 Theile 
selbst bei böhmischen Aussagen bisweilen minder glücklich 
übersetzt erscheinen. Wir glauben daher, dass erst nach 
Schluss der Verhandlungen eine klarere Uebersicht darüber 
zu gewinnen sein wird. Für uns selbst ist aber mit dem Ein- 
tritte der öffentlichen Schlu:<sverhandlung eines der wesent- 
lichsten Motive gefallen, welches uns bisher über diese An- 
gelegenheit Zurückhaltung auferlegt hat. Bekanntlich hat 
der Redacteur dieser Zeitschrift vor einem Jahre die Auf- 
gabe gehabt die Systemal- Untersuchung über die Amtsge- 
barung in Przibram zu führen, um zu erheben, in wieferne 
Mangel und Gebrechen der Gebarung überhaupt vorhanden 
und Anlass seien, dass sich so weitgehende Defraudationen 
einschleichen und erhalten konnten. Begreiflicherweise spielen 
die Einflüsse solcher Gebarungsmängel tief in die Schuld- 
frage jener Individuen hinein« welche von der Untersuchungs- 
commission des Strafgerichtes, die unabhängig von der Sy- 
stem al-Untersuchung ihren Gang verfolgte , zur Verantwor- 
tung gezogen wurden', und umgekehrt kann auch das Re- 
sultat der strafgerichtlichen Schlussverhandlung nicht ohne 
Einfluss auf das Mass von Verantwortung sein, welche sich 
möglicherweise aus der Systemal-Untersuchung für einzelne 
Personen ergeben kann. 

Dass unter solchen Umständen und um die Unbefangen- 
heit des Strafverfahrens nicht zu beirren, und einem Ur- 



thetle des Gerichtes in keiner Weise vorzugreifen, irgend 
welche Berichte oder Andeutungen von unserer Seite unge- 
ziemend gewesen wären, mass jedermann einsehen, der von 
der Wichtigkeit eines unabhängigen Richterspruches etwas 
hält und in Erwägung zieht, dass einer öffentlichen Aeusserung 
desjenigen, der die Systemal-Untersuchung geführt hat, 
ein weit grösserer Moment beigelegt worden wäre, als einer 
anderen Zeitungsnotiz. Es war daher unsere Pflicht, uns sorg- 
licher Zurückhaltung zu befleissen. Dagegen steht nichts im 
Wege, die Schlussverhandlung selbst — die eine öffentliche 
ist — in das Bereich unserer Zeitschrift zu ziehen , sobald 
sie uns im Ganzen und authentisch vorliegen wird. Wir wer- 
den dann auch nicht verabsäumen, Schlussfolgerungen daraus 
zu ziehen und Andeutungen daran zu knüpfen, in welcher 
Art und Weise Defraudationen im Bergwesen mindest vor- 
gebeugt werden kann, wenngleich deren Verhinderung durch 
noch so strenge Controle uns unmöglich scheint, wenn nicht 
der Zustand der Volksmoral und das Öffentliche Rechts- 
bewusstsein dabei hilfreich mitwirkt. 0. H. 



Oruben-CompasB mit drehbarem Stondenring. 

Unter dieser Aufschrift erschien in Nr. 17 dieser Zeit- 
schrift ein vom k. k. Markscheider E. Jarolimek verfass- 
ter Artikel , der ob seiner Irrlehren über die Mittagslinie 
schon längst eine scharfe Entgegnung, und bezüglich des 
drehbaren Stundenringes die Mahnung verdient hätte, dass 
man sich , wenn man Schriftstellern will , mit der den be- 
treffenden Gegenstand behandelnden Literatur gehörig ver- 
traut machen rouss , um nicht in die traurige Lage zu ge- 
rathen etwas schon Dagewesenes für neue Erfindung aus- 
zugeben. 

Den drehbaren Stundenring beim Compasse, und die 
hiemit in der markscheiderischen Praxis zu erzielenden Vor- 
theile hat der Hr. Traurig schon vor 6 Jahren (Siehe öst. 
Z. f. B. u. H. Jahrg. IX. pag. 109) eingehend erörtert, und 
mit Zugrundeletrung des ebenso als die drehbaren Coropass- 
büchsen alten Principe ein Instrument angegeben, womit es 
möglich wäre, schon bei der Vornahme der Grubenvermessung 
die magnetische Declination zu beheben , und zugleich die 
Folgen der täglichen Variationen der Magnetnadel grössten- 
theils KU paralysiron. 



— 202 - 



Bx. £. Jarolimek verfolgt wenigstens theil weise den- 
selben Zweck, und bedient sich hiezu derselben Behelfe wie 
Hr. Traurig, nur dreht dieser den Stnndenkreis in einem 
feststehenden Visircompass, während jener den Hängcompass 
mit einem drehbaren Stundenring versieht , und denselben 
auf einer in der Meridiaaebene gespannten Schnur 
justirt. Ob ihn diese Manipulation nicht mehr verdriessen 
wird, als das Einstellen des Compasses im Zulegzeuge auf 
die prmittelte Magnet- Ueclination, oder das Umrechnen der 
in Bezug zur Magnetlinie gemessenen Winkel auf Jene zur 
Mittagslinie — welche beiden Umstände ihn eben zu dieser 
neuen Erfindung bewogen haben, — da ja bekanntlich die 
leiseste Berührung des eingehängten Compasses die Magnet- 
nadel sofort in Schwingungen versetzt? 

Wenn nun ein beweglicher Stundenring an einem Com- 
passe angebracht wird, was wohl weniger aus den vom Hm. 
Jarolimok angeführten Gründen, als vielmehr aus Bück- 
sichtsnahme auf den Umstand, dass die Bestimmung des 
Declinationswinkels auf den Compassen mit fixem Stunden- 
ringe des unsicheren Ablesend wegen sehr leicht mit einer 
massgebenden Differenz behaftet sein kann, welchem Uebel- 
stande durch die Drehung des Stundenringes um den jeweili- 
gen Declinationswinkel, bis die Nadel auf denNordtheilstrich 
genau einspielt, sicher abgeholfen wird, — sehr wünschens- 
werthwäre: so wird man den Compass nicht im 
Häng- sondern im Znlegzeug justiren, und den- 
selben erst dann in einem früher genau geprüften Hängzeuge 
befestigen. 

Zur Mittagslinie anlangend entwickelt der Hr. Verfasser 
Ansichten, die man nach dem, was über diesen Gegenstand 
der Hr. Oberingenieur 'K 1 e s z c z 7 ili a k i und die Hrn. Pro- 
fessoren Weisbach und Gustav Schmidt gepredigt 
haben, von einem k. k. Markscheider durchaus nicht erwar- 
tet hätte. Für ihn ist die genaue Bestimmung der Mittags- 
linie zu Markscheidszwecken ganz überflüssig, ihm genügt 
hiezu eine beliebige fixe Linie , und am passendsten findet 
er eine solche, die der Mittagslinie ins Kreuz fUllt, weil er 
beim Beobachten des Einspielens der Nadel, durch den Häng- 
ring nicht behindert wird. Schliesslich gibt er aber doch zu, 
d^s die Mittagslinie zu dem eben besagten Zwecke unter 
allen den anderen Linien am verwendbarsten ist, weil sie 
zugleich die genaue Lage des Erdpoles angibt, 
und die kann man sich mittelst der altehrwürdigen Regel- 
methode leicht bestimmen. Eine genaue Bestimmung dersel- 
ben thut ja durchaus nicht Noth, und übrigens sind die in 
den neueren Werken zu diesem Behufe angegebenen Me- 
thoden zu umständlich behandelt und fordern auch Instru- 
mente, die nicht überall zu haben sind. Am Ende seines 
Artikels gibt er noch den guten Rath, die Markscheider eines 
grösseren Bergbaurevieres zur durchgängigen Annahme einer 
und derselben Richtlinie anzuhalten. 

Hierauf wird dem Hrn. Verfasser jeder intelligente 
Markscheider Folgendes zur Antwort geben: 

1. Dass für markscheideriscbe Zwecl^e die Fixirung der 
Mittagslinie absolut nothwendig ist, und dass die- 
selbe durch keine andere fixe Linie ersetzt wer- 
den kanii und darf, und zwar aus diesem sehr einfachen 
Grunde, weil nur sie allein jeder zufälligen und muthwilligen 
Vernichtung trotzt, und zu jeder Zeit genau so wie früher 
bestimmt werden kann. Zwar passt diese, wie der Herr Ver- 
fasser ibeint, zu seinem neuen Instrumente nicht ganz gut, 
aber darüber möge er sich trösten, denn wenn er einmal 



einen mit einem drehbaren Stundenkreise versehenen Cooa- 
pass haben wird, so wird er die Dedination sicherlich nicht 
im Hängzeug sondern im Zulegzeug ablesen , und die etwm, 
zwischen beiden sich ergebende Differenz durch die nie ra 
vernachlässigende Prüfung und Adjustirung des Hängseuges 
vor seinem Gebrauche berichtigen. 

2. Die Bestimmung der Mittagslinie durch die Kegel- 
methode ist als roh und ungenau unbedingt verwerflich« 
denn wenn sie auf diese Art. mit noch so grosser Sorgfalt 
und Präcision ausgeführt wird, so hat man doch nur eine 
Linie bekommen , die je nach der Zeit, zu welcher man sie 
bestimmt hat, wegen Ausserachtlassung der jeweiligen Son- 
nen dedination, zwischen vollen.l2Min. variiren kan n. 
(Siebe Littrows Wunder des Himmels pag. 682 u. ff. und 
Schmidts Bestimmung der Mittagslinie im Berg- und Hütt, 
Jahrbuche IV. B. pag. 91 ff.) Welches Unheil eine in der 
Richtung um 12Min. differirende Grubenaufnahme, insbeson- 
dere in einem Bergbaureviere, wo beispielsweise freies Gold 
in grösseren Quantitäten vorkommt, anzustiften im Stande 
wäre, das brauche ich wohl dem Hrn. Verfasser nicht erst 
auseinander setzen zu müssen ; und sollte er dennpch darüber 
im Unklaren sein, so rathe ich ihm den vortrefflichen Auf- 
satz über diesen Gegenstand vom Herrn Ober • Ingenieur 
Kleszczyiiski in der Berg- und H. Z. Jhrg. V. pag. 401 
nachzulesen. 

Die Ablesung auf unseren gewöhnlichen Aufnahms- 
Compassen kann bei einiger Uebung und Aufmerksamkeit 
bis auf 3 Min. genau effectuirt werden , folglich ist der 
grösste zulässige Fehler in der Bestimmung der 
Mittagslinie -|> oder — ly^ Min., und diese Genauig- 
keit kann man schon mit einem Winkelmessinstrumente er- 
reichen, welches die Azimuthaiwinkel auf 1 Min. genau au- 
gibt. Solche Instrumente werden doch wohl sehr häufig an- 
zutreffen sein; — ja man kann beinahe mit Sicherheit be- 
haupten, dass in jedem grösseren Bergbau-District» wenig- 
stens Ein solches Instrument zu finden ist, das man auch 
auf jeden Fall zu dem erwähnten Zwecke bekommen kann. 

Aber freilich, wer ein einfaches sphärisches Dreieck 
nach einer gegebenen Formel nicht aufzulösen im Stande 
ist, wer nicht weiss, wozu eine Mittagslinie gut ist, wer über 
die anzustrebende Genauigkeit bei ihrer Bestimmung sich 
keine Rechenschaft zu geben vermag, wer endlich selbst 
über die Mittagslinie einen mehr als vagen Begriff hat ; an 
dem ist fürwahr Malz und Hopfen verloren. — Und wie 
viele selbst unter den absolvirten Akademikern gibt es, die 
nicht wissen, von welcher Seite man den Theodoliten anzu- 
packen hat? An der Akademie hat man ihnen einen solchen 
während des Vortrages nur par disiance gezeigt, gearbeitet 
haben sie damit nie. Auch Über die Bestimmung der Mittags- 
linie hat man ihnen manches Schöne vorgetragen, wie z. B. 
im Jahre 1859 in Schemnitz den ganzen dritten Ab- 
schnitt vom alten Hanstadt, aber dass man für die 
praktische Durchführung dieser Aufgabe 2 oder 3 Tage ge- 
opfert hätte, das ist Niemandem eingefallen. Selbst auf der 
Leobner Bergakademie, wo doch unstreitig die Theorie mit 
der Praxis am meisten Hand in Hand gehen, wo die Eleven 
kührenweise grössere Triangulationsaufgaben zu lösen be- 
kommen, ist die Bestimmung der Mittagslinie nach verschie- 
denen rationellen Methoden meines Wissens nur einmal im 
Jahre 1851 vom damaligen Hrn, Assistenten Gustav Schmidt 
vorgenommen worden. 

Es ist dann nicht zu wundern , wenn auch in solchen 



203 — 



Co«. 

aict: 

fei'. 



BergorteD, wo ein Theodolit vorbaudeu, entweder keine Mit- 
tagslinie oder nur eine mittelst des Kegelschattens bestimmte 
sich vorfindet , wofür ich genng Beispiele anfahren könnte. 
Ja, ich kenne einen Fall, »dass ein Theodolitsich 
durch 18 Jahre einer vollkommenen Buhe erfreute,^ 
w&hrend welcher Zeit grössere Tagaufnahmen 
mit einem Compasse ausgeführt wurden. 

Dieses Uebel wie so manches andere wurselt also noch 
in dei^ bergmännischen Lehranstalten, und es ist nicht früher 
auf Abhilfe zu hoffen , bis nicht endlich die lang ersehnte 
Reorgatiisation unserer Montan -Lehranstalten in*s Leben 
tritt ; bis man nicht bessere ^Lehrkräfte und reichere Lehr- 
mittel schafft, die einzelnen Fächer von einander trennt, und 
die Akademien an ihre natürlichen Existenzorte, die Con- 
centrationspunkte der Wissenschaft und Intelligenz versetzt, 
wo sie allein gedeihen und reichliche Früchte tragenkönnen. — 
Dann wird man sicher nicht in die Lage kommen, 
über die Nichtbeachtung der Declination bei 
Compassaufnah men sich zu beklagen, und es 
.wird auch nicht. nöthig sein, die Markscheid er 
in einem Bergbaureviere zurAnnahme einer 
und derselben Biohtl in ie anzuhalten, denn ihre 
Richtlinie wird die w.ahre Mittagslinie sein, 
und die genaue Bestimmung derselben ihre erste 
und leichte Aufgabe. 

Schliesslich nrass ich noch jenes folgenschweren Ge- 
dankens mit einigen Worten gedenken, welchem der Hr. 
Verfasser in dem mit einem gewissen Nachdrucke hervor- 
gehobenen Gegensatze zwischen Praxis und Wissenschaft 
den Ausdruck verleiht, weil ich der festen Ueberzeugung bin, 
dass in dieser einzigen falschen Idee alle bewnssten und 
unbewussten Sünden , welche je auf dem Gebiete der In- 
dustrie begangen wurden, ihre Quelle haben. Erst seit der 
Zeit, als mau zu der Einsieht kam, dass die wahre Wissen- 
schaft nicht den Zweck hat, uns in den mataphysischen Himmel 
zu bringen, sondern uns in unserem praktischen Leben und 
Weben als verlässliche Führerin zu dienen, — erst seit der 
Zeit reichten sich Wissenschaft und Praxis die Hand, und 
ihrer vereinten Kraft haben wir alle jene grossen Erfolge zu 
verdanken, auf w^elche unser Zeitalter so stolz ist. Und als 
diese allein richtige Auffassung des Verhältnisses zwischen 
Wissen und Wirken auch bei unseren Montanistikem zum 
vollen Bewusstsein kam, da fingen an die Lebenssäfte in allen 
Gliedern des siechen Körpers zu circuliren; in Wien, Leoben, 
Przibram bemerkte man erfreuliche Symptome einer baldi- 
gen Genesung, nur unsere Alte in Schemnitz kann sich seit 
ihrer unter dem 48ger Sturm erfolgten, sehmerzreichen Ent- 
bindung von Zwillingen nicht mehr erholen. In der letzten 
Zeit scheint ihr körperliches Leiden auch ihren Geist ins 
Mitldd gezogen zu haben , denn sie verwechselte die Geo- 
logie mit der Metallurgie, die descriptive Geometrie mit dem 
Maschinenbau, die edle Zeichenkunst mit der Bergtecbnik. 
Jetzt will sie der Dualismas in die Kur übernehmen und be- 
absichtigt zu diesem Behufe in ihren pemächem eine ter- 
minologische Schmiede zu etabliren. 

Unbekümmert um dieses kranke Glied wollen wir, durch 
anderwitige erfreuliche Resultate aufgemunt<>rt, in unserem 
praktischen Wirken nie die Wissenschaft aus dem Auge 
lassen, und wenn es sich auch nur um Beobachtungen der 
magnetischen Declination handelt, eingedenk der Worte des 
Bergrathes und Professors Christian Doppler, welche er in 
seinem Vortrage in der Sitzung der mathematisch-naturwis- 



sensehaftlicben Claase der kais. Akademie der Wiflaenachaf- 
ten am; 11. April 185 1 ausgesprochen hat: Ddaas es ihm von 
eben so hohein wissenschaftlichen wie praktischen Interesse 
zu sein dünkt^ in den verschiedenen Bergwerksrevieren der 
Monarchie magnetische Beobachtungsstationen zu errich- 
ten, . . . weil nur hiedurch die Brauchbarkeit markschei- 
derischer Arbeiten für alle Zukunft gesichert und eine bis- 
her nur allzuergiebige Quelle von Irrthfimem, welehe nieht 
selten zu den unheilvollsten Streitigkeiten Veranlassung 
gaben, wirksam verstopft würde. Aber auch in rein geogno- 
stischer Beziehung wird man es für wichtig genug erkennen 
müssen, die mannigfaltigen örtlichen Abweichungen in der 
Declination, Inclination und Intensität, bedingt durch die 
innere Structur und Beschaffenheit der erzführenden Gebirge, 
kennen zu lernen, . . . Ueberdiess besitzen die Markschei- 
derei'Locali täten schön an und für sich alle für magnetische 
Observationen erforderlichen und wünschenswerthen Eigen- 
schaften, und die Besorgung dieses interessanten Geschäftes 
durch Männer, welche im Besitze aller hiezu nöthigen Kennt- 
nisse sind, könnte nicht anders als von dem glücklichsten 
Erfolge begleitet seinu. B . . . . 

Der Steinkohlen-Bergbau zu Häring in TiroL 

Vom k. k. Schichtmeister Andreas Mitterer in Häring. 
Entstehung des Werkes. 

Die EntdeckfAng des Kohlenflötzes geschah im Jahre 
1766. Ein Bergknappe von Brixlegg — Jacob Weind^ — 
fand dasselbe, durch einen tiefen Thaleinschnitt begünstigt, 
im sogenannten Längererthale , eine Viertel Stunde süd- 
östlich vom Dorfe Häring. 

Durch die Bemühungen Wein dl* s bildete sich dann 
eine Gewerkschaft, als deren Führer die Herren von Bal- 
dironi und von Waldpach bekannt sind. 

Nach einer diesen Herren im Jahre 1766 ertbeilten 
berggerichtlichen Belehnung machte die Gewerkschaft die 
ersten Bau versuche an der nordöstl. Seite des genannten 
Thaies. 

Es kann beiuahe nur dem Holzreichthum früherer Zeit, 
sowie der Geringschätzung dieser Kohle als Brennmaterial 
damals, zugeschrieben werden, dass die Eotdeckung dieses 
Flötzes, welches stellenweise völlig bloss liegt, und im Fund- 
thale vom Wasser bespült wurde, nicht schon früher statt- 
gefunden hat 

Aus Mangel an Absatz und theils auch wegen Abgang 
eines thatkräftigen Betriebsleiters Hess diese Gewerkschaft 
bald vom Baue ab, und es würde die abermalige Inangriff- 
nahme dieses Flötzes auf spätere Zeit verblieben sein, wenn 
nicht der damalige k. k. Salinen-Director in Hall Johann 
Josef von Menz, der firste Hallurg seiner Zeit in Deutsch- 
land, die Gewerkschaft zu erneutem Angriffe ermnthigt, 
dieselbe mit Rath unterstfitzt und in Hall selbst bei den 
Salzpfannen die Feuerung mit dieeen.Kohlen versucht hätte . 

Das gute Resultat dieser am 9. December 1777 be- 
gonnenen Versuche im Grossen sicherte den Bestand des 
Baues, und nachdem v. Menz schon früher die Eröffnung 
des Theresiastollens veranlasst hatte, erfolgte nun die An- 
lage des westlichen Berggrüblstollens 1779, und des Prob- 
stollens 1780 an der südwestlichen Seite ; femer des Johann- 
stollens an der nordöstlichen Seite des Thaies, ebenfalls 
im Jahre 1780. 

Der B^u wurde dann der Gewerkschaft gegen Erstat- 



— 204 — 



tlmg der Unkosten nebsl Interessen and einer Bemaneration 
von 1250 StflckDacftten an die Theilhabenden vom hohen 
Aerar abgekauft and steht seit 1. August 1781 auf dessen 
Kosten im Betrieb. 

Der Finder Jacob Weindl erhielt laut eines yorliegen- 
den amtlichen Berichtes 50 Stflek Ducaten sum Geschenk, 
und obgleich das hohe Aerar gegen denselben keine weitere 
Vexpflidhtung übernommen hatte, wurde Weindl, der damals 
schon 54 Jahre alt war, dennoch als Unterschaffer beim 
Werke angestellt, und genoss die Besüge eines solchen 
auch ausser Dienst bis su seinem Lebensende. 

Weiterer Betrieb des Werkes. 

Das KohlenflÖtz , nun im Besitse des hohen Aerars, 
wurde sogleich mit Energie bebaut; allmälig wurden neue 
Stollen angelegt, als : 

Der Josephistollen im Jahre 1783 
„ FrancisdstoUen v n 1784 
n Elisabethstollen „ ^ 1785 
V BarbarastoUen « » 1792 

Beinahe mit zu grosser Eile wurden diese Einbaue 
ihrem Ende, der Streichenausdehnung des Flötzes, auge- 
föhrt, wobei 

der Josephistollen eine Länge von 200 Klaftern 
v Frandscistollen .. „ » 320 „ 

M Elisabethstollen v n „ 175 ^ 

n Barbarastollen n n « 350 n 
erhielten. 

Herr Direotor .v. Menz, fortan die Seele dieses Werkes, 
sorgte durch stets erweiterte Anwendung der Kohle bei 
~deir'6alzpfannen für nachhaltigen Absatz, der in den ersten 
Betriebsjahren die Höhe von 20.000 bis 30.000 Ctrn. er- 
reichte. Aber schon im Jahre 1794 benötbigte man ftlr 
die Saline 50.000 Ctr. Kohle, zu deren Eroberung ein 
Personale von 106 Mann erforderlich war. 

Man hatte anfänglich die Kleinkohle von der Grob- 
kohle mittelst Kohlrechen und Handraitern in der Grube 
ausgeschieden, und erstere theils auch in der Grube unter- 
gebracht; -dennoch wurde nur von Grobkohle Gebrauch 
gemacht. 

Der sehr bedeutende Abfall an Kleinkohle und der 
bei deren Nichtbenfltzung dem hohen Aerar entgehende 
Nutzen konnten Herrn v. Menz nicht gleichgiltig bleiben, 
er begann neue Versuche mit Kohlenklein zur Feuerung, 
und zwar zuerst bei einer Salmiakfabrik, dann auch bei 
den Salzpfannen. 

Der günstige Erfolg veranlasste nun die Benützung 
aller Kleinkohle, welche durch ein Gitter mit 9 Linien 
Maschenweite abfiel , und es wurden noch im Jahre 1 800 
5000 bis 5500 Ctr. Kleinkohle für die Salmiakfabrik, und 
5000 Ctr. für die Salzpfannen bestellt. 

Die Versetzungen des Kohlenklein in der Grube wur- 
den nun eingestellt , am Tag wurden Baitermaschinen er- 
baut, zur Ausförderung des ganzen Gefälles der Auftrag 
gegeben , die Separirling der Kohle am Tag bewerkstelligt, 
und dieselbe so abgesondert nach Hall geliefert. 

Nach einigen Jahren jedoch wurde die Verwendung 
der Kieinkohlen aufgegeben*). Zur Feuerung bei der Sal- 
miakfabrik , wo man die Feuersustellung für Klein kohle 



*) Warum? Es wäre interessant, darüber AaÜM^ilüsse eu 
finden. Die Bed. 



beibehielt, wurde die nun ausschliesslich verwendete Grob^ 
kohle vor dem Gebrauche zerkleinert. 

Dieser Umstand gab gleich auch zur minder fleissigen 
Ausfbrderung der Kleinkohle Anlass, nur wenig wurde hie- 
ven zu Tag gebracht und an Plätzen abgelagert, der 
grössere TheÜ wurde in der Grube versetzt. 

Die Provinz Tirol kam im Jahre 1806 unter baierische 
Regierung. Eine hiednrch erfolgte Aenderung der Betriebs- 
leitung in loco hatte die Wiederanwendung der Kleinkohle 
bei der Salmiakfabrik in Hall zur Folge. Aber der Bedarf 
der Kleinkohle hier allein war zu niedrig. Der Abfall 
derselben bei der Separation war bei weitem grösser. Die 
Baitermaschinen wurden vernachlässigt, die Kleinkohle 
mittelst Handraitern wieder in der Grube ausgeschiedeui 
der Bedarf für die Salmiakfabrik ausgefördert, alles übrige 
Klein aber in der Grube versetzt Es besteht die Meinung, 
es seien unter Baiem die Versetzungen eingeführt worden, 
diess ist Jedoch ein ungerechter Vorwurf; alle Actenstücke 
sovrie die nun eröffiieten alten Verhaue, welche schon im 
Jahre 1800 geschlossen waren, widerlegen diese Anschul- 
digung hinlänglich ; unter baierischer Betriebsleitung wurde 
diese Massregel nicht eingeführt, wohl aber in grossem 
Masse nachgeahmt. In dieser Begierungsperiode — im 
Jahre 1810 — wurde der Maximilian Joseph — nun Kron- 
prinz Ferdinandstollen — angelegt, welcher 170^ Länge 
erhielt. 

Nach erfolgter Wiederabtretung Tirols an Oesterreiqh 
im Jahre 1814 wurde zwar zur Einstellung der Klein- 
kohlversetzungen in den Verhauen der Auftrag ertheilt, 
und die Baitermascbine wieder in Thätigkeit gesetzt, aber 
die Benützung der Kleinkohle dauerte wieder nur noch 
kurze Zeit. 

Im Jahre 1818 wurden Kleinkohlen unter 2 Kubik- 
zoll zur Feuerung bei den Salzpfannen als unvortheilhaft 
erklärt; auch bei der Salmiakfabrik wurde die Kleinkohle 
unter 1 Kubikzoll unbrauchbar befunden. 

Der Name v. Menz erscheint in dieser Zeit nicht mehr 
in den Acten, doch wurde das erstemal unter ihm die Klein- 
kohlenfeuerung aufgegeben, und dass diess nicht ohne hin- 
reichenden Grund geschah, dafür bürgt der Name Menz. 
Es war einer spätem Zeit vorbehalten , diese für den hie- 
sigen Bergbau als auch für die Saline wichtige Frage zu 
lösen. 

Nun wurde die Kohle separirt in : 

1. Stückkohl, 

2- Grosspraschen mit 20 — 30 Kubikzoll, 

3. Salmiak prascben mit 16^'^ Gitterweite. 

4. Griesspraschen mit 8'^' Gitter weite. 

Erstere drei Sorten wurden nun fortan nach Hall ge- 
liefert, die Griesspraschen aber an Privat^ verkauft. Was 
durch das Gitter mit 8'^' Maschenweite durchfiel, ging in 
die wilde Flut. 

Hatte die Kohlengewinnungsart in früheren Jahren 
nichts löbliches an sich, und wurde dieselbe auch von 
Menz schon im Jahre 1806 mit dem Namen Raubbau be- 
legt, so wurden doch die Betriebsverbältnisse noch schlim- 
mer auf obige Anordnung hin. 

Um diese Zeit waren die Reviere Berggrübl, Francisci 
und Barbara schon ganz aufgeschlossen, ja noch mehr: 
im Jahre 1800 war man mit dem westlichen Theile des 
BerggrÜbl-Reviers schon fertig; es ifar nach lOjähriger 
Betriebszeit der fünfte Theil vom ganzen Baue nach damali- 



205 






gen Begriffen schon abgebaut. Es ist auch leicht diess denk- 
bar, bei der gegen alle bergmännische Regel angewendeten 
Abbanart, der man den Namen Pfeilerabbau gegeben, der 
in seinen besten Ei^zenschaften heutigen Tages kaum mehr 
ein Lob verdient, hier aber nicht einmal dieses Namens 
werth .war. 

Nebst dieser Art Pfeilerabbau hatte man schon in 
den ersten Betriebsjahren und viele Jahre später noch 
eine andere Gewinnungsweise: man eroberte Kohlen mit- 
telst Erweiterung der Fahrtstrecken und Schutte, man ging 
mit dieser unlöblichen Methode sogar auf Barbara Aber, 
und wenn der Verfasser nicht irrt, so war es der k. k. Mi- 
nisterialrath v. Rittinger, der bei einer Befahrung im Mai 
1855 diesen Uebelstand erkannte und abstellte. 

Da die Hangend- und Liegendkohle reiner und com* 
pacter ist, als die Kohle vom mittleren T heile des Flötzes, 
so wurde an manchen Stellen nur die schönere Kohle ab- 
gebaut, das übrige surflckgelassen. 

Wo die Mittelkohle mit abgebaut wurde, machte man 
mit Beinigen derselben nicht viele Umstände; was an die 
tauben Einlagerungen , deren das Kohlenflötz von Linien 
bis zu 2' Dicke viele hat, angebrannt war, wurde grössten- 
theils bei Seite geworfen und versetzt. Die später eröffiaeten 
alten Verhaue am Barbara und Berggrübl sind Zeugen 
hievon. Daher kein Wunder, dass so viele Kohlen in Klein 
und Halb gekuttet in den Verhauen sich anhäuften. 

Eine schon im Jahre 1815 vorgenommene Schätzung 
über die in der Grube angehäufte Kleinkohle ergab für das 
Berggrübl-Revier . . . 196.000 Ctr. 
Francisci- n ... 224.000 n 

Zusammen . 420.000 Ctr. 

Diese Versetzungen hatten aber damals nicht auf- 
gehört. 

DieseELleinkohlenvorräthe und halbgekuttetenKohlen- 
abftlle, bei schon wahrgenommenen Erwärmungen, Hessen • 
die Gefahr einer Selbstentzündung nicht verkennen. Mah- 
nungen zur sorgfältigeren Ausförderung der entzündungs- 
gefährlichen Kohlentheile ergingen abermals. Auf dem 
Papier wurde allerdings wieder viel Kleinkohle ausge- 
fördert, aber die Zuleitung von Wasser in die besonders 
brandgefährlichen Stellen war beinahe alles^ was in Wirk- 
lichkeit zur Sicherung geschah. 

Nicht die unwirthschaftliche Gewinnungsart der Vor- 
fahren verdient den Tadel ; dass man heutigen Tages den 
Abbau rein führt, hat man den Fortschritten der Wissenschaft 
zu danken. Dass man aber auf die Reinhaltung der Grube 
nicht mehr gesehen, die diessfalls ergangenen Aufträge 
häufig ignorirte *) und , nur nach schönen Resultaten auf 
dem Papier haschend , am Lebensmark des Baues zehrte, 
das war unbergmännisch. 

Nicht ohne Einfluss auf diese Betriebsverhältnisse mag 
der Umstand gewesen sein , dass der Kohlenbedarf bis auf 
neuere Zeit häufigen Aenderungen unterworfen war. Die 
Kohleneroberung wechselte mit Ausnahme der erstea Be- 
triebsjahre zwischen 12.000 und 80.000 Ctrn. jährlich. 

Durch die u nverh alt nissmässige Ausrichtung des Flötzes 



*) Die Möglichkeit solchen Ungehorsams ist nur durch 
den Mangel öfter wiederkehrender Inspectionon zu erklären. 
Die besten Anordnungen bleiben wirkungslos, wenn man sich 
nicht von deren pünktlicher Ausführung überzeugt und Unge- 
horsam oder passiver Widerstand nicht mit Entschiedenheit ge- 
ahndet wird. Die Bed. 



hatte man zwar schon frühzeitig dafür gesorgt, dass eine 
momentane Verstärkung der Erzeugung keine Calamität 
für den Bau war. Nachtheilig war aber der oft plötzliche 
Uebergang zur grösseren Erzeugung dadurch, dass man 
häufig die schönsten Kohlenfelder in Angriff genommen, 
und mühsamer zu fördernde, minder reine Kohlenmittel 
ignorirte. Nebstbei hatte der Wechsel der Betriebskräfte, 
sowohl der Zahl als dem Namen nach, ebenfalls seine 
Nachtheile. 

Neben diesen Schattenseiten der bisherigen Betriebs- 
verhältnisse, die zwar grell aber wahr geschildert sind, bildet 
die Anlage eines Abteufens am mächtigsten Punkt des 
Flötzes, nämlich an der Barbarastollensohle bei Nr. 9 einen 
erfreulicheren Lichtpunkt. 

Es wurde dieses Abteufen bald nach Erreichung dea 
Flötzes mit dem Barbarastollen im Jahre 1799 nebet noch 
zwei ianderen auf denselben Horizont zur Untersuchung 
betrieben, aber wegen zusitzender Wässer nach 42 Klftr. 
flacher Teufe eingestellt. Der k. k. Hofkammer-Commissär 
Herr Gubernialrath Joseph Stadler jedoch ordnete im Jahre 
1826 anstatt der zur Erforschung des Flötzes vorgenom- 
menen, aber erfolglos gebliebenen Bohrung in der Häringer 
Ebene, die Fortsetzung dieses Abteufens an, zu dessen 
Behufe eine Wasserhebungs- und Fördermaschine im 
Innern der Grube erbaut, und derselben das nöthige Auf- 
schlagwasser vom Tag zugeführt wurde. 

Im Jahre 1830 erreichte dieses Abteufen 101 ^^ Wie- 
ner Klafter. Da das Zusitzen der Wässer mit der Teufe des 
Schachtes sich vermehrte und zur Hebung derselben und 
des Gefälles die einfache Maschine nicht mehr hinreichte, 
so wurde der Betrieb eingestellt; ehe man aber den Schacht 
verliess, hatte man in der 95. Klafter Teufe das FlÖtz abge- 
quert. Das Resultat war, laut amtlichen Acten, 27 W. Fuss 
reine Kohle, 8 Fuss taube Schichten, welche im FlÖtze ein- 
gelagert sind. 

Das Flötz verlor in dieser Teufe beinahe nichts an 
Mächtigkeit. 

Schon wurde für dieses und die noch zwei anderen 
minder tief geführten Abteufen in der 20. Klftr. *eine Ver* 
bindungstrecke nöthig erachtet, auch vollendet, und es 
dürfte als ein glückliches Ereigniss zu betrachten sein, dass 
der Wasserzufluss die Einstellung des Betriebes veranlasste, 
und%o die Fortsetzung eines gefährlichen, weil vorzeitigen 
Aufschlusses unmöglich gemacht wurde. 

Nachdem man schon zur Zeit, als der Barbara-Zubau 
noch in Betrieb gestanden , den Vorsatz fasste , nach des- 
sen Vollendung einen noch tiefern Unterbau vom Inn aus 
dem Flötze zuzuführen, wurde endlich im Jahre 182^ — 
im Zusammenhange mit der Fortsetzung des Abteufens 
Nr. 9 — 'an einem Projecte zur Anlage eines Unterbaues 
— Erbstollens — gearbeitet. Man war über die Wahl des 
Aufschlagpunktes im Zweifel, und entschied sich endlich 
für die Stelle bei Bichlwang, eine Viertel Stunde nordöstlich 
von Kirchbüchl, 180 Klftr. südlich vom Inn. 

Die Anlage desselben erhielt aber erst mehrere Jahre 
später die hohe Genehmigung. Im Jahre 1841 am 10. Sep- 
tember wurde dieser Erbstellen von Sr. Durchl. dem da^ 
maligen k. k. Präsidenten der hohen Hofkammer in Münz- 
und Bergwesen , August Longin Fürst von Lobkowic 
angeschlagen. 

Dieser Erbstollen erhielt die Richtung zur Achse des 
Schachtes Nr. 9) und es liegt dessen Mündung nur 90^ 



— 206 



TOn der nordtiroler Bahn , desBen Geleüe leider 4 Wiener 
FuBfl höher zu liegen kam, als jenes des Erbstollens*). 

Nach 23jfthriger Betriebsseit, im Jahre 1864 am 
1. October, erreichte man nach 1378*2 Elftr. Stolleolfinge 
das Kohlenflötz 27 Klftr. flach unter der Schachtsohle 
Nr. 9 und zwar in der bis jetzt bekannten Mächtigkeit von 
4 Klftm., eingerechnet die tauben Schichten, welche circa 
1 ^ betragen. 

Man hat somit ein- unverritztes Kohlenfeld von 128^ 
flach über dem Erbstolien, welches 10— 12,000000 Ctr. 
Kohlen abwerfen wird. 

Im Grubenbetriebe blieben die bekannten VerhftltDisse 
sich beinahe gleich bis zuin Jahre 1836. 

Es hatten letzterer Zeit zwar keine Versetznugen mit 
Kohlenklein mehr stattgefunden, a,ber von dem, was schon 
versetzt war, wurde auch nicht viel mehr ausgefördert ; 
und manche solche Versatzatelle war schon unzugänglich. 
Der Betrieb hatte sich im Berggrübl vermindert, und in 
demselben Verhältnisse im Francisci-Bevier , wo das Flötz 
viel schöner und mächtiger war, verstärkt. 

Im Jahre 1836 entstand in diesem schon stark her- 
genommenen Revier ein Brand, der bald die Auflassung des 
ganzen Francisci Revieres im Gefolge hatte. 

Näher» s hievon später. 

Im Jahre 1842 wurde die Auflassung des Josephi- 
und Elisabeth-, im Jahre 1844 die Auflassung des Fer- 
dinand-, somit des ganzen Berggrübl-Revieres beantragt und 
zwar aus dem Grunde : weil hier im östlichen Theile das 
Flötz nichts als Kohlenstaub und mit Kohlenstein ge- 
mischte Kohlen liefere und überhaupt der gänzliche Abbau 
bis zu Tage gegen den Plan einer allseitigen Verdam- 
mung dieses Revieres (des Brandes wegen) Verstösse. 

Das wäre denn doch ein beredtes Zeugniss für den 
Fall, als man kein anderes hätte, dass im Berggrübl in 
den westlichen Verhauen noch Brennstoff war. 

Die Auflassung wurde genehmigt und nun wurden 
jene Stollenstrecken und Schutte, welche die alten Verhaue 
berührten, an der Verhaugrenze vermauert, damit kein 
Luftzug in dieses alte Revier stattfinde, der eine Entzün- 
dung in demselben veranlassen könnte. 

Im Jahre 1 836 hatte man sich alle Mühe gegeben, dem 
im Francisci-Re viere erwärmten Kohlenschutt behufs der 
Abkühlung (!) Luft zuzuführen I ! So war es denn — «nit 
oder ohne Grund ist fraglich — gelungen, den alten Fehler 
dem Auge zu entziehen, der aber bei der Wiedereröffnung 
dieses Revieres sich geltend machte. 

Nun erübrigte noch das Barbara - Revier. Hier hatte 
endlich im Jahre 1844 die erste planmässige Versetzung 
stattgefunden. 

Die den Namen d Pfeiler-Abbau*" führende Kohlenge- 
winnung hatte zwar nicht ganz aufgehört, aber diese erste 
regelmässige Versetzung war doch der Beginn des Ueber- 
ganges zu einer ökonomischeren Betriebsführung. 

Man versuchte den Abbau mittelst Selbstbruch, mau 
baute nämlich die Liegendkohle von bestimmtem umfange 
ab, und unterstützte das darüber liegende Kohlenmittel mit 
Blattstempeln. Nach Beendung des Liegendbaues wurden 



*) Man scheint zu rechter Zeit auf diesen Uebelstand 
nicht aufinerksam gewesen su sein. Sollte es aber bei einer 
Bahnaugbessenmg nicht immerhin auch jetzt noch möglich 
sein, diesen geringen und doch wichtigen Niveau-Untersdiied 
auszugleichen? Die Red. 



die Stempel angebohrt, geladen, krank geschnitten und «oa- 
geschossen, worauf dann im gfinstigen Falle das unterbaute 
Kohlenmittel bis zur reinen Hangenddecke einstürzte, and 
weggefördert werden konnte. 

Zum vollkommenen Gelingen dieser Gewinunngavreise 
war das Dasein zweier Eigenschaften unerlässlich; es musate 
1. die Hangenddeoke standfäbig, nicht brüchig sein ; 2. die 
Hangendkohle sich von der Decke leicht trennen. War das 
Hangend brüchig , so stürzte dieses mit der Kohle ein, vf^o 
dann ein Theil der letzteren verloren, und das Resultat nicht 
besser war, als bei der alten Gewinnungsart. War aber die 
Kohle am Hangenden angebrannt, so blieb oft nur eine Lage 
von 2 — 3' Dicke zurück, deren Nachgewinnung d'aun sehr 
gefährlich war. 

Endlich im Jahre 1849 legte Gottfried Unterb erger 
einen Abbauplan vor , der den gänzlich reinen Abbau der 
Kohle bei regelmässigen Versetzungen zum Zwecke hatte, 
und der die hohe Genehqgigung erhielt. 

Man führte zuerst Streichenbau, und ging dann später 
in Querbau über, der mit wenigen Ausnahmen, welche die 
Beschaffenheit des Flötzes bedingen, nun allgemein besteht. 

Das Grundprincip dieses Abbaues besteht in der An> 
läge eines Schuttes am Liegenden und einer Grenze des in 
beliebiger Länge vorzubereitenden Kohlenmittels. 

Von diesem Schutte aus, der sowohl zur AbfÖrderung 
der Kohle, als auch zur Fahrt dient, wird am Liegenden die 
Grundstrecke in der Länge des Abbau mittels geführt, von 
wo aus dann der Querbau in zulässiger Breite find Höhe der 
Stösse horizontal gegen das Hangende erfolgt. Nach vollen- 
deter Querstrecke wird gleich versetzt. 

Den Versatz bezieht man, im Falle der Abbau mit einer 
Seite an den Verhau stösst, von dorther; wenn nicht, so 
bringt man die Berge von Abbauen in höheren Etagen, und 
es muss daher in diesem Falle bei der Anlage des Abbaues 
in einem grösseren Kohlenfelde darauf gesehen werden, dass 
die Baue der höheren Etagen terassenförmig dem Abbaue 
des unteren Horizontes vorschreiten. 

Ist man mit dem Abbau an der ersten Grundstrecke in 
Stosshöhe fertig, so wird diese Liegendstrecke ebenfalls ver- 
setzt, dann über dem Versätze der ersteren Grundstrecke 
eine zweite eröffnet, von dort der Abbau in gleicher Weise 
betrieben, und so fort bis zum höheren Horizont, wo der 
Abbau an leinen schon früher vollendeten stosst. Das ist die 
kurze Skizze des Abbaues auf dem ganzen Kohlenmittel. 

Anders verhält sich der Abbau, wo das Kohlenfeld schon 
durch geführte Schutte und Strecken stark durchörtert ist. 
Hierin und überhaupt in der Anlage und Benützung der 
Bergmühlen hat die Erfahrung seither manchen Vortheil an 
die Hand gegeben. 

Im Jahre 1851 wurde in Folge hohen Auftrages die 
Separirung der Kohle mittelst der Raitermaschinen einge- 
stellt und die Verwendung des unseparirten Gefälles mit 
dem Klein bei der k. k. Saline angeordnet, und zugleich 
auch die Erweiterung der Kohlenfeuerung zur Verminderung 
desHdlzbedarfes der Salinen befohlen. Die jährliche Kohlen- 
eroberung stieg nun bei entsprechender Personal Vermehrung 
mit dem Jahre 1852 auf 120.000 Ctr. 

So war es denn seit Herrn Directors Menz Zeiten das 
drittemal, dass Kleinkoble zur Feuerung benützt wurde! 

Im Jahre 1856 wurde jedoch die Separation der Kohle in 
Grob> und Kleinkohle abermals angeordnet, und wird dieselbe 
seither separirt zur Saline Hall geliefert. Dass aber die An- 



L^, 



— 207 — 



wendang derKleinkoble nicht abermals unterbrochen werde, 
' dafür geben gute Hoffnung die schönen Erfolge der Versuche 
der k. k. Saline Hall , denen es gelang, nicht nur die Stein- 
kohle, sondern in vollem Sinne des Wortes sogar den Koh- 
lenstaab ohne warmen Wind und vorangehende Gasent- 
wicklung nachhaltig und direete mit Vortheil Bu verbrennen. 
Erst hiedurch prhftlt das Kohlenklein und Kleinste nahezu 
denselben Werth wi«? ganze Kohle , und hiedurch erst ist 
eine Minderung der Erzeugung an Kohle für das- 
selbe Salz -Quantum, also eine Minderung des jährlichen 
Aufwandes in Häring, den die Saline zu zahlen hat, namhaft 
in Aussicht gestellt. 

Von welcher Wichtigkeit die Einführung des Abbauea 
nach dem Plane vom Jahre 1 849 » dann die vollkommene 
Verbrennung der Kleinkohle ist, und wie höchst an der Zeit 
diese Verbesserungen waren, soll nachstehende auf grossen 
Durchschnitten beruhende Berechnung ersichtlich machen. 

Nach den bis jetzt gemachten Aufschlüssen enthält daa 
Häringer Kohlen-Flötz bis auf den Horizont des ErbstoUena 
nicht überschätzt 263.520 Kubikklafter. 

Hie von wurden bis zum Schluss des Militärjahres 1858 
abgebaut: 

a) im Berg grub 1-Bevier 
mit Inbegriff aller offenen Strecken u. Schutte 21240 Kuh.® 

^) im Francisci-Bevier 27840 n 

c) im Barbara-Revier 

mit Inbegriff aller offenen Strecken u. Schutte 24600 n 

Zusammen . . 73680 Kub.® 

Das FlÖtz besteht im Durchschnitte ip Y^ seiner Mäch- 
tigkeit ans tauben Einlagerungen ; nimmt man den Kubikfusa 
reiner Kohle gering zu 75 Pfd., so berechnen sich aus einer 
Kubikklftr. Kohle nach Abscheidung des Tauben 108 Ctr. 

Es wurden somit an Kohle verhaut 

73680 X 108 = 7,957.440 Ctr, 
Hievon kamen in Verwendung als brauch- 
bar 4,630.230 Ctr, 

daher ein Abgang von 3,327,2lOCtm., 

was dem mehr als 30jährigen Bedarf e der Saline entspricht. 

Dieser Abgang dürfte bestehen in 25 % Kleinkohle, 
wovon 129.300 Ctr., welche an Tagplätzen abgelagert waren, 
in den Jahren 1854 bis 1856 aufgesucht und an Private ver- 
steigert wurden. (Schluss folgt.) 

Literatur. 

Ueber die Walzenkaliberirong fttr die ElsenfiBibrikatioii 
von P. Ritt ▼. Tunner, Ritt, des^eis. Kr.O. etc. k. k. Mi- 
nisterialrath und Director der Bergakademie zu Leoben etc. 
Mit in den Text eingedruckten Holzschnitten und 10 lithogr. 
Tafeln. Leipzig, Verlag von Arthur Felix 1867. 

Mit Recht klagt der Verfasser, dass ungeachtet der grossen 
Fortschritte des WahEwesens, über die Kaliberirung der Wabsen in 
keinem Werke über Eisenhüttenkunde mehr oder Besseres ent- 
halten sei, als schon Karstens Eisenhüttenkunde 1841 ent- 
halten hat Er selbst habe lange Bedenken getragen an die Aus- 
füllung dieser Lücke zu gehen, weil dieser vorwiegend anf prak- 
tischen Erfahrungen beruhende Gegenstand grosse Schwierigkeiten 
habe nnd eine Pnblication darüber ohne eine grosse Zahl von 
Tafeln nicht wohl thunlich sei. Da er aber seit 25 Jahren diesen 
Gegenstand in seinen Vorträgen über Eisenhüttenkunde alljähr- 
lich bespreche und beobachtet habe, dass auf den meisten Werken 
das Studium der Walzenkaliberirong unzugänglich gemacht sei, 
, habe er sich dennoch zur Pnblication dieser Schrift entschlossen, 
obgleich sie weder auf Vollständigkeit, noch anf Unfehlbarkeit 
Anspruch machen könne. — Wenn wir gleich dieser Ansicht des 
Verfassers (in der Vorrede S. Vn.) nicht widersprechen wollen, 
weil es geradezu unmöglich wäre, in einer Abhandlung von 94 



Seiten alle Kaliber «Verhältnisse der Wallen und alle darüber 
gemachten Erfahrungen zu erschöpfen, so glauben wir doch, dass 
die beklagte Lücke in der Fachliteratur durch diese Abhandlung 
in ungemein dankenswerther Weise ausgefüllt ist Denn der Ver- 
luser begnüg^ sich keineswegs mit einer Aufsählung verschie- 
dener Walzenkaliber und ihrer Beschreibung und Abbildung, 
sondern er geht echt systematisch von der „Definition eines 
Walzenkalibers** ans (8. 3) versucht mit sehr praktischem Geiste 
eine Eintheilung der Kaliber nach dem Querschnitte, nach der 
ron den Walzen zu yerrichtenden Arbeit, nach ihrer Vertheilang 
anf den Walzen, geht dann in die Constmotion der Kaliber unter 
Anführung von Beispielen ausfÜhriich ein, und zwar bis au com- 
plicirten Polygon-Kalibern und dem Fa^öueisen, für welches letztere 
er die allgemeinen Betrachtungen und Regeln für die S^aliberinmg 
und zunächst über den damit zusammenhängenden Bau der 
Schweisspakete, über die Differenzen im Höhendruck eines und 
desselben Fa^onkalibers anstellt, Mittel gegen Seitendruck u. dgl. 
angibt Eisenbahnschienen, so wie die Verwendung des Ausschusses 
dabei, Kaliberimngenvon Tyres, Wii^keleisen, Ein£ach- und Doppel- 
T Eisen, Brückenträger, Unterlagsplatten und ü Eisen, Keileisen 
und Laschen, Nageleisen nnd Fenaterrahmeneisen werden in je 
einzelnen kurzen Abschnitten abgehandelt, und das Werk schUesst 
mit Bemerkungen über Schneidwalzen, Gollar- Walzen, Kopf walzen, 
Universalwalzen und Röhrenwalzen und Angaben über die Qußllen 
zu näherer Belehrung darüber (was sehr dankenswerth ist) und 
mit der Darstellung des mechanischen Vorgnnges bei der Her- 
steUung der Walzenkaliber. 

Man sieht aus dieser allgemeinen Uebersicht des Inhaltes, 
dass sieh hier Theorie nnd Praxis die Hand reichen. Die gründ- 
liche theoretische Eintheilung nach verschiedenen Rücksichten, 
der Form sowie der Leistung, ist eine Generalisimng der gan- 
zen Walzlehre, welche die an sich tmmögUche Vollständigkeit 
der AuÜEählung aller bestehenden * Walzenkaliber nmsomehr 
ersetzt, als durch sie eigentlich auch die noch nicht bestehenden 
dassificirt erscheinen und leicht in ehoe oder die andere Ka^ 
tegorie eingereiht werden können, wenn sie neu anfkanchen. 
Die reiehe Fülle von Beobachtungen aus dem Eisenwerksbetriebe, 
welche in die Abhandlung verwoben sind, sowie die Tafeln, 
d^en Figuren in sehr grossem (theil weise selbst natürlichem) 
Massstabe ausgeführt sind nnd bei der Construction unmittelbar 
benützt werden können, erfüllen die Anforderungen der Praxis 
in hohem Grade. Wir legen aber das meiste Gewicht darauf, 
dass der Verfasser sich nicht mit einer Beschreibung der Wal- 
zenarten begnügt, sondern deren systematische Classification 
durchgeführt hat, was eine Basis för die weitere Entwickelung 
dieses so zu sagen neu geschaffenen Zweiges der Eisenhütten- 
lehre bildet. Dieses Werk bezeichnet aber auch nur Epochen 
des £isenwerksbetriebes , nämlich die der Massenerzeugung 
durch Walzwerke und der Verfasser, der sich seit vor zwanzig 
Jahren als »wohlunterrichteter Hammermeister««*) um 
die Fachliteratur verdient gemacht hat , ist mit dieser fortge- 
schritten in die neue Phase derselben und kann auch als 
jywohlunterrichteter Walzwerksmeister«« den gleich- 
verdienten Dank der heutigen Fachgenossen ansprechen, die 
vielleicht die Söhne Jener sind, denen der nHsmmermeister'* 
durch sein erstes Auftreten gezeigt hat, die vorherrschende 
Empirie durch Wissenschaft zu veredeln und fruchtbarer zu 
machen! O. H, 

Aphorismen ö.ber Giessereibetrieb. Von E. F. Dürre. Se- 
.parat-Abdruck aus der Berg- und Hüttenm. Zeitung mit einem 
Vorworte von Professor Bruno Kerl. Leipzig. Verlag von 
Arthur Felix. 1867. Lieferung 1 und 2. 

Wir begnügen uns vorläufig mit der Anzeige, dass die in 
vielen Blättern der «Berg- und Hüttenzeitang«« zerstreuten Ab^ 
handlungen Dürre's über den Giesse reibetrieb nunmehr zweck- 
mässig in ein Werk zusamraengefasst werden, dessen erste 
beide Lieferungen die Betriebsmaterialien, das Roheisen und 
dessen Arten , Verwendbarkeit und physikalisch-chemisches Ver- 
halten bringen. Wir ersparen uns eine weiter gehende Be- 
sprechung auf den Schluss der Lieferungen, wollen aber nur 
bemerken, dass der wohlbekannte Professor der Clausthaler 
Bergakademie Bruno Kerl diese Aphorismcsu in seinem Vor- 
worte überhaupt und insbesondere Studirendcn des Giessorei- 
betriebes wärmstens empfiehlt. O. H. 

*) Erste Auflage 1846. Die Zweite auch unter dem Titel 
nDie Stabeisen- und Stahlbereituug in Frischher- 
de n** ist 1858 bei Engelhardt in Freiberg erschienen. 



— 208 



Beitrage zur geognostlaohen Kexmtniss des Erzgebirges. 
Aaf Anordnung dea k. sächs. Oberbergamtes ans dem Gang- 
nntersnchungaarchi^ herausgegeben durch die hiesn bestellte 
Commiflsion. IL Heft, mit color. Karte und 2 Holzschnitten, 
Freiberg, in Commission bei Graz und Gerlach 1867. 

Diese Fortsetaning der im iUnttichen Auftrage begonnenen 
Pablicalion Intensiver Gangstudien, enth&lt die „geognostischen 
Verhältnisse und die Geschichte des Bergbaues der Gegend von 
Schmiedeberg, Niederpöbel, Naundorf und Sadisdorf im Alten- 
berger Bergamts-Reyier'' und ist von dem k. Obereinfahrer Carl 
Hermann M tili er verfasst, welcher sich bereits durch seine 
gediegenen Arbeiten über Gangverhftltnisse den ehrenvoUeo 
Beinamen „Gang-Mtlller>t erworben hat. Der alte j,Dippoldiswal- 
der Bergbau,** welcher in den Wirren des 30 jährigen Krieges 
zum Erliegen gekommen, in diesem Jahrhunderte an verschie- 
denen Punkten wieder aufgenommen, wieder fallen gelassen 
und neuerdings aufgenommen wurde, und dermal seit der Geldkrisis 
von 1858 wieder sistirt ist, bildet den Gegenstand dieser Mono- 
graphie, eines etwa eine Viertelquadratmeile umfassenden Ter- 
rains, welche mit grossem Fleisse alle Details dieses kleinen Stflck- 
q^ens Erdoberfläche darlegt und die wechselnden Schicksale der 
auf demselben betriebenen bergmännischen Arbeiten erzählt 
Es ist in hohem Grade dankenswerth, wenn derlei zum Theile 
aus älteren Archivsacten „wiedergewältigte«,theils neu aufgesuchte 
Thatsachen systematisch zusammengestellt und publicirt werden; 
mOgen sie nun als Anhaltspunkte zu lieuen Unternehmungen 
oder als Erklärung der Schicksale der misslnngenen Bauver- 
suche dienen! 

Ein Auszug lässt sich aus der an 72 Seiten umfassen- 
den Schrift um so weniger geben, als ohne Beigabe der Karte 
(die sehr nett ausgeführt ist) derselbe sehr Unvolktändig bliebe ; 
wohl aber lässt sich der Wunsch aussprechen, das ähnlicher 
Gangstudien in bestehende^i oder bestandenen Bergrevieren recht 
viele publicirt werden mögen, weil sie — in grösserer Menge 
— nadi und nach Licht über manche Partien der Ganglehre 
und ihrer praktischen Anwendung im Bergbane geben werden, 
die jetzt noch nicht genügend aufgeklärt sind, und erst aus ihren 
localen Werthen durch Vergleichung recht vieler Thatsachen 
zu allgemeiner, fruchtbarer Bedeutung erwachsen können. 

O. H. 



^dzninistrati ves. 

Seine k. k. Apostolische Majestät haben mit Allerhöch- 
ster EntSchliessung vom 1. Juni 1867 dem Oberhutmann bei 
dem ärarischen Goldbergbaue in Banris, Johann Stöckl, in 
Anerkennung seiner mu&vollen und erspriesslichen Thätigkeit 
zur Rettung von Menschenleben, sowie seiner lobenswertiien 
dienstlichen Haltung das silberne Verdienstkreuz allergnädigst 
zu verleihen geruht. (Z. 23026, ddo. 18. Juni 1867). 

Kontan-Terwaltung. 
(Unterstellung des Ober- Verwesamtes zu Rei- 
chenau unter die unmittelbareLeitung desFinanzmi- 
nisterinms.) Das Finanzministerium hat sich bestimmt g^itin- 
den, das k. k. Oberverwesamt zu Reichenan in administrsütiver 
Hinsicht bezüglich des Eisenwerksbetriebes aus dem Verbände 
der steiermärkisch-österreichischen Eisen Werks- Direction zu Eisen- 
erz auszuscheiden und es dem Finanzministerium unmittelbar 
unterzuordnen. (Z. 24864, ddo. 2». Juni 1867.) 

£. N. 330 de 1867. Conoun-Aussohraibung. 

Bei der königl. ung. Berghauptmannschaft zu Ofen ist 
die Stelle eines in die IX. Diätenclasse gereihten Bergconunis-* 
särs mit dem Jahresgehalte von 840 fl. und dem Vorrttckungs- 
rechte in die höheren Gehaltsstufen mit 945 fl. und 1050 fl. in 
Erledigung gekommen. 

Bewerber haben ihre gehörig instruirten Gesuche, in wel- 
chen ausser deren persönlichen Eigenschaften, sowohl ihre Rechts- 
ais montanistischen, dann die Kenntniss der landesüblichen 
Sprachen, nebst ihrer bisherigen Dienstleistung nachzuweisen 
sind, im Wege ihrer vorgesetzten Behörden bei der königl. ung. 
Berghauptmannschaft in Ofen bis 10. Augpist 1. J. einzureichen 
und in den Gesuchen gleichzeitig anzaf!Öiren, ob und in wel- 
chem Grade dieselben mit einem Beamten oder Bergwerksbe- 
sitzer oder Bergbeamten des Districtes dieser königl. Berghaupt- 
mannschaft verwandt sind, so wie auch, ob sie selbst, ihre Ehe- 
gattinen-oder unter väterlicher G(ewalt stehenden Ejnder in die- 
sem Districte einen Bergbau besitzen, oder an einem solchen 
betheiUget sind. 

Königl. ung. Berghanptmannschaft Ofen, am 24. Juni 1867 



amOndiötogen. 

In der 

G. J. Manz'schen Buchhandlung in Wien, 

Kohlmarkt Nr. 7. 

In den nächsten Wochen wird erscheinen und empfehlen 
wir uns zur Uebemahme von Bestellungen: 

GeogDostische Uebersichts- und Flötz-Kart^ 

des . 

Westpliälifiohen Steinkolileiigeblrges 

in Farbendruck 10 fl« ö. W. 

extrafeine Ausgabe 16 fl. ö. W. 

aufgezogen auf Leinen mit Stäben als Wandkarte 14 fl. ö. W. 
aufgezogen in 2 Theilen als Revier- und Reisekarte 14 fl. ö. W. 
Zur näheren Erläuterung kann noch die geognostische Skisse 
des Westphälischen Steinkohlengebirges von T. H. Lottner 
benützt werden. 

Preis 2 fl. ö. W. 
Profile zur Flötzkarte werden in kurzer Zeit erscheinen. (42) 

FüreinedergrösstenFulverfabriken 

DeutseU&nds wird ein teohnlaoher Betrlebs-Dlreo- 
tor mit 19-1600 rh. G«halt exol. Tantieme %n ea- 
(^a^^ea ^esaoht. Offerte sind unter Angabe der Referen- 
zen an die Herren Rüpper und Wiedebach in Berlin firanco 
einzusenden. (34 — 35) 



In unserem Verlage erschien soeben und kann durch jede 
Buchhandlung bezogen werden: 

Berg- und HUttenmünnisches 

JABEBÜCH 

der 

k. k. lers-AkadeHieB lo leiben,- PHbram bbA ScheMitti. 

XVI. Band. 
Redactenr: J. Grimm, k. k. Oberbergrath und Director der k. k. 
Bergakademie zu PKbram. (39—41) 

Preis 4 fl. 50 kr. d. W. 

Bachhandlung von Tendier Sc Comp» in Wien. 

Gesuch. 

Ein Bergbeamter, absolvirter Bergakademiker, seit 12 
Jahren beim Kohlenbergbaue bedienstet, mit g^ten Dienstseug* 
nissen versehen, wünscht ein seinen Kenntnissen entsprechen* 
des Unterkommen bei einer soUden Gewerkschaft. — Derselbe 
hat durch 4 Jahre als Markscheider, seitdem durch 8 Jahre aJs 
Bergbauleiter der Bergverwaltung selbständig vorgestandeu, £rd- 
bohrungen und Schürfungen geleitet, ist auch im Rechnungswesen 
bewandert und kann sogleich eintreten. Gef&llige Offerte Unter 
P. E. befördert die Expedition des Blattes. (37^38) 

Knpfererze 

und kapferhaltfge GekrUtne aller Art kauft nach Gehalt das 
St. Johannes- Kupferwerk bei Böhmisch- Wemersdorf. 

Offerte beliebe man an den Besitzer Theodor Klein- 
w&chter in Liebau (Preussisch-Schlesien) gefälligst franco zu 
richten. (28—28) 



Diese Zeitschrift erscheint wöchentlich einen Bogen stark mit den nöthigen ariis tischen Beigaben. Der Frftnumerationsprei« 
ist jährlich loeo Wien 8 6. ö. W. oder 5 Thlr. 10 Ngr. Mit franoo Fostversendnng 8 fl. 80 kr. ö. W. Die Jahresabonnenten 
erhalten einen offieiellen Bericht über die Brfahrangan im berg^ und hüttenmännisohan Kasohinen-, Bau- und AufbereitangtwesaD 
saaiBt Atlas als Gratisbeilage. Inserate finden gegen 8 kr. Ö. W. oder IV2 Ngr. die genpaltene Nonpareillezeüe Anfiiahme, 

Zuschriften jeder Art können nur franoo angenommen werden. 



Druck Ton Carl Fromme in Wien. 



Fflr den Verlag venuatwortUeh : Carl Reger. 



XV. JahrKaii{{. 



Oesterreichische Zeitschrift l^fl 

9* »■llt 



ftr 



Berg- und Hüttenwesen. 



Verantwortlicher Redacteur: Dr. Otto Freiherr von Hingenau, 

k. k. MiniBUrialrAtb im FinanBminifterlnni. 

Verlag der O. J. Manz'schen Buohliandluilg (Kohlmarkt 7) in Wien. 

.1^ — - 4 

' Inhalt: Die Fortschritte in der Roheisenfabsikation nach der IntemationaleD IndiiBtrieausstellung in Paris. — Der Stein- 
kohlen-Bergban zu Häring in Tirol. — Nötigen. — Administratives. — Ankündigungen. 



Zur geßlligen Notiznahme« 

Um in der Znsendung nnserer Zeitsohrlft an Jene 
der resp. Herren Abonnenten, deren Pr&niimeration 
mit Ende Juni erlischt, keine ünterbrechnng eintreten 
lassen zn müssen , erlauben wir uns dies^ben höfliohst 
um gefällige besoUeunlarte, ftanldrte Einsendniiar 
des Betraffes für das 2. Semester mit 4 il. 40 kr. 
n ersueheiL 

n. 
Die Fortsehritte in der Boheieeofabrikation 

nach der internationalen Industrieausstellung in Paris. 
Von P. Tunner. 

In meiner ersten Veröffentlichung ober die gegen- 
wärtige WeltinduBtrie-Ausstellnng in Paris habe ich die 
Fortschritte in der Stablfabrikation besprochen , nach einer 
iachgemässen systematischen Behandlung, also gleichsnm 
mit dem letzten Theile begonnen. 

Es geschah diess in der Absicht, wenigstens den wich- 
tigeren Theil so bald wie möglich zn publiciren, so lange 
die Ausstellung noch besteht, damit den nachfolgenden Be- 
suchern die Möglichkeit geboten werde , meine Auffassung 
zu controliren. Zudem wusste und weiss ich zur Stunde 
nicht , wie weit ich diessmal mit meiner Berichterstattung 
über die Ausstellung kommen werde; denn dass ich wie bei 
allen früheren grösseren Industrieausstellungen einen vol!- 
Btttndigen Bericht über das Montanfach diessmal nicht er- 
statten werde, habe ich bereits in meinem letzten Berichte 
über die Londoner Ausstellung von 1862 offen erklärt. So 
viel zur Entschuldigung der einzelnen, nicht im streng wis- 
senschaftlichen oder systematischen Zusammenhange stehen- 
den Bruchstücke dieser meiner Publicationen. 

Die Roheisenfabrikation ist in der Ausstellung 
nur selten für sich allein vertreten, theils weil in der Wirk- 
lichkeit auf den Hütten die Darstellung des Roheisens 
meistens mit dessen weiterer Verarbeitung zu Gusswaaren, 
zu Stabeisen oder Stahl verbunden ist, theils weil die allei- 
nige Exposition von Roheisen selbst für den Fachmann 
wirklich wenig Anziehendes hat. Die meisten, lediglich 
auf das Roheisen beschränkten, nur allenfalls unter Bei- 
gabe der dafür verwendeten Erzsorten illnstrirten Ausstel- 



lungen finden sich in der preussi sehen (norddeutschen) Ab- 
theilung, namentlich aus dem Siegener Lande und aus 
Westphalen ; dann einige in der englischen Abtheilung aus 
Cleveland und Schottland , weiter in der französischen, 
belgischen , schwedischen und in der österreichischen Ab- 
theilung aus Steiermark. Hauptsächlich ist es Spiegeleisen, 
mitunter auch graues, namentlich zum Bessemern taug- 
liches Graneisen, das die Ausstellungen bieten, weil insbe- 
sondere diese beiden Roheisensorten in der neuesten Zeit 
ein mehr gesuchter Handelsartikel geworden sind , und 
dieserwegen mehr als früher producirt werden. 

Das Siegener Land (Siegerland) paradirt haupt- 
sächlich mit Spiegeleisen, Ausstellungsnummem 25| 26, 27 
und 28) welches aus den dortigen manganreichen Spath- 
und Brauneisensteinen in vorwaltender Menge und ausge- 
zeichneter Qualität dargestellt wird. Das Roheisen soll 
5 — 10 Percent Mangan, zugleich aber auch 015 — 0-3 Per- 
cent Kupfer enthalten. Das Siegener Land dürfte übrigens 
derjenige District sein, in welchem die Roheieenproduction 
in den letzten Jahren am meisten zugenommen hat. 

Ich machte bei meiner Rückreise von Paris diesem 
Districte einen Besuch und war erstaunt zu sehen, wie in 
demselben , seit durch die dahin geführte Eisenbahn der 
Bezug des mineralischen Brennstoffes aus Westphalen er* 
möglicht wurde , eine neu« Hohofenanlage nach der andern 
entstanden ist, und noch im Entstehen oder in Erweiterun- 
gen begriffen sind. Ka kommt jetzt auf den dortigen Hütten 
der Zolleentner Coaks auf 9 — 10 Silber^ro^chen , während 
derselbe loco Grube oder Vercoakungsstätte 6 — 7 Silber- 
groBchen, die Steinkohle aber 3 — 4 Silbergroschen kostet. 
In der Regel haben diese Couks bei 12 Percent Asche. 
Dabei ist zu bemerken, dass die meisten dieser neuen Hüt- 
ten selbst entweder gar keine, oder nur unzureichende 
Eisensteingruben besitzen, daher sie die Erze ebenfalls von 
anderen Bergbaubesitzem kaufen müssen. 100 Centner 
SpHtheisensteine kosten auf den meisten Hütten 27 — 30 
Thaler, oder ein Centner nngeröstete Spatheisensteinc 8- — 9 
Silbergroschen, wovon 40 — 45 Percent Roheisen ausge- 
bracht werden. In der Regel werden 10 — 20 Percent ver- 
witterte Spathe (Brauneisenstein) oder bisweilen auch etwas 
Rotheisensteine in die Gattirung genommen. Sehr bedeu- 
tend ist der Kalkzuschlag, 25 — 35 Percent, daher die Be- 



— 210 



Bchickang (der Möller) gewöhnlich nur 32 — 34 Perc. Aub- 
bringen an Roheisen gibt , und die Schlacke so basisch ist, 
dass sie beim Liegen an der Laft in kurser Zeit ganz ser- 
fiillt. Wenn strahliges Roheisen, noch mehr wenn halbirtes 
bis ganz graues Roheisen erblasen werden soll, ist die Be- 
Bchicknng weniger basisch und wird mehr von den Brauneisen- 
steinen, Rotbeisensteinen und selbst etwas Pnddlings- oder 
SchweisBofenschlacken zugesetzt. Der Coaksaufwand für 
1000 Pfd. dargestelltes Roheisen und einschliesslich der meist 
mit den Abfällen vollbrachten Röstung stellt sich durchschnitt- 
lich bei strahligem Roheisen auf 1000—1150, für halbirtes 
bis graues Roheisen auf 1 150 — 1250) und fQr Spiegeleisen auf 
1250— 1350 Pfund. Die sämrotlichen Arbeitslöhne stellen 
sich fflr 1«)00 Pfiind Roheisen auf 21 — 25 Silbergroschen. 
Rechnet man, dass fär 1000 Pfund Roheisen die General* 
kosten (Regie sammt Amortisation) 1 Thaler 5 bis 1 Thaler 
* 10 Silbei groechen betragen, so erhellet, dass man im Siege- 
ner Land 1000 Pfund Roheisen um 12 — 13 Thaler Selbst- 
kosten erzeugen kann ; nur einige Hütten, die genügend 
billige Erze selbst erzeugen, kommen auf 1 1 Thaler 6e- 
stehungakosten herab. 

Alle die neuerbauten Hohöfen des Siegener Landes 
sind fttr den Coaksbetrieb und mit Dampfkraft eingerichtet, 
45 — 48 Fuss hoch, am Boden 4V2 — 6 Fuss weit und mit 
3 — 6 Düsen und Formen versehen Der Wind hat bei den 
durchweg geschlossenen Formen 2% — 3 Pfund Pressung 
und 250 — 300 Grad R. Temperatur. Sie sind zwar noch 
mit offener Brust zugestellt, dabei aber der Vorherd auf 
V3 — Vi der Weite des Ofeninnem verengt, und da überdiess 
nach jedem Eisenabstich der Vorherd mit einem Lehmver- 
schlag unter dem Timpel geschlossen wird , so steht die 
ganze Zustellung schon sehr nahe der geschlossenen Brust*). 
Die Gichten sind allenthalben geschlossen 7 — 8 Fuss weit, 
mit einem trichterförifeig erweiterten Rande und mit einem 
hydraulisch gedichteten Füllcylinder eingerichtet Alle haben 
im Unter- und Obergestell bis zum Kohlsack hinauf mehrere 
eiserne Kühlkästen mit Wassercirculation zur längeren Er- 
haltung der Zustellung, welche bis nahe zum Kohlsack frei 
gelegt erscheint, und gewöhnlich IV2 — 3 Jahre erbalten 
wird. Die aufgefangenen Gichtgase reichen in der Regel 
zur Heizung der sämmtlichen Dampfkessel und der Luft- 
erhitzung aus ; nur bei sehr starkem Kalksteinzuscblag , wo 
die Gase der vielen Kohlensäure wegen schlecht brennen, 
wird auf einigen Orten mit Separatfeuerung nachgeholfen. 
Die Erbauungskosten eines solchen Hohofens , der täglich 
500—700 Ctr. Roheisen liefert, liegen zwischen 70.000 
und 120.000 Thalem. 

Ich habe mich bei dieser neuerlichen Roheisenerzeugung 
des Siegener Landes mit Coaks absichtlich in ein näheres 
Detail eingelassen, weil wir in Innerösterreich endlich doch 
auch zu dieser Übergehen werden, ja übergehen müssen, wenn 
unsere Eisenindustrie vorwärts gebracht werden soll. Unsere 
Holzkoblenhohöfen sind in technischer Beziehung den etlichen 
noch mit Holzkohlen betriebenen kleinen Hohöfen des Siegener 
Landes voraus; allein im letzteren Lande, wie im Ganzen 
und Grossen derRoheisenproduction geben die Coaks-Hohöfen 
den Ausschlag, und zwar nicht allein durch ihre grössere 



*) Auf der Georg-Marienhütte bei Osnabrück, Katalog« 
nommer 40 der preoüsischen Abtheilung, soll in neuester Zeit, 
und mit der Verbesserung eines bestandigen SchlackenabÜusses, 
ein grosser Coakshohofen mit geschlossener Brust eugestellt und 
im besten Betriebe sein. 



und billigere Erzeugung« sondern auch dadurch, dass daa 
Coaksroheisen aus diesen guten Erzen in der Qualität 
nicht viel minder als das Holzkohlen-Roheisen ist, für 
manche Zwecke diesem sogar vorgezogen wird. Sonder 
Zweifel würden unsere Erze von Eisenerz und Hüttenberg 
mit einem geringeren Kalkzuschlag und minderem Coaks- 
aufwand ein Roheisen geben, welches wenngleich weniger 
Mangangehalt besitzend, für die wichtigsten Verwendungen 
desselben dem des Siegener Landes vorgezogen würde. 
Schon vor vier Jahren , als ich das erste Mal Öffentlich die 
Coaksroheisen-Erzeugung speciell für Innerösterreich ange- 
regt habe, glaube ich nachgewiesen zu haben, dass wir den 
Wiener Ceiitner Roheisen um ungefähr 2 Gulden oder den 
Zöllcentner um 1 fl. 79 kr. darstellen könnten. Jetzt, nach- 
dem ich die neueren Fortschritte in der Roheisenproduction 
des Siegener Landes an Ort und Stelle kennen gelernt habe, 
möchte ich diese Ziffer der Gestehungskosten eher niedriger 
als höher stellen , woraus nicht allein der grosse Vortheil 
für die eigenen Raffinirwerke , sondern zugleich die Mög- 
lichkeit eines Robeisenabsatzes nach auswärts, insbesondere 
nach Deutschland, erhellet. 

Die Spatheisensteingruben des Siegener Landes liefern 
nicht allein das Hauptmaterial für die dortige vermehrte 
Roheisenproduction, sondern werden in beträchtlicher Menge 
auch nach den westphälischen Hütten verfuhrt, so wie diess 
mit den Nassauer Rotheisensteinen schon früher geschehen 
ist, um die mindere Qualität der übrigen Eisenerze weniger 
empfindlich zu machen. 

Nach dem Siegener Lande bietet die Ausstellung an 
Roheisen ubd Erzen mit den dazu gehörigen Daten in der 
französischen Abtheilung für uns Oesterreicher das meiste 
Interesse. Die Erzeugung an Holzkohlenroheisen ist in 
Frankreich im letzten Decennium ziemlich constant auf 6 
Millionen Zöllcentner im Jahre stehen geblieben, nur in den 
letzten Jahren ist sie weiter zurückgegangen. Die Ausstel- 
lungsnummem 147, 148, 151, 152, 173, 182, 186, 189, 
191, 203, 215 und mehrere andere bringen Holzkohlen- 
roheisen zur Anschauung, welches meistens für Qualität- 
eisen und Stahl verarbeitet , somit etwas höher verwerthet 
wird. Entgegen die Production an Coaksroheisen ist in 
dieser Zeit beständig gewachsen und hat sich von 9V| Mil- 
lionen Centner des Jahres 1855 auf I8V2 Millionen Centner 
des Jahres 1864 gehoben*), also verdoppelt, und erzeugt 
Frankreich jetzt schon Über 25 Millionen Centner Roheisen. 
Ungeachtet dieser bedeutend gesteigerten Roheisenproduc- 
tion im eigenen Lande hat Frankreich noch alle Jahre 3 — 4 
Millionen Centner fremdes , meist englisches Roheisen ein- 
geführt und nur bei ^j^ Million Centner ausgeführt. Der 
Preis des Holzkohlen Roheisens beträft jetzt 2 — 3 fl. und 
des Steinkohlen-Roheisens 1 V2 — 2V3 Gulden Silber für den 
Zöllcentner. Schon diese Preisunterschiede zeigen, dass es 
sowohl sebr billiges, wie auch gutes Coaksroheisen geben 
müsse. Die Verbesserung der Roheisenqualität wurde in 
Frankreich bisher nur zum geringeren Theile durch eine 
vermehrte Gewinnung der eigenen Spatheisensteine in den 
Pyrenäen und in den Alpen , hauptsächlich aber durch die 
Zufuhr fremder Erze aus Algier , Insel Elba und Sardinien 
erzielt. Die Ausstcllungsnummern 139, 149, 154, 171, 345 
und noch andere arbeiten grosseutheils mit fremden Erzen. 
Aus Algier sollen in diesem Jahre 4 Millionen Centner Erze 



*) Sieh am Schlass den tabellarischen Aasweis. 



— 211 — 



(Magneteisensteine von 62 — 64 Pereent Eisenhalt) contract- 
lich geliefert werden, welche eiDgeschifit an Bona pr. Tonne 
10—12 Franken, in Marseille auf circa 20 Franken, nnd 
loco Creusot , welches Werk der vorzfiglichste Consument 
dieser Erae ist (indem es 60.000 Tonnen von den genann- 
ten 200.000 Tonnen gekauft hat), 32—35 Franken, oder 
der Zollcentner 64 — 70 Kreuzer kosten. Etwas billiger 
dürften die Elbaner Erze kommen , besonders fClr Creusot, 
welches dort die unbeachtet gebliebenen alteu Halden von 
Kleinerzen um billigen Preis angekauft hat, nnd da die Trans 
portskosten mit den von Algier bezogenen Erzen ziemlich 
gleich stehen dürften. Am billigsten dflrften die Erze von 
Sardinien kommen, wo Petin Gaudet & Comp, die Graben 
von St. Lion ankaufte und durch eine bei zwei deutsche 
Meilen lange Eisenbahn und mehrere schiefe Ebenen mit 
dem Hafen von Maddalena in Verbindung gebracht hat. 
Schon jetzt liefern diese im Jahre 1862 begonnenen Gruben 
50.000 Tonnen Magneteisensteine, welches Quantum bald 
verdoppelt bis vervierfacht sein wird. 

Solche Anstrengungen macht Frankreich, sich gute 
Erze in grösserer Menge zu verschaffen, — und was ge- 
schieht bei uns, um die so zu sagen unerschöpflichen Schätze 
des besten Eisensteines der Erzberge zu Eisenerz und Hüt- 
tenberg halbwegs entsprechend zu verwerthen? — Nicht 
überall finden sich Erze und Brennstoff in der nftchsten Um- 
gebung beisammen; allein die vorgeschrittene Technik 
bietet dem unternehmenden Geiste die Mittel, dieselben auf 
entsprechend billigen Wegen an Ein« Stelle zu schaffen. 
Allerdings gehören zu einem solchen Unternehmen noch 
mehrere andere Bedingungen, um es lohnend zu machen, 
Bedingungen, wflche bei uns dermalen leider nicht im 
entspnchenden Masse vorbanden sind. — Es ist umso in- 
teressanter, diese Entwicklung in Frankreich zu sehen, seit 
der letzte Zollvertrag mit England geschlossen wurde, dem 
gemSss das englische Roheisen nur mit einem Zoll von 2^L 
und das Stabeisen mit 6 Franken pr. Tonne belegt erscheint. 
Den absolut gröesten Aufschwung in der Boheisen- 
fabrikation zeigt auch in den letzten Jahren wieder wie 
früher England. Mr. Blackwell, einer der best unterrich- 
teten englischen Eisengewerken sagt, dass die Roheisen- 
production von England betragen bat 

im Jahre 1800 bei 180.000 Tonnen 
n n 1825 T, 600.000 „ 
n n 1S50 „ 2,000.000 » 
K s 1S65 n 5,000.000 n 
und es zeigt sich also, dass die englische Robeisenproduc- 
ion in diesem Jahrhundert nach je 25 Jahren sich reichlich 
Verdreifacht hat, und dass diese ausserordentliche Zunahme 
i den letzten 25 Jahren noch am meisten überschritten 
wrden dürfte, da sie von 1850 bis 1865 schon um 3 Mil- 
li(^en Tonnen gewachsen ist, daher in den zehn Jahren bis 
18'5 nur um weiter 1 Million Tannen zuzunehmen hätte, 
umiie angegebene Verdreifachung einzuhalten. Auch in 
^Qgmd hat nicht bloss die Production de^ minderen phos- 
phor%ltigen Roheisensorten, sondern dessgleichen die Er- 
zeugug in den vorzüglicheren Sorten Hes Coaksroheisens 
sehr zgenommen. Als Beispiel der ersteren Kategorie ist 
vornehmlich der District von Cleveland hervorzuheben, 
welcheriuf der Ausstellung klein, aber sehr instructiv ver- 
treten is. und der jetzt schon über 1 Million Tonnen pr. 
Jahr prot^cirt; als Beispiel der letzteren Kategorie hebe ich 
die Anlag der Eisenhohöfen bei Uiverstone hervor, wejl 



ich diese Anlage in meinem Berichte, über die Londoner 
Ausstellung von 1862 umständlich erörtert habe, wo schon 
jetzt 10 Hohöfen der grössten Art'thfttig und mit Bessemev- 
öfen in Verbindung gebracht sind, die in meiner Publieation 
über die Fortschritte der Stahlfabrikation unter der Benen- 
nung Barrow-Stahlwerke aufgeführt erscheinen. Weitere 5 
Hoböfen sollen noch dazu in Betrieb gesetzt werden. Diese« 
hier und an mehreren anderen Stellen erzeugte sogenannte 
Hftmatit-Roheisen, findet seinen Absatz nur der Güte wegen, 
besonders für das Bessemern^ in beträchtlicher Menge auch 
am Continent, vornehmlich in Deutschland. England liefert 
nach auswärts also nicht allein sehr billiges, sondern ausser- 
dem auch sehr gutes, im Preise höher stehendes Coaks- 
Roheisen. Es sind diese Hämatit-Erze in England zwar 
nicht in solcher Menge vorhanden wie in Innerösterreich 
die Späth- und Brauneisensteine, aber immerhin ist soviel da- 
von bereits aufgeschlossen, dass alle Bessemerhütten von dem 
daraus erzeugten Roheisen auf mehr als 1 00 Jahre versorgt 
werden könnten. — Zudem sind die Hämatite nicht die 
einzigen Erze Englands, aus denen ein vorzügliches Roh- 
eisen dargestellt wird, sondern die besseren Sorten der 
Thoneisensteine, Sphärosiderite, wie nebst anderen nament- 
lich jene von Yorkshire, welche das Roheisen für Low Moor 
(Ausstellungs-Nr. 85) und Bowling (Ausstellungs-Nr. 16) 
liefern , haben gleichfalls nur einen geringen Phosphor- 
und Schwefelgehalt. Selbst englische Spatheisensteine kom- 
men in neuerer Zeit zur Verwendung, und ein nicht unbe- 
deutendes Quantum vorzüglicher Erze geht alljährlich von 
auswärts , insbesondere aus Algier und aus Spanien , zur 
Verhüttung nach England. 

Vornehmlich zum Bessemern bestimmtes , tiefgraues 
Roheisen ist in der englischeuAbtheilung von West-Cumber- 
land unter der Ausstellnngsnummer 128 zur Anschauung 
gebracht, wo jährlich bei 3 Millionen Centner von dieser 
Sorte erblasen werden. Gleichsam zum Beweise der hohen 
Temperatur, bei welcher dieses Roheisen dargestellt wird, 
war nebst dem Roheisen ein Kistchen mit ausgeschiedenem 
Graphite ezponirt. 

Von der schwedischen Abtheilung dünkt mir be- 
sonders erwähnenswerth die von .Fagersta unter Katalog- 
nummer 69| nebst dem zum Bessemern verwendeten Roh- 
eisen, mitausgestellte chemische Analyse dieses Roheisens. 
Nach dieser enthält dieses Roheisen 

2*138 chemisch gebundene Kohle, 

2'703 Graphit, 

0-641 Silicium, 

2*926 Mangan, 

0-026 Phosphor, 

0-015 Schw. fei. 
Am meisten an£FalIend ist hierbei der geringe Halt an 
Silicium, indem viele Metallurgen der Ansicht sind, dass der 
Silicium gehalt mindestens das Doppelte von dem angegebe- 
nen betragen müsse, wenn es zum Bessemern tauglich sein 
soll. Allerdings wird dieses Roheisen directe vom Hohofen 
weg zum Bessemern verwendet, und wird der Process in 
schwedischen Oefen, ohne Spicgeleisen nachzutragen, durch- 
geführt. 

In der russischen Abtheilung sind mir bezüglich der 
nachgewiesen guten Roheisen - Qualität zwei Ausstellungs- 
nummern, nämlich Nr. 2 (Alexandrovsk) und Nr. 71 (Rastor 
gonieff) aufgefallen ; das letztere hat nebst mehreren Fein- 



- 212 - 



gfissen, eine bei 3 V2 ^*" weite, halbkugelförmige, y^ Zoll 
dicke Schale von ausserordentlicher Elasticität und Festig- 
keit exponirty — und bei dem ersteren , das hauptsächlich 
zum Munitionsguss, auch fürKanonen, verwendet wird, ward 
behauptet, dass es per englischen Quadratzoll 290 Zoll-Ctr. 
absolute Festigkeit zeige. Die Erze dieser Hütten sindBraun- 
und etwas Rotheisensteine, und als Brennstoff wird Holz und 
Holzkohle verwendet. 

Eine noch bedeutend grössere absolute Festigkeit zeigt 
das Kanonen-Roheisen von Finspong in Schweden (Katalog- 
Nr. 33}> insbesondere seit dort der Guss nach dem ursprüng- 
lich amerikanischen Systeme mit der Abkühlung von innen 
ausgeführt wird, welche Abkühlung man zu Fiiispong statt 
mit Waaser- mit Luftströmung bewerkstelliget. 

An technischen Fortsehritten in der Roheisenerzeu- 
gung, abgesehen vou denen, welche ich im Vorhergehenden 
aus dem Siegener Lande bereits angeführt habe, konnte ich 
unmittelbar aus der Ausstellung nicht viele herausfinden. 
Die VcrgrÖsserung der Hohöfen in ihrer Höhe und Weite 
erscheint noch immer als Gegenstand für die Versuche im 
Grossen. Im Cleveland-Districte ist im Verflossenen Jahre 
ein über 80 englische Fuss hoher Ofen in Betrieb gesetzt 
worden, dessen Resultate bezüglich des Brennstoffaufwandes 
gerühmt werden ; allein so feste Coaks und so grobe Aggre- 
gate von Eisensteinen , wie in diesem Districte, finden sich 
nicht so bald wieder, wesshalb. die dortigen Resultate nur als 
sehr local angesehen werden können. Bezüglich der Weite 
der Hohöfen (die Weite vor den Formen) ist mir auf der Aus- 
stellung nichts Neues aufgefallen. Es scheint, dass bei run- 
den Ofenschächten die Weite am Boden mit 7 Fuss ihre 
bisherige Grenze erreicht hat, wiewohl dieselbe im Verlauf 
des Betriebes sich bei noch immer gutem Hohofengaug 
auf 8 — 9 Fuss erweitert. Sechs Fuss Weite am Boden- 
stein ist für die grösseren Hohöfen, und speciell für die auf 
halbirtes Frischerei-Roheisen arbeitenden, das gewöhnlich- 
ste Mass. 

Als nicht zu verkennender Fortschritt und mit 'der vor- 
hin berührten Weite des Ofens im innigen Zusammenhang 
stehend stellt sich die immer allgemeiner werdende Anwen- 
dungeiner möglichst hoch getriebenen Erhitzung des Windes 
dar. Selbst die mit aus Gusseisen constrnirtenLufterhitzungs- 
Apparaten versehenen CoakshohÖfen blasen mit 250 — 350 
Grad R. und würden die nach dem Siemens* sehen Principe 
der Wärme - Regeneratoren eingerichteten Erhitzungsappa- 
rate, wovon unter andern einer auf Friedrich- Wilhelmshütte 
bei Siegburg angewendet ist, rascher um sich greifen, wenn 
deren Handhabung bisher nicht mit so vielen Störungen und 
Reparaturen verbunden wäre. Mit der hohen Windtemperatur 
ist übrigens nicht «bloss eine Erweiterung des Ofens am 
Boden, sondern zugleich eine Verengung des Kohlensackes 
und somit ein völliges Verschwinden der sogenannten Rast 
in Verbindung; hiermit ist der weitere Vortheil eines regel- 
mässigen Niederganges der Gichten verbunden. Insbesondere 
die engliscben und schottischen Hohöfen zeichnen sich darin 
vor allen anderen aus. 

Modelle von Hohöfen sind in der französischen, 
prenssischen und schwedischen Abtheilung zu sehen. Bei 
den ersteren ist vornehmlich das Abfangen der Gase und die 
dabei übliche Methode des Aufgichtens dargestellt, ohne 
jedoch eine nachahmenswerthe Neuerung zur Anschauung 
zu bringen. Die Erfahrung hat allerdings gelehrt, dass dss 
Aufgichten am Rande und das Abfangen der Gase haupt- 



sächlich in der Mitte, zom Theil ^er auch am Rande der 
Gichtöffnung bewerkstelligt werden soll. Am instructivsten 
ist das Hohofenmodell von den Gebrüdern Büttgenbach in 
Neuas (Rheinpreussen), und zwar um so mehr, als dasselbe 
von einer kurzen Beschreibung begleitet wird. Originell 
dabei ist die Gasleitung, Welche durch 5 hohle, gusseiserne 
Säulen vermitti It erscheint, die zugleieh den breiten Gichten - 
iLranz tragen, indem das Schachtmauerwer^ Über dem Kohl- 
sack statt eines Mantels nur mit Eisenreifen verstärkt ist. — 
Ausser den Modellen sind noch ziemlich viele Zeichnungen 
von Hohöfen in der Ausstellung; aber sehr häufig, und das 
ist namentlich in der österreichischen Abtheiiung der Fall, 
sind diese Zeichnungen in beigelegten Portefeuilles enthalten, 
wodurch sie den Besuchern in der Regel ganz unbekannt 
bleiben. 

Die in den letzten Jahren erbauten Hohöfen sind am 
Continente sehr gewöhnlich nach schottischem Muster, als 
sogenannte Blechmantel-Oefen ausgeführt worden. An Kosten 
ist hierdurch aber kaum etwas erspart. Ich erkundigte mich im 
Siegener Lande, wo die meisten der neuen Oefen ebenfalls 
als Blech mantel-Oefea hergestellt wurden, und erfuhr, dass 
solch ein Mantel für einen etwas grösseren Ofen sammt 
Gichtenkranz an 400 Centuer Blech erfordert, wovon der 
Centuer eammt Aufstellung zu 6 ^^ Thaler zu veranschlagen 
ist, daher 4000 Gulden kostet. Die gusseisernen Tragplatten 
(worauf der Mantel ruht) und die Tragsäulen wiegen 700 — 
800 Centner^ zu 3 Thaler den Centner gibt sammt Aufstel- 
lung 3500 — 4000 fl. Die Kosten für einen solchen Eisen- 
mantel betragen sonach ohne Fundamentmauerwerk an 
8000 fl., ein Betrag, für welchen in den meisten Localitäten 
auch ein gemauerter Mantel , ein ziemlich solides Rauhge- 
mäuer, hergestellt werden könnte. Bequemer in mehrfacher 
Beziehung ist allerdings ein Blechmantel mit Tragsäulen, 
aber so ganz ohne Einfluss auf den Wärmeverlust dürfte der- 
selbe denn doch nicht sein. Wo daher ein Hohöfen für eine 
voraussichtlich längere Dauer hergestellt wird , und beson- 
ders wenn das Brennmaterial ziemlich hoch im Preise steht, 
da ist nach meinem Erkennen ein gemauerter Rauhschacht 
dem Blechmantel vorzuziehen. 

Von den Raschette' sehen Oefen , welche vor 5 Jahren 
bei der Londoner Ausstellung zum ersten Male vor die 
Oeffentlichkeit traten, war bloss in der russischen und preus- 
sischen Abtheilung je ein Modell ausgestellt, letzteres vom 
Harz und nur für Bleischmelzöfen bestimmt. Es scheinen 
demnach die Raschette'schen Oefen für die Roheisenproduc- 
tion ausser Russland keinen Eingang in der Praxis gefunder 
zu haben, woran das Misslingen des Aubel' sehen Versuchet 
bei Mühlhauseu wesentlich Ursache sein mag. UebrigeiB 
versicherte mich ein russischer Ingenieur, dass diese Oefn 
auch in Russland nur bei Erzeugung des weissen bis baller- 
ten, nicht aber bei Darstellung des grauen Eisens gute Re- 
sultate geben sollen. Die Richtigkeit dieser Angabe voius- 
gesetzt, suche ich den Grund dafür vornehmlich . in dr zu 
geringen Ofenhöhe, wie ich mich schon in meinem Beichte 
über die Londoner Ausstellung von 1862 ausgespochen . 
habe. 

Schliesslich gebe ich zu den vorliegenden Noti^u über 
die Fortschritte in der Roheisen-Fabrikation, gleic^am zur 
Erhärtung derselben, nach dem Bulletin du Comite /«^ Borges 
in Paris, die Uebersicht bezüglich der Erzeugnis Einfuhr, 
Ausfuhr und der Consumtion des Roheisens in ^r^uk reich 
von den 10 Jahren 1855 — 1865. 



213 





Erzeugung^ 


Einfuhr | 


Zusammen 

Erzeugung 

und 

Einfuhr 


Ausfuhr 1 




^ 


Boheiaen 


bearbeite- 
ter 

GlU8 


seitUehe, 
von GuBi- 
eisen sar 
Bearbei- 
tung 


Summe 


Roh- 
eisen 


bearbei- 
teter 
Gnss 


Bück- 
ausfuhr 
nach der 
Bearbei- 
* tung 


Summe 


Eigener 
Verbrauch 


>s 


Kilogramm 


1*^55 
1856 
1857 
1858 
1859 
1860 
1861 
1862 
1863 
1864 


849,296.200 

923,147.500 

992,331.500 

871,556.000 

856,152.300 

880,286.400 

888,000.000 

1053,000.000 

1149,250.000 

1212,100.000 


118,209.618 

127,272.361 

95,459.601 

63,185.971 

43,023.929 

28,941.061 

117,604.203 

199,994.910 

160,058.640 

36,098.435 


2,850;347 
1,961.293 
3,210.233 
2,917.465 
2,267.642 
1,771.500 
6,753.094 
17,155.300 
12,584.690 
5,381.531 


4,815.964 
9,012.450 
12,586.512 
19,412.776 
32,775.997 
41,506.267 
46,646.534 
20,449,919 
24,552.152 
115,012.700 


125,875.929 

138,246.104 

111,256.346 

85,516.212 

78,067.568 

72,218.828 

171,003.831 

237,600.129 

197,195.482 

156,492.6'i6 


975,172.129 

1061,393.604 

1103,587.846 

957,072.212 

934,219.868 

952,505.228 

1059,003.831 

1290,600.129 

1346,445.482 

1368,592.666 


438.677 

98.841 

778.022 

1,523.166 

2,426.755 

1,645.624 

764.624 

349.784 

385 715 

525.100 


2,337.261 
2,294.155 
2,656.508 
4,111.198 
4,018.373 
4,653.030 
4,712.992 
4,341.866 
3,189.064 
4,747.662 


3,100.729 

6,199.215 

6,277.878 

5,088.515 

6,657.175 

13,586.778 

20,042.452 

11,345.101 

13,079.319 

24,665.952 


5,876.667 
8,583.211 
9,712.408 
10,722.879 
13,102.303 
19,885.432 
25,520.068 
16,036.751 
16,654.097 
29,938.754 


969,296.462 

1052,810.393 

1093,875.438 

946,349.338 

921,117.565 

932,619.796 

1033,483.763 

1274,663,378 

1329,791.385 

1338,653.912 



Der Steinkohlen-Bergbau su Häring in Tirol. 

Vom k. k. Schichtmeister Andreas Mitterer in Hftring. 
(Fortsetzung.) 
Ein bedeutendes Quantum gin»; in die wilde Flut, und 
der übrige Abgang; von circa 3,197.910 Ctrn. befand sich 
theils stehend in Pfeilern, theils als Klein versetzt in den 
Verhauen des Berggrübl- Reviers, des Franciseibrand fei des 
und im Barbara-Abendfelde. Man erhielt somit aus einer 

Kubikklafter Kohlenmittel ^^o^gA^ = 63 Ctr. für die Sa- 

line benutzbare Kohle. 

Das noch abzubauende Kohlenmittel besteht nach der 
noch wahrscheinlichen Ausdehnung des Flötzes in 120.500 
Kubikklafter ; es berechnen sich daher bei einer jährlichen 

120500 X 63 



Eroberung von 120.000 Ctrn. 



= 63*2 Jahre 



120000 

Betriebsdauer, in dem Falle, als man die frühere Kohlenge- 
winnungsart beibehalten, und auch die Kleiukohle nicht be- 
nützt hätte. Darf aber in Folge VerbesseruDg des Verbren- 
nungsapparates künftig von jeder Kubikklftr. 108 Ctr. als 

u uu v u A u«,. 120500X108 

brauchbar abgegeben werden, so erhält man ttt-^-^ ac= 

^ ^ 120000 

1 08*4 Betriebsjahre. 

DieVortheile des neuen Abbaues, sowie der Benützung 
4e8 Kohlenkleins bestehen darin, dass der für die Saline so 
wichtige Bergbau um 45 Jahre voraussichtlicher Betriebs- 
dauer verlängert wird. 

Bei den vorliegenden Thatsachen, welche auf die Mög- 
lichkeit eines Brandes in den alten versteckten Revieren hin- 
deuteten, konnte man das Berggrübl - Revier und das Bar- 
bara-Abendfeld unmöglich mit Gleichmuth betrachten. Wollte 
man je noch daran denken, die dortigen Kohlenreste zu ge- 
winnen, die Reviere zu reinigen, so war keine Zeit mehr zu 
verlieren, denn die noch stehenden Pfeiler mussten bald dem 
Hangenddrucke weichen und Haogendbrüche allgemein wer- 
den. Entstand ein Brand im Berggrübl , so war es auch um- 
das östl. ganze Kohlenmittel geschehen. 

Die an einer Stelle gelungene Einfahrt in einen Tbeil 
des alten Berggrübl - Revieres , woselbst Kohlen in Pfeilern 
stehend und haufenweise auch aufgelöst dalägen, sowie die 
Anwesenheit des k. ^. Sectiousrathes Rittinger im Mai 
1855 gaben den Impuls zur Vorlage eines Betriebsplanes, 
welcher die Sistinng des Betriebes im Barbara-Revier, da- 



gegen den ra&chen Abbau des noch ganzen Kohlenmittela 
im Berggrübl und den gleichzeitigen Angriff der alten Ver- 
haue, behufs der Eroberung der Kohlenreste, zum Zwecke 
hatte. 

Nachdem dieser Betriebsplan die hohe Genehmigung 
erhalten, wurden die alten zum Therle schon 60 Jahre 
schlummernden Verhaue an mehreren Punkten in Angriff 
genommen, vom frischen Felde aus gegen das Ende der 
Verhaue vorgedrungen, und die Ausbeute und Räumung von 
dort rückwärts eingeleitet. Der Befund rechtfertigte nur za 
sehr das Unternehmen; die Versetzungen mittelst Kohlen- 
klein waren mitunter massenhaft, die Brandgefahr nicht zu 
leugnen. 

Gleichzeitig mit der Räumung der Verhaue wurde 
auch der Abbau auf dem ganzen Kohl en mittel , welches 
die alten Verhaue wie ein Saum umgab , mit Energie 
geführt. 

Im Jahre 1866 war die Räumung der alten Verhaue 
beendet; man säuberte ein Feld von 3910 Q^ und machte 
eine ansehnliche Ausbeute. 

Dass die Arbeit unter häufig brüchiger Decke, bei einer 
Höhe der Käume von 2-~3^ an Schwierigkeiten und Ge- 
fithr^n reich war, braucht nicht näher beleuchtet zu werden ; 
erwähn enswerth ist aber, dass man hiebei ausserordentlich 
vom Glücke begünstiget ward, indem in dieser Betriebspe- 
riode nicht Eine schwere Beschädigung vorkam. 

Die Gestehungskosten der Kohle waren in dieser Zeit 
folgende : 

Im Jahre 1857 per Ctr. 32'5 kr. 

' ti D 1858 n « 41 t) 

i> 1) 1859 1) n 63*5 n 

1) n 1860 T) n 41-3 ti 

I n 1) 1861 t> D 39-5 II 

n n 1862 n d 36*3 n 
n n 1863 n « 25 tt 
n n 1864 ff ff 23 n 

ff ff 1865 ff ff 21-7 ff 
ff ff 1866 ff ff 18*4 ff 
Im Jahre 1859 wurde der Aufschluss beendet, und von 
dort ab nahm die Ausbeute regelmässig zu. Die von Jahr 
zu Jahr fallenden Gestehungskosten haben aber ihren Grund 
nicht in der grösseren Ausbeute allein, sondern auch in der 
allmäligen Verkleinerung des Reviers, der Concentration 
des Betriebes. 



— 214 — 



Ein üebelstand, dessen vollkommene Beseitigang zn 
keiner Zeit und Jemanden gelingen wird *), weil er in der 
Natur des FlÖtses begründet ist, ist der, dasi man die gewon- 
nene Kohle nicht vollkommen vom Tauben reinigen kann, 
eiu Umstand, der von jeher und noch zu Klagen von Seite 
der Saline Anlass gegeben. 

Das Flötz enthftlt stellenweise eine Menge tauber Ein- 
lagerungen vom feinen SchnQrchen bis zu 2' Stftrke, welche 
mit dem Flötze conform Hegen. Ausserdem ist die sonst 
schöne Kohle hftufig mit tauben Linsen in allen Grössen und 
Richtungen durchzogen, die bei Gewinnung der Kohle in 
grösseren Stücken mittelst Schrämarbeii sich häufig der 
Beleuchtung entziehen. 

Das Taube ist in der Regel an die Kohle angebrannt, 
muss daher mit dem Scheideisen losgetrennt werden, was 
andererseits wieder eine Zerkleinerung des Gefälles zur Folge 
hat Die Reinigung der Kohle ist mitunter, besonders aus 
den mittleren Schichten, so schwierig, dass für die Ge- 
winnung einer Knbikkiftr, solchen Gefälles 8 — 9 fl. gezahlt 
werden, während der Abbau reiner Kohle pr. Kubikklftr. zu 
4 — 5fi. verdungen wird. Mitverbunden ist daher auch immer 
der namhafte Abfall an Kleinkohle, der stellenweise die 
Hälfte der Production beträgt *»). 

Entwftsaemng des Sohaolitea Nr. 9. 

Nachdem der Fürst Lobkowitz-Erbstollen das Kohlen- 
flötz angefahren hatte, musste auf die Herstellung der 
Communication mit dem Schacht 'Nr. 9 Bedacht genommen 
werden. 

Dieser Schacht stand seit der Auflassung des Betriebes 
im Jahre 1830 gänzlich bis zum Horizont des Barbara- 
Stollens unter Wasser; ebenso auch die in Verbindung 
stehende 54^ lange Mittelstrecke und ein zweiter Schacht. 
^ Da die Richtung und Neigung des Schachtes nicht ver- 
lässlich bekannt war, so konnte an einen Aufbruch vom Erb- 
stollen directe gegen die Schachtsohle nicht gedacht werden. 
Um dieea mit voller Sicherheit bewerkstelligen xu können, 
hätte man mittelst einer Dampfmaschine das Wasser aus dem 
Schachte heben und behufs der Ableitung des Rauches vom 
Gruben re vier eine 300^ lange Röhrenleitung herstellen 
müssen, was jedenfalls mit bedeutenden Kosten verbunden 
gewesen wäre, und wobei sich nicht einmal die erforderliche 
Kraft genau bestimmen Hess, da die Menge des dem Schachte 
zufliessenden Wassers unbekannt war. 

Dieser Umstand lenkte auf den Gedanken* einer An- 
bohrung des Schachtes. 

Der hiemach vorgelegte ausgeführte Plan war folgen- 
der: Man führte 10^ von der Axe des Schachtes Nr. 9 ent- 
fernt, aber mit diesem parallel, ein Aufbrechen vom Erb- 



*) Gar Bo unbedingt können wir diese Behauptung nicht 
gelten lassen. Die Aufbereitung der Kohle hat bereits solche Fort- 
schritte gemacht, dass es kaum wahrscheinlich scheint, dass die 
anderwärts erprobten Kohlen-, Wasch- und Aufbereitungs-Appa- 
rate nicht auch in Häring ihren Zweck erreichen würden Der 
Kernpunkt dürfte vielmelur in der Frage Hegen, ob bei der gerin- 
gen Er^eugungsmenge von nur 120000 Ztr. solche Apparate 
auch ökonomisch sich empfehlen lassen, da sie unzweifelhaft 
die Gestehungskosten erhöhen und vielleicht nur bei grösserer 
Erzeugung sich auszahlen würden. Es dürfte daher jedenfalls 
einem berechtigten Streben nach vollkommener Reinigung der 
Kohle nicht von vorm^herein das berüchtigte „Gespenst der Un- 
möglichkeit« entgegenzuhalten sein. D. Red. 

*♦) Der aber, Dank den neueren Fortschritten der Salinen- 
feucrung kein eigentlicher Abfall sondern verwendbarer Brenn- 
stoff ist! D Red. 



Stollenhorizont nach dem reinen Hangenden des Flötzes 28^ 
über sich, und hoffte mit dieser Höhe die Sohle des Schachtes 
Nr. 9 um circa 6^ überfahren zu haben. 

Die letzte Klafter wurde zu einer Fluchtbühne für unvor- 
herzusehenden Fall reservirt, und unter derselben dasKohlen- 
flötz vom Hangenden gegen dss Liegende abgequert. Es wur- 
den wechselweise schöne Kohlenschichten und auch taube 
Einlagerungen durchfahren. 

Da der Schacht Nr. 9 am Barbara horizont in einer der 
schönsten reinen Kohlenschichten des hier 5® mftchtigen 
Flötzes angeschlagen wurde, so suchte man denselben auch 
in der Querstrecke zuerst in der mächtigsten Kohlenschicht 
und in den nilchst folgenden, wobei man auf drei Stellen 
ohne Erfolg arbeitete und erst an der vierten Stelle glück- 
lich war. 

Für die Bohrung wurde ein 3^ langes Auslaugen her- 
gestellt, um sich das oftmalige Abschrauben der Bohrer zu 
ersparen. 

Die Bohrlöcher wurden in Brusthöhe am Ausläng- Vor- 
ort angesetzt, und mit einem schwachen Steigen nach dem 
Streichen einer Kohlen schiebt gegen den Schacht gestossen. 
Die Bohrmeissel hatten 2 Yj'' und es hatte bei 9— 10^ Bohr- 
lochlänge eineVerengung des Bohrloches um nur 4'" stattgefun- 
den. Um die Bildung von Warzen zu vermeiden, das Bohrloch 
rund zu erhalten, wurde die Bohrschneide an beiden Seiten 
mit einem Yj^' langen Flügel versehen, dessen Richtung der 
Peripherie des Bohrloches entsprach, und womit das Bohren 
auch auf theil weise festen tauben Lagen gut ging. 

Die Aubobrung des Schachtes geschab, wie schon be- 
merkt wurde, beim vierten Versuch, und zwar auf einer mit 
vielen tauben Einlagerungen gemischten Kohlenschicht. Hier 
wurde das Bohrloch in der 8. Klftr. feucht und immer mehr 
bis man am 19. December 1866 um 11 Uhr Mittags in der 
10. Klftr. den Schacht glücklich angestossen hatte. Der Ab* 
fluss des Wassers geschah ohiigeachtet des 1 Gelangen rauhen 
Bohrloches besonders in der ersten Zeit mit furchtbarer Ge- 
walt. Der Schacht hatte 31 ^2 ^^^^ Neigung, derselbe wurde 
in der 95. Klftr. angebohrt, und er enthielt bis zu dieser 
Teufe mit der Mittelstrecke und noch einem zweiten Schachte 
260 Kubikklftr. Wasser, welches in 18 Stunden durch das 
Bohrloch abgelaufen war. 

Das Bohrloch Nr. 1 hatte die Länge von 10*2^ und 
ward von der 9. Klftr. an feucht. Man konnte annehmen, 
dass die Entfernung des Schachtes schon Überbohrt war, und 
das Bohrloch sich nahe dem Schachte, am Liegenden oder Han- 
genden befinde. Es wurde daher mit einer 4pfündigen Blecb- 
patrone geladen, und wechselweise mit hölzernen Cylindern 
von 3 — 4' Länge und Lehm besetzt. In 16 Minuten nach 
dem Anbrennen des Zünders erfolgte die Entzündung der 
Patrone , was durch fernes dumpfes Rollen erkannt wurde. 
Nach Entfernung der Besatzung entwich bei heftiger Pressung 
ein grauer Gasstrom wie ein aus einem Rohre ablaufender 
Wasserstrahl ohne weiteren Erfolg. 
(Schluss folgt) 



Notizen. 

Eine neue Methode, Krels-Ordlnaten sohnell ohne 
Hilfe von Teifeln zu bestimmen. Im i, Scientific American •" 
(herausgegeben von Munn & Comp, in New-York) habe ich 
kürzlich eine Kleinigkeit veröffentlicht, die vielleicht auch für 
manche meiner Landsleute und Fachgenossen in Oesterreich von 
Interesse und praktischem Werthe sein dürfte, insofern man auch 
im Berg- und Hüttenwesen häufig in die Lage kommt, Kreis- 



— 215 — 



Nr. 1. 



Segmente von grossem Halbmesser su Terseichnen oder am Felde 

aoBBUstecken. Ich war vor einiger Zeit genöthigt , die Ordinaten 

lUr ein Kreis-Segment von 500" Halbmesser zu berechnen, die 

Elreis-Tangente als Abseissen-Aze betrachtet Ich benfltEte die 

Formel y = Ä — j/^Ä» — x^ und fand: 

»r = 1" '2" ' Z" •4" • ö* * 6" ... I 

V = 0-001"; 0-004" V 0-009"; 0016"| 0025"; 0036" ! / 

Wie man sieht, bilden die Ordinaten in der dritten Deci- 
malslelle die Quadrate der natfirlichen Zahlen 1, 2, 3, 4 ... . 
mit genügender Genauigkeit für Abscissen nicht über 2^". Diese 
Thatsache ist von praktischem Werthe, wenn man Segmente von 
grossen Kreisen (Schablonen für Babn-Curven, Lehrbögen etc.) 
zu zeichnen hat, weil es sehr leicht ist, die obige Progression 
im Qedfichtnisse zu behalten, und dieselbe es ermöglicht durch 
eine einfache Division die Ordinaten für Kreise von 4, 5, 10, 
25, 50, 100, 125 und 25ti Halbmesser zu erhalten, diese Halb- 
messer mögen in Zollen, Füssen, Klaftern, Tards oder Mitres aus- 
gedrückt sein ; man erhält dann natürlich die betreffenden Coor- 
dinaten in derselben Masseinheit ausgedrückt. 

Braucht man z. B. die Ordinaten für ein Segment von 125' 
Halbmesser, so wird man folgendermassen verfahren : 125 ist der 
vierte Theil von 500, und wir finden, wenn wir die Prog. Nr. 1 
durch 4 dividiren: 

a:=y,'; %'; 3/^.; y 

y = 0-00025*; 0-001'; 0-00225'; 0-004* .... 

Wenn man die Mühe einer einfachen Division und folgenden 
Multiplication nicht scheut, so findet man ebenso leicht die Or- 
dinaten für Krössegmente , deren Halbmesser 6, 8, 9, 12, 14, 
15, 16, 18, 21, 24 . . . Z. B. die Ordinaten für 24' Halbmesser 
würde man folgendermassen berechnen: Zuerst bestimmt man 
die Ordinaten för 4' Halbmesser, was geschieht indem man 
Progression-Nr. 1 durch 125 dividirt (oder was dasselbe ist mit 
8/(000 = ^'^^^ multiplicirt). Man erhält so: 

a: = 0-008'; 0-016'; 0-024* . • . 
y = 0-000008'; 0000032*; 000072* .... 
Diese letztgefundenen Zahlen mit 6 multiplicirt, erhält man die 
Goordinaten fOr 24* Halbmesser: 

x = 0-048'; 0-096'; 0-144' ... 
y = 0-000048'; 0-000102*; 0-000432' . . . 

Es ist leicht einzusehen, dass man die Abscissen entspre- 
chend dem gebrauchten Massstabe und dem Zwecke der Zeich- 
nung wählen muss. So würde es in dem letzten Falle (24' Halbm.) 
genügen, von der Progression - Nr. l bloss x = 3', 6', 9', 12' . . 
zu nehmen, weil « = 3' die erste Absdsse ist, welche einer Or- 
dinate ent^richti die in den Zirkel gefasst werden kann. 

Anton Hardt, 
Civil- und Bergingenieur, 
derzeit in Williamsport, Pennsylvanien. 

Ueber das Sohwimmen des Bleies auf fltLsGderem 
Gnsseisen. Ueber diesen Gegenstand sprach Herr Direetor 



Karmarsch im Gewerbeverein in Hannover im April d. J. Diese 
aoffiallende Erscheinung hat der EisengiessereibesitEer Haberland in 
AlfÖld früher beobachtet, und neuerdings hat derselbe geschöpfte 
Proben von Gusseisen mit darauf befindlichen Bleitropfen Herrn 
Karmarsch eingesandt. Dass das schwerere Blei (specifisches 
Gewicht IIV2) ftuf dem leichteren Eisen (specifisches Gewicht^?) 
schwimmen könne, erschien kaum begreiflich. Herr Kannarsch 
hat nun die Bleitropfen genauer untersucht und gefunden, dass 
dieselben keine dichten Körper, sondern sehr dünne Bleibläschen 
sind. Er glaubt, dass das Blei in der Weissglühhitze verdampft 
und in geringerer Temperatur als Bläschen condensirt und nie- 
dergeschlagen sei. Er verweist hierbei auf die bekannten, noch 
nicht genüjgend erklärten Thatsachen, dass weissglühendes 
Eisen und sehr hoch gespannter Dampf, ohne zu verbrennen 
mit der Hand berührt werden können. 

Gtowalzte Feüen. Zum Walzen von Feilen construirte 
Th. Turton in Shefield eine Biaschine, welche im Wesentlichen 
folgende Einrichtung hat: In zwei übereinander befindlichen 
Walzen sind die Gesenke mit den den Feilen zu ertheilenden 
veränderlichen i^rofilien eingesetzt; durch Zahnsectoren, welche 
auf ihren Achsen sitzen, erhalten diese Waisen von einem Man- 

S»lrade aus eine hin- und hergehende rotirende Beweg^g. Beim 
ebranch wird ein Stahlstück von angemessener Länge zuerst 
in dasjenige Profil der Walzen eibgesetzt, welches die Feile in 
der Richtung der hohen Kante ausbildet, indem man den Stahl 
vorwärts und dann in Folge der Mangelradbewegung zurückführt 
Es wird dann aus dem erwähnten Profil herausgenommen und 
in das zweite Profil eingelagert, in welchem durch gleiche Be- 
wegung wie oben die flachen Seiten ihre Gestalt erhalten. Nach 
dieser zweiten Operation ist die Feile fertig zum Ausschweissen 
der Angel. (Steierm. Ind. u. Hand.-BL) 



N. E. 934. 



i\.dzninl8trative6. 

Erkenntnits. 



Nachdem trotz der rechtskräftigen hierämtlichen Aufibr^ 
derung vom 7. Mai 1567 die EigenthÜmer der Victoria-Griqihit- 
zeche Nr. 1 und 2 in der Gemeinde Heuhof, bestehend aus 8 
einfachen Grubenmassen, Herr Victor Noback in Prag, Andreas 
Biederer und Josef Brei in Heuhof diese beiden Grubenfelder 
nach Vorschrift des §. 174 a. B. G. nicht in Betrieb gesetzt, 
und sich über die bisherige Ausserachtlassung der Bauhafthal- 
tung nicht gerechtfertigt haben, so wird nach Weisung des §. 243 
und 244 a. B. G. auf die • Entziehung dieser Grubenmasse mit 
dem Beisatzd' erkannt, dass nach Bechtskräftigwerdung dieses 
Erkenntnisses nach der gesetzlichtm Vorschrift weiter Amts ge- 
handelt werden wird. 

Von der k. k. Berghauptmannschaft 

Pilsen, am 1. Juli 1867. 



ANKÜNDIGUNGEN. 

G e 8 n c h. 

Ein Bergbeamter, absolvirter Bergakademiker, seit 12 
Jahren beim Kohlenbergbaue bedienstet, mit guten Dienstseug- 
nissen versehen, wünscht ein seinen Kenntnissen entsprechen- 
des Unterkommen bei einer soliden (Gewerkschaft — Derselbe 
hat durch 4 Jahre als Markscheider, seitdem durch 8 Jahre als 
Bergbauleiter der Bergverwaltung selbständig vorgestanden, Erd- 
bohrungen und Schüi^mgen geleitet, ist auch im Bechnungswesen 
bewandert und kann sogleich eintreten. Gefällige Ofierte unter 
P. E. befördert die Expedition des Blattes. (38—38) 

Für eine der grösstenPolyerfabriken 

Beutsohlandfl wird ein teohnlBOher Betrlebi-Oireo- 
tor mit la-lSOO rh. Oehalt exol. Tanttime sn en- 
^a^^en mslUiht. Offerte sind unter Angabe der Referen- 
zen an die Herren Küpper und Wiedebach in Berlin franco 
einzusenden. (35 — 35) 



In unserem Verlage erschien soeben und kann durch jede 
Buchhandlung bezogen werden: 

Berg- und HUttenmännischee 

JAHRBUCH 

der 

k. k. Berg-Akademien 10 leeben, PHbran und Sekemilti. 

XVI. Band. 
Bedacteur: J. Grimm, k. k. Oberbergrath und Direetor der k. k. 
Bergakademie zu PHbram. (40—41) 

PrIs 4 fl. 50 kr. s. W. 

Buchhandlung von Tendier A Comp« in Wien. 

Die Seiler-Waaren-Fabrik 

des Carl Iflandl in Peat 

erzeugt alle für den Bergbau nOtliigen S6ller*Arbeiten von 
vorzüglicher Qualitftt zu den billigsten Preisen. 

Fabrik: Pest, Stadtwäldchen, Arenaweg Nr. 120, 121. 
Niederlage: Pest, Josefsplatz, Badgasse Nr. 8. (ig-6i) 



— 216 — 



Gegenseitiger Versichenmgs-Verein österr. Montanwerke, üfaschinen- 

nnd Metallfabriken in Wien. 



p. T. 

Wir haben die Ehre, Sie ergebenst in KenntniM zu setzen, dass wir heute mit 
der Bückversicherungs- Gesellschaft Seenritas in Wien, 
„ „ „ Pannoniain Pest, 

„ k. k. priv. Rinnione Adriatica di Sicurtii in Triest, 

„ Ersten ungarischen allgemeinen Assecuranzgesellschaft in Pest, Verträge geschlossen 
haben, gemftss welcher diese Tier Gesellschaften ab dem 1. Juli d. J. alle von uns zum Abscblnsse gelangten Versicherungen 
insolange ganz in Rückversicherung übernehmen, bis der Verein, ob der Anzahl seiner Mitglieder und der eigenen Mittel, im 
Stande sein wird, einen Thell der Versicherungen auf eigene Rechnung zu behalten. 

Aus nachfolgender Zusammenstellung ersehen Sie die Fonds, mit welchen wir durch diese Gesellschaften den Vereins- 
mitgliedem, neben deren gegenseitiger Haftung, die Erfüllung unserer Verpflichtungen garantiren. 







€frewlllirlelstiiii90-Fond«. 












Käme 

der 
Oeiellsohaft 


Begebenes 
Äctlen-CapiUl 


Darauf sind 
einbesahlt 


Capital- 
Reserve 


Frlmien- 
Reserve 


jährliche 
Prlmlen- 
Elnnahme*) 


Sname 

der 

Garantiemittel 


Panncnla 

Hlnnirae ....... 


2,000.000 
2,000.000 
8,540.000 
8,150.000 


' — 


600.000 

400.000 

1,062.000 

945.000 


- 


16.854 

9.948 

221.470 

700.000 


46 
27 
26 


548.055 

475.415 

2,506.940 

8,198.897 


5 
85 

60 


868.847 

684.286 

8,763.585 

4,121.629 


88 
20 
88 
84 


8,428.256 
8,169.648 
10,081.946 
11,170.026 


89 
82 
09 
94 


*™~ 


10,690.000 1 — 


8,007.000 1 — 


947.766 1 99 


6,728.808 


-~ 


9,488.298 


z. 


27,794.878 


d 



*) Wnrde die Primien>-Einnahme pro 1866 als massgebend betrachtet. 

Die auffallend rasche Theilnahme, welche unser Verein trotz des erst so kurzen Bestehens in den ' betreffenden 
Industriekreisen gefunden hat, brachte uns gegenüber den Versicherungsgesellschaften in eine viel günstigere Position und konnten 
wir die Verträge zu Bedingungen schliessen, welche den Beweis liefern, dass die Gesellschaften einen hohen Werth darauf legen, 
mit nns in Verbindung zu sein. 

Wir hoffen, dass diese Sachlage sich auch Ihres Beifalls erfreuen wird und Sie nns daher baldmöglichst beitreten werden. 
Schliesslich theilen wir Ihnen untenstehend noch 2 Schreiben mit, aus welchen erhellt, dass die nOesterreichische 
^ationalbanktf und die nK. K. ^riv. Credit-Anstalt für Handel und Gewerbe^ nichts einzuwenden haben, wenn deren Schuldner un- 
serem Vereine beitreten wollen. WIEN, 28. Juni 1867. '" 

Die Direction: Der SecretArt 



Hypothekar-Gredits-Abtlieüang 

der priv. österr. 

HATIOHAXiBAHK. 



WIEN, am 15. März 1867. 



Nr. 



1805 An den löblichen gegenseitigen Versicherungs-Verein österr. IMontanwerke, IMaschinen- 

H. B. I. und Metallfabriicen in Wien. 



InGemfissheit der Statuten für die Hypothekar-Creditsabth eilung der Nationalbank werden Montanwerke, dann Fabriken, 
mithin solche Objecte, auf welche die Thätigkeit des löblichen Vereines zu Folge der schätzbaren Zuschrift vom lt. 1. Mts. znnftchst 
gerichtet ist, von der Nationalbank nicht als selbstständige Hypothek beliehen, sondern nur zur Verstärkung anderer fOr die Beleihung 
statutenmässig geeigneter Hypotheken berücksichtiget. 

Um so eher kann die Nationalbank in solchen Fällen es den Parteien Überlassen, die Versicherung der Hypothek 
gegen Feuerschaden bei jener Assecuranzanstalt vorzunehmen, welche ihnen am meisten zusagend erscheint. 

Der Nationalbank bleibt es vorbehalten, die Wahrung des eigenen Interesses hiebei gehörig zu überwachen 

JPigßiim m, p. 



1931. 



WIEN, am 12, Juni 1867. 
An den gegenseitigen Versicherungs-Verein österr. JMontanwerl^e, IMaschinen- 

IMetallfabrilcen in Wien. 



und 



In Erledigung ihres Werthen vom 8. d. M. theilen wir Ihnen mit, dass wir für den Fall, als Sie die Ih^en zugehen- 
den Versicherungen mit ihrer ganzen HOhe bei den bezeichneten vier Assecuranzgesellschaften und zwar bei jeder mit dem gleichen 
Betrage (y^) rückversichern, keinen Anstand nehmen, wenn unsere Schuldner ihre uns verpfändeten Objecte bei Ihrem Verein assecuriren« 

Achtungsvoll 

Die k. k. priv. ^österr. Gredit-Anstalt tüx Handel und Gewerbe. 

JVorMöotfif m. p. üfayrrns m. p. 

Diese Zeitschrift erscheint wöchentlich einen Bogen stark mit den nOthigen artistischen Beigaben. Dbt Prinnmerationspr^ii 
bt jährlich loeo Wien 8 fl. ö. W. oder 5 Thlr. 10 Ngr. Kit franoo Postvenendang 8 fl. 80 kr. 6. W. Die Jahresabonnenten 
erbalten einen offieiellen Bericht über die Brfahmngen im barg- und hüttenmännisohen Xaaehinen-, Bau- und Anfbereitongswesaa 
Atlas als Gratisbeilage. Inserate finden gegen 8 kr. ö. W. oder IV) Ngr. die gespaltene Nonpareilleseile Au&ahme. 
Zuschriften jeder Art könneu nur franoo angenommen werden. 



I>ra«k von Oarl Fromme In Wien. 



Fflr d«n Verlac verantwortUch : Carl Reger. 



i 



N^ 28. Oesterreichische Zeitschrift }^^l 

VI. Jahr{raii|r. * 15. JiÜ. 



fÜT 



Berg- und Hüttenwesen. 



Verantwortlicher Redacteiir: Dr. Otto Freiherr yon Hingenan, 

k. k. Mixüstarialrath im Finanzminlsteriiun. 

Verlag der O. J. Manz'schen BnohhandltUlgr (Kohlmarkt 7) in Wien. 

Inhalt: Die Fortschritte in der Stabeisenfabrikation Dach der intemationaleo Indnstrieaasstellang von 1867 zu Paris. — Der 
Steinkohlen-Bergbau zn H&ring in Tirol (Schluss). — Literatur. — Administratives. — Ankündigungen. 



Zur gefiilligeD Notiznahme. 

Um in der Znsendnng unserer Zeitsohrlft an Jene 
der resp. Herren Abonnenten, deren PrUnuineratlon mit 
Ende Juni erloschen ist, keine Unterbrechung eintreten 
lassen zu müssen , erlauben wir uns dieselben höflichst 
um gefällige besohleunls^y franldrte Einsendung 
des Betraffes fllr das 2. Semester mit 4 fl. 40 kr. 
sn ersuchen. 

m. 
Die Fortschritte in der Stabeisenfabrikatioii 

nach der internationalen Industrieausstellung von 1867 

zu Paris. 

Von P. Tunner. 

Bezüglich der Stabeisenfabrikation bat die Ausstellung 

im chemischen Theile an neuen Erieugungsmethoden nichts 

gebracht, denn die Methoden nach^ Bessemer, Martin 

und Berard nehmen zunächst Bezug auf den werthvoUeren 

und dabei leichter darzustellenden Stahl, sind desshalb dort 

aufgeführt worden , wiewohl sie auch zur Darstellung des 



weichen Eisens verwendet werden können und wirklich in 
ausgedehntem Masse dazu benfitzt werden. Entgegen im 
mechanischen Theile, an maschinellen Vorrichtungen zur 
mechanischen Bearbeitung des geschmeidigen Eisens, war 
Einiges wirklich in Modellen oder Zeichnungen ausgestellt, 
von Anderen war zwar nur das fertige Fabrikat ezponirt, 
aber theilweise waren über die Art und Weise der Darstel- 
lung doch einige Daten in Erfahrung zn bringen. Als den 
wichtigsten Fortschritt in der Stabeisenfabrikation möchte 
ich jedoch die vermehrte Production und die gleich- 
zeitige Verminderung der Preise bezeichnen, welche 
bei dem Stabeisen relativ zwar nicht so auffallend wie beim 
Stahl, allein numerisch doch von der grössten Bedeutung 
sind. 

Anschliessend an das, was ich am Ende meines II. Ar- 
tikels über die Fortschritte in der Roheisenfabrikation, an 
statistischen Daten von der französischen Production, Ein- 
fuhr, Ausfuhr und Verbrauch an Roheisen, nach dem «Bulletin 
du Comit^ des Forges« in Paris mitgetheilt habe, lasse ich 
hier, aus derselben Quelle entnommen, die betreffenden Zah- 
len bezüglich des Stabeiseos und Eisenbleches folgen. 



I 



Erzeugung 

von 
Stabeisen 
u. Blechen 



Einfuhr von 



unbearbei- 
tetem 
Stabeisen 

und 
Blechen 



bearbei- 
tetem 
Stob- 
eisen und 

Blechen 



unbearbei- 
tetem 

Stabeisen 
u. Blechen 

zeitliche 



Summe 

der 
Einfahr 



Znsammen 
die ' 

Erzeugung 

und 

Einfuhr 



Ausfuhr 



von unbe- 
arbeite- 
tem Stab- 
eisen und 
Blechen 



von bear- 
beitetem 

Stab- 
eisen und 
Blechen 



Kflckanfl- 
fabr von 
StobeUen 

und Blechen 
nach der 

Bearbeitung 



Summe 

der 
Ausfuhr 



Eigener 
Verbrauch 

von 
Stabeisen 
u. Blechen 



K i 1 



S 



a m m 



1S55 
1856 
1857 
1S5S 
1859 
1860 
1861 
1862 
1863 
1864 



557,217.600 
568,669.400 
559,959.300 
530,101.800 
520,099.200 
559,384.900 
572,700.000 
700,500.000 
790,650.000 
822,900.000 



55,525. 
66,381. 
30,411, 
16,056. 

1,959. 

1,182. 
13,698. 
89,795. 
14,634. 

2,876. 



328 
309 
160 
736 
584 
024 
379 
628 
235 
018^, 



2,856.113 
4,979.936 
5,314.094 
5,837.913 
4,418.508 
2,561.921 
8,099.622 
8,505.283 
8,576.021 
,820.596 



4,989.206 
9,843.339 
17,828.805 
32,848.275 
36,353.214 
4«,659.602 
43,074.000 



59,381.441 
71,361.245 
35,725.254 
26,883.882 
16,221.431 
21,572.750 
54,646.276 
134,654.125 
71,869.858 
55,771.514 



615,599,041 
640,030.645 
595,684.554 
556,985.682 
536,320.631 
580,957.650 
627,346.270 
835,154.125 
862,519.858 
878,671.514 



3,085.820 
1,939.332 
3,273.860 
3,313.295 
2,834.667 
4,152.257 
3,674.451 
4,674.405 
1,351.957 
954.138 



8,622.329 
8,979.171 
10,150.278 
12,031.950 
13,055.363 
13,843.366 
11,667.518 
12,280.056 
10,121.424 
14,304.254 



1,715.235 

2,787.504 

6,005.726 

19,435.375 

32,867.069 

44,804.798 

62,693.472 

43,887.019 

58,432.700 

105454.800 



13,423.384 
13,706.007 
19,489.854 
34,780.620 
48,757.099 
62,800.421 
78,035.441 
60,841.480 
69,906.081 
120,413.192 



602,175.657 
626,324.638 
576,194.700 
522,205.062 
487,563.532 
518,1ö;.229 
549,310.835 
774,312.646 
792,613.777 
758,258.322 



Anmerkung. Während beim Roheisen die Einfuhr 2V3 — dV, Millionen Centner mehr beträgt als die Ausfuhr, wird an Stab- 
eisen etwas mehr ausgeführt als eingeführt, wie diess bei einer rationellen Volkswirthschaft der Fall sein soO. 



— 218 



1856. . 


. . 16 00 


1857 . . 


. . 14-25 


1858 . . 


. . 13-50 


1859 . . 


. . 13 00 


1860. . 


. . 10-50 


1861 . . 


. . 10-75 


1862 . . 


. . 10-50 


1863 . . 


. . 9-32 


1864 . . 


. . 9-25 



Der Dttrchschnittspreis des besseren Steinkohlenstab- 
eisens (Stabeisen, das aus Coaksroheisen mit Steinkohlen- 
feaerang in den Puddlingr- und SchweiBsöfen erzeugt worden 
ist) am Pariser Markt, welcher pr. Zollcentner in den Jahren 
1855 und 1856 auf 18*75 Franken, in 1857 auf 16*63 
Franken, in 1858 auf 15'38 Franken und in 1859 auf 13*13 
Franken gestanden ist, hat in den Jahren 1861 bis ein- 
schUesslich 1864 an 1 1*75, 12*25, 1 1*36 und 10*88 Franken 
betragen, war also während dieser 10 Jahre in einem bei- 
nahe ununterbrochenen Sinken begriffen^ während nach vor- 
stehender Tabelle die Eraseugung und der Verbrauch fast 
ebenso beständig gestiegen sind. Der Zollcentner Eisenbahn- 
Bchieoen hat im jährlichen Durchschnitte gekostet : 

im Jahre 



Franken 



war also gleichfalls im nahezu beständigen Sinken begriffen, 
während die Erzeugung von 1,973.900 des Jahres 1860 
auf 4,080.000 Zollcentner des Jahres 1864 gestiegen ist« 
Eben darin liegt die grosse Wichtigkeit, der wahre 
Segen der Eisenproduction mit Steinkohle, dass 
mit der steigenden Fabrikation die Erzeugungs- 
kosten bedeutend billiger werden, während es^ 
bei Verwendung des vegetabilischen Brennstof- 
fes im Orossen gerade umgekehrt ist. 

Noch viel auffallender stellt sieb das diesbezttgliche 
Verhalten zwischen Grösse der Production und den Ver- 
kaufspreisen des Eisens in England und Belgien, wo derzeit 
ordinäre Eisenbahnschienen um 7 Vj — S Franken , oder 
3 — 3'20 Gulden der Zollcentner in fast beliebiger Menge 
zu haben sind. Ich will meine diesfallsigen Details jedoch 
auf Frankreich und Deutschland beecbränken, welche Staaten 
uns geographisch, wie in ihren von der Natur gebotenen Ver-* 
hältnissen näher liegen ; denn ich habe bereits im 11. Artikel 
gezeigt, wie weit in Frankreich ein grosser Tbeil der Eisen- 
erze zugeführt werden muss, welcher Staat überdiess auch 
ein grosses Quantum von Steinkohlen und Coaks aus Bel- 
gien, England und Deutschland importiren muss. 

Ausser den Fortschritten in der Quantität und den bil- 
ligen Preisen sind auch die Fortschritte in der Qualität des 
&bricirten Stabeisens in der Ausstellung mehrseitig zur An- 
schauung gebracht, indem sehr viele Qualitätsproben expo- 
nirt erscheinen. Das umfassendste Qualitäts-Sortiment ist 
in der französischen Abtheilung von Creusot, Katalognum- 
mer 343, dem grössten Eisenwerke Frankreichs (15 Coaks- 
hohöfen, 130 Puddlings- tfnd 85 Schweissöfen nebst einer 
bedeutenden Maschinenwerkstätte umfassend) in einem eige- 
nen Gebäude des Parkes ausgestellt, welches sieben Classen 
enthält. Jede Classe umfasst körniges und faseriges Eisen, 
je nach Bedarf, und je besser die Qualität, desto feiner und 
bei der Bearbeitung länger anhaltend ist das Korn, desto 
feiner, länger und lichter die schliesslich erhaltene Faser. 
Ausser den Bruchproben erscheint die Qualität jeder Classe 
mit verschiedenen, theils im heissen, theils im kalten Zustande 
hergestellten Qualitätsproben illustrirt. Erzielt sind diese 



verschiedenen Qualitäten je nach der Art der verwendeten 
genau sortirten Erzö (oolitische, phosphorhaltige Eisensteine, 
Schweiss- und Puddlingsschlacken, Bohnerze, Elbaoer- und 
afrikanische Erze)» den beim Hohofen verwendeten, aus 
einem Gemenge von in Creusot vorkommendem Antrasit und 
fetten Kohlen von St. Eti^nne dargestellten Coaks, der zu- 
geschlagenen Menge und Art des Kalksteines, dem mehr 
oder weniger garen Hohofengang, dem Raffiniren des Roh- 
eisens und den verschiedenen Verhältnissen, in welchen die 
einzelnen Roheisensorten ffir sich oder mit einander gemengt 
verarbeitet werden, sowie endlich wesentlich auch nach der 
Art des Puddelns und des ein- oder mehrmaligen Schweissens. 
Der Aussteller selbst gab an, dass Sorte Nr. I gut schweis- 
send und in der Kälte hart, für ordinäre Rails gut sei ; Nr. II 
ist ordinäres Stabeisen, ähnlich dem ordinären Stabeisen von 
Staffordshire;-Nr. III ähnlich dem best Staffordshireeisen ; 
Nr. IV dem best best Staffordshire- und Nr. V dem treble 
best Staffordshireeisen entsprechend; Nr. VI soll dem York- 
shireeisen parallel und Nr. VU besser als alle anderen Stab- 
eisensorten sein ? Als Grundpreis beim Stabeisen wird Nr. II 
angenommen, Nr. III ist pr. 100 Kilo um 2'50 Franken, 
Nr. IV um 5 Franken, Nr. V um 9 Franken, Nr. VI um 1 4 
Franken und Nr. VII um 20 Franken höher im Preis. Bei 
den Blechen dient gleichfalls Nr. II als Anhalten, und wird 
für Nr. m pr. 100 Kilo 3 Franken, für Nr. IV 7 Franken, 
für Nr. V 13 Franken, für Nr. VI 21 Franken und für Nr. VII 
31 Franken mehr gerechnet. Die Coaks von Creusot sollen 
0*22 Procent Schwefel, alle anderen Sorten aber mehr ent- 
halten. Fraglich und von wenig praktischem Werthe dünkt 
mir die von diesem Aussteller ausgefClhrte graphische Dar- 
stellung des Qualitäts-Coäfficienten dieser verschiedenen 
Eisenqualitftten, welehe als Mittellinie nach der absoluten 
Festigkeit (auf die Grösse der Bruchfläche berechnet, um 
die Dehnbarkeit eipzubeziehen) und der fünffachen Anzahl 
von Biegungen in der Wärme gezogen, nahezu als gerade 
schief ansteigende Linie erscheint, d. h. dass der Qualitäts- 
unterschied dieser einzelnen Sorten geometrisch proportio- 
nal ist. Sei dem wie immer, so viel ist gewiss, dass Creusot 
(Schneider und Comp.) ein ausgezeichnetes Sortiment in 
seinem Stabeisen einhält, welches u9iBomehr als Muster an- 
gesehen werden kann, als es bei ausschliesslicher Verwen- 
dung von mineralischem Brennstoff sehr vollständig ist. 
Bereits in meinem Berichte über die Pariser Ausstellung von 
1855, Seite 73 habe ich dieses Werk in dieser Beziehung 
obenan gestellt. Im Jahre 1866 hat Creusot erzeugt: 

an Rails . . . 40,000.000 Kilo 
^ » Stangeneisen 38^000.000 n 

n Blechen . . 15,000.000 d 

Zusammen . . 93,000.000 Kilo 
oder 1,860.000 Zollcentner, nebst 27^ Millionen Centner 
Roh- und Gusseisen, und für 14 Millionen Franken Maschi- 
nen. Dabei sind in Summa bloss auf den Hätten 85 Dampf- 
maschinen mit 6500 Pferdekräften und 9950 Arbeiter be- 
schäftigt. 

Bei den meisten französischen Ausstellern ist übrigens 
in der Eisenqualität das Holzkohleneisen vom Coakseisen 
wesentlich unterschieden, und dürfte darauf umsomehr Werth 
zu legen sein, als man nur selten so reinen mineralischen 
Brennstoff hat, als es in Creusot der Fall zu sein scheint. 
Hieher gehören die durch ihre sehr raschen Fortschritte in 
der Stabeisenproduction ausgezeichneten Werke der Gebrü- 
der V. Dieterich in Niederbronn, Ausstellungsnummer 151, 



— 219 — 



welche im Jahre 1838 erzeugte 4.134 Tonnen 
n ii 1844 an . 8.800 n 

« D 1851 Bchon . 18.305 n 
fi D 1858 bereits . 41.338 d 
ff 1865 über . . 82.900 n 
und n « 1866 bei . . 95.200 « 
oder 1,904.000 Zollcentner Stabeieen. Desgleichen die fran- 
zösischen Aussteliungsnummem 20, 147, 148» 182, 185, 
186, 191, 203, 315 u. e. a. zeigen den Qualitätsunterschied 
zwischen dem aus Holzkohlen- und dem aus Steinkohlen- 
Roheisen, und zwar entweder durch den Pnddlings- oder 
den Herdfrischprocess dargestellten Stabeisen. Ffir die 
feinen Drähte und Bleche wird allenthalben Holzkohleneisen 
in Herden gefrischt verwendet, wie z. B. die Aussteliungs- 
nummem 170, 177, 185 nnd 189 zeigen; ja för die vor- 
züglichsten Drähte wird sogar noch schwedisches Stabeisen 
verwendet, wie Ausstellungsnummer 228 weist. Die directe 
Darstellung des Stabeisens nach der französischen oder 
Catalan-Luppenfrischerei nimmt jedoch mit Recht immer 
mehr ab. So ist bei Nr. 199, der metallurgischen Gesellschaft 
von r Ari^ge, welch^ vor mehreren Jahren in dortiger Gegend 
den ersten Hohofen für die Roheisenerzeugung errichtet hat, 
und die Anfangs glaubte, zur Einhaltung der Stabeisenqua- 
lität das Roheisen nur in Herdon verfrischen zu sollen, nach- 
gewiesen worden, dass den örtlichen Bedürfnissen durch 
gepuddeltes Eisen vollends Rechnung getragen ist. Früher 
kostete daselbst der Centner Stabeitien 22 ^/^ Franken, der 
jetzt bei der gleichen Verwendbarkeit ni^r I7V2 Franken 
kostet, und wobei der jetzige Betrieb noch rentabler als 
der vorige ist. — Ein sehr hübsches Modell vom Betrieb 
einer Pnddlingshütte mit Holzgasfeuerung ist unter Nr. 1 52 
von Alle ward ausgestellt, an dem die meisten der neuer- 
Hchen Fortschritte ersichtlich sind, und sogar eine angeb- 
liche neueste Verbesserung zu entnehmen ist, welche darin 
besteht, dass der Puddlingsofen ausser der gewöhnlichen 
Windbatterie über der Feuerbrücke, mit einer zweiten etwas 
kleineren Batterie im Gewölbe versehen ist, deren Wind- 
düsen mehr geneigt nahezu auf das Herdmittel blasen, und 
nur periodisch gebraucht werden. Mit der Ausstellungsnnm- 
mer 203. ist eine Preisangabe verbunden^ dahin lautend, 
dass, wenn 1 Centner Stabeisen aus Holzkohlenroheisen 
und in Herden mit Holzkohlen gefrischt 25 Franken kostet, 
dasselbe gepuddelt auf 17 Franken steht, und aus Coaks- 
roheisen gepuddelt auf 15 Franken zu stehen kommt. 

Bei der grossen Zahl von französischen Ausstellern im 
Eisen beschränkte ich mich im Weiteren auf die specielle 
Anführung derjenigen , bei welchen ich in der Fabrikation 
irgend i^inen technischen Fortschritt zu verzeichnen finde. 
In dieser Beziehung muss ich unter den Stabeidenfabrikanten 
wieder vor allen nennen: 

Petin Gaudet, unter Katalognummer 245, welche 
Firma einejährliche Gesammt-Erzeugung von 50000 Tonnen, 
oder 1 Million Zoll-Centner erreicht, worunter in den letzten 
Jahren etwas mehr Stehl als Eisen vorkommen dürfte, da 
der Gesammtwerth auf 30 bis 35 Millionen Franken veran- 
schlagt wird. Hervorragende Artikel dieser in einem eigenen 
Gebäude des Parkes befindlichen Ausstellung sind an Eisen : 
gewalzte zum Theil auch beschossene Panzerplatten, dar- 
unter eine von 4*525 Meter Länge, 1*2 Meter Breite und 
0*25 Meter Dicke; eine Balancier- Platte 11 «Meter lang, in 
der Mitte 18 Meter breit 0*065 Meter dick und bei 8000 
Kilo schwer ; und nebst mehreren anderen Fa^oueiaen haupt- 



sächlich Doppel- 7-Eisen (Girders) von 10— 32 Meter Länge, 
0'28— 1^0 Meter Höhe und 1350—2475 Kilo schwer, aus 
je einem Pakete im Ganzen gewalzt. Dieses Doppel-T*- 
Eisen wird auf der Hütte zu Saint Chamond in einem neuen, 
in Frankreich patentirten und erst seit einigen Monaten an- 
gewandten Walzgerüste aus parallelepipedischen Paketen 
oder Stücken in einer EQtze ausgewalzt. Dieses Walzgerüst 
besteht, ähnlich einem gewöhnlichen Universalwalzgerflste, 
aus 2 grösseren horizontalen und 2 kleineren verticalen 
Walzen, welche 4 Walzen jedoch mit ihren Achsen alle in 
einer Verticalebene liegen, indem die verticalen Walzen 
zwischen den Achsen der horizontalen stehend, seitlich ein- 
geschoben sind. Die eigentliche Bundlänge der horizontalen 
Walzen entspricht dem Stege, Mittelstücke, des Doppel- T- 
Eisens, während die beiden Vertical- Walzen, welche nur 
Schleppwalzen sind, in ihrer Bundlänge der Breite der bei- 
den Köpfe entsprechen. So ,wie die Horizontal-Walzen nach 
jedem Durchgange enger gestellt werden, werden desgleichen 
die Vertical -Walzen nach jedem Durchgange vorgeschoben, 
bis sie für den letzten Durchgang an die entsprechenden 
Absätze am Rande des Bundes der Horizontal-Walzen an- 
schliessen und sogestaltet die Form, respective das Kaliber 
für die beiden Köpfe vollenden. 

Es wird durch diese neue Walzvorrichtung die Erzeu- 
gung der Girders (des Doppel- T-Eisens) sehr vereinfacht, 
und dadurch der Erzeugungspreis bedeutend ermässigt, 
was bei der vielfachen Verwendbarkeit der Girders, wenn 
sie billig und in beliebigen Dimensionen zu haben sind, 
wichtig erscheint. 

In St. Chamond befindet sich ausserdem ein horizon- 
tales Bandagen-Kopfwalzwerk , mit zwei neben einander 
stehenden Gerüsten, ganz gleich mit dem zu Blaenavon in 
England, sowie ein grosses Blech- und Universalgerüst, 
auf dem auch die Panzerplatten gewalzt werden. 

Chatillon et Commentry, Katalognummer 346, 
welche Firma ebenfalls in einem eigenen Gebäude des Par- 
kes, gerade dem von Petin Gaudet gegenüber liegend, aus- 
gestellt hat, und aus ti einzelnen Hüttenwerken besteht, 
producirt jährlich 65—72000 Tonnen verschiedener Eisen-, 
Stahl- und Gusswaaren. Unter den Eisenwaaren sind her- 
vorragend alle Sorten von Blechen, Panzerplatten und grosses 
Fa^oneisen, nebst den verschiedenen Eisenbahnmaterialien, 
Mercantileisen und Drähte. Die hier ausgestellten Girders 
waren noch etwas höher und namentlich mit breiteren Kö- 
pfen versehen, aber nicht so lang, wie jene bei Petin Gaudet, 
und es steht diese Di£Perenz in einigem Zusammenhang 
mit der befolgten, abweichenden Art der Darstellung. Die 
Girders von Chatillon sind nämlich aus Fa90n-Paketen, 
in einem Gerüste mit zwei grossen horizontalen Walzen, die 
ein einziges Kaliber, entsprechend dem fertigen Girder, ent- 
halten, und das mit einem Paar kleiner Verticalwalzen wie 
ein gewöhnliches Universalgerüst versehen ist. Die horizon- 
talen Walzen sind Anfangs etwas aufgeschraubt und Iftsst 
man das Walzstück 3— 4mal unter beständigem Nachschrau- 
ben der Walzen durchpassiren , wobei die Verticalwalzen 
immer so viel stauchen, dass das Walzstück in dasselbe 
Kaliber mit ungeänderter Breite leicht eingeführt werden 
kann. Bei dieser Methode geht es jedoch, des zu schweissen- 
den Fa^on-Paketes wegen, nicht gut an, sehr lange Girders 
zu erzeugen, so wie es bei jener von Petin Gaudet, des be- 
schränkten Stauchens in den Köpfen wegen , nicht wohl 
möglich ist, Girders mit «ehr breiten Köpfen zu erzeugen. 



J 



220 — 



Uebrigens masB ick bemerken ^ daaa diese beiden Darstel- 
longBweiflen bereits in dem engliscken Patente des Joha 
Arrowömith vom 8. December 1859, Nr. 2781 entkalten 
sind, und swar für jene yon Cbatillon ziemliek vollständig, 
f&r jene von St. Ckamond aber ist wenigstens die Idee dazu 
mit den verticalen ZwisckenwaUen darin gelegen. — In der 
Attsstellang von Cbatillon ist ferner das Modell eines eigen- 
thümlicken Universal -Walzgerüstes mit nur zwei Walzen 
vorkanden. Dieses korizontal liegende Walzenpaar bildet 
ein Flacbkaliber, dessen Höbe und Weite beliebig und schneU, 
von einem Durcbgange zum anderen, geändert werden kann. 
Die Höbe dieses Universalkalibers wird in der gewöbnlicken 
Art durck Stellsckraaben, welcke auf die Zapfen der balan- 
zirten Oberwalze drücken, bewirkt ; am aber die Breite des 
Kalibers ändern zu können , besteht jede Walze aus einer 
Spindel mit den beiden Walzen- und Kuppelnngszapfen, 
auf welcher sieb 2 in einander gesteckte Hülsen (bohle Cy- 
linder) befinden, die mit Schrauben, ähnlich den Vertical- 
Walzen eines gewöhnlichen Universalgerüstes, nach Belieben 
verschoben werden können. Die kleiner cq and längeren 
Hohleylinder aaf jeder der beiden ganz gleich construirten 
Walzen bilden zusammen die horizontale Begrenzung, die 
arbeitende Fläche des Kalibers, and damit ein jeder auf seiner 
Achse nur der Länge nach verschoben werden kann, sind 
sie mit dieser durch Nuth and Feder (einem Mitnehmer) ver- 
bunden. Der grössere und kürzere Hohleylinder auf jeder 
der beiden Walzen steckt auf dem kleineren, und ist mit 
einem vorepringenden nach der mittleren Länge der Walze 
gewendeten Rande versehen, welche Bänder wieder zusammen 
die verticale Begrenzung des Kalibers bilden. Diese vor- 
springenden Bänder greifen in Nuthen der kleineren Cylin- 
der auf der Gegenwalze , wodurch nicht allein das Kaliber 
besser schliesst, sondern bei dem Verschieben des grösseren 
Hohlcylinders von einer Walze stets der kleinere Hohley- 
linder von der Gegenwalze mit verschoben, das Kaliber also 
immer geschlossen bleiben muss. £s soll dieses Universal- 
Walzgerüst von dem Belgier Heison erfunden und durch 
Dlrector Lan von Cbatillon verbessert worden sein; es dünkt 
mir aber sehr fraglich, ob esvortheilhafterist, als ein gewöhn- 
liches Universalgerüst mit 2 horizontalen und 2 verticalen 
Walzen. 

Marrel fr^res, Katalognummer 350, hat in eioem 
eigenen Gebäude des Parkes die grössten und schönsten 
Schmiedstücke, and im Maschinenräume des Ausstellungsge- 
bäudes das schönste Modell eines grossen Universalgerüstes 
eiponirt. Unter den ersteren ist hervorragend eine bei 
6 Klafter lange, dreimal gekröpfte Welle, 30180 Kilo im 
Gewichte, für eine dreicylindrige Panzerfregatte von 1000 
Pferdekräften. Es soll diese Welle das sechste Stück dieser 
Grösse sein, die seit zwei Jahren aus dieser Werkstätte her- 
vorgingen. Ferner war das Holzmodell eines Sporns für 
«ine preussischePanzerfregatte, ein Rahmen für eine Schiffs- 
mascbine, bei 400 Ctr. schwer, ein Steuerruder, nebst mehre- 
ren zum Theil' beschossenen Panzerplatten exponirt. — 
Das ausgestellte Modell gehört zu einem noch im Bau be- 
griffenen Universal- Walzgerüst , dessen zwei horizontalen 
Walzen im Bunde 3*3 Meter lang und 1 Meter dick sind. 
Als Betriebskraft dienen zwei Dampfcylinder, die zusammen 
bis 800 Pferdekräfte liefern können. Es ist zum Vor- und 
Rückwärtswalzen eingerichtet und zur Umwechslung der 
beiden Ausrfickzeuge ein eigener kleiner Dampfcylinder mit 
Handsteaerong vorhanden, und sind auf beiden Seiten vor 



den horizontalen Hauptwalzen je zwei kleinere Vertical- 
Walzen angebracht. Die ganze Construction ist einfach and 
zweckmässig, ohne Zeichnung jedoch nicht wohl genügend 
zu beschreiben. Die Erbauer beabsichtigen damit vornehm • 
lieh Panzerplatten bis 400 Centner schwer zu walzen. Bis- 
her diente ein kleineres Universal gar dst mit 200 Pferde- 
kräften. Selbstverständlich wird durch die Benützung der 
Verticalwalzen ein Beschneiden der Platten exftbehrlich ge- 
macht. 

Den ain et d*Anzin unter Nr. 1 49 ; beigegeben ist 
eine grosse Zeichnung von einem Railswalzen-Train mit 3 
über einander liegenden Walzen zum Vor- und Rückwärts - 
walzen, eine Methode, die übrigens auch auf einigen deut- 
schen Hütten , z. B. in Hörde, angewendet ist. Unter den 
mehi-eren ausgestellten FaQoneisen sind besonders diekleine- 
. ren Girders zu bemerken, weil dieselben per 100 Kilo angeb- 
lich um 18 Franken geliefert werden. 

Audincort, unter Nr. 147; das durch seine JB^essel- 
bleche von vorzüglicher Güte bekannte Werk befasst sich 
zugleich mit der Weissblechfabrikation, uud hat bei dieser 
das patentirte Verfahren von Girard eingeführt, welches in 
einem abgesonderten Locale des Parkes auch zur oberfläch- 
lichen Anschauung gebracht war. Das Verzinnen des in ge- 
wöhnlicher Art vorbereiteten Bleches geschieht in einem ein- 
zigen, innerlich jedoch durch eine Scheidewand in zwei un- 
gleich erhitzte Theile gesonderteh Ziunkessel. Das Blech 
wird in dem mehr erhitzten Theile des Zinnbades eingeschoben 
und gelangt, durch gebogene Führungen geleitet, zwischen 
zwei Walzen sogleich wieder aus dem weniger erhitzten Theile 
heraus. Von den beiden Walzen ist die eine, vor welcher 
die Bleche eingeschoben werden, grösstentheils im Zinnbade 
liegend, die zweite nur zum geringen Theil, so zwar, dass 
die engste Stelle zwischen beiden Walzen sehr nahe im 
Niveau -des Zinnbades zu liegen kommt. Die Geschwindig- 
keit, mit welcher das Blech durch das Zinnbad passirt, wird 
durch die Umdrehung der Walzen bedingt. Anstatt mit Fett 
ist die Oberfläche des Zinnbades mit Harz bedeckt. Endlich 

Menans et Comp., Nr. 315, will ich insoferne be- 
merken, als diese Firma aus durch die Noth zusammenge- 
triebencQ mehreren einzelnen Hütten entstanden ist, um 
vereint einen zweckmässigeren Betrieb, eine kleinere Regie 
zu erzielen, was derselben in der That gelungen ist. Diese 
Firma producirt an 32000 Tonnen verschiedner Eisen- 
waaren mit einem Productionswerth von circa 11 Millionen 
Franken. Das billigste Steiukohlenstabeisen ist mit 18% 
Franken per 100 Kilo notirt, und steigt je nach der Qualität 
in 4 Classen abgetheilt um 2 — 10 Franken. Der Walzen- 
draht von 0.0044 Meter nahe = 2 Linien, kostet aus Stein- 
kohleneisen dargestellt 30 Franken , aus Herdfrisobeisen 
46 Franken ; Hufnägel 90 Franken , Weissbleche 78 — 88 
Franken, — alles per 1 00 Kilo und loco Hütte gerechnet. 

In der englischen Abtheilung ist unter Nr. 38 vom 
Earl oß Dudley Nr. 38 ein sehr umfassendes Qualitäts-Sor- 
timent von Stabeisen in vielen Bruchproben ausgestellt; 
allein beinahe die gleichen Dinge waren von diesem Werke 
schon 1862 bei der Londoner Ausstellung zu sehen. La- 
gleichen zeigen die Expositionen unter Nr. 16 Bowling, 
Nr. 77 Low Moor, Nr. 85 Monkbridge , Nr. 117 Taylor 
Brothers, Nr. 74 Lilleshale, Nr. 21 Brown in Sheffield, 
Nr. 13 Blaenavon und Dowlais in Südwales, sowie die Draht* 
fabrikanten Nr. 67 Johnson an i Nepheu, Nr. 111 Smith, 
Nr. 43 Everitt, und Nr. 39 Eagle Iron works; weiter die 



— 221 



bekannten Fftbrikanten der SchmiedeiBenrdhren Jamea Rusael 
et Son, John^^uesel et Comp., Loyd et Loyd n. e. a., sowie 
mehrere Weissblechfabrikanten faet ganz das Gleiche wie 
▼or 5 Jahren in London. Um demnach nicht schon Geschrie • 
benes zu wiederholen, verweise ich hier anf das, was ich Aber 
die engiische Stabeiseofabrikation in meinem Aasstellungs- 
berichte von 1862 Seite 43- -53 umständlich erörtert habe. 
Nur weniges Neue habe ich hier beizusetzen. 

Vom Earl ofDudley ist das Resultat durchgeführter 
Festigkeitsproben mitausgestellt, womach auf den englischen 
Quadratzoll ein Zerreissungsgewicht entfällt bei : 

ordinärem Stabeisen . . . 23 Vi Tonnen \ 

best Eisen 24% n 1 « 

best best Eisen 25 n f .2 

treble best Eisen von faseriger t « 

Textor 25 n ) ^^ 

von feinkörniger Textur . . 28 n l 'S» 

und endlich bei kaltgewalztem 1 S 

Eisen (für Pistons u. dgl.) 3272 » / 

Von Low Moor sind nach AI ton's Patent mit verdickten 
Rändern gewalzte Kesselbleche ausgestellt, wodurch der 
Gebrauch des Winkeleisens für die Anfertigung der Loco- 
motiv- und stationären Dampfkessel, beim Schiffsbau u. m. a» 
in Ersparung kommt. Der verstärkte Rand ist 5 — 8 Zoll 
breit, und die Verstärkung beträgt nicht ganz das Doppelte 
von der Blechdicke , meist zwischen 7: 10 bis 7 : 12 varii- 
rend. — Von Bowling ist eine patentirte, elastische Ver- 
bindung für Dampfkessel und Leitun- 
gen ausgestellt und mit Zeichnungen 
erläutert, welche durch eiti wulstartig 
erweitertes , eingeschaltetes Verbin- 
dungsstück erreicht wird. — Von D o w- 
l ais ist nebst ordinärem Eisen und Bessemer-Rails eine grosse 
Eisenluppe ausgestellt, welche aus dem ganzen Roheisen- 
einsatz in dem daselbst versuchten^ rotirenden Puddlingsofen 
erhalten wurde und bestimmt ist, mit einer einzigen Schweiss- 
hitze, ohne alle Paketirung zu einer fertigen Eisenbahn- 
schiene ausgewalzt zu werden; — allerdings eine sehr ein- 
fache, billige Procedur. Indessen diese rotirenden Puddlings- 
ofen veranlassen (sowie auch der des Schweden Oestlund) 
noch immer'so viele Reparaturen, dass ihre definitive An- 
nahme in der Praxis noch sehr zweifelhaft ist. Auch mit den 
mechanischen Puddlem, maschinellen Rührvorrichtungen 
(wovon in der französischen Abtheilung des Maschinenrau- 
mes ein Modell vorhanden ist) will es aus naheliegenden 
Gründen nicht vorwärts gehen, obgleich man damit vornehm- 
lich in England, und insbesondere im Districte von York- 
shire viele Versuche gemacht hat und mehr oder weniger 
eich noch damit bemüht. Als bester mechanischer Puddler 
wird sich immer unzweifelhafter der hochgepresste, fein ver- 
theilte Windstrom des Bessemerofens darstellen, wie ich 
schon vor nahe 10 Jahren mich dahin öffentlich ausgespro- 
chen habe. - — Von Monkbridge sind aus Teak-Wood an- 
gefertigte Holzscheiben, in ihrer Verwendung statt der eiser- 
nen Speichen bei den Waggonrädem, ausgestellt. Da mb:> 
diese Scheibenräder für unsere Eisenbahnen ganz besonders 
empfehlenswerth scheinen, sei hier auch bemerkt, dass 4 
solche Scheibenräder 50 X = 500 Gulden Oe. W. kosten. — 
Endlich will ich noch anführen, dass nach der Ausstellung 
zu urtheilen in England das Schmieden der Panzerplatten 
gänzlich aufgegeben zu sein scheint, wahrscheinlich weil das 




Walzen derselben, namentlich mit geeigneten Universalwal- 
zen, viel billiger kommt, und auch die Qualität dabei min- 
destens nicht verliert. 

Preussen hat seine Eisenfabrikation bereits in einem- 
höheren Grade als diess in Frankreich bisher geschehen ist, 
auf die vorzugsweise Benützung des mineralischen Brenn- 
stoffes eingerichtet. Stabeisen wird nur tfehr wenig, am 
meisten noch Materialeisen für feine Bleche und Drähte mit 
Holzkohle gefrischt; selbst bei den Hohöfen wird bloss noch 
in der Eifel, im Siegener Lande und in Schlesien theilweise 
Holzkohle verwendet. Bei dem enormen Zunehmen der preus- 
eischen Eisenindustrie war dieses eine Noth wendigkeit Auf 
der Ausstellung waren hauptsächlich die ersteren Eisenwerke 
der westlichen Reichshälfte vertreten, wo aber auch in den 
letzteren Jahren die rasebeste Entwicklung und Ausdehnung 
der Eisenhütten stattgefunden hat. Die Puddlings- und Walz- 
werke von Horde unter Nr. 68, Phönix unter Nr. 56, Hein- 
richshütte unter Nr. 57, Gebrüder Stumm bei Neunkirchen 
unter Nr. 41, Burbacherhütte unter Nr. 42, Remy unter 
Nr. 44, Goebel unter Nr. 70, P. Harkort unter Nr. 59, — 
sowie die Drahtwerke von Hobrecker unter Nr. 111, Cosack 
unter Nr. 138, Dresler unter Nr. 49, Rothe Erde unter Nr. 13^ 
Krieg und Tigler unter Nr. 135, — dann die Weissblech- 
fabriken von Diilingen unter Nr. 43, Buderns unter Nr. 45, 
Neu Oege unter Nr. 58, Hüstener Gewerkschaft unter Nr. 158 
waren vertreten ; ausser diesen waren aber auch die grossen 
Eisenwerke von Borsig in Berlin unter Nr. 55, Königshütte 
unter Nr. 46 und Laurahütte unter Nr. 50 aus Obersclilesien 
repräsentirt. 

Am schönsten und lehrreichsten von den genannten 
Hütten hat Horde ausgestellt. Besonders beachtenswerth 
darunter sind 2 grosse Blechplatten, bei 1 ^2 ^^^^ ^^^^» gegen 
5 Fass breit und über 40 Puss lang; ferner Doppel- J- 
Eisen von 1 2 und 1 5 Zoll Höhe, gegen 50 Fuss lang, sowie 
anderes FaQoneisen ; weiter Achsen und Scheibenräder nach 
Daelen^s System, und ein in Holzmodellen versinnlichter, 
ganz von Eisen nach Daelen construirter Oberbau für Eisen- 
bahnen. Insbesondere mache ich bei dieser Gelegenheit auf 
die verbesserte Construction der Walzenkaliber für Fa^on- 
eisen von Daelen aufmerksam, welche ich in Horde selbst 
beobachten und angewendet sehen konnte, des Näheren dar- 
über aber auf die diesfallsige Beschreibung in der Zeit- 
schrift des Vereines deutscher Ingenieure von 1866, Heft 
Nr. 5, Seite 293 verweisen kann. Einen anderen in ganz 
Westphalen verbreiteten, bei uns aber wenig bekannten 
Fortschritt fand ich in der Herstellung der Rundböden, für 
welche das unter dem Hammer geschweisste Materialeisen 
gleich zu einer runden Scheibe vorgeschmiedet, und sonach 
beim Auswalzen unter beständiger Wendung vor jedem 
Durchgange auch zur runden Gestalt geformt erscheint, wo- 
durch im Vergleiche mit dem sonst üblichen Vorgange an 
Abschnitten sehr viel erspart wird. 

In der Ausstellung von Ph<>nix ist eine grosse Hohl- 
achse von 15 Zoll äusserem und 11 Zoll innerep Durchmesser 
auffallend. Solche Achsen sind für grössere horizontale Ma- 
schinen in einer Länge von 15 bis 30 Fuss angefertigt wor* 
den, und soll das Pfund davon zu 5 Silbergroschen berech- 
net werden. Die Darstellung selbst erfolgt nahezu in der 
Art, wie man der Länge nach geschweisste Flintenläufe dar- 
zustellen pflegt. Einen anderen bemerkens werthen Gegen- 
stand dieses Werkes bilden die ausgestellten Railsbrüohe, 
welche im Kopfe auf durchschnittlich etwa ^/^ Zoll in Ca- 



— 222 - 



mentatahlvenvandelt waren. Dieses nachträgliche, theilweise 
Cementiren ist nebst anderen bei Tyres, Achsen und Rails 
schon vor vielen Jahren, jedoch ohne besonderen Erfolg, 
versucht worden« In Phönix und einigen anderen Hütten 
sollen aber neuerlich^ durch die Bessemerrails veranlasst, 
ziemlich viele solche Schienen mit cementirten Köpfen dar- 
gestellt werden. Die Kosten der Cementation sollen sich fflr 
1000 Pfund Schienen auf 2 V2 Thaler stellen. So viel ich 
schon früher hörte^ sollen diese Schienen im Gebrauch sich 
an der Lauffläche schnell poliren, wodurch sie häufig nicht 
die nöthige Reibung geben; weiter müssen sie die Tyres 
sehr angreifen, und nothwendig muss die Festigkeit der 
Baus durch das anhaltende Glühen beim Cementiren sehr 
beeinträchtigt werden. Aus diesen Gründen gebe ich vor- 
läufig nicht viel für solche Schienen, ungeachtet ich ver- 
sichert wurde, daJss sie mehrseitig und mit sehr gutem Er- 
folge seit Längerem in Anwendung stehen. 

In der Ausstellung von Borsig ist auffallend, dass die 
für ihre gute Qualität im Maschineneisen mit Recht berühmte 
Hütte zu Moabit auf die alte (fast möchte ich sagen veraltete) 
Methode mit sehr grossen Puddiingsluppen zu arbeiten 
zurückgegangen ist. Der* Grund dafür ist sonder Zweifel 
darin zu suchen, dass hierdurch die vielen Schweissnähte 
möglichst vermieden werden. Es sind solche gedrückte Lup- 
pen im Gewichte bis zu 1024 Kilo = 512 Zollpfunde aus- 
gestellt, und etliche derselben allerdings zu hübschen Qua- 
Htätsproben weiter ausgearbeitet. Um so grosse Luppen zu 
erbalten, wird der ganze gefrischte Einsatz zu einer einzigen 
Luppe geballt, und um dieses besser durchführen zu können, 
soll aogeblich der betreffende Puddlingsofen mit zwei hart 
aneinander gerückten Arbeltsthüren versehen sein, damit 
beim Ballen 2 — 4 Mann zusammen arbeiten können, auf 
dass die Luppe möglichst dicht und so geformt werde, dass 
sie aus dem Ofeu herausgeschafft, die grosse Arbeitsthür 
. passiren kann. Es ist allerdings richtig, dass beim Paketiren 
aus kleinen Stücken die Schweissnähte schwer zu vermei- 
den, und dass diess die schwächsten Stellen sind; allein die 
Erzeugung so grosser Luppen ist anerkannt mit so vielen 
anderwoitigen Nachtheilen verbunden, dass ich mir den 
ganzen Vorgang mit denselben nicht gut als zweckmässig 
denken kann. Indessen für einzelne FäUe wenigstens muss 
er sich erprobt haben, denn sonst wüsate ich mir die Wieder- 
aufnahme von einer Hütte wie Moabit nicht zu erkläreu. 

Bei den Ausstellungen der preussischen Drahtwerke, 
den vorhin angeführten Katalognummern 111, 138) 49 und 
13 bat mich einerseits die Grösse der Production und an- 
dererseits der Umstand überrascht, dass sie für Rechnung 
englischer Kaufleute, wie auf Bestellung der englischen Re* 
gierung für Indien arbeiten. Die unter 111 vorkommende 
Hütte macht täglich 900 Centner Wabsendraht und 1 50 Cent- 
ner Drahtstifte, die unter 138 nahe ebenso viel, nämlich 
im Jahre 260.000 Centner. Einen Hauptgegenstand bildet 
jetzt der Telegraphen draht. Die letztgenannte Hütte hatte 
zugleich den zur Prüfung der Drähte auf ihre Festigkeit und 
Zähigkeit benützten Apparat mit ausgestellt Die absolute 
Festigkeit wird durch directe Zerreissproben, die Zähigkeit 
aber durch Windungen des Drahtes um seine Achse (durch 
schraubepartige Drehungen) untersucht. An und für sich 
stehen die absolute Festigkeit und die Zähigkeit einander 
entgegen, und desshalb muss der Draht auf beide probirt 
werden. Für den Telegraphendraht, Nr. 5, sind von der eng- 
lischen Regierung auf den Qnadratzoli gerechnet 940 Centner 



Tragkraft und 15 Umdrehungen auf 6 Zoll Länge in der 
Probe vorgeschrieben; ein in meiner Gegenwart probirter 
Draht hat jedoch 23 Umdrehungen ausgehalten bis er brach. 

Endlich kann ich von Deutschland, sowie früher von 
Frankreich, ein Beispiel von Vereinigung mehrerer einzelnen 
Eisengewerken, in den nas sauer Rohe isenver ein , 
Ausstellungsnummer 85, aufführen, welcher ausser 12 Holz- 
kohlen- Hohöfen auch mehrere Stabeisenhütten umfasst, und 
jährlich zwischen 200 und 30i) Tausend Ctr. producirt. Die 
Veranlassung zu dieser Vereinigung gab ebenfalls die Noth- 
lage dieser auf vegetabilischen Brennstoff gewiesenen Eisen- 
werke, gegenüber den Steinkohleneisen erzeugenden Hütten. 
Durch die Vereinigung sind nicht bloss die Erzeugungs- 
kosten, vermöge der verminderten Regie, ermässigt worden, 
sondern als grösserer Complez sind diese vereinigten Werke 
nun im Stande, sich mit der Quantität, Qualität und den Ver- 
kaufspreisen ihrer Producte nach den obwaltenden Verhält- 
nissen zu richten, und mit vereinten Kräften allenfalls selbst 
theilweise zur Steinkohleneisen-Production überzugehen; 
wogegen sie einzeln durch gegenseitige Concui^renz sich 
ruiniren müssten, und durch einen theilweisen Uebergang zur 
Steinkohleneisend arstellung sich schwer behelfen könnten. 

Belgien hatte diessmal sein Eisenwesen nicht am 
besten repräsentirt; namentlich von Fortschritten ist mir 
darin sehr wenig aufgefallen. Es waren zwar unter den Ka- 
talognummem 76 und 24 wieder die bekannten, schön und 
gleichmässig blau aussehenden Eisenbleche vorhanden, wie 
sie schon auf der Pariser Ausstellung von 1855 und 1862 
in London, und mindestens von derselben Schönheit vor- 
handen waren. Der Preis derselben von 28 bis 46 Franken 
für 100 Kilo schwankend, hat wenig Empfehlendes, und der 
hübsch aussehende Glühspan , welcher beim Biegen des 
Bleches leicht abfällt, kann kaum von einem praktischen 
Werthe sein. Bei Nr. 76 sind sowohl aus Coakseisen, wie 
aus Holzkohleneisen dargestellte, unausgeglühte und eigens- 
geglühte Bleche zur Anschauung gebracht; die letzteren 
sind insbesondere für die weitere Verarbeitung zu gepressten 
Blechwaaren bestimmt. Ueberdiess sind in dem sehr voll- 
kommenen Blechsortimente unter Nr. 76 auch Bleche aus 
Bessemermetall zu sehen, obgleich die Hütte selbst sich 
bisher mit dem Bessemern nicht befosst hat. 

Durch grosse Fabrikation und relativ billige Preise thnn 
sich die unter Nr. 91» 94 und Nr. 25 vorkommenden Aus- 
stellungen hervor y und es ist diesen Hütten gelungen, bei 
der Majorität der Jury in Paris eine Anerkennung zu finden, 
wie eine solche denselben nach ihren Ausstellungen von 
Kennern kaum ertheilt wer den dürfte. Von Nr. 25 (deDorlodoi 
fräres) ward angegeben, dass sie täglich erzeugen : 1 50000 
Kilo Rails und gröberes Fa^oneisen und 50000 Kilo Stab- 
und Schneideisen, zusammen also täglich 4000 Centner Stab- 
eisen, nebst 180000 Kilo Roheisen und 20000 Kilo Guss- 
waaren, sohin gleichfalls täglich 4000 Centner Roh- und 
Gusseisen. Die Preise der Rails variiren je nach der Quali* 
tat und den Handelsconjuncturen von 15 — 20 Franken, 
die Preise des Stabeisens von I6V2 — 27 Vj Franken per 
100 Küo. 

Eine der besten Ausstellungen vom belgischen Eisen - 
Wesen ist jedenfalls Nr. 96 (Ougr6e), eine grosse Auswahl 
schweissloser Eisen- und Stahltyres, mit Daten über die er- 
probte Dauer derselben. Auch versuchsweise aus Bessemer- 
metali (von Seraing bezogen) dargestellte Tyres befinden 
sich darunter. Beigegeben ist eine grosse Partie von Bruch- 



— 223 — 



proben, um die Qualität zu zeigen, meist Feinkorn^ein weicher 
and nur für Bleche bestimmter Theil auch Faser zeigend. -^ 
Unter Nr. 95 (Montigny) ist eine ziemlich umfassende Aus- 
stellung, vom Roheisen bis zum mannigfaltigsten Fa^oneisen 
zu sehen , bei welcher jedoch die ausgestellten gewalzten 
Shiippers, und der Umstand, dass der die exponirten Gegen- 
stände enthaltende Kasten selbst ganz aus Fa^oneisen zu- 
sammengesetzt ist, das meiste Interesse bieten. Wenn ich 
schliesslich noch 98 (Zone) wegen seiner vorzüglichen Qua- 
Utätsproben, namentlich als weiches Eisen; Nr. 92 (Esp6rance) 
wesen seiner Schwarz- und Weissblecfae, die selbst nach 
£n Irland Absatz haben sollen ; und Nr. 1 (Amaud) als Bei- 
spiel von gutem Herdfrischeisen, das hauptsächlich zu Fun- 
teuläufen verwendet wird, anfahre, — so habe ich von der 
belgischen Partie ziemlich alles genannt, was meines Brach- 
tens von einigem Interesse für den Eisenhüttenmann ist. 

Das schwedische Eisenwesen ist auf der Ausstellung 
ziemlich vollständig vertreten, wiewohl die meisten Hotten 
nur sehr klein ausstellten. Wie allgemein bekannt, ezcellirt 
Schweden vor allen anderen eisenproducirenden Ländern 
in der Erzeugung des vorzfiglichsten Stabeisens, hauptsäch- 
lich fdr die Cementstahl- und Drahterzeugung ; auch jetzt 
noch bpdet das in Frischherden dargestellte Eisen den wich- 
tigsten Export, und ist durch die Ausstellungen unter Nr. 62 
(Oesterby), Nr. 92 (Lösjefors), - Nr. 18 (ütensive), Nr. 32 
(Croneborg) und Nr. 61 (Klhlsfors) nebst mehreren anderen 
vertreten, ohne jedoch irgend etwas Neues oder einen Fort- 
schritt darin zu zeigen. Als ein wesentlicher Fortschritt darin 
erscheint aber die Thatsache, dass man mehrseitig und be- 
reits mit gutem Erfolg begonnen hat, wie die Ausstellungen 
von Nr. 70 (A. Micbaeison), Nr. 66 (Lindberg,) Nr. 64 
(Siljansfors) und einige andere zeigen, an Stelle dieses Herd- 
frischeisens , hartes und weiches Bessemermetall nach aus- 
wärts zu versenden. — , Einigermassen scheint die Cement- 
und Gussstahl-, wie die Drahterzeugung doch auch in Schwe* 
den selbst zuzunehmen. So z. B. erzeugt G. Ekmann jähr- 
lich nebst 32000 Centner Stabeisen, 1500 Centner Stahl, 
3600 Centner Walzendraht und 10000 Centoer feine Drähte; 
und die Hütten von Uddeholm Nr. 41, die an 100000 Ctr. 
Stabeisen produciren, erzeugen ebenfalls selbst ziemlich viel 
Cementstahl. — Als eine durch viele ausgestellte Proben 
bewiesene vorzflgliche Qualität von weichem Herdfrischeisen 
muss ich hier auch die Nr. 65 (Gammelbo) aufführen. Bei 
den damit vorgenommenen Zerreissproben kann die Bruch- 
fläche ungefähr y^ des ursprünglichen Querschnittes be- 
tragen. 

Als das erste, nach den neueren Fortschritten ein- 
gerichtete grössere Eisenwerk Schwedens erscheint die 
unter Nr. 80 (Surahammar) auftretende Hütte, welche 
nebst verschiedenem Stabeisen auch Tyres, Achsen, Kessel- 
bleche u. dgl. grössere Artikel aus Flammen-, Frisch- und 
Schweissöfen erzengt. Ausgezeichnet darunter sind beson- 
ders die mit Holzscheiben versehenen Waggonräder. -^ 
Ausser Surahammar ist noch Motaia ein etwas grösseres, mit 
englischer Steinkohle und nach den neueren Methoden ar- 
beitendes Eisenwerk, welches auch ausgestellt hat, aber im 
Katalog nicht aufgeführt erscheint. Diese Fabrik ist zugleich 
die einzige, so in Schweden gewalzte Eisenröhren erzeugt ; 
ihre Production an verschiedenen Eisensorten wird jedoch 
meist in der damit verbundenen Maschinenfabrik weiter ver- 
arbeitet. — Das dritte grössere Eisenwerk Schwedens in der 
Ausstellung dürfte Nr. 68 (Kloster) sein , welches nebst 



hübschen Bruchproben und verschiedenem Fa^oneiaen, eine 
aus Bessemermetall dargestellte kleinere Eisenbahnschiene, 
Bessemerblecfae und Sägen ausgestellt hat. 

Sehr instructiv in der schwedischen Abtheilung sind 
die vielen ausgestellten Modelle von Oefen und Hämmern, 
unter denen ich als hieher gehörig nur anführe den Lun- 
diu* sehen und den Ekman* sehen Gaeschweissofen, den von 
Professor AngstrÖm construirten Brustbammer (für schwere 
Hämmer aus schwachen Hölzern mit einem Beitel versehen^ 
billig und dauerhaft im Gebrauche), und den von Lindahl 
in Gefle construirten pneumatischen Hammer. 

Schliesslich gebe ich von Schweden die derzeitigen 
Handelspreise von den besseren feinen schwedischen Stab- 
eisensorten loco Stockholm, jedoch abgesehen von den Aus» 
nahmspreisen des Cementeisens der ersteren Firmen. Es kostet 
der schwedische Centner = 102 ZoUpfunde, von 

Bundeisen bei V^^ Zoll Dicke 19 Franken, fallend bis 
1 2 V2 tranken bei 1 Zoll Stärke; 

Quadrateisen bei V4 Zoll Stärke 16 Franken, falliend 
bis 12 Vs Franken bei 1 Zoll Stärke; 

Bandeisen 74 Zoll breit, ^^ Zoll dick 17 '3 Franken, 
ftkUend bis 12 V, Franken bei V^ Zoll Dicke und 1—2 Zoll 
Breite. 

Um diese Preise ist das genannte Eisen laut des in der 
Ausstellung aufgelegten Preis - Courants zu beziehen vom 
Commissionär Carl Jade in Stockholm, Norra Smedjegatan 
Nr. 13. Mindere Qualitäten oder gröbere Dimensionen, oder 
bei directem Bezug fon den Hütten in grösseren Partien, 
entsprechend billiger. 

Busslands Eisenhütten wesen war minder zahlreich 
und minder gut auf der Ausstellung vertreten, als das schwe- 
dische. Der erste und gross te Hüttenbesitzer in Bussland 
ist P. Demidoff, Katalognummer 26, dessen Werke meist 
bei Nijnetagilsk (Gouvernement von Perm) gelegen sind, und 
dessen Industrie sich ausser Eisen noch auf Kupfer, Gold 
und Platin erstreckt. Nijnetagilsk ist eine Stadt mit 54000 
Einwohnern, wovon mehr als die Hälfte bei den Werken 
ihre Beschäftigung findet. Die Eisenwerke von Demidoff 
umfassen 7 Holzkohlenhohöfen , 38 Franche comtö- und 
1 deutschen Frischherd, 37 Holzpuddlings- und Schweiss- 
öfen und die nöthigen Glüh- und Holztrocknungsöfen, 8 
Cementstahlöfen, 1 Bessemerapparat. Die Erzeugung beträgt 
25 Milltoneä Kilogramm Roheisen, worunter 4 ^/^ Millionen 
Kilogramm Bleche, 6 Millionen Kilogramm Rails u. s. w. 
enthalten sind. Ausgestellt sind Spiegel-, halbirtes bis graues 
Roheisen, Puddlings- und Cementstahl und verschiedene 
Qualitätsproben. Das Schönste von allen den ausgestellten 
Producten sind die bekannten, schönen russischen Bleche. 

Nach Demidoff erscheint unter den auf der Aasstellung 
vertretenen russischen Eisengewerken Belosselsky - Belo- 
zersky, Nr. 94, als der grösste, da er nach Migabe jährlich 
1 25000 Centner Puddlingseisen, 100000 Centner Herdfrisch- 
eisen und 12000 Centner Cementstabl erzeugt. 

Einer der grösseren russischen Eiseufabrikanten ist 
femer Jacoleff Nr. 35, welcher 5 Holzkohl en-Hohöfen 
hat und jährlich bei 166000 Centner Stabeisen und Bleche 
Orseugt, die grossentheils nach England und Amerika 
versendet werden. Das ordinäre Stabeisen (loco Petersburg?) 
soll angeblich mit 15 — 17 Franken, das bessere für Cement- 
stahl und Draht mit 20—40 Franken, die Bleche mit 24 — 30, 
ja das feinste Blech sogar mit 75 Franken per SoU-Centner 
bezahlt werden. 



— 224 



Ein gleichüallB sehr bedeutender Eiaenfabrikaiit im 
Gonvernement vod Perm ist Rastorgonieff, Nr. 71, der fioh- 
und Guaseisen von vorzüglicher Güte, von grosser Festig- 
keit and Elaaticit&t , nebst Stabeisen and Nägeln aasge- 
stellt hat. 

Unter Nr. 89 (Wotkinsk) hat ein ärarisches Eisenwerk 
aasgestellt, welches sein Holakohlenroheisen bei Holzfeuerang 
verpaddelt, und nebst verschiedenen Walseisensorten auch 
Cementstahl, Gussstahl und Bessemerstahl, zusammen jähr- 
lich bei 100000 Ctr. erzeugt. — Unter Nr. 62 (Oboukhoff) 
and Nr. 9 1 (Zlatooust) haben zwei vorzügliche Hütten, aber 
nur Stahl, meist Gussstahl-Kanonen, Walzen and Wellen 
ausgestellt, welcher Stahl angeblich nach der Methode von 
Uchatius, oder wahrscheinlicher nach der Methode von Ober- 
Steiner, aus Roh- und Stabeisen erzeugt wird. 

Unter Nr. 8 (Balascheff) sind Eisendrähte, zum Tbeil 
verkupferte, ausgestellt, darunter 2 Y, Linien starker ge- 
walzter Telegraphendraht. Unter Nr. 41 (Ki&msk), eine ära- 
rische Hütte, siud 4 V2 ^^^^ dicke, zum Theil beschossene 
und durchschossene Panzerplatten vorhanden, die nach den 
Schassproben eine gute Qualität beurkunden. Unter Nr. 7*1 
(Schipoff) erscheint ein Werk, das mit Thoneisensteinen aus 
der Steinkohlen- und der Liasformation, aber mit Holzkohlen 
arbeitet, und das Roheisen mit Holz verpuddelt, schweisst 
und unter Walzen ausfertigt, jährlich über 90000 Centner 
Stabeisen producirt. Unter Nr. 5 (Arpp) erscheint eine £an- 
ländische Hütte, welche 3 Hohöfen mit Seeerzen von 35— 
45 ^/q Eisengehalt und mit Holzkohlen betreibt, spiegeliges 
bis graues Roheisen circa 100000 Centner per Jahr erzeugt, 
und dieses zum Theile selbst in 6 Holzpuddlingsöfen auf 
arbeitet, zum grösseren Theile aber nach St. Petersburg ver- 
kauft. Unter Nr. 27 endlich sind von dem Bergwesens^Dte- 
partement für Polen Pht>tographien von 6 Hohöfen, und von 
tagmässig abgebauten Kohlengruben, nebst Sphärosideriten, 
dann Coaks- und Holzkohlenroheisen, nebst Stabeisen und 
Blechen ausgestellt. Bekanntlich liegen diese polnischen 
Eisenwerke sehr darnieder. 

Ich habe mich mit Vorbedacht auf diese etwas längere 
Aufzählung russischer Eisenhütten eingelassen, um dadurch 
von ihrer Mannigfaltigkeit und Wichtigkeit, wie von ihrem 
erlangten technischen Standpunkte eine Vorstellung zu geben, 
obgleich ich dabei von massgebenden Fortschritten nichts 
anführen konnte. Es dürfte diess wi>hl weniger in einem 
eigentlichen Mangel an Fortschritten, ^Is vielmehr darin ge- 
legen sein, dass diese Fortschritte in der Ausstellung nicht 
geltend gemacht, oder von mir übersehen worden sind. Sehr 
auffallend war mir, dass von den zwei rassischen Bessemer- 
hütten (Demidoff und Wotkinsk) bloss etliche unansehnliehe 
Stäbe ausgestellt waren. 

In der italienischen Abtheilung war, wie begreiflich, 
nicht viel vorhanden-, aber in den wenigen Ausstellangsge- 
genständen ist gleichwohl das rege und zum Theile aach er- 
folgreiche Streben nach Fortschritten documentirt. Vor allem 
kommt zu erwähnen, dass im Maschinenräume, unter Nr. 25, 
von der Gesellschaft Jean Ausaldo et Comp, zu Sumpiadarma 
bei Genua, grosse sehr schön geschmiedete Maschinenbe- 
standtheile für eine Schiffsmaschine von 900 Pferdekräften, 
eine gerade Welle, Kolben und Pleuelstangen u. e. w. nebst 
einer beschossenen Panzerplatte vorhanden sind , die jeder 



Fabrik Ehre machen würden. Unter Nr. 163 (Gltsenti) ist 
nebst Späth- und Brauneisensteinen, and darans mit Holz- 
kohlen erzeugtem Roh- und Gusseisen, die bergamaskische 
Herdfri schere! und die Darstellung des hämmerbaren Gusses 
so wie eine besondere Art Gussstahlerzengung repräsentirt 
Des letzteren Umstandes wegen habe ich diese Exposition 
schon bei den Fortschritten des Stahles erwähnt, sowie auch 
der Nr. 161 (Gregorini) daselbst gedacht, wo jedoch aasser 
dem Stivble immer auch etwas härteres Eisen in Puddlings- 
gttsöfen mit Siemens'schen Regeneratoren producirt wird. 
In Nr. 158 (Rubini et Sealini) sind Spatheisensteine, Weiss- 
und Grnueisen, sowie daraus in mit Torf- und Holzgas-Pudd- 
lingsöfen gefrischtes Stabeisen, Walzendraht und Bleche 
ausgestellt; die Jahrespro duction an fertiger Waare soll nahe 
an 30000 Centner betragen. In Nr. 156 (Gervasone) sind 
Magneteisensteine , graues Roheisen, Herdfrischeisen und 
daraus erzeugter ziemlich feiner und guter Draht, nebst einem 
Anlaufkolben und mehreren Qualiftätsproben ausgestellt. Auf 
dieser Hütte, zu Aosta bei Turin gelegen, hat man seit Kurzem 
das Puddeln mit Hohofengasen wieder aufgenommen, indem 
man hofft, durch eine vorausgelassene Befreiung der Gase 
von Wasserdämpfen (durch Abkühlung bewirkt) den Betrieb 
im Puddlingsofen ungestört durchführen zu können, wenn 
die abgekühlten Gase zuvor durch Siemens Wärmeregenera- 
toren wieder erhitzt worden sind. Der Erfolg soll jedoch 
nach einigen Angaben noch zweifelhaft sein, während nach 
anderen derselbe ein sehr guter sein soll. — Unter Nr. 192 
(Zitti) ist die bergamaskische Frischerei in ihrer Anwendung 
zur Erzeugung von Achsen, Radreifen u. dgL zur'Anschauung 
gebracht, wovon diese Hütte allein jährlich 6 — 8000 Centner 
erzeugt. Unter Nr. 154 (Ropolo) sind gezogene Schmiedeisen- 
Röhren, Rinnen, Handhaben u. dgl. exponirt. 

Amerika hat sein Eisen wesen so gut wie gar nicht 
repräsentirt. Von Würtemberg ist die altbekannte Hart- 
walzengiesserei von Königsbronn schön und instructiv 
exponirt, und von Stotz in Stuttgart ist eine gute Aosstel- 
lang von hämmerbarem Guss, dessen Fabrikation er daselbst 
seit etlichen Jahren eingeführt hat, zu sehen. Baierns 
Eisenwesen ist durch die Gebrüder v. Gienanth in Hoch- 
stein würdig vertreten j welche hübsche Gusswaare, Bleche, 
Gewehr-, Band- und Zaineisen von sehr guter Qualität aus- 
stellten und einen Preiscourant' dazu gaben. Baden ist 
bloss durch Gebrüder Schultheiss in St. Georgen mit 
emaillirtem Kochgeschirr vertreten. Norwegen wird ausser 
durch Aall in Tvedestrand mit Gussstahl und daraas er- 
zeugten Projectilen, noch durch Baerum ( Wedel- Jarlsberg) 
mit grauem Roheisen und einem weichen Stabeisen von aus- 
gezeichneter Qualität, und durch Fritzöe in Laurvig mit 
-kömigem Weicheisen von vorzüglichßr Qualität repräsentirt. 

In der spanischen Abtheilung habe ich mich nicht 
zu Recht finden können, und so unvollkommene, häufig sieb 
widersprechende Angaben erhalten, dass ich glaube am 
besten zu thun, wenn ich mit Stillschweigen darüber weg- 
gehe, umsomehr, als ich wesentliche Fortschritte darin nicht 
finden konnte. In noch höherem Grade gilt diese Bemerknng^ 
von der Türkei. — Es erübrigt mir nur noch über die 
Fortschritte des österreichischen Eisenwesens zu be- 
richten, was ich in einem abgesonderten Berichte nachtragen 
werde. 



■lern eiise liellaipe* 



im 



Beilage zu Nr. 28 

der österreioliisolien Zeitsobilft für Berg- und HüttenwesexL 



Der Steinkohlen-Bergbau zu Häring in Tirol. 

Vom k. k. Schichtmeister Andreas Mitterer in HRring. 
(Fortsetzung und Schlass.) 

Krwftrmuii^n nnd Entzündungen im Kohlenbergbau 
Häring. 

Bekanntlich hat das Häringer Kohlenflötz als nächste 
Unterlage einen Brandschiefer, der V* bis 2^ mächtig ist, 
und häufig Scb'wefelkieb enthält. Dann folgt gewöhnlich ein 
grauer lehmiger Mergel , der besonders viel Schwefelkies 
mitführt. 

Hierunter liegt als Grundgebirge der Alpenkalk. 

Die Kohle selbst, namentlich die Liegendkohle, ist 
ebenfalls von Schwefelkies nicht frei; Analysen geben im 
Durchschnitt 3'4% Schwefel an. 

Bei der bekannten Anhäufung der Kohlenabfälle und 
Kohlenklein in der Grube und deren Mengung mit Brand- 
schiefer und Liegendmergel kann es nicht auffallen, dass das 
Werk Häring von der Geissei der Kohlenbergbaue heim- 
gesucht wurde. Gleich in der ersten Betriebszeit ^m die 
Jahre 1790 bis 1797 im Winter hat eine Erwärmung im 
TheresiastoUen stattgefunden, der dann später die förmliche 
Entzündung folgte. 

Dieser Stollen, der höchste im Francisci-Revier lag 
nahe an der Tagdecke. Die Erwärmung wurde, laut Acten, 
veranlasst durch das AufstÜrzen von Kohlenschutt mit 
Liegendmergel und anderen tauben Abfllllen. Diese Bei- 
mengung ergab sich durch Untersch rammen des Kohlen- 
flötzes, und es wurde das Taube abwechselnd in Lagen mit 
Kohlenklein in einem Abbauraum fest versetzt. 

Ausser massigem Abtröpfeln wurde hier eine beson- 
dere Nässe nicht verspürt. 

Ungefähr zwei Jahre nach vorausgegangener Erwär- 
mung erfolgte die Entzündung. Es gelang die Löschung in 
vier Tagen durch AusfÖrdem der glühenden Kohle durch 
den kurzen Stollen zu Tag, und mittelst Eintragen von 
Schnee und Wasser. 

Eine starke Erwärmung des Kohlenkleins wurde im 
December 1811 oberhalb des westlichen Bc:rggrüblstollens 
bemerkt. Man hatte hier bei einem Kohlenpfeiler durch 
zwei Jahre viel Kleinkohle angehäuft, welche aber ganz 
trocken- und von Liegendmer^el nicht untermengt war. Es 
war diese Stelle einem Anprall der Luftströmung ausgesetzte 

Nach wahrgenommener Wärme und aufsteigendem 
Rauche wurde gleich der Luftzug durch Oeffnen der Wetter* 
thüren noch verstärkt , die Kohlenklein auseinander gezo- 
gen, und die Gefahr war behoben, die Wärme hörte auf. 

Es wurde behauptet, dass diese Kohle nicht schwefel- 
kieslig war. 

Im Jahre 1812 wurde in dieser Nähe abermals eine 
Wärme verspürt, welche aber nicht bedeutend war. In dem- 
selben Jahre wurde eine unbedeutende Erwärmung des Koh- 
lenkleins auch in Francisci-Morgenfeld in einem alten 
Verhau bemerkt. Man hatte hierauf den Luftzug dahin be- 
fördert, und es wurde die Wärme dort nahe ein Jahr ohne 
Zunahme beobachtet. Später leitete man Wasser durch den 
AndrästoUen dorthin, und ertränkte das Kohlenklein. 



Im Jahre 1835 am 2. März wurde eine Erwärmung im 
Herz des Francisci-Reviers an einer Stelle bemerkt, wo 
Kohlenklein versetzt war. 

Es war zu dieser Zeit schon das ganze Revier sehr 
stark durchörtert, mit einer Unzahl von Schütten am Hangend 
und Liegend von Strecke zu Strecke. Mehrere hievon waren 
mit Kohlenklein gefüllt, und viele schon unzugänglich; so 
auch diese erwärmte Stelle. 

Man konnte mittelst Umbrüchen und Auslangen erst 
im Monat August zu dieser Stelle gelangen. 

Der Luftzug hieher wurde wie gewöhnlich hergestellt, 
da aber dieser brandgefährliche Theil des Reviers sehr 
brüchig und gefährlich , auch desshalb die Beseitigung des 
erwärmten Kleins nur mit äusserster Schwierigkeit verbun- 
den war, und vor der Hand ein förmlicher Brandausbruch 
bei dem Thermometerstand von 32 Grad Wärme nicht er- 
wartet wurde, so blieb diese Stelle unter steter Bewachung, 
wobei täglich der Wärmegrad erhoben wurde. Der unfreund- 
liche Zustand dieses Reviers an und für sich, im Verbände 
mit der Beschränktheit des Angriffes dieser erwärmten Stelle 
behufs vollständiger Beseitigung des gefährlichen Gefälles, 
verminderten den Muth, und es wurde laut Actenstück vom 
21. August 1835 die Auflassung des grösseren Theiles dieses 
Reviers etwas schüchtern, aber doch angeregt. 

Es wurde die Ueberlegung der Abbaumannschaft auf 
Barbara genehmigt, in die Auflassung aber vor der Hand 
nicht eingegangen, was wohl guten Grund hatte^ 

Die Beobachtungen wurden fortgesetzt, die Wärme 
blieb sich gleich. Am 25. Jänner 1836 frühmorgens bemerkte 
die Mannschaft bei dem Einfahren im NeustpUen, der auf 
dem Franciscistollen führt, einen auffallend starken Schwefel- 
geruch. Man ging zur erwärmten Stelle , die man als die 
Quelle dieser neuen Erscheinung vermuthete. Aber nicht 
dort war sie, sondern 20^ vor jener Stelle, bei einem im 
Liegenden geführten Schutte (Nr. 22), der mit Liegendmergel 
und Kohlenklein angefällt war, und wohin auch Wasser 
zufloss. 

Am Thermometer wurden hier 48 — 57 Grad Wärme 
abgenommen. Die Zuleitung von Wasser in grösserer Quan- 
tität sowie auch die Vermehrung des Luftzuges war hier, 
HUB Mangel an entsprechen der Communication , in kurzer 
Zeit nicht thunlich; es erfolgte gleich der Ausbruch des 
Brandes, an Rettung des Reviers war unter diesen Umstän- 
den nicht mehr zu denken. 

Um aber das angrenzende Barbara-Revier zu sichern, 
wurden mit aller Energie unter persönlicher Oberleitung: des 
damaligen k. k. ViccrDirectors (spätem Sections-Chefs) 
Freiherm von Scheuchenstuel in Hall, alle mit dem 9ar- 
bara-Revier und dem Tag in Verbindung stehenden Schutte 
und Stollen mittelst Verdammungen gesperrt. 

Seit dieser Zeit brennt es zwar im Francisci-Revier 
noch immer, aber ohne nachtheilige Folgen auf das an- 
grenzende Revier. Die Verdammungen werden im guten 
Zustande erhalten, die im Brandfeld sich sammelnden Wässer 
fliessen regelmässig ab, der Luftzutritt vom Tag aus wird 
so gut als thunlich verhindert; Tagbrüche hatten nur zwei- 
mal stattgefunden. Die- allmäiig fortschreitende Vegetation 
über Tags lässt übrigens die Abnahme des Brandes erkennen. 



— 226 — 



Literatur. 

Lehztmoh des Bergreohtes. Von Dr. Franz X. Schneider, 
k, k. Ober-Bergrath, Profeasor der Rechte u. s. w. Zweite, auf 
Grand des allg. Berggesetzes für das Kaiserthom Oesterreich 
vom 23. Mai 1854 und mit Bücksicht auf das k. sächsische 
und das allgem. Berggesetz för die pr eossischen Staaten mn- 
gearbeitete AnEage. Prag, H. Mercy 1867 (400 8. gr. 8). Bespro- 
chen von Professor Dr. A. Th. Michel.*) 

Die kritische Anzeige dieses Werkes lässt sich kaum 
passender, als mit dem Vorwurfe einleiten, dass der Verfasser 
die mit der Pablication des allgem. Berggesetzes vom 23. Mai 
1854 nothwendig gewordene Umarbeitung seines schon 1848 
erschienenen vortrefflichen Lehrbuches so lange verzögerte. Hat 
doch er selbst in Becensionen (s. HaimerPs Magazin für Rechts- 
and Staatswissenschaft XI., XIL und XV. Bd.) die meisten der 
Handbücher und Gommentare jenes Gesetzes als mangelhaft und 
ungenügend erklärt! Das Urtheil über sein Lehrbuch jedoch 
muss freilich vorwiegend günstig lauten. Es hat die guten Eigen- 
schaften der ersten Auflage, stimmt mit dieser in der Methode 
und im Systeme ganz überein, und hat aas ihr nicht wenige 
Paragraphe wörtlich herübergenommen. Aber viele und gerade 
die wichtigsten Materien wurden in Folge der durchgreifen- 
den Reform der Gesetzgebung ganz umgearbeitet. Das heute 
geltende Bergrecht wird hier mit steter Hinweisung auf die 
einheimischen Gesetze und gelegentlicher Vergleichung mit eini- 
gen ausländischen Berggesetzen der neueren Zeit dogmatisch be- 
handelt; — hie und da kritisirt der Verfasser das positive Gesetz 
vom Standpunkte der Wissenschaft; — bei Besprechung von 
Contro Versen sacht er die Meinungen anderer Schriftsteller (aber 
ohne Verletzuug des literarischen Anstandes) sachlich zu wider- 
legen. WerthvoU sind überdiess die häufig eingestreuten histori- 
schen Notizen und die Erklärung bergmännischer Ausdrücke, 
wodurch dem Laien im Montanfache das Verständniss des Ge- 
setzes wesentlich erleichtert wird. Endlich verdient auch die 
Aufiiahme solcher älterer Normen unseren Beifall, welche, weil 
das neue Berggesetz nicht zurückwirkt, jetzt und später noch 
zur BeurtheUung wichtigerer Verhältnisse dienen müssen, wie 
z. B. über die Rechte bei offenen Durchschlägen (§§. 277—293 
d. Lehrb.), über Erbstollen (ebd. §§. 294^-327) und m. a. Schade 
nur, dass den einzelnen Paragraphen Ueberschriften, wie sie 
die » Inhaltsanzeige " (pag. I — XV) anführt, fehlen; sie würden 
das Nachschlagen in dem reichhaltigen Buche sehr erleichtem. 
Wenn wir nun in gerechter Anerkennung der angedeute- 
ten Vorzüge Schneider^s Lehrbuch auch in der neuen Auflage 
Studierenden wie Beamten und anderen Praktikern bestens em- 
pfehlen, und als eine wahrhafte Bereicherung der leider zu wenig 
beachteten Bergrechts-Literatur begrüssen, erklären wir uns 
doch nicht mit allen darin vorgetragenen Lehren einverstanden ; 
auch möchten wir uns weder des Rechtes begeben, noch der 
Verpflichtung entschlagen, bei der folgenden gedrängten Angabe 
des Inhaltes des Werkes auf Fehler und Unrichtigkeiten auf- 
merksam zu machen. 

Die n Einleitung» in fünf Abtheilungen (auf 76 Seiten) 
enthält: I. »Begriff von Recht, — Begriff, Umfang und Ein- 
theilung des Bergrechtes.« II. „Geschichtl. Ueberblick des Berg- 
baues nnd der Berggesetzgebung in Oesterreich.» HI. „Quellen.» 
rV. »Hilfswissenschaften^ und V. »Literatur des Bergrechtes. « 
In dieser für das erste Studium des Bergrechtes wie für 
die Anwendung der Gesetze gleich werthvoUen Partie sind be- 
greiflicherweise die Aenderungen der früheren Auflage nur geringe. 
Eine interessante Vermehrung jedoch ist die historisch-philoso- 
phische Begründung der Bergfreiheit und des Princips der Tren- 
nung des Bergbaues vom Grundelgenthume, welche der Verfas- 
ser zuerst in Haimerl's Magazin 1850, I. Bd., veröffentlichte. — 
Im §. Vni. wird die in der ersten Auflage gebrauchte Bezeich- 
nung »Bergstaatsrecht» als Gegensatz von „Bergprivatrecht» als 



*) Orflnde mannigfacher Art babe^ den Redactear bewogen, die 
Be«preebang die«ei Werkes nicht aelbsi vorzanehmen. Doch wollte er 
einer fremden Beiprechung nicht eher die SpalfiefB Ofben, ehe er nicht selbst 
das Werk darohttndirt, was ihm bei den seit einem Jahre vielfach seinen 
Stadien entgegentretenden gesteixerten Dienstanfordernngen nar sehr lang- 
sam mAgUoh war. Man geben wir die eingehende Besprechnog, die Prof. 
Michel in der Allg. Osterr. Gericbts-Ztg. vom SO. November 1866 ge- 
liefert Hat. D. B. 



unrichtig verworfen und durch das Wort „Bergverwaltungsrecht" 
erpetzt (vgl. auch Note 1 auf pag'. 202). — In der Aufzählung' 
der Entscheidungsquellen des Bergrechtes vermissen wir die 
fiBevier*8tatuten'', durch welche als Modificationen der allge- 
meinen Vorschriften ein besonderes Bergrecht geschaffen wird. 
Auch scheint uns im §. LI das Beispiel von älteren in Kraft 
gebliebenen Normen in so weit nicht richtig', als die Normen 
über Erbstollen (s. oben) nicht desshalb, weil das neue Bergge- 
setz Über diesen Gegenstand keine Vorschriften enthält, son- 
dern darum eine praktische Bedeutung haben, weil die vorher 
erworbenen Rechte aufrecht erhalten wurden (Art. III des Kund- 
machungspatentes vom 23. Mai 1854). — Zu §. XXXIV endlich 
erinnern wir, dass das k. k. Ober-Bergamt zu Klagenfurt mit 
a. h. Entschl. vom 13. Juli. 1850 (R. G. Bl. Nr. 276) und die 
an seiner Stelle errichtete k. k. Berg- und Forstdirection zu Graz 
mit a. h. Entschl. vom 23. Jänner 1865 (R. G. Bl. Nr. 19) auf- 
gelöst, das dort erwähnte Amtsarcbiv aber in das Finanzmini* 
sterium übertragen wurde. 

Der L Theil des Lehrbuches handelt in vier Abschnitten 
(S. 77 — 201) von der Erwerbung der Bergbauberechtigungen. 

L Abschnitt. „Oberster Grundsatz des Bergrechtes. Berg- 
regalität. Gegenstände der Bepggesetzgebung. Bergwerksgut. 
Eintheilung desselben.'' — Der Verfasser hat schon vor vielen 
Jahren (s. Zeitschrift fUr österr. Rechtsgel. 1845. L Bd.) das 
Wesen der Bergregalität einer strengen wissenschaftlichen Prüfung 
und gewisse gangbare Meinungen Über dasselbe einer scharfen 
Kritik unterzogen. Seine dort vorgetragene Lehre, welche (wie 
er auf S. 8ü, Note 1 sagt; , „heute nach 20 Jahren nicht wider- 
legt, sondern allmälig in der Theorie und Praxis als die richtige 
anerkannt ist'', gipfelt in dem Satze, dass die Bergregalität 
nichts anderes sei, als die allgemeinen Hoheits- oder Majestäts- 
rechte in ihren Beziehungen zu einem besoaderen Zweige der 
Industrie, zum Bergbane. Diese Lehre wird in §. 3 und §. 148 
ff, mit einigen neuen Argumenten unterstützt und mit der Bemer- 
kung vorgetragen, dass der Ausdruck nBergregale« in §. 3 unseres 
a. b. G. B. hätte besser ganz vermieden werden sollen. Es 
dürfte in der That schwer fallen, des Verfassers einfache unge- 
künstelte Lösung des erwähnten Problems umzustossen, doch 
können wir nicht umhin, auf zwei (übrigens für das Resultat 
unwichtige) Gebrechen der Argumentation aufmerksam zu machen. 
Das Recht, Bergwerke zu verleihen, wird wiederholt (in den §§. 
23, 176 und 199 der 1. Aufl., §§. 142 und 15U der 2. Aufl.) 
als ein Ausfluss der richterlichen, dagegen im §. 18 der 2. 
Aufl. als ein Ausfluss derPolizeigewalt des Staatsoberhauptes 
hingestellt, ein Widerspruch, der violleicht auf einem Sohreib- 
oder Druckfehler benüit Die Vergleichung aber jenes L f. 
Rechtes mit den Instituten der sogenannten Verlassenschafts- 
abhandlung (§. 149 Lehrb,) können wir darum nicht billigen, weil 
die gerichtliche Einantwortung einer Erbschaft und die gerichtliche 
Bewilligung einer Intabulatiou ursächlich und begrifflich von 
der dem Landesftlrsten im (§. 3 a. b. G. B.) vorbehaltenen aus- 
schliesslichen Verfügung mit den auf ihren natürlichen Lager- 
stätten vorkommenden Mineralien, wie sie in der behördlichen 
Verleihung einer Bergbauberechtigung zu Tage tritt, verschieden 
ist Besser gefiele uns der Vergleich mit der dem Landesfür- 
sten vorbehaltenen Concession zum Baue und Betriebe einer 
ftlr den öffentlichen Verkehr bestimmten Privateisenbahn. 

II. Abschnitt. nVon den bei der Erwerbung vorkommen- 
den Personen.« Diese sind entweder n verleihende" oder „erwer- 
bende''; hienach wird die active und passive Berglehensfähig- 
keit unterschieden. Gegenwärtig steht das Verleihungsrecht nur 
dem Kaiser zu, welcher es durch die Bergbehörden (in 1. Instanz 
Berghauptmannschaften) ausübt; die Mttheilung (§§. 19—23 
Lekrb.), welchen Antheil an diesem Rechte bis in die neueste 
Zeit gewisse Grnndherren in den Ländern der k. böhmischen 
Krone und die KirchenfÜrsten von Trient und Salzburg gehabt 
haben, hat ein historisches Interesse und dürfte den meisten 
Lesern des Buches willkommen sein. '— Die Beschränkungen 
der Erwerbsfähigkeit der Deserteure sind jetzt nicht mehr aus 
der im §. 3 1 Lehrb. citirten a. h. Entschl. vom 7. Jänner (Hfd. 
vom 21. Februar) 1842, sondern aus dem §. 208 des Militär- 
Strafgesetzes vom 15. Jänner 1855 zu entnehmen. Auch sollten 
(ebend.) bezüglich der Militärgrenze der §. 4 der Fin.-Min.-Vdg. 
vom 27. Jänner 1856 (R. G. Bl. Nr. 19), resp. die §§. 13 und 
14 des Grundgesetzes fiir die Militärgrenze vom 7. Mai 1850 
(R. G. Bl. Nr. 253) citirt werden; das Citat in der Note 4 auf 
S. 106 ist offenbar ein Druckfehler. 



- 227 



III. Abschnitt. «Object der Erwerbung, i« Eine schätzens- 
werthe Beigabe za der Darstellnng desjenigen, was hierüber 
das Berggesetz bestimmt, bilden die Erklärung der verschiedenen 
Methoden, ein Grubenfeld abzugrenzen, und die Kittheilung 
der in den älteren Gesetzen vorgeschiiebenen und jetzt noch 
häufig vorkommenden Berg^erksmassen. Die Ifote 2 auf S. 130 
ist dahin zu berichtigen, dass die Gewerbeordnung vom 20. 
December 1859 in der Militärgrenze mit gewissen Modificationen 
(s. R. G. BL 1860 Nr. 81) ebenfiills Geltung hat, und dass nur 
in der ersten Publication, wie fast in allen Gesetzen geschieht, 
die Militärgrenze ausgenommen war. 

IV. Abschnitt. »Bechtsgrund und Erwerbsart des Berg- 
werkseigenthums.tf Mit ausdrücklicher Hinweisong auf die Be- 
stimmungen des a. h. G. B. über Erwerbung von Eigenthum 
überhaupt bezeichnet der Verfasser als Erfordernisse der Erwer- 
bung von Bergwerks-Eigenthum insbesondere den Titel und 
die rechtliche Erwerbungsart (§. 57 Lehrb.); die Erwerbung 
aber unterscheidet er in die unmittelbare (ursprüngliche) 
und mittelbare (abgeleitete); unter jener hat man die Ent- 
stehung, unter dieser die privatrecbtliche Uebertragung einer 
Bergbauberechtigung auf eine andere Person zu verstehen. 
Denn die Bergbauberechtigung, welche nur von der compe ton- 
ten Behörde verliehen wird, hängt mit den Rechten am Berg- 
werksgate innig zusammen; sie schafft dasselbe, so dass eine 
Sache, die schon besteht, -erst durch jenen formalen Act der 
Behörde ein Bergwerksgut wird. Darin lieg^ nun gewiss ein 
wichtiger, von Vielen jedoch unbeachteter Unterschied zwischen 
der sogenannten unmittelbaren Erwerbung von Bergwerkseigen« 
thum und der ursprünglichen Erwerbung anderer (freistehenden) 
Sachen (s. §§. 287, 381, 382 a. b. G. B.), welche ihre Existenz 
nicht einer bestimmten Handlung eines Menschen verdanken. 

Die Lehre von der unmittelbaren Erwerbung wird im 1. 
Capitel in 2 Abtheihingen (d. i. nvom Schürfen« und vom „Ver- 
leihen») ausführlich — die mittelbare Erwerbung aber im 2. 
Capitel kurz unter Hinweisung auf die allgem. bürgl. Gesetze 
behandelt. Mit Recht hat der Verfasser den in den §§. 141— 
172 der ersten Auflage enthalteneu Auszug aus dem a. b. G. 
B. über Verträge und letztwillige Anordnungen weggelassen. 
Dass er aber im §. 79 die amtliche Behandlung der Frei- 
schürf- Anmeldungen (s. §§. 1 9— 22 Vollzugsvorschrift) mit Still- 
schweigen übergeht, lässt sich im Hinblicke auf ähnliche Gele- 
genheiten, wo es an der Mittheilung aus der Vollzugsvorschrift nicht 
fehlt, kaum rechtfertigen. Auch darauf müssen wir aufmerksam 
machen, dass an mehreren Stellen (z. B. §§. 60, 87 138 u. a.) 
die vom Berggesetze angedrohten Geldstrafen in dem nämlichen 
Betrage als Gonventionsmünze angegeben werden, obgleich sie 
laut der kais. Vdg. vom 1. August 1858 (R. G. Bl. Nr. 115) 
in der österr. Währung ohne Zuschlag zu verstehen sind. — 
Ein Ministerium des Innern (Jetzt doch wieder ! Anm. d. Redao- 
tion) und Kreisbehörden gibt es jetzt nicht, (s. §§. lOU, 229 
Lehrb.) — Wo von der Stempelpflicht die Rede ist (z. B. §. 62 
ebd.), werden nur die Gebührengesetze vom $). Februar und 2. 
August 1850 und nicht die späteren Gesetze citirt, welche den 
heute entfallenden Gebührenbetrag festgesetzt haben. Statt 
»Taxpatenttf muss es heissen: nTarifposf 

Der Ersitzung ist ein eigenes (das 3.) Capitel gewid- 
met, obgleich sie nur eine Art der unmittelbaren Erwerbung ist. 
Der Verfasser betrachtet sie jedoch als eine «ausserordentlichett 
Erwerbsart, und hat seine Ansichten Ober sie zuerst in deröst. 
Zeitschrift fdr RechU- und Staatswis^enschaft 1846, TL Band dar- 
gelegt. Diese Abhandlung (in der 1. Aufl. des Lehrb. einen 
„Anhangt« zur Lehre von der Erwerbung bildend) ist unverändert, 
selbst mit Beibehaltung der veralteten Ausdrücke „Berglehen,« 
„Beiehnnng'* u.dgl., in die neue Auflage aufgenommen worden. Wir 
können jedoch dem Inhalte derselben nur theilweise zustimmen. 
Zwar theilenauch wir die Meinung (s. §§. 142 und 143 Lehrb.), 
dass a) ein Berglehensobject auf GrundUtge des alleinigen Be- 
sitzes (d. h. ohne bergbehördliche Verleihung) nicht erworben, 
nicht ersessen werden könne, und dass b) wenn ein Berglehens- 
gegenstand durch Verleihung einmal in Jemandens Eigenthum 
gelangt, die Ersitzung gegen den Eigenthümer, wer dieser auch 
sei, platzgreifen könne. Allein die Prämisse, dass die Frage, ob 
Bergwerksrealitäten durch Ersitzung erworben werden können, 
in keinem Berggesetze ausdrücklich entschieden sei, und dass 
daher ihre Entscheidung aus dem allgem. bürgert Rechte, als 
der Subsidiarquelle des Bergrechtes, hergeholt werden müsse, 
ist unseres Erachtens nur rücksichtlich der Uebertragung eines 



Bergwerksgutes, der sogenannten mittelbaren Erwerbung^, rich- 
tig. Denn da das Berggesetz unter den Erfordernissen der soge- 
nannten unmittelbaren Erwerbung die ausnahmslose Nothwen£g- 
keii der behördlichen Verleihung ganz deutlich ausgesprochen 
hat, so ergibt sich ' wohl schon aus diesem Gesetze die Unzu- 
lässigkeit einer die Verleihang umgehenden Ersitzung, ohne 
dass es erst der Berufung auf das allgem. bürgeri. Recht bedarf. 
Diese Erwerbung ist gar nicht als ein rein privatrechtlicher 
Act anzusehen und gehört in das öfifentliche Recht (Bergver- 
waltungsrecht s. oben). Abgesehen hievon können wir uns mit 
der Argumentation aus dem §. 1456 a. b. G. B. nicht befreun- 
den, dass, nweil das Recht, Bergwerke zu verleihen, ein dem 
Staatsoberhaupte als solchem aUein zukommendes (ein wesent- 
liches Majestäts-) Recht ist, und die solchen Rechten entsprechen- 
den Schuldigkeiten nicht verjährt werden können, auch die dem 
Verleihungsrechte entsprechende Schuldigkeit des Findei's einer 
mineralischen Lagerstätte, darauf die Belehnung zu nehmen, nicht 
verjährt — die Freiheit von der Belehnungsertheilung .... 
nicht ersessen werden könne. <« Dort, wo die Ersitzung in Frage 
kommen könnte, muss es sich nicht gerade um den Finder, es 
kann sich auch um den ersten oder einen späteren Nachfolger 
desjenigen handeln, welcher Bergbau thatsächlich und ohne die 
behördliche Verleihung zu betreiben anfing. Mit der blossen 
Negation der Ersitzung erscheint übrigens noch nicht die weitere 
Frage gelöst, wie es mit einem solch unbefugten, seit vielen 
Jahren und möglicherweise im guten Glauben betriebenen Berg- 
baue zu halten sei, eine Frage, mit welcher wichtige Rechte 
dritter Personen zusammenhängen können, die aber der Ver- 
fasser nicht gestellt, nicht beantwortet hat. 

Der U. Theil des Lehrbuches — „Wirkung der Er Werbung ** 
— handelt im I. Abschnitte (§§. 145—198) nvon dem- aus der 
Erwerbung hervorgehenden öffentlichen Rechte des Bergbau- 
Unternehmers," nämlich: Rechts- und Pflichtenverhältnissen in 
Bezug auf den Staat. Dahin gehören unter Anderen die gesetz- 
liche Verpflichtung zur Bauhafthaltung, die besondere Besteue- 
rung der Montanindustrie und dgL m. ; aber auch die mannigfachen 
Anstalten und Massregeln zur Förderung dieser Industrie werden 
daselbst besprochen, z. B. die besonderen Unterrichtsanstalten, 
die Mautbfreiheit u. m. a. — Die Kritik des Gesetzes, dass eine 
Bergbauberechtigung wegen Nichterfüllung der Bauhafthaltungs- 
pflicht entzogen werden soll (s. §§. 168 bis 171 Lehrb.), dürfte 
mehr Anklang finden, als die Meinung (§. 177 ebend.), dass 
die 1862 eingeführte Freischnrf gebühr von 20 fl. auf 4 fl. ö. W. 
nicht hätte herabgesetzt werden sollen. — Als Münzgewicht 
ist unseres Erachtens an die Stelle der Wiener Mark (§. 9 a. b. 
G. B.) das Zollpfund = 500 Grammen getreten (vgl. Münzver- 
trag vom 24. Jänner und kaiserl. Pat. vom 19. September 1857, 
R. G. Bl. Nr. 101 und Nr. 169). — Zum §. 189 Lehrb. bemer- 
ken wir, dass an der Bergakademie zu Leoben der Vprbereitungs- 
curs laut einer Verordnung, welche dem Verfasser vor der Druck- 
legung seines Buches nicht bekannt sein konnte, mit dem Studien- 
jahr 1866/67 aufgehört hat. 

Der n. Abschnitt: nVon dem aus der Erwerbung her- 
vorgehenden Privatrechte des Bergbau-Unternehmers« enthält 
in zwei Capitehi: Das absolute Recht (§§. 199 bis 255), d. h. 
die dem Besitzer über sein Bergwerk ohne Rücksicht auf gewis- 
se Personen zustehenden Rechte, und das relative Recht (§§. 
226 — 334), d. h. die ihm nur im Verhältnisse zu anderen Per- 
sonen zukommenden Rechte. Nach einer eingehenden Unter- 
suchung der eigentlichen Natur des Rechtes am Bergwerksgute, 
als deren Resultat sich ergibt, dass es Eigenthum sei, werden 
als damit verknüpfte Befugnisse der oben erwähnten ersten 
Art das Recht der Gewinnung und Aufbereitung der vorbe- 
haltenen Mineralien, ein beschränktes Recht auf nicht vorbehaltene 
Mineralien, das Recht auf Benützung der Grubenwässer u. a. 
besprochen. Wir beschränken uns auf die Bemerkung, dass die 
Ertheilung der Concession zum Baue einer Bergwerks- Eisen- 
bahn, wdfche in eine andere für den öffentlichen Verkehr be- 
stehende Eisenbahn einmünden soll (§. 208 Lehrb.) n. £. jetzt 
in den Wirkungskreis des Handels- (nicht des Finanz ) Ministeriums 
gehört (s. R. G. Bl. 1861, Nr. 49). 

Unter dem Titel: «Relatives Rechtu werden die Verbält- 
nisse behandelt: a) der Bergbaugemeinschaft, b) des Bergwerks- 
besitzers zu seinen . Beamten und Arbeitern, c) der Bergbau- 
Unternehmer unter ^ch, d) des Grubenbelehnten zum Erbstoll- 
ner (s. oben) und e) des Bergbau -Unternehmers zum Eigen- 
thüxber der Grundoberfläche. Dass nicht auch, wie in der I. 



— 228 



Auflage, das Vorhältnißs des BergwerkBbesiteerfl su den Gläubi- 
bem besondere besprochen wird, ist wohl daraus zu erklSren, 
dass der Begriff „Bergwerks -Gläubiger« (s. §. 526 Lehrb. 1. 
Aufl.) «eine frühere Bedeutung verlor. Von den im neuen Berg- 
gesetze (§§. 268 und 269) anerkannten „Pfand- und Vorrechten 
auf Bergwerke* ist beiden betreffenden Forderungen die Rede, s. z. B. 
im §. 265 bezüglich der Bruderlade, im§. 27ß bezüglich des Entgelts 
für Servituten u. dgl. Dagegen wird des Verhältnisses eines 
Grubenbesit-Bers zu Eisenbahn-Unternehmungen, welches zu Colli- 
sionen Anlass geben, und Beschränkungen der Bergbaurechte 
herbeiftthren kann, auf S. 281, Note 3), mit der offenbar unge- 
nügenden Bemerkung, »»Eisenbahnen muss der Bergbau weichen,* 
eedacht, ohne den Inhalt der dort citirten §§. 6—8 der Minist- 
Vdg. vom 2. Jänner 1849 (B. G. Bl. Nr. 25) mitzutheilen. 

Sehr interessant und wichtig in dieser Partie ist die Lehre 
von der Gewerkschaft, jenem uralten specifisch bergrechtlichen 
Institute, welches unser allgemeines Berggesetz zwar beibehal- 
ten, aber in mehreren Stücken nach den Bedürfnissen der Neu- 
zeit zu reformiren gesucht hat. Der Verfasser behandelt das- 
selbe mit sichtbarer Vorliebe ausführlich und gründlich, und be- 
kämpft gelegentlich auch mehrere von uns (in HaimerFs Vier- 
teljahrschrift für Rechts- und StÄatswissenschaft 1860, V. Bd.j 
ausgesprochene Sätze, z. B. über die Fähigkeit, Kuxe zu erwer- 
ben. Wir bekennen, durch seine Ausführungen in unserer Mei- 
nung nicht wankend geworden zu sein, können uns aber natür- 
lich in diese Controversen hier nicht weiter einlassen, und wol- 
len uns daher nur auf einige, kurze Bemerkungen beschrän- 
ken. Die Zulässigkeit der Gründung einer Gewerkschaft zum 
originären Erwerbe eines Bergwerksgutes {§. 233 Lehrb.) ha- 
ben auch wir gegen den Wortlaut des §. 65 der Vollzugs- 
vorschrift a. a. O. behauptet und bewiesen. Was aber die Un- 
terscheidung zwischen i»der Geschäftsführung ohne Auftrag" 
und „der nackten (?) Zahlung einer fremden Schuld- (§. 249 
Lehrb. gegen uns beweisen soll, verstehen wir nicht. Die Ver- 
fügung des §. 162 a. B. G., dass es jedem Theilhaber des Berg- 
werkes freisteht, die audständige Zubusse statt des säumigen 
Bfitgewerken zu entrichten, und dadurch die schon angeord- 
nete gerichtliche Feilbietun^ des Kuxes zu beseitigen, haben 
wir als eine Ausnahme von der Regel des §. 1423 a. b. G. B. hin- 
gestellt, und hieraus gefolgert, dass ein Fremder (d. h. eine 
am Bergwerke nicht betheiligte Person) der Gewerkschaft, als 
GlÄubigerin, die Zahlung der Zubusse ohne des säumigen Mitr 
gewerken (d. i. des Schuldners) EinwUUgung nicht aufdringen 
kann. Nun mag immerhin die Zahlung einer fremden Schuld 
als eine Geschäftsführung -ohne Auftrag ruach Civilrecht" jedem 
freistehen; auch die Annahme der Zahlung steht dem Gläubiger 
in der Regel frei, und folglich kann in unserem Falle die Ge- 
werkschaft die ihr von einem Fremden angebotene Zahlung an- 
nehmen. Ob sie aber dieselbe annehmen muss, ist eine andere 
Frage. Nach des Verfassers Argumentation hätte der §. 1423 a. b. ^ 
G. B. insofeme keinen Sinn, als jedem Gläubiger die Zahlung 
von jedem aufgedrungen werden könnte. 
(Schluss folgt.) 

Administratives. 

Nr. 231 2— 835 B. H. Erkenntniss. 

Von der k. k. Berghauptmannschaft zu Komotau wird bei 
dem Umstände, dass die im Kreise Leitmeritz, Bezirk Teplitz, 
Gremeinde Niklasberg gelegene, aus 8 einfkchen Grubenmassen 
bestehende gewerkschaftliche Kreuz- und HimmelfÜrst-Silberzeche 
sammt Zugehör seit längerer Zeit ausser allem Betriebe steht, 
dass femer die hierämtUche Aufforderung vom 22. März 1867, 
Z. 1342/503 zur Rechtfertigung der unterlassenen Bauhafthaltung, 
innerhalb der daselbst festgesetzten Frist unbeachtet blieb, im 
Sinne der §§. 243 und 224 allg. Berggesetzes auf die Entziehung 
dieser Grubenmassen mit der Wirkung erkannt, dass nach ein- 
getretener Rechtskraft dieses Erkenntnisses nach §.253 des allg. 
Berggesetzes das weitere Amt gehandelt werden wird. 
Von der k. k. Berghauptmannschaft 

Komotau, am 19. Juni 1867. 



AMÜNDIGUNGEN. 

Soeben ist in meinem Verlage erschienen und durch alle 
Buchhandlungen zu beziehen: (70) 

in Wien durch dieG. J. Manz'sche Buchhandlung 

Kohlmarkt Nr. 7, gegenüber der Wallnerstrasse. 
Ueber die 

Walzenkaliberinmg für die EisenfabrikatioiL 

Von 

P. Ritter von Tunner, 

|k. k. Ministerialrath und Dlrector der Bergakademie in Leoben. 

Mit|in den Tezt)eingedruckten Holzschnitten und 10 lith. Tafeln, 
gr. 8. Broschirt fl. 5.34. 

Aphorismen 

über 

Giesserei betrieb. 

Von 

E. F. Dürre. 

Mit einem Vorwort von 

Bruno KerL 

Lieferung 1 und 2. Preis fl. 1.60. 
Die Fortsetzung dieses Separatabdruckes aus der Berg- und 
htlttenmännischen Zeitung erscheint in Lieferungen von 6 Bogen . 

Baastelne 

zur 

Philosophie der Geschichte des Bergbanes. 

Von Theodor Hanpt, 

Bergrath in Toscana. 
Dritte Lieferung. 

Die Momente in der Geschichte des Bergbaues. 

gr. 8. Brosch. Preis fl. 1.34. 

Leipzig. Arthur Felix. 

In unserem Verlage erschien soeben und kann durch jede 
Buchhandlung bezogen werden: 

Berg- und Hüttenmännisches 

JAHRBUCH 

der 

k. k. Berg-Akademien la leoben, Pfibram und Sckemiilti. 

XVI. Band. 
Bedacteur: J. Grimm, k. k.- Oberbergrath und Director der k. k. 
Bergakademie zu Ptibram. (41-^41) 

Preis 4 fl. 50 kr. o. W. 

Buchhandlung von Tendier dk; Comp, in Wien. 

Die Seiler-Waaren-Fabrik 

des Carl Mfindl in Pest 

erzeugt aUe für den Bergbau nötliigen Seiler-Arbeiten von 
vorsüglicher Qualität zu den billigsten Preisen. 

Fabrik: Pest, Stadtwäldchen, Arenaweg Nr. 120, 121. 
Niederlage: Pest, Josefsplats, Badgasse Nr. 8. (48—61) 



Diese Zeitschrift erscheint wöchentlich einen Bogen stark mit den nöthigen artistisch en Beigaben. Der Prannmerationspreii 
iat jährlich loeo Wien 8 fl. ö. W. oder 5 Thlr. 10 Ngr. Hit franeo Postveraendung 8 fl. 80 kr. ö. W. Die Jahresabonnenten 
erhalten einen officiellen Bericht über die EVfahnmgen im berg- und hfittenmännifehen Maschinen-, Bau- und Aufbereitaagaweiaa 
tammt Atlas als Gratisbeilage. Inserate finden gegen 8 kr. o. W. oder IVj Ngr. die gespaltene Nonpareilleaeile Aufiiahme. 

Zuschriften jeder Art können nur tranoo angenommen werden. 



Draok Ton Carl Fromme in Wien. 



Ffir den Verlag verantwortlich: Carl Reger. 



.J^:?^' Oesterreichische Zeitschrift i^^J- 



tür 



Berg- und Hüttenwesen. 



Verantwortlicher Redacteur: Dr. Otto Freiherr von Hingenau, 



k. k. Mldiaterialrftth Im Financmiiiisteriuin. 



Verlag der O. J. Manz'schen Baohhandlnng: (Kohlmarkt 7) in Wien. 



Inlialt: Bericht über die Quecksilbergraben yon New-Almaden in CiUifornien. — Protokoll über die Conferenz österr. 
Eisenwerkavertreter. — Läteratur. — Notizen. — Administratives. — Ankündigungen. 



Zur geflUligen Notiznabme. 

Um in der Zosendong nnserer Zeitschrift' an Jene 
derresp. Herren Abonnenten, deren Pr&nnmeratlon mit 
Ende Juni erlosohen ist, keine Unterbreohnng eintreten 
lassen zn müssen , erlauben wir uns dieselben höfliclist 
nm gefiOlige besohlennigte, ftanklrte Einsendung 
des Betrasres fttr das 2. Semester mit 4 fl. 40 kr. 
an ersnchen. 

Bericht über die Quecksilbergraben yon New- 
Almaden in Califomien. 

Von Herrn Coignet, Ingenieur. (Annales des Mines.) 

Lage. — Die Erzgruben von New-Almaden liegen in 
der Grafschaft Santa Clara, 65 englische Meilen (etwa 100 
Kilometer) südöstlich von San Francisco, mitten in dem Qe- 
birge, welches sich an der Küste des stillen Oceans hinzieht. 

Die Gruben- Anlagen sind mit der Haupt* Handelsstadt 
Californiens in Verbindung gebracht durch eine 12 Meilen 
lange Strasse, die bis zur Stadt San Jos6 geht, und von da 
an durch eine Eisenbahn. 

GeschichtlicI^es. — Die Indianer kannten schon 
seit dem vorigen Jahrhundert das Vorhandensein der Zin- 
nobererze von New-Almaden; sie bearbeiteten dieselben an 
mehreren Punkten, um die rothe Farbe zu gewinnen, womit 
sie sich bemalten. Man findet noch jetzt in einigen von ihnen 
gemachten Aushöhlungtm runde Blöcke von einem selir 
harten Steine, die mit einer leichten Schiebte Zinnober be- 
deckt sind und wahrscheinlich zum Zerpocben des Erzes 
dienen mussten. 

Als die Mexikaner nach Califomien kamen, zeigten 
ihnen die Eingebornen Proben davon vor, allein jene er- 
kannten nicht deren Bedeutung. Im November 1845 ent- 
deckte ein Hauptmann der mexikanischen Armee, Namens 
Castillero, die wahre Natur dieser Erze, nahm Besitz vom 
Boden, bildete eine Gesellschaft und begann den Bergbau. 
Kurze Zeit darauf kehrte er nach Mexiko zurück und ver- 
kaufte seine Entdeckung an die Herren Barron, Foxbes & 
Comp., englische Kaufleute zu Tepie, Nach der Besetzung 
Californiens durch die Amerikaner machte sich die Regie- 
rung der Vereinigten Staaten mit dem Vertrage von Gua- 



dalupe im Jahre 1&48 verbindlich, alle mexikanischen Eigen - 
thumsrechte anzuerkennen und deren neue nach den Landes - 
gesetzen zu ertheilcn. Die amerikanische Gesetzgebung ge- 
stattet nicht die Ausbeutung von Erzen auf dem Grunde 
eines Andern, während die mexikanischen Gesetze solche 
rechtlich zulassen*). Castillero besass nur die Grube, aber 
nicht den Boden; seine Eigenthumsrechte waren nicht ge- 
ordnet worden. Amerikaner hatten die Ländereien gekauft, 
und sobald die Arbeiten einen Ertrag lieferten, strengten sie 
gegen die Compagnie von New-Almaden einen Process an, 
sowiegegen die benachbarte von Enriqueta, deren Rechts- 
ansprüche sich unter denselben Umständen befanden. Sie 
beriefen sich auf das Recht des Claim, das heisst auf das 
Recht der unterirdischen Ausbeutung als Besitzer der Ober- 
fläche. Reiche Capitalisten und eiuflussreiche Leute aus 
New- York nahmen die Sache in ihre Hände, der Process be- 
gann. Die UntersuchungsCommission der californischen 
Rechtsausprüche (Land-Commission) sprach sich zu Gunsten 
der Compagnie Barron aus. Man appellirte im Jahre 1 857 
an das höhere Gericht, dessen Urtheilsspruch im Jahre 1858 
dahin erging, dass die Einstellung der Arbeiten anbefohlen, 
und den Gegnern endlich in der Streitsache Recht zuerkannt 
wurde. Im December und Januar 1861 wurde Sequester 
gelegt. Es. wurde von neuem an den obersten Gerichtshof 
der Vereinigten Staaten appellirt, welcher die Beschlüsse 
des Tribunals von Californieu bestätigte. 

Die Zeugen-Aussagen, welche man mit grossen Un- 
kosten aus Mexiko geholt hatte, wurden in Druck gelegt und 
füllten 3000 Seiten in Octav. Die Advocaten, unter denen 
sich zwei Senatoren des Congresses befanden, stritten durch 
zwanzig Tage gegeneinander; die Ansichten und Schluss- 
folgerungen der Richter endlich nahmen 230 Seiten in Oc- 
tavo ein. 

Nachdem das Eigenthum des Bodens und der Erzgru- 
ben der neuen Gesellschaft zuerkannt war, bedurfte es noch 
einrs Urtheiisspruches des Gerichtshofes von Califomien, um 
dieselbe in ihre Rechte wirklich einzusetzen. Es wären noch 
einige Monate darüber verflossen, bevor das Tribunal seinen 

^) Die von den Spaniern nach Mexiko gebrachten Berg^^e 
setze enthalten gleich den deutschen die Begriffe von Berg- 
regal und Bergfreiheit, und wenn auch modliicirt, so haben sich die 
jetzigen Verhältnisse auf jener Grundlage fortentwickelt. O. H. 



- 230 — 



Bescheid hfttte abgeben können; es kam daher ein Vergleich 
zu Stande, wonach die neue Gesellschaft der alten die Sum- 
mf*. von 1,754.116 Dollars«) (gleich 3,842.391 fl. 09*8 kr. 
Oe. W.) ausbezahlte, wofür die letztere alles Grubenmaterial 
abtrat, ferner die Werkstätte oder Hütte, welche ausserhalb 
der Streitfrage lag, ein nahes Bancho oder Weideland von 
einer Meile an Ausdehnung und mehrere Meierhöfe, welche 
jetzt die Gerste und das Futter liefern, das man für die ver- 
wendeten Zugthiere bedarf. 

Die neue Gesellschaft, mit Namen Quicksilver Mi- 
ning Company, ausgerüstet mit einem Gespllschafts-Capi- 
tale von 10 Millionen Dollars (21,905.000 fl. Oe. W.), das 
in 100.000 Autheile zu 100 Dollars getheilt wurde, ergriff 
Besitz im November 1863 und begann sofort wieder die 
Ausbeutungs- Arbeiten. 

Geologie. — Herr Lau r hat in seiner Arbeit über 
Californien den Landstrich, in welchem sich die Zinnober* 
Ablagerungen befinden, unter die alten Schi«*fer versetzt, 
ohne jedoch Beweise zur Stütze für diese Meinung beizu- 
bringen. Um das Alter dieser Formation genau festzustellen, 
müsste man auf ein gründliches Studium der Gegend ein- 
gehen. Ein Mittel, um indirect die Aufgab >^ zu lösen, würde 
auch in der Bestimmung der durchstreichenden Gänge be 
stehen; es fehlen gleichwohl noch die Belegstücke, um zur 
Lösung gelangen zu können. 

Die verschiedenen Zinnobergruben sind eingeschlossen 
zwischen zwei unregelmässig geformten Serpeutinmas- 
aen, deren allgemeine Richtung aber nach Stunde 7 geht*^). 
Der südliche Zug, der wichtigste aus dem Gebichtapunkte 
der gegenwärtigen Arbeiten, ist auf der vom Verfasser ent- 
worfeneu Karte***) mit einiger Genauigkeit gezeichnet. Der 
nördliche dagegen ist nur angedeutet, um seinen mittleren 
Lauf zu zeigen; seine Lage ist nicht genau gegeben. Im 
Osten sind die Erz-Ablagerungen durch eine Trappmasse 
begrenzt, deren allgemeine Richtung Stunde 9 ist, während 
eie sich im Westqn beständig fortsetzen, bis weir jenseits 
der Grube Gundalupe, mehr als zwei Lieues von Almaden. 

Der südliche Serpentinzug hat eine sehr regelmässige 
Umgrenzung an seinem Nordrande. Von der Hauptmasse 
gehen mehrere Ausläufer ab, welche in die geschichteten 
Felsmassen bis auf eine gewisse Weite eindringen und bei 
diesem Durchgange wahre Serpentingänge bilden, die au den 
Rändern stark zersetzt sind. Endlich bemerkt m:in zwischen 
der Grube und der Hütte kleine Inselchen von geringem 
Umfange aus derselben Felsart bestehend. Diese letztere ist 
im Allgemeinen dicht, sehr hart, dunkelgrün in der Mitte der 
Formation, aber in Zersetzung begriffen und lichtgrün an 
den Rändern ; sie findet sich alsdann in abgerundeten mas- 
sigen Nieren, von verändertem Serpentin umgeben. 

Der Trapp ist grünlich, sehr klein krystalliniscb, in 
unregelmässigen Prismen zertheilt, welche eine scheinbare 
Schichtung darbieten; er ist nach allen Rit^htungen zersp-il- 
ten, so dass er unter dem Hammer in kleine Bruchstücke mit 
ebenen Flächen zerfällt. Er findet sich isolirt oder in der 



♦) Ein Dollar ist im Werthe gleich 2 fl. l'.) kr Oe. W. in 
Silber. 

**) Alle Richtungen beziehen sich auf den magnetischen 
Meridian. Die Abweichung der Magnetnadel war zu New-Aima- 
den 1864 15» 41'. 

***) Wir sind nicht in der Lage, hier das Blatt beizufügen, 
verweisen aber auf die Annales des Miues selbst. 



Nabe des Serpentins, ohne dass man sehen könnte, ob er 
diesen durchsetzt oder von ihm durchdrungen wird. 

In der Nähe dieser beiden Felsarten, besonders aber 
bei der letzteren, sind die thonigen Schiefer in rothe, weiss 
und braun geäderte Jaspise umgewandelt; die Schichtung 
derselben ist deutlich ausgesprochen, aber es ist unmöglich , 
deren allgemeine Richtung anzugeben, wegen der zahlreichen 
Windungen, mit denen sie sich darstellt. 

Die Kalksteine sind zumeist schwarz, sehr hart und 
.von muschligem Bruche; in der Nähe der plutonischen Ge- 
steine enthalten sie Adern von weissem körnigem Kalke, 
sind stark verkieselt oder werden dolomitisch bei der Berüh- 
rung mit dem Serpentin. Die Krystalle, welche man alsdann 
in den Spalten bemerkt, welche das Gestein durchsetzen, 
sind sehr abgeplattete RhomboÖder, ähnlich den Kristallen 
des magnesiahaltigen kohlensauren Kalkes (Bitterspathes). 
In der Schlucht, welche zur Hütte führt, bemerkt man 
eine sehr mächtige und sehr harte Kalkschieht, welche man 
ohne Unterbrechung vom südlichen Serpentin an bis nahe 
zur Grube von Velasco verfolgen kann. Diese Schiebt, auf 
dem Plane durch Punkte angedeutet, ist in Wirklichkeit die 
östliche Grenze der Zinnoberlager; denn zwischen ihr und 
dem nahen Trappe sind Sandsteine, mürbe Schichten und 
Jaspise, in welchen man niemals dem Erze begegnet. Dieser 
Kalkzug ist von zahlreichen Kalkspathadern durchsetzt, die 
nach Stunde 1 Y, streichend und gegen Ost fallend, in allem 
denen ähnlich sind, welche den Zinnober führen. Die an 
verschiedenen Punkten dieses Streifens gemachten Versuchs- 
arbeiten deuten alle das Dasein von Quecksilber an. 

In der Nähe der durch Feuer gebildeten Felsarten 
gehen die thonigen Schiefer, wie gesagt wurde, in Jaspis 
über. In einer gewissen Entfernung von den Serpentinen 
werden dieselben zuweiten grünlich, fettig anzufühlen und 
können mit Talkschiefer verwechselt werden. Im Allgemei- 
nen, wie in der Grube Velasco, sind sie körni<r, wenig fest 
und ihre Farbe wechselt von hellgrau bis schwarz. 

Die Sandsteine endlich sind sehr zerreibliph, von 
mittlerem Korn, das vornehmlich aus Quarz besteht; in der 
Nähe der S<*rpentine und der Trappfelsen gehen sie in harte 
Quarzite über. 

Auf dem rechten Ufer des Rio de los Alamitos, nahe 
der Brücke, welche am Eingang der Hütte steht, befindet 
sich eine ziemlich starke Mineralquelle, welche eine bedeu- 
tende Menge Kohlensäure entwickelt; ihr Auftreten ist der 
Nähe der plutuuischen Gesteine zuzuschreiben. Eine zu San 
Francisco bei den Herren Kelloi? & Hewston gemachte 
Analyse ergab folgende Zusammensetzung (des festen Rück- 
standes): 

Kohlensaure Kalkerde .... 18*7^0 
Kohlensaure Magnesia .... 37 750 
Doppelt kohlensaures Natron . 24*125 

Cblornatrium 12-500 

Kohlensaures Eisenoxydul . . . 1*500 
Schwefelsaure Kalkerde . . . . *2'125 
Kieselerde 2*812 

Summa 99 562 
Erzablagerung. — Ausser der Grube von New> 
Almaden, welche bis vor wenig mehr als einem Jahre alleia 
von der Compagnie Barron betrieben worden war, hat maxk 
ringsum mehrere andere Lager entdeckt, deren vornehmste 
in den Gruben von Nelasco, SauLauriano, San Francisco» 
Santa MariAua, San Pedro und America bearbeitet werden. 



— 231 — 



welcbe in eiDem Umkreise vod weniger als zwei Kilometer 
Halbmesser zerstreat sind. Seitdem wurde der Abbau leb- 
haft an diesen verschiedenen Punkten betrieben und gegen- 
wärtig liefern diese neuen Gruben drei Viertbeile der ge- 
sammten Erzenguug. Was die Grube Enriqueta betrifft, so 
wurde sie für den Augenblick verlassen, aliein man beab- 
sichtigt den Betrieb in einigen Monaten wieder aufzunehmen. 

Das Erz ist Zinnober, vermengt mit wenig Eisenkies 
und Arsenikknpfer ; seine Gangarten sind im Allgemeinen 
streifige Kalk- und EJeaelscbiefer, schwarze Kalke, weisser 
kohlensMurer Kalk und endlich in geringer Menge kohlen- 
BHures Eieenozydul. 

Obgleich überall von gleichem AussAen zeigt sich das 
Erz doch in vier Lagerungsweisen, welche sind: 

1. in Spalten nach Stunde 7, die, schlecht begrenzt 
nach der Teufe, durch die ganze Länge der metallführenden 
Zone vorherrschen oder dieselbe unter einem sehr spitzigen 
Winkel schneiden. Man kennt gegenwärtig zwei Linien dieser 
Richtung: die eine in der eigentlichen Grube N<fW Almaden, 
welche zwischen Kalkmassen eingeschlossen ist und nur 
in ihrem oberen Theile deutlich ausgesprochene Wände 
(Epontes) hat ; die andere in der Grube Yelasco. Am letzten 
Orte wird das Hangende durch den Serpentin-Bücken (Ca- 
vallo) gebildet, welchen man beim Eingang des Stollens tiie- 
merkt, und dss Liegende von grauem, schiefrigem, sehr zer- 
reiblichem Sandstein. In dem weit tiefer getriebenen Stollen 
besteht das Hangende aus Kalksteinen, während das Lie- 
gende das nämliche bleibt. Die Dicke dieser beiden Adern 
ist sehr veränderlich, sie beträgt beiläufig 6 Meter und das 
Erz findet sich in der Tiefd im Allgemeinen an jenen Punk- 
ten, wo das Hangende sich deutlicher abzeichnet; ebenso in 
den oberen Theilen (der Spalten), wo man aber den Zin- 
nober in rothen Thonen antri£Ft; endlich beobachtet man 
auch Anreicherungen in der Nähe der Serpentin-Rücken. 

2.1n kleinen Gängen von kohlensaurem Kalke nach 
Stunde iV}» gegen Ost fallend, deren Dicke von 2 Milli- 
metern bis zu 30 Centimetern wechselt. Die Kalkspathkrj- 
stalle stehen sehr dicht, strahlenförmig ans der Mitte der 
Spalte nach aussen verlaufend; ihre Farbe ist etwas matt; 
an gewissen Punkten findet man gleichfalls strahlenförmige 
Arragonit-KrjTstalle. Diese Gänge fähren immer zu reichen 
Partien und die Schürfungsarbeiten folgen stets ihrer Rich- 
tung; zuweilen führen sie in ihrer Mitte Geoden, die mit 
kleinen Hyalithkrystallen bewandet und mit Bitumen ausge- 
füHt sind; das Auftreten dieses letzten Minerals ist übrigens 
ein sicheres Anzeichen von der Nähe eines reichen Zin- 
noberlagers. 

An gewissen Punkten der Grube sind diese kleinen 
Gänge sehr zahlreich und nahe beisammen, indem sie Bün- 
del bilden, welche durch 4 bis 7 Meter tauben Gesteins ge- 
trennt sind; Seitenadem von derselben Richtung, aber weit 
weniger geneigt, vereinigen sich mit den vorigen; au den 
Verbindungsstellen ist es, wo das Erz sich findet. Man fin- 
det auch Kalkspalten nach Stunde 3» welche gewöhnlich mit 
33 bis 45 Graden gegen Südwest abfallen; hier trifi*! man 
gleichfalls bei den Kreuzungen Anreicherungen von Erz. 
Nach welcher Richtung der Himmelsgegend aber auch die 
Klüfte laufen mögen, so bleibt es eine beraerkenswerthe 
Thatsache, dass die am meisten senkrecht stehenden Kalk- 
netze die reichsten sind. 

Die Spalten nach Stunde 1 V2 gehen nicht durch den 
Serpentin und sind gänzlich durch die Adern nach Stunde 7 



abf^eschnitten; ans diesem letzteren Grunde hat man (wie 
wir später sehen werden) an allen jenen Punkten, wo das 
Hangende der Ader deutlich hervortritt, die Kalknetze nicht 
weiter verfolgt, während man an den Orten, wo die Deck- 
wände wenig deutlich waren, ihrer Richtung bis auf eine 
grosse Entfernung nachgegangen ist. Die Spslten nach 
Stunde 1 ^/^ sind folglich früher dagewesen als die Serpentine 
und die Trappe; aber ihre Ausfüllung hängt wahrscheinlich 
mit dem Auftreten dieser Feldmassen zusammen. 

3. Im Hangenden und im Liegenden der Serpentin- 
massen, Cavallos genannt, und im Zusammenhange mit den 
Spalten nach Stande 7, Stunde 1 Vj 0^^' Stunde 3. 

4. Als Putzen, (Nester) die zuweilen sehr reich schei- 
nen, in gestreiften Kalksteinen, aber immer mit denselben 
Spalten Systemen und mit den plutonischen Felsarten in Ver- 
bindung. 

Grube New-Almaden. — Die ersten Arbeiten an 
der Grube New-Almaden sind auf deih Berge Buena Vista 
vom Tage aus geführt worden. Mau senkte Schächte ab und 
ging mit Pfeil erb au bis zur Teufe von 97 Metern. Hierauf 
trieb man den Stollen von Planilla, um die oberen Theile 
trocken zu legen und nach unten zu ein neues Grubenfeld 
zu eröffnen. Dieser grosse Förderstollen, dessen Dimensio- 
nen denen eines Eisenbahntunnels gleichkommen, folgt bei- 
nahe in seiner ganzen Länge einem Serpentinrücken, wel- 
cher nach Stunde 9 streicht und nach Nordost fällt; an 
seinem Ende traf der Stollen auf die Ader Stunde 7, welche 
unter 42 Grad nach Nord fällt und oberhalb abgebaut wird. 
An diesem Punkte wurde ein senkrechter Förderschacht ab- 
geteuft, welcher eine Teufe von 106 Metern erreicht hat; in 
verschiedenen Höhen begegnen dem Erzgange söhlige Stol- 
len und dienen, als Förderwege. 

An der Stelle, wo man mit dem Tunnel von Planilla 
auf die Ader Stunde 7 stiess, trieb man eine Strecke in der 
Richtung nach Osten, und fand in der geringen Entfernung 
von 60 Metern einen sehr reichen Erzstock, den man ver- 
folgte, indem man 165 Meter weit abteufte. Die obere Strecke 
wurde in derselben Richtung auf eine kurze Weite fortge- 
setzt; da man aber auf keinen Zinnober traf, hielt mau damit 
ein, denn man hatte dessen genug in dem Erzstocke, zu 
dessen Abbau alle Arbeit vereinigt wurde. Später wurde 
jener Streckenbau nicht wieder aufgenommen, so dass man 
von dieser Seite her über die Fortsetzung des Erzlagers nichts 
weiss. 

Die Ader, in welcher die Arbeiten in die Teufe gehen, 
findet sich eingeschlossen in einer Schichte von schwarzem, 
kieseligem, streifigem Kalksteine, oder vielmehr in stark um- 
gewandelten Schiefern, welche von kohlensaurem Kalke in 
beträchtlicher Menge durchdrungen sind. 

Die Mächtigkeit des Ganges (wenn man sich so aus- 
drücken darf) wechselte von 2 bis 6 Meter; er war ausge- 
füllt mit zersetztem Gestein, das von seinen Wänden her- 
kam, mit eisenschüssigem Thone und mit Nieren von koh« 
lensaurem Kalke. Zahlreiche kleine Fasernetze dieses letzten 
Minerals, nach Stunde 1 y^ streichend und nach Ost fallend, 
trafen zu Bündeln zusammen, und in ihrer Verfolgung fanl 
man den Zinnober. 

Die eigentliche Ader behielt ihre Neigung von 42 Grad 
mit ziemlicher Regelmässigkeit bei, bis etwas unterhalb der 
Kammer von Ardilla, 108 Meter tiefer, als der Tunnel von 
Planilla. Von diesem Punkte an verschwanden Hangendes 



— 232 — 



und Liegendes und das Erz fand sich nur mehr in den Fa- 
sern nach Stunde lYj. 

Auf eine Länge von 60 Metern in dieser Haupterzader 
begegnet man mehreren Netzen von kohlensaurem Kalke, 
die von einander durch taube, einige Meter dirke Massen 
getrennt sind, welche als Pfeiler dienen. Solcher Faserbändel 
gibt es vier vornehmste: 1. das von Ardilla, 2. von Dios te 
Guia, 3. von Ventura, 4. von Far West. Das erste ist das 
reichste gewesen. An der Stelle, wo die Wandungen der Ader 
verschwanden, fand man eine beträchtliche Erzmasse. Die 
davon entstandene Aushöhlung hat 40 Meter Länge, 1 5 Meter 
Breite und 20 Meter Höhe, und bildet somit einen leeren 
Raum von 12.000 Kubikmetern, wovon die Hälfte mindestens 
10 Procent Quecksilber ausgegeben hat. Der Werth des ans 
dif'ser Kammer gelcommenen Metalles steht nicht unter 9 
Millionen Francs, und entspricht einem Gewichte von mehr 
aU einer iMillion Kilogramme, nämlich der ganzen Erzeugung 
des Jahres 1864. Die anderen Gruppen von Kalknetzen waren 
weit weniger reich; doch haben sie an mehreren Orten rei- 
nen Zinnober über einen Meter mächtig geliefert. 

Das Erz setzt nicht ohne Unterbrechung fort, weder 
im Streichen noch im Fallen, es tritt örterweise auf; die 
Pfeiler, welche in den Bauen von Ardilla und Dios te Guia 
noch stehen, zeigen ganz deutlich die Art und Weise, in 
der es vertheilt ist. Man bemerkt zwei verschiedene Rich- 
tungen von Kalks>palten; die eine häufigere, dem System 
Stunde 1 ^^ ungehörige, mit Fallen nach Ost, und die andere 
seltenere, nach Stunde 3 streichend und nach Südwest fal- 
lend. Unter den ersteren sind die einen fast senkrecht (unter 
80 Grad) und die anderen weit weniger geneigt ; beim Zu- 
sammenstossen dieser verschiedenen Klüfte findet sich das 
Erz, und bildet eine ro senk ran zartige (en chapelets) Kette 
von Erzlinsen, welche sich in der ganzen Ausdehnung der 
Grube wiederholt. 

Die kleinen Gangnetze nach Stunde 1 ^/^ setzen gegen 
Süden fort bis zur Serpentinmasse, welche die Ablagerung 
auf dieser Seite begrenzt, aber von den Arbeiten noi-h nicht 
erreicht worden ist. Gegen Nord zu ist noch kein Versuchs- 
ban gemacht worden, ausgenommen im Erzbündel von Dios 
te Gui& ; Arbeiten nach dieser Richtung, deren Zweck wäre, 
die Fortsetzung der Erzzüge von Ardilla, Ventura und Far 
West zu suchen, werden sicherlich gute Resultate liefern. 

In allen längs den Kalkspalten getriebenen Strecken 
ist ein sicheres Anzeichen von Reichthum das Antreffen von 
Geoden, die mit Quarzkrystallen ausgekleidet und mit Bi- 
tumen gefüllt sind. Jedesmal auch, wenn das Hangende der 
Spalten glatt und wohl ausgesprochen ist, findet sich das 
Erz in grösserer Menge vor. Dasselbe findet statt, wenn die 
Neigung der kleinen Gaognetze sich mehr dt>r Senkrechten 
nähert; man findet endlich keinen Zinnober mehr in den 
körnigen und blätterigen Schiefern. 

Nach dem oben Gesagten kann die Ablcgerung in der 
eigentlichen Grube New-Almaden betrachtet werden als 
zusammengesetzt aus einer Ader oder Spalte nach Stunde 7, 
mit 42 Grad nördlicher Neigung und von schlechter Begren- 
zung, und aus mehreren Aderchen von kohlensaurem Kalke, 
die man darstellen kann als verschiedene Gänge, die durch 
kreuzende Gangnetzc von gleicher Richtung aber weniger 
Neigung unter einander verbunden sind, während das Ganze 
au gewissen Stellen durch Spalten nach Stunde 3 von der- 
selben Natur geschnitten wird. An den Kreuzungsstellen ist 
es, wo sich die reichen Erznester finden, deren Nähe immer 



durch die Gegenwart von Bitumen angezeigt wird, und 
durch Anflüge von Zinnober, die oft sehr schwer zu erken- 
nen sind. Die Aderchen nach Stunde 1 V2 werden durch die 
Spalte nach Stunde 7 abgeschnitten, finden sich aber noch- 
mals wieder im oberen Theile zwischen den Wandungen der 
letzteren, da wo Hangendes und Liegendes sich vollkommen 
deutlich von einander scheiden. 

Die Grubenarbeiten werden nicht nach einem 
im Voraus entworfenen Phine geleitet (!), sie gehen 
allen Windungen der reichen Nester nach, und wenn man 
nach einer Schürfung von einigen Metern in einer Kalk- 
spalte kein Erz findet, stellt man die Arbeit ein, ohne sich 
um das zu kümmern, was ,sich oberhalb oder unterhalb befin- 
det. Das einzige Mittel, um aus den in der Grube New-Al- 
maden angehäuften Beichtbümeru den grösstmöglicben Ge- 
winn zu ziehen, würde darin bestehen, alle erzführenden 
Bündel als abgesonderte Gänge zu betrachten und deren 
Fortsetzung in jedem Steckwerke aufzusuchen. Mittelst wohl- 
geführter senkrechter Durchschnitte könnte man ein Ver- 
zeichniss derjenigen reichen Nester anlegen, welche am 
leichtesten zu erreichen wären; man würde die Arbeiten so 
führen, dass man in dem Augenblicke, wo das eine nahe . 
duran wäre, erschöpft zu sein, sofort ein anderes erreichen 
könnte. Bei einem solchen Vorgehen würde man nicht mehr 
(sin Nachlassen in der Erzeugung zu besorgen haben, wie 
es jetzt so häufig vorkommt. 

In einer Schlucht im Norden der Grube Almaden, 140 
Meter unter dem Stollen von Planilla hat man einen neuen 
Wasserstollen getrieben (New-Tunoel) von 554 Metern Län- 
ge. Mit diesem Baue hat man zunächst eine Serpentinmaas e 
durchschnitten, jener entsprechend, die man an der Ober- 
fläche zwischen' der Grube Velasco und der Planilla antrifft, 
sodann die Reihenfolge der gewöhnlichen Schichten : 
schwarze Kalksteine, Kalkschiefer, blätterige, zerreiblicbe 
Schiefer und endlich neuere schwarze Kalksteine, in deren 
Mitte man bei 489 Meter von dem Mundloch auf eine Erz- 
ader Stunde 7 stiess, welche muthmasslich die nämliche ist, 
wie die in der Grube Velasco im Abbau stehende. Nachdem 
das Gegenort genügend fortgesetzt war, wurde es mit dem 
von Ardilla durch einen Schacht (Junction-Schacht), welcher 
zur Wasserhaltung und Wetterführung für die oberen Gru- 
benbaue dient, in Verbindung gebracht. 

In der Streichungsrichtung der mit dem New -Tunnel 
erreichten Erzader wurden nach links und rechts Strecken 
getrieben. Die erstere wird allein lebhaft bearbeitet; man 
gewinnt einiges Er/, daraus, welches nur aus einem Faser- 
bündel nach Stunde 1 V2 kommen kann, das östlicher liegt, 
wie jenes von Ardilla. Dieses letztere, sowie jene von Dios 
te Guia, Ventura und Far West können nur dadurch auf- 
gefunden werden, dass man die westlich laufende Strecke 
verlängert. 

Streckenförderung. Seh acht fördern ug. — 
Im Innern der Grube sind zu verschiedenen Höhen in den 
abgebauten leeren Räumen Förderstrecken mit Eisenbahnen 
ausgespart und stehen in Verbindung mit den Förderschäch- 
ten. Zwischen diesen verschiedenen Horizonten geschieht 
die Fortschaffung des Erzes durch Menschenhände, von den 
Orten an bis zum nächsten Ausgange. 

Die Fördermaschine hat eine Kraft von 12 Pferden. 
Sie empfängt den Dampf aus den Kesseln, welche am Mund- 
loche des Stollens aufgestellt sind, durch ein gusseisernes 
Rohr, das in eine, mit Baumwolle gefüllte Röhrenfahrt von 



— 233 



Eisenblech und O'lö*^ Durchmesser eingeschlossen ist. Die 
Schienen der Eisenbahn liegen 1 Meter von einander entfernt; 
rechtwinklige Karren von geringer Tiefe nehmen das in 
Eimern aus dem Schachte geförderte Erz Huf and schaffen 
es zum Pochwerk der Pianil la. 

Beleuchtung. — Die Beleuchtung im Innern ge- 
schieht mittelst Kerzen, wie in allen Bergwerken Califomiens. 
Dieser Gebrauch ist von den Mexikanern eingeführt worden. 
In den Gruben von Almaden hat mnn ffir Kerzen ungefähr 
40.000 Francs verausgabt, was einem Gewichte von 25.000 
Kilogramm entspricht. Die BBleuchtuug mit Oel wäre si- 
cherlich weit weniger kostbar. 

Zu den Zeiten der alten Gewerkschaft war man der 
Meinung, es gebe sonst kein anderes Zinnoberlager als das, 
welches in der eigentlichen Grube New- Almaden ausgebeutet 
wurde ; allein zahlreiche von der neuen Gesellschaft gemachte 
Versuchsarbeiten Hessen neue sehr reiche Ablagerungen zu 
Tage kommen. Es geschah in Folge dieser Versuchsbaue, 
dass die Gruben von Valesco, San Laurencio, Santa Mariana, 
San Francisco, San Pedro und America eröffnet wurden, 
welche alle in einem Umkreise von weniger als 2 Kilometer 
von der Hauptgrube gelegen sind. Diese vereinigten Gruben- 
baue liefern einen beträchtlichen Beitrag zur Gesammter- 
zeugung, welcher sich auf drei Viertheile derselben beläuft. 
Ich will von den wichtigsten noch einige Worte sagen. 

Grube Velasco. — Die Grube Velasco befindet 
sich beiläufig 500 Meter nördlich vom Stollen von Pbinilla 
dicht Am Wege, welcher zur Berghütte führt. 

Die Grubenbaue bestehen aus zwei Querschlägen, die 
noch nicht mit einander in Verbindung stehen. Sie hnben 
eine Ader nach Stunde 7, verschieden von der von New- 
Almaden, durchbrochen in der Nähe ihres Zusammentrefftins 
mit einem Serpentinräckc) nach Stunde 9f welchen der untere 
Stollen fast auf seine ganze Länge verfolgt hat. 

In der Ader nach Stunde 7, deren Mächtigkeit an meh- 
reren Stellen 6 Meter beträgt, finden sich Netze von kohlen- 
saurem Kalke nach Stunde 1 ^/^ in so beträchtlicher Menge, 
daiss man glauben möchte, sie gehörten jener an. In dieser 
Kalkmasse hat man Ablagerungen von reinem Zinnober an- 
getroffen, welche bis zu 1 Yj Meter Dicke hatten. Die Nei- 
gung der Schichte ist 35 Grad gegen Nord. Ebenso wie zu 
Almaden, findet man das reichste Erz, wenn das Hangende 
wohl ausgesprochen ist und der eisenschüssige Thou vor- 
wsltet. In diesen Bauen, welche übrigens nicht tief sind, 
hat man die Fortsetzung der Netze nach Stunde 1 ^/^ noch 
nicht jenseits der Wände der Ader gesucht; aber man ist 
im Begriffe es zu thun. 

Der Serpentinrücken zeigt eine Neigung von 70 Grad 
nach Nordost, während die Ader mit 35 Grad in demselben 
Sinne einfällt. Der obere Stollen ist in der Nähe seiner Mün- 
dung durch den Serpentin (gegangen, hierauf durch Kalk- 
steinschichten, durch veränderte eisenschüssige Schiefer, 
durch den Erzgang, dann durch schiefrige, graublätterige, 
zerreibliche Sandsteine. Mit dem unteren Stollen hat man 
nach Dnrchbruch des Serpentins die Erzader durchschnitten, 
deren Hangendes von denselben schiefrigen Sandsteinen 
gebildet ist, wie oben. Beim Abteufen von dieser Höhenla^^e 
aus hat der Zinnober zum Haugeudeu den Serpentin, und 
zum Liegenden dasselbe Gestein wie zuvor. 

Ein Stollen, welcher ungefähr noch 30 Meter tiefer als 
die unteren Baue getrieben wird, soll bald auf diese Abla- 



gerung stossen und mit den oberen Orten in Verbindung 
kommen. 

Ein Durchschnitt durch die Grubenbaue von Velasco 
und New- Almaden würde folgende Scbichtenreihe ergeben : 

Dicke in Metern 

Serpentin ^31 

Erzader von Velasco 5 

Blätterige, zerreibliche Schiefersandsteine 50 
Schwarze Kalksteine m. splitterigem Bruche 171 
Serpentin, im New-Tunnel angetroffen . 25 

' Erzader von Almaden '6 

Grosser Serpentin-Cavallo 158 

Zusammen 446 
Grube America. — Die Grube America begreift 
in sich zwei Stollen, welche einem Serpentinrücken «ron 
Stunde O^mit Neigung gegen Nordost nachgehen. Der untere 
ist noch nicht beendet. Im oberen hat man nur Kalkstein- 
netze von Stunde 1 V2 angetroffen, welche sehr reich in der 
Nähe des Serpentins sind, sowie bei ihrem Zusammenstos* 
sen mit einer Spalte nach Stunde 3» die mit 30 Grad eegeu 
Südwest fällt; man hat dieses Nest auf eine Teufe von un- 
gefähr 20 Metern verfolgt. 

Grube San Pedro. — Die Baue bestehen nur aus 
oberflächlichen Aushöhlungen in schwarzen kieseligen Kalk- 
steinen, die sich in der Nähe von Trappen befinden und von 
den Kalk:4pathgängen nach Stunde l ^^ durchsetzt siüd, in 
denen man zuweilen reiche Ablagerungen findet. 
(Fortsetzung folg^) 



Protokoll 

über die am 28. Mai 1867, wegen Vereinbarung neuer Stabeisen- 

Preis-Conrants, in Wien stattgefnndene Conferenz österr. 

Eisenwerks- Vertreter. 

Zu der von dem n Vereine für die österr. Eisenindustrie« 
für den 28. Mai 1867 anberaumten Conferenz we^en Verein- 
barung einfacherer, gleichförmigerer und übersichtlicherer 
Preis-Courants der Stabeisensorten sind die Herreu: General- 
Inspector A. Bochkoltz für die k. k. priv. Staatseisenbahn- 
Gesellschaft, Inspector J. Dietiker für die freiherrlich Dick- 
mann'schen Eisenwerke, B. Her^mansky, Bevollmächtigter 
der von Klein'schen Eisenwerke , k. k. Ministerialrath O. 
Freiherr von Hiugenau (in Begleitung des Hrn. Directors 
Stockher) für die k. k. Eisenwerke, Generaldirector V. Ritter 
(in Begleitung des Hrn. Hüttenmeisters Zobel) für die gräf- 
lich Henkerschen Eisenwerke, Secretär H. Scbirmer für die 
Prager -Eisenindustrie -Gesellschaft, Tb. Stiller für die A. 
Fischer'schen Eisenwerke, Direcfor L. Strippelmann für di«: 
fürstlich Hau au -HolPo witzer Eisenwerke, und J. Zbor2il für 
die RoBsitzer Eisengewerkschaft erschienen ; mehrere Ver- 
treter von grösseren Eisenwerken hatten schriftlich angezeigt, 
dass sie an der Thcilnahme an dieser Conferenz verhindert 
seien, und um seinerzeitige Mittheilung des Resultates dieser 
Berathung ersucht. 

In Verhinderung des Vereinspräsidenten, Sr. Durch- 
laucht des Fürsten Colloredo-Mannsfeld, begrüsste Herr B. 
Herimanskjdie Versammlung und schlug vor, Hrn. Ministerial- 
rath Freiherrn von Hingenau zur Leitung der Verhancilun<: 
zu wählen, welcher Antrag mittelst Acclamation angenommen 
wurde. 

Die Versammlung entschied sich, den von den drei be» 
deutendsten böhmischen Eisenwerken (des Fürsten von 



234 



Pflrstenberg , Fürsten von Hanau und der Prager Eisenin- 
dnstrie- Gpsellschaft) im December v. J. vereinbarten und 
bereits mit Anfang des Jahres 1867 ins Leben getretenen 
Preis-Courant zur Grundlage der Verhandlungen zu nehmen, 
und sprach sich dahin aus, dass sich diese Verhandlungen 
bloss auf die Feststellung von Preiskategorien für die cur- 
renten Stabeisensorten, d. i. fär gewöhnliches Rund-, Quadrat- 
und Flacheisen beschränken sollen, da die Festhaltung ein- 
zelner Unterschiede durch locale Verhältnisse, wie z.B. beim 
Bandeisen, noch geboten erscheine. 

Die Versammlung erkannte in dem zwischen den ge- 
nannten drei böhmischen Eisenwerken vereinbarten Preis- 
Courant als ganz zweckentsprechend : 

1. die Eintheilung der currenten Stabeisen- 
sorten in 5 Preiskategorien; 

2. die Bezeichnung der Eiuensorten nach den 
Dimensionen« der Stärke und Breite, statt der bis- 
herigen Bezeichnung nach Nummern; 

3. die Beifügung einer Anmerkung zu jeder 
Preiskategorie, in welcher alle Eisensorten auf- 
geführt sind, die nach der bisherigen Bezeichnung 
in diese Preiskategorie fallen, (namentlich wurde 
auch der bei dem Preis-Courante der Hoi'owitzer Eisenwerke 
beobachtete Vorgang, diese Anmerkung in rother Schrift 
besonders hervorzuheben, als empfehlenswerth erachtet); 

4. die Beibehaltung der alten Bezeichnun«? 
für jene Eisensorten, welche locale Benennungen 
haben, und in abweichenden Formen und Gewich- 
ten gebunden inVerschleiss kommen, wie z.B. die 
böhmischen und mährischen Fassreife. 

Dagegen einigte sich die Vt-rsammlung, dass ausser 
diesen bereits an den böhmischen Haupteisenwerken einge- 
führten Aenderungen in die Preis • Courants noch nach- 
stehende Aenderungen aufgenommen werden sollen : 

a) dass nebst der Angabe des Preises für das 
Wiener Gewicht auchjenefürdas Zoll gewicht ein- 
gestellt werde, wie diess auch in den Preis- 
Cour an ts der Hoi'owitzer Eisenwerke durchge- 
führt wurde; 

b) dass die Preiaansätze für ungebundenes 
Stabeisen von unbestimmter Länge einzustellen 
seien, wesshalb in den Preis-Conrants die An- 
merkung an entsprechender Stelle aufzuneh- 
men sei: 

für Eisen in Centnern nach Nummern gebun- 
den, jedoch von unbestimmter Länge wird 20 kr. 
mehr berechnet; 

für Eisen von bestimmter Länge wird 20 kr. 
mehr berechnet; 

für Eisen in Centnern nach Nummern gebun 
den und von bestimmterLänge wird 40 kr. mehr 
berechnet. 

Die anwesenden Eisenwerks - Vertreter erklären, dass 
sie bei den ihrer Leitung unterstehenden Eisenwerken, nach 
den eben ausgesprochenen Grundsätzen umeestaltete Preis- 
Courants ehemöglichst ausgeben wollen, dass sie nament- 
lich auch die Einreihung der currenten Stabeisensorten in, von 
den drei böhmischen Haupleisenwerkeu bereits angenommene, 
5 Preiskategorien beizubehalten gedenken. Sie erklären aber, 
zugeben zu müssen , dass für einzelne Eisenwerksgruppen, 
je nach Verschiedenheit der in denselben zur Verwendung 
gelangenden Roh eisen Sorten , Brennstoffe u. s. w., die 



Grenzen dieser Preiskategorien andere werden dürften, wie 
bei den böhmischen Eisenwerken, indem z.B. einzelne Stab- 
eisensorten, vermöge ihrer abweichenden Gestehungskosten, 
statt in die erste in die zweite Preiskategorie eingestellt 
werden müssten, oder umgekehrt. Hierzu erläutert Hr. Di- 
rector Strippelmann, in welcher Weise von ihm die Ge- 
stehungskosten der verschiedenen Eisensorten ermittelt wor- 
den sind, um dieselben in die 5 Preiskategorien einzureihen, 
und erklärt seine Bereitwilligkeit, dieses Verfahren in der 
nösterr. Zeitschrift für Berg- und Hüttenwesen« zu ver- 
öffentlichen. 

Die Versammlung dankt Hrn. Strippelmann für diese 
Zusage und hnschliesst, es seien alle grösseren österreichi- 
schen Eisenwerke von dem Resultate ihrer Vereinbarung 
zu verständigen und gleichzeitig Exemplare des Separat- 
abdruck^ der zugesagten Abhandlung des Hm. Strippel- 
mann ^) einzusenden ; wobei auch mitzutheileu wäre, 
dass es als zweckmässig erkannt werden müsste, dass sich 
die Stabeisenwerke der einzelnen Eisen werksgruppen, wie 
z. B. jene der steierischen und kärntnerischen, dann der 
oberungarischen Gruppen, über eine gleichartige Einreihung 
der currenten Stabeisensorten in 5 Preiskategorien, mit mög- 
lichster Annäherung an die Eintheilung der böhmischen 
Eisenwerke, einigen würden. 

Hr. Ministerialrath Freiherr von Hingenau bemerkt noch, 
dass er eine genaue Ermittlung der Gestehungskosten der 
Stabeisensorten bei den seiner Leitung unterstehenden Staats- 
eisenwerken demnächst veranlassen werde, worauf die Sitzung 
geschlossen wurde. 

Der Vorsitzende : Der Schriftführer : 

Hingenau. J. Rossiwall. 



Literatur. 

Lehrbuoh des Bergreolites. Von Dr. Franz X. Schneider, 
k. k. Ober-Bergratb, Professor der Rechte u. s. w. Zweite, auf 
Grund des allg. Berggesetzes für das Kaiserthum Oesterreich 
vom 23. Mai 1854 und mit Rücksicht auf das k. sächsische 
und das allgem. Berggesetz filr die preussischen Staaten um- 
gearbeitete Auüage. Prag, H. Mercy 1867 (400 S. gr. 8). Bespro- 
chen von Professor Dr. A. Th. Michel. 
(Fortsetzung und Schluss.) 
Bei der Controverse, ob Gewerkschaften nach Art 19 
des Handels -G. B. zur Eintragung ihrer Firma io das Han- 
delsregister verpflichtet seien, stimmt der Verfasser (§. 229 I^ehrb.) 
für die Verneinung, aber statt des einfachen Hinweises auf Bras- 
sert's Zeitschrift für Bergrecht (Bonn 1863, IV. Jahrg., S. 481 ff.) 
wünschten wir im Interesse vieler Leser, welchen diese Zeit- 
schrift kaum zu Gebote stehen dürfte, die auch nur gedrängte 
Angabe der pro und contra vorgebrachten Argumente. 

In der Darstellung des Rechtsverhältnisses zwischen Berg- 
werksbesitzern und ihren Beamten und Arbeitern sind jetzt die in 
den §§. 333 — 353 der 1. Auflage mitgetheilten Normalien und 
Instructionen für die k. k. Montanämter weggelassen worden; 
dagegen ist wohl nichts einzuwenden. Der Satz aber (§§. 259 
Lehrb.), dass „Streitigkeiten zwischen den Bergbau-Unterneh- 
mern und ihren Beamten und Arbeitern unter die Judicatur des 
k. k. Bezirksgerichtes fallen, in dessen Gerichtsbezirke das Berg- 
werk liegt,» muss dahin berichtiget werden, dass der vom Ver- 
fasser citirte §. 68 der Jurisdictions-Norm (R. G. Bl. 1852, Nr. 
251) nur von Streitigkeiten aus dem Dienstvertrage zwischen 
Werksbesitzern und Bergarbeitern spricht, und dass „Streitsachen 
über die Verwaltung und Rechnungsführung zwischen Bergwerks- 



*) Wir bringen diese .Abhandlung in der nächst^^n Nummer. 

D. R. 



— 235 — 



besitzeru uud ihreu Beamten oder Bevollmftchtigteii ttber den 
Betrieb des Werkes and dessen Zagehdru (§. 65 J. K.) dem 
zur Ausübung der Berggericbtsbarkelt bestimmten Gerichtshofe 
erster Instanz zugewiesen sind. Aber auch im ersteren Falle 
dOrfte nicht das Bezirksgericht, iu dessen Bezirke das Bergwerk 
liegt, sondern jenes competent sein, in dessen Sprengel der Ge- 
klagte wohnt, resp. gewohnt hat (s. Hiümerl, Darstellung der 
Competenzvorschriften §§. 2« und 43). — Zum §. 260 Lehrb. 
bemerken wir, dass laut der Verordnung vom 25. Mai 1866, R. G. Bl. 
Nr. 72, an die Stelle der Abkehr- oder Entlassscheine der Berg- 
arbeiter die in der Gewerbe-«Ordnung vom 2'». Deoember 1859 
vorgeschriebenen Arbeitsbüclier getreten sind. 

Der III. Theil des Lehrbuches handelt von der n Erlöschung, 
Eütziehung und Zurücklegping der Bergbauberechtigunjren.«« — 
Gegen diese Uebersclirift könnte eingewendet werden, dass die 
Entziehung und die Zurücklegung nur besondere, doch nicht 
die einzigen Arten der Erlöschung sind; auch durch* den Ab- 
lauf der Zeit erlöschen Bergbauberechtigungen, nämlich: Schurf- 
bewilligungen (s. §. 336 Lehrb.) und die von dem neuen Berg- 
gesetze nur auf eine gewisse Zeit verliehenen Berechtigungen '* 
(§. 273 a. B. G.) 

Zum Schlüsse bemerken wir, dass den in der 2. Anfluge 
des Lehrbuches weggelassenen „Anhang" : »Von d»>r Civilgerichts- 
barkeit der Berggerichte" viele ungern vermissen dürften, da 
gerade auch in dieser Beziehung seit l>iiS manche wichtige 
Aenderung eingetreten und namentlich die Organisation der Berg- 
gerichte eine wesentlich andere geworden ist. Wir dürfen aber 
nicht vergessen, dass durchgreifende Reformen sowohl des Ju- 
stizorganismus als auch des civilgericbtlichen Verfahrens nahe 
bevorstehen, und dass also die Darstellung der heute bestehen- 
den Einrichtungen dieser Art in kurzer Zeit veraltet sein wird. 



Notizen. 
Bergxn&nnlsohe Absohiedsfeier. 

Aus Anlass der Abreise des von Krakau nach Elbogen 
übersetzten k. k. Berghaüptmanns Georg Hofmann an seinen 
neuen Bestimmungsort versammelten sich am 15. Juni 1. J. in 
Krakau die Gewerken des dortigen Gebietes, um unter Führung 
des gräflich Potocki'schen Berginspoctors Reichenberg dem schei- 
denden Chef zum Abschiede ihre Verehrung auszusprechen, und 
ihn zu bitten, den Abend noch einmal in ihrem Kreise zubrin- 
gen zu wollen. 

Nachmittags wurde der Gefeierte aus seiner Wohnung ab- 
geholt und in den festlich geschmückten Garten geführt, wo er 
au einem mit der Namenschiffre G. H., bergmännischen Emble- 
men und Blumenguirlanden gezierten Triumphbogen unter Fest- 
musik und Donner der Mörser bewillkommnet und in das festlich 
geschmückte Zelt zu einem fröhlichen Mahle geleitet wurde. Der 
erste Toast wurde von dem Herrn Berghauptmann auf Seine 
Majestät den allerhöchsten Bergherm ausgebracht und von der 
Versammlung unter den Klängen der Volkshymne und dem Donner 
der Mörser mit einem stürmischen Glückauf! erwidert. Der 
zweite Toast galt dem Wohle des Scheidenden und seiner Fa- 
milie, ein dritter dem Gedeihen des Bergwesens, welchem noch 
zahhreiche andere ernste und heitere Trinksprüche folgten. 

Bis tief in die Nacht vereinigte das Fest freundlich und 
fröhlich ' gestimmte Männer, die verbunden durch ihren Beruf 
und in der aufrichtigen Hochachtung uud Verehrung des Berg- 
haugtmanns Hof mann denselben mit Bedauern scheiden sehen, 
und ihm mit den besten Wünschen ein herzliches Glückauf! 
nachrufen. 

Am 25. Juni verliess Berghauptmann Hofmann die Stadt 
Krakau, und auf den einzelnen Stationen des Gewerkes fanden 
sich noch zahlreiche Bergbeamte und Bergarbeiter ein, um von 
ihm den herzlichsten Abschied zu nehmen. 



Ueberdie Verwendung des hydraulischen Kalkes zu 
Reservoirs für heisse und warme Soole entnehmen wir einem Be- 
richte des Herrn V. von Posch, k. k. Sndhüttenmeisters in 
Ebensee, die interessante Mittheilung, dass sowohl die Fudertröge 
als auch die Labstuben des Schillerwerkes dort aus diesem Ma- 
teriale constmirt worden sind und sich bisher ausgezeichnet 
bewähren. 

Die Holzreservoirs, deren Anfertigung um 50 — 60% theurer 
zu stehen käme als hydraulisches Mauerwerk, vermochten der 



bedeutenden absoluten Schwere der heissen Soole (mit 69 Pfd.. 
pr. Kubikfuss) nicht zu widerstehen, daher auch deren Anwen- 
dung sehr bedeutende Soolenverluste im Gefolge hatte, welche 
nunmehr durch die mit hydraulischem Kalke constmirten Reser- 
voirs vollständig behoben worden sind. 

Der hydraulische Kalk, welcher mit % grobem ge- 
waschenem Kalksande angemacht, und zu Ziegel-, Bruchstein- 
und Beton-Mauerung angewendet wurde, ist von Kraft und Egger 
in Kufsteid in ausgezeichneter Qualität bezogen worden. 

Der Cement, mit . gleichen Theilen gewaschenem feinerem 
Sande angemacht, wurde zur Bekleidung der hydraulischen 
Mauerung und zu Verbrämungen in der Dicke von % Zoll aufge- 
tragen und mit Blechschalen fein verrieben; derselbe wurde aus 
Saulich's Fabrik in Kufstein bezogen und befriedigt in der That 
rücksichtlich der Qualität vollständig. 



Nachträgliche Erfahrungen über di& Verwendbar- 
keit der Miros chauer Steinkohle zur Schmiede feuern ng, 
als Nachtrag zu dem in Nr. 13 dieser Zeitschrift enthaltenen 
Aufsatze über denselben Gegenstand. 

Die in diesem Aufsatze ausgesprochene Vermuthung, dass 
die beim Stählen des Häuergezähes bei Miröschauer Steinkohle 
sich ergebende grössere Abnützung der Bohrer nicht in dem 
Brennmaterial, sondern in anderen Zufälligkeiten ihren Grund 
haben dürfte, fand bei der Anwendung dieses Brennmaterials im 
currenten Betriebe nicht ihre Bestätigung; die Erfahrung hat 
nämlich gelehrt, dass beim Stählen der Bergbohrer bei Mirö- 
schauer Steinkohle ihre Haltbarkeit wesentlich leide, und der 
Stahlverbrauch bedeutend zunehme. Ein mit dieser Steinkohle 
gestllhlter Bohrer hielt nämlich bloss auf 1*6 Zoll aus, während 
mit einem bei Holzkohle gestählten Bohrer 3*1 Zoll gebohrt 
werden konnteu. Der Grund dieser Erscheinung liegt offenbar 
in dem Schwefelgehalte der Miröschauer Kohle, was aus dem 
Umstände hervorgeht, <> dass die Bohrköpfe oder einzelne Stücke 
derselben beim Bohren häufig abspringen; der Schwefelgehalt 
der Miröschauer Steinkohle macht also die Bohrer kaltbrüchig. 

Man fand sich daher veranlasst, beim Stählen und Schärfen 
der Bohrer in Pfibram wieder auf die Anwendung der Holzkohle 
zurückzugehen, und die Benützung der Steinkohle nur auf die 
gewöhnlichen Schmiedearbeiten zu beschränken. 

Indessen sollen die bis dahin abgeführten Versuche noch 
auf die Anwendung von Ooaks zum Stählen und Schärfen der 
Bergbohrer ausgedehnt werden. 



i^dministrati ves. 

PersonalnaohriohtexL 

Seine k. k. Apostolische Majestät haben mit Allerhöchster 
EntSchliessung vom 24. Juni d. J. dem Ministerialsecretär im 
k. k. Finanzministerium Joseph Hummel aus Anlass der ange- 
suchten Verletzung in den bleibenden Ruhestand die Allerhöchste 
Zufriedenheit mit seiner erspriesslichen Dienstleistung allergnä- 
digst auszudrücken geruht (Z. 3430 F. M., ddo. 24. Juni 1^67). 

Seine k. k. Apostolische Majestät haben mit Allerhöchster 
EntSchliessung vom 24. Juni d. J. den Ministerialconcipisten und 
iHtular-Berghauptmanu Franz Friese zum Ministerialsecretär 
im k. k. Finanzmipisterium allergnädigst zu ernennen geruht 
(Z. 3430 F. M., ddo. 24. Juni 1867). 

Seine k. k. Apostolische Majestät haben mit Allerhöchster 
Eutschliessung vom I. Juli d. J. geruht, dem jubilirten ersten 
Magazinsdiener beim Neuberger Oberverwesamte Georg Ha im 
für seine mehr als fünfzigjährige treue und fleissige Dienstleistung 
das silberne Verdienstkreuz allergnädigst zu verleihen (Z. 2b7ü>$, 
ddo. 8. JuH 1867). 

Vom Finanzministerium. 
Ernennungen : 
Der Ministerialconcipist im Finanzministerium Georg W a- 
lach zum Vicedirector der k. k. Bergwerksproducten-Verschleiss- 
Direction (Z. 2837 F. M., ddo. 17. Juni 1867). 

Der Bergschaffer und substituirte Bergmeister in Hallein 
I Carl Dadletz zum Bergmeister bei der Salinenverwaltung Hai- 
' lein (Z. 23717, ddo. 6. JuU 1867). 



— 236 — 



^egen Vermeidung von Antrftgen auf eine günsti- 
gere als die normalmässige Behandlung bei Ver- 
setzung von Angestellten in den Ruhestand. 

Zahl 25021. 
Die kaiserliche Verordnung vom 9. December 1866, welche 
das Ausmass der Ruhebezüge för Staatsbeamte und pensionsfä- 
hige Diener nach acht Abstufungen der Dienstzeit regelt, gewährt 
die Möglichkeit, die in den Ruhestand zu übernehmenden Fnnc- 
tion&re in einer der Dauer ihrer Dienstverwendung entsprechen- 
den Weise zu versorgen und nicht nur den Anforderungen der 
Gerechtigkeit, sondern auch jenen der Billigkeit in ausgedehn- 
terem Masse als bisher Rechnung zu tragen. 

Hieraus ergibt sich die Noth wendigkeit , eine gnadenweise 
Bewilligung einer höheren als der normalmüssigen Ruhegebühr 
in Zukunft ganz entfallen zu lassen oder mindestens auf jene 
seltenen Fälle zu beschränken, in welchen eine ausdrückliche 
höhere Aufforderung zur Erstattung solcher Anträge vorliegt. 

Hievon werden sänuntliche Unterbehörden zur Damach- 
achtung verständigt. 

Wien, den 21. Juni 1867. 



-ÄrE. 159B.C.-639B.H. 



Ediot. 



Gemäss einer vom Bud weiser k. k. Bergcommissariate vor- 
genommenen Erhebung ist das auf den Namen des Adalbert Kral 
bergbücherlich vorgeschriebene, factisch jedoch im Besitze der 
Gewerkschaft Fistel & Comp, befindliche Graphit-Grubenmass Set. 
Adalbert bei Dumrowitz- in der Catastral-Gemeinde Prisnitz, 
Krumauer Bezirks, Budweiser Kreises nicht im Betriebe, und bei 
demselben nicht einmal ein offener Einbau vorhanden. 

Da nun der gewerkschaftliche Director Eugen Fistel bereits 
vor geraumer Zeit sich aus dem Bezirke dieser Berghauptmanu- 
schaft entfernt hat, und von der Gewerkschaft auch kein anderer 
Bevollmächtigter ernannt worden ist, so wird die obgenannte Ge- 
werkschaft resp. die Herren Mitgewerken; Alfons Fistel fürstlich 
Liechtenstein'scher Eisen werksverweser in Aloisthal, Wladimir 
Kram er k. k. Bezirkscommissär in Schönberg und Eugen Fistel 
hiermit aufgefordert, binnen 90 Tagen vom Tage der ersten Ein- 
sohaltung dieses E d i ctoa in das Amtsblatt der Frager Zeitung, 
gerechnet, das Grubemnass nach Vorschrift des §. 174 a. B. G. 
in Betrieb zn nehmen, einen gemeinschaftlichen Bevollmächtigten 
nach Vorschrift des §. 188 a. B. G. aufzustellen und hieramts 
anzuzeigen, die bergbücherliche Umschreibung des Qrubenmasses 
auf den Namen der Gewerkschaft zu bewirken, die rückständige 
Massengebühr im Betrage von 2 fl. zu. berichtigen und die bis- 
herige Unterlassung des steten Betriebes standhaft zu rechtfer- 
tigen, widrigens nach Vorschrift der §§. 243 und 244 a. B. G. 
auf die Entziehung der Bergbauberecbtigung erkannt werden wird.' 
K. k. Berghauptmannschaft. 

Kuttenberg, am 5. Juli 1867. 

N. E. 1 58 B. C— 639 B. H. Edict. 

Gemäss einer vom Budweiser k. k. Bergcommissariate vor- 
genommenen Erhebung ist das der Gewerkschaft Fistel & Comp, 
bergbücherlich zugeschriebene Graphit-Grubenmass Set. Josef in 
der Catastral-Gemeinde Frisnitz, Ortsgemeinde Dumrovitz, Krum- 
auer Bezirks, Budweiser Kreises sammt dem dabei errichteten 
Graphitschlemmwerke in einem Zustande des Verfalles, der auf 
jahrelange Vernachlässigung schliessen lässt. 

Da nun der gewerkschaftliche Director Herr Engen Fistel 
bereits vor geraumer Zeit sich aus dem Bezirke dieser Berghaupt 
mannschaft entfernt bat, und von der Gewerkschaft kein anderer 
Bevollmächtigter ernannt worden ist, so wird die oben genannte 
Gewerkschaft resp. die Herren Mitgewerken: Alfons Fistel YUrst- 
lich Liechtenstein'scher Eisenwerksverweser in Aloisthal, Wladimir 
Kramer k. k. Bezirkscommissär in Schönberg und Eugen Fistel 
hiemit aufgefordert, binnen 90 Tagen vom Tage der ersten Ein- 
schaltung dieses Edictes in das Amtsblatt der Frager Zeitung 
gerechnet, das Grubenmass nach Vorschrift des §. il74 a. B. G. 
in Betrieb zu setzen, einen gemeinschaftlichen Bevollmächtigten 
nach Vorschrift des §. 188 a. B. G. aufzustellen und anher an- 



zuzeigen, die rückständigen Massengebühren im Betrage von 10 fl. 
30 kr. zu berichtigen, und über die bisherige Unterlassung des 
steten Betriebes sich standhaft zu rechtfertigen, widrigen« nach 
Vorschrift der §§. 243 und 244 a. B. G. auf die Entziehung der 
Bergbauberechtigung erkannt werden wird. 
K. k. Berghauptmannschaft. 
Kuttenberg am 5. Juli 1867. 

G. Z. 207. Conoart-Auischreibung 

von zwei einstweiligen Assistentenstellen an der k. k. Bergakademie 
zu FHbram. 

Zur Versehung von zwei Assistentehstellen an der k. k. 
Bergakademie zu Ffibram für das nächstkomme iide Unterrichts- 
Jahr 1867/^ und zwar: der Assistentenstelle der Lehrkanzel der- 
Bergbau-, Markscheide- und Aufbereitungskunde und der Aus- 
hilfsassistentenstelle der Lehrkanzel der Berg- und Hüttenma- 
schinenlehre und der Baukunde werden zwei taugliche Individuen 
gesucht. Hiezu sind vorzugsweise jüngere Bergbeamte oder k. k. 
Bergwesens-Exspect^nten geeignet. Letzteren wird zu ihrem Tag- 
gelde eine tägliche Zulage von 50 kr. Oe. W. und einem jün- 
geren Beamten eine monatliche Zulage von 30 fl. Oe. W. zu 
seiner Besoldung für die Dauer der Verwendung als Assistent 
zugesichert. 

Bewerber haben ihre gehörig belegten Gesuche im Wege 
ihres vorgesetzten Amtes längstens bis lÖ. August L J. bei der 
unterzeichneten Direction einzubringen. 

K. k Bergakademie-Direction. 

Fribram, am 10. Juli 1867. 

Kundmachung. 
Nagyäger Reserve- und Ausbeute-Ergänzungs- 
fonds. Am 30. Juni 1867 bestanden diese bei der k. k. Bergwerks- 
Froducten-Verschleiss-Direction deponirten Fonds, und zwar: 
der Nagy^er Reservefond in Salinen- Anweisungen fl. 126.100. — 

und in Barem n 4.23^o 

der Nagy^er Ausbeute-Ergänzungsfond in Salinen- 
Anweisungen fl 49.950. — 

und in Barem «. 14.64 



ANKÜNDIGUNGEN. 



(71) Bei 

Tendier & Comp, in Wien 

erschien soeben: 
Die 

Hüttenwesens -Maschinen 



Jnlivs Ritter t. lauer. 

(Professor der Bankanst, Berg- und Hatten maschinenlehre an der k. k. 
Bergakademie zu Leoben.) 

18 Bogen, gr. 8, elegant broschirt, nebst 1 Carton in quer- 4., 

enthaltend 26 Figurentafeln und l Tabelle über die Windmengen. 

Preis • 11. 



Die Seiler-Waaren-Fabrik 

des Carl IHaiidl in Pest 

erzeugt alle fUr den Bergbau nö|ihlgexi Seiler-Arbeiten von 
vorzüglicher Qualität zu den billigsten Preisen. 
Fabrik: Pest, Stadtwäldchen, Arenaweg Nr. 120, 12t. ^ 
Niederlage: Pest, Josefsplatz, Badgasse Nr. 8. (48— €i) 



Diese Zeitschrift erscheint wöchentlich einen Bogen stark mit den nöthigen Hrtis tischen Beigaben. Der Pränumorattonspreit 
ist jährlich loeo Wien 8 fl. ö. W. oder 5 Thlr. 10 Ngr. Mit irauco Fostversendnng 8 fl. 80 kr. ö. W. Die Jahresabonneuteu 
erb alten einen officiellen Bericht über die Erfahrungen im berg- und hfittenmännisehen Kasohinen-, Bau- und Aufbereitnngswesen 
sammt Atlas als Qratisbeilafre. Inserate finden gegen 8 kr. ö. W. oder IV2 Ngr. die gespaltene Nonpareilleceile Aufnahme. 

Zuschriften jeder Art können nur ftaneo angenommen werden. 



Drack von Carl Fromme in Wien. 



F&r den Verlag verantwortlich: Carl Reger. 



N= 30. Oesterreichische Zeitschrift i^^J- 



fiir 



Berg- und Hüttenwesen. 



Verantwortlicher Redacteur: Dr. Otto Freiherr von Hingenan, 



k. k. Miniaterlalrath im Finanzminitterium. 



Verlag der Q. J. Manz'schen Buohliandlung (Kohlmarkt 7) in Wien. 

Inhalt: Classification der Paddel- und Walzwerks-Producte nach ihren Gestehungskosten. — Bericht über die Qaecksilber- 
gruben von New-Almaden in Californien. — Notizen. — Administratives. — Ankündigungen. 



Zar gefälligen \otiznahme. 

Um in der Zusendnng unserer Zeitschrift an Jene 
derresp. Herren Abonnenten, deren Pränumeration mit 
Ende Jnni erlosohen ist, keine Unterbrechung eintreten 
lassen zu müssen , erlauben wir uns dieselben höflichst 
um gefällige beschlennisTte , frankirte Einsendunff 
des Betraeres fttr das 2. Semester mit 4 fl. 40 kr. 
sn ersnchen. 



Classification der Puddel- nnd Walzwerks- 
Producte nach ihren Gestehungskosten und 
hiemach Aufstellung eines Freiscourantes. 

Von L. Strippelmann, Direetor der Holfo witzer Eisenwerke, 

Die nftcfaste Anregung hierzu wurde in Nr. 47 v. J. 
der österreichischen Zeitschrift für Berg- und Hüttenwesen 
gegeben, und wird deshalb rücksichtlich der Basis für die 
weitere Verfolgung dieser Angelegenheit hierauf verwiesen. 
£a wurde damals die Classification der französischen Walz- 
eisensorten mitgetheilt, welche auf Wiener Mass übertragen 
ih der nachstehenden Tabelle reproducirt wird. 



C 1 a s s e 



IL 



m. 



IV. 



V. 



VI. 



vn. 



vm. 



Quadrateisen grob 
n fein 



Rundeisen grob 
ff fein 



Flacheisen grob breit . 
. stark 



„ fein breit . 

„ stark . 

Bandeisen grob breit . 

„ stark . 

„ fein breit • 

„ stark . 

Winkeleisen gleichschenklig 

„ ungleichschenklig 
Halbrund breit 

„ stark 

Emfach-J- Eisen 

Doppelt-T-Eisen 



II 






L i n 


i e n 






8—28 
1 


28—37 

5y,-8 


37-42 
4- 5 


43- 49 
3— 4 


50— 62 


__ 


_„ 


} 9Vi-31 


3t— 37 


37 42 


43— 49 


50— 62 


__ 


__ 


6V,-9t/, 


4- 6 


21/,- 4 


— 


— 


— 


18—52 


55—74 


55—74 


68—100 


80—120 








4 u. mehr 


5Vj^18 

18-52 

3— 4 


3— 5 


4% 


2/4- 4 






12—18 


9—18 














— 


5 u. mehr 


33/4 u. mehr 

















— 


— 


9—52 


9- 52 


9- 38 


9— 29 


— 


— 


— 


t'A 


1 


'/4 


V. 


— 


— 


— 


9-16 


6— 8 




6— 8 


— 


— 


— 


2 


2 





Va 


— 





16 








6- 14 




— 








16 





6- 14 





— 


— 


— 


12-25 
3 


9— 52 

1 


— 


— 


— 


_ 


^_ 


3«lpr.Fuss 


lV4«.pr.Fnsi 





1 -- 




— 


— 


45—80 


80—100 


100—118 



62—80 



38—62 

V2 
6- 8 



Es wurde neben einer Vereinfachung des Preiscourantes, 
Beseitigung aller Bezeichnungen, welche auf den Zweck 
hinweisen, Zurückführiing der Eintheilung auf die Dimen- 
sionen mit allgemeiner Angabe der Form und die Zurück- 
führung der ohnehin sich mehrfach wiederholenden Preise 



auf wenige Classen angestrebt. Man gelangte hierbei zu 
dem Ergebnisse, dass es sich factisch nur um : 1. Flacheisen 
in div. Dimensionen, 2. Rundeisen, 3.. Qnadrateisen. 4. um 
einige besonders fa9onirte Eisensorten, deren Form eine 
besondere Verwendung documentirt, und welche deshalb 



— 238 



auch mit diesen charakteriatischen Bezeicbnungeo den zU 
bildenden CI aasen unterzuordnen aeiu würden, handelt. 

Neben dieser Eintheilung des Preiscourantes sollen aber 
gleichzeitig noch andere Missstände zur Beseitigung gelan- 
gen, nämlich: 

a) Verursacht das Abrichten des Eisens in gleich lange 
Stäbe und hiermit das Binden in Ceutner für den Produ- 
centen Nachtiieile gewichtiger Art. Soll das Binden des 
Eisens in dem Umfange, wie es bis jetzt von allen inländi- 
schen Eisenwerken geschieht, im Widerspruch mit den Er- 
fahrungen des Auslandes festgehalten werden, so ist min- 
destens anzustreben, dass die Bünde nicht genau auf Centner 
abgepasst, vielmehr je nach der Länge der Stäbe in Bünde 
vereinigt und hierbei Toleranzen auf- oder abwärts festge- 
stellt und zugelassen werden. 

b) Das Abschneiden auf bestimmte Längen verursacht 
bei der Fabrikation eine Menge von Abschnitten, welche 
nur zumTheile und zu wesentlich niedrigeren Preisen eine ver- 
käufliche Waare bilden, vielmehr zum grösseren Theile wieder 
zur Umarbeitung zurückfallen. Rönnen nun diese Abfälle 
auf die unvermeidlichen unganzen Endabschnitte durch die 
Einrichtung zu a) reducirt werden, so wird ein wesentlicher 
Vortheil bei der Fabrikation erzielt. 

c) Gleichzeitig mit diesen Umänderungen würde nun 
aber die Einführung des Zollgewichtes anzustreben sein. 

Diess im allgemeinen die Punkte, welche einer allge^ 
meinen Berathung der böhmischen Eisenwerke meinerseits 
empfohlen wurden, und in einer am 16. December 1866 
stattgehabten Sitzung das im nachstehenden Preiscourant*) 
enthaltene Besultat ergaben. 

Preis-Courant 

von der 

Direction der Hol^o witzer Eisenwerke zu Komorau und Ginec 

über aus bestem Holzkohlen-Roheisen erzeugtes Walzeisen, 

fiberschmiedetes Eisen und Schwarzblech. 

A. Walzeisen. 
I. Bund-, Quadrat- und Flach-Eisen. 

Bund- u. Quadrateisen:' 
über 8'"bis 24"' Stärke] 
Flacheisen : 



1 



Wr. Gew. 



Zoü-Gew. 



Über 9"' bis 48'" Breite] 



lOOÄ . . fl. . . kr. . . fl. . . kr. 



2"' bis 12"' Stärke 
Anmerkung. Hieher gehören nach dem früheren Preis- 
Courant: Badreife 2 — 12 Stäbe in Buschen k 100 Pfd; 
Stegreife in üblichen Dimensionen; Schliesseneisen: 2, 3i 4, 
5, 6, 7, 8 Stab pr. Ctr., 2, 2, 2, 1% 1%. 1 % 1 %" breit', 
U, 8, 5%, 5V4, 4%, 4, 3V2'" Btark; 9, 10, 11, 12 Stab 
pr. Ctr., 1%, l\ \% 1%" breit, 23/,, 2%, 2%, 2%'" 
stark; Bahmeisen: 6, 7, 8, 9, 10, 11 Stab pr. Ctr., 15, 15, 
14, 14, 14, 12'" breit, 6, 5, 4%, 4, 3%, 4'" stark; 12, 13, 
14, 15, 16, 17, 18 Stab pr. Ctr., 12, 11, 11, 10, 10, 10, 
10'" breit, 3%, 3%, 3V2. 372, ^^v 3» 2V4'" stark; Huf- 
Stab-, Bahm- und Gittereiseu 2 — 8 Stäbe k 25 Pfd; Bund- 
eiseu über 8"' bis 24'"; Gittereisen 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8r, 
16 V2» 1372» 12, 1072, ^ Iv 9» 87/"; Gittereisen in offenen 
Stäben über 8'" bis 24'". 



*) Wir bringen diesen Preiscourant, in soweit sich derselbe 
auf die Eintheilung des currenten Stabeisens (mit Ausschluss des 
Bandeisens) bezieht, und bemerken hierzu, dass auch das Band- 
eisen und andere Walzeisensorten, dann die verschiedenen Blech- 
gattangen in diesem Preiscourant mit ihren Dimensionen nnd 
deren Preisen für Wiener nnd Zollgewicht eingestellt wurden. 



Wr. Gew. ZoU-Gew. 
100«r. . .fl. . .kr. . .fl. . . kr. 



2. Bund- u. Quadrateisen ; 
üb. 24'" bis 48"' Stärke^ 
Bund- u. Quadrateisen 
üb. 5 72'" bis 8"' Stärke^ 
Flacheisen: 
ab. 15'" bis 48'" Breite^ 

n 12"' T) 24'" Stärke/ 
Anmerkung. Hieher gehören nach dem früheren Preis- 
Courant: Bundeisen über5V2"' ^*" 8"'; Gittereisen 9, 10, 
12, 14, 15, 16 Stab pr. Ctr., 8, 7V4, 7, 674, 6, 5%'" in 
Buschen k 100 Pfd>. 

3. Bund- und Quadrateisüu über 48"' bis 60'" 



Flacheisen: 

üb. 48'" bis 72"' Breite! 



372- 



>72'" 



2V2" 



100^. 



Wr. Gew. 
. . fl. . . kr. 



Zoll-Gew. 
. . fl. . . kr. 



12'" Stärke) 
bis 872'"Breite ( 

27^'" bis 3'" Stärke) 

Anmerkung. Hieber gehören nach dem früheren Preis- 
Courant: Bahmeisen 19, 20, 22, 24, 25 Stab pr. Ctr., 9, 9, 
8 V2, 8, 8'" breit, 3, 2 V«, 3, 2 Vj. 2 V4"' stark; Bundeisen über 
3% bis 57./"; Gittereisen 18, 19, 20, 22, 24 Stab pr. Ctr., 

4. 



M/2 bis 57 

)72, 5V4, 5%, 5, 4V4'"; Gittereisen 3, 3V2, 4, 472'". — 
Bund- u. Quadrateisen :\ 



üb. eO'"bis72'"Stärkef 

Flacheisen : 

von 48'" bis 72"' Breite\ 

12'" T> 24"' Stärke^ 

5. Bund- u. QuHdrateisenl 



Wr. Gew. Zoll-Gew. 
lOOÖl . . fl. . . kr. . .fl. . . kr. 

Wr. Gew. Zoll-Gew. 



v.2V2"bis3V2"StärkeJ 100^. . . fl. . . kr. . . fl. . . kr. 

Anmerkung. Alles Eisen von Eztrn -Qualität, sowie 
Mutter-, Nieten- und Ketteneisen, wird ohne Unterschied und 
Ausnahme um 1 fl. pr. Wr. Centner höher berechnet. 

L Um nun zunächst eine specielle Grundlage 
für die Aufstellung eines auf die Ergebnisse der Fabrikation 
sich gründenden Preiscourantes zu ermitteln, w.iren von mir 
folgende Arbeiten und Calculationen vorausgegangen, und 
hierbei der folgende Weg eine^esclilagen: 

1. Entwicklung der Gestehungskosten der 
Walzeisenfabrikate. 

Hierbei wurde von >der Ansicht ausgegnngt^u, einen 
richtigen Grundpreis für die bei der Puddelung erzeugten 
Millbars zu entwickeln, und die Waaren nur nach der leich- 
teren oder schwierigeren Darstellung bei dem 
Seh weis sprocesse zu dassificircn. Es wurden deshalb 
alle Kosten, wehhe dem Schweissproce^se nicht direct zur 
Last fallen, sowie selbst solche, die streng genommen zum 
Theile von dem Puddelprocess , und zum Theile von dem 
Schweissprocess zu tragen wären, überall ds, wo eine durch- 
greifende Scheidung nicht thunlich erschien, dem Puddel- 
process zur Last gelegt. 

Da nun nicht alle Waaren direct aus Millbars erzeugt 
werden, sondern hierzu theilweise Schweisseisen verwendet 
werden muss, so wurde aus dem für Millbars gefundenen Wer- 
the ein eben solcher Grundwertb für Schweisseiseu ent- 
wickelt, und hiernach die aus Millbars und die aus Schweiss- 
eiseu erzeugten Waaren separat calculirt. Von besonderer 
Wichtigkeit waren sodann noch die bei der Waarenerzeugung 
fallenden Abschnitte und Bückfälle, beziehungsweise 
deren Verwerthung, und man hat ea rdcksichtlich der unbe- 
dingtverschiedenen Verwerthung derselben für zweckmässig 



- 239 - 



befuuden, diese in .4 Classen zu theilen, deren niedrigste 
den Boheisenwerth und deren höchste den Millbars- 
werth repräsentirt, während die beiden anderen Mittelclas- 
sen, mit 50 kr. Abstand von der niedrigsten Classe und unter 
einander, bilden. 

Hierbei giog man von der gemachten Erfahrung aus, 
dass Abfiülle gleichartiger Qualität, und damit im Einklänge 
stehender Form, welche ein Binden zu Paqueten zulassen, 
sich im ungünstigsten Falle mit denselben Kosten zu einer 
brauchbaren Waare umformen lassen, wie diess bei der Ver- 
arbeitung von Roheisen bei der Puddelung der Fall ist. 
Umgekehrt werden eine Menge Abfölle direct auf Schweiss- 
eisen verarbeitet, wobei sie selbstverständlich den vollen 
Werth von Millbars repräsentiren. Abfälle von einem mitt- 
leren Werthe fallen nun streng genommen zwar nicht, doch 
entsprechen die Mittelclassen bei der Verwerthung jenen 
Waarenabfällen, welche gemischt fallen, nämlich entweder 
vorwiegend kleine, und nur untergeordnet bessere (wie z. B. 
bei schwachen Rund , Quadra^, Bandeisen etc.) oder vor- 
wiegend solche, welche mehr den Werth von Millbars haben, 
und untergeordnet mit solchen gemischt sind, welche sich 
mehr dem Roheisenwerthe nähern. 

A. Selbstkosten der Millbars bei einem Roh- 
eisenwerthe von — fl. pr. Wr. Ctr. und — kr. pr. Wr. Ctr. 
Steinkohle ab Hütte. 

a) Kosten des zu 1 Ctr. Millbars erforderliphen Roh- 
eisens und der Kohle = n fl. » kr. 

b) H a u p 1 1 ö h n e als da sind : Puddel- 
löhne, Hammerschmied-, Vorwalzer-, Hinter- 
walzer-, Häckler-, Probirer-, Chargenführer-, 
Kohlen- und Aschenfährer-, sowie Material- 
scheren-Arbeiterlöhne . . . . , . = n fl. n kr. 

c) N e b e n 1 ö h n e als da sind : Kohlen- 
eitfscheuern, Nachtwachen, Kanzleireinigen, 
Inventuren, Säubern des Werkes, Binden von 
Abfall-Paqueten , Eisenzerschlagen unter 

dem Häuer, Schweisssandwaschen u. diverse = n fl. n kr. 

d) Unterhaltungskosten und 
zwar : Maurerlöbne, Maschinenwärterlöhne, 
Schmiedenarbeiten, Schlosserarbeiten, Mon- 
tirungsarbeiten, Kosten der Maschinenwerk- 

statt incl. Walzendrehen = n fl. « kr. 

e) Nebenmaterialien und zwar: 
Aufgang an Material bei den Arbeiten der 
Maschinenwerkstatt, Eisen zu den Puddel- 
krücken, gusseiserne Requisiten, gufseiserne 
Inventarstücke, Messingguss, feuerfestes Ma- 
terial, Aussieben und Waschen der Coaks- 
sinter, Schmieralien, Packungsmaterial, Dampf* 
1eitungen,Geleuchte, Stahl, Feilen, Schaufeln, 
Nägel, Draht, Kupplungshölzer und Stöcke, 
Schaufelstiele, hölzerne Richthämmer, Kar- 
ren, Besen, Krahn^eile, Kreide . . . = n fl. n kr. 

/) Specielle Verwal tun gekosten . = n fi. n kr. 

Suroma r= n fl. n kr. 

B. Selbstkosten des Schweisseisens» 

1. Bei — y^ Ausbringen benöthigen 100 Pfd. Schweiss- 
eisen — Pfd. Millbars k — fl. — kr. . . = n fl. n kr. 

In einem Ofen werden pr. Schicht — Ctr. 
Schweisseisen erzeugt und — Ctr. Kohle ver- 
brannt, es kosten 100 Pfd. Schweisseisen also 
— Pfd. an Kohle k — ^r = « fl. « kr. 



An Löhnen kosten 100 Pfd. Schweiss- 



= - fl. « kr. 



eisen 

Oesammtkosten von 100 Pfd. Schweisseisen = v fl. n kr. 
2. Anschliessend an diese Ermittlung wurde nun eine. 
Tabelle zusammengestellt, in welcher aus nachstehend genau 
und durch längere Zeit festgestellten Factoren die Selbst- 
kostenpreise für jede einzeln<r Waareugattung ermittelt 
wurden : 

1. Angabe des Materials, nämlich ob Schweisseisen, 
oder Pnddeizaggeln, oder Millbars. 

2. Ausbringen an Waare in Procenten. 

3. Hierbei fallende Abfälle in Procenten mit gleich- 
zeitiger Classification der Abfälle in Classe 1, 11, m und IV. 

4. Bei der Waarenerzeugung sich ergebender Calo in 
Procenten. 

.5. Erzeugungsquantum -pr. Schicht. 

6. Aufwand an Kohle. 

7. Aufwand an Schweisser-, Walzer- und Adjnstirungs- 
löhneu. 

8. Summe der Selbstkosten für fertige Waare. 

Mit Zugrundelegung der für jede einzelne Waareugat- 
tung ermittelten Zahlenwerthe wurden nun zusammen 124 
Sortimente calculirt, hierbei bestimmte, hierauf sich 
stützende Preisgrenzen ermittelt, gleichzeitig aber con- 
sequent festgehalten, dass ein Ofen während der Dauer einer 
ganzen Schicht dieselbe Arbeit macht, und normale, nicht 
Extra-Qualität erzeugt werden soll; für diesen letzteren 
Fall wurde vielmehr ein Extra-Aufschlag in Aussicht ge- 
nommen. 

Preisgrenzen. 
1. Bei Rundeisen: 



fl. 

2. 

pr. 

fl. 



Ctr. 

|kr. 



grob 



fein 



Gittereisen (Quadrateisen). 
Ctr. 



kr. 



grob 



fein 



gebunden oder 
ungebunden 



3 

pr. Ctr. 

fl. Ikr. 



Bei Bandeisen und Fassreifen: 
Stark 



4. 



|1%-| 1- I 3// 

Bei Rahmeisen: 
Breit 



TA 



pr. Ctr. 

fl, I kr. j 15'" I 14'/' I 12"' 1 11'" I 10"' I 9"' I 8" 
5. ä) Bei Flacheisen (gebunden resp. Schliessen und 
Reife) 

pr. Ctr. ^^^'^ 

fl. I kr. I 12'" I 15"' I 18'" I 21'" I 24'" I 27"' | 30'"| 
^) Bei Flacheisen (ofi^en in unbestimmten Längen von 3" 
bis 5" Breite) 
nr Ctr gestreckt vorgeschmiedet 

fl. I kr. fl^n'SVT'irT^^ 
3. Den im Vorstehenden entwickelten Gestehungs- 
kosten kommen nun endlich für Amortisation und all- 
gemeine Regie-Kosten noch in Zuschlag, — fl. — kr. 
pr. Wr. Ctr.. und es ergeben sich durch Zusammenfassung 
der annähernd gleich hohen Selbstkostenpreise, ohne Rück- 
sicht auf die Form der Fabrikate, folgende Preiedassen mit 
einer Minimal-Preisclasse von — fl. -j- kr. und einer Ma- 
ximal-Preisclasse von — fl. — kr., und einer Di£ferenz 
von — kr. für jede der zwischenliegenden Classen loco 
Werk. — (Ich habe für unsere localen Werksverhältnisse 



— 240 — 



6 ClaBsen entwickelt, welche jedoch bei der allgemeinen 
Beratbang etwas modificirt wurden.) 

4. Die einzelnen Waarengattangen ciassificiren 
sich nun wie folgt: 

Ä) Randeisen. 



Clasae 



Dimensionen 



fl. 



L 

n. 



E. B. 12'" bis 30'^ 
n. 8. f. 



B) Gittereisen wie Tor. 

C) Bandeisen und mährische Fassreife 
wie vor. 

D) Böhmische Fassreife. 

E) Hufstab-, Bahm- und Gittereisen. 

F) Flach.eisen incl. Bahmeisen, Schliessen- 
eisen und Beife. 

Auf der in dem Vorstehenden entwickelten Basis er- 
gibt sich nun der folgende Preiscourant. 



Preis-Classe 


Per 

Wr. Ctr. 

ab Werk 

fl. kr. 


Sortimente 


Altartige 
Bezeichnung 


Bandeisen 


Quadrateisen 


Flacheisen 


Bandeisen 
(Fassreife eing.) 


Fa^neisen 


I. 
















n. 

















u. s. f. 



Anmerkung. Extra-Qualität incl. Nieten- und Ketten- 
eisen wird ohne Unterschied, bei garantirter Probe, Stab für 
Stab pr. Centner 1 fl. höher berechnet. In Centner gebun- 
den oder anf bestimmte Länge vorgeschrieben, abgetheilt 
pr. Centner höher 50 kr. 

Auf dieser Grundlage stellte ich nun folgen de Anträge 
bei der Versammlung der 3 böhmischen Walzeisenbütten : 

t. Den vorgelegten Preiscourant nach vorausgegan- 
gener Prüfung zu acceptiren und vom 1. Februar 1867 an- 
gefangen zur Ein- und Durchführung zu bringen. 

2. Hiermit im Einklänge das ZoHgewicht einzuführen. 

3. Mit den Grosshändlern in Eisen sich in das Einver- 
nehmen zu setzen und mit diesen sich über nachstehende 
Punkte zu vereinbaren: 

Bis zu welchen Dimensionen ist und muSs das Binden 
des Eisens unbedingt festgehalten werden, mit dem Unter- 
schiede, dass eine steigende Toleranz im Gewichte bis 25 Pfd. 
zugelassen wird, derart, dass für die Folge nicht mehr genau 
io Zollcentnern oder halben und viertel Zollcentn ern, auch 
nicht mehr mit genauer Festhaltung der Stückzahl, wohl 
aber mit genauer Festhaltung der Dimensionen im Bunde 
gebündelt zu werden braucht; gleichzeitige aber die vorge- 
schriebene gleiche Länge der Stäbe, jedoch unter Festhal- 
tung einer Maximal- und Minimal-Lange aufgehoben wird. 



Bericht über die Quecksilbergruben von New- 
Almaden in Califömien. 

Von Herrn C eignet, Ingenieur. (Annales des Mines.) 

(Fortsetzung.) 

Grube Enriqueta. — Derselbe Process, welcher 

die neue Gesellschaft in den Besitz der Grube New-Almaden 

mit Zugehör brachte, verschaffte ihr auch das Eigenthum der 

von Enriqueta. Seitdem das Bergwerk mit Beschlag belegt 



worden war, ist wenig weiter gearbeitet worden ; indess ge- 
denkt man den Betrieb in einigen Monaten wieder aufzu- 
nehmen. In den letzten Zeiten hatte die Erzeugung dieser 
Grube stark nachgelassen; gleichwohl hat man Hoffnung, 
von ihr eine bedeutende Ausbeute zu erzielen. 

Pochen und Scheiden. •— Nachdem die Erze aus 
der Grube gekommen sind, werden sie wegen des hohen 
Preises der Handarbeit gepocht und grob geschieden ; alles 
Kleinerz, welches weniger als 4 Percent Quecksilber enthält, 
wird beiseite geschafft, um später gewaschen zu werden, 
wenn der Taglohn herabgegangen sein wird. Das Scheiden 
im Gedinge wird mit 2 Piaster bezahlt für die Last von 
500 Pfund (136 Kilogramm), das heisät mit 75'80 Francs 
für 1000 Kilogramm. 

Transport zur Berghütte. — Die Zufuhr des 
Erzes zur Hütte geschah in Karren, im Gedinge oder im Tag- 
lohn, und mit dem Fuhrwerke der Compagnie. Die Last kam 
für eine Entfernung von 2 — 5 Meilen auf 12 Francs, das 
heisst auf 1*01 Francs für eine Tonne auf 1 Kilometer. Eine 
Eisenbahn und drei schiefe Ebenen von 1 Meile Länge zusam- 
men werden es ermöglichen, diese Kosten auf 0*247 Franc 
für die Tonne und den Kilometer her abzubringen. Die Ge- 
sammtkosten dieser Eisenstrasse betrugen 10.000 Piaster 
oder 51.546 Francs, d. h. 11.454 Francs der Kilometer. 

Arbeitspreise. Handarbeit. — Alle Häuer- 
arbeiten geschehen im Gedinge. Wenn die Arbeit mitten im 
Erze vor sich geht, werden für die Last von 136 Kilogramm 
3*75 bis 20 Francs bezahlt; das Mittel für den Monat Ja- 
nuar 1865 ist 16'85 Francs gewesen, oder 123*92 Francs 
für 1000 Kilogramm. 

Die Schürfarbeiten werden mit 30 bis 90 Dollars der 
Yard (= 091 Meter) bezahlt, d. h. mit 169-87 bis 508*59 
Francs, ferner mit 5 Francs bis 23 Francs die Lnst Erz. In 



— 241 



den weniger reichen Partien wird die Hftaerarbeit ebenfalls 
nach dem Maaae bezahlt ; der Mittelpreis für den Monat Ja- 
nuar 1865 war 10-10 Dollars (5201 Frcs.) für 63209 Yards, 
die gemacht wurden, d. h. 56*94 Frcs. für den Meter. 

Im neaen Stollen (New-Tnnnel) wurde der Meter im 
Schnurgedinge mit 280 bis 800 Francs bezahlt, wobei der 
letztere Preis für den schwarzen kieseligen Kalkstein galt. 

Die Taglöhne der verschiedenen Arbeitersippen sind 
folgende : 
^ Dollars Francs 

Hftuer nach der Schicht .... 3 ... 15*45 

Häuer im Gedinge 4 ... 20*60 

Scheider 2 ... 10*30 

Pocher 2 ... 10*30 

Maschinisten, Schmiede . . . . Sy» . . . 18*02 

Zimmerleute 3*/^ . . . 18*02 

Bergleute. — Beinahe alle Bergleute zu Almaden 
sind Mexikaner oder Chilenen ; nur einen kleinen Theil ma- 
chen Engländer oder Americaner aus. Alle Scheidearbeiten 
geschehen durch Arbeiter von spanischer Abkunft. Diese 
letzteren, aufgewachsen in den Bergwerken ihres Vaterlan- 
des« wo jeder die Schürfungen nach eigenem Wissen betreibt, 
sind daran gewöhnt, sofort die Anzeichen aufzufassen, an 
welchen man die Nähe des Erzes erkennen kann. Nichts 
entgeht ihnen, nicht der kleinste Anflug von Zinnober bleibt 
unbemerkt ; mit einem Worte, sie arbeiten mit Verständniss 
und sind im Stande, dem Betriebsleiter werthvoUe Nachweise 
HU geben. Die stärkeren Angelsachsen leisten eine beträcht- 
lichere Summe von Arbeit, aber selten geben sie Acht auf 
die oft geringfügigen Aenderungen, die in einem Gange vor- 
kommen und beim Abbau unregelmässiger Lager von sehr 
grosser Bedeutung sind. Dieselben werden auch meist bei 



der Arbeit im tauben Gestein verwendet, während die Mexi- 
kaner und Chilenen alle im Erze oder bei wichtigen Schür- 
fungen arbeiten. Ihnen verdankt man die vornehmsten Ent- 
deckungen, die ausserhalb der eigentlichen Grube New-Al- 
maden gemacht wurden; man sucht sie daher bestens anzu* 
eifern. Wenn sie am Tage Anzeichen von Erz fiuden, suchen 
sie um die Bewilligung an, Schürfungen zu machen, die ihnen 
in der Regel ertheilt wird. Wenn sie Zinnober finden, zahlt 
man ihnen einen ziemlich hohen Preis für ihr Erz, damit sie 
wieder zu ihren Kosten kommen und genügenden Lohn fin- 
den. Wenn die Arbeit fruchtlos war, vergütet man ihnen 
gewöhnlich einen Theil ihres Kostenaufwandes. 

Gegenwärtig ist die Verwendung der Mexikaner in Cali- 
fornien zur Ausbeutung der Quecksilbergruben eine der un* 
erlässlichsteu Bedingungen des Gelingens; fast überall ist 
das Verkennen derselben eine der Ursachen des geringen 
Erfolges ähnlicher Unternehmungen, die sich im Lande auf- 
gethan haben, gewesen. 

Erzeugung des Bergwerkes. — In den 31 Mo- 
naten vom 1. Februar 1801 bis zum 31. August 1863 war 
die mittlere monatliche Erzeugung 3635 Lasten, gleich 494 
Tonnen. Seit der Wiederaufnahme der Arbeiten durch die 
neuen Compagnien, vom 1. November 1863 bis zu demsel- 
ben Tage von 1864 war die Förderung zusammen 67.195 
Lasten oder 9,138.520 Kilogramm. Sonach belief sich die 
monatliche Erzeugung in diesem Jahre auf 5600 Lasten oder 
761.600 Kilogramm. Im November 1864 kam sie nahe an 
10.000 und im Januar 1865 überschritt sie 8000 Lasten 
d.h. 1,088.000 Kilogramm. 

Während des Jahres, das mit 1. November 1863 he* 
gann und mit 1. November 1864 ablief, war der Kostenauf- 
wand bei der Grube folgender: 











auf die 












Tonne 


p. c. 




f 1- 


ErzhSoer 


127.073-77 . . . 


13-86 . . . 


7-65 




'2. 


Äuflader oben am Schfccht . . 


10.801-79 . . . 


205 . . 


112 




3. 


Auflader in der Teufe 


12.821 86 . . . 


1-40 . . . 


0-75 




4. 


Sacktrftger 


316.446-84 . . . 


34 62 . . . 


18-07 




5. 


Prouleurs ... ... 


8.886 61 . . . 


97 . . . 


0-52 


Beim eigentlichen 


6. 


Maschinisten 


8 196-15 . . . 


0-89 . . . 


0-48 


Bergbau ^ 


7. 


Heizer 


6.039-20 . . . 


0-66 . . 


036 


8. 


(Boisseurs) Sieber 


8.078-22 . . . 


0-87 . . 


0-47 




9. 


SchflrfuDgen, Aufschliesanng 


454.754-74 . . . 


49-75 . . 


. 26-40 




10. 


Ausserordentliche Arbeiten , New- 










Tunnel 


46.369-50 . . . 


5-07 . . 


2-78 




lll- 


Schürfungen am Tage 


12.30904 . . . 


1 34 . . 


0-93 


Beim Scheiden und 


12. 


Scheider 


342.562-57 . . . 


37-48 . . 


. 19-64 


Pochen 


13. 


Pocher 


37.865-92 . . . 


414 . . 


, 227 




14. 


Reparaturen, Materialien . . . 


39.022-22 . . . 


2-57 . . 


1-43 




15. 


Schmiede 


30.185 94 . . . 


2-85 . . 


1-63 


Für Unterhaltung ^ 


16. 


Schmiedgesellen 


18.6-20-73 . . . 


1-75 . . 


0-95 


und Reparaturen 


17. 


Zimmerleute 


179.919-02 . . . 


18 16 . . 


. 1007 




18. 


Verschiedenes 


36.523-86 . . . 


230 . . 


1-25 


Maschinic 


ten bei der Wetterfahrnng (Enriqnete) 


2.654-41 . . . 


0-29 . . 


0-15 


Aufseher 


etc. 




54.705-84 . . . 


5 97 . . 


329 




Zusammen 


1,761.788-13 . . . 


187-02 . . 


. 10000 



— 242 



In obigen Ausgaben sind auch die der Anlage der Eisen- 
bahn enthalten, nämlich 51.546 Francs; sie finden sich an- 
gleichförmig vertheilt anf die Posten unter 14, 15, 16, 17, 
18. — Ich denke, man kann dieselben in folgender Weise 
vertheilen : 

14. Baumaterialien 16.000 

15. Schmiedp 4.000 

16. Gesellen 2.50n 

17. Zimmerleute 13.700 

18. verschiedene Handwerker . . 15.346 

51.546 
Unter Zugrandel« gang dieser Ansätze wurden die bei- 
den Nebeurubriken der vorstehendeu Tabelle berechnet. 

Bei Betrachtung derselben bemerkt man, dass der 
Handträgerlohn für sich allein fast so viel beträgt, als 
die Scheidekosten, etwas weniger als die Schürf- und Auf- 
ftchluftsarbeit, aber doppelt so viel als der Häuerlohn für das 
Erz. Diese Ausgabe ist im Vergleiche zu den anderen ganz 
übermässig und beweist abermals, dass wohlgeöfifnete Schläge, 
die durch Förderstrassen und schiefe Bahnen (Bremsberge) 
mit den Füllorten in Verbindung stehen, wenn sie auch aaf 
den ersten Blick kostspieliger erscheinen, dennoch vortheil- 
hafter sind. Es ist in der That klar, dass, wenn die Scharf- 
arbeit 454.754 '7 4 Francs kostet, mau leicht mit dem Unge- 
heuern Aufwände für das Handtragen an allen Füllorten nach 
oben oder nach unten schiefe Bahnen hätte anlegen können, 
im Anschlasse an die Förderwege, die mit Eisenschienen be- 
legt sind. 

Während des Monats Januar 1865 (vom 25. December 
1864 bis zum 21 . Januar 1865) sind die Ausgaben für Hand- 
arbeit die folgenden gewesen: 

Frcs. 

1. 400 Bergleute beim Erzhaueu . . . 126.697 58 

2. 150 Bergleute im MeterGedinge . . . 32.891-95 

3. 46 Scbei(ier am alten Hauwerk . . . 9.591*59 

4. 66 Bergleute Hm Tage, zu Reparaturen etc. 2.628*54 

5. 19 Handwerker zum Bau der Eisenbahn 2.224*62 

6. 8 Bergleute zur Schürfung am Tage . . 6S0-33 

7. 2 Ausrufer (Crieurs k contrat) . . . 332*43 

8. 1 Unternehmer zum Tragen . . . 587*55 

692 175.634-59 
Anzahl der von den Erzhäuern gewonnenen Lasten 7.5 1 3*00 
Anzahl von Metern im Gedinge ..... 577*60 
Gestehungskosten des Meters im Gedinge . 56*94 
Mittlerer Lohn eines Erzhäuers (pro Monat) 316*73 
Mittlerer Lobnempfang eines Häuers im Meter- 
gedinge 219*28 

Zur obigen Erzeugung muss man wenigstens 500 Lasten 
weiter hinzurechnen; dieselben stammen aus dem alten Hau- 
werke der Häuer im Gedinge, oder aus den Schürfungen am 
Tage. Man muss auch die von den Arbeitern nach Meter 
empfangene Summe vergrössern, denn das Erz, welches me 
erobern, wird ihnen zu bestimmten Zeitpunkten bezahlt^ oder 
dann, wenn ihre Orte eine regelmässige Erzeugung zu liefern 
anfangen. 

Wenn wir als Erzeugung des Monats Januar die Zahl 
von 8.0 13 Lasten oder von 1,089.768 Kilogramm annehmen, 
80 können wir folgende Uebersicht aufstellen: 

Frcs. 
Gesammt- Gestehungskosten der Tonne Erz, unter 

Auslassung der Post 5 159' 13 



Frcs. 
Specielle Bergbaukosten fiQr die Tonne Erz nach 

Post 1, 2, 4, 6, 149-47 

Unter den allgemeinen Bergbaukosten während des 
oben in Betracht (gezogenen Jahres sind auch jene Ausgaben 
inbegriffen, welche die Erhaltung der HäU'T des Dorfes New- 
Almaden betreffen, die sämmtlich der Gesellschaft angehören; 
es war mir unmöglich, dieselben von den übrigen auszu- 
scheiden. 

Die Bevölkerung des Marktfleckens Almaden beläuft 
sich auf ungefähr 2000 Personen, von denen 692 bei den 
verschiedenen Betriebszweigen verwendet sind. 
Berghütte von New-Almaden. 

Lage. — Die Berghütte Almaden befindet sich am 
Bache de los Alamitos^ 2V2 Meilen oder 4 Kilometer von 
der Hauptgrube und nur 1600 Meter auf der neuen Eisen- 
bahn von dort. Die Hütte besteht aus zwei Abtheilungen : 
die eine ist auf dem rechten Ufer des Wildbaches gelegen 
und umfasst zwei Oefen mit Kühlungen, die sehr uranfäng- 
lich gebaut sind. Die andere befindet sich auf dem linken 
Ufer des Baches auf einer ziemlich ausgedehnten Ebene, wo 
in wenig Jahren alle Apparate vereinigt sein werden. Uiese 
neue Hütte besteht aus drei Roductionsöfen und zwei Con- 
densatoren, wovon der grössere die flüchtigen Producte der 
Oefen aufnimmt. 

Verhältnisse des ßauwesens. — Die Preise der 
verschiedenen Materialien sind folgende: 
Die feuerfesten Ziegel kosten zur Hütte gestellt, Frcs. 

das 1000 41232 

Die gemeinen Mauerziegel, zu Almaden erzeugt, 

das 1000 41*23 

Das Bauholz kostet, der Quadratmeter ... 1*10 

Das Brennholz für die Oefen kostet 5*19 Dollars 

die Corde, folglich der Kubikmeter .... 7*35 

Die neuen Quecksilberflaschen kosten das Stück 10'30 

Das Stabeisen, 100 Kilog 85*84 

Der Stahl, 100 Kilog 23814 

Die Fracht von San Francisco zur Berghütte kostet 
22*73 Frcs. die Tonne auf eine Entfernung von 101 Kilo- 
meter, was Ö'22 Frc. für die Tonne und den Kilometer 
beträgt. 

Dieselbe theilt sich in zwei Strecken ab, wie folgt: 

1. Von San Francisco nnch San Jos6 auf der Eisen- 
bahn, 11*35 Frcs. die Tonne auf SO Kilometer; macht 0*13 
Frc. für die Tonne und den Kilometer. 

2. Von San Jos6 nach Almaden (Hütte) 11-35 Pres, 
die Tonne auf einer Strasse von 21 Kilometer; macht 0*53 
Frc. für den Kilometer. 

Vor dem Baue der Eisenbahn von San Jos^ geschahen 
die Verfrachtungen nach dem Hafen von Alviso, an der Bai 
von San Francisco, 30 Meilen von der Grube entfernt, wel- 
cher durch täglichen Schiffsdienst mit der Stadt in Verbin- 
dung stand. 

Die Erze, wie sie von der Grube kommen, werden 
unter Schoppen abgela<len und in drei Gattungen abge- 
sondert: 

1. Derbes, di« reichen Blöcke ausmachend, wel^ehe 
demnach nicht gepocht und geschieden zu werden brauchen; 
sie wiegen zuweilen 70 bis 90 Kilogramm. 

2. Körniges. Diess ist das Erzeugniss des Poch ens 
und Handscheidens; die Grösse der Stücke schwankt von 
der einer Nuss bis zu der eines Kopfes. 



- 243 — 



3. Erdiges. Dieds kommt von dem gesiebten kleinen 
Hauwerk der Grube ; sein Gebalt ist nicbt unter 4 Percent, 
es wird angefeuchtet und in Ziegelform vod 0*30™ Länge, 
0*15™ Breite und Höhe gebracht. 

Vor einigen Jahren wandte man in New-AImaden noch 
gusseiserne Destillirblasen au, in welche man das Erz mit 
Kaik vermengt einsetzte. Das Quecksilber-Ausbringen war 



gut, aber die Behandlung viel theurer, das unbeweglich ge- 
machte Capital weit beträchtlicher und die l^achtheile für 
die Gesundheit grösser. Dieses Verfahren wurde durch 
das ip Europa übliche mit geringen Abänderungen er- 
setzt. 

Die sechs Oefen, welche in der Hütte von Almaden 
bestehen, haben folgende Dimensionen: 





Oefen Nr. 1 




1 und 2 


3 und 4 


5 


6 


Innere Länge der Erzkainmer Meter 

Breite in der Mittte v 

Höhe « 


4-50 

215 

3-15 

30-476 


3-95 

215 

3-40 

28-797 


3-50 

215 

3-85 

28-971 


3-50 

2-75 

365 

54-381 


Bsuminhalt Kubikmeter 



Man wird bemerken, dass an dem Ofen Nr. G nur die 
Länge unverändert geblieben ist. Diess ist in der That die 
einzige Dimension, welche keine Vergrösserung verträgt, 
weil sie den heissen Gasen entsprechen mnss, welche das 
Erz durchziehen. Alle anderen wurden vergrössert und die 
erzielten Ergebnisse waren so vortheilhaft, dass mtfn auch die 
Oefen der alten Hütte durch grössere zu ersetzen beabsichtigt. 

Der Reductions- Apparat des grossen Quecksilber-Ofens 
besteht aus 4 Stücken: 1. Dem Herde, 2. der Erzkammer, 
die mit 4 Auszugsthüren versehen ist, 3* einem I^aume^ wo- 
rin sich der mitgerissene Staub und die Holzasche absetzen, 
4. aus einem kleinen Condensator, der aus drei Abtheilun- 
gen besteht, die bestimmt sind, das Hauptproduct der Ver- 
dichtung aufzunehmen/ 

Die gesammte Hauptmauer des -Ofens ruht auf einem 
Roste von Holz. In der Grundmauer besteht in der ganzen 
Länge des eigentlichen Ofens nur ein einziges Gewölbe aus 
Ziegeln, während in jener des kleinen Condensators deren 
zwei vorhanden sind. Zwei geneigte Ebenen, sorgfältig mit 
Cement gearbeitet, bilden die Unterlage der Fahrt und ihre 
Doichschiiittslinie hat eine leichte Neigung gegen das eine 
Ende hin. Am Ursprünge des Gewölbebogens oder wenig 
darunter sind Blechplatten gelegt, welche das obere Mauer- 
werk vollständig vom unteren abscheiden, das Quecksilber, 
welches beständig zwischen den Ziegelfngen durchsickert, auf- 
halten, und es in die inneren Kanäle abfliessen machen, 
welche es in einen am niedrigsten Ende angebrachten Behälter 
abführen. Bei den alten Oefen hatte man diese Vorsorge 
vernachlässigt, so dass das Quecksilber das ganze Mauerwerk 
durchdrang« 

Der Feuerherd ist sehr enge (0*50°^); das Brennma; 
terial ist Tannenholz; die Flammen können sich ohne Schwie- 
rigkeit in die Höhe des Ofens erheben. An den beiden Enden 
der Erzkammer befinden sich zwei durchbi ochene Wände 
aus feuerfesten Ziegeln, in Kreisbögen aufgebaut, um dem 
Drucke der Füllung zu widerstehen. Das ganze Innere, sowie 
die Herdkammer haben ein Futter aus feuerfesten Ziegeln. 
Die beiden Seitenmauem sind oben durch ein gedrücktes 
Gewölbe verbunden, in welchem man der ganze Länge nach 
zwei Oeffnungen ausspart, um die Füllung zu bewerkstel- 
ligen. Die äussere Wand des Herdes ist von 4 Oeffnungen 
durchbohrt, jede 0'20™ breit und lang, welche der 'ganzen 
Höhe nach über einander liegen; während der Operation 
sind diese durch gusseiserne Thüren verschlosseii, welche 



man öffnet, wenn sie zu Ende ist, damit die kalte Luft, wel- 
che durch eine über den kleinen Condensator gestellte Esse 
angezogen wird, ^&b Innere des Ofenraumes rasch abkühle. 
Einfassungen von Holz, zwischen jed(;r Thüre und in gerin- 
ger Entfernung von einander an den Seiten angebracht, sind 
unter einander durch Eisenschliessen verbunden. 

Ein durch eine Abtheilung des kleineu Condensators 
geführter Schnitt zeigt die geneigte Ebene, welche das flüs- 
sige Quecksilber in einen Kanal führt, welcher sich durch 
die ganze Länge der Kammer erstreckt und mit einem Becken 
in Gemeinschaft steht, das sich an dem einen Ende befindet. 
Die beiden Oeffnungen jeder AbtheilUng werden während 
des Betriebes verschlossen und verkittet, und sind nach 
der Abkühlung zum Behufe der Reinigung des Inneren geöff- 
net. Einfassungen, ähnlich denen des eigentlichen Ofens und 
ebenso angeordnet, halten den ganzen Apparat fest ' bei- 
sammen. 

Der grosse Condensator, welchen die Rauchmassen 
aus dem Ofen Nr. 6 durchziehen, besteht aus 12 Abthei- 
lungen, von Scheidewänden aus gemeinen Ziegeln gebildet, 
dit^ von oben her durch volle Kreisgewölbe verbunden sind. 
Jede derselben hat zwei Oeffnungen zur Reini^'uug. Der 
Boden wird durch zwei Ebenen gebildet, die nach aussen 
geneigt sind und die Flüssigkeit in zwei Sammelkanäle er- 
giessen. Starke Umfassungen von Holz, durch vier eiserne 
Schliessen verbunden und zwischen jede Thüre gestellt, 
unterstützen das ganze Bauwerk. 

Die Grundmauer ruht abermals auf einem Roste; drei 
Kanäle, wie die des kleineu Condensators, ergiessen ihreu 
flüssigen Inhalt in eine mittlere Hauptrinne, welche mit dem 
Hauptbehälter, der in der Nähe des Herdes angebracht ist, 
zusammenhängt. (Schluss folgt.) 



Notizen. 

Carl Freiherr v. Soheuohenstnel, wirk!, geheimer Rath 
und pens. Sections-Chef des k. k. Finanzministeriums, Ritter des 
Ordens der Eisernen Krone II. Classe, Ehrenbürger der Stadt 
Leoben und Mitglied mehrerer gelehrten Gesellschaften etc. ist 
am 21. Juli l. J. Vorm. 9 Uhr zu Salzburg in Folge eines Öchlag- 
flusses verschieden. 



Der mit der Leitung des Ministeriums des Innern betraute 
Minister hat den Assistenten der geologischen Reichsanst^ilt, 
Bergrath Franz Foetterle zum ersten und den zeitlichen Hilfs- 
goologen Dionys Stur zum zweiten Geologen der genannten 
Reichsanstalt mit dem Titel und Rang eines Bergrathes ernannt. 



i 

j 



— 244 — 



/ 



^^.dzninistrati ves. 

SrlediguLg. 

Die Zeug- nnd Wirthschafts-V erwaltersstelle 
bei dem k. k. Bergamte in Idria, in der X. Diätenclasse 
mit dem Oehalie jährlicher 787 fl. -50 kr., — Nataralqnartier, 
nebst dem Qenusse von 51 Quadratkiaftern Garten nnd 150 Qua- 
dratklaftem Krautfeld, — und gegen Cautionserlag im Besoldungs- 
betrage. 

Gesuche sind, unter Nach Weisung des Lebensalters, der 
bisherigen Dienstleistung, der erlangten Fertigkeit im Zeug- und 
Material-, im Gassen- und Rechnungswesen, sowie im Goncepta- 
lache, dann der Kenntniss der deutschen und sloveniscben 
Sprache binnen Tier Wochen a dato bei dem k. k. Bergamte 
in Idria einzubringen. 

K. k. Bergamt. 

Idria, am 18. Juli 1867. 

Kundmaohung. 
Ueber Ersuchen des k. k. Kreisgerichtes zu Eger als Berg- 
gericht für den Kreis Eger vom 26. Juni 1867, Nr. 239 Mont. 
wird hiemit die Neuwahl eines abgängigen bergbaukundigen 
Beisitzers für den Bergsenat dieses k. k. Kreisgerichtes ausge- 
schrieben und werden sämmtliche Beisitzer der im Kreise Eger 
befindlichen verliehenen Bergwerke — unter Hinweisung auf den 
§. 22 der Grondzüge der Gerichtsverfassung vom 14. Juni 1849 
(R. G. Bl. von 1849, S. 347) auf den §. 150 des kaiserlichen 
Patentes vom 3. Mai 1853 (R. G. Bl von 1853, S. 415), dann 
auf die hohe k. k. Ministerial- Verordnung vom 2. Mai 1857 
(R. G. Bl. von 1857, S. 323) eingeladen, behufs dessen sich am 



14. August 1867 Vormittags 10 Uhr im * Amtslocale der gefertig- 
ten k. k. Berghauptmannschaft in Person oder durch üire ge- 
setzlich bevollmächtigten Vertreter einzufinden. 

Von der k.. k. Berghauptmannschaft. 
Elbogen, am 12. JuU 1867. 

Kundmaehong 

der Roheisenpreise der k. k. steir. österr. Eisenwerks-Direction 

Eisenerz. 

Loco Eisenerz Flossen) 

„ Hieflau , 

„ Factorie Leoben j 

„ Hammerverwaltung Wejer '. , 

„ Oberfactorje Steyer , 

„ Admont i 

„ Altenmarkt und Weissenbach .... , 

n Eisenerz und Hieflau Wascheisen .... 

n Eisenerz, tiefgraues Roheisen ; 

» n halbirtes „ 

Bei gleich barer Bezahlung werden: 

von 500 bis lüOO Centner auf einmal' 1% 

„ 1000 n 2000 „ . r, n 2% 

« 2000 » 3000 „ » » 3% 

r 3000 und darüber „ „ « 4% 

vom Werthe der Abnahme zu dem für Eisenerz und Hieflau 

festgesetzten Preise a fl. 2-60 ö. W. pr. Centner nebst dem 1 % % 

Barzahlungs-Sconto dem Käufer gutgehalten. 

Eisenerz, am 21. Juli 1867. 



2 


60 


3 





3 


15 


3 


40 


2 


85 


2 


95 


2 


30 


3 


— 


2 


80 



(88—90) 



ANKÜNDIGUNGEN. 

Eine 

Bergverwalters-Stelle 



bei einem Steinkohlen werke in Böhmen ist zu besetzen. Näheres 

gegen mündliche oder frankirte briefliche Anfragen bei: Direetipr 

AdoH Grimm in BFas in Böhmen zu erfragen. 

(72-74) Concurs-Kundmachung. 

Für die Reactivirung und Betriebsleitung des aus 40 Grn- 
benmassen nnd 6 Ueberscharen bestehenden, eine halbe Stunde 
westlich von der Südbahnstation Trifail gelegenen Kohlenberg- 
banes der neu gebildeten Trifail- Gewerkschaft wird ein Bergver- 
walter gesucht. 

Als Entlohnung wird ein Jahresgehalt von 1200 Gulden, 
femer Quartier nebst Hausgarten und eine entsprechende Tan- 
tieme am jährlichen Reingewinne geboten. 

Bewerber um diese Stelle wollen ihre Gesuche unter Nach- 
weisung ihrer theoretischen Studien im Montanfache und ihrer 
bisherigen Dienstleistung im Kohlenbergbaue au den Mitgewer- 
ken Daniel Dettela in Laibach innerhalb 6 Wochen, vom 
Tage der Insertion gerechnet, portofrei einsenden. 

Laibach, 14. Juli 1S67. 



Die Seiler *Waaren-Fabrik 

des Carl IHandl in Pest 

erzeugt alle für den Bergbau nöthigen Seiler- Arbeiten von 
vorzüglicher Qualität zu den billigsten Preisen. 

Fabrik: Pest, Stodtwäldchen, Arenaweg Nr. 120, 121. 
Niederlage: Pest, Joseisplatz, Badgasse Nr. 8. (51—61) 



Durch die 

G-. J. Manz'sohe BaohhandlunginWien, 

Kohlmarkt 7, 

gegenüber der Wallnerstrasse ist zu beziehen: 

Lehrbuch der Aufbereitungskunde 

in ihrer neuesten Entwickelung und Ausbildung systematisch 

dargestellt 

von P. Ritter V. Rlttlnser- 

Mit einem Atlas von 34 Tafeln in Folio. 
Berlin, 1867. Preis 17 fl. 34 kr. ö. W. 



Taschenbuch der Aufbereitungskunde 

von 
P. Ritter w. Rlttlnser. 

Mit Holzschnitten. 
Berlin, 1867. Preis 1 fl. 34 kr. ö. W. 



3—4 



(75—87) 



^ 



Paient'MBraMzünder 



fflr 



Felsensprengungen erzeugt und empfiehlt bestens 
AL Wilh. Stelliig 

in Schönlinde in Nordböhmen. 



Diese Zeitschrift erscheint wöchentlich einen Bogen stark mit den nöthigen artistischen Beigaben. Der PrännmeraUonspreit 
ist jährlich loco Wien 8 fl. ö. W. oder 5 Thlr. 10 Ngr. Kit franeo Postversendung 8 fl. 80 kr. ö. W. Die Jahresabonnenten 
erbnlten einen o£ficielIen Bericht Aber die Erfahningen im berg- und hüttenmännischen Maschinen-, Bau- und Aufbereitungswesen 
•ammt Atlas als Qratisbeilage. Inserate finden gegen 8 kr. ö. W. oder 1 V] Ngr. die gespaltene Nonpareilleseile Aufiiahme. 

Zuschriften jeder Art können nur franeo Angenommen werden. 



Druck von Caii Fromme in Wien. 



Für den Verlag Terantwortlich : Oarl Reger. 



N= 31. Oesterreichische Zeitschrift i?^^' 



fär 



Berg- und Hüttenwesen. 



Verantwortlicher Redacteur: Dr. Otto Freiherr von Hingenau, 

k. k. mnlBtexlAlrath im FlnaiiKininliteriiun. 

Verlag der Q. J. Maoz'schen Baohliandliine (Kohlmarkt 7) in Wien. 

Inhalt: Bericht über die Quecksilbergruben Ton New-Almaden in Cftlifornien (SchluBs). — Die EiBensteine der k. k. Mon- 
tanhemchaft in Zbirow. — AdminiBtratives. — Ankündigangen. 



ZargeilUligen Notiznahme. 

Um In der Znsendnng unserer Zeitschrift an Jene 
der resp. Herren Abonnenten, deren Pr&niimeration mit 
Ende Juni erloschen ist, keine ünterbreohnng eintreten 
lassen zn müssen , erlauben wir uns dieselben höflichst 
um gefällig besohleonlgte, fkrankirte Einsendung 
des Betrages fttr das 2. Semester mit 4 11. 40 kr. 
mu ersuohen. 

Bericht über die Quecksilbergruben von Xew- 
Almaden in Califomien. 

Von Herrn C eignet, Ingenieur. (Annales des Mines.) 
(Fortsetzung und Schluss.) 

Das Füllen oder Einsetzen. — Wenn der Ofen 
kalt ist, steigen die Einsetzer in den Ofenraum. Sie legen 
zunächst auf seine Sohle eine Schicht von den Ziegeln, die 
aus dem Kleinerz gefertigt werden, wobei sie durch die 
ganze Erzkammer drei Gänge für den Durchzug der heissen 
Gase frei lassen. Hierauf baut man an den Seiten eine Mauer 
auf aus dergleichen Erzziegeln bis beiläufig 0-60™ über dem 
Gewölbschluss der Thüren, Sodann setzt man das Stückerz 
ein, sorgt aber dafür, wie zuvor drei Gänge bei je 0*75"^ 
in der Masse auszusparen. Da die Herdgase stets bestrebt 
sind, aufzusteigen und vorzugsweise durch die oberen Kanäle 
fortzuziehen, so verengt man letztere ein wenig in der Art, 
dass die Flammen sich auf die ganze Höhe der Füllung 
gleichmässig vertheilen. Wenn der Ofenraum bis zum Ge- 
wölbe voll ist, bedeckt man das Erz mit dem feinen Staube, 
der aus den Condensatoren entnommen und vorher mit ge- 
löschtem Kalke vermengt wird. Dann setzt man auf die zwei 
Bänke, welche Vorsprünge in der Decke des Füllraumes bil- 
den, gewölbte Gussplatten, die mit einem Griff versehen sind. 
Die Fugen werden sofort sorgftltig verkittet und das Ganze 
mit einer Schicht von feinem Mörtel bedeckt. Wenn die Fül- 
lung beendet ist, vermauert man die unteren Thüren mit 
feuerfesten Ziegeln in einer Dicke von 0*45™, welche mittelst 
einer in die Mauer eingesetzten Gussplatte von Ol 5™ gleich 
erhalten wird. 

Die Füllung der Oefen Nr. 1, 2, 3, 4, 5 erfordert 4 bis 5 
Stunden mit 6 Mann. Jene des Ofens Nr. 6 dauert 24 Stun- 
den mit derselben Mannschaft. 



Sobald die Thüren geschlossen sind, gibt man Feuer 
auf dem Herde und betreibt die Heizung aufs thätigste. Je 
nach dem Feuchtigkeitsgrade braucht das Quecksilber mehr 
oder weniger lange Zeit zu seiner Entwicklung; im Allge- 
meinen bilden sich 5 Stunden nach dem Anzünden die ersten 
Tröpfchen. Die Dauer der Operation schwankt ebenfalls je 
nach dem hygrometrischen Zustande der Füllung ; sie bewegt 
sich zwischen 50 bis 70 Stunden. 

^ Gegen das Ende ^es Vorganges hat die erste Abthei- 
lung des kleinen Condensators eine so hohe Temperatur er- 
reicht, dass er kein Quecksilber mehr verdichtet; die Ver- 
flüchtigung ist beendigt, wenn auch die dritte Abtheilung 
nichts mehr gibt 

Nach Vollendung der Operation bricht man die Ziegel- 
mauern an den Thüren auf und öffnet die 4 Zuglöcher des 
Feuerraumes. Vor die letzteren setzt man Blechplatten, die 
auf eisernen Wägen bis gerade oberhalb herzugeführt wer- 
den; der Ofen wird mittelst Haken ausgeleert und die taube 
Masse auf die Halde geworfen. Die Ausleerung geschieht 
durch zwei Mann in 24 Stunden. 

Die Leitung des Ofenbrandes erfordert 1 Mann durch 
12 Standen. Dieser Arbeiter, der 4 Piaster (20 — 60 Frcs.) 
Lohn erhält, muss den Fortgang der Arbeit überwachen, die 
Heizung besorgen und das Quecksilber in Flaschen füllen. 

Der Holzverbrauch ist 6*5 Cordes (23.627 Kubikmeter) 
auf den Brand für den Ofen Nr. 6, und 5 bis 6 Cordes 
(18.175 bis 21.810 Kubikmeter) für die anderen Oefen. 

Nach der Ausleerung lässt man den Ofen noch durch 
12 Stunden abkühlen und schreitet dann zu einer neuen 
Füllung. Inzwischen reinigt man den kleinen Condensator, 
aus dem viel am Boden und an den Wänden abgesetzten fei- 
nen Staubes herausgeschafft wird. Dieser Staub enthält wahr- 
scheinlich arsenige Säure, herrührend von dem Mispickel, 
das in den Erzen enthalten ist, endlich Schwefelquecksilber, 
das sich neuerdings gebildet hat. Man braucht diess nur 
mit gelöschtem Kalke zu vermengen und der Luft auszu- 
setzen, um daraus auf jeden Brand 20 Flaschen, gleich 
226*5 Kilogramm, Metall abzuziehen. 

Folgende Uebersichtfftabelle zeigt den Gang der 6 Oefen 
während des Monats Januar 1865. 



246 



1 

Nummer der 
Oefen 


2 1 3 
Anzahl der 


4 
Derbes 

Erz 
KUog. 


5 

Körniges 

Erz 

KUog. 


6 
Erdiges 

Erz 
Kilog. 


7 

Zusammen 

Kilog. 


8 

Anzahl der 

Flaschen 


Gewicht 
Kilog. 


Ausbringen 
p. c. 


Füllungen 


Stunden 


1 
2 
3 
4 
5 
6 


6 
C 
6 

7 

7 
4 


396 
386 
384 
426 
3b9 
518 


3.624 

7.248 

21.744 
9.966 


162.460 
151.930 
166.250 
IS6.136 
180.430 
215 718 


25.820 
22.378 
18.256 
26.047 
21.744 
36 783 


191.904 
174.308 
191.754 
212.1S3 
223.018 
262 4»i7 


557 

513 
590 
570 

782 
756 


18.924-0 
17.383-6 
20.045-1 
19.365-5 
26.56S-3 
25.685- 1 


9-34 

9-98 
10-45 

9-12 
11-86 

9-78 


Zusammen . . . 
MiUcl auf die Fftl- 

Inngr 


36 


2499 
62 


42.562 

1.182 


1,062.924 
29.525 


151.U2S 
4.195 


1,256.534 
3J.902 


3.768 
94 


127.971-6 
3.008-4 


10-29 


***"» 





In der vorstehenden Tabelle sind die Mittelzahlen für 
die Rubriken 3, 8, 9, 10 berechnet worden, ohne den Ofen 
Nr. 6 in Bechnung zu ziehen, der erst zu Anfang des Monats 
in Gang gesetzt wurde. Man konnte bei diesem letzten Ofen 
das Verhalten bei der frischen Anheizung beobachten. Die 
Dauer der Operationen nimmt hier fortwährend ab, bis 
sie fast dieselbe Stundenzahl erreicht, wie in den anderen 
Oefen; ebenso nimmt das Ausbringen immer zu; die Verluste 
während der zwei oder drei ersten Brände kommen davon, 
dasB ein Theil des Quecksilbers in das Mauerwerk eindringt. 

Ueber das in jedem Ofen verbrauchte Brennholz wird 
genaue Rechnung nicht geführt, und man erkennt nur aus 
dem Stande des Vorrathes die Gesammtabgabe. Indessen 
haben wiederholte Versuche erwiesen, dass der Verbrauch 
5 bis 6 Cordes Holz für den Brand in den Oefen Nr. 1, 2, 
3, 4, 5 und 672 Cö^'^^s im Ofen Nr. 6 war. Demnach würde 
man in den ersteren 0.585 bis 0-702 Kubikmeter auf die 
Tonne Erz verbrennen, das ist 0635 Kubikmeter auf 100 
Kilog. Quecksilber; und im letzteren 0.660 Kubikmeter auf 
die Tonne Erz oder 0.668 Kubikmeter auf 100 Kilog. Queck- 
silber. Diese Zahl f&Ut etwas höher aus, weil das Ausbringen 
der ersten Füllungen geringer war als das der nachfolgenden. 

Der grosse Condensator der Oefen Nr. 3, 4, 5 com- 
municirt durch einen 100 Meter langen, 0*80 Meter weiten 
bergan steigenden Kanal mit einer Esse von 10 Meter Höhe; 
der Höhenunterschied ist 50 Meter. Unten wird auf einem 
Herde beständig ein Zugfeuer unterhalten, welches eine Corde 
Holz (3.635 Kubikmeter) täglich consumirt, die man noch 
zum Verbrauche der drei Oefen hinzuschlagen muss. 

Die Esse des Ofens Nr. 6 hat eine Länge von ungefähr 
25 Metern und der Zug der Gase wird durch einen Höhen- 
unterschied von 50 Metern bewirkt. 

Der Ofen Nr. 5 ist im Wege des Contracts hergestellt 
worden und zwar um 5-51 9*75 Dollars oder 28.426'71 Frcs. 
Der Ofen Nr. 6 nebst dem grossen Condensator haben alles 
zusammengenommen beiläufig 1 5.000 Dollars oder 77.250 
Francs gekostet. 

Man kann die Vortheile von Oefen in grossen Dimen- 
sionen, gleich denen des Ofens Nr. 6, wie folgt zusammen- 
steilen : 

1. Verminderter Verbrauch von Brennstoff (0283 Ku- 
bikmeter weniger auf die Tonne, oder 2*08 Frcs.) 

2. Geringere Zahl Oefen für eine gegebene Erzeugung, 
folglich Verminderung der Tilgungskosten. 

3. Mit derselben Zahl Oefen kann man ärmere Erze 
verarbeiten und so die Kosten des Pochens und Scheidens, 



welche sehr hoch kommen, herabsetzen, (41*62 Francs die 
Tonne); es werden zwar in diesem Falle die Ausgaben für 
Zufuhr, Füllung und Leerung der Oefen vermehrt, aber 
keineswegs in demselben Verhältnisse ; ausserdem wird ver- 
möge der Verarbeitung weniger reicher Erze die Erzeugung 
grösser und der Gcstehungspreis niedriger ausfallen. 

4. Endlich wird beim Verarbeiten der armen Erze das 
Ausbringen ein bessires; denn der in ihnen enthaltene Kalk 
ist in einem Ueberschusse vorhanden, was bei den reichen 
Erzfn nicht der Fall ist; es ist wahrscheinlich, dass dann 
weniger Staub in den Condensatoren sich absetzen, und dass 
die Rückstände nach dem Brennen geringhaltiger sein 
werden. 

Das Quecksilber, welches aus den verschiedenen Thei- 
len der Ofenräume und aus den Condensatoren abfliesst, 
vereinigt sich in grossen gusseisernen Kesseln, die am Ende 
der Oefen in der nächsten Nähe des Herdes angebracht sind; 
so kann der Arbeiter leicht diesen letzteren besorgen und das 
Quecksilber in Flaschen fällen. Diese bestehen aus Guss- 
eisen ; leer wägen sie 5 '89 Kilogramm, voll 34*65 Kilogramm; 
sie enthalten somit 28*76 Kilogramm Metall; sie kosten nen 
10*30 Francs das Stück, zur Hütte gestellt. 

Die Anfertigung der Ziegel aus erdigem Erz wird in 
Gedingarbeit gegeben, das Tausend zu 20*60 Francs. 

Es ist zu Almaden noch kein regelmässiger Versuch 
abgeführt worden, um den Verlast an Quecksilber bei der 
Hüttenarbeit festzustellen; man nimmt an, ohne Beweise 
dafür zu haben, dass derselbe 1 bis 1 y^ Procent gewesen 
sei von jenem Ausbringen, welches in geschlossenen Ge- 
fassen (Retorten) bei vorhergehender Mengung mit gelösch- 
tem Kalke erzielt worden war. 

Erzeugung. — Während der 31 Monate vom 1. Fe- 
bruar 1861 bis zum 31. August 1863 war die Erzeugung 
der Hütte die nachstehende: 



Vom 1. Februar 18611 

bis j. Februar 1862] 
Vom 1. Februar 1862^ 

bis 1. Februar 1863i 
Vom 1. Februar 18631 

bis 31. August 1863 J 
Zusammen in 31 Monat. 15,774.706 2,559.064 1622 
Folgendes war die Erzeugung der verschiedenen Oefen 
vom 1. November 1863 bis 1. November 1864. 



Durchgesetzt 
Kilog. Erz 


Erhalten 
Kilog. Qnecks. p. c 


5,595.786 


931.881 16-65 


6,927.568 


1,129.175 16-30 


3,251.352 


498.008 15-31 



— 247 — 



Uebersicht 

der GeBammt-Erzeagung während des Jahres 1863 — 1864. 



e f e n 


Zahl der 
Füllungen 


Derbes 
Erz 


Kömiges 
Erz 


Erdiges 
Erz 


Summe 


Flaschen- 
zahl 


Gewicht 

des 

Quecksilbers 


Ausbringen 


Ofen Nr. 1 

. n 2 

n »3 

„ « 4 

n «5 

In den Grundmauern der alten 
Oefen gefundenes Quecksilber 


56 
56 
62 
60 
30 




Kilog. 

29.581 

249.238 
114.109 
105.592 


Kilog. 

1,499.702 
1,499.518 
1,722.215 
1,709.621 
899.657 


Küog. 

353.067 
357.054 
303 193 
331.460 
129.966 


Kilog. 

1,882.350 
1,S56.572 
2,274.646 
2,155.190 
1,135.215 


7.765 
7.036 
10.870 
8.153 
5.126 

627 


Kilog. 

263.814 
240.046 
369.315 
276.997 
173.477 

21.302 


p. c. 

14-01 
12-92 
16-23 
12-85 
15-28 


Mittel auf die FüUung . . 


264 


498.520 

1.8S8 


7,330.713 
23.980 


1,474.740 
5.586 


9,303.973 
31.454 


39.577 
147 


1,344.951 
5.014 


14-22 



Aus vorstehender Tabelle ist ersichtlich, dass die Gru- 
ben die verschiedenen Erzgattungen in folgenden Verhältnis- 
sen liefern : 

Derbes Erz (Stückerz) 6 00 

Körniges n . . . . 76-24 

Erdiges i, . . . . 17'76 

100-00 



Oberaufsicht 
Fahrlöhne 



Man kann annehmen, dass die Erden 5 Percent Queck- 
silber halten, wodurch sich der Gehalt der Stücke und der 
Körner auf 18*31 Percent stellen würde. 

Gestehungskosten. — Die Gesammtausgaben für 
den Hüttenbetrieb während des Jahres, das wir in Betracht 
ziehen, sind nachstehende gewesen : 

Francs 

13.32705 

43.56743 



Erhaltung und verschie- 
dene Arbeiten 



Maurer 3.65418 

Zimmerleute 18.892*71 

Maschinisten uud Schmiede 33.375*39 

verschiedene Handarbeiter 107.247-76 



163.17004 



Ofenbetrieb 



91.491*88 



/Werkmeister 17.987*46\ 

IMaurer . . .' 1.913-42/ 

iHandarbeit bei den Oefen 42.015'4l[ 

jOfenfüller 16.898 68[ 

lOfenausleerer 6.210-571 

Unfertigen von 313.900 Erzziegeln k 20*60 Frcs. das 1000 6.466 34/ 

Handarbeiten beim Ofen Nr. 6 20.347*37 

Zusammen 331948.77 



Bezieht man diese Ausgaben (mit Auslassung der zur 
Errichtung des Ofens Nr. 6 erforderten) auf die Tonne im 
Ofen durchgesetzten Erzes und auf 100 Kilog. erzeugten 
Quecksilbers, so erhalten wir folgende Zi£fem : 

Ausgaben auf Ausgaben 
die Tonne auf 100 KU. 
Erz Quecksilber 

Frcs. Frcs. 

Oberaufsicht 1*43 .. . 0*99 

Fuhrlöhne . 468 . . . 324 

Erhaltung und verschiedene Arbeiten 15*09 . . . 10*44 

Werkmeister 1-71 ... 1*33 

Maurer 019... 0.13 

Handarbeit bei den Oefen . . 4 51 ... 3*10 

lOfenfüIier 1*81 ... 1-26 

Ofenleerer 0*66 . . . 0'45 

Erzziegei-Fertigung .... 0*69 . . . 0*48 

Zusammen 30*77 . . . 21*44 
Betrachtungen über das Erträgniss. — Wäh- 
rend des Jahrganges vom 1. November 1863 bis 1. Novem- 



ber 1864 sind die Ausgaben jeder Art an der Grube und 
bei der Hütte folgende gewesen : 

für 12 Monate zusammen . . . Frcs. 3,106.527*60 
für die Grube Enriqueta ... n 520.205*35 

Zusammen '^ 3,626.732*95 ■ 
Diesen Ausgaben muss man noch die Verwaltungs- und 
Comptoirkosten, sowohl in New-York als in San Francisco, 
hinzufügen ; ich glaube mich von der Wahrheit nicht weit 
zu entfernen, wenn ich sie mit 250.000 Frcs. veranschlage. 
Sonach würden die baren Auslagen für das ganze Jahr be- 
tragen haben 3,876.732*95 Frcs. 

Die Tonne im Ofen durchgesetzten Erzes 

kommt sonach auf 416*67 Frcs. 

100 Kilog. Quecksilber auf 288*24 n 

Die folgende Berechnung zeigt noch die Natur der 
verschiedenen Betrieb smaterialien und sonstigen Ausgaben 
während der 8 Monate vom 1. November 1863 bis 30. Juni 
1864: 



- 248 - 



Allgemeine 
Kosten 

Bergbau 



Hatte 



Pres. 

(Verwaltung, Comptoira 166.666*00] 
Besoldungen bei der Grube und Hfltte 32.985'60> 207.686*43 
Verschiedene Ausgaben 8. 034' 83 j 

/Grubenbetrieb l'213.039*87l . _^ ^^^ ^^ 

lAuBserordentliche Arbeiten 45.792'06/ ^'^^^^^^^ ^^ 

rHandarbeit bei den Oefen 



191.744*36 



55.667061 

|VerBchiedene Handarbeit 136.077-30i 

Frachtlöhne fär Quecksilber nach Alviso und für Materialien von San Francisco 29.487'68 



Betriebs-Material 



. . 11.916*15 

. . 10.607*39 

. . 23.584-40 

. . 31.373*68 

. . 27.642-19 

. . 7.225-91 

. . 47.094-67 

. . 2.072-63| 

. . 7.37506 

. . 34.846-40 

. . 869-22 

. . 402-68 

. . 9.155-93' 

. . 28.92512 

. . 952-20 

. . 141.48 

\ leere Flaschen 15.189 120.008-54, 



[Eisen 13.880 Kilog 

Stahl 4.455 Kilog 

kleine Metallwaaren 

Kerzen zur Grubenbeleuchtung 16.252 Kil. . . 

Grubenöl 7.961 Kil. (Fett?) 

Stoppinen 28.332 Meter 

Erzs&cke^ 4.125 Stück 

Maschinenöl 1.370 Liter 

Grubenhölzer 11.639 Stück 

Brennholz 4.742 Kubikmeter 

Kalk 9.422 Kilog 

{Sand 56 Tonnen 

Steinkohlen (für die Schmiede etc.) 48.486 Kilog. 

Bauholz 

Dachschindeln 57.250 Stück 

Stützbalken 610 



416.326*72 



Verschiedenes 



52.13307 



;/ 



Bau des Ofens Nr. 5 



28.458-79 



Zusammen Frcs. 2429.535*91 

Während dieser 8 Monate hat nmn 5,230.138 Kilogramm Erz durchgesetzt, welches 731.602 Kilogramm Queck- 
silber ausgegeben hat. Wenn wir die Kosten des Ofenbaues Nr. 5 nicht berücksichtigen, so erhalten wir folgende Zahlen : 

Kosten auf die Kosten auf 100 

Tonne Erz Kilog. Quecksilber 

Frcs. Frcs. 

Allgemeine Kosten 39*70 28*38 

{Grubenbetrieb 231*91 .... . 165*80 
Ausserordentliche Arbeiten 8*18 5*84 

rHandarbeit bei den Oefen 1064 761 

iVerschiedene Handarbeit 2601 18*60 

Fuhrlöhne 563 403 

Verschiedene Betriebsmaterialien 79-41 56*90 



Bergbau 



Hütte 



Diese Gestehungskosten werden sich in Zukunft ver- 
mindern; denn sie sin'd für dieses Jahr noch belastet mit 
den Baukosten des Ofens Nr. 5 und eines Theiles des Ofens 
Nr. 6, dann der Eisenbahn von der Grube zur Hütte ; aus- 
serdem sind alle grossen Schürfarbeiten oder Versuchsbaue 
beinahe beendet, und man kann überschlagen, dass für das 
Jahr 1865 die 100 Kilogramm Quecksilber auf 200 Francs 
zu stehen kommen werden, um noch weiter abzunehmen und 
bis auf 1 50 Francs wahrscheinlich herabzugehen. 

Betriebs-Capital. — Während des Baues der 
Eisenbahn von der Hütte zur Grube und des Ofens Nr. 6 
betrug das umlaufende Capital für die verschiedenen Berg- 
bau-Arbeiten 60.000 Dollars oder 309.000 Francs monat- 
lich; man glaubt indess, dass, sobald diese fertig sind, 
40.000 Dollars oder 206.000 Francs für eine Erzeugung 
von 5000 Flaschen (gleich 143.800 Kilog.) genügen werden. 



Zusammen 401*48 287*16 

Der Zinsfuss für das von den Banquiers zu Francisco vor- 
gestreckte Geld wechselt von 1 bis 1 V2 Procent pro Monat. 

Gesellschaftliches Capital. Interessen. — 
Das nominelle Capital der Compagnie ist 10 Millionen Dol- 
lars oder 51,546.392 Francs. Aber dieses Gesellschaftsver- 
mögen, wie das aller seit dem Bürgerkriege der Vereinigten 
Staaten entstandenen Handels-Verbindungen, besteht in Pa- 
piergeld (greenbacks) dessen Curs ein sehr veränderlicher 
ist. Zur Zeit, als sich die Compagnie New-Almaden bildete, 
stand das Gold zu New-York auf 220 Francs, das heisst, 
das Papiergeld stellte nur 45*45 Proeent seines Nennwerthes 
vor. Das wirkliche Capital belauft sich in Folge dessen auf 
23,427.835 Francs. 

Nehmen wir einmal an, die Zahl 288*24 Francs stelle 
genau den zur Erzeugung von 100 Kilogramm Quecksilber 
nöthigen Kostenaufwand vor. Die Verkaufspreise auf dem 



- 249 — 



Markte San Francisco stehen auf 739*51 Free, die 100 Kilog. 
täT den Localgebrauch, und auf 654*09 Free, ffir die Aus- 
fuhr. Nun ist während des Jahres 1864 die Erzeugung Al- 
madens 42.820 Flaschen zu 28*76 Kilog. und die Ausfuhr 
36.927 Flaschen gewesen; man hat folglich in Californien 
5.893 Flaschen verbraucht oder verkauft, was den mittleren 
Verkaufspreis auf 661*90 Frcs. stellt. Rechnet man auf die- 
ser Grundlage, so wäre der Gewinn für den Jahrgang 1863 
bis 1864 gewesen 661*90 — 288*24 = 373*66 Frcs. auf 
100 Kilog. Quecksilber, das ist 5|025.543'91 Frcs. oder 
21*45 Procent vom Capitale. ' 

Qneckailber-Erze In OalifonileiL 

Ausser den Bergwerken von New^ Almaden gibt es in 
Califoroien noch mehrere andere Grubenbaue auf Quecksil- 
ber. Wir haben schon gesehen, dass die Grube Enriqueta 
zur Zeit nicht bearbeitet wurde. Dasselbe ist der Fall mit 
der Grube New-Idria, 60 Meilen südöstlich in der Grafschaft 
Tresno; ihre Erzeugung ist niemals beträchtlich gewesen 
und ihre Entfernung von jedem Centralpunkte vermindert 
noch ihre Bedeutung; ein Process ist die Ursache von der« 
dermaligen Einstellung der Arbeiten. 

Die Grube Guadalupe, 2 Meilen von Almaden, ist auf- 
gelassen. 

In der Grafschaft Santa Barbara hat man den Bau auf 
einem Zinnoberlager in Angriff genommen, welches angeb- 
lich sehr reich ist, aber noch keine Ausbeute geliefert hat. 



Endlich hat man auf mehreren anderen Punkten Cali- 
fomiens Ablagerungen von derselben Natur gefunden ; aber 
ihre Bedeutung wie Erzeugung ist bis jetzt Null gewesen. 

Erzeugung. — Es ist mir unmöglich gewesen, mir die 
Uebersicht der allgemeinen Quecksilber-Production von Ca- 
lifornien seit 1853 au verschaffen. Aber man wird einen 
Begriff von ihrer Bedeutung erlangen, wenn man die Ziffern 
der Ausfuhr betrachtet. 



Jahrgang 
1853 
1854 
1855 
1856 
1857 
1858 
1859 
1860 
1861 

1862 
1863 
1864 



Küog. 
539.560 aus New-Almaden 
601.638 » 

781.265 

682.762 « 

784.054 « 

694.323 n 

97.755 
268.848 
1,035.216 



und New-Idria 



Almaden unter Sequester, 
von New-Idria, Enriqaetau. Guadalupe 
von New-Almaden, New-Idria, Enri- 
queta und Guadalupe. 
970.563 von denselben Gruben. 
748.162 Ton New-Almaden und Enriqueta. 
1,062.020 von Almaden allein. 
8,266.166 Kilog. 

Während der 6 letzteren Jahre hat sich die Ausfuhr 
in folgender Weise vertheilt: 



Jahrgänge 


1859 


ia60 


1861 


1862 


1863 


1864 


nach: 

New- York nnd Boston 

England 

Mexiko San Blas und Mazsatlan . . «. . 
China 


KUog. 

7.190 

2.962 
30.716 
16.422 
26.747 

n 

9.347 

3.825 

547 


Küog. 

11.504 

111. "761 
78.083 
21.570 
29.910 

n 

2.'876 
3.739 
9.405 


Kilog. 

17.256 

71.900 

346.874 

396.543 

80.643 

59.217 

3.163 

1.438 

53.206 

1.639 

3.337 


Kilog. 

65.141 

43.140 

425.015 

250.931 

98.906 

50.215 

1.150 

719 

23.008 

12.194 

144 


Küog. 

2.732 

30.544 

333.328 

255.648 

97.094 

14.380 

1.150 

8.628 
3.451 
1.207 


Küog. 

42.996 

46.275 

215.212 

543.794 

123.668 

76.904 

863 

7.535 

2.876 

1.294 

604 


Peru 


Chili 


Central-America 


Janan 


Australien 


Panama . . « 

Victoria 




97.755 


268.848 


1,035.216 


970.563 


748.162 


1.062.020 



Um die Gesammterzeugung der Quecksilbergruben 
Califomiens zu erhalten, müsste man zu den Ziffern der 
Ausfuhr noch jene des Verbrauches im Lande hinzurechnen. 
Man kann den letzteren auf 120.000 Kilog. schätzen, bis 
die Gruben von Washve entdeckt wurden und 1860 in re- 
gelmässigen Betrieb kamen; von da an auf 180.0i)0 Kilog. 
jährlich. Die neuen Zinnobergruben würden also im Zeit- 
räume von 12 Jahren nahe an 10 Millionen Kilog. Queck- 
silber geliefert haben. 

Preis des Quecksilbers. — Als die Grube New- 
Almaden anfing Metali zu erzeugen, wurde dasselbe in San 
Francisco zum Preise von 450 FVcs. für 100 Kilog. in Han- 
del gebracht, um die fremde Concurrenz verschwinden zu 
machen. Nachdem dieser Zweck erreicht war, stieg der Preis 
und stand im Jahre 1855 auf 560 Frcs. Zur Zeit der 
Sequestration von Almaden ging er bis 640 Frcs. 

Man hätte glauben sollen, dass er mit einer grösseren 
Erzeugung zurückgehen werde, diess geschah jedoch nicht, 
indem gegenwärtig die Verkaufspreise auf 739'51 Frcs. für 



den inneren Verbrauch und 654*09 Frcs. für die Ausfuhr 
stehen. Insoferne nicht eine beträchtliche Steigerung des 
Quecksilber-Verbrauches eintritt, werden sich diese Preise 
noch lauge behaupten; ein vorübergehendes Fallen wird 
zuweilen vorkommen und von der Compagnie Almaden selbst 
ausgehen, indem es nur den Zweck hat, den Mitbewerb der 
anderen Quecksilbergruben des Landes zu verhindern. 

Nachstehende Uebersicht gibt in Dollars den Werth des 
in Californien bis zum Jahre 1 852 eingeführten Quecksil- 
bers, zu welchem Zeitpunkte die Einfuhren aufgehört haben; 
nämlich in den 12 Jahren von 1840 bis 1851, zusammen 
für 766.071 Dollars oder jährlich im Durchschnitte für 
63.840 Dollars. 

Allgemeine Betrachtungen über die öko* 
nomischen Verhältnisse der Quecksil bergru- 
ben in Californien. — Die Quecksilber-Bergwerke in 
Californien sind mit Ausnahme desjenigen, worüber ich hier 
Bericht erstatte, in ökonomischer Beziehung ziemlich unsichere 
Geschäfte. Ich habe bereits bemerklich gemacht, dass die 



— 250 



Ausbeutung der ZiDuoberlager, welche überall dieselbe Be- 
schaffenheit zeigen, sehr schwierig ist, eine genaue Kennt- 
niss dieser unregelmässigeu Schichten erfordert und die 
Verwendung so geschickter Arbeiter voraussetzt, wie es die 
Mexikaner und Chilenen sind. Es ist nachgewiesen, dass 
manchmal sehr reiche Ablagerungen, die an verschiedenen 
Orten Califomiens gefunden worden sind, sehr bald erschöpft 
waren und dass es nicht gelang, deren Fortsetzung wieder 
aufzufinden aus Mangel an Erfahrung in Nachforschungen 
dieser Art. Wenn aber auch nicht solche widrige Zufälle 
die Ausbeutung erschwert hätten, so würden diese Unter- 
nehmangen nichts desto weniger gescheitert sein. Derglei- 
chen Geschäfte erfordern mächtige Capitale und viel Geduld. 
New-Almaden mit seiner Ungeheuern Erzeugung kann, wenn 
alle grossen Vorarbeiten vollendet sein werden, nebst der 
Grube Enriqueta, welche demnächst in Betrieb kommen wird, 
den Verkaufspreis des Quecksilbers der Art herabsetzen, 
dass für lange Zeit keine andere Compagnie neben ihr wird 
aufkommen können. Im Jahre 1865 wird die Erzeugung 
auf 5000 Flaschen monatlich gebracht sein, gleich 1 43*800 
Kilog., was über 1,700.000 Kilog. für das Jahr ausmacht; 
in zwei Jahren wird dieselbe leicht 3 Millionen Kilogramm 
erreichen können. Mit einer solchen Production ist jede Oon- 
currenz unmöglich, es wäre denn, dass die Gold- und Silber- 
bergwerke in Mexiko einen unermesslichen Aufschwung 
nähmen; wäre aber auch letzterer ebenso gross, wie der von 
Californien, so lässt sich bestimmt sagen, dass jener Zeit- 
punkt noch ziemlich ferne liegt. 

Die oben gegebenen Ziffern weisen die grosse Bedeu- 
tung der californischen Quecksilbergruben nach, welche der- 
malen schon so viel erzeugen, als alle Grubenbetriebe der 
alten Welt zusammengenommen. Ihre Erzeugung hat keine 
andere Grenze, als die Consumtion selbst, und wenn einmal 
hier die Handarbeit vermindert ist, wird dieses Metall auf 
den Märkten Europa*s jenes verdrängen könnep, das aus den 
uralten Gruben von Almaden, von Idria etc. gewonnen wird. 
Ueber.das Quecksilber In Amerioa. 

Es dürfte von Interesse sein, hier noch einige Nach- 
richten über die Quecksilbergruben beider America's mit- 
zutheilen. Ich entnehme diese Notizen dem Werke des Pro- 
fessors Whitney, das den Titel führt: metallic wealth ofthe 
United siates. 

Peru. — Die Gruben von Peru sind bis zum Jahre 
1853) dem Zeitpunkte der Herausgabe jenes Werkes, die 
Hauptquelle des Quecksilbers für das americanische Festland 
gewesen. Die Zinnoberlager sind hier zahlreich; aber die 
wichtigsten befinden sich in der Provinz Huanca velica. Die 
berühmteste Grube ist jene von Santa Barbara, welche die 
Einwohner die grosse Grube nennen. Sie wird seit 1856 
bearbeitet; ihre Erzeugung ist sehr herabgegangen und über- 
schreitet nicht 50.000 Kilog. im Jahre. 

Nach Humboldt hat diese Grube von 1570 an bis 1789 
die Masse von 1,040.452 Centnern Metall hervorgebracht. 
Zum Preise von 375'95 Frcs. den Centner berechnet, zu 
welchem Preise es vou der Regierung, welche das Monopol 
dieses Handels besass, verkauft wurde, würde jene Quan- 
tität einen Werth von 391,164.423 Frcs. vorstellen. Die 
mittlere jährliche Erzeugung war ungefähr 6000 Centner; 
in den besseren Jahren kam sie bis auf 10.500. Vom Jahre 
1790 bis 1845 ist sie beiläufig 66.000 Centner gewesen. 

Es werden in Peru noch einige andere Gruben abge- 
baut, allein sie sind weniger bedeutend, als die von Huanca 



velica. Die sämmtliche Erzeugung dieser Grube beläuft sich 
auf ungefähr 203.000 Pfund im Jahre, das heisst auf die 
Hälfte der von Santa Barbara. 

Auch in mehreren anderen Gegenden Südamerica*s ist 
Quecksilber angetroffen worden, aber an keinem Punkte 
haben diese Ablagerungen eine Bedeutung gezeigt. Hum- 
boldt erwähnt das Dasein von Zinnober in New-Granada. 

Mexiko. — Mexiko enthält mehrere Zinnoberlager, 
welche nicht abgebaut werden. Humboldt und Saint-Clair 
Duport führen folgende Punkte als die wichtigsten an: 
Gigante, bei Guanajuato; Rincon de Centeno, bei Queretaro; 
Durasno in der Pierra de Pinos und andere Punkte in der 
Provinz San Luis de Potosi; Melilla in der von Zacatecas 
und El-Doctor in jener von Queretaro. Die seltenen in 
Betrieb stehenden Qruben liefern nur wenig Metall, dessen 
Menge sich nicht näher angeben lässt. 

Vereinigte Staaten. — In dem Theile der Ver- 
einigten Staaten, welcher am linken Ufer des Mississippi 
liegt, kennt man keine Ablagerungen von Zinnober. Dagegen 
soll man deren in Neu-Mexiko entdeckt haben, beläufig 40 
Meilen nördlich von Santa F^; aber bei weitem die vornehm- 
sten sind die von Californien. 



Die Eisensteine der k. k. Montanherrschaft 
Zbirow. ' 

Von Carl Balling, Assistent an der k. k. Bergakademie 
zu PHbram. 

Seit meiner Aufnahme in Staatsdienste (Novemb. 185S) 
wobei ich den Eisenhütten der Staatsdomäne Zbirow als 
Candidat zur Verwendung zugewiesen wurde, hatte ich mir 
vorgenommen, die sämmtlichen, dort in den Hohöfen zu 
Kaiser Franzensthal, Hollaubkau und Straschitz zur Ver- 
schmelzung gelangenden Erze einer vollständigen chemischen 
Analyse zu unterziehen, weil einestheils mit Ausnahme eini- 
ger weniger von früherer Zeit vorhandener Analysen die 
chemische Zusammensetzung der übrigen Eisenerze nicht 
bekannt war, anderentheils die gewöhnlichen Eisenproben 
oder eine qualitative Analyse eines Erzes als Anhaltspunkte 
für den Betrieb unzulänglich sind und ich überzeugt bin, 
dass nur eine quantitative Analyse, welche über sämmt- 
liche Mengen , auch jene der entfernteren Bestandtheile 
eines Erzes Aufschluss gibt, allein den richtigen Leitfaden 
zur Beurtheiiung und Behandlung desselben bietet. Die 
Ausführung dieses Vorsatzes erforderte leider mehr Zeit als 
ich gewünscht, und obwohl ich schon Anfang des Jahres 
1859 diese Arbeit begonnen und stetig fortgearbeitet habe, 
so wurde ich doch während der Fortsetzung derselben viel- 
fältig verhindert und aufgehalten, und war erst in jüngster 
Zeit im Stande, die mir gestellte Aufgabe zu Ende zu führen. 

Indem ich die Resultate dieser Analysen folgen lasse, 
ist es nicht Zweck dieser Mittheilung, auch eine geologische 
Skizze des Zbirower Eiseusteinvorkommens zu geben; es 
ist diess schon durch Herrn Bergrath Lipoid in seiner Ab- 
handlung ,,Ueber die Eisensteinlager der siluri- 
schen Grauwackenformation in Böhmen» im Jahr- 
buche der geologischen Reichsanstalt, Band XHI geschehen; 
allein in so weit die geologischen und Betriebsverhältnisse 
der einzelnen Eisensteingruben zur besseren Deutlichkeit 
auszuführen nöthig und bei Beschreibung der einzelnen Zei- 
chen zu wissen wünachenswerth sind, habe ich dieselben 
mit aufgenommen, und für diesen Theil meiner Arbeit theila 



— 251 



die oben citirie Abhandlung benutzt, theils wurde ich hier- 
über durch die brieflieben Mittheilungen des k. k. Berg- 
meisters, Herrn Friedrich Czerny in Wossek, in Kennt- 
niss gesetzt, wofür ich demselben hier meinen schuldigen 
Dank ausspreche. 

Die Analysen sind mit nur wenig Ausnahmen, was je- 
doch immer ausdrücklich bemerkt wird, sonst sftmmtlich an 
genommenen Durchschuittsproben ausgeführt worden, und 
habe ich diese Proben während der Zeit meiner Verwendung 
aU Praktikant grösstentheils selbst genommen, zum Theil 
aber verdanke ich dieselben den betreffenden Hütteoverwal- 
tungen durch die gefällige Vermittlung der hier absoIVirten 
Bergeleven Herren Carl v. Brunnberg und Franz 
Schmolik und zum geringsten Theil habe ich dieselben 
jenen Durehschnittsprobenpaqueteu entnommen , welche 
Eigenthum der Pi*ibramer k. k. Bergakademie sind, durch- 
gehends aus jüngerer Zeit herrühren und den Hüttencurs- 
eleven zu einzelnen Bestimmungen dienen. 

Wenn auch die Zusammeitsetzung der Eisensteine sich 
zeitweilig ändert, so ist doch diese Aenderung nie so be- 
deutend, dass das durch eine Analyse einmal erhaltene 
Bild derselben wesentliuh gestört würde und es behalten 
die so erhaltenen Resultate lange Zeit hindurch ihre Gil- 
tigkeit. 

Die Eisensteine der k. k. Montanherrschaft Zbirow sind 
in den untersilurischeu Schichten der Grauwackenformation 
eingelagert, und zwar innerhalb der Kruschuahora-, Komo- 
rauer und Rokitzaner Schichten, von welchen mit nur sehr 
weui^ Ausnahmen die Komorauer Schichten die eigentlichen 
erzführenden sind, während die Rruschnahora-Schichten das 
Liegende und die Rokitzaner Schichten das Hangende der- 
selben bilden. Auf der Zbirower Herrschaft besitzt das Aerar 
29 Eisensteinzechen, von welchen gegenwärtig aber nur 21 
in Betrieb und S in Fristuug sind, mit einer Gesammtfläche 
von über 300 Grubenmassen. 

Nach der Lage der drei Hohöfen, welche sich auf der 
Herrschaft befinden, sind auch die Bergbaue in drei Gruben- 
reviere abgetheilt und das Grubenrevier Wossek der Hütte 
in Hollaubkau, das Grubenrevier Kru seh na bor a dem Hoh- 
öfen in Kaiser Franzensthal und das Grubenrevier St. 
Benigna der Hütte in Straschitz zugehörig. Dieser 
Eintheilung folgend, will ich nun die einzelnen Gruben und 
die Analysen ihrer Erze anführen. 

L Das Wosseker Grubenrevier. 

Das Revier umfasst folgende Bergbaue: A) Auf Roth- 
eisenstein: 1. Die Leopoldizeche bei Wossek, 2. die 
Zeche in Ausky, 3. die Christianizeche bei Rokitzan und 4. 
die Zeche bei Syra. B) Auf Brauneisenstein: Die 
Antonizecbe bei Sweikowitz, die Zeche bei Hurek und die 
Friedrichzeche am Berge Rac, In der letzteren findet sich 
ausserdem auch Sphärosiderit. 

1. Die für jetzt bedeutendste Zeche dieses Reviers ist 
die Leopoldizeche bei Wossek. 

Die Eisensteinablagerung besteht aus 2 Flügeln, einem 
nördlichen, auf welchem Graf Sternberg belehnt ist und 
einem südlichen, auf welchem das Aerar seine Massen ge- 
streckt hat. Die Theilung des einst zusammenhängenden 
Lagers ist eine Folge der durch den Porphyr erzeugten He- 
bungen, und es ist hiedurch der südliche Flügel derart zer- 
rissen worden, dass er in mehrere Stücke getheilt ist, wel- 
che man früher für selbstständige Erzstöcke ansah. Zum 



Liegenden hat das Lager unmittelbar den Porphyr, zum 
Hangenden schwarze Schiefer nnd Quarzit. Gegenwärtig 
steht der sogenannte achte Erzstock, d. i. der westlichste 
Theil des südlichen Lagerflügels im Abbau. Derselbe ist auf 
eine Länge von 35 und auf eine flache Teufe von 42 Klaf- 
tern ausgerichtet und führt ^linsenförmigen Rotheisenstein 
in einer Mächtigkeit von 2 — 3 Klaftern. Das Lager setzt 
nicht weiter in die Teufe und es ist gegenwärtig noch frag- 
lich, ob es gelingen wird, im Streichen noch einen Lager- 
theil aufzudecken. Hie und da finden sich Einlagerungen 
eines blauen Chamoisit's, welcher jedoch ausgehalten wird. 
Früher, vorzüglich auf dem sechsten Erzstock wurde Zin- 
nober in l — 2 Linien starken Schnürchen im Eisenstein ge- 
funden, was jedoch jetzt nicht mehr der Fall ist. 
Der Eisenstein enthält: 

E'senoxyd 38*7 

Eisenpxydul 1 j '4 

Thonerde 7 2 

Kalkerde 0*6 

Mangaiioxydul .... 0*2 

Kieselerie 23'9 

Schwefelsäure . ^ . ^ 9 
Pitosphoreäure .... Spur 
Kohlensäure ..... 7*6 
Hydratwasser .... 9*5 
Quecksilber «... sehr deutliche Spuren 
Zusammen 100*0 

2. Die Ablagerung des Eisensteines der Auskyzecbe 
ist durch die Porphyrerruptionen ebenfalls gestört und ist 
theils auf dem Porphyr muldenförmig aufgelagert, theils 
sattelförmig gehoben, theils ist dieselbe in grosse Linsen 
bildende Erzstöcke zerrissen. Mittelst eines 700 Klafter lan- 
gen Stollens sind 6 Erzstöcke von 15 — 30 Klaftern Länge 
und 5 — 15 Klaftern Breite unterfahren worden, und wurden 
daselbst verschiedene Rotheisensteine gewonnen: 1. Dichter 
Rotheisenstein, 2. sogenanntes Stahlerz (dort von den Berg- 
leuten Ocelka geiunnt), ein feines, dichtes und inniges Ge- 
menge von Quarz und Eisenstein und 3. linsenförmiger Roth- 
eisenstein, in welchem man Abdrücke von Orthisarten findet. 
Mitunter (besonders häufig in den Eroberungen der Jahre 
1S58 und 1859) enthält das Ausker Erz bis wallnussgrosse 
Stücke reinen Quarzes, welche bei der Schlegelung auf dem 
Erzplatz ausgehalten werden. Das Lager hat Porphyr, stel- 
lenweise Quarz- und Kieselschieferconglomerate mit Roth- 
eisenerz als Bindemittel zum Liegenden und verschieden 
gefärbte Schiefer zum Hangenden. Die Zeche ist ziemlich 
abgebaut und es werden jetzt nur noch die ärmeren, früher 
nicht beachteten quarzigen und thonigen Erze, weil die Zeche 
sehr nahe bei der Hütte liegt, gewonnen. 

Die Durchschnittsprobe der Erzlieferung vom Jahre 
1858| also aus einer Zeit, als noch reichere Erzmittel zu 
Gebote standen, zeigte folgende Bestandtheile des Erzes: 

Eisenoxyd 61*4 

Eisenoxydul 5*6 

Thonerde 2*0 

Kalkerde Spur 

Kieselerde ...... 24*7 

Schwefelsäure 0*4 

Phosphorsäure 0*3 

Hydratwasser 4*6 

Zusammen 98*9 



— 252 — 



Dagegen aeigte die Dorchschnittsprobe der Erzlieferung 
vom Jabre 1866 folgende ZusammenBetsung : 

Eisenoxyd • 46*754 

Eiaenoxydal 1*918 

Thonerde 7*915 

Kalkerde Spur 

Bittererde 0*378 

KieBelerde 40300 

Schwefelsäure .... 0*213 
Phosphorsäure .... 0512 
Hydratwasser . . . . 1*750 
Quecksilber deutliche Spuren 

Zusammen 99 740 
(Fortsetzung folgt.) 



A-dministratives. 

Ernennungen : 
Vom Finanzministerium: 
Der Bergwesens-Ezpectant Hermann Sochatzy proviso- 
risch zum Mechaniker (Eisen werks-Ingenieur) in Jenbach Z. 18708, 
ddo. 16. JuU 1867). 

Der Minister und Leiter des Ministeriums für Handel und 
Volkswirthschaft hat den Oberbergcommissär Franz Weinek 
zum Berghauptmann in Cilli und den Oberbergcommissär Ma- 
thias Lumbe zum Berghauptmann in Krakau ernannt. 



ANKÜNDIGUNGEN. 



(89—90) Eine 

Bergverwaltera-Stelle 

bei einem Steinkohlenwerke in Böhmen ist zu besetzen. Näheres 

gegen mündliche oder frankirte briefliche Anfragen bei: Director 

Adolf Grimm in Bfas in Böhmen zu erfragen. 

(73-74) Concura-Kundmachuog. 

FOr die Reactivirung und Betriebsleitung des aus 40 QrU- 
benmassen und 6 Ueberscharen bestehenden, eine halbe Stun^ 
westlich von der Südbahnstation Trifail gelegenen Kohlenberg-, 
baues der neu gebildeten Trifail-Gewerkschaft wird ein Bergver- 
walter gesucht. 

Als Entlohnung wird ein Jahresgehalt von 1200 Gulden, 
ferner Quartier nebst Hausgarten und eine entsprechende Tan-, 
ti^me am jährUchen Reingewinne geboten. 

Bewerber um diese Stelle woUen ihre Gesuche unter Nach- 
weisung ihrer theoretischen Studien im Montanfache und ihrer 
bisherigen Dienstleistung im Kohlenbergbaue an den Mitgewer- 
ken Daniel Dettela in Laib ach innerhalb 6 Wochen, vom 
Tage der Insertion gerechnet, portofrei einsenden. 

Laibach, 14. Juli 1867. 



Ein an der k. k. Bergakademie zu Pi^ibram schon voriges 
Jahr als ordentlicher Hörer absolvirter Montanistiker wünscht 
als Praktikant beim Berg- oder Hüttenwesen ein Unterkommen. 
Geneigte Anträge erbittet er unter „Glück auf' Oberzeil Nr. 34, 
Brunn. (91) 



Durch die 

G-.J.Manz'soheBaohhandlimginWleni 

Kohlmarkt 7, 

gegenüber der Wallnerstrasse ist zu beziehen: 

Lehrbuch der Aufbereitungakunde 

in ihrer neuesten Entwickelung und Ausbildung systematisch 

dargestellt 

▼on P. Ritter V. Rlttln^er. 

Mit einem Atlas von 34 Tafeln in Folio. 
Berlin, 1867. Preis 17 fl. 34 kr. ö. W. 



Taschenbuch der Aufbereitungakunde 

von 
P. Ritter ▼. Rlttlnser. 

Mit Holzschnitten. 
Berlin, 1867. Preis 1 fl. 34 kr. ö. W. 



4—4 



(92-94) pur Aufbereitungaanatalten 

stehen: 3 complet eiserne Rostherde mit Lüutertrommel 
2 „ „ rotirende Herde mit „ 

4—6 „ „ Setzmaschinen 

auf dem St. Johannes- Kupfer werk bei Böhmisch-Werners- 
dorf zum Verkauf. 

Sämmtliche Apparate sind von Sieveri & Comp, in Kalk bei 
Deutz gefertigt und fast neu. 

GefKllige Anfragen beliebe man an den Besitzer Theodor 
Kleinwüchter in Liebau (Preussisch Schlesien) gefälligst franco 
zu richten. 



95) 



Rnpfererze 



und kaprerhalti^e Gekriktze aller Art kauft nach Gehalt das 
St, Johannes-Kupferwerk bei Böhmisch- Wernersdorf. 

Offerte beliebe man an den Besitzer Theodor Kleinwächter 
in Liebau (Preussisch-Schlesien) gefälligst franco zu richten. 



(76—87) 



^ 



M'aieni'MfraMzünder 

filr 

Felsenapreogongen erzeugt und empfiehlt bestens 
AL Wilh. Stelliig 

in Schönlinde in Nordböhmen. 



Die Seiler-Waaren-Fabrik 

des Carl IHanill in Pest 

erzeugt alle für den Bergbau nöthigen Seiler-Arbeiten von 
vorzüglicher Qualität zu den billigsten Preisen. 
Fabrik: Pest, Stadtwäldchen, Arenaweg Nr. 120, 121. 
Niederlage: Pest, Josefsplatz, Badgasse Nr. 8. (52—61) 



Diese Zeitschrift erscheint wöchentlich einen Bogen stark mit den nöthigen Rrtistiscben Beigaben. Der Pränunerationspreis 
ist jährlich loeo Wien 8 fl. ö. W. oder 5 Thlr. 10 Ngr. Kit franoo Postversendung 8 fl. 80 kr. ö. W. Die Jahresabonnenten 
erhalten einen officiellen Bericht über die Erfahrungen im berg- und hüttenmännisohen Maschinen-, Bau- und Aufbereitangswesen 
fammt Atlas als Gratisbeilage. Inserate finden gegen 8 kr. ö. W. oder IV) Ngr. die gespaltene Nonpareillezeile Au&iahme. 

Zuschriften jeder Art können nur franoo angenommen werden. ___^ 



Drnck von Carl Fromme in Wien. 



FUr den Verlag yerantwortllch : Carl Reger. 



N= 32. Oesterreichische Zeitschrift ^^^^ 

IT. Jahrgang. 12. Aigwt 



für 



Berg- und Hüttenwesen. 



Verantwortlicher Redacteur: Dr. Otto Freiherr von Hingenan, 

k. k. Mlnlfterialrath Im Ftnuisinlniitarinm. 

Verlag der O. J. Manz'schen Baohhandlung (Eohlmarkt 7) in Wien. 



Inhalt: Die Eisensteine der k. k. Montanherrschaft in Zbirow. — Graben-Compass mit drehbarem Standenring. 
Administratiyes. — Ankfindignngen. 



Notiz. ^ 



Zar gefälligen Notlznahme. 

Um in der Zusendung unserer Zeitsöhrifb an Jene 
der resp. Herren Abonnenten, deren Pr&iiiimeratioii mit 
Ende Juni erloschen ist, keine Unterbrechung eintreten 
lassen zu mttssen , erlauben wir uns dieselben höflichst 
um gei&lllge besohleonigte , ftranklrte Elnsendiinsr 
des Betrages für das 2. Bemester mit 4 fl. 40 kr. 
SU ersuchen. 

Die Eisensteine der k. k. Montanherrschaft 
Zbirow. 

Von Carl Balling, Assistent an der k. k. Bergakademie 
zu PHbram. 
(Fortsetzung.) 

3. Die Ablagerung der ChriBtianizeche beiBokitzan 
ist aufgeBcblossen durch einen aus dem Liegenden von Nord 
nach Süd betriebenen Stollen von über 80 Klafter Lftnge, 
mit welchem vorerst grünliche und braunrothe Schiefer als 
Liegendes des Erzlagers durchortet wurden. Das Lager ist 
durch zufallende streichende Klüfte mehrmals gehoben, so 
dass dasselbe mit dem Stollen viermal hintereinander in 
Abstanden von 12 — 15 Klaftern verquert worden ist. Das 
Erzlager läset dreierlei Erze unterscheiden: 1. Eine Hangend- 
bank von einer halben Klafter Mächtigkeit mit graublauen, 
scbieferigen, kieshaltigen Erzen; 2. eine Mittelbank von einer 
halben bis einer Klafter Mächtigkeit, ein Gemenge von grauem 
Erz und Botheisenstein und 3> eine Liegendbank von einer 
halben Klafter Mächtigkeit mit hübschen linsenförmigen Roth- 
eisensteinen. Unter dem Hanptlager befinden sich noch 3 
Liegendlager von 6^^, 8^ und i** Mächtigkeit, welche lin- 
senförmigen Botheisenstein führen. Die Erze werden wegen 
Schwefelkiesgehalt bei dfer Hütte nur in geringen Procenten 
gesetzt; gegenwärtig steht diese Zeche ausser Betrieb. 

Die beiden ersten Analysen rühren vom Jahre 1859 
her, in welchem Jahre diese Erze der Hütte zugeführt wur- 
den, aber bald nicht mehr gesetzt wurden. 

Das blaue Erz der Hangendbank enthält : 

Eisenozjd 1*3 

Eisenozydul 18'1 

Eisenkies 1*2 

Thonerde 7 2 



Das 

enthielt: 



Kalkerde 
Bittererde 
Kieseler <le 
. Kohlensäure . 
Schwefelsäure 
Phosphorsäure 
Hydratwasser 

gemengte blaue 
Eiseuozyd 



9-2 
21 
. 33-4 
. 14t 
• 1-3 
0-8 
. 9-5 
Zusammen 98'2 
und rothe Erz der 



Mittelbank 



116 

Eisenozydul 35*2 

Eisenkies 0*8 

Thonerde 7*4 

Kalkerde 0'6 

Bittererde Spur 

Kieselerde ...... 22*2 

Schwefelsäure 2'4 

Phosphorsäure 0*7 

Kohlensäure 3*5 

Hydratwasser 14*7 

Zusammen 99*1 
Mit der Zufuhr dieser Erze von der Grube zur Hütte 

und ihrer Verwendung wurde bald aufgehört, da trotz der 

Abrüstung das erzeugte Eisen doch zu schwefelreich wurde ; 

das rothe Erz der Liegendbank aber, dessen Analyse nun 

folgt, wird noch immer, jedoch in geringer Menge zugattlrt. 

Es enthält: 

Eisenoxyd 36*447 

Eisenoxydul 8*314 

Thonerde 16*290 

Kalkerde 0-756 

Schwefelsäure .... 0*600 
Phosphorsäure .... 0*543« 

Kieselerde 34*200 

Hydratwasser .... 2*923 

Arsenik ) c, 

Blei } ^P^^"° 

Zusammen 100*073 
Diese Analyse ist im Jahre 1866 vorgenommen worden, 

und Hess sich ein Schwefelkiiesgehalt in dem rothen Erz nicht 

nachweisen. 



— 254 



4. Die Eiaenfiteinseche bei Sjra (gefriatet) lie- 
ferte mulmigen RotheiBeoBtein, welcher enthielt: 

(Analyse vom Jahre 1 859) 
Eisenoxyd . . 38'5 
Eisenoxydul . 11*8 
Thonerde . .11-9 
Kalkerde . . 2'8 
Bittererde . . 1*7 
Kieselerde . 25*6 
Schwefelsäure 0'3 
Phosphorsäure nicht nachweisbar 
Hydratwasser 6*6 

Zusammen 99*1 

5. Die An toni zeche bei Sweikowitz baut auf Braun- 
eisenstein, welcher in Flasern und Putzen von 1 — 2 Pubs 
Mächtigkeit in einer aufgelösten Grauwacke ohne alle Re- 
gelmäasigkeit im Streichen und Verflachen vorkommt; die 
Zeche dürfte in nächster Zeit vollständig abgebaut sein. 
Das Erz enthält: 

Eisenozyd 19111 

Eisenozydul 15*136' 

Thonerde 15*463 

Kalkerde 0-320 

Bittererde 1*591 

Schwefelsäure .... Spur 

Phosphorsäure .... 0*126 

Kieselerde 41*440 

Hydratwasser .... 6*830 

Blei Spur 

Zusammen 100*027 

6. Die Brauneisensteinzeche bei Hnrek zeigt 
die nämlichen Lagerungsverhältnisse, wie die Antonizeche, 
nur sind die Erze hier von grösserer Mächtigkeit. 

Das Erz ist folgends zusammengesetzt : 

Eisenoxyd 14*422 

Eisenoxydul 14*934 

Thonerde 12 985 

Kalkerde Spur 

Bittererde 2238 

Schwefelsäure .... Spur 
Phosphorsäure .... 0*447 

Kieselerde . . . : . 46 600 
Hydratwasser .... 7*499 

Blei Spur 

Zusammen 99*125 
Der Blei geh alt der Holiaubkauer Eisensteine zeigt 
sich nach Beendigung jeder Campagne in den Ofensauen, 
in welchen man stets mehrere Pfunde davon findet. Nach 
dem Ausblasen im Jahre 1865 waren in der Ofensau über 
25 Pfund Blei enthalten, welches damals von dem Hütten- 
eleven V. Brunnberg auf Silber probirt wurde und über 
2 Loth dieses Metalles pr. Centner Blei enthielt. 

7. Die Eisenstein ablagerung der Friedrichzec'he 
am Berge Rac bildet ein regelmässiges, 2-^4 Klafter mäch- 
tiges Lager, welches bia zur 20. Klafter der flachen Teufe 
aua Brauneiaenatein beateht und hier in einen dichten ach War- 
zen Sphäroaiderit übergeht, welcher letztere bereita auf 
eine Teufe von 25 — 30 Klaftern aufgeachloaaen iat und mit 
der Teufe an Mächtigkeit zunimmt. Der Bau bewegt aich 
gegenwärtig bloaa auf dem oberen Brauneisenstein. Das 
Lager hat zum Liegenden eine sandige Grauwacke, und 



schwarze Schiefer und Quarzit zum Hangenden; es iat auf 
230 Klafter im Streichen aufgeschlossen und schliesaen 
aich im Westen die Plases Josefizeche, östlich die Fürsten- 
berg*sche Philipp-Jacobizeche an, welche beide auf demsel- 
ben Lager bauen. Ausserdem sind östlich von den Fürsten- 
berg'schen Gruben noch die ärarischen Mathias-, Barbara- 
und Raimundizeche auf diesem Lager gestreckt, welche 3 
jedoch im Augenblicke gefristet werden. Hienach hätte das 
Lager, wenn sich die Lagerfortaetzung in den letzten Zechen 
constatiren läast, die bedeutende Länge von gegen 1400 
Klaftern. 

Die Analyae des Brauneisensteines, ausgeführt im Jahre 
1865, zeigte folgende Zusammensetzung desselben: 
Eisenoxyd , . . . 41 148 



Eisenoxydul . 


1-172 


Thonerde , . . 


. . 18-700 


Kalkerde . . . 


. . 1-288 


Kieselerde . . 


. . 34-700 


Schwefelsäure 


. . 0-515 


Hydratwasser 


. 1*950 


Mangan . . . . 


Spur 



Zusammen 99*473 
Der Sphärosiderit , welcher gegenwärtig nicht ver- 
schmolzen, also auch nicht abgebaut wird, wurde jedoch im 
Jahre 1859 geröstet zu mehreren Procenten der Möllerung 
gesetzt und ergab eine im Jahre 1 860 vorgenommene Ana- 
lyse einer Durchscbnittsprobe folgende Zusammensetzung 
desselben : 

Eisenoxyd 7*1 

Eisenoxydul 36*8 

Thonerde 14*5 

Kalkerde 30 

Kieselerde 11*8 

Schwefelsäure .... Spur 
Kohlensäure .... 32*2 
Hydratwasser .... 2*6 
Mauganoxydul .... 0*7 

Zusammen 99*7 
8. Ausser diesen Erzen bestehender Eisensteinzechen 
wurden in den Jahren 1858 (December) und 1859 (Jänner) 
zwei SchurFbaue, der eine in der W*aldstrecke Kobsy, der 
zweite in der Waldstrecke WltlHduh eröffnet und belegt, 
und die Analysen an aus diesen Schürfen gewonnenen Hand- 
stücken vorgenommen ; seit dem Herbste 1859 jedoch wur- 
den diese beiden Schurfbaue aus mir unbekannten Gründen 
eingestellt. Die Erze zeigten folgende Zusammensetzung: 
Dichter erdiger Rotheisenstein vom Scharf in WitiHduh : 
Eisenoxyd 41*7 



Eisenoxydul .... 


10-5 


Thonerde .... 


. 100 


Kalkerde 


1-4 


Kieselerde .... 


141 


Schwefelsture . . . . 


0-8 


Kohlensäure . . . 


7-8 


Hydratwasser . . . 


. 13-6 



Zusammen 99*9 
Der dichte erdige Rotheisenstein vom Schürf in Kobsy 
enthielt : 

Eisenoxyd 27*2 

Eisenoxydul • • . . . 9*0 
Thonerde 10*2 



— 255 



Kalkerde 5*4 

Bittererde 20 

Kieselerde 27*6 

Kohlens&ure 5*7 

Hydratwasser , ^ . . . 10*9 

Zusammen 98*0 
Auf Pbosphorsfture wurde damals in diesen beiden 
Erseu zwar geprüft, konnte jedoch nicht die geringste Spur 
nachgewiesen werden. 

n. Das Gmbenrerier Kmsoluiahora. 
Die zu diesem Revier gehörigen Eisensteingruben sind: 

A) Auf Botheisenstein: Die Eisensteingrube zu Krusch- 
nahora, die Zeche in Hfebeny, die Ottozeche, Michaeli-, 
Prokopi- und Bichardizeche bei Hi'edl, die Aloisiazeche 
ebenfalls bei Hl^edl und die Lillzeche im Bukover Walde. 

B) Auf Brauneisenstein: Die Gustavzeche bei Iditz. 
C)AufSchwarzerze: Die Josefi- (Lill-) zeche und Andreas- 
grube (letztere bereits aufgelassen). 

9. Der bedeutendste Eisensteinbau auf der ganzen 
Domäne ist der Bau auf Kruschnahora. Derselbe besitzt, 
nach der Menge alter Bingen, Halden und Spuren bestan- 
dener Wolfsöfen zu schliessen, ein sehr hohes Alter. Auf 
dieser Ablagerung sind nur das Aerar und Fürst Fürsten- 
berg belehnt; dem ersteren gehört das westliche, dem letz- 
teren das östliche Grubenfeld. Ursprünglich wurde das Lager, 
da es an vielen Stellen zu Tage austritt, durch Abraum,-Ar- 
beit aufgedeckt; in neuerer Zeit wurde dasselbe durch einen 
aus dem Liegenden von Nord nach Süd getriebenen Stollen, 
welcher den Hauptschacht in der 38. Klafter unterteuft, in 
der Teufe aufgeschlossen und mit demselben in der 300. 
Klafter das Lager erreicht. Den Tiefbau vermitteln ausser- 
dem ein Wetter-, ein Förder- und ein Fahrschacht. Die 
Kruschnahorer Eisensteinablagerung tritt in den Komorauer 
Schichten auf und sind 3 Erzlager aufgeschlossen worden ; 
das Liegendlager mit einer Mächtigkeit von 5 — 6, stellen- 
weise von 8 — 10 Klaftern; ein Mittellager in der Mächtig- 
keit von einer Klafter und ein Hangendlager bloss eine halbe 
Klafter mächtig. Die Eisensteine sind linsenförmig, körnig 
und fähren stellenweise etwas Eisenglanz, von welchem sie 
dann eine röthlich-stahlgraue Farbe annehmen. Im Hangen- 
den finden sich graue, sandige und oolithische Sphäroside- 
rite vor. Das Erzlager ist durch sieben nördlich streichende 
mit Letten und Trümmern der Nebengesteine ausgefüllte 
Klüfte ebenso oft verworfen und beträgt die Verwerfung an 
einigen Stellen 50' — 60 Klafter. Auf anderen, das Lager 
durchsetzenden, aber dieselben gar nicht oder nur unbedeu- 
tend verwerfenden Klüften findet sich Schwefelkies, Schwe- 
felspath und Braunspath. Dem Streichen nach ist das Vor- 
handensein der Erzlagerstätte durch Tagröschen auf etwa 
1200 Klafter Weite sichergestellt. 

Die Erze dieser und der folgenden Grube werden auch 
den Hohöfen zu Hollaubkau und Straschitz zugeführt und 
dort verschmolzen. 

Die Erze zeigten folgende Zusammensetzung < 

Linsenförmig kömiger Botheisenstein vom Hüttenplatze 
zu Kaiser Fraozensthal, analysirt im Jahre 1867: 
Eisenoxyd .... 50*319 
Eisenoxydul .... 9*730 

Thonerde 13070 

Kalkerde 0*650 



Bittererde . . . 


. 0*306 


Kieselerde . . 


. . 2M00 


Phosphorsäure 


. 1*343 


Hydratwasser 


3-271 


Mangan . . . 


. . Spur 


Zusammen: 99'789 



Derselbe Eisenstein von der Anlieferung in den Winter- 
monaten des Jahres 1858 und 1859 zur HolI<aabkauer 
Hütte, untersuchtem Jahre 1859, enthielt: 



Eisen oxyd 

Eisenoxydul 

Thonerde 

Kalkerde . 

Eaeselerde 

Schwefelsäure 

Phosphorsäure 

Hydratwasser 

Man^anoxydul 



Zusammen 



66-7 

2-3 

1-4 

20-4 

0-6 

Spur 
7-7 
0-4 

99-5 



Der linsenförmige gelbbraune Eisenstein von derselben 
Zeche enthält: 



Eisenoxyd 
Eisenoxydul 
Thonerde . 
Kalkerde . 
Bittererde 
Kieselerde 
Phosphorsäure 
Hydratwasser 



43-554 
8-496 

18-204 
0-420 
0-792 

19-350 
0-895 
7-944 
Zusammen 99-655 



10. Der Eisensteinbau auf Hfehenj ist ebenfalls ein 
schon alter anfänglich mittelst Abraum betriebener Bergbau, 
welcher später durch 2 Schächte und einen Stollen in der 
Teufe aufgeschlossen wurde. Die Erzablagerung ist dem 
Streichen nach auf über 300 Klafter aufigeschlossen und be- 
findet sich in den Schiefern und Mandelsteinen der Komo- 
rauer Schichten. Der linsenförmige Botheisenstein ist an 
den Ausbissen zum Tbeile zersetzt und in Brauneisenstein 
verwandelt und ärmer, wird aber in der Teufe dichter und 
reicher. 

Das Erz ist folgends zusammengesetzt: 

Eisenoxy.l .... 32-357 
Eisenoxydul 



Thonerde 

Kalkerde 

Bittererde 

Kieselerde 

Phosphorsäure 

Hydratwasser 



13-705 

15-373 

0028 

1-376 

28-800 

1-419 

6-918 

Zusammen 99*722 



11. In der Michaelizeche ist in den Komorauer 
Schichten ein Liegendlager dichten und linsenförmigen Eisen- 
steines mittelst eines Stollens angefahren worden, auf dessen 
Lagerfortsetzung die Prokopi- und Bichardizeche sich öst- 
lich anschKessen, während westlich die Aloisiazeche sich 
befindet. Durch Schürf- und Aufschlussbaue ist die Eisen- 
ablagerung hier auf die Längenerstreckung einer Meile 
sichergestellt Die Eisensteinbaue liegen alle nördlich von 
Hi^edl und Toönik und in der Nähe von Swata. 



256 



Der Michaelizeche-RotheiBenBtein enthielt 



Eieenoxyd 

Eisenoxydnl 

Thonerde . 

Kalkerde . 

Bittererde 

Kieselerde 

Schwefelsäure 

Phosphorsftore 

Kohlensäure • 

Hydratwasser 



27-188 
0-956 

15-654 
1-920 
0-386 

48-950 
0-103 
0-319 
1-514 
2188 



ZusammeD 99*178 

12' Der gegenwärtig auf dem Erzplatze der Franzens- 
tbaler Hfitte befindliche Eisenstein der Aloisiazeche rfihrt 
▼on einem alten Grabenvorrathe her unä zeigte folgende 
Zusammensetzung : 



Eisenozyd . , 


V 




. 62131 


Eisenoxydnl . . , 




— 


Thonerde . . , 






6741 


Kalkerde . . 






0112 


Kieselerde 






•28000 


Schwefelsäure 






Spar 


Phosphorsäure 






0-287 


Hydratwasser 






2000 


Zink . . . 






Spul: 



Zusammen 99271 

13* Die Lillzeche baut auf linsenförmigen Eisenstein, 
welcher schwarze und rothe Linsen enthält. Diese Zeche. 
ist eigentlich die ehemalige Josefizvche (siehe folgende Post), 
auf welche das Aerar wieder neuerer Zeit mit einigen Mas- 
sen belehnt ist; die angrenzende Andreaszeche ist bereits 
aufgelassen. 

Das Erz enthält: 



Eisenoxjd 






. 18-732 


Eiaenoxydnl . 






22065 


Thonerde . . 






13-701 


Kftlkerde . . 






0-420 


Bittererde 






0-288 


Kieselerde 






32000 


Schwefelsfture 






0M20 


Phoaphorsfture 






1-270 


Hydntwasaer 






10-451 



Zusammen 99*047 

14. Durch Ge wältigung des alten Josefistollens der 
aufgelassenen BukoverJosefizeche wurde, da sich kein 
Both- und Braunstein darin mehr vorfand, neuerer Zeit das 
Hangendlager von etwa 8 Klaftern Mächtigkeit in Angriff 
genommen, welches schwarzgrauen linsenförmigen Eisen- 
stein fahrt und in 100 Theilen enthält: 



Eiseooxjdal . 






. 46-889 


Thonerde . . 






. 18-223 


Kalkerde . . 






0-400 


Kieselerde . . 






19-880 


Schwefelsftnre 






0-394 


Pbosphorsftnre 






1055 


Hjrdratwasser 






. 11-370 


Zink . . . 






Spar 


Zo 


BMI 


llffl< 


m 98-211 



15. Die Ottozeche, welche auf dem Hj^ebener Lager 


baut, liefert dichten Rotheisenstein 


von folgender Zusam- 


mensetzung : 




Eisenoxyd . . . 


. 55-345 


Eisenoxydul . . 


Spur 


Thonerde .... 


. 12905 


Kalkerde . . . % 


0-336 


Bittererde .... 


0-774 


Kieselerde . . . 


. 23-350 


Phosphorsäure . . , 


1-311 


Hydratwasser . . 


4-988 


Zusammen 99*009 


16. Die GnstHvizeche, in der Nähe und nördlich von 


Zditz gelegen, liefert gelben Brauneisenstein, welcher fol- 


gends zusammengesetzt ist : 




Eisenoxyd . . , 


. 33-741 


Thonerde .... 


. 14-019 


Kalkerde .... 


0-644 


Bittererde . . . 


0-275 


Schwefelsäure . . 


Spur 


Phosphorsäure . . 


0-585 


Kieselerde ... 


. 45-350 


Hydratwasser . . 


5160 


Zink ...... 


Spur 



Zusammen 99*774 

HL Das Qrnbenrevler St. Bezdgna. 
Dieses Revier umfasst folgende Bergbaue: A) Auf 
Rotheisenstein: Die Kwainer und Zaje6over Zeche, 
beide in der Nähe von St. Benigna; die Tienner Zechen 
Theodor, Regina, Clara und Elisabeth, letztere drei gegen- 
wärtig in Fristung, dann die Straschitzer und die Janovka- 
zeche.*^) Auf Brauneisenstein: Die Hrbeker und Ko- 
panitzer Zeche. C) Auf Sphärosiderit: Die Veronica- 
zeche bei Karisek, deren Lager aber an den Ausbissen auch 
Brauneisenstein führt. 

17. Die wichtigste Zeche dieses Reviers ist die Kwai- 
ner Zeche. Dieselbe liegt nordöstlich von St. Benigna und 
ist ein bereits alter, ursprünglich durch Tagbau ausgebeu- 
teter Bergbau. Später wurde das Lager durch mehrere 
Schächte und einen aus dem Hangenden getriebenen Stollen 
aufgeschlossen, mit welchem man 4 Eisensteinlager durch- 
fuhr und zwar : ein Brauneisenstein- und Spbärosideritlager, 
welches, weil die Braunerze und Sphärosiderite nur in Putzen 
und Schnüren an der Stollensohle auftreten, nicht aasge- 
richtet wurde; dasselbe liegt in den Rokitzaner Schichten. 
In den Komorauer Schiebten liegen drei Rotheisensteinlager, 
deren mittleres, das Hauptlager, durchschnittlich eine Klafter 
mächtig und dem Streichen nach auf eine Länge von über 
500 Klaftern aufgeschlossen ist. Das Haugendlager führt 
ärmere Erze und ist an der Stollensohle 2 Klafter, das Lie- 
gendlager etwas über 2 Fuss mächtig. 

Die Analysen der in dieser Orube vorkommenden Erae 
zeigten folgende Zusammensetzung: 

Linsenförmiger Eisenstein mit schwarzen und rothen 
Linsen vom Johann Evangelisti-Schacht: 

T Eisenozyd .... 20298 
Eisenoxydul .... 15*760 

Thonerde 15 141 

Kalkerde 0*812 

Bittererde .... 0702 



257 



Kieselerde 




■ • 


35-950 


SchwefelBftare 




Spar 


Phoephors&ure 




0-702 


# Kohlensäure , 




3-940 


Hydratwasser 




6-562 


Mangan . . . 




Spar 


Zusammen 99*867 


Linsenförmiger Botheisenstein vom Hangeudlager beim 


Ignazischacht: 






Eisenozyd 


, , 


30-767 


Eisenoxjdul . 






7-673 


Thonerde . . 






15-608 


Kalkerde . . 






0-800 


Bittererde 






0-450 


Phosphorsfture 






Spar 


Kieselerde 






38000 


Kohlensäure . 






1250 


Hydratwasser 






5-105 


Zusammen 


99-653 


Schwarzer linsenförmiger 


Thoneisenstein : 


Eisenozyd 


• •• 


24-887 


Eisenozydul . 






16-586 


Thonerde . . , 






14-585 


Bittererde 






0702 


Kieselerde 






34230 


Schwefelsäure 






Spar 


Phosphorsäure . 






0-342 


Hydratwasser 






«•538 


Mangan . . 






Spar 



Znsammen 99 870 
18. Die Zajeöover Zeche, ein ebenfalls alter, ur- 
sprfinglich durch Abraum betriebener Bergbau, baut auf 
Rotheisenstein, welcher in jüngerer Zeit durch einen Stollen 
in der Teufe aufgeschlossen wurde. In dieser Grube befin- 
den sich 2 Eisensteinlager, wovon das Liegendlager dichten 
Kotheisenstein von geringer Mächtigkeit und das Hangend- 
lager bei einer Mächtigkeit von 1 5 Decimalfuss linsenför- 
migen Rotheisenstein führt. Beide Lager befinden sich in 
den Komorauer Schichten und zeigen mitunter Verunreini- 
gungen und Vertaubuogen. Die Untersuchung dieser Erze 
ergab folgende Resultate : 

Dichter Rotheisenstein vom Liegendlager > 
Eisenoxyd . . ... 53*432 



Thonerde 

Bittererde 

Kieselerde 

Phosphorsäure 

Hydratwasser 



9068 
0-477 
33-650 
Spur 
2000 



Zusammen 98*627 
Linsenförmiger Rotheisenstein vom Hangendlager : 



Eisenozyd 
Eisenozydul . 
Thonerde . . 
Kalkerde . 
Bittererde 
Kieselerde 
Kohlensäure . 
Phosphorsäure 
Hydratwasser 
Mangan . . 



29*421 
0189 

18-969 
1-540 
0306 

44-400 
1-305 
0-443 
2-295 

Spurt 

Zusammen 98*868 



Im Jahre 1859 und 1860 wurde ein Theil dieses Eisen- 
steinlagers wieder durch Ta<;bau aufgedeckt und hiebei sehr 
scbönes, glaskopfartiges Rotheisenerz gewonnen. Ich habe 
dasselbe im Jahre 1861 untersucht und darin gefunden: . 

Eisenozyd 77*2 

Bittererdel ^ 

Mangan / ^P'*' 

Kieselerde 21*2 

Hydratwasser .... 1*0 

Zusammen 99*4 

Diese Analyse wurde an einem zugestuften Handstücke 
ausgefahrt. 

19. Der linsenförmige ^othe Thoneisenstein der Theo- 
dorzeche ist durch einen Schacht aufgedeckt und ist dieser 
Bau erst seit wenigen Jahren in Betrieb. Das Erz enthält : 



Eisenozyd 






32*332 


Eisenozydul . 






1-494 


Thonerde . 






17-408 


Kttlkerde . . 






0-900 


Bittererde 






1*135 


Schwefelsäure 






Spur 


Phosphorsäure 






0*914 


Kieselerde 






41-250 


Manganozydul 






305 


Hydratwasser 






4*332 


Zusammec 


1 100070 



20. Von ZajeÖov an ist das Terrain gegen Straschitz 
zu in einer Längenerstreckung von einer Meile durch ärarische 
Grubenmassen gedeckt, deren westlichsten Theil die Stra- 
schitzer Zeche bildet und deren Mitte die Tienner Zechen 
einnehmen. Das Straschitzer Eisensteinlager wurde durch 
Schurfschächte aufgedeckt und durch einen 150 Klafter 
langen vom Liegenden in's Hangende getriebenen Zubau- 
stollen unterfahren, mit welchem man 4 Erzlager durch- 
ortete. Das Liegendste derselben bat eine Mächtigkeit von 
bur 3 Decimalfuss und führt ärmere Erze, wesshalb es nicht 
weiter ausgelichtet ist. Das Hauptlager besitzt eine Mäch- 
tigkeit von 1 — IV2 Klafter und führt linsenförmigen Roth- 
eisenstein; das Hangendlager gebt noch in deü Komorauer 
Schiebten mit einer Mächtigkeit von y^ Klafter und Über- 
geht gegen den Ausbiss zu in Brauneisenstein. Das hän- 
gendste Lager ist Sphärosiderit in Knollen mit einem schwar- 
zen, sandigen Bindemittel und liegt bereite in den Rokitzaner 
Schichten. Das Lager ist durch mehrere Klüfte verworfen« 
Die 'Analysen ergaben folgende Resultate : 

Linsenförmiger Rotheisenstein vom Hauptlager : 



Eisenozyd 
Eisenozydul . 
^Thonerde . , 
Kalkerde . 
Schwefelsäure 
Phosphorsäure 
Kieselerde 
Hydratwasser 
Manganl 
Arsen ) 



20-310 

14*340 

16-351 

Spur 

0172 

Spur 

38-500 

9*600 

Spur 



Zusammen 99*273 



— 258 — 



Gelber Brauneisetistein vom Hangend 1 ager : 



Eisenoxid 

Eiseooxydul • 

Thonerde . . 

Kalkerde . . 

Bittererde 

Schwefelsäure 

Phosphorsäure 

Kieselerde 

Hydratwasser 

Manganoxydal 

Arsen . . . 



44-675 
3-571 

11-269 
Spur 
0-703 
Spur 
0-287 

29-700 
7-571 
0-360 
Spur 



Znsammen 98-136 
Dichter Rotheisenstein; ^Eroberung vom Jahre 1860| 
untersucht im Jahre 1861. Auf der Hütte damals das Stol- 
lenerz genannt. 

Eisenoxyd 43*67 

Eisenoxydnl .... 109 

Thonerde 6*00 

Kalkerde 224 

Bittererde Spur 

Kieselerde 40*00 



Kohlensäure 

Schwefelsäure 

Hydratwasser 



200 
0-41 
2-74 



Zusammen 98' 15 
21. Nordöstlich von Tienn befindet sich die Kopa- 
nitzer Zeche, deren Brauneisensteinlager mit einem Stollen 
angefahren wurde. Das "Erz enthält in 100 Theilen : 



Eisenoxyd . . 


. 47-313 


Eisenoxydol . . 


0-414 


Thonerde . . . . 


. 14-587 


Bittererde , . 


. 0-757 


Kieselerde . . . 


. 27-950 


Pbosphoraftore . . 


. 0-180 


Hydratwasser . . 


. 8-118 



Zusammen 99*319 
In den Jahren 1859 und 1860 wurde östlich von dieser 
Zeche, ganz nahe an derselben, in der Waldstrecke Luhy 
ein Schurfbau eröffnet. Der mittelst eines Schachtes aufge- 
deckte Rotheisenstein (Analyse eines zugestuften Hand- 
stückes vom Jahre 1862) enthielt. 

Eisenoxyd 27-28 

Eisenoxydul .... 0*91 
Kalkerde . . . . . 600 

Thonerde 12*10 

Bittererde 0*36 

Kieselerde 49*00 

Phosphorsäure . . ., Spur 
Hydratwasser . . . . 4*21 
Mangan Spur 

Zusammen 99*86 
22. Südwestlich von St. Benigna baut die Hrbeker Ze- 
che auf in das Liegende verworfenen Lagertheilen der Kwai- 
ner Zeche. Das Lager ist mit einem Stollen angefahren und 
wurde im äussersten Hangenden der Bokitzaner Schichten 
ein über 5 Fuss mächtiges Brauneisensteinlager, welches 
llchtgrauen Sandsteinschiefer zum Hangenden und lichtgel- 
ben Tuff zum Liegenden hat, und in den Komorauer Schichten 
ein 1 Klafter mächtiges Rotheisensteinlager mit Sphärosi- 
derit, dessen Hangendes ein braunrother Thonschiefer bil- 



det, durchfahren. Diese Zeclihs ist der vorzflgHchste Fundort 
der Kakoxene, welche sich in den braunen Erzen mitunter 
von ausgezeichneter Schönheit finden. 

Der linseuförmige Rotheise nsf ein aus den Somoraucr 
Schichten enthält: 



Eisenoxyd 


14*725 


Eisenoxydul . . . 


. 21-204 


Thonerde .... 


. 16-666 


Kalkerde .... 


0-300 


Bittererde . . . 


Spur 


Kieselerde . . . 


. 34150 


Schwefelsäure . . 


Spur 


Phosphors^ ure 


0-659 


Hydratwasser . . 


. 12057 


Zusammen 99*761 


Der Brauneisenstein aus den 


Rokitzaner Schichten 


alt: 

Eisenoxyd .... 


38-347 


Eisenoxydul . . . 


. 0*829 


Thonerde 


15-532 


Kalkerde .... 


Spur 


Bittererde . . . 


1-027 


Phosphorsäure . . , 


1-471 


Kieselerde . . . 


36-250 


Hydratwasser . . 


7-236 


Zusammen 99*692 


(Schluss folgt.) 





Oruben-Compass mit drehbarem Stundenring. 

Von E. Jarolimek. 

In Nr. 17 1. J. dieser Zeitschrift veröffentlichte ich einen 
Artikel obigen Titfels, welcher auf der Thatsache basirte, dass 
(wenigstens nach meinem Gesichtskreise zu urtheilen) ziemlich 
häufige Fälle von Nichtberücksichtigung der magnetischen De- 
cUuatLon bis in die jüngste Zeit imd dann selbstverständlich 
gerade dort fortdauern, wo das Schienzeug zugleich das Ui^- 
versal-Markscheide-Instrument bildet 

Die klar ausgesprochene Tendenz jenes Aufsatzes ging nun 
dahin: durch zulässige Vereinfachungen der Methode und unter 
dem Einflüsse der competenten Behörden die Behebung der ans 
der seculären Magnet-DecUnation entspringenden und eben bei 
ausschliesslicher Verwendung des Compasses im Laufe der Zeit 
so ersehreckend anwachsenden and folgenschweren Fehlerquelle 
allgemeiner zu machen. 

In Nr. 26 1. J. dieser Zeitschrift findet nun anonym Herr 
R. meine Ansichten, die ich in dieser Richtung beantragte, total 
verwerflich und hofit nur allein von der fortgesetzten Reform der 
Lehranstalten in dieser Sache das erwünschte Heil. 

Ich verkenne keineswegs den hohen Werth der Wissen- 
schaft für die Praxis, vielmelur erwarte und hoffe auch ich, dass 
Vieles, sehr Vieles in allen Zweigen des bergmännischen Wir- 
kens durch das Allgemeinerwerden grosserer Kenntnisse gebes- 
sert werden, wird. 

Allein es hiesse, und nur mit Bedauern sage ich diess, zu 
optimistische Hoffnungen hegen, wenn man annehmen wollte, dass 
die Jünger neuer Lehren bädigst allgemein zum vollen und er- 
wünschten Wirken gelangt sein werden, denn einerseits können 
Früchte noch fortzusetzender Reformen der oberwähnten Art 
überhaupt erst nach Jahren zur Geltung kommen, undererseits 
findet nicht ein jeder mit entsprechender Bildung die Lehranstalt 
verlaasende junge Mann sogleich die Macht, den Muth oder die 
Energie, um gewohnte Verhältnisse, in die er nun eintritt, mit 
Erfolg zu bekämpfen uud zu bessern, welche letztere so später- 
hin, leider! Öfter auch zu den seinen werden. 

Will sich Herr R. näher und zwar speciell über das Mark- 
scheiden unterrichten, wie schwer die Fortschritte des Wissens 
allgemein ins,lieben treten, so lese er Weissbach's Bemerkungen 
hierüber in den Vorreden zu seiner nneuen Markscheidekundetf 
nach, und er wird unter Anderem (Abtheilung I, Seite IX u. w.) 



— 259 



finden, das« in neuerer Zeit und in der nächsten Nähe zu Freiberg, 
jener in gewiss gutem Rnfe stehenden sächsischen Metropole berg- 
männischer Wissenschaftenf und welche einen der wärmsten Ei- 
ferer gegen den ausgei)ehnten Gebrauch des Compasses zu ihren 
Lehrern zählt,' der für ein ausgedehntes Bergrevier in Durch- 
führung stehende 1 Vj Meilen lange Bothschöuberger Stollen der 
Richtung nach durcn blosses Verziehen bestimmt und angelegt 
ward, und dass Weiasbach nur Über eigenen Antrieb eine Trian- 
gulation dieser Stollenanlage zur Berichtigung der vorangegan- 
genen Messungen ersterer Art Tornahm. 

Dabei sagt eine Redactionsbemerkung im Berg- und Hüt- 
tenmännischen Jahrbuche Band IV, pag. 249 dnrch KleszcjEynski, 
dass die Bemühungen , den Theodoliten markscheiderischen 
Zwecken dienstbar zu machen, keineswegs neu sind, sondern 
schon aus dem yorigen Jahrhundert datiren. 

Wenn ich es also auch mit jedem Gebildeten recht gerne 
anerkenne, dass grössere Kenntnisse und bessere Einsicht den 
einfacheren, aber auch unrichtigeren Compass auch beim Bergbau 
in die ibm allein zustehenden engen nnd unvermeidlichen Grenzeni 
verweist^n werden, so mnss ich es doch behaupten, dass derselbe 
örtlich noch so manches Jahr da.3 Universal-Markscheide-In- 
strument leider! bleiben wird. 

Tritt nun an solchen Orten noch eine gänzliche Nichtbe- 
rücksichtigung auch der seculären magnetischen Declination hinzu, 
so wird mir wohl Jeder, der den merkwürdigerweise mir gegen- 
über citirten Artikel Kleszczjnski^s „über die Verwerflichkeit der 
MagnetUnie auf Grubenkarten'' (6. u. H. Z. Jahrg. V, pag. 401) 
zur Hand nimmt, in vollem Masse beipflichten, dass es verdienst- 
lich bleibt, auf raschere Abhilfe in dieser Richtung durch zuläs- 
sige Vereinfachungen der Methoden zu sinnen. 

Nachdem mich nun die Kritik des Herrn R. keineswegs 
von der Unrichtigkeit meiner Ansichten überzeugte, so ist es 
zunächst nnd vorzugsweise nur das Interesse der Sache, die 
mich zu einer eingehenden objectiven Vertheidignng derselben 
ftllirt und will ich der ungewöhnlichen Art und V^'^eise, , wie Herr 
R. Kritik übt, nur am Schlüsse einige wenige, weil ganz unver- 
meidliche Bemerkungen widmen. 

Ich suchte, wie bereits erwähnt, eine allgemeinere Beachtung 
der seculären Declination der Magnetrichtung durch zulässige 
Vereinfacbungen der Methode im Vereine mit dem verdienstlichen 
Einflüsse der Behörden anzustreben. 

In ersterer Richtung beantragte ich zunächst den Stunden - 
ring beim Hängcompass, der bei uns eben in den mehrfach an- 
gedeuteten Fällen die meiste Verbreitung hat, drehbar einzu- 
richten und durch die unmittelbar seinem Gebrauche stets vor- 
angehende Justirung die sonstige Procedur zu beheben. 

Hier wurde ich aufmerksam gemacht, dass Herr Traurig 
im Jahrgange IX (pag. t09| dieser Zeitschrift bereits eine ähn- 
liche Idee veröffentlichte, indem er die vorhandene Drehbarkeit 
der Boussole in ihrem Gehäuse beim Visir-Compasse zu gleichem 
Zwecke, sowie zum richtigeren Ablesen und zur Behebung auch 
der täglichen Magnet-Declinationen benützt. 

Ich gestehe, dass mir dieser Artikel, wenn auch nicht durch 
mein Verschulden, entging und erkenne das Verdienst des Herrn 
Traurig gerne an. 

In der mir zu Gebote stehenden speciellen Fachliteratur 
fand ich diese Idee nicht, ebenso wenig sah ich ein ähnliches In- 
strument im Gebrauche, i|nd ich glaubte um so eher vortreten 
zu dürfen, als gerade in diesen Blättern öftere und wohlbe- 
gründete Aufmunterungen ergingen, der Oeffentlichkeit gegenüber 
die so häufige Zurückhaltung zu massigen. 

Auch der Visir Compass hat bei uns indessen noch nicht 
die allgemeinere Verbreitung gefunden, die er vor dem Häng- 
compass verdient, und es erscheint demnach die Uebertragung 
einer ähnlichen Einrichtung auf den letzteren immerhin einer 
Besprechung werth. 

Meinerseits glaubte ich die Vorrichtung zum Einstellen des 
bislang fixen Stundenringes, hier am Ibesten nnd am wenigsten 
beeinflusst von Nebenumständen, an der unteren Seite des Häng- 
compasses anbringen zu können. 

Die Justirung des Compasses im Hängzeuge folgte nun aus 
dieser mir gestellten Bedingung und wurde von mir keines- 
wegs gewählt, da es mir denn doch unmöglich unbekannt sein 
konnte, dass diese Operation bequemer im Zulegzeug vorzuneh- 
men ist Ich halte mich jedoch noch nicht fUr überwiesen, dass 
die Justirung im Hängzeug so schwierig durchführbar wäre, um 
nicht die sonst übliche Procedur bei Berichtigung der Magnet- 
Dedination aufzuwiegen. 



Denn die Abweichungen der Magnetrichtung dürfen tot 
dem Gebrauche der Boussole nur normale sein, und da diese 
allmälig und nicht sprungweise erfolgen, so wird öfter die Ju- 
stirung, welche unter allen Umständen nicht nur für je einen 
einzelnen Zug verwerthet, d. i. nicht- sehr oft wiederholt wird, 
sich auf die blosse Ueberzeugung beschränken, dass sich die 
Magnetrichtung merklich nicht geändert habe, in den anderen, 
wenn auch häufigeren Fällen aber so gering sein, daas sie bei 
einiger Uebung durch Schätzung bei Drehung des Stellrädchens 
oder des dasselbe ersetzenden Mikrometerschräubohens ohne zu 
oftes und langwieriges Hemmtappen bewirkt werden kann. 

Uebrigens bin ich frei von der Einbildung, dass sich gerade 
hier keine Constructions- Verbesserungen auffinden lassen. 

Belangend die Mittagalinie als markscheiderische Richtlinie, 
so gesteht mir Herr R. selbst zu, dass ich ihren allgemein aner- 
kannten Voitheil als solche nicht bestritt, und habe ich aus- 
schliesslich und allein für die Fälle, wo heute keine 
genauen und geeigneten Visir-Instrumente zur Disposition stehen 
und der Compass ohne jede Rücksicht auf die magnetische 
Declination das Universal-Markscheide-Instrnment 
vorstellt, die einfachere Bestinunung jener Linie mittelst 
eines isolirten Lichtstrahles oder eines Kegelschattens für genü- 
gend genau erachtet. 

Hierauf erhielt ich die meine Ansicht gänzlich verwerflich 
findende Antwort, dass: 

1. in jedem grösseren Bergbaa-Districte ein genügend ge- 
naues und geeignetes Visir- Instrument vorhanden sei, das man 
auch zu dem gedachten Zwecke haben kann, und 

2. dass nur die wahre Mittagslinie allein im Falle ihres 
Verlustes jederzeit genau wieder gefunden werden könne, wäh- 
rend bei den besagten, einfachen Methoden ihrer Bestimmung 
ein Winkelfehler von 12 Minuten eintreten kann, wenn man 
einfach die Zeit ihrer Vornahme oder den Einfluss der Verän- 
derlichkeit der Sonnen-Declination nicht berücksichtiget. 

Indem ich es der Einsicht eines jeden Markscheiders an^ 
heimstelle, seine genauen Visir-Iustrumente Jedem darum Ansu- 
chenden und wenn auch bislang nur im Gebrauche des Compasses 
Geübten in die Hand zu geben oder nicht, muss ich bemerken, 
dass auch das letztere Argument von sonderbarer Art ist. 

Wer nicht die günstigste Zeit zur Vornahme dieser Arbeit 
d. i. die circa 14tägige Nähe der Solstitien abwarten will oder 
kann, findet eben in Schmidt's citirtem Aufsatze (Berg- u. Hütt. 
Jahrbuch Band IV, pag. Öl) oder auch in Weissbach's verbrei- 
tetem Taschenlj^uche «Der lugenieur« (1866, pag. 256 und 258) 
die Belehrung, wie er sich aus den Beispielen des analogen Ver- 
fahrens der Meridianbestimmung mittelst Anvisirung correspon- 
dirender Sonnenhöhen die einfache Regel zur Berücksichtigung 
des Einfiusses der Veränderlichkeit der Sonnen-Declination auch 
für sein Verfahren nutzbar machen kann. 

Hiezu sind nur folgende, leicht zu beschaffende HUfsmittel 
d. i. eine gute Landkarte zur Abnahme der geographischen Breite 
des Ortes, eine gut gehende Uhr und die astronomischen Ephe- 
meriden nothwendig. 

In Ermangelung anderer Mittel wird die Rectification hier, 
allerdings etwas weniger sicher als diess bei genaueren Visir- 
Instrumenten der Fall ist, mit Hilfe eines guten Massstabes und 
der in jedem logarithmischen Handbuche sich vorfindenden Ta- 
belle der Kreisbogenlängen vorgenommen werden können, da. 
dieser Behelfe kein Markscheider entbehrt. * 

Die Ungenauigkeit der erwähnten einfachsten Methoden 
liegt also keineswegs in den Fehlern die aus unterlassener Ob- 
sorge herrühren können, und die ohne Unterschied schliesslich 
jedem Verfahren anhaften, als viehnehr in einer für unsere Sinne 
nicht mehr wahrnehmbaren, aber natürlichen Unvollkommenheit 
der Apparate, welche bei der verhältnissmässig geringen Länge 
der erzielbaren Linien von grösserem Einflüsse werden kann. 

Wählt man indessen die sicherere Beobachtung eines isolirten 
Lichtstrahles, so können leicht (Hahnatadt's Markscheidekunst 
1835, pag. 86) auch Bögen bis 4 Fuss Halbmesser angewandt 
werden, nnd hier beträgt die Länge des Bogens für den von 
Herrn R. der Methode auf unrichtigem Wege zugeschriebenen 
Fehler von 12 Minuten 2*33, sage 2*33 Decimallinien. 

Für den von Herrn R. ala grösstzulässig hingestellten Fehler 
votf 1 V2 Minuten beträgt hier die Bogenlänge noch immer 0*29 
Decimallinien, und dass man auch mit den oberwähnten Mitteln 
einen höheren Grad von Genauigkeit bei wahrhaft prädser Arbeit 
zu erzielen vermag, wird wohl Jedermann zugeben. 



- 260 — 



Die Methode der Beobachtung eines Kegelflchattens iat 
allerdings ungenauer, weil die Conturen des Schattens mit seiner 
Unge bald an Schärfe verlieren. ^ 

(Schluss folgt) 



Notiz. 



Herr Bergrath M. V. Lipoid, Amtsvorstand in Idria, hat 
aus Anlass seines Scheidens aus der k. k. geologischen Beichs- 
anstalt an den Director derselben, Sectionsrath Fr. Bitter von 
Hauer, folgendes Schreiben gerichtet: „Indem es mir nicht ge- 
gönnt ist, in einer Sitsung der k. k. geologischen Beichsanstalt 
persönlich und mündlich den Gefühlen Ausdruck zu geben, we!« 
che mich bei dem Scheiden aus einem Wirkungskreise, in wel- 
chem ich über 17 Jahre thätig war, beseelen, so bin ich bemüs- 
siget, hiezu den schriftlichen Weg zu wählen. Vor Allem ist es 
das Gefühl des Dankes, das mich durchdringt, des Dankes für 
das freundliche Entgegenkommen und die Nachsicht, welche mir 
von meinem Vorgesetzten, meinem hochgeschätzten Lehrer, Herrn 
Hofrath W. Bitter v. Haidinger, und von Dir hochverehrter 
Freund zu Theil wurden, des Dankes fQr die aufrichtige Freund- 
schaft, deren ich mich bei den jünger^ Mitgliedern der Beichs- 
anstalt zu erfreuen hatte, des Dankes für die zahlreichen Beweise 
des Wohlwollens und fQr die vielseitigen Unterstützungen, welche 
ich während der geologischen Bereisungeii in Nieder- und Ober- 
österreich, Salzburg, Kärnten, Krain, des Görzer und Triester 
Gebietes, in Böhmen, Mähren, Schlesien und schliesslich im Schem- 
nitzer Bergbaudistricte, wie auch bei anderen Gelegenheiten, von 
alt und neu erworbenen Freunden und Gönnern vorzugsweise des 
Berg- und Hüttenwesens, von industriellen und Eisenbahn-Ge- 
sellschaften, zu gemessen das Glück hatte. Wenn es mir gelungen 
sein sollte, und es war mein Wunsch und mein redliches Be- 
streben, und ich habe dafür meine besten Kräfte eingesetzt, für 
den wissenschaftlichen Fortschritt der Geologie in unserem Vater- 
lande, besonders für deren Verwerthung und Anwendung auf 
dem empirischen Felde des Bergbaues, ein kleines Schärflein 
beizutragen, so muss ich dieses afifällige Verdienst wohl haupt- 
sächlich jenen Unterstützungen und dem wohlthuenden Vertrabea 
zuschreiben, welches mir meine Freunde und Gönner besonders 
des Montanwesens entgegenbrachten. Vom praktischen Bergbau- 
dienste weg, und zwar ohne mein Zuthun, zur Wirksamkeit bei 
d^r k. k. geologischen Beichsanstalt berufen, kehre ich nun, be- 
ehrt durch das Vertrauen der hohen Leiter des ärarischen Mon- 
tanwesens, zu diesem wieder zurück, bereichert mit den während 
der vielseitigen Ezcuraionen gesammelten Erfahrungen, und an- 
geregt durch die Pflege der Wissenschaft und durch die geolo- 
gischen Kenntnisse, welche in dem stets regen unter der Leitung 
unseres Meisters Haidinger eingebürgerten und unter Deiner 
Leitung fortgesetzten Streben und Leben der k. k. geologischen 
Beichsanstalt ihr Asyl und ihre sichere Stätte gefunden haben 
und finden. Indem ich nun hiemit Abschied nehme von tlieser 
Stätte und von den Freunden und Oollegen, welche seit 1 7 Jahren 
mit mir dieselbe betreten hatten, so fühle ich mich noch gedrun- 
gen, Ausdruck zu geben dem in meinem Innern zur vollsten 
Ueberzeugung gelangten Gefühle der Zusammengehörigkeit, der 
Blutsverwandtschaft möchte ich sagen, des Geologen und des 
Bergmannes, yieses Gefühl wird mich auch in meiner neuen 
Wirkungssphäre stets an die k. k. geologische Beichsanstalt 
ketten, und mich veranlassen, fortan mit derselben im geistigen 
Verkehr zu bleiben, meine freien Stunden geologischen For- 
schungen zu widmen, und die Besultate. derselben der Direction 
der k. k. geologischen Beichsanstalt zur freundlichen Beurthei- 
lung mitzutheUen. Es erübrigt mir demnach nur der Wunsch und 
die Bitte, dass mir ebenfalls auch fernerhin aUseitig das freund- 
liche Entgegenkommen, die aufrichtige Freundschaft, das Wohl- 
wollen und das Vertrauen gewahrt bleiben möchten, durch wel- 
ches sich mein Dienstesverhältniss als Mitglied der k. k. geolo- 
gischen Beichsanstalt so angenehm und anregend gestaltete. ** 



AdminiBtratives. 

Erledigniigen« 
Die Controlorsstelle bei dem Salz-Verschleiss- 
magazinsamte in Kaczyka mit dem Gehalte jährl. 525 fl., 

14 n. ö. Klaftern harten oder 2 1 Klaftern weichen Brennholzes, dem 
systemmässigen Salzgenusse, freier Wohnung und Cauttonspflicht. 

Gesuche sind binnen drei Wochen bei der Finanzdirec- 
tion in Czemowitz einzubringen. # 

Mehrere Dienststellen im Amtsbereiche der Sa- 
linen- und Forstdirection in Gmunden: a) Die Ver- 
waltersstellebeidem Salzverschleissmagazinsamte in 
Gmunden, in der IX. Diätendasse, mit dem Gebalte jährl. 840 fl. 
und einem Quartiergelde von 84 fl.; b) die Cassacpntrolors- 
stelle bei der Salinenverwaltung in Ebensee, in der 
XI. Diätendasse, mit dem Gkhalte jährl. 577 fl. 50 kr., einem 
Holzdeputate von 9 Wr. Klaftern harter und 6 Wr. Klaftern 
weicher Brennscheiter im zu Pension anrechenbaren Werthbetrage 
von 29 fl. 40 kr. nebst Natural wohnung; c) Die Gassi ersstelle 
bei der Salinenverwaltung in Ischl, in der X. Diäten- 
dasse, mit dem Gehalte jährl. 735 fl., einem Holzdeputate von 

15 Klaftern harter und 15 Klaftern weicher Brennscheiter im 
anrechenbaren Betrage von 57 fl. 75 kr. nebst Naturalwohnung ; 
d) die Materialrechnungsführersstelle bei der Sali- 
nenverwaltung in Aussee, in der XI. Diätendasse, mit dem 
Gehalte jähri. 472 fl. 50 kr., einem HolzdepuUte von 9 Klaftern 
harter und 6 Klaftern weicher Brennscheiter im anrechenbaren 
Betrage von 29 fl. 40 kr. liebst Naturalwohnung; e) die Con- 
trolorsstelle bei dem Salzverschleissmagazinsamte 
in Auss e e , in der X. Diätendasse, mit dem Gehalte jährt 525 fl. 
und einem Quartiergelde jährl. 52 fl. 50 kr. 

Mit sämmtlichen Stellen ist der systemmässige Salzbezug, 
dann die Verpflichtung zum Erläge einer Caution im Gehalts- 
betrage verbunden. 

Gesuche sind, unter Nachwdsung der Kenntnisse im Bech- 
nungs- und Conceptsfacbe, dann ad a) der Salzmagazinsgebamng 
und Leitungsfähigkeit, ad b) und c) der Cassamanipulation, ad d) 
der Gebarung mit den bei den Salinen vorkommenden Mate- 
rialien und ad e) der Salzmagazinsgebamng und der körper- 
lichen Tauglichkeit, binnen vier Wochen bei der Salinen- 
und Forstdirection in Gmunden einzubringen. 

ANgÜNDIGÜNGEK 

(90—90) Eine 

Bergverwalters-Stelie 

bd einem Steinkohlenwerke in Böhmen ist zu besetzen. Näheres 

gegen mündliche oder frankirte briefliche Anfragen bei: Director 

Adolf Grimm in Bfas in Böhmen zu erfragen. 

(74-74) Concurs-Kundmachung. 

Für die Beactivirung und Betriebsleitung des aus 40 Gru- 
benmassen und 6 Ueberscharen bestehenden, eine halbe Stunde 
westlich von der Südbahnstation Trifail gelegenen Kohlenberg- 
baues der neu gebildeten Trif&il-Gewerkschaft wird ein Bergver- 
walter gesucht 

Als Entlohnung wird ein Jahresgehalt von 1200 Gulden, 
femer Quartier nebst Hausgarten und eine entsprechende Tan* 
tiöme am jährlichen Beingewinne geboteh. 

Bewerber um diese Stelle wollen ihre Gesuche unter Nach- 
weisung ihrer theoretischen Studien im Montanfache und ihrer 
bisherigen Dienstleistung im Kohlenbergbaue an den Mitgewer- 
ken Daniel Dettela in Laibach innerhalb 6 Wochen, vom 
Tage der Insertion gerechnet, portofrei einsenden. 

Laibach, 14. Juli 1867. 



Diese Zeitschrift erscheint wöchentlich einen Bogen stark mit den nöthigeu Artistischen Beigaben. Der Frännmerationspreis 
ist jährlich loeo Wien 8 fl. ö. W. oder 5 Thlr. 10 Ngr. Mit fraueo Postrersendung 8 fl. 80 kr. ö. W. Die Jahresabonnented 
erhalten einen o£Ficiellen Bericht über die Erfahrungen im berg- und hfittenmftnnisehen Xasehinen-, Bau- und Aufberdtangswesen 
sammt Atlas als Gratisbeilage. Inserate finden gegen 8 kr. ö, W. oder IVj Ngr. die gespaltene Nonpareilleseile Aufriahme. 

Zuschriften jeder Art können nur firanco angenommen werden. 



Draek von 0«rl Fromme in Wien. 



Fflr den Verlag verantwortlloh : Carl Reger. 



N= 33. Oesterreichische Zeitschrift Jf^' , 



tur 



Berg- und Hüttenwesen. 

Verantwortlicher Redacteur: Dr. Otto Freiherr von Hing^enau, 

t. k. Ministerialratb im FinanzminiiMrium. 

Verlag der O. J. Manz'schen BuolllLandltUlg (Kohlmarkt 7) in Wien. 

Inhalt: Gegenwl&rti^r Zustand der Wismutmanipulation ku Joacbimsthal in Böhmen. — Die Eisensteine der k. k. Montanherr- 
sehaft Zbirow (Schluss). — Qraben-Compass mit drehbarem Stundenring (Scbluss). — Notia. — Administratives. — Ankündigungen. 



Gegenwärtiger Zustand der Wismutmanipu- 
lation sra Joachimsthal in Böhmen. 

Von Josef Wagner, k. k. Ezspectant. 

Das Wismuterz wird von den k. k. und gewerkschaft- 
lichen Gruben entweder in Graupen oder als Schlich an die 
k. k. Hütte geliefert. Die Kosten der Verhüttung tragen die 
betreffenden Gruben in eigener Regie, weil für die Einlösung 
dieser Erze noch kein Einlösungstarif besteht. Für die Be- 
nfitsang der ärarischen Hüttenlocalitäten sammt den Ein- 
richtungen, haben die k. k. Grubenabtheilungen 70 kr. und 
die Privaten 1 fl. pr. Tag als Entschftdigungsbetrag zu 
leisten. 

Analysen von den Wismuterzen und Schlichen er- 
gaben als Hauptbestandtheile; 

Wismut 3 bis 25 7©, Blei y^ bis 7%, Kobalt V2 !>»« 
272%, Nickel y^ bis 5%y Uran, Arsen, Schwefel, Eisen, 
Silber und die gewöhnlichen Erden (Kalk-, Thon-, Talk- und 
Kieselerde). 

Probiren der Wismuterze. Die Wismutprobe 
wird gemacht, wie die gewöhnliche Bleiprobe. Ist das er- 
haltene Wismutkom bleihaltig, so wird aus salpetersaurer 
Auflösung entweder das Blei als Chlorblei bestimmt oder es 
wird das Wismut aus der schwach sauren Lösung mittelst 
eines metallischen Bleistreifens präcipitirt. 

A. Wlsmutgewümmig aus Erzen und Sohlichen. 

Hosten. Die Erze und Schliche .erden in einem klei- 
nen ungarischen Flammofen in Partien zu 2 Ctr. oder bei 
grösseren Anlieferungen zu 5 Ctr. im grossen z weiherdigen 
Silberröstofen eingetragen, und unter stetem Umkrählen bei 
mittelschwachem Feuer geröstet. Die Dauer der Röstzeit 
variirt zwischen 4 bis 6 Stunden. Als Brennmaterial werden 
Braunkohlen verwendet. 

Die Röstkosten betragen pr. Ctr. Erz oder Schlich durch- 
schnittlich im grossen zweiherdigen Röstofen 16 kr. und im 
kleinen ungarischen Flammofen 20 kr. 

Schmelzen. Die gerösteten Erze und Schliche, wel- 
che ein erdiges, schwarzbraunes Ausseben haben, werden 
mit Soda und Eisendrehspänen innig gemischt. Sind die Erze 
wie z. B. von der k. k. östlichen Grube und gewerkschaft- 
lichen Einigkeitzeche sehr kalkig, so kommt noch zur Mi- 
schung Quarz. 



Das Verhältniss der Zuschläge zu den Eraen von ver- 
schiedenen Gruben ' ist aus nachstehender Tabelle A au 
ersehen. 







4 






Zuschläge pr. Ctr. 
Erz oder Schlich 


k.k. 

westliche 

Grube 


k. k. 

östliche 
Grube 


Weweric- 
schafUiche 
Einigkeit- 
zeche 


Gewerk- 
schaftliche 
Reichge- 

sehieb- 
zeehe 


Soda .... 
Eisen in Stücken 
Eisenspäne . . 
Kalk .... 
Quarz .... 


15—20 

5-8 
10—15 


# 

10—15 

5-8 . 
10—15 

15—25 


10—15 

5-8 

10-15 

20-30 


12-17 

5-8 

10—15 

2%-6 



Mit einer Backenschaufel werden diese gemischten Erze 
in den vorgewärmten 700aiarkigen Graphittiegel, welcher 
iu einem Windofen eingesetzt ist, eingetragen, und altes 
Scbmiedeisen iu Stücken zugesetzt. Ist nun der Tiegel mit 
dieser Beschickung ganz angefüllt, so wird er mit einem 
Graphitdeckel zugedeckt, Kohleu in den Ofen geschüttet 
und dieser mit einem eisernen Hute zugemacht. Sind die 
Kohlen nach l — 1^/2 Stunden niedergegangen, so werden 
frische aufgegeben. Bei jedesmaligem Kohlenaufgeben wird 
auch das Gemenge im Tiegel mit einem eisernen, mit Kalk 
überstrichenen Haken gut umgerührt. 

Es bilden sich in der geschmolzenen Masse 3 Schichten, 
welche sieh nach ihrem specifischen Gewichte absetzen und 
zwar: 

1. Schlacke, 

2. Speise (manchmal auch Lech), 

3. Wismutmetall (allenfalls bleihaltig). 

Die Schlacke, welche keine Spur von Wismnt enthält, 
wird mit einem eisernen mit Kalk übertünchten Löffel aus- 
geschöpft, und die Beschickung von neuem nachgetragen. 
Das wird so lange wiederholt, bis sich eine grössere Partie 
von Speise und metallischem Wismut angesammelt hat. Ist 
diees der Fall, so wird auch die Speise sammt dem Wismut 
in eiserne Tiegel, die nach unten koniscb zulaufen und von 



— 262 



innen mit Kalk bestrichen sind, geschöpft, worin das Ganze 
langsam erstarrt. 

Nach dem Erkalten lässt sich die wismutfreie Spieise 
vom Wismutkönig sehr leicht durch das Abschlagen trennen. 

Zeigt sich der Gniphittiegel im Windofen noch brauch- 
bar, so wird eipe neue Partie eingetragen und wie oben fort- 
gefahren. Durchschnittlich beträgt die Haltbarkeit eines 
Graphittiegels 90 Stunden. 

Es bestehen /derzeit 2 Windöfen, die von 3 Manu be- 
dient werden können. Verschmolzen werden in 24 Stunden 
pr. Ofen 4 — 5 Cr, Erz, wenn beide im Betriebe sind durch- 
schnittlich 9 Ctr. Das Ausbringen an Metall ist beim Tiegel- 
Schmelzen genau nach der Probe, manchmal findet ein kleiner 
Verbrand von 72% bis 1% statt, der beim Ausschöpfen des 
Metalles, welches bei starker Hitze stattfindet, entsteht. 

Daa Vom Tiegelschmelzen erhaltene Wismut ist ent- 
weder bleihaltig oder bleifrei, in beiden Fällen wird es ge* 
saigert. 

Das Saigern geschiebt in einer 3' 4" langen, 12^/^** 
weiten und SVs" hohen gusseisernen Röhre, die etwas ge< 
neigt ist, und mittelst Holzkohlenfeuer schwach rothglii- 
hend gehalten wird. Das Wismut wird nun von der noch 
anhängenden Speise und anderen Unreinigkeiten dadurch 
getrennt, rinnt in eine gusseiserne Schale, und wird wenn 
es bleifrei ist, in Planehen zu ungefähr 10 Pfd. gegossen, 
welche iu Handel kommen, oder wenn es bleihaltig ist. in 
Kuchen zu 50 Pfd. dem Treibherde übergeben und abge- 
trieben. 

Das Treiben geschieht auf einem kleinen Treibherip, 
dessen Herdmasse aus 4 Theilen gemahlenen Kalksteines und 
1 Theil Thon besteht ; das Blei-Wismut wird in Partien zu 
4 bis 5 Ctr. auf dem Treibherde aufgegeben und einge- 
SL'hmoIzen, darauf ein Windstrom geleitet und das Feuer 
schwach gehalten, damit nicht ein grosser Verbrand statt- 
findet. (Das Wismut durch oxydirendes Schmelzen bleifrei 
darzustellen wurde im Jahre 1858 vom Herrn k. k. Berg-^ 
rath Patera eingeführt) 

Wenn sich Glätte gebildet hat, so lässt man sie sehr 
langsam durch die Spur abfiiessen. Im Anfange des Treib- 
processes fliesst bloss reine Bleiglätte (grüne Glätte) ab; in 
dem Masse, wie der Process fortschreitet, enthält die Blei- 
glätte auch Wismutoxyd (braune Glätte), bis endlich am 
Ende des Processes bloss Wismutglätte (schwarze Glätte) 
sich bildet« Ist nun durch dieses oxydirende ScKmelzen das 
Wismut von Blei befreit, so wird abgestochen, welcher Mo- 
laeut durch eine herausgenommene Probe beurcheilt wird. 
Die Bruchfläche einer guten Probe soll grossblätterig'sein; 
sicherer überzeugt man sich durch die Probe auf nassem 
Wege. 

Das vom Treibherde abfliessende Wismutmetall rinnt 
in einen mit Kalk bestrichenen gusseisernen Tiegel, nach 
dem Erstarren wird es zerschrotten, durch das Saigern ge- 
reiuiget und in Planchen zu 10 Pfd. gegossen, welche in 
Handel kommen. Der Verbrand an Bleiwismuf, der beim 
Treiben stattfindet, variirt zwischen den Grenzen von 7% 
bis 107o« ^^^ ^^^^ Schmelzen sich bildende Schlacke und 
Speise, und die beim Treiben abfallende Glätte, der Herd, 
ferner die Saigerkrätze haben folgende Bestimmungen und 



ä) die Schlacke kommt wegen ihres grossen Ge- 
haltes an kieselsaurem Natron znm Rohschmelzen, oder wenn 
sie uranhaltig ist, wird sie nach dem bestehenden Uranein- 
lösungstarif efngelöst. (Aufmerksam darauf, dass sich das 
Uran ohne Verlust in der Schlacke ansammelt, wurde suerst 
Herr k. k. Berggesehworner Franz Weeelsky), 

Dieser Wahrnehmung ist es zu danken, dass nunmehr 
auch sehr arme Wismutschliche, welche Uran halten, mit 
Vortheil verschmolzen werden können, indem der Halt der 
Schlacken an Uran gewöhnlich um* mehrere Procente höher 
wird, als der aus den Schlichen ermittelte; das Schmelzen 
solcher armen uranhaltigen Wismutschliche bildet also gleich- 
sam die Concentration des darin enthaltenen Urans bis zur 
Höhe der tarifmässigen Ein lösnngs Würdigkeit ohne weitere 
Verluste. 

^) Die Speise zum Speiseconcentriren. 

c) Die grüne Glätte zur Bleiarbeit. 

d) DieWismntglätte; der Herd und die Saigekrätse 
kommen zum Tiegelschmelzen zurück. 

Die Wismuterze in Tiegeln zu schmelzen, ohne sie 
vorher zu rösten, >^urde schon im Jahre 1862 durch Herrn 
k. k. Hüttenmeister Rudolf Vogl eingeführt, hatte 
aber folgende Nachtheile und zwar: 

. a) es konnten nur reiche Erze bis zu einem Halte von 
9% Bi und 2^/2% Blei mit Gewinn verschmolzen werden. 

b) Die Speise selbst war bei einem Ueberschusse von 
Eisen, welches beim Schmelzen zugesetzt wurde, immer 
wrsinuthaltig {2% bis 3%). 

c) Durch den grossen Sodazuschlag wurden die theuren 
Scbmelztiegel bald unbrauchbar. 

d) Durch das grosse Quantum an Zuschlägen war das 
Aufbringen pr. 2 Stunden höchstens 2V2 ^^'*) ^°^ ^^^ ^^' 
fallende Speise (wegen des grossen Eisenzuschlagee) sehr 
arm an Kobalt-Nickel. 

Durch die Einführung dvs Röstens der Wismut» 
erzt; und Schliche am Ende des I. Semesters ]865 ist es mir 
gelungen, die oben angeführten Uebelstände zu beseitigen 
und eine grosse Ersparniss an Zuschlägen, Brennmaterial 
und Arbeitslöhnen zu erzielen. 

Aus der Tabelle B ist eine V<'rgleichung der Zuschläge 
bei gerösteten und ungerösteten Zeugen zu ersehen. 



B 






Zuschläge 


Auf 1 Ctr. Erz oder Schüch 


ungeröstet | geröstet 




a 


« 


Soda 


25-50 


10—20 


Eieenspäne 


30—50 


10-15 


Eisen in Stücken .... 


20—30 


5-8 



Es ist daiiurch ermöglicht worden, selbst arme Schliche 
mit 2^4% Blei und A^/^% Wismut noch mit Gewinn zu 
verarbeiten. 

Die Manipulationskosten (Tabelle C) waren in den 
Jahren 1865 und 1866 geringer, wo selbst über 283 Ctr. 
arme Zeuge mit einem Durchschnittshalte von 6'82% Wis- 
mut und 1*88% Blei verarbeitet wurden, als in früheren 
Jahren bei reichen ungerösteten Erzen. 



— 263 — 



Jahr 



186S 

1. Semester 

2. n 
1864 

1. Semester 

2. p 
186S 

1 . Semester 
X » 

1866 
1. Semester 
2. 

1867 
1 . Semester , 



Oesammt-Unkosten 



pr. Ctr. 

Erz oder 

Schlich 



fl. kr. Vooo 



14 



79 



50 



50 



pr. 46. aus- 

gehrachtes 

Wismut 



fl. kr. Vooo 



33 



18 

19 
12 

91 
97 

46 



50 



50 



30 



95 



B. Wismtit£rewixmTmgr aus Ghlätte und Herd. 

Das in den HütteDproducten enthaltene Wismut rührt 
grösstentheii« von den ^^ismut-Saigerrückständen her, wel- 
che durch das Aussaigern des Metalles aus reichen Wismut- 
erzen im damaligen Muffelofen zurückgehlieben sind. Diese 
Saigerrtickst&nde wurden von den betreffenden Privat- und 
Aerarialzechen als bleiische Silbererze zur £iulö8ung ge- 
bracht und das Wismut als Blei nach dem bestehenden Ein- 
löstarife bezahlt. 

Durch die Verbleiarbeiten, wo diese Saigerrückstände 
zagetheilc wurden, sammelt sich das Wismut und Silber in 
dem ausgebrachten Werkblei, und durch das Abtreiben die- 
ser Bleie erhielt man das Wismut als Oxyd gemengt mit 
Bleiozyd als braune Glätte. Ein Thei) dieser braunen Glätte, 
die immer nur am Ende des Treibprocesses abfiel, war sehr 
reich an Wismut und sehr arm an Btei, aber silberhaltig. 
Diese Posten wurden von neuem geschmolzen, abgetrieben, 
um noch das darin enthaltene Silber zu gewinnen. Man be- 
kam bei diesem Processe reine Wismutglätte (schwarze 
Glätte), die^nur Spuren von Blei enthielt und auch wismut- 
haltigen Herd. 

Mit diesen erhaltenen Wismutproducten wurden in 
früheren Jahren Versuche abgeführt, um das darin enthal- 
tene Wismut ohne grosse Kosten und Verluste zu Gute zu 
bringen, die aber wieder unterbrochen wurden. 

Im Jahre 1865 wurden auf Anregung des k. k. Berg- 
Oberamtes die Versuche durch mich als derzeitigen Leiter 
dieser Manipulation wieder aufgenommen, und es werden 
diese Producte mit grossem Vortheil und Gewinn in Tiegeln 
geschmolzen. 

Die Gesammtprodncte sind in 2 Abtheilungen getrennt: 

a) in bleifreie (schwarze Glätte); 

b) in bleihaltige (braune Glätte und Herd). 

ä) Verarbeitung der schwarzen Glätte. 

Ein Gentner. fein gepochter schwarzer Glätte wird mit 
10% Sod*» tO% Q»ar2» 5% Kalk und 10% Eisendreh- 
Spänen innig gemischt , in den Tiegel eingetragen und oben 
mit einer Decke von Kochsalz versehen, damit kein Ver- 



bravd an Metall stattfiadet. I>sr wwhwe Yerüftfarai ist wie 
be^m Erzschmelzen. Das Auabrineen an Metall ist (abge- 
sehen von dem kleinen Verbrand, der beim Ausschöpfen 
stattfindet) anal7tisch genau nach der Probe. 

Die Gesammt- Manipulationskosten ergaben sich pr. 
Pfii. reinen Wismutmetalles aus schwarzer Glätte nur 
mit 19 kr. 

b) Verarbeitung bleihaltiger Producte. 

Es werden 120 Pfd. braune Glätte und 80 Pfd. Herd 
mit 30 Pfd. Soda, 50 Pfd. Qaarz, lo Pfd. Flussspath und 
20 Pf ^ Eisendrehspäuen innig gemischt, und damit weiter, 
wie oben beschrieben, verfahren. Der Abgang an Bleiwis- 
mut der zwischen den Grenzen von 8% bis 10 % variirt, 
rührt von dem Treiben des vom Tiegelschmelzen erhaltenen 
bleiischeii Wismuts her, der sich nicht vermeiden lässt. 

Die Erzeugungskosten pr. Pfd. Wismutmetall aus bleii- 
schen Producten betrugen im Durchschnitte genommen, seit 
1865 bis Ende Semester 1867, 57 Vj kr. 

Die Tabelle Z> enthält die Zusammenstellung des bei 
der Joachimsthaler k. k. Silberhfltte seit der Einführung des 
Tiegelschmelzens bis Ende I. Semester 1867 für nachste- 
hende k. k. Aemter erzeugten und verkauften Wismut-Me- 
talles*). 

Wird noch zu der ärarischen Erzeugung^ die gewerk- 
schaftliche hiezu gerechnet, so ergibt sich während dieser 
4V2 Jt^hre eine Gesammtproduction von: fl. kr. 

k. k. Aemtern mit 17.550 ^%2 ^- öeldwerth 113.157*84 
Gewerkschaften ,. 5.500 n n 35.420*00 

Summe . . . 23.050 ^%2 • « 148-577-84 

Es ergibt sich demnach eine jährliche Durchs chnitts- 
erzeugung mit 5122*88 Pfd. im Geldwerth 33.013 fl. 6 kr. 
Der Verkauf und die Nachfrage nach diesem Metalle 
ist sehr lebhaft, so dass der Preis pr. Pfd. bis jetzt auf 9 fl. 
gestiegen ist. Man sieht daraus deutlich den Beweis^ dass 
das Wismutmetall in der Industrie immer eine grössere An- 
wendung erhalten wird, und was die Folge sein wird, dass 
der Werth des Wismutmetalles seinerzeit ein ^ehr bedeu- 
tender werden kann. 

Da das Wismut in grösserer Menge nur noch in Sachsen 
vorkommt, so ist die Gewinnung dieses Metalles für den 
Joachimsthaler Bergbau von grossem Nutzen. 



Die Eisensteine der k. k. Montanherrschaft 
Zbirow. 

Von Carl Balling, Assistent an der k. k. Bergakademie 
zu Pfibram. 

(Schluss.) 

23* Südwestlich von Chesnowitz, nahe der dem Prager 
Erzbisthume gehörigen Chesnowitzer Zeche befindet sich die 
ärarische Janovkazeche an dem südöstliclien Flügel des 
Eisensteinlagers, w^'Icbes ärmere und weniger mächtige Erze 
enthält, als der nordwestliche Flügel. Der Eisenstein ist so- 
wohl dichter als auch linsenförmig körniger Rotheisenstein 
und enthält : 

Eisenoxyd .... 41*683 
Eisenoxydul .... 0-959 

Thonerde 12352 

Bittererde .... 1-063 
Kieselerde .... 41*550 



*) Siehe Tabelle /). 



»• 



264 







i 


r 1 . 

SP- 


i s 


3D 2 QQ 

1 er 3 1 

^ i 1 : • i 


I. Semester 

II. „ ...... 

Sa 


S 

s 




. 


1 




S2SS 


Bss 


1 « 1 ö 


ii i 


» 


ll^ 


^1 




CO 


»-k 


odSco 


ODODK» 


1 Sfl s 


i3 1 »S 


_.^ 








1^ O) OD 

5Sg2 


1^ K9kO 

00 ^a — 

2g:: 


CO ^^ 
COO« .feO 


^CO.M 


Ük 


k. k. 

westliche 

Grube 




Ol» 


CO 


COM M 


K5= • 


fcO^ CO feO 


SSfg 


^ 




SS 

s 


1^ 


K9 M 

C3d^ OD 

c;i o*«D 


ii< 


1! 1 1 




«k 






CO 


OD 


•^ OD O« 


lOlO 1 


II II 




^ 




Ol 

0» 
OD 




Sgl 


Sil 


1 ^ 

1 lu 


K9 

SS 




1 ft 


S.O 


li 

1- 


o 

« 

DT 

OD 
• 


« 


CO 




OD OD 1 


ODOO 1 


S9hS 




1 Sl 




-.1 


09 


o e 1 




1 O ^CO 
-4 -^ O 




1 p 


1 




09 


s 


SSI 


O« O« 1 

CO CO 1 


1 COK» 
1 OOD KS 




1 ?r 




d 


1 


Ot Ol 1 


cn o» 1 


1 c^ 1 o. 


1 1 






i 


00 


Cn ^ •! 


^ CO 

-aco «-i 

•^ 'JD CK 
— OD CO 


«« -4 ^ O 

oa CO ^ OD 


^•4 


» 


O 

CD 

1 


li 

o 




CO 


CO 


OD 1^1^ 


1^ -^ CO 




CO Kd«4 


^ 




OB 
OD 


CO 

o 


o a»co 


iii 

tC ^ i*i 


K9 ^ 00 ^ 
^ OD COt^ 
O? CT« O» CID 
O feO Ot Od 


Cj, CO — 


th 


1 




CO 
K9 


lO 


MCOCO 


OdODor 

CD MOd 


Od ^ •(■. CO ^ 

^ Od CO CO 


CO Od CO 


pr 




1 


1 


1 cn ci» 


o« 1 c;« 


CT« Ol 1 C^ 


V* CT» 


1 e 




CO 


•u 


CiO« O 

O« O» OD 


SSI 


1 1 1 1 




1 » 


1? 


1 
1 




CO 


OD 


ss§ 


kOh» 1 


1 1 1 1 




! g. 






6 


^S2 


11' 


i 1 1 1 




=b 


1 




CID 


CO 


coo> 
ojco-j 


SSI 


1 1 1 1 




1 fr 




o» 


c^ 


V* 1 o« 


v*o* 1 


1 1 1 1 




' i 




o» 


OD 


»1 1 


e.1 1 


oaos 1 1 


c;« 1 


et» 


Ergab 
sieb beim 
Verkaufe 
ein Durch- 
schnitts- 
preis 




1^ 


CO 


:;i 1 


Sl 1 


COO« 1 1 


CO 1 
«4 1 


1 ?r 






O» 
OD 


ol 1 


Sl 1 


S^l 1 


gl 


1 ^ 

1 o 




Ol 

s 


s 

o« 


lU -> h9 

lOCO CO 

sss 


CI« «4 -4 

eoODOt 

Ob CO CO 


•^ — CO 
•U .^ lU CO 

c;« coo CO 

03 1^ O 1^ 


OD CT« CO 
OD OD O 
•^ ^ O 


^ 


1 


i-i 




CO 


s 


CO -* Kd 


S»«f„ 


lU CO 


CO fe<9-4 


^ 




o« 




CO CO CO 
O OD^ 
lU Cn OD 
CO CO CO 


CO »o 

CO -4 0< 
lO lO CO 

o^co 


h9 »O 

KdCO OD i-k 

5SS22 

O O CO OS 


c;» CO I-* 
c/< OOOd 


P 


i 




s 


-4 

Cl« 


itk O) 


O 1^ o» 


0> ^ CO 
*J -4 — 0> 


CO CO 4^ 
CO 03 CO 


2r 




1 


c;« 


1 1 1 


c^ 1 v% 


«.1 1 1 


9« 9« 1 


1^ 








— 265 



Sebwefelsftnre 
Phospbors&are 
Hydratwasser 



' 1 Sparen 

. . 2213 
Znsammeii 99*820 



24. Tyie Ersablagemng der Veronicaaeche bei Ka* 
liaek befindet sieb in den Bokitzaner Scbiebten. Das Lager 
bestebt ans Sphftrosiderit in einer Mftcbtigkeit von 1 Klafter, 
der gegen das Ausgebende zu iu Brauneisenstein fibergebt. 

Der Spbärosiderit enthält : 

3-733 

29-329 

15-430 

1-400 

1045 

2-316 

15-800 

30-250 

Spur 

Zusammen 99*303 



Eisenozydul . . . . 


Tbonerde 


Kalkerde 


Bittererde . . . . 


Schwefelsäure . « . 


Kohlensäure . . . . 


Kieselerde . . . . 


Blei 



Der Brauueisenstein enthält: 

Eisenozyd 
Eisenoxjdul 
Tbonerde . 
Kalkerde . 
Bittererde 
Kieselerde 
Schwefelfläure 
Pbosphorfiäure 
Hydratwasser 
Mangan 
Zink . . 
Blei . . . 



57-367 
0-095 
3-626 
0-774 
0-774 

28-900 
1046 
0-352 
6-400 

\ Spur 



Zusammen 99*860 

Ans den vorstehenden Analysen ergeben sich nun fol- 
gende Durch Schnittsgehalte der Erze, wobei jedoch die 
Posten 2, 4, 5, 7, 11, 12 und 13 des Wosseker Reviers, 
dann die Poeten 15 und 21 des Kruschnahorer Reviers 
und endlich die Posten 29 und 35 des St. Benigner Re- 
viers keine Berficksicbtigung fanden, weil dieselben gegen- 
wärtig nicht verschmolzen werden. 



Durchschnittsprocente der 
eigenen Erze in der Hütte 


HoUsaV 
hui 


ZuKaiBer 

FranMOs- 

thal 


Zn 
StrMchiti 


an metallischem Eisen . 


30-0 


335 


290 


• Kieselerde . . . 


36-8 


30-8 


35-6 


D Tlionerde . . . 


130 


136 


12-9 


« Kalkerde .... 


0-5 


0-55 


0-54 


t) Bittererde . . . 


07 


005 


0-6 


« Schwefelsäure . . 


0-31 


0-05 


0-24 


1) Phosphorsäure . 


0-25 


0-89 


0-33 



Der durchschnittliche Eisengehalt der eigenen Erze 
gibt im Allgemeinen ein zufriedenstellendes Resultat, 'weil 
durch zweckmässige Gattirung derselben sowohl, als auch 
durch Zugattirung der Kruscbner und ffiebener Erze auf 
den Hatten zu Hollaubkau und Straschitz der Durchschnitts- 
gebalt des Möllers doch immer leicht auf und fiber 35 Pro- 



cente gebracht werden kann. Allein ein zweiter zugleich 
auftretender Factor, der grosse Kieselerdegehalt der Erze 
beeinflnsst diese Ziffer nachtheilig, und obwohl man die durch 
frei bleibende Kieselsäure während des Yerschmelzens er- 
folgende Verscblackung des Eisens durch genfigenden Kalk- 
Zuschlag auf ein Minimum redueiren kann, so sind^doch die 
nötbigen Kalkmengen nicht unbedeutend, wie folgende Rech- 
nung nachweist. 

Bei Ausgang von der fär einen mit Holzkohlen betrie- 
benen Eisenbobofen rationellen allgemeinen Scblackenformel 
eines gemengten Kisilikats: 

3 Ä 0, 2 5i O3 -f /2j O3, 2 Si O3, 
in welcher R die Monoxyde des Kalkes und der Bittererde, 
B^ O^dtiB Sexquiozyd der Tbonerde vertritt, berechnet sich 
der nötbige Kalkzuschlng folgende : 

Atomgewicht der Kieselsäure {Si 0^) = 45*3 

V 1) Tbonerde {Al^O^) z=^ bV2 

n n Kalkes (Ca 0) = 28*0 

A V Bittererd« (Mg 0) = 20*0 

Aus den Proportionen: 

Al^0^:2 Si O3 = 51-2 : 90 6, also für 
Hollaubkau: 512:90-6 = 13 :a:, für 



Franzensthal 
Straschitz : 



51^2:90-6= 13-6:0:1 
512: 90 6 = 12-9 :a:. 



und für 
berechnet sich die 



zur Verscblackung der vorhandenen Tbonerde nötbige 
Kieselsäuremenge mit: 

« = 23; a:^ = 24; x^ = 22 8. 
Aus den Proportionen : 3 C^ : 2 'S^ = 84 : 90*6> 
also für 

Hollaubkau : .84 : 90*6 = 0*5 : y, für 
Franzenstbal: 84 : 90*6 = 0*55 : y^ und für , 
Straschitz : 84 : 90*6 = 0*54 : y^ berechnet sich die zur 
Verscblackung des vorhandenen Kalkes nötbige Kiesel- 
säuremenge mit: 

y = 0*52 ; y^ = 0*59 und y^ = 0*68. 
Endlich aus den Proportionen,: 

3Af^ 0:2 Ä O3 =60:90-6 
also für Hollaubkau : 60 : 90*6 = 0-7 : z 
für Franzensthal : 60 : 90*6 = 05 : Zy und 
für Straschitz: . 60:90*6 = 06:^2 berechnet sich 
die zur Verscblackung der vorhandenen Bittererde nö- 
tbige Kieselsäuremenge mit : 

z = 10; z, = Ö-72 und z^ = 0*87. 
Durch Summirung der Posten : 
X + y + z =23 + 0-52 + 10 =2452 
«1 + yi + % = 24 + 0-59 + 0-72 = 25*41 und 
^2 + ^2 + ^2 = 22-8 + 0-58 + 0*87 = 24 25 
erhält man die Gesammtsumme der Kieselsäure, welche zur 
Vertehlackung der schon in den Erzen erhaltenen 
Erdbasen nötbig ist, und es bleibt noch in den Erzen der 
Hollaubkauer Hütte: 36-8 — 24*52 = 1228 
Franzenstbaler n 30*8 — 2541 = 5*39 
Straschitzer » 35*6 — 24*25 = 11*35 

freie Kieselsäure übrig, welche durch Zuschlag von Kalk 
gebunden werden soll. 

Aus der Proportion :2SiO^:3CaO = 90*6 : 84, also 
für Hollaubkau : 90*6 : 84 = 1228 : a 
D Franzensthal: 90*6:84 = 4*4 : ß 
1) Straschitz: 90-6 : 84 = 11*35 : y berechnen sich die 
nöthigen Mengen an zuzuschlagender Kalkbas e mit: 
a = 11-3; ß = 50 und y = lO'ö. 



266 — 



Der Kalk wird aber auf den dortigen Hatten nirgends 
gebrannt, sondern als koblensaurer Kalk gesetzt, wesahalb 
dieser dem Gewichte nach, nach der Proportion : 

CaO'.CO^ = 28:50 
far Hollajibkau : 28 : 50 = 1 1 3 : a^ «^ = 20 
t) Franzensthal: 28:50 = 50:ßi ßi = 9'0 und 
t) Straschitz: 28:50 = 10-5:yi y^ = 18"7 
Oewichtstheile betragen würde, wenn derselbe reiner koh- 
leosanrer Kalk wäre. 

Der aaf den Zbirower Hütten augewendete Zuschlags- 
kalk stein von K o u k o 1 o v A h o'r a bei Zditz ist aber nicht 
rein, sondern enthält nach einer von mir im Jahre 1861 
ausgeführten Analyse gegen 20 Pr^cent Kieselerde und Thon- 
erde mit etwas Eieenoxyd, also nur */.. seines Gewichtes 
kohlensauren Kalk und nur et^as über 7^ seines Gewichtes 
wirksame Kalkbase, und es stellt sich sonach nach: 

80:100 = 20*0:02 für Hollaubkau 04 mit 25 
= 9 : ßj « Franzensthal ß^ n 1 1 '2 
= 18-7: 72 » Straschitz y^ » 23-3 
Gewichtsprocenteu als richtig heraus. 

Um nun auch hier nicht diese bedeutenden Mengen Kalk- 
steine setzen zu müssen kann allerdings auch^urch eine zweck- 
entsprechende Gattirung abgeholfen und der Kieselerdege- 
halt der MöUeruDg herabgedrückt werden; allein diese oben 
gefundenen Zahlen geben nun einen ganz richtigen Anhalts- 
punkt für die Behandlung der Erze, und da in der Rechnung 
auf die bösen Gäste Schwefel und Phosphor keine 
Rücksicht genommen wurde, glaube ich, dass bei gut ge- 
wähltem Auflaufen in den Hohöfen zu Straschitz und Hol- 
laubkau nicht leicht unter 16 Percent Kalkzuschlag ge- 
gangen werden könnte. Der Mangel an vollständigen Ana- 
lysen hat bisher jede derartige Berechnung unmöglich ge- 
macht, und da die mitgetheilten Analysen zugleich die 
neuesten Untersuchungen der auf der Herrschaft Zbirow in 
den k.k. Eisenhütten zur Verschmelzung gelangenden Eisen- 
erze sind, bchliesse ich mit dieser kurzen Anwendung der 
durch dieselben erlangten Resultate riicse Mittheilung und 
hoffe, hiemit ein Geringes zur näheren Kenntuiss der dor- 
tigen Schmelzverhältnisse beigetragen zu haben. 

Plibram, im April 1867. 



Oruben-Compass mit drehbarem Stundenring. 

Von E. Jarolimek. 
(FortsetsTing und Schhiss.) 

Ist hier ein Bogenhalbmesser von nur 11 Decimallinteu 
(8 Werkzoll) zaiässig und nimmt man den Beobachtungsfehler 
bei gehöriger Vorsicht und Präcision auf 0*1 Linie an, so be- 
rechnet sich hieraus der Fehler für Eine Beobachtung auf nahe 
nur 3 Minuten. 

Dieser Fehler lüsst sich übrigens durch Repetition der Beo- 
bachtungen in Verbindung eines Uebertrages derselben auf einen 
grösseren Bogen oder, wo der häufiger zu treffende Messtisch- 
apparat zu Gebote steht, in Verbindung mit dem Ausstecken der 
einzelnen Linien weiter ermässigen, wenn mau das Mittel der 
einzelnen Resultate zieht. 

Sowie aber die Genauigkeit der mehrer wähnten einfachen 
Methoden der Bestimmung der wahren Mittagslinie von Herrn R. 
offenbar unterschätzt wird, ebenso, und diess ist leider trauriger, 
Überschätzt er die Leistung dia Compasses bei seinen gewöhn- 
lichen Gebrauche, 

Man beachte neuerdings Weisbachs Vorreden zu seiner 
neuen Markscheidekunst Band 1, Seite VIII und Band 2, VII, 
wo derselbe ^ie Grösse des Fehlers bei der gewöhnlichen Be- 



stimmung der Winkel mittelst des Compasses mit Rficksicht auf 
die täglichen Declinafionen der Magnetrichtnng anf 10 und 12 
Minuten angibt; Bauemfeind aber sagt in seinen Elementen 
der Vermessungskunde (1S62, Seite 163), dass es Verschwen- 
dung wäre, auf den Bau der Boussolen -Instrumente mehr Sorg&lt 
zu verwenden, als der Genauigkeit i» der Bestimmung der Mag- 
netrichtung entspricht, welche sich bei grösseren und auch 
Lagenbestimmungengegendie Mittagslinie fordern- 
den Aufnahmen in gleicher Rücksicht auf etwa 15 
Minuten belaufe. 

Es ist möglich, dass Weisbach und Bauemfeind in ver- 
zeihlichem Eifer für die Verbreitung des Gebrauches genauerer 
Instrumente, eine gänzliche Nichtberücksichtigung der täglichen 
Schwankungen der Magnetrichtung annehmend, den Coippass 
unterschätzen. 

Dass aber eine genaue Berichtigung der täglichen Mag- 
net -Declination insbesondere bei Arbeiten mit dem Hängcom- 
pass schwierig durchzuführen ist und allgemeinen Eingang kaum 
finden kann, ist nicht zu bestreiten. 

Das rasch aufeinander folgende Ablesen der Win- 
kel, in Verbindung mit öfterem Justiren des Compasses 
auf der Schnur, in ähnlicher Weise wie diess Herr Traurig für 
denVisir-Compass mitdenvon diesem Instrumente gewährten Er- 
leichterungen in dem obcitirten Aufsatze beantragte, kann zwar, 
wenn auch mit grösseren Zeitverlusten hier gleichfalls angewandt 
werden, nicht immer wird jedoch als zweite Bedingung die Bfit* 
tagslinie so nahe bei der Hand sein, dass man in kürzester 
Frist nach der ersten Justirung die Aufnahme beginnen kann, 
wodurch eine merkliche Aenderung der Magnetrichtnng in der 
Zwischenzeit vermieden werden soll. 

Nach Lamonts Beobachtungen (Bauemfeind Vermessungs- 
kunde Seite 162) macht die Magnetnadel nun z. B» in München 
zu gewisssen Zeiten innerhalb der 6 Stunden von 8 Uhr Vor- 
bis 2 Uhr Nachmittag eine Bewegung von 23 Minuten, d. i. 
stündlich im Durchschnitte von 4 Minuten; in Göttingen 
erwiesen sich nach Weisbach (Ingenieur, pag. 240) ähnliche 
Resultate. 

Was nützte es also bei diesem Compassgebrauebe die 
Declination an der BiittagsUnie durch Justirung genau behoben 
zu haben , wenn die in Berechnung gezogene Magpaetrichtung 
schon beim ersten Zug je nach der Dauer und Beschaffenhüt 
der Zwischenzeit bereits um mehrere Minuten verschieden ist? 

Allein nicht nur zu verschiedenen Tageszeiten ist die täg- 
liche Bewegung der Magnetnadel auch versclüeden, sie variirt in- 
nerhalb desselben Jahres in Grenzen von mehreren Blinuten(z. B.in 
Göttingen 7 bis tl) und ist auch in verschiedenen Jahren wie- 
der eine andere. So fand Lamont (siehe wie oben) Zeit- 
perinden von 10 Jahren, innerhalb welcher ihr Steigen und 
Fallen wieder um mehrere (5) Minuten variirt. 

Dazu kommen noch weitere Unregelmässigkeiten und ist 
diese Erscheinung an verschiedenen Orten wieder verschieden. 

Die Bestimmung der täglichen Magnet-Declination for- 
dert also örtliche und unausgesetzte Beobachtungen, wel- 
che gerade dort, wo weniger Mittel zu Gebote stehen, nicht durch- 
führbar sind, und eine Behebung derselben durch Bestimmung 
blossder Tageszeit und des Datums des Ablösens der 
Wtnkel kann schwerlich verbreiteten Eingang finden. 

Die heute gemachten Aufnahmen morgen Zug für Zug z u 
denselben Tageszeiten zuzulegen, an welchen die ein- 
zelnen Winkel abgelesen wurden, dürfte gleichfalls ört- 
lich zeitraubend erscheinen und selbst das einfachste Mittel: 
die Com pass - Aufnahmen nur zur Nachtzeit vorzunehmen, 
wird wohl schwerlich allgemein Eingang finden und zwar wie- 
der am spätesten gerade dort, wo viel mit dem Compass ge- 
arbeitet wird 

Selbst pünktlich angewandt, hat übriircni« keine der be 
sprochenen Methoden volle Genauigkeit. 

Wenn also auch bei th unlieb er Berücksichtigung der täg- 
lichen Declinationen der Magnetrichtnng der Compass nicht ge- 
rade zu Fehlern von 12 bis 15 Minuten leitet, so ist dessen 
Genauigkeit doch leider kleiner, als diess Herr K. zugestehen 
will, auch wenn man von selteneren Nebeneinflüsien z. B. einer 
unvermeidlichen Nähe magnetischer Mineralien absieht. 

In der That wurden »uch bisher bei präcisen und mehr- 
fach controUrten Aufnahmen mit dem Compasse bei StoUen- 



267 



dnrobflchlägen auf 500 bis t>00 Klafter Länge Fehler In der 
Bicbtung von 1 Klafter noch als gering nnd die Arbeit als be- 
friedigend erachtet und beträgt der Winkelfebier hier nicht 
3 sondern 6 bis 7 Minuten. 

Ich glaube also genügende« Rechenschaft darüber abgelegt 
sn haben: ob die Bestimmung der MittagsÜuic bloss für den 
Gebrauch des Com passes mittelst der einfacheren Methoden, 
präcis ausgeführt, genügend genau sei: auch stehe ich mit die- 
■ar Ansieht in der neueren Zeit nicht allein; Professor Beer in 
seiner Markscheidekunst (l'^öß Seite 12) lehrt: 

„Sollte indessen Örtlich das Vertrauen in die Richtigkeit 
einer auf die mehrerwähnten, einfacheren Weisen bestimmten 
und Tor einer Controlirung in Verlust geratbenen Richtlinie 
fehlen, so ist, so lange der betreffende Bergbau besteht, wohl 
nur in den seltensten Fällen die Prttiung der neu bestimmten 
Ldnie auf ihre Üeberein Stimmung mit der vordem bestandenen 
unmöglich gemacht. 

Denn, haben sich zuverlässige Karten oder Zugbücher über 
den Ban erhalten, so werden denn doch in den meisten Fällen 
so viel Fixpunkte dieser früheren Aufnahmen zugänglich gcblie- 
beh sein, um mit ihrer Hilfe bei genügt^nden neuen Auinahms- 
Bepetitionen der Lagen je zweier Fizpunkte die früher benützte 
Richtlinie mit der den angewandten Instrumenten entsprechen- 
den Genauigkeit wiederzufinden. 

Sind jedoch die früheren und liier zu verwendenden Auf- 
nahmen alle unzuverlässig oder sind auch Karten und Zug- 
bücher säinaitlich mit in Verlust gerathen, so haben eben 
alle vorangegangeneu Mar ^scheidsarbeiten ihren Werth verloren, 
so dass auch der Verlust der nicht ganz sicheren Richtlinie keine 
weitere Bedeutung hat** 

Herr R. führt mir die in manchen Fällen schweren Folgen 
eines Winkelfehlers von 12 Minuten vor die Augen, eines Feh- 
lers, der durchaus nicht meinen Ansichten entspringt, der aber 
nach den Lehrbüchern der heute tradirenden Professoren Weis- 
bach und Baueinfeind dem (hier allein besprochenen) Compasse, 
in Rücksicht der schwierigen und £actisch auch zumeist aus- 
bleibenden Behebung der täglichen Declination, schon an und 
für sich eigen ist! 

Hier ist die Genauigkeit leider schon gering, indessen be- 
ziffert sich der Fehler nur nach einigen Minuten. 

Soll nian aber den noch zahlreichen Compassliebhabem 
gegenüber die Hoffnung ganz sinken lassen, dass dieselben dort, 
wo eine Beachtung auch der seculäreu Declination nicht statt- 
findet, zur Annahme einer einfachen Methode ihrer Berücksich- 
tigung nicht zu vermögen sind, und dass somit erst der Eintritt 
anderer Zustände abgewartet werden müsse? 

Ich glaube nicht, dass überall neben geringeren Mitteln oder • 
geringeren Kenntnissen der gute Wille fehlt. 

Dass aber an den letztgedachten Orten insbesondere die 
jahrelange Mühen beanspruchenden Hauptkarteu von Tag zu 
Ta^, von Jahr zu Jahr unrichtiger werdende Nachträge erhalten, 
dass diese Unrichtigkeiten mit der Zeit n i ch t mehr nach Minu- 
ten, sondernnachGraden zählen, alle vorangegan genen Ar- 
beiten vernichten, dem Bergbau, so wie dem Eigentbumsrechte 
oft sehr empfindliche Schläge zuführen , und dass auch alle 
kleineren und rasch ausgeführten Grubenkarten mit blosser An- 
gabe der Magnetlinie nur eine ganz kurze Zeit einige Brauch- 
barkeit behalten können, das muss ich nach dem allerdings treff- 
lichen und mehrcitirten Artikel Kleszczynskis nicht weiter aus- 
führen. 

Von diesem Gedanken beseelt, appellirte ich an den ver- 
dienstlichen und ermöglichten Einfluss der Behörden und stützte 
mich hierbei auf §. 185 a. B. G., welcher die Werksbesitzar ver- 
hält, genaue Markscheide karten über die Baue anzulegen und 
dieselben der Bergbehörde zur Berichtigung der Revierskarten 
auf Verlangen eizusenden, während §.97 der V. V. z. a. B. G. 
verordnet, dass diese Karten der Werksbesitzer durch seinen eigenen 
Markricheider oder euien sonstigen befähigten Kunstverstän- 
digen anzufertigen hat und schliesslich, dass aus denselben die 
Berichtigung der Revierskarten in der Regel von 3 zu 3 Jahren 
vorzunehmen ist. 

Der Ausdruck gen au kann in der vorstehenden Anordnung 
des bestehenden Gesetzes allerdings nicht absolut genommen 
werden, eben so wie die Befähigung heute nur relativ ver- 
standen werden kann. 

Die Frage aber: ob eine sehr einfache und keine kost- 
spieligen Instrumente erfordernde Methode der Berück- 



sichtigung, insbesondere der seculäreu Magne^Declination, bei 
der örtlich noch nicht so leicht vermeidbaren ausschliesslichen 
Verwendung des Compasses zu den allgemein erreichbaren 
Graden der Genauigkeit gezählt und im Interesse der Werks- 
besitzer und der Wahrung ihrer Eigentbumsrechte gefordert 
werden kann, diese Frage glaubte ich bejahen zu können. 

Kleszczynski strebte schon 1857 in dem oft erwähnten Auf- 
sätze an, dass die Magnetlinie von den Grubenkarten und allen 
Verieihnngs-Urkunden durch die Mittagslinie verdrängt werde, 
nnd berief sich bezüglich des letzteren Punktes auf das neue 
Berggesetz. 

Gerade die Verleihungen finden jedoch öfter an entlegeren 
Punkten nnd auf erst beginnende Baue statt, und so behaupte 
ich meine Ueberzeugung , dass nur elnfiache Methoden der Be- 
rücksichtigung der magnetischen Declination baldigst zur ganz 
allgemeinen Geltung gelangen können. 

Ich schliesse mit eidigen mir leider als unvermeidlich auf- 
erlegten Bemerkungen, von denen ich aufrichtig wünsche, dass 
dieselben meinen Gegner in obiger Frage, Herrn R., vermögen, 
wenn nicht im eigenen, so doch im Interesse der Sache künftig- 
hin bei Besprechungen ähnlicher Art nur allein eine objective, 
weil jedem Gebildeten genügende Berichtigung anzustreben. 

Denn wenn ich beispielsweise, um jeden unnöthigen An- 
lass zu neuen Fehlem zu benehme)», in einem Bergrevier, wo 
in nä<'h8ter Nähe zahlreiche Gewerkschaften belehnt sind, die 
aus einer Bestimmung hervorgegangene Richtlinie (als welche 
auch ich nur die Mittagftlinie oder ihre Kreuzstunde anssh) den 
verscliledeneu Marksoheids-Beflissenen zur allgemeinen Annahme 
empfalil, so wird ein grösseres Bergrevier daraus, um mir 
damit vage Begriffe über die Mittagslinie und die Unkenntniss 
des Einflusses ihrer Divergenz für verschiedene Längenlagen der 
Orte anzudichten 1 

Wenn Ich mich freute, dass durch die einfachere Justirung 
des Compasses vor dessen Gebrauche die weitere lästige und 
wieder nur neue Fehlerquellen bergende praktische Beachtung 
der magnetischen Declination behoben wird, dabei aber die stetige 
Beobachtung der letzteren, zu welcher auch iqh verhalten bin, 
im Interesse der Wissenschaft ausdrücklich fortgesetzt wissen 
wil^ so werde ich hiefür zu Jenen gerechnet, die in Praxis und 
Wissenschaft Gegensätze (!!) erblicken und diess nur, um Ge- 
legeuheit'Z^ bieten, sich über die schweren Folgen dieser Feh- 
ler auf meine Kosten aussprechen zu können. 

Wenn ich empfahl zur bequemeren und sichereren Justirung 
im Hängzeuge die Kreuzstnnde zur MittagsUnie zu wählen, so 
wird selbst diess tadelnd wieder erwähnt, als ob es nicht ganz 
gleich wäre, ob der Compass auf 24^ oder 6** justirt wird, und 
als ob der rechte Winkel zu einer gegebenen Linie nicht bestimm- 
bar oder wieder auffindbar wäre. 

Auf eine solche Kritik finde ich jede Erwiderung unnöthig, 
denn sie richtet nicht mich, sondern sich seihst, sowie deren 
ganzer Ton schon eine Schwäche ihres Herrn Verfassers erweist, 
in die ich keineswegs verfallen will. 

Mein Bewusstsein spricht mich auch heute über die Art 
meines öffentlichen, wenn auch noch so geringfügigen Wir- 
kens frei von jedem Vorwurfe, und so überlasse ich mich ruhig 
einem gerechteren Urtheile, als es mir Herr R., wie er selbst 
sagt „für mein wohlfeiles d. i. der Unbelesenheit entsprungenes 
Schriftstellern schon längst — aber dann nar anonym — zu- 
gedacht hat." 

Nagjig, 19. Juli 1867. 



Notiz. 
Von Ritter von Rittinger^s Handbuch der Aufberei» 
tungskunde werden auf Veranlassung der Verlagshandlung Ernst & 
Korn in Berlin bereits Uebersetzungen in die französische und 
englische Sprache veranstaltet. 



Z. 806. 



Administrati ves. 
Concnrs-Aussohreibang. 



Bei der k. k. Berghauptmannscfaaft in Klagenfart ist die 
Oberbergcommissärsstelle mit dem Jahresgehalte von 1260 fl., 
dem Vorrückungsrechte in die höhere Gehaltsstufe, und der VHI. 
Diätenclasse, eventuell die Bergcommissärsstelle mit dem Jahres- 
gehalte von 840 fl., dem Vorrückungsrechte in die höheren Ge- 
haltsstufen und der IX. Diätenclasse zu besetzen. 



— 268 — 



Bewerber um eine dieser DiensteWtellen haben ihre vor- 
scbriftam&MJg belegten Gesuche im Wege ihrer yorgeseteten 
Behörden bis 15. September 1867 bei dieser Berghanptmann- 
schaft einsubringen, sich ttber die snrfickgelegten rechts* und 
staatswissenschaäichen, dann montanistischen Studien, ttber die 
bisherige Dienstleistung, sowie ttber die vollkommene Kenntniss 
des bergbehOrdlichen Dienstes aussuweisen und ansugeben, ob 
und in welchem Grade sie mit einem Angestellten dieser Berg- 
hauptmannschaft, mit einem Bergwerksbesitzer oder Bergbeamten 
in Kfimten verwandt oder versdiwigert sind, femer ob sie, ihre 
Ehegattinnen oder ihre unter der väterlichen Gewalt stehenden 
Kinder — in Kärnten einen Bergbau besitsen oder an einer 
Bergwerks-Untemehmung betheiligt sind. , 
K. k. Berghauptmannschaft. 

Klagenfnrt, am 6. August 1867. 

Verordnung des Ministeriums ffr Handel und Volks- 
wirthschaft ttber die Zulassung der C. Sehember- 
schen Decimal- und Centesimal - Brttckenwagen*). 

Giltig für Böhmen, Dahnatien, Galisien und Lodomerien mit 
Krakau, Oesterreich ob und unter der Enns, Salzburg, Steier- 
mark, Kärnten, Krain, Bukowina, Ifähren, Schlesien, l^ol, Vor- 
arlberg, Istrien, Görz und Gradisca und Triest mit seinem Gebiete. 

Das Ministerium fttr Handel und Volkswirthschaft findet im 
Nachhange zu dem Erlasse vom 20. April 1850 (R. G. Bl. Nr. 217), 
im Einvernehmen mit den Ministerien des Inttem und der Finan- 
zen, Folgendes zu bestimmen: 

1. Der Gebrauch solcher tragbarer Decimal-Brttckenwagen, 
welche nach dem von C. Schember in Wien verbesserten Qnin- 
tenz*schen Sjsteme, — dann solcher tragbarer Centesimal-Brttcken- 
wagen, welche nach dem von C. Schember erfundenen Systeme 
gebaut sind, wird ftU* den öffentlichen Verkehr zugelassen. 

2. Die Brttckenwagen mfiasen vor ihrer Verwendung von 
Seite der zuständigen Zünentirungsbehörde ämtlich geprttft und 
die im Gebrauche stehenden von zwei zu zwei Jahren der aber 
maligen Prttfnng unterzogen werden. 

Die Bestätigung des diessfäUigen Actes nrass auf den Wagen 
in der vorgeschriebenen Art ersichtlich gemacht werden. 

3. Auf jeder Wage nrass der Name 4ee Verfeiügeni pid 
das Veriiältniss des Auflagegewiohtes zur Last mittelst einer gra- 
viften, an der Vorderseite der Tragsäule angebrachten^ Platte er- 
sichtlich gemacht werden. 

4. Die Decimalwagen fttr den öffentlichen Verkehr dttrfen 
auf keine geringere Belastung als auf 100 Wiener Pfunde und 
auf keine grössere Belastung als auf 100 Wiener Centner gebaut 
sein, und nicht zum Wägen einer geringeren Last als 50 Wiener 
Pfunde verwendet werden. 

Bei i>efällsämtem ist der Gebrauch der Schember^sehen 
Brttckenwagen auch bia zu dem Gewichte von 5 Wiener Pfunden 
gestattet. 

5. Die Centesimaiwagen fttr den öffentlichen Verkehr dttrfen 
auf keine geringere Belastung als auf 20 Wiener Centner und 
auf keine grössere Belastung als 80 Wiener Centner gebaut sein, 
und nicht zum Wägen einer geringeren Last als 10 Wiener Centner 
verwendet werden. 

6. Die Wagen müssen bis auf Vaooo^^ ihrer Belastung em- 
pfindlich sein, d. i. bei der grössten Belastung, fttr welche sie 
gebaut sind, noch mit dem zweitausendsten Theile derselben einen 
merklichen Ausschlag geben. 

7. Die ausftthriiche Vorschrift ttber die amtliche Prttfung 
und Beglaubigung dieser Wagen, sowie deren Beschreibung und 
Zeichnung wird in einer besonderen Instruction fttr die Zimenti- 
rungsiimter gegeben. 

8. In Hezug auf den Gebrauch dieser Wagen gelten die- 
selben Bestimmungen, welche in dem Eingangs bezogenen Erlasse 

*) Enthalten in dem am 2. August 1867 ausgegebenen 
R. G. Bl. unter Nr. 103. 



vom 20. April 1850, Art 9, 1, hinsichtlich der tragbaren Brttcken- 
wagen gegeben sind. 

9. Bei dem Wägen auf den Decimalwagen sind die im §. 39 
und bei dem Wägen auf den Centerimalwagen die im §. 40 der 
allgemeinen Instruction fttr die Zimentirungsämter vom Jahre 1858 
beschriebenen Gemchte anzuwenden. 

Wien, den 20. JuU 1867. 

ÄNKÜNDIGUNGÜ 

(96) In der 

J.G. Engelhardfscheii Sortinientobuchhandlung 

(M. Isensee) in Freiberg, 
erschien und ist durch alle Buchhandlungen zu beziehen: 

in Wien durch dieG. J. IManz'sche Buchhandlung 

Kohlmarkt 1, 

gegenttber der Wallnerstrasse. 

Salieer^r Tli. 

Bergrath, ProfMsor, Dr. 

ThMrie nd Praxis in Knst nad WisseiMlitft, 
wie in Heasckralebea. 

Festbeitrag sum lOljährigen Jubiläum der 
Freiberger Bergakademie. 

25 Ngr. 



Dr., Hflttenmeiater. 

Untersuchungen über die chemiachen Vorgänge in 
den Qay-Lussac*achen Condenaationaapparaten der 
SchwefelaVure-Fabrilcen. • 

6 Ngr. 



Portrait ▼. Schmldhuber, 

Berggesobwomer. 

Verfasser der Pltttziade, Lithographie zum ßinlegen in die 

Plötziüde geeignet. — 10 Ngr. 



(77_87) 



^ 



M^aieni'JDrahizünder 

Felsensprengangen erzeugt und empfiehlt bestens 
AL Wim. Stellxig 

in Schönlinde in NordbOhmen. 



fUt einer llell«ire. 



Diese Zeit8chrift erscheint wOohentlich einen Bogt- 1. stark mit den nttthigen artistischen Beigaben. Der. PrianmeratiOBipreis 
ist jährlich loeo Wien 8 fl. ö. W. oder 5 Thlr. 10 Ngr. Mit frauoo Fostrezaendung 8 fl. 80 kr. ö. W. Die Jahresabonnenten 
erhalten einen o£FicieIlen Bericht ober die Erfahrungen im berg^ und hfittenm&nnisohen Kasehinen-, Bau- und AulbereitiuigiwefeB 
sammt Atlas als Gratisbeilage. Inserate finden gegen 8 kr. ö. W. oder IV^ Ngr. die gespaltene Nonpareillezeile Aufinbrneu 

Zuschriften jeder Art können nur franeo angenommen werden. 



Druck von Ozrl Fromme in Wien. 



Fflr den Verleg yerzntwortUeh: Carl Begor. 



N= 34. 

XV. Jahrgang. 



i)esterreichi8che Zeitschrift J^.^^« 



mr 



Berg- und Hüttenwesen. 



Verantwortlicher Redacteur: Dr. Otto Freiherr von Hingenau, 



k. k. lUnistexiAlratb im Ftnanyministoriiuii. 



Verlag der Q. J. Manz'schen Bucbliandlung (Kohlmarkt 7) in Wien. 

Tnlialt: Das Verwittern der Mineralkohlen. — Die Mieser BergbanverhÜltnisse im Allgemeinen, nebst specieller Beschreibung 
der Frischglückzeche. — Notiz. — Administratives. — Ankündigungen. 



Sas Verwittern der Mineralkoiüen. 



Die Industrie der Neuzeit ist unter Anderem auch 
durch die zunehmende Allgemeinheit der Dampfkraftanwen- 
dnng gekennzeichnet, was wohl in vieler Richtung don AnstoBS 
gab , jeden Verlust an theuerem Brennmaterial kennen zu 
lernen, um ihn möglichst zu umgeben. 

Diesejetzt für jeden ludastriellen und Techniker hoch- 
wichtige Frage verdient jedoch beim Berg- und Hüttenwesen 
nicht nur wegen der tagtäglich allgemeiner werdenden An- 
wendung der Dampfkraft die höchste Beachtung, sondern 
sie ist für den so viel Kohle consumirenden Hfittenmann 
und den liefernden Bergmann von einer doppelt hohan 
Bedeutung. 

Es ist de Bshalb ein genaues Studium der Veränderungen 
der Mineralkohlen während des Lagerns, des Liegens an 
der Luft, sicherlich für uns besonders beachten swerth, wess- 
halb wir dem montanistischen Publicum alles über diese 
Frage bisher Bekanntgewordene mitzutheilen uns verpflichtet 
fühlen, in der Hoffnung, dass es zu weiteren Versuchen 
und Discussionen führen dürfte. 

Die ersten directen und sehr umsichtigen Versuche über 
das Verhalten der schlesischen Kohlen während des Lagerns 
im Freien verdanken wir Herrn Prof. Grundmann in Tarno- 
witz, der dieselben in der preussischen Zeitschrift für Berg-, 
Hütten- und Salinenwesen, Jahrgang 1862, Seite 326 ver- 
öffentlichte. Er verwandte zu diesen Versuchen eine 3.400 
Tonnen umfassende Kleinkohlenhalde aus der Königsgrube 
bei Königshütte in Oberschlesien, wovon er gleich beim Auf- 
fahren, nach zwei-^ nach fünf- (von der Wetterseite und von 
Innen) und nach ueunmonatlicher (ebenfalls von der Wetter- 
seite und von Innen) Lagerung die möglichst genaue Durch- 
schnittsprobe nahm, und davon das specifische Gewicht, die 
Nässe, den Kohlenstoff-, Wasserstoff-, Stickstoff-, Sauer- 
stoff-, den Schwefel- und Aschengehalt der Kohle und den 
theoretischen Brennwerth derselben bestimmte. Dasselbe 
geschah mit einer kleineren Partie zerschlagener und Stück- 
kohle, welche in einer Kiste verpackt und so aufgestellt war, 
dass Regen- und Schneewasser nicht eindringen konnte, 
während der Zutritt der feuchten Luft nicht gehemmt war. 
Nach drei und abermals vier Monaten wurden auch hievon 
Durcbschnittsproben genommen. 



Die Resultate dieser Versuche waren folgende : 

t. Das specifische Gewicht der Kohlen änderte sich 
nicht. 

2. Der Nässegehalt nahm nach einer neunmonatlichen 
Lagerung um circa 1 Procent von der ursprünglichen (5 Pro- 
oente) ab. Herr Grundmann legt hierauf kein Gewicht, da 
der Wassergehalt der Kohle sich während des Liegens im 
Laboratorium ändere. 

3. tind 4. Die Steinkohlen müssen beim Lagern eine 
Gewichtsverminderung erleiden, da gasförmige Verbindun- 
gen entweichen. Berechnet man den durch die Analysen 
gefundenen Gehalt an Kohlenstoff, Wasserstoff, Stickstoff 
und Sauerstoff auf den Aschengehalt, und setzt diesen gleich 
Ein«, so ergibt sich, dass auf der Halde von 100 Pfd- 
Steinkohle 58*2 (!) Pfund durch die neunmonatliche Verwit- 
terung als Gase verschwanden. 

5. Die Verwitterung der Steinkohlen steigt bei grossen 
Halden sehr rasch mit der Erhöhung der Temperatur, wel- 
che im Innern derselben entwickelt wird, und nimmt auch 
eben so rasch wieder ab, wie die Temperatur fällt. Es ist 
diesB einleuchtend, da die Temperatur eben nur eine Func- 
tion der chemischen Processe, die in der Halde vorgehen, 
ist, und letztere sodann befördern und unterstützen. Ferner 
zeigte sich, dass obiger 58procentige Verlust vorwiegend 
während der ersten fünf Monate entstand, während die Koh- 
len in den letzten vier Monaten fast gar keine wesentliche 
Veränderung mehr erlitten. , 

6. Die den atmosphärischen Niederschlägen nicht un- 
mittelbar ausgesetzten Kohlen, nämlich jene in Kisten, 
erfuhren in sieben Monaten nur 43 Proceate Verlust. 

7: Kohle in grossen Stücken verwittert weniger rasch, 
wie in zerschlagenen. 

8. Die aschenfreien Bestandtheile, also Kohlenstoff, 
Wasserstoff, Stickstoff und Sauerstoff bleiben nach der Ver- 
witterung in demselben Verhältnisse. 

9. Die der Verwitterung ausgesetzten Kohlen haben 
hauptsächlich darum einen geringeren Brennwerth als frische 
Kohlen, weil ihr Aschengehalt ein höherer ist. — Ferner 
zeigte sich, dass sowohl die im Freien liegenden und die in 
Kisten verpackten Kohlen nach zwei- bis dreimonatlicher 
Lagerung ihre Coaksfähigkeit verloren hatten. 



— 270 - 



IjO. Sollen die Steinkohlen auf ihrem Lager wenig durch 
Verwitterung an ihrem ursprünglichen Werthe verlieren, so 
müssen sie mit Luftzügen im Innern der Halde gebaut, luft- 
trocken in dieselbe gebracht und mit einem gegen die atmo- 
sphärischen Niederschläge schützenden Dache verseben sein. 

Diese sind, kurz zusammengefasst, die Schlüsse, die 
Herr Grundmann aus seinen sorgfältigen Versuchen folgert« 
Betrachten wir eine von ihm gegebene tabellarische Ueber- 
sicht etwas genauer, so finden wir, dass den zur Halde auf- 
gefahrenen Kleinkohlen 6.986} den neun Monate auf der 
Wetterseite gelegenen 6*247 Wärmeeinheiten entsprechen. 
Aus diesen Daten rechnet sich ein für die Praxis wichtiger 
Heizeffectsverlust von nahe 11 Procent. Da diese jedenfalls 
mit den unter 3. und 4. angegebenen 58*2 Procenten Ver- 
lust an brennbaren Bestandtheilen der Kohle im argen Wider- 
spruche stehen, so glaubt Herr Grundmann diese Differenz 
auf die Weise zu erklären, dass er hinweist, dass aschen- 
reichere Kohle vollständiger verbrenne, ferner dass die ab- 
gelegene Kohle wenig öder gar nicht backt und weniger die 
Aufmerksamkeit des Heizers beanspruche. Obzwar wir 
diesen erklärenden Erläuterungen innerhalb der in der Rede 
angewandten Grenzen vollkommen beipflichten, so halten 
wir jedoch diese Einflüsse als nicht genügend, eine so auf- 
fallende Differenz aufzuklären, und wollen lieber den aus 
dem Heizeffecte berechneten 11 Procenten Verlust mehr 
Wahrscheinlichkeit beilegen, als jenen theoretischen 58 
Procenten. Denn letztere sind auf den jeweilig gefundenen 
Aschengehalt, der in den frischen Mineralkohlen 4*5 gefun- 
den wurde, berechnet. Abgesehen davon, dass sich hiemit 
die ganze Rechnung auf eine relativ kleine Grösse stützt, 
und hiemit jeder kleine Fehler darin in dieser Verlustberech- 
nung bedeutend auf das Resultat «einwirkt, so ist schon die 
Art und Weise des Probeaehmens, und geschehe diess selbst 
mit der grössten Umsicht und Genauigkeit, eine leider unge- 
naue und nur annähernd richtige Manipulation. 

Herr Ernst Hart ig, vortheilhaft bekannt durch seine 
„Untersuchungen über die Heizkraft der Steinkohlen Sach- 
senstt, sagt in seinem Werke auf Seite 9i nachdem er die 
Resultate über die Bestimmung des Aschengehaltes im 
Grossen, bei bestehenden Feuerungen mittbeilt, wie folgt: 
nDie (so gefundene) Aschenmenge schwankt zwar oft bei 
Kohle um 1 bis 2 Procente, doch ist sie im Allgemeinen 
einer sichereren Bestimmung föhig, als der eigentliche Aschen- 
gehalt, wie er durch vollständiges Einäschern kleiner Proben 
erhalten wird; der Grund hievon liegt in der Schwierigkeit 
solche Proben so auszuwählen, dass sie die richtige Beschaf- 
fenheit einer Kohlensorte richtig darstellen. » Also Herr 
Hartig zog lieber die um 1 bis 2 Procente differirenden Aschen- 
proben, als genauer den Proben im Kleinen vor. Aus der 
Ungenauigkeit des Probenehmens ist es auch erklärlich, dass, 
obzwar der Aschengehalt durch das neunmonatliche Verwit- 
tern über das Doppelte stieg, dennoch keine wesentliche 
Differenz im specifischen Gewichte eintrat. 

Es mussten sicherlich die Grund mann'schen Resultate 
bei der ganzen industriellen Welt volle Beachtung erfahren, 
da sie für die schlesischen Kohlen einen so immensen Verwit- 
terungskalo nachwiesen, ja um so mehr, als sich hiedurch 
die Producenten und Consumenten feindlich gegenüber ge- 
stellt wurden. Man schlug nun verschiedene Wege ein, um 
diese hochwichtige Frage weiter zu beleuchten. 

Herr Doctor Varrentrapp in Braunschweig wählte 
einen rein wissenschaftlichen Weg (Dingler*s polyt. Journal 



CLXXV. 2. Heft), indem er frisch geförderte Braunkohle 
von- der braunschweigischen Prinz Wilhelm-Grube in erb- 
sengrossen Stückchen in einer Flasche einschloss und feuchte, 
kohlensäurefreie Luft bei verschiedenen Temperaturen 
durch leitete ; die der Flasche entström^de Luft wurde durch 
Barytwasser geleitet. Er setzte nämlich ganz richtig voraus, 
dass sich durch die Verwitterung, als langsame Verbrennung, 
Kohlensäure bilden werde, deren Menge aus dem Gewichte 
des Niederschlages von kohlensaurem Baryt berechnet wer- 
den kann. Es zeigte sich, dass zwar bei gewöhnlicher Tempera- 
tur sich sogleich Kohlensäure bilde, jedoch in sehr geringer 
Menge. Um deren Entwicklung zu befördern, steigerte er 
mit verschiedenen Zwischenstufen die Temperatur bis auf 
150^ C., woraus er berechnete, dass bei dieser Hitze der 
ganze Kohlenstoffgehalt des eingewogenen Pfundes Braun- 
kohle in drei Monaten aufgezehrt sein würde. — Gleich im 
Anfange des Versuches war die Temperatur durch 28 Tage 
zwischen 35 und 40^ gehalten, während welcher Zeit sich 
6 grm. kohlensaurer Baryt bildete. Da Herr Varrentrapp 
angibt, dass in den angewandten 256 grm. trockener Kohle 
164 grm. (647o) Kohlenstoff enthalten sind, so rechnet sich 
nach einem einmonatlichen Ezperimentiren bei 35 bis 40^ 
aus 6 grm. kohlensauren Baryts ein Kohlenstoffverlust mit 
0*365 grm. d. i. 0'22 Procent heraus. 

Selbst mit Rücksicht auf die grosse Verschiedenheit 
der gegenüber Grund mann's angewandten Kohlen bezweifeln 
diese Versuciie ebenfalls den grossen Verwitterungskalo, 
wie ihn Herr Grundmann angibt. 

In Dingler*8 polyt. Journale CLXXHI, Heft 5» theilt 
nun Varrentrapp weitere Versuche in derselben Richtung 
und Art mit, wozu Gaskohlen von den Westphäler Graben: 
1) Zollverein" und nHollandu verwendet wurden. Die Schluss- 
resultate sind den schon erwähnten sehr analog. 

Einige Monate später veröffentlichte Thompson seine 
Beobachtungen über die Verwitterung der englischen Kohlen 
in dem „London Journal of arts 1865.*^ Er Unterscheidet 
eine Trockenfäule (dry rot) und eine Nassfäule (wet rot) 
und gibt an, dass sich beide wie 10 zu 13 verhalten. 

Den wissenschaftlichen Untersuchungen Grundmann's 
und Varrentrapp^s folgten nun mehrere Bestimmungen des 
Verwitterungskalos auf rein praktischem Wege. 

Es liegtsehrnahe, den Ablagerungsgewichtsverlust eines 
Kohlenhaufens direct durch Abwägungen innerhalb ge- 
wisser Zeiten zu bestimmen, um sich über den von Grund- 
mann angeführten überaus hohen Kalo Rechenschaft geben 
zu können. 

Wie sehr Herrn Grundmann's Resultate bei grösseren 
Kohlenconsumenten Würdigung fanden, ergibt sich auch 
daraus, dass viele grössere Bahn Verwaltungen weitere Ver- 
suche mit Kohlen aus verschiedenen Gebieten in dieser hoch- 
wichtigen Frage einleiteten, von deren Resultaten wir nur 
die massgebenden und bekanntgewordenen verwenden wol- 
len, da wir versichert sind, dass da und dort nebst dem Ver- 
witterungskalo auch andere Abgänge durch menschliche 
Mithilfe stattfanden, sobald nicht die grösste Obsorge bei 
der Leitung der Versuche obwaltete. 

So unternahm die hannoveranische Eisenbahnverwal* 
tunp zur Ermittlung des Gewichts- und Heizeffectsabganges 
zu Harburg, Hannover und Osnabrück schon im Jahre 1863 
und 1864 ausgedehnte Versuche. An erster er Station 
lagerte man im Freien, allen Einflüssen der Atmosphärilien 
ausgesetzt, 100 Ctr. englische Kohle durch eilf Monate, und 



— 271 — 



wog sie nach jedem Monat. Die Gewichte mussten natürlich 
differiren, weil man nie dea Gehalt an Nässe bestimmte ; sie 
stiegen anf 100 Ctr. t8 Pfd. (im Janaar bei viel Regen) 
and fielen auf 99 Ctr. 75 Pfd. (Im Aagast bei trockenem 
Wetter). Die Versach^ warden za Beginne December bei 
trockenem Frostwetter begonnen und Anfangs November 
bei trockenem Wetter geschlossen, wornach man 99 Ctr. 
92 Pfd. aaswog. Bechnet man den Gesammtdurchschnitt der 
Versachswägnngen, so erhält man ein Dnrchsohnittsgewicht 
von 99 Ctr. 96 Pfd. Aas allem dem geht hervor, dass die 
Kohlen während eines eilfmonatlichen Lagems keinen we- 
sentlich grossen Gewichtsabgang erfuhren. 

In Hannover lud man bei den am 5. Jänner 1864 
begonnenen Versuchen 161 Ctr. Schaamburger Schmiede- 
kohle auf einen besonderen Wagen und konnte nach dieser 
Weise leiuht und schnell den Gewichtsabgang annähernd 
bestimmen. Da auch hier die Kohle nicht auf ihren Nässe- 
gehalt unterdUcht wurde, so ist es erklärlich, dass man im 
Jani und October nur 160 Ctr. auswog. Das Durchschnitts- 
gewicht aus den eilfmaligen Versuchswägungen ergibt sich 
mit 161 Ctr. 63 Pfd., also um. letztere höher als die Ein- 
wage. Zugleich mit diesen Gewichtsverlustnntersuchungen 
bestimmte Herr Maschinen director Kirchweger die je- 
weiligen Heizwerthsverluste anf die Weise, dass er an 6 ziem- 
lich gleichmässig zwischen Anfangs Jänner 1864 und No- 
vember vertheilten Tagen mit den der Verwitterung ausge- 
setzten Kohlen einen Dampfkessel unter immer gleichen 
Modalitäten heizte. Am 7. Jänner brauchte er zu diesem 
Zwecke 1395 Pfd. Kohle, ebensoviel am 2. November, am 
wenigsten am 1. September, nämlich nur 1363 Pfd., und 
am meisten 1463 Pfd. am 10. Mai. Im Durchschnitte ent- 
fielen zur eintägigen Heizung 1406 Pfd. Also auch hier er- 
gibt es sich, dass die Schaumburger Kohlen während des 
Lagems weder im Gewichte noch im Heizwerthe irgend wel- 
che praktisch fühlbare Einbusse erlitten haben. 

Zu Osnabrück wurden durch Herrn Betriebsdireetor 
Beder sehr sorgfältige Versuche abgeführt, welche er in 
der Zeitschrift des Architekten- und Ingenieur- Vereines für 
Hannover, Jahrgang 1866, 4. Heft, veröfientlichte. Er ver- 
lad hiezu 90 Ctr. frisch geforderter und melirter West- 
phäler Kohlen and zwar bei einer Versuchsreihe vom Glücks- 
burger Flötze des Hajdtschachtes bei Ibbenbüren und bei 
einer anderen von der Zeche Courl auf neu abgewogenen 
Bondiwägen in vier Fuss hohe Haufen, die auf einem todten 
Strange der Bahn den Atmosphärilien ausgesetzt, und vier- 
teljährig zur Abwäge auf eine Brücken wage gefahren war- 
den. Der Versuch währte ein Jahr, wobei in dei)^itte und 
am Ende des Versuches die Kohlen vorsichtig abgeladen 
wurden, um das Durchschnittsgewicht des Wagens zu er- 
mitteln. Während hiedurch der Gewichtsverlust bei dem La- 
gern erhoben wurde, Hess man auch von den genannten zwei 
Kohlensorten 400 Ctr. schwere and 4 Fuss hohe Haufen 
ebenfalls durch ein Jahr im Freien liegen and nahm hievon 
sorgsamst die Probe zur Bestimmung der Nässe, nach wel- 
cher alle Resultate auf trockene Kohle umgerechnet warden, 
znm Zwecke der Heizwertbsbestimmung. Letztere wurden 
auf diese Weise ausgeführt, dass die Bahnhofwerkstättenma- 
schinen damit geheizt wurden, wobei natürlich sorgsamst 
auf gleiche Arbeit and gleiche Dampfspannung gesehen 
wnrde. Die Resultate dieser Versuchsreihen , die so sehr 
von jenen des Herrn Grandmann abweichen, waren folgende: 



1 . Die Ibbenbürener Kohle hat im Laufe des Versuehs- 
jahres 1 *4 Procente, die von Courl aber nichts an dem Ge- 
wichte verloren. 

2. Der Heizwerth der Kohlen von Ibbenbüren ist am 
6y und der der Kohle von Courl um 2 '6 Procente während 
der einjährigen Lagerung der Kohlen im Freien gesunken. 

3. Die Vercoakungsfähigkeit (nach Tiegelversachen) 
hat sich bei den Ibbenbürener Kohlen um 4*6 und bei Courl- 
kohlen um 2' 1 Procente vermindert. 

Diese Versuche zeigen uns auch ferner, dass zwei ver- 
schiedene Koblengattungen dem Verwittern angleich wider- 
stehen, was zwar za erwarten war, so dass nach dieser Ver- 
suchsreihe der von uns für die oberschlesischen Kohlen 
ausgerechnete Heizwerthsverlust za 1 1 Procenten als möglich 
and wahrscheinlich erscheint. 

Wenn auch die gegebenen Ziffern, da sie sich zum 
Theile auf den Feuchtigkeitsgehalt der Kohle basiren, nicht 
auf absolute Richtigkeit Anspruch machen dürfen, so nähern 
sie sich der Wahrheit doch bedeutend mehr, als die Grund- 
mann*8che Rechnung, indem ein Fehler in der Nässebestim- 
mung in der Rechnung weitaus nicht so einflussreich ist, 
wie der in der Aschenbestimmnng, sobald man diese mit 
Herrn Grandmann als Ausgangspankt des Calcüls nimmt. 

Wegen der argen Differenzen in den bisher gewonne- 
nen Resultaten setztti Her]:.Reder seine Untersuchungen fort, 
wobei er auch den Aschengehalt mit in das Gebiet seiner 
Versuche zog. 

Bei diesen abermaligen Untersuchnngen, wozu ober- 
schlesische Kohlen aus demselben Gebiete, von welchem sie 
Herr Grandmann bezog, femer Borlogher (in der Nähe Os- 
nabrücks) und englische Brancepeth-Kohlen verwendet wur- 
den, füllte man die Kohlensorten in einer Mischung von zu 
Taubeneigrösse zerschlagenen Stückkohlen und gewöhn- 
lichen Feinkohlen in 2 Fuss hohe, dünnwandige, irdene 
Töpfe von 2 V2 Fu6s Durchmesser, die am Boden drei kleine 
Oeffiiungen zum Wasserabflüsse hatten, und setzte sie bis 
an den Rand in einen aus gleicher Kohle aufgesAiütteten, 
den Atmosphärilien ausgesetzten Haufen. Da man aus Ther- 
mometermessungen seh Hessen konnte, dass in den Töpfen 
dieselben Processe wie in der grossen Halde -stattfanden, 
so repräsentiren die Kohlen in ersteren ein Stück der letz- 
teren, obzwar hier noch bedacht werden muss, dass der 
Kern des Haufens, wo kein Topf stand, sicherlich eine hö- 
here Temperatur, also auch einen grösseren Zersetzungskalo 
haben muss. Das angewandte Versuchsmateriale wurde nach 
neun- und zwölfmonatlicher Lagerung gewogen, ausgebreitet 
und von je einem Topfinhalte von der oberen, mittleren und 
unteren Schichte je eine, und dann noch eine Durchschnitts- 
probt* genommen. Letztere zeigte sich immer dem Durch- 
schnitte der übrigen drei Detailproben entsprechend. Sodann 
untersuchte man jede genommene Probe auf den Waaser- 
und Aschengehalt und auf die Coaksbarkeit. 

Da man bei diesem Vorgange das Materiale in kleinerer 
Grösse anwandte, und dasselbe zum Behufe des Probeneh- 
mens passender ausbreiten konnte, so hat jedenfalls diese 
Art des Probenehmens viel mehr Anspruch auf annähernde 
Richtigkeit als wie das Stückabklauben von der Halde. 

Es zeigte sich, dass nach dem einjährigen Lagern : 

1. Bei allen drei untersuchten Kohlengattungen nicht 
allein kein Gewichtsverlust eingetreten ist, sondern umge- 
kehrt eine kleine Gewichtsvermehrung stattgefunden hat. 



— 272 



2. Der Aschengehalt sich nicht vermehrt hat und 
endlich 

3. die oberschlesischen Kohlen jede eigentliche Ver- 
coakangsflKhigkeit verloren, was schon nach vier Monaten 
Lagerns eintrat, hingegen die Borlogher and Brancepether 
Kohlen ihre ursprüngliche Vercoaksbarkeit vollständig hei- 
behalten hatten. 

Nach 80 vielerlei sich widersprechenden, auf verschie- 
denen Wegen erlangten Resultaten muss man unwillkürlich 
fragen, wie sich denn diese erklären lassen. Die Antwort 
darauf gab uns der vortreffliche Gewährsmann Herr Prof, 
Grundmann in der Zeitschrift des Architekten- und Ingenieur- 
vereines für Hannover 1867, 1. Heft. 

Er weist in erster Linie das Factum der äusseren Ver- 
änderung (z. B. Mürbewerden, Verlust an Fettglanz, Beginn 
einer röthlichen Färbung etc.) vieler Kohlen beim Ablagern 
nach, erinnert ferner, dass die Coakereien und Gasanstalten 
frischgeförderte Kohle besonders gerne verlangen, und dass 
die Flötze an ihren Ausbissen fast immer schlechte, wenig 
brauchbare Kohle liefern. 

Bei den verschiedenen Kohlensorten geht die Verwit- 
terung rascher von statten, bei anderen kaum merkbar, wie 
diess besonders bei der Pech- und Cannelkohie der Fall ist. 
Herr Grundmann betont als besondere Ursache des schnel- 
len Zerfallens der Kohle die Zersetzung der Schwefelkieae ; 
wir glauben jedoch für verschiedene Kohlensorten den Grund 
dieser Erscheinung in dem schnellen Entweichen der so« 
genannten Gebirgsfeuchtigkeit suchen zu müssen. Mit dem 
Zerfallen hängt, nach allen Beobachtungen zu schliessen, 
auch die Verwitterung innig zusammen, da weniger zerfal- 
lende Kohlen länger dem Lagern widerstehen, während wel- 
cher Zeit Herr Grundmann 2ur Erklärung mancher schein- 
baren Widersprüche in den gefundenen Resultaten eine an- 
dere Atomgruppirung voraussetzt. 

Dass in Reder' s Versuchen bei einer ganz unbe deuten* 
den Gewichtsabnahme der Heizeffecstverlust relativ grösser 
ist, wäre *nur damit zu erklären, dass ein Theil des Wasser- 
und Kohlenstoffes entweicht, wofür die Kohlen Sauerstoff 
aufnehmen. Dass wirklich durch das Lagern ein Theil der 
Kohlenwasserstoffverbindungen entweicht, weist Herr Grund- 
mann durch schlagende Versuche nach, wobei eine und die- 
selbe Kohlensorte in drei Partien getheilt wurde. Die erste 
wurde alsogleich vergast, die zweite unter einem Dache, die 
dritte in freien Haufen aufbewahrt, nach einem Monate, wo- 
bei die zweite um 17*2) die letztere um 29*5 Procente we- 
niger Gas lieferte als die erster e. 

Fassen wir mit Herr Grün dmanii die bisher gewonnenen 
Resultate zusammen, so ergibt sich : 

1 . Die meisten Kohlensorten sind im frischen Zustande 
einer raschen Veränderung und Zersetzung unterworfen. 

2. Einige dieser Veränderungen, wenn nicht gleich- 
zeitig eine Abnahme im Brennwerthe nachgewiesen werden 
kann, lassen sich als eine neue Gruppirung der Atome an- 
sehen, wofür jedoch die directen Beweise noch nicht bei- 
gebracht sind. 

3. Lagernde Kohlen nehmen Sauerstoff aus der Luft 
auf und erleiden dadurch eine Veränderung im Brenn- 
werthe. 

4. Durch Aufnahme des Sauerstoffes kann für einen 
gewissen Zeitraum eine Vermehrung des Gewichtes und eine 
relative Vermehrung des Aschengehaltes herbeigeführt 
werden. 



5. Bei längerer Dauer der Lagerung tritt ein Gewichts- 
verlust der Kohlen und eine relative Vermehrung ihres 
Aschengehaltes ein. 

6. Unter begünstigenden Umständen tritt der Gewichts- 
verlust sofort ein, und steigt in wenigen Tagen und Wochen 
zu einer bedeutenden Höhe. 

7. Kohlen, welche den ersten Zersetzungsprocess durch* 
gemacht haben, sind in der Folge, besonders bei Umlagerung 
und im trockenen Zustande, sehr wenig veränderlich. 

8. Die Kohlen behalten auch bei längerem Liegen ihre 
ursprünglichen Eigenschaften beinahe unverändert bei, wenn 
sie im frischen Zustande, gut getrocknet und in einem trocke- 
nen Räume aufbewahrt werden. 

9. Stückkohlen sind aus diesem Grunde leicht vor der 
Verwitterung zu schützen, und sind überhaupt weniger der 
Veränderung unterworfen, als Kleinkohlen. 



Trotz dieser vielen Versuche wäre es wünschenswerth, 
dass auch wir die Güte der österreichischen Kohlen auf diese 
oder jene Weise auf ihren Verwitterungskai o untersuchen 
würden, indem hier sowohl für den Producenten als den Con- 
sumenten eine höchst wichtige Frage erörtert werden würde, 
welche man bisher bei allen Werthsbestimmungen unserer 
Kohlen total übersah, als auch ferner diese Untersuchungen 
die vielen Zweifel, die noch in dieser Sache herrschen, be- 
seitigt und ^'Cklärt würden. 

Wien, am 6. Juni 1867. H. H. 



Die Mieser Bergbauverhältnisse im Allge- 
meinen, nebst specieller Beschreibung der 
Frischglückzeche. 

Von Anton Rück er, Bergverwalter in Mies*). 

Vorgelegt durch Herrn Otto Freih. von Hingenau in der 

Sitzung der k. k. geologischen Reicbsaastalt am 16. April 1867. 

Es gibt wohl nicht so leicht einen Bergbau von Bedeu- 
tung, über welchen bisher so wenig in die Oeffentlichkeit 
gedrungen, als es beim Mieser der Fall ist. Ausser einzelnen 
kleinen Notizen, welche hauptsächlich Geschichtliches be- 
treffen, hat die Literatur nichts von Berdeutung aufzuweisen. 
Der verdienstvolle Musterlehrer und Ehrenbürger von Mies 
Herr Karl Watzka hat sich der Mühe unterzogen, aus ver- 
schiedenen Quellen, namentlich Hajek v. Libogan, Ge- 
lasius D ebner, Franz Pl'bitschkaf Peithner v. Lich- 
ten fei s, Graf Stern her g, ferner aus einer Reihe von Ur- 
kunden a# dem Nationalmuseum und dem Gubernialarchiv 
die Entstehung und Entwicklung des Mieser Bergbaues zu 
beschreiben und diese mir freundlichst zur Verfügung ge- 
stellte Arbeit ist es hauptsächlich, welcher ich nachfolgenden 
geschichtlichen Ueberblick entnehme. 



*) Aus dem Jahrbucbe der k. k. geologischen Reichsanstalt. 
1867. 17 Bani. 1. Heft. — Nachdem ich obige ursprünglich für 
diese Zeitschrift bestimmte Mittheilung nicht alsogleich abdrucken 
konnte, weil damals kein RHum dafür verfügbar war, zog ich es 
vor, sie in einer Sitzung der geol. Reichs-Anstalt vorzulegen, an 
welcher der Verfasser durch zwei Jahre als Theilnehmer an den 
Arbeiten derselben gewirkt hatte. Seither habe ich Mies selbst 
besucht, und mich persönlich von den hier geschilderten Fort- 
schritten in der Aufbereitung der Erze überzeugt. Ich füge des- 
halb auch einige Bemerkungen an den passenden Stellen hinzu. 

O. H. 



— 273 



Die Entstehung des Mieter Bergbaues fällt mit der Er- 
bauung der Stadt Mies (böhmisch St^ibro) in ein Jahr 1131 
zusammen, und war der erste Erzfand, wie bei den meisten 
alten Bergbauen, ein zufälliger. 

Hajek v. Libogan schreibt diessfals in seiner Chronik 
Folgendes : 

«Als Herzog Sobieslaus ein Dorf an einem wohlge- 
legenen Orte gesehen, welches' Misa geheissen, Hess er da- 
selbst eine Stadt zu bauen anfangen, und da man die Gründe 
zur Stadtmauer gegraben, wurde an dem Orte ein Silber- 
erz angetroffen, daher gab man dieser Stadt den Namen 
Sti'ibro, d. i. Silber, und heisset auf den heutigen Tag böh- 
misch also, und deutsch von demDorfe, so allda gestanden, 
und Misa geheissen, — Mies.u 

Ich hörte mehrfach die Ansicht aussprechen^ dass Silber 
wohl hier nie gewonnen worden sein dürfte, nachdem die 
Erze der Hauptsache nach Bleiglanz, höchstens ^J^ — 2 Loth 
im Centner halten, und neigte piich umsomehr dieser An- 
sicht zu, als selbst Proben aus Bauen in der Nähe des Tag- 
horizontes ebenfalls kein anderes Resultat zeigten ; nachdem 
jedoch im Jahre 1866 bei dem X^/^ Stunde nördlich von 
Mies gelegenen Dorfe Kscheutz ein alter Bau gewältiget wor- 
den, gaben die daselbst gewonnenen Erze (Bleiglanz) einen 
Halt von 6 Loth Silber im Centner; es ist daher wohl an- 
zunehmen, dass auch die Mieser Erze in den oberen Teufen^ 
reicher waren, und wird diese Annahme durch weiter hier 
angeführte Documente zur Gewissheit. 

Laut einer, in lateinischer Sprache abgefaasten Urkunde 
des böhmischen Herzogs Friedrich vom Jahre 1 188 wird den 
Maltlieserordensbrüdem, welche seit ihrer im Jahre 1156 
erfolgten Einführung in Böhmen die kirchlichen Angelegen- 
heiten in Mies besorgten, eine jährliche Rente von 12 Mark 
Silber aus den Mieser Silberbergwerken statt an- 
deren, von ihnen bis dahin bezogenen, und, wie aus der 
Urkunde hervorgeht, öfters beanständeten Genüssen ange- 
vnesen, welche ihnen jährlich am Himmelf ah rts tage auezu- 
zahlen waren. 

Peithner von Lichtenfels sagt in seiner Berg- 
werksgeschicbte Böhmens: 

nDass nach Eröffnung die Mieser Silherbergwerke nicht 
nur gleich reiche Ausbeuten gegeben, sondern auch bis auf 
die Zeiten Rudolfs 11. (1576—161 i) auf dem dasigen Rath- 
hause zum Andenken des ehemaligen reichen göttlichen 
Bergsegens beständig 24, (andere sagen 12) grosse Silber- 
blicke aufbewahrt worden sind.u 

Aus einem Berichte des Mieser Stadtrathes vom Jahre 
1641 geht ferner hervor, dass der damalige Gubernator von 
Mies 15 Silberblicke ungerechterweise an sich brachte. 

Diess Usst wohl keinen Zweifel übrig, dass die hiesigen 
Erze ehemals nicht unbedeutend im Silberhalte waren. 

Vom Jahre 1185 — 1410 sind keine auf den Mieser 
Bergbau Bezug habenden Urkunden aufzufinden, doch scheint 
derselbe bis zum Ausbruche des Hussitenkrieges ununter- 
brochen im Betriebe gestanden zu sein, nachdem laut einer, 
von König Wenzel IV. am 2. December 1410 ausgestellten 
Urkunde ein Bergmesser für die Bleigruben in Mies (Mjze) 
bestimmt war. 

Während der Zeit der Hussitenkriege jedoch und den 
Kämpfen unter Georg von Podebrad bis zur Beendigung 
des schmalkaldi sehen Krieges 1547 war der Mieser Bergbau 
unzweifelhaft im Verfalle. In einer Urkunde Ferdinand I. 



vom 18. September 1558 wird »dem treuen Moriz Schli ck , 
Grafen zu Passann und Herrn zu Weisskireben und auf Plan 
für sich und seine Mitgewerken die Erlaubniss crtheilt, das 
ungebant gebliebene Bergwerk zu Mies für sich 
und seinen Mitgewerken 20 Jahre lang zehendfrei zu 
betreiben. u Graf von Sternberg sagt in seiner Geschichte 
der böhmischen Bergwerke über den Mieser Bergbau dama- 
liger Zeit Folgendes : 

1)1554. Ferdinand I. war besorgt die Mieser Bleigruben 
zum Behufe seiner Silberbergwerke zu erheben, um das 
Blei nicht vom Auslande kaufen zu müssen. Inzwischen gab 
er doch den Befelil an die Münzbeamten in Kuttenberg, sie 
möchten sich noch mit ausländischem Blei behelfen, weil in 
Mies bisher keines zu haben wäre." 

Von dieser Zeit (1554 — 1558) an hatte sich der Berg- 
bau wieder wesentlich gehoben, denn schon vom Jahre 1 660 
finden wir ein köuigliches Mandat au den Stadtmagistrut und 
die Gewerken von Mies, worin es heisst: 

„Würde sich noch Jemand unterfangen, Blei an die 
Töpfer oder in das Ausland zu verkaufen, so soll er in 50 
Thaier Strafe verfallen.« 

Zum grösseren Nachdrucke wurde am 17. Juli 1560 
Graf Moriz Schlick mit einer Commis^ion nach Mies ent- 
sendet. 

Am 6. August 1568 erliess Kaiser Maximilian II. in 
einem Mandate den strengsten Befehl, ndass, um die Ver* 
schleppung von Bergwerksproducten zu velrhindern , die 
Juden binnen einem Monate unter Androhung schwerer 
Strafen an Leib und Gut alle Orte, wo Bergbau getrieben 
wird, meiden.« 

Kaiser Budolf II. erneuerte laut einer Urkunde vom 
14. December 1586 dieses Verbot mit dem Weiteren, dass 
die Juden auch zur Zeit der Jahrmärkte vom Besuche der 
Bergstädte ausgeschlossen seien. 

Bis zum Ausbruche des dreissigjähri gen Krieges scheint 
sich der Mieser Bergbau beständig gehoben zu haben, dieser 
Krieg jedoch brachte ihn abermals zum vollständigen Er- 
liegen. 

Erst im Jahre 1696 finden wir wieder in den Schürf-, 
Muthungs- und Belehnungsbüchem sichere Anhaltspunkte 
seiner Wiederaufnahme. Nach diesen wurden belehnt : 

1696 — 14. August, der Reichensegengottesgang. 
1700 — 25. Mai, die Allerheiligen Fundgrube. 
1743 _ 5. August, Kgl. Prokopi tiefer Erbstollen. 
1750 — 8. Jänner, Johann Baptistgang. 
1774 — 6. Mai, der Langezug. 

1780 — 20. März, Neuprokopi. 

1781 — 5. April, FriscbglückauC 

Die Beichensegengotteszecbe ist demnach seit dpr neue- 
sten Wiederbelebung des Mieser Bergbaues die älteste, und 
ohne Zweifel durch die Erfolge dieser angeeifert, bildeten 
sich nach und nach die übrigen Gewerkschaften, wie sie 
noch heutzutage, wenn auch manche nur dem Namen nach, 
bestehen. 

Im Jahre 1783^nden wir die ersten Fortschritte in der 
Aufbereitung, welche bis dahin nur durch Handscheidung, 
Siebsetzen und Waschen geübt wurde, dabei kamen die 
ärmeren Zeuge als unrentabel nicht zur Verwerthung. Um 
diesem Uebelstande abzuhelfen, wurde am 7. October 1783 
die sogenannte Bonpka-Mühle von der Mieser Stadtgemeinde 
den Bevollmächtigten der drei Gewerkschaften als : 



— 274 — 



Königlich St. Procopi , Reichenaegengottes . und St. 
Baptist um 3000 fl. zum Behufe der Erbauung eines Poch- 
werkes verkauft, und dieser Kauf vom königlichen Berg- 
meisteramte zu Prag mit Erlass vom 24. November 1783 
ratificirt. In diesem Erlasse heisst es unter andern : 

nMan hat diesen Ankauf allerdings als das allerbeste 
und wirksamste Mittel befunden, dem dabei interessirten 
Aerario und den 2 Gewerkschaften auf alle Zeit zur besseren 
und nützlicheren Aufbereitung der Grubengefälle und zur 
Verfolgung des ^aues in die Tiefe mit dem erforderlichen 
Auf schlag Wasser zu Pochwerken und zur Grubenkunst auf- 
zuhelfen, ohne von dem Magistrate hierwegen neue 
Irrungen und schädliche Werkshemmungen besor- 
gen zu müssen, etc. etc.^t 

Der Mieser Magistrat scheint also dem Emporbringen 
des Bergbaues nicht besonders hold gewesen zu sein. 

Die Mühle bestand jedoch als Mahlmühle noch bis zum 
Jahre 1796, wo sie erst in Folge hoher Weisung in ein Poch- 
und Schlemmwerk umgebuut wurde. 

Seit dieser Zeit sind in der Aufbereitung keinerlei 
Verbesserungen vorgenommen worden, ausser dass 2 Stoss- 
herde in ein Pochwerk eingebaut wurden. Bis zum Jahre 1 865 
wurde bei allen Zechen noch in ziemlich primitiver 
Weise manipulirt. 

Am 23. Jänner 1797 und am 4. März 1803 wurden 
die Verordnungen, betrefiPend die Ausweisung der Juden aus 
den Bergstädten erneuert, und unter letzterem Datum unter 
Einem ein Bergbruderladen-Provisionsnormale für Mies von 
der Hofkammer bestätiget. 

Im Jahre 1804 wurde von den 3 Gewerkschaften, kö- 
niglicher St. Procopi, Reichensegengottes und Johann Baptist 
Ronpkamühle, der grosse Wasserhebrnnschinenstegbau aus> 
geführt, datirt sich daher der eigentliche Bau unterx dem 
Horizonte des Procopi-ErbstoUens aus dem Anfange des ge- 
genwärtigen Jahrhundertes. 

Eine wesentliche Bedeutung und Wichtigkeit erhielt der 
Mieser Bergbau im Jahre 1809, wo von Seite des hoben 
Aerars sämmtliche Zechen beauftragt wurden, ihre Produc- 
tionen auf das möglichst Höchste zu steigern, um während 
des Krieges den Bleibedarf für die k. k. Armee decken zu 
können« Der Bleierzverkauf au Private wurde g^änzlich ver- 
boten. Von verschiedenen Gegenden, und namentlich von 
Joachimsthal wurden 500 Bergarbeiter requirirt, welche 
wegen Mangel an Unterkunft kasernirt werden mussten. 

Laut Verordnung vom 5. Juni 1809 wurden monatlich 
1000 Centner Blei verlangt, zu dessen Erzeugung wöchent- 
lich 450 Centner Erz zum Schmelzen nach Joachimsthal 
geliefert werden sollten. Nach den damaligen Rechuungs- 
ausweisen konnte das Quantum jedoch trotz der bedeutenden 
Erhöhung der Arbeiterzahl nicht zu Stande gebracht werden. 
Man erzeugte monatlich durchschnittlich kaum 800 Ctr. Erz, 
entfiel daher auf einen Arbeiter, wenn die Zahl der einhei- 
mischen nur auf 300 veranschlagt wird, kaum 1 Centner pr. 
Monat. Es muss daher ansrenommen werden, dass die Mittel 
nicht besonders waren, obschon andererseits die Langenzug- 
und Frischglückzeche u noch in den oberen Horizonten mit 
ihren Bauen sich bewegten, wo der Erzreichthum, nach den 
zurückgelassenen Trümmern und kolossalen Verhauen zu 
schliessen ein sehr namhafter gewesen sein muss. Es dürfte 
daher die Erzeugung denn doch nicht mit der nöthigen 
Energie betrieben worden sein. 



Von da an bis in die neueste Zeit wurde der Mieser 
Bergbau bald stärker bald schwächer, jedoch continuirlich 
betrieben; von besonderer Wesenheit hat diese Periode 
nichts nachzuweisen. 

Im Jahre 1863 wurde der vom hohen Montanärar bis 
dahin betriebene Procopi- Erbstollen an die 3 Privatgewerk- 
schaften Reichensegengottes, Frischglück-Langcnzug und 
Johann Baptist um den Preis von 16.800 Gulden österr. 
Währung, und im Jahre 1864 die königliche Procopizeche 
an den Principalgewerken der Johann Baptistzeche um 
12.000 Gulden österr. Währung verkauft, so das gegen- 
wärtig der Mieser Bergbau sich ausschliesslich in Privat- 
händen befindet. 

Geologische and Bergban-Verh&ltnisse. 

Der Mieser Bergbau liegt an der äussersten Östlichen 
Grenze des Thonschiefer- Gebietes, welches sich von Mies 
in nordöstlicher Richtung über Tschemin und Neustadtl in 
südöstlicher Richtung über Lochutzen nordwestlich bis Do- 
maschlag und Damnau, un'd südwestlich über Woschnitz und 
Ratzen hinzieht, und in der Gegend von Proslibor und Mühl- 
höfen durch eine mächtige Granitpartie, ferner bei Tscher- 
uoscbin, Pollutschan, Pollenke und Skupsch durch Basalt 
unterbrochen ist. 

Eine viertel Stunde Wegs von der Friscbglückzeche 
ostwärts ziehen sich silurische Schiefer, (B a r r a n d's Etage C) 
den Thonschiefer deutlich begrenzend; weiter ostwärts bis 
Wennusen, wo sie wieder durch das Pilsner Steinkohlen- 
becken scharf abgegrenzt sind. 

Der das Mieser erzführende Gebirge constituirende 
Thonschiefer ist von Farbe theils grau, u. z. perl-, asch- 
oder Bchwarzgrau, theils bläulich schwarz und häufig wel- 
lenförmig gestreift und gefleckt. 

Die Textur ist ausgezeichnet schiefrig, und lässt er 
sich häufig leicht spalten, welche Eigenschaft namentlich 
dazu ausgeboutet wird, dass sogenannte Decksteine zum 
Ueberlegen der Abbaustrassen und Strecken gebrochen 
werden, wodurch eine sehr bedeutende Holzersparung er- 
zielt wird. 

Die Schichtung, in der Regel deutlich, ist wellen- 
förmig und unregelmässig, nur an einem Orte in der Nähe 
von Kladrau soll dieselbe so ebenflächig sein, dass das'elbst 
Dachschiefer zum Eindecken des Siiftes gewonnen wurden. 

Ich selbst hatte noch keine Gelegenheit, mich hievon 
zu überzeugen. 

Er ist sehr häufig und namentlich in der Nähe der 
Gänge von Quarz-Schnüren, Nestern und Knoten durchzo- 
gen, wodurch oft die mannigfachsten Zeichnungen zum Vor« 
schein kommen. 

Seine Festigkeit ist sehr verschieden ; in den oberen 
Horizonten, in der Regel zäh, wird er tiefer häufig sehr fest 
und elastisch, so dass angenommen werden kann, dass in 
den tieferen Bauen die Arbeiter-, resp. Häuergedinge um 
^/g bis zur Hälfte höher gehalten werden müssen, als in den 
oberen. 

Nicht selten, ja man kann sagen, häufig führt er Pyrit 
in nicht unbedeutenden Mengen, sowie auch Zinkblende, 
letztere jedoch nur in der Nähe der Gänge. Er streicht in 
der* Regel ostwestlich und hat ein beiläufig südliches Ver- 
flachen. 

Von Gängen, welche bei Mies den Thonschiefer durch- 
setzen, sind über 50 bekannt geworden; jedoch nur wenige 



275 



davon haben eich nachhaltend ergiebig bewährt; aneh bin 
ich der Meinung, dass so manches za einem Gange gehörige 
Trumm einen selbstst&ndigeD Namen erhielt, daher die Zahl 
der eigentlichen Gänge sich richtiger auch auf eine gerin- 
gere Ziffer stellen dürfte. 

Von solchen, welche theils eine grössere Bedeutung 
hatten, theils noch im Abbau begriffen sind, können genannt 
werden : 

Der Reichensegengottesgang, der Johann Baptistagang 
(derselbe wie der frühere), der Flachentrümmergang, Johan- 
nesgang, Magdalenagang, Michaeligang, Franciscigang, Ru- 
dolfigaug, Heinrichgang, Mariahilfgang, Allerheiligengang, 
Andresigang, Kasimirigang, Frischglückgang, Anastasiagang 
(derselbe wie der frühere), der Antoni v. Paduagang, Flo- 
rianigang, Neu-Procopigang, endlich der neu aufgemachte, 
noch unbekannte Gang bei Kschentz. 

Die wichtigsten davon, welche eben die meisten Mittel 
liefern, sind: 

Der Frischglück- ( Anastasia-), der Flachentrümmer- und 
Kscheutzergang; die übrigen stehen theils verlassen, theils 
sind sie nur schwach im Betriebe. 

DasHauptstreichen derselben ist zumeist ein nord- 
südliches (seltener ostwestliches), das Verflachen ein west- 
liches unter einem sehr verschiedenen Winkel, und zwar 
von 20 bis 85 Grad. Die Mächtigkeit variirt von 1 Zoll 
bis zu 3 Klafter. 

Die Ausfüllung besteht der Hauptsache nach aus 
Quarz, Bleiglanz, dem eigentlichen Gegenstande der Aus- 
beute, ferner aus Thonschieferfragmenten, welche mitunter 
bedeutende Dimensionen erreichen, nebst einer grossen An- 
zahl untergeordnet auftretender Mineralien, welche speciell 
Erwähnung finden. 

Der Quarz (gemeiner), meist derb, ist theils milch- 
weisB, weissgrau, schmutziggelb, rötblich, weiss, bläulich 
und brauD. Letzterer ist ein sehr ungern gesehener Gast, 
wenn er auch nur in Streifen oder Salbändern vorkommt, 
denn in der Regel schwindet mit seinem Auftreten das Erz. 
Der Gang bekommt ein ganz unfreundliches Aussehen, erwird 
„wild". Am liebsten sind die weissen Varietäten gesehen*).. 

Drusen kommen sehr häufig vor, und wo nur halbwegs 
eine Entwicklung der Individuen durch den Raum möglich 
war, findet man ihn fast allenthalben in der gewöhnlichen 
Form oo P. P. krystallisirt. Die Krystalle sind seltener rein, 
meist durch Eisenocher gefärbt. 

Der Bleiglanz (Galenit) kommt in der Regel derb 
als Salband in Streifen, Putzen, Nestern oder eingesprengt, 
sehr häufig auch krystallisirt; vor; da, wo sich der Gang zu- 
sammendrückt, bildet er nicht selten die einzige Ausfüllung. 
Von Kry st allformen ist die gewöhnliche der Würfel, minder 
häufig sind Combinationen mit dem Oktaeder und Rhom- 
bendodekaeder. Die Oberfläche der Krystalle ist manchmal 
bunt angelaufen, häufig rauh und zerfressen, mitunter auch 
von secundären Gebilden überzogen. 

Ich muss hier einer Thatsache erwähnen, die, wenn 
auch bis jetzt als einzelne Beobachtung dastehend, doch 
genau untersucht zu werden verdient. 

Nach meiner Ankunft in Mies Hess ich Erze von den 
verschiedenen Horizonten und Belegungen auf ihren Silber- 

*) Es sind diess hyalithartig glänzende Varietäten, welche 
sich auch an anderen Orten z. B. im sächsischen Erzgebirge 
hoffnungsvoll erwiesen haben« O. H. 



halt probiren, und unter andern auch welche von dem Stol- 
lensfeldort, wo gerade der Bleiglanz häufig in kleineren, 
durchaus combinirten Rrystallen auftrat, und wählte zur 
Probe eben nur solche Krystalle. 

Während nun der Silborhalt von allen übrigen Belegen 
durchschnittlich kaum y^ Loth im Centner erreichte, gaben 
die Erze von erwähntem Feldorte 2 I^oth. Ich Hess nun so- 
fort die Zeuge von dem Belege separat aufbereiten und aber- 
mals probiren ; leider war das Resultat nicht das angehoffte, 
der Probezettel zeigte wieder einen Halt unter 1 Loth im 
Centner. 

Es drängte sich mir nun die Idee auf, ob es nicht mög- 
lich sein sollte, dass gerade der in gewissen Formen krystal- 
lisirte Bleiglanz einen höheren Silberhalt habe. Um hier- 
über einigermassen ins Klare zu kommen; sind eine Reihe ^ 
von sorgfältigen Beobachtungen und Proben nöthig, deren 
Resultat seiner Zeit bekannt gemacht werden soll*). 

Das nach dem Bleiglanz zunächst am häufigsten auf- 
tretende nutzbare Mineral ist das Weissbleierz (Cerussit). 
Die Krystalle meist einzeln aufgewachsen, zuweilen auch zu 
Gruppen, manchmal zu förmlichen Zellen vereinigt, sind 
von Farbe gelblich, weiss, licht, aschgrau, schmutzig gelb, 
nelkenbraun. 

Die Krystallformen sind sehr manniiifRltig, doch ist die 
Form P, oo P od, m P co, cx> P die häufigste. 

Ihr Habitus oft säulenförmig, die Flächen gestreift; 
Zwillinge' keine ungewöhnliche Erscheinung, dagegen ge- 
hören Drillinge zu den Seltenheiten. Die erdige Varietät 
(Bleierde) wird ebenfalls zuweilen angetroffen. 
(Fortsetzung folgt) 



N" o t i z. 



ünterrloht an der k. k. Bergakademie zu PHbram im 
LehljaJire 1867—8. Die berg- und hüttenmännischen Studien 
beginnen an der k. k. Bergakademie zu P?ibram in dem Lehr- 
jahre 1867—8 mit Anfang des Monats October 1867 und werden 
mit Ende des Monats Juli 1868 rreschlossen. Der Unterricht 
umfasBt im Lehrjahre 1867 — 8 nach dem mit hohem Finanzmini- 
sterial-Erlasse vom 6. November 18UÜ, Z. 51.714, für die höheren 
montanistischen Lehranstalten (Bergakademien) herabgelangten 
allgemeinen Lehrplane bloss den Facheurs, das heisst, vorzugs- 
weise die eigentlichen berg- und hüttenmännischen Fachwissen- 
schaften in zwei Jahrgängen, und zwar in der bisher gepflogenen 
Weise, so dass in dem ersten Jahre (Bergcnrse) vorzugsweise 
die Gegenstände des Bergwesens, in dem zweiten (Hüttencurse) 
vorzugsweise jene des Hüttenwesens gelehrt werden. Lehrgegen- 
stände des ersten Jahrganges (Bergeurses/ sind: Bergbauknnde 
nach vorausgehender Lehre der besonderen Lagerstätten nutz- 
barer Mineralien, Aufbereitungslehre, bergmännische Maschinen- 
lehre, Markscheidekunde, dann Baukunde. Ausserdem werden 
geognostisch bergmännische Begehungen und Grubenbefahrungen, 
eigenhändige bergmännische Arbeiten, markscheiderische Aufnah- 
men und Mappirungen, Entwerfen von Bauplänen und endlich 
ein belehrender Ausflug in entferntere Bergwerke vorgenommen. 
Lehrgegenstände des zweiten Jahrganges (Hüttencurses) sind: 
Allgemeine Hüttenkunde, specielle Hüttenkunde des Eisens, 
der übrigen Metalle und des Salzes, hüttenmännische Maschinen- 
lehre, montanistische Geschäfts- und Rechnungskunde, Bergrecht 
und Grundriss der Forstkunde. NeBstdem werden im chemischen 



*) Der Verlasser führt über die einzelnen Vorkommnisse 
eine eigene Vormerkung, in welcher die merkwürdigen Feldort- 
profile genau in ihrem Gangvorkommen skizzirt und mit kurzen 
Noten erläutert erscheinen. Wenn die Zahl dieser Vormerkungen 
und Beobachtungen eine grössere sein wird^ so dürften sich frucht* 
bare Combinationen über das Verhalten der Gänge daraus ab- 
leiten lassen, und wir möchten eine ähnliche Vormerkung allen 
Gangbergleuten empfehlen. O. H. 



276 — 



Laboratoriam and Probirgaden Proben und Analysen verschie- 
dener Mineralien, £rse und Httttenproducte ausgeführt, dann 
Besuche der amliegenden Hüttenwerke, Aufnahmen und Ent- 
werfen von Berg- und Hüttenmaschinen und endlich ein beleh- 
render Ausflug in entferntere Hüttenwerke vorgenommen. — Als 
ordentliche Zöglinge (Bergakademiker) werden in den Facheurs 
der Bergakademie aufgenommen jene ordentUdien Eleven, (Berg- 
akademiker), welche au der Bergakadehiie in Schemnitz beide 
Jahrgänge des Vorcurses in vorgeschriebener Weise absolvirt 
haben, femer Zöglinge der höheren k. k. technischen Lehran- 
stalten, welche sich mit legalen Prüfungszeagnissen über folgende, 
an einer technischen Lehranstalt oder einer Universität zurück- 
gelegten Vorstudien ausweisen können, als : Mathematik (Elemen- 
tar- und höhere), praktische und darstellende Geometrie, Mecha- 
nik und Maschinenlehre, Zeichnenkunst, Physik, Chemie allge- 
meine, specielle, metallurgische und analytische, dann Mineralogie, 
Geognosie und Versteinerungskunde. — Die aufgenommenen 
ordentlichen Zöglinge sind verpflichtet, alle Gegenstände in der- 
selben Reihenfolge und im gleichen Umfange zu hören, wie solche 
im Lehrplane vorkommen, sodann an allen Uebungen, Begehungen, 
Befahrungen und Ausflügen theilzunehmen und zum Schlüsse 
jedes Semesters oder des Lehrjahres, je nachdem der Lehrgegen- 
stand einen Semester oder den ganzen Jahrgang umfasst, den 
vorgeschriebenen halb- oder ganzjährigen Prüfungen sich zu 
unterziehen. — Für die ordentUchen Zöglinge sind an den drei 
Bergakademien Leoben, PKbram und Schemnitz zusammen 70 
Stipendien, je von 210 fl. Ost Whrg. jährlich bestimmt, welche 
über Ansuchen an die durch Fleiss, Befähigung und tadelloses 
Betragen sich auszeichnenden mittellosen Zöglinge verliehen 
werden. — Nach Vollendung beider Jahrgänge sind die ordent- 
lichen mit guten Absolutorien versehenen Eleven zur Aufnahme 
in den Montan-Staatsdienst befähigt. — Nebst den ordentlichen 
werden als ausserordentliche Zöglinge aufgenommen, welche ent- 
weder nicht alle Lehrgegeustände hören wollen, oder für das 
Studium des einen oder andern Gegenstandes nicht die genügenden 
Vorkenntnisse besitzen. Mit jedem ausserordentlichen Hörer rauss 
bei seiner Aufnahme der specielle Stndienplan festgesetzt werden, 
welcher im Verlaufe des Studienjahres nicht beliebig geändert 
werden darf. Bei Feststellnng eines speciellen 8tndienplan«s für 
den Facheurs wird insbesondere darauf gesehen, dass der Auf- 
zunehmende alle einschlagenden Vorkenntnisse wenigstens in 
jenem Umfange besitze, wie solche im Vorcurse der Bergaka- 
demie zu Schemnitz gewonnen werden können. Auch die ausser- 
ordentlichen Zöglinge sind zur Ablegung der betreffenden Prü- 
fungen verpflichtet und erhalten öffentliche Prüfungszeugnisse. — 
Ordentliche und ausserordentliche Zöglinge haben bei ihrer ersten 
Aufnahme an einer k. k. Bergakademie 5 fl. Ost. W. Immatri- 
cnlationstaze zu entrichten. Alle Zöglinge ohne Unterschied haben 
sonst gleiche Rechte und Pflichten. — Nebst den ordentlichen 
und ausserordentlichen Zöglingen können über vorhergehende 
Meldung bei der Direction Personen von selbstständiger Stellung 
als Gäste zugelassen werden, welche zu ihrer weiteren Ausbil- 
dung oder als Freunde der Wissenschaften einen oder mehrere 
Gegenstände hören wollen. Sie können an den Uebungen nur in 
80 weit Theil nehmen, als die übrigen Zöglinge dadurch nicht 
gestört werden. Gäste erscheinen nicht im Kataloge und sind 
auch nicht zum Ablegen von Prüfungen verpflichtet. Es ist jedoch 
ihnen, sowie jedem Anderen, welcher auf was immer für einem 
Wege sich die erforderlichen Kenntnisse angeeignet hat, gestattet, 
aus einem bergakademischeu Gegenstande gegen Erlag einer Taxe 
von 20 fl. Ost. Whrg. eine öffentliche PnMfung abzulegen. Die 
Gäste müssen sich übrigens den bergakademischen Vorschriften 
fügen, widrigenfalls denselben sogleich der Zutritt zu den Vor- 
trägen und Uebungen verweigert wird. — Die Aufnahme von 
Ausländem an die k. k. Bergakademie ist denselben Bedingun- 
gen, wie jene von Inländern unterworfen; sie erfolgt jedoch nur 
mit Genehmigung des h. k. k. Finanz ministeriimis über Antrag 
der Bergakademiedirection. Ausländer zahlen bei jedem Eintritte 
in einen Jahrgang ein CoUegiengeld von jährlich 50 fl. öst. Wrhg. 
Die Gesammtanslagen eines Zöglings während eines vollen Stu- 
dienjahres können auf 350 bis 450 fl. Ost Whrg. veranschlagt 



werden. — Die Aufnahme der Zöglinge findet entwedeir über 
schriftliches oder mündliches Ansucheu unter Beibringung der 
betreffenden Zeugnisse bis zum 5. October 1S67 statt. Spätere 
Aufnahmen sind nur bei besonders rücksichtswürdigen Gründen 
zulässig. 

K. k. Bergakademie- Direction. 
Pfibram, am 13. August 1867. 



A^dministratives. 

Erledigung. 

Die Waldmeistersstelle in Weyer in der IX. Diä- 
tenclasse, mit dem Gehalte jährl. 735 fl., einem Lichtgelde jährL 
12 fl. 60 kr., einem Brennholzdeputate von 18 Wr. Klaftern im 
luven turswerthe & 2 fl. 62 y^ kr., Grundstücken zur Erhaltung 
zweier Kühe, Natnralquartier sammt Garten, dann zur Erhaltung 
zweier Dienstpferde: 124 Metzen Hafer, 74 Centner Heu und 
für Hnfbeschlag und Knechterhaltung einen jährl. Beitrag von 
75 fl. 60 kr. und gegen Erlag einer Caution im einjährigen Ge- 
haltsbetrage. 

Gesuche sind, unter Nach Weisung forsttechnischer Studien, 
der abgelegten Staatsprüfung für den Forstverwaltungsdienst, 
der Erfahrung in der Hbchgebirgs-Forstwirthschaft, insbesondere 
im Holzlieferun g»>, Verkohlungs- und forstlichen Bauwesen, um- 
fassender Administrations - Kenntnisse, und der Gewandtheit im 
Concepts- und Rechnungsfache, binnen vier Wochen bei 
der Eisenwerks-Direction in Eisenerz einzubringen. 



ANKÜNDIGUNGEN. 



(93-94) pur Aufbereitungsanstalten 

stehen: 3 complet eiserne Rostherde mit Liutertrommel 
2 „ „ rotirende Herde mit „ 

4—6 „ „ Setzmaschinen 

auf dem St. Johannet-Kupferwerk bei Böhmisch-Werners- 
dorf zum Verkauf. 

Sämmtliche Apparate sind von Sieveri & Comp, in Kalk bei 
Deutz gefertigt und fast neu. 

Gefällige Anfragen beliebe man an den Besitzer Theodor 
Kleinwächter in LIebau (Preussisch -Schlesien) gefälligst franco 
zu richten. 



(78—87) 



^ 



IPatenUlBrahMzünder 

für 

FelsensprenguDgen erzeug und empfiehlt bestens 
AL Wilh. StelLdg 

in Schönlihde in Nordböhmen. 

Die Seiler-Waaren-Fabrik 

des Carl IHanill in Pest 

erzeugt alle flir den Bergbau nöthigen Seiler-Arbeiten von 
vorzüglicher Qualität zu den billigsten Preisen. 
Fabrik: Pest, SUdtwäldchen, Arenaweg Nr. 120, 121. 
Niederlage: Pest, Josefsplatz, Badgasse Nr. 8. (53—61) 



UieHe Zeilschriti erxcneint wöchentlich einen Bogt^n stark mit den nöthigen artistischen Beigaben. Der Pränamerationspraie 
ist jährlich looo Wien 8 fi. ö. W. oder 5 Thir. 10 Ngr. Kit franco Postversendung 8 fl. SO kr. ö. W. Die Jahresabonnenteii 
erhalten einen officiellen Bericht (Iber die Xrfahnmgen im berg- und hflttenmftnniiehen Kasohinen-, Bau- nnd Aulbereitangtwesen 
sammt Atlas als OrHti9beiU>re. Inserate finden gegen 8 kr. ö. W. oder 1 V) Ngr. die gespaltene Nonpareilleseile Aufiiahme. 

Zuschriften jeder Art können nnr franoo angenommen werden. 



Dmck von Carl Fromme in Wien. 



Für den Verlag yerantwortUch ; Carl Reger. 



ir= 35. Oesterreichische Zeitschrift , Pf; 



für 



Berg- und Hüttenwesen. 



Verantwortlicher Redacteur: Dr. Otto Freiherr von Hingenaa, 

k. k. Minitteilalrath im FIn&nzminUteriam. 

Verlag der Q. J. Manz'schen Baohhandlung (Kohimarkt 7) in Wien. 

Inhalt: Die Mieser Bergbanverhältniflse im Allgemeinen, nebst apecieller Besohreibung der FriBchglückseche/ — Berechnung 
einer Eisenerzmöllerong aus den Erzanalysen. — Idterator. — Notizen. — Administratives. — Ankündigungen. 



Die Mieser BergbauverhältnisBe im Allge- 
meinen,' nebst specieller Beschreibung der 
Frischglückzeche. 

Von Anton R tick er, Ber^erwalter in Mies. 

Vorgelegt durch Herrn Otto Freih. von Hingenau in der 

SitEung der k. k. geologischen Beichsanstalt am 16. April 1867. 

(Fortsetzung.) 

Braunbleierz und Grflnbleierz (Pyromorphit), 
ersteres in liebt röthlich-grauen und schmutzig braunen, 
letzteres in gelblich grflnen Riyatallen in einer ganzen Beihe 
von Farbenabstufungen. 

Der Habitus der Krystatle ist meist sftulen-, nicht selten 
nadeiförmig, und sind letztere häufig zu Büscheln zusam- 
mengewachsen. Die Oberfläche meist rauh. Der Miesit, 
nierenförmige Varietät von Braunbleierz, ist schon seit län- 
gerer Zeit nicht vorgekommen. 

Bei dem Braunbleierz herrscht das sechsseitige Prisma, 
bei dem Grünbleierz hingegen die Pyramide vor. Die Kry- 
stalle des letzteren sind in der Regel klein, selten von der 
mittleren Grösse und sind häufig zu verschiedenen G^ppen 
vereiniget. 

Von nutzbaren Mineralien finden sich noch, jedoch 
äusserst sparsam vertreten, Bieiniere und Schwarzbleierz. 

Schwerspath (Baryt) spielt bei manchen Gängen als 
Ausfüllung smasse nach dem Quarz eine Hauptrolle. Gegen- 
wärtig bricht er namentlich häufig am Reichensegengottes- 
gange in den tieferen Horizonten und soll in den im soge- 
nannten Girnaberg aufsitzenden Gängen (namentlich An- 
dresi, Francisci), welche derzeit nicht abgebaut werden, die 
Hauptausfällungsmasse abgeben. Auf den übrigen in Abbau 
befindlichen Gängen kommt er untergeordnet vor, ist auch 
ein eben nicht gerne gesehener Gast, indeip wenigstens am 
Reichensegengottesgange dort, wo er auftritt, der Gang nur 
wenige Erze führt. 

Die KryBtalle sind mitunter prachtvoll ausgebildet und 
mehrere Zoll gross, von lauchgrüner, auch schmutzig weisser 
und gelblicher Farbe. Ihr Habitus ist meist tafelartig, sel- 
tener säulenförmig, und in der Regel zu Gruppen vereiniget. 

Nicht selten findet sich auch erdiger Baryt, theils zu 
ganzen Klumpen vereiniget, theils auch als eigentliche Ba- 



ryterde in loser Form in Drusen. Diese ist mitunter weiss, 
meistens aber durch Eisenocher bräunlich gefärbt. 

Auf der Antoni I. Verhauzeche soll Baryt auch in 
schaligen, faserigen und körnigen Agerregaten vorgekom- 
men sein. 

Zinkblende ziemlich häufig, ist insofern ein unange- 
nehmes Vorkommen, als sie sich vom Bleiglauz vermöge 
ihres hohen specifischen Gewichtes nur sehr schwer trennen 
lässt, und so auf die Qualität der Waare sehr schädlich ein* 
wirkt. 

Die Erze werden namentlich hauptsächlich als Glasur- 
erze für Thonwaaren verwendet; die Zinkblende kommt nun 
vermöge ihres hohen Schmelzgrades im Glasurofen nicht 
zum Fluss, und verursacht eine gesprenkelte unreine Waare. 
Es musB daher auf ihre Entfernung viel Sorgfalt verwendet 
und diess namentlich durch Handscheiden bewerkstelliget 
werden. 

Sie bricht meistens derb und namentlich häufig in der 
Nähe von Störungen. Mehrere Klafter vor dem letzt ausge- 
richteten grossen Verwurf trat sie im Gang und Nebenge- 
steine so massenhaft auf, dass die Erze von dem Belege ganz 
für sich aufbereitet werden mussten und meist nur fAr die 
Hütte verwendet werden konnten. 

Die vorkommenden Krystalle sind in der Regel klein, 
oft ganz unvollkommen ausgebildete Die Farbe ist meist 
dunkelbraun, ja schwarzbraun ; die Formen sind wegen ihrer 
geringen Ausbildung nur schwer zu bestimmen. 

Eisenkies (Pyrit) ^kommt sowohl im Thonschiefer, 
als auc^ mehr oder weniger auf allen Gängen vor; er^ ist 
seltener derb, meist krystallisirt, und zwar in einer ganzen 
Reihe von Combinationen. 

Bei seinem häufigen Vorkommen gibt er wenig Anhalts- 
punkte für das Auftreten oder Verschwinden des Adels, 
oder für die Nähe von Gängen. Er ist eben auch wegen 
seines hohen specifischen Gewichtes ungern gesehen. 

• Ausser den hier aufgeführten Mineralien sollen auch 
Kupferkiese und Kalkspath, jedoch nur ausserordent- 
lich selten im sogenannten Michaeligang vorgekommen sein. 

Seit der Uebemahme der Leitung der Reichensegen- 
gottes- und Frisch glückzeche lasse ich in der Ueberzeugung, 
wie ausserordentlich wichtig die Kenntniss des Gesteins- and 
Gangcharakters in den verschiedenen Adelsabstnfnngen für 



278 



den praktischen Bergmann ist, dorcli unseren Steiger auf 
der Frischglückzeche, Herrn Ignaz Schmuck, Beobachtun- 
gen auf wichtigen Punkten, namentlich bei Uebergängen 
anstellen. Diess geschieht in der Weise, dass vor Allem der 
Beleg möglichst getreu aufgezeichnet wird, sodann werden 
charakteristische Stflcke vom Gang and Nebengestein abge- 
stufig mit Nvmmern Versehen und in einem Protokoll eine 
möglichst genaue Beschreibung von dem Belege eingetragen. 

In neuerer Zeit wird auf das Zusammen vorkommen der 
Mineralien wesentlidli Rfloksicht genommen, um weitere 
Anhaltspunkte fflr die Beurtheilung der Erzfabrang zu ge- 
winnen. 

Schaarungen finden sich in dem hiesigen Revier bei 
den vielen Gängen sehr hänfig, und zeigen sie sich auch in 
der Regel edel, daher ein besooderes Augenmerk daraufge- 
richtet werden muss. Es können daher diessfalls nicht ^enug 
sorgfältige Vermessungen vorgenommen werden , i;nd er- 
scheint namentlich die Anlage einer möglichst genauen Re- 
vierkarte nöthig, was jedoch viel Mtlhe und Zeit erfordert, 
da von vielen Bauen gar keine verläaslichen Karten vor- 
liegen. 

Verwerfungen sind eine ebenfalls häufige Erschei- 
nung. Sie werden in der Regel bewirkt durch lettige, alaun- 
schteferfOhrende Klüfte von verschiedener Mächtigkeit, theils 
auch durch sogenannte (Sandstriche), d. i. einen feinkörnigen 
festen Sandstein, welcher oft in bedeutender Mächtigkeit das 
Thonschiefergebirge durchzieht, und die Gänge abschneidet. 
Bei dem Auftreten so vieler Gänge und dem häufigen Trüm- 
merwerfen dürfte es nicht selten vorgekommen sein, dass 
beim Ausrichten von Verwerfungen der eigentliche Gang 
nicht immer wieder aufgefunden wurde; so glaube ich bei- 
spielsweise die ziemlich sichere Ueberzeugung gewonnen zu 
haben, dass man in der Reichensegengotteszeche und na- 
mentlich in den tieferen Horizonten statt dem eigentlichen 
Hauptgang nur ein Liegendtrum ausgerichtet, während er- 
sterer nach meiner letzten Vermessung 5 Klafter im Han- 
genden liegen dürfte, worauf auch bereits ein Querschlag 
angelegt ist, der bereits 3 Klafter im Felde steht, und in 
Kurzem darüber AuÜBchluss geben muss, ob m^ine Ansicht 
die richtige ist. Diese gründet 'sich jedoch wieder haupt- 
sächlich darauf, dass wir es im Mieser Gebirge überhaupt 
nicht bloss mit eigentlichen Verwerfungen, sondern auch mit 
Gangesablenkungen, worüber Herr Oberbergrathund 
Akademiedirector zu PKbram, J. Grimm, in der österrei- 
chischen Zeitschrift für Berg- und Hüttenwesen Nr. 16 und 
17 vom Jahre 1866 ausführlich geschrieben, zu tbun haben. 
Ich wurde zunächst durch einen ausi^ezeichneten Fall beim 
Stollensfeldort am Frischglückzecher Gang darauf aufmerk- 
sam gemacht. 

Der Gang nach Stcfe 10> 2*1^ streichend und unter 80 
Grad nach W. einfallend, wurde durch eine über 2 Fuss 
mächtige, Letten und aufgelösten Schiefer führende Kluft 
gänzlich abgeschnitten, deren Streichen mit Stde 1.5, 14*3® 
mit einem Einfallswinkel von 70 Grad nach Süd abgenom- 
men wurde. Nach sorgfältiger Ermittlung dieser Daten wurde 
nach den bekannten Regeln die Aufgabe zu lösen gesucht. 

Es wurde an der sicheren Auffindung des verworfenen 
Theiles im Liegenden des Ganges um so weniger gezweifelt, 
als die Vermessung ergab, dass der Gang am zweiten (20 
Klafter höher) und am dritten Lauf (9 Klafter höher) durch 



dieselbe Kluft, jedoch aufiallenderweise im ersten Falle um 
3 Fuss, im zweiten jedoch nur um 1 Fuss in^ Liegende ver- 
worfen und weiter aufgeschlossen war. 

Es wurde daher vor Allem zunächst die Kluft in gerader 
Richtung des Gangstreichens durchbrochen, sodann im fe- 
sten Thonschiefer der Ausrichtnogsschlag ins Liegende an- 
gelegt. Nachdem dieser nahe 'an 2 Klafter ins Feld gerückt 
war, wo sich der Gang schon hätte stürzen müssen und sic^i 
von ihm noch immer keine Spur vorfand, verliess ich die 
Richtung und verlegte den Schlag entgegengesetzt ins Han- 
gende, wo wir in der fünften Klafter vom Verwerfungspunkte 
an den Gang auch richtig mit prächtigen Erzen erreichten. 

Für uns ist dieser Fall von ausserordentlicher Wich- 
tigkeit, um in künftigen Fällen das Benehmen bei*Ganges- 
ausrichtungen darnach einzurichten. 

Ich muss vor Allem constatiren, dass vor dem Anfahren 
der Kluft der Gang bis auf kaum 2 Zoll zusammengedrückt 
war, während er hinter derselben in einer Mächtigkeit von 
über 2 Fuss angefahren wurde. Auch konnten wir trotz sorg- 
fältiger Untersuchung von Rutschflächen nichts wahmehmt^n. 
Es möge diess ein neuer Beleg sein, dass He# Oberberg- 
rath Grimm in seinem erwähnten Aufsatze sehr richtig ur- 
theile, und dass wir ausser sorgfältiger Prüfung der Gesteins- 
masse namentlich darauf *zu achten haben, wie sich der Gang 
vor dem Verwerfer in Bezug auf seine Mächtigkeit verhält, 
sowie auch, ob Rutschflächen aufzufinden sind oder nicht. 

Festhaltend an diesem Principe, dürfte es mit der Zeit 
gelingen, in die ausserordentlich complicirten Gangverhält- 
nisse einige Klarheit zu bringen. 

Um nur noch eines ganz eigenthümlichen Falles zu 
erwähnen, zeigt die Grubenkarte des ehemaligen ärarischen 
Baues das Streichen des Flachentrümmerganges und zwar 
in einer horizontalen Ausdehnung von rund 100 Klaftern in 
einem förmlichen Halbzirkel; im Aufriss erscheinen die Ab- 
baustrecken gegen die Tiefe zu consequent verkürzt, so dass 
eine völlig halbtrichterförmige Figur zum Vorschein kommt. 
Wäre es nun nicht möglich, dass man, bei den Verwerfungen 
stets eine bestimmte Richtung einhaltend, den eigentlichen 
Gang verlor, und dafür Trümmer davon aufschioss? Man 
kann sich die einstige Spaltenbildung wohl unendlich man- 
nigfach vorstellen, allein bei der Annahme, dass die Spalten 
bildende Kraft von unten nach oben wirkte, ist es doch schwer 
sich der Ansicht hinzugehen, dass dieselben in diesem ver- 
bältnissmässig so kleinen Räume und bei einer Tiefe von 
circa 100 Klaftern von unten nach oben an Ausdehnung 
zunehmen. 

Diese und viele andere eigenthümliche Fälle richtiger 
zu beurtheilen, ist noch immer eine Aufgabe der Zeit. Der 
Mieser Bergbau beschäftigt dermal im Ganzen gegen 300 
Arbeiter, und erzeugt jährlich rund gegen 12.000 Ctr. Erze 
und Schliche. 

Nach dieser gedrängten Schilderung der allgemeinen 
hiesigen Verhältnisse übergehe ich zur näheren Beschreibung 
der Frischglückzeche, und erwähne nur von der Reichen- 
segengotteazeche, dass diese schon Reit einer langen Reihe 
von Jahren^ in constanter Einbusse steht, und gegenwärtig 
nur 8 Häuer und 1 Förderer mit Aufschlussbauen daselbst 
beschäftigt sind, welche im verflossenen Jahre 1866 186 
Centner Erze und Schliche lieferten. 



— 279 — 



Die Friscdiglftokzeohe 
besteht, wie schou Eingangs erwähnt, seit dem. Jahr 1781* 
ist an der ftussersten Grenze des erzftfhrenden Thonschiefer- 
gebietes situirt, und baut anf dem Frischglückzecher-Gange, 
welcher bisher auf 250 Klnfter dem Streichen nach, und 50 
Klafter saiger aufgeschlossen ist. Der Hauptschaebt ist in- 
dessen bereits bis auf dem ersten Lauf (12 Klafter unter 
der Erbstollensohle, also bis auf 62 Klafter unter dem Tag- 
kranz) abgeteuft und wird im Jahre 1867 mit dem Quer- 
schlage der Gaug auch auf diesem Laufe aufgeschlossen 
werden. 

Von Taggebäuden besteht ein Maschinenhaus mit einer 
sechspfurdekriiftigen, liegenden Hochdruckmaschine, welche 
bis zum Jahre 1 865 ausschliesslich zum Fördern der Gru- 
benvorräthe benutzt wurde und kaum 6 — 8 Tage im Monate 
im B^etrieb war, ferner ein seit 1865 neu erbautes Wasch- 
haus sammt Vorrathkammer,, ein Schlemmhaus mit 2 Stoss- 
herden, eine Werksschmiede, eine Zeugschupfe, eine An- 
staltstube oder Zechenhaus und eine Steigerswohnung. Die 
Belegschaft beträgt laut Mannschaftsbuch 4 Häuer, 20 För- 
derer, 8 jungen und 15 Wasch hausarbeiter, zusammen 91 
Mann, welch letztere meist provisionirte gewerkschaftliche 
Arbeiter sind, welchen auf diese Weise Gelegenheit geboten 
ist, sich zu ihrer ziemlich spärlichen Provision noch 6 bis 
8 Gulden österr. Währung monatlich zu verdienen. 

Das ganze Personale arbeitet im freien Gedinge, wel- 
ches bei Uebemahme der Werksleitung durch den Verfasser 
sofort eingeführt wurde, und sowohl ffir das Werk als auch 
fOr den Arbeiter von bedeutendem Vortheil ist. Während 
früher der Häuer höchstens 40 Kreuzer österr. Währ, per 
achtstündige Schicht verdienei^ konnte, weisen die gegen- 
wärtigen Löhnungen häufig mehr als das doppelte, ja mit- 
unter das dreifache nach, trotzdem die Gedingsätze gegen 
früher wesentlich niedriger sind, die Leistung ist demnach 
eine verhältnissmässig viel grössere. 

Die gesammten Löhne betrugen im Jahre 1866 
12.238 fl. 49 kr., wovon auf einen Häuer durchschnittlich 
180 fl., auf eineu Förderer 100 fl. und auf einen Jungen 
70 fl. österr. Währ, im Jahr entfallen. 

Die Leitung des Werkes besorgt der Verwalter, die 
Aufsicht ein Grubensteiger und ein Gruben Vorsteher. 

Die Arbeiter stehen sämmtlich im Verbände der hie- 
sigen Bruderlade, ausserdem jedoch noch seit dem vorigen 
Jahre und nur bei dieser Zeche weiter im sogenannten 
ELranken verbau de unter sich, wodurch jeder bei Erkrankung 
vom Werkspersouale im Ganzen ausgehalten wird, in der 
Weise, dass abwechselnd bei der Krankennummer die so- 
genannten Krankenschichten verfahren werden, eine Gepflo- 
genheit, die bei den meisten Werken ohnedieas längst ein- 
geführt ist. 

Letzteres gelang indessen hier nicht so leicht, und 
konnte erst nach Bekämpfung einer förmlichen Arbeiterun- 
ruhe definitiv eingeführt werden, obschon man glauben 
sollte, dass der Arbeiter es doch einsehen muss, dass die 
Maasregel nur zu seinem Besten ist. Die Ursache hievon 
liegt theils in der Antipathie des Arbeiters gegen jede Neue- 
rungy mag ihr Zweck, welcher immer sein, theils in anderen 
Ursachen; durch einen gewissen Grad von Energie lässt sich 
übrigens diesem Uebel wesentlich steuern. 

Als zu Anfang des Jahres 1866 das Halozylin als 
Sprengmaterial statt dem Pulver versucht wurde, kamen 
wohl noch eine Reihe Kniffe und gezwungene Hindernisse 



zum Vorschein, ernstlich war der Widerstand jedoch bei 
der definitiven Einführung nicht mehr. 

Von den Häuern, unter welchen 2 Schmiede, 2 Zimmer- 
linge, 2 Maurer und 1 Maschinenwärter mit inbegriffen sind^ 
sind regelmässig (zeitweise Hindernisse durch Wasserzu- 
dränge ausgenommen) 9 Mann im Schachtabteufen, und 12 
Mann beim Aufschluss und Hoffuungebau beschäftiget, wäh^ 
rend der Ueberrest von 20 Mann am Abbau belegt ist, wobei 
auch die Zimmerlinge, Maurer und Maschinenwärter nach 
Zulass ihrer eigentlichen Dienstes Verrichtungen verwendet, 
werden. Er erfolgt wie beim Gangbergbau in der Regel 
nach Vorrichtung der Felder durch UeberhÖhen un^ Abteufen 
mittelst Firsten und Sohlstrassen, und werden die Berge 
grössteutheils zum Versatz benützt. 

Mit diesen Häuern und dem früher aufgezählten Hilfs- 
personale wurden im Jahre 1866 erzeugt: 

Verschleisserze I . . 3898 Cir. 
Hüttenerze n . . 252 n 

Poch- und Sumpfschliche 986 n 

Zusammen 5176 Ctr. 

Durch den forcirten Aufschlussbau ist jedoch die Zeche 
jeden Augenblick in der Lage, die doppelte, auch dreifache 
Mannschaft anlegen und so im selben Verhältnisse die Er- 
zeugung erhöhen zu können. 

Von den angeführten Erzen werden die sogenannten 
Verschleisserze Nr. I sowie auch meist die Hüttenerze Nr. II 
ausschliesslich zur Glasur von Thonwaaren von Töpfern 
verwendet, während die Schliche mit einem Bleihalte von 
55 — 60% zum Verschmelzen kommen, und zwar in der ge- 
werkschaftlichen Hütte, welche jedoch 9 Meilen vom Werke 
entfernt, daher auch stets an Pächter überlassen ist. 

Die Erze der Frischglflckzeche haben gegen jene an- 
derer Zechen ausser ihrer Grobstufigkeit den wesentlichen 
Vorzug, dass zufällig in der Frischglück- Zecher-Mass mehr 
Weissblei als auf anderen bricht, welches die Erze im Gan- 
zen leichtflüssiger macht, daher die Consumenten bei deren 
Verwendung wesentlich an Brennmaterial ersparen; sie wur- 
den auch bereits bei der Pariser Weltausstellung im Jahre 
1855 durch eine ehrenvolle Erwähnung ausgezeichnet. 

Die AnfbereilAig 
war bis ins Jahr ] 865 bei allen Zechen in einem Zustande , 
wie ihn das vorige Jahrhundert überliefert. tJmsonst sah sich 
das Auge des Fachmannes in den Waschhäusern nach irgend 
welchen maschinellen Vorrichtungen um, wenn man nicht 
so bescheiden war, das Handsetzsieb in seiner primitiven 
Form als solche gelten zu lassen. 

Die ganze Manipulation war folgende : 

Die aus der Grube gebrachten Vorräthe, welche bei 
den meisten hiesigen Zechen in Ermangelung von saigeren 
Schächten, die in allerneuester Zeit doch endlich auch in 
Angriff genommen sind, über mehrere Kratzen mittelst Ha- 
spel zu Tage geschafft werden, wurden unsortirt mittelst 
eines Handsiebes mit einzölligen Maschen in einem Bottich 
gewaschen, und kamen die groben Zeuge auf den Klaub- 
tisch, welcher häufig wegen Mangel an Raum im Freien 
stand, der Bottich rückstand auf das Grobsieb. Am Klaub- 
tisch wurde der Berg von den Scheidzeugen gesondert und 
kamen letztere auf den Scheidtisch, wo sie von dem Perso- 
nale init den Fäusteln zerkleinert wurden. Die so zerklei- 
nerten Vorräthe kamen mit dem Bottichrückstand vom Grob- 
sieb in den Durchlassgraben, um von dem feinen Schlamm 

• « 



— 280 - 



befreit zu werden, von da anf da« Mittelsieb mit Maschen 
▼on 5 m. m. im Qnadrat. 

Der Bottichrflckstand von diesem nach abermaliger 
Passirong des Darcblassgrabens auf das Rlarsieb mit Ma- 
schen von 2 m; m. im Quadrat, und der Bottichrflckstand 
von letsterem, endlich auf den: Liegendherd, wo er auf 
Schlich gewaschen wurde. 

Nachdem wir hier aufs möglichst höchste conceDtrireD, 
und eine sehr reine und grobe Waare liefern müssen, werden 
die Graupen vom Grob- und Mittelsieb sorgfältig geklaubt, 
und nur al|eolut reine Graupen als Kaufmannsgut verwendet; 
jede mit auch kleinen Bergtheilen behaftete Graupe wird aas- 
geschieden. Diese wurden dann, sowie der reiche Abhub 
von sämmtlichen Sieben mittelst eigener platter Quetsch- 
hämmer, selbstverständlich abermals durch MenBchenhäade, 
zu Mehl zerquetscht, oder besser geschlagen, und dieses 
nach abermaliger Passirung des Schlemmgrabens zunächst 
am Klarsieb gesetzt, dann zu Schlich verwaschen. 

Nachdem man in keiner Weise aulf Sonderung der Zeuge 
nach Eomgrössen bedacht war, mussten die sämmtlichen 
ddaren Vorrätbe die gröberen Siebe all^ mit durchpasairen, 
wodurch das Siebsetzen unnöthig unendlich erschwert wurde. 

Aus dem Rückstand vom Liegendherd und einem Theil 
des reichsten Abhubes vom Klarsieb wurden durch noch- 
maliges Waschen dieser Posten am Liegendherd die Hütten- 
erze Nr. II erzeugt. 

Die auf diese Weise gewonnenen groben, mittleren und 
klaren Graupen wurden mit den Glanzschlichen in der Weise 
zusammengestürzt: dass auf 4 Theile Schliche 2 Theile 
- klare, 1 Theil grobe und 1 Theil mittlere Graupen kamen, 
welche in einem eigenen Kasten dann sorgfältig gemengt, 
in Fässchen mit je 100 Pfd. Wr. Gew. Netto als Kaufmanns- 
gut in Handel kommen. 

Es musste wohl bei Uebernahme der Leitung dieser 
Zeche eine meiner allerersten Aufgaben sein, diese primi- 
tive Wasohhausmanipulation in eine zeitgemässe umzu- 
wandeln. 

Die Dampfmaschine war ohnediess kaum 8 Tage im 
Monat mit dem Förderff der Gruben vorrätbe beschäftiget, 
daher ihre Verwendung durch die übrige Zeit nicht nur 
möglich, sondern höchst angezeigt schien. Mehrere Schwie- 
rigkeiten ergaben sich jedoch aus der Situation. 

Wir haben nämlich bei der Frischglückzeche den sehr 
wesentlichen Uebelstand, dass wir einzig und allein Regen- 
und Schneewasser zur Waschhausmanipulation zu Gebote 
haben, welche in 2 kleinen Teichen, wovon der obere runci 
34.00 Kuh. Fuss, der untere jedoch nur 10.800 Kub. Fuss 
fasst, gesammelt werden. Letzterer dient eigentlich haupt- 
sächlich zum Aufsammeln der bereits im Waschhaus ge- 
brauchten Wässer, und müssen diese von hier wieder in 
den oberen Teich hinaufgepumpt werden, was bisher nur 
durch Handpumpep geschab. Das Wasser ist daher so zu 
sagen in conti nuirli eher Bewegung und tritt nicht selten, 
namentlich bei trockenen Jahreszeiten ein grosser Mangel 
daran ein, welchem bisher nicht so leicht abzuhelfen war. 

An der Maschine hängt wohl eine Druckpumpe, welche 
am ersten Lauf (28 Klft. unter Tags) angebracht ist, allein 
dort sitzen eben nur so viel Wässer zu, als die Maschine 



für sich zum Speisen braucht. Dieser Uebelstand wird nun 
in kürzester Zeit dadurch behoben, dass eine Druckpumpa 
am ersten Lauf unter dem Stollen zum Einbau gelangt» wel- 
che die Wässer von da bis zu Tage hebt, welche in einem 
zweiten, ebenfalls demnächst zu erbauenden Reservoire ge- 
sammelt werdeo. 

Das neue Waschhaus musste nun aus Rücksicht für 
die bestehenden Wasserleitungen auf der Stelle des alten 
bleiben, und es lag die Aufgabe vor, die Kraft von der 
Maschine, deren Niveau 2 Kli^fter 2 Fuss über jenem der 
Wascbhäuschen liegt, auf die daselbst zu erbauenden Auf- 
bereitungsmaschinen zu fibertragen, was in folgender Weise 
gelang: 

Vor Allem wurde ein 14 Klafter langer und 1 Klafter 
2 FasB hoher Trans missionskanal zugleich mit dem neuen 
Waschhaus hergestellt, was insofern mit grossen Schwierig- 
keiten verbunden war, dass er durchaus in Halde aufgeführt 
und jeder Fuss Mauerwerk durch Getrieb erkämpft werden 
musste. 

Von der Maschine wurde die Treibwelle, welche früher 
nur bis an die Seilkörbe reichte, entsprechend verlängert, 
die Speisepumpe verlegt und durcb ein an der neuen Welle • 
angebrachtes Ezcenter in Bewegung gesetzt, femer das 
kleine Getrieb für die Seilkörbe mit einer Ausrückvorrich- 
tung versehen. Gleich hinter den SeilkÖrbeo wurde ein Dop- 
pellager angebracht und hier durch zwei Getriebe, wovon 
das eine abermals mit einer Ausrück Vorrichtung versehen, die 
Kraft auf die Transmissionswelle übertragen, welche hinter 
dem Schachthaus bis über den Trans missionskanal reicht. 
An ihrem Ende ist eine Riem^nBcheibe befestigt, von weicher 
die Uebersetzung auf eine zweite gleich grosse Scheibe mit* 
telst Riemen geschieht, welche im Transmissionskanal mit 
einer Seilscheibe an einer Welle lauft. Von letzterer endlieh 
geschieht die schliessliche Uebersetzung ins Waschhaus 
durch ein 7 Linien starkes Drahtseil, welches die Seilscheibe 
im Kanal mit einer zweiten gleich grossen im Waschhans * 
verbindet Die Spuren der Seilscheiben sind mit Kautschuk 
gefüttert und bewährt sich diese Fütterung gegen Seilab- 
nützung ganz vorzüglich. Auf diese Weise werden durch 
die sechspferdekräftige Maschine im Waschhaus in Betrieb 
gesetzt: eine Erzquetsche, eine Setzpumpe, eine Wasser- 
hebpumpe und ein cootinuir lieber Stossherd*) mit einer 
Drebpumpe. Ausserdem besteht die weitere Einrichtung: 
aus einer Reibgitterwäsche, einer Sieblutte (Classificateur), 
5 Handsetzsieben, dem Liegendherd und der Scheidbauk. 
Mit Hilfe dieser Vorrichtungen erfolgt gegenwärtig die Auf- 
bereitung der Erze in nachstehender Art : 

Die Gmbenzeuge gelangen vom Schacht auf einer Eisen- 
bahn in die Erzkammer und werden hier durch ein Gitter, 
durch welches Stücke bis zu Faustgrösse durchfallen, in den 
Eintragkasten gestürzt, während Stücke über Faustgrösse 
in die Erzkammer gelangen, wo sie mit grossen Fäusteln 
zerkleinert werden. Durch den Eintragkasten gelangen die 
Vorrätbe auf die Reibgitterwäsche, welche folgende Sorten 



*) Obwohl der Stossherd etwas massiver und daher schwer- 
fälliger construirt ist, als die zum Muster genommenen Bittinger* 
sehen Stossherde in Pfibram, habe ich ihn doch mit gutem Erfolge 
arbeiten gesehen. Demungeachtet dürften aber leichter construirte 
continuirllche Stossherde im Allgemeinen mehr zu empfehlen 
sein. O. H. 



281 — 



iefert: 1. Klanbienge, Stfieke von 3 Kub. g.^. aafvrärtt, 
bis surFaustgrÖBse, 2. grobes Setsgut (von 1 — 3 Knb. c. m.), 
3. Mittelsetzgut (von Y^ — 1 Kab. c. m.)* 4. klares Setzgut 
(yon 3 — 5 Knb. m. m.), 5. Waschgut (von 3 Kab. m. m. 
abwftrts bis Staubform). 

Die Rlaubseage werden am Klanbtiscb vom Berg ge- ' 
sondert nnd kommen auf die Scbeidbank, wo sie in Stflek- 
chen (Nflsseln) von circa 3 Knb. c. m. verkleinert nnd in 
drei Sorten von den Arbeitern gesondert «Verden, nämlich in 
Qaetschnfisseln, PochnQsseln und Taubes. Von diesen kom- 
men erstere zur Quetsche, die zweiten auf die Abhubhalde 
und Ton da aus ins Pochwerk, die dritte Sorte wird mit dem 
Tauben vom Klaubtisch auf einer ebenfalls erst im Jahre 1 866 
erbauten Eisenbahn auf die Halde geschafft. Das grobe Setz- 
gut kommt auf die Hand siebe. Das mittlere und klare auf 
die Setzpumpe, das Waschgut auf die Sieblutte, welche wie- 
der drei Korngrössen, u. z. Graupeln von 2 m. m.. Schlich 
▼on 1 m. m. Durchmesser und Schlamm liefert. Von diesen 
kommen abermals die Graupeln auf die Setzpumpe, der 
Schlich am Liegendherd, wo er auf sogenannten Glanzschlioh 
rein gewaschen wird, der Schlamm auf den continuirliehen 
Stossherd. 

(Schluss folgt) 



Berechnung einer EisenerzmöUemng aus den 
Erzanalysen. 

Hit besonderer Rücksicht auf die Betriebs- Verhältnisse 

in Böhmen. 

Von Carl Balling, Assistent an der k. k. Bergakademie 

in Pfibram. 

Im Durchschnitte erreicht der Halt der in Böhmen zur 
Verschmelzung gelangenden gattirten Erze kaum 40 Procent 
metallischen Eisens, und erfahrungsm&ssig wird unter sol- 
chen Verhältnissen bei Eriteugong grauen Giessereiroheisens 
aus schwerer reducirbaren Erzen und bei strengflflssiger Be- 
schickung der richtige und zweckmässigste Halt der Gat- 
tiruDg so gewählt, dass man denselben auf 35 — 36% ^^' 
tallisohen Eisens stellt, was einem Gehalt von 50 — 52 % 
Eisenozyd entspricht. Bei sonst rationell geleitetem Schmelz- 
betriebe ist ein Ausbringen von 32 — 33% Eisen aus einer 
solchen Gattirung erzielbar und die Hütte kann dann immer 
mit Vortheil arbeiten. 

Um nun diesen bestimmten Halt einer Gattirung zu 
ermitteln, können weder trockene Proben oder qualitative 
Untersuchungen, noch einzelne quantitative Bestimmungen 
genügen, sondern es sind vollständige Gewichtsana- 
lysen biezu unbedingt notbweudig, und die Vor- 
nahme derselben kann gegenüber grösseren Versuchsschmel- 
zungen nnd der durch erstere erlangten genauen Kenntniss 
des Schmelzmaterials in pecunieller Hinsicht gar nicht an- 
geschlagen werden. 

Wie einfach und sicher man aber unmittelbar auf 
die analytischen Resultate gestützt, vorgehen kann, 
jnag ein ^a:jprad;t entnommenes und hier durchgeführtes Bei- 
spiel zeigen. 

Eine Hütte hat 7 verschiedene Erzgattungen %ur Ver- 
fügung, welche wir mit A, B, C, D, £, F und G bezeichnen 
wollen. Von diesen Erzen werden einige geröstet, weil sie 
auch ozydulhaltig sind. Die vorgenommenen Analysen haben 
folgende Zusammensetzung der Erze gezeigt: 



des Erzes 


Procentgehalt an 


Zn- 
aaxor 
men 


FeO 

und 


AkOt 


MgO 
und 
CaO 


ÄO, 


CO, 
and 
HO 


A 

B 
C 
D 
E 
F 
G 


50 
48 
34 
29 
42 
58 
48 


7 
8 

15 
13 
18 
13 
15 


1 

2 

2 

1 
2 
1 


24 . 

40 

41 

46 

35 

21 

29 


17 
2 
7 
8 
2 
4 
7 


99 
98 
99 
98 
98 
98 
100 



Auf Schwefel und Phosphor wurde in der folgenden 
Ber echnung keine Bflcksicht genommen, da ihre Gegenwart 
in diesem Falle ohne Belang ist. Der Einfachheit der Rech- 
nung wegen wurden nur ganze Zahlen angesetzt. 

Mit Rücksicht auf den Kieselerdegehalt der Posten B^ 
C und D kann kein hohes Procent dieser Erze in die Möl- 
lerung genommen werden, auch der Eisengehalt der Erze C 
und D ist ein geringerer. Dagegen erscheint aber das Erz F 
sowohl was den Eisengehalt, als auch den Gehalt der an- 
deren Bestandtheile anbelangt, als das beste, und es muss 
demnach besonders berücksichtiget werden. Ä priori würden 
wir die Möllerung folgends zusammensetzen: 

Von dem Erze Ä . ' . .25 Gewichtstheile 
n n n ^ . . . 10 » 

» 1) T) 2^ • . . 5 1» 

1) „ n £ ... 12 t) 

ff n II 6^ ... 25 II 

Zusammep 83 Gewichtstheile 
und es fragt sich zunächst , wie viel muss von dem Erze F 
zugattirt werden, um den Halt der Möller|ing auf 35 % Eisen, 
entsprechend 50% Eisen zu bringen. 

Den Analysen zufolge würde die Möllerung enthalten : 



Beteichnong 
des Erzes 


Qehalt an 


Zu- 
sam- 
men 


Fe^O, 


Al^Oy 


MgO 
nnd 
CaO 


SiO^ 


CO, 
nnd 
HO 


In 














25 Ctr. des Erzes ^ 


1250 


175 


25 


600 


425 


2475 


10 . , .2? 


480 


80 


— 


400 


20 


980 


6 n s „ C 


204 


90 


12 


246 


42 


594 


5 n 11 » Z) 


145 


65 


10 


230 


40 


490 


12 11 11 n E 


504 


216 


12- 


420 


36 


1188 


25 g 1) »6 


1200 


375 
1001 


25 

84~ 


725 


175 
738 


2500 


Zas.ia83 Ctr.Erz 


3783 


2021 


8227 



Betrachten wir dieses Erzgemenge als ein Erz von 
der Zusammensetzung, wie solche die gezogene Summe zeigt, 
und berechnen wir diese summarischen Zahlen auf 100, so 
erb alten wir: 



Gehalt in Pfunden 
an 


Fe^O^ 


ÄkO^ 


nnd 
CaO 


SiO^ 


und 
HO 


sam- 
men 


In 100 Ctm. der 
Möllerung . . . 


4560 


1260 


100 


3160 


890 


9970 



Um nun unsere Frage, wie viel des Erzes F zugattirt 
werden muss, um mit diesem 45'67q Eisenoxyd haltigen Erz- 
gemenge eine Gattirung von 507o Sisenozyd zu erzielen, 
zu beantworten, bleibt noch folgende Gleichung aufzulösen. 



282 ^ 



Bezeicbaen wir das Erzgemenge mit45'6% Eisenozyd- 
(TehHlt mit x nnd das Ers F, welches 58% Eisenoxjd ent- 
h&lt, mit y, fo haben wir: 

«-f y = 100 ... I. 

45-6 3: + 58» = lOO'SO . . n. 

Aus I. X = 1 00 — y. Dieses in II substitairt : 

45-6 (100 — y) + 58 y = 5000 woraus 

12-4 y = 440 und 

Es sind demnach einem Erzgemenge im Gewichte von 
83Ctrn., weiches 37'83Ctr. Eiftenoxyd, entsprechend 45'6 
Proeenten Eisenoxid, enthftlt, noch 35*48 Ctr. Erz mit einem 
Halt von 58 Proeenten Eisenozyd zuzusetzen, um eine Möl« 
lerung von .50yQ Eisenoxyd zu erhalten. 

Da nun auf den Eisenhütten das Zulaufen der Möllerung 
nach Proeenten üblich ist, werden sich unsere angenomme- 
nen GattirungsverhAltnisse folgen dermassen gestalten : 
Aus 83 + 35-5 = 118-5 nach: 

118'5 : 25 = 100 : o; erhält man für 
Ä . . . . a:=21-2. 
Auf diese Art berechnen sich die Möllerprocente für 
die anderen Erze, wie folgt : 

21*2% des Erzes 
8'4 »HD 



5-0 » 

4*2 n 

10-0 1. 
300 D 
21-2» 



Ä 

B 
C 
D 
E 
¥ 
G 



Zusammen 100*0 % der gesammten Gattirung. 
Es ist nun praktikabler und keinen Fehler bedingend, 
wenn man die Zehntel Procente der einzelnen Posten weg- 
läset und bei einer Post das hiedurch Abfallende ergänzt, 
und diese Ergänzung, um sicher zu sein, bei einem reicheren 
Erze vornimmt. Die aufzulaufende Möllerung würde Bonach 
bestehen aus : 



21% 


des 


Erzes 


Ä 


8„. 






B 


Ön 






C 


4. 






D 


10» 






B 


31» 






F 


21» 






G 



Zusammen 100*0% der gesammten Gattirung. 
Hieraus ergibt sich nun die Zusammensetzung der 
Gattirung : 



Es enthahen: 


Pfnnde 


Zn- 
Mm- 
men 


f«,0. 


Al^O^ 


MgO 
und 
CaO 


SiOi 


und 
HO 


21Ctr.desEneB^ 


1050 


147 


21 


504 


357 


2079 


8 » • f, B 


384 


64 


— 


320 


16 


784 


5 11 « » C 


170 


75 


10 


205 


35 


495 


4 » » » Z> 


116 


52 


8 


184 


32 


392 


10 > » » £ 


420 


180 


10 


350 


20 


980 


31 • . » ^ 


1898 


403 


62 


651 


124 


3138 


21 » » »6 


1008 


315 


21 


609 


147 


2100 


ZnBAiomeniOOCtr. 












der Qattinuig . 


5046 i 


1236 


132 


2823 


731 


9968 



Von die«er Gattirung wird von dt^n eigenen Basen Kalk, 
Bittererde und Thonerde 2294 Pfd. Kieselerde, verschlackt, 
und es bleiben noch 529 Pfd. Kieselerde zur Versohlackung 
übrig, welche einen Zuschlag von 490 Pfd. Kalkbase er- 
fordern. Der Kalk wird aber in Form von kohlensaurem 
Kalk mit einem Gehalt von nahezu 80% reiner koh- 
lenaaurerKalkerde gesetzt, daher der nötb ige Verbrauch 
an solchem käuflichen Zuschlagskalk für die vorhandene 
Kieselerdemenge von 529 Pfd. sich mit 890 Pfd. oder mit 
eiif in einem Hundert der beschickten Gattirung 
berechnet. 

Hat eine Hütte nicht diese nöthige genaue Kenntniaa 
der Zusammensetzung ihrer Erze, so ist eine solche Berech- 
nung auf wissenschaftlicher Grundlage unmöglich ; die auf 
empyrischem Weg^ zu erlangenden Resultate werden ia der 
Gegenwart immer kostbarer, denn Zeit ist Geld, wäh- 
rend die Aufgabe, jede beliebige Gattirung für bestimmte 
Zwecke zu ändern oder zu berechnen , mit zu Benützung 
der chemischen Analysen binnen wenigen Stunden gelöst 
ist. Diese Unterstützung für die ausübende Praxis ist aber 
kostenlos und so bedeutend, dass sie eich selbst am besten 
empfiehlt, um^der chemischen Analyse und der di- 
recten Anwendung derselben beim Eisenhohofen- 
betriebe mehr Eingang zu verschaffen, als diess bis 
jetzt allenthalben geschehen ist. 

PHbram, im Juli 1867. 



Literatur. 

Montaii'Haiidbuoli des Kaiserstaates Oesterreioh für 1867. 

Herausgegeben von J. B. Kraus, jub. Rechnungsratb 

der k. k. Münz- und Bergwesens-Hofbuchhaltung etc. 

XXn. Jahrgang. In Commission bei Mayer & Comp. 

Wien 1867. 

Der Werth dieses von dem Verfasser seit Jahren mit uner- 
müdlichem Fleisse redigirten and fortwährend vervollkommneten 
Handbuches sämmtlicher Berg- und Hüttenwerke, Berg- und 
Berggerichts-Behörden, bergmännischen Akademien, Vereine nnd 
anderen Anstalten, sowie der bei denselben betheiligten Personen 
im gesammten österreichischen Kaiserstaate ist längst bekannt 
nnd anerkannt. Kein Staat besitzt ein ebenso vollständiges und 
Übersichtliches montanistisches Adressenbuch, als dieses Hand- 
buch bietet, nnd die zahlreichen weit über den Rahmen eines 
Adressenbaches reichenden statistischen Zagaben Über den Be- 
stand der einzelnen Werke etc. machen dasselbe fttr jeden, der 
sich für das österreichische Bergwesen interessirt, beinahe un- 
entbehrlich. 

Der vorliegende XXH. Jahrgang hat übrigens eine über 
den gesetzlichen Kreis der Berg- und Hüttenwerke hinansg^ei- 
fende werthyoUe Bereicherang erhalten, indem der Verfasser auch 
die Eisen- nnd Stahl-Raffinirwerke nebst ihrenBesitzem und 
Beamten einbezog and hiedurch einem wirklichen Bedürfhisse in 
erwünschter Weise entsprach. F. M. F. 



Notizen. 



Ein Gtowitter in der Grabe. Während der Sommer- 
monate werden die fast allenthalben zu Tag anstehenden Eisen- 
steine am Eisenerzer Erzberg nach Etagen abgebaut, deren Höhe- 
abstand zwischen 8 und 10 Klafter beträgt, während die hori- 
zontale Ausdehnung derselben dem Gehänge des Berges folg! 
Nur ein geringer Theil der Arbeitskraft ist im Sommer in der 
Grube beschäftigt Der am stärksten in Verhau genoomiene Theil 
des Erzbjsrges, welcher in einer Meereshöhe von 2929 W. F., 
d. i. HSV} Klafter über der hiesigen Markscheiderei gelegen 
die Abbauhorizonte zwischen dem Gottfried- und Leithnerstollen 
mit einem Höhenabstand von 21^/^ Klaftern einschliesst, kann im 
horizontalen Durchschnitt als ein abgestutzter elliptischer Kegel 
angesehen werden, dessen längere Achsenhälfte im Leithner Hori- 
zonte 75^ am Gottfried aber 270^ beträgt, während die kürzere 



- 283 



hoher 25 o, am tieferen Gottfried aber 90 o ausmacht Die Lage der 
langen Achse ist aus N. W. in 8. O. nnd bestimmt mit ^Rücksicht 
auf die Abdachung des Berggehänges hierdurch die Abtheilung der 
Arbeitsbelegungen in nord- nnd südseitige. — Während liuf der 
Nordseite allenthalben die Abbau-Etagen von Wald umgrenzt 
werden, der bei tbeilweise nicht steilem Oehänge sich zwischen 
die belegten Orte hereinzieht, ist an der Südseite nur der oberste 
Band des Gehänges von Wald umsäumt, und dieses ilUlt bis 
zum Horizont des Leithner Stollens steil ab, groteske Wände 
bildend, und scharf marlürt durch die Farben-Nuancirung, wel- 
che die wechselnden Einlagerungen von gelblicher Rohwand xmd 
braunem Spatheisenstein bedingen. Das tiefere Gehänge wird 
dort durch ein ausgedehntes GeröUe bedeckt, entstanden aus 
unzähligen kleinen Halden, zwischen denen nur hier und da ein 
Fichtenstamm aufstrebt, welcher die Oede des Gehänges trotz 
seines kümmerlichen Wachsthums freundlich unterbricht. Eine 
Schienenbahn verbindet daselbst am Leithner Horizont die süd- 
seitige mit den nördlichen Abbau-Belegungen, während am tiefen 
Gottfried-Horizont die Haupteisenbahn für BergfSrdemiss längs 
dem Gehänge sich gegen Süd erstreckt, und einen üppigen Wald 
nahe an jener Stelle erreicht, wo am Bande des erwarten Ge- 
rölles eine Schienenbahn in einen Zubaustollen abzweigt, welcher 
eben in Betrieb steht, um den Leithner Stollen zu unterteufen 
und eine Verbindung für die Abförderung der Berge herzustellen. 
Vor der Mündung dieses Zubaustollens ist ein Tagverhau in 
Angriff, wobei 3 Biann beschäftigt sind. -- Am 5. Juli d. J. 
Nachmittags gegen 2 Uhr vertrieb an dieser Stelle ein heftiger 
Gewitterregen die beim Tagverhau beschäftigte Mannschaft von 
ihrer Arbeit, und sie suchte Schutz in einem Zeughüttchen, wel- 
ches hart am Wechsel von beiden Eiseabahneo neben einem 
Sturzschacht für Erze leicht gezimmert unter einer tiefbraunen 
von Fichten umsäumten Erzwand steht« Da zuckte plötzlich ein 
Blitz auf den kaum drei Schritte vom Hütteben entfernten Schacht 
nieder, schlag mit lebhafter Feuer-Erscheinung in die Schienen 
und frihr nach denselben 60 Klafter bis zu deren Ende gegen 
das Feldort. Während die Mannschaft im Hüttchen betäubt und 
sprachlos sich gegenseitig anstarrte, schützte ein auf ungefähr 
drei Klafter vom Ende der Schienenbabn vor Ort angestürzter 
Wall von hereingeschossenen Erzen die daselbst belegten 2 Mann 
vor Verderben. Mit Zischen und mehrfachen Schlägen, als ob 
Zündkapseln eines Percussions-Gewehres abgefeuert würden, fuhr 
der von lebhafter Feuer-Erscheinung begleitete Blitz aus dem 
Schienengeleise abspringend in den Erzhaufen vor Ort, und traf 
im geschwächten Strahle die unteren Extremitäten beider Häuer, 
von denen der eine den Bohrer trieb, der andere aber das Fäustel 
führte. Letzterer stand dem zufahrenden Blitze näher, und fand 
augenblicklich die Sprache nicht Während im Tone des Vor- 
wurfes der erstere «ich beklagte, dass er mit dem Fäustel einen 
Schlag am Fnss erhalten, hatte sich aber letzterer bereits erholt, 
und die wahre Ursache des empfundenen Schlages bezeichnend, 
wies er hier auf den gewaltigen Stoss, den er selbst an beiden 
Füssen erlitten hat, wovon an einem derselben ein bräunliches 
Mahl als Zeichen zurückgeblieben war. Besorgt um itire Ka- 
meraden am Tage eilten nun beide ans der Grube, wo sie die- 
selben unverletzt und von ihrer Betäubung vollständig erholt 
antrafen. ^ Derselbe Blitz schlug aber auch 55 Klafter söhlig 
vom Schachte, auf welchen der ersterwähnte Stralil niederzuckte, 
in Richtung aus S.-W. gegen N.-O. entfernt, im Horizont des 
27 V2 Klafter höher gelegenen Leithner Stollens in den Wipfel 
einer einzeln stehenden Fichte, riss derselben in Spiralwindungeu 
niederfahrend die ^nde auf, und brachte ein grosses dort an- 
gestürztes Rohwandstück zum Kippen, während ein dritter Strahl 
in die Schienen der Eisenbahn vor der südlichen Mündung des 
Leithner Stollens von der getroffenen Fiehte rund lU^ entfernt 
einschlug, und zwischen den daselbst belegten 2 Häuern hindurch 
in die Grube fuhr, um, den Schienen folgend, an der Nordseite 
in einer Entfernung von rund 80 ^^ wieder zu Tag zu treten, wo eben- 
falls 6 Mann die Feuer-Erscheinung und Entladung von mehr- 
fachem Knalle begleitet wahrnahmen, wie dies? auch an der Süd- 
seite bemerkt wurde. — Sowohl auf der südlichen als der nord 
seitigen Belegung waren die Häuer eben mit dem Zerschlagen 
hereingeschossener Wände beschäftigt, die in Rücksicht für 
Offenhaltung der Fördemiss stets aus der B.ahn geräumt werden. 
Nur dadurch konnten sie gewahrt bleiben, dass keiner vom Blitz 
getroffen wurde, obwohl manche kaum zwei Schritte von der 
Bahn entfernt standen. Als ein Glück muss es bezeichnet werden, 
dass auf den vielfach verzweigten Bahnen für Erz uod Förder- 



niss zu dieser Zelt zufallig keine Förderung stattfand, nnd dass 
weder ein Arbeiter noch ein Grobenanfiieher innerhalb der Schie- 
nenstränge die Grube befuhr, indem auf der Strecke, welche der 
an beiden Gehängen beobachtete Blitz zurücklegte, an 4 Knoten- 
punkten die Schienen abzweigen, und so fast allenthalben am 
Leithner Stollen der Befahrende in Gefahr geschwebt hätte. — 
Für manche Grubenbaue, bei denen sowie hier vielfach ver- 
zweigte Eisenbahnen bestehen, die an verschiedenen Punkten an 
Tag ausmünden, leitet sich aus diesen Erscheinungen eines durch 
die Grube verbreiteten Gewitters das Bedttrfhiss ab, zur Wahrung 
der persönlichen Sicherheit der Arbeiter die nOthigen Vorsichts- 
massregeln zu treffen, und ich glaube diesen, wenn aucfi seltenen 
Fall der Oeffentlichkeit übergeben zu sollen, um ein für die 
Praxis entsprechendes Mittel gegen derartige Gefahren ausfindig 
zu machen*). 

Australisoher QoldbergbaiL Wir verdanken der Güte 
des Herrn Hüttenmeisters A. Felix (olgenden Auszug aus einem 
Schreiben (eines Nichtfachmannes) dto. Sidnej, 18. März 1867: 
Victoria ist unter Allen am Teichsten ; das Gold wird theils aus 
alluvialen Lagern, theils aus reefs (Adern) gewonnen. Das Allu- 
vialgold von heute rührt nur zum kleinen Theile aus oberfläch- 
lichen Bauen, das meiste wird aus 120—200 Fuss tiefen präada- 
mitischen Flussbetten gewonnen, welche von 1 — 3 erstarrten 
Lavaschichten von 50—90 Fuss Mächtigkeit und alluvialen Thonab- 
lagerungen aus Gerolle überdeckt werden. Welcher Unterneh- 
mungsgeist mag dazu gehört haben, nachdem das oberfläohige 
Flussbett ausgewaschen war, einen Schacht in die Tiefe zu treiben 
und sich von einem 80 Fuss dicken Basaltlager nicht abschrecken 
zu lassen, obwohl jeder Fuss 60 fr kostete, um zu sehen, ob 
unter der letzten Lavadecke nicht ein altes Flussbett mit gold- 
haltigem Sande begraben liege I Der Erfolg war ein glänzender, 
und diese Flussbette zahlen seit 3 Jahren in Ballarat, wo sie 
entdeckt wurden, wöchentlich im Durchschnitte 60.000 fr. an ihre 
glücklichen Besitzer. All dieses Gold ist natürlich aus reefo .her- 
ausgewaschen. Manche dieser reefs sind auch gekannt und führen 
Schätze, wie nirgends sonst, aber wie in der Wissenschaft steht 
auch hier das Bekannte mit dem Unbekannten in gar keinem 
Verhältnisse. Die grösste Schuld daran trägt wahrscheinlich die 
unsystematische Art und Weise, wie die- Gruben bearbeitet wer- 
den. Man senkt Schächte ab, treibt Gänge (Localausdruck) aufs 
Gerathewobl, verspricht den Aotionären, die sich an dem Un- 
ternehmen betheil igen, goldene Berge in 3 bis 4 Monaten, theils 
absichtlich, um sie zu betrügen, oft aber auch aus Unwissenheit 
Einen gehörig ausgebildeten Bergmann konnte ich noch in ganz 
Victoria nicht finden; gtwöhnfiche Häuer aus England, die das 
Praktische wohl, aber weiter nichts verstehen, werden zu Mi- 
nen-Directoren mit 50 Livres die Woche gemacht, und da lässt 
sich das Resultat leicht denken. Der Actionär wird versichert, 
dass man auf SO Fuss Distanz im Tunell den reef finden wird, 
d. h. er wird pro Actio in den nächsten 4 Monaten (sage) 1 Livre 
pr. Monat zu zahlen haben. Da er 80 Livres besitzt, nimmt er 
'20 Actien. Man gräbt und findet den reef nach 400 Fuss Distanz 
auch noch nicht, der Actionär kann nicht mehr zahlen und die 
Compagpaie geht zu Grunde, bevor man den reef gefunden. Das 
ist die stereotype Lebens- und Sterbensgeschichte von hunderten 
von Compagnien, die in den letzten 2 Jahren zu Grunde gin- 
gen. Aber selbst jene Quarzminen, welche monatliche Dividen- 
den zahlen, geniessen nicht jenes Vertrauen, nicht einmal in 
Victoria, welches sie geniessen sollten. So ist es z. B. Tfaatsache, 
dass die Actien einer Oompagnie, welche an ihre Tbeilnehmer 
in den letzten 7 Monaten 120.000 Livres bar in Dividenden 
gezahlt hat, heute billiger zu haben sind, als vor einem Jahre, 
weil Niemand eine Idee davon hat, wie lange die Grube profi- 
tabel sein wird. Ja noch mehr, eine andere Mine, deren Actien 
(1600), bevor Dividenden gezahlt wurden, einmal bis zu 35U 
Livres pr. Actie gezahlt wurden, sind jetzt auf 35 Livres ge- 
fallen, trotzdem, dass die Grube vom t. Juni bis letzten Decem- 
ber 1S66 folgenden Ausweis liefert: Gestampft während dieser 
Zeit 3747 Tonnen Quarz, daraus reines Gold erhalten 15.218 



*) Brieflich frAgt der Herr Einiender, ob nicht eine Unterbrechung 
der Schienen oder derea IioUmng anweit dea Iffnndloohea einige Garantien 
geben wttrde ? Wir glaubenj dau eo etwaa immerhin nicht ichaden kftnne. 
Ein anderes vorgeiohlagene« Mittel „während elnei Gewitters alle and Jede 
Förderung auf Sohieuenbahnen su unterbreeben* scheint uns denn dooh 
fSr so seltene Fälle nicht geeignet. Man denke sich dieses Prindp auf 
Bisenbahnen angewendet! Oder soll man, weil Jeder Starm ein Schiff ge- 
fährden kann, Jede Schiffahrt — einstellen ? oder auf Schlitteakofen auch 
Im Sommer fahren, well ein Rad brechen könnte ? O. H. 



— 284 — 



UDsen, an Dividenden gezahlt 310 Livres pr. Aetie, im Ganzen 
49(^.000 Livres. Dazu ist daa Veriabren dea Extrahirena so pri- 
mitiy (amalgamiren während des Stampfens unter stetigem Zofluas 
von Wasser, welches über Knpferplatten nnd Kotzen abfliesst), 
dass nach genaueren Untersuchungen bei diesem Verfahren 
60 — 70 % ^60 Goldes verloren gehen, — namentlich dort, wo 
das Gk>ld an arseu haltigen Eisenkies gebunden vorkommt. Ganze 
mächtige Adern des letzteren sind unbenutzt in einigen Districten, 
und erst in neuerer Zeit £uigen sie an, diese »Pyrltes,'' wie sie 
von den Engländern genannt werden, zum Umschmelzen nach 
England zu vei senden. Ein noch grösserer Uebelstand dieser 
UnverlässUchkeit der Minen ist, dass das englische Capital von 
den Grubennnternehmungen Australiens ganz ausgeschlossen ist 
Die beste Actie könnte in London nicht verkauft werden, und 
wenn Jemand nicbt einen ehrlichen Agenten finden kann, der 
ihm die Dividenden regelmässig nachschickt, so muss er entwe- 
der hier bleiben, oder seine Actien verschleudern. 



A^dministratives. 

Oonenri-Ausschreibuttg. 

Der Dienst eines Controlors bei der k. k. Bergamts-Casaa 
in Idria ist zu verleihen. 

Mit diesem in der XI. Diätendasse stehenden Dienstposten 
sind folgende Genüsse verbunden: 630 fiL Ost W. Besoldung, 
freie Wohnung oder Quartiergeld von 63 fl. Ost W., der Genuss 
eines Gartens, sowie eines Krautackers von 114 Quadratklaftem, 
diesen jedoch nur in so lange, als derselbe' nicht fttr das Werk 
t>enOthiget wird. 

Die Erfordernisse fttr diesen Dienst sind: 

Erprobte Tüchtigkeit im Montan-Rechnungswesen , in der 
Casaa-Gebarung, sowie im Conceptsfaohe , nebst Erlag einer 
Caution im Besoldungsbetrage. 

Competenten haben ihre eigenhändig geschriebenen Gesuche 
binnen 4 Wochen im Wege ihrer vorgesetzten Behörde hieher 
einzureichen, und in selben sich Über jedes obiger Erfordernisse, 
sowie über Alter, Familienstand, Studien und bisherige Dienst- 
leistung durch Ui'kunden auszuweisen, und die Erklärung bei- 
zufügen, ob nnd in wie ferne sie mit Beamten des gefertigten 
Amtes verwandt oder verschwägert seien. 
Von dem k. k. Bergamte 

Idria, am 19. August 1867. 

ConeuTB- Aus sohreiBong. 

Bei der k. k. ßerghauptmannschaft in Kuttenberg iat die 
Oberbergcommissärsstelle mit dem Gehalte jährlicher 1260 fl. 
Ost W., dem Vorrückungsrechte in die höhere Gehaltsstnfb imd 
der VnL Diätendasse, eventueU eine BergcommissärssteUe mit 
dem Jahresgehalte von 840 fl. Ost W., dem Vorrückungsrechte 
in die höheren Gehaltsstufen und der IX. Diätendasse zu be- 
setzen. 

Bewerber um eine dieser Dienststellen haben ihre vor- 
schriftsmässig belegten Gesuche unter Nachweisung der zurück- 
gelegten rechts- und staatswissenschaftlichen, dapn montanistisch- 
technischen Studien, ihrer bisherigen Dienstleistung, der voll- 
kommenen Kenntniss des bergbehördlichen Dienstes, sowie der 
Kenntniss der deutschen und böhmischen Sprache im Wege ihrer 
vorgesetzten Behörde bis 30. September 1867 bei dieser Bergw 
hauptmannschaft einzubringen, und in densdben zugleich anzu- 
geben, ob und in wdchem Grade sie mit einem Angestellten 
dieser Berghauptmannschaft, oder mit einem Bergwerksbesitzer 
oder Bergbeamten des -hiesigen Berghauptmannschafsbezirkes 
verwandt oder verschwägert sind, dann ob sie, ihre Ehegattinnen 
oder ihre unter väterlicher Gewslt stehenden Kinder im hiengen 
Berghauptmannschaftsbezirke einen Bergbau besitzen, oder an 
einer Bergwerksuntemehmung betheiligt sind. 
K. k. Berghauptmannschaft 

Kuttenberg, am 21. August 1867. 



Aufförderung. 

Nach der ämtlichen Erhebung ist die Stephani-Steinkohlen- 
zeche in der Gemeinde PHvetic, Bezirk Rokitzan, des Karl Besch 
aus Pilsen schon durch lange Zeit ausser Betrieb. 

Da der diessfalls erlassene Auftrag wegen Rechtfertigung^ 
des unterlassenen Betriebes und Versetzung dieser Zeche in den 
bauhaften Zustand , an den Besitzer derselben nicht zugestellt 
werden konnte, indem er seinen Wohnort Pilsen verlassen und 
nach der Aeusserung seiner hinterbliebenen Gattin kaum mehr 
nach Pilsen zurückkehren dürfte, so wird derselbe hiemit auf- 
gefordert, seinen Wohnort binnen 30 Tagen vom Tage der ersten 
Einschaltung dieses Edicts in das Amtsblatt der Prager Zeitung 
hierorts anzuzeigen oder einen Bevollmächtigten namhaft zu 
machen, und die genannte Zeche, bestehend aus einem Gruben- 
masse, in den baiäaften Stand zu versetzen, widrigens nach Ab- 
lauf dieser Frist auf Grund der §§. 243 und 244 des allg. Berg- 
gesetzes auf die Entziehung der Bergbauberechtigung erkannt 
werden würde. 

Von der k. k. Berghauptmannschaft 

Pilsen, am 21. August 1867. 



ÄMÜNDIGUNGEN. 



(94-94) pur Aufbereitungsanstalten 

stehen: 3 complet eiserne Rostherde mit Läutertrommei 
2 „ „ rotirende Herde mit „ 

4—6 „ „ Setzmaschinen 

auf dem 81 Johannet-Kupferwerk bei Böhmisch -Werners- 
dorf zum Verkauf. 

Sämmtliche Apparate sind yon Sieveri & Comp, in Kaik bei 
Deutz gefertigt und fast neu. 

Gefällige Anfragen beliebe man an den Besitzer Theodor 
KieinwSchter in Liebau (Preussisch Schlesien) gefälligst franco 
zu richten. 



(79—87) 



^ 



Paieni'MBraMzünder 

ftlr 

Felsensprengongen erzeugt und empfiehlt bestens 

AL Wim. atellzig 

in Schönlinde in Nordbühmen. 

Die Seiler-Waaren-Fabrik 

des €arl lliiiidl in Pest 

erzeugt alle ftlr den Bergbau nöthigen Seiler-Arbeiten von 
Torzüglicher Qualität zu den billigsten Preisen. 

Fabrik: Pe^t, Stadtwäldchen, Arenaweg Nr. 120, 121. 
Niederlage: Pest, Joseftplatz, Badgasse Nr. 8. (54—61) 



Diese Zeitschrift erscheint wöchentlich einen Bog" n stark mit den nöthigen artistischen Beigaben. Der PränumerationspraiB 
ist jährlich loeo Wien 8 fl. ö. W. oder 5 Thir. 10 Ngr. Mit fraaeo Postyersendnng 8 fl. 80 kr. 5. W. Die Jahresabonnenten 
ei liftUen einen officiellen Bericht Aber die ErfahniBgan im barg- und hfittenm&anisohan ttaaehinan-, Bau* und Anfbereituigiwesea 
tammt Atlaa als Qratisbeilage. Inserate finden gegen 8 kr. ö. W. oder tV} Ngr. die gespaltene Nonpareillezeile Aufiaabme. 
Zueckriften jeder Art können nur franoo eingenommen werden. 



Dmek Ton Gail Fromme in Wien. 



Fflr den Veilag ▼erantwortlioli i Carl B|eger. 



„N= 36. Oesterreichische Zeitschrift i867. 

XV. Jahrgang. 9. Septenber. 



mr 



Berg- und Hüttenwesen. 



Verantwortlicher Redacteur: Dr. Otto Freiherr von HingenaUt 

k. k. IfinlstarlAlratb im Fbiansmlnisteriam. 

Verlag der Q. J. ISIanz'sehen Buchhandlung (Kohlmarkt 7) in Wien. 



Inlialt: Instmction, betreffend die Handhabung der Sicherheitslampen im Steinkohlenbergbaae. — Ueber die Entstehang der 
Steinkohlen. — Die Aufhebung des Salzmonopols in Prenssen. — Gegenseitiger Versicherungsverein österr. Montanwerke, Maschinen- 
' Administratives. — Ankündigung. 



und Metall waarenfabriken in Wien. — 



Instruction,'^) 

betreffend die Handhabung der Sicherheitslampen im Steinkohlen- 

bergbaue Thinnfeldschacht von Steierdorf. 

L TheU. 

Allgemeines. Nachstehende Instractiou zur Behand- 
lung der Sicherheitslampen beruht auf jenen Erfahrungen, 
welche dureh langjährige Praxis bei den Arbeiten in solchen 
Steinkohlen-Gruben erzielt wurden, welche mit schlagenden 
Wettern zu kflmpfen haben. 

Es ist unausweichlich, dass überall, wo sich schlagende 
Wetter entweder bekannter Massen ansammeln, oder wo 
deren Erschliessung vorauszusetzen ist, der Betrieb mit Si- 
cherheitslampen geführt werden müsse; nichtsdestoweniger 
ist eine kräftige Ventilation der Grube im Allgemeinen, und 
speciell für gewisse Orte und Strecken, die entsprechende 
Anlage von Wetterthüren und Verschalungen, Wetterführung 
in Lutten u. s. w. eine Hauptbedingung eines Betriebes, der 
Anspruch auf möglichste Gefahrlosigkeit machen will. 

Es versteht sich von selbst, dasa in einer gut geleiteten 
Grube das Arbeiter-Personale an der Stellung solcher Wet- 
terthüren und Verschalungen gewissenhaft keine Aenderung 
vornelimeu wird, ferner, dass zur Vermeidung aller Ver- 
lockungen, irgend eine Flamme zu erzeugen, das Tabakrau- 
chen in solchen Gruben unter keiner Bedingung gestattet, 
ebenso das Mitnehmen von Zündhölzchen der Mannschaft 
aufs Schärfste verboten werde. Es ist sogar nothwendig, 
dass, nachdem die Gefahr eine dauernde ist, während die 
rührigste Aufsicht nur temporär an jedem Orte anwesend 
sein kann, es jedem Arbeiter zur heiligen Pflicht gemacht 
wird, über seine Kameraden zu wachen, dass sie nicht Fahr- 
lässigkeiten begehen, welche der Grube oder den Arbeitern 
Gefahr bringen könnten. Nach dieser allgemeinen Voraus- 
sendung kann auf die Sicherheitslampe und deren Behand- 
lung sowie Ueberwachung Übergegangen werden, 
n. ThelL 

Beste Sicherheitslampe und Anforderung an 
dieselbe. §. L Von allen Gattungen Sicherheitslampen, 

*) Die bedanernswerthen UnglttcksfKUe , welche neuester 
Zeit durch schlagende Wetter verursacht wurden, geben uns 
Anlass diese Instruction, deren Mittheilnng wir dem Herrn Ober- 
verwalter Reha verdanken, zu veröffentlichen. 



welche bisher in Anwendung gekommen sind, bietet die vom 
Ingenieur Heinbach mit Selbstlöschvorrichtung construirte, 
und von einem hohen k. k. Handels-Ministerium privilegirte, 
in Bezug auf Leuchtkraft und Sicherheit unzweifelhaft die 
grösste Gewähr« Diese Lampe wird daher am Thinofeld- 
schachte in Steierdorf in ausschliessliche Verwendung so 
lange genommen, bis sie durch eine den Bedürfnissen noch 
mehr entsprechende verdrängt wird. 

§. II. Jede Lampe muss aus gesunden Materialien, solid 
und dauerhaft zusammengesetzt sein, und soll, bevor sie in 
Gebrauch genommen wird , von zwei Aufsichts-Individuen 
auf ihre Solidität und Brauchbarkeit untersucht werden. Diese 
Individuen sind von dem Betriebsleiter namhaft zu machen. 

§. III. Die Lampe soll mit ihrem Mechanismus ohne 
StosB und Störung zusammengesetzt und auseinander ge- 
nommen werden können, damit nicht durch eine solche Un- 
zukömmlicbkeit eine baldige Verletzung entsteht. 

§. IV. Da der Glascjlinder dem Verderben am meisten 
ausgesetzt ist, so kommt es durch was immer für Ursachen 
vor, dass er Sprünge bekommt. Durch Einen Sprung ist die 
Sicherheit noch nicht in Frage gestellt; entstehen aber zwei 
Sprünge, die sich unter einem gewissen Winkel schneiden, so 
ist das Ausfallen eines Theiles möglich und solche Glascy- 
linder sind unbrauchbar und auszuwechseln. 

§. V. Wenn der Oberkörper der Lampe b«^im Aufsetzen 
auf den Oelbehälter mit seinem Zahnsegment über den An- 
triebs-Drilling geführt ist, so muss die Flamme bei normaler 
Brennhöhe jedesmal erlöschen, wenn der Oberkörper wieder 
abgenommen wird. Diese Eigenschaft gewährt grosse Sicher- 
heit und Beruhigung. Der Docht ist xudem mit einer Arre- 
tirungsvorrichtung versehen, welche, wenn sie 3 — Af" unter 
dem Dochthälter angebracht wird, veranlasst, dass die 
Flamme jedesmal sicher verlöscht, bevor der Obertheil der 
Lampe vom Oelkörper abgenommen ist, 

§. VI. Die Förder und Säuberarbeit verlangt durch die 
Wesenheit ihrer Natur eine Öftere Lichtbewegnng, und bietet 
ausserdem noch viel Gelegenheit, die Lampen durch Rütteln 
und StoBsen an den Wägen, Hunden oder Schubkarren zu 
beschädigen. Zur Verhütung von Beschädigung an Lampen 
ist den Förderern ein Futteral von Eisenblech zu übergeben, 
welches die Benützung der Lampen möglich macht. 



— 286 — 



ULTheU. 

EvidenzhaltungundControle der Sicherheit s- 
lampen. §. I. Alle Lampen, welche in Verwendung kom- 
men, aollen in arithmetischer Beihenfolg« numerirt sein. 

§. n. Ueber die SicherheitBlampen ist ein genaues Re- 
gister zu fifliren und zwar sind die Besitzer in alphabetischer 
Ordnung mit dem betreffenden Nr. der Lampe einzutragen. 
Dasselbe soll den Tag und Datum über die Ausgabe ent^ 
halten. 

§. in. Da der Arbeiter nur eine Lampe haben soll, 
die aber durch Reparatur zeitweilig ausser Gebrauch gesetzt 
wird, so müssen hinreichende Reservelampen vorrätbig ge- 
halten werden, damit demselben während der Reparatur 
seiner Lampe eine Reservelampe überlassen werden kann. 
Nach Vollendung der Reparatur gibt der Arbeiter die Re- 
seryelampe im brauchbaren Zustande zurück. 

Ein solcher Wechsel soll in dem Register ersichtlich 
gemacht werden. 

§. rV. Mit der Führung dieses Lampen-Registers ist 
ein Steiger zu betrauen, welcher für die Evidenzbaltung ver- 
antwortlich ist. 

IV. TheiL 

Pflichten der Lampisten. §. L Da es die Wichtig- 
keit der Sache verlangt, dass nur brauchbare Lampen dem 
Betriebe übergeben werden, so werden zwei erfahrene, zu- 
verlässige Männer als Lampisten aufgestellt, die die Aufgabe 
haben, jede Lampe auf ihre vorschriftsipässigo Eigenschaft 
zu untersuchen, und nur dann gestatten dürfen, dieselbe in 
die Grube zu nehmen, wenn sie fehlerfrei ist. Lampen, wel- 
che nicht den Anforderungen entsprechen, oder auch nur 
Zweifel erwecken, sind von dem Gebrauche absolut zurück- 
zuweisen. 

§. IL Die Reservelampen sind in Verwahrung der Lam- 
pisten, und dieae haben jeden Wechsel zu notiren, und dem 
betreffenden Steiger, der die Controle zu führen hat, in der 
nächsten Schicht anzuzeigen. 

§. in. Die Lampisten sind der Mannschaft vorzustellen. 

§. IV. Mit Rücksicht darauf, dass die Mannschaft in 
verschiedenen Zeitabschnitten die Schicht wechselt, ist es 
nothwendig, dass die Lampisten ihren Dienst in zwölfstün- 
dijren Schichten verrichten, um die Controle der Sicherheits- 
lampen bei der anfahrenden Mannschaft ausüben zu können. 

Erst nachdem die Mannschaft angefahren, haben auch 
die Lampisten sich in die Grube zu begeben, um die Hand- 
habung der Lampen zu controliren. 

§. V. Die Lampisten haben namentlich darauf zu se- 
hen, dass Niemand in die Grube fährt, ohne dass seine 
Lampe untersucht worden wäre. Wird während der Schicht 
die Bemerkung gemacht, dass Arbeiter die Lampe nicht im 
Sinne des Reglements handhaben, so ist dem Betriebs- 
leiter von Fall zu Fall die Meldung davon zu machen. 

§. VI. Es ist leicht möglich, dass dem einen oder an- 
dern Arbeiter während der Schicht die Lampe erlöscht; 
dann soll es aber nur dem Aufsichtspersonal oder dem Lam- 
pisten gestattet sein, die ausgelöschte Lampe an einem von 
dem Betriebsleiter genau bestimmten, gefahrlosen Orte an- 
zfinden za dürfen. Wenn sich aber ein solcher Ort in der 
Grabe nicht vorfindet, so hat das Anzünden einer Lampe 
über Taga zu geschehen. 



V. Thefl. 

Eigenthums-Verhältniss und Reparatur der 
Sicherheitslampen. §. I. Die Lampen werden den Ar- 
beitern gegen Entrichtung der Gestehungskosten in ihr Eigen - 
thum übergeben. Der Ankaufspreis wird je nach dem betref- 
fenden Verdienste in efner oder mehreren Monatsraten ein- 
gezahlt. 

§. II. Für ordentliche Instandhaltung der Sicherheits- 
lampen hat jeder Eigenthflmer Sorge zu tragen. Die Repa- 
raturen sind durch den betreffenden Steiger zu veranlassen, 
der auch die Verrechnung auf Grund eines Regulativs zu 
Lasten des Eigenthümers zu besorgen hat. 

§. III. Die Reparatur der Lampe soll auf der Grube 
geschehen, und der Spängier ist für gute und solide Arbeit 
verantwortlich. Jede Arbeit, welche derselbe ausführt, gleich- 
viel, ob an herrschaftlichen oder Privat-Lampen , ist auf 
Grund eines mit demselben zu vereinbarenden Tarife zu 
verrechnen. 

VX TheiL 

lieber den Gebrauch der Sicherheitslampen. 
§. I. Wenn der Arbeiter die Lampe in die Grube nimmt, 
soll sie sich in einem ordentlichen reinen Zustande befinden; 
sie soll mit ausreichendem Gel, genügendem Docht und der 
Arretirungsvorrichtung versehen sein. In einem solchen Zu- 
stande wird die Lampe angezündet, und der Oberkörper 
derart aufgesetzt, dass das Zahnsegment mit seinem Lauf 
den Drilling überschritten hat. 

§. II. Es wird ausdrücklich darauf aufmerksam gemacht, 
dass, wenn die Lampe ordnungsmässig geschlossen, und der 
Docht mit der Arretirungsvorrichtung versehen ist, die Flam- 
me bei normaler Dochtstellung beim Abnehmen des Ober- 
körpers erlöschen muss. 

§. III. Es wird Niemandem gestattet, eine Sicher heits- 
lampe in die Grube zu nehmen, bevor sie von einem Lam- 
pisten oder einem dazu bestimmten Steiger untersucht und 
für brauchbar befunden worden ist. 

§. IV. Wenn dem Besitzer der Lampe Fehler dersel- 
ben bekannt sind, so soll er diess dem Revisor vor Allem 
anzeigen. 

§. V. Nachdem ein Arbeitspunkt längere Zeit stillge- 
standen, ist bei Wiederbelegung desselben der Wetterzu- 
stand zu untersuchen, und diess wird von dem Aufsichts- 
personal durchgeführt. Beim laufenden Ortsbetriebe jedoch 
wird der Kühtführer oder der erfahrenste Häuer von dem 
anfahrenden Drittel ein für allemal damit betraut. 

Die Untersuchung des Wetterzustandes geschieht, in- 
dem die Flamme so klein wie möglich gestellt, die Lampe 
überall, aber namentlich in die Firste gehalten und die 
Flamme dabei beobachtet wird. Je kleiner die Flamme ist, 
desto schneller ist das Vorhandensein schlagender Wetter 
wahrzunehmen. In diesem Falle bildet sich ober der Flamme 
ein kleiner Flammenkegel, der nach seiner Grösse die Inten- 
sivität der Wetter beurtheilen lässt. Erreicht derselbe die 
Höhe von 3 bis 5 Zoll oder ffillt sich das Netz mit Flamme 
ganz an, so sind, die Wetter ezplodirbar. Bei einer solchen 
Erscheinung ist augenblicklich zurückzugehen, und davon 
dem schichthabenden Steiger un verweilt die Anzeige zu 
machen. 

§. VI. Der Wechsel der Mannschaft hat auf dem Ar- 
beitspunkte stattzufinden, damit die ausfahrenden ihren an- 



— 28X — 



fahrenden Kameraden ausführliche Mittbeilungen über den 
WetterzQstand machen können. 

§. VII. Das Sprengen mit Pulver oder Haloxjlin darf 
nur nach apecieller Erlaubnlss des Betriebsleiters an gefahr- 
losen Orten stattfinden. Zuwiderhandelnde werden, wenn 
keine Explosion erfolgt, mit 10 Kreuzer pr. Schicht auf die 
Dauer eines Jahres degradirt. Erfolgt aber eine Entzündung 
der schlagenden Wetter, so kann die sofortige Entlassung 
aus dem Arbeiterverbande sowie die Löschung aus dem Pro- 
visions- und Unterstützungs-Institute Platz greifen. 

§. Vm. Zimmerleute, Häuer und Anschläger sollen 
ihre Lampen während der Arbeit in einer Entfernung von 
wenigstens 4 Fuss von dem Arbeitspunkte aufhängen. Dient 
SU diesem Behufe kein Holz von der Zimmerung, so ist in 
der festen Kohle oder im Gestein so viel Brüstung zu ma- 
chen, dass die Lnmpe ohne Besorgniss aufgehängt werden 
kann. Das Aufstellen auf die Sohle ist so viel wie möglich 
zu vermeiden, und in jedem Betretungsfalle ist eine Recht- 
fertigung nothweudig. 

§. IX. Beim Gebrauche der Sicherhcitslampen ist es 
erforderlich, ein wachsames Auge darauf zu richten, dass der 
Glascjlinder weder durch einseitige Erhitzung, noch durch 
Anschlagen beim Ein- oder Ausfahren oder bei Ausführung 
der Arbeit Schaden leidet. 

VH. TheU. 

Pflichten des Aufsichtspersonals, §. I. Im All- 
gemeinen hat das Aufsichtspersonal die Ueberwachung der 
Sicherheitslampen sowie die Handhabung derselben nach 
dem Grundsatze dieses Reglements mit ungetheilter Auf- 
merksamkeit zu führen. 

Nur durch das richtige Veratändniss, durch die zeitge- 
mässe Anwendung der zu Gebote stehenden Vorsichtsmass- 
regeln kann das Anfsichtspersonal Verhältnisse verhüten, 
die den Bestand der Grube und das Leben der Arbeiter be- 
drohen. 

§. n. Dasselbe hat darauf zu achten, dass die Lampi- 
Bten sowie die Arbeiter ihre Pflicht in Bezug auf die Be- 
handlang der Sicherheitslampen erfüllen. Es ist unstatthaft 
in irgend einem Falle Nachsicht eintreten zu lassen, und 
jede Sorglosigkeit gegen diese Instruction ist dem Betriebs- 
führer anzuzeigen. 

§. IIL Es hat dafür zu sorgen, dass der Wetterstrom 
im Allgemeinen, sowie endlich fär jeden einzelnen Betriebs- 
punkt genügend sei, und wenn sich Hindernisse entgegen- 
stellen, 80 ist bei eintretender Gefahr der Arbeitspunkt so- 
gleich eiu zustellen, und die Anzeige zu erstatten. 

vm ThelL 

Strafen. §. L Der Werksspängier, welcher fehlerhaft 
reparirte Launpen zur Ausfolgung an die Arbeiter abgibt, 
erhält für jeden einzelnen Fall eine Strafe von 2 fl. 

§. IL Der ohne Arretirunga Vorrichtung am Dochte be- 
troffen wird, oder letzteren bei einer Länge des Dochtes 
aufschraubt, wo sie wirkungslos bleiben muss, verfällt in 
eine Strafe von 1 — 5 fl. 

§. in. Wer sich beim Anfahren der Untersuchung der 
Lampe entzieht 2 fl. 

§. rV. Wer beim Tabakrauchen betreten oder dessen 
überwiesen wird 3 fl. 

§. V. Wer seine erloschene Lampe selbst an einem 
beliebigen Orte anzündet 1 — 5 fl* 

§. VI. Wegen Mitnahme von Zündhölzchen 50 kr. 



§. Vn. Wegen fahrlässiger Beschädigung des Glascy- 
linders im Ueberweisungsfalle 2 — 3 fl. 

§• VUI. Wegen Unterlassung der Anzeige reglements- 
widriger Handlungen der Kameraden 1 fl. 

§. IX. Wegen fahrlässigen Offenlassens geschlossen, 
sein sollender Wetterthür"n oder deren Verstellung 1 fl. 

§. X. Bei Ziiomerleuten und Anschlägern, wegen des 
Niederstellens der Lampe auf die Sohle, ohne genügende 
Rechtfertigung 30 kr. 

SäbloflS* 

§. I. An jedem Monatsschluss ist eine Hauptrevision 
der Sicherheitslampen durch zwei namhafc zu machende 
Aufsichts-Individaen abzuhalten, und bei dieser Gelegenheit 
die gegenwärtige Instruction in deutscher, slavischer und 
romanischer Sprache vorzulesen. 

§. U. Neu eintretende Arbeiter erhalten ihre Lampen, ' 
und bei der Ausfolgung ist denselben die Handhabung prak« 
tisch zu zeigen und ausserdecn die Instruction auszufolgen« 

§. III. Wenn Jemand mehr als zweimal gegen diese 
Instruction handelt, so kann die von Fall zu Fall vorgese- 
hene Strafe verdoppelt werden, und je nach Umständen auch 
die Entlassung aus dem Arbeiter-, Provisions- und Unter- 
stützungs- Verbände verfügt werden. 

§. IV. Dieae Instruction wird in Druck gelegt uud jedem 
Arbeiter ein Exemplar ausgefolgt, damit in keinem Falle 
Unkenntniss vorgeschützt werden kann. 

Steierdorf, den 30. März 1867. 



Ueber die Entstehung der Steinkohlen« 

(Aus der n Zeitschrift des Ver. deutsch. Ingenieure.*^) 
Da durch die neueren Untersuchungen der Steinkoh- 
len die Fragen, zu welchen dieses nicht bloss für die In- 
dustrie überaus wichtige Material Veranlassung gibt, in den 
Vordergrund getreten sind, so dürfen wir voraussetzen, dass 
der Kampf, welcher unlängst wegen der wissenschaftlichen 
Erklärung ihrer Entstehung geführt worden ist, für unsere 
Leser ein erhöhtes Interesse gewonnen hat. 

Dieser Streit, welcher zum Theil mit grosser Erbitte- 
rung gekämpft worden ist, scheint seinen Anfang in einem 
Vortrage genommen zu haben, welchen Hr. Lasard aus 
Minden auf der Hauptversammlung des naturhistorischen. 
Vereines von Rheinland und Westphalen zu Bochum 1864 
gehalten hat*). Derselbe legte eine Suite aus einem 
Schweizer Torflager vor, die er als ein neues Beispiel der 
von Forchhammer und Göppert schon beschriebenen 
Erscheinung bezeichnete, dass Torf durch den durch Bela* 
stung hervorgerufenen Druck eine derartige Beschleunigung 
des Vermoderungsprocesses erfährt, dass aus dem Torfe ein 
vollständig kohlenartiges Product hervorgeht. Er erkannte 
hierin Belege für die Ansicht, dass Steinkohlen ihren Ur- 
sprung aus Torfmooren haben, und, eine grössere Arbeit zur 
Begründung derselben in Aussicht stellend, führte er damals 
hauptsächlich die Analogie an, welche darin besteht, dass, 
wie im Hangenden und Liegenden der SteinkohlenfLötze 
stete verschiedene Pflanzenformen sich finden, so auch in 
dem Dache der Torfmoore, namentlich der Tiefmoore, alle 
möglichen Pflanzen, am Grunde derselben aber nur die ge- 



8. 72. 



*) Correspondenzblatt des naturhistorischen Vereines, 1862, 



«• 



— 288 - 



^ 



fanden werden, welche als echte Sampfpflanzen die Was- 
serlachen Bcbliessen und io eine breiartige weiche Masse 
verwandeln. 

Das Maibeft der Westermann'schen Monatsblätter, 
Jahrgang 1865, brachte darauf einen Aufsatz von dem, durch 
seine Titrirmetboden und als kühner Geologe der neuen 
Schule bekannten Dr« Friedrich Mohr: nUeber die 
Entstehung der Steinkohle». Er sucht darin nach- 
zuweisen, dass die bisherigen Ansichten über die Art der 
Pflanzen, welche die Steinkohlen geliefert haben, und über 
die Weise, wie sie sich ablagerten, »weder mit dem Vor- 
kommen in der Natur, noch mit den Forderungen der Che- 
mie übereinstimmen.« Dass die Steinkohlen durch Torfbil- 
dung entstanden seien, hält er für unmöglich, weil hierzu 
eine Fruchtbarkeit erforderlich sei, wie sie nur für die Phan- 
tasie der Anhänger dieser Theorie existire. Die sogenannte 
Braunkohlen theorie aber, nach welcher die Steinkohlen aus 
angeschwemmten Holzmassen entstanden sein sollen, ist 
nach dem Verf. unhaltbar, weil die in einzelnen Steinkohlen- 
schichten gefundenen Stämme mit deutlicher Holzstructur, 
weit entfernt davon. Stützen dieser Theorie zu sein, im Ge- 
gentheile zeigen, dass wirkliche Holzmassen, unter den Ver- 
hältnissen, unter welchen sich die Steinkohlen bildeten, ihre 
Structur bewahren konnten, die völlig structurlose Steio- 
kohle selbst ihren Ursprung also nicht in solchen Holzmassen 
haben kann. Auch die Ansicht, dass die in der Steinkohle, 
besonders aber in den zwischenliegenden Lettenschichten, 
sich findenden Reste baumartiger Farnkräuter wesentlich 
an der Anhäufung der Kohle Antheil hätten, wird für irrig 
erklärt, n^eii die Farnkräuter niemals im unverletzten Zu- 
stande vorkommen, sondern nur in Stücken von zerbroche- 
nen Wedeln, welche höchstens bandgross sind. Fast niemals 
findet man eine Wurzel dabei.» Sie sind nvom Festlande 
durch Hochwasser und Stürme abgerissen, zugleich mit dem 
Schlamme in die Steinkohlenbildung gerathen, beim gleichzei- 
tigen Niedersinken mit dem Flussschlamme eingehüllt und 
in ihrer Gestalt so wundervoll erhalten.» 

Dass die Entstehung der Steinkohlen analog der Bil- 
dung des Torfes, d. h, durch Vermoderung einer noch üp- 
pigen Vegetation in loco vor sich gegangen sei, erklärt Mohr 
für unmögltch, weil «niemals aus Gefässpflanzen die Masse 
der Steinkohle entstehen kann, welche in einem gewissen 
Zeiträume ihrer Vermoderung schmelzbar ist, während Torf 
und Braunkohle niemals schmelzbar erscheinttt ; auch hat 
man die grosse Menge der Asche, die sich immer im Torfe 
findet, nicht beachtet, die mit der Nähe des Landes und dem 
daher stammenden Schlamme in Verbindung steht, während 
die Steinkohle wesentlich aschenarm ist. 

Die schwächste Seite aller bisherigen Ansichten über 
die Bildung der Steinkohlen besteht nach Mohr darin, dass 
sie keine Erklärung für die Eigenthümlichkeit ihrer Ablage- 
rung geben, besonders für das Durchlaufen von oft nur einen 
Zoll oder weniger dicken Rohlenflötzen und durch viele Qua- 
dratmeilen der ihnen immer parallelen Lettenschichten. 

Endlich erklärt Mohr die chemische Zusammensetzung 
der Steinkohle für „so abweichend von der der Braunkohle 
und des Torfes, dass ein gemeinschaftlicher Ursprung un- 
möglich ist." Er schliesst dieses daraus, dass njede Stein- 
kohle ein ammoniakalisches Destillat gibt, während Braun- 
kohle und Torf immer saure Destillate mit vorwaltender 
Essigsäure geben.« Es muss also die Steinkohle von Pflanzen 
abstammen, welche eine grössere Menge StickstofiF enthielten 



und denselben bei der Vermoderung nicht gehen liessen. Auch ^ 
der Umstand, dass jede Steinkohle „einmal im Zustande der 
Schmelzbarkeit gewesen ist,» zeigt, dass Kohlenstoff, Was- 
serstoff, Stickstoff und Sauerstoff in ihnen anfänglich in an- 
deren Verhältnissen verbunden waren, wie in Torf und 
Braunkohle. 

Für alle Eigenthümlichkeiten der Steinkohle, sowohl 
in Beziehung auf ihre Beschaffenheit, als auf ihr Vorkommen, 
findet nun Mohr die Erklärung in der Annahme, dass sie 
aus Tang- oder Fucus- Arten im Meere entstanden sei*). 

Die schleimige, von der Structur der Gefässpflanzen 
so verschiedene Beschaffenheit derselben erklärt die Struc- 
turlosigkeit der Kohle, die Menge der in ihnen enthaltenen 
Eiweissstoffe, den grossen Stickstoffgehalt. Eben so wenig 
Schwierigkeit findet Mohr in der Erklärung der Mächtigkeit 
und räumlichen Ausdehnung der Kohlenablsgerungen. Er 
führt zahlreiche und interessante Beispiele für die riesenhafte 
Grösse dieser Meergewächse auf, von denen unter anderen 
die schon von Cook als Riesentang (Fucus giganteus) ge- 
kannte Macrocystis pyrifera auf einem weit über 66 Fuss 
(21°^ ) langen Stamme, 30 bis 40 Fuss (9° bis 12°* ) lange 
Aeste VQU der Dicke des HauptsCamtnes , und aus diesen 
Blätter von 7 bis 8 Fuss (2*2°" bis 2'5'° ) Länge trägt, so 
dass die ganze Länge der Pflanze von Meyen auf 200 Fuss 
(63™) geschätzt wurde. Um die Massenhaftigkeit des Vor- 
kommens dieser Fucus-Arten zu zeigen, weist Mohr beson- 
ders auf das sogenannte Sargassomeer hin: n Zwischen 
den Canarischen Inseln und Florida, mitten im Atlantischen 
Ocean, befindet sich eine solche schwimmende Tangwiese 
von etwa 40.000 Quadratmeilen (226,880.000 Hektaren) 
Fläche. Columbus durchschnitt einen Theil derselben und 
brauchte 14 Tage dazu. Es ist hier unter den eigenthüm- 
lichen Verhältnissen des Golfstromes eine Pflanze entstan- 
den, der Beerentang, Sargassum bacciferum^ welche sich 
auf der ganzen Erde nicht wieder findet. Sie erreicht nie- 
mals das Land und muf^s ihr Leben und ihre Fortpflanzung 
schwimmend vollenden. Aehnliche ungeheuere Anhäufungen 
sind an vielen anderen Stellen bekannt. Sie sind nach Mohr 
allein im Stande die Entstehung der Steinkohle zu erklären. 
Da sie jedes Jahr neu wachsen und sich scheinbar nicht 
vermehren, so müssen die abgelebten untergegsngen sein.tt 
nJede losgerissene Tangpflanze geräth in eine Meeresströ- 
mung und treibt nothwendig immer denselben Weg hin. Hier 
platzen endlich die Blasen, welche sie schwimmend erhielten, 
durch Fäulniss, die Pflanze sinkt unter, und diess wird na- 
hezu immer an derselben Stelle geschehen". . . . „Dann 
läset sich leicht begreifen, wie die gesammten Flötze des 
Saarbrücker Beckens eine Mächtigkeit von 338 Fuss (106°^) 
haben ... So lange Meer war, gab es auch Meerpflanzen, 
und sie mnssten immer denselben Verlauf des Untergehens 
und Vermoderns nehmen. Kein Jahr vergeht jetzt, wo nicht 
neue Schichten von Steinkohlensubstanz abgesetzt werden. 
Es hat niemals eine geologische Steinkohlenzeit gegeben, 
oder es hat niemals eine Zeit gegeben, wo keine Steinkoh- 
lenbildung stattfand.** 

Auch die Einlagerung von Thonschichten zwischen 
reinen KohlenflOtzen findet ihre Erklärung. „Durch das 
Versinken der Pflanzen im hohen Meere erklärt sich die 



*) Dass diese Ansicht, wie Hr. Lasard später geltend 
macht, schon von Parrot vor 30 Jahren ausgesprochen, war dem 
Verf. nicht bekannt. Ls. 



— 289 



Beinheit der Steinkohle, ihr geringer Gehalt an Asche. 
Sind grosse Flusse in einiger Nähe, so ist auch erklärbar, 
wie die dünnen Schichten des Letten oder des Schieferthones 
hinein gerathen. Die Trübung des Meeres durch Hochwasser 
and Schlamm von Flüssen reicht oft hundert Meilen ins Meer 
hinein. Hier versinkt der letzte und feinste Schlamm und be- 
deckt die Tanglager des vorigen Jahres mit einer dünnen 
parallelen Schicht. In der vollkommenen Ruhe des Meeres 
in grossen Tiefen ist die Möglichkeit gegeben, dass diese 
Schichten ganz glatt, eben, gleich dick, immer aber aus dem 
feinsten Schlamme bestehend, sich auf so grosse Strecken 
ausdehnen können. . . . Aus den Flüssen können einzelne 
und auch viele Holzstämme ins Meer getrieben werden, wo 
sie endlich mit Wasser getränkt, senkrecht untersinken, 
weil die Wurzelenden specifisch schwerer sind, als die Kro- 
nen.^ . • . nDiese Stämme bilden, selbst wenn sie von den 
Moderatoffen der Tange ganz durchtränkt werden, keine 
Steinkohle, sondern Braunkohle in der Steinkohle. u Die 
iiurch den Golfstrom an die Isländische Küste getriebenen 
Stämme tropischer Bäume zeigen, wie irrig es ist, ans den 
in den Steinkohlen gefundenen Baumstämmen einen Schluss 
auf die früheren klimatischen Verhältnisse der Gegend zu 
ziehen, wo sie gegenwärtig gefunden werden. 

Zur Unterstützung dieser Ansicht zieht endlich Mohr 
noch die Zusammensetzung des im Meerwasser enthaltenen 
Gasgemenges heran, indem er es mit ihr im Einklänge fin- 
det, das in Letzterem verhältnissmässig weit mehr Kohlen- 
säure und Sauerstoff enthalten sind, als in der atmosphäri- 
schen Luft. Auf dieselbe Menge Stickstoff bezogen, erhalten 
sie 9 Procent mehr Sauerstoff, als der Absorption entspricht, 
und nahezu 16 Procent Kohlensäure statt 1*.55 Procent. 
Den Sauerstoff liefern natürlich die Pflanzen des Meeres 
während ihres Wachsthums; die Kohlensäuremenge „ist der 
thatsächliche Beweis der noch immer und täglich vor sich 
gehenden Steinkohlenbildung.« Sie entsteht als Nebenpro- 
duct bei der Vermoderung der Pflanzen. nErst sinken die 
frischen Tange unter dem sich mehrenden Drucke zusammen 
und lassen das natürliche Wasser austreten; dann kommt 
eine Bildung von Wasser aus den Elementen, dann eine 
lange dauernde Kohlensäure-Entbindung.« Den Schluss bil- 
det eine lange Kohlenwasserstoffentwicklung, wie sie in un- 
seren Bergwerken noch fortdauert und die erst mit dem 
Anthracit ganz aufhört. (Sie ist für die Zusammensetzung 
der Gase des Meerwassers wegen der Unlöslichkeit der Koh- 
lenwasserstoffe ohne Einfluss). 

Am Schlüsse seiner Abhandlung spricht Mohr den die 
KohlenflÖtze begleitenden Gesteinen, dem Kohlenkalke, dem 
Kohlensaiidsteine , jeden genetischen Zusammenhang mit 
der Bildung der Steinkohle ab. Sie sind „eben so wenig 
kohlenführend, als man den Tisch des Wechslers silberfüh- 
rend nennen kann.« (Fortsetzung folgt.) 



Die Aufhebung des Salzmonopols in Preussen. 

Mit dem 9. August 1867 ist in den Ländern der preus- 
Bischen Monarchie das Salzmonopol aufgehoben und an des- 
sen Stolle eine besondere Abgabe eingeführt worden. Ohne 
noch in den Einfluss, den dieser wichtige Schritt auf die 
Erzeugung, Verwerthung und den Verkehr von Kochsalz und 
Steinsalz, sowie auf die Industrie und Landwirthschaft neh- 
men kann und wird, einzugehen, halten wir es vorerst für 
nöthig, den Wortlaut der preussischen Gesetze über diesen 



Gegenstand in extenso hier abzudrucken, weil wir später auf 
einzelne daraus abzuleitende Fragen zurückkommen und 
uns auf den Text berufen werden. 

Die beiden preussischen Gesetze lauten : 

Gesetz betreffend die Anlliebimg des Salzmonopols und 

Einführung einer Salzabgabe. 

Vom 9. August 1867. 

Wir Wühehn, von Gottes Gnaden König Yon Preussen eto., 
verordnen, mit Zustimmung beider Häuser des Landtags der 
Monarchie, was folg^: 

§. 1. Die Staatsregierung wird ermächtiget,' das snr Zeit 
bestehende Recht des Staates, den Grosshandel mit Salz allein 
zu treiben (das Staats-Salzmonopol), anfzuheben, dagegen das 
zum inländischen Verbrauche bestinunte Salz einer, soweit solches 
im Inlande producirt wird, von den Producenten, soweit solches 
ans dem Aualande eingeführt wird, von den Einbringern zu ent^ 
richtenden Abgabe bis zum Betrage von zwei Thalern für den 
Centner Nettogewicht zu unterwerfen. 

§. 2 Befreit von der Abgabe (§. I) ist: 1. das znr Aus- 
fuhr, zu Unterstützungen bei Nothständeu und für die Natron- 
snlphat- und Sodafabrikation bestimmte Salz ; 2. überhaupt alles 
Salz, welches zu landwirthschaftlichen und gewerblichen Zwecken, 
insbesondere auch zum Einsalzen von Häringen und ähnlichen 
Fischen, sowie zum Einsalzen, Einpökeln etc. von auszuführen- 
den Gegenständen, verwendet wird — jedoch mit Ausnahm o des 
Salzes %r solche Gewerbe, weiche Nahrungs- und Genussmittel 
für Menschen bereiten , namentlich auch für die Fabrikation von 
Tabsk, Schnupftabak und Cigarren, für Bäcker und Conditoreien 
sowie für die fierstellung von Mineralwässern. 

Ueberall ist die steuerfreie Verabfolgung von der Beobach- 
tung der vom Finanzminister angeordneten Control-Massregehi 
abhängig. 

Die durch die Coutrole erwachsenden Kosten können in 
den Befreinngsfäilen sub 2 mit einem Maximalbetrage von 2 
Sgr. pro Ctr, von den Salzempfängern erhoben werden. 

§. 3. Mit dem Tage der Aufhebung des Salzmonopols nnd 
der Einführung der Salzsteuer sind alle aus*allgemeinen Gesetzen 
fliessenden Bergwerksabgaben, welche von Steinsalz, sowie von 
den mit Steinsafz auf derselben Lagerstätte vorkommenden Salzen 
und von den Soolqnellon erhoben werden, aufgehoben. 

§. .4. Der Zeitpunkt, mit welchem bei Aufhebung des Salzmo- 
nopols die Erhebung der Abgabe beginnt, ist durch KönigU 
Verordnung festzusetzen. In dieser sind zugleich auf Grund der 
mit den Zollvereins-Regierungen inmittelst zu treffenden Verein- 
barungen, die zum Schutze der Abgabe erforderlichen AusfÜh- 
rnngs- und Strafbestimmnngen unter den nachfolgenden Mass- 
gaben (§§. 5 bis 7) zu erlassen. 

§. 5. Die Strafe der Umgehung der Salzabgabe darf neben 
der Confiscation der Gegenstände, in Bezug auf welche, sowie 
der Gcräthe, mittelst der<-n das Vergehen verübt ist, für den 
ersten Fall den vierfachen, für den zweiten Fall den achtfachen, 
für jeden ferneren Fall den sechszehnfachen Betrag der um- 
gangenen Abgabe nicht übersteigen. Kann das Gewicht der Ge- 
genstände, in Bezug auf welche eine Salzsteuer -Defraudation 
verübt ist, nicht ermittelt, und demgemäss der Betrag der vor- 
enthaltenen, beziehungsweise der von einer gleichen Quantität 
inländischen Salzes zu entrichtenden Abgabe, sowie die danach 
zu bemessende Geldstrafe nicht berechnet werden, so ist statt der 
Confiscation und der Geldstrafe auf Zahlung einer Geldsumme 
von 20 bis zu 2000 Thlr. zu erkennen. 

Die rechtskräftige Verurtheilung des Besitzers eines Salz- 
werks im Rückfalle zieht für den Vemrtheilten den 'Verlust der 
Befugniss zur eigenen Verwaltung eines Salzwerks, jede Ver- 
urtheilung wegen missbräuchlicher Verwendung steuerfrei empfan- 
genen Salzes den Verlust des Anspruches auf steuerfreien Salz- 
bezug nach sich. 

§. 6. Uebertretungen von Control - Vorschriften sind nach 
§. 18. des Zollstrafgesetzes zu ahnden. 

§. 7. Hinsichtlich der Verwandlung der Geld- in Freiheits- 
strafe und der subsidairen Haftung dritter Personen finden die 
Bestimmungen in den §§. 3. und 19. des Zollstrafgesetzes und 
hinsichtlich der Anbietungen von Geschenken an die mit der 
Controlirung der Salzabgabe betrauten Beamten und deren An- 
gehörigen so wie wegen Widersetzlichkeit geg^ erstere, die 



290 — 



Befitimmongen in den §§. 25 und 26 eben daseibat Anwendung, 
soweit nicht nach deo allgemeinen Strafgesetzen eine härtere 
Strafe Platz greift. 

Auf die Feststellung, Untersuchung und Entscheidung der 
Salzsteuer-Defiraudadon kommen die in den §§. 28. £f. des Zoll- 
strafgesetzea enthaltenen und die solche abändernden, erläutern- 
den oder ergänzenden gesetzlichen Bestimmungen zur Anwendung. 

§. 8. Die Genehmigung des Landtages zu allen der ge- 
setzlichen Feststellung bedürfenden Bestimmungen der AusfÜh- 
rungs-Verordnung (§. 4), ttber welche gegenwärtiges Gesetz keine 
Entscheidung trifft, bleibt yorbehalten. 

§. 9. Die der Königl Staatsregierung ertheilte Ermächti- 
gung (§. 1) erlischt, wenn von derselben bis zum 1. Januar 
1868 kein Gebrauch gemacht ist. 

§. tO. Der Finanzminister wird mit der Ausführung dieses 
Gesetzes beauftragt. 

Urkundlich unter Unserer Hochsteigenhändigen Unterschrift 
und beigedrucktem Königl. Insiegel. 

Gegeben Ems, den 9. August 1867. 

(L. 8.) Wimelm. 

Frhr. v. d. Heydt. Gr. v. Itzenplitz. Gr. zur Lippe. Gr. 
zu Eulenburg. 



Verordnimg, betreffidnd die Erhebung einer Abgabe 

von Salz. 

Vom 9. August 1867. 

Wir Wilhelm, von Gottes Gnaden König von Preussen 
etc., verordnen auf Grund des Gesetzes vom 9. August d« J., 
was folgt: 

Aufhebung des Salzmonopols. 

§. 1. Das ausschliessliche Recht des Staates, den Handel 
mit Salz zu betreiben, soweit solches zur Zeit besteht, wird auf- 
gehoben. 

Einführung einer Salzabgabe. 

§. 2. Das zum inländischen Verbrauche bestimmte Salz 
unterliegt einer Abgabe von zwei Thalern für den Centner Net- 
logewicht, welche, insoweit das Salz im Inlande gewonnen wird, 
von den Producenten oder Steinsalz -Berg Werksbesitzern, inso- 
weit solches aus anderen als den zum Zollvereine gehörigen 
Ländern eingeführt wird, von den Einbringem zu entrichten ist. 

Unter Salz (Kochsalz) sind zwar ausser dem Siede-, Stein- 
und Seesalz alle Stoffe begriffen, aus welchen Salz ausgeschie- 
den zu worden pflegt, der Finanz minister ist jedoch ermächtigt, 
solche Stoffe von der Abgabe frei zu lassen, wenn ein Missbrauch 
nicht zu befürchten steht. 

L Abgabe (Steuer) von inländischem Saltse. 
t. Anmeldung. 

§* 3. Die Gewinnung oder Raffinirung von Salz int nur in 
den gegenwärtig im Betriebe befindlichen, sowie in demjenigen 
Salzwerken (Sa&nen, Salzbergwerken, Salzraffinerien) gestattet, 
deren Benutzung zu einem solchen Betriebe mindestens sechs 
Wochen vor Eröffnung desselben dem Haupt-Zoll- oder Haupt- 
Steueramte, in dessen Bezirk die Anstalt sich befindet, ange- 
meldet worden ist. 

Zu einer gleichen Anmeldung sind auch die Besitzer von 
Fabriken verpflichtet, in welchen Salz in reinem oder unreinem 
Zustande als Nebenproduct gewonnen wird. 

§. 4. Jeder Besitzer eines bereits im Betriebe befindlichen 
Balzwerks, oder einer Fabrik, welche Salz als Nebenproduct 
gewinnt, hat binnen einer von uer Steuerbehörde zu bestimmen- 
den Frist bei dem Hauptamte des Bezirks in doppelter Aus- 
fertigung eine Beschreibung und Nachweisung des Salzwerks 
oder der Fabrik nebst Zubehör nach näherer Bestimmung der 
Steuerbehörde einzureichen. Jede Veränderung in den Betriebs- 
räumen, sowie jeder Zu- und Abgang und jede Veränderung an 
den in der Nachweisung verzeichneten Geräthen und Vorrich- 
tungen ist dem gedachten Hauptamte vor der Ausführung an- 
zuzeigen. 

Eine gleiche Verpflichtung liegt demjenigen ob, welcher 
eine neue Saline oder sonstige Anstalt, in welcher Salz geför« 
dert, gesotten, raffinirt oder als Nebenproduct gewonnen wird, 
anlegen, oder eine ausser Betrieb gesetzte Saline oder sonstige 
Anstalt der gedachten Art wieder in Betrieb setzen will. Bei 



Anlage neuer Salinen, Salzbergwerke oder Salzraffinerien sind 
die Anordnungen der Steuerbehörde wegen Einfriedigiuig des 
Salzwerkshofeszubefolgen,aachfÜr die zur Beaufsichtigung zu be- 
stimmenden Beamten, Geschäfts- und Wohnungsräume gegen 
Bezug der reglementsmässigen Beamten-Miethsabzüge zu gewähren. 
%, 5. Jeder Besitzer eines neuen oder wieder in Betrieb 
gesetzten Salzwerks ist die Kosten der steuerlichen Ueberwachung 
desselben zu tragen verflichtet, wenn die Menge des auf dem- 
selben jährlich zur Verabgabung gelangenden Salzes nicht min- 
destens zwölftausend Centner beträgt. 

2. Controle. 

§. 6. Die im §. 3. bezeichneten Anstalten unterliegen zur 
Ermittelung des von dem bereiteten Salze zu entrichtenden 
Abgabenbetrages, so wie zur Verhütung von Defraudationen 
hinsich Jich ihres Betriebes und geschäftlichen Verkehrs der Con< 
trole der Steuer- (Zoll-) Verwaltung, welche durch eine von die- 
ser zu erlassende, jedem Besitzer solcher Anstalten mitzutheilende 
und von diesem zu befolgende Anweisung geregelt wird. 

Diese Controle wird für jedes Salzwerk durch ein beson- 
ders zu errichtendes oder zu bestimmendes Salzsteueramt ge- 
übt. Die im §. 3. Absatz 2 erwähnten Fabriken unterliegen der 
Controle des nächstgelegenen Steuer- (Zoll-) Amtes. 

§. 7. Durch die im §. 6 gedachte Anweisung kann jeder 
Salzwerksbesitzer nach näherer Anordnung der Steuerverwaltung 
verpflichtet werden: 1. dafür Sorge zu tragen, dass der Zugang 
zu den Siedegebäuden und den Trockenräumen, sowie zu den 
Bäumen, in welchen Steinsalz ausgeschieden oder zerkleinert 
wird, leicht beaufsichtigt und durch sicheren Verschluss gehin- 
dert werden kann; 2. die Salzmagazine so einzurichten, dass sie 
vor gewaltsamer oder heimlicher Entfernung des Salzes genü- 
gend gesichert sind, und die zur Anlegung des stenerlichen Mit- 
verschlnsses erforderlichen Einrichtungen zu treffen; 3. das Salz 
nur in den dazu angemeldeten Gefässen, Vorrichtungen und Räu- 
men aufzubewahren; 4. über den Betrieb des Salzwerkes und 
das gewonnene und verabfolgte Salz genau Buch zu führen und 
die betreffenden Bücher den Steuerbeamten auf Verlangen jeder- 
zeit vorzulegen; 5. Personen, welche Salzhandel betreiben oder 
durch ihre Angehörigen betreiben lassen ^ auf dem Salzwerke 
keine Beschäftigung zu gewähcen. und den Eintritt in das Salz- 
werk unbefugten Personen zu untersagen; 6. in den Wohnungen, 
welche sich innerhalb der Salzwerkslocalitäten und der zugehö- 
rigen Höfe oder in baulicher Verbindung mit den Salz werken 
befinden, Salz irgend welcher Art nicht in grösserer als der von 
der Steuerbehörde gestatteten Menge aufzubewahren ; 7. die nö- 
thigen Vorrichtungen zum Verwiegen und zur Denaturirung des 
Salzes (Unbrauchbarmachung zum Genuss für Menschen), sowie 
die Stoffe zur Denaturirung zu beschaffen und das dazu erfor- 
derliche Personal zu stellen; 8. der Steuerverwaltung auf Ver- 
langen gegen eine in Ermangelung einer gütlichen Vereinbarung 
durch die Bezirksregierung festzustellende Entschädigung, ein 
angemessenes Local behnfo der Geschäftsführung, des Aufent- 
haltes und der Uebernachtung der Beamten zu stellen; 9. den 
Salzwerkshof auf Verlangen der Steuerbehörde einer angemes- 
senen Umfriedigung — deren Kosten die Staatscasse bei der 
ersten Einrichtung zur Hälfte trägt — zu umgeben, und während 
der Nacht verschlossen zu halten; zu 8 und 9 vorbehaltlich der 
am Schlüsse des §. 4 hinsichtlich neuer Werke ausgesprochenen 
Verpflichtung. 

Die Verpflichtungen zu 2 bis 7 können auch den Besitzern 
von Fabriken, in denen Salz als Nebenproduct gewonnen wird, 
auferlegt werden. 

Wird die Erfüllung einer der vorbezeichneten Verpflichtun- 
gen verzögert oder verweigert, so kann nach vorheriger Andro- 
hung der Betrieb der Saline, des Salzbergwerkes oder der Fa- 
brik von Unserem Finanzminister nach Anhörung der Bergpoli- 
zeibehörde so lange untersagt werden, bis der zu stellenden An- 
forderung genügt ist, 

§. 8. Gewerkschaften, Corporationen oder Gesellschaften, 
welche Salzwerke besitzen, und Alleinbesitzer, welche den Be- 
trieb ihrer Salzwerke nicht unmittelbar leiten, sind verbunden, 
zur Erfüllung der ihnen der Steuerverwaltung gegenüber oblie- 
genden Verpflichtungen einen auf dem Salz werke regelmässig 
anwesenden Vertreter zu bestellen, für dessen Handlungen und 
Unterlassungen sie haften. 

§. 9. Alles auf einem Salswerke oder in einer Fabrik ge- 
wonnene Salz, sobald es zur Lagerung reif ist, desgleichen das 



291 



Schmutz- und Fegesals musa von dem Besitzer in sichere, unter 
steuerlichem Mitverschluss stehende Räume (Salzmagazine) ge- 
bracht werden, und darf in der Regel erst aus diesen in den 
Verkehr oder zum Gebrauch des Besitzers gelangen. Mit, der, 
nur nach zuvoriger Anmeldung und Abfertigung zulässigen Ent- 
nahme des Salzes aus diesen Magazinen tritt die Verpflichtung 
ein, die Steuer zu erlegen, sofern nicht Abfertigung auf Begleit- 
schein, namentlich behufis Versendung in andere (Packhofs-) Ma- 
gazine, stattfindet Hinsichtlich der Begleitscheine -und der aus 
der Unterzeichnung und Empfangnahme derselben erwachsenden 
Verpflichtungen finden die dieserhalb in dem Zollgesetz und der 
Zollordnung enthaltenen Vorschriften und die zu deren Ausführung 
getroffenen Anordnungen auch auf inländisches Salz Anwendung. 

Für Begleitscheine und Bleie werden keine Gebühren erhoben. 

Von allen Salzwerken darf Salz nur in Mengen von min- 
destens einem halben Centner verabfolgt werden. 

§. 10. Der Verkehr mit versteuertem oder in denaturirtem 
Zustande steuerfrei abgelassenen Salze unterliegt, vorbehaltlich 
der nachstehenden Bestimmungen, keiner steuerlichen Controle 

1. Für den Bereich der Salzwerke und Fabriken (§. 3 am Schluss), 
sowie auf Personen, welche solche verlassen, finden die Bestim- 
mungen in den §§. 37 und 39 des Zollgesetzes und in den §§. 83, 
84, 87, 91, 96, lü6, 107 und 113 der Zollordnung Anwendung. 
Dieselben Bestimmungen können für den viertelmeillgen Umkreis 
derjenigen Salzwerke, welche als gehörig umfriedigt nicht aner- 
kannt werden, durch eine von Unserem Minister der Finanzen zu 
erlassende Bekanntmachung in Anwendung gebracht werden. 

2. Die mit ausservereinsländischen Nachbarstaaten bezüglich des 
Salzverkehrs bestehendt^n Uebereinkünfte bleiben in Kraft. 3. Salz- 
haltige Quellen, deren Soole zur Versiedung nicht benützt wird, 
sowie Mutterlauge kann die Steuerbehörde unter Aufsicht stellen 
(unter Verschluss nehmen), um missbräuchliche Verwendung zu 
verhüten. 

3. Strafbestimmungen. 

§.11. Wer es unternimmt, dem Staate die Abgabe von in- 
ländischem Salze zu entziehen, ist der Salzabgaben- Defraudation 
schuldig und soll mit der Confiscatlon der Gegenstände, in Bezug 
auf welche die Defraudation verübt ist, und mit einer Geldbnsse, 
welche dem vierfachen Betrage der vorenthaltenen Abgabe gleich- 
kommt, mindestens aber zehn Thaler beträgt, bestraft werden. 
Kann die Confiscation selbst nicht vollzogen werden, so ist auf 
Erlegung des Werthes der Gegenstände zu erkennen. Daneben 
ist die Abgabe mit zwei Thalem für den Centner zu entrichten. 
Ist die Defraudation durch unerlaubte Gewinnung oder Rafiini- 
ruDg von Salz verübt (§. 3), so verfallen auch die dazu benützten 
Geräthe (Siedepfannen, Kessel u. s. w.) der Confiscation. 

Missbräuchliche Verwendung des steuerfrei oder gegen Er- 
legung der im §. 20 erwähnten Controlgebühr empfangenen Sal- 
zes (§. 13 No. 6) zieht ausserdem den Verlust des Anspruchs 
auf steuerfreien Salzbezug nach sich. 

§. 12. Im ersten Wiederholungsfalle, nach vorangegangener 
rechtskräftiger Verurtheilung , wird die nach §.11 ausser der 
Confiscation eintretende Strafe verdoppelt, in jedem ferneren 
Rückfalle vervierfacht. 

§. 13. Die Defraudation wird als vollbracht angenommen: 
1. wenn Salz, den Bestimmungen des §. 3 zuwider, oder in An- 
stalten, deren Betrieb auf Grund des §. 7 untersagt ist, gefördert, 
hergestellt oder raffinirt wird; 2. wenn das in den zugelassenen 
Betriebsanstalten gewonnene Salz vor der Einbringung in die 
unter steuerlichem Mitverschluss stehenden Magazine ohne aus- 
drückliche Erlaubniss der Steuerbehörde aus den Siederäumen 
entfernt oder verbraucht wird; 3. wenn Salz aus solchen Maga- 
zinen ohne zuvorige Anmeldung oder ohne Buchung in den dazu 
bestimmten Registern weggeführt wird; 4. wenn auf Salzwerken 
oder deren ZubehÖrungen, sowie in Fabriken (§. 3 am Schlüsse) 
Salz in anderer als der nach §. 7 gestatteten Weise und Menge 
aufbewahrt wird; 5. wenn Salz von Salzwerken oder von Fa- 
briken (§. 3 am Schlüsse) zu einer anderen als der von der 
Steuerbehörde vorgeschriebenen Zeit oder auf anderen als den 
von derselben vorgeschriebenen Wegen entfernt wird; 6. wenn 
über das .unter Steuercontrole oder unter Controle der Verwen- 
dung befindliche Salz eigenmächtig verfügt oder das steuerfrei 
öder gegen Controlgebühr abgelassene Salz zu anderen als den 
gestatteten Zwecken verwendet wird; 7. wenn Personen, welche 
sich nach §.10 No. 1 über den Bezug des von ihnen transpor- 
tirten Salzes auszuweisen haben, ohne Ausweis betroffen werden; 
8. wenn Soole oder Mutterlauge ohne Erlaubniss der Steuerbe- 



hörde zu anderen Zwecken als denen der Versiedung in decla- 
rirten Salzwerken oder Fabriken aus Soolquellen, Gradirwerken 
oder Soolbehältem (Mutterlaugebehältem) entnommen oder ver- 
abfolgt wird. 

Das Dasein der Defraudation und die Anwendung der Strafe 
derselben wird in den vorstehend aufgeführten Fällen lediglich dur^h 
die bezeichneten Thatsachen begründet. Kannjedoch der Angeschul- 
digte vollständig nachweisen, dass er eine Defraudation nicht habe 
verüben können oder wollen, so findet nur eine Ordnungstrafe nach 
§. 15 statt. (Schluss folgt.) 



Gegenseitiger Versicherutigsverein österr. 

Montanwerke, Maschinen- und Metallwaaren- 

fabriken in Wien. 

Es dürfte die Leser dieser Zeitschrift interessiren, über dön 
gegenwärtigen Stand dieses dieselben so nahe berührenden Unter- 
nehmens unterrichtet zu werden, daher wir die uns hierüber aus 
verlässlicher Quelle zugekommenen Mittheilungen folgen lassen. 

Der österr. Montan- Versicherungs verein hat erst Ende Fe- 
bruar L J. seine Wirksamkeit begonnen, weil er früher nicht im 
Stande war, die ihm nothwendigen Rückversicherungsverbindun- 
gen zu finden. 

Eine Allianz mit den Österreichischen Versicherungsgesell- 
schaften war damals hauptsächlich schon darum nicht möglich, 
weil unter denselben eine Art Schutz- und Trutzbündniss bestand, 
welches einer einzelnen Gesellschaft nicht gestattete, mit ausser- 
halb dieses Bündnisses stehenden Unternehmungen .zu pactiren. 

Diess und der Umstand, dass die Hüttenprämien im Aus- 
lande durchwegs billiger als in Oesterreich sind, bestimmte die 
Direction in ihrer Rundschau nach guten Gesellschaften auch 
über die Grenzen Oesterreichs zu gehen. 

Trotz vielfacher Verhandlungen ist es aber nicht gelungen, 
dort Verbindungen mit Gesellschaften ersten Ranges herzustellen, 
da die politischen Umwälzungen des Jahres 1866 zu Beginn des 
Jahres 1867 das Misstrauen in die Zukunft Oesterreichs noch 
wach erliielten. Das Ausland gedachte sich mit seinem bedeuten- 
den Credite und Capitale erst dann wieder in Oesterreich zu 
betheiligen, wenn die Grundlagen bekannt würden, nach welchen 
unser Staatsleben in politischer und volkswirthschaftlicher Be- 
ziehung geregelt werden sollte. 

Anfangs Mai 1. J. brachte der Verein mit österreichischen 
Rückversicherungsgesellschaften Verträge unter vortheilhaften Be- 
dingungen zu Stande und kam 3 Monate später, nachdem sich 
die hier berührten Verhältnisse geändert hatten, noch mit zwei 
inländischen Versicherungs-Gesellschaften in Verbindung. 

Die Direction^) hatte bei ihrem Amtsantritte Vorsicht und 
Sparsamkeit als leitende Principien aufgestellt. Sie rechnete mit 
Gewissheit darauf, dass die Montan-Industriellen den Werth des 
neuen Vereines richtig erkennen und sich ihm in einem Masse 
zuwenden werden, welches zu erhärten vermag, dass die Mehr- 
zahl dieser Industriellen wirklich hinter dem Vereine stehe und 
fest entschlossen sei, denselben gross zu ziehen. 

Dass jedes neue Unternehmen im Anfange mit Schwierig- 
keiten zu kämpfen hat, musste auch der Verein erfahren. Ange- 
strengte Bemühungen der geschäftUchen Gegner und Missver- 
ständ^isse spielen in der kurzen Geschichte des Vereines nicht 
die kleinste Rolle. 

Es mag sein, dass die Praxis im Lanfe der Zeit einige 
Aenderungen in den Einrichtungen des Vereines als vortheilhaft 
erscheinen lassen wird, bisher hat sich jedoch die Nothwendig- 
keit solcher Aenderungen noch nicht ergeben. 

Im Auftrage der Direction hat der Secretär des Vereines 
alle Gegenden der Monarchie, wo die Berg- und Hütten-Industrie 
ergiebiger vertreten ist, bereist, um die einschlägigen Verhältnisse 
an Ort und Stelle zu erheben, die Ansichten und Wünsche der 
Industriellen kennen zu lernen und Verbindungen anzuknüpfen. 

Die Erfahrungen, welche derselbe machte, lauten dahin, 
dass sich die Mehrzahl aller berg- und hüttenmännischen Unter- 
nehmungen in einem Zustande befinde, welcher der Vorausset- 
zung zahlreicher und grösserer Brände nur wenig Nahrung gibt 

*) In der Oeoeral^Veraunmlang ▼om 18. Deeembsr 18M wurden sn 
Dlreetoren gewählt die Herren: FlorenUn Robert, GnitAT von Rottliom, 
Vmlerlos Ritter, Dr. Ferdinand Stamm, Heinrich Dingler und Bugen Freiherr 
von Dlclunsnn. 



- 292 



In technischer Besiehang haben sich alle diejenigen Vor- 
aussetzungen, welche bei der Bestimmung des Prftmientarifes a\a 
massgebend angenommen worden sind, besUitiget. Die meisten, 
ja nahezu alle Werke liegen von fremden Objecten entfernt, 
bilden keine in baulicher Beziehung geschlossenen Complexe, 
sondern die einzelnen Qebftnde sind vielseitig von einander ge- 
trennt, daher das Umsichgreifen eines Brandes weniger zu be- 
fürchten steht. 

Ueberdiess haben die Tagbauten beim Bergbaue an und 
für sich keine aussergewöhnliche Feuergeffthrlichkeit und was 
die Hüttenwerke anbelangt, so verstehen die darin beschäftigten 
Arbeiter so sehr mit den Flammen umzugehen und sind an die- 
selben so sehr gewöhnt, dass fast jeder sich entwickelnde Brand 
rasch noch im Entstehen erstickt wird. Das Interesse der Ar- 
beiter an der Erhaltung der Werksanlagen ist ja um so grosser, 
als von denselben ihre Existenz abhängt. 

Während in der Landwirthschaft Brandlegungen durch das 
unzufriedene Hausgesinde und Nachlässigkeit eine grosse, fQr die 
Versicherungsgesellschaften verderbliche Rolle spielen, sind diese 
Factoren bei der Moutan-Industrie von gar keiner Bedeutung. 

Endlich sind die Löschanstalten meistens in ausreichender 
Menge und Qualität vorhanden. 

Die Erwartung der Montan-Industriellen durch den frag- 
lichen Verein zu einer billigen Versicherung zu gelangen, ist 
bereits durch die Praxis im reichlichen Masse bestätigt worden. 

Es mag diessbezttglich beispielsweise angeführt werden, dass 
die Prager Eisen-Industrie- Gesellschaft bei eiuem Versicherungs- 
werthe von 946.172 fl. durchschnittlich 49*45 kr. von lOO fl. Werth 
bezahlt hat, während der Durchschnittssatz derselben Gesellschaft 
bei dem Montan- Versieberun gsvereine von einer versicherten 
Summe von 1,175.283 fl. 29*49 kr. von 100 fl. Werth beträgt. 

Franz Ritter von Fridau kam durch den Montan- Versiche- 
rungsverein bei seiner Versicherungsprämie von 40*30 kr. auf 
33*50 kr., die Krompach-Hemader Gewerkschaft von 68*72 kr. auf 
46*89 kr., das Eisenwerk Berz6te von 63*57 kr. auf 36*38 kr. herab. 

Bei Metallwaarenfabriken haben sich Difierenzen von 25 — 
28 kr. und bei Maschinenfabriken von 13 — 16 kr. von 100 fl. 
Werth zu ihren Gunsten ergeben. 

Im Allgemeinen ist es Thatsacheji, dass die Prämien. fttr 
Hüttenwerke, Metallwaaren- und Maschi'uenfabriken früher 5% 
betragen haben und durch den Montan- Versicherungs verein be- 
reits aul 3% herabgesetzt worden sind. 

Der Werth der Gebäude und Maschinen bei den sämmtli- 
chen in Oesterreich bestehenden Montanwerken, Maschinenfa- 
briken und Metallwaarenfabriken dürfte annähernd 1 00 Millionen 
Gulden betragen. Rechnet man mit diesen Ziffern, so ergibt ^ich, 
dass diesen Industriezweigen durch den Montan-Varsicherotigs- 
verein jährlich an 200.000 fl. erspart werden. 

Es wäre aber äusserst irrig, wenn man annehmen wollte, 
dass mit dieser Ersparniss bereits Alles. geschehen ist, was über- 
haupt erreicht werden kann. 

Der Verein hat sorgfältig alle Daten gesammelt, welche auf 
das Feuerversicherungsgeschäft Einfluss haben. Eine verglei- 
chende Darstellung ergibt, dass eine Prämie von nur 7*25 kr. 
von 100 fl. Werth jährlich nothwendig gewesen wäre, um die 
Schäden, von welchen die fraglichen Objecto in den letzten 10 
Jahren betroffen worden sind, zu bezahlen, während die that- 
säcblich entrichtete Prämie durchschnittlich 47*50 kr. betragen hat. 

Soweit die Statistik ein Streiflicht auf die Zukunft wirft, 
darf man daher erwarten, dass die Prämien durch den Montan- 
Versicherungsverein noch einer bedeutenden Reduction fähig sind, 
und dass diese um so eher eintreten wird, je zahlreicher sich die 
bezüglichen Industriellen an diesem Vereine betheiligen. Die 
Stichhältigkeit dieser Voraussetzungen benöthiget keines weite- 
ren Commentars, sehen wir doch in den günstigen Erfolgen des 
Versieb erungsvereines der österr. Znckerfabrikanten, was ver- 
eintes Zusammenwirken in dieser Richtung zu erreichen vermag, 
und zudem sprechen für den Fachmann alle Umstände unzweideu- 
tig, dass der Montan- Versicherungs verein, wenn die Betheiligung 
der Montan-Industriellen eine allgemeine wird, noch weit aus 
grössere Erfolge erzielen muss, als der bereits prosperirende 
Versicherungsverein österr. Zuckerfabrikanten. 



AdminiRtratives. 
Erledigungen. 

Die Contr olorsstelle bei der Bergamtscassa in 
Idria in der XL Diätenclasse, mit dem Gehäte jährl. 630 fl., 
freier Wohnung oder einem Quatiergelde von 63 fl., dem Ge- 
nüsse eines Gartens, sowie eines Krautackers von 114 Quadrat- 
klaflem, letzteren jedoch nur in so lange, als derselbe nicht für 
das Werk benöthigt wird. 

Gesuche sind, unter Nachweisung der erprobten Tüchtig- 
keit im Montanrecbnungswesen, in der Cassagebarung und im 
Conceptsfache binnenvier Wochen bei dem Bergamte in Idria 
einzubringen. 

Die Cameral-Chirurgenstelle zu Aussee in Steier- 
mark in der XL Diätenclasse, mit einer Bestallung jährl. 400 fl., 
10 Wr. Klafter harten Brennholzes, dem sjstenmiässigen freien 
Salzbezuge, jedoch ohne Anspruch auf Pension und mit der Ver- 
bindlichkeit im Vereine mit dem k. k. Salin enphysikus alle ära- 
rischen Patienten, welche auf unentgeltliche Kur systemmässigen 
Anspruch haben, ohne Unterschied ob inn- oder ausserhalb des 
unmittelbaren Bezirkes mit Ausschluss jeder anderweitigen Ver- 
gütung zu besuchen und zu behandeln. 

Gesuche sind, unter Nachweisung der erforderlichen Studien 
und Kenntnisse und der bisherigen Praxis, binnen vier Wo- 
chen bei der Salinen- und Forstdirection in Gmunden einzubrin- 
gen. — Ein Operateur wird anderen Bewerbern vorgezogen. 

Ernennung. 
Vom Finanzministerium: 
Dem Rechnungsofflcial der Cameral- Haupt- und Montan- 
Hofbuchhaltung Moriz Schwabe wurde, in Folge Genehmigung 
des von demselben und dem Halleiner Salinencassier Carl Luft 
angesuchten Diensttausches , die Salinen- Cassiersstelle in Hallein 
verliehen (Z. 32152, ddo. 18. August 1867). 

Aufforderung. 

Nach der ämtlichen Erhebung ist die Stephani-Steinkohlen- 
zeche in der Gemeinde PHvetic, Bezirk Rokitzan, des Karl Besch 
lUM Pilsen schon durch lange Zeit ausser Betrieb. 

Da der diessfalls erlassene Auftrag wegen Rechtfertigung 
des unterlassenen Betriebes und Versetzung dieser Zeche in den 
bauhaften Zustand , an den Besitzer derselben nicht zugestellt 
werden konnte, indem er seinen Wohnort Pilsen verlassen und 
nach der Aeusserung seiner hinterbliebenen Gattin kaum mehr 
nach Pilsen zurückkehren dürfte , so wird derselbe hiemit auf- 
gefordert, seinen Wohnort binnen 30 Tagen vom Tage der ersten 
Einschaltung dieses Edicts in das Amtsblatt der Prager Zeitung 
hierorts anzuzeigen oder einen Bevollmächtigten namhaft zu 
machen, und die genannte Zeche, bestehend aus einem Gruben- 
masse, in den bauhaften Stand zu versetzen, widrigens nach Ab- 
lauf dieser Frist auf Grund der §§. 243 und 244 des allg. Berg- 
gesetzes auf die Entziehung der Bergbauberechtigung erkannt 
werden würde. 

Von der k. k. Berghauptmannschaft 

Pilsen, am 21. August 1867. 



ANKÜNDIGUNG. 



(80—87) 



^ 



JPaieni'JDraMzünder 



fflr 



Felsensprengungen erzeugt and empfiehlt bestens 
AL WUh. Stellsig 

in Schönlinde in NordbOhmen. 



Diese Zeitschrift emebeint wöchentlich einen Bogen stark mit den nöthigen artistischen Beigaben. Der Pr&numerationspreis 
ist jährlich loeo Wien 8 fl. ö. W. oder 5 Thlr. 10 Ngr. Kit fraueo Pastrenendang 8 fi. 80 kr. ö. W. Die Jahr esabonnenten 
erhalten einen officiellen Bericht über die Srfahrangen im barg- und hftttenmaiiniiohen Kasohinen-, Bau- und AufbereitnngiwaseB 
aammt Atlai als Gratisbeilage. Inserate finden gegen 8 kr. ö. W. oder IVs Ngr. die gespaltene Nonpareilleieile Aufnahme. 

Zuschriften jeder Art können nur franeo angenommen werden. 



Omck von Cart Fromme in Wien. 



Fftr den Verlsf verantwortlich: Oarl Reger. 



r 



N= 37, Oesterreichische Zeitschrift „ l^^\ 



für 



Berg- und Hüttenwesen. 



Verantwortlicher Redacteur: Dr. Otto Freiherr von Hingenau, 

k. k. MinUterialrjUb im Finansmlnisteriam. 

Verlag der Q. J. Manz'schen Baohhandlung (Kohimarkt 7) in Wien. 



Inlialt: Die Motoren in der Pariser Universal-AasBiellang. — Die Büeser Bergbauverhältniase im AIlp 'meineui nebst specieller 
Beschreibung der Frischglückzeche (Schiaas). — Ueber die Entstehung der Steinkohlen. — Die Aufhebung des Salzmonopols in 
Preussen (Schluss). — Notiz. — Administratives. — Ankündigungen. 



Die Motoren in der Pariser XJniversal- 
Ansstellung'*'). 

Die im Pariser Ausstellangspalaste vorhandenen Dampf- 
maschinen sind auf Hunderte zu schätzen ; viele befinden 
eich in Thfttigkeit, die meisten aber stehen still. Beim Durch- 
gehen der grossen Maschinenzone sieht man zu beiden Seiten 
der erhabenen Galerie eine grosse Anzahl stationärer Dampf- 
maschinen aufgestellti welche Theile der ziemlich anderthalb 
englische Meilen langen Transmissions welle treiben, die 
oberhalb an den Galeriepfeilern gelagert ist und die zahl- 
losen Arbeitsmaachinen in Bewegung setzt. Viele dieser 
Maschinen sind von bedeutender Grösse und viele sind fä- 
hig, Leistungen von 75 bis 1 00 Pferdestärken zu verrichten, 
doch arbeiten dieselben nicht mit voller Kraft. Die Systeme 
sind sehr verschieden, doch herrscht bei den deutschen, 
französischen und belgischen Maschinen die Hinneigung zu 
dem Woolf'schen Systeme mit doppelten Cylindern augen- 
scheinlich vor, jedenfalls in dem Bestreben, durch die Be- 
nützung der Condensation und gesteigerten Expansion Kohlen 
zu sparen. Gekuppelte Woolfsche Maschinen scheinen für 
Fabrikzwecke sehr vorgezogen zu werden, ohne dass man 
die Complication, welche aus dem Vorhandensein von vier 
Cylindern, Condensatoren, Luftpumpen u. s. w., in diesem 
Falle für zu gross erachtet gegenüber den Vortheilen, wel- 
che aus der guten Dampfausnutzung und dem gleichmässigen 
Gange dieses Maschinensystems erwachsen. Einige dieser 
Mascbinen haben aufrechtstehende Cylinder und oberhalb 
angebrachte Balanciers mit gewichtigen gusseisernen Säulen 
and Balkengestelle; die meisten dieser Maschinen aber be- 
sitzen horizontale Cylinder, und das scböne Aussehen, wel- 
ches allerdings jene Balanciermaschinen bieten, ist hier hinter 
die Einfachheit und gute Wirkung zurückgestellt. 

Bezüglich dieser horizontalen doppelcylindriscben Ma- 
schinen sind drei bestimmte Typen in Betracht der Anord- 
nung der Cylinder und Kolben zu unterscheiden, nämlich : 

1. Die beiden Cylinder liegen neben einander und die 
beiden Kolben wirken, wie in den Maschinen mit verticalen 
Cylindern, gleichzeitig und in gleicher Richtung, so dass 



*) Aus dem „Maschinenbauer'* durch die „Zeitschrift für 
deutsch-österreichische Eisen- und Stahl-Industrie. » 



beide in demselben Moment ihren Hub an derselben Seite 
der Cylinder vollenden. 

2. Die beiden Cylinder liegen wieder neben einander, 
aber die beiden Kolben wirken unabhängig von einander, 
d. h. jeder ist mit einer besonderen Pleuelstange versehen, 
die an den gegenüberstehenden, um 180 Grad verdrehten 
Kurbeln der Schwungradwelle angreifen, so dass, wenn der 
eine Kolben z. B. der im kleineu oder Hoch druckcy linder, 
sich an dem vorderen Ende des Cylinders befindet, der an- 
dere, also der Kolben im grossen oder Nichtdruckcylinder, 
sich am hinteren Cylinder befindet. 

3. Die beiden Cylinder liegen hinter einander, so dass 
ihre Mittelachsen in ein und dieselbe Horizontallinie fallen, 
und zwar liegt der kleine Cylinder zunächst der Kurbelwelle. 
Dieses Arrangement haben Sims, Redruth, Cornwall und 
Eduard Humphry schon früher für Schiffsmaschioen benützt. 

Insbesondere bietet das zweite Arrangement hinsicht- 
lich der Steuervorrichtung einige Vortheile. 

Beinahe alle ausgestellten Maschinen arbeiten mit Ex- 
pansion und unzählbar sind die darauf bezüglichen Vorrich- 
tungen. Bei den neuesten Woolf sehen Maschinen wird der 
Dampfabschluss am Hochdruckcylinder durch einen beson- 
deren Schieber bewirkt, so dass eine Veränderung der Ex- 
pansion möglich ist; diese Veränderung erfolgt fast stets 
selbstthätig durch den Regulator. Meist wird die Dampfver- 
theilung durch Gleitschieber von bekannter, obgleich im 
Detail vielfach modificirter Construction bewirkt, doch findet 
man auch doppelsitzige Ventile angewendet, die durch Cur- 
venscheiben bewegt werden oder andere Formen von Steuer- 
ungen angewendet. Viele dieser Ventilsteuerungen sind als 
sehr sinnreich zu bezeichnen. Unter den stationären engli- 
schen Maschinen findet man nur einige doppelcylindrische 
Maschinen; die erste Stelle scheinen in dieser Beziehung 
aber die Franzosen und Belgier einzunehmen, und es ist 
merkwürdig, welche Fortschritte seit 1862 in der Construc- 
tion und Ausführung der einzelnen Theile bei den Dampf- 
maschinen im Allgemeinen gemacht worden sind. 

Unter den horizontalen Expansionsmasohinen mit ein- 
fachem Cylinder sind einige von grosser Vortrefflichkeit, so 
z. B. von La Gavrian und Söhne in Lille, welche bei 100 
Pferdestärken wirklicher Leistung sich im Aeassern gefällig, 



— 294 — 



in der Construction zweckmässig und stark, in der Ausfahrung 
untadelhaft zeigt. 

In der französiscbeu Abtheilnng sind auch mehrere 
ausserordentlich schön aufgebaute und verzierte Maschinen 
für besondere Zwecke, wie zum Seidespinnen, ChocoladO' 
mahlen u. s. w. aufgestellt. Eine dieser Maschinen besteht 
aus zwei Doppeleylindern , die gegen einander im rechten 
Winkel gestellt und gegen die Horizontallinie unter 45 Grad 
geneigt sind; diese Cylinder wirken auf eine gemeinschaft- 
liche Kurbelwelle. Die ganze Maschine bietet ein Beispiel 
von gefälliger und massiver, dabei origineller Construction 
in allen ihren Einzelheiten. 

England, Deutschland und Amerika haben Maschinen 
nach Corlisssystem ausgestellt. Die englische Maschine zeigt 
eine Modification in der Construction der Steuerung. Bei 
dieser Maschine ist nämlich der Schieberstangenfänger so 
eingerichtet, dass er oberhalb und unterhalb der Stange an- 
greift. Der beständige, scharfe, hammerschlagähnliche Stoss, 
den diese Stange bei ihrer Arbeit hören lässt, spricht daffir, 
dass die Abnutzung nicht unbedeutend sein kann und dass 
beständige Aufsicht, wenn nicht Reparatur nöthig ist*); die 
Abnutzung der so stossweise zur Wirkung kommenden Theile 
muss unbedingt eine fehlerhafte Wirkung der Ezpausions- 
steuerung bewirken, wesshalb fortwährend auf den vollkom- 
men guten Zustand dieser Theile zu achten ist. So gross 
die Vortheile der Corliss'schen Maschine unzweifelhaft auch 
sein mögen, so hat sie neben den oben erwähnten doch auch 
noch einen anderen Mangel, indem es nicht möglich ist, sie 
schnell arbeiten zu lassen; die Anordnung der Schieber- 
Steuerung erlaubt diess durchaus nicht. Der umgekehrte Fall 
^-findet in der letzten Beziehung bei der Alien-Maschine von 
Porter statt, welches System gegenwärtig unter der Direction 
und nach den Plänen des Genannten von der Whitworth- 
Co.mpaguie in Manchester ausgeführt wird. Diese Maschine, 
die 1862 auf der Londoner Ausstellung zum ersten Male 
auftrat und daselbst zuerst wenig berücksichtigt wurde, kam 
bekanntlich durch den officiellen Ausstellungsbericht zu 
grossem Renommee uud wurde schliesslich als eine der am 
sinnreichsten construirten und bestwirkenden Dampfmaschi- 
nen betrachtet 

Die gegenwärtig ausgestellte Maschine ist wie die vom 
Jahre 1862 horizontal wirkend; die Schiebersteuerung ist im 
Princip ebenfalls die nämliche, viel bewunderte wie bei der 
ersten Maschine, jedoch in einigen Details verbessert; die 
an der Maschine befindliche Luftpumpe erscheint in ihrer 
Anordnung ebenfalls als neu. Die Maschine arbeitet sehr 
gleichmässig und ruhig bei einer Kolbengeschwindigkeit von 
800 Fuss pr. Minute, also etwa mit der drei- bis vierfachen 
gewöhnlichen Geschwindigkeit, und sie betreibt mehrere 
Arbeitsmaschinen. Ein bezügliches Indicatordiagramm liegt 
uns nicht vor, so dass wir kein bestimmtes Urthell über ihre 
Wirkungsweise abgeben können, doch erscheint sie immer- 
hin als die merkwürdigste und beste Dampfmaschine in der 
englischen Abtheilung, wo nicht in der ganzen Ausstellung. 



*) Wir können dieser Ansicht des Herrn Berichterstatters 
nicht beistimmen, denn nach unseren Erfahrungen hat eine Cor- 
liss'sche Maschine aus der Maschinenfabrik der Buckauer Dampf- 
Schiffahrts-Gesellschaft vier Jahre lang in einer Druckerei unun- 
terbrochen gut fortgearbeitet, ohne dass an ihren Haupttheilen 
irgend eine Reparatur nöthig gewesen wäie. 

Bedact. des .Maschinenbauer.*' 



Es würde sicher ein grosser Vortheil sein, wenn alle 
die hier ausgestellten Maschinen genau auf ihre Leistungs- 
fähigkeit probirt würden, doch ist diess unter den obwalten- 
den Umständen im Allgemeinen kaum möglich und es hätten 
von Anfang an passendere Vorkehrungen getroffen werden 
sollen. Das blosse Ansehen einer Dampfmaschine gibt Über 
ihre Leistungsfähigkeit noch keinen genügenden Anfachluss, 
man muss die von ihr mit einem bestimmten Brennmaterial- 
quantum geleistete Arbeit kennen, um ein endgiltiges (Jrtheii 
fällen zu dürfen. Von englischer Seite ist der Vorschlag ge- 
macht worden, drei tüchtige Ingenieure zur Prüfung der aus- 
gestellten Motoren und zur Abfassung eines vollständigen 
Berichtes über dieselben auf Staatsunkosten abzusenden ; 
es würde diess ein sehr anerkennenswerthes Unternehmen 
sein und gewünscht muss werden, dass andere Staaten oder 
Corporationen dasselbe thun. 

Ob die Engländer zuerst diesen praktischen Vorschlag 
gemacht haben, wissen wir nicht, aber wir wissen, dass sie 
zuerst zugestanden haben, dass sie nach den Resultaten, 
welche die jetzige Ausstellung gibt, vom Auslande, d. h. 
von beutschland, Frankreich und Belgien insgesammt über- 
flügelt worden sind. Officiell ist diese Erklärung vomVor- 
sitzenden des Londoner Ingenieurvereines abgegeben worden 
und die Fachblätter gestehen ein, dass die Tage des Selbst- 
lobes und der hochmüthigen Ueberhebung Über die conti- 
nentale Industrie vorüber sind. 

Die ausgestellten Locomotiven sind, wenn auch nicht 
nach Hunderten, so doch nach Dutzenden abzuschätzen. 
Die englischen zeigen gute Arbeit und einfache zweckmäs- 
sige Anordnung; von französischen, belgischen, schweizer 
und deutschen Fabrikanten sind sehr grosse Maschinen die- 
ser Art ausgestellt. In diesen Ländern, sowie in Italien, wo 
kürzlich die Genua- und Pistoja-Eisenbahn eröffnet wurde, 
welche die stärksten Steigungen zeigt, die überhaupt bis 
jetzt in Europa vorkommen, bedingen die häufigen Steigungen 
der Bahnen eine stärkere Zugkraft und darum auch grössere 
und gewichtigere Locomotiven, als auf den flachen engli- 
schen Bahnen nöthig sind. Maschinen mit acht, zehn und sogar 
zwölf verkuppelten Rädern sind auf Bahnen mit stärkeren 
Steigungen gewöhnlich und in dieser Art auch ausgestellt. 
Bereits 1862 waren eine oder zwei dieser kolossalen Ma- 
schinen auf der Ausstellung vorhanden, doch ist seitdem 
dieser Typus viel verbessert und in seinen Details verein- 
facht worden. Unter dieser Classe von Maschinen ist wahr- 
scheinlich keine so merkwürdig, wie die von der Maschinen- 
fabrik der österreichischen Staatseisenbahn-Gesellschaft aus- 
gestellte ; diese Fabrik steht bekanntlich unter der Leitung 
HaswelTs, des Erfinders der berühmten Schmiedepressen. 
Diese riesige Maschine hat unter dem Kessel drei Büchsen 
mit sechs Treibrädern, während ausserdem noch die vier 
Räder unter dem Tender als Treibräder benutzt sind, so 
dass die Maschine im Ganzen zehn Treibräder hat. Beson- 
ders sinnreich ist die Verkupplung der Räder des mit der 
Maschine drehbar verbundenen Tenders mit den Mascbinen- 
rädern bewerkstelligt. Diese Verkupplung findet ungestört 
statt, auch wenn die Maschine scharfe Curven durchläuft 
und die Tenderachse bedeutend gegen die Maschinenachse 
abgelenkt wird. Die Maschine ist mit Dampfbremsen ver- 
seben, welche von oben mit einem Druck von 1 00 Pfund 
pr. Quadratzoll auf die Räder drücken können. 

Besonders erschreckt werden die Engländer von der 
durch die Maschinenfabrik zu Esslingen unter der Direction 



- 295 — 



des Herrn Emil Kessler gebauten Loeomotive, die mit der 
Aufschrift: nDelhy, Ostindische Eisenbahnu versehen ist 
und die ein Exemplar von einer grösseren, für die englisch- 
ostindische Eisenbahncompagnie aufgegebenen Bestellung 
an genannte Maschinenfabrik repräsentirt. 

Die Amerikaner der Vereinigten Staaten sind eigentlich 
nur in ihrem grossen landwirthschaftlichen Maschinenannexe 
an der Westseite des Parks bedeutend vertreten, doch haben 
sie eine flitterhaft ausgeputzte, aber eigentlich nur aus der 
Ferne gut aussehende Loeomotive ausgestellt. Einige ihrer 
stationären Maschinen, besonders eine Alien-Maschine, sind 
über und über mit polirten Stahlplatten und Gussverzierun-' 
gen bedeckt und sie sehen eher aus wie ein riesiges Stück 
Gürtlerarbeit, als wie eine sauber ausgeführte Maschine für 
wirkliche Arbeit; sicher zeigt solcher ungehöriger Aufputz 
nicht von gutem Geschmack. 

Unter den Maschinen für bergmännische Zwecke er- 
scheint besonders Frankreich und Belgien als sehr gut ver« 
treten. Von der Societe Anonyme de Chaielineau, die unter 
Eugene Smit*s Leitung besteht, sind ein Paar sehr zweck- 
mässig construirter, wenn auch nicht sehr schön aussehender 
Grubenwinden ausgestellt ; sie besteben aus ein Paar umge- 
kehrt wirkender Hochdruckcy linder, die Über einem hohlen 
Rahmenwerk stehen, welches einen abgestutzten Kegel bil- 
det und wie ein kleiner Windmühlenthurm aussieht. In 
diesem hohlen Gestell arbeiten die Kolben- und Pleuelstangen 
auf die mit der Seiltrommel versehene unterhalb liegende 
Kurbelwelle. Die Maschinen werden durch ein Paar von 
einem Platze aus zu erreichende Hebel aus- und eingerückt; 
ausserdem ist in demselben Bereich noch ein dritter Hebel 
befindlich, der eine mächtige Dampfbremse in Wirkung setzt, 
durch welche die Trommel sammt dem belasteten Seil auf- 
gebalten werden kann. Die Schiebersteuerung ist mit der 
Coulisse versehen. 

Nahe diesen nicht sehr hübsch aussehenden Maschinen 
stehen ein Paar zu gleichem Zwecke construirte, die im Ge- 
gensatz zu den ersteren ein sehr kunstvoll entworfenes Ge- 
stell zeigen, auf dem die umgekehrt arbeitenden Cjlinder 
ruhen; jedoch ist die Construction dieser Maschinen weniger 
zweckmässig, als die jener, denen man überhaupt mit Bezug 
auf die mechanische Anordnung den Preis zuerkennen muss. 

Wir kommen nunmehr an eine Gebläsemaschine aus 
dem weltberühmten Etablissement von John Cockerill in 
Seraing bei Lütticb. Dieselbe besteht aus einer Woolf sehen 
Maschine mit verticalen Cjlindern, die auf einer Grundplatte 
zwischen vier schlanken Säulen stehen ; auf diesen Säulen 
liegt, wie eine Tischplatte auf dünnen Beinen, eine zweite 
gusseiserne Platte, auf welcher der gewichtige Gebläsecy- 
linder ruht. Eine gravirte Meseingplatte an der Maschine 
zeigt an, dass 42 dergleichen Exemplare bereits in die Welt 
geschickt worden sind; es überrascht diese Anzeige umso- 
mehr, als diese Maschine sehr geschmacklos construirt er- 
scheint. Der Styl, in welchem das Gestell aufgebaut ist, 
zeigt jene schauderhafte Art von Gothik, welche man aus 
dem Maschinenbau bereits längst verbannt hat. Das Gestell 
bietet gegen schiefen Druck durchaus nicht die genügende 
Steifigkeit; die Luft- und Wasserpumpen sind unzweck- 
mäsiMg auf einer Seite des Kreuzkopfes über den oberen 
Cylinderdeokeln angeordnet und die gewichtige Last ober- 
halb des GeateUes Iftsst befürchten, dass wenigstens bei 
angestrengter Arbeit diese Maschine von Erschütterungen 
nicht frei bleibt. Der Gebläsecylinder ist in gewöhnlicher 



Weise mit Klappen versehen und die Gleichförmigkeit der 
Rotation wird durch zwei beiderseits der unterhalb der 
Grundplatte gelagerten Kurbelwelle angebrachte Schwung- 
räder hergestellt; an diesen Schwungrädern fassen zwei 
beiderseits des Kreuzkopfes angebrachte lange Pleuelstan- 
gen an. 

Die Schiffsmaschinen sind nicht sehr zahlreich ausge- 
stellt und besonders ist England quantitativ nur schwach 
vertreten. Die meisten Schiffsmaschinen sind in einem An- 
nex ausserhalb des Parks am Ufer der Seine angestellt. 
Hier findet man in der englischen Abtheilung einige gut ge- 
arbeitete Modelle und mehrere complete Maschinen, die 
aber keine besonderen Eigenthümlichkeiten zeigen. Auch 
Amerika zeigt in Schiffamaschinen nichts Besonderes. An- 
ders die französische Creusot-Compagnie, welche sich hat 
viel kosten lassen, um würdig vertreten zu sein. Sie hat ein 
Paar der grössten Maschinen für Occm u- oder Kriegsdampfer 
in aller Vollständigkeit mit Kesseln und selbst den Propel- 
lern an der langen Treibwelle ausgestellt, so dass diese Ma- 
schinen, die zu der horizontalen Art gehören, ohne Weiters 
in Betrieb gesetzt werden könnten und wahrscheinlich auch 
periodisch in Betrieb gesetzt werden. Jedenfalls sind diese 
in jeder Beziehung ausgezeichneten Maschinen ein Glanz- 
punkt der Ausstellung. 

Was die Locomobilen betrifft, so ist ihre Zahl Legion ; 
man findet viel Ausgezeichnetes darunter, weniger in der 
englischen Abtheilung, als in der französischen und deut- 
schen. 

Was die anderen Motoren betrifft, die nicht durch 
Dampfkraft betrieben werden, sondern in denen die Wärme 
durch ein anderes Medium wirkt, so sind die Gas- und Luft- 
maschinen ebenfalls vertreten, letztere wenig bedeutend, 
wohl aber sind die ersteren in mancher Beziehung der Auf- 
merksamkeit werth. Man findet hier nämlich eine neu erfun- 
dene Gasmaschine von Eugen Langen und Otto, die nach 
den sorgfältigsten, von der Jury angestellten Versuchen nur 
etwa ein Drittel der Gasmenge verbraucht, welche die bis- 
her in Anwendung gekommenen Gasmaschinen für gleiche 
Leistung nöthig hatten. Durch diese Gasersparniss erhält 
jedenfalls diese Maschine erst ihre praktische Bedeu- 
tung, und man darf wohl sagen, d^ss man hier vor den An- 
fängen einer Erfindung steht, die für den kleinen Gewerbe- 
betrieb von der weitgehendsten Bedeutung zu werden ver- 
spricht. 

Die Mieser Bergbauverhältnisse im Allge- 
meinen, nebst speeieUer Beschreibung der 
Frischglückzeche. 

Von Anton Rück er, Bergverwalter in Mies. 

Vorgelegt durch Herrn Otto Freih. von Hingenau in der 

Sitzung der k. k. geologischen Beichsanstalt am 16. April 1867. 

(Schluss.) 

Die Erzquetsche liefert : 

1. Grobes, 2. Mittelgraupen, 3. klare Graupen und 4. 
Mehle. Von diesen wird das Grobe nach einmaliger Bepeti- 
tion übersetzt , u. z. aus zwei Gründen , nämlich theils um 
die Quetschmassen zu verringern, theils um die in denselben 
befindlichen Bleiglanzgraupen zu erhalten. Die Mittel- und 
klaren Graupen kommen abermals auf die Setzpumpe, die 
Mehle auf die Sieblutte und wird mit ihnen weiter ebenso 



— 296 — 



wie mit den Sorten des feinen Wascbgates verfahren. Von 
dem beim Setzen fallenden Abhub wird der erste als y oll- 
kommen tanb auf die Halde gefahrt, der mittlere kommt in's 
Pochwerk und der reiche wieder zur Quetsche, wo er auf 
Mehl aerkleinert wird. 

Nachdem wir auf möglichst vollkommen reine Waare hin- 
arbeiten müssen, geschieht die Concentrirung auf die Setz- 
pumpe in der Regel nur im Groben und kommen die Zeuge 
von da auf die Handsetzsiebe, welche erst das Kauf manns- 
gut liefern. Die groben und mittleren Graupen werden übri- 
gens wie früher noch vor ihrer Hiuausgabe als Wanre sorg- 
filltig überklaubt. 

Die Wässer von sämmtlichen Apparaten gelangen durch 
Rinnführungen, nachdem sie noch einen vor dem Waschhause 
angebrachten Sumpf passirt, in den Sammelteich und von 
da in einem Kanal wieder zurück ins Waschhaus zur Pumpe, 
welche 2 Kuh. Fuss pr. Minute durch eine eiserne Röhren- 
tour wieder in den oberen Teich zurückbringt. 

Nachdem jedoch die Maschine auch das Fördern der 
Grubenvorräthe wie früher versehen muss, und Zeuge zur 
oontinuirlichen Beschäftigung der Quetsche auch nicht immer 
in genügender Menge vorhanden sind, die Pumpe aber eben 
nur mit den übrigen Einrichtungen in Gang gesetzt wird, 
wurden die früheren Handpumpen in Reserve belassen. 

Durch diese neue Manipulation erreicht man nun fol- 
gende Vortheile. 

1. Erzeugt man jeden Centner Erz mit der Hälfte 
Aufbereitungskosten gegen früher, kann man 

2. mit derselben Arbeiterzahl nun wenigstens ein Drittel 
mehr jährlich erzeugen, indem die Häuer, welche früher täg- 
lich 6 Stunden im Waschhaus arbeiteten, dermalen allein 
in der Grube, und zwar durch 12 Stunden pr. Tag beschäf- 
tiget sind; und nur hin und wieder einige von den jüngeren 
zum Siebsetzen beordert werden. 

Auf diese Weise erzeugen wir verhältniss massig mehr 
Vorräthe in der Grube, die im Waschhaus mit dem gegen- 
wärtig um die ganze Häuerschaft verringerten Personale 
ohne alle Forcirung leicht aufgearbeitet werden. 

3. Ist die Waare gegen früher eine namhaft gröbere, 
sonach käuflichere, indem die eingesprengten Zeuge früher 
von Arbeitern in der Regel auf Mehl zusammengeschlagen 
wurden, während beim Quetschen der Bleiglanz vermöge 
seiner Sprödigkeit vom Tauben leicht abspringt und so mehr 
in Graupen gewonnen wird. Während früher beim Zusam- 
menstürzen der Erze zur Hälfte Glanzschlich, zur Hälfte die 
verschiedenen Sorten Graupen gewonnen wurden, kommen 
gegenwärtig auf je 3 Theile Schlich \^l^ Theil Graupen, ein 
Verhältniss, wie es nicht leicht günstiger erzielt werden 
kann. 

Die ganze Waschhausanlage, welche rund (5300 fl. ö. W. 
kostete, dürfte sich nach den bisherigen Resultaten binnen 
3 Jahren vollkommen gezahlt haben. 

Sohlnsswort 

Dem Mieser Bergbau kann noch immer eine bedeutende 
Zukunft zugesprochen werden. Er hat noch keine Tiefe, und 
auch in den oberen Horizonten sind noch viele Mittel unauf- 
geschlossea. Es handelt sich daher in erster Linie darum, 
eine Mehrerzeugung gegen jetzt entsprechend zu verwerthen. 
Um diees zu können, ist die Erbauung einer Hütte nöthig, 



wo nicht nur Blei, sondern auch Schrott, Minium, Bleiweissi 
kurz Bleipräparate erzeugt werden*). 

Zu diesem Behufe wurde bereits von der FriBchglflok- 
zeche ein WassergefäU nebst den nöthigen Grundstücken 
bei Mies angekauft und soll der Hfittenban binnen einem 
Jahre in Angriff genommen werden. 

Ein anderer sehr wünschenswerther Umstand für die 
Hebung des hiesigen Bergbaues wäre die Association der 
bestehenden Hauptgewerkschaften. Nicht nur, dass durch 
die gegenseitige Concurrenz jährlieh Tausende verloren ge- 
hen, könnten durch die Vereinigung der Betriebsleitung in 
einer Hand und durch Benützung der gegenseitigen Hilfs- 
mittel weseutliche Modificationen und Ersparungen erzielt, 
und die Erzeugungskosten namhaft herabgemindert werden. 

Mit den Mitteln sämmtlicher Zechen in einer Hand 
müsste es ein Leichtes sein, nicht nur den Herren Gewerken 
die gewohnten Ausbeuten zu leisten, sondern auch hinläng- 
lich Fonds zu schaffen zu Unternehmungen, wie sie der heu- 
tige Fortschritt der Industrie verlangt. 

Eine solche Vereinigung der hiesigen Zechen ist jedoch 
unter den gegenwärtigen Verbältnissen in keiner Weise zu 
erreichen, und musb es erst der Zeit und Umständen über- 
lassen werden, die Theilnehmer für den Gedanken gefügig 
zu machen. 



Ueber die Entstehung der Steinkohlen, 

(Aus der »Zeitschrift des Ver. deutsch. Ingenieure. **) 
(Fortsetzung.) 

Gegen die im Obigen angegebenen Ansichten Mohr's 
ist zuerst Hr. Lasard in einem Vortrage in der Generalver- 
sammlung des uaturhistorischen Vereines für Rheinland und 
Westphalen zu Aachen im Juni 1865 aufgetreten (Correspon- 
denzblatt dieses Vereines, S. 68). Mohr erwiderte hierauf 
in der Sitzung der niederrheinischen Gesellschaft für Natur 
und Heilkunde in Bonn am 4. August 1865 (Sitzungsbe- 
richt dieser Gesellschaft, S. 111). Eine ausführlichere Ent- 
gegnung hat Lasard in der Herbstversammlung des natur- 
historischen Vereines für Rheinland und Westphalen am 
9. October zu Bonn gebracht, an welche sich eine längere 
Debatte zwischen ihm und Mohr knüpfte, und woran sich 
Hr. Dr. Andrä durch Anführung von Argumenten gegen 
die Mohr'sche Ansicht anschloss (Correspondenzblatt des 
naturhistorischen Vereines für Rheinland und Westphalen, 
S. 101). Eine weitere Fortsetzung fand diese Debatte zwi- 
schen Hrn. Dr. Mohr und Andrä in der niederrheinischen 
Gesellschaft für Natur und Heilkunde in Bonn am 2. No- 
vember (Sitzungsbericht dieses Vereines, S. 121)« Wir 
wollen hier nicht über die einzelnen Vorträge und Erwide- 
rungen Bericht erstatten; wir glauben unsere Leser besser 
über das Ergebniss der ganzen Debatte orientiren zu kön- 
nen, wenn wir den Verlauf der Discussion der einzelnen 
streitigen Punkte in den Hauptzügen getrennt behandeln. 

1. Zur Vertheidigung der Ansicht, dass die Steinkohlen 
wie Braunkohlen und Torf entstanden sind, hat Lasard 
zunächst einige Belegstücke des schon in Bochum erwähn- 



*) Wir theilen nach eigener Anschauung diese Ansicht von 
der Zukunft des Mieser Bergbaues, und halten eine Vereinigung 
der Gewerkschaften zu einer grösseren Unternehmung für den 
richtigsten Weg, diese ZukunA in yortheühafter Weise für die 
Theilhaber zu realisiren. O. H. 



297 



teo, durch den Druck des DüneDsandes in einen volUtflndig 
Braunkohlen artigen Marstorf verwandelten DQnentorfes vor- 
gelegt; er erinnert sodann an die Beschaffenheit der Koh- 
lenflötxe in der Steinkohlenformation Central-Rasslands, 
welche den Braunkohlen so ähnlich sind, daas sie sich nur 
^durch die anwesenden Pflanzenreste von Stigmaria^ Lepi- 
dodendron und andere eutschiedene Vertreter der Steinkoh- 
lenformation, wie nicht minder durch die geognostischen 
Lagerungsverhftltnisse , als Zeitgenossen der wirklichen 
Steinkohlenperiode ausweisen, deren Vermoderung — wahr- 
scheinlich durch nicht hinreichenden Druck loser und dünner 
Oesteinschichten — nicht vollständig his zum Zustande der 
Steinkohlen vor sich gegangen ist." 

Besonderes Gewicht legt Lasard darauf, dass seit 
1544 die grössten Autoritäten auf dem Gebiete der Geolo- 
gie die UebereinstimmuDg zwischen der Bildung von Torf, 
Braunkohle und Steinkohle gelehrt haben. Dass die Mäch- 
tigkeit der Steiokohlenflötzc mit dieser Ansicht nicht im 
Widerspruch stehe, sollen die in Irland nach Göppert*8 
Angaben vorkommenden 40 bis 50 Fuss (12°^ bis 16°*) 
mächtigen Torflager zeigen; dass das Vorkommen von Baum- 
stämmen ein seltenes sei, findet er ebenfalls im Widerspru- 
che mit den Angaben Göppert's. Derselbe sagt: »Wenn 
wir für die unbestimmt gebliebene, an zwei Beobachtungs- 
orten angegebene Bezeichnung etwa die Zahl 10 und einige 
zu 5 annehmen, so ergibt sich die bedeutende Summe von 
277 Stämmen, welche man wirklich in aufrechter Stellung, 
theils auf den Kohlenlagern selbst, theils im Kohlensand- 
steioe und Scbieferthone in aufrechter Lage gefunden hat.** 
Lasard fügt hin zn: n Seit jener Zeit, wo Göppert diese 
Worte schrieb, im Jahre 1846, hat sich die Kohlenausbente 
fast in allen Ländern mehr als verdreifacht; wir dürfen des- 
halb, zumal bei der dem Gegenstande zugewendeten grös- 
seren Aufmerksamkeit gewiss annehmen, dass die Zahl der 
bekannt gewordenen aufrecht stehenden Baumstämme seit- 
dem ausserordentlich vermehrt ist.» 

Mohr erblickt gerade in dieser von Lasard so hoch 
angeschlagenen Gegenwart der Baumstämme die grösste 
Schwierigkeit für dessen Torftheorie, Er begreift nicht, wie 
Baumstämme von 3 Fuss (1") Durchmesser in ein Torf- 
lager gerathen sollen, welches niemals in fliessendem, son- 
dern nur in stagnirendem Wasser sich bilden kann, während 
die tägliche Erfahrung beweist, dass sie noch heute aus dem 
Mississippi in das Atlantische Meer kommen und auch in 
Tangablagerungen sich einsenken können. 

Lasard erwidert darauf, dass Mohr bei näherer Be- 
trachtung in jedem Hochmoore vom Dache oder von den 
Rändern stammende, versunkene oder umgestürzte Bäume, 
oder gar die Spuren ehemaliger versumpfter Wälder gefun- 
den haben würde. „Ausser den alten abgebrochenen dürren 
Stämmen, Aesten, Wurzeln u. s. w«, welche die höheren 
Pflanzen als Beisteuer zur Torfbildung stellen, nehmen auch 
ganze Bäume an derselben Tbeil, sei es, dass selbe durch 
den Wind umgeworfen werden, oder durch die Schwere ihres 
Gewichtes in die weiche moderige Unterlage versinken. . . 
Ueberschütten neue Sand- oder Schlammmassen in Folge 
von Senkungen oder Hochwässern diese Moore, so werden 
natürlich die abbrechenden Zweige von den weichen schlam- 
migen oder sandigen Massen eingeschlossen. Ein Theil der 
Bäume f&Ut um, der andere bleibt aufrecht stehen. Die 
weichen inneren Theile faulen aus und werden zur Torf- 
bildung mit verwendet, während die härtere Binde, mit 



Schlamm oder Sand ausgefüllt, in der auflagernden Schicht 
eingebettet und erhalten wird, oder zusammengedrückt eben- 
falls, wenn auch weit langsamer, als die umschliessende 
Masse, zu Torf vermodert. » Hierfür liegen verschiedene 
Beispiele vor. 

Die Behauptung Mohr*s, dass sich die Farnkräuter in 
den Steinkohlenschichten immer nur in zerstückeltem Zu- 
stande befinden, erklärt Lasard für ungegründet; er führt 
dagegen als schlagendsten Beweis einen noch vor Kurzem 
in Belgien aufgefundenen 4™ langen Farnkrautwedel an, 
den freilich Mohr nachher als zu den Ausnahmefällen ge- 
hörigbezeichnet. Wenn nach Mohr die Wurzeln der Pflanzen 
fehlen sollen, stellt er diesem T)die fast nur aus Wurzeln 
bestehenden Staarsteineti entgegen und erinnert daran, dass 
nach Göppert*s Mittheilungen die Stigmarien nichts als 
die Wurzeln der Sigillarien sind, womit Beobachtungen von 
Lyell und Logan übereinstimmen. 

2. In seiner Erwiderung auf den ersten Vortrag des 
Hrn. Lasard hebt Mohr von Neuem hervor, dass die mei- 
lenweit zwischen den Kohlenflötzen eingelagerten dünnen 
Lettenschichten allein im Stande seien, die ganze alte Theo- 
rie der Steinkohlenbildung über den Haufen zu werfen. «Die 
Torfbildung scbliesst fiiessendes Wasser aus und gedeiht 
nur in stagnirendem. Die Torfpflauzen schwimmen lebend 
immer auf dem Wasser und sinken nur abgestorben unter. 
Wie konnte sich hier eine Lettenschicht bilden, oder bei 
dem neuen Wacbsthume der Torfmoose unverletzt erhalten? 
Auch finden sich solche Lettenschichten niemals im Torfe, 
wie in der Steinkohle. . . . Dass diese Letten sehr weit 
vom Lande sich bildeten, beweist ihr sehr zartes Rorn.u Er 
fügt hinzu : nDer regelmässige Wechsel paralleler Schichten 
von Steinkohlen und Schieferthon, der oft auf einem Fuss 
(0'3™) senkrechter Höhe mehrmals stattfindet, macht nach 
der Theorie der Landbildung ein vielmaliges Senken und 
Heben derselben Stelle nöthig, wovon wir auf der Erde kein 
Beispiel haben. Dabei ist aber der Zusammenhang und der 
Parallelismus der Schichten nicht im Geringsten gestört, 
was doch bei 30maligem Heben unmöglich ist. Es gibt aber 
Kohlenbecken, wo dieser Wechsel 150mal stattfindet, wt> 
die Zwischenmittel 30 Fuss und 40 Fuss (9°^ und 12™) 
Mächtigkeit haben. Das ist geradezu bei stagnirenden Wäs- 
sern unmöglich.» 

Lasard gibt zu, dass die Zwischenablagerung von 
Lettenschichten in stagnirenden Gewässern nicht erfolgen 
konnte; er weist aber auf die Torfmoore in den Niederungen 
der Flüsse hin, welche sich, wie ihr Untergrund, die durch 
die Flüsse abgelagerten Schlammlagen, bekanntlich durch 
die fortschreitende Vermoderung in einem Zustande des Zu- 
sammenschwindens befinden, nin Folge der dadurch ent- 
stehenden nothwendigen Senkung oder in Folge von Hoch- 
wässern werden diese ganzen, mit Moderstoffen erfüllten 
Schichtenreihen von den sie durchströmenden Flüssen über- 
schwemmt und mit neuen, je nach der Stromgeschwindigkeit 
des Flusses verschiedenen, Massen überlagert. Bei grosser 
Stromgeschwindigkeit sind es Geschiebe und Sandmassen^ 
welche zur Ablagerung gelangen; in dem verlangsamten 
Unterlaufe der Flüsse kommen aber nur Schlammmassen 
zum Absätze, die, zuerst sandigthoniger Natur, je näher zur 
Mündung, stets feiner und feiner werden, bis selbe endlich 
in den ganz feinen Schlickmasseu ihren Abschluss erhalten. 
Aus ersteren gehen die sandigeren Scbieferthone hervor, aus 
letzteren die feinen Lettenschichten von zartem Korn.a 



29S 



Nach dem Verlaufe des WasBers kann in den zurück- 
gebliebenen Wasserlachen die Torf bil düng von Neuem statt- 
finden, und dieser Wechsel von mineralischen und vegeta- 
bilischen Absätzen mnss sich so häufig wiederholen, dass 
es nicht schwierig ist, die Abwechslung der Schichten im 
Steinkohlengebirge hieraus zu erklären. Aber auch das be- 
nachbarte Meer wird an diesen Vorgängen Antheil nehmen, 
und bei hereinbrechenden Sturmfluten oder Senkungen der 
aus Modermassen entstehenden Erdschichten Ablagerungen 
von kalkigen oder mergeligen Massen mit Ueberresten von 
Meergeschöpfen verursachen, wie solche in den einzelnen 
Steinkohlenlagern Grossbritanniens und Westphalens sich 
finden. Mohr stellt dagegen abermals in Abrede, dass auf 
solche Weise, d. h. durch Vermoderung von Landpflanzen, 
die in meilenweiter Erstreckung parallelen KohlenflÖtze mit 
den zwischengelagerten, oft nur zolldicken Lettenschichten, 
wie sie in vielfacher Wiederholung, bei so verschiedener, 
oft so bedeutender Mächtigkeit, in den Steinkohlengruben 
sich gezeigt haben, entstehen konnten. Er hebt noch beson- 
ders hervor, dass auf einer umgestürzten und in Wasser 
eingetauchten Pflanzenvegetation keine andere wachsen kann, 
und die zölligen Lettenschichten von jeder darin wachsen- 
den Pflanze zerstört werden und ihre glatte Oberfläche ver- 
lieren wurden, und weist darauf hin, wie leicht alle diese 
Erscheinungen erklärt werden, wenn man annimmt, dass 
Meerespflanzen im Meere an einer anderen Stelle abgesetzt 
wurden. 

3. Auf die chemischen Argumente Mohr*s geht Lasard 
bei seiner ersten Entgegnung nicht ein; in seinem zweiten 
Vortrage sucht er sie Schritt für Schritt zu widerlegen. Wenn 
Mohr zuerst, um die Unmöglichkeit der Bildung der Stein- 
kohlen aus Landpflanzen zu beweisen , behauptet , dass 
Steinkohle ein ammoniakalisches Destillat gebe, währeud 
Braunkohle und Torf saure Destillate liefern, und hieraus 
folgert, dass erstere aus stickstoffreicheren Pflanzen gebildet 
sein müssen, so bezeichnet Lasard diess als eine durchaus 
irrige Ansicht. Er citirt Gmelin's Handbuch der Chemie, 
wo im Allgemeinen ausgesagt ist, dass schwerer, dunkler, 
schwarzer Torf und die meisten Braunkohlen Ammoniak- 
wasser und schwerer flüchtige Basen enthaltenden Theer 
liefern, während der leichtere, hellfarbige Torf und holzähn- 
liche Braunkohlen saueres wässeriges Destillat mit reichli- 
chen Mengen von Essigsäure liefern. Dagegen geben nach 
Gmelin verschiedene Steinkohlen auch ein saures Destillat 
Hiermit stimmen neuere Mittheilungen von Bolley über 
ammoniakalische Destillate aus Braunkohlen und von Witt- 
stein überein, der bei Untersuchung von verschiedenen 
Braunkohlen, unter denen sich selbst Lignite befanden, nur 
alkalische Destillate erhielt. Von fünf untersuchten Torf- 
arten erhielt derselbe in vier Fällen ein ammoniakalisches 
und nur in einem Falle ein massig sauer reagirendes Destillat. 
Dem Umstände, dass bei der Vermoderung der Sauerstoff- 
gehalt fortwährend abnimmt, ist es nach Lasard allein zu- 
zuschreiben, wenn die am wenigsten zersetzten leichten 
Torfe und Braunkohlen ein saures Destillat liefern, während 
aus den Steinkohlen ein vorwaltend ammoniakalisches De- 
stillat gewonnen wird. 

Lasard fahrt endlich Beispiele von Bestimmungen des 
Stickstoffgehaltes in Torf, Braunkohlen und Steinkohlen an, 
welche zeigen, dass die beiden Ersteren häufig mehr Stick- 
stoff enthalten, als Letztere. Wir erwähnen hier, dass Stein 
in den Steinkohlen Sachsens durchschnittlich 0*20 bis 0*46 



Procent Stickstoff fand. Nach L i n c k e n enthalten die Braun- 
kohlen von Petschouing io Krain 2 Procent, von Schylthal 
in Siebenbürgen 1*2 Procent, von Grünlas in Böhmen 1*77 
Procent, von Auckland in Neuseeland 1*15 Procent. Bo- 
bert Hoff mann fand den Stickstoffgehalt in 6 verschie- 
denen Torfsorten von 0734 bis 2*159. 

Mohr entgegnet hierauf nur dadurch, dass er daran 
erinnert, dass gegenwärtig alles Ammoniak im Handel von 
Steinkohlen stamme, aber kein Pfund von Braunkohlen oder 
Torf. Gegenüber dieser allgemeinen Thatsache legt er wenig 
Gewicht auf einzelne Beobachtungen. 

Gegen die Angabe Mohr's, dass seine Annahme der 
Bildung der Steinkohlen aus Meerpflanzen mit dem grösse- 
ren Stickstoffgehalte der Steinkohlen übereinstimme, wendet 
darauf Dr. Andrä ein, dass der von Mohr behauptete grös- 
sere Proteingehalt der Algen durchaus nicht festgestellt sei. 
Er zeigt durch eine dem Lehrbuche der Chemie von F. 
Schulze entnommene Vergleichung des Stickstoffgehaltes 
in verschiedenen Pflanzen, dass die Landpflanzen hierin 
gegen die Meerpflanzen nicht zurückstehen. 

In der Sitzung der niederrheinischen Gesellschaft in 
Bonn am 2. November gibt Mohr zu, dass die frischen Tange 
ebenso, wie alle übrigen frischen Pflanzentheile, bei der 
Destillation ein saures Destillat geben. Die Fucuspflanzen 
des Meeres sind aber nach den Beobachtungen der Beisen- 
den nicht nur vollständig mit niederen Thierformen beklei- 
det, sondern auch von unzähligen Arten bewohnt; so kommt 
es, dass Stücke von ihnen bei der trockenen Destillation, 
wie leicht durch einen Versuch nachzuweisen ist, von dem 
Stickstoffgehalte der thierischen Stoffe herrührendes Ammo- 
niak liefern. «Da nun diese Thiere fest mit der Pflanze 
verbunden sind, so werden sie auch mit derselben verschüt- 
tet, und nach Auflösung ihrer Ealkschale durch Kohlensäure 
lassen sie den Stickstoffgehalt ihres Körpers in der Stein- 
kohle sitzen.** Die Fälle, wo bei der DestilUtion von Braun- 
kohlen oder Torf ein ammoniakalisches Destillat erhalten 
ist, finden in ähnlichen Verhältnissen eine Erklärung (Mo hr 
weist in dieser Beziehung auf die in Braunkohlen häufigen 
Fischabdrücke hin). Im Allgemeinen sei aber nicht einzu- 
sehen, wie auf dem Lande oder in Landwässern wachsende 
Pflanzen, oder gar Hochstämme, Bohre, Palmen, zu einem 
solchen Thier reich thume kommen sollen. Andrä macht 
dagegen geltend, dass sich auch mit den Süsswasser-Algen 
kolossale Massen von Infusorien vergesellschaftet fänden, 
deren Heimat besonders die Torfmoore wären, also auch 
hier diese Ursache der Entwicklung von Stickstoff vorhanden 
sei, dass Mohr also in diesem Punkte für seine Theorie keinen 
Anhalt finden könne. 

4. In seiner Entgegnung auf Lasar d's ersten Angriff 
hebt Mohr als eine besondere Stütze seiner Theorie den 
von 0dl in g und anderen in der Asche und dem Buss der 
Steinkohlen nachgewiesenen Jodgehalt hervor, da das Jod 
nur im Meere und den darin wachsenden Pflanzen vorkomme. 

Lasard spricht seine Verwunderung darüber aus, dass 
Mohr dieses als ein Argument für seine Hypothese aufführt, 
da das Vorkommen von Jod unlängst so häufig in Land- 
und Sfisswasserpflanzen, ja auch im Torfe von verschiedenen 
Fundorten constatirt worden sei. 

Mohr erwidert hierauf, dass er die Gegenwart von Jod 
nur als eine Bestätigung seiner Ansicht betrachte. Würde 



— 299 



es in den Steinkohlen nicht gefunden, nso bevriese diess nicht 
gegen seine frühere Gegenwart; ^ seine Anwesenheit aber 
sei bestätigend für ihre Abstammung aus Tangen, aus 
deren Aschen wir alles Jod erhalten, was überhaupt ge- 
wonnen werde. 

(Schlags folgt) 



Die Aufhebung des Salzmonopols in Frenssen. 

Verordnimg, betreffend die Erhebung einer Abgabe 

von Salz. 

Vom 9. August 1867. 

(Scbluas.) 

§. 14. Ein S alz Werksbesitzer , welcher zum zweiten Male 
wegen einer von ihm selbst verübten Salzabgaben-Defraudation 
rechtskraftig verurtheilt wird, verliert mit der Rechtskraft der 
Entscheidung die Befugniss zur eigenen Verwaltung seines Salz- 
werkes. 

Dieser Verlust hat die Wirkung des im §. 7 gedachten 
Verbotes, 

§. 15. Die Verletzung des amtlichen Verschlusses von Salz 
ohne Beabsichtigung einer Oef&Ile-Hinterziehung, femer die lieber* 
tretung der Vorschriften der gegenwärtigen Verordnung , sowie 
der in Folge derselben erlassenen und öffentlich oder den Salz- 
werksbesitzern und Fabrikanten, welche Salz als Nebenproduct 
gewinnen, oder solches steuerfrei oder gegen Controlgebühr be- 
ziehen, besonders bekannt gemachten AuafÜhrnngs-Vorschriften, 
ftUr welche keine besondere Strafe angedroht ist, wird mit einer 
Ordnungsstrafe von Einem bis zu zehn Thalem geahndet 

§. IG. Kann das Gewicht der Gegenstände, in Bezug auf 
welche eine Salzabgaben-Defraudation vertlbt ist, nicht ermittelt 
Und domgemäss der Betrag der vorenthaltenen Abgabe, sowie 
die danach zu bemessende Geldstrafe nicht berechnet werden, 
so ist statt der Gonfiscation und der Geldstrafe auf Zahlung einer 
Geldsumme von zwanzig bis zweitausend Thalern zu erkennen. 

§. 1 7. Hinsichtlich der Verwandlung der Geld- in Freiheits- 
strafen und der subsidiären Haftung dritter Personen, sowie der 
Bestrafung der Theilnehmer finden die Bestimmungen in den 
§§. 3, 16, 19 des Zollstrafgesetzes, und hinsichtlich der Anerbie- 
tungen von Geschenken an die mit Controllrung der Salzabgabe 
betrauten Beamten und deren Angehörige, sowie auf Widersetz- 
lichkeiten gegen erstere, finden die Bestimmungen in den §§. 25 
und 26 ebendaselbst Anwendung, soweit nicht nach den allge- 
meinen Strafgesetzen eine härtere Strafe Platz greift 

§. 18. Auf die Feststellung, Untersuchung und Entscheidung 
der Salzabgaben -Defraudationen finden die in §.28 ff. des ZoU- 
strafgesetzes enthaltenen und die solche abändernden, erläuternden 
oder ergänzenden gesetzlichen Bestimmungen Anwendung. 

Der §.60 des Zollstrafgesetzes findet auch auf inländisches 
Salz Anwendung. 

IL Abgabe (Zoll) von ausländischem Salze. 

§. 19. Auf die Einfuhr von Salz und salzhaltigen Stoffen 
aus dem Auslande, sowie auf deren Durchfuhr und Ausfuhr fin- 
den die Bestimmungen des ZoUgesetzes , der Zollordnung und 
des Zollstrafgesetzes, nebst den solche abändernden, erläuternden 
oder ergänzenden Bestimmungen Anwendung. 

Von der Bestimmung Unseres Finanzministers hängt es ab, 
in wie weit eine steuerfreie Lagerung fremden Salzes im Inlande 
zu gestatten sei« 

HI. Befreiungen von der Salzabgabe. 
§. 20. Befreit von der Salzabgabe (§. 2) ist: 1. das zur 
Ausfuhr nach dem Zollvereins- Auslande und das zur Natronsul- 
pbat- nnd Soda- Fabrikation bestimmte Salz; 2. das zu landwirth- 
schaftlichen Zwecken, d. h. zur Fütterung des Viehes und zur 
Düngung bestimmte Salz; 3. das zum Einsalzen von Häringen 
und ähnlichen Fischen, sowie das zum Einsalzen, Einpökeln u. s. w. 
von Gegenständen , die zur Ausfuhr bestimmt sind und aus- 
geführt werden^ erforderliche und verwendete Salz; 4. das zu 
allen sonstigen gewerblichen Zwecken bestimmte Salz, jedoch 
mit Ausnahme des Salzes für solche Gewerbe, welche Nahrungs- 
nnd Genussmittel für Menschen bereiten, namentlich auch mit 
Ausnahme des Salzes für die Herstellung von Tabaksfabrikaten, 
Mineralwässern und Bädern ; 5. das von der Staatsregierung oder 



mit deren Genehmigung zur Unterstützung bei Notbständen sowie 
an Wohlthütigkeitsanstalten verabfolgte Salz. 

Ueberall ist die abgabenfreie Verabfolgung abhängig von 
der Beobachtung der von der Steuerverwaltung angeordneten 
Control massregeln. 

Die durch die Controle erwachsenden Kosten können in 
den Befreiuugsfälleu unter Nr. 2, 3 und 4 mit einem Maximal- 
betrage von 2 Sgr. für den Centner von den Salzempfängem 
erhoben werden. 

§.21. Unser Finanzminister wird mit Ausführung dieser 
Verordnung, welche am I. Januar 18(58 in Wirksamkeit tritt, 
beauftragt und hat die zu diesem Zwecke erforderlichen Anord- 
nungen zu treffen. 

Urkundlich unter Unserer Höchsteigenhändigen Unterschrift 
und beigedrucktem Königl. Insiegel. 

Gegeben Ems, den 9. August 1867. 

(L. S.) Wilhelm. 

Frhr. v. d. Hey dt. Gr. v. Itzenplitz. Gr. zur Lippe. Gr. 
zu Eulenburg. 



Notiz. 



Nobel*s Patent-Pulver-Dynamit. Unter diesem Namen 
zeigt Herr Nobel ein neues Sprengmaterial an, welches 
unter Beseitigung der Nachtheile des Nitroglycerins dieselbe Kraft 
entwickeln soll. Nach der Mittheilung des Herrn Nobel soll eine 
Tonne dieses Pulvers ohne Gefahr und ohne zu ozplodiren, dem 
stärksten Stosse ausgesetzt oder über Feuer verbrannt werden 
können. Das Pulver bedarf in Folge dessen einer künstlichen 
Zündung, wobei es eine so riesige Gewalt ausüben soll, dass 
selbst ohne Besatz die grössten Eisenblöcke gesprengt werden. 
Als Eigenschaften des Dynamits werden angegeben: 1. Es ver- 
brennt in offenem Räume oder unter üblicher Verpackung ohne 
Explosion. 2. Es entwickelt bei seiner Verbrennung in der Luft 
etwas salpetrige Dämpfe, bei seiner Explosion dagegen Kohlen- 
säure, Stickstoff und Wasserdampf, also unschädliche Gase. 3. Es 
entwickelt bei der Verbrennung keinen Rauch, aber hinterlässt 
weisse Asche. 4. Es erleidet keine Veränderung durch Feuchtig* 
kelt. 5. Es ist etwas giftig, jedoch bei weitem weniger, als 
das Sprengöl. 6. in ganz geschlossenem Räume mit sehr starker 
Widerstandsfähigkeit explodirt es durch Funken; unter allen 
anderen Umständen erfolgt die Explosion nur durch künstliche 
Zündung. — Die Vorzüge gegen Sprengpulver sollen sein. 1. 
Grosse Arbeitserspamlss , weil weniger Bohrlöcher von geringe- 
rem Durchmesser erforderlich sind. 2. Eine grosse Beschleuni- 
gung der Arbeit, da sich die Sprengungen doppelt so rasch, wie 
bei Schiesspulver ausführen lassen. 3. Erspamiss von Spreng- 
materialkosten. Das Dynamit kostet 4mal so viel, leistet aber 
8mal so viel, als Pulver. 4. Die fast vollständige Gefahrlosigkeit. 
5. Unschädlichkeit der Explosionsgase und Abwesenheit von 
Rauch. 6. Einfache Anwendung bei nassen Bohrlöchern. 7. Da 
weniger Bohrlöcher erforderlich sind, Ersparniss von Gezähe- 
kosten. — Als Anweisung für den Gebranch wird gegeben: 
Man soll sich geleimter Papierpatronen bedienen, in welche das 
Pulver fest eingedrückt werben soll. In Kohle kann das Pulver 
locker verwendet werden. — Zur Zündung bedient man sich 
einer Zündschnur mit aufgeschobenem und mittelst Zange darauf 
festgekniffenen Patentzündhütchens. Diese wird circa 1 Zoll tief 
ins Pulver geschoben, diess fest angedrückt und die Patrone mit 
einem Papierstöpsel geschlossen. Der Besatz wird aus losem 
Sand hergestellt. — Als Vorsichtsmassregeln wird vorgeschrieben: 
Vermeiden des Stäubens mit dem Pulver, weil der Staub giftig 
ist, und Füllen der Patrone mit einem Löffel aus demselben 
Grunde. — Femer soll es im Interesse der Oekonomie gerathen 
sein, möglichst enge Bohrlöcher zu bohren, da sie bei der gros- 
sen Kraft des Dynamits ausreichen. — Herr Nobel verkauft das 
Dynamit mit Emballage in Fässern von 50 Pfd. pro Pfd. zu 18 Sgr. 
Bei kleineren Mengen treten die Emballagekosten hinzu. — Pa- 
tentzündhütchen für Dynamit kosten 100 Stück 15 Sgr. — Be- 
stätigen sich die Angaben in der Praxis, so würde das Dynamit 
wohl unter den Sprengmitteln den ersten Rang einnehmen. Denn 
die einzige Gefahr des giftigen Staubes würde sich durch feuchte 
Aufbewahrung heben lassen, da ja die Feuchtigkeit dem Spreng- 
mittel nicht schaden soll. — Jedenfalls dürfte ein nicht in zu 
kleinen Dimensionen anzustellender Versuch unseren Gruben zu 
empfehlen sein. (Glückauf!) 



300 — 



Nr. 3263. 



^dxniniBtrati ves. 

Srkenntnits 



an die Bfitgewerken der Leopoldine-Gewerkflchaft. 

Da die hierortige, an die liitgewerken der Leopoldine-Oe- 
werkschaft unterm 5. Jnni 1867, Z. 2252 ergangene, in dem 
Amtsblatte der Prager Zeitong vom 19. Joni 1867, Nr. 144 znm 
ersten Maie erschienene Anffordenmg zur Inbetriebsetzung der 
Leopoldine-Gmbenmassen Nr. I, II und III bei Klostergrab, Be- 
zirkes Dnx, im Kreise Saaz, erfolglos blieb, so wird nunmehr 
auf Grund des §. 244 allg. Berggesetzes auf die Entziehung der 
oberwähnten Leopoldine-Gmbenmassen mit dem Beifügen er- 
kannt, dass nach Rechtskraft dieses Erkenntnisses das Weitere 
nach den Bestimmungen des a. B. G. veranlasst werden wird. 
Von der k. k. Berghauptmannschaft 

Komotau, am 31. August 1867. 

irledignng. 

Die Bergschaffersstelle bei der Salinenverwal- 
tung in Hallein in der XL DiXtenclasse , mit dem Gehalte 
j&hrL 525 fl., 8 Wr. Klaftern Brennholzes, dem systemmSssigen 
Gratissalzbezuge , einem Ganggeldpauschale von 10 fl. 50 kr., 
Naturalwohnung sammt Küchengarten, dann gegen Erlag einer 
Caution im Gehaltsbetrage. 



Gesuche sind, unter Nachweisung der bergakademischen 
Studien und der Kenntnisa des Salzverwfisserungs-Bergbaues, 
binnen vier Wochen bei der Finanzdirection in Salzburg 
einzubringen. 

Aufforderung. 

Nach der ämtlichen Erhebung ist die Stephani-Steinkohlen- 
zeche in der Gemeinde PHvetic, Bezirk Rokitzan, des Karl Kesch 
aus Pilsen schon durch lange Zeit ausser Betrieb. 

Da der diessfalls erlassene Auftrag wegen Rechtfertigung 
des unterlassenen Betriebes und Versetzung dieser Zeche in den 
bauhaften Zustand , an den Besitzer derselben nicht zugestellt 
werden konnte, indem er seinen Wohnort Pilsen verlassen und 
nach der Aeusserung seiner hinterbliebenen Gattin kaum mehr 
nach Pilsen zurückkehren dürfte , so wird derselbe hiemit auf- 
gefordert, seinen Wohnort binnen 30 Tagen vom Tage der ersten 
Einschaltung dieses Edicts in das Amtsblatt der Prager Zeitung 
hierorts anzuzeigen oder einen Bevollmächtigten namhaft zu 
machen, und die genannte Zeche, bestehend aus einem Gruben- 
masse, in den bauhaften Stand zu versetzen, widrigens nach Ab- 
lauf dieser Frist auf Grund der §§. 243 und 244 des aUg. Berg- 
gesetzes auf die Entziehung der Bergbauberechtigung erkannt 
werden würde. 

Von der k. k. Berghauptmannsohaft 
Pilsen, am 21. August 1867. 



(103) 



ANKÜNDIGUNGEN. 

H. W. Scbmid's Antiquariat in Halle Vs 

gab soeben aus und liefert Interessenten gratis: 

Catalog Nr. 282: Mineralogie und Geologie nebet 
Bergwissenschaft. 

Vermittlungen übernimmt die ^ 

(1. J. Hani^seke Baelihaitdiuag 

in Wien, Kohlmarkt Nr. T. 

Soeben erschien im Commissionsverlage der Buchhandlung 
Kayer ft Comp, in Wien, Singerstrasse: 

MoDtan-Handbach des Kaiserstaates Oesterreich 

für 1867. 
Herausgegeben Ton 

Joh. B. Kraus, 

jttb. k. k. R«chnuiiffsrath im Mflnz- and Bergwesen xa ThereiienbJtd 
in Meidling. 

22. Jahrgang, gr. 8^, 33 Bogen, Preis gebunden in Lein- 
wand fl. 3, broschirt fl. 2*50 



Gleichzeitig erschien von demselben Verfasser: 

Sammlung von Normal Vorschriften und Verordnungen über 

Reisekosten-Gebühren und Verrechnung, zunftehst 

für Montanisten. 

gr. 80, 24^^10 Bogen. Preis gebunden fl. 2, broschirt 

(100—102) fl. 1-50 



Unter gleichzeitiger Verweisung auf die der heutigen Num- 
mer beigelegte Anzeige der Buchhandlang von Ernst & Korn, 
empfehlen wir uns zur Uebemahme von Pränumerationen auf die 

Zeitschrift für das Berg-^ Hütten- und Salinenwesen 
in dem preussischen Staate u. s. w. 
Preis ganzjährig 9 fl. Ost W. 
Achtungsvollst 

Q, J. lau'gehe Bachhaiidlaig 

(97) in Wien, Kohlmarkt Nr. 7. 



(81—87) 



^ 



Pai^nUMBraMasÜMder 



tat 



Felsensprengungen erzeugt und empfiehlt bestens 
AL Wilh. StelLdg 

in Schönlinde in NordbOhmen. 



Die Seiler-Waaren-Fabrik 

des Carl lüanill in Pest 

erzeugt alle für den Bergbau nöthlgen Seiler-Arbeiten von 
vorzüglicher Qualität zu den billigsten Preisen. 
Fabrik: Pest, Stadtwäldchen, Arenaweg Nr. 120, 121. 
Niederlage: Pest, Josefsplatz, Badgasse Nr. 8. (65—61) 



nit elwk^w Bellair«- 



Diese Zeitschrift erscheint wöchentlich einen Bogen stark mit den nOthigen artistischen Beigaben. Der Pr&numerationspreis 
ist jährlich loeo Wien 8 fl. ö. W. oder 5 Thlr. 10 Ngr. Hit franoo Postversendnng 8 fl. 80 kr. 6. W. Die Jahresabonnenteo 
erhalten einen ofliciellen Bericht über die Erfahrungen im berg- und hüttenmännischen Maschinen-, Bau- und Anfbereitongswesen 
sammt Atlas als Gratisbeilage. Inserate finden gegen 8 kr. ö. W. oder IVs Ngr. die gespaltene Nonpareilleseile Aufiiahme. 

Zuschriften jeder Art können nur franeo angenommeD werden. 



Draok Toa OsrL Fromme in Wien. 



Für den Verlag TerantirortUeh : Oarl Reger. 



N= 38- Oesterreichische Zeitschrift „ i^f ; 



fiir 



Berg- und Hüttenwesen. 



Verantwortlicher Redacteur: Dr. Otto Freiherr von Hingenau, 



^. Ministerialratb im FinaiiKminUteriain. 



Verlag der Q. J. Manz'schen Buohliandlling (Kohlmarkt 7) in Wien. 

Inhalt: Einige Worte über Aufbereitung. — lieber die Entstehung der Steinkohlen. (Schluss). — Fortachritte beim Besse- 
merprocesse in England. — Notiz. — Administratives. — Ankündigungen. 



Einige Worte über Aufbereitung. 

Vom Redacteur. 

Eine Bereisung von Berg- und Hüttenwerken in Böh- 
men, Steiermark, Kärnten, Krain und Tirol hat mir vor Kur- 
zem Anlass gegeben, auch den Stnnd der Aufbereitung auf 
diesen Werken zu sehen, und ich kann nicht umhin, einige 
Bemerkungen über diesen wichtigen Theil des Montanbe- 
triebes hier als Anregungen für Fach genos8(?n niederzulegen. 

Vor Kurzem wurde erst das Fundamentalwerk unseres 
Meisters der Aufbereitung, des Minis teriah*ath es Kitter von 
Bittinger hei der Parist^r Ausstellung mit der höchsten 
Auszeichnung verdienterweise geehrt; man kann daher wohl 
den Satz behaupten, dass wir in wissenschaftlicher Beziehung 
in diesem Zweige unseres grossen Faches uns über Mangel 
an Belehrung oder Gelegenheit dazu nicht zu beklagen ha- 
ben, zumal seit einer Reihe von Jahren derselbe Meister 
Rittinger und seine wackeren Jünger mit ihren praktischen 
Erfahrungen nicht hinter dem Berge gehalten, sondern die- 
selben in dieser Zeitschrift und der mit ihr im Verbaud ste- 
henden jährlichen Beilage nRittiuger's Erfahrun;:en etc. (^ oft 
und eingehend zur Keuntniss der Fachgenossen gebracht 
haben. Und dennoch fehlt noch viel, dass diese grossen 
Fortschritte dieses Facbzweiges gebührende Berücksichti- 
guni» a!l''r Orten gefunden hätten. Sie blieben, was die 
praktische Ausführung betrifft, der Hauptsache nach auf 
jene Bergreviere beschränkt, in welchen Rittinger Gelegen- 
heit hatte, persönlich liie ersten Versuche dfin hznfiibren, und 
sind dort von den Aerarialwerken auch auf viele Privat- 
werke übergegangen. 

Diese Reviere sind die böhmischen und zum Theil die 
ungarischen (insbesondere Schemnitz und Nagybdnya); in 
den Alpenländern dagf*gen fand ich noch werig Benützung 
dieser Fortschritte, obwohl gerade der alpenländische Gaug- 
Metallbergbau mit seinen stark gemengten Erzen einer tüch- 
tigen Aufbereitung derselben gar sehr bedürfte. 

Als eine Musterwerkstätte des Aufbercitungwesens ist 
P]^ibram anzusehen, wo die meisten neuen Apparate ver- 
sucht und in currenten Gang gesetzt worden sind, und wo 
nur noch die hüttenmännische Benützung und VerwerChung 
der Zinkblende mangelt, um mit den vorhandenen Apparaten 
und Kräften auch schon bei der Aufbereitung auf die für so 



schwierig gehaltene Trennung der Blende vom Bleiganz hinzu- 
arbeiten. Auch in Joachims thal sind schon mit den neueren 
continuirlichen Apparaten gute Resultate erzielt worden, und 
selbst auf einer Privat-Grube in Mies habe ich auf einem 
neu aufgestellten Rittinger'sr-hen continuirlichen Stossherde 
und verbesserten Setzapparaten mit erspriesslicher Leistung 
arb'iten gesehen. Als ein Ziel weiterer Fortschritte wäre 
noch die Trennung des Spatheisensteines vom Bleiglanz 
und der Blende zu bezeichnen, mit welchen vergesellschaftet 
derselbe bei einigen Theilen des Pl'ibramer Reviers vor- 
kommt. 

Sehr wenig von den neueren Aufbereitungsfortschritten 
sah ich in Kärnten und Krain, sowie in Tirol. Eine Privat- 
uuternehmung in Bieiberg machte eine ehrenvolle Ausnahme, 
nämlich Hr. P. Mühlbacher, welcher mit einer von Kröll 
und Hardt verbesserten patentirten continuirlichen Setz- 
pumpe sehr gut arbeitete, ohne bisher in seinem Revier 
Nachahmung gefunden zu haben. Wohl aber haben die Privat- 
werke des Hrn. Kusch 1 in Feistritz in Steiermark und einige 
Kohlenwerke bereits die KröU-Hardt'sche Maschine im Be- 
triebe. Pochen mit gestautem Ladewasser fand ich in den 
Alpenländern praktisch noch nicht durehpeführt. Nur in 
Raibl ist im ärarischen Werke dazu, sowie zur Ausführung 
des continuirlichen Stossherdes ernstlicher Anlauf genommen 
worden. In Tirol sind die Aufbereitungswerke auf dcrKelch- 
alpe bei Kitzbichl und am Garnstein bei Klausen auf 
einem etwas höheren Standpunkte, als dem der übrigen von 
mir gesehenen alpinen Werke, aber auch dort fehlen noch die 
erprobten neueren Apparate. 

Ich bin überzeugt, dass sich die Erfolge der von vielen 
ungünstigen Verhältnissen gedrückten alpinischen Mctall- 
werke wesentlich bessern müssen, wenn die neuesten Fort- 
schritte der Aufbereitung dort Eingang fiuden werden, und 
erst dann wird mau ein richtiges Urthcil über deren Le- 
bensfähigkeit abgeben können ! 

Doch von der Wichtigkeit zweckmässiger Aufberei- 
tuugs-Einrichtungeu b< i Blei-, Kupfer- u. dgl. Bergbauen sind 
wohl auch die alpinen Fach^ienossen t>bei. so überzeugt wie 
ich, und wennbidber mancherlei Umstände noch de ren Einfüh- 
rung vei zögert haben mögen, kann jetzt an der Hand des 
neuen Rittinger'schen Werkes „Lehrbuch der Aufbereituugs- 
kundc" auch die Kenntnissnahmc von dem neuesten Stande 



— 302 



des AufbereituDgswesens 8(ilbst in den fernsten Hochthälern 
der Alpen nicht mehr ausbleibeo, und dieser Renntnissnahme 
sollte die Ausführung bald folgen. 

Minder allgemein aber dürfte, insbesondere in den an 
reiche Eisenerze gewohnten Alpenländern, die Ansicht sein, 
dass aach eine bessere Aufbereitung der Eisenerze drin- 
gend Noth thue, und von ihr mancher Fortschritt im Betriebe 
und in der Rentabilität der Eisenwerke erwartet werden 
könnte. Um nur Ein Beispiel anzuführen, möge bemerkt 
werden, dass mitunter schöne Spatheisensteine so gemengt 
mit Kalk, auch mit Schiefer und Quarz vorkommen, dass 
ihr an sich hoher Halt durch diese selbst bei Stücken unter 
Faustgrösse, sehr stark kenntlichen tauben Beimengungen 
um mehr als ^3 herabgesetzt wird. Die übliche Handschei- 
dung gentigt nicht; wohl aber würde eine Verkleinerung 
durch Brech- oder Quetschmaschinen und eine Aufbereitung 
durch Siebsetzapparate sehr wirksam sein, und zu sehr Zer- 
kleinertes sich durch Binden mit Kalk in grober Pulverform 
ebenfalls zu Gute bringen hissen Einen Fingerzeig dazu gibt 
die von mir selbst beobachtete Thatsache, dass auf einem 
Erzhaufen Partien reiner oder nahezu reiner Spatheisen- 
steine von wenig über Nussgrösse auffallend bei einander 
lagen, während hart neben ihnen Schiefer- und quarzreiche 
Erzstücke, bei denen das Erz Sich in entschiedenster oft fast 
verschwindender Minorität befand, ebenfalls in Partien bei 
einander lagen, obwohl sie von der Grube vermengt gewon- 
nen und auf die Erzkarren geladen werden. Diese Erscheinung 
erklärt sich einfnch aus dem Transport von mehreren Stun- 
den auf schlechten Gebirgswegen. Durch das Rütteln und 
Schütteln wird im Erzkarren selbst eine Art trockener Setz- 
arbeit verrichtet, und beim Stürzen der Karren ergeben sich 
dann die Partien, di'r obenauf concentrirten ärmeren (speci- 
fisch leichteren) Erze, getrennt von den schweren, die sich am 
Boden der Karren als untere Lage absetzten, und leider bei 
der Stürzung auf Haufen theilweise wieder vermengt werden! 
Wenn man aber eine derartige Möllerung von 25 — 28 % 
Durchschnittshalt durch Siebsetzen auf eiuen Gehalt von 
35— -38 % concentriren könnte, würde sich der Apparat 
schon durch die Kohlenersparnng im Hohofen zahlen, beson- 
ders dort, wo die Kohle theuer ist. Aber auch der Ofen- 
process kann besser, die Zuschlagsmenge verringert werden. 

lieber das Aufbereiten der Steinkohle ist schon vieles 
geschrieben worden; doch findet bei uns immer noch nicht 
überall eine wirkliche Aufbereitung Eingang , und gerade 
den vielen mit Schiefer durchzogenen Kohlen, an denen un- 
sere besten Kohlenbecken reich sind, würde sich eine sehr 
weitgehende Aufbereitung der Kohlen empfehlen. 

Wir lenken die Aufmerksamkeit unserer Fächgenossen 
auf diese noch an vielen Orten vernachlässigte Partie des 
Faches, und hoffen, dass Rittinger's Werk nicht bloss 
dem Verfasser Ehre, sondern auch seinen Landes- und Fach - 
genossen Nutzen bringen möge^ was gewiss der Fall sein 
wird, wenn es studirt und angewendet werden will. 0. H. 



üeber die Entstehung der Steinkohlen. 

(Aus der n Zeitschrift des Ver. deutsch. Ingenieure. **) 
(Schluss.) 

5. Wenn Mohr einen anderen indirecten Beweis in 
der Zusammensetzung der im Meerwasser enthaltenen Gase 
findet, so stimmt ihm auch hierin Lasar d nicht bei, indem 
er die grössere Menge Kohlensäure von der im Meere ent- 



haltenen Thierwelt ableitet, abgesehen von den auf dem 
Grunde des Meeres wohl anzunehmenden Kohlensäure-Ex- 
halationen. Mohr antwortet darauf, dass, wenn sämmtlicher 
freier Sauerstoff durch die Respiratiou der Thiere verzehrt 
würde, die Meeresgase noch nahezu 10 Procent mehr Koh- 
lensäure euthaI^en könnten. Dennoch findet es Lasard ge- 
wagt, hieraus Schlüsse auf die Bildung der Steinkohlen aus 
Meerpflanzen zu ziehen. 

6« Den von Mohr hervorgehobenen geringeren Aschen- 
gehalt der Steinkohlen erklärt Lasard für mit den That- 
sachen in Widerspruch stehend. Im Verlaufe der Discussion 
dieses Punktes werden von Lasard zahlreiche Beispiele 
von aschenreichen Steinkohlen und aschenarmen Braunkoh- 
len und Torf aufgeführt. Vonseiten Mohr*s brauchen wir 
nur die folgenden Worte anzuführen, womit er seine Be- 
hauptung aufrecht erhält, dass die Steinkohlen im Allge- 
meinen aschenärmer sind, als die beiden anderen. „Jeder 
Heizer weiss diess aus Erfahrung. Einzelne Analysen der 
Extreme beweisen nichts. Asche kann auch als Flusssohlamm 
mit den Tangen niederfallen, statt dazwischen als Letten 
zu liegen. Ein solcher geringer Aschengehalt, wie ganze 
Flötze ihn zeigen, kann nur bei Absätzen auf hohem Meere 
zu Stande kommen. Da aber die Steinkohlen durch fernere 
Vermoderung des Torfes entstehen sollen , so muss ja ihr 
procj'ntischer Aschengehalt noch steigen, und dennoch ist 
er in der Regel weit darunter. u 

7. Die für die Steinkohlen charakteristische Eigen- 
schaft, dass «ie in der Hitze schmelzbar sind (oder wenig- 
stens einmal im Zustande der Schmelzbarkeit waren), hat 
Mohr dahin gedeutet, dass die Pflanzen, aus welchen sie 
entstanden, in ihrer Zusammensetzung sowohl, als in ihrer 
Structur, von denen verschieden waren, aus welchen Braun- 
kohlen und Torf entstanden. Die Aeusserungen Lasard's 
über diesen Gegenstand, dass die Schmelzbarkeit vielleicht 
in einem späteren Stadium der Vermoderung auftreten könne, 
dass man die Braunkohlen ebenso wenig absolut unschmelz- 
bar nennen könne, als alle Steinkohlen sich schmelzbar er- 
weisen, brauchen wir nur kurz zu erwähnen, da später 
Andrä Versuche angestellt hat, um zu prüfen, ob die Be- 
hauptung Mohr's, dass Gefässpflanzen keine schmelzbaren 
Kohlen liefern können, gegründet sei. Er wählte dazu 
n Stammstücke und Stengelgebilde, welche im Schieferthone 
eingebettet waren, oder aus Sandsteinscbichten herrührten, 
so dass die Stämme eine unmittelbare Berührung mit der 
eigentlichen Kohlenmasse nicht erfahren hatten, a Von einem 
Calainit von Essen, dessen Steinkern aus Sandstein bestand, 
blähte sich die Kohle stark auf und schmolz sehr leicht. 
Eine Stigmaria zeigte eine sich stark aufblähende und leicht 
schmelzbare Kohle, desgleichen eine Knorria aus einem 
Sandsteinbruche bei Bochum. Die Kohle einer Sigillaria von 
Saarbrücken schmolz nicht, dagegen eine aus dem Schiefer- 
thone Belgiens stammende, sehr deutlich erhaltene, in aus- 
gezeichneter Weise. Dass diese Versuche lehren, dass aus 
Gefässpflanzen Steinkohlensubstanz entstehen könne , bat 
Mohr zugegeben, diese sei trotzdem n deshalb noch keine 
Steinkohle. » 

8> Wenn endlich Mohr seine Theorie besonders auf 
die Behauptung stützte, dass die Masse der Steinkohlen ganz 
Btructurlos sei und nach Göppert's Ausspruch weder in 
feiner Vertheilung unter dem Mikroskop, noch nach vor- 
gängiger Vorbereitung mit Alkalien und Säuren die geringste 
Spur einer Faserung erkennen lasse, so hat Lasard dage- 



/ 



303 — 



gen eingtiwendet, dass jedem Geologen bekannt sei, wie an 
jeder beliebigen Probe von Steinkohlen mit Hilfe des Mi- 
kroskops, ja selbst mit dem blossen Auge Spuren von Pflan- 
zenstructur erkannt werden könneu, und dass gerade Göp- 
pert nicht nur die beste Methode aufgefunden hat, in den 
Steinkohlen die Reste der Pflanzenzellen irachzuweisen, 
sondern auch gerade ihm die umfassendsten Mittheilungen 
über diesen Gegenstand zu verdanken sind, während schon 
früher Hutton und Link genaue Beobachtungen darüber 
veröffentlicht haben. Link hat bei mehr als 20 Sorten 
Steinkohlen die aufifallendsten Aehnlichkeiten in den erkenn- 
baren Zellen mit Zellen von Linumer Torf gefunden; Göp- 
pert fand mittelst seiner Verbrennungsmethode selbst in der 
dichtesten schlesischen Steinkohle mit muscheligem Bruche 
stets Skelette von Pflanzenzelleu und in der glänzend schwar- 
zen Schaumburger Kohle Zellen von deutlich zu erkennender 
verschiedener Bildung. 

9. In Beziehung auf den letzten Satz, welchen wir 
aus Mohr's Aufsatz angefahrt haben, in welchem jeder Zu- 
sammenhang zwischen den Steinkohlen und den Gesteinen 
geleugnet wird, auf denen sie aufgelagert sind, führt Lasard 
an, dass die Steinkohlen der verschiedensten Formationen 
stets von Schieferthon, Sandstein, Kalkstein oder auch wohl 
von Conglomeraten begleitet sind. Diese können aber mit 
Ausnahme des Kalksteines nicht auf hoher See gebildet sein, 
während sie, wie schon oben ausgeführt ist, durch die An- 
nahme einer Torfbildung in den Niederungen der Flässe 
leicht erklärt werden. Mohr hat hierauf erwidert mit dem 
Vorwurfe, dass Lasard seinen Ausspruch, die Steinkohlen- 
AblHgerung habe kein Gesetz der Auflagerung, verwerfe, 
aber doch selbst nicht entwickelt habe, dass ein solches Ge- 
setz und welches bestehe. 

Im Vorsteheoden haben wir die Hauptzüge der Dis- 
cussion über die streitigen Punkte mitgetheilt, so weit sie in 
den oben genannten Quellen veröffentlicht ist. Mohr hat 
seitdem anstatt einer in Aussicht gestellten BepUk auf die 
Widerlegung der Hauptstützen seiner Hypothese eine n Ge- 
schichte der Erde, eine Geologie auf neuer Grundlage» her- 
ausgegeben und in diesem Buche auch seine Theorie der 
Entstehung der Steinkohlen aufgenommen, ohne Rücksicht 
darauf zu nehmen, wie sie in dem Kampfe mit Lasard und 
Andrä erschüttert worden ist. Die Leser des jedenfalls 
interessanten Buches mögen sich dieser Thatsache erinnern! 



.- Fortschritte beim Bessemerprocesse in 
England. 

Aus den Reisenotizen von Bergrath Ulrich in Köniprshütte und 

den Herren Wiebmer imd Dressler zu Gleiwitz, publicirt in 

der Zeitschrift für das Berg- Hütten- und Salin enwesen in dem 

preussischen Staate, XIV. Bd., S. 322 (1866). 

Der Bessemerprocess hat in den letzten fünf Jahren 
in England einen ausserordentlichen Aufschwung gewonnen 
und sich aus dem Stadium des Experimentirens zu einem 
bedeutenden Industriezweige erhoben. 

Mehrere der zu dessen Durchführung errichteten Eta- 
blissements, wie das von John Brown in Sheffield, von 
Schneider, Hannay & Co. in Barrow, ferner dasjenige der 
London-North-Western-Railway-Company in Crew bei Man- 
chester u. a. m. übetreffen schon jetzt an Grossartigkeit die 
meisten der bedeutendsten für die Bearbeitung des Eisens 
vorhandenen Werke, und andere noch unvollendete Anstalten 



dieser Art, wie beispielsweise diejenige zu Dowlais, werden 
nach ihrer vollständigen Durchführung ebenso gross dastehen. 

Dieser Erfolg ist zunächst dem glücklichen Umstände 
zu verdanken, dass man nach langen vergeblichen Versuchen 
endlich in dem aus den massenhaft vorhandenen ausgezeich- 
neten Rotheisensteinen in Cumberland erblasenen Roheisen 
im eigenen Lande, das schon so überaus i^eich an Mineral- 
schätzen ist, ein für den Bessemerprocess geschaffenes Ma- 
terial entdeckt hat. Diese Rotheisensteine, deren Vorkom- 
men bereits früher erwähnt worden ist, liefern ein von den 
für den Bessemerprocess besonders schädlichen 
Beimengungen, Phosphor und Schwefel, fast ganz 
freies Roheisen, das sich zugleich ebenfalls in Folge der 
hierfür besonders geeigneten Beschaffenheit der Erze durch 
einen hohen Kohleustoffgehalt auszeichnet. Zwar kommen 
diese Erze nicht, wie diess bei den meisten anderen Eisen- 
erzen in England der Fall ist, unmittelbar mit vortrefflichen 
Steinkohlen zusammen vor, und da diese bez. die Coaks — 
denn nur bei letzteren lassen sich die Hämatite von Cum- 
berland verschmelzen — zum Theil weit transportirt werden 
müssen, kommen die Gestehungskosten dieses für den Bes- 
semerprocess geeigneten Roheisens bis auf c. 70 sh. p. ton, 
also um mehr als das Anderthalbfache hoher als bei dem 
ordinären englischen Puddelroheisen; der vortheilhafte Ein- 
fluss, welchen die Eigenschaften dieses Roheisens auf das 
Gelingen des Processes ausüben, gleicht aber diese Mehr- 
kosten reichlich aus, zumal der höchste Verkaufspreis für 
die vorzüglichsten Marken Besseraerroheisen — 90 sh. p. 
ton = 1 Thlr. 15 Sgr. pr. Ctr. — nicht viel höher ist, als 
bei uns der Preis eines guten Puddelroheisens. 

Dass die grossartige Ausdehnung des Bessemerpro- 
cessesin England zunächst und vorzugsweise dem erwähnten 
vortrefflichen Materialroheisen zuzuschreiben ist, wird von 
den englischen Bessemertechnikern selbst unumwunden aner- 
kannt und unter den letzteren ist darüber, dass nur mit einem 
Material von solcher oder ähnlicher Beschaffenheit ein brauch- 
bares Product erzielt werden kann, nur eine Meinung. 

Trotz der glänzenden Erfolge, welche man mit dem 
Bessemerprocesse in England in den letzten Jahren erzielt 
hat, hat man aber dort noch keineswegs} alle Schwierigkeiten 
überwunden. Selbst beim vorzüglichsten Material kommen 
noch viele Fehl^üsse vor, ohne dass sich dafür immer ein 
Grund auffinden Hesse; die Qualität des Productes ist selbst 
bei derselben Charge häufig wechselnd, sowohl in der Härte, 
Schweissbarkeit als Festigkeit; auch der Abgang ist sehr 
verschieden, und nicht minder verschie Icnartig gestaltet 
sich die Einwirkung auf die feuerfesten Materialien. 

In Bezug auf die jetzige Ausführung des Bessemerpro- 
cesses selbst ist Folgendes zu bemerken : 
L Materialien. 
a) Roheisen. 

Wie bereits früher erwähnt, verwendet man als Haupt- 
material fast auf allen Bessemeranlagen dasHämatitroheisen 
von Cumberland und zwar die beiden garsten Nummern 
Nr. 1 und Nr. 2. 

Der Preis derselben ab Werk ist für 

Nr. l p. /öw . . . . 90 sh., 
Nr. 2 « „ .... 80 )) 

Nr. 1 ist bedeutend grobkörniger als Nr. 2 und zeigt 
massenhafte Graphitausscheidungen, welche bei Nr, 2 viel 
geringer sind. 



304 



Bei der Beschickung für Nr. 1 werdeu vorzugsweise 
die mildea Erze genommeD, deren feinen Eisenrahm einige 
Hohofenbesitzer in Cumberlaad als das eigentliche Agens 
beim Bessemerprocesse ansehen (!) Im Uebrigen hängt es 
vom Gargange des Ofens ab, welcher Nummer man die ein- 
zelnen Abstiche, welche sämmtlich sorgfältig sortirt werden, 
zutheilt. Folgendes sind die Resultate mehrerer Analysen 
von Hämatitrohefsen zum Bessemern. Die beiden ersten 
Analysen sind in England, die letzteren in dem Rönigshütter 
Laboratorium ausgeführt worden : 

Workington Nr. 1 Cleator 

Eisen . . . 93-33 9421 

Kohle . . . 3-89 444 

Silicium . . 238 1*29 

Schwefel . . O'Ol 0*01 

Phosphor . Spur 009 

Mangan . . 0098 0030 

Kalk . . . Spur deutl. Spur 

Workington 
GesHmmtkohlenstoff . . 4*088 Procent 

Graphit 3*852 n 

Chemisch geb. Kohlenstoff 0*236 tt 

Silicium 2'195 n 

Schwefel 0*012 n 

Phosphor 0-070 » 

Mangan 0'153 n 

Calcium 0*062 i> 

Magnesium . . . deutl. Spur. 

Das Workingtou-Roheisen Nr. 2 soll fast dieselbe Zu- 
sammensetzung hüben, ist aber etwas weniger grobkörnig. 

Die genannten beiden Nummern Bessemerroheiseu 
werden bei der Verwendung je nach dem Zwecke unter sich 
oder für gerint^ere Fabrikate auch mit einem Theile anderen 
gutartie:en Coakroheisens gemischt. Auch das letztere wird 
in anderen Districten grossentheils unter Mitverwendung 
von Rotheisenstein aus Cumberland zu dem genannten 
Zwecke besonders erblasen, wie diess weit(*r oben bereits 
bei dem Werke in Dowlais erwähnt wurde. 

Besonders gute Mischungen für den Bessemerprocess 
sollen sein: 

Zu Schienen 50 Procent Workington, davon y^ Nr. 1, 
2/ Nr. 2; zu Federn 50 Procent desgl., davon ^3 Nr. 1, 
y^ Nr. 2 etc.; die andere Hälfte wird von gewöhnlichem 
gutartigen Coakroheisen genommen, wobei es wieder we- 
sentlich auf die Mengen der Bestandtheile in den einzelnen 
Eisensorten ankommt. Als eine besonders gute Mischung, 
die in England zu Bandagen etc. vielfach angewendet wer- 
den soll, wurde angegeben: 

% Workington Nr. 1, 

Ve « T) 2, 

% Cleator. 

Derartige Mittheilungen haben indess, abgesehen von 
dem geringen Vertrauen, was sie an sich verdienen, weil 
gerade diese Erfahrungen von Jedem möglichst geheim ge- 
halten werden, auch deshalb für andere Verhältnisse nur ge- 
ringen Werth, weil in jedem einzelnen Falle die Mischungs- 
verhältnisse besonders ausprobirt werden müssen, zumal 
eine Menge Nebenumstände, welche in den Betriebs einrieb- 
tun gen, der Manipulation etc. liegen, darauf grossen Ein- 
flttSB haben. 



Das Spiegeleiseu wird auch in England nouh grössten- 
theils aus den Siegenschen bezogen. Neuerdings wird auf 
dem Werke von Edington & Sons in Glasgow angeblich mit 
sehr gutem Erfolge — ob auch in finanzieller Beziehung, 
dürfte vorläufig noch zu bezweifeln sein — auf folgende 
Weise nach einem Patente von Professor Henderson ein sehr 
manganhaltiges Spiegeleisen dargestellt: 

Man mischt in fein gepulvertem Zustande die mangau- 
haltigen Abgänge der chemischen Fabriken von der Chlor- 
kalkbereitung mit den bei der Benutzung der Schwefelkiese 
zur Schwefelgewinnung falk^nden Abbränden unter Zusatz 
von gebranntem Kalk, Kochsalz, und Kohlenklein und schmilzt 
die Masse, nachdem dieselbe einem Röstprocesse unterwor- 
fen worden, in einem Siemens'schen Gasflammofen ein. Der 
Preis des hierbei gewonnenen künstlichen Spiegeleisens 
richtet sich nach dem Mangangehalte, der bis auf 30 Procent 
und darüber betragen soll. 

b) Feuerfestes Material. 

Zum Ausfüttern der Friscbbirnen wird in England fast 
ohne Ausnahme noch das unter dem Namen ^Ganistertt 
bekannte Material verwendet. Ein daraus dargestelltes Futter 
hält bei fortgesetztem Gebrauche im günstigsten Falle bis 
3 Monate aus; es müssen aber regelmässige Reparaturen 
dtattfinden, welche durch Einbringen von breiiger Masse in 
die noch warme Birne auf sehr einfache Weise ausgeführt 
werden sollen. 

Die aus bestem feuerfesten Thone unter Zusatz von 
etwa y^ Chamottu gefertigten Düsen werden ziemlich hart 
bis zur beginnenden Verglasung gebrannt; ihre Dauer ist 
ausserordentlich verschieden. Zuweilen wird schon nach der 
vierten Charge eine theilweise Auswechslung nothwendig, 
während die Düsen mitunter 12 Chargen aushalten. Der 
Grund hiervon liegt nur zum kleinereu Theile in der Qua- 
lität der Düsen selbst, zum grösseren Theile in dem wech- 
selnden Gange den Processes, in Folge dessen sowohl die 
mechanisch'', als di^ chemische Einwirkung auf die Düsen 
eine sehr verschiedene ist. 

Zu den Böden der Flammöfen für das Umschmelzen 
des Roheisens verwendet man an mehreren Orten mit sehr 
gutem Erfolge gepochten rothen Sandstein (Rothestodtlie- 
gendes), wodurch sowohl ein dauerhafter und leicht zu re- 
parirender Herd erzielt, aU auch eine nachtheilige Einwir- 
kung deb letzteren auf die Beschaffenheit des Roheisens und 
dessen zu grosse Verschlackung vermieden wird. 

2. Betriebseinriolitungen. 

Vorzugsweise bemerkenswerth ist die bedeutende Ver- 
grösserung der Friscbbirnen, welche man bei neueren Ein- 
richtungen allgemein eintreten lässt. Bei John Brown in 
Sheffield sind bereits zwei Frischbirnen in Thätigkeit, in 
welchen 1 ^(>^^* Roheisen auf einmal verarbeitet werden kön- 
nen, so dass sich dort unter gleichzeitiger Benutzung beider 
Birnen Güsse bis zu 20 tons herstellen lassen. In dem Er- 
weiterungsbau der Bessemeranlage in Barrow, der übBrhaupt 
in kolossalen Verhältuissen alle übrigen übertrifft, werden 
12 Birnen von ähnlichen Dimensionen aufgestellt. Auch in 
Dowlais beabsichtigt man bei der ferneren Erweiterung zu 
letzteren überzugehen. 

Im Uebrigen hat die Construction der Frischbirnen 
keine wesentliche Veränderung erfahren; nur hat man selbst- 
redend die Zahl und den Gesammtquerschnitt der Windein- 
strömungsöffnungen entsprechend vermehrt. Birnen für 10 



( 



305 



ions Füllung erhalten 12 Düsen za 13 Oeffnungen von je 
*y^ Zoll oberem Durchmesser. Ebenso sind in Folge der Er- 
höhung des auf einmal verarbeiteten Roheisenquantuma auch 
die Dimensionen der Flammöfen zum Umschmelzen desselben 
bedeutend gestiegen. Bei allen neueren Anlagen sind die 
Flammöfen nach dem Patent von John Clayton in Westbrom- 
wich 1864 erbuut, mit deren Leistung man sehr zufrieden 
ist. Das Wesentlichste daran ist die gewölbte Form des Ro- 
stes und die Lufteinströmung von allen vier Seiten dessel- 
ben. Es ist zu diesem Zwecke um den Rost ein mit Schlitzen 
versehener gusseiserner Kasten gebildet; die Schlitze ge- 
statten der Luft theils in theils über der ßreunmaterial- 
schieht einzutreten und die Verbrennung zu befördern. 
Zum Einschmelzen von 10 tons Roheisen hat der Rost eine 
Grösse von 5 Quadratfuss, der Herd ist bei 5 Fuss Breite 
12 Fuss laug. Im Uebrigen weicht die Construction dieser 
Flammöfen nicht wesentlich von den zu ähnlichen Zwecken 
bereits früher vorhandenen ab. Es ist bei derselben nur die 
Bildung des Gewölbes an der tiefsten Stelle bemerkenswerth, 
welche durch eigenthümlich geformte Steine hergestellt wird. 
Bei einzelnen dieser Flammöfen hat man mit Vortheil statt 
einer grösseren Esse am Ende desselben mehrere kleinere 
kreisrunde neben einander aufgestellt, um die Flamme bes- 
ser im Herde zu vertheilen. 

Die Oefen zum Umschmelzen des Spiegeleisens sind 
den grösseren genau nachgeahmt, nur kleiner; die Herdlänge 
beträgt bei denselben 8 Fuss. Bei den Gebläsemaschinen 
in den Bessemeranlagen, den Wasserkrahnen und den Be- 
wegungs Vorrichtungen sind bemerkenswerthe neue Einrich- 
tungen nicht wahrgenommen worden. Es verdient nur Er- 
wähnung, dass bei sämmtlichen neu*^ren Anlagen auch das 
Herausziehen der Güsse und Abheben der Gussformen durch 
kleinere sehr leicht bewegliche Armstrong'sche Krahne und 
nirgends mehr mit Krahnen für Handbewegung erfolgt, eine 
Einrichtung, die bei einem ununterbrochen stärkeren Be- 
triebe sehr zweckmässig ist und bedeutende Ersparnisse an 
Löhnen und Beschleunigung der Arbeit mit sich bringt. 

Die Gussförmen erhalten immer grössere Eisenstärkeu, 
um das häufige Zerspringen zu vermeiden ; bei den grösseren 
nimmt man die Wandungen mindestens 3 Zoll stark. 
8. Betrieb der Bessemeranlagen. 

Das Einschmelzen des Roheisens erfolgt je nach dem 
eingesetzten Quantum in Sy^ bis 5 Stunden. War der Ofen 
kalt, so wird derselbe vor dem Einsetzen etwa Yj Stunde 
gut eingewärmt. Die Gänze werden sämmtlich in der Nähe 
der Einsatzthür auf die hintere schiefe Ebene des Herdes 
gebracht; bei grösseren Einsätzen, welche der Ofen auf 
einmal nicht fasst, wird ein Thcil erst später uuchgesetzt. 

Der Kohlenverbrauch soll bei den patentirten Clayton' 
sehen Flammöfen angeblich nur 800 Pfd. pr. ion einge- 
schmolzenes Roheisen betragen, was indessen eine etwas 
zu günstige Angabe zu sein scheint. Je nach der Schnellig- 
keit des Einschmelzens und der Hitze der Flammöfen, die 
beide von verschiedeneu Umständen, namentlich der Witte- 
rung, abhängig sind, wird entweder sofort nach Beendigung 
des ersteren ruhig abgestocnen oder auch das Eisen eine Zeit- 
lang im Herde stehen gelassen, um jedesmal mit möglichst 
gleich hitzigem Eisen zu arbeiten. 

Das Anwärmen der Frischbirne, während dessen das 
Gebläse langsam arbeitet, erfolgt ausserordentlich gründlich 
und wird hierauf ein besonderes Gewicht gelegt. Zwischen 



die zum Anwärmen verwendeten kleinen Coaks mengt man 
gegen das Ende desselben etwas Steinkohlentheer. Ob dieas 
zum Schutze der Wandungen, zur Vermeidung einer Oxyda- 
tion des Roheisens beim Einiasden oder aus andereh Grün- 
den gcdchieht, konnte nicht ermittelt werden. Trotz der be- 
deutenden Steigerung der Roheisenquantität , welche auf 
einmal verarbeitet wird, ist die Dauer des Processes nicht 
länger; bei Jobn Brown in Sheffield wurden in uuderer Ge- 
genwart 10 Ions Roheisen binnen 12 V2 Minuten gefrischt. 
Wie bereits oben erwähnt, vermehrt man mit dem Roheisen- 
quautum auch die Zahl der Düseuöffnungen , indem man 
gleichzeitig durch überschüssige Gebläsekraft dafür sorgt, 
den Process durch Steigerung der Windpressung nöthigen- 
falls beschleunigen zu können. 

Besondere Eigenthumlichkeiten beim Frischen selbst 
sind nicht wahrgf^nommen worden; es ist in dieser Hinsicht 
nur zu erwäbüou, dass in neuerer Zeit auch in England nicht 
immer eine vollständige Entkohlung des Roheisens vor dem 
Einlassen des Spiegeloisens bewirkt wird, sondern diese er- 
folgt nur, wenn es die Qualität des Materials oder des dar- 
zustelhruden Products durchaus erfordt^rr , während man, 
wenn letztere es zulässig machen, sich mit einer theilweisen 
Entkohlung begnügt und dadurch den Abbrand und das 
Spiejeleisenquantum vermindert. Begreiflicjier Weise erfor- 
dert tlie Unterbrechung des Processes vor der vollständigen 
Entko<iluug eine verdoppelte Aufmerksamkeit und es lässt 
sich dieselbe nur dnnn ohne Nachtheil anwenden, wenn das 
Verhalten f1»*s Materialrolieisens ganz genau bekannt ist. 
Ob die Entkohlung eine vollständige war, ergibt sich so fort 
beim Einlassen des Spicgeleisen^, indem nur in diesem 
Falle eine heftige Kohienoxydgas-Entwickelung eintritt. Ein 
noclimaliges Durchlassen von Wind nach dem Einlassen des 
Spiegeieiseus findet bei regelmässigem Verlaufe des Pro- 
cesses nicht-Statt. Dagegen lässt man nach Umständen das 
Metall nach Beeniiigung des Processes noch eine längere 
oder kürzere Zeit in der Birne stehen, ehe mit dem Gusse 
begonnen wird. Auch die Zeitdauer dieser Periode ist vom 
Verlaufe des Processes abhängig; man bezweckt durch das 
Stehenlassen dichtere Güsse zu erzielen 

Die Manipulation des Giossens iiit auf den verschiede- 
nen Werken von einander abweichend, auf einigen erfolgt 
das Füllen der Coquillen ununterbrochtsn in starkem Strahle, 
auf anderen wird letztet er durch Schliessen des Ventils öfter 
unterbrochen. In letzterem Fall«^ ist das Bestreben dahin 
gerichtet, das Niveau des flüssigen Metalls, wenn dieses 
stark steigt, auf einer bestimmten Hohe zu fixireu, und man 
lässt immer erst wieder neues hinzu, wenn die Masse unter 
dieses durch eine Marke im Inneren der CoquiUe bezeich- 
nete Niveau gesunken ist. Namentlich gegen den Schluss 
der Füllung einer Coquilie wird diese Vorsicht beobachtet 
und soll dieselbe auäserordentlich zur Erlangung dichter 
Güsse beitragen. Hierfür spricht allerdings, dass die auf 
solche Weise hergestellten Güsse keine so grosse Neigung 
zum Aufkochen mehr verrathen, indem selbst bei ganz lang- 
samem Verschluss der Coquillen kein nachträgliches Steigen 
der Güsse bemerkbar war. 

Zum Ausstreichen der Coquillen wendet mau dünnen 
Brei von gelöschtem Kalk au. Bei vollem Betriebe werden 
gewöhnlich in derselben Birne täglich vier Chargen gemacht; 
mau würde deren noch viel mehr machen können, wenn in 
den vorhandenen Flammöfen schneller eingeschmolzen wer- 
den könnte. Nachts wird in der Regel nicht gearbeitet, weil 



306 — 



die auBserordentlicbe Aufmerksamkeit, welche die Leitang 
des Processes erfordert, bei Nachtschichteru nicht vorhan- 
den ist. 

Die Angaben über die Betriebsresultate selbst weichen 
ausserordentlich von einander ab. Während man auf einigen 
Werken mit einem durchschnittlichen Abbrande von höch- 
sten^ 15 Procent auszukommen vorgibt, gesteht man auf 
anderen unumwunden ein, dass ein durchschnittliches Aus- 
bringen von 75 Procent, also ein Abbrand von 25 Procent, 
als sehr günstig angenommen werden müsse. Ebenso ver- 
schieden sind die Angaben über die zulüssige Menge schäd- 
licher Beimengungen im Roheisen, Angaben, welche zum 
Theil untereinander und mit eigenen Erfahrungen im Wider- 
spruche stehen, weshalb auch von einer speciellen Aufzählung 
derartiger Mittheilungen Abstand genommen wird. 

Es wird für vortheilhaft gehalten, die einzelnen Güsse 
möglichst gross herzustellen, weil dieselben dadurch dichter 
werden und gleichzeitig der Abgang vermindert wird. Bei 
der Fabrikation von Schienen und Tyres, den Hauptartikeln, 
welche aus Bessemer-Metall hergestellt werden, pflegt man 
die Ingots so gross zu machen, dass dieselben zu zwei bis 
drei Stücken ausreichen. 

Eine sofortige Weiterbearbeitung der noch rothwarmen 
Güsse findet der Regel nach nicht statt; diess lässt sich mit 
einer sorgfältigen Sortirung und einer ungestörten Fabri- 
kation nur schwer vereinigen. Selbst da, wo die sofortige 
Weiterverarbeitung ancreblich stattfindet, ist man trotzdem 
genöthigt, die Güsse gi össtentbeils vor dem Wiedereinsetzen 
in die Schweissöfen erkalten zn lassen. 

Die Güsse haben im Querschnitte fast überall die 
Form eines in den Ecken abgestumpften Quadrats; nur in 
Barrow sahen wir runde Güsse ; der angebliche Vortheil 
einer grösseren Dichtigkeit der letzteren dürfte durch 
die Schwierigkeit des Abschmiedens reichlich aufgewogen 
werden. 

4. Weitere Verarbeitimg der Bessemergüsse. 
Wie bereits mehrfach erwähnt, sind es hauptsächlich 
Eisenbahnschienen und Tyres, für welche der Bessemerbe- 
trieb in das Stadium einer regelrechten Fabrikation gekom- 
men ist. Es werden zwar auch vielfach andere Artikel, ins- 
besondere Bleche, Weilen, nnmentlich sehr schwere Schiffs- 
wellen, ferner Kanonenkugeln aus Bessemerstahl hergestellt; 
auch geht man damit um, Kanonenrohre in grösserem Mass- 
stabe daraus darzustellen. Die letzteren Gegenstände bil- 
den über noch nirgends einen vorherrschenden Fabrikations- 
Artikel. 

Bei der Fabrikation von Schienen und Tyres sind zwei 
wesentlich verschiedene Methoden zu unterscheiden und 
zwar diejenige, wo dem Auswalzen ein starkes Aus- 
schmieden vorhergeht, und diejenige, bei welcher die Güsse 
ohne alle vorherige Ausschmiedung ausgewalzt wer- 
den. Die letztere Methode, welche auch bereits seit längerer 
Zeit in dem Walzwerke bei Graz in Steiermark ausgeübt 
wird, scheint sich mehr und mehr Bahn zu brechen; un- 
streitig würde das regelmässige Gelingen der Darstellung 
brauchbarer Producto aus Bessemerstahl ohne Schmiedung 
der ganzen Fabrikation einen ausserordentlichen Impuls ge- 
ben und eine so erhebliche Ermässigung der Selbstkosten 
zu Wege bringen, dass damit die Rentubilitätsfrage auch 
unter weniger günstigen Umständen als definitiv entschieden 
angesehen werden könnte. 



Darf man den anscheinend durchaus zuverlässigen 
Mittheilungeji des sehr intelligenten, auf deutschen Anstalten 
wissenschaftlich gebildeten Leiters der Bessemeranlage in 
Dowlais, wo vorzugsweise die Fabrikation von Schienen aus 
Bessemerstahl ohne Schmiedung stattfindet, Glauben schen- 
ken, so hat letztere bei sorgfältiger Leitung des Processes 
selbst durchaus keine Schwierigkeiten, im Gr'gentheil soll 
die Qualität der Schienen, deren Güsse nur in starken Walz- 
werken tüchtig vorgestreckt sind, eine mindestens ebenso 
gute, als die der geschmiedeten sein. Die ersteren haben 
dfn strengsten Anforderungen in Bezug auf Dichtigkeit, 
Festigkeit und Elasficität entsprochen. Bei der Probe wurden 
mit einem Fallklotz von ISOO Pfd. zuletzt aus einer Höhe 
von 25 Fuss bei einer Freilage der Schiene von 3472 Zoll 
Schläge auf dieselbe gegeben, wo bei zahlreichen Proben 
die Schienen mit wenigen Ausnahmen vollständig unbeschä- 
digt blieben, trotz einer Durchbiegung von 1 Yj Zoll. In 
Dowlais werden daher die Güsse zu Schienen aus Bessemer- 
stahl nur dann geschmiedet, wenn diess in den Lieferungs- 
bedingungen ausdrücklich verlangt wird. 

Das Vorstrecken erfolgt in einem Dreiwalzengeiüst 
{Blooming-mill) in 3 bis 4 Kalibern, wobei man die Güsse 
bis auf 6 Quadratzoll herunterdrückt. Nach dem Vorstrecken 
werden die Güsse in 1 1 Kalibern, wovon 6 in dem weiter 
unten näher beschriebenen Vierwalzengerüste liegen und 
worunter eich nur I Stauchkaliber befindet, in Einer Hitze 
zur fertigen Schiene auegewalzf. 

Zum Wärmen der vorgcätreckten Stücke hat mau sehr 
breite Schweissöfen (Doppelschweissöfen) , welche durch 
Vereinigung zweier neben einandcrliegenden einfachen her- 
gestellt sind. 

Auf den Bessemerwerken von John Brown in Sheffield, 
Schneider, Hannay & Co. in Barrow u. a. werden sämmtliche 
Güsse bis auf 6 Quadratzoll vorgeschmi^det; trotzden erfor- 
dern dieselben aber beim Auswalzen zwei Hitzen und gehen 
nach Passiren des 3. und 4. Kalibers wieder in den Ofen 
zurück. Es liegt auf der Hand, dass hierdurch die Selbst- 
kosten im Vergleich zu denjenigen in Dowldis sehr bedeu- 
tend gesteigert werden müssen. Der zur Schienenfabrikation 
verwendete Stahl hat einen durchschnittlichen Kohlenstoff- 
gehalt von 0-72— 0-75. 



Im Anschluss an die vorstehenden Mittheilungen über 
den Bessemer-Process dürfte eine kurze Beschreibung des 
auf den Victoriawerken bei Ebbw-Vale in Südwales in Aus- 
übung befindlichen Parry^schen Processes aus eigener 
Anschauung von Interesse sein. 

Es sind dazu 4 Birnen in der Grösse wie die älteren 
kleinereu Bessemer* Apparate, aber feststehend vorhanden. 
Der Wind strömt in jede Birne am Boden seitwärts aus 
15 — YjZÖlligen Oeffnungen mit 10 — 15 Pfd. Pressung ein. 
Es werden 25 — 30 Ctr. auf einmal verarbeitet; die durch- 
schnittliche Zeitdauer des Processes beträgt 8 Minuten. Vor 
dem Einlassen des flüssigen Metalls aus dem Cupolofen in 
die Birne wird aus einem kleinen neben jeder Birne stehen- 
den mit Coaks betriebenen Gasgenerator so lange Gas in 
die Birne geleitet, bis dieselbe im Innern weisswarm ge- 
worden ist; dieser hohe Hitzegrad ist nothwendig, weil das 
bereits sehr kohlenstoffarme Metall sehr dickflüssig ist und 
in einer weniger warmen Birne leicht einfrieren würde. Zu 
jeder Birne gehört ein auf höherer Sohle stehender Cupol- 



— 307 — 



ofun, deesen Abstich nach der Birae zugewendet ist und 
welcher an der hinteren Seite mit einem Schlackenabfluss 
versehen ist. 

Von den zwei seitlichen etwa 2 Zoll weiten Düsen, 
welche 7 — 8 Zoll in der Form zurückliegen, hat die eine 
eine genau horizontale Lage, während die andere c. 45 Grad 
nach unten sticht. Das Rohmaterial besteht in Rohschienen, 
welche angeblich aus gewöhnlichem gutartigen Roheisen, 
nicht Hämatiteisen, dargestellt werden; dieselben werden in 
Stücken von 3—4 Zoll Länge, 4 Zoll Breite und % Zoll 
Dicke in Cupolöfen aufgegeben. Man wählt das Verhältniss 
so, dass das Eisen im Cupoloten einen Kohlenstoffgehalt bis 
zu 2 Procent aufnimmt; man regulirt dieses Verhältniss theils 
durch Veränderung in der Höhe des Satzes, theils durch 
zeitweisen Zusatz von Roheisen. Nach Mittheilung des Be- 
triebsbeamten soll der Abgang im Cupolöfen und der Birne 
zusammen nur H — 12 Procent betragen; die Richtigkeit 
dieser Mittheilung muss aber sehr bezweifelt werden. 

Die Birne hat am Boden einen Abstich, wie beim Cu- 
polöfen, aus dem der Stahl in eine mit 2 Giessöffnungen ver- 
sehene Pfanne fliesst. Die Coquillen stehen unterhalb der 
Sohle, auf welcher die Birnen placirt sind, auf einem Wa- 
gen, der sich in einem überwölbten Räume befindet, von wo 
aus derselbe auf einer Schieuenbahn direct ins Freie gebracht 
werden kann. Man giesst immer aus beiden Oeffnuogen der 
Giesspfannen zugleich, so dass stets zwei Coquillen gefüllt 
werden ; ist diess geschehen, so wird der Wagen, auf dem 
jedesmal sechs Coquillen stehen, so weit vorgerückt, dass 
das nächste Paar unter die Giessöffoungen gelangt. 

Auch bei dem Parry'schen Processe wird der richtige 
Gehalt des Stahls an Kohlenstoff durch Zusatz von Spiegel- 
eisen bewirkt. Man setzt in der Regel bei jeder Charge etwa 
10 Procent Spiegeleisen zu, welches in einem mit den Bir- 
nen auf gleicher Sohle stehenden kleinen Patentflaminofen 
eingeschmolzen und vor dem Abstechen des Stahls in ein^r 
Giesskolle in die Giesspfanne getragen wird, in der es sich 
unter starkem Aufkochen während des Abstechens mit dem 
Stahle mengt. 

Die Birnen sind mit guten feuerfesten Ziegeln ausge- 
mauert. 

Beim Verschmelzen der Rohschienen im Cupolöfen 
wird zur Bildung einer flüssigen Schlacke Kalk zugesetzt; 
letztere hat das Ansehen einer Hohofenrohschlacke. 

Die Güsse vom Parry'schen Process werden zur Zeit 
fast ausschliesslich zu Stahlschienen verwendet. Mau streckt 
dieselben unter einem sehr leichten, nur etwa 60 Ctr. schwe- 
ren Dampfhammer bis auf 6 Quadratzoll vor und walzt die- 
selben alsdann in 13 Kalibern, worunter sich 3 Q Vorka- 
liber, aber keine Stauchkaliber befinden, in Einer Hitze zu 
fertigen Schienen aus. Die Walzen gehen verhältnissmässig 
langsam und machen nur 45 Umgänge, so dass bei der nur 
massigen Hitze, welche den Güssen gegeben werden kann, 
das Aushalten derselben bis zum Fertigwalzen etwas auf- 
fiallend ist; es scheint hier derselbe Umstand, wie beim Vor- 
walzen der Bessemerscfaienen wirksam zu sein; bei letzteren 
ist ebenfalls bei scheinbar geringer Hitze eine bedeutende 
Streckung möglich, was sich nur dadurch erklären iässt, 
dass in Folge der ausserordentlichen Dichtigkeit des Ma- 
teriala duielbe bei dem starken Druck, dem es ausgesetzt 
wird, eine erhebliche Temperatursteigerung erfährt, welche 
die Abkfihlung während des Walzens ausgleicht. Beim Wal- 



zen der Schienen von Parry- Metall werden die letzten Fer- 
tigkaliber bei jedem Durchgange mit Steinkohlentheer be- 
strichen, wodurch das Durchgehen erleichtert und Walzen- 
bruch verhindert wird. 

Die bei unserer Anweäenheit in Ebbw-Wale gewalzten 
Stahlschienen nach französischem Profil enthielten ziemlich 
viel Ausschuss und war überhaupt der Gesammteindruck der 
Fabrikation kein günstiger. Der Herd der Schienenschweiss- 
öfen war sehr wenig geneigt, dieselben hatten ein sehr stark 
nach hinten abfallendes Gewölbe und arbeiteten mit sehr 
rauchiger Flamme; es wurden gleichzeitig OPackete gesetzt. 



Notiz. 



Bemerkungen von Flaohat über die Unmögliolikeit*) 
einer vollkommenen Sohweissnng des Eisens mittelst des 
Hammers und des Walzwerkes. Die auf der internationalen 
Industrie-Ausstellung zu Paris befindlichen, aus französischen und 
englischen Werkstätten herrührenden SchifFspanzerplatten sind 
sämmtlich unter dem Walzwerke aus übereiuandergelegten Lup- 
pen, oder auch ans Packeten oder Bündeln von halbflachen Stä- 
ben angefertigt. Mehrere derselben sind vor dem Auswalzen erst 
unter dem Hammer bearbeitet worden. Alle diejenigen von die- 
sen Platten, welche durchgeschnitten und auf der Schnittfläche « 
polirt worden sind, scheinen eine homogene, vollkommen ge- 
schwcisste Masse zu bilden; bei denen dagegen, welche von dem 
Geschosse ganz oder nur znm Theil durchgeschlagen oder durch- 
drungen worden sind, lassen sich auf dem Bruche die Überein- 
ander liegenden £isenschichten ohne jedes Ansehen Mon Schweis- 
sung wahrnehmen, indem sie wie Blechtafeln kaum mit einander 
zusammenhängen. Die einzige durch die Wirkung des Hammers 
zerbrochene Platte, welche dort vorhanden ist, zeigt ebenfalls 
diese Beschafi^enhcit. Diese Erscheinung ist so allgemein und auf- 
fallend, dass sich behaupten Iässt, dass die Wirkung dos Walz- 
werkes bei diesem Zweige der Kisenbahnfabrikation zur voll- 
ständigen Schweissung nicht hinreicht, selbst wenn dem Aus- 
walzen die Bearbeitung unter dem Hammer vorangeht. Jedenfalls 
verhält es sich mit den schmiedeeisernen Wellen der grossen 
Seedampfschiflb ebenso. Die auf der Ausstellung befindlichen 
Exemplare von solchen Wellen, welche abgedreht und polirt sind, 
zeigen Aschenflecko, ein Anzeichen von unvollkommener oder 
gar nicht eingetretener Schweissung der einzelnen Packete oder 
Platinen, indem schlackige Substanzen zwischen den letzteren 
liegen, welche durch die Hitze in flüssigen oder teigartigen Zu- 
stand geriethen und ungeachtet der kräftigsten Pressung durch 
das Walzwerk oder den Hammer nicht ausgequetscht worden 
sind, was überhaupt niemals absolut vollständig geschieht. Noi- 
sette und Flachat haben Versuche angeführt, bei denen Holz- 
kohlenstabeisen bester Qimlität zu Bündeln oder Packeten zu- 
sammengelegt, darauf mittelst Hammer und Walzwerk zusammen- 
geschweisst, dann aber mit dem Hammer nochmals umgeschmie- 
det wurde: immer blieben noch Spuren von der Packotirung zu- 
rück. Allerdings zeigt sich auf dem Querbruche keine Lostren- 
nung der einzelnen Stäbe und Packete, wie bei den Panzerplatten, 
bei welchen letzteren in Folge der Wirkung eines heftigen An- 
pralls oder eines gewaltsamen Stosses, eine Zerstörung, eine 
unaufhaltbare Desorganisation eintritt, welche jede Spur von 
Adhäsion zwischen den einzelnen Packeten aufhebt. — Die Spuren 
der einzelnen Packete, die Schweissnähte, treten um so deutlicher 
hervor, je besser das angewendete Eisen ist und je stärkere 
Hitzegrade es erträgt, ohne in Fluss zu gerathen. — Somit ist 
durch die diesjährige Weltausstellung eine Thatsache von der 
grössten Wichtigkeit an's Licht gestellt worden. — Untersucht 
man nun die aus einem einzigen, aus Tiegeln oder aus dem 
Bessemerapparate gegossenen Blocke angefertigten Panzerplatten 
oder Wellen (oder Geschütze) sorgfältig, so findet man, dass die 
Eisen-, bezüglich die Stahlmasse ganz dicht, compact und ho- 
mogen ist und keine Spur von Schlacke enthält. Diese Beob- 
achtung ist keineswegs neu, erlangt aber, der im Vorstehenden 
mltgethellten gegenüber, eine grosse Wichtigkeit. Allem Anscheine 
nach ist das Schmelzen eine Vorbereitung des Eisens, welche 

•) UnmÖgUchkoit? sollte nicbt »growe Sohwlorigkait* oder „bisher 
noch nicht aberwandene Schwierigkeit* ein besser gewähltes Wort sein, ale 
dM absprechende: „Unmöglichkeit?" Die Red. 



308 



nothwendig^ ist, nm seiner Masse vollständige Gleichartigkeit sa' 
ertheilen; durch die darauf folgende Bearbeitung unter dem 
Bammer und im Walzwerke erhält dann der Guss Eigenschaften, 
welche er sonst nicht haben würde; diese Bearbeitung erhöht 
nämlich seine Dichtigkeit und bewirkt eine solche Lagerung 
seiner Molecüle, dass dieselben in stärkeren gegenseitigen Zu- 
sammenhang treten, denn es ist erwiesen, dass Stahl und Stab- 
eisen, wenn sie nach dem Schmelzen ausgeschmiedet oder aus- 
gewalzt werden, grössere Festigkeit zeigen als nach blossem 
Schmelzen. — Die Construction der grossen Seedampfer wird 
hauptsächlich durch die Schwierigkeit der Herstellung grosser 
Wellen von genügender Festigkeit erschwert. Nach einem durch- 
laufenen Weg von 30- bis 50,000 Kilometern bemerkt man an 
solchen Wellen Anzeichen von Veränderungen, obgleich sie so 
construirt sind, dass sie dem gleichzeitigen Maximaldruck auf 
die beiden Kolben widerstehen können, ohne die Elasticitäts- 
grenzen zu erreichen Diese Veränderungen zeigen sich zuerst 
stets an den Stellen, wo die t:inzelnen Packete zusammenge- 
schweisst sind. — Die Beispiele von vollkommener Verbindung 
einzelner Eisenstücke durch Zusammenschweissen, welche wir in 
gewöhnlichen Hufschmieden tagtäglich vor Augen haben, würden 
dagegen zu dem Schlüsse führen, dass eine solche ganz voll- 
kommene Schweissung mittelst kräftiger Stösse oder Schläge doch 
ausfuhrbar ist; ebenso die bekannte Thatsache, dass bei grossen 
Wellen die ersten Spuren einer Trennung der zusammenge- 
schweissten Stücke, ;iU8 denen sie bestehen, zunächst an den 
Zapfen, also an solchen Stellen auftreten, an denen beim 
Schweissen die Schläge des Hammers nicht kräftig genug ein- 
wirken können. Allein die oben mitgetheilten Thatsachen ge- 
statten zu bezweifeln, dass auch die besten Schweisstfngen ganz 
vollkommen sind. — Wenn sich dieser Zweifel als gegründet 
erweisen sollte, so würde bei der Stabeisenfabrikation das Ger- 
ben — wiederholtes Packetiren und Ausach weissen — den zweiten 
Rang, das Verfahren mit vorangehender Schmelzung dagegen 
den ersten Ranp^ einnehmen, und da sich einerseits im Puddel- 
ofen nur verhältnissm aasig niedrige Temperatur, somit auch reine 
Eisensorten nicht erzeugen lassen, andererseits aber im Besse- 
mer- Apparate sich nur besondere Roheisensorten verarbeiten 
lassen, so würden wir die Wissenschaft um Ttusroichenderc Mitt^^ 
angehen müssen, welche gestatten, aus Eisen, das bei hohru 
Temperaturen geschmolzen und durch Behandlung mit geeig- 
neten Zuschlägen und Reagentien gereinigt worden int. Stabeisen 
darzustellen. (Les Mondes durch Dingl. pol. J.) 



-A^dmiiiistrati ves 
Z. 3357. ivundmachung. 

Zu besetzen sind: Zwei Official- eventuell Spediteur- oder 
zwei Accessistenstellen bei der k. k. Bergwerks-Producten-Ver- 
schleiss-Direction. 

Gehalte der Ofticialstellen fl. 945, 840, 735, 630 nnd 
Quartiergcld 126 fl. öst. W., IX. Diätenclasse , dann eventuell 
die Spcditeurstelle fl. 630 GehaU, fl. 126 Quarüergeld und X. Diä- 
tenclasse, Cautionspflicht im Gehultsbetrage; der Accessistenstellen 
fl. 525, 420 Gehalt, fl. 105 öst. W. Quartiergeld in der XI. Diä- 
tenclasse und bei der Cassa, ULI. Diätenclasse und Verpflichtung, 
zum Erläge einer Caution in der Gehaltshöhe. 

Die Bewerber haben ihre gehörig documentirten Gesuche 
unter Nachweisung der mercantilen Ausbildung, der bisherigen 
Dienstleistung, der Concept^fähigkeit, Gebarung im Cassa- nnd 
Rechnungswesen, namentlich in der doppelten italienischen Buch- 
fuhrung, genauer Piatzkenntnisso für den Spediteur, der genauen 
Kenntuiss der mauthämtlichen Manipulation und der bei sämmt- 
liehen Bahnen und Befördeiungs-Instituten bestehenden Vor- 
schriften und anfälligen Manipulationen, der Sprachkenntnisse 
nnd der Cautionsfähigkeit bei dieser Direction binnen vier 
Wochen einzubringen. 

Wien, den 16. September 1867. 
Nr. 3596. Kundmachung. 

Es wird hiemit bekannt gegeben, dass im nächsten Schul- 
jahre der Unterricht an der hiesigen k. k. prov. Bergschule am 
1. October 1867 eröffnet wird, und sich im Sinne des hohen 



k. k. Finanzministerial-Erlasses vom II. September 1865, Zahl 
38706 nur auf den 1. Jahrgang der Bergschule zu beschränken 
hat, so dass eine Aufnahme in den Vorbereitnngs-Curs diessmai 
nicht stattfindet. 

Zur Aufnahme in diesen 1. Jahrgang der Bergschule, in 
welcher der Unterricht unentgeltlich ertheilt wird, sind nur jene 
Bergarbeiter geeignet, welche das 18. Lebensjahr bereits erreicht, 
in der Kategorie von, auf dem Gestein bereits arbeitenden Lehr- 
häuern stehen, mindestens 4 Normalclassen zurückgelegt haben, 
sich einer Aufnahmsprüfuug aus dem Rechnen (den vier Rech- 
nungsarten) und den schriftlichen Aufsätzen, mit befriedigendem 
Erfolge unterziehen und deren bisheriger Fleiss, Fassungsgabe 
und sittlicher Lebenswandel zur Erwartung eines günstigen Er- 
folges berechtigen. 

Die eigenhändig geschriebenen und mit den nöthigen Nach- 
weisungen versehenen Aufuahmagesuche sind bei der gefertigten 
k. k. Bergschul-Direction bis zum 20. September 1. J. einzubringen. 

Auswärtige Aerarial- sowie auch Privat- Arbeiter erhalten 
für die Zeit des Besuches der Bergschule, jedoch ohne weitere 
Folgerung Arbeit gegen Entgelt bei dem hierortigen k. k. Sa- 
linenwerke. 

K. k. Bergschul-Direction 

Wieliczka, am 2. September 1667. 

Ernennung. 
Se. k. k. Apostolische Majestät haben dem Dr. Guido 
Stäche aus Anlass seiner erfolgten Ernennung zum Assistenten 
der k. k. geologischen Reichsanstalt den Titel und Rang eines 
Bergrathes zu verleihen geruht. 

ANKÜNDIGUNGEN. 

(92—94) Für Aufbereitungsanstalten 

stehen: 3 complet eiserne Stossherde mit Mengtrommel 
2 „ „ rotirende Herde mit „ 

4 — 6 „ „ Setzmaschinen 

auf dem St. Johannes-Kupfer werk bei Böhmisch-Werners- 
dorf zum Verkauf. 

Sämmtliche Apparate sind von Sievers & Comp, in Kalk 
bei Deutz gefertigt und fast neu. 

Gefallige Anfragen beliebe man an den Besitzer Theodor 
Kleinwächter in Liebau (Preussisch-Schlesien) gefälligst franco 
zu richten. 



(82—87) 



^ 



M^itieni'JDrahizünder 

für 

Felsensprengungen erzeugt und empfiehlt bestens 
AI. Wilh. SteUzig 

in Schönlindc m Nordböhmen. 

Die Seiler-Waaren-Fabrik 

des Carl mandl in Pest 

erzeugt alle für den Bergbau nöthigen Seiler-Arbeiten von 
vorzüglicher Qualität zu den billigsten Preisen. 

Fabrik: Pest, Stadtwäldchen, Arenaweg Nr. 120, 12h 
Niederlage: Pest, Josefsplatz, Badgasse Nr. S. (5e— 6i') 



Jjiese Zeitschritt ersciieint wöchentlich einen Bogen stark mit den nöthigen artistischen Beigaben. Der Frännmerationspreii 
ist jKkdich loco Wien 8 ü. ö. W. oder 5 Thlr. 10 Ngr. Hit franoo Fostversendung 8 fl. 80 kr. ö. W. Die Jabresabonnenten 
erhalten einen officiellen Bericht über die Erfahrungen im berg- nnd huttenmänniBchen Haschinen-, Bau- und Anfbereitungswesen 
■ammt Atlai als Gratisbeilage. Inserate finden gegen 8 kr. ö. W. oder IV3 Ngr. die gespaltene Nonpareillezeile Aufiaahme. 
Zuschriften jeder Art kqpnen nur franco angenommen werden. ^^ 



Dmck von Carl Fromme ia Wien. 



Für den Verlag verantwortlich: Carl Reger. 



p 39. Oesterreichische Zeitschrift ,, i^f • 

)•. September. 



W. Jahr^ftHS. 



fiir 



Berg- und Hüttenwesen. 



Verantwortlicher Redacteur: Dr. Otto Freiherr von Hingenau, 

k. k. Minlaterialratb Im FinanBrninUtartain. 

Verlag der Q. J. Uanz'schen Buolüiandlang (Kohlmarkt 7) in Wien. 



Inhalt: Betrachtnn^n aus Anlass des gegenwärtigen Wiederaofschwnnges der Metall-Indastrie. — Errard^s Kohlenanfberei- 
tong^-Maschinen. — Setzet das Gold in die Tiefe? — Schmelzversache mit geringerem ÜisenfriBchBchlacken-Zoschlag bei der Silber- 
hütte in PHbram. — Versuche mit Sprengöl. — Notiz. — Administratives. — Ankündigungen. 



Betraehtungen aus Anlass des gegenwärtigen 
Wiederaufischwunges der Metall-Industrie. 

L 

Nach mehljährigem Darniederliegeu der Montan-Indo- 
strie in unserem Vaterlande und in manchen Nachbarlän- 
dern ist seit Kurzem eine neue Phase des Wiederaufschwun- 
ges eingetreten, welche sieb zunächst im Gebiete des Eisen- 
wesens, aber auch in einigen anderen Zweigen unseres Fa- 
ches seit den letzten Monaten in steigender Weise bemerk- 
bar macht. Es ist nicht genug, sich dieser günstigeren Perio- 
de nach immer noch schmerzlich empfundeneu üblen Tagen 
zu freuen und sie auszunützen, sondern es scheint uns der 
Moment ganz besonders einladend, die Ursachen der besse- 
ren Wendung und die Aussichten auf deren Dauer ein wenig 
au betrachten, um eben nicht bloss im Augenblicke zu 
schwelgen, sondern auch Vergangenheit und Zukunft ins 
Auge zu fassen. 

Eine der Ursachen des Wiederaufsehwunges mag wohl 
in der natürlichen Beaction längeren Damiederliegens be- 
gründet sein; denn mehrjährige Einschränkung der Consum- 
tion — zumal des Eisens, welches zu den nothwendigsten 
Artikeln gehört, muss nach Ablauf eiuer gewissen Zeit ver- 
mehrten Bedarf zur Folge haben. Doch würde dieser weit 
hinter den angehäuften Vorräthen zurückgeblieben sein, 
wenn nicht auch neue Anstösse zur namhaften Bedarfsver- 
mehrung hinzugetreten wären. Solchen Anlass haben bei 
uns vorzüglich die rasch auf einander gefolgteu Concessionen 
neuer Eisenbahnen gegeben, — weiche, mag man die Form 
derselben auch bekritteln, doch unzweifelhaft mehr Leben in 
die Eisenindustrie gebracht haben, als was immer für künst- 
liche Hebel oder schöne Worte vermocht hätten. Die Sie- 
benbürger Bahn, die Rndolfsbahn, die Franz Josefs-Bahn, 
der Ausbau der Carl Ludwigs- und der Brenner-Bahn, die 
in blosse Aussicht genommene Kaschau-Oderberger Bahn, die 
mährischen Bahnen — haben Schienenbestellungen machen 
müssen, rufen Maschinenbedarf hervor, verbrauchen Werk- 
zeuge und Fuhrwerk und greifen so in alle Theile der Eisen-. 
Industrie, vom grossen Walzwerk bis zum Zeughammer 
herab — arbeitgebend und befruchtend ein. Die Roheisen- 
vorräthe wandern in die Raffinierhütte, die stockende Roh* 
eisenerzeugung gewinnt Athem und die kalt stehenden Hoh- 



öfen kommen in Thätigkeit, die alten reducirten Mannschaf- 
teu sammeln sich um die gewohnten Fahnen und von allen 
Seiten, insbesonders aus Steiermark, Kärnten und Ungarn 
lauten die Nachrichten dahin, dass eine neue grosse Reg- 
samkeit eingetreten sei, und schon die Nachfrage nach Roh- 
eisen und nach Arbeitern anfängt stärker zu werden als das 
Ausgebot, so dass steigende Roheisenpreise schon zur 
Deckung für die nächste Zeit drängen und dadurch neue 
Preissteigerungen in Aussicht stellen. Doch hier möchten 
wir zuerst ein warnendes Wort einflechten. So natürlich es 
ist, bei steigender Nachfrage auch steigende Preise zu ma> 
chen, möchten wir doch glauben, dass man nicht gar zu weit 
gehen möge. Es ist wahr, man braucht Eisen, aber man kann 
nur ein solches brauchen, welches nicht allzu theuer ist. Das 
hohe Agio des Silbers schützt die inländischen Producenteu 
vor der Concurrenz des Auslandes bis auf einen gewissen 
Grad. Tritt der steigenden Tendenz der Produceoten zufäl- 
lig eine Verbesserung der Valuta in den Weg, so kann ein 
rascher Rückschlag eintreten, und ehe noch die jetzt noth- 
wendig gewordenen Anstrengungen sich gelohnt haben, kann 
<Hne neue Krisis durch Invasion fremder Waaren eintreten. 
Weil eben das Agio auch eine der Mitursachen des Auf- 
schwunges der inländischen Eisenindustrie ist, so muss diese 
vorsichtig sein, denn das Schwanken dieses Factors darf 
nie vergessen werden. Wir müssen, abgesehen vom Agio, 
mit der fremden Concurrenz es aufnehmen können. Dazu ge- 
hören aber wohlfeile Preise und Massenerzeugung, 
und dabeigute Qualität und Pünktlichkeit und reelle Be- 
dienung bei der Effectuirung von Aufträgen ! Die Capitalsklem - 
me ist auch geringer als in den letzten Jahren, aber auch 
diese i» Gunst des Augenblickes » ist etwas zweideutiger Na- 
tur. Unsicherheit anderer Capitalanlagen, Verstimmung der 
Börse, und eine Vermehrung von Geldzeichen tragen zu 
dieser momentanen Erleichterung bei. Es ist an sich bedenk- 
lich, dass die Rückkehr gesunder staatswirthschaftlicher Zu- 
stände diesen Factor ebenfalls minder günstig gestalten 
könnte. Euer heisst es nun rasch davon Gebrauch machen, 
feste Anlagen gründen und alle Verbesserungen , welche 
auf Vermehrung der Quantität und Quahtät abzielen, un ver- 
weilt durchführen, ehe die Gunst des Augenblickes verrinnt. 
Also vor Allem billige Massenerzeugung, — daher 
Coaks-Hohöfen, daher Kohlen werksaufschlüsse, Transport- 



— 310 — 



wege zu denselben, — Errichtung von neuen Etabliasements 
nur 80 nahe als möglich bei Kohlenwerken und Eisenbahnen ! 
Das n Bessemern tt hat unserem Alpen-Roheisen neue 
Absatzquellen eröffnet, da es besonders für die neue Me- 
thode geeignet ist und selbst für den Export gesucht wird. 
Auch diess muss beachtet werden und auch auf diesem Ge- 
biete nach Wohlfeilheit und Massenproduction hingearbeitet 
werden, um den gewonnenen Platz behaupten zu können, 
auch wenn einige der Ursachen des jetzigen Aufschwunges 
wieder aufhören. An Qualität sind wir unseren Concurren- 
ten voraus; gelingt es, gute Qualität dauernd um billige 
Preise zu schaffen, dann dürfte die neue Periode des Auf- 
schwunges sich länger erhalten und plötzliche Rückschläge 
weniger zu fürchten sein. Wir werden diese Betrachtungen 
fortsetzen. 0. H. 



Evrard's Eohlenanfbereitungs-Maschinen. 

Mit Bezug auf unseren Leitartikel in Nr. 38 bringen 
wir aus einem Ausstellungsbe richte der rheinisch-westphä- 
lischen Zeitschrift n Glückauf» nachstehende Beschreibung 
der Eyrard'sehen Kohlenaufbereitungs-Mascbinen. 

0. H. 



Bekanntlich haben in neuerer Zeit alle bedeutenderen 
Kohlenreviere, um sich einen weiteren Absatzkreis zu si- 
chern oder die Concurrenz besser aushalten zu können, mehr 
oder weniger dazu übergehen müssen, die Kohlen der Sepa- 
ration nach der Korngrösse und theilweise dem Waschpro- 
cesse zu unterwerfen. Ganz besonders wurde man hierauf 
in Frankreich hingeführt, wo die Eisenbahngesellschaften 
den Preis jeder einzelnen Lieferung in der Weise vom 
Aschengehalte abhängig machen, dass sie über 9 Procent 
Aschengehalt nicht annehmen und darunter für jedes Pro- 
cent mehr Asche 1 Prc. weniger pro Tonne bezahlen. Kleine 
hydraulische Setzsiebe mit Maschinenbetrieb zum Verwa- 
schen der Kohlen entsprechen den Anforderungen in Betreff 
der Reinheit nicht genug. Dieselben mit Handbetrieb erzeug- 
ten hohe Waschkosten (1 Frc. 20 Ctms. für 1 Tonne incl. 
Reinigung der Siebe) und machten die ganze Manipulation 
zu sehr von der Geschicklichkeit des Arbeiters abhängig. 
So z. B. waren auf der Grube La Chazotte bei St. Etienne 
30 Setzsiebe Tag und Nacht in Betrieb, wobei die schlech- 
teren Arbeiter Kohlen nicht unter 8 — 9 Procent Aschenge- 
halt erzielten und dabei 200 Kolbenstösse für jede Post 
gaben, während die geübten Arbeiter mit nur 60 Stössen die 
Kohlen bis 6 Procent Aschengehalt reinigten. Diess führte 
Herrn Max Evrard, Ingenieur der Gesellschaft, dazu, die 
Manipulationen beim Siebsetzen näher zu studiren und da- 
nach seine Maschine zu construiren, welche dasselbe leisten 
äollte, wie die geschickten Arbeiter. 

Die Resultate seiner Beobachtungen waren folgende : 
Bei richtiger Fährung des Handsetzsiebes wird zunächst 
der Kolben ganz niedergestosseu und eine Zeit lang bei den 
Stössen nur wenig erhoben, um den Einsatz möglichst unter 
Wasser zu erhalten, wobei zunächst eine Anordnung der 
Körner mehr nach der Grösse als nach dem spec. Gewichte 
stattfindet. Es bilden sich daher verschiedene Lagen, deren 
jede für sich aus fast gleichen Elementen zusammengesetzt 
ist, so dass die in der Grösse wenig verschiedenen Körner 



einer und derselben Schicht im weiteren Verlaufe der Ope- 
ration unter dem Drucke des aufsteigenden Wassers eine 
fast gleiche Einwirkung erleiden, welche für die oberen 
Schichten zu stark, für die unteren zu schwach sein würde. 

Auf die Letzteren muss Anfangs kräftig eingewirkt 
werden, allmälig wird dann der Kolben mehr und mehr ge- 
hoben, so dass das Wasser nach und nach zurücksinkt. Ist 
dasselbe bis auf das Niveau des Einsatzes gesunken, so ist 
die Trennung der Körner von gleicher Grösse in den ver- 
schiedenen Lagen beendet. Man muss ihnen aber noch die 
Scbiefertheilchen entziehen, welche der aufsteigende Was- 
serstrom hineingeführt hat, weil sie im Verhältnisse zu ihrer 
Dicke eine grosse Oberfläche bieten. Diese Theilchen neh- 
men selbstredend nach oben an Grösse ab und bestehen in 
den oberen Schichten aus sehr feinen Blättchen. 

Dass sich dieselben in Mitten von Körnern von sehr 
verschiedener Dichtigkeit finden, erläutert sich daraus, dass 
während der ganzen Dauer der Operation das Aufsteigen 
des Wassers heftiger erfolgte, als das Herabsinken desselben, 
weil Ersteres die Folge des vom Arbeiter gegebenen Stosses 
ist. Letzteres durch das Durchsickern des Wassers durch 
die obere Schicht verzögert wird. Diess hört aber auf, sobald 
das Wasser sich nicht mehr über die Oberfläche des Setz- 
gutes erhebt. Der Kolben, welcher dann schwimmt, gehorcht 
einem schwachen Stosse. Der Arbeiter hebt durch leises 
Senken desselben die Körner langsam und indem er ihn 
schnell hebt, erzengt er einen starken Wasserstoss, welcher 
die Schiefertheilchen in verticaler Richtung herabreisst. Der 
Kolben wird nun allmälig höher gehoben und zuletzt nur 
leise gestossen, so dass die groben Körner davon nicht mehr 
bewegt werden, während die Schieferblättchen sich bis in 
die Bergschicht hinabziehen. 

In vorstehenden Thatsachen sucht der Verfasser den 
Hanptvorzug des hydraulischen Hand-Setzsiebes und ferner 
darin, dass man danach mehrere Abhübe von verschiedener 
Reinheit machen kann, die zu verschiedenen Zwecken ver- 
wendbar sind. Herr Evrard hat nun ein sehr grosses Setz- 
sieb mit beweglichen Kolben construirt, in welchem alle 
angegebenen Manipulationen auf ibechanische Weise bewirkt 
werden. Vorher werden die Kohlen durch ein Lesesieb unter 
Auslesen der gröberen Berge in verschiedene Korngrössen 
getrennt. 

Die Anordnung dieser Apparate ist folgende : 
1. Das Lesesieb. 

Die Förderkohlen werden in einen Trichter gestürzt, 
aus dem sie auf einen rotirenden Tisch fallen. Von diesem 
werden sie durch einen Abstreicher über einen rotirenden 
ringförmigen Rost von 7 Meter (= c. 22') äusserem Durchmes- 
ser und l Meter (= 3' 2") Ringbreite vertheilt, welcher Oeff- 
nungen von 12 Millimeter (= 5 Linien) hat. Unter diesem 
liegt ein ebenso gestaltetes Sieb von 5 Millim. (== 27^ 
Linien) Weite und in gewissem Abstände darunter eine feste 
Bühne für das durchfallende Kohlen klein. Ueber dem ober- 
sten Roste sind im Quincunz gestellte Harken angebracht, 
welche die Förderkohle vollständig ausbreiten und die klei- 
neren Sorten aussieben ; Streichbretter werfen die einzelnen 
Sorten nach einer fast vollendeten Umdrehung von den Sie- 
ben und der festen Sohle nach aussen, die in kleine Wagen 
fallen, wenn sie zum Verkaufe und in Becherwerke, wenn 
sie zur Sieberei bestimmt sind. 



- 311 



Die BoBte und die feste Soble ruhen auf einem eisernen 
für jede Sohle mit 12 Armen versehenen Gerüste, welches 
mit einer vertioalen Achse in einer Pfanne rotirt. 

In dem centralen Baume liegt eine concentrische, mit 
dem Siebe sich drehende Bühne, auf welcher 12 Arbeiter 
die Berge aus den Stücken auslesen, und hinter sich auf 
eine untere oder 4. Etage werfen, deren äusserer Durch- 
messer dem der Bühne entspricht. Die Berge werden eben- 
falls durch ein Streichbrett in kleine Wagen verladen. Die 
Boste werden durch 12 Gitter gebildet, welche auf den auf 
beiden concentrischen Kreisen vernieteten Tragleisten ruhen. 
Die Stäbe sind dreikantig, von Eisen, und die Boste sehr 
dauerhaft. Da aber durch die oberen Siebe noch flache 
Stücke mitgehen, welche für die Wäsche zu gross sind, so 
hilft man dem ab, indem man die Yorräthe der 2. Etage 
noch durch einen Schlagrätter oder eine Trommel mit Ble- 
chen von 3 Centimeter (= 1 y^ Zoll) Lochweite gehen lässt. 

Das Lesesieb kann 2 Umdrehungen in der Minute ma- 
chen. Jeder Bing von 7 Meter Durchmesser repräsentirt 
auf 1 Meter Breite 18*260°" (= 189 Quadratfuss) also alle 
3 von 55*280™ (=566 Quadratfuss), was bei einer mittleren 
Stärke der Schicht von 3 Centimeter (=1V^ Zoll) einem 
Effecte von 60 Hekt. 80 pro Tour oder 1000 Hekt. = 1819 
Scheffel pro Stunde entspricht, bei einer Geschwindigkeit 
von 1 Umgang pro Minute. 

2. Die Kohlenwäsche. 

Die Kohlenwäsche besteht aus einem ringförmigen ro- 
tirenden Setzsiebe von 10 Meter (c. 32') äusserem Durch- 
messer und 2 M. (= OVsO Breite, eingefasst von zwei 30 
Centim. (= llVj") bohen Bändern, aus Holzrahmen mit 
durchlochten Kupferblechen von 1 Millimeter Lochweite ge- 
bildet. Dasselbe rotirt auf Bollen, deren radiale Achsen an 
der einen Seite auf dem Bande des ringförmigen, gemauerten 
und innen mit Cement verkleideten Setzkastens ruhen, wel- 
cher einen umgekehrten Kegel von 10*20°" (c 32 V2O Durch- 
messer und 10°" (c. 320 ^^^^ bildet. Das untere^Ende des- 
selben läuft in ein durch eine Schütze geschlossenes Bohr 
aus, durch welches die Schlämme in einen Wagen abgelassen 
werden. Das andere Ende der Achsen ruht auf einem ge- 
mauerten ringförmigen, an seinem ganzen unteren Umfange 
mit Spalten versehenen Scheider, welcher das Sieb von dem 
centralliegenden cylindrischen Kolben von 5*30°" (c. 16'9'0 
Durchmesser trennt. Zwischen den Siebrändern und dem 
Mauer werke ist nur ein sehr kleiner Zwischenraum, welcher 
kein Herausspritzen des Wassers gestattet. Das Sieb em- 
pfängt seine Bewegung durch einen um den ganzen Umkreis 
liegenden Zahnring, in welchen ein Getriebe eingreift. 

Der Kolben hängt mittelst zweier Zugstangen an einem 
Hebel, welcher seinen Unterstützungspunkt auf dem Bande 
des Siebkastens hat und am anderen Ende durch einen Dau- 
men bewegt wird. Am Ende des Ejraftarmes trfigt er eine 
verticale, eingelenkte Stange, an welcher unten ein Schwim- 
mer hängt, welcher dessen Gewicht vollständig contreba- 
lancirt, so dass er beim Niedergange mit dem Kolben nicht 
mitwirkt. 

Das Sieb hat auf seinen grossen Durchmesser vom Un- 
terstützungspunkte des Hebels nach der Seite des Schwim- 
mers hin eine Neigung von 30 Centimeter (ca. 11 72*^) und 
das Niveau des Wassers liegt 20 Centimeter über dem tiefsten 
Theile des durchlochten Bleches, also 10 Centimeter unter 
denen höchstem Punkte. Senkt sich nun der Kolben , so 



steigt das Wasser gleichmässig im Siebkasten, aber es er- 
hebt sich zu verschiedenen Höhen, so dass der Wasserspie- 
gel relativ am niedrigsten am letzteren Punkte, am höchsten 
am gegenüberliegenden ist. Es werden dadurch alle oben 
angegebenen Manipulationen, welchen Herr E. den wesent- 
lichen Vorzug des hydraulischen Handsetzsiebes zuschreibt, 
bei einer Umdrehung und gleicbmässigem Kolbenspiele er- 
reicht. Der Gang der Manipulation ist nun folgender: 

Stellen wir uns an den Unterstützungspunkt des Ba- 
lanciere und verfolgen das sich nach rechts drehende, also 
dort eintauchende Sieb, so sehen wir, dass nach ca. y^ Um- 
drehung ein Becherwerk die gröberen Kohlen der zweiten 
Etage auf das Sieb wirft, die von einer Streichlatte ein- 
geebnet werden. Beim Fortrücken gibt ein weiter rechts lie- 
gendes Aaftragewerk die feinere Sorte der dritten Etage auf, 
welche sich also über jener ausbreitet. Die dadurch ungefähr 
15 Centim. (= 5% **) starke Schicht wird nun unter Harken 
darchgeführt, welche sie durchkratzen und das Eindringen 
des Wassers erleichtern. Die Schicht wird zur tiefsten Stelle 
geführt und gelangt dann allmälig wieder zur höchsten, wo 

4 Etagen von Schrappern sie in 4 kleine Schaufelräder füh- 
ren, welche die Schichten von verschiedener Beinheit in 
Wügeu auswerfen. Die oberste ist die reinste, die folgenden 
immer unreiner, zu unterst liegen nur Berge. 

Die ersten Kratzer sind 10 Centimeter (c. ^^^ Zoll) über 
dem Siebe, die nächsten 7 Centimeter (= 2^3 Zoll), die des 

3. und 4. Bades sind beweglich und diese beiden Bäder mit 
auszurückenden Kuppelungen versehen, um sie nur von 
Zeit zu Zeit in Thätigkeit zu setzen, da, w^ bei dem Hand- 
setzsiebe, die Bergeschicht sich nicht für jeden Einsatz, oder 
hier für jede Umdrehung abheben lässt. Man wartet, bis sie 

5 Centimeter (1 ^yi2 Zoll) dick ist, um sie dann mittelst des 

4. Bades auszuheben, während das dritte eine darüberlie- 
'gende Schicht von 2 Centimeter (= V^ Zoll) abhebt und der 

Wäsche wieder zuführt. Letzteres geschieht, indem man die 
Producte des dritten Bades wieder aufhebt und durch einen 
hinter den Kratzern liegenden Trichter wieder auf das Sieb 
stürzt. 

Die Production der Wäsche, welche innerhalb gewisser 
Grenzen nur von der Umdrehungsgeschwindigkeit abhängt, 
beträgt 50*2°" (Oberfläche des Siebes) mal 0*10°" (mittlere 
Höhe der Charge) == 50 Hect. = 91 Scheffel fQr eine 
Umdrehung. 

Auf La Chazotte macht das Sieb in 5 Minuten eine 
Umdrehung, wobei 100 Kolbenstösse gegeben werden, es 
können also auf demselben in einer Stunde 1250 = 600 
Hect. = 1091 Scheffel pro Stunde verwaschen werden. 

Die beiden Apparate erfordern zusammen nur eine be- 
wegende Kraft von 10 Pferden, von denen 6 für das Lese- 
sieb und die Becherapparate und 4 für die Wäsche nöthig 
sind. Sie arbeiten seit ca. 8 Jahren sehr regelmässig und 
verursachen fast keine Unterhaltungskosten, obschon sie eine 
tägliche Förderung von 10.000 Scheffel zu verarbeiten 
haben. 

Der oberste Abhub liefert ein Product von 4 — 4V2 % 
Asche, der 2. von 6 — 7%, der 3. von 50 ^/a, während die 
zur Wäsche abgegebenen Kohlen 16 — 17 % Asche ent- 
halten. 

Das Verwaschen der Schlämme erfolgt auf einem ähn- 
lichen Apparate in Verbindung mit einem aufsteigenden 
Wasserstrome. Derselbe kann ungefähr das gleiche Quantum 
pro Stunde verarbeiten, wie die Kohlenwäsche. 

*• 



— 312 --- 



Beschäftiget siod bei dieser Prodaction 12 Arbeiter 
resp. Mädchen am Lesesiebe, 2 Mann an jeder der beiden 
Wäschen und 1 Maschinenwärter für die Betriebsmaschine. 
Die Gesammtarbeitslöhne wurden uns zu 2 Centimes auf 
100 Kilogr. Kohlen oder zu 1 Pfg. pro Scheffel angegeben, 
was bei obiger Arbeiteraahl niedrige Löhne ergeben würde. 

Ueber die Anlagekosten der Apparate haben wir keine 
Angaben erhalten. Jedenfalls müssen dieselben sehr be- 
trächtlich sein. 

Als unrationell muss es aber bezeichnet werden, dass 
die auf den Siebrosten getrennten Sorten auf dem Setzsiebe 
wieder vereinigt werden, anstatt jede Sorte für sich zu ver- 
arbeiten. Jedenfalls würden durch getrenntes Verarbeiten 
beider Sorten sich noch reinere Producte erzeugen lassen. 



Setzet das Oold in die Tiefe? 

Soeben kehrte ich von meinen geologischen Aufnahms- 
reisen aus Ungarn zurück und finde in Nr. 22 dieser Zeit- 
schrift einen Artikel unter obiger Aufschrift, der, wie ich 
glaube, den Charakter einer Entgegnung auf meine in Nr. 51, 
Jahrgang 1866} entwickelte Ansichten tragen soll. Es sei 
mir gestattet, letztere in ihren Hauptmomenten hier nochmals 
sehr gedrängt vorzuführen*). 

Die Hauptaufgabe jener Zeilen war, endlich einmal nach- 
zuweisen, dass der absolute Goldhalt bei vielen Lagerstätten 
mit der Tiefe nicht abnehme, wie man bisher glaubte, so- 
dann dass das in oberen Horizonten durch Zersetzungspro- 
cesse meist aus Kiesen entstandene Freigold in der Tiefe 
noch in den Kiesen gebunden erscheint. Es ist daher in den 
letzteren Fällen nicht möglich den Goldgehalt mittelst der 
grossen chemischen Affinität zum Quecksilber in Quick- 
mühlen, wie beim Freigold, zu gewinnen, sondern durch rein 
mechanische Processe, wo bekanntlich der Kalo ein bedeu- 
tend grösserer ist, welcher noch flberdiess bei der Verhüt- 
tung der Kiese umsomehr steigt. Es wird also schon wegen 
dieser Ursache in der Tiefe immer weniger Gold gewon- 
nen werden können. Sodann überliess ich mich den Betrach- 
tungen der grossen Nachtheile der Tiefe bei jedem Berg- 
baue, sowie der mögliehen geschichtlich-administrativen 
Motive einer erfolgten Goldbergbauauflassung, und schloss 
mit dem Resum^, dnss bei vielen Goldbergbauen keine ab- 
solute Goldabnahme nachweisbar ist, obzwar mir auch einige 
Fälle der umgekehrten Art bekannt wurden. Es war meine 
Pflicht, auch die letzten Worte nicht nur als Resultat man- 
cher gewiegten praktischen Erfahrung anzuschliessen, son- 
dern auch um zu zeigen, dass ich ganz unparteiisch gewillt 
gewesen bin, nie eine Ansicht, welche zwar aus vielen Beob- 
achtungen hervorging, zum allgemein giltigen Gesetze zu 
heben — ein Fehler unserer früheren geologischen Schulen. 
Mir kommt nun vor, dass Herr PoSepny glaubte, ich sei 
in den erwähnten Fehler gefallen, und sich deshalb die Mühe 
nahm, mich darob freundlich zu belehren, ohne gerade di- 
recte Beispiele vorführen zu müssen. Dass Herr PoSepnj 



*) Obwohl wir das lange Fortspinnen von polemischen, auch 
wissenschaftlichen, Artikeln darum nicht lieben, weil die Leser der 
Zeitschrift nicht immer gleiches Interesse daran finden, wie die 
disciiHrenden Autoren, so glauben wir diessmal doch noch darauf 
eingehen zu sollen, weil Herr Höfer wirklich missverstanden 
worden ist, und im Allgemeinen auch die Frage selbst von prak- 
tischem Interesse ist O. H. 



meinen entwickelten Ansichten beipflichtet, geht aus Fol- 
gendem seiner Entgegnung hervor. 

Betreffs der Genesis des Freigoldes führe ich die auf 
Seite 171 von Herrn Pofiepny selbst gebrnuchten Worte an: 
»Dass man an vielen Goldstufen die secundäre Entstehung 
des gediegenen Goldes aus den Kiesen, ähnlich wie die des 
gediegenen Silbers und Kupfers aus seinen Schwefelerzen 
beobachten kann, ist eine unbestreitbare Thatsache, und die 
von Herrn J. Höfer gegebenen Beispiele Hessen sich be- 
deutend vermehren. Doch scheint es mir zu vorschnell, 
diesen Schluss auf alles gediegen vorkommende Gold anzu- 
wenden, » — eine Ansicht die mir nie im Traume beifiel. 

Und auf derselben Seite heisst es weiter unten: «Die 
Ansicht, dass die goldhaltigen Kiese oder überhaupt gold- 
haltige Schwefelmetalle das gediegene Gold substituiren, 
ist ziemlich allgemein verbreitet und wird auch von Herrn 
Freiherrn von Richthofe n bezüglich Californiens ausge- 
sprochen U Klingt alles diess um ein Jota anders als meine 
gegebenen Ansichten? Dass es Frei gold Vorkommnisse gibt, 
welche als ursprüngliche Bildung anzunehmen sind, kommt 
ebenfalls, wenn auch nicht häufig, in der Praxis vor. 
Doch die beste Erklärungs weise fär dessen Genesis, nämlich 
die Extrahirung des homöopathisch im Nebengestein ver- 
theilten kieselsauren Goldoxjds, wie Bischof lehrt, scheint 
mir noch viel zu wenig begründet, um darüber Worte zu 
verlieren. 

Betreffs des zweiten Theiles meiner Abhandlung, näm- 
lich der äusseren Einflüsse auf den Goldbergbsu, meist durch 
den Betrieb bedingt, scheint Herr Pofiepnj mit mir in Ueber- 
einstimmung zu sein, weil darin nur die Schwierigkeiten der 
Tiefe eines Bergbaues von praktischer Seite beleuchtet sind, 
welche ja jeder Bergmann als traurige Wahrheit fühlt, und 
ich mich der Vollständigkeit halber verpflichtet fühlte, diese 
auf den Goldbergbau viel intensiver wirkenden Umstände 
beizufügen. Nur ein Widerspruch liegt auf Seite 173 bei 
den Vergleichnngen Herrn Pofiepnj's der Goldgewinnung 
aus Seifenlagern und aus ursprünglichen Lagerstätten, wenn 
er mit der Abnahme der Goldproduction eine Goldabnahme 
in der Tiefe identificirt. Ich würde bei diesem Ergebnisse 
zwar die Schuld ebenfalls auf diese unsägliche Teufe schie- 
ben, aber nicht auf die Goldarm uth, sondern auf die 
socialen und Betriebs-Verhältnisse! 

Herr Po^epny war auch so freundlich, meine Arbeit 
über die Erzlagerstätten Nag7Ag*s (Jahrbuch der k. k. geo- 
logischen Reichsanstalt 1865) mit dem schmeichelhaften 
Prädicate «schöne Arbeit « zu citiren. Sie scheint ihn jedoch 
nicht vollends befriedigt zu haben, indem er so manche Fra- 
gen von hoiier Wichtigkeit darin nicht beachtet findet, — 
Fragen die sich gerade auf die Tief»; beziehen. Darum fragt 
er mich Seite 169 unten : d Sollte nun der Grünsteintrachjt 
in derselben Ausbildung und in derselben Mächtigkeit in 
die Teufe setzen? oder ist der rothe Thon, das Conglome- 
rat u. dgl. im Stande, ein Damoklesschwert für die Verewi- 
gung des Bergbaues abzugeben?» Ich ersuche Herrn Pofiepny 
meine in Sprache stehende Abhandlung über Nagyig auf 
Seite 7 aufzuschlagen, wo also geschrieben steht : «Die 
Gänge könnten vielleicht nur dann ein Ende finden, oder 
besser gesagt zu sparsam vorkommen, wenn sich das Neben- 
gestein« (Grünste) ntrachjt) „auf eine nur schmale Eruptions- 
spalte beschränken würde. Diese Voraussetzung braucht 
weder uns noch die nächste Generstion zu beunruhigen, da 
in horizontaler Ausbreitung noch fast nirgends die Grense 



313 — 



des Orflnateintrachytea angefahren wurde, u Also ein Beweis, 
dass aach ich mir ähnliche Fragen vorlegte; und dass der 
Grüo stein trachyt keine bemerkbare Aenderung mit der 
Teufe erfahr, sondern eine locale in verschiedenen Punkten 
eines Horizonts, dürfte jeder Leser aus meiner Broschüre 
entnommen haben. Femer dachte ich auch über den Begriff 
der Teufe nach, und meinte auf Seite 7, ndass der Begriff 
der Teufe ein relativer sei, » ohne gerade bis zu antipodalen 
berghauptmann schaftlichen Gegenpyramiden tiefdenkend 
geworden zu sein. Und vor den gerade citirten Worten 
stf'hf, ndass die Abnahme des Goldadels in der Tiefe öfter 
dem Verluste des Gebirgsmittels, in dem die Erze einbre- 
chen, zuzuschreiben sei,u womit beilftufig ebenfalls das Be- 
denken ausgedrückt ist, das Herr PoSepny noch der Betrach- 
tung der Golderzlagerstfttten in den älteren, meist mit amor- 
phjschen Gesteinen ausdrückt. 

Sehr erfreulich war es für mich, dass diese von mir 
aufgeworfene Frage bereits von mehrfacher Seite eine wei- 
tere Besprechung erfuhr. Nebst Herrn Po§epny, der durcb 
seine Studien inVerespatak und Rodnajedenfalls zur Lösung 
dieser Frage manchen wichtigen Beitrag leisten kann und 
soll, erlitt die aufgeworfene Goldfrage eine weitere Bespre- 
chung durch Herrn Oberbcrgrath Grimm in Pribram bei 
den dortigen montanistischen Versammlungen und neuestens 
im Jahrbuche für Berg-Akademien. Wie ich aus all dem 
entnehme, sind seine Ansichten mit den meinigen vollkom- 
men übereinstimmend. 

Hanns Höfer. 



Schmelzversuche mit geringerem Eisenfrisch- 

schlacken-Zuschlag bei der Silberhütte 

in Pribram. 

Bereits im December 1866 wurde bei der Pj^ibramer 
Silberhütte behufs Herabminderung der Gestehungskosten 
und Reducirung der Metall- Abgänge bei dem Schroelzpro- 
cesse der Versuch gemacht, den Eisenfrischachlacken-Zu- 
schlag herabzusetzen, und den sich hierdurch ergebenden 
Abgang an Zuschlag durch gerösteten Bleistein auszu- 
gleichen. 

Es wurde daher die Beschickung derart geändert, dass 
statt den bis dahin üblichen 48 Laufkarren (96 Ctr.) Eisen- 
frischschlacke auf 100 Ctr. Rosterz, nur 32 Lfk. zugetheilt 
wurden, und der Abgang an Oxyden des Eisens der Eisen- 
frischschlacke theilweise durch Zusatz von geröstetem Blei- 
stein ersetzt wurde. 

Dieser Versuch scheiterte damals an der Indolenz der 
Arbeiter, da aber nach reichlicher Erwägung aller Verhält- 
nisse ein günstiger Erfolg zu erwarten stand, wurde nichts- 
destoweniger am 30. December 1866 beim Schmelzofen 
Nr. VUI mit verlässlichen Arbeitern der Versuch neuerdings 
aufgenommen, und bei einem Eisenfrischschlacken-Zuschlag 
von durchschnittlich 33'75 Lfk. (67*5 Ctr.) und einem Blei- 
stein-Zuschlag von 11*5 Ctr. auf 100 Ctr. Erz am 26. März 
1867 die Campagne beendigt 

Das Resultat, das sich hierbei ergeben, ist ein sehr 
günstiges, wie aus dem Folgenden ersehen werden kann. 

Bei der Beschickung, welche bezüglich der Zuschläge 
an Roheisen (Durchschnitt I^/^^q) und bleiischen Zeugen 



(Durchschnitt 17%) mit der der anderen Oefen gleich ge- 
blieben war, resultirt eine Ersparniss an Eisenfrischschlacken 
von: 

48 Lfk. — 33.75 Lfk. = 14-25 Lfk. pr. 100 Ctr, Erz. 

Bei dem verschmolzenen Erzquantum von 2637*5 Ctr. 
gibt diess eine Ersparniss von rund 375 Lfk., was wieder 
bei dem bestandenen Gestehungspreise von 41 kr. einen Be- 
trag von 153 fl. 75 kr. repräsentirt. 

Der Kohlenverbrauch ist ein günstiger gewesen (Durch- 
schnitt 72-4 Tounen auf 100 Ctr. Erz und Bleistein). 

Der Schlackenhalt der beim Ofen VIII während dieser 
Campagne gefallenen Bleischlacke betrug 0*009 M. Pfd. 
Silber und 3*75 Pfd. Blei pr. Ctr. Schlacke, gegenüber einem 
Durchschnittshalte von 0*010 M. Pfd. Silber und 3*75 Pfd. 
Blei bei den anderen Oefen in derselben Periode. 

Wenn man nun auch den beiderseitigen Halt als p;1eich 
annehmen will, so macht sich dennoch im Quantum der 
Schlacke eine bedeutende Differenz zu Gunsten des Ofens 
Nr. Vni geltend. 

Es fielen beim Ofen Nr. VIII im Ganzen um 3*75 Lfk., 
das ist 750 Ctr. an Schlacke weniger (das ist um das Ge- 
wicht der ersparten Frischschlacke), und kommt hievon nur 
höchstens die Hälfte des Gewichtes an zugesetzten Bleistein, 
also beiläufig 150 Ctr. in Abschlag, so dass rund 600 Ctr. 
Schlacken weniger abgefallen sind. Diess repräsentirt aber 
bei dem obbezeicbneten Halte an Silber und Blei : 

600 X 0*009 = 5*4 M. Pfd. Silber 
600 X 3-75 = 22 Ctr. 50 Pfd. Blei 

und macht in Geldwertb, wenn man die Bewerthnng nach 

der Einlösungstaxe vornimmt: 

5*4 X 37*50 fl. = 202 fl. 50 kr. 
22*5 Ctr. X 8-75 fl. = 196 fl. 87 kr. 
399 fl. 37 kr. 
Eine weitere Ersparniss bei Zusatz von Bleistein resul - 
tirt endlich aus der Vermeidung einer gesonderten Ver- 
schmelzung desselben. 

Wegen der Weitläufigkeit der Ausführung des hierher 
gehörigen Betrages, wollen wir aber nur die vorhin aufge- 
führte Ersparniss pr. 153 fl. 75 kr. und 399 fl. 37 kr. be- 
trachten und es zeigt sich somit, dass durch die neue Mani- 
pulation während der gewöhnlichen Durchschnittsdauer einer 
Ofen-Campa?ne, wie solche mit 87 Tagen vom Ofen Nr. VIII 
dargestellt wird, eine Ersparniss von 553 fl. 12 kr. bewirkt 
wurde. 

Zur Annahme eines grösseren Metall verbrandes, der 
allein diese Ersparniss reduciren könnte, liegt vorderhand 
kein Grund vor, und würde sich überdiess auch diesem Ab- 
gange die Ersparniss bei Vermeidung einer separaten Schmel- 
zung des Bleisteins entgegenstellen. 

Das Resultat der neuen Manipulation stellt sich dem- 
nach als ein sehr günstiges dar, und durch die bereits ver- 
fügte Einführung derselben bei allen 8 Schmelzhohöfen 
dürfte sich eine jährliche Ersparniss von etwa 20.000 fl. in 
runder Ziffer bewerkstelligen lassen. 



314 - 



Versuche mit Sprengöl*). 

Vom Berggeschwornen C. A. Richter in Freiberg. 

Der in der Berg- und hfittenmänniachen Zeitang erfolg- 
ten Aufforderung entsprechend, bringe ich andurch die Er- 
gebnisse zur Mittheiiung, welche bei den hierorts angestell- 
ten Versuchen mit Sprengöl gegen das in hiesigem Revier 
gebräuchliche Natronpulver gewonnen worden sind. 

Der erste in dieser Hinsicht unter Leitung eines Agen- 
ten abgeführte Versuch fällt in das Jahr 1865 zurück und 
war hierzu das 15 Ellen lange und 4 Ellen weite Abteufen 
des Beihilfer Hauptechachtes gewählt wordeo. Dieses Ab- 
teufen wird im Quergesteine, das aus festem grauen Gneus, 
durch den nur hin und wieder einige Klüfte hindurchsetzen 
und dann eine leichtere Gewinnung wie sonst gewöhnlich 
zulassen, abgesunken. Gerade am Tage des vorgenomme- 
nen Versuches war letzteres der Fall und erklärt sich daher 
zum Theil die durch das Sprengöl hervorgebrachte ausser- 
ordentliche Wirkung. Denn so musste dieselbe genannt 
werden, da die noch einmal so stark, wie gewöhnlich und 
beziehentlich noch stärker angelegten Bohrlöcher das ihnen 
gestellte Pensum vollständig lösten, ja mitunter sogar noch 
darüber hinausgriffen und solche Bergmassen im Abteufen 
anhäuften, dass ziemlich 3 Tage lang an eine weitere Häuer- 
arbeit gar nicht gedacht werden konnte und lediglich nur 
die Förderung alle Kräfte in Anspruch nahm. Die hierbei 
gebohrten Löcher waren theils einmänniscbe oder einzöllige 
und dann 27 — 30 Zoll tief, theils aber auch zweimännische 
oder zweizöUige und in diesem Falle war ihnen eine Tiefe 
von 36 — 48 Zoll gegeben worden. Die Besetzung dieser 
Löcher erfolgte in der vom Agenten angewiesenen ursprüng- 
lichen Form. Es wurde nämlich, weil die Löcher alle unter 
sich sahen, eine nicht allzugeringe Quantität Sprengöl — 
meist 25 bis 30 Pfdtbl. — mittelst blechernen Trichters 
eingegossen, darauf die in eine etwas Scheibenpulver ent- 
haltende 3 Zoll lange Holzpatrone einmündende Bickford' 
sehe Zündschnur bis auf das Oel eingelassen und das Loch 
ohne Beihilfe irgend eines Gezähstückes mit der blossen 
Hand zuerst mit Grubenschmand und dann mit Sand oder 
klarem Berge vollgefüllt. 

Wie es sich bei diesem erstmaligen Schiessen mit Spreng- 
öl herausstellte, konnte ohne Uebertreibung angenommen 
werden, dass die Wirkung eine 4 — 5mal grössere gewesen 
war, als wie sie das bisherige Pulver gehabt haben würde, 
und musste schon jetzt daraus gefolgert werden, dass die- 
jenigen Grubenbaue, die eine möglichste Weite besitzen und 
die im festen, wenig klüftigen und daher die Kraft des Spreng- 
öls am vollkommensten ausbeutenden Gestein umgehen — 
und das wären also die Abteufenbetriebe im Quergestein — , 
dass diese ihrem Ziele von nun au ungleich schneller ent- 



*) Bei uns in Oesterreich ist von den in letzter Zeit in 
Aufnahme gekommenen Sprengpulversurrogaten am meisten das 
Haloxylin der pp. Fehleisen versucht und in Anwendung ge- 
nommen worden. Versuche mit Sprengöl (Nitroglycerin) sind uns 
aus unseren Revieren bisher nicht bekanntgeworden. Um nun 
auch zu diesen aufzumuntern, glauben wir obigen Artikel aus 
der Berg- und hüttenmännischen Zeitung von Bruno Kerl und 
Friedrich Wimmer (Nr. 34 und 35) hier mittheilen, und auf 
einen ausführlichen Bericht aufmerksam machen zu sollen, der 
Herrn Einfahrer Müller in Freiberg zum Verfasser hat, und im 
(Freiberger) Jahrbuche für den Berg- und Hüttenmann vom Jahre 
1 867, S. 223 u. ff. abgedruckt ist. Als wir eben das Blatt schlössen, 
erhielten wir einen Bericht eines österreichischen Fachgenossen über 
Sprengöl- Versuche, den wir nächstens mittheilen werden. O. H. 



gegengeführt werden könnten, als diess früher möglich war 
und musste schon dieser eine Vortheil, den das Sprengöl 
gewährte, als ein sehr wichtiger und tief eingreifender be« 
zeichnet werden. Allein es gesellten sich dazu auch noch 
einige andere Vorzüge, die zwar an und für sich nicht so 
werthvoll erschienen, als der erste, die aber doch auch einen 
nicht zu unterschätzenden günstigen Einfluss auf die Gru- 
ben wirtbschaft zu äussern versprachen. Dahin waren za 
zählen : 

1. dass zur Herausschlagang eines gewissen Maseea fer- 
nerhin weit weniger Mannschaft angelegt und weit we- 
niger Löcher gebohrt zu werden brauchen, als jetzt, 
dass also dem Arbeitermangel gewisser müssen dadurch 
abgeholfen werden und der Bedarf an Stahl und Eisen 
geringer sein wird als bisher; 

2. dass das Oel eine feuergefährliche Eigenschaft nicht 
hat und beim Entzünden wohl brennt, aber nicht ex- 
plodirt, auch nach Wegnahme der darauf gebrachten 
Flamme sofort wieder verlischt ; 

3. dass das Besetzen auf sehr leichte, schnelle und un- 
gefährliche Weise erfolgt; 

4. dass die Rauchentwicklung im Vergleich zu dem ge- 
wöhnlichen Pulver eine sehr geringe ist und dass so- 
fort wieder an den Punkt, wo der Schuss gefallen ist, 
hingefahren werden kann, ohne von dem Dampfe be- 
schwert zu werden, ein Vortheil, der namentlich bei 
wetternöthigen Betrieben bedeutend ins Gewicht fällt 
und der das Anstecken auch einzelner Löcher vor der- 
gleichen Betriebspunkten gestattet, was bis jetzt des 
fast undurchdringlichen Rauches wegen so viel als mög- 
lich zu vermeiden gesucht werden musste, und 

5. dass ganz versagte oder bloss aufgerissene Löcher 
wieder besetzt und weggethan werden können, was 
bei den zeitherigen Einrichtungen entweder eine Un- 
möglichkeit, oder doch mit der grössten Gefahr ver- 
bunden war. 

Diesen Vorzügen ist der Nachtheil gegenüberzusetzeu : 

a) dass die bei der Explosion des Oels umhergeschleu- 
derten Gase eine schädliche Einwirkung auf die Ath- 
mungs- und Sehorgane ausüben, 

b) dass das Oel bei jedem stärkeren Stosse oder Schlage 
explodirt und leicht gefriert, und 

c) dass die geworfenen Gesteinsstücke meist von gros- 
sem Kaliber sind und auf ihre Zerkleinerung wieder 
eine ansehnliche Zeit verwendet werden muss. 

In ersterer Beziehung ist zu erwähnen, dass an dem 
ersten Tage des Versuches in dem nicht überaus gut venti- 
lirten Abteufen nur äusserst geringe Merkmale von einem 
Schmerze im Kopfe oder in den Augen wahrgenommen wer- 
den konnten, wogegen späterhin solche Erscheinungen mehr 
und mehr hervortraten, so dass es immer augenfälliger wurde, 
dass bei Anwendung des Sprengöls ganz besonders auf eine 
gute Wettercirculation hingewirkt werden müsse. Im Laufe 
der Zeit aber und nachdem sich die Arbeiter an den Geruch 
mehr gewöhnt zu haben scheinen, ist auch dieser dem Spreng- 
öle anhaftende Uebelstand für nicht mehr so durchschlagend 
gehalten worden, dass deshalb die ganze Benutzung in Frage 
gestellt werden könnte. 

Die ebenfalls nicht wegzuleugnende geföhrliche Eigen- 
schaft des Oels bei jedem starken Stosse zu explodiren steht 
nicht hinter jener zurück, welche das bisherige Pulver durch 
seine leichte Brennbarkeit und durch die daraus entstehende 



{ 



315 



Explosion kennzeichnet, wie denn auch die sclinelle Oefrier- 
barkeit des Sprengöls zwar als eine sehr unbequeme, aber 
nicht gerade als eine sehr gefl&hrliche Eigenschaft angesehen 
werden muss. 

Was endlich das Hereinsetzen grösserer Gesteinswftnde 
anbetrifft, so ist dem ebenfalls beizupflichten, und werfen 
die Sprengöllöcher mehr ganze grosse, als kleinere Stücke. 
Dieselben sind aber leicht mit dem grossen Fäustel oder 
durch nachmalige Sprengungen zu zerkleinen, wenigstens ist 
darin kein grösseres Hinderniss zu erblicken, als wenn, wie 
bei dem Pulver vielfach geschieht, das abgesprengte Gestein 
in kleine Stücke zertheilt und durch das dadurch ermög- 
lichte weite Forttragen derselben nicht allein dem Gruben- 
ausbau, sondern auch den Arbeitern ein Schaden zugefügt 
wird. Im Gegentheil möchte daraus, dass nur eine leichte 
und ungefährliche Umlegung der herumzugewinnenden Ge- 
steinsmassen stattfindet, eher ein Vortheil, als ein Nachtheil 
entspringen, weil eben dadurch eine Schädigung der Ar- 
beiter oder der Zimmerung und Mauerung nicht, oder doch 
nicht in dem Masse eintritt, als bei dem gewöhnlichen 
Pulver. 

Und so mussten alle die bei den erstmaligen Versu- 
chen mit dem Sprengöle beobachteten günstigen Erscheinun- 
gen dazu auffordern, noch ausgebreitetere und sicherere 
Nachweise über dessen Anwendbarkeit bei dem Bergbaue 
beizubringen und sind daher auch weitere Schritte in dieser 
Beziehung gethan worden. Vornehmlich wurde auf der Grube 
Segen Gottes in einem Schachtabteufen, an einem Fürsten- 
stosse und vor einem Orte ein Coutrolversuch mit SprengÖl 
entgegen dem hier gebräuchlichen Natronpulver abgeführt. 
Zuerst ist hierbei das Sprengöl zur Verwendung gekommen 
und sind mit solchem 226 Löcher von 5429 Zoll Tiefe ge- 
schlagen worden. Von diesen Löchern haben 180 Stück 
oder 80 Procent rein abgehoben, während 40 -Stück oder 
17 Procent nur halb und 6 Stück oder 3 Procent gar nicht 
geworfen haben. Der ausgehauene Raum bestand in 7*112 
Cbklr. und hat, da die Scbmiedekoston auf 8 Thir. 20 Ngr. 
— Pfg. , der Aufwand an Schiessmaterialien auf 5 Thlr. 
21 Ngr. 1 Pfg., der Verbrauch an Sprengöl auf 77 Thlr. 
5 Ngr. 1 Pfg. und das Gedinglohn auf 1 57 Thlr. 1 7 Ngr. 
4 Pfg. zu stehen gekommen sind, 1 Cbklr« einen Aufwand 
von 32 Thlr. 6 Ngr. 1 Pfg. verursacht, wobei sich das Ort 
wegen dessen kleiner Dimensionirung als der theuerste und 
das Abteufen aus entgegengesetzten Gründen als der wohl- 
feilste Betrieb erwiesen hat. 

Bei dem hierauf angestellten Controlversuche mit ge- 
wöhnlichem Natronpulver sind 559 Löcher von 9956 Zoll 
Tiefe, d. s. also 333 Löcher von 4527 Zoll Tiefe mehr ge- 
schlagen worden, als bei dem Sprengöle, und haben davon 
315 Stück oder 57 Procent rein abgehoben, 225 Stück oder 
40 Procent nur halb und 1 9 Stück oder 3 Procent gar nicht 
geworfen. Man ist durch diese Löcher zu einem Aushiebe 
von 4*615 Cbklr. gelangt, wobei das Feldort und der Für- 
stenstoss bei Weitem nicht so sehr in den Hintergrund tre- 
ten, als im ersten FhHc, Der Aufwand für Schmiedekosten 
belief sich hierbei auf 12 Thlr. 21 Ngr. 8 Pfg., der für 
Schiessmaterial auf 3 Thlr. 5 Ngr. 8 Pfg., der für Pulver 
auf 24 Thlr. 10 Ngr. — Pfg. und der für Arbeitslohn auf 
162 Thlr. 18 Ngr. 8 Pfg., so dass also 1 Cbklr. für 41 Thlr. 
1 Ngr. 6 Pfg. berausgeschlagf^n worden ist. 

Demnach ist bei dem Pulverechiessen die Auffahrung 
um 2'497 Cbklr. geringer, der Arbeitslohn trotz des in einem 



Falle vorgekommenen Gedingverlustes um 5 Thlr. 1 Ngr. 
4 Pfg. und die Schmiedekosten um 4 Thlr. 1 Ngr. 8 Pfg. 
höher, der Aufwand für Sohiessmaterialien besondes wegen 
des hier in Anwendung gebrachten Käumnadelschiessens um 
1 Thlr. 15 Ngr. 3 Pfg. geringer, der Pulververbrauch eben- 
falls um 52 Thlr. 25 Ngr. 1 Pfg. geringer, die gesammte 
Ausgabe für 1 Cbklr. aber um 8 Thlr. 25 Ngr. 5 Pfg. höher 
ausgefallen, als bei dem Sprengölschiessen. 
(Schlttss folgt.) 



Notiz. 



Nenberger Bessemer-Tyres. Die vom k. k. Eisenwerke 
Neuberg im Jahre 1865 an den Betriebsdirector Herrn Ha s well 
zu einem neuen Tender fUr die priv. Kaiser Ferdinands-Nord- 
bahn gelieferten geschweissten Tyres aus Bessemermaterial 
sind vor Kurzem zur ersten Abdrehung gekommen und haben 
im Vergleich mit den Krupp'schen Gussstahl -Tyres und Bo- 
chumer Puddelstalil -Tyres, welche unter Tendern ähnlicher Con- 
struction laufen, nachstehendes Resultat geliefert: 



Gattung der 
Tyres 


Zarllekffe- 

legte Meilen 

bli zar 1. 

Abdrehnng 


Verlait an 
Starke bei 
der 1. Ab- 
drehnng 


Auf eine 
Linie Ab- 
nützung 
entfallen 
demnach 
Meilen 


Anmerkung 


Nenberg 

Bessemer- 

Tyres 


5736 


2-75"' 


20S6 


Durchschnitt- 
liches Ergeb- 

niss Ton 
6 Stück Tyres 


Krupp 

Qussstahl- 

Tyres 


4747 


2-38''' 


1994 


Durchschnitt- 
liches Ergeb- 
nisH von 
17 Stück 
Tyres 


Bochum 

Puddelstahl- 

Tyres 


3123 


2-44'" 


1279 



Demnach haben die von Neuberg gelieferten Bessemer* 
Tyres bei einer Linie Abnützung um 92 Meilen mehr wie die 
Krupp*8chen, — und um 807 MeUen mehr wie die Bochumer- 
Tyres zurückgelegt 

Wir entnehmen obige Notiz einem anerkennenden Schrei- 
ben der priv. Kaiser Ferdinands-Nordbahn-Direction vom I.August 
d. J. an das k. k. Oberverwesamt Neuberg, und glaubten die 
darin enthaltenen Daten , welche aus vergleichenden Versu- 
chen abgeleitet sind, der Oeffentlichkelt nicht vorenthalten zu 
sollen. O. H. 



A.diniiiiBtrative6. 

Cassa- und Verrechnungswesen. — Wegen recht- 
zeitiger Einsendung der Cassajournale an die Game- 
ralhaupt' und Montanhofbuchhaltung.) Die Wahrneh- 
mung, dass dem hierortigen Auftrage vom 14. März 1867, Z. 1 1919 
(V. Bl. Nr. 12. 8. 76), die Cassajournale bis sp&testens 15. nach 
jedem Monatsschlusse zur Gameralhaupt- und Montanhof buch- 
haltung zu erlegen, nicht allseitig entsprochen wird, gibt die 
Veranlassung, wegen verspäteten Erlags der Cassajournale die- 
selben Geldstrafen anzuordnen, welche mit dem Erlasse vom 
11. Juni 1865, Z. 28369 (V. Bl. Nr. 29, 8. 213), wegen ver- 
späteter Einsendung der monatlichen Qeldgebarungs- Aus weise 
festgesetzt wurden. 

Se. k. k. Apostolische Majestät haben den Sections-Chef im 
Ministerium für Handel und Volks wirthschaft Carl Weis als 
Ritter des Ordens der eisernen Krone IL Glasse, den Ordenssta- 
tuten gemäss in den Freiherrnstand des Österreichischen Staates 
mit dem Prädicate n'^on Teufensteina erhoben. 

Xrnennungen. 
Vom Finanzministerium: 
Der erste Kanzlist bei dem Bergoberamte in PHbram Jo- 
hann Korb zum Protokollisten zugleich Expeditor daselbst, der 
dortige zweite Bergoberamtskanzlist Joseph Ben e seh zum ersten, 
der dritte Bergoberamtskanzlist Carl Reinhard zum zweiten, 



316 — 



und der Kauzleiassisteut bei dem köu. ungarischen Finanzin- 
spectorate in Pressburg Wilhelm Wuczkowsky zum dritten 
ßergoberamtskanzlisten in PHbram (Z. '27749, ddo. 7. Septem- 
ber 18U7). 

Der Bezirks- Wundarzt in AdeUberg Max Wimmmer zum 
Werkschirurgen bei dem Bergamte Idria (Z. 31249, ddo. 6. Sep- 
tember 1867. 

Der Secnndararzt an der Kranken- und Irrenanstalt zu 
Klagenfurt Silvester Mayerhold zum Bergwundarzt bei dem 
Bergamte Raibl (Z. 26588, ddo. 7. September 1867). 

Der Biagister der Chirurgie in Dobczyce Vincenz Wosny 
zum Werksarzt bei dem Berg- und Uüttenamte Swoszowice 
(Z. 27227, ddo. 7. September 1867). 

Der Stebniker Salinenverwalter Juliua Leo zum Oberberg- 
verwalter und Bergrath in Wiellczka, der Markscheider bei der 
Salinenverwaltung in Wiellczka Adolph Ott zum Verwalter da- 
selbst, endlich der Ministerialconcipist des Finanzministeriums 
Johann Hladik zum Finanzsecretär bei der Finanz- Landes- 
direction in Lemberg (Z. 28359, ddo. 12. September 1867). 

Der Materialverwalter bei dem Oberverwesamte in Neuberg 
Alois Eich tinger zum Cassier daselbst (Z. 35U45, ddo. 13. Sep- 
tember 1867). 

ad Nr. 352 V. Xandmaohong. 

Vom k. k. Bergoberamte in PHbram wird mit Genehmigung 
des hoben k. k. Finanz-Ministeriums ddo. 16. August 1867, 
Nr. 31248 F. M. nach berggesetzlicher Vorschrift hiemit ein or- 
dentlicher Gewerkentag des k. k. und mitgewerkschaftlichen Carl 
Borromaei Silber- und Blei-Hauptwerkes zu PHbram auf den 
29. October 1867 um 10 Uhr Vormittags zu PHbram im Sitzungs- 
saale des Bergoberamtsgebfiudes angeordnet, und werden hiezu 
die sämmtlichen Herren Mitgewerken mit dem Bedeuten einge- 
laden, hiebel entweder persönlich oder durch legal ausgewiesene 
Bevollmächtigte (§. 153 a. B. G.) zu erscheinen, widrigens die 
Nichterscheinen den als mit den gefassten Beschlüssen der Erschie- 
nenen (§. 153, 154, 155 a. B. G.) Hlr einverstanden erachtet werden. 

Ais Verhandlungsgegenstände werden in Vorhinein bezeichnet: 

1. Kechenschafts- und Betriebsbericht nebst Gebarungs-Aus- 
weisen auf Schluss des Jahres 1866, mit Zusätzen aus dem Jahre 1^67. 

2. Regelung der gewerkschaftlichen Verhältnisse im Sinne 
der §§. 137 bis 169 aUgemeines Berggesetz und der Verordnung 
des Justiz-Ministeriums vom 13. December 1854. 

3. Wahl des Gewerkschaftsdirectors und Bestimmung der 
Vollmacht ftir denselben. 

4. Vortrag über die mittelst Freischürfen erfolgte Occupi- 
rung des hoffnungsreichen Terrains bei Koziöm und Worlow, 
dann jenes bei Stfebjiko für das Carl Borromaei-Hauptwerk, Be- 
kanntgebung der bisherigen Einleitungen , und Einholung der 
Erklärung der Privatgewerken des Hauptwerkes, ob dieselben 
bei der Betheiligung an diesen Bergbauuntemehmungen verbleiben. 

5. Bekanntgabe der wichtigsten durch die Systemalunter- 
suchungscommission und seither eingeführten Verbesserungen, 
Ersparungen und sonstigen getroffenen Massnahmen. 

6. Betriebsanträge für die nächste Zeitperiode. 
Pfibram, den 23. September 1867. 



AMÜNWGUNÖEN. 
Die Seiler-Waaren-Fabrik 

des Carl ]II»nill in Pest 

erzeugt alle für den Bergbau nöthigen Seiler-Arbeiten von 
vorzügUcher Qualität zu den billigsten Preisen. 

Fabrik: Pest, SUdtwäldchen, Arenaweg Nr.' 120, 121. 
Niederlage: Pest, Josefiiplatz, Badgasse Nr. 8. (57->6i) 



(97-99) 



Concurs. 



Zur Besetzung der erledigten Stelle eines technischen Di- 
rectors in den Kupferbergwerken der BÜtraer Bergwerks-Union 
wird hiemit der Concurs eröffnet. Büt dieser Stelle ist ein Jahres- 
gehalt von 2000 fl. öst. W., freie Wohnung, Holz, femer die 
Benützung eines Gartens und mehrerer Joch Felder verbunden. 

Es werden demnach die hierauf Reflectirenden, welche im 
Berg- und Hüttenwesen, und namentlich in der Kupfer-Extrac- 
tion, Pochwerksleitung und Schmelzung bewandert und fach- 
männisch gebildet sein müssen, aufgefordert, ihre diessbezügli- 
chen documentirten Gesuche bei dem Präses des Directoriums 
Herrn Leo v. Marschalko in Pest (Landstrasse Nr. 25) bis 
1. October 1. J. einzureichen, wo auch nähere Auskunft ertheiltwird. 

Pest, am 3. September 1S67. 

Im Auftrage des Directoriums: 

Albert i«Uer, 

Vereinssecretär. 

(93-94) pur Aufbereitungsanstalten 

stehen: 3 complet eiserne Siottherde mit Mengtrommel 
2 „ „ rotirende Herde mit „ 

4 — 6 „ „ Sotzmatoliineii 

auf dem 81 Johannet-Kupferwerk bei Böhmisch -Werners- 
dorf zum Verkauf. 

Sämmtliche Apparate sind von Sievert & Comp, in Kalk 
bei Deutz gefertigt und fast neu. 

Gefällige Anfragen beliebe man an den Besitzer Theodor 
Kleinwächter in Liebau (Preussisch-Schlesien) gefälligst franco 
zu richten. 

Soeben erschien im Commissionsverlage der Buchhandlung 
Kayer Ä Comp, in Wien, Singerstrasse: 

MontaD-Handbueh des Kaiserstaates Oesterreich 

• fflr 1867. 
Herausgegeben Ton 

Joh. B. Kraus, 

Jnb. k. k. Rechnnngsrath im Mflnc- und Bergwesen zu Thereilenb&d 
in Meldung. 

22. Jahrgang, gr. 8^, 33 Bogen, Preis gebunden in Lein- 
wand fl. 3, broschirt fl. 2'50 



Gleichzeitig erschien von demselben Verfasser: 

Sammlung von Normalvorschriften und Verordnungen Aber 

Reisekosten-Gebühren und Verrechnung, zunächst 

für Montanisten. 

gr. %^j 24>y|« Bogen. Preis gebunden fl. 2, broschirt 
(101—102) , fl, 1-50 



(83—87) 



6^ 



Paieni'MBrahtatünder 

fflr 

Felseosprengungen erzeugt und empfiehlt bestens 

AL WUh. Stellxig 

in Schönlinde in NordbGhmen. 



Diese Zeitschrift erscheint wöchentlich einen Bogen stark mit den nöthigen artistischen Beigaben. Der Prannmerationspreis 
ist Jährlich looo Wien 8 fl. ö. W. oder 5 Thlr. 10 Ngr. Xit franeo Postvenendung 8 fl. 80 kr. ö. W. Die Jabresabonnenteo 
erhalten einen officiellen Bericht über die Erfahrungen im berg- und hflttenmannisehen Kasehinen-, Bau- und Anfbereitnngswesen 
lammt Atlas als Gratisbeilage. Inserate finden gegen 8 kr. ö. W. oder IVi Ngr. die gespaltene Nonpareilleseile Aufnahme. 

Zuschriften jeder Art können nur franoo angenommen werden. 



Druck von Carl Fromme in Wien. 



Für den Verlag verantwortlich: Oarl Reger. 



N=40. Oesterreichische Zeitschrift ,1^?^. 

IV. Jakrgang. 7. Oetober. 



fiir 



Berg- und Hüttenwesen. 



Verantwortlicher Redacteur: Dr. Otto Freiherr von Hingenao, 

k. k. lCiiii«tarUlr»tb im Finaaunlnltteriiiai. 

Verlag der Q. J. Manz'schen Buohliandlline: (Kohlmarkt 7) in Wien. 



IzLhalt: Betrachtangen aoa Anlass des gegenwSrtigen Wiederanfschwonges der Metall-Indastrie. 11. — Tabellen znr Berichtigung 
der durch Beobachtung correspondirender Sonnenhöhen bestimmten Mittellinie zur wahren Mittagslinie. — Versuche mit Sprengöl(Schluss). 
Eisenwerk und Maschinenfabrik von Schneider & Comp, zu Le Creuzot in Frankreich. — Administratives. — Ankündigungen. 



Betrachtungen ans Anlass des gegenwärtigen 

Wiederanfschwimges der Metall-Industrie, 
n. 

Um nun aber wohlfeiler und in grösseren Mengen pro- 
duciren und einem stärkeren Verkehr dauernd genügen zu 
können, reichen viele der heutigen Hilfsmittel der Production 
nicht aus. Holzkohlen-RoheiBen in unbeschränkter 
Quantität zu erzeugen, gestatten der Bestand unserer Forste 
und die Preise des Holzes und der Holzkohle nicht, wenn 
eben diese Forste stärker in Anspruch genommen werden 
sollen, und gleichzeitig die kaum erst in Schwung kommende 
Ausnutzung der Forste auf Nutz- und Bauholz weitere Fort- 
schritte machen sollte. 

Man wird daher auch dort, wo man bisher aus Furcht 
vor Verschlimmerung der Qualität an der Holzkohle fest- 
halten zu müssen geglaubt hat, zur Steinkohle greifen müs- 
sen und Coaks-Hohöfen auch dort ins Leben zu rufen ge- 
uöthigt sein, wo bisher das Holz allein als die Bedingung 
der Eisenindustrie gegolten hat! Aber wird nicht die Qualität 
darunter leiden? so hören wir besorgte Fachgenossen fragen! 
Betrachten wir diese nicht ungerechtfertigte Frage mit ru- 
higer Erwägung aller Umstände, Ganz gewiss wird Holz- 
kohlen-Roheisen für viele Stabeisen- und Stahlsorten immer 
noch vom Wertbe und für lange noch ziemlich schwer ent- 
behrlich bleiben ; aber zweifelsohne werden die vorzüglichen 
Eisensteine der norischen Alpen auch mit Coaks vorzügli- 
ches, zumal graues Roheisen geben, welches für viele Sorten 
von Eisen ebenso gute Qualität geben wird. Wenn nun ein 
Theil des überhaupt erblasenen Eisens mit Coaks erblasen 
wird, so kann, ohne die gegenwärtigen Holzbezugsyerhält- 
nisse irgendwie zu alteriren, eben dieser Theil der künftigen 
Eisenproduction mehr producirt werden, und man wird in 
der Lage sein, die heutige Menge Holzkohlen-Eisen «plusu 
einer beliebigen Menge Coakseiseu auf den Markt zu stellen 
ohne sich das Holz zu vertheuern; ja! das Eintreten eines 
neuen in diesen Holzkohlen-Eisen-Revieren noch unbenutzten 
Concurrenten (der Coaks) wird auf den Holzkohlenpreis 
mässigend einwirken. Mit der bisher selbst geschaffenen Be- 
schränkung der Production aus Holzbedeckungrs-Rücksichten 
hat es ein Ende, sobald Coaks in den Schranken treten und 
eine von der Holzkohle unabhängige Mehrerzeugung möglich 
gemacht wird. 



Will man aber mit Coaks blasen und dabei möglichst 
gute Qualität erhalten, so muss man Erz und Brennstoff 
sorgfältiger, als es bisher vorwiegend der Fall ist, behandeln. 
Rein geschiedene, gut gattirte, richtig abgewit- 
terte und geröstete Erze und gute, schwefelfreie, 
aschenarme Coaks werden, mit passenden Zuschlägen 
sorgfältig undauf Grund guter Analysen combiuirt, eine Quali- 
tät desProductes geben, die sich mit solchem Holzkohleneisen, 
welches mit minderer Sorgfalt für Reinheit und analytische 
Beschickung erb lasen ist, wird messen, und einem nicht 
sorgfältig vorbereiteten Coaksroheisen unbedingt vorzuziehen 
sein wird. Auch die von der Natur den Alpenländem ge- 
schenkten trefflichen Eisensteine werden bei besserer Sor- 
tirung, gründlicher Analyse und richtiger Gattirung immer 
noch werthvoller gemacht werden können; und ebenso wird 
man unsere angeblich schlecht coakende Steinkohlen (aller- 
dings nicht alle) durch sorgfältiges Waschen und Aufbereiten 
gut coakbar machen können. — Auch die nicht genug zu 
beklagende Entfernung guter Erzlager von guten Kohlen- 
lagern wird durch die Eisenbahnen gemildert und deren 
bei uns noch hochbemessene Tarife werden sinken , wenn 
sichere und grosse Kohlenverbrauchs-Mengen auch beim 
Transport die wohlfeile Massenbewegung (die jetzt noch 
theilweise fehlt) als vortheilhafter erscheinen lassen werden, 
als hohe Tarife. Dahin kann aber gestrebt werden, wenn 
man mit der Errichtung von Coaks-Eisenwerken auch in 
den Alpen Ernst macht, d. h. wenn lebensfähige Corporalio- 
nen oder Gesellschaften die Sache in die Hand nehmen, 
was in Kärnten und Steiermark geschehen kann — und bald- 
möglichst geschehen sollte ! 

Freilich! etwas Capital und tüchtige wissenschaftliche 
Arbeit bedarf es, um einen solchen Um- und Aufschwung 
gelingen zu machen ! Mit manchen alten Gewohnheiten und 
Vorurtheileu, mit der lieben gemüthlichen Empirie muss er- 
barmungslos gebrochen werden, wenn das durchgreifend 
realisirt werden soll, was jetzt im beginnenden Wiederauf- 
schwunge anzufangen geeignete Zeit ist! Association und 
nüchterne Berechnung müssen Hand in Hau d gehen; Ein- 
zelkraft und Phantasien einzelner Projectanten genügen nicht 
zu so ernstem folgenschwerem Werke. — Wir hören mit Ver- 
gnügen, dass Altmeister Tun n er im Volkswirt hschaftlichen 
Ausschüsse des Abgeordnetenhauses Anregungen zu einer 



— 318 



Coaks-Roheisen-Anlage in Steiermark gegeben und in par- 
lamentarischen Ejreisen Unterstützung gefunden hat! Wir 



werden, was in dieser Richtung zu Tage tritt, mit Aufmerk- 
samkeit verfolgen und uns freuen, wenn es ernstlich vor- 









Tabellen 


zur ; 


Berichtig^ung der durch Beobachtung correspondirender 








Tabelle A. 








Die Correctur ist beim Gebrauche des Gnomon 


Decli- 
nations- 

ände- 
rungder 

Sonne 


Geogra- 
phische 
Breite 


Correctur für 1 Mi- 




westlich 


II östlich 




Stunden bei einer 






Die Correctur ist für Visir-Instrumente 




des 


















in 24 
Stunden 


Ortes 


3 


374 


3V4 








II 






negativ 


positiv 














Tag 


Monat 


Tag 


Monat Ij Tag 


Monat 


Tag 


Monat 


Minuten 


Grade 




21 


Juni 


21 


December 


21 


Juni 


21 


December 





44 


0-2270 


0-22S1 


0-2292 


18 




23 


fi 


23 


ff 


19 


ff 


1 1 


44 y, 


0-2280 


0-2290 


0-2302 


16 




25 


ff 


26 


ff 


17 


n 


2 


442/ 


0*2290 


0-2300 


0-2311 


14 


n 


27 


n 


28 


ff 


15 


ff 


3 


U% 


0-2300 


0-2310 


0-2321 


11 




30 




1 


Juli 


13 


fi 


4 , 


45 


0-2310 


0-2320 


0-2331 


9 


n 


1 


Jänner 


3 


ff 


10 


ff 


5 


45»/, 


0-2320 


0-2330 


0-2342 


7 




3 


" 


6 


ff 


8 


ji 


6 


452/, 


0-2330 


0-2341 


0-2352 


4 




5 




8 


yi 


6 


r 


7 


458/, 


0-2340 


0-2351 


0-2363 


1 




7 


ff 


11 


fl 


3 


ft 


S 


46 


0-2351 


0-2362 


0-2373 


30 


Mai 


10 


t) 


14 


n 


1 


ff 


9 


46% 
462/, 


0-2362 


0-2372 


0-2384 


27 


f) 


12 


ff 


16 


ff 


29 


November 


10 


0-2373 


0-2383 


0-2395 


24 


ff 


14 


ff 


19 


fl 


26 


ft 


11 


463/, 


02384 


0-2394 


0-2406 


21 




17 




22 


1) 


24 


fi 


12 


47' 


0-2395 


0-2406 


0-2417 


18 


n 


19 


ff 


25 


ff 


21 


ff 


13 


47 y. 


0-2406 


0-2417 


0-2429 


15 


n 


22 


t, 


28 


n 


18 


ff 


14 


472/, 


0-2417 


0-2428 


0-2440 


12 


n 


25 


ff 


31 


ff 


15 


n 


15 


473> 


0-2429 


0-2440 


0-2452 


9 


fi 


28 


ff 


4 


August 


12 


n 


16 


48 


0-2441 


0-2452 


0-2464 


5 


n 


31 


ff 


8 


ff 


9 


ff 


17 


48y, 

48% 


0-2453 


0-2464 


0-2476 


1 


n 


4 


Febraar 


12 


ff 


6 


ff 


18 


0-2465 


0-2476 


0-2488 


27 


April 


8 


jt 


16 


ff 


2 


ff 


19 


48% 


0-2477 


0-2488 


0-2500 


22 


ff 


12 


ff 


21 


ff 


28 


October 


20 


49 


02489 


0-2501 


0-2513 


17 


ff 


17 


ff 


27 


ff 


23 


ff 


21 










11 


ff 


23 


ff 


3 


September 


16 


ff 


22 










2 


ff 


3 


März 


13 


ff 


7 


ff 


23 










20 


Mftrz 


20 


n 


23 


ff 


23 


September 


24 











Die vorstehenden Tabellen ^ und ^ haben zur verein- 
fachten Berichtigung der durch Beobachtung correspondi- 
render Sonnenhöhen bestimmten Mittellinie zur wabren Mit- 
tagslinie zu dienen; sie sind für Oesterreich (mit Ausschluss 
des bergbauarmen Dalmatiens) und Deutschland berechnet 
und basiren auf den Angaben der Wiener Mittags-Sonnen- 
declination in J. und K. von Littrow's ^Kalendern fflr 
alle Stände, u sowie auf der Regel, welche Weissbach im 
„Ingenieur» (1866, Seite 256) für die betreffende Correcturs- 
Berechnung entwickelt. 

Es ist bekannt, dass die Sonnen-Declination wegen der 
ungleichförmigen und Störungen ausgesetzten Bewegung 
der Erde um die Sonne in Verbindung mit den ungleichen 
Längen der Kalenderjahre, ferner in Folge der für verschie- 
dene Längenlagen der Orte bestehenden Ungleichheit der 
wahren Mittagszeit und schliesslich wegen der periodischen 
secnlären Aenderungen der Schiefe der Ekliptik nicht an 
einem und demselben, nocb weniger aber an verschiedenen 
Erdpunkten gleich sein kann. 

Wenn also auch die Tabelle A nur beim Abgang ge- 
nauerer astronomischer Epbemeriden benützt werden soll, 
80 bleibt doch der aas diesen Ursachen entspringende Ein- 



fluss im Hinblick auf die Langsamkeit der Ab- und Zunahme 
der Schiefe der Ekliptik (Karl v. Littrow's d Wunder des 
Himmels u 1854, Seite 70) für Jahrhunderte hinaus auf die 
Declinations-Aendernng innerhalb der oben gewählten Ver- 
hältnisse und für 24 Stunden Zeit gerechnet so gering, dass 
die Tabelle A, welche die Sonnen-Declinationsänderungen 
von Minute zu Minute genau für die Beobachtungstage an- 
gibt, zu Fehlern von nur 1 Minute Declinations-Aenderung 
in 24 Stunden oder, je nach der Beobachtungsdauer und 
der geographischen Breite des Ortes, von 0*227 bis 0'293 
Minuten in der Correctur selbst leiten kann. 

In den meisten Fällen und insbesondere in der Nähe 
der Aequinoctien, wo die Declinations-Aenderung der Sonne 
ungleich langsamer erfolgt, wird aber dieser mögliche Fehler 
bedeutend geringer sein. 

Dagegen kann dieser Fehler der Tabelle A noch durch 
jene, der mit zu benützenden Tafel B eigenen, vermehrt 
werden. 

Die letztere Tabelle ist jedoch bedeutend genauer, so 
dass beim combinirten Gebrauch beider selbst nur die an- 
nähernden Daten, wie selbe Tafel B ohne jede Interpolation 
liefert, benützt werden können. 



319 — 



wärtB gehen wird, nicht bloss in momentaner Conjunctur, 
sondern fflr immer aaf Basis des neuen Geistes der Asso- 



ciation, der Wohlfeilheit und Massenproduction! In 
dieser Trias Hegt die Zukunft unserer Eisenindustrie. 0. H. 



Sonnenhöhen bestimmten Mittellinie zur wahren Mittagslinie. 



T a b e 


1 1 6 B. 1 


nute Soonendeclinationsänderung in 24 


Geogra- 


Correctur für 1 Minute Sonnen declinationsänderung in 24 Stunden 


mittleren Beobachtungsdauer in Stund, yon 


phische 
Breite 

des 
Ortes 


bei einer mittleren Beobachtungsdauer in Stunden von 


374 


4 


4V4 


4% 


4% 


5 


3 


374 


3% 


3% 


4 


4V. 


4% 


1 

4V4 5 

1 


Minuten 


Grade 


Minuten || 


0-2304 


0-2317 


0-2331 


0-2346 


0*2362 


0-2379 


49% 


02502 


0-2513 


02626 


0-2539 


0-2553 


0-2569 


0-2585 


0-2603 


0-2621 


0-2314 


0-2327 


0-2341 


0-2356 


0-2372 


0-2389 


492/4 


0-2515 


0-2526 


0-2538 


0-2552 


02566 


0-2682 


02598 


0-2616 


0-2635 


0-2324 


0-2337 


0-2351 


0-2366 


0-2382 


0-2399 


493/4 


0-2528 


0-2539 


0-2551 


0-2565 


0-2679 


0-2595 


0-2612 


0-2629 


0-2648 


0-2334 


0-2347 


0-2361 


0-2376 


0-2392 


0-2409 


50 


0-2541 


0-2552 


0-2565 


0-2578 


0-2593 


0-2608 


0-2625 


02643 


0-2662 


0-2344 


0-2357 


0-2371 


0-2386 


02403 


0-2420 


50 'A 


0-2554 


0-2566 


0-2578 


0-2592 


0-2606 


0-2622 


0-2639 


2657 


0-2676 


0-2354 


0-2367 


0-2382 


0-2397 


0-2413 


0-2430 


50% 


0-2568 


0-2579 


0-2592 


0*2605 


0-2620 


0-2636 


0-2653 


0-2671 


0-2690 


0-2364 


0-2378 


0-2392 


0-2407 


0-2424 


0-2441 


5OV4 


0-2581 


0-2593 


0-2606 


0-2619 


0-2634 


0-2650 


0-2667 


0-2685 


0-2704 


0-2376 


0-2388 


ü-2403 


0-2418 


0-2435 


0-2452 


51 


0-2595 


0-2607 


0-2620 


0-2633 


0-2648 


0-2664 


ü-2681 


0-2700 


0-2719 


0-2386 


0-2399 


0-2414 


0-2429 


0-2446 


02463 


51 V4 


0-2609 


0-2621 


2634 


0-2648 


0-2663 


0-2679 


0-2696 


0-2714 


0-2734 


0-2397 


0-2410 


0-2425 


0-2440 


0-2457 


0*2474 


51% 


0-2624 


0-2635 


2648 


0-2662 


0-2677 


0-2693 


0-2711 


0-2729 


0-2749 


0-2408 


0-2421 


0-2436 


0-2451 


0-2468 


0-2486 


51% 


0-2638 


0-2650 


0-2663 


0-2677 


0-2692 


0-2708 


ü-2726 


0-2744 


0-2764 


0-2419 


0-2432 


0-2447 


0-2463 


0-2479 


0-2497 


62 


0-2653 


0-2665 


0-2678 


0-2692 


0-2707 


0-2723 


0-2741 


0-2760 


0-2779 


0-2430 


0-2444 


0-2458 


0-2474 


0-2491 


0-2509 


52 V4 


0-2668 


0-2680 


0-2693 


0-2707 


0-2722 


0-2739 


0-2756 


0-2776 


0-2795 


0-2441 


0-2455 


0-2470 


2486 


0-2503 


0-2521 


52% 


0-2683 


0-2695 


0-2708 


0-2722 


0-2738 


0-2754 


0-2772 


0-2791 


0-2811 


0-2453 


0-2467 


2482 


0-2498 


0-2515 


0-2533 


52% 


0-2698 


0-2710 


0-2724 


0-2738 


0-2753 


0-2770 


0-2788 


0-2807 


0-2827 


0-2465 


0-2479 


0-2494 


0-2510 


0-2527 


0*2545 


53 


0-2714 


0-2726 


0-2739 


0-2754 


0-2769 


0-2786 


0-2804 


0-2S23 


0*2843 


0-2477 


0-2491 


0-2506 


0-2522 


0-2539 


0-2557 


.53% 


0-2730 


0-2742 


0-2755 


0-2770 


0-2785 


0-2802 


0-2820 


0-2839 


0-2860 


0-2489 


0-2503 


0-2518 


0-2634 


0-2551 


0-2570 


53% 


0-2746 


0-2758 


0-2772 


0-2786 


0-2802 


0-2819 


0-2837 


0-2856 


0-2877 


0-2501 


0-2515 


0-2530 


02547 


0-2564 


0-2582 


53% 


0-2762 


0-2774 


0-2788 


0-2803 


0-2819 


0-2836 


0-2854 


0-2873 


0-2894 


0-2514 


0-2528 


0-2543 


0-2659 


0-2577 


02595 


54 


0-2779 


0-2791 


0-2805 


0-2820 


02835 


0-2853 


0-2871 


0-2890 


0-2911 


0-2526 

i 


0-2540 


0-2556 


0:2572 


0-2590 


0-2608 


54% 


0-2795 


0-2S08 


0-2822 


0-2837 


0-2853 


0-2870 


0-2888 


0-2908 


0-2929 



Die grösste Differenz in der Tafel B beträgt nämlich : 

ä) für y^ Grad Verschiedenheit der 

geogr. Breite 0*0018 Minuten 

b) für V4 Stunde Verschiedenheit der 

Beobachtungsdauer 0*0021 „ 

Zusammen 0*0039 n 

Hievon kann, wenn man die annä- 
herndsten Daten benutzt, höchstens die 
Hälfte als factischer Fehler begangen 

werden, d. i 000195 Minuten 

Die letzten Ziffern in der Tabelle sind 

feruer selbst ungenau auf .... 0*00005 n 

Die Summe pr. 0*00200 l 

gibt den möglichen Fehler bei blosser Benützung der an- 
näherndsten Daten der Tafel B für 1 Minute Sonnen-Decli- 
nations-Aenderung in 24 Stunden. 

Die grösste vorkommende Sonnen-Declinationsände- 
rung in 24 Stunden beträgt aber 24 Minuten, und somit der 
grösste Fehler der aus Tafel B ohne Interpolation begangen 
werden kann 24 . 0*002 = 0*048 Minuten oder nicht ganz 
3 Secunden, d. i. die Genauigkeit der Tafel B ist auch bei 



blosser Benützung der annäherndsten Ziffern nechsmal grös- 
ser, als jene der Tabelle A. 

Der bei diesem combinirten Gebrauche beider Tabellen 
mögliche grösste Fehler beträgt 0*293 + 0*048 = 0*341 
oder nahe ^^ Minute. 

Erfolgt die Bestimmung der Mittagslinie mittelst des 
Gnomon im Zwecke der blossen Behebung der Magnet-De • 
clination am Gruben-Compass und gebraucht man hier zum 
Auftrag der Correctur den praktisch auf den Beobachtungs- 
platten noch gut anwendbaren Bogen von Vj Wiener Klafter 
oder 500 Wiener Decimallinien Halbmesser, so beträgt, da 
1 Minute Winkel für den Radius 1 einem Bogen von 
0*00029089 entspricht, der grösste Fehler bei blosser Be- 
nützung des Beobachtungstages aus der Tabelle A und der 
annäherndsten Daten in Tafel B höchstens 0*049 Decimal- 
linien Bogenlänge. 

Diess nähert sich auch der Grenze, auf welche man mit 
gewöhnlichen Werkzeugen noch ganz sicher abstechen kann, 
und ist also dieser Gebrauch der Tabellen für die eben an- 
gedeuteten Fälle bei einer Genauigkeit der Correctur auf 
mindestens y» Minute genügend. 



— 320 



Damit will jedoch keineswegs gesagt werden, dass diese 
Bestimmungsart der Mittagslinie die eben erwähfite Correc- 
tars«6enaaigkeit im Ganzen erreiche; die aus der natär- 
liehen Unvollkommenheit des Apparates und der Beobach- 
tung entspringenden unvermeidlichen Fehler sollen aber 
nicht durch behebbare noch weiter vermehrt werden. 

Kann auch nämlich dort, wo man den auf mehrere Mi- 
nuten an und für sich ungenauen Compass beim Markschei- 
den ausschliesslich anwendet, kleineren Unrichtigkeiten 
in der Bestimmung der Mittagslinie jenen grösseren schon 
dem Messinstrumente anhaftenden gegenüber kein beson- 
deres Gewicht beigelegt werden, und ist eine mit Gnomon 
bestimmte Richtlinie beim Compassgebrauche jedenfalls gar 
keiner vorzuziehen, so folgt hieraus nicht, dass der mit den 
disponiblen Instrumenten erreichbare Grad der Genauig- 
keit dieser Bestimmung nicht angestrebt werden solle. 

Denn wird die Richtlinie durch 'Jahre nnd zu zahlrei- 
chen Aufnahmen benützt, so kann nach der Wahrschein- 
lickeit, die hier allein massgebend gemacht werden kann, 
doch nicht vorausgesetzt werden, dass die Fehler des Com- 
passes (den Ablesefehler einbegriffen) stets begangen wer- 
den oder immer auf dieselbe Seite fallen. 

Deshalb erscheint mir die ähnliche Tabelle, welche 
für Oesterreich berechnet und im Band IV des berg- und 
hüttenmännischen Jahrbuches der österr. Montanlehranstal- 
ten veröffentlicht wurde, nicht zureichend, weil sich dieselbe 
mit einer geringeren Genauigkeit von Rechuungsresultaten 
begnügt, und auf diese Weise eben die unvermeidlichen 
Fehler der Beobachtung durch behebbar grosse Fehler 
der Correctur ntfch weiter vermehren kann. 

Was null den eigentlichen Gebrauch der vorstehenden 
Tabellen, vorerst in der vorbezeicbneten Weise, anbelangt, 
so ist derselbe so einfach, dass das nachfolgende Beispiel 
gewiss hinreicht, denselben zu erläutern. 

Man hätte am 1 1. September unter 47^ 24' geographi- 
scher Breite (aus einer Landkarte abgestochen) und bei 4 
Stunden 20 Minuten mittlerer Beobachtungsdauer (nach Zeit- 
bestimmungen mittelst einer gewöhnlichen Taschenuhr) mit 
Gnomon beobachtet. 

In der Tabelle A findet man die Sonnen-Declinations- 
änderung angegeben am 3. September mit . . 22 Minuten 
nnd am 1 3. n n . . 23 » 

Am 11. September wird dieselbe also betragen 22 -j* 
%^ . 1 = 22-8 Minuten. 

In der Tabelle B findet man für die annäherndsten 
Daten, d. i. eine geographische Breite von 47^2 ^f&<l ^^^^ 
eine mittlere Beobachtungsdauer von 4V4 Stunden, die 
Correctur für 1 Minute Dedinationsänderung in 24 Stunden 
mit 0*2482 Minuten. 

Die östlich aufzutragende Correctur beträgt hier also 
22-8 . 0-2482 = 5-66 Minuten. 

Wird die Correctur auf einem Bogen von 500 Deci- 
mallinien Halbmesser aufgetragen, so beziffert sich dieselbe 
auf 0*00029089 . 500 . 5*66 = 0*82 Decimallinien. 

Da übrigens für die hier vorkommenden kleinen Win- 
kel die Bogenlängen mit den Tangenten in der Grösse nahe 
zusammenfallen, so müssen für den Auftrag der Correctur 
nicht erst factisch Bögen von dem in Rechnung gezogenen 
Halbmesser gezeichnet werden. Es genügt vielmehr die 
Grösse des letzteren auf der durch die Beobachtungen er- 
haltenen Mittellinie vom Zentrum der Beobachtungskreise 
aus aufzutragen, in dem erhaltenen Punkte auf die Mittel- 



linie eine Senkrechte zu ziehen und auf diese in der ent- 
sprechenden Richtung die berechnete Grösse der Correctur 
abzustechen. 

Für Visir-Instrumente , welche keinen höheren Grad 
der Genauigkeit bei Durchführung der Correctur gestatten, 
erläutert sich der Gebrauch der Tabellen aus dem bereits 
Gesagten. 

Benutzt man hingegen Instrumente von höherer Ge- 
nauigkeit, so muss der Gebrauch der Tabelle A fallen ge- 
lassen und aus astronomischen Ephemeriden der genaue Be- 
trag der Sonnen-Declinationsänderung in 24 Stunden für 
den Beobachtungstag des betreffenden Jahres und für eine 
entsprechende Orts- Längen läge erhoben und die Ziffern der 
Tabelle B durch passende Interpolation berichtigt werden. 

Beispielsweise hätte man am 19. August beobachtet 
und aus passenden astronomischen Ephemeriden die ent- 
sprechende Sonnen-DecIiuRtionsänderung in 24 Stunden mit 
19' 30-9" == 19-61' erhoben. 

Die geographische Breite des Ortes sei 46^ 22S die 
mittlere Beobachtungsdauer bezifferte sich auf 4 Stunden 
8 Minuten. 

Dann verfährt man folgendermassen : 

In der Tabelle B findet man für die nächst kleineren 
J^aten, d. i. 46^ 15' geographische Breite und 4 Stunden 
mittlere Beobachtungsdauer die Correctur pr. 1 Minute De- 
dinationsänderung in 24 Stunden mit . . 0*2410 Minuten 

Für 15 Minuten Mehrbreite wächst die 
Correctur laut Tabelle um 0*0011 Minuten, 
somit für 7 Minuten Mehrbreite um . . . 0005 n 

Desgleichen steigt die Correctur für 
y^ Stunde Mehr-Beobachtungsdauer um 
0*0015 Minuten, oder für 8 Minuten Mehr- 
dauer um 0008 

Summe der Correctur 0*2423 n 
für eine Minute Declinationsänderang in 24 Stunden, oder 
für 19*61' Declinationsändürung 4*75 Minuten gleich 
4' 45'', und zwar ist diese Correctur im August (laut Ta- 
belle A) positiv. 

Dieses letztere Verfahren erreicht für die Correctur die 
Genauigkeit bis auf einzelne Secunden. 

Schliesslich möge erwähnt werden, dass man die in 
die Tabelle B eingeführte mittlere Beobachtungsdauer er- 
hält, wenn man die Zeiten, zu welchen Vor- und sodann 
Nachmittags die einzelnen correspondirenden Sonnenhöhen 
beobachtet wurden, und zwar jede Reihe für sich, summirt 
und sodann die arithmetischen Mittel zieht. Die Differenz 
der letzteren gibt die gesuchte mittlere Beobachtungsdauer. 

Nagydg, 18. September 1867. 

Egid. Jarolimek, 



Versuche mit SprengöL 

Vom Berggeschwomen C. A. Richter in Freiberg. 
(Schluss.) 

Aus diesen Verhältnissen dürfte wiederum erhellen, 
dass die Anwendung des Sprengöls besonders in weiten 
Bauen schon jetzt grosse Vortheile gegen die bisherige Be- 
setzung der Bohrlöcher mit gewöhnlichem Pulver darbietet 
und sind diese Vortheile namentlich wieder darin gefunden 
worden, dass bei weit weniger gebohrten Löchern nnd also 
in weit kürzerer Zeit eine grössere Auffahrung stattfindet, 



— 321 — 



als bei dem jetzigen Verfahren. Im Zusammenhange damit 
steht die grössere Wohlfeilheit für einen gewissen auszu- 
hauenden Raum, welche wiederum durch den mitunter aus- 
serordentlichen Wurf der Löcher und durch den geringeren 
Verbrauch an Stahl und Eisen bedingt wird. Hierzu kommt 
endlich noch das ungemein schnelle und an und für sich auch 
ungefährliche Besetzen der Löcher, indem dieselben nur 
lose mit Sand, klaren Bergen oder auch bloss Wasser ange- 
füllt zu werden brauchen, um als vollständig gut und tüchtig 
besetzt gelten zu können. Aber auch ein festerer Besatz, 
wie er auf dem Harze gebräuchlich ist, hat bis jetzt noch 
keine Gefahren im Gefolge gehabt, wohl aber zu einer noch 
erhöhten Leistung geführt, wie das unter gewissen Verhält- 
nissen auch erklärlich ist. Dort wird nämlich die aus gut 
geleimtem Papier bestehende Patrone mit grobem Sande ge- 
füllt, um ihr eine grössere Stabilität zu geben, besonders 
aber um sie länger zu machen und so die Sprengkraft auf 
eine grössere Fläche zu vertheilen, oder mit anderen Worten, 
um einen längeren Hebelarm für die ausübende Kraft her- 
zustellen und so den Nutzeffect zu erhöhen. Alsdann wird 
das zu dem betreffenden Loche bestimmte Oelquantum ver- 
mittelst einer kleinen Schnauzkanne nach und nach und je- 
denfalls bis zur Uebersättigung des Sandes und so, dass 
das Oel eine einzige zusammenhängende Masse bildet, ein- 
gegossen, darauf noch ein wenig Sand, des besseren Zuma- 
chens der Patrone wegen aufgegeben und die Patrone am 
oberen Ende zusammengekniffen, ganz wie bei den Pulver- 
patronen. Bei den nicht mit Sand, sondern bloss mitSprengöl 
anzufüllenden Patronen werden dieselben aus dem angege- 
benen Grunde zwar lang, aber schmal genommen vmd mit 
einem Korkstöpsel verschlossen. Die so oder so gestaltete 
Patrone wird nun vorsichtig in das Loch eingelassen oder 
mit dem Krätzer oder Stampfer bis auf den Lochboden ge- 
schoben. Hierauf wird eine 2 — 3 Zoll lan{;e, nicht sehr starke 
und mit gutem oder Jagdpulver gefüllte Papierpatrone mit 
der gewöhnlichen eisernen, jedoch mit keinem Scbilfröhrchen 
versebenen Schiessnadel angespiesst, am Obertheile der Pa- 
trone und um die Nadel herum noch etwas Letten aufgeklebt 
und die Nadel in das Loch und bis auf die Sprengölpatrone 
eingeführt. Ist diess geschehen, so wird mit einem aus fein- 
gepochtem, zu Brei gerührten, dann in eine den Torfziegeln 
ähnliche Form gebrachten und wieder gehörig abgetrockne- 
ten Thonschiefer bestehenden Besätze ohne Weiters und 
ohne Zuhilfenahme eines hölzernen Stampfers mit dem eiser- 
nen Stampfer das Loch zugemacht, wobei natürlich die ersten, 
bloss mit dem Stampfer zusammengedrückten Sätze sanfter 
und nur derart gegeben werden, dass ein Nachfallen des 
Grandes nicht zu befürchten steht. Die darauf folgenden 
Sätze werden aber stärker und bis zum Klingen aufgegeben. 
Jedoch wird auch hier das Fäustel nicht in Anwendung ge- 
bracht, sondern der Thonschieferbesatz nur mit dem Stam- 
pfer aufgerammt. Ist das Loch auf diese Weise besetzt, so 
wird es mit Letten abgeschmiert, die Nadel gezogen, in die 
Zündröhre an Stelle eines Schilfzünders ein sogenanntes mit 
einem abgebähten Schwefelmanne behaftetes Schwedel (ein 
3 Zoll laoger Papierzünder) aufgesteckt und das Loch an- 
gebrannt*). 



*) Sowohl in der Beseteungsart, als auch in anderen Be- 
ziehimgen weichen die uns jüngst aus einem österr. Bergreviere 
mitgetheüten Versuche etwas ab, wie in der nächsten Nummer 
zu lesen sein wird. O. H. 



Die mit dem Sprengölschiessen bei genannten Versu« 
eben erzielten Erfolge möchten aber noch grösser ausgefal- 
len sein, wenn die Arbeiter mit der Handhabung des Spreng- 
öls so vertraut gewesen wären, als wie sie es mit dem Pulver 
sind. Diess dürfte daraus abzuleiten sein, dass bei den 
Sprengölversuchen weit weniger Löcher gebohrt und besetzt 
worden sind, als bei dem Controlversuche. Denn wenn auch 
zuzugeben ist, dass die SprengöUöcher ein mehreres Abtrei- 
ben und eine aufb ältlichere Förderung nach sich gezogen 
haben und daraus also eine Zeitversäumniss entstanden ist, 
so ist doch immerhin der Unterschied in der Zahl der abge- 
bohrten Löcher noch ein so beträchtlicher, dass die An- 
nahme, die Leute würden mehr gebohrt haben, wenn sie bei 
dem bei Anwendung des Sprengöls zu beobachtenden Ver- 
fahren mehr Erfahrung besessen hätten, wohl als eine ge- 
rechtfertigte angesehen werden kann. Gerade so mag es 
auch bei Einführung des Pulvers gewesen und anfänglich 
die Leistung eine weit kleinere und die Gefahr als eine vidi 
bedeutendere hervorgetreten sein, als es nachmals bei grös- 
serer Routine sich herausgestellt hat. 

Angesichts der mancherlei Vorzüge, die das Sprengöl 
nach diesen Versuchen vor dem Pulver zu erkennen gegeben 
hat, sind dann auch noch weitere Vorschritte wegen Einfüh- 
rung dieses neuen Sprengmittels gethan worden und hat man 
sich davon selbst durch 2 Unglücksfälle nicht abhalten las- 
sen, die durch das Sprengöl veranlasst worden sind. Das 
eine Mal nämlich sollten von den aus dem Beihiifer Haupt- 
schacht^ ausgefördert und schon einige Zeit der Luft aus- 
gesetzt gewesenen gröberen Bergwänden Haldenmauern auf- 
geführt werden, zu welchem Ende diese Wände noch etwas 
mit Schlägel und Eisen vorgerichtet werden mussten. Bei 
dieser Arbeit erfolgte nun durch das wahrscheinlich noch 
auf der Wand haftende unzersetzte Sprengöl eine kleine 
Explosion, wodurch der Bergmaurer nicht unerheblich an den 
Augen verletzt wurde. Das andere Mal hatte ein Loch in 
der Grube nicht rein abgehoben, sondern das Gestein mehr 
lufgerissen und rege gemacht. Als nun der Häuer das Ab- 
treiben dieser lockeren Stücke vorgenommen hat, ist eben- 
falls noch durch das sich in den Bissen aufhaltende unzer- 
setzte Sprengöl eine Explosion entstanden, die glücklicher- 
weise aber nur eine kleine Verwundung nach sich gezo- 
gen hat. 

Diese Unglücksfälle, die nur daher rühren konnten, 
dass das Sprengöl in dio Bohrlöcher ohne Hülsen einge- 
bracht oder dass das Loch nicht mit Letten ausgeschmiert 
worden war, und dass dadurch also das Oel Gelegenheit fin- 
den konnte, sich in die durchbohrten Klüfte und Risse zu 
verziehen und hier von der Zersetzung fern zu bleiben, ga- 
ben die Veranlassung ab, das Sprengöl fernerhin nicht mehr 
so oft als früher bloss frei in das Loch einzugiessen, sondern 
durch eine aus gut geleimtem starken Papier bestehende Pa- 
trone, in die überdiess noch zur Herstellung einer grösseren 
Angriffsfläche für das Sprengöl, sowie zur Erzielung einer 
mehreren Haltbarkeit für die Patrone vorher noch bis zu 
einer gewissen Höhe Sand, oder wie ich später versucht 
habe, gleich gewöhnliches Pulver eingefüllt worden war, 
einzuführen. 

Wenn nun auch bemerkt worden, dass ein das Sprengöl 
im freien Zustande enthaltendes Loch eine bessere Wirkung 
ausübt, als wenn das Oel in eine Patrone gesperrt und da- 
durch dessen schnelle Zersetzung etwas gehindert ist, so 



— 322 — 



darf diese Wahrnehmung bis jetzt doch kiineswegs noch 
als eine das Richtige treffende angenommen werden, und 
wnren darüber erst noch weitere Nachweise beizabringen. 

In vorgenannter Weise sind nun in einem in Thon- 
schiefer niedergebrachten Abteufen weitere Versuche mit 
dem Schiessen mit Sprengöl fortgesetzt und z. B. in einem 
ei« vierteljährigen Zeiträume 372 mit 91 Thlr. 27 Sgr. 9 Pfg., 
oder wenn der gemachte üebergewinn von 16 Thlr. 20 Sgr. 
6 Pfg. mit eingerechnet wird, mit 108 Thlr. 18 Sgr. 5 Pfg. 
bezahlte Schichten verfahren, dabei 251 Löcher von einer 
Tiefe von 8100 Zollen geschlagen und ein Aushieb von 
9* 153 Cubiklachter bewirkt worden. Von diesen Löchern 
haben 229 oder 91*2 Procent rein abgehoben, 18 oder 7*2 
Procent warfen halb und 4 oder 1*6 Procent rissen bloss 
auf, konnten aber bei theilweise neuem Besätze wieder mit 
verwerthet werden. Es sind daher in einer Schicht 0*67 Loch 
oder 21 77 Zoll gebohrt, ein Raum von 0'0246 Cubiklach- 
tem herausgeschlagen und dafür — Thlr. 7 Sgr. 4 Pfg. 
oder mit Einschluss den Gewinnes — Thlr. 8 Sgr. 8 Pfg. 
bezahlt worden. 

Die Schmiedekosten betrugen hierbei 3 Thlr. 3 Sgr. 
4 Pfg., die Kosten für Schiessmaterialien 5 Thlr. 14 Sgr. 

1 Pfg. und die Kosten für 9967 Pfd. Sprengöl 119 Thlr. 
18 Sgr. 1 Pfg., so dasB sich der ganze Aufwand zu 236 Thlr. 
24 Sgr. 1 Pfg. oder pro Cubiklachter zu 25 Thlr. 26 Sgr. 

2 Pfg. berechnet. 

Der Vergleich mit den bei den früheren Versuchen er- 
langten Resultaten fUllt hiernach wesentlich günstiger aus 
und liegt der Qrund hierfür nur darin, dass jetzt einzig und 
allein ein l&ngeres und weiteres Abteufen, in dem die Wir- 
kung des Sprengöls erst zur vollen Geltung kommen konnte, 
zu dem Versuche benutzt worden ist. Das fragliche Abteufen 
ist deswegen bis zur Stunde mit Sprengöl weiter fortbetrie- 
ben worden und kann über den ferneren Verlauf der Arbeit 
nur Gutes berichtet werden, da die augelegten Löcher nur 
wenigstens 3mal stärker als beim gewöhnlichen Pulver ge- 
nommen werden können und also die Gewinnung rüstiger, 
als ausserdem möglich wäre, vorwärts schreitet und, da die 
Klagen über die durch das Sprengöl verursachten Kopf- 
schmerzen verstummt sind, auch sich sonst weiter keine 
anderen Uebelstände gezeigt haben. Dass an diesem gün- 
stigen Verlaufe einestheils die Länge und Weite des Abteu- 
fens, sowie der festere Zusammenhalt des Gesteins, andern- 
theils die aufsaugende Eigenschaft des Thonschiefers und 
die in dem Abteufen vorhandene Nässe einigen Antheil ha- 
ben können, mag nicht in Abrede gestellt werden. Indessen 
dürften auch in letzterer Hinsicht noch Mittel und Wege 
gefunden werden, um den sich bemerkbar gemachten nach- 
theiligen Einfluss des Sprengöls auf die Gesundheit der 
Arbeiter zu mildern oder ganz aufzuheben. Sollten fernere 
Erfahrungen in dieser Beziehung nicht wieder Unerfreuliches 
ans Licht fördern, so ist nicht daran zu zweifeln, dass die 
Einführung des SprengÖls in dazu geeigneten Bauen eine 
allgemeinere werden wird und kann es dann durch weiter 
angebrachte Verbesserungen sogar noch gelingen, noch ge- 
wichtigere Erfolge zu erringen, als wie sie sich jetzt schon 
in gewissen Fällen herausgestellt haben. 



Eisenwerk und Maschinenfabrik von Schnei- 
der & Comp, zu Le Grenzet in Frankreich"*^) . 

Die Eisenwerke von Schneider und Comp, zu Le Creu- 
toz im Departement Saone und Loire gehören zu den gross- 
artigsten Anlagen der ganzen Welt und sind jedenfalls die 
grössteu ihrer Art in Frankreich. Sie liefern jetzt y^j ^®' 
ganzen französischen Eisenproduction ; auf den dortigen 
Maschinenfabriken wurde die erste Dampfmaschine ausser- 
halb Englands gebaut, sowie die erste französische Loco- 
motive und der erste Dampfhammer (von Bourdon) ausge- 
führt. Durch den circa 1 V4 geogr. Meilen von ihnen entfern- 
ten Canal du Centre, der Boote von 4000 Centnern Laat 
trägt, stehen sie einerseits durch die Rhone mit dem mittel- 
ländischen Meere, anderseits durch die Seine mit Paris, 
Havre und dem Canal La Manche und endlich durch die 
Loire mit dem atlantischen Meere in Verbindung. Mit Mont- 
chanin, ihrem Hafen an diesem Canal, von dem eine Eisen- 
bahn nach Cbagny, einer Station der Lyoner Bahn, geht, 
sind sie durch* eine Eisenbahn verbunden. Jm Jahre 1782 
gegründet, kam das Werk längere Zeit nicht zum rechten 
Gedeihen, bis es im Jahre 1837 in den Besitz von Gebr. 
Adolph und Eugene Schneider überging, unter deren um- 
sichtiger Leitung es rasch emporwuchs, so das es im Jahre 

1844 schon 3000 Arbeiter beschäftigte ;>fleit dem im Jahre 

1845 erfolgten Tode Adolph Schneider's führt Eng. Schnei- 
der, der jetzige Präsident des Corps Legislatif, allein die 
Oberleitung. Jetzt zählt Le Creuzot 25.000 Einwohner, von 
denen 9000> einschliesslich 600 Mädchen, in den Gruben, 
Hütten und Fabriken beschäftigt sind ; ausserdem sind circa 
1000 Arbeiter in den zugehörigen Eisensteingruben bei 
Manzy, circa 200 in einer Fabrik feuerfester Steine und circa 
100 fortwährend im Hafen von Montchanin beschäftigt. 

Die Steinkohlenproduction der Schneider*schen Gruben 
beträgt jährlich ca. 4 Millionen Centner. Die Steinkohlen- 
flötze sind höchst unregelmässig gelagert und bis zu 48' 
mächtig; ihr Fallen beträgt durchschnittlich 45^- Die Koh- 
len sind von sehr verschiedener Güte; die schlechteren 
wurden bisher zu 15 Frcs. pro 20 Ctr. verkauft, es wird 
aber beabsichtigt, sie in Siemens*scben Regeneratoröfen zu 
verwerthen. Da der jährliche Kohlenverbrauch der Werke 
ca. 10 Millionen Centner (also etwa y^ der Production des 
K. Sachsen) beträgt, so wird noch eine bedeutende Menge 
von Blanzy und hauptsächlich von St. Etienne (ca. 20 
geographische Meilen südlich von Le Creuzot) bezogen. 

Die Eisensteingewinnung in den Gruben bei Manzy 
(Mazenay) beträgt jährlich ca. 4.800.000 Centner; dieser 
Eisenstein entspricht bei seinem mittleren Gehalt von 28 pCt. 
Eisen einerjährlichen Roheisenerzeugung von 1 '3 Mill. Ctr. 
(nach der Original mittheilung 40-000 Tons = 800.000 
Ctr.), wonach die eine oder die andere Zahl unrichtig sein 
muss. Di« gesammte Roheisenproduction in Creuzot beträgt 
aber ca. 2 Millionen Ctr., es werden daher noch bedeutende 
Mengen Erze per Canal und Eisenbahn aus der Franche 
Comte, aus Berry und Charolois, sowie aus Elba und Algier 



*) Sowohl denjenigen Herren Fachgenossen, welche die 
Pariser Ausstellung besucht haben, als denen, die nicht in der 
Lage waren es zu thun, dürfte die Beschreibung eines der be- 
deutendsten Montan- Etablissements Frankreichs von Interesse sein, 
welche wir aus der Zeitschrift für deutsch-österreichi- 
sc he „Eisen- und Stahl-Industrie** (Nr. 33 d. J.) oben 
mittheilen. Die Red. 



— 323 



zugeführt. Die Zufabr aus Elba bat io den letzten Jahren 
sehr ab-, dagegen die von Magneteisenerz aus Mokta el 
Haddid bei Bona in Algier sehr zugenommen. Dieses letztere 
Erz mit 65 pCt. Eisengehalt ist ausserordentlich rein und er- 
möglicht die Darstellung von Schmiedeeisen, welches dem 
besten englischen und schwedischen gleich kommt. Die 
Production von Schmiedeeisen kommt der des Roheisens 
gast gleich, da von letzterem kaum etwas verkauft, dagegen 
etwas Gusseisen für einen Theil der Güsse für die Maschi- 
nenfabrik gekauft und zu den Schienen Abfalleisen mitver- 
wendet wird. 

Die bei Manzy (Mazenay) mit 700 Arbeitern auf 
einem sehr regelmässigen, bis ca. 7^ mächtigen Lager ge- 
wonnenen Eisenerze von 28 pCt. Eisengehalt kosten an den 
Uohöfen von Creuzot ca. 6 Frcs. pro 20 Ctr. Der Ver- 
dienst der Bergleute beträgt durchschnittlich 3 Frcs. 

Die zum Vercoken bestimmten Kohlen werden mit 
denen von St. Etienne vor den Coaksöfen auf die Weise ge- 
mischt, dass zwei parallele gleich schnell bewegte Elevatoren 
angebracht sind, von denen der für die Kohle von St. Etien- 
ne 60i der für die Kohle von Creuzot 40 Kästen trägt. Von 
den Coaksöfen sind zwei Systeme in Anwendung, das belgi- 
sche und das Appolt'sche ; letzteres hält man für vielfach 
vorth eilhafter als das crstere. Die belgischen Oefen sind 
horizontal^ mit einer Thfire an jeder Seite und zwei ver- 
schliessbaren Füllöffnungen auf der Oberseite. Das Aus- 
ziehen der Coaks erfolgt durch Locomobilen, die mittelst 
Rfider und Zahnstangen einen Kolben vortreiben und sich 
auf der Uinterseite der Oefen auf Schienen nach Bedürfniss 
bewegen. Die Appolt'schen Oefen sind senkrecht, werden 
von oben gefüllt und durch Oeffnen einer Thüre im unteren 
Theile einer Seite in einem Waggon entleert. Solcher Oefen 
sind 180} je 10 in einem gemeinschaftlichen Rauhgemäuer 
vorhanden, jeder ist 13' hoch, oben 3%' und unten 4' lang 
und 1 Yj'weit; sie werden alle 24 Stunden mit je 24 Cent- 
ner Kohle chargirt und ergeben dann 75 pCt. Coaks; die 
Gase werden fast völlig verzehrt. 

Die 15 Hohöfen, die durch pneumatische Aufzüge be- 
dient werden, liefern wöchentlich je circa 3000 Centner 
Roheisen; sie sind 48' hoch, an der Rast 16' und an der 
Gicht 11' weit, werden mit Luft von 400^ C. gespeist und 
sind alle mit Vorrichtungen zum Abführen der Gichtgase 
versehen, welch letztere jetzt zum Erhitzen des Windes, 
zur Heizung der Kessel der Gebläsemaschinen verwendet 
werden und später zum Betrieb aller Dampfmaschinen in 
der Maschinenfabrik ausgebeutet werden sollen. Beim Ver- 
schmelzen des Eisensteines von Mazenay werden auf 5000 
Pfund Erz 1700 Pfund Coaks verwendet (was bei einem Ei- 
sengehalt des Erzes von 28 pCt. auf 100 Pfd. Roheisen 121 
Pfd. Coaks ergibt). Alle 8 Stunden wird abgestochen. Der 
Wind wird durch 4 verticale direct wirkende Maschinen 
von zusammen 800 Pferdekraft geliefert; die Dampfcylinder 
haben 47"! die Gebläsecjlinder lOS'' Durchmesser, der 
Hub beträgt 6' 7"; jedes Schwungrad wiegt 800 Ctr. Die 
Gebläsecylinder liegen unten, die Schwungräder oben im 
Gebäude, das aber selbst bei mehr als den normalen 16 
Hüben pro Minute nur eine sehr geringe Vibration zeigt. 
Der Dampf, der in 24 Kornwallkesseln erzeugt wird, hat, 
wie bei fast allen stationären Dampfmaschinen in Creuzot, 
einen effectiven Druck von ^^/^ Atmosphären. Als Windre- 
gulator dient ein Cyiinder von Kesselblech von circa 10' 



Durchmesser und 90' Länge, der längs des Bodens des 
Maschinenhauses liegt und von dem an jedem Ende eine 
Windleitung nach den Hohöfen abgeht. 
(SchluBs folgt) 



i^dminlstrati ves. 
Ernennungen. 

Der Minister und Leiter des Finanz -Ministerinms hat die 
daselbst erledigten systemisirten Ministerial-Concipistenstellen dem 
provisorischen Ministerial-Concipisten Joseph Spornrofft und 
dem Recbnungs-Official der Cameralhaupt- und Montan-Hofbuch- 
haltnng Joseph Wiesner verliehen. 

Erledignngen. 
Dienststellen im neuen Organismus der zur Be- 
sorgung des administrativen und ausübenden Dien- 
stes im Wieliczkaer Salinenbezirke aufzustellenden 
Aemter: l.Eine Salinenverwaltersstelle bei der zu errich- 
tenden Salinen-Verwaltung in Bochnia, mit dem Titel und Cha- 
rakter eines Bergrathes in der VU. Diätenclasse, mit dem Ge- 
halte jftbrL 1600 fl. 

2. Eine Markscheidersstelle bei der neu zu errich- 
tenden Salinenverwaltnng in Wieliczka in der IX. Diätenclasse, 
mit dem Gehalte jähri. 1200 fl. 

3. Eine Obereinnehmersstelle bei dem Salzverschleiss- 
amte in Wieliczka in der VIII. Diätenclasse, mit dem Gehalte 
jähri. 1200 fl. 

Sämrotliche Dienststellen mit dem Genüsse einer freien 
Wohnung, eines Hausgartens, eines Salzdeputates gegen Erlag 
einer Dienstcaution im Gehaltsbetrage tind in provisorischer 
Eigenschaft 

Gesuche sind, unter Nachweisnug der Kenntniss der Lan- 
dessprachen, bezüglich der ersteren beiden Dienstposten der 
montanistischen Studien, bezüglich der Obereinnehmersstelle der 
Prüfung aus der Staatsrechnungswissenschaft und aus den Cassa- 
Torschriften, binnen drei Wochen bei dem Präsidium der 
Finanz- Landesdirection in Lemberg einzubringen. 

Eine Rechnungsrathsstelle bei der Finanz-Lan- 
de sdirection in Lemberg in der VIIL Diätenclasse, mit 
dem Gehalte jähri. 1300 fl. 

Gesuche sind, unter Nachweisung der montanistischen Stu- 
dien, der Prüfung aus der Staatsrechnungswissenschaft und der 
Kenntniss der Landessprachen, binnen drei Wochen bei 
dem Präsidium der Finanz-Landesdirection in Lemberg einzu- 
bringen. 

Die Materialverwaltersstelle bei dem Oberver* 
wesamte Neuberg in der IX. Diätenclasse, mit dem Gehalte 
jähri. 735 fl., 20 Wr. Klaftern DepuUtholz, Naturalquartier nebst 
Garten und zwei Joch Grundstücke, einem Beisepauschale jähri. 
56 fl. und gegen Erlag einer Caution im Gehaltsbetrage. 

Gesuche sind, unter Nachweisung der Gewandtheit im mon- 
tanistischen Rechnungs-, dann im Cassa- und im Speditionswe- 
sen, erprobter Erfahrung in der Beurtheilung und Preisbestim- 
mung der Eisen- und Bessemerstahl-Erzeugnisse, sowie in den 
Absatz- und Creditsverbältnissen auf den grösseren inländischen 
Handelsplätzen, dann der Conceptsfähigkeit, binnen vier Wo- 
chen bei dem Oberverwesamte Neuberg einzubringen. 

ad Nr. 352 V. Kundmaohung. 

Vom k. k. Bergoberamte in Pfibram wird mit Genehmigung 
des hohen k. k. Finanz-Ministeriums ddo. 16. August 1867, 
Nr. 31248 F. M. nach berggesetzlicher Vorschrift hiemit ein or- 
dentlicher Gewerkentag des k. k. und mitgewerkschaftlichen Carl 
Borromael Silber- und Blei-Hauptwerkes zu PHbram auf den 
29. October 1867 um 10 Uhr Vormittags zu Pfibram im SiUungs- 
saale des Bergoberamtsgebändes angeordnet, und werden hiezu 
die sämmtlichen Herren Mitgewerken mit dem Bedeuten einge- 
laden, hiebei entweder persönlich oder durch legal ausgewiesene 
Bevollmächtigte (§. 153 a. B. G.) zu erscheinen, widrigens die 
Nichtersoheinenden als mit den g^Uflten Besohlflssen der Ersohie- 
nenen (§. 153, 154, 155 a. B. G.) mr einverstanden erachtet werden. 
Als Verhandlungsgegenstände werden in Vorhinein bezeichnet: 
1. Bechenschafts- und Betriebsbericht nebst Gebarungs-Aus- 
weisen auf Schluss des Jahres 1 866, mit Zusätaen aus dem Jahre 1 867. 



— 324 



2. Begeluog der gfewerkschaftlichen Verhältnisse im Sinne 
der §§. 137 bis 169 allgemeines Berggesetz und der Verordnung 
des Jastiz-Ministeriums vom 13. December 1654. 

3. Wahl des Gewerkscbaftsdirectors und Bestimmung der 
Vollmacht ftir denselben. 

4. Vortrag über die mittelst Freischürfen erfolgte Occupi- 
mng des hoffnungsreichen Terrains bei Kozlöin und Worlow, 
dann jenes bei StfehSko für das Carl Borromaei-Hauptwerk, Be- 
kanntgebung der bisherigen Einleitungen , und Einholung der 
Erklärung der Privatgewerken des Hauptwerkes, ob dieselben 
bei der Betheiligung an diesen Bergbauuntemehmungen verbleiben. 

5. Bekanntgabe der wichtigsten durch die Systemalunter- 
suchungscommission und seither eingeführten Verbesserungen, 
Ersparungen und sonstigen getroffenen Massnahmen. 

6. Betrieh^anträge für die nächste Zeitperiode. 
Pfibram, den 23. September iy67. 



ANKÜNDIGUNGEN. 



(98-99) 



Concurs. 



Zur Besetzung der erledigten Stelle eines technischen Di- 
rectors in den Kupferbergwerken der Mitraer Bergwerks-Union 
wird hiemit der Concurs eröffnet. Mit dieser Stelle ist ein Jahres- 
gehalt von 2000 fl. Ost. W., freie Wohnung, Holz, femer die 
Benützung eines Gartens und mehrerer Joch Felder verbunden. 

Es werden demnach die hierauf Reflectirenden, welche im 
Berg- und Hüttenwesen, und namentlich in der Kupfer- Eztrec- 
tion, Pochwerksleitung und Schmelzung bewandert und fach- 
männisch gebildet sein müssen, aufgefordert, ihre diessbezügli- 
ohen documentirten Gesuche bei dem Präses des Directoriums 
Herrn Leo v. Marschalko in Pest (Landstrasse Nr. 25) bis 
1 . October I. J. einzureichen, wo auch nähere Auskunft ertheilt wird. 

Pest, am 3. September 1867. 

Im Auftrage des Directoriums: 

Albert i«ller, 

Vereinssecretär. 



(94-94) pur Aufbereitungsanstaiten 

stehen: 3 complet ai tarne Stottherde mit Mengtrommel 
2 „ „ rotirende Herde mit „ 

4 — 6 „ „ Setzmaschinen 

auf dem 8t Johannet-Kupferwerk bei Böhmisch- Werners- 
dorf zum Verkauf. 

Sämmtliche Apparate sind von Siavert & Comp, in Kalk 
bei Deutz gefertigt und fast neu. 

Gefällige Anfragen beliebe man an den Besitzer Theodor 
Kleinwüohter in Liebau (Preussisch-Schlesien) gefalligst franco 
zu richten. 



(84—87) 



JPaieui'MMraMsfünder 



ftlr 



Fe.' sDsprengtmgen erzeugt aad empfiehlt bestens 
AL Wilh. atelUg 

in Schönlinde in Kordböhmen. 



Soeben erschien im Commissionsverlage der Bach hau dl a ng 
Mayer ft Comp, in Wien, Singerstrasse: 

MoQtaa-Haadbuch des Kaisersüiates Oesterreich 

für 1867. 
Herausgegeben von 

Joh. B. Kraus, 

Job. k. k. RachnanggrAth im Mflns- und Bergwesen lu Tberesienbad 
in Meidling. 

22. Jahrgang, gr. S^, 33 Bogen, Preis gebunden in Lein- 
wand fl. 3, broschirt fl. 2-50 



Qleichzeitig erschien von demselben Verfasser: 

Sammlang von Normal Vorschriften und Verordnungen Aber 

ReisekoBten-Gebühren und Verrechnung, zunächat 

für Montanisten. 

gr. 80, 24iyie Bogen. Preis gebunden fl. 2, broschirt 
(102—102) fl. 1-50 

Die Seiler-Waaren-Fabrik 

des Carl Handl in Pest 

erseugt alle fGlr den Bergbau nöthigen Seiler-Arbeiten von 
vorzüglicher Qualität zu den billigsten Preisen. 
Fabrik: Pest, StadtwKldchen, Arenaweg Nr. 120, 12t. 
Niederlage: Pest, Josefsplatz, Badgasse Nr. 8. (58>«i) 



Briefkasten der Expedition. 

Wir ersuchen höflichst um gefällige Einsendung des Prä* 
numerations-Betrages pro 1867 mit fl. 8.80 öst. W. 

Herrn J. M . . . . 1 in K g 

Löbl k. k. K t in Z. 

Femer pro n. Semester mit fl. 4.40 Öst W. 

Herrn J. P rinL n 

„ J. W . . g in K z 

„ J. K . . . . i in O . . z. 

Löbl.H. . . .n-D n d. O r 

W tinJ f 

„ F 1. V. Z . . s'sche Forst- und Httttendirection 

in F z. 

„ D nd. D...a — R r 

E s in D . . . a. 

Herrn J. L rinP u 

Sie sandten am 15. Jan. v. J. fl. 2 ein, der Pränumera* 
tionsbetrag ist jedoch fl. 8.80 pranno und bitten wir um gefäl- 
lige Einsendung des Restbetrages von fl. 6' 60. 



Berichtigung. 

Ich erlaube mir mitzutheilen , dass in dem mir erst diese 
Tage in die Hände gelangten Artikel „Grubencompass mit dreh< 
barem Stundenring** (Nr. 33, Seite 267, 1. CoUonne, Zeile 9 von 
Oben, dieser Zeitschrift) ein sinnstörender Druckfehler unter- 
laufen ist, indem es dort statt: 

nicht allein; Professor Beer in seiner Markscheidekunst (1856, 
Seite 12) lehrt: 
richtiger heissen soll: 

nicht allein, die Professor Beer in seiner Markscheidekunst 
(1856, Seite 12) lehrt. 

Durch diesen Druckfehler wurde der nachfolgende Satz zu 
einem Citat aus Professor Keer's Werke gemacht, das er nicht 
bildet. Egid. Jarolimek. 



Diese Zeitschrift erscheint wöchentlich einen Bog^n stark mit den nöthigen artistischen Beigaben. Der Pr&numerationspreis 
ist jährlich loeo Wien 8 fl. ö. W. oder 5 Tblr. 10 Ngr. Kit franso Poitvenendnng 8 fl. 80 kr. ö. W. Die Jahresabonnenten 
erhalten einen officiellen Bericht Aber die Erfahnmgen im barg- and Uttanmäanisehan Masehinen-, Bau- and Anfbereitnngtwesen 
sammt Atlas als Gratisbeilage. Inserate finden gegen 8 kr. ö. W. oder IV3 Ngr. die gespaltene Nonpareillezeile Aufiiahme. 

Zuschriften jeder Art können nur franeo angenommen werden. 



Druck von Oarl Fromme In Wien. 



Fflr den Verlsg yerantwortlieh : Osrl Reger. 



N=41. 



Oesterreichische Zeitschrift J^^J- 

14. Oetober. 



für 



Berg- und Hüttenwesen. 



Verantwortlicher Redacteur: Dr. Otto Freiherr von Hingenau, 



t. k. Ministerialratb im EHnansminiateriam. 



Verlag der O. J. Manz'acben Buollliandllingr (Kohlmarkt 7) in Wien. 

Inhalt: Betrachtangen aas Anlass des gegenwärtigen Wiederaaftchwanges der Metall-Indostrie. III. — Uebw die Anwendung 
des Nitroglycerins bei einigen Bergbanen des Krakauer Gebietes. — Literatur. — Notiz. — Administratives. — Ankündigungen. 



Betrachtungen ans Anlass des gegenwärtigen 

Wiederaufschwunges der Metall-Industrie, 
m. 

Wir haben in den voran steh enden beiden Artikeln der 
Nr. 39 und 40 dieser Blätter die Noth wendigkeit betont, 
durch Masseoproduction und Wohlfeilheit der Producte der 
momentan sich hebenden Eisenindustrie einen bleibenden, 
dauernden, inneren Markt und dadurch auch eine grössere 
Stetigkeit zu verschaffen als bisher. Wir wissen, dass die 
grosse Nachfrage, welche gegenwärtig sich zeigt, bereits 
Tendenzen zur Steigerung der Preise wach gerufen bat, 
welche bei sich mehrender Nachfrage allerdings nicht nur 
erklärlich, sondern beinahe natürlich erscheinen könnte. Und 
dennoch möchten wir unseren Eisenproducenten* warnend zu- 
rufen: nMässiget eure Gelüste; haltet die Preise 
nicht zu hoch!! 

Man wolle doch nicht bloss den Augenblick und nicht 
bloss die Coujuncturen des Inla^ndes aliein betrachten. 
Während bei uns die mehrjährige Stockung des Absatzes und 
der neuen Bahnunternehmungen den Bedarf gesteigert ha- 
ben, scheint in manchen ausländischen Eisenindustriebezir- 
ken das Gegentheil Statt zu finden. So berichtet man z. B. 
aus Charleroi der Zeitschrift für österr.-deutsche Eisen- und 
Stahlindustrie unter 20. September: „Im Allgemeinen blei- 
ben die für die Eisenindustrie einlaufenden Aufträge schwach, 
und englisches Roheisen wird noch immer zu sehr billigen 
Preisen offerirt. u Aehnlich lautet der Bericht aus St. Dizier : 
nDie Position der Eisenindustrie lässt sich noch nicht gün- 
stiger an. Auf der letzten Eisenmesse in Besan^on war das 
Geschäft complet Null, auch wurde kein offizieller Preis für 
Roheisen festgesetzt. In der Franche-Comt^ geht es gleich- 
falls sehr schlecht und man spricht davon, mehrere Hoböfen 
ausser Betrieb zu setzen. Auch aus dem Moseldistrict lauten 
die Nachrichten nicht günstiger.« — Was von Belgien und von 
Frankreich gesagt wird, gilt selbst für die Rheinlande. We- 
nigstens schreibt man dem nBerggeist^ Ende September aus 
Siegen : »Leider hat die Lage der Geschäfte sich noch ver- 
schlimmert, Insofeme jetzt auch der Bergbau, welcher bis- 
her noch im schwunghaften Betriebe stand, für seine Pro- 
ducte, namentlich an Eisenerzen, geringeren Absatz findet, 
um bei den auf allen Halden angehäuften Vorrätben die 
Forderung zu schwächen.» 



' flDie Hohöfen sind zum Theil noch im Betrieb, allein 
die Vorräthe an Roheisen häufen sich in solchen Quantitäten, 
dass nach Verbrauch der vorräthigen Eisenerze auf den ver- 
schiedenen Hohofen werken an ein Niederblasen gedacht 
werden muss. Die Preise des Roheisens haben seit 
Juni einen Rückgang von 10 — 12 per Centner er- 
litten u. s. w.tt Wenn nun Vorrathsanhänfungen in den 
eisenerzeugenden Ländern des Westens sich bilden, und 
die Preise gedrückt durch den mangelnden Absatz zur Ver- 
gleichung mit eiper bei uns eintretenden Preissteigerung ein- 
laden würden, wäre da nifiit zu besorgen, dass die Consu- 
menten, wie es vor einigen Jahren schon der Fall war, den 
Inneren Markt unangenehm finden könnten, und neuerdings 
eine Invasion fremden Eisens dem kaum begonnenen Wie- 
deraufschwnng ein Halt geböte?! 

Wirrathen daher, emsig auf Deckung des Bedarfes hin- 
zuarbeiten, aber sich nicht zu grossen Preiserhöhungen hin- 
reissen zu lassen. Schon die Furcht vor solcher Steigerung 
kann ungeduldige Consumenten dem Ausland in die Arme 
treiben! Selbstbeherrschung ist jetzt Pflicht; sie wird sich 
durch dauernden, wenn auch massigen Gewinn rentiren ! 
Nochmals wiederholen wir aber den Ratb, mit dem Uebergang 
zu Coaks-Roheisen nicht zu zögern. Der Bezug der Coaks 
hat freilich an den Bahntarifen ein grosses Hemmniss; allein 
man versuche es endlich einmal, mit den Bahnen auf der 
Basis eines Preisnachlasses für Quantitäts-Abstufun- 
gen zu unterhandeln, wie es die Entfernungs-Zoneu längst 
schon sind. Wenn die Versendung von 100.000 Ctm. jetzt 
z. B. für 1 kr. bewerkstelligt wird, so dürfte bei 200.000 
Ctr. 06 kr., bei 300000 Ctr. 0*4 kr. oder irgend ein ähn- 
licher Nachlass erreichbar sein, weil er ebenso gut im Inter- 
esse der Bahnen, wie der Consumenten liegt. Feste Ab- 
schlüsse, die sicheren und dauernden Frachten gewinn ver- 
bürgen, würden in der Tariffrage sicherlich wirkaa/ner sein, 
als die zum Uebermass wiederholten Forderungen unbeding- 
ter Herabsetzung der Tarife, ohne dass eine Garantie für 
eine Vermehrung der Frachtmengen geboten würde. 

Endlich muss sich auf solcher vernünftigen Basis, die 
das beiderseitige Interesse im Auge hat, etwas erreichen 
lassen. Jetzt, da der Moment grösseren Bedarfes den Zwei- 
fel an der grösseren Transportmenge sehr schwankend ma- 
chen dürfte, wäre auch der beste Moment zum Versuch sol- 



— 326 — 



eher bedingter AbschlSsse auf Mengentransporte nach einer 
mit Steigeoden Mengenziffern gleitenden Tarifscala ! — Eine 
Agitation auf solcher Grundlage würde auch in den Bahn- 
Actionären und in Vertretungskörpern nicht bloss als ein 
Stürmen und Drftngen einseitigen industriellen Interesses, 
sondern als eine billige, weil nach beiden Seiten vortheil- 
hafte Verbesserung unserer Transp^irtverhältnisse angesehen 
werden, und wir empfehlen diesen Gedanken nicht bloss den 
berufenen Fachcorporationen, sondern auch den Mitgliedern 
des über den v. Dürkheim'schen Antrag zur Beform des 
Eisenbahnwesens niedergesetzten Ausschusses des Abgeord- 
netenhauses ! 0. H. 



Heber die Anwendung des Nitroglycerins bei 
einigen Bergbauen des Krakauer Gebietes. 

Mitgetheilt von Andreas Ecker, k. k. ExspeciEmt und subst. 
BergverwaltnngB-Adjnnct in Jaworzno. 

Das von Herrn N o fo e 1 in Hamburg erfundene Spreng- 
öl (Nitroglycerin) findet im benachbarten Preussen, in Schwe- 
den, England, Belgien, Nordamerika bei Sp]:enguugen, wel- 
che im Wasser vorgenommen werden müssen, beinahe schon 
ausschliessliche Anwendung, während dasselbe in Oester- 
reich meines Wissens noch wenig im Gebrauche steht. 

Da ^un sowohl durch Reclamen des Erfinders, als auch 
durch praktische Erfahrungen von ausländischen Fachge- 
nossen über die Verwendbarkeit desselben zu bergmänni- 
schen Zwecken mehr oder weniger günstige Resultate in die 
Oeffentlichkeit drangen, so dass die einen dasselbe bis in 
den Himmel erhoben, die anderen nieder geradezu die Mög- 
lichkeit der praktischen Einführung desselben zu Gruben- 
zwecken wegen seiner grossen Gefährlichkeit und seiner 
giftigen Einwirkung auf den Organismus der Arbeite* gänz- 
iich in Abrede stellten, so erlaube ich mir daher in nach- 
folgenden Zeilen, theils selbst erhaltene, theils in Erfahrung 
gebrachte Resultate über die Anwendung des Sprengöls im 
Krakauer Gebiete mitzütheilen. 

Auf der gewerkschaftlichen Loebekeschen Galmei- 
Grube Friedrich in Dlugoszjn werden zwei Schächte 13' 
von einander entfernt abgeteuft, und ist der eine, zur För- 
derung bestimmte Schacht, derzeit 21 Klafter tief, während 
der zweite zur Wasserhaltung bestimmte Schacht um 1 Klaf- 
ter tiefer ist, und daher wegen der Klüftigkeit des Gesteins 
ein viel stärkeres Wasserzusitzen als der erste Schacht 



Aus letzterem hebt eine neue 120pferdekräftige Ka- 
tarakt-Maschine den Wasserzufluss, während eine 36pferde- 
kräftige ältere liegende Dampfmaschine die Wasserbebung 
in ersterem Schachte besorgt. 

. Die Förderung erfolgt mittelst Haspel in Kübeln. Das 
Schachtabteufen wurde in beiden Schächten bis zu 17 re- 
spective 18 Klafter mit Pulver betrieben. 

Das Gebirge, in welchem dasselbe erfolgt, ist ein fester, 
ziemlich zerklüfteter Hangend-Dolomit der Muschelkalkfor- 
mation. 

Sowohl die Klüftigkeit des Gesteins und die dadurch 
hervorgerufene Verminderung in der Wirkung des Spreng- 
pulvers, ferner der starke Wasserzufluss, zunehmend mit 
der Teufe der Schächte, und die dadurch bewirkte iangsa- 
more beschwerliche Arbeit, indem mittelst Abdämmuug des 
Wassers vom Bohrloche sowie dem Ausschmieren desselben 



mit Lehm, kurzum der Trockenhaltung desselben ^e1 Zeit 
verloren ging, hatte zur Folge, dass man im November 1 866 
das Nob ersehe Sprengöl einführte, und in der Zeitdauer von 
beinahe einem Jahre folgende Besultate erzielte. • 

Die Schachtabteufen, welche früher bei Verwendung 
des Pulvers pr. 1 Klafter Teufe ohne Zimmerung' im klei- 
neren Schachte 500; im grösseren 600 — 700 fl- kosteten und 
2 iSonate Zeit beanspruchten, stellen sich jetzt mit 300 und 
350 fl. und 1 Monat Zeit heraus. « 

Da man nicht gebohrt hat, sondern nach vorausgegati- 
genen Nivellirungen in der 28. Klafter Teufe das Galmei- 
Flötz verhofft, so würde die Zeitdauer noch 1 Jahr betragen, 
da die Zimmerung und das Nachsenken der Saugröhren eben- 
falls beinahe 1 Monat Zeit pr. Klafter beansprucht. Man 
sieht nun schon aus diesem, dass bei Schachtabteufen und 
nasser Arbeit bezüglich des Kostenpunktes daä SprengoI 
dem Pulver vorzuziehen, ist. 

Man bezieht hier von Mislowitz in Pr. Schlesien aus 
das mit Methjl-Alkohol versetzte unexplosive Sprengöl in 
Blechflaschen Ä 10 Pfd., deren mehrere in einer Kiste mit- 
telst Stroh wohl verpackt verfrachtet werden. 

Beim Gebrauche wird 1 Pfd. Sprengöl in eine grössere 
Flasche gebracht, mit dem dritten Theile Wasder versetzt, 
tüchtig durcheiuHnder geschüttelt, umgestürzt, und nachdem 
ein im Stöpsel befindlicher Hahn geöffnet wird, gibt man 
das nun explosiv gewordene Oel zum Gebrauche in eine 
gradirte Flasche. 

Die Patronen werden von einem eigens dazu bestimm- 
ten Arbeiter jedesmal nach Noth wendigkeit aus doppelt zu- 
sammengerolltem Packpapier angefertigt, und der Boden 
und die Bänder mit Pech wasserdicht verschmiert. Nun wird 
in ein Zündhütchen der Guttapercha-Zünder eingeschoben, 
und die Bänder des Hütchens 'Werden so mit Pech ver- 
schmiert, dae^ kein Oel neben dem Zünder in das Hütchen 
gelangen kann, da sonst die Kapsel nicht explodiren, und 
dadurch auch kein Schlag auf das Oel erfolgen würde, in wel- 
chem Falle dann nur ein langsames Verbrennen des Oeles statt- 
findet. Nun wird die mit der Kapsel verbundene Zündschnur 
bis an den Boden der Patrone eingeführt und mit Pech an 
dem Papier angeklebt, worauf das Oel mittelst eines gewöhn- 
lichen Oelfüllers in die Patrone eingegossen, das obere Ende 
der Patrone mit Werg umwunden, und nun Papier, Werg 
und Zünder mittelst Pech wasserdicht verbunden wird. Hier- 
auf wird die Patrone im Kübel hinabgelassen und sogleich 
in das mit Wasser gefüllte Bohrloch an dem Zünder vorsich- 
tig hineingeschoben, wobei das darüberstehende Wasser 
den Besatz bildet. Die Beschreibung der Anfertigung der * 
Patrone liest sich länger, als ein halbwegs eingeübter Arbei- 
ter Zeit dazu braucht, da er mit Leichtigkeit in ein paar Mi- 
nuten dieselbe fertig machen kann. 

Es wird immer nur ein Bohrloch abgethan, da man 3 
Fahrten hoch sich flüchten muss, und sich beim Anzünden 
von mehreren Bohrlöchern ein Arbeiter verspäten könnte. 

Auch will man die beim Absprengen mehrerer Schüsse 
im grösseren Massstabe sich entwickelnden Gase vermeiden, 
obwohl die Arbeiter behaupten, dass sie nur die ersten 14 
Tage Kopfweh verspürten und auch nur die, welche Patro- 
nen anfertigten, oder wenn das Oel statt zu explodiren im 
Bohrloche ausbrannte. 

Längeres Schiessen mit Sprengöl, behaupten sie ferner, 
mache gegen die schädliche Wirkung der Gase unempfind- 
lich. Hingegen habe man sich zu hüten vor jeder Berührung 



Lffitl 



— 327 



des SprengÖls mit den Lippen oder Fingern, und ist im letz- 
teren Falle das Beste, sich zuerst mit Sand und dann mit 
Wasser die Hände zu reinigen, auch darf das Wasser aus 
dem Schachtsnmpf, worin gesprengt wird, nicht getrunken 
werden, widrigenfalls, wie Beispiele gezeigt bähen, ein län- 
geres Kopfleiden eintritt. 

Das Sprengöl ist in Bezug auf Entzäudung fast ohne 
Gefahr, da es nicht einmal hei Berührung mit glühendem 
Eisen sich entzündet und in Berührung mit einem brennen- 
den Spane ohne Explosion verbrennt, ja hei Entfernung des 
brennenden Körpers wieder erlischt. Nur bei starkem Stoss 
im geschlossenen Haume oder hei Erhitzung bis über 180^ 
Gels, eiplodirt es. 

Das Oel verflüchtigt sich nicht und ezplodirt bei einem 
starken Schlage mit ungeheurer Schnelligkeit, und da selbst 
ein Tropfen auf einen Stein gegeben und mit einem Hammer 
daraufgeschlagen mit einer starken Detonation ezplodirt, so 
wenden es die Bergleute daselbst hei Festlichkeiten zu Pöl- 
lerschÜBsen tropfenweise ' an, wobei jedoch einmal ein Un- 
glück passiren kann. 

Ein Rückstand von Oel, wenn eine Büchse blieb, hat 
sich bis jetzt noch nie ergeben, sondern die Verhrennnng 
desselben war immer eine vollständige. - 

Besonders gefährlich wird es, wenn es bei anhaltend 
niedere^ Temperatur gefriert, da es ungeföhr bei 5*^ Wärme 
schon dickflüssig wird, und ein solcher dickflüssiger Tropfen 
zwischen den Fingern zerdrückt, schon ezplodirt und auf 
diese Art, sowie durch Auseinanderhauen von gefrornen 
Blöcken schon UnglücksföUe vorgekommen sind. Das ge- 
frorne Oel ist mit Vorsicht gegen gewaltsamen Stoss zu 
behandeln, und kann mittelst lauwarmen Wassers aufgethaut 
werden. 

Die Bohrlöcher werden im Durchmesser von 1 Zoll 
18 — 24 Zoll tief in einer Anzahl von 3^—4 pr. Sstündiger 
Schicht gehohrt und wurde ein derlei Bohrloch ft'üher mit 
8 Zoll langen Pulverpatroneir geladen. Derzeit gibt man 
1 Zoll hoch Sprengöl auf 8 Zoll Bohrloehtiefe und erreicht 
im Wasser bohrend, ladend und ohne langwierige Wasser- 
Abdämmung und Trocknung des Bohrloches dasselbe Re- 
sultat, abgesehen davon, dass auch hei aller Sorgfalt noch 
mancher Pulverschuss wegen Nässe nicht zur Ezplosion kam. 

Jetzt will ich noch einige interessante Vorfälle anfüh- 
ren, die während der Anwendung des Sprengöls in Dlugoszjn 
vorfielen. 

Eininal stiess der Kübel seitwärts an den Schachtulm, 
die Patrone fiel heraus und mehrere Klafter tief in den 
Schachtsumpf ohne zu ezplodiren. 

Ein zweites Mal hatte man unten im Schachte darauf 
vergessen, dass die Patrone im Kübel heruntergelassen war; 
das Oefäss wurde mit Bergen gefüllt und aufgezogen, und 
als man nachsah, fand man die Patrone zerdrückt und das 
Oel den Boden des Kübels bedeckend. 

Ein dritter Vorfall zeigt, wie leichtsinnig die Leute, 
wenn sie einige Zeit damit arbeiten, mit demselben mani- 
puliren, trotzdem sie wissen, dass strenge Verbote und Stra- 
fen darauf stehen. Ein Schuss versagte, wegen unterbro- 
chener Pulverseele. In einem solchen Falle wurde gewöhn- 
lich eine zweite kleinere Patrone angefertigt und darauf ge- 
steckt, worauf beide dann ezplodirten. Trotzdem nun dort 
das Herausnehmen der Patrone strenge verboten war, that 
es ein Arbeiter doch, steckte dieselbe in seinen Sack und 
gab später seinen Gefährten ein Beispiel von Tollkühnheit, 



indem er auf einer Schachtbühne stehend die Patrone mit 
einer Hand in den Schacht hineinhaltend mittelst des Restes 
der Zündschnur abbrannte, umgeben auf den Fahrten von 
seinen neugierigen Kameraden. Merkwürdiger und glückli- 
cher Weise geschah weder demselben noch überhaupt jeman- 
den aus den Zuschauern das Geringste. Eine strenge Strafe 
bildete den Schluss dieser Episode. 



Die vorstehenden Erfahrungen, welche ich mir über 
die Anwendung des Sprengöls verschaffte, veranlassten mich 
zu beantragen, dass dasselbe auch beim ärarischen Stein- 
kohlenbergbaue in Jaworzno zur Anwendung komme, wo 
gerade folgende Verhältnisse sich zeigten. Es sind auf der 
Jacekzeche daselbst 2 Hauptschäcbte, Jacek und Isidor, jeder 
mit einer Förder- und WasserÜaltungsdampfmaschine. Da 
nun aber die Wasserhaltungsmaschine auf Isidorschacht neu 
und stark, jene auf Jacekschacht entgegengesetzt; femer, 
da auf ersterem Schacht kein Ladeperron, auf letzterem je- 
doch eben ein solcher ist^ zu welchem die Kohle vom Isidor- 
schacht zugeführt werden muss, so wurde beschlossen, die 
Förderung auf Jacekschacht, hingegen die Wasserhaltung 
auf Isidorschacht zu concentriren, und dadurch mehrfache 
Ersparungen zu erzielen. Es wurde von dem höheren Jacek- 
schacht ein Querschlag im Liegendsandstein getrieben und 
damit das Flötz glücklich angefahren, und mittelst Auslen- 
ken eine Verbindung mit der tieferen unter Isidor führenden 
Grundstrecke hergestellt. Nun musste die Rösche nachge- 
nommen werden, um das Wasser vom Jacekschachte abzu- 
zapfen und unter Isidor zu leiten. Gegen die Mitte des Quer- 
schlages fiel jedoch, nachdem man bisher in sehr mildem 
Sandsteine bloss mit der Keilhaue vorgegangen war, 2' unter 
der Sohle des Querschla^^ eine äusserst feste über 3' mäch- 
tige und gegen 8 Klafter andauernde Sandsteinschicht ein, 
in welcher vermöge der engen Dimensionen der Rösche, 
(2 — 30 ^^^ &^B mehreren Klüften zusitzenden, jeder Ab- 
dämmung und Trockenhaltung des Bohrloches spottenden 
Wässer und der Festigkeit des Gesteines, das gewöhnliche 
Pulver fast gar keine Wirkung ausübte, und Proben mit Hal- 
ozylin noch schlechter ausfielen. 

Zudem sollte die Rösche rasch vorgeschoben werden, 
da nach Abzug der Wässer eine Reparatur des Jacekschachtes 
schon dringend noth wendig sich zeigte, und die Schach t- 
zimmeruug beinahe schon vollständig obertags vorgerichtet 
war, abgesehen davon, dass bei minderem Absatz in den Som- 
mermonaten auch die Förderung der Kohle auf diesem Schachte 
für die Zeit der Reparatur leichter sistirt werden konnte. 

Es wurde daher die Mehrzahl der Khür über diese 
feste Sandsteinscbicht vorgeschoben, wobei man das Wasser 
in Pfützen ansammelte und in Rinnen abschöpfte, während 
zur Arbeit im festen Sandsteine 4 tüchtige Leute ausgesucht 
wurden. Zwei von diesen Arbeitern unterrichtete ich in der 
Handhabung des Sprengöls, verbot jedoch allen anderen den 
Zutritt in die Kammer der Grube, wo die Patronen in 
ähnlicher Weise wie in Dlugoszyn angefertigt wurden. Ob- 
wohl nun Anfangs wegen der noch fehlenden Uebung 
manchmal ein Schuss abbrannte ohne zu ezplodiren, da Oel 
in die Kapsel gedrungen war, so hat man doch binnen 14 
Tagen mit 1 1 Pfd. Sprengöl den Stein im Kubikinhalte von 
(8® Länge, 4' Breite und 3' Tiefe) ungeföhr 2-6 Kubikklafter 
ge wältigt. Es wurden hiebe! im Durchschnitte 3^^ l^Lnge, 
7j3 Pfd. haltende Oelpatronen und 18— 20zöllige Bohr- 
löcher, da tiefere eine Büchse zurückliessen, angewendet 



— 328 — 



Besondere kam bei dieser Arbeit der Umstand zu stat- 
ten, dass der Ifann im Wasser bohren und schiessen konnte, 
ohne das Bohrloch früher za trocknen. Hit Palver hätte man 
Monate lang daran gearbeitet 

Ueber Kopftchmerzen klagten nnr Anfangs die Patro- 
nenanfertiger, später nicht mehr. 

Anfangs worden die kurzen Kapseln benützt, welche 
jedoch schlecht sind, da das Oel leichter eintritt und der 
Schlag nicht so stark erfolgt, wie bei Anwendung der langen 
Kapseln, wobei später kein Schuss mehr versagte. 

Man sieht daher auch in diesem Falle, dass sich die 
Benützung des Sprengöls bei nassen und dringenden Gru- 
benarbeiten vollkommen rentirt 



Der dritte Bergbau im Krakauer Gebiete, bei welchem 
schon seit Anfang des Jahres 1867 das Sprengöl angewen- 
det wird, ist die Galmeigrube des Major Thiele-Winkler 
in Konti bei Chraanow. Die Mathilde-Grube daselbst befah- 
rend, sammelte ich folgende Daten. 

Der Kohlengalmei mit silberhaltigen Bleierzen gemischt, 
wird in der oberen Abtheilung der Muschelkalkformation vor- 
kommend, ähnlich mit dem Tarnowitzer Vorkommen, in 3 
£tagen abgebaut, wobei derselbe abweichend mit dem Vor- 
kommen des Galmeis an anderen Nachbarorten des Krakauer 
Gebietes, wo derselbe gewöhnlich Nester und Putzen bildet, 
hier beinahe vollständig lagerartig auftritt. 

Durch den Maschinenschacht, von welchem ein Quer- 
schlag getrieben wird, erfolgt die Entwässerung der einzel- 
nen Baue. 

Der Abbau ist vermöge der geringen Mächtigkeit der 
Galmeilager sehr beschwerlich, ^sserdem ist der Dolomit 
sehr fest, dabei aber zerklüftet und wasserlässig. 

Seit dem Anfange dieses Jahres wird ausschliesslich 
nur mit Nitroglycerin gesprengt, wobei, wie nachstehende 
Berechnungen zeigen, trotzdem sich das Sprengöl circa 
6mal so theuer als Pulver stellt, doch noch ein bedeutendes 
Ersparniss durch Anwendung desselben erwächst. 

Thlr. Sgr. Dr. 
1 Zollpfund Sprengöl sammt Verzollung 

kostet l 13 6 

100 Stück Zündhütchen 17 6 

1 Stück Zündschnur, 30' lang (Guttapercha) 1 1 6 

Man nimmt nun zur Ladung eines Schusses 2 Loth 
Sprengöl. 
1 Loth stellt sich circa auf 1 Sgr. 6 Dr. 

daher 2 Loth kosten 3 Sgr. — Dr. 

Dazu kommt 1 Stück Kapsel .... 2 n 

Eine 16" lange Zündschnur im Mittel . 6 n 

Zusammen kostet ein Schuss . . 3 Sgr. 8 Dr. 

oäor ein Agio von 20 7o gerechnet . . 22 kr. öst. W. 
Ein Schuss Pulver.kommt auf ungefl&hr . 9 kr. öst. W. 
zu stehen. 

Nun ergibt sich, dass ein Arbeiter bei Anwendung von 
Sprengöl 4 Bohrlöcher in der Sstündigen Schicht abthut, 
während mit Pulver derselbe wegen Trocknung des Bohr- 
loches, Anfertigung von wasserdichten Patronen, des öfteren 
Ersaufen B des Schusses, da an der Naht der Patrone trotz 
aller Vorsicht oft Wasser eintritt, des Fernbleibens vom 
Feldorte nach dem Schusse, bis die Gase sich verflüchtigt 



haben, in der Regel nicht mehr als 2 Schüsse im Stande ist 
mit Erfolg abzusprengen. 

Die Wirkung ebes Schusses verhält sich in betreff des 
abgesprengten Quantums wie 3 Einholte a bei Palver 
zu 4 Einheiten bei Anwendung des Sprengöle* 

Dieses zusammengefasst, stellen sich die Elrzeugungs- 
kosten einer Einheit des Erzquantums folgen denn aasen 
heraus. 

Mit Pulver i 2 Schüsse & 9 kr 18 kr. 

per < Normallohn des Häuers . . 50 n 

Schicht I 68 » 

Mit Sprengöl ( 4 Schüsse & 22 kr. . . . 88 kr. 

per ( Normallohn des Häuers . • 50 n 

Schicht I 1 fl. 38 kr. 

Das erzeugte Erzquantum ergibt sich bei Palver 

mit 2 X 3 6 Einheiten 

bei Sprengöl mit 4 X ^ 16 n 

daher 68 : 6 = ' 1 1 -3 kr. die 

Erzeugungskosten von der Einheit Erz bei 
Anwendung von Pulver, 

und 138: 16= 8*5 kr. beim 

Gebrauche von Nitroglycerin. 

. Man ersieht daraus, dass die Vortheile dea Spreugöla 
gegenüber Pulver in diesem Falle bestehen: Billigere Er- 
zeugung, in der Hälfte Zeit mit derselben Mannschaft ; wes- 
halb man auch an Regiekosten noch bedeutend erspart. 
Der Gesundheitszustand der Arbeiter hat sich seit Einfüh- 
rung des Sprengöls nicht im Geringsten verschlechtert, und 
ist wahrscheinlich wegeh guten Wetterwechsels das berüch- 
tigte Kopfweh hier gar nicht aufgetreten. Die Patronen wer- 
den hier vom Aufseher in der Grube augefertigt und nach 
Bedarf an die Mannschaft ausgefolgt. 

Bei diesem Werke wird in neuester Zeit nur reines Ni- 
troglycerin ohne frühere Beimischung von Methyl-Alkoho? 
angewendet, da man daselbst die Bemerkung gemacht hat, 
dass die Wirkung des Oeles durch Beimischung des Methyl- 
Alkohols und nachfolgende Reinigung mittelst Wasser be- 
deutend vermindert wird. 

Das Sprengöl wird von Hamburg aus in die Filialen, 
deren beinahe jede preussische industrielle Stadt eine be- 
sitzt, per Wagen verführt, da die Eisenbahnen mit Aus- 
nahme der schwedischen und norwegischen, welche schon 
einige Jahre dasselbe auch zum Transport aufnehmen, die 
Verfrachtung desselben verweigern. Diese grossen Trans- 
port-Schwierigkeiten sind es auch, welche bis jetzt die all- 
gemeine Einführung des Sprengöls verzögerten, da nämlich 
jede Grube erst kleine Quantitäten zur Probe beziehen will, 
was, da man per Wagen nur grosse Quantitäten verschicken 
kann, nicht immer leicht möglich ist. Es müssen daher über- 
all Lager eingerichtet werden, und ist dieses auch die Art, 
in welcher Herr Nobel, wie schon erwähnt, in Norddeutsch- 
land und noch ausserdem in England und Belgien den Yer- 
schleiss besorgt. 

In Oesterreich, Frankreich, Italien, Spanien, Portug^al 
und der Schweiz ist in Beziehung auf die Einführung des 
Sprengöls noch wenig geschehen. 

Gegenwärtig existiren 5 Sprengöl-Fabriken, wobei Herr 
Nobel betheiligt ist, und zwar: In Hamburg, Stockholm, 
Christiania, Helaingfors und New- York, worin grosse Quan^ 
titäten faforizirt werden und lageru. 



- 329 — 



Das Bchlesieche Lager hat Herr L. Kantmann in 
Breslau, Der Preis franco Hambarg ezcl. Verpackung ist 
32 Sgr. pr. Zollpfund. 

Der Einfuhrszoll in Oesterreich beträgt, wie ffir che- 
mische Producte, 5 fl. pr. Zollcentner. 

Wenn das Sprengöl wirklich so äusserst gefährlich 
wäre, so würde es praktisch unmöglich sein, es im Grossen 
zu fabriziren, transportiren und zu lagern. Es geht mit der 
Einführung des Nitroglyperins gerade so, wie es mit Dampf, 
Gas und Petroleum gegangen ist. Die Leute müssen erst 
geschult werden, und daher kommen in der ersten Zeit viel- 
fach Unglücksfälle vor, welche später von selbst aufhören, 
sobald die Arbeiter mit den Eigenschaften des Stoffes ver- 
traut sind. 

Gegen Stoss ist es nicht gar so gefährlich, wie viele glau- 
ben. Es sind schon viele Male Oelkisten von dem Packwa- 
gen oder in Schiffsräumen hecuntergefayen, ohne dass das 
Geringste passirt wäre, zudem wird Jedermann einsehen, 
dass auf eine schonende Behandlung beim Transport ohne- 
dem nicht sni rechnen ist. Das mit Methyl-Alkohol versetzte 
Oel.ist übrigeoi viel UDgefährlicher, und schützt auoh mög- 
liebst gegen Leichtsinn und Dummheit. 

Unglücksfälle während des Transportes auf den schwe- 
dischen Eisenbahnen (ohne Holzgeist) sind bis jetzt nicht 
vorgekommen, wohl aber an den Stationsplätzen, wobei 
man jedoch nicht weiss, welcher Unfug damit getrieben 
worden ist. 

Die grosse Explosion in Colon (Aspinwall) soll, wie aus 
San Francisco geschrieben wurde, durch Löthen von andich- 
ten Sprengölflaschen vorgekommen sein. 

Wenn man den riesigen Consam an Sprengpnlver nä- 
her ins Auge fasst und bedenkt, dass z. ß. im Zollverein 
über 4800 Gruben ausser Steinbrüchen und Eisenbahnspren- 
gungen existiren, und dass eine einzige Kohlengrube, die 
von Saarbrücken, 8500 Centner Pulver jährlich verbraucht, 
so kann man daraus entnehmen, welche grosse Zukunft der 
Anwendung des Sprengöls in Aussicht steht, da es nach 
meiner Ansicht früher oder später bei Sprengungen im festen 
dabei aber zerklüfteten und wasserlässigen Gebirge das ge- 
wöhnliche Pulver verdrängen wird, weil in solchen Fällen 
durch den Gebrauch von Nitroglycerin eine bedeutende Er- 
sparung an Zeit uud Kosten resultirt. 



Literatur. 

Die Hattenwesen-HasoblnezL Von Julius Bitter von Hauer, 
Professor an der k. k. Bergakademie zu Leoben. 18 Bogen, 
mit 26 Fignrentafeln und 4 Tabellen in Carton. Verlag von 
Tendier & Comp, in Wien. Preis 6 fl. ö. W. 

Wir hatten kaum noch Zeit gefunden, das oben genannte 
Werk flüchtig darchzublätteru , und hatten die Absicht, Herrn 
Professor Gustav Schmidt in Prag um eine ausführliche Be- 
sprechung desselben zu ersuchen, als wir in der Zeitschrift des 
„Oesterreiehischen Ingenieur- Vereines gerade aus der Feder des 
genannten Herrn Professors eine weit eingehendere Becension 
fanden, als wir von ihm zu erbitten gewagt hätten. Professor 
G. Schmidt, ein Vorgänger des Verfassers auf der Lehrkanzel 
des Maschinenwesens an der Bergakademie zu Leoben, ist gewiss 
in hohem Masse competent zur Beurtheilung dieses Werkes, und wir 
glauben daher am besten zu thun, wenn wir dessen Besprechung 
in der Zeitschrift des i»Ingenieur- Vereines«« uns aneignen, ob- 
wohl sie etwas länger ist, als unseren Literatur-Artikeln gewöhn- 
lich Raum gegönnt werden kann. O. H. 

Mit grossem Vergnügen begrüsst der praktische Techniker 
alle jene Werke, wie das Vorliegende des bereits durch zahlrei- 
che Journal- Artikel bekannten Herrn Verfassers, welches eine 



reichhaltige zerstreute Literatur mit Auswahl und Verständniss 
zusammenfasst und bearbeitet, und hiebe! mit Selbstständigkeit 
und Geschick die Aufgabe löst, die Theorie der Praxis dienstbar 
zu machen. Schon längst hat die ehemalige schroffe Gegenstel- 
lung der erfahrungslosen Wissenschaftlichkeit gegen die rohe 
Empirie aufgehört, der Theoretiker als nöthig erkannt, sich 
sorgfältigst um die Erfahrung zu bekümmern, und der Praktiker 
sich gewöhnt, die Ergebnisse der Theorie zu beachten, seine 
theoretische Ausbildung möglichst zu vervollständigen und einer 
einseitigen Erfahrung keine zu grosse Tragweite beizulegen. In 
Bezug auf Maschinenelemente und Kraftmaschinen besitzen wir 
bereits eine werthvolle Literatur, welcher dieser heilsame Um- 
schwung wesentlich mit zu verdanken ist. Dagegen ist dieXiitc- 
ratur der Arbeitsmaschinen in mehreren Richtungen unvollstän- 
dig. Die meisten Werke über einzelne Zweige der Technik be- 
handeln die dabei benützten Arbeitsmaschinen mehr beschreibend, 
nicht vom Standpunkte des Maschinenbaues; es fehlen dari^ theo- 
retisch begründete oder auch nur empirische Regeln für die Con- 
struction in systematischer Zusanmienstellung. ' 

Diese Lücke für das Hüttenwesen, besonders die Eisen- 
fabrikation auf«ziifüllen, ist das vorliegende Buch bestimmt, wel- 
ches auch für Lehrzwecke dienen soll. Dasselbe behandelt in 18 
eng aber geÜillig gedruckten Bogen die Gebläse, Gichtaufzüge, 
H&nmer, Luppenpressen, Walzwerke, Scheren, Schneidewerke 
und Circularsägen. Hiermit ist zwar der Gegenstand nicht voll- 
ständig erschö pft, und es wäre insbesondere zu wünschen gewe- 
sen, dass der Verfasser auch die speciell für einzelne Fabrika- 
tionen, z. B. der Tyres, dienlichen Apparate, die Puddel- und 
Schneidemaschinen etc., vor Allen aber auch die für den Bessemer- 
process nach dem englischen Verfahren erforderlichen mechani- 
schen Vorrichtungen aufgenommen hätte; doch befriedigt das 
Gegebene in hohem Masse durch klare, leicht fassllche Darstel- 
lung und systematische Anordnung. Die Resultate der Theorie 
sind übersichtlich zusammengestellt, und deren Gebrauch durch 
Beispiele erläutert, die neuere Literatur sehr eingehend berück- 
sichtiget Die Zeichnungen haben, da Maschinenelemente, Bewe- 
gungsmechanismen und Kraftmaschinen als bekannt vorausge- 
setzt werden, grösstentheils die Form von Skizzen, genügen je- 
doch für den mit obigen Gegenständen Vetrauten, um darnach 
Entwürfe auszuführen. f ^ 

Wir geben nun den wesentlichen Inhalt nebst einigen kri- 
tischen Bemerkungen: 

1. Gebläse. Die Lehre, von den Gebläsen scheidet der 
Verfasser in 'den „allgemeinen Thell" und ndie einzelnen Ge- 
bläse.'* Der erstere gibt die Bestimmung der Ausflussmenge, der 
Gebläsearbeit etc. auf Grundlage des der mechanischen Wärme- 
theorie angehörigen Poisson^schen Gesetzes und mit vorzugswei- 
ser Benützung eines Aufsatzes des Referenten*) in welchem ge- 
zeigt wird, dass die Reduction des Näherungswerthes für die 
Windmenge, welchen die alte Theorie gab, auf den genauen 
Werth bei Zugrundelegung der mechanischen Wärmetheorie ein- 
fach durch Beisetzung eines Factors 

h — K 

erfolgt, worin h den Barometerstand, h^ den Manometerstand im 
Windrohr, h^ jenen im Ausblaseraum bedeutet, und dass sich 
für die Effectformel ein ähnlicher einfacher Correctionsfactor ^ 
ergibt. Originell und von der Vorstellung eines in einem Cylinder 
bewegten Kolbens unabhängig ist die Ableitung der Formel für 
den Gkbläseeffect; doch erleichtert die gewöhnliche Ableitung 
das Verständniss mehrerer bei Kolbengebläsen sich ergebenden 
Betrachtungen. In dem Abschnitte „Aenderungen im Qebläsebe- 
tj^ieb« mrd nachgewiesen, welchen Einfluss die Aendernng einer 
der Grössen: Menge, Spannung, Temperatur der Gebläseluft und 
B^triebskraft auf die andere hervorbringt; sehr klar ist der Nutzen 
der Erhitzung dargelegt, indem gezeigt wird, dass diese bei un- 
geänderter Betriebskraft und bei gleicher auf 0^ reducirten ^Vlnd- 
menge, jedoch entsprechend vergrössertem Düsen durchmesser die 
Ausflussgeschwindigkeit auf das |/^1 -f- i< 7" fache erhöht 
{T die Temperatur der erhitzten Luft, ot der AusdehnungscoSf- 
ficient). 

Nach den theoretischen Ableitungen fulgt die «praktische 
Lösung der bei Gebläsen vorkommenden Aufgaben,«* d. h. der 
Vorgang bei Bestimmung der Windmenge des Effectes etc. für 



*)* S. Zoitachrlit de« östetreicliischon Ingenieur- and Arcbitekteu- 
Vereins. 1364. Beite 179. 



330 -— 



bestehende, sowie fttr neu za erbauende Gebläse, nebst Beschrei- 
bung der Manometer etc. Die auf 0^ C. und 76 Cm. Barometer 
stand redncirte Windmenge ist als Prodact dreier Factoren dar- 
gestellt, zu welchen noch ein vierter kommt, um die auf die 
Spannung und Temperatur der Susseren Luft reducirte Menge 
zu finden ; fflr die vier Factoren sind auf einem den Tafeln bei- 
liegenden Blatte Tabellen gegeben. Dieselben erstrecken sich bis 
auf die Spannung von einer Atmosphäre, was indessen für Bes- 
semergebläse nicht genügt, wo Spannungen bis zwei Atmosphären 
vorkommen. 

Unter den „einzelnen Gebläsen^ sind naturgemäss die Cy- 
Undergebläse am ausführlichsten behandelt, und bei diesen auch 
die für Kolbengebläse überhaupt giltigeu Sätze entwickelt. In der 
kurzen Anleitung zur Berechnung, wobei auch der Einfluss des 
schädlichen Raumes ohne mathematische Reduction erläutert, wird, 
gibt der Verfasser die Geschwindigkeit des Gebläsekolbens ziem- 
lich hoch, für gewöhnliche Fälle mit v = 4 bis 5, bei besonders 
guter Anordnung mit 6 Fuss an. Wir glauben, dass letztere Ge- 
schwindigkeit ausser bei Schiebergebläsen nur allein bei Anwen 
düng der Bessemer^schen Kautschukringventile auf die Dauer er- 
reichbar ist. Nicht ganz überflüssig wäre es gewesen, wenn der 
Verfasser ausdrücklich auf die bedeutende numerische Verschie- 
denheit der Gebläsekolbengeschwindigkeit aufmerksam gemacht 
hätte, welche angewendet werden muss, wenn man Sommer und 
Winter die gleiche Gewichtdmenge Luft in den Ofen blasen 
will. Nehmen wir die äussersten Temperaturen im Gebläse haus 
mit - 16 und + 24*^ R., d. i. - 20 und 30« C. oder 253 und 
303<) absoluter Temperatur an, so stehen diese Zahlen, somit 
auch näherungs weise die nöthigen Kolben gesch windigkeiten im 
VerhäUniss 258 : 303 = 5:6, was nicht immer beachtet wird 

Bei der Besprechung der Details entwickelte der Verfasser 
ausführlich die Principien für die Construction der Ventile» des- 
gleichen die Constructionsregebi für Schiebergebläse mit Mu- 
schftlschieber und Steuerung mittelst Kreisoxcenter, mit vorzugs- 
weiser Benützung eines Aufsatzes des Referenten*), bestimmt 
dabei auch die grösste Spannung, welche durch die Compression 
entsteht, und wendet das Zeuner'sche Diagramm an. Als Nach- 
tlieil dieser Steuerung bebt der Verfasser besonders hervor, daas 
wenn der Ein- und Austritt der Luft ohne Stoss erfolgen soll, 
entweder der Schieber sehr grosA Dimensionen erhält, oder die 
grösste Kanalöffnung beim Ausblasen klein und dadurch der Wir- 
kungsgrad geringer wird. 

Von Regulatoren sind die mit unveränderlichem Volumen 
berechnet und dabei die Aenderung der Ausflussgeschwin- 
digkeit statt wie sonst jene der Spannung als» massgebend für 
die Gleichförmigkeit des Ausflusses angenommen. 

Hierauf folgt eine sehr schätzbare Beschreibung zahlreicher 
Anordnungen mit kritischen Bemerkungen darüber**). Ueber die 
Bestimmung der Schwungräder sagt der Verfasser, „dass sie 
die Aufgabe haben, den Kurbeln über die todten Punkte zu hel- 
fen und eine gleichförmige Drehung der Kurbelwelle zu erzielen. 
Dabei sind Stösse vermieden, indem die Kolben und sonstigen 
schwingenden Massen keine zu grosse Geschwindigkeit erhiugen 
und zu Anfang des Hubes all mal ig beschleunigt, zu Ende all- 
mälig verzögert werden; hiemit ist auch ein sanfteres Spiel der 
Ventile verbanden. Im Uebrigen ist für eine gute Wirkung des 
Gebläses nicht nothwendig, dass der Kolben gerade eine Sinus- 
bewegung annimmt, wie sie der constanten Winkelgeschwin- 
digkeit der Kurbelwelle atmähernd entspricht, mithin auch eine 
grosse Gleichförmigkeit der Drehbewegung nicht erforderlich, 
wenn uur der Hub Wechsel langsam erfolgt und die Maximalge- 
schwindigkeit des Kolbens nicht zu gross isf 

Wenn wir dem auch im Allgemeinen beipflichten, so möchten 
wir doch hervorheben, dass es ein Irrthum wäre zu glauben, 
dass ein Gebläse mit grossem GleichfÖrmigkeitsgrad unbedingt 
besser sei, als eines mit kleinem; im Cegentheil ist es bei ein- 
cylindrigdn Gebläsen die Aufgabe, die Gleichförmigkeit der 
Kolbenbewegung, mithin die Ungleichförmigkeit des 
Schwungrades so weit zu treiben, als es nur immer möglich ist, 
ohne Stösse beim Kolbenwechsel zu erhalten, und es sollte als 
Erfahrungsresultat hingestellt werden, wie weit man eben mit 
dem GleichfÖrmigkeitsgrad, folglich mit dem Schwungradgewicht 
herabgehen darf. Die Annahme des Herrn Verfassers t = 30 
(d. h. die mittlere Geschwindigkeit v am Schwungrad dreissigmal 

*) Berg- und Hf^Uenwesen. Jahrbuch der k. k. Bergakademie 186lf. 
**) 8. 92, Zeile 16 beiwt en aus Venehen „bei geringer" sutt ^bei 
grouer Uingangnzah).'* 



80 gross als die Differenz rj ^ v^ ans der grössten und kleinsten) 
scheint uns in der That schon bedeutend zu hoch gegriffen und 
würde Referent t =. 15 für besser erachten, obwohl sich dabei 
der ungleichförmige Gang des Schwungrades nicht gut ansieht. 
Bei einem nach Fig. HS construirten Gebläse in Neuberg bei 
Mürzzuschlag, hat man wirklich mit gutem Erfolg für die Gleich- 
förmigkeit der Spannung die früheren Schwungräder durch be- 
deutend kleinere ersetzt. 

Bei der Berechnung des Schwungradgewichtes drückt der 
Verf^er dasselbe zuerst allgemein durch die Differenz des gröss- 
ten und kleinsten Unterschiedes der producirten und consumirten 
Arbeiten aus, und ermittelt hierauf diese Differenz selbst für die 
verschiedenen Anordnungen, wobei der Gesammtwiderstand am 
Gebläsekolben als nahe constant angenommen wird, wodurch die 
Rechnung sehr vereinfacht, jedoch für Bessemergebläse nicht mehr 
anwendbar wird. Auch scheint es noch der Untersuchung zu 
bedürfen, ob nicht der Einfluss der schwingenden Massen, wel- 
chen Verfasser nur bei eincyUndrigen direct wirkenden Gebla- 
sen ohne Expansion berücksichtiget, nicht auch bei anderen An- 
ordnungen das Resultat erheblich moditicirt Die Praxis bietet 
jedoch so wenig v^lässliche Anhaltspunkte für die Wahl des 
Gleichförmigkeitsgrades, dass eiüe ezactere Theorie der Schwung- 
räder, welche sehr weitläufig wird, eiitbelirlich erscheint 

Schliesslich wird die Ausführung der Windleitung, dercu 
Berechnung schon der n allgemeine Theiltf 'enthält, beschrieben. 

Von sonstigen Gebläsen sind noch Bälge und Kastenge- 
bläse, welche letztere wegen ihrer Wohlfeilheit in Holz- und 
wasserreichen Gegenden noch viel im Gebrauche stehen, dann 
die Ventilatoren eingehender behandelt, und für letztere ein 
kurzer Auszug aus der Rittinger*schcn Theorie gegeben, in- 
dem die Rittin ger'schen Ventilatoren sich mit Recht einer immer 
grösseren Verbreitung erfreuen, da sie unter den Centrifugal- 
ventilatoren die rationellsten, weil bei gleicher Pressung die klein- 
ste Umgangszahl erfordernden sind. Dagegen ist Referent der 
Ansicht, dass der in London preisgekrönte Ventilalor von Dr. 
Igiiaz H eger, Professor der mechanischen Technologie am k. k. 
polytechnischen Institute zu Wien, eine grössere Aufmerksam- 
keit verdient hätte, als nur die Erwähnung S. 120, und erachtet 
er die Heger^sche Construction, welche das Analogen zur Jonval- 
Turbine ist, als die absolut vorzüglichste, nicht nur für Ventila- 
toren aller Art, sondern auch für Kreiselpumpen. 

2. Gichtaufzüge. Diese Abtheilung beschränkt sich, da 
die Berechnung höchst einfach ist, auf die Beschreibung und An- 
gabe der CoQStructionsregeln für die genannten Vorrichtungen, 
welche der Verfasser in Gichtaufzüge mit fester Transmission zur 
Kraftmaschine, Wassertonuen, Wassersäulen und pneumatische 
Aufzüge eintheilt. 

3. Hämmer. Einer kurzen Einleitung folgen allgemeine 
theoretische Betrachtnngen, in welchen wir ausser der verzeich- 
neten Skizze Fig. 20^ ein kleines Versehen beanständen müssen. 
Es heisst nämlich S. 154 bezüglich des Stosses zwischen Hebe- 
daumen und Hammerhelm: „Während die deformirten Körper 
ihre ursprüngliche Gestalt annehmen, geben sie einen Theil der 
zur Formänderung aufgewendeten Arbeit zurück; diese Arbeit 
verzögert die Bewegung der Hammerwelle und beschleunigt jene 
des Hammers, welcher mithin den Hebdaumen früher verlässt, 
als nach dem geometrischen Zusammenhange. a Der letzte Zusatz 
ist nicht richtig und es sollte heissen: „welcher mithin einen Augen- 
blick ansteigt, ohne vom Hebdaumen getrieben zu werden, wor- ^ 
auf sofort wegen Beschleunigung der Hammerwelle und Verzö- 
gerung des Helms ein zweiter kleinerer Stoss erfolgt, nach wel- 
chem der Hammer allmälig die geometrische Hubhöhe und die 
aus dem geometrischen Zusammenhange folgende Geschwindig- 
keit erreicht, vermöge welcher er sodann während einer Zeit /j 
über diese geometrische Hubhöhe ansteigt.** 

Es folgt sodann die Berechnung der Schwanzhämmer und 
eine sehr einfache Ermittlung des Schwungradgewichtes für die- 
selben, dann die Construction, besonders nach Tunner^s Ham- 
mermeister, desgleichen Berechnung und Beschreibung der Auf- 
werf-, Brust- und Stimhämmer mit zahlreichen guten Skizzen. 

Die Rahmenhämmer theilt Verfasser in Hämmer, wel- 
che durch feste MaschinentheUe (Hebdaumen, Kurbeln, Riemen) 
gehoben werden, Frictions-, Dampf-, pneumatische Hämmer, und 
den Oelhammer von Guillemin und Minary. Darunter sind wie- 
der, als beim Hüttenwesen am meisten gebraucht, die Dampf- 
hämmer sehr ausführlich besprochen. Die Theorie derselben 
erstreckt sich auf: 1. Hämmer mit dünner Kolbenstange, mit 



— 331 - 



Expansion, mit und ohne Prellung«; 2. solche ohne Expansion; 
3. desgleichen mit Expansion und Oberdampf; 4. H&mmer mit 
dicker Kolbenstange und expandirendem Oberdampf (Daelen*8 
System); 5. Hammer von Türck mit dicker Kolbenstange und 
directem Oberdampf. In der Begel ist das Gewicht., statt wie es 
rationeller schiene die lebendige Kraft, des fallenden Hammers 
als gegeben angenommen, weil die Wirkung auf das Eisen nicht 
die gleiche ist, wenn ein grösseres Gewicht • durch eine grössere 
Geschwindigkeit und umgekehrt ersetzt wird, daher auch die 
Praxis meist ein bestimmtes Hammergewicht vorschreibt. Die 
Berechnung, welche einfache Schlussformeln liefert, erfolg^ auf 
Grundlage des für praktische Zwecke hinreichend genauen Ma- 
riotti'schen Gesetses, mit Berilcksichtigung der Reibung, sowie 
des Ueberdruckes des abströmenden Dampfes; für Hämmer mit 
Dampfprellung ergeben sich im Vergleiche zu jenen ohne Prel- 
lung bedeutend verschiedene Resultate. — Der Theorie folgt eine 
detaillirte Besprechung der Theile, besonders der Steuerung, der 
Gerüste und Enndamente, und es ist die Vollstilndigkeit, mit wel- 
cher das ganae wichtige Capitel über die Dampfhämmer behan- 
delt ist, besonders lobend anzuerkennen. 

4. Luppenpressen und LuppenmÜhlen sind wegen 
verhältnissmässig seltener Anwendung kurz, abgehandelt 

5. Walzwerke. Da es an einer praktisch brauchbaren 
Theorie der Walzwerk% mangelt, hat der Verfasser die wichtig- 
sten Dimensionen der Bestandtheile durch empirische Formeln, 
und zwar grösstentheils bezogen auf den Walzendurchmesser, 
ausgedrückt. Bei diesen empirischen Formeln hätten wir einiges 
zu erinnern. Da die Wellen jetzt wohl immer aus Schmiedeisen 
oder Bessemerstahl hergestellt werden, so hätte Seite 237 gleich 
die Formel 

8 s 

d = elA £. Zoll oder 16 1^ — Centimeter 

empfohlen werden können. 

Die Angabe S. 23S, dass die Peripheriegeschwindigkeit der 
Schwungräder gewöhnlich unter 100' beträgt und 140' nicht Über- 
schreitet, ist zwar richtig, jedoch wäre beizufügen, dass eine Ge- 
schwindigkeit über 100' nur ein nothwondiges Uebel ist, wenn 
man wegen zu schwacher Maschine die lebendige Kraft des 
Schwungrades = 50 bis TOmal dem *Betrieb8eiFect zu setzen ge- 
zwungen ist, und dass dann eine ausserordentlich solide Ausfüh- 
rung aller Verbindungen erforderlich ist. 

Für die Anndimensionen benutzt der Verfasser mit gutem 
Grund die Redtenbacher^sche Formel für die Arme der Riemen- 
rollen. 

Die Angabe, dass die Transmissionsräder mit 2*5mal grös- 
serer Sicherheit als für ganz ruhig arbeitende Maschinen zu be- 
rechnen sind, ist ganz richtig, aber zu unbestimmt. Man pflegt 
bei den ruhigst gehenden Wasserrad-Transmissionen die Anspruch- 
nähme S = 250 bis 300 Kilog. pr. Quadratcentim. (31 bis 37 
Wiener Centner pr. Quadratzoll) nnd bei Walzwerkstransmissio- 
nen S= 100 bis 120 Kilog. pr. Quadratcentim. (121/2 bis 15 Ctr. 
pr. Quadratz.) zu geben. Bei den Krausein ohne Seitenscheiben 
ist . nach dem Herrn Verfasser sogar nur S = SO Kilog. pr. 
Quadratcentim. (10 Ctr. pr. Quadratzoll), jedoch die Umfangs- 
kraft P nur auf die zu übertragende halbe Pferdestärke zu be- 
rechnen. Bezeichnet demnach u die Dicke des eisernen Zahnes 
im Theihrisse, ß die Länge derselben oder die Radbreite, y die 
Höhe des Zahnes, P den Zahndruck, so ist 

also wenn 

3 
y = y « 

gesetzt wird: » 

Wird cc ß in Wiener Linien und P in Wiener Pfunden 
gerechnet, so erhält man als Regel: 

Bei Wasserradvorgelegcn a ß = 0*36 P 

Bei gewöhnlichen Transmisnonen a ß = 0*64 P 

Bei Walzwerkstransmissionen . « ß — 0*90 /* 

Bei Krausein ohne Seitenscheiben a ß = \''60 P 

beziehungsweise, wenn a, ß in Millimeter, P in Kilog. verstanden 

^^^= a P = 3-1 P, 5-5 P, 7-7 P, 11-2 P. 

Bei den Krausein wendet man die Maximaldicke von Qt = P/^ 
bis 2 Zoll (46 bis 53 Milimeter) an, und gibt in der Regel 



Seitenscheibeni wie bei Winden — Getrieben, in welch^iü ipaSi^ 
die Breite ß auf y^ der berechneten reducirt werdet 'kann. 
(S.250.) kj^ 

Die Kaliberirung, über welche eben eine Brocwe« ton 
Tunner erschien, ist um so mehr übergangen, als sie^^'^den 
meisten Hüttenwerken den Betriebsbeamten zugewieiiiai4Syird. 
Nebst der Construction der Schwungräder werden wieder auch 
die sonstigen Details, besonders Knpplungswellen, Walzgerüste, 
Einrichtungen zum Stellen der Walzen, zum Ueb erheben und 
zur Ersparung dieser Arbeit ausführlich besprochen; die Ein- 
lassvorrichtungen, welche bei Feineisenwalzwerken von Wichtig- 
keit sind, erscheinen nur durch ein Beispiel repräsentirt^ Auch 
von den durch mehrere Skizzen vertretenen Universalwalzwerken, 
wären detaillirtere Zeichnungen wünschenswerth gewesen. Zuletzt 
folgen die Construction der Fundamente und Angaben über die 
Betriebskräfte. 

6. Scheren, Schneidwerke, Circularsägen. Für 
die Scheren werden die Hauptdimensionen nach dem grössten 
abzuschneidenden Querschnitte berechnet; bei Parallelscheren 
für Blech setzt Verfasser dafür das Product aus der Blechdicke 
und der horizontalen Projection des Theiles der Schneidkante, 
welcher in den Blechquerschnitt fällt. Wir möchten dagegen 
empfehlen, sich gar nicht um den wirklichen mittleren Druck 
während des Schneidens zu bekümmern, sondern nur die Arbeit 
pr. Schnitt und pr. Secunde zu berechnen. 1 

Ist ß die Blech- (oder Schienen-) Breite, S die Dicke in Cen-} 
tim. und hätte die Schere keine Steiguug, so wäre der abzu-* 
scherende Querschnitt = ß S Quadratcentim., und dafür die Au- 
fangskraft (sowie beim Lochen gerechnet) 4000 ß 9 Kil. erfor- 
derlich. Die Endkraft ist Null, also wäre die nöthige Kraft im 

Mittel 2000 ß d Kilog. Der Weg pr. Schnitt ist — Meter, also 

die Arbeit per Schnitt 20 ß d^ Meterkilogramm. Der theoretische 

Hub bei der Steigung ^- n (« = — für Schienen, « = -— für 

Blech) beträgt S -\- ß n Centim., woför man wegen bequemen 
Uaterschiebens die Hubhöhe h beiläufig doppelt so gross annimmt. 
Sei also A = 2 (^ -|- |i n) Centim. und die Geschwindigkeit des 
Messers pr. See. = 8 Centim., so ergibt sich die auf eine Se- 



cunde entfallende Schnittzahl = 



: ^ = -T- (pr. Minute-T— Schnitte), 



also der Effect oder die Arbeit pr. Secunde 

n 



E = 20 ß d^=- 



wozu 



wegen Widerstand im Vorgelege eine Dampfmaschine 

^ ^ 5 ßd2 Pferdestärken, 
4 fi 



von 



erforderlich ist. HiefÜr berechne man das Vorgelege nach den 
Regeki, wie bei Walzwerken. Die so erhaltenen Dimensionen 
sind vollkommen sicher, ohne übertrieben zu sein, und entspre- 
chen bewährten AusfUhningen. Zum Vergleich mit dem Resultat 
des Herrn Verfassers nehmen wir den Weg pr. Schnitt, während 
welchen die mittlere Kraft P ausgeübt wird, = n ß Centim. an, 
dann ist die Arbeit pr. Schnitt 

= P ^ ::^ 22 ßd^ also P = 2000 ~, 
während der Verfasser 

2500 — annimmt. 
ft 

Jedem Hauptabschnitt ist ein ausführliches Verzeichniss der 
benützten Literatur beigegeben, aus ^^chem, sowie schon aus 
dem Anblicke der zahlreichen Tafeln, die grosse Belesenheit des 
Verfassers hervorgeht, welche nebst der vollen Selbstständigkeit 
in der Bearbeitung das vorliegende Werk so schätzbar macht. 

Ausstattung und Druck sind sehr nett; den am Schlüsse 
gegebenen Berichtigungen fügen wir noch folgende bei, welche 
in dem uns vorliegenden Exemplare angedeutet sind: 

S. 271, Z. 16 V. u. statt: gewissen Dampfspannung, soll 
stehen: Dampfspannung von 2y2 his 3 Atm. Ueberdruck. 

S. 261, Z. 12 V. o. statt: Walzens, soll stehen: Richtens. 
In den Berichtigungen selbst ist in beiden Zeilen betreffend S. 
158 u. statt einzusetzen. 



Prag. 



Prof. Gust Schmidt. 



332 



Zeitsohzift fttr Bor^-, Hfltten- und Sallnenwesen im prens- 
sisohen ätaate. Heraiugeg^eben in dem Ministerium fttr Han- 
del, Gewerbe und öffentliche Arbeiten. XIY. Band, I. Lieferung. 
Berlin, Verlag von Ernst & Korn 1867. 

Wie aus der unserer Nr. 37 beigelegten Anzeige zu ent- 
nehmen ist, tritt diese gediegene Zeitschrift m eine neue Epoche 
ihres literarischen Lebens, indem sie in den* Verlag Ton Ernst & 
Korn übergegangen ist Sie manifestirt diess nicht bloss durch 
den Wechsel ihred äusseren Gewandes (indem ein blauer Um- 
schlag den bisherigen gelben ersetzt), sondern auch durch einige 
Aenderung^n in der Anordnung dos Stoffes und der Vertfaeilung 
des Inhaltes, worüber die erwähnte Anzeige ausführlichen Auf- 
schluss gibt 

Es ist erfreulich, dass wir aus der Durchsicht des ersten 
Heftes der neuen Serie entnehmen, dass der Inhalt selbst dem 
bisherigen ehrenvollen Bufe dieser Zeitschrift vollkommen ange- 
messen ist, und der Geist der Gediegenheit sich erhalten luit. 
Die darin enthaltenen Abhandlungen sind: 

a) Die Lage des Bergbaues in Californien von 
Dr. V. Richthofe n; dieser Artikel ist eine Fortsetzung der frü- 
heren Berichte des Verfassers, mit besonderen Beziehungen auf 
die Chancen deutscher Unternehmungen in Californien, über 
welche sich v. R. mit rühmenswerther Unbefangenheit und Nüch- 
ternheit ausspricht Wir werden nächstens Einiges daraus mit- 
tfaeilen. 

b) Schweden und die nordische Industrie-Aus- 
stellung im Jahre 1866, von Dr. H. Wedding; zahlreiche 
interessante Daten über die schwedische Montanindustrie (neben 
anderen industriellen Mittheilungen) enthält. Auch aus diesen 
werden wir Einiges auszugsweise unseren Lesern mittheilen. 

c) Die „Mittheilungen über den Bergbau im Bergrevier 
Oberhessen^ von Riemann in Wezlar beschäftigt sich mit der 
Darstellung bergmännischer Verhältnisse des Betriebes und der 
Erzeugung in den seit 1866 an Preussen gelangten TheUen des 
Grossherzogthums Hessen. 

d) Herrn Teichmann*s Fortsetzung (IH. Theil) dor in 
früheren Heften publicirten Monographie der FriedrichshUtte 
bei Tarnowitz in Oberschlesien bringt eine sehr dankens- 
werthe Beschreibung des „Pattinsonirenstf, — der „Verarbeitung 
des Kesselabstriches im Flammofen*', des „Treibens'' und de? 
n Silberfeinbrennens u, nebst einem kurzen Anhange über die Con- 
densation des Hüttenrauches. 

Unter der Rubrik Literatur bringt diese Zeitschrift von 
nun an eine Uebersicht des Inhaltes der technischen Zeitschriften, 
welche, wenn sie so reichhaltig fortgesetzt wird, wie sie in die- 
sem Hefte erscheint, sehr werthvoU werden kann und in dem 
Labyrinthe von fachmännischen Artikeln als Leitfaden gute Dienste 
leisten wird. > 

Wir können daher die „neue Folge <« dieser Zeitschrift mit 
warmer Anerkennung begrüssen. O. H. 



N* o t i z. 



Dtenstvjubü&nzn. Die Beamten des k. k. Hauptmünzamtes 
in Wien haben ihrem Vorstande, dem Amtsdirector Herrn Has- 
senbauer Ritter v. Schifier, zur Feier seines fünfzigjährigen 
Dienstjubiläums eine goldene Medaille überreicht, welche sie 
auf ihre Kosten hatten prägen lassen. Weitecs wird mitgetheilt, 
dass der Feierlichkeit auch der Herr Sectionschef Eduard v. 
Lackenbacher und der Ministerialrath Alois Moser in Vertretung 
Se. Ezc. des durch Krankheit am Erscheinen verhinderten Herrn 
Finanzministers Frbrn. V; Becke beiwohnten und dem Jubilar 
das Decret überreichten, durch welches demselben von Sr. 
Maj. dem Kaiser der Titel und Charakter eines Mini- 
ster] alrathes verliehen wurde. HerrSectiooschefv. Lacken- 
bacher hielt bei diesem Anlasse eine Ansprache an den Jubilar, 
in welcher er diesem den Glückwunsch Sr. Exe. des Herrn Mi- 
nisters zu der ihm gewordenen allerh. Anerkennung aussprach. 



A-dmiiiistrativee! 

Xmeniuiiigeii. 
Vom Finanzministerium: 

Der Pfibramer Bergamtsactuar Wenzel Roth zum Controlor 
bei dem Zeugamte daselbst (Z. 2H025, ddo. 3. October 1867). 

Der Wardeinsadjunct bei dem Hauptmünzamte in Wien 
Wilhelm Frank zum zweiten Wardein, dann der dortige Gold- 
scheidungscontrolor Anton Javorsky zum Obergoldscheider da- 
selbst (Z. 50859, ddo. 4. October 1867). 



1452. 



Xdict. 



Nachdem die Cäcilia-Eisensteinzeche bei Elsch, Bezirk 
Pfraumberg, bestehend aus einem einfachen Grubenmass, schon 
seit langem ausser allen Betrieb und sogar ohne einen Einbsa 
sich befindet, so werden die bücherlichen Besitzer" derselben, 
Blax Wodraschka und Johann Hruschka, welche dermalen 
unbekannten Aufenthaltes sind, hiemit aufgefordert, die Zeche 
binnen längstens 60 Tagen von der ersten Einschaltung dieses 
Edictes in das Amtsblatt der Prager Zeitung in vorschriftsmäs- 
sigen bauhaften Stand zu versetzen, die rückständigen Gebühren 
hiefür zu bezahlen, und einen im. hiesigen Bezirke wohnhaften 
Bevollmächtigten hieramts namhaft zu machen, widrigens gemiss 
§. 243 und 244 a. B. G. auf Entziehung dieser Bergbauberech- 
tig^g erkannt werden müsste. 

Von der k. k. Berghauptmannschaft 

Elbogen, den 18. September 1867*). 



ANKÜNDIGUNGEN. 



(99-99) Concurs. 

Zur Besetzung der erledigten Stelle eines' technischen Di- 
rectörs in den Kupferbergwerken der Mitraer Bergwerks- Union 
wird hiemit der Concurs eröfibet Mit dieser Stelle ist ein Jahrei- 
gehalt von 2000 fl. öst W., freie Wohnung, Holz, ferner die 
Benützung eines Gartens und mehrerer Joch Felder verbunden. 

Es werden demnach die hierauf Beflectirenden, welche im 
Berg- und Hüttenwesen, und namentlich in der Kupfer- Extrac- 
tion, Pochwerksleitung und Schmelzung bewandert und fach- 
männisch gebildet sein müssen, aufgefordert, ihre diessbezügli- 
chen documentirten Gesuche bei dem Präses des Directoriom? 
Herrn Leo v. Marschalko in Pest (Landstrasse Nr. 25) bis 
1. October 1. J. einzureichen, wo auch nähere Auskunft ertheUtwiid. 

Pest, am 3. September tS67. 

Im Auftrage des DirectoriuDu: 

Albert K«ller, 

Vereinssecretär. 



(85—87) 



M^aienUJDrahizüuder 



«r 



Felsensprengungen erzeugt und empfiehlt bestens 
AL WUh. Stellxig 

in Schönlinde in Nordböhmen. 



*) Ist uns erst am 8. October zugekommen! 



Die Eed*ction. 



Diese Zeitschrift erscheint wöchentlich einen Bogen stark mit den nOthigen artistischen Beigaben. Der Pr&numorationap^^ 
ist jährlich loco Wien 8 fl. ö. W. oder 5 Thlr. 10 Ngr. Mit franoo Postversendung 8 fl. 80 kr. ö. W. Die J**»'esabonnente^ 
erhalten einen officiellen Bericht über die Erfahrungen im berg- und hüttenmännischen Masehinen-, Bau- und Anfbereiton^^ew 
•ammt Atlas als Gratisbeilage. Inserate fiuden gegen 8 kr. ö. W. oder IV3 Ngr. die gespaltene Nonpareilleseile AumiAv ■ 

Zuschriften jeder Art können nur franeo angenommen werden. .,^— 

Draek von Cari Fromme in Wien. Für den Verlag verantwortUch : Carl Eegr. 



NM2. Oesterreichische Zeitschrift „^ff- 



tür 



Berg- und Hüttenwesen. 



Verantwortlicher Redactenr: Dr. Otto Freiherr von Hingenao, 



k. k. Mlnisteriftlratb iai Finanzmlnlcteritiin. 



Verlag der Q. J. Manz'schen Buchhandlung (Kohlmarkt 7) in Wien. 

a ' ■ . 

Inhalt: Die Kohlen des westlichen Böhmens. — Steinbohrmaschinen. — Ueber den Sticksto£fgehalt in Stahl und Roheisen, 
sowie über die Beschaffenheit der Kohle im gehärteten und ungehärteten Zustande. — Versuche mit Sprengöl. — Literatur. — 
Notizen. — Administratives. -^ Ankündigungen. 



Die Kohlen des westlichen Böhmens. 

Schon seit einigen Jahren sind die Kohlen des westli- 
chen Böhmens (kurzweg n Pilsner Kohlen** genannt) eine 
fitehende Bubrik unserer volkswirthschafdichea Journale und 
selbst der gewöhnlichen Tagesblätter geworden. Klagen über 
die hoben Frachtpreise der böhmischen Westbahn, welche 
den Absatz dieser Kohlen erschweren, Maugel au Commu- 
nication in der Richtung nach Wien, monopolistische Ten- 
denz der nächst Prag liegenden Kohlenwerks-Unternehmun- 
gen, Agitationen für eine directe Verbindungsbahn zwischen 
Pilsen-Budweis-Wien bilden stets wiederkehrende Artikel 
von Zeitungen und den Inhalt verschiedener Flugschriften 
and Handelskammer-Reden. 

Die nun beschlossene Franz Josefs-Bahn hat diese 
«Kohlenfrage tt der Lösung näher gerückt. Es ist daher be- 
greiflich, dasB manche Besorgnisse auftauchen, so oft von 
einer Aenderung der Truce dieser viel genannten und viel 
betriebenen Bahn die Rede ist. Solche Besorgnisse sind auch 
in der Handels- und Gewerbekammer in Pilsen am 9. August 
zur Sprache gekommen, und dabei sind mancherlei Daten 
über die Pilsner Koblenwerke und ihre Zukunft berührt 
worden, welche zu erwähnen in dieser Fachzeitschrift nicht 
unangemessen scheint. Der Bericht über die erwähnte Sitzung 
(in der Austria) sagt unter Anderem. 






Die Steinkohlenmulde im Umkreise der Stadt Pilsen 
nimmt einen Flächenraum von 10 Quadrat-Meilen ein. Die 
Kohlen gattungen sind theils von nicht backender Beschaf- 
fenheit, daher zur Zimmerbeheizung vorzüglich verwendbar, 
theils von backender Beschaffenheit und somit insbesondere 
zur reichlichen Oaserzeugung geeignet. Die erstgenannte 
Gattung könnte in Wien die preussische Kohle für Haus- 
haltungen ersetzen. Gegenwärtig schon werden aus dem 
Pilsner Kohlenbecken, dann aus dem benachbarten Rad- 
nitzer Reviere, in welchem gleichfalls eine allerwärts für 
Zimmerbeheizung gesuchte Kohle gewonnen wird, auf der 
böhmischen Westbahn jährlich über 3 Mill. Ctr. befördert, 
obgleich diese Bahn erst seit zwei Jahren im Betriebe steht. 
£in Tbeil der Erzeugung geht mit Fuhrleuten in das Innere 
des Landes, so dass die dermalige Gesammt-Production über 
zehn Millionen Centner beträgt. Wenn es die dortigen Koh- 



lenwerke bis jetzt nur zu einer jährlichen Erzeugung von 
3 Mill. Ctrn. gebracht haben, so liegt die Ursache an dem 
Mangel entspreobeoder Coitimunications-Mittel. Die Kaiser 
Franz Josefs-Bahn wird, in Verbiudung mit der projectitten 
Eger-Carlsbad-Prager Bahn, auch diesen Uebelatand besei- 
tigen. Wie fühlbar der Abgang einer Bahnverbindung mit 
den Kohlenwerken auch für die Industrie und die Bewohner 
des Budweiser Kreises ist, geht daraus hervor, dass daselbst, 
obwohl an Wäldern kein Mangel, die Brennholzpreise aus 
dem Grunde bedeutend gestiegen sind, weil das meiste Holz 
zu Werkholz verschnitten, pr. Moldau und Eibe in der Rich- 
tung nach Magdeburg ezportirt wird. Die Kohle, welche vom 
Pilsner oder Radnitzer Reviere jetzt auf der gewöhnlichen 
Strasse zugeführt werden muss, kommt natürlich sehr theuer. 
Da sich nun im südlichen Böhmen nur kleine, nicht beach- 
tenswerthe Kohlenflötze und in den Gegenden Unteröster- 
reichs, welche die Bahn durchzieht, gar keine Kohlenwerke 
befinden, so kann mit Zuversicht auch hier einem lebhaften 
Kohlenverkehre entgegengesehen werden. Nach der obigen 
Darstellung wäre es wahrlich nicht zu verantworten, wenn 
die angeführten Kohlenschätze noch länger für einen grossen 
Theil Oesterreiclis unzugänglich blieben. Selten waren einer 
Unternehmung für den Kohlenverkehr günstigere Aussichten 
eröffnet, als der Kaiser Franz Josefs-Bahn. Schliesslich 
dürfte noch bemerkt zu werden verdienen, dass nach stati- 
stischen Tabellen die Kohlen-Production in dem viel klei- 
neren Königreiche Preussen im Jahre 1862 schon 338 Mill. 
Ctr., im ganzeil Kaiserthume Oesterreich dagegen bloss 91 
Mill. Ctr. umfaaste, und dass dieser Abstand seither nur noch 
greller geworden ist, nicht etwa weil es an Nachfrage fehlt, 
sondern vorzüglich weil es an Communications-Mitteln man- 
gelt, um die Kohlen zu angemessenen Preisen an die Ab- 
satzorte zu befördern. Neben der Erschwerung des Ver- 
kehres im Allgemeinen wird jedoch dieses Ziel verfehlt, 
wenn die Bahn verkrümmt, auf dem Umwege über Wittingaa 
geführt und somit zum allgemeinen Nachtheile um 2 ^2 ^®^' 
len verlängert wird. Die dadurch erhöhte Fracht wird nicht 
bloss die Pilsner Kohlen vertheuern, sondern auch bewir- 
ken, dass die auf der Prag-Wittingauer Nebenlinie transpor- 
tirten Kohlen des Prager Koblenvereines um denselben Be- 
trag in Wien hohes verkauft werden können, weil sie die 
westböhmische Concurrenz nicht weiter drücken kann. Die 



334 — 



hohe BegiaruDg selbst hat In der ministeriellen Denkschrift 
zu dem Entwürfe eines neuen Eisenbahnnetzes für die österr. 
Monarchie 1864 die gerade Linie über Budweis, d. h. von 
Gmünd über Forbes, als die zweckmässigste jinerkannt und 
es hiesse den Zweck der Franz Josefis-Bahn geradezu ver- 
eiteln, wenn dorcii eine Krümmung der Haiiptlinie über Wit- 
tingsm ein Umweg von i ^/^ Meilen gestattet würde. Ebenso 
zweckwidrig muss das Ansuchen um Auflassung des Per- 
sonen-Bahnhofes in Wien erscheinen, indem das Bahn-Con- 
Bortium iji seiner Denkschrift selbst die Nothwendigkeit eines 
eigenen Bahnhofes in Wien besonders hervorhob. In jener 
Denkschrift heisst es: n Sollen die beabsichtigten Massregeln 
zur besseren und billigeren Approvisionirnng Wiens, sowie 
jene der Versorgung dieser Stadt mit wohlfeilem Brennstoffe 
im Wege der Concurrenz durchgeführt werden, so ist es un- 
bedingt nothwendig, dass die Kaiser Franz Josefs-Bahn in 
einen eigenen Bahnhof in Wien einmünde. Von einer Unter« 
nehmung, welche 83 Meilen Bahn mit einem Capital-Auf- 
wande von mehr als 100 Mill. Gulden herzustellen hat, ver- 
langen, dass sie kurz vor dem Endziele Wien ein Stück Bahn 
und den Bahnhof einer fremden Gesellschaft mitbenutze, 
hiesse sie in ihren Bewegungen hemmen und die Regeln der 
Sparsamkeit am unrechten Orte zur Anwendung bringen. <* 
Die "Hauptstädte Paris, London, Berlin u. s. w. zeigen übri- 
gens, dass dort verhftltnissmftssig mehr Bahnhöfe existiren, 
als in Wien, weil man an dem Grundsätze festgehalten hat, 
mehrere Hauptlinien nieht in einem gemeinschaftlichen Bahn- 
hof einlaufen zu lassen. — Die Kammer, von der Wichtig- 
keit des Antrages überzeugt, beschloss einstimmig in einer 
Eingabe an das k. k. Ministerium gegen die Verlegung der, 
durch die Concessions-Urknnda bereits festgestellten Trace 
der Franz Josefs-Bahn Einsprache zu erheben. 

Das würtemberg'sche Kohlen-Comit6 ersuchte, mit Hin- 
Weisung auf die mündliche Besprechung mit dem Kammer- 
Secretär, um Unterstützung der von der Stuttgarter Handels- 
kammer bereits im Monate Februar d. J. an Se. Ezcellenz 
den Handelsminister Freiherrn v. Wüllerstorf gerichteten 
Eingabe : »durch Anwendung aller zulässigen Mittel auf eine 
Ermässigung des Kohlentarifs der böhm. Westbahn und 
Vermehrung des Wagenparks nach Massgabe des Bedürf- 
nisses zur Beförderung des Absatzes der Pilsner Steinkohle 
nach Süddeutschland hinzuwirken.» — Wie der Hr. Präsi- 
dent mittheilte, hat der Kammer-Secretär auf seiner Durch- 
reise in Stuttgart die Gelegenheit benützt, mit den Herren 
Mitgliedern des würtemberg*schen Kohlen-Comit^s sowie 
mit dem Handelskammer-Präsidenten von Stattgart Rück- 
sprache über die dortigen industriellen Einrichtungen zu 
pflegen, wobei unter andern auf die hohen Frachtsätze der 
böhm. Westbahn hingewiesen wurde, welche den Export der 
Pilsner Kohle nach Süddentschland, trotz der verhältniss- 
mässig geringen Entfernung, unmöglich machen. Das Koh- 
len-Comit4 hat sich bereits vor mehreren Monaten an Se. 
Excellenz den damaligen Handelsminister Freiherrn v. Wül- 
lerstorf um Abhilfe gewendet, hat jedoch die Antwort er- 
halten, dass die österr. Regierung nicht in der Lage sei, in 
dieser Angelegenheit etwas zu thun, weil mit den Conces- 
sionären ein Vertrag bestehe. Nun wendet sich dieses Oo- 
mit^ an die Kammer, welche diese Frage am meisten berührt, 
um dahinzuwirken, damit der Kohlen-Tarif auf der böhm. 
Westbahn ermässigt werde. Die Kammer war stets bemüht, 
die Aufmerksamkeit der Regierung auf die Nothwendigkeit 
einer Herabsetzung der Kohlen-Tarife zu lenken. Leider blie- 



ben bis jetzt alle Schritte in dieser Hinsicht ohne Erfolg. 
Der Hr. Präsident glaubt dennoch das Ansuchen des wür- 
temberg'schen Kohlen-Comit^s unterstützen zu sollen und 
nicht abzulassen, bis dem Exporte der Pilsner Kohle Bahn 
gebrochen wird, weil hievon das materielle Wohl det Kam- 
merbezirkes abhängt. Er beantragte daher nochmals die Ab- 
sendung einer motivirtet» Eingabe andftsMiaisterhim; tMgens 
dürfte eiqe Deputation aus Bergwerks-Besitzern dieser An- 
gelegenheit in Wien grösseren Nachdruck geben. Die Kam- 
mer beschloss einstimmig in Angelegenheit der Herabsetzung 
der Kohlentarife auf der böhmischen Westbahn eine Denk- 
schrift an das Ministerium zu richten, und im Falle eines 
abweislichen Bescheides, es den Kohlen Werksbesitzern an- 
heimzustellen, durch eine Deputation bei Sr. Majestät in 
dieser Richtung Beschwerde zu führen, nachdem sich alle 
bisherigen Eingaben der Kammer, sowie auch anderer Cor- 
porationen und einzelner Industriellen als erfolglos erwiesen. 



Zu dem Gesagten erlauben wir uns Nachstehendes zu 
bemerken : 

Vom* Standpunkte der KolHenwerke des Pilsoer Beckens 
sind gewiss die hier ausgedrückten Wünsche in Bezug auf 
die Franz Josefs-Bahn vollkommen gerechtfertigt, und auch 
vom Standpunkte der Brennstoff- Vers orgung Wiens dürfte 
gegen die geäusserten Ansichten wenig oder nichts Erheb- 
liches eingewendet werden können. 

Ob die landwirthschaftliche und gewerbliche Industrie 
des niederösterreichischen Mannharts- Viertels und des süd- 
lichen Böhmens noch andere Interessen für die angefochtene 
ßahntrace ins Feld führen können und wollen — ist nicht 
Sache unseres montanistischen Fachblattes und kann 
füglich den Interesseuten selbst überlassen werden. Wir 
begnügen uns, die pia desideria der Pilsner Handelskammer 
als im Vortheile des Bergbaues liegend anzuerkennen und 
denselben, so viel an uns ist, auch in diesen Blättern weitere 
Verbreitung zu geben. 

Ganz unbestritten ist aber die Wahrheit und Gerech- 
tigkeit des zweiten Anliegens der Pilsner Kohlen werke, —^ 
nämlich Ermöglichung der Ausfuhr nach dem südwestli* 
eben Deutschland durch bessere Fracht-Tarife der böhmi- 
schen Westbahn« Wir wissen sehr gut, dass die Regierung 
hier nicht so leicht imperativ vorgehen kann, nachdem lei- 
der bei Concessionirung der böhmischen Westbahn nicht 
dafür gesorgt worden ist, Einflüssen ,den Weg zu sperren, 
welche in hohen Frachtpreisen Particularinteressen anderer 
Kohlenwerke zu schützen bemüht waren. Aber alle Wege 
der Oeffentlichkeit, Zeitungen, Kammerreden und Petitionen, 
Landtags-Interpellationen, aber auch öffentlich gemachte 
Offerte grosser Lieferungen zu billigen Preisen unter der 
Bedingung vonFrachttarifmudificationen sollten betreten wer- 
den, um die unserer Zeit und der gesunden Volkswirthschaft 
und zuletzt den Interessen aller wahren Actionäre der 
Westbahn Hohn sprechenden — Frachttarife, der böhmi- 
schen Westbahn zu bekämpfen, und die Urheber und Ver- 
fechter derselben als die Feinde jener grossen wirthschaftli- 
ohen Bedeutung Westböhmens an den Pranger zu stellen, 
welche durch einen massenhaften Export westböhmischer 
Kohle nach Baiern und Würtemberg herbeigeführt werden 
würde! Wir halten es für Pflicht, dem nur zu gerechten 
Schmerzensschrei der Pilsner Handelskammer beizustimme a 
und uns entschieden mit unserem journalistischen Votum auf 
ihre Seite zu stellen. Wenn alle wahrheitliebenden und un- 



— as5 



abhS&gigen Blfttter dasselbe tbnii, und immer aad immcfr 
wieder das Thema wiederiiolen würden, mflssten diese Stim- 
men endlieh aaeh das Echo berechtigter Vertretungskörper- 
schaften wecken und das Particular-Interesse müsste vor 
dem allgemeinen Rafe nach dem, was dem Lande Noth thut 
— Burüekweiohea! 0. H. 



Steinbohrmaschinen. 

Bei der Pariser Ausstellung waren Steinbohrmaschinen 
verschiedener Constroction vertreten« Ministerialrath v. 
Bittinger bringt in seinen «kurzen Mittheilungen Ober die 
Berg- und Hüttenwesen-Maschinen und Baugegenstände auf 
der allgemeinen Industrie- Ausstellung zu Paris 1867^ die 
kurz gefassten, aber mit Zeichnungen erläuterten Beschrei- 
bungen der Steinbohrmaschinen von de la Roche-Tolay 
und Perrot, der von Tigler inRuhrort,der von Bergström 
zu Filipstad-Persberg in Schweden, der von Cramont und 
L c ch in London und der Steinkohlen-Schrämm-Maschinen 
von Jones und Levik in New-York, sowie von Carret 
und Marschall in Leeds. Indem wir auf das compendiöse 
und an Notizen reichhaltige Bächlein v. Rittinger*s hinwei- 
sen, glauben wir auch eine Gesteins-Bohrmaschine 
von Hermann Haupt hier erwähnen zu sollen, welche in der 
ZeitsQhrift »Glück auf» — (allerdings ohne Zeichnung, son- 
dern bloss in Worten) beschrieben ist. Schon bei den ersten 
beiden Berg- und Hüttenmänner-Versammlungen in Wien 
1858 und 1861 war der Wunsch nach einer praktischen 
Steinbohrmaschine so lebhaft, dass er zu einer Preisaus- 
schreibung führte, ohne jedoch einen Erfolg zu haben. Nun 
zeigt die Pariser Ausstellung mancherlei Maschinen dieser 
Art und es ist der Mühe werth, mindestens Beschreibungen 
und Zeichnungen derselben zu studiren, und als eine solche 
lassen wir aus der angeführten Quelle die der Haupt*schen 
Bohrmaschine nachstehend folgen. 

Die Maschine ist 32 Zoll im Ganzen lang und wiegt 
ungefähr 125 Pfund. Sie wird direct durch Dampf getrieben, 
welcher durch einen kleinen transportablen Röhrenkessel 
im Tunnel oder der Grube erzeugt und mit dem Pulverdam- 
pfe und der verbrauchten Luft mittelst eines über Tage ste- 
henden Ventilators aus der Strecke gesogen wird. Herr 
Haupt berechnet danach eine bedeutende Ersparmss an 
Elraft und Kosten gegen die sonstigen Gesteins-Bohrmaschi- 
nen, namentlich weil bei der Leitung der comprimirten Luft 
durch lange Röhren ein bedeutender Druckverlust constatirt 
ist. Die Uebelstände der Dampferzeugung im Tunnel oder 
der Strecke glaubt er vollständig vermieden zu haben. 

Die Kolbenstange der Bohrmaschine ist hohl und wird 
ia sie das Bohrgezähe von hinten eingesetzt, so dass eine 
Auswechslung des Bohrers ohne Rückwärtsbewegung der 
Maechine möglich ist. 

Der Oflinderdurchmesser beträgt im Lichten 4Vg Zoll 
(englisch), der äussere der Kolbenstange 2 V4 Zoll, danach 
der ringförmige wirksame Kolbenquerschnitt 9*4 Quadrat- 
zoll, so dass bei 60 Pfund Dampfüberdruck eine Kraft von 
^60 Pfmd auf den Kolben wirkt. Der Kolbenhab beträgt 
4 Zoll, die Dicke desselben 2^^ ^o^^> ^^ ^^^^^^ Länge des 
Cjlinders 8 Zoll, die Zahl der Schläge soll 375 pro Minute 
betragen , so dass sich die Kolbengeschwindigkeit zu 

2 . 4 375 

* — - = 250 Fuse pro Minute ergibt. 



Die Leistung einer Maschine ist daher 560 . 250 = 
140.000 Fuaspfund engl, oder ca. 4 V4 Pferdekraft. 

Die Eigenthümlichkeiten der Haupt'schen Maschine lie- 
gen nun 1. in der Steuerung, 2. in der Umsetzung des Boh* 
rers, 3- in der Vorrückung. 

1. Die Steuerung. 

Herr Haupt, zunächst von der Ansicht ausgehend, dass 
eine gewöhnliche Schiebersteuerung der Bohrmaschinen den 
Nachtbeil hat, dass die vor erfojgtem Schlage erfolgende 
Zulassung des Dampfes vor den Kolben den Schlag ab- 
schwächen, oder einen Kraftverjust erzeugen muss, hat einen 
entlasteten Federschieber angebracht, der dem Kolben ge- 
stattet, seinen Weg zu vollenden, ehe der Schieber um- 
steuert. 

Der Schieber ist ein Röhrenstück, um welches der 
Dampf spielt und um welches 4 genau abgedrehte Ringe 
gelegt sind, welche ihn gegen den cjlindrischen Schieber- 
kasten abdichten und von denen die beiden mittleren die 
Dampf Wege Öffnen und schliessen. Die Schieberstange ist- 
mit dem Schieber nicht fest verbunden, sondern endigt mit 
einem Kolben inmitten desselben, welcher von beiden Seiten 
durch Spiralfedern gehalten wird, die durch in die Enden 
des Röhrenschiebers eingeschraubte Ringe zusammenge- 
drückt werden. Die Bewegung der Schieberstange wird da- 
durch nicht unmittelbar auf den Schieber übertragen, son- 
dern die Feder gibt zunächst dem SchlHge nach, bis die 
Trägheit und Wirkung des Schiebers überwunden sind. Auf 
diese Weise hat der Kolben, nachdem die Schieberstange 
bereits bewegt ist, noch Zeit, seinen Hub mit voller Kraft 
zu vollenden, ehe der Dampf vor denselben tritt und den 
Rückgang veranlasst. 

Vor dem Schieberkasten liegt um die Scbieberstauge 
eine Spiralfeder, welche von einem Ringe auf ersCerer ge- 
halten wird, üeber derselben liegt ein durch eine Feder an- 
gedrückter Sperrbaken, welcher, nach vorn verlängert, 
dort nach unten einen umgekehrt dachförmigen Vorsprung 
trägt, welchen ein auf der Kolbenstaoge sitzender Arm hebt. 
Beim Rückgange des Kolbens drückt die Feder den Sperr- 
haken nieder, sobald der Arm den dachförmigen Vorsprung 
verlassen hat, sodann wi^d der die Spiralfeder stützende 
Riug von dem Arme gefasst und dadurch der Schieber rück- 
wärts bewegt, bis der Ring hinter den Sperrhaken kommt, 
wo dieser dann einschlägt, den Ring fest und die Feder zu- 
sammengedrückt erhält. Während der Vorwärtsbewegung 
entfernt sich der Arm wieder von dem Ringe, während der 
Schieber zurückbleibt, bis der Arm den dachförmigen Vor- 
sprung erreicht und diesen hebt. Dadurch wird der Sperr- 
haken ausgelöst und die Schteberstange durch die nun frei 
auf den Ring wirkende Feder vorwärts geworfen. 
' 2. Die Umsetzung des Bohrers. 

Mit der hohlen Kolbenstange ist vorne ein Sperrrad fest 
verbunden, welches von dem Arme, welcher die Schieber- . 
Stange bewegt, mittelst zweier Ringe umfasst wird. Zugleich 
trägt dieser Arm einen Sperrhaken, welcher das Umsetzen 
des Bohrers in verkehrter Richtung verhütet. Von dem Cy- 
linder ist eine Leitung für diesen Arm angebracht, die zu- 
gleich mit einer Spiralspur versehen ist, in welcher ein Stift 
geführt wird, an dem die Sperrklinke sich befindet, welche 
die Umsetzung des Rades bewirkt. Je nach der Neigung 
der Spirale wird nun beim Rückgange der Kolbenstange 
dieselbe um einen bestimmten Theil des Umkreises gedreht, 



— 336 — 



während beim Vorgange der an dem Arme der Schieber- 
stange befindliche Sperrhaken eine Röckdrehnng des Bohrers 
verhütet and die erstere Sperrklinke lose über die Zähne 
gleitet. Da, wie wir sogleich sehen werden, die Vorwärtsbe- 
wegung des Bohrers in der Kolbenstange unabhängig von 
letzterer erfolgt, und die die Vorrückvorrichtnng einschlies- 
sende Büchse mit der letzteren fest verbunden ist, so ist 
der Bohrhalter mit einer Nuthe ^nd die Büchse mit einer 
Feder versehen, welche den Bohrer zwingt, an der Umsetzung 
Theil zu nehmen und doch das Fortrücken desselben ge- 
stattet. 

3. Die Vorrttoknng. 

Bei der Haupt^schen Maschine ist der Cylinder unver- 
änderlich befestigt, Kolben und Kolbenstange müssen ihre 
Lage behalten, die Bohrstange muss also in der ihr als Füh- 
rung dienenden Kolbenstange vorgeschoben werden. 

Herr Haupt hat diess früher durch die Trägheit der 
Bohrstange bewirkt, indem dieselbe hinter dem Cylinder in 
einer Büchse von 4 keilförmigen Greifern gehalten wurde, 
die durch eine starke Spiralfeder nach hinten in eine konische 
Büchse festgedrückt, die Bohrstange umfassen. Drang nun 
beim Stosse die Bohrstange weiter vor, während die Büchse 
durch hinten am Cylinder angebrachte Puffer aufgehalten 
wurde, so wurden die Greifer lose, aber sofort wieder durch 
die Feder nach hinten geworfen, um die Bohrstange also au 
einer entfernteren Stelle wieder zu fassen. 

Die jetzt angewandte Vorrückung wird durch eine 
Schraube bewirkt, welche mitteist Sperrrades beim Rück- 
gange gedreht wird, die aber durch die Grösse der Vorrücküng 
beim Schlage bestimmt wird, also selbstthätig dem Tiefer- 
des Bohrlochs folgt. Am hinteren Ende der Büchse, 
welche den Vorrückungsmechanismns enthält und die aus 
2 um Spharniere beweglichen Hälften besteht, welche mit- 
telst eines umgeschraubten Ringes fest mit einander und mit 
der Kolbenstange verbunden werden, ist in einer Nuss die 
Mutterschraube befindlich, in welcher sich der Bohrhalter 
vorschraubt. Beim Verstösse des Kolbens erfolgt aber die 
Drehung nicht direct, sondern dadurch wird eine starke Spi- 
ralfeder zusammengepresst, welche bei ihrer Ausdehnung, 
also beim Rückgange des Kolbens, die Drehung bewirkt. 
Diess geschieht in folgender Weise : 

An einem hervorragenden Ringe ist um die Nuss ein 
Sperrrad eingeschnitten. In einer seitlichen Rinne der Büchse 
kann ein mit einer Zahnstange versehenes Stahlstück auf- 
und niedergleiten, welches eine Sperrklinke an dem Sperr- 
rade auf- und abführt. Eine in der Büchse liegende Feder 
hindert die Drehung des letzteren nach der entgegengesetz- 
ten Richtung. In die Zahnstange greift ein gezahnter Bogen, 
welcher an dem einen horizontalen Arme eines fast recht- 
winkligen Winkelhebels sitzt, der um einen in fier Seite der 
Büchse befestigten Stift drehbRr ist. Der andere verticale 
Arm des Hebels wird durch eine Stange hin- und herbewegt, 
welche am Ende mit einem verstellbaren Knopfe versehen 
ist, der eine um die Stange gelegte Spiralfeder hält. Bei 
der Vorbeweguug des Kolbens, also auch der Büchse, stösst 
der Elnopf gegen den Deckel der Stopfbüchse des Cylinders 
und presst die Feder zusammen und zwar um so stärker, je 
weiter der Bohrer eindringt.. Je weiter aber die die Feder 
tragende Stange zurückgestossen wird, um so höher wird die 
im Innern des Gehäuses liegende Zahnstange und mit ihr 
die Sperrklinke, welche lose am Rande hinaufgeht, gehoben. 



Beim Rückgange dehnt sich nun die Feder aus, bewegt den 
Hebel nach vorn, also Zahnstange und Sperrklinke nach 
unten und dreht «o die Nuss und schraubt dadurch den Bohr- 
balter vorwärts. 

Es ist klar, dass hierdurch, wenn der Knopf richtig 
gestellt ist, stets eine der Vertiefung des Bohrlochs entspre- 
chende Vorrückung erfolgen muss, da, je weiter der Bohrer 
vorstÖ9Bt, um so mehr Zähne des Sperrrades von dem Sperr- 
haken passirt werden und so die Fortrückung um so grösser 
i^ird. 

Verlagerung der Bobrmasohlne. 

Die Verlagerung der Haupt' sehen Maschine erfolgt in 
einfachen Gerüsten, aus 1 bis 4 eisernen Säulen bestehend, 
von denen jedoch die mit 2 Säulen die besten sind. Sie 
ruhen unten auf einer Querschwelle, welche in einem Kugel- 
gelenke auf einem spitzen Dreifusse beweglich ist, während 
oben Stellschrauben die Befestigung gegen die Firste be- 
wirken. Die Fussschwelle ist hohl und durch einen Quer- 
, scheider in 2 Kammern für den frischen und verbrauchten 
Dampf eingetheilt. Gewöhnlich sind die Gerüste fEir 6 Fuss 
hohe Strecken für 3 Bohrmaschinen bestimmt. Die lichte 
Entfernung der Säulen ist 10 Zoll, die äussere Breite des 
Gestelles 18 Zoll. 

Zur Auflagerung der Maschinen dienen runde Quer- 
bolzen, die von entsprechenden Ringen gehalten werden, 
welche, aus 2 Hälften bestehend, durch Keilbefestigungen 
um die Säulen geklemmt werden. Die Befestigung der Ma- 
schine geschieht mittelst eines am vorderen Cylinderende 
angebrachten verticalen Bolzens, welcher durch einen Keil 
in dem Loche eines Ringes gehalten wird, ebenfalls durch einen 
Keil sich in jeder Stellung in der Verticalebene um den runden 
Querbolzen befestigen lässt. Der Bolzen am Cylinder ge- 
stattet, den letzteren horizontal um ca. 90^ zu drehen, näm- 
lich bis das andere Ende die eine oder andere Säule berührt. 
Das hintere Ende des Cylinders wird an beiden oberen Seiten 
durch Befestigungsstangen gehalten. Letztere gleiten in 
drehbaren Augen von Keilklammem, welche die Säulen um- 
fassen. Sie endigen' unten jede in ein Auge, welches einen 
Stift am Ende des Cylinders umfasst, und, mit 2 Gelenken 
versehen, gestattet, den Cylinder in jeder beliebigen Stel- 
lung festzuhalten. 

Der Dampf wird von dem hohlen Boden des Gestells 
in Gummischläuchen den Maschinen zu- und der verbrauchte 
ebenso in jenen zurückgeführt 

Ein solches Gestell wiegt 1 80 Pfd. und mit den 3 dar- 
auf befindlichen Maschinen ca. 600 Pfd. Zur Bewegung des- 
selben, wenn geschossen werden soll, ist auf dem den Dampf- 
kessel tragenden Wagen, resp. in Verbindung mit demsel- 
ben ein langer Hebel angebracht, welcher die schnelle Ent- 
fernung des Gestells sehr erleichtert. 

Eine starke, ebenfalls transportable Klappbühne si- 
chert Maschinen und Gestell beim Wegthun der Schüsse. 



Ueber den Stickstoflfgehalt in Stahl und Boh- 
eisen, sowie über die Beschaffenheit der Kohle 
im gehärteten und ungehärteten Zustande» 

Von L. Binman. 
L. Rinman (Oefvers. af Akad. Förh. 22, No. 6,p.443) 
theilt das Resultat seiner Untersuchungen über den oben ge- 



— 337 — 



oannten Qegesatand mit, welche in folgender Art anBgeführt 
wurden : 

Znr Bestimmung des Stickstoffgehaltes wurden je 2 Grm. 
Stahl oder Roheisen in Stucken mit 1 3 Kubikcentim. Chlor- 
waflserstoflGsäure von 1*12 spec. Gewicht in einer Betorte 
(unter Abachluss der Luft) so stark erwärmt als es nur an- 
gingy ohne die Flüssigkeit aus der Retorte zu jagen. Bis- 
weilen war mit der Retorte ein Verdichtungsrohr verknüpft, 
um darin etwaige entweichende Dämpfe von Ammoniak oder 
vielmehr Salmiak aufzufangen^ aber meist fand sich davon 
nichts vor. Nach vollendeter Lösung wurde die abgekühlte 
Flüssigkeit mit frisch gelöschtem Kalkbrei gefällt, der Nie- 
derschlag in eine tubulirte Retorte gebracht und in einem 
Wasserbade einige Stunden lang erhitzt. Das in dieser Zeit 
fibergehende Wasser (etwa y^^ der Masse) wurde in einer 
Vorlage verdichtet, mit Lackmuslösung versetzt und mit 
Oxalsäure titrirt. Die untenstehende Zusammenstellung der 
Zahlen weist nach, dass die Ungleichheit verschiedener Stahl- 
sorten schwerlich in ungleichem Stickstoffgehalt ihre Ursa- 
che haben kann und darum setzte der Verfasser seine Unter- 
suchungen in dieser Richtung nicht weiter fort. 

Den Kohlengehalt bestimmte der Verf. nach V. Eg- 
gertz's Methode mittelst Jod bei 0^ in welcher sich durch 
zahlreiche Versuche herausgestellt hatte, dass der dabei 
hinterbleibende ungelöste Rückstand nach Abzug des in 
einem besonderen Versuch ermittelten Graphitgehaltes 60 
Procent reinen Kohlenstoff enthält. Dieses Verfahren findet 
der Verfasser genau genug und im Allgemeinen praktisch 
recht anwendbar. 

Gehärteter Stahl lässt bei Behandlung mit Salzsäure 
oder verdünnter Schwefelsäure mit oder ohne Wärme, mit 
oder ohne Ausschluss der Luft, keinen kohlenhaltigen Rück- 
etand. Das bestätigt auch Caron. Bleibt etwas Rückstand, 
BO rührt dieser von ein wenig ungehärtetem Stahl her. 

Ungehärteter Stahl, in den beiden Säuren unter Anwen- 
dung möglichst starker Wärme und ziemlichem Abschluss 
der Luft behandelt, hinterlässt ebenfalls keinen kohligen 
Rückstand ; aber wenn die Lösung nicht gleich Anfangs oder 
zu rechter Zeit durch Wärme unterstützt wurde, dann schei- 
det sich Kohle aus und diese wird auch durch späteres Er- 
hitzen nicht gelöst. Wie weit hierbei der Luftzutritt von 
EiuflusB ist, hat der Verf. nicht erforscht. Während der Lö- 
sung des ungehärteten Stahls in der Wärme sjeht man, dass 
viel fein zertheilte Kohle in der Flüssigkeit aufgeschlämmt 
ist, die bei fortgesetztem Kochen nachher verschwindet. 
Das ist der wesentliche Unterschied zwischen dieser Kohle 
and Graphit. 

Die Menge der aus ungehärtetem Stahl du^rch langsame 
Lösung ohne viel Wärme erhaltenen Kohle hängt theils von 
der zur Lösung verbrauchten Zeit, theils von der auf das 
Glühen des gehärteten Stahls verwendeten Zeit ab. (Caron). 
Ans 1 Grm. ungehärtetem Stahl in Stücken erhielt der Verf. 
bei rascher Lösung in der Wärme keinen Rückstand, nach 
Egger tz's Methode 0*3 Procent und beim Lösen in gelin- 
der Wärme innerhalb 48 Stunden 0*9 Procent. Für diese 
Kohle passt der Name Graphit nicht und schon Karsten 
benannte sie Polycarburet ; aber da er ddssen Existenz nicht 
sicher darthun konnte, hat diese Bezeichnung keinen allge- 
meinen Eingang gefunden. 

Die Kohle im Stahl und Roheisen scheidet sich also 
bei seiner Lösung in Salzsäure oder verdünnter Schwefel- 
säure unter drei verschiedenen Gestalten ab: als Graphit 



(aus Roheisen), als Kohleneisen (aus ungehärtetem Roheisen 
und Stahl) und als Kohlenwasserstoff (aus gehärtetem Roh- 
eisen und Stahl). Alle drei treten zusammen auf im unge- 
härteten Roheisen, die beiden letzteren im ungehärteten 
Stahl und Roheisen. Bis auf weiteres benennt der Verf. den 
aus ungehärtetem Stahl bei langsamer Lösung sich abschei- 
denden Kohlenstoff Cementkohle, den aus gehärtetem 
Stahl entweichenden Härtungskohle. 

Im Roheisen muss also die Summe des Graphits, der 
Cement- und Härtungskohle ermittelt werden und diess ge- 
schieht so: durch schnelle Lösung in höchst möglicher Wärme 
erhält man den Graphit, durch langsame Lösung Graphit und 
Cementkohle, durch Jod endlich Cement- und Härtungskohle. 
Sicherlich fordert es die directe Untersuchung, nachzuwei- 
sen, ob Cementkohle auf dieselbe Weise. mit Jod, Stickstoff, 
Wasserstoff etc. sich vereinigt wie Härtungskohle; aber 
vorläufig scheint auf Grund mehrerer Berechnungen von 
Analysen diese Annahme gerechtfertigt. 

Die Resultate der Analysen des Verf. sind folgende: 
er fand in 100 Theilen Eisen oder Stahl 

Kohlenstoff Stickstoff 



Eisen. 



-9^ * S 



a 



weisses Robeisen von Langban- Sb O 

shytta 4-43 0-11 4-54 0*008 
graues « n n 205 250 4*55 O'OOö 

weisses n « Vestansjö 3-96 71 4*67 — 

graues n r> , n 0'9Q 3"48 445 — 

Kohlenstoff Stickstoff 



Stahl. 

Cementstahl, ungehärtet gereckt, 

kalt gehämmert 

Cementstahl, ungehärtet gereckt, 

„ gehärtet . . . 

Bessemerstahl, ungehärtet Nr. 



2 
3-5 
3,5 
4-5 



w 

1-20 

1-24 

1-48 

202 

1-17 

1-28 

0-61 



3 

m » 

•ag 
o 

0-30 

0-30 

002 

0-20 

010 



0-25 



a 

GQ 

1-50 
1-54 
1-50 
222 
1-27 
1-28 
0-86 



0016 

0-016 
0005 
0005 
0011 
0-005 



— — 0-40 0-006 
_ _ 0-45 0-008 



„ gehärtet 

n ungehärtet 

n ohne Spiegeleisen^ 

rothbrüchig . . 
„ mit Spiegeleisen 

nicht rothbrüchig 

Bei der Untersuchung auf die drei verschiedenen Arten 
Kohlenstoff fand der Verf. in dem ungehärteten, gereckten 
Cementstahl 0-52 Härtungskohle und 0*9 Cementkohle, zu- 
sammen 1*42 Procent. In der obigen Tabelle findet sich für 
diesen Stahl 1*24 gebundener Kohlenstoff und 0'30 Graphit. 
Die Zahl 1*24 macht 60 Procent von 2*07 aus, das Gewicht 
der ganzen Kohle nach der Lösung des Stahls in Jod würde 
also 2*07 + 0-3 = 2-37 betragen haben. Da nun durch 
besonderen Versuch die sogenannte Cementkohle sich zu 
0*9 Procent herausgestellt hatte und der Rückstand nach 
der Lösung des Stahls in Jod 60 Procent reinen Kohlenstoff 

60 . 2*37 

enthält, so muss der ganze Kohlengehalt = — -^— — . = 1-42 

Procent betragen und davon sind 0*9 Procent Cementkohle. 
Der Fehler, den man in Rücksicht auf den ganzen Koh- 
lengehalt bei der sogenannten Graphitbestimmung im unge- 
härteten Stahl macht, ist übrigens von keiner praktischen 
Bedeutung. Aber es ist nicht unwahrscheinlich, dass die For- 



- 338 — 



Behang über die BoBokafbnheit der sogen. Cementkoble 
wiohtijge Aafeohltlsae f&r die ^nzis geben wird. 

Die GraphitbestimmaDgen im Beheiseo dagegen fflhren 
ohne Zweifel nich't selten zu bemerkenawerthen Fehlern, 
wie sich ans folgender Betrachtung ergibt. Wenn das weisse 
udd graae Roheisen von Langbanshjrtta nach Eggerts's 
Methode nntoraucht wurden, so ergab sich im eisteren der 
gebundene Kohlenstoff zu 4' 24 (statt 4'43X ^^^ Graphit zu 
0*42 (statt 0*11), im zweiten der gebundene Kohlenstoff zu 
1*36 (statt 205), der Graphit zu 3*42 (statt 205). Der 
Verf. zeigt, dass hier folgende Correction zu richtigen Zahlen 
führe: man muss im ersten den Graphitgefaalt um O'lli im 
zweiten denselben um 2*50 vermindern, und von diesem 
Best 60 Procent zu dem gebundenen Kohlenstoff addiren; 
dann ergibt pich: 

gebundene Gm- 
^ Kohle phit 

im weissen Roheisen (0*42 — 0*11). 0*6 

+ 4-24 = 4*426 Oll 
im grauen Roheisen (3*42 — 2*50). 0*6 

+ 1*36 = 1-912 2*50 

Diese Zahlen stimmen nahessu aberein mit den nach 

des Verfassers Methode durch schnelle Lösung in Salzsäure 

gefundenen. (Aus dem Journal für praktische Chemie, 1867, 

Bd. C, S. 33, durch »Berggeist, a) 



Versuche mit Sprengöl.*) 

Vom Berggeschwomen C. A. Richter in Freiberg. 

In der jüngsten Zeit sind in dem frflher Nr. 34 und 
36 d. Ztschr. erwähnten und nur schwach belegten Abteufen 
bei der Grube Segen Gottes zu Gersdorf weitere 40*975 
Kubiklachter Gestein mittelst Scbiessens mit Sprengöl aus- 
gebrochen worden und mussten dazu 1253V2 °°^ 447Thlr. 
12 Ngr., incl. 140 Thhr. 14 Ngr. 2 Pfg. Gedinggewinn be- 
zahlte Schichten verfahren und 917 Löcher von zusammen 
31992 Zoll Tiefe geschlagen werden. Von diesen Löchern 
haben 850 oder 92*7 Proc. völlig, 61 oder 67 Proc. nur 
halb und 6 Löcher oder '6 Proc. so gut wie gar nicht ge- 
worfen. Von letzteren beiden konnten aber 41 neu besetzt 
und wiederum mit verwerthet werden, so dass sich also die 
Zahl der nicht geworfenen Löcher auf 26 oder 2*8 Proc. 
reduciren lässt. 

Der sonstige Aufwand hat bestanden in 2 Thlr. 8 Ngr. 
5Pfg.fär211 Pfd. verbrauchten Stahl, in 8 Thlr. 9 Ngr. 3 Pfg. 
für Schmiedekosten, in 21 Thlr. 16 Ngr. 4 Pfg. für Sohiess- 
materialien und 233 Thlr. 10 Sgr. 2 Pfg. für 215*4 Pfd. 
Sprengöl, und beziffert sich daher die ganze Kostensumme 
auf 722 Thlr. 26 Ngr. 4 Pfe. 

Hiernach ist eine Schicht incl. Nebengewinnung mit 1*0 
Ngr. 9 P%. bezahlt und in derselben 0*73 Loch von 2572 
Zoll Tiefe d. i. jedes Loch zu 34'8 Zoll Tiefe gebohrt worden, 
welche geringe Leistung sich daher erklärt, dass nur die 
wenigste Zeit beim Bohren, die meiste Zeit aber bei dem 
Abtreiben des durch die Löcher oft bedeutend angerückten 
Gesteins, bei der auch bloss durch Schlägel- und Eisen- be- 
ziehentlich Keilhau- oder Sohrämspiessarbeit au bewirken- 

*) Obiger Artikel ist eine weitere Ergänzung der in Nr. 39 
und 41 unserer Zeitschrift, und schliesse sich an Nr. 34 und 36 
der Berg- nnd hüttenmännischen Zeitung, von B. Kerl und F. 
Wimmer, aus dem jene entnommen waren, sowie dieser ans 
Nr. 41 der letzten Zeitschrift hier abgedruckt wird. Die Red. 



den fieretngewinnung und bei der Aasför4erttng des gefial- 
lenen Haufwerks verbraucht worden ist. 

Femer hat ein Bohrloch eine Ausgabe erfordert von 
23 Ngr. 7 Pfg., als nämlich von 14 Ngr. 9 Pfg. für Löhne, 
4 Pfg. für Schmiedekosten, 8 Pfg. für Schiessmaterialien 
und 7 Ngr. 6 Pfg. für 22*48 Pfdth. Sprengöl (inel. dernach- 
1)e8etzten Löcher) und sind dadurch 0*0446 Kubiklachter 
ausgehaneu worden. Ein Kubiklachter aber ist auf 17 Thlr. 

19 Ngr. 2*2 Pfg. zu stehen gekommen und vertheilt sieh 
diese Summe wiederum mit 1 1 Thlr. 4 Ngr. 6 Pfg. auf die 
Löhne, mit 7 Ngr. 7 Pfg. auf die Schmiedekosten, mit 15 
Ngr. 7 Pfg. auf die Schiessmaterialien und mit 5*Thlr. 

20 Ngr. 9 Pfg. auf das Sprengöl. 

Im Vergleich mit den früher bei dem Sprengölschiessen 
erlangten Resultaten stellt sich jetzt heraus, dass der gute 
Wurf der Löcher sich gleichgeblieben ist^ dass in einer 
Schicht nur 0*02 Kubiklachter mehr aufgefahren und daas 
1 Kubiklachter um 6 Thlr. 7 Ngr. oder beziehentlich sogar 
um 12 Thlr. 16 N^r. 9 Pfg. wohlfeiler herausgeschlagen 
worden ist, als vordem. Es geht daraus hervor, dass nicht 
nur die SprengÖllÖcheräusserstselten versagen oder schlecht 
werfen und in dieser Hinsicht höher stehen, als die mit ge- 
wöhnlichem Pulver besetzten Löcher, bei welchen der Pro- 
centsatz des guten Wurfs ein bedeutend niedrigerer ist, 
sondern dass auch die betreffenden Arbeiter sich mit der 
Zeit eine grössere Sicherheit und Vertrautheit mit dem Spreng- 
ölschiessen überhaupt und besonders mit der den Löchern 
zu gebenden Stärke angeeignet haben. Wenn sich daher 
schon bei den ersteren Versuchen mit Sprengöl gegen das 
hier gebräuchliche Natronpulver der Vortheil auf Seite des 
Sprengöls gestellt hat, so müsste er jetzt, wo die Wirkung 
eine noch befriedigendere gewesen ist, nur noch stärker ins 
Gewicht fallen, und spricht diese mehr gewonnene Einsicht 
immer wieder dafür, die Versuche mit dem Sprengölschies- 
sen weiter fortzusetzen, wenigstens auf so lange, als bis 
ein sicherer Nachweis darüber vorliegt, dass die neuerdings 
wieder aufgetauchte Geiffthrlichkeit des Sprengöls, nicht bei 
allen weggeschossenen Löchern vollständig zu explodiren, 
sondern theilweise unzersetzt zurückzubleiben und dann 
bei daraufgeführten Schlägen wieder zu explodiren und Scha- 
den anzurichten, nicht ganz beseitigt werden kann. 

Hierorts ist nämlich wiedesholt der Fall vorgekommen, 
dass sowohl bei dem nachträglichen Abtreiben der Spreng- 
öllöcher, als auch bei dem Bearbeiten der durch das 
Sprengöl gewonnenen Bergwände noch Explosionen erfolgt 
und Arbeiter beschädigt worden sind. Bis jetzt hat man 
sich diesen Vorgang immer daher zu erklären gesuchlt, dass 
sich das meist frei in die Löcher eingegossene Sprengöl auch 
in die in den Bohrlöchern etwa enthalten gewesenen Bisse 
oder Sprünge verzogen habe und auf diese Weise von der 
Zersetzung verschont geblieben sei. Solchem Verziehenkön- 
nen wird nun zwar in neuerer Zeit dadurch zu begegnen 
gesucht, dass das Sprengöl niemals mehr in die Löcher ein- 
gegossen, sondern allemal durch Patronen eingeführt wird. 
Stellt sich aber trotzdem heraus, dass noch uuzersetztes 
Sprengöl in den Löchern zurückbleibt und dass nur das- 
jenige Oelquantum zur Explosion gelangt, welches zur Aus- 
einandertreibung des vorgegebenen' Gesteins unbedingt 
nöthig ist, wie das ja auch bei den Pulverlöchem beobach- 
tet werden kann, so müsste eine derartige Erscheinung frei- 
lich die fernere Anwendung des Sprengöls in Frage stellen 



339 



und mindeBtena bis dahin aufachieben, wo durch irgend welche 
getroffene Einrichtungen ein Zurückbleiben von unsersetz« 
tem Sprengöle in den Bohrlöchern zur Unmöglichkeit ge- 
macht wird» 



* Literatur. 

Commentar zum prenssfsoheii allgemeinen Berggesetz 
nebst Erg&aznngen und Verwaltmigsrorscluiften. Von 
Dr. A. Huyssen, Berghauptmann. Zwdte Ausgabe. Basen 
durch G. D. Ö&deker 1667. 

Dieses kleine und compendiöse Büchlein, welches die we- 
sennich Tcmehrte* a vi eile Ausgabe des in TOx^H&rigen Bädeker* 
sehen Berg- und Hfittenkalender enthaltenen kurzen Berggesetz- 
Comroentars ist , nMhert* sich in Forin und Anordnung einiger- 
massen der F. Manz 'sehen Ausgabe des österreichischen Berg- 
gesetzes, nur dass Berghauptmann Huyssen die jedem Paragra- 
phen in kleinerer Schztft beigeeetsrten BezugaateUenaus älteren Ge- 
setzen und sonstigen Verordnungen, Civilgesetzenu. s. w.nur aus- 
amgaweise und hinweisend anfahrt, und dadurch, ohne das compen- 
diöse Bachlein anzuschwellen doch Raum gewinnt für kleine 
eomtttentatorisehe Bameikungen, Hinweisungen auf andere Com- 
meUtatoren (Aobenbach u. Klostermann). Auch enthült das Büch> 
lein einen werth vollen Anhang, in welchem die Instruction vom 
19. November 1866 Ober das Verfahren bei der Ffihrung der 
Gewerkenbticher , die Vorschriften ttber die Bergwerkssteuem 
durch eine sehr gute Einleitung commentirt und mit allen Be- 
zugsglossen erläutert; fem er die Strafgesetze, die beim Bergbaue 
Anwendung finden, ebenfalls in Eins zusammengestellt. — Die- 
jenigen Vorschriften, welche sich als Uebergangsbestimmungen 
auf die im letzten Kriege neu erworbenen Länder (Hannover, 
Kurhessen, die darrastädtischen und hamburg^schen Landtheile, 
Nassau u. si. w.) beziehen, sind theils durch lateinische Schrift, 
hervorgehoben, theils ajn geeigneten Orte speciell bemerkt 

Wir glauben, dass diese commentirende Ausgabe des preus- 
sischen Berggesetzes für den praktischen Gebrauch der Berg- 
Beamten und Bergbaubesitzer des preussiscben Staates sehr 
zweckmässig eingerichtet ist, und ausgedehnte Verbreitung fin- 
den wird. Auch dem Fremden gewährt sie den besten Ueber- 
blick über das Gesammte der heutigen Berggesetzgebung in 
Preussen. Selbstverständlich kann sie nicht gleichzeitig als sy- 
stematisches Lehrbuch des Bergrechtes gelten, wohl aber den 
Gebraueb eines solohea dureb die Reiohbaltigkeit des Inhaltes 
und die zwecktnässtge Anordnung desselben wesentlich unter- 
stützen. O. H. 



]Sr o t i z e n. 

Der gegenseitige Versichenings-Verein österr. Mon- 
tanwerke, Hasohinen* nnd Hetallüabriken in Wien bringt 
durch ein Circular vom 28. September den Herren Industriellen 
in Steiermark zur Kenntniss, dass dio Herren J. KörÖsi und 
J. Schlegel in Graz als Gomit^ zusammengetreten sind, um die 
Vereins-Interessen zu fordern, und für den Aufschwung der Ge- 
schäfte desselben in Steiermark Sorge zu tragen. Diese Herren 
haben nun ihrerseits unter dem Datum Graz, 2H. September 1867 
ein Circular ergehen lassen, worin sie den Fachgenossen von 
dieser Uebemahme der Gesohäftsbesorgung Kenntniss geben und 
zum zahlreichen Beitritt in den Verein einladen, dessen Ver- 
sicherungs-Daten durch einen Brief an die Vereinsdirection sich 
Jedermann verschaffen kann. 

Bcrrgooliale in Wleliozka. Im Laufe des Schuljahres 1667 
wurde nur im Vorher eitungscurae und im 2. Fach-Jahrgange 
gelehrt. Die Zahl der Schüler betrug: 

im Facheurse 4 Aerarial- und 2 Privat-Bergarbeiter 

im Vorbereitangscurse . . 3 „ „3 „ 

zusammen 11 Schüler, von denen aber 2 während des Jahres 
freiwillig austraten. Die Zahl der auf den Unterricht und die 
Wiederholungen verwendeten Lehrstunden betrug 779. 

UeT)er netaJI-Leginmgen. Vortrag des Dr. Mathiessen 
in der Sitzung der Londoner chemischen Gesellschaft. M. defi- 
nirt eine Legirung als eine starrgewordene Lösung eines Metalls 
in einem anderen Metalle. Die Metalle lassen sich in 2 Classen 
eintheilen, je nachdem sie als Bestandtheile von Leglrungen in 
diesen gewisse physikalische Eigenschaften behalten oder nicht. 



Zur ersten {A) gehören Blei, Zinn, Zink und Kadmium, zur zweiten 
(B) die übrigen. Werden irgend zwei jener vier Metalle legirt, 
so zeigt die Legirung stets physikalische Charaktere, welche daa 
Mittel deijenigen der beiden Bestandtheile ist Zink und Blei, 
ebenso Zink und Wismut vereinigen sich nicht miteinander, in- 
dem das eine dieser Metalle nur verhältniaamässig geringe Menge 
des anderen aufnimmt, während beide Metalle nach dem Erkalten 
sich von einander trennen lassen. — Nach M. Ansicht sind die 
Legirungen mit wenigen Ausnahmen nicht als wahre chemi- 
sche Verbindungen, sondern als innige Gemische, welche 
durch ihre ganze Masse, wie Glas, homogen sind, zu betrachten. 
Zur experimentellen Nachweisung der Tbatsache, dass die spe- 
ci fische Wärme der Kupferzinnlegimng das Mittel aus den 
Werthen der specifischen Wärme der beiden Bestandtheile ist, 
bediente sich M. zweier kurzer Cyllnder, von denen der eine aus 
Kanonenmetall bestand, während der andere ein aus Kupfer und 
Vto Zinn zusammengeaetater Stab von demselben Gewichte war. 
Bei der Erhitzung beider Cylinder in kochendem Wasser und 
nachherigem Abkühlen in zwei ganz gleichen mit kaltem Wasser 
gefüllten Gefässen war die Zunahme der Temperatur des Was* 
sers in beiden Fällen genau gleich. — Die Grösse der durch 
die Wärme bewirkten Ausdehnung, welche mit einem 
modificirten DanielTschen Pyrometer bestimmt wurde, indem 
die beiden gedachten Cylinder mittelst Dampf erhitzt wurden, 
war in beiden Fällen ganz gleich. — Bezüglich der Schmelz- 
punkte und der Kry st allformen der Legirungen führt M. 
an, dass dieselben immer eine niedrigere Schmelztemperatur ha- 
ben als ihre Gemengthetle, ebenso verhalten sich die bei hüt* 
tenmännischen Processen angewendeten Flüsse. Nach C r o o k e's 
Untersuchungen krystallisirenAntimonzinklegirungen mit 43—64% 
Zink in einer anderen Form als die Übrigen; dasselbe gilt fUr 
Gold und Zinn mit 21—4^% Gold. Kupferzinklegirungen haben 
sämmtlich dieselbe Krystallform. 

Durch vergleichende Versuche zeigte M., wie rasch das 
Wärm eleitungs vermögen des Kupfers durch Zusatz eines 
Metalles der Classe A,^z. B. Zinn, abnimmt, wogegen die Blei- 
zinnlegirung ein dem Mittel entsprechendes Resultat gibt. Er fand : 

das Wärmeleitungsvermögen des Kupfers 100 

„ „ der Kupferzinnlegirung 8 

ff „ des Zinns 12 

„ „ der Bleizinnlegirung . 1 1 

„ n des Bleies 8 

Die der Classe A angehörenden Metalle sind sämmtlich 
schlechte Leiter für die Elektricität und in den Legirungen 
miteinander leiten sie die Elektricität im Verhältnisse ihrer Vo- 
lumina. Bei den Legirungen der Metalle der Classe B^ z. B. Gold 
und Silber, findet diese Erscheinung nicht statt, denn ihre Lei- 
tungsfähigkeit ist stets geringer als das berechnete Mittel. Le- 
gintngen von einem Metall der Classe A mit einem der Classe B^ 
z. B. Kupferzinnlegimngen verhalten sich wie die letzteren; sie 
zeigen aber eine rasche Abnahme der Leitungsfähigkeit auf der 
Seite des Metalles der Classe B, So findet zwischen der Leitungs- 
fähigkeit des Kanonenmetalls und deijenigen des reinen Zinns 
nur ein sehr geringer Unterschied statt, obgleich das Kupfer an 
sich ein Smal stärkeres Leitungsvermögen als das Zinn besitzt. 
Die Elasticität der Metalle und Legirungen wurde durch Be- 
lastung von spiralförmig aufgerollten Drähten mit daran gehängten 
Gewichten erprobt. Kupferdraht wurde bei einer Belastung von 
500 Gramme, Zinn hei 50 Gramme ^eradegez ögen ; die Kupfiar^ 
zinnlegirung hielt 500 Gramme aus, ohne die Spiralform zu ver- 
lieren. Der Unterschied zwischen der Elasticität des Drahtes von 
reinem und kupferlegirtem Gold ist sehr auffallend ; ebenso zeigt 
der Draht der Silberplatinlegirung eine viel grössere Elasticität, 
als sie den einzelnen Metallen eigen ist; hartgezogenes Stabeisen 
und Stahl zeigten selbstverständlich die Extreme bei gleichzei- 
tiger geringster Aenderung in der chemischen Constitution. Die 
Tenacität der Metall-Legirungen wurde mit Hilfe einer Schlepp- 
zangen-Ziehbank nnd einer mit dieser verbundenen Federwage 
bestimmt. — Während die Metalle der Classe A Legirungen geben, 
welche normale physikalische Eigenschaften zeigen, werden die 
Eigenschaften der Metalle der Classe B durch geringe Mengen 
anderer Metalle so gänzlich verändert, dass die daraus resulti- 
renden Legirunj»en nur als starr gewordene alletropische 
Modificationen der Metalle in einander betrachtet 
werden können. — M. schloss damit, dass er neue Coöfficien- 
ten aufstellte, mit deren Hilfe d^ elektrische Leitungsvermögen 
eines Metalles in einer Legirung ermittelt werden kann. 

Dingl. p. J. A. £. 



— 340 — 



Qold" und Silber-Vorkommen in Oentral-Amerioa. Aus 
Leon (im Staate Nicaragua) wird unterm 26. Juni dem nMoni- 
tenrtt über die in neuester Zeit entdeckten Qold- und Silber- 
bergwerke von Javali, in dem untern des Atlantischen Meeres 
gelegenen Gebirgslande Chontales, geschrieben. Die bereits in 
Betrieb genommenen Gruben befinden sich jetzt in den Händen 
englischer Capitalisten, welche die Arbeiten mit grossem Nach- 
druck führen. Bis jetzt geht noch kein Weg von den in dichten 
W&ldem gelegenen Minen nach dem Meere. Man kann nur Ter- 
mittelst der americanischen Dampfer, welche den San Juan-Fluss 
und den Nicaragua-See befahren, in das Gold- und Silbergebiet 
gelangen. Die Reisenden landen in San Ubaldo und müssen 
dann durch zeitweise überschwemmte Sümpfe bis nach Chontales 
Yordringen. Das Hauptbergwerk, San Domingo genannt, soll 
nach den Vermessungen eines Reisenden, Dr. Berthold Hermann, 
120 \%* n. Br. und Si^ 59' w. L. liegen. (Berggeist.) 

Schafhäatrs Masohine zum Paddeln des Eisens. Be- 
kanntlich ist man neuerdings bemüht gewesen, bei der Umwand- 
lung des Roheisens durch den Puddelprocess in Schmiedeeisen 
die Bewegung der Rührkrücke und Brechstange statt durch Men- 
schenhände mittelst Elementarkraft, unter Einschaltung geeigne- 
ter Maschinen, ausführen zu lassen. Einen solchen mechanischen 
Puddler behaupteten namentlich die Franzosen Dum^ny und 
L^mut erfunden und zuerst ausgeführt zu haben. Gegenwärtig 
wird jedoch im baierischen Kunst- und Gewerbeblatte, 1867, 
S. 132 nachgewiesen, dass der rühmlichst bekannte Professor 
Schafhäutl in München bereits im Jahre 1836 nicht nur auf 
Maschinen zum Puddelfrischen ein englisches Patent (Nr. 7117 
der Patent-Spectficationen) erhalten, sondern auch solche Ma- 
schinen zu Hpton in den Tividale-Eisenwerken bei Dudlej (Graf- 
schaft Worcester) in Anwendung gebracht hat Mit Hilfe der 
jener Patentbeschreibung beigefügten Zeichnungen wird nachge- 
wiesen, dass SchafhäutTs Maschine vom Jahre 1836 vollkom- 
mener sei, als die erwähnte französische Maschine vom Jahre 
1862 und als alle sonst nach dem Auftreten der letzteren nocfi 
hinzugekommenen. Femer wird angegeben, welche Verbesserungen 
später Schafhäutl an seiner Biaschine noch angebracht und 
dabei namentlich auch den Gang der Betriebsdampfoiviichin»- 
unter die Controle des Puddlers gebracht hat. (Berggeist) 

A.diniixi8trative8. 

Srledignng. 

Die Schichtenmeistersstelle bei der Berg-^ Hüt- 
ten- und Hammerverwaltung Jenbach in Tirol in der 
X. Diätenclasse, mit dem Gehalte jährl. 700 fl., Naturalwohnunug 
sammt Garten und Cautionspflicht. 

Gresuche sind, unter Nach Weisung der bergakademischen 
Studien, der Kenntnisse des Eisensteinbergbaues, des monta- 
nistischen Reohnungsfaches und der Conceptsfahigkeit binnen 
drei Wochen bei der Berg- und Salinen-Dlrection in Hall 
einzubringen, 
ad Nr. 352 V. Kundmaehung. 

Vom k. k. Bergoberamte in Pifibram wird mit Genehmigung 
des hohen k. k. Finanz-Ministeriums ddo. 16. August 1867, 
Nr. 31248 F. M. nach berggesetzlicher Vorschrift hiemit" ein or- 
dentlicher Gewerkentag des k. k. und mitgewerkschaftlichen Carl 
Borromaei Silber- und Blei-Hauptwerkes zu Pfibram auf den 
29. October 1867 um 10 Uhr Vormittags zu Pfibram im Sitzungs- 
saale des Bergoberamtsgebäudes angeordnet, und werden hiezu 
die sämmtlichen Herren Mitgewerken mit dem Bedeutea einge* 
laden, hiebei entweder persönlich oder durch legal ausgewiesene 
Bevollmächtigte (§. 153 a. B. G.) zu erscheinen, widrigens die 
Nichterscheinenden als mit den gefassten Beschlüssen der Erschie- 
nenen (§. 153, 154, 155 a. B. G.) für einverstanden erachtet werden. 

AJs Verhandlungsgegenstände werden in Vorhinein be^ßichnet: 

1. Rechenschafts- und Betriebsbericht nebst Gebarungs-Aus- 
weisenauf Schluss des Jahres 1 866, mit Zusätzen aus dem Jahre 1867, 

2. Regelung der gewerkschaftlichen Verhältnisse idi Sinne 
der §§. 137 bis r69 allgemeines Berggesetz und der Verordnung 
des Justiz- Ministeriums vom 13. December 1854. 



3. Wahl des Gewerkschaftsdirectors und Bestimmung der 
Vollmacht für denselben. 

4. Vortrag über die mittelst Freischürfen erfolgte Occupi- 
mng des hofihungsreichen Terrains bei Koziöin und Woriow, 
dann jenes bei StfebSko für das Carl Borromaei-Hauptwerk, Be- 
kanntgebung der bisherigen Einleitungen , und Einholung der 
Erklärung der Privatgewerken des Hauptwerkes, ob dieselben, 
bei der Betheiligung an diesen Bergbauuntemehmungen verbleiben. 

5. Bekanntgabe der wichtigsten durch die Systemalunter- 
suchungsconmiission und seither eingeführten Verbessenmg^eii, 
Ersparungen und sonstigen getroffenen Massnahmen. 

6. Betriebsanträge fQr die nächste Zeitperiode. 
Pfibram, den 23. September 1S67. 

ANKÜNDIGUNGEN. 

(104-116) Mehrere CylindergeblSee 

fOi' beiläufig 5500, 3000, 2000 Kubikfhss Windlieferang, mit Bjir 
lancier oder Schubstangenbeweg^ng, vollständig gut erhalten, 
ein oscillirendes Cylindergebläse für beiläufig 1500 K.' ^^ndKe- 
ferung, vüUig neu, femer ein completes Feineisenwalzwerk geben 
wir zu äusserst billigen Preisen, fast zu Rohmaterialpreisen, ab. 
Fürstlich Fürstenberg^sche Hüttenverwaltung Donaueschingen. 



(86—87) 



^ 



JPaieni^JMraMzünder 

tat 

Felaenaprengttng«n erzeugt und empfiehlt bestens 
AL WUh. BteÜMig 

in Schönlinde in Nordböhmen. 

Die Seiler-Waaren-Fabrik 

des Carl Handl in Pest 

erzeugt alle für den Bergbau nöthigen Seiler-Arbeiteii von 
vorzüglicher Qualität zu den billigsten Preisen. 
Fabrik: Pest, Stadtwäldchen, Arenaweg Nr. 120, 121. 
Niederlage: Pest, Joseftplatz, Badgasse Nr. 8. (60-«i) 



Briefkasten der Expedition. 

Herrn J. D. S . . . . k in A C 

Sie sandten am 18. December 1866 fl. 8.40 ahi Pränume- 
rationsbetrag pro 1867 ein, derselbe beträgt jedoch fl. 8 80, and 
bitten wir den kleinen Rest von 40 kr. nachträglich einsenden 
zu wollen. 
Löbl. G tL g 

Sie sandten am 18. Juni fl. 8 ein, der Pränumerationsbe- 
trag ut jedoch fl. 8.80 pranno und bitten wir um gefällige Ein- 
sendung des kleinen Bestes von 80 kr. 

LöbL P y'sches E s 

D ninB....z 

Sie sandten am 22. December 1866 fl. 8.40 als Pränume- 
rationsbetrag pro 1867; letzterer beträgt jedoch fl. 8.80 pranno 
und würden demnach noch 40 kr. zu entrichten sein, um deren 
Einsendung wir Sie höflichst ersuchen. 



Diese Zeitschrift erscheint wöchentlich einen Bogen stark mit den nöthigen artistischen Beigaben. Der Prännmerationsprexa 
ist jährlich loeo Wien 8 fl. ö. W. oder 5 Thlr. 10 Ngr. Kit franeo Postversendung 8 fl. 80 kr. ö. W. Die Jahresabonnentea 
erhalten einen officiellen Bericht über die Erfahrnngan im berg- und hflttenmänniiehen Kasehinen-, Bau- und Aufbereitungswesen 
sammt Atlas als Gratisbeilage. Inserate fluden gegen 8 kr. ö. W. oder IV^ Ngr. die gespaltene Nonpareilleseile An&ahme» 

Zuschriften jeder An können nur firanoo. angenommen werden. 



I>raok von Carl Fromme in Wien. 



Fflr den Veilsg veraatwortUoh : Oarl Reger. 



w«^\^^' Oesterreichische Zeitschrift J^^J: 



f&t 



Berg- und Hüttenwesen. 



Verantwortlicher Redacteur: Dr. Otto Freiherr von Hingenau, 



k. k. Mlnlsterlalratta im FinanKininitterinm. 



Verlag der G. J. Manz'schen Bnohhandliing (Kohlmarkt 7) in Wien. 



Inlialt: lieber den Verkanf Ton Staatsbergwerken. — Der Bchwimmende Messtrog mittelst Heber. — Das Eisenschmelzwerk 
zu KladDO in Böhmen. — Walzwerke mit vor- und rückgängiger Walzenbewegung. — Heizrohren von Bessemerstahl. — Notiz. — 
Administratives. — Ankündigungen. 



Ueber den Verkanf von Staatsbergwerken. 

Verschiedene Gerüchte über beabsichtigte Verkäufe 
von Staatsbergwerken werden seit einiger Zeit mit einer ge- 
wissen Geschäftigkeit und nicht eben von bestunterrichteter 
Seite in Umlauf gesetzt und durch verschiedene Tagesblätter 
colportirt, Glossen daran geknüpft, auf solche Nachrichten 
hin werden Gegenpetitionon vorgeschlagen, die Bevölkerun- 
gen der irgendwie erwähnten Bergdistricte werden in Aufre- 
gung versetzt u. s. w. Wir halten es daher für unsere Pflicht, 
wenigstens dem Kreise unserer fachgenossenachaftlicben 
Leser einige Worte über diesen Gegenstand zu sagen, der, 
von unberufenen Stimmen verwirrt und übertrieben darge- 
stellt, allerdings geeignet sein kann, Beunruhigungen zu er- 
regen oder irrige Voraussetzungen zu veranlassen. 

Die Frage des Verkaufes von Staatsbergwerken ist 
keine neue, sie ist bei uns und in anderen Staaten wiederholt 
aufgetaucht und hat ganz oder theilweise in mehreren Staaten 
praktische Ausführung gefunden, welche nicht die letzten 
unter den bergbautreibenden Staaten sind. England, Frank- 
reich und Belgien haben keinen eigentlichen Staatsbergbau 
und es wird wohl Niemand behaupten wollen, dass dort die 
Bergbau-Industrie darnieder liege I! In Oesterreich ist in 
den fünfziger Jahren dieses Jahrhunderts die Frage schon 
sehr ernstlich in AngriflF genommen worden. Der Verkauf 
der Banater Werke und der Kohlengruben der einstigen 
Staatsschürfungscommissionen (Brandeisl, Kladno, Ostrau 
u. s. w.) blieb nicht ohne Nachfolge, manche unrentable 
Werke wurden ganz aufgelassen, und im Allgemeinen die 
Verringerung des montanistischen Betriebes durch den Staat 
ins Auge gefasst, theiis aus Rücksicht für den geringeren 
Ertrag desselben, theiis im Hinblick auf die freiere Bewe- 
gung der Privatindustrie, welche unzweifelhaft für manche 
Arten von Montanindustrie geeigneter sein mag als die 
Staatsregie. 

Ueber das Princip wird viel gestritten (nicht bloss in 
Oesterreich !), und auch wir haben in diesen Blättern*) und 
ebenso in der Oesterr. Revue darüber vriederholt uns ausge- 
sprochen, so dass wir diessmal die principielle Erörterung 



*) Nr. 49 von 1857; Nr. 28 vom J. 1862; Nr. 26 und 27 
vom J. 1865 u. a. O. 



bei Seite liegen lassen können, um uns mehr einigen Betrach- 
tungen über thatsächliche Verhältnisse zuzuwenden. 

Es ist eine allgemeine Erfahrung der mitteleuropäischen 
Staaten , dass das constitutionelle System , welches denn 
doch immer mehr zum herrschenden geworden ist, das Drän- 
gen nach dem Verkauf des unbeweglichen Staatseigenthums 
im Allgemeinen und insbesondere der Bergwerke mit sich 
führt oder doch begünstigt. Mängel der Staatsregie werden 
in parlamentarischen Versammlungen zufolge der dort min- 
der als in öffentlichen Blättern gehemmten Discussionsfrei- 
heit unumwunden und nicht immer von fachgenossenschaft- 
lichen Seiten besprochen und schon dadurch die Frage an- 
geregt, ob denn der Staat berufen sein könne als betrieb- 
führender Unternehmer Gewerbe, Ackerbau und Bergbau zu 
treiben, statt der Privatindustrie volle Thätigkeit zu lassen 
und sein Einkomitieu mehr aus der Steuerfähigkeit gesteigerter 
Privatbetriebsamkeit als aus dem eigenen Unternehmungs- 
gewinne zu ziehen, der gerade dem Staate aus so vielen Rück- 
sichten geschmälert wird, welche für den Privaten nicht vor- 
handen sind. 

Gegen den Staatsbergbau sind alle Jene eingenommen, 
denen er nicht rasch genug fortgeschritten ist, ebenso aber 
auch diejenigen, welche, wenn der Staatsbergbau Fortschritte 
macht, die ihm billigere Production ermöglichen, ihm die 
Concurrenz mit dem Privatbergbaue nicht recht verzeihen 
können. Mannigfaltige Motive wirken zusammen; um in 
Vertretuugskörpern und zwar vorwiegend in grossen Reprä- 
sentativ- Versammlungen eine Abneigung gegen den Betrieb 
von Staatswerken zu nähren , während Local-Versamm- 
lungen, Landtage, Communalvertretungen nicht selten in dem 
Staatsbergbaue Nahrungsquellen für die Bevölkerung erken- 
nen und in dieser Ansicht bisweilen sogar in den entgegen- 
gesetzten Fehler verfallen , die Bedeutung desselben zu 
überschätzen. 

Bei uns hat sich diese Erfahrung wiederholt auch gel- 
tend gemacht. 

In den Jahr6n 1861, 1862 und insbesondere 1863 hat 
auch unsere Reichsvertretung auf die Verminderung des 
Staatsbergbaues gedrungen und Beschlüsse gefasst, in Folge 
welcher mehr als ein Staatsbergbau zur Veräusserung be- 
stimmt oder aufgelassen worden ist. Nicht immer sind es 



— 342 — 



bloss finaozielle — bisweilen Aach volkswirthschaftliche Sdo- 
tive, welche dazu dräDgen. 

Es ist daher weder verwunderlich noch inconsequent, 
wenn das gegenwärtige constitutionelle „regime" den in 
jeder vorangegangenen Sessionsperiode der Reichs Vertretung 
aufgestellten Principien über die wirklichen oder angebli- 
chen Nachtheile des Staatsbergbau- Betriebes Rechnung 
trägt, und statt sich unvorbereitet zum Verkaufe drängen 
und zwingen zu lassen, lieber in echt constitutionellem Geiste 
den ihm nun hinreichend bekanntgewordenen Intentionen der 
Vertretung mit einem wohl überlegten und gut vorbereiteten 
Operate entgegenkommt, dem Reichsrathe ein klares Bild des 
unbeweglichen Staatsei genthums (einschliesslich der Berg- 
werke) und einen motivirten Antrag, was davon zu veräus- 
sern möglich oder räthlich, was zu erhalten nothwendig sei, 
vorlege, und solchergestalt eine ruhigere Ueberlegung und 
genauere Würdigung der Verhältnisse in der unausweichli- 
eben DiscuBsion dieses bei jeder Budget- Verhandlung vor- 
kommenden Themas herbeizuiühren sich bemüht. 

Um diess zu können, muss aber die Staatsverwaltung Erhe- 
bungen und Schälzungen vornehmen lassen, muss frühere 
Schätzungen überprüfen, muss Anfragen von Kauflustigen 
beantworten, ja ! sie muss eine Concurrenz von solchen her- 
vorrufen, und daher Vorverhandlungen mit Privatindustriel- 
len anknüpfen, deren Ansichten und Projecte für den Fall 
einer Uebernahme von Staatswerken zu erforschen suchen, 
um alle finanziellen und volkswirthschaftlichen Vor- und 
Nachtheile für jeden einzelnen Fall möglichst klar darstellen 
und ihre Anträge pro oder contra hinreichend motiviren zu 
können ! 

Es ist daher ganz natürlich, dass in jüngster Zeit wie- 
derholt an verschiedenen Orten solche Erhebungen und 
Schätzungen stattgefunden haben, dass Kaufs-Anbote und 
Anfragen, falls sie Erfolg zu versprechen schienen (und nicht 
Scheinangriffe waren, um schon angeknüpfte Verhandlungen 
zu stören), in Berathung gezogen werden konnten ; aber aus 
allen diesen Vorbereitungen folgt noch keineswegs mit Be- 
stimmtheit, dass ein oder das andere Werk wirklich ver- 
kauft werde, und ebensowenig lassen sich über Preis und 
andere Bedingungen jetzt schon übereilte Schlüsse ziehen. 
Um aber alle diese Vorarbeiten, sowie die kleineren Besitz- 
änderungen, die nicht besondere Vorlagen bedürfen, nach 
einem geordneten, möglichst einheitlichen Plane zu machen, 
und individuellen Ansichten Einzelner nicht ein überwiegen- 
des Moment zu belassen, ist zu diesem Zwecke eine beson- 
dere MinisteriAl-Commission für Evidenzhaltung 
und Veräuffserung des unbewe-glichen Staats- 
eigenthumstt gebildet worden, in welcher unter dem Zu- 
sammenwirken technisch-administrativer und rechtskundiger 
Fachmänner alle die genannten Vorarbeiten reiflich erörtert 
und deren Durchführung geregelt wird. Nicht eineinzelner 
Referent, sondern die Commission in pleno fasst Be- 
schlüsse und legt dieselben dem Minister vor, der je nach 
ihrem Inhalte sie entweder genehmigt oder vor die Reichs- 
vertretung zu bringen hat. 

Die aufgeschreckten Gemüther mögen sich mit dem 
Gedanken beruhigen, dass über den Verkauf wichtiger Mon- 
tanwerke, über deren Fortbetrieb oder gänzliche Aufhebung 
nicht ein einzelner Referent, sondern eine aus den verschie- 
densten Fachmännern gewählte Commission die Vorarbeiten 
beschliesst und endgiltig nur auf verfassungsmässigem 
Wege entschieden werden wird. 



E^ ist begreiflich, dass Privatinteressen bei solchen 
Vorverhandluußfen vielfach ins Spiel kommen, dass entstellte 
und missverstandene oder tendenziös gefärbte Berichte ver- 
breitet werden; allein dass die Staatsverwaltung nicht jeder 
einzelnen irrigen Nachricht entgegentreten und Vorverhand- 
lungen, die noch gar nicht über die Frage ob? und wie? 
hinaus gediehen sind, nicht ohne Gefahr für den Zweck der- 
selben an die grosse Glocke hängen kann, wird auch jeder 
Vernünftige zugeben, umsomehr als die constitutionelle Be- 
handlung solcher Fragen in letzter Linie der öffentlichen 
Discussion ohnehin vollen Spielraum gewähren wird, und 
das schliessliche Votum der verfassungsmässigen Factoren, 
wenn es auf Grund wo hl vorbereiteter und motivirter Vorlagen 
erfolgt, in staatlichen Verhältnissen, wie sie die Neuzeit 
herausgebildet hat, auf ein Gewicht Anspruch machen 
kann, welches von den der Mehrzahl nach zu den Anhän- 
gern des constitutionellen Systems sich zählenden Staats- 
bürgern montanistischer Districte nicht wird geleugnet wer- 
den wollen, wenn es auch augenblicklichen Stimmungen nicht 
immer entsprechen dürfte. 

Wir werden vielleicht auf diesen Gegenstand noch 
wiederholt zurückkommen, wollten aber mit vorstehenden 
Worten mindestens unseren Lesern einen Leitfaden an die 
Hand geben, um in dem Labyrinthe von mündlichen und ge- 
druckten Gerüchten sich einigermassen zurecht zu finden. 
Durch die Tagesblätter schwimmen nämlich nicht bloss po- 
litische Zeitungs-Enten, sondern auch oft ziemlich nunpo- 
litischeu — montanistische Enten! 

Versuche durch falsche oder tendenziöse Notizen auf 
den geregelten Gang der Vorbereitungen Einfluss zu nehmen, 
sind, wie jeder Verständige einsehen muss, vergeblich, und 
ihre nicht selten unlauteren Quellen sind in der Regel nicht 
schwer zu errathen, wenn man bedenkt, dass alles Neue von 
allen Jenen verabscheut wird, die vom Alten nicht lassen 
wollen. Dass bei uns mit dem Aufhören der Staatsregie 
nebst ihren Mängeln auch manche patriarchalische alte Ge- 
wohnheitenbeseitigt werden können, welche, wenn auch nicht 
mehr in die neue Zeit passend, doch Vielen lieb und wohlthätig 
sein mögen, kann, nicht geleugnet und den dabei Betroffenen 
füglich nicht verübelt werden. Aber wenn der ganze Staat 
und alle seine Verhältnisse sich geändert haben, so kann 
ein einzelnes Glied desselben nicht unberührt davon 
bleiben! O. H. 



Der schwimmende Messtrog mittelst Heber. 

Von August Aigner, k. k. Bergmeister in Alt- Aussee. 

Als Franz v. Wolf, Verweser in Aussee, im Jahre 1762 
zuerst das dringende BedÜrfniss fühlte, durch EinfOhrung 
der quadratischen Zimentröhren, die bis zu jenem Zeiträume 
fast ungemessen verrinnenden Wasser- und Soolenmengen 
auch der Quantität nach genau zu bestimmen, mochte er 
die Tragweite seines intelligenten Unternehmens wohl ge- 
fühlt haben ; in der That, dieses Streben nach einem schein- 
bar unbedeutenden Fortschritte war auch kein geringes, denn 
die Höhe, bis zu welcher das mechanische Wissen jener Zeit 
gestiegen, war noch ein sanfter Hügel, durch dessen schattige 
Haine das kaum dämmernde Licht nur mühsam die behag- 
lichen Träumer weckte. Die vorausgehende Unwissenheit 
wirkte aber auch consequent mit starrer Nothwendigkeit. 
Besteigt die Gipfel der Salzlager und ihr findet die wüsten 



— 343 — 



Thaten des Mittelalters, namenlose Werke, welche in ver- 
zerrten Umrissen ihr trauriges Dasein markiren. 

Der Charakter jener Zeit hatte auch hier seine rohen 
Gesetze dictirt ; in fast planloser Zersetzung sollte dem ver- 
wüsteten Moosherge, von dem kaum der 30. Theil henützt 
wurde, der tieferliegende Steinherg folgen, mit seinen vielen 
theilweise schon verschnittenen Werken. 

Das Jahr 1762 war entscheidend; mit ihm sehen wir 
regelmässigere Werksconturen auftreten, und obgleich die 
hier erst im Beginn des neunzehnten Jahrhunderts einge- 
führte, das Gesetz der Verdichtung instinctmässig fühlende 
praktische Scbnellwässerung, mit abnehmender Füllung, die 
regelrechte Form jener Conturen wesentlich begünstigte, so 
war die plötzliche Messung der bis dahin nur nach dem 
Gesichte gesch&tzten Wassermengen gewiss von eben so 
mächtigem Einfluss. Was dem Erzbergmanue die Boussole, 
das ist dem Salinaristen sein Wassermass; der entschiedene 
Fortschritt, welcher in den letzten zehn Jahren von denken- 
den Männern in dieser Richtung angestrebt wurde, beruht 
allein in der Anschauung, dass die Möglichkeit einer siche- 
ren Benützungsart nur von der absoluten Genauigkeit der 
obigen Masse abhänge, als deren nothwendiges Correlat sie 
stets gehalten werden, ja sollten die bis zur Stunde noch 
als ungescblossen zu betrachtenden Versuche über confinuir- 
liche Verwässerung selbst zu einem negativen Resultate füh- 
ren, so hat die Einführung seiner Messapparate zur Sondi- 
rung wfderstreitender Ansichten gewiss das meiste beige- 
tragen, um die lange Verschleppung unnützen Kraftaufwan- 
des nicht noch auf Decennien auszudehnen. 

In Nr. 3 des 8. Jahrganges der Berg- und hüttenmän- 
nischen Zeitschrift wurde der schwimmende Messtrog vom 
Herrn Sectionsrath Franz Ritter von Schwind ausführlich 
beschrieben. Er gilt im Verbände mit dem einzölligen Loch* 
zimentH als Einheitsmass aller Salzberge, und hat sich als 
vortheilhaftes Wasservertheilungs-Instrument auch praktisch 
bewährt. Sein Hauptgebrechen besteht jedoch noch in dem 
Mangel an vollkommener Freiheit des Schwimmens, indem 
er, mittelst seines gegliederten Abflussrohres den verschie- 
denen Einflüssen von Steifheit, Reibung etc. zugänglich, das 
absolut genaue Messen verhindern konnte. Dieser Uebel- 
stand wurde auf eine sehr sinnreiche Weise von dem Aus- 
seer Bücbelschreiber Johann Grill durch Einführung des 
Hebers gänzlich beseitiget, und ein Instrument construirt, 
welches hinsichtlich seiner Genauigkeit das Höchste erreicht. 

Das hohe k. k. Finanz-Ministerium hat über diesen 
modificirten Apparat Versuche angeordnet, deren Resultate 
am Schlüsse der nachstehenden Beschreibung in Tabelle I 
und n zusammengestellt sind: 

Der quadratische Schwimmer A^ weicher nach der er- 
wähnten .Beschreibung vom Jahre 1860 ein im Lichten 
12 — 18^^ weiter Rahmen aus Holzstücken von rechtwink- 
ligem Querschnitte ist, besteht hier aus einem hölzernen 
Gefässe von im Lichten etwa 21 — 26" Seitenlänge und 
6 — 9" Tiefe, dessen beide kürzere Seitenwände einerseits 
4 — 5" weit vorstehen, und wieder mit einer Schiene ver- 
bunden sind; hiedurch erhält der Schwimmer im Grundrisse 
•ine Quadratform und an einer Seite einen Schlitz, durch 
welchen die Heber eintauchen. 

Der Hohlraum des Schwimmers dient zur Aufnahme 
von Ballast; hiedurch wird behufs seiner grösseren Stabilität 



der Schwimmer so tief eingesenkt, dass der obere Rand 
desselben ringsherum etwa 1 Zoll über dem Wasserspie- 
gel des Reservoirs herausragt. 

Dieses Parallelstellen des Schwimmers mit dem Was- 
serspiegel ist strengstes Erforderniss und kann durch Hin- 
und Hergeheil eines Stückes Ballast leicht bewerkstelliget 
werden. 

Der Bügel D E ist an der Schlitzseite der Gefässwand 
des Schwimmers befestiget und dient mit seiner verticalen 
Schraube C und dem unteren horizontalen Steg, an welchem 
letzteren mittelst Träger die Heber befestiget sind, zum 
Tragen und Stellen der Heber. 

Der Abflusstrog T sammt der Zimentplatte und dem 
biegsamen Abflussrohre B fallen weg und deren Functio- 
nen übernimmt der Heber. 

Die Heber sind aus Messing hufeisenförmig gezogen, 
deren beide Schenkelenden von dem höchsten Punkte der 
Krümmung 12" und von einander H^ abstehen. Sie wer- 
den mit 2", 1" und Yj" W. Mass lichtem Durchmesser ange- 
wendet, und wiegen k Stück 4V4 Pfd., I74 Pfd. und '/^ Pfd. 

Nachdem die Heber mit Wasser gefüllt, und beide 
Schenkel' mit Holzpfropfen verschlossen sind, wird er an sei- 
nem Scheitel in eine an den vorerwähnten vom unteren ho- 
rizontalen Steg ausgehenden Trägern befestigte Kluppe ein- 
gestellt, wodurch der eine Schenkel durch den Schlitz des 
Schwimmers unter den Wasserspiegel des Reservoirs R 
eintauchen und der andere ausserhalb des Reservoirs zu 
stehen kommt. 

Die Mündungen bei dem Schenkel stehen so in einer 
und derselben Horizontal-Ebene. Man entfernt hierauf zuerst 
den inneren und dann den äusseren Pfropf und der Abfluss 
ist hergestellt. 

Auf diese Art können in die Kluppe 6 bis 12 Heber 
mit Zwischenräumen von t bis 2" eingestellt werden. 

Die über die Ausflussmengen durch Heber beim k. k. 
Salzberge in Aussee im Laufe dieses Sommers abgeführten 
Versuche ergaben die in den Tabellen t und II zusammenge« 
stellten Resultate. H 

Die Resultate der Tabelle II wurden aus jener von I 
auf die bekannte graphische Art mittelst Construction einer 
Curve erhalten und hiernach für jede Gattung H/sber der 
Druckmaesstab angefertiget, welcher .an irgend einer pas' 
senden Stelle des auf- und abbewegenden Theiles der Ma- 
schine angebracht und dessen unteres Ende in einer Hori- 
zontal-Ebene mit den beiden Mündungen des Hebers ge^ 
stellt wird. * 

Der Apparat misst selbst für sich mit einer Genauig- 
keit, welche praktisch mehr als ausreichend ist, da die Feh- 
ler in maximo 2 Procent betragen, und der einzige Grund 
davon in der kaum möglichen Herstellung gleicher Heber- 
lichten gesucht werden muss. Durch eonstante Vertheilung 
wirkt er aber auch noch ausserdem absolut gleichförmig, 
indem der Schwimmer vollkommen frei schwimmt und durch 
keinen Schlauch irritirt wird, der, wenn er auch noch so 
kunstvoll gearbeitet wäre, kaum ohne allen Einfluss auf die 
Freiheit des Schwimmers sein kann. 

In Verbindung mit dem Schwind'schen Plattentroge, 
welcher durch diese Versuche wiederholt controlirt und auf 
i^Q richtig befunden wurde, wird er daher zum eigentlichen 
Messapparate, welcher an Präcisiou nichts mehr zu wün- 
schen übrig lässt. 



344 



D ar B tellung 

der Resultate aus den Versuchen Über Ausflussmengen aus bafeisenfÖrmigen gezogenen schwimmenden Hebern beim k. k. Salzberge 

zu Aussee im Jahre 1867. 
Tabelle I. 







Ausflussmenge 




Ausflussmenge 




Ausflussmenge 






Entspre- 
chende 


per Stunde bei 2*' 




per Stunde bei V* 




per Stunde bei 0-5" 




Druck 


Durchmesser des 
Hebers oder 


Adhäsions- 


Durchmesser des 
Hebers oder 


Adhäsions- 


Durchmesser des 
Hebers oder 


Adhäsions- 


oder 
Fallhöhe 


Geschwindig- 
keit 


0-02 181 6 G' Fläche 


und 
BeibungB- 
Coefficient 


0-005454 D' Fläche 


und 
Reibungs- ! 
Coöfficient i 

i 

1 


00013635 C' Fläche 


und 
Reibungs- 
Cogfficient 


Theoreti- 
sche 


Wirkliche 
(rectifi- 
cirte) 


Theoreti- 
sche 


Wirkliche 

(rectifi- 

cirte) 


Theoreti- 
sche 


WirkUche 


W. ZoU 


W. Fuss 


Kub. Fuss 


Kub. Fuss 


Kub. Fuss 


10 


7-191 


564-8 


378-4 


0.670 


141.200 


93-0 


0.658 


35.300 


19-42 


0.550 


9-5 


7-009 


550-5 


368-8 


0.670 


137.625 


90-6 


0.658 


34.406 


18-89 


0.549 


9 


6-822 


535-8 


358-9 


0.670 


133.950 


88-2 


0.658 


33.487 


18-34 


0.548 


8-5 


6-630 


520-7 


348-8 


0.670 


130.175 


85-8 


0.658 


32.544 


17-77 


0.546 


8 


6-432 


505-2 


338-3 


0.670 


126.300 


83-2 


0-658 


31.575 


17-18 


0.544 


7-5 


6228 


489-1 


327-4 


0.670 


122,275 


SO-5 


0.658 


30.569 


16*57 


0.542 


7 


6-017 


472-5 


316-1 


0.669 


118.125 


77-7 


0.657 


29.531 


15-94 


0.54P 


6-5 


5-798 


455-3 


304-4 


0.669 


113.825 


74-8 


0.657 


28.456 


15-29 


0.538 


6 


5-571 


437-5 


292-2 


0.668 


109.375 


71-8 


0.656 


27.344 


14-62 


0-535 


5-5 


5-333 


418-9 


279-4 


0.667 


104.725 


68-6 


0.655 


26.181 


13-93 


0.532 


5 


5085 


399-4 


265-9 


0.666 


99.850 


65 3 


0.654 


24.962 


13-21 


0.529 


4-5 


4-824 


378-9 


251-6 


0.664 


94.725 


61-8 


0.652 


23.681 


12-45 


0.526 


4 


4-548 


357-2 


236-5 


0.662 


S9.300 


581 


0.650 


22.325 


11-64 


0.521 


3-5 


4-254 


334-1 


220-5 


0.660 


83.525 


54-2 


0.648 


20.881 


10-73 


0.514 


3 


3-938 


309-3 


203-6 


0.658 


77.325 


500 


0.646 


19.331 


9-76 


0.505 


2-5 


3-596 


282-4 


185-3 


0.656 


70.600 


45-5 


0.644 


17.650 


8-72 


0.494 


2 


3-216 


252-6 


1652 


0.654 


63.150 


40-6 


0.642 


15.787 


7-59 


0.481 


1-5 


2-785 


218-8 


142-7 


0.652 


54.700 


350 


0.6^0 


13 675 


637 


0.466 


1 


2-274 


178-6 


116-0 


0.650 


44.630 


28-5 


0.638 


11.162 


4-99 


0.447 


0-5 


1-008 


126-3 


— 


-*. 


31.575 


20-1 


0.636 


7.894 


3-35 


0.424 


0-25 


1-137 


89-3 


■-" 


~~" 


22.325 


— 


— 


5.581 


2-29 


0-411 



Anmerkung: Die Gefahr des Lufteintrittes, und in Folge dessen des Aufhörens des Abflusses tritt ein bei einer Stellung 
des 2zölligen Hebers unter l'' 
» IzöUigen » » «A" 

« VizöUigen n „ %" 

Tabelle II. »^ ^. , , , .^ • . •^ ., 

Das Eisenschmelzwerk zu Eladno in Böhmen. 

Gelegentlich einer im Laufe dieses Herbstes unternom- 
meneu Reise zur Besichtigung mehrerer Hättenwerke hatte 
ich auch das der Prager Eisenindustrie-Gesellschaft gehörige 
Werk zu Kladno besucht, welches in neuester Zeit einen 
bedeutenden Aufschwung genommen hat und gegenwärtig 
wohl eines der grössten Robeisen-Schmelzwerke ist, welche 
Oesterreich besitzt. Sowohl in dieser Beziehung als auch 
in Hinsicht der besonderen Schwierigkeiten, welche zu über- 
winden sind, um aus den local gegebenen, unreinen aber 
massenhaft vorhandenen Rohmaterialien brauchbares Eisen 
zu erzeugen, nimmt dieses Industriewerk ein besonderes 
Interesse in Anspruch. Die Hütte gehört zu jenen wenigen 
im Inlande, wo mit Coaks verschmolzen wird. Sowohl die 
Kohle, bevor sie zur Vercokuog gelangt, wie auch die in 
überwiegender Menge zur Verschmelzung kommenden Eisen- 
steine erfordern, um geeignet für die Beschickung zu er- 
scheinen, besondere Reinigungsprocesse, da beide im natür- 
lichen Zustande von Kiesen in beträchtlicher Menge impräg- 
nirt sind. Die Schwierigkeiten, welche dieser Umstand für 
den Hochofenbetrieb bildet, sind so weit behoben, dass die 
Hütte wohl kein für den Bessemerprocess genügendes Pro- 
duct, aber weisses und graues Roheisen von ganz brauchba- 
rer Qualität erkeugt, ein Erfolg, der wesentlich dem Leiter des 
Werkes Hrn. Jacobi zuzuschreiben ist, welchem es nach 
jahrelangen Bemühungen und nach Einführung mancher in- 
geniösen Einrichtung gelungen ist, dieses Resultat zu er- 



Heberdurchmesser | 


Heberdurchmesser | 


Heberdurchmesser || 




2 W." 




1 W.'' 




%W." 


Druck- 
höhe 


Ausfluss- 
menge per 
Stunde 


Druck- 
hohe 


Ausfluss- 
menge per 
Stunde 


Druck- 
höhe 


Ausfluss- 

menge4)er 

Stunde 


W." 


W. Kub. Fuss 


W." 


W.Kub.Fusa 


W." 


W.Kub.Fuss 


9-57 


370 


9-38 


90 


9-62 


19 


9-05 


360 


8-36 


85 


8-71 


Ih 


8-56 


350 


7-42 


80 


7-87 


17 


8-07 


340. 


6-54 


75 


705 


16 


7-61 


330 


5-72 


70 


6-28 


15 


716 


320 


4-96 


65 


5-55 


14 


9-73 


310 


4-26 


60 


4-88 


13 


6-31 


300 


3-61 


55 


4-22 


12 


5-91 


290 


300 


50 


3-66 


11 


5-52 


280 


245 


45 


3-13 


10 


5M5 


270 


1-95 


40 


2-64 


9 


4-79 


260 


1-50 


35 


2-18 


8 


4-44 


250 


Ml 


30 


1-76 


7 


411 


240 


0-78 


25 


1-37 


6 


3-79 


230 


0-49 


20 


l-Ol 


5 


3-48 


220 






069 


4 


3-18 


210 






0-43 


3 


2-90 


200 






0-20 


2 


2-63 


190 










2-37 


ISO 










212 


170 










1-89 


160 










1-67 


150 










1-46 


140 




, 






1-26 
1-07 


120 











— 345 



zielen. Es ist daher nicht hIo8S der im Allgemeinen gegen- 
wärtig herrschende Aufschwang im Bisenweseu, hervorge- 
rufen durch maBsenbufte Nachfrage nach Eiseufabrikaten in 
allen Theilen der Monarchie, welcher diesem früher lange 
Zeit darnieder liegenden Werke aufhalf, sondern sehr we- 
sentlich auch der Fortschritt, welcher in der Fabrikation 
selbst gemacht wurde. 

Was die Anlage des Werkes anbelangt, so sind die 
einzelnen Manipulationsstätten etagenförmig nach abwärts 
fallend in der Reihe gruppirt, in welcher die Rohmaterialien 
(Kohle und Erz) die Processe durchlaufen müssen, welche 
sie in den geeigneten Zustand für die Beschickung der Hoch- 
Öfen überführen. Im höchsten Niveau der Gesan^mtanlage 
befindet sich ein Waseerteich von bedeutendem Fassuogs- 
räum, aus welchem das erforderliche Wasser für die tiefer 
stehende Kohlenwäsche bezogen wird. D» es local an Was- 
ser mangelt, so wird zur FüUuns: des Teiches vorzüglich das 
in den nahe gelegenen Kohlengruben zudringende Schacht- 
wasset verwendet, welches mit Dampfkraft dahin gehoben 
wird. 

Ungefähr in demselben Niveau des Teiches mündet eine 
Locomotivbahn, welche das Werk mit den Eisenstein- und 
Kohlengruben in Communication setzt. Die Eisensteine, 
welche hier zur Verschmelzung kommen, stammen aus dem 
mittelsilurischen Becken Böhmens und sind von dreierlei 
Art. Was das Vorkommen dieser Eisensteine anbelangt, 
verweise ich auf die detaillirte Schilderung, welche Lipoid 
in seiner Abhandlung: nDie Eisensteinlager der siluriscben 
Grauwackenformation in Böhmen » geliefert hat*) In gerin- 
gerer Menge sind es Roth- und Brauneisensteine, vorwie- 
gend aber ein eigeuthümliches grünlichgraues Erz, welches 
hier als Chamoisit betrachtet wird, dessen Zusammensetzung 
sich wohl jener des Minerales aus dem Chamoisonthale in 
Wallis, woher der Name stammt, nähert, aber doch nicht 
vollkommen damit identisch ist. Dieses Mineral besteht 
nämlich nach einer Analyse von Berthier aus 14*3 Kiesel- 
säure, 7'8 Thonerde, 60*5 Eisenoxy.lul und 17*4 Wasser**), 
während die in Rede stehenden Eisensteine viel kohlensau- 
res Eisenoxydul und ein gewisses Quantum Eisenozyd ent- 
halten. Sie enthalten etwas Kies beigemengt. Die Röstung 
dieses Erzes scheint leicht vor sich zu gehen, da selbst die 
faustgrossen Stücke desselben, nachdem sie durch die Röst- 
öfen gegangen sind, sich beim Zerschlagen bis in den inner- 
sten Kern roth und gut abgeröstet zeigen. Die Röstöfen 
sind nach einem Entwürfe des Herrn Jacobi***) construirt, 
sie bilden hohle, gemauerte Cylinder, welche auf eisernen 
Füssen stehen. Bis auf halbe Höhe — (sie sind etwa 1 Yj 
Klafter hoch) steigt im Innern derselben ein Thonrohr auf, 
um Luft einzuführen und zu dem gleichen Zwecke befinden 



*) Jahrbach der k. k. geologischen Reichsan^lalt. Jahr- 
gang 1863, p. 339. 

**) Annales des Mines V. 393. Rammelsberg bemerkte 
in seinem miueralogiscbeu Handwörterbuche, dass das Mineral 
wohl aucli Eisenoxyd euthalten dürfte, was allerdings wahrscheinr 
lieh ist Sollte etwa ein Qehalt an Kohlensäure darin übersehen 
worden sein ? 

**•) Ohne hier einen Prioritätsstreit anregen zu wollen, er- 
lauben wir uns doch auf die in v. Rittin ger's Erfahrungen, 
Jahrgang ISGO, S. 38 beschriebeneu und Tafel IX jenes Jahr- 
ganges abgebildeten, von Bergrath C. Wagner in Maria-Zeil 
ausgeführten Erz-Röstöfen zu verweisen, deren Princip mit dem 
hier oben beschriebenen ziemlieh gleich zu sein scheint. Die 
Constructton selbst mag vielleicht etwas anders sein. O. H. 



sich auch Löcher in der Waodung. Das Erz wird gemengt 
mit Kohlenklein aufgegeben, und in dem Masse, als es unten 
zwischen den eiserueu Füssen der Oefeu herausgeiäumt 
wird, stürzt die Beschickung nach, so dass der Betrieb ein 
contiDuirlicher ist. Diese Röstöfen sind darnach wohl das 
einfachste, was sich denken lasse und bewähren sich aus- 
gezeichnet. 

Die letzt erwähnten Erze enthalten, wie angeführt wurde, 
nicht unbeträchtlich Kiese beigemengt (angeblich gegen 2 
Procent); es müssen daher nach der Röstung die dadurch 
entstandenen schwefelsauren Salze entfernt werden. Diese 
wird durch Auslaugen des Röstgutes in grossen flachen Bas- 
sins bewerkstelligt. Selbstverständlich wird auch das vom 
Erz abfallende Klein sowie die Asche der Kohle davon ent- 
fernt, so dass es nur in Stücken zur Beschickung gelangt. 

Sehr interessant bezüglich ihrer Leistung ist die gross- 
artige hier befindliche Kohlenwäsche.* Die Kohle des hiesi- 
gen Beckens ist durchwegs zur unmittelbaren Vercokung 
und Beschickung der Hochöfen nicht geeignet, da sie erstens 
vielfach von kleineren Bergmitteln durchzogen ist, vi^l Schwe- 
felkies, theils fein eingesprengt, tbeils in grösseren Krystal- 
leu, sowie eine in feinen Straten sie durchziehende Schiefer- 
kohle beigemengt enthält, die sehr aschenreich ist und das 
Backen hindert. Das ganze Kohlenquantum muss daher von 
diesen Unrei^igkeiten befreit werden, bevor es in die Rohr- 
öfen gelangt. Die Kohle wird daher auf Mühlen, die im Haupt- 
principe vollständig den kleinen Hand-Kafi*eemühlen glei- 
chen, zweimal, und zwar zuerst gröblich, dann feiner unter 
beständigem Zutritt von Wasser zerrieben, über oscillirende 
Siebe geleitet, wo eine Separation von den Beimengungen 
stattfindet, und durch diese Manipulationen zu einem bemer- 
kenswerthen Grad der Reinheit gebracht. Ohne Zeichnungen 
ist -es nicht gut möglich, eine genaue Beschreibung der Ein- 
richtung dieser Kohlenwäsche zu geben , die durch eine 
Dampfmaschine im Gange erhalten wird. 

Das resultirende Kohlenklein wird von hier in die Coaks- 
Öfen gebracht und backt nun so vorzüglich, dass das ganze 
zur Beschickung je eines Ofens gelangte Quantum nach der 
Vercokung als ein compacter Kuchen herausgezogen wird, 
der jedoch, ohne viel Abfall zu geben, leicht zerklüftet wer- 
den kann. Diese Coakskuchen zerfallen beim Aufschlagen 
nach eigenthümlichen länglichen Spaltuugsflächen. Das Aus- 
bringen an Coaks beträgt etwa über 50 Procent von der 
Rohkohle vor dem Waschen und Reinigen derselben. Der 
Aschengehalt der Coaks ist niedriger wie jener der ungerei- 
nigten Rohkohle, so bedeutend ist also der EfiPect der Koh» 
lenwäsche. 

Das Erz und die vercokte Kohle werden nun auf einer 
abschüssig laufenden Eisenbahn in Hunden zu Hochöfen ge- 
bracht und dort mittelst Aufzugwerken zur Gicht gehoben. 
Das Kladnoer Werk besitzt schon seit lauger Zeit 6 kolos- 
sale Hochöfen, von denen in einer Reihe 4, in der zweiten 
2 hart neben einander sieben. Zwei derselben standen lange 
Zeit nicht iin Betrieb, nun aber wird auf allen verschmolzen, 
was aber kaum genügt, der gegenwärtigen Nachfrage und 
Bestellung nachzukommen. 

Die Oefen sind von grösster Dimension, 50 Fuss hoch, 
mit je 6 Düsen für die Windführnng versehen und liefern 
per Woche je 2500 bis 3000 Centner Roheisen. Auf einem 
der Oefen wird bloss Brauneisenstein, auf den anderen haupt- 
sächlich jeuer Chomoisit mit einer geringeren Zugabe von 
Roth- und Brauneisensteinen verschmolzen, je nachdem sol- 



— 346 — 



wmm 



che zu Gebote BteheD. Die Windzufübrung wird für je einen 
Ofen durch eine Dampfmaschine von 100 Pferdekraft, von 
denen je 2 zasammengekuppelt arbeiten, bewerkstelligt und 
der heisB« Wind unter einem Drucke von 6 Zoll Quecksil- 
bersäule eingeblaseu. Für die Erhitzung der Gebläseluft 
dienen die abziehenden Hochofengase. Was die Beschickung 
anbelangt, so erfordern die durchwegs kalkfreien, streng- 
flüssigen Erze einen besonders starken Kalkzuschlag. *Das 
dazu erforderliche Materiale ist in nächster Nähe ausreichend 
vorhanden. Auch der Thou für die feuerfesten Backsteine 
SU den Oefen wird in der Nähe gewonnen. 

Mit dieser Beschickung entfallen für je 1 Centner Eisen 
2 Centner Schlacke, die nicht ganz 2 Procent Eisen enthält. 
Der erforderliche, bedeutende Kalkzuschlag hatte in frühe- 
rer Zeit bewirkt, das8 die Hochöfen in der Zone der Schlacken- 
bildung stark angegriffen und rasch abgeschmolzen wur- 
den. Man beugt diesem Uebelstande in neuerer Zeit mit Er- 
folg dadurch vor, dass der Ofen in dieser Zone durch von 
Aussen um denselben circulirendes Wasser kühl erhalten wird. 

Zur Zeit befindet sich nächst den Hochöfen ein ausge- 
dehntes Walzwerk im Bau. 

Das Kladnoer Werk hat ausser den hier erwähnten 
Schwierigkeiten mit vielen ungünstigen Conjuncturen, na- 
mentlich zur Zeit der grossen Eisenkrisis in Oesterreich zu 
kämpfen gehabt, und war wohl ein und das andere Mal seiner 
Auflösung nahe. Einen sehr befriedigenden Blick gewährt 
es daher nun, zu sehen, dass die Ausdauer der Gründer und 
Leiter dieses Werkes endlich dennoch Erfolge erzielt hat. 
"^'^'^^.Zji bfiaonderem Danke bin ich dem Herrn Director 
Jacobi, Herrn Wala, dem die Bergbaue unterstehen und 
dem Herrn Ingenieur Grassek verpflichtet, die alle mich 
mit grösster Gefälligkeit in alle Details des interessanten 
Werksbetriebes einweihten. (K. v. Hauer, in den Verhandl. 
der geol. Reichsanstalt Nr. 13 ) 



Walzwerke mit vor- und rückgängiger Wal- 
zenbewegung. 

Walzwerke, deren Bewegungsrichtung nach jedem 
Durchgange der erzeugten Platten umgekehrt werden kann, 
sind in jüngster Zeit schon vielfach ausgeführt und diese 
Einrichtung namentlich für die Fabrikation von Panzerplat- 
ten oder ähnlichen schwer zu handhabenden Gegenständen 
zur Nothwendigheit geworden, da man letztere einerseits 
nicht leicht nach jeder Passage über die Walzen weg zu- 
rück gehen lassen kann und andererseits viel Zeit und Brenn- 
stoff erspart, weil man mit einer Hitze eine grössere Anzahl 
Passagen ermöglicht. 

In den Stahlwerken zu Crewe erzielt man den Rück- 
gang der Walzenstränge dadurch, dass man die treibende 
Dampfmaschine rückwärts laufen lässt, deshalb hat man 
Zwillingsmaschinen mit Cyiindern von 28 Zoll Durchmesser 
und 4 Fuss Hub angewendet, welche ^^2 ^^^ °^ schnell 
gehen, als die Walzen, enslastete Dampfschieber besitzen 
und durch einen hydraulischen Apparat umgesteuert werden 
können, ohne dass man den Dampf abschliesst. Diese Ein- 
richtung arbeitet so ausgezeichnet, dass man nach augestell- 
ten Versuchen die Bewegungsrichtung in einer Minute 73 
Mai umänd(;rn kann. Die hierbei angewendeten Walzen haben 
6 Fuss 10 Zoll Länge und 24 Zoll Durchmesser und man 
vermag mit diesem Strange Luppen von der gewöhnlichen 
Stärke in elf Passagen bis zur Dicke von Locomotivrahmen- 



platten auszuwalzen ; das Senken der oberen Walzen ge- 
schieht dabei ebenfalls durch hydraulischen Druck, wie bei 
der Umsteuerung der Dampfmaschine. 

In Dawes* Eisenwerk zu Elsecar, ferner in der Panzer- 
plattenfabrik von John Brown in Sheffield, sowie noch in 
vielen anderen Etablissemens wendet man zur Bewegungs- 
Umänderungmehrfache Rädervorgelege, wie bei Hobelmaschi- 
nen, an und bewirkt das Umsteuern derselben durch einen 
Klauenmuff. 

Es trägt hier die Schwungrad welle der treibenden 
Dampfmaschine ein Getriebe von 2 Fuss Theilrissdurch« 
messer mit 15 Zähnen und 15 Zoll Breite; dieses Getriebe 
treibt ein grosses Stirnrad von 60 Zähnen und 8 Fuss Durch- 
messer, welches auf einer ersten Vorgelegwelie befestigt 
ist und zugleich in ein anderes Stirnrad von ähnlichen Dimen- 
sionen greift, das drehbar auf der unmittelbar mit den Wal- 
zensträngen zusammenhängenden Welle steckt und an einer 
Nabe Klauen besitzt. Auf der zuvor erwähnten ersten Vor- 
gelegswelle befindet sich dann noch ein Rad von 4 Fuss 
Durchmesser und 30 Zähnen und dieses treibt mittelst eines 
gleich grossen Transpdrtrades ein zweites ebenfalls 30 Zähne 
besitzendes Rad, welches wiederum lose auf der den Wal- 
zenstrang unmittelbar bewegenden Welle steckt und gleich- 
falls an seiner Nabe Klauen besitzt. Nun ist auf der letzt- 
genannten Welle zwischen dem GOzähnigen Rade und dem 
30zähnigen ein Klauen muff angebracht, der in der gewöhn- 
lichen Weise durch Federn auf der Welle undrehbar gemacht, 
aber mittelst eines langen Hebels verschiebbar ist, so dass, 
je nachdem dieser Muff in die Klauen des grossen Rades 
oder in die des kleinen eingreift, die Walzenstrangwelle 
der Bewegung des grossen Rades oder der entgegengesetzten 
(aber gleich schnellen) des kleinen Rades folgen muss. In 
Bezug auf die übrigen Dimensionen .dieser Einrichtung zu 
Elsecar sei noch erwähnt, dass die Schwungradwelle 16 Zoll 
stark ist, das Schwungrad selbst aber 18 Fuss Durchmes- 
ser i^nd einen Kranz von 12 Zoll Breite und 10 Zoll Dicke 
hat; die acht Arme dieses Rades sind mit der Nabe aus 
einem Stück gegossen und ihre Enden mit dem Kranz durch 
Schwalbenschwänze verbunden. In gleicher Weise ist auch 
die Construction der grösseren Stirnräder ausgeführt. Die 
erste Vorgelegwelle ist 14 Zoll stark und ihre Lagerstellen 
sind, wie die der Schwungradwelle und der übrigen Vorge- 
legwellen, 12 Zoll im Durchmesser und 15 Zoll lang. Uebri- 
gens sind hier drei Walzenpaare vorhanden, deren untere 
Walzen alle einen Strang bilden, und von denen die der 
Klauenmuffeinrichtung zu nächst gelegenen 7 Fuss Länge 
und 21 Zoll Durchmesser, das zweite Paar 6 Fuss Länge 
und ebenfalls 21 Zoll Durchmesser haben, während das 
dritte Paar bloss 5 Fuss Länge und 20 Zoll Stärke hat. 
Zwischen dem ersten und zweiten Walzenpaar ist noch 
ein Paar Getriebe von 2 Fuss Durchmesser und 20 Zoll 
Breite angebracht , um deren obere Walzen mit trei- 
ben zu können , was auf die gewöhnliche Weise durch 
zwischen diese Getriebe und die Oberwalzen eingeschal- 
tete und in ihren Kuppelungen etwas bewegliche kurze 
Verbindungswellen geschieht. Die Oberwalzen des dritten 
Paares werden nicht besonders bewegt. Die Walzen für die 
Plattenfabrikation sind in starken Schalen hart gegossen, 
um ihre Dauerhaftigkeit zu vermehren, und man macht hier 
die zu walzenden Packete breiter, kürzer und dünner, als 
für Stabwalzerei, stellt sie auch so zusammen, dass die ein 
Packet bildenden Schienen theils der Länge, theils der Quere 



— 347 — 



nach auf einander gelegt werden, und lässt BchlieBslich die 
Platten Bowohl der Längenrichtung als der'Breite nach durch 
die Walzen gehen, damit sie nach beiden Dimensionen hin 
gleiche Festigkeit erlangen ; zweckmässig ist es hierbei noch, 
den Packeteu gleich anfangs eine der Form der fertigen 
Bleche ähnliche Gestalt zageben, damit sie nach jeder Rich- 
tung gleich viel ausgestreckt werden. Bei sehr langen Schififs- 
platten, die man nicht der Breite nach durch die Walzen 
gehen lassen kann, stellt man, um zu verhüten, dass die 
Fasernrichtnng bloss der Länge nach geht und die Bleche 
dann in transversaler Richtung weniger Festigkeit haben, 
die Packete gleich von Anfang an so her, dass sie aus einer 
grösseren Anzahl querüber gelegten Stäbe gebildet werden. 
(Engineering, Jan. 1867 p. 1.) 



Heizröhren von Bessemerstahl. 

Von Prof. Dr. Simon Subic. 

Um eine Vermehrung der Production des Bessemer- 
stahles und eine Hebung der Eisenindustrie zu befördern, 
ist es vor Allem nothwendig, die Verwendung des betreffen- 
den Materials und die im technischen Leben massgeben- 
den Eigenschaften desselben zur allgemeinen Kenntniss zu 
bringen. 

Die Vorzüge der Heizröhren aus Bessemerstahlblech 
vor den gewöhnlichen schmiedeisemen Kesselröhren sind 
so bedeutend, dass die Verwendung von Bessemerstahlblech 
zu denselben bald eine allgemeine wird; und insbesondere 
sind es die Locomotiven, bei welchen die schmiedeisernen 
Röhren zunächst von Bessemerstahlröhrcn verdrängt werden. 

Zu dem erwähnten Zwecke sollen hier einige der be- 
sonderen Vorzüge der Heizröhren aus Bessemerstahl an- 
geführt werden. 

Die* wichtigsten der hieher gehörigen Eigenschaften 
sind die Festigkeit, Dauerhaftigkeit, Erzielung eines geringe- 
ren Gewichtes, bessere Verwendung des Heizmaterials und 
Ersparung des letzteren, leichtere Reinigung und besserer 
Zug bei gleicher Festigkeit mit den schmiedeiseren. 

Um die Festigkeit der schmiedeisemen Röhren zu er- 
langen, brauchen die Röhren aus Besäemerstahl eine fast 
nur halb so dicke Wandung. Dabei zeigen die Röhren aus 
Bessemerstahl eine viel grössere Steifigkeit, und erhalten 
sich desshalb in den Kesselwandungen viel dichter einge- 
fügt; auch trägt ihr geringeres Gewicht viel weniger zur 
Lockerung der Wandfugen bei, als bei schmiedeisemen, 
die bei gleicher Festigkeit ein doppeltes Gewicht haben 
müssen. So hängt mit der Erzielung eines geringeren Ge- 
wichtes auch eine grössere Dauerhaftigkeit zusammen, und 
aus demselben Grunde werden Heizröhren aus Bessemer- 
stahl weniger Reparaturen brauchen als solche aus Schmied- 
eisen. 

Weil Röhren aus Bessemerstahlblech die schmiedeiser- 
nen mehr als um das Doppelte an Festigkeit übertreffen, so 
halten sie bei der halben Wanddicke schon denselben Druck 
wie jene aus, so können Röhren von Bessemerstahlblech bei 
gleicher äusserer Dick^ eine mehr als zweimal grössere 
OeffnuQg haben, wodurch die Grösse der mit den Feuergasen 
in Berührung kommenden Wand, das ist die Heizfläche sehr 
vergrössert und die Feuerwärme umsomehr dem Kessel was- 
ser zugeführt, folglich auch Brennmaterial erspart wird. 

Aus demselben Grunde der grösseren Röhrenweite bei 
gleicher Festigkeit wird die Dampferzeugung vermehrt, der 



Durchzug der Feuergase begünstigt, und auch die Reinigung 
der inneren Röhrenwand leichter ausgeführt. 

Wegen ihres viel gerinfl:eren Gewichtes werden sich die 
Röhren aus Bessemerstahlblech zunächst bei den fahrenden 
Dampfmaschinen Eingang verschaffen. Bestellungen zu die- 
sem Zwecke wurden in neuester Zeit in der Röhrenfabrik 
von Joh. Haag in Augsburg gemacht. 

Da wir in Steiermark Bessemerstahl von vorzüglicher 
Güte haben, so verspricht auch dieser Industriezweig einen 
lebhaften Aufschwung. (Stf^ierm.Ind. u.H. Blatt.) 

Notiz. 

Erzielnng blasenfreier Stahlgüsse. Nach Tard in Cbi- 
rago giesst man Eisenbahnwagenräder in Formen, welche aus 
einem festen eisernen Untertheil und einem eisernen Obertheil 
bestehen, welcher durch 3 gleichzeitig von einer Mittelwelle aus 
durch Zahnräder umgedrehte Schrauben auf- und niederbewegt 
werden kann. Man giesst den Stahl durch Eingüsse im Obr-tbeil 
ein, scbliesst die liieflslöcher durch Schieber, setzt die Schrauben 
in Bewegung und übt dadurch einen starken Druck- aus, wobei 
man durch geeignete Ocffnungen din Gase entweichen lässt. — 
Whitworth verschliesst beim Gicssen von Stäben die mit flüs- 
sigem Metalle gefiillte Form an ihrem oberen Ende durch einen 
dicht schliessenden Kolben, während am unteren Ende mittelst 
einer hydraulischen Presse ein Kolben eingetrieben wird, der 
einen Druck bis zu 4000 Pfd. per Qu.-Z. ausübt. (Berggeist.) 

Administratives. 
Smennuagen. 
Vom Finanzministerium: 

Der Cassier des Eisenwerks-Oberverwesamtes zu Eibiswald 
Franz Nezwal zum Factor bei der Eisenverschleissfactorie in 
Prag, unter Belaasung des Titels und Charakters eines Berg- und 
Hüttenverwalters ; dann der disponible provisorische Bergverwal- 
ter zu Trifail Franz Wodiczka zum Cassier bei dem Eisen- 
werks-Oberverwesamte in Eibiswald (Z. 3761 1, ddo. 3. October 1867). 

Der Material verwaltungs-Controlor zu Mariazell Eugen 
Kellner zum Zeug- und Wirthschafts- Verwalter bei dem Bergamte 
zu Idria (Z. 37934, ddo. II. October 1867). 

Erledigungen. 

EineCassiersstelle bei dem Eiseuwerks-Oberver- 
wesamte zu Gusswerk nächst Mariazeil in der IX. Diä- 
tenclasse, mit dem Gehalte jährl. 945 fl., 20 Wr. Klaftern Brenn- 
holzes in natura, Naturalwohnnng nebst Garten und 2 Joch Grund- 
stücken und gegen Erlag einer Caution von 1050 fl. 

Gesuche sind, unter Nachweisung der bergakademischen 
Studien, der Kenntniss der Cassamanipulation , des montanisti- 
schen Rechnungsfaches und der Concepüfcrtigkcit, binnen drei 
Wochen bei dem obbezeichneten Oberverwesamte einzubringen. 

Eine controlirende Amtsofficialsstelle in Fohns- 
dorf in der XI. Diätenclasse , mit dem Gehalte jährl. 525 fl., 
2 Klaftern Holz und 160 Centuern Steinkohlen in natura, freier 
Wohnung nebst Benützung von 2 Joch Wiesen und 2 Joch Acker 
und gegen Erlag einer Caution im halben Gehaltsbetrage. 

Gesuche sind, unter Nachweisung der montanistischen Stu- 
dien, der theoretischen und praktischen Ausbildung im Bergbau- 
und speciell im Steinkohlenbergbau beiriebe, dann der Gewandt- 
beitim Verrecbnnngs-, Concepts- und Kanzleifache, binnen vier 
Wochen bei dem Bergamte in Fohnsdorf einzubringen. 

Eine Actuarsstelle bei dem Bergamte zu Pf ihr am 
in der XI. Diätenclasse, mit dem Gehalte jährl. 525 fl. und einem 
Quartiergelde jähri. 52 fl. 50 kr. 

Gesuche sind, unter Nachweisung der bergakademischen 
Studien, der Gewandtheit im Concepte, der Kenntniss der bezüg- 
lichen Normalien sowie beider Landessprachen, binnen vier 
Wochen bei dem Bergoberamts-Präsidium in Ptibram einzu- 
bringen. 
Nr. 1604 Erkenntniss. 

Da Carl Resch, Besitzer der Stefani Steinkohlenzeche in 
der Gremeinde PHwetic, Bezirke Rokitzan, ungeachtet der an ihn 
ergangenen in dem Amtsblatte der l^rager Zeitung vom 1. Sep- 



r- 348 — 



tember 1867 enthaltenen Aufforderung, weder seinen Wohnort 
angezeigt, noch einen Kevollmächtigten namhaft gemacht, und 
die Stefani-Zeche nicht in den bauhaften Stand gesetzt hat, -so 
wird auf Grund der §§. 243 und 244 des allg. B. G. auf die 
Entziehung dieser Bergbauberechtigung mit dem Beifügen erkannt, 
dass nach erlangter Rechtskraft dieses Erkenntnisses das Weitere 
nach den Bestimmungen des allg. B. G. veranlasst werden wird. 
Von der k. k. Berghanptmannschaft 
Pilsen, am 18. October 1867. 



Nr. Exh. 1550. 



Ediot 



In Gemässheit der von dem k. k. Bezirksamte in Böhmisch- 
Brod vorgenommenen Erhebungen befinden sich die im politischen 
Bezirke Böbmisch-Brod, in den Catastral- Gemeinden Pfistoupin 
und Txsmic situirten nach dem Pateute vom Jahre 1819 mit dem 
Flächeninhalte von je 12544 Quadratklafter verlieheneu Xupfer- 
erzgrubenmassen und zwar: 

a) das Budecer Emanuel-Mass, 

b) das Schmidt Ferdinand-Mass sammt Ueberschar pr. 1 40QK1. 

c) das Theer Barbara- Mass, 

d) das Manger Rudolf-Mass, 

e) das Martin Pokorny-Mass, 

f) das Korb Josef-Bdass und 

g) das Franz Josef-Mass in Folge vieljährigen Nichtbetriebes 
in einem so vernachlässigten und verwahrlosten Zustande, dass 
in den letztgenannten 4 Massen derzeit überhaupt gar keine 
Einbaue mehr bestehen, während die in den erstgenannten 31 
Massen vormals ausgefahrenen 2 Stolleneinbaue mit dem gänz- 
lichen Einstürze drohen. 

Es werden daher die bergbücherlich vorgeschriebenen Eigen- 
thümer dieser Grubenmassen und zwar bei dem Bude6er Ema- 
nuel-Mass Herr Emanuel Justus Theer und Agnes T e b i c h , bei 
den übrigen Massen der AUeineigenthÜmer EmanuelJustus Theer, 
beziehungsweise dieser beiden Erben und Rechtsnachfolger, sowie 
auch der Naturalbesitzer dieser Grubenmassen Herr Franz Urfus, 
dermal dessen Concursmassa, hiemit aufgefordert, binnen 90 Tagen 
vom Tage der ersten Ellnschaltung dieses Edictes in das Amts- 
blatt der Prager Zeitung, die vorbezoichneten 7 Grubenmassen 
nach Vorschrift der §§. 170, 174 des allg. Berggosetacs \v^ ard- 
nungsmässigen Betrieb zu setzen, die rückständigen Massen ge- 
bühren, welche mit Schluss des H. Quartals 1867 354 fl. 2 kr. 
, betragen und ebenso den Frohngebührenrückstand pr. 43 fl. bei 
dem k. k. Steueramte in Böhmisch-Brod zu berichtigen, und end- 
lich Über die bisherige Unterlassung des steten Betriebes sich 
standhaft zu rechtfertigen, widrigens nach Vorschrift der §§. 243, 
u. 244 des allg. Berggesetzes auf die Entziehung sämmtlicher Berg- 
bauberechtigungen erkannt werden wird. 

Von der k. k. Berghauptmannschaft 

Prag, am 17. October 1867. 

Nr. 1587. Kundmaohuiig. 

lieber Ansuchen der betreffenden Direction wird hiemit eiu, 
unter ämtlicher Intervention am 4. November 1 867 Früh 1 Uhr 
im Anitslocale der gefertigten Behörde abzuhaltender Gewerken- 
tag für die Reichgeschieb-Gewerkschaft zu Joachimsthal ausge- 
schrieben und die Vorladung an sämmtliche Beantheilte mit dem 
Beifügen erlassen, dass die, nicht persönlich oder durch einen 
legal bevollmächtigten Vertreter hiebei erscheinendetir'Gewarken 
als den, von der Mehrheit der gegenwärtigen Kuxbesitzw ge- 
fassten Beschlüssen beitretend angesehen werden müssten. 



Als vorläufig angezeigte Verhandlungsgegenstände werden 
bezeichnet : 

1 . Veranlassung zur Einbringung der rückständig en Zubussen. 

2. Vorlage des Betriebs-Präliminars für die Zeit vom 1. JuH 
1867 bis Ende Juni 1808. 

3. Bestimmung der auszuschreibenden Zubussen. 

4. Revision des Directions- Vertrages. 

Von der k. k. Berghauptmannschaft 
Elbogen, den 7. October 1867. 

AMÜNDIGroGm 

Concur8 fUr eine Obersteigersetelle: 

Bei dem gräflich Sdndor'schenBrannkohlenbergbaue Annathal 
bei Gran ist die Stelle eines Obersteigers erledigt 

Jahresdotation: in Barem 500 fl. öst. ^. 

20 Metzen Weizen, (117-119) 

12 Metzen Korn, 
8 Eimer alten weissen Weines, 
IVg Joch Feld, k 1600 Qudratklafter, 
Naturalwohnung mit Hausgärtchen, 
Freies Oelgeleucht, 
freie Kohlenfeuerung. 
Bewerber wollen ihre Gesuche, worin sie sich über zurück- 
gelegte bergakademische Studien, praktische Dienste beim Koh- 
lenbergbau, Fertigkeit in der damit verbundenen Lohns-, Material- 
und Cassarechnungsführung, dann Sprachkenntnisse auszuweisen 
haben, bis 8. November l. J. frank irt einsenden an die gräflich San- 
dor^sche Bergverwaltung Annathal, Post Dorogh, Graner Comitat. 



(105-116) Mehrere Cylindergebläse 

für beiläufig 5500, 3000, 2000 Kubikfuss Windlieferung, mit Ba- 
lancier oder Schubstangenbewegung, vollständig gut erhalten, 
ein oscillirendes Cylindergebläse für beiläufig 1500 K.' Windlie- 
feruttg, völlig neu, ferner ein completes Feineisenwalzwerk geben 
wir zu äusserst billigen Preisen, fast zu Rohmaterialpreisen, ab. 
Fürstlich FMirstenberg'sche Hüttenverwaltung Donaueschingen . 

Die Seiler-Waaren-Fabrik 

des Carl niaiifll in Pesi 

erzeugt alle für den Bergbau nöthigen Seiler-Arbeiten von 
vorzüglicher Qualität zu den billigsten Preisen. 
Fabrik: Pest, Stadtwäldchen, Arenaweg Nr. 120, 121. 
Niederlage: Pest, Josefsplatz, Badgasse Nr. 8. (6i— 6i) 



Briefkasten der Expedition. 



K 



k. B . t in Sfe S . . . . n 

Am 23. December 1866 sandten Sie fl. 8.50 ala Pränume- 
rationsbetrag pro 1867 ein; letzterer beträgt jedoch fl. 8,8ii 
pranno und ersuchen wir höflich um gefällige Einsendung des 
kleinen Restes von 30 kr. 



'Mit der heutigen Nummer wird für die Jahres-Pränumeranten unserer Zeitsohrifb das von 
Seite des hohen k. k. Finanz-Ministeriums bestimmte Beilageheft ,,Erfalirungen im berg- und 
hfittenaiAnnischen Maschinen -Bau- und Aufbereitungswesen^% Jahrgcmg 1866, (zusammenge- 
stellt imter der Leitung des Herrn Ministerialrathes Ritter v. Rittinger) sammt dem dazu 
gehörigen Atlas von Zeichnungen ausgegeben, wird Jedoch seines grossen Umfänges wegen 
den k. k. Behörden ämtlich, und Jenen Abnehmern, welche die Zeitschrift mit der Post er- 
halten, in einem separaten Packet verpackt, zugestellt werdeiL 

Diese Zeitschrift erscheint wöchentlich einen Bogen stark mit den nöthigen artistischen Beigaben. Der Pränumerationiprois 
ist jährlich loeo Wien 8 fl. ö. W. oder 5 Thlr. 10 Ngr. Kit franeo Postvenendung S fl. 80 kr. ö. W. Die Jahresabonnenten 
erhalten einen oflficiellen Bericht über die Erfahnugen im borg- und hüttenmännischen Masohinen-, Bau- and Anfbereitiingsweten 
sammt Atlai als Gratisbeilage. Inserate finden gegen 8 kr. ö. W. oder IV2 Ngr. die gespaltene Nonpareilleseile Aii^ahme. 

Zuschriften jeder Art können nur ftraneo anfrenommen werden. 



Dmck yon Ckrl Fromme In Wien. 



Für den Verlag verantwortlich: Garl Reger. 



N=44. 

IV. Jahrgang. 



Oesterreichische Zeitschrift 



1867. 

4« November. 



tur 



Berg- und Hüttenwesen. 



Verantwortlicher Redacteur: Dr. Otto Freiherr von Hingenau, 

k. k. Ministerialrath im FinAonniiiUtariiim. 

Verlag der Q. J. Manz'schen Buchliaxidlimg: (Kohlmarkt 7) in Wien. 



Inhalt: Der k. k. Qaeckflilber-Bergban zu Idria. — Carl Freiherr v. Schcnchenstoel. 
stratiTes. — Ankündigangen. 



Literatur. — Notizen. — Admini- 



Der k. k. ftuecksilber-Bergbau zu Idria*). 

Von dem k. k. Bergwerks- Exspectanten Anton Tschebnil. 

Einleitung: Die Bergstadt Idria in Krain mit ihrem 
Qaecksilbererzvorkommen liegt am nordöstlichen Rande des 
Karstes, in der tief eingeschaitteuen Thalschlucht der Idriza, 
die sich quer dem Streichen der Schichten der hier auftre- 
tenden Formationen ihren Weg gebahnt hat. 

Die sehr steilen Gehänge dieses Errosionsthales, die 
sich über dem Flussspiegel der Idriza bei Idria z. B. bis 
1000' erheben, — sind zum grössteu Theil bewaldet; unbe- 
deutende Flächen werden als Ackerland und Weide benützt. 
Einzelne Partien sind felsig und zerrissen, und an solchen 
Punkten die Gesteinsschichten der auftretenden Formationen 
deutlich zu beobachten. 

Ueber die oberirdischen geognostischen Verhältnisse 
der Umgebung von Idria, in welcher auch die Gesteine vom 
Hangenden des Grubenbaues mit auftreten, wurde in ein- 
zelneu Berichten und Verhandlungen der k. k. geologischen 
Beichsanstalt, und zwar in den Jahrgängen IV, VII, VHI 
und IX — ausführlich berichtet. Auszugsweise sei Folgendes 
erwähnt : 

Herr Bergrath M. V. Lipoid zählt die erzführenden 
Schichten Idrias zu den Gailthaler Schichten, indem er den 
sogenannten Silberschiefer im Hangenden der Erzlagerstätte, 
der auch zu Tage ausheilst und das unmittelbare Liegende 
der Werfner Schiefer bildet — zu den Gailthaler Schichten 
rechnet. 

Darüber folgen nun die Glieder der unteren alpinen 
Triasformation mit : Werfner Schiefer und Gutensteiner Kal- 
ken mit den betreffenden charakteristischen Petrefacten. 



*) Indem wir hier eine viele interessante Thatsachen ent- 
haltende Arbeit eines jungen Bergbeamten veröffentlichen, welcher 
mehr als zwei Jahre bei dem Betriebe in Idria sieb beschäftigte , 
können wir dem geologischen Theile derselben nicht unbe- 
dingt zustimmen. Ueber die geologischen Verhältnisse mnss' erst 
noch Klarheit gebracht werden, denn es fehlen noch viele An- 
haltspunkte zu einem bestimmten UrtheiL Allein schon vor 45 
Jahren hat C. J. B. Karsten auf die gangartige Natur des 
Idriaer Vorkommens aufmerksam gemacht, und uns scheint, dass 
es mohsianische Ansichten von Gleichzeitigkeit der Bildung u. s. w. 
Bein mögen,' welche in den südlichen Alpen-Revieren so vielfach 
„Lager'' an der Stelle der „Gänge** erblickten. O. H. 



Ueber diese lagern sich die Gesteine der oberen alpinen 
Trias, mit den deutlichen Versteinerungen der St. Cassiauer 
und Hallstädter Schichten. 

Die Hochplateaus von Idrias Umgebung gegen den 
Südenf dem Karst zu, werden von sehr mächtig entwickel- 
tem Hippuriten- und Rndisten-Kalke der Kreideformation 
gebildet. 

Ob die Unterordnung der hiesigen 'Erzformation in die 
Gailthaler Schichten eine richtige sei, ist jedoch zweifelhaft, 
da man im Sumpfe des 150 Klafter tiefen Francisci-Schachtes 
sowie im Sumpfe des 122 Klafter tiefen Barbara-Schachtes 
deutliche blutroth und grün gefärbte Schiefer gefunden hat, 
die ganz analog dem — ganz bestimmt im Hangenden der 
Erzlagerstätte auftretenden — Werfner Schiefer sind. Da 
ferner die, an oberwähnten Punkten gefundenen Petrefacten 
denen, die in dem Werfner Schiefer vorkommen, ähnlich sind, 
80 erscheint es richtiger, das Idriaer Vorkommen der unteren 
alpinen Trias einzureihen. 

Leider lassen bis dato die im bituminösen und im kie- 
sigen sehr festen Lagerschiefer, bis zu einer Tiefe von mehr 
als 100 Klafter vorkommenden Schalenreste, die soge- 
nannten Korallen, die oft vererxt sind, keine verlässliche 
geognostische Bestimmung der betreffenden Schichten zu. 

Hoffentlich wird es in der Folge der Zeit durch auf- 
merksames Forschen und Beobachten gelingen, in der Erz- 
lagerstätte charakteristische Petrefacten für eine genauere 
geognostische Bestimmung derselben zu finden*). 



Die Erzlagerstätte. 
Der Ort des Vorkommens der Erzlagerstätte von Idria 
befindet sich unter dem westlichen Gehänge des Idrizathales, 
vor Einmündung des Nikova-Baches in den Idrizafluss, am 
Unken Ufer des letzteren. 



*) Bei der Schwierigkeit, mit welcher Dctailforschungon in 
den vielfach gestörten Gebilden unserer Alpen verbunden sind, 
ist es nicht zu verwundern, wenn noch Vieles nuklar und pro- 
blematisch ist. Der gegenwärtige Leiter des Bergwerkes Idria, 
Bergrath M. V. Lipoid hat, wie wir freundlichen Mittheilungen 
entnehmen, die wünscheuswerthe genauere Bestimmung mit Eifer 
begonnen und in Verbindung mit den Beiträgen, welche der Berg- 
baubetrieb dazu liefert, wird es hoffentlich in nicht zu langer 
Zeit gelingen, Klarheit in die Verhältnisse zu bringen. O. H. 



— 350 - 



Das Streichen der Erzformation ist von S.O. nach N.W., 
während die Thalrichtung der Idriza nahezu genau von S. 
nach N. geht. Die Schichten der Lagerstätte fallen recht- 
sinisch mit dem Gehänge ein; der Verflftchungswinkel der 
Schichten variirt um 30 Grad, und die Hangendschichten 
beissen zn Tage aus. 

Charakter. Ueber die Art des Idrianer Vorkommens, 
ob dasselbe wohl ein Lager oder etwa ein Stock sei, sind 
die Ansichten der Bergleute und Geognosten untereinander 
verschieden. 

Bis in die bis jetzt aufgeschlossene Teufe des Berg- 
baues sind die durch liegende Schläge und Ausrichtungen 
im Streichen gemachten Beobachtungen derartig, dass sie, 
fflr das hiesige Vorkommen den Bedingungen eines Lagers^) 
vollkommen entsprechen. 

Die in den obersten Horizonten abgequerten Schichten 
wiederholen sich in den tieferen Horizonten im Liegenden, 
mit geringen localen Abweichungen in Bezug auf Mäch- 
tigkeit, Streichen und Fallen ziemlich regelmässig. 

Die Reihenfolge der Gestdine des Erzvorkommens ist 
folgende : 

Als Liegendes der Lagerstätte gilt ein Dolomit, dann 
folgt ein Sandstein , auf diesen der Lagerschiefer, hierauf 
Dolomit und Dolomit-Conglomerate, welche vom Silberschie- 
fer überlagert werden. Letzterer tritt zu Tage aus und wird 
von Dolomit- Conglom erat und Werfiaer Schiefern überlagert. 

In der Mittelteufe und zwar in der Mittelmächtigkeit 
und gegen das Hangende des Vorkommens beginnen nun 
Abweichungen in der Reihenfolge der Gesteine, wie sie im 
Liegenden beobachtet wurde, und auch in Bezug auf das 
Einfallen und selbst Streichen werden Unregelmässigkeiten 
gefsi^en. 

Durch Hangendschläge fährt man, nach Durchbrechung 
des mächtigen Silberschiefers, wieder Sandstein , Dolomit, 
ConglomeratOy Kalk und Lagerschiefer in der verschieden- 
sten Reihenfolge und mit allmäligen Uebergängen an — 
mit den ganz gleichen Charakteren, wie sie im Liegenden 
schön geschichtet und übereinander gelagert gefunden wer- 
den. Hier streichen diese Schichten wie am Liegenden, nur 
das Einfallen derselben ändert eich, indem die meisten 
Schichten nicht nach N.O., wie im Liegenden, sondern mit 
geringen Abweichungen nach S.W. einfallen. 

Diese Thatsachen gaben einerseits Veranlassung zu 
der Annahme, dass die gesammte Lagermasse in der Mittel- 
teufe eine wellenförmige Biegung mache, anderseits dass 
das hiesige Vorkommen ein stockförmiges sei. Die bis jetzt 
gemachten Beobachtungien stimmen grösstentheils — für 
die erstere Annahme. 

Jedenfalls sind diese oberwähnten Erscheinungen den 
Bedingungen eines eigentlichen Lagers widersprechend und 
stimmen dieselben mehr für ein stockförmiges Vorkommen. 
Der wahre Charakter , die Hauptmerkmale eines Stockes 
müssten aber durch weit richtigere Beobachtungen erst er- 
wiesen werden. 



*) Ob die künftigen Aufschlüsse diese Ansicht bestätigen 
werden, wollen wir abwarten; wir für unsere Person wagen es 
nicht darüber abzusprechen, wenn wir gleich in Fragen um die 
Natur der Erzlagerstätten die gangartige Natur derselben oft 
verkannt gesehen haben, imd so manches Lager im Laufe der 
Zeit als s olches zweifelhaft geworden ist. Dodb wir suspendiren 
unser Urtheil und lassen die Ansichten des Ver&ssers unverän- 
dert folgen. O. H, 



Die ganze Erzlagerstätte als ein stockförmiges Vor- 
kommen zu bezeichnen, ist nach meiner unmassgeblichen 
Meinung viel mehr gewagt, als wenn man dieselbe als ein 
reines Lager annimmt. 

Diese unregelmässigen Ausscheidungen in der Lager- 
masse scheinen eben auf eine stattgefbndene Störung — 
oder vielmehr unvollkommen erfolgte Absonderung der in 
Bildung begriffen gewesenen Lagermasse zu deuten. 

Aufschlüsse, die man unter dem Barbarafeld-Honzonte, 
bis wohin man jetzt das Lager am Liegenden verfolgt und 
aufgeschlossen hat, in grösserer Tiefe, sowie in den ver- 
schiedenen höheren Horizonten gegen die Mittelmächtigkeit 
und in das Hangende hinaus, noch ausführen wird, werden 
auch darüber Klarheit verschaffen, ob das sogenannte ^auf- 
steigende Lager** eine Abzweigung und Biegung des Lagers 
ist, oder ob jene unregelmässigen Lagerungen in Verbindung 
mit den neuen Aufschlössen für das ganze Vorkommen oder 
nur für sich allein einen stockförmigen Charakter entsprechen. 

Zweckmässig angelegte Hoffnungsbaue und genaue 
und sorgfältige Beobachtungen werden diese Zweifel gewiss 
vollkommen lösen, und für die hiesige Erzlagerstätte den 
Haupt-Charakter eines Lagers sehr wahrscheinlich noch prä- 
ciser constatiren.*) (?) 

Für den speciellen Abbau ist dieser speculative Tbeil 
des Vorkommens allerdings vielleicht von untergeordneter 
Bedeutung; für Vor- und Hoffnuogsbaue hingegen ist dessen 
Reontniss und Berücksichtigung unbedingt nothwendig. 
GesteinsartexL 

Der Charakter der in der Lagermasse auftretenden Ge- 
steine ist folgender: 

1. Im Liegenden der erzführenden Formation, dersel- 
ben eigentlich noch angehörig, findet sich ein grauer mit 

' Kalkspathadern durchdrungener fester Dolomit, der immer 
etwas kiesig und an mehreren Punkten der Grube auch als 
Zinnober führend aufgeschlossen wurde. Ein über 160^ lan- 
ger Liegendschlag in einer Tiefe von 100^ konnte die Mäch- 
tigkeit desselben noch nicht durchfahren. Aehnliche Lie- 
gendschläge in höheren Horizonten hatten bis dato auch 
keinen anderen Erfolg. 

2. Darauf folgt mit deutlichem Gesteins Wechsel, selte- 
ner durch allmäligen Uebergang, ein grauer glimmeriger und 
quarziger Sandstein, bald mehr weniger dulomitisch und 
kalkig, der ganz taub ist; nur in einzelnen Fällen soll man 
in ihm auch Zinnoberspuren gefunden haben. Er ist in der 
Regel kiesig und verwittert sonach ziemlich schnell. In den 
ganz deutlichen Schichtungsflächen führt er stellenweise bis 
6^'^ dicke. Feldspathlamellen, die ebenfalls verwittern und 
Kaolin geben. Mächtigkeit um 5^. 

3. Unmittelbar auf diesen Sandstein folgt nun das erste 
Glied, der für den Erzbau wichtigen Gesteine, der Lager- 
schiefer (Lager B). Es ist das ein bald mehr bald minder 



*) Karsten hält in seiner „Metallurgischen Reise" (1821) die 
Ansicht, dass man es in Idria mit einem mächtigen Gange oder 
einem Stockwerke zu thun habe, für bergmännisch gerechtfertigt 
und setzt hinzu: n Mit der Zuversicht, mit welcher man das Liegende 
Überall gefunden hat, dürfte jedoch das wahre Hangende noch 
nicht ausgemittelt, aber noch viel weniger dürfte es als entschie- 
den angesehen sein, dass das Schiefergebirge wirklich nicht wei- 
ter, als man jetzt dafür hält, nach beiden Gegenden fortstreicht P 
Schon aus diesem Grunde theilen wir selbst die Schlnssbemer- 
knng des Herrn T sehe bull, dass Klarstellung der geologischen 

I Verhältnisse für den Hoffnungsbau von grosser Wichtigkeit sei ! 

1 O. H, 



— 351 — 



bitüminÖBer Thonscbiefer. Auch hier sind stellen weise die 
Uebergänge des Sandsteines in den Lsgerschiefer allmälig. 
Der Sandstein sowohl als der Lagerschiefer haben siemlich 
anhaltendes, deutliches Streichen nnd Yerflftchen. 

Der Lagerschiefer erreicht im Maximum eine MiLchtig- 
keitvon IQKlftrn. Derselbe ist oft sehr kiesig und auch dolo- 
mitisch, und ist beides Tereint, so wird er sehr dicht und 
fest. Je bitumenreicher und kiesiger, desto schneller verwit- 
tert er, und liefert Eisenvitriol in kleinen Krystallen als Zer- 
aetzungsproduct. 

In der Nähe der Gesteinsscheidungen des Lagerschie- 
fers und des darauf folgenden Dolomite und der Conglome- 
rate wird der Lagerschiefer dolomitisch ; er hat Dolomit- 
kOrper in bis 12" mächtigen Streifen, mit sich conform lie- 
gend, ausgeschieden. In solchen Fällen ist auch die krystal- 
linische Structur des immer bituminösen Dolomites (Bitter- 
spathes) genau zu beobachten. In diesen geschichteten Ueber- 
gängen des Lagerfthiefers und Dolomites, und umgekehrt, 
finden sich sphäroidische Körper von bituminösem Bitterspatjh, 
die ebenfalls deutliches Krystallisations-Geffige enthalten. 
Das Innere solcher flachgedrückter Kugeln enthält manch- 
mal in einer Druse Kalkspath- und Zinnoberkiyetalle, in den 
meisten Fällen aber Zinnober. 

4. Auf den Lagerschiefer folgt ein ungescbichteter D o- 
lomit (Lager A), der entweder als solcher derb, oder aber 
als Conglomerat auftritt, und eine bedeutende Mächtigkeit, 
bis um'20^ im Maximum, erreicht. Er bildet das zweite, für 
den Erzbau wichtige Gestein. 

Das auftretende und ebenfalls erzführende Conglomerat 
besitzt in den meisten Fällen ein thoniges, bituminöses Bin- 
demittel, ähnlich der Hauptmasse des Lager Schiefers. Der 
Zinnober findet sich sowohl im Bindungsmittel als auch in 
den einzelnen ofc mehrere Fuss grossen, zum Theil ganz 
abgerundeten Conglomerat-Bestandtheilen. Ist das Bindemit- 
tel selbst dolomitisch, nicht bituminös, so ist das Conglome- 
rat sehr fest, und in einem beobachteten Falle war es auch 
ärmer. 

Immer ist Eisenkies, meist in ganz deutlichen Krystal- 
len, ein steter Begleiter des Congloraerates ip seinem bei- 
denartigen Vorkommen. Im Conglomerat mit thonig bitumi- 
nösem Bindemittel veranlassen die Kiese bei Zutritt von Luft 
und Feuchtigkeit eine seh u eile Verwitterung und Ablösung 
des Gesteins, da alle Bedingungen dazu vorhanden sind. 
Bei der zweiten Art des Conglomerates fehlen obgenannte 
Bedingungen, und Strecken in diesem Gestein stehen schon 
viele Jahre ohne alle Zimmerung. 

Ein interessantes Verwitterungs-Produot dieser dolo- 
mitischen Gesteine ist das Bittersalz {Mg S 0^), das oft in 
fusslangen haarförmigen Krjstallen, mit Seidenglanz und 
von weisser Farbe, sich sehr schnell bildet und häufig vor- 
kommt. 

5. Nun folgt auf diese bedeutenden Dolomit- und Do- 
lomit-Conglomerat-Massen ein grauer Thonscbiefer. Er ist 
das am mächtigsten entwickelte Glied der Lagerstätte, und 
wurde durch die einzelnen Schächte im Maximum 71*48 
Klafter seiger durchfahren, so z. B. im Theresia-Schacht. 

Die erwähnte Biegung, das Aufsteigen des Lagers ver- 
ursacht, dass dieser Schiefer, der auch gediegenes Quecksil- 
ber führt, und deshalb Silberschiefer genannt wird, in der 
Mittelmächtigkeit und in der Mittelteufe des Bergbaues 
eine Mulde bildet. 



Dfe grösseren Hangend-Schläge in den verschiedenen 
Horizonten, die das „aufsteigende Lager i?" nnd die 
wieder nach N.O. fallenden Schichten von Conglomerat, das 
bituminös ist, ndas Lager 2)" durchfahren, erreichen den 
Silberschiefer hinter diesen Schichten stets wieder. Im Sil- 
berschiefer findet man sehr selten Zinnoberspuren. Charak- 
teristisch für den Silberschiefer sind längliche, rundliche 
Eisenkjeskörper, derb und in Krystailen, die oft 8 — 10^' lang 
sind und im Innern auch manchmal Zinnoberkrystalie und 
gediegenes Quecksilber enthalten sollen. In offenen Strecken 
verwittert und löst er sich sehr schnell in grossen Wänden 
ab, besonders wo er etwas bituminös ist. In den Schächten, 
wo sich der Silberschiefer meist fortwährend in der Nässe 
befindet, wird er zum Theil selbst ganz aufgelöst, bläht sich 
dadurch bedeutend auf und kommt die Zimmerung in gros- 
sen Druck. 

6. Ausser diesen angeführten Gesteinsarten und deren 
mannigfaltigsten Uebergängen kommt in der hiesigen Grube 
auch noch Kalk vor. Er erscheint meist als Einlagerung von 
geringer Mächtigkeit im Dolomit. Derselbe ist oft dicht, 
wird glimmerig und scbiefrig, mit 2 — 9" mächtigen reinen 
krystallinischen Kalkspathadern^ und ist taub. Er erscheint 
auch mächtiger entwickelt, wovon später ausführlicher er* 
wähnt werden soll. 

Im Jahrbuche der k. k. geologischen Reichs anstalt, 
Jahrgang VIU, 1857, findet man die Analysen von 30 Ge- 
steinsarten und Erzen der hiesigen Grube. Da jedoch dem 
Gefertigten die genauen Fundorte, von wo nämlich obige 
Stücke in der Grube genommen wurden, leider nicht be- 
kannt sind, so ist für denselben die genannte, gewiss sonst 
recht schätzbare Arbeit, zu keiner Vergleichung und Ver- 
werthung brauchbar. 

Erzvorkommen. 

Das Vorkommen der Erze in der hiesigen Grube ist 
in der Regel an keine allgemein giltigen und genau bestimm- 
ten Bedingungen geknüpft. Die bis jetzt bekannten Erzvor- 
kommen wurden durch die verschiedensten Baue der frühe- 
ren Jahre aufgeschlossen. 

Erst in neuerer Zeit wurden einzelne Erscheinungen 
im Gesteinswechsel und darnach die Aufschlüsse und Hoff- 
nungsbaue durchgeführt und Adel angefahren. 

Wird das Auftreten obgenannter Erscheinungen auch in 
der Folge genau und sorgfältig beobachtet, so werden sich 
daraus weitere Auhaltspunkte für noch auszuführende Hoff- 
nungsbaue ergeben. Beide Erscheinungen sind eben in Be- 
zug des Erzvorkommens von grosser Wichtigkeit, denn sie 
geben, gehörig in Verbindung gebracht, die Mittel zur ge- 
nauen Kenntniss des Vorkommens und zur leichteren und 
sicheren Aufschliessung der in den verschiedenen Horizon- 
ten noch anstehenden Erzmittel an die Hand. 

Der Charakter der Erzanbrücbe ist sehr verschieden 
und in den einzeloen Gesteinsarten folgender: 

Im Lagerscbiefer ist das Auftreten der Erze (des Zin- 
nobers) zweifacher Art. Erstens als Anflug sowohl an den 
Scheidungs- als an den Bruch-Flächen. Der Zinnober ist in 
diesen Fällen sehr dünn vertheflt, oder auch bis zu 2 — y 
dick. Der Lagerscbiefer ist am solchen Gestein anstehenden 
Feldort der Erzstrasse von schwarz-braun -rother Farbe. 
Zinnober mit Bitumen und erdigen Bestandtheilen inniger 
gemengt, und in grösseren Mengen auftretend, gibt das Zie- 
gel- und Stahlerzvorkommen im Lagerschiefer, die zweite Art. 



— 352 — 



Das Auftreten und Anhalten solcher ErzHnhrüche ist 
nun sehr variabel und ohne alle Regelmässigkeiten weder 
im Streichen, noch im Verflachen, noch in der Mächtigkeit. 

Das ärmere Erzvorlcommen, in Form von Zinnober-An- 
flögen, hält ausdauernder an, während hingegen die reichen 
Erze viel seltener und da noch absätziger auftreten. 

Im Leithner-Revier, auf Wasserfeld z. B. ist der ganze 
Lagerschiefer, der hier vorkommt, mehr weniger erzfflhrend. 
Derselbe ist ziemlich regelmässig, hier speciell gegen N.O. 
fallend, beinahe schwebend geschichtet, und es kommen die 
reinen reichen Grubenerze, hier das Stahlerz, im Maximum 
in 12^ mächtigen Lagen im erzige d Lagerschiefer eingela- 
gert vor. Oft erscheinen mehrere solche reine Stahlerzlager 
zwischen den ärmeren Erzen im Lagerschiefer eingelagert. 
Im Streichen und Verflachen ist dieses wichtige und reiche 
Erzvorkommen etwa 18 — 20 Klafter aufgeschlossen, die 
Mächtigkeit reicht bis auf Gross-Herzogsfeld und dürfte 
6 — 8 Klafter betragen. Diese kleinen Stahlerzlager cfind 
sehr absätzig und halten weder im Streichen noch im Ver- 
flachen mehrere Klafter regelmässig an. Es sind diess gleich- 
sam flache Linsen, die sich sehr oft auskeilen und ohne alle 
Regeln wieder ähnliche erscheinen, oder die gleichen sich 
aufthun. 

Mächtige und anhalteu de weitere Vorkommen von Stahl- 
erzen im Lagerschiefer sind durch die in jüngster Zeit ge- 
führten Vor- und Abbaue nicht aufgeschlossen oder abge- 
baut, und vom Gefertigten über den Charakter der reichen 
Erzanbrüche im Lagerschiefer keine weiteren Beobachtun- 
gen gemacht worden. 

Eisenkies erscheint auch im Lagerschiefer als häufiger 
Begleiter desselben, und je kiesiger, desto fester und sand- 
ateinartiger wird derselbe. 

In der unmittelbaren Nähe von Erzanbrüchen ist der 
Lagerschiefer häufig etwas mehr graphitisch, stark glänzend, 
wie Glanzkohle, und leicht zerreiblich. 

Das selten vorkommende Lebererz findet sich meist 
neben Stahlerzen im Lagerschiefer. Gediegenes Quecksilber 
kommt neben Zinnober auch im Lagerschiefer vor, jedoch 
auch selten und in ganz geringen Mengen. 

Zinnoberkrystalle finden sich im Lagerschiefer überall, 
jedoch sehr klein und auch selten. In schönen Exemplaren, 
von etwa 4 — 5'^' Grösse, wut'den sie nur in den Abbauen 
in der Nähe der Turnischen Roll auf Mittelfeld gefunden. 

Nur im Lagerschiefer, sowohl in mehr bituminösem als 
auch in mehr kiesigem, festem, sandsteinartigem, findet man 
die schon erwähnten Ueberreste von Schalen, die sogenann- 
ten Korallen, nach Ansicht des Herrn Hofrathes W. F. Hai- 
dinger eine Gastoropoden-Art. Dieselben sind entweder 
taub oder vererzt, und im Allgemeinen als Erzmittel von 
ganz untergeordneter Bedeutung. Man findet sie selten, in 
verschiedenen Horizonten und sie haben meist eine geringe 
Mächtigkeit. 

Der grösste Theil des auftretenden Lager Schiefers wird 
als erzführend abgebaut ; nicht unbedeutende Mächtigkeiten 
desselben sind jedoch taub. Im grossen Durchschnitte ist <)er 
erzführende Lagerschiefer kein festes, sondern mehr aufge- 
löstes, schieferiges und leicht abzubauendes Gestein, und 
das Gedinge pr. 1 Klafter steigt selten über 10 — 12 fl. 

Das Vorkommen des Zinnobers im Dolomit und Dolo- 
mit-Conglomerat ist im Grossen dem Vorkommen desselben 
im Lagerschiefer ähnlich. 



Der Dolomit sowohl, als auch das Conglomerat enthalten 
den Zinnober Als sehr dünnen Anflug, sowohl an unregelmässi- 
gen Gesteins- als auch an den Bruch-Flächen. Während je- 
doch am Lagerschiefer der Zinnoberanflug in der Regel 
gleichförmiger vertheilt ist, erscheint er am Dolomit meist 
fleckenweise, als wäre der leichte Dolomit damit angespritzt. 

Charakteristische Erscheinungen reicher Erzanbrüche 
im Dolomit hat der Gefertigte noch keine gesehen; es sind 
jedoch solche Vorkommen aufgeschlossen und auch abgebaut 
worden, wie z. B. in der Schatzkammer auf Gross-Herzogsfeld. 

Minder reiche Vorkommen erscheinen im Dolomit und 
Conglomerat häufig aber absätzig, ohne alle Regeln and 
mit verschiedenem Anhalten. 

Das im Dolomit vorkommende Erz ist meist das reinste 
der Erze, das Ziegelerz, da eben der Dolomit stellenweise 
nur wenig oder gar keine Bitumen enthält, somit das con- 
centrirtere Vorkommen des Zinnobers, das Ziegelerz, am 
reinsten ist* dafür enthält es dolomitiscne Beimengungen. 

Das Conglomerat enthält schon häufiger bituminösen 
Schiefer als Bindemittel, wie schon erwähnt wurde, daher 
auch die hier auftretenden Erze schon etwas mehr unrein 
(Stahlerze) sind. 

Bituminöse Schieferschichten sind oft, sowohl dem Do- 
lomit als dem Conglomerat ganz unregelmässig eingelagert. 
Wird der meist lichte Dolomit von Bitumen durchdrungen, 
so besitzt er dann eine dunklere Farbe, was in der Nähe 
von Lagerschiefer Ä häufig der Fall ist. Das Conglomerat 
mit dolomitisehem Bindemittel kommt auch vererzt vor. 

In Bezug des Vorkommens von gediegenem Quecksilber 
und Zinnoberkrystallen gilt das beim Erzvorkommen im 
Lagerschiefer Angeführte. 

Im Dolomit findet man manchmal in kleinen Drusen 
und Adern unbedeutende Kalkspathkrjstalle. Sehr graphiti- 
sche Ausscheidungen findet man auch öfters, häufiger im 
Conglomerat als im derben Dolomit. Die rundlichen Conglo- 
meratkörper sind dann schwarzglänzend und färben ab. Im 
derben Dolomit erscheint an den Schieb tun gsflächen ein sehr 
feiner, schwarzer, glänzender Ueberzug, der auch abfärbt. 
Lebererze findet man selten, Korallen gar nie in den genann- 
ten Gesteinen. 

Das Dolomit und Conglomerat-Lager Ä im Hangenden 
des Lagerschiefers (Lager B) am Liegenden, sowie die Do- 
lomit- und Conglomeratkörper in der Mittelmächtigkeit, und 
das Lager D im Hangenden der Erzformation und im Han- 
genden des aufsteigenden Lagers B'^ sind alle mächtig ent- 
wickelt und an vielen Punkten zinnoberspurig. 

Ein grosser Theil der in jüngster Zeit in Betrieb ste- 
henden Abbaustrassen ist auf ärmeren Erzanbrüchen im 
Dolomit und Conglomerat belegt. Das Gestein ist nicht sehr 
fest, das dolomitische Conglomerat immer fester als der Do- 
lomit und das bituminöse Conglomerat. Der reine Dolomit 
ist oft ganz sandig. Von bituminösen Schiefern durchzogener 
Dolomit ist meist zähe^ ähnlich wie nasser zersetzter Lager- 
oder Silberscbiefer. 

Das Geding pr. 1 Kubikklafter im grossen Durchschnitte 
von 20 — 26 fl., Maximum 60—70 fl. im sehr festen Con- 
glomerat. 

Aus den bis jetzt erreichten Erfahrungen und Beobach- 
tungen gelang es noch nicht, verlässliche und gewisse An^ 
haltspunkte und Gesetze in Bezug des Erzvorkommens im 



— 353 — 



Lagerschiefer, als wie im Dolomit und Dolomit-CoDglomerat 
zasammensteUen zu könoen. 

Ein für das hiesige Erzvorkommen minder wichtiges 
Gestein ist der Tbonschiefer im Hangenden der Erzforma- 
tion^ der sogenannte Silberschiefer. 

In diesem Gestein findet man, wie erwähnt, das gedie- 
gene Quecksilber. Der Silberschiefer ist deutlich geschich- 
tet, man findet jedoch an den Schiohtungsflächen sebr selten 
Quecksilberspuren, sondern in der Regel nur an den Bruchflä« 
eben des Gesteins, wo es oft in ziemlich bedeutenden Tro- 
pfen oder als feiner Anflug, oder Ueberzug über der ganzen 
Bruchfiäche vorkommt. 

Der sehr mächtig entwickelte Silberschiefer ist nur an 
einaelnen wenigen Punkten als gediegenes Quecksilber füh- 
rend angefahren worden. Derselbe tritt, wie erwähnt, auch 
zu Tage, und eben solche, gediegenes Quecksilber fährende 
Schieferschichten sollen die Veranlassung zur Entdeckung 
der, schon über drei Jahrhunderte berühmten Quecksilber- 
erzlagerstätten zu Idria bedingt und verursacht haben. 

Man fand in Seh ieferthon schichten, die noch weiter im 
Hangenden der Erzformation in der Umgebung von Idria 
auftreten, Spuren von gediegenem Quecksilber, so z. B. in 
dem vor mehreren Jahren geführten Schürf bau im Lubeutsch- 
graben. 

In den letzten Jahren fanden in der hiesigen Grube 
keine Abbaue auf Silberschiefer statt, daher der Gefertigte 
über den genaueren Charakter des gediegenen Quecksilber- 
Auftretens im Silberschiefer nichts beobachten konnte. Der 
Halt soll im grossen Durchschnitte immer unter 1% sein, 
daher nicht bauwürdig. 

Ein weiterer Grund, warum auf Silberschiefer nicht ge- 
baut wird, ist die schädliche Einwirkung, die die Quecksil- 
berdämpfe auf die Häuer ausüben, und die durch die Wärme, 
welche durchVerwitterungundtheilweise^eraetzung des eisen- 
kiesigen Thonscbiefers sich entwickelt, gebildet werden. 
Selbst bei einer nur 4ständigen Arbeitsdauer vor Ort auf 
gediegenes Quecksilber führen dem Schiefer pr. Tacr, kamen 
Quecksilber-Vergiftungs- Erscheinungen, wie : Speichelfluss, 
schwere dicke Füsse etc. etc. vor Ablauf ] , höchstens 2 Ar- 
beitsmonate zum Vorschein. 

Die Hauptträger des Erzvorkommens sind, nach dem 
bereits Angeführten, der Lagerschiefer, der Dolomit als sol- 
cher und als Conglomerat, und in untergeordneter Weise 
auch der Silberschiefer. 

(Fortsetzung folgt) 



Carl Freiherr ▼. Scheuchenstuel. 

Nekrolog. 
In einem von der Hauptverkehrslinie des Landes Kärn- 
ten abgelegenen Gebirgsthale, im Bergwerksorte Seh War- 
zen bach^ erblickte am 28. October 1792 Carl von Scheu- 
chenstuel das Licht der Welt. Sein Vater »Franz von 
Scheuchenstuel** lebte dort als Verweser der Eisenwerke 
des Grafen Thurn, seine Mutter Clara Rauscher war 
ebenfalls aus eiuer Familie, welche in Kärnteu vielfach mit 
dem Bergwesen in Beziehung steht, so dass Carl so zu sa- 
gen von der Wiege an dem Bergmannsstande angehörte, 
in welchem er den Beruf seines Lebens und den ehrenvoll- 
sten Erfolg finden sollte, Lebhaftigkeit, Wissbegierde und 
Herzensgute zeichneten schon den sehr begabten Knaben 



vortheilhaft aus. In den ersten Lebensjahren ernielt er den 
Elemenfarunterricht im elterlichen Hause und lernte dabei 
durch den Umgang mit der sprachlich gemischten Bevöl- 
kerung auch die elovenische und italienische Sprache. Als 
sein Vater, zum gräflich Thurn' sehen Werksdirector eruHnnt, 
seinen Wohnsitz in Klagenfurt nahm, trat der Sohn in die 
ö£Pentltchen Schulen, war stets unter den ersten Schülern des 
Gymnasiums und legte die damals sogenannten n philosophi- 
schen« Studien mit dem besten Erfolge zurück, elie er das 
praktische Leben betrat, welches ihn von Anfang an gleich 
der Montanindustrie zuführte. 

Er nahm die damals übliche „Berg- und Hüttenpraxis » 
bei den Privateisenwerken zu Hüttenberg in Kärnten und 
machte sich dort durch eigene Handanleguog mit den Ar- 
beiten des Berg- und Uütteumannes vertraut. Von da begab 
er sich nach Wieui wo er an der Universität*) die auf 
das MoMtanfach Bezug habeudeu Wissenschaften, als : Che- 
mie, Mineralogie, Technologie, Forstwissenschaft und höhere 
Mathematik mit vorzüglichem Erfolge studirte. Mit beson- 
derer Erlaubniss der damaligen k. k. Hofkammer bereiste 
er sodann zur Erweiterung seiner Kenntnisse die Aerarial- 
Montanwerke und trat so vorbereitet 1812 als Verweser in 
Schwarzenbach in die Dienste des Grafen von Thurn und 
in die Fussstapfen seines vor mehr als einem Decennium 
von derselben Stellung abgegangenen Vaters. Im Jahre 1S14 
vermählte er sich mit Constanzia von Illitzstein, Tochter 
des Fürst Porzia'schen Werksdirectors von Illitzstein, mit 
der er in langer glücklicher Ehe bis in sein Greisenalter ver- 
bunden blieb, und deren Verlust den bis dahin noch kräf- 
tigen alten Bergmann so erschütterte, dass er selbst 
schwer erkrankte und von da an nie mehr die alte Kraft 
gewann. 

Eilf Jahre verwaltete er den Bergbau, das Schmelz- 
und Hammerwerk, sowie die Forste um Schwarzenbach und 
Streiteben; doch bot dieser engbegrenzte Wirkungskreis sei- 
nem regen Geiste und seiner Arbeitslust nicht genügende 
Nahrung. Er studirte in jener abgeschiedenen einsamen Stel- 
lung für sich Rechts- und politische Wissenschaften, und 
unterzog sich der Praxis in diesen Fächern, nach welcher 
er die Bichteramtsprüfungen mit Auszeichnung machte und 
die Richteramts-Wahlfähigkeits-Decrete sich erwarb. Er 
versuchte zuletzt auch auf eigene Rechnung ein Hammer- 
werk zu Mühlbach bei St. Veit zu treiben, doch sein bald 
darauf erfolgter Eintritt in den öffentlichen Dienst nöthigte 
ihn, dasselbe wieder zu verkaufen. Im Jahre 1824 machte 
er eine an werth vollen Erfahrungen reiche Instructionsreise 
durch Preussisch-Schlesien und trat bald darnach in den 
Staatsdienst, indem er die ihm mit Decret der k. k. Hof- 
kammer vom 23. April 1825 verliehene Stelle eines Berg- 
gerichtssubstituten zu Blei borg übernahm, auf wel- 
cher er bis zum 7, August 1832 für den Bergbau unermüd- 
lich thätig wirkte, die zahllosen dort herrschenden Streitig- 
keiten mit Tact und Umsicht zu vergleichen wusste, und in 
der Berggemeinde dieses ganz eigenthümlichen Bergreviers 
bis heute noch unvergesslich dureh sein humaues und an- 
regendes Wirken geblieben ist. 



*) Man kann aus diesem Beispiele ersehen, dass man in 
Wien ebenso gut — wie in Paris, London, Petersburg, Berlin 
und Madrid die bergmännische Wissenschaft studiren kann, wenn 
eine tüchtige Praxis vorangegangen ist, und diesen Studien un- 
mittelbar nachfolgt. 



— 354 — 



Er verband mit der Ffirsorge ftlr das bergmännische 
ts^edeihen von Bleiberg auch ein sehr verdienstliches Wirken 
für das Oemeindewesen daselbst und dessen Interessen. 
Der Bau der Strasse von Mitferwald nacb Weissenbach, die 
Errichtung seh^ guter Feuer) öschanstalten (wozu eine Was- 
serleitung vom Nötschbacby Reservoirs und Feuerspritzen 
gehörten), die AufsteHuDg von Nachtwächtern in Bleiberg 
und Kreuth waren seinem Wirken zu verdanken. Als Berg- 
gerichtssubstitut auch mit den richterlichen Geschäften er- 
ster Instanz betraut, errichtete er in Bleiberg ein gnnz neues 
Civil-Grundbuch und ordnete die Amtsregistratur. Das 
kämtnerische Stadt- und Landrecht, sowie das illyr. Landes- 
gubeniinm delegirten ihn nicht selten, wenn es sich um wich- 
tigere civil- oder strafrechtliche oder Verwaltungs- Angelegen- 
heiten handelte; z. B. 1829 bei der Begulirung der Landes- 
grenze zwischen Kärnten und Salzburg, wo es ihm gelang, 
aWischen den sich dort begrenzenden Eisenbergwerken einen 
Ausgleich zu Stande zu bringen. Auf Anregung des Erzher- 
zogs Johann unternahm er eine Bereisung der steiermär- 
kischen Montanwerke und wurde zu der vom Gub. Rath 
Stadler in Vordernberg, Eisenerz und Admont abgeführten 
Hofcommission beigezogen. 

Neben diesem vielseitigen Wirken übernahm und führte 
er auch mit höherer Bewilligung der Hofkammer die Lei- 
tung der Eisenwerke des Fürstbischofs von Gurk bis zum 
Jahre 1832, in welchem er die ihm angebotene Stelle des 
Werks directors bei Freiherrn v. Dick mann in Klagenfurt 
anzunehmen sich bewogen fand, und auf ihr seine rührige 
Thätigkeit zu entfalten begann, Jedoch nur auf kurze Zeit ! 

Der Ruf, den er sich durch seine Fähigkeiten und Lei- 
stungen erworben hatte, war auch in Wien schon ein fest 
begründeter und die oberste Leitung des Bergwesens, da- 
mals die allgemeine Hofkammer, suchte ihn neuerdings für 
den Staatsdienst zu' gewinnen, und übertrug ihm mit Decret 
vom 7. October 1833 das Bergwesens-Referat bei der Di- 
rection in Hall mit dem Range eines Bergrathes. Er griff in 
das tirolische Eisenwesen rasch und glücklich ein, und loh- 
nende Entwicklung desselben folgte diesem Eingreifen des 
schon nach zwei Jahren (1835) zum ersten Bergrath und 
Vicedireotor beförderten neuen Mitgliedes der Bergdirection 
SU Hall. Es war eben die Zeit, in welcher die neuen Eisen- 
hüttenpro cesse von Westen her anfingen, jenen Umschwung 
vorzubereiten, der das moderne Eisenwesen charakterisirt« 
Da erhielt v. Scheuchen stuel den Auftrag, die würtembergi- 
schen und baierischen, rheinischen und belgischen Werke 
zu bereisen, und brachte von dort die Anwendung der heis- 
sen Gebläseluft, das Puddel-Verfahren und andere damals 
neue Verbesserungen in die Heimat mit, und bethätigte sich 
an ihrer Durchführung in Oesterreich. In den Jahren 1836» 
1838 und 1839 besuchte er wiederholt fremde Eisenwerke 
und die Salinen von Baiern, Baden und Würtemberg. 

Der im Jahre 1836 zu Häring in Tirol ausgebrochene 
Grubenbrand, dessen Verdammung v. Scheuchenstuel persön- 
lich leitete, brachte ihn mehrmals in persönliche Gefahr, doch 
ist der damals zu Stande gebrachte Damm noch heute erhalten 
und bewährt sich als zweckmässig. Im Jahre 1838 erhielt v. 
Scheuchenstuel auch die Leitung. der Montanwerke im Salz- 
burgischen, und hier wie iu Tirol war damals eine lebhafte 
Thätigkeit und ein Aufschwung des Eisenwesens bemerk- 
lich, der mit der gegenwärtigen Lage der dortigen Eisen« 
werke seltsam contrastirt. Diese fruchtbringende Thätigkeit 
-wurde im Jahre 1839 durch Verleihung einer Personalzulage 



anerkannt. Im Jahre 1842 (Allerh. Entschl. v. 12. Febr.) 
wurde v. Scheuchenstuel zum Oberbergamts-Director und 
Bergrichter in Leoben ernannt, und mit diesem Zeitpunkte 
beginnt eine neue Phase seines vielfach nützlichen Lebens, 
welche noch lebhaft im Angedenken der Überlebenden 
Fachgenossen steht und daher kürzere Darstellung gestattet. 

Der bergrichterliche Wirkungskreis, welcher damals 
ausser dem eigentlichen Bergrichtt* ramt erster Instanz auch 
das heutige Amt der Berghauptmannschaften umfasste, war in 
Leoben vorwiegend vertreten, und mit dem ihm eigenen Stre- 
ben nach Gründlichkeit fühlte v. S. die Gebrechen der dama- 
ligen, noch aus dem 18- Jahrhunderte stammenden Bergge* 
setzgebung lebhaft und war bemüht, wenigstens die ausser- 
dem noch herrschenden Mängel einer ziemlich regellosen 
Prsxis zu verbessern, und so gut es ging, die Handhabung 
des Gesetzes mit den Forderungen der Neuzeit zu verein- 
baren und die Lücken zu ergänzen. Er munterte die ihm 
zugetheilten Beamten zum Studium des Bergrechtes auf, 
Übte sie in den Sitzungen, durch eingehende Discussion der 
vorkommenden Fälle, drang auf eine geordnete Bergbuch- 
führung und Geschäftsbehandlung und regte nach Oben zu 
manche ergänzenden und verbessernden Verfügungen an, 
um den Uebergang zu einem besseren Bergrechte vorzube- 
reiten. Daneben blieben die technisch administrativen Fra- 
gen nicht zurück. Er leitete die damaligen Staatsschürfun- 
gen in Steiermark mit Erfolg, er brachte durch seine Gas- 
fenerungs-Versuche in St.Stephan — einer der Ersten — diess 
wichtige , jetzt noch nicht gebührend ausgenützte Moment 
der Hebung der Eisenindustrie in Anregung, er schlichtete 
einen alten Grenzstreit zwischen der Haupt-Gewerkschaft 
zu Innerberg und der Vordernberger Communität am Erz- 
berge u. s. w. Auch mit der Stadtgemeinde Leoben wusste 
er ein förderndes Einvernehmen zu erhalten und gewann 
das Vertrauen der Bevölkerung so, dass sie ihn 1848 als 
Abgeordneten zum deutschen Parlamente nacb Frankfurt 
entsandte, welches er 1849 wieder ' verHess, als die Wen- 
dung der Ereignisse es einem echten Oesterreicher unmög- 
lich gemacht hatten, jener Versammlung noch fernerhin an- 
zugehören. Doch kehrte er nicht mehr nach Leoben zurück, 
sondern wurde als Ministerialrath in die Gentralleitung des 
Bergwesens nach Wien berufen , wo er nach der Bildung 
eines Ministeriums für Handelscultur und Bergwesen in dem- 
selben als Sectionschef fungirte, wirklicher Sectionschef 
wurde und als solcher nach Auflösung dieses Ministeriums 
(1853) mit der Section för Bergwesen an das Finanzmini- 
sterium überging. 

Schon im Frühjahre 1849 hatte er die von verschiede- 
nen Ge werken Versammlungen im Jahre 1848 petttionsweise 
angeregte, aber in den Wirren des Jahres 1848 hinausge- 
schobene Beform der Berggesetzgebung in Angriff genom- 
men und sich mit einem kleinen Comit4 von noch drei Freun- 
den des Bergrechtes, die er lediglich mit Rücksicht auf deren 
Fachstudien ohne Gewicht auf ihre dienstliche Stellung beru- 
fen hatte*), an die Zustandebringung einesBerggesetz-Entwur- 
fes gemacht, welcher im Herbst 1849 gedruckt erschien und zur 
öffentlichen Beurtheilung versendet wurde. Zahlreiche Gut- 



*) Diese waren: der damalige Gubemialrath und Montan- 
fieferent der Prager Landesstelle Carl Weis (jetzt Sectionschef 
des Handelsministeriums Freiherr Weis v. Teufenstein), der dama- 
lige Berggerichtssubstitut (jetzt Oberlandesgerichtsrath) Carl Glas 
und der Verfasser dieser Biographie, damals auch nur Berggerichta- 
substitut in Brunn. 



— 355 — 



achten kamen darfiber an das Ministeriam und theüweise 
auch an die öffentlichen Blatter. Aas diesen Gutachten nnd 
Aensserangen verfasste v. Scheucbenstuel einen ausführJi- 
cheni 600 eng beschriebene Bogen umfassenden Auszug 
mit kritischen Erörterungen über die wichtigsten Mooita, 
von welchen ein kleiner Theil später unter dem Titel: 
Motive zu dem allgem. österr. Berggesetze etc. 
publicirt wurde, und redigirte auf Grundlage dieser Monita 
einen weit ausführlicheren Entwurf des Berggesetzes (185 ), 
welcher noch ein paar Mai umgearbeitet die Basis späterer 
Berathtingen über das Berggesetz war, und selbst in dem 
vielfach modificirten Texte des 1854 erscbienenen Gesetzes 
noch zu erkennen ist. Er trägt, vielleicht in zu hohem Masse, 
das dem Verewigten eigonthümliche Streben nach Vermitt- 
lung divergenter Meinungen und nach Aufnahme berechtig- 
ter UrtheÜe an sich; nniJ manche nicht zu läugnende Mängel 
des Gesetzes und der dasselbe begleitenden Vollzugsvor- 
Schrift rubren aus dieser wohlwollenden Berücksichtigung 
der verschiedensten Stimmen über den Entwurf her, denen 
V. Scheucbenstuel gerecht zu werden sich bemühte. Wer 
nicht die Grösse der Aufgabe zu würdigen weiss und nicht 
die widersprechendsten Anforderungen kennt, welche an 
die Gesetzes-Redaction gestallt wurden, kann auch nicht die 
Mühe ermessen, welcher sich v. Scbeuchen.-^tuel bei den wie- 
derholten Redactionen des Berggesetzes unterzog, welches, 
wenn auch nicht in seiner klaren ursprünglichen Form, doch 
sowie es erschien, recht eigentlich eine Schöpfung Scheu- 
ch enstuel's genannt werden muss. 

Seit dem Tode des Unterstaatssecretärs M. Layer hatte 
schon V. Scheucbenstuel die alleinige Leitung der Bergwesens- 
Angelegenheiten im Finanzministerium unter den Ministern 
B. Baumgartner, B. Brück und v. Plener übernommen und 
fahrte sie unter mannigfachen Umgestaltungen der admi- 
nistrativen Eintheilung und wechselnden Einflüssen bis 
1863 fort Das Münzwesen , später das Salinenwesen und 
bei der Wiedererrichtung des Handelsministeriums (1861) 
auch die berghauptmannschafrlichen Geschäfte wurden aus 
der Bergbau-Section ausgeschieden, eine Trennung der 
Forstgebamng von der der Montanftmter auch bei den Mon- 
tanforsten durchgeführt und dem mit Liebe für sdn Fach 
sorgenden Sectionschef von Unten und nach Oben mannigfache 
Hindernisse bereitet, welche zu bezwingen vielleicht einer 
härteren Natur gelungen wäre , als Seh. es gewesen , der 
lieber vermittelnd und versöhnend auftrat, fremden Men- 
schen und Ansichten nicht starr entgegentrat und in einem 
ungleichen Kampfe alternd , gebeugt und in seinem reichen 
G^müthe hart betroffen durch den Verlust seiner Tochter 
and später seiner Gattin, er buchstäblich erschöpft von seiner 
langjährigen anstrengenden Thätigkeit für sein heiss gelieb- 
tes Fach endlich in den Ruhestand sich versetzen Hess. 

Ungeachtet mit dem Erscheinen des Berggesetzes 
der Culminationspunkt seiner Thätigkeit fiberschritten war 
und von da ab Kraft und Einfluss nicht mehr die frühere 
Höhe erreichten und daher Vieles nnausgeführt blieb , was 
er gewollt und vorbereitet, so war doch allen Fach genossen 
seine Liebe zum Fache, seine Fürsorge für dasselbe, dem 
er sein ganzes Leben gewidmet, in unvergesslicbem Anden- 
ken, und ein prachtvolles Album mit Unterschriften und 
Photographien zahlreicher Bergmänner des Staats- undPrivat- 
Bergbaues, welches dem abgetretenen Chef des Bergwesens 
gewidmet wurde, zeigte von der Verehrung, die ihm auch über 
die Grenzen seiner Machtsphäre hinaus folgte, in seinen Wohn- 



sitz nach Salzburg. Auch hielt er dann diese ihm von seinen 
Fachten ossen dargebrachte Huldigung höher als viele ata- 
dere Ehren , die ihm zu Theil geworden und verweilte in 
seinem Testamente bei dieser Ehrengabe, die er seiner Fa- 
milie erhalten wissen wollte. 

Auch der Monarch hatte bereits die Verdienste des 
unermüdeten Bergmannes durch Verleihung des Ordens der 
eisernen Krone U. Classe und der geheimen Ratbswürde, so 
wie durch die Erhebung in den Freiherrnstand ehrenvoll 
anerkannt. 

Wenige Jahre nur lebte der würdige Greis noch in 
schwankender Gesundheit im Kreise liebevoller Familien- 
glieder im Ruh«»stande zu Salzburg, bis ihn nach scheinbarer 
physischer Besserung am 21. Juli d. J. eine rasch einge- 
tretene Nervenlähmung hinwegraffte. ' 

Dem warmen Freunde des Bergbaues und seiner wis- 
senschaftlichen Entwickelung, dem treuen Dien<>r seines 
Fürsten und seines Vaterlandes, dem edlen Menschen, ver- 
ehrt im Kreise seiner Familie und seiner Mitbürger, folgt 
ein dauerndes ehrenvolles Andenken in das Grab. 



Literatur. 

Jahrbuch der geologisohen Reiohsanstalt. n. Jahrgang 
3. Heft. Juli, Angust, September 1867. Wien. In Commission 
bei W. Braumüller. 

Wir können nicht umhin, auf dieses Heft speciell aufmerk- 
sam zu machen, weil es eine ausführliche durch eine Karte nnd 
mehrere Illustrationen erläuterte Monographie des Bergbaues 
von Schemnitz enthält, welche Bergrath Lipoid — der die 
Local- Aufnahmen des Schemnitzer Revieres als Chefgeologe der 
geologischen ReicUsanstalt geleitet hat — in diesem Hefte pu- 
blicirt. 

Diese 142 Grossoctav-Seiten füllende Monographie ist 
jedenfalls eine der beachtenswerthesten Erscheinungen unserer 
Fachliteratur und bietet eine Fülle interessanter Thatsachen aus 
diesem viel besuchten und doch noch immer Neues bietenden alten 
Bergbaubezirke. In dieser Arbeit reichen sich geologische und 
bergmännische Studien die Hand und die im Eingange aufge- 
führte roichhnltige Literatur bietet den Leitfaden zu Verglei- 
chungen mit Siteren Arbeiten und zur weiteren Verfolgung die- 
ser Studien. Bergrath Lipoid, welcher durch seine Ernennung 
zum Vorstande des Bergamtes Idria aus dem Verbände der geo- 
logischen Reichs anstalt geschieden nnd wieder in das praktische 
Bergmannsleben eingetreten ist, konnte seine langjährigen Arbei- 
ten, welchen er im Verbände jener Anstalt unermüdlich oblag, 
nicht würdiger abschliessen, als mit dieser schönen Monographie. 

O, H. 



Notizen. 

Um das Lookern der Soliranben zu verhtlton, ver- 
sieht der französische Ingenieur Lueas den Schranbenbolzen an 
seinem oberen Ende, sowie die Schraubenmutter anf ihrer Innen- 
seite parallel zu ihrer Achse mit einer Anzahl Nuthen; wird dann 
die Verschraubung so weit ausgeführt, dass immer zwei Nuthon 
zusammenfallen und die auf diese Weise gebildete Höhlung mit 
einem Vorstecknagel, der die Stelle eines Keiles zu vertreten 
hat, ausgefüllt, so muss die Schraubenmutter unbeweglich blei- 
ben, indem sie über den Bolzen ebenso fest gesteckt ist, wie ein 
Rad über seine Welle. Zum sichereTi Anschrauben bis zur Hus- 
sersten Grenze würde es erforderlich sein, vielfache Nuthen an- 
zubringen, wodurch die Stärke der Stücke zu sehr geschwächt 
werden würde; man würde z. B. beiderseits sechs Nuthen an- 
bringen müssen, wenn das Verschrauben noch auf y^ der Umdre- 
hung vorgenommen werden muss. Diese Schwierigkeit ist dadurch 
umgangen, dass, nach dem bekannten Princip des Nonius, der 
Bolzen eine Nuth weniger erhält als die Schraubenmutter. So 
kann man die Verschraubung noch auf y^ einer Umdrehung 
vornehmen, wenn der Bolzen zwei und die Schraubenmutter 
drei Nuthen erhält; bei einer Verschraubung auf Vi] erhält diese 



— 356 — 



Twr und jener drei Nathen. Wird der Yorttecknagel in den von 
der Doppelnuth gebildeten Zwischenranm mit starker Kraft ein- 
getrieben, so ist er schwierig wieder herauszuziehen; seine Di- 
mensionen werden daher gerade so gewählt, dass er leicht mit 
der Hand allein eingesteckt werden kann; er bleibt dann wie in 
einem Schraubstock eingeklemmt und eü ist nicht zu befürch- 
ten, dass er unter der Einwirkung von Erschütterungen ge- 
lockert werde, da die Verbindung sogar fester sein muss, wenn 
die Schraubenmutter das Bestreben erhält, sich zu lüften. Nur 
wenn eine Abnutzung der vereinigten Stücke eintritt, kann es 
vorkommen, dass die Schraubenmutter oscillirt und den Nagel 
heraustreibt; in diesem Falle ist allerdings ein festeres Nach- 
Bchraubeo unerlässlich. Beim Zerlegen hat man bloss die Schrau- 
benmutter etwas vorwärts zu schrauben ; der Vorstecknagel wird 
dadurch frei und kann herausgezogen werden. Ist in Folge der 
Oxydation die Verbindung so fest geworden, dass ein Loslösen 
derselben mit Schwierigkeiten verbunden wäre, tio kann durch 
Einführung von etwas Oel in die Nuthen leicht abgeholfen werden. 

(Z. f. d, ö. E. u. St.-J.) 

Soliafhäutl's Maschine zum Puddeln des Eisens. Be- 
kanntlich ist man neuerdings bemüht gewesen, bei der Umwand- 
lung des Roheisens durch den Puddelprocess in Schmiedeeisen die 
Bewegung der Rührkrücke und Brechstange statt durch Men- 
schenhände mittelst Elementarkraft, unter Einschaltung geeig- 
neter Maschinen, ausführen zu lassen. Einen solchen mechani- 
schen Puddler behaupteten namentHch die Franzosen Dum^ny 
und L6mut erfunden und zuerst ausgeführt zu haben. Gegen- 
wärtig wird nun im bair.^ Kunst- und Gwbl. nachgewiesen, dass 
der rühmlichst bekannte Prof. SchafhäoÜ in München bereits im 
Jahre 1836 nicht nur auf Maschinen ^m Puddelfrischen ein 
englisches Pateirt erhalten, sondern auch solche Maschinen zu 
Tipton in den Tividale-Eisenwerken bei Dudley in Anwendung 
gebracht hat. Mit Hilfe der jener Patentbeschreibung beigefüg- 
ten Zeichnungen wird nachgewiesen, dass Schafhäutl^s Maschine 
vom J. 183H vollkommener sei als die erwähnte französische 
Maschine aus dem J. 1862 und als alle sonst nach dem Auf- 
treten der letzteren noch hinzugekommenen. Ferner wird ange- 
geben, welche Verbesserungen später Schaf häutl an seiner Ma- 
schine noch angebracht und dabei namentlich auch den Gang 
der Betriebsdampfmaschine unter dieControle des Puddlers ge- 
bracht hat. (St. J. H. Bl.) 



A^dministratives. 
Erledigungen. 

Dienststellen bei dem Hauptmünzamte In Wien: 
1. Die Goldscheidungscontrolorsstelle in der IX« Diä- 
tenclasse, mit dem Grehalte jährl. 1260 fl., freier Wohnung oder 
252 fl. Quartiergeld und gegen Erlag einer Caution im einjäh- 
rigen Gehaltsbetrage; 2. die Wardeinsadjunctenstelle in 
der IX. Diätenclasse , mit dem Gehalte jährl. 1050 fl. und dem 
Quartiergelde von 210 fl.; 3. die Secretärsstclle in der 
IX. Diätenclasse, mit dem Gehalte jährl. 840 fl. und dem Quar- 
tiergelde von 210 fl. 

Gesuche sind, unter Nachweisung der bei dem Münzwesen 
bereits geleisteten Dienste, der bergakademischen Studien und 
der Kenntnisse im Münz- und Rechnungswesen, binnen sechs 
Wochen bei dem Hauptmüuzamte einzubringen. 

Die Controlorsstelle bei der Eisenfactorie in 
Prag in der XI. Diätenclasse, mit dem Gehalte jährl. 735 fl., 
einem Quartiergelde von 73 fl. 50 kr., dem Bezüge einer nach 
Umständen zu regelnden Verschleiss-Tantiöme , dermal von Yjq 
Percent des jährlichen Verschleissbetrages innerhalb der Grenze 
eines Minimal- und Maximal-Verschleissquantums von 12.000 bis 
24.000 Centner diverser Zbirower Eisenwaaren und gegen Erlag 
einer (Kaution von 735 fl. 

Gesuche sind, unter Nachweisung der erprobten Routine 
im Eisenvers chleissgeschäffc, der genauen Kenntniss der Eisen- 
waaren und des montanistischen Rechnungswesens, der Gewandt- 
heit in der ämtlichen und kaufmännischen Correspondenz und 



der Kenntniss beider Landessprachen, binnen vier Wochen 
bei dem Präsidium derDomänen-Direction in PHbram einzubringen. 
, Di e Mater ialcontrplorss teile bei dem Eisen Werks- 
Obe'rverwesamte zu Gusswerk bei Mariazeil mit dem 
Gehalte jährl. 630 fl., 12 Wr. Klaftern weichen Brennholzes in 
natura, Naturalwohnnng , dann gegen Erlag einer Caution im 
Gehaltsbetrage. 

Gesuche sind, unter Nachweisung der Kenntniss der Ma- 
terial- und Naturaliengebarung, der Gewandtheit in der monta- 
nistischen Rechnungsführung und der Conceptsfertigkeit, binnen 
vier Wochen bei dem obbezeichueten Oberverwesamte einzu- 
bringen. 

A]S[KÜNDIGÜN(iEK 

(106-116) Mehrere Cyiindergebiäse 

far beiläufig 5500, 3000, 2000 Kubikfuss Windlieferung, mit Ba- 
lancier oder Schnbstangenbewegung, vollständig gut erhalten, 
ein oscillirendes Cyiindergebiäse für beiläufig 1500 K.' Windlie- 
ferung, völlig neu, femer ein completes Feineisenwalzwerk geben 
wir zu äusserst billigen Preisen, fast 2u Rohmaterialpreisen, ab. 
Fürstlich Fürstenberg'sche Hüttenverwaltung Donaueschingen. 

Vorräthig in der 

G. J. Manz'schen Buchhandlung in Wien, 

Kohlmarkt 7. 

Soeben erschien bei G. D. Bädeker in Essen und ist 
durch jede Bachhandlung zu beziehen: 

Commentar 

zum 

Preussischen Allgemeinen Berggesete 

nebst 

ErgänsuDgen und Verwaltungs- Vorschriften 

von 

Dr. A. Huysiien^ 

BergbauptmanQ. 

Preis fl. 2.34 öst. W. 
Dieser Commetatar ist der erste aus der Praxis des neuen 
Berggesetzes hervorgegangene und von einem namhaften berg- 
technischen Fachmann geschriebene. Trotz der vorhande- 
nen Commentare wird der Huysscn^sche, seiner Eigenthümlich- 
keit, seiner Reichhaltigkeit und seines kleinen handlichen 
Formates wegen, nicht nur Bergbeamten und Gewerken, 
sondern auch Juristen willkommen sein. {^^^) 



Concurs für eine Obersteigersstelle: 

Bei dem gräflich SÄDdor'schenBraunkohlenbergbaue Annatbal 
bei Gran ist die Stelle eines Obersteigers erledigt. 

Jahresdotation : in Barem 500 fl. öst. W. 

20 Motzen Weizen, (118-119) 

12 Hetzen Korn, 
8 Eimer alten weissen Weines, 
IVs Joch Feld, k 1600 Qudratklafter, 
Naturalwohnnng mit Hausgärtchen, 
Freies Oelgeleucht, 
freie Kohlenfeuerung. 
Bewerber wollen ihre Gesuche, worin sie sich über zurück- 
gelegte bergakademische Studien, praktische Dienste beim Koh- 
lenbergbau, Fertigkeit in der damit verbundenen Lohns-, Material- 
und Cassarechnungsführung, dann Sprachkenntnisse auszuweisen 
haben, bis 8. November 1. J. frankirt einsenden an die gräflich Sin- 
dor'sche Bergverwaltung Annatbal, Post Dorogh, Graner Comitat. 



Diese Zoitschrit't er>citeiut wöchentlich einen Bogen stark mit den nöthigen artistischen Beigaben. Der Pränumerationsprexs 
ist jährlich looo Wien 8 fl. ö. W. oder 5 Thlr. 10 Ngr. Kit franco Postversendung 8 fl. 80 kr. ö. W. Die Jahresabonnenten 
erbnlten einen ofliciellen Bericht über die Erfahrungen im berg- und hnttenmännischen Maschinen-, Bau- und Anfbereitungsw^sen 
sammt Atlas als Gratisbeilage. Inserate finden gegen 8 kr. ö. W. oder IV2 Ngr. die gespaltene Nonpareillezeile Aufnahme. 

Zuschriften jeder Art können nur franeo ancrenommen werden. 



Draok Ton Carl Fromme in Wien. 



Für den Verlag verantwortlich: Carl Beger. 



p 45. Oesterreichische Zeitschrift „ l.^®^- 

IV. Jahrgang. U* NoTeBber. 



• mr 



Berg- und Hüttenwesen. 



Verantwortlicher Redacteur: Dr. Otto Freiherr von Hingenau, 



k. k. MiiiisteriAlrath im FlnAnBiniiiiaterioin. 



Verlag der O. J. Manz'schen Bnohhandlung (Kohlmarkt 7) in WleXL 

Inhalt: Waschwerksbetrieb bei dem kOn. ang. Kupferbergwerk in Hermgrand. — Der k. k. Quecksilber-Bergbaa zu Idria. — 
AdmimstrativeB. — Ankündigungen. 



Waschwerksbetrieb bei dem kön. img. Kupfer- 
bergwerk in Herrngnind. 

Von Gustav Richter, k. ung. Bergingenieur. 

Angeregt durch die in Nr. 38 und 39 von 1. J. der 
ff Österreichischen Zeitschrift für Berg- uud Hüttenwesen u 
erschienenen Artikel:» £inige Worte über Aufbereitung « und 
nEvrard's Kohlenaufbereitungs-Maschinenu fühle ich mich 
yeranlasst, in dem Folgenden einen Beitrag zu liefern, wel- 
cher wohl nicht zum Zwecke hat, die Grösse des Fortschrittes 
in der Aufbereitung und seine unbestreitbare Wichtigkeit 
für den gesammten Bergbau zu erörtern, sondern ich strebe 
dahin, das Misstrauen, welches jeder Neuerung, leider sei 
es gesagt, auch den Erfindungen und Verbesserungen im 
Aufbereitungswesen, in jenen Orten feindlich entgegentritt, 
in welchen dieselbe mit der grössten Freude begrüsst wer- 
den sollte, durch Thatsachen entgegen zu wirken« Ich hoffe 
aus diesem Grunde, dass mein Beitrag geneigte Aufnahme 
finden wird*). 

Bevor ich die ausgeführten Arbeiten und die hiedurcb 
erzielten Erfolge mittheile, finde ich mich bewogen, den in 
Herrngnind, seit Alters her, bestehenden Waschwerksbetrieb 
zu beschreiben, welcher wegen seiner Eigenthümlichkeit und 
vielleicht auch Seltenheit von Interesse sein dürfte, dessen 
Kenntniss aber, zur richtigen Beurtheilung der von mir 
durchgeführten Abänderungen , unumgänglich nothwen* 
dig ist. 

Die Zeuge, welche der hierortigen Waschwerksmani- 
pulation zugewiesen werden, sind: 

1 . Die Abfälle, welche bei der Scheiderz- (Kupfer-Fahl- 
erz, Gelferzj Gewinnung auf den Strassen erzeugt werden, 
das sogenannte Grnbenklein; 2* die aus alten Zechen er- 
zeugten Versatzberge des alten Mannes. Beide Zeuge, be- 
sonders aber letztere, welche eine compacte Masse bilden, 
kommen aus der Grube in einem Zustande, der bedingt, dass 
sie gewaschen werden müssen. 



*) Wir sind dem Herrn Verfasser für diese Mittheilnng sehr 
dankbar, denn zu solchen höchst praktischen Beiträgen und Nach- 
richten von gemachten Erfahrungen wollen wir eben anregen, 
und dass unser Artikel in Nr. 38 eine zeitgemässe Anregung 
enthielt, zeigt das freundliche Echo, welches er aus dem Herm- 
grunder ThaJe gefunden hat. O. H. 



Die Wascbvorrichtung, auf welcher diese Waschberge 
verwaschen werden, ist die gewöhnliche Reibgitterwäsche 
mit 4 Abstufungen (P. v. Bittinge r's Lehrbuch, Taf. VIH, 
Fig. 110, jedoch ohne den Trog a). 

Das erste Gitter hat eine Lochweite von 3 Zoll, das 
zweite von ^/^ Zoll, das dritte y^ Zoll, das vierte endlich 
2 Linien lichte Lochweite. Die auf dem ersten Gitter ver- 
bleibenden Stücke von 3 — 6^^, dann die auf dem zweiten 
Gitter von y^ — 3" und die am dritten Gitter verbleibenden 
von V4 — %" Durchmesser, sind Klaubzeuge, welche auf 
Klaubtischen von Knaben in Scheiderz, Pochgut und Taubes 
sortirt werden. Die vom vierten Gitter durchfallenden Zeuge, 
von unter 2 Linien bis in die feinsten Mehle, werden von 
dem Wasserstrom in der Sammelrinne abgesetzt, und bilden 
mit den am vierten Gitter verbleibenden das Setzgut. Der 
Schlamm und ein Theil der abgesetzten Mehle, welch letzte- 
rer von dem Wasserstrom, besonders beim Aufheben des 
Setzgutes aus der Sammelrinne mitgerissen wird, setzt sich 
in kurzen nur 10 Fuss langen Mehlrinnen ab, und wird auf 
2 gewöhnlichen Stossherden geschlämmt. 

Von der zur Aufbereitung gelangten Menge lieferte der 
diessbezfiglich abgeführte Versuch: 

Vom 1. Gitter 35 % Scheid, Pochgut und Taubes 
ff 2. ff 30 % T) V n « 

«3. 1» 10'5®/o n nun 

n 4. ff 87. Setzgut 
die Sammelrinne 11'5% ff 

und 5 7o Schlämmgut und Verlust. 

Toö 

An Rohproducten erhielt man durch das Klauben : 

Vom 1. Gitter 0*20% Scheidgut, 6*2% Pochgut, 93-6 7^, 

Taubes = 100 
ff 2. „ 1-00 7o « 5-1 7o Pochgut, 93-97, 

Taubes = 1 00 
fl 3. i> 0-1 6 7o „ — Pochgut, 99-84 7, 

Taubes = 100, 

woraus sich die grosse Armuth der zur Aufbereitung gelan- 
genden Waschberge leicht erkennen lässt. 
Das Klauben erforderte an Zeit, für das 
1. Gitter auf 100 berechnet . . 20*62 Stunden, 



— 358 — 



2. Gitter auf 1 00 berechnet 

3. n 9> 100 1) 



. 61-37 Stunden 
202-03 1, 



durchschnittlich 100 Ctr. . . 94*67 Stunden. 
Das gewonnene Pocbgut vom ersten Gitter wird ge- 
schlägelt und, vom Tauben wo möglich geschieden, mit dem 
vom zweiten Gitter abfallenden dem Grobstampfen zur Er- 
zeugung von Setzgut übergeben. Der hiezu dienende Poch- 
satz mit gUBseiserner Pochsohle und gestautem Laden- 
wasser, verstampft in 24 Stunden pr. Eisen 15'8 Ctr., 
wobei an Setzgraupen 73'7 % erhalten werden. 

Sowohl die vom vierten Gitter und der Sammelrinne 
erhaltenen, als auch die vom Pochsatz erzeugten Granpen, 
Griese und Mehle kommen zum Siebsetzen. Jene vom vierten 
Gitter geben den Setzkern, die von der Sammelrinne und 
dem Pochsatz den Setzschlich als Setzeduct. 

Die unzureichende Classiruog des Setzgutes nur in zwei 
Classen wirkt auf das Siebsetzen nachtheilig ein, und ist 
Ursache, dass bei der grossen Armuth des Setzgutes ein 
besonderes Verfahren beim Setzen bedingt ist. Das vom 
vierten Gitter erhaltene Setzgut wird auf elastischen Hand- 
dtauchsieben, mit 1'5™°^ Maschen weite, auf die bekannte 
Weise gesetzt. Der gewonnene Kern (Setzerz) wird durch- 
geklaubt, weil er noch mit grösseren Quarzkörnem verunrei- 
nigt ist, und erreicht den Halt von 12 — 14 Pfd. Kupfer pr. 
1 Ctr., der Siebabhub ist unhaltig und wird weggeworfen. 
Abweichend von dem gewöhnlichen Verfahren ist das 
Setzen der aus der Sammelrinne und der vom Pochsatz ge- 
wonnenen Griese. 

Der erste Gang des Siebsetzens erfolgt theils auf ge- 
wöhnlichen Drahtsieben mit 2™°^, theils auf Stengelsieben 
von 3™°^ Maschenweite. Der Siebabhub wird weggeworfen, 
der Siebdurchfall gibt dan Setzgut für den 2. Gang. Der 
Bodensatz am Siebe, welcher zeitweise abgehoben wird, lie- 
fert nur mehr wenig Kem-Setzerz als Setzeduct. 

Der Bottichsatz oder Siebdurchfall wird bei dem 2. 
Gang mit einem Siebe von l*5mm Maschen weite zum zweiten 
Male gesetzt, der Abhub kommt auf den Fischluttenapparat, 
der Siebdurchfall-Bottichsatz zum 3. Gang (Reinmachen) 
auf Siebe mit 3°^ Maschenweite. An Kern wird beim 2- 
Gang nichts mehr gewonnen. 

Das Beinmachen würde selbstverständlich, da das Sieb 
yom Maschenweite besitzt, das Setzgut aber bereits beim 
zweiten Gang, im Sieb mit l'ö™*" passirthat, nicht gelingen, 
wenn hiebei ein Handgriff nicht benützt würde, welcher zum 
Ziele führt. Es wird nämlich beim Reinmachen auf das Sieb 
mit 3°^J° Maschenweite eine dünne Schichte von reinem 
Setzerz (Kern) zuerst aufgetragen, und auf diese erst das 
feine Setzgut. Bei dem Setzen fällt das kleine schwerere 
Kupfererzkorn als Siebdurchfall, inzwischen der Kern durch 
das specifisch leichtere Taube und Eingesprengte abgehoben 
und der Fischlutte übergeben wird. Der erzeugte Setz- 
schlich hat einen Halt von 12 — 13 Pfd. Kupfer pr. 1 Ctr. 
Trockengewicht. 

Was über das Siebsetzen gesagt wurde, reicht hin, um 
zu erkennen, dass die hierortige Manipulation kein eigent- 
liches n Siebsetzen ", wobei ein aufsteigender Wasserstrom 
auf die „Separation^ thätig einwirkt, sondern vielmehr ein 
Reutern ist (Classiren), welches durch ein mit entsprechen- 
den Sieben ausgestattetes Retterwerk zweckmässiger und 
wohlfeiler durchgeführt werden könnte, worauf dann erst 
das Sieb setzen von gutem Erfolge wäre. 



Die Untersuchung des Setzgntes zeigt, dass darin du 
Kupfererz nur in der kleineren und kleinsten Korogröue 
vorkommt, der gröbere Rest aus Grauwacke, Glimmerschie- 
fer, Schwerspath, Quarz und Kalkspath bestehe. 

Bei dem gemachten Siebsetzversnch hat mit Inbegriff 
des Reinmachens ein Arbeiter pr. Stunde 2 — 1*5 Kubikfass 
Setzgut aufgebracht. Das jährliche Aufbringen des Nr. 2 
Wasch werkes, bei welchem die Versuche abgeführt wurden, 
beträgt über 195.000 Ctr. Waschberge, mit einem Ausbrin* 
gen von 263 Ctr, Kupfer oder 100 Ctr. Waschberge = 13'5 
Pfd. Kupfer Inhalt. 

Die beschriebene Betriebsart bedingt bei dem grosaea 
Quantum, welches täglich aufgebracht werden muss, eine 
grosse Arbeiterzahl, ist daher keine wohlfeile zu neDoen. 
Namentlich ist das Reiben (Waschen) und die Klaubbarbeit 
der kostspieligste Factor, zugleich aber auch derjenige, wel- 
cher durch Maschinenarbeit am leichtesten zu eliminireo 
wäre. Der diessbezüglich abgeführte Gege n versuch , bei 
welchem ich die Klaubzeuge als gewöhnliches Pocbgut be- 
handelte, zu Mehlen verpochen und schlämmen liess, bat 
hierüber die günstigsten Ergebnisse geliefert. Leider gestat- 
tet der Mangel eines selbstständigen Pochwerkes die Ein- 
führung dieser Abänderung doch nicht, denn der erwähnte 
Pochsatz mit 3 Eisen, welcher zur Erzeugung des Setzgutes 
dient, kann nur bei Nacht arbeiten, da das Aufschlagw&sser 
bei Tage zum Betriebe der Wäsche , der Stossberde, 
zum Siebsetzen und auf dem Fisch luttenapparat in An- 
spruch genommen wird, und würde keinesfalls hinreichen, 
um das gewonnene Pochgut zu Mehlen zu verstampfeu, da- 
her eine steigende Anhäufung unvermeidlich wäre. Unge- 
achtet der Schwierigkeiten, welche sich in Folge der Be« 
schaffenheit der hiesigen Waschzeuge und der bestehenden 
Betriebseinrichtungen einer continuirlichen Maschinenarbeit 
entgegenstellten, habe ich nicht unterlassen, nach meinem 
im December v. J. erfolgten Dienstantritte die hiezu notb- 
wendigen Vorerhebungen und Versuche zu machen, und auf 
dieser Grundlage vorerst einen einfachen continuirlicben 
Probestossherd von 6 Fuas Länge und 3 Fusa Breite erbaut. 
Die verschiedene Korngrösse des von der Beibwäscbc 
abfliessenden Schlammes und der bei der Setzgut-Erzeugung 
gewonnenen Mehle, welche in der nur 10 Fuss langen Mehl- 
rinne keinerlei Sortirung unterworfen sind, in einfachco 
Gumpen zur schlämmgerechten Trübe angemacht und auf 
die Stossberde geleitet werden, übte auf den guten Gang 
des continuirlichen Probestossherdes einen nachtheiligc^ 
Einfluss, und doch liefert derselbe in der 5 Monate dauern- 
den Betriebszeit Kupferschliche aus denselben Zeugen von 
17 — 19 Pfd. pr. Ctr., während die gewöhnlichen Stossberde 
einen Schlich von nur 13 — 15 Pfd. Kupfer erzeugen. Das» 
aber die Arbeit an continuirlichen Stossherden eine viel 
wohlfeilere ist, braucht nicht erst hier hervorgehoben «n 
werden. 

Die Erbauung einer continuirlichen Setzpumpe o*" 
Unterkolben, deren reine Siebfläche 1 Vj' X 2 V4' = (3*3 D') 
beträgt, Hess bald erkennen, dass für dieselbe sich nur das 
vom vierten Gitter abfallende Setzgut (4 — 6"°* Korngrösse) 
und nur unter gewissen Umständen für eine continuirliche 
Arbeit eigne. Der Mangel einer guten Classirung des aus 
der Sammelrinne abfallenden Setzgutes, war hier von ent- 
schiedenem Einfluss. Denn es bildete beim entsprechenden 
Gange der Maschine der im Kupferhalt zwar hohe Sieb- 
durchfall, selbst bei Anwendung eines Kupferblechstebes 



359 — 



ite.j 



''H; 



--i 



von nur \^^ Loch weite, auf den Säugventilen eine solche 
Menge, dase der Kasten 2 — Smal tftglich gereinigt werden 
musste. £s hlieb daher nichts anderes übrig, als den Ver- 
sach mit dem vom vierten Qitter abfallenden Setzgnt allein 
fortznsetsen. 

Die Armnth dieses Setzgutes vereitelte aber ebenfalls 
den contionirlichen Gang der Maschine, weil sich aus dem- 
selben an reinem Setzerz nicht so viel ergänzte, als der Ab- 
gang bei der Aastragöffnung betragen hat, daher bei einer 
continuirlichen Arbeit nur ein Mittelproduct von niederem 
Halt erhalten werden konnte. Nach Erkenntniss dieses Uebel- 
standes liess ich die Maschine halb continuirlich arbeiten. 
Das Setzerz sammelte sich am Boden des Siebes, während 
der Abhub continuirlich abgetragen wurde. Nach Verlauf 
von einer Stunde wurde die Maschine eingestellt und gefun- 
den, dass die reine Setzerzschichte am Boden des Siebes 
kaum Yj ^^^^ Höhe hatte, über welche das Mittelproduct, 
eini^esprengtes Erz, gelagert war. Auf diese Weise wurde 
in der Arbeit fortgefahren, und sttindlich das Setzerz mit 
dem Mittelproduct zugleich abgehoben. Nach Ansammlung 
einer grösseren Menge dieses schon concentrirten Setzgutes 
wurde das Reinmachen in ganz continuirlicher Arbeit ver- 
sucht, was vollkommen gelungen ist. Die Leistung dieser 
Maschine beträgt in der Stunde bei 8 — 10 Kubikfuss. Da 
die Maschine mit dem Setzgut vom vierten Gitter nicht hin- 
reichend bestürzt werden kann, so wurde eine Concentration 
des armen Kiaubgutes vom dritten Gitter also der Graupen von 
6 — 18™™ versucht, was ebenfalls als gelungen zu betrachten 
ist, da der Bodensatz nun nur wenig Zeit in Anspruch nimmt, 
um ausgeklaubt zu werden, im Gegensatze, dass das Klauben 
dieses Gutes früher die grösste Arbeitskraft erforderte. 

Die bei der eben beschriebeneu Setzpumpe gemachten 
Erfahrungen veranlassten mich für die Verarbeitung des 
aus der Sammelrinne abfallenden Setzgutes zur Erbauung 
einer Setzpumpe mit Seitenkolben. Die Noth wendigkeit, den 
Kasten oft reinigen zu müssen, war bei dieser Maschine 
wohl behoben, aber einer ganz continuirlichen Arbeit trat 
auch hier die Armuth des Setzgutes hindernd entgegen, um- 
somehr als dieses Setzgut, wie gesagt, gar nicht classirt ist. 
Diese Maächine musste somit, wenn ein guter Erfolg erzielt 
werden sollte, zwei Arbeiten verrichten: 

1. Das Setzgut classiren in Mehle von 1™™ abwärts, 
und Griese und Graupen von 1™™ bis 4™™. 

2. Beide Classeu wo möglich concentriren, um wenig- 
stens beim zweiten Siebsetzen schon reines Setzerz zu 
erhalten. 

Um dieses zu erzielen, wurde folgcods verfahren: 
Auf die Maschine wird eiu Drahtsieb von 3™™ Maschen- 
weite aufgesetzt, das Setzgut in den Eintragkasten einge- 
tragen und die Maschine in Gang gesetzt. Der sehr reich- 
lich abfallende Siebdurchfall fliesst continuirlich ab und wird 
gesammelt, auf dem Siebboden sammeln sich die Erzgrau- 
pen, der tanbe^Abhub aber wird von dem Wasserstrom con- 
tinuirlich ausgetragen. In 12 Stunden wird die Maschine 
3ma] eingestellt und das Setzerz sammt dem Mittelproduct 
abgehoben. Wenn von beiden Sorten (Siebdurchfall und 
Setzgraupen) ein hinreichender Vorrath angesammelt ist, 
wird die Pumpe zum Reinmachen mit einem Doppelsiebe 
belegt. Die Unterlage für das eigentliche Reinmachsieb von 
1°»™ Maschenweite bildet nämlich ein stärkeres Sieb von 4™*, 
welches zuerst auf den Siebrabmen fest angespannt wird, und 
hierauf wird erst das Reinmachsieb angenagelt. Zu dieser 



Massregel bin ich geleitet worden durch die Wahrnehmung, 
dass Unterstützungsleisten, welche der Länge des Siebes 
ins Kreuz gelegt sind, dem ruhigen gleichförmigen Aufstei- 
gen des Wassers entgegenwirken, Quadratmaiden in der Sieb- 
fläche veranlassen, und so den guten Gang der Pumpe achäd- 
lich beeinflussen. Ein tioch wichtigeres Erforderniss, welches 
mich zur Anwendung eines doppelten Siebes veranlasste, 
ist, dass das Sieb der Bewegung des Wassers nicht folgen, 
sondern straff, unbeweglich auf dem Siebrahmen verbleiben, 
eine vollkommene Ebene bilden muss. 

Damit nun das schwache Sieb von 1°^°^ Maschenweite 
bei der gegebenen wirkenden Siebfläche 2* X 2' = 4 Qua- 
dratfuss, die Last des Setzgutes sicher tragen, dabei der 
gestellten Anforderung entsprechen könnte, habe ich das 
aus starkem Gewebe angefertigte Unterlage- Sieb in Anwen- 
dung gebracht. 

Jedes der beiden gewonnenen Mittelproducte wird auf 
diesem Siebe für sich bei ganz continuirlichem Gange der 
Maschine rein gemacht. Der Halt der abfallenden Educte 
beträgt pr. 1 Ctr. 19 — 2074 ^^^' Tupfer. Es ist daher nicht 
nur die grosse Leistungsfähigkeit dieser Maschine bezüglich 
der aufbringbaren Menge und der Reinheit des gewonnenen 
Eductes, sondern auch der Umstand von höchster Bedentung, 
dass Statteines dreimaligen Setzens, wie bei den Handstauch- 
sieben, nur ein zweimaliges nothfällt, welche beiden Facto- 
ren auf die Kosten von grossem Einfluss sind. Zu diesen 
mechanischen Vorzügen muss noch das Geldersparniss an 
Fuhrlohn, Arbeitslöhnen und an den grossen Schmelzkosten 
zugeschlagen werden, um den hohen Werth der Maschinen- 
Arbeit, insbesondere aber der continuirlichen, welehen sie 
für die Aufbereitung, daher für den Fortbestand des Gru- 
benwesens besitzt, richtig beurtheilen zu können. 

Beide hier besprochenen Maschinen, welche mit weni- 
gen von den Local-Umständen gebotenen Abänderungen 
nach der in P. v. Rittinger's Lehrbuch der Aufbereitungs- 
kunde, Taf. XV, Fig. 158 und Taf. XIV, Fig. 153 angege- 
benen Entwürfen ausgefertigt wurden, sind dem currenten 
Betriebe seit mehr als 2 Monaten übergeben. 

Wie wichtig eine gute Classirung für die Erfolge bei 
der Siebsetzmanipulation ist, kann aus dem Angeführten be- 
urtheilt werden. Um daher wenigstens die flauen Mehle aus 
dem Setzgut wegzubringen, und für die Stossherde ei^ gleich- 
förmigeres Schlämmgut zu erzielen, habe ich statt der Sam- 
melrinnen Schlagsiebe eingerichtet. Die Setzpumpen und 
die Sohlagsiebe werden mittelst Gurten von der Pochsatz- 
welle bei ausgehängten Schüsdcrn in Bewegiiug gesetzt, er- 
fordern äusserst wenig Kraftwasser, welches der Reibwäsche 
entzogen wird. Bedient wird die erste Setzpumpe von eiuem 
Knaben mit 12'2 kr., die zweite von einem Mädchen mit 
15 '7 kr. und einem Knaben mit 7 kr. Taglohn. 

Schliesslich sei zur Beurtheilung der durch die Ein- 
führung der gedachten Maschine bisher erzielten Erfolge 
der Arbeiterstand angeführt, vor und nach Erbauung dieser 
Maschine , wobei die Metallerzeugung ganz gleich vrr- 
blieben ist. 

Betriebsmonat Ootober J. 1867 J. 1866 

Metallerzeugung, Kupfer 1 7 Ctr. 9 % it. 1 7 Ctr. 1 3 //. 

Arbeiterstand: Schlämmer . . 1 . • . 1 

Schlätnmjungen 2 . • • 2 

Stampfer ... 1 . « . 1 

Hundlaufer . . 2 . . . 2 

*« 



— 360 — 



HandBiebsetzer . 6 

Maschin ensiebsetzer 2 

Wäscher ... 8 
Abtrager u. Klaub- 

jungen ... 24 

Scheider ... 5 

Mehlaoswerfer . — 

Fischlattenapparate 2 



12 



35 
6 
1 
2 



53 ... 70 

Arbeiterlöhne 159 fl. 88*5 kr. 206 fl. 

Qegenüber dem Jahre 1866 ergibt sich ein Erspamiss : 

Bei Arbeiterzahl 17 Köpfe 

an Arbeiterlöhnen . . . . 46 fl. lt*5 kr. in 
einem Monat, oder 553 fl. 38 kr. im Jahre. 

Welche weiteren namhaften Unkosten durch Einführung 
der Maschinenarbeit statt der Reibgitterwäscbe, der Schläm- 
men auf continuirlichen Stossherden mit Spitzluttenapparat 
statt der gewöhnlichen Stossherde, der Setzpumpen in 
entsprechender Zahl, und insbesondere aber durch Feinpo- 
*chen des Klaubgutes, statt des kostspieligen Klaubens und 
Scheidens in Ersparung gebracht werden können, lässt sich 
aus dem Gegebenen leicht ermessen. 

Es gibt keinen Bergbau, bei welchem an armen Zeugen 
nicht mehr als an reichen abfällt. Diese armen Zeuge re- 
präsentiren oft ein grosses todtes Capital, da ihre Zugute- 
bringung bei Anwendung von Menschenkraft keinen Gewinn 
abwirft, und viele Bergbauunternehmungen untergehen, weil 
sie eben diese Zeuge nicht verwerthen können ! Die Einfüh- 
rung der Maschinenarbeit gibt nun das sichere Mittel, diese 
armen Zeuge mit Nutzen zu verwerthen. Es sei daher ge- 
stattet anzuhoffen, dass das unbegründete Misstrauen einer 
richtigen Erkenn tniss weichen und den neuen Aufbereitungs- 
Maschinen mit continuirlicher Arbeit eine allgemeine Ver- 
breitung recht bald zu Theil werden wird. 

Herrngrund, am 22. October 1867. 



Der k. k. duecksilber-Bergbau zu Idria« 

Von dem k. k. Bergwerks- Exspectanten Anton Ts che bull. 
(Fortsetzung.) 
Erz-Arten. 

Die Art des Erzvorkommens in der hiesigen Grube ist 
zweierlei, entweder als gediegenes metallisches Quecksilber, 
oder dasselbe vererzt chemisch mit Schwefel verbunden als 
Zinnober. Letzteres Vorkommen ist das vorherrschendere 
und wichtigere. 

Das Vorkommen des gediegenen Quecksilbers findet 
sich, wie so eben erwähnt, am häufigsten und gewöhnlich- 
sten im Silberschiefer, mit verschieden mächtigem Anhalten. 
Dasselbe wird aber auch stellenweise jm Dolomit und La- 
gerschiefer neben Zinnober und Eisenkiesen gefunden. 

Sowohl im Lagerschiefer als auch im Dolomit kommt 
der Zinnober, das Haupterz des hiesigen Vorkommens, in 
den verschiedenen Varietäten als : reiner Zinnober als dünner 
Anflug, selten bis 2 — 3''^ dick, derb oder auch seltener 
krjstallinisch und in kleinen .Krystallen, ferner mit verschie- 
denen Beimengungen als Ziegel-, Stahl-, Leber- und Koral- 
len-Erz vor. 

Beinahe ganz bitumenfrei, und nur durch Dolomitbe- 
standtheile manchmal etwas verunreinigt, ist das Ziegelerz, 
nach seiner ziegelrothen Farbe so genannt. Nach selbst 



durchgeführten Proben in Probirgaden mit einem ziemlieh 
reinen derartigen Erzstück erhielt der Gefertigte einen Durch* 
schnittshalt des Ziegelerzes von 67*77% an gediegenem 
Quecksilber. 

Dieses Erz findet sich in geringen Mengen und erhält 
beinahe immer Kiese und gediegenes Quecksilber. 

Ein durch wenig Bitumen verunreinigtes Vorkommen 
ist das Stahlerz, so genannt nach der schönen stahlgrauen 
Farbe, die es an frischer Bruchfläche besitzt. Die vom Ge- 
fertigten mit eiuem ebenfalls ziemlich reinen Stahlerzstück 
vorgenommenen Haltproben ergaben den überraschend gros- 
sen Halt von 80*81 % ^^ gediegenem Quecksilber. Es ist 
diess das reinste Zinnobererz, indem der chemisch reine 
Zinnober aus 84 % Quecksilber und 16 % Schwefel besteht. 
Die dunklere Farbe dieses Erzes ist eben durch die bitu- 
minöse Beimengung bedingt. 

Dasselbe besitzt auf seinem Vorkommen im Leithner 
Revier viele Ablösungsfläehen, und über faustgrosse, ganz 
dichte Stücke werden selten gefunden« An diesen ganz un- 
regelmässigen krummen und ebenen Flächen ist es dunkel- 
braunrotb' gefärbt und hat Metallglanz. Als durchschnittli- 
ches specifisches Gewicht wurde aus mehreren Versuchen 
6 '6 gefunden. 

Das bituminöse und erdige Lebererz, immer von etwas 
Idrialit, einem später erwähnten Erdharz, durchdrungen und 
meist auch brennbar, hat eine charakteristisch leberbraune 
Farbe, kommt sehr selten vor, und dann in der Regel mit 
Stahlerzen zugleich einbrechend; es ist auch sehr reich. 

Das Korallenerz ist ein mehr weniger verdrztes Vor- 
kommen der oberwähnten Schalenreste, sowohl im milden 
als auch im festen, eisenkiesigen und sandsteinartigen La- 
gerschiefer. Findet sich selten. 

Minerallen. 

Im Anhange der soeben angeführten Erzarten seien 
noch die sämmtlichen in hiesiger Grube gefundenen Mine- 
ralien zusammengestellt. Dieselben zerfallen nach ihrer 
Entstehuugsart in ursprüuglich vorhandene und in solche, 
die erst durch einen Verwitterungsprocess sich gebildet 
haben. 

Zu der ersten Art gehören nun folgende Mineralien : 

1. Gediegenes Quecksilber. 

2. Zinnober, die Merkur- oder Quecksilber* Blende. 

3. Eisenkies, derb und in Krystallen bis gegen 3''' 
Grösse. 

4. Anthracit und Graphit, als Anflug auf Dolomit und 
Lagerschiefer, und in kleinen Nestern und Schnürchen als 
schwarzglänzende, leicht zerreibliche Masse, seltener fest 
mit faseriger Structur. Die verschiedenen grossen rundlichen 
Conglomeratkörper sind oft gans von einem Graphitanflug 
umgeben, schön schwarzgläuzend. Bituminöser Schiefer ist 
sehr oft graphitisch und, von Zinnober durchdrungen, von 
dunkelbraunrother Farbe. 

5. Kalkspath, derb und in höchstens ^^ " grossen Kry- 
stallen. Reine Kry stalle fand der Gefertigte in den Abbauen 
auf Mittelfeld im Ferdinandi-Hofliiungsschlag und unter der 
Glantschnigg-Rolle auf Hauptmannsfeld. In letzterem Fund- 
orte enthielt eine langgestreckte Druse im Dolomit Kalk- 
spathkry stalle von etwa ^'" Grösse, die theilweise von Zin- 
nober durchdrungen waren. 

6. Feldspath, in Lamellen im Kalk ausgeschieden, fest 
und verwittert. Er ist von weisser Farbe, im verwitterten 



1 



— 361,— 



Zastande f&rbt er ab, ist fett anzufühlen und enthielt auf 
einem Fundort auf Uauptmannsfeld Zinnoberspuren. Seine 
physikalischen Eigenschaften sind jenen eines Kalkthones 
sehr ähnlich, und nur eine genauo chemische Analyse würde 
den wahren Charakter des Oesteino bestimmen. 

7. Das Interessanteste der hier vorkommenden Mine- 
ralien ist der sehr selten gefundene sogenannte Idrialit. 

Derselbe idt eine Varietät der Erdharze, besitzt 
eine schwärzlich-braune Farbe, ist undurchsichtig, hat in 
sehr reinem Zustande ein specifisches Gewicht von 1*3 als 
Durchschnitt mehrerer selbst gemachten Versuche. Er brennt 
angezündet mit russeuder Flamme, einen bituminösen Ge- 
ruch verbreitend uud einen bläulichweisseD, oft gelblichen 
Beschlag bildend. Seine Härle ist um 2*0. Wird der Idrialit 
mit einem Gezäbe behandelt, so verursacht er ein ahnliches 
Geräusch, wie mau es beim Bearbeiten gewöhnlicher Holz- 
kohle zu hören gewohnt ist. Die Structur des reinen Idria- 
lits ist körnig, selten stängelig-faserig und besitzt derselbe 
Fettglanz. 

Professor Schrötter hat den Idrialit genau untersucht 
und beschreibt dessen physikalischen und chemischen Eigen- 
schaften in «Baumgartners Zeitschrift,» Band II, S. 6. 

Anbrüche von Idrialit sind in der hiesigen Grube Sel- 
tenheiten , und es sind nur einzelne Punkte bekannt, wo 
derselbe und zwar auch nur in 5 — 6" mächtigen kurz an- 
haltenden und sehr absätzigen Schnürchen sich findet, und 
selbst da ist er selten ganz rein, sondern immer mehr we- 
niger von Zinnober durchdrungen. Unter den genannten Ver- 
hältnissen erscheint er im Leithner Revier ob Wasserfeld in 
Begleitung der reichen Stahlerze. Er wurde in den Abbau- 
Strassen der I. Etage dort entdeckt, fand sich auch in der 
II. Etage, die eben jetzt abgebaut wird. Andere Vorkommen, 
wie am oberen HemmaUuf, wo er in der Sohle bei Mappe 
Nr. 209 — 210 V2' mächtig einbrechen soll, sind nicht zu- 
gänglich. 

Als Verwitterungsproducte findet man in der Idrianer 
Lagerstätte noch folgende Mineralien: 

8. Bittersalz, das sich durch Zersetzung kiesiger Do- 
lomite in haarförmigen, oft gekräuselten Krystallen bildet. 

9. Eisenvitriol, der ebenfalls im kiesigen Lagerschiefer 
auswittert, femer noch 

10* Gyps. Dieser findet sich in alten Verhauen und 
überhaupt der Verwitterung ausgesetzten Strecken und Re- 
vieren, die im dolomitischen Lagerschiefer anstehen, in ganz 
deutlichen, aber sehr kleinen Krystallen. 

Verwerfungen von ganz unbedeutenden Dimensionen 
(einige Fuss) sind von mir auf Achazifeld im Liegend- 
Dolomit gesehen worden. Es wurden solche auch an- 
derorts beobachtet, sie sind jedoch, nach den bis jetzt ge- 
machten Erfahrungen, ohne alle Wichtigkeit für den Erzadel. 

Scharrungen wurden noch nicht beobachtet. 

Bei den meisten^Erzbergbanen wird die Beobachtung 
gemacht, dass mit grösserer Tiefe der Erzadel entweder zu- 
nimmt oder sich allmälig verringert. Diess ist nun bei der 
Idrianer Erzlagerstätte nicht der Fall. 

Nach Berichten und Aufzeichnungen in den Abbau- 
Karten, die erst seit neuerer Zeit sorgfältig verfasst werden, 
ist der Adel sowohl in den oberen als unteren Horizonten 
ziemlich gleichbleibend, sowohl in Bezug der Mächtigkeiten 
als des Anhaltens und der Güte der Erze. Ueberall ist das 
Erzvorkommen ohne alle Regeln (?) absätzig, und beweisen 
diess am deutlichsten die in den Abbaukarten ersichtlichen 



tauben Keile, die eben stehen gelassen werden, die aber 
aueh in den einzelnen Abbauetagen verschiedene Dimensio- 
nen besitzen, bald sich vergrössern, bald verringern. 

Da jetzt nur auf den aufgeschlossenen bekannten Erz- 
mitteln in der Tiefe und Mittelteufe der Grube gebaut 
wird, so bat man nur hier Gelegenheit gehabt, diese 
Beobachtungen zu machen. In den oberen Horizonten, wo 
sich dermalen keine Abbaue befinden, sollen in Bezug der 
Erzmittel die gleichen Verhältnisse obwalten, wie man sie 
in den unteren Horizonten jetzt findet. 

Die Anfangs angeführten Bemerkungen in Bezug der 
Lagerung der Lagermassen, des Wechsels der Gesteinsarten, 
des einfallenden und des aufsteigenden Lagers B und B' 
etc. etc. etc., entsprechen einem mittleren Durchschnitte des 
Grubenbaues, etwa 150 Klafter im S.O. vom Barbaraschachte. 

Ausrichtungsbaue, die nach dem Streichen der Lager- 
stätte sowohl nach S.O. als nach N.W. durchgeführt wurden, 
ergaben ganz abweichende Resultate in Rücksicht der La- 
germasse, des Auftretens und des Wechsels der Gesteine 
Überhaupt, des Streichens und Fallens derselben, und der 
Bedingungen oder vielmehr der häufigsten Art des Adels- 
und Erz-Vorkommens. % 

Bei den Ausrichtungsbauen im N.W. der Lagerstätte 
wurden nun folgende Beobachtungen gemacht: Der Ver- 
flächungswinkel Her einfallenden Geoteinsschichten, die sich 
in der Reihenfolge ihrer Lagerung, wie im Liegenden, genau 
wiederholen, ist, abgesehen von unbedeutenden Abweichun- 
gen, gleich geblieben. Das Streichen der Schichten hat sich 
indessen geändert , und zwar bog sich die Streichungs- 
ricbtuug bei den Vorbauen im Liegenden nach N.W., 
also gegen das Hangende, und bei den Vorbauen im Han- 
genden nach rückwärts gegen das Liegende, nach N.O. 
Es verringert sich somit die Mächtigkeit des Vorkommens 
gegen N. W. und es scheint sehr wahrscheinlich, dass sich 
hier im N.W. der Grube das Liegende, das Lager Ä und B 
und der aufsteigende Theil, das Lager B* und dann das 
wieder nach N.O. fallende Lager D vereinigen, und der 
Lagerstätte im N.W. eiueu muldenförmigen Abschluss ge- 
ben. Eine Annäherung der Liegend- und Hangend-Glieder 
ist sicherlich conetatirt; eine factische Vereinigung und voll- 
ständigen Zusammenhang beider Theile hat der Gefertigte 
aber noch nicht beobachten können. 

Von den bisher besprochenen Verhältnissen des hiesi- 
gen Erzvorkommens sehr abweichende Beobachtungen hat 
man durch jene Hofinungsbaue gemacht, die das S.O. Gru- 
benfeld aufgeschlossen haben. 

Die Vorbaue im Streichen der Lagerstätte nach S.O. 
in der Scheidung des Lugerschiefers uud des Dolomites 
schliessen den Lagerschiefer in den verschiedenen Horizon- 
ten mit abweichenden Mächtigkeiten und wechselndem Halte 
auf. Allmälig verliert sich die charakteristische Eigenschaft 
desselben, und damit Mächtigkeit und Erzbalt etc., und 
statt dessen erscheint eine graue Schiefermasse von ver- 
schiedenem Charakter, ohne Bitumen, jedoch eisenkieshaltig 
und deshalb auch bald verwitternd und sich ablösend, von 
unbedeutender Mächtigkeit, meist ganz taub, oft saudstein- 
artig und in denselben übergehend. Somit fehlt in dem S.O. 
Theile der Grube das eine Hauptgestein der erzführenden 
Formation, der Lagerschiefer als solcher, beinahe gänzlich. 
Es erscheinen zwar öfters Schiefer, die mergelig und manch- 
mal bituminös sind, allein die Mächtigkeit und der Adel fin- 



— 362 — 



den sich nirgends so, als wie im Lageracbiefer det nordwest- 
lichen Grube. Der mächtig auftretende Dolomit ist in der 
Begel, wenn er erzführend ist, dunkel gefärbt, etwas bitu- 
minös. Lichte Dolomite sind meist taub. Das Silberscbiefer- 
Vorkommen erscheint in dem südöstlichen Tbeile der Grube 
nur noch auf Mittelfeld (52 Klafter tief); in den tieferen Ho- 
rizonten wird er in der Mittelmäcbtigkeit nicht gefunden, 
sondern nur durch bedeutende Hangend-Schläge wieder er- 
reicht, wie es bei allen längeren Hangend-Schlägen der ver- 
schiedenen Horizonte der Fall ist. In der nordwestlichen 
Grube wurde er noch in einer Tiefe von 100 Klaftern, am 
Clementilauf, in der Mittelmächtigkeit getroffen. 

Kalke, im nordwestlichen Tbeile der Grube in geringen 
Mächtigkeiten erscheinend, treten hier sehr mächtig ent- 
wickelt auf, aber sie sind kein erzfahrendes Gestein, sondern, 
soweit der Gefertigte dieselben beobachten konnte, durchaus 
taub. An der oftmals sehr deutlichen Gesteinsscheide von 
Kalk mit Dolomit ist letzterer meist zinnoberspurig. Der 
Kalk ist in der Kegel zwischen Dolomiten eingelagert. Man 
findet sonach in der südöstlichen Grube folgende Gesteine: 
t. Den liegenden Dolomit, 2. Sandsteine, ähnlich wie sie in 
der nordwestlichen Grube anstehen, 3* Thonschiefer, mehr 
weniger sandig und dolomitisch und selten etwas bituminös, 
4. Kalke, abermals 5. Dolomit und 6- Silberschiefer. 

Das Streichen der Schichten hält in den verschiedenen 
Horizonten ziemlich regelmässig nach S.O. an, das Fallen 
der Schichten ändert sich Öfters. In einer mittleren Entfer- 
nung von etwa 250 bis 300 Klaftern südöstlich vom Theresia- 
Schachte, dem westlichsten Schachteinbau, erscheinen nun 
mehrere deutliehe Blattscheidungen (Klüfte), nahe senkrecht 
auf das Streichen der Schichten. Das Gestein im Hangen- 
den und Liegenden dieser sehr deutlichen, meist ebenen 
Blattflächcn (Klüfte) ist meist dasselbe, ein mehr weniger 
fester, und in den bisher beobachteten Fällen häufig adel- 
führender dunkler Dolomit. 

Von mehreren ähnlichen Klüften, Scheidungen im Ge- 
stein, sind bis jetzt zwei, im Dolomit auftretende Klüfte als 
adelführend besonders wichtig. Eine ist auf Hauptmanns- 
feld, die zweite auf Barbarafeld und mögen zum besseren Ver- 
ständniss mit und 0^ bezeichnet werden. Dieselben sind pa- 
rallele Klüfte, mit einem etwa 10 Klafter mächtigen Zwi- 
schenmittel, streichen annähernd gleich nach S.W. und fallen 
unter 30^—20® nach S.O. 

Die Ausrichtung dieser 2 Klüfte beschränkt sich auf 
Hauptmannsfeld auf etwi^20^und auf Barbarafeld auf etwa 
15 ^ wo man sie sehr deutlich ausgeprägt findet und genau 
verfolgen kann. Bei Versuchen, dieselben sowohl nach N.O. 
als nach S.W. im Streichen weiters auszurichten und aufzu- 
schliessen, kam man auf ganz abweichende Erscheinungen, 
und es gelang nicht, dieselben durch die weiter betriebenen 
Hofinungsbaue deutlich und unter gleichen Verhältnissen 
und Bedingungen wieder zu finden. Während auf Barbara- 
feld im N.O. ein lichter nach N.W. streichender und steil 
gegen S.W. fallender Dolomit erscheint, und den Adel der 
Klnft 0' abschneidet, erreichte man durch die Vorbaue nach 
S.W. einen lichten grauen Sandstein, der auch ganz taub 
ist. Aehnlich verhalten sich die auf Hauptmannsfeld gemach- 
ten Beobachtungen bei der Ausrichtung der Kluft nach 
N.O. und S.W. Nach dem Verflachen sind beide Klüfte an- 
haltender aufgeschlossen und deren weitere Aufschliessung 
auch noch im Betrieb. Aber auch hier ergaben sich einzelne 



Abweichungen, besonders bei Ausrichtung der Kluft 0*, 
Ad'elführend wurde jedoch das Hangende und Liegende der 
Klülfte «berall angefahren. 

Ausser diesen Klüften (Blattseheidungen) in den dunk- 
len Dolomiten erscheinen aber auch ganz verschieden ein- 
fallende Gesteinsscheidungen, und zwar ausschliesslich nur 
zwischen Dolomit und Sandstein, die beiden vorberrschend- 
sten Gesteine in diesem Tbeile der Grube. 

Die bezüglichen Aufschlüsse wurden sowohl auf Haupt- 
mannsfeld als auch auf Barbarafeld gemacht, und in beiden 
Horizonten der Dolomit in der Nähe der Sandsteinscheidun- 
gen als erzführend angefahren. Nach den bis jetzt gemach- 
ten Aufschlüssen wurde dieses Verhalten allseitig beobachtet. 

Der taube Sandstein wurde durch einzelne Vorbaue In 
den ersten der beiden genannten Horizonten, d. i. auf Haupt- 
mannsfeld gegen S.W. durchfahren. Er ist hier 20 Klafter 
mächtig, und es wurde dahinter, also mehr im Liegenden, 
wieder zinnoberspüriger Dolomit, aber nicht so reich, erhal- 
ten. Auf Barbarafeld sind die Vorbaue noch nicht so weit 
gegen das Liegende vorgedrungen. 

Ob diese bis jetzt beobachtete Veredlung des Dolo- 
mits in der Nähe des Sandsteins noch femer erbalten wird, 
ist eben nicht bekannt, wohl aber sehr wahrscheinlich. Hpff- 
nungsbaue werden darüber noch weitere Aufschlüsse gebe», 
auch das Anhalten obiger Erscheinung in den tieferen und 
höheren Horizonten der südöstlichen Grube genügend be- 
leuchten, und die darüber bis jetzt gewonnenen Beobach- 
tungen und Erfahrungen ergänzen. 

Es erscheinen in diesem Terrain, im S. und S.W. des 
Kaiser Josefi II. Schachtes ausser den genannten Klüften 
und den deutlichen Gesteinsscheidungen noch mehrere unter- 
geordnetere Scheidungen und Blätter im Dolomit, die auch 
mehr weniger adelführend sind, und für dieses interessante 
Vorkommen in diesem Theile der Grube gewiss auch eine 
Bedeutung haben. 

Eine Scheidung^ nach senkrecht auf die Kluft 0' ein- 
fallend, verwirft dieselbe um mehr als V2 Klafter, ohne aber 
eine weitere Störung zu verursachen und den Adel zu ver- 
ringern oder zu vergrössern. Scharrungen sind auch hier 
nicht zu beobachten. 

Der Charakter dieses Vorkommens in der südöstlichen 
Grube entspricht^ nach den bis jetzt erzielten Aufschlüssen, 
dem eines Lagers durchaus nicht, und nur durch weitere, 
vollständigere Hoffnungsbaue wird man über dieses sehr 
interessante, aber auch schwer zu charakterisirende Vor- 
kommen mit einiger Sicherheit urtheilen und sich dasselbe 
gewiss genauer erklären können. 

Der Aufscbluss dieses neuen reichen und mächtigen 
Erzmittels erfolgte in neuester Zeit durch Herrn Bergverwal- 
ter Grübler. Dasselbe reicht mit Bestimmtheit vom Haupt- 
mannsfeld bis hinunter auf Barbarafeld, steht al^o mit einer 
seigeren Mächtigkeit von 18^ an« Hoffentlich wird der in 
Betrieb stehende Josefi-Lauf, t4^unterBarbarafeldgetriebeu, 
diese reichen Mittel auch in dieser grösseren Tiefe wieder 
anfahren, da die Kluft 0* auf Barbarafeld noch weiters unter 
die Laufsohle in die Tiefe niedersetzt. 

Ausdehnung des Qmbenbaues. 

Die Erzlagerstätte ist in den verschiedenen Horizonten 
sowohl im Streichen als auch in das Liegende und gegen 
das Hangende verschieden mächtig, und in ver&chiedener 
Erstreckung aufgeschlossen. 



— 363 — ' 



Im Streichen ist die Maximal- Ausriebt ung auf Mittel- 
feld. Dieselbe erreicht hier iu gerader Linie, vom Theresia- 
Schacht gegen den Ferdioandi Schacht, also beinahe genau 
nach S.O. eine Länge von 700 Klafter. 

Auch auf Wasser-, Hauptmanns- und Barbarafeld geben 
die Ausrichtungs- und Hoffnungsbaue nach dem Streichen 
der Lagerstätte ziemlich weit nach S.O., etwa 100 und 
160 Klafter südlich vom Josefi-Schacht. Der Ferdinand!- 
Schacht liegt 330 Klafter südöstlich vom Josefi-Schacht. 

Gegen das Liegende und Hangende sind in den 10 
Horizonten und Feldern einzelne verschiedene lange Schläge 
geführt worden. Der ausgedehnteste und mächtigste Ai\f- 
schluss in dieser Beziehung ist auf Hauptmannsfeld gemacht, 
wo die Lagerstätte durch einen 90 Klafter langen Haugend- 
und einon 150 Klafter langen Liegend-Schlag, in Summa 
also mit 240 Klafter söhliger Mächtigkeit aufgeschlossen ist. 

Aehnlich lauge Hangen d-Schläge bis an den Silber- 
schiefer sind in den oberen Horizonten und auch auf Caroli- 
feld vorhanden. 

Die mittlere Mächtigkeit der Lagerstätte und zwar des 
nordwestlichen älteren Theiles der Grube, ohne die neuen 
Aufschlüsse der reichen Erzmittel im S. des Josefi-Schachtes, 
ist in den einzelnen Horizonten verschieden gross. 

Als sehr beiläufige mittlere Ausdehoung der Lager- 
stätte kann man deren Erstreckung im Streichen mit etwa 
200 Klafter und deren söhlige Mächtigkeit, quer dem Strei- 
chen, mit etwa 100 Klafter annehmen. 

Von dieser grossen Mächtigkeit enthält jedoch nur ein 
sehr kleiner Theil abbauwürdige Mittel. 

Der südöstliche Theil der Grube mit seinen reichen 
Erzmitteln ist, wie gesagt, dabei nicht mit einbegriffen. Er 
bildet gleichsam für sich ein Vorkommen, dessen Anhalten 
und Mächtigkeiten nach den verschiedene^ Bichtungen noch 
nicht bestimmt anzugeben sind. 

Art und Zalil der Einbaue. 

Das ausgedehnte Grubenrevier zählt 5 schachtartige 
und 4 stollenartige Einbaue, die sämmtlich untereinander 
und zwar meist in mehrfacher Verblödung stehen. 

Es sind diess, in der Reihenfolge ihres Entstehens, der : 

1. Barbara- Schacht, 

2. Theresia-Schacht, 

3. Kaiser Josefi H. Schacht, 

4. Kaiser Franzisci-Schacht und der 

5. Kronprinz Ferdinandi-Schacht Hierauf der : 

a) Antoni- Einfahrts-Stollen, 

b) Josefi-StoUen, 

c) Josefi-Schacht-ZubaustoUen und noch der 

d) Floriani- Wasser-Stollen. 

Sämmtliche Sehächte besitzen Wasserkünste und auch 
Fördermaschinen. 

Der Josefi-Schacht, der Hauptkunstschacht, besitzt als 
Fördermaschine ein Trittrad. Die Förderung am Ferdinandi- 
Schacht ist mit dem Kunstrade in Verbindung zu bringen, 
Während die übrigen drei Schächte eigene Förderma- 
schinen besitzen, die von Wasserkraft betrieben werden. 
So besitzt der Barbara-Schacht als Fördermaschine ein 
Kehrrad. Am Theresia-Schacht befindet sich eine neu 
eingebaute, sogenannte schweizerische Turbine als Förder- 
maschine. Man nennt derartige Turbinen auch Tangential- 
räder oder eine Fonrneyron'sche Turbine, mit partieller 



äusserer Beaufschlagung. Die am Theresia-Schacht befind* 
liehe Fördermaschine ist vom Herrn Bergverwalter Grübler 
construirt, und wahrscheinlich die erste Turbine, die als 
Kehrturbine wirksam ist. Sie besitzt 12 Pferdekrftfte. 

Am Franzisci-Schacht befindet sich eine schottische 
oder Whitelaw*sche Turbine mit 7 72 Pferdekräften, ebenfalls 
vom Herrn BergverWalter Grübler construirt, und schon seit 
12 Jahren im Betrieb. 

Zur Förderung der erbauten Erzgefälle werden aus- 
schliesslich nur der Barbara- und Theresia-Schacht benützt. 
Die Fördermaschinen an den übrigen 3 Schächten dienen 
nur zum Einlassen von Materialien und bei den Schachtre- 
parationen zum Ausfördern des alten Holzes von Bergen etc. 

Die Dimensionen der Schächte sind T und 14'. 

Der Barbara-Schacht ist. unter einem Winkel .von 85^ ' 
abgeteuft, also ein thonlagiger Schacht und reicht, schon ur- 
sprünglich, sowohl in seinem Veiflächungswinkel als in sei- 
nen Streichungslinien bedeutend und nach verschiedenen 
Richtungen von der Normallinie ab. Bei nothwendigen Neu- 
Zimmerungen des Schachtes wird getrachtet, diese Unregel- 
mässigkeiten nach Möglichkeit auszugleichen. 

Die übrigen Schächte sind seiger abgeteuft. 

Der weitaus grösste Theil der Schächte steht in Schrott- 
zimmerung, die im Minimum 8 Jahre dauert, an den schlech- 
testen Stellen. In den Schachttiefen jedoch, wo das Schacht- 
holz immer ganz nass ist, dauert dasselbe sehr lange. 

Nur der Josefi-Schacht steht bloss mit 62*46^ in Schrott- 
zimmerung, der übrige Theil des 135^ tiefen Schachtes ist 
im festen Gestein anstehend und hat nur eine verlorene 
Schachtzimmerung. 

Die Tiefe der einzelnen Schächte bis in den Sumpf 
beträgt: 

Am Barbara-Schacht 122*33 Klafter 
„ Theresia-Schacht 128'00 n 
n Josefi-Schacht 135*00 n 

y, Franzisci-Schacht 146*5 « 

D Ferdinandi-Schacht 55*58 n 

Der Theresia-Schacht ist vom Sumpf aus durch 4^ 
durch einen wasserdichten hölzernen Verdämmungsbau un- 
zugänglich, der 1837 in Folge des grossen Wassereinbru- 
ches im Sumpf des Theresia-Schachtes eingebaut wurde. 

Die Dimension der Hauptgesenke beträgt 9^ und 6', 
und die der Schutte oder Fahrtl 6' im Quadrat. Einzelne 
Gesenke sind mit 7 — 9' Durchmesser, also rund ausge- 
mauert. Hauptgesenke gibt es 1 0^ Fahrtl und Schutte etwa 
20; sie haben verschiedene Tiefen, die von einigen Klaftern 
bis 50 Klafter variiren. Von den 4 8 Bollen, thonlagige 
Strecken, sind 7 gemauert, mit Steinstufen, die übrigen 
mit Treppen. 

(Fortsetzung folgt) 



Administratives. 

Montan-Verwaltung. — Auflassnngdesk. k. Berg^ 
amtes zu Tri fall.) Nachdem das ärarische Kohlenwerk zu 
Trifail verkauft ist, wird das dortige k. k. Bergamt aufgelöst und 
hat seine Amtsthätigkeit am 1. November 1867 eingestellt 
(Z. 38879, ddo. 25. October 1867.) 

Ernennungen. 
Vom Finanzministerium: 

Der praktische Arzt in Sehwaz Dr. Paul Kochems zum 
Cameral- Wundarzt in Aussee (Z. 39878, ddo. 25. October 1867). 



— 364 — 



Der Bechnnngiofficial der Cameralbaopt- and Montanhof- 
buchhaltang Rudolf Gabriel zum Controlor bei der Bergamts- 
caasa in Idria (Z. 40204, ddo. 25. October 1S67). 

Der bei dem k. k. Finanz-Ministerium in Dienstleistung 
stebeude Windscbacbter Maschineninspectors-Adjunct Franz Bo- 
cbelt zum Bauingenieur und Markscheider für die ärarinchen 
Montanwerke in Tirol (Z. 419S1, ddo. 28. October 1867). 

Von der Finanz-Landesbehörde in: 
Lemberg: Aus Anlass der Regulirung des administrativen 
und ausübenden Dienstes im Wieliczkaer Salinenbezirke wurden 
in provisorischer Eigenschaft ernannt: 

ä) bei der Finanz-Landesdirection in Lemberg: der Secre- 
tär der Berg- und Salinen-Dlrection in Wieliczka Rudolf Klein 
und der provisorische Schichtmeister Gustav Dörfler zu Finanz- 
concipisten, der Baumeister Carl Schwarz zum Rechnungsofficial ; 

b) bei der Salinenverwaltung in Wieliczka: die Schichtmei- 
ster Josef Albinski und Hippolyt Walewski zu Bei*gmeistem, 
der Ingenieur Alois Janota zum Maschinen- und Eisenbahn- 
Ingenieur, der bisherige Directions-Fisikus Adalbert Kazrlyk 
zum Fisikus, der Rcchnungsofficial Franz Hillinger zum Ad- 
juncten für die Geldrechnungsfühmng , der Berg- und Salinen- 
directions-Ingrossist Josef Zralski zum Adjuncten fOr die Ma- 
terialrechnungsführung, der Ingrossist der Salinen- und Forst- 
Direction in Gmunden Lubin Rogawski Ritter v. Rogaszyn 
zum Official für die Geldrechnungsführung, der Schichtmeisters- 
Adjunct Stanislans v. Strzelecki und der Kahiszer Salinen- 
Bxpectant Michael Kelb zu BergofBcialen, endlicli der Schicht- 
meistersadjunct Franz Russ zum Ofßcial für die Materialrech- 
uungsfdhrung; 

c) bei der Salinenverwaltung in Bochnia: der Bolechower 
Salinen verwaltungs-Adjunct Julius Drak zum Bergmeister, der 
Ingenieur im Windschacbte bei Schemuitz Andreas Furdzik zum 
Adjuncten für die GeldrechnungsfÜhrung, der Schichtmeister Martin 
Wolski zum Adjuncten für die Materialrcchnungsführung und 
der Salinenarzt Theophil Slapa zum Fisikus; 

ä) beim Salzverschleissamte in Wieliczka: der Salzver- 
schleiss- Einnehmer in Lanczyn Kasimir Bodakowski zum 
Oboramtscontrolor, der Speditionsamtsochreiber Heinrieh Hirveii- 
wäldor zum Magizineur, endlich der Speditionsschreiber Franz 
Stronski und die Directions-Kanzlisteu Emil Kuczkiewicz 
und Carl Stenzl zu Amtsofßcialen ; 

e) beim Salzverschleissamte in Bochnia^ tler Amtsofficial 
des Broder Hauptzollamtes und substituirte Sai^^erschleiss-T.in- 
nehmer in Lacko Peter Josse zum Einnehmer, der Bergproto- 
kollist Anton Pier 6 zum Controlor und der Speditionsamts- 
schreiber Auton Zajaczkowski zum Amtsoflicial ; 

/) bei den Salzniederlagsämtern : 1. inPodgörze: der Spe- 
ditionsverwalter Anton Grela zum Einnehmer, der Niederlags- 
controlor Michael Alich zum Controlor. — 2. In Niepolomice: 
der Berg- und Salinen-Cassier Eduard Capelli zum Einnehmer, 
der Speditionsamtsschreiber Gregor Barabasz zum Controlor. — 
3. In Sieroslawice : der bisherige Einnehmer Bonaventura Patasz 
zum Einnehmer und der bisherige Controlor Ferdinand Gempke 
zum Controlor; — endlich der Zeogschaffer in Bochnia Gabriel 
.Jurkiewicz definitiv zum Salzverschleiss-Einnehmer in Lacko. 

Gewerkentags-Ausschreibung 
für das königl. gew. Eisenwerk zu Diosgyör. 

Zufolge Erlasses des h. kön. ung. Finanz-Ministeriums mit 
Decret vom 19. October 1. J., Z. 42020, wird für das kön. gew. 
Eisenwerk zu Diosgyör im Borsoder Comitat, nächst Miskolcz 
gelegen, ein ausserordentlicher Gewerkentag hiemit ausgeschrie- 
ben, dessen Beginn auf den 9. (neunten) December 1867 fest- 
gesetzt wird. 

Hievon werden sKmmtliche Theilhaber an diesem Eisen- 
werke im Sinne des allg. Berggesetzes §. 150 hiemit öffentlich 
verständigt und eingeladen, bei diesem Gewerkentage , welcher 
in Pest in den Amtslocalitäten der XYI. Section des h. kön. ung. 
Finanz-Ministeriums abgehalten werden, und um 9 Uhr Vormit- 
tag3 am oben festgesetzten Terminstage seinen Anfang nehmen 



wird, entweder persönlich zu erscheinen, oder einen Bevollmäch- 
tigten dahin zu entsenden, widrigens die Nichterscheinenden als 
mit den gefassten Beschlüssen der Erschienenen (§. 153, 154 und 
155 a. B. G.) für einverstanden erachtet werden. 

Die Verhandlungs-Gegenstände dieses ausserordentlichen 
Gewerkentages sind: 

Die endgiltige Regelung der derzeitigen Verhältnisse dieses 
Eisenwerkes oder beziehungsweise die endgiltige Beschlussfassung 
zu dessen Verkauf. 

Von der k. ung. Berg-, Forst- und Güter-Direction 

Schmölnitz, am 29. October 1867. 

Concnrs -Ausschreibung. 

Kanzlei-Officials stelle bei der k. k. Berghaaptmann- 
schaft in Klagenfurt mit dem Gehalte von 525 fl. und dem Vor- 
rückungsrechte in die höheren Gehaltsstufen, eventuell Kanz- 
listen- Stelle mit dem Gehalte von 420 fl. 

Bewerber um eine dieser Stellen haben ihre ordnungsmässig 
belegten Gesuche bis 10. December 1867 im vorgeschriebenen 
Dienstwege bei der k. k. Berghauptmannschaft in Klagenfurt zu 
überreichen und die Nachweisung über die genaue Kenntniss des 
bergbehördlichen Kanzleidienstes, Über die Fertigkeit im Linear- 
Zeichnen sowie über eine allgemeine Bildung, wie solche das 
Unter-Gymnasium oder die Unter-Realschule gewährt, zu liefern ; 
femer ist anzugeben, ob dieselben mit einem Bergwerksbesitzer 
oder Bergbeamten in Kärnten verwandt oder verschwägert sind, 
ob sie entweder selbst, oder deren Ehegattinnen oder unter väter- 
licher Gewalt stehende Kinder einen Bergbau besitzen, oder an 
einer Bergwerks Unternehmung betheiligt sind. 

Klagenfurt, am 5. November 1867. 

AMÜroiGTOGEK 

(107-116) Mehrere Cylindergebläse . 

für beiläufig 5500, 3000, 2000 Kubikfuss Windlieferung, mit Ba- 
lancier oder Schubstangenbewegung, vollständig gut erhalten, 
ein oscillirendes Cylindergebläse für beiläufig 1500 K.' Windlie- 
ferung, völlig neu, femer ein completes Feineisenwalzwerk geben 
wir zu äusserst billigen Preisen, fast zu Rohmaterialpreisen, ab. 
Fürstlich Fürstenberg'sche Hüttehverwaltung Donaueschingen. 

Concurs fUr eine Oberste igersstelle: 

Bei dem gräflich Sin dor 'sehen Braunkohlenbergbaue Annathal 
bei Gran ist die Stelle eines Obersteigers erledigt. 

Jahresdotation : in Barem 500 fl. Ost. W. 

20 Metzen Weizen, (119-119) 

12 Metzen Kom, 
8 Eimer alten weissen Weines, 
1% Joch Feld, k ICOO Qudratklafter, 
Naturalwohnnng «lit Hausgärtchen, 
Freies Oelgeleucht, 
freie Kohlenfeuerung. 
Bewerber wollen ihre Gesuche, worin sie sich über zurück- 
gelegte bergakademische Studien, praktische Dienste beim Koh- 
lenbergbau, Fertigkeit in der damit verbundenen Lohns-, Material- 
und CassarechnungsfÜhrung, dann Sprachkenntnisse auszuweisen 
haben, bis 8. November 1. J. frankirt einsenden an die gräflich SAn- 
dor*sche Bergverwaltung Annathal, Post Dorogh, Graner Comitat 



Briefkasten der Expedition. 

Herrn F. F hinK z 

ersuchen wir höflichst um gefällige Einsendung des Pränumera- 
tionsbetrages pro IV. Quart mit fl. 2.20 pr. Post iranco. 



DKSe Zeitschrift erttcneint wöchentlich einen Bogen stark mit den nöthigen artistischen Beigaben. Der Pränomerationspreia 
Iflt jährlich looo Wien 8 fl. ö. W. oder 5 Thlr. 10 Ngr. Kit franoo Fostversendung 8 fl. 80 kr. ö. W. Die Jahresabonnenten 
erhalten einen officiellen Bericht über die Erfahningen im barg- und hflttenmäanisehen Hasohinen-, Bau- und Aufbereitungswesen 
aadokt Atlaa als Gratisbeilage. Inserate finden gegen 8 kr. ö. W. oder IVs Ngr. die gespaltene Npnpareillezeile Anfiiahme. 
^* Zuschriften jeder Art können nur firaneo angenommen werden. ^ 



Druck von Carl Fromme in Wien. 



Fflr den Veria« ▼erantwortlioh : Oarl Reger. 



P4«. Oesterreichische Zeitschrift ,. i^^^- 



f&r 



Berg- und Hüttenwesen. 



Verantwortlicher Redacteur: Dr. Otto Freiherr von Hingenau, 

k. k. MinlAterlalrath im Finanzministerinin. 

Verlag der G. J. Manz'schen Buohhandlung (Kobimarkt 7) in Wien. 



Inhalt: AUerh. Aaszeichnungen aua Anlass der PariBer WeltauBstellang. — Der k. k. Qaecksilber* Uergban zu Idria. — Skizsen 
über daa Wolfram and einige technische Fortschritte. — lieber die Anwendung des Bleies und Zinkes bei dem Bessemerprocess. — 
Notiz. — Administratives. — Ankfindigungen. 



Allerh. Auszeichnungen aus Anlass der 
Pariser Weltausstellung. 

Die grosse Weltaasstellang ist zu Ende. Als würdiges 
Scblasswort zu derselben erlauben wir uns aus den durch 
die öffentlichen Blfttter bereits bekannt gewordenen Allerh. 
Auszeichnungen, welche Se. Majestät unser allergnädigater 
Kaiser bei seiner Anwesenheit in Paris mit Allerh. Hand- 
schreiben vom 31. October den Trägern und Förderern der 
inländischen Industrie zu verleihen geruht, hier diejeni- 
gen zusammenzustellen) welche Genossen unseres Faches, 
oder für Verdienste um unser Berg- und hüttenmännisches 
Fach zu Theil geworden sind. 

Die Allerh. besondere Anerkennung wurde be- 
kannt gegeben : 

Dem Grafen Georg Andrassy in Pest, seit Jahren an 
der Spitze der oberungarischen Waldbürgerschaft und Eisen- 
werksbesitzer ; 

der chemisch- metallurgischen Fabrik in Aussig; 

dem Freiherm Eugen Dickmann-Secberau, Eisen- 
werksbesitzer in der Lölling in Kärnten ; 

der privU, D o na u - Dam pf s ch i ff ahrts- Gesell- 
schaft (Koblenwerksbesitzerin in Fünfkirchen); 

dem Franz Ritter von Fridau, Eisenwerksbesitzer in 
Leoben; 

dem Franz Grafen von Harrach, Werksbesitzer in 
Neuwelt ; 

dem Grafen Hugo Henkel-Donnersmark, Besitzer 
des Eisenwerkes zu Zeltweg; 

dem Freiherrn Paul v. Herbert, Bergwerksbesitzer 
von Bleifabriken etc. in Klagenfurt; 

dem Grafen Johann v. Larisch-Mönnich, Kohlen- 
werksbesitzer in Schlesien; 

dem Grafen Franz v. Heran, Eisenwerksbesitzer in 
Steiermark; 

dem Paul v. Putzer, Eisenwerksbesitzer in Stor6 in 
Steiermark ; 

den Eisengewerken R anscher & Comp« in St. Veit in 
Kärnten. 



Das Comthurkreuz des Franz Josefs-Ordens 
erhielten : 

Herr Josef Dräsche, Steiokoblenwerksbesitzer und 
Thonwaarenfabrikant in Wien; 

Herr Franz Mayer Edler v. Meinhof, Eisen- und 
Stahlwerksbesitzer in Leoben und die unserem Fache ver- 
wandten Werksbesitzer : 

Maschinen fabrikant G. Sigl und Franz Ritter v. 
Wertheim in Wien. 

Das Ritterkreuz des Franz Josefs-Or^ens 
wurde verliehen: 

Dem k. k. Bergratfae Franz Fötterle in Wien. 

Zehn Procento der bei diesem Anlasse erth eilten Aus- 
zeichnungen entfallen auf die Vertreter der Montan-Industrie 
und es ist diess um so bedeutsamer, als sich dieselbe in den 
der Ausstellung unmittelbar vorangehenden Jahren in einem 
sehr gedrückten Zustande befand und eine schwere Krisis 
durchzumachen hatte. Leider war auch aus diesem Grunde 
ihr Auftreten bei der Ausstellung kein so ionponirendes, wie 
es unter anderen Umständen hätte sein können. Dass dabei 
auch die Art der Aufstellung und die Masse derselben Man- 
ches zu wünschen übrig Hess, ist von Besuchern der Aus- 
stellung mit Bedauern bemerkt worden, allein gerade dieser 
Umstand dürfte auch anderseits vor dem weit übleren Nach- 
theil bewahrt haben, nämlich der Ueberschätzung der inneren 
Kraft des Industriezweiges durch eine zu glänzende Schau- 
stellung desselben. Im Gegentheile kann man behaupten, 
die Ausstellung habe aus unserem Fache zwar nicht Alles, 
was wir leisten können, gezeigt, aber doch so viel, um ein- 
zuladen, diese Industrie im Lande aufzusuchen und sich zu 
überzeugen, dass sie nicht verliert, wenn man sie zu Hause 
betrachtet und dass sie im Hausgewande vielleicht denje- 
nigen überrascht, der sie bloss nach der Ausstellungstoilette 
bewunderte. Die Tbatsache, dass seit der Ausstellung der 
Besuch unserer Montan-Etablissements durch fremde Reisen- 
de zugenommen hat, scheint unsere Ansicht zu bestätigen. 

Möge sich die Montan-Industrie unseres Vaterlandes 
der ihr zu Theil gewordenen Allerh. Anerkennung in stets 
steigendem Masse würdig erweisen und vorwärts schreiten in 
Intelligenz, Kraft und Gediegenheit! 



366 



, AnfmiiDterang dazu gibt die Weltausstfellung fticherlich; 
aber anch SelbBterkenDtniss, ohne welche MAngel nicht ver» 
besaert, Fortschritte nicht angebahnt werden können. 0. H. 



Der k. k. Quecksilber-Bergbau zu Idria. 

Von dem k. k. Bergwerks- Exspectanten Anton Tscbebnll. 
(Fortsetzung.) 
Abbau-Metliode. 
Die Lagerstätte ist durch 10 Uaupthorizonte (Länfe), 
hier Felder genannt, aufgeschlossen und für den Abbau vor- 
gerichtet. Untergeordnetere Läufe und Felder gibt es 
noch drei. 

Bei verschieden seifigeren Abständen haben die einzel- 
nen Abbaufelder, als Anhaltspunkt den Tagkranz des Bar- 
bara-Schachtes angenommen, folgende Tiefen: 

1. Das Achatzi-Feld .... 32 Klafter 

2. T> Floriani-Feld .... 49* 14 n 

3. )i Mittel-Feld 6240 n 

4. n HauptFeld 74-33 « 

5. 9 Grossherzogs-Feld . . 81 « 

6. » Wasser-Feld . . . . 9149 n 

7. n Clementi-Feld .... 98 « 

8. n Hauptmanns-Feld . . . 103*23 d 

9. » Caroli-Feld 110-76 « 

10. t» Barbara-Feld .... 120-11 n 

Für die drei minder wichtigen Felder und Läufe, ebenfalls 
den Tagkranz des Barbara-Schachtes als Anhaltspunkt ge- 
nommen^ ergibt sich folgende, relative, Tiefe : 

Der Josefi-Lanf, jetzt im Betrieb . 126*28 Klafter 
„ Franzisci-Mittellauf .... 130*76 i» 

das Franzisci-Feld 140 76 « 

Die Abbaumethode entwickelte sich, entsprechend der 
mächtigen Lagerstätte, ganz rationell als ein Etagenbau 
oder Querbau, der auf den einzelnen Abbauhorizonten ganz 
för sich firstenmässig betrieben wird. 

Es nähern sich somit die Abbaue der einzelnen Abbau- 
felder, und da wo möglich die tieferen Horizonte mehr be- 
legt werden, so ergibt sich hieraus ein combinirtes Abbau- 
system, das man einen firstenm aasigen Etagenbau nennen 
kann. 

Die Dimensionen der einzelnen Abbaustrassen sind : 
1 Klafter Breite und 1 Klafter Höhe, während Hauptstrecken 
und Förderhorizonte 7 Schuh hoch und 5 Schuh breit ge- 
trieben werden. 

Da die Erzstrassen von den Förderläufen und Ausrich- 
tungsstrecken aus nach verschiedenen Richtungen so lange 
vorwärts gehen, bis der Adel allmälig aufhört, das Gestein 
vertaubt oder eine taube Scheidung angefahren wird, so sind 
solche einzelne Abbaureviere auf den einzelnen Abbaufel- 
dern von ganz verschiedener Ausdehnung, in der Länge und 
Breite. 

Das grösste zusammenhängende Abbaurevier befindet 
sich auf Clementifeld. Dasselbe besitzt eine Maximal-Lange 
von 100 Klaftern und eine Maximal-Breite von 50 Klaftern. 
Darin befinden sich aber auch einige stehengebliebene taube 
Keile. 

Abbauflächen von etwa 30 — 40 Klaftern im Quadrat 
gehören schon zu den grösseren zusammenhängenden Ab- 
baore vieren. 



Die einzelnen Erzstrassen gehen hintereinander vor. 
Im festen Gestein sind 4 Strassen hintereinander belegt 
schon ein Maximum, und müssen die verhauten Erzstrassen 
vor einer weiteren Belegung versetzt werden, um das Ein- 
brechen der First, das Entstehen von Brüchen zu vermdden. 
In Revieren, wo sich alte Baue befinden, ist eine ausgefah- 
rene Breite von 3 Erzstrassen schon gefährlich. 

Der Holzverbrauch bei dem Abbau ist nun ein sehr 
verschiedener, in allen Fällen aber ein sehr bedeutender. 
Er wächst einerseits mit der grösseren Ausdehnung des Ab- 
baureviers, da dadurch das ganze Gestein der blossgelegten 
First in Bewegung kommt und anderseits mit jeder nächst 
höheren Etage. 

Durchschnittlich kann man annehmen, dass im Mini- 
mum 1 Klafter Abbau zwei 6^ lange Stempelhölzer und einen 
Durchzug, und im Maximum 6 Stück Stempel und 3 Durch- 
züge (Halb wände) als Zimmerholz benöthigt. 

Mit dem Vorrücken der Abbaue in die zweite, dritte 
Etage etc. werden von den Hauptläufen nach Bedarf Füll- 
trichter oder seigere Sturzrollen (Schutte) errichtet, und 
durch dieselben die Gefälle abgestürzt. 

Sind sämmtliche haltige Mittel in der Etage abgebaut 
und auch vollständig mit tauben Bergen versetzt, so wird 
gewöhnlich mit der weiteren Belegung der nächstfolgenden 
Etage einige Zeit ausgesetzt, damit das durch den Abbau in 
Bewegung gekommene Gebirge sich gehörig auf den Ver> 
satz setzt und ganz ruhig geworden ist. Nur bei ganz fester 
ruhiger Sohle wird auch gleich nach Beendigung des Ab- 
baues in der L Etage mit dem Betrieb und dem Abbau der 
IL Etage begonnen, und dabei die ursprünglichen Haupt- 
läufe und wo möglich auch die untergeordneten Laufstrecken 
beibehalten. 

Durch den ganz kolossalen Druck des eich setzenden 
First- Gesteines wird der Versatz der ganz bis zur First 
solid und vollständig versetzten Abbaustrassen oft bis auf 
0'4 — 0*5 Klafter und noch weniger zusammengedrückt. 

In den verschiedenen Etagen ein und desselben Abbau- 
reviers ist das Anhalten der Erzmittel ein sehr verschiedenes 
und auch der Halt der Erzmittel variirt bedeutend. 

Die für einen regelmässigen Abbau nöthigen Versatz- 
berge wurden in den verflossenen Jahren durch Auskutten 
der in den Abbauen gewonnenen Gefälle In der Grube er- 
halten. Auch auf Vorbauen bei Ueberzimmerung alter ver- 
brochener Strecken etc. erhielt man Versatzberge. 

Bei einem schwungvoller betriebenen Abbau jedoch, 
wie ein solcher in den folgenden 10 Jahren in Ausführung 
kommt, werden die in der Grube erzeugten Berge zu einer 
vollständigen Versetzung der Abbauräume gewiss nicht hin- 
reichen. Im grossen Durchschnitte betrug der Ausschlag durch 
die Erzstrassen pr. Jahr um 1200 Kubikklafter und wurde 
derselbe durch die ausgehaltenen Berge bei den Vor- und 
Abbauen immer vollständig versetzt. 

Für diesen in den folgenden Jahren grösseren Aus- 
schlag wird man nun die nothwendigen Versatzberge ent- 
weder durch eigene Baue, vielleicht durch anzulegende Berg- 
mühlen im Silberschiefer erst gewinnen, oder von Tag aus 
solche einlassen müssen, indem eich schon jetzt, in den er- 
sten Monaten des schwungvolleren Betriebes, Mangel an 
Versatzbergen einstellt, und alte mit Bergen versetzte 
Strecken ganz ausgesänbert wurden. 



— 367 — 



Bis dato kam eine Klafter Versatz, im Durchschnitte , 
ohne Materialaufwand, wie Schwartlinge etc. auf 3 V2 ^- ^^ 
stehen. Da in der Folge ein Tbeil der nöthigen Versatzberge 
eigens wird erzengt oder eingefördert werden müssen, so 
wird dadurch die Versetzarbeit, somit die Kosten pr. 1 Ku- 
bikklafter versetzten Abbaues grösser werden. 

Wetterfühmng. 

Die vorhandenen 5 Schächte besorgen auf ganz natür- 
lichem Wege, ohne alle mechanische Nachhilfe die Venti- 
lation der sehr ausgedehnten Grube im Grossen auf eine 
ganz befriedigende Weise. 

Und zwar ist der Barbara-Schacht schon durch viele 
Jahre für die ausziehenden schlechten Grubenwetter der 
Hauptschacht. Die anderen 3 Schichte hingegen führen der 
Grube frische Wetter zu, während der 5. Schacht, der Fer- 
dinandi-Schacht , in Bezug der Wetterführung sowie der 
Wasserlosung eben nur für den Kronprinz Ferdinandi-Hoff- 
nuugsschlag auf Mittelfeld und die daselbst noch durchzu- 
führenden Vorbaue etc. nöthig, aber für den übrigen Theil 
der Grube von geringer Bedeutung ist. 

Um die durch die Schächte ausströmenden schlechten 
und anderseits einströmenden frischen Wetter allen Bauen 
der Grube zuzuführen und abzuleiten, dienen die Gesenke etc. 

Diese in grosser Anzahl vorhandenen Gesenke, Fahrtl, 
Schutte und 'Bollen etc., die entweder noch von den Ab- 
bauen der Alten herrühren, oder deren Nothwendigkeit durch 
die jetzigen Abbaue bedingt wurde, und theilweise schon 
durch die verschiedeneo Vorbaue entstanden sind, haben 
den doppelten Zweck, sowohl für den Abbau zu dienen, als 
auch die Circnlation der Grubenwetter zu befördern und 
den verschiedenen Abbaurevieren der Grube gesunde fri- 
sche Wetter zuzuführen. In diesen verschiedenen Verbin- 
dungswegen des Grubenbaues herrscht grösstentfaeils ein 
constanter Wetterzug, der nur durch stattfindende Repara- 
tion in den Schächten, wo dann diese verbühnt sind, unter- 
brochen oder geändert wird, in der Regel jedoch nach be- 
endeter Reparation etc. allmälig wieder der frühere constante 
Zug sich einstellt. 

Die Geschwindigkeit der einströmenden Wetter in den 
tieferen Horizonten beim Franzisci-, Josefi- und Theresia- 
Schacht wurde vom Gefertigten durch die ganz primitiven 
Versuche mit der Flamme des Grubenlichtes im Maximum 
um 6 Fuss gefunden. 

Diese natürliche Ventilation ist für die hiesige Grube 
immer vollkommen ausreichend, und selbst in den Frübjahr- 
und Herbstmonaten ist in allen Tiefen der Wetterzug ziem- 
lich gleich und kräftig. 

Von den 4 vorhandenen stollenartigen Einbauen hat 
nur der Josefi-Stollen in Bezug der Wetterführung eine 
grössere Wichtigkeit, indem durch denselben die schlechten 
Grubenwetter constant ausziehen. Durch den Antoni-Ein- 
fahrts-Stollen ziehen nur unbedeutend wenig Wetter aus, 
da derselbe meist durch eine Wetterthür abgeschlossen ist, 
somit kein lebhafter Zug möglich. 

In ungünstig gelegenen Verhauen, und besonders in 
den oberen Etagen 2, 3, 4, etc. sind die Wetter in der Regel 
und zwar dann am mattesten, wenn noch kein Durchschlag 
mit irgend einem Gesenke etc. hergestellt ist. Dazu kommt 
meist noch die, durch Zersetzung des kiesigen Gesteins, 
besonders des Lagerschiefers, sich bildende Wärme. In den 
oberen Etagen wird das Gestein in der First bhichiger, kommt 



unter grossen Druck, die Luft erhält durch Sprünge und 
Spalten Zutritt etc. etc.; so vergrössert sich in solchen Ab- 
baurevieren die Temperatur der Luft, die in den jetzt heis- 
sesten Erzstrassen 20 — 22 Grad beträgt. 

In früheren Jahren soll es in der Grube viel heisser 
gewesen sein. 

Wettermaschinen gibt es, wie erwähnt, keine. Mehrere 
an verschiedenen Punkten aufgestellte Wetterthüren regu- 
liren den Zug der Grubenwetter ganz entsprechend und hin- 
reichend. 

Gasentwicklungen gehören zu den Seltenheiten, und 
mit schweren matten Wettern hat man nur in bedeutend vor- 
gerückten Vorbauen, die eben mit der übrigen Grube in 
keiner weiteren Verbindung stehen, zu kämpfen. 

Auch in diesen Fällen genügten bis jetzt einfache höl- 
zerne Wetterlutten in Verbindung mit einer Wetterthür 
vollkommen. 

(bedinge. 
Die Ausschlagskosten von 1 Kubikklafter Erzgefälle, 
(das Gedinge pr. 1 Klafter) variirt nach der grösseren oder 
geringeren Festigkeit des Gesteines der erzführenden Ge- 
steinsarten und der mannigfaltigen Vortheile in den einzel- 
nen Abbaustrassen sehr bedeutend. 

Dieses Klaftergedinge ist verschieden, ändert sich häufig 
und zwar in ein und demselben Gestein, je nachdem ver- 
schiedene Fälle eintreten, indem die Abbaue z. B. in der 
ersten Etage in die Gänze oder als Ulmstrasse gehen, oder 
in der zweiten Etage in die Gänze oder als Ulmstrasse ge- 
trieben werden. Die Schichtungen des Gesteins, ausgespro- 
chene Blattscheidungen, häufiger Wechsel der Gesteinsfe- 
stigkeit, alter Mann, Durchschlage in alte Stellen und Ver- 
haue, ferner ob die Häuer die erbauten Gefälle abzulaufen 
haben und wie weit, selbst die oft hohe Temperatur in den 
Abbaustrassen etc. etc. sind für die Höhe des Gedinges 
zu beobachtende und massgebende Erscheinungen. 

Alle diese angeführten Punkte müssen zu einer rich- 
tigen Gediugstellung genau gewürdigt und gewissenhaft be- 
rücksichtigt werden, um den Häuer weder durch ein zu nie- 
driges Gedinge zu entmuthigen, noch durch ein zu hohes 
Gedinge denselben auf einen seine Leistuug übersteigenden 
zu hohen Verdienst kommen zu lassen. 

Gedinge von 4 — 6 fl. entsprechen meist nur Wegfüll- 
arbeiten, verbunden mit Zimmerung der StrAse, z. B. im 
alten Mann etc. 

Im Lagerschiefer steigen die Gedinge schon von 7 — 14, 
meist 10 — 12 fl., während der sehr dolomitische und der 
kiesige, sandsteinartige Lagerschiefer auch 40 — 50 fl. Ge- 
dinge pr. Kubikklafter erfordert. 

Im schiefrigen Dolomit und Conglomerat mit bitumi- 
nösem, schiefrigem Bindemittel, ein zähes Gestein, steigt das 
Gedinge pr. 1 Kubikklafter auf 14—16, auch 18 fl. 

Wird der Dolomit reiner, ohne schiefrige, mergelige 
Partien und dichter, so steigt mit diesen Erscheinungen auch 
das Gedinge von 18 — 30 fl., selbst bis 70 fl.; meist schwankt 
in diesem Gestein das Gedinge von 20 — 30 fl. 

Bedeutend fester ist das Dolomit-Conglomerat mit do- 
lomitischem Bindemittel, und beträgt das Gedinge immer 
um 40—60 fl. 

Das Gedinge ändert sich in allen Gesteinen, je nachdem 
nun diese dicht, sandig, verwittert, zerklüftet etc. etc. sind. 



— 368 — 



Auf Vorbauen, die immer in die Gänze gehen, meist 
keine oder unbedeutende. Vortheile besitzen, oft matte Wet- 
ter oder andere ungünstige Verhältnisse habenj sind natur- 
lich auch die Gedinge verhältnissmässig höber als in ,den 
Abbauen. 

Die Zimmerung der Strecken in den Vorbauen und 
auch in den Erzstrassen hat der Häuer vor Ort selbst zu be- 
sorgen, «nd ist dieselbe auch schon in dem Gedinge mit 
inbegriffen« 

Das Spreng- und Beleuchtungs-Materiale wird dem 
Häuer vom Bergbaue aus verabfolgt und die Kosten der 
bezogenen Materialien vom Gedinge abgezogen. 
(Fortsetzung folgt.) 



Skizzen über das Wolfram und einige tech- 
nische Fortschritte"^. 

Auf der Weltausstellung gesammelt von Hugo Ritter v. P erger. 

Unter den zahlreichen chemischen Producten und Roh- 
stoffen der Pariser Weltausstellung findet sich eine grosse 
Menge von Körpern, welche noch vor wenigen Jahren, viel- 
leicht vor einem Decenoium, bloss wissenschaftliches Inter- 
esse besassen und das ausschliessliche Eigeuthum des For- 
schers waren. Heute sehen wir sie, wenigstens grösstentbeils, 
aus der Hand des chemischen Producenten hervorgehen; 
viele von ihnen haben sich eine technische Bedeutung er- 
rungen, sie sind Stützen einer Industrie geworden und hel- 
fen den Wohlstand der Nationen vermehren. Wo hier ent- 
deckte in der kieselsauren Thonerde, dem reinen Kaolin, das 
Aluminium; St. CI. Deville übergab es im Jahre 1854 der 
Praxis, und seit dieser Zeit wird dasselbe zu technischen 
Zwecken verwendet. Obwohl die ausserordentliche Bedeu- 
tung, die man sich von diesem, durch seine Leichtigkeit aus- 
gezeichneten Metalle versprach, nicht statt hat, ist es doch 
berechtigt eine Rolle in der Industrie zu spielen und die 
goldähnliche Aluminiumbronze steht ganz unerreicht da. — 
Der Kryolith, den Mineralogen durch längere Zeit schon als 
selteneres Naturproduct bekannt, wurde durch Heinrich 
Rose zuerst in die Technik eingeführt. Seit Entdeckung 
der grossen Lager des Eissteines in Grönland baut sich eine 
Industrie auf ihn, welche Soda producirt und in der Kiesel- 
flusssäure einen werthvoUen Stoff erzeugt, der für manche 
Processe, so z. B. für die Darstellung von Weinsäure und 
Reinigung dft rohen Rübenmelassen, nicht ohne Bedeutung 
bleiben wird. — Die schöne eisenfreie, schwefelsaure Thon- 
erde, von England in grossen Mengen aus dem eben genann- 
ten Doppelfluorid erzeugt, verdrängt den bis jetzt allgemein 
verwendeten Alaun, der wegen seines grossen Gehaltes an 
Kry Stallwasser, gleich der krystallisirten Soda, für Transport 
als Pracht unpraktisch ist. — Das wasserfreie Chromchlorid, 
ein prachtvoll violetter, schwer löslicher Körper, durch Glü- 
hen von Chromozyd mit Kohle im Chlorgasstrome erzeugt, 
hat in der Farbenchemie Anwendung gefunden und gibt den 
Tapeten ein bis jetzt nicht gekanntes, eigenthümlich schönes 
Ansehen. 

Das durch die Spectralanalysc entdeckte Tallium Me- 
tall, von Hopkins und Professor Lamy sammt allen seinen 
wichtigen Verbindungen auf der Weltausstellung expouirt. 



*) Vorgetragen in der Wochen Versammlung am 25. Octo- 
ber 1867, abgedruckt in den „Verhandlongen und Mittheilnnpen 
des niederösterreichischen Gewerbe-Vereines" Nr. 24, am 3. No- 
vember, und aus diesen hier entlehnt. 



wird von dem Entdecker schon als Ersatzmittel des Bleies 
im Glase verwendet und bildet somit einen neuen Rohstoff 
für die Erzeugung starkbrechender optischer Gläser und zur 
Darstellung ausgezeichneter Edelstein-Imitationen. — Das 
Indium, welches von der Freiberger Gewerkgesellschaft auf 
der Exposition in kiloschweren Barren zum ersten Male aus- 
gestellt wurde, dürfte — ähnlich dem leicht verbrennlichen 
Magnesium — eine Anwendung in der Pyrotechnik finden 
und vielleicht wegen seines beim Verbrennen erzeugten, 
chemisch sehr activen Lichtes für die Photographie von 
Wesenheit werden, mehr als das Metall der Magnesia. 

Aus dem Theer, dem lange Zeit nutzlosen Nebenpro- 
ducte der Leuchtgasfabrikation, werden die farblosen, flüch- 
tigen Kohlenwasserstoffe, das Benzol, Tolnol, Xylol und Cu- 
mol erzeugt, aus welchen sich durch Nitrirung und Reduc- 
tion die interessanten Aminbasen, wie das Anilin und To- 
luidin, ableiten. Diese Stoffe, entweder nntiv verwendet oder 
zuvor durch Jodalkohol-Radicalverbindungen in Aniline 
verwandelt, bilden den Rohstoff für die grosse Menge von 
Farben, deren Studium und Entdeckung hauptsächlich Hoff- 
mann zu danken ist. Aus dem Naphtalin wird durch chlor- 
saures Kali und Salzsäure das Bicblornaphtalin und daraus 
die Chloroxynaphtilsäure erhalten, welche zufolge der nahen 
Beziehungen zu dem Farbstoffe der Krappwurzel, dem Ali- 
zarin sammt seinen Verbindungen und Salzen, eine techni- 
sche Verwendung in der Färberei gefunden hat. Der cam- 
pherartige, eigenthümlich riechende, anderthalbfache Chlor- 
kohleustoff, theoretisch wichtig, da er die Kluft zwischen 
organischer und anorganischer Chemie ausfüllen hilft, dient 
heute zur Erzeugung prächtiger Anilinfarben, abgesehen von 
seiner Anwendung als Antidot gegen die Cholera. Pflanzen- 
basen, Alkaloide, früher in so geringen Mengen gekannt, 
dass sie kaum zu einer Elementaranalyse hinreichten, finden 
wir in riesigen Quantitäten auf der diesjährigen Weltausstel- 
lung, so die seltensten Opiumbasen, das Papaverin, Narce'in 
und Narkotin; ihre Zersetzungsproducte, das Cotarnin und 
Opianyl, in Mengen, zu deren Erzeugung mindestens 3 Ctr. 
echten thebaischen Opiums nothwendig waren. Die expo- 
nirten Dosen von prachtvoll krystallisirtem Strichnin wären 
genügend, 1000 Personen zu tödten, da bekanntlich 1 Gramm 
für einen Menschen vollkommen ausreicht, und das sämmt- 
liche ausgestellte Caffei'n, in filzigen seidenglänzendon Na- 
deln, hat mindestens 2000 Kilo guter Kaffeebohnen zu 
seiner Darstellung beansprucht. 

Haben auch manche der zuletzt genannten Stoffe sich 
noch keine technisch-chemische Bedeutung errungen, be- 
sitzen manche von ihnen nicht einmal pharmaceutisches In- 
teresse, so geben sie doch ein Bild von dem Umfange der 
technischen Chemie und dem Standpunkte der heimischen 
Industrie eines Landes, da schon ihr Vorhandensein zur 
Genüge beweist, welche Stoffe, Apparate und Kenntnisse 
dem Etablissement zur Disposition stehen müssen, das sie 
erzeugt. 

So lange ein Stoff nicht das Laboratorium des For- 
schers verlassen, hat er keine industrielle Bedeutung ; sobald 
er aber aus der Hand des chemischen Producenten hervor- 
geht, ist er ein Repräsentant der chemischen Gewerbe. 

Es würde dem Gesagten zufolge die Aufzählung dieser 
Präparate und ihrer producirten Quantitäten einen Einblick 
in die chemischen Productiousverhältnisse geben, wäre die 
grosse Menge derselben nicht hindernd, und sie hier aufzu- 
zählen nicht zu ermüdend und beinahe unausführbar. 



~ 369 — 



Aber auch jene Körper, deren Entdeckang einem frü- 
heren Jahrhundert angehört, die lange als nutzloser Ballast 
betrachtet wurden, können das glänzendste Zeugniss geben, 
wie die unermtidet fortschreitende Wissen schnft das Un- 
scheinbarste sowohl, als das rein Wissenschaftliche ku einer 
praktischen Bedeutung bringen kann und zu verwertben im 
Stande ist. 

Gestatten Sie mir, verehrte Versammlung, in einer 
flüchtigen Skizze ein einzelnes Beispiel anzuführen, das als 
Beweis des eben Gesagten dienen soll. 

Schon im Jahre 1781 hat Scheele, ein würdiger Zeit- 
genosse des berühmten Lavoiaier, zuerst auf die chemi- 
sche Constitution des Tungsteines, zu deutsch Schwerstein, 
aufmerksam gemacht. Er zeigte, dass das bis dahin zu den 
weissen Zinngraupen gezählte Mineral aus Kalk und einer 
eigenthümlichen Säure bestehe. Drei Jahre später erkannten 
zwei Spanier in diesem Körper das neue Metall, welches sie 
kurze Zeit zuvor im Wolfram entdeckt hatten und daher 
Wolfram- oder Tungsteinmetall nannten. 

Von jener Zeit datirt die Chemie des Scheers, das von 
seinem Entdecker den Namen erhielt. Malagutti, Berze- 
Jius und besonders Riebe beschäftigten sich mit diesem 
Stoffe. Man lernte aus dem Tungstein, den wolframsaureu 
Kalk, der sich in ziemlichen Mengen in .England findet, die 
Wolframsäure als ein gelbes, in Wasser unlösliches Pulver, 
abscheiden. Wenn man das Kalksalz mit Salzsäure digerirt, 
so löst es sich, es wird Chlorcaicium gebildet und die in 
Salzsäure unlösliche Verbindung des W^olframs mit Sauer- 
stoff ausgeschieden. 

Das Wolfram, welches sich im Urgebirge krystallisirt, 
besonders auf Zinnlagerstätten, in grösseren Mengen aber 
im Erzgebirge, am Harze und in England findet, galt durch 
lange Zeit als Eisenerz. Nach zahlreichen Analysen wurde 
es als ein variirendes Gemenge von wolframsaurem Eisen- 
und Manganoxjdul erkannt, fand aber bis auf die neuere 
Zeit keine Verwendung, ja heute noch können wir ihn in 
Böhmen zum Strassenschotter benützt und so bloss technisch 
verwerthet sehen. Berzelius stellte schon in kleinen Men- 
gen die Wolframsäure dar; Riebe erzeugte das wolfram- 
saure Natron und studirte die Verbindungen des Metalls mit 
den Halogenen. Malagutti beschrieb zuerst eine schöne 
blaue Verbindung des Wolframs und Wohl er entdeckte die 
eigenthümliche metallisch glänzende Verbindung des wolf- 
ramsaureu Wolframozydkalis und Natrons. 

Obwohl also schon im Jahre 1830 diese Stoffe der 
Wissenschaft geläufig waren, obwohl im Jahre 1836 schon 
Anthon die Verwendung derselben als Farbenmaterialien 
anempfahl, fanden sie doch gar keine weitere Berücksichti- 
gung, welcher Umstand dem Mangel einer Massenproduction 
und den hohen Preisen zuzuschreiben ist. Erst als Robert 
Ozland im Jahre 1848 im „London Journal of arts^ eine 
Bereitungsweise des wolframsauren Natrons von technischer 
Bedeutung veröffentlichte, kam das Wolfram einigermassen 
allgemeiner zur Kenntniss. 0x1 and pulverte das Erz, mengte 
es mit Soda unter Salpeterzusatz und schmolz es auf der 
Sohle eines Flammofens ; die Schlacke zog er mit Wasser 
aus, neutralisirte das Alkali, dampfte ein und liesa das Salz 
krystallisiren. Mit dieser heute noch üblichen Bereitungsart 
gab er zugleich seinem Producte eine rationelle Verwendung; 
er wandte es als Ersatzmittel der Zinnpräparate, nämlich 
als Mordant in der Färberei an. Wenn man den zu färben- 
den Wollenzeug in der schwach saueren, wässerigen Lösung 



des Natronwolframates bei höherer Temperatur behandelt^ 
so ist derselbe mordirt und wird^z. B, in einer Flotte von 
Blauholz, dem wässerigen Decoct der Blauholz- oder Cam- 
pecheholzspäne, violett und bei längerem Kochen echt 
schwarz ausgefärbt. Diese Anwendung ist meines Wissens 
ganz in Vergesaenheit gekommen, dürfte aber in Zukunft 
vielleicht Bedeutung erlangen, da die Erzeugungspreise jetzt 
giinz andere sind wie damal9, wo zuerst überhaupt eine- 
nennenswerthe Menge erhalten worden war. 

Ich habe, anlehnend an diese Thatsache, den Versuch 
gewagt, dieses Salz zur Darstellung einer guten schwarzen 
Tinte zu benützen. Die bis jetzt in den Handel gebrachten 
' Campecheholz-Tinten, welche mittelst einfach chromsaurem 
Kali erzeugt werden, leiden trotz ihrer vorzüglichen Eigen- 
schaften an dem Uebelstande, leicht zu sterrinnen ; lässt sich 
auch durch Zusatz von Sublimat diess verhüten, so bleiben 
sie doch dann wegen ihres Giftgehaltes von der allgemeinen 
Anwendung ausgeschlossen. Das Resultat mit Wolframsalz 
war ein günstiges; denn die so erzeugte Tinte, schwach mit 
Essigsäure angesäuert, ist weit weniger zerrinnbar und haftet 
sehr gut, und der Farbenton ist ein eigenthümlich braun- 
schwarzer und schöner. 

Nach der von Christel im Jahre 1852 angegebenen 
Methode, reine Wolframsäure zu erzeugen, lässt sich die- 
selbe als schön gelbes Pulver erhalten und in die Farben- 
chemie mit Erfolg einreihen. Das aus dem Wolfram erhaltene 
wolframsaure Natron wird in wässeriger Lösung mit Chlor- 
caicium — einem Salze, welches sehr billig im Handel vor- 
kommt und als Nebenproduct vieler Procsse auftritt — ■ ver- 
setst. Der herausfallende wolframsaure Kalk, durch Filtra- 
tion und Waschen vom Kochsalz geschieden, wird mit SaU 
ipetersäure oder Salzsäure zerlegt. Während abermals Chlor- 
caicium in Lösung geht, fällt ein sehr schönes gelbes Pulver 
, aus, das nach Schöner mit Salpetersäure auf Thonplatten 
getrocknet, nicht nur als Malerfarbe verwendet werden kann, 
sondern sich auch zur Erzeugung anderer Wolframfarben 
benützen lässt. 

Wird diese in Wasser unlösliche Säure mit verdünnter 
Salzsäure unter gleichzeitigem Zusätze von metallischem 
Zink digerirt, so verwandelt sie sich in eine sehr schöne 
blaue Verbindung, in wolframsaures Wolframoxjd, das soge- 
nannte blaue Karmin. Auf gleiche Weise lässt sich auch aus 
dem Natronsalz und durch Erhitzen der Ammoniakverbin- 
duog dieser Körper erzeugen. Werden die eben genannten 
Farben Blau und Gelb auf das Innigste in verschiedenen 
Verhältnissen gemischt, so erhält man Nuancen von Grün, 
die, durch vollkommene Giftfreiheit ausgezeichnet, in gewis- 
sen Fällen das Scheersche Grün vollkommen ersetzen, das 
leider, trotz aller sanitätspolizeilichen Massregeln, sich noch 
immer einer bedeutenden Verwendung erfreut. 

Wird wolframsaures Natron mit einer Lösung von gel- 
bem Blutlaugeosalz versetzt, so entsteht eine schöne braune 
Fällung, ähnlich dem Ferrocyanuran und dem Kasslerbraun, 
das sogenannte Tungatein- oder Wolframbraun. Versetzt 
man aber, wie es zuerst Koller gethan hat, das Natronsalz 
mit Chlorzinklösung, so wird ein weisser Körper präcipitirt, 
der, ähnlich dem hauptsächlich in England erzeugten 
flWitheritwolframweissu, eine weisse Farbe darstellt, welche 
zufolge ihrer Deckkraft sich dem Bleiweiss würdig an die 
Seite stellt, vor demselben aber noch den Vorzug besitzt» 
durch SchwefelwaBBcrstoffgaa in keiner Weise afficirt zu, 
werden. 



- 370 



Wenn man Bchmelzendes wolframsaures Natron mit 
reiner Wolframsäure sättigt und das gebildete saure Salz 
mit Zinnfeile oder Zinnstücken vorsichtig erhitzt, so erhält 
man nach dem Erkalten eine Schlacke, die nach dem Aus- 
ziehen mit Salzsäure eine schön gelbrothe , krystalliniscbe 
Masse zurücklässl. Beim Erhitzen laufen diese Erystall- 
fiiUer stahlblau an. Behandelt man in gleicher Weise wolf- 
ramsaures Kali, so erhält man ein violettes kupferglänzen- 
des, dem subUmirten Indigo ähnlich sehendes Krystallpnlver 
Ton wolframsaurem Wolframozydkali. Die so erzeugten 
Stoffe uod Verbindungen lassen sich als Bronzepulver und 
als Farbe für Tapetenfabrikation verwenden. 

Die Exposition Yersmann auf der Londoner Ausstel- 
lung im Jahre 1862, wo alle die eben genannten Farben in 
bedeutender Menge sich fanden, liefert den Beweis, dass 
diese Körper in industrieller Beziehung wirklich Bedeutung 
haben und nicht vielleicht bloss einer hohlen Theorie ihre 
Existenz verdanken. 

Auch auf der jetzigen Weltausstellung findet der Be- 
sucher bei Monier in seiner überraschenden* Ausstellung 
die sämmtlichen Wolfram präparate, bei Baruel das schönste 
wolframsaure Natron. J. Knapp aus Strassburg bringt mit 
zahlreichen Bronzemusteru auch die Wolframbronze zur 
Anschauung, und auch Preussen beweist durch seine Aus- 
t Stellung, dass es zu ähnlichen Zwecken die Lager am Harze 
ausbeutet. 

Koller, der sich ein besonderes Verdienst um die 
Wolframin dustrie erwarb, ist als der Erste zu nennen, was 
die Anwendung dieses Metalles in der Stahlfabrikation be- 
trifft. In einer österreichischen Stahlbütte zu Beich-Ramming 
wurden die Versuche über Wolframstahl durchgeführt. 

Der Engländer Mushet nahm 1S61 ein Patent zur 
Erzeugung dieser Stahlsorte und Oxland Hess sich die An-. 
Wendung des sogenannten Wolframeisens zu gleichem Zwecke 
privilegiren. Der Letztgenannte pocht nun das früher mit 
Salzsäure ausgewaschene Wolfram und erhitzt es dann mit 
Kohle im bedeckten Tiegel bis zur vollen Weissglut. Den 
Rückstand, aus Wolframmetall, aus Kohleneisen und Koh- 
lenmangan bestehend, benützte er als Zusatz zum Eisen im 
Cupolofen oder im Tiegel behufs der Gussstablerzeugung. 

Seit dieser Zeit wurden zahlreiche Versuche über den 
Wolframstabl durchgeführt, die Anfangs eine grosse Anwen- 
dung des Tungsteius versprachen, bald aber bewiesen, dass 
dem durch Wolfram erzeugten Stahle eine Haupteigenschaft, 
die Zähigkeit nach dem Härten fehle. Rössler sprach sich 
darüber schon im Jahre 1860 aus. Ein Zusatz yon Wolfram 
macht zwar das Eisen härter und fester, aber Prägstempel 
und Werkzeuge aus diesem Metall bekommen beim Härten 
leicht Sprünge und Risse. 

Erwähnenswerth sind BernoullTs Versuche*), der 
s&mmtliche Legirungen des Wolframs studirte. Er zeigt 
in einer Reihe von Versuchen die Unfähigkeit des Wolframs 
sich mit anderen Metallen, mit Ausnahme des Eisens, zu 
legiren. Nach seinen Angaben ist das Scheel bei keiner 
gekannten Temperatur zu schmelzen. In einem Feuer, in 
welchem eine zolldicke Schmiedeisenstange nicht nur 
schmolz, sondern sogleich verbrannte, welches Charmot- 
Thon verglaste, und dorn kein Ofen lange widerstand, 
konnte er das Metall nur sintern. Je grösser der Qehalt 



*) Dingler*8 polytechn. Journal 1861. Bd. 159. 



einer Eisenlegirung an Wolfram , desto schwieriger ist die- 
selbe zu schmelzen. Ein mit 80 Proc. Wolfram legirtes 
Eisen gibt in der höchsten Temperatur keinen Regulus 
mehr, sondern nur eine blasige silberglänzende Masse, 
welche Glas und BergkrjstuU leicht und tief ritzt und da- 
durch Anwendung finden könnte. 

Bernoulli stellt das Wolframeisen aus gepochtem 
Erz und Eisendrehspänen dar und verwendet diesen Re- 
gulus zur Wolframstahlerzeugung im Cupolofen oder im 
Tiegel. Seine Ansicht, dass nur der mechanisch im Eisen 
enthaltene Kohlenstoff reducirend wirke , hat sich als voll- 
kommen richtig erwiesen. 

Capitän le Guen, der zuerst die Einwirkung des 
Wolframs auf das Roheisen nicht blo6s der sich bildenden 
Legirung, sondern auch der an und für sich reinigenden 
Wirkung zuschrieb , brachte zuerst die Wolframaglomerate 
in Anwendung^), welche am besten durch Brennen eines 
Gemenges vop Theer, Kalk und gepochtem Wolframerz er- 
zeugt werden. 

Trotz dieser zahlreichen Versuche, trotz des unleugbar 
günstigen Einflusses von Wolfram auf das Eisen hat die 
Wolframstahler^eugung nach kurzer Blüthe, abgesehen von 
vielen Mängeln, durch die Bessemermethode ihr natürliches 
Ende erreicht. Der Bessemerproöess, der in verhältniss- 
mässig so kurzer Zeit sich eine solche Bedeutung errang, 
hat fast alle anderen Methoden in den Hintergrund gedrängt. 
Seit man mit Hilfe der sinnreichen Entdeckung des Pro- 
fessors Li Heg durch Verschwinden des Kohlen oxydspec- 
trums genau das Ende der Bessemercharge in der Birne zu 
erkennen im Stande ist , hat sie sich von der Empirie voll- 
kommen emancipirt. 

Setzt man dem durch den Bessemerprocess entkohlten 
Eisen statt Spiegelfiossen- Sprocentiges Wolframeisen zu 
(auf 3200 Kilo beiläufig 8 Centner), so erhält man einen 
vorzuglichen Stahl , der höchstens 8 Procent Wolfrani ent- 
hält, sich sonst vom gewöhnlichen Bessemerstahl in keiner 
Weise unterscheidet und die guten Eigenschaften des 
Bessemerstahles mit jenen des Wolframeisens yereinigt.**) 
Greift diese neue Methode durch, dann ist auch dem Wolf- 
ram in der Stahlindustrie ein zwar bescheidenes , aber 
sicheres Plätzchen garantirt. 

Der Anwendung dieses Metalles in der Pakfong- 
fabrikation glaube ich hier auch gedenken zu müssen , ob- 
wohl sie meines Wissens in neuerer Zeit nicht geübt wird. 
Ersetzt man beiläufig zwei Fünftel des Nickels im Pakfong 
durch Wolfram, so kann man eine Legirung erhalten, welche 
das gewöhnliche Pakfong an Zähigkeit und Festigkeit weit 
übertreffen soll. 

Die Lichtempfindlichkeit der frischgeföllten Wolfram- 
säure, die Liesegang durch Zersetzung des Ammoniak- 
salzes mit Salzsäure darstellte, hat bis jetzt nur ein theo- 
retisches Interesse und die Anwendung der Reductions- 
föhigkeit der Wolframsäure zu Wolframblau durch das Licht 
bleibt der Zukunft vorbehalten. 

Zum Schlüsse erlaube ich mir noch eine Verwendung 
des wolframsauren Natrons zu erw£^hnen,,die mehr als jede 
andere dieses Metalls in nächster Beziehung zum täglichen 
Leben steht; es ist dije als Flammenschutz. 



*) Dingler's polytechn. Journal 1866. 
**) Le Guen's Versuche in der Stahlhütte zu Imphy. 
Dingler's polytechn. Journal 1867. 



371 — 



ProfeBBor FucliB, der Entdecker des Wasserglases, 
hat zuerst den Versuch gewagt, durch eine oberflächliche 
Verkieselung, Holz, Leinwand und andere brennbare Stoffe 
vor dem möglichen Verbrennen mit Flamme zu schfitzen. 

Diese technische Anwendung des Natron- oder Ealisi- 
Hkates ist längst bekannt. So gut sich diese Flüssigkeit für 
Decorationen, Holz etc. eignet, so wenig ist sie zur Anwen- 
dung bei feineren Geweben geeignet, da dieselben dadurch 
eine Appretur erhalten, welche ihnen Feinheit, Glätte und 
Schönheit vollkommen nimmt. 

In England war man schon seit Langem darauf bedacht, 
ein Präparat zu entdecken, das, ohne dem Stoff oder der 
Farbe zu schaden, soweit das Gewebe verändert, dass es 
bei etwaiger Berührung mit einer Flamme zwar verkohlt, 
den Process der thermischen Zersetzung durchmacht, ohne 
aber mit Flamme zu vcrlodern. Nach zahlreichen Versuchen, 
die in dieser Beziehung unternommen wurden, hat man 
mehrere solche Substanzen entdeckt, von denen aber nur 
eine einzige vollkommen dem Zwecke entspricht; es ist diess 
das wolframsaurc Natron, der Tungstein ofSod. Die feinsten 
Gewebe mit den hciklichsten Farben lassen sich, ohne einen 
Eintrag zu erleiden, damit imprägniren. 

Ein Gemenge von Stärkemehl mit einigen Procenten 
des Salzes gibt eine akaustische Appretur von vorzüglicher 
Güte. In England wird dieses Mittel , wie Ihnen vielleicht 
bekannt sein dürfte, längst benützt , und hat sich in vielen 
Haushaltungen eingebürgert. Ein Fiammenschutzmittel darf 
sich nicht viel höher stellen als die gewöhnliche Appretur 
und darum muss auch der Kostenpunkt in Betracht gezogen 
werden. In England kostet der Centner wolframsauren 
Natrons 16 Sh. (das Pfund beiläufig 8 kr.); so hat es 
Vers mann schon im Jabre 1862 auf der Londoner Ex- 
position verkauft. Das Salz ist also zugleich noch sammt 
seiner Güte unter allen diesen Mitteln das billigste. Vom 
phosphorsaureu Ammoniak , das durch Aufschliessen der 
Knochen mit Schwefelsäure und Versetzung des gebildeten 
sauren phosphorsauren Kalks mit Ammoniak erzeugt wird, 
kostet das Pfund beiläufig 2 Fr.; vom schwefelsauren 
Ammoniak, durch einfaches Mischen der Bestandtheile er- 
halten, 80 kr. Ein Gemenge von Bittersalz und Salmiak, 
zu gleicher Verwendung, kommt auf beiläufig 40 kr. und 
der durch Mischen von Zinkvitriol und Chlorammonium er- 
zeugte Flammenschutz ebenso hoch, als das Gemenge von 
Glaubersalz und Salmiak, nämlich auf 30 kr. Um den Preis, 
zu welchem England das wolframsaure Natron erzeugt, 
dürfte sich unter jetzigen Verhältnissen nicht leicht ein 
Ammoniaksalz darstellen lassen, und es steht somit auch 
im Kostenpunkte, abgesehen davon, dass alle übrigen Mittel 
meist hygroskopisch sind und dadurch nachtheilig wirken, 
das wolframsaure Natron unerreicht da. 

Die zahlreichen Unglücksfälle der letzteren Zeit haben 
die Nachfrage um Flammenschutz bei uns geweckt. Obwohl 
wir, was die feuerfeste Verwahrung der kostbaren Cellulose 
unserer Werthpapiere anbelangt, den Weltmarkt beherrschen, 
haben wir doch ganz auf uns selbst vergessen. Die Er- 
fahrung der Wissenschaft gibt uns ein Mittel, allein seine 
Anwendung scheitert am Mangel des Salzes. In Böhmen, 
am Erzgebirge, sind die reichsten Wolframlager. Durch 
Schmelzen mit Soda kann das Salz und nebenbei eine aus- 
gezeichnete Frischechlacke gewonnen werden. Trotzdem 
finden wir am hiesigen Platze kaum mehr als ein Pfund zu 



erschwinglichem Preise ; das Erz ist Schottermaterial ! -« 
Bedenkt man, dass zur Verarbeitung desselben nichts als 
ein Flammofen und einige Kufen nothwendig sind, dass 
sechs Farben : Gelb, Blau, Weiss, Grün, Braun und die 
Bronzemuster eich leicht daraus erzeugen lassen , dass das 
Natronsalz als Mordanz für braune und schwarze Farben 
als Ersatzmittel des Präparirsalzes und mit ebenso grossem 
Vortheile als Flammenschutz verwendet werden könnte, so 
begreift man nicht, warum nicht wenigstens eine Neben- 
industrie das Erz ausbeutet und einen recht nützlichen 
Körper zu billigen Preisen producirt. 

Ich habe Ihnen, verehrte Versammlung, durch dieses 
Beispiel den Beweis liefern wollen, dass jeder Stoff, sei er 
auch nooh so unscheinbar, durch die immer thätige Wissen- 
schaft nützlich werden kann, und dass sich nach der Menge 
der verwendeten Rohstoffe dieCultur eines Landes bemessen 
lässt. Nicht eine Massenproduction ist allein für das 
Urtbeil massgebend. Je mehr sich die Technik an die Fort- 
schritte der Wissenschaft anschliesst, je mehr die inlän- 
dische Production bemüht ist. Alles für sich auszubeuten, je 
mehr todtliegendes Capital flüssig gemacht wird : desto mehr 
werden Gewerbe und Handel blühen. ' Dazu ist aber vor 
Allem nöthig , dass sich die allgemeine Bildung nicht bloss 
auf todte und lebendige Sprachen , auf die Kenntnisse der 
Dogmatik beschränke, sondern Jedem die Möglichkeit 
bietet, sich selbst und Anderen in realer Beziehung nütz- 
lich werden zu können , und uns nicht bloss zu passiven 
Individuen mache, sondern activ, selbstdenkend und schaffeud 
gestalte, in welcher Form wir mehr als ein Stück der bureau- 
kratischen Maschine, mehr als ein duldendes Trittrad des 
Vorurtheils und Aberglaubens sein werden ! 



lieber die Anwendung des Bleies und Zinkes 
bei dem Bessemerprocess. 

Von W. Baker in Sheffield, Adjunct der königlichen Bergschule 
in London. 
Der Bessemerprocess gehört unstreitig zu den wich- 
tigsten metallurgischen Problemen der Jetztzeit. England 
besitzt die besten Maschinen und den besten Brenn- 
stoff zur Fabrikation von Bessemerstahl, es fehlt ihm 
aber das dazu geeignete Rohmaterial ; denn weitaus der 
grösste Theil des in England erzeugten Roheisens ist zur 
.Anfertigung einer guten Eisenbahnschiene oder Kurbelaze, 
in noch weit höherem Grade aber zur Erzeugung eineg 
Stahles von ausgezeichneter Qualität untauglich. Der 
Grund dieser Thatsache liegt klar vor. Durch den pneuma- 
tischen Process werden der im Roheisen enthaltene Phos- 
phor und Schwefel nicht vollständig beseitigt. Auf welche 
Weise diese Körper durch den Puddelprocess entfernt 
werden , ist noch nicht ganz befriedigend erklärt. Percj 
neigt sich der Ansieht zu , dass beim Puddeln der grössere 
Theil des Phosphors durch nEliquation** ausgeschieden 
werde, d. h. dass die phosphorhaltigen Antheile des Eisens 
in Folge ihrer grösseren Schmelzbarkeit beim Ballmachen 
in die Schlacke gehen. Der Verf. erkennt die Wichtigkeit 
dieser Ansicht vollkommen an , macht jedoch darauf auf- 
merksam, dass eine innige Berührung des Eisens mit dem 
Silicate der Schlacke, bei welcher Sauerstoff im Etftstehungs- 
moment ins Spiel kommt , neben der von Percy gegebenen 
beinahe die einzig mögliche Erklärung des Vorganges seia 



— 372 



dürfte. Nun liegt hierin der Unterschied zwischen dem 
fiessemer- und dem Paddelprocesse, wenn wir letzteren als 
Baffinirprocess betrachten. Bei dem ersteren haben wir 
keine so oxidirend wirkende Schlacke und fiberdiess dieselbe 
in viel geringerer Menge. Oefters finden sich abgerundete 
Klumpen von beinahe ganz reiner Kieselsäure der flussigen 
Schlacke mechanisch beigemengt, ein Beweis , dass fflr die 
Oxidirnng desjenigen Antheils Eisen, welcher in Verbindung 
mit der entstandenen Kieselsäure eine leichtflüssige Schlacke 
gebildet haben würde , nicht hinlänglich Zeit gegeben war. 
Wir dürfen nicht aus den Augen verlieren, dass darch den 
Puddelprocess nur die Elimioirung eines Theiles dieser Bei- 
mengungen oder Verunreinigungen bewirkt wird. Parry 
sagt (in Pcrcy's Metallurgie): »Nur ein Drittel des vorhiin- 
denen Schwefels und ein Viertel des Phosphors werden 
(beim Puddelprocesse) ausgeschieden. ^ Diese Thatsache ist 
leicht zu erklären, wenn wir berücksichtigen, dass die 
Schlacke von dem Augenblicke an, in welchem das Eisen 
steif zii werden beginnt , in weniger innige Berührung mit 
der Charge kommt und auf eine immer kleiner werdende 
Oberfläche wirkt. Wahrscheinlich ist es gerade dieser Zeit- 
punkt, in welchem, nach eingetretener Oxidation der Kohlen- 
stoff, Schwefel und Phosphor stärker angegriffen werden. 

Bei dem Bessemerprocesse dagegen hat die Schlacke, 
obgleich die Charge in der Birne stets im flüssigen Zustande 
sich befindet, offenbar weit weniger Gelegenheit| als Oxyda- 
tionsmittel zu wirken. 

Die versuchsweise Anwendung von Blei — - im oxydirten 
oder metallischen Zustande — beim Bessemern ist zwar 
ausserordentlich interessant; allein es sind doch noch einige 
nothwendige Anforderungen an diese Methode zu machen, 
denen Genüge geleistet werden muss , wenn das Vcr{p4'ren 
von wirklich praktischem Werthe sein soll. Richter hai das 
Blei zu dem Zwecke angewendet, um auch Weisseisen für 
das Bessemern geeignet zu machen, indem bisher nur Grau- 
eisen als dazu tauglich befunden worden war. Das zu dem 
Versuche angewendete Eisen war, wie der Verfasser an- 
nimmt, Eisen, welches nicht allein den Kohlenstoff in che- 
misch-gebundenem Zustande, (nicht in Form von Graphit), 
sondern nur in geringer Menge enthielt. Man ging von der 
Annahme aus , dass das Blei als Ersatzmittel des Kohlen- 
stoffes wirken und bei seinem Verbrennen die' zur Ausschei- 
dung der Unreinigkeiten erforderliche Zeit geben und somit 
den Mangel an Kohlenstoff ausgleichen würde. Ja, man er- 
wartete sogar, dass bei Ausführung der Operation das Ver- 
schwinden der durch die Verbrennung des Bleies erzeugten 
eigenthämlich gefärbten Flamme (des Bleirauches) als Richt- 
schnur zur Beurtheilung und Beendigung des Processes 
dienen würde. 

(Schlnss folgt) 



Notiz. 



Steinsalzlager bei Berlin. Die Bohrarbeiten, welche 
der Handelsminister von Itzenplitz auf Anregung des Ober- 
berghanptmanns Krng Von Nidda in dem norddeutschen 
Fiachlande durch das Oberbergamt zu Halle für Staatsrechnung 
ausführen llsst, haben bereits einen glänzenden und für Nicht- 



Eingeweihte überraschenden Erfolg gehabt. In einer Entfernung- 
von nur 5 Meilen von der Hauptstadt ist ein mächtiges Stein- 
salzlager entdeckt worden, und das in der geringen Tiefe von 
283 Fuss nnter der Oberfläche. Der von dem Berghauptmann 
Huyssen in Vorschlag gebrachte Bohrpunkt, an welchem dieser 
glückliche Fund gemacht worden ist, liegt in fast gerader süd- 
licher Richtung von hier, bei Sperenberg auf der Nordseite 
des Krummen See's auf der Sohle der dortigen GypsbrÜche. Die 
Bohrarbeit wurde daselbst im März dieses Jahres in Angriff ge- 
nommen und unter mancherlei erheblichen Schwierigkeiten, die 
in der Beschaffenheit des von zahlreichen Klüften durchsetzten 
Gypsgebirges lagen, ununterbrochen bis zu 273*/^ Fuss Tiefe 
im Gyps fortgesetzt, ohne dass sich eine Spur von Salz oder 
von einer Soolquelle gezeigt hätte. Bei der zuletzt angegebenen 
Tiefe traf man zuerst Anhydrit zwischen dem Gyps und dann 
bei 278 Fuss reinen Anhydrit. In diesem zeigte sich eine reiche 
Soolquelle, zuerst von 9, dann von 18 Pfund Salz im Kubikfuss; 
vollständig gesättigt war sie erst in der Tiefe, wo man das 
Steinsalz selbst antraf. Diess war, wie gesagt, bei 283 Fuss der 
Fall. Wie mächtig das Lager ist, weiss man noch nicht. Am 
22. Oct. hatte das Bohrloch 300 Fuss 8 Zoll Tiefe erreicht und 
stand dabei noch immer im Salze. Die Mächtigkeit beträgt also, 
senkrecht gemessen, jedenfalls nicht weniger als 17 Fuss 8 Zoll, 
wahrscheinlich aber viel mehr, da bis jetzt keinerlei Anzeichen 
der Annäherung des liegenden Gebirges vorhanden sind. 

(Staats- Anzeiger.) 



-A^dministratives. 
Erledigte Dienststelle. 
Die Zeugwartsstelle bei dem Oberverwesamte zu 
Gusswerk bei Mariazell mit einem Monatlohne von 21 fl., 
einem Deputate jährl. 7. Wr. Klafter Brennholz in natura, freier 
Wohnung nebst einem Gemüsegarten und Proviantbezug zum 
systemisirten Limitopreise. 

Gesuche sind, nnter Nach Weisung der Kenntnisse in Beur- 
theilung von Materialien und Zeugsartikeln, In der Gebarung und 
Aufbewahrung derselben, der Gewandtheit im Rechnen und einer 
correcten Handschrift, binnen vier Wochen bei obigem Ober- 
rerwesamte einzubringen. 



ÄMÜNDIGÜNGEK 

(108-116) Mehrere Cylindergebläee 

fllr beiläufig 5500, 3000, 2000 Kubikfuss Windlieferung, mit Ba- 
lancier oder Schubstangenbewegung, vollständig gut erhalten; 
ein oscillirendcs Cylindergebläse für beiläufig 1500 K.' Windlie- 
ferung, völlig neu; ferner ein completes Feineisenwalzwerk geben 
wir zu äusserst billigen Preisen, fast zu Rohmaterialpreisen, ab. 
Fürstlich Fürstenberg'sche Hüttenverwaltang 
Donaueschingen. 



(121—123) 



Walzmeiater-Stelle. 



3et dem Feineisenwalzwerke zu Boros-Sebes, gehörig Sr. 
Ezcelleuz dem Grafen Ernst von Waldstein und zu Wartemberg, 
ist die Stelle eines Walzmeisters mit einem- Einkommen von 
800 fl. ö. W., freier Wohnung und Beheizung vom 1. Januar 
1868 zu besetzen. 

Bewerber wollen ihre diesbezüglichen gehörig documen« 
tirten Gesuche bis längstens 10. December einsenden an: 

Die Berg- ond lAtten-Direetitn 

zu Boros-Sebes, Arader Comitat. 
(Ungarn.) 



Diese Zeitschrift emciieint wöchentlich einen Bogen stark mit den nötbigeu artistischen Beigaben. Der Prännmerationspreis 
ist jährlich looo Wien 8 fl. ö. W. oder 5 Thir. 10 Ngr. Hit traneo Poatversendang 8 fl. 80 kr. 6. W. Die Jahresabonnenten 
erhalten einen officiellen Bericht Über die Erfahrangen im barg- and hfitteamännisehen Kasehinea-, Bau- nnd Anlbereitungaweien 
sammt Atlaa als Gratisbeilage. Inserate finden gegen 8 kr. ö. W. oder IV2 Ngr. die gespaltene Nonpareilleseile Annahme. 

Zuschriften jeder Art können nur franeo angenommen werden. 



Drack von Cari Fromme In Wien. 



Fflr den Verlag verantwortlich: Oarl Reger« 



ww^A^^* Oesterreichische Zeitschrift .J^^'^- 

XV. Jahr«;aiig. 25* November. 



fiir 



Berg- und Hüttenwesen. 



Verantwortlicher Redacteur: Dr. Otto Freiherr von Hingenau, 



k. k. MixüiterUlnUta im Finansmlniiterinm. 



Verlag der Q. J. Manz'schen BtLOllliandlimg (Kohlmarkt 7) in Wien. 

Inhalt: Ein Besuch der Indastrie-Ausstellang und der Riebard Hartmann'schen Maschinenfabrik zu Chemnitz in Sachsen. — 
Der k. k. Quecksilber- Berg^ban zu Idria. — Ueber die Anwendung des Bleies und Zinkes bei dem Bessemerprocess (Schluss). — Einla- 
dung an alle Bergwerks- Verwandte im österreichischen Raiserstaate. — Notizen. — Administratives. — Ankündigungen. 



Ein Besuch der Industrie-Ausstellung und 

der Richard Hartmann'schen Maschinenfabrik 

zu Chemnitz in Sachsen. 

Von M. Jaritz, k. k. Kunstmeister in Joachimsthal. 

Die Indastrie-Ausstellung zu Chemnitz, welche im Mo- 
nate October geschlossen wurde, gab ein schönes Bild des 
regsten Gewerbsfleisses und der ausgedehnten Industrie des 
Königreiches Sachsen; jeder Besucher, welcher Branche im- 
mer er gehören mag, konnte dieselbe reichhaltig und gross- 
artig finden, das treffliche Arrangement und die gute Ueber- 
flicht mussten ihn in hohem Masse befriedigen. 

Der Berg- und Hüttenmann fand daselbst ein instruc- 
tives Bild des sächsischen Kohlenbergbaues, getheilt in den 
geognoBtischen, paläontologischen und mercantilischen Theil 
und des M^alibergbaues mit gut gearbeiteten geognosti- 
scheu Uebersichtskarteu, Gang- und Mineral vorkommen. 

Das königliche Oberhflttenamt in Freiberg hat den 
Silber-, Blei-, Kupfer- und Zinkhüttenprocess durch eine 
vollständige Suite von Beschickungen, Producceu, Schlacken 
und Nebenproducten, wie auch zahlreiche Fabrikate aus den 
königlichen Fabriken ausgestellt; als eine Novität muss ein 
Stück Indium angeführt werden, welches in einer Grösse 
▼on circa 2 Kubikzoll einen Werth von 800 Thalerji reprä- 
sentirt. 

Das Eisenhüttenwesen war ebenfalls durch mehrere 
Aussteller würdig vertreten und sind namentlich die Eisen- 
gusswaaren, Bronzegu&s von seltener Reinheit, geschmack- 
voller Zeichnung und Feinheit. 

Der für mich speciell interessanteste Theil der Aus- 
stellung war der im Maschinenräume, welcher nahe y^ des 
Flächenraumes von der ganzen Industriehalle in Anspruch 
nimmt, und ein Zeugniss der Grossartigkeit des Maschinen- 
baues in Sachsen liefert; einzelne bedeutende Maschinen- 
fabriken, wie Uartmann's, sind nicht unter den Ausstellern, 
was auffallend erscheinty da diese zu den grössteu Maechi- 
nenbauanstalten SaclisenB gezählt wird. 

Meine Aufmerksamkeit im Maschinenräume galt haupt- 
sächlich den Dampfmaschinen und Pumpen, ohne die Werk- 
zeugmaschinen, SpinA- und Webema-cbinen etc. unbeachtet 
zu lassen, bei welch letzteren manche interessante Mecha- 



nismen vorkommen, die auch in anderen Zweigen der Me- 
chanik angewendet werden könnten. 

Die Kürze der Zeit, die mir zum Aufenthalte in Chem- 
nitz gegeben war sowohl, als auch der Umstand, dass man 
in dem Ausstellungsgebäude keine Skizzen machen darf 
und auch die gewünschten Auskünfte nicht immer zu erlan- 
gen sind, erlaubte es mir nicht, solche Details zu sammeln, , 
da es sehr schwer ist, bei der Mannigfaltigkeit der Gegen- 
stände, die man in einem ganz kurzen Zeiträume sieht, sol- 
che im Gedächtnisse zu behalten und sie daher erst in der 
Wohnung, oder ausserhalb des Ausstellungsraumes zu Pa^ 
pier bringen kann; es gehört hiezu eine grosse Uebung im 
Skizziren, welche sorgfältig zu pflegen ich nicht genug 
empfehlen kann, da sie bei solchen Gelegenheiten sehr gut 
zu Statten kommt. 

Von den ausgestellten Dampfmaschinen sind die von 
Ludwig Korn mann die interessantesten zu nennen, da sie 
Originalität in der Construction zeigen. Bei einer 6pferdi- 
gen Maschine sieht man den Regulator nicht auf die Dros- 
selkUppe, sondern auf die Expansionsschieber der Meyer' 
sehen Steuerung einwirken; es sind zu diesem Behufe an 
einem Ende der rechts- und linksgängigen Expansionsschraube 
zwei Kegelrädchen angebracht, wovon das eine an der ver- 
ticalen Achse durch Friction mit einem Sperrrädchen ver- 
bunden ist. Dieses wird durch die Expansionsschieberstange 
bewegt, ohne bei normalem Gange der Maschine eine dre- 
hende Bewegung zu erhalten. Wenn aber die normale Tou- 
renzahl überschritten wird oder sinkt, so steigt oder fällt ein 
mit den Armen des Regulators verbundener konischer Muff, 
an welchem zwei Sperrklinken durch Bandfedern angedrückt 
sind und bringt mit einer derselben die Zähne des Sperrräd- 
chens in Eingriff, wodurch auf die Expansionsschraube vor- 
oder rückwärts gewirkt wird, jenachdem die eine oder die 
andere Klinke das Sperrrädchen bewegt. 

Das Ein- und Ausrücken der Speisepumpe geschieht 
durch eine Handkurbel, welche einen Stift mittelst Spiral- 
feder in die Quernuth der Pumpenstange drückt, oder im 
Gegen falle daran hindert; diese Vorrichtung wirkt schnell 
und sicher. 

Die locomobilen Maschinen derselben Firma sind dess- 
halb erwähnungswerth, weil 'sie eine originelle Anordnung 
besitzen. Die Maschine steht frei neben dem verticalen Kes- 



374 - 



sei (Fieldkesael) und hat nur das Fundament mit letzterem 
gemeinschaftlich. Die Kolbenstange bewegt das Ende einer 
um den Cylindnr gebogenen Pleuelstange, welche in dem 
bohlen säulenförmigen Cylindergestelle versteckt ist, und 
wirkt auf die unterhalb des Cylinders liegende Kurbelwelle, 
an welcher die Riemenscheibe sich befindet. Die ganze An- 
ordnung ist gef&Ilig und gedrungen, indem selbe ungefähr 
eine Quadratklafter einnimmt. 

Der abgestossene Dampf geht schlangenförmig durch 
einen kl&inen Vorwärmer und von da an in die Blechesse. 

Von den übrigen Dampfmaschinen wären noch aufzu- 
führen die 50pferdige horizontale Coudensationsmaschine 
von W i e d e mit pseudoparabolischem Regulator und einer mit 
der Hand verstellbaren Meyer'schen Expansion mit doppel- 
ten Ober- und Untergeleisen ; der Coudensator ist an der 
verlängerten Kolbenstange angebracht. 

An der 20pferdigen Condeusationsmaschine von 
Ketzer's Fabrik war das Fundament, die Untergeleise und 
Lager aus einem Stück sehr sauber gearbeitet. 

Von der Münnich'schen Fabrik, welche meist gross- 
artige Brauereimaschinen ausstellte, war eine Dampfpumpe 
zur Speisung des Springbrunnens im Ausstellungsgebäude 
im Gange, welche sich durch ihren guten Gang und die 
hübsche, ich möchte sagen, geschmackvolle Anordnung aus- 
zeichnete. Der vertical bewegte Kolben überträgt mittelst 
Pleuelstange, Kurbel und Vorgelege die Bewegung auf den 
Pumpenkolben. Anstatt des Druck- und Saugventils ist ein, 
durch eine Herzscheibe mittelst Rahmen und Stange bethä- 
tigter Schieber angebracht; die Pumpe ging sehr ruhig. 

Eine Wandmaschine von 8 Pferdekräften derselben 
Fabrik hat einen Porterregulator, eine den Locomotivge- 
leisen ähnliche Führung mit gabelförmiger Pleuelstange und 
eine gekröpfte Schwungrad welle. 

Die schönste Arbeit, was Reinheit, Gefälligkeit, Eleganz 
und gedrängte Anordnung anbelangt, lieferte die Firma 
Brod und Stiehler aus Zwickau an einer Gpferdi^en ho- 
rizontalen Maschine; man sieht an dieser Maschine auffal- 
lend den veredelnden Einfluss der grossartigen Werkzeug- 
und Hilfsmaschinen. 

Die anderen von verschiedenen Fabriken ausgestellten 
Dampfmaschinen und Pumpen waren gut und hübsch gear- 
beitet, boten aber hinsichtlich der Construction keine we- 
sentlichen Neuerungen, ich finde daher nicht nöthig, mich des 
Näheren hierüber auszulassen und übergehe zu einer kurzen 
Schilderung der Richard Hartmann'schen Maschinenfabrik. 

Dieses Etablissement beschäftigt an 2000 Arbeiter, 
deckt eine Fläche von 10 Joch mit circa 40 Gebäuden und 
werden in demselben Locomotive, Kessel, Dampfmaschinen, 
Turbinen, Wasserräder, Berg- und Hüttenmaschinen, Mahl- 
mühlen, Webe- und Spinnmaschinen, Werkzeug- und Hilfs- 
maschinen, kurz alle in das Maschinenfach einschlagenden 
Maschinen und Gegenstände gebaut. 

Zwölf Dampfmaschinen von 260 Pferdestärken geben 
die nöthige Betriebskraft für die 7 Dampfhämmer, Cupol- 
Öfengebläse (4 Ventilatoren) uud für eine Unzahl von Werk- 
zeugmaschinen. 

Die Beleuchtung geschieht durch Gas, die Erwärmung 
mittelst Dampfheizung. 

In der Locomotiv-Werkstätte ist eine 35pferdige 
Wolf sehe Balancier-Dampfmaschine und ein kolossaler 
Laufkrahn für die bedeutenden Lasten. 



Die Dreherei wird betrieben durch eine 25pferdige 
Maschine und sind daselbst Plandrehbänke für die kleinsten 
Theile aufwärts bis zu 20 Fuss Durchmesser und verticale 
Bohrmaschinen für Cjlinder bis zu grössten Dimensionen, 
Snpportdrehbänke, um bis 30 Fuss Länge drehen und Ge- 
winde schneiden zu können. Die Hobelei enthält alle Arten 
und Grössen von Hobel- und Shapingmaschinen, Frais- und 
Stossmaschinen, Drehbänke und eine neunfache Bohrmaschine 
für Krempeltamboure. Die grosse Hobelmaschine kann auf 
48 Fuss Länge, 14 Fuss Breite und. 14 Fuss Höhe hobeln. 
In der Räderschneiderei sind Maschinen zum Theilen 
und Schneiden der verschiedenen Räder und zum Kuppeln 
der Transmissionswellen. 

Schrauben- und Mutterbearbeitungsmaschinen liefern 
massenhafte Mengen von fertiger Waare in der kürzesten 
Zeit. 

Die Schmiede mit 2 Ventilatoren, betrieben durch eine 
Meyer* sehe Dampfmaschine von circa 16 Pferdekräften für 
80 Schmiedefeuer verschiedener Grösse, nimmt einen be- 
trächtlichen Theil der Räumlichkeiten in Anspruch. Interessant 
ist daselbst die Bearbeitung der Locomotivräder, die einer 
wahren Cjclopenarbeit gleicht, da 6 kräftige Gestalten, circa 
1 Pfd. schwere Hämmer im Kreise schwingend, an der 
Schweissung der Nabe eines solchen Rades, um dasselbe 
gruppirt, taktmässig arbeiten. Dampfhämmer uud Schmiede- 
mascbinen sind, fortwährend im Gange. 

Die Kesselschmiede hat eine eigene Betriebsmaschine 
von 35 Pferdekräften, weiche die grossen Scheren, Lochma- 
schinen, die zollstarke Bleche wie Papierstreifen behandeln, 
Blechbiegeoiaschinen. Bohrmaschinen und Hobelmaschinen 
zum Behöbein der Kanten an den Kesselblechen betreibt. 

Eine Bohrmaschine bohrt 20 Löcher auf einmal in 
kürzester Zeit. 

Eine eigene Maschine dient zum Nieten mittelst Dampf- 
druck. 

Während meiner Anwesenheit waren mehrere Kessel 
und ein grosser 3 Klafter langer Balancier ans Eisenblech 
für eine Balanciermaschine in Arbeit. Die Bearbeitung solch 
kolossaler Stücke geschieht mit erstaunlicher Fertigkeit, 
unterstützt durch die Hilfsmaschinen und Laufkrauich e. 

Vis-li-vis der Schmiede befindet sich die Eisengiesserei 
mit 6 Cupolöfen, wo jeden Tag gegossen wird; 4 Ventila- 
toren, von 2 Dampfmaschinen betrieben, liefern den Wind. 

Unweit davon ist die Kupferschmiede und die Klemp- 
nerei, an diese reiht sich die imposante Werkstätte für 
Dampfmaschinen- und Werkzeugmaschinenbau, wo Werk- 
zeugmaschinen jeder Art und Grösse und 2 grosse eiserne 
Laufkrahne für die schwersten Lasten sich befinden. 

Der Bau der Webe- und Spinnereimaschinen, die Dre- 
herei für kloine Theile und die Modelltischlerei befinden sich 
in den oberen 3 Stockwerken, 

Mit besonderer Freundlichkeit gestattet der Besitzer 
den Zutritt in sein Etablissement, und ein durch die Räume 
begleitender Techniker ertheilt bereitwilligst Auskünfte. 

Joachimsthal, den 5. November 1867. 



— 375 — 



Der k. k. Quecksilber-Bergbau zu Idria. 

Von dem k. k. BergwerkB-Exspectanten Anton Tschebnll. 
(Fortsetzung.) 

Die Wasserhaltig. 

Die WasserloBung der dem ausgedehnten Grabenrevier 
SU Idria zusitzenden Gruben wässer gescbiebt: 

A. Durcb Stollen, 

B. mit Kübeln durcb Menschenkraft, 

C. durch 5 WaBserbaltungsmaschinen. 

A. Dnroh Stollen. 

Durch Stollen finden alle jene Grabenwässer ihre Lo- 
sung, die eben in den Horizonten derselben zusitzen. 

Der gesammte Grubenbau besitzt, ausser mehreren 
AbzngsrÖBchen, 3 Stollen-Einbaue, von welchen der Josefi- 
Stollen, im Jahre 1709 an dem linken Ufer der Idriza an- 
geschlagen, jedoch keine Wässer abfährt. 

Im gleichen Horizonte mit dem Josefi-Stollen ist der 
Antoni-Einfahrts-Stollen , dessen Stolienmundlochs-Sohle 
170^ über dem adriatischen Meere liegt. Die demselben 
ansitzenden Wässer sind unbedeutend, vom Regenwetter 
über Tag abhängig. 

Eine grössere Tiefe bringt der Florian!- Wasser-Stollen 
ein. Er wurde im Jahre 1846 begonnen (April und 16. Sep- 
tember 1854 durchschlägig), 1854 beendet, liegt 7*61^ 
unter der Antoni-Stollen-Sohle, ist 507^ in gerader Richtung 
getrieben und mit dem Franzisci-Scbachte durchachlägig. 

Ihm sitzen bedeutend Tagwässer zu, die er zur Losung 
bringt. Eigentliche Grubenwässer führt er keine ab. 

Mit Beginn der Aufschliessung des nordwestlichen 
Grubenfeldes wird er erst seinen eigentlichen Zweck als 
Wasserstollen erfüllen. 

Im Falle des Bedarfes ermöglicht er ferner durch her- 
zustellende Verbindungsscbläge mit den Radstuben des 
Barbara- und Theresia-Schachte« eine Erhöhung des Ge- 
fälles um 4^ was in runder Summe, bei einer nothwendigen 
Kraftwassermeoge von 20 K.^ pr. Secunde eine Rohkraft von 
etwa 60 Pferdekräften ergibt, daher eine sehr bedeutende 
Reserve -Kraft. 

B. mt Kübeln daroh Mensohenkraft 
Eine ganz unbedeutende Menge von Grubenwässern, 
die gleich unter dem Horizpnte des Antoni- Stollens in den 
Attems'schen Rollen der Grube zusitzen, und sich in einem 
eigenen Reservoir von 24 K.' Fassungsraum sammeln, wird 
durch Menscheukraft in Kübeln auf den Horizont des Antoni- 
Stollens getragen, und fliesst hier ab. Die zufliessende Menge 
beträgt pr. Woche etwa 20 K.' 

O. Darob 6 WasserhaltongsmasohlneiL 

Zur Hebung der in grösserer Tiefe zusit^enden Graben- 
wässer sind 5 Wasserhaltungsmascbinen vorhanden, die zum 
Theil selbstständig, zum Theil vereint wirken. 

Sämmtliche Maschinen sind Radkünste und sind in Be- 
ziehung ihrer Dimensionen, Aufstellung, Anzahl der Pum- 
pensätze, Höhe der zu hebenden und drückenden Wasser- 
säulen-Durchmesser, der Kolben und Cylinder, Construction 
der Sätze etc. etc. sehr verschieden. 

Ganz für sich und selbstständig wirkt : 
1. Die Kunst am Ferdinandi-Schacht im südöstlich- 
sten Theil des Grubenreviers. 

a) Kraftwasser. Das Kraftwasser für den Motor, ein 
oberBchlächtiges Wasserrad, ist dem Lubeutsch- Bache ent- 



nommen und wird durch ein hölzernes Gerinne, das 15" 
breit und 12" hoch, und am rechten Ufer des Lubeutach- 
Baches längs des Abhanges des Lubeutsch thales hergestellt 
ist, der Radstube zugeführt. Das Gerinne besitzt vom Ein- 
lasskasten, wo das Wasser durch eine kleine Grundwehre 
aufgefangen wird, bis zum Eintritt ins Rad eine Länge von 
450^. Die Kraftwassermenge, die pr. Secunde zufliesst, be- 
trug nach am 10. Juli 1866 vorgenommener Messung 0'64 K.' 

b) Kunstrad. Das oberschlächtige Kunstrad besitzt 
einen Durchmesser von 7^ 3', die Schaufelbreite beträgt 
19", die Tiefe der Zellen 1V^ Das Gesammtgefälle beträgt 
vom Oberwasserspiegel bis znm Unterwasserspiegel sammt 
1^ Freihängen 47*5'. Hieraus rechnet sich nun eine Rohkraft 

47-5 X 64 X 56-4 



von 



430 



-= 3'98 Pferdekräften. 



Die Uebertragung der ELraft erfolgt durch einen 25" 
langen Krummzapfen und eine 27}^ lange Schubstange auf 
einem 4' langen Hebel, der an dem einen Ende einer 19' 
langen hölzernen Welle aufgekeilt ist, während sich am an- 
deren Ende eine 10" starke hölzerne Scheibe von 5 '6" 
Durchmesser befindet, über welche eine Uhrkette liegt, an 
der die beiden Scbachtgestänge aufgehängt sind. Nach der 
Construction sollte das Gestänge unmittelbar unter der 
Scheibe eine Hubgrösse von 3' 3'' haben, während dieselbe 
in Wirklichkeit nur 3' 2'' beträgt, da durch die Torsion 
der 19' langen hölzernen Welle dieser unbedeutende Hub- 
verlust verursacht wird. Die Hubgrösse auf Mittelfeld be- 
trägt noch 3' Vj"- 

c) Sätze. Es sind 5 einfache Hubsätze, und noch in 
der Art und Weise vorhanden, wie dieselben während des 
AbteufenB des Schachtes eingebaut wurden. Die Durchmes- 
ser der einzelnen Cylinder, von oben nach unten gegangen, 
betragen 9^/'^ ^W* ^Va''» 8" und 7"; die Kolben haben 
Lederscbeibenliedernng und die Saugröhren haben einfache 
Klappen-Ventile. Von den 5 thätigen Cjiindern sind die 2 
untersten von Metall. Ausserdem befindet sich noch ein Satz 
mit einem metallenen Cylinder von 7" innerem Durchmesser 
ausser Thätigkeit im Schacht, der einst als Hilfssatz verwen- 
det wurde. — Die Steigröhren sind von Holz, und sind die 
3" starken hölzernen Kolbenstangen, die durch die Steig- 
röhren gehen, an das durchaus ^5'' starke Schachtgestänge 
mittelst Krummfüssen befestigt. Die einzelnen Sätze sind 
in nahezu gleichmässiger seigerer Entfernung von je 10 zu 
10^ eingebaut. 

Die Gesammttiefe aus der die Grubenwässer gehoben 
werden, beträgt vom Schachtsumpf bis zum Ausguss 53^7 ^ 
der Ausguss selbst liegt genau 1^ unter dem Tagkranze. 

Sowohl das gebrauchte Kraftwasaer, als auch die ge- 
hobenen Grubenwässer vereinigen sich und werden sodann 
durch eine 48^ lange Abzugsrösche dem Lubeutseh-Bache 
zugeführt. 

Die zusitzenden Grubenwässer werden durch die oben 
angeführte Kraftwassermenge und bei etwa 3 Spiel pr. Mi- 
nute immer zu Sumpf gehalten, werden somit nie bedeutend 
okrig und auch nie stark schmundig. Eine Lederliederung 
hält gewöhnlich 4 — 6 Monate, in den beiden Metallcylindern 
stets länger als in den eisernen. Durch die verschieden 
weiten Cylinder wird Leder für die Liederung erspart, indem 
dasselbe zum grössten Theil eine doppelte Verwendung 
findet. 



— 376 — 



Die ganze Tiefe des Schachtes vom Tagkranse bis znr 
Sohle des Mittelfeldes beträgt 52-58^ der Scbachtsumpf 
liegt 3^ tiefer. 

d) Gestein. Das Gestein, in das der Schacht nieder- 
getrieben wurde, ist 2^ unterm Tagkranze, Dammerde und 
Qerölle, dann folgt etwa 18^ ein Schiefer von einer Kluft 
durchschnitten, in der Zinnoberspuren gefunden wurden. 
In weiteren 22^ seigerer Teufe ist Kalk und Cunglomerat 
anstehend, und unter diesem folgt bis zum Schachtsumpf 
abwechselnd Schiefer, Sandstein, Kalk und Dolomit. 

e) Zimmerung. Der Schacht steht durch seine ganze 
Tiefe in Schrottzimmerung, und ist noch die ursprünglich 
eingebaute Zimmerung, mit Ausnahme einer kleinen Repa- 
ration in der Mitte des Schachtes, und einiger Klafter Neu- 
zimmerung unter dem Tagkranze, vorhanden. 

f) Anmerkung. Das Abteufen des Ferdinandi-Schach- 
tes wurde im Jahre 1836 in einer Entfernung von 331^ 
nach S.O. vom Josefi Schacht begonnen, und der Durch- 
schlag mit der übrigen Grube, nach beendetem Abteufen des 
Schachtes, im Horizonte des Kronprinz Ferdinandi-Schlages 
auf Mittelfeld am 28. November 1855 bewerkstelligt. 

Sollte der obgenannte Schlag, und damit auch der Fer- 
dinandi-Schacht aufgelassen und umgestürzt werden, so ist 
in der Nähe des Schachtes, in ganz festem Gestein, eine 
Erweiterung zur Erbauung eines Keildammes hergerichtet, 
und damit die dort zusitzenden Grubenwässer, abgedämmt. 

Die nächste mehr weniger s^bstständige Wasserbai- 
tungsmaschiue ist die 

2. Kunst am Theresia-Schacht. 

Dieselbe erhält das zur Beaufschlagung des oberschläch- 
tigen Wasserrades nöthige Kiaftwasser aus dem Rinnwerks- 
Graben. 

Das Rinn werk. Durch die Rinnwerks-Wasserleitung 
wird den meisten Betriebsmascbinen des gnnzen Werkes, 
sowohl denen bei der Grube, als auch bei der Schmiede etc. 
das Kraftwasser zugeleitet. Das Rinn werkswasser wird durch 
einen grossartigen Wehrbau, der südlich von Idria in der 
Kobila aus Qaadern in einer Höhe von 6^ hergestellt ist, 
durch Stauung des Idrizafiusses gewonnen. 

Das Rinnwerk wurde mit Ende des 16. Jahrhunderts 
längs der Gehänge des linken Idrizaufers erbaut, und zwar 
bestand dasselbe zu Anfang nur in einem hölzernen Gerinne, 
das später zum grössten Theil ausgemauert wurde. 

Nach Messungen, die Herr Berg Verwalter Grübler 
vorgenommen (1851), besitzt das Rinnwerk von dem Kobila- 
Wehrbau bis zur Schmiede in Idria eine Länge von 1814^ 
wovon 130^ noch hölzernes Gerinne sind. Das Gesammtge- 
fälle beträgt 1*893®, d. i. 1*04 Linie pr. Klafter. 

Bei einem mittleren Querschnitte von 7 5 Quadratfuss, 
mittlerer Tiefe von 1*85', beträgt die Geschwindigkeit über 
3' pr. Secunde, daher die Kraftwassermenge, die pr. Secunde 
im Rinn Werksgraben abfliesst^ 22 — 24 K.' beträgt, die auch 
sämmtliche Maschinen-Motoren in continuirlichem Betrieb 
zu erhalten im Stande ist. 

Durch Schliessung mehrerer in den Rinnwerksgraben 
seitlich angebrachten UeberfMllschützen kann man sich ein 
noch grösseres Kraftwasserquantum zuleiten, sobald solches 
nur noch dem Idrizaftusse entnommen werden kann. 

In den Sommermonaten 1865: Juni, Juli, August und 
September betrug wegen herrschender Trockenheit die Ge- 
sammtmenge der dem Idrizafiusse entnommenen Kraftwas- 



sermenge im Min. 8*46 K.^ die für den Betrieb sämmtücher 
Künste und Förderuogsmaschinen bei weitem nicht aus- 
reichte. 

a) Kraft Wasser. Durch ein 5^ langes, 3' breites und 
2V2' tiefes hölzernes Zweiggerinne wird nun für das The- 
resia-Schächter Kunstrad das Aufschlagwasser aus dem oben 
beschriebenen Rinnwerksgraben abgeleitet. Die am 6. Juli 
1866 vorgenommene Messung ergab einen Kraftwasserza- 
fluss von 2 7 K.' pr. Secunde. 

b) Kunstrad. Das Kunstrad ist ein oberschlächtiges 
Wasserrad, hat einen Durchmesser von 5® 4', eine lichte 
Zelleubreite von 5' 2" und eine Zellenfiefe von 15". 

Das Gesammtgefälle beträgt sammt 1 Yj' Freihängen 
40'. Aus diesen Daten rechnet sich eine Rohkrnft von 14*16 
Pferdekräften. Mittelst eines 25zölligen Krummzapfens 
und einer 4® langen, ^712" *^»cken eichenen Korbsrange wird 
die Robkraft des Wasserrades durch ein 19'3® langes Feldge- 
stänge mit 2 Haupt- und 4 Neben-Doppelschwingen von 
2*5® Höbe auf die beiden Kunstkreuze, Viertelkreuze, an 
welchen die Gestänge wirksam sind, übertragen. Von den 
19*3^ langen Feldgestängen sind 15'5^ zwischen den beiden 
gusseisernen Hauptscbwingen unter einem ansteigenden 
Winkel von 10® geführt. 3 95® und 295® sind horizontaL 
Die Nebenschwingen sind aus Yg*, das Feldgestänge aus 
y^** starkem Fichtenholz, letzteres mit entsprechenden Ver- 
bindungen von verstärkenden Eisenschienen, Adjustir- und 
Spann- Vorrichtungen etc. 

c) Sätze. Die Grubenwftsser, die aus den verschie- 
denen Revieren der Grube dem Theresia- Schacht zusitzen 
oder zugeführt werden, werden insgesammt durch 2 doppelt 
wirkende Sätze aus einer Tiefe von 1 13 34® unter dem Tag- 
kranz bis auf die Sohle des Abflusskanals, der 5*5® unterm 
Tagkranz liegt, also 107*84® hoch gehoben. Beide sind 
Plunger-Sätze, und zwar ist der erste und obere Satz, der 
am Horizont des Mittelfeldes eingebaut ist, und der bis zum 
Abflusskanal eine Höhe von 58*56® einbringt, ein Drucksatz. 
Der zweite untere Satz hingegen ist ein Hubsatz. Letzterer 
ist ' 1 ® ober den Carolifeld-Horizont eingebaut und ein 2^ 
langes Saugrohr unter Carolireld reichend. Die Plunger 
beider Sätze sind von Metall und haben einen Durchmesser 
von 9". Das Schachtgestänge ist durchaus 7^^ — 8** stark, 
und da der Schacht nicht genau seiger abgeteuft und aus- 
gezimmert ist, indem er bis auf Achazifeld, das sind 33* 
Tiefe, etwa 2' von der seigeren Richtung abweicht, so muss 
das Gestänge durch Rollen die nöthige Führung erlangen. 

Da beide Sätze von gleichen Dimensionen sind, und 
dem oberen Satz ausser den vom unteren Satz gehobenen 
Wässern noch andere zufliessen, er daher nicht alle zu he- 
ben im Stande ist, so lässt mau die Stopfbüchsen des unte- 
ren Satzes etwas wasserlässig sein, damit nicht gehobenes 
Wasser aus dem Sumpfkastei des oberen Satzes in den 
Schachtsumpf zurückfallen, und somit nochmals gehoben 
werden müsste. 

Die Sätze sind gewöhnliche Plungersätze und die 
Ventile sind nach der Schitko'schen Methode in einem 
gemeinschaftlichen Ventilkasten für beide Cylinder ange- 
ordnet, und bewährt sich diese Anlage ganz gut. Die 
Cylinder sind von Eisen. Die Plunger-Stopfbüchse ist sowie 
die Stopfbüchse der Kolbenstange 3" hoch; erstere dauert 
2 — 3, letztere 4—5 Monate. Zur Liederung werden in ün- 
schlitt getränkte Hanfzöpfe verwendet. 



— 377 — 



Die Kanst macht bei laogsamem Qang einen Hub in 
18 Secunden, und bebt dabei, nach am 6. Juli 1866 vor- 
genommener Messung, 5*29 K.' pr. Minute. 

Nach den am 5. Juli 1 866 vorgenommenen Messungen 
sitsen dem Thert^sia-Schaehte in Summa 16*759 K.' 6ru- 
benwüsser zu. Davon sitzen ihm direct 11*584 K/ zu, 
2'625 K/ werden ihm auf den. einzelnen Horizonten zuge- 
leitet, während 2'554 K/ pr. Minute durch die Verdammung 
auf Barbarafeld dem Schachtsumpf der Barbarakunst zu- 
nnd somit dem Theresia-Schachtsumpfe absitzen. Die The- 
resia-Kunst hat daher pr. Minute 1 4*205 K.' zu heben, um 
die ihr zusitzenden Wässer zu Sumpf zu halten. Die Ma- 
schine kann diese Leistung machen, da sie pr. Hub 3*12 K/ 
hebt, und pr. Minute im Maximum selbst 7 Spiele zu ma- 
chen im Stanae ist. 

Da jedoch der Sumpf der Theresia- Wasserhaltungsma- 
schine mit der in 345^ sädöstlicher Entfernung befindlichen 
Kaiser Josefi II. Wasserhaltungsmaschine in später zu er- 
wähnender Verbindung steht, und einen Theil ihrer Wässer 
dorthin zur Losung abführt, so werden dennoch sämmtliche 
dem Theresia- Schachte zusitzenden Grubenwässer zu Sumpf 
gehalten, trotzdem die Kunst nur 6*15 K.' pr Minute bebt. 

Die Hubgrösse beträgt direct bei den Kunstkreuzen 
gemessen 4' %'. Da der Krnmmzapfen 25'^. missfc, so 
wird durch das 19'3^ lange Gestänge und durch die Bre- 
chung desselben um einen Winkel von 170^ ein Hubverlust 
von l^/j" verursacht. 

Der Hub auf Mittelfeld, 64^ unterm Tagkranz, beträgt 

3'— 11 Vi" 
„9 1) Carolifeld, 112*3® unterm 

Tagkranz, beträgt . . . . 3' — IIV4" 
somit der Gesammthubverlust Z^L" 

d) Gestein. Die Fundamente des Theresia-Schacht- 
gebäudes und der Dampfmaschine etc. stehen auf festem 
Conglomerat, welches im Schachte selbst bis auf eine Tiefe 
von 6^ anhält. Hierauf folgt Silberschiefer, also 27® ober 
Achazifeld beginnend. 

Vom Achazifeld weiter bis 4® ober dem Füllort auf 
Gross-Herzogsfeld , also durch 71*48® reicht der Silber- 
schiefer, dem dann fester Kalk folgt, und der mit unbedeu- 
tenden Partien von Sandsteinschichten bis gegen Carolifeld 
anhält, von wo der Kalk eine breccieu artige Structur annimmt 
und minder fest, locker, ist. 

e) Zimmerung. In Folge des verwitterbaren und 
sieb in Berührung von Luft und Feuchtigkeit sehr stark 
blähenden Schiefers, der von 6® unter Tags unter dem Con- 
glomerat folgend, bis 4® ober Gross-H^^rzogsfeld aohält,' 
sowie des weniger festen Kalkes und der lockeren Kalk- 
uud Dolomit-Breccie in der grössten Tiefe des Schachtes, ist 
man gezwungen, den ganzen Schacht in Schrottzimmerung 
zu erhalten. 

Da die Wetter durch den Theresia-Schacht einziehen, 
80 ist diesB ein günstiger Factor einer besseren Conservirung 
und längeren Dauer der gesummten Scbachtzimmerung. 

In den tieferen Horizonten, unter Hauptmannsfeld, wo 
im ganzen Umfange des Schachtes Wässer zusitzen, und 
somit das Zimmerungsholz immer im nassen Zustande bleibt, 
ist die Dauer desselben eine vieljährige. 

Hingegen wurde der Schacht ober Hauptmannsfeld bis 
zu Tage in einem Zeiträume von etwa 14 Jahren ganz, und 
an manchen Stellen auch schon zum zweiten Male neu 



gezimmert. Ganz das Gleiche gilt auch ip Bezug der Dauer 
des Schachtgestänges. 

f) Anmerkung. Das Abteufen des Theresia-Schachtes 
begann im Jahre 1738; 1748 war er sction 100® tief. In 
der Folge wurde nach unbestimmt lange dauernder Unter- 
brechung das Abteufen bis zum 30. September 1S37 fort- 
gesetzt, an welchem Tage in der Sohle des Schachtes ein 
gewaltiger Wassereinbrucb erfolgte, der jedes weitere Ab- 
teufen verhinderte. 

Nach vorgenommenen Messungen betrug der Zufluss 
der Einbruch- Wässer gleich zu Anfang 12 K.', der jedoch 
bis auf 29'28 K.' pr. Minute stieg, und der sich in Folge 
der Ergebnisse der letzten Messungen (14*134 K.', am 
5. Juli 1866) wieder bedeutend verringert hat. 

Durch diesen Wasser-Einbruch wurde dur Tiefbau der 
Grube bis isum 17. Juli 1838 auf eine Höhe von 34*47® 
ober dem Barbarafeld- Horizont, also bis 6 '38® unter Gross- 
Herzogsfeld, ertränkt. 

Durch Erbauung zweier Balancier-DampfmHSchinen 
am Theresia- und Josefi-Schacht mit einem Kostenaufwande 
von 130.000 fl. C. M., und unter Mitwirkung aller übrigen 
Künste gelang es, die Einbruchwässer mit 2. April 1840 bis 
zur Theresia-Schachtsohle zu gewältigen. Die nominelle 
Stärke der Dampfmaschine am Josefi-Schacht betrug 2S, 
jener am Theresia-Schaohte 60 Pferdekräfte. Die erstere 
wurde bereits im Jänner, letztere hingegen Ende December 
1838 in Betrieb gesetzt. Die für die Theresia-Dampfma- 
schine eingebauten Sätze waren Hubaätze und Druck mit 1 4** 
und 9'^ Cylinderdurchmesser und 4' Hub. 

Nach vollständiger Gewäitigung der Einbruch-Wttsser 
wurde in 10 Monaten eine 4^ hohe, massive, kostbare Verdäm^ 
mung vom ehemaligen Sumpf des 128® tiefen Theresia- 
Schachtes, und bis auf 2® unter Carolifeld eine wasserdichte 
doppelte Schachtzimmerung eingebaut, nachdem man die 
Einbruch-Wässer mit einem gusseiseruen Kastei abgefangen 
hatte. Von diesem Kastei aus ging durch die Verdammung 
hindurch eine Röhrenleitung, durch welche das Eiubruch- 
wasser durch die Verdammung bis auf Mittelfeld-Horizont, 
also auf 40® Höhe, gespannt wurde. Der Versuch, das durch 
die Böhrenleitung aufsteigende Einbruch-Wasser durch 
Schliessung der Bohren ganz abzudämmen, misslan^, indem 
die Verdammung dem kolossalen Drucke, 23 Atmosphären, der 
gespannten Wässer nicht mit genügender Festigkeit wider- 
stehen konnte, da das anstehende Gestein im Schacht», ^ie 
Dolomit-Breccie, den^ganzen Vcrdämmungsbau keinen soliden 
Halt gab. Das Wasser drang sofort hinter der Verdammung 
und der wasserdichten Schachtzimmerung hervor. 

Der jetzige Sumpf der Theresia-Kunst ist daher nicht 
das Schachttiefste, sondern befindet sich am oberen Ende 
der wasserdichten Schachtzimmerung, 2® unter Carolifeld. 
Ausser der Verdammung im Theresia-Schacht befindet 
sich auch noch eine 6® lange Verdammung und 8® Unge 
wasserdichte Streckenzimmerung im 20® langen DurchschUg- 
stollen des Theresia- und Barbara-Sehachtes im Horizonte 
des Barbarafeldes. Die Verdammung fängt gleich hinter der 
wasserdichten Schachtzimmerung an, und hat einem Wasser- 
drucke von 7® Höhe zu widerstehen. 

Erst mit Ende des Jahres 1844 war der Metrieb der 
Wasserhaltungsmaschinen ein regelmässiger geworden, nach- 
dem bereits beide Dampfmaschinen sammt den eingebauten 
Sätzen Mitte 1843 ausser Thätigkeit gesetzt wurden, also 
nur die Wasserkünste allein wirksam waren. 



— 378 — 



Von ,den beiden DampfmaschineD ist nar noch die am 
Theresia-Schacht aufgestellte Cornwallis-Maschine sammt 
Nebenbestandtheilen etc. in brauchbarem Zustande, jedoch 
derzeit unbenutzt, vorhanden. 

Von den noch folgenden drei Wasserhaltungsmaschinen 
am FranziBci-y Barbara- und Josefi-Scbachte ist letztere als 
Hauptwasserhaltungs-Maschine der hiesigen Grube insoferne 
selbstständig, als alle Einrichtungen und Bestandtheile einer 
vollständigen Kunst eingebaut und vorhanden sind, während 
ihr jedoch die GrubenwMsser aus grösserer Entfernung zur 
Losung zugeleitet werden müssen, um sie im gehörigen Gange 
erhalten zu können. Sowohl die Franzisci- als auch die 
Barbara-Kunst sind derzeit nur als Hilfsmaschinen der Josefi- 
Kunst zu betrachten, indem ja die von der Franzisci- als 
auch die von der Barbara-Kunst gehobenen Wässer der 
Josefi-Kuttst zur weiteren Losung zugeführt werden. 
(Fortsetzung folgt) 



Ueber die Anwendung des Bleies und Zinkes 
bei dem Bessemerprocess. 

Von W. Baker in Sheffield, Adjunct der königlichen Bergschule 

in London. 

(SchlusB.) 

Die mit Bleiglätte oder metallischem Blei in Puddel- 
nod Flammöfen, sowie in Frischfeuern abgeführten Versuche 
haben indessen, wie der Verf. ungeachtet des über die An- 
wendung dieser Substanzen zu Turracb verö£Pentlichten Be- 
richtes befurchtet, den davon gehegten Erwartungen nicht 
entsprochen; allein diess ist ein Gegenstand, hinsichtlich 
dessen kein Zweifel obwalten sollte. Auf vielen Eisen- und 
Stahlwerken sind Chemiker angt^stellt, die zur Lösung dieser 
Frage wohl befähigt sein dürften. Umsichtlich ausgeführte 
Analysen von Proben einer normalen Charge vor und nach 
der Behandlung mit jenen Mitteln ist Alles, was wir dazu 
bedürfen. . 

Sorgfältige Berichte über derartige Versuche haben, 
selbst in dem Falle, wenn letztere als erfolglos sich heraus- 
stellen sollten, stets ihren bedeutenden Nutzen. Deshalb 
theilt der Verf. einige Bemerkungen über die Einwirkung 
des Zinkes auf das Eisen in Flammöfen und beim Besse- 
merprocess mit. Es ist schwierig, den für derartige Versuche 
nothwendigen Bedingungen im Laboratorium, wo man nur 
inr kleinen Massstabe arbeitet, zu entsprechen, und der 
Verf. hat es nur der Gefälligkeit der berühmten Firma John 
Brown & Comp, zu Sheffield zu verdanken, dass er die fol- 
genden Resultate zu erhalten im Stunde war. 

Eine Charge von 2 Tonnen (40 Zollctr.) wurde in der 
Bessemer'sc'hen Birne (Umwandlunt^sgefäss) mit 30 Pfd. 
Zink beschickt, und dann ward das Gebläse wie gewöhnlich 
angelassen. Nach 5 Minuten war die Zinkfliimme verschwun- 
den. Mittelst des Spectroskops Hess sich Nichts wahrnehmen. 
Das Metall wurde abgestochen; dem Ansehen nach zeigte 
es keinen Unterschied von den gewöhnlichen Güssen der- 
selben Eisensorte, welche absichtlich von geringer Qualität 
gewählt worden war. 

Eine Probe dieses Eisens, wie es aus dem Flammofen 
heraus floss, enthielt 0'036i Procent Schwefel und 01720 
Procent Phosphor. Nach dem Behandeln mit Zink in der 
Hirne enthielten die Güsse 0267 Procent Schwefel und 
Ol 500 Procent Phosphor. 



Ferner wurde im Flammofen eine Charge von 3 Ctr. 
grauen Roheisens mit 1 Procent Zink versetzt; 'die erhalte- 
nen Resultate waren folgende: Vor der Behandlung mit 
Zink enthielt das Eisen 0*0260 Procent Schwefel und 437 
Procent Phosphor, nach derselben 0*0200 Schwefel und 
0*375 Phosphor. 

Diese Thatsachen bedürfen keines Commentars. Die 
Frage ist entschieden. Zink vermag nicht die. genannten 
Verunreinigungen des Eisens auszuscheiden. Indessen übte 
das Zink einen nachtheiligen Einfluss auf das Bessemerme- 
tall nicht aus; denn eine mit 30 Pfd. Zink behandelte Charge 
von 2 Tonnen Eisen, gab, wenn letzteres von geeigneter 
Beschaffenheit war,^ Güsse, welche zu Eisenbahnschienen 
von der gewohnten trefflichen Qualität verarbeitet wurden. 

Bei seinen Versuchen hatte der Verf. auch Gelegenheit, 
die reducirende Wirkung des im gepuderten Zustande in 
das Gebläse gebrachten entwässerten Eisenvitriols auf das 
Eisen zu beobachten. Anstatt einer ozydirenden Wirkung 
dieses Reagens fand der Verf., dass daraus Schwefel redu- 
cirt wurde und in ^ die Charge ging. Das Eisenvitriolpulver 
wurde während eines der an^nglichen Stadien des Processes 
eingeblaseu. Auf die Anwendung des gewöhnlichen (krjstal- 
lisirten) Eisenvitriols beim Puddelprocesse als Raffinir- 
(Feinungs-) oder Oxydationsmittel hat Saunderson schon 
vor längerer Zeit ein Patent genommen, und mit demselben 
sind auch, wie der Verf. glaubt, da, wo es in angemessener 
Weise angewendet wurde, günstige Erfolge erzielt worden. 

Vor Kurzem las der Verf., dass ein Herr Crawshay 
ein Patent auf die Anwendung eines Gemenges von Eisen- 
vitriol und Bleitrlätte zu demselben Zweck genommen hat. 
Wenn aber diese Fragen zum Abschlüsse gebracht werden 
sollen, 80 kann diess nur von Seiten der grossen Eisen- und 
Stahlhüttenbesitzer geschehen, indem dieselben den zur 
Lösung derartiger Aufgaben qualificirten Chemikern alle 
dazu erforderlichen Apparate zur Verfügung stellen. Die 
abzuführenden Versuche werden ohne Zweifel kostspielig 
sein, ein günstiger Erfolg derselben wäre aber von unbe- 
rechenbarem Werthe. 

(Aus dem nEngineeru Febr. 1867, durch Zeitschrift 
für die ösr. Eisen- und Stahl-Industrie.) 



Einladung an alle Bergwerks-Verwandte im 
österreicliisclieii Kaiserstaaie. 

Den bergmännisch -wissenschaftlichen Lese- 
kreisen im österreichischen Kaiserstaate werden für das Jahr 
1868 wieder wie seit 7 Jahren mehrere Fachzeitschriften kurze 
Zeit nach ihrem Erscheinen zur Benützung angeboten, nämlich : 

1. Berg- und Hüttenmännische Zeitung von B. Kerl und 
Fr. W immer. 

2. Zeitschrift für Berg-, Hütten- und Salinen wesen im 
preussischen Staate. 

3. Der Berggeist 

4. Glückauf. 

5. Zeitschrift des Vereines deutscher Ingenieure. 

6. Zeitschrift des österreichischen Ingenieur- und Archi« 
tekten- Vereins. 

7. Dingler*8 polytechnisches Journal. 

8. Polytechnisches Centralblatt. 

9. Neueste Erfindnngen. 

10. Wochenschrift des niederösterr. Gewerbe- Vereins. 
Die Benützung dieser Zeitschriften wird in folgender Weise 
vermittelt werden: 

Am ersten jeden Monates (vom 1. Jänner 1668 angefangen) 
wird von Wien an jeden der theilnehmenden Lesekreise eine 
Ansahl yon Nummern oder Heften voraus bestimmter Zeitsohrif- 



— 379 — 



ten durch die k. k. Fahrpost versendet. Diese Nnmmern oder 
Hefte bleiben bis zam letzten Tage desselben Monates dem Lese- 
kreise zur Benützung, und werden von demselben vom I. des 
nächstfolgenden Monates durch die k. k. Fahrpost an einen be- 
stimmten anderen Lesekreis versendet 

Jeder Sendung wird von hier aus eine Versendungskarte 
beigelegt, auf welcher die Ordnung der weiteren Versendungen 
verzeichnet ist, und welche die Sendung stets zu begleiten hat 

Nach vollendetem Umlaufe bleiben die obgenannten Zeit^ 
Schriften Nr. 3 — 10 Eigenthum jener Lesekreise, welchen 
sie in der Reihenfolge zuletzt zugekommen sind; nur die Zeit- 
schriften Nr. 1 und 2 sind halbjährig hieher zurückzusenden. 

Damit kein Lesekreis in der festgesetzten Zeitdauer der 
Benützung beeinträchtiget werde, müssen die Versendungen stets 
pünktlich an den festgesetzten Tagen bewerkstelliget werden. 
Aus diesem Grunde muss man sich auch vorbehalten, die Ver- 
sendungen an einen Lesekreis, welcher in tieser Hinsicht nicht 
gewissenhaft vorgehen würde, ohne irgend einen Ersatz ein- 
zustellen. 

Die Anordnung der Benützung der Zeitschriften unter den 
einzelnen Theilnehmera eines Lesekreises muss diesen anheim- 
gestellt werden. Die Erfahrung hat übrigens gezeigt, dass die 
Benützung durch Circulation der Zeitschriften bei den einzelnen 
TheiUiehmem diesen nur sehr geringen Vortheil bietet, dagegen 
die vollkommenste und zugleich bequemste .Art der Benützung 
darin besteht, dass die Theilnehmer des Lesekreises aus ihrer 
Mitte fQr jede Zeitschrift einen oder mehrere Berichterstatter 
wählen, welche die interessanteren Artikel und Notizen in perio- 
dischen (monatlich ein- oder zweimal stattfindenden) Zusammen- 
künften sämmtlicher Theilnehmer auszugsweise mittheilen. Dieser 
letztere Vorgang wird daher angelegentlichst empfohlen, und 
jenen Lesekreisen, welche denselben einführen, unter übrigens 
gleichen Umständen der Vorzug vor anderen ertheilt werden. 

Die Anzahl der Lesekreise, welche an der Benützung der 
oben bezeichneten Zeitschriften Theil nehmen können, ist vor- 
läufig auf 6 beschränkt. Sollten sich mehr Lesekreise anmelden, 
so werden jene vorzugsweise berücksichtiget, welche zahlreicher 
an Theilnehmem sind. 

Für den Fall, als sich weniger als 4 Lesekreise zusammen 
mit 50 Theilnehmem melden würden, behält man sich vor, die 
gegenwärtige Einladung zurückzuziehen. 

Die bergmännisch - wissenschaftlichen Lesekreise , welche 
von dieser Einladung Qebranch zu machen wünschen, wollen 
spätestens bis 

94. Deeember tStt9 

das gefertigte Secretariat hievon in frankirten Schreiben in 
Kenntniss setzen, und gleichzeitig 

1. das Namensverzeichniss sämmtlicher Theilnehmer, 

2. den Betrag von 1 fl. Oe. W. für jeden Theilnehmer 
(für das ganze Jahr 1868), 

3. die genaue Adresse jenes Theilnehmers, an welchen die 
Sendungen zu richten wären, und welcher für die Einhaltung 
obiger Bedingungen die Bürgschaft übernimmt, endlich 

4. die Angabe, auf welche Art der Lesekreis die Zeit- 
schriften zu benützen beabsichtigt, einzusenden. 

Ueber die eingelaufenen Anmeldungen wird sogleich ent- 
schieden, und den etwa nicht zugelassenen Lesekreisen die ein- 
gesendeten Geldbeträge unvei^üglich zurückgesendet werden. 
Wien, 18. November 1867. 

Secretariat des österreichischen 

Ingenieur- und Architekten- Vereins. 

(Stadt, Tuchlauben 8.) 



Notizen. 



Fangvorriohtang für Förderungen mit Anwendung 
yon oomprünirter Lnft von Eduard Leyaer. Diese Erfin- 
dung gebührt Herrn O. Hohendahl, früherem Obersteiger der 
k. w. Saline Friedrichshall, und wurde von E. Leyser nur 
weiter constructiv verarbeitet und deren Ausführung für Oester- 
reich übernommen. — Die eigentliche Fangvorrichtung, nämlich 
Messer oder Ezcenter, wurde beibehalten, nur statt der Federn, 
die besonders nach längerer Anwendung nicht den genügenden 
Grad der Sicherheit bieten, wurde die in einem CyUnder com- 
primirte Luft verwendet. Dieser Cylinder, der oben geschlossen, 



unten geöffnet ist, steht oberhalb in der Mitte der Schalentra- 
verse, mit welcher er fest verbunden ist. In ihm bewegt 'sich ein 
Kolben, der mit Leder und etwas Oel geliedert ist, dessen Stange 
herabwärts gerichtet und dort mit einem Rahmen verbunden ist, 
von welchem eine Kette znm Auge des Förderseiles reicht, das 
jedoch etwas kürzer ist als die beiden Schnrzketten, welche be- 
kanntlich vom Aage zum Querstücke der Schale reichen. Durch 
diese Verkürzung des Seiles für die Bewegung des Kolbens wird 
natürlich dieser beim Anheben der Schale zuerst in die Höhe 
gedrückt, und comprimirt die Luft im Cylinder so lange, bis 
endlich die beiden Scitenketten anheben. Es ist also in der Länge 
der Kolbenkette das Mittel gegeben, den Grad dieser Compri- 
mirung je nach Belieben zu ändern. Mit der Kolbenstange sind 
femer auch die Messer oder Excenter in derselben Art verbun- 
den, wie es bisher mit der Feder geschah. Würde das Förder- 
seil reissen, so dehnt sich die comprimirte Luft im Cylinder mo- 
mentan aus, bewegt den Kolben und dieser die Fangvorrichtung. 
Es wird weiters erwähnt, dass die technische Ausführung, be- 
sonders der guten Kolbenliederung , gar keiner Schwierigkeit 
unterliegt und zum Sciiluss ein Zeugniss von der kgl. w. Sali- 
nendirection Friedrichshall angeführt, welche sich nach drei mit 
dieser Fangvorrichtung angestellten Versuchen sehr anerkennend 
ausspricht und die damit versehene Schale auch zum Ausfahren 
der Knappen zu benützen gestattet. Wir erinnern uns, vor mehr 
als einem Jahre dieselbe Fangvorrichtung zu Nürschan bei Pilsen 
in Anwendung gesehen zu haben, wobei man sich sehr lobend 
aussprach. Sollte man dort nicht weitere Erfahrungen gemacht 
haben? Die Versuche fallen ja bei den meisten Fangvorrich- 
tungen glücklich aus. Zeltschrift des Ost. Ingenieur^ und Archi- 
tekten-Vereines VIII und IX. 1867. 

Hartgnsswalzen auf der Pariser Ansstellnng. Beson- 
ders schön war das kgl. würtembergische Hüttenwerk Königs- 
bronn vertreten, indem es nicht nur massive, sondern auch hohle 
und solche mit eingegossenen Bessemerstahlaxen ans Hartguss zur 
Ausstellung brachte. Die Brüche zeigten alle eine Härtung auf 
1" Tiefe, während das Innere schön und gleichmässig grau war. 
Betreffs des Gusses der einen Hartwalze mit eingegossener Bes- 
semeraze sei erwähnt, dass die vorgewärmte Stahlaxe wie ein 
Kern in die Form eingestellt wird, und dass sich das Eisen beim 
Erkalten fest an diesen Kern presst. Engineering Nr. 66^ 

Kohlenfand in Ostindien. Der geologischen Commission 
der ostindischen Compagnie ist es geglückt, in dem Thale des 
Damudah-Flusses ein Kohlenbecken zu entdecken, das 120U engli- 
sche Quadratmeilen einnimmt, und Dr. Oidham schätzte den 
Kohlenreichthum eines Theiles der Mulde, circa der sechste des 
ganzen Beckens, auf 4Ö5 Millionen Tonnen. Sicherlich liegt in 
dieser Entdeckung ein schöner Trost für jene Engländer, welche 
das Ende der englischen Kohlenlager in nicht sehr fernen Zeiten 
erblickten. Die aufgefundene Kohle ist von ausgezeichneter Qua- 
lität und coaksbar. Sie gehört der productiven Steinkohlenfor- 
mation an. „Memoirs of the Geological Survey of India.« 

Kohlenprodnotlon des Zwiokan- Chemnitzer -Stein- 
kohlenbassins im Jahre 1866. (Jahresbericht der Handels- 
und Gewerbekammer zu Chemnitz 186'i.) Chemnitz 1866. — Das 
Gesammtquantum der durch die Eisenbahnen aus dem Zwickauer 
Reviere nach den verschiedenen Richtungen verladenen Kohlen 
und Coaks hat die Ziffer von 24,431.000 Ctm. erreicht und ist 
gegen das Vorjahr um 3,242.^00 Ctr. oder um 15% gestiegen. 
Von grosser Bedeutung für Sachsen, insbesondere für das ge- 
werbereiche Chemnitz und dessen Umgebung ist jedoch auch das 
Lugau-Würschnitzer Revier, welches 1859 nur 9.552 Eisenbahn- 
lowry zu 90 Ctr., dagegen schon 1865 29.670 Lowry zu luO Ctr. 
Kohlen versendete, und dessen Production durch die neuen 
Eisenbahnverbindungen, die von Chemuitz nach Freiberg und 
Dresden, sowie nach Frankenberg und Hainichen hergestellt 
werden, jedenfalls noch bedeutend erhöht wird. — Unwillkür- 
lich über&Ut uns bei der Betrachtung dieser Ziffern ein Bedauern, 
dass die Kohlenindustrie des nordwestlichen Böhmens (Eger- 
Karlsbad) noch immer, allein wie es scheint, mit wenig Glück, 
auf eine Anschlussbahn warten muss, wodurch zum wenigsten 
der grösste Theil des Kohlcnbedarfes in den angrenzenden Ge- 
genden Baiems, der jetzt durch Zwickau gedeckt wird, von dem 
genannten Theile Böhmens, der den Centner Kohle auf manchen 
Schächten mit 6 — 7 Kreuzer erzeugt, nicht gedeckt werden kann. 
Wie wir hören, scheint sich das Comit^ jenes doch so nothwen- 
digen Bahnuntemehmens (Graf Czernjn, David Edler von Stark, 



— 380 — 



Fabriksbesitzer Haas etc.) mit den Plänen hiezu and Tielleicht 
mit „den KostenOberschlägen" begnügt zu haben, und glaubt 
hiemit für die vaterländische Industrie genügend gewirkt zu 
haben. 

Interessant ist die von Burat zusammengestellte Kohlen- 
prodnotion Frankreiolis der letzten achtzig Jahre, woraus sich 
ergibt, dass sie sich in Perioden von 12 — 14 Jahren immer 
verdoppelte. 

1789 250.000 Tonnen 

1815 950.000 „ 

1830 1,800.000 

1843 3,700.0u0 „ 

1857 7,900.000 

1863 10,590.000 

1864 11,100.000 „ 

Der Import fremder Kohle beträgt die Hälfte der Produc- 
tion. In England betrug 1865 der Kohlenverbrauch 87,000.000 
Tonnen und der Export 9,000.000 Tonnen. 

Kohlenr&tter. Im „Mechanics Magazine*", Februar 1867» 
finden wir eine Mittheilung W. Poupard's in London, nach 
welcher dieser nicht mehr gerade Stäbe beim Kohlenrättem an- 
wendet, sondern geschlängelte, womit er jedem Stückchen Klein- 
kohle beim Herabgleiten mehrmal Gelegeoheit ztim Durchfalle 
geben will. Obzwar wir am Schlüsse lesen, dass sich diese Yer- 
besserung schon an mehrfachen Orten (wo ?) bewährte, so können 
wir, abgesehen von dem Kostenpunkte, keinen besonderen Vor- 
theil darin erkennen, indem man ja denselben Uebelstand durch 
eine kleine seitliche Abweichung der Stäbe von der Linie des 
Falles auf der schiefen Ebene viel einfacher beseitigt. 



A.dznini8tratives. 

(Erläuterung in Bezug auf die Anrechenbarkeit 
der Feldzugsjahre.) Aus Anlass vorgekommener Anfragen 
bat das Kriegsministerium in Bezug auf den Punkt 2 der mit 
h. o. ErUss vom 26. Mai 1867, Z. 20184 (V. BU Nr. 19, 8. 103) 
bekannt gegebenen Allerhöchsten EntschliessuBg vom %1„ ^- 
bruar 1867 die Erläuterung zu verlautbaren befunden, daiis Ba- 
durch jene älteren Ansprüche auf die Zuzählung eines oder meh- 
rerer Feldzugsjahre zu der ordinären Dienstzeit, welche die aus 
dem activen oder Beserve-Mannschaftsstande unmittelbar in Civil- 
staatsdienste übergetretenen oder noch Übertretenden Individuen 
aus Ursache in früheren Jahren mitgemachter Feldzüge etwa 
bereits erworben haben, nicht als aufgehoben zu betrachten sind, 
sondern jederzeit zur Geltung gebracht werden können. 

(Z. 40110, ddo. 28. October 1867.) 

Ernennungen. 
Vom Finanzministerium: 

Der erste Official der Bergwerksproducten- Verschleiss-Direc- 
tion August Grolig zum Hauptfactor daselbst (Z. 32150, 
ddo. 12. September 1867). 

Der Oberamtscontrolor des Hauptzollamtes in Brody Franz 
Heruth zum provisorischen Obereinnehmer bei dem Salzver- 
Bchleissamte in Wieliczka (Z. 42391, ddo. 9. November 1867). 

Der Assistent bei dem ungarischen Steueramte Szecseny 
Augustin Streicher zum Amtsassistent^n bei der Salinenver- 
waltung in Ebensee (Z. 36714, ddo. 8. November 1867). 

Der Diurnist bei dem Bergoberamte in Pfibram Carl 
Schier zum dritten Bergoberamtskanzlisten daselbst (Z. 40206, 
ddo. 7. November 1867). 

Von der Finanz-Landesbehörde in: 

Salzburg: Der Bergwesens-Exspectant in Hall Bartholo- 
mäus Hutter zum Bergschaffer bei der Salinen Verwaltung in 
Hallein. 



(109—116) 



ANKÜNDIGUNGEN. 



Mehrere Cylindergebläse 



für beiläufig 5500, 3000, 2000 Kubikfuss Windlieferung, mit Ba- 
lancier oder Schubstangenbewegung, vollständig gut erhalten; 
ein oscillirendes Cylindergebläse für beiläufig löOO K.' Windlie- 
ferung, vöUig neu; ferner ein completes Feineisen walzwerk geben 
wir zu äusserst billigen Preisen, fast zu Robmaterialpreisen, ab. 

Fürstlich Fürstenberg'sche Hüttenverwaltmng 
Donaueschingen. 



W^Edsmeister-Stelle. 



(122—123) 

Bei dem Feineisen walzwerke zu Boros-Sebes, gehörig Sr. 
Excellenz dem Grafen Ernst von Waldstein und zu Wartemberg, 
ist die Stelle eines Walzmeisters mit einem Einkommen von 
800 fl. ö. W., freier Wohnung und Beheizung vom 1. Januar 
1868 zu besetzen. 

Bewerber wollen ihre diesbezüglichen gehörig documen- 
tirten Gesuche bis längstens 10. December einsenden an: 

Die Ber^- ood nUen-DlrectioB 

zu Boros-Sebes, Arader Comitat 
(Ungarn.) 



In der G. J. ICanz'solien BnoÜliaiidltiiig in Wien, 
Kohlmarkt 7 ist eingetroffen: 

Ligowski» Taschenbuch der Mathematik, 

geh. 1 fl. 27 kr., gebunden in Sarsenet 1 fl. 65 kr. 



Neamann F., der Führer des Technikers, 

zu den wichtigsten Resultaten der Mathematik, Me- 
chanik, Maschinenlehre und Technologie. 4. Auflage 
in engl Einband 3 fl. 49 kr. 



(87—87) 



Paieni'MMraMzünder 

für 

Feisensprengungen erzeugt und empfiehlt bestens 
AI. WiUi. Stellng 

in Schönlinde in Nordböhmen. 

Briefkasten der Expedition. 

Herrn P. P h in K z. 

Ihren Pränumerationsbetrag pro IV. Quart 1867 und I. Quart 
1868 mit fl 4.40 haben wir richtig erhalten, und wird die Zu- 
sendung unseres Blattes regelmässig stattfinden. 



Diese Zeitschrift erhcheint wöchentlich einen Bogen stark mit den nöthigen artistisch eo Beigaben. Der Frännmerauompreis 
ist jährlich loco Wien 8 fl. ö. W. oder 5 Thlr. 10 Ngr. Mit traneo Postversendung 8 fl. 80 kr. ö. W. Die Jahresabonnenten 
erb alten einen officiellen Bericht über die Erfahrungen im berg^ und hüttenmännischen Maschinen-, Bau- und Aufbereitungswesen 
sammt Atlas kU Gratisbeilage. Inserate finden gegen 8 kr. ö. W. oder,lV2 Ngr. die gespaltene Nonpareillezeile Aufnahme. 

Zuschriften jeder Art können nur franoo angenommen werden. 



Drack von Carl Fromme in Wien. 



FOr den Verlag verantwortlich: Carl Reger« 



P48. Oesterreichische Zeitschrift , i^^^ 



filr 



Berg- und Hüttenwesen. 



Verantwortlicher Redacteur: Dr. Otto Freiherr von Hingenao, 

k. k. Mlnlsterialratb Im FlnAnEinlnisteriam. 

Verlag der Q. J. Manz'schen BuollliandliiiLg (Kohlmarkt 7) in Wien. 



Inhalt: lieber das Spectmm der Bessemerflamme. — Kleine Mittheilangen aas der Pariser Weltausstellmig vom Jahre t867. — 
Der k. k. Quecksilber-Bergbau eu Idria. — Die Explosion in der Kohlengrabe Femdale in England. — Administratives. — Ankün- 
digungen. 



üeber das Spectmm der Bessemerflamme. 

Unter demselben Titel gaben wir einige Notizen über 
jene Beobachtungen in Nr, 12 des heurigen Jahrganges. 
Wir glaubten, unsere Fachgenossen auf diese Studien hin- 
weisen 2u sollen, indem hiedurch das Ende der Entkohlung 
zu bestimmen möglich sein dürfte, doch Hessen uns die Mit- 
theilungen des Herrn Prof. Liellegg nur halb befi'iedigt, 
wesshalb wir unsere Bedenken zum Schlüsse jener Notiz 
nicht unterdrücken konnten. 

Mittlerweile waren wir iu der Lage, uns von der An- 
wendung eines Spectroskopes bei der Orazer Bessemerhütte 
selbst zu überzeugen und wollen auch keinen Augenblick 
mehr länger sftumen, weitere Notizen darüber dem hütten- 
mftnnischen Publicum vorzuenthalten, in der Anhoffnung, 
dass dieselben noch weiter ergänzt werden mögen. 

In Graz schmilzt man 80 Ctr. verschiedener Eisen- 
Borten für eine Charge ein, und verblaset sie in der Betorte, 
bis der letzte Antheil des Kohlenstoffes daraus entfernt ist. 
Zum Erkennen jenes Momentes dient das Spectroskop, wo- 
durch man während der Charge im grünen Felde der Scala 
die Kohlenozydgaslinien besonders klar und deutlich beob- 
achten kann, die im Momente der Entkohlung verschwin- 
den. Sobald diess beobachtbar ist, wird der Process been- 
det und eingeschmolzenes Spiegeleisen , das bekanntlich 
ziemlich constant im Kohlenstoffgehalte ist, nachgegossen. 
Es ist nun ein einfaches Rechenexempel, da man den Koh- 
lenstoffgehalt der einzelnen Bessemereisennummern kennt, 
die für eine gewisse Sorte nöthige Spiegeleisenquantität zu 
berechnen. Der schönste Beweis für die praktische Bedeu- 
tung dieser Methode ist der, dass Qraz im verflossenen Mo- 
nate October, seitdem das Spectroskop angewendet wird, in 
der weitaus grössten Chargenzahl fünf — hart oder sechs — 
weich (die Aufgabe der dortigen Manipulation) erzeugte, und 
nur in wenigen Chargen fiel sechb — oder fünf — eben. 
Jedenfalls hat die Anteendung des Spectralapparates bei 
jenen Bessemeranlagen eine weit höhere Bedeutung, welche 
Spiegeleisen vom bekannten Kohlenstoffgehalte 
anwenden und dieselbe Roheisenmenge einschmelzen, 
als wie dort, wo sowohl das Robeisen als der Nachsatz dem 
Hochofen directe entnommen wird. 

Nicht nur dass Graz mit seinem kleinen Spectroskope 
Charge für Charge bessemert, — es bat auch noch zwei grös- 



sere Apparate zur weiteren Verfolgung dieser Methode bei 
einem unserer Wiener Mechaniker bestellt. 

Wie wir vernehmen, schenkt auch Neuberg diesem wich- 
tigen Fortschritte in der Beurtheilung des Bessern erprocess es 
die grösste Aufmerksamkeit, und entsendete einen sehr ge- 
übten „ Bessemerleiter ** nach Graz zum Behnfe der diess- 
fälligen Beobachtungen. 

Zum Schlüsse wollen wir auch die weiteren nSpectral- 
beobachtungen der Bessemerflamme, ** die Herr Prof. 
A. Liellegg in den Sitzungsberichten der k. k. Academie der 
Wissenschaften (2. Abtheilung, Jahrgang 1867, Juni und Juli) 
veröffentlicht hat, auszugsweise mittheilen, und wo es uns 
nöthig erscheint, den Wortlaut der Abhandlung unverändert 
wieder geben. 

Das der Bessemerflamme eigenthümliche Spectrum, 
welches mit dem Eintritte der Kochperiode sich zu entwickeln 
beginnt und in der ersten Hälfte der Frischperiode seine 
grösste Deutlichkeit erreicht, ist, abgesehen von den dem 
Kalium, Natrium und Lithium zukommenden und einigen 
noch zweifelhaften Linien, das des verbrennenden Kohlen- 
ozydgases. Lielleg theilt die Distanz zwischen K a und 
iT ß in 255 gleiche Theile, und gibt aus 8 Versuchen 
die Stellung der einzelneu Linien und Liniengruppen in 
diesem Scalentheile detaillirt an. Er hebt unter anderem die 
dem Kohlenoxydgase entsprechenden Gruppen mit der Bemer- 
kung hervor, dass dieselben auch beim Anheizen der Retorte 
mit Coaks beobachtet wurden, sowie sie auch ähnlich andere 
Forscher beim Verbrennen des Leuchtgases, des Elajls und 
des Cyans verzeichneten, und macht auf die Unterschiede 
des Bessemerspectrums gegenüber den Spectren der genann- 
ten Stoffe zumal bezüglich der Lage der Linien als auch 
ihrer Intensität aufmerksam. 

Ueber die Art der Entwicklung des Bessemerspectruma 
in den einzelnen Stadien des Processes und über den Zu- 
sammenhang der Aenderungen desselben mit jenen, welche 
die Flamme während der Charge erleidet, wurden folgende 
Wahrnehmungen gemacht, welche, obschon sie sich nur auf 
Chargen beziehen, die stets mit derselben Eisensorte, näm- 
lich mit grauem Holzkohlenroheisen durchgeführt wurden, 
doch geeignet sind, zu zeigen, dass der Verlauf einer Charge 
durch den Spectralapparat verfolgt werden kann. 



— 382 — 



Zu Beginn der Charge zeigt sich ein schwachea, con- 
tinuirliches Spectrum, der gelbe Theil ist nahezu gar nicht 
vorhanden, blau und violett sind nur sehr schwach sichtbar, 
selbst die Natriumlinie fehlt. Diese bei der grossen Empfind- 
lichkeit der Natriumreaction höchst merkwürdige Thatsache 
kann wohl nicht durch die Abwesenheit der Dämpfe von 
Natriumverbindungen, oder durch eine nicht hinreichend 
hohe Temperatur erklärt werden, sondern sie ist einem an- 
deren Umstände zuzuschreiben. Die Flamme, wie sie sich 
in der Schlackeubildungsperiode repräsentirt, ist nämlich 
keine Flamme im wahren Sinne des Wortes, da sie nicht 
durch verbrennende Gase, sondern nur durch eine Masse 
glühender fester Stäubchen gebildet wird, die im Vereine 
mit der reichlichen Funkengarbe die äussere Erscheinung 
einer Flamme annimmt. Im weiteren Verlaufe dieser Perio- 
de nimmt die Lichtintensität und Ausbreitung des conti- 
nuirlichen Spectrums zu, und längstens eine Minute nach 
dem ersten stärkeren Schlackenauswurfe, häufig aber auch 
sogleich, beginnt die Natriumlinie aufzublitzen ; nach wei- 
teren t — 2 Minuten bleibt sie sodann deutlich und bis zum 
Schlüsse der Charge sichtbar. 

Durch diese Erscheinung ist der Beginn der Kochpe- 
riode gekennzeichnet; denn sobald die Natriumlinie blei- 
bend auftritt, können im grünlich-gelben, grünen und violet- 
ten Theile des Spectrums je eine Linie wahrgenommen wer- 
den, und sowie für das geübte Auge des Hüttenmannes das 
Erscheinen des Kohlenozydes in der Flamme den Perioden- 
wechsel anzeigt, so ist derselbe auch durch das Auftreten 
dieser ersten Kohlen ozydgaslinien signalisirt. 

Während der Koehperiode vergrössert sich nunmehr 
die Flamme bedeutend, sie ist unruhig, flackernd, bedeutend 
verlängert und zeigt manchmal im Innern einen gelben, 
stossweise aus der Betortenmündung tretenden Kegel, die 
Leuchtkraft der Flamme nimmt fortwährend zu, dessen 
ungeachtet ist sie durchsichtig, wovon man sich bai geeigne- 
ter Stellung mit freiem Auge, leichter jedoch beim Durchse- 
hen durch ein färbiges Glas überzeugen kann. Mit der Ent- 
wicklung der Flamme schreitet auch die des Spectrums 
gleichmässig fort, es zeigen sich die Linien der Gruppen S 
und e, die Gruppen ß und y vervollständigen sich, und end- 
lich erscheinen auch die rothen Linien der Gruppe a. Bei 
sehr grosser Schärfe des Spectrums ist in der Gruppe e eine 
Anzahl schwacher blauer Linien sichtbar. 

Da die Lichtquelle, welche das Spectrum liefert, nicht 
ruhig ist, so wechselt auch dasselbe fortwährend, womit 
jedoch nicht ein Erscheinen und Verschwinden von hellen 
Linien, sondern das von dunkeln Schattirungen, welche 
zweifelloA als Abeorptionsstreifen zu bezeichnen sind, ver- 
bunden ist. Die Entstehung derselben ist durch das ganz 
regellos wechselnde stärkere und schwächere Leuchten der 
Flamme an der dem Apparate zugewendeten und umgekehr- 
ten Seite hinreichend erklärt« 

In der nun folgenden Frischperiode besitzt die Flamme 
eine eigenthümliche Gestaltung und eine bedeutend erhöhte 
Temperatur und Leuchtkraft, die sich manchmal bis zum 
Weiss steigert; diess ist auch auf das Spectrum vom Ein- 
flnss, denn die Lichtintensität der Linien erreicht in dieser 
Periode ihr Maximum, was der geübte Beobachter leichter 
erkennen wird ; aber der Beginn dieser Periode ist nicht -so 
genau bestimmbar, als es bei dem der Kochperiode der Fall 
war. Dass übrigens der Uebergang von der letztgenannten 



Periode zur Frischperiode nicht scharf wahrnehmbar sei, 
wurde schon öfter auch in unserer Zeitschrift erwähnt. 

Obschon nun der Beginn der Friscbperiode sich nicht 
genau bestimmen lässt, bo ist doch für diese das Erscheinen 
von neuen in den früheren Perioden nicht sichtbaren Linien 
im blauvioletten Theile des Spectrums sehr bezeichnend. 
Dieselben konnten bei 8 Chargen zwar nur fünfmal mehr 
oder weniger gut entwickelt, und dreimal nur schwach an- 
gedeutet beobachtet werden, aber dessen ungeachtet sind 
sie für diese Periode als charakteristisch zu betrachten. Uu- 
geföbr 4 — 6 Minuten vor Ende der Charge, (der Verfasser 
dürfte 50 Ceutner Einsatz, wie gewöhnlich in Graz, voraus- 
setzen), also im Stadium des intensivsten Frischens machte 
sich eine Gruppe von vier blauen, gleichweit von einander 
abstehenden Linien, die das Ansehen von Doppellinien. hat* 
ten, bemerkbar, der sich alsbald eine einzelne sehr helle 
und scharf begrenzte blauviolette Linie anschloss; diese 
Linien bleiben durch einige Minuten sichtbar, worauf als- 
dann die einzelne früher erlosih als die Gruppe, mit deren 
Verschwinden auch das grosse Spectrum seine Schärfe zu 
verHeren begann, ein Anzeichen des nahen Endes der Ent- 
kohlung. Die Lichtintensität des Hintergrundes bleibt un- 
verändert, während die der Linien abnimmt, und endlich 
verschwinden dieselben in ziemlich rascher Aufeinanderfolge 
und zwar in der umgekehrten Reihenfolge, in der sie er- 
schienen, bis davon nur zwei Linien im zweiten Drittel der 
Entfernung IC oL zu JL ^ wahrnehmbar sind ; in diesem Mo- 
mente wurden die Chargen gewöhnlich beendet. 

Aus dem Angeführten ergibt sich nun, dass mit Hilfe 
des Spectralapparates sowohl der Beginn als auch das Ende 
der Entkohlung des Eisens sich genau bestimmen lassen, dass 
das Auftreten der blauvioletten Linien während der Frisch- 
periode ein eigenes Stadium desselben charakterisirt, wel- 
ches nur auf diesem Wege erkannt werden kann, und dass 
sowohl das Erscheinen als das Verschwinden dieser Linien 
als Erkennungszeichen zum Beenden der Charge benützt 
werden können. Wir haben also in dem Spectralapparate das 
Mittel in der Hand, die sogenannte nUnverlässlichkeitu des 
Processes, welche man besonders im Beginne unserer Bes- 
semerindustrie von feindlichen Seiten sogar gerne hervorhob, 
mit vollster Schärfe und Genauigkeit vollständig zu heben. 
Selbst geübten Bessemerleitern war es nicht immer möglich, 
unter jedem Umstände, besonders bei nicht sehr hitzigem 
Eisen, die gewünschte Härtenummer zu erzeugen, und durch 
lange Zeit war es der sogenannte n falsche Sieb' nerv, wel- 
cher die Leiter des Processes täuschte. Alle diese Irrungen 
werden zuversichtlich gegenüber dem Spectroskope ver- 
schwinden. H. H. 



Kleine Mittheilungen au8*der Pariser Welt- 
AuBsteliung vom Jahre 1867. 

Von Eduard WindakiewicE. 
1. KrjQlith-Industrie. 

Die Gesellschaft zur Ausbeutung der Kryolithgruben 
in Grönland stellte sehr hübsche Kryolithstücke sammt Kar- 
ten der Kryolithgruben und einer kurzen Beschreibung der- 
selben aus. 

Die Kryolithe sind krystallinische derbe Gesteins-Mas- 
sen von schwach röthlich-weisser bis graulich-weisser Farbe, 
und sind aus 13 Theilen Aluminium, 33*3 Theilen Natrium 
und 56'6 Theilen Fluor chemisch zusammengesetzt. 



— 383 — 



Sie kommen im südlichen Orönland an der Küste von 
Arksut-Fjord bei Ivigtnt vor, wo sie im Gneise ein bei 80 
Fuss roftcbtiges Lager von etwa 300 Fuss Ausdehnung 
bilden. 

Der umgrenzende Gneiss ist im «Hangendentt vom 
Kryolith durch eine Lage von Quarzkrystallen und durch 
eine Bleiglanzader und im d Liegenden u durch eine Fluss- 
spathader geschieden. 

Gegen Ende des 18. Jahrhunderts hat Giesecke 
diese Kryolithe entdeckt, und im Jahre 1850 erst ist es dem 
Professor Julius Thomsen zu Kopenhagen gelungen, nach 
vielen Versuchen dieselben durch Kalk zu zersetzen und sie 
der technischen Verwendung zuzuführen, wo sie als Soda- 
kryolithe vorzüglich zur Bereitung der Natronlauge in den 
Seifensiedereien dienen und desshalb nach Europa gebracht 
werden. Im Jahre 1 853 wurde dieses Verfahren patentirt 
und im Jahre 1856 schickte schon C. F. Tietyen die er- 
sten Schiffe von Kopenhagen um Kryolithe nach Grönland, 
zwei Jahre später im Jahre 1858 gründeten Th. C. Weber 
& Compagnie die erste Fabrik für Sodakryolithe in Ko- 
penhagen, darauf folgte eine zweite im Jahre 1860 in Deutseh- 
land, die dritte im Jahre 1863 iu America und im Jahre 1865 
bildete sich schon in Kopenhagen eine Actiengesellschaft 
zur Ausbeutung der Kryolithe mit 500.000 Reichsthaler. 

Im Jahre 1856 noch betrug die Production der Kryo- 
lithe 343 Tonnen oder 6860 Zollcentner im Werthe von 
2905 Francs, im Jahre 1866 stieg die Production schon 
auf 19.853 Tonnen oder 397.060 Zollcentner im Werthe 
von 140.060 France. 

2. Phosphorschiefer und Phosphorite als Dün- 
gungsmaterial. 

Zu Düngungsmitteln hat man bisher aus dem Mineral- 
reiche Kalk, gebunden an Kohlensäure, Schwefelsäure (Gyps) 
oder auch als Aetzkalk und Kali in Form von schwefelsau- 
rem Kali verwendet. 

Neuester Zeit hat man in Preussen ein sehr wichtiges 
Düngungsmaterial wegen seines Gehaltes an Phosphorsäure 
entdeckt, es sind diess die Phosphorschiefer im Steinkohlen- 
gebirge der Ruhr als Fortsetzung von Kohleneisensteinflötzen 
und Phosphorite (phosphorsaurer Kalk oder dichter Apatit) 
an der Lahn aus den tertiären, den devonischen Schichten 
aufgelagerten Bildungen, namentlich bei Weilburg und Diez. 

Da die Phosphorsäure in der Natur meist in einem Zu- 
stande vorkommt, welcher eine directe Benützung wegen 
der Unlöslichkeit derselben für den Ackerbau nicht gestat- 
tet, so müssen die erwähnten Materialien erst durch Rösten 
dazu vorbereitet werden. 

In der so classischen Ausstellung der vereinigten Berg- 
werksbesitzer Preussens waren unter den Düngungsmateria- 
lien ausgestellt Nr. 1087 und 10S8 roher und gerösteter 
Phosphorschiefer ans der Steinkohlenformation von Sprock- 
hövel von Ferdinand Sack, Nr. 1089 Phosphorit aus der 
Tertiärformation an der Lahn von Victor Meyer zu Limburg. 
Nr. 1090 Superphosphat mit 15% löslicher Pbosphorsäure, 
dargestellt aus Phosphorschiefer von Dr. Drevermann zu 
Horde. 

Ein ganz ähnlicher Phosphorschiefer wie der Nr. 1087 
kommt in der Liassteinkohlenformation bei Fünfkirchen vor. 

Er tritt meist im Hangenden der Flötze und übergeht 
in EisensteinconcretioDen; eine nähere Untersuchung dieser 



Schiefer, die für Ungarns Ackerbau so wichtig ist, habe ich 
bereits veranlasst. "^ 

3. Kalisalz von Stassfurtb. * 

Das mächtige Steinsalzlager von Stassfurtb, dessen 
Lagerungsverhältnisse durch ein in Glas ausgeführtes Mo- 
dell veranschaulicht waren, besteht ans einem etwa 685 
Fuss mächtigen Lager reinen, nur von Anchydrit-SohnÜren 
durchzogenen Steinsalzes, auf welchem eine 200 Fuss mäch- 
tige Schicht unreinen Steinsalzes ruht; dann folgt eine 180 
Fuss mächtige Schicht, in welcher neben Steinsalz schwe- 
felsaure Salze vorwalten, nnd schliesslich folgen 135 Fuss 
Kali und Magnesiasalze in buntem Wechsel mit Steinsalz. 
Das Ganze ist bedeckt von den Schichten der Bnntsand- 
steinformation in Mächtigkeit von circa 800 Fuss. 

Das Salz war durch eine Grotte vertreten, welche das 
Salz in seinen Varietäten, vom klaren Krystallsalz bis zum 
gewöhnlichen Salze, zeigte. 

In dieser Grotte waren die wichtigsten der für die Fa- 
brikation von Chlorkalium, schwefelsaurem Kali etc. so 
bedeutungsvollen Salze ausgestellt, namentlich : 

Carnallit, das gegen 27 ^^ Chlorkalium haltende Mine- 
ral, ferner : Tochydrit, Boracit, Kieserit und Kanit. 

Die Production an Kalisalzen betrug im Jahre 1865 
die bedeutende Menge von 732.713 Centnem. 
4. Steinkohlen und Briquettes von Tünfklrchen. 

Die DonaudampfBchiffahrtsgesellschaft stellte einen 
Durchschnitt von ihrem Kohlenterrain und Muster von Stein- 
kohlen und Coaks. 

Interessant ist die Zunahme der Production seit dem 
Entstehen dieser Gruben bei Fünfkirchen und zwar: 

Im Jahre 1855 . . 141.791 Zollctr. 
t) t) 1856 . . 224.372 i» 
1, n 1857 . . 363.119 « 
« V 1858 . . 1,141.650 n 
V p 1859 . . 2,043 248 n 
n D 1860 . . 2,323.570 » Coaks 

n fl 1861 . . 2,580.200 n . . 12.000 Zollctr. 
n V 1862 . . 2,819.005 v . . 21.461 « 
fl w 1863 . . 3,360.304 « . . 26.262 « 
« « 1864.^3,701.162 » . . 37.289 i> 
n « 1865 . . 4,074.224 v . . 71.135 i> 
« T) 1866 . . 4,075.254 r, . . 94.383 » 

Innerhalb von 10 Jahren hat sich die Production fast 
verdreissigfacht, was jedenfalls für die Wichtigkeit und 
Nachhaltigkeit der Kohlengruben bei Fünfkirchen spricht. 
Die vom Herrn Biegel ausgestellten, mit silberner 
Medaille ausgezeichneten Briquettes waren sehr schön, fest 
und zeigten keine Spur von einer Anwitterung. 

Ihr wichtigster Vortheil für Ffinfkirchen bleibt der, 
dass die gegenwärtige unansehnliche Klein- und Staubkohle, 
welche meist als solche gewonnen wird und nur eine be- 
schränkte Verwendung zulässt, durch das Briquettiren in 
das werthvollste Brennmaterial verwandelt wird, wodurch 
dasselbe bei allen Heizungen, vom kleinsten Stubenofen bis 
zum elegantesten Salonofen, i>nd insbesondere bei allen 
Dampfkesselfeuerungen sowohl stabiler Maschinen als bei 
Locomotiven und Schiffsmaschinen mit dem wirthschaftlich> 
sten Erfolge Verwendung findet. 

Auf die Wichtigkeit der Briquettesfabrikation für Fflnf- 
kirchner Steinkohle machte ich die Vassaser Bergbaunnter- 



384 — 



nehmung schon im Jfthre 1858 in einem Promemoria auf* 
merkstim. 

5. Cementkalkfabrikation von A. Sanlich zu Perl- 
mooB in Tirol. 

Die Cementfabrikation hat in neaerer Zeit noch eine 
besondere Bedeutung erlangt, weil man den Kalkcement 
nicht nur fEir die Mörtelbereitung zu Wasserbauten braucht, 
sondern aus demselben Fnssbodenplatten, Bohren zur Was- 
serffihrung, Reservoirs fOr Cloaken etc. und alle jene Stein- 
fabrikate yerfertigt, welche bisher von Bildhauern and Stein- 
schneidern verrichtet worden waren. 

Die Cementfabrik des Herrn Saalich befindet sich in 
der Nähe der Eisenbahnstation Wörgel und Kafstein. 

Sie beschäftigt 8 grosse Oefen, 12 Mahlen und 20 Fluss- 
schiffe für den Transport auf dem Inn und der Donau, wobei 
120 Arbeiter Verdienst finden. 

Die jährliche Production betrug im ersten Jahre der 
Entstehung im Jahre 1858 20-000 Ctr., im letzten Jahre ist 
sie schon auf 300.000 Ctr. gestiegen. 

Von dieser Production oonsumirt Oesterreich ^/^ und 
V4 geht nach Baiern, Würtemberg und die Donaufürsten- 
thümer hinaus. 

Nach einer Untersuchung durch eine Ministerial-Com- 
mission in Wien im Jahre 1863 dieses Cementes auf die 
absolute, dann relative Festigkeit und Zerdrückbarkeit über- 
trifft er bei einer Mischung von 1 Theil Cement und 2^^ 
Theil Sand die vorzüglichsten englischen Cemente von Robin 
& Comp., Francis Brothers &Pott und J. B. White und 
Brothers, denn es stellte sich gegen die englischen Ce- 
mente im nachstehenden Verhältnisse die Festigkeit etc. des- 
selben heraus : 

Cement nach 90 Tagen im Wasser. 

Absolute Festigkeit: 
V. Saulich 555, Robin 267, Brothers 183, White 188 Kilgr. 

Relative Festigkeit: 
V. Saulich 802, Bobin 304, „ — „ — u 

Zerdrückbarkeit: 
V. Saulich 601, Robin 187, „ 119, n 255 „ 

Der interessanteste Gegenstand von Cement des Herrn 
Saulich, der ausgestellt war, war ein vdh den gothischen 
Fenstern von circa 6 Klaftern Höbe, wie sie für die Kirche 
des heiligen Blasius in Admont 70 an der Zahl effectuirt 
werden. 

Ausserdem waren interessant die ausgestellten Modelle 
von Maschinen zur Erprobung der absoluten und relativen 
Festigkeit, dann der Zerdrückbarkeit, worauf ich noch kom- 
men werde. 

In Ungarn existirt meines Wissens*), ausser in Banat, 
keine Cementfabrik, und doch würde Altgebirg bei Neusohl 
genug Material dazu liefern, was auch für die Gebirgsbe- 
völkerung, wo der Bergbau insbesondere eingeschränkt ist, 
vom grossen Nutzen wäre. 

Zur Cementfabrikation sind nothwendig^ wenn die Mi- 
schang nicht schon im ursprünglichen Zustande vorhanden 
war, Kalksteine die 80 — 85% kohlensauren Kalk, dann 
Thone, die 60 — 70 % Kieselsäure, 



*) Im Jahre 1858 besuchte ich eine Cementkalkfabrik des 
Herrn BenczAr an der Grenze des Saröser und Zempliner 
Comitats. Ob sie noch besteht ist mir nicht bekannt. O. H. 



10— 20%Thonerde, 
10—15 7o Eisenoxydul, 
4 _- 5 0/^ Alkalien 
enthalten. 

Die Analysen vom Altgebirger Kalk fehlen bis jetzt. 
Die fi-üheren Schwierigkeiten beim Brennen, dann in 
der richtigen Art der Mischung etc. sind schon längst über- 
wunden. 

Chemnitz selbst könnte viel von diesem Cement zum 
Streckenanwerfen, zu Wasserröhren, Wassergräben, Mehlrin- 
nen etc. verwenden. 

6. Mühlsteinfabrikation. 

Das Material zu den Mühlsteinen wird aus dem Mine- 
ralreiche entlehnt, daher ich dasselbe hier nicht vorüberge- 
hen lassen kann. 

Bei der Weltausstellung in Paris ] 867 waren öster- 
reichische, vorzüglich und mehr selbstständig, weil von allen 
Besitzern zusammen, französische Mühlsteine ausgestellt. 

Ungarn repräsentirte die Hegyellyäer Mühlstein -Actien- 
gesellschaft. Das Mittelstück bei diesen Steinen war aus 
einem Trachytstück, um welches sich an einander gekittete 
Segmente von porösem Quarz ringsherum anreihten, die 
durch eiserne Reife noch zusammengehalten wurden. 

J. s e r von Krems in Oesterreich hat auch zwei Mühl- 
steine ausgestellt. Der eine war aus einem einzigen fein 
porösen Quarzstück, er hatte 42^' im Durchmesser und ko- 
stete 300 fl. Der zweite war ebenso wie der ungarische 
zusammengestellt und mass ebenfalls 42'^ im Durchmesser. 

Das Material für die französischen Steine war ebenfalls 
poröser Quarz , entweder allein oder mit Trachjt mittel- 
stücken. 

In der Fabrikation war aber ein grosser Unterschied 
wahrnehmbar : 

1. Die Mühlsteine waren aus viel mehr Stücken zu- 
sammengesetzt; auf einen Stein von 1 Meter Durchmesser 
gingen bei den renommirtesten Firmen wie Pore Qnilquin 
Fils et Cie in la fertä — sous Jouarre (Seine et Marne) 
Niederlage in Strassburg, Carl Bärwanger bis 60 Stücke. 
P. Gull quin war auch der erste, der vor 35 Jahren die 
Mühlsteine aus kleinen Stücken zusammenzusetzen ange- 
fangen hat. M. Charsang Peyrot et Cie a Domme 
(Dordogne) setzt Steine von derselben Grösse aus 30 — 40 
Stück zusammen. (Fortsetzung folgt) 



Der k. k. duecksilber-Bergbau zu Idria. 

Von dem k. k. Bergwerks- Ezspectanten Anton TschebulL 
(Fortsetzung.) 

Es soll nun die Franzisci-Kunst zuerst betrachtet 
werden. 

3. Die Kunst am Franzisci-Schaoht. 

Der Motor der Wasserhaltongsmaschine im nördlichsten 
Theile der Grube, am König Fraozisci-Schachte ist ebenfalls 
ein Wasserrad, das jedoch in kürzester Zeit durch eine 
Schwamkrag-Turbine ersetzt werden wird, die sammt den 
betrefifenden Vorgelegen etc. vollständig ausgearbeitet ist, 
and am Horizont des Florian!- Waaserstollens, 9^ unterm 
Tagkranz, also unterirdisch eingebaut werden wird. 

a) Kraftwasser. Das Kraftwasser wird im benach- 
barten Hüttengraben aus dem dortigen Bache durch einen 
kleinen gemauerten Wehrbau aofgefangen und durch eine 



— 385 — 



Durcbzugsröflcbe, dem 262^ langen Ignasi-StoIIen, der Rad- 
atube zugeleitet. Der Ignazi-Wasserstollen besteht aus zwei 
in 5^ seigerer Entfernung getriebenen Stollen, die durch ein 
Gesenk durcbscblägig wurden. Durch den Calvariberg durch- 
getrieben und in Mauerung gesetzt, wurde er im Jahre 1737 
als ein Schürfstollen im nordwestlichen Grubenfeld ange- 
schlagen, und erst in der Folge mit dem Hättengraben 
durchschlägig gemacht, im Jahre 1756. 

Die pr» Minute aus dem Hüttengraben zufliessende 
Kraftwassermenge ist gering und wird durch mehrere Quellen, 
wovon eine durch den Stollen angefahren wurde, so weit 
yergrössert, dass damit die dem Franzisci- Seh acht unter 
Gross-Herzogsfeld zusitzenden Grubenwfisser auf den Hori- 
zont des Carolifeldes gehoben werden können. Das Kraft- 
wasser wird etwa in der Mitte des Ignazi-Stollens, im Ge- 
senke, aufgefangen, und durch eine Gusseisen-Röhren-Lei- 
tung zur Franzisci-Schacht-Fördermascbine, einer schotti- 
schen Turbine, geleitet, die etwa V unter dem Tagschacbt- 
kranze sich befindet. Von hier aus erst gelangt das Kraft- 
wasser, noch verstärkt durch weiteres Quellwasser, in die 
Radstube etc. 

Die am 18. Juli 1866 pr. Minute zufliessende Kraft- 
wassermenge betrug 0*52 K.^ 

^) Kunstr ad. Das Kunstrad, ebenfalls ein oberschläch- 
tiges Wasserrad, hat einen Durchmesser von 6^, eine lichte 
Zellenbreite von 20'' und eine Zellentiefe von 8^2"- ^^ 
Gesammtgefälle beträgt, mit 1' Oberwasserspiegel und 1' 
Freihftngen, 38^ somit die Rohkraft des Motor» 
38 X 0-52 X 56-4 



430 



2'6 Pferdekräfte. 



Der 25zöllige Kurbelzapfen überträgt durch eine 5^ 
2' lange Korbstange die Kraft auf eine hölzerne Schwinge, 
an welcher der Krafthebel von 4' 9" auf 6S oder vom gros- 
sen auf den kleinen Hub verstellt werden kann. Der Last- 
bebel ist fix und beträgt 3' 3'^ Letzterer ist mit dem 29*5^ 
langen einfachen Feldgestänge in Verbindung, das über 6 
Rollen durch einen gemauerten weiten Stollen zur Kunstab- 
tbeilung des Schachtes reicht, und hier mit dem hölzernen 
Kunstkreuze verbunden ist. An dem letzteren befinden sich 
zwei hölzerne Krümmlinge, über welche Uhrketten liegen, 
an welchen die Schachtgestänge angehängt sind. 

Ebenso waren früher die Kunstkreuze an sämmtlicben (?) 
Künsten construirt. Durch die Kunstwesensleitung in den 
letzten 20 Jahren wurden die Einrichtungen sämmtlicher 
Künste einer bedeutenden Reformation unterzogen, und 
dabei auch die hölzernen Kunstkreuze durch zweckentspre- 
chendere gusseiserne ersetzt. 

Der Krafthebel am Kunstkreuze beträgt 5't die Ent- 
fernung der Schachtgestänge (Krümmlings-Durchmesser) 
6' Q" und die Grösse des Hubes 2M'', mitbin wird kein 
Hubverlust durch das Gestänge etc. verursacht, da die Con- 
Btruction auch 2' 4^^ gibt. 

c) Sätze. Sämmtliche Wässer, die dem Franzisci- 
Schachte bis auf den Horizont des Gross-Herzogsfeldes, 
also bis 77 '74^ unter dem Tagkranze zusitzen, werden dort 
durch einen in der Schachtzimmerung angebrachten Setzei 
aufgefangen, durch eine 140® lange Rinnenleitnng in die 
Knnstabtheilung, rede Sumpf des Theresia-Schachtes ge- 
leitet, und vermittelst der Theresiakunst etc. zu Tage 
gehoben. 



Die dem Schachte unter Gross-Herzogsfeld-Horizont 
und bis zum Schachtsumpf zusitzenden Grubenwässer wer- 
den aus demselben auf Carolifeld, das ist auf eine Höhe von 
39® gehoben. 

Der gesammte Kunsteinbau im Franzisci Schacht besteht 
aus 4 einfachen Saugsätzen von 7'' Durchmesser. Die Kol- 
benröbren-Cylinder sind von Metall und die Kolben beste- 
hen aus V* starken gusseiaernen Scheiben von 6%'^ Diircb- 
messer, mit 8 trapezförmigen Spalten; die Liederung bewir- 
ken Lederscheiben. Im Saugrohr befindet eich ein gewöhn- 
liches Klappen ventil. Die 1 V2'' starken eisernen Kolben- 
stangen sind mit dem Kolben durch Scheiben verbunden* 
die Kolbenstangen sind nur bei 4^ von Eisen, dann sind sie 
aus 4 zölligem Holz und gehen durch die Steigröhren durch, 
die beim zweiten Satz von oben von Gusseisen, bei den 
anderen drei Sätzen von Holz sind. Mit dem Gestänge sind 
die Kolbenstangeu durch Krummfüsse verbunden. Das Ge- 
stänge ist unter Carolifeld ^/^" und ober demselben */^ " stark. 

Die 4 Sätze sind in nahezu gleicher Entfernung von 
10 zu 10^ eingebaut. Das von ihnen auf Carolifeld geho- 
bene Wasser flieset in der Seige der 160^ langen Verbin- 
dungsstrecke mit dem Barbara-Schacht dorthin ab, und 
gelangt durch eine Lutte unmittelbar in die Wasserleitungs- 
röhrentour, die mit dem Josefi-Schacbtsumpfe unter Barba- 
rafeld in Verbindung steht. 

Je nachdem mehr weniger Wässer zusitzen und zu 
heben sind, wird die Grösse des Hubes durch Verstellung 
und Veränderung der Kraft-Hebelslänge an der hölzernen 
Hauptschwinge vergrössert oder verkleinert. 

Nadi Messungen^ die am 4. Juli 1866 vorgenommen 
wurden, betrug die pr. Minute gehobene Wassermenge nur 
0*268 K.' auch 1*25 K.' Die Kunst machte in 26 Secunden 
einen Hub, und wirkte mit 2*6 Pferdekräften. 

d) Gestein. Gleich unter der Dammerde folgte hier 
beim Abteufen des Schachtes ein Dolomit und Breccien-Cou- 
glomerat, und hielt bis zu einer Schachttiefe von 73^ an. 
Unter diesen liegt dann Silberschiefer, der bis 18*3^ unter 
Carolifeld, also mit einer seigeren Mächtigkeit von 52*1^ 
ansteht. Hierauf folgt eine an der Scheidung reiche Scheid- 
gänge haltende Doiomitbreccie, die allmälig in scbiefrigen 
Kalk, talkigen, glimmerreichen Sandstein übergeht, worauf 
wieder Silberschiefer folgt, der bis zur Mitte des Füllortes 
auf Franziscifeld anhält, und endlich kommt unter diesem 
Silberschiefer, im Sumpf des Schachtes, ein rother, Petre- 
facten führender Sandstein, Werfner-Schiefer, ganz analog 
den rothen und grünen Sandsteinen am Barbara-Schachtim 
Horizonte des Barbarafeldes. 

e) Zimmerung. Durch die ganze Mächtigkeit des 
Silberschiefers bis auf Carolifeld wurde der Schacht in den 
letzten 20 Jahren einmal überzimmert. Vom Tagkranz bis 
zum Floriani-Wasserstollen , also durch 9^ schon zum 
zweiten Male in der gleichen Zeit. Der Schacht unter Ca- 
rolifeld bis zum Sumpf, der etwa vor 35 Jahren abgeteuft 
wurde, musste seit jener Zeit bereits zum dritten Male neu 
gezimmert werden. Der hier anstehende Silberschiefer bläht 
sich ungemein stark, und durch den sich entwickelnden 
Druck werden die einzelnen Gezimmer sammt Einstrichen 
abgebrochen, während das Holz noch ganz gesund ist, da 
es durch anhaltende Nässe im Schachte gut conservirt wird . 

Da durch den Franzisci- Schacht frische Wetter in die 
Grube einziehen, so ist dieser Umstand für die Dauer der 
Zimmerung ein günstiger. 



386 — 



i 



f) Anmerkung. Im Jahre 1792 wurde zur Auf- 
fichliessuDg des nordwestlichen Grubenfeldes das Abteufen 
des König Franzisci- Schachtes beschlossen. Derselbe liegt 
128^ nordöstlich vom Theresia-Schachte entfernt. Er ist 
der tiefste sämmtlieher 5 Schächte, indem er vom Tagkranz 
bis zur Sohle des Schachtsumpfes eine Tiefe von 149*5^ 
einbringt. In der Schachtsohle ist im Sandstein ein 9' tiefes 
Bohrloch abgeteuft worden. (Fortsetzung folgt.) 

Die Explosion in der Kohlengrube Ferndale 
in England. 

!.♦) 
Der österreichische Consul in Cardiff (Fürstenthum 
Wales, Grossbritannien) hat dem k. k. Handelsministerium 
ein Extrablatt des nCardiff-Chronicleu vorgelegt, welches 
Mittheiluiigen Über diesen Unglücksfall enthält und uns 
zur Disposition gestellt wurde. Wir übergehen die weit- 
läufig im Feuilleton-Styl gehaltenen Schilderungen einzel- 
ner Schauderscenen, die sich nach der Explosion unter 
den Angehörigen der Verunglückten abspielten, glauben aber 
doch die einzelnen, wenn auch unvollständigen Daten über 
das Thatsächliche des Unglücksfalles unseren Lesern nicht 
vorenthalten zu sollen. Das Unglück ereignete sich am 
8- November 1. J. zwischen 2 und 3 Uhr Nachmittags in dem 
Kohlenbergwerke Ferndale, welches im Thale Rhondda 4 
deutsche Meilen von Cardiff gelegen und ein Eigenthum der 
Herren David Davis und Söhne ist. Der Schacht, durch 
welchen man in die Grube gelangt, befindet sich am Fusse 
eines Hügels, über welch**n eine Strasse nach Aberdare 
führt. Längs dieser Strasse stehen die Arbeiterwohnungen. 
Unter diesen sind nur wenige, aus welchen jetzt nicht einer 
der früheren Bewohner vermisst wird. Zur Zeit des Unglücks- 
falles Waren 350 — 400 Arbeiter in der Grube beschäftigt. 
Es ist kein Zweifel, dass die Mehrzahl derselben umgekom- 
men ist. Noch an demselben Abend langte mittelst eines 
Separatzuges der Eigenthümer der Grube an, der sein mög- 
lichstes tfaat, um die Bettung der in der Grube Befindlichen 
zu fördern und das Los der Beschädigten zu erleichtern. 
Am nächsten Tage Mittags kam der königliche Grubenin- 
spector von Süd- Wales an, befubr sogleich die Grube und 
hielt dann mit den anwesenden Districts-Ingenieuren eine 
Berathung, wie am besten die noch in der Grube Befindli- 
chen herausgebracht werden könnten. Es wurde besthlossen, 
Abtheilungen von 12 — 14 Arbeitern unter der Leitung je 
eines Ingenieurs hinabzuschicken, die sich wechselweise ab- 
lösen sollten. Das Rettungswerk war wegen der irrespirablen 
Gase und weil eine wiederholte Explosion möglich war, 
erschwert. Es hatten sich aber von den benachbarten Gra- 
ben zahlreiche Arbeiter eingefunden, und unter diesen fand 
sich eine hinreichende Anzahl von Freiwilligen, um sogleich 
ans Werk zu gehen. Unter den an diesem Tage herausge- 
zogenen 52 Leichen befand sich auch jene des Werksleiters 
Williams. Der Tod war in Folge von Erstickung einge- 
treten. Der Körper war gar nicht verbrannt, die Gesichts- 
züge waren so fest und ruhig, wie die eines Schlafenden. 
Einer der Geretteten erzählte, dass er nach der Explosion halb 
bewusstloB mit einem Kruge Wasser und einem Tuche sich 



*) Konnte wegen Raummangel in der vorigen Nummer nicht 
mehr abgedruckt werden. Die seither erhaltenen ferneren Nach- 
richten lassen wir unter H gleich folgen. Die Red. 



gegen den Schacht schleppte. Wenn ihn die Luft zu ersticken 
drohte, so half ein Schluck Wasser und das befeuchtete 
Tuch, das er vor Mund und Nase hielt. So gelangte er zum 
Schacht, wo er dann hinaufgezogen wurde. Ueber Tags an- 
gelangt, schleppte er sich nach Hause zu seinem Weibe, um 
ihr zu sagen, dass er nicht todt sei. Auch 35 Pferde waren 
in der Grube, von welchen 10 lebend heraufgebracht wur- 
den. Die übrigen gingen zu Grunde, einige hatten noch das 
Geschirre auf sich, aber jede Spur von Haaren war wegge- 
brannt. Die nächste Veranlassung zu dem Unglücksfalle 
wird nicht mit Bestimmtheit angegeben. Es ist jedoch an- 
zunehmen, dass die Arbeiter durch den Umstand, dass sich 
lange schon kein Unglück ereignet hat, sicher gemacht, die 
nöthige Vorsicht bei Handhabung der Sicherheitslampen 
versäumten. Gewiss ist, dass einige geöffnete Sicherheits- 
lampen aufgefunden wurden, es ist übrigens auch denkbar, 
dass sie durch die Explosion gewaltsam aufgerissen worden 
sind. Auch heisst es, dass vier Zimmerleute in einer nen 
eröffneten Strecke bei offenem Lichte arbeiteten, und diess 
wird als die wahrscheinlichste Veranlassung des Unglücks- 
falles betrachtet. Wir glauben genauere Details in Aussicht 
stellen zu können. 

n. 

Die nCardiff-Times** bringt genaueres über den Un- 
glücksfall: Die Grube Ferndale ist über eine deutsche Meile 
von der nächsten Eisenbahnstation Porth und 4 Meilen von 
Cardiff entfernt, in einer sehr hügeligen Gegend. Sie wurde 
erst in neuerer Zeit eröffnet, die Arbeiten wurden aber sehr 
beschleunigt, um das berühmte Merthjr-Flötz zu erreichen. 
Die Grube ist eine der ausgedehntesten in Süd-Wales * das 
durch die Eigenthümer erworbene Recht erstreckt sich über 
1200 acres (800 Joch). Es ist aber nur ein Theil dieses Fel- 
des und zwar mittelst zweier Schächte im Betrieb. Die Tiefe 
der Grube ist 300 gards (150 Klafter). Die tägliche Förde- 
rung soll 5—600 Tonnen (10 — 12000 Ceotner) betragen. 

Da der entzündliche Charakter der Grubengase bekannt 
war, so waren Sicherheitslampen in Anwendung^ ausserdem 
bestand noch eine Ventilationsvorrichtung mittelst eines im 
Schachte angebrachten Ofens. Die ganze Grube war in das 
östliche, westliche und südliche Feld getheilt. Das südliche 
Feld, in welchem 100 — 150 Leute arbeiteten, ist von der Ex- 
plosion gar nicht berührt worden. 

In der Woche, in der das Unglück geschah, war das 
Wetter besonders nebelig. Freitag, am Unglückstage (8. No- 
vember 1. J.) früh war der Nebel so dicht, dass man auf die 
Entfernung von 3 Klaftern nichts mehr unterscheiden konnte, 
und besonders in der Nähe des Schachtes, der zwischen 2 
Hügelreihen liegt, war der Nebel sehr dicht. Diess hat ohne 
Zwßifel zur Katastrophe mitgewirkt. 

Die Explosion erfolgte um halb 2 Uhr. Die Erschütte- 
rung in der ganzen Grube war eine bedeutende, der Knall 
wurde im ganzen Thale gehört, und verbreitete einige (eng- 
lische) Meilen weit Schrecken und Bestürzung. Bald stürzten 
Leute von allen Seiten auf den Unglücksplatz. Die erste 
Sorge, nachdem man sich überzeugt hatte, dass der Schacht 
verhältnissmässig wenig gelitten habe, war, die Arbeiter au» 
dem südlichen Felde, welche unten in grosser Angst warte- 
ten, heraufzuziehen. 

Als sich keine Leute mehr im Schachte meldeten, um 
heraufgezogen zu werden, drängte sich nach und nach die 
Ansicht auf, dass die noch unten Befindlichen, beläufig 200f 



— 387 - 



wahrsoheinlicb todt seien. Es hatten sich mittlerweile Ab- 
theiluDgen zar Befahrung der Grube gebildet. Man konnte 
nur sehr langsam vorwärts kommen. Die Luft war schwer 
zu athmen, man fürchtete weitere Explosionen, und stellen- 
weise muaste man hereingebrochene Berge erst aus dem Wege 
räumen. Die Arbeit geschah zum Theile ganz im Dunkeln. 
Fast alle, die man fand, waren erstickt. Bis 7 Uhr Abends 
hatte man 3 Lebende und 20 Leichen gefunden, wozu dann 
in der Nacht noch eine grössere Anzahl kam, die aber nicht 
genau angegeben ist; die Heraufgebrachten waren grössten- 
theils aus dem Östlichen Felde, da man in dem westlichen 
Felde wegen der Wetter nicht weit vordringen konnte. Zur 
Verbesserung der Wetter liess man mit einigem Erfolge 
Wasser in den Schacht fallen. 

Mittlerweile war die Menschenmenge so angewachsen, 
dass polizeiliche Massregeln ergriffen werden mussten. Ans 
allen Richtungen waren Leute, grösstentheils Bergarbeiter, 
herbeigekommen. Die vielen dunklen Gestalten auf den 
Strassen und in der Umgebung der Grube erhöhten den 
düsteren Charakter des Tages. Um den Schacht drängten 
sich so dichte Massen, dass sie durch Polizei zurückgewie- 
sen und Barrikaden errichtet werden mussten, um freien 
Raum zu gewinnen. Man glaubt, dass während des Samstages 
15 — 20.000 Menschen sich eingefunden hatten. 

Die Arbeiten gingen immer fort, abex* mit geringem Er- 
folge. In der Nacht auf den Sonntag glaubte ein Arbeiter 
ein Stöhnen zu hören. Die Abtheilung, welche damit be- 
schäftigt war, einen Verbruch, hinter welchem man Arbeiter 
vermuthete, zu gewältigen, hielt iune. Man lauschte, das 
Stöhneif wiederholte sich. Man rief hinüber und erhielt eine 
Antwort. Bald auch gelang es, den Verschütteten zu errei- 
chen, der nicht viel beschädigt, aber stark betäubt war. Am 
Sonntag wurde trotz fortgesetzter Arbeit Niemand weiter 
gerettet. Gegen Abend verschlechterten sich die Wetter der- 
art, dass die Arbeiten eingestellt werden mussten. Man 
wollte nur zur Vermehrung der Luft-Circulation im Wetter- 
ofen, der sich im Schachte befand, anzünden, wagte es aber 
aus Furcht vor einer neuen Explosion nicht ohne Zustim- 
mung des königlichen Inspectors. Dieser war Samstag Abends 
weggefahren und kam Montag Mittags wieder an. Er gab 
seine Zustimmung, und es fuhren 2 Ingenieure in den Schacht 
hinab, um das Feuer anzuzünden. Der Erfolg war ein gün- 
stiger, es entstand ein kräftiger Luftzug und die Arbeiten 
begannen wieder. Diess diente auch dazu, das Missvergnü- 
gen, welches unter den versammelten Arbeitern. und Weibern 
wegen der Arbeits- Einstellung bereits laut wurde, wieder zu 
beseitigen. 

MoAtag fand das Begräbniss der bis jetzt Heraufge- 
schafften statt. Es waren zu diesem Behufe bereits am Vor- 
tage 100 Särge von Cardiff und Aberdare angekonunen. 
Dienstag wurden um 11 Uhr wieder 33, dann um 2 Uhr 
weitere 18 Leichen heraufgeschafft. Dazu kamen Mittwoch 
noch einige. Dieselben \yaren grösstentheils in einem sehr 
vorgerückten Staude der Verwesung. Einzelne waren so 
verbrannt, dass man kaum ihre Indentität eruiren konnte. 
Die Zahl der heraufgebrachten Todten war nunmehr auf 95 
gestiegen. Von denjenigen, welche stark beschädigt her- 
aufgeschafft wurden, waren 2 gestorben. Donnerstag wur- 
den abermals 25 Todte heraufgeschaffc. An diesem Tage 
ging wieder viel Gestein in der Grube zu Bruch, so dass es 
der unten beschäftigten Arbeiter^Partie nur schwer gelang, 
sich zu retten. 



Bei Absendung dieser Nachrichten vermuthete man noch 
60 — 70 Verunglückte in der Grube. Es war aber wegen 
der schlechten Wetter nicht möglich, in der Richtung, wo 
sie sich befinden, vorzudringen. Der königliche Inspector 
hatte zu diesem Behufe am Mittwoch sich nochmals in die 
Grube begeben, musste aber vorläufig jeden weiteren Ver- 
such als unmöglich bezeichnen. Es wurde auch angenommen, 
dass keiner derselben mehr am Leben sein könne, da sie 
durch einen Verbruch gänzlich abgeschlossen sind. 

Der Arbeitsstillstand in Ferndale und den benachbar- 
ten Gruben hat nicht ermangelt, auch die Schiffahrt in Car- 
diff zu beeinträchtigen. Nur wenig Kohle gelaugt zu den 
Docks, und die Schiffe, welche an der Reihe waren, um La- 
dung zu bekommen, verlangen Wartegeld. 

Das Vorgehen der Bergwerkseigenthümer hat allgCf 
meine Befriedigung hervorgerufen. 



AdminiBtrative 



s. 



Montan-Verwaltung. — (Auflassung der Eiaen- 
werksverwaltung zu Flachau.) Die k. k. Eisenwerksver- 
waltung zu Flachau ist nach Einstellung des dortigen Werks- 
betriebes am 23. October 1. J. aufgelöst worden. 
(Z. 43506, ddo. 18. November 1867.; 

Ernennungen. 
Se. k. k. apost. Majestät haben mit Allerhöchster Entschlies- 
sung vom 15. November l. J. dem Montan-Referentcn bei der 
böhmischen Statthalterei, Bergrathe Franz K o c h in Anerkennung 
seiner vieljährigen und erspriesslichen Dienstleistung' den Titel 
und Charakter eines Oberbergrathes mit Nachsicht der Taxen 
allergnädigst zu verleihen geraht 

Vom Finanzministerium: 

Der Official bei der referirenden Rechnungsabtheilung der 
Wieliczkaer Berg- und Salinendirection Franz Hillinger zum 
provisorischen Bechnungsrath für das Salinen- und Montanfach 
im Recbnungsdepartement der Finanz-Landesdirection in Lemberg 
(Z. 41877, ddo. 16. November 1867). 

In Folge Ernennung des Cassiers imd Rechnungsführers 
bei dem k. k. Bergamte Fohnsdorf Alexander PolyAk zum Of- 
ficial n. Ol. bei der Montanrechnungsabtheilung des kön. unga- 
rischen Finanzministeriums der Concipist des kÖn. Oberstkam- 
mergrafenamtes zu Schemnitz Wenzel Zenker zum Cassier und 
Rechnungsführer bei dem Bergamte Fohnsdorf (Z. 43499, ddo. 
15. November 1867). 

Der Verwalters-Adjunct bei dem Bergamte Jaworzno Fer- 
dinand Schott zum provisorischen Verwalter bei dem Bergamte 
Fohnsdorf (Z. 20733, ddo. 15. November 1867. 

Kundmaohnng der k. k. kämt. Landesbehörde als Ober- 

bergbehörde vom 19. November 1867, Zahl 5623, 

betreffend die Eevierstatuten für das Bleiberger Bergrevier. 

Die gemäss dem §.275 des allgemeinen Berggesetzes vom 

23. Mai 1854 Nr. 146 des Reichsgesetzblattes von Seite des 

hohen k. k. Ministeriums für Handel und Volkswirths chaft mit 

dem Erlasse vom 11. November 1867, Z. 18845/441 bestätigten 

Revierstatuten für das Bleiberger Bergrevier werden mit dem 

Bemerken zur allgemeinen Kenntniss gebracht, dass dieselben mit 

1. December 1867 in Wirksamkeit treten. 

Bevierstatnten 

fttr das Bleiberger Bergrevier im Herzogthume Kärnten. 

§. 1. 
Das Bleiberger Bergrevier im politischen Bezirke Villach 
grenzt im Norden an die Gebirgskante des Bleiberger Erzber- 
ges, im Osten an die Tiroler Commercialstrasse, im Süden an den 
sogenannten Fisch* oder Wiesenbach an der Vellach, bis dieser 
die Gemeindegrenze von St Martin verlässt, von hier fallt seine 
Begrenzung mit den stldlichen Grenzen der Katastral- Gemein den 
von St. Martin, heiligen Geist und Bleiberg, dann im Westen 
mit der Grenze der Katastral- Gemein de Kreuth derart zusam- 
men, dass diese westliche Grenze von dem nördlichen Gebirgs- 
kamme herab in ihrer Krümmung gegen Süden den Nötsch-Bach 



— 388 — 



bei den sogenannten üvindischen Mühlen berührt and von da 
über den Einmündnngspunkt des Lerch-Baches in den Nötsch- 
Bach bis Kom Kamme des Dobratsch- Gebirges sich erstreckt, 
welcher wieder die Süd-grenze bildet. 

§.2. 
In jenen Theilen des Reviers, wo Gmbenmassen mit den 
durch das allgemeine Berggesetz vorgeschriebenen Dimensionen 
sich entweder bereits befinden oder wo für dieselben doch ge- 
nügender Raam vorhanden ist, sind sowohl zur Wahl des Yor- 
behaltflfeldes für einen Freischarf als aach zar Verleihung nur 
Grubenmassen mit den durch das allgemeine Berggesetz (§§. 34 
42| 46) festgesetzten Dimensionen zulässig. 

§. 3. 

Wo aber solche Grubenmassen nicht zulassig sind, kommt 
sowohl bei der Wahl des Vorbehaltsfeldes als auch bei der Ver- 
leihung das Bleiberger Grubenmass in Anwendung. 

Dieses umfasst eine bestimmte Fläche in der horizontalen 
£bene des Aufschlagspunktes, und zwar in der Gestalt eines 
Bechteckes von 3528 Quadratklaftem und erstreckt sich in der 
Regel in die ewige Höhe und Teufe ; das Verhältniss der Länge 
dieses Rechteckes zur Breite ist nur insofeme bestimmt, als die 
kürzere Seite desselben nicht unter 42 Klafter sein dar^ 

§.4. 
Die zur Verleihung kommenden Bleiberger Grubenmassen 
müssen paraUel mit den nach der Bamberger Bergordnung verlie- 
henen Massen, daher am sonnseitigen Gehänge des Bleiberger 
Erzberges von der Grube St. Paul Nr. 559 in Jnner-Kreuth bis zur 
Grube Josefi-Stollen Nr. 50 in Kreuth nach Stand 3, von der letzten 
Grube bis zur Grube Dreifaltigkeits- Stollen Nr. 489 am Kadut- 
soben-Berge nach Stund 24 am schattseitigen Gebirgsabhange 
des Bleiberger Thaies aber durchgehends nach Stund 12 gelageift 
werden. 

§. 5. 
Wenn anschliessend an bereits verliehene und in der Re- 
vierkarte eingezeichnete Massen oder Ueberscharen weitere 
Grubenmassen verliehen werden, so hat die im §. 64 a. B. G. 
vorgeschriebene Verpflockung erst su erfolgen, wenn die Verloch- 
stelnung der älteren anschliessenden Massen oder Ueberscharen 
durchgeführt sein wird. Diese Verlochsteintuig findet ledlgUch 4u£« 
Verlangen der Repräsentanten aller anschliessenden Gruben statt. 

§. 6. 

Jede Grube, welche mit ihren nach der Bamberger Berg- 
ordnung verliehenen Stollenmassen die Thalsohle erreicht oder 
auch bereit» unterfährt, hat ein Vorrecht auf die weitere Teufe. 
Dieses Vorrecht wird dadurch geltend gemacht, dass die Be« 
sitzer entweder um die Umlagerung (Umwandlung) ihrer Massen 
in Grubenmassen nach dem allgemeinen Berggesetze oder in 
Blelberger Grubenmassen oder um die Verleihung (Zuge Währung) 
der ewigen Teufe für ihre Massen ansuchen. 

Die Verleihung (Zugewährung) der ewigen Teufe ist nur 
bis auf eine Längenerstreckung von 224 Klaftern vom Mund- 
loche des Bamberger StoUenmasses in der Richtung der Lage- 
rung in die ewige Gänze gestattet. Die Zulässigkeit sowohl der 
Umlagerung (Umwandlung) der Massen als auch der Verleihung 
(Zugewährung) der ewigen Teufe ist nach den diesfalls bestehenden 
Vorschriften zu beurtheilen. 

§. 7. 

Bachstailmassen erstrecken sich nur auf die Fläche des 
Bachbettes und werden mit der Länge von höchstens siebzig 
Klaftern und mit der Breite des Bachbettes verliehen. 

Das Vorrecht zu dieser Verleihung steht den Besitzern 
solcher Hütten- oder Aufbereitungswerke zu, welche zunächst 
am Bache oberhalb der aasgebetenen Strecken sich befinden. 

Begehrt ein Anderer die Verleihung, so ist hievon der Re- 
präsentant des erwähnten Hütten- und Aufbereitungswerkes mit 
der Aufforderung in Kenntniss zu setzen, binnen 30 Tagen vom 
Tage der Zustellung sein Vorrecht mittelst eines Verleihungs- 
begehrens zur Geltung zu bringen. 



Nach fruchtlosem Ablaufe dieser Frist ist das Verleihungs- 
gesach in weitere Verhandlung zu nehmen. 

§. 8. 

Die übrigen Tagmassen werden in Form eines Rechteckes 
von höehstena 49 Klaftern Länge und 49 Klaftern Breite ver- 
liehen. 

§. 9. 

Wenn bei einem gemeinschaftlichen Montanwerke der Be- 
vollmächtigte nicht im Sinne des §. 188 a. B. G. bestellt wird, 
so ist derjenige Theilhaber, welcher den relativ grössten Anthell 
besitzt, als Repräsentant gegenüber der Bergbehörde anzusehen. 
Besitzen aber von den relativ grössten Thdlhabern zwei oder 
mehrere — gleich grosse AntheilO) so fällt die Repräsentanz 
demjenigen zu, welcher dem Besitze nach und bei gleich altem 
Besitze den Lebensjahren nach der älteste ist 

§. 10. 

Wenn jener Theilhaber, welchem hiernach die Repräsentanz 
zufallt, im Sinne des §. 188 a. B. G. der Bergbehörde einen 
Bevollmächtigten anzeigt, so ist dieser als der Werksrepräsentant 
anzusehen. 

§. 11. 

In Betreff der Muthungen, welche noch nicht zur Ver- 
leihung gelangt sind, gelten die Uebergangsbestimmungen der 
§§. 276, 277 und 279 a. B. G. mit dem Beisatze, dass die im 
§. 276 a. B. G. festgesetzte, dreimonatliche Frist, binnen welcher 
die Muthungen nach den Revierstatuten zur Verleihung zu brin- 
gen sind, von dem Eintritte der Wirksamkeit dieser Statuten 
angefangen zu rechnen ist. 

§. 12. 

Diese Revierstatuten sind dem §. 275 a. B. G. gemäss 
von Seite des k. k. Ministeriums für Handel und Volkswirth- 
schaft als der obersten Bergbehörde mit dem Erlasse vom 11. 
November 1867, Z. 18845/441 bestätiget worden, und treten 
mit 1. December 1867 in Wirksamkeit. 



ANKÜNDIGUNGEN. 



<123— 123) 



WalsmeüitttHBtella. 



Bei dem Feineisenwalzwerke zu Boros-Sebes, gehörig Sr. 
ExceUenz dem Grafen Ernst von Waldstein und zu Wartemberg, 
ist die Stelle eines Walzmeisters mit einem Einkommen von 
800 fl. ö. W., freier Wohnung und Beheizung vom 1. Januar 
1868 zu besetzen. 

Bewerber wollen ihre diesbezüglichen gehörig documen- 
tlrten Gesuche bis längstens 10. December einsenden an: 

Die Berg- und Ifitten-DlrectUn 

zu BoroS'Sebes, Arader Comitat 
(Ungarn.) 



Verpachtung. 



(124—126) 

Von Seite des Fünfkirchner Domcapitels wird hiemit ver- 
öifentlicht: dass die zum Besitz der Fünfkirchner Cathedrale ge- 
hörige, in der Nähe der königl. Freistadt Fünfkirchen und un- 
weit von der Mohacs-Fünfkirchner und Fünfkirchen-Kanizsaer 
Eisenbahn gelegene, 41 einfache Grubenmassen und 925 1~ 
Quadratklafter enthaltende Szabolcser Kohlengrube vom 1. Jän- 
ner 1868 angefangen in Pacht gegeben wird. 

Unternehmungslustige werden hiemit eingeladen, ihre ver- 
siegelten schriftlichen Offerte bis 31. Jänner 1868 zum Fünf- 
kirchner Domcapitel einzusenden und 'in der am 31. Jänner 1868 
zu Fünfkirchen abzuhaltenden Capitelssitzung Vormittags 10 Uhr 
zu erscheinen. 

Die Pachtungsbedingnisse sind bei dem herrschaflichen 
Hofrichter in Fünfkirchen einzusehen. 



Diese Zeitschrift er-clieint wöchentlich einen Bogen stark mit den nöthigen artistischen Beigaben. Der Pränumerationspreiff 
ist iährUch loco Wien 8 6. ö. W. oder 5 Thlr. 10 Ngr. Mit frauco Postversendung 8 fl. 80 kr. ö, W. Die Jahresabonnenten 
erhalten einen officiellen Bericht über die Srfahmiigen im berg- and hfittenmännisehen Matehinen-, Baa- and Aufbereitangswesen 
sammt Atlas als Gratisbeilage. Inserate finden gegen 8 kr. ö. W. oder IVj Ngr. die gespaltene Nonpareillezeile Aufnahme, 

Zuschriften jeiler An können nur franeo HUgenommen werden. 



Druck von Oarl Fromme in Wien. 



Für den Verlag verantwortUoh : Carl Reger. 



I 



„N\49. Oesterreichische Zeitschrift i867. 

IV. Jahrgang. 9. Deember. 



för 



Berg- und Hüttenwesen. 



Verantwortlicher Redacteur: Dr. Otto Freiherr von Hingenau, 

k. k. MiniBtorUlratb im Flnansmiiüsteriain. 

Verlag der Q. J- ManE*schen Buohhandlung (Kohlmarkt 7) in Wien. 

Inhalt: Coakshohofenbetrieb mit geschlossener Brust und constantem Schlackenabflusse bei der Roheisenerzeugung. — 
Ltirmann's Hohofen- Verbesserung. — Der k. k, Quecksilber-Bergbau zu Idria. — Kleine Mittheilungen aus der Pariser Weltausstellung 
Tom Jahre 1867. — Notiz. — Ankündigungen. 



Coakshohofenbetrieb nüt geschlossener Brust 

und constantem Schlackenabflusse bei der 

Boheisenerzeugung. 

Mitgetheilt von P. Tun n er. 

Es gewährt mir viele Befriedigung, aus mehrseitigen 
mflndlichen und schriftlichen Mittheilungen vom nordwestli- 
chen Deutschland zu ersehen, dass dort der Coakshohofen- 
betrieb mit geschlossener Brust im laufenden Jahre bereits 
auf mehreren Hütten, und allenthalben mit den befriedigend- 
sten Erfolgen eingeführt worden ist. Alle meine gewesenen 
Schüler, wie die Leser derberg'und hüttenmiinnischen Jahr- 
bücher nnserer Bergacademien, werden sich erinnern, dass 
ich seit nahe 3 Decennien, mündlich und schriftlich, die 
Vorzüge und allgemeinere Anwendbarkeit der Eisenhohöfeu 
mit geschlossener Brust, gegenüber der Zustellung mit of- 
fener Brust, hervorgehoben habe. Neuerlichst habe ich auch 
in der vorliegenden Zeitschrift vom 8. Juli d. J. Nr. 27, 
Seite 210 diesen Gegenstand berührt und bei dieser Gelegen- 
heit angeführt, daas man sich im Siegerlande allmälig der 
Zustellung mit geschlossener Brust nähere, und dass auf 
der Georg-Marieuhütte bei Osnabrück ein grosser Coakshoh- 
ofen mit geschlossener Brust und der Verbesserung eines 
beständigen Schlackenabflusses seit Kurzem im besten Be- 
triebe stehe. 

Zu Wittkowitz bei Mährisch-Ostrau hat man einen Coaks- 
hohofen mit geschlossener Brust schon vor vielen Jahren 
im ungestörten Betriebe gehabt. Der dortige Betrieb scheint 
aber mehr Bewunderung als Nachahmung geweckt zu ha- 
ben, wiewohl ihm letztere sicher nicht ganz abgesprochen 
werden kann. Ungefähr vor einem Jahre wandte sich der 
Hohofeu-Betriebs-Ingenieur, Herr Fritz Lürmann zu Georg- 
Marien-Hütte bei Osnabrück, in dieser Angelegenheit brief- 
lich an mich, wobei er insbesondere hervorhob, dass er 
von den Vorzügen der Zustellung mit geschlossener Brust 
völlig überzeugt sei, dass ihm jedoch bei Verschmelzung der 
sehr armen Eisensteine (eine Möllerung von nur 24 — 25%) 
und einer täglichen Production von circa 800 Ctrn. Roheisen 
pr. Ofen, wegen der hierbei eintretenden sehr bedeutenden 
Schlackenmenge ein continuirliches Abfliessen der Schlacke 
als nothwendig erscheine. Herr Lürmann war Anfangs be- 



müht, diesen ständigen Schlackenfluss durch ein offenes 
Auge, durch eine in entsprechender Grösse und Höhe über 
dem Bodenstein an der Brustseite angebrachte Oeffuung von 
beiläufig 1 Yj Zoll Durchmesser za erzielen, welche Oeff- 
nung durch die fliessende Schlacke geschlossen erhalten 
werden sollte ; allein sie wurde von der heissen und rasch 
durchfiiessenden Schlacke bald so stark erweitert, dass nebst 
der Schlacke auch die gespannten Gase ausströmten, und 
sogestaltig Störungen eintraten, welche um so empfindlicher 
waren, als das Verschliessen und noch mehr das entspre- 
chende Verkleinern dieser Oefinung sehr schwierig war. 
Später wollte Herr Lürmann, zur Erlangung eines in seiner 
Grösse unveTänderlichen Auges, sich einer eingelegten, mit 
Wasserkühlung versehenen Eisenröhre bedienen. Ob Herr 
Lürmann mit dieser Einrichtung das angestrebte Ziel er- 
reichte, ist mir zweifelhaft; gleichwohl erhielt ich von ihm 
später die Nachricht, dass er seinen Endzweck erreicht habe 
und beabsichtige, auf seine mir nicht näher bezeichnete Me- 
thode ein Patent iu Oesterreich zu nehmen. 

Von dem Vorhaben ein Patent zu nehmen, scheint Herj 
Lürmann seither wieder Umgang genommen zu haben, so 
wenigstens muss ich aus einer gedruckten KuVidmachung 
folgern *), die mir Ende October d. J. unter Kreuzband zu- 
gekommen ist Iu dieser veröfl^entiichten Kundmachung sind 
nur die erbeblichen Vortheile der geschlosseneu Brust mit 
constantem Schlackenabfluss augegebeu und amtlich bezeugt, 
ohne von der Einrichtung selbst Daten zu liefern. Bezüglich 
der Beschreibung und Zeichnung dieser Verbesserung mit 
dem ständigen Schlackenabflusse verweist Herr Lürmann auf 
nähere Unterhandlungen mit ihm, indem er erbötig ist, diese 
Verbesserung bei jedem Hohofen, sei er im Betriebe oder 
im Bau, gegen ein Honorar von 200 Thalern einzurichten. 
Ich zweifle nicht, dass jeder Hohofenbeaitzer oder Dirigent, 
welcher diese Neuerung einzuführen gesonnen ist, das ge- 
wiss sehr massige Honorar bezahlen wird, um sich die Sache 
in Wirklichkeit bei Herrn Lürmann ansehen zu können; 
ohnediess spricht Herr Lürmann dasselbe erst an, nachdem 
der so zugestellte Ofen durch 3 Monate im guten Betriebe 
gestanden, die Neuerung sich also bewährt hat. 



*) Wir theilen dieselbe unmittelbar anschliessend an diesen 
Artikel in dieser Nummer mit. Die Red. 



390 



Um jedoch ein regeres Interesse für diesen Gegenstand 
unter den betreffenden Fachgenossen zu erwecken, gebe 
ich hier einige Andeutungen über die Einrichtung selbst, 
zwar nicht directe derjenigen von Georg Marien-Hütte, wel- 
che ich nicht kenne, sondern yon einer ähnlichen, wie sie 
mir von anderen Hütten als bewährt mitgetheilt worden ist, 
und die, mit wenigen Worten gesagt, in einem verdeckten 
Auge besteht, wobei der Schlackeuabfluss iu ganz ähnlicher 
Weise erfolgt, wie bei offener Brust. 




Um diess zu versinnlichen, denke man sich die oben- 
stehende Skisze vorerst ohne die fein puuktirten Linien, 
so stellt dieselbe den Längenschnitt einer gewöhnlichen Zu- 
stellung mit offener Brust dar, in welchem F eine der For- 
men, T den Tümpel, E ein mit Wasserkühlung versehenes 
Tümpeleisen, W den Wallstein mit dem meist seitlich an- 
gebrachten MasselgrHben oder Eisenstich M, und TI den of- 
fenen Heerd oder die Brustöffnuug bezeichnen. Der Raum 
um Fist der Vorheerd, die eigentliche Stätte der Verlegun- 
gen und Versetzungen. Die Schlacke fliesst hierbei über die 
Deckplatte des Wallsteins ab, indem der den Gegendruck 
der Schlacke bedingende Höhenunterschied zwischen der 
untersten Kante des Tümpeleisens und der obersten des 
Wallsteins, nach Massgabe der Spannung der Ofengase und 
der Höhenlage der Form, regulirt wird. Man kann oft das 
Schwanken des Schlackenbades im offenen Heerdraume, ent- 
sprechend den Schwankungen der Gasspannung im Innern 
des Ofens, beobachten. — Soll nun die Brust geschlossen 
werden, so hat man sich gleichsam den Tümpel bis auf den 
Boden B verlängert vorzustellen, und durch die so gestaltet 
hergestellte Brust muss der Eisenstich von a nach b verlän- 
gert und unter dem Tümpeleisen das verdeckte Auge, d. i. 
eine bei 5 — 6 Zoll hohe und 8 — 12 Zoll breite- Oeffnung 
angebracht werden. An diese Oeffnung schliesst, ähnlich dem 
Wallstein, jedoch bloss aus einer äusseren Umfassung von 
Eisenplatten und einer Ausfüllung mit Sand und Gestübe 
bestehend, ein Vorbau an, wodurch der Schlackensumpf 
erzielt, das Auge verdeckt wird, wie aus den punktirten Li- 
nien der Skizze zu entnehmen ist. 

Es ist bequemer , wenn man das Sehlackenauge 
(Schlackenloch) grösser, insbesondere breiter macht, als es 
strenge genommen erforderlich wäre, weil das Oeffuen des- 
selben leichter ist, man nöthigenfalls mit Stangen in das 
Ofeninnere langen, und weil der Schlackenfluss die Wan- 
dungen des vergrösserten Auges weniger angreifen kann. 
Damit der Eisenstich nicht zu lang ausfällt, lässtman densel- 
ben an der einen Seite am Boden liegen und rückt das höher 
gelegene Schlackenauge nach der entgegengesetzten Seite, 
wodurch der Vorbau für den Schlackensumpf beim Eisenstich 
entfällt, und dieser sonach nur die Länge a h erhält. Noch 
viel bequemer ist es jedoch, wenn der Eisenstich auf der dem 



Schlackenauge gegenüberliegenden Ofenseite angebracht, 
also für den Eisenstich ein eigenes Arbeitsgewölbe geschaf- 
fen wird, wie diess unter anderen bei den Hohöfen zu Guss- 
werk Zell und St. Stefan in Steiermark zu sehen ist. Die 
nöthige Höhe der den Gegendruck bestimmenden Säule der 
flüssigen Schlacke kann bei Holzkohlen-Hohöfen 2 — 4*, bei 
Coaks-Hoböfen 6 — 12 Zoll betragen, und ist durch Zutragen 
oder Fortnehmen von Gestübe oder Sand, d, h. durch Er- 
höhung oder Erniedrigung des Schlackensumpfraudes leicht 
zu reguliren. Mit dem Schlackensumpfe ist in gewöhnlicher 
Art und Weise eine Schlackentrift und weiters ein Schlacken- 
Kasten oder Wagen in Verbin<dung gebracht. 

Nach jedem Eisenabstich, also nach 6 — 12 Stunden, 
wird das Schlackenloch gereinigt, sofort mit CoakslÖsche 
geschlossen und geschlossen belassen, bis die Schlacke in 
die Nähe der Formen gestiegen ist, was in 1 — 2 Stunden 
erfolgt. Nun wird dasselbe (natürlich nicht vollständig) ge- 
öffnet, was ohne Ham'merschlag sehr leicht erfolgt, und wor- 
nach die Schlacke anfangs in grösserer Menge herausströmt, 
dann aber ruhig, mit geringen Schwankungen fortläuft. Das 
Oeffnen und Reinigen des Eisenstiches ist bei dessen Näher- 
gerücktsein zur eigentlichen Hitzquelle selbstverständlich 
viel leichter, als bei offener Brust. Während bei offener Brust 
nach jedem Eisenabstiche das Gebläse durch 30 — 40 Mi- 
nuten ausser Wirksamkeit gesetzt werden muss, dauert die 
Unterbrechung bei der in Rede stehenden Einrichtung nur 
5 — 10 Minuten, und wird hierbei nebst der mehrern Arbeit 
auch an feuerfesten Materialien, wie an Arbeitszeug bedeu- 
tend erspart und der Ofen weniger abgekühlt. 

Ich hoffe und erwarte, dass durch die Lürm an nasche 
Verbesserung und hauptsächlich durch sein im nordwestli* 
eben Deutschland vorgeführtes Beispiel, die allgemeinere 
Anwendbarkeit wie die wesentlichen Vortheile der Zustel- 
lung mit geschlossener Brust, nicht allein bei allen Holz- 
kohlen-, sondern ingleichen bei den meisten Coaks- und Stein- 
kohlen-Hohöfen nun endlich allgemeiner geglaubt und zur 
Benützung gebracht werden wird. Für unsere Hohöfen in 
Innerösterreich, bei Verschmelzung reicherer Möllerungen, 
und insbesondere bei der Manipulation mit kleineren Eisen- 
abstichen für die landesübliche Erzeugung an Flossen und 
Blatteln, hat der ständige Schlackenablauf weniger Werth ; 
allein dort, wo für das Bessemern oder für Giessereizwecke 
grössere Eisenabstiche benöthiget werden, können auch 
unsere Hütten davon mit Vortheil Gebrauch machen. 



Lürmann's Hohöfen- Verbesserung. 

Wir erhielten, gleich anderen Fachzeitschriften, nachste- 
hendes Circulair des Herrn Lürmann zugesendet, welches 
wir mit Bezug auf die vorstehende Mittheilung unseren Fach- 
genossen zur Kenntnissnahme und weiteren Benützung hie- 
mit vorlegen : 

Beschreibnng der Tortheile eines verbesserten loliorens 
Mit geschlossener Brost nnd constantem Schlackenablosse. 

Die Einrichtung des Gestells des von mir construirten 
Hohofens unterscheidet sich wesentlich von der bisher ge- 
bräuchlichen Einrichtung und bietet grosse Vortheile vor 
derselben. 
Beschreibung der gewöhnlichen Einrichtung. 

In der bisher gebräuchlichen Einrichtung hatte das 
Untergestell eines Hohofens nach vorne eine 4 — 5 Fuss 



— 5591 — 



lange, 2 — 3 Fuss breite und 2-— 3 Fusb hohe Verlängerung, 
den Vorheerd, welcher vorne durch den Damm oder Wall- 
stein geachlossen war. 

Die vordere Seite des Obergestells, der Tümpel, lag 
mit seiner Unterkante 10 — 18 Zoll niedriger ah die Ober- 
kante des Wallsteins und der Druck des in den Ofen einge- 
blasenen Windes musste die im Ofen befindliche Schlacke 
veranlassen, unter dem Tümpel her in den Vorheerd in die 
Höhe zu steigen, damit sie über dem höher liegenden Wall- 
stein ihren Abfluss finden konnte. 

Diese bisherige Einrichtung der Hohöfen hatte 
folgende Uebelstände: 

1. Sowohl durch die schwankenden Bewegungen der 
Schlacken im Gestell und Vorheerd, herbeigeführt durch 
die Schwankungen in der Windpresse, als durch das fort- 
währende Vorbeifliessen der Schlacken, wurden die feuer- 
festen Steine des Gestells des Tümpels und des Vorheerdes 
von denselben angegriffen und allmälig aufgelöst. 

2. Um die auf diese Weise angegri^enen Theile zu 
repariren, musste bei jedem Abstich des Eisens nach Ab- 
stellung des Windes ein Stillstand des Schmelzprocesses 
stattfinden, welcher bei heisser, dünnflüssiger, fressender 
Schlacke und hitzigem, starkem Betriebe ^2 ^^^ ^ Stunde 
erforderte; ausserdem musste, um die Schlacke, nachdem 
sie sich im Gestell angesammelt, unter dem Tümpel her 
durch den Vorheerd zum Ablauf zu bringen, das sogenannte 
Scblackenaufarbeiten vorgenommen werden, wobei wiederum 
durch die dabei nöthige Verminderung der Windpressung 
ein geringerer Effect herbeigeführt wurde. 

Durch diese Umstände wurde auf vielen Hütten ein 
täglicher Stillstand des Schmelzprocesses von 1 V2 — 2 Stun- 
den veranlasst, oder während 20 Tage des Jahres wurde 
Nichts producirt. Dazu kommt, dass ein Stillstand des 
Schmelzprocesses Veranlassung zu einem langsameren 
Gichtenwcchsel wird, weil sich die Beschickung während 
des Stillstandes dichter aufeinander lagert, so dass nach 
demselben erst wieder eine Auflockerung stattfinden muss. 

3. Die Pressung des in den Ofen eingeblasenen Windes 
war begrenzt durch den Gegendruck der Schlacken im Vor- 
heerd. Eine höhere Windpressung, welche diesem Gegen- 
drucke der Schlacken nicht entsprach, warf besonders leicht 
bei dicht liegender Beschickung die Schlacken und das Brenn- 
material mit grosser Gewalt aus dem Gestell und dem Vor- 
heerd, wodurch Stillstände und Reparaturen veranlasst 
wurden. 

4. Gewöhnlich war das Eisenabstichloch in dem Wall- 
stein angebracht und bei irgend einer Abkühlung des Ofens 
war dasselbe schwer zu öffnen, weil es sich 4 — 5 Fuss weit 
von dem Gestell, der Wärmequelle des Ofens, befand. 

5. Der Vorheerd nahm y^ der äusseren Fläche des Ofens, 
die sogenannte Arbeitsseite ein; an den übrigen ^/^ der Ge- 
stellfläche konnten 2, 3 oder mehrere Formen angebracht 
werden, immer aber war die Vertheilung des Windes eine 
unregelmässige. 

6. Der Betrieb dieser Hohöfen erforderte in Folge der 
eben genannten Uebelstäude viele, kräftige und erfahrene 
Schmelzer und behufs Reparatur eine nicht unbedeutende 
Ausgabe für feuerfeste Materialien und Gezähe. 



Die Vortheile der neuen Einrichtung dagegen 
sind folgende: 

1. Die Schlacke läuft immer in ein und demselben 
Niveau ab, desshalb Beseitigung der Schwankungen der 
Schlacken im Gestell und dadurch Verminderung der Ab- 
nutzung desselben. 

2. Beseitigung der Stillstände bei den Abstichen und 
dem Schlackenaufarbeiten; dieselben entsprechen beiheisser, 
dünnflüssiger, fressender Schlacke und hitzigem, starkem 
Betriebe 20 Tagen im Jahr und ihre Beseitigung führt also 
eine Productionsvermehrung von 20mal der Production 
eines Tages, also z. B. auf Georg-Marien-Hütte gegen 
20 X 80.000 it. = 1,600.000 &. pr. Jahr herbei. 

3. Da keine Stillstände also auch keine Abkühlungen 
mehr vorhanden, wird der so construirte Hohöfen einen 
wärmeren und regelmässigeren Gang haben. 

4. Durch Beseitigung des Vorheerdes, resp. des Wallsteins, 
ist die Verlegung des gewöhnlich in letzterem angebrachten 
Eisenabsticbloches in die Gestellwand ermöglicht und ist die 
Oeffnung des Abstichs eine viel leichtere, weil derselbe 4 — 5 
Fuss näher bei dem Mittelpunkte des Gestells liegt. 

5. Das vollständig geschlossene Gestell gestattet ohne 
Weiters eine bedeutende Steigerung der Windpressung, weil 
ein Auswerfen von Materialien durch den Wind unmöglich ist. 

6. Die zulässige Erhöhung der Windpressung ist über- 
all und besonders von Wichtigkeit, wo man mit roher Kohle, 
oder mit einer dicht liegenden Beschickung arbeitet, und 
wird sich bei diesen Betrieben ein bedeutender Effect durch 
rascheren Gichtenwechsei, also grössere Production, ergeben. 

7. l->io Vermehrung der Wind-Formen und die durch 
Beseitigung des Vorheerdes möglich gewordene, vollständig 
gleichmässige Vertheilung derselben, führt, vorausgesetzt, 
dass das denselben entsprechende grössere Windquantum 
durch die zu Gebote stehenden Maschinen und Kessel pro- 
ducirt werden kann, eine entsprechende Vermehrung der 
Production, eine bessere Windvertheilung im Gestell und 
Ofen und damit einen regelmässigeren Gang des Ofens 
herbei. 

8. Die Zahl der Arbeiter kann, weil die Arbeit verrin- 
gert und vereinfacht, um V3 vermindert werden und die 
Hauptsache ist, die Arbeiter brauchen weniger geübt zu 
sein, man braucht keine feuerfesten Materialien zur Repara- 
tur und weniger Gezähe. 



Copie, 

Zeugniss der Direotlon der Georg-Marien-Hütte bei 
Osnabrüok. 

Wir bescheinigen hiermit, dass die seit Febrnar 1867 
von dem Ingenieur Lürmanu an den Hohöfen des hiesigen 
Werkes angebrachten Vorrichtungen für den Betrieb dersel- 
ben mit geschlossener Brust sich vollständig bewährt haben, 
und damit alle die Schwierigkeiten beseitigt wurden, die 
bislang einem Betriebe von Coakshohöfen mit geschlossener 
Brust und constantem Schlackenabflusse entgegen stan- 
den, und dass mit dieser Einrichtung alle in obigem Circulair 
aufgeführten Vortheile erreicht sind. 

Georg-Marien-Hütte bei Osnabrück den 20. Sept. 1867. 
Die Direction des Georg-Marien-Bergwerks- 
und Hütten- Vereines. 
C. Wintzer. G. Wittenauer. 

• » 



— 392 — 



AuMerdem ist der Herr General- Director Langen 
auf Friedrich- Wilhelms-Hütte hei Troisdorf gern hereit, et* 
waige Erkundigungen über die Brauchbarkeit der von mir 
getroffenen Einrichtungen zu beantworten. 

Ich bin nun bereit, Hohöfen, seien dieselben im Be- 
triebe oder im Bau, mit geschlossener Brust gegen ein Hono- 
rar von zweihundert Thalern pro Hohofen einzurichten, und 
bemerke noch, dass dadurch keine gewaltsame oder uner- 
läesliche Umänderung des Bestehenden nöthig wird. 

Auf die Bezahlung obiger Summe werde ich nur dann 
Anspruch machen, wenn die Einrichtung an einem Ihrer 
Hohöfen drei Monate im Betrieb gewesen ist, während ich 
Nichts verlange, wenn dieselbe innerhalb dieser Zeit und 
zwar dauernd beseitigt wird. 

In Ermangelung eines genügenden Patentschutzes für 
Deutschland, und unter der Vorauasetzung, das« Jeder gern 
bereit sein wird, sich die anderweitig gemachten Erfahrungen 
gegen ein angemessenes Honorar, welches bei eigenen Ver- 
suchen mindestens als Lehrgeld bezahlt werden müsste, 
anzueignen, habe ich mich entschlossen, diesen Weg zum 
Schutz und zur Verbreitung der von mir getroffenen Ein- 
richtung einzuschlagen. 

Sobald Sie mir durch eine zustimmende Antwort Ihre 
Bereitwilligkeit, mit mir in Verbindung zu treten, zu erken- 
nen geben und erklären, keinem anderen Werk Mittheilung 
machen zu wollen, werde ich Veranlassung nehmen, Ihnen 
Beschreibung und Zeichnung der Einrichtung zuzusenden, 
ausserdem bin ich dann natürlich bereit, mit Ihnen in wei- 
tere schriftliche oder mündliche Verbindung zu treten, wenn 
Sie zur Einrichtung selbst übergehen wollen, und sehe ich 
Ihrer gefälligen Erwiderung entgegen. 

Georg-Marien-Hütte bei Osnabrück im Oct. t867. 

Fritz Lürmann, 
Hohofen-Betriebs-Ingeuieur. 



Der k. k. duecksilber-Bergbau zu Idria. 

Von dem k. k. Bergwerka-Exspectanteu Anton TschebuU. 
(Fortsetzung.) 
Die zweite Hilfsmaschine der Josefi-Wasser-Haltungs- 
Maechine ist: 

4. Die Kunst am Barbara-Schacht. 

a) Kraftwasser. Wie bei der Theresiakunst, so er- 
hält auch hier der Motor der Kunst sein Kraftwasser durch 
ein 7® langes, 2*5' tiefes und 3' breites hölzernes Zweig- 
gerinne aus dem Rinnwerksgraben. 

Der Zufiuss des Aufschlagwassers betrug nach der am 
6. Juli 1866 vorgenommenen Messung 0*8 12 K.' pr. Se- 
eunde, während die Kunst 10 Spiele in 4 Minuten, d. i. in 
24 Seeunden einen Hub machte. 

b) Kunstrad. Der Motor der Barbarakunst ist eben- 
falls ein oberschlächtiges Wasserrad, das einen Durchmesser 
von 6^ 1*5', eine lichte Sehaufeibreite von 3' und eine Zel- 
lentiefe von 9^2** besitzt. Bei einem Gesamratgefälle von 
41*5', mit 2'6" Oberwasaerspiegel und 1 Y^' Freihängen, 
und einem KraftwasseVzufluss von 0*812 K.' pr. Secunde 
entwickelt das Kunst rad eine Rohkraft von 

41-5 X 812 X 56 4 



430 



4-42 Pferdekräfte. 



Durch einen 25zöUigen Krummzapfen und eine 4^ 
lange Korbstange wird die Kraft auf die hGlzerae Haupt- 
9chwinge übertragen. Wie bei allen Künsten, so ist auch 
hier die schwere Korbstange in der Mitte ihrer Länge durch 
ein an einem doppelarmigen Hebel angebrachtes Gegenge- 
wicht contrehalanciert. Dadurch wird ein Durchbiegen der- 
selben verhindert. Ton der hölzernen Hauptschwinge wird 
die Kraft durch ein ]9'1® ilanges Feldgestänge, das unter 
5^ ansteigt, auf die Kunstkreuze übertragen, deren Hebels- 
länge 6' 3'' beträgt; somit auch die Entfernung der doppel- 
ten Feldgestänge von Mittel zu Mittel 12V2'- Ausser der 
einen hölzernen Hauptschwinge besitzt das Gestände noch 
4 Hilfs-Doppelschwingen. Die Kunstkreuzhebel aind, wie 
bemerkt, 6' 3" lang und liegen deren Achsen 2^ 3' von 
einander entfernt, die Gestängemittel sind 2' 4'' auseinan- 
der. Die Hubgrösse beträgt an den Kunstkreuzen 4' y^", 
sollte eigentlich 4' 2" sein. Auf Barbarafeld beträgt die 
Hubgrösse 3' ^i^^**} daher ein Gesammt-Habverlust 
von 2V4". 

c) Sätze. Sämmtliche dem Barbara-Schacht zusitzeude 
Wässer gelangen in den Sumpf desselben, der 122*33^^ unter 
dem Tagkranz liegt. Zur YergrÖsserung des Schacbtsumpfes 
ist in der Sohle desselben ein 14*66^ langer Sumpfstollen 
vorhanden. Durch die Barbarakunst werden nun alle Wäs- 
ser durch den einzigen eingebauten Hubsatz, 2*22^ ober dem 
Sumpf, auf eine Höhe von Q'öT'^ d. i. 2^ unter Carolifeld ge- 
hoben und im Ausgusskasten entleert. Mit diesen gehobenen 
Wässern vereinigen sich hier im Ausgusskasten die von der 
Franzisci-Sühacht-Kunst auf Carolifeld gehobenen Wässer. 
"(Der Theresia-Schacht ist 2^ unter Carolifeld, am obe- 
ren Ende der wasserdichten Schachtzimmerung, durch einen 
24^ langen gemauerten Stollen mit dem Barbara- Schacht 
durchechlägig, also gerade im Horizont des Ausgusskastens 
der Barbarakunst. Obgenannter Stollen besitzt zur YergrÖs- 
serung des Theresia-Sumpfes noch zwei Querschläge. Alles 
Wasser, was die Theresiakunst nicht weghebt, fliesst durch den 
Caroli-Wasserstollen in den mehrerwähnten Ausgusskasten 
der Barbarakunst, welcher nun durch eine 6 — 7" weite, 
388^ lange Gusseisenröhreu- Wasserleitung mit dem Suupf- 
stollen der Josefi-Kunst, der 1^ unter Barbarafeld liegt, in 
Verbindung gebracht ist.) 

Die Barbarakunst machte nach den gepflogenen Beob- 
achtungen in 24 Seeunden einen Hub, und hält mit diesem 
Gang die ihr durch den Stollen zum Theresia-Schacht durch 
die Verdammung (2554 K.' pr. Secunde) und die am Bar- 
bar afeld-Hauptl auf zusitzenden (0*182 K.') Wässer zu 
Sumpf. 

Der Cylinder hat 12 5" Durchmesser, das Kolben ventil 
hat eine fixe Scheibenliederung, bestehend aus einer 3'' ho- 
hen Packung von Lederscheiben^ das Saugventil ist hier ein 
Kegelventil. 

Der Barbara-Schacht ist im ganzen tonnlägig getrieben, 
bald mehr, bald weniger*). Die Gesammtabweichung dessel- 
ben von der seigeren Richtung bis auf 120^ Tiefe, d. i. bis 
zum Barbarafeld-Horizont, beträgt 12^ Obendrein ist er 
auch nicht nach der Linie des steilsten Falles abgeteuft, 
sondern weicht auch davon bedeutend ab. Man sieht kaum 
von einer Tiefe von 50 ^ d. i. vom Florianifeld, zu Tage, 

Es ist daher die Nothwendigkeit vorhanden, das Schach t- 
gestäuge in der Nähe des Satzes auf eine solide Art senk- 



*) Leider! 



O, H. 



393 



recht zu fähren, da der einzige noch wirkende Satz senkrecht 
eingebaut ist, sowie es alle früher wirksam gewesenen und 
zum Tbeil noch im Schacht befindlichen Sätze waren. Man 
erzielt eine ziemlich genaue und solide Geradeführung des 
Schachtgestänges ganz einfach durch Rollen, die das Ge- 
stänge an zweckentsprechenden Punkten stützen. 

Da für den einzelnen Satz auch ein Gestänge genügt, 
so ist zur Ausgleichung der an den Kunstkreuzen ungleich 
wirkenden Last und zur Erzielung eines möglichst gleich- 
förmigen Ganges der Maschine statt des zweiten Schacht- 
gestänges, gleich unter dem Viertel-Kunstkreuze, eine Gegen- 
last von etwa 40 Ctrn. Hngehängt. Auch am Wasserrade 
wurden Holzkörper befestigt, wodurch wohl eine hinrei- 
chende, aber nicht vollkommene Ausgleichung der Bewe- 
gung erzielt wurde. 

ä) Gestein. In Folge eines im Jahre 1831 erfolgten 
Schachteinsturzes findet sich in den Schachtstössen bis auf 
6^2^ unter Taga nur angeschüttetes Materiale. Hierauf be- 
ginnt 8 y2" unter Tags gleich Silberschiefer, der noch 18® 
unter Achazifeld ansteht. Im liegenden Stoss des Schachtes, 
am Florianifeld-Füllort, isf schon zinnoberspüriges Conglo- 
merat vorhanden. Der Füllort auf Mittelfeld unterfährt das 
Conglomerat und kommt auf den Lagerachiefer, derhinunter- 
bält bis auf Hauptfeld-Füllort, wo im liegenden Stoss aber- 
mals spüriges Conglomerat ansteht. Auf Gross-Herzogsfeld 
wechseln Lagerschiefer und Sandstein-Partien, während auf 
Wasserfeld-Füllort in der First Silberschiefer, unter diesem 
Lagerschiefer und in der Füllorts-Sohle Kalk ansteht. Am 
Clementilauf wurde durch einen Vorbau in der unmittelbaren 
Nähe des Schachtes in der First (das Hangende) Schiefer 
und in der Sohle (als Liegendes) Kalk angefahren. Auf Haupt- 
manns- und Carolifeld steht fester Kalk und unter diesem 
(auf Barbarafeld) Werfncr Schiefer, rother und grüner, mit 
charakteristischen Versteinerungen an. 

e) Zimmerung. Der ganze Barbara- Schacht befindet 
sich vom Tagkranz an bis in den Sumpf in Schrottzitnme- 
rung. Für die Wetterführung der hiesigen Grube ist er 
insofern von grosser Wichtigkeit , da beinahe sämmt- 
liche matte Wetter durch denselben ausziehen. Dieser letz- 
tere Umstand hat natürlich zur Folge , dass dadurch die 
Dauer der Zimmerung eine verhältnissmässig geringere ist, 
als bei den Übrigen Schächten. Besonders in den oberen 
Horizonten ist die Dauer eine geringe, indem in längstens 
6 Jahren dort der Schacht überzimmert werden muss. Ober 
Achazifeld, gegen den Tagkranz zu, ist das Gebirge um den 
Schacht sehr druckhaft, daher auch in dem Jahre 1831, am 
4. — 5- Juli, der Schacht vom Tagkranz aus bis auf eine 
Tiefe von etwa G^^^^^^™^ dem Schachtgebäude einstürzte; 
daher, wie erwähnt, bis zu jener Tiefe angeschüttetes Mate- 
rial sich um den Schacht befindet, und das Terrain in der 
Nähe des Schachtes immer lebendig ist, was man besonders 
an dem Schacht und anderen Neben geh ä\ilichkeiten deut- 
lich sieht. 

In den letzten 12 — 14 Jahren wurde der Schacht bis 
auf den Horizont vom Hauptmannsfeld ganz neu überzim- 
mert, ober Florianifeld schon zum dritten Male. 

f) Anmerkung. Von den jetzt bestehenden Gruben- 
einbauen ist neben dem Antoni-Eiofahrts-Stollen der Barbara- 
Schacht der älteste. Das Abteufen desselben wurde im Jahre 
1596 begonnen und hatte mit dem Jahre 1682 eine Tiefe 
von 101^ erreicht. Zu gleicher Zeit wurde auch das Bion- 
werk, zuerst nur in Holz, erbaut, und erst später zum gröss- 



ten Theil in Mauerung gesetzt. Anfangs leitete das Rinnwerk 
auch den Maschinen am noch bestandenen Achazi-Schacht 
das Kraft Wasser zu; am Barbara-Schacht befand sich schon 
damals eine Kunst. 

5. Die Kunst am Kaiser Josefi 11. Schacht. 

Wie bereits erwähnt ist, noch folgende Wasserhaltungs* 
Maschine am Kaiser Josefi II. Schacht die Haupt- Wasser- 
haltungs-Maschine, der Josefi-Schacht der eigentliche Kunst- 
schacht der hiesigen Grube. 

Der durch den Josefi-Schacht aufgeschlossene Theil 
der Grube ist noch zu wenig untersucht, daher erklärlich, 
dass demselben von den einzelnen , wenig ausgedehnten 
Abbauen und Hofi*nungsschlägen eine ganz unbedeutende 
Wassermenge zusitzt, und was noch zusitzt, durch den Schacht 
selbst und unter dem Horizont des Barbarafeldes, am neu 
eröflfueten Josefi-Lauf einbricht. Jedenfalls wäre diese direct 
zusitzende Wassermenge zu gering (nnch gemachter Mes^sung 
am 4. und 5« Juli 186(3 nur 161 K.' pr. Minute), um die 
Kunst in einem continuirlich wirkenden Gang erhalten zu 
können. 

Um nun die Maschine in ungestörten Betrieb zu brin- 
gen und sie mit ihrer vollen Kraft wirken lassen zu können, 
ist es nothwendig geworden, dieselbe mit Wässern zu speisen, 
die der Grube in entfernteren Theilen zusitzen. 

Die Verbindung, die zur gemeinschaftlichen Wasser- 
losung der Grubenwässer zwischen den Künsten am Josefi-, 
Barbara«, Franzisci- und Theresia-Schachte besteht, ist nun 
folgende : 

Der Ausgusskasten der Barbarakunst befindet sich 9*57 ^ 
ober dem Barbarafeld-Horizont und 11*79^ ober dem Bar» 
bara-Schachtsumpf. Derselbe ist durch eine 388^ lange, 
6 — 7" weite Gusseisenröhren-Wasserleitung mit dem Sumpf- 
stSllen der Josefikunst, der 1^ unter Barbarafeld-Horizout, 
d. i. 122^ unter dem Josefi-Schachtfeld-Tagkranz liegt, in 
Communication. 

Auf Barbarafeld ist der Horizont beim Jost'fi-Sehacht 
um 5*52^ und die Sohle des Sumpfstoliens um 4*52^ höher 
als der Horizont am Barbara-Füllort, und da die Barbara- 
kunst die Wässer 9*57^ ober dem Füllorts-Horizont in den 
Ausgusskasten hebt* so fliesseu diese Wässer, die sich hier mit 
anderen vereinigen, mit einer Druckhöhe von 9'57 — 4*52 
= 5*05^ durch die Röhrenieitung in den Josefi-Schacht- 
Sumpfstollen. 

Die Wässer vom Franzisci-Schacht unter Gross-Her- 
zogsfeld gelangen auf Carolifeld und zum BarbarH-Schacht, 
wo sie durch eine Lutte direct in den Ausgusekastnn der Bar- 
barakunst und so weiter in den Josefi-Schacbt-Sumpfstollcn 
gelangen. 

Der Theresia-Schacht ist 2^^ unter Carolifeld, am oberen 
Ende der wasserdichten Schachtzimmerung, durch einen 21^ 
langen gemauerten Stollen mit dem Barbara-Scliacht durch- 
schlägig, also gerade im Horizont des Au^igusskastens der 
Barbarakunst. Im gleichen Niveau, 2^unter Carolifi'ld, befin- 
det sich der gegenwärtige Theresia-Schachtsumpf. Obio- 
nannter Stollen besitzt noch zur Vergrösserung seinns Fas- 
sungsraumes (als Theresia-Sutnpf) zwei gi Ös^ere QuerschU^r**. 

Alles Wasser, was die Thercsiakuust niclit w«»gzuhebpn 
im Stande ist, fliesst durch den Caroli Wasser-Stollen in den 
oft erwähnten Au8gus^ikiHton der Baibarakun-t ab. nnd von 
hier ebenfalls durch die Röhrenieitung in dt^n Jüsefi-Sclja''hr- 
Sumpfdtollen. Letzterer ist 17^ lang und 9' breit, bediizt 
also einen nicht unbedeutenden Fassungsraum. 



— 394 — 



^ 



Wftbrend die Barbara- nnd Franzisciktinst sämmtliche 
ihnen zasitzende und von ihnen gehobene Wässer der Josefi- 
kanst abgeben, gibt die Theresiakunat der Josefikunst nur 
noch 80 viele Wftsser, als zum ordentlichen Betriebe der 
letzteren noch fehlen, ab. 

Die Theresiakunst muss daher, bei sich gleichbleibendem 
Gang der Josefikunst, aber bei sich veränderndem Gruben- 
wässer-Znfluss, bald schneller, bald langsamer gehen , im 
Falle einer Unterbrechung der Barbarakunst durch eine 
Beparation oder Einbau etc. etc. ganz still stehen, damit 
alle Theresia-Sumpfwässer, 11.655 K.', sammt Franzisci- 
Schacht- (Caroli) Wässer, 0.268 K.^ der Josefikunst zur 
Losung zugewiesen werden. 

a) Kraft Wasser. Auch diese fünfte Wasserhaltungs- 
maschine erhält, sowie die Barbara- und Theresiakunat, das 
nöthige Aufschlagwasser für ihren Motor, der ebenfalls ein 
oberschlächtiges Wasserrad ist, durch ein 17^ langes, 272' 
breites und 4^ hohes hölzernes, separates Gerinne aus dem 
Rinnwerksgraben. Das pr. Secunde zufliessende Aufschlag- 
wasser betrug nach mehrmalig vorgenommener Messung am 
5. Juli 1866 im Mittel 5*52 E.' 

^) Kunstrad. Der Durchmesser des oberschlächtigen 
Wasserrades beträgt 7^ die Scbaufelbreite 3' 9" und die 
Zellentiefe U", V ist Freihängen und 2' 9" die Höhe des 
Oberwasserspiegels im Gerinne ober dem Radscheitel, somit 
Totalgefälle 45*75'. Wie erwähnt, beträgt die pr. Secunde 
zufliessende Kraftwassermenge 5*52 K.' und es rechnet sich 
aus diesen gegebenen Daten eine absolute Rohkraft von 

45-75 X 5 52 X 56*4 



430 



.= 33-15 Pferdekräfte. 



Der Motor kann jedoch im erforderlichen Falle eine Rohkraft 
von mehr als 40 P/erdekräften abgeben. Anfangs Juli, als 
gerade die hier zu Grunde gelegten Wassermessungen vor- 
genommen wurden, war der Zufluss der Grubenwässer ein 
verhältnisamässig sehr geringer, daher die Maschine auch 
eine geringere Umfangsgeschwindigkeit besass und in 22 y2 
Sccunden Einen Hub machte, also nicht ganz 3 Spiele in einer 
Minute, während sie ganz leicht, ohne Nachtheil, im Falle 
des Bedarfes 6 Spiele pr. Minute zu machen im Stande ist. 
Ebenso wie bei den übrigen Künsten erfolgt auch hier 
die Uebertragung der Kraft vermittelst eines 25zÖlligen 
Krummzapfens und einer 27' langen Korbstange auf die erste 
gusseiserne Hauptschwiiige. Das Feld-Gestänge ist auch hier 
doppelt und beträgt die Entfernung der Gestängemittel 
2*5 *\ Von der ersten zur zweiten Hauptschwinge (auch von 
Gusseisen) ist das 14^ lange Gestänge unter einem anstei- 
genden Winkel von 16^ erbaut, und besitzt 4 Hilfsschwin- 
gen mit der betrefi'enden Gestänge-Spann-Vorrichtung. Bei 
der zweiten gusseisernen Hauptschwinge erleidet das Ge- 
stänge eine Brechung, indem es von hier unter einem Win- 
kel von 4^ bis zu der dritten Hauptschwinge, respective 
Kunstkreuze, geführt wird, wo eine abermalige Brechung 
der Kraftrichtung um 4^ stattfindet. Der zweite Gestänge- 
theil ist 24*8^ lang und hat 6 Hilfs- oder Nebenschwingen« 
Die Hälfte des zweiten Gestänges wird durch einen gemauer- 
ten Stollenbau zu den Kunstkreuzen geführt, dessen Achsen- 
mittel 187^ unter dem Schachthausboden, oder 1 05^ ober 
dem Tagkranz liegen und dessen Hebelsarme 1*25^ lang 
sind. Beide Kunstkreuze sind an dem oberen Zapfen durch 
2 schmiedeiserne 6'' starke Fühningen mitsammen verban- 



den, die also ziehend und drückend auf das zweite (Viertel) 
Kunstkreuz wirken. 

c) Sätze. Bis auf den Horizont vom Barbarafeld, in 
einer Tiefe von 12132® unter dem Tagkranz, beaitzt die 
Kunst 3 Brahma'sche doppeltwirkende Sätze eingebaut, von 
welchen der erste in einer Tiefe von 60*46® unter dem Tag- 
kränz, 1*5' unter dem Mittelfeld-Horizont, der zweite auf 
Khtjvenhiller-Lauf 87*17®, und der dritte endlich 1*2® ober 
Barbarafeld, mit einem 1*6® langen Saugrohr, somit 121*72® 
unter dem Tagkranze steht. 

Während der erste Satz am Mittelfeld-Horizont ein 
Drucksatz ist, sind die beiden übrigen Saugsätze. Die Kol- 
ben des oberen Satzes sind von Metall, die der beiden tie- 
feren Sätze auf Khevenhiller Lauf und Barbarafeld hingegen 
von Eisen , und besitzen sämmtliche eine« Durchmesser 
vonllV*". 

In neuester Z(tit wurde der Josefi-Schacht zur besseren 
Aufschliessung des Tiefbaues unter Barbarafeld bis zur 
Josefi-Lauf- Füllortssohle um 12'4® weiter abgeteuft. Der 
Sumpf liegt 1® tiefer. Um die pr^ Minute zusitzenden Gru- 
benwässer von hier in den eigentlichen Barbara-Sumpfkasten, 
der mit dem Sumpfetollen communicirt, zu heben, sind zwei 
Hilfssätze und zwar Hubsätze älterer Constrnction vorhan- 
den, ganz ähnlich den am Franzisci-Schacht bestehenden, 
nur dass die zu Unterst eisernen, 1 V2'' starken runden Kolben- 
stangen durch Stopfbüchsen gehen; die eigenen' SteigröVtren 
sind zum Theil von Holz, zum Theil von Gusseisen. 

Von den beiden Kolben der Hilfssätze besitzt einer 
einen Durchmesser von 6^/2", der andere einen von 7". 
Wie schon früher einmal erwähnt, finden auf die Art die 
Lederliederungsscheiben eine doppelte Verwendung. 

Die Hubgrösse beträgt an den Kunstkreuzen gemessen 
4' 1 yj'f somit Hubverlust durch das Feldgestänge und in 
Folge der doppelten Brechung yj'. Auf Mittelfeld beträgt 
der Hub genau 4', auf Khevenhiller-Lauf 3' 9%", auf 
Barbarafeld 3' 8'^ und bei dem Hilfssatz nur noch 3' 7 V^"; 
somit der Total-Hubverlust 6V2", der sich auf 38*8® 
Feldgestänge und 134*72® Schachttiefe vertheilt. 

Die Stopfbüchsenliederung der Kolben ist 6'', besteht 
aus mit Unschlitt getränkten Hanfzöpfen, und dauert y2 — 1 
Jahr * ebenso verhält es sich mit der gleichen Stopfbüchsen- 
liederung der Kolbenstangen, die durch die Cjlinder gehen. 

Das Gestänge ist bis auf Barbarafetd durchaus 7 V2 — 8^' 
stark und besitzt unter Mittelfeld jedes Gestänge, zur Aus- 
gleichung des etwas zu leichten Gestänges, ober dem Druck- 
satz auf Mittelfeld ein Gewicht von 30 Ctrn. Gusseisenbe- 
standtheile angehängt. Unter Barbarafeld ist das runde 
Gestänge der beiden Hilfssätze nur 4'' stark. 

Der Ausguss der gehobenen Grubenwässer erfolgt 
10*21® unter dem Schachthausboden oder 7*29® unter dem 
eigentlichen Tagkranz, und 41® über der Sohle des 74*3® 
langen Wasserstollens (Abzugsrösche), die an dem linken 
Idriza-Ufer, über den höchsten Wasserstand erhaben, mündet. 

Am 5. Juni 1866 wurden im Durchschnitte aus mehreren 
abgeführten Versuchen 13*33 K.' Grubenwässer gehoben, 
von welcher Menge nur noch das der 74*3® langen Abzugs- 
rösche zusitzende Wasser in Abzug zu bringen ist. Aus 
mehreren an verschiedenen Tagen im Monat Juli 1866 an- 
gestellten Versuchen ergab sich eine Stollenwassermenge 
von 2*182 K.' pr. Minute. 



f 



— 395 



d) Gestein. Vom Tagkranz bis in eine Tiefe von 11^ 
hält ein braungelber Letten an, ein Verwitterangsproduct 
des ober dem Joscfi-Scbaeht anstehenden Werfner Schiefers. 
Gleich darauf folgt Silberschiefer, der 12^ ober Mittelfeld, 
reich an gediegenem Quecksilber ist und vom Mittelfeld aus 
von Kalk unterlagert wird. Letzterer reicht nun, bald mehr 
weniger dolomitisch und zinuoberdpurig, durch Khevenhiller- 
Lauf, Hauptmanns- und Barbarafeld bis in den Sumpf am 
Josefi-Lau'f. 

e) Zimmerung. Der Kaiser Josefi-Schacht ist zu einer 
Tiefe von 62•46^ d, i. 2^ unter dem Mittelfeld-Horizont in 
Schrottzimmerung gesetzt, in welcher Teufe er bereits die 
Mächtigkeit der druckhaften, sich blähenden Letten- und 
Schiefer-Partie und auch eine Klafter Kalkes durchfahren 
hat. Die ganze weitere Tiefe des Schachtes (72*26^) bis in 
den Sumpf ist in Folge des festen Gesteins, das ansteht, nur 
mit einzelnen, eingebühnten Schncht-Kräuzen oder Gevieren 
ausgezimmert, die eben zum Einbau der Fahrten und der 
Kunstbestandtheile unumgänglich nothwendig waren. 

Da dieser Schacht nicht nur Hauptkunst- sondern auch 
der Hauptwetter-Schacht der Grube für die einziehenden 
frischen Wetter ist, so ist auch dieser letztere Umstand in 
Bezug auf die Dauer der Zimmerung ein günstiger. Die 
Zimmeruifg dauert hier 12 — 14 Jahre im grossen Durch- 
schnitte, an einzeliren Punkten wohl kürzer, aber immer be- 
deutend länger als im Barbara-Schachte. 

f) Anmerkung. Mit dem Abteufen des Kaiser Josefi 
IL Schachtes wurde im Jahre 1786 begonnen. Seine ur- 
sprüngliche Bestimmung war; einst Hauptförderschacht der 
Grube zu werden. ^ 

Durch den Wasserabfluss-StoUen beim Josefi-Schacht 
und sodann durch den Schacht selbst wurde zur Dämpfung 
des am 3. November 1846 ausgebrochenen Grubenbrandes 
durch volle 14 Tage Wasser eingeleitet, und damit die Grube 
40^ober dem Barbarafeld-Horizont, d. i. bis zur First des Füll- 
ortes auf Gross-Herzogsfeld beim Barbara-Schacht ersoffen. 

Ausser den noch im Beirieb befindlichen Künsten am 
Theresia-, Barbara-, Franzisci- und Josefi-Schacht wurden 
auch für die seit dem Wassereinbruch (1837) in ausser Thä- 
tigkeit gesetzten Dampfmaschinen am Theresia- und Josefi- 
Schacht die nothwendigen Sätze eingebaut und beide Ma- 
schinen sodann in Betrieb gesetzt. Mit Ende August 1847 
war die Grube bis zur First des Carolifeld-FfiUortes frei von 
Wasser, hierauf die Dampfmaschinen sammt den Sätzen ausser 
Betrieb gesetzt. Die weitere vollständige Gewältigung der 
Wässer führten die Stangenküoste zu Ende. 

Gleichzeitig mit den Grubenwässern war auch die durch 
den Brand entstandene Kohlensäure zu entfernen. Durch 
mechanische Vorrichtungen, indem man Wasser vom Tag 
ans in die Tiefe fallen Hess, durch eingebaute Luftpumpen 
etc. etc. wurde dieselbe allmälig entfernt und die Grube 
wieder mit Abbauen belegt. 

Während des Betriebes des Kronprinz Ferdinandi-Hoff- 
nungsschlages (1850 — 1854; wurde durch die Josefikunst 
mit Hilfe des Gestänges, an dem der Müchanismus befestigt 
war, ein stetig wirkender Fächer betrieben, der die guten 
Wetter ans entfernte Vorort zu drfickeu hatte. 
(Fortsetzung folgt) 



Kleine Mittheilungen aus der Pariser Welt- 
Ausstellung vom Jahre 1867. 

Von Eduard Windakiewicz. 

(Fortsetzung.) 

6. Mühlstein-Fabrikation (Fortsetzung). 

2. Damit das Mehl sich nicht stark erhitzt (verbrennt), 
waren bei den französischen (Laufer) Steinen entweder 
Schlitze in der Mitte der Verkittung der Segmente zurück- 
gelassen, die auf der oberen Seite mit nach Innen gekrümm- 
ten Blechkasteln versehen waren, damit das Mehl wieder 
zurückgeht, oder das Gerippe bestand aus einer gusseiseraen 
Montirung und zwischen den Segmenten waren mit feinen 
Drahtsieben versehene vom Mittelpunkt gegen den Umfang 
zu bis auf 2 V2 '^ eich erweiternde Schlitze zurückgelassen. 

Auf der oberen Seite waren eiserne Hämmeichen in 
Charnieren befestigt, die zeitweise auf die Siebmoutiruug 
durch einen einfachen Mechanismus auffielen und so das 
Versetzen verhinderten. 

Wenn wir bedenken, dass der Laufer in 24 Stunden 
oft bis 150.000 Umdrehungen macht und bei jeder dieser 
Bewegung nur etwas unausgebeutete Kleie zurncklässt, so 
wird man wohl zugeben müssen, dass er in einem Jahre 
einen weif grösseren Verlust verursachen kann , als der 
Werth des Steines ist, und desshalb ist die Zusammen- 
setzung aus vielen sorgfältig ausgesuchten Stücken so wich- 
tig; ebenso wichtig ist die zweite Einrichtung, weil das 
Mehl von dem besten Weizen, wenn es zu sehr beim Mah- 
len erhitzt wird, an Qualität ausserordentlich viel verliert. 

In dem Bapport vom 13. Juni 1860, welches das 
französische Kriegsministerium über die Versuche mit ver- 
schiedenen Mühlsteinen, die in den für Militürzwecke ar- 
beitenden Mühlen ausgeführt wurden,- bekannt machte, dif- 
ferirte das Ausbringen im Grossen von dem nämlichen Ge- 
treide pr. Stunde bis 1272 % ^^ ^^^ Quantität, je nach den 
verschiedenen Steinen. Die besseren Steine, die mehr aus- 
brachten, lieferten ausserdem noch viel zarteres und weis- 
seres Mehl als die schlechteren, die weniger Mehl ausge- 
bracht hatten. 

Das Granthal in Ungarn hat ausgezeichnetes Material 
zur Mühlsteinfabrikation bei Königsberg und Hlinik, es hat 
nur Mangel an intelligenten Unternehmern und Capital. 

Arbeitskräfte sind auch da genug und billig zu haben. 

7. Gold- und Silberreichthum der Vereinigten 

Staaten, insbesondere des Colorado-Staates 

in America. 

Neuester Zeit hat in den Vereinigten Staaten von Nord- 
america das Coloradogebiet wegen seines ausserordentlich 
reichen Mineralreichthums grosse Aufmerksamkeit auf sich 
gezogen, und dieses Gebiet war insbesondere in der ameri- 
canischen Abtheilung der Berg- und Hüttenproducte gut 
vertreten. 

Von Mexiko zieht sich gegen Norden das Sierra Madre- 
Gebirg, das oberhalb Neu-Mexiko einen Bogen nach Osten 
macht und dann weiter nach Norden bei einer mehr west- 
licheren Richtung unter dem Namen Felsengebirg, als schnee- 
bedeckte bis zu 16.000 Fuss über der Meeresfläche hoch 
ragende Spitzberge, sich fortsetzt. 



— 396 



Dieser Bug des Gebirges trifft ebeii das Coloradoge- 
biet mit dem Hauptort Denyer« 

Das östliche Gehänge soll mehr reiche Goiderzgänge 
and das westliche Gehänge gegen Californien zu wiederum 
mehr sehr reiche Silbererzgänge in sich bergen. 

Die Goldgänge, deren Zahl sehr gross ist, bestehen an 
ihren Ausbissen und soweit die Verwitterupg in das Innere 
reichen kann, aus einem porösen von Eisenocker roth ge- 
färbten Quarz, der metallisch als Staub oder in Schuppen 
das Gold führt; weiter gegen die Tiefe zu treten goldhaltige 
Eisen- und Kupferkiese mit Quarz auf, während das metal- 
lische Gold verschwindet. In der Weltausstellung waren 
einige Dutzend Goldstufen von. diesem Gebiete ausgestellt, 
die von einer halben Unze (circa 1 Wiener Loth) bis 1 Vj Pfd. 
(1 Wiener Pfund) wogen. 

Interessanter sind die Silbergänge und deren Erze. 

Schon von Weitem sollen diese Gänge, deren es eben- 
falls viele gibt, und die parallel mit den Goldgängeu strei- 
chen, durch ihr verwittertes markirtes Aussehen zu erkennen 
sein, die wie breite Fahrstrassen aussehen. 

Gegen die Oberfläche zu sollen sie neben Eisenerzen 
und der gewöhnlichen Ausfüllung von Antimon-Kotbgültig- 
erzen und metallischem Silber etc. oft silberhaltigen Bleiglanz 
in so grosser Menge führen, dass man aus den Massen der 
Ausbisse 500 — 1000 Pfd. schwere Stücke ablösen kann, 
während derselbe gegen die Tiefe zu fast ganz verschwindet. 

Bei der Pariaer Weltausstellung waren 5 Stück 
Erze aus dem Bergwerk Idaho zu sehen. 

Eines davon war ein 200 Pfd. schweres Stück 
derbes Rothgültigerz, das nach den Versuchen 60% fei- 
nes Silber geben soll, die anderen mehr mit Gauggestein 
gemischten Stücke wogen 45 — 800 Pfd. und gaben nach 
den Proben 20 — 30% feines Silber. 

Auch aus dem Baker-Gange im Argentine-District, aus 
dem Elijah Hise und Indigo-Gange im Griffit-District waren 
Silbererze ausgestellt, die bloss an Silber, das eine 582 Dol- 
lars 12 Cts., das andere 1836 Dollars 20 Cts., das dritte 
1804 Dollars 83 Cts. pr. Tonne von 2000 Pfd. Erz ent- 
halten. (Fortsetzung folgt) 

Notiz. 

Bleiberger Union. Das Ministerium des Innern bat ein- 
verständlich mit den anderen betheiligten Centralstellen den 
Bleiberger Bergwerksbeeitzcrn Romuald Holenia, Paul Mühl- 
bacber, J. ß. Egger, Paul Sorgo, Guido Freiherrn v. Lang, 
Carl Trau, Theophil Freilierrn v, Ankershofen und Joseph. 
Kossiu die Errichtung einer Actiengese'llschaft zum Bergbau* . 
betriebe im Bleiberger Bergreviere und zum Handel mit Berg- 
werks pro ducten unter der Firma: nBleiberger Bergwerksunion ** 
bewilligt. 



ANKÜNDIGUNGEN. 



Im Verlage von Johann Ambrosios Barth in Leipzig 
sind erschienen und in allen Buchhandlungen zu haben: 

Surzgefasates Lehrbuch der Massanalvsey 

nebst Anleitungen zu den geeignetsten Trennungsmethoden 
für massanaly tische Bestimmungen und zur quantitativen 
Untersuchung technisch wichtiger Stoffe, bearbeitet von Dr. 
Emil Fleischer Mit in den Text eingedruckten Holz- 
schnitten, gr. 8. geh. fl. 1.78 öst. W. 



Handbuch der analytischen Chemie 

von 
Heinrich Rose. 

Sechste Auflage. Nach dem Tode des Verfassers vollendet 

von R. Finkener. I. Bandes 2. Lief. (Qualitative Analyse). 

gr. 8. geh. fl. 3. 4 öst. W. 

Mit dieser Lieferung ist der erste Band des Werkes voll- 
ständig; die 2. Lieferung des II. Bandes (Schluss des Ganzen) 
dtlrfte bis Ostern 1868 erscheinen. 

Zur Ausführung geneigter Bestellungen empfiehlt sich 

d. J. lanft'sche Ivchhandlaiig in Vlen, 

Kohlmarkt, Nr. 7. 



(i25~j26) Verpaohtung. 

Von Seite des Fünfkirchner Domcnpitels wird hiemit ver- 
öffentlicht: dasfl die *um Besitz der Fünfkirchner Cathedrale ge- 
hörige, in der Nähe der königl. Freistadt Füafkirchen und un- 
weit von der Mohacs-Fiinfkirchner und Fünfkirchen-Kanizsaer 
Eisenbahn gelegene, 41 einfache Grubenmassen und 9251^ 
Quadratklafter enthaltende Szabolcser Kohlengrube vom I . Jän- 
ner 1868 angefangen in Pacht gegeben wird. 

Unternehmungslustigro werden hiemit eingeladen, ihre ver- 
siegelten schriftlichen Offerte bis 31. Jänner 1868 zum Fünf- 
kirchner Domcapitel einzusenden und in der am 31. Jänner 1868 
zu Ftinfkirchen abzuhaltenden Capitelssitzung Vormittags 10 Ühr 
zu erscheinen. 

Die Pachtungsbediugnissc sind bei dem herrschaflichen 
Hofirichter in Fünfkirchen einzusehen. 



(109-116) Mehrere Cylindergebläse 

für beiläufig 5500, 3000, 2000 Kubikfuss WindUeferuog, mit Ba< 
lancier oder Schubstangenbewegnng, vollständig gnt erhalten; 
ein oscillirendes Cylindergebläso für beiläuficr 1500 K.' Windlie- 
ferung, völlig neu; ferner ein completes Feineisenwalzwerk geben 
wir zu äusserst billigen Preisen, fast zu Kohmaterialpreisen, ab 

Fürstlich Fürstenberg'sche Uüttonverwaltang 
Donaueschingen. 



Die Expedition erlaubt sich hofliobBt nm gefUlige Emeaerang der Fränunieratioii zu ersuchen, dantit 
in der Zusendang möglichst keine Unterbrechung eintritt. 

Die Zeitschrift kostet ganzjährig fl. 8 öst. W.; mit Franco-Zusendung durch die k. k. Fest fl. 8.80 öst W. 
Ganzjährigen Fränumeranten liefern wir als werthvoUe Gratisbeilage: „Die Erfahrungen im berg- und 
hüttenmännischen Maschinen-, Bau- und Aufbereitungswesen», zusammengestellt unter der Leitung 
des Herrn k. k. Ministerialrathes Bitter v. Bittinger. 

Zur Bequemlichkeit der resp. H. BL Abonnenten liegt der heutigen Nummer ein gedrucktes Formular 
zum Ausfällen und ein mit unserer Adresse Yersehener Ccuveitbogen bei und bitten wir sich desselben 
gef. bedienen zu wollen. 



Dmck von Carl Fromme in Wien. 



Fttr den Verlmg TenuitworÜleb : Carl Reger. 



1 



P50. Oesterreichische Zeitschrift „ i^*^. 

It. Jahrj^ang. 16. Deeember. 



«ir 



Berg- und Hüttenwesen. 



Verantwortlicher Redacteur: Dr. Otto Freiherr von Hingenau, 

k. k. Ministerialrat]! im Finaosministericun. 

Verlag der O. J. Manz'schen Buchhandlung (Kohlmarkt 7) in Wien. 

Inhalt: Ein Blick auf die Erträgniase des Staatsber^baaes. — Der k. k. Qaecksilber- Bergbau zu Idria (Schlass). — Kleine 
Mhtfa eilungen aas der Pariser Weltausstellung vom Jahre 1867. — Literatur. — Notizen. — Administratives. — Ankündigungen. 



Ein Blick auf die Erträgnisse des Staats- 
bergbaues« 

Der Staatsbergbau bildet eine der EinDnbmsqnellen des 
Staates, und wenn auch bei demselben nicht lediglich die 
finanziellen Ergebniese, sondern auch- der volkswirthschaft* 
liehe Nutzen desselben als ausgiebiger Nahrungszweig 
vieler fär Ackerbau und andere Gewerbe minder günstig 
gelegener Landstriche und dessen Einfluss auf die techni- 
schen Fortschritte des Montanfitcbes überhaupt in Betracht 
gezogen werden müssen, so bleibt doch die Erzielung von 
Erträgnissen für die Staatsbedürfnisse eine demselben ob- 
liegende Aufgabe und eines der wesentlichsten Momente für 
dessen Erhaltung. 

Ein hervorrsgender Professor an der Bergwerksschule 
zu Lüttich pflegte seinen Vorlesungen über Hüttenkunde 
die Definition voranzuschicken : »Die Hüttenkunde ist die 
Lehre, wie man aus Steinen mit Hilfe der Wissenschaft der 
Chemie — Geld machen kann.« So materiell dieser Aus« 
Spruch klingt, so kann demselben doch eine tiefe Wahrheit 
nicht abgesprochen werden, ja er Iftsst sich ganz gut zu 
dem umfassenderen Satze erweitem: «Die Bergbau- und 
Hüttenkunde ist die Lehre, wie man aus Steinen 
mit Hilfe der Wissenschaften der Geologie, Mecha- 
nik und Chemie Geld machen könne! 

Stetige Verluste beim Berg- und Hüttenwesen wür- 
den die Privatindustrie, sehr bald aber endlich auch den 
Staat vom Betriebe abschrecken; denn ohne Aussicht auf 
Ertrag Jahr für Jahr Anlags- und Betriebscapitalien im Berg- 
wesen zu verzehren, könnte nicht einmal durch die volks- 
wirthschaftlichen und wissenschaftlichen Vortheile desselben 
gerechtfertigt werden, weil diese Verluste von der gaüzen 
Nation getragen werden und diese endlich mit Recht müde 
werden müsste, mit ihrer Steuerkraft BevÖlkerungstheile zu 
ernähren, deren Werthproduction stets kleiner als der dar- 
auf gemachte Aufwand wäre. 

Ist es also eine Aufgabe der Staatsverwaltung, den 
Bergbau, sofeme sie denselben auf Rechnung des Staates 
zu treiben für gut findet, auch möglichst so einzurichten, 
dasB er einen Ertrag für die Staatseinnahmen schafft, so ist 
ein Rückblick auf die pecuniären Ergebnisse desselben im- 
merbin von Interesse, und wir erlauben uns daher, ehe wir 



auf die Resultate des eben zu Ende gehenden Jahres über- 
gehen, einen solchen Rückblick auf die vorangegangenen 
Perioden zu werfen. 

Vor uns liegt eine aus den ämtlichen Rechnungsab- 
schlüssen gezogene Uebersicht der Ergubnisse von den Jah- 
ren 1823 his 1863} welche die Staatsbergwerke der ge- 
sammten Monarchie (mit Ausnahme des Salinenwesens) 
enthält. 

Aus derselben entnehmen wir , dass die gesammten 
Staatsbergbaue der ungarischen und nichtungariachen Länder 
des Kaiserstaates in den ersten 25 Jahren dieser Periode 
d. i. von 1 823 bis einschliessig 1 847 (also bis zur Revolution) 
im Ganzen mit einer Ausgabsziffer von 374)968.173 fl- C. M., 
eine Totaleinnahme von 388,852.998 fl. C M., also einen 
reinen Ueberschuss von 13,884.825 fl. C. M. erzielt ha- 
ben. Das gibt im Durchschnitte einen Jahresüberschuss 
von 55S.093 fl. C. M. (oder 582-847 fl. 65 kr. Oe. W.) 

Passiv, d. h. mit einer Jahreseinbusse haben in 
diesem 25jährigen Zeiträume nur 4 Jahre abgeschlossen, 
nämlich die Jahre: 

1824 mit 613.711 fl. Einbnsse 
1829 « 92.115 « D 

1842 « 466.791 d i» 

1843 » 961.959 n « 

Ueber eine Million Guld en Ueberschuss haben er- 
geben 6 Jahre und zwar : 

1825 gab 1,181.355 fl. C M. Ueberschuss 

1826 i> 1»012.964 d « » 

1834 » 1,269.085 „ » « 
1836 D 1,322.845 „ n « 

1839 n 1,500.337 » n » 

1840 ff 1,633.669 „ n « 

Ueber eine halbe Million finden sich berechnet in 
8 Jahren und zwar: 

1827 mit 651.570 fl. C. M. Ueberschuss 

1832 ff 932.524 » » ff 

1833 ff 578.107 ff ff ff 

1835 ff 669.472 » « ,. 

1841 „ 538.732 ff » * 
1845 ff 805.594 » s » 



— 398 



1846 mit 822.006 fl. CM. Ueberschass 

1847 n 953.463 n n 

Unter ein er halben Million sind geblieben 7 Jahre, 
nftmlich die Juhre : 

1^23 mit 172.745 fl. C. M. Ausbeute 

1S2S „ 119.609 n n fl 

1830 fl 267.910 « a « 

18:^1 r, 379.413 fl fl fl 

1837 fl 359556 fl » fl 

1S3S r, 351.419 fl , fl 

1844 fl 497 011 fl fl 
Die Wirren der Revolution von 1848 und deren Nacb- 
wehen, worunter auch eine Unrißestaltung des Rechnungs- 
wesens, entziehen die Jnhre 1848 bis einschliessig 1851 
einer näheren Beleuchtung, weil aus diesen Jahren nur 
lückenhafte Rechnungsabschlüsse vorliegen, welche besser 
ganz unberücksichtigt bleiben. 

Da das letzte uns vorliegende gnuz abgeschlossene 
Rechnung9opersit aus dem Jahre 1863 ist, su kommen noch 
die 12 Jahre 1852 bis einschliessig 1863 zu betrachten, 
welthe weit ungünstigere Resultate auf/zuweisen haben. 

Nur e i n m al in diesen 1 2 Jahren erhebt sich der lieber- 
Bchuss der Bergwesens^ebarung über eine Million Gul- 
den Conv. Münze*), nftmlich im Jahre 1859, welches mit 
1,452 479 fl. C. M. Hb>chlo89. 

Ucber eine halbe Million Gulden weisen nur zwei 
Jahre aus, nämlich: 

1856 ergab 901.299 fl. CM. 
I8i'l fl 9?0 660 „ „ 
Unter einer halben Million Ueberschuss blieben 
3 Jahre und zwar: 

1855 mit 467,967 fl. C. M, Ausbeute 
1860 „ 257.262 „ • fl 

18H2 fl 90.932 n n 
Dagegen finden wir sechs Jahre aus den Zwölfen mit 
namhaften Einbussen verzeichnet und zwar: 

1852 mit 3/295.269 fl. C. M. Einbusse 
1S53 fl 4,617.:<3S fl fl fl 

1854 fl 457.820 „ a fl 

1S57 fl 547.1 r)5 fl fl n 

1858 fl 583 563 fl fl fl 

1863 fl 3,167.783 , « fl 

Diess gibt für d^e-^e zwölf Jahre in Summa eine Ein- 
busse vo«. circa 8,528.400 fl. C. M. (oder 8,954.820 fl. 
Oe. W ), daher für ein Jahr 746.255 fl. Jahresein busse, 
gegen die vor dem J thre 1848 er/.ielten Durchscbnitts- 
Ueberschüase von 555.093 fl. pr. Jahr! Diese Ergebnisse 
der ji'ing:« teil Z^ir erklären einigermassen die Zweifel unse- 
rer Rficiis« ertrctung über die Erhaltun{;BWür<ligkeit des 
St:iat8bergbaiit'S, zumal es mindpstens zweifelhaft ist, ob 
derselben die jedenfalls weit günstigeren Resultate der vor- 
mftrzliclien 25 Jahre bekannt gegeben wurden. 

Das sind die Thataachen, wie sich dieselben aus 
den Zifl'etn der Rechnungsabsciilüsse herausstellen. Es ist 



*) Der leichteren Vergleichnn^ wegen haben wir es vor- 
gezo$;en, die Ergebnisse dieser Periode, da nur 5 Jahre in die 
Zeit der neuen Önterr. Währung zufallen, auf Conventions- 
Münze umzurechnen, da diess einfacher ist, als mehr denn 3«i Jah- 
resabschlüsse in Ost W. umzusetzen. (Bruchtlieile blieben unbe- 
rücksichtigt.) 



zu bemerken, dass nicht alle Einbussen wirkliche Verluste 
sind, sondern dass auch Bauten und productive Anlagen iu 
manchen Jahren die Wagscbale der Erträgnisse als „zu 
leicht« emporschnellten; im Ganzen aber stellt sich heraus^ 
dass die wenigen Jahre der Verwaltung durch Fürst August 
Longin Lobkowitz und die Jahre des Bestandes der Cen- 
tral- Bergbau-Direction zu den günstigeren gehören. 

Mit dem Jahre 1867 ist eine Trennung der Verwaltung 
der SiHatsbergwerke der ungarischen Reichshälfte von de- 
nen der nichtungarischen Reichshälfte eingetreten, und dies- 
seit!« dem gegenwärtigen Leiter des Staatsbergbaues inner- 
halb des Rahmens des Staatsvoranschlages eine etwas freiere 
Bewegung gegönnt worden. Er glaubte, dieselbe insbeson- 
dere zur möglichst raschen Umdrehung des Capitals durch 
Benützung eingetretener günstiger Absatzconjuncturen be- 
nutzen zu sollen, denn nicht aus zinsenlos erliegenden Vor- 
räthen von Erzen und Producten, sondern aus dem Verkauf 
derselben ergeben sich die Mittel zu verstärktem Betrieb 
Und die Chancen des Ertrages. Der Aufschwung des Eisen- 
wesens wirkte belebend ein und ein frischerer Geist, der mit 
der freieren Bewegung sich einstellte, förderte den Erfolg. 

Dhs Jahr 1867 dürfte die letzten 40 Jahre um eine 
namhafte Ertragsziffer übertreffen. Von Monat zu Monat, 
von Vierteljahr zu Vierteljahr die Ergebnisse des Bergwerks- 
betriebes aufmerksam verfolgend und in steter Vergleichung 
mit dem Voranschlage prüfend , ui der Verfasser dieser 
Zeilen in der Lage, jetzt schon folgende erfreuliche Thatsa- 
chen mit/.utheilen, welche übrigens lediglich auf die 3 abgelau- 
fenen Quartale und nur auf den Staatsbergbau der nie htun- 
garischen Reichshälfte sich beziehen, da die Ergeb- 
nisse der ungarischen Hälfte hier noch nicht bekannt sind. 

Nach dem Staatd-Voranschlage für das Jahr 1867 war 
ein Ueberschuss in Aussicht genommen, welcher sich auf 
die Zeit vom 1. Jänner bis 1. Octuber, also für das I., IL 
und III Quartal mit 837.515 fl Oe. W.*) beziffert. 

In Wirkliehk*it sind bis 1. October, also iu obigen drei 
Quartalen, an die Staats Centralcasse aus den Staatsberg- 
werken der nichtungarischen Reich^hälfte abgeliefert worden: 

3,885.728 fl. 82 kr. Oe. W. 
davon müssen abgezogen 
werden die denselben Berg- 
bauen ausbezahlten Verlä- 
ge mit 1. 505.895 fl 21% kr. Oe. W. 

ETs verbleiben somit . . . 2,379.833 fl. 60 y^ kr. Oe. W. 
als bare Abfuhr in den ersten drei Quartalen, oder um 
1.542.318 fl. 6OV2 l^r. mehr als im Voranschläge prälimi- 
nirt wnr. 

Es kann hinzugefügt werden, dass in den ersten Tagen 
des Monats October noch 237.362 fl., welche aus den Ueber- 
schüssen der Gebarung der ersten drei Quartale stammeu, 
eingeL'angen sind, wodurch sich die Gesammtabfuhr auf- 
2 667.195 fl. 60 Vi kr. Oe. W. (oder 2,540- 197 fl. C. M.) 
steigert. Mit Schluss des Jahres 1867 durfte daher die Zif- 
fer von mindestens 3,000.000 fl. Ueberschuss resulti- 
ren,die vom Staatsbergbau der ganzen Monarchie seit 40 
Jahren noch nie in einem Jahre erreicht worden ist. 



♦) Da es sich hier um die Gegenwart handelt, werden die 
Ziffern in Österr. Whrg. angeführt, nur bei einem der Uauptre- 
sultate, welches unwillkürlich zur Vergleichung heraunfortiert, 
wird in Paranthese die LJmrechouug iu Conventions-Münze 
beigefügt 



a99 



Das in diesem Resultate der Aufschwung des Eisenwesensund 
der Verkauf von Productenvorrätben des Vorjahres eine 
nicht unwesentliche Rolle spielen, ist selbstverständlich; 
allein es wird' nach Abschiuss des ganzen Jahres nachge- 
wiesen werden, dass auch die Steiokohlenwerke und die 
Silber-, Blei-, Kupfer- und anderen firzbergbaue namhafte 
UeberschuBse über das Präliminar geliefert haben und die 
eigentlichen Verwaltungsausgaben wesentlich gesunken sind. 
Dagegen haben die productiven Betriebsausgaben sich kei> 
neswegs in den Grenzen des Präliminars gehalten; aber diese 
Ausgabenüberschreitung ist durch grössere Einnahmen mehr 
als ausge£!lichen. Beispielsweise möge nur angeführt sein, 
dass nach vorliegenden Rechnungen für die sogenannten 
„anderen Montanwerke** (d. i. alle Bergbaue und Hütten mit 
Ausnahme der Eisen- und Steinkohlenwerke) im Voran« 
schlage für die ersten drei Quartale 3.042 330 fl. Ausgabe 
(Erforderniss) und 3,479.092 fl. Einnahme (Bedeckung) prä- 
liminirt waren; jedoch 4,269.802 fl. 65 kr. wirklich ausgege- 
ben worden sind, dagegen aber sind 5,023.480 6. 11 kr. 
eingenommen worden, so dass die Einnahme die Ausgabe 
um 753.677 fl. 46 kr. überstiegen hat, während im Präli< 
minar nur 436.762 fl. in Aussicht gestellt waren, also ein 
um 316 915 fl. günstigeres Ergebniss resultirte. Noch 
weit günstiger stellt es sich bei den Eisenwerken^ es schien 
aber angemessen, das gewählte Beispiel gerade nicht aus 
der Rubrik nEiseowesenu zu entnehmen, um zu zeigen, 
dass die günstigeren Erfolge des Jahres 1867 nicht aus- 
schliesslich der glücklichen Eisen-Absatz-Conjunctur zu 
danken sind, sondern in allen Zweigen erzielt worden 
sind. Nähere Details, welche bald möglichst nach Abschiuss 
des Jahres mitgetheilt werden sollen, werden das Gesagte 
erläutern and Schlüsse und Vergleichungen ermöglichen. 

0. H. 



Der k. k. Ctuecksilber-Bergbau zu Idria. 

Von dem k. k. Bergwerks-Exspectanten Anton Tsohebull. 
(Schluss.) 

Es bleibt jetzt noch zu erwähnen, an welchen Punkten 
die Wässer der Grube zusitzen. 

Der grösste Theil der Grubenwässer sitzt durch die 
Schächte zu. Schon während des Abteufens werden durch 
die verschiedensten Blatt- und Gesteinsscheidungen viele 
Wässer erbaut, die Anfangs im Sehachttiefsten zusitzen 
und späterhin den gleichen Abzug beibehalten, wenn auch 
der Schacht tiefer geht. So heben die Franzisci- und die 
Ferdinandikunst ausschliesslich nur eigene Schachtwässer. 

Ein ganz unbedeutender Theil der Grubenwässer sitzt 
an einzelnen Punkten des ausgedehnten Grubenbaues zu. 

Im Horizonte des Antoni-EinfahrtsstoUens sitxt dem- 
selben eine unbedeutende Menge Wässer zu, diö auch durch 
denselben abfliessen. 

Durch den Josefistollen, im Horizonte des Antonistol- 
lens, wurde durch Abquerung von Sandstein- und Schiefer- 
Bcheidungen etwas Wasser erbaut, das jedoch theils durch 
den Josefistollen zu Tage abfliesst, theils durch die Josefi- 
rollen auf Achazi-, von hier weiter auf Floriani- und durch 
die alten Abbaue hindurch auf Mittelfeld sickert. Da dieses 
Wasser in den alten Abbauen viele Kiese zersetzt, so ist 
diess auch die Ursache, warum es beim Wiederersch'einen 
auf Mittelfeld (in der Umgebung der alten Stefanirollen) so 
okrig ist. Von hier fliesst dasselbe Wasser durch die Juliani- 



roUe auf Hauptfeld, und hier durch Rinnen ins Auersperg- 
Gesenk, und sitzt durch dieses auf Wasserfeld ab. Auf 
Wasserfeld läuft es nach der Strecke fort, und wird am Rreuz- 
gestänge v^on dem Joscfi-Gesenk in das Kaschnitz- Gesenk 
geführt. Vom Clemonti-Lauf, auf welchen das Wasser durch 
das Kaschnitz-Gesenk gelangt, sitzt es wieder weiter nach 
der Lagerschiefer- Scheidung auf Hauptinannsfeld nieder, 
wo es zu Anfang des Li^gt^ndschlages zum Vorschein kommt, 
und nach der gleichen Scheidung des Lagerschiefera abwärts 
sickernd zwischen der Gerstorfrolle und dem Stadler-Gesenk 
sichtbar wird; endlich, nach der gleichen Scheidung abwärts 
dringend, auf Barbarafeld zwischen Stadler- und Nr. 13 
Gesenk den tiefsten Horizont erreicht, und nach der Haupt- 
strecke in den Barbara-Sumpf abfliesst. 

Das ursprünglich vom obersten Horizont herrührende 
ganz unbedeutende Wasserqunntum wird durch neu zu- 
sitzende Wässer nach seinem ganzen VerUufe verstärkt, und 
die gnnze Menge desselben betrug nach Messung^en, die am 
4. Juli 1866 vorgenommen wurden, pr. Minute nurO'i82K.' 

Die der obersten Abtheilung der Attems'schen Rollen 
zusitzenden Wässer werden, wie schon bemerkt, alle Wochen 
einmal in Kübeln auf den Antoni- Stollen-Horizont durch 
Menschenkraft gehoben. 

Die Wässer, die in der Fortsetzung der Attems'schen 
Rollen bis auf Achazifeld zusitzen, gelautzen durch die so- 
genannte Buckelrolle auf Fiorianifeld und von hier durch 
das Schärfenberg-Gesenk auf Mitt<'lfeld, von wo sie in Rin* 
neu zum Theresia-Schacht abgeleitet werden, recte in den 
Saugkasten des Drucksatzes. Dieser Zufluss betrug am 4. 
Juli 1866 0055 K/ pr. Minute. 

Im Horizonte des Achazi- und Florianifeldes sitzen 
anderwärts keine neuen Wässer zu. 

Am Mittelfeld-Horizont wurde durch einen liegenden 
Schlag, den sogenannten Morelli-Schlag, in der Schiefer- und 
Sandsteinscheidung Wasser erbaut, dessen Menge am 4. 
Juli 1866 pr. Minute 0*435 K.' betrug. Dieses Waaser wird 
in Gemeinschaft mit dem Schärfenberg-Gesenkwasser dem 
Drncksatz bei Theresia-Schacht zugeführt. 

Ein weiterer Liegend Schlag auf Mittelfeld, vom The- 
resia-Schacht gegen, die alten schon vorsetzten AchaziroUen 
geführt, gibt pr. Minute 0*135 Kr* zu^itzende Wässer. 

Ein weiteres Wasser wurde auf Mittelfeld durch den 
Liegend- Vorbau, 90 vor dem Ferdinandi-Schacht, in der 
Sandsteioscheidung erbaut. Dasselbe wurde jedoch durch 
einen im 'Jahre 1850 errichteten hölzernen Reildamm abge- 
dämmt; nur eine ganz unbedeutende Menge dringt durch 
das Gestein auf die Laufstrecke hervor, wo es sich verliert, 
— verdunstet. 

Das in Maria-Geburt-Schlag auf Hauptfeld erscheinende 
Wasser geht nach der Maria- Geburt- Rolle bis auf Wasser- 
feld nieder, von wo es nach der Lnufsohle dem Barbara- 
Schachte zufliesst; die Menge ist sehr gering. 

Auf Gross-Herzogsfeld kommt ein speciell neues Was- 
ser nirgends zam Vorschein. Im Westen vom Franzisci- 
Schacht hat man durch Vorbaue die Sandsteinscheidung 
und damit auch Wasser angefahren, das man jedoch durch 
eine im Jahre 1820 Erbaute Verdammung abgedämmt hat, 
die immer sehr gut hält. 

An dem Breiten berger Gesenk auf Wasserfeld sitzt 
zeitweilig Wasser zu. Dasselbe dürfte wohl wahrscheinlich 
nach den abwechselnden Schiefer-, Sandstein- und Conglo- 
merat-Scheidungen vom Barbara- Schacht bieher absitzeD. 



— 400 — 



Dasselbe tropft durchs Breitenb erger Gesenk weiter auf 
Clementi- und Hauptmannafeld, wo es am Hauptlauf wieder 
zum Vorschein kommt und zum Barbarascbacht abfliesst. 
Eine Spur von diesem Wasser zeigt sich auch in der Haupt» 
mannsroUe gegen Carolifeld. Der Zufluss ist ganz unbedeu- 
tend, jedoch hinreichend, um die in Mauerung gesetzten 
Strecken und Gesenke früher zu Grunde zu richten. 

Auf Clementilauf sitzen nirgends neue Wässer zu. 

Unter Clementi-Lauf kommt im Schlick*8chen Gesenk 
ein Wasser hervor, das gewiss auch vom Barbara-Schacht 
berkoMimen wird und wahrscheinlich dasselbe Wasser ist, 
das man in dem Abbau nächst dem Schlick'schen GcBenk 
auf Wasserfeld erbaute, und das ganz bestimmt vom Bar- 
bara-Schacht herrührte. Diese unbedeutende Menge kommt 
auf Carolifeld, wo es mit dem Franzisci- Wasser zu Barbara- 
Schacht abfliesst. 

Caroli- und Hauptmannsfeld besitzen keinen Wasser- 
zufluss, der nicht oben schon erwähnt worden wäre. 

Auf Barbarafeld ist, ausser den am Hauptlauf beim 
Stadler-Gesenk zum Vorschein kommenden, und den durch 
die Verdammung hus dem zum Theresia-Schachte führenden 
Stollen zusitzendeu Wässern , nur in der Umgebung des 
Meier-Gesenkes ein neues, aus Sandstein- Scheidungen zu- 
eitzeitdes Wasser vorhanden, das jedoch mit dem Abteufen 
des Josefi Schachtes und seit dem Betrieb des Josefi Laufes 
unter Barbarafeld sich noch nicht verlor. Wahrscheinlich 
sind jene. 1*6! K.' Wasser pr. Minute, die am Josefi-Schacht- 
Sumpf und Josefi- Laufstrecke zusitzen, die ehemaligen Wäs- 
ser vom Meier-Gesenk. 

Die Wartung der Künste. 

Das gesammte Kunstwärter- Personal, das zur Wartung 
sämmtlieher 5 Künste unter Aufsicht eines Oberkunststei- 
gers in Verwendung ist, besteht aus 13 Mann Kunststeiger, 

Sie verfahren 123tündige Schichten und besorgen die 
Wartung der einzelnen Art. 

Die Ferdinandikunst hat nur wegen ihrer grösseren 
Entfernung von den übrigen Kiinsten eigene 2 Mann Kunst- 
steiger. Bei Liederungen der Sätze und anderen Reparatio- 
nen etc. werden Kuustwärter vom Josefi-Schacht als Aus- 
hilfe beigegeben. 

Die Künste am Theresia-^ Barbara- und Franzisci- 
Schachte werden von 5 Mann Kunststeiger, 3 bei Tag und 
2 bei Nacht, gewartet. 

Die Hauptwasserhaltungsmaschine am Josefi-Schacht 
beansprucht zu ihrer Wartung 6 Mann Kunststeiger, 3 über 
Tags und 3 bei Nacht. 

Sämmtliche Zupfentager und andere sich reibende Flä- 
chen an den Wasserrädern, Haupt- und Neben Schwingen, 
an den Kunstkreuzen etc. müssen des Tages 4ma1, in je 6 
Stunden einmal, mit Baumöl geschmiert werden. DiePlun- 
gerkolben werden mit Uuschlitt geschmiert und zwar in 24 
Stunden zweimal. 

Die Dauer der Wasserräder. 

Die Dauer eines Kunstrades ist in Idria von verschie- 
denen Factoren abhängig. Ausser einer sehr fleissigen Ar- 
beit, genau geschnittenen Ueberpiattungen und Verzapfun- 
gen der Arme, ganz gleicher Länge derHanpt- und Hilfsarme 
etc. erc ist es ein Haupterfordemiss einer zu erwartenden 
langen Dauer, dass das dazu benutzte Bauholz nur im ganz 
trockenen Zustande in Verwendung komme. 



Von den bestehenden Kansträdem ist das am Barbara- 
Schacht das älteste; es besteht bereits seit 22 Jahren und 
leistet noch ganz genügende Dienste. 

Dann kommt jenes am Franzisci-Schacht mit einer 
Dauer von 15 Jahren, in einem noch angehend guten Zu- 
stande. 

Das im Juli ] 866 abgetragene Kunstrad am Josefi- 
Schacht hat durch )3 Jahre gedauert. Dasselbe musste in. 
den letzten 2 Jahren durch S schmiedeiserne Reife, die 
um das Rad gespannt wurden, zusammengehalten werden. 
Es ist diess das stärkste aller Kunsträder. 

DasKunstrad am Ferdinand! Schacht besitzt den gröss- 
ten Raddurchmesser (7^ 30 ^^^ währt bereits 12 Jahre. 

Das Theresia-Kunstrad wurde vor 8 Jahren erbaut und 
befindet sich in einem sehr guten Zustande. 

Durch Unreinigkeiten und Geschiebe leiden die Was- 
serräder im Ganzen genommen nicht, da das Aufschlagwas- 
ser in allen 3 Wasserleitungen sehr rein ist. Da die 3 Ge- 
rinne lang sind, so setzt sich schon zu Anfang alles zu 
Boden. 

Ferner sind die Gerinne auch gedeckt, es bildet sich 
kein Eis in denselben, und daher gibt es von dieser Seite 
keine Abnützung der Zellenwände und des Schaufelbodens. 

Am meisten leiden die Kunsträder durch die Eismas- 
sen, die sich in der kalten Winterszeit an den Radarmen 
and Radkränzen bilden. 

Obwohl sämmtliche Radstuben ganz gemauert und noch 
weiters verschalt sind, so ist doch nicht möglich, diese 
letztere Art Eisbildung zu verhindern. 

Nutz-Effecto. 
a) Der Ferdinandi-Kunst: 
Rohkraft: 3*98 Pferdekräfte. 

Leistung: pr. Minute werden 0675 K*^ aus einer 
Tiefe von 57*3^ gehoben, somit die Arbeit gleich 

0-675 X 57-3 X 6 X 56 4 



430 



= 30*54 Pferdekräfte pr. 



Minute, oder pr. Secunde 0*509 Pferdekraft 

Absoluter Nutz-Effect: 0509 : 3*98 = 12-8%. 

b) Der Theresia-Kunst: 
Rohkraft: 1416 Pferdekräfte. 

Leistung: pr. Minute 4 667 K.' ans 107•84^ und 
0-625 K.' aus 58-56^ Tiefe, somit 
/ 4 667 X t07 84 X 6 + 625 X 58*56 X 6 \ 56*4 
l 430 • / 60 ~ 

7081 Pferdekräfte pr. Secunde. 

AbsoluterNutz-Effect: 7-081: 14'16 = 50-58%. 

c) Der Franzisci-Kunst: 
Rohkraft: 2*6 Pferdekräfte. 

Leistung: 0*268 K.' pr. Minute auf 39® Höhe, somit 

1-268 X 39 X 6 X 56-4 



430 



= 82 254 Pferdekräfte pr. 



Minute, oder aber hieraus 82*254 : 60 pr. Secunde 1*371 
Pferdekräfte. 

AbsoluterNutz-Effect: 1-371:2'6 = 52*77o^ 

d) Der Barbara-Kunst: 

Rohkrafi: 4 92 Pferdekräfte. 



— 401 



Leistnng: pr. Minate 3 004 K/ aof 9-570 gohe ge- 

,^,^„^ 3004 X 9-57 X6X 56 4 _ ^2.624 Pfdkrft.. 
430 

Absoluter Nutz-Effect: 0-377:4-92 = S'öVo- 

e) Der Josefi-KuDSt: 

Roh kraft: 33*15 Pferdekräfte. 

Leistung: l'6t K/ pr. Minute auf \\P Höhe und 
9-545 K/ pr. Minute auf 111-51^ Höhe, daher 

(1-61 X 14 X 6 + 9-545 X H l'öl X 6) ^3^= 855 367 

PferdekrÄfte pr. Minute, oder 14'22 Pfdkft. pr. Secunde. 

Absoluter Nutz -Effect der gesammten Maschine: 
14-22 -33 15 =42-89%- 

I^ria, im August 1866. 



Nachschrift der Redaction. 
Wir schliessen hiemit diese etwas umständliche Dar- 
stellung von Idria, obwolil das uns zur Vf rfügung gestellte 
Manuscript noch vinle ziffermässi^e Daten über Kosten des 
Kunstwesens und manche andere Bemerkungen zu dein von 
uns Abgedruckten enthält. Der Zweck der Veröffentlichung 
war hauptsächlich der, in dit-st^n Blättern den gegenwärtigen 
Zustand Hes Idriaer Ber^zbaues festzuhalten, um seiner Zeit, 
wenn wesentliche Fortschritte in der Erkenntniss seiner La- 
gerstätten un*i in deren Ausbeutung gewonnen sein werden, 
auf diesen Standpunkt vergleicliend zuiüikblicken zu kön- 
nen. Es soll hieniit eine nGedingstufett gegeben sein, na«'h 
welcher weiteres VorwärtSj«elirHiren gemesMen werden kann. 
Und Vorwärts! muss es mitidria gehe •; es hat eine scliÖne 
Zukunft und der Weg dazu ist zu finden, wenn man 
benutzt, was die Trins : Geologie, Mechanik und Chemie an 
neueu Errungenschaften bieten. 0. H. 



Kleine Mittheilungen aus der Pariser Welt- 
Ausstellung vom Jahre 1867. 

Von Eduard Windakiewicz. 

(Scbluss.) 

8. Arbeit am Gestein. 

Bei den »usge.itellten Maschinen fär das Bohren im 
Gestein machten hieb zwei Principe zeltend: 

1. Stossend und drehend, wie bei der Handarbeit. 

2 Drückend und drehend. 

Erstere war^n w -gen der Comprimirburkeit der Luft 
beim Rücksto-ts und wegen der Ventilation der Grube zum 
Betrieb mit comprimirter Luft, und letztere wegen Erlangung 
eines grossen und unnachgiebigen Druckes Kum Betrieb mit 
Wasserkraft eingerichtet. 

Die erste Art von Maschinen bohrte ganz hohle Löcher 
aus, wfthrend die /.weite nur einen Ring (Schramm) um 
einen in der Mitte zurückbleibenden und erst abzubrechen- 
den Gesteinskern ausbohrte. 

Bei dieser wurde der .Meissel, bei jener der Lechat'sche 
Bohrer mit schwarzen Diamanten als Werkzeug zum Bohre.n 
angewendet. 

Die Ingenieurs der südlichen französischen Eisen- 
bahngeselischaft de la RocheTolay und T. E. Perrot 



hatten eine Maschine mit dem Leebat' sehen Bohrer aus- 
gestellt. 

Da dieselbe in den Mittheilungen über die allgemeine 
Industrie- Ausstellung zu Paris 1867 von P. Ritter von 
Rittinger beschrieben ist, so will ich nur einige Bemer- 
kungen über den eigentlichen Bohrer hier anführen. 

Er besteht aus einem 1 — 1 ^/^'* im Durchmesser in der 
inneren Lichte grossen, dann etwas über 'd**' dicken und 
ly^" hohen eisernen Cjlinder, in welchem auf dem einen 
offenen Ende in den Mantel 4 Stück schwarze Diamanten 
von der Grösse eines grossen Linseokornes ganz unregel- 
mässig vertheilt, fest eingesetzt oder vielmehr im teigigen 
(weissglühenden) Zustande des eisernen Cjlinders einge- 
drückt oder gleichsam eingeschweisst worden sein mussten. 

Der Bohrcylinder wird auf eine am Ende zum Aufsetzen 
desselben dünner abgedrehte Bohrstange fest aufgeschoben 
und durch einen zurückgelassenen Ansatz an der weiteren 
V«)rschiebung gehindert. Der rückbleibende Gesteinskern 
muss bei diesem Bohrer sehr oft abgebrochen werden, da 
der Bohrer vermöge seiner geringen Höhe nicht tief wirken 
kann, und muss deshalb die Maschine sehr oft in der Arbeit 
unterbrochen werden, was ihre praktische Anwendbarkeit 
herabsetzt. 

lu dem vorgelegten Gesteinsblock waren auch keine 
tiefen Bohrlöcher auf einmal , während der Produetion 
gebohrt. 

Alle angebohrten Löcher gingen horizontal in das Ge- 
stein, weil die Maschine für Neigungen auch nichc einge- 
richtet war. 

Viel einfacher und praktischer war die Steinhohrma- 
sehine von F. D. Döring in Dortmund, nach dem ersten • 
Principe construirt. 

Die Construction dieser Maschine ist bis auf das Um- 
setzen des Bohrers und Vorwärcssehieben auf dem Rahmen 
etc. sehr ähnlich jener von Tigler in Ruhrort, wie sie P. R. 
V. Rittinger in seinen Mittheilui gen beschreibt, deshalb ich 
die weitere Beschreibnig hier übergebe und nur einige Vor- 
theile der:>elben angeben will. 

Die Vortheile, welche diese Maschine auszeichnen, sind: 

1. Die Steuerung des Schiebers und der Mechanismus 
für die drehende wie für die vorrückende Bewegung des 
Kolbens sind mit diesem nicht direct verbunden, sie haben 
alsD weder von seiner Geschwindigkeit, noch von den harten 
Schlägen, welche derselbe auf die Steiufläche ausübt, zu 
leiden. 

Der Mechanismus für die Vorrücknng tritt immer erst 
dann inThätigkeit, wenn der Bohrer in den Stein bis zu einer 
gewissen Tiefe gedrungen i:*t, so dass der Kolben immer 
seinen vollen Hub machen kann. 

2. Die Bewegung des Schiebers ist so eingerichtet, 
dass der Kolben bei seiner Rückwiirtsbewegung den vollen 
Hub machen kann, ohne jedoch dabei an den Cjlinderdeckel 
anzuschlagen, während bei der Vorwärtsbewegung die Um- 
steuerung nur in dem Augenblicke erfolgt, wo der Bohrer 
gegen den Stein schlägt, so dass man die volle dem Kolben 
ert heilte Kraft vollständig ausnützt. 

3. Die ausserordentliche Leichtigkeit und Compact- 
heit der Maschine (die eigentliche Arbeitsmaschine ist bloss 
105 Pfd. schwer) machen sie bequem für die Handha- 
bung selbst in niedrigen und engen Strecken, und gewähren 
die Möglichkeit, vor Ort Bohrlöcher in irgend einer beliebigen 
Richtung anzusetzen. * 



— 402 



4. Die Art des gewähUen GeetelU Ifiest dem Arbeiter 
die vordere Seite fast ganz frei, un<i befäliigt die Maschine 
in beliebiger Richtunt; anzubringen. Alle Befestigangen 
sind mit nur 3 Schrauben bewirkt, so dass eine Aenderung 
in der Stellung der Maschine kaum 5 Minuren Zeit erfordert. 

Diese Art von Steinbohrmascbinnn ist im täglichen 
Gebrauche in den Galmey^Gruben der Vieille Montagne, zu 
Moresnet bei Aachen. 

Die Kosten des Stollenbetriebes sind daselbst gegen 
Menschenarbeit von 175 Francs auf 9«*) Francs pr. Meter 
herabgesunken und die Leistung war 272 S^'^^ser. Im Gan- 
zen gestalten sich dort die Get^ammtkosten beim Gebrauche 
der Maschine, worunter die Instandhaltung allein mit 12 
Francs 25 Cts. vertreten ist, auf 1 20 Francs 66 Cts. pr. 1 
Metbr gegen 1 94 Francs 88 Cts. bei der Handarbeit. 

Eigenthümlii'h war noch bei dieser Maschine auch die 
Form des Meisselbohrers (Flügelbohrer), dessen Endspitzen 
etwas zetförmig, des besseren Angriffes wegen, umgebogen 
waren, da der Widerstand dort am ^rössten ist, wo die 
Sohle mit der Wundung des Bohrloches die Ecken bildet. 

Ich wohnte am 17. September 1. J. durch längere Zeit 
dem Bohren der Mai«chine in festem Granit bei. 

Die Leistung war 9 Zoll pr. 5 Minuten; nach 9^' Boh- 
ren musste ein neuer Bohrer, weil der andere schon stumpf 
war, angesetzt werden. Die Luft war auf 1 V2 Atmosphären 
compriinirt und zur Compression waren 4 Pferdekräfte 
nöthig. 

Für den Betrieb der Kaiser Josefi II. ErbstoUensFeld- 
örter würden solche Maschinen auch sehr gute Dienste 
leisten. 

Die übrigen ausgestellten Bohrmaschinen sind in den 
erwähnten Mirtheilungen enthalten. 

Zum Ausbohren von Stollen- und schächtmässigen gros- 
sen Bohrlöchern waren auch einige Maschinen ausgestellt. 

Die vorzüglichste für Stollen war jene von den engli- 
schen Capitänen Beaumonjb und Looock. 



Literatur. 

Reise der österrelohlsolieii Fregratte Novara tun die Erde 
etO. etc. Geologischer Theil, IL Band von Dr. Ferdinand v. 
Hochstetter. Wien, k. k, Hof- und Staatsdruckerei 1867. 
In Commission bei Carl Gerold Sohn. 

So reichhaltig dieser Theil an geologischen und paläonto- 
logiscben Daten int, unter denen die geologische Beschreibung 
der Insel St. Paul eine in sich abgeschlossene Monographie im 
Sinne des Wortes bildet, enthält dieser Band für den eigentli- 
chen Bergmann weniger direet Interessantes als der erste Theil, 
welcher das an Lagerstätten reiche Neuseeland behandelt Aber 
anch hier werden bergmännische Beziehungen, wo sie sich 
darbieten, nicht übergangen, so z. B. die Dioritgänge in Capland, 
die Tboneisenfltein-, Brauneisenstein- und Sumpferz-Bildungen 
daselbst, die für das Studium der jungen erzführenden Trachyt- 
gebirge lehrreichen Darstellungen der RhyoUthe und Rhyolit- Tuffe 
in St. Paul, das Vorkommen von Kohlen und nutzbaren Gestei- 
nen auf den Nicobaren (v Hochstetter gibt die Möglichkeit von 
Kupferlagerstätten zu, ohne bei seinem kurzen Aufenthalte die si- 
chere Ueberzengung darüber gewonnen zu haben.) — Die Aus- 
flüge in die yulcNnische Gegend Java^s und die Stewart Atoll im 
stillen Ocean sind anziehende geologische Beschreibungen. Die 
zweite Abtheilung des Haches enthält die Beschreibung der 
Korallen aus Java von Prof. Dr. Reuss und die der Foramini- 
feren von Kar-Nicobar von Dr. C. Schwager mit Tafeln sehr 
gut ausgeführter Abbildungen. O. H. 



Notizen. 

Frequenz der Bergaoademien Leoben nnd Pfibram für 
das Studienjalir 1867/B8. 

Nach den vorliegenden Aufnahmskat^logen der Bergaca- 
demien Leoben und Pfibram für das Studienjahr I867/B8 befin- 
den sich an denselben zusammen 44 studirende Zöglinge, welche 
sich nach der genannten Lehranstalt wie folgt vertheilen. 

A. Bergacademie Leoben: 

L Jahrgang (Bergeurs) ordentliche Zöglinge 5 

ausserordentliche „ 1 

n. Jahrgang (HUttencurs) . ordentliche Zöglinge 5 
ausserordentliche „ 2 

Gäste . . . 4 

11 

Zusammen 1 7 

B. Bergacademie PiFibram. 

L Jahrgang (Bergeurs) ordentliche Zöglinge 5 

ausserordentliche „ 7 

II. Jahrgang (Hüttencurs) ordentliche Zöglinge 13 
ausserordentliche „ 2 

15 
Zusammen 27 
Im Vergleich mit dem Vorjahre hat sich die Zahl der berg- 
academischen Zöglinge verringert: 

an der Leobner Bergacademie um tt 

an der Pfibramer Bergacademie nm 3 

Zusammen nm 9 

Von den 28 ordentlichen bergacademischen Zög- 
lingen sind mit Montanstipendien betheilt: 

an der Leobner Bergacademie . 7 

an der Pfibramer Bergacademie 12 

Zusanunen 19 
Absolvirte Juristen befinden sich: 

an der Leobner Bergacademie . . 1 

an der PHbramer Bergacademie 1 

Zusammen 2 

Montanhofbuchhaltungs-Praktikanten sind unter 
den studirenden Bergzöglingen des laufenden Studienjahres nicht 
vertreten. — Ausländer befinden sich nur 2 an der Leobner 
Academie. 

Die Verthe^ung der bergacademischen Zöglinge nach den 
österreichischen nnd ausserösterreichischen Staaten, sowie nach 
den Lehranstalten macht die folgende Tabelle ersichtlich: 





Lehranstalt 


Q 


Tn 


1 


6 ebnrtaland 










Leoben | Pfibram 


N 


% 




A. Inländer: 












Böhmen 


— 


19 


19 


45-2 




Mähren 


1 


6 


7 


16-7 




Steiermark 


5 


— 


5 


12 




Oesterreich 


3 


1 


4 


9-5 




Schlesien . . . . . . . 


2 


~ 


2 


4-7 




Krain 


1 


— 


1 . 


2-4 




Galizien . . . J . . . 


— 


1 


1 


2-4 




Croatien 


1 


— 


1 


2-4 




Ungarn 


2 


— 


2 

42 


4-7 




Zusammen Inländer . . . 


15 


27 


100 


B. Ausländer. 












Prenssen 


1 


— 


1 






England 


1 


— 


1 
2 






Zusammen Ausländer . . 


2 


— J 







— 403 — 



18G8. 

An der Sohemnitzer Bergacademie befinden sich 
auB den deatscfa-slavischen Provinzen: 

Im ersten Jahrgange ......... 12 

„ zweiten „ 15 

„ dritten „ 8 

„ vierten „ 3 

Aosserordentlicbe Eleven und Gäste 3 

Zusammen 47 
Hiezu Ungarn und Siebenbürgen 45 

Totalsumma 92 

Dagegen befinden sich unter den circa 35 Forsteleven nur 
7 Ausländer, u. z. im dritten Jahrgänge 3, im zweiten 1 und im 
ersten 4. 



Nachschrift Seit dieser mit Anfang des Studienjahres 
zusammengestellten Uebersicht haben sich einige kleine Verän- 
derungen ergeben. An der Pfibramer Academie hat sich die Zahl 
der ausserordentlichen Zöglinge dadurch vermindert, dass einige 
derselben nach Ablegung rückständiger Prüfungen des Vorcurses 
als ordentliche Zöglinge immatriculirt wurden. In Leoben ist ein 
Ausländer (Sachse) neu eingetreten, wodurch sich die Summe auf 
18 erhöht hat Die Red. 

Ein Unglüoksfall in Leoben. Ein Unglücksfall, der sich 
in dem Franz v. Majr'scben Kohlenwerke „Seegraben** am 
30. November ereignete, verdient vielleicht einige Aufmerksamkeit, 
nicht. wegen seiner tragischen Grossartigkeit, sondern wegen der 
eigenthttmlichen Umstände, unter denen er stattfand, die nach 
menschlicher Berechnung selbst die Möglichkeit eines derartigen 
Unglückes ausgeschlossen hätten. Nördlich vom Theodora- Schacht 
in einer Entfernung von 15 Klaftern wird beiläufig nach 6^ ein 
Stollen getrieben, der dem Zwecke dienen soll, nach Abteufung 
eines t^chachtes aus demselben, die Wetterführung in der Grube 
zu begünstigen, und vor Allem durch ihn Versatzberge vom Tage 
zum tiefsten Punkte der Grube, dem Theodora- Horizonte zu för- 
dern, um die gegenwärtig nöthige VersatzfÖrderung in der Grube 
durch eine zweckmässigere ober Tags zu ersetzen. Der Stollen, 
in den schönsten Dimensionen angelegt, 8' an der Sohle, 6' an 
der First breit, bei einer gleichzeitigen Höhe von ^^2** ^^^ ^^^ 
nun in einer Gesammtlänge von 40 Klaftern, führt zunächst durch 
eine 6^ mächtige Conglomeratschichte und dann durch 34^ eines 
dichten Sandsteines, der so fest ist, dass er an anderen Strecken 
der Grube bis auf Längen von 20^ ohne alle Zimmerung gelas- 
sen werden konnte. Dennoch wurde aber hier in diesem Stollen 
eine äusserst solide Zimmerung von 8 und 9zölUgen Stempeln 
und Kappen mit Rücksicht darauf ausgeführt, dass man dem 
Nachsetzen des Gebirges bei Eröffnung tieferer Verhaue thun- 
lichst begegnen wollte. Von 5 zu 5' stand je ein vollständiges 9'' 
Gruben- und dazwischen immer je ein SzöUiges Einstrichziramer 
bis unmittelbar vor Ort, so zwar, dass sich vom letzten voll- 
ständigen Zimmer bis vor Ort eine 2^ V lange Strecke befand, 
die Qberdiess durch eine P 4' vor Ort eingesetzte Hilfskappe 
und darüber eingezogene Scbwartlinge von der First her voll- 
ständig versichert schien. Um die Stempel für die eigentliche 
Zimmerung setzen zu können, musste noch eine Brust, die die 
Tagschichtler übriggelassen, weggesprengt werden, was durch 2 
Schüsse geschah, worauf die Häuer das Ort verliessen, um das 
zur Zimmerung nöthige Holz vorzurichten und herbeizuführen, 
und der zur Wegfüllung verwendete Grubenarbeiter sich an die 
Arbeit machte, das etwa einen Hund voll betragende losgeschos- 
sene Gestein auf den Hund zu laden. 

Kaum weilten die Häuer einige Minuten vor dem Stollen- 
mundloch, als sie ein schweres Stöhnen und Aechzen aus dem 
Stollen vernahmen; — im Anfange hielten sie es für einen unpas- 
senden Scherz von Seite ihres Kameraden, so entfernt lag ihnen 
*die Vermuthung eines möglichen Unglückes; — als sich aber 
das Wimmern wiederholte, eilten sie besorgt vor Ort und fanden 
den Mann, ohne eine Vorlehnung oder ein niedergegangenes 
Gestein zu bemerken, regungslos in einer liegenden Stellung, 
mit dem Kopfe gegen den rechten Ulm gewendet, nur ein ganz 
nkleines Hazel", wie sich die Arbeiter ausdrückten, lag tlieil- 
weise auf und neben ihm. Was war da geschehen?! Die Com- 
missiou ergab folgenden Thatbestand : Als der Zurückgebliebene 
in einer vorgebeugten Stellung, den linken Fuss voran nach 



einem Steine langte, fiel von der First in plötzlicher Ablösung 
ein kleines nur ungefähr teil ergrosses, etwa 2" dickes Sand- 
steinstück, schalenförmig abgetrennt herab, und dem Verunglück- 
ten mit der scharfen Kante und solcher Wucht auf den Ober- 
schenkel, dass dieser gebrochen wurde. Im NiederfallfU stürzte 
der Mann so unglücklich auf ein Sreinstück, dass er überdiess 
noch eine 5" lange Kopfwunde und einen Schädelbruch erlitt, 
Verletzungen, die sein Aufkommen sehr in Frage stellen. Die 
Erklärung dieses räthseliiaften Unglücksfalles, bei welchem Nie- 
manden der Vorwurf irgend einer Fahrlässigkeit gemacht wer- 
den kann, der sich auf einer Strecke ereignete, die mit Recht 
für die sicherste im ganzen Baue galt, an einem Orte, wo der 
Schichten meister bei der Befahrung um 9 Uhr desselben Abends 
beim sorgsamen Beklopfen der ganzen First keine laute Stelle 
entdecken konnte, mag vielleicht dfihin lauren, dass durch die 
Erschütterung bei den beiden zum Abräumen der steh«»n geblie- 
benen Brust nöthigen Schüssen, die Lostrennnng des fraglichen 
Sandsteinstückes vom anstehenden Gesteine bis auf einen ge- 
ringen Theil erfolgte, so dass es in jenem unglückseligen Augen- 
blicke sich vollständig loslösen und niedergeben konnte. 

Leoben, 1. December 1867. E. L. 

Gnssstahl-Solieibenr&der. Die K. Niederschlesisch-Mär- 
kische Eisenbahn hat sfit dem J. 1861 eine beträchtliche Anzahl 
von Achsen mit Gussstahl-Scheibenrädern bezogen und zwar 1711 
Stück vom Bochumer Verein und 62S Siück von Kiupp. Bis 
Ende Juni l**67 waren von den ersteren 14<*»1, von den letz- 
teren 3TH Stück in Betrieb genommen. Es sind aber nur die 
Räder der vier ersten Lieferungen genügende Zeit im Betrieb, 
um aus deren Leistung Resultate ziehen /u können. Diese vier 
Lieferungen umfassen, wie Obermaschinenmeister Wöhler in der 
Ztschr. d. Vrns. D. Eisenbahnverwaltungen. 1*^67 S. 60 » mit- 
theilt, 591 Räd»rpaare, vom Bochumer Verein geliefert, von 
denen erst 153 Paar zum Abdrehen gekommen sind; unter letz- 
teren befinden sich aber 53 Paar (41 auf Personenwagenachsen 
und 12 auf Güterwagenachssn), welche unter Bremswagen liefen 
und in Folge der Bremswirkung abgedreht werden mnssten. Die 
53 Achsen hatten bis zum ersten Abdehen im Durchschnitte 
8.5W«» Meilen durchlaufen, die übrigen lOÜ dagegen UAM) M. 
Bei der Mehrzahl der letzteren ist das Abdrelicn nur nöthig ge- 
wesen, weil die Radflansche einseitig schaif gelaufen waren. 34 
von den 153 Räderpaaren sind bereits zum zweiten Mal abge- 
dreht, nachdem sie wieder im Durchschnitte M.5**0 M. durch- 
laufen und 8 zum dritten Mal nach durchschnittlich weiteren 
IÜ.9U0 M. Die überhaupt noch nicht nachgedrehten 4H8 Räder- 
paare der ersten vier Lieferungen haben durchschnittlich bereita 
15.400 M. durchlaufen und zwar: 

60 Achsen über -20.000 Meilen. 

74 Achsen über 18.000 » 

Öl Achsen über 16.000 r 

bO Achsen über 14.000 n 

54 Achsen über 12.000 « 

55 Achsen über lo.OOO „ 

Zum Vergleich ist anzuführen, dass sämmtliche Wagenräder 
der Niederschlesiflch-Märkischeu Bahn bis zum Abdrehen der 
Reifen durchschnittlich durchliefen: 

im J. 1862 2798 Meilen 
im J. 18r»;^ 3684 n 
im J. 1864 4439 „ 
im J. 1865 4494 n 
im J. 1866 4507 n 

(Deutsche Industrie-Ztg.) 

Jährliolie Production und Oonstimtloii des Queck- 
silbers. Anschliessend an die sehr interessante Tabelle über die 
Quecksilberprodnction Neu-Almadeus und deren Vertheihing im 
Handel in Nr. 31 dieses Jahrganges, wollen wir als Erv^änzung 
noch folgende Ziffern mittheilen. Die gesammte jährliche Pro- 
duction der Erde an Quecksilber schätzt man auf i»l.000 Ztr., 
wovon auf Spanien .0.00'», auf Califoriii'»n (N»»u Almaden) 2*».0OO, 
auf andere californische Gruben 7.500, auf Peru 3.000, und auf 
Deutschland mit Oesterreich und Frankreich 2.500 Ctr. kommen. 
Man nimmt an, dass Mexico, Peru, Cl«ili und Bolivia jährlich 
zur Silbergewinnung 23.000, China und Japan zur Zinnober- 
fabrikation und Silbergewinnung lO.OOii, Australien und Cali- 
fornien zur Silber- und Goldgewinnung, Europa und die Ver- 



— 404 



«inigten Staaten für die Indastrie 12.000 Ctr. Qneckailber 
bedürfen, so dass jährlich ati 5 1.0(^0 Ctr. verbraucht werden, 
mithin der Bedarf der alten und neuen Welt hiureichend gedeckt 
erscheint (Dingler*8 polyt Journ., erstes Novemberheft I8ii7.) 
Wir wollen noch aufmerksam machen auf einige Differenzen 
mit schon bekannten Daten; so ergibt sich für Neu- Almaden 
nach dem sehr detai Hirten Berichte des Herrn Coignet (Nr. 31) 
die Jahresproduction als grösstes Maximum (1S64) circa nur 
25.000 Ctr. und Idria, das heuer bekanntlich 4.500 Ctr. produ- 
ctren wird, war mit der Erzeugung in letzterer Zeit meist Über 
3.01)0 Ctr., also ein greller Widerspruch in der obigen Angabe, 
wo in Oesterreich, Deutschland und Frankreich die jährliche 
Gesamnitproduction mit 2.500 Ctr. beziffert ist. Doch im Grossen 
nnd Ganzen dürfte dieses statistische Bild richtig« sein. 

Eisenexport ans Grossbritannien. Nach den neuerdings 
veröffentlichten statistischen Mittheilungen belief sich die im Jahre 
1806 aus Grossbritannien exportirte Masse Eisen auf 1,6b 1.992 
Tonnen. Der Export hat seit dem Jahre 1847 in folgender Weise 
zugenommen 

649.709 Tonnen 

626.141 

709.492 

78:i.424 „ 

929.479 „ 

1,035.884 „ 

l,2m.272 „ 

1,!96.H63 r, 

1,092.735 r, 

l,43ts.90O ^ 

1,532.386 „ 

1,349.058 „ 

1,465.191 „ 

1,442.015 „ 

1,322.694 

1,501.451 „ 

1^640.949 „ 

l,502.9H4 ^ 

1,617.509 „ 

In 20 Jahren hat sich demnach der Export verdreifacht. In 
analogem Verhältnisse ist der Werth der exportirten Masse wah- 
rend dieser Periode von 5,265.779 Pfd. (1847) auf 14,829.369 Pfd. 
(1866) gestiegen. 



1847 
1848 
1849 
1850 
1851 
1*^52 
1853 
1854 
1855 
1856 
1857 
1858 
1859 
1860 
18H1 
1862 
1863 
1864 
1865 



A-dministratives. 
Z. 1234. Xnadmaehnng. 

Von der k. k. Berghanptm annschaft zu Klagenfurt als Berg- 
behörde für Kärnten wird hiemit bekannt gegeben, dass das im 
Berghauptbuche auf Namen des bereits verstorbenen Ernst Dietz 
eingetragene Bleibergwerk Kopinberg I, bestehend aus den zwei 
einfachen Grubenmassen Friedrich und Philipp nebst einer Üeber- 
schar am sonnseitigen Abhänge des Kopinberges in der Pfarre 
ThOrl, Ortsgemeinde nnd Bezirk Arnoldstein im Kronlande Kärn- 
ten, nachdem dieses Montan- Object laut Mittheilung des löbli- 
chen k. k. Landesgerichtes Klagenfurt vom 20. Juli 1867, Z. 4033 
bei der in Folge des h. ä. auf die Entziehung der betreffenden 
Bergbanberechtigung lautenden Erkenntnisses vom 7. April 1 867, 
Z. 300 abgehaltenen Feilbietung nicht veräussert werden konnte, 
auf Grund der §§. 259 und 260 a. B. G. als aufgelassen erklärt 
nnd sowohl in den bergbel^ör ilichen Vormerkbüeherii als auch 
im landesgerichtlichen Berghauptbuche gelöscht wird. 

Klagenflirt, am 27. November 1867. j 

Der Be^lhfaptmann. 



ANKÜNDIGUNGEN. 

In der Engelhardfschen Buchhandlung in Freiberg erschien 
und ist durch alle Buchhandlungen zu beziehen: 

Compendium der Gasfeuerung in ihrer An- 
wendung auf die Hüttenindustrie. 

Mit besonderer Berücksichtigung des Regenerativsjstems. 
Für Fabrikanten, Ingenieure und Hüttenleute, 

von Ferdinand Steinmann, 

CiTÜingeniear in Dresden. 
Mit 9 lithogr. Tafeln und vielen Textfiguren. Preis fl. 4.44 öst. W. 

Q. J. Manz'sche Buchhandlung in Wien , 

Kohluiarkt 7, 

Soeben traf ein: 

Ingenieur-Kalender für Maschinen- und 

Hüttentechniker 1§0§. 
Unter Mitwirkung mehrerer Bergwerksvereine deut- 
scher Ingenieure bearbeitet von Stühlen. 3. Jahrgang, 
fl. 1.65 öst. W. 



Kalender fttr Architekten und Baugewerks- 
meiater. Bearbeitet voo dem Herausgeber des Archi- 
tekten Wochenblattes in Berlin. 1. Jahrgang. 1868. 
fl. 1.80 öst. W. 



Sttddeutacher Bau- und Oewerka-Kalende? 

für 1868. Bearbeitet von Hemberle. fl. 1.33 öst. W. 



Verpachtung. 



(126-126) 

Von Seite des FUnfkirchner Domcapitels wird hiemit ver- 
öffeutUcht: dass die zum Besi's der Fünfkirchner Cathedrale (ge- 
hörige, in der Nähe der könit^I. Freistadt Fttnfkirchen und un- 
weit von der Mohacs-Fünfkirchner und Filnfkirchen-Kanizsaer 
Eisenbahn gelegene, 41 einfnche Grubenmassen nnd 9251^ 
Quadratklafter enthaltende Szaboicser Kohlengrube vom I.Jän- 
ner 1868 angefangen in Pacht gegeben wird. 

Unternehmungslustige werden hiemit eingeladen, ihre ver- 
siegelten schriftlichen Offerte bis 31. jMuner I86S zum Fünf- 
kirchner Oomcapitel einzusenden und in der am 31. J&nner 1868 
zu Füufkirchen abzuhaltenden Capitelssitzung Vormittags 10 Uhr 
SU erscheinen. 

' Die Pachtnngsbeding^isse sind bei dem herrschaflichen 
Hofrichter in Fttnfkirchen einzusehen. 



(110-116) Mehrere Cylindergebläse 

für beiläufig 5500, 3000, 2000 Kubikfuss Windliefemng, mit Ba- 
lancier oder Schubstangen ttewegung, vollständig gut erhalten; 
ein oscillirendes Cylindergebläse für beiläufig l.SOO K.* Windlie- 
ferung, völlig neu; ferner ein completes Feineisen Walzwerk geben 
wir zu äusserst billigen Preisen, fast zu Rohmaterialpreisen, ab. 
Fürstlich Fürstenberg*sche Hüttenverwaltun^ 
Donaueschingen. 



Diese Zeitschrift erscheint wöchentlich einen Bogen stark mit den nöthigen artistischen Beigaben. Der Prannmerationspreis 
ist jährlich loeo Wien 8 fl. ö. W. oder 5 Thlr. IX) Ngr. Mit franeo Postvenendan g 8 fl. 80 kr. ö. W. Die Jahresabonnenten 
erhalten einen officiellen Bericht über die Erfahrungen im berg- und hfittanmännisohen Masehinen-, Bau- und Anfbereitangswasen 
■ammt Atlai als Gratisbeilage. Inserate findtfb gegen 8 kr. ö. W. oder IV} Ngr. die gejipaltene Noupareiüeseiie AuAiabme. 

Zuschriften jeder Art k'nnneQ nnr franeo aneenommen w<>rd**Tt. 



Dmck von Oarl Fromme is Wien. 



Fflr den Vertag verantwortlich: Carl Beger. 



,N;5i- OesterreicMsche Zeitschrift i8«7- 

IV. Jahrgang. 23. Deeember. 



für 



Berg- und Hüttenwesen. 



Verantwortlicher Redacteur: Dr. Otto Freiherr von Hingenau» 



k. k. Ministeriair Ath im Finanzministeriiun. 



Verlag der G. J. Manz'schen Buohliandlimg (Koblmarkt 7) in Wien. 

Inhalt: Ueber die fabriksmässige Gewinnung des Magnesioms und des Natriums. — Das Ausblasen eines Hohofens mit An 
Wendung von Kalk. — lieber die Unterwässerung des Lebenau- Grubenwerkes am k. k. Salzberg Iscbl. — Ueber den Durchschlag in 
die ersäuften Baue der gewerkschafUlchen Hilfgotteszeche zu DÜmberg bei Joachimsthal. — Der hydraulische Saugapparat bei der Queck- 
silberhütte zu Vallalta im Venetiauischen. — Literatur. — Notizen. — Administratives. — Ankündigung. 



Ueber die fabrlksmäsBige Gewinnung des 
Magnesiums und des Natriums. 

Daxstellang des Magnesiums. 

In den Werken za Manchester (in England) sind bei 
der Darstellung von Natrium und Magnesium im Ganzen 
durchschnittlich zwanzig Männer und Knaben beschäftigt. 
Zur Gewinnung des Magnesiums wird 1 Tbeil Natrium mit 
5 Theilen Chlormagnesium gemengt; das Ganze wird in 
einem bedeckten Tiegel zum Bothglühen erhitzt und dann 
zum Erkalten sich selbst überlassen. Der Tiegelinhalt nm- 
schliesst beim Zerschlagen das rohe Magnesium in Form von 
Eiern, Nüssen, gröberen und kleineren Körnern: dasselbe 
wird in einen Tiegel gefüllt, durch dessen Boden ein 
bis etwa 1 Zoll unterhalb seiner Mündung hinaufreichendes 
Bohr hindurchgeht, welches bis in die unter den Roststäben 
befindliche, dicht verschlossene eiserne Vorlage hinabreicht ; 
dann wird der Tiegel erhitzt. Das Magnesium destillirt, ähn- 
lich wie Zink, in reinem Zustande in die Vorlage hinab, in 
welcher es nach Beendigung des Processes ein Hanfwerk 
von Tropfen bildet. Das auf diese Weise gereinigte Metall 
wird nun noch einmal umgeschmolzen und zu Zainen oder 
zu jeder beliebigen anderen Form gegossen; es lässt sich 
jedoch zu dünnen Platten weit leichter auswalzen als ver- 
giessen. . 

Gewinnung des Natriums. 
Das Natrium wird bekanntlich nicht nur in den chemi- 
schen Laboratorien sehr häufig angewendet, sondern ist auch 
in der letzten Zeit wegen seiner Verwendung zur fabriks- 
m&ssigen Darstellung des Magnesiums, sowie zur Gewinnung 
des Aluminiums, ferner zur Darstellung des Natriumamal- 
galms für die Extraction des Goldes, ein sehr gesuchter Ar- 
tikel geworden. In Folge dieses hoch gestiegenen Bedarfes 
wird das Natriitm jetzt in England in grossartigem Massstabe 
dargestellt (hauptsächlich von der Magnesium Metal- Com- 
pany zu Manchester), so dass dasselbe in den letztverflos- 
senen Monaten in London zu dem Engrospreise von fünf 
Shilling pr. Pfund Avoirdupois verkauft wurde. Bekanntlich 
zersetzt das Natrium wegen seiner grossen Verwandtschaft 
zum Sauerstoff, das Wasser ohne Hilfe von Säuren, wobei 
€Bf hierin vom Kalium abweichend, das entwickelte Wasser- 



stoffgas nicht zur freiwilligen Entzündung bringt, welche nur 
dann eintritt, wenn so wenig Wasser vorhanden ist, dass das 
Natrium auf demselben nicht schwimmen kann, oder wenn 
das Wasser mit Gummi so verdickt ist, dass das Natrium- 
stückchen auf ibm sich frei zu bewegen nicht im Stande ist* 
Bei diesem Verbrennungsprocesse vibriren die Metallparti- 
kelchen so rasch und doch so lange^ dass sie ein reines, 
monochromatisches gelbes Licht ausstrahlen. 

Im August d. J. kam das erste chemisch-reine, durch 
die Einwirkung von Wasser auf Natrium direct dargestellte 
Natriumoxydhydrat oder Aetznatron in den Handel. Dieses 
Präparat ist für den analytischen Chemiker von hohem Wer- 
the, da es nothwendiger Weise frei ist von Kieselsäure, 
Kalkerde und fremden Salzen, mit denen das bisher für 
Analysen benutzte Natronhydrat gewöhnlich mehr oder weni- 
ger stark verunreinigt ist. Das neue Aetznatron wird auf 
nachstehende Weise dargestellt : 

In ein tiefes, ungefähr vierzig Pfund Wasser fassendes, 
balbkugelförmiges Silbergefäss wird ein Tropfen destillirtes 
Wasser gebracht ; dann wird ein Block von reinem Natrium 
zu quadratischen Stücken von etwa anderthalb Zoll zer- 
schnitten und eines von denselben auf den Wassertropfen 
gelegt. Nun wird das Gefäss, welches mit einem Strom von 
kaltem Wasser in Berührung stehen muss, mit der Hand so 
gedreht und geschüttelt, dasa es dem zerfliessenden Natrium 
eine möglichst grosse kalte Oberfläche darbietet und jede 
Explosion auf diese Weise verhindert wird. Zu dem, jetzt in 
eine milchige Flüssigkeit verwandelten Metallstücke werden 
unter fortwährendem Bewegen der Silberschale neue Stücke 
von Natrium und neue Wassertropfen hinzugesetzt, bis in 
dieser Weise mehrere Pfunde des Metalles verbraucht sind, 
worauf ein dicker, von nur wenigen Tropfen einer milchi- 
gen Flüssigkeit bedeckter Rückstand in dem Gefässe ver- 
bleibt. Dieser wird auf einem Gasofen zar Verjagung des 
überflüssigen Wassers zum Rothglühen erhitzt und das hier- 
bei geschmolzene Natronhydrat dann in Formen gegossen. 
Die explosiven Eigenschaften, welche das Natrium 
zeigt, sobald es unter den entsprechenden Bedingungen mit 
Wasser in Berührung kommt, machen dieses Metall in un- 
eingeweihten Händen zu einer ziemlich gefährlichen Sub- 
stanz; vor Feuchtigkeit und Nässe geschützt, ist es jedoch 
ein sehr harmloser Körper. 



— 406 — 



Im L«ofe des letzten Winter« stieg der Flnss Irwell 
n„ beinahe zwanzig Fuss über sein geiröbDliche. Nireaa 
«nd setzte die an der Salforder Seite gelegenen Werke der 
Magnesium Metall-Company sieben Fu.« hoch unter Wasser; 
esTaren zu dieser Zeit drei bis vier Centner Natnum vor- 
rttWg und bald nach dem Steigen des Flasses stand das 
Wasser in den Magazinen zwei Fuss hoch; da indessen der 
S/en in Strömen herabfiel, so hielt man es nicht «r gera- 
tbcn e °en Versncb zur Entfernung des gedachten Natnum- 
Ifh^zu wseen Da, Metall war in hoben, engen Krügen 

die Lage gefthrlicher zu ;^"f^^° ^^f *°^;;;ppe„3 das Stei- 
der Arbeiter, auf dem Dach d«^»"^»^«^ /f^ Reg.uwet- 

«•=" '"■' TidLtnTäw-eisrstil/das Wassfr, und 
ter vier volle St'^J«""^;;^ p„„ „„eer der Mündung der 
.la es nur noch «f "^"'^^"ji^ übrige Mannschaft herbei, 
r ^^ 't daTül:; a fedect die leute liessen sieh in 
f\''^!; bis f«t an die Achselböbe reichende Wasser hinab 
das .bnen bis fast »° ° g, ,^ fg, gi^ek in andere Ge- 

„nd schütteten das Natrium^Bio^___^__^__^__^__ ^^^^^^^^ ^^^^^^^ 



fasse, 



welche sie zwischen die Dachsparren »teilten 
,• fi.I ein kleiner Natriumaain in das Wasser; glücklicher 
Wefse Ter »uchte und tischte das Metall nur, und löste 
. , „r ohne zu oxplodireD. 

In der Natriumfabrik der Magnesium Metal-Company 
**, f maD «rosse Aufmerksamkeit auf die CoDstruction 
verwen ^^^ g^^^je auf wirksame Maasregeln zum Schutze 
^" ®' hmied'eiscrnen, zur Reduction des Metalles dieoenden 
f^'orten vor der zerstörenden Einwirkung der sieben- bis 
htstündigen Weissglühhitze. Diese Retorten werden mit 
M&nteln aus Graphit umgeben, welche beständig im Ofen 
bleiben bis sie abgenutzt sind. Die Graphitröhren münden 
den Seiten des Ofens, so dass die Retorten leicht aus- 
gewechselt werden können. Die Retorten bestehen , wie 
schon bemerkt wurde, aus Schmiedeeisen, da Gusseisen die 
zur Reduction des Natriums erforderliche hohe Temperatur 
nicht aushalten würde ; sie bilden Röhren von 3 Fuss 6 Zoll 
Länge und 5 Zoll Durohmesser. An beiden Enden werden 
diese mit schmiedeeisernen Pfropfen verschlossen , welche 
mit feuerfestem Thon gedichtet werden. Der eine dieser 
pfropfen nimmt das Rohr auf, welches die Retorte mit dem 
Condensator oder der Vorlage verbindet. 

Jede Retorte fasst etwa dreissig Pfund von dem aus 
Steinkohle, Coaks, Kreide und kohlensaurem Natron beste- 
henden Gemenge, welches das Natrium liefert Zuerst wird 
das kohlensaure Natron bei hoher Temperatur scharf aus- 
getrocknet ; dann werden alle vier Substanzen, jede für sich, 
zum feinsten Pulver gemahlen, hierauf zusammengemengt 
und nochmals mit einander gemahlen, indem der £rfolg der 
Operation hauptsächlich von einer recht innigen Meugung 
der Rohsubstauzen bedingt wird. Beim Erhitzen gibt das 
Gemenge Kohlenozydgas und Kohlenwasserstoffgas ab, wel- 
che aus der Retorte strömen und als Vorbote des Erschei- 
nens der Natriumd&mpfe gute Dienste leisten. 

Die Vorlage oder der Condeusator besitzt eine der 
eines Buches ähnliche breite und flache Gestalt und hat bei 
9 Zoll Länge, 5 Zoll Breite und 1 Zoll Dicke. An dem vom 
Ofen abgewendeten Ende ist die Vorlage mit zwei über 
einander angebrachten, schlitzförmigen, 1 Zoll hohen und 



•V Zoll hreitea, aJso die volle lichte Weite des Gefässes 
eianehmenden Oetfoungen versehen. Der Hals der Retorte 
und derjenige der Vorlage sind genau abgedreht, so dass sie 
mit dem AbJeitungsrofare ohne Lutirung luftdicht zusammen- 
pAssen. Ist der Apparat im Gange, so schiesst ein mehrere 
Fusa langer Strom brennenden Gases aus dem oberen 
Schütze der Vorlage hervor. Der Natriumdampf hingegen 
condensirt sich zum Theil schon, sobald er die Retorte ver- 
Jässt, und das Metall flieset in geschmolzenem Zustande aus 
dem unteren Schlitze der Vorlage heraus und fällt tropfen« 
weise in ein Gefäss, welches mit einem sauerstofffreien Gele 
gefüllt ist; dieses Oel muss einen hohen Entzündungspiinkt 
haben, so dass die Gefahr einer Entzündung desselben wäh- 
rend der Destillation möglichst verringert wird. Schliesslich 
wird das übergegangene Natrium unter Oel über einem ge- 
linden Feuer zusammengeschmolzen und zu rechteckigen 
Blöcken oder anderen Formen vergossen, worauf es fertige 
Handelswaare ist. 

Die ganze Operation beansprucht sechs bis acht Stun- 
den und während dieser ganzen Zeit haben die Röhren, wie 
bereits vorhin angedeutet wurde, eine intensive Weissglüh- 
bitze zu ertragen. 

Die meisten Oefen der erwähnten Gesellschaf c enthal- 
ten die vier 'Röhrenretorten; in einem derselben jedoch, 
einem Flammofen, liegen acht dergleichen. Jeder mit vier 
Retorten versehene Ofen wird durch einen Mann und drei 
Jungen bedient; letztere haben hauptsächlich dafür zu sor- 
gen, dass die Condensatoren oder Vorlagen sich nicht ver- 
stopfen, indem sie dieselben mittelst rothglühender, durch 
die Schlitze eingeführter Eisenstäbe reinigen; aber dessen- 
ungeachtet müssen die Vorlagen fortwährend ausgewechselt 
werden, indem manche kaum zwanzig Minuten aushalten, 
ohne verstopft zu werden. Ist dieser Fall eingetreten, so 
wird der betreffende Condensator vom Apparate weggenom- 
men und in Wasser getaucht; dann wird er durch Abschrau- 
ben der Seitenplatten auseinander genommen, gereinigt und 
zum demuächstigen Gebrauche wieder zusammengesetzt. — 
Die Werke der genaunten Gesellschaft vermögen wöchent* 
lieh vier bis fünf Centner Natrium zu liefern. P. J. 

(Aus ndeu neuest. Erf.« Nr. 41.) 



Das Ausblasen eines Hohofens mit Anwen- 
dung von Kalk. 

B. Z. Im Laufe des vorigen Jahres sollte auf der Hein- 
richshütte bei Hamm a/Sieg ein Hohofen ausgeblasen wer- 
den. Dieser, auf melirtes Roheisen, zeitweise auch auf Spie- 
geleisen betriebene Ofen ist 45' hoch, und auf der 7 Fuss 
weiten Gicht mit dem Langen'schen Aufgebe- und Gas- 
abführungs-Apparät versehen. Um das umstäudliche Ab- 
brechen und Wiederaufsetzen dieses Apparates zu vermei- 
den, musste auf eine Methode des Ausblasens Bedacht ge- 
nommen werden, welche sich ausführen Hess, ohne dass man 
Zerstörung oder Beschädigung der Apparattheile durch zu 
grosse Hitze befürchten musste. Man glaubte das beste 
Mittel in dem Nachfüllen von Kalk zu finden, und ver- 
fuhr beim 'Ausblasen in folgender Weise. Nachdem die 
letzte Eisensteingicht aufgegeben war, gab man hinter ein- 
ander während einiger Stunden nur Coaksgichten auf, in der 
Absicht, den nachfolgenden Kalk von der zuletzt schmel- 
zenden Beschickung einigermassen zu trennen und so die 



407 — 



Bcbliesslicbe Bildung einer za kalkreicUen Schlacke and da- 
durch bewirkter starker Ansätze im Gestell möglichst zu 
vermeiden. Da man übrigens, um keine zu starke Hitze an 
der Gicht aufkommen zu lassen, nicht zu viele Coaksgicbten 
aufgeben durfte, so war von vorne herein zu erwarten, und 
bestätigte sich auch später, dass der nachfolgende Kalk die 
Coaks theilweise an die Wände drängen und sich in dem- 
selben Masse nach unten durcharbeiten werde. Es entwickelte 
sich während des fortgesetzten Coaksaufgebens in der That 
eine beträchtliche Hitze an der Gicht, welche, als nach 3 
Stunden die 7. Coaksgicht aufgegeben war, nicht weiter 
anwachsen durfte, ohne dem Gichtapparat nachtheilig zu 
werden. MAn schritt nun sofort zum Aufgeben von Kalk, 
welcher in dem Masse nachgegeben wurde, als die Be- 
schickungesäule sank, so dass der Ofeuschacht immer bis 
oben gefüllt blieb. Schon nach den ersten Kalkgichten liess 
die Hitze an der Gicht bedeutend nach und sank bald auf 
ihr gewöhnliches Niveau, welches auch während des ganzen 
weiteren Verlaufes des Ausblasens nicht mehr überschritten, 
ja kaum erreioht wurde. Der Kalk wurde auf die, beim 
Langen'schen Apparat gebräuchliche Weise aus den 6 gleich- 
massig um die Gicht vertheilten, vollgefüllten Wagen auf- 
gegeben; um das Gewicht controliren zu können, wurden 
einzelne Gichten gewogen. Man zerkleinerte den Kalk nicht 
so weit wie sonst, sondern gab ihn in ziemlich dicken Stücken 
auf, deren Gewicht sich auf 6 bis höchstens 12 Pfd. be- 
laufen mochte, mit diesen aber auch alle beim Zerschlagen 
sich bildenden kleineren Stücke. Man hätte allenfalls be- 
fürchten können, dass dieses nur grob zerkleinerte Material 
die Hitze des aufsteigenden Gasstroms nicht genügend bin- 
den würde; solche Befürchtung wäre indess unbegründet 
gewesen, denn die Gicht blieb, wie schon bemerkt, während 
des Kalkaufgebens immer kühl. Am Gebläse und an den 
Düsen wurde nichts verändert. Die Hohofengase behielten 
ihre Brennbarkeit und sonstigen Eigenschaften lange Zeit 
bei und heizten 2 Dampfkessel und 2 Winderhitzungsap- 
paratG nach wie vor, ohne dass eine Aushilfe mit Steinkoh- 
len nöthig gewesen wäre; nur zuletzt veränderte der aus 
den Schornsteinen austretende Rauch seine Beschaffenheit und 
wurde dicker und brauner als gewöhnlich. — Das Nachfül- 
len von Kalk ging ohne Störung 16 Stunden lang, von der 
ersten Kalkschicht an gerechnet, fort, während welcher Zeit 
noch 3 Abstiche erfolgten. Der Kalk war nunmehr ins Ge- 
stell eingetreten, wie sich am Schwarzwerden der Formen 
und zum Theil auch am Ton des Windes bemerken Hess. 
Zugleich wurde unter den Kesseln und in den Windheizap- 
paraten die Flamme der Gichtgase qualmig und matt, und 
jetzt erst schürte man einen Kessel zur Aushilfe mit Stein- 
kohlen. Es waren bis dahin 44 Kalkgichten aufgegeben 
worden; um das ganze Volumen des Ofenschachtes bis zu 
den Formen auszufüllen, hätte es deren nach einer ange- 
stellten Berechnung weit mehr bedurft. Es war d über er- 
sichtlich, dass sich der Kalk in der Ofenmitte durchgear- 
beitet hatte und auf der Rast an den Wänden noch ein Theil 
<er vorher aufgegebenen Coaksgicbten und mit ihm wahr- 
scheinlich noch Bcscbickungsmatorial sitzen miisste , was 
fli^ auch später beim Leerziehen des Ofens bestätigte. Es 
tra aus diesem Grunde auch schliesslich kein Gaargang ein, 
wassonst, der vielen Coaksgicbten wegen, hätte erwartet 
werten dürTen. Nach dem Eintreten des Kalkes ins Gestell 
bliehnun der Ofen bei etwas schwächerem Gebläse und 
fortgeetztem Kalknacbfüllen noch 3V, Stunden in Thätig- 



keit. Das Schmelzen erfolgte dabei nur noch an den Wän- 
den, an denen Schmelzmassen von der Rast herabrückten; 
die Schlacke nahm immer mehr Kalk auf und die zuletzt 
geflossene zerfiel beim Erkalten zu Pulver. Nach Verlauf 
der 3 72 Stunden schritt man zum letzten Abstich und stellte 
das Gebläse ab ; es wäre durch weiteres Blasen, allen An- 
zeichen nach, nicht viel flüssige Masse mehr aus dem Ofen 
zu bringen gewesen. Der Vorherd wurde gut gereinigt und 
fest verstopft, ebenso die Formen, der Gichtverschluss etwas 
geöffnet, um einen gelinden Zug nach oben herzustellen und 
etwaige Explosionen zu vermeiden, und der Ofen der Er- 
kaltung überlassen. Das Ausblasen hatte im Ganzen 2272 
Stunden gedauert, wovon 3 auf die Coaksgicbten, die übri- 
gen auf das Kalknacbfüllen kamen. Dabei waren verbraucht 
worden 7 Gichten = ca. 10.000 Pfd. Coaks und 48 Gichten 
= ca. 226.000 Pfd. Kalk. 

Als das Gestell hinlänglich erkaltet wjar, wurde zum 
Aufbrechen des Vorherdes und Wegräumen der zuvorderst 
befindlichen, erstarrten Ansätze geschritten, dann in die vor- 
dere Gestellwand eine Oeffnung gebrochen und mit dem Zie- 
hen des Kalkes begonnen. Da während des Ziehens durch 
das Verglimmen der an den Wänden befindlichen Coaks die 
Hitze oben an der Gicht wieder stieg, fällte man noch einige 
Kalkgicbten nach. ^ Der Kalk stand fast bis auf die Form- 
ebene im Gestell; die Stücke hatten meistens ihre Form be- 
halten und es gab verhältuissmässig wenig Pulver. Nur der 
kleinere Theil des Kalkes war gehörig durchgebrannt, dieser 
fand sofort zur Mörtelbereitung Verwendung; der grössere 
TheiJ, aus den oberen Ofenpartien, besonders die dickeren 
Stücke, war nur schwach gebrannt und wieder als Zusehlag 
verwendbar. Da neben dem Kalk nur wenig halbreducirte 
Eiscnsteinmassen zum Vorschein kamen, so hatteii die vor- 
her aufgegebenen Coaks die gute Wirkung gehabt, den Ofen- 
schacht und seine Wände von diesen zu reinigen. Nach dem 
Leerziehen zeigte es sich^ dass die Schachtwandungen beim 
Ausblasen nicht den geringsten Schaden genommen hatten. 

Die Methode, mit Kalk auszublasen, empfiehlt sich 
nach diesen Erfahrungen desshalb, weil der Kernschacbt 
dabei ganz unversehrt bleibt und weil die Eisenconstructio- 
nen an der Gicht nicht weggenommen zu werden brauchen. 
Statt des Kalkes würde wohl auch Spatheisenstcin ge- 
nommen werden können, welcher ebenso wie jener Kohlen- 
säure entwickeln und dadurch Wärme bindend wirken, zu- 
gleich auch eine theilweise Röstuiig erfahren würde. Hätte 
man Gelegenheit, den zum Ausblasen dienenden Kalk als 
Mörtel zu verwenden, so wäre anzurathen, ihn genügend zu 
zerkleinern; auch wäre es dann angebracht, zwischen die 
Kalkgichten in passenden Zwischenräumen einzelne Coaks- 
gicbten einzuschalten, um derart den Hohofen sozusagen in 
einen Kalkofen zu verwandeln, von welchem man freilich 
keine zu genaue Arbeit verlangen dürfte. (Berggeist 98.) 



Ueber die Unterwässerung des Lebenau-Gru- 
benwerkes am k. k. Salzberg Ischl*). 

(Mit Zeichüungeii auf beiliegender Tafel.) 
Laut Betriebsplan vom Jahre 1835 sollte nach dem 
Profil A das Bergmittel B zwischen dem Erzherzog Karl- 
und dem Lebeuau-Grubenwerk der Ludovica-Etagc durch 
Anlage eines Zwischenwerkes benützt werden. 



*) Aus ämtllclieu Mittheilungen der Ischler Salinen -Ver- 
waltung. 



«« 



— 408 — 



Nachdem aber durch die inzwischen erfolgten Werks- 
niedergänge bis zur Elisabeth-Etage die Benützung von 
Zwischenmittel und das Zusammenschneiden der Werker 
als verderbendrohend für den ganzen Salzberg sich erwie- 
sen und durch die im Commissions-Protokoll vom Jahre 1849 
niedergelegten Ansichten unwiderleglich dargethan ist, dass 
durch eine derartige Ausnützung ganze aufruhende Etagen 
in Frage kommen können, so wurde die Anlage einer Damm- 
wehr unmittelbar unter dem Lebenau-Grubenwerk bean- 
tragt, und diese Anlape mit Erledigung des Commissions- 
Protokolls vom Jahre 1849 mit hohem Erlasse, Zahl 11.339 
de 1850 genehmigt 

Im Jahre 1850 wurde die Veröflfnung zur Benützung 
der Bodendicke unter dem Lebenauwerk in Angriff genom- 
men, der Langebenschurf als Werkslaugofen benützt, auf 
der Lambergkehr der gemeine Dammablass a errichtet und 
vom Gruben werk das Sinkwerk h abgeteuft, der Werkraum 
selbst aber durch einen rückwärts dem Werke im Langeben- 
schurf gesetzten Damm c beschränkt. 

Im Jahre 1854 wurde die Dammwehranlage ausgeführt, 
die Pfeilerverwftsserung begonnen, 1857 und 1858 erfolgte 
eine Aussäuberung über dem geöffneten Dammwehrablass- 
ofen ö, 1859 die wiederholte Verdammung des geöffneten 
Ablassofens bewerkstelligt und zur Deckung des Versatz- 
materials für" Ausdehnungs- Verminderung an der Hangend- 
seite des Quixwerkes das Lebenau-Grubenwerk bis auf die 
feste Gebirgssoole gesäubert. 

Vom Jahre 1860 bis inclusive (8. Woche y^) 1863 
stand selbe zeitweise in continuirlicher und intermittirender 
Wässerung und wurde dieser Bodenstock bis auf 13 Deci- 
malfuss der Grubenwerksoole aufgewftssert. 

Dieser Bodenstock senkte sich nach einer circa 3 Klaf- 
ter hohen Gebirgsabätzung in das eben in der Entleerung 
Btefaende Dammwerk, vergrub den Einseihkasten d und 
drückte die Soole aus dem unteren in den oberen Werks- 
raum, ohne jedoch auch hier die mindeste Spur eines erup- 
tiven Vorganges an dem Werkshimmel und in den Einwäs- 
serungsgebäuden zurückzulassen. 

Da von dem gefüllten Werk nur wenig durch den Ab- 
lass d abgeflossen, so wurde die Entleerung mittelst eines 
eingesetzten Pumpensatzes durch die Grube e zif bewerk- 
stelligen versucht. Allein die Holzröhren vermochten den 
Druck einer Soolensäule von 90 Wiener Fuss nicht aus- 
zuhalten. 

Auswechslungen der aufgerissenen und selbst Be- 
schlagen der sämmtlichen Bohren mit Haftringen in 2 Fuss 
grossen Abständen schützen nicht vor wiederholten Störun- 
gen bei der Pumpe. 

In Anbetracht dieser Hindernisse wurde daher die auf 
die Kotekkehr gehende Pitten grübe e steigbar gemacht, von 
hier ein freihängender Steg auf den vom abgerissenen Bo- 
. den stock zurückgelassenen Gebirgtheil, unter welchen der 
Einseihkasten d vergraben lag, die Lage desselben mark- 
scheiderisch bestimmt und dann mittelst eines Bohrloches 
der vergrabene Einseihkasten d aufgesucht. 

Als man hiemit nach 2*7 Klafter triefe den Einseih- 
kasten d erreichte, wurde auf den Einseihkastendeckel ßin 
Sennrohr von 3%^' Lichte gesenkt, der Kastendeckel durch- 
bohrt und der Abfluss hergestellt. 

Nach Entleerung des Werkes wurde zur Durchführung 
des Einseihkastens d das Gebirgsmittel f von 2*7 Klafter 
abgeteuft und dieser mit einem Hilfs-Einseihkasten g mittelst 



einer Röhrenleitung h (verlornen Streun) in Verbindung^ 
gesetzt. 

Das Lebenau-Grubenwerk steht nun als gemeines 
Dammwerk in Benutzung und seit dem Monat Novenaber 
1864 ausser den Unterbrechungen während der notb wen- 
digen Versicherungs-Dammnachföhrung i gegen das Stup- 
panwerk und k zur Schätzung des Stützpfeilers in intermit- 
tirender und continuirlicher Wässerung. 

In Folge des Verlaufes der ünterwäeserung des Le- 
benau-Grubenwerkes ist auch der in der Broschüre über 
VerwäsaerunR des Haselgebirges (Wien bei Sallmayer und 
Comp, de 1854) von Franz Ritter von Schwind erwähnte 
Fall der Gefahrlosigkeit eines Himmelbruches von zwei 
senkrecht über einander stehenden Werken nach Voraus- 
setzung eingetroffen. 

Auch ist es nach diesem Vorgange Thatsache, dass eine 
Aufbenützung der Bodendicke nicht nur möglich, sondern 
zur Verlängerung der Benützungsdauer und besseren Aus- 
nutzung der Bergmittel geboten sein kann. 

Es kommt jedoch bei einer derartigen Unterfabrung 
die Werksanlage der nächst tieferen Etage zu beachten und 
es ist selbstverständlich , dass unter einem unterfahrenen 
Gruben- oder Roll werk eine Dammwehr angelegt werden 
oder im Zug sein muss, weil sonst im Gegentheil durch die 
Unterfahrung mehr verloren als. gewonnen sein könnte. 

Ischl, am 30. August 1867. 

Wall mann. 



lieber den Durchschlag in die ersäuften Baue 
der gewerkschaftlichen Hilfgotteszeche zu 
' Dümberg bei Joachimsthal. 

Von Fra/iz Weselsky, k. k. Berggeschwomer. 

Der Bergbau zu Dümberg ist wegen seiner Ausdeh- 
nung ein würdiges Glied der um Joaohimsthal bestehen- 
den * Silberbaue , von welchen Joachimethal das Gen- 
trum, Abertam den westlichen und Dürnberg den östlichen 
Flügel bildet. Wie alle diese Bergbaue, wurde auch er von 
Privatgewerkschaften begonnen» und später vom Montan- 
ärar bis zum Anfange des laufenden Jahrhunderts fort- 
gesetzt. 

Seine Erstreckung beträgt von Westen gegen Osten 
450^ von Süden gegen Norden 200® und in die Teufe über 
160^ Die Wasserlösurig erfolgte in 30® Teufe durch den 
Katharina- reichen Schatzstollen zu Dürnberg und in 82® 
unter den Tag-Schächten durch den Sächsisch-Edelleutstol- 
len, auf welchen die Wässer der weiteren Teufe mittelst 
einer vorbestandenen Radkunst gehoben wurden. 

Ersterer Stollen durchfährt das Gebirge von Süden 
gegen Norden 350® und hat eine Gesammterstreckung von 
1500®» letzterer Stollen ist in dem sogenannten Zeileisen- 
Thalgrunde angeschlagen , erstreckt sich von Westen 
gegen Osten über 800® und hat eine Gesammtausdehnunf 
von 1700®. 

per zunehmende Werth der Uranerze veranlas»e 
schon im Jahre 1847 einige bierortige ßergbaulustige lur 
Aufgewältigung des tiefen Sächsisch-EdelleutstoUens ois 
zu dem westlichsten der Dflrnberger Gänge, dein Zeider- 
gange, auf welchem der Tradition nach grosse Mengen die- 
ses Erzes eingebrochen sein sollen. Der Erfolg wai ein 



Unterfaliruiig des 



Beilage zu ^Si der Oest. Zeü«1inft «är Berg-u.Hüttei.we«en \S&. 



\ Durchschlag in die ersäuften Baue zuDümbenj . 








Durchschnitte von i 




--:%-f^^,-# 




* 6 






^«?Ä- 






^ 




jo 4Ö Jö tfp fo 6-0 »f lOOKlaßtr 

{ 1 1 1 -j 1 * ' 



^AJ^^^MÜ' ' ^^*^**^^ 



" RauehahUrtun^ bei der Queeksilherhütte Valhlta 
im Venezianischen 



A Rinnwerk tur Merlei/uhrunff 
für dif Rauehahhitung und Roh» 
renhühlung bestimmten Wassers. 
BCDEFG Rauehahaitgsrlianal 
H RauchsammlungslcaMten. 

JK Bfwässerunffsrinne 

LMNO Queeknlbereondensaiicfnsrdkren. 



?' - r-w^ 



t 

Q 

e 

a 

e 

I- 
e 
h 

e 

Q 



n 

h 



Yerstreckuugen zu entleeren, welche fiicb ohne dTe Aua- 
bauräume und Gesenke mit 1,728.000 Decimal- 
Kubikfuss berechnen, und es wirkten, da die Drucksäule 
beim Beginne der Wasserlösung circa 80 ^ im Horizonte des 
Katharina- reichen Schatz-Stollens noch immer 52^ betrug. 



^^ insniet verqnen «ira miffeiBc eines lo* raug«u ^i^«« »«"'**- 

ges in die alte Strecke gelöchert werden sollte. Schon in 
der Lehmfäule und hinter derselben sollte sowohl in der 
Firstenhöhe als über der Sohle möglichst tief vorgebohrt 
und desshalb mit zwei Vorbohrlöchern vorgegangen werden,, 



— 410 — 



veil der Höhenunterschied für den Durchecblagepunkt min- 
der verlaeslich bestimmt werden konnte. 

Die Ausführung dieser Arbeiten begann am 7. Decem- 
ber 1863; sie erfolgten bald nach ihrem Befrinne nach einem 
Verwerfer des Allerheiligenganges durch 14^ sodann diesem 
Gange nach durch 22^ endlich weitere 5^ in der Lehmfäule. 

Im Monate August 1864 wurden daselbst mit dem Pir- 
fltenloche bei 4® Tiefe einige Wässer erschrotten, und weil 
in 3 V2 ® des Sohlloches der Bohrer abbrach und nicht wie- 
der herausgezogen werden konnte, in der Ortsmitte ein 
drittes Vorbohrloch angebrüstet, welches bereits in der vier- 
ten Klafter 1 ^j^ Kubikfuss Wasser pro Minute ergab. Mit 
dem versuchten Weitertreiben der Bohrlöcher wurde jedoch 
keine Vermehrung des Ausflusses erzielt. 

Da der Karte nach die alte Verbindungsstrecke mit 
den Bohrlöchern noch nicht erreicht sein konnte, jedoch 
eine versetzte Strecke 12*^ seitwärts voHag, deren Strei. 
chungslinie in die Wasserlösungspunkte fiel ; so tauchte da 
Bedenken auf, ob nicht etwa diese versetzte Strecke weite^ 
als auf der Karte angezeigt, fortsetze, und auf diese Weise' 
. der Durchschlag in sie erfolgen würde. 

Zur näheren Untersuchung dieses Fragepunktes hat 
man nun in der Ortsmitte in einer von der geraden gegen 
die Versetzung abweichenden Richtung ein neues Bohrloch 
geschlagen und mit diesem in der sechsten Tiefeoklafter 
4 K.' Wasser pro Minute erschrotten. 

Hiedurch in der neuen Ansicht bestärkt, wurde wegen 
des vorliegenden milden Gesteines, theilweise noch Lehm- 
f&ule, mit dem Weiterart)cit'en innegehalten und zur Unter- 
suchung geschritten, ob bei diesem nahezu 6 K.' pro Minute 
betragenden Abflüsse eino Entleerung der ersäuften Baue 
erwartet werden könnte. 

Die zu diesem Behufe wieder aufgenommene Weiter- 
gewältigung der schon vordem bis auf den Wasserspiegel 
gewältigten Tagschächte ergab jedoch, dass das Sinken der 
Wässer in denselben nur äusserst langsam vor sich gehe, 
daher der bisher unbekannte Wasserzudrang der Abfluss- 
menge nicht riel nachstehe. 

Aus diesem Grunde, und weil bei abgehendem Schnee 
sfimmtlichc successive entleerten Ausbauräume wieder ersäuft 
worden wären, wurden in das Durchschlagsort noch mehrere 
Vorbohrlöcher getrieben, die beabsichtigte Folge einer we- 
sentlichen Abflussvermehrung jedoch nicht erreicht. 

In derselben Absicht wurde nun 5^ vom Ortsanstande 
zurück gegen die versetzte Strecke überbrochen, um mit- 
telst möglichst tiefer Vorbohrlöcher einen zweiten Abzugs- 
kanal zu schafi'en. Allein schon nach einer Auffahrung von 
2V2'^J^amen durch das in der Höhe der First angeschlagene 
Bohrloch unter starkem Gebrause roth gefärbte Wässer, 
welche auf das Auflösen des Lettens der Lehmfäule deute- 
ten und die Besorgnisse eines unerwünschten Durchschlages 
erregteu. Die Mannschaft wurde desshalb pur einige Tage 
und zwar insolange zur Anfahrt nicht zugelassen, bis die 
auf dem Stollen abfliessenden Wässer sich wieder vollstän- 
dig klärten und auf das frühere Mass fielen. 

Beim Wiederbetreten des Arbeitsortes wurde das Vor- 
bohrloch von der First herab gegen die Ortsmitte spalten- 
förmig erweitert, die kurze Flügelstrecke mit Bergen zuge- 
schoben, und die starken und kurzen ülmstämpel derHaupt- 
Btrecke geknickt befunden. 



Dieses zeigte von einem kräftigen, jedoch durch zu 
starkes Verbrechen des Bohrloches in der Lehmfäule wieder 
abgedämmten Wasserausflusse. 

Nunmehr erübrigte zur endlichen Lösung dieser Dnrch- 
schlagsaufgabe nichts anderes, als mit dem Weiterbetriebe 
des ersteren Feldortes, jedoch abbiegend in von der alten 
versetzten Strecke sich entfernender Sichtung vorzugehen^ 
wobei man nach 2^ Verortung aus der Lehmfäule in festes 
Gestein gelangte. 

Nach 4^ weiterer Aufi'ahrung wurde am 7. April 1866 
mit einem 4V3^ tiefen Bohrloche in die alte Strecke ge- 
schlagen, wobei die in vier Laternen brennenden Lichter 
erloschen und nach des Steigers Relation die Wässer aus 
dem 3 V4" weiten Btjhrloche so stark wie der Leibesumfang 
eines schwachen Mannes herausströmten, und sich sodann 
über den ganzen Streckenhieb verbreiteten. 

Üeber 14 Wochen dauerte der heftige W^asserabfluss 
und erst am 21. Juli 1866, als die Vehemenz desselben 
nachliess und mitteist neuer VorbobrlÖcher nur Wässer ohne 
Pressung erschrotten wurden, wurde das letzte Gesteins- 
mittel nachzuarbeiten begoonen, und am 13. October 1866 
die alte Verbindungsstrecke erreicht. 

Schliesslich wird noch erwähnt, dass die Arbeiter ange- 
wiesen waren, in bedenklichen Fällen sich in die nicht allzu 
entfernten mit einem Tagstollen in Verbindung stehenden 
Zeidlergang-Gesenke zu flüchten. Um sie während einer 
solchen Flucht für einige Minuten, welchö zur Erreichung 
des Zeidlergang-Kreuzes bcnöthigt wurden, vor allzuheftig 
uachströmenden Wässern zu schützen und ihnen zur Erhal- 
tung der Grubenlichter Gelegenheit zu bieten, war ungefähr 
25*^ vor dem Durchschlagspunkto eine Thür aus 4zölligen 
Pfosten geschlagen ; die Schwelle, Säulen und Kappen der- 
selben waren zur Hälfte ins Gestein eingelassen, in der 
Thür selbst aber über der Laufshöhe mehrere Löcher ge- 
bohrt, damit durch sie im Falle, als die geringe Abflussöff- 
nung unter der Schwelle die zuströmenden Wässer nicht 
fassen oder wohl gar verstopft würde, eine geregelte Ent- 
leerung des abgesperrten Raumes erfolgen könnte. 



Der hydraulische Saugapparat bei der dueck- 
silberhütte zu Vallalta.im Venetianischen. 

(Mit Abbildung auf beiliegender Tafel.) 
Mitgetheilt vom k. k. Bergrath und Berghauptmann Jos. Trinke r. 

Die Erze des Quecksilberwerkes Vallalta sind sehr 
durch Schwefelkies verunreinigt, und der aus den dortigen 
Oefen abziehende Bauch zeigte sich in Folge dessen für die 
Vegetation der Umgebung äusserst nachtheilig. Diess ver- 
anlasste Beschwerden der ernstesten Art. 

Wäre die Hütte von Vallalta nicht in einem engen 
Thale gclegeo, so hätte man die Zuflucht zu dem gewöhn- 
lichen Auskunftsmittel der Essenerhöhung nehmen können. 

Allciu bei dem Umstände, dass die Thalwände zu bei- 
den Seiten steil sich erheben, -und selbst die imposanteste 
Erhöhung der Essen zu Schanden gemacht hätteo, nöthigte 
auf andere Abhilfe zu sinnen, die auch in dem einfachen 
durch die Beilage dargestellten Saug-Apparat gefunden 
wurde. 

Der mit schwefeliger Säure geschwängerte Rauch wird 
in einer über der Eesenmünduug beflndlichen Haube B auf- 



— 411 — 



gefangen und durch die hölzerne gut schliessende Bohre 
CD in den Sammelkasten H geleitet, wo in einem vollen 
Strom das VVasaer vom Rinn werk A einfällt und wasser- 
trommelähnlich den Rauch in die zweite Röhre EF reisat, 
deren Ende G in beliebige Entfernung (in Vallalta nur et- 
was abseits vom Hüttengebäude) verlegt werden kann. Der 
Rauch erleidet auf diesem seinem künstlichen Wege nicht nur 
kein Hemmniss, sondern er wird noch durch die Wirkung 
des Wasserstromes in seinem Abzug befördert, kühlt sich 
dabei vollends ab, und ein grosser Theil der schwefeligen 
Dämpfe wird vom Wasser absorbirt, so dass an der Raual- 
mündung die nachtheilige Wirkung sich völlig verliert. 

Hiemit nicht minder als durch die Auflassung der 
Flammöfen^ welche durch die gleichzeitige Einführung der 
Stöckelmanipulation ermöglicht wurde , waren in Vallalta 
für alle Folge die Reclame glücklich beseitigt. 

Da der Hüttenrauch den Anwohnern von Hüttenwerken 
80 oft mehr oder weniger begründeten Anlass zu Beschwer- 
den liefert, ohne dass durch erhöhte Essen denselben abge- 
holfen werden kann, so dürfte die besprochene Einrichtung 
auch anderwärts Anwendung finden, wo es an dem erfor- 
derlichen Wasserzuflass nicht gebricht. 

Besonders eignet sich solche bei Quecksilberhütten mit 
Condensationsröhren, für die ohnehin, wie in Vallalta, eine 
grössere Wassermenge aus dem Hauptbache zur Abkühlung 
zugeleitet wird. 

Zur Zeichnung erläuternd ist zu bemerken, dass die 
Condensationsröhren LM, NOi mit Ausnahme der Ansatz- 
stücke, aus Holz in Kegelstutzenform construirt sind. 

Die weite beschwerliche Lieferung auf Saumwegeu über 
einen Gebirgsrücken zu 3157' Meereshöhe, und die durch 
schwefelige Dämpfe ungemeiu schnell erfolgende Corrodirung 
der gusseisernen Cylinder hatte zur Einführung hölzerner 
Röhren den Anlass gegeben. Die durch längere Zeit offene 
Frage über die Zulänglichkeit der Condensation und über 
das Mehr des Metallabganges scheint übrigens . entschieden 
zu sein, da in der beiliegenden dem Berichterstatter erst vor 
Kurzem zugegangenen Ofenabbildnng die erwähnten Röh- 
ren beib^balteu sind*). Jedenfalls zeigt diese Einrichtung, 
wie der besprochene Saugapparat und so manches andere 
von dem regen Verbesserungssinn der gegenwärtigen und 
früheren technischen Leitung des zwar kleinen, aber für 
jeden Fachmann instructiven, sehenswerthen, italienischen 
Quecksilberwerkes. 



Literatur. 

Geologisohe Ueberslohts-Karte dea Herzogthnms Steier- 
mark. Herausgegeben vom geogn. mont. Verein für Steier- 
mark; zusammengestellt von D. Stur nach den Aufnahmen 
der Vereins-Commissäre und anderer Fachmänner. Lithogra- 
phische Amstalt von Theodor Schneider in Graz. IS 65. 

Die nun vollendet vorliegende Karte des steiermärkisch- 
geogn.-mont. Vereines gehört zu den vorzuglicheren Karten dieser 
Art, sowohl was die Soi^rfalt ihrer Zosammenstellnng betrifft, 
als auch in Betracht ihrer äusseren Ausstattung. Ihre Basis ist 
die General-Karte des Landes vom Qeneral-Quartiermeister-Stab ; 
sie enthält auch die Terrainzeichnung und der Farbendruck ist 
gefällig und deutlich. Nur wäre die Bezeichnung der einzelnen 
Formationen durch Buchstaben oder Ziffern in der Farbe zu 
wünschen gewesen, da die Farben mit der Zeit und bei Öfterem 



*) Siehe österr.« Zeitschrift für Berg- und Hüttenwesen von 
1862, Nr. XXV, pag. 195; 1964 Nr. XL! pag. 322 und Jahr- 
buch der k. k. geologischen Reichsanstalt von 1858, IH. Quar- 
tal pag. 442. 



Gebrauch der Karte minder leicht unterschoidbar werden. Die 
wichtigsten Erzlagerstätten sind angezeigt, die GUedoruug der 
geologischeu Formationen ist dem neuesten Standpunkte der 
Wissenschaft anrremossen. Wenn noch etwas zu fordern ist, so 
ist es das baldige Erscheinen des Textes, welchen Bergrath D. 
Stur in Arbeit genommen hat und welcher, wie wir von der 
Gründlichkeit des Verfassers erwarten dürfen, einen lehrreichen 
Commentar der schönen Karte bilden wird. 

Die geologische Grundlage derselben bilden die Arbeiten 
der Vereins-Commissäre v. Merlot, Dr. Andrac, Dr. Rolle, v. Zol- 
likofer, die Beiträge der Herren A. v. Schoappe, A. Miller v. 
Hauenfels, J. Seeland, Viucenz Pichler, F. Wodiczka, J. Halgl, 
M. Sünottinger, endlich die Arbeiten der geolog. Reichs-Anstalt, 
namentlich der Herren F. v. Hauer, Lipoid, Fötterle, Stur, v. 
Lidl, Wolf, Kudernatsch und des Herrn Prof. E. Suess. 

Vereinte Kräfte von Forschern und vereinte materielle 
Mittel von Freunden der Landeskunde haben hier ein bedeu- 
tendes Werk geschaffen, welches besonders von unseren Fach- 
genossen gewürdigt und benützt zu werden verdient. O. H. 
Ingenieur-Kalender für Maschinen- und Hüttentochniker 1 869. 
Bearbeitet von P. Stühlen, Ingenieur und Eisengiesserei- 
Besitzer in Deutz. IH. Jahrgang. Essen. Druck und Verlag 
von G. D. Bädeker. 

Dieser in bequemer Form und mit reichhaltigem Material 
nun zum dritten Mal erscheinende Kalender ist seinem' ersten 
Programm treu geblieben. 

Bei der vorwiegenden Berücksichtigung des metrischen Sy- 
stems, welche in dem Kalender festgehalten ist, wird dessen all- 
gemeine Brauchbarkeit wesentlich erhöht. Neben dem metrischen 
sind die Mass- und Gewichtssjsteme von Preussen und England 
in den Tabellen vorherrschend, dabei aber durch die Verglei- 
chuugstab eilen mit Massen von Oesterreich, Baiem, Würtemberg, 
Sachsen, Hannover, Brannschweig, Baden, Schweiz und Russland 
(= England) sowie mit den Gewichtseinheiten von Oesterreich, 
. Schweden und Russland mit dem metrischen, dem preussischen und 
englischen auch die Verwendung der Tabellen für Oesterreich 
wesentlich erleichtert Ein gut eingetheilter Massstab für metri- 
sches und preussisches Mass ist eine sehr nützliche Beigabe. Die 
Kalenderblätter für jeden Tag (Termin -Kalender) sowie einige 
(allerdings wegen des Umfanges des Büchleins wenige) weisse 
Bl&tter vervollständigen das Ganze, ohne die nTaschenbuchform« 
unbandsam zu machen. Eine Eisenbahn karte von Mittel-Europa 
bildet eine Art Titelblatt. O. IL 

Notizen. 

Oallfomiena Goldbergbane. Anschliessend an unsere Nach- 
richten in Nr. IH und VU, Jahrgang 1866 entnellmen wir einem 
ferneren Berichte des Dr. Freiherrn v. Richthofen an den 
kgl. preussischen Oonsul H. Hausmann in San Franzisco. — 
„Am merkwürdigsten unter allen goldführenden Quarzgängen be- 
*wKhren sich die in der Umgebung von Grossvalley. Am bekannte- 
sten ist die Eureteagrube bei diesem Orte. Das Erz enthielt hier 
an der Oberfläche nur 12 Dollars zur Tonne von 20 Ctr., und 
diesB auf geringe Erstreckung des Ganges. In 100 Fuss Tiefe 
enthielt es 25 und in 200 Fuss Tiefe 42 Dollars zur Tonne. Jetzt 
sind die Arbeiten bis 300 Fuss tief gediehen; dort zahlt ein 
grosser Theil des Erzes 70 Dollars zur Tonne. Zugleich nimmt 
die Erzsäule von 2 Fuss Mächtigkeit an der Oberfläche zu 5 Fuss 
auf der tiefsten Sohle zu, und ihre Längenausdehnung ist in 
300 Fuss Tiefe zu 350 Fuss gediehen. Da sämmtliche Betriebs- 
kosten den ungemein hohen Durchschnittobetrag von 15 Dollars 
pr. Tonne ergeben und täglich 35 Tonnen verpocht werden, so 
ist das Reinerträgniss sehr bedeutend und doch steigt es mit 
jedem Fuss in der Tiefe. Während daher der Eigenthümer 
im Jahre 1863 noch 10.000 Dollars, in 1864 100.000 Dollars für 
die Grube forderte, ohne sie verkaufen zu können, erhielt er im 
Sommer 1865 einen Kaufpreis von 400.000 Dollars, und seitdem 
ist der Preis beim Verkaufe einzelner Antheile auf 860.000 Dol- 
lars gestiegen. Analog diesen Verhältnissen waren die in meh- 
reren anderen Gruben bei Gross vallej z. B. der Ophirhill -Grube 
und Jone-Grube, wo man die vor zehn Jahren sehr ergiebig 
gewesenen, dann aber verlassenen Gruben wieder aufnahm. Der 
Werth der OphtrhiU-Gmbe stieg in 14 Monaten von 5.000 anf 
mehr als 500.000 Dollars. Aehnliche Erfahrungen machte man in 
anderen Theilen von Calilbrnien. Auf der berühmten Haywand^- 
schen Grube, welche zur Tiefe von 1.200 Foss aufgeschlossen 
ist, hat der Durchschnittsgehalt des Erzes von 8 Dollars pr. Tonna. 



— 412 — 



an der Oberfläche in allm&ligem Ansteigen bis 26 Dollars in der 
grössten Tiefe zugenommen. Die Mächtigkeit des Erzkörpers be- 
trügt hier 4—20 Fuss, seine Länge auf den Gang ungefähr 400 
Fnss. Die Gesammtkosten betragen in dieser Mine 5 Dollars zur 
Tonne, die tägliche Förderung ist 60 Tonnen. — Ausser der 
Kegelmässigkeit und Massenhaftigkeit des Erzvorkommens auf 
den Goldgängen und der Zuverlässigkeit desselben nach 
der Tiefe, hat der Goldbergbau noch andere Vorzüge. Wah- 
renc! nämlich das Silber hier meist in unwirthlichen und entle- 
genen Gegenden mit wenig Holz und Wasser auftritt, haben die 
Goldgänge durch ihre Lage am Westabhange der Sierra Nevada 
den Vorzug einer bewohnten Gegend mit billiger und leichter 
Zufuhr und Ueberfluss an Holz und Wasser. Werden schon da- 
durch die Kosten des Abbaues und des Zugutebringens der Erze 
bedeutend rcducirt, so kommt dazu, dass die Entwicklung einer 
Goldgrube überhaupt mit wenigen Ausnalimen ein verhältniss- 
mässig geringes Capital erfordert. Hat man die Grube durch einen 
Schacht zu öifnen, so genügt gewöhnlich eine Tiefe von 100—200 
Fnss, um bedeutende Massen Erz zu fördern und die Kosten der 
ersten Anlage zurückzuzahlen. Auch Reductionswerke für Gold 
aind in der Anlage und besonders im Betriebe weit billiger als 
aolche für Silbererze. Es gibt eine erhebliche Zahl von Gold- 
gruben, welche seit Jahren einen bestimmten, nie ausbleibenden 
monatlichen Reinertrag abiVerfen, der bei einigen kleineren Wer- 
ken nur 2.000 Dollars, bei anderen grösseren 20.000 Dollars, 
30.000 Dollars und mehr beträgt. Die Aufschlüsse sind in man- 
chen Fällen genügend, -um diese regelmässige Einnahme für 
Jahre hinaus zu sichern." (Aus dem n Berggeist.'*) 

Verwerthung von Eisensohlacken. Crawshay zu Gates- 
head am Tyne hat ein neues Verfahren zur Extraction des in 
den Schlacken noch enthaltenen Eisens erfunden, welches in 
Folgendem besteht. Der von ihm zu diesem Zwecke angewen- 
dete Ofen ist einem gewöhnlichen Kupolofen ähnlich, j edoch von 
etwas kleinerep Dimensionen; derselbe wird zunächst auf eine 
sehr hohe Temperatur vorgewärmt und mit einer Tonne Roheisen, 
einer Tonnd Schlacken, 200 Kilogr. Thon, 250 Kilogr. Kalk und 
500 Kilogr. Coaks beschickt. Bei guter Qualität und erheblichem 
Eisengehalte der aufgegebenen Schlacken — wie diess z. B. bei 
den Raffinirsclilackeu gewöhnlich der Fall ist — erhält man mit 
der angegebenen Charge ein Ausbringen von nrigcflthr 1500 Kiltif 
Roheisen, welches sofort verpuddelt werden kann. Auf dieg^ 
Weise sollen sich aus reichen Schlacken mit Hilfe des Thoas 
und des Roheisens etwa 50 Proccut ihres Eisengehaltes extnu 
hiren lassen. (Zeitschr. /. d. öst. Eisen- u. Stahl-Inl. 

Umstaltung der ärarisohen Montan- Verwaltung. Ob- 
wohl wir die ämtliche Verlautbarung der betreffenden Kundmar 
chung nicht mehr in dieser Nummer bringen können, so sind 
wir doch schon heute in der Lage mitzutlieilen , dass zufolge 
Allerhöchster Entschliessnng vom 10. December eine neue Or- 
ganisation der Verwaltung des Staatsbergwesens eintreten wird. 
Die Berg-Oberämter und Bergdirectionen in den nicht ungari- 
schen Ländern, mit Ausnahme der vorläufig noch in ihrem der- 
maligen Stande zu belassenden Directionen in Gmunden und 
Eisenerz, werden aufgelöst, die denselben untergeordneten Aem- 
ter werden gleich den jetzt schon vom Finanz-Ministerium diroct 
geleiteten Bergämtem unmittelbar und mit erweitertem Wir- 
kungskreise dem Finanz- Ministerium untergeordnet, und zur thä» 
tigen Einwirkung auf den Betrieb ein Gencral-Inspector 
bestellt. — Zur Vermeidung von Missverständnissen, welche durch 
bereits erschienene Zeitungsartikel veranlasst werden könnten, 
wird bemerkt, dass der Gcneral-Inspoctor keineswegs an die 
Stelle der administrativen Departements für Berg- und Salinen-* 
Wesen tritt, sondern unmittelbar dem Finanzminister untergeord- 
net an der Seite des administrativen Montan-Departements und 
mit demselben im Einvernehmen zu fungircn haben wird. — Die 
Unterordnung der galizischen Salinen unter der Finanz-Landes- 
Direction in Lemberg bleibt aufrecht! — Zum General-Inspector 
mit Titel, Rang und Charakter eines Ministerialrathes ist der 
bisherige k. sächsische Oberberghauptmann Freiherr y. Beust 
entannt worden. 



Administratives. 

Xundmachting, 
betreffend die Regelung des montanistischen Rech- 
nungswesens. 

In weiterer Ausfiihrung der kais. Verordnung vom 21. No- 
vember 1866 (Verord. Bl. Nr. 46) und unter Bezugnahme auf 
die im Verordn. Bl. Nr. 48 von 1866 enthaltene Beilage za die- 
ser kais. Verordnung wird bekannt gegeben, dass nunmehr auch 
die Regelung des Rechnungs- und Controls-Dienstes 
b ei,der Montan-Verwaltung erfolgt sei, und dass aus diesem 
Anlasse im Einverständnisse mit dem k. k. Obersten Rechnungshöfe 
die montanistische Abtheilung der Cameral-llauptbuchhaltung mit 
letztem December 1867 ihreAmtswirksamkeit schliessen, dagegen mit 
1. Jänner 1808 ein montanistisches Fach-Rechnungs- 
Departement im k. k. Finanz-Ministerium dieselbe be- 
ginnen werde, und dass dessen definitive Organisirung nachträg- 
lich erfolgt. 

Die diesem Departement zugewiesenen Geschäfte betreffen : 

a) Die Rechnungen der sämmtlichen k. k. Berg-, Hütten- 
und Bergwerks-Producten-Verschleiss-Aemter. 

b) Die Rechnungen der k. k. Salzerzeugnngs-Aemter. 

c) Die Rechnungen der k. k. Münz-Einlösungs- und Pan- 
zirungs-Aemter. 

d) Die Rechnungen der k. k. Bergacademien. 

e) Die Rechnungen der montanistischen Forst- und Domä- 
nen-Aemter. 

/) Die Rechnungen der bei allen diesen Aemteru bestehen- 
den Arbeiter-Bruderladen und der sonstigen mit densel- 
ben, in Verbindung stehenden Fonde. 

Ernennungen. 
Vom Finanzministerium: 

Der Bergmeister in Wieliczka Hippolyt Wale'wsky zum 
Markscheider daselbst (Z. 43181, ddo» 5. December 1867). 

Der Berg- und Hüttenamtscontrolor zu KitzbicÜ Hermann 
Bouthillier zum Cassier bei dem Oberverwesamte Mariazeil 
(Z. 45257, ddo. 5. December 1867). 

Der Concipist der bestandenen Berg-, Forst- und Gütcr- 
direction in Schemnitz und substituirte Hüttenmeister und Ver- 
waltersadjunct der königlich -ungarischen Eisen Werksverwaltung 
zu Rhonitz Quirin Neumann zum Verschleissbesorger der Eisener- 
zer hauptgew. Oberfactorie zu Steyr (Z. 46431, ddo. 6. Dec. 1867). 
Crledigong. 

Die Cassier s- an dRechnungsführerss teile bei dem 
Bergamte au Fohnsdorf in der X. Diätenclaase , mit dem 
Gehalte jährl. 735 fl., einem Deputate von 2 Wr. Klaftern Brenn- 
holz im Werthe von 4 fl. 20 kr. und 160 Wr.' Centnem Stein- 
kohlen im Werthe von 33 fl. 60 kr., Natiiralwohnüng oder in 
deren Ermanglung einem Quartiergelde mit 10% des Jahresge- 
haltes, der Benützung von 2 Joch Wiesen- und Ackergrund und 
gegen Erlag einer Caution im Gehaltsbetrage. 

Gesuche sind, unter Nachweisung der bergacademischen 
Studien, der Kenntnisse im montanistischen Cassa-Verrechnnngs- 
und Normalienwesen, dann der Conceptsfähigkeit, binnen vier 
Wochen an das k. k. Finanzministerium einzusenden. 

ANKÜNDIGUyä 

(111-116) Mehrere Cylindergebläse 

fär beiläufig 5500, 3000, 2000 Kubikfnss Windliefemng, mit Ba- 
lancier oder Schubstangenbewegung, vollständig gut erhalten; 
ein oscillirendes Cylindergebläse für beiläufig 1500 K.' Windlie- 
ferung, Töllig neu; femer ein completes Feineisenwalzwerk geben 
wir zu äusserst billigen Preisen, fast zu Rohmaterialpreisen, ab. 
Fürstlich Fürstenberg'sche Hüttenverwaltang 
Donaueschingen. 



Dieser Nammcr liegt eine Tafel mit Zeichnungen bei. 



Diese Zeitschrift erscheint wGchentlich einen Bogen stark mit den nöthigen artistischen Beigaben. Der Prannmerationtprais 
ist jährlich loeo Wien 8 fl. ö. W. oder 5 Thir. lU Ngr. Kit ftaneo Postverfendung S fl. 80 kr. ö. W. Die Jahresabonnenten 
erhalten einen offtciellen Bericht Über die Erfahrungen im berg- und huttenmäimisehen Kaaehinen-, Bau- und Aufbereitungswetan 
■ammt Atlai als Gratisbeilage. Inserate finden gegen 8 kr. ö. W. oder IV2 Ngr. die gespaltene Nonpareilleseile Aufnahme. 

Zuschriften jeder Art können nur firanco angenommen werden. 



Dnick von Carl Frommo in Wien. 



Fflr den Verlag verantwortUcb : Carl Reger. 






N=52. Oesterreichische Zeitschrift ,J^^'^\ 



fiir 



Berg- und Hüttenwesen. 



Verantwortlicher Redacteur: Dr. Otto Freiherr von Hingenau, 

k. k. MlniateriAlrfttta im FinanuninUterinm. 

Verlag der G. J. Manz'schen Buohliandlung (Kohlmarkt 7) in Wien. 



'jfl- 



Inhalt: Zam JahresschlaMe. — lieber Umkehrwalzwerke ohne Schwangrad und Über den Werth von SchwaogrKdem bei 
nicht umkehrenden Walzwerken. — Aus dem Betriebsberichte der Prager Eisen- In duatrie- Gesellschaft fUr das Geschäftsjahr 1866 — 1867. 
Kleine Bfittheilnngen aas der Pariser Weltausstellung vom Jahre 1667 (Schluss). — Notiz. — Administratiyea. — Ankttndignngen. 



Zum Jahresschlosse. 

Das Jahr 1867 hat noch vor seinem Ende den Abachluas 
von zwei fär den österreichischen Staatsbergbau hochwich- 
tigen Beformstrebungen gebracht, nämlich die principielle 
E^ntscheidung der lange schwebend gewesenen inneren 
Dienstesorganisation fflr den Staatsbergbau und die 
Umgestaltung des Montan-Rechnungswesens. 

In ersterer Beziehung wird durch die Concentrirung der 
nicht ungarischen Staatsbergbaue und unmittelbare Unter- 
stellung der meisten derselben unter das Fachdepartement 
des Finanz-Ministeriums nicht nur eine raschere den Zeit- 
verhältoissen angemeBsenere Verwaltung möglich gemacht, 
sondern auch durch Erweiterung des Wirkungskreises der 
Liocal-Werksleitungen und eine verbesserte Art der Vor- 
rückung fähiger und tüchtiger Beamten dem selbstatän- 
digen Wirken ein freierer Spielraum eröffnet. Zusammen- 
hängende grössere Compleze wurden vorläufig noch unver- 
ändert belassen (die Directionen Eisenerz uud G munden) um 
die anfällig auch dort möglichen Beformen ohne Gefahr für 
die Wechselwirkung der einzelnen Theile aus sich selbst 
herausbilden zu lassen. Die vom Mittelpunkte entlegensten 
galizischen Salinen wurden sämmtlich in ein Fachdeparte* 
ment der galizischen Fiuanz-Landes-Direction zusammen- 
gefasBt und mittelbar durch diese in Verbindung mit der 
Wiener Centralstclle gebracht. Die Einfühlung einer regel- 
mäfisigen Localinspection durch die Ernennung eines Gene- 
ral-Inspectors sichert die Betriebsübersicht und die stete 
Fühlung der Localämler mit dem leitenden Fachdepartement 
des Ministeriums. Die Berufung einer anerkannten Fach- 
autorität auf diesen Posten (des bisherigen k. sächsischen 
Oberberghauptmanns Freiherrn v. Beust) ist geeignet, die 
Wirksamkeit der centralen Oberleitung wesentlich za stär- 
ken und fruchtbar zu machen, weil ihr bewährte Erfahrungen 
und Aaregungen dadurch zugeführt werden, und dem neuen 
General-Inspector die meisten Bergdistricte bereits aus einer 
niebrmonatlichenBereisuug bekannt sind, welche er im letzten 
Sommer mit dem gegenwärtigen Leiter des Fachdeparte- 
ments gemacht hat, mit welchem derselbe auch gemeinsam 
und in innigstem Verbände zu wirken nunmehr berufen ist. 
Die zweite wichtige Beform ist die des Bech- 
nungBwesens, welches nun vom 1. Jänner 1868 ange- 



fangen nach den Grundsätzen der mercantilen Buchführung 
umgestaltet, sich nahe an die bei der Privatinduatrie länget 
bewährten Bechnungsformen anschliesat, und wenn die ersten 
Schwierigkeiten dea Uebergangea werden überwunden sein, 
nicht nur für die Verwaltung selbst, sondern auch für die 
Controle durch die Beichsvertretung wesentliche Vortheile 
verspricht. 

Beide Beformen aind aus dem Bedürfnisse der Zeit 
hervorgegangen, sie sind nicht abgeschlossen, sondern haben 
den SLeim der Entwicklungsfähigkeit in sich. An uns Fach- 
genoaaen ist es, denselben zu pflegen und zu entfalten. 

Für den Privatbergbau war das abgelaufene Jahr eben- 
falls ein im Allgemeinen günstiges zu nennen. Insbesondere 
hat der neu angeregte Unternehmungsgeist im Eiaenbi^hn- 
weaen zunächst alle Eisenwerke aus einer schon aeit einigen 
Jahren andauernden Stagnation herauageriaaen und der Auf- 
schwung der Eisenindustrie ist ein so lebhafter geworden, 
dasa er beinahe achon Anlaaa zu Klagen über die Auadeh- 
nung deaaelben gibt. Der Bedarf von Eisen ist so gross, * 
dass ihn die meisten Werke mit den grössten Anstrengungen 
nicht völlig befriedigen können. Unfreiwillige Einschränkun- 
gen, Preiserhöhung und selbst schon fremde Einfuhr zeigen 
sich als Folgen des etwas zu plötzlich eingetretenen Um- 
schwunges. Allein die Thatsache bleibt nichtsdestoweniger 
eine erfreuliche und wirkte wie befruchtender Begen nach 
langer Dürre auf unsere w^ielgeprüfte Eisenindustrie. Auch 
im Bleigeschäfte haben sich Nachfrage und Erzeugung 
gehoben, und in Kärnten ist durch die Union der namhaf- 
testen Bleigewerken yon Bleiberg einer Association des zer- 
splitterten Bergbaubesitzes und einem neuen Aufblühen 
des Bergbaues daselbst die Bahn gebrochen worden. Das 
Anfangs dea Jahres ziemlich annehmbare Kupfergeschäft 
ist gegen den Schluss flauer geworden; dennoch aber müssen 
wir auch auf diesem Felde Fortschritte verzeichnen. Eine 
Privatgesellschaft bei Schwaz in Tirol hat neue hoffnungs- 
volle Anbrüche gemacht und in Salzburg hat eine neue Ge- 
sellschaft (Bürgstein und Brand) bei St. Johann Kupferberg- 
baue eröffnet, welche zu Erwartungen berechtigen und mit 
Hilfe zweckmässiger Zugutebringungsanstalten sich weiter 
entwickeln können. Mit dem Eisenwesen hat sich auch der 
Kohlenbergbau gehoben*, nur stehen beiden noch die ho- 
hen Bahnfrachten entgegen. Ein Project von weittragender Be- 



— 414 — 



deatung ist, angeregt durch Peter y. Tun n er, noch vor 
ScbluBs des Jahres in das Stadium erster Vorberathung ge- 
treten, nftmlich die Errichtung grosser Coaks-Roheisen-Er- 
zengung von Steiermark und ein Consortium der ange- 
sehensten Eiseninduslriellen betheiligt sich bereits an den 
Vorsrbeiten, welche der Eisenindustrie, dem Kohlenberg- 
bau and vielen anderen Qewerkszweigen ein weites Feld 
des Fortschrittes eröffnen dürften. 

Mögen diese günstigen Auspicien, unter denen das Jahr 
1867 schliesst, im neuen Jahr sich erfüllen und sieben fette 
Jahre den mageren folgen, unter denen unser Fach schon 
zu lange gelitten hat. 0. H. 



üeber ümkehrwalzwerke ohne Schwungrad 

und über den Werth von Schwungrädern bei 

nicht umkehrenden Walzwerken. 

Von Josef Schmidhammer, k. k. Hüttenverwalter in Nenberg. 

Der rasch zunehmende Begehr nach Platten iind an- 
deren Eisen Sorten für die Eisenbahnen, den Schiffbau und 
die Maschinen der Industrie hat schon im vorigen Deoen- 
nium die Eisenhütten-Techniker zu verschiedenen Systemen 
von Walzwerken geführt, deren Ziel es war, das Ueberbe- 
ben der sehr schweren Stücke über die Walzen zu beseiti- 
gen und dadurch eine schwere Arbeit und unnützen Zeit- 
verlust zu ersparen. 

Das viel früher eingeführte und auch heutigen Tages 
stark verbreitete System von 3 Walzen in einem Qerüste 
fand mau bald ungenügend ; man griff zu dem System des 
Colla mineur von Cabrol*) (Frankreich) dann zu dem Sy- 
"slem t&R 4 Walzen in einem Gerüste (Obcrhaueon)**) end- 
lich zu dem System der umkehrenden Walzwerke, wobei 
das Umkehren durch ein complicirtes Rädersystem mit Aus- 
rückvorrichtung bewirkt wird. Letzteres System erhielt seine 
Anwendung vorzugsweise hei dem Walzen von Panzerplat- 
ten (Atlas Works von Brown in Sheffield, Cyclops Works 
von Cammel & Comp, in Sheffield, vielen anderen engii- 
'schen Werken, endlich auch bei zwei Universal walz werken 
zu Horde). 

Die letztere Gattung von Umkehrwalzwerken ist durch- 
gehende von sehr schwerem Kaliber und hat Maschinen von 
300 bis 1000 effect. Pferdekräften. 

Dass bei so kolossalen Krftften das Umkehren mittelst 
noch so sorgfältig constrnirter und noch so geschickt ein- 
gerichteter Bäderwerke nicht obne bedeutende StÖsse 
ausgeführt werden kann, ist einleuchtend. Auch sind diese 
Räderwerke sehr schwerfällig und plump, da einerseits die 
grösstmöglicbe Stärke der Zähne, anderseits aber ein mög- 
lichst geringer Durchmesser der Bäder angestrebt werden 
muss. 

Es hat daher ein neues System von umkehren- 
den Walzwerken, welche mit Zwillings-Dampfmaschinen 
ohne Schwungrad betrieben werden, und wobei das Umkeh- 
ren einfach durch Umsteuerung der Zwillingsmaschine 
bewirkt wird, in der hüttenmännischen Weit nicht geringes 
Interesse erregt. 

Meines Wissens wurde dieses System zuerst in den 
Stahl- und Eisenwerken zu Crewe bei Manchester ausgeführt 



*) Armengaud Public, industr. 1857, 
**) Jahrbuch der Leobner Bergacademie 1866. 



und zwar mit einem Maschinenpaar von circa SOO Pferde - 
kräften*). 

Der Vortheil dieses Systems ist bedeutend. Das Um- 
steuern der Maschinen geht mit grosser Leichtigkeit vor sich, 
und man bedient sich bei sehr starken Maschinen einer mit 
Dampf oder Hoch druck wasser getriebenen Hilfsmaschiae zum 
Umsteuern. 

Es fallen alle Stösse weg, gegenüber dem Umkehrsy- 
stem mit Bäderwerk, und es wird ebenso das Vierwalzen- 
System umgangen, bei welchem das Walzstück doch immer 
noch aufgehoben werden muss, und bei welchem das Unter- 
walzenpaar schwer zugänglich und das Walzstück schwer 
einzuführen ist. 

Bei dem System von Crewe ist übrigens das Hin weg- 
lassen des Schwungrades nicht Hauptzweck, sondern nur 
Mittel zum Zweck. 

Um das Schwungrad jedoch entbehren zu 
können, muss erstens immer eine Zwillings-Ma- 
schine angewendet werden, dann muss diese um 
so viel stärker sein, als die während des Walzens 
ausnützbare lebendige Kraft des Schwungrades 
betragen haben würde. 

Diese Maschinen sind übrigens noch wenig verbreitet, 
und ich habe auf meiner Beise im heurigen Früblinge nur 
eine einzige derartige angeblich für America bestimmte 
Maschine von 800 Pferdekräften in der Maschinen-Fabrik 
von Walker A. Tauet bei Leeds montiren gesehen. 

In Horde, wo eine eigenthümliche Zwillings-Dampf- 
maschine von circa 1000 Pferdekräften besteht, bei welcher 
ein Oylinder horizontal, der andere aber vertical aufgestellt 
ist, so dass beide im rechten Winkel auf einem und dem- 
selben Kurbelzapfen arbeiten, ist man mit dem Vorsätze 
umgegangen, das Schwungrad und wenn ich nicht irre, auch 
die dritten Walzen in den drei Walzgerüsten abzuwerfen und 
die Maschine zum Vor- und Bflckwärtssteuern umzugestalten. 

Um so interessanter ist es zu erfahren, dass auch 
Borsig für sein neues oberschlesisches Werk dieses System 
anzuwenden im Begriffe 8teht und dass 2u diesem Behnfe 
ein Vorversuch bei dem Bandugenwalzwerk zu Moabit ge 
macht wurde. 

Wie übrigens aus der Notiz in Dingler's Journal von 
1867, II. September-Heft, pag. 478 hervorgeht, ist dieses 
Walzwerk aber ein sogenanntes Kopfwalzwerk (tyre rolling 
mill) und da dasselbe mit einer Zwillings-Maschine betrieben 



*) Nach Dingler's Journal, 2. Aug.-Hcft 1867, hat diese 
Maschine zwei Dampfcylinder von 28" Diameter und 48" (engl.) 
Hub; das gibt bei einer Kesselspannung von 4 Atmosphären 
Ueberdruck, welche bei Hüttenwerken gewöhnlich ißt, und bei 
70 Umgängen per Minute einen Nutzeffeet von 700 bis 800 Pfer- 
dekräften. Es kommt auf 3 Vi Touren der Maschine eine Walzen- 
Umdrehung. Der Umsteuerungs- Apparat ist hydraulisch, es wird 
dabei der Dampf nicht abgestellt und er wirkt so präcise, dass 
man 73 Durchgänge, d. i. ebenso viele Walzenumkehrungen in 
einer Minute gemacht haben soll. 

Die Walzen haben eine Länge von 6 Fuss, 10 Zoll uni 
einen Durchmesser von 24 Zoll. Ein Blech soll in 1 1 Durch- 
gängen fertig gewalzt werden. In Neuberg braucht man bei einer 
Kraft von 100 Pferden für Locomotiv-Kesselbleche aus Stahl 
und von 8 Ctr. Gewicht gewöhnlich 20 Durchgänge. Das Zu- 
spannen der Walzen soll in Crewe ebenfalls mit hydr. Druck 
geschehen, was um so interessanter ist, als durch diese That- 
sache jene Einwendung widerlegt ist, welche man gegen dieso 
Zuspannungsweise machen könnte, dass es Fälle geben kann, iu 
welchen die Bleche an beiden Seiten nicht immer vollkommen 
gleich dick ausfallen. 



— 415 



wird, und darch längere Zeit ohne Unterbrechung arbeitet, 
80 ist bei demselben ein Schwungrad im Grunde gar nicht 
nothwendig, ja sogar dem Nutzeffecte schädlich ; denn sum 
Aufwalzen eines rohen Ringes au einem Tyre braucht die 
Maschine wenigstens 1 bis 2 Miapten unter constantem ho> 
hen Drucke auf die Walzen-Spindeln, dann noch weitere 
t bis 2 Minuten zum Vollenden (centriren) unter geringerem 
Drucke und unter Anwendung von reichlichen Wasserstrah- 
len, also im Ganzen 2 bis 4 Minuten ununterbrochenen Be- 
triebes, in welcher Zeit jedes Schwungrad aufhört lebendige 
Kraft abzugeben und schliesslich der Betriebsmaschine zur 
Last fällt. 

Wenn also die erwähnte Notiz den Versuch richtig 
wiedergibt, so hat derselbe gar nicht das bewiesen, was in 
der Notiz als solches augeführt wird — nämlich die lieber- 
flässigkeit eines Schwungrades bei Walzwerken im Allge- 
meinen, sondern derselbe hat einfach die praktische Mög- 
lichkeit des Umkehrens der Walzwerksmaschine mittelst 
Umsteuerns der ZwillingsDampfmaschine constatirt. 

Es ist, wie es mir scheint, nur noch bewiesen worden, 
dass ein Schwungrad bei Walzwerken unter gewissen Um- 
ständen nicht nur nicht nothwendig, sondern sogar eine nutz- 
lose Last sein kann, eine Thatsacbe, welche jedem Hütten- 
manne längst bekannt ist, und dass man in diesen Fällen 
bei Anwendung von Dampfkraffc allerdings besser thun würde, 
eine Zwilliugsmaschine ohne, oder nur mit einem leichten 
Schwungrade zu bauen, statt einer eincylindrigen Dampf- 
maschine mit einem entsprechend schweren Schwungrade. 

Diese Fälle treten schon bei den in einer Richtung ro- 
tirenden Walzwerken dann ein , wenn man vorzugsweise 
sehr lange Stücke zu walzen hat, und wurde dieser Umstand 
bei Feineisenwalzwerken schon seit langer Zeit beachtet, 
wo in der Regel ein Stab mit zwei und drei Durchgängen 
auf einmal, also so zu sagen ohne Unterbrechung gewalzt 
wird, wo man aber fast immer nur sehr leichte, mit den oft 
bedeutenden Maschinenkräften in keinem Verhältnisse ste- 
hende Schwungräder anwendet. 

Bei den in neuester Zeit in Schwung kommenden Bahn- 
schienen von doppelter Länge (40 bis 48 Fuss), dann beim 
Walzen der Schiffsbalken und Träger wird sich derselbe 
Umstand geltend machen. 

Derselbe Fall tritt bei dem ganz entgegengesetzten Ex- 
trem ein, wenn nämlich ganz kurze Stücke in ganz kurzen 
Zeiträumen hinter einander gewalzt werden, wie bei der 
Schwarzblechfabrlkatiou. Hier ist nur ein leichtes Schwung- 
rad angezeigt, denn es ist die Anlaufzeit zu kurz (Leergang) 
als dass ein schweres Schwungrad die volle Maschinenkraft 
aufnehmen könnte, und die Arbeitszeit zu kurz, als dass es 
einen erbeblichen Theil seiner lebendigen Kraft abgeben 
könnte, abgesehen von den hiebei erfolgenden schweren 
Stössen und gefährlichen Brüchpn. Dagegen leistet ein 
Schwungrad bei Walzwerken , welche in einer Richtung 
laufen und vorzugsweise Waare von mittlerer Länge und 
mittlerem Gewichte wie Kesselbleche u. dgl. zu walzen ba- 
ten, sehr erhebliche Dienste zur Verstärkung der momen- 
vaen Kraft und kann diese Unterstützung häufig das Sfache 
>n der Kraft des Motors betragen. 

Dieser Umstand darf ganz und gar nicht ausser Acht 
gassen werden bei Benützung von Wasserkraft; denn hier 
i^.s selten der Fall, dass man über ein so bedeutendes 
^^in verfügt, dass man in gewissen Intervallen sehr be- 



deutende Kräfte auf Einmal verbrauchen darf; abgesehen 
davon, dass die Ausnützbarkeit dieses Motors durch eine 
einzige Maschine bald seine Grenzen findet. 

Bei Dampfmaschinen wäre das schon etwas leichter, 
hier muss man aber dann jedenfalls eine Zvnllingsmaschine 
haben, für welche es nicht selten an Raum gebricht. 

Aber auch hier kann es vorkommen, dass bei einer 
geringeren Zahl von Dampfkesseln bei Anwendung von sehr 
starken aber nur wenige Minuten gehenden Maschinen ein 
starkes Schwanken in der Dampfspannung eintritt. 

Es ist daher keineswegs richtig, wenn man soganz 
im Allgemeinen den Satz hinstellt, wie in vorerwähn- 
ter Notiz, dass schwere Schwungräder nicht allein nicht er- 
forderlich, sondern sogar schädlich sind, sondern man hat 
bei der Erbauung eines Walzwerkes vielmehr 
wohl zu unterscheiden, für welchen Zweck das- 
selbe vorzugsweise zu arbeiten haben wird, ehe 
man über dessen Schwungrad etwas beschliesst 
und es werden sich die Betrachtungen geltend machen, wel- 
che im Vorstehenden ausführlicher behandelt und hier noch 
reassumirt werden mögen. 

Bei einem Umkehrwalzwerke mit der Umsteuerung an 
der Dampfmaschine selbst muss das Schwungrad gänzlich 
wegfallen. 

Dabei kann entweder die Dampfmaschine direct an 
der Walzenlinie arbeiten, oder sie kann durch Zahnräder 
auf dieselbe wirken wie in Crewe. Das letztere hat zu ge- 
schehen, wenn bei der Walzenlinie eine viel geringere Zahl 
von Umdrehungen nothwendig ist, als der Nutzeffect der 
Dampfmaschine erlaubt. Die Rücksicht tritt gerade ein bei 
der Bearbeitung der allerschwersten Walzstücke, um nach- 
theilige Stösse zu vermeiden. 

Ebenso hat ein Schwungrad gänzlich wegzufallen, oder 
ein nur leichtes in Anwendung zu kommen, wenn bei einer 
gewissen Form der Waare die Zeit des Walzens länger ist, 
als die Zeit, in welcher ein Schwungrad von angemessenem 
Gewichte seine lebendige Kraft bis zu einer gewissen zweck- 
mässigen Grenze abgeben würde. Hieher gehören Walzwerke 
für sehr lange, gerade Stücke und für Reifen (Kopfwalzwerke). 
Ganz derselbe Fall tritt ein und zwar aus umgekehrten 
Gründen, wenn nur ganz kurze und leichte Stücke rasch 
hinter einander gewalzt werden. 

Die vorerwähnten Arten von Walzwerken haben aber 
bis in die neueste Zeit entweder gar nicht bestanden, oder 
nur in einer vergleichensweise sehr geringen Zahl. Die weit* 
aus grösste Zahl solcher Maschinen gehört jener Gattung 
an, auf welcher Waare von massiger Länge und Gewicht 
erzeugt wird, und bei diesen wäre es eine wahre Kraftver- 
schwendung, wollte man auf ein Schwungrad verzichten. 

Als aber die Erfahrung lehrte, dass kräfticre und rasch- 
arbeitende Walzwerke auch für gewöhnliche Waare be- 
trächtliche Vortheile bieten, so wurden auch die Motoren 
beträchtlich stärker und als natürliche Folge ihre Schwung- 
räder schwerer. 

Dio Vortheile der Umkehrwalzwerke mit directe um- 
zusteuernden Zwillings Dampfmaschinen, die am meisten bei 
Walzwerken für sehr schwere Waare hervortreten, machen 
sich aber auch aus anderen, als den früher erwähnten Grün- 
den schon bei Maschinen von mittlerer Stärke geltend. 

Es kommt nämlich bei Walzen sehr häufig der Fall 
vor, dass das vordere Ende des Walzstückes, wie es die 



— 416 — 



Walzen verläast, sieb etwas krümmt, während das hintere 
Ende immer gerade bleibt und regeljDässig gestaltet ist. 

In diesem Falle ist das Wiedereinführen des Walz- 
Stückes in die Walzen mit dem vorderen Ende immer mit 
Schwierigkeiten und mit Zeitverlust verbunden ; mit dem hin- 
teren geraden Ende würde jedoch das Einführen ganz leicht 
geschehen. 

Durch ein Umkebrwalzwerk wird dieser Uebelstand 
vollständig beseitigt. 

Der genannte Uebelstand kommt zum Beispiel beim 
Walzen von Stahlplatten nicht selten vor. 

Beim Auswalzen von nicht vorher gehämmerten Paketen 
aus Puddlings-Eisenlamellen kommt es femer häufig vor, 
dass das vordere Ende, wie es die Walzen verlässt, sich 
etwas spaltet, wodurch das Wiedereinführen dieses Endes 
in die Walzen erschwert wird. — Auch diesem Uebelstande 
hilft ein Umkehrwalzwerk vollständig ab. 

In diesen Fällen ist es daher bei eiuer neuen Anlage 
unbedingt anzurathen, ein Umkelirwalzwerkzu wählen, 
und es dreht sich hiebei die Frage nicht um die Entbehr- 
Hchmachung des Schwungrades, sondern um wichtigere 
Zwecke, um die Erleichterung und Beschleunigung der Ar- 
beit ; und wo es die Verhältnisse nicht gestatten, Maschinen 
ohne Schwungrad anzuwenden, so kann irgend eine Kehf^ 
Vorrichtung mit Räderwerk an deren Stelle treten, worunter 
das Sjstem von Marell eines der besten ist, welches in der 
Pariser Ausstellung bei dem Modelle eines Uoiversalwerkes 
zu sehen war, und welches in den Mittheilungen des Herrn 
Ministerialrathes v. Rittinger über die Pariser Ausstellung 
1867 im Principe dargestellt ist. 



Aus dem Betriebsberichte der Prager Eisen- 

IndoBtrie-OesellBchaft für das Geschäftsjahr 

1866—1867. 

Ein gedruckter Bericht der Prager Eisenindustrie-Ge- 
sellschaft aber ihre am 23. Nov. 1867 abgehaltene Gene- 
ral-Versammlung bietet gar viele werthvolle Daten über 
den Besitz und die Betriebsfdhrung dieses grossen Montan- 
Unternehmens, dass wir nicht umhin können. Einiges davon 
hier mitzutheilen. Das Betriebsjahr, über dessen Resultate 
in jener General-Versammlung berichtet wurde, umfasst den 
Zeitraum vom 1. Juli 1866 bis 30. Juni 1867, somit zwei 
Semester von fast ganz entgegengesetztem Charakter. Der 
Eine gibt ein Bild eines Unternehmens in Zeiten kriegerischer 
Drangsal und aussergewöhiilicher Stockung des Verkehres, 
der Andere participirt schon mächtig von dem gewaltigen 
Aufschwünge der Eisenindustrie, welcher das Jahr 1867 zu 
einem in vieler Hinsicht denkwürdigen für uns machen wird. 
Zwei solche Extreme in ein Geschäftsjahr zusammenfallend 
könnten fast als die Elemente eines massgebenden Durch- 
schnittes angesehen werden ; jedenfalls ist es ein höchst merk- 
würdiger Zeitabschnitt, den wir als Grundlage dieser Dar- 
stellung wählen und den wir als Vergleichsbasis für spätere 
Urtheile Über den Stand des Unternehmens nicht ganz un- 
passend finden. 

Der gesummte Besitzstand der Prager Eisenindustrie- 
Gesellschaft umfasste mit Schiuss des Monates Juni 1867 : 



An Grundbesitz: Kohlendepotplätze und Grund- 
stücke bei den Steinkohlen-Bergbauen zu Kladno, Rappitz und 
Wilkischen im Ausmasse von mehr als 65 Joch, Grundstücke 
auf dem Eisenstein-Bergbau zu Nuöic, den Hohofenan- 
lagen Adalberthütte und Carolinengrund und bei den Walz- 
hütten Hermannhütte, Nürschan und Josephihütte im Um- 
fange von mehr als 326 Joch, endlich das Gut Wilkischen 
mit beinahe 715 Joch Grund und Boden. Alles zusam- 
men 1107 Joch und 740D®. 

Der Steinkohlenbergbau: Im RIadnoer und 
Rftkonitzer' Revier 133 Grubenmassen und 1575Q^ nebst 
179 Freischürfen ; in Rappitz 59 Grubonmassen und 2335Q^ 
und in Wilkischen 179 Grubenmasseu'Und 5509Q^ nebst 
47 Freischurfen ; zusammen 351 Grubenmassen 
und 9419Q® mit 226 Freischürfen. 

Der Eisenstein-Bergbau umfasst im Gan- 
zen 142 Grubenmassen und 6272Q^ mit 76 Frei- 
schärfen, grösstentheils um Kladno herum (im Carolinen- 
grund sind nur 2 Grubenmassen), audserdem noch 163072Q 
Lachter Eisenbergbau in Baiern mit 3 '5 Tagewerk Grund- 
besitz daselbst. 

An Eisenbahnen besitzt die Gesellschaft dreierlei 
Arten : 

a) Loco motivbahnen in einer Länge von 23455*^7 Klftrn. 
d. i. nahezu 6 Meilen. 

b) Pferdebahnen in einer Länge von 3369 Curr.Klaftero 
(über % Meilen). 

c) Obertägige Bahnen mit Hunde-Förderung 7801 Curr.Klftr. 

d) Unterirdische (Gruben-) Bahnen mit Hunde - Förderung 
25008 Curr. Klafter, im Ganzen also 59633 Curr. Rlftr. 
oder 14*/to österr. Meilen. 

Ausserdem besitzt und betreibt die Eisenindustrie-Ge- 
sellschan; 4 Kohlenmühlen, 10 Kohlenwäschen, 180 Coaks- 
öfen mit 6 Coaksausstossbahnen, 10 Erzauslauge-Bassins, 
15 Rostöfen, 6 Coakshohöfenund 1 Holzkohlenhohofen (dazu 
noch einen in Pacht) 4 Cupol, 2 Flamm- und 2 Tiegel-Giesse- 
reien; dann 3 Walzhütten mit 3 Frischfeuern, 42 Puddel-, 
28 Schweiss- und U Glühöfen (einen davon für Tyres) nebst 
den entsprechenden Walzenlinien, Scheren, Hämmern, und 
Appretur-Maschinen, Werkstätten u. s. w. 

Als Motoren wirken bei diesen Betriebswerken 77 
Dampfmaschinen mit 2493 Pferdekräften und zwar beim 
Kohlenbergbau 44, bei den Hohöfen 19, bei den Walzhütten 
14 nebst 152 Pferdekräften in Wassermotoren bei einem 
Hohofen und 1 Walzhütte; 74 Saug-, Druck- und Handpumpen 
sind thätig un'i 22 Paar Werkspferde vermitteln den Verkehr. 

Endlich stehen noch mehrere Kalkbrüche, Kalköfen, 
Thongrubeii, und Ziegeleien in Betrieb« 

Ein Personal von 52 Beamten, 5200 Arbeitern sind in 
diesem grossartigen Betriebe beschäftigt; 32 Beamten-, 
452 Arbeiterwohuungen, 2 Krankenhäuser, 1 Brauerei und 
2 Gasthäuser sind für dieselben errichtet. 

Nachstehende Tabelle gibt eine Uebersicht der Pro- 
duction dieser Werk><anlageD, welche im Betriebsjahre 1866 
— 67 nach der Jahres - Bilanz einen Reinertrag von 
214.129 fl. 60 kr. abgeworfen haben. 



417 — 



Productions-Tableau 

in Wiener Centnem. 



Steinkohlen: 
Kladno 


1857/58 


18561/59 


t859/R0 


1860/ßl 


1861/62 


1862/63 


1863/54 


1864tA56 


1865/S6 


1866/67 


2,880.185 
1,385.210 
1,198.350 


3,267.342 
1,555.241 
l,l?i3.648 


2,826.786 
1,014.110 
1,183.886 


3,045.964 
2,443.275 
1,465.425 


3,169.766 
2,345.820 
2,194.175 


3,035.667 
2,377.052 
1,875.166 


3,055.366 
2,070.691 
1,244.852 


2,968.170 
2,007.132 
2,159.459 

7,1347761 


2,743.633 
1,542.678 
2,104.74^ 


3,270.664 
1,247.063 
2,352.615 


Bappitz 


Wilkiflchen 

Eisensteine: 

Für die Holskohlen-Oefen . 
„ „ Kladnoer • „ 

HoUkohlen (Kubik-FoBa) . 
Coaka 


5,463.745 


6,006.231 


6,024.782 


6,954.664 


7,709.761 


7,287.875 


6,370.^0» 


6,391.059 


6,870.342 


277.821 
386.105 
663.926 


317.746 
608.865 


326.713 
650.341 


182.493 
1,220.787 


123.867 
1,148.424 


191.632 
1,598.407 


201.645 
913.342 


142.969 
657.130 


54.630 
445.917 


104.496 
634.948 


926.611 


977.054 


1,403.280 


1,272.291 


1,790.039 


1,114.987 


800.099 


500.547 


739.444 


^ 


..» 


888.832 


1,481.064 


1,265.227 


1,262.657 


1,394.996 


905.015 


623.278 


568.856 


261.691 


296.524 


439.508 


686.731 


560.280 


676.720 


525.500 


461.100 


341.100 


263.400 


Roheisen: 
der Holskohlen-Hohöfen . . 

Gusswaaren: 
ans Holzkohlen-l^en . . . 
„ Coaks- n ... 

Eisenbahnschienen: 

Nürschan 

flermannshütte 

Eisenbahn-Kleinmaterial: 
Hermannshütte 

Achsen und Tyres: 

Nürschan 

Josephihütte 

HermannÄUütte . . . • . '. 

Commerzeisen: 

Taschau 


84.338 
129.199 


96.682 
173.295 


65.061 
190.011 


103.426 
379.294 

'482J2Ö 


75.082 
395.000 


68.069 
459.400 


79.206 
312.400 

"'39lT*;Ö6 


68.574 
222.598 


51.152 

208.760 


68.560 
170.230 


213.537 


269.977 


255.072 


470.082 


527.469 


291.172 


259.912 


238.780 


15.146 
15.645 


15.494 

23.480 


15.668 
26.61 1 


6.172 
41.666 


9.857 
39.282 


8.955 
23.680 

32.535 


6.500 
29.449 


6.132 
40.132 


180 
47.671 


- 1.022 
54.309 


30.791 


38.974 


42.279 


46.838 


40.139 


35.949 


46.264 


47.851 


55.331 


203.241 


183.882 


5.182 
109.433 


58.902 
147.848 


106.991 
175.009 


53.721 
207.766 


111.524 


3:760 
215.136 

218.896 


21.682 
79.658 


21.458 
1 19.680 


203.241 


183.882 


114.615 


206.750 


2*)2.000 


261.487 


111.524 


101.240 


141.138 


— 


— 


14.302 











3.319 


17.203 


1.833 


5.115 


— 


— 


521 
112 


377 
128 
162 


35 

712 


503 
638 


523 


627 


303 


672 
572 


— 


— 


633 


667 


747 


1.141 


523 


627 


303 


9.543 

5.882 
6.703 


7.661 

32.322 
5.082 


360 
37.842 


44.18-2 
348 


67.876 
120 


62.799 


32.113 


44.243 


537 
55.935 


3.545 
73.948 

77.493 


Nürschan 

Hermannshütte 

Josephihütte 

Schmiedestücke: 
Nürschan 

Kesselbleche: 
Nürschan 

Schwarzbleche: 

Nürschan 

Josephihütte 

Schwarzbleche (in Kisten): 
Josephihütte 

Weiss- nnd Bleibleche: 
Josephihütte 


22.128 


45.065 


38.202 


44.530 


67.996 


62.799 


32.113 


44.243 


66.472 


— 








152 


191 


583 


870 


400 


1.146 


604 


_ , 


._ 


5.566 


10.330 


11.508 


7.008 


5.043 


7-038 


7.138 


9.501 


7.026 


12.638 


6.299 


1.400 
2.369 


7.376 
914 


6081 
540 


4.441 
674 


3.409 
277 


5.316 


6.246 


7.026 


12,633 


6.299 


3.769 


8.290 


6.621 


6.115 


3.686 


5.31H 


6.246 


— 


456 


1.125 


694 


562 


Kist 742 
Ct5.1.113 


Kist, 376 
Ctr. 602 


Kist. 138 
Ctr. 221 


KisL 482 
Ctr. 771 


Kist 468 
Ctr. 749 


7.681 


7.820 


6.252 


5.687 


6.841 


K. 6.001 
Ctr. 9.002 


K. 6.070 
Ctr. 9.712 


K. 4.101 
Ctr. 6.662 


K. 3.254 

Ctr. 5.206 


K. 4.086 
Ctr. 6.537 




















1 



— 418 — 



Kleine Mittheilungen aus der Pariser Welt- 
Ausstellung Yom Jahre 1867. 

Von Edu&rd Windakiewiez. 
8. Arbeit am Gestein. 
(Scblu88 vou Nr. 50 dieser Zeitschrift) 
An einem über 4 Fnss grossen starken eisernen boh- 
len Cjlinder von ca. 4-.-5' Durchmesser waren 54 Meis- 
selbobrer mit ihren Kanten in der Radiusrichtung an der 
äusseren Mantelfläche angeschraubt und inwendig in der 
Mitte war zwischen den Armen ein Kreuzbobrer befestigt. 
Sie bohrte nur Ringe aus,' die innere zurückbleibende 
und vom Kreuzbohrer durchbohrte Steinsäule musete 
noch gesprengt werden, sonst war die Einrichtung stossend 
und drehend und mit comp. Luft als Betriebskraft. Da der 
Arbeitscylinder mit den Bohrern doch etwas höher über der 
Sohle liegen musste, so konnte das Gerüst der Maschine 
nicht in das ausgebohrte Loch nachkommen und deshalb 
die Sohle nachgesprengt werden musste, was sehr oft einen 
längeren Stillstand der Maschine verursachte, daher mir 
auch die ganze Einrichtung, am wenigsten für krjstalliniscbe 
Gesteine praktisch schien. 

Eine zweite ähnliche nur zum Menschenbetrieb einge- 
richtete Maschine war anonym ausgestellt. Statt der Meis- 
selbohrer waren an dem starken eisernen Blechcylinder von 
4' D, 8 Garnituren Meisseleisen befestigt, jede solche Gar- 
nitur bestand aus vier Stück Meissein, die zickzackartig mit 
ihren Schneiden zusammengestellt waren. 

Zum Ausbohren von Schächten waren nach dem System 
Kind und Chaudron zwei Bohrer mit 4 Meter 10 Cent, und 
2 M. 40 Cent. Durchmesser ausgestellt. 

Es waren das massive plattenförmige gusseiserne 
Körper, die an ihren beiden Enden mehrere Stück Stahl- 
meissel hintereinander angeschraubt enthielten. 

Sie wirken durch Fall und Gewicht mittelst Dampf 
stossend und drehend und bohren ebenfalls nur die Um- 
fangsringe aus , wobei der innere Kern nachgesprengt wer- 
den muss. 

Schrämmaschine von Carett, Marshalt & Comp. 
Die Schrämmaschinen sind berufen, besonders beim 
Flötzgebirge eine wichtige Rolle zu spielen , weil sie kein 
Pulver zum Sprengen des abgeschrämten Gesteiutheiles be- 
nöthigen und somit die Ventilation der Gruben wesentlich 
fördern. 

Die Bohrmaschinen mit drückend-drehender Bewe- 
gung, die bloss Umfangsringe ausbohren , bilden einen 
Uebergang zu Schrämmaschinen. 

Bei der Weltausstellung 1867 in Paris waren zwei 
Schrämmaschinen in der englischen Abtheilung ausgestellt. 
Ich .will hier bloss von jener Erwähnung machen, die 
bereits seit zwei Jahren in den Kohlengruben bei Kippax 
unweit Leed in England in Arbeit ist und sehr gute Dienste 
leistet. 

Gegenwärtig wird sie auch bei Eisensteingruben in dem 
Districte von Cleveland (Middleborough) dann bei den 
Kupfergruben zu Brunswick und Anthracitgruben in den 
Vereinigten Staaten von Nordamerica eingeführt. 

Die Einrichtung ist dabei im Wesentlichen folgende: 

Zwei Paare Eisenbahnräder werden durch die an ihren 

Achsen befindlichen Vertical aufs ätze, in welchen Schrauben 

ohne Ende gehen, mittels eines Längenbalkens vonWinkel- 



eisan , der sich hinauf und herab in einer gewissen Grenze 
bewegen lässt, verbunden und bilden ein Gerüste.- 

Auf dem Längenbalken ist die eigentliche Arbeits- 
maschine der Art angebracht, dass sie sich in der horizon- 
talen Ebene drehen , heben und senken dann auch etwas 
neigen lässt. 

Sie besteht aus einem gusseisernen Cylinder, in wel- 
chem der Kolben mittelst hydraulischen Druckes auf die 
Art wie bei einer hydraulischen Presse durch das nämliche 
Wasser mit Hilfe der Steuerung hin und her bewegt wird. 

Auf dem einen Ende der Kolbenstange befindet sich 
das eigentliche Schräm werk zeug, bestehend ans einem klei- 
nen eisernen Balken, in dem drei schaufei artige Scfaneideisen 
nach einander in der Längenrichtung eingesetzt sind. Die 
Arbeit geschieht immer quer zur Längenrichtung des Eisen- 
bahngeleises, damit die Maschine Widerstand auf den Schie- 
nen findet, ausserdem wird um eine am Arbeitscylinder 
befestigte und horizontal drehbare Rolle eine Uhrkette um- 
gelegt und an beiden Enden in der Vorrückungsrichtung 
der Arbeit an der Sohle und an einer der Ulmen befestigt. 

Bei jedem Rückgange stosst die Kolbenstange auf ein 
Hebelsende, das mit einem Sperrhaken in Verbindung steht 
und in eine gezahnte auf der Rolle angebrachte Scheibe 
eingreift und jedesmal einen Theil der Scheibe und somit 
der Rolle umdreht, wodurch die selbständige Vorwärtsbe- 
wegung der Maschine bei der Arbeit vermittelt wird. 

Diese Maschine erfordert drei Pferdekräfte an Kraft 
und macht 15 Schläge in der Minute, was einem Durch- 
gänge von 135 Liter Wasser unter einer Pressung von ca. 
20 Atmosphären entspricht. Sie wiegt sammt Gerüst 20 
Zollcentner. 

Sie schrämt pr. Stunde 13*5 Meter in der Länge bei 
einer Tiefe von 1*20 Meter und einer Höhe von 0*07 Meter. 

Die Vorrückung der Schrämmesser auf einmal beträgt 
V2 Centimeter. 

Die Schrämmesser sind von Stahl, leicht in den Füh- 
rungsbalken einsetzbar und werden gewöhnlich au einem 
Schleifstein geschärft. 

Die Maschine arbeitet ohne den geringsten Stoss und 
braucht zur Bedienung einen Mann und einen Knaben. 
9. Grubenausbau. 

Von der Friedrich Wilhelm-Grube bei GrÜnberg war 
eine eiserne Cuvellirung der Stollen ausgestellt. 

Zuerst werden in den zur Cuvellirung bestimmten 
Strecken , die ein sehr druckhaftes meist aufgelöstes Ge- 
birg haben, von 3 zu 3 Fuss annähernd Polsterhölzer und 
darauf längst den Ulmen zu beiden Seiten Längenhölzer 
(Gruudsohlen) mit Einschnitten für die Polsterhölzer gelegt. 

In den Punkten, wo die zwei Hölzer immer zusammen- 
kommen, werden zu beiden Seiten gusseiserne zur Aufnahme 
der Stollenschienen, wozu alte Eisenbahnschienen verwendet 
werden, mit einer Vertiefung versehene Platten (Schuhe) 
an den vier Enden angenagelt und in die Löcher die nach 
dem halben Stollenparameter gekrümmten Schienen einge- 
steckt und oben an der First durch ein kurzes flaches Mit- 
telstück verschraubt. 

Hinter die Schienen kommt dann die Verladung, ge- 
wöhnlich von Eichenbrettern fest eingekeilt. 

Von einem k. k. Geniehauptmann war unter den Dra- 
scheschen Terracottafabrikaton in dem Hügel ein Stollen 
mit einer eisernen Cuvellirung angebracht, welche als 
Sprengminengalerie dienen soll. 



— 419 — 



Der Querschnitt war eine uraprünglich vollkommene, 
aber durch das nach dem Ausbau gelegte Tretwerk an der 
Sohle abgestutzte Ellipse. Die nach diesem Querschnitt ge- 
bogenen Schienen (Winkeleisen) waren oben und höchstwahr- 
scheinlich auch unten ebenso durch ein herzförmiges guss- 
eieemea Mittelstück , in dem sie verschraubt waren , ver- 
bunden. 

10. Wasserhaltung. 
Eine wichtige Rolle bei der Wasserhaltung, nämlich 
als Vermittler der Wasserführung, besonders in corrosiven 
Gruben wässern, dürften bald die Asphaltröhren spielen, da- 
her ich sie hier etwas näher besprechen will. 

Drei Fabriken waren es, die iusbesondere die Auf- 
merksamkeit des Besuchers auf diese Artikel zu lenken ge- 
wusst haben. 

1. Asphalt-Röhren- und Dachpappen-Fabrik in 
Hamburg. 

2. Asphalt-Röhren-Fabrik zu Bochum in West- 
phalen von J. Chr. Leye. 

3. Soci^t6 Chamecoy & Compagnie, Paris 162 
Rue du Faubourg St. Martin. 

Die Fabrikation der Röhren geschieht mit mehr oder 
weniger Modification im Allgemeinen in der Art, dass ein 
endloses aus Hanf präparirtes Papier von einer Breite, die der 
Länge der Röhre gleichkommt, durch geschmolzenen Asphalt 
hindurchgezogen und auf einen Cylinder, dessen Umfang 
dem Durchmesser des herzustellenden Rohres entspricht, so 
lange aufgerollt wird , bis die erforderliche Wandstärke er- 
reicht wird. 

Während des Aufrollens wird von einem zweiten, stets 
gleichen Druck ausübenden Cylinder, das auf dem ersten 
Cylinder aufgerollte mit Asphalt imprägnirte Papier einer 
starken Pressung ausgesetzt, wodurch auch eine gleichmäs- 
sige Vertheilung des Asphalts bewirkt wird. 

Nachdem das Rohr vom Kern heruntergezogen ist, 
wird es inwendig mit einem feinen, unauflöslichen, wasser- 
dichten Firniss, auswendig mit einem mit Kies vermischten 
Asphaltlack überzogen. 

Die Dicke des Papieres beträgt ohne Tränkung mit 
Asphalt Yi der ganzen Röhrenstärke. 

In der Art der Form, Länge, Zusammenfügung und 
insbesondere in der Widerstandsfähigkeit unterscheiden sich 
die deutschen Fabrikate von den französischen vortheil- 
haft aus. 

Die Form der französischen Röhren ist mehr konisch 
so, dass das dÜnnere'Ende, nachdem es äusserlich abgeputzt 
und mit einem Einschlag von in einer Mischung von Wachs 
und Unschlitt getränkten Fäden umgewunden worden ist, in 
das weitere Ende eines zweitenRohres fest eingeschlagen wird. 

Die deutschen Fabrikate sind von gleichem Durch- 
messer und über die zwei zusammengestossenen Stücke 
kommt entweder ein etwas weiterer Muff von dem näm- 
lichen Stoff, der verkittet wird, oder ein gusseiserner Muff, 
an dessen Enden konischeDichtungs-Gummiringe und darüber 
wieder Scheiben von vier Flanschen eingeschoben werden, 
welche letztere mittelst Schraubenbolzen und Muttern die 
ganze Verbindung fest lieder n und zusammenhalten. 

Die Krümmlinge und die 7^ Röhren sind ebenfalls von 
Gusseisen. Die Länge der französischen Röhrenstücke be- 
trägt 4 Meter, der deutschen 2'135Meter = 7 Fuss englisch. 



Die französischen werden für Wasserrohren bis auf 
einen Druck von 15 Ath., bei Gasröhren auf 8 Ath. probirt, 
während die deutschen Fabrikate bei geringerer Wandstärke 
bis 60 Atbmosphären Druck aushalten ohne zu serspringen. 

In Bochum in der Ley^schen Fabrik wurden am 12. 
März 1.867 in Gegenwart einer Commission verschiedene 
Versuche über die Widerstandsfähigkeit dieser Röhren ab- 
geführt, wovon ich eines erwähnen will. 

Eine Röhre von 7 Fuss englisch = 2*135 Meter 
Länge, 4" engl. = O'IOO Meter Durchmesser in der Lichte 
und %" engl. == 0*009 Meter Wandstärke widerstand bei 
diesen Versuchen, wobei man mittelst einer Druckpumpe 
eine innere Pressung hervorzubringen suchte einem Drucke 
von 60 Athm. oder 840 Zollpfund = 420 Kilogramm oder 
= circa 1680 Fuss Wassersäule ohne zu zerbersten. Da 
man mehr für die Druckpumpe fürchtete, so war die Pres- 
sung nicht weiter gesteigert. 

Bei diesen Versuchen und auch jenen in Hannover 
mit zusammengesetzten Asphaltröhren von Hamburg konnte 
der innere Druck über 24 Athm. = circa 800 Fuss Wasser- 
säulen gesteigert werden, ohne dass eine Röhre oder ihre 
Verbindung irgend etwas gelitten hätten. 

Die Widerstandsfähigkeit kann durch dickere Wan- 
dungen nach Belieben noch vergrössert werden. 

Die Dauer dieser Röhren ist auch fast unbegrenzt, sie 
leiden nicht durch Erschütterung, Oxydation und Tempera- 
tursunterschiede, daher sie sich besonders für Gruben- 
zwecke eignen. 

Nicht unwichtig dürfte es sein, die Preise, Schwere 
und Widerstandsfähigkeit bei gleicher 'Länge und innerem 
Durchmesser näher zu vergleichen. 

^ Die Hamburger Asphaltröhren von 1 Meter 
Länge und 0*152 Meter =6" englisch im inneren Durch- 
messer kosten loco Fabriksort: 

ohne Verbindungsmuffe 5 Fr. 1 1 Cts. 

mit guBseisernen Verbindungsmuffen 7 n 60 n 
und sind im ersten Fall schwer 20 Vj Zoll i/, 

im zweiten Fall schwer 23 V2 » ^* 

Die Bochumer Asphaltröhren kosten bei gleicher 
Länge etc. ohne Verbindungsmuffe 5 Fr. 36 Cts. 

mit gusseisernen detto 6 « 35 » 

und sind im zweiten Fall schwer 23 V2 Zoll it 

Die Pariser Asphaltröhren kosten sammt dem 
Verbiudungsmaterial bei gleicher Länge 7 Fr. 36 Cts. und 
sind circa 30 it. schwer. — 

Die zwei ersten Sorten sind für 25 Atmosphären inne- 
ren Druck, auch in zusammetigesetzten Stücken, die letztere 
Sorfe für 15 Atmosphären garantirt. — 
Wasserhebung. 

Die vorzüglichsten für die Wasserhebung bestimmten 
und für den Bergmann verwendbaren Maschinen sind in den 
von Rittinger'schen Mittheilungen enthalten, daher ich die- 
selben übergehe zumal sie 7)hne Zeichnung weniger ver- 
ständlich sind und ich solche in diesem Aufsatze möglichst 
vermeiden will, aber zweier auch für bergmännische Zwecke 
verwendbaren Pumpen will ich hier doch Erwähnung thun 
und zwar: 

Der Heb-Pumpe von W. et B. Douglas in Middletown 
im Staate Conecticat der Vereinigten Staaten von Nord- 
Amerika, und der Kettenpumpe von Ch. Guilleuz zu Sergr^ 
(Main et Loire.) 



420 — 



Bei der ersteren iBt an einer gusseisernen Platte oder 
AD einem Stück von eichenen Pfosten an dem einen Ende 
eine eiserne Achse mit zwei zur Aufnahme von Kolben- 
stangen bestimmten unter 180 Graden augebrachten Ein- 
biegungen^ mitteist zwei Kurbeln und eines Schwungrades 
auf einer Seite, drehbar. 

Die Kolbenstangen mit ihren Kolben reichen in zwei 
am unteren Ende angeschraubte gusseiserne Pumpen-C^lin- 
der (Zwillinge). 

Die oberen Theile dieser Cylinder sind mit dem aus 
ihrer Mitte sich erhebenden Steigrohr und die unteren eben- 
falls mit dem ebenso nach unten gebenden Saugrohr ver- 
bunden. 

Die Ventileinrichtung ist wie gewShulich. 

Das Oanze war sehr compendiös und eignet sich be- 
sonders zum Entwässern beim Abteufen von kleineren nicht 
tiefen Schächten, da die Platte leicht zu befestigen und im 
Verhältnisse des Niedergehens mit dem Abteufen auch ge- 
senkt werden kann, während neue Steigrohren oben ange- 
acfiraubt werden können ; ebenso zum Entwässern von er- 
tränkten Schächten bei geringem Wasserzufluss würde sie 
sich eignen. 

Ais Betriebskraft wirken Menschen. 

Die Kettenpumpe von Guilleuz besteht aus einem 
gttsseisernen Rohr, das mit dem einen Ende in das 2u he- 
bende Wasser reicht und an dem anderen den Ausguss hat. 

Ober diesem oberen Ende ist auf einer mittelst einer 
Kurbel mit Schwungrade beweglichen Achse eine Bolle be- 
festigt, über welcher tangential eine Kette ohne Ende mit 
in bestimmten Entfernungen angebrachten das Rohr aus- 
füllenden plattgedrückten Kugeln durch das Rohr geht, und 
die zu hebende Flüssigkeit mitnimmt. 



Notizen. 



j^ 



Bergmftimisohe Versammlung. Am 5. imd6. Jänner 1868 
•oll eine Versammlung von bergmännischen Fachgen eisen , zn- 
nächst der Bergreviere in Krain und der angrenzenden Länder 
stattfinden. Nach längerer Pause im Vereinsleben unseres Faches — 
woran im vorigen Jahre der Krieg und in diesem Jahre die 
Attraction der Pariser Ausstellung die Schuld tragen, ist diese Ver- 
sammlung ein Kennzeichen wieder erwachender Geselligkeit, wel- 
ches wir freundlich begrüssen, weil wir es auch mit als Folge d^r 
günstigen Conjunctur des Faches betrachten. Reviers- und Di- 
strictsversammlungen, abwechselnd mit allgemeinen Zusammen- 
künften, würden, so fem sie ohne Herbeiziehung von Subven- 
tionen aus eigener Kraft sich bei uns wiederholen, gewiss 
sehr nützlich wirken können und zwar am nützlichsten durch 
die Theilnahrae der Gewerken und Bergwerksbesitzer selbst, die das 
nächste Interesse hätten, ihre Angelegenheiten zu besprechen, 
zu Fortschritten den Anlass zu geben und den gegebenen fortzu- 
pflanzen. O. Hs. 

A-dministrati ves 

Montan-Verwaltung. Reorganisirnng des Staats- 
Berg- und Hüttenwesens. Zahl 6091— F. M, Seine k. k. Apo- 
stolische Majestät haben mit Allerhöchster Entschliessung vom 
10. December lfe67 die Auflösung der in den nicht ungarischen 
Königreichen und Ländern bestehenden BergoberSmter und Borg- 
directionen und des montanistischen Fachdepartements der Salz- 



burger Finanzdirection zu genehmigen, die unmittelbare Unter- 
Stellung der zn reorganisirenden I^cal- Verwaltungen der ärari- 
sch^n Berg-, Hütten- und Salinenwerke unter das diesseitige 
Landes-Fiuanzministerium zu gestatten geruht und den Finanz- 
minister beauftragt, über die entsprechende Umgestaltung der 
vorläufig noch im gegenwärtigen Stande belassenen Directionen 
zn Gmunden und Eisenerz, sowie über die definitive Organisa- 
tion der unter der Finanz-Landesdirection zu Lemberg unter- 
stellten galizischen Salinenämter, sowie über die Regelung des 
zur Kenntniss genommenen provisorischen Personal- nnd Besol- 
dungsstatus der nen organisirten Montanämter seinerzeit die ent- 
sprechenden Anträge zu stellen. 

Unter Einem haben Seine k. k. Apostolisohe Majestät die 
Errichtung der Stelle eines General-Inspectors für das Beif^-, 
Hütten- und Salinenwesen der nicht ungarischen Länder mit dem 
Titel, Range und Charakter eines Ministerialrathes und der un- 
mittelbaren Unterordnung unter den Finanzminister zu genehmi- 
gen gemht. 

Wien, den 19. December 1867. 
Emennuiig. 

Das Ministerium für Handel und Volkswirthsjchaft hat die 
Bergcommissäre Theodor Borufka und Alois Bouthillierzu 
Oberbergcommissären , und zwar Ersteren bei der Berghanpt- 
mannschaft in Pilsen und Letzteren bei der Berghauptmannschaft 
in Klagenfurt ernannt, den in Teplitz ezponirten Bergcommissär 
der Komotauer Berghauptmannsdiaft Theodor Tobias Edlen 
von Hohendorf, in gleicher Dienstes-Eigenschaft zur Berg- 
hauptmannschaft in Kuttenberg überstellt, dann die Berggeschwor- 
nen Franz Winhofer und Alois W asm er zu Bergconunissären, 
und zwar Ersteren unter Belassung in Teplitz und Letzteren mit 
der Zuweisung zur Klagenfurter Berghauptmannsohaft befördert. 
Wien, am 19. December 1867. . 



ANKÜNDIGUNGEN. 



(t 16-1 16) Mehrere Cyiindergebläse 

mr beiläufig 5500, 3000, 2000 Knbikfuss Windliefemng, mit Ba- 
lancier oder Schubstangenbewegung, vollständig gut erhalten; 
ein OHcillirendes Cylindergeblfise für beiläufig 1500 K.' Windlie- 
ferung, völlig nen; ferner ein completes Feineisenwalzwerk geben 
wir zu äusserst billigen Preisen, fast zu Rohmaterialpreisen, ab. 
Fürstlich Fürstenberg'sche Hüttenverwaltung 
Douaueschingen. 

Die Seiler-Waaren-Fabrik 

des Carl IHandl in Pest 

erzeugt alle für den Bergbau nöthigen Seiler-Arbeiten von 
vorzüglicher Qualität zn den billigsten Preisen. 
Fabrik: Pest, Stadtwäldchen, Arenaweg Nr. 120, 121. 
Niederlage: Pest, JosefsplatE, Badgasse Nr. 8. (61—68) 



Berichtig^iing. 

Unser geehrter Mitarbeiter Herr E. Windakiewicz er- 
sucht uns um nachstehende Berichtigung: „In meinen kleinen 
Mittheilungen Über die Weltausstellung soll bei der Mühlstein- 
fabrikation in beiden Fällen, wo das Wort Trachyt vorkommt, 
Rhyolith (Mühlsteinporphyr) heissen." 



Mit dieser Nummer werden Titel und Inhaltsverzeichnis s ausgegeben. 



;)iese Zeit8chrift er.vcieint wöchentlich einen Bogen stark mit den nftth'pen artistischen Beigaben. Der Pränumerattonsprei 
ist jähilich loco Wien 8 fl. ö. W. oder 5 Thlr. 10 Ngr. Mit franco Postversendung 8 fl. 80 kr. «. W. Die Jahresabonnentcn 
erbnlten einen officiellen Bericht über die Erfahrungen im barg- nnd hfittenmännischtn Maschinen-, Ban- and Aun)ereitttngtwesen 
fammt Atlas al« Gratisbeilage. Inserate finden gepen 8 fcr. ö. W. oder 1 Vj Nprr. die pespaltene Nonpareillezeile Aufnahme. 

Zuschriften jeder Art können nnr franco Hntrt-nommen werden. ^ 



Dmek von Oarl Fromme in Wien. 



Für den Verlag verantwortlich: Carl Reger. 



^