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Full text of "Oesterreichische botanische Zeitschrift"

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Oesterreichische 


- Botanische Zeitschrift. 


(Oesterr. botanisches Wochenblatt.) 


Gemeinnütziges Organ 


für 
Botanık und: Botaniker, Gärtner, Oekonomen, Forstmänner, Aerzte, 
Apotheker und Techniker. 


— Da 


Redigirt und herausgegeben 


von 


Dr. Alex. Skofitz. 


=_ VIII jahrsans. 


1868. 


WIEN, 
Verlag von C. Gerold. 


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Dest.Botan. Zeitschrift 1868 


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Oesterreichische 


BOTANISCHE ZEITSCHRIFT. 


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(semeinnütziges Organ 
für 
Botanik and Botaniker,bärtner,Vekonomen,Forstmänner, Aerzte 
Apotheker und Techniker. 


Mit 


Origsinal- Beiträgen 


Andorfer, Auerswald, Bartsch, Bayer, Bermann, Cohn, Degenkolb, Focke, Frauenfeld, 

Goeppert, Grundl, Grunow, Hans, Hechel, Hepp, Hille, Hohenacker, Höhenbühel, Holuby, 

Hülsen, Janka, Juratzka, Kastropp, Keck, Keller, Kerner, Knapp, Krasan, Krenberger, 

Kristof, Lagger, Landerer, Lang, Lojka, Neilreich, Oertel, Pancie, Pantoesek, Pichl- 

mayr, Pitioni, Preissmann, Rehman, Reichardt, Reissek, Schultz, Schur, Sekera, 
Senoner, Vechtritz, Yogel, Vulpius, Wiesner, Winkler. 


LIBRARY 
Redigirt NEW YORK 
IT AMiCAL 
von 
NARDEN 


D" Alexander Skofitz, 


Magister der Pharmacie, der kais. Leop. Carol. Akademie der Naturforscher und melırerer 
Gelehrten-Gesellschaften Mitglied. 


XVIII Jahrgang. 


(Mit 1 Lithographie.) 


Wien A868. 


Verlags vom © Gerold, 


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Oesterreichische 


Botanische Zeitschrift. 


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Die österreichische Exemplare, er 
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Zeitschrift P . 
ER Mer ah Botanik und Botaniker, When sollen sina 
den Ersten jeden Monats. ! blos bei der Redaktion 

ä erirt auf selbe fl: R alma . Wieden, Ne 19. Nr.7 
Man pränumerirt auf se Gärtner, Oekonomen, Forsimänner, Aerzte, y rinumertren. 
3 Thlr. 10 Ngr.) Im Wege des 
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in Wien, 


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10 kr. öst. W. N°- 1. Buchhandlungen. 
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XVII. Jahrgang. WIEN. Jänner 5868. 
INHALT: Gallerie österr. Botaniker. — Quercus filipendula. Von Dr. Kerner. — Plıytographische 
Fragmente. Von Dr. Sc hu 1 Zur Moosflora des Neutraer Comitates. Von Dr. Holuby. — Vege- 
tationsverhältnisse Ungarns. Von Dr. Kerner. — Literaturberichte. Von Dr. Reichardt. Juratzka. 
Correspondenz. Von Dr. Krasan, Janka, Vogel, Landerer. — Rosenalbum. — Personalnotizen- 
— Vereine, Gesellschaften, Anstalten. — Literarisches. — Botanischer Tauschverein. — Correspondenz 


der Redaktion. 


Gallerie österreichischer Botaniker. 
X. 


Freiherr von Hohenbühel, genannt Heuller zu Rasen. 


(Mit einem lithographirten Porträt.) 


Immer kleiner wird die Zahl der Männer, denen das Verdienst 
gebührt, in dem viertelhundertjährigen Zeitabschnitt nach dem Er- 
scheinen von Host’s Flora austriaca der botanischen Wissenschaft 
in Oesterreich als Träger gedient zu haben. Wie sich nach dem 
Erscheinen dieses Werkes, auch wenn dasselbe bloss als ein äusseres 
Merkzeichen des Beginnes der darauffolgenden Periode angesehen 
wird, eine neue und erfolgreiche Bewegung auf dem Felde der all- 

gemeinen botanischen Wissenschaft in unserem Vaterlande kundgab, 
o erwachte auch auf dem Felde der Erforschung der heimischen 
egetation im ganzen Umfange des Kaiserstaales eine verjüngte und 
hımfassende Thätigkeit. Wie wir unter den Trägern dieser Periode 
Dym der erstangedeuteten Richtung Endlicher, Fenzl, Schott und 
Vnger in der Vorderreihe, nennen müssen, so gebührt dem Manne, 
essen Name und Bildniss den Eingang des laufenden Jahrganges 

Oesterr. botan, Zeitschrift 1. Heft. 1868, 1 


2 


der österreichischen botanischen Zeitschrift zieren, unter den Trä- 
gern in der zweilangedeuteten Richtung der Platz in vorderster 
Reihe. Die Geleise der Wissenschaft greifen seitdem weiter aus mit 
jedem Tage; die Specialarbeit des Einzelnen mit ihrem individuellen 
Stempel tritt in den Hintergrund und geht auf in dem Ganzen, 
wenn ihre Resultate als bleibendes Gut der Wissenschaft einverleibt 
worden sind, und so ist es wohl an uns die Merksteine zu fixiren, 
welche eine vieljährige und reiche Thätigkeit auf ihrem Wege zu- 
rückgelassen hal, besonders wenn dies, wie im vorliegenden Fall, 
nicht ausschliesslich auf einem Gebiete geschehen ist. Dass dies 
der Beschränktheit des zugemessenen Raumes halber hier nur sehr 
kurzgefasst geschehen kann, wird der Leser entschuldigen. 
Ludwig Freiherr von Hohenbühel, genannt Heufler 
zu Rasen wurde am 26. August 1817 zu Innsbruck geboren, als 
der jüngste Sohn des k. k. Kämmerers Joseph David Ritter von 
Heufler zuRasen und Perdonegg, aus dessen Ehe mit Josepha 
Freiin Lichtenthurn von und zu Achenrain. Das Geschlecht 
der Heufler zu Rasen und Perdonegg gehört zu den ältesten liro- 
lischen Landesgeschlechtern, denn seine Stammreihe beginnt mit 
Johannes um das Jahr 1270. Dieses Geschlecht zählt manche aus- 
gezeichnete, in vielfacher Beziehung hervorragende Häupter in seinen 
Reihen, unter anderen den gelehrten Adalbert Heufler zu Ra- 
sen, Abt des Stiftes Admont, der im Jahre 1675 zu dieser Würde 
gewählt wurde. L. Freiherr von Hohenbühel besuchte das Gym- 
nasium und Lyceum zu Klagenfurt; hierauf für die juridischen Stu- 
dien die Universität in Innsbruck 1835—1837, und in den nächst- 
folgenden Jahren die Universität in Wien. Früh unternommene 
Ausflüge in seiner Heimat Tirol, welche sich öfter wiederholten, 
regten seine Neigung zu Reisen und Naturbeobachtungen an. Sein 
erster Lehrer in der Botanik war der verdiente Florist Kokeil 
und der Geograph Karl Schmutz, welche zur Zeit seiner Studien 
in Klagenfurt wohnten. Seine ersten Ausflüge nach Erlangung grös- 
serer botanischer Kenntnisse galten dem durch Wulfen classisch 
gewordenen Boden der Satniz, hierauf wurden die Grenzgebirge 
Kärntens, der Eisenhut und die Koralpe (beide 1833) besucht. 
Gleich im Anbeginn wandte F. v. H. seine botanischen Studien mit 
besonderer Vorliebe den Kryptogamen und zumeist den Lichenen 
zu. Im Herbste 1836 machte F. v. H. eine Reise nach München, 
wo er mit dem seither verstorbenen Professor 0. Sendtner eine 
dauernde freundschaftliche Verbindung anknüpfte, welche auf die 
Entwickelung seiner kryptogamischen und pflanzengeographischen 
Studien einen wesentlichen Einfluss ausübte. Die nächste Folge da- 
von war die Erforschung der Laubmoose der Gegend von Innsbruck, 
und schon auf den im Jahre 1837 in der Gegend von Innsbruck 
unlernommenen, nahezu hundert botanischen Exeursionen hatte F. 
v. H. über 800 Phanerogamen blühend gesammelt und beobachtet. 
Bereits im Herbste 1837, als F. v. H. die Universität in Wien be- 
z0g, halte er mit seinem Landsmanne und Studiengenossen, dem 


3 


nachherigen Professor und Mineralogen Dr. Stotter (gest. 1848) 
den Gedanken einer nalurwissenschaftlichen Erforschung Tirols ge- 
fasst und setzte seine Vorarbeiten für eine Flora von Tirol eifrig 
fort. In Wien konnte es nicht fehlen, dass er mit den Botanikern 
insgesammt bekannt wurde und in nähere Beziehungen mit den 
Ersten derselben trat. Aus dieser Zeit schreibt sich auch seine Be- 
kanntschaft mit dem Geographen Prof. Simony her. Im folgenden 
Jahre (1838) wurde ihm und seinem Freunde Stotter das Fach 
der Naturgeschichte am tirolischen Ferdinandeum theilweise zur 
Leitung übergeben; später wurde F. v. H. zum Director der bota- 
nischen, Stotter zu jenem der mineralogischen Abtheilung gewählt. 
Ein Ausflug, dessen Ausbeute für die Wissenschaft von besonderer 
Bedeutung war, wurde im Seplember 1839 in den Hauptstock der 
Oetzihaler Gletscher unternommen und mit dem Uebergang über 
den Similaun nach Süden geschlossen. Dieser Ausflug gab Veran- 
lassung zu den mit Stotter, welcher den geognostischen Theil 
bearbeitete, gemeinschaftlich verfassten „Geognostisch - botanischen 
Bemerkungen auf einer Reise durch Oetzthal und Schnals“, in deren 
Anhang eine ausführliche und quellenmässige Vergleichung hinsicht- 
lich des Unterschiedes von Nordtirol und Südtirol in der Verbrei- 
tung gewisser Pflanzenspecies enthalten ist. Diese Arbeit hat über 
die Verbreitung der Pflanzen im Norden und Süden der Alpenkette 
auf österreichischem Gebiete erst das rechte Licht verbreitet. 

Der frühere Aufenthalt F. v. H.’s in Wien blieb auch für das 
tirolische Landesmuseum nicht ohne Nutzen. Das Herbar des Mu- 
seums, bisher nur aus einzelnen kleineren Sammlungen bestehend, 
wurde nach dem Muster des k. k. botanischen Hofcabinetes in Wien 
angelegt, in zwei Haupttheile, ein tirolisches und ein allgemeines 
Herbar gesondert, und binnen drei Jahren, von 1839—1842, von 
4000 auf 18.000 Nummern gebracht. Gleichzeitig wurde durch das 
Zusammenwirken mehrerer Botaniker Tirols von Seite des Ferdinan- 
deums die Herrichtung von dreizehn gleichen Sammlungen der Lan- 
desflora unternommen, von denen zwölf zur tauschweisen Versendung 
an die hervorragendsten botanischen Museen von Europa verwendet 
wurden. Vom Frühlinge 1842 bis in den Sommer 1843 hielt F. v. 
H., der nach beendeten Studien in den Staatsdienst getreten war, 
in Trient sich auf, und benülzte seine Musse zu botanischen Reisen 
in die umliegenden Gebirge, insbesondere (1842) auf den Monte 
Baldo. Als Franz Graf Stadion Gouverneur im österreichisch- 
illyrischen Küstenlande geworden war, bat F. v. H. (1843) um seine 
Uebersetzung dahin, und als diese genehmigt wurde, fasste er den 
Entschluss dem eifrigen Landesforscher Franz Freiherrn Haus- 
mann in Botzen, welcher Musse, Liebe und Fähigkeiten zur Ver- 
fassung einer Flora Tirols in hohem Grade in sich vereinigte, die 
sämmtlichen schriftlichen Materialien, die er in der Absicht, selbst 
eine solche Flora zu schreiben, gesammelt hatle, mit Ausschluss 
der kryptogamischen Abtheilung zur Verfügung zu stellen, sein tiro- 


lisches Herbar, mit Ausschluss der Zellenpflanzen, dem Ferdinan- 
1 * 


_ 


deum als Geschenk zu widmen und Hausmann zur Verfassung 
einer tirolischen Phanerogamenflora aufzufordern. Dieser, der selbst 
schon bedeutende Vorstudien und Sammlungen in dieser Richtung 
gemacht hatte, brachte diese Idee F. v. H.’s in der ihm gewidme- 
ten, 1851 —1854 in Innsbruck erschienenen, über hundert Druck- 
bogen starken „Flora von Tirol“, welche die Gefässpllanzen enthält, 
zur Ausführung. Mit Ausnahme Niederösterreichs, welches in Neil- 
reich’s Flora ein musterhaftes Werk in gleicher Richtung besitzt, 
kann kein anderes Land der Monarchie sich eines gleichgearteten 
Florenwerkes rühmen, das in diagnoslischer, pflanzengeographischer 
und kritischer Beziehung den an dasselbe gestellten Anforderungen 
so vollkommen entspräche. 

Im Jahre 1846 erfolgte die Ernennung F. v. H. zum k. k. 
Kreiscommissär in Istrien, welche Stelle er bis zum Frühlinge 1849 
versah. Die in dieser Stellung erworbenen Landeskenntnisse setzten 
ihn in den Stand, im Jahre 1848 und in den darauffolgenden Jahren 
die Interessen Istriens, welche mit dem engen Anschluss an Oester- 
reich zusammenfallen, in mehreren publieistischen Aufsätzen zu 
erörtern, welche später mit ähnlichen Aufsätzen über Tirol gesam- 
melt im Druck erschienen sind. Auf botanischem Gebiete fällt in 
diese Zeit die pllanzengeographisch wichtige Abhandlung: „Die Go- 
latzberge in der Tschitscherei* (mit einer Karte). 

Die vorerwähnten publieistischen Arbeiten, mit welchen F. v. 
H. im Jahre 1848 mit Sachkenntniss und erfolgreich den damaligen 
Führern der italienischen Partei in Istrien entgegengetreten war, 
wurden Veranlassung, «dass ihn Minister Bruck 1849 in das Han- 
delsministerium berief, und hierdurch den Grund für seine folgenden 
Beförderungen im Staatsdienst legte. Noch im Sommer desselben 
Jahres wurde F. v. H. zum Secretär im Ministerium für Cultus und 
Unterricht ernannt. In dieser neuen Sphäre war derselbe auch im 
Unterrichtswesen literarisch thälig und setzle seine botanischen 
Studien an den reichen Quellen der Literatur und der Sammlungen, 
die ihm in Wien offen standen, unablässiz fort. Im Jahre 1850, 
während eines amtlichen, auf die Reorganisation des Schulwesens 
Bezug nehmenden Aufenthaltes in Siebenbürgen, unternahm F. v. 
H. eine mehrlägige Reise in die Arpascher Hochgebirge, an der 
Grenze der Wallachei, welche er in der zur Veröffentlichung der 
erl[undenen Verbesserung der Ectypa (Naturselbstdruck) im Jahre 
1853 erschienenen Gelegenheitsschrilft: „Eine Probe der kryptoga- 
mischen Flora des Arpaschthales in den siebenbürgischen Karpa- 
Ihen“, einem Prachldrucke der k. k. Hof- und Staalsdruckerei, im 
grössten Folioformat mit lateinischem und deutschem Text und mit 
7 Tafeln beschrieben hat. 

Im Spätsommer des Jahres 1851 führte F.’n v. H. eine grössere 
Reise zunächst auf den Brocken, hierauf nach Holland, England, 
Schottland, Irland, und bei der Rückkehr an den Rhein. Im Jahre 
1851 unternahm er eine Reise nach Italien, in welcher die Bestei- 
gung des Aelna einen der Hauptmomente bildete. Die botanischen 


- 


I 


Sammlungen dieser Reisen wurden dem k. k. bolanischen Hofcabi- 
nete gewidmel; die Erlebnisse und Eindrücke auf der italienischen 
Reise in einer grösseren Druckschrift veröffentlicht, nachdem die 
„Wiener Zeitung“ schon im Verlaufe der Reise Briefe über dieselbe 
milgetheilt hatte. 

Als im Jahre 1851 der zoologisch-botanischeVerein, seit dem Jahre 
1858 k. k. zoologisch - botanische Gesellschaft, gegründet wurde, 
war F. v. H. unter dessen ersten Theilnehmern, wurde 1852 zu 
einem von dessen Vice-Präsidenten erwählt und diese Wahl späler 
mehrmals wiederholt. An den Publicationen dieser Gesellschaft hat 
er durch eine Reihe von Arbeiten sich fortlaufend bis in die letzte 
Zeit betheiligt. 

Am 16. Mai 1853 wurde F. v. H. zum Seclionsrathe im Mini- 
sterium für Cultus und Unterricht befördert und am 2. April 1857 
ernannte ihn Seine Majestät der Kaiser zu Allerhöchst Seinem wirk- 
lichen Kämmerer. Am 13. September 1864 verlieh ihm die Stadt- 
gemeinde Stienssburg in Kärnten wegen seiner wissenschaltlichen 
und gemeinnützigen Verdienste um Kärnten, in seiner Eigenschaft 
als Naturforscher und Ministerialbeamter, das Ehrenbürgerrecht. Am 
20. Jänner 1864 ernannte ihn Seine Majestät der Kaiser zum Mini- 
sterialrathe im Ministerium für Cultus und Unterricht, und erhob 
ihn am 411. Juli 1865 zugleich mit seinem Bruder C ‚arl Ritter von 
Heufler zu Rasen und Perdonegg in den Freiherrnstand des 
österreichischen Kaiserstaates, mit Annahme des alten Geschlechts- 
nameas von Hohenbühel und dem Beisalze genannt Heufler 
zu Rasen. In dem am 4. September 1865 hierüber ausgelerligten 
Diplom wird seiner 27jährigen ausgezeichneten Staatsdienste und 
seiner in anderer Richtung erworbenen Verdienste eingehend Er- 
wähnung gelhan. Besonders hervorgehoben werden darin seine 
Leistungen als k. k. Kreiscommissär in Istrien, namentlich im Jahre 
1848, so wie als Ministerialeommissär zur Ordnung des gesammten 
Unterrichtswesens in den späteren Jahren, ebenso der Erfolg seiner 
Mission zur Reorganisirung des Schulwesens in Siebenbürgen, welche 
dort eine freiwillige Annahme der Reformen von Seite der nach 
Confessionen geschielenen Unterrichtsbehörden des Grosslürsten- 
thumes herbeiführte, die das Ministerium in den deutsch-slavischen 
Königreichen und Ländern schon früher eingeführt hatte. Nach Her- 
vorhebung seiner Thätigkeit im Diplome als Seclionsrath und Refe- 
rent in verschiedenen Richtungen, als Mitglied der Ministerialeom- 
mission in Vereinsangelegenheiten, als Mitglied der Centraleommis- 
sion für Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale und der 
stalistischen Centralcommission, wird auf seine wissenschaftlichen 
Verdienste in der Botanik und Länderkunde besonders Gewicht ge- 
legt, und ausserdem seine Verdienste in praktischer landwirlh- 
schaftlicher Richtung namhaft gemacht, welche auf zweckmässige 
Anträge zu Verbesserungen und Einführungen neuer Metholen und 
Behandlungsweisen in verschiedenen Fächern beruhen. Srine Be- 
richte über die Traubenkrankheit, welche an die rebenbauenden 


6 


Gemeinden des Kaiserstaates vertheilt wurden, enthalten die Mit- 
theilung der Schwefelblüthe als Gegenmittel, dessen Anwendung nun- 
mehr allgemein als der einzige Schutz gegen diesen furchtbaren 
Feind des Weinstockes anerkannt ist. Mit Beziehung auf eine schon 
früher erfolgte Entschliessung wird F. v. H. auch das Allerhöchste 
Wohlgefallen über die Widmung der ausgewählten botanischen 
Sammlungen von seinen Reisen für das k. k. botanische Hofcabinet 
ausgesprochen, so wie die Anerkennung der als k. k. Kämmerer 
geleisteten Dienste. 

Gemäss seiner amtlichen Stellung und seines bleibenden Aufent- 
haltes in Wien in den späteren Jahren, konnte F. v. H. seine bo- 
tanischen Forschungen in der freien Natur nur zeitweilig und in 
Pausen pflegen. Die Zeit während der jährlichen Sommerferien 
wurde hierzu aber eifrig benützt, und indem derselbe stets einen 
anderen Ort in verschiedenen Ländern der Monarchie für seinen 
Ferialaufenthalt wählte, war es ihm möglich reiche kryptogamische 
Ausbeute, auf die besonders ausgegangen wurde, zu gewinnen und 
zahlreiche Beobachtungen namentlich auf mykologischem und liche- 
nologischem Gebiete zu machen, welche die österreichische Krypto- 
gamenflora sehr bereichert haben. Eppan und Folgeria in Südtirol, 
Kindberg im Mürzthale Steiermarks, Gloggnitz sammt weiterer Ge- 
birgsumgebung in Niederösterreich, Traunkirchen in Oberösterreich, 
Kufstein sammt Gebirgsrayon im weiteren Umfange in Tirol, Grein 
in Oberösterreich, Mühlacken in Oberösterreich, verschiedene Thäler 
Südtirols in der Eppaner Gegend und zuletzt Baden in Unteröster- 
reich, waren vom Jahre 1853—1867 die Orte und Gegenden, wo 
er einen Theil des Hochsommers und des Herbstes zugebracht hat. 

Die literarische Thätigkeit, die F. v. H. bereits entfaltet hat, 
ist eine reiche und umfassende, und bewegt sich auf dem Gebiete 
der Naturwissenschaft, und auf diesem vornehmlich auf jenem der 
systematischen Botanik und der Pflanzengeographie, ferner auf jenem 
der Publieistik, des Unterrichtswesens und der Geographie. Seine 
Publicationen sind zum Theil als selbstständige Druckwerke, zum 
Theil als Abhandlungen in verschiedenen Zeitschriften erschienen. 
Dieselben hier speciell anführen zu wollen, würde weitaus den zu- 
gemessenen Raum überschreiten. Eine annäherende Vorstellung des 
Umfanges und Inhaltes der botanischen Arbeiten gibt die nachfol- 
gende Aufzählung: a) Phanerogamen und Kryptogamen gemeinsam 
betreffend: 11 Abhandlungen, worunter auch: „Ein botanischer 
Beitrag zum deutschen Sprachschatze. Aus einem Sendschreiben an 
die Brüder Jakob und Wilhelm Grimm“ (unter diesen Abhand- 
lungen 5 selbstständig erschienene Druckwerke), b) Phanerogamen 
allein betreffend: 7 Abhandlungen, c) Kryptogamen, ohne Unter- 
schied der Klassen: 6 Abhandlungen, d) Farne: 7 Abhandlungen, 
worunter als Hauptarbeit: „Asplenii species europaeae“, e) Laub- 
moose: 10 Abhandlungen, f) Lichenen: 7 Abhandlungen, g) Pilze: 
16 Abhandlungen, h) Algen: 6 Abhandlungen, i) zur Geschichte der 
Botanik (Vereine, Museen Betreffendes, biographische Skizzen etc.) 


7 


20 Abhandlungen und kleinere Aufsätze. Hierzu kommt noch eine 
Anzahl von Recensionen und kleineren Anzeigen, 

Unter den Publicationen F. v. H.'s, die dem nicht botanischen 
Gebiet angehören, sind „Oesterreich und seine Kronländer. Ein geo- 
graphischer Versuch“ (5 Theile Wien 1854--1856) und „Historisch- 
politische Studien und kritische Fragmente aus den Jahren 1848 
bis 1853. Beiträge zur Geographie und Geschichte von Oesterreich. 
Von einem Tiroler* (Wien 1854) besonders zu nennen. Das erstere 
Werk namentlich hat grosse Anerkennung gefunden und diese bis 
heute sich bewahrt. 

F. v. H. hat, ausser den schon früher erwähnten Verdiensten 
um die Flora seines Heimatlandes Tirol, sich namentlich um die 
Kenntniss der kryptogamischen Vegelation in Oesterreich und der 
pflanzengeographischen Verhältnisse dieses Staates ein grosses Ver- 
dienst erworben. In beiden Richtungen reicht sein Verdienst mehr- 
fach über die Landesgrenzen hinaus. Auf kryptogamischem Gebiet 
hat er durch seine reichen Sammlungen und sein ausgezeichnetes 
Herbar österreichischer Kryptogamen, das in seiner Art ein Unicum 
ist (vergl. darüber A. Pokorny: Verhandl. d. zool. bot. Ges. 1853 
S. 167), welches Fachmänner vielfach benülzten, und woraus er 
Mittheilungen an botanische Freunde machte, zur Hebung des 
Kryptogamenstudiums in weiteren Kreisen wesentlich beigetragen. 
Einen besonderen Werth haben seine Schriften, die über pflanzen- 
geographische und landschaftlich-physiognomische Verhältnisse sich 
verbreiten. Die Beschreibung seines Ausfluges in das Oetzthal, der 
Golatzberge in der Tsitscherei, des Arpascher Gebirgsthales, die 
Aufzeichnungen von der italienischen Reise gehören besonders hie- 
her. Es ist scheinbar nicht schwierig eine reiche Vegetation oder 
selbst nur eine Anzahl hervorragenderer Pflanzenformen in den Ver- 
hältnissen des Vorkommens, der Beziehung zum Boden, zur übrigen 
Umgebung und zum Ganzen der Landschaft aufzufassen und sie 
hierin anschaulich und klar darzustellen. In der That ist die Sache 
aber nicht leicht, wenn es gilt, das abstracte wissenschaftliche mit 
dem concreten bildlichen Element zu verbinden und beide in Gleich- 
gewicht und Harmonie zu bringen, und doch ist dies bei allen 
pflanzengeographischen Verhältnissen, die mit der physiognomischen 
Erscheinung innig zusammenbängen, unumgänglich nöthig. Hier kann 
nur eine künstlerische Auffassung in Verbindung mit der wissen- 
schaftlichen der Darstellung zur vollkommenen Einheit und Bildlich- 
keit verhelfen. Diese künstlerische Auffassung, welche unter den 
Botanikern so selten ist, und nichts weniger als ein diletlantisches 
Element bildet, hat man Gelegenheit in den betreffenden Arbeiten 
F. v. Hs allgemein zu finden. Allerdings hat diese Auffassung 
nichts gemein mit jener süsslichen Sentimentalität und überspannten 
Romanlik, die leider noch häufig in physiognomischen Schilderungen 
gefunden wird, und sie völlig ungeniessbar macht für den nüch- 
ternen Leser. 

Zahlreiche naturwissenschaftliche Academien, Gesellschaften und 


8 


Vereine haben F. v.H,. im Laufe der Jahre zu ihrem Ehrenmitgliede, 
wirklichem oder correspondirendem Mitgliede ernannt, und zwar 
die kais. Leopoldinisch-Karolinische Academie der Naturforscher unter 
dem academischen Namen (seines im Jahre 1797 verstorbenen 
Landsmannes, des Botanikers und Entomologen Johann von Lai- 
charding, ferner die Academien in Padua, Verona und Roveredo, 
die königl. bot. Gesellschaft in Edinburgh, die kais, Gesellschaft 
der Naturwissenschaften in Cherbourg, die phys. medic. Gesellschaft 
in Erlangen, die naturforschende Gesellschaft in Halle a. d. S., die 
königl. bot. Gesellschaft in Regensburg und andere Gesellschaften 
in Nürnberg, Prag. Brünn, Triest, Hermannstadt, Bassano u. dgl. m. 

Der Name F. v. H.’s wurde mehreren Pflanzengattungen beige- 
legt und es führt ihn eine beträchtliche Zahl von Species. Unter 
den Pilzen gibt es eine von Bail aufgestellte Heuflera Betulae 
(Herb. typ. mycol. n. 180) und eine von Schulzer aufgestellte 
Hohenbühlia petaloides (Verh. d. z. b. Ges. 1866. 45), unter den 
Lichenen eine von Trevisan beschriebene Heufleria conica (Spighe 
e Paglie I. 19.). Unier den Species finden sich aus der Abtheilung 
der Gefässpflanzen nach ihm benannt: Sessleria Heufleriana Schur, 
Asplenium Heufleri Reichardt, Equisetum variegatum A. 4. Heuf- 
leri Milde, Bromelianthus Heuflerianus Massal. und Dombeyopsis 
Heufleriana "Massal., die beiden letzteren fossil. Unter den Zellen- 
pflanzen treffen wir "unter den Algen: Melosira Heufleri Menegh., 
Gloionema Heufleri Menegh., Pinnularia Heufleri Grun., Gloeo- 
thece Heufleri Grun.. Stauroneis Heufleriana Grun., Schizothrix 
Hzufleri Grun., Nitzschia Heufleriana Grun., Conferca Heufleri 
Zınard., unter den Pilzen: Polyporus Heufleri Schulzer, Geo- 
glossum Heuflerianum Bail, unter den Lichenen: Biatora Heufle- 
riana Poetsch, Pyrodesmia Heufleriana Massal., Acarospora 
Heufleri Körber, unter den Laubmoosen: Hypnum Heufleri Juratz. 
Der grösste Theil dieser Species ist von ihm entdeckt worden. 
Auch eine bisher ungenannte Felsenspitze, der „Heuflerkogel* in 
der Hauptikette der Centralalpen Tirols, zwischen Passeier und Oelz- 
thal, 11.251 Wiener Fuss hoch, trägt nunmehr seinen Namen (vergl. 
v. Sonklar „Oetzthalgruppe S. 44.)* 

Yon einem Manne, der, in den Jahren voller Rüstigkeit ste- 
hend, glücklich im Familienkreise lebend, auf die Zurückziehung 
von einer regen wissenschaltlichen Thätigkeit noch lange nicht zu 
denken hat, darf ınan wohl auch für die Zukunft eine Reihe schätz- 
barer Untersuchungen erwarten. Und so dürfen wir der Hoffnung 
uns hingeben, dass F. v. H. insbesondere auf dem Gebiete der 
Kryptogamen, und speciell der Mykologie, uns noch mit mancher 
werthvollen Entdeckung bereichern werde. Sein letzter vorjähriger 
Beitrag zur Pilzflora Oesterreichs in der österr. botan. Zeitschrift 
ist überraschend gross und wird ohne Zweifel noch manchen ähn- 
lichen im Gefolge haben. S$.R. 


m a — 


Quercus filipendula. pendulina, fructi- 
pendula. 
Von A. Kerner. 


In einer Correspondenz ddto. Diakovär 20. Juli 1867 (vergl. 
Oe. b. Z. XVII, 294) erwähnt Janka einer der Quercus peduncu- 
lata zunächst stehenden durch die sehr verlängerten herabhängen- 
den Fruchtstiele ausgezeichneten Eichenart Slavoniens und in einer 
Correspondenz ddto. 10. Nov. 1867 wird dieselbe Eichenart auch 
von Schlosser besprochen und mit dem Namen Q. filipendula 
Schloss. und Vukot. belegt. 

Janka war so gütig, mir Exemplare dieser Eiche, welche er 
gleichfalls Q. filipendula benannt hat, von zwei Standorten aus Sla- 
vonien zuzusenden, und ein Vergleich dieser Exemplare mit Schlos- 
ser’s Beschreibung lässt nun keinen Zweifel, dass Q. filipendula 
Schloss. und Vukot. und Q. filipendula Janka vollkommen iden- 
tische Pflanzen sind. 

Ich bin nun aber in der Lage, auch weiterhin zu konstatiren, 
dass dieselbe Eichenart auch mit Quercus pendulina Kitaibel auf 
das geaneste übereinstimmt. Wenn die in Schultes Oest. Flora 
und in Kitaibel’s Add. ad Fl. hung. gegebenen kurzen Beschrei- 
bungen hierüber einen Zweifel lassen könnten, so wird dieser 
Zweifel durch ein Originalexemplar der Q. pendulina Kit., welches 
sich im Herbar der hiesigen Universität befindet, vollständig ge- 
hoben *). Es stimmt nämlich dieses von Kitaibel’s Hand mit 
„Quercus pendulina mihi* bezeichnete Exemplar in allen Stücken 
mit den von Janka erhaltenen Exemplaren überein und es hat 
daher diese Eichenart den Namen Quercus pendulina Kit. zu 
führen. 

Kurz vor meiner Abreise aus Ungarn fand ich diese Eiche auf 
einer im Oktober 1860 in das Tapiothal ausgeführten Exkursion in 
den Wäldern bei Köka, Szecsö und Szt. Märton Käta und sie dürfte 
wohl durch das ganze Tieflandsgebiet an der unteren Donau zu 
finden sein; denn aller Wahrscheinlichkeit nach ist auch Quercus 
pedunculata d. australis Heuffel, von welcher es in der Enum. 
pl. Ban. Tem. p. 195 heisst „pedunculo longissimo apicem folii at- 
tingenle aut superante, cupulae squamis appendice brevi, glabra, 
libera terminatis, Q. pendulina Kit.?* mit Kitaibel’s Q. pendulina 


*, Die hiesige Universität erhielt vor Jahren das vom Unterrichtsmini- 
sterium angekaufte Trattinikische Herbar, und unter den zahlreichen Päcken 
dieses Herbariums befand sich auch ein Faszikel mit Pflanzen aus der Hand 
Kitaibel’s grösstentheils mit Arten, die Kitaibel selbst aufgestellt hatte und 
welche der Autor wie es scheint seiner Zeit nach Wien (ob direkt an Trat- 
tinik, is, mir nicht bekannt) sandte, wahrscheinlich um von dort die Meinung 
eines Korrespondenten über seine neuen Arten zu hören. 


-410 


ein und dieselbe Pflanze. Auch „Quercus fructipendula* ein Name, 
welchen Kitaibel in seinem Itinerar. einer bei Grosswardein gefun- 
denen Eiche provisorisch beigelegt zu haben scheint, dürfte auf 
Q. pendulina zu beziehen sein. 

Schliesslich möchte ich noch bemerken, dass mir in der näch- 
sten Umgegend der „schönen Schäferin“ bei Ofen, wo Kitaibel 
seine Q. pendulina angibt, diese Eiche nicht aufgefallen war; wohl 
aber finde ich in einem Notizbuch vom Jahre 1858, welches ich 
auf einer Excursion nach dem nicht weit von der „schönen Schä- 
ferin* gelegenen Maria Einsiedel führte, folgende Notiz „Quercus 
pedunculata bei M. Einsiedel häufig, eine Form mit sehr lang ge- 
stieltlen hängenden Früchten auf Sandstein gegen das Leopoldifeld 
zu; die gewöhnliche mit kürzer gestielten Früchten bei der Kirche 
von Einsiedel.“ — Leider liegen mir von diesen beiden dort beob- 
achteten Eichen keine Exemplare vor und ich vermag daher auch 
nicht mit Bestimmtheit zu sagen, ob diese auf Sandstein zwischen 
dem Leopoldifeld und Maria Einsiedel wachsende Eiche Q. pendu- 
lina Kit. ist oder nicht. — Was ich aus der Ofener Gegend im 
Herbar von Eichen aus der Gruppe der Q. pedunculata besitze, ge- 
hört theils zur gewöhnlichen durch ganz Deutschland verbreiteten 
Q. pedunculata, theils zur Q. pedunculata ß. brevipes Heuffel, 
einer Eiche, welche zum wenigsten eben so gut den Anspruch 
auf Trennung von (Q. pedunculata machen kann, wie Quercus 
pendulina Kit. 

a Yasha 


Phytographische Fragmente. 
Von Dr. Ferdinand Schur. 
il. 


Ueber Artemisia annua L. 


Annua, vivide viridis, glabra sed parum viscida, recens ex- 
siccataque odorem balsamicum exhalens — Radix descendens ru- 
mosa monocephala — Caulis 1—3 ped. strictus erectus a medio 
superne ramosus, inlerdum purpureo-fuscocoloratus angulato-stri- 
atus; rami ramulique in angulum acutum assurgentes. — Folia 
radicalia primordialia? caulinia inferiora elongata circumscriptione 
ovato-oblonga cum petiolo I9—12 poll. longa, partitiones primarü 
ab invicem valde remoti, petioli striali subteretes; folia caulinia 
media circumscriptione subtriangularia sessilia; omnia bi-tripin- 
nata; rachi edentata; pinnuli integerrimi plus minusve serrata 
acuminata lineari-lanceolati. — Inflorescentia paniculato-ra - 
cemosa, foliosa a medio caulis egredentiu florum ditissima. — 
Anthodia copiosissima 15—20 flora, recens semiglobosa, sicca- 


11 


tione globosa, longiuscule pedicellata, cernua, pedicelli multibrac- 
teati, bracteae lineares simplices vel pinnatae. — Perantkodii 
foliola glabra, exterioria oblongo-linearia herbacea, media ob- 
longa -elliptica dorso viridia margine scariosa, interiora suborbi- 


culata albo-scariosa. — Flosculi centrales inierdum semiaperta 
marinalesque fertiles. — Receptaculum tenue pilosum scrobi- 
culatum depresse globosum. — Achenia matura? 


Synonima: A. hyrcana Spr. syst. 3, p. 494 secund. Ledeb. 
Fl. Ross. I, Il. p. 592; A. suaveolens, A. exilis, A. plumosa Fisch 
et Bess. I. c.; A. no. 108 Gmel. sib., A. elegans Fisch. — In 
Weinbergen auf Schutt und Gerölle an unbebauten Orten am linken 
Ufer des Alserbaches am Rande eines Weingartens zwischen Wein- 
haus und Dornbach, auf einem Raume von 9—10 Klafter mehr als 
200 Exemplare, dicht gedrängt beisammen. 18. October 1867. 

Das Vorkommen dieser seltenen Pflanze in unserem Wiener 
Florengebiete, und zwar in solcher Menge, ist höchst merkwürdig 
und interessant, da sie zugleich für die Flora von Deutschland eine 
neue Pflanzenart darstellt. Sie wurde bis jetzt, soviel ich mich erinnere 
und in den oben genannten Autoren vorgemerkt finde, nur im öst- 
lichen und südlichen Europa, z. B. Russland, in Syrmien, von wo 
ich selbige aus der Hand Heuffel’s besitze; dann bei Essek und 
Semlin, wo sie Neilreich in seiner Aufzählung der ungarischen 
und slavonischen Pflanzenarten p. 112 anführt; ferner wird sie von 
Sprengel, Steudel; Spr. syst. 3, p. 493 — Ledeb. Flor. 
Ross. 22, p. 592 in Sıbirien, Persien und China angegeben; end- 
lich gibt sie Heuffel in seiner En. banal. p. 97 als eine Bürgerin 
der Flora des österreichischen Kaiserslaates an. Aus allen diesen 
Angaben geht hervor, dass der hiesige von mir entdeckte Standort 
dieser Artemisia annua als die nördliche Gränze der Verbreitung zu 
betrachten ist, wo sie nach einer Ueberspringung von 50—100 Mei- 
len unvermuthet auftritt. 

Wo diese Pflanze herkommt, ob sie schon früher unbeachtet 
da gewesen, diese Fragen kann ich in diesem Augenblick nicht 
beantworten, indessen vermuthe ick, dass sie in den dem Standorte 
angränzenden Weinbergen, die ich in dieser Zeit nicht untersuchen 
durfie, vorkommen mag, und wenn sie eingeschleppt sein sollte, 
dieses nur durch Weinreben geschehen sein könnte. Gärten sind 
in der Nähe des Standortes nicht. — Der Grund und Boden, auf 
dem die Pflanze wächst, scheint durch Verwesung von Pflanzen, 
die aus dem Weingarten geworfen worden sind, gebildet zu sein 
und dürfte mit der Angabe Heuffel’s übereinstimmen. — Dass die 
Pflanze in unserer Flora beständig sein wird, darf ich nicht be- 
haupten, obschon ihr üppiger Wuchs andeutet, dass das Medium 
im Allgemeinen ihrer Natur entspricht. — Die späte Blüthezeit, 
18. Oktober noch ohne reife Früchte, mag wohl die Ursache sein, 
dass diese Artemisia übersehen wurde, indem um diese Zeit die 
hiesigen Botaniker die Exkursionen schon einzustellen pflegen. 

In nächster Beziehung steht diese Artemisia annua mil A. 


12 


Tournefortiana Rehb, icon. exot. 1, p. 6, t. 5, doch ist diese letz- 
tere durch den pyramidalen schlanken Wuchs, die aufrecht angedrück- 
ten Blüthenäste, die anders geformten, weniger gefiederten Blälter mit 
gezähnter Mittelrippe und durch die vor dem Aufblühen mehr eiför- 
migen Anthodien leicht zu unterscheiden; auch blüht A. Tournefor- 
tiana um 2—3 Wochen später und hat einen viel schwacheren Geruch 
als unsere A annua. 

Ich werde noch öfter Gelegenheit haben, in diesen Fragmen- 
ten ähnliche Erscheinungen zu berühren und auf die Einwanderung 
oder das Auftreten gleichsam fremder Pflanzen aufmerksam zu ma- 
chen. — Es wird auch nicht an Botanikern fehlen, die meine dies- 
fälligen Angaben dadurch zu eniwerihen meinen, wenn sie sagen, 
dass dieses mein Auffinden ein zufälliges sei und das meine ange- 
führten Standorte nicht mehr existirien. — Den ersteren Einwurf 
will ich zugeben, den anderen aber nicht, weil, wenn die Pflanze 
mit dem Standort zugleich verschwindet, dem Entdecker nicht die 
Schuld davon beizumessen sein dürfte. — Welch eine Pilanzenwelt 
ist vor unserer Zeitrechnung untergegangen und wer mochte ihr 
einsliges Dagewesensein bezweifeln. In solchen Fällen hilft keine 
breite Erklärung, die Pflanze ist einmal da und da es eine allge- 
meine Ansicht ist, dass keine Pflanze ohne Samen entstehen kann, 
so muss dieser, entweder auf eine oft unbegreifliche Weise, einge- 
schleppt, oder unter günstigen Umständen im Schoose der Erde 
verborgen gelegen haben, bis ein Zufall ihn blosslegte und die Einwir- 
kung von Luft, Licht, Wärme und Feuchtigkeit ermöglichte. 


IV: 
Gentiana crucialta mutilata absque corolla. 


In der allgemeinen Charakterisirung der Genlianeen heisst 
es unler anderen Merkmalen: Calyx gamopetalus persistens. Co- 
rolla gamopetala hypogina plus minusve 4—10-fida marcescens. 
Stamina fundo corollae inserta tot quot corollae laciniae et üs 
alterna! 

In der Diagnose von Gentiana eruciataL. wird als Haupt- 
merkmal angegeben: Calyx et corolla quadrifida vel in floribus in- 
ferioribus azxillaribus solitarüs quinquefidis. Stamina 4—5 basi 
corollae inserta lacinüs alterna, i. e. lacinis calycis opposita! 

Wir entnehmen aus diesen Angaben, dass aul die Anzahl, 
Grösse, Stellung und auf die symmetrischen Verhältnisse aller Blu- 
mentheile besonders Rücksicht genommen und auf die Symmetrie 
aller Theile zueinander besonderes Gewicht gelegt wird, und dass 
die Unveränderlichkeit in Form und Stellung als unbedingt ange- 
nommen wird, da dieses zur konsequenten Charakterisirung der 
Gentianeen erforderlich ist, und in der That liefern Stellung und 
Symmetrie die wichligsten natürlichen Merkmale bei der spezifi- 
schen und systematischen Aufstellung. 

Bei der in Rede stehenden Gentiana erueiata sind die oben 


13 


angedeuteten regelmässigen Verhältnisse der Blumentheile dadurch 
verändert und gestört, dass ein Kreis der Blüthendecken nämlich 
die Corolla gänzlich fehlt, und die den Gentianeen eigenthümliche 
Symmetrie im Bau der Blume aufgehoben ist. — Es ist wohl kaum 
nöthig zu erinnern, dass wir es hier mit derjenigen Erscheinung zu 
Ihun haben, welche die Botaniker im Allgemeinen mit Fehlschlagen 
(aborlus) bezeichnen, welche Bezeichnung sich aber wohl eigent- 
lich nur auf die Fehlschlagung oder Unfruchtbarwerdung des Frucht- 
knotens weniger aber auf das Verschwinden der Blütlhendecken und 
Staubgefässe anwenden lässt. Bei unserer Gentiana cruciata 
findet eigentlich eine Verstümmelung (mutilatio) der Blume in so- 
fern statt, als der zweite Kreis derselben und zwar die Corolla 
nicht vorhanden ist, und nicht etwa durch Verkümmerung, sondern 
indem a priori die Corolla gar nicht gebildet wurde, was deutlich 
daraus hervorgeht, dass die Slaubgefässe auf dem Kelche sitzen, 
und dass diese nicht den Kelchzähnen gegenüber stehen, wie dieses 
in der normalen Blume der Fall ist, sondern mit dieser alterniren. 
— Wir haben es also mit einer Gentianenblume zu thun, welche 
nun aus drei Kreisen: aus dem Kelch, den Staubgefässen und dem 
Griffel besteht. — Die Mündung und die Zähne des Kelches sind 
blau gefärbt, die Antheren sind gelb und aufrecht, die Staubfäden 
an der Basis häutig ausgebreitet, das Pistill sammt der Narbe ist 
mit den Staubgefässen in gleicher Höhe; das Ovarium ist mit Eichen 
angefülll, nur weiss ich nicht, ob die Samen keimfähig geworden 
wären, da die Pflanze bald nach dem Verblühen verwelkte. 
Interessant ist diese Umwandlung der Blume auf jeden Fall, 
da dieselbe einen neuen Beweis liefert, dass die Natur in ihrer 
Formenbildung sich in keine feste Gränzen einzwängen lässt. Was 
würde ein Botaniker thun, wenn er eine Gegend fände, wo nur 
diese Monströsität, wenn ich diese Erscheinung so nennen darf, 
vorkäme und deren Entstehung nun in der unabänderlichen chemi- 
schen und physikalischen Beschaffenheit des Mediums ihren Grund 
haben dürfte. Er würde wahrscheinlich eine Gentiana apetala, oder 
wenigstens eine @. cruciata apetala aufstellen! 
‚ Die Pflanze, an welcher diese Beobachtung gemacht wurde, 
wächst im botanischen Garten des k. k. Theresianums. Aug. Septbr. 


V. 
Ficaria calthaefolia Rchb. exc. p. 718; icon. f. 4571. 


Syn.: Ranunculus calthaefolius Bluff et Fingh. Comp. 1, 2, 
p- 293, Neilr. Nachtr. p. 220. — Neilr. Aufzählung d. ung. und 
slav. Pf. p. 240, Ledeb. Ross. I. p. 31, wo sie in beiden Werken 
als R. Ficaria L. var. aufgeführt wird. 

Zum besseren Verständniss werde ich hier nach den vor mir 
liegenden hiesigen Exemplaren eine kurze Beschreibung geben, so 
ungenügend selbige denen, welche die Pflanze nicht sehen, sein 
mag, wie jede Beschreibung immer nur als Nothbehelf zu betrach- 


14 


ten ist, weil genaue Anschauung und damit verbundene geistige 
Assimilirung durch nichts ersetzt werden kann. 

Radix conferte grumosa, fibris numerosis napuliformibus 
elongatisve saepe clavatis, siccate fuscis. — Caudiculus subter- 
raneus brevissimus 1—2 poll., a basi ad apicem sensim incras- 
satus apice fasciculum foliorum florumque proferens et platam 
acaulem formans. Folia radicalia bina longessima petiolata, ma- 
Jora; folüs caudiculi supra terram in orbem terrae adpressa varie 
magnitudinis et plus minus longe petiolata, ommia carnosa subro- 
tundo-cordata vel cordata obtusa, repando-grosse crenata glabra 
eoncoloria (i e.non maculata) siccatione flavo-viridia, recens opaca, 
lobis parallelis vel incumbentibus. — Flores minoris quam F. 
ranunculoides azwillares, sub anthesi erecta, pedunculafti teretes 
striati nudi vel folio minimo medio instructa, post anthesin recur- 
vati folium suum subaequantes. — Calyz trisepalus, sepala mox 
caduca ovate longitudinaliter striata corolla duplo breviora. Pe- 
tala 7—9—11 aurea nitida elliptica obtusa siamina duplo lon- 
giora. Carpellain capitulum globosum congesta, obovato-globosa, 
obtusa brevissime pedicellata tenue pubescentia. — Planta 3—9 poll. 
alta, foia 4-24 lin. longa et lata, interdum repando-crenata, 
quandoyue integerrima, petiola foliorum radicalium cum caudiculo 
basi in terra conditi. 

An schatligen Orten zwischen Gesträuch in denRemisen desLaaer 
Berges (häufig!) dann im Prater unweit der Brücke, welche nach 
der Freudenau führt. April 1867. — Auch aus Ungarn besitze ich 
diese Pflanze, wo solche von Herrn Vrabelyi „ad balneum sul- 
phureum paradensi* d. 10. April 1867 gesammelt wurde. — Diese 
letztere Pflanze zeichnet sich durch grössere Zartheit, durch fast 
ganzrandige dunkler grüne Blätter und seichtere Herzlappen aus. 
Sie dürfie der F. nudicaulis Kern. östr. bot. Zeit. 1863, p. 188 
entsprechen. Aus Dalmatien herstammende im k. k. Hostischen bot. 
Garten kultivirte Exemplare stimmen mit der im Prater wachsenden 
vollkommen überein. — Von F. transsilvanica Schur ist unsere 
Wiener Pflanze weit verschieden, 

Ich muss hier noch bemerken, dass ich bei Ficaria calthae- 
folia nie die Knöllchen, wie solche bei F. ranunculoides so häufig 
vorkommen, bemerkt habe und dass F. calthaefolia sich regel- 
mässig durch Samen fortpflanzt, während bei F. ranunculoides, auf 
manchen Standorten die Samen nie zur Reife kommen, sondern 
eine Vermehrung durch die Knöllchen stattfindet. 


VI. 
Iris germanica L. 


Die Pflanze, welche fast in allen Floren angegeben wird, aber 
in wenigen wirklich wildwachsend vorkommt, habe ich in diesem 
Sommer in den Remisen des Laaer Berges in mehreren Gruppen 
gefunden und ich will nicht behaupten, dass dieses ihr natürlicher 


15 


Standort ist, da sie wildwachsend auf Felsen angegeben wird, ob- 
wohl der Laaer Berg ein Standort ist, wo eine Verschleppung aus 
Gärten unwahrscheinlich ist. In Siebenbürgen kommt sie nicht sel- 
ten in den Weinbergen der Hügelregion vor, wohin sie mit dem 
Dünger aus Bauerngärten absichtslos hierher gebracht wird. 


vn. 
Elatine Alsinastrum L. 


Diese Pflanze habe ich auf dem Laaer Berge in einer schlam- 
migen Lache mit Mentha Pulegium, Gratiola officinalis u. s. w. auf 
derselben Stelle gefunden, wo ich dieselbe vor etwa 40 Jahren 
gesammelt habe. — Nach Neilreich’s Nachträge zur Flora von 
Niederösterreich 1866, p. 89 dürfte diese Elatine Alsinastrum von 
Reuss auf demselben Standorte gefunden worden sein. 


VII. 
Carex nutans Host. 


Wird auf dem Laaer Berge immer seltener, da die Lachen 
gänzlich verwachsen sind, wo dieselbe vor 30—40 Jahren häufig war. 
Gegenwärtig kommt sie noch einzeln in den Remisen und nassen 
Vertiefungen vor, wo ich einige Exemplare in diesem Jahre sammelte. 


Wien, im December 1867. 


0 


Zur Moosflora des Neutraer Komitates. 
Von Jos. L. Holuby. 


Am 29. Juli und 22. August besuchte ich die Neutraer Jawo- 
rina und die an deren Fusse zerstreuten Klippenkalk-Hügel; dann 
machte ich vom 11. bis 16. September eine Fussreise von Lubina 
über Myjawa und Wrbowce nach Skalitz und von dort über’ die 
Wälder wieder zurück. An Phanerogamen, obwohl ich alles was 
unterkam, notirte, werden kaum zwei Arten für das Comitat neu 
sein: daher ich sie jetzt übergehe, und nur eine Aufzählung der, 
auf dem erwähnten Gebiete beobachteten Leber- und Laubmoose 
geben will, 

Am Fusse der Jaworina sammelte ich auf nassen, quelligen 
Wiesen: Hypnum arcuatum Lindb., H. commutatum Hedw., Cam- 
plothecium lutescens B. Sch., Bryum pseudotriquetrum Schwgr,, 
Marchantia polymorpha L., Aneura pinguis Dum. 

Auf dem mächtigen Klippenkalkfelsen Predhradskä Skala: Or- 
thotrichum anomalum Hdw., O. cupulatum Hoffm., O. speciosum 


16 


N. H., Leucodon sciuroides Schwgr., Anomodon viticulosus H. T., 
A. longifolius auch an Buchenstämmen, nicht selten. Bryum caespi- 
ticium L., B. argenteum L., B. capillare Hdw., B. roseum Schreb., 
Mnium undulatum Hdw., M. cuspidatum Hdw., Neckera compla- 
nata B. Sch., Homalothecium sericeum B. Sch., H. Philippeanum 
B. Sch., Pylaisia polyantha Schpr., Climacium dendroides W.M., 
Eurrhynchium praelongum B. Sch., Amblystegium serpens Schp., 
Hypnum Sommerfelti Myr., H. cupressiforme L., H. molluscum 
Hdw., H. Schreberi Willd., H. purum L., Hylocomium triquetrum 
Schpr., Metzgeria furcata N., Frullania dilatata N., Madotheca 
platyphylla N., Radula complanata Dum., Chyloscyphus polyanthus 
N., Lophocolea minor N., Plagiochila asplenioides N. 

Auf der Hügelreihe Korince fand ich an felsigen Stellen in 
der Nähe einer Quelle: Pellia epiphylla N. E., Weissia viridula 
Brid., Dicranella varia Schimp., Fissidens osmundoides Hedw., 
Grimmia apocarpa Hedw., Didymodon rubellus Br. Schimp., Tri- 
chostomum rigidulum Sm., Barbula fallae Hedw., Mnium puncta- 
tum Hedw. 

Auf allen Felsen und steinigen Stellen wächst Barbula ruralis 
Hedw. seltener dagegen B. muralis Hedw., Grimmia pulvinata 
H, T. sitzt auf allen Felsblöcken. An Quellen der Bergwiesen sah 
ich oft Philonotis fontana Brid. in Gesellschaft des Hypnum cu- 
spidatum L. jedoch nur steril. 

Auf der Jaworina selbst wurde mitgenommen: von einem alten 
Buchenstamme Madotheca laevigata Dum. und auf feuchtem Walı- 
Boden Scapania curta N. E. gesehen, nebst mehreren Jungerman- 
nien, die aber sämmtlich steril waren. Auf trockener Erde, an Wegen 
wächst ziemlich häufig: Racomitrium canescens Brid., Polytrichum 
piliferum Schreb., P. juniperinum Hedw., Pogonatum urnigerum 
Brid., P. aloides P. B. seltener, Atrichum undulatum P. B. 

An Baumstämmen sehr häufig Isothecium myurum Brid., Ano- 
modon attenuatus Hartm., Pterigynendrum filiforme Hedw. Es 
freute mich auch Diphyscium foliosum Mohr. auffinden zu können. 

An Quellen im Kies ist überall Webera albioans Schpr. je- 
doch nur steril, zu sehen; an schattigen Stellen wächst: Dieranum 
scoparium Hedw., Fissidens taxifolius Hedw., Funaria hygrome- 
trica Hedw. häufig an Brandstellen, Webera nutans Hedw. selten, 
Polytrichum formosum Hedw., Barbula subulata Brid., Eurrhyn- 
chium striatum Br. Sch., Plagiothecium sylvatium Br. Sch., Hylo- 
comium splendens Schimp. 

Im Bache an Steinen: Hypnum palustre L, Fissidens incurvus 
Schwgr., Brachythecium rutabulum Br. Sch., B. rivulare Br. 
Sch., Dichodontium pellucidum Schp. sehr selten, Lophocolea bi- 
dentata N. auf faulenden Holzstücken im Bache. Rhynchostegium 
rusciforme Br. Sch. ist an überrieseltlen Steinen nicht selten zu 
haben. 

Bei Myjawa, Wrbowce und Skalitz fand ich in Wäldern, auf 
Wiesen, an Bäumen ausser den hier erwähnten Moosen noch: Ce- 


17 


ratodon purpureus Brid., Orthotrichum obtusifolium Schrd. be- 
sonders auf Nussbäumen und Pappeln, O. pumilum Schwägr., O0. 
leiocarpum B. Sch., Leskea polycarpa Ehrh., Bryum argenteum 
L. im Pfarrhof in Wrbowce, in grosser Menge” auf der Erde grün. 

Webera eruda Schp. an feuchten sc halligen Stellen der Wäl- 
der, nicht häufig, mitunter in Gesellschaft des Mnium stellare He dw. 
Dies wären also die Moose, welche ich auf der Jaworina und dem 
Skalitz - Wrbowce’r Gebirg "heuer gesammelt habe. Es sind deren 
darum nur so wenige, da "ich meine Aufmerksamkeit vorzugsweise 
den Carieibus, Hieracien und Rubis zuwendete, und namentlich aus 
der leiztern Gattung ziemlich viele Formen heimbrachte. 


Ns. Podhragy, den 28. October 1867. 


——— 


Die Vegetations-Verhältnisse des mittleren und östlichen 
Ungarns und angrenzenden Siebenbürgens. 


Von, A. Kerner. 
vi. 


195. Helianthemum Fumana (L.) — Auf felsigen Bergabhängen 
und auf wüsten Sandhügeln. Im mittelungar. Berglande in der Pilis- 
gruppe auf den Hügeln "bei Dorogh nächst Gran, auf den Dolomit- 
felsen bei dem Leopoldifelde und im Auwinkel, am Adlersberg und 
Spissberg bei Ofen, auf den Hügeln bei Budaörs und auf der „grossen 
Heide,“ auf dem Cerithienkalkplateau bei Teteny. In der Vertes- 
gruppe auf den Dolomitfelsen bei Gänt und Csäkvär. Im Tieflande 
auf der Kecskemeter Landhöhe bei R. Palota, P. Szt. Mihäly nächst 
Pest, Steinbruch, Soroksar, Monor und Pilis, Puszta Sälosär nächst 
Tatär, Szt. György. Auch auf den Sandhügeln der Csepelinsel und 
im Sande bei Keer in der Stuhlweissenburger Niederung. — In 
der Tiefebene und im Bihariagebirge nicht beobachtet. — Dolomit, 
Kalk, Tert. und Diluv. Sand. 95—240 Met. 

196. Helianthemum canum (L.) — Auf felsigen Bergabhängen, 
auf Sandhügeln und auf trockenen Bergwiesen. Im mittelungar. 
Berglande in der Pilisgruppe auf der Slanitzka und dem Sandberge 
bei P. Csaba, auf den Hügeln bei der Krotendorfer Mühle, im 
Leopoldifelde, am Johannisberg , Adlersberg und Spissberg bei 
Öfen, auf der „grossen Heide“ bei Teteny und auf den Dolomit- 
kuppen bei Budaörs. In der Vertesgruppe bei Csäkvär und Gänt. 
Auf der Kecskemeter Landhöhe sehr selten bei Pest. — In der 
Tiefebene und im Bihariagebirge nicht beobachtet. Fehlt auf dem 
Trachyte und den höheren Dachsteinkalkbergen (z. B. Piliserberg, 

Oesterr. botan. Zeitschrift 1. Heft. 1868. 


18 


Nagyszäl) im mittelungar. Berglande. Gewöhnlich kombinirt mit 
Helianthemum Fumana, Biscutella laevigata, Draba lasiocarpa und 
Paronychia capitata, mit welchen Arten es im Gebiete auch fast die 
gleiche Verbreitung zeigt. — Dolom., Kalk, Tert. und Diluv. Sand. 
— 95—460 Met. 

197. Helianthemum rupifragum. — Im Bihariagebirge und zwar 
in der Vulcangruppe an felsigen Stellen der Abfälle des Suprapietri 
Poienile bei Vidra im Aranyosthale in Gesellschaft der Asperula 
capitata. Kit., Dianthus petraeus W.K., Edrajanthus Kitaibelii DC. 
und Hypericum umbellatum Kerner. — Kalk. — 1100 Met. — Ich 
habe dieses Helianthemum in dem „Pflanzenleben der Donaulän- 
der“ S. 296 als H. alpestre aufgeführt. Nach nochmaliger Verglei- 
chung mit sehr zahlreichen Exemplaren des H. alpestre aus den 
verschiedensten Gegenden der Alpen, habe ich aber jetzt die Ueber- 
zeugung gewonnen, dass diese Pflanze eine von H. alpestre(Jacq.) 
verschiedene, meines Wissens noch nicht beschriebene Art ist. Die 
Blätter derselben sind durchwegs lineal und spitz; ihre Länge 
schwankt zwischen 12 und 20 und ihre Breite zwischen 1 und 3”” 
und gewöhnlich sind sie 8mal so lang als breit. Längs dem Mil- 
telnerv und dem schwach umgebogenen Blattrande sind dieselben 
mit vorwärts gerichteten Haaren besetzt, von denen die obersten 
an der Blattspitze sich pinselflörmig vereinigen. — Die Blätter des 
H. alpestre (Jacq.) sind immer ganz flach, "länelich, stumpf, höch- 
stens 15"= lang und höchstens 4mal so lang als breit; die Haare 
derselben sind mehr abstehend und an der stumpfen Spitze niemals 
pinselförmig zusammenschliessend. — Leider zeigen die von mir 
im Herbste gesammelten Exemplare nur yerdorrte Fruchtstiele und 
ich bin daher nicht in der Lage auch die Blüthen und Früchte ge- 
nauer zu beschreiben; nach dem was vorliegt, scheint meine Pflanze 
in dieser Beziehung mit H.alpestre (Jacq.) und H. canum (L.) die 
grösste Aehnlichkeit zu besitzen. Siebenbürgische Botaniker dürf- 
ten vielleicht in die Lage kommen, diese an dem angegebenen 
Standorte häufig wachsende Pflanze auch in früheren Entwicklungs- 
stadien zu beobachten und dann die obige Beschreibung zu er- 
gänzen. 

198. Helianthemum obscurum Pers. — Breit- und schmal- 
blätterig; letzteres insbesonders auf dem lockeren Sandboden des 
Tie flandes. — Auftrockenen Wiesen und Grasplätzen und an den 
Säumen der Wälder. — Im mittelungar. Berglande auf der Matra 
bei Gyöngyös, am Nagyszäl bei Waitzen, auf den Bergen bei Gross- 
Maros, in der Pilisgruppe auf den Wiesen bei Szt. Läszlö im Cen- 
trum des Piliser Trachytstockes, bei Gran und Sct. Andrä, auf ‚der 
Sianitzka bei P. Csaba, bei dem Leopoldifeld, im Auwinkel, auf 
den Wiesen nächst dem Normabaum und der Berger’schen Villa, 
am Schwabenberg und im Wolisthal bei Ofen. Auf der Kecske- 
meter Landhöhe am Räkos bei Pest, bei Soroksär, Pilis und Monor. 
Auf der Debrecziner Landhöhe im Sande bei Vasväri nächst Nyir- 
Bälor. Im Bihariagebirge auf dem tert. Vorlande hei Grosswardein, 
Hollodu und Belenyes, auf den Kalkfelsen des Bontoskö bei Petrani, 


19 


auf dem Vasköher Kalkplateau bei Campu und Colesci , im Rezba- 
nyaer Zuge im Thalboden bei Fenatia, und am Rande des Batrina- 
plateaus, auf der Pietra lunga und Pietra muncelului. In der Vulcan- 
gruppe auf dem Plateau und den Abfällen des Suprapietri poienile 
bei Vidra. Im Gebirge der weissen Körös auf den tert. Hügeln bei 
Halmäza und Buteni. — Trachyt, Schiefer, Kalk, Dolom., Tert. Lehm- 
und Sandboden; vorherrschend aber über Kalk und Dolomit. — 
95—1100 Met. 

199. Helianthemum tomentosum Sm. — Zwischen Wachhol- 
dergestrüpp auf den Sandhügeln bei Puszta Salosär und auf dem 
Erdöhegy nächst Tatär Szt. György auf der Kecskemeter Landhöhe. 
— Hier in sehr schönen bis zu 40 Ctm. hohen Exemplaren; sonst 
aber im Gebiete nirgends beobachtet. — Diluv. Sand. — 110 — 
130 Met. 

200. Viola hirta L. Auf Wiesen und unter Gebüsch in 
lichten Wäldern. Im mittelungar. Berglande sehr verbreitet. In der 
Matra bei Paräd, am Nagyszäl bei Waitzen, auf dem Lösszug des 
Vinisni vrch bei Gomba, in der Pilisgruppe bei Gran, P. Csaba, 
Sct. Andrä, am Piliserberg bis zu dessen höchster Kuppe, auf den 
Höhen bei Krotendorf, auf allen Bergen bei Ofen. Auf der Kecske- 
meter Landhöhe bei R. Palota und Pest, und auf offenen Wald- 
plätzen in den Monor-Piliser Eichenwäldern. Im Bihariagebirge bei 
Grosswardein, Felixbad und auf dem tertiären Vorlande bis Bele- 
nyes; in der Hegyesgruppe auf den Nulliporenkalkbänken bei Chi- 
zindia südlich von Buteni, in der Gruppe des Plesın bei Mone&sa 
und auf dem Plateau von Vasköh bei Campu und Vasköh, endlich 
auf dem Batlrinaplaleau, wo an den felsigen Abstürzen bei der 
Geisterhöhle nächst der Mulde Oncesa an den Quellen der Szamos 
der höchste Standort im Gebiete beobachtet wurde. Auf allen im 
Gebirge vorkommenden Substraten. — 95—1300 Met. 

201. Viola collina Bess. — Auf grasigen Plätzen am Adlers- 
berge bei Ofen. Wahrscheinlich auch noch anderwärts im Berg- 
lande; doch liegen mir nur von obigem Standorte Exemplare vor, 


welche unzweifelhaft zu V. collina gehören. — Lehmboden. — 
200—250 Met. 
202. Viola ambigua W. K. — Auf grasigen Plätzen, insbeson- 


ders auf den mit Pollinia bestockten Stellen auf der Kecskemeter 
Landhöhe, am Räkos bei Pest, bei Monor und auf der Puszta Peszer 


bei Alsö-Dabas. — Nach Heuffel auch „im ebenen Theile des 
Arader Komitates.* — Diluv. Sandboden. — 95—125 Met. 
203. Viola odorata L. — Unter Gebüsch an den Rändern der 


Wälder. Im mittelungar. Berglande in der Pilisgruppe bei P. Csaba, 

am Piliserberge, am Johannisberg und Schwabenberg bei Ofen; auf 

der Kecskemeter Landhöhe bei Nagy-Körös. Im Bihariagebirge bei 

Grosswardein und Belenyes. Im Gebiete weit seltener als V. hirta. 
— Kalk, Tert. Lehm- und Sandboden. — 95—250 Met. 

204. Viola mirabilis L. — Unter Gebüsch an den Rändern 

der Laubwälder. Im mittelungar. Berglande am Nagyszäl bei Waitzen, 
2% 


20 


in der Pilisgruppe am Piliserberg und Johannisberg, in den Bu- 
chenwäldern bei dem Normabaum ober dem Auwinkel und insbe- 
sonders häufig auf dem Plateau des Schwabenberges und im 
Wolfsthale bei Ofen. In der Vertesgruppe am Csokaberge bei Moor. 


Im Tieflande und im Bihariagebirge nicht beobachtet. — Kalk. — 
250—1070 Met. 

205. Viola urenaria DC. — Auf begrastem sandigen Boden 
und auf den Terrassen felsiger Bergabhänge. — Im mittelungar. 


Berglande in der Pilisgruppe zwischen P. Csaba und Vörösvär und 
am Adlersberg bei Ofen. Auf der Kecskemeter Landhöhe am Rä- 
kos bei Pest. — Dolom. Tert. und Diluv. Sand. — 95—260 Met. 

206. Viola cinerascens. — (Dreiachsig, Blätter 20—40”® breit 
und lang, rundlich-herzförmig, stumpflich, sowie die Blattstiele, 
Stengel und Blüthenstiele grauflaumig. Blüthen gross, 15—18"” im 
Durchmesser, in Farbe und Zeichnung mit Viola silvestris überein- 
stimmend , Kapsel fein flaumig. Der Stengel zur Zeit der ersten 
Blüthe aufsteigend 60—80”" hoch, später niederliegend, winkelig 
hin- und her gebogen und bis zu 200”®= verlängert. — Stimmt 
durch die grauflaumige Bekleidung der vegetativen Organe und des 
Fruchtknotens mit Viola arenaria DC. überein, ist aber in allen 
Theilen fast doppelt so gross und macht insoferne mehr den Ein- 
druck der Viola silvestris Rehb.; von beiden übrigens durch die 
im Laufe des Sommers sehr verlängerten niederliegenden Stengel 
unterschieden. — Die hier aufgestellte Pflanze ist auf keinen Fall 
mit V. rupestris Rehb. Ic. XII. Fig. 4499 zu identifiziren, welche 
von Gren., et Godr, in der Fl. d. Fr. 179 wohl mit Recht für eine 
grossblüthige V. arenaria erklärt wird. Sie stimmt nämlich weder 
mit der Reichenbach’schen Abbildung überein, noch passt auf 
sie die Bezeichnung „glabriuscula* (Rchb. Fl. excurs, 705), da 
im Gegentheile unsere Pflanze in allen Theilen grauflaumig er- 
scheint. — Im Jahre 1861 sammelte ich diese Viola auch auf den 
sonnigen Hügeln längs der Sill südlich von Innsbruck und habe 
selbe seither im Garten jährlich beobachtet, ohne eine Aenderung 
weder in der Behaarung noch in der eigenthümlichen Wachs- 
thumsweise zu bemerken.) 

Im mittelungar. Berglande in der Pilisgruppe auf der Sla- 
nitzka bei P. Csaba. — Kalk. — 300—380 Met. 

207. Viola silvestris Rehb. — In Laubwäldern, insbesondere 
in Mischwäldern mit vorherrschenden Buchen. — Im mittelungar. 
Bergland in der Malra bei Paräd, am Nagyszäl bei Waitzen ober 
dem Steinbruch, in der Pilisgruppe auf dem Schwabenberg und 
Lindenberg bei Ofen, auf der Slanitzka bei P. Csaba und insbeson- 
ders häufig am Piliserberg bis zu dessen höchster Kuppe. — Fehlt 
im Tieflande. — Im Bihariagebirge auf dem tert. Vorlande von 
Grosswardein bis Belenyes; auf dem Batrinaplateau häufig auf allen 
Höhen zwischen Resbänya und Petrosa von der Pietra muncelului 
bis herab nach Petrosa. Auf dem Vasköher Plateau am Vervul 
Ceresilor und in der Gruppe des Plesiu ober Mondsa. In der He- 


21 


gyesgruppe bei Slatina und auf der Chiciora südöstl. von Buteni. 
Im Gebirge des Aranyos und in der Valea Odincutia bei Distidiul. 
— Sienit, Trachyt, Schiefer, Kalk, Tert. Schotter und Sandstein. 
— 150—1300 Met. 

208. Viola Riviniana Rehb. — In Laubwäldern. Im mittelung, 
Berglande an der Nordseite des Piliserberges und auf der Slanitzka 
bei P. Csaba. — In der an unser Gebiet angrenzenden Bakony- 
gruppe in den Buchenwäldern bei Ezstergäl nächst Zircz mit 
Viola silvestris. — Kalk. — 380—1000 Met. 

209. Viola mixta (silvestris X strieta). — (Zweiachsig, Stengel 
aufrecht 100—230”® hoch, beblättert, kahl wie die ganze Pflanze. 
Blätter 11y,—2mal so lang als breit, aus herzförmiger Basis läng- 
lich-eiförmig,, ober der Mitte etwas geschweift, kurz zugespitzt. 
Nebenblätter länglich, gefranst, klein, jene der mittleren stengel- 
ständigen Blätter 3—4mal kürzer als der nicht geflügelte Blattstiel. 
— Hält die Mitte zwischen V. silvestris und V. stricta. Durch den 
Mangel grundständiger Blätter, den schlanken aufrechten Stengel 
und die verlängerte Blattspreite stimmt selbe mit V. strieta über- 
ein, der vordere Theil der Blätter zeigt aber keine nach Aussen 
scharfkonvexen Seitenränder, sondern ist dort etwas geschweift- 
zugespitzt wie bei V. silvestris. Die Blattstiele sind ungeflügelt, 
wie bei V. sölvestris und die Nebenblätter bei weiten nicht so gross 
und lang wie bei V. stricta, sondern zart, kurz und stark gefranst 
wie bei Y. sölvestris. Der Sporn überragt die Kelchanhängsel fast 
um das doppelte wie bei V. silvestris.) 

Am Plateau des Schwabenberges bei Ofen, gegen den Norma- 
baum zu, in Gesellschaft der V. silvestris Rehb. und V. stricta 
Hornem., aus welchen dieselbe höchst wahrscheinlich durch Ba- 
startirung hervorgegangen. — Thonboden. — 350 Met. 

210. Viola strieta Hornem., Koch (V. Ruppü Rchb.). — Auf 
Bergwiesen und insbesonders an moosigen Plätzen an den Wald- 
rändern. — Im mittelungar. Berglande in der Matra bei Paräd, in 
der Pilisgruppe auf den Wiesen am Plateau des Dobogokö zwischen 
Dömös und Csaba und am Schwabenberg bei Ofen. Im Tieflande 
nicht beobachtet, dagegen ziemlich häufig im Bihariagebirge und 
zwar insbesonders am Rande des Batrinaplateaus auf der Tataroda, 
dem Dealul vetrilor, Pietra lunga und bis herab auf die Wiesen 
bei der Höhle nächst Fenatia. Häufig in dem Thale südlich vom 
Köbänyaberg bei Grosswardein. — Trachyt, Kalk, liebt so wie 
Viola canina eine thonige Erdkrume. — 125—1300 Met. 


(Fortsetzung folgt.) 


Literaturberichte. 


— „Filices Europae et Atlantidis, Asiae minoris et 
Sibiriae.* Auctore Dr. J. Milde. Lipsiae sumptibus A. Felix 
1867. 80 p. IV et 311. 

Mit nicht genug anzuerkennender Unermüdlichkeit ist Milde 
als botanischer Schriftsteller thätig. Erst vor wenigen Monaten wurde 
von ihm in diesen Blättern die ausgezeichnete Monographie der 
Equiseten angezeigt und schon ist wieder ein zweites eben so ge- 
lungenes Werk erschienen. Das vorliegende Opus sollte eigentlich 
eine Bearbeitung der Farne Europa’s und der Atlantis werden. Dem 
Wunsche mehrer botanischer Freunde entsprechend erweiterte Milde 
seinen ursprünglichen Plan, indem er noch Kleinasien und Sibirien 
hinzufügte und bei drei Gatlungen, Osmunda, Botrychium und Equi- 
setum eine vollständige Monographie sämmtlicher bekannter Arten 
ausarbeitete. Vielleicht wäre es bei einer zweiten Ausgabe des 
Werkes (die nicht ausbleiben wird) angezeigt, noch das übrige 
aussertropische Asien und Nordamerika hinzuzufügen und das Werk 
zu einer Synopsis der Farne der nördlichen gemässigten Zone zu 
erweitern. Der Umfang würde nicht bedeutend zunehmen, die pflan- 
zengeographische Behandlung aber bedeutend gewinnen. Auch bei 
dieser Arbeit verfügte Milde über ein sehr reiches, theilweise noch 
unbearbeitetes Materiale; namentlich hatte er Gelegenheit, sämmt- 
liche einschlägige Originale von F&e, Regel, Presl, Hooker, 
Moore u. m. A. zu untersuchen. Dadurch wurde es ihm möglich, 
viele Arten auf ihre richtige Stellung zurückzuführen. Das von 
Milde dem vorliegenden Werke zu Grunde gelegte System ist im 
Ganzen jenes von Mettenius, doch war Milde überall bestrebt, es 
weiter auszubauen, wie namentlich die Gattungen Athyrium, Asple- 
nium, Cystopteris, Botrychium u. m. a. beweisen. Bei der Behand- 
lung der Gattungen und Arien legte Milde einen besonderen 
Werth auf die Ermittlung der architectonischen Verhältnisse, sowie 
auf die Feststellung der mikroskopischen Merkmale, um die ein- 
zelnen Species sicher und fest zu begründen. Damit steht in engster 
Verbindung die Gliederung der Formen nach klimatischen Varietäten, 
bei deren Behandlung sich viel Neues herausstellte. Diese Vorzüge 
der Bearbeitung Milde’s manifestiren sich am glänzendsten bei den 
gemeinen, über das ganze Gebiet verbreiteten Arten wie z. B. bei 
Athyrium Filix femina Roth (p. 49—52), Aspidium Filic mas S w. 
(p. 118—125), A. spinulosum Sw. (p. 132-140) u. v. a. Dass 
bei den einzelnen Arten alle betreffenden Angaben von Milde auf 
das gewissenhafteste geprüft wurden und dass nur das durch Au- 
topsie richtig Befundene im Werke benützt wurde, versteht sich 
bei einer Arbeit Milde’s gleichsam von selbst. Dadurch erhält das 
neueste Werk Milde’s einen hohen Werth und wird ein unenl- 
behrliches Handbuch für Jeden, der sich mit einheimischen Filieinen 
beschäftigt. Auf weiteres Detail kann hier bei dem beschränkten 


23 


Raume einer Anzeige nicht eingegangen werden, Mögen die geehr- 
ten Leser dieses Blattes Milde’s Werk selbst in die Hand nehmen 
und es genau durchgehen, sie werden staunen über die Fülle in- 
teressanler und werthvoller neuer Daten, welche dasselbe enthält, 
Dr. H. W. Reichardt. 

„Vorarbeiten zu einer CGryptogamenflora von Mäh- 
ren u, österr. Schlesien.“ IV. Laubmoose (1. Serie). Bearbeitet 
von Dr. J. Kalmus. (Separatabdruck aus dem V. Bande der Ver- 
handlungen des naturforschenden Vereines 1866). Verlag des Ver- 
fassers. Brünn 1867. — Mit Vergnügen bringen wir diesen Abschnitt 
der Vorarbeiten der Cryptogamenflora dieses Gebietes zur Anzeige, 
welchen der strebsame Verfasser im Bewusstsein der noch sehr 
unvollständigen Erforschung des Gebietes nur desshalb schon jetzt 
der Oeffentlichkeit übergibt, um die Reihenfolge der vom Vereine 
beabsichtigten einschlägigen Publicationen nicht zu unterbrechen. 
Als Grundlage für das nach Schimper’s Synopsis geordnete und 
347 Arten enthaltende Verzeichniss dienten: O0. Sendtner's Be- 
merkungen über die im Gesenke vorkommenden Laubmoose, Flora 
1840; Dr. A. Pokorny’s Vegetationsverhällnisse von Iglau, Wien 
1562; J. Milde’s Arbeiten über die schlesische Moosflora; Dr. 
Plukar’s Aufzählung der um Teschen aufgefundenen Laubmoose 
(Progr. des k. k. ev. Gymnasiums in Teschen 1855); die Abhand- 
lungen ven Wawra, Pokorny, Reichardt, Juratzka und 
Roemer in den Verhandlungen der zool. bot. Gesellschaft; sodann 
Verzeichnisse, welche ihm von Spazier, Th. Hein, Schliephacke 
mitgetheilt wurden, endlich die von ihn, v. Niessl und Makowsky 
gesammelten und vom Referenten durchgesehenen Moose. — Auf 
den Inhalt des Verzeichnisses übergehend, finden wir aus der Ord- 
nung der Cleistocarpen nur 6 Arten z. Th. mit sehr beschränkten 
Standorten aufgeführt, und diese dürften sich vorläufig nur auf 5 
reduziren, da das Pleuridium subulatum, eine sehr seltene Art, 
wahrscheinlich von allen angeführten Standorten zu Pi. alternifo- 
lium gehört. Diese Zahl, die kaum den dritten Theil der für Nied.- 
Oesterreich bekannten 16 Arten erreicht, gibt ein beredtes Zeugniss 
für die bisherige nur theilweise und oberflächliche Erforschung des 
Gebietes. Die Gattung Seligeria scheint übersehen. Schon Seliger 
hat eine Art, die S. pusilla an den Kalkfelsen der Quarklöcher 
gesammelt; sie dürfte sich wohl noch an anderen Orten finden. 
Auch ist das Vorkommen der Seligeria recurvata mehr als wahr- 
scheinlich. Barbula inclinata, welche nebenbei als im Gebiete 
noch nicht gefunden erwähnt wird, dürfte sehr wahrscheinlich im 
südl. Mähren z. B. auf den Polauerbergen zu finden sein. Grimmia 
leucophaea kommt auch bei Iglau vor, wo sie von Dr. Pokorny 
mit Gr. commutata gesammelt wurde. Grimmia alpestris ist vom 
Verfasser im Kessel des Gesenkes entdeckt worden und für das 
Gebiet neu. Hedwigia ciliata wird auch auf Kalk vorkommend an- 
gegeben, was zweifelhaft erscheint. Bryum marginatum ist iden- 
tisch mit Bryum Mildeanum; das wahre Br. marginatum ist in 


24 


Oesterreich noch nicht gefunden. Philonotis calcarea ist nur von 
einem einzigen Standorte angeführt. R. v. Frauenfeld hat diese 
Art sehr schön fruktifizirend auf dem Hostein in Mähren gesam- 
melt. Aus Versehen scheint bei Polytr. strictum eine Var. ß. al- 
pestre aufgeführt. Eine Varietas a/pestris existirt nur von Polytr. 
juniperinum, und diese stellt eben das Polytr. strietum dar. Von 
den erst in neuerer Zeit richtig unterschiedenen Arten, welche das 
alte Hypnum aduncum der Bryol. eur. und der Synopsis in sich 
begriff *), ist das Hypnum Sendtneri noch nicht beobachtet wor- 
den. Bei der Var. laxifolium des H. aduncum ist der Autorname 
Jur. durch Schpr. zu ersetzen. Hypn. revolvens dürfte wahrschein- 
lich zu H. intermedium gehören. Hypn. Heufleri, vom Verfasser als 
neu für das Gebiet erwähnt, wurde bereits von Sendtner am Pe- 
terstein gesammelt und als H. cupressiforme ß. implezum vertheilt. 
Hypn. pratense ist zu streichen und der Standort zu H. arcuatum 
zu setzen. H. alpestre erscheint, wie die Art selbst, sehr zweifel- 
haft! Hypnum eugyreum (bei Jablunka, Plucar) gehört zu H. mol- 
luscum. Hypnum sudeticum ist Synonym mit Hypn. pseudostr ami- 
neum und gehört nicht in die Gruppe der echten Hypna, sondern 
als kurzblätterige Varietät zu H. fluitans. Sphagnum cuspidatum ist 
Synon. mit Sph. recurvum, daher die Standorte des ersteren zu 
leizterem zu ziehen sind. — Mehrere wohl aus Versehen aufge- 
nommene Standorte sind zu streichen, z. B. Gmünd (bei Splachnum 
ampullaceum) als in Niederösterreich gelegen, insbesondere aber 
Weisswasser, womit das im böhm. Riesengebirge gelegene gemeint 
ist. Mit diesem Standorte fallen aber auch die ausschliesslich von 
demselben angeführten Arten vorläufig hinweg, nämlich: Brachyo- 
dus trichodes, Cinclidotus fontinaloides, Racomitrium patens, We- 
bera cucullata, W. Ludwigü, Tetrodontium Brownianum und 
Sphaynum Lindbergi. Werden von den verzeichneten 347 Arten 
diese 7 mit den oben besprochenen 5 Arten: Bryum marginatum, 
Hypnum sudeticum, H. pratense, H. eugyreum und Sphagnum cu- 
spidatum ab —, die Seligeria pusilla aber hinzugerechnet, so ver- 
bleiben 336 für das Gebiet bekannte Arten, unter welchen über- 
dies noch einige z. Th. bereits oben erwähnte Arten als mehr 
oder weniger zweifelhafte Vorkommnisse zu betrachten sind. Indem 


!) Diese und ihre Synonyme sind: 
1. Hypnum aduneum Hedw., zu dem des 44. Kneifiüi als laxe Form 
gehört. 
. — Sendtneri Schpr. in Suppl. Bryol. eur. = H. Wilsoni Schpr. olim. 
in litt. 
ß. Wilsoni Schpr. eine Wasserform. 
Zu dieser Art gehören auch die Varr, hamatum und giganteum 
der Bryol. eur. und Synopsis. 


[0 


3. — vernicosum Lindberg = H. pellueidum W ils. 
1. — intermedium Lindberg in Hartm. fl. sc. ed 9. 1864! = H. Sendt- 
neri Schp. olim in litt. = H. Cossoni Schp. in Suppl. Bryol. 


eur, 1866! 


23 


mit Rücksicht auf die Beschaffenheit und Ausdehnung des Gebietes 
gewiss noch gegen 60 Arten vorkommen, so können wir schliess- 
lich nur den Wunsch aussprechen, dass es dem Herrn Verfasser in 
Verbindung mit seinen bryologischen Freunden gelingen möge, 
durch weiter fortzusetzende Erforschungen die noch vorhandenen 
Lücken möglichst auszufüllen. J. Juraizka. 


Correspondenz. 


Görz, den 25. November 1867. 


Schon wochenlang räumt der böse Reif unter den zarten Be- 
wohnern unserer Fluren auf. Der Botaniker sieht mit grossem Leide 
die schönen Sprösslinge in ihrem blühendsten Alter dahinsterben. 
Ich würde jedoch Unrecht haben, wenn ich behaupten wollte, dass 
diesem kein Stoff mehr übrig bleibe. Unsere einheimische Flora ist, 
des milden Klimas wegen, reich an Pflanzenarten, welche diesen 
ganzen Monat ausdauern, worunter etliche selbst überwintern. Solche 
sind z. B. Senecio vulgaris, Parietaria diffusa, Capsella Bursa pa- 
storis, Poa annua, Bellis perennis, Mercurialis annua, Veronica 
polita und Buxbaumü, Euphorbia helioscopia und Stellaria media. 
Diese Pflanzen findet man an heiteren Frühmorgen im December 
und Jänner gewöhnlich von Frost erstarrt, so dass sie wie dürre 
Reiser hart und spröde anzufühlen sind; kaum hat sie aber der 
wohlthätige Strahl der Morgensonne getroffen, so kehren sie wie- 
der in's Leben zurück, ohne weder in den Blatt- und Stengelthei- 
len, noch an den zarten Blüthen einen Schaden durch das Einfrieren 
erlitten zu haben. Eine gleiche Eigenschaft besitzen auch die er- 
sten Frühjahrspflanzen. Wenn aber hier der Frost auch nicht direct 
zerstörend wirkt, so übt er doch einen mittelbar nachtheiligen Ein- 
fluss auf die in Rede stehenden Pflanzen aus; denn so oft während 
der Erstarrung die Pflanze von einem trockenen Winde bestrichen 
wird, trocknet sie bis auf ihre unterirdischen Theile aus, da nach 
dem Einfrieren kein Saftumlauf mehr stattfindet. Die so ganz oder 
zum Theile getödtelen Pflanzen findet man welk und ausgelrocknet, 
ohne dass eine (durch schwärzliches Aussehen angedeutete) Zer- 
setzung eingelreten wäre. — Dieselben Pflanzen, welche den Frost 
so standhaft ertragen, erweisen sich als unfähig, der meist mit 
Trockniss verbundenen Sommerwärme zu widerstehen, sie bleiben 
daher während der Monate Juli und August theils ganz aus, theils 
ziehen sie sich in die schattigsten Orte zurück. Das gilt aber nicht 
von den perennirenden Arten. So ist z. B. der bekannte Mäuse- 
dorn (Ruscus aculeatus) nicht nur im Stande, die Sommerhitze 
zu ertragen, sondern erhält sich auch mit seinen oberirdischen 
Trieben blühend durch den ganzen Winter, mag dieser noch so 


26 


strenge sein. Wir finden an dieser Pflanze ein ganz merkwürdiges 
Verhalten gegen die Jahrestemperaltur. Ruscus aculeatus gehört 
bekanntlich dem wärmeren Europa an und hat an den Südabhängen 
der Alpen seine nördlichste Grenze; nichts destoweniger blühet 
diese Pflanze nicht im Sommer, während der wärmeren Monate, 
sondern beginnt erst mit Ende August ihre kleinen grünlich vio- 
letten Blüthen zu entwickeln und blühet dann ununterbrochen bis 
Ende April, so dass die rechte BJüthezeit gerade in die kälteste 
Periode des Winters fällt. Eine Kälte von — 5° R. bewirkt nur ein 
kaum bemerkbares Welken, nie eine wirkliche Beschädigung der 
Blüthen. — Nicht minder eigenthümlich verhält sich die fleisch- 
farbige Schnabelheide (Erica carnea). Diese öffnet bei uns 
erst gegen die Mitte des Monates Juli ihre Blätterknospen, aus 
welchen bald die in ihrer Anlage fertigen grünlichen Blüthenknospen 
zum Vorschein kommen. In den ersten Tagen des Monates August 
sind diese letzteren bereits so weit entwickelt, dass man inwendig 
schon die characteristische dunkle Farbe der Staubgefässe wahr- 
nimmt, und man glaubt, dass sich längstens in 8—10 Tagen die 
Knospen öffnen, die Pflanze daher ihren vollen Blüthenreiz entfalten 
müsse. Allein man wartet vergebens. Keine noch so bedeutende 
Sonnenwärme will die blassen Blumenkronen färben. Erst in der 
ersten Hälfte des Monates Jänner erblickt man einige rothgefärbte 
vollständig geöffnete Blüthen. Dann aber erscheint die Pflanze bald 
in ihrer vollen Pracht, eine wahre Zierde unseres Winters. — So 
unerklärlich diese regelmässige Verzögerung der Blüthezeit bei 
Erica carnea sein mag, so natürlich scheint mir die hier jährlich 
gemachie Beobachtung, dass die Blüthezeit mancher Frühjahrspflan- 
zen durch einen lockeren gedüngten Boden beschleunigt 
wird. Bei uns stehen z. B. schon gegen die Mitte des Monates De- 
cember auf gedüngten humusreichen Aeckern Draba verna und 
Cardamine hirsuta in Blüthe, während sie an anderen Stellen erst 
in der zweiten Hälfte des Monates Februar zu blühen anfangen. 
Manche Pflanzen, welehe an ihren gewöhnlichen Plätzen als Früh- 
lingspflanzen, d. h. als solche, deren Blüthezeit in die Monate März 
und April fällt, bekannt sind, blühen hier auf solchen Feldern mei- 
stens den ganzen Winter hindurch, indem sie bereits im Herbste 
anfangen. Hieher gehört z. B. Cerastium glomeratum, brachypeta- 
lum (zum Theile), Erodium cicutarium, Veronica polita und Bux- 
baumü. Auch Diplotaxis muralis, Malva sylvestris, Pyrethrum 
Parthenium, Euphorbia Peplus und mehrere andere Arten überwin- 
tern unter dieser Bedingung sehr leicht. Daraus ersieht man hin- 
länglich, wie nothwendig es ist, bei phänologischen Angaben auch 
die materielle Beschaffenheit des Bodens in Rechnung zu ziehen. 
Franz Krasan. 


Felegyhaza, am 2. December 1867. 


Gerade am Tage, den ich zum Antritt meiner siebenbürger 
Reise bestimmt hatte, war die Schifffahrt wegen Treibeis einge- 


27 


stellt und ich musste den Landweg einschlagen und die nächste 
Eisenbahnstation am kürzesten Weg zu erreichen suchen. Mit vie- 
ler Mühe gelang das Uebersetzen der Donau bei Baja. Von Baja 
gelangte ich dann in 3 Tagesmärschen (ich führe mein Pferd mit) 
hieher nach Felegyhäza; von hier setzte ich die Reise per Bahn 
fort. — Ich passirte ausserordentlich interessante Gegenden. Mir 
thut leid, dass ich diese Gegend nicht zu früherer Jahreszeit be- 
trat. Sand war vorherrschend. 2 Corispermum-Arten waren noch 
im Gerippe zu erkennen; Anchusa tinetoria sehr häufig. Gestern 
fand ich noch fructifieirende Köpfchen jenes Taraxacum, das ich 
noch nicht kannte. — Vorgestern und gestern traf ich mehrere 
Salzstriche an, wo man Crypsis aculeata und Suaeda salsa noch 
unterscheiden konnte. Ueberaus häufig war Lepidium perfoliatum, 
Alyssum tortuosum etc. V. v. Janka. 


Dresden, den 26. November 1867. 

Nachdem ich in Dresden wieder heimisch geworden bin und 
namentlich den Zustand meiner Sammlungen durchmustert habe, 
von denen ich 3 Jahre lang getrennt war, so kann ich in der 
Freude meines Herzens nicht umhin, Ihnen mitzutheilen, dass der 
Abschnitt meines Herbars, den ich bis jetzt revidirt habe, sich 
dem langen Zeitraume, ohne Aufsicht, musterhaft gehalten hat. 
Diesen Erfolg verdanke ich einer Einrichtung, die mir ein guter 
/zenius vor meiner Abreise eingegeben hat. Jedes Paket steht näm- 
lich in einem Sack von grauem aber festem Papier, das vorher mit 
Sublimat-Auflösung getrankt war, Die Mündung des Sackes ist 
3mal umgebogen und sodann sind noch die betreffenden Ecken umge- 
knickt. Auf der dadurch gebildeten Leiste befinden sich die nöthi- 
gen Notizen. In einigen Säcken fand ich die Leichen des Anobium 
paniceum Lin., des alleinigen Verwüsters, den ich fürchte. Die 
Käfer hatten jedenfalls vorher in dem Pakete gewohnt und waren 
nun nicht gerade auf Lorbeern, sondern mehr auf Euphorbien ge- 
storben. Wer die Met tamorphose des Insects kennt, wird überzeugt 
sein, dass an eine weilere Fortpflanzung in den "Säcken nicht zu 
denken ist, da ohne ein Schwärmen der Männchen in’s Freie, im 
Juli und August, keine Begattung vorgenommen wird. Aus diesem 
Grunde hüte man sich auch, in den genannten Monaten und na- 
mentlich gegen Abend das Herbarium zu oft bloszulegen, welche 
Vorsicht ich schon seit langer Zeit mit Nutzen gebrauche. Insecten- 
kästen öffne ich in jener Periode nur mit der grössten Aufmerksam- 
keit, denn es ist wunderbar mit welchem Spürver mögen und welcher 
Schnelligkeit eine solche kleine, neuvermählte Bestie die Gelegen- 
heit benützt, um ihr Ei an passender Stelle abzusetzen. Die Larve 
lebt dann 10 Monate lang auf Kosten unserer Sammlungen (und 
Möbeln), denn die Puppenruhe ist eine äusserst kurze. Die Kosten 
der Papiersäcke (eirca 6 Thlr. —= 91. für 500 Stk.) und die etwas 
verminderte Bequemlichkeit bei der Benutzung des Herbars stehen 
in keinem Verhältnisse zu dem Vortheile, unsere Sammlung staub- 


r 


2 b) 


und würmerfrei zu erhalten. Für jene wenigstens, die ihre Schätze 
auf längere Zeit ohne Aufsicht lassen müssen und weder die Mittel 
noch den Rau zu festschliessenden Schränken besitzen, weiss ich 
kein probateres Mittel. Das Vergiften der einzelnen Exemplare war 
in der Zeit, wo ich meine botan. Studien begann, nicht gebräuch- 
lich, seitdem haben die Mühe und gewisse Nachtheile mich davon 
zurückgeschreckt. Eduard Vogel. 


Athen, den 145. November 1867. 


Wir können dieses Jahr als ein für Griechenland günstiges 
bezeichnen. Staphiden und Feigen, die Hauptprodukte des Landes 
haben eine ergiebige Erndte geliefert. Die Weinlese fiel ebenfalls 
reichlich aus und die Traubenkrankheit hat beinahe gänzlich aufge- 
hört. Dagegen ist die Olivenerndte eine nur mittelmässige zu nennen 
und die jonischen Inseln, deren Reichthum in Oel besteht, erziel- 
ten nur eine Viertelerndte. Auch die Getreide-Erndte fiel in den 
meisten Gegenden sehr ärmlich aus und der grössere Theil des 
Bedarfes muss nun aus Russland eingeführt werden. Alle anderen 
Früchte sind in Menge gediehen, besonders aber die Wallaniden 
auf der Insel Zea, woselbst gegen 50.000 Zentner gesammelt wur- 
den. Im October kommen die Kastanien auf die Stappelplätze des 
Orients. Um denselben einen milden süssen Geschmack zu geben, 
werden sie gleich nach der Enthülsung in ausgemauerle Gruben 
gelegt und darin belassen, bis sie zu schwitzen beginnen, was in 
10 bis 15 Tagen geschieht. — Digitalis ferruginea wird in Grie- 
chenland von empyrischen Aerzten in Form einer Latwerge gegen 
den Keuchhusten und zwar mit gutem Erfolge angewendet. Obwohl 
diese Pflanze in grossen Dosen gegeben wird, so kennt man doch 
keinen Fall einer Vergiftung und es ist wahrscheinlich, das in die- 
ser Digitalis-Art das Digitalin gar nicht oder doch nur in geringer 
Menge vorhanden ist. Unlängst hatte ich die gewiss seltene Gele- 
genheit, einen Granatapfel zu sehen, der in seinem Innern eine 
zweile, aber nicht ausgebildete Frucht eingeschlossen enthielt. 

Landerer. 


Rosen-Album. 


Unter diesem Titel gibt der in Wien lebende Künstler Franz 
Komlösy eine Sammlung von Rosen-Abbildungen heraus, die in 
Lieferungen zu je 4 Blättern erscheinen und nach und nach die 
hervorragendsten Formen sowohl wildwachsender als in Gärten ge- 
zogener Rosen bringen soll. Die einzelnen Rosenarten, von Kom- 
lösy mit der Genauigkeit eines Porträts nach der Natur in Farben 
ausgeführt, werden in Grefe’s lithografischem Atelier ausgear- 
beitet und bei Reiffenstein in Farbendruck vervielfältigt werden. 


2 29 


Jeder Abbildung wird der Name der betreffenden Rose in deut- 
scher, ungarischer, [ranzösischer und englischer Sprache beigefügt, 
auch dabei ihr Vorkommen oder der Name ihres Züchters angege- 
ben werden. Mit der 3. Lief. sollen die Pränumeranten zur Aufbe- 
wahrung der losen Tafeln ein entsprechendes Album erhalten. Der 
Künstler, welcher sich mit Vorliebe der Blumenmahlerei zugewendet 
hat, beabsichtigt durch dieses Werk den Rosenzüchtern und Rosen- 
[freunden eine Sammlung zu bieten, die in jeder Beziehung nicht 
allein vom Standpunkte der Kunst, sondern auch von dem der Wis- 
senschaft vollkommen befriedigen soll. Dass Komlösy sich keine 
unerreichbare Aufgabe gestellt hat, diess bethäligen die bereits 
erschienenen 4 Probeblätter, welche von ihm im österr. Kunstver- 
eine ausgestellt wurden und daselbst auch Sensalion erregten. Ge- 
wiss sind sie einer erhöhten Aufmerksamkeit vollkommen würdig, 
diese so prächtigen und doch so zari ausgeführten Rosenbilder, 
welche den Künstler, den Rosenkenner und den Blumenfreund in 
gleicher Weise anziehen und überraschen. Zu wünschen wäre es 
nur, dass dieses anmuthsvolle Kunstwerk, so- wie es seine unge- 
theilte Bewunderung und Anerkennung findet, auch der nöthigen 
Unterstützung nicht entbehren würde, damit es gedeihe und seinem 
Ziele glücklich zugeführt werde, zum Wohle der Rosenkunde ins- 
besondere, wie zu dem der Kunst überhaupt. Anregend nach beiden 
Seiten wird es unzweifelhaft schon in seinem Beginn wirken. 


— ii — 


Personalnotizen. 


Dr. Karl Heinrich Schultz Bipontinus ist am 17. Decen- 
ber nach längerem schmerzlichen Leiden gestorben. 


—  — 


Vereine, Gesellschaften, Anstalten. 


— In der Sitzung der k. k. zool. botan. Gesellschaft am 
6. Nov. sprach Dr. H. W. Reichardt über das Wohnhaus von 
Carl Culsius in Wien. Aus den Schriften des Clusius geht näm- 
lich unzweifelhaft hervor, dass er während seines Aufenthaltes in 
Wien 1573 bis 1587 hei Dr. Joh. Aichholz wohnte. Wie sich 
grundbücherlich nachweisen lässt, war das Haus von Aichholz in 
der Wollzeile an der Ecke der Strobelgasse und führt gegenwärtig die 
Nr. 10, Sodann bespricht er das jüngst erschienene Werk Dr. 
Milde’s über die Farne Europa’s, der Atlantis und Sibiriens. — 
J. A. Knapp sprach über die Ergebnisse seiner im Sommer 1867 
unlernommenen Reise nach Galizien. Er gedachte der vorhandenen 
floristischen Vorarbeiten, die so viele zweifelhafte Angaben ent- 


30 


halten, machte die von ihm in der podolischen Hochebene bemerk- 
ten interessanten Pflanzen, worunter sich auch manche Novitäten 
für die Landesflora vorfinden, namhaft und betonte die Nothwen- 
digkeit einer unparleiischen Sichtung des vorhandenen Materiales, 
die er auch bald in Aussicht stellte. — R. v. Frauenfeld legte 
zum Schlusse ein Manuskript vor: das wissenschaftliche Leben Mas- 
salongo’s, von Dr. Krempelhuber, welches zur Aufnahme in 
die Druckschriften bestimmt wurde. 

— Der Verein zur Verbreitung naturwissenschaft- 
licher Kenntnisse in Wien hat das Programm der Montags- 
vorlräge veröffentlicht. Nach diesem werden Vorträge halten: 2. Debr. 
Dr. Vogel „Ueber vegetabilische Fette und fettliefernde Pflanzen.“ 
— 13. Jänn. Dr. Pokorny, „Ueber den Ursprung der Alpenpflan- 
zen.“ — 3. Febr. Dr. Wiesner, „Ueber den Tabak.“ — 9. März. 
Dr. Reichhardt, „Ueber einige der wichtigsten durch Pilze her- 
vorgerufenen Krankheiten der Nutzpflanzen.“ — 23. März. v. Hayek, 
„Ueber Phnsphonencinand Naturkörper.* — 30. März. Dr. Korn- 
huber, „Ueber das Leben des Badeschwammes.* 

— In einer Sitzung der schleschen Gesellschaft für 
väterländische Cultur, in Breslau, am 14. November nahm 
Dr. Milde zuerst Gelegenheit, den Vorsitzenden, Professor Cohn, 
wegen der neuerdings wieder in Russland, sowie auch in einem 
Inserat der Breslauer Zeitung für Schlesien als Culturpflanze ange- 
priesenen Asclepias syriaca zu interpelliren. In Erwiderung erin- 
nerte Ref., dass Asclepias syriaca L., wie ihr botanischer Name 
jetzt lautet, Aselepias Cornuti Dec. nicht in Syrien, sondern in 
Nord-Amerika, von Virginien bis Canada einheimisch, in letzten 
Jahrhundert bis in die neueste Zeit wegen ihrer seidenartigen 
Saamenhaare als Surrogat der Baumwolle, und wegen ihres feinen 
Bastes als Surrogat des Flachses empfohlen, auch im Kleinen ange- 
baut worden ist. Eine Zusammenstellung der älteren schlesischen 
Culturversuche enthält das Gutachten, welches Referent im Auf- 
trage des landwirthschaftlichen Central-Vereins für Schlesien im 
Jahre 1858 in den Mittheilungen des Central-Vereins veröffentlicht 
hat. Zu definitiver Entscheidung dieser Frage hat auf des Referenten 
Veranlassung Dr. Hugo Meitzen die Asclepias Cornuti zum Ge- 
genstand specieller Untersuchung gemacht und die Resultate als 
Inaugural- Dissertation (Ueber den Werth der Asclepias Cornuti als 
Gespinnsipflanze, Göttingen 1862) veröffentlicht. Aus diesen Ver- 
suchen ergibt sich, dass die Saamenhaare (Fruchtseide) der Ascle- 
pias Cornuti sich allein gar nicht, mit Baumwolle gemischt in der 
hiesigen Baumwollspinnerei sich allerdings zu einem glänzend-gelb- 
lichen Gespinnst verarbeiten liessen, jedoch wegen grosser Brü- 
chigkeit, die auf der schwachen Verdickung der Haare und ihrem 
grossen Reichthum an Kieselerde beruht, ähnlich Glasfäden, leicht 
ausspliltern und daher keine Dauerhafligkeit besitzen. Dieselbe Brü- 
chigkeit charakterisirt auch den Bast der Pflanze, der sich noch 
dazu nur schwer rein darstellen lässt. Auch zur Papierfabrikalion 


31 


ist die Fruchtseide nicht zu verwerthen, da der Centner sich vor- 
aussichtlich auf 10 Thlr. stellen würde; hiernach muss der Asele- 
pias Cornuti der Werth als Gespinnstpllanze abgesprochen werden 

Hieran knüpfte Referent eine Mittheilung über eine in der neuesten 
Zeit vielfach reprodueirte, angeblich antike und erst vor Kurzem 
in der Tiber gefundene Büste, welche die aus Ovid’s Metamorphosen 
IV. bekannte, von Apollo in ein Heliotropium verwandelte Clytie 
darstellt. Die neuere Symbolik hat diese Blume als Sonnenrose ge- 
deutet, die ihr Haupt stets nach der Sonne dreht; in der That stellt 
obiges "Kunstwerk die Büste eines Mädchens dar, die sich aus einer 
siy lisirten Sonnenblume erhebt. Da aber die Sonnenrose (Helianthus an- 
nuus) aus Amerika stammt und daher den Alten nicht bekannt sein 
konnte, so ist der moderne Ursprung der Büste evident. Hierauf 
folgte ein Vortrag desselben über die Familie der Osmundaceen. 
Die Familie der Osmundaceen wurde zuerst 1810 durch von Rob. 
Brown aufgestellt. Ihr Haupt-Charakter liegt im Sporangium, wel- 
ches von kopfförmiger Gestalt ist und einen deutlichen Halstheil 
oder Stiel zeigt. Am Hinterkopfe findet sich der mehrere (bis 10) 
Zellen breite und 3—4 Zellen hohe, unvollständige Ring, vorn da- 
gegen verläuft in verticaler Richtung eine Naht, in welcher das 
Sporangium aulspringt. Die Sporen sind mit drei Leisten bezeichnet 
und enthalten in der Mitte einen grünen Körnerhaufen sammt Cy- 
toblasten. Die Sporangien sind bei Osmunda zu kugligen Frucht- 

häufchen vereinigt, welche je eine einfache oder gabelige Vene 

einnehmen. Die Bildung derselben erfolgt dadurch, dass zuerst an 
den sterilen Fiederchen Lappen auftreten, deren jeder stets das 
Gebiet einer secundären Vene mit ihren Aesten umfasst, sich jedoch 
nie weiter ausdehnt. Diese Lappen werden immer tiefer, das Paren- 
chym schmäler und entfärbt, die Nervation immer einfacher, die 
secundären Nerven zuletzt ganz einfach oder höchstens gabelig. 
Die Sporangien erscheinen stets in der Richtung der Nerven, nie 
auf Parenchym zwischen den Nerven und zwar sowohl auf der 
Blattoberseite, als auf der Unterseite. Der Sorus ist demnach stels 

hervorgegangen aus einer Umbildung des Parenchyms, die Gefäss- 
bündel ziehen sich nie in die Sporangien hinein. Bei der Keimung 
entsteht ein oberirdischer, grüner, zweilappiger Vorkeim, der nicht 
blos auf seiner Unterseite, sondern regelmässig auch an seinem 
Rande Antheridien trägt. Die Archegonien treten auf einer Zellen- 
leiste auf, die in senkrechter Richtung von dem Einschnitte des 
zweilappigen Vorkeimes an bis zu seinem unteren Ende hin auf- 
tritt. Eine ausführliche Darstellung der Entwickelungsgeschichte wird 
in nächster Zeit Herr Dr. Kny liefern. Osmunda besitzt ein kräf- 
tiges Rhizom, welches von dicht anliegenden Blattstielästen bekleidet 
ist, die sich ganz am Grunde auffallend flügelähnlich häulig ver- 
breitern. Blatistiel und Fiedern enthalten ein hufeisenförmiges Ge- 
fässbündel mit einwärts geschlagenen Enden. Die Spreite selbst ist 
von dreifacher Art, entweder einfach gefiedert oder doppelt gefie- 
derl, oder einfach gefiedert-federtheilig. Fiedern und Fiederchen 


32 


sind stets der Spindel eingelenkt und fallen selbst bei ©. regalis 
im Gelenk ab. Das grüne Parenchym läuft bei allen Arten in Form 
eines schmalen Saumes an den Spindeln herab und in der Anord- 
nung der Fiederchen und Nerven herrscht constant das Gesetz der 
Catadromie. Sowohl die Nervation, als auch die Beschaffenheit und 
Stellung der Fructification haben sich zum Zwecke einer Classili- 
cation als unbrauchbar erwiesen, das einzig brauchbare Merkmal 
gibt die Fiederung ab. Zu den gefiederten gehören: 1) O. javanica. 
2) O. Presliana. Zu den doppelt gefiederten: 3) O. regalis. 4) O. 
lancea. 5) O. bipinnata. Zu den gefiedert-fiedertheiligen: 6) O. 
cinnamomea. 7) O. Claytonia. Unter diesen Arten hat O. regalis 
die grösste geographische Verbreitung. Sie findet sich in allen Erd- 
theilen, nur nicht in Australien, wo überhaupt keine Osmunda, 
sondern nur das verwandte Gluns Todea vorkommt. ©. Presliana 
und O. javanica leben nur im heissen Asien, O. bipinnata und O. 
lancea nur in Japan, O. cinnamomea in Amerika und im Amurlande, 
O. Claytoniana in Amerika und im Himalaya. F. Cohn. 


Botanischer Tauschverein in Wien. 


Sendungen sind eingetroffen: Von Herrn von Janka mit Pflanzen aus 
Ungarn. -- Von Herrn Hille mit Pfl. aus Kurhessen. — Von Herrn Dr. Hart- 
mann mit Pfl. aus Oberösterreich. — Von Herrn Reuss mit Pfl. aus Nieder- 
österreich. — Von Herrn v. Uechtritz mit Pfl. aus Schlesien. — Von Herrn 
Oertel mit Pfl. der Wetterau und aus der Schweiz. — Von Herrn Hülsen. 
mit Pfl. aus Posen. — Von Herrn Gr. Du Moulin mit Pfl. aus Baiern. 

Sendungen sind abgegangen an die Herren: Churchill, Breidler nnd 
Preissmann. 


Correspondenz der Redaktion. 


Herrn J. „Für diesesmal zu spät erhalten.“ — Herrn H. in M., Herrn 
U. in B., Herrn D. in R.: Wird mit Dank benützt.“ — Herrn P.: „Da ich 
selbst im Namen Dr. Nymann’s der zool.-botan. Gesellschaft dessen Syllog. 
flor. eur. übergeben habe, so muss das Buch sich in der Bibliothek befinden.“ 


ei 


Literariches. 


-—— Der schweizerische Obst- und Weinbauverein zu St. Gallen 
hat begonnen eine „Monatsschrift für Obst- und Weinbau“ heraus- 
zugeben, 


Redakteur und Herausgeber Dr. Alexander Skofitz. — Verlag von ©. Gerold. 
Druck and Papier der ©. Ueberreuter’schen Buchdruckerei (M. Salzer.) 


Vesterreichische 


Botanische Zeitschrift, 


Gemeinnütziges Organ 


für 
Die österreichische Den 
Zeitschrift . . die freidurch die Post be- 
aipmiche Bel Botanik und Botaniker, Sr ken ana 
den Ersten jeden Monäts. blos bei der Redaktion 
Man pränumerirt auf selbe 


Man pränumerirt auf sche Gärtner, Dekonomen, Porstmänner, Aerzte, irn Armen 79 


(3 Thlr. 10 Ngr.) InWere RE Ann 
nzjährig, oder h El Buchhandels übernimm 
a Apotheker und Techniker. raunnöeeeten 
halbjährig. Gerold et Comp. 
Inserate in Wien, ‚ 
die ganze Petitzeile so wie alle übrigen 
10 kr. öst. W. N ®- 2 Buchhandlungen. 

r WA] \Y N 
XVIH. Jahrgang. WIEN. Februar 1868. 
INHALT: Vegetationsverhältnisse Ungarns. Von Dr. Kerner. — Phytographische Fragmente. Von 
Dr. Schur. — Zur Flora der Petzenalpe. Von Kristof. — Die europ. Triticum-Arten. Von Janka. 
— Dreimal arretirt. Von Frlı. v. Hohenbühel. — Literaturberichte. Von Dr. Reichardt, Knapp. 
— Correspondenz. Von Janka, Hülsen, Dr. Hochenacker, Landerer. —  Versammluog 
deutscher Naturforscher. — Personalnotizen — Vereine, Gesellschaften, Anstalten. — Literarisches. — 


Correspondenz der Redaktion. — Inserate. 


Die Vegetations-Verhältnisse des mittleren und östlichen 
Ungarns und angrenzenden Siebenbürgens. 


Von A. Kerner. 
VI. 


211. Viola canina L. — Auf Bergwiesen und auf sandigen et- 
was feuchten Grasplätzen und Sumpfwiesen. — Im mittelung. Bergl. 
ziemlich selten. In der Pilisgruppe bei Szt. Läszlo nächst Sct. Andrä, 
am Dobogoköd, bei Maria Einsiedel, am Schwabenberg bei Ofen und auf 
der „grossen Heide* ober Teteny. Auf der Kecskemeter Landh. aın 
Räkos bei Pest. — In der Tiefebene nicht beopachtet. — Im Biha- 
riageb. im Rezbänyaer Zuge zwischen dem Schmelzofen bei Rez- 
banya und der Margine und am Rande des Batrinaplateaus auf den 
Höhen zwischen Rezbänya und Petrosa, namentlich auf der Scirbina 
und Tataro&a und zwar hier insbesonders an solchen Stellen, wo 
der Liassandstein zu Tage geht. — Schiefer, tert. u. diluv. Sand 
und auf der thonigen Erdkrume, welche sich durch Verwitterung 


aus dem Trachyte und thonigen Kalkgestein herausgebildet. 95 bis 
1300 Met. 


Oesterr. betan, Zeitschrift 2. Heft. 1868, 3 


34 


212. Viola pumila Chaix. ap. Vill. (pratensis Koch.) — 
Auf feuchten Wiesen, insbesonders an den der Ueberschwemmung 
ausgeseizten Stellen zwischen hohem Grase auf der von dem Ueber- 
schwemmungswasser abgesetzten schlammigen Erde. — In der Sär- 
viz bei Stuhlweissenburg, im Inundationsgebiete der Donau auf den 
Sumpfwiesen längs dem Eisenbahndamme zwischen Gran Näna und 
Gross Maros, bei R. Palola, am Räkos und auf der Csepelinsel bei 
Pest; in der Tiefebene im Inundationsgeb. d. Berettyö auf der P. 
Eeseg bei Kisujszälläs und vom Tieflande einwärts in die Thäler 
des Bihariagebirges längs der schwarzen Körös bis Belenyes und 
im Geb. d. schnellen Körös bis Grosswardein. — Eine gewöhnliche 
Begleiterin der Clematis integrifolia. — All. — 75—200 Met. — 
(Viola stagnina Kit. ist nach meiner Ansicht von V. pumila nicht 
verschieden, da oft an einem und demselben Exemplare Blätter mit 
schwach herzförmiger und solche mit eiförmiger in den Blattstiel 
zugeschweilter Basis vorkommen und anderseits auch an Exempla- 
ren, welche die letztere Blattform zeigen, die Nebenblätter der 
millleren stengelständigen Blätter nur halb so lang als der Blatt- 
stiel erscheinen. Die Blätler der im Laufe des Sommers sich sehr 
verlängernden und häufig auch verzweigenden Stengel sind auch 
bei jenen Exemplaren deren erste Blätter eine eiförmige Basis zei- 
gen immer deutlich herzlörmig und kurz gestielt, und Kitaibel 
gründete, wie diess schon Reichenbach in Fl. exc. 708 bemerkte, 
seine V. stagnina offenbar auf solche nur im Sommer beobachtete 
Sprossen.) 

213. Viola elatior Fries. — Zwischen Gebüsch auf den Sumpf- 
wiesen am Räkos bei Pest. Sehr selten und nur in wenigen Exem- 
plaren an einer einzigen Stelle beobachtet. — Alluv. — 95 Met. — 
(Was Sadler in Fl. Com, Pest. p. 113 mit „Viola persicifolia“ 
gemeint hat, ist mir unklar.) 

214. Viola biflora L. — An quelligen Stellen und auf be- 
schatteten moosigen Felsen der Fichten- und Krummholzregion. — 
Im Bihariageb. im Rezbänyaerzuge an dem nordwestl. Abfalle des 
Vervul Biharei, unter dem Tomnatecu gegen das Poi@nathal und 
insbesonders häufig an den obersten Quellen des Aranyos in der 
Valea Cepi unter der Kuppe der Cucurbeta. Auf dem Batrinaplateau 
im Kessel Ponora, an den Quellen des Galbinabaches, am nördlichen 
Abfalle der Varasioea, in der Schlucht unter der Stäna Oncesa und 
an der Pietra Betrana. — Schiefer, Kalk. — 1060—1785 Met. 

215. Viola arvensis Murr. — Auf wüstem Sandboden, an 
steinigen Bergabhängen und auf behbautem Lande. Sehr verbreitet 
durch das ganze Tiefland und die Thäler des Berglandes. Gran, 
Visegrad, Csaba, Stuhlweissenburg, Ofen, Waitzen, Pest, Soroksar, 
Monor, Nagy Körös, Grosswardein, Tenke, Desna, Buteni. — Auf 
dem Sandberge bei P. Csaba, auf der Csepelinsel und auf der Kecs- 
kemeter Lanuhöhe oft nur 1—2 Zoll hoch. (V. Kitaibeliana R. S ch.). 
Diese stellenweise in Herden von vielen hundert Exemplaren auf den 
Flugsandhügeln. — Das höchste beobachtete Vorkommen auf gra- 


35 


sigen steinigen Plätzen an der Kuppe des Piliserberges. — Trachyt, 
Kalk, tert., dil. und all. Sand- und Lehmboden. — 75— 1070 Met. 
216. Viola Inkl L. — An felsigen Stellen, in den Laub- 
wäldern, im Sande der Fluss- und Bachufer, seltener auf Wiesen 
und auf bebautem Lande. Im mittelung. Bergl. selten; in der Matra 
auf der Veronkaret bei Gyöngyös, im "Steinbruche am Nagyszal bei 
Wailzen und in der Pilisgruppe unter der Kuppe des Johannisberges 
bei Ofen. Häufiger im Bihariageb. auf dem tert. Vorlande und den 
niederen Kalkbergen bei Grosswardein, Lasuri und Belenyes, in 
den Thälern bei Petrosa und Rezbänya und insbesonders im Gebiete 
des Aranyos bei Distidiul, Negra und Vidra, wo sie ganz ähnlich 
wie in den Alpenthälern auch auf den vergrasien zeitweilig als 
Wiesen benützten Feldern stellenweise massenhaft auftritt, — Sie- 
nit, Kalk, Sandstein, tert. u. alluv. Sandboden. — 125-—885 Met. 
217. Viola declinata W. K. — Auf Wiesen, und zwar gewöhn- 
lich an solchen Stellen, wo Nardus stricta als tonangebendes Gras 
erscheint; nicht selten auch unter den Gebüschen der Juniperus 
nana, welche solche Wiesen häufig unterbrechen, in der Fichten- 
und Krummholzregion; vereinzelt bis in die Buchenregion herabstei- 
gend. Im Bihariageb: im Rezbänyaerzuge sehr häufig von der Margine 
und Ruginosa über den Vervul Biharei, den Sattel La Jocu, die 
Valea Cepi und die Gehänge der Cucurbeta bis an die Abfälle des 
Tomnatecu in das Poienathal und auf siebenbürgischer Seite bis in 
das Aranyosthal nach Negra hinab. Im Petrosaerzuge an den Ge- 
hängen des Bohodei. Am Batrinaplateau in der Mulde Oncesa, bei 
der Calinesa, und in allen Mulden von der Valea isbucu bis zur 
Varasoca, im Kessel Ponora und am Rande des Plateaus auf den 
Höhen zwischen Rezbänya und Petrosa, auf der Standsa und Seir- 
bina. An allen diesen Standorten mit violetten Blüthen, am östl. 
Abfalle der Tataroca aber (am unteren Ende der ausgedehnten 
Wiesen, welche die Höhen der Tataroea zieren, dort wo der Weg in 
die Valea seca hinabführt) dann im Gebiete des Aranyos oberhalb 
Negra auch mit gelben und gelb-violetten Blüthen.. (Solche Exem- 
plare von Viola lutea Sm. kaum anders als durch die kurzen die 
halbe Kelchlänge nicht überragenden Kapselklappen und kürzere ver- 
hältnissmässig breitere Zipfel der Nebenblätter zu unterscheiden.) 
Porphyr, Schiefer, Sandstein, niemals auf Kalk! Im Gebiete des 
Batrinaplateaus immer nur in jenen Mulden, wo der Liassandstein 
zu Tage geht. — 830—1500 Met. 
Viola palustris L. — Die Angabe, dass diese Pflanze in der Fasanerie 
bei Grosswardein wachse (Steffek, -Oe. b. Z. XIV. 183) ist offenbar unr ichtig. 
218. Reseda Phyteuma L. — An sonnigen, steinigen Plätzen 
der Bergabhänge, auf wüstem Sandboden und an 'lehmigen Abrissen 
an den Säumen der Weingärten. — Im mittelung. Bergl. in der 
Pilisgruppe auf dem Sandberge und anf der Flugsandtläche bei dem 
Hohen Stein nächst P., Csaba, bei Vörösvar und Solmar, im Leo- 
poldifeld und am Blocksberg bei Ofen, bei Promontor und Eresin. 
Auf der Kecskemeter Landhöhe auf sandigen Plätzen bei Pest. — 
3 ” 


36 


Dolom. Kalk, tert. diluv. u. alluv. Lehm- u. Sandboden. — 95 bis 
300 Met. 
219. Reseda inodora Rehb. — An gleichen Standorten wie 


die frühere, aber viel seltener. Bei Wailzen gegen Gross-Maros, 
am Spissberg und Blocksberg bei Ofen, bei Kaloz im Stuhlweissenb. 
Com. — Dolom. Kalk, diluv. Lehm- und Sandboden. — 75—220 Met. 

220. Reseda lutea L. — Auf den Geröllhalden niederer Berge 
und auf wüsten Sandhügeln, auf Aeckern und Dämmen, in den 
Eisenbahnhöfen, an den Strassen, auf unkultivirten Plätzen in den 
Dörfern, zwischen Weingärten und in Hohlwegen. — Im mittelung. 
Berglande häufig. Gyüngyös, Waitzen, Gran, Sct. Andrae, Ofen, 
Promontor, Stuhlweissenburg. Auf der Kecskemeter Landh. bei 
Pest, Monor und Pilis. In der Tiefebene bei Szolnok und Szegedin. 
— (Im Bihariageb. wurde sonderbarerweise diese in Ungarn ver- 
breitetste Resedaart nicht beobachtet). — Trachyt, Kalk, tert. 
diluv. u. alluv. Sand- und Lehmboden. Nach Hildebrandt bei 
Ret Szilas in der Niederung an der Sarviz auch auf Salzboden. — 
75—400 Met. 

221. Reseda luteola L. — An gleichen Standorten wie die 
frühere Art, aber im Ganzen seltener. Bei Grosswardein und Ofen, 
bei letzterem Orte vereinzelt und nicht in jedem Jahre; nach 
Kit. auf sandigem Boden zwischen Ecser und Szt. Märton Käla im 


Tapiogebiete. — Tert. diluv. u. alluv. Lehm- und Sandboden. — 
4y5—110 Met. 
222. Parnassia palustris L. — Auf sumpfigen Wiesen, an 


Quellen und auf feuchten humusreichen Terrassen felsiger Abstürze. 
Im mittelung. Bergl. selten. In der Matra bei Paräd und in der Pi- 
lisgruppe auf den Sumpfwiesen gegen Krotendorf, Auf der Kecske- 
meter Landhöhe am Räkos und nächst der Gubacs Csarda bei Pest. 
— Fehlt in der Tiefebene. — Iın Bihariageb. auf dem Batrinapla- 
teau auf der Pietra Betrana, in der Valea isbucu und nächst dem 
Eingang in die Geisterhöhle bei der Oncesa, im Kessel Ponora, auf 
der Tataroda und am Dealul vetrilor. Im Petrosaerzuge am südl. 
Gehänge des Cornu Muntilor; im Rezbänyaerzuge am südlichen 
Abfalle des Vervul Biharei, in der Fundul isvorului und vom Ge- 
birgskamme bis hinab in die Thäler des grossen und kleinen 
Aranyos nach Negra und Vidra. In der Vulcangruppe auf dem Pla- 
teau des Suprapielra poienile. In der Gruppe des Plesiu in den 
Thalmulden Bratcdia und Dinesa ober Mon6sa. Der tiefste Standort 
im Geb. d. Bihariasystems im Vorlande nächst dem Felixbad bei 
Grosswardein; der tiefste Standpunkt im ganzen Gebiete an den 
Quellen bei der Gubaecs Csarda an der Donau unter Pest. 95 Met. 
Unter der Seehöhe von 600 Met. selten, über dieser Höhe im Ge- 
biete sehr häufig. Der höchst gelegene Standort im Gebiete 1650 
Met. — Porphyrit, Trachyl, Schiefer, Kalk, Liassandstein, tert. u. 
diluv. Lehm und Sand. — Im Gebiete auf kalkreichem Boden ent- 
schieden häufiger als über kalkarmen Substrate. 

223. Drosera rotundifolia L. — Auf den Hochmooren der 


37 


Nadelholzregion im Bihariageb. — Im Rezbänyaerzuge in dem klei- 
nen Sphagnetum längs dem Saumwege, welcher vom Sattel La 
Jocu nach Negra im Aranyosthale hinabführt; häufiger auf dem 
Torfmoor in der Valea isbucu, einem Thalkessel im Batrinaplateau, 
aus welchem die Szamos ihren Ursprung nimmt. — Schiefer, Lias- 
sandstein. — 950—1200 Met. 

224. Aldrovanda vesiculosa L. — In Wasserlümpeln und Was- 
sergräben. — In der Tiefebene im Geb. der schnellen Körös bei 
Körös Tarjan westl. von Grosswardein, in den Ecseder Sümpfen 
und haufig in dem Abzugskanale der Beretiy6 Särret bei Füzes 
Gyarmat. — Alluv. — 75—95 Met. 

225. Polygala major Jacq. — Auf trockenen Bergwiesen, 
auf offenen Grasplätzen in lichten Wäldern und an steinigen Berg- 
abhängen. Im mitlelung. Berglande in der Magustagruppe bei Gross- 
Maros, auf dem Nagyszäl bei Waitzen und bis auf die letzten Aus- 
läufer des Höhenzuges bei Steinbruch nächst Pest; in der Pilis- 
gruppe auf dem Visegrader Schlossberg und in grosser Menge in 
den Weingebirgen bei Set. Andrä, auf den Bergen bei Ofen, im 
Leopoldifeld, im Wolfsthal, am grossen und kleinen Schwabenberg 
und insbesonders massenhaft im Auwinkel, auf der Slanitzka bei 
P. Csaba und am Piliserberge bis zu dessen höchster Kuppe. — 
In der Tiefebene und im Bihariageb. nicht beobachtet. — Trachyt, 
Kalk. — 180—1070 Met. 

226. Polygala neglecta. — (Stengel aufsteigend, einfach, voll- 
ständig kahl wie die ganze Pflanze. Blätter lineal-lanzettlich, spitz, 
ganzrandig, die oberen sehr schmal, die untersten etwas breiter, 
aber eben so wie die oberen zerstreut und nicht rosettig. Blüthen- 
traube einfach, die Blüthen kurz gestielt; der Stiel 5—6mal kürzer 
als die Kelchflügel, die Traube daher verhältnissmässig schmal und 
höchstens 25". breit. Deckblätler 3, die seitlichen so lang als die 
Knospenstiele, das mittlere etwas länger, aber auch dieses die Blü- 
thenknospen niemals überragend, daher die Traube an der Spitze 
nicht schopfig sondern abgerundet erscheint. Die Kelchflügel läng- 
lich-ellyptisch, zur Zeit der vollen Blüthe pfirsichblüthroth, später 
verblassend und von weisslichgrüner Farbe, dreinervig, die zwei 
Seitennerven an der äusseren Seite und der Mittelnerv an seinem 
verdickten Ende schlanke theilweise anastomosirende Adern aussen- 
dend. Die drei kürzeren Kelchblättchen Y3 so lang als die Kelch- 
flügel, länglich, lineal, spitz mit grünem oder röthlichem Kiele und 
schmalem häutigen Saume. Die rosafarbige Blumenkrone über die 
Kelchflügel weit hinausragend mit kämmig zerschlitztem Anhängsel. 
Fruchtknoten gestielt, der Stiel zur Zeit des Aufblühens doppelt so 
lang als der Fruchtknoten. Kapsel mit schmalem durchscheinendem 
Rande, vorne mit herzförmigem Ausschnitt, an der Basis allmälig in 
den ungeflügellen Träger verschmälerl, der nur halb so lang als die 
reife Kapsel ist. — Die zunächst verwandte habituel sehr ähnliche 
P. major Jacg. unterscheidet sich erstens durch die Form der 
Blüthen- und Furchttraube, welche durch die absolut und relativ 


Vu 


längeren mehr entfernt stehenden Blüthen- und Fruchtstiele ein 
breiteres lockereres Aussehen erhält, durch die doppelt so langen 
Deckblätter, welche über die Blüthenknospen hinausragen und der 
Spitze der im Aufblühen begriffenen Traube jenes schopfige Ausse- 
hen geben, welches auch die Polyg. comos# auszeichnet und wel- 
ches von Jacquin in der von P. major in Fl. aust. Vol. V. t. 413 
gegebenen Abbildung ganz richtig dargestellt wird, durch die drei 
mit einem meistens viel glänzenderem häuligen Rande eingefassien 
im Verhältniss zu den Flügeln viel längeren Kelchblättchen, durch 
längere Fruchtknoten- und Kapselstiele und durch die plötzlich in 
den Stiel verschmälerle reife Kapsel. 


Polyg. neglecta P. major 

Längere Deckbläller . |3—4"" ]g. 6-8 le! 
Kürzere H u 22m 1er, smmalg 
Kelchfllügel . . 10-15" ]g., 5-6" brt.| 10-150 Ig., 5-6"® brt. 
Kurze Kelchblätichen | 4mm lg. Hg! 
Blüthenstieles@a0y = | 2ur |, 3 Amir 
Kapsel . . 5—gum lg. 5—6smm |g., 
Fruchtknoten ı u. "Kap- 

selsheliünie. E 2 —3um |g. An ] 


Auf dem Särhegy bei Gyöngyös in der Matra und auf dem 
Nagy Egedhegy bei Erlau von Herrn v. Vrabelyi gesammelt und 
mir güligst mitgetheilt. — Möglicherweise gehören aueh einige der 
oben bei P. major angegebenen Standorte zu dieser Pflanze. 

227. Polygala vulgaris L. — Auf trockenen und feuchten 
Wiesen. Im miltelung. Bergl. in der Matra bei Paräd und Gyöngyös 
in der Magustagruppe bei Gross-Maros. In der Pilisgruppe am Do- 
bogokö, bei Visegrad, Szt. Läszlö, Sct. Andrä, auf den Sumpfwiesen 
nächst der Pulvermühle bei Altofen und auf dem Schwabenberg- 
plateau bei Ofen. Auf der Kecskemeter Landh. auf allen trockenen 
und feuchten Wiesenformationen bei Palota, Pest, Steinbruch, So- 
roksar, Üllö, Pilis, Alberti. Im Bihariageb. auf dem tert. Vorlande 
und den niederen 'Kalkbergen bei Grosswardein, Holodu, Belenyes, 
dann bei Rezbänya, Fenatia, Körösbänya, Plescutia, Monesa und 
auf siebenbürgischer Seite bei Vidra und Negra. Der höchste beob- 
achtete Standort auf feuchten Wiesen bei dem zuletzt genannten 
Orte. — Trachyt, Schiefer, Kalk, Sandstein, tert. dil. u. alluv. 
Lehm- und Sandboden. — 95—1100 Met. 

228. Polygala comosa Scehk. — An gleichen Slandorten wie 
die frühere, aber im Gebiete weit seltener. — Im mittelung. Berg]. 
auf dem Schwabenberge bei Ofen. — Auf d. Kecskemeler Landh. 
in sehr schönen üppigen Exemplaren auf den Wiesen zwischen Pest 
und Soroksar. Im Bihariageb. auf der Stanesa oberhalb Rezbänya, 
dann in der Gruppe des Plesiu in dem Thalkessel Bratcoda bei 
Monesa und in der Vulcangruppe auf dem Plateau des Suprapietra 
poienile bei Vidra. — Kalk, diluv. Sand. — 95 —1100 Met. 

229. Polygala amara Jacg. — Auf felsigem Boden, auf Gras- 
plätzen, in lichten Wäldern und an steinigen Bergabzängen. — Im 


39 


Gebiete nur an zwei Punkten beobachtet, nämlich in der Pilisgruppe 
auf dem Grasplatze nächst dem Brunnen am Fusse der Slanitzka 
bei P. Csaba, dort wo eine Baumreihe von Corylus Colurna ge- 
pflanzt steht, und dann an den östlichen Abstürzen der Pietra 
muncelului zwischen Petrosa und Rezbänya im Bihariagebirge. — 
Kalk. — 250—1280 Met. (Polyg. amara Sadler Fl. Com. Pest. 315 
bezieht sich wie aus der Beschreibung „floribus coerulescentibus, 
praecedenti (P, vulgari) minoribus* hervorgeht, auf die nächstfol- 
gende Art). 

230. Polygala austriaca Crtz. — Auf etwas feuchten mit 
Carexz montana bewachsenen Bergwiesen und auf sumpfigem Boden 
in den Niederungen. — Im mittelung. Bergl. sehr selten; in ver- 
einzelten Exemplaren nächst dem Normabaum ober dem Auwinkel 
bei Ofen und auf den Sumpfwiesen zwischen Altofen und Kroten- 
dorf. Etwas häufiger auf sumpfigen Wiesen auf d. Csepelinsel, im 
Stadtwäldchen und am Räkos bei Pest. — Kalk. Diluv. u. alluv. Sand- 
boden. — 95—400 Met. 

Wir ersuchen folgende Fehler im letzten Hefte zu berichtigen: 
Seite 17, Zeile 26 Tatär St. György statt: Tatar, Szt. György 


» 148  „ 27 verdorrte „ yerdorrte 
20 „Blesiu » . Plesin 

»„ 20 ,„ 46 Rezbänya „ Resbänya 
SE RR ENGeBiete ». MGebiree 

ee Mi Distidnul » Distidiul 


» 21 „20 schwachkonvexen „ Scharfkonvexen. 


Phytographische Fragmente. 
Von Dr, Ferdinand Schur. 
IX. 


Thalictrum Jacquinianum Koch. syn. ed. 2, p. 3. 


Th. vulgare Kit. var.ß. viride exparte. — Th. fleeuosum Bernh. 
var, stipellatum Schur. — Auf Wiesen zwischen hohem Grase und 
Gebüschen: Im Prater zwischen der Hauptallee und dem Thiergarten; in 
der Brigittenau in der Nähe der Kapelle am 1. Juni 1867, (einzeln), 
zwar noch nicht blühend aber durch die Beschaffenheit der Blätter 
und den Habitus der Pflanze leicht zu erkennen. Merkwürdig ist 
der Standort auf der Wiese im Prater zwischen Ruderal- und 
Ackerpflanzen. — Die Stipellen scheinen bei den Thalictrum-Arten 
vom Typus des Th. minus kein konstantes Merkmal zu sein; denn 
deutlich sind sie nur an den ersten Ramifikationen der untersten 
Blätter und auch hier nur im jungen Zustande der Pflanze wahrzu- 
nehmen. 


40 


In meiner Enum. plant. Transsilv. und im Sertum fl. Trans- 
silv. p. 1. habe ich Th. flewuosum Bernh. und Th. Jacequinianum 
Koch. als zwei selbstständige Arten behandelt, spätere Untersu- 
chungen haben mich bestimmt, beide Arten zu vereinigen und 
als eine Art, als Th. flexuosum Bernh., mit mehreren Varietäten 
anzusehen, z. B. in folgender Weise: 

&. Th. flexuosum Berh. geninum Rchb. fl. germ. exc. p. 
728. Rehb. icon. XIV. fig. 4628. Slabrum, 2—3 ped. foliis radica- 
libus instructum, foliis omnibus omnino exstipellalis. 

ß. Th. flexuosum puberulum Schur En. p. 8, var. a. praece- 
dens sed caule inferne vaginis foliisque subtus dense pubescentibus 

y. Th. flecuosum stipellatum glabrum. —= Th. Jacquinianum 
Koch. syn. ed. 2, p. 3; Schur En. p. 8. Sertum p. 1. 

ö. Th. flexuosum hirtellum Schur En. p. 8, no. 45 var. a. 
Caule inferne, vaginis foliorum infimorum dense hirtellis, pilis ple- 
rumque glanduliferis ramificationibus primariis stipellis hyalinis no- 
talis. Schur sert. no. 16. a. 

Th. collinum Wallr. sched. p. 259; Ledeb. Ross. 1. p. 11 
gehört unstreitig zu Thalictrum flexuosum Bernh. ist aber eine 
schlanke, reichblättrige und kleinlappige Form. Im Florengebiet von 
Wien habe ich selbige noch nicht beobachtet. Aus Ungarn ist es 
mir bekannt und zwar aus der Gegend von St. Georgen bei Press- 
burg. In Siebenbürgen ist es in der Hügelregion nicht selten, na- 
mentlich bei Hermannstadt, wo es mit Th. flexuosum und Jacqui- 
nianum in den Weinbergen bei dem Dorfe Hammersdorf gemein- 
schaftlich vorkommt. Nach Janka kommt es auch in der Mezöseg. 
Zu unterscheiden ist Th. collinum recht gut durch seinen eigen- 
thümlichen Habitus, allein scharfe Unterscheidungsmerkmale habe 
ich nicht finden können. — In meinem Sertum habe ich Th. collinum 
bei Th. minus als var. a. parvifolium aufgezählt. Herr Fuss in 
seiner Flora transs. excurs. bringt Th. collinum Wallr. in eine 
eigene Abtheilung mit Th. simplex und gibt ihm petioli stipellali, 
welche Widersprüche nicht leicht zu erklären sind. 


X. 
Thalictrum angustifolium Jacgq. (L. ex parte). 


Da ich das Wühlen in alten vergilbten Büchern nicht liebe, so 
muss ich unentschieden lassen, ob Linn. oder Jacq. das Prioritätsrecht 
der Benennung gebühre. Rchb. fl. germ. excurs. eitirt Linn. als 
Autor. Diesen verschiedenen Angaben der Autoren liegen unstreitig 
sehr verschiedene Formen zu Grunde und man müsste die Origi- 
nalpflanzen vorliegen haben, um darüber definitiv entscheiden zu 
können. Dass unter Th. angustifolium Jacg. mehrere heterogene 
Formen stecken, ist bekannt und unsere Wiener Flora: Neilr. Fl. 
v. Wien p. 452—453 beweiset dieses zur Genüge. Der Prater, 
welcher im Jahre 1867 in einem Theile ein Bild der Zerstörung 
durch Ueberschwemmung darbot, gewährte aber auf anderen Punkten 


4 


wieder eine sehr üppige Vegetation, so z. B. in den Parthien rechts 
von der neuen Strasse zum Lusthause, wo das Th. angustifolum 
in mehreren Formen zu beobachten war, von denen ich die her- 
vorrangendsten hier erörtern will. 

&. calvum. — Th. angustifolium legitimum mihi. Schur Enum. 
pl. Transsilv. p. 10. — Caule nitido purpureo striato angulato, 
glabro. Foliis glabris, obscure viridibus, supra opacis, subtus palli- 
dioribus, laciniis foliorum infimorum oblongo-linearibus, planis, ob- 
tusiusculis vel subito acuminalis, ad apicem caulis sensim angu- 
stioribus, laciniis foliorum summorum linearibus, margine revolutis. 

Zwischen Gesträuch und hohen Kräutern im Prater, in den 
Partien rechts vom neuen Wege zum Lusthause. Juli. 

ß. pubescens. Praecedens sed caule, vaginis petiolis foliisque 
subtus tenue pubescentibus, laciniis foliorum acuminalis, lobis pri- 
mariis inaequaliter 2—3 fidis. Caule 2—4 ped. Sepalis ochroleucis. 
Antheris luteis. — Thalictrum angustifolium Jaecq. et Auctor plu- 
rim. Th. nigricans Gaud. non DC. nee Jacq. — Auf sandigem 
Boden zwischen Gesträuch in der Brigittenau und im Prater in 
der Umgebung der Badeanstalten. Juli. 

y. variifolium — Th. flavum, y. varüfolium Neilr. Fl. v. Wien, 
p. 453. = Th. angustifolium var. ß. heterophyllum Koch syn. ed. 
2. p. 6.—= Th. angustifolium varüfolium Rehb. icon. XIV. tab. 42. 
— Th. nigrieans Jacq. non DC. Th. Morisonü Gmel. — Im Pra- 
ter an schalligen Orten zwischen hohem Gesträuch, rechts vom 
neuen Wegen zum Lusthause. Juli 1867 (zahlreich 5—6 Fuss hoch). 

ö. Pseudo-flavum Schur. Praecedens sed laciniis foliorum ma- 
ximis obtusiusculis, foliorum summorum oblongo-linearibus, margine 
ineonspicue revolutis. Foliis omnibus minus dissectis. Radice fibrosa. 
Floribus siceatis aureo -flavis. — Zwischen Gesträuch am Wiener 
Donaukanal mit Rudbeckia laciniata, Senecio saracenicus, Dipsacus 
pilosus u. s. w. Aug. 1867. 

n. angustissimum. Schur En. p. 10, 59. Th. angustifolium «. 
stenophyllum Koch syn. ed. 2, p. 6. Th. flavum P. angustissimum 
Neilr. Fl. v. Wien p. 453. Th. angustifolium L. et Auctor. plurim. 
— Th. Bauhini Spr: syst. 2. p. 672, — Th. Bauhinianum Wallr. 
sched. 264. —= Th. angustifolium Rehb. fl. exc. germ. p. 729 et 
icon. XIV. tab. 41. — Th. angustifolium Jacg. sec Neilr. Fl. v. 
Wien p. 453. 

Caule angulato inferne vaginis foliorum infimorum, petiolis 
foliisque subtus pubescentibus, laciniis foliorum angustissimis revo- 
lutis subtus pubescentibus, supra opacis. Caule gracile 2—3 ped. 
admodum foliato, panicula magis congesta, habitu Th. gallioidi sub- 
simile, radice fibrosa. (— Th. Pseudo-gallioides Schur herb). Auf 
Moorwiesen zwischen Steinhof und Erlau bei Wien, auf Waldwiesen 
in der Umgebung des grünen Baumes. Juli, August 1867. 

Zu diesen hier aufgeführten Formen könnte ich noch einige 
hinzufügen, wie z. B. Th. laserpitüfolium W illd., Th. lucidum, Th. 
peucedanifolium Griseb., welche aber im Gebiete der Flora von 


4. 


Wien von mir nicht beobachtet wurden, sondern aus Ungarn und 
Siebenbürgen mir bekannt sind. Alle hierher gehörenden Formen, 
welche dem Typus von Th. angustsfolium entsprechen, haben eine 
faserige Wurzel, (radix fibrosa), wodurch selbige von denen zum 
Typus des Th. lavum L. gehörenden Arten genügsam unterschieden 
werden können, wenn man nicht (a priori) diese auf der Hand 
liegenden, von der Natur gebotenen Unterschiede, als werthlos ne- 
giren will. 


XI. 
Thalictirum flavum L. sp. 770. 


Das echte Th. flavum L. wird zwar in der Flora von Wien 
angegeben, Neilr. Fl. v. Wien p. 452. Doch habe ich selbiges 
hier nicht beobachtet. In sehr schönen 6° hohen Exemplaren habe 
ich diese Pflanze bei Pressburg an der Donau auf dem Wege nach 
Theben, und in Siebenbürgen am Zibin bei dem Dorfe Neppendorf 
zwischen Schilf gefunden. Im Norden von Deutschland ist es nicht 
selten, wo ich es bei Königsberg und Danzig gesammelt habe, Wer 
die echte Pflanze einmal gesehen hat, wird dieselbe nie mehr mit 
Th. angustifolium identifiziren können. Vorzüglich ist die mit dem 
Stengel allmälig verlaufende einfache kriechende Wurzel ausge- 
zeichnet und charakteristisch und nimmt man noch die stete Gegen- 
wart der Stipellen dazu, so hat man zwei scharfe unterscheidende 
Merkmale, welche man bei keiner Form von Th. angustifolium an- 
trilft. Nur bei Th. simplex L. und Th. gallioides Nestl. findet man 
eine ähnliche Wurzelbildung, die Blattformation bei diesen beiden 
letzteren ist aber sehr verschieden und die Stipellen fehlen ihnen 
gänzlich. Die Exemplare von Th. flavum aus der Gegend von In- 
zersdorf am Wiener Berg sind nicht das wahre Th. flavum L. son- 
dern eine schlanke Form mit feiner zerschlitzten Blättern, welche 
ich für das wahre Th. nigricans Lej et Curt. comp. 207, (non 
Jacgq.) halte. Ueber Th. nigricans DC. und Th. nigricans Jacgq. 
bin ich nicht im Reinen, glaube aber, dass beide mit Th. flavum L. 
identisch sind. Th. heterophyllum Lej gehört zum Th. nigricans 
desselben Autors, ebenso Th. medium Host. nach dessen herb. austr. 

Nach meiner unmassgeblichen Meinung finde ich die Zusam- 
menwerfung von Th. flavum L. und Th. angustifolium Jacgq. sehr 
unnatürlich, da beide Arten mit ihren Formen jede für sich einem 
anderen Typus angehören und eine ganz verschiedene morpholo- 
gische Entwicklung haben, welche schon bei der Keimung beginnt 
und sich in den verschiedenen Vegetationsphasen deutlich kund 
gibt. — Uebergänge aus einer Art in die andere dürfen den Bota- 
niker wohl nicht bestimmen, eine Art zum Samımelstock von he- 
terogenen Formen zu machen, durch welche man sich dann nur 
schwierig hindurch arbeitet, sondern es ist unsere Aufgabe, die 
charakteristischen Endglieder einer Formenreihe festzustellen. 
Auch halte ich es immer für einen Fehler, selbst wenn wissen- 


43 


schaftliche Gründe obwaıten, alte, anerkannte Arten aufzuheben, 
obschon man in gewissen Fällen diesem Uebel schwer entgehen 


kann. — Leider hat der Verfasser diesen Fehler sich auch oft zu 
Schulden kommen lassen, was er sehr bedauert. — Und welchen 


Nutzen gewährt es, dass wir in der Flora von Wien nur Th. lavum 
und kein Th. angustifolium haben sollen, da es doch in der Natur 
existirt oder besser von den Botanikern hineingestellt worden ist? 
— Welchen Gewinn würde die Wissenschaft haben, wenn man 
nach dem Beispiel einiger Botaniker auf eine sehr unnatürliche 
Weise das natürlich Gesonderte vereinigen und Th. gallioides zu 
Th. flavum L. ziehen wollte? — Ich halte solches Vorgehen für 
einen grossen Rückschritt und dem gegenwärtigen Standpunkt der 
Naturwissenschaft und deren Bestrebungen wenig entsprechend. 


— — 


Zur Flora der Petzenalpe in Kärnthen. 


Von Lorenz Kristof. 


Die Petzenalpe gewährt ein hohes Interesse und liefert unter 
Anderem auch ausgesprochene Belege für die, so viel ich weiss, 
von Kerner zuerst eingehend dargethane Wahrheit, dass auch 
distincte Schiefer- oder eigentlich kalkfeindliche Pflanzen auf Kalk- 
gebirgen und zwar an Stellen vorkommen können, wo der Kalk 
durch eine dichte Humuslage oder durch Verwitterung mergeliger 
Schichten und die daraus hervorgehende thonige und kalklose Bo- 
denkrume für dieselben unschädlich gemacht worden ist. Sazifraga 
muscoides Wulf und insbesondere Primula minima L. überdecken 
hier ganze Strecken, erstere den Grat der Alpe vom sogenannten 
Veski Legar bis über den Triangulirungspunkt (6650‘) hinaus und 
hier auf dem zerklüfteten Boden die Massenvegetalion bildend — 
leiziere an tiefer gelegenen Stellen, v Kleti, v Skafi, nach Jabor- 
negg auch insbesondere um die Knepezquelle herum förmliche 
Purpurteppiche bildend — und mussten mich also ebenso sehr 
erfreuen und überraschen, als die vielen sonstigen Seltenheiten, 
von denen im Nachfolgenden die Rede sein wird. Leider war ich 
durch eine schwankende Witterung genöthigt, meine Parthie zu 
beschleunigen und konnte somit die Alpe nicht einer mehrseiligen 
Durchstreifung unterziehen. Meine diessmaligen Mittheilungen sind 
demnach noch sehr einseitig und für eine Veröffentlichung kaum 
geeignet. Ich hoffe jedoch im nächsten Jahre einen tieferen Ein- 
blick in den Vegetationscharakter derselben thun zu können. Ich 
machte den Ausflug von Globasnitz aus, das nächst Siltersdorf auf 
seinen vor ungünsligen Luftströmungen geschützien Hügeln, — 
die nebenbei gesagt, botanisch noch so gut als unbekannt, in der 


44 


Folge vielleicht noch manchen beachtenuswerthen Beitrag zur Flora 
Kärntens liefern werden, einen eigenthümlichen rothen Wein er- 
zeugt, der als sogenannter „Sittendorfer* mit Recht einen beinahe 
europäischen Ruf geniesst. 

Ich lasse nun vorderhand blos ein Verzeichniss derjenigen 
Gefässpflanzen folgen, die mir auf meinem Gange besonders auf- 
fielen und zwar halte ich mich da an die volksthümlichen Bezeich- 
nungen der verschiedenen Stellen, an denen man vorüberkömnt, 
wenn man den steileren Weg zur Alpenhülte von Backendorf (Veeni 
stan) einschlägt, von da durch die sogenannte Turjaca, eine ausge- 
dehnte Alpentrifte, zum Veski Cegar aufsteigt und dann über den 
nordwestlichen Kamm der Alpe zum Triangulirungspunkte Hoch- 
petzen (6650°) gelangt. Man ist auf diesem Wege sowohl, als auch 
nach der ganzen Kante der Alpe hin häufig genöthigt, einem dich- 
ten, undurchdiinglichen Gebüsche von Pinus Mughus Scop. oder 
einem unheimlichen Abgrunde auszuweichen und kommt so fast 
unwillkürlich zur Auffindung der interessantesten Pflanzen dieser 
Alpe. Ich konnte hier leider nicht sehr lange verweilen, da mich 
Jupiter pluvius jeden Augenblick zu begrüssen drohte und so eilte 
ich denn über Stock und Stein dem seit ein paar Jahren verlas- 
senen und darum schon fast ganz zerfallenen Luzki stan zu, von wo 
ich nach einer Stunde zum breiten Wege gelangte, der von der 
Luza auf grossen Umwegen und desshalb auch ziemlich sanft ab- 
fallend, nach Globasnitz führt. 

Im Antheile der Turnerhube, bei der sogenannten Curla, einer 
Quelle, bei der die Hirten und überhaupt die öfteren Besteiger der 
Petzen meist einen Augenblick zu verweilen und auszuruhen pfle- 
gen, bei der „Ura“ und „na sedlji*, einer ziemlich ebenen Berg- 
lehne kommen vor; Arabis ciliata R. Br., Calamintha alpina Lam., 
Campanula pusilla Haenke, Daphne Mezereum L., Digitalis gran- 
diflora Lam., Erica carnea L., Euphorbia amygdaloides L., Fe- 
stuca alpina Gaud., Gymnadenia conopsea R. Br. und odoratis- 
sima Rich., Helleborus niger L., Laserpitium peucedanoides L., 
Lathyrus pratensis L., Lonicera alpigena L., Lotus corniculatus 
L., Paederota Ageria L., Poa alpina L. (f. vivipara) , Saxifraga 
cuneifolia L. und Silene Sazxifraga L. 

Von den Pflanzen, die den weiteren Weg, „v Krizu*, „v Rav- 
nih“, bis zum Ve£ni stan charakterisiren, erwähne ich besonders: 
Aconitum Lycoctonum L., Adenostyles albifrons Reichb,. und al- 
pina Bl. e. F., Arabis alpina L. und vochinensis Sp., Astrantia 
carniolica Wulf., Atragene alpina L., Dentaria enneaphyllos L., 
Doronicum Pardalianches L., Melampyrum silvaticum L., Phyteuma 
nigrum Schm., Pyrola rotundifolia L., Ranunculus aconitifolius 
L. und montanus Willd. Um die Alpenhütte (Ve£ni stan) herum, 
in der man eine ebenso freundliche, als dürftige Unterkunft findet, 
beherrschen den Boden in nächster Nähe — wie gewöhnlich — 
Rumez alpinus L., und Veratrum album L., im weiteren Umkreise 
aber besonders: Botrychium Lunaria Sw., Phleum alpinum L., 


45 


Phyteuma orbiculare L., Polygonum viviparum L., und Rhododen- 
dron hirsutum L., das „in der Luza“ viel tiefer zur Thalsohle her- 
absteigt, als hier. 

Wendet man sich nun von der Hütte nach links und steigt 
man die ebenso steile, als üppige Turjaöca hinauf, so kommt man 
nach ungefähr 11/, stündigem Marsche zu einer schief verlaufen- 
den, tiefen Felsenkluft, Klet, Keller genannt, aus der mir ein Bäuer- 
lein aus Loibeg, den mir mein Schwiegervater als Führer requirirt 
und mitgegeben und der volle 16 Sommer auf dieser Alpe als Hirt 
zugebracht hatte, in Ermanglung frischen Quellwassers einige Stücke 
des hier wahrscheinlich nie verschwindenden Eises hervorholte und 
an einem schüsselförmig ausgehöhlten Felsblocke aufthauen liess. 
Dem Eingange dieses Naturkellers sind eigenthümlich: Primula 
minima L. und spectabilis Tratt., Ranunculus alpestris L., Solda- 
nella alpina L. und minima Hoppe, in der Turjata hingegen machen 
sich besonders bemerkbar: Bellidiastrum Michelü Cass., Campa- 
nula Scheuchzeri Vill., Crepis aurea Cass., Galium helveticum 
Weig. und supinum Lam,, Geum rivale L., Habenaria viridis R. 
Br., Imperatoria Ostruthium L., Leontodon hastilis L. («. vulgaris), 
Pedicularis verticillata L., Sazifraga cuneifolia L., Sedum atratum 
L., Sitene alpestris Jacq. und eine Aquilegia, die ich zu Hause 
angekommen, nicht mehr genau bestimmen konnte, da mir die zu de- 
finirenden Blüthentheile unterdess zu Grunde gegangen waren und 
ich auch nur 2 schwache und halbzerfressene Exemplare aufge- 
funden und mitgenommen halte, 

Von der bezeichneten, kühlen Felsenkluft aufsteigend erreichten 
wir in kurzer Zeit den sogenannten Veski legar, eine flache, phy- 
siognomisch und botanisch gleich interessante Einsaitlung, auf der 
ich besonders: Alsine Gerardi Willd., Carex capillaris L., Cher- 
leria sedoides L., Gentiana pumila Jacq. und Veronica alpina L. 
einsammelte, während. mir auf dem Wege dahin Homogyne discolor 
Cass., Silene acaulis L. mit der seltenen Var. pedunculata, Sta- 
tice alpina Hoppe und die alpinen Formen von Alchemilla vulgaris 
L., Polygala amara L. und Tofjeldia calyculata Whlg. (1—2“ 
hoch) besonders in die Augen fielen. Am Veski legar fand ich 
ausserdem noch ein Erigeron mit durchaus 1 köpfigen Stengeln 
in grosser Menge; es steht dem Erigeron uniflorus L. entschieden 
näher, als dem Erigeron alpinus L. und ich bedaure, seine genauere 
Bestimmung vorderhand gleichfalls ganz hingestellt sein lassen zu 
müssen, zumal ich es leider auch übersehen habe, die geologische 
Constitution jenes Ortes einer aufmerksameren Betrachtung zu un- 
terziehen. 

Ich komme nun zum schönsten Abschnitte der Parthie, der 
Umgebung des Triangulirungspunktes und der zwischen diesem und 
dem Veski legar gelegenen, nordwestl. Kante der Alpe. 

Ausser manchen soeben genannten Arten fand ich da, wie 
schon erwähnt, besonders massenhaft Sazifraga muscoides W ulf., 
nebstdem aber noch häufig Anthyllis alpestris Hegelschw., Biscu- 


46 


telld laevigata L. (A—5” hoch), Carex atrata L., Draba aizoides 
L.. Gentiana acaulis L., Helianthemum oelandieum W hlbg., Poten- 
tilla aurea L., Sazifraga androsacea L., und crustata Vest. und 
Sesleria sphaerocephala Ard. 

Die von Herrn Baron M. v. Jabornegg am nordsei- 
tigen Abhange der Hauptkante ob Feistrilz aufgefundenen und 
mir freundlichst mitgetheillen Arten: Achillea atrata Tsch., Pa- 
paver alpinum L., Sazifraga squarrosa Sieb und Saussurea 
pygmaea Sprg., so wie die in der Gegend der Knepezquelle von 
ihm entdeckten, mir gleichfalls mitgetheilten beiden Seltenheiten: 
Bupleurum graminifolium Vahl und Saxifraga Hohenwartiü Stbg. 
konnte ich — bei der kurzen Zeit, die ich der schwankenden Wil- 
lerung wegen in dieser Höhe zubringen konnte, leider nicht finden. 

Dem nächsten Umkreise der Höhenpyramide gehören vorzugs- 
weise an: Achillea Clavennae L., Arenaria ciliata L., Dryas octo- 
petala L., Nigritella angustifolia Rich. (die hellpurpurne Varietät, 
die ich herzlich gern zur suaveolens gemacht hätte —), Pedicularis 
Jacquini Koch, Phyteuma Sieberi Sprg.u. Potentilla Clusiana Jacq. 

Nachdem wir hier einen Augenblick verweilt hatten, während 
dessen es der Führer nicht verabsäumte, mich auf die nahen, unheil- 
schwangeren Wolken aufmerksam zu machen, traten wir rasch den 
schon Eingangs bezeichneten Heimweg an. 

„V Sraufi und „v Skafi* nahmen wir wieder Primula minima, 
Statice alpina, Gentiana und Silene acaulis wahr und fanden 
neu: Geum montanum L., Myosotis alpestris Schmidt, Salix re- 
tusa L., Sorbus Chamaemespilus Untz. und Pinguicula alpina L. 
Weiter hinab schritten wir durch ein Dickicht von Juniperus nana 
W. und nicht hoch ob dem Luzki stan erfreuten mich an einer 
sonnigen Stelle die schönsten Exemplare von Gentiana nivalis L. 

Die Wolken halten sich unterdessen, wohl mehr zu meinem 
Aerger als Vergnügen verzogen und wir konnten nun an einer 
ebenen Stelle angelangt, umgeben von einer grossen — Pferde- 
heerde, nicht ungestört unser verspätetes Mitlagsessen zu sich nehmen, 

Die schönen und langen LuZawiesen, zu denen wir ungefähr 
eine Stunde später gelangten, boten uns Botrychium Lunaria Sw. 
in sehr grossen Exemplaren; ferner Astrantia carinthiaca Hoppe, 
Campanula Cervicaria L., Cirsium Erisithales Scop., Linum visco- 
sum L., Betonica Alopecuros L. Die letztgenannte Pflanze fanden 
wir noch fast auf dem ganzen weiteren Wege in Hülle und Fülle 
und sie verschwand uns erst, gemeinschaftlich mil Gentiana ceru- 
ciata L. etwa '/, Stunde vor Globasnitz. 

Schliesslich bemerke ich noch, dass ich heuer in der zweiten 
Hälfte des August beim sogenannten Echo am Kreuzberge ob 
Eberndorf (am oberen Rande des Hofbauer’schen Ackers) die 
schöne Euphrasia lutea L., wovon ich Ihrer Tauschanstalt mitfolgend 
auch 17 Exemplare übersende, als neu für die Flora Kärntens auf- 
gefunden habe. Dasselbe gilt von Sarothamnus scoparius W imm., 
der ob dem Wege zwischen meiner Kristof-Realität und der 


47 


Kirche Heiligenstadt (bei Schwabegg in Unterkärnten) wild vorkommt. 
Er wurde aber von Hrn. Baron Jabornegg schon vor 2 Jahren 
hier gesehen. 


1. 


Bi 


Schwabegg, im November 1867. 


—— > —— 


Die europäischen Triticum-Arten. 
Von Vietor v. Janka. 


Glumae dorso bıcarinatae, inter carinas canaliculatae vel 
planae: Triticum villosum P. Beauv. (T. creticum 1.?) 
Glumae unicarinatae vel dorso rotundatae, semper con- 
vexae. 2. 
Glumae latae naviculares plus minusve ventricosae subparal- 
lelae vel apice constrietae marginibus lateralibus sese superne 
plerumque tangentes v. tegentes flosculosque arcte invol- 
venles. 3. 

Glumae haud naviculares, numquam ventricosae, apice 
divergentes. 19. 

Glumae spicularum nune omnium distincte aristatae, nunc so- 
lum spiculae terminalis, religuarum mulicae. 4. 

Glumae numquam aristatae (arista in glumis nulla). 13. 
Glumae spicularum omnium 2—4-aristatae: aristae omnes 
glumis ipsis multo longiores. 5. 

Glumae vel omnes 1-aristatae, vel solum spiculae supre- 
mae (terminalis) glumae longe aristatae, reliquae muticae v. 
breviter aristatae. 8. 

Spiculae 2: T. (Aegilops) biunciale Vis. 

Spiculae 3—plures. 6. 


6. Glumarum aristae in spiculis omnibus subaequales; spica ovata.7. 


-_ 


li. 


9. 


Glumarum aristae in spiculis 1—2 inferioribus brevio- 
res, in superioribus sursum longiores; spica cylindracea: 
T. (Aegilops) triunciale Godr. Gren. 
Glumarum aristae patentes a basi ad apicem scabrae; arista 
intermedia laterales superans: 
T. (Aegilops) ovatum Godr. Gren, 
Glumarum aristae rectae basi laeves, laterales interme- 
diam superantes: T. (Aegilops) triaristatum Godr. Gren. 
Spiculae terminalis arista glumacea spicae dimidiam longitu- 
dinem vel tolam superans. 9. 
Spieulae terminalis arista glumacea spicae dimidia lon- 
gitudine multo brevior. 12. 
Glumae omnes longe 1-aristalae: 
T. (degilops) uniaristata Vis. 


48 


10. 


14, 


13. 


14. 


13: 


16. 


18. 


19; 


20. 


Glumae spiculae terminalis solum longe aristatae. 10. 
Spiculae 2—3 valde ventricosae; glumae spiculae terminalis in- 
aequaliter 3-aristatae: arista media longe complanata robusla, 
tota inflorescentia longior: 

T. (Aegilops) comosum Sibth. et Sm. 

Spiculae numerosiores ceylindricae, haud ventricosae; 
glumae spiculae terminalis uniaristatae. 11. 

Spicularum lateralium glumae apice plerumque truncato-biden- 
tatae: dente rhachi contiguo aristato; spiculae terminalis glu- 
mae plerumque 3-dentalae: denle medio in aristam spicae 
dimidiam longitudinem superante excurrens: 

T. (Aegilops) eylindrieum Godr. Gren. 

Spicularum lateralium glumae apice acute 3-dentatae: 
dente rhachi contiguo subaristaeformi; spiculae terminalis glu- 
mae indivisae in aristam spica longiorem excurrentes: 

T. (Aegilops) caudatum Godr. Gren. 

Spica spieulas 5—8 gerens, ob glumas basi valde ventricosas 
apiceque constrictas nodulosa : 

T. (Aegilops) ventricosum Tausch. 

Spica spieulas 3—4 gerens subcontinna; i. e. glumae 
basi subventricosae vix constriclae: 

T. (Aegilops) fragile Parlat. 
Glumae subquadralae apice truncatae edentulae: 
T. (Aegilops) Tauschü Coss. 

Glumae angustiores apice altenualae emarginato-biden- 
tatae vel indivisae aculae, mulicae v. mucronalae. 14. 
Flosculi omnes (fertiles longissime — steriles brevius —) 
arislali: T. (Crithodium) aegilopoides Link. 

Floseuli pro parte mulici. 15. 

Flosculi 1—2 inferiores spicularum omnium aristati. 16. 

Flosceuli 2 inferiores solum spieulae terminalis longe 
aristati, reliqui omnes mucronati: T. Aucheri Boiss. 
Spiculae 2—3-Nlorae: flosculus inferior solum aristatus; glu- 
mae sub — 3-nerves. 17. 

Spiculae sub — 5-florae: flosculi 2 inferiores longe ari- 


stati; glumae mullinerves: T. ligusticum Bert. 
Arista palea ipsa brevior: T. baeoticum Boiss. 
Arista paleam longe superans: T. monococcum L. 


Glumae lineares paleis inferioribus difformes basi solutae i. e. 
haud cohaerentes. 19. 

Glumae paleis inferioribus conformes basi contiguae. 21. 
Glumae inaequales: altera duplo minor vel aborlu minula: 

T. ramosum Trin. 

Glumae subaequales. 20. 
Folia plana demum margine involuta; flosculi remotiusculi; 
rhizoma repens: T. Pseudo-Agropyrum Gris. 

Folia angusta convolula; flosculi contigui; rhizoma fibro- 
sum: T. Rouxü Gren. et Duv! 


28. 


29. 


30. 


36. 


Spica ovoidea, ovoideo-vel lanceolato-oblonga. 22. 

Spica linearis. 25, 

Annua; gelumae demum margine corneae; vagina suprema plus 
minus inflata. 23. 

Perenne; glumae immulatae; vagina suprema adpressa: 

T. eristatum Schreb. 

Spica hirsuta; glumae flores aequantes: T. orientale M. a B. 

Spica glabra; glumae flosculis paullo breviores. 24. 
Vagina suprema valde inflata, tumida: T. prostratum L. 

Vagina suprema paullo inflata: T. squarrosum Roth. 
Glumae carinatae, nerves laterales nulli v. obsoleti. 26. 

Glumae dorso rotundatae nervis numerosis subaequalibus 
percursae. 28. 

Flores glabri; glumae ovato-lanceolatae mucronatae v. mu- 
licae; rhizoma fibrosum; spiculae ovato-lanceolatae. 27. 

Flores dense villoso-lanati; glumae lanceolatae, acumi- 
nalae, glabrae; rhizoma repens; spiculae ellipticae: 

T. dasyanthum Ledeb. 
Rhachis laevis; glumae mucronatae: T. desertorum Fisch. 

Rhachis scabriuscula; glumae obtusiusculae: 

T. sibirieum W illd. 
Aristae divergentes (patenli-recurvae): T. strigosum M, a B. 

Aristae retae vel nullae. 29. 

Glumae spiculas longitudine aequantes vel triente breviores. 30. 

Glumae spiculam dimidiam aequantes, nec (saltem ple- 
rumque) longiores. 37. 

Glumae paleaeque longe acuminatae; folia plana plerumque 
flaccida. 31. 
Glumae paleaeque acutae v. obtusae. 34. 
Glumae 7—9 nerves margine cartilagineae: 
T. panormitanum Bert. 

Glumae 3--5 nerves margine anguste membranaceae. 32. 
Aristae flosculis longiores: T. caninum Schreb. 

Aristae flosculis breviores. 33. 

Rhizoma fibrosum; spiculae violaceae: T. violaceum Hornem. 

Rhizoma repens; spiculae herbaceae: T. repens L. 
Glumae lineari-oblongae; palea inferior rotundata truncalta v. 
emarginatla mucronulata: T. Pouzolzü Godr. 

Glumae lanceolatae; palea inf. acuta, obtusiuscula v. 
obtusa. 35. 

Glumae acutae v. oblusae; palea inferior acuta v. obtusius- 
cula; spiculae confertiusculae. 36. 

Glumae rotundatae v. truncatae; palea inf. obtusa; spi- 
culae laxae, remotae: T. junceum L. 
Glumae aculae v. obtusiusculae; spica haud fragilis: 

T. acutum DC. 

Glumae obtusae; spica fragilissima: 

T. obtusiusculum Lge. (T. acutum Fries). 


Oesterr. botan. Zeitschrift 2. Heft. 1868. A 


90 


37. Glumae acuminatae vel acutae mucronaltae; palea inferior acuta’ 
T. pungens Schreb. 
Glumae obtusae rotundatae v. truncatae; palea inferior 
(saltem flosculorum inferiorum) obtusa vel tiruncata retu- 
saque. 38. 
38. Glumae sublineares: 
T.truncatum W allr. (T. Savignionü de N., T. campestreGodr.Gren.) 
Glumae lineari-oblongae v. lanceolatae. 39, 
39. Glumae obtusae mucronalae; spica tetragona: 
T. pycnanthum Godr. Gren. 
Glumae rotundatae; spicae distichae. 40. 
40. Glumarum nervus medianus dorsalis paullo prominulus: 
T. elongatum Host. 
Glumarum nervus medianus haud prominulus. 41. 
41. Palea inferior aristata; rhizoma caespitosum: 
T. virescens Pant. 
Palea inferior mutica; rhizoma repens: 
T. sceirpeum Presl. 
Grosswardein, am 13. December 1867. 


—— 


Dreimal arretirt. 


Autobiographische Mittheilung eines botanisirenden 
Naturfreundes. 


Von 
Ludwig Freiherrn von Hohenbühel, genannt Heufler zu Rasen. 


Die deutschen Naturforscher Dr. P. Ascherson, A. Engler, 
M. Kuhn und C. Reimann beschlossen auf ihrer im August und 
September 1864 unternommenen botanischen Reise nach den gali- 
zischen und ungarischen Karpalen, nachdem sie die interessantesten 
Punkte auf der Nordseite des Gebirges besucht hatten, von Javorina 
aus durch das Kupferschächtenthal und über die botanisch so be- 
rühmten Leiten nach der Südseite des Gebirges vorzudringen. Gerade 
als sie daran waren, über die Ausführung ihres Beschlusses zu 
debatliren, wurde ihren Zweifeln und Berathungen durch einen 
Gensdarmen ein schnelles Ende gemacht. Mit gutem Gewissen über- 
reichten sie ihm auf sein Verlangen ihre Passkarten als Legitima- 
tion. Er konnte aber nicht begreifen, wie man mit so kleinen 
Kärtchen eine so weile Reise machen könne, meinte, dahinter 
müsse etwas stecken und theilte ihnen dann nach einigem Kopf- 
schütteln und mit wichtiger Miene mit, dass sie seine Gefangenen 
wären und am anderen Tage nach dem vier Meilen entfernten 
Käsmark escortirt werden würden. Da keine Vorstellungen halfen, 


Ru 


so nahmen sie die Sache zulelzt als Spass und am 15. August 
marschirten sie unter einer Wache von drei Gensdarmen mit gela- 
denen Gewehren nach Käsmark; die soviel versprechenden Leiten 
konnten sie nun aus der Ferne beobachten. In Kesmark angelangt 
mussten sie noch auf der Pritsche übernachten, weil der comman- 
dirende Hauptmann nicht zu finden war. Am 16. wurden sie endlich 
unter vielen Entschuldigungen frei gelassen. (Verh. des bot. Ver. für 
Brandenburg, Heft VII. Seite 151—152 und Oesterr, botan. Zeil- 
schrift 1865, 8. 275). 

Dieses Abenteuer erinnerte mich lebhaft an die eigenen ähnlichen 
Erlebnisse. Juvat Socios habere malorum. Es war im Mai 1838, also 
vor fast 30 Jahren; ich war ein langhaariger Student und halle 
einen Ferientag benützt, um die Convallaria latifolia am Laaer 
Berge bei Wien aufzusuchen. Wer kennt es nicht, das von schmel- 
ternden Nachligallen tönende Eichengebüsch auf dem letzten Aus- 
läufer des Hügelrückens, der die Gloriette von Schönbrunn, das 
Gatterhölzl, die Spinnerin am Kreuze und endlich dieses reizende 
Wäldchen trägt, einst ein stolzer Eichwald, unter dessen Schatten 
die Täublinge und Milchlinge wuchsen, welche zu Krapf’s Pilz- 
bildern so schöne Originale geliefert haben, Wie es jetzt nach den 
angelangenen und später eingestellten Befestigungsarbeiten aus- 
sieht, weiss ich nicht. Nun denn, ich bückte mich gerade jubelnd 
über eine Stelle, wo im Schatten die gesuchte Convallaria wuchs. 
Da hiess es: Halt und arretirt! Ein Wächter der dortigen Repphüh- 
nerbruten stellte‘ meine botanischen Forschungen ein und ich und 
mein Begleiter „Quel giorno piü non vi legemmo avante“ (Dante 
Inf. V. 139) im grünen Buche der Natur. Von zwei Wächtern be- 
gleitet mussten wir eiligst fort, und bevor nicht die Kornfelder 
Simmerings begannen, wurden wir nicht mehr freigelassen. Seitdem 
bin ich oft wieder dort gewesen, aber nie ohne Behulsamkeil und 
voll Respekt vor den Warnungstafeln, die ich damals in schuld- 
losem Eifer des Explorirens ohne Zweifel übersehen hatte, 

Nun verflossen 22 lange Jahre. Ich hatte in dieser Zeit die 
Scylla und Charybdis durchschifft, den Canal gekreuzt, das irische 
Meer durchschnitten, den gefürchteten Quarner in kleinen und 
grossen Booten mehrmal durchsegelt, ich war über Gletscherge- 
hänge gerutscht, halte den Vesuv bestiegen, war unter dem Aschen- 
regen des Aelna geritten und hatte neben der feurigen Lavazunge 
übernachtet, aber nie mehr war ich gefangen genommen worden, 
bis an einem heissen Augusitage des Jahres 1860 ein Unteroffizier 
der Kufsteiner Festungsartillerie mich erspähte, als ich von einem 
Garten am Inn, wo ich das erste und bis jetzt das leiztemal das früher 
unter dem Namen Sphaeria flaccida bekannte schöne und seltene 
Cronartium auf den Blättern der Pfingstrose in unsäglicher Menge 
gelunden hatte, durch das jähe Dickicht emporgeklommen war und 
unter der Festungsmauer die gemachten Beobachtungen in mein 
Notizbuch eintrug. Er halle, ohne seine Nähe zu verralhen, Wache 
geholt und während ich gerade in seliger Betrachtung des Kaiserge- 

4* 


52 


birges auf der Höhe rastete und auslugte, ward ich das zweitemal 
arrelirt. Mehrere Soldaten nahmen mich in die Milte, das Notizbuch 
ward als Corpus delieti abgenommen und ich in feierlichem Zuge 
zuerst durch ein Gässchen, dann durch die Hauptstrasse der Stadt 
Kufstein auf das Platzkommando geführt. Nie werde ich die mitlei- 
digen Blicke der Frauen und Mädchen vergessen, welche mir 
auf jenem Zuge begegneten. Denn es war Sonntag, das schönste 
Wetter und daher alles voll Menschen. Damals war mein Schwager, 
der Hauptmann Baron Hermann Lichtenthurn, Platzkommandant 
in Kufstein. Als ich eintrat, hielt er das Zusammentreffen mit den 
Wachen für zufällig und glaubte, ich mache ihm einen Besuch. 
Das mehrfache Missverständniss klärte sich natürlich unter Lachen 
und Scherzen alsogleich auf und ich erhielt die zur Besteigung des 
Festungsberges nöthige Passirkarte, an die ich in dem Bewussti- 
sein der Harmlosigkeit meiner Forschungen früher nicht gedacht 
hatte. Da ich einmal das Genus Cronartium genannt habe, kann 
ich meine Verwunderung nicht unterdrücken, wie Bonorden in 
seinem Handbuche der Mykologie $S. 314 Cronartium aus dem 
Reiche der Pilze ausschliessen und für einen blossen Blattauswuchs 
erklären konnte. Es ist nicht denkbar, dass dieses Urtheil sich auf mi- 
kroskopische Beobachtung gründet und auch ohne diese ist es ein 
ganz apartes Curiosum. Gerade von dem im Einzelnen so vortrell- 
lichen Bonorden wäre ein solches Urtheil nimmer zu erwarten 
gewesen. Allein das ist eben eine Ausnahme und solchen Ausnah- 
men, gerade oft den unbegreiflichsten sind alle Weibgebornen unter- 
worfen. Quandoque dormitat et bonus Homerus. 

Nun aber zum dritten, ernsten Falle. War der erste eine 
blosse kleine Fatalität gewesen, der zweite ein kurzes Lustspiel, 
so war dieser jüngste und ich will hoffen letzte, ein Schauspiel, 
dessen endliche Lösung zwar nach Wunsch erfolgte, dessen Ver- 
lauf aber höchst peinlich war und mir noch in der Erinnerung» 
gräulich ist. Wir zählten 1866, der Waffenstillstand mit Preussen 
war geschlossen; ich war mit Frau und Kindern in raschester Eile 
aus den slaubigen, glühenden Strassen Wiens in das grüne frische 
Oberösterreich gezogen. Welch ein Wechsel! Abends noch an der 
Wien, um im Dampfschifffahrishause die leidige Kunde zu erfahren, 
dass noch kein Schiff disponibel sei, weil während des Krieges alle 
Fahrzeuge in Ungarn geborgen worden waren. Des anderen Tages 
früh Morgens in Amstetten, dann unter strömendem Regen, aber 
angeweht von leisem Ostwinde, des schönen Wetters Boten, und 
angelacht von Wald und Wiesen mit dem allersaftigsten Laub- und 
Tannengrün zur Donau und im kleinen Kahne, denn auch die Tie- 
fenbacher Schiffbrücke war des Krieges wegen abgebrochen, nach 
Grein, wo der „Schwall“ den Vorhof bildet der nahenden Katarak- 
ten, die unter dem Namen des Donaustrudels aller Welt bekannt | 
sind und durch die Kunst der Ingenieure in nicht ferner Zeit nur 
mehr der Geschichte der durch die Menschen herbeigeführten Aen- 
derungen der Erdoberfläche angehören werden, Nördlich von Grein 


53 


gegen den Böhmerwald zu dehnt sich das Machland aus, eine unbe- 
schreiblich abgelegene Gegend, in der die Bäche und Flüsse in 
tiefen Schluchten sich durch das granitene Gebein der Berge wüh- 
len, die Kalkarmuth des Bodens ein schwachknochiges Geschlecht 
bedingt, einsam auf den Berghöhen lebend, ohne Städte und mit 
sparsamen Dörfern, aber voll alter Forste, alter Burgen, alter Kir- 
chen und, wo der Tannenwald einen Ausblick erlaubt, mit der 
prächtigsten Fernsicht, wie von einem hohen Throne aus auf das 
Alpenland im Süden der Donau, zuerst auf die Stromufer, dann 
auf die anschwellenden Hügel, weiter auf die Voralpen und auf 
die nackten Kalkgipfel, endlich auf die Gletscher und Firnspitzen. 
Wer die Nordalpen mit Einem Blicke in ihrer ganzen Herrlichkeit 
übersehen will, der steige im Frühschein des Morgens nach einem 
Gewitter auf eine Kuppe des Machlandes. Eine solche Kuppe ist 
St. Thomas am Blasenstein, wo ich im Jahre 1862 gewesen war 
und sehnsüchtig nach der nördlicher gelegenen Burgruine Rutten- 
stein geblickt hatte. Dieses Ruttenstein war das Ziel einer kleinen 
botanischen Reise, welche ich von Grein aus den 7. August 1866 
mit meinem damals zehnjährigen Sohne Hans unternahm. Eine Car- 
riolpost führte uns nach Minichdorf, wo übernachtet wurde. Des 
anderen Tages lange vor Sonnenaufgang gingen wir bei der grell- 
sten Morgenröthe in das Thal der Naarn, die in ihrem keltischen 
Namen ein Denkzeichen der alten Landesbevölkerung gleich den 
anderen Flüssen des Mühlviertels, dessen unteren Theil das Mach- 
land ist, darbietet. Dort fand ich, seit dem Jahre 1833, wo ich sie 
an den Ufern des Gurkflusses in Kärnten beobachtet hatte, wieder 
zum erstenmale die rosenroth blühende Spiraea salieifolia, dann 
am Hügel von Ruttenstein in den Mauerritzen und auf den Schuti- 
halden äusserst zahlreich und üppig den seltsamen Seleranthus 
perennis. Unterdessen hatte sich über das Land gegen die Donau 
ein solches Meer von schleichenden, wurmartigen Nebeln gezogen, 
die Sonne hatte sich so verfinstert, die Wolken waren so graublau 
und ballenartig geworden, dass ich nie ein drohenderes, schreck- 
licheres Vorspiel eines kommenden Unwetters gesehen hatte. Nun 
galt es zu eilen. Nur im Fluge konnte ich noch hie und da eine 
Pflanze von der nächsten Umgebung des geraden Weges aufneh- 
men. So hatte ich damals das nordische Hypnum ochraceum kurz 
vor Pierbach am Flussufer gefunden. In diesem Dorfe war um 
keinen Preis ein Wagen zu bekommen gewesen. Während ich 
unter den ersten schweren Regentropfen gegen Zellhof anstieg, 
fasste ich den Entschluss im dortigen Gasthause den ärgsten Sturm 
abzuwarten und um eine Fahrgelegenheit, die mich bis Grein 
führen sollte, zu schicken. Während ich in der Stube sass und den 
gemachten und noch zu machenden Weg auf einem von mir mit- 
genommenen Auschnitte der Steinhauserischen Karte‘von Nie- 
derösterreich, die auch einen Theil von Oberösterreich umfasst, 
studierte, näherte sich mir ein Gerichtsdiener von Pregarten und 
forderte mich auf, ihm in das Nebenzimmer zu folgen. Dort fand 


54 


ich zwei als Zeugen berufene Bauern. Als ich mit meinem Sohne 
Hans eintrat, fragte er mich im Namen des Gerichtes um meinen 
Pass. Ich sagte, dass ich keinen habe, indem ich in Grein in’ der 
Sommerfrische sei, von woher ich einen botanischen Ausflug gemacht 
habe. Allein das half nichts. Ich und mein Sohn wurden der 
genauesten Untersuchung unterzogen. Die Landkarte, ja das blosse 
Erscheinen in diesem Thale, wo Touristen zu den gänzlich unbe- 
kannten Wesen gehören, hatte in dieser Zeit, wo man überall 
preussische Spione witterte, Verdacht erregt. Der Besitzer von 
Greinburg, dem prächtig gelegenen Schlosse ober Grein, dem auch 
Zellhof und Rultenstein gehören, d. i. der regierende Herzog von 
Sachsen-Koburg war ein Verbündeter Preussens gewesen. Sein 
Güterdirektor war wegen Verdachtes solcher Umtriebe in Wien im 
Gefängnisse und die Untersuchung, welche dessen Unschuld erwiesen 
hat, war noch nicht zu Ende geführt. Zufällig war ein Koburgischer 
Jäger am Wirthslische gesessen und ich hatte mich mit Verwen- 
dung der Karte mit ihm in ein Gespräch über die Gegend einge- 
lassen. Das hatte den Verdacht auf’s höchste gesteigert. Ich war 
also ein Spion. Ich war auch einer, aber die Gegenstände meiner 
Espionage waren schöne Pilze, seltene Moose, grüne Farne; sonsi 
hatte ich nichts auszuspioniren. Mein Notizbuch war voll lateini- 
scher Pflanzennamen. Der Gerichtsdiener und die Bauern verstanden 
aber nur deutsch; also ein neuer Verdacht, unverständliche Notizen 
in einer fremden Sprache. Der Gerichtsdiener erklärte mir nun, ich 
sei sein Gefangener und müsse mit meinem Sohne nach Pregarten 
zu Gericht. Es war ein Wetter, um keinen Hund auf die Strasse 
zu jagen, kein Wagen vorhanden, Hans und ich in leichten Klei- 
dern, bereits erschöpft durch den Marsch seit 4 Uhr Morgens und 
durch die Aufregung dieser Szene. Pregarten war vier Stunden 
weit entfernt. Dorthin sollten wir zu Fusse bei Sturm und Platz- 
regen wandern. Das war mehr als eine Unannehmlichkeit, weit 
mehr, es war eine Lebensgefahr, namentlich für das zarte Kind, 
das bei dem ersten Worte, dass ich ein Gefangener sei, in Thränen 
ausbrach und auf das rührendste um meine Befreiung bat. Die 
Lage war fast eine verzweifelte. Ich musste trachten durch Gründe 
zu überreden; allein wie schwer war es die richtige Grenze zu 
finden, nicht zu beleidigen, wo ich widerlegen, nicht aufzureizen, 
wo ich besänftigen wollte. Es musste mir an der Rückkehr nach 
Grein Alles daran liegen. In welche namenlose Angst hätle ich 
meine Frau und meinen älteren Sohn gestürzt, wenn ich zwei, 
drei Tage ausgeblieben wäre, nachdem ich an dem bestimmten 
Tage erwartet war. In Pregarten keine Postverbindung mit Grein, 
ausser über Linz. Erst in Linz persönliche Bekannte, die das Miss- 
verständniss lösen konnten. Es verflossen nun zwei qualvolle Stun- 
den, in denen das Zünglein hie und wieder schwankte. Mit Schauder 
erinnere ich mich jener Stunden, in denen ich meiner und meines 
Sohnes persönlicher Freiheit beraubt war. Damals ward mir klar, 
wie so die Freiheitsstrafe die empfindlichste aller Strafen sei un«d 


55 


so zu sagen alle anderen in sich fasse. Das geringe Geld, welches 
ich bei mir halte und offenbar nur zu einem ganz kurzen Ausfluge 
hinreichte, der mitgenommene Knabe, die richtigen Antworten auf 
eine Menge Kreuz- und Querfragen über Personen in Linz, die 
Pilze, Moose und Flechten, die Blumen und Kräuter in meiner Bo- 
tanisirbüchse trugen endlich den Sieg über die Zweifel an den 
Angaben über mich und den Zweck meiner Reise davon. Ich war 
wieder frei. Tieferschüttert bestieg ich den endlich aufgetriebenen 
Wagen und kehrte noch am selben Abend nach Grein zurück. Die 
sinkende Sonne beleuchtete das prächtige Schauspiel der drei Burgen 
Klamm, Greinburg und Kreutzen, welche scheinbar sehr genähert 
die Gegend beherrschten und der Donau in der Tiefe, welche am 
Rande Grein’s gleichsam einen See bildet, in dem die Dampfer und 
Holzschiffe eine lebhafte Staffage bilden. Mit der Dämmerung war 
ich wieder zu Hause; allein erst nachdem ein mehrtägiges Fieber 
das gestörte Gleichgewicht hergestellt hatte, konnte ich wieder 
einigermassen die verlorne Stimmung wiederfinden. Das Machland 
aber sah ich nimmer wieder. 


——— 


Literaturberichte. 


— „Gartenflora von Norddeutschland für angehende 
Botaniker, Gärtner, Lehrer und Blumenfreunde* bearbeitet von F. 
C. Laban. Hamburg bei Meissner. 1867. Octav p. 314. 

Der Verfasser des vorliegenden Werkes beabsichtigte nur eine 
Anweisung zum Selbstbestimmen der in den Gärten Norddeutschlands 
im freien Grunde vorkommenden Bäume, Sträucher, Stauden 
und Kräuter zu schreiben. Er schliesst somit alle Pflanzen des kalten 
und warmen Hauses vollkommen aus und beschränkt sich auf einen 
viel engeren Kreis von Culturgewächsen, als es Bosse und Ber- 
ger in ihren sehr guten Handbüchern thaten. Das vorliegende Buch 
zerfällt in drei Hauptabtheilungen. Die erste p. 1—49.dient zum 
Bestimmen der Gattungen und folgt dem Linne&ischen Systeme. 
Die zweite bei weitem grössere (p. 50—290) ermöglicht das Auf- 
finden der Arten und enthält die Gattungen in der Reihenfolge des 
Systemes von De Candolle. Die dritte endlich gibt eine Ueber- 
sicht über die Charaktere der einzelnen vorkommenden natürlichen 
Familien (p. 290—313). In sämmtlichen drei Schlüsseln ist das Detail 
des behandelten Materiales nach der analytischen Methode gruppirt. 
Dem Zwecke des Buches entsprechend werden hauptsächlich jene 
Merkmale hervorgehoben, welche in die Augen fallen und die Pflanze 
leicht erkennen lassen. Bei den Arten werden nebst den nöthigsten 
Differentialcharakteren noch angegeben die beiläufige Grösse, die 
Blüthezeit, die Lebensdauer, endlich das Vaterland. Der Verfasser 


56 


bewährt sich dabei als ein praktisch erfahrener Kenner der Garten- 
pflanzen und dem entsprechend kann sein Werk für Anfänger und 
Dilettanten auch als ein ganz praktischer Schlüssel zum Finden des 
Namens der im Freien ausdauernden Gartenpflanzen anempfohlen 
werden, Dr. H. W. Reichardt. 
Sprawozdanie Komisyi Fizograficznej c. k. Towarzystwa nau- 
kowego Krakowskiego etc. Kraköw 1867. (Bericht der physiographi- 
schen Commission der Krakauer gelehrten Gesellschaft). Die Grün- 
dung dieser Gesellschaft wurde seiner Zeit von Manchem mit Freuden 
begrüsst, man glauble eine neue Aera für die naturwissenschaft- 
liche Durchforschung Galiziens herangebrochen und erwartete von 
ihr eine Thätigkeit; wie sie in einem Lande, das in seinen ver- 
schiedenen Beziehungen zur Wissenschaft unbekannt dasteht, ange- 
zeigt ist. Der vorliegende Band ist das erste Lebenszeichen, das 
dieselbe von sich gegeben, eine Reihe von verschiedenen Abhand- 
lungen finden sich vor, die insgesammt zu besprechen der kurze 
Raum nicht gestaltet, wesshalb nur die botanische Abtheilung 
berücksichtigt werden soll. Dieselbe enthält fünf botanische Auf- 
sälze. 1. Vegetation der Umgebung von Lezajsk von V. Jablonski. 
Der Verfasser, bekannt durch seine Beiträge zu Herbich’s letzten 
Arbeiten, schildert die Vegetation dieses im Rzeszower Kreise ge- 
legenen Städtchens, das er öfters besuchte und zählt dann unter 
Angabe der Standorte gegen 513 Arten auf. Interessant ist das 
Auffinden der Scabiosa australis Wulf., die für Galizien neu ist. 
Verfasser führt sie als S. inflexa Kluk auf. Dieser den westeuro- 
päischen Botanikern ungeläufige Name ist älter als der Wulfen’s 
und wurde von Christof Kluk in seinem „Dykeyonarz roslinny* 
elc. Warschau 1788 im dritten Bande S. 56 aufgestellt. Die Vor- 
würfe, die Waga in seiner „Flora Polonica Warschau 1848* den 
deutschen Floristen machte, waren nur zu gerecht, da Wulfen’s 
Name ein nichtssagender und unrichtiger ist. Kluk’s Beschreibung 
ist so trefflich, dass Ref. als er sie durchlas, die fragliche Pflanze 
für S. australis hielt, was er später von Andern bereits bestätigt 
fand. Die Jablonskische Arbeit ist ein wichtiger Beitrag zur 
Flora dieses Kreises und befriedigt vollkommen. Von den folgenden 
Aufsätzen‘: 2. Stryer Pflanzen von Pastor Zipser. 3. Pfl. von Za- 
bie, der Czarna Hora und Burkuts im Kolomea-Kreise von P. Wit- 
wicki. 4. Pfl. aus der Umgebung von Sokolnik im sandomirer Walde 
von Dr. J. Jachno. 5. Kryptogamische Gewächse aus der Umgebung 
von Biala von J. Rabl, kann dieses nicht gesagt werden. Sie 
stellen bloss alphabetische Verzeichnisse dar, die Nomenclatur der- 
selben trägt nichts Modernes an sich, mit der Synonymik wurde 
leicht gehandhabt, Namen wie Juncus communis E. Meyer und J. 
effusus L. u. s. w. stehen unbeansländet neben einander. Sie wurden 
nach Pflanzensammlungen, welche diese Herren der physiographi- 
schen Gesellschaft überschickt haben, zusammengestellt, erhielten 
somit ihre Adjustirung von einem Redactionsmitgliede, was uns um 
so mehr befremdet, da wir an der Spitze der Commission Männer, 


57 


die auf dem heutigen Standpunkte der Phytografie nicht aber auf 
dem vor 40 Jahren stehen, wähnten. Weiter folgen phänologische 
Beobachtungen begonnen in Lemberg von Dr. Rohrer, im Kra- 
kauer botanischen Garten von der Direclion desselben und in Po- 
degrodzie von Dr. Grzegorzek. Schliesslich ist noch zu erwäh- 
nen die Uebersicht der bisher trigonometrisch gemessenen Punkte 
der Tatra und’ der benachbarten Thäler von Dr. E. Janota. Es 
ist diess eine mit grosser Sorgfalt und Literaturkenntniss (diese 
reicht bis zum Jahre 1620 zurück) zusammengestellte Arbeit, 
welche inedirte Angaben von Blasius enthält und unter Zahl 5. 
Beiträge zur Verbreitung der Bäume und Sträucher in der Tatra 
liefert. Schliesslich was den Antrag des Dr. Czer wiakowski, 
Sammlungen in verschiedenen Gegenden Galiziens vornehmen zu 
lassen und diese zu honoriren, betrifft, so hält Ref. diess für total 
unzweckmässig und es angezeigter wäre, die botanisch unbekannten 
oder interessanten Punkte durch junge Forscher, an denen es auch 
in Galizien nicht mangelt bereisen zu lassen. Adomonere voluimus 


non mordere, prodesse non laedere. Josef Armin Knapp. 
Correspondenz. 


Grosswardein, den 13. December 1867. 


Auf der Hieherreise machte ich von Czegled aus einen Ab- 
stecher nach Pesth, um daselbst 2 Tage zuzubringen. Ich sah da- 
selbst im Nationalmuseum wegen einiger dubiösen Pflanzenarten 
im Herbar Kitaibel’s und in den Sammlungen Friwaldszki’s 
aus Rumelien nach, fand aber nicht Alles, was ich suchte. Nament- 
lich thut mir leid, Kitaibel’s Grosswardeiner Corydalis elevieulata 
nicht angetroffen zu haben. Von Hibiscus fulvus befindet sich im 
Kitaibel’s Herbar 1 Exemplar; aber der Standort ist nicht näher 
angegeben. — In der Friwaldszkischen Sammlung kam ich auf 
mehrere interessante Sachen. So z. B. findet sich daselbst unter 
dem Namen Sesleria sphaerocephala eine Pflanze, die ich für Alo- 
pecurus brachystachys M.a B. halte; ein Crocus biflorus von Kar- 
lova ist eine ganz neue Art, die PanciC auch in Serbien als €. 
minimus aufführt und die ich in Briefen Crocus Paneicii nannte 
etc. elc. — Der kleine botanische Garten, den ich mit mir führe, be- 
findet sich ganz wohl. Die zwei Zwiebel der Kazaner Tulpe haben 
bereits zollhoch getrieben; Hieracium rhodopaeum kommt ganz gut 
fort; Iris Reichenbachü, lepida ebenfalls. Auch Ferula Heuffelii 
entfaltet schon Knospen, obwohl ich die derben Rhizome blos in 
Tücher eingewickelt habe und erst in Siebenbürgen eingraben will. 

Janka. 


58 


Staykowo in Posen, den 19. December 1867. 


Erigeron droebachensis hält Dr. Ascherson nur für eine 
auf feuchterem Boden wachsende Varietät von Erigeron acre, dem 
widerspricht aber ihr biesiges Vorkommen ganz entschieden, da sie 
hier an dem Südostabhange eines sehr dürren Höhenzuges steht, 
während Erigeron acre häufig auf viel fruchtbarerem Boden vor- 
kommt, und doch unterscheidet sie sich ausser durch die schwache Be- 
haarung auch auffallend durch den hohen kräftigen Wuchs. Ich 
werde im nächsten Jahre Versuche mit Aussaat des Samens auf 
verschiedenem Boden anstellen. Veronica anagalloides Guss. habe 
ich hier ebenfalls an mehreren Stellen gefunden. Die Behaarung 
kann als Hauptmerkmal nicht gelten, da dieselbe nach meinen 
Beobachtungen an allen Formen von Veronica Anagallis aquatica 
L. vorkommt, auch an Formen die im tiefen Wasser wachsen. Da- 
gegen scheint die den Kelch überragende Kapsel ein viel besseres 
Merkmal zu sein, da ich bis jetzt wenigstens noch kein Exemplar 
gefunden habe, das diese Form der Kapsel gezeigt hätte und nicht 
auch Drüsenhaare an den Fruchtstielchen und fast ganzrandige 
Blätter hatte. R. Hülsen. 


Kirchheim u. T. Kgr. Württemberg, Jänner 1868. 


Es können gegen frankirte Einsendung des Betrages folgende 
Pflanzensammlungen von mir bezogen werden. Die Preise sind in 
Gulden und Kreuzern rheinisch, in Thalern und Silbergroschen 
preussisch Courant und in Franken und Centimen angegeben. 1. Blytt 
aliorumque pl. Scandinaviae. Sp. 40—300. fl. 1.36—12.0, Thlr. 0. 
28—7.0, Fres. 3.44—25.80. — 2. Musci frond. Angliae, Scotiae, 
Hiberniae. Sp. 100. fl. 12.0, Thlr. 7.0, Fres. 26. — 3. Huet du Pa- 
villon pl. m. Pyrenaeorum or. et centr. et Pedmonti. Sp. 200— 244. 
il. 23.20— 28.28, Thlr. 13.10—16.8,. Fres. 50.0-—61.0. — 4. Mabille 
pl. ins. Corsicae. Sp. 300. fl. 36.0, Thlr. 21.0, Fres. 78.0. — 5. Cesati, 
Garuel, Savi pl. Italiae borealis. Sect. IX. Sp. 20—100. fl. 2.0—10.0, 
Thlr. 1.5—5.22, Fres. 4.28—21.40. Auch die Lieferungen I—VIIl. 
stehen zu Diensten. — 6. Huet du P. pl. Siciliae, Calabriae, mont. 
Aprutior. Sp. 217—583. fl. 25.19—68.0, Thlr. 14.14—38.26, Fres. 
54.25— 145.75. — 7. Todaro Flora sicula exsiccata. Sp. 600. fl. 56.0, 
Thlr. 32.0, Fres. 120.0. — 8. Heldreich, aliorumque pl. Graeciae. 
Sp. 20— 96. fl. 2.24—11.31, Thlr. 1.12—6.22, Fres. 5.20— 24.96. — 
9. Huet d. P. aliorumque pl. orientales. (Graeciae Asiae min., Cretae.) 
Sp. 101. fl. 18.51, Thlr. 10.23, Fres. 40.40. — 10. Kotschy pl. Persiae 
australis rariores. Sp. 100—400. fl. 16.0—64.0, Thlr. 9.4—36.16, Fres. 
34.30—137.20. — 11. Kotschy pl. Persiae australis vulgatiores. Sp. 
20 —100. fl. 2.0—10.0, Thlr. 1.5—5.22, Fres. 4.283—21.40. — 12. Ba- 
lansa pl. Lydiae. (Smyrnae caet.) Sp. 112. fl. 15.40, Thir. 8.29, 
Fres. 33.60. — 13. Balansa pl. Ciliciae (mı. Tauri) Phrygiae, Cap- 
padociae. Sp. 160. fl. 22.24, Thlr. 12.24, Fres. 48.0. — 14. Kotschy 
pl. m. Tauri Ciliciae. Sp. 20—70. fl. 2.48.—9.48, Thlr. 1.18 —5.18, 


g 


OU 


Fres. 6—21. — 15. Blanche pl. Syriae. Sp. 170. fl. 23.48, Thlr. 13.18, 
Fres. 51.0. — 16. A. Fuchs pl. m. Himelaya. Sp. 20—100. fl. 2.48—14.0, 


Thlr. 1.18—8.0, Fres. 6.0—30.0. — 17. Metz pl. Indiae orientalis. 
(Prov. Canara, Mahratt. austr., Malabar.) Sp. 50—660. fl. 5.0— 92.24, 
Thlr. 2.26 --52.24, Fres. 10.70—198.0. — 18. Metz pl. montium 


Nilagiri. Sp. 50—720. fl. 6.0—108.0, Thlr. 3.15—62.22. Fres. 13.0 
— 231.48. — 19. Thwaites pl. zeylanicae. Sp. 20—1480. fl.3.36— 266.24, 
Thir. 2.2—152.28, Fres. 7.72—571.28. — 20. Pl. indicae, quarum 
patria specialis ignota. Determ. Hasskarl. Sp. 15—110. fl. 1.30 —11.0, 
Thlr. 0.26—6.10, Fres. 3.21 — 23.54. — 21. Choulette aliorumque pl. 
Algeriae. Sp. 20 —500. fl. 2.0—50.0, Thlr. 1.5— 28.20, Fres. 4.28— 107.0. 
— 22. Paris aliorumque pl. boreali-africanae e prov. Sahel, Kabylia et 
e deserto Sahara. Sp. 100—200. fl. 12.0— 24.0, Thlr. 7.0—14.0, Fres. 
26.0—52.0. — 23. Kralik et Schimper pl. Aegypti. Sp. 20—175. fl. 
2.0— 21.36, Thlr. 1.5—12.15, Fres. 4.28—45.50. — 24. Perrottet et 
Brunner pl. Senegamb. Sp. 10—90. fl. 1.24—12.36, Thlr. 0.24—7.6, 
Fres. 3.0— 27.0. — 25. Kumlien pl. civit. Amer. bor. Wisconsin. 
Sect. I. Sp. 20— 100. fl. 2.24— 12.0, Thlr. 1.12 — 7.0, Fres. 5.20— 26.0. 
Auch von der ersten Lieferung sind noch Exemplare vorhanden. — 
26. Lesquereux Musei frond. Americae borealis. Sp. 80. fl. 11.12, 
Thlr. 6.12, Fres. 24.0. — 27. Pl. territ. rei publ. Ecuador. Nur z. 
Theil bestimmt. Sp. 20—130. fl. 3.12—20.48, Thlr. 1.25—11.26, 
Fres. 6.86— 44.60. — 28. Germain pl. chilenses. Sp. 28—96. fl. 5.14 
— 17.55, Thlr. 3.0 —9.20, Fres. 11.20—38.40. — 29. Verrieux alio- 
rumque pl. Novae Hollandiae. Sp. 18-100. fl. 3.15—18.0, Thlr. 
1.26— 10.10, Fres. 6.95—38.60. — 30. Preiss pl. Novae Hollandiae 
austro-oceident. Sp. 240. fl. 36.0, Thir. 20.17, Fres. 87.16. — Mit 
Ausnahme der Beckerschen Wolgapflanzen und der Breutelschen 
Pflanzen von den Antillen, die vergriffen sind, sind die übrigen P. 
57—60 des Jalrganges 1867 dieser Zeitschrift aufgeführten Pflan - 
zensammlungen noch von mir zu beziehen. Buchhandlungen, die 
Bestellungen zu vermitteln die Güte haben, werden höflichst ersucht, 
sich Kosten für Transport und Geldzusendung, sowie Provision von 
den Abnehmern vergüten zu lassen. Dr. R. F. Hochenacker. 


Athen, den 21. December 1867. 

Im Oktober fiel hier der erste Regen. Zu dieser Zeit blühet 
eben eine Convolvulus-Art mit schönen blauen Blumen und diese 
zeigten sich bald nach dem Regen roth punktirt, gleichsam als 
hätte man sie alle mit einer Säure besprengt. Ich beobachtete diese 
Erscheinung schon mehrmals und schreibe sie der Salpetersäure 
zu, die sich in Folge elektrischer Einwirkung in der Alınosphäre 
bildet. — Seit einer Reihe von Jahren sind die Griechen grosse 
Freunde aller Arten Bäder geworden, so namentlich auch der Mee- 
resbäder. Auf verschiedenen Inseln des griech. Archipels sind Kräu- 
terbäder im Gebrauche, zu denen man verschiedene Strandpflanzen 
verwendet, so: Statice maritima, Zostera marina, Hedysarum Al- 
hagi, Salsola, Halimus u. a. Diese Bäder, welche durch den Pflan- 


60 


zenabsud chlor-, jod- und brombältig werden, erweisen sich sehr 
heilsam bei Skrophelnkrankheiten. — Im Kloster des heil. Minas auf 
der Insel Paros befindet sich eine Juglans regia, deren Früchte 
kleiner sind als die gewöhnlichen Nüsse und deren sehr dünne 
Schalen sich ganz durchlöchert und zerschlitzt bilden. Will man 
eine solche Nuss zum Keimen bringen, so muss man sie in Baum- 
wolle oder ein Stückchen Tuch gehüllt in die Erde legen, damit 
die Feuchligkeit auf sie langsamer einwirken könne. Ohne den Ge- 
brauch dieser Massregel verfault sie stets im Boden. — Die Rinde 
von Ailanthus glandulosa zeigt sich sehr wirksam gegen den Band- 
wurm. Ich habe schon bei vielen Leuten dieses Mittel mit dem 
besten Erfolge versucht. — Es gibt bei uns eine Morus-Art, deren 
wohlschmeckende Früchte vom Safte strotzen, aber Finger und 
Lippen so nachhältig rothblau färben, dass man es vorzieht, sie 
nicht zu geniessen; obwohl sie sehr kühlend sind. Sonderbar ist es, 
dass die Blätter des Baumes auch das einzige Mittel bieten, die 
Farbe zu entfernen, welche augenblicklich verschwindet, wo sie in 
Berührung mit dem Safte dieser Blätter gebracht wird. — Aus den 
gerösteten Knollen der Asphodelus bereiten die Orientalen eine 
dextrinhältige Substanz, die von Schuhmachern, Buchbindern u. a. 
als Kleister verwendet wird. Der frische Saft dieser Knollen aber 
wird vom Volke in Form von Einreibungen gegen mancherlei Haut- 
krankheiten gebraucht. — Conyza squarrosa kommt in Griechen- 
land allentkalben vor und man benützt die Pflanze zum Fange von 
Flöhen und Mücken, die an ihrer klebrigen Oberfläche hängen blei- 
ben. Auf Kreta wird die Pflanze als letztes Mittel gegen typhöse 
Fieber angewendet. Zu diesem Zwecke wird das Bett des Kranken 
mit derselben bestreuet und er selbst mit ihr vollkommen bedeckt. 
Landerer. 


Versammlung deutscher Naturforscher und 
Aerzte. 


Die 41. Versammlung deutscher Naturforscher fand in Frank- 
furt a. M. vom 19. bis zum 24. September v.J. statt. In der Sektion 
für Botanik kamen nachfolgende Gegenstände zur Verhandlung: 

In der Sitzung am 19. Sept. unter dem Vorsitze von J. D. 
Wetterhan wies Pollender, gestützt auf den Briefwechsel zwi- 
schen Malpighi und H. Oldenburg, welcher bei dem Erscheinen 
von Malpighi’s „Anatomes plantarum idea* Sekretär der Royal 
Society war, die Selbstständigkeit der Forschungen von Grew 
neben denen Malpighi’s ausführlich nach und gab sodann 
einige Bemerkungen über seine neueste Arbeit „über das Entstehen 
und die Bildung der kreisrunden Oeffnungen in der äusseren Haut 


61 


des Blüthenstaubes.*“ — Hildebrand sprach über den Einfluss 
der Bastarlirung auf die Fruchtbildung. Neubert bemerkte, dass 
die Bastartfruchtbildung nur zwischen schon hybridisirten Arten 
bekannt sei. Kanitz erwähnte einer Bastartfruchtbildung zwischen 
Lycopersicum esculentum und Capsicum annuum. — Hildebrand 
zeigte einen löjährigen von Geisblaltranken umschlungenen und diese 
überwallenden Birkenstamm vor. Der untere Theil des überwallten 
Stammstückes vom Geisblatte hatte 9, der mittlere 4 und der obere 
6 Jahresringe. Fleischer erwähnte ein ähnliches Vorkommen an 
Eschen. — Hildebrand sprach über die Pollinien der Asclepia- 
deen. Die Pollenschläuche entwickeln sich nur aus bestimmten Re- 
gionen, am scharfen Winkel des am Träger haftenden Polliniums. 
Das am Fusse eines Insektes hängende Pollinium wird später so 
gewendet, dass diese Stellen der Narbenfläche beim Abstreifen 
vom Insektenfusse zugekehrt werden. Derselbe besprach ferner 
Achlya racemosa Hild., Syzygites ampelinos Hild. und S. echi- 
nocarpus Hild. — Bail besprach den Zusammenhang zwischen 
Empusa Muscae und Mucor racemosus. Im Wasser schwimmende 
Fliegen lassen nicht Empusa sonder Achlya entstehen. Saprolegnia 
und Achyla sind nicht zu trennen. Fliegen, welche auf feuchtem 
Moose liegen, erzeugen neben Empusa auch Mucor racemosus. 
Auch Raupen werden durch Empusa getödtet. Raupen von Noctua 
piniperda verheerten bei Danzig 22.000 Morgen von Wäldern, sie 
wurden fast gänzlich durch Empusa wieder vernichtet. Aus der an 
den Puppen vorkommenden Pilzbildung entstand durch Cultur ein 
neuer Mucor (Rhizopus), auch Zygosporenpflanzen, sowie Pflänz- 
chen zweier Cephalosporiumarten wurden erzogen. — Hoffmann 
erwähnte, dass es ihm gelungen sei aus Mucor zu erziehen Achlya, 
indem er erstere auf Fischschuppen übertrug. Unter Wasser bilde 
sich Saprolegnia, an der Luft aber Mucor. — Wetterhan theilte 
mit, dass Burkhausia setosa, welche 1865 bei Frankfurt an 
einem einzigen Standorte nur sehr spärlich vorgekommen sei, im 
nächsten Jahre in reichlicher Menge .aufgetreten sei. 

In der zweiten Sitzung am 20. Sept. unter dem Vorsitze von 
Prof. Hoffmann, theilte Thome seine Untersuchungen der Reis- 
wasserstühle mit, in welchen er eine neue Fadenpilzform, Cylin- 
drotaenium, nebst Bacterien vorland. Jener Fadenpilz unterscheidet 
sich von Oidium durch die succedane Abschnürrung der Sporen. 
Hallier fand neben dieser Form noch eine zweite Fruktifikation, 
eine mit Sporen erfüllte Blase, welche er zu Urocystis zieht. Frische 
dem Epithel der Zunge entnommene Zellen werden nun, mit Bac- 
terien zuammengebracht, sichtlich schneller desorganisirt. Solche 
inficirte Zellen des Epithelgewebes der Zunge gleichen in ihrem 
Zustande vollständig den in dem Darm der Cholerakranken sich 
vorfindenden Epithelzellen. Die den Darmzellen anhaftenden Kör- 
perchen stimmen mit den in den Reiswasserstühlen befindlichen 
Bacterien überein. Desinfieirung wird durch Eisenvitriol leichter 
herbeigeführt, als durch Chlorkalk, am leichtesten aber durch Mi- 


62 


neralsäuren. Prof. Hoffmann seizte seine Bedenken über das 
Vorgetragene auseinander. Die Bacterien selbst können keine Zer- 
setzung hervorrufen, sie selzen schon eine Zersetzung voraus. Es 
gebe keine specifischen Cholerapilze, so wie keine speecifischen 
Gährungspilze existiren, vielmehr allverbreitete Schimmelpilze, je 
nach den Bedingungen, die einzelne Gährungsformen veranlassen. 
So erklärte er auch die vermeintlichen Cholerapilze für Formen 
von Bacterien, Oidium, Mucor, Penicillium. Prof. Pettenkofer 
wies darauf hin, dass Contagiosiltat des Cholerakeimes keine direkt 
wirkende sei. Sie werde vielmehr bedingt von der Mitwirkung des 
Bodens, in welchen die Cholerastühle gelangen, dann von der Jah- 
reszeit. Bei botanischen Untersuchungen über die Cholerakeime 
sind daher die Bodenverhältnisse zu verschiedenen Zeiten des Jahres 
zu beobachten. 

In der dritten Sitzung am 21. Sept. unter dem Vorsitze des 
Dr. Hasskarl besprach Woronin eine eigenthümliche Entwicke- 
lungsweise einer neuen Pyrenomyceten-Gatiung Sorduria, welche 
3 Fruktifikationsformen besitzt, — Bail besprach seine neuere 
Arbeiten über Gährungspilze. Die Hefe stelle keinen eigenthüm- 
ichen Pilz dar, sondern sie entstehe durch Keimung der Sporen 
bekannter Pilze in der Maische. — Nöllner gedachte der Ent- 
wickelung grünen organischen Schlammes unter Umständen, die 
ihm für eine Generatio sponlanea zu sprechen scheinen; ferner 
seiner Untersuchungen über den Einfluss farbigen, besonders grünen 
Lichtes auf die Entwickelung der Laubwoose: ferner der Bestim- 
mung der Moosspecies nach den Blättern vermiltelst des polari- 
sirten Lichtes, endlich der Bildung des Salpeters, seiner Aufnahme 
aus dem Boden und seines Wiederzerfalls in der Pilanze. Letzterer 
sei der Einwirkung des Sonnenlichtes zuzuschreiben, da Salpeterkry- 
stalle sich besonders in dem Lichte nicht ausgesetzten Pflanzentheilen 
finden. — Ohler zeigte Stöcke von Cissus discolor mit sich vom 
Lichteabwendenden Ranken; ein Beispiel vonnegativem Heliotropismus. 

In der vierten Sitzung, den 23. Sept. unter dem Vorsitze von 
Prof. Wigand besprach Wetterhan eine abnorme Bildung von 
Salvia pratensis, welche sich seit 5 Jahren sowohl im Freien als 
in den Garten versetzt konstant erhält. — Hasskarl theilte eine 
Untersuchung der Grasblülhe von Dr. Schenk mit. Letzlerem ist 
es gelungen, in einer Grasblüthe neben den 2 bekannten Lodiculae 
noch 2 kleinere derartige Bildungen aufzufinden. Ihm scheint die 
Grasblüthe aus einer Anzahl alternirender, auf ungleicher Höhe um 
den Fruchtknoten stehender, zweigliederiger Virtel zusammenge- 
setzt, nämlich: 1. Kreis glumae, 2. paleae, 3. und 4. Lodiculae und 
5. Kreis Staubblätter. Die Dreizahl der Staubfäden entsteht nach 
ihm dadurch, dass bei einem 2 gliederigen Kreise 3 nerviger 
Blätter von dem einen Blatte nur die Mittelrippe, von dem andern 
aber die 2 Seitennerven zur Antherenbildung kommen. Bei Bam- 
busa gelangen alle 6 Nerven der 2 Blätter des Staubblatikreises 
zur Entwickelung. Prof. Wigand bemerkte, dass er die palea in- 


63 


ferior für ein Deckblatt, die palea superior für ein am Blüthenstiel 
befindliches Vorblatt halte. Nach ihm ist die Blüthe nackt, die Vir- 
telbildung beginnt erst mit den Staubfäden. Die Entwickelungsge- 
schichte lässt die Lodiculae nur als Anhängsel der palea superior 
erkennen. 


Personalnotizen. 


— Dr. Nitschke ist zum ausserordentlichen Professor der 
Botanik an der philosophischen Akademie zu Münster ernannt worden. 

— Dr. A. M. Zumagligni starb am 14. November in Biella 
in Piemont. 

— Dom. Bilimek hat sich nach Miramare begeben, um dorten 
als Direktor die kais. Mexik. naturhistorischen Sammlungen zu 
bewahren, 


Vereine, Gesellschaften, Anstalten. 


— In der Sitzung der zool. bot. Gesellschaft am 4. De- 
cember berichtet Prof. Simony über eine bei Hallstadt auf der 
Klausalpe in der Höhe von 2000' vorkommende Hänge- oder Schnürl- 
fichte, Pinus abies ß. viminalis W hinb.g. Diese im mittleren Schweden 
an einzelnen Orten vorkommende und dort schon über 100 Jahre 
bekannte Fichte unterscheidet sich von den Verwandten durch die 
verhältnissmässig dünnen, hängenden, nackten und nur an den Spitzen 
belaubten Aeste und Zweige, und durch den tetragonalen Quer- 
schnitt der Nadeln. In Mitteleuropa sind bisher nur wenige Standorte 
bekannt. Ein solcher ist in der Nähe des Badeortes Schmeks in 
Oberungarn; im Wiener botan. Garten befindet sich ein etwa 10 
Jahre altes Exemplar. E. Hackel bemerkt, dass eine Hängefichte 
auch in der sächsischen Schweiz, und R. v. Frauenfeld, dass 
eine solche im Parke von Lilienfeld vorkomme. — Dr. Reuss 
jun. berichtet über die Ergebnisse seiner im verflossenen Frühjahre 
unternommenen Exkursion in Istrien undauf den quarnerischen Inseln. 
— R. v. Frauenfeld theilt mit, dass in Folge der in der letzten 
Sitzung mitgetheilten Forschungen des Custos Dr. H. W. Rei- 
chardt über das Haus, in welchem K. Clusius während seines 
Aufenthaltes in Wien wohnte, der Ausschuss beschlossen habe, auf 
dem Hause Nr. 10 in der Wollzeile eine Gedenktafel zu errichten, 
deren Kosten durch eine Subskription unter den Gesellschaftsmit- 
gliedern gedeckt werden sollen. — Dr. H. W. Reichardt berichtet 
über einen zweiten Standort des Scolopendrium vulgare auf dem 
Geisberge bei Wien, und über das Vorkommen von Sempervivum 


64 


montanum auf der südlichen Abdachung des „Stuhleck* an der nie- 
derösterr. Grenze in Obersteiermark, — J. Juratzka berichtet 
über Campanula latifolia, welche für Böhmen bisher nur von einem 
einzigen Standorte, nämlich aus dem Elbegrunde im Riesengebirge 
(Tausch) bekannt war, dass E. Hackel einen neuen Standort der- 
selben, in einem Haine zu Schönborn bei Warnsdorf in grosser 
Menge aufgefunden habe, — ferner über das Vorkommen des Ophio- 
glossum vulgatum var. polyphyllum Milde auf dem Rollberge bei 
Niemes in Böhmen, woselbst es von Schauta gefunden und an 
Hackel mitgetheilt wurde. Milde gibt in seiner Abhandlung „über 
einige Sporenpflanzen der deutschen Flora“ (Ahhandl. d. zool. bot. 
Ges. 1867, p. 828) nur einen deutschen Standort dieser interes- 
santen Farenform bei Gräfenberg am Wege nach Reiwiesen an. J. J. 

—- In der Sitzung der kais. Akademie der Wissenschaften am 
31. Oktober übersandte Prof. F. Unger einen „Beitrag zur Ana- 
tomie und Physiologie der Pflanzen“, der von der Ausfüllung der 
Spiralgefässe durch Zellgewebe handelt. Schon den ältesten Ana- 
tomen war es bekannt, dass sich die luftführenden Spiralgefässe 
mehrerer unserer Holzgewächse im Alter mit Zellgewebe erfüllen. 
Man konnte diese Erscheinung nicht erklären, und es ist J. Schlei- 
den der erste, welcher die Vermuthung aussprach, dass nicht die 
darin ausgeschiedenen Substanzen Veranlassung zur Entstehung 
neuer Zellen seien, sondern dass sich hiebei die an die Gefässe 
anstossenden Zellen betheiligen. Diese Ansicht wurde von einem 
„Ungenannten“ durch vortrefllich ausgeführte Untersuchungen vor 
12 Jahren thatsächlich nachgewiesen. Gegen diese nunmehr von 
allen Anatomen gelheilte Ansicht hat vor kurzem Prof. J. Böhm 
nicht bloss Zweifel erhoben, sondern auf eigene Untersuchungen 
fussend eine diametral entgegengesetzte Meinung veröffentlicht. 
Prof. Unger, gleichfalls der früheren Ansicht huldigend, hat nun 
in der vorgelegten Abhandlung neue, triftige Beweise für die ältere 
Ansicht beigebracht, nach welcher ein Hineinwachsen nachbarlicher 
Zellen in den offenen Gefässraum umständlich dargelegt und durch 
Zeichnungen erläutert wird. Dass die Einwirkung der Luft und na- 
mentlich der Sauerstoff derselben höchst wahrscheinlich der Erreger 
dieser Zellwucherung sei, geht vorzüglich aus den Experimenten 
Böhm’s hervor, die weiter verfolgt manche neue Thatsache im 
Pflanzenleben zu oflegbaren versprechen. 

— In einer Sitzung des naturwissenschaftlich. Vereines 
in Graz am 30. November sprach Dr. J. B. Holzinger über 
das zu London 1864 in englischer Sprache erschienene, mit pracht- 
vollen Illustrationen ausgestallele Reisewerk von J. Gilbert und 
G. 6. Churchill: „The Dolomite Mountains“, welches Werk von 
G. A. Zwanziger in’s Deutsche übersetzt wurde, und wovon 
soeben der 2. Band die Presse verliess. J. Gilbert und G. C. 
Churchill, beide Geologen, der letztere auch Botaniker, halten 
sich in Absicht auf geologische Forschungen vorgenommen, eine 
von der gewöhnlichen Route englischer Reisender auf dem Conti- 


65 


nente abweichende Richtung einzuschlagen und hiezu den Kern 
des Dolomitgebietes gewählt, das sich in Tirol, Kärnten, Krain und 
Friaul am ausgedehntesten findet und den ganzen Alpenzug von 
Bozen bis Cilli umfasst. Bei ihrer dreijährigen Alpenfahrt wollten 
die Engländer Erfahrungen aus möglichst vielen Gesichtspunkten 
sammeln, wobei sie es durchaus nicht verschmähten, sich thunlichst 
zu amüsiren. Die Herren nahmen sogar ihre Frauen mit, von denen 
insbesondere Mistress Churchill eine vortreffliche Zeichnerin ist. 
Ihre Gesellschaft war keineswegs der Expedition hinderlich, son - 
dern es bemerken vielmehr die Herren ausdrücklich, dass sie den- 
selben „gar manche interessante Situationen* verdanken, ja dass, 
wenn sich die Damen herbeigelassen hätten, selbst die Reise zu 
beschreiben, das Buch bei weitem unterhaltender ausgefallen wäre, 
Da es den Reisenden mehr darum zu thun war, dem Touristenpu- 
blikum Englands einen Wegweiser in die österreichische Alpenwelt, 
als eine trockene Abhandlung über das Wesen der Dolomitberge 
zu geben, so haben sie eine Vortragsweise gewählt, die für das 
grosse Publikum anziehend sein sollte. Sie haben also grössten- 
theils in Tagebuchform, mit Zugrundelegung einer eingehenden 
Schilderung des landschaftlichen Charakters jeder Gegend ihre 
Reise beschrieben und die Aufzeichnungen durch charakteristische 
Episoden über Gebräuche, Trachten und Manieren der deutschen, 
slovenischen und italienischen Bevölkerung, durch Anführung von 
Sagen der Vorzeit u. s. w. interessant gemacht, auch jede nur 
halbwegs merkwürdige Ruine, die Burgen und Schlösser ihrer Tour 
bezüglich der Lage, Bauart und historischen Bedeutung besprochen 
und als Resultat einer scharfen Beobachtungsgabe in Hülle und 
Fülle Localskizzen naturhistorischen Inhaltes gegeben. Beinahe jede 
der vielen Haltstationen wurde von den Reisenden einer Kritik hin- 
sichtlich der Herberge unterzogen, in welcher Beziehung es aber 
leider nicht viel zu loben gab, so dankbar sich auch die Engländer 
in ihrem Werke für jede nur halbwegs erträgliche Bewirthung 
zeigten. Der Vortragende knüpft hieran die Bemerkung, dass trotz 
Humphry Davy’s Ausspruch, das österreichische Alpenland sei fast 
schöner als die Schweiz, vorerst das Beispiel der letzteren nach- 
geahmt und auch für den Comfort der Reisenden gesorgt werden 
müsse. „Die Dolomitberge* sind ein nach Anlage und Ausführung 
höchst praktisches Handbuch, welches kein Tourist, dessen Wan- 
derung durch die eben genannten Länder geht, wird ganz igno- 
riren können, wenn er anders in kurzer Zeit und auf gute Art 
den Hauptreiz dieser vaterländischen Gegenden würdigen und das 
richtige Verständniss dafür mitbringen will. Dass gerade G. A. 
Zwanziger, der Kenner eines grossen Theiles der österreichi- 
schen Alpenwelt und anerkannt tüchtige. Naturforscher, sich um 
die Uebersetzung des Werkes angenommen, ist für das Buch selbst 
die beste Empfehlung. Obgleich im Ganzen mit echt englischem 
Pickwicklerhumor geschrieben, ist das Werk doch in den Partien, 
die der Darstellung des Charakters der landschaftlichen Scenerie 
Oesterr. botan.Zeitschrift. 2. Heft. 1868. 5 


66 


gewidmet sind, mit ebensoviel Tiefsinn als Gründlichkeit gearbeitet. 
Wo die Reisenden von dem Zauber besonderer Naturschönheiten 
überwältigt sind, wird ihre Sprache poetisch, ja ergreifend. Die 
sehr gewissenhafte Uebersetzung würde vielleicht noch mehr an- 
muthen, wenn sie weniger englisch gedacht wäre. 

— Der botanische Verein in Landshut beging den 23. 
Oktober den 3. Jahrestag seiner Gründung. Der Verein, jetzt aus 
72 Mitgliedern bestehend, hielt alle 14 Tage periodische Versamm- 
lungen. In den Monaten Oktober bis März wurde ein bot. Curs 
abgehalten, welcher 17 Theilnehmer hatte. — Bei den Exkursionen 
betheiligten sich die Schüler des Gymnasiums. In Bezug auf die 
Erforschung der Flora waren die Exkursionen von besonderem Er- 
folge, da folgende 17 nach dem Wissen des Vereines für die Lokal- 
flora neue Arten aufgefunden wurden. Amaranthus retroflezus L., 
Laserpitium prüthenicum L., Selinum Carvifolia L., Thysselinum 
palustre Holfm., Comarum palustre L., Ranunculus aquatilis L., 
Potamogeton rufescens Schrad., Valerianella Morisoniü DC., Picris 
hieracioides L., Hieracium ramosum W. K., Anthemis tinctoria L., 
Melampyrum arvense L., Geranium phaeum L., Polypodium vulgare 
L., Polystichum spinulosum D C., Lycopodium complanatum L., Chara 
flexilis L. Was aber dem Vereine zur besondern Ehre gereicht, 
besteht darin, dass es zum Theile sein Verdienst ist, dass die Na- 
turgeschichte als Lehrgegenstand an den humanistischen Gymnasien 
in Bayern eingeführt wurde und dieses Verdienst wird selbst da- 
durch nicht geschmälert, dass jene Einführung durch Minist.-Reskr. 
vom 1. Juni 1867 nur „versuchsweise gestattel* werde. Man 
möchte doch fragen, was ist da zu versuchen und in wessen 
Interesse ? 


Literarisches. 


— Ein nach Koch systematisch gestelltes Verzeichniss der 
Gefässpflanzen der Umgebung von Graz findet sich im Jahresbericht 
des k. k. Obergymnasiums zu Graz 1867 gegeben von Hrn. Pro- 
fessor Th, Weymayr: Es sind 1145 Phanerogamen und — 31 
Cryptogamen mit Angabe der betreffenden deutschen Namen und 
Fundörter, — Prof. Weymayr gibt auch ein orographisches Bild 
des bezüglichen Gebietes, (Murthal von Peggau bis Wildon.), gibt 
Andeutungen über die geologischen und meteorologischen Verhält- 
nisse und endlich eine Uebersicht der vorzüglichsten Culturge- 
wächse etc. Sr. 

— „Betrachtungen der Pflanzen und ihrer einzelnen Theile.“ 
Von Dr. Wilhelm Neubert. 8° p. 58 und 10 Tafeln. Stuttgart 
bei Gustav Weise 1867. Die vorliegende Brochüre bildet den 


67 


Separatabzug eines im „deutschen Magazin“ erschienen, gleich- 
namigen Aufsatzes. Der Tendenz des deutschen Magazines entspre- 
chend ist die vorliegende Arbeit populär gehalten und für einen 
nicht botanisch gebildeten Leserkreis berechnet. Es genügt daher 
in diesem Fachblatte die kurze Anzeige, dass der Herr Verfasser 
die wichtigsten Capitel aus der Anatomie und ÖOrganographie be- 
spricht und allgemein fasslich darzustellen versucht. Zur Erläuterung 
sind 10 Tafeln mit schematischen Abbildungen beigefügt. 
Dr;H,W:;R. 

— Vom officiellen Ausstellungsbericht, herausgegeben 
durch das k. k. österreichische Centralcomit&e ist die 3. Lieferung 
erschienen. Sie enthält den Gartenbau, als 1. Theil des Berichtes 
über die Land- und Forstwirthschaft auf der Weltausstellung zu Paris 
im J. 1867. Der Bericht, abgefasst von J. G. Beer, in diesem Fache 
eine unserer ersten Auloritäten, behandelt: 1. den reservirten Park 
der Ausstellung, in welchem die Ausstellungen für die gesammte 
Gartenkunde und deren Hilfsmittel stattfanden; 2. die neuen Einfüh- 
rungen, Züchtungen und Preispflanzen, dabei die Methoden zur Ein- 
führung neuer Pflanzen. (Hier beschreibt Beer in einer „Uebersicht 
der neu eingelührten Pflanzen,* mit Angabe ihrer Aussteller, erstere 
nach ihren hervorragendsten Eigenschaften); 3. das Gemüse und Obst 
auf der Ausstellung. Weitere Abschnitte des Berichtes besprechen 
4. die Blumenmärkte in Paris; 5. die Kulturen der Parfumpflanzen; 
6. die Obstkultur in Frankreich; 7. die sorzüglichsten Obst- und 
Traubensorten in Frankreich; endlich 8. die Communalgärten und 
Parkanlagen in und um Paris. Alle diese Abschnitte enthalten eine 
Fülle höchst interessanter und wissenswerther Mittheilungen über 
Pflanzen, Kulturen und Anstalten und machen das Heft nicht allein 
für den Hortologen und Landwirth sondern auch für den Botaniker 
sehr werthvoll. Als Anhang schliesst ein Bericht über die Gebäude 
und Geräthschaften für den Gartenbau, verfasst von Rudoph Ma- 
nega, das 108 Seiten in Grossoct, starke Heft, welches mit einer 
lith. Tafel in eleganter Auflage bei Braumüller in Wien er- 
schienen ist. 


Correspondenz der Redaktion. 


Herm F. H. in E. „Flechten, Algen und Moose erwünscht.“ — Herrn C. 
„Sie können sämmtliche 12 bis jetzt erschienene Porträte um 5 fl. erhalten.“ 
— Herrn Br. M. in P.: „Ihr Schreiben H.Knapp übergeben.“ — Herrn M. in 
S., dann Dr. E. in B. und W. in G.: „An die z..b. G. 4 fl. gezahlt.“ — Herrn 
P. in K.: „Der z. b. G. 4 fl. bezahlt. Dem H. Knapp Ihre Anfrage mitge- 
theilt.“ — Herren G. in D. und P. in G.: „Wird mit Dank benützt.“ 


68 


Inserate. 


Durch alle Buchhandlungen ist unentgeltlich zu erhalten die erste 
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Redakteur und Herausgeber Dr. Alexander Skofitz. — Verlag von Gerold et Comp. 
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XVIN. Jahrgang. WIEN, März 1868. 
INHALT: Trifolium procerum. Von Janka. — Carex pseudo-Burbaumiü. Von Winkler — 
Eine Var. des Cerast. triviale. Von Uechtritz. — Zur Fiora des Banaätes. Von Dr. Paneic. — 
Vezetationsverhältnisse Ungarns. Von Dr.Kerner. — Phytographische Fragmente. Von Dr. Schur, 
— Cyperaceen der Wetterau. Von Hille. — Literaturberiehte. Von Juratzka. — ÜCorrespondenz. 
Von Sekera, Janka, Krasan, Dr. Focke. — Jalıresbericht des botan. Tauschvereins, — Per- 
sonalnotizen, Vereine, (Gesellschaften, Anstalten. — Literarisches. — Sammlungen. — Mittheilungen, 
Correspondenz der Redaktion. — Inserate. 


——— 


Trifolium procerum Rochel. 


Von Victor v. Janka. 


Vor fünf Jahren hielt ich mich in dieser Zeitschrift darüber 
auf, dass in Heullfel’s KEnumeratio plantarum Banatus Temesiensis 
pag. 52 Trifolium procerum Roch. als Synonym zu Trifolium pal- 
tidum W. et K. gezogen sei. 

Dieser Ansicht tritt nun Dr. Neilreich in der „Aufzählung 
der in Ungarn und Slavonien bisher beobachteten Gefässpflanzen« 
pag. 334 mil der Bemerkung entgegen: „Rochel erklärt selbst 
sein T. procerum für synonym mit T. pallidum (Roch. Reise 84).* 

Nichtsdestoweniger verharre ich bei meiner [früheren Me einung, 
indem ich auch heute noch wie vor behaupte, dass Trifolium pro- 
cerum Rochel keinesfalls Synonym von T. pallidum W. et 
K. sein kann. 

Ich habe unzählige Mengen von Trifolium pallidum Ware K; 
theils in den Jahren (861 und 1863 am Kitaibel" schen Original- 
standort „in pralis et arvis comilalus Bihariensis inter Magno-Vara- 
dinum et Szent Jobb*, theils wieder 1867 in der Draugegeni des 
Komitates Baranya, ferner in Slavonien und in der Banater Militär- 
grenze beobachtet; es liegen mir aus allen diesen Gegenden im 


Oesterr. betan, Zeitschrift 3. Heft. 1868. 6 


0 


Herbar über 200 Exemplare — in allen Grössen von 2 Zoll hohen, 
köpfigen, bis 3° hohen äsligen — von trockenen und feuchten 
Standorten vor; ich bin aber noch auf keines gerathen, dem sich 
die Beschreibung von T. procerum auch nur im geringsten an- 
passen liesse. 

Trifoium procerum Roch. konnte ich bisher zwar weder 
lebend noch getrocknet zu Gesicht bekommen und vermag mich in 
Bezug auf diese Art eben nur auf die Abbildung und Beschreibung 
in des gewissenhallen Rochel anerkannt vorzüglichem Werke: 
„Plantae Banatus rariores* (1828) tab. XIV., pag. 50 zu stülzen. 
— Diese indess bieten der Anhaltspunkte für meine Auffassung 
genug dar. 

Schon ein blos oberflächlicher Vergleich der Rochel’schen 
Abbildung mit tab. 36 in W. et K. „Deseriptiones et icones plan- 
tar. rarior. Hungariae*“ vol. I.. Trifolium pallidum darstellend, muss 
die Idee ‚des Nichtzusammengehörens beider Gewächse einllössen, 
— Der weitere Einblick in die Beschreibungen verschafft Einem 
die Ueberzeugung, dass man es hier mit zwei total verschiedenen 
Arten zu thun hat. 

Eine kurze übersichtliche Darstellung, in der ich die Haupt- 
differential-Charaktere beider Trifolien einander entgegenbalte, wird 
diess am besten versinnlichen: 


Trifolium procerum Rochel. Trifolium pallidum W. et K. 

Capitula nuda peduneulala| Capitula pari foliorum opposi- 
pedunculus capitulo 3—4-plo torum involucrala. 
longior. 

Corolla calyce plus duplolongior.| Corolla ealyce vix duplo longior. 

Calyeis dentes subulali, Calycis dentes basi Iriangulares, 


dein filiformes. 
Stipulae subulalae v. line-! Stipulaelatissimae, ovalae, 
ari-aculae. abrupte subaristalo- 
caudalae. 

Wie man demnach diese beiden Pllanzen identifieiren, «dabei 
aber Trifokium pallidum W. et K. als von T. pratense L. ver- 
schieden betrachten, — weiters daneben T. medium, T. exspansum, 
T. diffusum ete. als Arten gesondert stehen lassen kann, ist nicht 
recht begreiflich, 

Ich vermeide jetzt mehr ins Detail einzugehen; obige Unter- 
schiede sind eclatant! Und möge man sich immerhin ein Trifolium 
procerum wil an der Basis eingehüllten Blüthenköpfen und kürzeren 
Korollen oder umgekehrt ein T. pallidum mit langgestielten, an 
der Basis nackten Blülhenständen und längeren Korollen einbilden. 
— Der Versuch einer Vereinigung dieser zwei Arten wird in 
Anbetracht der bei jeder ganz anders gestalteten stipulae steten 
Widerstand finden! 

Wenn nun Rochel selbst sein Trifolium procerum einerlei 
mit T. pallidum W. et K. nennt, so kann das unmöglich mil rich- 
ligen Dingen zugegangen sein; — und es lässt sich dieser Miss- 


griff einzig und allein nur durch Annahme eines — lapsus ealami*) 
erklären. 

Ohne Zweifel meinte Rochel statt Trifol. pallidum: T. supi- 
num oder T reclinatum W. et K., mit welch’ letzterem er ohnelıin 
sein T. procerum vergleicht, indem es |. ec. nach der Beschreibung 
heisst: „Accedit T. reelinato Kit, sed salis diversa capilulis ovato- 
globosis, segmentis calycinis subulatis subpungentibus, infimo 
reliquis longiori sed non latiori, omnibus patenti-pilosis et 
eiliatis, semper erectis, caule crecto ramosissimo, foliolis 
lanceolatis.* 

In Wirklichkeit kommen bis auf die denltes calyecis erecli, alle 
diese Merkmale, welche Rochel dem T. reelinatum abspricht., 
diesem mehr oder minder zu, in der Hauptsache übrigens, nämlich 
in den oben beim Vergleich mit T. pallidum hervorgehobenen 
Essentialcharakteren, stimmen T. procerum Roch. und T. reclina- 
tum W. et K. vollkommen überein. 

Schliesslich muss ich noch bemerken, dass ich Trifolum re- 
elinatum W.K. nach dem Materiale meines Herbars aus dem Banal 
und Serbien nicht zu unterscheiden im Stande bin von Trifolium 
supinum aus der Hand Savi’s und dass, da Savi sein Trifolium 
in den observationes in varias Trifoliorum species i. J. 1810 be- 
schrieben und abgebildet hat, während Kitaibel’s Trifolium re- 
elinatum erst 1812 publieirt erschien, die Savi’sche Benennung zu 
gelten hat, vorausgeselzt, dass Trifolium echinatum Ma B. davon 
verschieden ist. Sollte die eaucasische Art, die ich nicht kenne, 
sich als identisch mit T. supinum Savi erweisen, sowie Lede- 
bour in der Flora rossiea und Grisebach im Spieilegium florae 
rumelicae annehmen, so hat T. echinatum als vom Jahre 1808 her- 
rührender Name die Priorität. 

Szent Gothärd bei Szamos Ujvär (Siebenbürgen), am 7. Fe- 
bruar 1868. 


a I 


Carex pseudo-Buxchbaumi Winkler. 
Von M. Winkler. 


Bei einer genauen Sichtung meiner Carices finde ich 2 Exem- 
plare einer Spezies, die mir neu erscheint, und die ich 1853 unter 
C. Buxbaumi in Böhmen sammelte, Der habitnellen Aehnlichkeit 
mit Buxrbaumit wegen. nenne ich sie C. pseudo - Buxbaumi und 
gebe von derselben nachstehende Definition: 


*) Dieser lapsus calami wiederholt sich zufälligerweise auch an anderen 
Orten; denn in der Trifolien-Sammlung des Haynald’schen Herbars fand ich 
4865 unter den Heuffel’schen Trifolien eine handschriftliche Notiz von Ro- 
chel, vermöge welcher T. procerum ebenfalls synonym mit 7. pallidum wäre. 

Janka. 
6* 


72 


Carex pseudo-Buxbaumit Winkler; 

Radice fibrosa; 

Culmo erecto triquetro, superne scabro, inferne folioso, pedalis 
sesquipedalis ; 

Folia linearia, stricla, margine scabra, ultra lineam lata modo 
culmum superantia, modo breviora; 

Bracteae evaginosae, inferiores foliaceae, lineares, spicam totam 
duplo superans, superiores successive breviores, angustiores ; 

Glumae castaneo-fuscae, nervo carinali viridi, femineae ovatae 
obtusiusculae, utriculis brevioribus, masculae oblongae. 

Spica composita, inferne interrupta, superne continua. spieulis 
suboctonis sub atternis, ovatis vel lanceolatis, sessilibus. Spi- 
cula terminalis androgyna, superne feminea, inferne mascula, 
laterales femineae; 

Utriculo elliptico, compresso, nervato, ro.tro brevissimo indiviso, 
stigmatibus duobus. 

Von Carex Buxbaumii, mit welcher vorliegende Spezies eine 
gewisse habitvelle Aechnlichkeit hat, ist sie bestimmt geschieden, 
durch die Zahl der Narben, die sitzenden kürzeren und zahlreichen 
Aehrchen, die sehr langen unteren Aehrchendeckblatter, die kürzeren 
Deekschuppen, die weiblichen Blüthen und den en Schua- 
bel der Frucht. DieFrucht (welche allerdings noch nicht ihre volle 
Reife erlangt hat), ist flach, mallgrün, etwa 6.nervig, Zeigt jedoch 
am Rücken die Andeutung eines Kieles, ohne die dreiseilige Form 
der Frucht von Burbaumü anzunehmen. "Bei mässiger Vergrösserung 
erscheint sie feinpunktirt, am Rande gegen den Schnabel zu fast 
feinstachlich rauh. Der Schnabel ist kurz, rund und verschieden 
ausgerissen, weder abgeschnitten, noch zweizähnig. 

Die Achrchen variiren in ihrer Forın ausserordentlich, einige, 
namentlich die unterste und oberste sind fast lineal-lanzeltlich. an- 
dere kurz eiförmig. Der Abstand von einander ist gleichfalls wech- 
selnd, bei einem Exemplare steht das unterste Aehrchen fast um 
seine doppelte Länge von dem nächsten ab, dieses erreicht mil der 
Spitze den Grund des folgenden, welches mil den nächsten 4. Achr- 
chen fast gedrängt steht, Das oberste mannweibige, erscheint der 
unteren männlichen Blülhen wegen etwas keulenförmig, und «das 
ihm zunächst stehende ist fast halbkuglig nur durch wenige Blüthen 

ebildet. Bei dem 2. Exemplare erreicht die Spilze des untersten 
Aehrchens den Grund des folgenden, dieses aber steht fast um 
seine ganze Länge von dem nächstfolgend eiförmigen Aehrchen ab, 
In gleicher Entfernung folgen wieder 2 eiförmige, und ein drittes 
nur durch einige Blüthen angedeutetes, worauf unmittelbar das 
endständige mannweibige kommt. Bei diesem Exemplare sind die 
Blätter sehr lang, und überragen den Halm um mehrere Zoll, 
bei dem anderen erreichen sie etwa die Achre, 

Die Halme sind oben an den Kanten rauh, unten fast glatt, und 
die grundsländigen Scheiden zeigen nur einzelne Fasern, von Spros- 
sen oder Ausläufern der Wurzel bemerke ich keine Andeulung. 


73 


Es ist wahrscheinlich, dass die vorliegende Pflanze hybriden 
Ursprungs ist, und in diesem Falle wäre Buxbaumi sicher als die 
eine der Stammeltern anzunehmen, während die andere in remola 
oder canescens zu suchen wäre. Für Erstere sprechen die langen 
Deckblätter; aber der nicht zweispaltige Schnabel, so wie die steif 
aufrechte Haltung des Halmes und der Blätter, stehen dem ent- 
gegen. Mit canescens würde die Form des Schnabels, und der auf- 
rechte Habitus eher zu vereinigen sein, aber die ungewöhnlich langen 
Deckblätter müssen befremden. 

Vielleicht finden sich in den Herbarien meiner früheren Tausch- 
freunde noch anderweitige Exemplare hiervon, welche die Diagnose 
vervollständigen lassen. Die Botaniker Böhmens möchte ich ersu- 
chen ihre Aufmerksamkeit dieser Pflanze zuzuwenden. Des Stand- 
punktes erinnere ich mich noch ziemlich genau, es ist eine kleine, 
zum Theil mit Sträuchern bewachsene Wiese, etwa ®/, Stunde von 
Teplitz zwichen Kosten und Wernsdorf, dem letztgenannten Orte 
näher gelegen. Den Tag des Einsammelns finde ich nicht bemerkt, 
sie scheint sich jedoch etwas früher zu entwickeln als Buxbaumiü, 
denn die zu gleicher Zeit gesammelten 3 Exemplare von Buxbaumii, 
welche dabei lagen, zeigen noch ganz unvollkommene Früchte, 
während sie an den beiden Exemplaren von pseudo-Buxcbaumii 
schon ganz deutlich entwickelt sind. 


Giesmansdorf bei Neisse den 3. Februar 1868. 


Mittheilungen über eine Varietät 


des 
Cerastium triviale ik. 
Von R. v. Uechtritz. 


Schon vor etwa 12 Jahren land ich in einem schattigen, etwas 
feuchten Laubwalde beim Dorfe Skalitz unweit Strehlen" in "Schle- 
sien in Gesellschaft von Poa remota Fries und Arabis Gerardi 
Bess. eine Form des Cerastium triviale, die sich in der Tracht 
von der gewöhnlichen Pflanze sehr abweichend darstellte und die 
mir bis dahin niemals vorgekommen war. Ich bezeichnete dieselbe 
vorläufig, da ich sie in den mir zu Gebole stehenden Büchern nir- 
gends erwähnt fand, in meiner Sammlung als C. triviale p. nemo- 
rale und theilte sie später auch mehreren meiner botanischen 
Korrespondenten unter diesem Namen mit. Seitdem habe ich auf 
meinen Exkursionen in Schlesien die nämliche Pflanze mehrfach 
gesammelt (unter andern um Nimkau, Cranst und Arnoldsmühl bei 
Breslau und bei Brieg, stets in feuchten schattigen Laubwäldern), 


aber nie Gelegenheit gefunden, sie einer genauern Untersuchung 
und Vergleichung mil "lem gewöhnlichen C. trıwiale zu würdigen. 
Diese bot sich mir erst im vergangenen Sommer während eines 
längern Aufenthalts in Obernik, wo die oben erwähnte Form in 
nächster Nähe meiner Wohnung an einigen Orten ziemlich zalıl- 
reich vorkam. 

In ihrer ausgeprägtesten Gestalt sieht diese Pflanze auf den 
ersten Blick dem €. triviale Lk. wenig ähnlich. Die beträchtlicheren 
Grössendimensionen der meisten Theile, namentlich der Blätter lassen 
anfangs kaum die Vermuthung sung n, dass wir es mil einer 
blossen Varietät jener so gemeinen Pflanze zu Ihun haben. Die 
reichlich 1—2‘ hohen, etwas schlaffen blüthentragenden Stengel 
schlagen meist an ihrer etwas niederliegenden Basis aus den Ge- 
lenken Wurzeln; am untern Theile sind sie mehr oder weniger rauh- 
haarıg, obenwärls dagegen nebst den Blüthenstielen kurzhaarig und 
von zahlreich eingemengten Drüsenhaaren etwas klebrig. Die Blü- 
then stehen in endständigen, lockern, meist armblüthigen, zuletzt 
sperrigen Trugdolden. Die untern Deckblätter sind öfter ziemlich 
gross, kraulig, ohne trockenhäuligen Rand, doch wechselt dies wie 
bei der Grundforın und es finden sich auch nicht selten Individuen, 
an denen sämmtliche Deckblätter klein und an der Spitze und am 
Rande trockenhäulig sind. In den Kelchen, Kapseln und Samen habe 
ich keine bemerkenswerthe Differenz gefunden, ebensowenig in der 
Grösse der Peltalen, die ich nie den Kelch überragend fand. Die 
Fruchtstiele dagegen sind im Ganzen elwas länger als bei der 
Grundform und oft 3—4 mal länger als der Kelch. Vorzüglich ab- 
weichend aber ist die Form und die Beschaffenheit der Blätter. 
Die mittlern und obern der blühenden Stengel sind sehr gross, 
11% — 2%," lang, Y—1’ breit, länglich-eiförmig oder breit-länglich 
bis lanzettlich, sämmtlich etwas zugespilzi. Vor allem aber in die 
Augen fallend ist die abweichende Form der Blälter der sterilen 
Triebe, mit denen auch die untersten der blühenden Stengel über- 
einstimmen. Während sie bei dem typischen ©. triviale in der Ge- 
stalt nicht wesentlich von denen der blühenden Triebe differiren 
und nur allmälig in den Blattstiel verlaufen, gleichen sie bei unserer 
Form beinahe den untern der Stellaria media; wie bei dieser sind 
sie breit-eiförmig oder breit-elliptisch, spitz, plötzlich in einen dem 
Blatte an Länge oft gleichkommenden Stiel zusammengezogen. Ab- 
weichend zeigt sich ausserdem auch die Konsistenz und Nervaltion 
der Blätter. Bei einem weit zarteren Bau und einer viel freudiger 
grünen Färbung sind dieselben, gegen das Licht gehalten, fast 
durchscheinend und lassen den Verlauf der Nerven zweiter und 
dritter Ordnung stets deutlich erkennen. Genau bemerkbar ist zu- 
dem, zumal gegen die Spitze des Blattes hin ein dem Blattrande 
paralleler, oft mit demselben fast zusammenfallender, etwas slär- 
kerer Längsnerv, welcher auch bei andern Alsineen, Z. B. bei 
Stellaria nemorum auftritt. Bei dem typischen C. triviale, selbst 
bei dessen grossblällrigen Formen ist das Blalt weit derber, malt 


75 


dunkelgrün, daher nicht so durchscheinend und den Verlauf der 

feineren Nerven so deutlich zeigend; der erwähnte randläufige Nerv 

lässt sich wenigstens von dem "unbewaffneten Auge nicht oder nur 
sehr undeutlich verfolgen. 

Die in Rede stehende Form würde einem Anhänger der Jor- 
danschen Schule gewiss die beste Gelegenheit zur Aufstellung einer 
neuen Art bieten, aber auch ein nüchterner Beobachter könnte 
wohl verleitet werden, eine solche in ihr zu suchen, fänden sich 
nicht deutliche Uebergänge zur Grundart und zwar diese im Gan- 
zen häufiger als die extremen Formen, in manchen Gegenden sogar 
ohne die letztern. So kommen nicht selten Individuen vor, bei 
denen die untern Blätter der blühenden Stengel, sowie die der 
Laubtriebe sämmtlich wie bei dem gewöhnlichen ©. triviale läng- 
lich oder länglich-lanzeltlich und in den Blattstiel allmälig ver- 
schmälert sind, während die obern Blätter der fruchtbaren Triebe 
sich in der Gestelt und in den Grössendimensionen bereits wie bei 
der Form »emorale verhalten. Solche Exemplare sammelte ich bei 
Nimkau, Trebnilz und Strehlen und bei Obernik hatle ich erst 
neuerlich die beste Gelegenheit, die Uebergänge in der Blattform 
genau zu verfolgen. Der zartere Bau und die erwähnte eigenthüm- 
liche Nervatur der Blätter fehlt in dessen auch bei allen diesen 
Mittelgliedern nicht, die ebenfalls in quelligen Gebüschen und Laub- 
wäldern gelunden werden, ebensowenig die Drüsenbekleidung der 
obern Stengelregion, die bei €. triviale typicum nur ausnahms- 
weise und dann in minderem Grade aufzutreten pflegt. 

Was aber der in Rede stehenden Varietät ein ganz besonderes 
Interesse verleiht, ist der Umstand, dass sie sich in ihrer ausge- 
prägtesten Gestalt in keinem wesentlichen Stücke von einer andern 
bisher meines Wissens als Ari nicht angefeindeten Pflanze, dem €. 
sylvaticum W. et Kit. unterscheidet. Die nahe Beziehung der 
schlesischen Pflanze zu letzterem war mir gleich anfangs, als ich 
sie das erste Mal bei Sirehlen fand, nicht entgangen, doch fehlte 
es mir damals an geeignelem Material, um die Sache genauer zu 
prüfen. Jetzt, wo ich zahlreiche Exemplare des ©. sylvaticum aus 
verschiedenen Gegenden (Kellermühle und Kapkeim bei Königsberg, 
Mauerbach und Purkersdorf bei Wien, Görz, Huszt in der Marma- 
ros) vergleichen kann, ist mir die grosse Verwandtschaft beider 
Pflanzen noch einleuchtender geworden und ich vermag wie gesagt 
kein Merkmal zu finden, durch welches eine durchgreifende Ver- 
schiedenheit bedingt würde. Das ©. triviale nemorale zeigt in 
seiner ausgeprägtesten Form ganz die nämliche Tracht und diesel- 
ben Grössenverhältnisse und stimmt in der Gestalt, Nervatur und 
Konsistenz der Blälter sowie im Bau und in der Bekleidung der 
Rispe genau mit den Exemplaren des typischen C. sylvaticum 
überein. Nur zwei Differenzen machen sich bemerkbar: einmal ist 
bei der letztern Art der trockenhäutige Hautrand der Kelchblätter 
durchweg etwas schmäler, als bei der hiesigen Form und dann sind 
bei dieser wie schon erwähnt wurde, die Petalen nie länger als der 


76 


Kelch, während sie bei ©. syleaticum bekanntlich denselben um 
das Doppelte überragen. 

Es frägt sich nun, ob die erwähnten Unterschiede konstant 
sind und ausreichen, um die Trennung beider Pflanzen fortan zu 
rechtfertigen. — Was den schmälern Hautrand.der Kelche bei €. 
sylvaticum anbetrifft, so ist dies ein Charakter, dem meines Erach- 
tens kein erhebliches Gewicht beizulegen ist. Denn wenn sich auch 
sämmtliche mir vorliegenden Individuen dieser Art hierin ziemlich 
beständig zeigen, so zeigt sich andrerseils das C triviale ın diesem 
Punkte veränderlicher. Gewöhnlich verläuft wohl bei dieser Art der 
krautige Theil der Kelchblätter nicht in die Spitze, ist dies aber 
wie nicht selten geschieht der Fall, so ist zugleich der trocken- 
häutige Rand viel weniger breit und nicht wesentlich von dem des 
C. sylvaticum verschieden. Die Grösse der Petalen endlich ist wohl 
ein sehr augenlälliger, aber noch weniger zur Treunung brauch- 
barer Unterschied. Es ist bekanntlich für mehrere Alsineen-Gallungen 
charakterisiisch, dass in ihren Blüthen bald das eine, bald das andere 
Geschlecht vorwiegend ausgebildet ist, womit dann die verschie- 
dene Grösse der Blumenblälter in Zusammenhange steht, in dem 
die der Blätter mit vorherrschend männlichen Organen grösser, die 
der mehr weiblichen aber kleiner zu sein pflegen. Solche dimorphe 
Blüthen finden wir beispielsweise bei vielen Stellarien, unter an- 
dern bei S. graminea und S. glauca, nicht minder aber bei den 
Cerastien. Zieht man dies in Erwägung, so erscheint die Vermu- 
Ihung gewiss nicht unberechligt, dass ©. sylovaticum WK. vielleicht 
nichts anderes, als die ausgesprochen androdynamische Form der- 
selben Varietät des C. triviale sein möchte, welche ich a!s Var. 
nemorale bezeichnet habe. Dass die Grösse der Petalen bei ©. syl- 
vaticum nicht immer die nämliche ist, beweisen die Exemplare 
meiner Sammlung; die von Königsberg und Wien besitzen meist 
Blumenblätter, die höchstens doppelt so lang als der Kelch sind, 
während sie bei den ungarischen und Görzer Pflanzen reichlich 
1'/,—2 mal länger sind. Auch Fenzl (in der Bearbeitung der 
Alsineen für die Flora rossica) nennt die Blumenblätter bei dieser 
Art %,—2 mal länger als den Kelch und Mertens und Koch er- 
wähnen in ihrer deutschen Flora, dass sie ein kultivirtes Exemplar 
mit den Kelch nur wenig überragenden Petalen gesehen. Umgekehrt 
ist auch das typische C. triveale eine in dieser Hinsicht sehr ver- 
änderliche Planze; Exemplare mit Petalen von der halben Länge 
des Kelchs sind fast ebenso häufig als die mit gleichlangen und gar 
nicht selten findet man solche, bei denen die Blumenblätter den 
Kelch um ein Beträchtliches, manchmal fast um das Doppelte über- 
ragen. — Am aulfallendsten in dieser Beziehung sind einige 
Exemplare, welche von Deschmann am rechten Saveufer bei Mi- 
tatovska skala unweit Sagor in Krain als C. sy/vaticum gesammelt 
wurden. Diese verhalten sich zu der eehten Pflanze dieses Namens, 
mit welcher sie die grossen, den Kelch um mehr als das Doppelte 
überragenden Blumenblätter gemeinsam haben genau so wie das C. 


7 


triviale nemorale zum gewöhnlichen ©. triviale, in dem sie in den 
übrigen Merkmalen einen deutlichen Uebergang zu lelzterer Art 
bilden. Bei einer Höhe von 1%, bis höchstens 1‘ zeigen sie sämmt- 
lich die kleinen, wenig durchscheinenden, fast nur den Mittelnerv 
deutlich hervortretenlassenden Blätter des (©. triviale, welchem sie 
überdiess in der Tracht, abgesehen von den grossen Petalen, völlig 
gleichen. Die obern Blätter sind länglich bis lineal-länglich, seltener 
länglich-eifürmig, etwa 4—6 lang und 3—4“ breit, die untern und 
die der sterilen Triebe sind meist allmälig in den Blattstiel ver- 
schmälert, wie bei (©. triviale, doch sind sie gewöhnlich mehr zu- 
gespitzt. An einzelnen Individuen verlaufen sie dagegen minder 
allmälig in den Blattstiel und erinnern so wieder mehr an C. syl- 
valicum. Diese Form scheint an dem erwähnten Standorte nicht 
selten, denn ich habe später auch durch den Wiener Tauschverein 
von Pidoll daselbst gesammelte Exemplare erhalten, welche den 
Deschmannschen ganz ähnlich sind, aber zum Theil noch längere 
Petalen zeigen, welche fast an die des ©. alpinum erinnern. 


Durch das Vorhandensein dieser doppelten Zwischenformen 
werden, soweit sich diess an gelrockneten Pflanzen verfolgen lässt, 
die Unterschiede zwischen ©. triviale und C. sylvaticum in der 
That völlig illusorisch, so dass eigentlich nichts mehr der Verbin- 
dung beider im Wege stehen würde. Da es jedoch meines Erach- 
tens eine der ersten Pflichten des descriptiven Beobachters sein 
muss, bei der Einziehung allgemein angenommener Arten minde- 
stens mit der nämlichen Gewissenhaftigkeit wie bei der Gründung 
neuer zu Werke zu gehen und da überdiess die geographische 
Verbreitung des C. sylvaticum eine von der des C. triviale ver- 
schiedene ist !), so begnüge ich mich mit obigen Andeutungen und 
überlasse die Entscheidung der hiermit angeregten Frage denen, 
die Gelegenheit haben, das Iypische C. sylvaticum lebend zu beob- 
achten, vor allen den Botanikern Wiens, aus dessen nächsten Um- 
gebungen ja die Mehrzahl der in den Herbarien verbreiteten Exem- 
plare dieser Pflanze zu stammen pflegt. — Selbst für den mir nicht 
sehr wahrscheinlichen Fall, dass durch weitere Untersuchungen an 
den lebenden Pflanzen eine bestimmte Gränze zwischen ©. triviale 
und ©. sylvaticum konstalirt werden sollte, ist durch die Existenz 
der erwähnten Zwischenformen ihre nahe Verwandtschaft bewiesen, 
die schon von Mertens und Koch, dann später auch von Fenzl 
(in Ledebours fl. rossica) und von Neilreich erkannt wurde, 
welche diese Pflanzen neben einander stellen; zugleich wird die 
Unzweckmässigkeit der Eintheilung der Cerastien nach der Länge 


1) ©. sylvatieum W.K. findet sich in Nord- und Mittel-Italien, in Dal- 
matien, Croatien, Siebenbürgen, Ungarn, dann in Südtirol, Krain, Steiermark, 
Unterösterreich, Mähren, Galizien, ausserdem in Volhynien und Ostpreussen 
(und wohl auch in Polen). Seine Verbreitung ist daher fast analog der von 
Scabiosa inflewa Kluck (S. australis Wulf.). ©. triviale wächst dagegen in 
ganz Europa. 


78 


der Blumenblätter, wie sie noch jetzt in den Floren häufig benützt 
wird, gewiss einleuchtend, da nach dieser ©. sylvaticum neben das 
so wenig verwandte C. arvense gebracht wird. 

Auffällig scheint es übrigens, wenn eine so bemerkenswerthe 
Form, wie das C. triviale nemorale auf alle Fälle ist, in der That 
so selten beobachlet sein sollte, wie man aus dem Schweigen der 
Bücher zu schliessen berechtigt wäre. Vielleicht ist daher diese 
Pflanze schon von Manchen geradezu für ©. sylvaticum angesehen 
worden, was zumal zur Fruchtreife, wo sich beide oft zum Ver- 
wechseln gleichen, leicht geschehen kann. Mit dieser Vermuthung 
im Einklange stehend ist eine briefliche Mittheilung von Professor 
Celakovsky, nach welcher das böhmische C. syleaticum nicht 
zur echten Pflanze, sondern zu €. triviale als forma sylvatica, um- 
brosa gehört. C. triviale ö. laneifolium Sehur (Enum. pl. Transsylv. 
p. 119), scheint nach dessen kurzer Beschreibung und nach den 
Worten „subsimile C. sylvatici* ebenfalls mit C. triviale nemorale 
identisch oder wenigstens eine der Zwischenformen zwischen die- 
sem und dem echten C. triviale. 


Breslau, Anfang Dezember 1867. 


N —— 


Zur Flora des Banates, 
Von Dr. J. Paneic *). 


Der Umstand, dass Neilreich meine Orobanche Echinopis 
in seinen Nachträgen zu Maly’s Enumeralio plantarum aufgenommen 
hat, legte mir eleichsam die Pflicht auf, diese Orobanche noch ein- 
mal an Ort und Stelle eingehender zu studiren. Zu diesem Zwecke 
reiste ich am 22. Juni a. St. zu Dampfschiff nach Pancesova und 
sass schon am selben Morgen um 11 Uhr auf dem Wagen in der 
Richtung von Versetz. Die Wegränder von Novoselo nach Alibunär 
waren dicht mit buntem Gemisch von blühenden oder bereits [ruk- 
tifieirenden Kräutern besäumt. Ich sammelte: Carduus hamulosus 
Ehrh., Astragalus asper Jacgq., Delphinium orientale Gay (zwi- 
schen Petrovoselo und Alibunär) und zwei Centaurea-Arten aus 
der Gruppe der paniculata, aber erst im Aufblühen begriffen. Die 
eine ist sicher die zweijährige C. Biebersteinii DC., die andere ihr 
ziemlich ähnlich, aber perennirend habe ich bisher vielleicht mit 
Unrecht für C. vallesiaca angesehen; sie hat etwas längere Früchte 
als C. Biebersteiniü und einen verhältnissmässig noch kürzeren 
Pappus, etwa wie die ©. paniculata, von der sie sich durch elwas 


!) Aus einem Briefe an Janka. 


79 


grössere Blüthenköpfe, grösseren Schuppen-Appendix, zahlreichere 
Zähne daran und besonders durch die Dauer unterscheidet. 

Mein Wunsch, noch heute „Fontina Felje* zu besuchen, war 
durch die Unkenntniss des Kutschers vereitelt. —- In Alibunar — 
am Rande der Salzsteppe und in dem dort angegebenen salzigen 
Sumpf — hoffte ieh mit der Interessanten zu Irellen, wurde aber, 
um 5 Uhr daselbst angelangt, gänzlich enttäuscht; denn die Sande 
lagen weit abseits südlich, und der Sumpf oder vielmehr eine Pfülze 
in der Mitte einer fast kahlen Trift war allenthalben von weiden- 
dem und wühlendem Vieh umgeben. Ich sammelte blos einige küm- 
merliche Exemplare von Aster pannonicus Jacq.. Lepigonum medium 
Wahlbe., Lotus tenuis Kit., Trifolium reclinatum W.K., Glyceria 
distans Wahlbg., Camphorosma ovata WK. (noch nicht blühend) 
und eine mir Anfangs sehr fremdartige Graminee — durch die 
Hufe der Thiere sehr verändert, — die sich indess später als Fe- 
stuca arundinacea Schreb. var. mit schmäleren und kürzeren 
Blättern und zusammengezogener Rispe als verwandt mit F. glau- 
cescens Boiss. Walpers Repert. erwies; niedrigere Exemplare 
erinnern durch ihre sperrig abstehenden Blätter sehr an Juncus 
squarrosus. 

Der Tag neigte schon zu Ende und mir blieb nichts weiter 
übrig, als das Aufsuchen des Gasthofes, wo ich meine Reiseeflekten 
zurückgelassen hatte. Hier zog ich genaue Erkundigungen ein über 
den Weg, den ich morgen einschlagen sollte, denn der in Pancova 
gemiethete Kutlscher wollte von keinem Weg durch die Sande 
wissen und war überhaupt Todleind von Seitentouren. Am folgenden 
Morgen früh 5 Uhr war ich bereits auf der Strasse nach Karlsdorf, 
wo ich einen Führer durch die Steppe zu treffen hoffte. Gleich vor 
Alibunär notirte ich die Tags zuvor beobachlete Festuca, und in 
einer Schlucht, die zum Plateau führt, auf welchem Karlsdorf liegt: 
Taraxacum serotinum Sadl. und Reseda inodora Rehb. 

In Karlsdorf versprach mir ein gefälliger deutscher Wirth 
einen Aufseher, der in der Sandsieppe am besten Rath wüsste zu 
beschaffen, und richtig erschien bald darauf ein junger Forsibeamte, 
der sich bereit erklärte, mich zu begleiten. Nachdem noch einige 
Erfrischungen, die auf einem Gang durch die Steppe unentbehrlich 
sind, besorgt wurden, fuhren wir von Karlsdorf in südlicher Rich- 
tung ab. — Zuerst ging der Weg durch ein unübersehbares Meer 
von Saaten — Mais und Korn —, so üppig, als diess nur das 
herrliche Banat besonders in mässig feuchten Jahren, wie das heu- 
rige 1867 aufzuweisen im Stande ist. Nach einem Stündchen wichen 
die Felder zurück und an deren Stelle traten Wiesen mit ziemlich 
üppigem Graswuchs; endlich wurde der Boden sandiger, die Gras- 
narbe schütlerer, es stellten sich allmälig allerlei Ammophyten ein: 
Erysimum canescens Ehrh., die hochwüchsigen Gypsophilen, einige 
Centaurea aus der Gruppe der ©. paniculata, Mattia umbellata 
Schult., Poeonia tenuifolia, Allium rotundum L., A. flavescens 
Bess., hier und da eine Gruppe vor Echinops u. a. — An einem 


80 


dicht berasten Wiesenrand angelangt, stiegen wir an einem ziem- 
lich jähen Abhang hinab und waren in Vakarec, einem von den 
vielen Sandstreifen, die in der Richtung des herrschenden Ostwindes 
das sanft gewellte Plateau des B&lo bedo durchbrechen, und eben 
die Stellen sind, wo man seit Bachofen allerlei Versuche zur 
Bewältigung des Sandes vornimmt. Wo der Sand, wie in Vakarec, 
locker und von Holzpflänzen nicht geschützt ist, wird von der 
Walddirektion Echinops Ritro (? zur Zeit meines Besuches noch 
nicht blühend) im Grossen angebaut, und die überaus häufigen 
Gruppen dieser mässig grossen Kugeldistel bilden auch die kräf- 
tigste Wehr gegen das Weiterrücken der Sandfluthen, worin sie 
durch die langbehoste Festuca vaginata (Maushafer) und Triticum 
glaucum R. et Sch. var. wacker unterstützt werden. Im Schutze 
dieser zähen Sandbändiger gedeihen dann allmälig allerlei minder 
kräftige oder schwerer keimende Gewächse, von denen mir beson- 
ders ein starker und am Belo bedo ziemlich häufiger Anflug von 
Xanthium — ob strumarium oder eine andere ihm verwandte Art, 
liess sich an den noch zu jungen Pflanzen nicht beurtheilen — auffiel. 

Von den zwei schon beim Betreten des Sandes beobachteten 
Centaurea-Arten ist die eine ausdauernd und wahrscheinlich Heuf- 
fel’s C. arenaria; — ob auch CO. arenaria MaB.? — kann ich 
vor der Hand nicht sagen, denn die Pflanze entwickelte kaum die 
ersten Blüthen; mir schienen die Anthodialschuppen viel grössere 
alulas und kleinere appendices zu haben, als die mir bekannte ©. 
arenaria. Die andere Art ist sicher zweijährig und nach Prof. 
Grisebach C. eiliata Friv.; sie wächst auch in Serbien sehr 
häufig an ähnlichen Lokalitäten und ich glaube sie a. 1865 auch 
hinter dem Stadtwäldchen bei Pesth beobachtet zu haben. Viele 
meiner bot. Freunde haben diese Pflanze von mir unter dem Namen 
C. Mierghii Jord. erhalten. In Vakarec war der Hauptzweck meiner 
Reise erreicht, denn ich traf hier in einer Unzahl von eben blü- 
henden Exemplaren die gesuchte Orobanche Echinopis. — Hier 
ihre Beschreibung: 

Orobanche Echinopis'). 

Rubido-fuscescens, bracteis ovato-lanceolatis acuminalis flores 
aequantibus superioribus comalis; sepalis plurinerväs inaequaliter 
bifidis segmento postico longiore acuminalissimo lubum corollae su- 
perante, corolla cammpanulato-tubulosa medio dorso rectiuscula, 
basi apiceque arcuata, labiis inaequaliter denticulatis, superiore 
integro emarginato aut bifido, inferiore trilobo lobis rotundatis 
medio submajore, staminibus ad tertium corollae adnatis, filamentis 
facie interna ad medium dense papillosis, papillis articulatis, a 
medio sparsim undique glandipilibus, antheris obovalis sensim in 
mucrones busilares abeuntibus vertice calvis, germine apice toto- 
que stylo sparsim glandipili, stigmate transversim oblongo cerino. 

Caulis spithameus, I—interdum 2-pedalis, spica 4—I-uncia- 
lis compacla rarius basi interrupta, corolla 21—22""” l., stami- 


') Neu für die Flora des Banates 


81 


nibus ZU" supra basin corollae affizis, indumentum glanduloso- 
pilosum sat densum. Statura ac colore proxima 0. elatior Sutt. 
differt: segmentis calycinis subaequalibus tubo corollae breviori- 
bus, antheris vertice pilosis ac stigmale mox rufescente. 0. Bue- 
kiana Koch sec. Reichenbach Icon. flor. germ. XX. t. 186 affınis 
conformatione corollae ac anthenarum, differt: colore partium longe 
pallidiore, filamentis a medio glabris, stigmate rotundato apice 
purpureo. Longius distant. OÖ. gracilis Sm., O. variegata 
Wallr. et ©. condensata Moris; prior in plagis orientalibus 
copiosissima supra Genistis ac jam eminus dignoscenda colore 
atro-fusco habet antheras basi abrupte apiculatas, O.variegata 
eas insuper vertice pilosulas, quo ultimo charactere eliam O0. con- 
densata sat facile dignoscitur. 

Habitat copiosissima in arena mobili ad Vakarec et Fontina 
fetje agris Romanorum in Banatu purasitica in radice Echinopis 
Ritronis (?). Floret Julio. 

Ich machte mich an’s Werk, um mehrere Exemplare von dieser 
Orobanche für meine Freunde auszugraben, sliess aber auf eine 
Schwierigkeit, die ich früher in Fontina fetje nicht erfahren hatte: 
hier war nämlich der Sand lockerer und tiefer, und das Ausbringen 
von Exemplaren, wie ich sie von Orobanche in meinem Herbar, 
gegen den allgemein herrschenden Usus gerne sehe, d. i. in Ver- 
band mit der Nährpflanze, war eben nicht leicht ausführbar. Nach 
vielen verunglückten Versuchen grub ich endlich ein Exemplar 
aus, dessen Verbindungswurzel 6°5 cm. hatte. Es bedurfte förm- 
licher Accoucheurgriffe, um durch das übrige stark verfilzte Wur- 
zelgeflecht den Gang dieses zahlreichen leicht brüchigen Funiculus 
umbilicalis zu verfolgen, wobei es mir besonders aulfiel, dass der- 
selbe oft ohne alle sichtbare Hindernisse die Richtung veranderle, 
sich senkle oder stieg, nach links oder rechts ablenkte — oftmals 
ganz knapp an einer Echinopswurzel vorbei strich, um sich dann 
nach einer Krümmung an die gleichsam langgesuchte Nahrpflanze 
anzuheften. Ich bedauerte, dass ich dermalen die gehörige Zeit 
darauf nicht verwenden konnte, um Einiges von den vielen Räth- 
seln, die die Keimung und Ernährung dieser sonderbaren, der Masse 
nach ihre Nährpflanzen oft überwiegenden Parasiten umgeben, zu 
erspähen, wozu gewiss die Unzahl der hier wachsenden Individuen 
und die Lockerheit des Grundes die beste Gelegenheit bielen wür- 
den! Ein tüchtiger Spaten und ein intelligenter Gehilfe wären bei 
solchen Forschungen unerlässlich nothwendig. Ueber das Graben 
und Grübeln war die Sonne um eine tüchlige Spanne weiter geeilt 
und die sichtliche Ungeduld meiner Gefährten mahnten mich endlich 
zum Aufbruch. — Mein Begleiter, der mir bei der Aushebung 
einer grössern Partie von Orobanche Echinopis willig Hilfe gelei- 
stel, reichte mir zum Schlusse noch eine gelbblühende Orobanche, 
die er unweit unseres Rastortes, aber ohne Nährpflanze ausgehoben 
hatte; ich sah mich eine Weile noch um einige Exemplare dieser 
mir neuen Art um, fand aber in der Hast keines mehr und vertrö- 


82 


stete mich vor der Hand damit, dass ich in Fontina felje etwa 
glücklicher sein werde, worin ich mich aber, wie später zu ersehen 
sein wird, gänzlich täuschte. Näher untersucht, erwies sich später 
diese Orobanche zufolge der gedrängten Aehre, der von ©. rubens 
viel kürzeren Blumenkronen und der an der Basis allmälig zuge- 
spilzien Antheren als O. Ritronis Gren. Godr,, wofür auch die 
Lokalität spricht, was indessen späteren Besuchern des Belo bedo 
zu konstaliren überlassen werden muss. 

Nachden wir die lockergründige, vielfältig nüancirte ziemlich 
weite Furche von Vakaree überschritten hatten, betraten wir bindi- 
geren Boden, kurzgrasige und sanft gewellte Triften, die aber 
wegen Mangel an Wasser nur bei Nacht beweidet werden. Nach 
einer Stunde langsamen Fahrens — denn inzwischen brach eine 
Schiene am Wagen und musste mit Stricken zusammengebunden 
werden — erreichten wir die Höhen von Korn. Hier war eine wal- 
lachische Sennerei, Schatten, etwas Seihwasser und somit Aussicht 
auf alle mögliche Erholung. Nach gehöriger Rast und Labung weihle 
ich ein Stündchen der Untersuchung der Umgegend und lenkte 
meine Schritte zuerst auf die mit Wachholder bewachsenen Hü- 
gel von Kapu Kornuluj, wie sie Rochel (Reise in das Banat pag. 2) 
nannle und wo er sein Thesium elegans als Seltenheit angab. Trotz 
emsigen Herumspähens fand ich diese Pflanze nicht, empfehle aber 
jedem Botaniker, der den Römerwall besucht, diese Lokalität aul- 
zusuchen — aber sich dabei viel mehr Zeit zu gönnen, als ich 
diess thun konnte denn da findet er in der grössten Ueppigkeit 
die meisten Pflanzen, welche die Sandsteppe charakterisiren; ich 
sammelte: Silene parviflora Ebrh., Dianthus sabuletorum He uff. 
(wohl dieselbe Form, die Boissier in seiner Flora orientalis pag. 
514 als D. capitatus var. minor anlührt), Alliım flavescens Bess., 
Koeleria glauca, Polygala vulgaris var. elongata Rochel, Peuce- 
danum arenarium W. K. (erst im Aufblühen), Hypericum elegans 
Steph. ') und Fruchtexemplare von Centaurea calocephala W., 
einer Pflanze, die sonst Kalkfelsen bewohnt und mich hier nicht 
wenig überraschte. Zum Schlusse hob ich noch einige Wurzelstöcke 
von Paeonia banatica und P. tenuifolia und von einer mir vor der 
Hand unklaren Anthemidee für meinen Garten aus, und bestieg 
dann den schon längst vorgespannten Wagen. 

Unsere Reise ging nun westiwärls auf die in ziemlich weiter 
Ferne den Horizont begrenzenden Höhen von Tilva mare los. An 
vieles Sammeln war nunmehr nicht zu denken, denn die Sonne 
stand bereits ziemlich tief und bis zur Nachtstation zählte mein 
Begleiter gute drei Stunden. Aber auch bot die Haide wenig An- 
ziehendes; denn ausser niedrigen Büschen von Paeonia und Helle- 
borus odorus war weit und breit nichts zu sehen was die kahle 
Trift merklich überragte — und nur zerstreute Gruppen von weissen 
Staubschwämmen gewährten durch ihre blendend weisse Farbe und 


') Neu für die Flora des Banates. 


83 


ihre Grösse — manche Exemplare hatten den Durchmesser von 
einem 0.5 Metre — auf dem düstern Grunde einen sellsamen An- 
blick, der selbst meinen sonst ziemlich indolenten Kutscher zum. 
Anhalten trieb. Er hielt sie nämlich bei der ersten Begegnung für 
Laibe jungen Käses, die den Seihlappen irgend eines unv orsichligen 
wallachischen Senners entgleitet wären! — Von Tilva mare, einem 
der höchsten Punkte des Belo bedo gewinnt man einige Einsicht 
über die Gliederung der hügeligen Sandsteppe: im Süden ‚ gleich 
am Fusse des ziemlich steilen Hügels, auf dem man steht, zieht 
sich von Osten nach Westen ein "ziemlich weiter vielfach zerris- 
sener Sandslreifen, der einst kahl sein mochte, jetzt aber durch 
Baume allen Alters (meist Pappeln) bedeckt, nicht unergiebigen 
Weidegrund birgt und der Forstwissenschaft zur grössten E hre ge- 
reicht; im Osten dominiren die eben verlassenen Höhen von Korn, 
hinter denen in weiter Ferne die Berge aufragen, die beiderseits 
die Donauspalte bilden; im Norden liegen in nächster Nähe hüge- 
lige Triften, etwas weiter die Kulturen von Karlsdorf und im Hin- 
tergrunde dehnt sich die weite Ebene, bei Alibunär beginnend, aus. 
Mit den üppigen Matten von Fontina fetje wird endlich im Westen 
der Horizont abgegrenzt. Die Weite des von dieser Höhe über- 
blickten Terrains und die Schwierigkeit seiner Begehung machten 
es mir erklärlich, dass trotz den lüchtigen Forschungen von Ki- 
taibel, Rochel, Heuffel und Wierzbicki die „weissen Berge* 
noch immer Neuigkeiten aufweisen; -— ja, ich bin des Glaubens, 
dass ein tüchtiger Botaniker ein ganzes Jahr vollauf zu thun hätte, 
um Belo bedo allseitig zu erforschen. 

In einem Stündcehen erreichten wir unser nächstes Ziel, die 
Höhen von Fontina felje. Ich hatte mich schon den ganzen Tag um 
das Taraxacum crispum Heuff. umgesehen; hier fand ich das 
fruktifieirende Köpfchen einer Art, die mir durch ihre fuchsrothen 
Früchte, die an T. erythrospermum erinnern, auffiel. Die Frucht- 
schnäbel sind wohl kurz, etwas kürzer als die Achänen, aber nicht 
brevissima, wie diess 'Heuffel von seiner Art sagt; die Kultur 
wird zeigen, wo die Art hingehört. Nicht minder eilrig spürte ich 
der Iris lepida Heuffel’s nach (ich wollte sie mit meiner Iris 
serbica vergleichen); aber ich glaube ohne Erfolg, denn die Exem- 
plare einer hier fruktifieirenden Schwertel, die ich für meinen Garten 
milnahm , dürften, nach dem lividen Grund der Blattscheiden 
und den stark gerippten Blättern zu urtheilen, nichis Anders sein 
als die gewöhnliche J. variegata. — Nur der südliche Abhang von 
Fontina fetje ist von lockeren Sanden eingenommen; die übrigen 
sanfteren Lehnen werden von sehr üppigen Wiesen bedeckt, wovon 
einige bereits abgemäht waren. Hier wachsen in den dichtesten 
Rasen die interessantesten Sandpflanzen, in einer Unzahl Paeonia 
tenuifolia, die eben jetzt ihre reifen Kapseln öffnete. Wegen der 
bereits den Horizont berührenden Sonne und des schadhaften Zu- 
standes meines Wagens musste ich Verzicht leisten auf den Besuch 
der im Süden liegenden Fontina letijer Sande und fuhr in gerader 


84 


Richtung der in der Ferne sichtbaren Versetzer Strasse zu. Tief in 
der Nacht gelangte ich über Petrovo selo nach Novoselo, mein 
Nachtquartier. 

Des andern Morgens war ich früh in Pan&ova und landete 
noch an demselben Tag bei starkem Wind und Regen in Belgrad, 
sehr froh, dass mich dieses Wetter nicht zwei Tage früher — etwa 
in Korn betroffen hat. 


Die Vegetations-Verhältnisse des mittleren und östlichen 
Ungarns und angrenzenden Siebenbürgens. 


Von A. Kerner. 
IX: 


231. Gypsophila fastigiata L. — Auf wüstem Sandboden. — 
In den Niederungen am Saume des mittelungarischen Berglandes 
bei Vajta an der Särviz, ober der Pulvermühle nächst Altofen, bei 
Gran und auf der Csepelinsel. Viel häufiger auf den Dünen der 
Kecskemeter und Debreeziner Landhöhen und zwar insbesonders 
bei Räkos Palota, Soroksär, Nagy Körös, Also Dabas und P. Salo- 
säar; im Tapiogebiete bei Nagy Käta. — Diluv. Sand. — 95—140 Met. 

232. Gypsophila paniculata L. — Auf Sandflächen, Sandhü- 
geln, sandigen Wiesen, an Ackerrändern und insbesonders mas- 
senhaft an den Böschungen der Eisenbahndämme. Weit häufiger 
als die frühere Art. In den Thälern und am Saume des miltelung. 
Berglandes am Sandberg bei P. Csaba, bei Gran, Maroth, Altofen, 
Föveny und Vajta an der Särviz. Auf der Csepelinsel. Auf der 
Kecskemeter Landhöhe zwischen Waitzen und P. Csörög, bei R. 
Palota, Pest, Soroksär, Monor, Pilis, P. Peszer, Nagy Körös, Kecs- 
kemet, und ostwärts bis Czegled. Im Gebiete des Tapio und der 
Zagyva bei Nagy Käta, T6 Almäs und Fenyszära. Auf der Debre- 
eziner Landhöhe bei Böszörmeny, Kemencse, Bogdan, Nyir Bätor, 


Szakoly, Debreezin. — In der Tiefebene und im Bihariageb. weder 
diese noch die frühere Art beobachtet. — Tert. u. diluv. Sand. — 
95-260 Met. 

233. Gypsophila muralis L. — Auf dem austrocknenden 


Schlamme im Inundationsgebiete der Flüsse und Bäche, auf Erdab- 
rissen und trockenen Grasplätzen, auf Brachäckern und an Wald- 
wegen, durch das ganze Gebiet an zerstreuten Standorten. Im 
mittelung. Bergl. selten und hier fast ausschliesslich auf die mit 
lehmiger Krume bedeckten Trachytberge beschränkt; bei Paräd und 
auf dem Särer-Berg in der Matra, auf Brachäckern hinter der 
Ruine Visegräd, bei Sct. Andrae, bei $zt. Imre, im Kammerwalde 


85 


bei Ofen. Fehlt der sandigen Kecskemeter Landhöhe! Dagegen 
ziemlich häufig in der Tiefebene an der Theiss bei Szolnok und 
Tisza Földvär, an der Zagyva und den anderen von den mittelung. 
Trachytbergen kommenden Zuflüssen der Theiss bei Tapio Szelle 
und Mezö Kövesd. Jenseits der Theiss im Bekeser Comitate. Hier 
in der Tiefebene merkwürdiger Weise immer auf etwas salzigem 
Substrate; im Bihariageb. dagegen auf nicht salzigem Boden an 
vielen Punkten auf dem tert. Vorlande von Grosswardein bis Be- 
enyes, dann im Thale der schwarzen Körös bei Vasköh, Crisciora, 
Fenatia, Sedescelu, Kisköh; im Geb. der weissen Körös bei Kö- 
rösbänya, dann bei den Eisengruben von Rescirata und sehr häufig 
bei den Dörfern Nadalbesci und Susani am südl. Fusse des Plesciu. 
— Trachyt, Schiefer, Sandstein, Kalk, tert., diluv. u. alluv. Lehm. 
— 80—445 Met, 

234. Dianthus saxifragus L. — Auf sonnigen Hügeln und auf 
salzauswitterndem Boden der Niederungen. — Auf dem Somlyö 
nächst Grosswardein (Kit. Steffek); „in campis siccis et salsis 
planitiei Com. Pest. (Sadler). — Von mir im Gebiete nicht beob- 
achtet. Jedenfalls selten und auf vereinzelte Standorte beschränkt. 
Die Ebene des Pester Komitates liegt im Mittel 95 Met.; der Berg 
Somlyö misst 250 Met.; daher kann der Höhengürtel dieser Pflanze 
mit 95—250 Met. angesetzt werden. — Kalk, diluv. u. alluv. Boden. 

235. Dianthus prolifer L. Auftrockenen Hügeln und Sand- 
flächen. Im mittelung. Berglande in der Matra auf dem Hegyes bei 
Paräd und in der angrenzenden Niederung bei P. Gombos nächst 
Hatvan, in der Pilisgruppe am Kalvarienberg bei Visegräd und am 
Bloksberg bei Ofen. Häufiger auf den sandigen Landhöhen des Tief- 
landes. Auf der Kecskemeter Landhöhe auf der P. Csörög bei 
Waitzen, bei R. Palota, Pest, Soroksär, Monor und Pilis und bei 
Nagy Körös. Auf der Debrecziner Landhöhe bei Nyir Bätor, Bö- 
szörmeny und Szakoly. Im Bihariageb. im Thale der schnellen Körös 
bei Grosswardein und im Thale der schwarzen Körös am Bontoskö 
bei Petrani; am häufigsten aber auf dem Trachyttuff im Gebiete der 
weissen Körös bei der Ruine Desna, dann ober Chizindia nächst 
Buteni und von da thalaufwärts bis in die Körösenge bei Liesa 


nächst Halmäza. — Trachyt, Trachyttuff, Kalk, tert., dil. u. alluv. 
Sand. 95—320 Met. 
236. Dianthus Armeria L. — Auf grasigen Plätzen in lichten 


Eichenwäldern, insbesonders auf kleinen Blössen im buschigen Nie- 
derwald. — Im mittelung. Bergl. vorzüglich auf den Trachytbergen. 
In der Magustagruppe am Spitzkopf bei Gross Maros, in der Pilis- 
gruppe bei Visegräd, Szt. Läszlö, Iszbek, Sct. Andrae, auf der 
Slanitzka bei P. Csaba und bei Maria Einsiedel nächst Ofen. Auf 
der Kecskemeter Landhöhe in dem Walde zwischen Pilis und Monor. 
Im Bihariageb. auf dem tert. Vorlande von Grosswardein bis Belönyes 
und über die Hügel im Thale der schwarzen Körös einwärts bis 
Fenatia und Rezbänya sehr verbreitet. — Trachyt, Schiefer, Kalk, 
Sandstein, tert., dil. und alluv. Boden. Liebt vorzüglich lehmige 
Oesterr. botan.Zeitschrift. 3. Heft. 1868. 1 


88 


ziemlich trockene und dabei humusreiche Erde und findet sich daher 
vorzüglich an solchen Punkten, wo sich durch Verwitterung des 
unterliegenden Gesteines eine mächtige Lehmschichte gebildet 
und wo sich im Laufe der Zeit der Erde auch ziemlich viel Humus 
beigemengt hat. — 140—4s0 Met. 

237. Dianthus Pseudo-Armeria M. B. — An der Nordgrenze 
unseres Gebietes „an buschigen Stellen zwischen Peterväsär im 
nördl. Kom. Heves und der Grenze des Gömörer Komitates,* Janka 
in Oest. bot. Zeitsch. 1867, S. 67. 

238. Dianthus compactus Kit. — In felsigen Schluchten, auf 
Wiesen und unter Krummholz in der subalpinen Region des Biharia- 
gebirges; vereinzelt mit den Fichten auch in die liefen Thalgründe 
herabsteigend. Am häufigsten im Rezbänyaerzuge in den von Quell- 
bächen durchrieselten Runsen an der Südseite des Vervul Biharei. 
Auf dem Batrinaplateau unter der Pietra Betrana, auf der Ealinesa, 
an der Pietra Boghi und von da bis herab in die Valea pulsului 
hinter Petrosa. — Schiefer, Kalk. — 560-1560 Met. 

Dianthus barbatus L., welcher sich von D. eompaetus durch lanzett- 
liche relativ vial breitere Blätter, oben ästige Stengel, grüne Kelche, steif auf-: 
rechte der ‚Kelchröhre parallele Kelchschuppen unterscheidet , wurde im Ge- 
biete bisher nicht aufgefunden, findet sich aber in den südlich an unser 
Geb. anstossenden Landschaften bei Fünfkircbeu und in der Plattenseegegend 


und dürfte auch in den südlichen Strichen des Stuhlweissenburger Comitates 
vorkommen. 


239. Dianthus collinus W. K. — Auf trockenen Bergwiesen, 
anf grasigen Plätzen uni Blössen in Niederwäldern und am Rande 
der Hochwälder. Im mittelung. Bergl. in der Matra bei Paräd und 
Gyöngyös und auf dem Nagy Galya; in der Pilisgruppe auf dem 
Visegräder Schlossberge, auf dem Vaskapu bei Gran, bei Pomäsz, 
Maria Einsiedel und ober dem Leopoldifelde gegen den Dreihotter- 
berg bei Ofen. Im Bihariageb. am Köbänyaberg bei dem Felixbad 


nächst Grosswardein. — Auf lehmiger Erdkrume über Trachyt und 
thonreichen Kalksteinen. — 110—960 Met. 
240. Dianthus Carthusianorum L. — Auf Wiesen und an fel- 


sigen Stellen der Bergabhänge. Im Gebiete 'nur im Bihariagebirge 
beobachtet. Im Rezbänyaerzuge am südlichen Abfalle des Tomna- 
tecu; am Rande und Abfalle ‘des Batrinaplateaus auf der Pietra 
Boghi, dem Vervul Feriecea und der Tataroca bei Petrosa, der Pietra 
muncelului und Pietra lunga bei Rezbänya und bei Fenatia. In der 
Gruppe des Plesiu von der Thalmulde Bratcöia hinter Monesa' bis 
auf die höchste Kuppe des Plesiu. — Porphyrit, Trachyttuff, Schie- 
fer, Sandstein, vorherrschend aber über Kalksubstrat. — 160-1300 
Met. — Eine eigentlümliche Form mit sehr rauhem Stengel und 
rauhen Blättern und verhältnissmässig kleinen und kurzen Kelch- 
schuppen sammelte ich auf den Trachyttuff-Felsen bei der Ruine 
Desna im Arader Komitate. Die Büschel sind armblüthig, die Blu- 
menblälter eben so gross wie bei D. Carthusianorum und auch 
die Blätter und Blattseheiden, ausgenommen der grösseren Rauhheit, 
von jenen des D. Curthusianorum nicht verschieden. 


89 


241. Dianthus atrorubens All. (D. Carthusianorum Sadl. zum 
Theile, nicht L.). Auf trockenen Wiesen, grasigen Plätzen und 
Blössen in den Wäldern sehr häufig. Im mittelung. Berglande in 
der Matra bei Paräd, Gyöngyös und Gergelhäza bei Bodony, auf 
dem Nagyszäl bei Waitzen, in der Magustagruppe bei Gross Maros, 
in der Pilisgruppe bei Visegräd und Sct. Andrae, auf dem Piliser- 
berg und der Slanitzka bei P. Csaba, auf allen Bergen bei Ofen, 
auf der grossen Heide bei Teteny. Im Bihariageb. auf dem tert. 
Vorlande bei Grosswardein und Holodu. Trachyt, Kalk, tert. und 
diluv. Sand- und Lehmboden. — 95—380 Met. 


242. Dianthus banaticus Heuffel in Griseb. und Schenk 
It, hung. 301. (D. Carthusianorum Sadl. zum Theile, nicht L. — 
D. diutinus Reichb. Ice. XVl. fig. 5017, nicht Kit., dessen D. diu- 
tinus zu Folge eingesehener Originalexemplare = D. polymorphus 
M. B.). — Auf Sandhügeln und Sandflächen, meistens mit Stipa 
pennata und Dianthus polymorphus. — Auf der Kecskemeter Land- 
höhe auf der P. Szt. Mihaly am Räkos bei Pest, bei Alberli, Monor 
und Pilis. — Diluv. Sand. — 95—125 Met, 

243. Dianthus polymorphus M. Be — Auf Sandhügeln und 
Sandflächen meistens in Gesellschaft von Trayopogon floccosus, 
Peucedanum arenarium, Syrenia angustifolia, Astragalus virgatus, 
Iris arenaria. Im Tieflande. Im Tapiogebiete bei Szt. Märton Käta 
und auf der Debrecziner Landhöhe bei Bogath. Am häufigsten auf 
der Kecskemeter Landhöhe von Waitzen über Gödöllö, Iszaszeg, 
Csikos, Potharasztya, Monor, Pilis, Puszta Sallosär bei Tatär Szt. 
György, Puszla Peszer bei Also Dabas und Kis Telek zwischen 
Felegyhöza und Szegedin. — Diluv. Sand. — 95—130 Met. 

244. Dianthus deltoides L. — Auf trockenen Bergwiesen und 
auf grasigen Plätzen und Blössen, in Niederwäldern und am Saume. 
der Hochwälder, seltener auf Felsen. — Im mittelung. Berglande 
in der Matra auf dem Galya, in der Magustagruppe an felsigen 
Stellen bei Gross Maros, in der Pilisgruppe bei Visegräd, Szt. Läszloö, 
Pomäsz, Set. Andrae. Auf der Kecskemeter Landhöhe bei Bagh nächst 
Gödöllö. Im Bihariageb. bei Grosswardein und im Gebiete des Aranyos 
bei dem Waldhause Distidiul. — Trachyt, Schiefer, Sandstein und 
tert. Sand. Auf kalkreichem Substrate im Gebiete nicht beobachtet. 
— 95—845 Met. 


245. Dianthus superbus L. (mit Ausschluss des von L. mit in- 
begriffenen D. speeiosus Rchb. — D. superbus grandiflorus Tausch 
=D. Wimmeri Wichura.) — Aufl sumpfigen Wiesen meist in Ge- 
sellschaft der Iris sibirica, aber nur an vereinzelten Standorten. 
Im mittelung. Bergl. in der Pilisgruppe bei Szt. Läszlö; auf der 
Kecskemeter Landhöhe am Räkos bei Pest und bei Keresztur. Am 
Ostrande der Debrecziner Landhöhe in den Ecseder Sümpfen. Im 
Bihariageb. im Thalkessel Bratkdia am Nordfusse des Plesiu. — 
Trachyt, Kalk, diluv. u. alluv. Sandboden. — 140—750 Met. 


246. Dianthus petraeus W. K. — Auf den Terrassen und in 


7 * 


90 


den Ritzen der Kalkfelsen. — Im Bihariageb. am Rande des Balri- 
naplateaus auf allen felsigen Abstürzen; auf der Pietra Galbina, 
Magura seca, Pietra Boghi und Pietra pulsului im Gebiete des Gal- 
binabaches und auf der ‚Pietra muncelului bei Rezbänya. In der 
Vulcangruppe auf den Abstürzen des Suprapietri Poienile bei Vidra. 
— Kalk. — 520—1280 Met. 


Phytographische Fragmente. 
Von Dr. Ferdinand Schur. 
XI. 
Ranunculus Philonotis Ehrh. Beitr. 2, 145. 


Unter R. Philonotis Ehrh. habe ich in den Herbarien sehr 
verschiedene Formen eines zu einem und demselben Typus gehö- 
renden Ranunkels gefunden, und auch in der Natur deren mehrere 
beobachtet, welche den Formenreichthum desselben bewähren. Auch 
in der Wiener Flora habe ich dieselben Beobachtungen gemacht 
und halte es der Mühe werth, dieses hier zu erörlern. Die zahl- 
reichen Synonyme von R. Philonotis Ehrh, wären beiläufig folgende: 

R. hirsutus Ait. in Gurt. Lond. fig. 2, tab. 40; Mart., flor. 
Mosg. p..97; Rehb. exc. p. 725, Rchb. icon. XII, fig. 4617; 
Sturm H. 82. — R. agrarius All. auct. 27. — R. bulbosus var. 
ß. Huds. ap. Steud. 2, 435. — R. palensis Berger. — R. pal- 
lidior Vill. delph, 4, 751. — R. pallidus Russel. — R. sardous 
Crntz. austr. p. 111. — R. verruculosus Poir. — R. Philonotis 
var. ß. subglaber Koch. syn. ed. 2, p. 20. — R. intermedius Poir. 
eixc. 6, 116. — R. pumilus Thuill. non Poir. — R. pareiflorus 
Gouan non L. — R. Philonotis var. minuta« — R. parvulus L. 
mant. 79. 

Spezies, welche so reich an Synonymen sind, erwecken bei 
mir stels das Misstrauen gegen die Zusammengehörigkeit derselben, 
und selten habe ich mich vergebens bemüht, hinter diesen Synonymen 
sehr heterogene Formen und Varietäten zu finden. Auch bei dem 
in Rede stehenden R. Philonotis hat sich dieses bewahrheitet, denn 
nicht nur dass unter diesem Namen zwei ganz verschiedene nicht 
zusammengehörende Spezies mit mehreren Formen im Ganzen sind, 
sondern es bezieht sich auch fast jedes verschiedene Synonym 
auf eine andere, eigenthümliche Form, und dieses ist es, wodurch 
das Studium dieses Ranunkels sehr erschwert wird, umsomehr, da 
wohl in keiner Flora alle betreffenden Formen vorkommen dürften. 
— Der. Umstand aber, dass alle Formen des R. Philonotis Ehrh. 
mehr oder minder dem Habitus eines R. bulbosus nahe kommen, 


94 


erregte wohl die Meinung, dass derselbe eine unausgebildete Form 
des R. bulbosus sei, (Huds. Fl. angl. 1, 241; Lam. Fl. frane. 3, 
194; Flora 1834, 11, p. 628; Neilr. Fl. von Wien, p. 465), welche 
Ansicht sich schwer thatsäehlich beweisen lässt. — In Siebenbür- 
gen, wo dieser vermeintliche R. sardous mit glatten Früchten 
(Neilreichs Nachtr. zu Malys En. p. 223 = R. pseudo-bulbosus 
Schur Verh. d. siebenb. Vereins 1859, p. 84) ganze Triften be- 
kleidet und Ruhe hat, sich gehörig entwickeln zu können, habe 
ich nie beobachtet, dass aus R. pseudo-bulbosus R. bulbosus ent- 
standen wäre, sondern es hat mir vielmehr geschienen, als ob 
unter günstigen Umständen der R. pseudo-bulbosus nieht einjährig 
sondern perennirend sein kann, was aber einjährige Exemplare nicht 
ausschliesst und welche Erscheinung auch bei anderen perenni- 
renden Ranunkelarten beobachtet werden kann. 

Darüber sind jedenfalls die neueren Floristen und Systema - 
tiker einig, dass der R. Philonotis Ehrh. warzige Früchte hat. 
Dass daher ein Ranunkel mit glatten Früchten nicht in eine und 
dieselbe Art gehören darf, versteht sich ipso facto von selbst; umso 
mehr bei der Wichtigkeit, welche man den Carpellen der Ranun- 
culaceen beilegt, würde es eine grosse Inkonsequenz sein, diesen 
Umstand zu übersehen ohne zur Feststellung einer Art zu benützen, 
obschon es viele Ordnungen, Gatlungen und Arten gibt, wo auf 
die äussere Beschaffenheit der Früchte weniger Rücksicht genommen 
wird, als im vorliegenden Falle. 

"Ob Crntz. dem R. sardous glatte, Ehrh. dem R. Philonotishöcke- 
rige Früchte beigelegt haben, ist mir im gegenwärtigen Augenblick 
ziemlich gleich, da ich mich an das Vorliegende halte und nur das unter- 
scheide, was die früheren Botaniker nicht unterschieden haben und 
den vermeintlichen R. Philonotis mit glatten Früchten, welcher der 
oberen Bemerkung zufoige weder mit diesem noch mit R. sardous 
identisch sein kann, als eine selbstständige Art, als R. pseudo- 
bulbosus behandle. — Neilreich in seiner Flora von Wien führt 
diesen R. pseudo-bulbosus als R. sardous Crantz ‘auf und legt 
ihm glatte Früchte bei, hält ihn aber dessenungeachtet synonym 
mit BR. Philonotis Ehrh. und R. hirsutus Cart., welcher nach 
Spreng., Reichb., Koch, Bluff, et Fingerh., Ledebour und 
allen deutschen Floristen höckerige Carpellen haben muss. — Ob 
Valer. Cordi (Hist. stirp. ann, 1561 fol. 119, sec Neilr. Nachtr. 
zur Flora von Nieder-Oestr. 1866, p, 78) seinem R. surdous, dem 
hiermit das Prioritätsrecht dieser Benennung gebührt, glatte oder 
höckerige Früchte beigelegt, kann ich in diesem Augenblick nicht 
bestimmen. 

Wie ich oben schon angedeutet habe, sind die Botaniker da- 
hin einig, dass der R. Philonotis Ehrh. höckerige Früchte hat, nur 
in der Beziehung weichen sie von einander ab, dass diese Höcker- 
chen entweder in einer Reihe oder in zwei Reihen vor dem Rande 
der Frucht oder über die ganze Fläche derselben verbreitet sein 
sollen. Ob diese Höckerchen auf beiden Seiten, oder nur auf einer 


92 


Seite sein können, wird nicht angegeben. So weit nun meine 
diesfälligen Beobachtungen reichen, sind diese Höckerchen stets 
auf beiden Seiten der Früchte vorhanden. — Eine Ausnahme hier- 
von macht R. Philonotis Bmg. En. stirp. 2, p. 130: „Fructibus 
globosis uni latere marginaliter tuberculatis, stigmate hamato coro- 
natis“, worauf ich hiermit aufmerksam mache. Bei der Untersuchung 
der Früchte ist es nothwendig, diese so reif als möglich zu haben, 
da die Höckerchen bei jungen Exemplaren kaum bemerkbar sind. 
Die Früchte entwickeln sich vom Rande gegen das Zentrum der 
Fruchtfläche allmälig; auch entwickeln die Höckerchen sich auf 
der nach aussen gekehrten Seite viel früher und deutlicher als 
auf der der Achse zugekehrten, und vielleicht liegt in diesem Umstande 
dieabweichende Angabe Baumgartens. Ich habe in Siebenbürgen nur 
R. Philonotis mit auf beiden Seiten höckerigen Früchten beobachtet, 


me so. 2 — 


Die Cyperaceen der Wetterau. 
Von Friedrich Hille. 


Wie sich unsere Wetterau nicht nur an Schönheit der Natur, 
an Reichhaltigkeit der Thierwelt auszeichnet, so bietet sie uns auch 
ein grosses Gebiet für die Pflanzenwelt, welche in ihr auf’s reich- 
haltigste und schönste verireten ist. So sei es mir nun erlaubt, 
eine kurze Schilderung über das Vorkommen der Cyperaceen, welche 
mich immer sehr angezogen haben, abzugeben: 

Cyperus flavescens L. Auf feuchten, sumpfigen, überschwemnten 
Plätzen. Bei Grossenbusek und am Kinzigufer in der Eulau 
bei Hanau. 7—9. 

C. fuscus L. kömmt ebenso wie Vorige vor, doch schon etwas 
seltner, besonders hübsch am Mainufer. 7—9. 

Schoenus nigricans L. Auf sumpfigem, feuchtem Boden, soll bei Bes- 
sungen und im Arheiligen-Wald bei Darmstadt vorkommen, 
jedoch von mir nicht gelunden. 5—6. 

Rhynchospora alba Vahl. Sumpfboden. Bei Somborn, Bieber im 
Spessart, Gonsenheim bei Mainz sehr hübsch, vorkommend. 7 —8. 

R. fusca R. et Sch. Auf sumpfigen, schlammigen Stellen, sandige 
Stellen suchend. Bei Hanau, Steinheimer Heide, Frankfurt, 
Mainz, im Hengster und im Spessart. 6—7. 

Heleocharis palustrisR. Br. AnGräben, Teichen, Sümpfen. Häufig.5 —8. 

H. uniglumis Link. Feuchte, sumpfige Stellen. Bei Seckbach, Offen- 
bach, Mainz. 5—8. 

H. ovata R.Brow. An stehendem Wasser, überschwemmten Stellen, 
Rückingen, Hanau, Hengster|, Heusenstamm, Frankfurt. 5—8. 

H. acicularis L. Ueberschwemmte Stellen, feuchte Wiesen. In der 


33 


Eulau bei Hanau, Niederrodenbach, ‚Wächtersbach, dann am 
Mainhin bei Offenbach. 5—8. 

Seirpus eaespitosus L. An feuchten, nassen Plätzen. Selten. Nur im 
Hengster, sonst von mir nicht, gefunden. 5—6. 

8, paucıflorus Lightfool, Auf feuchten Wiesen, an Bächen. Selten. 
Wisselsheim, Nauheim. 6—7. 

S, setaceus L. Auf sumpfigem, feuchten Boden, an Lachen, Ziemlich 
häufig. Hübsch am Mainufer bei Hanau. 6—8. 

S. supinus L. Au Ufern, Sümpfen, Lachen. Selten.‘ Mainspitze bei 
Griesheim. 7 -8. 

S. Jacustris L. An stehendem Wasser, Teichen, Gräben, Sehr häu- 
fig. 5—6. 

S. Tabernaemontani Gmel. An Gräben, Sümpfen, Lachen. Bei Nau- 
heim und Wisselsheim. 6—7. 

S. triqueter L. In stillfliessendem Wasser, Gräben, Ziemlich selten. 
Darmstadt, Arheiligen, Hengster 7—8. 

S. Rothit Hppe. An Lachen, sumpfigen Wiesen. Im Ganzen selten. 
Bei Wisselsheim, Nauhaim und Ortenberg. 7—9, 

S. maritimus L. An feuchten Stellen, Ulern. "Sehr schön bei Dor- 
heim, Philippsruhe, Rumpenheim, Fechenheim, Nauheim. 7—8, 

S. sylvaticus L. Nasse, feuchte Wiesen. Ueberall zu finden. 5—7. 

S. compressus Pers. Feuchte, nasse Stellen, Gräben, hauptsächlicher 
feuchter Sandboden, De sshalb. bei Hanau häufig, dann im Spes- 
sart bei Orb. 7—8. 

Eriophorum vaginatum L. Auf feuchten Wiesenplätzen, Sümpfen, 
Im Taunus und Bessunger- Wald. Von mir noch nicht, gelun- 
den. d—)5. 

E. angustifolium Roth. An Lachen, Gräben, feuchte Stellen. Ge- 
mein. 4—5. ii 

E. latifolium Hppe. Nasse, sumpfige Wiesen. Häufig. Sehr hübsch 
am Acisbrunnen bei Schlüchter n. Hariß, 

E. graecile Koch. Sumpfige Stellen, Ufern, Zwischen Steinheim und 
Mühlbeim, Hengster. 5-6. 

Carez dioica L. Auf sumpfigen, feuchten Stellen. Selten. Traisa und 
im -Hengster. 4—). 

C. Davalliana Smith. Auf feuchten Wiesen. Bei Hochheim, Öffen- 
bach, Bischofsheim, Hengster und im ‘Taunus auf dem König- 
stein. 4—5. 

C. pulicarisL. Sumpfige, feuchte Wiesen. Im Spe 

. cyperoides L. Auf sandigem, aber feuchlem Boden. Selten. Am 

Main bei Offenbach und Frankfurt. 7—9. 

chordorrhiza Ehrh. Auf feuchtem, schlammigem Boden. Soll 

bei Schlüchtern vorkommen. Von mir nicht gefunden, 5—#. 

. disticha Hudson. Auf feuchten Wiesen, Teichen, Flüssen. Häu- 

fig. Hanau, Bischofsheim, 5—6. 

. arenaria L. Auf sandigem Boden, an Ufern. Ziemlich selten. 

‚Alpenau. 5—6. 

. vulpina L. An nassen, sumpfigen Stellen. Ziemlich ‚häufig. Höchst 


N 


Dh Er 2 


‘Schlüchtern. Die Varietät nemorosa Willd. ist selten. Kommt 
nur bei Vorheim vor. 5—6. 


. muricata L. Auf trocknen Waldstellen, Wiesen. Ziemlich gemein, 


var. virens bei Offenbach und Hochstadt 5—6. 


. divulsa Good. In schattigen Wäldern. Selten. Hoheberg bei 


Vilbach im Spessart. 5—6. 


. teretiuscula L. Sumpfige, feuchte Oerter. Hengster, Kranigstein, 


Frankfurt. 5—6. 


. paniculata L. An Rändern von Sümpfen, Gräben. Häufig. Hanau. 


Schlüchtern. 5 —6. 


. paradoxza Willd. Auf sumpfigen Wiesen, an Gräben. Ziemlich 


selten. Frankfurt, Offenbach, Arheiligen, Darmstadt, Bessun- 
gen. 9—6. | 


. Schreberi Schrnk. Auf sandigen, grasigen Hügeln. Sehr hübsch 


im Lambrywald bei Hanau, Mainz. 5—6. 


. brizoides L. Auf feuchten Waldstellen, im Gebüsch. Hanau, 


Frankfurt, Bieber. 5—6. 


C. remota L. Feuchte, sumpfige Waldstellen. Häufig. Besonders im 


I zT SS 19198 


AAyaaa ne 


Spessart. 5—6. 


. stellulata Gooden. Auf sumpfigen Wiesen, Ufern. Bei Hanau 


häufig. Schlüchtern. 5—6. 


. leporina. Auf feuchten Wiesen, Sümpfen, Gräben. Bruchköbeler- 


Wald bei Hanau, Schlüchtern. var. argyroglochin Hornem. 
Selten. Bei Bieber in Waldschluchten. 5—7. 


. elongata L. Feuchte, iz Stellen. In der ganzen Mainebene, 


Darmstadt, Wächlersbach. 5—7. 


. canescens L. Auf nassen Wiesen, Teichen, Sümpfen. Sehr hübsch 


bei Bieber, Bischofsheim. 5— 6. 


. Gaudiniana Guttnik. Sumpfige Stellen, Gräben. Selten. Hanau, 


Hengster bei Seligenstadt. 6—7. 


. strieta Good. In Gräben, Teichen, Lachen, Hanau, Frankfurt, 


Hoechst, Darmstadt, Gelnhausen. Re 6. 


. Drejeri Ö. F. Lang. Feuchte, sumpfige Wiesen. Hanau, Bieber, 


Oberzell, Schlüchtern. 4—5. 


. vulgaris Fries. Sumpfige Stellen, Gräben. Gemein. 4—5. 
. acuta L. An Ufern, Sümpfen. Sehr häufig. Hanau, Teichhaus, 


Rumpenheim. var. Moenchiana W end. Selten. Orb, Offenbach. 
4—5. 


. Buxbaumii Whlbg. Feuchte Wiesen, Gräben, Gelnhausen, Offen- 


bach, Hengster, Frankfurt. 4—5. 


. supina Wahlbg. Auf grasigen, trockenen Hügeln. Selten. Castell 


bei Mainz, Gonzenheim. 4—5. 


. limosa L. Feuchte sumpfige Plätze. Ziemlich selten. Im Hengster, 


Schlüchtern, Hochstadt. 5—6. 


. pilulifera L. Sonnige, sandige Heiden. Wilhelmsbad, Bieber, 


Offenbach. 4—5. 


. tomentosa L. Feuchte, sandige Stellen. In der Mainebene, Ber- 


gen, Schlüchtern, Vilbel, Darmstadt. 5—7. 


95 


C. montana L. In schattigen Wäldern. Gelnhausen, Frankfurt, Bieber, 


Orb, im Taunus und Vogelsberg. 4—5. 


C. ericetorum Poll. Auf sandigen Stellen, Triften. Hanau, Arhei- 


N 


NER SE a ae Ze ee Re Fe ee ie ee Fre He Fe 


ligen, Darmstadt; Giessen. 4—)5. 


. praecox Jacq. Auf grasigen Hügeln, an Wegen. Gemein: var. 


longifolia bei Wilhelmsbad, var. reflexa Hppe. im Vogels- 
berg. 3—35. 


. polyrrhiza Wallr. An feuchten Stellen. Selten. Hanau, Geln- 


hausen, Bieber. 5—6. 


. humilis Leysser. An trockenen, grasigen Stellen. Kalkboden. 


Frankfurt, Mainz. 3—5. 


. digitata L. In schattigen Wäldern, Kalkboden. Sehr schön und 


reichlich bei Schlüchtern, Hanau am Wolfsgang, Fulda. 4—5: 


. ornithopoda Willd. An sonnigen Hügeln, . Raine. Darmstadt, 


Arheiligen, Wiesbaden, Hünfeld. 5. 


. pilosa Scopol. In schattigen Wäldern, Gebirgsgegenden. | Sel- 


ten. Vogelsberg, Orb, Villbach. 4—6. 


. panicea L. Nasse, sumpfige Stellen, Bäche, Gemein. Orb, Schlüch- 


tern. 4—5. 


. glauca Scopol. Feuchte Grasplätze, Wiesen. Häufig. Bieber, 


Oberzell, Schlüchtern. 5—6. 


. mazima Scop. Feuchte Wälder., Aeusserst selten, Einzeln bei 


Schlüchtern. 6. 


. pallescens L. Sumpfige, feuchte Wiesen. Gemein. Mühlbach im 


Spessart 4—)5. 


. strigosa Huds. Feuchte Stellen, Bäche, Selten. Darmstadt. 5. 
. fava L. Sumpfige, überschwemmte Stellen, Wiesen. Häufig um 


Hanau, im Spessart. 5. 


. Oederi Ehrh. Sumpfige Wiesen, Graben. Bei Hanau, Gelnhau- 


sen. 5—7; 


. fulva Good. Sumpfige Oerter, torfige Wiesen. Selten. Im Heng- 


ster. 5—b. 


. Hornschuchiana Hppe. Auf nassen, sumpfigen Wiesen. Häufig. 


Darmstadt, Mainz. 5—7. 


. distans L. Auf feuchten Plätzen, Sümpfen. Hanau, Orber 'Sa- 


line. 5-—6. 


. sylvatica Hudson. In feuchten Wäldern. Vogelsberg, Ober- 


zell. 5—6. 


. Pseudo-Cyperus L. An Gräben, Sümpfen, Teichen. Bieber im 


Spessart. 5—6. 


. ampullacea Gooden. Sumpfige Wiesen, Gräben. Spessart, Ober- 


zell, Schlüchtern. 5—6. 


. vesicaria L. Auf sumpfigen Wiesen, Teichen. Bieber, Schlüch- 


tern. 5—6. 


. paludosa Good. An Sümpfen, Teichen, Gräben. Häufig. Fasa- 


nerie bei Hanau. 5. 


. riparia Curts. In Gräben, Sümpfen, Bächen. Häufig. Teichhaus 


bei Hanau. 5—6. 


96 


C. filiformis L. In stehendem Wasser, Sümpfen. Nicht häufig. Hanau, 
Steinheim, Offenbach, Dörnigheim, Schlüchtern. 5—6. 

C. hirta. Auf sandigen, aber feuchten Hügeln, Wiesen, ‚Gemein. Im 
Spessart sehr schön. 5. 


Marburg im December 1867. 


— ii — 


Literaturberichte. 


„Krytogamenflora von Hamburg. Erster Theil, Schaft- 
halme, ‚Far, Bärlappgewächse, Wurzelfrüchtler und Laubmoose.“ 
Von Dr. F.W. Klatı. Hamburg. Otto Meissner. 1868. — Ein 
Oktavbändchen mit 220 Seiten, in welchem die bisher um Hamburg 
(mit Inbegriff der angrenzenden holstein’schen und lauenburg’ schen 
Bezirke) vorkommenden und als vorkommend angegebenen höheren 
Sporenpflanzen und Laubmoose abgehandelt werden. Von ersteren 
werden 8 Equiseten (worunter wir das um Hamburg vorkommende 
E. litorale Klw. vermissen), 18 Farne, 5 Lycopodien und 1 Rhi- 
zocarpe, von letzteren mit Inbegriff von 5 Torfmoosen 164 Arten 
als sicher vorkommend aufgeführt. Der Verfasser wollte dabei ganz 
besonders die Anfänger berücksichtigen, wesshalb er eine über- 
sichtliche Darstellung‘ ‘der Charakteristiken der Familien, Gattungen 
und Arten der mit (deutschen) Beschreibungen. versöhenen Aufzäh- 
lung vorangeschickt hat. Bei den Moosen hat der Verfasser sich 
enge an Schimper’s Synopsis angeschlossen, und es’ sind auch 
die Beschreibungen mit jenen des genannten Werkes im Wesent- 
lichen übereinstimmend. Dagegen wäre nichts einzuwenden, wenn 
der Verfasser dabei nicht bloss auf dem Standpunkt ‘der Synopsis 
stehen geblieben wäre, sondern auch von der neueren’Literatur 
und damit von den hie und da modifizirten Anschauungen Notiz 
genommen hätte. So finden wir Hypnum Kneiffü neben Hypnum 
aduncum aufgeführt, und dieselben wie in der Synopsis charakteri- 
sirt, während es doch schon lange bekannt ist, dass das H. adun- 
cum der Synopsis eine species mixta ist, welche ausser dem wahren 
H. aduncum Hedwig”’s noch 3 Arten umfasst, und dass H. Kneiffü 
nur ein Synonym des H. aduncvm Hedw. darstellt. Eben ‘so ver- 
hält es sich mit den höheren Sporenpflanzen, über. welche dem 
Verfasser die neueren Arbeiten Milde’s ganz unbekannt zu sein 
scheinen. J. Juratzka. 


—— 


Correspondenz. 


Münchengrätz, den 4. Februar 1868. 


Im Decemberhefte v. J. dieser Zeitschrift wird eine Erwäh- 
nung gemacht von Pinus Abies, deren untere Stammesrinde eine 
Aehnlichkeit mit jener von Pinus silvestris hat. Es diene zur Nach- 
richt, dass im Revier Mukarov bei Münchengrätz sich mehrere 
derartige Exemplare vorfinden und dieses Nalurspiel überhaupt in 
unseren grossen Forsten nichts seltenes ist. Auch wurde in dieses 
Revier vor Jahren ein Exemplar von Pinus Pumilio Haenke, aus 
spontanem Samen gezogen, versetzt, wo es herrlich vegelirt und 
reichlich Zapfen trägt, die im Frühjahre zur weitern Kultur ver- 
wendet werden, Von Pinus Abies unterscheidet man hier „Roth- 
und Weissfichte“, worauf die Holzarbeiter grosses Gewicht legen, 
besonders die Wagner. Erstere hat eine röthliche, letztere eine 
schimmelweisse Rinde. Auch ist die Struktur des Holzes selbst eine 
verschiedene. — Ich besitze ein mir überflüssiges Herbar von über 
1000 kultivirte Exotica, worunter viele seltene und schön präpa- 
rirte Pflanzen. Gegen einen Betrag von 20 Thaler oder 36 fl. ö. W, 
wäre ich geneigt diese Sammlung abzulassen. Sekera. 


Szent Gothard in Siebenbürgen den 7. Februar 1868. 


Heute ist es gerade ein Monat, seit ich mich bier bleibend 
niedergelassen habe. Auch mein Herbar ist einige Tage darauf 


wohl behalten, hier angelangt. — Wir haben anhaltend strengen, 
sehr schneereichen Winter, der auf ein gutes Jahr. schliessen 
lässt. -— Ich will schon zeitlich im Frühjahr an die moldauische 


Grenze auf 8 Tage reisen, da zu dieser Zeit noch kein Botaniker 
dort war, Seit 16 Jahren fahnde ich in Ungarn und Siebenbürgen 
nach Galanthus plicatus Ma B. Es ist nicht sehr unwahrscheinlich, 
dass diese Art, deren nächster Standort mir in Podolien bekannt 
ist, bis nach Siebenbürgen vordringt, Sie wäre auch im östlichsten 
Galizien zu suchen. Ich habe sie vor Zeiten im Wiener botani- 
schen Garten lebend gesehen. Sie ist in diesem Zustand in den 
Blättern himmelweit von @. nivalis verschieden. Ich glaube nicht, 
dass es Einen Botaniker gäbe, der, wenn er Galanthus plicatus 
lebend gesehen, den Ausspruch Ledebour’s (fl. ross. IV. pag. 114) 
thut „dubius haeres, an species sit distineta.* Die Blätter sind mit 
zwei den Rändern parallel laufenden tiefen Falten versehen, die 
erst im Alter verschwinden, wo aber dann die Blätter an Breite 
mehr deren eines ausgewachsenen Leucojum vernum gleichen. — 
Soviel ich mich erinnere, stimmen die Blüthen bis auf eine ganz 
unbedeutend andere Färbung der innern Perigonblätter, ganz mit 
G. nivalis überein, Im Herbar aber sind in Blüthen befindliche 
Exemplare von G. plicatus von @. nivalis nicht zu unterscheiden! 
Vielleicht gelingt diess Einem, der Galanthus plicatus längere Zeit 
und besser studirt; und es wäre in der That höchst lobenswerth, 


98 


wenn es einem der am botanischen Garten beschäftigten Herrn 
im Interesse der Wissenschaft einfiele, die Unterschiede zwischen 


den beiden Galanthus-Arten festzustellen. — Galanthus Imperati 
Ten. ist nichts anders als eine üppigere Form von @. nivalis L. 
Janka. 


Görz, den 8. Februar 1868. 


In meiner Korrespondenz vom 25. November v. J. hatte 
ich den Einfluss angedeutet, welchen ein gedüngter Boden auf das 
Erscheinen der ersten Blüthen und auf die Dauer der Blüthezeit 
gewisser Pflanzen ausübt. Diesem Einflusse verdankt offenbar auch 
Primula acaulis bei uns die so frühzeitige Entfaltung ihrer Blüthen 
an den Rändern der Landstrassen und Chausseen. Daselbst zeigen 
sich fast alljährlich schon mit Ende November die ersten normal 
entwickelten Blüthen dieser Pflanze, während anderswo selbst bei 
sehr sonniger Lage erst mit Ende Jänner die erstenBlüthen der Primula 
acaulis zum Vorschein kommen. — Ein nicht minder bedeutender An- 
theil an der Beschleunigung der Blüthezeit und an der Erhaltung 
der Pflanze während der rauhen Winterszeit entfällt auf eine grössere 
Wärmeleitungs-Fähigkeit der Unterlage. Es zeigt sich dabei der 
compacte Fels in dieser Beziehung der Pflanze günstiger als das 
Erdreich. Diesem Umstande ist es zuzuschreiben, dass am Fusse 
eines Felsabhanges am linken Isonzo-Ufer, von den Sonnenstrahlen 
unerreicht, Geranium Robertianum überwintert. Ich habe diese 
Pflanze daselbst den 12. December und den 6. Februar Blüthen 
und Früchte tragend gefunden. Die Blüthen waren im Vergleich zu 
denen im Sommer auffallend gross und konnten wahrhaft prächtig 
genannt werden. Noch am 16. Jänner fand ich an einem Felsvor- 
sprung auf der Westseite eines Bachufers in Öseliano ein recht 
schön blühendes Exemplar vom Linum catharticum. Der Fels bildet 
eine compacte überall zusammenhängende, nach unten sich’ wahr- 
scheinlich tief fortsetzende Steinmasse. Diese Erscheinung ist nicht 
anders als dadurch zu erklären, dass die Felsmasse die Erdwärme 
nach der Oberfläche hin rascher leitet als das umgebende Erdreich. 
Denn wie könnte sonst eine so zarte Pflanze eine Temperatur von 
— 2° oder gar von — 3° R. ertragen, da sie selbst im vorigen 
viel milderen Winter nirgends sonst überwinterte? Am Fusse dieses 
Felsens kommt Galanthus nivalis vor. Er blühet hier jährlich schon 
gegen den 26. Jänner, während er selbst an Ufern von Quellen 
mit beständig 10° R. erst gegen den 6. Februar zu bkühen anfängt. 
— Warum überwintert Lamium maculatum, das auf fettem Garten- 
boden der Jännerkälte unterliegt, zwischen Felstrümmern unver- 
sehrt mit‘ Blüthen und Früchten, welche stets zur Reife kommen, 
auch dort, wohin der Sonnenstrahl nicht gelangt? — Das bei uns 
so häufige Wandkraut (Parietaria diffusa) stirbt, soweit es von 
einer Temperatur unter Null erreicht wird, ab, weil es dabei ge- 
friert und (wie ich mich diese Tage überzeugt habe) nicht die 
Fähigkeit des Wiederauflebens, wie manche andere Pflanzen, besitzt. 


99 


Aber die dem Felsen näherstehenden Pflanzentheile gehen ‚dabei 
nicht zu Grunde; der Wurzelstock treibt unausgesetzt kleine Zweige, 
die erst wenn sie sich von der Felswand in Folge des Wachsens 
gehörig entfernt haben, an der Spitze durch den Frost beschädigt 
werden. Das gilt auch von der Nordseite der Felsen, wo doch an- 
dere krautartige Pflanzen kein Lebenszeichen von sich geben. An 
Felswänden des Isonzo-Thales bei Görz erhält sich in tieferen 
Schluchten Calamintha thymifolia Rehb. blühend gewöhnlich bis 
Mitte December. Auch Cyelamen europaenm fand sich in diesem 
Winter, der jedenfalls nicht zu den milden gehört, an solchen Stellen 
im December noch im besten Zustande mit reichlichen Blülhen. — 
Am 18. und 19. December beobachtete ich um 8 Uhr Abends, 
während das Thermometer in der Mitte eines Gartens bei der Stadt 
— 250R. zeigte, auf der Gartenmauer (hinter welcher das Terrain 
10° höher steht) Blätter von Melissa officinalis, Geranium Rober- 
tianum, Campanula pyramidalis und Parietaria diffusa (diese blü- 
hend) im normalen Zustande mit einer Temperatur von ungefähr 

20 R., und es blühete ein Rosmarinstrauch am Fusse der Mauer, 
während fern davon Lamium maculatum, Veronica Buxbaumii und 
polita, Mercurialis annua (alle blühend) und andere Pflanzen von 
Frost ganz steif waren. Was die im Winter blühenden Pflanzen an- 
belangt, besitzen die meisten merklich grössere und schöner (inten- 
siver) gefärbte Blüthen als im Frühjahre und im Sommer, Diess 
zeigt sich in eclatanter Weise namentlich bei Geranium Robertia- 
num, dessen Blüthen im Winter jene von Geran. columbinum an 
Grösse übertreffen, an Malva sylvestris (welche im vorigen Winter 
in Oseliano blühte), an Veronica Buxbanumiü u. a. Die Blumenkronen 
von Lamium maculatum sind im Winter um die Hälfte grösser als 
im Sommer und Glechoma hederaceas trägt in den ersten Tagen 
Februar sogar 2—3 mal grössere Blüthen als im Mai. Veronica 
polita, deren Blüthezeit bei uns bei milden und feuchten Wintern 
in den December, Jänner und Februar fällt, wird gegen den Sommer 
zu immer seltener und behauptet sich im Juli nur mehr: in gut 
gedüngten feucht gehaltenen Gärten, aber nicht mehr mit dunkel- 
blauen, sondern mit viel kleineren blassblauen Blüthen, in welcher 
Form die Pflanze vielleicht die echte V. polita Fries darstellt. 

F. Krasan. 


Bremen, den 16. Februar: 1868. 


Unter den mir übersandten Rubus-Formen hat besonders 
eine meine Aufmerksamkeit erregl; sie ist zu verschiedenen Zeiten 
von Herrn Bayer bei Steyr gesammelt u. z. Th. als Rubus pygmaeus 
bestimmt. Dem R. glandulosus nahe verwandt, unterscheidet sie 
sich von allen mir bekannten europäischen Glandulosen durch die 
kurzen Staubgefässe, welche beträchtlich von den Griffeln überragt 
werden. Ich habe dies Merkmal bisher sehr konstant gefunden, 
während die Bestachelung des Kelches durchaus unbeständig ist. 
Ich nenne die Pflanze vorläufig: R. Bayeri: R. glanduloso-selosus, 


100 


aculeis acieularibus; caule tereti procumbente; foliis ternatis raro 
quinato-pedatis, foliolis petiolulatis; panicula elongata, ramulis eymoso- 
multifloris; petalis angustis parvis, siylis stamina superantibus, ger- 
minibus glabris. Herr Bayer hat vielleicht die Güte die Pflanze 
weiter zu beobachten; Blüthen in Spiritus, Pollen in Canadabalsam, 
frische Früchte zur Aussaat würden mir ausser trockenen Exem- 
plaren in grösserer Zahl sehr willkommen sein. Da ich sowohl 
einheimische wie exotische Rubi kultivire, so sind mir Früchte aus- 
gezeichneter Formen unter allen Umständen willkommen. 


Dr. W. O0. Focke. 


XXII. Jahresbericht 


des 


botanischen Tausehvereines in Wien, im Jahre 1867. 


Bis zu Ende des Jahres sind 428 Botaniker mit der Anstalt in 
Verbindung getreten. Von diesen haben sich im Laufe des Jahres 
33 mittelst Einsendungen an derselben betheiligt und es wurden von 
ihnen im Ganzen über 17.000 Pflanzen-Exemplare eingeliefert. Ins- 
besondere haben die Herren: 

Andorfer, Alois, Mag. Pharm. in Langenlois. — Eingesendet 341 

Expl. aus der Flora von Niederösterreich. 

Berggren, Dr. S., Docent an der Universität Lund. — Eing. 861 

Expl. aus der Fl. von Schweden und Norwegen. 

Bochkoltz, W. C., Ingenieur in Trier. — Eing. 350 Expl. aus 
der Fl. von Trier. 
Breidler, J., Beamter in Wien. — Eing. 596 Expl. aus der Fl. von 

Niederösterreich und Steiermark. 

Buchwald, Pharmaceut in Brandenburg. — Eing. 800 Expl. aus 
der Fl. von Preussen. 

Du Moulin, Carl Graf in Bertolzheim in Baiern. — Eing. 60 Expl. 
aus der Fl. von Baiern. 

Falk, A., Cand. der Philos. in Lund. — Eing. 861 Expl. aus Jder 

Fl. von Schweden und Norwegen. 

Grundl, Ignaz, Pfarrer in Dorogh. — Eing. 342 Expl. aus der Fl. 
von Ungarn. 
Hartmann, Dr. K. Ritter v., pens. Professor in Steyr. — Eing. 150 

Expl. aus der Fl. von Oberösterreich. 

Hille, Friedrich, in Marburg. — Eing. 168 Expl. aus der Fl. der 

Wetterau. 

Holuby, Jos. Lud., Pfarrer in Ns.-Podhragy. Eing. 360 Expl. aus der 

Fl. von Ungarn. 

Holzinger, Dr. J. B.. in Graz. — Eing. 35 Expl. aus der Fl. von 

Steiermark. 


101 


Hülsen, R., Pastor in Staykowo. — Eing. 512 Expl. aus der Fl. von 
Posen. 

Janka, Viktor v., k. k. Oberlieutenant in Szent-Gothärd. — Eing. 
50 Expl. aus der Fl. von Ungarn. 

Jönsson, J. M. A., in Lund. — Eing. 752 Expl. aus der Fl. von 
Schweden und Norwegen. 

Krenberger, J., Weltpriester in Raabs, — Eing. 450 Expl. aus der 
Fl. von Niederösterreich und Kärnthen. 

Kristof, L., in Wien. — Eing. 300 Expl. aus der Flora von 
Kärnthen. 

Lagger, Dr. Fr., in Freiburg. — Eing. 692 Expl. aus der Fl. der 
Schweiz. 

Leffler, J. A., in Gothenburg. — Eing. 382 Expl. aus der Fl. von 
Schweden und Norwegen. 

Lojka, Hugo, in Wien. — Eing. 54 Expl. aus der Fl. von Nieder- 
österreich, 

Matz, Maximilian, Pfarrer in Höbesbrunn. — Eing. 246 Expl. aus der 
Fl. von Niederösterreich. 

Minks, Arthur in Stettin. — Eing. 1140 Expl. aus der Flora von 
Stettin und Greifswald. 

Nordstedt, Dr. C. F. O., in Lund. — Eing. 861. Expl. aus der Fl. 
von Schweden und Norwegen. 

Oertel, A., in Nauheim. — Eine. 285 Expl. aus der Fl. der Wetterau 
und der Schweiz. 

Prichoda, Moritz, Beamter in Wien, — Eing. 400 Expl. aus der Fl. 
von Istrien. 

Rauscher, Dr. Robert, k. k. Finanzrath in Wien. — Eing. 700 Expl. 

“ aus der Fl. von Niederösterreich. 

Reuss, Wilhelm, in Wien. — Eing. 100 Expl. aus der Fl. von 
Niederösterreich, 

Schlosser, Dr. C. Ritter von Klekovski, Stalthaltereirath und Proto- 
medicus in Agram: — Eing. 624 Expl. aus der Fl. von Croatien. 

Schur, Dr. Ferd., in Wien. — Eing. 80 Expl. aus der Fl. von Wien. 

Schwarzel, Felix, in Bastin. —- Eing.' 2405 Expl. aus der Fl. von 
Böhmen. 

Strobl, Gabriel, in Admont. — Eing! 947 Expl. aus der Fl. von 
Steiermark. 

Uechtritz, Freiherr von, in Breslau. — Eing. 584 Expl. aus der Fl. 
von Schlesien. 

Val de Lievre, Anton, k. k. Finanzrath in Trient: — Eing. 333 
Expl. aus der Fl. von Tirol. 


102 
XXI. Continuatio. 


Elenchi duplicatorum. 


Agropyrum campestre Gr. et Gdr. Cornicularia tristis. 
Carex helvola Blytt. Haematomma ventosum. 
—  rariflora-Sm. Plucodium inflatum. 

— ustulata Whlb. Psora testacea. 
Epilobium lineare Mühlb. Iehizocarpon Montagnei. 
Euphrasia graeilis Fr. Rinodina Zwackhiana. 


Glyceria nemoralis Uechtr. et Koern.| Solorina erocea. 
Hieracium leptocephalum Schloss et 


Yu k. Musei. ; 
Fhutchinsia afinis Gren, Aulacomnion androgynum. 
Koenigia islandica L. Barbula cavifolia. 

Lappa macrosperma Wallr. — laevipila. 
Oenanthe pimpinelloides L. — latifolia. 
Poa strieta Lind. Bartramia poiniformis. 
Potamogeton mucronatus Schrd. Brachythecium rivulare. 
Silene apetala W. Dicranella squurrosa. 
— maritima With. Dieranum majus. 
Sparyanium fluitans Fr. Dissodon froelichianus. 
Thalietrum Laygeri Jord. Encalypta rhabdocarpa. 

w e Eurrhynchium Stockesü. 

Lichenes. LHypnum imponens. 

Alectoria ochroleuca. Meesia Albertini. 
Cet. aria juniperina. Phascum curvicollum. 
Cladonia botrytis. Playgiothecium denticulatum. 
— macilenta. Ulota crispa. 
— ochrochlora. Weissia Wimmeriana. 
— 'pyeidata. 

Wien (Wieden, Neumanngasse 7). | 

Skofitz. 
——— 
Personalnotizen. 


— Dr. Gregor Kraus hat sich an der Universität Würzburg 
als Docent der Botanik habilitirt. 

— Prof. Dr. Schenk hat einen Ruf an die Universität Leipzig 
erhalten. 

— Dr. C. Jessen wurde zum ausserordentlichen Professor 
an der Universität Greifswald ernannt. 

— Dr. v..Cesati wurde zum Professor der Botanik und-Di- 
rektor des botan. Gartens an der Universität zu Neapel ernannt. 

— Dr. K. Fr. Schimper ist am 21. Dezember v. J. ın 
Schwetzingen gestorben, nachdem er ein Alter von 64 Jahren er- 
reicht hat. Die „botanische Zeitung“ bringt in ihrer Nr. 3 einen 
Nekrolog geschrieben von Prof. Hofmeister. 


103 


Vereine, Gesellschaften, Anstalten. 


— In der Sitzung der malh.-nalurwiss. Klasse der kais. 
Akademie der Wissenschaft am 16. Jänner legte das, wirk- 
liche Mitglied Prof. Dr. Redtenbacher die vorläufigen Resultate 
einer chemischen Untersuchung des Milchsaltes der Antiaris tozxi- 
caria von Dr. J. E. de Vry und Dr. E. Ludwig vor. — Der von 
der Provinz Banjuwanjie im südl. Theile der Insel Java herstam- 
mende Milchsalt ist weiss mit einem Stich ins Gelbliche, sein spezif. 
Gew. — 106. Beim Abdampfen zur Trockene hinterlässt er 379% 
eines dunklen Harzes. Die Verarbeitung des eingedampften Milch- 
saftes geschah durch aufeinanderfolgendes Ausziehen mit Steinöl 
(vom Kochpunkt 50 bis 60° C.) und absolutem Alkohol, dabei 
bleiben in diesen Flüssigkeiten etwa 47% ungelöst. Der Auszug 
mit Steinöl enthält: ein krystallisirtes und ein amorphes Harz, 
einen kautschukartigen Körper, fett (enthaltend Oelsäure, Palmitin- 
säure und Stearinsäure). Der alkoholische Auszug enthält: Antiorin, 
eine organische Säure und einen zuckerartigen Körper. Der unlös- 
liche Rückstand besteht zum grössten Theile aus einem Eiweiskör- 
per, wahrscheinlich Pflanzenkasein. Seiner chemischen Natur nach 
ist das Antiarin ein Glycosid, es zerlegt sich beim Kochen mit 
verdünnter Schwefelsäure und Chlorwasserstoflsäure in ein gelbes 
Harz und Zucker. Das krystallisirte Anliarharz, welches in feder- 
arlig verzweigten, seidenglänzenden Krystallen aus seinen Lösungen 
erhalten wird, unterscheidet sich sowohl in seinen chemischen als 
physikal. Eigenschaften von dem durch Mulder als Antiarharz be- 
schriebenen Körper. 

— In der Sitzung der k. k. zool.-botan. Gesellschaft 
am 8. Jänner berichtet Dr. H. W. Reichardt über eine neue 
Laubmoosgattung, welche er auf eine der 3 bekannten, sämmtlich 
von der Novara-Expedition mitgebrachten Phyllogonium-Arten, dem 
Ph. elegans mit Rücksicht auf den ganz abweichenden Bau des 
Peristoms und der verschiedenen Gestalt des Deckels gründete und 
Orthorrhynchium nannte. Ferner berichtet er über den in Nieder- 
Oesterreich sehr seltenen Sonchus palustris, dass derselbe im ver- 
flossenen Sommer von J. Breidler an der Triesling bei Gramal- 
Neusiedel nächst Wien gefunden wurde. Dr. J. Hein bemerkt dazu, 
dass er diese Pflanze auf dem erwähnten Standorte bereits vor 
mehreren Jahren in grosser Menge beobachtet habe. 

In der Sitzung der k. k. zool.-bot. Gesellschaft am 
5, Febr. berichtet J. Juratzka über das Vorkommen von Asple- 
nium adulterinum Milde in Mähren und Böhmen. Von diesem 
Farne, dessen zuerst Freiherr von Hohenbühel (Heufler zu 
Rasen) in seinen „Asplenii species europaeae“ (Verhandl. d. zool.- 
bot. Ges. VI. p. 261) als eines muthmasslichen Bastartes von A. 
viride und A. Trichomanes erwähnt, welchen er A. viride ß. fallax 
nannte, und den auch Dr. Milde (höhere Sporenpflanzen Deutsch- 


Oesterr. botan. Zeitschrift 3. Heft. 1868. 


104 


lands und der Schweiz p. 40) unbedenklich für einen Bastart hielt, 
war bis in die neueste Zeit nur ein einziges von Pfarrer Karl 
gesammeltes, aus einem Rhizomstücke mit 3 Wedeln bestehendes 
Exemplar bekannt, welches sich in der reichen Farnsammlung des 
Freiherrn von Hohenbühel befindet. In letzterer Zeit tauchten 
nun Nachrichten auf, dass dieser Farn bei Schönberg in Mähren 
(Finder unbekannt), und bei Einsiedel nächst Marienbad in Böhmen 
von Dr. J. Kalmus gefunden worden sei. — Dr. Milde, welchem 
von Dr. Kalmus und Professor v. Niessl Exemplare von beiden 
Standorten auf Ersuchen mitgetheilt wurden, hat dieselben näher 
untersucht, und es ergaben sich dabei folgende Resultate, 1. Die 
Pflanze hat mit Aspl. Trichomanes die dunkle Farbe der Segmente, 
die Starrheit, die behaarte Unterseite der Segmente gemein. 2. mit 
Aspl. viride: die stets ganz ungeflügelte gerinnte Blattspindel und 
Stiel, die vierschenkelige Gefässmasse im Blattstiele, die sehr deut- 
lichen grünen Stielchen der Segmente, und die nach der Mittel- 
rippe hin zusammengedrängten Sori. 3. theils dem Aspl. Trichomanes 
theils dem A. viride zukommend erscheint die Farbe der Spindeln, 
welche im oberen Theile, bisweilen sogar zur Hälfte grün, in der 
untern Hälfte sammt Stiel glänzend braun ist, die Nervatur der 
Spreuschuppen, deren sehr viele einen, die geringere Zahl aber 
keinen Nerv haben. Nach diesen Merkmalen, welche theils ent- 
schieden dem A. Trichomanes, theils dem A. viride, theils beiden 
zugleich zukommen, glaubt Milde den fraglichen Farn nicht gut 
für einen Bastart, aber ebensowenig für eine Form von A. viride 
oder A. Trichomanes halten zu können; er vermuthet vielmehr in 
demselben eine dem Serpentin eigenthümliche Art, welche seinem 
Aspl. Reuteri in mancher Hinsicht nahe, ihm wenigstens zunächst 
verwandt ist. Da es nun von grossem Interesse ist, über das Vor- 
kommen dieses Farnes auch in den angrenzenden Ländern, über- 
haupt in ganz Deutschland und Europa Nachrichten zu erhalten, 
so fordert der Vortragende die Botaniker jener Gegenden, in wel- 
chen Serpentin vorkommt auf, ihr Augenmerk auf denselben be- 
sonders zu richten. — Dr. H. W. Reichardt berichtet über eine 
2. neue Laubmoosgattung, welche er auf die im tropischen Amerika 
nicht seltene Neckera undulata Hedw. gründet. Dieses Moos hat 
zwar vollkommen den Neckera-Typus, weicht aber durch den 
Fruchtbau, durch die mülzenförmige am Grunde mehrfach zerschlitzte 
Haube, durch die am Scheidchen statt der Paraphysen vorkom- 
menden linearen Hochblätter, endlich durch das Zellnetz der Blätter, 
welche mit grossen Flügelzellen versehen sind, ab. Er nennt diese 
Gattung Neckeropsis, Ferner berichtet er über eine von dem Afrika- 
Reisenden Dr. Schweinsfurth eingesendete Notiz: zur Geschichte 
der Pferdebohnen (Canavallia ensiformis) der westindischen Inseln. 
Diese Leguminose, welche einen kleiternden Stengel, 3zählige Blätter 
und faseolusartige Früchte trägt, steht bei den Negern in West- 
indien in grossem Ansehen und spielt namentlich bei ihrem Fet- 
tischdienste eine Rolle. Dr. Schweinsfurth fand nun diese Bohne 


105 


im Innern von Alrika, in Abyssinien, wo sie gleichfalls von den 
Negern kultivirt und zu gleichen Zwecken wie in Westindien be- 
nützt wird, wesshalb er die Meinung ausspricht, dass das Vaterland 
der Bohne Alrika sei, von wo sie erst durch die Neger nach Westin- 
dien eingeführt worden sei. Schliesslich legt er einen von Kra- 
$an eingesendeten Bericht vor, über eine auf Anregung des Ritt. 
v. Tommasini unternommene Exkursion in das Gebirg zwischen 
Canale und Diakova im Görzer Gebiete behufs Wiederauffindung 
der dort angeblich vorkommenden Digitalis purpurea und Cen- 
taurea carstiana. Da Krasan keine von beiden aulfinden konnte, 
so scheint die Angabe ihres Vorkommens daselbst auf einem Irr- 


thume zu beruhen. 
ae 


Literarisches. 


— Von Dr. Rabenhorst’s „Flora europaea Algarum aquae 
duleis et submarinae* ist das 3. Heft 320 Seiten umfassend und 
mit zahlreichen Illustrationen ausgestattet, bei Eduard Kummer 
in Leipzig erschienen. 

— Von der neuen Zeitschrift „der Naturforscher“, redigirt 
von Dr. W. Sklarek sind die ersten Nummern mit vortrefflichem 
Inhalte erschienen, die Zeitschrift wird von der Dümler’schen 
Verlagsbuchhandlung in Berlin ausgegeben und dürfte sich recht 
bald einen weiten Lesekreis sichern. In den 4 ersten Nummern 
befinden sich an Artikeln von botanischem Interesse: „Einfluss der 
Wärmekapazität verschiedener Bodenarten auf die Pflanzen.* — 
„Die Konservirung von Getreide und Mehl.“ — „Die Vegetation 
und die Wärme.* — „Die Zusammensetzung der Maulbeerblätter 
und die Seidenraupen-Krankheit.* — „Die Bewegung der Mimosa 
pudica.“ — „Leuchtgas und Weintrauben.* 


Sammlungen. 


— Westphalens Laubmoose, gesammelt und herausgegeben von 
Dr. H. Müller in Lippstadt. Zweiter Nachtrag (Nr. 436—450). — 
Dieser Nachtrag, mit welchem die genannte Bryothek vorläufig ab- 
geschlossen erscheint, enthält neben anderen seltenen Arten, wie 
Hypnum revolvens, Dicranella curvata, Didymodon cylindricus, 
Campylostelium saxicola die für Westphalen neue Breutelia arcuata, 
welche auf Heideboden bei Hiltrup nächst Münster vom stud. math. 
E. Holling entdeckt und eingesammelt wurde. I:nl; 

— Dr. Phoebus, geh. Med.-Rath in Giessen beabsichtiget 
sein Herbarium zu verkaufen. Dasselbe umfasst sowohl Phanero- 
gamen als Kryptogamen in gegen 6500 Arten und befinden sich 
in demselben Pflanzen von Wernekinck, Otto, Hoppe, Sieber, 
Lumnitzer, Noe, CGharpentier, Steetz, Rostkovius und 
Schmidt, Brandt und Ratzeburg, Flörke und Laurer, Leib- 
lein, Kützing, Wallroth u. a. 

8 * 


106 


Mittheilungen. 


Ueber Rudolph Hinterhuber’s Alpenpflanzen- Anlage finden wir in 
Regel’s Gartenflora (Juli 1867) Andeutungen gegeben. Die Anlage nimmt höch- 
stens einige Quadratklafter ein; die Höhe ist 6 Schuh, die Lage gegen Ost; zur 
Anpflanzung eignet sich am besten eine Felsenpartie aus Tuffsteinen , wo 
möglich Röhrentuff, in deren offengelassenen Spalten und Fugen man die 
Pflanzen setzt und mit Baummoos belegt. Die Erde zu den Hochalpenpflanzen 
ist mit mehr Sand und Steinchen vermengt, wenn es Urgebirgspflanzen sind 
mit Granit- oder Glimmerstaub; die zur halben Höhe der Partie gesetzten 
Species erhalten minder Sand und die am Fusse der Anlage kultivirten eine 
humusreiche Erde. Die Anlage ist frei gegen Osten und frei von jeder Mit- 
tags- oder Nachmittagssonne, so wie von jeder Nähe von Bäumen, da deren 
herabfallende schwere Wassertropfen sämmtliche Hochalpen- und Alpenpflan- 
zen tödten. — Hinterhuber kultivirt schöne und interessante Alpinen, von 
denen er Jedem, der davon wünscht, gerne bereit ist zu überlassen. 


- 


Correspondenz der Redaktion. 


Herrn Prof. F. in R.: „Die Pflanzen werden willkommen sein.“ — Herrn 
W. H. in B.. „Aufsatz immer erwünscht, wenn auch erst in einigen Monaten.“ 
— Herrn Dr. W. ©. F.: „Wird so wie jede Fortsetzung mit Dank benützt.“ — 
Herrn Dr. G. L. „In einem der nächsten Hefte.“ -- Ferner P. in S.: „Im 
nächsten Hefte.“ — Herrn Dr. F. in B.: „Der Auftrag besorgt.“ 


Inserate. 
In unserem Verlage ist soeben erschienen: 


Die preussische Expedition nach Ost-Asien, 


Nach amtlichen Quellen. 
Botanischer Theil. 


Die. T.a.n. @u 


Bearbeitet von Georg von Martens. 
9%, Bogen Lexicon-8. mit 8 Illustrationen. 
geh. Preis 2 Tbir. 
Berlin, den 8. Februar 1868. 
Königliche Geheime Ober-Hofbuchdruckerei (R. v. Decker). 


Zur hohen Beachtung für Bruchleidende. 


Der berühmte Bruch-Balsam, dessen hoher Werth selbst in Paris 
anerkannt, und welcher von vielen medieinischen Autoritäten erprobt 
wurde, welcher auch in vielen tausend Fällen glückliche Curen hervorbrachte, 
kann jederzeit direkt brieflich vom Unterzeichneten die Schachtel A 4 fl. Oe. W. 
gegen Einsendung des Betrages, da die Postnachnahme nicht stattfinden kann, 
bezogen werden. Für einen nicht so alten Bruch ist eine Schachtel hinreichend. 

J. J. Kr. Eisenhut in Gais, bei St. Gallen (Schweiz). 
PEERFEIIENIENGEHENEERENEFIRGEED.E VERSERBSLIGENESTEC U UEREEDSCEERTREFREROERR TER ER SRRENDO —— — — — 2.6 
Redakteur und Herausgeber Dr. Alexander Skofitz. — Verlag von Gerold et Comp. 
Druck nnd Papier der ©. Ueberreuter'schen Buchdruckerei (M. Salzer). 


Oesterreichische 


Botanische Zeitschrift, 


Gemeinnütziges Organ 


für 
Die österreichische Exemplare, 
botanische Zeitschrift . onıkan die freidurch die Post be- 
erscheint Botanik und Botaniker, zogen werden sollen, sind 
den Ersten jeden Monats. blos bei der Redaktion 
Man pränumerirt auf selbe f\„ » - Ne Sy Wieden, Neumang. Nr.7) 
Man De Se Gärtner, Dekonomen, Forstmänner, Aerzte, ir A 
(3 Thlr. 10 Ngr.) Im Wege des 
ganzjährig, oder | Bi N Buchhandels übernimmt 
a sec w. Apotheker und Techniker. Deine farion 
halbjährig. Gerold et Comp. 
Inserate in Wien, 
die ganze Petitzeile so wie alle übrigen 
10 kr. öst. W, N>: 4, Buchhandlungen. 

r NYYVY \ . » 
XVII. Jahrgang. WIEN. April 1868. 
INHALT: Die Bedeutung der Knollen von Ranuneulus Ficaria und R. ilyrieus. Von D. Lang. 

Zur Flora des Unterberges. Von Piehlmayr. — Zur Flora von Ungarn. Von Grundl. — Eine 
Excursion in die Gegend des Rip. Von Sekera. — Vegetationsverhältnisse Ungarns. Von Dr. Ker- 
ner. — Die eur. Fimbristylis-Arten. Von Janka. — Die eur. Eriophorum-Arten. Von Janka. — 
Literaturberichte. Von Grunow. — Correspondenz. Von Janka, Pantocsek, Krasan, Dr. 

Focke. — Literarisches. — Botanischer Tauschverein. — Correspondenz der Redaktion. — Inserate. 


Die Bedeutung der Knollen von Zanuneculus 
Ficaria und Ranunculus illyricus. 


Eine histiologische Studie von Dr. Gustav Lang. 


In den botanischen Lehrbüchern finden wir allgemein die 
Knollen der „Ranunculus Ficaria* und „Ranunculus illyricus* 
unter dem Namen „verdickte Wurzelfasern“ verzeichnet, ohne 
nähere Angabe, ob unter diesem Ausdrucke auch wirklich bloss 
Wurzelgebilde gemeint sein sollen oder ob bloss ein alter Schlen- 
drian diese Benennung erhält, während man über eine anderwei- 
tige Bedeutung der Knollen im Reinen ist. Jedesfalls wäre es 
wünschenswerth sich über die Bedeutung des Wortes Knollen in 
botanischer Hinsicht zu einigen, denn wie Schleiden in seinen 
„Grundzügen einer wissenschaftlicheu Botanik“ treffend bemerkt, 
ist mit den Ausdrücken „Knollen“ „Knollenwurzel“ etc. nichts ge- 
sagt, sondern es muss für jedes pflanzliche Knollengebilde, das den 
Wurzeln ähnlich in der Erde steckt, näher bestimmt werden, ob 
man es mit einer Wurzel oder einem veränderten Knospentrieb, 
ähnlich der Kartoffel zu thun habe. Die Ueberzeugung von der 
Richtigkeit dieser Ansicht, bewog mich meine längstgehegten Zwei- 

Oesterr. betan, Zeitschrift 4. Heft. 1868, 


108 


fel bezüglich der Wurzelnatur der obgenannten Ranunkelknollen, 
durch ein eingehendes Studium der Bildungsweise derselben zu 
zerstreuen und ich fasse die Resultate der behufs genannten Zweckes 
bewerkstelligten histiologischen Untersuchungen in Folgendem kurz 
zusammen, Der leichteren Uebersicht wegen will ich die Studie 
unter 4 Punkte reihen, deren 1. von der Gestalt der Knollen und 
Wurzeln der genannten Ranunkel-Species, deren 2. von den ana- 
tomischen Eigenthümlichkeiten der Knollen, 3. von dem Verhält- 
nisse der Knollen zur Achse und den Knospentrieben, deren 4. 
endlich von der Vermehrung der Knollen handeln soll. 


Gestalt der Knollen und Wurzel der Ranunkeln. 


Jeder, der sich mit Botanik beschäftiget, weiss, dass die 
Knollen der von mir näher untersuchten Ranunkeln die Keulenform 
besitzen und zwar so, dass der an der Achse sitzende verjüngte 
Theil der Keule gegen das entferntere Ende immer mehr anschwillt, 
dass ferner diese keulenförmigen Knollen niemals die Länge der 
vollständig ausgebildeten Ranunkel-Wurzeln erreichen. Je nach dem 
Alter der Pflanze finden wir mehr oder weniger solche Knollen am 
unteren Ende der Achse sitzend und es kann die Zahl derselben 
bei R. Ficaria 12, bei R. illyricus sogar 30 erreichen und 
übersteigen. 

Niemals sehen wir aus einem Knollen sich Wurzelfasern 2. 
Ordnung entwickeln, wie diess bei verdickten wahrhaften Wurzel- 
gebilden z. B. bei den Knollen von Corydalis oder den Rüben, 
der Fall ist, wo sich (bei Corydalis) mit jeder neubildenden Knospe 
neue Wurzelfasern aus dem Organismus der verdickten Wurzel 
selbst, entwickeln. Betrachten wir den Ranunkelknollen, aus wel- 
chem sich eine neue Pflanze entwickelt aufmerksam, so werden 
wir bemerken, dass hier die sich mit der Knospe zugleich ent- 
wickelnde Wurzelfaser aus dem Knospenorganismus, nicht aber aus 
dem Knollen treibt, diese Erscheinung verdient um so mehr beachtet 
zu werden, als die aus dem Knospentrieb sich entwickelnde Wurzel 
nicht nur zu ferneren secundären Wurzeltrieben befähigt ist, son- 
dern diese Fähigkeit auch jedesmal effectuirt und es keineswegs 
einzusehen ist, warum diese Fähigkeit nicht auch den Knollen zu- 
kommen soile, wenn diese in Wirklichkeit nichts Anderes als ver- 
dickte Wurzeln darstellen ? 


Anatomische Eigenthümlichkeiten der Knollen. 


Wenn wir einen Ranunkel-Knollen der Länge noch entzwei- 
schneiden, so sehen wir in der Achse desselben ein Gefässbündel 
gelagert. Zwischen diesem etwas gelblich gefärbten Gefässbündel 
und der braunen Epidermis befindet sich das weisse, die knollige 
Anschwellung bedingende Parenchym. Das Gefässbündel des Knol- 
lens entwickelt sich aus dem Gefässbündel des Pflanzenstämmchens, 
mit dem es auch im Zusammenhange bleibt und lauft von hier aus 


109 


gegen das Ende des Knollens, der bei R. Ficaria an dieser Stelle 
vollkommen abgerundet erscheint, bei R. illyrieus aber in eine 
Spitze zuläuft. Die Formelemente des Gefässbündels bestehen theils 
aus nelzförmigen Gelässen, die mit den gleichnamigen der Pflan- 
zenachse zusammenhängen und die Mitte des Bündels einnehmen, 
theils aus cylindrischen, " zartwandigen einen runden Kern und Pro- 
toplasma enthaltenden Zellen, welche sich mehr um die nelzarligen 
Gelässe lagern, gegen die Peripherie immer dünner, kleiner und 
zarter werden und endlich in die Zellenform des Pare nchym’ s über- 
gehen. Die Zellen des Parenchym’s sind übrigens nicht gleich, 
sondern sowohl was ihre Form als ihren Inhalt betrifft, je nach 
der Stelle, an welcher sie liegen verschieden. Wenn wir die Zell- 
bildungsschichte (Cambiumschichte) des Stammes der Pflanze zum 
Ausgangspunkle unserer Untersuchung wählen, so finden wir, dass 
die Basis der Knollen mit dieser in direktem Zusammenhange steht 
und zwar finden wir an dieser Stelle die Parenchymzellen des 
Knollens als rundliche, zartwandige, protoplasmahaltige und mit 
Kernen versehenen Zellen, welche in jeder Hinsicht mit den Bil- 
dungszellen des Stammes übereinslimmen und daher auch offenbar 
die gleiche physiologische Bedeutung haben. Je mehr wir uns von 
der Basis des Knollens gegen dessen Ende zu entfernen, um so 
mehr verändern sich die eben beschriebenen Zellen. Sie werden 
grösser, dickwandiger, eylindrisch; ihr Protoplasmagehalt tritt immer 
mehr in den Hintergrund und an Stelle desselben treten Gruppen 
ganz kleiner Stärkekörnchen auf, die aber schnell an Grösse zu- 
nehmen und die Zellen um so mehr ausfüllen, je mehr wir uns 
vom Stamme enifernen. — Es leidet keinen Zweifel, dass diese 
Zellen ein höheres Alter besitzen als die an der Basis beschrie- 
benen und dass der Alterungsprozess im Knollen von der Basis 
gegen das Ende desselben zuschreitet. Ganz nahe dem abgerundeten 
Ende der Knollen gehen jedoch die Charaktere des höheren Alters 
der Parenchymzellen wieder verloren, die Zellen werden wieder . 
kleiner, rundlicher, zartwandiger, verlieren den Stärkegehalt, an 
dessen Stelle wieder Protoplasma tritt — mil einem Worte: wir ge- 
langen hier wieder an eine jüngere Zellenformation, die offenbar 
noch Proliferationsv mögen besitzt. Die Knollen besitzen dem- 
nach sowohl an ihrer Basis als an ihrem Ende Gruppen 
junger, Elan ana er Zellen und gegen die 
Mitte — zwischen den beiden genannten Gruppenzellen 
älteren Datum’s, die dem Grade ihrer Entwickelung nach 
keiner weiteren Proliferation mehr fähig sind. 

Was wir bis jetzt vom Parenchyme und dem Gefässbündel 
gesagt haben, bietet vollkommene Uebereinstimmung bei beiden 
Ranunkelarten. Nicht so ist es aber auch mit der Epidermisschichte.Und 
gerade die hier sich offenbarenden Unterschiede schei- 
nen um so wichliger zu sein, als sie Eigenthümlichkei- 
ten vorweisen, diestrictezum Artenunterschiede beider 


Ranunkeln gehören und die wir an den wirklichen 
g9* 


110 


Wurzelfasern der genannten Pflanzen niemals wieder- 
finden. Die Epidermis der genannten Ranunkel-Wurzeln zeigt 
keinerlei erhebliche Abweichung in ihrer Zellengestallung vom 
Parenchym, sondern besteht aus denselben eylindrischen Zellen 
ohne Nebengebilde, als z. B. Haare etc. zu entwickeln. Vergleichen 
wir dagegen die Epidermiszellen der Ranunkel-Knollen mit den 
Parenchymzellen derselben, so wird ein auffallender Unterschied 
selbst noch an jenen Stellen Platz greifen, an denen die Parenchym- 
zellen ihre ursprüngliche Gestalt noch nicht durch excessive Stär- 
kekornbildung und Erweiterung eingebüsst haben. Bei R. Ficaria 
zeichnen sich eben die Epidermiszellen durch ihre platte, rhomboi- 
dale Form aus, sie besitzen einen wachsgelben gegen Reagentien 
stark resislirenden Kern und einen braunen, feinkörnigen Inhalt. 
Noch viel charakteristischer präsenlirt sich die Epidermis der R. 
illyricus. Die Zellen dieser besitzen nämlich ausser den schon nam- 
haft gemachten Eigenschaften jene, dass sie Haare Iragen, die den 
ganzen Knollen wie feine Seide einkleiden und am Ende desselben 
einen wahren Schopf bilden. Dieser Haarschopf im Verein mit einer 
grösseren Anhäufung von Epidermiszellen bieten den Grund jener 
Zuspitzung, deren wir schon oben bei der Gestalt der Knollen von 
R. illyr. Erwähnung Ihaten. 

Die genannten Eigenschaften der Knollenepidermis stimmen 
mit der Beschaffenheit der Epidermis der oberirdischen Pflan zen- 
theile überein, denn während die nackte R. Ficaria auch nackte 
Knollen treibt, theilt die seidenhaarige R. illyrieus dieses ihr Ge- 
wand auch mit ihren Knollen, nicht aber auch mit ihren Wurzel- 
fasern zum deutlichen Fingerzeig, dass hier Wurzel und Knollen 
nicht gleich bedeutende und nur durch ihre äussere Gestalt ver- 
schiedene Organe sein können, sondern dass beide sowohl nach 
ihrem Ursprung als nach ihrer physiologischen Bedeulung gänzlich 
verschieden zu betrachten sind. 


Das Verhältniss der Knollen zum Siamme und zur 
Knospenbildung. 


Um das Verhältniss der Knollen zur Stamm- und Pflanzenent- 
wickelung überhaupt richtig aufzufassen, wird es am Besten sein, 
den Gang zu verfolgen, welchen das aus einem einzelnen Knollen 
sich entwickelnde Pflänzchen einhält, bis es zur mehrjährigen schon 
viele Knollen tragenden Pflanze geworden ist. Wie ich schon ein- 
mal erwähnt habe, ist es die Basis des Knollens, welche nach Los- 
Irennung desselben vom Mutterstamme das junge Pflänzchen treibt. 
Hier zeigt sich nämlich in der ersten Zeit eine kleine weissliche 
Anschwellung, welche sich allmälig in eine nach Oben zu wach- 
sende Achse und in die aus dem unteren Ende dieses neuen Ach- 
sengebildes treibenden Wurzeln differenzirt. Das Gefässbündel des 
Knollens setzt sich hiebei direkt in das neuentstehende Gefässbündel 
der jungen Pflanze fort. Die Wurzeln dieses letzteren treiben immer 


ti 


aus dem unteren Theil der Bildungszellenschicht der neuen Pflanze 
selbst. nie aber aus dem Knollen. Während auf diese Weise eine 
neue Pflanze entsteht, treiben zwischen dieser und dem Multer- 
knollen, also gleichsam in der Achsel desselben schon zeitlich 
neue kleine Knollen hervor, so dass mit Ende des ersten Existenz- 
jahres der jungen Pflanze, am Grunde des verwelkenden Kraules 
derselben schon mehrere Knollen sitzen. Das abgewelkte Kraut belebt 
sich auch nicht wieder im 2. Jahre, sondern es entwickelt sich aus 
der Achsel eines des neugebildeten Knollens ein neuer Knospen- 
trieb, dessen Entwickelung ganz ähnlich dem vorjährigen fortschreitel 
und wieder zur Bildung neuer Knollen Veranlassung gibt. Indem 
sich dieser Vorgang durch Jahre wiederholen kann, die 
krauligen Triebeaber injedem Jahre bis zuden Knollen 
hinab abwelken, entsteht hier gleichsam ein perenniren- 
der zuselbstständigem Wachsthum fähiger Wurzelstock 
und dieser Theil der Pflanze ist es, den ich jedesmal 
meine, wenn ich vom Stamme der Pflanze spreche. Das 
Wachsthum dieses Stammes bietet bei beiden Ranunkelarten inter- 
essanle Eigenthümlichkeiten und Abweichungen, denen wir einige 
Aufmerksamkeit schenken wollen, weil sie uns den Sehlüssel an 
die Hand geben, mittelst welchem wir uns die Anordnung der 
Kuollen am Stamme je nach ihrem Alter verständlich machen. Ver- 
folgen wir diese Eigenthümlichkeiten bei jeder Ranunkel einzeln. 
Wie wir so eben gesehen, slirbt der aus einem Knollen her- 
vorgegangene krautige Theil der Ranunkel im Herbste ab, bis an 
jene Stelle, wo der Mutter- und die neugebildeten Tochterknollen 
sitzen, welchen Theil ich als unterirdisehen Stamm bezeichnet habe. 
Dieser Slamm zeigt wie jeder Dicolyledonenstamm einen bildungs- 
fähigen peripheren Zellenring (Cambiumring). welcher ein weiterer 
Zellenbildung unfähiges Zellengewebe einschliesst, dessen einzelne 
Elemente nur mehr an Grösse und Dicke der Zellenwandung zu- 
nehmen und später den Marktheil des Stammes ausmachen. In den 
nächsten Vegetalionsjahren nimmt die Peripherie des Bildungszel- 
lenringes, gerade in Folge der Proliferalion letzterer, bedeutend 
zu, so dass in Folge dessen die an diesem Ringe haftenden neu- 
gebildelen Knollen auseinander gerückt werden und nun nich! 
mehr in der Achsel des Mutterknollens sitzen, sondern an enlfern- 
teren Stellen der Stammesperipherie erscheinen. Wie lange der 
unterirdische Stamm dieses Wachsihum fortzuselzen vermag, war 
ich bis jetzt noch nicht im Stande zu bestimmen, aber nach den 
trocknen Ueberresten vorjähriger Triebe zu uriheilen, hatte ich 
keinen Stamm in Händen, dessen Alter über 4 Jahre reichte. Wäh- 
rend dieser Zeit fallen die neugebildeten Knollen grösstentheils 
vom Stamme um als Keime für neue Pflanzen zu dienen; der 
Stamm aber geht zu Grunde. Meistens kann man schon im 2. Ve- 
gelationsjahre die ersten Anfänge der Des’ruclion des Stammes 
beobachten. Im Centraltheil seiner Achse werden nämlich die stark 
vergrösserten Zellen allmälig braun und zerlallen moderig, welcher 


> 


Zerfall gegen die Peripherie fortschreitend anfangs bloss ein Hohl- 
werden des Stammes bedingt, so dass derselbe nur in Gestalt eines 
Ringes erscheint, endlich aber auch diesen verzehrt. Auf diese 
Weise wird es erklärlich, warum die älteren R. Ficaria-Stämme 
die Ringform besitzen, an welchem Ringe die Knollen einzeln oder 
auch gehäuft haften, wobei die gerade vegetirende Knospe an 
einem. oder dem anderen Punkte des Ringes in der Achsel eines 
Knollens treibt. Aus dem eben beschriebenen peripheren Wachs- 
thum des Stammes der R. Ficaria ersehen wir zugleich, warum 
die Knollen derselben nicht eine dem Entwickelungsalter entspre- 
chende gesetzmässige Anordnung in der Lagerung befolgen, wie 
wir diess an den grünen Knospentrieben sehen; denn bei dem 
vorherrschenden Wachsthum in die Peripherie und der kaum wahr- 
nehmbaren Zunahme in vertikaler Richtung geht die Gliederung 
des Stammes verloren und die Knollen entfernen sich bloss in der 
Peripherie von einander, nicht aber zugleich auch vertikal. Der 
ganze Stamm sammt vielen in der Knospe verbliebenen Zweigen 
ist eben auf ein ganz kleines Volumen zusammengedrückt. 

Mit der eben beschriebenen Entwickelungsweise des Stammes 
von R. Ficaria stimmt im Wesentlichen auch jene von R. illyricus 
überein. Eine beachtenswerthe Abweichung bietet bloss das etwas 
deutlicher auftretende Wachsthum in der Längsrichtung, welch 
letztere im Vereine mit der reichlicheren Knollenbildung bezweckt, 
dass wir die Knollen ihrem Alter entsprechend oft in schönen 
Spiralturen sich am Stamme emporarbeiten sehen. Ausserdem blei- 
ben die in späteren Jahren sich entwickelnden Triebe nicht unver- 
ästelt, wie bei R. Ficaria, sondern wir sehen mehrästige Triebe 
sich aus den Achseln der jüngsten Knollen entwickeln. 


Vermehrung der Knollen. 


Was ich bisher vom Bau der Knollen, von dem Verhältnisse 
derselben zum Stamme etc. gesagt habe, wäre wohl hinreichender 
Beweis dafür, dass diese nicht die Bedeutung verdickter Wurzeln 
haben, sondern den Werth ganz anderer Pflanzentheile besitzen. 
Den unmittelbarsten Aufschluss über die Natur der Ranunkelknollen 
gewinnen wir jedoch aus dem Verlaufe ihrer Vermehrung, welcher 
uns zugleich genügende Erklärung über die Ursache der analomi- 
schen Eigenthümlichkeiten der Knollen bietet. Ich habe schon 

mehrmal im Verfolge meiner Arbeit Gelegenheit gehabt, die Achsel 
der Knollen als einen besonders wichligen Theil derselben hervor- 
zuheben. Wir müssen auf diesen Theil noch einmal zurückkehren 
und seine Struktur einer eingehend genauen Prüfung unterwerfen 

Führen wir durch einen Knollen einen halbirenden Längsschnilt, 
so dass letzterer auch noch den mit dem Knollen zusammenhän- 
genden Stammestheil in vertikaler Richtung treffe und machen wir 
uns nun aus dem Achseltheile mikroskopische Längsschnitte, so 
werden wir finden, dass sich in jeder Knollenachsel zwei Zellen- 


113 


haufen streng voneinander scheiden und auch gegen das Parenchym 
der Knollen sich abgrenzen. Bei jungen Knollen bieten diese beiden 
Haufen das Bild von Alveolen, deren Centrum aus kleinen, runden, 
feinkörnigen Zellen besteht, die dann gegen die Peripherie von 
mehrfachen Schichten alveolär gelagerter mehr kubischer und 
grösserer Zellen umgeben werden. Die im Centrum liegenden, 
kleinen, runden Zellen vermehren sich schnell und vergrössern 
dadurch den Zellenhaufen, wobei sich die gegen die Peripherie 
andrängenden Zellen ebenfalls alveolär lagern, die ältesten peri- 
pheren Schichten aber deutlich die Neigung zu regelmässigem Ab- 
blättern vom Zellenhaufen zeigen, ganz so, wie wir es an Knospen- 
keimen zu sehen gewöhnt sind, die sich zu blältertragenden Aesten 
entwickeln. Zu gleicher Zeit sehen wir in jedem Zellenhaufen ım 
engen Anschluss an das Gefässbündel des Knollens ein gleichsam 
hievon abzweigendes junges Gefässbündel zur Entwickelung gelan- 
gen. Fällt der Knollen während dieser Zeitperiode vom Stamme, 
so sehen wir bald den zum Stamme näher gelegenen Zellenhaufen 
zu einem grünen Trieb auswachsen, während der 2. Zellenhaufen 
in seiner Entwickelung zurückbleibt und zu einem jungen Knollen 
wird in dessen Achsel, ganz analog dem ebenbeschriebenen Vor- 
gange, wieder zwei neue Zellenhäufcehen entstehen. Nur auf diese 
Weise ist es erklärbar, warum die aus einem Knollen sich ent- 
wickelnde R. Ficaria am Ende ihres ersten Vegelationsjahres vier 
Knollen trägt. 

Der soeben beschriebene Entwickelungsvorgang erklärt auch, 
wie ich erwähnte, die anatomischen Eigenthümlichkeiten der Knol- 
len, von denen wir früher gehandelt und zu denen wir z. B. die 
Epidermis der Knollen gerechnet haben. Es erscheint nun ganz 
natürlich, warum diese lelztere, als hervorgegangen aus der äusser- 
sten Zellenschicht der jungen Knospe, sowohl was die Form ihrer 
Zellen als auch deren Appendices anbelangt, ein Analogon der 
Epidermis des grünen Triebes darstellen. Hiedurch findet auch seine 
Erklärung das besondere Wachsthum der Knollen, welches nach 
den bisher erörterten anatomischen Verhältnissen derselben, nicht 
bloss an der Spitze (Ende) sondern auch an der Basis fortschrei- 
tel, enisprechend dem grünen Trieb, dessen in den Achseln wach- 
sende Blätter wir uns in der Basis des Knollens zusammengedrängt 
denken müssen und dessen Achse, wie der Knollen an der Spitze, 
wächst. 

Fassen wir alle Ergebnisse zusammen, die wir bisher gegen 
die Wurzelnatur der Ranunkelknollen geltend gemacht und als Be- 
weis für die Knospennatur derselben aufgebracht haben, so können 
wir folgendes Resume stellen: 

{. Die Ranunkelknollen haben nicht die Gestalt der bisher 
mit Gewissheit erkannten verdickten Wurzeln, denn sie besitzen 
die Keulenform. 

2. Die Ranunkelknollen treiben nie Wurzelfaser zweiter Orl- 
nung, während die Ranunkelwurzeln diese Eigenschaft manifestiren. 


114 


3. Das Leben der Knollen erstreckt sich auf mehrere Jahre, 
während die wahren Wurzeln der Ranunkeltriebe einjährig sind. 

4. Die Epidermis der Knollen ist verschieden von jener der 
Wurzeln, stimmt aber mit der Epidermis der grünen Triebe überein. 

5. Die fortpflanzungsfähigen Zellen der Knollen liegen sowohl 
an der Basis als an der Spitze derselben; jene der Wurzeln nur 
an deren Spilze. 

6. Jeder neue Knollen entwickelt sich aus der Achsel eines 
älteren. 

7. Jeder Knollen vom Mutterstamme getrennt, ist zu neuen 
Pflanzen- und Knollentrieben befähigt. 

8. Sowohl die grünen Triebe als auch die Knollen haben in 
ihrer ersten Anlage die gleiche Entwickelung. Aeussere Verbhält- 
nisse wirken bestimmend dahin, ob sich aus den völlig analogen 
Anlagen grüne Triebe oder Knollen entwickeln. 

Es ist einleuchtend, dass die systematische Charakteristik jener 
Gruppe, welche die knollig-wurzeligen Ranunkeln bisher bildeten — 
durch die angeführten Ergebnisse eine Aenderung erleidet, indem 
es künftighin von diesen Ranunkeln heissen muss: sie besitzen 
einen mehrjährigen unterirdischen Stamm, an welchem 
knollig veränderte Knospenanlagen haften, deren jede 
wieder die Fähigkeit besilzt, die Grundlage eines neuen 
Stammes zu werden. Wir haben hier demnach denselben Vor- 
gang vor Augen, der schon seit längerer Zeit an der Kartoffel 
erkannt worden ist. 


Pressburg, den 10. Februar 1568. 


nn  —— 


Zur Flora des Unterberges in Salzburg. 
Von F. E. Pichlmayr. 


Schön gestaltet liegt dieser Berg als, Gränzwächter gegen 
Südwest des grossartigen Salzachthales. Seine reichen Marmor- 
brüche und Sagen machten ihn in fernen Landen berühmt. Reich 
an Schluchten und Felsenrguppirungen, bietet er auf seinen Höhen- 
punkten weitgedehnte Fernsichten, seine Alpen werden von einer 
Menge Naturfreunde besucht. Die Besteigung kann von mehreren 
Seiten unternommen werden, und richtet sich wohl meist nach dem 
Wohnsitz, den man inne hat, oder nach dem Ausflug selbst, den man 
ausführen will. 

Immerhin ist der Besuch von sa:zburgischer Seite der grössere, 
da der Tourist entweder über die Firmianalpe und steinerne Stiege 
auf das Geiereck wandert, und von hieraus seine beliebige Wegs- 
richtung über den Salzburgerhochthron einschlagen kann, oder er 


115 


lässt sich hinter dem zweiten Steinbruch zu dem Steig führen, der 
längs der saussenden Wand zur Schwaigmülleralpe leitet. Eine an- 
dere Besteigung geschieht von Grossgmein auf die Vierkaser, und 
eine letzte von Berchtesgaden auf die Zehnkaser. Ein Theil der 
Südseite ist wegen seinen schroffen Wänden fast unbesteigbar und 
wenige Sennereien sind mit Ausnahme des Scheibenkasers sehr 
früh- und spätzeitig bewohnt. 


Polypodium vulgare L. An Baumstämmen am Fusse des Berges. 

— Dryopteris l.. Vorgebirg des Berges. 

Aspidium Lonchitis Sw. In der untern Rositte. 

— aculeatum Döll. Verbreitet, steigt bis zu den Alpen. 

Polystichum Oreopteris DC. In den untern Waldstellen. 

— spinulosum DC. Besonders zahlreich am Weg zur Rositte. 

— Filic mas Roth. Verbreitet in der Waldregion. 

Cystopteris fragilis Döll. In der Rositte und den Steinbrüchen. 

— alpina Link. In einer Felsengrube auf der Schwaigmühleralpe. 

— montana Link. In Brunnthal. 

Asplenium Trichomanes L. Am Fusse des Berges. 

— viride Huds. Ebendaselbst. 

— rulta muraria L. An abgerollten Steinmassen beim Fürsten- 
brunn u. s. w. 

Scolopendrium officinarum Sw. An der Fürstenbrunner Quelle. 

Blechnum Spicant Roth. In der höhern Alpenregion. 

Pteris aquilina Roth. Bei Grossgmein am Fusse des Berges. 

Selaginella spinulosa Al. B. Auf dem Geiereck. 

— helvetica Spring. Am Fusse des Berges. 

Agrostis alpina L. In der Nähe des Salzburgerthrones. 

— rupestris All. Ebendaselbst. 

Carex alba Scopol. In der untern Waldregion. 

— atrata L. Auf den höhern Stellen des Berges. 

— capillaris L. Auf den S. Hochthron. 

— ferruginea Scop. Bei und unter der steinernen Stiege. 

— firma Host. An Felsen. 

— mucronata All. Fand Jellmolli in der Nähe des Scheibenkasers. 

— sempervirens All. Auf sehr magern Stellen. 

— tenuis Host. Am Fusse des Berchtesgad. Thron. Jellmolli. 

Festuca gigantea Vill. Zerstreut. 

— pumilla Vill. Zerstreut. 

—- sylvatica Host. Zerstreut. 

Juncus monanthos Jacq. In Gruben und nassen Stellen z. B. 
Mückenbrunn. 

— trifidus L. 

Luzula flavescens G. 

— glabrescens Hoppe. Beide gerne im Krummholze. 

— mazima. Zahlreich zwischen der untern und obern Rositte. 

Poa alpina L. Allgemein zerstreut hie und da. 

— bulbosa L. = n a 


116 


Poa hybrida Gaud. 

— minor Gaud. Auf Felsen. 

Aconitum Napellus L. In reiner Form nicht. 

— Var. formosum Rb. Schwaigmühleralpe. 

— — Kölleanum Rb. dio. 

— Störkeanum Rb. Südlich auf der Bach- und Kienalpe. 

— variegatum L. In der Rositte sehr schön. 

— Cammarum Jacgq. Zahlreich. Rositte, Schwaigmühleralpe. 

— macranthum Rb. Rositte bei der Scharte. 

— variegatum Rb. Rosittenthörl. 

Adenostiles albifrons Cass. Mit nachfolgender vertheilt an feuchten 
und schattigen Stellen. 

— alpina. Cass. 

Alchemilla alpina L. Steinerne Stiege und überhaupt an magern 
Orten auf der Höhe des Berges. 

Androsace Chamaejasme Wulf, Thron, Geiereck. 

— helvetica Gaud. Bei den steinernen Kasern. 

— lactea L. Auf der Schwaigmühleralpe. 

Anemone ulpina L., grandiflora Hoppe. Besonders schön bei dem 
Eisloche und am Fusse des Abfalters. 

— narcissiflora L. Gemeinsam mit obiger. 

Arabis alpina L. Schon bei den Steinbrüchen. 

— arenosa Scop. Gemein. 

— bellidifolia Jaq. Seltner. 

— ciliata RB. Sandige Stellen z. B. Rositte. 

— Jirsuta L. Meist im Vorgebirge. 

— pumila Jacgq. Meist an Quellen. Mückenbrunn, Goldbrünnlein. 

Allium sibiricum Wild. Klingerscharte. 

— Victorialis L. An der Vorderseite der ober Rositten Alpenhülte. 

Alsine verna Bartl. Auf dem hohen Throne. 

Arctostaphylos alpina Sprg. Auf dem sogenannten Ochsenkopf. 

Aronicum scorpioides Koch. Zwischen dem Abfalter und Hochthron. 

— Clusü Koch. Bei den steinernen Kasern. 

Aronia rotundifolia Pers. Am Wege zur Schwaigmülleralpe. 

Aster alpinus L. Auf dem salzburg. und Berchtesgadner Thron. 

Atragene alpina L. In der Rositte und Schwaigwmühleralpe, wie 
andern Orts. 

Atropa Belladona L. Vom Fusse des Berges bis zur Alpenhöhe 
z. B. Steigt zur Rosilte und Schwaigmühleralpe. 

Azalea procumbens L. Geiereck. 

Bartsia alpina L. Allenthalben verbreitet. 

Bellidiastrum Michelii Cass. Am Fusse des Berges bis zur Höhe 
treffend. 

Betonica Alopecurus L. Stein. Stiege u. s. w. 

Betula ovata Schrk. Im Voralpen-Gebiete. 

Cherleria sedoides L. Salzburger und Berchtesgadner Thron. 

Campanula alpina L. Nur auf der Höhe des Berges in Vertiefungen 

— burbata L. 


117 


Campanula Scheuchzeri Vill. Besonders schön auf dem Wege 
zur Schwaigmühleralpe. 

Carduus defloratus L. Schon im Rosittenbache, auf den Sand- 
plätzen des Berges gemein. 

Circaea alpina L. Im Brunnthal, Rositte u. s. w. 

Cirsium spinosissimum Scop. Rechts vom salzb. Thron in der Thal- 
verliefung. 

Corallorrhiza innata RBr. Auf alten morschen Baumresten von 
der untern Firmianalpe bis zur steinernen Stiege. 

Coronilla vaginalis L. In dem Rositlengraben am Fusse des Berges 
dürfte fast durch Anlegung eines Kalkofens verschwunden sein. 
Nach A Angabe auch unter der Loiderhöhle. 

Crepis austriaca Jacq. Am Eingang der sleinernen Stiege. 

— aurea Cass. Auf dem Berge zerstreut, gemein. 

Dentaria enneaphylios L. In der Rositte, Brunnthal, Grödigerthor. 

Draba aizoides L. An Felsen, z. B. Sonnenwendstadt, Geiereck, 
Throne. 

Dryas octopetala L. Rositte, beim Stiege, unter dem Geiereck. 

Eimpetrum nigrum L. Berchtesgadner Thron. 

Erigeron alpinus L. Hoher Thron. 

— glabratus Hoppe. Auf grossen Steinen vor der Schwaigmüh- 
leralpe. 

Epilobium montanum L. Vom Fusse des Berges bis zu den Alpen. 

— orıganifolium Lmk. In der Mittelregion am Steige zur Schwaig- 
mühleralpe. Stein. Stiege u. s. w. 

— trigonum Sehrk. Ebendaselbst. 

Gentiana acaulıs L. Zerstreut. 

— asclepiadea L. Am Fusse des Berges. Wegränder zur Rosilte. 

— bavarica L. Am Fusse des Geiereckes in grossen Rasen ebenso 
in der Rositte, Mückenbrunn. 

— ciliata L. Ebendaselbst. 

— nivalis L. Zahlreich auf der obern Firmianalpe. 

— pannonica Scop. Auf der Höhe des Berges vertheilt. 

— punctata L. Ist fast ausgerollet zwischen 4 und 10 Kaseralpen. 

Geranium sylvaticum L. Unter der steinernen Stiege zahlreich und 
and. Orts. 

Globularia cordifolia L. Rosittenfelsen. 

— nudicaulis L. Zahlreich in der Rosilte. 

Goodyera repens RB. Auf vermoderten Baumresten. Im Walde der 
ersten Firmianalpe gegen die stein. Sliege. 

Gypsophyla repens L. Auf dem Hochthrone. 

Gymnadenia albida Rich. Auf der Höhe des Berges 

Habenaria viridis R. Brw. Dessgleichen. Meist bei len Alpenweilden. 

Helianthemum oelandicum W hib. Geiereck, Thron. 

Hedysarum obscurum L. Throne, Felsen bei den 10 Kasern. 

Heracieum austriacum 1. Zahlreich verbreitet, 

Hieracium Auricula L. Auf Weidestellen. 

— glabrescens Hoppe. Am Throne. 


118 


Hieracium sazatile Jacq. Am Weinsleige. 

— villosum L. Verbreitet an felsigen Stellen. 

Homogyne alpina Gass. Auf dem Berge zerstreut. 

Imperatoria Ostruthium L. Zerstreut unter Krummholz. 

Juniperus nana Wild. 

Laserpitium Siler L. Vielseitig angegeben sah es nie. 

— latifolium L. Bei dem Steinbruche. 

Lepidium alpinum L. An feuchten Stellen wie in der Rositte. 

Linum austriscum L. Bei der Loiderhöhle und am südlichen Abhang 
des salzb. Thrones. 

Lonicera alpigena L. Schon am Fusse des Berges, bis gegen die 
Alpen. 

— nigra L. Am Steig zur Schwaigmühleralpe. 

Lunaria rediviva L. Unter dem Grödiger Thörl, dann bei der sau- 
senden Wand. 

Malaxis monophyllos Sw. In waldigen Orten. 

Melampyrum sylvaticum L. Gemein. 

Meum Mutellina Gärl. Vertheill auf der Höhe des Berges. 

Moehringia muscosa L. Am Fusse des Berges, z. B. zwischen den 
Steinbrüchen und beim Fürstenbrunn u. s. w. 

Myosotis alpestris Smt. Am schönsten auf der obern Firmianalpe. 

Nigritella angustifolia Rich. Ist verlheilt auf der Höhe. 

Oxytropis montana DU. Auf der südl. Seite des hohen Thrones. 

Pedicularis Jacquini Koch. Zerstreut durch den Berg. Geiereck, 
Thron u. s. w. 

— incarnata Jacgq. Dessgleichen. 

— recutita L. Seltener. Zwischen salzb. und Berchtesgadner Thron. 

— verticillata L. Auf den höhern Punkten zerstreut. 

Pinguicula alpina L. In den Bachrinnen der Rosille. 

Pinus Pumsilio Hke. Ueberzieht den ganzen Berg. 

Plantago atrata Hoppe. Zwischen Geiereck u. Thron u. and. Orts. 

Polygonum viviparum L. Zahlreich vertheilt. 

Potentilla aurea L. Bei dem Fusse des Geiereckes, Schwaigmüh- 
leralpe u. s. w. 

— caulescens L. An Felsen der Rositte, bei den Steinbrüchen u. s. w. 

— minima Hall. Auf der obern Firmianalpe, dann um die Hütten- 
plätze der Schwaigmülleralpe. 

Primula Auricula L. An Felsenwänden des Berges. 

— minima L. Berchtesgadnerthron. 

Pyrola secunda L. Am Fusse des Berges. Bei d. hintern Steinbruche. 

-—- uniflora L. Steigt gegen die Alpen. 

Ranunculus aconitifolius L. Am Steige zur Schwaigmühleralpe. 

— alpestris L. Zerstreut an feuchten Stellen. 

— lanuginosus L. Vom Fusse des Berges bis zu den Alpen gemein. 

— montanus Willd. Steigt in die Alpen. 

-- polyanthemos Schl. Am Fusse des Berges. 

Rhododendron hirsutum L. Zahlreich durch d. B. vertheilt. 


149 


Rnododendron ferrugineum L. Bei dem Eisloche und rechts von der 
Schwaigmühleralpe. 

— intermedium Tsch. Unter dem erstern hie und da. 

Rhodothamnus Chamaecystus Rb. Rositte, und an verschied. Stellen. 

Rosa alpina L. Rositte, bei der sausenden Wand u. s. w. 

— pendulina Aiton. 

— pyrenaica Guan. 

Rumez alpinus L. Um alle Alpenhütten. 

Salix arbuscula L. Sehr vertheilt auf dem Berge. 

— glabra Scop. Unter der Schwaigmülleralpe. 

— reticulata L. In der Nähe des Mückenbrunnes. 

— retusa L. Auf den höchsten Stellen salzburg. und Berchtesgad- 
nerthron. 

Saussurea pygmaea Sprg. Südwest. Seite bei d. Berchtesgad. Thron. 

Saxifraga aizoides L. Nasse Bachgräben wie Rositte, dann auf dem 
Weg zur obern Firmianalpe u. s. w. 

— Aizoon Jacq. An Felsenstellen. 

— androsacea L.. Nasse feuchte Stellen, Rositte, stein. Stiege. 

— Burseriana L. Im Brunnthal, südlicher Kamm der Rositte, 

— caesia L. Rosilte, Geiereck und sonst vertheilt. 

— rotundifolia L. Von den Voralpen bis zur Höhe meist im 
Krummholz. 

— stellaris L. Sehr häufig in der Rositte und an Quellen. 

Sedum atratum L. Auf abgerollten Steinen ziemlich gemein. 

Senecio abrotanifolius L. Ist nur auf der Höhe zerstreut, auch bei 
der Schwaigmühleralpe. 

Silene acaulis L. In Rasen auf dem Geiereck, Throne u. s. w. 

— quadrifida L. Nasse Stellen, z. B. Rositte, Brunnthal, Klinger- 
alpe, auch am Fusse des Berges. 

Soldanella alpina L. Sehr verbreitet. 

— pusilla Baumg. Seltener. Zwischen Salzb. Thron und den stei- 
nernen Kasern. 

Streptopus amplexifolius DC. Auf der Kienbergalpe. Jellmolli. 

Sonchus alpinus L. Am sogenannten Hoppebrünnlein nächst der 
sausenden Wand. 

Sorbus Chamaemespilus Crzt. In der Umgebung der Schwaigmüh- 
leralpe. 

Thesium alpinum L. Auf dem Schwaigmühlersteig, Rositte u. s. w. 

—- rostratum M. & Koch. Rosiltenthal. 

Thymus atpinus L. Vom Fusse des Berges bis zur Alpenregion. 

Tozzia alpina L. Sehr gerne im Mitterthal auch bei dem Mückenbrunn. 

Valeriana montana L. Zuerst am Fusse des Berges und bis zu 
den Alpen. 

— sawutilis L. In der Rosilte, Schwaigmühleralpe, und and. Orts. 

Veratrum album L. Bei den 4 Kasern und 10 Kasern. 

Veronica alpina L. Moorige und feuchte Stellen am Steig zu dem 
Mückenbrunn. 


120 


Veronica aphylla L. Auf der Schwaigmühleralpe, unter der stein. 
Stiege, Mückenbrunn u. s. w. 

— integrifolia Schrk. Seltener zuweilen in der Mittagscharte. 

— montana L. In Waldstellen. 

— sazatilis Jacq. Besonders schön auf der Schwaigmühleralpe. 

— urticaefolia L. Am Fusse des Berges und Rositte. 

Viola biflora L. An nassen Stellen, Geiereck, Thron u. s. w. 


Salzburg, im December 1867. 


— 


Zur Flora von Ungarn. 
Yon Ignaz Grundl, 


In der ersten Hälfte des Monats Juni befand ich mich zu 
Szolnok bei der Theiss, und konnte während meines dortigen 
Aufenthaltes einen ganzen Tag zum Bolanisiren verwenden, Es 
war der 13. Juni ein schöner aber heisser Tag, als ich mich zu 
der Theiss, und der Zagyva, welche sich hier in die Theiss mün- 
det, aufmachte, in der angenehmen Hoffnung, recht viele Selten- 
heiten ausbeuten zu können. Allein zwei enigegengesetzte Elemente 
hatten hieroris für die Flora sehr nachlheilig gewirkt. Einerseits 
hatte nämlich das Wasser durch Ueberschwemmung die Wiesen 
weit und breit derart verschlemmt, dass ausser der staudenarligen 
Roripa palustris Bess. darauf Nichts zu sehen war. Anderseils 
hatte aber die seit mehr als 4 Wochen anhaltende Dürre vieles 
vernichtet. Neben dem Damme, der nach Török Sz. Miklös führt, 
entfaltete so eben die hier sehr häufige Glycyrrhiza echinata L. 
ihre runden Blüthenköpfe. Die grünen Oasen bei der Zagyva waren 
gefüllt mit den bereits stengeltreibenden Statice Gmelini W. und 
Artemisia monogyna W.K. Die von der Ueberschwemmung trocken 
gewordenen Aecker bedeckte Plantago tenuiflora W. K., Pholiurus 
pannonicus Trin., Spergularia marina Bess., Gypsophila muralis 
L. und COrypsis alopecuroides Schrad. Die feuchten Gräben be- 
herbergten tausende von Ranunculus polyphyllus W. K. leider aber 
meist verschlemmt und verstümmelt. — Hordeum maritimum W ith., 
Glyceria distans Wahlb., Oxytropis pilosa DC., Kochia sedoides 
Schrad., Triticum cristatum Schreb. und Aegilops caudata L. 
war überall an Wegen anzutreffen. Auf Aeckern unter dem Getreide 
zeugte sich häufig: Turgenia latifolia Hoffm., Allium suaveolens 
Jacgq. und Ornithogalum pyrenaicum L. Mit dieser Ausbeute begab 
ich mich auf die Eisenbahn, deren Zug mich in wenigen Stunden 
glücklich heimbrachte, und ich war froh, meine Gegend wieder zu 
erblicken, denn wenn man an Gebirge gewohnt ist, da fühlt man 
sich in so einer stein- und baumlosen Ebene, wo man nach allen 


121 


Richtungen hin Tage lang nicht den kleinsten Hügel erblickt — 
wirklich unheimlich. 

Einen zweiten Ausflug machte ich Ende August in das Hon- 
ther Komitat nach Kemeneze. Von diesem Orte aus schlängelt sich 
gegen Osten zu, ein mehrere stundenlanges von hohen mit Laub- 
holz bewachsenen Gebirgen begränzltes Bachthal; dieses durch- 
streifte ich bis zu der herrschaftlichen Puszte, Kirälyhäza genannt; 
hier war in schönster Blüthe der so angenehm und stark duftende 
Senecio nemorensis L. häufig zu sehen. Hie und da waren auch 
die zarten Pflänzchen von Filago minima Fries und Polyenemum 
Heuffelä Läng. zu erhaschen. Bei der genannten Puszie erhebt 
sich ein pyramidenförmiger steiler Berg Namens Bugyihö. Diesen 
zu besteigen nahm ich mir vor, und meine Mühe ist nicht unbe- 
lohnt geblieben. Denn gleich nach kurzem Steigen zeigte sich 
schon in grosser Menge, der durch seine kahlen und grossen, 
runden Blätter so schön ausgezeichnete Thymus montanus W. K., 
den ich seit einigen Jahren schon vergebens suchte. Weiter oben 
an feuchten, grasigen Stellen stand in vollster Blüthe Selinum Car- 
vifolia L. — Epipactis latifolia All. war auch noch blühend im 
Walde zu finden. Besonders schön prangte aber die grossblüthige 
Galeopsis versicolor Curt. auf lichten Stellen des Waldes in über 
3 Schub hohen staudenarligen Exemplaren mit Circaea lutetiana L. 

Nachdem ich von der Kuppe dieses Berges die prächtige Aus- 
sicht bis in die Gegend von Schemnilz genossen, meinen Durst mit 
den süssen Früchten des Rubus fruticosus L. gestillt, und zum 
Andenken von hieraus die Calamagrostis sylvatica DC. in meh- 
reren Stücken eingelegt hatte, kehrte ich zurück, um nach genos- 
sener Mahlzeit, die nördliche Seite dieser Gegend zu besichtigen. 
Von dieser Seite ziehen sich mit schönen Weingärten gut bestellte 
Hügel bis nach Barälhi hin. Von den Hecken dieser Weingärten 
ragten weissliche Rispen empor, die ıch aus der Ferne für irgend 
eine Art der Calamagrostis hielt; als ich aber solche näher betrach- 
tete, da zeigte sich in diesen zu meiner grossen Freude — die 
schöne Melica altissima L. in Klafier hohen Exemplaren, mit bis 
einen Schuh langen, weisslich grünen Blüthenrispen geziert, eine 
Pflanze, die ich im lebenden Zustande zum erstenmale auffand. 
Auf grasigen Plätzen dieser Hügel, ist auch das in unserer Gegend 
so sellene Peucedanum Chabraei Rchb. häufig vorgekommen mit 
Salvia glutinosa L. und Centaurea decipiens Thuill. Aus diesen 
bestand der botanische Fund dieses Tages; freilich nicht sehr 
grossarlig, aber für einen Botanophilen ist doch immer die Mühe 
gelohnt, wenn er, sein Augenmerk bloss auf Seltenheiten richtend, 
bei so vorgerückter Jahreszeit, in wenigen Stunden, sich mit einem 
Dutzend Species seltener Pflanzen in beliebiger Menge versehen kann. 


Dorogh bei Gran, den 9. Jänner 1868. 


re 


Eine Exkursion in die Gegend des Rip oder 
Georgigebirges. 
Von W.S. Sekera. 


Das Frühjahr von 1867 kam spät und war lange kalt, daher 
ich erst in den schönen Pfingsttagen (11. und 12. Juni) einen Aus- 
flug in die Gegend von Weltrus machen konnte, wobei ich auch 
meinem gegebenen Versprechen, die Residenz von Freund Fier- 
linger, dem seinerzeiligen eifrigen Forscher im Riesengebirge 
und mehrjährigem Begleiter der verewigten Frau Josefine Kablik, 
aufzusuchen, nachkommen wollte. Ich schätze mir F. um so mehr, 
als er der Erste war, der die Neigung zu der scienlia amabilis zur 
Zeit meiner Universitätsjahre 1836—38 in mir weckte und mich 
beim seligen Vater Opiz einführte. Ich und F. unternahmen von 
Prag aus fleissig Exkursionen in die Umgebung, auch öfters nach 
Karlstein und einmal an den Standort des Erythronium dens cunis 
L. am Ausflusse des Zayava in die Moldau, 8 Wegstunden von 
Prag, nahe Eule. 

Weltrus ist die nächste Station von Kralup gegen Bodenbach 
und von da an fängt eigentlich das sogenannte böhmische Paradies. 
Die Bemühung eines Bolanikers hieher wird zu jeder Exkursions- 
zeit reichlich belohnt, so dass er ehe er es ahnet, beim Herum- 
wandern bis in die Gegend des Mittelgebirges mehrmals die gesam- 
melten Schätze sichten muss. 

In Weltrus erwartete mich F. und wir fuhren immer hart an 
der Bahn nach dessen 1%, Stunde entfernten freundlichem Wohn- 
sitze Neudorf, das von vielen intelligenten Landwirthen bewohnt 
ist und Botanikern eine gute Unterkunft bietet. Nur leider konnte 
mich F. nicht begleiten, da er schon längere Zeit an einem Fussübel 
litt, daher ich jeden der 2 Morgen meines Aufenthaltes fleissig die 
Runde unternahm. Gleich am Ausgange des Dorfes gegen Westen 
bemerkt man eine lange Strecke von weissem Kalkmergel und die 
Ebene gegen Welwarn und Leitmeritz mit vielen und schönen 
Wiesenflächen. 

Gegen West-Nord, Nord und Nord-Ost erheben sich sanft auf- 
steigende Anhöhen voll fruchitbarer Aecker mit immensen Onobry- 
chis-Saaten, die gerade in ihrer schönsten Flor waren. Ober diesen 
Anhöhen erstreckt sich ein Plateau von Aeckern; im Hintergrunde 
eiwa eine Fahrstunde erhebt sich der majestätische Rip oder 
Georgiberg bei Raudnilz und weiterhin das Mittelgebirge. Gegen 
Süden sieht man von diesen Höhen die Elbe und die Moldau nebst 
der romantischen Ebene bis Prag. Das Substrat ist Kalk, die Vege- 
lation eine rege und ausgiebige, ebenso die Oekonomie und der 
Hopfenbau. Auf jedem Schritte trifft man die diesem Substrate 


123 


eigenthümlichen Pflanzen und wir werden den Ueberblick desselben 
vom Südausgange des Dorfes vornehmen. 

An den Hopfengärten entlang, triffi man hie und da Cerinthe 
minor L. nebst Nonnea pulla DC. und steigt eine sanfte grasige 
Anhöhe hinauf, wo einige Slöcke von blühender Ceutaurea mon- 
tana L. und einer Salvia pratensis L. von fremdartigem Habitus 
sich vorfanden. Die Salvin erwies sich als S. dumetorum Andrz. 
und hat viel Aehnlichkeit mit der $. pratensis L. var. bicolor W. 
K. Der ganze Habitus ist straff, die Blüthen kleiner als bei S. pra- 
tensis, die Unterlippe rein weiss, die Blätter derb, stark und viel 
gebuchtet. Leider stand nur ein grosser Stock zu Gebote, der ge- 
schont wurde und sich auf dieser ruhigen Stelle leicht vermehren 
kann, wenn nicht eine unbarmherzige Sichel seiner Fortpflanzung 
durch Samen Eintrag Ihut. Am Rande der Anhöhe weiter gehend, 
erblickte ich ca. 50 Schritte unter mir auf grasigen Stellen meh- 
rere hohe weiss blühende Pflanzen, die mir fremdartig vorkommen 
und beim Annähern fand ich zu meiner grossen Freude, dass es 
die Silene viscosa Pers, ist. Ich sah sie zum erstenmale lebend. 
Es waren ca. 100 Stöcke vorhanden, darunter einige 30 blühend 
und ihre Stengeln voll angeleimter Insekten, darunter viele Bienen, 
die erlöst wurden. Ich nahm nur wenige schwächere Pflanzen 
sammt der Wurzel und einige Jährlinge für den Garten, das Uebrige 
blieb für die Vermehrung verschont. Es ist diess nach Tausch der 
einzige Standort in Böhmen, daher wolle er von nachfolgenden 
Botanikern geschont werden. 

Von da kömmt man in ein Kieferwäldchen mit Silene Otites 
L., S. nutans L. nebst schönen Rasen von Seleranthus intermedius 
a. Bönnigh. An das Wäldchen gränzen fettige Aecker mit einer 
Unzahl von Anagallis coerulea L. und Caucalis daucoides L. Tiefer 
herabsteigend findet sich an Rainen Salvia sylvestris L. nebst 
einer Menge von Astragalus austriacus L., welchen ich ebenfalls 
zum erstenmale lebend sah und einige Stöcke für den Garten nahm. 

Ich kam, ohne zu wissen, in die Thalebene zurück und wan- 
derte zwischen Onobrychis und anderen Saaten gegen Ostnord 
die anderen Anhöhen hinauf, wo am Rande der humusreichen Fahr- 
wege mir öfters blühendes Rapistrum perenne All. begegnete, von 
denen ich die kleinsten nahm. Nun traf ich gegen die Anhöhen zu 
Strecken mit Lathyrus sativus L. bebaut, was mir auffallend war 
und noch mehr, dass ich keine Pisumplanlage sah. Als Ursache 
davon erfuhr ich, dass die Erbse hierlands ungeniessbar sei, indem 
jedes Korn von Bruchus pisi, dem Erbsenkäfer, bewohnt sei und 
dafür Lathyrus zum Schweinbraten sehr gut schmeckt. Am Rande 
aller dieser Fluren war Astragalus austriacus verbreitet und auch 
hie und da Diplotaxzis viminea DC. nebst Euphorbia Gerardiana 
L., wo dagegen E. Cyparissias L. fast gänzlich fehlte. 

Auf der Anhöhe befindet sich ein grosses Laubgebüsch mit 
anhängendem Kieferwalde nebst einer sonnigen Waldblösse von 
Juglans regia umsäumt. Der Boden ist im Gerölle mit Letten und 

Oesterr, botan. Zeitschrift 4. Heft. 1508. 10 


124 


die Vegetation eine kräftige. Im Schalten des Juglans zieht sich 
ein grasiger Graben mit Eryngium campestre L., Reseda lutea L. 
und einer Menge Orobanche Eryngü Dub. Es ist die erste Oro- 
banche, die ich lebend sah, denn in meiner Gegend fehlen alle 
Arten, nur bei Jungbunzlau soll sich O. caryophyllaces Sm. vor- 
finden. Auf der Blösse waren zahlreiche Stöcke von Linum tenui- 
folium L. eben im Anfange der Blüthe, Silene Otites, S. nutans, 
Pyrethrum corymbosum im Gehölze, wo sich später auch Physalis 
Alkekengi L. vorfindet. Ehendort Erysimum durum Presl., Inula 
hirta L., Hieracium Banhini Schult., Campanula persicifolia L. 
und schöne Rosenarlen, wo auch R. gallica nicht fehlte. Im Schalten 
der Kiefer war eine Menge Hieracium murorum mit seinen Varie- 
täten und am Ausgange an lettigen Stellen Ajuga Chamaepytis L., 
Conringia orientalis L. und ein Stock von Lithospermum officinale 
L. Ueberhaupt sah ich selten so ein blüthenreiches Laubgehölze 
wie dieses, was meinem Freunde F., als dessen Besitzer, auch 
Freude macht. 

Oben auf einer Aufsattelung angelangt, ruhte ich aus und vor 
mir breitete sich die schönste Ebene voll reicher Aecker mit dem 
Rip — etwa 1 Fahrstunde entfernt — im Hintergrunde und seiner 
alterthümlichen Georgikapelle auf der Kuppe. Es war ein sehr 
schöner Tag und prachtvoll war der Anblick des Wolkenspiels auf 
dem Berge, der nur weniges kümmerliches Gehölze hat und dieses 
nebst den anderen Pflanzen von den Schafen abgeweidet wird. Das 
Wolkenspiel war wie fata morgana anzusehen, wo sich sonnige 
und schattige Flächen am Berge bildeten und letztere wie dichtes 
Laubgebüsch sich ausnahmen. Leider konnte ich nicht mehr hin 
und 4 Wochen später fand ihn Freund Winkler abgeweidet, wo 
er nur einzelne Ex. von Hypericum elegans Steph. erbeuten konnte. 

Beim Herabsteigen von diesen Höhen ging es über ältere 
Brachen mit dichtem Rasen von allen möglichen Varietäten des 
Thymus Serpyllum L. in dessen schönster Flor. Auch Conringia 
orientalis nebst Rapistrum perenne und Cerinthe minor war hier 
häufig, dazu hie und da üppige Stöcke von Carduus nutans L. 
Weiter unten zwischen Rapssaaten waren mächtige Büsche von ab- 
geblühtem Erysimum repandum und somit wurde die Exkursion 
als eine befriedigende beendet. Für die Zukunft geht es eine Sla- 
tion weiter und auch auf den Berg selbst, jedoch Trockenpapier 
muss auch mit. 


Münchengrätz, den 4. Februar 1868. 


125 


Die Vegetations-Verhältnisse des mittleren und östlichen 
Ungarns und angrenzenden Siebenbürgens. 


Von A. Kerner. 


X. 


247. Dianthus arenarius L. — (D. serotinus W. K.). — Auf 
den Terrassen und in den Rılzen felsiger Bergabhänge, auf Sand- 
hügeln und Sandflächen, manchmal in ganz lockerem Flugsande. 
Im mittelung. Berglande auf den Dolomitkuppen der Pilisgruppe, 
auf dem Spissberge und Adlersberge und im Leopoldifelde bei Ofen. 
auf Dolomitfelsen in der Vertesgruppe bei Csäkvär und Gänt. Von 
den felsigen Bergen auf die zunächst angrenzenden Sandflächen 
der Thäler und auf die das Bergland besäumenden Niederungen 
hinabsteigend; so bei Gran und Maroth, Solmar nächst Vörösvaär, 
Keer im Tolnaer Kom. und auf der Csepelinsel. Auf der Debreeziner 
und Keeskemeter Landhöhe stellenweise in grosser Menge bei Räkos 
Palota, Pest, Soroksär, Bagh, Monor und Pilis, Also Dabas, P. Sal- 
losar und im Tapiogebiete bei Szt. Märton Käla. In der Tiefebene 


und im Bihariageb. nicht beobachtet. — Dolomit, tert. Diluv. und 
alluv. Sand. — 95—250 Met. — (Die Blätter und Stengel der auf 


den Dolomitfelsen wachsenden Exemplaren sind häufig mehr hecht- 
blau überlaufen, als jene des Flugsandes; doch findet man auch 
auf dem Flugsande gar nicht selten Exemplare, deren Blätter und 
Stengel ganz oder theilweise eben so hechtblau sind wie jene der 
Dolomitfelsen. In allen anderen Merkmalen stimmen die auf Felsen 
gewachsenen Exemplare mit jenen des Sandbodens auf das genaueste 
überein und es hiesse der Natur einen Zwang anthun, wollte man 
diese auseinanderhalten. Gelrocknete Exemplare des D. arenarüns 
L. aus Schonen, Galizien, Frankfurt an der Oder und Königsberg 
unlerscheiden sich nicht im geringsten von den auf den Dolomit- 
bergen des mittelung. Berglandes und auf den sandigen Landhöhen 
des ungar. Tieflandes wachsenden Exemplaren und auch Exemplare 
des D. arenarius aus Samen von Königsberg in Preussen und vom 
Spissberge bei Ofen im Innsbrucker bot. Garten herangezogen, 
stimmen vollkommen mit einander überein. Sadler führt in der 
Fl. Com. Pest. den D. arenari:s L. als „D. plumarius L.“ auf. D. 
plumarius L. unterscheidet sich aber durch grössere weniger tief 
zerschlitzte mit einem breiten verkehrteiförmigen Mittelfelde ver- 
sehene Blumenblätter , eiförmige oben in eine kurze Spitze zuge- 
schweifte im Verhältniss zur Kelchröhre längere Kelchschuppen und 
längere aufrecht abstehende Stengelblätter. D. arenarius L. zeigt 
tiefer zerschlitzte mit einem länglichen Mittelfelde versehene Blu- 
menblätter, gestutzt-abgerundete mit einem aufgesetzten Spitzchen 
versehene Kelchschuppen und kurze steif aufrechte dem Stengel 
10 


126 


parallele Stengelblätter. — Kitaibel war, wie aus seinen Angaben 
deutlich hervorgeht, über den hier behandelten Dianthus selbst 
nicht im Klaren. Er führt seinen D. serotinus in den Itinerarien 
mitunter auch als D. arenarius auf, bezeichnet die Nelke der Ofener 
Dolomitfelsen in den Adi. p. 227 als D. hortensis Schrad. und 
erwähnt ebenda auf der nächsten Seile, dass D. serotinus, dem er 
D. arenarius als Synon. beisetzt, auch auf den Dolomitfelsen des 
Adlersberges bei Ofen vorkomme. — D. hungaricus Pers., welcher 
in dem nördlichen Karpatenzuge vorkommt und den ich vom Lö- 
wenstein im Com. Trentschin, von der Ohniste im Liptauer Com., 
von Hradeck und aus dem Kocsieliskoer Thale besitze, unterscheidet 
sich von D. arenarius L., durch die eiförmigen in eine kurze Spitze 
zugeschweilten Kelchschuppen, von D. plumarius L. durch kleinere 
viel tiefer zerschlitzte und mit einem länglichen Mittelfelde verse- 
hene Blumenblätter und von beiden vorzüglich durch die kurze 
Kelchröhre, welche in der Regel nur 3 mal so lang als breit ist, 
während sie bei D. arenarius und plumarius 4 mal so lang als 
breit erscheint. — Diese Nelkenarten vom Typus des D. arenarius 
vertreten sich gegenseilig in der Weise, dass D. arenarius L. dem 
mittelungarischen Berglande und den sandigen Niederungen, D. 
petraeus den östlichen Karpaten, D. hungaricus den nördlichen 
Karpaten und D. plumarius den östlichen Ausläufern der Kalkalpen 
angehört). 


248. Saponaria Vaccaria L. — Auf bebautem Lande, an den 
Böschungen der Eisenbahndämme, in den Geröllen der Flussufer, 
sehr selten auch auf Sandilächen. — In den Thälera des mittelung. 


Berglandes bei Paräd, Waitzen, Ofen. Sehr verbreitet auf der Kecs- 
kemeter Landhöhe bei R. Palota, Cinkola, Kis Tarcsa, Pest, Sorok- 
sär, Monor und Pilis, Nagy Körös. In der Tiefebene bei Czegled, 
Szolnok, Ujvaros. Auf der Debreeziner Landhöhe bei Teglas, in 
den Thälern des Bihariageb. bei Grosswardein, Belenyes und Petrani, 
— Tert. dil. und all. Sand- und Lehmboden. — 80— 220 Met. 


249. Saponaria officinalis L. — Aufl wüsten Sandilächen, im 
Sande und im Gerölle der Bach- und Flussufer, an den Böschungen 
der Eisenbahndämme und in Beenbaunhe — In den Thälern 


und Niederungen am Rande des mitlelung. Berglandes bei Paräd, 
Waitzen, Gran, Altofen, Ofen, Szt. Miklos. Auf der Kecskemeier 
Landhöhe bei P. Csörög, R. Palota, Cinkota, Kis Tarcsa, Bagh, Pest, 
Soroksär und oft massenhaft an dem Damme der von Pest nach 
Czegled führenden Eisenbahn bei Alberti, Monor und Czegled. In 
der Tiefebene bei Szolnok und Ujväros. Auf der Debreeziner Land- 
höhe bei Teglas, Balkäny und Szakoly. In den Thälern des Biha- 
riabirges im Geb. der schnellen Körös bei Grosswardein, im Geb. 
der schwarzen Körös bei Petrani, Scei, Rezbänya, Petrosa, im Geb. 
der weissen Körös bei Jöszäsz, Monösa, Halmaza; im Geb. des 


Aranyos bei Vidra. — Der letzigenannte Slandort der höchste im 
ganzen Gebiete. — Terl. dil. und alluv. Sand und Schotter. — 80 


bis 660 Met. 


250. Cucubalus baceiferus L. — In Erlen- und Stieleichen- 
wäldern, zwischen Weidengebüschen und Röhricht an den Ufern 
der Bäche und Flüsse, an den Zäunen der Obstgärten in den Dör- 
fern. — Im mittelung. Berglande in der Matra bei Paräd. Auf den 
Donauinseln, namentlich auf der Csepelinsel bei Pest. Auf der Kecs- 
kemeler Landhöhe bei Säari unterhalb Pest, im Walde der Puszta 
Peszer bei Alsö Dabas und bei Nagy Körös. Häufiger im Bereiche 
des Bihariagebirges auf dem tertiären Vorlande von Grosswardein 
bis Belönyes. In grosser Menge im Thale der schwarzen Körös bei 
Vasköh in dem Gehölze nächst dem Ursprunge des grossen Mühl- 
baches. — Diluv. u. alluv. Sandboden. — 80-350 Met. 

251. Silene inflata Sm. — Auf Wiesen und an grasigen Plätzen 
an Feld-, Weingarten- und Waldrändern durch das ganze Gebiet. 
In allen Gruppen des mittelung. Berglandes, auf der Kecskemeter 
und Debreeziner Landhöhe und auch auf den Donauinseln und i 
der Tiefebene beobachtet. Im Bihariageb. durch die ganze Eichen - 
region verbreitet. Die höchsten im Gebiete beobachteten Standorte 
im mittelung. Bergl.: auf den Wiesen nächst dem Normabaum bei 
Ofen, im Bihariageb.: am Dealul vetrilor bei Rezbänya und am Moma 


in der Gruppe des Plesiu. — Auf allen im Gebiete vorkommenden 
Substraten. 80—820 Met 
252. Silene conica L. — An grasigen Plälzen auf Sandhügeln 


und Sandflächen, seltener auf Feldern und auf lehmbedecktem stei- 
nigen Boden der Bergabhänge. Im mittelung. Bergl. in der Pilis- 
gruppe aul den diluv. und alluv. Sandhöhen zwischen Vörösvär und 
Csolnok bei Gran sehr häufig, sonst noch hie und da vereinzelt 
auch auf lehmigem und trachytischem Boden bei Altofen und Pomäsz 
und am Blocksberge bei Ofen. Massenhaft über die ganze Kecske- 
meter Landhöhe von Waitzen bis Kecskemet: bei P. Csörög, R. 
Palota, Pest, Soroksar, Üllö, Monor, Pilis, Alberli, Nagy Körös, P. 
Peszer. Ebenso häufig im Tapiogebiele bei Nagy Kata, auf der Cse- 
pelinsel und in der Stuhlweissenburger Niederung bei Keer und 
Vajta. Der höchste beobachtete Standort am Sandberge bei P. Csaba. 
— Tert. u. diluv. Sand; selten auch auf Trachyt und Lehm. 95 bis 
250 Met. 

253. Silene dichotoma Ehrh. — Im mittelung. Bergl. auf 
Brachäckern am Plateau des grossen Schwabenberges und an stei- 
nigen buschigen Stellen in aufgelassenen Weingärten und am Rande 
der Weinberge an der Süd- und Ostseite des kleinen Schwaben- 
berges. Hier stellenweise häufig, sonst aber im Gebiete nirgends 
beobachtet. — Diluv. Lehm. 180-380 Met. 


Silene pendula L. In der Nähe des Stadtwäldchens bei Pest auf Schutk 
an Gartenmauern, Flüchtling aus den Gartenanlagen. 


128 


OT 


Die europäischen Fimbristylis-Arten. 


Von Victor v. Janka. 


. Stylus 2-fidus nune solum superne fimbriato-eiliatus, nunc 


etliam basi villis relexo-patenlibus praedilus; squamae (glumae) 
glabrae v. hispidulac; involucrum inflorescentiam aequans v. 

superans. 2. 
Stylus 3-fidus nudus; squamae (glumae) villoso-pubes- 
eentes; involucrum umbella simpliei plerumque dimidio brevius: 
Fimbristylis Cioniana Savi. 


. Stylıs solum superne fimbriato-ciliatus; squamae obtusae v. 


aculae mueronalae. 3. 

Stylus basi eiliis divaricalis vestitlus; squamae aristato- 
mucronalae. 4. 
Umbella subsimplex; spieculae ovatae subiurgidae; squamae ob- 


tusae mucronalae: F. annua R. et Sch. 
Umbella composila; spieulae ovato -oblongae; squamae 
aculae mucronatae: F. dichotoma \ ahl. 


. Squamarıum hispidularum mucrones arcualo-patulae in apice 


spieularum quasi comosae: 
F. squarrosa Vahl. (Pogonostylis squarrosa Bert.) 
Squamarum glaberrimarum laevium muerones arrectae 
v. adpressae; F. adventitia Gesati. 


Die europäischen Eriophorum-Arten. 


Yon Victor v. Janka. 


. Spieula solitaria. 2. 


Spiculae plures. 5. 

Lana ob selas hypoginas copiosissimas sericeas dense conferla 
mollis; squamae (glumae) acuminalae ex loto hyalinae; vagina 
folii supremi subspathaceo-dilatata tumidula plerumque aphylla 
vel limbo brevi plano instrucla. 3. 

Lana ob setas hypoginas 4—6 lantum, parcissima cri- 
spatula; squamae pleraeque oblusiusculae nervo dorsali her- 
baceo, viridi percursae; vagina lolii supremi adpressa lamina 
herbacea seltacea praedita: Eriophorum alpinum L. 


3. Culmi versus apicem Irigoni; rhizoma caespitosum: 


E. vaginatum L. 
Culmi teretes; rhizoma stoloniferum. 4. 


. Antherae oblongae vel ellipticae; lana alba v. candida: 


E. Scheuchzeri Hoppe, (E. capitatum Host). 
Antherae lincares; lana in colorem rufum vergens: 
E. russeolum Fr. 


. Peduneuli glabri laeves; achenia allenualo-acula: 


E. angustifolium Roth, 


129 


Pedunculi plus minus scabri v. hispiduli; achenia rotun- 

data mutica. 6. 
6. Spieulae etiam plantae fructiferae pleraeque striete erectae; 
peduneuli subtomentoso-hispiduli; folia ad summum lineam lata: 
E. gracile Koch. (E. triquetrum Hoppe). 
Spieulae dem um nulantes; peduneuli scaberrimi: E. latifolium Hoppe. 
Sz. Gothärd bei Szamos-Ujvär (Siebenbürgen), am 7. März 1868. 


m muess er > — 


Literaturberichte. 


Flora europaea algarum aquae dulcis el submarinae. 
Auctore L. Rabenhorsl. 

Die allgemeine Beschäftigung mit Naturwissenschaften hat in 
neuester Zeil so viel Neues zu Tage gefördert und in fast allen 
Fächern eine so umfangreiche Literalur hervorgerufen, dass kaum 
der, welcher sich speziell mit einem kleinen Bezirke des weiten 
Reiches befasst, im Stande ist, allen neuen Erscheinungen zu fol- 
gen, wenn ihm nicht ungewöhnliche Mittel zu Gebote stehen. Die 
Schwierigkeit vermehrt sich durch die Ausbreitung europäischer 
Racen in fremden Welttheilen, welche, wo immer der Zustand des 
Trappers, welcher den Boden Schritt für Schritt mit Aufgebot aller 
physischen Kraft dem Wilden entringt, in den eines sicheren unge- 
störten Besitzers übergegangen ist, nun überall auch ihre geistige 
Kraft zu entfalten beginnen und besonders schon in den entfern- 
testen Bezirken werkthälig in das naturwissenschaftliche Treiben 
der Neuzeit eingreifen. So wird dem schon riesigen Kreise des 
Bekannten täglich Neues hinzugefügt, und dieses wird nicht mehr 
an einigen europäischen Gentralpunkten veröffentlicht, sondern fast 
überall, wo europäische Kultur Wurzel gefasst hat. Es hat dieses 
allgemeine ausgebreitete Wirken eiwas Grossartiges, Erhebendes 
in sich, nur schwindet dabei immer mehr das gemächliche Wirken 
früherer Tage. So muss uns jetzt die Linneische Zeit als eine 
süsse Idylle erscheinen, wo ein Mann, freilich mit höchster Bega- 
bung und eisernem Fleisse ausgestattet, das ganze Reich der Natur 
bis in die damals bekannten Details zu erforschen, zu sichten und 
seine Zeilgenossen mit dem abgerundeten Ganzen zu erfreuen im 
Stande war. Jetzt wird wohl Niemand mehr daran denken, auch 
nur die bekannten phanerogamischen Pflanzen in ähnlicher Weise 
bearbeiten zu wollen, da sich ausrechnen lässt, dass selbst für die 
oberflächlichste Behandlung ein Menschenleben zu kurz wäre. Will‘ 
man aber jetzt das Zerstreute gründlich sammeln, und Nichts 
ausser Spiel lassen, was über Systematik, Physiologie und Pflan - 
zengeographie veröffentlicht wurde, so sieht man mit Schrecken, 
wie klein man den Kreis seines Wirkens nehmen muss, um etwas 
Genügendes leisten zu können, und entweder die Flora eines klei- 
nen Landes oder die Bearbeitung einer kleinen Pflanzenfamilie sich 


130 


als Gränze setzen. Für die Phanerogamen und die höheren Krypto- 
gamen ist wenigstens in vielen Ländern Europas durch engere oder 
weitere Spezieltloren so viel geschehen, dass der Freund der Natur 
sich selbst in den meisten Fällen sichern Rath holen kann, für die 
niederen Kryptogamen fehlt es aber durchaus an der Neuzeit ent- 
sprechenden Zusammenstellungen, da hier erst die letzten Jahr- 
zehnte mit dem immer tiefer eimdringenden neuen Mikroskope eine 
früher wenig bekannte und beachlete Welt zu erschliessen begannen. 
Gehen wir speziell zu den Algen über, (nebenbei gesagt 
einem sehr willkürlich abgegränzten Bezirke ohne entschiedenen 
Zusammenhang), so trilt uns in ©. Agardhs Species Algarum die 
erste vollständigere Zusammenstellung der damals bekannten Algen 
entgegen. Mehr durch Tradition und spätere Erörterungen seiner 
Arten nach Originalexemplaren weiss man jetzt, was in diesem für 
seine Zeit ausgezeichneten Werke beschrieben wurde. Es würde 
diess auch für Kützing’s Species algarum, welche 20 Jahre später 
erschien, gelten, wenn der Autor nicht mit einer beispiellosen Aus- 
dauer bemüht wäre, das vor langer Zeit Beschriebene durch viele 
Tausende selbst in Kupfer gestochener Abbildungen für alle Zeiten 
festzustellen. Aber auch dieses nach und nach entstandene Riesen- 
werk nähert sich nur in den zuletzt bearbeiteten Familien der 
erwünschten Vollständigkeit. J. Agardh hat nur die höhern Algen 
bearbeitet. Seine Fucoideen von 1849 so wie die ersten Abthei- 
lungen der Florideen, welche in den 50. Jahren erschienen, sind 
für die Jeiztzeit schon voll der empfindlichsten Lücken, und selbst 
in den zuletzt bearbeiteten Rhodomeleen ist ihm ein wichtiger Theil 
der damals vorhandenen Literatur entgangen. Harvey, leider zu 
früh durch den Tod seinem grossarligen. Wirken enlrissen, war 
ebenfalls mehr in den höheren Algen heimisch, und hai überhaupt 
nur Spezialfloren einzelner Länder gegeben. Was die niederen Algen 
betrifft, so existiren nur von den Diatomaceen und Desmidiaceen 
der Neuzeit entsprechende Zusammenstellungen von Archor und 
Ralfs in Pritchard’s Infusorien; aber auch hier ist seil der 
letzten Ausgabe dieses Werkes eine grosse Menge neuer Arten 
und Galtungen einzureihen, besonders die zahlreichen von Gre- 
ville beschriebenen fossilen und exotischen Diatomeen. Bei den 
übrigen Familien der niederen Algen mangelt aber seit Kützing’s 
Species algarum eine solche Zusammenstellung gänzlich, und muss 
man sich in den klassischen Arbeiten über einzelne Familien und 
Galtungen von Archor, Areschoug, Bailey, Bary, Braun, 
Brebisson, Cohn, Crouan, Greville, Kützing, Lewis, Le 
‘Jolis, Meneghini, Naegeli, Pringsheim, Reinsch, Thuret, 
Waltz, Zanardini und Anderen so wie in zahllosen zerstreulen 
Veröffentlichungen Ratlı holen. Aller dieser oft kaum herbeizuschal- 
fenden und schwer zu bewältigenden Lileratur steht nun besonders 
der Anfänger, so wie der, welcher die Algen nicht zu seinem aus- 
schliesslichen Studium macht, ralhlos gegenüber, und wird gewiss 
ein Werk mit Freuden begrüssen, welches ihn in den Stand. selzl, 


131 


wenigstens die Süsswasseralgen seiner Umgebung mit ziemlicher 
Sicherheit dem neuesten Standpunkte der Wissenschaft gemäss 
selbst zu bestimmen, so wie auch dem Fachmanne in vielen Fällen 
die Zusammenstellung des Bekannten und Hinweisungen auf ihm 
entgangene Literatur als wichtiges und zeitkürzendes Hilfsmittel im 
höchsten Grade erwünscht sein muss. Betrachten wir nun das Ra- 
benhorst’sche Werk diesen beiden hier gestellten Anforderungen 
gegenüber. 

Seit einer langen Reihe von Jahren ist Rabenhorst unab- 
lässig für die Verbreitung kryptogamischen Wissens mit grösstem 
Erfolge thätig gewesen, theils durch billige Jedem leicht zugäng- 
liche Werke, theils durch die von ihm herausgegebenen Kryptoga- 
mensammlungen, deren Nummern nach vielen Tausenden zählen, 
und welche durch die Betheiligung zahlreicher Autoritäten auch 
jedem Fachmanne unentbehrlich sind. Eine grosse Anzahl Arten 
wurden mit mehr oder weniger Berechtigung von den verschie- 
densten Autoren in diesen Sammlungen zuerst veröffentlicht, deren 
Sichtung und Beschreibung im systematischen Zusammenhange wir 
nun in dem vorliegenden Werke finden, nebst einer Reihe Arten, 
welche an Rabenhorst von einigen Autoren zur Veröffentlichung 
milgelheilt wurden. Auch ich habe viele Beobachtungen und einige 
Arten zu diesem Zwecke in Rabenhorst’s Hände gelangen las- 
sen, da es mir viel wünschenswerther erschien, dieselben in einem 
zusammenhängenden Werke veröffentlicht zu sehen, als an zer- 
streuten Orten, wo sie vielen ganz unzugänglich sind. Was die 
von Rabenhorst benutzte Literatur betrifft, so vermisse ich kaum 
etwas Wichtiges, was auf den vorgezeichneten Kreis irgendwie 
Bezug hat. Seine Arbeit spricht für die reichen Literaturmittel, 
welche ihm zu Gebote stehen und für die sründliche Durcehnutzung 
derselben. Es zeigt sich diess auch in sehr erwünschter Weise bei 
den Jahreszahlen, die nicht nur den Gattungen, sondern auch vielen 
besonders den zu verschiedenen Zeiten wiederholt aufgestellten 
Arten beigefügt sind. Dass Jemand, welcher ein ähnliches Werk 
schreibt, alles selbst gesehen und untersucht haben solle, ist un- 
denkbar. Es bleiben immer, auch bei viel enger abgegränztem Wir- 
kungskreise, eine Menge Sachen, welche man mit dem traurigen 
Zeichen n. v. versehen, ohne eigene Kritik aufführen muss. Jeden- 
falls hat aber Rabenhorst mehr als irgend ein Anderer Gelegen- 
heit gehabt, eine Menge von Gegenständen zu prüfen, die ihm 
durch seine allseitige Korrespondenz und durch den Besitz fast 
aller irgendwo herausgegebenen Kryptogamen Exsiccaten zugäng- 
lich waren, was sich auch durch die zahlreichen Citationen derselben 
im Werke selbst bethätigt. Für den Anfänger und Denjenigen, 
welcher die Algen nur nebenbei in den Kreis seiner Beobachtungen 
zieht, sind die zahlreichen Holzschnitte, welche die Gattungen 
veranschaulichen, jedenfalls von grösster Wichtigkeit. Schon in 
seiner 1853 erschienenen Kryptogamenflora von Sachsen und der 
Niederlausitz hat Rabenhorst mit solchen dem Texte eingedruckten 


132 


Gattungsbildern den Anfang gemacht, welche wir nun in dem vor- 
liegenden Werke bedeutend vermehrt wiederfinden, und bei deren 
Anblick wir nur unsere vollkommene Zufriedenheit über die Aus- 
wahl und die Schönheit der Holzschnitte ausdrücken können. Der 
Werth solcher Abbildungen erhellt besonders aus der vielfach be- 
währten Thatsache, dass Anfänger sich selten aus den Beschrei- 
bungen einen klaren Begriff von einer Gatlung machen können 
und vergeblich sich abmühen, manches ihnen neue Gebilde unter- 
zubringen, mit dem Bestimmen der Art aber, wenn sie die Gattung 
einmal erkannt haben, und die Art überhaupt gute und konstante 
Unterscheidungsmerkmale besitzt, meist viel weniger Schwierigkeiten 
haben; theils weil der Kreis, in dem sie zu suchen haben, enger 
ist, theils weil gestaltliche Abänderungen bei einer durch eine 
oder mehrere Arten bildlich erläuterten Gattung ihnen nun leichter 
fasslich werden. Der Umfang des Werkes ist dem ursprünglichen 
Plane nach auf die Süsswasser- und Brackwasser-Algen Europas 
beschränkt. Es ist nun nicht zu verkennen, dass diese Gränzen 
kaum im sirengsten Sinne fest gehalten werden können. Die nie- 
deren Algen sind auf der ganzen Erde wenig verschieden und 
enthalten eine grosse Menge vollständiger Kosmopoliten. Ueberhaupt 
sind mit Ausnahme der Diatomaceen und einiger Desmidiaceen bis 
jetzt noch wenig aussereuropäische niedere Algen beschrieben worden, 
so dass sich auch Rabenhorst bewogen gefunden hat, die exoti- 
schen und fossilen Formen theils nur zu erwähnen, theils mit den 
Beschreibungen als Anhang einer jeden Gattung beizufügen. Obwohl 
ausserhalb der Gränzen des Werkes liegend, wäre eine durchgrei- 
fende Aufzählung aller bekannten, exotischen und fossilen Formen 
mit kurzer Beschreibung sehr erwünscht gewesen, da von vielen 
exotischen Arten die Auffindung in Europa und von zahlreichen 
fossilen Arten wegen ihrer Langlebigkeit das Antreffen im lebenden 
Zustande zu erwarten steht. Noch schwieriger gestaltet sich die 
Abgränzung als Süsswasser, brackische und marine Formen, und 
hat Rabenhorst auch diesem Uebelstande nur dadurch abhelfen 
können, dass er sich nur im allerersten Anfange bei den Melo- 
sireen an die vorgezeichneten Gränzen gehalten, im weiteren 
Verlaufe des Werkes jedoch auch die Formen des offnen Meeres 
vollständig in seinen Kreis gezogen hat, so dass der Titel des 
Werkes eigentlich einer Erweiterung bedarf. 

Die erste Section des Werkes enthält die Diatomaceen, welche 
leider bis heute noch keinen allseitig anerkannten Platz in dem 
Fachwerke unserer Systeme gefunden haben, und einstweilen noch 
immer am besten bei den Algen aufgeführt werden. Die Melosireen 
bilden den Anfang, und ist bei diesen, wie schon oben erwähnt, 
der Plan des Werkes am engsten eingehalten, und sind nur die 
Gatlungen, welche im süssen Wasser Repräsentanten haben, einge- 
hender behandelt. Bei Coscinodiscus, Actinoplychus und Actinocyclus 
hat übrigens eine Artenaufzählung für jetzt wenig Zweck, da diese 
Gattungen einer ganz frischen gründlichen Bearbeitung bedürfen. 


133 


Bei Cyelotella begegnen wir zwei sehr krilischen Arten, der €. 
operculata und C. Kützingiana, die jedenfalls hier richtig aufge- 
fasst sind. In der Diagnose der ersteren Arten ist aber die Bezeich- 
nung des Mittelraumes als fast glatt, etwas störend, da derselbe 
mit radialen oder etwas unregelmässigen Punklreihen bedeckt er- 
scheint. Auch ist das Citat Rab. Alg. Europ. Nr. 1104 nicht hieher 
gehörig, da diese Aufsammlung eine nach meiner Ansicht sehr 
enischiedene Art enthält, welche ich Cyclotella Hantzschiana nenne 
und sonst noch nirgends beobachtet habe. Bei der zweiten Art 
muss das Citat Smith brit. Diat. fig. 47 wegfallen, da die Smit- 
sche Figur unbedingt mit Cyolotella Meneghiniana identisch ist. 
Die Gattung Cyclotella bedarf übrigens nebenbei gesagt noch viel- 
facher Revisionen. So zeigt Cyelotella operculata entschiedene 
Uebergänge in C. antiqua. Cyclotella dubia Hilse ist identisch 
mit Pysxidieula Naegelii Kg. und überhaupt keine Diatomee. Cyelo- 
tella Dallasiana ist identisch mit Coscinodiscus striatus und muss 
C. striata genannt werden. Oyelotella Astraea findet sich auch in 
Deutschland lebend, so bei Königsberg in der Ostsee (Schuhmar) 
und in der Peene bei Wollgast (Bauer). In den mir vorliegenden 
fossilen Ablagerungen finde ich sie gesellschaftlich mit einer sehr 
grossen, schön gezeichneten Form der Cyelotella operculata, welche 
bisher übersehen zu sein scheint. 

Mit Melosira hat Rabenhorst die Galtlungen Aulacosira, 
Orthosira etc. wieder vereinigt, und zwar mit Recht, wenigstens 
bis diese Galtungen mit schärferen Merkmalen ausgestellt sein 
werden, dıe vielleicht darin zu suchen sind, dass die Gaillonellen 
unregelmässig punktirte und die Orthosiren radial gestreifte Schaa- 
len besitzen. Den Irrthum Smith’s, dass Melosira Orichalcea iden- 
tisch mit M. crenulata sei, hal Rabenhors t berichtigt, erstere 
Art jedoch wohl aus Versehen in die dritte “Gruppe gestellt, wäh- 
rend sie zwischen Melosira subflexilis und M. varians einzureihen 
ist. Diese 3 Arlen zeigen überhaupt die mannigfachsten Ueber- 
sänge, sind vielfach verwechselt, und bilden überhaupt wohl nur 
eine Art. Dasselbe gilt für Melosira nummuloides, salina und con- 
catenata, so wie für M. moniliformis und lineatı. Indessen bedür- 
fen alle diese Dinge, wie so viele andern aus den niederen Natur- 
reihen, noch ganz spezieller Untersuchungen, und hat Rabenhorst 
einstweilen ganz richtig gehandelt, sie als einzelne Arten aufzu- 
führen, da ein unberechtigtes Zusammenziehen jedenfalls schädlicher 
ist, als ein zu minutiöses Trennen. Von den nun folgenden Suri- 
rellen angefangen sind schon die marinen Formen Europa’s voll- 
ständig berücksichtigt, und fossile, so wie ausländische Arten im 
Anhange vollständig aufgezählt. 

Indem ich der übersichtlichen Zusammenstellung und den 
charakterislischen gedrängten Diagnosen meine volle Anerkennung 
zolle, erwähne ich nur noch ein Paar Gegenstände, bei denen meine 
Meinung von der des Autor’s abweicht oder bei manchen Verbesserun- 
gen des bis jetzt bestehenden damit übereinstimmt. So billige ich voll- 


134 


kommen die Wiedervereinigung von Eunotia und Himantidium, wie ich 
denn überhaupt bei den Diatomeen bis auf wenige Ausnahmen nur der 
Gestalt der Zelle und nicht dem länger oder kürzer dauernden Zusam- 
menhange der Zellen generischen Werth beilegen möchte. Durch diese 
Vereinigung erscheint Eunotia gracilis zweimal, die Smith’sche 
Art ist aber wahrscheinlich nicht genügend von meiner später auf- 
gestellten Eunotia paludosa verschieden, und wird wegen der älteren 
E. graeilis Ehbg. mit E. paludosa vereinigt werden müssen. Bei 
Eunotia Tetraodon wäre es wünschenswerih gewesen, die Zusam- 
mengehörigkeit der vielen mehrzähnigen Eunotien Ehrenberg’s 
schärfer hervorzuheben, was nur dadurch geschehen ist, dass über 
die ganze Abtheilung A. b. Eunotia robusta Pritchard (welcher 
Name überall in Ralfs umzuändern ist) als Synonym geschrieben 
ist. Eunotia minuta m. gehört aber sicher nicht hierher und für 
E. triodon ist es wegen der bedeutend zarteren Streifung zweifel- 
haft. Bei den Cymbelleen kann ich die Hinzuziehung von Cerato- 
neis nicht recht billigen, indem diese Gatiung, wie ich an andern 
Orten entwickelt habe, augenscheinlich Synedra mit Eunotia ver- 
knüpft. Cymbella ist von Cocconema noch gesondert gehalten. Für 
eine Reihe von Arten mit gerader Mittellinie und mehr Navicula 
arliger Gestalt lässt sich die Gattung Cymbella vielleicht aufrecht 
erhalten, andere Arten aber, welche gestielt und stiellos vorkom- 
men, machen die Trennung beider Gattungen sehr unsicher. Es 
sind jedoch noch Untersuchungen über das mehr oder minder kon- 
stante Vorkommen der Schleimstiele abzuwarten, ehe sich beide 
Gattungen schärfer umgränzen lassen, und hat Rabenhorst Recht 
gethan, nicht durch vorzeitige Vereinigung die Synonymie zu ver- 
mehren. Aehnliches gilt für Achnanthes und Achnanthidium, welche 
letztere Gattung vielleicht für das sehr abweichende A. flerellum 
aufrecht erhalten werden kann, welches die Achnantheen mit Coc- 
coneis verknüpft. Bei Cocconeis erwähne ich nur, dass meine C. 
pellueida iheilweise mit C. pseudomarginata identisch ist, und dass 
ich erstern Namen nur für die von Hautzsch abgebildete tropi- 
sche Form beibehalten habe. Im Uebrigen verweise ich auf den 
botanischen Theil des Novarawerkes, wo ich eine genauere Sich- 
tung der Cocconeiden versucht habe. Cylindrotheca Gerstenbergeri 
Rabenh. ist identisch mit Nötzschia Taenia Smith und Ceratoneis 
gracilis Breb. übrigens von den Nitzschien sa abweichend, dass 
die Gattung unbedingt aufrecht erhalten werden muss. Die Art 
muss aber den Namen Cylindrotheca gracilis erhalten. Die Galtung 
Pinnularia, zu deren erster Aufstellung nur der früher ungenügende 
Zustand der Mikroskope Veranlassung war, ist im späteren Smith- 
schen Sinne neben Navicula aufrecht erhalten. Es ist nun abzu- 
warten, ob sich Pinnularia Smith, wie Schumann vermuthet, 
durch konstantes Vorkommen einer zweiten zarteren Struktur neben 
den Rippen besser begründen lässt, oder ob dieselbe, wie ich ver- 
muthe, auch bei Navscula nachgewiesen werden wird. Die Gallung 
Frustulia konnte, wie ich schon an andern Orten entwickelte, nur 


135 


für F. saxonica aufrecht erhalten werden. Die anderen von Ra- 
benhorst hierher gezogenen Formen gehören jedoch entschieden 
zu Navivula. Die Gattung Perizonium Cohn et Janisch ist in 
neuester Zeit als ein mit der Copulalion zusammenhängender Zu- 
stand von Navicula erkannt, und von Schumann auch bei Navi- 
cula stauroptera und limosa nachgewiesen worden. Die Gattung 
Amphicampa Rabenh., welche die Amphiprora-Arten mit sigmoi- 
discher Mittellinie umfasst, ist vielleicht wegen der Ehrenberg- 
schen Galtung Amphicampa anders zu benennen, obwohl letztere 
sich nicht genügend von Eunotia unterscheidet und damit vereinigt 
werden muss. Den Namen Pleurostauron Smithii muss ich gegen 
den von Rabenhorst gegebenen aufrecht erhalten, selbst für den 
Fall, dass Stauroneis Legumen Enbg. damit identisch sein sollte, 
was ich wegen abweichender Gestalt besonders wegen Mangel des 
kleinen aufgesetzten Spitzchens, und wegen viel grösserer Gestalt 
nicht glaube. Ausserdem kommt aber noch die Stauroptera Legumen 
Ehbg. Amer. in Betracht, welche sicher wieder etwas anderes ist, 
und für welche ich den Artnamen Legumen reservirl wissen möchte. 
Die Gattung Mastogloia rechne ich jetzt zu den Cocconeideen, sie 
ist mit Cocconeis durch meine im Novarawerke aufgestellte Gat- 
tung Orthoneis verbunden, zu welcher Cocconeis binolata, fimbriata, 
splendida. Mastogloia cribrosa, ovata elc. gehören. Den europäi- 
schen Mastogloien habe ich noch M. Kinsmanni Lewis, M. exigua 
Lewis und M. Braunii m. hinzuzufügen. Erstere sammelte Dr. 
Reichardt im Quarnero mit der zweiten Art zusammen, welche 
Möller in Menge an den Küsten Schleswigs auffand. Mastogloia 
Brauniä (zu welcher vielleicht M. Kinsmanni als Varietät gehört) 
besitze ich von C. Agardh im Cattegat gesammelt. Von Schizonema 
hat Rabenhorst das Bekannte unter Zufügung vieler eigner Unter- 
suchungen vollständig zusammengestellt. Leider ist aber der aller- 
grösste Theil der Arten von den Autoren gerade im wichligsten 
Punkte, der Beschaffenheit der Frusteln, ungenügend beschrieben, 
so dass nur ein kleiner Theil der Arten frei von allen Zweifeln ist. 
In der Hedwigia habe ich eine Reihe von Veröffentlichungen be- 
gonnen, welche theils mir Zugängliches erörtern, theils Andere zu 
ähnlichen Arbeiten veranlassen soll, und verweise darauf. (Fort- 
setzung folgt.) A. Grunow. 


Correspondenz. 


Klausenburg, am 10. März 1868. 


Bei Gelegenheit der Bestimmung eines im Baranyaer Komi- 
tate bei Pecsvär gesammelten Sedum, das sich als S. Hillebrandii 
Fenzl erwies, kam ich auf die interessante Entdeckung der Iden- 


136 


tität von S. Hillebrandi Fenzl und S. Sartorianum Boiss. et 
Heldr. — Beide Arten wurden im Jahre 1856 mit ihren Benen- 
nungen publicirt, da aber des von Hillebrand gefundenen Sedum 
noch im Jahrgange 1855 der zool. bot. Vereinsschriften (freilich 
ohne Namen) Erwähnung geschieht, so dürfle Fenzl’s Benennung 
die Priorität gesichert sein. Findet sich denn Niemand in Wien, 
der uns mit den noch unklaren Herbich’schen Arten der Flora 
der Bukowina vertraut machen möchte?! Jetzt befindet sich das 
Herbich’sche Herbar schon einige Jahre in der Hückel’schen 
Sammlung und in jener der zool.-bot. Gesellschaft. Wäre sie — nach 
Paris, Florenz oder Berlin gekommen, hälten wir schon lange Auf- 
klärung über Cirsium lamprophyllum ete., Alyssum decumbens etc. 
Ich habe mich bis nun vergeblich bemüht, mir von Laserpitium 
Winkleri nach der Beschreibung eine Vorstellung zu machen und 
versuchte sogar auf Cenolophium zu rathen. — Ausser Neilreich 
leistet ohnehin in den Schriften der zool.-bot. Gesellschaft Nie- 
mand etwas in der Phanerogamenkunde; möge sich also Jemand 
darüber machen und Nachrichten über diese begrabenen Arten geben. 
Auch das Vorkommen von Alyssum petraeum in der Bukowina ist 
in hohem Grade zweifelhaft und bedarf sehr der Bestätigung. — 
Eine Pflanze, die höchst wahrscheinlich im Östlichsten Galizien und 
in der Bukowina (etwa in der Dnistergegend?) aufgefunden wer- 
den dürfte, ist Schiwereckia podolica, eine einer Draba incana, oder 
auch einer Berteroa incana täuschend ähnliche in Volhynien und 


Podolien häufige Pflanze. — Vesicaria canescens Zucc. möchte 
ich für Schiwereckia deuten, V.v. Janka. 


Gran in Ungarn, am 10. März 1868. 
Ich beabsichlige in diesem. Jahre und zwar Mitte Juli eine 
botanische Reise in das Banat zu unternehmen. Vielleicht hätte ein 
oder der andere Botaniker Lust sich mir anzuschliessen, in wel- 
chem Falle ich ersuchen würde, sich mit mir in ein baldiges schrift- 
liches Einvernehmen zu setzen, Jos. Pantocsek jun. 


Görz, am 13. März 1868. 

Der diessjährige Winter war auch hier viel rauher als der 
vorige. Die Winterflora ist daher heuer sehr kümmerlich. Ausser 
Ruscus aculeatus, Mercurialis annua, Lamium maculatum, und 
Senecio vulgaris war nur ausnahmsweise hie und da eine blühende 
Pflanze zu finden. Von der sonst überwinternden Scabiosa gra- 
muntia fand ich dieser Tage (11. März) kaum 1 blühendes Exem- 
plar. Von Erodium eicutarium, Sherardia arvensis, Pastinaca sativa, 
Cerastium glomeratum und brachypetalum, Draba verna, Carda- 
mine hirsuta, Malva sylvestris, Capsella Bursa pastoris, Pyrethrum 
Parthenium etc. war in der eigentlichen Winterperiode keine Spur 
einer Blüthenentwicklung wahrzunehmen, selbst unsere echten Win- 
terpllanzen, wie Veronica polita und Buxcbaumii, Euphorbia helios- 
copia und Peplus, Parietaria diffusa, Bellis perennis, Poa annua 


137 


und Alsine media konnten sich nur an den geschütztesten Orlen 
einzeln in Blüthe behaupten, bildeten aber nirgends (wie sonst) 
eine zusammenhängende Vegetation. Trotzdem behielten in Schluch- 
ten einige Gebüsche von Quercus sessiliflora bis jetzt ihr grünes 
Laub und werden es erst dann abwerfen, wenn die neuen Blatt- 
knospen sich zu entfalten beginnen. Diese Eichenart ist daher bei 
uns gewissermassen ein immer grüner Baum. Krasan. 


Bremen, am 4. März 1868. 


Gegen Ende April d. J. beabsichtige ich auf mehrere Wochen 
an den Genfer See zu gehen, wo ich Gelegenheit zu haben hoffe, 
manche interessanten Pflanzen zu sammeln. Was ich von seltenen 
Arten anlrellen werde, werde ich Ihnen zum Tausche anbieten. 
Elwaige specielle Aufträge von Pflanzenfreunden würde ich mit 
Vergnügen, so weit es mir möglich wäre, zu berücksichligen 
trachten. Dr..W. U Eocke. 


Literarisches. 


— In einer Uebersetzung aus dem Englischen von J. V. 
Carus ist erschienen: „Charles Darwin. Ueber das Variiren der 
Thiere und Pflanzen im Zustande der Domestication.* 1. Bd. mit 
43 Holzschnitten. 

— Unter dem Titel „Der Gartenfreund“ gibt die k. k. Gar- 
tenbaugesellschaft in Wien eine Zeitschrift heraus, welche Mitthei- 
lungen aus allen Fächern des Gartenbaues enthalten und jährlich 
4 Mal erscheinen soll. Die 1. Nummer im Umfange von 8 Quarl- 
Seiten wurde bereits versendel. Sie enthält ausser dem Programme 
des Journals auch noch Mittheilungen über die Sektionen der Ge- 
sellschaft, dann eine Abhandlung von A. Hengl über die Zucht 
der Obstbäume in Töpfen, endlich eine Ankündigung der 51. Aus- 
stellung der Gesellschaft von Blumen, Pflanzen u. s. w.,. welche 
vom 26. April bis zum 3. Mai stattfinden wird. 


Botanischer Tauschverein in Wien. 


Sendungen sind eingetroffen: Von Herrn Brittinger, mit Pflanzen aus 
Oberösterreich. -- Von Herrn Bayer, mit Pill. aus Oberösterreich. — Von 
Herrn Krenberger, mit Pfl. aus Kärnthen und Niederösterreich. — Von Herrn 
Csato, mit Pf. aus Siebenbürgen. — Von Herrn Strobl, mit Pf. aus Ober- 


138 


österreich. — Von Herrn Hackel, mit Pfl. aus Niederösterreich. — Von Herrn 
Oberleitner, mit Pfl. aus Oberösterreich. 

Sendungen sind abgegangen seit Anfangs d.J. an die Herrn Dr. Focke, 
Dr. Reuss, Preissmann, Schwarzel, Dr. Lorinser, Dr. Münter, Gr. 
Du Moulin, Dr. Hartmann, Dr. Czech, Dr. Holzinger, Oder, Minks, 
Dr. Tauscher, Oertel. 


Correspondenz der Redaktion. 


Herrn Dr. B. in B.: „Der zool.-botan. Ges. 3 fl. gezahlt.“ — Herrn 
J. A. K.: „Wird mit Dank benützt.“ 


Inserate. 


So eben erschien das Januarheft der neuen Zeitschrift: 


Der Naturforscher. 
Wochenblatt zur Verbreitung der Fortschritte in den Naturwissenschaften. 
Für Gebildete aller Berufsklassen. 
4. Preis 10 Sgr. 
Ferd. Diimmier’s Verlagsbuchhandlung in Berlin. 


Zur hohen Beachtung für Bruchleidende. 


Der berühmte Bruch-Balsam, dessen hoher Werth selbst in Paris 
anerkannt, und welcher von vielen medicinischen Autoritäten erprobt 
wurde, welcher auch in vielen tausend Fällen glückliche Curen hervorbrachte, 
kann jederzeit direkt brieflich vom Unterzeichneten die Schachtel a 4 fl. Oe. W. 
gegen Einsendung des Betrages, da die Postnachnahme nicht stattfinden kann, 
bezogen werden. Für einen nicht so alten Bruch ist eine Schachtel hinreichend. 


J. J. Kr. Eisenhut in Gais, bei St. Gallen (Schweiz). 


Die Lehre von der Pflanzenzelle. 


Veranschaulicht durch 72 mikroskopische Präparate. 
Von 
E. Hopfe, Dr. med., Oberweissbach in Thüringen. 
Diese von Herrn Professor Pringsheim in Jena beifällig aufgenommenen 
Präparate werden in drei Abtheilungen (Zelle-Parenchym ,„ Gefässe-Epidermis, 
Appendiculär-Organe, Achsen, Wurzel) abgegeben. — Preis jeder Abtheilung, 
inclus. Behälter und Verpackung (stete horizontale Lage durch gekreuzte Achsen) 
h 4 Thlr. 10 Sgr. pr. Cour. 


Redakteur und Herausgeber Dr. Alexander Skofitz. — Verlag von Gerold et Comp. 
Druck and Papier der ©. Veberreuter'schen Buchdruckerei (M. Salzer). 


Vesterreichische 


Botanische Zeitschrift, 


Gemeinnütziges Organ 


für 
Die österreichische on 
> Zeitschrift . 2 die freidurch die Post be- 
eh ee Botanik und Botaniker, Yin len seiten sina 
den Ersten jeden Monats. blos bei der BREUER 
Man pränumerirt auf selbe (Wieden, Neumang. Nr.7) 
Man pranumeniet ur sche Gärtner, Ockonomen, Forstmänner, Aerzie, zu peänumerieen, 
3 Thlr. 10 Ngr.) m Wege des 
ganzjährig. ber \potheker und Techniker ee en 
mit2 fl. 63 kr. öst. W. Al - Pränumeration 
halbjährig. a Comp. 
Inserate in Wien, 
die ganze Petitzeile sa wie alle übrigen 
10 kr. öst. W. N°- 5 Buchhandlungen. 


. [ 
XVIH. Jahrgang. WIEN, Mai 1868. 

INHALT: Ueber dichotype Gewächse: Von Dr. Focke. — Vegetationsverhältnisse Ungarns. Von 
Dr. Kerner. — Phytographische Fragmente. Von Dr. Schnur. — Eine Exkursion. Von Degenkolb. — 
Die eur. Hordeum- und Elymus-Arten. Von Janka. — Literaturberichte. Von Dr. Reichardt, 
Bartsch. — Correspondenz. Von Preissmann, Frauenfeld, Lojka, Janka. — Personal- 
notizen. — Vereine, Gesellschaften, Anstalten. — Literarisches. — Botanischer Tauschverein. — Üor- 
vespondenz der Redaktion. — Inserate. 


Ueber dichotype Gewächse. 
Von Dr. W. ©. Focke in Bremen. 


Unier dem Namen COytisus Adami wird in unsern Gärten eine 
Pflanze kultivirt, welche durch die ausserordentliche Eigenschaft 
ausgezeichnet ist, spontan (d. h. ohne Pfropfung oder dergl.) ver- 
schiedene Arten von Blülhen aus einem und demselben Stamme zu 
entwickeln. Zwischen den langen Trauben eines gelbblüthigen sieht 
man an seinen verästelten, kleinblättrigen Zweigen die rothen, ge- 
drungenen Inflorescenzen des Cytisus purpureus Scop. hängen, 
und ausserdem finden sich an der Pflanze noch Zweige und Blu- 
men, welche einem gemischten Typus angehören. Auffallender Weise 
widersprechen sich die Angaben zuverlässiger Beobachter in Betreff 
der Bestimmung der Species, welcher der gelbblüthige Antheil des 
Cyt. Adami angehört. Einige behaupten nämlich, es sei der Cytis. 
Laburnum L., Andere der C. alpinus Mill., noch Andere meinen, 
es seien beide Arten betheiligt (z. B. durch Pfropfung des hybriden 
C. purpureo-alpinus auf C. Laburnum L.); so dass man fast glauben 
sollte, es kämen verschiedene Gewächse unter dem Namen C. 
Adami vor. Für die Sache selbst scheint die Frage zwar ziemlich 
gleichgültig zu sein; für die Entstehungsgeschichte des sellsamen 


Oesterr. botan, Zeitschrift 5. Heft. 1868, 1 l 


140 


Mischlings, den man, so viel bekannt, noch nicht willkürlich her- 
vorzubringen vermag, könnte eine völlige Aufklarung dieses Punktes 
vielleicht von Wichtigkeit werden. Nach den Angaben Adam’s, 
des Züchlers dieser Pflanze, nach welchem sie auch benannt ist, 
ist sie aus einem einzelnen Reis entstanden, welches aus einem 
dem Cyti-us Laburnum (alpinus?) eingefügten Rindenstück des 
Cyt. purpureus Scop. im zweiten Jahre neben einer Anzahl ge- 
wöhnlicher Triebe der letzteren Art hervorgegangen ist. Diese An- 
gabe ist auf viele Zweifel gestossen; alljährlich werden gewiss viele 
Millionen Pfroplreiser und Augen auf fremde Unterlagen geimpft, 
aber noch nie hat man von einem ähnlichen Falle gehört. Die Un- 
terlage bewirkt zwar je nach ihrer Beschaffenheit ein üppigeres 
oder schwächlicheres Gedeihen des Pfropfreises und seiner einzelnen 
Theile, aber sie wirkt in der Regel gar nicht merklich modifieirend 
auf seine wesentlichen Eigenschaften ein. Es kommen ailerdings 
auch hinreichend beglaubigte Ausnahmen vor, dieselben betreilen 
jedoch immer nur Abänderungen, welche die Eigenthümlichkeiten 
des Impflings auf dem fremden Mutterboden erleiden. Ein Fall, wo 
das Pfropfreis mit seiner Unterlage zu einem dem ©. Adami ana- 
logen Zwitierwesen zusammengewachsen wäre, ist nahezu uner- 
hört; auch unter den von Darwin (Variiren) erwähnten Fällen von 
Pfropfhybriden sind wenige gut beglaubigt. Das einzige Beispiel 
einer ungeschlechtlichen Mischungsweise zweier Pflanzenformen, 
welches ich bis jetzt kennen gelernt habe, ist folgendes. Die 
prachtvollen buntblätirigen Begonien unserer Treibhäuser werden 
bekanntlich durch Zerschneiden der Blätter vermehrt; bei genü- 
gender Wärme und Feuchtigkeit der Luft wie des Bodens lassen 
sich aus jedem Blattstücke mit Leichtigkeit neue Pflanzen erziehen 
Die Gärtner legen nun häufig bei diesem Verfahren Stücke ver- 
schieden ge zeichneter und ge ‚färbter Beoonienblälter über einander 
und bezwecken dadurch Mischformen und Varietäten zu erziehen. 
Es ist demnach immerhin denkbar, dass es auf verschiedene Weise 
gelingen kann, verschiedene Pflanzen auf ungeschlechtlichem Wege 
mit einander zu kombiniren, aber es würde Men Fall des ©. Adumi 
doch wenigstens bis jetzt einzig in seiner Art dastehen. Viele Bo- 
taniker neigen sich nun der Ansicht zu, dass der Cyt. Adami ein 
Bastard aus ©. alpinus Mil}. (Laburnum?) und C. purpureus Scop. 
sei, der sich in den Pflanzschulen des Herrn Adam zufällig gebil- 
det, und den dieser mit einem vor Jahren von ihm okulirten €. 
Laburnum verwechselt habe. In der That sprechen manche Gründe 
für diese Ansicht, obgleich alle bisherigen Versuche, die beiden 
Arten künstlich zu kreuze n, fehlgeschlagen sind; es würde indess, 
wenn diese Meinung richtig wäre, der ©. Adami nicht mehr als 
ein ganz unvermille It dastehendes Unicum erscheinen, sondern es 
würden sich diesem Falle eine Anzahl ähnlicher Beispiele anreihen 
lassen. 

Der Kürze wegen habe ich den Ausdruck „Dichotypie“ 
gewählt, um damit jene Erscheinung zu bezeichnen, welche wir 


141 


bei dem Cytisus Adami so prägnant hervorlreten sehen, nämlich 
die spontane (nicht auf mechanischem Wege bewirkte) Kombina- 
tion zweier verschiedener Pflanzentypen (d. h. Arten, Ragen oder 
wohl charakterisirter Varietäten) auf einem und demselben Stocke. 
Die beiden Typen scheinen in einigen Theilen des Stockes einan- 
der zu durchdringen, in andern lös’t sich ihre Verbindung, so dass 
bald ganze Triebe und Zweige, bald nur einzelne Blüthen, Kronen- 
blätter, Früchte oder andere Organe einem oder dem andeın geson- 
dert hervortretenden Typus angehören. Darwin hat einen Theil 
dieser Vorkommnisse mit unter dem Ausdrucke „Knospenvariation“ 
zusammengefasst, allein es dürfte zweckinässiger sein, eine Bezeich- 
nung zu adoptiren, welche für alle einschläglichen Fälle passt, da 
es sich z. B. schon bei Cytisus Adami nicht immer um das Variiren 
eines einzelnen Triebes oder einer einzelnen Knospe, sondern häufig 
auch eines halben Kronenblattes od. dergl. handelt. Die leicht ver- 
ständliche Bezeichnung „Dichotypie* hat zugleich vor vielen andern, 
die man vorschlagen könnte, den Vorzug, dass sie unabhängig von 
allen theoretischen Vorausselzungen ist, 

Es dürfte von Interesse sein, hier eine Anzahl von Fällen 
zusammenzustellen, in welchen eine mehr oder weniger ausgeprägte 
Dichotypie beobachtet ist. Studien in der Literatur, so wie Beob- 
achtungen im Freien und bei Blumenzüchtern werden die Zahl 
dieser Beispiele bald bedeutend vermehren. 

Sageret erzog einen Bastard aus Kohl und Rettig, welcher 
wenig fruchtbar war, aber doch drei Arten von Schoten entwickelte, 
die theils denen der Gallung Raphanus, theils denen von Brassica 
entsprachen, theils gemischte Charaktere zeigten. 

Gaertner (Bastarderz. $S. 550) berichtet von einem Cereus 
spinosissimo - phyllanthus, welcher sowohl cylindrisch-kantige, als 
auch blattartige Triebe producirte. 

Unter Festuca loliacea der meisten deutschen Autoren (nicht 
Hudson und vieler Engländer und Franzosen) ist ein eigenthüm- 
liches Gras zu verstehen, welches zuerst von Link (Linnaea I. 
p- 149) unter dem Namen Lolium festucaceum genau beschrieben 
ist. A. Braun (Flora, B. Z. 1834. p. 201) erklärte diese Pflanze 
für einen Bastard zwischen Festuca elatior L. und Lolium perenne 
L., eine Ansicht, welche Anfangs wenig Beifall fand. G. F. W. 
Meyer, Neilreich und Hagena sprachen sich z. B.in verschie- 
dener Weise darüber aus; im Jahre 1864 veröffentlichten fast 
gleichzeitig Cr&pin (Notes s. pl. r. d. I. Belg. III. p. 52) und der 
Verfasser dieser Zeilen (Bot, Zing. 1864, Nr. 16) ihre Beobach- 
tungen über jene kritische Graminee und erklärten sich für Braun’s 
Auffassung derselben. Später hat nun Cogniaux (Bullet. d. 1. soc. 
d. Bot. Belg. III. p. 336) neben dem gewöhnlichen Lolium festuca- 
eeum eine Anzahl Exemplare gefunden, an welchen die Inflores- 
cenzen in ihrem untern Theile, was Bau der Rispe und Blüthen 
betrifft, durchhaus denen der Festuca elatior entsprachen, währenıl sie 
oberwärts in eine Aehre ausliefen, welche aus einklappigen Lolch- 

11% 


142 


ährchen gebildet war, An einem Exemplar war das Verhältniss 
umgekehrt: die Lolöium-Aehre stand unter der Festuca-Rispe. 

Cogniaux erwähnt bei dieser Gelegenheit, dass Morren in 
der Belgique horlicole über dichotype Orchideenbastarde be- 
richtet habe; ich halte noch keine Gelegenheit, die betreffenden 
Originalaufsätze Morren’s zu vergleichen. 

Schlechtendal beschreibt in der Linn. XI. p. 269 den 
Rubus sapidus aus Mexiko, und zugleich eine eigenthümliche gross- 
blumige, aber unfruchtbare Abänderung (hybride ?, monstrose Form?) 
dieser Art. Nach Schiede finden sich manchmal normale Rispen 
an denselben Stöcken zwischen den grossblüthigen modifieirten. 

Wesmael (Bullet. soe. Bot. Belg. Ill. p. 100) findet eine 
Analogie zwischen der Dichotypie des Oytisus Adami und den 
androgynen Weidenkätzchen, welche nach ihm nur bei Hybri- 
den vorkommen. Dies ist allerdings ungenau, doch verdient die 
Idee weitere Beachtung. 

Ungleich häufiger sind die Beispiele, in welchen sich an den 
Blendlingen zwischen Distincten, aber nahe verwandten Ragen eine 
ausgeprägte Dicholypie gezeigt hat. Das Vorkommen von Pfirsi- 
chen und Nectarinen, oder von verschiedenen Apfelsorten 
an einem und demselben Stamme ist häufig beobachtet (vgl. Dar- 
win, Variiren d. Thiere u. Pfl.). Ein von Gallesio beobachteter 
Fall, wo ein Baum sowohl Orangen, als auch Citronen, als 
auch Mitteibildungen zwischen beiden Fruchtarten trug, liefert ein 
vollständiges Gegenstück zum Cytisus Adami (vgl. Darwin.a.a. 
0. 1. S. 423), abgesehen davon, dass die beiden kombinirten Ge- 
wächse ungleich näher verwandt sind. Mchrere Arten von Rosen 
hat man mehrfach von demselben Stocke ausgehend gefunden 
(Gaertner, Darwin). 

Gaertner (Bastarderz. $S. 549) beschreibt einen Blendling 
von Tropaeolum majus und T. minus, welcher zweierlei Blülhen 
getragen hat. 

Das Phyteuma nigrum Schm. ist in der Umgegend von Bre- 
men die herrschende Rapunzelform. Etwas weiter südlich zieht sie 
sich auf die Berge zurück, während in der Ebene das typische, 
weisslich blühende Ph. spicatum L. wächst, Wo in den Bergwäl- 
‘lern beide Formen zusammentreffen, findet man Blendlinge, in deren 
Blüthenähren dunkelviolette, blassblaue und grünlich weisse Blumen 
neben einander vorkommen. 

Den von mir gesammelten Beispielen von Dichotypie habe ich 
vorstehend einige der merkwürdigsten hinzugefügt, welche in 
Darwin’s neuestem Werke angeführt werden. Die eigentlichen 
Knospenvarialionen nach Darwin gehören nicht hieher, da es sich 
bei ihnen nicht um die Vermischung zweier wobl bekannter Typen 
auf einem Stocke, sondern um Abweichungen einzelner Sprossen 
und Knospen eines Stockes vom Normaltypus handelt. Allerdings 
ochen beide Erscheinungen in einander über und lassen sich nicht 
scharf von einander Irennen. Ebenso kann es bei Verfärbungen 


143 


einzelner Theile von Blüthen und Früchte mitunter zweifelhaft sein, 
ob es sich um zufällige Variationen oder um wirkliche Dichotlypie 
handelt, doch ist letztere Erscheinung anscheinend viel häufiger. 
Unvollkommene Farbenmischungen in den Korollen von Blendlingen 
aller möglichen Zierpflanzen kann man bei den Blumenzüchtern 
überall beobachten. Besondere Aufmerksamkeit verdient indess wohl 
die Dichotypie des Pollens, welche ich in einem Falle mit Sicher- 
heit erkannt habe. Schon Gaertner erwähnt, dass der Blüthen- 
staub des von ihm künstlich erzielten Bastardes Lychnis diurno- 
vesperlina aus einer Mischüng grösserer und kleinerer Körner 
bestehe. Ich habe nun an dem in der Nähe Bremen’s spontan vour- 
kommenden Bastard gefunden, dass die grösseren Körner seines 
Pollens denen der Lyehnis vespertina Sibth., die kleineren denen 
der L. diurna Sibth. gleichen, und dass neben diesen zwei Formen 
noch verkümmerte, aber kaum intermediäre Gebilde vorkommen. 
Diese Beobachtung scheint den Schlüssel zur Erklärung der soge- 
nannten Rückschläge bei den Abkömmlingen von Bastarden zu lie- 
fern, welche nicht in allen ‚Fällen auf einer Rückkre uzung mil 
einem der elterlichen Typen beruhen können. Wenn nämlich die 
physiologische Qualität jedes einzelnen Pollenkornes der Lyehnis 
diurno-vespertina wirklich seinem Aeussern entspricht, so würde 
es einem Korne entweder der einen oder der andern Stammart 
gleichwerthig sein. Wenn dies nun auch nicht vollständig der Fall 
ist, wenn vielmehr nur einer oder der andere Faktor in ihm be- 
trächtlich vorwiegt, so ist ein Rückschlag die unausbleibliche Folge 
einer jeden Befruchtung des Bastardes. Obgleich wir nun nicht im 
Stande sein werden, die morphologische Dicholypie des Pollens 
der Hybriden in vielen Fällen nachzuweisen, so gibt es doch Gründe, 
welche wenigstens auf eine mehr oder weniger ausgeprägte physio- 
logische Dichotypie des Pollens der meisten Hybriden schliessen 
lassen. Es ist eine bekannte Thatsache, dass hybride Gewächse 
nur ausnahmsweise durch Samen ihres Gleichen reprodueiren, dass 
vielmehr ihre Nachkommenschaft in mannigfalliger Weise variirt. 
Die Erfahrung hat ferner gezeigt, dass es vorzugsweise der Blü- 
thenslaub der hybriden Gewächse ist, welcher, auch wenn er zur 
Befruchtung reiner Arten verwandt wird, zahlreiche Varietäten 
hervorbringt, während die Produkte der Befruchtung eines Bastards 
mitlelst des Pollens einer reinen Art viel konstanter auszulallen 
pflegen. Die erwähnte, an Lychn. diurno-vespertina gemachte Beob- 
achlung und die Erfahrungen über die Wirkung des Blüthenstaubes 
anderer Hybriden gestalten die Schlussfolgerung, dass in den ein- 
zelnen Pollenkörnern der Bastarde nur ausnahmsweise eine richlige 
Mischung der elterlichen Qualitäten vorhanden ist, dass vielmehr 
jedes derselben einem oder dem andern elterlichen Typus näher 
steht. Der Pollen der hybriden Pflanzen würde demnach in der 
Regel dichotyp sein. 

Betrachten wir nun die angeführten Fälle von Dichotypie 
näher, so handelt es sich in der Mehrzahl derselben um unzwei- 


144 


felhafte Bastarde oder Blendlinge. Unter den kultivirten Rosen 
dürften kaum noch reine Gr undiypen zu finden sein; nur bei O’ytisus 
Adami, Rubus sapidus Schlebtl. var. anomal., so wie bei den 
dichotypen Obstarten und Orangen kann die hybride Abkunft mit 
Recht als zweifelhaft bezeichnet werden. Es ist indess nicht allein 
möglich, sondern sogar ziemlich wahrscheinlich, dass auch diese, 
und somit alle bekannten Fälle von Dichotypie als Folgen von 
Hybridität aufgefasst werden müssen. Wenn dieses richtig ist, so 
würden sich also sämmtliche hier besprochene Erscheinungen unter 
einen Gesichtspunkt vereinigen lassen. Die eigentliche Dichotypie 
in unserm Sinne würde daher gleich bedeutend sein mit der theil- 
weisen Auflösung einer Bastardpflanze in ihre Faktoren, gewisser- 
massen einer spontanen Zersetzung einer unnatürlichen Kombination. 
Analysiren wir eine hybride Pflanze näher, so werden wir 
nur selten finden, dass die einzelnen Theile dem mathematischen 
Mittel aus den betreffenden Theilen der beiden Faktoren entspre- 
chen. Vielmehr gleicht der Bastard z. B. im Wuchs, im Blüthen- 
stand und in der Behaarung mehr der einen Stammart, in der Form 
der oberen Blätter, im Bau der Blüthe unı im Geruch mehr der 
andern, während er in der Gestalt der unteren Blälter, in der 
Grösse und Farbe der Blumen so wie in der Blüthezeit zwischen 
beiden die Mitte hält. Von einer solchen ungleichen Vertheilung 
er elterlichen Eigenschaften bis zu ausge prägler Dichotypie sind 
ielerlei Uebergänge denkbar, welche sicherlich auch in Wirklich- 
keit vorkommen. Bei Blendlingen zwischen nahe verwandten Racen, 
deren Unterscheidungsmerkmale von geringer morphologischer und 
physiologischer Dignität sind, findet eine solche ungleicharlige 
Mischung der Charaktere oft in auffallender Weise Statt. Ganz 
ähnlich dürfte es sich aber auch bei den Abkömmlingen zweier 
Individuen einer und derselben Art und Race verhalten. Wir sind 
eigentlich nur bei unserem eigenen Geschlechte im Stande die ein- 
zelnen Personen bestimmt genug Zu unterscheiden, um die Erblich- 
keit der einzelnen durch Zeugung übertragbaren Charaktere ver- 
folgen zu können. Wir können aber auch tagtäglich beobachten, 
wie das Kind die braunen Augen der Mutter und die blonden Haare 
des Vaters geerbt hat, oder wie bei-ihm die allgemeine Kopfform 
der des Vaters, die einzelnen Züge mehr denen der Mutter glei- 
chen. Solche Thatsachen zeigen uns, dass allgemeine Dichotypie, 
gleichmässige und Re Mischung der Charaktere, Dicho- 
typie einzelner Theile u. s. keine auszeichnenden Eigenthüm- 
lichkeiten der Bastarde sind, Kindern! dass zwischen hybrider 
und legitimer Zeugung nur graduelle Unterschiede be- 
stehen, abhängige von der näheren oder entfernteren 
Verwandischaft der Organismen, zwischen welchen die 
Befruchtung stattfindet. 
Wollen wir schliesslich einen Versuch machen, die Thatsache 
der dichotypen Bildungen zwar nicht zu erklären, wohl aber unserm 
Verständnisse näher zu rücken, so können dazu elwa folgende Be- 


145 


trachtungen dienen. Es ist ein Erfahrungssatz, dass in der organi- 
schen Natur die Nachkommen ihren Vorfahren ähnlich sind; den 
Grund dieser Erscheinung müssen wir, ganz allgemein ausgedrückt, 
darin suchen, dass in den Nachkommen dasselbe Bildungs- und 
Entwickelungsgesetz fortwirkt wie in der älteren Generalion. Ge- 
hören die Eltern zwei verschiedenen Typen an, so werden in dem 
Producle zwei verschiedene bildende Richtungen neben einander 
bestehen, sich bald gegenseitig modificirend, bald mehr weniger 
frei neben einander entwickelnd. Es gibt nun aber Differenzen in 
der Natur, die. selbst wenn sie an sich geringfügig sind, nur 
schwierig eine völlige Ausgleichung gestalten. Daher die soge- 
nannten Sprünge, die scharfen Abgrenzungen in der Natur, welche 
- letzten Ursachen offenbar in der Verschiedenartigkeit der 

echselbeziehungen zwischen Stoff, Raum und Zeit haben. Wählen 
wir ein mehr konkretes Beispiel. Der Sprung von der chemischen 
Verbindung RN zu 2 R3 N oder R 2 N hat unstreitig seine ma- 
themalisch- physikalischen Gründe, weil die Lagerung der Atome 
von R und N zu einander eine geseizmässige und regelmässige 
sein muss, damit die moleculare Attractionskrall die der Verbin- 
dung entgegenstehenden Widerstände überwinde. Die Kluft dagegen, 
welche in der organischen Natur z. B. die beiden Geschlechter 
trennt, wird um so geringer, je weiter man in der Entwickelungs- 
geschichte des Embryo zurückgeht; sie ist im Verlaufe der Zeit, 
also historisch, durch einseitige Richtung des Bildungsprocesses 
entstanden; es ist eine Kluft, einigermassen analog derjenigen , welche 
den blassen Kanzleisekretär vom verwelterlen Seemann scheidet, 
die doch einst gleich frisch auf derselben Schulbank sassen. Wenn 
so einerseils die Raum-, andrerseits die Zeitverhältnisse die Gestal- 
tung des Stoffes und die jeweilige Form, in welcher er zur Er- 
scheinung kommt, bedingen, so dürfen wir wohl annehmen, dass 
verschiedene derarlige Ursachen zusammengewirkt haben, um die 
jedesmalige Kluft hervorzubringen, welche die verschiedenen Spe- 
cies in der organischen Natur von einander trennt. Wir wissen 
z. B., wie veringe chemische Mischungsänderungen das Verhalten 
einer Substanz gegen das Licht oder, kurz gesagt, die Farbe eines 
Körpers vollständig umändern können. Es gibt da manchmal keine 
Uebergänge, sondern nur ein Entweder — Oder. Man sieht von 
gewissen Pflanzen rothblüthige und weissblüthige Varietäten in 
Menge durch einander wachsen (z. B. bei Lappa tomentosa Lam., 
Cirsium patustre Scop.), ohne dass es je gelingt etwa eine blass- 
rothe Blume zu finden. Auf den nordwestdeutschen Haiden hat die 
eine Charakterpflanze, Calluna vulgaris Salisb., entweder vio- 
leitrolhe, oder seltener weisse Blumen, während der Farbenton in 
den Blülhen der zweiten, der Erica Tetralie L., zwischen leb- 
haltem Roth und reinem Weiss hin und her schwankt, sich aber 
am häufigsten in den mittleren Nuancen bewegt. Die Farben Roth 
und Weiss sind somit bei der einen Art unvermittelte Gegen- 
sätze, bei der andern sind sie durch eine Reihe von Uebergän- 


146 


gen verbundene Extreme. Jedermann wird sich zahlreicher 
ähnlicher Fälle erinnern. Analog der Mischung der Eigenschaften 
und der Dichotypie, wie sie bei den Hybriden vorkommen, reprä- 
sentirt sich eine und dieselbe Art bald in zwei unvermittelt daste- 
henden Formen, bald in einer ganzen Formenreihe, deren Endglieder 
nur selten rein auftreten. Es liegt nahe, in der Analogie noch 
einen Schritt weiter zu gehen, und distinkte Varietäten, Racen, 
Arten, Gattungen, Familien u. s. w. in ähnlicher Weise zu verglei- 
chen, allein es mag genügen, darauf hingewiesen zu haben, dass 
die Anfangs so fremdartig erscheinende Dichotypie der Gewächse 
im engsten Zusammenhange mit den Bildungsgesetzen steht, welche 
wir überhaupt als wirksam in der organischen Natur anerkennen. 
Die Andeutungen über die Ursachen der Sprünge und Grenzschei- 
den zwischen den Naturkörpern, welche ich mir zu geben erlaubt 
habe, bedürfen selbstverständlich weiterer Untersuchung und Prü- 
fung, allein sie sind derselben auch wohl werth, denn wenn eine 
strenge Beweisführung in solchen Dingen auch nach nicht möglich 
ist, so möchten doch vielleicht Keime fruchtbarer Gedanken darin 
enthalten sein. 


Bremen, im Februar 1868. 


— ei —— 


Die Vegetations-Verhältnisse des mittleren und östlichen 
Ungarns und angrenzenden Siebenbürgens. 


Von A. Kerner. 


XI. 


254. Silene Armeria L. — Auf sandigen und felsigen Gehän- 
gen. Im Bihariageb. im Gebiete der schnellen Körös bei Feketetö 
und vereinzelt im Ufersande bis Grosswardein herab. — Schiefer 
u. alluv. Sand. — 95 — 400 Met. — Die Exemplare, welche György 
einmal auf dem Schwabenberge bei Ofen sammelte, (Sadler Fl. 
C. Pest. 182) waren zuverlässig nur Gartenflüchllinge, da die Pflanze 
an diesem vielbesuchten Punkte in neuerer Zeit nicht wieder beob- 
achtet wurde. 

255. Silene quadrifida L.. — An Quellen und an feuchten 
moosigen Felswänden in der alpinen und subalpinen Region des 
Bihariagebirges. Mit den Fichten vereinzelt auch in tiefe Thal- 
schluchten herabsteigend. Im Rezbänyaerzuge massenhaft an den 
obersten Quellen der schwarzen Körös und des Aranyos am Vervul 
Biharii und in der Valea Cepei unter der Cucurbeta. Auf dem Ba- 
trinaplateau im Quellengeb. der Szamos in den Schluchten unter 


der Stäna Oncesa, in der Valea Gropili, und an den Wänden der 
Varasioca und im Quellengeb. d. schwarzen Körös auf der Pielra 
Boghi und von da herab bis auf die Pietra pulsului. — Schiefer, 
Kalk. 520—1770 Met. — Die Te »mperalur der Quellen an deren 
Borden Silene quadrifida massenhaft vorkommt, schwankte zwi- 


schen 4 und 5° Cels. 

Silene rupestris L., deren Vorkommen in Ungarn in Neilr. Aufz. d. in 
Ung. u. Slav. bisher beob. Gefässpflanzen 5. 291 bezweifelt wird, wurde in 
der Marmaros auf der Trojaga im Aug. 4857 von L. Väagner gesammelt und 
eingesendet und kommt dort unzweifelhaft auch auf der Scarisiora (Skarisora) 
vor, wo sie von Kit. im Itinerar vom Jalıre 1815 angegeben wird. Im Biha- 
riageh. wurde dieselbe von mir zwar nicht beobachtet, dürfte aber dort auf 
der siebenbürvischen Seite und zwar auf den Schie ferber gen im Szamosgebiete 
noch aufzulinden sein. 


256. Silene flavescens W. K. — Auf felsigen Abstürzen und 
auf Mauern. Sehr selten. Am südl. Abfalle des Blocksberges bei 
Ofen und auf einer Mauer des Hauses der Köröser Commune in 
Pest. — Kalk. 100—200 Met. 

257. Silene viridiflora L. — In Laubholzwäldern. Im Gebiete 
nur im miltelung. Berglande und auch da bisher nur an zwei 
Punkten nämlich in der Matra bei Paräd von Vrabelyi und in der 
Pilisgruppe von Heuffel beobachtet. Von ersterem Fundorte be- 
sitze ich Exemplare, welche Herr Vrabelyi einzusenden so gülig 
war. Am Piliserberge gelang es mir trotz oftmaliger dahin gerich- 


teten Exkursionen nicht, den Standort wieder zu finden. — In der 
Matra auf Trachyt in der Seehöhe von 220 Met. 
258. Sılene saxatilis Sims. — An felsigen Stellen zwischen 


Krumholz. Im Bihariageb. zwischen Juniperus nana im Rezbänyaer- 
zuge unter dem Sattel La Jocu gegen das Aranyosthal zu sehr 
häufig. — Schiefer 1200—1400 Met. 


259. Silene nutans L. — Auf Wiesen, in lichten Wäldern 
und Holzschlägen. — Im mittelung. Bergl. in der Matra bei Paräd, 


am Nagyszäl bei Waitzen, auf den Bergen der Magustagrappe bei 
Gross Maros, in der Pilisgruppe bei Visegräd, Dömös, Szt. Läszlö, 
Sct. Andrä, P. Csaba, im Auwinkel und Leopoldifeld, am Linden- 
berg und Schwabenberg und überhaupt auf allen Bergen bei Ofen, 
im Kammerwalde bei Promontor (hier massenhaft) und bei Hamsa- 
beg. Auf der Kecskemeter Landhöhe selten: bei R. Palota, am 
Räkos bei Pest und in den Monor-Piliser Wäldern. Im Bihariageb. 
auf dem tert. Vorlande von Grosswardein bis Belenyes, auf dem 
Batrinaplateau im Kessel Ponora; im Rezbänyaerzuge bei Rezbänya 
und von da über alle Berghöhen bis auf die Margine und bis an 
die Gehänge des Vervul Biharii. Im Aranyosthale bei Distidiul; im 
Geb. d. weiss. Körös am Dealul vultiucluiului bei Körösbänya. — 
Trachyt, Schiefer, Kalk, tert. und diluv. Lehm und Sand. 95 bis 
1250 Met. 

Silene infracta W. K., welche nicht wie gewöhnlich angenommen wird 
eine kahle Varietät der Silene nutans, sondern nach einem mir vorliegenden 
aus der Hand Kitaibels stammenden und nach kultivirten von Rochel ein- 


148 


gelegten und in seinen Exsice. ausgezebenen Exemplaren ein sehr interessanter 
Bastart aus Silene nutans und Luchnis floscueuli ist, wurde bisher in unserem 
Florengebiete noch nicht beobachtet, dürfte aber an Standorten, wo beide 
Stamineltern zusammen vorkommen, noch aufgefunden werden. 


260. Silene longiflora Ehrh. — Bestandtheil des Gestäudes, 
welches an den Böschungen der Hohlwege, an sleinigen wüsten 
Plätzen und lehmigen Abrissen niederer Berge, am Saume von 
Weingärten oder auch in aulgelassenen Weinbergen auftritt. Im 
mittelung. Berglande in der Matra und in der am Fusse der Matra 
sich ausbreitenden Niederung bei Kömlö östlich von Heves, auf 
dem Lösszuge des Viniszni vrch bei Gomba und auf den angren- 
zenden Theilen des Tapiothales und der Kecskemeter Landhöhe 
bei Tapio Bicske, Alberti, Monor und bei Pest. Hier seltener, da- 
gegen häufig in der Pilisgruppe auf dem Blocksberge, Spissberge, 
Adlersberge und ober dem Kaiserbade bei Ofen. — Im Bihariageb. 
nicht beobachtet. — Auf lehmigem diluv. Sand und auf diluv. Lehm 
insbesonders dorl, wo sich eine dünne Lehmschichte über unler- 
liegendes Kalk- und Dolomitgestein ausbreitet. 100—220 Met. 

261. Silene multiflora (Ehrh.). — Auf etwas feuchten san- 
digen Wiesen. In der Niederung am Fusse der Matra in Jazygien, 
im Tapiogebiete bei Nagy Kälta und To Almäs; am Saume der Pi- 
lisgruppe ober der Pulvermühle bei Altofen und bei Krotendorf; 
am häufigsten auf der Kecskemeter Landhöhe bei R. Palota, auf d. 
P. Szt. Mihäly, am Räkos bei Pest, bei Soroksar, Ullö, Nagy Körös, 
Czeglöed bis gegen Szolnok. Auf der Debreeziner Landhöhe bei 
Debreezin. Immer in flachen muldenförmigen Verliefungen des 
welligen Terrains zwischen den Sanddünen und dort höchst bezeich- 
nend für die schmale Zone, in welcher Sumpf und Sand zusammen- 
stossen und in welcher der Sand noch von dem Grundwasser 


erreicht und durchfeuchtet wird. — Diluv. Sand. 95—120 Met. 
262. Silene viscosa (L.) — Auf trockenen Wiesen und Gras- 
luren. — In den Thälern und in den Niederungen am Saume des 


mittelung. Berglandes vom Fusse der Matra bei Gyöngyös bis Po- 
roszlö, dann durch ganz Jazygien und im Tapiogebiete bei Nagy 
Käta; in der Pilisgruppe sehr sellen und nur am Sandberge bei 
P. Csaba beobachtet (hier der höchste im Gebiete nolirte Standort). 
In der Stuhlweissenburger Niederung bei Vajla und Keer. Weil 
häufiger auf der Ke cskemeter Landhöhe von P. Csörög bei Waitzen 
über R. Palota, Pest, Soroksar, Üllö, Monor, Pilis, Nagy Körös 
bis Keeskemet. In ‚der Tiefebene nicht beobachtet. Am Ostrande 
des Tieflandes nach Steffek bei Grosswardein. — Tert. u. diluv. 
Sandboden, an einer Stelle bei Soroksar auch auf salzauswitterndem 
sandigen Erdreich. 95 -250 Met. 

263. Silene Otites (L.) — An steinigen und sandigen Berg- 
abhängen, in lichten Baschwäldern und auf Grasplätzen der Sand- 
hügel und Sandflächen in der Niederung. — Im mittelung. Berglande 
auf der Matra und in den angrenzenden Niederungen in der Brindza 
bei Hatvan und im Tapiogebiete zwischen Nagy Käta und Tapio 


149 


Szelle; in der Magustagruppe auf den Bergen bei Gross Maros; 
am Nagyszäl bei Waitzen; in der Pilisgruppe bei Visegräd, Gran 
und Set. Andrae, im Leopoldifeld und Auwinkel, am Dreihotterberg, 
Adlersberg, Spissberg und Blocksberg bei Ofen; in der Vertes- 
gruppe bei Gänt und in der angrenzenden Stuhlweissenburger Nie- 
derung bei Keer im Tolnaer Komitate. Ueber die ganze Kecskemeter 
Landhöhe: bei P. Csörög, R. Palota, Pest, Soroksar, Pilis, Monor, 
Alberti ete.; auf dem Sandboden der Debreeziner Landhöhe. Im 
Bihariageb. am Bontoskö bei Petrani an der schw. Körös und an 
der Südgrenze des Gebietes bei Menes. In der Tiefebene nicht 


beobachtet, — Trachyt, Kalk, tert., u. diluv. Lehm- und Sandboden. 
95—600 Met. — (Auf tiefgründigem Boden der niederen Gegenden 


gewöhnlich in allen Theilen üppiger, die Blätter verlängert, der 
Blüthenstand mehr verzweigt und die untersten Aeste der Rispe 
oft 20—30 Ctm. lang: Silene Pseud-Otites Besser. — Die mit 
solchen üppigen Exemplaren der Silene Otites mehrfach konfun- 
dirte Silene wolgensis Spr. ist eine weit verschiedene Pflanze, 
welche den russischen Steppen angehört und bisher in Ungarn nicht 
aufgefunden wurde.) 


264. Silene parviflora Pers. — Auf Sandhügeln und Sand- 
flächen und zwar manchmal in Gesellschaft der Silene Otites, aber 
von dieser durch die nicht klebrige Axe der Rispe, durch die rau- 
hen Kelche und Blüthenstiele. die schmalen verkehrt lanzetllich- 
linealischen starren Blätter die gewimperten Kronenblättchen und 
die viel spätere Blülhezeit immer leicht und sicher zu unterschei- 
den. — Auf der Keeskemeter Landhöhe meist mit Dianthus poly- 
morphus und Tragopogon floccosus zwischen Pilis und Monor, bei 
Alberti und auf P. Sällosär bei Tatär Szt. György; im Tapio- und 
Zagyva-Gebiete bei Szt. Märton Käta, Nagy Käta und Felsö Sat. 
György. Auf der Debrecziner Landhöhe nach Kit. bei Szakoly süd- 
lich von Nagy Källö. — Diluv. Sand. 100—120 Met. 


265. Melandrium noctiflorum (L.) — An felsigen Gehängen, 
Erdabrissen und Geröllhälden an etwas beschatteten, dabei aber 
Irockenen Stellen und hie und da auch in Holzschlägen und auf 
Aeckern. Durch den grössten Theil des Gebietes aber nirgends 
häufig. Im mittelung. Bergl. in der Matra bei Gyöngyös, in der Pi- 
lisgruppe bei Visegrad, am kleinen Schwabenberg bei Ofen, im 
Kammerwalde bei Promontor. Auf der Kecskemeter Landhöhe in 
den Monor-Piliser Wäldern; im Bihariageb. im Thale der weissen 
körös auf den Nulliporenkalkbänken bei Chisindia und in der Valea 
Liesa bei Halmaza. — Trachyt, Kalk, tert. u. diluv. Lehm u. Sand- 
boden. 95—450 Met. 


266. Melandrium vespertinum (Sibth.) — Zwischen Gebüsch, 
auf Geröllhalden und Felsen, in Holzschlägen und Hohlwegen, an 
den Böschungen der Dämme, an den Rändern der Weingärten und 
Felder und auf Wiesen durch. den grössten Theil des Gebietes. Pa- 
rad, Heves, Gross Maros, Waitzen, Visegräd, Sct. Andrae, Pest, 


150 


Ofen, Stuhlweissenburg, Grosswardein, Belenyes. — Trachyt, Kalk, 
tert, u. diluv. Lehm und Sand. 95—250 Mei. 
267. Melandrum nemorale (Heuffel). — In Buchenwäldern, 


besonders an felsigen beschatteten Stellen. Im Bihariageb. in der 
zerrissenen Randzone des Batrinaplateaus und zwar vorzüglich auf 
den Bergen, welche sich zwischen Petrosa und Rezbänya erheben, 
so an der Vereinigung des Pulsa- und Galbinathales hinter Petrosa, 
in der Valea seca, am Carligalu, auf der Pietra muncelului, auf der 
Stanesa und Pietra lunga, in der Valea mare und ober der Höhle 


bei Fenatia. — Vorherrschend auf Kalk, sehr selten auch auf Sand- 
stein und Schiefer. 470—1400 Met. 
268. Melandrium diurnum &Sibth.) — Auf humosem feuch- 


tem Boden und in schalligen feuchten Schluchten. Zeigt im mil- 
telung. Bergl. eine ähnliche Verbreitung wie Viola tricolor und 
findet sich dort am Saskö in der Malra, am Nagyszäl bei Wailzen, am 
Gipfel des Dobogokö und am Piliserberg in der Pilisgruppe. Im Bi- 
hariageb. nur an einer einzigen Stelle nämlich in den Schluchten 
an dem westlichen Abfall des Vervul Bohodiei beobachtet und zwar 
als Bestandtheil des dort üppig entwickelten Gestäudes in Gesell- 
schaft von Ranunculus platanifolius, Gentiana lutea u. d. g. — 
Porphyrit, Trachyt, Kalk. 630—1640 Met. 

269. Lychnis Viscaria L. — Auf Wiesen und in lichten Wäl- 
dern. Im mittelung. Bergl. bei Paräd in der Matra, am Nagyszal 
bei Waitzen auf den Bergen bei Gross Maros, Visegräd, Sct. An- 
drae, Szt. Läszlöo, am Dobogokö, bei P. Csaba und M. Einsiedel, 
am Lindenberg, bei der schönen Schäferin und am Schwabenberge 
bei Ofen, im Kammerwalde bei Promontor, bei Csoka in der Ver- 
tesgruppe. Fehlt im Tieflande. Im Bihariageb. auf dem tert. Vorlande 
von Grosswardein bis Belenyes an vielen Orten, im Rezbanyaer- 
zuge bei Rezbänya und in der Hegyesgruppe bei Slatina und Bon- 
tiesci. Nirgends häufiger als auf den Wiesen, welche sich entlang 
dem rechten Ufer der schwarzen Körös zwischen Belenyes und 
Petrani ausbreiten. Sie erscheint da in so ungeheurer Menge, dass 
die Wiesen auf weithin ganz roth gefärbt erscheinen. — Trachyl, 
Schiefer, Kalk, Sandstein, tert., dil. u. alluv. Sandboden. Obschon 
die Pflanze, wie aus diesen Angaben hervorgeht, über den ver- 
schiedensten Substraten gedeiht, so ist doch im Gebiete eine Vor- 
liebe derselben für Sand und Sandstein und für kalkarme Gesteine 
ganz unverkennbar. Am Nagyszäl z. B. erscheint sie nur so weit 
verbreitet, als der Sandstein reicht, in der Pilisgruppe findet sie 
sich vorzüglich auf Sandstein, Trachyt und auf der lehmigen kalk- 
armen Erdkrume, welche durch Verwitterung aus Ihonreichen Kalk- 
steinen sich herausgebildet hat, und ähnliche Beziehungen zum 
Substrate sind auch im Bihariagebirge nachweisbar. 95—500 Met. 

270. Lychnis floscueulöi L. — Aufl feuchten Wiesen und an 
Quellen. Im mittelung. Bergl. selten und nur auf einige versumpfte 
Thalböden wie z.B. bei Csev nächst Gran und bei P. Csaba in der Pilis- 
gruppe beschränkt. Häufiger im Tiellande auf der Keeskemeler Land- 


151 


höhe bei R. Palota, Pest, Soroksar, Alberti, Nagy Körös. Am Rande 
der Debreeziner Landhöhe in den Eeseder Sümpfen. Im Bihariageb. 
auf dem tertiären Vorlande von Grosswardein bis Belenyes und 
auf den Schieferbergen bei Rezbänya. Vereinzelt auch noch in der 
subalpinen Region im Rezbänyaerzuge an den Quellen bei der 


Stäna Scieve und unter dem Sattel La Jocu. — Schiefer, Kalk, 
tert., diluv. und alluv. Lehm- und Sandboden. 95—1400 Met. 
271. Lychnis coronaria (L.) — Auf grasigen Plätzen zwi- 


schen Gebüsch, in lichten Wäldern und in Holzschläge n. Im mit- 
telung. Bergl. am Särerberg in der Matra, am Nagyszäl bei Wailzen 
und auf den vom Nagyszäl sich loslösenden gegen das Tiefland 
auslaufenden Hügelwellen bei Gödöllö, in der Pilisgruppe auf den 
Trachytbergen bei Dömös und Szt. Läszlö und insbesonders bei 
Sct. Andrä stellenweise sehr häufig, im Kammerwalde bei Promon- 
tor, in der Stuhlweissenburger Niederung bei Keer und Vajla. Auf 
der Kecskemelter Landhöhe häufig in den Monor-Piliser Eichen- 
wäldern. Auf der Debreeziner Landhöhe bei Debreezin. Im Biharia- 
geb. auf dem tert. Vorlande bei Grosswardein und am Saume des 
Batrinaplateaus in der Umgegend von Petrosa in der Thalschlucht, 
die von der Tataroea gegen Kisköh herabzieht, dann in der Nähe 
der Vereinigung des Pulsa- und Galbinathales und am Fusse der 
Pietra Galbina gleich ober der Stäna. — Trachyt, diluv. Sand, vor- 
züglich aber auf Sandstein. Im Bihariageb. ist diese Vorliebe für 
sandigen Boden besonders auffallend; es findet sich dort die Art 
immer nur in jenen Mulden und Schluchten, wo der den Kalk 
unterteufende Sandstein zu Tage geht; soweit dieser Sandstein das 
Substrat bildet, trifft man auch regelmässig Lychnis coronaria, 
sobald Kalk auftritt, ist selbe spurlos verschwunden. Im miltel- 
ung. Berglande zeigen sich ähnliche Verhältnisse, dort wurde sie 
nämlich gleichfalls nur auf Sandstein und Trachyt und niemals auf 
Kalk beobachtet. — 95—740 Met. 

272. Agrostema Githago L. — Auf bebautem Lande durch 
das ganze Gebiet von der Tiefebene bis in die kultivirten Thäler 
des mittelung. Berglandes und bis auf die Felder in der Nähe der 
Mozzengehöfle im Bihariagebirge. Auf allen im Geb. vorkommenden 
Substraten beobachtet. 75—910 Met. 


Phytographische Fragmente. 
Von Dr. Ferdinand Schur. 
XI. 
Beobachtungemüber Ranunculus Philonotis Ehrh. 


1. Ranunculus Philonotis subtripartitus Schur. Radice 
fibroso interdum monocephalo. Caule erecio 10—15 poll. a medio 


152 


divaricato-ramoso foliisque hirsuto, hirsutio alba pili patentes. Foliis 
radicalibus longe peliolatis in orbem terrae adpressis ad terliam 
partem laminis Itrisectis, segmenlis lateralibus oblique ovatis, seg- 
mento medio obovato-cuneato antice trifido omnibus inaequaliter 
plus minusve partitis et inciso-denlalis; foliis superioribus trisectis, 
laciniis oblongis vel lineari-oblongis; laciniis foliorum summorum 
linearibus. Floribus in florescentiam dichotomo-ramosam dispositis 
uti R. Philonotis genuinus flavo-citrinis. Pedunculis teretibus sul- 
calis erectis. Capitulis fructiferis ovato-globosis carpellorum ditis- 
simis. Carpellis lenticulari-compressis, margine lato viride cinctis, 
pallide fuscis, ulrinque tubereulatis, stigmate brevissime triangulari 
oblique alfixo apice lenue recurvalo coronalis. Receptaculo setoso. 
— Planta esse videtur biennis. — Auf fruchtbarem Wiesenboden; 
auf der Wiese zwischen der Hauptallee und dem Thiergarten im 
Prater, Juni 12. 1866, noch nicht vollkommen reif, später wurde 
diese Wiese gemähet und durch Menschen und Pferde zertreten, 
so dass die vollkommen entwickelte Pflanze nicht beobachtet wer- 
den konnte, was leider mit allen in Frühling hier gefundenen 
Pflanzen der Fall war. 

2. Ranunculus Philonotis multicaulis biternato-sectus. Radice 
fibroso multicipite. Caudiculis curvato-adscendentibus 8—12 poll. 
a basi interdum ramosis foliisque piloso-hirsutis. Foliis biternato- 
sectis, segmentis trifidis, laciniis inciso-dentatis; foliis summis tri- 
sectis, laciniis inaequalibus oblongo -linearibus acutis. Vaginis 
foliorum infimorum maximis subhyalinis, auriculatis, longissime pilo- 
sis. Pedunculis angulato sulcatis. Floribus inaequaliter peduncu- 
latis in florescentiam dichotomo - ramosam dispositis, numerosis 
subbigaminis, minoribus quam antecedens. Petalis citrinis obovatis 
calyce reflexo minimo extus piloso subtriplo longioribus. Capitu- 
lis fructiferis ovato-globosis minoribus quam antecedens. Car- 
pellis lenticulari- compressis margine viride cinctis , flavo-fuscis 
tuberculis minimis ulrinque adspersis, stigmate subtriangulari bre- 
vissimo apice obsoliliori recurvato coronatis. Receptaculo parce 
piloso, elongato. Toro glabro. Auf der Wiese zwischen der Haupt- 
allee und dem Thiergarten im Prater, Mai 31. 1867, auch auf den 
neuen Anschüttungen zwischen der Kaserne und dem Wienflusse. 
Juli 1867. 

3. Ranunculus Philonotis tenuisectus. Praecedens sed admodum 
hirsuto-pilosus. Foliis biternatim-triternatimsectis, segmentis ambelis 
obovalis, laciniis omnibus oblongo-linearibus linearibusve. Carpellis 
evidentius titrinque tuberculosis. 

Auf den neuen Anschüttungen hin und wieder längs der Ring- 
strasse in Wien: auf dem Josephstädter Glacis und auf dem vor- 
maligen Kalkmarkt an der Wien. Juli 1867. 


153 


XIV. 
Ranunculus Pseudobulbosus Schur. 


Schur Verh. des siebenb. Vereins 1853, p. 29 und 1859, 
p. 84. Schur Oestr. bot. Zeitschr. 1860, p. 520 und 1861, p. 82. 
Schur. En. 1866, p. 22. R. sardous Schur sert. fl. Transs. no. 
85. — R. sardous Neilreich Fl. von Wien p. 465, an R. sardous 
Crntz. austr. 2, p. 111. = R. sardous \Valer. Cordi hist. stirp. 
ann. 1561. sec. Neilr. Nachtr. zur Flora von Niederösterreich 
PIRSN IR. Ahilonots fruetibus glabris Neilr. Nachtr. zu Maly’s 
En. p. 223. - R. Philonotis Heuff. En. banat. p- 10. = R. Phi- 
lonotis P. re es Griseb. [ 

Auch von diesem Ranunkel haben wir, wie bei R. Philonotis 
mehrere Var. zu unterscheiden, von denen ich aber nur die in den 
Augen fallendsten hier anführen will. — Der ausgezeichneteste ist: 

a. R. Pseudobulbosus legitimus. Radice fibroso polycephala. 
Caulibus 3-5 ereclis plerumque a medio ramosis foliisque glabris 
vel pare pilosis, 10—15 poll. Foliis omnibus suceulentibus, opaco- 
viridibus, radicalibus ternalto-sectis, longissime peliolalis, segmentis 
primariis lateralibus sessilibus, segmento medio sub jobovato-cuneato 
petiolato a laleralibus remoto, omnibus inciso- -dentalis; foliis supe- 
rioribus biternalosectis, laciniis inciso-serralis; foliis summis trifi- 
dis, laciniis lineari-oblongis. Pedunculis longissimis sulcatis 
glabris vel tenuissime sirigosis. Floribus iis R. bulboss similibus 
binato-diebolomis, speciosis. Pelalis cuneato -ovalis anlice rotun- 
datis obscurius linealis, calyce flavo reilexo apice piloso - barbato 
triplo longioribus, aureis-favis. Capitulis frucliferis ovalis car- 
pellorum ditissimis (40—50). Receptaculo parce piloso. Toro 
glabro. Carpellis lentiformi - compressis, pallide fuscis, margine 
viride einctis, utrinque glabris, 1 lin. long. et latis, stigmale bre- 
vissimo lriangnlari oblique alfixo coronalis. Habitu R. bulbosi glabri 
sed caulibus basi non inerassalis. Auf schlammigen überschwemml- 
gewesenen Orten: In Vertiefungen des Laaer Berges in den Getrei- 
defeldern zwischen den Remisen und der Heide mit Juncus bufo- 
nius, Myosurus minimus, Ranunculus repens u. Ss. w.; im Prater 
rechts von der Hauptallee längs des Thiergartens. Juni, Juli 1807. 
Eine schöne Pflanze, welche mit der siebenbürgischen ziemlich 
übereinstimmt. 

ß. Ranunculus Pseudobulbosus, subrepens. Radice polyce- 
phalo fibroso. Caudiculis 9—12 poll. longis curvato-adscendenlibus 
patentibus terrae subadpressis, plerumque a basi divaricato-ramosis, 
striatis, glabris vel parce pilosis. Foliis radicalibus ternato-sectis, 
seymentis lateralibus oblique ovalis, subsessilibus, segmento medio 
longe petiolato; omnibus 2--3 parlilis et inciso dentatis; foliis su- 
perioribus 3—5 parlitis, laciniis oblongo - linearibus; foliis summis 
trifidis, laciniis lineari-oblongis vel linearibus. Pedunculis angu- 
lato-sulcatis glabrescenlibus vel tenue strigosis. Floribus duplo 
minoribus quam anlecedens, numerosis. Petalis citrinis calycem 


154 


fere glabrum duplo superantibus. Carpellis lentieulari compressis 
undique glabris, margine viridi angustissime cinetis, stigmate bre- 
vissimo triangulari apice recto coronalis. Habitus Ranunculi repenti 
minore subsimilis. — Auf unbebauten Orten, auf den neuen An- 
schültungen der neuen Ringstrasse in Wien; auf der Wiese rechts 
von der Hauptallee im Prater. Juni, Juli 1867. 

Die Synonyma: R. intermedius Poir., R. pumilus Thuill., R. 
pallidior Vill.; R. Philonotis var. subglahra Koch. weiss ich nicht 
mit Bestimmtheit zu deulen, da die Originalpflanzen mir fehlen. — 
R. hirsutus Curt. und R. sardous der deutschen Botaniker gehört 
ohne Zweifel zu R. Philonotis Ehrh. — R. sardous der Flora von 
Wien, und der südlicheren Gebiete, auch R. sardous Valer Cordi 
gehören zu R. Pseudobulbosus Schur. 

Der Zusammengehörigkeit wegen will ich hier noch ein paar 
niedliche Var. von R. Pseudobulbosus aus der Malra in Ungarn 
“erörtern, welche ich der freundlichen Mittheilung des Herrn Vra- 
belyi in Erlau verdanke. 

y. Ranunculus Pseudo-bulbosus var. parvulus. Praecedenli 
simillimus sed omnibus in partibus multo minor et admodum hirsu- 
tius. Radice polycephala. Caudieulis 3—4 poll. altis ad medium 
simplicibus, superne ramosis, ramis interdum recurvalis. Foliis ra- 
dicalibus subtrifidis vel ternato-sectis, segmentis subaequalibus; 
foliis summis trifidis laciniis lineari-oblongis. Floribus solitariis 
longe pedunculatis vel furcato binatis peduneulo altero breviore. 
Pedunculis tenue sulcatis. Carpellis rostro brevissimo diametrum 
marginis vix superanlibus utrinque glabris. Capitulis fructiferis 
minimis 2 lin. diam. carpellis perfectis imperfeetisque intermixlis 
praeditis. — Ich bin geneigt, diese Var. für R. parvulus L. Mant. 
79, non Clairv. mit Koch syn. ed. 2 p. 20; zu nehmen, obschon 
dieser Autor so wie Spreng. syst. 2, p. 657 diesen mit mehreren 
Synonymen zu R. Philonotis Ehrh. ziehen also höckerige Früchte 
voraussetzen, welche die in Rede stehende Pflanze nicht besitzt. 

6. Ranunculus Pseudobulbosus parvulus longiusrostratus. Prae- 
cedenti simillimus, parum hirsutius. Foliis radicalibus minus dis- 
. sectis, plus minusve profunde tripartitis, superioribus digitato tri- 
partitis, sessilibus, inciso-dentalis; summis minimis bracteaeformibus 
trifidis, laciniis linearibus. Flores minores quam praecedens, 3—4 
lin. diam. Sepalis ovalis, obtusiusculis, hyalino-marginatis, albo- 
pilosis. Carpellis ut praecedens sed longius rostratis, i. e. stylo 
majori lalitudinem marginis triplo superantibus. — Plantula 6 poll. 
alta gracillima. 

n. Ranunculus Pseudobulbosus Vrabelyiana Schur, Specimen 
unicum tantum sed insignitum. — Simplex, hirsulissimum, griseo- 
viride, uniflorum, 2 poll. altum. Foliis radicalibus breve petiolatis 
ternato-partitis, segmentis subaequalibus obovatis, inciso -denlalis, 
4 lin. longis et lalis petiolum suum subaequantibus; foliis caulinis 
trifidis, laciniis inaequalibus linearibus. Floro aperto 4 lin. diam. 
eitrino. Sepalis nigro-carinatis pilosis petalis dimidio brevioribus. — 


455 


Carpella@ — Durch Farbe, Habitus und Blattform sehr distinktiv, 
ist aber ohne reife Früchte nicht genau zu bestimmen. — Diese 


und die vorhergenannten Var. wurden von Herrn Vrabelyi auf 
Aeckern bei Parad in der Matra in Ungarn gesammelt. Juni 11. 
1866. — Von der Var. n. konnten mehrere Exemplare nicht ge- 
funden werden. 

Aus der obigen Zusammenstellung dieser beiden Ranunkel- 
arten, oder wenn man will Formen, geht hervor, dass wenn wir 
selbige in einer Art vereinigen, dennoch immer zwei durch die 
Carpellen strenge gesonderte Formenreihen berücksichtigt werden 
müssen und dass, um zur Kenntniss derselben zu gelangen, es 
nicht hinreicht, Synonyme, d. h. Namen ohne Bedeutung zu geben. 
— Thatsachen beweisen und die Natur spricht sich deutlich genug 
durch die verschiedene Fruchlbildung aus und diese ist gewiss 
keine zufällige. — Unter allen Umständen werden wir von diesem 
zu einem Typus gehörenden Ranunkel zwei Forwenreihen aufstellen 
müssen, nämlich: 

A. Ranunculus fructibus tuberculatis: R. Philonotis Ehrh., 
1. legitimus; 2. subtripartitus Schur; 3. unelateraliter tuberulatus 
Bmg.; 4. laciniatus Bmg.; 5. biternatus Schur; 6. tenuisectus 
Schur; 7. subtrifolius Schur oder R. Pseudo-hirsutus Schur. 
En. pl. Transs. p. 22. 

B. Ranunculus fructibus glabris: R. Pseudobulbosus Schur 
1. legitimus; 2.subrepens Schur; 3.longiusrostratus Schur; 4. par- 
vulus Schur; 5. Vrabelyianus Schur. 

Ranunculus laciniatus Baumg. und R. Philonotis Baumg. 
habe ich ohne Weiters zu R. Philonotis Ehrh. gezählt, obschon 
ich in Hinsicht auf den letzteren zweifelhaft bleibe. — Baumgar- 
ten in seiner Beschreibung zu R. Philonotis sagt: „Radix fasciculata 
lignosa*, was bei R. Philonotis Ehrh. nicht der Fall ist; ferner: 
Fructibus globosis (vielleicht capitulis fructiferis) uno latere mar- 
ginaliter tuberculatis stigmate hamato coronalis, was bei R. Philo- 
notis wieder nicht zutrifft, und diese Umstände oder Angaben 
bestimmen mich zu zweifeln, dass R. Philonotis Ehrh. und Baum - 
gartens zu einer und derselben Form gehören. 

Auch scheint es mir bemerkenswerth, dass Baumg. den R. 
Pseudo-bulbosus Schur unter je welcher Bezeichnung aufgenom- 
men hat, da derselbe doch durch ganz Siebenbürgen verbreitet ist, 
es müsste denn sein, dass er die bei R. bulbosus erwähnte Var. 
darunter verstanden hälte, von welcher er sagt: Caulis humilis 
panciflorus, folia sublaciniata subhirsuta, pedunculi uniflori. — Der 
Standort: „prope piscinis“ lässt ebenfalls auf R. Pseudo-bulbosus 
schliessen, da nämlich bei Szakedat dieser letztere am Rande des 
Teiches im Wasser selbst anzutreffen ist, 


Oesterr. botan. Zeitschrift 5. Heft. 1868. 12 


hen 
Zr 
op) 


Eine Exkursion 


von Rambouillet nach Montfort ’Amaury. 
Von H. Degenkolb. 


Das schlechte Wetter, welches im April v. J. beständig herrschte, 
liess mich den Aufenthalt in Paris zu keinem grösseren Ausflug 
in die Umgebungen dieser Stadt benutzen und ich fürchtete schon, 
Paris verlassen zu müssen, ohne nennenswerthe botanische Funde 
aus jenem Lande in die Heimat zurückbringen zu können. Eine 
Partie nach Fontainebleau bei herrlichem Wetter begonnen, machte 
nach einer Stunde, Dank einem eintretenden tüchligen Regen, 
welcher den ganzen Tag währte, gründlich Fiasko. Ausser den in 
dieser kurzen Frist erbeuteten Pflanzen besass ich nur noch wenige 
Andere, welche ich im Bois de Boulogne und im Bois de Vin- 
cennes gesammelt hatte. Mit dem ersten Tage des Wonnemonalts 
jedoch trat anhaltend schönes Wetter ein und nachdem ich in den 
ersten Tagen Versailles, St. Germain und St. Cloud besucht halte, 
unternahm ich am 8. eine Fahrt nach Rambouillet, um daselbst 
erst die bekannte Zuchlschäferei kennen zu lernen und dann nach 
Montfort l’Amaury zu gehen, welche Strecke von der Station 
Rambouillet in direkter Entfernung bis zur Station Montfort eiwa 
20 Kilometer —= 2,65 Meile misst. 

Rambouillet liegt an der Balın von Paris nach Rennes. Von 
St. Cyr, einer Station dieser Bahn dicht hinter Versailles geht eine 
Bahn nach Houdan und Dreux ab. Ziemlich in der Mitte zwischen 
St. Cyr und Houdan liegt Montfort I’ Amaury. Die Bodenverhält- 
nisse zwischen Rambouillet und Montfort variiren sehr. Um Ram- 
bouillet scheint der Boden tiefgründig, ziemlich schwer aber 
grossentheils warm zu sein. Ueber die kaiserliche Farm hinaus 
fängt sumpfiger Boden an, aus welchem heraus nach St. Leger zu 
Sandhügel ragen, deren Beschaffenheit zum Theil dem wohl be- 
kannten märkischen Sande nichts nachgeben dürfte. Weiter nach 
Montfort zu kommt man in die Region der Wälder und Sümpfe, 
deren Boden wahrscheinlick durch Trockenlegung in sehr frucht- 
bare Ackererde verwandelt werden könnte. Um Montfort selbst ist 
der Boden dann wieder schönes, schweres gut kullivirtes Acker- 
land. — Leider hatte ich mich zu dieser Exkursion nicht mit einer 
genauen Karte versehen, da ich von unsern deutschen Verhältnissen 
auf die dortigen schloss. Bereitwillig waren die Bewohner stets 
mir Auskunft zu geben, wenn ich nach den Wegen frug, aber 
öfters in Zweifel über den richtigen Weg. 

Der Zweck, welcher mich nach Rambouillet führte, war wie 
schon oben erwähnt worden ist, der, die kaiserliche Zuchtschäferei 
zu sehen; die Parlie nach Montfort unternahm ich hauptsächlich 
in der Hoffnung Eriophorum Vaillantü, an dem Originalstandort 


157 


selbst zu sammeln (1). Diese Hoffnung sollte freilich nicht erfüllt 
werden. 

Um 1%8 Uhr früh fuhr ich von Paris ab und war um 9 Uhr 
in Rambouillet. Erst passirte ich die kleine Stadt, wo eben Rekruten 
ausgehoben wurden; wie es schien, waren diese nicht gerade be- 
sonders erfreut, dass sie dieser Ehre gewürdigt wurden. Am Ende 
des Städtchens holte ich einen jungen Burschen ein, welcher die 
gleiche Richtung zu verfolgen schien. Auf meine Frage, wie der 
Weg nach der Schäferei führe, zeigle es sich denn, dass er auch 
dahin wollte. Wir gingen an dem alten zwischen Bäumen versteckten 
and wie mir schien kleinen Schlosse vorbei über Wiesen und 
Triften hinweg und gelangten nach einem halben Stündchen an 
unser Ziel. Mein Führer trat in ein Gebäude ein, welches einer 
Scheuer ähnlich sah und ich wurde auf meine Frage nach einem 
Beamten an den Sekretär verwiesen. Ich fand denselben endlich in 
eben dem Raum, in welchen mein Begleiter eingetreten war und 
ich sah dann auch wie letzterer in Gemeinschaft mit noch elwa 5 
anderen Männern Schafe schor. Abweichend von uns in Deutsch- 
land, scheint dies Geschäft dort von Männern versehen zu werden, 
die aber inre Sache hier recht gut machten. Bereitwillig wurde 
mir die Stammschäferei gezeigt und mir die Behandlung der Thiere 
erläutert; erst von dem Sekretär, später von dem Direktor selbst. 
Etwas schien den Herren merkwürdig, nämlich, dass ein Fremder, 
welcher französisch sprechen konnte, sich mit Botanisirbüchse und 
Hängelasche herumtrug. Meine ausgesprochene Absicht von dort 
aus nach Monlfort zu gehen und zu botanisiren erweckte unge- 
heucheltes Erstaunen. 

Der Direktor hatte noch die Freundlichkeit mir den nächsten 
Weg zu weisen und nachdem ich meinen Dank ausgesprochen halte, 
trat ich meinen Marsch an. 

Gleich an der Mauer des Gehöftes traf ich vereinzelte Exem- 
plare von Chamagrostis minima (L.) Borkh. an, welche wohl 
nur zufällig dahin gekommen war. Der Boden war durchaus kein 
leichter Sandboden sondern Lehmboden mit kiesigem Sande ver- 
mischt (2). Ich kam sofort in sumpfiges Terrain, welches mit Bäu- 
men bestanden war. Zur Entwässerung waren Gräben gezogen und 
hierdurch theilweis trockene Stellen entstanden. An den Gräben 
fand ich Myosotis palustris (L.) With. und intermedia Lk. und 
Ranunculus sylvaticus Thuill. (3). An den trockneren Stellen 
und am Wegrande standen Listera ovata (L.) R. Br., Scorzonera 
humilis 1., Endymion non scriptus (L.) Garcke, Polygala vul- 
garis L., Carex verna Vill. (4). (C. praecoxz Jacq.), sylvatica 
Huds. und pallescens L., Potentilla Tormentilla Schr., Pulmonaria 
angustifolia L., Luzula multiflora Lej. und Cerastium glomeratum 
Thuill. Der Wald war nicht gross und ich gelangte durch eine 
bald sumpfige, bald trockene Haide an die Umzäunung, welche die 
Farm umschliesst. Auf den breiten Graswegen bemerkte ich Pedi- 


cularis sylvatica L. ein einzelnes Exemplar Cirsium anglicum 
123 


158 


(Huds.) Deland und @Genista anglica L. Nachdem ich zur Pforte 
herausgetreten war, wandte ich mich links und bemerkte zu meiner 
Freude Ulex europaeus L., welchen ich bisher immer nur von dem 
Eisenbahnwagon aus gesehen halte. Da er die Berührung der Hände 
nicht gutwillig duldete, wurde es mil dem Fusse in die Hängetasche 

eingetrelen. "Eine Viertelstunde durchzog ich wieder sumpfliges 

Terrain, welches nichts nennenswerlhes darbot. Endlich hörte zu 
meiner linken Seite die Umzäunung der Farın auf und ich erblickle 
links vom Wege einen tiefer gelegenen Sumpf (nicht unähnlich 
den Sphaenumsümpfen der Mark Brandenburg) , in welchem ich 
Eriophorum zu finden hoffte. Ich wurde aber getäuscht. Zwar 
wuchsen Eriophorumarien, aber sie waren alle verkümmert und 
abgestorben, vermuthlich waren sie im April erfroren. Ich fand 
Myrica Gale L., Salix aurita L., an tieferen, Wasser zeigenden Stellen 
Carex rostrata With. (ampullacea Good.), Carex canescens L., 
Carex stricta Good. z. Th. mit weiblichen Aehren, deren Spitzen 
männliche Blüthen Irugen, Carex acutiformis Ehrh. (C paludosa 
Good.) mit prächligen Ausläulern und sehr schönem Fasernnetz. 
Ob es die var. spadicea Rth. (Kochiana Deland) war, liess sich 
bei dem Jugendzustande der Pflanze nicht bestimmen. Auf einer 

höher gelegenen Wiese stand noch Orchis Morio L. 

Da ein Mann mir schon früher gesagt halte, dass der Weg, 
welchen ich verlassen halte, direkt nach St. Leger führte, so wandle 
ich mich wieder rechts und gelangte zuvörderst auf einen Irocknen 
Hügel, von welchem ich Carex pilulifera L., Ornithopus perpu- 
sillus L., Lathyrus montanus Bernh., (Orobus tuberosus L.) und 
Teesdalia nudicaulis (L.) R. Br. mitnahm. Im Weitergehen be- 
merkte ich zu meinen Füssen ungewöhnlich grosse Tannenzaplen 
und sah dann, dass ich unter einigen Pinus nigricans Host. stand, 
von welchen eine ziemlich bedeutende Anzahl in den Wald ver- 
sprengt waren, ob nun wild (soweit man dies von Forstbäumen 
sagen kann) oder mit Fleiss kultivirt, kann ich nicht behaupten. 
Nach einigem Suchen gelang es mir, einen Baum zu finden, von 
welchem sich ohne allzugrosse Mühe einige blühende Zweige ab- 
schneiden liessen. Eine kurze Strecke weiter hörte der Wald auf 
und ıch sah über Wiesen hinweg ein Dorf, welches ich für St. 
Leger hielt, zumal ein Fahrweg rechter Hand dahin führte. Am 
Wiesenrand fand ich zuerst Ranunculus bulbosus L., auf der Wiese 
selbst Orchis Morio.L. und latifolia L. Weiter hin wurde das Ter- 
rain noch sumpfiger und ausser Valeriana dioeca L. fanden sich 
noch Carex panicea L., Carex Goodenoughü Gag., Carez acula 
L. (5) und einige brauchbare Eriophorum, aber leider nur poly- 
stachium L. (angustifolium Rih.). Am Dorfe angelangt sammelte 
ich an den Wegrandern Ornithopus perpusillus L. am Fusse von 
Mauern, und Anthriscus vulgaris Pers. in Zäunen. Aus einer Art 
jach, welcher, ungehindert durch Schleusse oder Brücke, seinen 
Weg quer über die Dorfstrasse hinweg nahm, wurde zum Anden- 


159 


ken an diese primiliven Zustände im Lande der Civilisalion, Ranun- 
culus aguatilis L. mitgenommen. 

Endlich traf ich ein lebendes Wesen, welches mir Auskunft 
über das Wirthshaus und den Ort gab, von dem ich aber zu mei- 
ner Betrübniss erfuhr, dass ich nicht in St. Leger sei, sondern um 
dahin zu gelangen wieder umkehren müsse und dass das Wirths- 
haus gerade am anderen Ende des Dorfes läge. Nun war guter 
Rath theuer. Durst und Hunger siegten zuletzt und so legte ich 
denn den Weg durch das ganze Dorf zurück, um am letzten Hause 
angelangt mich an saurem Wein und weissem Brode zwar nicht 
zu stärken, aber doch wenigstens den knurrenden Magen so gut 

ging dadurch zu befriedigen. Nach einer Viertelstunde verliess 
ich die Schenke, zwar nicht mehr durstig, aber dafür mit tüchligen 
Kopfschmerzen behaftet, welche nicht dazu angelhan waren, meine 
Laune zu verbessern. Am Ende des Dorfes wiederum angelangt, 
traf ıch einen Bauer, welchen ich nach dem Wege frug und wel- 
cher mir sagle: ich möchte nur immer gerade ausgehe n (tout droit). 
Mein Weg führte mich nun durch die herrlichsten Sandfelder, 
welche gelrost mit den schlechiesten Feldern der Mark konkurriren 
können, auf welchen Chamagrostis minima (L.) Borkh. und 
Linaria supina (L.) Desf. ziemlich häufig waren. Bald besserle 
sich indess der Boden und bei einem einzelnen Gehöft angelangt 
war wieder der schönste Lehmboden zu finden. Ein hier hütender 
Schäfer bedeutete mir, dass St. Leger weiter links läge und so 
ging ich einem Fussweg entlang auf ein Dorf zu, welches halb 
links vor mir lag. Von den Feldern sammelte ich Trifolium incar- 
natum L. (kult.), Lyeopsis arvensis L., Vicia angustifolia Rth. 
var. segetalis Thuill., Valerianella carinata Loisl., Veronica ar- 
vensis L. und Ranunculus arvensis L. Am Dorfe angelangt frug 
ich einen Schmied, welcher unter freiem Himmel seine Arbeit ver- 
richtete, ob dies St. Löger sei. Zu meinem Erstaunen wies er mir 
das Dorf, woher ich gekommen war und welches eine kleine Stunde 
entfernt lag als St. Leger. Als ich ihn darauf aufmerksam machte, 
meinte er, dass er es dann nicht wüsste. Auf meine Frage, wie 
der Weg nach Montfort führe, erwiederte er, dass er den Weg 
nicht kenne, aber es läge in der Direktion (nach Norden zeigend). 
Nicht gerade sehr erheitert und über die geistige Bildung der 
erande nation raisonnirend folgte ich denn dem Fingerzeig und 
befand mich bald in einem sumpfigen Wald, nachdem ich noch 
llex aquifolium L. milgenommen halte, welches vielfach in Hecken 
entlang dem Wege wuchs. Wegweiser nach Montfort oder Ram- 
bouillet habe ich in diesem bedeutenden Waldstrich nicht gesehen, 
sondern nur solche, welche den Weg nach diesem oder jenem 
Teich angeben. So verlockend es nun an und für sich war, einen 
dieser Teiche zu besuchen, so hatten sich doch meine Kopf- 
schmerzen derart gesteigerl, dass ich es vorziehen musste, den 
direklesten Weg nach meinem Ziele einzuschlagen. Ich sammelte 
nur noch Euphorbia sylvatica L., Convallaria majalis L., Aspi- 


160 


dium filix mas (L.) Sw., Melica uniflora Retz. und Galeobdolon 
/uteum Huds. Die Sonne als Compass nehmend marschirte ich 
ziemlich zwei Stunden, ehe ich wieder einige Gehöfte traf. Vor 
einem derselben sassen zwei Weiber, mit Schwatzen und dem an- 
genehmen Nichlsthun beschäftigt. Diese biedern Leute waren nun 
in Zweifel, wie ich nach Monfort gehen müsste; die Eine war der 
Ansicht, ieh müsse rechts, die Andere, ich müsse links gehen. Ich 
entschied mich rechts zu gehen, das heisst in der Richtung weiter 
zu gehen, welche ich schon vorher einge »schlagen hatte. Weiterhin 
bestätigten mir einige-Leute, welche auf den von Wald umgebenen 
Feldern ackerten, dass ich auf dem richligen Weg sei und nach 
einer halben Stunde hatte ich denn glücklich die letzte Strecke im 
Walde zurückgelegt, und sah über Felder hinweg etwa dreiviertel 
Stunde Wegs vor mir Montfort l’Amaury liegen. Dies Städtchen 
liegt sehr hübsch um einen Berg herum, dessen Gipfel eine alte 
Burgruine krönt. Auf einem Kleefeld sah ich nur noch Crepis 
biennis L., welches zwar noch nicht aufgeblüht war, aber dies und 
!heilweiss die Fruchtbildung noch unter der Presse nachholte. An 
den Mauern eines Hohlweges dicht bei Montfort standen als treue 
Gesellschafter durch einander Polypodium vulgare L., Asplenium 
Trichomanes L., Asplenium Ruta muraria L.. und Asplenium Adian- 
tum nigrum L. und als vermuthlicher Gartenflüchtling Lepidium 
sativum L. Nach dem Bahnhofe musste ich aber noch eine Meile 
laufen, nachdem ich in der Stadt noch der Einladung eines Irrsin- 
nigen, welcher durchaus wollte, dass ich seinen Garten bewun- 
dern sollte, ausgeschlagen hatte. Das Gespräch dauerte immerhin 
fünf Minuten, durchaus nicht zu meiner Behaglichkeit, da ich fürch- 
tete, dass er meine Weigerung übel nehmen und thätlich werden 
möchte. Obwohl ich um 7 Uhr schon auf dem Bahnhof war und bis 
1/,10 Uhr Zeit hatte, so fühlte ich mich doch zu schwach, um noch 
auf den nahe gelegenen Wiesen zu bolanisiren. sondern ich begab 
mich in die elende Bretterhülte, welche die Bahnhofsrestauration 
vorstellte und war froh, dass ich statt des schlechten Landweines 
ein bierarliges Getränk erhalten konnte. Um 14 Uhr traf ich wie- 
der in Paris ein. 


Anmerkungen. 


1. Selbst die französischen Autoren sind im Zweifel, ob sie 
Eriophorum Vaillantii als Arı oder Varietät auffassen sollen. M&- 
rat, Loiseleur und Poiteau et Turpin rechnen es als Art, 
Godron et Grenier, Boreau und Cosson et Germain als 
Varielät von Erioph. angustifolium Rth., Duby und De CGan- 
dolle im botanicon gallieum als Varietät von E. latifolium Hoppe. 
Sonst rechnet es noch Koch als Art, Gaudin als Varietäl von 
E. angustifolium. Die Annahme von Duby und De Candolle ist 
gewiss nicht richtig, denn wenn auch im Poiteau und Turpin 
bei meinem Exemplar der Text zu der grösseren letzten Hälfte 
fehlt, so sieht man in der Zeichnung deutlich, dass bei Erioph. 


161 


Vaillantii die Aehrenstiele glatt, bei E. latifolium rückwärts rauh 
sind. Verdruckt ist es gewiss auch nicht, sondern die Autoren ha- 
ben ihren Grund gehabt, die Pflanze zu Erioph. latifolium zu zie- 
hen. Die Frucht von E. Vaillantü ist nicht wie die von E. angu- 
stifolium einfach zugespitzt, sondern hat wie die Frucht von E. 
latifolium noch einen kegelförmigen Aufsatz, welcher an die Ein- 
schnürung des Griffels bei der Abtheilung Heleocharis der Gattung 
Seirpus erinnert. (Ich bemerke hierbei, dass ich mich bei dieser 
Beschreibung und Vergleichung auf die vortrefllichen Abbildungen 
von Poiteau und Turpin slülze, da ich selbst nicht im Besitz 
von E. Vaillantii bin). Dies scheint mir aber Grund genug, E. 
Vaillantii nicht als Varietät sondern als Art anzunchmen, abgese- 
hen von dem gedrängten Stand der Achren und der so vielfach 
längeren Wolle. An einen Bastard kann ausser anderen Gründen 
schon deshalb nicht gedacht werden, weil sonst Erioph. Vaillantüi 
gewiss in Norddeulschland, wo Erioph. latifolium und angustifo- 
lium so oft durch einander wachsen, schon gefunden worden wäre. 
Eriophorum Vaillantü ist das Linagrostis panıcula ampliore Vail- 
lants in der Abbildung Bot. paris. tab. 16. 1. 

2. Bei Fontainebleau fand ich vereinzeltes Chamagrostis mi- 
nima auf einer Gartenmauer; vielleicht war beide Male der Samen 
durch Vögel an diese ungewöhnlichen Standorte gebracht worden. 

3. Ranunculus nemorosus De Candolle. De Candolle 
rechnet in seinem systema naturale I. pag. 278 den R. sylvaticus 
Thuill. als Varietät von R. acris L. (petiolis foliisque subtus ve- 
lutino-villosis). Thuillier sagt aber in seiner „flore des environs 
de Paris“ ed. 1824, pag. 276, 277. ausdrücklich: „Pistils se termi- 
nant pas un crochet jaunälre et recourbe en dehors, qui persiste 
jusqu’a la parfaite maturil&e du fruil“ und „germinibus hamalis,“* 
welches er von keinem andern sagt. In den früheren Ausgaben, 
welche mir nicht zu Gebote stehen, wird vermuthlich dasselbe ge- 
standen haben. | 

4. Bei einzelnen Exemplaren waren die unteren weiblichen 
Aehren sehr schlank und ziemlich lang gestielt. 

5. Von Carex Goodenoughü Gay. fand ich nur ein anomales 
Exemplar mit einer weiblichen Aehre, welche in der Mitte männ- 
liche Blüthen zeigte. Mehr variirende Beispiele bot Carex acuta L. 
Im Ganzen zeichneten sich die dortigen Exemplare durch sehr 
kompakten Aehrenstand aus. Namentlich eine Pflanze trug 15 Aech- 
ren, worunter zwei ganz und eine zur Hälfte männlich waren; 11 
Aehren standen auf dem Raum von einem Zoll am Stamme. Zwei 
weitere Pflanzen hatten je eine weibliche Aehre, welche lang ge- 
stielt am Grunde der Pflanze aus der Achsel eines langscheidigen 
Lanbblattes entsprang. Ein ferneres Exemplar zeigte einen so 
prächligen Fasernschopf, wie ich ihn bei dieser Carex-Art noch 
nicht bemerkt hatte. Ueberhaupt scheint der Fasernschopf bei sehr 
vielen Carex-Arten vorhanden zu sein, wenn auch nach den ver- 
schiedenen Arten in verschiedener Stärke. Er bildet bekanntlich 


162 


einen Hilfsunterschied zwischen Carexz verna Vill. und Carex 
longifolia Host, (C. polyrrkiza Wallr., umbrosa Hoppe). Auch 
bei Carex divulsa Good. habe ich stels einen augenfällig stär- 
keren Fasernschopf gefunden, wie bei Carez muricata L. und ich 
glaube, dass hin und wieder dieser Umstand von Gewicht bei jun- 
gen Exemplaren sein kann, wo die Schläuche noch zu klein sind, 
da die ligula nicht immer ein entscheidendes Merkmal abgibt. 


Halle, im Jänner 1868. 


It 


Die europäischen Hordeum-Arten. 
Von Victor v. Janka. 


1. Palea inferior in spiculis lateralibus arista brevissima (i. e. 
“  arista palea ipsa breviori) terminata, vel haud aristata. 2. 
Palea inferior florum omnium longe aristata: arista paleam 
ipsam superans. 3. 
Spiculae omnes magnitudine aequales v. subaequales, latera- 
lium paleae haud aristatae: 
Hordeum bulbosum L. (H. strictum D esf.) 
Spiculae difformes, nempe laterales semper minores sae- 
pius rudimentariae; harum paleae inferiores breviler aristatae: 
H. secalinum Schreb. 
3. Spiculae laterales masculae v. rudimentariae distinctissime 
pedicellatae; intermedia major hermaphrodita sessilis; rhachis 
spicae fragilis. 4. 
Spiculae omnes magnitudine aequales hermaphroditae ses- 
siles v. subsessiles; rhachis haud fragilis. 5. 
Glumae spiculae intermediae (hermaphroditae) anguste lineari- 
lanceolatae selis elongalis ciliatae: H. murinum L. 
Glumae spiculae intermediae (hermaphroditae) setaceae 
brevissime setuloso-scabrae: H. maritimum Wither. 
5. Spica breviter oblonga; palearum "aristae arcualo-palulae 
demum squarrosae eas glumarum multo superanltes; vaginae 
glabrae: H. crinitum Desf. (Elymus erinitus Schreb.) 
Spica linearis; palearum aristae rectae eas glumarum 
paullo excedentes; vaginae pilosae: 
H. europaeum All. (Elymus europaeus L.) 


ww 


[105 


163 


Die europäischen Elymus-Arten '). 
Von Victor v. Janka. 


1. Glumae latae, lanceolatae vel lineari-lanceolatae paleis similes 
vel conformes; flores e glumis vix exserli, 2. 
Glumae angustissimae, subulatae vel setaceae paleis valde 
difformes; flores (saltem superiores) e glumis longe exserli. 4. 
2. Spiculae geminae-quaternae. 3. 
Spiculae senae: Elymus giganteus Vahl. 
3. Glumae laeves lanceolatae villosulae, spiculae geminalae: 
E. arenarius L. 
Glumae nervosae late lanceolatae glabrae ; spiculae ternae 


v. qualernae: E. sobulosus M.a.B. 

4. Spieulae pleraeque solitariae 4 florae; glumae glabrae, paleae 
villosae: E. Paboanus Claus. 
Spiculae geminae v. ternae 2—3 florae; glumae floresque 
inferne puberuli: E. junceus Fisch. 


Szent Gothärd bei Szamos-Ujväar in Siebenbürgen, am 
31. März 1868. 


Literaturberichte. 


— Beiträge zur Kenntniss der deutschen Brombee- 
ren, insbesondere der bei Bremen beobachteten Formen. Von 
W.0O.Focke. (Separatabzug aus den Abhandl. d. naturw. Vereines 
zu Bremen.) Bei C. Ed. Müller 1868 p. 68. 

Mit Recht nannte ein geistreicher Naturforscher die Resultate 
der Forschungen Darwin’s „ein Ferment, dessen Einfluss man sich 
nicht mehr entziehen könne.“ Die Wahrheit dieses Satzes beweist 
auch der vorliegende Aufsatz. Der Verfasser sucht die bis jezt un- 
besiegten Schwierigkeiten, welche das Heer der Brombeerformen 
durch seine Polymorphie der systematischen Bearbeitung bereitet, 
derart zu überwinden, dass er (p. 3) als leitenden Gedanken fol- 
genden Satz aufstellt: „Die Begriffe von Art und Race haben ihre 
reale Grundlage einzig und allein in den gemeinsamen Abstam- 
mungsverhältnissen der einzelnen Individuen. Eine wahre Syste- 
malik muss eine Genealogie sein, denn nicht allein die Bastarte, 


1) Die Gattung Alymus wird viel richtiger mit Tritieum vereinigt; 
Triticum ramosum Trin., T. Rousii Gren. et Duv. könnten ebenso in 
dieser Tabelle Platz finden, sowie auch 7. Pseudo-Ayropyrum Gris. von 
Trinius und Turezaninow zu Elymus gereiht werden. 


164 


sondern auch die sogenannten reinen Arten haben ihre Entstehungs- 
geschichte. Die nächste Aufgabe der Systematik besteht in der 
naturgemässen, d. h. genealogisch richtigen Umgrenzung und Ord- 
nung der verschiedenen Formenkreise.* Dem entsprechend unter- 
scheidet Focke (p. 6) nebst Stammarten: 1. Abgeleitete Arten, 
oder wenn man lieber will, konstante Racen. 2. Individuelle Ab- 
änderungen, die bei Vermehrung auf vegetalivem Wege constant 
bleiben, bei der Samenzucht ihre auszeichnenden Eigenschaften 
mehr oder weniger schnell verlieren. 3. Durch äussere Einflüsse 
bedingte Abänderungen, die sich nicht vererben. 4. Baslarte. 
Die einzelnen deutschen Brombeerformen wurden genau unler- 
sucht und nach diesen Prineipien in Stammarten, konstante 
Racen, Abänderungen und Bastarte eingetheilt. Von den ersteren 
unterscheidet Focke (p- 63) namentlich 7, nämlich: R. tomentosus 
Borkh, R. amoenus Portenschl., R. vulgaris, R. Arrhenü Lange, 
R. banatus n. sp., R. glandulosus Bell. und R. caesius L. Ob sich 
Focke’s Ansichten praktisch bewähren und im grösserem Umfange 
als durchführbar erweisen werden, muss späteren Untersuchungen 
über diese Rubus-Arten überlassen bleiben. Auf jeden Fall findet 
sich in dem vorliegenden Aufsatze viel Anregendes und Brauch- 
bares, was eine fernere Prüfung verdient. Der Unterzeichnete 
empfiehlt denselben daher allen Batologen zur genaueren Durch- 
sicht angelegentlich. Dr. H. W. Reichardt. 
— Im dritten Hefte (vom 1. Jänner 1868) der von den Dr. A. 
P. Ninni und P. A. Saccardo herausgegebenen Commenltaris 
della fauna, flora e Gea del Veneto e del Trentino gibt Dr. G. 
Venturi seinen Bedenken gegen das Arltenrecht von Desmatodon 
griseus Juratzka. Ausdruck. Da es sich um eine Art handelt, die 
zuerst aus Oesterreich beschrieben wurde und das erwähnte Jour- 
nal nur wenigen unserer Leser zugänglich sein dürfte, glauben 
wir, dass ein Auszug dieses Artikels nicht unwillkommen sein wird. 
Die Untersuchung von Originalexemplaren hat Venturi belehrt, 
dass, im Widerspruche mit Juratzka’s Diagnose, wenn die Zähne 
auch sehr kurz sind, dieselben eine Neigung nach rechts wahrneh- 
men lassen, bevor sie durch Abnahme oder Herabfallen des Deckels 
sich nach aussen biegen und ausbreiten. Die Drehung nach rechts, 
die schon bei den Zähnen wahrnehmbar sei, trete noch deutlicher 
beim Deckel zu Tage, indem die Zellenreihen von der Basis bis 
zur Spitze beinahe eine Viertelwendung machen. Ebenso fehle der 
Ring nicht gänzlich, indem man bei genauer Prüfung ohne Mühe 
die kleinen Zellen finden kann, welche — manchesmal in zwei- 
facher Reihe — das Peristom umgeben. Weiters glaubt Venturi, 
die von Juratzka geläugneten Uebergänge zwischen Desmatodon 
griseus und Barbula membranifolia durch die in seinem Besitze 
befindlichen Exemplare, die er theils selbst sammelte, theils von 
Freunden erhielt, konstatiren zu können. Bei den aus Istrien 
slammenden Exemplaren sind die Zähne des Peristoms sehr kurz: 
wahrend aber jene, die Venturi am Monte Spaccalo sammelte, 


165 


und die er von Tommasini als von Bieka und Boluniz stammend 
erhielt, diese kaum dreimal so lang als die Basilarmembran sind, 
zeigen die Zähne jener die von Tommasini bei Scoreola un 
S, Servolo nächst Triest, dann bei Devazza gesammelt worden sind, 
eine viel bedeutendere Länge: namentlich bei den Exemplaren von 

Servolo überschreiten die Zähne sechsmal die Höhe der Basilar- 
membran, zeigen eine kleine Neigung zu Windungen und sind auf 
das Säulchen gestützt. Zwischen der schwachen Neigung der Zähne 
des Peristoms nach rechts in den eben erwähnten Exemplaren und 
der doppelten Spirale, bei den Zähnen des Peristoms von Exem- 
plaren aus dem Genuesischen, ist ein grosser Unterschied; es sind 
aber Exemplare nicht selten, wo die Zähne mehr als eine Win- 
dung bilden, wie in jenen von Meran, die Milde sammelte, oder 
kaum eine Wendung wie jene von Santa Masenza, die Venturi 
von Sardagna erhielt. Bei den nachgewiesenen Uebergängen 
zwischen dem sehr kurzen Peristom des Desmatodon griseus und 
dem sehr langen der Bardula membranifolia muss man dem Cha- 
rakter, auf den Juratzka besonders das Artenrecht von Desma- 
todon griseus slülzt, seinen ganzen Werth absprechen. Diess muss 
man um so mehr Ihun, wenn man erwägt, wie wenig Werth bei 
anderen Arten auf die Länge des Peristoms gelegt werden darf: 
Niemanden sei es eingefallen, bei Pottia lanceoluta und Weissia 
viridula etc. verschiedene Arten nach der Länge des Peristoms 
aulzustellen. Namentlich die Exemplare von S. Servolo haben auch 
einen längeren Fruchtstiel, obwohl er die Länge jenes der Exem- 
plare, die bei Genua und selbst im Trentino gesammelt wurden 
nicht erreicht; mit der namhaften Länge verschwindet auch die von 
Juraizka erwähnte grössere Stärke des Fruchtstieles. Der Deckel 
verlängert sich in demselben Verhältnisse wie die Zähne. Das Moos, 
das Juratzka als Desmatodon griseus beschrieben, könne daher 
nicht als eine selbstständige Art, wohl aber in Anbetracht der Charak- 
tere, die es von der Normallorm unterscheiden und des weiten Gebie- 
tes, in welchem abnorme Exemplare gefunden wurden, als gut unter- 
schiedene Varietät gelten, und wäre die Diagnose die folgende — 
„Barbula membranifolia Hook ß. grisea. Pedicello breviore crassiore; 
opereulo breviore; annulo plerumque inconspicuo; peristomii dentibus 
brevissimis vix dextrorsum inclinatis.“ — Venturi nimmt weiter An- 
lass die Berechtigung des Bestandes der Gattung Desmatodon zu be- 
streiten und schlägt die Vereinigung der darunter begriffenen Arten 
nit Barbula und deren Versetzung zu den Syntrichien in die Nähe 
der Barbula Wahliuna, marginata, muralis; dagegen hält er für 
zweckmässig aus der so vergrösserten Galtung Barbula ver- 
schiedene Gallungen zu bilden; diese wären: 1. Aloidella aus der 
Schimper’schen Abtheilung Tortula; 2. Chloronotus aus der Ab- 
theilung BE 3. Barbula aus den Abtheilungen Unguiculatae 
und Oonvolutae. 4. Streblon aus den Abtheilungeu Tortuosae und 
fragiles. 5. Be aus den Abtheilungen Cuneifoliae Syntricheae 
mit Desmatodon. Man würde zwar so verwandte Gattungen erhal- 


166 


ten, ihre Verwandtschaft wäre aber keine so nahe, wie jene ver- 
schiedener Hypnaceengattungen, die von den berühmtesten Aulo- 
ritäten anerkannt sind. Bartsch. 


Correspondenz. 


Wien, am 21. März 1868. 


Bei einer Partie, die ich im August 1866 auf die Koralpe an 
der Grenze Steiermarks und Kärntens unternahm, fand ich daselbst 
eine Carex, welche durch ihre schwarzen Aehrchen zwar stark 
an Carez rigida Good. erinnerte, sich jedoch durch die schmalen 
Blätter augenblicklich von derselben unterschied, und sich als eine 
Form der C. vulgaris Fr. kennzeichnete; bei näherer Untersuchung 
und nach Vergleichung mit schlesischen Exemplaren erkannte ich 
auch richtig in derselben die Carex melaena W imm., mit der sie 
vollkommen übereinstimmt. — Hierdurch aufmerksam gemacht wurde 
mir die Angabe von Josch, Flora von Kärnten p. 109, dass C. 
rigida Good. auf der Koralpe wachse, zweifelhaft, und verdanke 
ich nun der Güte des Herrn Dr. Holzinger eine briefliche Mit- 
theilung des Herrn Präsidenten Josch, worin derselbe auch seine 
von Kokeil gesammelte und ihm als C. sazatilis ohne Autoran- 
gabe mitgelheilte Carex nur für eine kleinere Form der C. vulgaris 
erklärt, und seine Angabe mithin selbst berichtigt, wesshalb ich 
keinen Anstand nehme, Kokeils Pflanze für identisch mit meiner 
zu halten, wobei ich noch bemerke, dass der Standort meiner 
Pflanze auf steierischem Boden gelegen ist. — Carez melaena 
Wimm. wäre somit aus den österreichischen Alpen bereits aus 
Tirol, (Hausm, Fl. v. Tirol p. 1500) aus Kärnien und aus Steier- 
mark bekannt, während für C. rigida Good., nachdem sie auch 
für Tirol (Hausm. ]. c. p. 1201) zweifelhaft ist, blos der Standort 
am Gamskahrkogel bei Gastein (Hinterh. Prodr. 234) übrig bleibt, 
wenn nicht vielleicht auch hier eine Verwechslung mit C. melaena 
Wimm. zu Grunde liegt. Zu der von Prof. Simony in der Sitzung 
der zool.-bot. Gesellschaft am 4. Dez. v. J. erwähnten Piuus Abies 
8. viminalis Wahlbg. habe ich ebenfalls einen Standort aus Kärnten 
hinzu zu fügen; derselbe liegt in der Nähe von Greifenburg am 
rechten Ufer der Drau bei dem Weiler Kalch, und sind die dorti- 
gen Bäume, ich glaube mich recht zu erinnern, deren 3 oder 4, 
in der Gegend unter dem Namen Trauerfichten bekannt. 

Ernest Preissmann. 


Wien, am 4. April 1868. 


In der vorigen Nummer dieser Zeitschrift vom April pg. 136 
findet sich aus einer Korrespondenz eine Stelle, die einige Vor- 
würfe für die k. k. zoologisch - botanische Gesellschaft enthält. Ich 


167 


weiss nicht, ob die Veröffentlichung von Seite des Schreibers beab- 
sichtigt oder ob es dem Redakteur beliebt hat, diese Stelle der 
Veffentlichkeit zu übergeben; jedenfalls erfordert sie eine thatsäch- 
liche Berichtigung. Dass die Sammlungen der Gesellschaft Pe 
wegs allda vergraben liegen, sondern” gleichwie die Bibliothek i 

der libera!sten Weise jedem zur uneingeschränkten Benützung frei 
stehen, ist allbekannt, und muss auch der Schreiber, der selbst 
[rüher Mitglied war, sich wohl davon überzeugt haben, wenn auch 
er keinen Gebrauch davon gemacht hat. Dass übrigens auch Nicht- 
mitglieder dieselben unbeschränkt wissenschaftlich verwerthen kön- 
nen, davon kann er sich jeden Augenblick überzeugen, indem ich 
ihn einlade, sich im Herbich’schen Herbar, das sich leider nur 
zum geringsten Theil hier befindet, die gewünschten Aufklärungen 
zu verschaffen. Die Gesellschaft bietet ihm ihre Verhandlungen mit 
Vergnügen zur Aufnahme der von ihm erlangten Resultate; viel- 
leicht ergeben sie bei seinem warmen Eifer Gehaltvolleres als lose 
aphoristische Bruchstücke. Dass eine solche Benützung der Samm- 
lung für jenen ausführbar, dem es Ernst mit wissenschaftlichem 
Sireben und nicht blos um Tadel zu thun ist, hat Hr. Dr. Reh- 
mann bewiesen, der am Schlusse des vorigen Jahres von Krakau 
hieher reiste, um solche Vergleiche durch 3 Monate zu pflegen, 
und Aufklärung in diesem Herbar zu suchen, dessen Resultate auch 
schon in der Jahresversammlung am 1. April d. J. der Gesellschaft 
vorgelegt wurden, und die sich gegenwärtig im Druck befinden. 
Was den fernern Vorwurf betrifft, dass ausser Neilreich ohnehin 
niemand etwas in der Phanerogamenkunde leistet, so muss ich mir 
doch erlauben, — indem ich bemerke, dass jeder der Herren Bota- 
niker unseres Kreises gewiss mil wahrer Freude diesem lieben, 
allverehrten Manne gerne die Palme als Ersten als Unerreichten 
überlassen wird, — aus den letzten Jahren der Verhandlungen 
einiges anzuführen, was über Phanerogamen in unsern Schriften 
enthalten ist: ea Ueber Pllanzen des Kitaibelschen 
Herbars. Erdinger: Salix Kerneri. Fenzl: Sedum magellense etc. 


Hükel: Botanische Austlüge in Galizien. — Flora von Drohobyez. 
Kanitz, Knapp, Sc hulzer: Flora von Slavonien. Kerner: Neue 
Bürger der n. ö. Flora. — Hy bride Orchideen. Knapp: Prodromus 


florae comit. Nitriensis. Kra$an: Polymorpbie von Rubus. Philippi: 
Zwei neue Pflanzengattungen. Pokorny: Alter der Holzpflanzen. 
Polak: Ueber Gummi resina liefernde Umbelliferen. Reichardt: 
Missbildung von Pinus. Stoliczka: Zur Flora und Fauna von Chi- 
sei. Tomaschek: Zur Flora von Lemberg. Weiss: Floristisches 
aus Istrien, Dalmatien, Albanien und mehreres. Ich muss es, da 
ich die Botanik nur als Diletiant betreibe, natürlich dem Schreiber 
überlassen, ob er, seinen Arbeiten gegenüber, diese Arbeiten als 
Leistungen betrachtet, aber verschwiegen durfte das Vorhandene 
nicht werden, wenn er sich nicht dem Verdacht aussetzen will, 
dass er unsere Verhandlungen gar nicht kennt, und nichts von 
diesen Aufsätzen wusste; denn andere, gewiss weniger achlens- 


168 


werthe Gründe für ein geflissentliches Verschweigen will ich nicht 
annehmen. Da die Redaktion der botanischen Zeitschrift die Ver- 
handlungen der Gesellschaft im Schriftentausch besitzt, so dürfte 
dieselbe wohl zur Vermeidung der Verbreitung thatsächlich unrich- 
tiger Auffassungen vielleicht, gebeten werden, in solchen Fällen 
den Betreffenden Einsicht in die Verhandlungen zu gestatten. Wenn 
die k. k. zoologisch-botanische Gesellschaft nicht die Zufriedenheit 
des Schreibers erlangt hat, so muss sie das zwar bedauern, glaubt 
jedoch, dass er sich nur selbst ein Tadelsvotum ausstellt, wenn er 
klagend auf Paris, Florenz, Berlin deutet, anstatt selbst Hand ans 
Werk zu legen. Die G Gesellschaft ist eifrigst bemüht, in jeder Rich- 
tung anzueifern und zu wirken, und gerade aus den genannten 
Orten ermangeln ihr besondere Anerkennungen ihrer Bestrebungen 
keineswegs. Mögen nur auch jene Herren, die es überall besser 
finden, und denen es bequemer ist, anzuklagen, ihren Eifer für 
Erreichung einer achtungsvollen Stufe bei uns, in ehrenwertherer 
Weise bethätigen, wenn sie sich dazu berufen glauben und fühlen. 
Auf dem Felde der Wissenschaft mag der Schreiber überzeugt 
sein, haben wir den Kampf nicht zu scheuen. 
Georg Ritter von Frauenfeld. 


Wien, am 24. April 1868. 
Ich bin gesonnen im Juni laufenden Jahres eine Reise in die 
oberösterreichischen Alpen zu machen und will mich auf einige 
Monate in Hallstadt niederlassen, um von dort aus Flechten zu 
sammeln. Zu diesem Zwecke werde ich binnen Kurzem eine Sub- 
seriplion auf das zu sammelnde Material eröffnen und lade alle die- 
jenigen Herren, die daran Theil nehmen wollen ein, sich schon 
jetzt mit mir (Wieden, Taubstummengasse 6 in Wien) darüber ins 

Einvernehmen zu setzen. Alles Nähere späler! Hugo Lojka. 


Szent Gothard in Siebenbürgen, am 42. März 1868. 


In Ihrem neuesten Elenchus duplicatorum findet sich auch 
Hieracium leptocephalum Schloss. und Vuk. angeführt. — Diese 
Pflanze ist mit Hieracium transsilvanicum Heuff. idenlisch und 
zwar stellt sie jene robustere Form dar, die Fries in der Epierisis 
generis Hieraciorum (Upsala 1862) pag. 97 in der Anmerkung er- 
wähnt. Ich habe sie im vorigen Jahre Ende April bei Mehadia häu- 
fig, aber noch nicht blühend angelroffen. Bei dieser Gelegenheit 
sei auch bemerkt, dass Oenanthe silaifolia des Sylloge florae 
croat. identisch mit Oe. banatica Heuff., ebenso Oe. peucedani- 
folia daselbst identisch mit Oe. media Gris. ist. — Allmälig weicht 
jetzt der viele Schnee von den Bergen. Bulbocodium vernum L. 
(B. ruthenicum Bunge) blüht bereits bei Klausenburg. 

Victor v. Janka. 


Szent Gothard in Siebenbürgen, am 8. April 1868. 


Endlich ist auch bei uns die Vegetation erwacht: Adonis ver- 
nalis, Carex humilis, Sceilla bifolia, der hier auf buschigen Steppen 


169 


und in den Wäldern tonangebende Helleborus purpurascens, dann 
das in mancher Beziehung — purpurbesprenkelte Blätter, Form 
der Blüthe wegen der zurückgeschlagenen Blumenblätter, Farbe 
und Geruch derselben — an Cyelamen erinnernde Erythronium 
Dens canis sind eben in vollstem Blühen begriffen. Diesen folgen 
Anemone pratensis, A. Jankae und A. patens, Corydalis solida. 
Gagea lutea, Fritillaria tenella etc. — Wenn die Witterung so 
andauert, werde ich meine Reise an die Grenze der Moldau in 14 
Tagen antreten. — Das Gesammtergebniss meiner vorigjährigen 
Exkursionen im Banat etc, werde ich erst später publiciren. In- 
dessen will ich noch 2 für uns neue Pflanzen des Banates erwäl- 
nen: Seleranthus biennis Reut., auf Hügeln bei Swinieza an der 
Donau in Gesellschaft von Trifolium gracile Thuill, T. arvense 
und einer Zwergform von Lythrum hyssopifolia (höchstens 1” 
hoch — meine Exemplare geriethen aber in Verlust) sehr gemein, 
doch wohl nur Varietät von S. annuus; — und die Jasione, welche 
ich in meiner Korrespondenz aus Swinicza ddto. 10. August in 
Nr. 9 der bot. Ztschft. 1867 angab. Mit dieser konnte ich lange 
nicht ins Reine kommen. Ich vermuthete wohl, dass sie zu J. Held- 
reichü Boiss. (J. montana Griseb. Spicileg. fl. rumel.) gehören 
dürfte, doch blieb es, da mir Boissier’s Diagnoses nicht vorla- 
gen, bei dieser Vermulhung, bis mich vor wenigen Tagen ein 
Schreiben meines Freundes Ascherson von dem Zweifel befreite. 
Ascherson, dem ich ein Blüthenköpfchen übersandte, sagt unter 
Anderem: „... Das interessanteste Stück ist jedenfalls die Jasione, 
welche Sie mir schon früher in 1 Exemplar mittheilten, aus dem 
sich das Perenniren deutlich erkennen lässt. Doch befand sich 
daran kein aufgeblühter Kopf, weshalb ich sie nicht weiter unter- 
suchte. Ich stehe nicht an, sie nach der Diagnose für J. Held- 
reichit Boiss. et Orph. zu halten, was sonst (ohne Vergleich von 
Exemplaren) nicht meine Gewohnheit ist. Hier treffen aber 2 wich- 
tige Merkmale: die Form der Bracteen und der lange Blüthenstiel 
(letzterer macht die Köpfe so luflig, wie ich sonst keine Jasione 
kenne) so völlig zu, dass ich mich schon durch die blosse Dia- 
gnose beruhigt halte. Die vegetativen Merkmale stimmen allerdings 
nicht, aber darauf ist nicht viel zu geben. Ich habe J. montana 
öfter unzweifelhaft perennirend gefunden. Alle Blüthenmerkmale 
stimmen; ich würde die bracteae nur sinualae nicht pinnalifidae 
(wie Boissier in Diagnos. pl. orient. Ser. Il. fasc. 6 [1859] pag. 120) 
nennen. Aber die Länge und Schmalheit derselben weicht auffallend 
von der Eiform bei J. montana und J. perennis ab und ist wie 
der lange Blüthenstiel Hauptcharakter dieser ausgezeichneten 
Art.“ Ich fand Jasione Heldreichii mit Hieracium marmoreum und 
Sempervivum Zelebori häufig am Treszkoväczer Fels; gleich 3 für 
die Monarchie neue Gewächse auf ein und demselben Standort! 
Das Sedım annuum, das ich am 10. Juli 1862 in Felsritzen an 
der Grosswardein -Klausenburger Strasse zwischen Feketetö und 
Czucsa in Gesellschaft mit S. hispanicum (vgl. öst. bot. Ztschft. 


170 


vom J. 1867 pag. 67) fand, gehört zur var. ß. racemiferum in 
Grisebach Spicilegium florae rumel. I. pag. 325, aus welcher 
Heldreich: Sedum Grisebachis machte. — Gestern fand ich unter 
vielen tausenden von Exemplaren von Helleborus purpurascens 
eines ohne geringste Purpurfärbung. Desswegen werde ich aber 
H. purpurascens keineswegs mit H. viridis vereinigen. Man sah es 
dem grünen Exemplare an, dass es krank sei. Die Farbe war nicht 
lebhaft grün, wie gewöhnlich bei in Blüthe befindlichem H. viridis 
oder H. odorus, sondern mehr gelb, Iheilweise weisslich, Als ich 
in meinen Adnotaliones die Blätter von H. purpurascens überwin- 
ternd angab, war ich jedenfalls stark im Irrthum. Ich schloss dar- 
auf, weil ich Ende Oktober hier überall noch grüne Blätter sah. 
Doch den Winter halten sie nicht aus, wie z. B. von H. odorus. 
Die Blätter von Helleborus viridis scheinen hingegen noch zeitlich 
im Sommer tolal abzusterben. Es würde mich interessiren, darüber 
Beobachlungen zu vernehmen. Janka. 


—— 


Personalnotizen. 


— Dr. Julius Münter, Professor an der Universität Greifs- 
wald wurde von der Sociedad rural Argentina zu Buenos Ayres 
zu ihrem Socio honorario y corrensponsae ernannt, Auch erhielt 
Dr. Münter bei der Ausstellung in Paris für blühende Hyacinthen 
im August eine bronzene Medaille zuerkannt. 

— Schulratiı Wimmer ist am 12. März in Breslau gestorben. 


a  — 


Vereine, Gesellschaften, Anstalten, 


— Unsere Akademie der Wissenschaften wird Ende 
d. M. ihre feierliche Jahressitzung abhalten. Man sieht derselben in 
so lerne mit erhöhetem Interesse entgegen, als sie eine Frage zur 
Entscheidung bringen soll, die für die künftigen Verhältnisse der 
Akademie von tiefer Bedeutung werden dürfte, indem es sich ein- 
fach darum handelt, ob Oesterreichs erstes wissenschaftliches In- 
stitut, beengt durch seine noch vormärzlichen Satzungen, auch 
fernerhin an diesen mit zäher Selbstsucht haften und so ein zwar 
bequemes aber nur träge pulsirendes Dasein dahinfristen oder ob 
es sich zu einem zeitgemässen Fortschritte ermannen und die alten 
schon lange morsch gewordenen Gepflogenheiten über Bord werfen 
wolle. Vierzehn erleuchtete Mitglieder der Akademie, die Herren 
Arneth, Bergmann, Boue&, Fiedler, Haidinger, Hauer, 
Hörnes, Hyrtl, Kner, Meiller, Petzval, Reuss, Sacken u. 


171 


Suess haben in der Gesammtsitzung vom 30. Jänner d. J. einen 
Antrag auf Neuorganisation der Akademie, welche. seit ihrer Grün- 
dung (1846) in Wesentlichem unverändert geblieben ist, einge- 
bracht. In diesem Antrage wird unter anderem hervorgehoben, dass 
die Akademie abgeschlossen von der anregenden und befruchtenden 
Berührung mit der Aussenwelt bleibt; dass sie sich jedes Einflusses 
auf die Behandlung der wissenschaftlichen Fragen, mit denen die 
Staatsverwallung sich zu beschäftigen hat, begibt, und die Initia- 
tive nur selten und in untergeordneten Vorkömmnissen ergreift. 
Es wird die Thätigkeit der Akademie nach Aussen besprochen und 
ihr die Belebung der Sitzungen durch Theilnahme an den jewei- 
ligen Fluktuationen der wissenschaftlichen Welt empfohlen. Es wird 
die Unterabtheilung der Akademie in eine Anzahl von Sektionen 
beantragt, ein neuer Modus für die Wahlen der Mitglieder in Vor- 
schlag gebracht, die volle Selbstständigkeit beider Klassen und 
das Auflassen der Gesammitsitzungen als wünschenswerth erklärt, 
ausserdem wird noch verlangt, dass die motivirten Beschlüsse jeder 
Kommission durch den Druck veröffentlicht werden sollen. Die von 
dem Präsidenten, wie üblich, ernannte Kommission zur Prüfung 
obiger Vorschläge hat in ihrer Weisheit beschlossen „Alles schön 
beim Alten zu belassen“ und bei der Akademie zu beantragen, 
alle und jede Reformen abzulehnen! Dieser Antrag, man 
möchte es kaum glauben, soll die Majorität der Wiener Akademi- 
ker für sich haben und dessen Fall nur von der Erleuchtung der 
auswärligen Mitglieder abhängen, welche eben bei der feierlichen 
Maisitzung den entscheidenden Ausschlag zu geben haben werden 
und wie zu hoffen auch im Sinne der vierzehn Antragsteller geben 
werden. 

— In einer Sitzung der kais, Akademie der Wissenschaften 
am 13. Febr. übersendete Prof. H. Leitgeb in Graz die erste Ab- 
handlung seiner „Beiträge zur Entwicklungsgeschichte der Pflan- 
zenorgane*. Sie behandelt das Wachsthum des Stämmehens von Fon- 
tinalis antipyretica. Das Spitzenwachsihum dieses Mooses erfolgt 
durch wiederholte Theilungen einer dreiseitigen Scheitelzelle. Die 
Theilwände sind den Seitenflächen der Scheitelzelle parallel. Die 
Theilungsspirale ist eben so häufig rechis- als linksumläufig. Die 
durch die Theilwände aus der Scheitelzelle abgeschniltenen Seg- 
mente sind, ihrer Entstehung entsprechend, in drei Längsreihen 
geordnet und anfangs unter einem Winkel von ungefähr 70° gegen 
einander geneigt. Jedes Segment theilt sich durch eine Längswand 
in einen äusseren und einen inneren Theil. Der später horizontal 
werdende innere Segmenttheil, der Stengeltheil des Segmentes, 
zeigt im Allgemeinen dieselbe Entwicklung, wie sie für die Seg- 
mente in den Wurzeln vieler Gefässkryplogamen und im Stamme 
von Equisetum bekannt ist. Er zerfällt durch die Sextantenwand in 
Sextanten, in deren grösseren durch eine tangentiale Wand eine 
innere Zelle abgeschnitten wird. Aus dem Stengeltheile des Segmentes 
bildet sich das weitzellige axile Gewebe des Stämmchens. Der äussere 

Oesterr. botan. Zeitschrift. 5. Heft. 1863, 13 


122 


Theil des Segmentes, der Blattheil, behält theilweise seine geneigte 
Lage bei. Er theilt sich durch eine Horizontalwand in das akroskope 
und das basiskope Basilarstück. Ersteres wächst zur freien Blatifläche 
aus, indem sich in ihm eine zweischneidige Scheitelzelle bildet. 
Aus dem basiskopen Basilarstücke entwickeln sich die Knospen. Es 
gehört also jede Knospe und das über ihr stehende Blatt demselben 
Segmente an. Eine Wand der Knospenscheitelzelle ist immer der 
Spitze des Muttersprosses zugekehrt. Die Segmentspirale der Knospe 
ist immer der Segmentspirale des Muttersprosses antidrom. Das 
tangentiale Wachsthum des basiskopen Basilarstückes bleibt gegen 
das des akroskopen bedeutend zurück. Die durch das Diekenwachs- 
thum des Stämmchens bedingte Umfangsvergrösserung übernehmen 
dafür die rechts und links angrenzenden akroskopen Basilarstücke 
der beiden nächst älteren Segmente. 

— In einer Versammlung des naturwissenschaftlichen 
Vereines in Graz am 28. März erstattete Dr. J. B. Holzinger 
Bericht über den von ihm im November v. J. unternommenen 
lichenologischen Ausflug nach Kärnten. Er beabsichtigle eine Exkur- 
sion in die Karawanken. Leider wurde die Expedition wegen des 
bei der Ankunft in Klagenfurt hereingebrochenen anhaltenden Re- 
genwetlers unausführbar, so dass er sich auf die Begehung des 
Kreuzberges nächst Klagenfurt beschränken musste. Diese war 
aber im hohen Grade lohnend, denn der Kreuzberg erwies sich als 
eine förmliche Schatzkammer lichenologischer Seltenheiten. Schon 
nach 2?/, Stunden war der Vortragende im Besitze von folgenden 
für die Flora Kärntens neuen Cladonienarten. Cladonia cervicornis 
Ach., pysidata L. «. neglecta Flk., fimbriata L., fimbr. L. ß. 
cylindrica subulata Schaer, fimbr. L. ß. cylindr. rodiata Schaer, 
caespiticia Flk., furcata Schreb., cornucopioides L., gracilis L. 
a. vulgaris ceratostelis Wallr. et chordalis Flk., silvatica Hoffm., 
und hatte nebst mehreren, gewöhnlichen vorkommenden Sachen, 
wie der Buellia punctata Flk., Baeomyces roseus Pers:, Parmelia 
stellaris L. «. aipolia Ehrh., Calloplaca luteo-album Turn., Im- 
bricaria conspersa Ehrh., auch die sehr seltene Imbricaria revo- 
luta Flk. entdeckt. Wegen des Regens und starken Nebels sei 
übrigens gewiss Vieles seiner Aufmerksamkeit entgangen. Das Bas- 
sin des berühmten Lindwurmes auf dem neuen Platze in Klagenfurt 
war voll von der schönen Chara fragilis Desv., von Diatomeen 
und dem durch seine überraschende Verschwindungsfähigkeit aus- 
gezeichneten Oedogonium fugacissimum Rab. 

— In einer Sitzung der schlesischen Gesellschaft für 
vaterländische Kultur am 23. Januar berichtete Dr. J. Milde 
über die Entdeckung des merkwürdigen Asplenium adulterinum. 
Die Pflanze ist bei Einsiedl und Marienbad in Böhmen und bei 
Schönberg in Mähren, westlich vom Altvater in Menge aufgefunden 
worden. An beiden Orten wächst sie auf Serpentin und ist häufiger, 
als das dort gleichfalls vorkommende A. Trichomanes, während A. 
viride ganz fehlt. A. adulterinum hat den Habitus des A. Tricho- 


173 


manes, seine Spindel ist in der grösseren unteren Hälfte schwarz- 
braun, in der oberen grün, gefurcht, aber vollkommen ungeflügelt, 
die Spreuschuppen bald mit, bald ohne Scheinnerv, die Stellung 
der Fruchthäufehen und das vierschenklige Leitbündel im Blattstiele 
erinnern an A. viride. Die Pflanze steht vollkommen mitten inne 
zwischen A. Trichomanes und A. viride und ist vielleicht für den 
Serpentin charakteristisch. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass sie 
auch in Schlesien noch aufgefunden wird. Consistorialrath Pfarrer 
Dr. Lorinser hielt einen Vortrag über altindische Pflanzen- 
namen. Die tiefe Empfindung und das feine Naturgefühl der alten 
Inder äusserte sich auch in den Namen, welche dieselben den Ge- 
wächsen ihres Landes beilegten, wie der Vortragende aus den 
ältesten Denkmälern der Sanscritliteratur, den Vedas, dem Maha- 
baratta und dem Ramayana nachwies, letztere Epen enthalten poe- 
tische Schilderungen des tropischen Urwalds, wie kein andres 
altes Schriftwerk (so unter andern in der Episode von Nal und 
Damajanti drei ganze Strophen, mit Namen von indischen Wald- 
bäumen ausgefüllt). 


———esse2.— 


Literarisches. 


— Von Dr. A. Flückiger ist in Berlin erschienen: „Lehr- 
buch der Pharmacognosie des Pflanzenreichs. Naturgeschichte der 
wichligsten Arzneisloffe vegelabilischen Ursprungs.“ 

— Von Eugen Fürst ist ein „Frauendorfer Garten-Kalender* 
für das Jahr 1868, 38 Seiten stark in Grossquart erschienen. Be- 
rechnet für ‚Gärtner enthält er in gedrängter Kürze viel des Nülz- 
lichen und Wissenswerthen, das in deren Fach einschlägt und dürfte 
sich bei seinem billigen Preise auch ein ferneres Erscheinen sichern. 


0  — 


Botanischer Tauschverein in Wien. 


Sendungen sind eingetroffen: Von Herrn Prichoda mit Pf. aus Nieder- 
österreich. —. Von Herrn Fritze mit Pf. aus Schlesien. — Von Herrn Prof. 
Fabry mit Pfl. aus Ungarn. 

Sendungen sind abgegangen an die Herren: Dr. Rauscher, Dr. Ker- 
ner, Bochkoltz, Winkler, Dr. Lagger, Hans, Holuby, Hille, Hülsen, 
Bausch, Dr. Schütz, Breidler. 


Correspondenz der Redaktion. 


Herrn J.: „Vielleicht in späterer Zeit, vorläufig können bloss Original- 
artikel berücksichtigt werden.“ — Herrn C.: „Pflanzen aus Italien besitze ich 
dermalen keine, empfehle Ihnen dagegen sich an Dr. R. F. Hohenacker, in 
Kirchheim u. T. in Württemberg zu wenden, dem solche in sehr schönen 
Exemplaren, gesammelt von Cesati, Garnel und Savi, zur Verfügung stehen.“ 


138 


174 


— Herrn Br. Schl.: „Sie haben die bemerkten 2 fl. bereits bei der diess- 


jährigen Pränumeration in Abrechnung gebracht.“ — Herrn M, in W.: „Viel 
Dank.“ — Herrn Dr. K.: „Ihre den 20. März in Innsbruck der Post übergebene 
„ 5 


Korrektur ist den 22. März wohl in Wien angelangt, blieb aber bis zum 
10. April (!) auf der Post Wieden liegen.“ 


ee ln 20 0 „oo 2 


Inserate. 


Zur hohen Beachtung für Bruchleidende. 


Der berühmte Bruch-Balsam, dessen hoher Werth selbst in Paris 
anerkannt, und welcher von vielen medieinischen Autoritäten erprobt 
wurde, welcher auch in vielen tausend Fällen glückliche Curen hervorbrachte, 
kann jederzeit direkt brieflich vom Unterzeichneten die Schachtel a 4 fl. Ve. W. 
gegen Einsendung des Betrages, da die Postnachnahme nicht stattfinden kann, 
bezogen werden. Für einen nicht so alten Bruch ist eine Schachtel hinreichend. 


J. J. Kr. Eisenhut in Gais, bei St. Gallen (Schweiz). 


Reliquiae Mailleanae. 


Diese grosse Sammlung, die von den Herren Puel und Maille in Paris 
in der Absicht besonnen wurde, Floren von Europa nach Regionen und Be- 
zirken eingetheilt herauszugeben, ist jetzt beendigt. Sie umfasst 2053 Num- 
inern, worunter 435 zwei- oder dreifach. 

Die folgend» Uebersicht der geografischen ‚Vertheilung der Pflanzen dieser 
Sammlung ist besonders geeignet, ihre Wichtigkeit für jedes Herbar darzuthun. 
Frankreich . . - = . .... 1348 Species; Spanien, a Era sag eraslinspecies 
Syrien We Pr BU nen Corsica . 


es 1 fee, 2 CN. „ 


Klem- Asien ten Terrors dl. y Desterreich % Pure 
Lappland! u) Sea) SA Maita 
Russland 2220. 2 2 415 


Sämmtlichen Pflanzen sind numerirte Etiketten beigegeben. Die Bestim- 
mungen sind von Herrn Dr. E. Cosson durchgesehen und eventuell berich- 
tigt. — Das Verzeichniss der ganzen Sammlung nach dem Prodromus von De 
Candolle geordnet wird in dem Bulletin de la Societe botanique de France 
erscheinen und es wir jedem Abnehmer der Sammlung ein Extraabzug des- 
selben zugeschickt. 

Der Preis der Centurie ist 40 Fres. (% Rthlr. 20 Sgr.). Die ganze Samm- 
lung kostet, da die 53 überschüssigen Nummern nicht berechnet werden, 
200 Fres. (53 Rthlr. 40 Sgr.) 

Die Sammlung kann entweder auf einmal, oder in Lieferungen von je 
3 Centurien bezogen und bezahlt werden. 


Briefe und Gelder sind an Herrn Kralik in Paris 4% rue du Grand 
Chantier zu adressiren. 


9 
SCHWEUERAN FE AU, ET ADB Canarische‘ Insem. . » .. 7 „ 
Selweizun una „A1suUna4say G Balearische a 
Alsieg.aub- Inir. avıbdl. 140600 Dänemark .......& , 
Kali. hate Inelleuane 4310 D 55 England (a Ha BB 
beleien :> een eilenanaDDnE Irland . „uns HE aa 
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Em Le Lem nn nn SE nn nn nn mn nn ne mE nn ram nn nina anne 


Redakteur und Herausgeber Dr. Alexander Skofitz. — Verlag von Gerold et Comp. 
Druck and Papier der ©. Veberreuter'schen Buchdruckerei (M, Salzer). 


Oesterreichische 


Botanische Zeitschrift, 


Gemeinnütziges Organ 


für 
Die österreichische Exemplare, 
botanische Zeitschrift u - die freidurch die Post be- 
erscheint Botanik und Botaniker, zogen werden sollen, sind 
den Ersten jeden Monats. blos bei der Redaktion 
an pränumerirt auf selbe f!:; a r Wieden, N. ‚ Nr.7 
au Gärtner, Dekonomen, Forstmänner, Aerzte, rm en a? 
@ Thlr. 10 Ngr.) Im Wege des 
ganzjährig, oder N horse Buchhandels übernimmt 
nee 6a ke Bst. w. Apolheker und Techniker. Pre ledarlon 
halbjährig. €. Gerold’s Sohn. 
Inserate in Wien, 
die ganze Petitzeile so wie alle übrigen 
10 kr. öst. W. N>- 6. Buchhandlungen. 
xXVIH. Jahrgang. WIEN. Juni 1868. 
INHALT: Die Rubi der Ns. Podhragyer-Flora. Von Holuby. — Vegetationsverhältnisse Ungarns. 
Von Dr. Kerner. — Ausflug in die Turracher-Alpen. Von Krenberger. — Phytographische Frag- 
mente. Von Dr. Schur. — Literaturberichte. Von Dr. Reichardt, Senoner. Gorrespondenz. Von 
S., Janka. — Kryptogamischer Reiseverein. — Personalnntizen. — Vereine, Gesellschaften, Anstalten. 


— Inserate. 


Die Rubi der Ns. Podhragyer-Flora. 
Von Jos. L. Holuby. 


Wenn ich in nachstehenden Zeilen über die Brombeeren meiner 
nächsten Umgebung meine Bemerkungen niederlege, muss ich die 
gültigen Leser im Voraus versichern, dass ich die Masse von Namen 
auf keinen Fall vermehren werde: sondern nur meine, hier im 
Umkreise von kaum zwei Quadratmeilen seit vier Jahren gesam- 
melten Arten und muthmasslichen Bastarte nach O. Kunze’s „Re- 
form deutscher Brombeeren* den Freunden und Feinden dieser 
vielgestaltigen Gattung in einer Reihe aufführen will. 

Gleich nach dem Erscheinen des erwähnten Werkes hatte Herr 
F. Schwarzer in Kuhnern die Güte es mir nebst mehreren schle- 
sischen Brombeeren mitzutheilen; auch war er so freundlich, meine 
Exemplare durchzusehen und grösstentheils zu bestimmen. Von 
nicht geringem Nutzen waren mir bei dem Sammeln und Bestim- 
men auch seine brieflichen Mittheilungen: und ich erfülle nur eine 
Pflicht der Dankbarkeit, wenn ich dies alles hier erwähne und da- 
für meinen verbindlichsten Dank öffentlich’ ausspreche. 

Dass man durch Annahme von Bastarten mit der Zeit die 
Rubos ebenso glücklich behandeln, und in das Chaos der Nomen- 
klatur die gehörige Ordnung wird bringen können, wie dies in 

Oesterr. botan, Zeitschrift 6, Heft. 1868, 14 


176 


neuester Zeit bei den Weiden schon gelang, ist mehr als wahr- 
scheinlich. Dass aber Bastarte in dieser Gallung gar nicht zu den 
Seltenheiten gehören, davon kann sich Jedermann überzeugen, der 
die Rubos seiner Gegend nur mit einiger Aufmerksamkeit beobach- 
tet. Man darf aber nicht alles mit Aerger wegwerfen, was nicht zu 
irgend einer Beschreibung genau passen will, denn es ist leicht 
möglich, dass man mit einer solchen so genannten „schlechten Art* 
die interessanleste Uebergangsform oder einen seltenen Bastart, 
den man nicht so bald wiederlindet, wegwirft. Herrn Olto Kunze’s 
„Reform“ wird durch die eigenthümliche Behandlung des Gegen- 
siandes auch den minder Geübten nicht von dieser vielgeslaltigen 
Gattung abschrecken, vielmehr ihr neue Beobachter zuführen. Möge 
dies im reichsten Maasse gelingen! 

Um Wiederholungen zu vermeiden, bezeichne ich gleich hier 
die geognostische Unterlage der weiter unten zu erwähnenden 
Standorte, an denen ich die hier aufgezählten Rubos gesammelt 
und beobachtet habe. Das Bosäc-Podhragyer Thal, das sich in einer 
Länge von 3 Stunden von Nordwest gegen Südost zieht und bei 
Bohuslawice mit dem hier nur schmalen Wagthale vereinigt, wird 
von niedrigen Kalkhügeln eingeschlossen. Die das Thal von nord- 
östlicher Seite begrenzenden Hügel sind, von Bohuslawice ange- 
fangen bis zum en Grenzberge Lopennik, dem 
höchsten Punkte dieses Gebietes (2868°) folgende: Häjnica mit 
Dachsteinkalkunterlage, bei der Einsenkung westlich von Haluzice 
erscheinen Mergelkalke und Dolomit, dann "Chümy, Mlacowec, Bu- 
disowä, Boc hädowä, Pohonitwa und die Spänie-Jastrabsk6-er Buchen- 
wälder haben oleichlalls graue Mergelkalke zur Unterlage. Die 
südwestliche, das Thal begrenzende, Hügelreihe fängt mit dem 
Turecko im " Wagthale mit Dachsteinkalkunterlage an, wird durch 
die Kössener Schichten des Sruansky Häj, dann die Mergelkalke 
der Lisica, Harsowka, Reselärowec, Beslinne und theilweise Nowä 
Hora mit dem Grenzgebirge verbunden. Klippenkalkparthien treten 
nur nördlich von der Hargowka auf der Baba Hora, dann am Fusse 
des Resetärowec und an einzelnen Stellen östlich von der Hügel- 
reihe Chüumy, zu Tage. Der, das Thal im Nordwesten halbkreisför- 
mig einschliessende Bergrücken Nowä Hora mit dem bereits in 
Mähren liegenden Brezuwaer Berge, dem Lopennik und seinem 
Ausläufer Grün, wird aus Wiener Sandstein gebildet. Mächtige 
Lössschichten lagern in der Einsenkung zwischen dem Srnansky 
Häj und der Lisica, am westlichen Ablıange der Chümy, am östli- 
chen der Häjnica — wo man auch vor etwa 7 Jahren Bruchstücke 
von Mammulhsknochen fand —, und an den Abfällen des Turecko 
gegen Süden bei Mnesice, Das Thal selbst, — das der, im Früh- 
jahr und zu Regenszeiten hoch anschwellende, am Lopennik ent- 
springende BoSäcka - Bach der ganzen Länge nach durchfliesst und 
sich unterhalb Bohuslawice in die Wag ergiesst, — wird aus 
Alluvium gebildet. Kalkluffe sind fast überall an den Bergquellen, 
oft in nicht unbedeutender Mächtigkeit. 


177 


Auf diesem Gebiete sammelte ich bisher die folgenden, nach 
Otto Kunze’s „Reform deutscher Brombeeren, Leipzig 1867* 
aufgezählten Rubos: - 


1. Rubus candicans Whe. (0. K. |]. e. p. 12.) Ist hier ohne 
Wahl der Unterlage auf allen sonnigen Hügeln, an Waldrändern 
auch in Holzschlägen die gemeinste Art. An sonnigen Kalkhügeln 
ist der Blattfilz reichlicher, dagegen an schaltigen oder etwas 
feuchten Standorten erscheinen die Blätter gleichfarbig. In den 
Jvanöczer Wäldern sammelte ich in einer ausgehauenen schattigen 
Allee, Exemplare mit riesigen Stengelblältern, die nur wenig be- 
haart sind, und zu R. fallace Chab. (0©. K. |. c. p. 13) gehören. 
Auf dem Hügel Budisowä wächst ein Strauch, dessen Stengeläste 
filzig mit nur sehr schwachen, dünnen Slacheln versehen sind, die 
Stengelblätter erscheinen verkümmert und mit meist mehr oder minder 
zurückgerolltem Rande, oberseils elwas sammlig. An einen Baslart 
ist hier nicht zu denken, denn dieser Stock steht isolirt, und man 
sieht an demselben auch normal entwickelte Stengel, Stacheln und 
Blätter; diese krankhafte Erscheinung wird wahrscheinlich durch 
eine Pilzbildung bewirkt. Am Fusse des Resetärowee stehen einige 
Stöcke dieser Art auf Kalktuff in der Nähe einer Quelle, werden 
von hohen Buchen beschattet und sind von der gewöhnlichen 
Schattenform nur durch den diehtern Blattfilz verschieden. An stei- 
nigen, sonnigen Standorten findet man eine Form mit traubigem 
Blülhenstande und schmäleren Blätichen, welche ich auch am Fusse 
der Neutraer Jaworina beobachtet habe. Bei allen hier beobachteten 
Formen dieser Art sind die sterilen Stengel in der Jugend mit 
wenigen angedrückten, sellener etwas abstehenden Haaren besetzt, 
die sich jedoch im Alter verlieren. Vollkommen kahle Stengel sah 
ich niemals. 


R. sanctus OÖ. K. Var. vulgaris OÖ. K. (l. ec. p. 17.) Wurde 
bisher nur in wenigen Stöcken gefunden, und zwar am Fusse der 
Nesnadnä im Kalkgerölle an einer schattigen Stelle, am Abhange 
eines Ausläufers der Spänie-Hügel dem Osirolucky’ schen Meier- 
hof gegenüber gleichfalls nur vereinzelt, und in meinem Garten ein 
noch‘ junger Stock im Zaune. Unsere Pflanze hat abstehend dicht- 
behaarte sterile Stengel, gleichfarbige, dünne Blätter, und nur 
armblütige Rispen. Am erstgenannien Orte, wo ich meine Exem- 
plare geschnitten habe, stehen ringsum viele Stöcke des R. candi- 
cans Whe., deren Blattunterseiten, des schattigen Standortes wegen, 
weniger filzig sind als bei der Normalform, in allen Merkmalen 
aber mit ihr vollkommen übereinstimmen. Dies glaube ich besonders 
hervorheben zu müssen, als Beweis, dass unser R. sanctus keine 
blosse, durch den Standort bedingte Form des R. candicans, sei. 


3. R. idaeus L. Häufig in Holzschlägen der Wälder auf Kalk 

und Sandstein; auf humusreicher Unterlage kräftiger entwickelt. Im 

Kalkgerölle des Landrowec bei Podhragy ist er niedriger, mit stär- 

kerfilzigen Blattunterseiten, kleinen, dunklergefärbtlen und un- 
11% 


178 


schmackhaften Früchten. Die Form mit dreizähligen Blättern (R., 
microphyllus W allr.) ist nicht selten unter der Normalform. 


4. R. caesius L. Sehr gemein an Bachufern, an Gräben, 
Zäunen, Feldwegen, auf Aeckern, an buschigen, feuchten Stellen 
der Berg- und Thalwiesen, häufig auch im Weidengebüsch des 
Wagthales. Eine Form mit fünlzähligen Blättern gehört zu den 
Seltenheiten. 

Var. agrestis N. W. (0. K. l. ce. p. 27.) Auf Brachen und in 
Hecken an Feldwegen, besonders auf Kalk und an Stellen, die der 
Sonne ausgeselzi sind, nicht eben selten. Eine Form mit auffallend 
grossen Blättern fand ich in Hecken des Weges „za Budisowou.“ 
Dieselbe Form sah ich auch im Neutraer Komitat bei Wrbowce und 
Ung.-Skalitz, an letzigenanntem Orte sogar häufig. 


5. R. tomentosus Borkh. (0. K. 1. c. p. 28.) Ziemlich häufig 
auf allen buschigen Kalkhügeln, besonders schön und kräftig ent- 
wickelt in Holzschlägen des Turecko, dann im Re$etärowee und an 
den Abhängen der Harsowka. Auf Sandstein kommt diese Art sel- 
tener vor. In den Podhragyer Eichenwäldern sah ich Exemplare 
mit vorwiegend 4—5 zähligen weniger filzigen Stengelblättern. In 
einem förmlichen Rubusbeete des Resetärowec stehen mehrere 
mächtige Stöcke mit starken, bogigen Stengeln, fleischigen Früch- 
ten, die an Geschmack jenen des R. candicans nur wenig nach- 
geben. Eine Form mit oberseits fast kahlen, dunkelgrünen Blättern 
sammelt® ich an einem Brachfelde am östlichen Abhange der Budi- 
Sowä (R. glabratus Godr.) Eine andere niedrige, graufilzige, wit 
nichtkriechenden, aufreehten, nur mit der Spitze überhängenden 
sterilen Stengeln, kann man in mehreren Stöcken im Podhragyer Wein- 
gebirg an steinigen Stellen beobachten. Im Neutraer Komitat sah 
ich bei Lubina, Hru$owe, dann am Kostelansky Häj und bei Myjawa 
auf Kalk und Wiener Sandstein nur die Form stellinus OK., bei 
Ung. Skalitz eine dem glabratus Godr. nahe stehende Abänderung. 
Wenn diese Art auch vielgestaltig ist, kann man sie dennoch an 
den, durch .Herrn O. Kunze trefflich angegebenen Merkmalen leicht 
von allen unseren Brombeeren unterscheiden und erkennen, na- 
mentlich sind es die graufilzigen rhombischen Blättchen, die sie 
schon von Weitem verrathen, und von den mehr oder minder 
grünen Blättern anderer Brombeerarten, mit welchen sie oft ver- 
mischt vorkommt, stark abstechen. 


6. R. Radula Whe. An den Abhängen des Mla&owec, Chumy, 
Lisica in einzelnen ziemlich grossen Gruppen, sonst auch im Pod- 
hragyer Weingebirg und am Fusse des Kameniöne in zerstreuten 
Stöcken. Am Abhange der Lisica wächst diese Art an mehreren 
Orten in Gesellschaft des R. tomentosus, auch einzelne Stöcke des 
R. candicans stehen in der Nähe. Im Eichenwalde Lowichowec 
fand ich unter vielen Stöcken der letztern Art nur ein Exemplar 
R. Radula. Im Neutraer Komitat sah ich diese ausgezeichnete Art 
bisher noch nicht, doch ist deren Vorkommen besonders in dem 


179 


Nedzo-Gebirge zwischen Wag - Neustadt und Wrbowe, mehr als 
wahrscheinlich. 

7. R. hybridus Vill. (0. K. I. ce. p. 36. IT.) Ueberall in Wäl- 
dern, Holzschlägen, an lien Stellen der Bergwiesen. Aus 
dieser einzigen Art wäre es ein Leichtes, unzählige Formen zu 
fabrieiren. Von den, am a. OÖ. beschriebenen besitze ich folgende: 

horridus Schultz. sehr selten am Kamme des Bestinne an 
einem buschigen Brachackerrande und am östlichen Abhange des- 
selben Berges in einem Dickicht von Prunus spinosa. Die Blätter 
waren grösstentheils noch in der Jugend durch Schafe abgefressen, 
und es gelang mir nur wenige zu den Blüthenexemplaren zu be- 
kommen. Ich halte unsere Pflanze für die Abänderung R. Koeleri 
Whe. Herr Schwarzer bemerkt über dieselbe: „leh fand diese 
Form auch hier und habe sie als Var. russatus vertauscht, wegen 
den dichtstehenden langen rothen Nadeln der Rispe.* Dieses förm- 
liche Arsenal von Stacheln namentlich im Blüthenstande zeichnet 
unsere Varielät vor allen Abänderungen dieser Art aus. 

glandulosus Bell. Die Form R. Bellardi N. W. an feuchten 
Stellen des obern Resetärowec in einer grossen Gruppe, ist durch 
die verhältnissmässig sehr grossen dreizähligen Blätter ausgezeich- 
nei. Zu dieser sich "nähernde Formen sind übrigens in Holzschlägen 
nicht selten. R. hirtus WK. höchst gemein in Holzschlägen, auf 
buschigen Stellen der Bergwiesen, in schattigen Wäldern meist 
niederliegend und mit hin- "und hergebogenem Blüthen- und sterilen 
Stengel. Aus den Früchten dieser Varielät hat man in den soge- 
nannten besseren Zeiten vor 1848, eine Art Branntwein bereitet, 
nach welchem unseren einstigen Podhragyer wackeren „Kortes’s* 
noch heute der Mund wässert. Auf der Neutraer Jaworina sammelte 
ich das vorige Jahr eine merkwürdige Form mit riesigen, stark 
beblälterten Rispen, kleinen Blüthen, und langen blaitarligen 
Kelchzipfeln. 

8. R. caesius X fruticosus 0. K. (l. ce. p. 64) und zwar die 
Varietät: 

corylifolius (Sm.) ziemlich häufig an Zäunen, Bächen, auf 
buschigen Stellen der Bergwiesen, auch in Holzschlägen. Nach ©. 
Kunze soll diese Varietät flache Blätter besitzen. Kaum hundert 
Schritte von meiner Wohnung an einer Gartenmauer wächst sie 
mit, wenigstens in der Jugend, faltigen Blättern. Diesen Stock 
habe ich Gelegenheit täglich zu beobachten. Auch an mehr schat- 
tigen Orten an Gartenzäunen sah ich diese Varietät oft mit falligen 
Blättern. Dass wir es hier nicht mit R. fruticosus L. zu thun haben, 
sieht man an den sitzenden unteren Blättchen der 5zähligen Sten- 
gelblätter, dem aufrechten Kelche nach dem Verblühen, und den 
schwachen, meist rundlichen und nicht selten bereiften sterilen 
Stengeln. Ich sah diese Varietät auch im Neutraer Komitat am Fusse 
der Javorina und in den Wrbowee-Skalitzer Wäldern ziemlich ver- 
breitet. Sie hat dort ebenso wie hier meist fehlgeschlagene Früchte, 
was ihre Baslarlnatur nur bekräftigt. 


1850 


tomentosus N. W. Auf Brachen, Acker- und Wegrändern, 
in trockenen Gräben der niedrigeren Hügel, auch an sonnigen 
Stellen, in Holzschlägen nicht selten. An den unfruchtbarsten Bra- 
chen des Hügels Budisowä bemerkte ich an der Unterseite der 
Blätter, an Blattstielen und an den Rispenästen eine schwarze, 
körnige in Haufchen sitzende Pilzbildung, was den Exemplaren ein 
scheckiges Aussehen gibt. Bei dieser Varietät kommen fehlgeschla- 
gene Früchte nur selten. vor; sie sind gewöhnlich so gross und 
sallig wie R. candicuns. 

Dieser Baslarl ist hier der häufigste, und wenn ich auch 
seine Hybridität nicht im imindesten bezweifeln will, so muss es 
doch nicht nur mir, sondern einem Jeden höchst auffallend sein: 
dass ich den einen seiner muthmasslichen Eltern, nämlich R. fru- 
ticosus L. OK. bisher aufzufinden nicht so glücklich war. Ist unser 
Rubus nicht vielmehr von R. caesius und candicans entstanden? 
Es scheint dafür der Umstand zu sprechen, dass hier R. candicans 
die Stelle des R. fruticosus verlritt, und dass ich den Leiziern 
auch aus dem benachbarten Gebiete des Neulraer Komitales noch 
nicht zu sehen bekam. Das Vorhandensein oder der Mangel des 
Filzes an den Blattunterseiten, hat nicht viel zu bedeuten, indem, 
wie ich es schon Nr. 1 bemerkt habe, wir Formen des R. candi- 
cans auch mit gleichfarbigen und mit fast kahlen oder nur spärlich 
behaarten Blättern besitzen. 

9. R. (caesius X fruticosus) sanctus OK. (l. ce. p. 70)? 
Meine Exemplare sind im Resetäroweec in einem Durcheinander von 
verschiedenen Brombeeren, von einem Stocke geschnitten. Ausser 
diesem muthmasslichen dreifachen Bastart wachsen hier vielfach mit 
einander verflochlen: R. candicuns, hybridus, caesius, idaeus, cae- 
sius X fruticosus. R. sanctus sah ich da nicht, aber es ist leicht 
möglich, dass auch diese Art in dem Rubusdickicht noch wird aul- 
gefunden werden können. 

10. R. caesius X Radıula ©. K. wurde in einem Exemplar am 
östlichen Abhange des Mlaöowec gefunden, und von Herrn Schwar- 
zer für R. serpens Godr. et Gren. — welchen O0. Kunze a. a. 
Ö. p. 76 in diesem Bastarl als Synonym eitirt — gehalten. 

11. R. Radula X tomentosus O. K. p. 87. Auf seit längerer 
Zeit brachliegenden Aeckern der Chümy-Abhänge, nicht eben selte n, 
dann einige Stöcke bei der Dolomitgrube östlich von Bosada. Früchte 
meist fehlgeschlagen. 

12. R. fruticosus X Radula OK. (l. ec. p. 91.) Auf Wein- 
berglriften der Lisica-Abhänge in mehreren Stöcken. Herr Schwar- 
zer sah meine Exemplare, und hält sie für übereinstimmend mit 
R. silesiacus W. Gr. An sehr vielen Blättern und Stengeltheilen 
ist stellenweise eine überaus reichliche Filzwucherung vorhanden. 

13. R. candicans X Radula OK. (I. ce. p. 94.) Bisher nur ein 
grosses Nest am Abhange des, zu den Weingärten „we Zlaboch* 
führenden Weges. Früchte sah ich nicht. 

14. R. Radula X sanctus OK. a. a. O. p. 95. Dem Ostro- 


151 


lucky’schen Meierhof gegenüber am Ablange des Spänie-Ausläu- 
fers in einer Gruppe. 

15. R. fruticosus X hybridus OK. (l. e. p. 98.) Bisher nur 
in einem Exemplare an einem schattigen Standorte der Holzschläge 
im Resetärowec. Herr Schwarzer hält unsere Pflanze für die 
Varietät fuscoater (N. W.). 

16. R. candicans X hybridus OK. Ein grosses Nest mit weil- 
kriechenden und kletternden Stengeln am sleinigen, mässigleuchten 
Ufer des Reselärowec-Bächleins. Obwohl ich diesen Stock zu wie- 
derholten Malen besucht habe, fand ich daran nicht eine einzige 
Beere. Wird ferner beobachtet. 

Ausser diesen hier aufgezählten Arten und muthmasslichen 
Bastarten besitze ich noch einige Exemplare, die dem R. caesius X 
fruticosus nahe stehen, und solche die etwa Bastarte von R. tomen- 
tosus sein dürften: doch muss ich selbe noch im Freien beobachten. 
Es würden viele meiner Zweifel gehoben sein, wenn es mir gelin- 
gen möchte R. fruticosus L. zu finden, denn dann wären die 
Bastarte Nr. 8, 9, 12 und 15 erklärlich. 

Soweit mein Vorrath reicht, bin ich gerne bereit die hier 
aufgezählten Rubos gegen mir noch fehlende einzutauschen. 


Nemes-Podhragy im Trenesiner Komit. am 17. Jänner 1868. 


— ——— 


Die Vegetations-Verhältnisse des mittleren und östlichen 
Ungarns und angrenzenden Siebenbürgens. 


Von A. Kerner. 
Xll. 


273. Sagina apetala L. — Nahe der Grenze unseres Gebietes 
auf felsig-sandigem Terrain bei Tokai. Wird von Sadler auch bei 
Ofen angegeben, wo ich sie jedoch vergeblich suchte. Bei Tokai 
auf Trachyt in der Seehöhe von circa 160 Met. 

274. Sagina procumbens L. — Auf etwas feuchten sandigen 
Aeckern, Erdabrissen, Waldwegen, im Sande der Bachufer und 
zwischen Gras auf feuchten Wiesen. Im mittelung. Berglande sehr 
selten und nur bei M. Einsiedel in der Pilisgruppe beobachtet, wo 
sie auch ven Sadler angegeben wird. Im Tieflande gar nicht; 
dagegen sehr verbreitet im Bihariagebirge auf dem terliären Vor- 
lande von Grosswardein bis Belenyes ‚ auf den tert. Hügeln am 
Fusse des Rezbänyaerzuges bei Kisköh und Sedescelu, auf den 
Schieferbergen des Rezbänyaerzuges auf der Margine und dem 
Tomnatecu, dann in der Hegyesgruppe zwischen Bontiesci und Sla- 
tina und im Thale der weissen Körös bei Gurahonliu und Körös- 


182 


bänya. — Trachyt, Schiefer, Sandstein, tert., diluv, u. alluv. 
Sand- u. sandiger Lehmboden. 95 —1200 Met. 
275. Alsine fasciculata (Gouan, L.). — Auf felsigem und 


sandigem Boden. Im mittelung. Berglande in der Pilisgruppe bei 
Dorogh nächst Gran, auf dem Schlossberge von Visegräd, an der 
Südseite des Piliserberges, beim hohen Stein nächst P. Csaba, am 
Spissberg und Blocksberg bei Ofen, auf den Dolomitkuppen bei 
Budaörs und auf der grossen Heide ober Teteny; in der Vertes- 
gruppe bei Gänt und in der Stuhlweissenburger Niederung bei Keer 
im Tolnaer Com. Auf der Kecskemeter Landhöhe bei Pest und 


Soroksar. — Trachyt, Kalk, Dolomit, tert, u. diluv. Sand. 95 bis 
630 Met. 
276. Alsine glomerata (M. B.). — An gleichen Standorten 


wie die frühere Art, mit der sie auch nicht selten zusammen vor- 
kommt und mil der sie im Gebiete fast gleich weit verbreitet ist. 
Im mittelung. Bergl. in der Pilisgruppe bei Dorogh nächst Gran, 
auf dem Ketagohegy nächst Kesztölez, am Visegräder Schlossberg, 
am Adlersberg und Blocksberg bei Ofen. In der Stuhlweissenburger 
Niederung bei Vajta. Auf der Kecskemeter Landhöhe bei Pest und 
Soroksar. — Trachyt, Kalk, Dolomit, tert. und diluv. Sand. 95 bis 
400 Met. 

277. Alsine setacea (Thuill.) — Auf den Terrassen felsiger 
Abstürze auf zerklüftetem und zerbröckeltem Gestein und von da 
auf die angrenzenden Sandberge so wie auf die Sandhügel der 
Niederung übergehend. Im mittelung. Bergl. und in dem anstossen- 
den Vorlande in der Matra auf dem Saskö bei Gyöngyös; auf 
dem Nagyszäl bei Waitzen; in der Pilisgruppe bei Dorogh nächst 
Gran, auf dem Ketagohegy bei Kesztölez, auf dem Schlossberge 
von Visegräd, im Leopoldifelde und Auwinkel, auf dem Spissberge 
und Blocksberge bei Ofen; in der Vertesgruppe bei Gänt und in 
der Stuhlweissenb. Niederung im Sande bei Keer im Tolnaer Kom. 
Auf der Kecskemeter Landh. bei Pest, Monor und Pilis, auf dem 
Erdöhegy und bei P. Sallosär nächst Tatär Szt, György. — Dolomit, 
Kalk, tert. u. diluv. Sand, selten auch auf Trachyt. 95—630 Met. 

278. Alsine frutescens (Kit.) Alsine falcata Grisb. — An 
felsigen Gehängen. Im mittelung. Bergl. auf dem Vilägos in der 
Matra. — Trachyt. 100—900 Met. 

279. Alsine verna (L.). — Auf den Terrassen felsiger Abstürze, 
auf zerbröckeltem und zerklüftetem Gestein und von da auf die 
angrenzenden Sandberge, so wie auf die Sandhügel der Niederung 
übergehend. Zeigt fast die gleiche Verbreitung wie A. setacea. Im 
mittelung. Bergl. und dem anstossenden Vorlande in der Pilisgruppe 
bei Dorogh nächst Gran, auf dem Ketagohegy bei Kesztölez, auf 
dem Visegräder Schlossberg, am hohen Stein, am Sandberg und 
bei Solmär nächst P. Csaba, auf den Krotendorfer Hügeln, auf den 
Dolomilfelsen im Leopoldifeld und Auwinkel bei Ofen, auf der 
grossen Heide ober Teteny, bei Hamsabeg und bei Szt. Miklos im 
Stuhlweissenb. Com. Auf der Kecskemeter Landh. bei Palota, Pest, 


183 


Soroksar, Albertli, Monor, Pilis. Nach Steffek auch im Vorlande 


des Bihariagebirges auf dem Somlyö bei Grosswardein. — Dolomit, 
Kalk, tert. und diluv. Sand, selten auch auf Trachyt. 95—420 Met. 
280. Alsine ramosissima Willd. — Auf den Terrassen felsiger 


Abstürze des höheren Berglandes. Im Bihariageb, auf dem Batrina- 
plateau am Eingange in die Valea Odincutia bei Distidiul, auf der 
Pietra Betrana der Pietra muncelului und Pietra Boghi und auf der 
höchsten Kuppe der Tataroda zwischen Petrosa und Rezbänya. — 
Kalk 740—1570 Met. — (Bildet grosse die Felsterrassen bedeckende 
schwellende Rasen, deren Stämmchen an der Basis weisslichgelb 
und glänzend erscheinen und sich vom Grund aus in liegende viel- 
fach dreigabelige spreizende und sich gegenseitig kreuzende zarle 
Aeste auflösen. Die Blätter sind fast fädlich, länger und weniger 
starr als jene der A. verna und immer sichelförmig gekrümmt. Die 
Blüthenstiele sind haardünn, etwas geschweift und im Durchschnitt 
4—5mal, oft sogar 8mal so lang als der Kelch. Durch diese Merk- 
male von der im Uebrigen übereinstimmenden A. verna habituell 
sehr abweichend.) 

281. Möhringia muscosa L. — Auf bemoosten schattigen Fel- 
sen. Im Bihariageb. auf dem Batrinaplateau in den Schluchten unter 
der Stäna Oncesa, auf der Pietra Betrana, der Varosoea und im 
Kessel Ponora, insbesonders häufig in der zerrissenen Randzone 
des Plateaus auf der Pietra Galbina, Pietra Boghi und Pietra pulsu- 
lui, auf dem Carligata, in der Valea seca, auf der Pietra munce- 
lului, Pietra lunga und dem Dealul vetrilor bei Rezbänya bis herab 
zur Höhle bei Fenatia und zu den Felsen hinter dem Hochofen von 
Petrosa und auf siebenb. Seite bis zu dem Wasserfalle Pisiöria 
nächst Vidra und zu den Kalkfelsen am Eingange in die Valea 
Odineutia bei Distidiul. Auf dem Vaskoher Kalkplateau am Ursprunge 
des grossen Mühlbaches bei Vasköh. Im mittelung. Bergl. nur ausser- 
halb des von uns umgrenzten Gebietes bei dem Kerteskö nächst 
Bakonybel in der Bakonygruppe beobachtet. — Im Geb. fast aus- 
schliesslich auf Kalk; nur hinter Petrosa auch auf Sienit. 300 bis 
1580 Met. 

282. Möhringia pendula (W. K.) — An der Südostgrenze 
unseres Gebietes auf Trachytfelsen bei Nagyäg südlich von Körös- 
banya von Fuss entdeckt. Wahrscheinlich auch auf den Trachyl- 
bergen in der nächsten Umgebung von Körösbänya zu finden. 

253. Möhringia trinervia (L.). — In Wäldern. Im mittelung. 
Bergl. in der Hidas bei Gyöngyös in der Matra; ober dem Stein- 
bruche am Nagyszäl bei Waitzen; auf dem Dobogokö, Piliserberg, 
Lindenberg und Johannisberg in der Pilisgruppe. Auf der Kecske- 
meter Landhöhe an alten Eichenstämmen im Walde bei Monor. Im 
Bihariageb. auf dem tert. Vorlande von Grosswardein bis Belenyes; 
im Rezbänyaerzuge auf der Margine und unter dem Sattel La Jocu 
gegen Negra zu; am Rande des Batrinaplateaus auf der Pietra 
muncelului und der Stanesa, in der Plesiugruppe an der Südseite 
des Plesiu und in der Hegyesgruppe auf der Chiciora. — Porphyrit, 


184 


Trachyt, Schiefer, Kalk, tert. und diluv. Lehm- und Sandboden. 
95—1260 Met. 

284. Arenaria serpyllifolia L. — Auf grasigem Boden, auf 
wüsten Sandllächen, auf Aeckern und Dämmen, so wie im Stein- 
schutte und auf den Geröllhalden der Berge schr verbreitet durch 
das ganze Gebiet, in allen Gruppen des mittelung. Berglandes, auf 
der Kecskemeter und Debreceziner Landhöhe, in der Tiefebene und 
im Bihariagebirge. Der höchste im Gebiete notirte Standort auf der 
Kuppe des Piliserberges. — Auf allen im Geb. vorkommenden 
geognost. Substraten, am häufigsten aber auf sandiger Unterlage. 
75—1000 Met. 

285. Arenaria graminifolia Schrad. — Auf trockenen Gras- 
fluren an sonnigen Gehängen des Berglandes. Im mittelung. Berg- 
lande in der Matra auf dem Särhegy, in der Pilisgruppe auf dem 
Vaskapu bei Gran und auf den Anhöhen zwischen Sct. Andrae und 
Szt, Läszlö. Auf dem tert. Vorlande der miltelung. Berggruppen 
auf den Höhen bei Gödöllö. Im Bereiche des Bihariagebirgsystemes 


auf dem Inselberge Mocra bei Boros Jenö. — Trachyt, Kalk, tert. 
Lehmboden. 100— 600 Met. 
286. Stellaria nemorum L. — An schattigen Plätzen, zumal 


an feuchten Stellen im Grunde hochgelegener Wälder. Insbesonders 
häufig in kleinen aus Alnus viridis gebildeten Buschwäldchen. Im 
Bihariageb. im Rezbänyaerzuge im Werksthale hinter Rezbänya, 
auf der Margine am Ende der Valea carului, dann vom Sattel La 
Jocu bis hinab nach Negra, und in der Nähe der obersten Quellen 
des Aranyos in der Valea Cepei. In der Randzone des Batrinapla- 
teaus in der Valea seca, auf der Tataroda und Standsa. In grosser 
Menge an den feuchten Wänden der Doline, durch welche man zu 
dem Eingang in die Eishöhle von Scarisiöra hinabsteigt. — Schie- 
fer, Sandst., Kalk. 630—1770 Met. — Der Angabe Steffeks, dass 
St. nemorum bei dem Bischofsbade nächst Grosswardein wachse, 
dürfte eine Verwechslung mit Malachium aquaticum zu Grunde lie- 
gen. — Im mittelung. Bergl. und im Tieflande nicht beobachtet. 
287. Stellaria neglecta Weihe. — In schattigen feuchten 
Laubholzwäldern. Im mittelung. Bergl. in der Matra an einem Wald- 
bächlein ober Bodony. Massenhaft unter Gebüsch auf der Margare- 
theninsel bei Ofen. Im Bihariageb. an feuchten quelligen Stellen in 
den Buchenwäldern zwischen der Valea seca und der Tataroea bei 
Petrosa. — Kalk, Sandst. alluv. sandiger Boden. 95—950 Met. 
288. Stellaria media (L.). — Auf bebautem Lande durch das 
ganze Gebiet; in Gemüsegärten ein lästiges Unkraut. Von der Tief- 
ebene bis in’s Hochgebirge. In der Nähe der Viehställe und Hütten 
in der alpinen Region des Bihariagebirges noch häufig, so z. B. 


noch bei der Stäna la Scieve und Stäna Galbina. — Fast auf allen 
im Geb. vorkommenden geognost. Substraten. 75-1300 Met. 
289. Stellaria graminea L. — Auf Wiesen. Im mittelung. Bergl. 


in d. Matra bei Paräd, in der Pilisgruppe bei Szt. Läszlö, am Do- 
bogokö und am Schwabenberge. Auf der Kecskemeter Landhöhe 


185 


häufig am Räkos bei Pest, bei Soroksar und Alberti, Am Rande der 
Debreeziner Landh. in den Ecseder Sümpfen. Im Bihariageb, sehr‘ 
verbreitet, im Rezbänyasrzuge und am Rande des Batrinaplateaus 
von den Thalsohlen über alle niederen Berge bis auf die Margine, die 
Tataroda und die südlichen Abfälle des Vervul Biharii. In der Gruppe 


des Plesiun auf dem Moma ober Calügaria. — Trachyt, Schiefer, 
Kalk, tert., diluv. u. alluv. Sandboden. 95—1420 Met. 
290. Stellaria palustris Ehrh. — Im Geb. von mir nur auf 


sumpfigen Wiesen am Räkos bei Pest und auch da nicht häufig 
beobachtet. — Dil. u. alluv. Sandboden. 95—100 Met. 

291. Stellaria Holostea L. — Unter Gebüsch in lichten Wäl- 
dern. Im mittelung. Bergl. auf den Höhen der Matra, auf dem 
Nagyszäl bei Wailzen, in der Pilisgruppe auf dem Kishegy, dem 
Piliserberge und der Slanitzka bei P. Csaba, auf den Berghöhen 
nördlich von Set. Andrae, im Leopoldifeld, auf dem Lindenberg 
und Schwabenberg bei Ofen. Fehlt im Tieflande. Dagegen wieder 
ziemlich verbreitet im Bihariageb. auf dem tert. Vorlande und den 
niederen Kalkbergen zwischen Grosswardein und Belenyes, im Thale 
der schwarzen Körös, wo sie einwärts bis Rezbänya und im Thale 
der weissen Körös, wo sie einwärts bis Körösbänya beobachtet 
wurde. Der höchste im Geb. notirte Standort auf der Kuppe des 


Plesiu im Bihariagebirge. — Trachyt, Porphyrit, Schiefer, Kalk, 
Sandst., tert. Lehm- und Sandboden. 150—1100 Met. 
292. Holosteum umbellatum L. — An grasigen Plätzen, auf 


bebautem Lande. Im mittelung. Bergl. sehr verbreitet in allen 
Gruppen von den Thalsohlen bis zu den Berghöhen, z. B. noch 
auf der höchsten Kuppe des Piliserberges. In grösster Menge auf 
dem lockeren Sandboden der Kecskemeter Landhöhe von Waitzen 
bis an die Südgrenze des Gebietes. Im Vorlande des Bihariagebirges 
bei Grosswardein und Belenyes. — Trachyt, Kalk, tert., diluv. und 
alluv. Sandboden. 75—1000 Met. 

293. Mönchia mantica (L.). — Auf grasigem Boden. Im miltelung. 
Bergl. bei Vecs und Käpolna am Fusse der Matra und in der Pilisgruppe 
aul der Wiese bei der „schönen Schäferin“ nächst Ofen. An dem letz- 
leren Standorte von dem verstorbenen Prof. Bauer in Ofen zuerst 
beobachtet. Die Pflanze erschien dort nach dessen Mittheilung 1852 
plötzlich massenhaft, nachdem im Jahre vorher ein Fest abgehalten 
und bei dieser Gelegenheit auch Heu auf den Wiesenplan abgelagert 
worden war. Offenbar waren die Samen der Pflanze mit diesem Heu 
eingeschleppt worden. Im Jahre 1856, in welchem mich Prof. 
Bauer an die erwähnte Fundstelle führte, fand ich nur mehr 
wenige Exemplare, und in den folgenden Jahren schien die Pflanze 
wieder ganz verschwunden zu sein. — Trachyt, tert. u. diluv. 
Lehmboden. 250—380 Met. (Zu den mir aus der Matra vorlie- 
genden aus der Hand Kitaibel’s stammenden Exemplaren der 
Mönchia mantica, welche sich im Herbar der Innsbrucker Uni- 
versität befinden, schrieb Kitaibel die Bemerkung „Cerastium 
manticum nobis — Schrank aLinneano diversum esse statuit.“ Diese 


186 


Exemplare aber, so wie Exemplare aus dem Banat aus der Ba- 
ranya und von der Wiese bei der schönen Schäferin stimmen mit 
Exemplaren von den Euganeen und Callaro so vollständig überein, 
dass ich nicht den geringsten Unterschied zu finden vermag.) 

294. Cerastium anomalum W. K. — Auf Viehweiden und 
Aeckern, in den Gräben längs den Eisenbahndämmen und an Wegen, 
vorzüglich an Plätzen, welche im Frühlinge überschwemmt oder bei 
höherem Grundwasserstand zeitweilig durchfeuchtet waren und spä- 
ter beim allmäligen Austrocknen Salze auswittern. Im Tieflande sehr 
verbreitet, namentlich in der Tiefebene im Inundationsgebiete der 
Theiss, Zagyva, Beretiyö und Körös, bei Szolnok, Török Sat. 
Miklos, Kisujszällas, Karezag, Gyula, Tenke, Szalonta, Sarkad; 
auch auf der Kecskemeter Landhöhe bei Waitzen, Pest, Soroksar, 
Nagy Körös und am Rande des Tieflandes und in den vom Tief- 
lande in das Bergland einspringenden Buchten und Thalwei- 
tungen bei Grosswardein, Nagy Käta, Gyöngyös, Gran, Stuhl- 
weissenburg und Olten. Bei letzterem Orte insbesonders häufig in 
der Umgebung der Bittersalzquellen. Sehr selten und meistens nur 
in sehr zarten kleinen kümmerlichen Exemplaren auch an grasigen 
Plätzen des Berglandes, so z. B. am Blocksberg bei Ofen und auf 
den Anhöhen bei Sci. Andrae und Iszbek. Nach Kit. auch auf den 
Bergen der Malra. — Trachyt, alluv. dil. u. tert. Lehm- seltener 
auch auf Sandboden. Auf soda-, bittersalz- und salpeterhältigem 
Boden mit besonders üppigem kräftigem Wuchse. 75—220 Met. 

295. Cerastium viscosum L. sp. pl. — C. glomeratum Thu ill, 
— Auf Aeckern, in Gemüsegärten und an grasigen Plätzen, selten. 
Im mittelung. Berglande in der Matra bei Paräd und nächst dem 
Leopoldifelde, bei Ofen. Auf dem Vorlande des Bihariagebirges bei 
Grosswardein. — Im Tieflande nicht beobachtet. — Diluv. u. tert. 
Lehmboden. 200—500 Met. 

296. Cerastium brachypetalum Desp. Auf grasigen Plälzen. 
Iın mittelung. Bergl. auf der Matra, in der Pilisgruppe bei Ofen, 
Set. Andrae und Gran, am Sandberge und Piliserberge bei P. Csaba. 
Auf der Kecskemeter Landh. auf den mit Andropogon Gryllus be- 
wachsenen Grasfluren bei Pest. Sonst weder im Tieflande noch im 


Bereiche des Bihariagebirges beobachtet. — Trachyt, Kalk, tert. u. 
diluv. Sand. 95—400 Met. 
297. Cerastium pumilum Curt. — C. glutinosum Fries. — 


Auf trockenen Grasplätzen an sonnigen Abhängen und auf sandigen 
Flächen im Frühlinge in grosser Menge durch das Tiefland und 
niedere Bergland verbreitet. Paräd, Gyöngyös, Nagy Käta, Gomba, 
Wailzen, “ran, P. Csaba, Ofen, Stuhlweissenburg, Pest, Szolnok, 
Grosswardein, Belenyes. — Trachyt; Kalk, tert. dil. u. alluv. Lehm- 
und Sandboden. 75—1000 Met. 

298. Cerastium semidecandrum L. — An den gleichen Stand- 
orten wie die frühere Art, aber mehr den lockeren sandigen Boden 
vorziehend, daher seltener im Berglande und mehr auf den sandigen 
Landhöhen, wo sie z.B. bei Palota, Pest, Soroksar, Monor, Nagy 


187 


Körös und auf der Csepelinsel im Frühlinge in grosser Menge er- 
scheint. Tert. u. diluv. Sandboden. 95—250 Met. 

299. Cerastium silvatieum W. K. — Im Schatten der Laub- 
holzwälder. Im mittelung. Berglande in der Matra von Vrabelyi 
gesammelt und mir freundlichst eingesendet. Im Bihariageb. in den 
Buchenwäldern bei Mediadu und zwischen der Stäna Galbina und 
dem Kessel Ponora hinter Petrosa; dann bei Szt. Marton nächst 
Grosswardein. — Trachyt, Kalk, Sandstein. 160—1260 Met. 

300. Cerastium vulgatum L. sp. pl. — C. triviale Link. —- 
Auf Wiesen und in Wäldern. Im mittelung. Bergl. in der Matra 
auf dem Kekes und bei Paräd; in der Pilisgruppe bei Szt. Läszlo, 
am Dobogokö und am Schwabenberge bei Ofen; auf der Kecske- 
meter Landhöhe bei Pest und Soroksar. Im Bihariagebirge auf dem 
tert. Vorlande bei Grosswardein dann auf dem Dealul vetrilor, 
der Stanesa, der Tataroca und vielen anderen Höhenpunkten 
des Berglandes. In der Tiefebene nicht beobachtet. — Trachyt, 
Schiefer, Sandstein, Kalk, tert., diluv. und alluv. Lehm- und 
Sandboden. 95—1260 Met. (Cerastium umbrosum Kit. scheint mir 
der Beschreibung in Kit. Add. 211 zu Folge dieselbe Pflanze, 
welche Uechtrilz unlängst (Oest. b. Zeitsch. 1868, S. 73) mit 
den Namen €. triviale ß. nemorale belegt hat. Kitaibel gibt die- 
selbe in seinem ltinerar der Beregher Reise „in silva ad Heves“ 
an. Selbst habe ich diese Pflanze in Ungarn nicht beobachtet, wohl 
aber fand ich sie wiederholt in Niederösterreich, und im verflossenen 
Jahre erhielt ich sie auch aus Oberösterreich zugesendet, wo sie 
mein Bruder in den Traunauen bei Wels sammelte. Von ©. silva- 
ticum scheint mir dieses Cerastium am besten durch die absolut 
grösseren Kelchblätter und die armblütigere weit weniger ausge- 
breitete Cyme unterschieden werden zu können, Auch zeigt diese 
an schattigen Plätzen wachsende Pflanze niemals die den Kelch um 
das doppelte überragenden Kronenblätter und unterliegt daher deren 
Unterscheidung von C. silvaticum in speziellem Falle keinerlei 
Schwierigkeiten. Im Uebrigen bin ich mit den Ausführungen, welche 
Uechtritz an der zitirten Stelle über diese Pflanze niederlegte, 
vollkommen einverstanden und kann seine Angaben mit Rücksicht 
auf meine eigenen Beobachtungen vollinhaltlich bestätigen. Nur 
möchte ich noch beifügen, dass Cerastium vulgatum in ganz ähn- 
licher Weise auch mit ©. alpinum zusammenhängt, dass dieses 
weiterhin eben so unzweifelhaft mit C. arvense, dieses mil ©. strie- 
tum und dieses mit C. carinthiacum u. s. f. verkeltet ist und dass 
fast an jede dieser Racen sich wieder eine weitere Reihe von Glie- 
dern anschliesst, welche je nach der Auffassung der Autoren bald 
als Arten bald als Varietäten einer beliebigen künstlichen Sammel- 
spezies aufgeführt werden. Wie schon Fenzl in Ledeb. Fl. ross. 
I. 411 sehr richtig bemerkt hat, sind die Grenzlinien, welche wir 
zwischen allen diesen Cerastien ziehen, künstliche, obschon ander- 
seits eben so wenig in Abrede zu stellen ist, dass man mit Hilfe 
dieser Linien die grösste Mehrzahl der zur Beobachtung kommenden 


188 


Exemplare ohne Schwierigkeiten in das eine oder andere Fach des 
gebildeten Schemas unterzubringen und so die in der Natur zur 
Beobachtung kommenden Formenkreise recht anschaulich und über- 
sichtlich darzustellen im Stande ist.) 

301. Cerastium arvense L. — Auf grasigen Plätzen, an son- 
nigen Berglehnen. Im Geb. sehr selten. In der Matra auf dem Vilä- 
gus und im Vorlande des Bihariagebirges bei Grosswardein. Fehlt 
im ganzen Tiellande und ist auch im Berglande auf die beiden oben 
bezeichneten Gegenden des Gebietes beschränkt. — Trachyt, Kalk, 
tert. Lehmboden. 100-900 Met. (Cerastium matrense Kit., von 
welchem ich am Vilägosberge gesammelte Exemplare vorliegen habe, 
vermag ich von C. arvense L. nicht zu unterscheiden.) 

302. Malachium aquaticum (L.). — In Strassengräben, auf 
feuchten Feldern, an Bachufern und im Grunde der Erlen- und 
Weidengehölze an Flussufern. Zerstreut durch das ganze Gebiet. 
Paräd, Altofen, Pest, Stuhlweissenburg, Csepelinsel, Szolnok, 
Grosswardein, Belönyes, Mone&sa. Der höchste im Geb. beobachtete 
Standort im Bihariageb. an einem Bache am westlichen gegen Kis- 


köh abfallenden Gehänge der Tatarod&a. — Trachyt, Kalk, alluv. 
Lehm- und Sandboden. 75—730 Met. 
303. Spergula arvensis L. — Auf bebautem Boden, insbeson- 


ders auf den Leinfeldern der Gebirgsthäler. Im mittelung. Bergl. 
selten und dort von mir nur bei M. Einsiedel nächst Ofen beobach- 
tet. Im Bereiche der Pest-Ofener Flora daher auf keinen Fall 
„abunde* wie sie Sadler angibt. — Im Bihariageb. dagegen ziem- 
lich verbreitet. bei Grosswardein, Petrani, Fenalia, Sedescelu und 
bis auf die Aecker bei den hochgelegenen Mozzengehöften ober 
Negra, Vidra und Distidiul, wo sie stellenweise als ein sehr häu- 
figes Unkraut erscheint. — Schiefer, Sandst., Kalk, tert. Sandboden. 
110—1185 Met. 

304. Spergularia rubra (L.). — Im Sande der Bachufer auf 
Feldwegen und in den Furchen feuchter Aecker. Im mitlelungar. 
Bergl. sehr selten und von mir nur zwischen Sct. Andrae und Isz- 
bek beobachtet. Ebenso sehr selten und nur in vereinzelten Exem- 
plaren auf der Kecskemeter Landhöhe auf feuchtem bebauten Lande 
bei Pilis. Fehlt in der Tiefebene ganz. Dagegen ziemlich verbreitet 
im Bihariagebirge bei Grosswardein, Petrani, Belenyes, Sedescelu, 
Kisköh, Crisciora und Slatina, auf der Chiciora südöstl. von Buleni 
und insbesonders häufig auf den Aeckern in der Umgebung der 
Mozzengehöfte bei Negra und Distidiul im Aranyosthale. — Häufig 
in Gesellschaft der früheren Art. — Auf sandigem kalkarmen Boden. 
95—850 Met. 

305. Spergularia marina (L. als Var.). — Auf salzigem Bo- 
den, welcher im Frühlinge von Grundwasser reichlich durchfeuchtet 
wird. Am westl. Saume des miltelung. Bergl. bei Muszla u. Köhid 
Gyarmath nächst Näna, am östl. Saume im Tapiogebiete bei Tapio 
Bicske und Tapio Szelle, in der Umgebung der Bittersalzquellen 
bei Ofen, am südlichen und westlichen Rande des Velenczer Sees 


189 


und in der Stuhlweissenb. Niederung bei Aba und Läng. Sehr 
häufig auf allen Sodaplätzen der Kecskemeter Landhöhe von den 
Lachen ober Soroksar bis Czegled. In der Tiefebene bei Bihar. — 
Die Pflanze findet sich immer nur auf einem mit löslichen Salzen 
reichlich geschwängerten Boden, doch ist es für dieselbe gleich- 
gültige, ob derselbe vorherrschend Soda, Kochsalz oder Bittersalz 
enthält. 75-100 Met. 


0 —— 


Ein Ausflug in die Turracher Alpen. 


Von Josef A. Krenberger. 


Unter obigem Titel erschien im Jahre 1865 im dritten Hefte 
der „Mittheilungen des naturwissenschalftlichen Vereins für Steier- 
mark* ein interessanter Aufsalz des Freiherrn von Fürsten- 
wärther. Dieser Aufsatz erregte schon beim Durchlesen in mir 
den lebhaften Wunsch, diese Exkursion einmal zu unternehmen. 
Eine Reise in diesen Theil der norischen Alpen war für mich wohl 
kostspieliger und bedeutend weiter, als ein Ausflug in die südlichen 
Kalkalpen, die ich als Grenzwächter zwischen Kärnten und Krain 
in der Entfernung von wenigen Meilen den Sommer hindurch vor 
Augen habe. Allein — obige Tour versprach eine Fülle der herr- 
lichsten Alpenblumen als Ausbeute, darunter 70—80 solche, die 
ich wohl im getrockneten Zustande bereits im Herbar besass, aber 
nie noch blühend in freier Natur gesehen halte. So entschloss ich 
mich denn im vorigen Jahre, dem Rufe des Baron Fürstenwär- 
Iher, der am Schlusse seines Aufsalzes zur Nachahmung auffor- 
derte, Folge zu leisten und wahrlich, ich hatte diesen Entschluss 
nicht zu bereuen. Mit gutem Gewissen kann ich diese Exkursion 
einem Jeden als eine der lohnendsten und genussreichsten anem- 
pfehlen. Turrach, als Ausgaugspunkt für zahlreiche Alpenausflüge, 
bietet alles, was ein Botaniker, namentlich für längeren Aufenthalt 
nur wünschen kann; er findet recht gute und billige Unterkunft, 
nicht allzugrosse Beschwerden bei Ersteigung der Alpen, eine Fülle 
der lieblichsten Blumen und einen braven, verlässlichen Führer. 
Will mir der geneigte Leser bei meiner Beschreibung folgen, so 
wird er alle diese Punkte, jeden an seinem Orte, näher be- 
leuchtet finden. 

In der für Floristen passendsten Zeit — Mitte Juli — trat ich 
meine Reise an und fuhr aus Klagenfurt’s Umgebung nach Friesach. 
Statt von hier den weiteren Weg auf der staubigen Poststrasse 
über Neumarkt, Unzmark, und von da über Murau nach Turrach 
zu wählen, schlug ich den viel interessanteren Weg durch das 
schöne Metnitzthal über Grades und Metnitz auf die circa 400U° 


190 


hohe Flatnitzalpe ein, wo ich übernachtete. Am nächsten Morgen 
stieg ich 2000'° höher auf die sogenannte „Haidner Höhe“ und kehrte 
bis Mittag auf die Flatnitzalpe zurück, um von da meinen Ueber- 
gang nach Turrach zu bewerkstelligen. Der Träger war um 2 Uhr 
bestellt; doch — siehe da, noch vor dieser Stunde fing es an ganz 
gemüthlich zu donnern und zu blitzen. Ueber Kärnten hin stand 
ein schauerliches Gewitter. Ich beobachtete dessen Fortschritte eine 
halbe Stunde lang, und als ich zu meiner Freude bemerkte, dass 
es sich streng an Kärntens Grenze hielt und der Himmel gegen 
Steiermark heiter blieb, brach ich gerade auf der Demarkations- 
linie zwischen heiterem und bösem Wetter auf und konnte meinen 
fast fünf Stunden langen Uebergang über den „Wildanger“ ohne 
weiteren Unfall fortsetzen. Für diessmal kam ich mit der blossen 
Furcht vor einem Gewitterregen davon. — Bemerken muss ich an 
dieser Stelle, wie traurig es ist, dass die Leute oft in ihrer Heimat 
sich am wenigsten auskennen. Wie ich später in Turrach erfuhr, 
hätte ich von der Haidner Höhe, auf der ich schon war, leicht 
über den Leitersteig in kaum drei Stunden Turrach erreichen kön- 
nen. Statt dessen liess mich der Wirth, der doch mein Vorhaben 
nach Turrach zu gehen kannte, von der Haidner Höhe zu seinem 
Wirthshause zurückkehren und von hier den viel längeren und 
beschwerlichen Uebergang über den Wildanger machen. War es 
Ignoranz oder Indolenz oder Eigennutz von seiner Seite? Ich weiss 
es nicht. | 

Bevor ich von Turrach rede, will ich hier die Pflanzen ange- 
ben, die ich bei meinem leider nur flüchtigen Besuche auf der 
Flatnitzalpe und Haidner Höhe — also noch auf Kärntner Boden — 
gefunden habe. 


Flatnitzalpe: Dianthus superbus L., Silene rupestris L., Moeh- 
ringia muscosa L., @eum rivale L., Saxifraga aizoides L. und 
mutata L. (letztere im Geröll neben der Strasse einige hundert 
Schritte vor dem Almwirthshause) Cirsium pannonicum Gaud., 
Galium saxatile L., Doronicum austriacum Jacq., Arnica montana 
L., Carduus Personata Jacgq., Hieracium aurantiacum L., Phy- 
theuma spicatum L. und Micheliü Bert., Campanula barbata L. 
und pusilla Haenke, Myosotis sparsiflora Mikan, Digitalis gran- 
diflora Lam., Euphrasia salisburgensis Funk., Nigritella angu- 
stifolia Rich., Phleum alpinum L., Poa alpina L. 8 vivipara. 


Auf der Haidner Höhe ausser mehreren der eben genannten: 
Ranunculus aconitifolius L. ß. platanifolius L., Geranium silvaticum 
L., Epilobium trigonum Schkr und origanifolium Lam., Saxifraga 
rotundifolia L. und stellaris L., Valeriana celtica L., Homogyne 
alpina Cass., Crepis aurea Tausch., Phytheuma hemisphaericum 
L., Rhododendron ferrugineum L. (hier „Buchsbaum“ genannt), 
Pedicularis verticillata L., Primula minima L., Polygonum vivi- 
parum L., Juniperus nana Willd., Gymnadenia albida Rich., 
Veratrum album L. 


191 


Beim Uebergang über den Wildanger noch: Gentiana punetata 
L. und exzeisa Presl, beide verblüht Cineraria erispa Jacq., Doro- 
nicum austriacum Jacq., Eriophorum vaginatum L., Rumex alpinus 
l.. und Arnica montana L. überall häufig, aber beim Herabsteigen 
vom Wildanger in nie gesehener Pracht und Fülle. 

Bei Nacht und Nebel, schon lange vorher von der Feuersäule 
begrüsst, welche den Schornstein des Schmelzofens klafterhoch 
überragte, langte ich in Turrach an und begehrte im Gasthause ein 
Zimmer. Der Kellner belehrte mich, es sei nur ein einziges Frem- 
denzimmer hier mit vier Belten, von denen eines bereits von einem 
Chirurgus aus der Umgebung besetzt sei, der eben heule sein Ver- 
lobungsfest mit einer Turracher Schönen feiere. Ein eigener Stern 
oder Unstern führte mich heuer immer zu Hochzeil oder Verlobung. 
Schon einmal — Anfangs Juni — bei einem kleinen Ausflug in’s 
Barenthal unweit Klagenfurt, war ich in einem ländlichen Gasthause 
angekommen, das ich in allen seinen Räumen von einer nächsten 
Tages abzuhaltenden Hochzeit derart in Anspruch genommen fand, 
dass ich mich mit einem ganz kleinen Winkel des Hauses als 
Nachtlager begnügen musste. Hier in Turrach hätte ich mich nolens 
volens in die Annehmlichkeit, einen Bettnachbarn zu besitzen, fügen 
müssen, wenn mir nicht der freundliche Herr Verweser, dessen 
Bekanntschaft ich wenige Minuten nachher im Extrazimmer machte, 
dadurch aus der Verlegenheit geholfen hätte, dass er mir für die 
Zeit meines Aufenthaltes ein Gastzimmer im lürstlichen Verwes- 
hause anbot. — Am nächsten Tage war Jupiter pluvius Regent, 
was mir wenig unangenehm war, da ich meine mitgebrachten Pflan- 
zen besorgen und von den Beschwerden des vorhergehenden Tages 
ausruhen konnte. 

Der Markt Turrach, fast 4000° über dem Meere, unmiltelbar 
am Fusse des Eisenhut, in einem anmuthigen Thale rings von hohen 
Alpen eingeschlossen gelegen, ist der Sitz des fürstlich Schwar- 
zenberg’schen Berg- und Hüllenverwesamtes und besteht fast 
ganz aus [ürstlichen Wohn- und Werksgebäuden mit Kirche und 
Pfarrhaus. Ueberall herrscht geschäftiges Leben und Treiben und 
ein oft betäubender Lärm, hervorgebracht durch Rauschen des 
Wassers, durch Hämmern und Klopfen und Feilen und Sägen. 
Oberhalb Turrach theilt sich das Thal in drei enge Thäler, hier 
Gräben genannt; — in den Gaiseckgraben gegen Süd und Südost, 
den Werchzirbengraben gegen Südwest und den Steinbachgraben 
gegen Westen, welcher letztere zu den reichen Erzlagern führt. 
Alle diese Gräben führen zu Alpen, die fast durchgängig über 
7000° hoch und nur wenig niedriger sind als der Eisenhut mit 
7721° Höhe. So führt der Gaiseckgraben eiterseils zum Leitersteig 
und den Torrerhöhen, anderseils auf einer gut erhaltenen Strasse 
zu den Turracher Alpenseen und dem Rinsenock; der Werchzir- 
bengraben zum Rothkofel, Gregornock, Stangalpe und Königstuhl; 
der Steinbachgraben endlich zum Kühlnbrein und zur Alpe Reisseck, 
15 


Oesterr. botan, Zeitschrift. 6. Heft. 1868. 


192 


über dessen Höhe die Grenzlinie zwischen Steiermark und Salzburg 
sich hinzieht. 

Die Lage von Turrach bildet derart ein triplex confinium, dass 
man durch einen mässigen Nachmillagsspaziergang zum grossen 
See leicht Kärnten, und durch eine freilich minder bequeme Berg- 
promenade auf die Alpe Reisseck Salzburger Boden erreichen kann. 
Wer kleine und grössere Anstrengungen nicht scheut, kann hier 
am ersten Tage in Steiermark, am zweiten in Kärnten, am dritten 
— diessmal aber im Schweisse seines Angesichtes — im Salzbur- 
gischen sein Mitlagsbrot verzehren. 

Als Jupiter pluvius die Regierung wieder an die freundliche 
Sonne abgetreten hatte, benützte ich die ersten heiteren Stunden 
zu einem Ausfluge zu den Alpenseen, deren es drei gibt, von 
denen aber nur der erstere, der einen Flächeninhalt von 18 Joch 
besitzen soll und 5500° hoch liegt, seiner Grösse und anmulhigen 
Lage wegen Beachtung verdient. Zu diesen Seen führt, wie früher 


bemerkt, eine gute Strasse — Passstrasse nach Reichenau in Kärn- 
ten — die in etwa anderthalb Stunden zu dem Almwirthshause, 


hart am See gelegen führt. Auf dem ganzen Wege hat man den 
Eisenhut, nur durch den schmalen Gaiseckgraben geschieden, zu 
seiner Linken vor Augen. Sein Anblick ist von hier aus wenig rei- 
zend, da seine obere Hälfte einer baumlosen Heide gleicht. Weder 
Form noch Höhe haben etwas Imponirendes. Seine ausseren Umrisse 
zeigen von hier nicht das Schroffe, Zerklüftele, Pittoreske der 
Kalkalpen, sondern sind einförmig und kahl; auch seine Höhe im- 
ponirt nicht, da man auf dieser Strasse von 4000 bis zu 5500’ 
Höhe emporsleigt und sich oben fast in gleicher Höhe mit ihm 
glaubt, obwohl diess nur eine optische Täuschung ist, da er uns 
immer noch um volle 2000‘ überragt. 

Schon der Weg zu den Alpenseen bietet mancherlei botani- 
sches Interesse; denn man findel: Senecio nebrodensis L. (Schon 
in Turrach selbst häufig an den Bachufern). Campanula barbata L., 
Pinus Cembra L.,. Imperatoria Ostruthium L., Hieracium aurantia- 
cum L., Crepis aurea Tausch, Sempervivum montanum L., Wul- 
feniüi Hoppe, zahlreich an Felsen neben der Strasse und schon 
vollkommen aufgeblüht. Bartsia alpina L., Aconitum Napellus L., 
Swertsia perennis I. eine Pllanze, deren Anblick ihrer tiefblauen, 
fast schwarzen Farbe wegen einen eigenthümlichen Eindruck macht. 
Ich will hier noch Sempervirum arachnoideum L. beifügen, das ich 
in Turrach selbst, an Felsen vis a vis dem Kaufmannshause fand. 

Um den See, durch dessen Mitte die Grenzlinie zieht, die 
Steiermark von Kärnten scheidet, findet ınan lheils auf Sumpfwiesen, 
theils auf Grauwackenfelsen, nebst manchen der vorhergenannlen 
Pflanzen noch: Eriophorum vaginatum L., Gentiana punctata L. 
verblüht. Erigeron alpinus L., Trifolium spadiceum L., Potentilla 
aurea L., Cardamine resedifolia L. hier schon in üppigen Frucht- 
exemplaren. *Gnaphalium norvegicum Gunner, *supinum L., *Hie- 
racium albidum Vill., *Sarifraga controversa Sternb., Aisoon 


193 


Jaet., aizoides 1., rotundifolla L., Veronica saxatilis L., belli- 
tlioides L., Silene quadrifida L., Ranuneulus aconitifolius L.. Phy- 
theuma Sscorzonerifolium V ill., "Uypochoeris radieata L. Auf höheren 
Wiesen auf Seite des Almwirthshauses: "Ileracium echioides W K., 
villosum Jacyq., "Senecio abrotunifolus L., "carniolicus W illd., 
Gynmmadenia albida Rich., conopsea R.Br., Nigritella angustifolia 
Rich., Veratrum album L., Allwum Schoenoprasum L. var. alpinum 
Gand., Rosa alpina L. var, y. pyrenaica Gouan., Hypochoeris 
wniflora Vill. (hier „Rahmdocken“ genannt.) Arnica montana L. 
(Kraflrasen), Phytheuma spieatum L., Pedieularis verticillata L., 
reculila 1. verblüht. Chrysanthemum montanum L., Botrychium 
Lunaria L., *Carez aterrima Hoppe, *nigro All., *fuliginosa 
Schkr., ®semperrirens Vill. 

NB. Alle hier und später mit * bezeichneten Pflanzen hat Baron 
Fürstenwärlher auf gleichem Wege nicht gefunden, 

Reich mit Beute beladen nach Turrach zurückgekehrt, traf 
ich alle Vorkehrungen, um am nächsten Tage den Eisenhut bestei- 


gen zu können, 
(Sehluss folgt.) 


X 


Phytographische Fragmente. 


Von Dr. Ferdinand Schur. 
AV: 

Adonis autumnalis L. Im Prater vor der Rasumowskybrücke 
rechts gegen den Thiergarten mit anderen Acker- und Ruderal- 
pflanzen z. B. mit Adonis aestivalis, Nigella arvensis, Matricaria 
Uhamomilla,. Delpkinium Bonsolida, Camelina microcarpa u. Ss. W. 
Juni 30, 1867, 


XVI 
Ceratocephalus falcatus Pers. und ©. orthoceras DE. 


Beide Arten vor der Favoritenlinie im Hohlwege zwischen 
dem Rothenhof und Landgute April 1866. — Hier ©. orthoceras 
in sehr überwiegender Anzalıl, während vor elwa 30 Jahren. ©. 
faleatus vorherrschend vorkam. jetzt aber beinahe verschwimden 
und nur mit Mühe zu finden is, — Es geht hieraus thatsächlich 
hervor, dass ©. ortkoceras den C. falcatus verdrängt oder über- 
wuchert hat, Diese Erscheinung ist sowohl in der freien Natur, 
als auch in unseren bolanischen Gärten keine seltene und gibt zu 
manchen Täuschungen Veranlassung. — Lebenskräftigere und le- 
benszähere Individuen machen sich in dem ihnen anständigen Medium 
breit und unterdrücken, wie z. B. das Unkraut den Weizen. die 


19, 


zarteren Pflanzen, so dass diese über kurz oder lang ganz ver- 
schwinden. — Ein gutes Beispiel sehen wir auf den nun aufge- 
schülteten Plätzen. Im ersten Jahre bemerken wir sehr viele Pllan- 
zen, von denen wir den Ursprung erralhen können, aber schon 
im nächstfolgenden Jahre nimmt diese Mannigfaltigkeit der Pllan- 
zenarten ab, und endlich im dritten Jahre, wenn keine Umgrabung 
Statt gefunden, sind diese Plätze nur mit Alriplices und Chenopo- 
diaen bedeckt, weiche dann diese Plätze innebehalten und ein sehr 
monotones Bild der Vegelalion gewähren. — In botanischen Gär- 
ten, wo viele Jahre hintereinander nahe verwandte Arten neben- 
einander gezogen werden, ist dieses Ueberwuchern nicht selten zu 
beobachten, indem die zarleren Arten ausslierben und anderen in 
ihrem Beetle den Platz eingeraumt haben. Es wundern sich dann 
die Gärlner, eine gemeine Pflanze unter seltenerem Namen vor 
sich zu sehen. 


XV. 


Myosurus minimus L. Die früheren Standorte auf dem Laaer 
Berge haben dem Pfluge weichen müssen und es war mir daher 
angenehm, auf diesem Terrain ein Plätzchen zu finden, wo diese 
Pflanzen in orosser Menge und schön entwickelt vorkamen. In 
schlammigen Vertiefungen zwischen Saaten mit Ranunculus Pseudo- 
bulbosus, Juncus bufonius, Glyzeria distans u. Ss. w. auf dem 
Laaer Berge links gegen die Weinberge. Juni 10. 1867. 


Literaturberichte. 


— Grundriss der Botanik. Zum Schulgebrauche bearbeitet 
von Dr. Moritz Seubert. Leipzig und Heidelberg. C. F. Win- 
tersche Verlagshandlung 1868. — 8°. p. 151 mit 266 in den Text 
eingeschalteten Holzschnitten. 

Schon zweimal halte der Unlerzeichnete Gelegenheit in die- 
ser Zeitschrift Seuberts grössere Lehrbücher der Botanik zu 
besprechen (Jahrgang 1862, pag. 62 und Jahrgang 1867, pag. 364.) 
Er zollte dabei den vorzüglichen Leistungen des Verfassers 
die‘ vollste Anerkennung und bezeichnete Seubert’s Lehr- 
bücher der Bolanik als zu den besten der vorhandenen gehörig. 
Der vorliegende Grundriss der Botanik ist ein für die Mittelschu- 
len berechneter Auszug aus den erwähnten grösseren Hand- 
büchern und enthält in kurzer, klarer und leicht fasslicher Darstellung 
das Wichtigste aus der Organographie, Pflanzen-Anatomie, Pflanzen- 
Physiologie, Systematik und Pflanzen-Geographie. In ihm finden sich 
alle Vorzüge der oberwähnten Werke Seuberts wieder und der Be- 
richterstatter kennt kein zweites Lehrbuch, das bei einem so geringen 


195 


Umfange eine solche Fülle des Materiales mit so gleichmässiger 
Behandlung der einzelnen Partien enthalten würde. Es kann daher 
dieses neueste Werk Seuberts bestens den Herren Professoren an 
Mittelschulen sowie Freunden der Bolanik anempfohlen werden. Für eine 
zweite Auflage wäre höchstens der Wunsch auszusprechen, dass 
auch der systemalische Theil mit Holzsehnitten, welche die wich- 
tigsten Familien in ihren charakteristischen, allgemein verbreiteten 
Repräsentanten darstellen, versehen werden möchte. Es wäre diess 
leicht durchführbar, ohne den Umfang des Grundrisses auf mehr 
als 200 Seiten zu schwellen und würde dem Schüler das Studium 
der Systematik dadurch bedeutend erleichtert. 
Dr. H. W. Reichardt. 

— Bericht über eine botanische Reise nach Istrien 
und dem Quarnero im Mai 1867. Von Dr. Aug. Reuss fil. 
(Separatabzug aus den Verhandlungen der k. k. zoologisch-botani- 
schen Gesellschaft. Jahrg. 1868, p. 125— 146.) 

Der Verfasser, den Botanikern namentlich als eifriger, scharf- 
sichtiger und glücklicher Durchforscher der Flora Böhmens auf das 
vortheilhafteste bekannt, unternahm im Mai des verflossenen Jahres 
eine sich auf beiläufig drei Wochen ausdehnende wissenschall- 
liche Reise nach Istrien und dem Quarnero. Er berührte auf derselben 
zuerst Triest und Rovigno. Längere Zeit verweilte er in Pola, wo 
in Gesellschaft der Herren Huter und Pichler die dorlige Gegend 
durchforscht wurde. Namentlich reiche Ausbeute lieferten die Höfe 
des Arsenales, welche aus angeschütletem Boden bestehend, ein 
wahrer botan. Garten sind. Weniger ergiebig erwiesen sich die 
brionischen Inseln und mehrere benachbarte Scoglien. Die nächste 
Station war Lossin piecolo, wo Dr. R. nicht nur die Umgebung der 
genannten Stadt genauer durchsuchte, sondern auch seine Aufmerk- 
samkeit der interessanlen Sandinsel Sansego und mehreren von 
Botanikern noch nicht berührten Scoglien und Insclchen zuwendete. 
Schliesslich wurde noch der Monte maggiore (leider bei ungünsti- 
gem Wetter) besucht. Der Verfasser führt bei jedem von ihm be- 
rührten Punkte die gesammelten und kritisch genau bestimmten 
Pflanzen an; unter ihnen finden sich mehrere für die dorligen 
Gegenden interessante Arten; dadurch wird der vorliegende Reise- 
bericht ein erwünschter Beitrag zur Flora Istriens und der quar- 
nerischen Inseln. Möge Dr. Reuss recht bald wieder einen ähnlichen 
Ausflug unternehmen und über denselben eben so anziehend, gründlich 
und anschaulich wie diessmal berichten! Dr. H. W. Reichardt. 

— Literarisches aus Italien vom Jahre 1867. (Nach Mittheilungen 
des Herrn Prof. T. Caruel.) 

Delpino *): Betrachtungen über die Befruchtung der Pflanzen 
aus der Familie der Asclepiadeen, Apocineen, Orchideen, Legumi- 
nosen u. m. a., welche zum Resultate führen, dass in einer zahl- 


” Sueli apparecchi della fecondazione nelle piante autocarpee. Fi- 
renze 18617. 


196 


reichen Reihe von Pflanzen die Kreulzungs-Befruchlung ein absolutes 
Bedürlniss sei, und dass in Folge der eigenthümlichen Bildung der 
Blüthentheile die Feeondation miltelst des durch den Wind und na- 
imentlich durch Insekten herbeigebrachten Pollen sehr erleichtert 
werde. — Die Abhandlung des Prof. Hildebrand: „über die Ver- 
theilung der Geschlechter in den Planzen* wird von Hrn. Delpino 
kritisch besprochen '). Delpino?) weiset den Pflanzen ebenso 
einen Instinkt zu, wie er den Thieren eigen ist, und den er von 
einem fühlenden, ja sogar verständigen Lebensprineip herleitet. 
Delpino ist bemüht die Aeusserungen und die Handlungen dieses 
angeblichen Verstandsprineipes zu erforschen und den Vitalismus, 
den Instinkt, die Vernunft u. s. w. zu untersuchen, nebenbei auch 
manches Thema über Materialismus und Spiritualisinus einzuflechten. 
Ferner erörtert Delpino seine Ideen über die Genesis und die 
gegenseitigen Beziehungen der Pflanzenwelt, nach den Theorien 
Darwin’s und auch der Naturphliosophen und stellt nach seinen 
Prineipien eine eigene Klassifikation auf ete. Salv. Albarella °) 
bestreitet die.bis jelzt in der Wissenschaft festgestellten Ansichten 
über den Sitz und die Ursachen der Absorption, ohne jedoch 
gründliche Beweise seiner Opposition zu geben. Prof. Pasquali *) 
beschreibt und illustrirt die verschiedenen Formen von Blällern, 
die an einer und derselben Pflanzen vorkommen können — so in 
Bezug auf ihre Stellung und Vertheilung, so wie Betreff des Alters 
und des Vorkommens der betreffenden Pflanzen ele. Prof. kin Ga- 
ruel5) gibt eine Uebersicht der Veränderungen, welche in der 
Flora von Toscana in den letzten drei Jahrhunderten etbttkefunden 
haben. Verschwunden sind: Oxycoccos palustris, Phaca alpina, 
Ammania verticillata. Tulipa Bonarotiana var. Tul. praecox var. 
u. m. a.; eingeführt und eingebürgert: Agave umericana, Ajux 
incomparabilis, Anemone coronaria, Bellevalia Webbiana. Conyza 
ambigua, Fimbristylis squarrosus, "Hypericum mutilum, Oenothera 
biennis, Tulipa Gesneriana, strangulata , serotina u. Ss. f.; — ein- 
geführt aber nach einiger Zeit wieder verschwunden: Anemone 
hortensis, puvonina, Anthriscus Cerefolium, Centaurea ragyusina U. 
m. a. Prof. S. Garovaglio ®) beschreibt Thelopsis rubella Nyl., 
Belonia russula Körb., Weitenwebera muscorum Körb., Limboria 
actinostöma Mass., Limb. corrosa Körb. Dr. Ascherson ') 
gibt Erläuterungen über einige Pflanzen der italienischen Flora, 


y) Ati della societä italiana di seienza naturalia. Milano 1867. 

?) Pensieri sulla biologia vegelale e sulla tassonomia. Pisa 1867. 

s Memoria sulla radice dei vegetali, considerata come organo di assor- 
binenel Napoli 4867. 

*) Sulla eterofillia. Napoli 4867. 

>) Di aleuni camb.amenti avvenuti nella Nora della Toscana in questi 
ullımi tre secoli (Atti soc. ital. de sc. nat. Milano 1867). 

®, Thelopsis, Belonia, Weitenwebera et Limboria etc. (Meın. soc. ital. di 
se. nat. Milano Il.) 

”, Rıflessioni intorno ad aleune piante della flora italica. (Atli soc. ital. 

dı se. nat. Milano IX.) 


197 


wie über Althenea setacea PA., Ruppia drepanensis Tin., Cyma- 
docea aquorea Kon., Najus tenuifolia R. Br. u. ın. a. Prof. v. 
Visiani!) hatnach neueren Untersuchungen den Gallungsnamen von 
Cheilanthes Szovitsü Fisch. et Meyer, in Oeosporangium Szovitsit 
Vis. umgeändert, und zwar in Folge der eigenthümlichen Charak- 
tere der einzelnen Sporangien. Prof. de Notaris setzt die Heraus- 
gabe seines kryplogamischen Herbariums fort, so wie auch den 
bezüglichen Commentario. M. Anzi?) hat eine Anzahl von neuen 
oder selteneren Lichenen Oberilaliens beschrieben. Prof. de Nota- 
ris hat unter dem besonderen Titel „Pentimenti* (Genova 1867) 
einige wichtige Bemerkungen über die Sphaeriaceen gegeben. Prof. 
Passerini?) gibt das erste Verzeichniss der in der Provinz Parma 
vorkommenden Pilze mit Angabe der Synonymen und des Vor- 
kommens. Es sind 325 Species, darunter: Diplodia Siliquastri, 
Septoria Betulae, Uredo Sorghi u. s. f. Prof. Pedieino *) illustrirt 
die in den Thermalquellen von Ischia vorkommenden Dialomaceen, 
nebst Bemerkungen über ihre Lebensverhällnisse. Prof. Fr. Ardis- 
sone?) gab eine Uebersicht der italienischen Ceramicen. 
Senoner. 


——_esssa 


Correspondenz. 


Wien, im Mai 1868. 
Im Aprilhefte der „Oesterr botan. Zeitschrifi“ Seite 136 be- 
findet sich in einer Verschiedenes besprechenden Korrespondenz 


auch die zufällige Bemerkung: „Ausser Neilreich leistet ohnehin 


in den Schriften der zool.-botan. Gesellschaft Niemand etwas in 
der Phanerogamenkunde.“ — In Folge dieses wohl nur beziehungs- 


weise aulzufassenden „Schmerzensschreies* erhielt die Redaktion 
dieser Zeitschrift von Herrn Georg Ritter von Frauenfeld 
eine Erwiederung (abgedruckt im Maihefte Seite 166) mit nachfol- 
gendem Geleilschreiben: „Euer Wohlgeboren! Ich ersuche um Aul- 
nahme beiliegenden Schreibens unverändert in die Mai Nr. Ihres 
Blattes. Sollte diess nicht sein können, so bitte ich um sogleiche 
Zurückstellung, da ich sodann anders hierüber verfügen werde. 
Wien, am 4. April 1868. Dero ergebenster Georg Ritter von 
Frauenfeld.* — Obwohl nun der Umfang der Erwiederung (70 
') Della Cheilanthes Szovitsii F. et M. (Atti Ist. ven. disc. Venezia XII.) 

?) Nesymbola lichenum rariorum vel novorum Italiae superioris. (Altı 
soc. ital. di sc. nat. Milano IX.) 

®) Primo elenco di funghi parmensi. (Comment. eritt. ital. Genova 1867.) 

*) Pochi studi sulle diatomee viventi presso alcune termi dell’ isola d’Ischia 
Napoli 1867. 

°) Prospetto delle Ceramiee italiche, Pisano 1867. 


178 


Zeilen und „Georg Ritter von Frauenfeld“ als 71. Zeile) in 
keinem Verbulmise 2 zu den beanständeten 2 Zeilen stand, obwohl 
in derselben ınolivlos eine unarlige Invektive gegen die Redaktion 
geschleuder! wird, (Seite 167: „Ic h weiss nicht, ob die Veröffentli- 
chung von Seite des Schreibers beabsichtigt oder ob es dem Re- 
dakteur beliebt hal, diese Stelle“ u. s. w.) und obwohl endlich 
die Redaktion selbst mit dem aber wieder nur beziehungsweise zu 
verstehenden Ausspruche jenes Korrespondenten vollkommen ein- 
verstanden ist, so glaubte sie doch der Anforderung des Herrn 
Georg Ritter von Frauenfeld entsprechen zu sollen und zwar 
mit Verzichtleistung auf alle naheliegenden Randglossen, um diese 
leidige Angelegenheit nicht in andere Organe verschleppt zu sehen, 
welches letztere wohl der Schluss des Geleitschreibens für den 
Fall in Aussicht stellte, als die Redaktion den Abdruck der Erwie- 
derung ablehnen sollte. Leider sah sich die Redaktion in ihrer 
Voraussetzung geläuscht, sie unterschätzte eben die drängende 
Gewalt menschlicher Schwächen, über welche selbst, venia sit dicto, 
die Unsterblichen der Sterblichen nichts weniger als erhaben sind. 
Herr Georg Ritter von Frauenfeld hört sich aber auch gar zu 
gerne sprechen und so konnte er der günstigen Gelegenheit nicht 
widerstehen, seine stilistischen Uebungen vor einem grösseren 
Kreis von Zuhörern zum Vortrage zu bringen. In einer Sitzung der 
zool.-botan. Gesellschaft am 6. Mai, an welcher 20 bis 25 Mitglie- 
der theilnahmen, las Herr Georg Ritter von Frauenfeld seine 
gedruckte Erwiederung (Maiheft Seite 166) recht flüssig und mit 
dem ihm eigenthümlichen Affekte vor, also zu einer Zeit, in wel- 
cher diese Erwiederung bereits allenthalben dort verbreitel gewesen, 
wo elwa jene paar Zeilen gegen die botanische Thätigkeit der 
Gesellschaft ein Monat früher bemerkt worden sein mochten. Erin- 
ner! diess nicht an das bekannte: „Bei der grossen Retirade.* — 
Was nun die Erwiederung des Herrn Georg Ritter von Frauen- 
feld anbetriffi, so möge es gestallel sein, derselben unter Einem 
einige Nachklänge zu widmen. Wer den Inhalt der letzien 6 Bände 
(1862--1867) der Gesellschaftsschriften auch nur einer oberlläch- 
lichen Durchsicht unterzieht, dem muss es auffällig erscheinen , 
dass die Botanik dorten eine bei weitem schwächere Vertrelung 
findet, als die Zoologie. Diese Wahrnehmung mag es wohl gewesen 
sein, "welcher der Schreiber obiger missfällig gewordenen und fast 
zu einem crimen maiestalis emporgeschraubten Stelle Ausdruck 
geben wollte, wenn er auch dabei, den Salz wörtlich genommen, 
zu weil ging. Hierzu liesse sich freilich bemerken, dass die Zo0- 
logen der Gesellschaft eben mehr leisten als die Botaniker, allein 
diess dürfte wieder die vielleicht unangenehm berührende Frage 
anregen, warum es dem so sei. Würde sich Herr Georg Ritter 
von Frauenfeld, der doch das leitende und herrschende Princip 
der zool.-botan. Gesellschaft sein will, gleichmässig wie für die 
Zoologie, auch für die Bolanık inleressiren, so würde er leicht 
Mittel und Wege genug finden, die Thäligkeit der Botaniker zu 


199 


cewinnen und dadurch noch bei guter Zeit der Eventualität vor- 
beugen, dass solche eines Tages das Bedürfniss fühlen möchten der 
zool.-botan. Gesellschaft den Rücken zu kehren und sich zu einem 
selbstständigen „botanischen Verein“ zu konstituiren. S. 


Borszek (nordöstlichste Grenze v. Siebenbürgen), am 7. Mai 1868. 
Nach einer 3 tägigen ziemlich beschwerlichen Reise (täglich 


12 —13 Meilen) bin ich gestern Mittags hier eingetroffen. — Nach- 
mittags sammelte ich Anemone (Hepatica) transsilvanica, die ohne 
Zweifel mit A. angulosa Lam. identisch ist. — Noch gestern suchte 


ich den „stark behaarten, wohlriechenden“ Farrn, den Schur hier 
gefunden und für Cheilanthes odora gehalten haben will, am Ein- 
wange der Eishöhlen hier auf. Ebenso suchte ich auch heute früh 
darnach; jedoch vergebens. Viola Jovi ist hier sehr gemein und 
eben in bestem Blühen begriffen; ebenso Dentaria glandulosa. 
Draba nemoralis kommt hier mit kahlen Schötchen vor. Ein win- 
ziges Alyssum mit wenig oder kaum beblättertem Stengel und 
kopfförmig gedrängten, sitzenden Blüthen eines A. calyeinum muss 
ich für eine Monstrosität halten, da ich nur 2 Exemplärchen auf- 
fand. — Pulmonaria rubra Schott und Kotschy ist wahrschein- 
lich mit P. affinis Jord. identisch. Ich sehe hier durchaus rothblü- 
hende und andere sonst ganz gleichgestaltete vermischt. — Uebrigens 
kommt in Siebenbürgen stellenweise auch P. mollis mit lauter rein 
rothen Blüthen vor; daher verschickten siebenbürgische Botaniker 
auch oft diese unter dem Namen P. rubra. Die echte Schott’sche 
Pllanze habe ich i. J. 1861 auch im Kom. Baranya bei Szekelyhid 
häufig angetroffen und damals für P. saccharata Nill. gehalten. — 
Morgen reise ich von hier noch 15 Meilen längs der moldauischen 
Grenze südlich nach dem Kupferbergwerk Balän bei Sz. Domokos. 
Ich will daselbst 2 Kalkalpen besteigen. Ich werde erst ungefähr 
am 14. d. M. über Zäh, um hier Poeonia tenuifolia zu sammeln, zu 
Hause ankommen. Janka. 


Balan bei (sik-Szent-Domokos (östl. Siebenb.), am 10. Mai 1868. 


Heute verweile ich den zweiten Tag hier und bin eben vom 
Nagy Hagyımäs, einer 5688° hohen schauerlich zerklüfteten Kalkalpe 
zurückgekommen, auf der ich den ganzen Tag zubrachte. Blühend 
fand ich nur sehr wenige Pflanzen: Symphytum cordatum, Dentaria 
glandulosa, Hepatica transsilvanica, Crocus banaticus, Galanthus 
nivalis, Seilla bifolia, Gagea minima, Corydalis solida var. den- 
siflora (= densiflora Presl, auch im Banat um Mehadia sehr ver- 
breitet), Ranunculus carpaticus sind in den Waldungen und auf 
den Bergwiesen allgemein verbreitet. Auf Felsen traf ich blos einzeln 
blühende Androsace villosa oder A. arachnoidea Schott et Kotschy 
an; ebenso Viola alpina. Ich habe aber auch alle auffallenderen 
nicht blühenden Arten gesammelt, wie z. B. Eritrichium nanum, 
Gentiana phlogifolia Schott et Kotschy, welche ich für identisch 
mit der sibirischen @. decumbens L. halte. — Gestern Nachmittag 


200 


bestieg ich den etwas niedrigeren, ebenso in gegen den Bergort 
Balän zu, senkrechte wild zerrissene Wände abfallenden Öcsem 
Teteje, so wie auch den zwischen diesem und den Eingangs er- 
wähnten Hagymäs gelegenen thurmarligen Egyeskö. — Ich habe 
hier zum Erstenmal Banffya petraea geschen, und das erste Exem- 
plar, das ich pflückte, vor Freude geküsst! Sie ist auf allen drei 
genannten Bergen sehr häufig und steigt sogar bis circa 2000’ 
herab, ebenso wie die Androsace arachnoidea etc. — In der Tan- 
nenregion lag noch sehr viel Schnee; ich musste stundenlang darin 
herumsteigen. Die Kuppen waren schneefrei, wo man dann auf 
dichten Polstern von Dryas, Viola alpina etc. wanderte. — Bezüg- 
lich Ranunculus carpaticus muss ich bemerken, dass derselbe wohl 
nichts Anders sein dürfte, als R. Gouani Willd. Wenigstens stimmt 
der echte R. carpaticus Herb. total mit pyrenäischen Exemplaren 
in Blüthe und Frucht überein. Freund Ascherson wird uns später 
miltheilen können, ob die Grenier Godron’sche Pflanze auch wirk- 
lich die Willdenow’sche darstell. — Aber auch Ranunculus 
aduncus Gren. Godr. kommt in Siebenbürgen vor und wird in 
blüthe für R. carpaticus genommen. Er unterscheidet sich durch 
die längeren Griffel. In drei Tagen bin ich wieder zu Hause. Heute 
Abends treffe ich in Maros-Vaäsärhely ein. Morgen Mittag bin ich 
in Zah, um Poeonia tenuifolia L., die gerade blühen muss, zu 
sammeln. — Meine Pflanzen trocknen wunderschön. Auf dieser 
Reise halte ich insofern Glück, als ich bei den botanischen Exkur- 
sionen auf die Alpen etc. das schönste Wetter hatte, während es 
stets regnete, als ich auf der Fahrt war. Janka. 


Kryptogamischer Reiseverein. 


Die diesjährige Reise des Vereins soll eine ausschliesslich 
bryologische sein und Herr Dr. Lorentz, Privatdocent der 
Botanik in München, damit betraut werden. Wenn es die Mittel 
des Vereins erlauben, soll Herr Ludwig Molendo denselben be- 
gleiten. Das Ziel der Reise ist Norwegen. 

Wir dürfen bei dieser Reise ‚ein glänzendes Resultat erwarten, 
besonders, wenn es gelingt, die beiden genannten Herren auszu- 
senden. Dieselben haben sich nicht nur durch zahlreiche gediegene 
Schriften als erfahrene und ausgezeichnete Kenner der schwierigen 
Laubmoosfamilien erwiesen, sondera auch besonders durch wieder- 
holten langen Aufenthalt in den Alpen praktischen Blick und eine 
reiche Erfahrung im Auffinden und Sammeln der Moose erworben. 
Zeuge dafür sind die zahlreichen, glänzenden Funde, mit denen sie 
die Moosgeographie der Alpen bereichert und die in zahlreichen 
schönen Exemplaren in den Herbarien der meisten Bryologen ver- 
breitet sind. 


201 


Andererseits ist Norwegen durch seinen Moosreichthum so 
bekannt, dass es überflüssig wäre, noch besonders darauf hinzu- 
weisen und liefert ausser den vielen bekannten Seltenheiten noch 
fast jedes Jahr Neues und Interessantes. 

Aber um diese Reise in Ausführung zu bringen, besonders um 
sie für beide genannte Herren zu ermöglichen, bedarf es einer 
zahlreicheren Theilnahme an unserem Vereine, als bisher der Fall 
war, und werden daher alle Freunde der zierlichen Laubmoose ein - 
geladen, dem Vereine beizutreten. Bei den bedeutenden Kosten fer- 
ner, we Iche die Reise in dem theuren Norwegen erfordert, erscheint 
eine Erhöhung des Betrags auf 6 Thlr. ?) = 10 Gld. 30 Kr. rh. 
veboten. Es werden auch Doppelaktien ausgegeben, wodurch das 
Anrecht auf alle gesammelte Arten, auch diejenigen, welche in zu 
geringer Menge vorhanden sind, um an alle Mitglieder vertheilt zu 
werden, sowie auf eine entsprechend reichlichere Ausstatlung der 
Exemplare erworben wird. Wir sind überzeugt, dass die Herren 
Mitglieder für diesen kleinen Mehrbeitrag durch die Zahl und Sel- 
tenheit der gesammelten Arten reichlich werden entschädigt werden. 

Rabenhorst, Schimper. 


Mit Bezugnahme auf obigen Aufruf und das ehrende Ver- 
trauen, we Iches die geehrten Leiter des Vereins in mich gesetzt, 
erlaube ich mir noch einige Worte beizufügen über den Plan der 
Reise, der Herrn Raben horst und Sc himper vorgelegt und von 
diesen genehmigt wurde, 

Es wurde von dem Grundsalze ausgegangen, dass, um Tüch- 
liges zu leisten, besonders um mit Erfolg zu sammeln und im 
Stande zu sein, "den Herren Mitgliedern ein würdiges Aequivalent 
zu bielen, es unbedingt nölhig ist, sich sowohl sachlich als örtlich 
auf eine einzige Pflanzenfamilie zu beschränken und an wenigen 
wohlgewählten "Punkte on längere Zeit zu verweilen. Nur so ist es 
wöglich, sich mit den Eigenthümlichkeiten der Gegend verlraut zu 
machen, ihre wahren Moosstandorte zu entdecken "und das Gesam- 
melte an Ort und Stelle kunstgerecht einzulegen und zu trocknen. 
Für die projeklirte Reise wurden drei solcher" Punkte gewählt und 
für jeden derselben ein Monat Aufenthalt bestimmt, so dass dieselbe 
in nachfolgender Weise vor sich gehen soll: Von Christiania auf 
der Poststrasse nach Bergen ohne weiteren Aufenthalt an den Sog- 
uefjord, als nicht vielleicht bereits die Jahreszeit erlaubt, einige 
Tage auf Nystuen zu verweilen und die bryologischen Schätze des 
Tilletjeld zu heben. Zunächst soll dann. die Gegend um die Aus- 
mündung des s Fjords mit ihren mancherlei Inseln untersucht werden. 
Das eigenthümliche regenreiche Klima dieser Gegend, das von dem 


1) Diejenigen geehrten Mitglieder, welche bei dem Unterzeichneten bereits 
4 Thaler pro 1868 eingezahlt haben, werden ersucht 2 Thaler recht bald nach- 
Auekanbn: L. Rabenhorst. 


202 


im Innern des Landes ziemlich verschieden ist, sowie der ziemlich 
reiche Gesteinswechsel und die bereits erfolgte Auffindung einiger 
britischer Formen lassen dort interessante Resultate und manches 
Neue erwarten. Später sollen dann womöglich einige Exkursionen 
nach den Gebirgen, welche das Innere des Fjords umlagern, bes. 
Fillefjeld, das Flurungerne und Fustedal unternommen werden. 

Der zweite Punkt, der in Aussicht genommen wurde, ist die 
Umgebung des Saltenfjord, von wo aus versucht werden soll, den 
klassischen, seit Wahlenberg berühmten Sulitelma von Westen her 
zu erreichen. 

Der dritte Punkt endlich soll ganz dem Dovrefjeld gewidmet 
sein, um dessen bekannte Seltenheiten in die Herbarien der Abon- 
nenten zu leiten 

Ich hoffe, dass die Ausführung dieses Planes dazu dienen 
wird, nicht nur die bekannten Schätze in reichlicher Menge einzu- 
legen und zur Vertheilung zu bringen, sondern dass sie auch dem 
andern Zwecke des Vereins gerecht werden wird, nämlich die 
Wissenschaft mit neuen Thatsachen zu bereichern, seien dies nun 
neue Arten und Formen, oder neue pflanzen - geographische Auf- 
schlüsse. Ich werde nicht verfehlen, zu der seit einigen Jahren 
vernachlässigten Praxis zurückzukehren und durch Reiseberichte 
dem Vereine von meiner Thätigkeit und meinem Erfolge Nachricht 
zu geben 

Alle Freunde der Bryologie werden somit freundlichst einge- 
laden, sich bei dem Vereine zu betheiligen, damit nicht nur die 
Reise überhaupt verwirklicht, sondern vorzüglich auch die Theil- 
nahme Herrn Molendo’s ermöglicht werde, dessen bekannter 
Scharfblick und dessen Finderglück die Resultate auf’s glänzendste 
steigern würde. Dr. ph. Lorentz. 

P. Ser. Da die Zeit bereits schon weit vorgerückt ist, so wird 
um baldige Einsendung der Beiträge gebeten. Dr.L. Rabenhorst. 


— 


Personalnotizen. 


— Dr. Ludwig Haynald, Erzbischof von Kalocsa wurde von 
Sr. M. dem Kaiser durch Verleihung des Grosskreuzes des Leopolds- 
Ordens ausgezeichnet. 

— J. @. Beer und Dr. Julius Wiesner wurden von Sr. M. 
dem Kaiser aus Anlass der Betheiligung an der letzten Weltaus- 
stellung in Paris und der Mitwirkung zu den Erfolgen derselben 
durch Verleihung des goldenen Verdienstskreuzes mit der Krone 
und aus gleicher Ursache Dr. A. Kornhuber durch Bekanntgebung 
des Ausdruckes der a. h. Anerkennung ausgezeichnet. 

— Victor von Janka wurde von der ungarischen Akademie 
eingeladen, die ostasialische Expedition als Botaniker zu begleiten, 


203 


um auf Landeskosten für das ungarische Nalionalmuseum zu sam- 
meln. Xantus schliesst sich derselben als Zoologe an. 

— Alexander Zawadzki, Professor an der Oberrealschule 
in Brünn ist am 5. Mai in einem Alter von 71 Jahren gestorben. 

Dr. Julius Sachs, Professor in Freiburg, hat einen Ruf 
als Professor der Botanik und Direktor des bolan. Gartens an der 
Universität Würzburg angenommen. 

— Dr. M. Reess ist als Assistent des Professors der Botanik 
und Direktors des bolan. Gartens an der Universität Halle ange- 
stellt worden 

— Dr. Anton Rehmann, Privaldocent in Krakau, bereist 
im botanischen Interesse die Krim, 

— Jakob Klier, als Rosenzüchter rühmlichst bekannt, ist 
am 6. Mai in Wien gestorben. 

— Dr. G. Schweinfurth in Berlin bricht Ende d. M. zu 
seiner grossen Forschungsreise nach der westlichen Wasserscheide 
des oberen Nil-Gebiets auf, zu welcher ihn die Humboldsstiftung 
auf einstimmigen Beschluss der Akademie ausgerüstet hat, 


—— 


Vereine, Gesellschaften, Anstalten, 


In einer Sitzung der kais. Akademie der Wissenschaften 
am 26. März übersandte Dr. F. Unger eine Abhandlung unter dem 
Titel: „Die fossile Flora von Radoboj in ihrer Gesammtheit und 
nach ihrem Verhältnisse zur Entwicklung der Vegelation der Ter- 
tiärzeil.* (Mit 5 Tafeln.) Es ist dermalen keine Stelle bekannt, wo 
Pflanzenreste der Vorwelt in soleher Mannigfaltigkeit und Fülle 
angelroflen werden, als zu Radoboj in Kroatien. Durch dreissig Jahre 
ist diese Fundgrube für Paläontologie sorgfältig ausgebeutet und 
ihr Inhalt bekannt gemacht worden. Indess hat seit den ersten Pu- 
blikationen, die Paläontologie selbst namhafte Erweiterungen und 
Veränderungen erfahren, so dass es nunmehr gerathen erscheint, 
die Pflanzenreste einer neueren Betrachtung zu unterziehen. Ueber- 
blickt man den gesammten Inhalt derselben, so erstaunt man über 
den nahezu an 300 verschiedene Arten betragenden Reichthum. 
Es wird nun dieser Gegenstand unter folgenden Gesichtspunkten in 
nähere Erwägung gezogen: Im ersten Abschnitte sind die Vorkom- 
mensverhällnisse so wie die geognostischen Beziehungen in’s Auge 
gefasst, woraus hervorgeht, dass diese Ablagerung keineswegs der 
eocenen Periode angehört, sondern dass sie vielmehr der unteren 
Braunkohlenbildung oder der sogenannten aquilanischen Stufe gleich- 
zusetzen sei. Der zweite Abschnitt befasst sich mit der Ermittelung 
der Art und Weise, wie diese Landpflanzen und Insekten in eine 
auch Meeresalgen und Fische enthaltende Schichte begraben wurde 
und wie dabei eine Ausscheidung von Schwefel stattfand. Der dritte 


204 


Absehnitt handelt von dem Charakter der fossilen Flora. Auch hier 
zeigt sich, dass in der Tertiärzeit sich auch über Europa eine sub- 
tropische 'Flora ausbreitele, die sich erst späler allmälig von da 
zurückzog und in den gegenwärlig von ihren Nachkommen oceu- 
pirten Erdtheilen ihre weitere Entwicklung erfuhr. Ein Versuch der 
Zurücklührung der Dikotylen auf ihre ursprünglichen Formen, die 
nach unserer bisherigen Erfahrung zuerst in der Kreidezeit auftre- 
ten, hat gezeigt, dass einer der drei Haupistämme derselben, näm- 
lich die gamopelalen Pflanzen, erst ein Erzeusniss der Tertiärzeit 
ist, und dass daher das erste Auftreten der dikotylen Pflanzen auf 
der Erde in einem Gegensalze der Apetalen und Dialypelalen begann, 
welche beide daher als die untersten oder Haupläste des dikolylen 
Stammbaumes unseres gegenwärligen Pflanzenreiches anzusehen 
sind. Im fünften Abschnitte werden die neuen und weniger bekannten 
Arten der Radobojer Pflanzen beschrieben und auf fünf Tafeln näher 
illustrirt, Ein Anhang fasst noch einige wenige, grösstentheils ter- 
tiäre Pflanzen anderer Lokalitäten zusammen. Der sechste Abschnilt 
endlich gibt das kritische Verzeichniss sämmtlicher bisher bekannten 
Arten, welche in Radoboj gefunden wurden. 

— In der Sitzung der zool.-botan. Gesellschaft am 4. 
März legte Dr. H. W. Reichardt einen Bastart von Verbascum 
nigrum und V. Thapsus = V. collinum Schrdr. vor, welcher auf 
den Abhängen der Ruine Tollenstein bei St. Georgenthal im nördl. 
Böhmen von E. Hackel gefunden wurde und bezeichnet denselben 
als neu für die böhm. Flora. Sodann legt er eine Monstrosität von 
Zea Mays vor, welche in den männlichen Rispen weibliche Blüten 
zahlreich entwickelt hatte. Sie wurde von Dr. A. Pick im Jahre 
1566 häufig um Vöslau bei Wien beobachtet. 

— In der Jahressitzung der zool.-botan. Gesellschaft am 
1. April besprach Dr. H. W. Reichardt folgende für den Druck 
bestimmte Arbeiten: Vegetationsverhältnisse von Kroalien, enthal- 
tend eine pflanzengeographische Uebersicht und eine Aufzählung 
der bisher beobachteten Gefässpflanzen. — Exotische Flechten aus 
dem Herbar des botan. Hofkabinetes von Dr. Krempelhuber; als 
Vorwurf dienten die im genannten Herbar befindlichen unbestimmten 
Flechten 220 Arten enthaltend und von 14 Sammlern herrührend. 
Darunter fanden sich 5 neue Arlen: Parmelia subrugata K., Phy- 
scia Magara K., Pertusaria pruinosa K., Lecidea coroniformis K. 
und Lecidea Hugelii K. — Mycologische Miscellen von Schulzer 
von Müggenburg. — Botanische Fragmente aus Galizien von Dr. 
A. Rehmann. In denselben finden sich die Resultate der vom Autor 
nach verschiedenen Richtungen unternommenen Reisen und 500 
Arten Phanerogamen aufgeführt, darunter 3 neue Arten: Pulmonaria 
obscura Rehm., Symphytum foliosum Rehm. und Laserpitium po- 
dolicum Rehm. — Beitrag zur Flora von Tarnopol von Prof. To- 
maschek; endlich „BPIRAFRUNGEN über die botanischen Leistungen 
Marsigli’s und Burser’s, in Niederösterreich von Bruhin.* So- 
dann legt er das für neue Plagiothecium undula- 


fum vor, welches von Dr. Fr. Leithe in feuchten Wäldern am 
Nordabhange des Hochkahr gefunden wurde. — J. Juratzka legt 
eine ihm von J. Breidler übergebene Alsine verna ß. alpina vor, 
deren sämmtliche Blüten gefüllt erscheinen. Das einzige Exemplar 
wurde von des letztern Bruder auf dem Mallnitzer Tauern in einer 
Höhe von 6000° auf Glimmerschiefer gesammelt. Sodann legt er 
eine für Niederösterreich neue Characee vor: Nitella capitata N. ab 
E., welche er im Heustadelwasser des Praters bei Wien gefunden 
hat, und berichtet schliesslich auf Grund einer Mittheilung des Dr. 
J. Peyritsch, dass die Aegagropila Sauteri in jener Form, welche 
unter den Namen Seeknödel bekannt ist, im Zeller See seit drei 
Jahren verschwunden ist, u. zw. aus Ursache der Canalisation des 
Zellermoores, in Folge dessen auch das Niveau des See’s gesunken 
und das Wasser von den flachen Uferstellen an dem südwestl. Theile 
des See’s, woselbst diese aus Argagropila Sauteri gebildeten Ku- 
geln vorkamen, zurückgetreten ist, — Ritt. von Frauenfeld legt 
ein von Möller in Wedol gemachtes Dialomeen-Präparat vor. Die 
Platte enthält auf einem Raume von beiläufig 4 Quadr, Millimeter 
400 Diatomeen, die 102 Gattungen in 306 Arten in 4 Gruppen jede 
mit 6 Reihen geordnet darstellt. Die Herstellung dieses Objektes 
ist wohl das äussersie, was in mikroskopischer Präparation bisher 
geleistet wurde. Die korrekte Anordnung, die beliebige Lage der 
Schalen auf die Kante oder Fläche ist wahrhaft bewundernswerth 
und hiernach der Preis von 20 Thaler sehr billig. 

— In einer Sitzung der schiesischen Gesellschaft für 
vaterländische Kultur, am 6. Februar berichtete Generallieut. 
v. Jacobi über ein neues sehr vollkommenes Verfahren, Abdrücke 
von natürlichen Pflanzen auf Papier herzustellen, welches von Ule- 
menceau in Hanau bei dem Pariser botanischen Kongress von 1867 
ausgestellt war. Ueber die von Boscaven Ibbetson aus Biberich 
zu der Pariser Ausstellung eingesendeten galvanoplastischen Repro- 
ductionen von Farren, Pilzen, Cacleen etc. referirte derselbe, dass 
sie wahrscheinlich durch Abguss in eine über das natürliche Exem- 
plar gemachte Form gefertigt seien, ähnlich wie das Laubwerk an 
dem berühmten Jamnitzer’schen Pokal in Nürnberg. Geh. Rath 
Prof. Goeppert erinnert, dass das Verfahren des Naturselbstdrucks 
auch den Japanern bekannt und von ihnen bei botanischen Ency- 
clopädieen benulzt sei, wie die von dem verstorbenen Regierungs- 
ralh Wichura mitgebrachten Proben erweisen. Apotheker Müncke 
gab vergleichende Betrachtungen des Kopalharzes mit dem Bern- 
stein. Vortragender bezeichnet verschiedene, namentlich in Mittel- 
und Südamerika und in Ostafrika einheimische Species der Gattun- 
gen Hymenaea L., Trachylobium Hayne und Vouwapa Hayne als 
kopalliefernde Bäume; der oslalrikanische oder Zanguebar -Kopal 
ist dem Bernstein am ähnlichsten. Nach F. Oswald wird sämmtli- 
cher, zum Export bestimmter ostafrikanischer Kopal in der Erde 
4—6‘ tief und darüber, zwischen Pangane und Cap Delgado und 
ungefähr bis 1'/, Meile landeinwärts gegraben, in baumlosen Ge- 


206 


senden, deren Einförmigkeit durch einzelne Sträucher unterbrochen 
wird. Der Kopalbaum Zanguebars wächst nach Oswald nur ver- 
einzelt, tiefer im Innern des Festlandes und scheint identisch mit 
dem Trachylobium mossambicense Klotzsch, den Peters in Wald- 
beständen auf dem Festlande von Querimba auffand. Durch die 
grosse Aehnlichkeit der Blätter der verschiedenen Trachylobium- 
Arten hält es schwer, die Identität der im Kopal eingeschlossenen 
Blätter mit denen des Kopalbaumes nachzuweisen, und Früchte und 
Blüthen im Kopal aufzufinden, war bis jetzt noch nicht gelungen. 
Wie verbreitet der Kopalbaum gewesen sein muss, erhellt aus der 
Thatsache, dass nach Peters jährlich 70—100,000 Pfund Kopalharz 
exporlirt werden, wobei die enormen Quantiläten verwilterten Ko- 
pals gar nicht berücksichtigt werden. Das zufällige jetzige Vorkom- 
men von Kopalbäumen auf Zanguebar spricht durchaus nicht für 
die bestimmte Abstammung des Harzes; in Guinea und benachbarten 
Ländern, wo jährlich sogar über 1,600.000 Pfund Kopal exporlirt 
werden, wächst nach Welwitsch kein Kopalbaum und sämmtlicher 
Kopal wird lediglich nur gegraben. Grosse Erdkalastrophen haben 
auch hier die mächtigen Kopalwälder vernichtet und das Harz in 
die jetzigen Lagerstälien geschwemmt, wo die vielfach zerbroche- 
nen, oft noch mit Baumrinde bekleideten, untereinander geworfenen 
Stücke in Sand-, Leiten und Mergelschichten in verschiedener Tiefe 
gegraben werden. Die Kenntniss der Alten über den Kopal, den 
sie Suceinum indieum s. africanum nannten, cilirte Vortragender 
aus den betreffenden Werken und bezeichnete schliesslich John 
als denjenigen Forscher, der zu Anfang dieses Jahrhunderts schon 
der Meinung war, dass der gegrabene Kopal von Westafrika von 
Bäumen abstamme, die ehmals dort vegetirten und dass damit etwas 
Aehnliches wie mit den Succinbäumen in Preussen stattgefunden 
habe. Die hin und wieder verbreitete Annahme, dass der Kopal so- 
wohl, als auch der Bernstein im ursprünglichen Zustande andere 
Harze repräsenlirten, dass sie nämlich aus einem mit anderen Eigen- 
schaften begabten Harze durch Molekular-Veränderungen, veran- 
lasst unter dem Einflusse tellurischer und kosmischer Agentien von 
Jahrtausenden, erst mit den jetzigen Eigenschaften hervorgegangen 
seien, entbehrt jeder Begründung. Die interessanten Entdeckungen 
von Kopalstücken sowohl im See-, als auch im gegrabenen Bern- 
stein, die verschiedenen Erklärungen über dieses Vorkommen, die 
Ansicht Berendis, dass wenigstens eine Kopalbaumspecies einer 
früheren Se’ ipfungsperiode angehört hat, und die grosse Aehnlich- 
heit dieser in Preussen gelundener Kopalstücke mit ostafrikani- 
schem Kopal eingehend betrachtend, versuchte Vortragender die 
Eigenschaften des oslafrikanischen Kopals mit denen des Bernsteins 
zu parallelisiren. Den einzelnen rohen Kopalsorten Zanguebars 
eigenthümliche Eigenschaften beimessen zu wollen, dürfte schwer 
fallen: wir finden in jeder der nach dem Fundort benannten Sorte, 
Kopal von den verschiedensten Farben - Nuancen, das specifische 
Gewicht der einzelnen Stücke variirt ebenso wie die Härte, Sprö- 


digkeit und Form derselben. Nach dem Gehalt an schönen, weissen 
Stücken bestimmt man den Werth dieser Kopalsorten, in denen 
zwei weniger geschätzte Kopale, Jacass- und Brand -Kopal, vor- 
kommen, die beide beim Sorliren der rohen Kopalstücke ent- 
fernt werden; ersterer, der nach Oswald zur Lackfabrikation nach 
China exporlirt wird, wegen der leichten Auflöslichkeit in den 
Waschlaugen, letzterer, der wahrscheinlich durch Blitze verursach- 
ten Waldbranden seine Entstehung verdanke, der dunkelbraunen 
Farbe wegen. Das gleichzeitige Vorkommen von mannichfach zer- 
brochenen, hellen Stücken neben dunkelbraunen, von weniger harten 
und spröden neben dem geschätztesten Kopal, das unter diesen 
zerstreule Auftreten von Brand-Kopal in kleinen Fragmenten, die 
häufig vorkommenden Stücke mit eingeschlossenen Insekten, Blät- 
tern, Rinde u. a,, gebettet in Verwitterungsprodukte des Kopals, 
die seit Jahrtausenden unter dem Einflusse von Luft, Feuchtigkeit 
und Wärme zu grosser Mächtigkeit herangewachsen sind, liefern 
einen schlagenden Beweis für die Annahme, dass der Kopal an Ort 
und Stelle seines jetzigen Vorkommens nicht exsudirt, sondern 
während grosser Erdkatastrophen an die jeizigen Fundorte ge- 
schwemmt worden ist und somit eine grosse Aehnlichkeit mit der 
Entstehungsweise und Lagerung des Bernsteins zeigt. In Farben- 
Nuancen und Durchsichtigkeil, in den verschiedenen Härlesraden, 
im spec. Gewicht der einzelnen Stücke, im fettigen, öligen Glanz 
und grossmuschligen Bruch sowohl, als auch in der Form der 
Stücke zeigen Bernstein und Kopal eine übereinstimmende Mannig- 
faltigkeit, die gewiss nicht allein die Folge ist, dass vielleicht ver- 
schiedene Species von Bäumen, die Harze lieferten, sondern die 
vielmehr bedingt wird durch das verschiedene Alter der harzlie- 
fernden Bäume und des Harzes selbst, durch die verschiedenen 
Agentien, die nach Zeit und Ort auf die Harze verschieden ein- 
wirkten. Die Verwitlerungsschicht, Rinde genannt, die den rohen 
ostafrikanischen Kopal bekleidet, ein durch Jahrtausende dauernde 
Einwirkung von Luft, Feuchtigkeit und Wärme hervorgegangenes 
Oxydationsprodukt, besteht aus mehr oder weniger unregelmässigen, 
dicht nebeneinander gedrängten, prismalischen Warzen, die nach 
Entfernung und Waschen mit verdünnten Laugen, die den ostafri- 
kanischen Kopal charakterisirende, chagrinirte Oberfläche, Gänse- 
haut, darstellt; sie ist lediglich die Folge der durch chemisch- 
physikalische Veränderung angeregten Kontraktion der Harzober- 
flächen. Eben dieselbe Rinde, nur bald mehr, bald weniger deutlich 
ausgeprägt, findet sich auch bei dem gegrabenen Ber:“tein. Dass 
Bernstein und Kopal in ursprünglichem Zustande sehr dünnflüssig 
gewesen sind, beweisen die eingeschlossenen, in der ungezwungen- 
sten Lage der Nachwelt aufbewahrten Insekten; und dass selbst 
grössere Thiere, wie z. B. Eidechsen im ostafrikanischen Kopal ge- 
funden wurden, berechligt zu der Annahme, dass ebendasselbe 
auch bei Bernstein stattfinde. Nicht alle derartige Einschlüsse im 
Bernstein sind Kunstprodukte. Nachdem Vortragender die Erzeu- 


Oesterr. botan Zeitsehrift 6. Heft. 1508. 16 


208 


gung, resp. Lagerungsstätte, der Harze an den resp. Stämmen und 
die eigenthümliche Ablagerung von Bernstein zwischen den Jahres- 
ringen näher betrachtete, ertheilte er verschiedene Rathschläge, um 
Kopal von Bernstein genügend zu unterscheiden, wobei für weniger 
Geübte als untrügliches Mittel der charakteristisch stechende Geruch 
des brennenden Bernsteins sich herausstellte, und schliesslich die 
chemische Konstitution der beiden Harze nur oberflächlich berüh- 
rend, schloss Vortragender mit der Bemerkung, dass auch in dieser 
Beziehung zwischen Bernstein und Kopal grosse Analogie zu finden 
wäre. F. Cohn, Sekretär der bot. Sektion. 


un BL doe 2a 0 2000000002 SÜSS ee on 252 22222 = 0 U 0 2 u u 2 


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gegen Einsendung des Betrages, da die Postnachnahme nicht stattfinden kann, 
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Die österreichische Exemplare, 
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erscheint Botanik u nd Botaniker, zogen werden sollen, sind 
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10 kr. öst. W, N°- 7 Buchhandlungen. 
XVIH. Jahrgang. WIEN. Juli 1868. 
INHALT: Pestalozziae sp. n. Von Dr. Auerswald. — Dr. A. Zawadzki. Von Knapp. — Phyto- 
graphische Fragmente. Von Dr. Schur. — Ausflug in die Turracher Alpen. Von Kre nberger. — 
Die europ. Allium-Arten. Von Janka. — Vegetationsverhältnisse Ungarns. Von Dr. Kerner. — 
Correspondenz. Von Janka. Dr. Goeppert. — Personalnotizen. — Vereine, Gesellschaften, Anstal- 
ten. — Literarisches — Botanischer Tauschverein. — Correspondenz der Redaktion. — Inserate. 


Pestalozziae species nova. 


Auctore B. Auerswald. 


Pestalozzia depazeaeformis Awd. Mpt. 

P. pyreniis epiphyllis, maeulis einerascentibus atropurpureo- 
marginalis sparsim insidentibus, sporidiis oblongis fuscis 3-septalis, 
apice seta unica coronatis, 18 micromillim. loneis, 8 micromillim. 
latis. Habitu Depäzeam quondam omnine referens. 

Paginam superiorem foliorum Arbuti Uvae ursi infestat. Legit 
Franciscus Liber Baro de Hausmann in Tiroli australi prope Seis 
aestate 1866 CHb. Heufler). 


Dr. Alexander Zawadzki. 
Eine biographische Skizze. 


Am achten Mail. J wurde in Brünn die Leiche eines Mannes zu 
Grabe getragen, dessen Verdienste um die botanische Durchforschung 
Galiziens so gross sind, dass jeder künftige Florenschreiber dieses 
Gebietes auf seine Leistunge n zurückkommen muss. Es dürfte somit 

Oesterr. botan, Zeitschrift 7. Hoft. 1868, 17 


210 


nicht uninteressant sein, einige Momente aus dessen thalenreichem 
Leben hervorzuheben und seinem Andenken einige Worte der Erin- 
nerung zu widmen. Dr. A. Zawadzki wurde zu Bielilz in Oester- 
reichisch-Schlesien den 6. Mai 1798 von sehr armen, mit zahlreichen 
Kindern gesegneten Eltern geboren. Den ersten Unterricht erhielt 
er an der dorligen zweiklassigen Stadtschule,. deren Katechet Jo- 
seph Seyfert in dem lebhaften Knaben Sinn für Naturerschei- 
nungen erkannle, ihn auf seinen Jagdausflügen mitnahm und da er 
auch einige Naturgegenslände kannte, so wurden diese Spazier- 
gänge für den aufblühenden Z..ein Lieblingsvergnügen. Dieser 
ehrenwerthe Priester unterrichtete Z. in seinen freien Stunden im 
Latein, in der Geographie, Geschichte und im Rechnen, so dass 
als Z. mit seinem Lehrer zu Anfang des Schuljahres 1811 nach 
Teschen zog, er nach abgelegter Privat - Prüfung in die dorlige 
dritte Gymnasialklasse aufgenommen wurde. Im Schuljahre 1815 
bezog Z. die Universität zu Olmütz und 1819 im dritten Jahre der 
Philosophie hörte er in Lemberg auch die Rechtsvorlesungen. Im 
J. 1821 besuchte Z. die "ausserordenllichen Collegien des Pro- 
fessor Ernst Witmann über Bolanık, dessen Assistent er 
im nächsten Jahre wurde. Seinen Lieblingsfäckern, den Natur- 
wissenschalten und namentlich der Bolanik sich ganz zuwendend, 
unternahm Z. 1824 seinen ersten grösseren Ausflug nach dem 
Siryer Kreise und der Bukowina, und wurde in demselben Jahre 
suppl. Lehrer der Physik an der damals in Lemberg bis zu ihrer 
Reorganisirung im J. 1834 bestehenden Realakademie. -Um diese 
Zeit gab er die „Mnemosyne* eine Zeitschrift für Belehrung heraus 
und redigirte die Lemberger „Deutsche Zeitung“; hier erschienen 
von ihm populärnaturwissenschaftliche, zoologische, botanische 
Aufsätze darunter „über die Verbreitung und Vertheilung der Ge- 
wächse in Galizien und Bukowina,* ausserdem Gedichte, Erzäh- 
lungen und Beschreibungen der einzelnen Kreise Galiziens; die 
letzteren arbeitete Z. über Aufforderung der Studienhof-Commission 
als „stalistisch-geographische Beschreibung Galiziens und der Buko- 
wina“ aus, wo sie alsdann in der Geographie für Gymnasien abge- 
druckt und vielfach benülzt wurde. Noch bevor Z. nach Lemberg 
gekommen war, botanisirle er bereits im Wadowicer Kreise und 
aul der Babiagöra. Um das J. 1830 war er mit seinem Freunde 
Dr. F. Herbich (+ 1865) in der Tatra, bald darauf in der Buko- 
wina, deren höchste Spilzen er beslieg. Ausserdem besuchle er 
den gebirgigen Theil der Kreise Sanok, Sambor, Stryi und Sta- 
nislau, und durchstreifte die östlichen Theile Galiziens vom Zöl- 
kiewer Kreise bis an die Grenze von Bessarabien und der Moldau. 
Die hier gemachten Beobachlungen, die vorhandenen Literaturan- 
gaben sowie die werthvollen Mittheilungen Herbich’s (über den 
Tarnower Kr. und wie es ziemlich festgestellt ist, auch über die 
Bukowina), Witmann’s und von Ducallowicz machten es ihm 
möglich im Jahre 1835 die Enumeralio plantarum Galiciae et Buco- 
winae zu publiciren. Im nächstfolgenden Jahre erschien seine Flora 


211 


von Lemberg, ein Abdruck der nicht ganz vollendeten Arbeit in 
der Mnemosyne vom Jahre 1835, nun zum Abschluss gebracht und 
mit einer Einleitung versehen. Bei der Naturforscher-Versammlung 
zu Wien und Breslau sprach er über Pinus carpatica Schult., 
über die seltenen Pflanzen Galiziens und der Bukowina und zeigte 
eine schöne Sammlung von Karpaten - Pflanzen, die allgemeinen 
Beifall fanden, vor. Bei der Versammlung zu Prag wurde der von 
ihm eingeschickte Nachtrag zur Flora von Galizien und Bukowina 
verlesen und aufgenommen. Vom J. 1826 bis 1830 war Z. Adjunkt 
der Mathematik und Physik an der Universität in Lemberg und 
wurde 1830 Prof. der Physik an dem philosophisch - theologischen 
Institute für den Regularklerus Galiziens. Im J. 1837 erhielt Z. die 
Professur der Physik und angewandten Mathematik an der philoso- 
phischen Lehranstalt zu Przemysl, von wo aus er die Redaktion 
der Mnemosyne und der Lemberger Zeitung bis zum Jahre 1839 lorl- 
führte, worauf die erstere bald nach dieser Zeit zu erscheinen 
aufhörte. Von hier veröffentlichte er auch „die Pilsner Heilquelle in 
topographischer und chemischer Hinsicht. Lemberg 1837.* Nebenbei 
beschäftigte sich Z. auch mit der Zoologie. Im J. 1823 begann er 
um Lemberg zu entomologisiren und seine Sammlung übernahm 
später Dr. Reisinger für die Lemberger Technik. Durch Zawadzki's 
Beispiel aufgemuntert, begeisterten sich der Hauptschullehrer Lau- 
ber und Appellalionsrath Nechay für die Lepidopterologie, dagegen 
Appellationsraih Gloisner, die Hofräthe Leopold und Karl Sa- 
cher, der Verwalter Joseph Sacher und Kreisphysikus Kratter 
für die Käferkunde, und wenn sie von ihren Sammlungen keinen 
wiss. Gebrauch machten, so muss man dies dem Umstande zu Gute 
halten, dass in jener Zeit die kritische Bearbeitung des Materials 
ihre unüberwindlichen Schwierigkeiten hatte. Ein grosses Verdienst 
Zawadzki's ist es auch, dass er seinen Schüler Konstantin von 
SiemuszowaPietruski zum Zoologen heranbildete, der auf die- 
sem Gebiete ein verdienter Schriftsteller wurde. Im Jahre 1840 
gab Zawadzki seine „Fauna der Wirbelthiere* heraus, welche an 
Hoyen in der Isis von Oken (Jahrgang 1842) einen gediegenen 
Kritiker fand. Frivaldszky benannte inm zu Ehren einen karpa- 
thischen Carabus, der gegenwärtig als Varietät von C. Scheid- 
leri aufgeführt wird. Schummel dedieirte ihm eine Fliege 
Dryomyza Zawadzkii. Im J. 1849 wurde Z. Prof. der Physik an der 
Lemberger Universitäl, 1850 eröfinete er unter Vorlage der ent- 
worfenen Slaluten einen praktischen nafurhistorischen Lelhrkurs 
für Lehramts - Kandidaten an Gymnasien und Realschulen, welcher 
von Supplenten der betreffenden Fächer und Lehramts - Kandidaten 
besucht wurde. In diesem Jahre schrieb er auch eine Abhandlung: 
Ueber die Wichtigkeit der Paläontologie (Lemberg 1850). Anfangs 
des Schuljahres wurde Z. an die k. k. Oberrealschule zu Brünn 
verselzt, wo er bis zu seiner im vorigen Jahre erfolgten Pensio- 
nirung lehrte. Der damalige Studirende J. Wiesner, gegenwärlig 
Dr. der Philosophie und Privatdozent an der Technik in Wien 
17° 


21? 


suchte sein Andenken ‚durch eine Lysimachia zu ehren. In den 
Programmen der. dortigen Oberrealschule legte Z. drei Aufsätze 
xieder: 1. Ueber die Anforderungen der Nalurwissenschaften in 
der jelzigen Zeit (1854); 2. die Palmen, ihre Verbreitung und ihr 
Nutzen (1857) und 3. zur Naturgeschichte der Palmen und ihrer 
Verwandten (1859). Z. war Mitglied von 18 Vereinen, sowie Pro- 
tektor des Lieder- und Lesekreises für Handwerker zu Brünn. 
Seine Sammlung übergab Z. noch bei Lebzeilen dem naturh. Ver- 
eine zu Brünn. Wirfi man einen prüfenden Blick auf Zawadzky’s 
Leistungen, so sieht man, dass der grösste Theil derselben auf 
Galizien entfalll, man bewundert die rastlose Thäligkeit des Ver- 
blichenenr und sieht Werke von ihm durchgeführt, die bis heute 
keinen neuen Bearbeiter gefunden und diese Umstände gerade sind 
es, die sein Wirken in Galizien als epochemachend erscheinen 
lassen und ihm einen ehrenvollen Platz unter den Bolanikern Gali- 
ziens einräumen, Durch zwanzig Jahre war seine Enumeralio. ab- 
gesehen von dem verallelen Werke Bessers „Primiliae florae 
galicianae“, die einzige Quelle, die man über die floristischen Ver- 
hältnisse dieses Landes zu Rathe ziehen konnte. Drei und dreissig 
Jahre sind seitdem verstrichen und ein ähnliches Werk ist noch 
nicht zu Stande gekommen, ein Umstand, der hinreichend beweist, 
wie sehr Z. sein Zeilalter zu beherrschen verstand, doch lässt es 
sich nicht abstreiten, dass er in der Benülzung des literarischen 
Materials zu wenig kritisch war und in seinen Angaben mil ziem- | 
licher Ungenauigkeit vorging, letzteres übrigens ein Fehler, den 
wir bei den meisten seiner Zeitgenossen finden. Wenn man übri- 
gens die Schwierigkeiten und Unzugänglichkeit der literarischen 
Behelfe jener Zeit erwägt, so wird man auch seine Leistungen 
günstiger beurtheilen. Bei Zawadzki bestätigen sich nur zu sehr 
Eötvös’s in seinen „Gedanken“ niedergelegte Worte: „Wie die 
Vorkämpfer im Kriege, so können auch die in der Wissenschaft 
keinen Triumph davon tragen.“ Josef Armin Knapp. 


Phytographische Fragmente. 


Von Dr. Ferdinand Schur. 


XV. 
Pulsatiila pratensis parviflora infarcta. 


So eigenthümlich diese Pflanze in der freien Natur auch auf- 
triil, so schwierig ist es, eine charakteristische Beschreibung, die 
uns deren Bild vergegenwärligt, zu entwerfen und der Botaniker 
fühlt, wie unzulänglich die beschreibende Botanik in solchen Fällen 
ist. Diese hier in Rede stehende Pulsatilla ist keine Var. im wah- 


213 


ren Sinne, sondern mehr eine Monstrosität und zwar eine Mul- 
tiplikation, wenn es erlaubt ist, die Vervielfältigung der Staubgefässe 
und Pistille in diesem Sinne aufzufassen, "da Linne eigentlich 
nur die Blumenkrone in das Bereich der Multiplicatio zog. Flos 
multiplicatus war bekanntlich bei Linne eine solche Blume, in 
welcher die Staubgefässe sich gänzlich oder theilweise in Blumen- 
blätter verwandelt haben, also eigentlich eine Anamorphose oder, 
wie Goethe meinte, eine melamorphose retrograda eingelrelen 
ist. — Bei unserer Pulsatilla ist dieses nicht der Fall, sondern 
die Veränderung beschränkt sich auf eine Vervielfältigung der 
Staubgefässe und Pistille, wodurch die Anzahl der ersteren sich 
bis auf das Doppelte vermehrt hat. Die um die Hälfte kleinere 
glockenförmig zusammengezogene Blume ist gleichsam mit den 
Genilalien vollgestopft (infarctus) und im Anfühlen hart und fest, 
die violetten Narben ragen aus der Blume heraus, wie denn über- 
haupt die Genitalien nur um Weniges kürze »r als die Perigonial- 
blättchen sind. Eine andere Eigenthümlichkeit ist, dass die Blumen 
ausser dem enlferntstehenden Involuerum noch mit einem zweiten 
oder Nebeninvolucrum vor der Basis der Blume versehen sind? 
Wir haben hier somit eine monströse Bildung und zugleich 
„mulliplicatio venilalium* zu noliren. — Diagnosis: Involuerum 
alterum in basi floris dimidiatum, quasi bracteiforme. Floro pen- 
dulo duplo minore quam forma normalis, 6 lin. longo, basi glo- 
boso - rotundıto eracte campanulato, staminibus numerosissımis 
pistillisque longe exsertis infarcto. Peranthodü phyllis yenitalia 
subaequantibus, apice revolutis, sordide atro-violaceıs, anyuste 
oblongis, acuminatis, extus albo sericeis, inlus glubriusculis. Car- 
pellis? — Planta 10—12 poll. alta, floribus folüsque coaetaneis, 
radice multieipiti. Am Rande von Gebüschen stellenweise in den 
Remisen des Laaer Berges. Mai 1867. 


XIX. 


Pulsatilla Hackelii Rehb. icon. fie. 4658 und P. Halleri 
Rehb. icon. fig. 4659. 


Die P. Hackelü Rehb. = Anemone Hackelii Pohl. tent. 2, 
213 —= A. patens Hoppe ap. Sturm H. 46. —= A. Pulsatilla var. 
8. Neilreich Fl. von Wien p. 455 habe ich vor etwa dreissig 
Jahren auf der Türkenschanze bei Döbling zahlreich gesehen, von 
wo selbige jetzt gänzlich verschwunden zu sein scheint, und selbst 
P. vulgaris kommt auf der Türkenschanze, in Folge der fortschrei- 
tenden Kultur, nur einzeln und kümmerlich vor. — Um so erfreu- 
licher war es mir, die P. Hackelii im Jahre 1866 aus der Malra in 
Ungarn durch Herrn Vrabelyi in Erlau zu erhalten und ich kann 
demzufolge bemerken, dass diese Exemplare mit den bei Wien 
von mir beobachteten, vollkommen übereinstimmen. P. Huckelis 
Rehb. ist durch die tulpenarligen grossen Blumen und, wie Neil- 
reich richtig bemerkt, durch die weniger und breiter geschlitzien 


214 


Blätter leicht zu unterscheiden, und es lässt die Form sich auf 
folgende Weise definiren: „Foliis ternato-sectis ambitu triangularibus 
subcordatisque profunde 2—3 fidis et laciniato-ineisis, laciniis acu- 
minatis.* — Wenn man die Pflanze in ihren Vegetalionsphasen 
verfolgt, so kann man dreierlei Blattbildungen nach der Reihen- 
folge unterscheiden, und man muss die ausgewachsenen Frühlings- 
blalter vorzugsweise im Auge behalten, da die späteren Sommer- 
blätter nicht nur dreizackig, sondern auch feiner zerschlitzt erschei- 
nen, welcher Umstand wohl meist übersehen werden und zur 
Konfundirung mit P. vulgaris Gelegenheit geben mag. — Von P. 
Halleri ist P. Hackelii wohl nur durch den subalpinischen Standort 
verschieden, nur sind die ausgewachsenen Frühlingsblätter noch 
breitlappiger und kommen der P. vernalis etwas näher. Die unga- 
rische fruchtreife Pflanze ist 11%, Fuss hoch, die Blume im Durch- 
messer 4 Zoll, im blühenden Zustande aufrecht, und die ganze 
Pflanze ist weisszoltig. Siebenbürgische und steierische Exemplare 
von P. Halleri stimmen mit den ungarischen ziemlich überein. 
XX. 

Batrachium paucistamineum Schur En., p. 12 = Ranun- 
culus paucistamineus Tausch select. Bohem,; Koch syn. ed. 2, 
p. 433. = R. aquatilis var. panlothrie Koch syn. ed. 1, p. 11; 
Sturm H. 67. = R. aquatilis var. pantothrix Rehb. icon. XI. 
fig. 4376, a. cum var. carinato-marginatum Schur = Ranun- 


culus aquatilis var. ß. homophyllus Neilr. Fi. von Wien, p. 460 
(me judicanle). 


Diagnosis: Capitulis fructiferis minimis globosis, longis- 
sime pedunculatis, Carpellis 30—35 conlinentibus 1'/, lin. diam. 
Receptaculo globuso, parce piloso, pilis brevibus carpellos haud 
superantibus (unde capitulis glabris). Pedunculis recurvatis fo- 
liis longioribus glabris, tenue striatis, 2—3 poll. longis. Foliis 
subpetiolatis. Vaginis hyalıinis subinflatis. Carpellis subcompressis 
triangulari-ovalis, utrinque aculis, doro rotundatis, rugulosis, gla- 
bris vel sub lente vix hirtellis, circum eirca carinato - mar- 
ginatis. — Habitu Batrachii divaricati sed parum rigidius, 
caulibus 1--2 ped. longis. Im Wiener Neustädter Kanal oberhalb 
Klederling mit Chara foetida, Batrach divarıcatum und aquatile 
und mehreren Potamogeton-Arten. Juli 20. 1867. 


AXI. 
Quercus pendulina Ki!. in Kanitz Additamenta p. 49. 
0. pedunenlatae similis fructibus longe pedunculatis sed di- 
versa foliis petiolatis subtus peiiolis pedunculisque pubescenlibus. 
— Herr Prof. Kerner bespricht in der Oesir. bot. Zeitschr. 1868, 


p. 9 eine Quercus filipendula, Q. fructipendula und Q. pendulina 
und weiset nach, dass diese drei vermeintlichen Arten nur Synonyma 


215 


einer und derselben Art, nämlich Q. pendulina Kit. 1. ce. sind. 

Durch diese Besprechung wurde ich zu der Vermuthung veranlasst, 
dass diese R. pendulina Kit. in naher Beziehung mit der bei Her- 
mannsladt im jungen Wald von mir beobachteten O0. pedunceulata 
var. I. viminalis (Schur bot. Wochenblatt 1857 und Schur En. 
pl. Transsilv. p. 610) stehe, obschon ich keine Originalexen:plare 
zur Vergleichung und Beweisführung besilze. Doch mache ich die 
Siebenbürger Botaniker auf diese > Eiche, welche im jungen Wald 
bei Hermannstadt einzeln vorkommt, aufmerksam. So viel ich mich 
erinnere, ist der Wuchs dieser Eiche ein schlaukerer und die lan- 
gen herabhängenden Aeste geben ihr etwas Auffalliges im Habilus. 
— Sollte Q. malacophylla Schur, Oestr. bot, Zeitschr, 1860 und 
Schur En. p. 608 nicht mil Q. pendulina Kil. in näherer Bezie- 
hung stehen? Ich erlaube mir, die Aufmerksamkeit darauf zu lenken! 


XXU. 
Papaver Argemone L. 


In der Flora von Wien selten. Auf steinig-sandigen Aeckern 
zwischen Simmering und dem Laaer Berg. Juni 1866. 


XXI. 
Papaver maculosum Schur En. pl. Transs, p. 36. 


Kommt nicht nur in Siebenbürgen, sondern auch in der Malra 
in Ungarn vor, wo selbige von Herrn Vrabelyi Mai 7. 1866 bei 
Parad gesammell worden ist. Ist dem P. dubium L. sehr ähnlich, 
aber durch schlankeren Wuchs und zitronengelbe Blumen, deren 
Petala an der Basis einen schwarzen Flecken besitzen, leicht zu 
unterscheiden. In Siebenbürgen kommt sie auf sandigen Hügeln 
und meist Iruppweise vor. 


XXIV. 
Viola odorata L. (culta pseudo-suavis). 


Seit ein paar Jalıren gehört das wohlriechende Veilchen zu 
den Schmuck- und Zierpflanzen unserer Blumengärten, wie dieses 
in Frankreich schon seit vielen Jahren der Fall ist und wo mit 
diesen lieblichen Blumen bedeutende und lohnende Geschäfte gemacht 
werden. Es hat lange gebraucht, bis man es dahin brachte, dieses 
liebe aber eigensinnig am Erühling haftende Töchterchen unserer Flora 
dahinzubringen, dass es im Spätherbst und Winter seine herrlich 
dultenden Blumen spendet, um am Busen irgend einer profanen 
Schönen in wenigen Minuten zu verwelken. — Doch ich habe hier 
weder ästhetische, noch merkantilische Zwecke über die Kultur des 
Veilchens zu erörtern, sondern ich will in botanischer Hinsicht 
aufmerksam machen, dass dieses bei uns kultlivirte wohlriechende 
Veilchen von der wildwachsenden Pflanze verschieden sich mir 


216 


zeigt, und im Allgemeinen der V. suavis M. B. sich nähert, welche 
von manchen Botarikern ohnehin als eine glatte var. der V. odo- 
rata L. angesehen wird. Ledeb. Ross. 1, p. 250, doch muss ich 
apriori sagen, dass wenigstens die von mir untersuchten Exem- 
plare nicht die echte Y. suavis M. Bieb. waren. — Zur besseren 
Einsicht möge hier eine kurze Diagnose des in Rede stehenden 
Veilchens Platz finden: Acaulis, stolonifera. Foliis mazimis reni- 
formi-cordatis subtus parce pilosis scabriusculis aequaliter den- 
tatis, margine longius pilosis. Petiolis subcompressis alato-dila- 
tatis, sinu aperto, lobis parallelis rotundatis. Floribus cernuis 
caeruleo-violaceis, fundo albis, suaveolentibus. Petalis omnibus 
oborvatis obtusis. Sepalis oblonyis subito acuminatis, quinquener- 
vüs, margine ceiliatis. Appendicibus scmiorbiculatis sepalo suo 
triplo brevioribus Calcare recto caeruleo obtuso, appendices 
triplo superante. Pedunculis medio bracleatis hirsutis pilis albis 
patentibus. Bracteis oppositis lineari-lanceolatis longe acumi- 
natis. Stipulis? Fructibus? Ovarüs pubescentibus. 


XXV. 
Viola odorata var. reniformis apetala aestivalis. 


Stolonibus brevissimis non florigeris instructa vel stolonum 
expers. Foliis mollibus ambitu subrotundis, reniformi - cordatis 
petiolisque utrinque hirtellis, margine subpilosis, mucronato - den- 
tatis. Floribus apetalis fructiferis. Sepalis demum auctis capsula 
triplo brevioribus. Capswlis pisi minoris magnitudine, subpenta- 
gono-globosis, pubescentibus. Seminibus ovatis albis nitidis. Planta 
4 poll. — An schalligen Mauern und in Gebüschen, im Garten 
des k. k. Theresianums. — Auch in den Remisen des Laaer Berges 
mil. Ficar.a ealthaefolia Mai-Juli 1867. — (Wegen Mangels voll- 
kommener Frühlingsblumen nicht genau zu bestimmen. — "Vielleicht 
V. suavis M. Bieb. nach den Blätter n zu urlheilen, welche hier 
aber nicht kullivirt wird.) 


Ein Ausflug in die Turracher Alpen. 


Von Josef A. Krenberger. 
(Sehluss.) 


Der Weg auf den Eisenhut führt gleich hinter dem Hochofen 
dureh den Wall sanft ansteigend zur Höhe. Nach einer Stunde hört 
der Wald und mit ihm aller Baumwuchs auf. Nur ein einzelner 
Baum noch steht etwas entfernter da als letzter Grenzposten und 
dann sieht das Auge bis zur Spitze auch nicht einmal einen nie- 
deren Strauch mehr. Wahrend wir so über den öden Berg hinan- 


217 


klimmen und von Zeit zu Zeil einen Abstecher nach rechts oder 
links machen, um zerstreule Felsen auf- und durchzusuchen, 
wollen wir indess die Pflanzen betrachten, die man auf diesem 
Wege bis zur Höhe findet. Gymnadenia albida Rich., Veronica 
alpina L., bellidioides L., Trollius eur opaeus L., Anemone alpina 
L., Campanula alpina L. Von Beiden fand ich je ein Exemplor. 
Gentiana exeisa Presl., brachyphylla Vill. — wohl nur eine alpine 
Form der Gent. verna L. *Aconitum Napellus L. var. pygmaeum 
Vest — nur wenige Zoll hoch. *Cherleria sedoides L., Silene Pu- 
milio Wulf., acaulix L., Sazifraga bryoides L.. muscoides W ulf.., 
androsacea L.. Alzoon Jacq., Cardamine resedifolia L., Arenaria 
eiliata L. ß. frigida, Alsine verna Bartl. ß. alpina, Azalea pro- 
cumbens L., *Hutchinsia brevicaulis Hoppe, alpina L., *Phy- 
theuma paueiflorum L., hemisphaericum L., Potentilla aurea L., 
Meum Mutellina Gaertn., selten. Sesleria caerulea Ard., distycha 
Pers., microcephala DC., *Poa laxa Havnke, alpina L., *Fe- 
stuca Halleri All., Phleum alpinum L., *Lrzula sudetica Schult. 
(Luzula campestris DC. ß. nemorosa E. Meyer), Myosotis alpestris 
Schmidt, *Carex ceureula All., *lagopina W ahlb. 

Von der Stelle, wo ich die letzteren Carices fand, hatte ich 
noch wenige Schritte auf den „kleinen Eisenhut* zu machen, um 
den Anblick des überaus schönen Eritrichium nanum Schrad. zu 
geniessen, einen Anblick, der mir wohl kaum mehr im Leben 
wieder zu Theil werden wird. Glücklicher Weise ist dieses seltene 
Blümchen hier so zahlreich vorhanden, dass sich jeder Botaniker, 
der da kömmt, es zu bewundern, eine ziemliche Parlie milnehmen 
kann, ohne Besoreniss, es elwa auszurolten. 

Liebhaber anderer Art könnten ihm viel gefährlicher werden. 
Wir waren kaum dort angekommen, als sich zwei Jungen, die 
hier als Alpenhirten fungirten, zu uns gesellten, wahrscheinlich 
aus Nengierde, unser Treiben zu beobachten. Um ihre Aufmerk- 
samkeit abzulenken, flüsterle ich meinem Führer zu, er möchte 
mit ihnen weiler abseits gehen und sie mit einem Glase Wein aus 
unserem Vorralhe regaliren. Hällen die Burschen bemerkt, welche 
Blumen ich eifrig sammelte, sie wären im Stande gewesen, sich 
in die herrliche blaue Farbe dieser Blume Wunderhold zu ver- 
narren und künftig täglich ihre Hüte mit dieser lieblichen Zierde 
zu schmücken. Wehe dann dem armen Eritrichium! — Vom klei- 
nen Eisenhut stieg ich wieder herab und hinauf auf den grossen 
zu den Resten eines Triangulirungszeichens, das die Stürme hart 
mitgenommen hatten. Hier genoss ich ungeachtet des befligen Win- 
des, der, seit wir den Wald verlassen halten, unser steler Be- 
gleiter geblieben war, die schöne Fernsicht theils über die früher 
genannten 7000füssigen Rivalen des Eisenhut und über sie hinüber 
auf die Salzburger Alpen, theils südlich weithin über Kärnten bis 
Klagenfurt und die hinter ihr liegenden südlichen Alpen. Nachdem 
Herz und Auge gesälligt waren, verlangte auch der Magen gebie- 
terisch seine Rechte. Wenige Schrille abwärts genügten, um ein 


218 


vor dem Winde gesichertes Plätzchen zu finden und hier — über 
7700 Fuss hoch — also hoch erhaben über die kleinen Thorheiten 
der kleinen Menschen schlug ich auf einem Rasen von Valeriana 
celtica L., Chrysanthemum alpinum L. und Cerastium  latifolium 
L. meine — aber nicht letzie — Ruhestätte auf. Hätte ich Zeit 
und Lust zu menschenfeindlichen Gedanken und hypochondrischen 
Grillen gehabt, ich hätte vielleicht von diesem erhabenen Sland- 
punkte Schiller’s Worte in die reinen Alpenlüfte hinausdeklamirt: 
-— Es freue sich, 

Wer da oben wohnt im rosigen Licht! 

Da unten aber ist's fürchterlich! 

Der Mensch versuche die Gölter nicht, 

Und begehre nimmer und nimmer zu schauen, 

Was sie gnädig bedecken mit Nacht und Grauen! 

So aber wusste ich ae ai Ihun. Während mein Führer 
Zurüstungen zu unserem Mahle traf, öffnete ich meine Mappe und 
brachte die Errungenschaften e Vormittags in Sicherheit, um in 
der Botanisirbüch,e Raum für neue Funde zu schaffen. Hie und da 
ward mit dem Einlegen der Pflanzen innegehalten, um Zeit zum 
Essen und Trinken zu gewinnen. Nach. gethaner Arbeit gönnte ich 
meinen Gliedern noch ein Viertelstündehen völliger Ruhe und dann 
ging es an den minder bequemen zweiten Theil unseres Tagewer- 
kes. Wer bloss der Aussicht wegen den Eisenhut besteigt und auf 
dem Wege, den er gekommen, zurückkehrt, der kann "kaum von 
grossen Beschwerden erzählen. Der Weg hinauf geht mässig an- 
steigend bis zur Spilze und ganz gemüthlich wieder hinab. Wenig 
Beschwerden — und kein Schalten von Gefahr! Der verstorbene 
Schullehrer von Turrach hatte den Eisenhut in allen Monaten des 
Jahres bestiegen. — Weniger angenehm, ja eine ganz arlige Klet- 
terparlie, ist der Rückweg, den der Botaniker wählen muss. will 
er nicht einen grossen Theil der Ausbeute einbüssen. Dieser Rück- 
weg führt über "schroffe Felsen hinab zum Dieslingsee und von (da 
über die Bedner Hütte nach Turrach. Diese rauhen Felsen bergen 
in ihren Ritzen und Spalten Schätze, die man nicht leicht unge- 
hoben lassen kann. Es findet sich da: Geum montanum L. und 
reptans L., Arabis alpina L., Viola biflora L., Soldanella pusilla 
Baumg., Aronicum Clusii Koch und glaeiale Rehb., Androsace 
glarialis Hoppe, Primula g/utinosa Wulf., Primla minima L., 
Lloydia serotina Salisb. selten. 

Wie viele seltene Pflänzchen mögen noch in diesen Spalten 
wohnen, die aber theils unerreichbar sind, theils nur mit grösserem 
Aufwande von Zeit aufzufinden wären. 

Weiter unten nach einem kleinen Schneefelde — dem ersten 
Schnee, den ich am Eisenhut sah — fand ich noch bei einer 
Quelle: Carex atterrima Hoppe, nigra All., *frigida All., Cine- 
raria crispa Jacq 

Von hier aus ist der Anblick des Eisenhut weit interessanter 
als von der Strasse zu dem Turracher See. Unten im Thale der 


219 


Dieslingsee mit dem freundlichen Grün der Wiesen und rings herum 
mächtige, himmelansirebende Felsenwände. Ban früher halle sich 
der Himmel mit leichtem Gewölk umzogen, was wir im eilrigen 
Suchen nach Pflanzen unbeachtet gelassen atom Nun aber kamen 
die Wolken, vom Sturme gejagt, immer schwärzer und schwärzer 
und des Rollen des Donners trieb uns zu grösserer Eile. Wir 
hatten den Dieslingsee noch nicht erreicht und schon fing es an 
zu regnen, als wären alle Schleusen des Himmels geöffnet. Mit 
dem Botanisiren war’s vorbei und selbst die Cochlearia pyrenaica 
DC., die Baron Fürstenwärther hier entdeckte, musste ich 
unbeachtet lassen. Weidlich durchnässt langlen wir bei der Bedner 
Hütte an. Hier warteten wir in dem ungemüthlichen Zustande, den 
nasse Kleider gewähren, nur so lange, bis wir uns durch heissen 
Kaffee innerlich erwärmt halten und brachen dann ungeachtet des 
Regens wieder auf. Doch schon nach einer Viertelstunde war die 
Wuth des Gewitters gebrochen, der Himmel wurde rein und heiter 
— post nubila Phoebus — und ungehindert konnten wir unsern 
Weg nach Turrach fortselzen. Zwei Tage später besuchte ich aber- 
mals den Turracher See und namentlich die höher gelegenen Wie 
sen. Hier geschah es, dass, während ich von der mitten im Gestein 
stehenden Rosa alpina L. y. pyrenaica Gouan einige Exemplare 
sammelte, mein Fuss yon dem spitzigen Steine, auf dem er stand, 
abglitt und zwischen zwei mächtige Steine eingeklemmt wurde. 
Vergeblich versuchte ich es, ihn herauszuziehen — ich 
musste meinen Führer, der in einiger Entfernung nach Pflanzen 
suchte, herbeirufen, und erst nach vereinter Ansirengung gelang 
es, den Fuss aus seiner falalen Klemme zu befreien. Ich verspürte 
anfänglich wenig Schmerzen und wanderte noch lange Zeit Pilan- 
zen suchen herum. Aber schon bei dem andierthalbsiündigen Rück- 
wege nach Turrach bemerkte ich, dass der leidige Unfall meinem 
Fusse keinesw egs so gleichgültig g gewesen sei „als ich anfangs meinte, 
Wollte ich nieht ein längeres Fussleiden riskıren, so mussle 
ich den Patienten durch einige Zeit schonen und damit waren vor 
der Hand grössere Ausflüge untersagt. Ich war früher entschlossen 
gewesen, wenigstens eine der beiden westlich gelegenen Alpen — 
hühlnbrein oder Reisseck — wenn möglich auch beide — zu be- 
steigen. Mein Führer, der doch seit Jahren der einzige Begleiter 
für Botaniker ist, hatte diese beiden Alpen noch niemals bestiegen 
— ein Beweis, dass beide Berge wenigstens seit Jahren von 
keinem Botaniker besucht waren. In Turrach erzählte man mir als 
Gerücht, dass auf dem Kühlnbrein Eritrichium nanum, auf der 
Reisseckalpe @naphalium Leontopodium, Edelweiss, zu finden sei. 
Gern hätte ich mich von der Wahrheit oder Grundlosigkeit dieser 
Gerüchte überzeugt. Da ich die Alpen nicht selbst besteigen konnte, 
so griff ich zu dem Auskunftsmittel, meinen braven Führer Bar- 
Ihel Renner allein hinaufzusenden. Dieser biedere Kärntner kannte 
wohl keine einzige Pflanze mit Namen, aber, da er schon so oft 
Botanikern als Führer gedient hatte, wusste er genau, welche 


220 


Pflanzen selten oder interessant seien und wie er sie milzunehmen 
habe. Mein erster Versuch mit dem Kühlnbrein fiel so glücklich 
aus, dass ich ihn später auch auf die Reisseck-Alpe sandte. 


Vom Kühlnbrein Burg. er mir — mit alleiniger Ausnahme 
des .Eritrichium und der Lloydia — fast alle Pflanzen ,‚ die wir auf 
dem Eisenhut gefunden hatten — manche davon noch "schöner und 


üppiger — und ausserdem noch an neuen Pflanzen: Achillea hybrida 
Gaud., Oxytropis campestris DC., Hieracium alpinum L. und Se- 
necio carniolieus Willd. — bisher bloss beim Turracher See 
gelunden. 

Auch von der Alpe Reisseck erhielt ich ausser Eritrichium, 
Lloydia und Geum reptans alle Eisenhutpflanzen und noch ausser- 
dem: Arenaria biflora L., Veronica aphylla L., Doronicum scor- 
pioides W ılld., Hieracium alpinum L., Seneceio curniolicus W illd., 
Armeria alpina Willd., Hedysarım obscurum L., Oxytropis cam- 
pestris DC., triflora Hoppe, Aster alpinus L. 

Alle Pflanzen ohne Ausnahme waren recht gut gesammelt. 
Hätte ich mitgehen können, so hätten wahrscheinlich vier Augen 
noch mehr entdeckt, als zwei — aber immerhin konnte ich mit 
diesem Versuche recht zufrieden sein. Namentlich der Besuch der 
Alpe Reisseck — deren Ersteigung aber nach Aussage des Führers 
beschwerlich ist — erwies sich als sehr lohnend, was künftigen 
Besuchern von Turrach als kleine Andeulung dienen möge. 

Um meine Beschreibung nicht allzusehr in die Länge zu zie- 
hen, da ich ohnehin noch Manches zu berühren habe, will ich 
nur noch jene Pflanzen nennen, welche der Uebergang über die 
Alpe Rotkkofel nach Reichenau in Kärnten lieferte. Ungeachtet 
Abends vorher die obere Hälfte aller Alpen mit Schnee bedeckt 
war, ergab sich doch als Ausbeule: 

a) An bisher nicht gefundenen Pflanzen: Libanotis montana 
L., Empetrum nigrum L., Cineraria aurantiaca Hoppe var. lanatı 
Koch, Phaca frigida L., australis L., Helianthemum oelandicu:n 
Wahlb., Achilleı Clavennae L., Chrysanthemum corymbosum L., 
Solidago virga aurea L. var. alpestris, Dianthus Carthustanorum 
L. var. alpestris Neilr., Cerastium arvense L. in schöner Alpen- 
form; 5b) ausserdem an bereits früher Genanntem: Alsine verna 
Bartl. ß. a/pina, Arenaria ciliata L. ß. frigida, Cerastium lati- 
folum L., Aster alpinus L.. Campanula alpina L., Aronicum Ciusü 
koch, Senecio carniolicus Willd., Hedysarum obscurum L., Oxy- 
tropis campestris DC., triflora Hoppe, Armeria alpina Willd., 
Sılene acaulis L., Chrysanthemum alpinım L., Carex aterrima 
Hoppe, fuliginosa Schkr. 

Ich habe früher durch Sternchen m Pflanzen ange- 
deutet, die ich theils um den Turracher See, theils auf dem 
Eisenhut gefunden habe und die dem Auge des "Baron Fürsten- 
wärther entgangen waren. Um gerecht zu sein, muss ich nun 
auch jene Pflanzen notiren, die er auf gleichem Wege fand und 
die mir enlgingen: Androsace obtusifolia Abt; Pächert Leyb. (die 


221 
rolhblühende Androsace alpina Lam.), Draba Wahlenbergi Hartm., 
Erigeron uniflorus L., Ranuneulus rutaefolius L., glacialis L., Pri- 
mula villosa Jacgq., Rhodiola rosea L., die ich an der Mauer des 
Gartens, der zum Verweshause gehört — aber dort wohl nur 
verwildert — fand. 

Dass ich einige dieser Pflanzen übersehen konnte, ist leicht 
begreiflich. Aber unerklärlich wird es mir jederzeit bleiben, wie 
mir Androsace obtusifolia All. so gänzlich entgehen konnte, eine 
Pllanze, die ich wohl kenne, und die Baron Fürstenwärther 
beim Turracher See „in üppiger Verbreitung“ angibt, und von der 
er später -bemerkt, dass sie „gleich dem Phytheuma hemisphaeri- 
cum auf allen Alpen hier vorkomme“. — Weniger auffallend ist 
es, dass dem Baron Fürstenwärther bei eifrigem Suchen das 
kleine Phytheuma paueiflorum L. entgehen konnte, das ich — 
zwar reichlich vertreten — aber doch nur an einer einzigen Stelle 
in geringer Ausdehnung am Eisenhut fand. 

Ich kann Turrach, das mir durch seine herrlichen Alpen und 
die freundliche Aufnahme, die ich dort fand, in der kurzen Zeit 
meines Aufenthaltes recht lieb und theuer geworden war, nicht 
verlassen, olıne eines prächtigen Schauspieles Erwähnung gethan 
zu haben. das sich hier auf einem andern Felde dem Touristen 
darbietet. Ich meine den Process bei Bereitung des Bessemer- 
Stahles, um dessen Einführung sich der fürstliche Berg- und Hüt- 
tenverweser Herr Franz Swoboda grosse Verdienste erworben 
hat und hiefür von Sr. Majestät mit dem goldenen Verdienstkreuze 
ausgezeichnet worden ist. Wenige Erfindungen auf dem Gebiete 
der Industrie gewähren auch für den Laien im Montanfache ähn- 
liches Interesse, wie dieser Process, bei dessen Verlaufe herrliche 
Lichterscheinungen zu Tage treten und durch den in zehn Minuten 
30 Centner Eisen in Stahl verwandelt werden, ein Process, zu 
dem früher viel Zeit und viele Menschenhände erforderlich waren. 
Wer da kann, der sehe selbst und Niemand wird dieses Schauspiel 
ohne grosse Befriedigung verlassen. 

(Wenn ich nicht irre, so wird Bessemer-Stahl in Oesterreich, 
ausser Turrach nur noch in Graz in den Werkstätten der Eisen- 
bahn, und in der Heft, in Kärnthen, erzeugt). 

Während ich diesen Aufsatz niederschrieb und mich dabei im 
Geiste recht lebhaft nach Turrach zurückversetzie, fiel mir ein 
Gedanke bei, der vielleicht nie zur That werden wird, den ich 
aber doch, sei es auch nur als pium desiderium in diesen Blättern 
mittheilen will. Kleine Ursachen — grosse Wirkungen! Auch aus 
kleinen, scheinbar unbedeulenden Anregungen ist schon öfters 
unter günstigen Umständen Grosses oder doch Gemeinnülziges 
entstanden. 

Was an andern eben so günstig gelegenen Punkten aus ver- 
schiedenen Ursachen nicht ausführbar ist, das wäre vielleicht hier 
in Turrach durch huchherzige Unterstülzung von Seite seines 
fürstlichen Besitzers möglich. Durch einen Botaniker, der vom 


222 


Aufblühen der ersten Blume bis zum Verwelken der letzten in 
Turrach leben und wirken müsste, liesse sich nämlich alldort eine 
„Flora von Turrach und der dortigen Alpen“ in schön getrockneten 
Exemplaren zusammenstellen, eine Lokalflora, wie sie wohl kaum 
irgendwo schöner anzutreffen wäre. Es wäre diese Flora eine Zierde 
für Turrach, ein schönes Denkmal, das sich der fürstliche Besitzer 
selzen würde, und damit vielleicht mancher Gewinn für die Wis- 
senschaft verbunden. So manches Blümchen, das dort noch unbe- 
kannt in dem Bereiche der Alpen blüht, könnte damit der Welt 
bekannt werden. Denn, abgesehen davon, dass Turrachs Alpen bei 
Weitem nicht so viele Besucher anlocken, als sie es in der That 
verdienen, kommen reisende Botaniker in. der Regel nur von Mitte 
Juli bis höchstens Mitte August dahin. Es wird wenig Fälle geben, 
dass ein Florist in früherer oder späterer Jahreszeit die dorligen 
Berge besucht hälte. Und selbst in diesem Falle war es doch nur 
ein kurzer, flüchtiger Besuch, bei dem bloss die eine oder die 
andere Alpe bedacht wurde. Welche Schätze liessen sich vielleicht 
heben, wenn alle diese Alpen zu allen Monaten des Jahres, vom 
ersten Frühling bis zum späten Herbste, durchforscht würden. 
Jeder Botaniker, der nach Turrach käme, könnte in den dort aul- 
bewahrten Fascikeln der Lokalflora, wo die Pflanzen theils nach 
Monaten, theils nach den einzelnen Alpen geordnet sein könnten, 
ein lebendes Bild von dem erblicken, was er sich auf dieser oder 
jener Alpe einsammeln kann. — Eine Auswahl der schönsten Alpen- 
blumen aus dem lieben Turrach in eleganten Album’s würde wahrlich 
auch keine der letzten Zierden eines fürstlichen Salons bilden. 


Diese wenigen Worte mögen vor der Hand genügen und es 
bleibe der Zukunft anheimgestellt, zu bestimmen, ob dieses Samen- 
körnlein auf fruchtbaren oder unfruchtbaren Boden gefallen sei. 


Schloss Raabs, am 20. Februar 1868. 


Die europäischen Allium-Arten. 
Von Victor v. Janka. 


1. Filamenta omnia simplicia vel 3 interiora basi utrinque ap- 
pendicula dentiformi bre vi instrucla. 2. 
Filamenta interiora latiora 3-cuspidala, cuspide interme- 
dia antherifera. 58. 
2. Bulbus e rhizomate distincto horizontali vel obliquo repente, 
plus minus longo enatus. 3. 
Bulbus simplex vel basi rhizomali perpendiculari brevis- 
simo adnectus. 12. 


-) 


10. 


14. 


12- 


18. 


19. 


223 


Folia haud petiolata linearia. A. 
Folia distincte petiolala, ovalia v. elliptica costala: 
Allium Vietorialis L. 
Flores rosei vel purpurei. 5. 

Flores ex albo Nlavescenles: 

A. flavescens Bess. (A. ammophilum Heuff.) 
Filamenla semper simplieissima exappendieulata. 6. 
Filamenta alterna ulrinque dente brevi instrueta. 11. 
Pedicelli perigonia aequantes vel breviores. 7. 

Pedicelli perigoniis longiores. 9. 

Perigonii campanulati phylla obtusa v. obtusiuseula. 8. 

Perigonii eylindracei phylla acummata: 

A. diaphanum Janka in Linnaea 1860. 
Stamina perigonium aequanlia: A. tataricum L. 

Stamina perigonis dimidio breviora: 

A. narecissiflorum Vill. (A. pedemontanum W illd.) 
Stamina perigonium aequantia vel superantia. 10. 

Siamina perigonio breviora: A. odorum L. 
Stamina perigonium aequantia; folia subtus dislincte cari- 
nala; planta elata: 

A. aculangulum Schrad. (A. lusitanicum Lam.) 

Stamina perigonium superantia; folia haud carinala; hu- 
mile spithamaeum: A. fallax Don. 
Stamina perigonium duplo excedenlia; dentes appendiculares 
acuminati ovario sublongiores: A. lineare L. 

Stamina breviora; dentes appendieulares obtusi ovario 
breviores: A. striectum Schrad. 
Umbella caulem elongatum terminans. 13. 

Umbella (sallem florens) subradicalis: A. Chamaemoly L. 
Folia oblonga v. oblongo-lanceolata. 14. 

Folia angustiora. 15. 

Folia in petiolum longum altenuata; flores albi: A. ursinum L. 

Folia haud petiolata; flores aurei: 4. Moly L. 
Inflorescentia sub-4-flora: A. circinnatum Sieb. 

Inflorescentia pluri-multiflora. 16. 

Flores albi, rosei usque purpurei, vel rarissime flavi quidem, 
sed tunc umbella (e. ce. in A. flavo) valde effusa. 17. 

Flores stramineo-lutei; umbella numquam effusa. 55. 
Perigonii phylla patenlia v. reflexa capsulam haud tegentia; 
caulis aphyllus: folia omnia basilaria. 18. 

Perigonii phylla fere semper erecta conniventiaque.cap- 
sulam tegentia; caulis basi vel ultra plus minus foliatus. 21. 
Flores albi vel rosei. 19. 

Flores atropurpurei; perigonii phylla linearia: 

A. atropurpureum W. et K. 
Bulbus prolifer; perigonii phylla anguste linearia acuminata 
incurva deflexave: A. Cyrilli Ten. 


2n. 


26. 


31. 


32. 


34. 


Bulbus haud prolifer ; perigonii phylla lanceolata v. ob- 
longa, oblusiuscula v. oblusa stellatim patenlia. 20. 


. Perigonii phylla lanceolata obtusiuseula: A. nigrum L. 


Perigonii phylla oblonga oblusa: A. tulipaefolium Ledeb. 


. Umbella (typice) capsulifera. 22. 


Umbella (typice) bulbillifera. 56. 


. Caulis superne (apice) Iriqueter. 23. 


Caulis teres v. compressiusculus. 25. 


. Stigma integrum; perigonii phylla obtusa: 


A. neapolitanum Gyr. 
Stigma Irifidum; perigonii phylla acuta v. acuminala. 24. 


. Perigonii phylla oblongo-linearia; flores semper unilaterali- 


ter penduli, bulbi aggregati oblongi: A. triquetrum L. 

Perigonii phylla elliptico-lanceolata; flores demum undi- 
que penduli; bulbus solitarius globosus: A. pendulinum Ten. 
Folia late linearia 26. 

Folia anguste linearia plana vel semiterelia tereliave aul 
filiformia. 30. 
Stamina perigonio breviora; umbella patens v. subfastigiala. 27. 

Stamina perigonium superanlia; umbella hemisphaerica: 

A. vernale Tin. 


. Perigonii phylla oblongo-lanceolata, vel lanceolata, obtu- 


siuscula v. acuta; folia plus minus ciliata. 28. 
Perigonii phylla oblonga obtusa; folia glaberrima. 29. 


. Perigonii phylla oblongo -lanceolata obtusiuscula concoloria; 


umbella patens; folia margine vel eliam subtus ciliala: 
A. subhirsutum L. 
Perigonii phylla lanceolata acuta carina purpureo -colo- 
rala; umbella fastigiala; folia utrinque eiliato-pilosa: 
A. trifoliatum Gyr. 


. Perigonii phylla interiora angustiora, fl. albi s. rosei: 


A. roseum L. 
Perigonii phylla aequalia, fl. albi s. flavescenles: 
A. permixtum Guss. 


. Perigonia campanulata. 31. 


Perigonia cylindraceo-campanulala v. eylindrica. 50. 
Umbella subrotunda, globosa vel hemisphaerica. 32. 
Umbella effusa v. subeffusa. 43. 


Folia linearia plana v. planiuscula. 33. 
Folia semiterelia, teretia, filiformia v. capillaria. 34. 


. Stamina perigonio duplo longiora; flores flavescentes; vaginae 


apice transversim truncalae: A. ochroleucum W. el K. 
Stamina perigonio sesquilongiora; flores purpurascenles; 
vaginae apice oblique truncatae: 
A. suaveolens Jacq. (A. kermesinum Rchb.) 
Perigonii phylla acutiuscula, obtusa vel retusa. 3. | 
Perigonii phylla lanceolata acuminata. 40. 


35. 


36. 


37. 


38. 


39. 


91. 


220 


Stamina perigonio breviora vel paullo tantum longiora. 36. 
Stamina perigonio subduplo longiora: A. saxatile Ma B. 
Spatha umbella longior. 37. 
Spatha umbella brevior. 39. 
Pedicelli pro parte declinati, plerique perigoniis duplo ultrave 
longiores. 38. 
Pedicelli erecli perigonii longitudinem haud vel vix su- 


perantes: A. serbicum Vis. et Panc. 
Umbella subeorymbosa; spatha umbella parum longior; va- 
ginae foliaque pilosissimae: A. pilosum Sibth. et Sm. 


Umbella hemisphaerica; spatha umbella multo longior; 
vaginae et folia glabrae: 

A. rupestre Stev! (A. Hymettium Boiss. et Heldr.) 
Stamina perigonio breviora; folia filiformia: A. maritimum Raf. 
Stamina perigonium paullo excedentia; folia fistulosa: 

A. statieiforme Sibth. et Sm. (A. fleeuosum d’Urv.) 


. Filamenta simplieia exappendieulata. 41. 


Filamenta 3 interiora utrinque appendicula brevi den- 
tiformi aucta. 42. 


. Caulis in medio inflalus: A. fistulosum L. 


Caulis nullibi inflatus: A. Schoenoprasum L. 


2, Caulis infra medium inflatus; folia teretia ventricosa: 


A. Cepa L. 
Caulis aequalis nullibi inflatus; folia subulata fistulosa: 
A. Ascalonicum L. 


. Spatha persistens. 44. 


Spatha decidua: A. Savü Parl. 


. Stamina perigonium aequantia v. subaequantia. 45. 


Stamina perigonium multo excedenlia. 49. 


. Spatha umbella multo longior. 46. 
Spatha umbella brevior vel paullo longior. 47. 
. Pedicelli longiores stricte erecti: A. fuscum W. et K. 
Pedicelli strieti nulli: A. pallens L. 
. Umbella multiflora. 48. 


Umbella pauei- (3—12-) flora: 
A. Boryanum Kunth (A. frigidum Boiss. et Heldr.) 


. Spatha 3° lata, 4—5‘‘ longa umbella brevior: 


A. erythraeum Gris. 
Spatha angustior pollicaris umbellam superans: 
A. callimischon Link. 


. Flores purpurascentes; capsulae suhrotundae: 


A. pulchellum Don. 
Flores flavi; capsulae ovalae: A. flavum L. 
Pedicelli valde inaequales, umbella itaque irregularis. 51. 
Pedicelli subaequilongi: umbella subregularis: 
A. moschatum L. 
Bulbi tunicae membranaceae. 52. 
Bulbi tunicae reticulato-fibrosae. 54. 


Oesterr. botan. Zeitschrift 8. Heft. 18€8. 18 


53. Spatha umbella paullo brevior vel eam aequans; stamina 
supra basin phyllorum inserta; caulis ad medium foliatus: 
A. tenuiflorum Ten. 
Spatha umbella 2—3-plo brevior; stamina basi phyllorum 
inserla; caulis ultra medium foliatus: A. parciflorum \V iv. 
54. Spatha simplex stricta basi tubulosa atque pedicellos inferne 
“ involvens; inflorescentia strieta subsecunda: A. Cupani Raf. 
Spatha biparlita patens v. recurva; inflorescenlia expansa: 
j A. inaequale Janka in Linnaea 1860. 
55. Stamina longe exserta; umbella globosa; caulis ad medium 
v. ultra foliatus: A. obligquum L. 
Stamina inclusa; umbella fastigiata; caulis nudus: folia 
omnia basilaria: A. stramineum Boiss. et Reut. 
56. Filamenla omnia edentula. 57. 
Filamenta alterna utrinque 1-dentata: A. cornutum Glem. 
57. Stamina inclusa vel vix exserta: A. oleraceum L. 
Siamina distinete exserta: A. carınatum L. 
58. Umbella typice capsulifera. 59. 
Umbella iypice bulbillifera. 74. 
59. Umbella fastigiata: A. sardoum Moris. 
Umbella haud fastigiata. 60. 
60. Caulis usque ad apicem foliatus, folium supremum umbellam 
basi amplectens: A. Chamaespathum Boiss. 
Folium supremum ab inflorescenlia remotum. 61. 
61. Umbella minuta capitato-globosa; plantula humilis 2—3-pollica- 
ris: A. trachyanthum Gris. (A rubrovittatum Boiss. et Held.) 
Umbella major amplior; species elatiores. 62. 
62. Perigonii phylla elongata, lanceolata. 63. 
Perigonii phylla elliplica, ovata vel oblonga. 64. 
63. Folia teretia fistulosa: A. Heldreichii Boiss. 
Folia linearia plana: A. acutiflorum Lois. 
64. Folia nune fistulosa semieylindrica v. eylindriea, nune fili- 
formia v. selacea 65. 
Folia plana. 68. 
65. Folia fistulosa semicylindrica. 66. 
Folia filiformia; perigonii phylla exteriora acuta: 
A. margaritaceum Sibth. et Sm. (A. guttatum Stev.) 
66. Stamine longiludine valde disaequalia; 3 interiora lricuspi- 
dala perigonium paullo superantia; 3 exteriora perigonio 
dinidio breviora: A. trachypus B. et S. 
Stamina longitudine aequalia vel subaequalia. 67. 
67. Spatha persistens; capsulae ovatae perigonio breviores ; bulbus 


2. Spatha lanceolata; pedicelli capillares; caulis alte foliatus. 53. 


Spatha ovata; pedicelli firmiores; caulis inferne foliatus: 
A. ewile Boiss. et Orph. 


intra tunicas bulbillifer: 
A. sphaerocephalum L. (A. arvense Guss., A. aestivum Tin., 
A. erinitum Tausch.) 


68. 


69. 


dv. 


al: 


72: 


73. 


74. 


73. 


76. 


227 


Spatha decidua; capsulae subglobosae perigonium supe- 
rantes; bulbus sımplex: A. descendens L. 
Stamina perigonium aequantia vel excedentia. 69. 

Stamina perigonio dimidio breviora: 

A. gomphrenoides Boiss. et Heldr. 
Filamenta exteriora oblonga vel lanceolata. 70. 

Filamenta exteriora !ineari--acuminata: 

A. rotundum L. (A. bosniacum Kum. et Sendtn., A. puterfa- 
milias Boiss.) 
Flores rosei v. purpurascentes. 71. 

Flores albidi: A. baeticum Boiss. 
Filamenta exteriora a medio apicem versus sensim sensim- 
que attenuata; cuspes antherifera filamenti parte integra 
dimidium aequans vel brevior. 72. 

Filamenta exteriora a medio abrupte (subito) angustata; 
cuspes antherifera filamenti partem integram nunc aequans, 
nunc subaequans. 73. 

Stylus brevis inclusus; antherae rubescentes: A. Porrum L. 

Stylus elongatus exsertus; antherae flavae: 

A. polyanthum R. et Sch. (A. multiflorum DC.) 
Umbella exacte globosa: A. commutatum Guss. 

Umbella subglobosa: A. Ampeloprasum L. 
Folia plana lineari-lanceolata; stamina perigonio breviora. 75. 

Folia teretia fistulosa; stamina perigonium superanlia: 

A. vineale L. (A. affine Boiss. et Heldr.) 
Caulis infra umbellam in annulum flexus: 
A. controversum Schrad. 

Caulis ubique rectus. 76. 

Spatha umbellam multo superans in apicem roslriformem 
contracta: A. sativum L. 
Spatha umbella brevior: A. Scorodoprasum L. 


Sz. Gothärd bei Szamos Ujvär in Siebenbürgen, am 29. April 1868. 


—— — 


Die Vegetations-Verhältnisse des mittleren und östlichen 


Ungarns und angrenzenden Siebenbürgens. 
Von A. Kerner. 
X. 


306. Elatine Hydropiper L.. — Auf schlammigem im Hoch- 
sommer austrocknenden Boden am Saume von Lachen, meist in 
Gesellschaft von Scörpus Michelianus und acicularis. Im Tieflande, 
häufig, aber die Standorte sehr wechselnd. An der Theiss bei 


18 * 


228 


Szolnok, T. Värkony und T..Földvar. Im Gebiete der Körös bei 


Gyula-Värsand und Boros Jenö. — Alluv. Lehm- und lehmiger 
Sandboden. 75—100 Met. 

307. Elatine triandra Schk. — Nach Kit. auf schlammigem 
Boden an der weissen Körös bei Boros Jenö. 

308. Elatine Alsinastrum L. — In seichten stehenden Gewäs- 


sern, insbesonders in kleinen mit Lemna, Salvinia u. d. g. über- 
zogenen Tümpeln und Lachen und nach dem Austrocknen dieser 
Tümpel wohl auch im feuchten Schlamme. Im miltelung. Berglande 
bei Pomäsz nächst Sct. Andrae in kleinen nur I—2 Zoll hohen 
Exemplaren. Häufiger und mit viel kräftigerem Wuchse im Tief- 
lande an der Theiss und Körös bei Poroszlö, Hairongyos, T. Rof, 
Szolnok, Gyula- Varsand, Grosswardein und nach Janka überall. 


in austrocknenden Sümpfen von .Kumanien. — Diluv. und alluv. 
Lehmboden. 75—200 Met. 
309. Linum catharticum L. — Auf grasigen Plätzen. Mit Aus- 


nahme der Tiefebene im ganzen Gebiete. Auf der Keeskemeler und 
Debrecziner Landhöhe vorzüglich auf sumpfigen Wiesen, im Berg- 
lande dagegen auch auf trockenen Grasplätzen. Die höchsien im 
Gebiete beobachteten Standorte im mittelung. Berglande am Dobo- 
gokö, und im Bihariageb. auf der Pietra Betrana und Calindsa. — 
Fast auf allen im Gebiete vorkommenden geognostischen Substra- 
ten; im Bihariageb. aber insbesonders häufig auf dem Vasköher 
und Batrina-Kalkplateau, dagegen verhältnissmässig seltener auf 
den Schiefer- und Porphyritbergen, so dass dort ein besseres Ge- 
deihen auf kalkreichen Substraten nicht zu verkennen ist. 95 bis 
1580 Met. 

310. Linum hirsutum L. — Auf sonnigen Hügeln, felsigen 
Gehängen, an Weinbergsrändern und in aufgelassenen Weingärten. 
Im mittelung. Berglande in der Magustagruppe auf den Trachyi- 
felsen ober Gross -Maros gegen den Spitzkopf in grosser Menge; 
auf den Hügeln am Fusse des Nag oyszäl bei Wailzen, in der Pilis- 
gruppe hei Dorogh nächst Gran, bei Set. Andrae. bei Ofen im 
Auwinkel und im Wolfsthal und insbesonders häufig in öden Wein- 
bergen des Rückens, welcher den Adlersberg mit dem Schwaben- 
berge verbindet. Im Vorlande des Bihariageb. in Weinbergen bei 


Grosswardein. — Trachyt, Kalk, tert. Lehm und sandiger Lehm- 
boden. 95—320 Met. 
311. Linum pannonicum. -- Wurzel ausdauernd, mehrköpfig, 


Stengel aufrecht, stielrund, unten kahl, ober der Mitte grauflaumig. 
Blätter wechselständig, sitzend, lineal, spitz 6—1i0mal so lang als 
breit (20—40"" Io. 3—6"" brt.) vollständig kahl, etwas steif, matt 
seegrün. Blüten in einer einfach- oder doppelt gabeligen Trug- 
ddolde. Blüten- und Fruchtstiele kürzer als der Kelch, aufrecht. 
Kelchblätter lanzettlich lang zugespilzt, noch einmal so lang als 
Jie kugelige Kapsel, so wie die lineallanzettlichen Deckblättchen 
flaumig und am Rande drüsig gewimpert. Blumenblätter (?5 —30mn 
lo., 15—16"n bri.) blau mit gelbem Nagel, an der Basis zusam- 


229 


menhängend. — Unterscheidet sich von dem zunächst stehenden 
L. hirsstum L. durch die linealen verhältnissmassig viel schmäleren 
vollsiändig kahlen Blätter und die länger zugespitzten die reile Kap- 
sel viel weiter übe rragenden Zipfel des Kelches. Die locker gestellten 
Blätter sind auch gle 'ichmässig am Stengel vertheilt und nicht wie 
bei L. hirsutum gegen den unteren Theil des Stengels genähert, 
die Cyme ist weilse hweifiger und die Aesie derselben sind um das 
doppelte länger als jene des L. hirsutum. — Auf lockerem Sand- 
boden. Auf der Kecskemeler Landhöhe auf den grasigen Plälzen 
welche in die Walder auf Puszta Peszer bei Also Dabas einge- 
schaltet sind, und in grösster Menge zwischen Wachholdergebüsch 
auf den sandigen Hügeln bei Puszta Sällosär nächst Tatär Szt. 
György. — L. hirsutum ß. in Kitaibel Add. p. 268 ist ollenbar 
dieselbe Pflanze. Kitaibel gibt dieselbe „in arenosis Pesthini in 
praedio Jakab vel Jakab Szälläs“ an. — Diluv. Sandboden. 95 bis 
130 Met. 

312. Linum nereosum W. K. — Auf dem Mocra .bei Boros 
Jenö (Heuffel). — Trachyttuff. — Die Kuppe d. Mocra liegt 379, 
Boros Jenö 154 Met. über d. M. 

Linum usitatissimum L.— Wird im mittelung. Bergl. und im Tieflande 
nur selten, dagegen häufig im Bihariageb. gebaut. Die höchst gelegenen Lein- 
folder im Geb. des Aranyos bei den Mozzengehöften nächst der Eishöhle bei 
Scariscöso und bei den obersten Häusern von Vidra gegen den Deahul boulni. 
45— 1200 Met. Man wählt zur Kultur als am besten geeignet sandigen nicht 
allzuleiehit austrocknenden Buden. 


313. Linum perenne L. — Auf sandigem Boden, der durch 
Grundwasser stels- elwas feucht erhalten wird, daher vorzüglich 
aul den sandigen Wiesen im Ufergelände der Donau und in den 
Muklen der sandigen Landhöhen im Tietlande, deren liefste Stellen 
mil kleinen Lachen, Teichen und Sümpfen erfüllt sind. Längs der 
Donau von der Mündung der Gran abwärts durch das ganze Gebiet 
an grasigen lichten Stellen der Auen. Nirgends häufiger als auf 
der Keeskemeter Landhöhe bei R. Palola, Pest, Soroksar, Alberti. 
Pilis. Ocsa, P. Sallosar, Nagy Körös, Kecskemet. In der Tiefebene 
zwischen Czegled und Abony. In der Stuhlweissenburger Niederung 
bei Csakvär. Csör, Stuhlweissenburg und Seregelyes. — Bei So- 
roksar nächst Pest auch mit weissen Blüten. — Dil. u. alluv. Sanıl- 
boden 75— 130 Met. 

314. Linum austriacum L. — Auf trockenen Grasplätzen an 
steinigen und sandigen sonnigen Gehängen. Im mittelung. Berglande 
am Fusse des Nagyszäl bei Wailzen, bei P. Csaba, Krotendorf und 
Vörösvar, am Adlersberge, Spissberge und Blocksberge bei Ofen, 
bei Promontor und Stuhlweissenburg. Auf der Kecskemeter Land- 
höhe bei Pest, Steinbruch , Soroksar, Monor; auf der Debreeziner 
Landhöhe nach Kit. bei Vasväri. Im Bihariageb. auf den niederen 
Kalkkuppen südöstlich von Felixbad bei Grosswardein und im Ge- 
biete der weissen Körös zwischen Buleni und Desna. — Tirachyt, 
Kalk. tert. u. diluv. Lehm- und Sandboden. 95—250 Met. 


230 


315. Linum tenuifolium L. — Auf grasigen Plätzen an son- 
nigen trockenen Gehängen insbesonders an felsigen Stellen. Im 
mittelung. Berglande auf den Höhen der Magustagruppe bei Zebe- 
gENY und Gross Maros; am Fusse des Nagyszäl bei Waitzen und 
auf dem vom Nagyszäl gegen den Viniszni vrceh auslaufenden 
Höhenzug bei Gödöllö und Peczel; in der Pilisgruppe am Schloss- 
berge von Visegräd, bei Vörösvar und Krotendorf, am Dreihotter- 
berg, im Auwinkel und Wolfsthal, am grossen und kleinen Schwa- 
benberg, am Adlersberg und Spissberg bei Ofen und bei Budaörs. 
— In der Tiefebene und im Bihariageb. nicht beobachtet. — 
Trachyt, Kalk, Dolomit, tert. u. diluv. Lehmboden. 160—450 Met. 

316. Linum flavum L. — Auf grasigen Plätzen trockener 
lehmiger Hügel, zwischen Eichengebüsch und an Acker- und Wein- 
bergsrandern. Im mittelung. Bergl. auf dem Särhegy in der Matra, 
auf den Lösshügeln am Fusse des Nagyszäl, in der Pilisgruppe bei 
Visegräd und Sct. Andrae, am Pılıserberg, Dreihotterberg, grossen 
und kleinen Schwabenberg, Adlersberg und Spissberg bei Ofen 
Auf der Debreeziner Landhöhe bei Debreczin, Vasväri, Nyir Bator 
und Szakoly. Im Bihariageb. auf dem tert. Vorlande bei Grosswar- 
dein und auf den Nulliporenkalkbänken bei Chisindia südlich von 
Buteni. — Liebt insbesonders den tiefgründigen lehmigen Boden 
der Lösshügel und den zähen Lehmboden, welcher sich durch Ver- 
witterung des Trachyles und der thonreichen Kalksteine herausge- 
bildet hat. 95—460 Met. 

317. Radiola linoides Gmel. — Auf Aeckern und an den 
Seiten der Hohlwege im Grunde der Eichenmischwälder. Im Bi- 
hariageb. auf dem tertiären Hügellande am Fusse des Rezbänyaer- . 
zuges zwischen Fenatia und Sedescelu und von da bis gegen Kis- 
köh nächst Petrosa. Meist in Gesellschaft von Centunculus minimus 
Gyprsophia muralis, Filago minima und der folgenden Art. — 
Tert. Sand- und sandiger Lehmboden. 310—470 Met. 

318. Hypericum humifusum L. — An gleichen Standorten wie 
die frühere Art. Im Bihariageb. auf dem tert. Hügellande am Fusse 
des Rezbänyaerzuges bei Petrösa, Kisköh, Fenatia, Sedescelu und 
am Dealul mare bei Criscioru. Auch am Rezbänyaerzuge selbst, am 
Abfalle der Margine. In der Gruppe des Plesiu bei Susani und auf 
dem Plateau von Vasköoh auf dem Liassandstein zwischen Monesa 
und den Eisensteingruben von Rescirala. In der Hegyesgruppe bei 
Slatina und im Thale der ‚weissen Körös bei Bokszeg zwischen 
Buteni und Boros Jenö. — Sienit, Schiefer, Sandstein, tert. u. dil. 
Sand- und sandiger Lehmboden. 150—900 Met. 


[LE 


Correspondenz. 


Szt. Gothärd in Siebenbürgen, am 2. Juni 4868. 


Am 14. Mai bin ich nach zweiwöchentlicher Abwesenheit mit 
botanischer Ausbeute reich beladen, glücklich heimgekehrt. Mit 
Einsammeln der Poeonia tenuifolia L. bei Zah, eirca 6 Meilen von 
hier, welchen Ort ich am letzten Tage erreichte, war diese Reise 
beschlossen. — Jetzt war ich wieder einige Tage in Klausenburg, 
wo ich Nepeta ucranica L. (N. parriflora Ma B.), Adonis wolgensis 
Stev., Wurzelblälter von Peucedanum latifolium DC. etc. sam- 
melte. Auf der Rückfahrt machte ich kieine Abstecher, so z.B. 
zur Centaurea ruthenica Lam., die in einigen Tagen die ersten 
Blüthen entfalten wird. Heuer hat diese Pflanze eine immense 
Höhe erreicht, so dass man ganze Exemplare gar nicht einlegen 
kann. Meist ist sie mannshoch, die Wurzelblätter sind mitunter 1—1'Y,‘ 
lang. Ueberhaupt stehen die Bergwiesen so üppig, wie, nach Aus- 
sage der Leute seit 30 Jahren nicht. Ich fürchte, dass mir die 
Centaurea zu Irüh weggemäht wird. Uebrigens werde ich in etwa 
10 Tagen wieder nachsehen. — Salvia nutans W. et K. steht eben 
in. bester Flor; sie ist hier überall sehr gemein. Die hiesige Ge- 
gend ist an Salvia-Arten besonders reich; es wachsen hier 8 Arten: 
Salvia glutinosa. S. dumetorum, S. austriaca, S. pratensis, S. sil- 
vestris, S. pendula (8. silvestri-nutans), S. nutans, S. verticillata 


und S. Baumgartenü. — Noch ist im allgemeinen Blühen begriffen 
Phleboanthe Laxmunni, Anchusa Barrelieri etc. — Astragalus 
praecoxz Baumg. — ganz gewiss, wie schon Neilreich richtig 


bemerkle, von A. monspessulanus nicht verschieden, hat schon 
verblüht. Ebenso Potentilla patula, eine der gemeinsten Berg- oder 
Hügelwiesen-Pfllanzen, Vincu herbacea. Crambe aspera Ma B. 
blüht noch einzeln. Ich bin sehr neugierig auf deren Früchte. Dass 
in der Monarchie mehr als Eine Crambe vorkommt, ist gewiss. 
Aber man muss reife- Früchte vorliegen haben und darnach die 
Unterschiede studiren. — Centaurea trinervia Steph. entfaltet 
gerade die schönen rosenrolhen Blüthen. — Von Stipa Lessingiana 
habe ich auf der. Rückfahrt von Klausenburg vorigen Freitag einen 
sehr ergiebigen Standort aufgefunden und zugleich eine hübsche 
Partie gesammell. Ihre Tauschanstalt wird auch damit bedacht. Sie 
ist von Stipa pennata sehr deutlich verschieden! — Vor 3 Wochen 
war ich an der moldauischen Grenze, — Ende dieses Monates be- 
gebe ich mich an die entgegengesetzie Grenze Siebenbürgens, um 
eine Pedicularis limmogena® Kerner, deren Blüthen man noclı 
nicht kennt, um noch einige seit Baumgar ten nicht gesammelte 
Arten, als Lilium albanicum Gris., Astragalus galegiformis L. zu 
holen. Ich forsche heuer besonders nach solehen dubiösen Bau m- 
garten’schen Pflanzen, wie letztgenannter Astragalus, der schwer- 
lich identisch mit der eaucasischen Art ist. Auch 2 Lepidium- Arten 


232 


will ich nachspüren, die in Baumgarten’s Enumeratio figuriren, 
aber seither nicht wieder gefunden wurden. Es sind: Thlaspi hir-- 
tum Baumg. und Lepidium Iberis Baumg. Erstere ist mir auch 
nach Baumgarten’s Diagnose unklar, wogegen es auf der Hand 
liegt, dass die zweite Species nichts Anders sein kann, wie L. 
incisum Roth (L. angulosum d’ Uw., L. micranthum Ledeb.). — 
Zum Schlusse muss ich noch bemerken, dass Anemone Jankae F. 
Schultz, wie ich mich heuer zu Genüge überzeugt, eine herzlich 
schlechte Art und von A. pratensis gar nicht verschieden ist. Es 
muss zufällig das Jahr 1855 bei der Pflanze einfacher zertheilte 
Blätter geboten haben. Heuer unterschied sich dieselbe Pflanze in 
Nichts von A. pratensis. V. von Janka. 


Szt. Gothärd in Siebenbürgen, am 8. Juni 1868. 


Als ich am 2. d. M. behufs Einsammlung der Centaurea tri- 
nervia Steph. in die etwa 2'/%, Stunden entfernten zwischen den 
Orten Katona und Kis Czeg, mehr im Centrum des Landes gele- 
genen hügeligen Steppen fuhr, gerieth ich auf mehrere eine höchst 
interessante Vegetation bergende Abhänge. Iris humilis Ma B., 
die ich blühend, oder besser gesagt: schon verblüht gefunden, war 
mir der werihvollste Fund. Es ist die echte Pflanze dieses Namens; 
ich beobachte sie seit Anfang April d. J. auch hier bei Sz. Gothärd 
an mehreren Stellen sehr häufig, konnte aber hier keine Blüthe 
finden. Doch auch bei Kis Czeg, wo sie auf einzelnen grasigen 
Hügeln gemein ist, konnte ich an den 3 verschiedenen Tagen, die 
ich jetzt dort war, blos etwa 20 Exemplare mit absterbenden Pe- 
rigonen zusanimenbringen . Freilich muss man beinahe auf allen 
Vieren kriechen, um die grundständigen, d. h. stengellosen Blüthen 
zwischen den andern üppigen Kräutern zu bemerken. — Diese Iris 
hat sehr geringe Verbreitung in Europa: bisher erstreckte sich 
ihre Heimat aufPodolien, Bessarabien und das Gouvernement Cher- 
son im südl. Russland. Nun kommt noch Siebenbürgen hinzu ?). 
Ich glaube kaum, dass sich die Pflanze in einem Österreichischen 
Privatlierbare vorfindet, sogar das grossärlige Pittoni’sche Herbar 
nicht ausgenommen. Denn in erwähnten russischen Landestheilen 
befindet sich schon längste Zeit hindurch kein Botaniker. — Ueber 
I. humilis werde ich bald ausführlicher sprechen. — Wenn Jemand 
Rhizomen wünscht, so kann ich diese massenhaft mittheilen. Ausser 
dieser Iris fand ich an denselben Plätzen in Gesellschaft der Stipa 
Lessingiana eine andere, der St. pennata sehr ähnliche Art, die 
mit der südrussischen Stipa Grafiana Stev. ganz übereinstimmt, 
deren Früchle mindestens zolllan» sind; ferner traf ich noch von 
für das Gebiet der Mezöseg neuen Pilauzen Sesleria Heuflerian« 
und Astragalus exsoapus, beide in Frucht an. Ich werde mich 


ı) Was ich früher (im Jahre 1855) als Iris humilis in Siebenbürgen 
anzab, war eine niedrige Form der Jris ruthenica oder I. caespitosa, die ich 
bei Thorda antraf. Janka. 


233 


noch mehreremale dahin begeben. Im Juli 1862 sammelte ich in 

nöchster Nähe dieser Standorte Crepis rigida WK. und mein (ver- 

muthlich mit P. tauricum Ma B. identisches) Peucedanum campestre. 
Janka. 


Breslau, den 3. Juni 1868. 


Das Herbarium des am 13. März hierselbst verstorbenen hoch- 
berühmten Schulrathes Dr. Fr. Wimmer, Verfasser so vieler 
klassischen botanischen und philologischen Werke, insbesondere 
der Monographie der europäischen Weiden und der so wichtigen 
Flora von Schlesien, kommt zum Verkauf. Es umfasst an 20.000 
Exemplare, worunter allein sich an Weiden und zwar an europäl- 
schen an 1700, an schlesischen 5200 wohl bezeichnete und fast 
durchweg gut erhaltene Exemplare befinden, 2800 gehören der 
schlesischen Flora, etwa 10.000 der deutschen und europäischen 
Flora an, die, wie "begreiflich , unter dieser Zahl viel Interessantes 
enthält. Angebote auf das Ganze, oder auch getrennt auf die ge- 
sammlen Weiden, oder auf die übrigen Pflanzen bittet man an die 
Frau Schulräthn Wimmer in Breslau, Bahnhofstrasse Nr. 12 
baldigst gelangen zu lassen. Goeppert. 


Personalnotizen. 


— Dr. Eduard Fenzl wurde von S. M. dem Kaiser, in 
Anerkennung seiner wissenschaftlichen Leistungen der Titel und 
Charakter eines Regierungsrathes verliehen. 

— Dr. G.H. W. Schimper, der sich unter den Gefangenen 
des Königs Theodoros von Abyssinien befand, hat einen Theil seiner 
geographischen, geologischen und botanischen Arbeiten gereltet 
und dem Berliner Museum zum Geschenke gemacht. 

— Graf Caspar Sternberg’s Selbsibiographie, redigirt von 
Palacky ist zur Jubelfeier des 5Qjährigen Bestandes des "böhmi- 
schen Museums erschienen. 


— Christian Friedrich Wimmer’s Biographie, verfasst 
von Dr. F. Cuhn ist im Jahresbericht der schlesischen Gesellschaft 
1867 und als Separatabdruck erschienen. Wimmer wurde den 
30. Oktober 1803 in Breslau geboren, studirte daselbst und. trat 
im J. 1826 im Breslauer Gymnasium als ord. Lehrer ein, wo er 
1843 zum Direktor gewählt wurde. Im J. 1863 wurde er zum städ- 
tischen Schulrath ernannt. Als solcher leitete er die gesammien 
Erziehungs-Angelegenheiten seiner Vaterstadt. Am 12. März d. J. 
endete ein Herzschlag sein Dasein. 


 — Dr. Hermann Graf zu Solms-Laubach hat sich als 
Privatdocent der Botanik an der Universität Halle-Wittenberg habilitirt. 


234 


— Dr. Friedrich Nobbe, bisher Vorsteher der Versuchs- 
station zu Chemnitz, ist als Professor der organ. Naturwissen- 
schaften an die Akademie zu Tharand berufen worden. 

— Alexander Makowsky, bisher Supplent am k. k. tech- 
nischen Institute in Brünn wurde zum ordentlichen Professor an 
dieser Lehranstalt ernannt. 

-—- Edward Tucker, der Entdecker des Oidium Tuckeri, 
welcher auch zuerst das Mittel des Schwefelns gegen den Pilz 
einführte, ist unlängst gestorben. 


—— 


Vereine, Gesellschaften, Anstalten. 


— In einer Sitzung der Akademie der Wissenschaften 
am 30. April überreichte Prof. Constantin Freiherr v. Ettings- 
hausen eine für die Silzungsberichte bestimmte Abhandlung „über 
die fossile Flora der älteren Braunkohlenformation der Wetterau.“ 
Vor mehreren Jahren erhielt Verfasser reichhaltige Sammlungen 
von Pflanzenresten aus der genannten Formation zur Untersuchung. 
Er veröffentlicht nun die Resultate derselben als Beitrag zur Kenni- 
niss dieser Flora. Die ältere Braunkohlenflora der Wetterau ent- 
hält 229 Arten, welche sich auf 32 Klassen, 68 Ordnungen und 
123 Galtungen vertheilen. 104 Arten sind dieser Flora eigenthüm- 
lich; die übrigen findet man auch in anderen Lokalfloren der 
Tertiärformation. Die Leitpflanzen weisen die genannte Flora der 
aquitanischen Stufe zu. Bis jetzt wurden sechs Fundorte fossiler 
Pflanzenreste ausgebeutet. Die Mehrzahl der oligocänen Arten kommt 
in Münzenberg vor, wesshalb der Verfasser die Lokalität für älter 
hält als die übrigen Fundorte. Die Verschiedenheiten, welche bei 
Vergleichung der beiden artenreichsten Lokalfloren von Münzen- 
berg und Salzhausen sich in auftallender Weise bemerkbar machen, 
finden daher in dem zwischen diesen Floren bestehenden Alters- 
unterschiede ihre Erklärung. Sie bezeichnen eben die Veränderung 
der vorweltlichen Vegetation der Welterau während der aquitani- 
schen Epoche. In Münzenberg sind die Proteaceen und überhaupt 
die Pflanzenformen der neuholländischen Flora durch eine grössere, 
die Cupressineen, Abietineen, Ulmaceen, Juglandeen durch eine 
geringer Artenzahl vertreten. In Salzhausen kommen die Tropen- 
formen reichlicher vermengt mit Arten vor, welche der wärmeren 
gemässigten Zone entsprechen. Endlich treten daselbst bereits einige 
Arten auf, welche den Floren der Lausanne- und der Oeningen- 
Stufe angehören. 

— In einer Sitzung der kais. Akademie der Wissen- 
schaften am 28. Mai wurde der Antrag der Majorität jener Com- 
mission zur Begutachtung der eingebrachten Reformvorschläge (Oest. 
botan. Zeitschrift S. 170). welcher dahin lautete „auf eine Reor- 


235 


ganisalion der Akademie, welche möglicherweise auch die 
Statulen derselben umfassen könnte, nicht einzugehen“, mit 27 
gegen 15 Stimmen angenommen! 

— In der Sitzung der k. k. zool.-bot. Gesellschaft am 
7. Mai besprach J. Juratzka folgende für den Druck bestimmte 
Manuskripte: 1) Specimen florae eryptogamae septem insularum 
editum juxta plantas Mazziarianas herbari Heufleriani, als Fort- 
setzung zu dem im XI. Bande der Gesellschaftsschriften p. 411—430 
niedergelegten Theil, enthaltend die Lichenen (46 Arten) von Dr. 
G. W. Körber und die Pilze (45 Arten) von Freiherrn von Ho- 
henbühel bearbeitet. 2) „Diagnosen zu einigen Hymenomyceten 
des von Hohenbühel-Heuflerischen Herbars, von K. Kalch- 
brenner.“ In diesem Aufsatze werden folgende 5 Arten beschrie- 
ben: Polyporus australis Fr. epier. 464 — E. Fries, welchem 
der Autor diesen Pilz als neue Art sendete, hat ihn auch aus Ita- 
lien von de Notaris erhalten. Das Vorkommen dieses Pilzes bei 
Heiligenkreuz in Niederösterreich, woher ihn Freih. v. Hohen- 
bühel durch Vermittlung des Sektionsrathes Altmann erhielt, be- 
weist das weite Verbreitungsgebiet mancher tropischen Pilze. Ohne 
sich auf die Autorität des E. Fries, der noch dazu Autor der Art 
ist, berufen zu können, wagte der Autor nicht die Behauptung 
aufzustellen, dass ein chilenischer Pilz in Oesterreich vorkommt, 
und fand es angemessener ihn als neue Art zu behandeln. Eben 
so erging es ihm mit einem Stereum aus dem Herbare Juratzka’s 
(lg. Dr. Pavich in Kroatien), welches er als Stereum croaticum 
n. Sp. diagnosirte mit der Bemerkung: „juxta Stereum luteo-badium 
colloeandum“*, worauf sich Fries äusserte: Est Stereum luteo- 
badium! Ob patriam — si genuina? — summopere memorabilis, 
licet in tropieis terris sat frequens? Bis jetzt war dieses Stereum 
nur aus Surinam und Chile bekannt. Eine in demselben Herbar be- 
findliche, in Kroatien gesammelte Art, welche Kalchbrenner 
Irpex Pavichü n. sp. benannte, Fries aber als solche anerkannte , 
hat auch ein ganz tropisches Ansehen. Polyporus Hausmanni Fries 
in litt. (absque diagnosi) von Baron Hausmann im Okt. 1863 bei 
Bozen in Tirol gesammelt. Er gehört in die Abth. der Polyp. Ino- 
dermei, Stuposi und steht dem ausländischen Pol. cervinus ziemlich 
nahe eben so dem P. Schulzeri Kalchbr. n. sp. Dieser wurde von 
Schulzer v. Müggenburg in Slavonien bei Vinkovce, aber auch 
von Hausmann bei Haslach nächst Bozen gesammelt. P. eyphel- 
loides Fries mspt. n. sp. wurde von B. Hohenbühel im Aroi- 
deenhaus zu Schönbrunn den 22. Sept. 1850 gesammelt und von 
Kalchbrenner vorläufig als P. Schönbrunnensis benannt. Da jedoch 
Fries erklärt, dass die Art seinem P. cephelloides, einer neuen 
mexikanischen Art „nimis affinis“ sei, stehe sie sicherer unter dem 
Namen. Lenzites mollis Heufler in Sched. Von Baron v. Ho- 
henbühel im Garten des Theresianums zu Wien und in Absam 
bei Innsbruck, von Baron Hausmann auf Planken des neuen 
Friedhofes in Bozen, von Kalc hbrenner bei Wallendorf in der 


236 


Zips. Endlich 3. „Eine neue Kugeldistel-Art, von Dr. Em. Weiss.“ 
Echinops glandulosus Weiss. Diese eigenthümliche Kugeldistel 
sammelte Dr. Weiss auf der Insel Syra- im Archipel, in Hecken 
südl. von Wari, unweit des- Strandes am 16. Juni 1867, zu wel- 
cher Zeit sie eben zu blühen anfing. Sie steht in der Mitte zwi- 
schen der Sect. VI. Rytrodes Bunge, mit welcher sie die homo- 
gamen Köpfchen und die Zahl der Hüllschuppe gemein hat, und 
der Sect. V, Oligolepis Bunge, mit welcher sie bezüglich der 
verschiedengeslaltigen Köpfchen, von denen die oberen eine oder 
mehrere verlängerte dornige Hüllschuppe tragen, und der nach 
unten und oben bärligen Schweife der Staubfäden übereinstimmt, 
und käme in der analytischen Tafel der Sect. V. neben E. echi- 
natus Roxb., in jener der Sect. VI. neben E. Bovei Boiss. zu 
stehen, Dr. H. W. Reichardt legt eine Monsirosität von Krautia 
arvensis vor, welche Dr. A. Neilreich von P. R. Erdinger in 
Krems erhielt, bei welcher statt der lang gestielten Köpfchen au 
der Spitze der Axen sitzende Blüten zum Vorschein kamen, wäh- 
rend sich die Nebenaxen mit Blättern üppig entwickelt haben 
Ferner legt er eine von E. Woloszczak am Kobenzl bei Wien 
gesammelte Populus tremula mit üppig entwickelten männl. Kätz- 
chen vor, die an der Spitze mehrfach getheilt erscheinen. Enillich 
verliest er eine von Dr. J. B. Holzinger eingesendete Berichti- 
gung zu seinem Beitrag zur Lichenenflora Mödlings (Verh. der 
zool.-bot. Ges. 1863 p. 1003), wornach statt der daselbst erwähnten 
Clodonia decorticata richtiger Cladonia neglecta zu sehen ist. 

— Die k. ungarische Akademie der Wissenschaften 
hat die Professoren Fr. Hazslinzsky und Kalkbrenner nach 
Syrmien gesendet, um über das mykologische Werk von Schulzer 
in Vinkovce einen Bericht zu erstatten, da derselbe seine lang- 
jährige Arbeit der Akademie gegen ein Honorar von 4000 Gulden 
und eine lebenslängliche Pension von 600 fl. angelragen hat. 

— Die Universität zu Lund feiert heuer das Fest ihres 
200jährigen Bestehens, ebenso der nalurhistorische Verein 
der preuss. Rheinlande sein 25jähriges Gründungsfest. 

— In der am 30. Mai }. J. abwehaltenen Jahresversammlung 
des nalurwissenschaftllichen Vereines für Steiermark 
wurde die Direktion für 1868/9 durch Neuwahl folgenderinassen 
zusammengeselzl: Präsident: Herr Hofrath Prof. Dr. Fr. Unger; 
Vice-Präsidenten: die Herren Prof. Dr. C. Peters und Prof. Dr. 
R. Heschl; Sekretär: Prof. Dr. G. Bill; Rechnungsführer: Herr 
Ingenieur G. Dorfmeister; Direktions - Mitglieder: die Herren 
Prof» J. Pöschl, Dr. J. B. Holzinger, Prof. Dr. J. Gobanz und 
Major Fr. Galterer. 

— Die Wanderversammlung deutscher Land- und 
Forstwirthe wird vom 31. August bis 5. September in Wien 
stallfinden. Vom 29. August an wird auch das Taglatt der Ver- 
sammlung ausgegeben. Für die sach'ichen Verhandlungen wird die 
Bildung von sechs Sektionen vorgeschlagen, und zwar: Für Acker- 


237 


und Wiesenbau, Thierzucht, Forstwirthschaft, Wein- und Obstbau, 
technische Gewerbe, Seidenzucht. Die Exkursionen werden erst am 
letzten Versammlungstage unternommen, nachdem am Tage vorher 
der Schluss der Verhandlungen erlolgt ist. 

— Die Gartenbau-Gesellschaft von Triest hat sich in 
eine Ackerbau-Gesellschalt umgestaltet. 


mesono— 


Literarisches. 


— Von der Zeitschrift der k. k. Gartenbau- Gesellschaft in 
Wien „der Gartenfreund* ist die 3. Nummer erschienen. Dieselbe 
enthaltet ausser Angelegenheiten der Gesellschaft auch einen „Nach- 
ruf an Jakob Klier* von Dr, Ed. Fenzl. 

— Das k. k. österr. Central-Komite hat von seinem officiellen 
Berichte der Pariser Ausstellung wieder einige Lieferungen heraus- 
gegeben. In denselben berichtet Dr. J. Wiesner über die Stärk- 
mehl-, Arrowroot-, Sago- und Tapioca-Sorten, dann über Würzen 
und Reizmittel, so über Gewürze, Kaffe und Kaffesurrogate, Thee, 
Cacao und Chokolade; weiters über die Mikroskope und mikrosko- 
pische Präparate; endlich über Oelsamen, vegetabilisches Wachs, 
Gerbematerialien und exotische Pflanzenfasern. Dr. J. Krükl be- 
richtet über Tabak und Tabakfabrikate. J. Wessely berichtet über 
Produkte der Forstwirthschaft und der forstlichen Industrie. Ä 

— „Flora von Steiermark. Systematische Uebersicht der 
in Steiermark wildwachsenden und allgemein gebauten blühenden 
Gewächse und Farne. Mit Angabe der Standorte, der Blütezeit und 
Dauer. Aus dem Nachlasse von Dr. Josef Karl Maly.“ Wien, 
1868. Okt. XU. und 303 Seiten. Verlag von Wilhelm Braumül- 
ler. — Dr. Richard L. Maly, der Sohn des verewigten Autors, 
hat obige Flora nach den Aufzeichnungen seines Vaters, die der- 
selbe bis zu seinem Tode gewissenhaft führte, redigirt und in einer 
ganz vortrefflichen Ausstattung herausgegeben. Zuerst im J. 1838 
erschien von Maly eine „Flora siyriaca*, im J. 1848 ein Supple- 
ment hierzu, aber seit jener Zeit wurden in Steiermark nicht allein 
viele neue Standorte, sondern auch eine beträchtliche Anzahl von 
für das Gebiet neuer Pflanzen, ja selbst neue Arten aufgefunden. 
Die Zusammenstellung alles dessen ergab obiges Werk, in welchem 
2100 Arten in einer Anordnung nach dem Endlicher’schen 
Systeme aufgezählt werden. Den einzelnen Arten sind beigegeben 
ausser den Standorten und Blüthezeit auch noch die entsprechende 
Hinweisung auf Koch’s Syn. .2. Aufl. 1846, die nothwendigsten 
Synonyme und hie und da einige Bemerkungen, Bei den in Koch’s 
Flora nicht angelührten Arten befinden sich die Beschreibungen. 
Ein Register aller in der Aufzählung vorkommenden Arten schliesst 


238 


das Buch, in dessen Vorwort der Herausgeber u. a. sagt: „Für die 
Freundlichkeit, mit der sich der Herr Verleger aus Pietät für den 
Autor bereit erklärte, das Werk. in seinen Verlag zu übernehmen, 
fühle ich mich verpflichtet, meinen besten Dank um so mehr aüs- 
zudrücken, als es gerade die Idee der letzten Lebenswochen mei- 
nes Vaters war, die Zusammenstellung jener Flora, deren Erfor- 
schung die besten Jahre seines Lebens geweiht waren, der 
Oeffentlichkeit zu übergeben und als anderseits der Kreis für den 
die Arbeit bestimmt, ein vorwiegend vaterländischer, also doch 
beschränkterer ist. Möge das Büchlein dem Autor ein mindestens 
schwaches Andenken sichern, und möge es bei den die herrlichen 
Berge und Wälder Steiermarks durchstreifenden Floristen jenes 
freundliche Willkommen finden, welches für das Buch zu erringen 
einem dahingeschiedenen grossen Freunde der Pflanzen ver- 
sagt war!“ 

— Von Dr. Rabenhorst’s „Flora europaea Algarum“ ist 
das 4. Heft erschienen, mit welchem das Werk schliesst. Beige- 
geben ist diesem letzten Hefte ausser einem Verzeichnisse der 
eitirten Schriftwerke und Sammlungen, dann einem Inhaltsverzeich- 
nisse der Gattungen und Arten und einem solchen der Synonymen 
auch noch das wohlgetroffene Porträt des Autors, welches gewiss 
von allen seinen Verehrern mit grosser Freude begrüsst werden wird. 

— Annuario scientifico ed industriale. Rivista annuale 
delle scienze d’osservazione e delle loro applicazioni in Italia ed 
all’ Estero con Esposizione dei lavori nazionali di stalistica per 
Francesco Grispigni e Luigi Trevellini con la collaborazione 
dei Signori Prof. F. Denza, Dott. Alberto Eccher, Prof. Fausto 
Sistini, Dr. Luigi Pigorini, Prof. A. Targioni Tozzetti, Dr. 
T. Caruel, Dr. C. Ancona, Dr. A. Moriggia, Dr. A. Ma- 
riani, Prof. G. Generali. Ing. Magg. Odoardo Romiti. Anno IV. 
1867 Firenze per gli Editori della Scienza del Popolo. Wir be- 
grüssen in vorstehend aufgeführtem Werke ein Unternehmen, das 
sich zur Aufgabe gestellt hat, um billigen Preis — der uns vorlie- 
gende Band von 224 Seiten in Oktav, welcher die Astronomie, 
Meteorologie, Physik, Chemie, Palaeoetnologie, Zoologie, verglei- 
chende Anatomie, Botanik, Geologie, Mineralogie und Paleontologie 
umfasst, kostet 2 Lire — 84 kr. Oe. W. Silber — das gebildete - 
Publikum mit den neuesten Arbeiten namentlich Italiens bezüglich 
eines grossen Gebietes des menschlichen Wissens bald nach Ab- 
schluss eines jeden Jahres, bekannt zu machen. In dem von Dr. 
Caruel in Florenz bearbeiteten Theile über Botanik finden wir 
erwähnt die Arbeiten von Delpino (Assistent an der Lehrkanzel 
für Botanik am Museum in Florenz), Dr. Licopoli (in Neapel), 
Albarella Salvator in Neapel, Prof. Pasquale in Neapel, Ardoino, 
Dr. Ascherson, Caruel, M. Anzi, Prof. Passarini, Prof. Pe- 
dicini in Neapel, Ardissone, Gennari in Cagliari. Von den 
Herren Cesati, Gibelli und Passarini steht ein analylisches 
Compendium der italienischen Flora in Aussicht. In den Jahrbüchern 


239 


der Gartenbaugesellschaft des Herault bespricht Prof. Martins 
von Montpellier das Klima und die Produkte des Pflanzenreiches 
der Borromäischen Inseln im Lago Maggiore. Das Erbario critto- 
gamico italiano sammt dem bezüglichen Commentario ebenso wie 
die Arbeit von Garovaglio und Gibelli über die italienischen 
Lichenen schreiten regelmässig fort. Dieselben veröffentlichten in 
den Verhandlungen dor Societä italiana di scienze naturali die neue 
Lichenengatlung Manzonia. De Notaris gibt in seinen „Penti- 
menti* dem Bedauern Ausdruck, den jeder gewissenhafte Naturfor- 
scher fühlt, wenn er sich der Fehler erinnert, die er begangen: 
die Arbeit enthält sehr Interessantes über die Sphaerioceen. Zum 
Schlusse wollen wir auf einen Passus in der Vorrede aufmerksam 
machen; die Herausgeber sagen: In diesem Bande macht sich ein 
Umstand geltend, auf welchen wir unsere Leser hinweisen zu 
müssen glauben. Deutschen Arbeiten begegnet ınan häufiger als in 
früheren Bänden ja in einzelnen Parthien bedingen sie geradezu 
den Ton. Das ist nicht absichtlich geschehen: Bücher wie das vor- 
liegende spiegeln dieVerhältnisse, unter welchen sie entstehen, zurück. 
Das will sagen, dass die Aufmerksamkeit der Italiener sich nach 
Deutschland wendet, dass sich die Berührungspunkte mit diesem 
Lande mehren: wir verzeichnen diess als einen Fortschritt. Die 
Zahl der Gelehrten und ihrer Leistungen in Deutschland ist eine 
bedeutende: wir gewinnen viel, indem wir uns ihnen nähern. Die 
Wissenschaft des Deutschen ist, wenn man so sagen darf, ernster, 
als jene der Franzosen, welche bisher unseren Studien die Rich- 
tung gaben. — Es ist nicht nationale Eitelkeit, die uns zur Wie- 
dergabe dieser Worte veranlasst, sondern die Genugthuung darüber, 
dass die Italiener ihrem eigenen Interesse Rechnung tragend mehr 
als bisher sich direkt mit deutschen Arbeiten bekannt machen und 
auch auf diesem Wege für die Verbreitung menschlichen Wissens 


sorgen. B. 


Botanischer Tauschverein in Wien. 


Sendungen sind eingetroffen von den Herren: Oertel, mit Pflanzen aus 
Thüringen; 'Kastropp, mit Pflanzen von Mannheim; Hanns, mit Pflanzen aus 
Sachsen, Schlesien und den Polarländern; Bartsch mit Pflanzen aus Salzburg; 
Dr. Rauscher, mit Pflanzen von Wien, Vagner mit Pflanzen aus Ungarn. 

Sendungen sind abgegangen an die Herren: Reuss, Hackl, Resely,. 
Mustatza, Falk, Jönsson, Nordstedt, Berggren, Kristof, Rauscher, 
Strobl, Vrabelyi. 

Folgende Sammlungen von Phanerogamen können von der Tauschanstalt 
bezogen werden: 

* 100 Arten aus der Flora von Ungarn und Siebenbürgen um 5 fl. = 3 Thlr. 
410 Ner. 
160 Arten Alpenpflanzen um 8 fl. = 5 Thlr. 10 Ngr. 
100 Arten aus Scandinavicn und den Polarländern um 6 fl. = 4 Thlr. 


Correspondenz der Redaktion. 


Herrn J.: „3 Thlr 7%, Sbg. abgeschickt.“ — Herrn H. in H.: „Bitte das 
Manuskript zu senden.“ 


240 


BE Ba ee en nn ee ee ie ee ee see es ee ee Te 


Inserate. 
Zur hohen Beachtung für Bruchleidende. 


Der berühmte Bruch-Balsam, dessen hoher Werth selbst in Paris 
anerkannt, und welcher von vielen medieinischen Autoritäten erprobt wurde, 
welcher auch in vielen tausend Fällen glückliche Curen hervorbrachte, kann 
jederzeit direkt brieflich vom Unterzeichneten die Schachtel ä 4 fl. Oe. W. 
gegen Einsendung des Betrages, da die Postnachnahme nicht stattfinden kann, 
bezogen werden. Für einen nicht so alten Bruch ist eine Schachtel hinreichend. 

J. J. Kr. Eisenhut in Gais, bei St. Gallen (Schweiz). 


Von den vielen 1000 Zeugnissen folgt hier nur eines aus neuester Zeit. 


Dem Herrn J. J. Kr. Eisenhut in Gais bei St. Gallen bezeuge ich hier- 
durch, dass ich den von ihm bereiteten Bruchbalsam in mehreren Fällen an- 
gewendet und stets günstige Erfolge nach dessen Gebrauch selbst bei ältern 
Personen und veralteten Leiden zu beobachten Gelegenheit gehabt habe. 

Insbesondere aber empfiehlt sich der gedachte Bruchbalsam bei Kindern, 
wo ich in einigen Fällen in kurzer Zeit Heilung von Leistenbrüchen gesehen habe. 

Alt-Berun, den 1. Juni 1868. 

Reg.-Bez. Oppeln. 
(LS: 


Dr. Stark, 
kön. Stabs-Arzt, Medic., Chirurg u. Geburtshelfer. 


Verlag von F. A. Brockhaus in Leipzig. 


Xenia Orchidacea. 


Beiträge zur Kenntniss der Orchideen 


von Heinrich Gustav Reichenbach f|il. 


Zweiter Band. 1.—6. Heft: Tafel CI-CLX; Text Bogen 41 —18. 
4. Geh. Jedes Heft 2 Thlr. 20 Ngr. 


Von diesem für alle Botaniker und Freunde der Pflanzenkunde sowie für 
Bibliotheken höchst wichtigen Werke ist kürzlich das sechste Heft des 
zweiten Bandes erschienen. 

Der erste Band, enthaltend 100 Tafeln und 31 Bogen Text, kostet 
36 Thlr. 20 Ngr., gebunden 30 Thlr., und ist nebst einem ausführlichen Pro- 
spekt (der sehr günstige Besprechungen des Werks, unter anderm von Prof. 
Lindley, dem berühmten englischen Botaniker und Kenner der Orchideen, mit- 
theilt) durch alle Buchhandlungen zu beziehen. 


In unserem Verlag erschien soeben: 


Utile cum dulci. Heft IV. Ungereimtes aus der Pflauzenanatomie und Phy- 
siologie, oder kein Durchfall beim Examen mehr. Zu Nutz und Frommen aller 
Botaniker und solcher, die es werden wollen. In schöne botanische Knüt- 
telreime gebracht von Otto Hoffmann. Preis 10 Sgr. 


Maruschke & Berendt, 
Buchhandlung in Breslau, Ring, 7 Kurfürsten, 
——————— ee BER 
Redakteur und Herausgeber Dr. Alexander Skofitz. — Verlag von ©. Gerold’s Sohn. 
Druck und Pavier der ©. Veberreuter'schen Buchdruckerei (M. Salzer). 


Vesterreichische 


Botanische Zeitschrift, 


Gemeinnütziges Organ 


für 
Die österreichische Exemplare, 
botanische Zeitschrift - - diefreidurch die Post be- 
erscheint Botanik und Botaniker, zogen werden sollen, sind 
den Ersten jeden Monats. blos bei der Redaktion 
Man pränumerirt auf selbe (\» = - anne n Se Wieden, Neumang. Nr.7 
Man pränumerirt auf selbe Gärtner, Oekonomen, Forsimänner, Aerzte, ir men 7 
(3 Thlr. 10 Ngr.) Im Wege des 
ganzjährig, oder ka ehnılar Buchhandels übernimmt 
a . Apotheker und Techniker. nn 
halbjährig. €. Gerold’s Sohn. 
Inserate in Wien, 
die ganze Petitzeile so wie alle übrigen 
10 kr, öst. W. N>- 8, Buchhandlungen. 
XVIH. Jahrgang. WIEN. August 1868. 
INHALT: Pyrenomycetum alig. n. sp. tirol. Von Dr. Auerswald. — Stcllaria glacialis. Von 
Dr. Lagger. — Vegetationsverhältnisse Ungarns. Von Dr. Kerner. — Ausflug in das Facskoer 
Gebirge. Von Pantocsek j. — Die europ. Sclerochloa-Arten. Von Janka. — Exkursionen auf 
Belchen und Feldberg. Von Vulpius. — Phytographische Fragmente. Von Dr. Schur. — Cor- 
respondenz. Von Bayer, Krenberger, Janka. Knapp. Pittoni. — Personalnotizen. — Vereine, 
Gesellschaften, Anstalten. — Literarisches — Sammlungen. — Botanischer Tauschverein. — Inserate. 


Pyrenomycetum aliquot novae species 
tirolenses. 


Auctore B. Auerswald. 


Leptosphaeria Hausmanniana. Pyreniis minulissimis , puncli- 
formibus, globosis, minute papillalis, atris, gregariis, papilla epi- 
dermidem dealbatam perforantibus; paraphysibus simplieibus, filifor- 
mibus; ascis clavalis, sessilibus, octosporis, membrana dupliei 
visibili; sporis subquatriserialiter stipatis, fusiformibus, sirietis vel 
leviter curvatis, utrinque aculis, 38 micromillimetra fere longis, 
4 microm, latis, 3-septalis, luteolis, septis latis pellueidis. 

Habitat in pagina superiori foliorum emortuorum Silenes 
acaulis. Invenit Franciscus Liber Baro de Hausmann in cacumine 
alpina. Amperspitze convallis tirolensis Antholz, alt. 8000° superante, 
anno 1861. (Hb. Heufler.) 

Mycologos varios hanc speciem hucusque pro Sphaerella 
isariophora (Dmz.) habuisse verosimile est. Sat [requens esse 
videtur, quia jam saepius e variis locis in manus mihi venit, sed 
nunc prima vice in speciminibus tirolensibus organa reproduclionis 
oplime evoluta vidi. 

Gnomonia inaequalis. Pyreniis minulis, sparsis, globosis, alris, 

Oesterr. botan, Zeitschrift 8. Heft. 1868. | 19 


242 


acute papillatis papillaque epidermidem perforanlibus; ascis saccalis, 
sessilibus, membrana dupliei non visibili, 8-sporis; sporis elongato- 
pyriformibus, inaequaliter diblastis (uniseplatis), biseriatis, nubilosis; 
cellula major superior ovalis, IO mierom. longa, 6 microm. lata; 
cellula minor inferior obeonica, 4—5 mierom. longa, 4 microm. lata. 

Hab. in caulibus aridis Lathyri sylvestris prope Seis Tirolis 
meridionalis. Invenit Fr. L. B. de Hausmann anno 1867 (Hb. 
Heufler). 

Pyrenia quartam millimelri parlem eirciter aequantia, faciem 
praebent vilem Phomae cujusdam, qua ex causa haec species 
hucusque oculos fugisse videlur. 

Thecaphora Tunicae. Sporis ovoideo-globosis vel subangulosis, 
dense verrueculosis, brunneis, 20—40 el pluribus in vesicula globosa 
agglomeralis, facile vesicula lacerata diffluentibus, 12 micromilli- 
melra fere mentientibus. 

Hab. in Tunica Sazifraga capsulas infestans et deformans. 
Invenit F. L. B. de Hausmann prope Botzen die 28. Jun. 1867 
(Hb. Heufler). 


— — 


Steltaria glacialis Laggeı 
Von Dr. Franz Lagger. 


Stengel 4—12 Zoll hoch, ausgebreitet oder aufrecht, vier- 
eckig, olalt; Blätier gelblich oder dunkeigrün, sitzend, lanzettlich, 
völlig kahl, an der Basis bis zum Drittel des Blattes 
gewimper 1; die Blüthenstiele winkelständig oben fast doldentraubig; 
Deckblätter weisslicht scariös; Kelchblättchen dreiner- 
vig; Blumenblätter zweitheilig, kürzer wie der Kelch, Kapsel 
derselben wenig überragend; Samen rundlich, braunwurzlicht mit 
leicht vorspringendem Nabel. 

Blüht vom Juni bis Oktober. e 

Wurde 1866 im Oktober von Herrn Blanc, in Gletsch an 
der Rhone, auf feuchtem Gletschersand, entdeckt, und 1867 im 
Thal bei Münster, Zehnden Gombs, von Dominik Lagger, eben- 
falls in der Nähe des dortigen Gletschers, an kleinen Bächen auf 
Gletschersand. 

Steht der Stellaria cerassifolia Ehr. am nächsten; unterschei- 
det sich jedoch von dieser: durch gewimperte Blattbasis bis auf ein 
Drittel derselben, weisslicht-scariöse Deckblätter, nervigen Kelch, 
kürzere Blumenblätter, und oben fast doldentraubige Verästiung. 


Freiburg in der Schweiz, 29. Juni 1868. 


Die Vegetations-Verhältnisse des mitileren und östlichen 
Ungarns und angrenzenden Siebenbürgens. 


Von A. Kerner. 
XIV. 


319. Hypericum perforatum L. — Auf trockenen Grasplälzen, 
an Waldrändern, in lichten Wäldern und in Holzschlägen durch 
das ganze Gebiet. Im mittelung. Bergl. in der Matra bei Paräd und 
Gyöng yös, auf dem Nagyszäl bei Waitzen, auf den Höhen der 
Magustagruppe, in der Pilisgruppe am Keil tägohegy bei Csev, am 
Piliserberg, bei Gran, P. Csaba, Visegräd und Set. Andrae, Öfen, 
Promontor und Stuhlw eissenburg. Auf der Kecskemeter Landh. auf 
allen trockenen Grasfluren von Waitzen über Pest, Pilis, Nagy 
Körös nach Keeskemet. Ebenso auf der Debreeziner Landhöhe, im 
Tapiogebiete und in der Tiefebene bei Nagy Käta, Czegled, Szol- 
nok, Török Szti. Miklos, Debreezin. Im Bihariageh, bei Grosswar- 
dein, Holodu, ‘Belenyes, Petrosa, Sedescelu, Halmaza, Nadalbesei, 
Monesa, Körösbänya etc. Die höchsten im Gebiete beobachteten 
Standorte auf dem Vervul Fericea bei Pelrosa, am Cärligatu ober 
der Valea seca und auf der Kuppe des Plesciu. — Porphyrit, 
Trachyt, Sienit, Schiefer, Sandstein, Kalk, tert. diluv. u. alluv. 
Lehm- u. Sandboden. 75—1260 Met. 

320. Hypericum quadrangulum L. — An Waldrändern und in 
feuchten mit Gestäude bewachsenen felsigen Schluchten. Im Biha- 
riageb. am Rezbänyaerzuge bei Sed6scelu nächst Rezbänya (der 
tiefste im Geb. beobachtete Standort), auf der Margine, an der 
Südseite des Vervul Biharii und in der Valea Cepei. Im Pelrosaer- 
zuge am Vervul Bohodei, am Dealul Galitii und von da vereinzelt 


bis zur Stäna Galbina herab. — Porphyrit, Schiefer, Sandst. — 
Auf Kalk im Gebiete nicht beobachtet. — Fehlt im mittelung. Bergl. 
u. im Tieflande. — 630—1640 Met. 

321, Hypericum tetrapterum Fries. — An quelligen Stellen, 


am Saume der Wassergräben, an Blusen und auf sumpfigen 
Wiesen gewöhnlich mit "Epilobium hirsutum und Lysimachia vul- 
garis. Im Inundationsgebiete der Donau bei Näna, Sct. Andrae, 
Altöfen, Pest. Im Bereiche des Bihariageb. von Grosswardein über 
das terl. Vorland bis Belenyes und an der schwarzen Körös ein- 
wärts im Thale bis Fenatia; im Gebiete .der weissen Körös bei 
Boros Sebes. Cilu und im Kessel Brateöia am Nordfusse des Ples- 
eiu. — Kalk, tert. diluv. u. alluv. Lehm- u. Sandboden, 95—750 Met. 

222. Hypericum montanum L. — In lichten Wäldern, ie 
Waldblössen und in Holzschlägen selten. Im mittelung. Bergl. i 
der Matra bei Paräd und in der Pilisgruppe auf dem Se ee 
berge bei Ofen. Im Bihariageb. im Hintergrunde des Poienthales 

Int 


244 


bei Petrosa und auf dem Suprapietra poienile bei Vidra. — Trachyt, 
Sienit, Kalk. 400—1200 Met. 
323. Hypericum umbellatum Kerner. -—— In Buchenwäldern 


und in schattigen felsigen Schluchten. Im Bihariagebirge. Am 
Plateau und am Nordabfalle des Suprapietra poienile bei Vidra im 
Aranyosthale. (Mit Rücksicht auf die geringe Entfernung des Supra- 
pietra poienile von dem Vulcanberge an der Grenze des Zaränder 
Comilates, so wie mit Rücksicht auf die Uebereinstimmung beider 
Berge in Betreff ihrer geognost. Verhältnisse, Seehöhe u. d. g. 
glaube ich die Vermuthung aussprechen zu "können, dass das 
Hypericum, welches Baumgarten auf dem Vulcan auffand und 
als H. fimbriatum Lwk. bestimmte, hieher zu ziehen sein wird.) 
— Kalk. 750—1100 Met, 

324. Hypericum Richeri Vill. — An felsigen Stellen und auf 
Grasplätzen, insbesonders gerne zwischen den Gebüschen von Ju- 
niperus nana. Im Bihariageb. im Rezbänyaerzuge von der Margine 
über den Vervul Bihärii, den Sattel La Jocu und die Cucurbeta 
bis auf den Dealul boului. Im Petrosaerzuge auf dem Cornu mun- 
tilor und entlang den ganzen Gebirgskamm über den Vervul Bo- 
hodei und Vervul Britiei bis zum Vervul Botiesei und zur Vladeasa. 
— Im Geb. nur auf Schiefer und Porphyrit, in anderen Floren aber 
(z. B. am Krainer Schneeberg) auch auf Kalk beobachtet. 1560 bis 
1770 Met. — An felsigen Standorten der höheren Region mit nie- 
drigerem, armblütigerem und unten mehr niederliegenden Stengel: 
H. androsaemifolium Vill., H. alpinum W. K.?). 


!) Da die mit Ayp. Richeri Vill. zunächst verwandten Arten noch 
immer vielfach konfundirt werden, so schalten wir hier eine analytische Ueber- 
sicht derselben ein: 

41. Der Rand der Kelchzipfel in drüsentragende Fransen aufgelöst, die 
oberen Fransen so lang oder halb so lang als der (Juerdurchmesser der 
Kelchzipfel . . nn 2. 

Der Rand der Kelchzipfel gezähnt. Die Zähnchen gegen die 

Spitze drüsig verdickt, vielmal kürzer als der (uerdurchmesser der 

Kelchzipfet. ..,., tela5ı = e- Snajlesgafreiie IAlferter AR 

2. Blätter dreimal so lang als breit, eilänglich , im unteren Drittel am 
breitesten. Cyme locker, Cymenäste verlängert. Fransen der Kelch- 
zipfel so lang oder fast so lang als der (uerdurchmesser der Kelch- 
ZADLeL 2178, ZUR. H. Rochelü Grisb. et Schenk., H. Richeri Roch. 

und der meisten deutschen botan. Gärten, nieht Vill. 
Blätter zweimal so lang als breit, elliptisch, in der Mitte am brei- 
testen. Die Aeste der Cyme kurz, und die Cyme daher zusammenge- 
zogen. Die Fransen der Kelchzipfel höchstens halb so lang als der (Quer- 
durchmesser der Kelchzipfel. . . . 7. Richeri Vill., H. androsaemi- 
folium Vill., HA. alpinum Ww.K 

3. Blütenstiele kürzer als der Kelch und die Blüten daher büschelig gehäuft. 
Die Aeste der Cyme doldenförmig angeordnet, die Scheindolde zur Zeit 
des Aufblühens von den zwei obersten grossen eirunden Blättern ein- 
gehüllt. Die Deckblättchen sehr schmal lineal, mit langen Fransen be- 
Setzt, welche die Breite des Deckblättchens wenigstens um das doppelte 
überrag en’. . . . HH. umbellatum Kern. 

Blütenstiele so lang . als der Kelch und die Blüten daher nicht 


245 


325. Hypericum hirsutum L. — In Wäldern und Holzschlägen, 
insbesonders an quelligen feuchten Plätzen. Im mittelung. Bergl. 
in der Matra bei Paräd, in der Magustagruppe massenhaft in den 
Holzschlägen am Spitzkopf bei Gross Maros, in der Pilisgruppe bei 
Visegräd, Sct. Andrae und Pomäsz, an der Nordseite des Piliser- 
berges, zwischen Maria Einsiedel und dem Leopoldifelde, dann ober 
dem Saukopf im Auwinkel, am Schwabenberg und im Wolfsthale 
bei Ofen. Auf der Kecskemeter Landhöhe häufig in den Monor- 
Piliser Wäldern. Im Bihariageb, bei Grosswardein und Monesa. — 
Trachyt, Kalk, tert. u. diluv. Lehm- und Sandboden. 95—300 Met. 

326. Tilia grandifolia Ehrh. — (T. platyphyllos Scop.) — 
In Wäldern; meist eingesprengt, sehr selten auch in kleinen Be- 
ständen. Im mittelung. Bergl. sehr verbreitet in allen Gruppen. In 
der Matra auf allen höheren Bergen, in der Magustagruppe auf 
dem Spitzkopf bei Gross Maros; am Grat des Nagyszäl bei Waitzen, 
in der Pilisgruppe am Visegräderberg bei Szt. Läszlö, in den Wäl- 
dern der Berge zwischen Visegräd und Sct. Andrae, an der Nord- 
seite des Ketägehegy bei Csev, auf der Slanitzka bei P. Csaba, auf 
dem Lindenberg und Johannisberg, im Auwinkel und auf dem 
Schwabenberg und insbesonders im Wolfsthale bei Ofen, wo sie 
einen kleinen fast reinen Bestand bildet. Im Bihariageb. nur im 
höheren Berglande am Rande des Batrinaplateaus auf den Höhen 
zwischen Rezbänya und Petrosa, dann am Vasköher Kalkplateau 
auf dem Vervul Ceresilor bei Monesa und in der Hegyesgruppe 
auf den Höhen der Chiciora südöstlich von Buteni. — Trachyt, 
Sienit, Schiefer, Kalk, Sandstein. 220--820 Met. — Fehlt urwüch- 
sig im Tieflande, wird aber daselbst in Parkanlagen etc. kultivirt. 
Ein vereinzeltes von mir auf der Kecskemeter Landhöhe im Mo- 
norer Walde beobachtetes Exemplar ist wohl gleichfalls nicht als 
ursprünglich wild anzusehen. 

327. Tilia parvifolia Ehrh. — (CT. silvestris Desf.) — In 
Wäldern, nur eingesprengt und weit seltener als die frühere Art. 
Im mittelung. Bergl. in der Pilisgruppe hinter der Ruine Visegräd, 
am Kishegy bei Csev, im Auwinkel und am Schwabenberg bei 
Ofen. Im Bihariageb. auf dem tert. Vorlande zwischen Grosswar- 
dein und Belenyes bei dem Bischofsbade und bei Hollodu, am 
Rande des Batrinaplateaus auf der Pietra lunga hinter Rezbänya. — 
Trachyt, Kalk, tert. Lehmboden. 100—600 Met. — Steigt nicht so 
hoch in’s Gebirge wie die frühere Art, fehlt aber urwüchsig auch 


büschelig gehäuft. Die Aeste der Cyme traubig angeordnet. Die ober- 

sten Blätter, die aufblühende Cyme nicht einhüllend. Die Deckblättchen 

lineal, mit Fransen besetzt, welche die Breite des Deckblattes nicht 

überragen.; ie .eı Salieloelue ne H. BurseriSpach., H. maculatum Ors. in 
Reichb. Icon. VI. pag. 69, nicht All. — „A. maculatum 
All.?“ Fuss Fl. transs. 133. — 7. Richeri Schur, nach den 
mir vorliegenden von Schur bei Talmatsch gesammelten 
und unter den Namen H. Richeri ausgegebenen Exem- 
plaren. 


246 


dem Tieflande und ist dort, wo sie im Bereiche des Tieflandes an- 
getroffen wird, nur kultivirt. 

328. Tilia argentea Desf. In Wäldern; eingesprengt. An 
einigen Fundorten mit der einen oder anderen der beiden früheren 
Arten. Am Rande des mittelung. Berglandes, aber nur im südlichsten 
Theile unseres Gebietes bei Vajta in der Stuhlweissenburger Nie- 
derung. (Hier der nördlichste Standpunkt in dem Gelände am rechten 
Ufer der Donau.) Im Bihariageb. dagegen sehr verbreitet. Auf den 
Berghöhen südlich vom Bischofs- und Felixbade bei Grosswardein, 
auf der Mogura und bei Mediadu im Damoser Kalkplateau, am 
Bontoskö bei Petrani, am Südrande des Batrinaplateaus auf dem 
Dealul Galitii, der Mogura seca, den Sienitfelsen hinter Petrosa 
und auf der Pietra lunga bei Rezbänya; viel häufiger und mit 
schönerem kräftigerem Wuchse in der Gruppe des Plesiu bei Res- 
cirala, am Vervul Ceresilor bei der Ruine Desna und insbesonders 
in der Umgebung von Monesa; die schönsten und herrlichsten 
Bäume aber im südöstlichsten Theile des Gebietes in der Hegyes- 
gruppe von Chisindia bis auf die Chieiöra und im Thale der weissen 
Körös über Jöszäsz, Plescutia, Liesa, Halmaza, bis auf den Dealul 
vultiucluiului bei Körösbänya. — Trachyt, Sienit, Schiefer, Kalk, 
tert. u. diluv. Lehm- und Sandboden. 150-705 Met. — Fehlt im 
Tieflande und auch an der siebenbürgischen Seite des Bihariage- 
birges in den Thälern des Aranyos und Szamos. Im Parke bei dem 
Bischofsbade nächst Grosswardein, bei Lasuri, bei dem Schmelzofen 
von Rezbänya, bei Robagani, im Parke zu Vatia und an vielen 
anderen Punkten im Gebiete nur gepflanzt. 

329. Malva silvestris L.— An Dämmen, Flussufern, Strassen, 
wüsten Plätzen in Städten und Dörfern, am Rande von Weinber- 
gen und auf bebautem Lande durch das ganze Tiefland und die 
Thäler des Berglandes. Paräd, Waitzen, Gran, Ofen, Stuhlweissen- 
burg, Pest, Monor, Nagy Körös, Szolnok, Grosswardein,, Belenyes, 
Rezbänya, Buteni, Körösbanya, Valia. Dringt stellenweise bis in 
ganz abgelegene Winkel des Berglandes vor und findet sich bei- 
spielsweise im Bereiche des Bihariagebirges noch in den Dörfern 
Rieni, Campeni und Colesci. — Trachyt, Schiefer, Kalk, tert., diluv. 
und alluv. Lehm- und Sandboden. 75—480 Met. 

330. Malva rotundifolia L. — Auf Schuttplötzen in den Dör- 
fern, an Dämmen und Flussufern, auf Viehweiden und an Wegen 
durch das ganze Tiefland und die Thäler des Berglandes. Häufig 
in Gesellschaft der früheren Art, aber im Tieflande noch verbrei- 
teler als diese. Der höchste im Gebiete beobachtete Standort im 


Dorfe Vidra im Aranyosthale. — Schiefer, Kalk, tert., diluv. und 
alluv. Lehm- und Sandboden. 75—660 Met. 
331. Malva borealis W allr. — An gleichen Standorten, wie 


die beiden früheren Arten, aber nur auf das Tiefland beschränkt. 
Hier vorzüglich auf Viehweiden, an zeilweilig überschwemmten 
Plätzen im Inundationsgebiete der Donau, Theiss, Körös, Bereityo. 
Stellenweise auch mit Halophyten auf salzauswitterndem Boden, so 


247 


z.B. im Tapiogebiete, auf der Keeskemeter Landhöhe und massen- 
haft auf der Steppe an der Zagyva nördlich von Szolnok. — Dil. 
und alluv. Lehm- und sandiger Lehmboden. 75—100 Met. 

Malva Alceı L. Am Berge Somlyö bei dem Bischofsbade nächst Gross- 
wardein (Steffek). — Diese Angabe scheint mir aber einer Bestätigung zu 
bedürfen. Ich fand auf den Kalkhöhen hinter dem Bischofsbade nur Althaeca 
hirsuta, welche von Steffek in seiner Aufzählung der bei Grosswardein beob- 
achteten Pflanzen nicht erwähnt wird, und es drängt sich mir daher die Ver- 
muthung auf, dass Steffek die Althaea hirsuta für Mulva Alcea genom- 
men habe. } 


332. Althaea hirsuta L. — Auf bebautem Lande, an Eisen- 
bahndämmen und auf wüsten Plätzen in den Dörfern; seltener auf 
steinigen grasigen Plätzen des niederen Berglandes. An sehr zer- 
streuten Standorten und in der Regel nur in geringer Individuen- 


zahl. Ofen, Monor, Pilis, Czegled, Bekes, Grosswardein. Kalk. 
tert., diluv. und alluv. Lehm- und Sandboden. — 75—250 Met. 
333. Althaea cannabina L. — Bestandtheil des Gestäudes, 


welches an den Böschungen der Hohlwege, an steinigen wüsten 
Plätzen und lehmigen Abrissen niederer Berge, am Saume von 
Weingärten und Aeckern den Boden bekleidet. Im mittelungarischen 
Berglande in der Pilisgruppe an Weingartenrändern bei Gran, in 
dem Weingebirge bei Sct. Andrä, an der Südwestseite des Adlers- 
berges bei Ofen und massenhaft am lehmigen Abhange ober dem 
Kaiserbade bei Altofen. Nach Steffek auch an der schnellen Körös 
bei Grosswardein. — Diluv. und alluv. Lehmboden. 95— 220 Met. 

334. Althaea offieinalis L. — In feuchten Wiesen- und Stras- 
sengräben, auf dem schlammigen Boden der Flussufer, auf zeit- 
weilig überschwemniten Wiesengründen und im östlichen Theile 
des Gebietes besonders auch auf Schuttplätzen in den Dörfern. Im 
mittelung. Bergl. bei Reesk in der Matra. Im Tapiogebiele bei Bag 
und N. Käta. Im Inundationsgebiete der Donau bei Näna. Visegräd 
und Sct. Andrä, bei den Bittersalzquellen südlich vom Blocksberge 
bei Ofen, ferner bei Martonväsar, am Velenezer See und in der 
Särviz bei Stuhlweissenburg. Sehr häufig auf der Keeskemeter Land- 
höhe bei Pest, Soroksar, Alberti, Pilis, Nagy Körös. Auf der De- 
breeziner Landhöhe bei Vallay und Debreczin. Im Vorlande und in 
den Thälern des Bihariagebirges bei Grosswardein, Lasuri, Bele- 
nyes, Buteni, Chisindia, Jöszäsz, Cilu. In der Tiefebene mit @lyeir- 
rhiza echinata und Euphorbia lucida stellenweise massenhaft im 
Inundationsgebiete der Theiss bei Tisza Füred, Szolnok und Szege- 
din. — Diluv. und alluv. Lehm- und lehmiger Sandboden,. 75 — 
205 Met. 

335. Althaea pallida W. K. — Auf steinigen und sandigen 
trockenen Grasplätzen, in Hohlwegen, an Eisenbahndämmen, Acker- 
und Weinbergsrändern, seltener auch zwischen niederem Buschwerk 
auf felsigen Berghöhen. Im ınittelung. Bergl. am Blocksberge und 
hinter dem Adlersberg gegen das Wolfsthal bei Ofen, dann bei 
Gran und Teteny. Auf der Keeskemeter Landhöhe bei Nagy Körös. 


248 


Auf dem Lössrücken des Viniszni vrch, im Tapiogebiete und in der 
Niederung am Fusse der Matra bei Peczel, Gomba, Tö Almäs, Hat- 
van, Arokszälläs. In der Tiefebene bei Kömlö, Egyek, Tisza Füred, 
Nagy Källo. Im Bihariageb. bei Grosswardein und unter der Schloss- 
ruine von Desna. — Trachyt, Kalk, tert,, diluv. und alluv. Lehm- 
und Sandboden. 75—220 Met. 

336. Lavatera thuringiaca L. — In lichten Wäldern und Holz- 
schlägen, an Weinbergsrändern und zwischen Gebüsch an den Bö- 
schungen der Hohlwege und Dämme. Im mittelung. Bergl. auf der 
Matra bei Paräd, auf den Bergen der Magustagruppe bei Gross- 
Maros und Zebegeny, in der Pilisgruppe am Spissberg und kleinen 
Schwabenberg bei Ofen. Auf der Kecskemeter Landhöhe und auf 
der Puszta Csörög bei Waitzen, dann häufig längs der Eisenbahn 
von Pest bis Albertli und Irsa, ebenso häufig in den Wäldern bei 
Monor und Pilis und auf Puszta Peszer bei Als6ö Dabas. Im Vor- 
lande des Bihariagebirges im Thale der weissen Körös bei Chisindia 
nächst Buteni, bei Plescutia und Jöszäsz. An dem letztgenannten 
Orte mit Inula Helenium am Körösufer in ungeheurer Menge. — 
Trachyt, Kalk, tert., diluv. und alluv. Lehm- und Sandboden. 95 — 
220 Met. 

337. Hibiscus ternatus Cav. — Auf bebautem Lande, auf 
Schuttplätzen, an Flussufern und Eisenbahndämmen, durch das ganze 
Tiefland und die niederen Thäler des Berglandes, Paräd, Näna, 
Waitzen, Pest, Soroksar, Heves, Böszörmeny, Teglas, Szolnok, Tö- 
rök Szt. Miklös, Grosswardein, Belenyes, Vasköh, Halmaza, Körös- 
banya. Der höchstgelegene im Gebiete beobachtete Standort im 
Dorfe Petrosa im Bihariagebirge. — Tert., diluv. und alluv. Sand- 
boden und sandiger Lehmboden. 75—320 Met. 

Hibiscus Trionum L. wurde wildwachsend in Ungarn bisher nicht be- 
obachtet. 


338. Abutilon Avicennae Gärtn. — Auf dem ausgetrockne- 
ten Schlammboden am Ufer der Flüsse, auf feuchten Aeckern, an 
Dämmen und auf wüsten Plätzen in den Städten und Dörfern. Im 
Inundationsgebiete der Theiss stellenweise in ungeheurer Menge 
und bei Szolnok und Szegedin ganze Strecken bedeckend. In der 
Körösniederung bei Bors. Seltener auf der Kecskemeter Landhöhe 


bei Nagy Körös und im Donauthale bei Näna und Pärkäny. — All. 
und diluv. Sand- und Lehmboden. 75—100 Met. 
Kitaibelia vitifolia Willd. — Einige Exemplare als Gartenflüchtlinge 


oder eingeschleppt im Stadtwäldehen bei Pest im Jahre 1856 beobachtet. 
Später dort wieder spurlos verschwunden. 


249 


Ausflug in das Facskoer oder Naklate 
Gebirge. 
Von Josef Pantocsek jun. 


Das Facskoer oder Naklate Gebirge, ein Zweig des Veterna- 
Stola Gebirges, erstreckt sich von der Uplazer Erhöhung S. W. in 
die Facskoer Vertiefung. Es ist im N. O. des Neutraer Komitates 
gelegen, grenzt im N. mit der Thuroczer und Trencsenyer Gespan- 
schaft, im ©. mit der Thurocz. Die höchsten Spitzen sind der 
Nasenstein (Naklate): 4248° A, sein Nachbar der öst. gelegene 
Revan und der beiden vis-a-vis gegen $. gelegene Gersper. 
Zwischen Gersper und Revan führt die Gebirgsstrasse von Gajdel 
nach Facskö, neben welcher fast parallel die Neutra fliesst, die 
ihren Ursprung am Fusse des Gersper in einem Felsen hat. An- 
fangs ist sie unansehnlich, doch schon in einer Entfernung von 
300 Schritten wird sie ein murmelnder Gebirgsbach, der vielen 
Forellen zum Elemente dient. Das Gebirge, welches aus Kalk und 
Dolomit besteht, zieren schöne gemischte Waldungen; die dem 
Orte Gajdel östl. gegenüber liegende Bergseite aber ist mit Pinus 
Larix L. bepflanzt. Die Gipfel sind herrliche Bergwiesen, die be- 
sonders am Nasenstein auch mit Alpenpflanzen geschmückt sind. 

Dieses Gebirge zu besuchen war längst mein Plan, welcher 
im Anfange des Monates August 1867 auch ausgeführt wurde. 

Den 4. Nachmittags verliess ich Gr. Tapolcsäny und kam 
Abends in Privitz im Gasthof an, wo ich, da den nächsten Tag 
hier Markt gehalten wurde, folglich alle Zimmer besetzt waren, 
die Nacht angezogen im Speisesaal verbringen musste, bis es end- 
lich 4 Uhr schlug und mich der gemiethete Wagen, meinen Leiden 
ein Ende machend,, nach dem 3 Meilen entfernten Dorfe Gaidel 
führte, welches am Fusse des Facskoer Gebirges liegt. Da die Woh- 
nungen von einander in einer Entfernung von '/,, Meile zu liegen 
kommen, so ist es gar kein Wunder, dass man auch eine Stunde 
braucht, bis man von einem Ende des Dorfes zum andern gelangt. 
Die Wohnungen sind meist stockhohe Blockhäuser, deren eben- 
erdige Zimmer nicht selten in Gemeinschaft mit Ferkeln, die im 
Stockwerke gelegenen mit Geflügel bewohnt werden. Die Bauern 
sind Deutsche (Hauderbulzen), doch versteht ihr Idiom kaum der 
am geläufigsten deutsch Redende, sie sprechen auch slavisch, einige 
sogar ungarisch. Im Sommer verlässt ein grosser Theil Männer und 
Weiber das Dorf, um im Schnitte etwas zu verdienen, wesshalb 
es auch schwer ist, einen tauglichen Führer zu finden. 

Hier kam ich um 7 Uhr Früh an; nachdem ich meine zuam- 
mengerüttelten Gebeine im Wirthshause gestärkt, sah ich gleich 
nach einem Führer, welchen ich nach langem Suchen endlich gegen 
einen Lohn von 1 fl. 50 kr. auf 2 Tage mit der Bedingniss mie- 


250 


thete, dass er die eine Nacht mit mir im Gebirge zubringe. Im 
Wirthshause suchte ich vergebens nach Proviant, denn ausser 
stahlharten Semmeln, bitterm Wein und ausgezeichnetem Käse, be- 
kommt man hier gar nichts. Indem ich mich daher mit einem 
Quantunı Käse und Brot begnügen musste, begaben wir uns auf 
den Weg. 

Beim Wirthshaus bogen wir einen Seitenweg ein, der uns 
zur Gebirgsstrasse führte, welche in den slavischen Ort Fucsk6 
führt. Noch nahe dem Dorfe fand ich in einem Wassergraben eine 
Chara. Neben der Strasse bis in das Gebirge breiten sich schöne 
Wiesen aus, welche meist von der Neutra durchbrochen werden 
und im Gebirge auch sumpfig zu nennen sind. Sie boten mir, da 
dort das Vieh schon weidete, wenige Ausbeute, ich sammelte: 
Galium tricorne Witlh.? Achilles Millefolium v. crustata, Lyst- 
machia vulgaris L., Lathyrus pratensis L., Asperula AparineSchtt., 
Ranunculus Flammula L.. R. polyanthemos L. — An der Strasse 
und am Waldrande: Oxalis Acetosella L., Vaceinium Myrtillus L., 
Poa nemoralis L., Brachypodium sylvaticum R. Sch., Carex syl- 
vatica Huds., Leontodon hastilis L. ß. glabratus, Thymus monta- 
nus WK., Galeopsis Tetrachit L., Euphrasia offieinalis L., Epilobium 
montanum L., E. angustifolium L., Sedum acre L., S. album L., Se- 
necio nemorensis L., Cephalanthera rubra Rich., ©. pallens Rich., 
Epipactis latifolia All., Listera ovata R. Br., Arabis arenosa Scp. 

Bei einem ausgetrockneten Bachgraben, den mein Führer 


Steingrund nannte, schlugen wir den Weg in den Wald ein, 
welcher uns dem steilen Revan zuführte. Hier beobachtete ich: 
Atropa Belladona L., Viola mirabilis L., Lactuca muralis Gärt. 
Langsam aufwärts steigend, gelangten wir zu einer herrlichen 
Bergwiese, wo ich: Campanula glomerata L., C. rapunculoides L., 
©. patula 1., Gentiana cruciata L. Rhinanthus Christa galli L., 
Phyteuma orbieulare L., Centaurea phrygia L., CO. Scabiosa L. 
ß. major sammelte. Von hier aus gingen wir wieder eine Sireke 
im Walde, an dessen Rande angekommen ich Folgendes sammelte): 
* Oampanula latifoliaL., Stachys alpina L., Laserpitium latifolium L. 
a. glabrum, Pimpinella magna 1., ß. laciniata W alr., *Heracleum 
angustifolium Jeg. Hier beginn! schon der Revan eine Bergwiese 
zu sein, welche höher auf eine kurze Strecke von Gebüschen unter- 
brochen wird. Hier findet man: Veratrum album L., Gentiana Ama- 
rella L., Potentilla Tormentilla Sep., Alchemilla vulgaris W illd. 
ß. pillosa, Dyanthus CarthusianorumL. (eine grossblättrige Varietäl), 
Hypericum tetrapterum Kries. Zwischen dem Gebüsche: Aconi- 
tum Lycoctonum L., Hacquetia Epipactis DU., Cirsium Erysithales 
Scep., Astrantia major L., Knautia sylvatica Dub. Um von hier aus 
auf den Gipfel des Berges zu gelangen, braucht man noch über 


!) Die mit einem * bezeichneten Arten werden weder im Prodromus 
des Herrn Knapp, noch von Herrn Krzisch in seiner Flora des Komitates 
Ober-Neutra erwähnt 


251 


eine Stunde, welche durch das leichte Ausglitschen und die Steil- 
heit des Berges recht: sauer wird. 

Oben angelangt, überraschte mich nicht nur Scabiosa lucida 
Vill. und Certraria islandica, sondern auch eine prachtvolle Aus- 
sicht, denn das Auge konnte im N. bis zur schlesischen Grenze 
und in die Zips, im W. nach Mähren, im $. im Neutraer, im O. im’ 
Thuroczer Komitat schweifen. Besonders schön nahmen sich im N. 
die hohe Tatra, das Schloss Arva und die Streesnoer Ruine aus. 
Im W. bot ein herrliches Bild die unstete, an manchen Stellen 
sichtbare Waag, im S. die bei Komorn in die Waag mündende 
Neutra, welche gleich einem Silberbande das schöne Neutrathal 
durchströmt, im ©. die Sohleralpen und die einem Garten ähnliche 
Thurocz mit ihren Ortschaften, von welchen eine am Fusse des 
Revan in einer Vertiefung liegt und Vrielö heisst. Nachdem ich 
diess herrliche Bild genügend "genossen, mein Material geordnet 
und meinem Magen Genüge geleistet habe, entschloss ich mich den 
westl. vor uns gelegenen” Nasenstein (Naklate) zu besteigen, was 
sehr leicht geht, da man nur dem, die Gipfel beider Berge verbin- 
den Sattel zu folgen braucht, 

Eine Strecke geht man in einem Walde, an dessen Rande ich 
Veronica offieinalis L. und weiter Ozalis Acetosella L. häufig sah. 
Die Spur eines Steges verfolgend, gelangten wir zu einer Quelle 
und ven hier aus zu den Dolomit- Riesenfelsen des Nasensteins, der 
den Gipfel des Berges bildet und seiner Gestalt halber dem Berge den 
Namen verlieh. Um diesen Felsen führt ein kaum klafterbreiter Weg, 
doch umging ich ihn nicht, da mich der heftige kalte Wind und 
der schreckliche Faeskoer Abgrund zurückschreckten. Auf das bei 
zwei Joch fassende Plateau des Gipfels ist es gar leicht zu gelan- 
gen, da es sich sehr mässig erhebt. Hier erfreute mich eine präch- 
tige Voralpenflora, denn auf dem Felsen sammelte ich: Sazifraga 
Aizoon Jeq., *Hieracium furcatum Hopp. auch Orepis virens Vill. 
y. pectinata Rich.; auf dem Plateau: *Ranunculus montanus W ild., 
*Androsace lactea L., Alsine laricifolia*) Wahl., *Thesium alpi- 
num L., Veronica saxatilis Scp.,. Galium pusillum L., Calamintha 
alpına Lam., Campanula rotundifolia L., Polygala amara L., Sela- 
ginella. War die Aussicht schon auf dem Revan schön, so war sie 
hier es noch mehr, da ich da höher als auf jenem stand. 

Eingetretener Nebel und Kälte veranlassten mich bald den 
Rückweg anzutreten. War das Bergaufsteigen beschwerlich, so war 
es bergab noch mehr; dennoch kam ich wohlbehalten beim Kreuze 
an der Strasse an, von wo aus wir uns in eine Vertiefung nahe 
der Neutraquelle begaben, wo wir die Nacht zubrachlen. 

Früh besuchte ich die Neutraquelle (Arschgrupp) und sah 
nach den hier wachsenden Pflanzen, von denen ich Geranium syl- 


!) Diese Pflanze gibt Herr Knapp in seinem Prodromus f. €. Nitriersis 
an und eitirt Kitaibel, der sie auf dem Zobor bei Neutra gesammelt hätte, 
doch fand sie dort meinem Wissen nach kein jetzt lebender Botaniker. 


252 


vaticum L., @. palustre L., Nasturtium officinale R. Br., Hacquetia 
Epipactis DC. einlegte. Regen und die Ungeduld meines Führers 
bewogen mich von dem Gebirge zu scheiden und mich in das Dorf 
zu begeben, wo mir, im Gasthause angelangt, zwei von meinem 
Führer unterwegs gefangene Forellen, nach zwei Tagen das 
erste warme Mahl boten. Gegen 4 Uhr Nachmittags trennte ich. 
mich von dieser für Botaniker so interessanten Gegend, mit dem 
Vorsatze sie recht bald wieder zu besuchen. 

Schliesslich noch die Bemerkung, dass nach der Aussage 
meines Vaters, Joseph Pantocsek, der mit Herrn A. F. Lang 
und auch mit Herrn Kustos Partsch diese Gegend besuchte, hier 
auch: Potentilla aurea L., Cortusa Matthioli L., Soldanella alpinal., 
Arctostaphylos officinalis W. G. und Cypripedium Calceolus ge- 
sammelt wurden. 


Gran, im Jänner 1868. 


en —— 


Die europäischen Sclerochloa-Arten. 
Von Vietor v. Janka, 


1. Glumae valde inaequales: superior valide 7-nervis, palea 
utraque apice truncata vel emarginata: 
Sclerochloa dura P. de Beauv. 
Glumae subaequales, superior 3-nervis; palea inferior 
obtusa v. acuta, superior 2-dentata. 2. 
2. Inflorescentia spieiformis loliacea disticha v. subdisticha, pe- 
dicelli omnes brevissimi rhachi adpressi: 
Scl. loliacea (Catapodium loliaceum Link., Scleropoa 
loliacea Godr. Gren.) 
Inflorescentia racemosa v. paniculata inaequaliter di-. 
chotoma. 3. 
3. Inflorescentia demum divaricata; bifurcationes in sinubus spi- 
culam brevissime pedicellatam gerentes. 4. 
Spieulae in bifurcationum sinubus nullae; inflorescentia 
numquam divaricata. 6. 
4. Spiculae sub-3-florae; palea inferior cuspidato-acuta: 
Scl. memphitica (Scleropoa memphitica Parl.) 
Spieulae 5—12-florae; palea inferior obtusa v. obtusius- 
eula breviterque mucronata. 5. 
5. Spiculae lineares 8—12-florae: 
Sel. divaricata Link. (Festuca divaricata D est., 
Scleropoa Parl.) 
Spiculae ovato-lanceolatae 5 —8-florae: 
Scl. maritima Link. 


253 


6. Glumae acutae, carina scaberrimae; palea inferior acutius- 
cula, acute-carinata, utrinque valide 2-nervis; culmi superne 
scabri: Scl. hemipoa Guss. 

Glumae obtusae, carina laeves; palea inferior obtusa 
saepius mucronulata, obtuse carinata, obscure nervata, culmi 
laevissimi: Sel. rigida Link. 


Szt. Gothard in Siebenbürgen, am 2. Juni 1868. 


Meine Exkursionen auf Belchen und Feldberg im Sommer 1867. 


Von Vulpius. 
I. 


Mittwoch den 5. Juni Nachmittags bei schönem Wetter auf 
die Sirnitz, wo Nachtlager gehalten wurde. 

‚Donnerstag den 6. nahm ich bei meinem Gehen dem Belchen 
zu, das Hutwegchen, das vom hintern Heubrunnen durch den Wald 
an der Westseite des Belchen hin nach der Krinne führt, um den 
Taxus baccata zu suchen, dessen Standort in diesem Gneissge- 
birge mir von dem Herrn Forstinspektor Gerwig in Freiburg ver- 
mittelst eines genauen Kärtchens war explieirt worden. Und an 
diess Kärtchen mich haltend, fand ich den Taxus auch in mehreren 
Stämmen ober dem Hutwegchen in gerader Richtung von den zwei 
Felsenhörnern herab. Den Felswänden entlang steigend, und dann 
über die Grashalde zwischen den Hörnern hinauf, traf ich eine 
herrliche Vegetation in Blüte von Ranunculus aconitifolius und nemo- 
rosus, Valeriana tripteris, Centaurea montana, Geranium sylvati- 
cum, Polygonum Bistorta, Saxifraga Aizoon bedeckte und überhing 
mit seinen Polstern und Blüthebüscheln alle Felsen. Auch Apargia 
alpina und Meum athamanticum fingen zu blühen an; Veronica 
sazatilis hingegen hatte es noch nicht so weit gebracht. Das Bel- 
chenhaus. fand ich verschlossen und noch unbezogen. Um aber zu 
hören, wie es damit stehe, ging ich in Schönau zum ersten Be- 
amten, von dem ich nun erfuhr, dass vor zwei Tagen endlich ein 
Wirth sich gefunden habe, der die Wirthschaft droben übernehmen 
wolle, und sie in drei Wochen eröffnen werde. So war ich nun 
doch einmal in Betreff dieses Punktes beruhigt. In Todnau im 
Ochsen wurde ein Schoppen getrunken; in Fahl, dem hintersten 
Dörfchen am Fusse des Feldberg, beim Tobias wieder einer, und 
dann ging’s noch hinauf auf den Feldberg, wo ich in der Todnauer 
Hütte übernachtete. 


Am Morgen des 7. Juni, beim Ansteigen von der Hütt? um 


254 


Höchsten traf ich auf eine Form von Veronica serpillifoka, von der 
ich dachte, es könnte vielleicht die in den letzten Jahren auf den 
höchsten Vogesen gefundene Veronica serpillifolia borealis Laesta- 
dius sein. Seither hatte ich Gelegenheit diese Pflanze Herrn Pro- 
fessor Becker in Mühlhausen sehen zu lassen, welcher als Vor- 
stand vom Elsässer Tauschverein dieselbe kennen muss und meine 
Vermuthung erhielt durch ihn Gewissheit. Er erklärte auf’s bestimm- 
teste, dass es die ganz gleiche Veronica sei wie die in den Vogesen. 
Die Nordseite des ganzen Feldberges in mehr als 1 Stunde Aus- 
dehnung lag noch mit schweren Schneemassen belastet; über die 
oberste freie Höhe hin standen jedoch Potentilla aurea, Meum atha- 
manticum und Muttelina im Anfange ihrer Blüthe. An Schneebäch- 
lein, die sich in’s Zarstler Loch stürzen, fand ich noch lieblich 
blühende Soldanella alpina. Nachdem ich im Gasthof den Mittag 
verbracht und ein Gewitter abgewarlet, setzte ich später meinen 
Weg fort nach Aha und Schluchsee. Durch das viele Regnen hatte 
der See einen hohen Stand und war- fast unnahbar wegen Sumpf 
und Morast; das anstossende Torfmoor indessen stand voll des nie- 
dlichen Eriophorum alpinum und im quatschenden Sphagnum blühte 
gerade Scheuchzeria palustris und DZ Carex, wie limosa,. 
canescens, stellulata etc. 

Am 8. Juni Früh nahm ich meinen Weg von Schluchsee nach 
Aha, Altglashütte, Bärenthal, Erlenbruck, Hinterzarten und durch’s 
Höllenthal nach Freiburg. Bei Altglashülte zeigte sich mir die erste 
Crepis suceisaefolia, am häufigsten trat sie bei Hinterzarten auf und 
einzeln noch durch’s Höllenthal heraus; immer hielt sie sich längs 
dem Weg hin am Rande der Wiesen und hie und da leistete ihr 
Phytheuma nigrum Gesellschaft. Die Felswände in der Hölle hatten 
sich geschmückt mit Saxifraga Aizoon. Von Freiburg brachte mich 
der Zug Abends wieder heim nach Müllheim. 

Auf Peter und Paul, den 29. Juni, Samstags, war feierliche 
Eröffnung der Wirthschaft im Belchenhaus ausgeschrieben. Dass 
ich am Ehrentag meines alten Freundes nicht fehlen durfte, ver- 
steht sich von selbst. Ich ging sonach Freitags den 28. Nachmit- 
tags auf die Sirnitz und blieb da über Nacht. 

Samstag den 29. nach dem Frühstück aufgebrochen und wie- 
der das Hutwegchen auf der Westseite des Belchen eingeschlagen. 
In grosser Menge und bester Blüthe traf ich jetzt da Pou sudetica 
und Festuca sylvatica und Milium effusum. Der am Weg stehende 
Carduus personata fing an sein rolhes Haupt zu enthüllen. Nicht 
weit davon stand ein 2’ hohes Hieracium, zwar noch nicht voll- 
ständig in Blüthe, das mir aber wegen seines eigenthümlichen 
Habitus auffiel. Gestalt und Bekleidung der Blätter mit langen Bor- 
stenhaaren, sowie der Blüthenstand weisen auf proealtum hin; der 
Stengel aber ist weich und durchaus hohl, vollständig fistulos und 
die Blumen sind kleiner und dunkler gelb, als bei praealtum, zei- 
gen auch Neigung zur Knäuelbildung und der Kelch ist schwärzer. 
— Nasse, triefende Felsen waren überzogen mit den mächligsten 


255 


Polstern von Sawifraga stellaris und unter alten Tannen zwischen 
feuchtem Polytrichum blüthe gerade Listera cordata. Die allgemein 
über den Berg verbreiteten Pflanzen, wie Apargia alpina, Arnica 
montana, Meum athamanticum, Galium herzinicum, Orchis albida, 
waren nun in ihrem besten Stand und Rosa alpina nebst Empetrum 
waren bereit beliebiges Material zu liefern, dem Botaniker seinen 
Hut zu schmücken. — Viele Leute hatten sich zum Fest auf dem 
Berg eingefunden, zahlreich war Freiburg vertreten, am 'zahlreich- 
sten halten sich natürlich die nahen Schönauer eingefunden. Das 
Wetter war schön und warm, doch liess ein dünstiger Horizont 
die Alpen nicht zum Durchbruch kommen. Um 5 Uhr Abends hielt 
ich’s für an der Zeit mich zu verabschieden. Ueber Schönau ging 
ich heute noch bis in den als vorzüglich bekannten Gasthof zum 
Ochsen in Todnan. Auf allen Mauern auf dieser schönen Strasse 
sind Sedum saxatile und Silene rupestris gelagert. 

Sonntags den 30. Juni Früh 1/5 Uhr ging’s weiter dem Feld- 
berg zu und ohne beim Tobias in Fahl diessmal zuzusprechen, 
frühstückte ich oben in der Todnauer Hütte auf dem Feldberg 
Wie zu vermuthen stand, denn in den letzten Jahren hatte ich schon 
diese Erfahrung gemacht, fand ich die Hülte voll von Gesindel 
schon vom vorigen Tag, dem Feiertag her und das heule als Sonn- 
tag mit Hilfe eines alten Geigers, eines verworfenen Menschen, 
seine gestrigen Tänze heute forlsetzte. Die Hütte ist sonst nicht 
übel bestellt, um sich da zu erfrischen oder auch übernachten zu 
können; nur an Sonn- und Feiertagen sollte sie von jedem an- 
ständigen Menschen gemieden werden. Die Aussicht war heute 
schöner als gestern, insoferne als die ganze Alpenkelte in strah- 
lender Herrlichkeit sich darstellte, so "schön wie man selten so 
glücklich ist es auf dem Feldberg zu treffen. Die vom schmelzen- 
den Schnee durchwässernden Hänge und Halden waren nun erfüllt 
von blühendem Petasites albus, Ranuneulus aconitifolius, von Bartsia 
alpina, Pinguicula vulgaris, Viola palustris, Eriophorum vaginatum, 
Epilobiuni alpinum. Ueber die oberen trockenen Höhen verbreiten sich 
Potentilla aurea, Meum athamanticım und Mutellina und Gnaphalium 
supinum. Gegen Mittag kam ich im Gasthof, dem Feldberger Hof an, 
und beschloss den übrigen Tag hier zu verbringen. Ab und zu 
trafen immer neue Partien von Reisenden ein, darunter auch solche, 
die gestern die Belchenfeier mitgemacht hatten. Nachmittags machte 
viel umwohnendes Volk seinen Sonntagsspaziergang herauf, darunter 
auch der zahlreiche Gesellenverein von Todnau, der durch Gesänge 
und Deklamationen die Gesellschaft angenehm unterhielt. Die Ju- 
gend von Todnau gehört überhaupt zu den bestgesinnten des 
Schwarzwaldes. Gleiches Lob hörte ich auch St. Georgen auf dem 
Schwarzwald zuerkennen. Als der Abend heranrückte, zog Alles 
nach und nach ab, jedes den Berg hinab seiner Heimat zu. 

Nur zwei junge Leute, ein Norddeutscher und ein Amerika- 
ner blieben da, mit denen ich in Gesellschaft zu Nacht speiste und 
den anderen Morgen, Montags den 1. Juli auch frühstückte. Darauf 


256 


nahm ich meinen Weg hinab nach dem Feldsee, den ich wie natürlıch 
bei so regenreicher Wilterung dieses Sommers sehr hoch und seine 
nächsten Umgebungen unter Wasser fand. Im Sumpf aber herumzu- 
waten ohne Aussicht etwas Neues da für mich zu finden, dazu 
trug ich keine Lust und ging daher vorwärts. Auf einer Waldblösse 
thalauswärts begegnete ich bald blühender Gentiana campestris, 
überall Arnica und auf Mauern und zwischen Gestein Silene rupestris. 
Am Rand noch ungemähter Wiesen bei Hinterzarten blühte immer 
noch Crepis succisaefolia. Den schönsten Schmuck der Wiesen des 
höheren Schwarzwaldes bildet aber die zahllos darin verbreitete 
Campanula patula, sowie denn diese Wiesen überhaupt durch ihre 
üppige Vegetation einen herrlichen Anblick gewähren und die 
Wiesen unten im Land darin weit hinter sich zurücklassen. — 
Beim „Rössle* überschriti ich die Landstrasse und nahm den Weg 
nach Breitnau. Der Boden des Waldes dorthin war bedeckt mit 
Melampyrum silvaticum und der Rand der Wiesen abermals mit Crepis 
succisaefolia eingefasst. Stellenweise trat gegen Breitnau, dann wieder 
gegen den Thurner und gegen St. Märgen hin Jasione perennis auf; an 
einem Graben zwischen Breilnau und dem Thurner traf ich auch 
blühendes Sedum villosum. Interessant war es für mich zu sehen, 
wie auf diesem Weg die höhere Bergflor nach und nach zurück 
blieb und die gewöhnlichen Wiesenpflanzen dafür ihren Platz ein- 
nahmen, so dass schon 1%, Stunde vor St. Märgen mit Jasione 
perennis die Bergflor von mir Abschied nahm; St. Märgen hat die 
Höhe von 2800 p. F. ü. M. Im Hirschen bei Fehrenbach in St. Märgen 
ist gut logiren und verweilte ich mich da bis 5 Uhr Abends, wor- 
auf dann die 2 Stunden noch bis St. Peter vollends abgethan wur- 
den. Das Beste, was ein müder Botaniker in St. Peter finden 
kann, das ist dessen Gasthof. Platz ist für Viele da, und mein 
Nachtessen, Wein und Bett, also Alles was ich brauchte , befrie- 
digte meine Wünsche; auch die Rechnung war billig. 

Dienstags den 2. Juli Früh 1/5 Uhr verliess ich St. Peter, um 
nun durch’s Glotterthal hinaus meinen Weg zu nehmen, dessen 
Schönheit ich schon manchmal hatte rühmen hören, ohne je selber 
da gewesen zu sein. Wie es sich damit verhalte, davon wollte ich 
mich jetzt selber überzeugen. Eine halbe Stunde hinter St. Peter 
langte ich auf dem Rücken des Gebirges an einem Waldrand an, 
wo drei Wege sich theilen und war nicht wenig überrascht hier 
plötzlich und ganz unerwartet ein tiefes, eng zwischen die Berge 
eingeschnittenes Thal gerade unter mir zu erblicken. Da es eine 
von den vielen Thälern und Schluchten, die ich gestern umgangen 
hatte, ganz verschiedene Richtung inne hielt, so wusste ich im 
ersten Augenblick gar nicht mich zurecht zu finden und was für 
ein Thal das wohl sein möchte, bis ich mich nach gehöriger Orien- 
tirung überzeugte, dass das nichts. anderes als das angestrebte 
Glotterthal selber sein könne. Ein Fussweg, den ich wählte, führte 
mich nun am Waldrand in’s Thal hinab, das von einer ziemlich 
guten Fahrstrasse dem Glotterbach entlang durchzogen wird und 


257 


die zu hinterst im Thal an den Bergwänden hinauf sich der Höhe 
zu windet und ihre Richtung gegen Furtwangen nimmt. Was die 
Schönheit des Thales nun anbelangt, so muss ich gestehen, dass 
ich mich in meinen Erwartungen nicht getäuscht fand. Während 
sein Hintergrund oder oberer "Theil wirklich grossarlig und roman- 
tisch ist, verläuft sein vorderer Theil im schönen Wiesengrund 
eingerahmt von sanft auslaufenden Bergzügen, so dass dem Auge 
in einem Raum von 3 Stunden das Bild des grössten Schwarzwald- 
thals vorgeführt wird, nur hier in viel schneller auf einander fol- 
genden Abwechslung, e ein Umstand der gerade nicht zu seinem 
Nachtheil ausschlägt. — Weil ich in Denzlingen zu lang auf den 
Zug hätte warten müssen, so schlug ich am Ausgang des Thals 
den links nach Heuweiler führenden Fussweg ein, kam dann zu 
Gundelfingen auf die Landstrasse und Schlag 9 Uhr Vormittags 
eing ich nach Freiburg hinein, von wo mich der Miltagszug dann 
vollends nach Müllheim zurückbrachte. Ausruhen that jetzt Noth, 
und ich machte auf dieser Reise wieder die Erfahrung, dass nach 
zwei oder drei Tagen Marsches ein Rasltag folgen muss, wenn ich 
mich nicht mit Gewalt zu Grunde richten will. Der Körper kann 
das nicht mehr leisten, was er vor zwanzig Jahren that. 

Weil das mir unbekannte Hieracium, das ich am 29. Juni 
letzthin am Belchen fand, damals erst im Anfang der Blüthe stand, so 
tralich am Nachmittag des 15. Juli, Montags, meine dritte Belchen- 
reise an, denn jetzt musste es am Ende der Blüthezeit angelangt sein. 
Um mich zu schonen und nicht nölhig zu haben mich zu übereilen, 
nahm ich, wie ich’s schon seit einiger Zeit zu ihun pflege, wann 
ich auf den Belchen gehe, auf der Sirnitz mein Nachtquarlier. Es 
war ein heisser Nachmittag, doch war ich schon geraume Zeit 
unter Dach, als plötzlich gegen 7 Uhr der Himmel in schwarze 
Nacht sich hüllte und ein schrecklicher Sıurm sich erhob, der eine 
schauervoll anzuschauende Hagelwolke keine 500° über der Erde 
vor sich hertrieb, nachdem sie zuvor schen die Ernle und den 
Herbst einer Reihe von ÖOrlschaften des Müllheimer Amtes ver- 
nichtet und in den Boden geschlagen halte. Hagel fiel auf der 
Siernitz keiner mehr, nur Regen ergoss sich in Strömen. Am kom- 
menden Morgen, den 16. Juli, war das Wetter vorüber und der 
Himmel wieder tröstlicher anzuschauen. Nach dem Frühstück ging’s 
also vorwärts dem Belchen zu. Die in grosser Menge am Hulweg- 
chen stehende Festuca sylvatica fand ich nun abgeblüht; die Car- 
duus personata hingegen war nun in bester Verfassung und mein 
fragliches Hieracium sah mit Verlangen meiner Wiederkehr entgegen, 
um sich dann für diess Jahr zur Ruhe zu begeben. Einige Exemplare 
davon wanderten mit mir. Will man es seiner oben schon berührten 
Abweichungen ungeachtet dennoch zu praealtum ziehen, so ist es 
jedenfalls eine seltene Form desselben. Von H. weg stieg ich an 
der mit Carexz muricata var, virens, Digitalis ambigua und pur- 
purea reichlich bekleideten Bergwand hinauf und kam gerade auf 
dem Kopf des westlichen Felsenhiorns oben hinaus, ohne so glück- 


3} 
Oesterr. botan. Zeitschrift. 8. iiett. 1868. 20 


258 


lich gewesen zu sein, den Bastarl dieser beiden Digitalis ange- 
trolfen zu haben. Die schönste Zeit von Sawifraga Aizoon und 
Veronica saxatilis, womit die Felsen über und über geschmückt sind, 
war uun vorüber; dagegen hatte ich die Freude auf einem warmen 
schön nach Süden vorgerückten Kopf zwei grossen mächtigen Rasen 
von schneeweiss blühendem Thymus Serpyllum zu begegnen, nicht 
zu erwähnen der überall hier stehenden Sedum saxatıle, Silene 
rupestris und Asplenium septentrionale. Vor einigen Jahren machte 
ich an einer Stelle auf der Westseite des Berges eine Aussaat von 
Cacalia alpina und Streptopıs — ob mit Erfolg, das wollte ich 
nun sehen. Die Stelle fand ich wieder, aber keine Folgen meines 
Versuchs. Arnica montana, Apargia alpina, und eine Alpenform 
von Hieracium vulgatum verbreiteten sich über den Berg; nachdem 
ich zuvor noch dem Lycopodium alpinum meinen Gruss gebracht, 
betrat ich Nachmittags 1/2 Uhr das Belchenhaus. Herr Spörndle, 
der die Wirthschaft übernommen, ist ein sehr bescheidener und 
gefälliger Mann und ist bemüht sich in jeder Beziehung die Zufrie- 
denheit seiner Gäste zu erwerben und die Besucher des schönen 
Berges finden sich bereits so zahlreich ein, dass schon im künlti- 
gen Jahre eine Erweiterung der Räumlichkeiten vorgenommen wer- 
den muss. — In einem Bergwirthshaus, besonders in einem, wo 
öfters Botaniker hinkommen, sollte jeder Tisch mit ein oder zwei 
Vasen blühender Bergpflanzen geschmückt sein. Auf den Botaniker 
ganz besonders macht es einen angenehmen Eindruck, wenn er 
sich beim Eintritt in’s Zimmer gleich begrüsst findet von Freun- 
den und Bekannten und versetzt in eine fröhliche Stimmung trinkt 
er da eher einen Schoppen mehr als weniger. Da ich nun hier 
diesen Schmuck vermisste, so ging ich, nachdem ich mich durch 
Essen und Trinken restaurirt und als Uebernächtler angekündigt 
hatte, hinaus um diesem Mangel auf den Tischen abzuhelfen. Son- 
chus alpinus, Polygonum Bistorta, Geranium sylvaticım, Cacalia 
albifrons, Arnica montana, Spiraea Aruncus, Polypodium alpestre 
boten dazu in reichlicher Fülle sich dar. Zwischen 6 und 7 Uhr 
Abends überzog sich der Himmel schwarz und ein heltiger Wind 
setzte ein. Die ganze Nacht durch regnete und stürmie es, wie 
ich es in den Alpen nie ärger erlebt habe, jeden Augenblick glaubte 
ich das Haus müsse zusammenstürzen. 

Den folgenden Morgen und Vormittag das gleiche trostlose 
Wetter, verbunden mit einem undurchdringlichen Nebel. So mochte 
ich’s nicht länger aushalten, um 2 Uhr Nachmittags packte ich auf 
und dieser Entschluss erwies sich als ein glücklicher, denn je 
mehr ich mich vom Belchenhaus entfernte, desto besser gestaltete 
sich das Wetter; nur auf dem Belchen hauste es so fürchterlich. 
Auf der Sirnitz trank ich schnell einen Schoppen und um 6 Uhr 
hatte ich Müllheim erreicht, ohne einen Tropfen Regen an mir ver- 
spürt zu haben 

Meine nächste Exkursion auf den Belehen nahm ich mir vor 
durch’s Münsterthal hinein zu machen. Allein bei der diessjährigen 


259 


unbeständigen Witterung, wo sich in den Monaten Juni und Juli 
nur selten zwei schöne Tage auf einander folgten, war ein solches 
Unternehmen schon ein gewagles, weil zwei Tage Zeit dazu nöthig 
waren. 

Doch als am Donnerstag Früh, den 25. Juli, der Himmel so 
schön, so klar und herauslordernd auf mich niederschaulte, auch der 
Barometer Neigung zum Steigen zeigte, so wollte ich’s wagen, 
nahm Stock und Mappe und zog aus, dem Münsterthal zu, Der 
heutige Jakobi-Markt in Staufen machte den Weg lebhaft dort hin- 
unter, besonders von Sulzburger Julien. Bei Grunern schwenkte 
ich rechts ab von der Strasse und lenkte in’s Münsterthal ein. Bei 
der ersten Mühle sah ich vier grosse mit Früchten beladene Apfel- 
bäume der Reihe nach hingestreckt vom Sturme der letztvergan- 
genen Woche nicht abgebrochen, sondern mit den Wurzeln sammt 
Grund und Boden aus der Erde gerissen, Nicht oft trifft man eine 
Strasse an, so gut angelegt, so schön unterhalten und auf der sich’s 
wegen ihrer sanften Steigung so rasch vorwärts schreiten lässt, 
wie diese neue Strasse, die das Münsterthal mit dem hintern Wie- 
senthal verbindet. Viel trägt sie dadurch bei zur Verschönerung 
des weiten und freundlichen Thales, umrahmt von in die Schein- 
ebene auslaufenden Bergzügen des Schwarzwaldes und im Hinter- 
grund geschlossen vom majestätischen Belchen und seinen hohen 
Verbündeten. Aber dennoch war ich müde, hungrig und durstig 
und daher sehr froh, als ich gerade um Mittag das schöne und gute 
Wirthshaus im „Spielweg“ erreicht hatte. Der Tag war heiss und 
bereits Ihürmten sich wieder Gewitterwolken am Himmel auf. Nach 
einstündiger Rast im Spielweg mussie es wieder vorwärts gehen 
und die neue Strasse beibehaltend, die nun an den Seiten und 
Schluchten der Berge ernstlich der Höhe zustrebt und hart am 
prächtigen Felsenthurm von Scharfenstein vorüberzieht, langte ich 
im Neuhof an, dem obersten ebenfalls wieder mit einem dienst- 
bereiten ganz guten Wirthshaus ausgestaltelen Weiler auf der 
Münsterthaler Seite des Gebirges. Nach einer halben Stunde von 
da hat die Strasse ihren Uebergangspunkt errungen und zieht sich 
nun abwärts durch das Thal des Wiedenbaches, bis sie sich unten 
zu Utzenfeld ausmündet und mit der Wiesenthalstrasse vereinigt. 
Um mich dem Belchen zuzuwenden musste ich nun aber vom Neu- 
hof weg die grosse Strasse verlassen und rechts hinauf gegen die 
Wiedener Eck ansteigen. Auf dieser Höhe verlor ich den Weg und 
da mir der Wald alle Aussicht benahm, dass ich den Belchen hätte 
sehen und mich orientiren können, so irrte ich lange umher, bis 
ich endlich in’s Thal der Mulde und dann auf die Krinne kam. 
Trotz meiner Müdigkeit musste ich jetzt aber eilen, das letzte Stück 
Weg vollends hinter mich zu bekommen, wenn ich nicht in dicke 
Nebelmassen eingehüllt werden wollte, die schon wieder durch’s 
Münsterthal sich herauf wälzten und so war ich denn herzlich froh 
im Belchenhaus das Ziel meiner heutigen Aufgabe endlich erreicht zu 
haben, Mein Durst aber war unlöschbar, es bedurfie reicher Quellen 

20: * 


260 


von Wasser, Milch und Wein, um ihn nur einigermassen wieder 
mit der Welt zu versöhnen. Nicht lange vor mir waren zwei Basler 
von Badenweiler aus ebenfalls im Belchenhaus angekommen und 
diese hatten natürlich sogleich das Fremdenzimmer mit seinen zwei 
Betten in Beschlag genommen. Eine Matratze im kleinen Neben- 
zimmerchen auf den Boden gelegt, diente mir zum Nachtlager. Ein 
drittes Zimmer ist das Wohn- und Schlafzimmer der Wirthsleute, 
bestehend aus Mann und Frau, einem Mädchen von 1!% Jahren 
und einem Knaben, der erst vor 4 Tagen als Hochgeborner das 
Licht der Welt erblickte. Das vierte Zimmer im Haus, oder wenn 
man lieber will, auch das erste, gleich links am Eingange ist die 
allgemeine Wirthsstube. Ich wäre nun müde genug gewesen, um 
ohne Schlaflied auf meiner Matratze einschlafen zu können, allein 
der inzwischen losgebrochene Sturm und Regen, accompagnirt von 
dem nie endigenden Geschrei der Kinder bildeten ein Konzert, das 
vollstandig hinreichend war, auch dem Müdesten den Schlaf aus den 
Augen zu reiben. Und wie es bei schlechtem Wetter auf dem Bel- 
chen heult und thut, davon kann sich Niemand unten im Land einen 
Begriff machen. Die Höhe vom neuen Gasthof auf dem Feldberg 
ist 3900 p. F., der Belchen misst 4400° und da das Belchenhaus 
höchstens 150° unter dem Gipfel liegt, so überirifft es das Feld- 
berghaus um ungefähr 300° Höhe. 

Der Morgen des kommenden Tages war nur eine Fortsetzung 
der vorangegangenen Nacht. Draussen Regen, Sturm und Nebel, 
drinnen in der Stube missmuthige Gesichter; jeden Augenblick 
streckt sich ein Kopf zum Fenster hinaus, ob’s noch nicht bald will 
besser kommen. Da langte gegen 10 Uhr der Mann an, den die 
Basler gestern aus dem Heubrunnen als Führer mitgenommen und 
auf heute Früh wieder herauf bestellt hatten, und nun brachen 
diese auf und zogen los, troiz Nebel, Regen und Sturm, sie moch- 
ten’s nimmer länger da aushalten. Um 41 Uhr ging mir’s allge- 
mach auch so, ich folgte ihrem Beispiel und wie das letzlemal, so 
war es auch jetzt wieder, nur um den Gipfel des Belchen herum 
tobte und hauste es so fürchterlich, je mehr ich diesen im Rücken 
bekam, um so leidlicher und menschlicher gestalteten sich die Dinge. 
Wohlbehalten kam ich auf der Sirnitz an, trank da einen Schoppen 
und um 1%4 Uhr war ich zu Haus. Für die Botanik konnte nun 
freilich auf dieser Expedition nichts geschehen. 

Freitag, den 9. August. Die Witterung hatte in den letzten 
Tagen ein ungetrübteres Ansehen gewonnen, die Berge luden so 
freundlich zum Besuche ein, da zog mich’s wieder dem Belchen zu 
und so ging ich heute Abend noch hinauf in die Sirnitz. Mit mir 
blieb da ein Jäger über Nacht, den Auerhähnen zu Lieb und zu Leid. 
Schlafen konnte ich nicht, denn alle Viertelstunde strich der Jäger 
Zündhölzchen um auf die Uhr zu sehen, von wegen der Auer- 
hähnen. 

Der Samstag brach an mit reinem klaren Hiels also auf! 
schnell meine Milch gefrühstückt und fort hinauf in noch höhere 


261 


Regionen. Das Gras erfrischt vom starken Thau erglänzte in der 
Morgensonne und der Belchen rief mir schon von Weitem seinen 
Gruss zu, als er auf dem Kreuzweg mich erblickte und seinen 
alten treuen Freund wieder kommen sah. — Und wieder nahm ich 
das Hutwegchen auf der Westseite des Belchengebirges, um zu 
sehen, ob ich vielleicht noch reife Achänen von meinem zweifel- 
haften Hieracium bekommen könnte. Ich fand noch deren und zwar 
übereinstimmend mit denen aus der Sippe des praealtum — klein, 
schwarz mit kurzem weissen Pappus. Durch Massen von Digitalis 
ambigua und purpurea hinansteigend kam ich gleich dem letztenmal 
bei den Felsenhörnern oben hinaus. Hingestreckt nun in’s kurze 
Berggras fühlte ich mich selig im Genuss der reinen Alpenluft und 
der prachtvollen Aussicht, die man an einem so schönen Tag wie 
der heutige im reichlichsten Maasse auf den Höhen und einzelnen 
Felsköpfen des Belchen geniessen kann. So wie er sich in seiner 
ganzen Nalur, seiner äusseren Gestalt und Erscheinung vom Cha- 
rakter des übrigen Schwarzwaldes unterscheidet, ebenso so sehr 
übertrifft auch seine Aussicht die aller übrigen Schwarzwaldhöhen. 
Er ist unstreitig in jeder Beziehung der schönste aller unserer 
Berge. In dem diesen Sommer durch freiwillige Beiträge zu Stand 
gebrachten Bau eines kleinen Wirthshauses nahe am Gipfel des 
Berges ist nur der Embryo gelegt. Wer’s erlebt, wird sehen, dass 
ehe zehn Jahre vergehen, an dessen Stelle ein stattlicher Gasthof 
gelreten sein wird, und um so bälder wird diess geschehen, je 
bälder praktikable Reitwege auf den Berg werden hergestellt sein. 
Und schon jetzt erfreut sich der Belchen trotz der schlechten Wege 
bei jedem schönen Tag eines zanlreichen Besuches. — Aus der 
grossen Rinne, die sich vom Gipfel nach dem Münsterthal hinab- 
zieht, holte ich nun noch prächtig dunkelblaues Aconitum Napellus 
zum Schmuck für die Wirthstafel. Im Belchenhaus traf ich meh- 
rere Gäste. Nach wiederhergestellten Kräften durch Bergluft, 
Speise und Trank brach ich auf den Rückweg anzutreten und um 
7 Uhr Abends war ich wieder in Müllheim. Der heutige Tag ist 
mir so viel werlh, wie eine ganze Schweizer Reise. 


—_— 


Phytographische Fragmente. 


Von Dr. Ferdinand Schur. 


XXVI. 
Viola odoralta var. stoloniflora, minutiflora apetala. 


Rhizomate protenso polycephalo. Stolonibus plurimis lon- 
gissimis admodum foliatis apice rosulatis saepe radicantibus flori- 
bus awillaribus instruclis. Foliis variiformibus, cordatis vel reni- 


262 


formibus, subito acuminatis; foliis stolonum late reniformi cordatis 
basi subtruncatis sinu latissimo aperto; omnibus petiolisque hirtis. 
Stipulis foliorum stolonum lineari-lanceolatis longissime acuminatis 
margine parce glanduloso-dentatis, margine piloso-ciliatis. Flo- 
ribus serotinis apetalis minutissimis, magnitudine Limosellae aqua- 
ticae sed parum acutioribus. — Floribus stolonum azwillaribus 
solitarüs vel in geniculo stolonum oppositis. Capsulis pubescenti- 
bus subglobosis sepalis multo superantibus. Seminibus albis ovatis 
nitidis; fertilibus. An schattigen Orten auf und an Mauern zwi- 
schen Weinhecken in einem Garten in Währing und im Garten des 
k. k. Theresianums. August, September 1867. 

Diese Viola odorata minutiflora steht im Habitus der in 
Siebenbürgen auf Mauern bei Hermannstadt wachsenden V. odorata 
micrantha Schur sehr nahe, nur das die letztere robuster ist und 
die Blumen nicht blumenblätterlos, sondern mit kleinen vollkommen 
violettpurpurfarbigen wohlriechenden Blumenblättern von der Länge 
des Kelches versehen sind : Schur En. pl. Transs. p. 81, C. 


XXVI. 


Viola suavis M. Bieb. V. suavis M. Bieb. Fl. taur. cauc. 2, 

p. 164; Rcehb. icon. fig. 4495 V. odorata var. Stevenü Bess. Cat. 

h. crem. a. 1811, suppl. 2, p. 17. — V. odorata var. ß. glabrior 
Ledeb. Ross. 1, p-' 250. 


Die siebenbürgische Pflanze, welche ich in meiner En. p. 81 
aufgezählt habe, so wie diejenige, welche ich im botanischen Garten 
des k. k. Theresianums gleichsam wildwachsend beobachtet habe, 
stimmen ziemlich mit einander überein, nur dass die Gartenpflanze 
kräftiger und saftiger und mehr behaart erscheint, ein Umstand, 
der bei Viola odorata ebenfalls vorkommt, und keine scharf 
unterscheidenden Merkmale darbietet. — Die Blätter ändern in 
ihrer Gestalt nach der Vegetationsphase oder nach der Jahreszeit 
sehr ab, wie dieses bei allen Veilchenarten der Fall ist. Die Blätter 
der jungen Sommerlriebe sind herzeiförmig, die der blühenden 
Frühlingstriebe herzförmig mit offenstehendem Herzwinkel. Die 
Stipulae sind kahl oder etwas behaart, am Rande schwach ge- 
wimpert. — Die Blumen sind sehr lieblich riechend und etwas 
grösser als bei V. odorata L. und blauviolett. — Die Kelchzipfel 
sind stumpf, lanzettförmig. Die Blumenblätter sämmtlich zugerun- 
det, dunkler geädert. — Die Früchte kugelförmig, undeullich fünf- 
eckig, schwach behaart. Der Samen eiförmig, weisslich glänzend, 
wie bei allen Veilchen von diesem Typus. — Auch bei dieser Viola 
sind die späteren Blumen blumenblätterlos, aber dennoch fruchtbar, 
wie dieses, so weit meine Beobachtungen reichen, bei allen ähn- 
lichen Fehlschlagungen der Veilchenarten gewöhnlich ist. — Auch 
Exemplare mit weissen Blumen kommen bei V. suavis vor. — In 
vielen Gärten wird diese Viola suavis als Viola odorata kullivirt, 
da diese sich den Kulturverhältnissen gefügiger als V. odorata 


263 


zeigt. — In Töpfen lässt sich diese V. suavis stock- oder auch 
baumartig ziehen, wenn man, durch Abpllücken der äusseren 
Wurzelblätter, die Entwicklung des Zentrums begünstigt, wodurch 
ein Seischiger Caudex entsteht. 

Diagnosis: Stolonibus longissimis apice folüferis floribus- 
que instructis. Foliis late ovato-cordatis obtusis sinu profundo 
eperto vel lobis cucullato contractis sese contingentibus, folüs 
stolonum aestivalium reniformi-cordatis vel subrotundis, omnibus 
glabriusculis vel hirtis. Stipulis lanceolatis acuminatis pube- 
rulis margine fimbriatis, fimbrüs infimis margine glabris. Flori- 
bus violaceo-coeruleis suaveolentibus cernuis majoribus quam V. 
adorata vel üs subaequalis. Petalis a basi ad tertiam partem 
laminis albis antice rotundatis; siccatis plerumque decoloralis. 
Sepalis oblongo-ovatis obtusis albo-marginatis. — Appendici- 
bus margine ciliatis brevibus ovatis emarginatis sepalo suo multo 
calcare recto duplo brevioribus. Fructibus pentagono-globosis 
pubescentibus sed glabrior quam V. odorata. 

Im botanischen Garten des k. k. Theresianums in Wien mit 
V. odorata gemeinschaftlich durch den ganzen Garten zerstreut. — 
Dürfte auch in anderen Lokalitäten bei Wien vorkommen. April, 
Mai, die var. apetala Juni, Juli. 


XXVIN. 
Viola sciaphila Koch. Syn. ed. 2. p. 90. 


. Originalexemplare von V. sciaphila Koch habe ich nicht zu 
Gesicht bekommen können, aber dessenungeachtet möchte ich 
meine in Siebenbürgen gesammelten Exemplare für selbige halten, 
da sie mit der von Koch gegebenen Diagnose so ziemlich überein- 
stimmt, so weit nämlich diese Uebereinstimmung durch Beschrei- 
bung zu erreichen ist. — Im Allgemeinen ist diese V. sciaphila 
nicht so selten, denn auch bei Wien in der Brigittenau habe ich 
dieselbe mit V. odorata und V. hirta umbrosa gemeinschaftlich 
gefunden. — Im botanischen Garten des k. k. Theresianums wird 
v. seiaphila kultivirt und sie kommt hier mit und neben Y. odorata 
und V. suavis gemeinschaftlich vor, mit welcher letzterer, wenn 
man die langen Stolonen wegdenkt, sie viel Aehnlichkeit hat. Dieses 
gemeinsame Vorkommen der genannten vermeintlichen Arten dürfte 
ein Beweis für die Selbstständigkeit derselben sein, und meine mit- 
unler angewendete Bezeichnung: „Pseudo“ soll keineswegs einer 
vermeintlichen Hybridität gelten, sondern nur eine Aehnlichkeit an- 
deuten. Meine Y. sciaphila hat zwar keine oberirdischen Sto- 
Ionen, aber der Wurzelstock treibt 1—2 Zoll lange unterirdische, 
meist im rechten Winkel aufsteigende Blätter und blumentragende 
Wurzelsprossen, wie wir dieses ähnlich bei allen zum Typus von 
V. hirta gehörigen Arten häufig beobachten können. Die Blumen 
sind wohlriechend und haben eine dunkelviolette Farbe, welche 
selbst im Trockenen bleibt; die Blumenblätter sind von der Basis 


264 


bis zur Mitte weiss; die Stipulae sind verschieden gestaltet, lan- 
zettförmig oder lineallanzettlich, meist kahl und nur am Rande 
mit entfernt stehenden Wimpern "versehen, die der neuen Sommer- 
blätterbüschel sind schmäler, länger zugespitzt und zuweilen unter 
der Spitze schwach und fein behaart. — Die Früchte sind kugel- 
förmig, etwas in die Länge gezogen und gänzlich glatt, während 
der Fruchtknoten anfangs unter der Linse etwas behaart erscheint. 
— Im Garten trägt diese Viola sciaphila selten reifen Samen und 
ich habe beobachten können, welche Ursache dieses Fehlschlagen 
zur Folge hat. — Uebrigens scheint dieses Fehlschlagen (abortus) 
bei den Veilchenarten ein Naturgesetiz zu sein, welches durch 
äussere Umstände, z. B. Bodenbeschaffenheit, Witterung u. Ss. w. 
begünstigt wird. 

Diagnosis nostrae plantae: Stolonum ezpers, quidem sed 
rhizomate ramoso oligocephalo caudiculos apice foligeros profe- 
rente. Foliis radicalibus novellis ovato-cordatis, hirtis, sinu 
late aperto, subacuminalis. Stipulis lanceolatis, longissime acu- 
minatis, glabris, parce fimbriatis; fimbräüs glabris. Floribus 
violaceis suaveolentibus, fundo albis, siccatione obscure caeruleis, 
Petalis antice rotundatis vel tribus inferioribus emarginatis. — 
Fruetibus globosis glabris. — Habitus magis V. hirtae. — 
Ovarium sub lente non plane glabrum sed tenuissime hirtum. 

b. V. sciaphila Pseudo-hirta. A forma normalis differt : 
foliis numerosioribus minoribus cordatis. Petalis pallide caeruleis, 
infimum subconcavum obcordato-emarginatum, petalis binis late- 
ralibus emarginatis, omnibus atro-violaceo striatis. Floribus sua- 
veolentibus. Rhizomate oligocephalo fibris longissimis numerosis 
instructo. 

Auf Sandboden in der Brigittenau im Walde von der Kapelle 
rechts. Mai 1867. 


_ —> _— 


Correspondenz. 


Steyr in Oberösterreich am 27. Juni 1868. 


Ich habe versucht, ein Exkursionsbuch für das Erzherzogthum 
Oesterreich zu schreiben, und dasselbe auch bereits dem Drucke 
übergeben. Den wissenschaftlichen Bolanikern vom Fach wird es 
freilich nicht genügen (die brauchen es aber auch nicht); denn ich 
habe mich bemüht, nur die augenfälligsten Merkmale aufzunehmen, 
um die Sache so leicht als möglich erscheinen zu lassen, damit die 
Schwierigkeiten des Bestimmens von den Dilettanten nicht sogleich 
bemerkt werden. Ich habe überhaupt sehr bescheidene Vorkennt- 
nisse in der Terminologie und Systemkunde bei den s. g. Freunden 
der Botanik vorausgesetzt, und gedacht: Lernen sie nur einmal 


265 


das Einfache verstehen, so werden sie sich wohl um Gründlicheres 
und Vollkommneres umsehen. J. Bayer. 


Tentschach in Kärnthen, am 22. Juni 1868. 


Bald nach meiner Ankunft in dem schönen Kärnthen machte 
ich dem herrlichen Raiblthale einen kurzen Besuch und war mit 
meiner Ausbeute zufrieden, obgleich das Wetter nicht besonders 
günstig war. Es ist wohl ein Vergnügen, in dem nur 2700 Fuss 
über dem Meere gelegenen Thale herumzuwandern und sich bei 
jedem Schritte von der schönsten Alpenflora umgeben zu sehen. 
Welch eine Freude, da schon Anfangs Juni Pflanzen zu finden, die 
sonst nur auf höheren Alpen im Hochsommer unter beschwerlichem 
Bergsteigen zu erreichen sind. Ich will nur den inleressanteren 
Theil der Ausbeute anführen und Pflanzen, wie Cytisus purpureus 
Scop. und radiatus Koch, Thlaspi cepaefolium Koch (schon in 
Frucht), Papaver alpinum «. albiflorum, Alyssum Wulfenianum 
Bernh., Hutchinsia alpina L., Arabis ciliata R. Br., Aethionema 
saxatile R. Br., Silene quadrifida L., Achilles atrata L.. Linaria 
alpina Mill., Paederota Bonarota L. (am Predil) und Ageria L., 
Lamium Orvala L. (am Predil), Armeria alpina Willd., Peuceda- 
num rablense Koch, Salixz glabra Scop., myrsinites L., Luzula 
nivea DC., Saxifraga squarrosa Sieb. nennen und viele andere 
übergehen. Leider konnte ich von dem Phytheuma comosum L. 
keine Spur entdecken. Mit grösstem Bedauern vernahm ich bei 
meiner Ankunft in Raibl, dass nur wenige Stunden vorher ein 
Hofrath aus Triest, wahrscheinlich Herr Hofrath Tommasini, von 
da abgereist sei. Welch ein Glück wäre es für mich gewesen, da 
so unerwartet die Bekanntschaft dieses berühmten Botanikers zu 
machen. Josef A. Krenberger. 


Verespatak (westl. Siebenbürgen), am 7. Juli 1868. 


Um die drei Pflanzen: Pedioularis limnogena, Lilium albani- 
cum und Astragalus galegiformis zu sammeln, bin ich bereits seit 
29. Juni auf Reisen. Ich begab mich (ich führe hier bloss die Ta- 
gesstationen an) über Kolos nach Thorda, fuhr von da durch das 
Aranyosthal nach Topänfalva. Von hier aus wollte ich den nächsten 
(aber bereits in Ungarn gelegenen) Standort der Pedicularis lim- 
nogena aufsuchen. Ich bekam da keine Reitpferde und musste mich 
am 2. d.M. bis zum 1!/, Stunden weiter im Gebirg zerstreuten 
Dorf Sekatura bringen lassen, wo mir alsbald Pferde und Leute 
zur Verfügung standen, und ich den Ritt zur Pedicularis antrat. 
24 Stunden darauf fand ich mit vieler Mühe den Standort: die 
Pflanze, sie war aber bereits in Frucht jedoch in viel besserem Sta- 
dium, als sie mein Freund Prof. Dr. Kerner angetroffen. Nach lan- 
gem Herumsuchen erspähte ich 3 magere Exemplare mit Blüthen, 
die nur bei Einem derselben frisch waren. Leider vergass ich in 
Sekatura aus meiner Bagage meine Loupe herauszupacken, so dass 
ich das Innere der Blumenkrone und die Filamente nicht weiter 


266 


untersuchte. Die purpurfarbenen Blüthen sind im Verhältniss zum 
Kelche klein und überragen denselben um dessen Länge. Die Ober- 
lippe ist ungeschnäbelt. Sie ist ganz flach zusammengefaltet, so 
dass man, sie von oben betrachtend, blos eine Linie gewahrt. 
Griffel und Staubgefässe ragen aus der auswendig kahlen Krone, 
deren Unterlippe vorne in 3 ziemlich gleiche rundliche Lappen ge- 
theilt ist, heraus. Auffallend ist bei dieser höchst merkwürdigen 
Pflanze, dass die Blumenkrone so schnell abfällt. Ich sah eine Menge 
ganz junger, noch im Kelche eingeschlossener Kapseln, die von der 
Blumenkrone schon befreit waren. Es freut mich, dass ich schon 
früher errieth, dass Pedicularis limnogena zur Gruppe der unge- 
schnäbelten Pedicularis-Arten gehöre. Für mich ist die Kerner'- 
sche Art die interessanleste und werthvollste Pflanze der Flora 
Ungarns. Ich dürfte circa 100 Exemplare mitgenommen haben. Auf 
einem andern Wege ritt ich dann zurück und gelangte am 4. Juli 
unter heltigem Regen gegen Mittag wieder in Sekalura an. Von 
dieser Exkursion brachte ich noch eine neue zwischen Carex tenuis 
und ©. capillaris stehende siebenbürgische Art mit. — Noch am 
selben Tage Abends war ich in Verespatak, dem Ziel meiner Reise, 
wo ich die zwei anderen am Eingange erwähnten Species, die seit 
Baumgarten Niemand sammelte, ausfindig machen sollte. — Am 
5. Juli unternahm ich den Ausflug nach den bekannten Basaltfelsen 
„Detunala,* wo Baumgarlen in der Vorrede zu seiner Enume- 
ratio auf den unmittelbar angrenzenden üppigen Wiesen Lälium 
pyrenaicum angibt. Den ganzen Tag suchte ich vergebens darnach 
und ebenso nach Astragalus galegiformis. Ganz deprimirt kehrte 
ich nach Hause zurück. Indess hatte ich doch 1 Exemplar der 
schönen Avena alpina gefunden, und Lychnis nemoralis Heuff. 
und eine kahle Varietät der Carex pallescens in meiner Mappe als 
heutige Ausbeute. Seit gestern Früh fällt fortwährend leiser Re- 
gen, der mich jedoch nicht hinderte, dass ich gestern Nachmittags 
auf die Wiesen um die hiesigen Goldgruben ging, wo ich zur 
grössten Freude das ersehnte Lilium pyrenaicum = L. albanicum 
Gris. in grosser Menge, aber durchaus mit beinahe schon reilen 
Früchten auffand. Ich nahın eine ziemliche Menge davon mit. Nach 
Astragalus suchte ich wiederum vergebens. Als ich am Rückwege 
auf einem Fels ausrastete, fand ich eine recht hübsche Goldstufe, 
die ich mir zum Andenken mitnahm. Heute Nachmittags gehe ich 
trotz Regen abermals hinaus, um darnach zu spüren und um auch 
einige Dutzende des prachtvollen Litium für meinen Garten auszu- 
graben. Auch morgen bleibe ich noch hier. Aber am 9. trete ich 
die Rückreise an, Ireffe am 10. Abends in Thorda ein, werde da- 
selbst zwei Tage zu Exkursionen in der Umgebung verwenden, am 
13-, unterwegs wegen Achillea impatiens L. eine Seitentour ma- 
chend, nach Klausenburg fahren und am 14. endlich zu Hause ein- 
treffen. — Zum Schlusse muss ich noch miltheilen, dass ich seit 
meiner letzten Korrespondenz den für die Monarchie neuen Tra- 
gopogon campestris Besser im Centrum Siebenbürgens allgemein 


267 


verbreitet, und dass ich da auch eine neue der Glyceria remota 
Fries nahestehende Art vorfand, welche bei uns in der Mezöseg 
die Stelle der @. spectabilis einzunehmen scheint. Meine Pflanze 
ist eine gramen orgyale arundinaceum, panicula ampla sed laxa 
undique nutante! Tragopogon campestris bemerkte ich auch bei 
Kolos und Thorda und es dürfte diese mit T. Tommasinü und T. 
dubius in naher Beziehung stehende Pflanze wohl noch anderwärts 
in Siebenbürgen verbreitet, aber bisher mit T. major verwechselt 
worden sein, von dem die Besser’sche Pflanze besonders durch 
das konstant 8blättrige Involuerum verschieden ist. Meine Pflanze 
ist ganz gewiss mit der Besser’schen identisch, Denn nicht 
nur trifft die Diagnose in Ledeb.fl. ross. haargenau zu, sondern 
es stimmen auch die von mir gesammelten Exemplare mit einem 
speeimen, das ich von Steven 1861 aus der Krim erhielt, in allen 
Theilen überein. Iris humilis M. aB. kommt zwischen Kolos und 
Thorda an mehreren Stellen, ebenso Stipa Lessingiana sehr ge- 
mein vor. Bei Thorda sah ich Astragalus dasyanthus schon in 
Früchten; dagegen blühte Statice tatarica L. Sobald ich in mei- 
nem habitaculum angelangt bin, sollen Sie sogleich eine schöne 

Pflanzensendung erhalten. Janka. 


Sanok in Galizien, am 14. Juli 1868. 


In einigen Tagen wende ich mich den Beskiden des Sanoker 
Kreises zu, wo ich die Grenze zwischen den Ost- und Westkar- 
pathen zu finden glaube. Bisher ging es mir auf meinen Exkur- 
sionen gut und nach Verlauf eines Monates kehre ich nach Krakau 
zurück, um die unternommene Arbeit abzuschliessen. 

J. A. Knapp. 


Graz, am 19. Juli 1868. 


Es dürfte Sie und jene Botaniker, die an der Reise Thomas 
Pichler’s nach Dalmatien theilnahmen, interessiren, zu erfahren, 
dass sich derselbe auf der Rückreise befindet, und 6 grosse, dick- 
leibige Stösse seiner Ausbeute bereits bei Tommasini in Triest 
eingetroffen, mithin in Sicherheit sind. Pichler beklagt sich, dass 
anhaltend regnerische und feuchte Witterung dem schnellen Trock- 
nen sehr hinderlich waren, und manche seltene Species, z. B. 
Amphoricarpos Neumayeri Vis. und Potentilla poetarum B. und Sp. 
mit noch nicht vollkommen entwickelten Blüten gesammelt werden 
mussten. — Herr v. Tommasini, der durch Rath und That Pich- 
ler’s Reise förderte, versichert mich, dass alle Theilnehmer dieser 
Unternehmung quantitativ und qualitativ vollkommen zufriedenge- 
stellt sein werden, doch dürften noch einige Monate nöthig sein, 
bis Pichler versenden kann, da Vieles von Tommasini und 
Visiani erst bestimmt werden muss. v. Pittoni. 


rn 


Personalnotizen. 


— Dr. Heinrich Wawra wird als Chefarzt die ostasiatische 
Expedition begleiten. 

— Dr. Joh. Christ. Flitiner, gewesener Physikus des 
Liptauer Comitates, ist in Käsmark in einem Alter von 80 Jahren 
im Mai gestorben. 

— Dr. F. Hildebrand in Bonn wurde als ord. Professor 
der Botanik und Direktor des botan. Gartens an die Universität 
Freiburg berufen. 

— Walker-Arnoth, Professor in Glasgow ist am 15. Juni 
gestorben, 


Vereine, Gesellschaften, Anstalten. 


— In der Sitzung der k. k. zool.-bot. Gesellschaft an 
3. Juni besprach J. Juratzka einen von Dr. J. Milde eingesendeten 
Aufsatz „Index Botrychiorum.* In dieser gediegenen Arbeit wird 
eine Uebersicht über sämmlliche Arten dieser Gattung mit allen 
Synonymen und mit ihrer geographischen Verbreitung gegeben. 
Ferner theilt der Vortragende mit, dass J. Breidler die für die 
Floren Wiens sehr seltene Carex cyperoides L. in der Brigittenau 
in einigen Exemplaren fand. Hr. Lojka lieferte einen ersten Bei- 
trag zur Lichenen-Flora Niederösterreichs. Dieser Aufsatz enthält 
eine Uebersicht der von dem Vortragenden auf dem Kalenderberge 
bei Mödling gesammelten, aus der dortigen Gegend noch nicht 
bekannten Flechtenarten. — Kustos Dr. H. W. Reichardt berich- 
tete über einen von ihm im J. 1865 unternommenen Ausflug auf 
den Eisenhut in Steiermark und hob namentlich hervor, dass auf 
den steilen Felsabstürzen des Gipfels der höchst seltene, bisher 
nur aus Tirol bekannte Sarcoscyphus revolutus vorkomme. 

— In der Jahresversammlung des naturwissenschalftli- 
chen Vereines in Graz aın 30. Mai berichtete der Präsident als 
ein erfreuliches Ereigniss die gänzliche Uebersiedlung des Herrn 
Hofrathes Dr. Fr. Unger nach Graz, als der Stadt, von der dessen 
grosse Wirksamkeit als Forscher, Schriftsteller und Lehrer aus- 
gegangen war, verhehlt dagegen auch nicht die für Graz, seine 
pflanzenkundigen Bewohner und Gäste schmerzliche Besorgniss, 
dass Herrn Ritter von Pittoni’s unvergleichliches Herbar in nicht 
ferner Zeit einem grossen botanischen Museum einverleibt werden 
dürfte, indem der Ankauf desselben die Mittel übersteige, welche 
das Land seinem Museum dermalen zu widmen im Stande sei. 

— In einer Sitzung der Gesellschaft naturforschender 
FreundezuBerlinam16.Juni legte Dr. Aschersondreibereitsvon 


269 


SlIoane Catal. Jamaic. p. 5, Hist. Jamaie. I. p. 61 im unfruchtbaren 
Zustande unterschiedene Meerphanerogamen Westindiens vor, von 
welchen er durch die Güte des Dr. Engelmann mit (sämmtlich 
weiblichen) Blüthen versehene Exemplare, von Wright an der 
Küste von Cuba 1865 gesammelt, zur Untersuchung erhalten hatte. 
1. (Wright 1865 no. 82). Thalassia testudinum Kön. (Alga angu- 
stifolia vitrariorum Sloane |. c.). Der Blüthenbau bestätigt voll- 
kommen die im Jan. 1867 ausgesprochene Vermuthung, dass Schi- 
zotheca Hemprichiit Ehrh. des indischen Oceans mil T. testudinum 
mindestens generisch identisch ist. 2. (Wright 1865 no. 84) 
Halodule? Wrightü Aschs. (Alga marina graminea angustissimo 
folio Sloane l.c.) Nach dem Wuchse und dem Bau der Blätter 
der Halodule australis Miqg. des indischen und stillen Oceans 
so ähnlich, dass an der generischen Zusammengehörigkeit nicht 
wohl zu zweifeln ist, obwohl höchst wahrscheinlich wegen der viel 
längeren, relativ und auch absolut schmaleren Blätter (Y,— In, 
bei H. australis bis ZU®), welche an den feinblättrigen Exemplaren 
lang- und fein zweispitzig mit abgerundeter Bucht enden, als Art 
zu trennen. Unfruchtbare Exemplare derselben Pflanze lagen schon 
[rüher von der Küste Nieder - Guineas (Loanda und Ambriz, 
Welwitsch it. angol. no. 246) und von der westindischen Insel 
Si. Thomas (Krebs im Kopenhagener Museum) sowie von Haiti 
(Weinland) vor. Die vorliegenden weiblichen Blüthen, welche wie 
bei Cymodocea aequorea Kön. einen mit Laubblättern versehenen 
Spross beschliessen, der zur Blülhezeit meist schon von einem 
Laubzweige übergipfelt wird, zeigen wie bei dieser Art zwei neben 
einander stehende Carpelle, deren jedes aber nur eine (nicht zwei) 
bandförmig abgeplattete, an der breiten Spitze ausgerandete Narbe 
trägt, eine Abweichung, welche, falls die provisorisch dieser Art 
angewiesene generisehe Stellung sich durch Auffindung der männ- 
lichen Blüthen der atlanlischen und der weiblichen der indischen 
Pflanze bestäligt, die Trennung der Gattung Halodule von Cymo- 
docea sichern würde. Die einzige vorhandene Frucht ist oval, wenig 
zusammengedrückt 11%" im Durchmesser. 3.(Wright 1865 nr. 85) 
Cymudocea (Phycoschoenus) manatorum Aschs. (Alpa juncea sive 
Juncus marinus radice alba geniculata, Manati grass Sloanell. ce. 
tab. 22 fig. 5). Steril schon früher von Haiti (Hb. Buchinger und 
Lenormand) und Martinique (Belanger herb. des Anlilles nr. 
583 in Hb. Franqueville) vorliegend, der C©. isoetifolia Aschs. 
des indischen Ocean sehr nahe stehend, aber ebenfalls schon steril 
durch längere und dünnere, trocken kaum 1”” breite, beim Trock- 
nen schwarz werdende Blätter zu unterscheiden, während die 
der C. isoetifolia eine helle, graugrüne Farbe beibehalten. Die 
bisher allein vorliegenden weiblichen Blülhen und Früchte weichen 
von denen der ©. isoetifolia durch viel beträchtlichere Grösse ab 
(letztere 8%" Jang, bei jenen nur 3), letztere zeigen auch eine ge- 
sirecktere Form, indem sie als halbelliptisch (jene halboval) zu be- 
zeichnen sind. Schliesslich erwähnte derselbe, dass Dr. Klunzin- 


270 


ger in Kosser, auf seine Veranlassung sich mit dem Studium der 
im rothen Meere vorkommenden Phanerogamen beschäftigt habe 
und im Frühjahr 1867 die weiblichen Blüthen der bisher nur un- 
fruchtbar bekaunten Halophila stipulacea (F.) Aschs. entdeckt 
habe, welche nach einer brieflichen Mittheilung desselben an Dr. 
Schweinfurth sich nur durch ihre grösseren Dimensionen von 
denen der H. ovalis (R. Br.) Hook. fil. unterscheiden. 


— 0 — 


Literarisches. 


— „Ungereimtes aus der Pflanzenanatomie und Phy- 
siologie, oder: Kein Durchfall beim Examen mehr! Zu Nulz und 
Frommen aller Botaniker und Solcher, die es werden wollen. In 
schöne botaniscehe Knittelreime gebracht von Otto Hoffmann.“ 
Breslau 1868. Verlag von Maruschke und Berendt. 88 Seit. in 
Duod. — Ein lustiges Büchlein, das als 4. Heft einer unter dem 
Titel „Utile et dulei* in obigem Verlage erscheinenden Serie von 
ähnlichen Bearbeitungen, den Ernst der Wissenschaft in eine hei- 
tere Form zu kleiden sucht und in dieser Weise das Merkenswer- 
theste aus der Anatomie und Physiologie der Pflanzen rekapitulirend, 
es in Räume zwängt, die sich gul lesen und auch nicht schwer 
memoriren lassen, was immerhin in gewissen Fällen nützlich werden 
kann. So spricht der Autor in seinem Werkchen über die Pflan- 
zenzelle, ihre Bildung und ihr Wachsthum, über die Verdickungs- 
schichten, die Gewebe, den anatomischen Bau der Stengelorgane 
und des Blattes, über Pflanzenchemie, über die Vermehrung der 
Pflanzen und Fortpflanzung der Phanerogamen, lässt diesem zur 
Abwechslung ein „Lied von der Befruchtung“ folgen und geht so- 
dann auf die Pflanzennahrung und deren Assimilirung über, um mit 
den Lebenserscheinungen der Gewächse zu schliessen. 

— Ueber Urtica oblongata Koch schreibt Ritter v. Pittoni 
im 5. Hefte 1868 der Mitth. des naturwiss. Ver. für Steiermark. 
Zehenter fand diese Pflanze, welche Dr. Koch als Art aufstellte 
(Blätter länglich, zugespitzt, grobgekerbt-gesägt, am Grunde keil- 
förmig, ganzrandig; Trauben eylindrisch, lang gestielt, meistens so 
lang als der Blaltstiel) im J. 1833 bei Cilli, wo sie in Gesellschaft 
mit U. dioica und U. urens wuchs. Sie ist einjährig 3—4 Fuss 
hoch, sehr ästig, ohne Wurzelausläufer und besitzt eine spindelige 
Wurzel. Ausser Zehenter fand diese Urtica Niemand mehr, 
Maly selbst hat sie nie gesehen, sie gehört überhaupt zu den ver- 
schollenen Pflanzen. 

— „Ueber die Lebensbedingungen der Pflanze. Vor- 
trag gehallen im wissenschaft, Verein zu Berlin am 29. Februar 
1868 vonH. Wichelhaus, Privat-Docenten an der Universität zu 
Berlin.“ Berlin 1868. Verlag von Ferd. Dümler. 30 Seit. in Okt. 


271 


— In gewählter Sprache und eleganter Form gibt der Autor in 
seinem geislreichen Vorlrage ein klares Bild aller jener Verhält- 
nisse, welche das vegetabilische Leben bedingen, zu seinem Ge- 
deihen beitragen oder es behindern und berührt hierbei auch so 
manche Beziehungen, in welchen das Leben der Pllanze zur Ge- 
sammtnatur steht, zugleich aber macht er ersichtlich, wie alle 
Veränderlichkeit in letzterer nur in einer wechselnden Form ste- 
tig wirkender unentschwindbarer Stoffe besteht. So dürfte dieser 
Vortrag einer allgemeinen Beachtung zu empfehlen sein und wo 
er sie findet, dort wird sich auch der Gesichtskreis individueller 
Weltanschauung erweitern und diese selbst läutern. 

— „Exkursionsflora für das südwestliche Deutschland“ 
von Dr. Moritz Seubert, Ravensburg (1868). Verlag von E. Ul- 
mer. LV. und 282 Seit, in kl. Okt. — Das Werk genügt wohl allen 
Anforderungen, die man an ein Buch stellen kann, dessen Bestim- 
mung es ist, den bolanisirenden Touristen auf seinen Wanderungen 
zu geleiten und ihm den ersten und nächsten Aufschluss über die 
aufgefundenen Pflanzen zugeben. Ein Taschenbuch im wahren Sinne 
des Wortes unifasst die Exkursionsflora das Gebiet von Baden, 
Württemberg, Hohenzollern, Baiern nördl. der Donau und Rhein- 
baiern, Hessen, Frankfurt, Nassau und enthält: 1. eine „Uebersicht 
der Klassen und Ordnungen des Linne’schen Systems,* 2. einen 
„Schlüssel zum Bestimmen der Gatlungen nach dem Linne’schen 
Systeme,“ 3. „die Gattungen und Arten nach den natürlichen Sy- 
stemen geordnet,“ beginnend mit den Farnen und schliessend mit 
den Ranunculaceen. Ausser der zur Bestimmung wesentlichsten 
Beschreibung ist jeder Art noch die Angabe des allgemeinen Vor- 
kommens beigeselzt. Die gesammte Anordnung ist aber eine so 
zweckmässige , dass ein richtiges Nachsuchen ohne Schwierigkeit 
ermöglicht wird. Die Ausstattung des Buches lässt keine Wünsche 
übrig.” 

nn dns räher, 


Sammlungen. 


— Dr. Lucae’s nachgelassene bolanische Sammlungen, ent- 
haltend 46000 Nummern, welche in Folge Vermächtnisses des 
Eigenlhümers dem Slaate zufielen, wurden der Universität Kiel vom 
Könige zum Geschenke gemacht. 

— Die botanischen Sammlungen aus dem Nachlasse des 
Kaisers Max gingen käuflich in den Besitz des Erzbischofs Dr. 
Haynald über. 


— 0 — 


Botanischer Tauschverein in Wien. 


Sendungen sind eingetroffen: Von Herrn Dr. Rauscher, mit Pflanzen 
von Niederösterreiel. — Von Herın Bayer, mit Pflanzen aus Oberösterreich. 


272 


-- Von Herrn Dr. Lagger mit Pflanzen aus der Schweiz. — Von Herrn v- 
Janka, mit Pflanzen aus Siebenbürgen. 

Sendungen sind abgegangen an die Herren: Spreitzenhofer, Britlin- 
ger, Bayer, Buchwald, v. Sonklar, Dr. Schmidt, Uechtritz. 


Inserate. 


Für Briefmarken - Sammler. 
Eduard Heim 


(Fleischmarkt Nr. 18 in Wien) 


«mpfehlt sein Lager von Briefmarken aller Länder und Welttheile 
zu den billigsteu Preisen. 
Auf Verlangen werden bei Angabe von Provenienzen oder Einsendung 
eines Geldbetrages Auswahlsendungen von Briefmarken verschickt. 
Für Anfänger werden stets bereit gehalten Sortimente verschie- 
dener Briefmarken und zwar solche mit: 
50 Stück zu 30 und 50 kr. 
10  —.. „» AM. und 1020 Kr 
Für die Aechtheit aller Briefmarken obigen Lagers wird garan- 
tirt, auch werden nur schön erhaltene Exemplare verkauft. 
Briefmarken jeder Art und in jeder Menge werden bestens "einge- 
tauscht oder auch gekauft. 
Briefe werden franco erbeten. 


Zur hohen Beachtung für Bruchleidende. 


Der berühmte Bruch-Balsam, dessen hoher Werth selbst in Paris 
anerkannt, und welcher von vielen mediecinischen Autoritäten erprobt wurde, 
welcher auch in vielen tausend Fällen glückliche Curen hervorbrachte, kann 
jederzeit direkt brieflich vom Unterzeichneten die Schachtel ä 4 fl. Oe. W. 
gegen Einsendung des Betrages, da die Postnachnahme nicht stattfinden kann, 
bezogen werden. Für einen nicht so alten Bruch ist eine Schachtel hinreichend. 

J.J. Kr. Eisenhut in Gais, bei St. Gallen (Schweiz). 


Von den vielen 1000 Zeugnissen folgt hier nur eines aus neuester Zeit. 


Dem Herrn J. J. Kr. Eisenhut in Gais bei St. Gallen bezeuge ich hier- 
durch, dass ich den von ihm bereiteten Bruchbalsam in mehreren Fällen an- 
gewendet und stets gün-tige Erfolge nach dessen Gebrauch selbst bei ältern 
Personen und veralteten Leiden zu beobachten Gelegenheit gehabt habe. 

Insbesondere aber empfiehlt sich der gedachte Bruchbalsam bei Kindern, 
wo ich in einigen Fällen in kurzer Zeit Heilung von Leistenbrüchen gesehen habe. 

Alt-Berun, den 1. Juni 1868. 

Reg.-Bez. Oppeln. 


(L. S.) Dr. Stark, 


kön. Stabs-Arzt, Medic., Chirurg u. Geburtshelfer. 


Redakteur und Herausgeber Dr. Alexander Skofitz. — Verlag von ©. Gerold’s Sohn. 
Druck und Papier der ©. Ueberreuter'schen Buchdruckerei (M. Salzer). 


Vesterreichische 


Botanische Zeitschrift, 


Gemeinnütziges Organ 


für 
Die österreichische EN: 5 
botanlsche Zeitschrift _ . diefreidurch die Post be- 
MT erscheint Botanik und Botaniker, zogen werden sollen, sind 
den Ersten jeden Monats, blos bei der Redaktion 
ränumerirt auf selbe f!; , a (Wieden, Neumang. Nr.7) 
Man pränumerirt aufselbe Gärtner, Oekonomen, Forstmänner, Aerzte, Fr meniren, 
(3 Thlr. 10 Ngr.) Im Wegedes 
anzjährig, oder hnıl Buchhandels übernimmt 
aan es una. w. Apotheker und Techniker. Ereualaneiken 
halbjährig. €. Gerold’s Sohn. 
Inserate in Wien, 
die ganze Petitzeile so wie alle übrigen 
10 kr. öst. W. N°- 9 Buchhandlungen. 
. N Y Q 
XVII. Jahrgang. WIEN. September 1868. 
INHALT: Lilium pyrenaicum. Von Janka. — Pyrenomycetes novi ex herb. Heufleriano. Von 
Dr. Auerswald. — Vegetationsverhältnisse Ungarns. Von Dr. Kerner. — Exkursionen auf 
Belchen und Feldberg. Von Vulpius. — Phytographische Fragmente. Von Dr. Schur. — Cor- 
respondenz. Von Dr. Kerner, Janka. Kastropp, Hepp, Dr. Schultz. — Pflanzliche Organismen 
im Blute. — — Personalnotizen. — Literarisches — Correspondenz der Redaction. — Inserate. 


Lilium pyrenaicum Baumg. 
Von Vietor v. Janka. 


Gleich nach der Rückkehr von der i6tägigen Expedition be- 
hufs Aufsuchung der Pedicularis limnogena, Astragalus galegifor- 
mis und Lilium pyrenaicum Baumg., war es mein Erstes, in 
Grisebach’s Spicilegium florae rumelicae die Beschreibung von 
Lilium albanicum, dessen Identität mit L. pyrenaicum Baumg. be- 
kanntllich von Grisebach |. c. blos vermuthet wird, während 
Heuffel in seiner Enum. plant. Banat. Temes. die siebenbürgische 
Pflanze ohne alle Bedenken als L. albanicum Gris. aufführt, mit 
den von mir eben gesammelten Exemplaren zu vergleichen. 

Aber ich traute kaum meinen Augen, als ich in Grisebach’s 
Werk nicht den geringsten Anhaltspunkt vorfand, um das sieben- 
bürgische Lilium, mit welchem L. albanicum Heuff. zufolge der 
Diagnose in der Enum. pl. Banat. Temes. ganz übereinstimmt, so 
wie auch Neilreich es gelhan, für L. albanicum Gris. halten zu 
können. 

In Grisebach’s Spieilegium pl. rumel. etc. heist es vol. II. 
(1844) pag. 385 unter Anderem: „foliis reticulato-venosis 
margine scabris subtus glabris . . . . . omnibus patentibus 


Oesterr. botan, Zeitschrift 9. Heft. 1868, 21 


iv 
=, 
en 


. : ...* ferner in der Beschreibung: „Caulis infra medium 
aphyllus.“ 

Nun ist aber der Stengel der siebenbürgischen Pflanze 
von der Erde an bis zur Spitze beblättert, die Blätter sind eher 
aufrecht und unterseits an den Nerven so deutlich bewimpert, dass 
sie Baumgarten in vol. I. seiner Enumeratio stirp. Transsilv. 
pag. 301 kurzweg geradezu „sublus pubescentia* nennt. 

Ohne Zweifel stimmt ebenso wie die in Heuffel’s Enume- 
ratio als L. albanicum figurirende von Pfarrer Vuchetich auf der 
Banater Alpe Branu entdeckte Pflanze, auch das von Prof. Dr. A. 
Kerner im Bihar Gebirge angegebene Lilium mit L. pyrenaicum 
Baumg. überein. 

Mit Lilium albanicum Gris. kann nun einmal unsere Pflanze 
nicht identisch sein; denn da wäre es gewiss weit weniger gefehlt 
Lilium pyrenaicum Baumg. für einerlei mit L. Szovitsianum Fisch. 
et Lall. zu erklären, von welch’ letzterem es sich bloss durch 
minder beblätterlen Stengel unterscheidet. 

Dagegen stimmen die von mir am klassischen Standort Baum- 
garten’s in Frucht gesammelten Exemplare recht gut mit der 
Beschreibung von Lilium pyrenaicum in Grenier’s und Godron’s 
Flore de France III pag. 181 zusammen. 

Bis also nicht eine Untersuchung blühender Exemplare ein 
anderes Resultat ergibt, muss auch für die siebenbürgische gelb- 
blühende Art der Name Lilium pyrenaicum beibehalten werden. 

Ich habe etliche 50 Zwiebel davon von Verespatak milge- 
bracht, die bereits in meinen Garlen versetzt sind. Möge es mir 
vergönnt sein, im nächsten Frühjahr die systematische Stellung die- 
ser hübschen Lilie klären zu können. 

Der nächste Standort von L. albanicum Gris. liegt jenseits 
der Donau im nordöstlichen Serbien, wo Hr. Dr. Pan&i£ laut 
dessen „Verzeichniss der in Serbien wildwachsenden Phaneroga- 
men“ Nr. 1527 ganz genau zur Diagnose Grisebach’s passende 
Exemplare gefunden hat. 


Szt. Gothard bei Szamos -Ujväar in Siebenbürgen, am 
27. Juli 1868. 


Pyrenomycetes novi ex herbario Heufleriano. 


Auctore B. Auerswald. 


Sphaeria (Pertusae) Heufleri Awd. n. sp. 


Pyrenüs sparsis, minultissimis (magnitudine Sphaerellae 
myriadeaeFr.), hemisphuericis vel subglobosis, earbonareis, atris 
ostiolo minutissime mamillaeformi ornatis; ascis ereberrimis, cla- 
vatis, sessilibus, membrana duplici non visibili, 8-sporis, paraphy- 
sıbus tenuibus filiformibus subconglutinatis lawe obvallatis; sports 


5 


irregulariter stipatis, subbiserialibus , Ianceolato-oblongis, plus 
minus curvulis, utrinque acutiusculis, triseptatis, brunneis, pellueidis, 
16 meierom. longis, 5 mierom. latis. 

Diese Sphaeria fand Baron Hohenbühel-Heufler am 
23. August 1859 an entrindeten Fichtenstämmen im Siegesbach- 
graben bei Traunkirchen in Oberösterreich. Sie entwickelt sich 
unter der obersten Holzschicht, so dass sie anfangs von iur wie 
von einem durchsichligen Häulchen bedeckt wird; bald aber durch- 
bricht sie dieselbe und erscheint nun frei aufsitzend. Ohne Lupe 
sind die kleinen Pünktchen, als welche die Pyrenien erscheinen, 
nicht wahrnehmbar. 

Ob diese Sphaeria etwa synonym mit Sph. veles Fr. syst. I. 
p. 466 sei, lasse ich dahingestellt; die daselbst gegebene Diagnose, 
welche, wie gewöhnlich den mikroskopischen Bau unerwähnt lässt, 
passt vollkommen auf die vorliegende Art; aber dagegen wird als 
Substrat weiches faules Eichenholz genannt. Jedenfalls aber 
ist sie nicht die ebenfalls auf Coniferenholz wachsende Sphaeria 
velis Rbh, herb. mye. ed. Il. Nr. 434, die ich Cucurbitaria vilis 
nenne, ohne damit behaupten zu wollen, dass sie die Sphaeria 
vilis Fr. repräsenlire. 

Die Sporen dieser reizenden Sphaeria sind nicht abgerundet 
wie bei der weil grösseren Sphaeria Pulvis pyrius. Die gleiche Sphae- 
ria hat Herr von Schulzer im Februar 1860 in Cerni Gaj zwischen 
Vinkovce und Ivankowa in der slavonischen Militärgrenze gesam- 
melt, von woher sich mehrere Muster im Heuflerischen Herbar 
befinden. 


Pleospora orbicularis Awd.n. sp. 


Pyrenis gregarüs, primo hypophloeodeis, mox epidermide 
rupta et ablata denudatis, orbicularibus, Y; — ”/, millim. latis. 
minute papillatis, nigris; ascis clavatis (120 microm. fere longis, 
25 microm. fere latis), in stipitem brevem sensim attenuatis, 
8-sporis, membrana duplici visibili; sporis biserialibus, elongato- 
ovalibus (32—36 microm. longis, 10 mierom. latis), utringue ob- 
tusis, medio vix constrictis, 4—6 septatis longitudinaliterque pli- 
catis, melleis, dein fuscis. 

Diese ganz eigenthümliche Art lebt auf den feinen Zweigen 
der Berberis vulgaris (in der Gant bei Eppan in Südtirol 15. Sept. 
1861 leg. cl. Heufler) und zeichnet sich von allen andern Arlen 
und Formen dieser Gattung durch ihre ganz flachen scheibenför- 
migen, schwach tellerförmigen vertieften Pyrenien aus, welche so- 
gar in angefeuchteten Zustande diese flache Gestalt bewahren. 


Pleospora pachyascus Awd.n. sp. 


Pyrenüs minutis ('/, millim. vix aequantibus), hypophyllis, 
globosis, epidermidem perforantibus, atris. absque ostiolo visibili; 


ascis ovalibus, amplis, 6-sporis (an semper?), absque ullo stipitis 
ei * 


276 


vestigio, utrinque late rotundato, membrana dupliei visibili, sporis 
hyalinis, ovalibus, pro more ulrinque rotundatis, primo 1—mox 
tri-, longitudinaliterque septatis. 

Diese, wie es scheint, seltene Art, weicht von allen mir be- 
kannten Arten dieser Gattung ganz wesentlich durch die völlig 
ungestielten Schläuche ab, welche eine Länge von 85 Mikromilli- 
meter und eine Breite von 45 Mikromillimeter besitzen, so wie 
durch die gänzlich farblosen Sporen (28 Mikrom. lang und etwa 
14 Mikrom. breit). 


Mit Sphaeria Eryngiüi (Bot. gall. II. p. 710) scheint dieselbe 
keineswegs identisch zu sein, da Berk. ei Br. Nr. 657 die mir 
vorliegenden von Desmazieres, pl. crypt. de Fr. Nr. 1300 edir- 
ten Exemplare zu ihr ziliren. Diese letzteren Exemplare sind zwar 
ohne alle Schlauchbildung, weichen aber habituell ganz ausseror- 
dentlich ab, denn sie stehen dicht gedrängt in kleinen, von den 
Blattzellen streng umgrenzten Flecken, vom Habitus der Sph. ma- 
cularis Fr., während die Pyrenien von Pl. pachyascus über die 
ganze Blattfläche dicht zerstreut, aber in den mir nur spärlich vor- 
liegenden Exemplaren nur in kleinen Herden zur Schlauchform ent- 
wickelt erscheinen. Baron Hausmann sammelte sie im November 
1862 auf dem Kalvarienberge von Bolzen auf Blättern von Eryngium 
campestre. 


Pleospora herbarum Rbh. ß. fruticum Awd. 


Auf Berberiszweigen bei dem Schlosse Michelsburg unweit 
Bruneck im Pusterthale Tirols gesammelt von Baron Hausmann. 
Ausser dem Standorte finde ich keine Verschiedenheit von der 
polymorphen PI. herbarum. 


Leptosphaeria psilospora Awd. n. sp. 


Pyreniis minutis, globosis, hypophloeodeis , non nisi ostiolo 
minute mamillato epidermidem perforantibus; acis cluvatis (90 
microm. fere longis, 14 microm. et supra latis), breviter pedicellatis, 
8-sporis, membrana dupliei visibili, sporis biserialibus fusiformibus 
(30 microm. longis, 4 microm. fere latis), leviter curvatis, utrinque 
acutis, uni- (an demum pluri?) septatis, pallide luteolis. 

Die Sporen der mir allein vorliegenden Exemplare, welche 
Baron Hausmann auf dürren Stengeln von Phytheuma Scheuch- 
zeri bei Birchabruck in Südtirol sammelte, scheinen noch nicht 
völlig reif zu sein, obgleich sie bereits hie und da aus den Schläu- 
chen austreten. In ihrem Inhalte haben sich 4—6 Nucleoli gebil- 
det, welche vermuthen lassen, dass späterhin noch weitere 
Scheidewände eintreten können. An der bis jetzt allein sichtbaren 
mittleren Scheidewand sind die Sporen keineswegs eingeschnürt; 
auch zeigen sie keine Spur irgend einer Anschwellung. 


Raphidophora tenella Awd. n. sp. 


Pyrenis minutis (/,— Vs millimetr. fere mentientibus ), immer- 
sis vel semiüimmersis, rostro elongalo conico acuto, pyrenium vel 
pyrenium dimidium aequante coronaltis; ascis gracilibus (140 
micromillim. fere longis, d4—5 microm. latis) tubulosis, 8-sporis, 
sporis tenuissime filiformibus (1 microm. crassis) duteolis v. 
fuscidulis. 

Diese, wie es scheint, weit verbreitete Art hat von allen mir 
bekannten Arten die engsten Schläuche und Sporen. Ich fand sie 
zuerst in Penickau bei Grossenhain in Sachsen auf dürren Stengeln 
von Chelidonium majus, später bei Leipzig auf denen von Rumex 
obtusifolius, v. Niessl sammelte sie auf Kartoffeln und Baron 
Hohenbühel-Heufler den 14. August 1863 auf vorjährigen 
Compositenstengeln auf dem Donauberge in Unteröslerreich gegen- 
über von Grein. Auf letzterem Standorte lebte die vorliegende Art 
gesellig mil Peziza villosa P. und mit Leptosphaeria derasa m. 
(— Sphaeria derasa Berk. el Br.) 

Bei ganz eingesenkten Pyrenien wird die Epidermis nur vom 
Ostiolum durchstochen. 


Stigmatea Primulae Awd. et Hfl. n. sp. 


Pyreniis ovalis vel plus minus conicis, minute papillatis, 
erumpentibus atris; ascis brevibus subceylindricis, sessilibus, mem- 
brana dupliei visibili, 8-sporis; sporis biserialibus, oblongis, di- 
blastis, nubilosis, 2/ micromillim. longis, 5 micerom. latis. 

Baron Hohenbühel-Heufler fand diese Art auf den vor- 
jährigen Blättern von Primula minima in Unterösterreich den 
28. Juli 1857 auf dem Kaisersteine des Schneeberges, erkannte sie 
als neu, versah sie in seinem Herbar mit einer Diagnose und nannle 
sie dort Sphaeria Primulae, wesswegen oben auch sein Name bei- 
geselzt ist. Ich besilze sie vom Schneeberge auch von Bilimek 
gesammelt. 


Phoma Phaseoli Dmz. Ann. sc. nat. 2. VI. p. 247. Forma 
leguminum Awd. 


Ich finde keinen andern Unterschied der auf Bohnenstengeln 
wachsenden Form, als dass die vorliegende in allen Theilen (auch 
den Sporidien) elwas grösser ist. Hazslinszky sammelte sie im 
April bei Eperies in Ungarn auf alten Bohnenhülsen. 


Sphaeropsis Tami Awd.n. sp. 


Pyrenis minutissimis, sed variae magnitudinis, depresso-glo- 
bosis, gregarüs, ostiolo spurio; sporidiüs ovatis vel ovalibus, 
fuseidulis, pellucidis, 5 microm. fere longis, 2—2'/,. mierom. latis. 

Herdenweise auf dürren Stengeln von Tamus communis , ge- 
sammelt bei Botzen von Baron Hausmann, 


Appendix. 


Sphaerella intermicta Xwd. Mpt. — Sphaeria intermixta 
Berk. et Br. nr. 369. Pl. Xl. fig. 24! 


Ascis obovato-clavatis, 8-sporis, absque paraphysibus; sporis 
biserialibus, hyalinis, lacrymae-formibus (clavato-fusiformibus), 
juvenilibus pro more integris, dein I-, mox 2-, tandem 3-septatis. 

Auf dürren Aesten der Rosa canina, gesammelt bei Kloben- 
stein auf dem Rittener Berge unweit Botzen von Baron Hausmann. 


Asteroma Eryngü Awd. —= „Sphaeria Eryngii Fr.“ secun- 
dum specimina a cl. Dmz. in pl. erypt. de Fr. nr. 1300 edita. 


Auf dürren Blättern von Eryngium campestre, gesammelt von 
Herrn v. Niess| bei Brünn. 


Leptosphaeria glaucopunctata Awd. = Sphaeria glauco- 

punctata Grev. Curr. nr. 183 etc., Sphaeria Rusci Wlir. B. B. 

639*, Dmz. pl. crypt. de France nr. 776, Sphaerella Rusci Ces. et 
de Not. schem, Sfer. p. 237. 

Kann nicht bei Sphaerella bleiben, da Paraphysen vorhanden 
sind. Auch haben vollkommen entwickelte Pyrenien ein kleines 
papillenförmiges Ostiolum, welches, wenn keine Paraphysen vorhan- 
den wären, die Stellung in die Gattung Gnomonia erheischen 
würden. Gesammelt von Herrn v. Schulzer im Czerni Gaj bei 
Vinkovce in der slavonischen Militärgrenze im Februar 1860. 


Ffercospora rudis Awd. Mpt. — Sphaeria rudis Fr. El. II. 
98. Aglaospora rudis Tul. Carp. II. p. 165. 


Unter der äusseren Rinde von Cytisus alpinus gesammelt 
von Baron Hausmann bei Klobenstein in Südtirol. 


Sordaria obliquata Awd. Mpt. — Sphaeria obliquata Som- 
merf. cf. Sphaeria pleurostoma Fr. El. I. p. 93, Nr. 321. 


Auf Föhrenzapfen bei Seis in Südtirol gesammelt von Baron 
Hausmann im Jahre 1866. 


—— 


Die Vegetations-Verhältnisse des mittleren und östlichen 
Ungarns und angrenzenden Siebenbürgens. 


Von A. Kerner. 
XV. 


339. Geranium pratense L. — Auf Wiesen. Im Bihariageb. in 
der Vulcangruppe auf dem Plateau des Suprapielra poienile und 


279 


von da bis herab in das Aranyosthal in die Obstgärten des Dorfes 
Vidra. — Kalk. 660—1100 Met. — (Nach Kitaibel auf Wiesen 
bei Acsa [soll wohl Ocsa heissen] auf der Kecskemeter Landhöhe 
[Ad. 265] und auf Sandboden bei Debreezin [Relig. 49], beides An- 
gaben, deren Richtigkeit ich bezweifle.) 

340. Geranium phaeum L. — Im Grunde schatliger Wälder 
und im Gestäude der Waldränder, Bachufer und feuchten Berg- 
wiesen. Im mitlelung. Bergl. auf dem Kekes bei Paräd in der Matra, 
auf dem Nagyszäl bei Wailzen und in den Wäldern zwischen Sat. 
Läszlö und Visegräd in der Pilisgruppe. An allen diesen Punkten 
selten, immer nur an vereinzelten Standpunkten und nicht un- 
ter 500 Met. (Häufiger in der schon ausserhalb unseres Gebietes lie- 
genden Bakonygruppe auf dem Somhegy und in den Buchen- 
wäldern bei Bakonybel, Zirez, Ugod etc.) Fehlt im Tieflande. Im 
Bihariageb. dagegen sehr verbreitet; in der Vulcangruppe auf dem 
Suprapietra poienile und im Thale bei Vidra, in der Gruppe des 
Plesiu bei den kalten Quellen hinter dem Bade Mone&sa, im Rezba- 
nyaerzuge vom Werksthal bei Rezbänya aufwärts bis zur oberen 
Buchengrenze, auf dem Batrinaplateau bei der Stäna Oncesa und 
am Rande des Plateaus im Pulsa- und Galbinathale, auf den Höhen 
des Vertopu, in der Valea seca, auf der Pietra muncelului, Stanesa 
und Pietra lunga bis herab nach Fenatia; auf dem Damoser Kalk- 
plateau bei Mediadu und auf dem tertiären Vorlande bei P. Sat. 


Marton und an der Pecze bei Grosswardein. — Trachyt, Kalk, tert. 
Lehmboden, seltener auch auf Schiefer. 120— 1430 Met. 
341. Geranium palustre L.. — Zwischen Gebüsch an Bach- 


ufern und Waldrändern. Im Bihariageb. auf dem Vasköher Kalk- 
plateau zwischen Vasköh und Monesa, namentlich häufig bei den 
Dörfern Campu und Colesci am Saume der die Dolinen umkrän- 
zenden Laubwälder. Fehlt im Tieflande. Im mittelung. Bergl. nur 
ausserhalb unseres Gebietes in der Bakonygruppe. — Kalk, 380— 
790 Met. 

342. Geranium sanguineum L. — Auf trockenen Grasfluren, im 
Gestäude der Waldränder, im Grunde lichter Eichenbestände, in Nieder- 
wäldern und Holzschlägen, Im mittelung. Bergl. auf dem Sarerberg in 
der Matra, auf den Höhen bei Gödöllö und am Nagyszäl bei Waitzen, 
in der Magustagruppe bei Gross-Maros, in der Pilisgruppe bei Vise- 
gräd und Set. Andrae, auf dem Kishegy und Piliserberg, auf der 
Slanitzka bei P. Csaba, im Auwinkel, am grossen und kleinen 
Schwabenberg und im Wolfsthale bei Ofen. Auf der Kecskemeter 
Landhöhe weit seltener und dort nur im Walde auf Puszta Peszer 
bei Alsö Dabas beobachtet. Auf der Debrecziner Landhöhe bei De- 
breezin und Szakoly. Im Vorlande des Bihariageb. auf dem Köbä- 
nyaberg und nächst dem Bischof- und Felixbade bei Grosswardein. 
Trachyt, Kalk, tert. und diluv. Lehm- und Sandboden. 120— 
755 Met. 

343. Geranium columbinum L. — An felsigen und sandigen 
Platzen, im Gerölle der Schutlthalden und Bachufer und auf Aeckern 


280 


sehr selten und sehr zerstreut durch das Gebiet. Im mittelung. 
Bergl. in der Pilisgruppe an der Südseite des Pıliserberges, ins- 
besonders am Fusse dieses Berges oberhalb Szänto mit Senecio 
viscosus; dann bei Maria Einsiedel nächst Ofen. Fehlt im Tieflande. 
Im Bıhariageb. an Bontoskö bei Petrani und im Thalboden bei Fe- 


nalia nächst Rezbänya. — Schiefer, Kalk, lert. und alluv. Lehm- 
und Sandboden. 160—480 Met. 
344. Geranium dissectum L. — Auf bebautem Lande und auf 


dem Gerölle der Flussufer und Schulthalden, im Ganzen selten, 
aber doch häufiger als die frühere Art. Im mittelung. Bergl. in der 
Pilisgruppe bei Sct. Andrae und Maria Einsiedel; im Vorlande des 
Bihariageb. bei Grosswardein und Holodu und im Thale der schwar- 
zen Körös bei Calugari, Vasköh, Belenyes und insbesonders häufig 
am Bontoskö bei Petrani. Im Tieflande nicht beobachtet. — Trachyt, 
Kalk, tert. und alluv. Sandboden. 160—320 Met. 

Geranium pyrenaicum L. — Nach Steffek bei dem Bischofbade 
nächst Grosswardein ? 

345. Geranium pusillum L. — Auf bebautem Lande, auf 
Viehweiden, an Wegen und Zäunen, im Sande der Bachufer, in 
Holzschlägen und oft massenhaft an den Eisenbahndämmen. Sehr 
verbreitet durch das ganze Gebiet. Gyöngyös, Gran, Visegräd, 
Ofen, Pest, Stuhlweissenburg, Monor, Pilis, Nagy Körös, Grosswar- 
dein, Belenyes, Körösbänya. Der höchste im Gebiete beobachtete 


Standort im Thale bei Rezbänya. — Fast auf allen im Gebiete vor- 
kommenden Substraten. 95—460 Met. 
346. Geranium rotundifolium L. — Auf den Terrassen felsiger 


Abstürze und auf dem Steinschutte niederer Berge, an Weinbergs- 
mauern, seltener auch auf Schuttplätzen in den Dörfern. Im mit- 
telung. Bergl. in der Magustagruppe auf den Trachytfelsen ober 
Gross Maros, in der Pilisgruppe bei Sct. Andrae, Maria Einsiedel 
und Ofen. Im Bihariageb. bei Grosswardein und am Bonboskö bei 
Petrani an der schwarzen Körös, dann auf Trachytfelsen unter der 
Ruine Desna und in der Valea Liesa bei Halmaza. — Trachyt, Kalk, 
tert. diluv. und alluv. Lehmboden. 95—330 Met. 

347. Geranium molle L. — Auf bebautem Lande, an grasigen 
Plätzen längs den Strassen, in Parkanlagen und Obstgärten. Selten. 
Bei Gran, Waitzen, Ofen. — Tert. und diluv. Lehmboden. 95 — 
450 Met. 

348. Geranium divaricatum Ehrh. — Am Saume der Hoch- 
wälder und in lichten Niederwäldern zwischen niederem Strauch- 
werk, an Weinbergsrändern und an den Seiten der Hohlwege 
zwischen Schlehdornen und anderem Gebüsch, selten. Im mittel- 
ung. Bergl. auf dem Sarhegy in der Matra, bei Maria Einsiedel, 
Koväcsi, Ofen und Lovas Bereny in der Pilisgruppe. Auf der Kecs- 
kemeter Landhöhe bei Heves, Monor, Pilis und Kecskemet. Ausser- 
halb der Grenze unseres Gebietes in den Weinbergen am Hajdu- 
hegy bei Erlau. In der Tiefebene und im Bereiche des Bihariageb. 


281 


nicht beobachtet. — Trachyt, Kalk, tert. u. diluv, Sandboden. 95 — 
400 Met. 

349. Geranium lucidum L. — Auf humusreichen moosigen 
Terrassen felsiger mit Gebüsch bewachsener Abstürze. Im mittel- 
ung. Bergl. auf dem östlichen Grate der Kuppe des Nagyszäl bei 
Waitzen, in der Pilisgruppe auf der Nord- und Südseite des Keta- 
gohegy bei Kestölcz nächst Gran (hier häufig), auf dem Johannis- 
berg und Lindenberg bei Ofen, in der Vertesgruppe bei Csoka. 
Nach Reuss auch auf der Matra. Fehlt im Tieflande; dagegen wie- 
der im Bihariageb. in der Fasanerie bei Grosswardein und im Ge- 
biete der schwarzen Körös in der Felsenenge hinter dem Schmelz- 
ofen von Petrosa und von da einwärts durch das Pulsathal bis zur 


Pietra pulsului. — Vorherrschend auf Kalk, sehr selten auf Trachyt 
und Sienit. 160—650 Met. 
350. Geranium robertianum L. — In Wäldern auf beschatte- 


ten Felsen, alten Baumstrünken und moosbewachsenem Erdreich, 
auf dem Gerölle der Schutthalden und unter Gebüsch an den Bö- 
schungen schattiger Hohlwege, mit besonderer Vorliebe in der Nähe 
von Bächen und Quellen. Im mittelung. Bergl. bei Paräd in der 
Matra, aın Nagyszäl bei Waitzen, auf dem Spitzkopf in der Magusta- 
gruppe, in den Wäldern zwischen Dömös, Visegrad, Szt. Läszlo 
und Sct. Andrae, auf dem Piliserberge und auf der Slanitzka bei 
P. Csaba, am Johannisberg und Schwabenberg bei Ofen. Auf der 
Kecskemeter Landhöhe in den Wäldern bei Monor, Pilis und Nagy 
Körös. Auf der Debreeziner Landhöhe bei Debreczin. Im Bihariageb. 
auf dem Batrinaplateau an den Felsen nächst dem Eingange in die 
Geisterhöhle bei der Stäna Oncesa (dies der höchste im Gebiete 
beobachtete Standort), im Poiena- und Pulsathal bei Petrosa, am 
Cärligata, auf der Pietra muncelului und ober der Höhle bei Fe- 
nalia; im Rezbänyaerzuge in der Valea carului und am Bache bei 
Rezbänya; in der Plesiugruppe bei den kalten Quellen hinter dem 
Bade Monesa. — Trachyt, Sienit, Schiefer, Kalk, Sandstein, tert., 
diluv. und alluv. Sandboden. 95—1330 Met. 

351. Erodium moschatum (L.) — Auf bebautem Lande. Im 
Bihariageb. als Unkraut in dem Gemüsegarten vor dem Wirths- 
hause in Negra im Aranyosthale. — Sandboden. 830 Met. — „Hoc 
in Cottu Aradensi occurere intellexi.* Kit. Add. 262. 

352. Erodium Ciconium (L.) — Auf bebaulem Lande, an 
Wegen und auf steinigen sonnigen Berghöhen. Am Blocksberge 
bei Ofen, am Fieberkreuzberg bei Gran (Feichtinger) und bei 


Tarjan nächst Gyöngyös (Janka). — Tert. Lehmboden. 95— 
250 Met. 

353. Erodium Neilreichii Janka. — Auf sandigem Boden 
nächst dem Brinzitö auf der Puszta Sashalom bei Hatvan. — Diluv. 
Sandboden. 120 Met. — Janka Oest. botan. Zeitschr. XVII. 101. 

354. Erodium eicutarium (L.) — Auf bebautem Lande, an 


Wegen und Dämmen, auf Viehweiden und wüstem Sandboden. 
Gyöngyös, Wailtzen, Gran, P. Csaba, Ofen, Stuhlweissenburg, Pest, 


282 


Soroksar, Monor, Nagy Körös, Kecskemet, Szolnok, Szegedin, 
Grosswardein, Belenyes, Vasköh, Körösbänya. Der höchste im Ge- 
biete beobachtete Standort: die vom Vieh beweidete Kuppe des 


Piliserberges. — Trachyt, Kalk, tert., diluv. und. alluv. Sand- und 
Lehmboden. 75—755 Met. 
355. Acer Pseudoplatanus L. — In Bergwäldern. Selten in 


grossen schönen Bäumen und meistens nur strauchartig. Im mittel- 
ung. Bergl. in der Matra bei Paräd und Reesk, auf dem Nagyszäl 
bei Waitzen, in der Pilisgruppe auf dem Kishegy, Piliserberg und 
Schwabenberg und bis herab zu dem Saukopf im Auwinkelthale 
bei Ofen. Hier am nördlich exponirten Gehänge bei 380 Met. der 
tiefste im mittelung. Bergl. beobachtete Standort. Im Bihariageb. 
auf dem Batrinaplateau in der Valea Odincutia bei Scarisiöra, bei 
der Stäna Oncesa, im Pulsa- und Galbinathale bei Petrosa, in 
der Valea seca, auf der Tataroea, Pietra muncelului, Pietra lunga 
und überhaupt auf allen Höhen zwischen Petrosa und Rezbänya bis 
in das Werksthal und bis in die Umgebung der Höhle ober Fenatia; 
in der Vulcangruppe auf dem Suprapietra poienile bei Vidra; in 
der Hegyesgruppe auf der Chiciora südöstlich von Buteni; in der 
Piesiugruppe auf der Kuppe des Plesiun und auf dem Vasköher 
Kalkplateau am Vervul Ceresilor bei Monesa. — Vorherrschend auf 
Kalk, weit seltener auch auf Porphyrit, Trachyt, Schiefer und Sand- 
stein. Im Bihariageb. 440—1327 Met. — Fehlt im Tieflande. Es 
verdient auch bemerkt zu werden, dass Acer Pseudoplatanus im 
Bihariageb. auf dem Rezbänyaer- und Petrosaerzuge fehlt, während 
derselbe auf den an diese beiden Hochgebirgszüge anschliessenden 
Kalkplateaus und niederen Bergzügen allgemein verbreitet ist, wornach 
sich also hier im Kleinen dasselbe Verhältniss der Verbreitung wieder- 
holt, welches man auch in den Alpen beobachtet, wo in der Randzone 
der nördl. und südl. Kalkalpen diese Ahornart sehr verbreitet ist, 
in den centralen Schieferalpen aber fehlt oder doch nur ganz ver- 
einzelt angetroffen wird. — Acer Pseudoplatanus spielt in den 
Sagen und Mährchen der Ost-Romanen eine grosse Rolle. Mehrere 
Berge erscheinen nach dem Ahorn (rom. Paltinu) benannt. 

356. Acer campestre L. — In gemischten Laubholzwäldern baum- 
förmig, an den Seiten der Hohlwege und Weinberge, sowie in Nie- 
derwäldern strauchig. Selten in kleinen Beständen, in der Regel nur 
eingesprengt und vereinzelt. Im mittelung. Bergl. bei Paräd und 
Recsk in der Matra, auf dem Spitzkopf in der Magustagruppe, im 
Auwinkel und Leopoldifeld, am Schwabenberg und überhaupt auf 
allen mit Mischwäldern bekleideten Höhen der Pilisgruppe bis auf 
die höchste Kuppe des Piliserberges. Nirgends häufiger und schö- 
ner als auf den Ausläufern des mittelung. Berglandes bei Gödöllö 
und auf dem Lösszuge des Viniszni vrch zwischen Tapio Süly, 
Gomba und Monor, wo stellenweise Gruppen von 30 bis 50 Bäu- 
men dieser Ahornart kleine Bestände bilden. Im Stromgelände der 
Donau bei Näna und auf der Margaretheninsel bei Ofen. Auf der 
Kecskemeter Landhöhe in den Wäldern bei Pilis und Monor; auf 


283 


der Debreeziner Landhöhe zwischen Bököny und Nyiregyhaza und 
bei Debreezin. Im Bihariageb. auf dem tert. Vorlande zwischen 
Grosswardein und Belönyes bei Bischof- und Felixbad, Lazuri, Ho- 
lodu, Petrani häufig und stellenweise in ansehnlichen baum- 
förmigenu Exemplaren; auf dem Vasköher Kalkplateau und in der 
Plesiugruppe bei Vasköh und Mon6sa, im Thale der weissen Körös 
bei Jöszäsz, Plesculia und in der Valea Liesa bei Halmaza, dann am 
Fusse des Rezbänyaer- und Petrosaerzuges ober der Höhle bei 
Fenatia, im Werkthale bei Rezbänya und im Poienathal bei Petrosa. 
Die zwei zuletzt genannten Standorte bezeichnen die lokale Grenze, 
welche der Verbreitungsbezirk dieser Ahornart gegen das höhere 
Gebirge findet. — Trachyt, Sienit, Schiefer, Kalk, tert., diluv. und 
alluv. Lehm- und Sandboden. Im Bihariageb. findet diese Baumart 
schon bei 570 Met., im mittelung. Berglande dagegen erst bei 
755 Met. ihre obere Grenze. 

357. Acer molle Opitz. (Acer tomentosum Kit. Add. 248.) — In 
Laubholzwäldern und in kleinen Gebüschgruppen auf Bergwiesen. Im 
wittelung. Berglande. Es liegen mir von dieser Pflanze, welche sich 
zu Acer campestre verhält, wie Acer obtusatum W. K. zu Acer 
opulifolium Vill., nur Exemplare vor, welche ich nächst dem 
Normabaum bei Ofen (kalkreicher tert. Lehmboden, 380 Met.) ge- 
sammelt habe; wahrscheinlich sind aber auch noch mehrere weitere 
Standorte, welche oben für Acer campestre angegeben wurden, 
richtiger hieher zu ziehen. 

358. Acer platanoides L. — Eingesprengt in den Buchen- 
wäldern, seltener auch in hoch gelegenen Eichenwäldern. Im mit- 
telung. Bergl. in der Matra bei Paräd und Recsk und im Thale 
Gergelhäza bei Bodony, in der Magustagruppe am Spitzkopf bei 
Gross Maros, am Nagyszäl bei Waitzen, in der Pilisgruppe am 
Kishegy, Piliserberg, Slanitzka, Johannisberg,, Schwabenberg und 
im Wolfsthale bei Ofen, in der Vertesgruppe bei Csoka. Ausser 
der Grenze unseres Gebietes häufig in den Buchenwäldern der 
Bakonygruppe, wo ich an der Gereneze bei Bakonybel Bäume 
mit 28 Met. Höhe beobachtete. Fehlt im Tieflande. Im Bihariageb. 
in der zerrissenen Randzone des Batrinaplateaus, im Pulsa- und 
Galbinathale, auf der Pietra lunga, Pietra muncelului, der Stanesa 
und überhaupt auf allen Höhen zwischen Petrosa und Rezbänya, 
ferner auf den Höhen des Kalkplateaus zwischen Vasköh und Monesa 
und in der Hegyesgruppe auf der Chiciora südöstlich von Bu- 


teni. — Vorherrschend auf Kalk, weit seltener auf Trachyt, Sienit 
und Schiefer. 270—1170 Met. 
359. Acer tataricum L. — In Niederwäldern und in den 


Lichtungen und an den Säumen der Hochwälder, welche die Land- 
höhen und die niederen das Tiefland umrandenden Bergzüge krö- 
nen. Im mittelung. Bergl. bei Recsk und im Thale Gergelhäza bei 
Bodony in der Matra, auf dem Spitzkopf in der Magustagruppe, auf 
dem Visegräder Schlossberg in der Pilisgruppe; auf den Ausläufern 
des mittelung. Berglandes bei Gödöllö und im Ufergelände der 


284 


Donau bei Näna. Auf der Kecskemeter Landhöhe in den Wäldern 
bei Monor, Pilis und Nagy-Körös. Auf der Debrecziner Landhöhe 
bei Debrecezin, zwischen Bököny und Nyiregyhäza und zwischen 
Valay und Nagy Karoly. Iım Bihariageb. auf dem tert. Vorlande von 
Grosswardein über Lasuri und Holodu bis Petrani und im Gebiete 
der weissen Körös bei Desna und Chisindia und über Jösasz und 
Plescutia einwärts bis in die Valea Liesa bei Halmaza. — Die Orte 
Petrani und Halmaza bezeichnen die Grenze des Verbreitungs- 
bezirkes dieser Pflanze gegen die höheren Stufen des Bihariage- 
birges. — Trachyt, Kalk, tert. und diluv. Lehm- und Sandboden. 
95—460 Met. 


360. Vitis vinifera L. — In Laubholzwäldern. Im mittelung. 
Berglande am Piliserberg und Kishegy, in den Wäldern bei Sct. 
Andrae, im Wolfsthale und ober dem Fasan bei Ofen, nirgends aber 
schöner und in grösserer Menge als zwischen Visegräd und Sazt. 
Läszlö, wo auf einer Strecke von mehreren Jochen im Buchen- 
walde fast jeder Baumstrunk des Hochwaldes von Weinreben um- 
rankt und die Baumkronen mit den üppigsten Rebengewinden 
übersponnen sind. Massenhaft in den Auen im Stromgelände der 
Donau bei Näna und auf der Margaretheninsel bei Ofen, wo die 
Reben uralter Weinstöcke bis zu den höchsten Wipfeln der Pappeln 
und Eichen emporklettern. In der Stuhlweissenburger Niederung 
im Walde bei Vajta und auf der Kecskemeter Landhöhe in den 
Wäldern bei Monor und Pilis und auf Puszta Peszer bei Als6 Dabas. 
Im Bihariageb. auf dem tert. Vorlande zwischen Grosswardein und 
Belenyes sowohl in den Wäldern als auch an den Hecken längs 
der Strasse bei Robagani und Lasuri sehr häufig. Ebenso auf dem 
niederen Kalkplateau bei Vasköh und im Thale der weissen Körös 
bei Chisindia nächst Buteni und von da einwärls bis Guraväli und 
Pleseutia, wo die Weinreben in den Eichenniederwäldern und in 
den Gehölzen längs dem Flussufer stellenweise Bäume und Sträu- 
cher mit den dichtesien Geschlingen verketten. — Trachyt, Kalk, 
tert. diluv. u. alluv. Lehm- und Sandboden 90—420 Met. 


Die Weinrebe wird im grössten Theile des Gebietes mit bestem Erfolge 
kultivirt. Am ausgedehntesten wird der Weinbau im m.ttelungarischen Berg- 
lande betrieben und es werden hier insbesonders am Ostrande und auf den 
niederen östlichen Ausläufern jener Höhen, welche das mittelungarische Berg- 
land bilden, Weine erzeugt, welche zu den edelsten und berühmtesten des 
Landes zählen. Auf den Landhöhen bei Soroksar, Pilis, Alberti, Irsa, Kecsxe- 
met und an vielen anderen Orten, ja selbst in der Tiefebene bei Tapio Szelle, 
Kisujszälläs etc. trifft man auf sandigem und schwarzem tiefgründigen Boden 
gleichfalls noch Weingärten an; die dort gewonnenen Weine sind aber nur 
selten von guter (ualität und werden desto schlechter, je mehr man sich vom 
Rande des Berglandes entfernt und dem centralen Steppengebiet der Tiefebene 
nähert. Im Bereiche des Bihariagebirges reicht gegenwärtig die Kultur des 
Weinstockes im Thale der schnellen Körös einwärts bis Elesd, auf den Ab- 
fällen Ges tertiären Vorlandes zwischen der schnellen und schwarzen Körös 
bis Holodu, Robagani und Venteri, im Thale der schwarzen Körös bis Belenyes 
und im Gebiete der weissen Körös bis Plescutia. Die besten Weine gedeihen 
bier an den gegen das Tiefland auslaufenden Vorhüzgeln der Hegyesgruppe bei 


285 


Menes und Vilägos. — Unverkennbar ist die Vorliebe des Weinstockes für den 
tiefgründigen an Alkalien reichen Lehmboden, welcher im Gebiete das trachy- 
tische Substrat bedeckt. — Die obere Grenze der Weingärten fällt an der 
südlichen Abdachung des Nagyszäl bei Waitzen auf 415 Met., in der Magusta- 
gruppe auf den südl. expon. Gehängen ober Gross Maros auf 420 Met., in der 
Pilisgruppe bei Visegräd an einem südöstl. Gehänge auf 435 Met., bei Set. 
Andrae an südöstlicher Lehne auf 458 Met., am Dreihotterberg bei Ofen bei 
südl. Exp. auf 450 Met. und im Bihariazeb. bei Plescutia im Thale der weissen 
Körös auf 355 Met. — Im mitteung. Bırglande ist die Weinkultur in vielen 
höheren Lagen aufgegeben worden und man findet dort z. B. bei Visegräd, 
Set. Andrae und Ofen bei 450 Met. ziemlich umfangreiche aufgelassene Wein- 
gärten. Auch im Bihariageb. war der Weinbau früher viel ausgedehnter als 
gegenwärtig, und nachgewiesener Massen fanden sich dort noch vor dem 
Jahre 1848 Weingärten bei Vasköh, Ocitor, Baniesci und Brotura und im 
Thale der weissen Körös sogar noch bei Halmaza in der Seeliöhe von 390 Met. 
an Orten, wo der Weinbau heutzutage gänzlich aufgegeben i-t. 


—- or — 


Meine Exkursionen auf Belchen und Feldberg im Sommer 1867. 
Von Vulpius. 
1. 


Weil in Spenner’s Flora Friburgensis und neuerdings in 
Doell’s badischer Flor Centaurea phrygia L. als auf dem höhern 
obern Schwarzwald vorkommend eitirt ist, ich aber nur immer da 
Centaurea nigra sehen konnte, so unternahm ich, um mir wo möglich 
einmal in dieser Beziehung Gewissheil, d. h. die Centaurea phrygia 
zu verschaffen, eine Exkursion in jene namentlich aufgeführte Ge- 
genden und fuhr demgemäss mit dem ersten Zug am Morgen des 
26. August nach Freiburg. Von da bis in’s Himmelreich benülzte 
ich den Omnibus und schlug dann den Weg ein, der über Bu- 
chenbach und die Wagensteig nach St. Märgen führl, verliess nach 
einer Stunde aber auch diesen, indem ich bei einem Wegweiser ange- 
langt, wo es heisst: „Nach Spirtzen,* da abbog und diesen Weg 
nun wählte, der durch ein Seitenthälchen in östlicher Richtung an- 
steigend an einzelnen Häusern und nicht weit mehr von der Höhe 
am Wirthshaus in den Spirtzen vorüber in ungefähr zwei Stun- 
den das Hochplatleau des Schwarzwalds erreicht, wo sich dann 
nicht mehr sehr ferne das Wirthshaus „auf dem Thurner“* meinen 
verlangenden Blicken zu erkennen gab. Gleich beim Eintritt un- 
ten in das Thälchen der Spirtzen war ich überrascht, die ganze 
rechte Bergseite mit Sarothamnus bewachsen zu sehen, der in der 
Müllheimer Gegend nicht vorkommt, und der überhaupt dem 
Schwarzwald südlich von Freiburg nicht mehr hold ist, Dazwischen 
blühte Hieracium umbellatum, hin und wieder erschienen am Weg 
Dianthus deltoides. Galeopsis ochroleuca, Jasione perennis, stel- 


286 


lenweise auch Trupps von Centaurea — aber nicht phrygia, son- 
dern nigra. Massen verschiedenarliger Brombeersträucher rankten 
am Weg und erquickten mich mit ihren reifen Beeren, von denen 
die schönen grossen säuerlich-süssen des R. glandulosus Bell. 
mir am besten mundeten. Nach gepflogener Mittagsrast auf dem 
Thurner verfolgte ich die Strasse nach Waldau, dessen in den 
Schwarzwald - Reisebüchern so sehr gerühmtes Gasthaus zur 
„Traube* ich natürlich nicht blos von Aussen kennen lernen 
wollte und ich überzeugte mich sofort, dass unter der Leitung einer 
thätigen und verständigen Wirthin hier der Geist der Ordnung 
und Reinlichkeit walte. Von der „Traube* weg zog ich mich links 
hinauf nach den bewaldeten Höhenzügen, wo sich mir die Ein- 
sicht aufthat in die engen wilden steil abstürzenden Thalschluch- 
ten der Wild-Gutach. Bei der „Kalten Herberg“ angelangt, machte 
ich „Kehrt* und ging auf der gewöhnlichen Strasse gegen Waldau 
zurück, an deren Rändern rechts ich Rhinanthus angustifolius und 
links Centaurea nigra bemerkte — aber keine phrygia. In den 
Wiesen des Langenordnachthals, durch das hinauf ich jetzt meinen 
Weg nahm, bemerkte ich öfters Phyteuma nigrum. Nicht weit von 
der Neustadt, beim Wirthshaus „zur Spiegelhalde,“ betrat ich die 
Landstrasse und schritt auf dieser nun wacker vorwärts, da der 
Abend heranrückte. Besorgend wegen Ueberfüllung von Gästen im 
„Rössle“* da keinen Platz zum Uebernachten mehr zu finden, so 
versuchte ich’s schon in der „Laffete“* und meiner Frage folgte 
eine bejabende Antwort. Also abgelegt und sich gelagert. Und es 
erwies sich in der Folge als eine glückliche Fügung, dass ich in 
der „Laffete“ eingetreten war. Mein Plan strebte für morgen nach 
dem Feldberg und zufällig hatte auch der Laffetenwirth morgen 
Früh in jener Richtung hineinzugehen um Bäume zu holen, wess- 
halb wir verabredeten mit einander zu gehen. 

Nachdem am folgenden Morgen der Knecht mit dem Wagen 
längstv orausgegangen war, verliessen nach genommenem Frühstück 
der Wirth und ich, wohl zufrieden mit der Bewirthung um 6 Uhr 
die „Laffete.“ Es war ein herrlicher Morgen — Nebel zwar lagerle 
auf den Höhen, aber der Himmel wölbte sich klar und blau darüber. 
Nachdem wir ungefähr drei Stunden zusammen gegangen, trennte 
sich unser Weg. Der Wirth musste nun links abfahren und ich war _ 
von da an in einer Viertelstunde „im Rinken.* Mehrmals war ich 
wieder an Centaurea nigra vorübergekommen, aber nirgends zeigte 
sich mir phrygia. Dagegen begrüsste mich auf seinem alten Posten 
im Wald gegen die Baldenweger Hütte hinauf das Hieracium wie- 
der, das ich vor zwei Jahren zuerst da gefunden und bis vor 
kurzer Zeit für H. rigidum Hartmann gehalten hatte. Wie nun 
aber Vergleichungen mit von E. Fries erhaltenem H.rigidum H. aus- 
weisen, ist meine Feldbergpflanze nicht diess Hieracium. Eine bo- 
tanische Autorität unseres Landes schreibt mir darüber, „das Hie- 
racium vom Feldberg ist mir sehr merkwürdig, entweder gute Art 
oder — so paradox es klingt, eine bisher wenig beobachtete kahle 


287 


Form von H. sabaudum «. boreale* — Dazu stimmt aber der 
weiche zusammendrückbare Stengel, das involucrum und die frü- 
here Blüthezeit nicht. Ich bin daher hinsichtlich seiner noch nicht 
über alle Zweifel hinaus. Ober der Baldenweger Hülte, am Fuss 
des Baldenweger Buks, traf ich an einem fliessenden Wässerchen 
zwischen Felsen Epilobium trigonum und Selaginella spinulosa. 
Das Wetter war so schön, zu eilen halle ich nicht, so stieg ich 
nun durch Unmassen reifer, köstlicher Heidelbeeren am Balden- 
weger Buk hinauf, um die einzelnen auf mich herabschauenden 
Felsparthien mit ihrer hübschen, pflanzenreichen Umgebung genauer 
zu betrachten. Während Mespilus Chamaemespilus, Rosa alpina, 
Sorbus aucuparia, Salix grandifolia, Rubus saxatilis u. dgl. die 
Felsmassen umslanden, schmückten sich die Grashalden mil Arnica 
montana, Hieracium vulgatum, Solidago Virgaurea, Aconitum Na- 
pellus. Unter diesen Dingen blieb mein Auge plötzlich noch auf 
einem andern Hieracium haften, dessen Anblick mich desshalb noch 
besonders erfreute, weil nun bezüglich seiner meines sel. Freun- 
des Spenner’s Ehre durch mich gereltet werden sollte. Seit einer 
Reihe von Jahren war nämlich das von Spenner „am Höchsten,* 
am Baldenweger Buk und am Seebuk auf dem Feldberg angege- 
bene Hieracium prenanthoides Vill. nicht mehr beobachtet worden, 
oder vielmehr es wurde das H. corymbosum Fries am Seebuk dafür 
genommen, bis es sich endlich in Folge erhobener Zweifel und Ein- 
sprache von meiner Seite herausstellte, dass das Hieracium am Seebuk 
nicht prenanthoides, sondern corymbosum Fries sei. Auf dieses 
hin fing man an zu glauben, Spenner müsse sich in diesem Hie- 
racium geirrt haben und prenanthoides komme auf dem Feldberg 
gar nicht vor. Nun aber hier am Baldenweger Buk stand unver- 
sehends das wahre H. prenanthoides Vill. in Lebensgrösse und 
bester Blülhe vor mir. Dass mir dieser Fund eine grosse Freude 
machte, versteht sich von selber. Als ich aber nach geschehe- 
ner Zueignung einer Anzahl Exemplare mich dem Seebuk zuwen- 
dete, da wartete meiner noch eine andere Gabe, wie mir der 
Himmel keine köstlichere hätte spenden können. -—- Halt! was ist 
das dort d’rin im Gebüsch für ein Gewächs von so fremdarligem 
Aussehen, es sieht fast aus wie eine Cacalia. ist’s aber doch nicht 
— ich trete näher hinzu — ein blauer Blüthenstand leuchtet mir 
bereits entgegen; Grösse, Gestalt und Farbe der Blumen haben 
Aehnlichkeit mit Lactuca perennis, allein Laetuca perennis kann 
sich nie auf dem Feldberg verirren. Noch einen Schritt und ich 
stehe davor. Jetzt aber mein Glück, meine himmlische Freude zu 
beschreiben, die meinen ganzen Körper durchbebte, ist unmöglich, 
als ich so unerwartet den so seltenen und in Deutschland noch 
nie gefundenen, auch von mir noch nie, weder lebend noch ge- 
trocknet, gesehenen aber seit so vielen Jahren sehnlichst ge- 
wünschten — Sonchus Plumieri in der vor mir stehenden Pflanze 
erkenne. Bis dahin nur aus einigen wenigen vereinzelten Fund- 
orten der Alpen in der westlichen Schweiz und den höchsten 


288 


Jochen der Vogesen im Koch’schen Ländergebiet bekannt, war 
mir die Ehre und Freude aufgehoben, der Entdecker dieser Pflanze 
auch auf deutschem Boden zu sein. Freilich und eigentlich sind 
die Vogesen auch deutscher Boden, nur eben jetzt nicht. — Ich 
lebe aber der Hoffnung, dass sie früher oder später, wenn der 
deutsche Vaterlandssinn einmal wieder höhere Wogen schlagen 
wird, mit dem alten deutschen Mutterland wieder werden vereinigt 
werden, denn was von Gott und Rechtswegen zusammengehört, 
das soll und kann der Mensch nicht auf ewig Irennen, und sei es 
auch ein Napoleon oder ein Bismarck. — Mehr als diess eine Exem- 
plar war mir nicht möglich aufzutreiben und ich zweifle, ob später 
mehrere noch werden gefunden werden, denn nur seine so grosse 
Seltenheit macht sein bisheriges Unbekanntbleiben erklärlich. — 
Am Seebuk traf ich das Hieracium corymhosum in bester Blüthe 
und zahlreich, so auch Senecio Jacquinianus Rchb., letzteren jedoch 
schon abgeblüht. Dieses so frühzeilige Abgeblühtsein in 4500‘ Höhe, 
während Senecio Fuchsi in den unteren Waldregionen noch in 
voller Blüthe steht, kann auch als ein Unterscheidungszeichen von 
letzterem angenommen werden. Nun aber mussie ich eilen den 
Gasthof „zum Feldberger Hof“ noch vor dem Regen zu erreichen, 
denn die Nebel von heute Früh waren aufgestiegen und ein Don- 
nerwetter schon über mir losgebrochen. Es war 3 Uhr Nachmil- 
tags als ich eintrat in die mir wohlbekannten und wohlgeneigten 
Räume und dass es unverweilt an’s Einlegen ging, versteht sich 
von selbst, an’s Einlegen in den Magen und an’s Einlegen in’s 
Papier, während es draussen donnerte und wetterte. Abends beim 
Nachtessen kam noch ein Herr mit Gattin zum Uebernachten an. 
Auch drei schmutzige Engländer machten noch ihre geisterhafte 
Erscheinung, frugen wie theuer pr. Person das Belt über Nacht, 
und als der Wirth ihnen sagte 48 kr., verliessen sie wieder das 
Haus und irrten auf dem Feldberg herum, bis sie in die Menzen- 
schwander Hütte kamen, dort sich auf die Bänke sireckten für 
12 kr. die Person und zu Dritt miteinander einen Schoppen Wein 
tranken. Ich vermuthe, es sind feiernde Londoner Schneidergesel- 
len gewesen, die, um wohlfeiler als in England zu leben, nun auf 
solche Weise Deutschland durchreisten. 

28. August. Die ganze Nacht hindurch Regen und diesen 
Morgen nun dieker undurchdringlicher Nebel und gewaltiger Wind 
über den Berg. Darauf konnie nun aber keine Rücksicht genom- 
men werden, es galt das Wohl meiner Pflanzen, die musste ich 
trachten, so schnell wie möglich heimzubringen, um sie lege artis 
besorgen zu können. So brach ich nach dem Frühstück um 8 Uhr 
auf und meinen Weg über den ganzen Rücken des Berges dem 
Thurm zu nehmend, stieg ich von da an der St. Wilhelmer Hütte 
vorüber in’s Wilhelmer Thal hinab; hinaus nach Oberried und um 
2 Uhr marschirte ich schon zum Schwabenthor nach Freibung hin- 
ein. Abends 5 Uhr brachte mich dann die Eisenbahn vollends heim 
nach Müllheim, zwar nicht mit der gehoflten Centaurea phrygia, 


—_ 


289 


aber mit dem unverhofften und ungleich werthvollern Sonchus Plu- 
mieri. — lch nannte es weiter oben ein Glück, dass ich in der 
„Laffete* übernachtete. Hätte mich nämlich mein guter Genius nicht 
dort heissen anfragen, so wäre ich andern Tags auf einem andern 
Weg als auf dem mit dem Laffetenwirth dem Feldberg zugegangen 
und dann wäre ich nicht dahin gekommen, wo ich den Sonchus 
Plumieri fand. 

Mein Wunsch, mein Verlangen, wenn auch nur noch nach 
einem einzigen Sonchus Plumieri, damit es doch wenigstens ein 
Pärchen gebe, liess mir keine Ruh’ und wollte ich gehen, so durfte 
ich nicht mehr lange warten. 

Um zugleich auch dem Belchen wieder einen Besuch zu ma- 
chen, ging ich somit Nachmittags am Samstag den 7. September 
auf die Sirnilz. 

Sonntag Vormittags kam ich in’s Belchenhaus und setzte 
Nachmittags meine Reise fort über Aitern und Todnau bis Fahl. 
Da, beim edlen Tobias wurde übernachtet. 

Montag Morgens am 9. wurde der Feldberg in Angrifl ge- 
nommen, in der Todnauer Hülte gefrühstückt. D’rauf vollends zum 
Thurm hinauf, da war’s 1/8 Uhr. An der Zarstler Wand (in Spen- 
ner immer unter dem Namen „Osterrain* aufgeführt) anfangend, 
ging es keine fünf Minuten und Hieracium prenanthoides stand 
schon wieder vor mir. Am häufigsten jedoch begegnete ich ihm 
wie vor 14 Tagen am Baldenweger Buk und sehr lieb war es mir, 
darunter jetzt auch Exemplare mit reifen Früchten zu bekommen. 
Hinsichtlich des Vorkommens dieser Pflanze machte ich die Bemer- 
kung, dass sie hier am Feldberg ganz besonders steil abfallende 
Wände mit Felsenschultuntergrund liebt und zwischen Solidago 
Virgaurea, Hieracium murorum und vulgatum, diesen fast gleich- 
farbigen Genossen, sich gleichsam versteckt hält. Zerstreut da- 
zwischen stehen einzelne Sorbus Aria, aucuparia, Chamaemespilus, 
Salix grandifolia, Rosa alpina, während der Scheitel der Wand 
sich mit Arnica montana und Gentiana lutea schmückt. Bezüglich 
der Standorte des Hieracium prenanthoides Vill. sagt Spenner 
in seiner Flora friburgensis: „in rupibus graminosis m. Feldberg 
am Oslerrain detexit Fr. Wieland 1823; — in praeecipitio a cacu- 
mine Seebuk versus lac. Feldsee et secus torrentem alibi nuper- 
rime in abundantia vidi.“ — Mit dem ersteren Standort, am Oster- 
rain hat es seine Richtigkeit, da steht es, wie ich mich selbst 
überzeugte. Wie aber Spenner und mit und nach ihm auch noch 
andere Botaniker das Hieracium am Seebuk auch für prenanthoides 
halten konnten, kann ich fast nicht begreifen, denn das am Seebuk 
ist Hieracium corymbosum Fries und der Unterschied dieser bei- 
den Pflanzen ist so in die Augen springend, dass ich glauben 
sollte, wer einmal H. prenanthoides gesehen, draussen in der Natur 
an Ort und Stelle, der könnte H. corymbosum nicht damit ver- 
wechseln. Abgesehen von allen andern Unterscheidungsmerkmalen 
geben schon allein die reifen Früchte den speeifischen Unterschied 


Oesterr, botan Zeitschrift 9. Heft. 1868 22 


290 


zu erkennen. Beim prenanthoides sagt Fries: „Achaenia pallida* 
und beim corymbosum „Achaenia castanea.* Und so verhält sich 
die Sache auch in der That. Schon das Gefühl lässt den Unter- 
schied erkennen — die Blätter des corymbosum fühlen sich dick, 
lederartig an, die des prenanthoides weich und krautig. Dass diese 
zwei Pflanzen nicht zusammengehören, ja gar nichts mit einander 
wollen zu thun haben und in keine Berührung mit einander kom- 
men, geht auch deutlich daraus hervor, dass, obgleich sie 
gar nicht weit von einander wohnen, doch keine die Behausung 
der anderen belritt — wo H. corymbosum steht, da kommt kein 
prenanthoides und wo dieses, da sieht man sich umsonst nach 
corymbosum um. Dass übrigens auch corymbosum wie prenanthoi- 
des in verschiedenen Formen auftritt, davon habe ich mich voriges 
Jahr schon überzeugt, und jetzt wieder. Die normale auf Felsen 
stehende Pflanze hat einen 1'/,‘ hohen, straffen, blätterreichen Stengel, 
Exemplare dagegen, die im Felsenschutt standen, hatten über 2‘ 
lange fast niederliegende Stengel, nur mit wenigen, bedeutend 
grösseren und weit aus einander stehenden Blättern versehen. — 
Nun aber weiter; es galt mit dem Sonchus Plumieri noch einmal 
mein Glück zu versuchen. Ueber 4 Stunden kletterte ich an jenen 
Wänden auf und ab, hin und her, Sonchus Plumieri aber fand ich 
keinen mehr. Der am 27. August d. J. von mir gefundene Stock, 
scheint der einzige auf dem Feldberg zu sein. — Meine Arbeit war 
da nun abgethan und endlich nach sechsstündigem Herumklettern 
an den steilen Wänden des Feldbergs, wobei meine alten Knochen 
das fast Uebermenschliche leisteten, betrat ich um 4 Uhr den Gast- 
hof, um ihnen die benöthigte Ruhe und Erholung angedeihen zu 
lassen. Doch mein Weg war für heute noch weit und nach einer 
Stunde begann der Marsch von neuem. Weil ich auf meiner Reise 
vor vierzehn Tagen an den angegebenen Standorten keine Cen- 
taurea phrygia, sondern überall bloss die nigra fand, so wollte 
ich jetzt wiederholt jene Reviere durchgehen. Somit verliess ich 
um 2 Uhr wieder den trefflichen mit Fremden Tag und Nacht fast 
überfüllten Gasthof auf dem Feldberg, indem ich den Weg nach 
dem See hinab einschlug, ging aber, ohne mich bei ihm aulzuhal- 
ten, durch’s Rothwasserthal hinaus, am Titisee vorüber, der so 
hoch stand, dass weit im See die Tannen standen, und gewann, 
die Lenzkircher Strasse überschreitend, die von Neustadt, welche 
ich dann so weit verfolgte, bis mir nicht mehr weit von dieser 
Stadt ein Wegweiser zeigte, wo es nach Langenordnach und 
Waldau geht. Um 1%8 Uhr nahm ich im Wirthshaus zu Langen- 
ordnach, noch 3/, Stund bis Waldau, Quartier, weil ich unterwegs 
erfahren hatte, dass grosse Festivität heute in der „Traube“ in 
Waldau sei und ich daher dort schwerlich ein Unterkommen für die 
Nacht finden würde. Ich kann mich übrigens mit meiner Bewir- 
thung in Langenordnach nur zufrieden erklären. Die Leute hier 
auf dem hohen Schwarzwald sind äusserst fleissig; Abends arbei- 
ten sie draussen bis in die Nacht hinein und heute Früh, den 


291 
10. September, war um 4 Uhr schon wieder Alles lebendig im 
Haus. 

Um 146 Uhr setzte ich meine Reise fort, ging an der 
„Traube* in Waldau und am Thurner vorüber, nahm von da den 
Weg nach den Spirtzen, kam durch diess drei Stunden lange Thäl- 
chen hinunter nach Buchenbach auf der Strasse nach St. Märgen 
und hielt im Himmelreich endlich Rast bei einem Schoppen Alten. 
Zwei Stunden lang hatte ich noch im Regen zu gehen, bis ich um 
1 Uhr die Stadt Freiburg betrat, wo dann der Körper gepflegt 
wurde, bis um 4 Uhr der Zug mich aufnahm und um 5 Uhr nach 
Hause brachte — ich aber keine Centaurea phrygia, sondern 
überall wie das letztemal nur nigra zu sehen bekommen halte. 
Dass sie aber dennoch dort vorkommt, hat mich erst neuerdings 
wieder Herr Doell versichert, der von Spenner selbst in jenen 
Gegenden gesammelte Exemplare in seinem Herbar bewahri. Ich 
werde daher nächstes Jahr wieder darnach gehen, aber einige 
Wochen früher, denn im Engadin und Wallis, 4—5000' ü. M., 
blüht sie schon Anfangs August. 

Das Anfangs Oktober eingetretene kalte unfreundliche Wetter, 
das während es im Land unten regnete, dem Belchen eine 2‘ dicke 
Schneedecke überwarf, nöthigte den Wirth im Belchenhaus zum 
Abzug zu blasen. 

Als nun der 14. d. M. uns einen hübschen Nachmittag brachte 
so säumte ich nicht ihn zu einem Abschiedsbesuch auf dem 
Belchen zu benutzen und kam bei guter Tageszeit noch oben an, 
um die vor mir ausgebreitete Alpenkeite bewundern zu können. 
War aber die Alpenansicht diesen Abend schon herrlich, so wurde 
sie dennoch vom Morgen des 15. noch weit überboten. Der Him- 
mel hatte sich in der Nacht schon wieder getrübt und eine graue 
Nebelwand von Mont blanc bis zu den Bernern sich vorgeschoben, 
allein von da an bis weit nach Osten, wo die Vorarlberger, 
Montafuner und Unter-Engadiner die Grenzmauer bilden, standen 
die Alpen in einer wundervollen Reinheit und Klarheit da und 
schienen so nahe gerückt, dass sie den Einblick in ihre entlegen- 
sten und hintersten Winkel, frei und offen gestatteten und als nun 
ein mächtiges Morgenroth sich erhob und all’ diese Gebirgsmassen 
sammt ihren so verschiedenartig gestalteten Spitzen und Kuppen 
in Feuer setzte, da erschienen sie in einer Beleuchtung, wie etwas 
Prachtvolleres und Ergreifenderes nicht gedacht werden kann, 
ebensowenig als ich vermöchte die Gefühle mit Worten zu schil- 
dern, die da mich durchdrangen. Die aufgehende Sonne selzte das 
himmlische Schauspiel fort. 

Weil diese Erscheinungen aber ein sicheres Zeichen kom- 
menden Regens sind, und der Himmel sich schon getrübt hatte, so 
nahm ich nach 8 Uhr Abschied vom Belchenhaus und seinem ge- 
fälligen Wirth, zum siebenten und letztenmal für dieses Jahr, denn 
am 17. hat auch dieser den Berg verlassen und bezog sein Winter- 
quartier drunten in Schönau im Wiesenthal. Um Mittag, gerade 

IK 


292 


als ich die Heimath wieder erreicht hatte, kehrte dann der ver- 
kündete Regen wieder. Von blühenden Pflanzen, die sich droben 
unter dem Schnee noch erhalten hatten, waren kümmerliche Apar- 
gia alpina und die ein- und grossköpfige Alpenform von A. autum- 
nalis die einzigen. — Ich bin nun angelangt am Schluss meiner 
diessjährigen Belchen- und Feldbergreisen und mancher Genuss ist 
mir durch sie wieder geworden. Auch auf meine Gesundheit üben 
die Bergreisen den günstigsten Einfluss aus, ich fühle mich da 
immer so wohl und so frei, so frisch und so frehen Muthes. Daher 
überlass’ ich es Andern, dem Menschen ein Hoch auszubringen, 
ich rufe: „die Berge sollen leben — die Berge leben hoch !* 

Von denjenigen Pflanzen, die ich sonst noch in meiner nähern 
Umgebung diesen Sommer beobachtet und theilweise eingelegt 
habe, will ich noch nachstehende als die bemerkenswerlhesten er- 
wähnen: Viola alba Besser, unter Pinus sylvestris im Steinacker, 
März. Ajuga pyramidalis L. auf Gneisgrund auf lichten Waldstellen. 
beim Schweighof, eine Stunde vom Müllheim, am 3. Mai; ihre 
besten und deullichsten Unterscheidungszeichen von der A. gene- 
vensis sind folgende: die grossen breiten ungetheilten fest am 
Boden liegenden oft sehr zahlreichen Niederblätter; die kleinen 
von den ungelappten Brakteen weit überragten und durch diese 
fast verborgenen Blumen, die, gleich wie bei Melampyrum eristatum, 
schön vierzeilig gestellte Blüthenähre und der von dichten, weissen 
Haaren sammtartig anzufühlende Ueberzug der ganzen Pflanze; 
endlich der rothbraune Anflug von Oben herab bis auf die Mitte. — 
Eine ausgezeichnete Form von Draba verna, vielstengelig mit 
kleinen runden Schötchen; in Reben bei Mauchen, 18. April. — 


Dentaria pinnata bei Sitzenkirch, 25. April. — Fragaria Hagen- 
bachiana bei Zunzingen, 22. April. — Alnus pubescens am Rhein, 
3. Mai. — Amelanchier vulgaris auf Gneis, auf dem Brudermatt- 


felsen, 10. Mai. — Thalictrum aquilegifolium im Gebüsch am Rhein, 
18. Mai. — Anthriscus vulgaris bei Neuenburg, 18. Mai. — Ly- 
thospermum purpureo-coeruleum auf der Schwärze, 25. Mai. — Me- 
dicago minima, Himantoglossum hircinum, Orobanche Hederae bei 
Istein, 27. Mai. — Orobanche rubens und minor im Steinacker, 
31. Mai. — Anthericum Liliago, auf dem Brudermatifelsen auf Gneis, 
11. Juni. — Thalietrum simplex bei Buggingen, 18. Juni. — Cam- 
panula pusilla, Prunella alba, Achillea nobilis, Teuerium montanum, 
Carduus multiflorus bei Steinenstatt am Rhein, 11. Juli. — Hiera- 
cium bifurcum, Aceras anthropophora, Ophrys apifera auf dem Lug- 
insland bei Müllheim , 6. Juli. — Veronica scutellata, Drosera 
rotundifolia am Nannmaltweiher, 22. August. — Seirpus setaceus 
bei Lipburg , 24. August. — Seirpus Tabernaemontani am Rhein, 
18. September. — Hieracium Iycopifolium, Trifolium hybridum, 
Ozxalis strieta, Epilobium Lamyi auf dem Freiburger Schlossberge, 
26. September. — Centaurea maculosa und solsticialis, Plantago 
arenaria bei Neuenburg, 27. September. 
Müllheim im Breisgau, im December 1867. 


293 


Phytographische Fragmente. 


Von Dr. Ferdinand Schur. 


XAXIX. 


Viola alba Bess. primit. Sl. Galic. 1, p. 171. 


Es liegt in der Natur der Veilchen, leicht die Farbe zu 
ändern, und V. hirta, ambigua, sciaphila, campestris, odorata, 
suavis, selbst Y. alpina habe ich mit weissen Blumen gefunden, 
Daher mag es wohl kommen, dass unter V. alba in den Herbarien 
sehr verschiedene Formen der oben genannten Veilchen als V. alba 
Bess. aufbewahrt werden, wie z.B. Y. hirta albiflora, V. odorata 
albiflora, V. hortensis var. leucantha Schur u. s. w., ein Beweis, 
dass V. alba Bess. eine wenig gekannte aber viel verkannte Art 
ist. — Koch (syn. ed. 2, p. 90) hält Viola alba Bess für eine 
gule Art, und ich bin derselben Meinung, obschon ich Besser’sche 
Originalexemplare nie zu Gesichle bekommen konnte. — Die sie- 
benbürgische Viola alba, welche die echte Pflanze repräsenliren 
dürfte, ist von der in der Wiener Flora wachsenden sehr ver- 
schieden, und die lelztere, welche von vielen Botanikern nur als 
Var. von Y. odorata angesehen wird, ist nach meiner Ansicht 
weder V. odorata noch V. alba Bees., sondern eine eigenthüm- 
liche hübsche Form, — Auch im botanischen Garten des k. k. 
Theresianums habe ich auf den Grasplätzen gleichsam wildwachsend 
eine Viola alba gefunden, welche ich wegen der schwärzlichgrünen 
Blätter V. nigricans nennen möchte, und die ausserdem noch durch 
den sparrigen Habitus, den einfachen, nur an der Spitze faserigen 
Wurzelstock, so wie durch die Abwesenheit der Stolonen sich 
kennzeichnet. — Die siebenbürger Viola alba —V. obscura albi- 
flora Schur En. pl. Transsilv. p. 80, welche an felsigen Orten 
auf Glimmerschiefer gemeinschaftlich mit V. obscura Schur und 
V. mieroceras Schur |. c. vorkommt, ist von der hiesigen durch 
schlankeren, zarteren Habilus, die Anwesenheit langer, ästiger 
Stolonen, herzeiförmigen, nicht schwärzlichen, kleinen Blättern und 
durch die kleinen Blumen mit weissem Sporn verschieden. — Diese 
letztere halte ich für V. alba Bess. 

Sehr verschieden von dieser V. alba Bess. ist die in den 
siebenbürgischen Gärten, namentlich bei Hermannstadt, als Viola 
alba gezogene Viola, welche ich in meiner En. p. 82 als Y. hor- 
tensis oder V. adorata leucantha Schur aufgeführt habe, deren 
Blumen elfenbeinweiss (eburnei) sehr wohlriechend sind und einen 
viel kürzeren weissen Sporn haben. Die Blätter dieser Viola sind 
rundlich nierenförmig mit geschlossenem Herzwinkel, dessen Lappen 
einander berühren oder decken. — Die Stolonen sind sehr lang, 
wurzelnd äslig und oft an der Spitze blumentragend. — Vielleicht 


294 


eine durch die mehrjährige Kultur entstandene Form. — Ich fand 
dieselbe in Gärten des Herrn Pfarrers Ackner in Hammersdorf 
und Herrn Mich. Bielz in Hermannstadt, wild in den Weinbergen 
bei Hammersdorf und Talmatsch, wo sie im Mai blühte. 


XXX. 
Viola vivariensis Jord. 


Im botanischen Garten des k. k. Theresianums, steht der V. 
saxatilis Schmidt und Y. segetalis Schur ziemlich nahe, wie 
selbige denn ebenfalls wie diese beiden zum Typus von Y. tricolor 
gehören. V. vivariensis hat eiförmige, etwas spitzere, plötzlich am 
Blattstiel verlaufende Stengelblätter und kürzere, feiner zerschlitzte, 
handförmige Stipulen, deren Abschnitte linienförmig oder länglich- 
linienförmig sind. — Die Blumen sind klein, von der Grösse wie 
V. segetatis, gelb oder bläulich. Der Sporn dünn, die Anhängsel 
der Kelchblätter doppelt überragend. 


XXX. 


Viola segetalis Schur En. p. 85 = V. bicolor Baumg. En. 39] = 
V. tricolor parviflora Schur sert. n. 370. 


Zwischen Wintersaaten bei Laa gegen Simmering, nebst der 
noch unentwickelten, 1—?2 Zoll hohen, einblumigen Var,, welche 
als V. Kitaibeliana R. et S. im Umlaufe ist. 


XXXL. 


Viola banatica Kit. R. et S. syst. 5. p. 382. = V. tricolor var. 
banatica Rehb. icon. fig. 4517. 


Auf Aeckern zwischen Luzernen (Medicago sativa) bei Döbling 
Juni 1867 cum var. latifolia. 

Caule 10—12 poll. a basi ramoso, ramis curvato-adscenden- 
tibus substoloniferis foliisque hirto. Foliis radicalibus caulinis- 
que late cordatis rotundato-obtusis microdentatis in petiolum apice 
dilatatum subito attenuatis. Stipulis ambitu ovatis digitato- 
multifidis, laciniüs linearibus vel antice dilatatis. Floribuws mini- 
mis V. segetalis subsimilibus ochroleueis, longissime pedunculatis. 
Pedunculis acxillaribus folium suum multoties superantibus. 
Petalis calyce subaequantibus. Sepalis lanceolaltis acuminalis 
' appendice emarginato crenulatove triplo longioribus. 

Diese breitblättrige Var. auf Aeckern zwischen Dornbach und 
Weinhaus Juli 1867. 


Literaturberichte. 


— „Das Pflanzenreich. Anleitung zur Kenntniss desselben 
nach dem Linne’schen System, unter Hinweisung auf das natürliche 
System. Nebst einem Abriss der Pflanzengeschichte und Pflanzen- 
geographie. — Neunte ansehnlich vermehrte und verbesserte Auf- 
lage. Mit 613 in den Text gedruckten Abbildungen. Von Schulrath 
und Professor ete. Dr. Friedrich Wimmer in Breslau. — Bei Fer- 
dinand Hirt, königliche Universitäts - Buchhandlung in Breslau, 
1868.* 

Dieses Buch ist wohl keiner streng wissenschaftlichen Kritik 
zulässig, da es als Elementarbuch nur das allgemein Bekannte und 
Wissenswürdigste geben kann und auf 222 Seiten alle Zweige der 
so umfangreichen Botanik, wenn auch in aller Kürze, klar und 
deutlich behandelt. — So finden wir z. B. p. 1—14 einige Kardinal- 
sätze der Physiologie und Anatomie der Pflanzen durch korrekte 
Abbildungen erläutert; p. 5—17 die Morphologie der Pflanzen durch 
zahlreiche Abbildungen verdeutlicht und von der Wurzel bis zur 
Frucht auseinandergesetzt; von p. 17—176 finden wir eine grosse 
Anzahl der merkwürdigsten wildwachsenden und kultivirten in- und 
ausländischen Pflanzen beschrieben und abgebildet, nach dem Linn&’- 
schen Systeme mit Rücksichtnahme auf die natürliche Methode, so 
viel dieses bei der strengen Durchführung des Linn&’schen Syste- 
mes möglich ist, wobei auch des Nutzens und der Anwendung der 
Pflanzen beiläufig erwähnt wird, so dass die Lehrenden und Ler- 
nenden in diesem Abschnitt reichen Stoff in beiden Richtungen finden; 
von p. 177—196 ist die natürliche Methode nach Endlicher ab- 
gehandelt und diese Abhandlungen sind durch hübsche Abbildungen 
versinnlicht; von p. 197—218 finden wir die Pflanzengeschichle 
und Pilanzengeographie, wo selbst die Petrefakten- oder Verstei- 
nerungslehre, so wie die acht Pflanzenzonen, durch charakteristi- 
sche Pflanzenarten versinnlicht, einen Platz gefunden haben; von 
p- 219—221 ist das Bestimmen der Pflanzen nach dem Linne’schen 
Sysiem und nach der natürlichen Methode angeführt, allein hier 
bleibt den Lehrenden vieles praktisch nachzuholen, da dieser Zweig 
der Botanik der Rubikon ist, an dem die Schüler Halt machen. — 
Ein Werk, das sich selbst empfiehlt, bedarf keiner Anpreisung. — 
Ein Gelehrter und Schulmann, welcher wie Dr. F. Wimmer der 
Mitwelt als fruchtbarer, gediegener Schriftsteller bekannt ist, wird 
jede Lobpreisung nicht als einen schuldigen Tribut, sondern als 
eine Anerkennung seiner gemeinnützigen Bestrebungen annehmen. 
Der Verfasser dieser neuesten Auflage einer Anleitung zur Kennl- 
niss der Gewächse, hat in derselben seine Tüchligkeit als Lehrer 
und Schulmann auf das glänzendste bewährt, und wir bedauern 
herzlich, dass derselbe das Erscheinen derselben nicht mehr erlebt 
hat. Was die technische Ausstattung des in Rede stehenden Bu- 
ches betrifft, so müssen wir uns lobend darüber aussprechen, da 
die Form, der schöne und korrekte Druck, sowie die 613 Abbil- 


296 


dungen, unter denen viele wirklich schön sind, dem Zweck und 
Raum gemäss, nichts zu wünschen übrig lassen, als den verdienten 
schnellen Absatz dieser neunten Auflage, die zugleich als Schwa- 
nengesang des berühmten Verfassers zu betrachten ist. — Wir 
können dieses Elementarbuch der Botanik den Lehrenden und Ler- 
nenden mit vollem Rechte anempfehlen, da es beiden reichen Stoff 
darbietet, den ersteren nämlich zum Vorgange im Unterricht, den 
anderen zum leicht fasslichen Selbstunterricht. Freilich kann und 
wird jedes .Lehrbuch in der Hand tüchtiger Lehrer an Werth 
gewinnen und wir wünschen im Interesse der Wissenschaft, dass 
sie von diesem schönen Buche den geeigneten Gebrauch machen 
mögen. Dr. F. Schur. 

„Die Laubmoose Oberfrankens. Beiträge zur Pflan- 
zengeographie und Systemalik und zur Theorie vom Ursprunge 
der Arten“ von Dr. Alexander Walther und Ludwig Molendo. 
Leipzig 1868. In Commission bei Wilhelm Engelmann. 18 Bo- 
gen Oklav. 

Eine höchst interessante Schrift, auf die aufmerksam zu ma- 
chen, wohl Pflicht jedes botanischen Fachblattes ist. Das Buch zer- 
fällt in drei Theile. Der erste bespricht die geographischen Ver- 
hältnisse des Florengebietes, der zweite enthält in systematischer 
Folge die Species (383 an Zahl) und Varieläten der im Floren- 
gebiete auftretenden Laubmoose; der dritte Theil besteht aus einer 
Reihe von pflanzengeografischen Betrachtungen. Die Geographie 
des Gebietes ist mit einer dem speciellen Zwecke angemessener 
Vollständigkeit sachgemäss und mit Berücksichtigung der vorhan- 
denen Literatur abgefasst. Der zweite Theil des Buches, welcher 
der Aufzählung der Bürger des genannten Florengebietes gewidmet 
ist, enthält auch die Diagnosen der neueren und sogenannten kri- 
tischen Arten, was um so dankenswerlher erscheint, als die 
Diagnosen in den verschiedensten Journalen und Werken zerstreut 
liegen. Die Angaben über die Verbreitungsbezirke der aufgeführ- 
ten Laubmoose machen den Eindruck grosser Vollständigkeit. Den 
dritten Theil des Buches begrüssen wir mit wahrer Freude, weil 
er uns einen lebhaften Beweis von dem Sireben der Autoren gibt, 
die durch Darwin angebahnie Betrachtungsweise der organischen 
Welt auf ein.neues Gebiet, auf die Formenwelt der Laubmoose zu 
übertragen. Man muss nıcht gerade auf dem strengen Darwin’- 
schen Standpunkte stehen, um die Bestrebungen der Autoren zu 
billigen, über die Beschreibung der Formen und der Angabe der 
Fundorte hinauszugehen, und sich Klarheit zu verschaffen über die 
Ursachen der Vertheilung der Formen, ihres häufigen oder seltenen 
Auftretens oder eine gedankenreiche Betrachtung über die Con- 
stanz und Variabilität der Formen und ihre Herleitung aus andern 
Formen anzustellen. Dadurch kommt Geist und kommen leitende 
Gedanken in die betreffenden Wissenszweige, ohne welche keine 
Wissenschaft sich über das Niveau des Handwerkes erhebt. Wenn 
wir auch in manchen Einzelnheiten den Autoren nicht völlig bei- 


297 


zustimmen vermögen, so können wir nichtsdestoweniger der ge- 
nannten Arbeit unsere Anerkennung nicht versagen, und müssen 
sie als eine werthvolle, ihre Verfasser ehrende Bereicherung un- 
serer Literatur hinstellen. Als einen vicht geringen Vorzug der 
Schrift bezeichnen wir die klare und gleichzeitig frische Darstel- 
lung der dritten Abtheilung. W. 


Correspondenz. 


Innsbruck, 21. Juli 1868. 


Von Herrn Vrabelyi erhielt ich dieser Tage eine sehr hüb- 
sche Sendung mit Pflanzen aus der Matra und der Erlauer Gegend; 
darunter Silaus virescens, Hieracium bupleuroides, Crepis rigida, 
Inula cordata und vieles andere Seltene. Besonders interessant 
war mir eine hybride Inula, als deren Stammeltern unzweifelhaft 
Inula cordata und ensifolia angesehen werden müssen. Ich habe 
diese Inula mit dem Namen Inula Vrabelyiana belegt und werde 
Ihnen demnächst die Beschreibung derselben zusenden. Kerner. 


Szekely-Udvarhely (Siebenbürgen), am 30. Juli 1868. 


Ich befinde mich jetzt abermals auf der Reise an die östliche 
Grenze Siebenbürgens, werde aber diessmal hoffentlich auch in die 
Moldau vordringen können. Mein sehnlichster Wunsch ist nämlich 
die in der Moldau gelegene hohe prächtige Kalkalpe „Czachlou* 
zu besteigen. Und zwar möchte ich diese zuerst abmachen und 
die anderen Exkursionen auf die beiden Kalkalpen „Nagy-Hagymäs* 
und „Ocsem teteje* zuletzt ausführen. Vom Nagy-Hagymas habe 
ich im Frühjahre die vorjährigen Reste einer gewiss neuen, mit 
Pedicularis silvatica verwandten ein- oder zweijährigen Pedicu- 
larıs gebracht, die ich jetzt im gut entwickelten Stadium auffinden 
will. — Von meiner Expedition um Pedicularis limnogena, Lilium 
pyrenaicum Baumg. und Astragalus galegiformis kam ich am 14. 
d. M. ohne Astrayalus zurück. Ich konnte letztere Pflanze nicht 
auffinden. — Zu Hause fand ich zwei Packete vor: in dem einen 
theilte mir von Pittoni freundlichst die zwei einzigen Exemplare 
der als Iris humilis Mass. in seinem Herbar vorliegenden Pflanze 
zur Ansicht mit. Sie sind von Sieber auf Creta gesammelt und 
unter obiger Benennung ausgetheilt worden. Aber diese Sieber’sche 
Pflanze ist meines Erachtens von der gleichnamigen echten, von mir 
gefundenen Pflanze weit verschieden und steht der — wie an den 
ziemlich gut getrockneten Exemplaren zu entnehmen — allmälig 
in den Nagel verlaufenden äusseren Perigonabschnitte wegen der 
Iris ruthenica Ait. oder Iris caespitosa Pall. viel näher, 
während meine Jris solche geigenförmig geformte Perigonal- 


segmente hat, wie z.B. Iris graminea. Ich habe vor, über Iris 
humilis und mehrere andere Arten ausführlicher zu schreiben. 
Einstweilen nenne ich die Sieber’sche Iris humilis Iris eretica. 
— Im anderen Packete von Herrn Pfarrer Matz erhielt ich nebst 
anderen schönen Sachen auch den speciell desiderirten „Tragopo- 
gon major“ aus dem Marchfelde. Denken Sie sich mein Erstaunen, 
als ich nun dieselbe Pflanze erkannte, die ich Ihnen soeben für 
die Tauschanstalt als für die Monarchie neuen Tragopogon cam- 
pestris Bess. übersandte. Die Wiener Botaniker haben nun eine 
kleine Nuss zum aufbeissen. Uebrigens werde ich nächstens noch 
eine Wiener Pflanze besprechen. Dass der Tragopogon bisher um 
Wien übersehen worden, ist nur dem Umstande zuzuschreiben, als 
man sich mit einem Blick auf die in die Augen springenden 
keulig verdickten Blüthenstiele begnügte, um in ihm T. major zu 
wähnen, und die Anzahl der Involucralblätter gar nicht beobachtete. 
Auch mir wäre die hiesige Pflanze nicht aufgefallen, wenn ich mich 
nicht im Laufe des letzten Winters mit Tragopogon-Arten mehr 
abgegeben hätte. Dass die in Rede stehende Art: T. campestris Bess. 
sei, ist Thatsache; ebenso dass dieser zunächst mit 7. dubius Vill., 
dessen Synonyın T. livescens Besser sein soll, in sehr naher Be- 
rührung steht. Ob aber auf die Bebärtung des Schnabelendes unter- 
halb des Pappus so viel Werth zu legen ist, wie u. A. auch 
Steven im „Verzeichniss der auf der taurischen Halbinsel wild- 
wachsenden Pflanzen“ (Bull. soc. Mosc.) p. 232 annimmt, darüber 
bin ich noch im Ungewissen. Die Tragopogones meiner Sammlung 
sind seit Frühjahr im Herbar tief verpackt, und ich kann sie vor 
Ende der Sammelsaison nicht vornehmen. — Während der paar 
Tage, die ich jetzt zu Hause weilte, habe ich mehrere Ausflüge in 
meine nächste Umgebung gemacht und Allium flavescens Bess 

Crupina vulgaris Cass, ein vielleicht neues prächtiges Polygonum 
mit sehr deutlich netzadrigen Perigonblättern und sehr schlan- 
kem, aber diffusem Habitus, sonst auch dem P. Bellardi ahnlich, 
Amarantus paniculatus und Phyteuma foliosum Kit. gesammelt. 
Ich sage Ph. foliosum, da die hiesige Pflanze mit der Original- 
pflanze Kitaibel’s vom Särerberg bei Gyüngyös total überein- 
stimmt und von der Kitaibel’schen Abbildung des Ph. canescens 
himmelweit verschieden ist; — muss aber bemerken, dass ich bis- 
her noch kein mit dieser Abbildung übereinstimmendes Exemplar 
— auch von den Ofner Bergen nicht — zu sehen bekommen. 
Amarantus paniculatus ist hier wild und kommt weit von mensch- 
lichen Wohnungen auf einem Berge auf Palla- (Trachyttuff) grus 
vor. — Am 26. Juli traf ich in feuchten salzhaltiven Niederungen 
der Hügel um Szt. Gotthärd alle drei Orypsis- -Arten friedlich unter- 
einander wachsen. Von einem „Kampf um das Dasein“ war bei 
keiner der häufigen Arlen eine Spur wahrzunehmen. — Im Früh- 
jahr erhielt ich durch die Güte der Herren v. Tommasini und v. 
Pittoni Samen von Centaurea alpina L., aus denen sich in mei- 
nem Garten einige üppige Blälterbüschel entwickelten. Da ich auch 


299 


Centaurea ruthenica heuer dahin verpflanzte, so kann ich nun 
beide beobachten und Unterschiede feststellen. Ich zweifle nun 
nicht mehr an der specifischen Verschiedenheit beider, Die Zer- 
theilung der Blätter ist bei beiden ganz anders; ich muss aber 
noch fortgesetzte Beobachtungen anstellen. Unterdessen kann ich 
einen gewichligen Unterschied in den Blattstielen (wenigstens der 
Wurzelblätter) angeben, die bei C. ruthenica canaliculata sind, bei 
C. alpina jedoch stielrund!! Das Laub der (©. ruthenica ist freudig 
grün, jenes von (©. alpina dagegen blaugrün, fett. Letztere wird 


bei mir im besten Falle erst nächstes Jahr blühen. — Noch heute 
Vormittags werde ich Waldsteinia trifolia Rochel sammeln. 
Janka. 


Bremen, den 28. Juli 1868. 


Auf meiner Reise nach Bremen war es mir durch die Güte 
des Herrn Assessor Lantzius Benninga vergönnt, einige Stunden 
in der Gramineen-Sammlung des Herbariums der Universität Göl- 
lingen zu blättern. Interessant war mir eine von Dr, Römer im 
Jahr 1841 auf der Insel Lossino gesammelte und ursprünglich als 
Koeleria glauca bestimmte K. albescens DC., welche Pflanze mei- 
nes Wissens neu für das österreichische Florengebiet ist. Melica 
eiliata ist eine sehr veränderliche Pflanze, von der auch Melica 
nebrodensis, die ich kürzlich bei Stolzenfels am Rhein lebend sah, 
nur Abart zu sein scheint. Sehr schön und vollständig sind in der 
Sammlung abyssinische Gräser von Schimper und griechische von 
Heldreich; auch Chile ist sehr gut vertreten. Werthvoll ist auch 
die Zeylonsche Sammlung von Thwaites, die von der Universität 
einer englischen naturhistorischen Gesellschaft abgekauft wurde, 
welcher sie Thwaites selbst geschenkt hatte. Die Exemplare sind 
musterhaft, doch ist die Sammlung nicht so vollständig, wie meine 
von Dr. Hohenacker erhaltene. Leider konnte ich wegen Mangel 
an Zeit nur wenige Hefte durchsehen. — Meinen verehrlichen Cor- 
respondenten diene zur Nachricht, dass ich hier Contrescarpe 
Nr. 168 wohne. Gustav Kastropp. 


Zürich, den 29. Juli 1868. 


Von den „Flechten Europa’s* ist noch eine einzige ungebun- 
dene Sammlung vollständig vorhanden, das Exemplar, welches von 
meinem Vater bestimmt war, seinem Herbarium eingereiht zu wer- 
den. Da dasselbe meistens aus Prachtstücken besteht, so haben wir 
den Preis etwas höher als bei den anderen Auflagen angesetzt. 
Sie würden mich sehr verbinden, wenn Sie bei Gelegenheit Fach- 
männer darauf aufmerksam machen wollten. J. Hepp. 


Weissenburg in Frankreich, am 4. August 1868. 


Da die Pflanzensammlungen meines am 17. December 1867 
zu Deidesheim gestorbenen Bruders Dr. €. H. Schultz noch nicht 
verkauft sind, so bitte ich Sie, diese Zeilen in ihre Zeitschrift auf- 


300 


zunehmen. Mein Bruder hat während dreissig Jahre, besonders 
Kompositen aus allen Welttheilen zusammengebracht und dafür 
grosse Summen, namentlich für Fracht ausgegeben. Die Komposi- 
tensammlung ist in 237 starken Pappdeckelkasten aufbewahrt. Jeder 
Kasten hat 51 Cenlimeter in der Länge, 29 in der Breite und 17 
Höhe. Diese Sammlung, die reichste welche besteht, wurde von 
Sachkennern auf 6000 Gulden süddeutsche Währung geschätzt. 
Ausser dieser Kompositensammlung hinterliess mein Bruder noch 
ein allgemeines Herbarium,, welches Pflanzen aus allen Familien 
enthält und in 70 Packen zwischen Pappdeckeln von 47 Centimeter 
Länge, 28 Breite und 20 Dicke besteht, ferner die Centurien von 
Billot’s Flora Galliae et Germaniae exsiccata, Schaffner’s mexi- 
kanische und viele andere ausländische Sammlungen, 30 noch übrige 
Exemplare der von ihm herausgegebenen Cichoriaceotheca und end- 
lich noch eine Menge für die Fortsetzung dieses Werkes in Hun- 
derten von Exemplaren angekommener Cichoriaceen, besonders 
amerikanischer Hieracien und Pilosellen, Die Kompositensammlung 
ist nur für 6000 Gulden süddeutscher Währung zu haben, und 
darauf Reflektirende werden gebeten, sich in frankirten Briefen an 
den ältesten Sohn des Verstorbenen, Karl Schultz, in Deidesheim 
Rhein-Pfalz zu wenden. Da kein Katalog vorhanden ist, so wäre 
es am besten, wenn Kauflustige selbst nach Deidesheim reisen und 
das Ganze einsehen würden. Die Sammlung wäre am geeigneisten 
für das Museum einer Universität oder Akademie und es wäre zu 
bedauern, wenn sie nicht in Deutschland bleiben könnte, oder gar 
zerstückelt werden müsste, wie so viele Sammlungen anderer ver- 
dienstvoller Deutschen. Dr. F. Schultz. 


Pflanzliche Organismen im Blute 
bei den Masern und beim Thyphus exanthematicus. 


Ernst Hallier in Jena, welchem die Wissenschaft schon so 
viel verdankt, hat uns wieder mit einigen neuen Entdeckungen 
überrascht. 

Durch Hofrath Gerhardt und seinen Assistenten Dr. Schnei- 
der hatte Hallier Blut und Sputa von Masernkranken und Blut 
von einem am Hungerthyphus darniederliegenden Individuum er- 
halten. Im Blut der an Masern Erkrankten fanden sich einzelne 
Micrococcus-Zellen eines Pilzes. In grösserer Menge traten diesel- 
ben in den Sputis auf. Auf verschiedenen Substraten keimten diese 
Zellen (Kernhefezellen) und erzeugten stets einen und denselben 
Pilz, nämlich Mucor mucedo (verus) Fres. Bei der von Hallier 
in seinem grossen in seinen „Gährungserscheinungen“ Leipzig 1867 


301 


Fig, 2 abgebildeten, in neuerer Zeit noch wesentlich verbesserten 
Isolirapparale angestellten Kultur mit dem Masernblute auf einer 
Mischung von Stärkekleister mit phosphorsaurem Ammoniak, trat 
ausser dem echten Mucor mucedo Fres. nicht die Spur eines an- 
deren Pilzes auf. Aus den Sputis entwickelte sich ausser dem Mucor 
noch Penicillium erustaceum Fr., dessen Mivrococcus den Sputis 
niemals fehlt, 

Ebenso konstant entwickelte sich aus dem Micrococeus vom 
Blut von an Thyphus exanthematicus Erkrankten durch Keimung 
auf verschiedenen Substanzen: Rhizopus nigricans Ehrenb. des- 
sen Micrococcus häufig in faulendem Obst, Gemüse, in den Faecal- 
substanzen u. s. w. vorkommt. 

Das Resultat bei den Masern stimmt insofern ausgezeichnet 
mit den früheren Beobachtungen von Salisbury, als Hallier ge- 
zeigt hal, dass der echte Mucor mucedo, ebenso eine Generation 
von Ustilago carbo Tul. ist, wie Mucor racemosus Fres. zu Til- 
letia caries gehört. Der Staubbrand (Ustilago carbo Tul.) kommt 
aber nur auf Gräsern und Getreidearlen vor, und es kann desshalb 
die Infektion durch faulendes Stroh durchaus nichts Befremden- 
des haben 

Der wichtigste Fingerzeig für die Identität von Pilz (Miero- 
coccus) und Konlagium ist das konstante Vorkommen des Micro- 
coccus bestimmter Pilze, und nur dieser, bei bestimmten Krank- 
heiten. So gelang es Hallier nachzuweisen, dass bei den Schaf- 
pocken sich in der Pocke, namentlich in den Talgdrüsen, ganz 
konstant der Micrococeus von Pleospora herbarum Tul. dem als 
Russthau bekannten Pilz, ebenso in der Impflymphe konstant der 
Micrococeus von Aspergillus glaucus Lk., in den Menschenblat- 
tern konstant der Micrococcus der von ihm zuerst aufgefundenen 
Pycniden von Eurotium herbariorum Lk. vorkomme. Ein so ganz 
konstantes, so z. B. bei den Schafpocken für mehr als ein Dutzend 
Individuen aus verschiedenen Epidemien und Gegenden nachge- 
wiesenes Vorkommen, schliesst den Gedanken einer zufälligen und 
secundären Rolle, welche der Pilz spielen könnte, gänzlich aus. Auch 
für die Cholera gelang Hallier neuerdings wieder der Nachweis, 
dass der Mierococcus von Urocystis oryzae, den er auf der 
Reispflanze zur Ausbildung derselben Früchte brachte, wie sie bis- 
weilen in den Stühlen vorkomnit, durchaus konstant im Darminhalt 
auftritt. 

In jüngster Zeit fand Hallier in dem Blute von an lleotyphus 
Erkrankten den Mierococcus eines Pilzes, dessen specifische Natur 
die Kulturen ausweisen müssen. 


Personalnotizen. 


— Dr. Julius Wiesner, bisher Privatdocent am polytech- 
nischen Institute in Wien, wurde zum ausserord. Professor daselbst 
ernannt. 5 
— Dr. H. Karsten, bisher ausserord. Professor an der Uni- 
versität Berlin und an die Stelle des pens. Prof. Unger an die 
Universität Wien berufen, wird seine Vorlesungen im Oktober be- 
ginnen. 

— R. v. Uechtritz, seit längerer Zeit leidend, muss gegen- 
wärlig in Folge ärztlichen Rathes sich jeder wissenschaftlichen Be- 
schäftigung und Korrespondenz enthalten. 

— Prof. W. Hofmeister in Heidelberg erlässt in Nr. 33 der 
„botanischen Zeitung“ nachfolgenden Aufruf: „Bald nach dem Tode 
C. F. Schimper’s trat in Mannheim, der Geburtsstadt des Hinge- 
schiedenen, ein Comite zur Errichtung eines Denksteines auf 
Schimper’s Grab zusammen. In den Worten zum Gedächtniss 
Schimper’s, welche ich im Jänner d,. J. veröffentlichte, gab ich 
den Lesern der botan. Zeitung Kenntniss von diesem Vorhaben, 
denen, welche zu den Kosten beizutragen wünschen, anheim ge- 
bend, ihre Gabe an mich zu senden. Ich empfing deren nur sehr 
wenige; jene Aufforderung mag übersehen oder vergessen worden 
sein. Die Schliessung der Sammlung steht nahe bevor. Es wäre 
zu bedauern, wenn das Grabmal Schimper’s nicht Zeugniss ab- 
legte für die Anerkennung, welche die Botaniker dem vielverdien- 
ten Manne zollen. Desshalb sei hiermit noch einmal das Ersuchen 
ausgesprochen, eine Beisteuer zur Herstellung eines Denkmals auf 
Schimper’s Ruhestätte an mich einsenden zu wollen.“ 


_——o0o — 


Literarisches. 


— Von Dr. ©. Reichardt und €. Stürenburg ist in Leip- 
zig ein „Lehrbuch der mikroskopischen Photographie, mit Rück- 
sicht auf naturwissenschaflliche Forschungen“ erschienen. 

— „Die Mohne der mittel- und südeuropäischen Hochge- 
birge.* Von A. Kerner. Separatabdruck a. d. Jahrbuch des österr. 
Alpenvereins, Bd. IV. 1868. Verlag von C. Gerold’s Sohn in Wien. 
— Professor Kerner gibt in dieser 13 Seiten umfassenden Ab- 
handlung eine Darstellung der verschiedenen Hochgebirgs-Mohne, 
welche zumeist mit dem Collectiv-Namen Papaver alpinum be- 
zeichnet werden. Nach ihren wesentlichen Merkmalen unterschei- 
det K. 3 specifisch verschiedene Formen, nämlich 1. Papaver al- 
pinum L. Feinblatteriger Mohn — P. Burseri Grantz mil grossen 


303 


Plumen und 2—3fach fiedertheiligen Blättern; in Savoyen, Schweiz, 
Steiermark und Oesterreich nur weissblühend, in Karnthen, Krain 
und Siebenbürgen vorherschend gelbblühend. 2. P. pyrenaicum (L.). 
Breitlappiger M. = P. aurantiacum Loisl. mit grossen Blumen 
und einfach fiedertheiligen Blättern. In den nördl. Kalkalpen nur 
weissblühend, in den Centralpen und Pyrenäen nur gelbblühend, in 
den südl. Alpen und Apenninen vorherrschend gelb. 3. P. suaveolens 
Lap. Kleinblätteriger M. = P. pyrenaicum Wlld. mit kleinen Blu- 
men; in den Pyrenäen und Hochgebirgen der Sierra Nevada mit 
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Redakteur und Herausgeber Dr. Alexander Skofitz. — Verlag von ©. Gerold’s Sohn. 
Druck und Papier der GC. Ueberreuter'schen Buchdruckerei (M. Salzer). 


Desterreiechische 


Botanische Zeitschrift, 


Gemeinnütziges Organ 


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botanische, Zei Botanik und Botaniker,  Ysmelıchdierostbe 
den Ersten jeden Monats. blos bei der Redaktion 


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E DEREN . 
xXVIH. Jahrgang. WIEN. November 1868. 
INHALT: Tragopogon majsr. Von Dr. Neilreich. — Stipa Lessingiana kind St. Grafiana. Von 
Janka. — Vegetationsverhältnisse Ungarns. Von Dr. Kerner. — Ausflug in das mähr. Gesenke. 
Von Hans. — Phytographische Fragmente. — Von Dr. Schur. — Correspondenz. Von Holuby, 
Keller, Andorfer, Janka, Landerer. — Personalnotizen. — Vereine, Gesellschaften, Anstalten. 

— Literarisches. — Botavischer Tauschverein. — Correspondenz der Redaction. — Inserate. 


Ueber 7ragopogon major der Wiener Flora. 
Von Dr. August Neilreich. 


In einem Korrespondenz-Artikel dieser Zeitschrift, September 
1868 p. 298, bemerkt mein Freund Victor von Janka, dass er 
aus dem Marchfelde vom Plarrer Matz einen Tragopogon als 
T. major Jacgq. erhalten, in demselben aber den russischen T. 
campestris Bess. erkannt habe, und dass diese Art von den Wiener 
Botanikern desshalb übersehen wurde, weil man sich mit dem 
Merkmale der keulig verdickten Köpfchenstiele begnügte und die 
Zahl der Hüllblättchen nicht berücksichtigte. Obschon ich nun 
weder die Pflanze, welche Janka als T. major aus dem March- 
felde erhielt, noch ein Original-Exemplar des T. campestris ge- 
sehen habe, so glaube ich, doch schon in der Lage zu sein, 
nachstehende Gegenbemerkung zu machen. 


T. campestris wurde von Besser in seiner En. pl. Volhyn. 
p- 84 aufgestellt. Besser gibt keine Diagnose, sondern sagt nur, 
dass er sich durch eine Sblätterige Hülle von dem verwandten 
T. major Jacg. unterscheide. Ledebour, der übrigens blos 
kultivirie Exemplare des T. campestris sah, gibt in der Flora ross. 
H. p. 784 folgende Unterschiede an: 


Oesterr. botan, Zeitschrift 11. IIeft. 1868. 29 


338 


T. major. T. campestris. 
Involuerum subdodecaphyllum. Involuerum 8phyllum, 
Achenia marginalia squamoso- |Achenia marginalia - spinuloso- 
muricala, rostro subbreviora. muricata, rostro breviora. 
Pappus acheniis cum rostro bre-|Pappus achenium cum rostro sub- 
vior, aequans,. 


Steven, der den T. major Jacq. nur aus der Abbildung und 
Beschreibung Jacquin’s zu kennen gesteht, bemerkt in seinem 
Verzeichn. laur. Pfl. p. 232 Folgendes: 

T. campestris dillert a T. majore involucro 8phyllo nec 
12phyllo flores flavos minus excedente, foliis multo angustioribus. 
Achenia pappum aequanlia, cum illo exacte 2” longa, angulis crebre 
tuberculata, sub insertione pappi barbata, 

Alle diese Unterschiede sind mit Ausnahme ‚der Zahl der Hüll- 
blättchen sehr relativ und nichtssagend, zum Theil nicht einmal wahr 
und sehr widersprechend. 50 sind die randständigen Achenen bei T. 
major nicht immer kürzer als der Schnabel, sie sind ebenso oft so lang 
oder auch länger als derselbe; der Pappus bei T. major ist nicht kür- 
zer, sondern so lang oder länger als die Achene; die: Kanten der rand- 
ständigen Achenen sind bei T. campestris nach Ledebour fein- 
dornig-weichstachlig, also sehr spitz, nach Steven nur knölig, 
also stumpf; der Schnabel ist bei T. major unter dem Pappus so 
gut wie bei T. campestris schwachgebärtel; die Blälter des T. 
major sind bei 10—1?blältriger Hülle manchmal kaum 1° breit, 
noch schmäler werden sie bei T. campestris auch nicht sein. 

Es erübrigt also nur die Zahl der Hüllblätichen. Richtig ist 
es, -dass Jacquin in der Bl. austr.. I..p. 19 2. 2970ie Hülle des 
T. major fast 13blättrig angibt und 12blättrig abbildet, und . 
ihm hierin die meisten Autoren gefolgt sind; richtig ist es ferner, 
dass T. major um Wien, in dessen Umgebung er häufig wächst, 
oft mit 12—13blättriger Hülle vorkomme; aber durchaus irrig ist 
es, zu glauben, die Hülle halte bei T. major eine bestimmte "An- 
zahl von Blättchen ein, die nicht leicht unter 12, niemals bis auf 
8 herabsinke, im Gegentheil die Zahl der Hüllblättchen schwankt 
zwischen 8 und 13, ja es sollen nach Spr. Syst. Ill. p. 663 sogar 
5blältrige, nach De Syst. VIL. p. 112 bis 16blättrige Hüllen vor- 
koimmen. Bischoff sagt hierüber in seiner klassischen Mono- 
graphie der Cichorieen p. 103 wörtlich wie folgt: „Die Zahl der 
Hüllblättchen wechselt bei T. major zwischen 8—13, indessen 
scheint die erste Zahl die am häufigsten vorkommende zu sein. 
Unter 28 Exemplaren aus verschiedenen Gegenden haben 22 eine 
Sblättrige, 2 eine Yhlättrige, 1 eine 10blältrige, 1 eine 12blätlrige 
und 2 eine 13blättrige Hülle.“ 

Nach allem diesem glaube ich nicht zu irren, wenn ich an- 
nehme, T. campes!ris sei aus der unrichtigen Voraussetzung ent- 
standen, dass T. major stets mit ungefähr 12blättriger Hülle vor- 
komme, auch mögen nur wenige Botaniker einen echten T. cam- 


339 


pestris gesehen haben. Die Pflanze, die Janka aus dem Marchfelde 
echielt, kann also nur T. major mit zufällig 8blättriger Hülle sein 
und wenn T. campestris keine bessern als die bisher angegebenen 
Unterscheidungsmerkmale aufzuweisen hal, so ist er auch nichts 
anderes, 


— > — 


Sfipa Lessingiana Trin. et Rupr. und 
St. Grafiana Stev. 


Von Victor v. Janka. 


Mir ward das Glück zu Theil, beide ursprünglich in Russland 
entdeckten Arten auch in Siebenbürgen aufzulinden; — Stipa Les- 
singiana habe ich hier bereits im Jahre 1862 gesammelt und diesen 
Fund im darauffolgenden Jahrgange der Oesterr. botan. Zeitschrift 
pag. 364 veröffentlicht; St. Grafiana fand ich heuer zum er- 
sten Mal. 

Da diese aufiallenden Gräser noch den wenigsten Botanikern 
— selbst den russischen soviel wie gar nicht — bekannt sind, 
überdiess die im Ganzen spärliche Literatur darüber sich in zum 
Theil Wenigen zugänglichen Werken zerstreut findet, so halte ich es, 
zu gleicher Zeit diese Arten durch Versendung getrockneter Exem- 
plare zu verbreiten trachtend, nicht für überflüssig, das mir über 
beide Stöpa-Species bisher bekannt gewordene, hier kurz zusam- 
menzulassen, 

Stipa Lessingiana wurde in den Memoir, de l’Acad. St. Peters- 
bourg, VI°®° serie t. VII (1843) p. 79 nach von Lessing im süd- 
lichen Uralgebiete (Orenburg) gefundene Exemplare aufgestellt, 
Die Gründer bemerken I. c. von ihrer Art: „Habitus St. arabicae 
et St. pennatae arislis et pluma breviori patula nec divaricala, eliam 
flosculis undique et ad apicem usque pubescentibus satis recedit.“ 

Weder Ledebour noch Grisebach, der Bearbeiter der 
Gramineen der flora rossica, hatten Exemplare von St. Lessingiana 
zu Gesicht bekommen. In der Fl, ross. vol. IV. (1853) pag. 450 
wird die von Trinius und Ruprecht entworfene Diagnose ein- 
fach den Wortlaute nach wiedergegeben, Sie lautet da: 

„Foliis strietis convolutis pedalibus, ligula obsoleta, panicula 
basi inclusa depauperata, glumis acuminatissimis subaequalibus flore 
subduplo longioribus, palea inferiori ad apicem undique pubescenti- 
pilosa arista 5—6 pollicari plus quam decies superala, arista caduca 
infra genu glaberrima, supra breviter et arrecte plumosa, antheris 
glabris.* 

Steudel musste die Originalpflanze gesehen haben, denn in der 
Synopsis plantar. Graminear. (1855) pag. 131 n. 90 wird die „val- 

25 * 


340 


vula inferior 4—5“' longa“ und die Granne „obscure geniculata* 
angegeben. Sonst lautet dessen Diagnose der eben vorhin mitge- 
theilten gleich. 

Erwähnung von einigem Belang geschieht nachher blos noch 
in Steven’s „Verzeichniss der auf der taurischen Halbinsel wild- 
wachsenden Pflanzen“ (1857), wo sich pag. 368 Folgendes be- 
merkt findet: 

„St. Lessingiana seminibus (ij. e. corollae palea inferiore) 
multo minoribus vix tres lineas longis undique pilosis. Haec in 
Tauria nondum reperla sed per totam Rossiam meridionalem minime 
rara, eliam a Dr. Graf in campis maeotieis lecta, qui de illa nota- 
vit: reliquis minorem vix tres pedes altam esse, caespitibusque 
magnis crescere, vulgatissimam praeserlim in tumulis Mogilki dietis. 
Arista circa 8 pollices longa.* \ 

Seitdem weiss ich Stipa Lessingiana bloss mehr in Czer- 
niaöw’s „Conspectus plantarum circa Charcoviam et in Ucraina 
sponte crescenlium et vulgo cultarum“* (1859) und inLindemann’s 
„Nova revisio florae Kurskianae“ (Bullet. soc. Mosc. 1865 I.), in 
beiden Fällen nur ohne weitere Bemerkung angeführt. 

Stipa Lessingiana ist eine der distinetivsten Species, über 
deren Artenwerth wohl nie Zweifel obwalten werden! 

Die palea, deren mir unzählige von 3 bis 5'%, Linien Länge 
vorliegen, erscheint dem freien Auge „undique pilosa* d. h. dicht 
abstehend, kurzhaarig. Näher betrachtend gewahrt man gegen die 
Spitze der palea zu öfter spärlicher behaarte Stellen, die aber 
den Eindruck reichlicher Behaarung im Gegensatz zur unterbro- 
chen „streifenweisen der Früchte von Stipa pennata und Consorten 
nicht abzuschwächen vermögen. 

Ausserdem kann ich noch ein neues Merkmal hinzufügen, 
das, da ich es an all’ den Tausenden von Exemplaren, die heuer 
durch meine Hände liefen (in meinem Gramineen-Herbar besitze 
ich allein über 300 Exemplare!) erprobt, wohl untrüglich ist, und 
St. Lessigiana von jeder St. pennata und der damit nächstver- 
wandten Arten alsogleich unterscheiden lässt. 

Bei Stipa Lessingiana findet sich an der Spitze 
der palea inferior stets ein hervorragendes deutliches 
Haarbüschel, das die Basis der Granne umgibt und nach 
dem Abfallen dieser die Frucht wie ein Pinsel krönt. 

Derlei die Früchte oben umsäumende Haare kommen bei St. 
pennalta elc. nie vor; bei dieser reicht blos ein seidenhaariger 
Streifen, d. i. der so behaarte Rand der palea inferior bis zur 
Spitze oder beinahe bis zu dieser. 

Dass ich Stipa Lessingiana Mitte Juli 1862 auf den Hügeln 
bei Kis-Czeg (oberhalb des Bittersalzbrunnens) nur einzeln beob- 
achtete, daran war der Umstand Schuld, dass Mitte Juli für diese 
Pflanze schon sehr spät ist, da sie zu den Frühlingspflanzen ge- 
hört und Ende Mai, Anfangs Juni schon ganz entwickelt ist. 


. . ” DO, rm 
Ich sah sie bei dem Dorfe Palatka, zwischen Kolos und Thorda, 


341 


dann bei Apahida (am Standort der Centaurea ruthenica), weiters 
zwischen Katona und Kis-Czeg überall massenhaft, demnach mehr 
gegen das Centrum Siebenbürgens zu stark verbreitet. — Auch hier 
um St. Gotlhärd ist sie, immer auf höheren Erhebungen der Hügel, 
nicht selten, 

Ich schliesse diesen Abschnitt, indem ich noch aufmerksam 
mache, dass im Falle sich bewahrheitet, dass die palea inferior 
von Stipa caspia Koch „undique pilosa* ist, wie ich Steudel’s 
Synopsis eninehme, diese Art eher zu St. Lessingiana, als wie zu 
St. Szovitsiana gehört, wohin sie von Grisebach in Ledeb. fl. 
ross. IV. pag. 450 gestellt wird und von der die palea inferior aus- 
drücklich „inferne seriatim pilosa* genannt wird, 


Während Stipa Lessingiana zu den zarlesten, niedlichsten der 
mit langen Federgrannen begabten Arten zählt, bildet die nun zu be- 
sprechende Stüpa Grafiana, deren stärkste, robusteste. Von ihr ist 
in Steven’s Verzeichniss ete. zuerst die Rede. Es heisst da 
pag. 368: 

„Stipa Grafiana culmo vaginisque glabris, foliis convoluto- 
selaceis scabriuseulis, ligula obsoleta superiorum oblonga, glumis 
lanceolatis arista lamina duplo longiore, palea inferiore basi cir- 
cumeirca, superne linea unica pilosa, arista sesquipedali infra genu 
ad terliam parlem glabra supra pilis patulis plumosa. In campis 
maeolieis versus fontes rivi Kaltschik (ubi proelium contra 
Bathyum Mongolorum ducem Rossiae infestum a. 1224 commissum) 
a Dr. Graf sylvae culturae praeposito, botanico oculatissimo detecta 
et a duabus aliis speciebus ibi cerescentibus (St. Tirsa et St. Les- 
singiana) bene distincta. Haee est reliquis major ad 4'/, pedes alla 
subsolilarie erescens, culmo foliisque crassioribus. Praecipuum vere 
diserimen consistlit in semine quod fere totum pollicem longum et 
multo crassius, usque ad primum genu per 3'/, pollices spiris cir- 
citer viginti eleganter cilialis, inde ad alterum genu pollicis spatio 
tantum duabus vel tribus. Stipa pennata gallica dilfert semine 
minore, arista multo breviore,* 

Einsicht von Bruchstücken dieses schönen Grases, die ich vom 
Autor im Jahre 1861 erhielt, dann die meinem Gedächlniss einge- 
prägt gewesenen soeben mitgetheilten Bemerkungen setzten mich 
in den Stand, in einer am 2. Juni d. J. auf den grasigen Anhöhen 
der Hochsteppen zwischen Katona und Kis-Uzeg, milunler gemein- 
schaftlich mit St. Lessingiana, aber lange nicht so häufig gefunde- 
nen Stipa sogleich die St. Grafiana zu erkennen. Sonst ist sie 
mir auf meinen zahlreichen Exkursionen noch nirgends unterge- 
kommen. 

Von Stipa pennata, die ich in derselben Gegend, aber nur 
höchst selten und einzeln antraf, wie sie aber schon bei Klausen- 
burg häufig ist und mit Wiener Exemplaren vollkommen überein- 
stimmt, ist sie durch vermehrte Grösse und Derbheit aller Theile 


342 


sehr auffallend. Die Früchte fand ich nie unter 10“, sehr häufig 
über 11° lang, die Halmblätter meist flach, die Rasenblätter sind 
binsenförmig, zusammengefaltet, nicht so fein, haarförmig und zu- 
sammengerollt wie bei St. pennata, die höchstens 8° lange 
Früchte hat. 

Nach Steven ist indess letzterwähnte nicht die rechte Stipa 
pennata, sondern es sind unter dieser Benennung zwei Arten von 
den Autoren verwechselt. Nämlich: 

1. „Stipa Tirsa Steven (l. c. pag. 367) culmo vaginisque 
glahris,, foliis convoluto-setaceis glabris vel subeiliatis, ligula ob- 
soleta, glumis longe aristatlo-acuminalis, arista lamina tıiplo lon- 
giore, palea inferne eirenmeirca, superne linea unica pilosa, arisla 
12 pollicari infra genu ad quarlam parlem glabra, supra pilis 
angulo recto patulis plumosa. Per totam Tauriam vulgatissima, 
minora lamen quam praecedens (St. capillata) spalia occupans, 
caespitibusque haud ita magnis erescens, Non ultra 31/, pedes alta, 
arista 1° 4“; ipsum semen 7—8‘ longum. Eandem ex Ucraina et 
campis maeolicis habeo, nec specimen ex agro Jenensi 
differt.* 

2. „St. pennata gallica quam pro vera Linneana habeo, di- 
versa glumis multo brevius arisltalis, semine duplo majore ultra 
medium piloso, arista sub genu multo crebrius torta spiris 10—12 
(nec 4—5), parte plumosa vero breviore, foliis denique apice ob- 
tusiusculis nec in mucronem aculalis,“ 

Die Angaben Steudel’s, Steven’s und Neilreich’s (Flora 
von Niederösterreich 1859, pag. 40) stimmen in Bezug auf die 
Länge der palea inferior bei Stipa pennata (= St. Tirsa Slev.) 
überein. 

Von der französischen Stipa pennata besitze ich leider keine 
Exemplare, Cosson gibt in der trefflichen „Flore des environs de 
Paris“ II’=® edition (1861) pag. 801 die Kelchspelzen der St. pen- 
nata mehr als 5 Centimetres lang, angenommen also 2 Zoll lang 
an. Halb so lang ist nach Godron und Grenier „Flore de France* 
vol. III. (1855) pag. 494 die Blüthe; daraus ergibt sich für die 
palea inferior der französischen St. pennata eine beiläufige Länge 
von 12 Linien, welche von der Frucht der deutschen St. pennata 
bisher allerdings nicht erreicht ist. 

Von der letzteren kann man St. Grafiana Stev. immerhin 
noch deutlich unterscheiden. — Auch muss derjenige, der Stipa 
Grafiana und Stipa Tirsa in Siebenbürgen nebeneinander, ge- 
schlossen in Menge, ohne Uebergänge auftreten sieht, entschieden 
für beider Selbstständigkeit eingenommen werden. 

Wie sich ader St. Grafiana von der französischen St. pen- 
nata verschieden zeigen soll, ist mir nicht recht klar. Auch fällt 
auf, dass sich die Angaben Steven’s hinsichtlich der palea-Länge 
widersprechen. Steven nennt z. B. l.c. den semen von St. Tirsa 
‘—8 lang und sagt, dass die französische St. pennata u. A. „semine 
duplo majore* differire. Man stellt sich nun bei letzterer die palea 


343 


inferior mindestens 14° lang vor. — Aber bei St. Grafiana be- 
schreibt Steven den „semen fere pollicem longum“* und gleich 
darauf steht: „St. pennata gallica dilferl semine minore.* 

Wie dem auch sein mag, so glaube ich schwerlich, dass es 
sich hierbei um die Unterscheidung von mehr als zwei bisher 
unter dem Kollektivnamen „Stipa pennata* verslecklen Arten 
handle. 

Nicht unbemerkt will ich hier lassen, dass Stipa pennata der 
sieilischen Botaniker, von der Parlatore in der flora italiana I. 
(1848) pag. 165 erwähnt, dass sie um 15 Tage früher entwickelt 
sei, als St. pennata des italienischen Kontinents, mit Stupa Gra- 
fiana in den Dimensionsverhältnissen übereinstimmt. 

Auch ist es möglich, dass der Name Stipa Grafiana von einem 
älteren, z. B. nach der Benennung „Stipa pulcherrima Koch“ ver- 
drängt wird. 


Auch die Grannen bieten Differential-Charaktere zwischen 
Stipa Lessingiana und St. Grafiana, Tirsa ete. Bei St. Lessingiana 
sind sie nämlich beiderseits '/, ihrer Breite erhaben knorpelig be- 
randet, während der dazwischen tiefer liegende Theil bräunlich 
violett gefärbt ist. Durch die Windungen gelangen natürlich stets 
zwei weisse Ränder aneinander. Diese, und dunkle Streifen wech- 
seln somit in gleichen Zwischenräumen miteinander ab. 

Bei St. Grafiana etc. sind dıe Grannen am Rande kaum an- 
ders gefärbt und nur wenig erhabener als in der Mitte. Die durch 
die Spiralen zu einander stossenden Ränder erscheinen daher viel 
schmäler, als der die breiten Theile bildende Rücken der Granne. 
Diese Ränder sind an den (innern) Berührungslinien sägezähne- 
arlig gezackt oder ‚wenigstens so markirt, und diess ist, wofür 
Steven (s. 0.) den Ausdruck „spiris eleganter ciliatis* gebraucht. 

Szt. Gothärd bei Szamos-Ujvär (Siebenbürgen) am 2. Okto- 
ber 1868, 


— 


Die Vegetations-Verhältnisse des mittleren und östlichen 
Ungarns und angrenzenden Siebenbürgens. 


Von A. Kerner. 


XVl. 


378. Genista sagittalis L. — Auf Wiesen, insbesondere auf 
solchen, welche sich zwischen Laubholzwälder einschalten; von 
da stellenweise auch in den Grund lichter Wälder eindringend; 


344 


ausnahmsweise aueh im Gerölle der Flussufer. Im Bihariageb. auf 
dem tert. Vorlande von Grosswardein über Lazuri und Hollodu bis 
Belenyes; im Rezbänyaerzuge bei Negra im Aranyosthale; in der 
zerrissenen Randzone des Batlrinaplateaus bei Pelrosa, Rezbänva 
und Fenatia und von da bis auf die Pietra lunga und auf die Höhe 
der Stanesa; auf dem Vasköher Kalkplateau bei Rescirata; in der 
Plesiugruppe bei Susani und am Kamme des Plesiu; im Thale der 
weissen Körös in der Valea Liesa bei Halmaza und auf den tert. 
Hügeln bei Körösbanya; in der Vulcangruppe auf dem Suprapietra 
poienile bei Vidra. — Trachyt, Porphyrit, Schiefer, Sandstein, Kalk, 
tert. und diluv. Lehmboden. 95—1140 Met. — Unter allen Ginstern 
und Geisskleearten die verbreitetste im Bereiche des Bihariageb. 
Fehlt dagegen im mittelung. Bergl. und im Tieflande. 

379. Genista bihariensis. — (Halbstrauch. Stämmchen nie- 
derliegend und aufsteigend, aufrechte, sterile und blüthentragende 
Zweige entwickelnd. Zweige schlank, von drei wenig vorspringen- 
den Riefen und drei mit diesen abwechselnden flügelförmig vor- 
springenden Leisten mehr weniger symmetrisch sechskantig; die 
sterilen Zweige vorzüglich an der unteren Hälfte der Stämmchen 
gehäult und länger als die weiter oben entspringenden und zu 
gleicher Zeit sich entwickelnden blüthentragenden Zweige. Die 
Blätter der sterilen Zweige sitzend, länglich lanzeltlich, 5—7mal 
so lang als breit, in eine sehr feine Stachelspilze zugespilzi, zu 
allen Zeiten sowie die Zweige vollständig kahl, von einem sehr 
schmalen ganzrandigen (nicht wimperig gezähnelten) hyalinen 
Rande eingelasst und von einem kräftigen Mittelnerven und einem 
oder zwei Paaren im unteren Drittel der Blattspreite entspringen- 
den viel schwächeren Seilennerven durchzogen. Die Blätter der 
blülhentragenden Zweige etwas kleiner als jene der sterilen AuaBe, 
im Uebrigen aber diesen gleich gestaltet und ebenso wie diese 
berandet und zugespitzt, nach aufwärts in längliche, spitze, ite- 
ner stumpfliche Deckwlätter übergehend. Die Nebenblätter klein 
plriemenformig bleibend. Die Blüthen gestielt, einzeln in den Ach- 
seln der sie nicht überragenden Deckblätter, in lockere Trauben 
gruppirt. Kelche vollständig kahl, zweilippig; sowohl die zwei 
breiteren, als auch die drei schmäleren Kelchzähne dreieckig spitz, 
nicht gewimpert. Blumenblätter kahl, die Fahne unbedeutend län- 
ger als das Schiffichen und die Flügel. Fruchtknoten und Hül- 
sen kahl. 

Stämmcehen un:l sterile Zweige 150—350"®, blülhentragende 
Zweige, 30—90"m lang; Blätter 20 — 40mm lg., 4—6”® brt.; Blü- 
Ihenstiele 3—5"= I1g.; Kelch 56mm lg.; Fahne 13 — 14mm loab” 
breit; Flügel und S Schi Tchen 12”® ]g. und 3" breit; Hülsen 1520”" 
lang und 4—5"= bhre 

Macht mit ihren eisen Zweigen den Eindruck der 
G. triangularis Willd. (G. scariosa Viv.), und wurde von mir, 
bevor ich die echte @. triangularis W. auf dem Karste lebend zu 
beobachten und getrocknete Exemplare dieser Ginslerart aus den 


345 


verschiedensten Gegenden der mediterranen Flora zu vergleichen 
Gelegenheit halte, auch für @. triangularis gehalten und mit diesem 
Namen an Freunde versendet. Sie weicht aber von dieser durch 
den nicht wimperig - gezähnelten schmäleren hyalinen Blattrand, 
durch die homomorphen länger zugespitzten und auch relativ län- 
geren Blätter, durch grössere Blülhen und durch ungewimperte 
Kelchzuhne so wesentlich ab, dass sie mit derselben nicht identi- 
fizirt werden kann. 

Von @. Iydia Boiss. und den mit dieser verwandten Arten, 
mit welchen sie durch die Wachsthumsweise und Blattberandung 
übereinstimmt, ist sie durch die flügelig-kanligen Zweige, die viel 
breiteren homomorphen Blätter, wimperlosen Kelchzähne und voll- 
ständige Kahlheit aller Theile leicht zu unterscheiden). 

Auf den Kuppen und grasigen Terrassen felsiger Berge im 
Bihariagebirge. In der zerrissenen Randzone des Batrinaplateaus 
auf den östlichen Abstürzen der Pielra muncelului und am südli- 
chen Abfalle und der höchsten Kuppe der Tataroca zwischen Rez- 
banya und Petrosa. — Kalk. 1100—1260 Met. 

380. Genista Mayeri Janka. — Zwischen niederem Strauch- 
werk in lichten Wäldern, — Wurde von Janka zuerst bei dem 
Bischofbade nächst Grosswardein entdeckt, nachträglich auch im 
Gebiete der Bereltyö in den Wäldern bei Szt. Jobb südöstlich von 
Szckelyhid aufgefunden. Ich fand @. Mayeri weit verbreitet im 
ganzen tertiären Vorlande von Grosswardein bis Belenyes, na- 
mentlich häufig bei Lasuri und Holludu, und es kann diese Gin- 
sterart geradezu als eine der bezeichnendsten Pflanzen für das 
Hügelland angesehen werden, welches von Szekelyhid bis Tenke 


den östlichen Rand der ungarischen Tiefebene einsäumt, — Tert. 
Lebmboden. 95—250 Met. 
381. Genista ovata W. K. — Nach Läng auf der Matra. — 


„In graminosis silvestribus monlanis ad Budam, sic in Wolfsthal 
abunde.* Sadl. Fl. Com. Pest. 316. (Die echte @. ovata W. K. 
wurde von mir an diesem von Sadler angegebenen Punkte nicht 
beobachtet, wohl aber fand ich dort Genista hungarica und G@en. 
pubescens und es ist mir daher höchst wahrscheinlich, dass Sad- 
ler’s Angabe auf die erstere dieser beiden Arten, deren Hülsen 
wenigstens in der Jugend beharrt sind und insoferne mit jenen 
der @. ovata übereinstimmen, zu beziehen ist. In dieser Annahme 
werde ich insbesonders auch dadurch bestärkt, dass Sadler a.a.0O. 
Juni und Juli als die Blüthezeit für seine @. ovata angibt, also 
eine Periode, in welcher wohl @. hungarica blüht, in der aber 
Kitaibels @. ovata an Orien, welche mit Ofen unter gleichen 
klimatischen Verhältnissen liegen, bereits ganz abgeblüht hat. Wenn 
Sadler die Hülsen in seiner Beschreibung rauhhaarig nennt, so 
bezieht sich diess wohl nur auf die jungen Hülsen; denn zur Zeit 
der vollen Reife sind die Hülsen der @. hungarica bereits kalıl 
oder doch fast kahl geworden, wahrend sie an Kitaibel’s @. 
ovata auch noch zur Zeit des Aufspringens dichtzotlig erscheinen. 


346 


Uebrigens will ich natürlich die Möglichkeit nicht in Abrede stel- 
len, dass auch @. ovata W.K. im Gebiete der Ofener Flora neben 
G. hungarica vorkomme, und es mag die Feststellung dieses Vor- 
kommens oder Nichtvorkommens weiteren Untersuchungen vorbe- 
halten bleiben.) 

382. Genista tinctoria L. — Auf Wiesen und an grasigen 
Plätzen im Grunde lichter Hoch- und Niederwälder. Im mittelung. 
Bergl. bei Gyöngyös, Paräd, Waitzen, Gross-Maros, Näna, Gran, 
Sct. Andrae, P. Csaba, Ofen, Teteny. Auf der Kecskemeter Land- 
höhe auf Grassteppen und mit besonderer Vorliebe auch auf feuch- 
ten Wiesenboden bei R. Palota, Pest, Alberti, Pilis, Nagy Körös, 
Czegled. Auf der Debreeziner Landhöhe bei Debreezin. Im Biha- 
riageb. auf dem tert. Vorlande zwischen Grosswardein und Belenyes 
(hier manchmal in der nächsten Nähe der @. Mayeri, aber um 
wenigsiens sechs Wochen später aufblühend), auf dem alluv. und 
diluv. Boden im Becken von Belenyes, besonders häufig auf den 
feuchten Wiesen bei Petrileni, Savoieni und Petrani; auf dem 
Vasköher Kalkplateau; in der Plesiugruppe auf den Bergwiesen 
des Moma, im Kessel Brateoca und bis auf den Kamm des Plesiu. 
— Fehlt auf den Schieferbergen des Rezbänyaerzuges, auf dem 
ceniralen Batrinaplaleau und auch in jenen centralen Thälern des 
Bihariagebirges, deren Sohle noch weit unterhalb der oberen Grenze 
liegt, welche dieser Ginsterart auf den Randgebirgen gesetzt ist. 
— Porphyrit, Trachyt, Schiefer, Sandstein, tert. dil, und alluv. 
Lehm- und Sandboden; seltener auf Kalk. 95—1100 Met. 

383. Genista pubescens Läng. — Auf trockenen Grasplätzen 
und zwischen niederem Gestäude im Grunde lichter Eichenmisch- 
wälder. Im mittelung. Bergl. in der Pilisgruppe bei Sct. Andrae, 
P. Szäntö, am Piliserberge, Lindenberge und an der Südseite des 
Schwabenberges gegen das Wolfsthal zu. Im Norden des Gebietes 
am Fusse der Malra bei Heves und auf dem Nagy Egedhegy bei 
Erlau. — Trachyt, Kalk, tert. und diluv. Lehm- und Sandboden. 
100—755 Met. 

384. Genista hungarica Kerner. — An gleichen Standorten 
wie die frühere Art und manchmal mit dieser vergesellschaftet. 
Selten. Im mittelung. Berglande an dem südlichen Gehänge des 
Piliserberges und an der gegen das Wolfsthal abdachenden Seite 
des Schwabenberges bei Ofen. — Kalk, tert. Lehmboden. 220 bis 
700, Met.. ı';' 

Genista lasiocarpa Spach. (@. hirsuta Kit.), welche das eine Grenz- 
glied der durch rispigen Blüthenstand und späte Blüthezeit ausgezeichn: ten 
Reihe von Ginsterarten der Sectio Genistoides (@. tinctoria. G. yubescens, 
G.hungarica, G. lasiocarpa) bildet, wurde in unserem Gebiete bisher nicht 
b.obachtet. Der nördlichste mir bekanut gewordene Standort dieser ın 
Kroatien und den angrenzenden ung. Comitaten häufigen Pflanze ist das Insel- 
gebirge von Fünfkirchen; möglich aber, dass dieselbe auch noch am Südrande 
unseres Florengebietes im Weissenburger Comitate aufgefunden werden könnte. 

385. Genista pilosa L. Anf felsigen Kuppen, Rücken und Ge- 
hängen. Im mittelung. Bergl. in der Pllisgruppe auf den Dolomil- 


347 


kuppen bei Doroch nächst Gran, auf der Slanitzka bei P. Csaba, 
im Auwinkel, am Adlersberg und am Spiessberg bei Ofen, auf den 
Dolomitkuppen bei Budaörs. — Nach Kit. Add. 303 auch in der 
Matra. — Fehlt auf den Trachylbergen und höheren Dachsteinkalk- 
bergen der Pilisgruppe, ebenso im Tieflande und im Bihariageb. 
und ist im Gebiete auf ein verhältnissmässig sehr kleines Terrain 
beschränkt. — Kalk, Dolomit. 170-400 Met. 

386. Genista procumbens W. K. — Auf grasigen Plätzen und 
zwischen niederem Buschwerk, auf felsigen Rücken und Gehän- 
gen. Im mittelung. Bergl. auf der Matra; in der Pilisgruppe auf 
den Dolomitkuppen bei Doro g$h nächst Gran, auf der Slanitzka bei 
P. Csaba, auf dem Adlersberg bei Ofen und auf den felsigen Kup- 
pen bei Budaörs und Torbägy. — Fehlt im Tieflande. — Im Be- 
reiche des Bihariageb. auf dem Inselberge Mocra bei Boros Jenö. 
— Kalk, Dolomit. 190-400 Met. 

Genista elliptica Kit. Add. 302. — Auf den Bergen bei Menes, na- 
mentlich bei der Ruine Vilägos. Eine mir unbekannte, der Beschreibung nach 
abır mit @. procumbens W.K. verwandte Pflanze. Nach Janka (Vest. botan. 
Ztschr. XVl. 245) synonym mit COytisus myrtifolius Presl. botan, Bemerk. 
1844. p. 137. 

357. Cytisus leiocarpus Kerner. — Auf den Terrassen fel- 
siger Abstürze und auf felsigen Bergkuppen, gewöhnlich in Gesell- 
schaft der Genista bihariensis. — Im Bihariageb. in der zerrissenen 
Randzone des Batrinaplateaus auf den Kalkbergen zwischen Petrosa 
und Rezbänya, namentlich auf dem östlichen Abfalle der Pictra 
muncelului und in grosser Menge an der Kuppe und Südseite der 
Tataroea. — Kalk. 1100—1260 Met. 

358. COytisus glaber L. fill. — Auf felsigen Bergkuppen. Im 
millelung. Berglande auf dem Rücken der Slanitzka bei P. Csaba 
in der Pilisgruppe. — Kalk. 300—500 Met. 

389. Cytisus ratisbonensis Schäffer. (CO. biflorus W. K.) 
— Aul sandigen und felsigen Geländen, insbesonders an grasi- 
gen und sonnigen Plätzen, welche zwischen Gebüsch- und Ge- 
hölzgruppen eingeschaltet sind. Im mittelung. Berglande in un- 
geheurer Menge am Sandberge zwischen P. Csaba und Vörösvär, 
dann im Leopoldifelde, am Adlersberg und Spissberg bei Ofen. 
In den Niederungen am Fusse des Berglandes bei Heves und bei 
Csenke gegenüber von Gran. Auf der Kecskemeter Landhöhe bei 
Pest, Monor und Pilis, auf dem Erdöhegey, bei P. Sällosär nächst 
Tatär Sz1. György und bei Iszak. Auf der Debreeziner Landhöhe 


bei Tegläs. — Nach Steffek auch bei Grosswardein. — Kalk. 
tert. und dilav. Lehm- und Sandboden. 95—380 Met. 
390. Cytisus capitatas Grab. — An grasigen Plätzen am 


Saume der Wälder, im Grunde lichter Gehölze, in Holzschlägen 
und auf Bergwiesen. Im miltelung. Berglande in der Pilisgruppe 
auf dem Visegräder Schlossberg, auf den Bergwiesen des Dobogokö 
und bei Szt. Läszlö; sehr häufig bei Ofen auf dem Plateau des 
Schwabenbergs und von da über die Wiesen nächst dem Norma- 


348 


baum herab bis in’s Auwinkelthal. Im Bihariageb. auf den Berg- 
wiesen südlich vom Köbänyaberg nächst Felixbad. — Trachyt, Kalk, 
tert. und diluv. Lehmboden. 220—450 Met. 

391. Oytisus austriacus L. — An grasigen Plätzen , insbe- 
sonders gerne auf sandigem oder felsigem Terrain in Gesellschaft 
der Stipa pennata; seltener auch auf kahlen Flugsandhügeln. Im 
westlichen Theile unseres Florengebietes die häufigste Cytisus-Art 
und daselbst nicht selten mit anderen niederen Sträuchern, Halb- 
sträuchern und Stauden ganze Strecken bedeckend. Im mittelung. 
Bergl. am Fusse des Nagyszäl bei Waitzen und von da aufwärts 
im Donauthale über Gross Maros bis Csenke gegenüber von Gran. 
In der Pilisgruppe bei Gran, Visegräd, Sct. Andrae und P. Csaba 
am Piliserberg, bei Vörösvar und Solmär, zwischen M. Einsiedel 
und dem Leopoldifelde, im Auwinkel und am Schwabenberg, am 
Adlersberg, Spissberg und Blocksberg bei Ofen. Besonders häufig 
auch auf den Ausläufern des mittelung. Bergl. bei Gödöllö, Cinkota, 
Kis Tarcsa, Steinbruch , Ecser, Gomba und am Viniszni vrch bei 
Alberli. Auf der Kecskemeter Landhöhe von P.Csörög bei Waitzen 
über Pest und Soroksar bis Munor und Pilis. In der Stuhlweis- 
senburger Niederung im Sande bei Keer. Im Bihariageb. auf den 
Höhen bei Chisindia nächst Buteni. — Trachyt, Kalk, Dolomit, tert. 
und diluv. Lehm- und Sandboden. 95—750 Met. 

392. Oytisus Rochelü Wierzb. — Am Saume und im Grunde 
lichter Gehölze, in Holzschlägen und auf Waldblössen. — Im mil- 
telung. Bergl. in der Pilisgruppe an dem Abfalle des Schwaben- 
berges gegen das Wolfsthal zu, selten auch in Gesellschalt des 
C. austriacus an der Nordostseite des Bloeksberges bei Ofen. Auf 
der Kecskemeter Landh. an den Rändern des Waldes zwischen 
Monor und Pilis. Hier in prachtvollen bis zu 70 Ctm. hohen Ge- 
büschen, welche insbesonders an einer Stelle gegen Pilis zu mit 
Schlehdornen, Amygdalus nana, Prunus Chamaecerasus, Rosa 
pimpinellifolia und pumilla ein fast undurchdringliches Dickicht 
bilden. — Kalk, tert. und diluv. Lehm- und Sandboden. 95 —360 Met. 

393. Cytisus pallidus Schrader. — Am Saume und im 
Grunde lichter Gehölze, in Holzschlägen und auf Waldblössen, an 
steinigen mit Buschwerk bewachsenen Stellen zwischen Weingär- 
ten und Aeckern. Im mittelung. Bergl. in der Matra (wo diese Art 
den im Gebiete erst weiler südwärts auftretenden Cyt. austriaeus 
verlrilt), und an der Grenze unseres Gebietes auf dem grossen 
Aegidiusberg bei Erlau. Fehlt in den südlicher liegenden Gruppen 
des mittelung. Berglandes und im Tieflande; dagegen sehr häufig 
auf dem tert. Vorlande des Bihariageb. und auf den über das tert. 
Niveau dort aufragenden vereinzelten Kalkkuppen bei Grosswardein, 


Felixbad, Hollodu, Belenyes und Petrani. — Kalk, tert. und diluv. 
Lehmboden. 95—250 Met. 
394. Cytisus albus Hacgq.') — An gleichen Standorten wie 


', Wir schalten hier eine analytische Tabelle zur Bestimmung der im 


349 


die frühere Art, aber im Gebiete bei weitem seltener. Im tert. 
Vorlande des Bihariageb. von Grosswardein bis Belenyes, nament- 
lich bei dem Felixbad, bei Lasuri, Hollodu und am Bontoskö. — Von 


Gebiete der österreichischen Flora vorkommenden so vielfach konfundirten und 
in dem so eben erschienenen letzten Hefte von Reichenbach’s Icones wieder 
erausam misshandelten Arten der Gruppe Tuboeytisus DC. ein, und erlauben 
uns gleichzeitig auf eine demnächst erscheinende ausführlichere Behandlung 
dieser Pllanzengruppe aufmerksam zu machen. 


de 


[14 


g: 


10. 


1% 


Die Mehrzahl der heurigen krautigen Zweige durch endständige Blüthen- 
büschel geschlossen. 2. 

Die heurigen krautigen Zweige niemals durch endständige Blüthen- 
büschel geschlossen. 10. 


. Aus den Knospen der verholzten vorjährigen Zweige entwickeln sich im 


Frühlinge keine seitenständigen Blüthen, sondern nur krautige Zweige, 
welche durch endständige Blüthenbüschel geschlossen sind. 3. 

Aus den Knospen der verholzten vorjährigen Zweige entwickeln sich 

im Frühlinge seitenständige einzelne oder zu 2—-6 büschelig gruppirte 

Blüthen und neben diesen auch krautige Zweige, welche durch endstän- 

dige Büschel viel später aufblühender Sommerblüthen geschlossen sind. 

©. capitatus Grab. 


. Blüthen blassgelb (schwefelgelb) oder weisslich. 4. 


Blüthen sattgelb (goldgelb oder eitronengelb). 6. 


. Die längeren borstenförmigen über den kürzeren Filz vorragenden Haare 


der Zweige abstehend, die Zweige daher raulıhaarig. 
C. Rochelü Wierzb. 
Die längeren borstenföormigen über den kürzeren Filz vorragenden 
Haare der Zweige aufrecht. 5. 


. Blätter verkehrteilörmig, Blüthen weisslich. C. albus Hac.q. 


Blätter verkehrtlanzettlich, Blüthen blassgelb. ©. pallidus Schrad. 


. Hülsen von kurzen Härchen angedrückt seidig behaart. 


C. Heuffelüü Wierzb. 
Hülsen abstehend rauhhaarig-zottig. 
Fahne in der Mitte ohne lividen roth-braunen Flecken, an der oberen 
Fläche von anliegenden Haaren dicht seidig. 8. 
Fahne in der Mitte mit einem lividen rothbraunen Flecken, an der 
oberen Fläche kalıl oder doch nur mit sparsamen zerstreuten Härchen 
besetzt. 9. 


. Zweige und Blätter von dichtgedrängten, angedrückten und aufrechten 


Haaren grauseidig; die oberen Kelchzähne spitzwinkelig vorgezogen. 
©. austriacus L. 
Zweige abstehend behaart, Blätter strichelhaarig, grün; die oberen 
Kelchzähne rechtwinklig zugeschnitten, gestutzt. C. virescens Kov. 
Zweige grün, mit horizontal abstehenden zerstreuten Haaren besetzt, 
Blüthen zu 2—4 gebüschelt an der Spitze der krautigen Zweige. 
C. supinus Koch, Gr. et Godr. 
Zweige von sehr kurzen anliegenden dicht gedrängten Härchen grau. 
Blüthen zu 5—10 dicht gebüschelt an der Spitze der krautigen Zweige. 
©. Tommasinii Vis. 
Hülsen behaart oder doch an den Nähten gewimpert. 11. 
Hülsen vollständig kahl, an den Nähten nicht gewimpert. 15. 
Kelche abstehend beliaart. 12. 
Kelche anliegend seidig behaart. 14. 


. Hülsen an den Flächen kahl nur an den Nöhten langhaarig gewimpert. 


©. eiliatus Wahlbg. 
Hülsen an den Flächen langhaarig zottig. 13. 


350 


Heuffel auch auf dem Wege gegen Szöllös im Arader Com. be- 


obachtet. — Fehlt im mittelung. Bergl. und im Tieflande. — Kalk, 
tert. und diluv. Lehmboden. 95—250 Met. 
395. Oytisus nigricans L- — Am Saume und im Grunde lich- 


ter Gehölze, an Waldblössen, in Holzschlägen, auf grasigen Ter- 
rassen felsiger Abstürze und an steinigen mit Buschwerk bewach- 
senen Stellen am Rande der Weingärten. Im mittelung. Bergl. auf 
dem Särerberg in der Matra; am Nagyszäl bei Waitzen; in der 
Pilisgruppe bei Gran, Visegräd, Sct. Andrae, P. Csaba, auf dem 
Adlersberg und Schwabenberg, im Wolfsthal und im Auwinkel bei 
Ofen. Auf den Ausläufern des miltelung, Berglandes bei Gödöllö 
und Bagh. Auf der Kecskemeter Landhöhe am Rande des Waldes 
zwischen Monor und Pilis. Auf der Debrecziner Landh, bei Szakoly. 
Im Bihariageb. auf dem tert. Vorlande bei Grosswardein, Lasuri, 
Hollodu und Belönyes und in dem anstossenden Randgebiete des 
Batrinaplateaus von Sedeselu, Rezbanya und Pelrosa einwärts gegen 
das Hochgebirge bis auf die Pielra lunga und bis an die Vereinigung 
des Galbina- und Pulsathales. Auf dem Vasköher Kalkplateau bei 
Colesci und auf dem Vervul Geresilor nächst Monesa; in der Ple- 
siugruppe am Gipfel des Plesiu und in der Hegyesgruppe auf der 
Chiciora südöstlich von Chisindia.. — Sienit, Porphyrit, Trachyt, 
Schiefer, Sandst., Kalk, Dolom. tert. und diluv. Lehm- und Sand- 
boden. 95—1120 Met. 

396. Ononis spinosa L., (O. campestris Koch et Ziz.) — Auf 
Grasfluren, trockenen Wiesen, Viehweiden, an Ackerrainen, in den 
Gräben und an den begrasten Stellen längs den Eisenbahndämmen 
und mit besonderer Vorliebe auch auf halbsalzigem trockenen Bo- 
den. Am Saume des mittelung. Berglandes bei Waitzen, Gran, Ofen, 
Stuhlweissenburg und am Velenezer See; im Donauthale beson- 
ders häufig auf den Inseln, namentlich auf der Margarethen- und 
Csepelinsel; im Tapiogebiele zwischen Tapio Szelle und Nagy Käla; 
auf der Kecskemeter Landh. bei R. Palota, Pest, Monor, Pilis, Al- 
berti, Also Dabas, P. Sällosär, P. Peszer; ın der Tiefebene bei 
Tisza Füred, Atany, Kömlö, Szolnok, Szegedin, Török Szt. Miklos, 
Kisujszällas; am Saume des Bihariageb. bei Grosswardein und Be- 


13. Blätter rauhhaarig, nicht seidig; Zweige abstehend rauhhaarig. 
©. hirsutus Scop. 
Blätter von anliegenden Haaren gestrichelt, etwas seidig; Zweige 


filzig. C. elongatus W.K. 
1%. Die vorjährigen Zweige grauseidig; Blätter verkehrtlanz: then, unterseits 
von anliegenden Haaren grauseidig. ©. ratisbonensis Schäffer. 


Die vorjährigen Zweige kalıl oder fast kahl, braun; Blätter ver- 
kehrteiförmig, im Alter unterseits kalıl oder doch nur mit zerstreuten 
anliegenden Strichelhaaren bekleidet, grün. ©. glaber L. il. 

15. Blätter und Zweige in der Jugend schwach seidig behaart, Blüthen gelb. 
C. leiocarpus Kern. 

Blätter und Zweige kahl oder in der Jugen. mit sehr zerstreuten 
sparsamen später abfallenden Haaren bewimpert; Blüthen roth. 

C. purpureus Scop- 


351 


lenyes. Im bergigen Theile des Gebietes nur an einer einzigen 
Stelle bei Sedeselu nächst Rezbänya beobachtet. Dieser letztere 
Standort ist auch der höchstgelegene im ganzen Gebiete. — Tert. 
dil, und alluv. Schotter-, Sand- und sandiger Lehmboden; scheut 
auch nicht den salzauswilternden Boden. 75—38S0 Met. 

397. Ononis repens. Nach Sadler mit O. spinosa L. im Ge- 
biete der Pester Flora und zwar besonders in dem gegen die Theiss 
zu gelegenen Theile des Pester Comitates; nach Steffek bei 
Grosswardein. — (Die echte O. repens L. sp. 1006, welche im 
nördlichen und westlichen Deutschland so wie im westlichen Frank- 
reich und zwar vorzüglich im Sande der Küstengegenden und 
Flussniederungen zu Hause ist, wurde von mir im mittleren und 
östlichen Ungarn nicht beobachtet und ist mir auch ihr Vor- 
kommen in dem vom Sadler bezeichneten Landstriche nicht schr 
wahrscheinlich. Da Sadler die Diagnose in seiner Fl. Com. Pest. 
nicht selbst verfasst, sondern, wie in so vielen andern Fällen, 
wortgelreu von Koch abgeschrieben hat, so ist es um so schwie- 
riger sich ein Urtheil darüber zu bilden, was Sadler unter seiner 
OÖ. repens verslanden habe; doch mulhmasse ich, dass er die auch 
von vielen anderen Floristen mit O. repens L. zusammengeworfene 
oder verwechselte durch Frankreich, Süddeutschland, die Schweiz, 
Italien und die südlichen Provinzen Oesterreichs weit verbreitele, 
der O. hircina Jacgq. sehr ähnliche O. procurrens Wallr., Gren. 
et Godr. (excel. var. ß. et y.) = O0. arvensis Lam. — 0. arvensis 
var. «. Sm. —= (. foetens All. = 0. mitis Gmel. — 0. antiquo- 
rum Bertol. (nicht L.) gemeint habe, welche sich von der echten 
O. repens L., die mir aus den verschiedensten Gegenden Nord- 
deulschlands und Westlrankreichs vorliegt, und welche ich selbst 
auf dem Flugsande zwischen Darmstadt und Heidelberg, so wie 
auf der Rheinfläche gesammelt habe, weit verschieden ist und über 
welche ich demnächst ausführlicher zu berichten Gelegenheit fin- 
den werde. 

398. Ononis hircina Jaceq. — Auf feuchten Wiesen. — Auf 
der Keeskemeter Landhöhe bei P. Csörög nächst Waitzen, bei R. 
Palota und auf den Sumpfwiesen längs dem Rakosbache bei Pest; 
auf der Debreeziner Landh. bei Nagy Källo, Nyir Bätor und Teglas. 
In der Tiefebene in der Berettyö - Särret bei P. Ecseg und 
auf der Puszta Horlobasy. Sehr verbreitet im Gebiete des Biharia- 
vebirges, auf dem tert. Vorlande bei Grosswardein, Lasuri und 
Hollodu, insbesonders häufig im Becken von Belenyes auf den 
Wiesen bei Scei, Petrileni, Savoieni und an zahlreichen anderen 
Punkten; dann im Thale der weissen Körös bei Boros Jenö, Buteni, 
Pleseutia, Halmaza, Körösbanya. Auch auf den Bergwiesen in der 
Randzone des Batrinaplateaus hinter Rezbänya ober der Höhle bei 
Fenatia und bis über die Pietra lunga, welchen letztgenannten 
Standort ich als den höchstgelegenen im Gebiete notirte. — Schie- 
fer, Kalk, tert. diluv. und alluv. Lehm- und Sandboden. 75— 
820 Met. 


o 
(27! 
in 


399. Ononis Natrixe L. — In Schottergruben und auf Gras- 
plätzen im Stadtwäldchen bei Pest. — Diluv. Sandboden. 95 Met. 
— Scheint erst im Laufe der letzten Decennien eingeschleppt, da 
Sadler und Kitaibel des Vorkommens dieser sehr auffallenden 
Pflanze an der genannten so vielfach besuchten Lokalıtät noch 
nicht erwähnen. 

400. Ononis Columnae All. — Auffelsigen mit Stipa pennata 
und Carex humilis begrasten Gehängen. Sehr selten und nur auf 
die Kalk- und Dolomitkuppen, welche sich am Südostrande der 
Pilisgruppe erheben, beschränkt. Hier namentlich am Kopaszhegy 
zwischen Koväcsi und Budakez, am Spissberge zwischen Blocksberg 
und Adlersberg bei Ofen und auf einer der Kuppen bei Budaörs. 
Auf der Spitze des Adlersberges, wo sie Sadler angibt, scheint 
sie ausgerottet worden zu sein. — Kalk, Dolomit 150—390 Met. 


—— 


Botanischer Ausflug in das mährische Gesenke im Juli 1867. 
Von Wilhelm Hans. 


Im Herbst des Jahres i865 reifte in einigen jungen Leuten 
und mir der Plan, im nächsten Sommer die ungarischen Karpathen 
mit ihren mächtigen Bergspitzen und herrlichen Thälern auf einige 
Wochen zu bereisen. Der Mund war uns von all den zu schauen- 
den Herrlichkeilen von andern Touristen so wässrig gemacht wor- 
den, dass wir uns bereits lebhaft in jene Gegenden versetzten 
und gar nicht glaubten, dass uns irgend etwas an der Ausführung 
unseres Vorhabens hindern könnte. Mich zog noch ganz besonders 
die dortige Flora mit ihrer reichen Ausbeute. 

Es sollte aber ganz anders kommen. Das Jahr 1866 kam und 
mit ihm jene schweren Prüfungszeiten für mein sächsisches Vater- 
land, die bei mir Alles, ja sogar die Botanik in den Hintergrund 
drängten. Aber auch diese Zeiten gingen vorüber und es erwachte 
denn nach und nach die alte Liebe für diese schöne Wissenschaft 
in mir, so dass ich beschloss, im Sommer 1867, wenn es mein 
Geschäft zuliesse, eine mehrtägige Reise zu machen, wohin wusste 
ich selbst noch nicht. 

Da bekam ich eines Tages einen Brief von einem meiner 
jungen botanischen Freunde aus Gnadenfeld i/Ob. Schlesien mit ihm 
von dort aus eine Reise in’s Gesenke zu machen. Ich acceplirte 
diesen Vorschlag mit tausend Freuden, und nachdem ich meine 
Geschäftsangelegenheiten geordnet halle, begab ich mich am 18. Juli 
auf den Weg. 

Ich fuhr von Herrnhut aus per Bahn nach Görlitz, wo ich 
während eines zweistündigen Aufenthaltes Zeit genug fand, die 
Abhänge der Neisse elwas zu durchstöbern. Ich beobachtete da- 


353 


selbst: Cytisus nigricans und capitatus, letztere wahrscheinlich 
ursprünglich angepflanzt, Scleranthus perennis, Dianthus deltoides, 
Clematis Vitalba verwildert, Centaurea paniculata Jacq., Silene 
inflata, Lychnis diurna und vesperlina. Von Görlitz ging es über 
Breslau nach Oppeln, wo ich zu meinem grössten Aeger ein höclhıst 
unfreiwilliges Nachtquartier nehmen musste, indem der Zug den 
Abend nur bis dahin ging. 

Am andern Morgen begab ich mich bei Zeiten aus den Fe- 
dern, um die mir bis zur Weiterreise vergönnten Stunden zu einer 
kleinen Exkursion in die nächste Umgebung der Stadt zu benülzen. 
Auf Schutt und Bauplätzen fand ich: Marrubium vulgare, Erige- 
ron canadensis, Datura Stramonium, Hyoscyamus niger, Che- 
nopodium polyspermum und urbicum, Galeopsis pubescens, Parie- 
taria erecta, Panicum sanguinale, Nigella arvensis, Stachys annua, 
Sisymbrium Sophia, Euphorbia exigua und platyphyllos auf einer 
Brache, Polycnemum arvense, Gypsophila muralis und Hypericum 
humifusum. Am Oderufer und an Gräben: Butomus umbellatus 
sehr üppig, Alisma Plantago, leider suchte ich vergeblich nach 
der um Oppeln vorkommenden Form A. graminifolium Ehrh.. 
Nasturtium austriacum, Cucubalus baceifer, Sinapis alba, Rumex 
maritimus, Saponaria officinalis, Limosella uquatica, Potamogeton 
lucens und Mentha aquatica. Am Eisenbahndamm: Salvia vertieil- 
lata, Veronica Buxcbaumi, Scabiosa ochroleuca, Plantago arenaria 
3 Expl., Verbascum Thapsus und Lychnitis, Gypsophila muralis 
und Coronilla varia. 

Während der Fahrt von Oppeln nach Cosel bemerkte ich aus 
dem Waggon: Salvia verticillata und Scabiosa ochroleuca in 
Menge und in den Kieferwäldern, die sich streckenweise längs der 
Balın hinziehen, Massen von Pteris aquilina. Auf dem Bahnhof von 
Coselangekommen, fuhr ich per Post nach Gnadenfeld, einem kleinen 
Flecken zwischen Cosel und Leobschütz, wo ich von meinem Freunde 
und dessen liebenswürdiger Familie auf das freundschaftlichste be- 
grüsst und aufgenommen wurde. Während der Postfahrt hatte ich 
in den Wallgräben der Festung Cosel Potamogeton perfoliatus 
beobachtet und an den Abhängen der Landstrasse Cytisus capi- 
tatus und Scabiosa ochroleuca. Gegen Abend besuchte ich noch 
in Begleitung meines Freundes das sogenannte Mordbüschel, ein 
kleines Wäldchen in der Nähe Gnadenfelds, in welchem vor eini- 
gen Jahren Prunella alba als neu für die schlesische Flora ent- 
deckt wurde und die wir auch noch in schönster Blüthe fanden. 
Hier fand ich auch zu meiner grossen Freude zum ersten Male 
blühende Orobanchen und zwar war es Orobanche stigmatodes 
Wimmer, die hier auf Centaurea Scabiosa üppig wucherte. Ausser- 
dem bemerkte ich noch Dianthus Carthusianorum, Campanula 
Cerricaria und Carlina acaulis sehr häufig. Am nächsten Morgen 
sollte es nun in aller Früh in’s „Gesenke“ gehen, obgleich die 
Witterungsanzeichen für unser Vorhaben nicht gerade die gün- 
stigsten waren; zum Glück kam jedoch Abends spät noch ein er- 

Oesterr. botan. Zeitschrift. Il. Heft. 1863, 26 


354 


frischendes Gewitter, welches zur Folge hatte, dass man Morgens 
bei ganz klarem, wolkenlosen Himmel getrost die Reise antreten 
konnte. 

Um 4 Uhr Früh hielt der Wagen, mit einem kleinen aber 
zähen polnischen Pferd bespannt, vor unserem Hause und in der 
übermüthigsten und heitersten Laune stiegen wir ein. Das Terrain 
zwischen Gnadenfeld und Leobschülz ist sanft wellenförmig und 
bietet namentlich die letzte Anhöhe vor Leobschütz einen reizen- 
den Blick auf dieses Städtchen und das im Hintergrunde sich auf- 
thürmende Gebirge. An der Strasse winkten uns Geranium pra- 
tense in Menge und Cytisus capitatus. Kurz vor der Stadt waren 
die Felder von Papaver Rhoeas ganz rolh gefärbt und auf ein- 
zelnen bemeosten Dächern armseliger Häuser der Vorstadt wun- 
derschön blühende Rosetten von Sempervivum tectorum. Nachdem 
wir uns in Leobschütz mit österreichischem Gelde versehen halten, 
fuhren wir über Füllstein, dessen Wirthshaus einem jeden Tou- 
risten des guten Weines wegen anzuralhen ist, nach Johannisthal 
und von da nach Zuckmantel. Auf dieser Strecke ausser Silene 
gallica, Gnaphalium norvegicum, Prenanthes purpurea, Potentilla 
Tormentilla und Helianthemum vulgare wenig Bemerkenswerthes. 
Von hir aus schickten wir unsern Wagen nach Hause, da wir nun 
Alles zu Fusse machen wollten. Der Blick von Zuckmantel auf 
den Schlossberg und das Gebirge ist recht schön und hätten wir 
noch gern länger da verweilt, hätte uns nicht der schon heran- 
gerückte Abend daran gemahnt, schleunigst aufzubrechen. Leider 
mussten wir in Folge dessen den ergiebigen Schlossberg, der in 
Milde’s Schriften über die schlesischen Filices so oft erwähnt 
wird, unberücksichtigt lassen. Mir wäre es von grossem Werthe 
gewesen, daselbst die verschiedenen Formen von Aspidium loba- 
tum einsammeln zu können. 

Sehnsüchtige Blicke warf ich auf seinen steilen Kegel, als 
wir dicht an seinem Fusse den Weg nach Reiwiesen einschlugen, 
welches Dörfchen meine Büchse mit Botrychium matricarioides 
Willd. bereichern sollte. Wie ich gefürchtet hatte, war es schon 
ziemlich dunkel geworden, als wir das auf einem kleinen Hoch- 
plateau gelegene Reiwiesen erreichten, so dass von einem Suchen 
nach dem ohnehin schon schwer zu findenden Botrychium keine 
Rede mehr sein konnte. Wie gerne hälte ich den interessanten 
Moosbruch, der sich unterhalb dem Dorfe hinzieht, besucht und 
der manches Seltene, z. B. Scheuchzeria palustris liefert, doch 
mussten wir ganz absehen, da wir noch am Abend in Freiwaldau 
eintreffen wollten, um am nächsten Morgen die Wanderschaft in’s 
eigentliche Gebirge zu unternehmen. Fast um Mitternacht und 
nachdem wir uns ganz gründlich verlaufen hatten, langten wir in 
Freiwaldau an, wo wir übernachteten. 

Von unserem Fenster sahen wir am Morgen den Hockochar 
und die Brünnelhaide in wundervoller Beleuchtung. Wir begaben 
uns gleich naeh dem Frühstück nach dem interessanten Kaltwasser- 


355 


bad Gräfenberg , das auf einer ziemlich steilen Anhöhe nordwest- 
lich von Freiwaldau liegt. Auf dem Wege hinauf fanden wir unter 
Lein Cumelina dentata und Silene gallica. Hinter dem Badhause 
am Wege nach der Fichtenquelle Botrychium matricarioides und 
ein kümmerliches Exemplar von Aspidium Braunii. Equisetum Tel- 
mateja wurde trotz vielem Suchen nicht gefunden. Auf dem Frauen- 
berg sammelte ich noch auf einer kleinen Wiese Galium boreale. 

Nun wurde direkt der Weg nach der Brünnelhaide (von den 
dortigen Landleuten Haidebrünnel genannt) durch das wunder- 
schöne an der Biela gelegene Thomasdorf eingeschlagen. Folgende 
Pflanzen standen längs der Strasse in ziemlicher Menge: Circaea 
intermedia, Inula britannica, Silene gallica, Potentilla Tormentilla 
und reptans; auch waren hie und da schon einige jedenfalls her- 
abgeschwemmte Exemplare von Aconitum Napellus zu sehen. Da 
der Weg auf die Brünnelhaide nicht ganz leicht zu finden ist, 
so suchten wir nach einem Führer, der auch bald in der Person 
eines höchst anspruchslosen und gemüthlichen Dorfeinwohners auf- 
getrieben war. Wir wandten uns nun von der Strasse ab, einen 
Fussweg rechts einschlagend. Schon wenige hundert Schritte hin- 
ter dem Dorfe begrüssten uns die ersten Vorboten der alpinen 
Flora: Campanula barbata, Thesium alpinum, Melampyrum sylva- 
ticum, Rosa alpina und Crepis grandiflora. Nach und nach fing 
der Weg an abscheulich und steil za werden. Die Flora nahm, 
nachdem wir die untersten Waldflächen passirt hatten, schon einen 
recht interessanten Charakter an, denn Phleum alpinum, Luzula 
sudetica Presl., L. macima und L. albida var. rubella Hoppe, 
Prennnthes purpurea, Melampyrum sylvaticum, Blechnum boreale, 
Lycopodium Selago und L. annotinum, Polypodium vulgare, Ranun- 
culus aconitifolius, Sonchus alpinus, Doronicum austriacum, Alec- 
torolophus alpinus (A. pulcher Schummel), Convallaria verti- 
cillata bildeten unsere steten Begleiter. Nach einem ermüdenden 
Steigen erreichten wir endlich den Gipfel der Brünnelhaide ca. 
4100° und unser erstes Geschäft war, unsern brennenden Durst in 
dem kleinen Wirtnshaus zu löschen. Die alte Wirthin, ein schon 
ziemlich verknöchertes Mütterchen, bereitete uns einen vortreffli- 
chen Kaffee, der, wie ich in Erfahrung gebracht habe, am besten 
den Durst löscht. Eine höchst unangenehme Ueberraschung sollte 
uns hier zu Theil werden, nämlich, kaum hatten wir uns auf den 
Bänken niedergelassen, als wir von einer solchen entsetzlichen 
Menge von Flöhen gepeinigt wurden, dass wir schnell unsern 
Mokka hinunterschlürften und Gott dankten, die frische freie Luft 
wieder gewonnen zu haben. Nun ging es frisch an’s Sammeln und 
eine reiche Ausbeute lohnte unsere Mühe. Es waren hauptsächlich 
folgende Pflanzen: Gymnadenia albida, Carex rupestris nur 
an einem kleinen Felsen oberhalb des Wirthshauses, Empetrum 
nigrum, Salix silesiaca. Blätter von Scorzonera humilis, Selagi- 
nella spinulosa A. Br., üppige monströse Formen von Botrychium 
Lunaria, Crepis grandiflora, Gentiana punctata suchten wir ver- 

26 


356 


geblich, da derselben von den Landleuten sehr nachgestellt wird. 
Carex panicea, Luzula mazxima, Mespilns Cotoneaster. Hieracıum 
alpinum, Ranunculus aconitifolius, Geranium sylvaticum , Hypo- 
choeris helvetica, Rumex alpinus, Asplenium viride, Sazxifraga 
Aizoon, Ribes alpinum und Gnaphalium norvegicum. Gentiana 
verna soll auch schon auf der Brünnelhaide gefunden worden 
sein; wir sahen sie nicht, obgleich es sehr gut möglich ist, dass 
sie an den feuchten, grasigen Abhängen der Südwestseite vor- 
kommt. Die Brünnelhaide bildet einen langen, ziemlich ebenen 
Rücken. der nach Süden zu viel moosige, kahle Stellen hat, auf 
denen Vaceinium uliginosum und Oxycoccos, Eriophorum vagina- 
tum und Salices gedeihen. 

Auf dem Herunterwege nach dem „rolhen Berghaus“ trafen wir 
noch sehr schöne Exemplare von Ranunculus aconitifolius , Con- 
vallaria verticillata, Majanthemum bifolium, Gymnadenia albida, 
Hieracium aurantiacum einzeln, Luzula mazima und sudetica, Ribes 
alpinum und Festuca gigantea an. 

Nach einer eingenommenen Erfrischung in dem reinlichen 
und netten „rothen Berghaus,“ begaben wir uns auf den Weg zum 
Altvater, für’s Erste zwar nur zur Schweizerei, die am nördlichen 
Abhang des Berges liegt. Der Weg dahin ist sehr schön, stellen- 
weise mit herrlichen Fernsichten auf die schlesische Ebene, den 
Glatzer Schneeberg und das Riesengebirge. Auf moorigen Stellen 
am Wege stand: Carex pauciflora, Andromeda polifolia sparsam, 
Vaceinium Oxycoccos und Eriophorum angustifotium an einer Stelle 
auch Allium Victorialis und Lilium Martagon. 

An grossen Abhängen und auf Wiesen: Hieracium aurantia- 
cum sehr häufig, Hypochoeris helvetica, Hieracium pratense Tausch, 
und H. nigrescens, in Gebüschen Doronicum austriacum, Asple- 
nium alpestre, Sonchus alpinus. Potentilla aurea schmückte stel- 
lenweise die steinigen Wegränder mit ihren lieblichen goldgelben 
Blumen. 

Da auf einmal, nachdem wir eine sehr steinige Kuppe er- 
stiegen hatten, lag die Schweizerei vor uns, mit den weidenden 
kKühen und den mächtigem Rücken des Altvaters im Hintergrunde, 
ein ganz reizendes Bild. Vor derselben breitet sich eine prächtige, 
von zahlreichen Quellen überrieselte Matte aus, die „Kneblauch- 
wiese“ genannt. Auf ihr fanden wir Riesenexemplare von Allium 
sibiricum und Viectoralis, Cineraria crocea herrlich blühend, Cal- 
tha palustris, Adenostyles albifrons. Chaerophyllum hirsutum, Ve- 
leriana dioica, Eriophorum angustifolium, Lychnis flos cuculi und 
diurna, Hieracium aurantiacum und einzelne Exemplare von Pin- 
guicula vulgaris. 

Das für uns zu frühe Anbrechen der Dunkelheit machte uns 
an die Sorge für’s Nachtquartier. Wir traten in die Schweizerei 
ein und wurden von den biedern treuherzigen Wirthsleuten sehr 
freundlich aufgenommen, erhielten auch zu unserer Freude sehr 
saubere und reinliche Betten angewiesen. Zum Glück wurden wir 


357 


hier nicht so von den abscheulichen Flöhen bearbeitet wie auf der 
Brünnelhaide, sonst wären wir in Verzweillung gerathen. Mit Son- 
nenaufgang wollten wir eigentlich schon auf dem Gipfel des Alt- 
vaters sein, doch Morpheus hatte uns so fest eingewiegt, dass die 
Sonne bereits aufgegangen war, als wir erwachlen. 

Schnell wurden unsere wenigen Habseligkeilen zusammen- 
geschnürt, ein kräftiges Frühstück eingenommen und nach einem 
kurzen Abschied von unseren Wirth stiegen wir wohlgemuth und 
heiter der Spitze des Altvaters zu. Das Aufsleigen hat manche 
Mühseligkeiten, da das Heidekraut eine solche Höhe erreicht, dass 
man bis über die Knie hinsinsinkt, was schliesslich ungemein er- 
müdet. Zwischen dem Heidekraut wächst im Moose sehr schön und 
üppig Meum Mutellina, Empetrum nigrum, einzelne Stöcke von 
Juniperus nana, Hieracium alpinum und vereinzelt steckt ganz 
neugierig eine Campanula barbata ihre zierliche blaue Traube aus 
der monotonen Erica heraus. Nach °/,slündigem Steigen waren wir 
bis zu den Altvatersteinen gelangt. Dies sind mächtige Felsblöcke 
von ansehnlichen Dimensionen, die auf der Nordseite in mehreren 
Gruppen zerstreut liegen. Auf und an ihnen fanden wir Juncus 
trifidus, Saxifraga Aizoon, Viola biflora, Cardamine resedifolia 
und Salix Lapponum 1 Strauch. Von diesen Felsen hat man bis 
auf den höchsten Punkt des Berges nur noch ganz wenig zu slei- 
gen. Juncus trifidus bedeckt ganze Strecken, ausserdem waren 
Juniperus nana, Carex pilulifera, rigida und atrata vertreten. 
Man geniesst von oben eine enltzückende Aussicht, an der wir uns 
lange weideten. Der Herunterweg auf der Südseite nach den Peters- 
steinen geht Anfangs über herrliche Matten, die mit einem üppigen 
Blüthenflor bedeckt waren, z. B. Euphrasia pieta Wimmer, Cam- 
panula barbata, Viola lutea, Gymnadenia albida, conopsea, von 
letzteren auch einige weissblühende Exemplare, Ranunculus aco- 
nitifolius, Hieracium aurantiacum, Hieracium alpinum, Hypochoeris 
helvetica, Geranium sylvaticum und Pinguicula vulgaris in einzel- 
nen Exemplaren bildeten hier den Hauptbestandtheil. Nun ging es 
immer bergab auf die Peterssteine zu, die sich, durch eine enge 
Schlucht getrennt, auf der einen Seite erheben. In der Tiefe 
rauschte ein wilder Bach, die Oppa, die an einer schmalen und 
seichten Stelle übersprungen werden musste. 

An ihren Abhängen zur Seite stand Asplenium alpesire u 
wahrhaft erstaunlicher Ueppigkeit und Menge, auf das Zierlichste 
von alten bemoosten Baumstämmen und Adenostyles albifrons un- 
terbrochen. Streptopus hatte ich hier sicher erwartet, fand ihn 
aber nicht, desto vergnügter war ich aber, als ich an einem sonnigen 
feuchten Abhang Massen von Delphinium elatum sah, was einen über- 
aus prachtvollen Anblick darbot. Nach kurzen Klettern über alte 
morsche Wurzeln, Steingerölle und durch Farnkrautdickichte, 
halten wir die Schäferei erreicht und unterwegs noch Trollius 
Pinguicula und Polypodium vulgare in den verschiedensten Formen 
mitgenommen. Ein guter Imbiss und ein vortreflliches GlasW ein stärktle 


358 


hier unsere müden Glieder. Die unterwegs gesammelten Pflanzen 
wurden dem äusserst gefälligen Wirth übergeben, der Alles auf- 
bot, um uns behilflich sein zu können; sogar Papier wollte er uns 
verschaffen, und brachte auch wirklich ein ganzes Packet alter 
Zeitungen angeschleppt, die uns in der Folge vortreflliche Dienste 
leisteten, zum Einlegen unserer Schätze. 

Mit entleerten Büchsen und in Erwartung der Beute, die uns 
noch bevorstand, stiegen wir nun zur Janowitzer Haide hinan, um 
von da in den Kessel zu gelangen. Im Vorübergehen nahmen wir 
Trollius europaeus, Cineraria crocea, Gentiana verna und Ane- 
mone narcissiflora mit. Oben, unweit des Triangulirungszeichens, 
stand in schönen Büschen Juniperus nana. Von hier aus fällt die 
Janowitzer Heide allmälig ab, bis zu den Kesselabhängen. Der Kessel 
selbst, dieses Eldorado der Botaniker, ist eine halbkreisförmige , nach 
Süden geöffnete grosse Mulde mit ziemlich steilen Lehnen, die von 
unzähligen grösseren und kleineren Quellen durchrieselt sind, an 
denen man eine ausserordentlich üppige Vegetation findet. An der 
westlichen Seite befinden sich einige schroffe Felsmassen, die eine 
nicht unbedeutende Höhe haben. 

Unsere Ausbeute war sehr reich und bestand aus folgenden 
Pflanzen: Carex vaginata, C. atrata. C. capillaris, C. Buxbaumei und 
C. montana wenig Exemplare, Eriophorum alpinum, Galium boreale, 
Epilobium alpinum, Corallorrhiza innata, Gentiana verna, von ihr 
wurden einige Quellenränder ganz blau gefärbt, G. punctata spar- 
sam, Anemone narcissiflora ungemein häufig, A. vernalis, Bartsia 
alpina, Chaerophyllum hirsutum, Selaginella spinulosa A. Braun, 
Crepis grandiflora, Scabiosa lucida. Hypochoeris helvetica, Aco- 
nitum Napellus, Delphinium elatum , Cardamine amara var. sub- 
alpina Koch, Veratrum album, Phyteuma orbiculare, Geranium 
sylvaticum, Plantago montana, Hedysarum obscurum, Adenostyles 
albifrons, Scorzonera humilis noch sehr schön blühend und Swer- 
tia perennis. 

An den oben bereits erwähnten Felsen fanden wir: Viola 
biflora, Arabis hirsula var. sudetica Tausch, Rosa alpina, Salix 
silesiaca und S. hastata, Crepis sibirica beide noch nicht blühend, 
Lunaria rediviva, Scrophularia Scopolii Hoppe, Campanula ro- 
tundifolia var. Scheuchzeri Vill., Sedum rubens Hänke, Rhodiola 
rosea, Aster alpinus, Cardamine amara var. subalpina Rchb., 
Streptopus amplexifolius, Poa alpina, Lonicera nigra, Asplenium 
viride, Polypodium Phegopteris, Woodsia hyperborea sparsam, 
Aspidium Lonchitis, A. lobatum var. platylobum, Milde höhere 
Sporenpflanzen p. 64, Sawifraga Aizoon, Bupleurum longifolium, 
Laserpitium Archangelica, Ribes petraeum, Anthriscus alpestris 
Wimmer, Pleurospermum austriacum und Hieracium villosum. 

Die Mappen und Büchsen überfüllt, traten wir den Rückweg 
an, um den Peterssteinen noch einen flüchtigen Besuch zu wid- 
men, Der Weg zu denselben wurde uns durch die fast ellenhohe 
Heide sehr erschwert. Man sah zwischen ihr auf kahlen Stellen 


35) 


Hieracium alpinum, Carex atrata und C. rigida stehen, was die 
einzige Abwechslung dieser sonst höchst öden Januowitzer Heide 
ist. Endlich waren wir an dem interessant geformten, mächligen 
Petersstein angekommen, der aber unseren Erwartungen nicht ent- 
sprach, da wir nur Salix herbacea, Cardamine resedifolia und 
Poa sudetica Hänke fanden. Der Weg von den Peterssteinen hin- 
ab ist herrlich und bietet der Naturschönheiten unendlich viele. 
Namentlich ist der Oppa-Fall, zu dem man bald gelangt, wenn man 
an einer Stelle halbwegs Karlsbrunn den bisher verfolgten Weg 
verlässt und rechts einbiegt. Von hier aus jagt die Oppa ihr wil- 
des Wasser in einer äusserst romanlischen Schlucht weiter in’s 
Land hinein und wir fanden hier auf den hohen schwellenden 
Moospolstern Listera cordata, Valeriana tripteris und Aspidium 
Oreopteris. Je weiter man bergab geht, desto seltener und ein- 
zelner werden die alpinen Pflanzen und nur hie und da begleitet 
uns noch eine vereinsamte Campanula barbata oder ein Veratrum. 
Delphinium elatum und Aconitum geht tiefer hinab und fanden wir 
kurz vor Karlsbrunn , welches wir Abends erreichten, noch sehr 
schöne üppige, ellenhohe Exemplare. 


Die nicht gerade aus Künstlern combinirte Badekapelle weckte 
uns schon am frühen Morgen aus unseren süssen Träumen. Wir legten 
nun sorgsam unsere am gestrigen Tage eingesammelte Beute ein und 
um und machten dann noch, ehe wir uns wieder auf den Weg 
begaben, einen Spaziergang durch die geschmackvoll angelegten 
und ausgestatteten Anlagen des Bades. An den Wegen beobach- 
telen wir im verblüthen Zustande Corallorrhiza innata, ferner bei 
der Schneidemühle Epipactis latifolia, Lonicera nigra, Lysimachia 
nemorum, Potumogeton pusillus und Melampyrum sylvaticum. 


Es lag in unserm Plan am heuligen Tag noch bis Pr. Olbers- 
dorf zu marschieren, wo uns unser Wagen, den wir dorthin bestellt 
hatten, wieder abholen sollte, um den dürren und langweiligen 
Weg nicht zu Fuss machen zu müssen. Mit schweren Herzen nah- 
men wir von dem sich mit jedem Schritte weiter entfernenden 
Gebirge Abschied, welches uns mehrere Tage für Auge und Ge- 
müth einen so reichen Genuss bereitet hatte. Als wir nach Wür- 
benthal kamen, sammelten wir noch am Ufer der Oppa Epilobium 
Dodonaei, welches in Menge vertreten war, sonst ausser Aconi- 
tum Lycoctonum keine Pflanze von Werth. Der Weg von Würben- 
thal nach Olbersdorf ist für den Botaniker höchst uninteressant, 
nur hie und da in Sträuchen Galium vernum. Spät am Nachmit- 
lag erreichten wir Olbersdorf, wo uns unser Wagen erwartete. 
Zwischen hier und Leobschütz stiegen wir bei einer Wiese aus, 
von der uns Gladiolus imbricatus zum Mitnehmen winkte. Ich fand, 
dass die Exemplare aus dem Gesenke durchwegs einen viel schmäch- 
tigeren Habilus, als die bei uns in der sächsischen Ober-Lausitz 
wachsenden haben; jedenfalls thut da der Standort das Seinige, 
indem der Gladiolus bei uns in fruchtbaren sehr üppigen Wie- 


360 


sengebüschen und dort auf einer ziemlich mager aussehenden 
Wiese steht. 

In Leobschütz wurde angehalten, um unseren ermüdeten 
Pferden eine kurze Ruhe zu gönnen, und nachdem wir uns in dem 
ganz netten Städtchen passabel amüsirt hatten, traten wir unsere 
Heimfahrt nach Gnadenfeld an, welches wir nach Mitternacht er- 
reichten. 

Am folgenden Tag gab es nun für uns sehr viel: zu thun, 
ein- und umzulegen, Papier zu trocknen, und was dergleichen pro- 
saische Geschäfte mehr sind. 

Ehe ich meinen Bericht schliesse, erlaube ich mir noch, den 
verehrten Lesern dieser Zeitschrift eine kurze Skizze über einen 
Besuch, der in den Floren öfters erwähnten Ratscher Gypsgruben 
beizufügen. Mein lieber Freund war so gültig, mir trolz seiner 
stark besetzten Zeit, seine Gesellschaft zu dieser für mich höchst 
interessanten Exkursion zuzusagen, wofür ich ihm heute noch 
dankbar bin. 

Wir fuhren sehr früh von Gnadenfeld per Wagen ab. Die 
Strasse ist bis Ratscher höchst dürre und langweilig. Stellenweise 
schleppt sich das Fuhrwerk mühsam auf dem häufig mit tiefem Sande 
bedeckten Weg dahin und die Vegelation längs demselben bietet 
ausser dürfligen Exemplaren von Cytisus capitatıs und Scabiosa 
ochroleuca nichts von Bedeutung. Nach dreistündiger Fahrt lang- 
ten wir in dem kleinen Städtchen Ratscher an, das schon einen 
recht polnischen Eindruck macht und nichts weniger als schön zu 
nennen ist. 

Der Weg nach den eine halbe Stunde weit entfernten Gyps- 
gruben machten wir auf der an ihnen vorbei führenden Land- 
strasse zu Fuss, da wir den Wagen in der Stadt lassen wollten. 
An den Böschungen zu beiden Seiten derselben wuchs. Cichorium 
Intybus, Asperula cynanchica, Delphinium Consolida, Centaurea 
Scabiosa, Scabiosa ochroleuca, Salvia vertieillata einzeln und Fal- 
caria Rivini. 

Die Gypsgruben selbst, zu denen wir bald gelangten, be- 
stehen aus kleinen wellenförmigen Erhebungen, zum Theil mit 
ziemlich abschüssigen Lehnen, an denen sich kesselförmige Ver- 
tiefungen befinden. Hier herrscht nun eine für den geringen Raum 
ungemein reiche und üppige Vegetation. Hie und da, namentlich 
nach Dirschel zu, sind die Abhänge mit jungen Birken und Eichen- 
strauchwerk bedeckt. Einen für den Botaniker höchst betrübenden 
Eindruck macht es, wenn man sieht, wie von Jahr zu Jahr die 
Pflanzenschälze, weniger vom Graben des Gypses, als durch den 
der ungemeinen Fruchtbarkeit wegen eifrig betriebenen Ackerbau 
in den Gruben selbst, dünner werden, und zu fürchten ist, dass 
sogar Manches nach und nach ganz der Ausroltung preisgegeben 
ist. Gleich beim Eintritte in dieselben überraschte mich Prunella 
grandiflora mit ihren herrlichen violetten Blumen, ferner Falcaria 
Itivini, Thalictrum minus L., Cirsium pannonicum in schönster 


361 


Blüthe, Campanula bononiensis, Anthericum ramosum häufig, Le- 
pidium campestre, Cytisus ratisbonensis, Cerinthe minor, Gentiana 
Pneumonanthe, Stachys recta, Salvia verticillata, Echium vulgare 
und Ononis spinosa. In einem Kartoffelfelde, das chaotisch von 
Adonis aestivalis, Cerinthe minor, Lathyrus tuborosus, Anchyllis 
Vulneraria und Lepidium campestre durchwuchert war, so dass 
man kaum erkennen konnte, wo sich eigentlich eine Kartoffel- 
staude befand, streckten riesige Exemplare der Orobanche stig- 
matodes Wimmer ihre herrlichen rostrothen Blüthenähren in die 
Höhe, worüber ich ganz entzückt war. 

Ranunculus illyrieus fanden wir nicht mehr, da die Jahres- 
zeit schon zu weit vorgerückt war. Ausserdem wurde die Büchse 
noch mit schönen Exemplaren der Scabiosa suaveolens, Thesium 
montanum Ehrh., Verbascum phoeniceum, das sehr häufig war, 
Bupleurum falcatum, Potentilla incana Mönch, Astrantia major 
und Geranium pratense gefülll, Euphorbia procera, die auf einer 
Wiese neben den Brüchen steht, war leider abgemäht, so dass 
man nur die neu sich entwickelnden Triebe sah. 

Wir wandten uns nun zu den mit Strauchwerk bekleideten Abhän- 
gen, die sich südwestlich von den Gruben hinziehen und fanden auch 
gleich in den ersten Gebüschen Astrantia major und Crepis prae- 
morsa Tausch, weiterhin sehr schöne Campanula bononiensis und 
C. Cervicaria, ferner Avena pratensis, Bromus inermis, Allium 
carinatum und A. Scoroduprasum, letztere sehr häufig, Betonica 
offieinalis, Melampyrum nemorosum und Vicia Cracca. In einer 
allen verlassenen Grube daneben Astragalus Cicer, Silene gallica 
und Erythraea pulchella stellenweise den ganzen Rasen rosenroth 
färbend, Nachdem wir noch einmal, fortwährend sammelnd, die 
Gruben durchgingen, bis zu der Stelle, wo man von der Strasse 
aus hineinkommt, entdeckten wir zu unserer unbeschreiblichen 
Freude zwei Exemplare der sehr seltenen Orobanche pallidiflora 
Wimmer, 

Sehr gewissenhaft nahm ich mir nur eines davon, da mein 
Freund bereits ein Sammlungsexemplar besass. Ich hatte zum Be- 
such dieser interessanten Stellen nicht die günstigste Jahreszeit 
gewählt, da bereits viele Pflanzen in einem sehr verblühten Zustande 
von uns angelroffen wurden. Wenn man Gelegenheit hätte, diesen 
ergiebigen Punkt regelmässig von Woche zu Woche zu besuchen, 
so glaube ich bestimmt, dass noch Manches zu entdecken sein 
würde. 

In das Städtchen Ratscher zurückgekehrt, theilten wir unserm 
Kutscher mit, dass wir unsere Rückfahrt über Ratibor anzutreten 
wünschten, worüber derselbe nicht gerade das freundlichste Ge- 
sicht schnitt. 

Das war uns aber ziemlich gleich, denn wir wollten ja, wenn 
irgend möglich die Aldrovanda einsammeln. Die Chaussce nach 
Ratibor ist eine der langweiligsten, die ich kenne, fast ohne jede 
Fernsicht zieht sie sich immer zwischen Kornfeldern hin. Kurz vor 


362 


dem Städtchen selbst, auf einer sanften Anhöhe angelangt, hat man 
denn endlich einen wirklich netten Blick auf Ratibor mit der Oborra 
im Hintergrunde, rechts die schön geformten Berge Lissa Hora, 
Smrk u. s. w. in Mähren. Wir fuhren durch die Stadt über die 
Oderbrücke zur Vorstadt hinaus zum Aldrovanda-Teich. Derselbe 
liegt noch ein gutes Stück hinter derselben und das Gesicht des 
Kutschers schillerte in allen möglichen Farben vor Aerger, als wir 
ihm erklärten, er müsse uns noch ganz bis hin zum Teiche fahren. 
Anfangs widersetzte er sich ernstlich, bis denn endlich eine Extra- 
vergütung in klingender Münze, die ich ihm verabreichte, da mir am 
Besitze dieser seltenen Pflanze sehr viel gelegen war, das ihrige 
that, dem Manne mehr Bereitwilligkeit einzuimpfen. Wir fuhren 
nun bis ganz dicht an den von herrlichen Eichen und Linden um- 
gebenen Teich und es begann von unserer Seite ein eifriges Su- 
chen, hatten auch das Glück in kurzer Zeit eine beträchtliche 
Anzahl Aldrovanda herauszufischen. Sie ist ziemlich schwer zu 
finden, indem sie nur ein ganz kleines, kaum zwei Zoll langes 
Pflänzchen ist, das zwischen dem im genannten Teiche sich mas- 
senhaft befindenden Schilf, fast untergetaucht herumschwimml. 
Blühende Exemplare konnten wir leider kein einziges Iroz eifrigem 
Suchen finden. 

Dieser Teich scheint übrigens der Beachtung werth zu sein 
und hätten gern noch mehr Zeit auf seine Durchsuchung verwandt, 
hätte nicht ein sehr starkes Gewitter, das mit Donner und Blitz 
herangezogen kam, uns zur schleunigen Umkehr gemahnt. Wir waren 
sehr froh, dass es nicht eher gekommen war, da wir sonst nicht daran 
hätten denken können, den Abstecher zu machen. Wir hatlen 
ausser Aldrovanda noch folgende Pflanzen beobachtet: Salvinia 
natans in Menge, Nymphaea alba, Nuphar luteum, Lemna trisulca, 
Lycopus europaeus, Juncus articulatus, J. compressus, Carex 
acuta, C, ampullacea, C. hirta, Heleocharis ovata, H. acicularis 
und grosse Flächen von Myriophyllum spicatum und einige Pola- 
mogetonen, die ich aber der weılen Entlernung wegen nicht er- 
kennen konnte. Es war auch die höchste Zeit gewesen, dass wir 
uns aaf den Rückweg nach der Stadt begaben, denn kaum halten 
wir die ersten Häuser derselben erreicht, als sich alle Schleusen 
des Himmels öffneten und in wenigen Minuten die Strassen voll 
Wasser standen. Glücklich kamen wir in unsern Gasthof auf dem 
Marktplatz an, der uns ein schützenderes Obdach bot, als es unser 
leicht bedeckter Wagen im Stande gewesen wäre. 

Sehr spät fuhren wir von Ratibor ab, da wir in Folge des 
immer noch heftigen Regens nicht eher konnten, und so erreichten 
wir denn endlich auf den grundlos gewordenen Wegene Gnaden- 
feld in sehr früher Morgenstunde, auf das freudigste von den EI- 
tern meines Freundes aufgenommen, die sich viel Sorge unseres 
langen Ausbleibens wegen gemacht hatten. 

Ich hielt mich nun noch einige Tage dorl auf, die ich auf 
das angenehmste verbrachte, bis ich einen Brief von Hause er- 


36.3 


hielt, der meine schnelle Abreise erforderte. Es wurde mir sehr 
schwer von einer Familie zu scheiden, in deren Kreis ich so viele 
glückliche und vergnügte Stunden verlebt hatte. Mein Freund be- 
gleitete mich noch per Wagen bis auf den Bahnhof in Randrezin 
und von da rollte ich, nach einem herzlichen Abschied von ihm, 
mit dem Dampfross durch die schlesische Ebene meinen heimath- 
lichen Bergen in der sächsischen Ober-Lausitz zu, wo ich dann 
meinen Wohnort Herrnhut am 31. Juli wieder erreichte. 


——eses— 


Phytographische Fragmente. 


Von Dr. Ferdinand Schur. 
LIV. 
Camelina dentata Pers. syn. 1. p. 191. 


Kommt in der Flora von Wien in zwei gut zu unterschei- 
denden Formen vor: 

«. integrifolia. Foliis integerrimis plus minus basi sagittalis. 
Siliculis maximis turgidis subpyreformibus, 4—5 lin. longis, disse- 
pimento panduriformi = (C. macrocarpa Wierzb. — C. sativa 
Baumg. En. stirp. 

ß. pinnatifido-runeinata. Foliis inferioribus runcinatis vel pin- 
natifidis hirsutis, superioribus basi sagittatis dentatis vel integer- 
rimis, acuminatis. Siliculis maximis turgidis subpyriformibus, basi 
cuneatis, dissipimento panduriformi. — C. pinnatifida Hornem,. —= 
C. dentata Pers. legitiimum = Myagrum pinnatifidum Ehrh. = 
M. dentatum Willd. = M. Bauhini Gwmel. = M. sativum y. L. — 
Auf Aeckern, bebauten und unbebauten Orten: auf der Wiese an 
der Hauptallee im Prater, auf den neuen Anschüllungen an der 
Ringstrasse vor dem Stadtpark, auf dem Glacis der Josefstadt. 
Juni, August 1867. 


a — 


Correspondenz. 


Ns. Podhragy, am 22. September 1868. 


Im Mai d. J. besuchte ich den Inowec südlich von Trenesin, 
notirte Alles, was ich sah, und sammelte unter anderem auch Ra- 
nunculus cassubicus L. in sehr schönen, und kräftigen Exemplaren. 
Auf derselben Bergwiese, am Fusse des Inowec sammelte ich noch 
Cardamine amara, Pulmonaria mollis, im Gebüsch aber Hacquetia 
Epipactis. An steinigen, mässig feuchten Stellen sammelte ich 
Leucobryum glaucum, jedoch nur steril. Jos. L. Holuby. 


Monostor (im Pester Comit.), am 24. September 1868. 


Ich sitze hier, in einer einsamen Hütte, eine halbe Stunde 
ober Sct. Andrä, knapp an der Landstrasse, die von Ofen nach 
Gran führt, beauftragt mit der Abnahme des Weinzehentes. Die 
heurige Weinfechsung ist sowohl quantitativ als insbesondere qua- 
litativ eine vorzügliche zu nennen. Die Beeren, zum bei wei- 
tem grösseren Theile schon schrumpf, waren so süss, dass die 
hier grösstenlheils rothe Maische der Frühlese schon Mittags 
stürmisch zu gähren begann, und in den Kellern die Bauern Feuer 
anlegen mussten, um der reichlich sich entwickelten stagnirenden 
Kohlensäure einen Ausweg zu bereiten. Doch sah ich hier Leute 
noch in den Kellern arbeiten, wo ihre Kerze längst erloschen war. 
Da ich von Früh bis Abends unausgeselzt zu wachen und zu dispu- 
tiren hatte, konnte ich natürlich meine Station nicht verlassen. Mit 
Sehnsucht fesselte meine Augen das vor mir kaum auf 700 Schritte 
hinziehende Wein- (Pilis Verles-) Gebirge, einer der interes- 
santesten und bedeutungsvollsten Lokalitäten, hier im Centro-Ungarns, 
über welche uns ein gelreues Bild zu entwerfen dem gefeierlen 
Kerner vorbehalten blieb. Was mich hier am meisten interessirt 
hätte, wären: Elymus crinitus, Dianthus collinus, Alkanna tincloria, 
Trinia Kitaibelii, Acer tomentosum Kit. u. dgl. gewesen, — so 
aber musste ich mich mit einer, um meinen Wachposten auf einer 
sonnigen und sehr dürren Weide zwischen und längs der Land- 
strasse und der Donau und in dem Graben der Landstrasse auf 
circa 100 Schritte Entfernung gehaltenen Nachlese begnügen. Hier 
nolirte ich blühend: Delphinium Consolida, - Cichorium Intybus, 
Achillea mill. y. vulgaris Neilr., Scabiosa Columbaria y. ochro- 
leuca Neilr., Alyssum incanum; Echium vulgare, Anchusa offici- 
nalis; Cirsium lanceolatum, canum, arvense y. diseolor Neilr., 
Sisymbrium Columnae Jacgq., Picris hieracivides, Chondrilla jun- 
cea ziemlich häufig, Scorzonera humilis hinter dem Zehenthause 
ungefähr in der Mitte des Weideplatzes, Meliiotus offecinalis, Po- 
Iygonum Convolvulus und dumetorum, Plantago major, minor, 
Pimpinella Sazifraga, Verbascum Thapsus, Althaea cannabina un- 
gelähr 100 Schritt südlich vem Csiezmanczay’schen Presshause zur 
Seite der Landstrasse und des Weingartens Nagy Malomhegy; 
Aithaea hirsuta und officinalis, Lamium purpureum, Ononis spinosa 
a. Neilr., Rubus fruticosus «&. glandulosus Neilr., Andropogon 
Ischaemum, Verbena officinalis, Marrubium peregrinum. In einer 
Wasserrisse 110 Schritte südlich von dem Zehenthause: Artemisia 
Absinthium, vulgaris, Amaranthus retroflexus, Digitaria sanguina- 
lis, Linaria genistifolia zwei kleine Exemplare, die ich stehen 
liess, vulgaris, Medicago falcata. In dem nahen Ufersande der 
Donau: Andropogon Ischaemum , Eragrostis poeoides «. minor 
Neilr., Tragus racemosus Desf., Paninum crus galli; Stachys 
annua und Gypsoph’la muralis. Halbtodi: Chuiterus Marrubia- 
strum, Leonurus Cardiuca, Verbena officinalis, Heliotropium euro- 


365 


paeum seltener, Pollinia Gryllus; Poa compressa. Todt: Cepha- 
laria transsilvanica, Hordeum murinum, Triticum eristatum Schreb, 
Letzteres auf dem Damme der Landstrasse, von dem Zehenthause 
ungefähr 7 Schritte nordwärts. Bezeichnend für diese Strecke der 
Donauspalte ist die anhaltende und seit mehreren Jahren insbe- 
sonders herrschende Dürre, die hier dem Schafviehe, das aus forst- 
lichen Rücksichten von dem Gebirge ferne gehalten wird, ein 
gänzliches Verderben bereitete. Von dem hier im Pöcs Megyer 
aufgestellten Schafviehe der Herrschalt, das grösstentheils auf der 
schmalen, dürren Weide am Fusse des Gebirges längs der Donau, 
sowie jenseils auf den trostlos kahlen Weidepartien und Brachen 
der Flugsandinsel weidete, fiel in 2 Jaheen Dreivierieltheil im Milz- 
brande. Jene schmale Partie, die neben dem Zehenthause sich aus- 
dehnt, zeigt stellenweise ein Itrübes Aussehen, stellenweise war 
sie von dem Weidevieh bis auf den Boden abgenagt. Poa bulbosa 
und Plantago lanceolata bewohnen diese abgenagten Stellen und 
färben sie im Frühjahre frischgrün. Ausser diesen finden sich hier 
noch Andropogon Ischaemum, Cynodon Dactylon, ja sogar Pol- 
linia Gryllus (so hinter dem Presshause in grosser Menge). 
Jos. B. Keller. 


Langenlois in Niederösterr., den 23. September 1863. 


Die Weinlese hat am 25. d. M. sowohl im Gemeindebezirke 
Langenlois, als auch an manchen Orten in der Umgegend begon- 
nen. Das Jdiessjahrige Erträgniss dürfte in Beziehung auf Quantität 
befriedigend genannt werden, während die Qualität auf „Ausge- 
zeichnet“ Anspruch macht und sich den besten Jahrgängen anreihet, 
Nachdem ferner die Trauben in hiesiger Gegend bei anhaltender 
Trockenheit heranreiften, so ist daraus ein besonders feiner und 
haltbarer Wein zu erwarten. Andorfer. 


Szt. Gothärd in Siebenbürgen, am 41. Oktober 1868. 


Der 3. und 4. August d. J. werden mir ewig unvergesslich 
bleiben. Diese beiden Tage brachte ich auf der moldauischen Alpe 
„Gsachlou‘ zu. — Ich habe schon manche Karpathenspitze bestie- 
gen und manche Urwälder begangen, aber so etwas Grossarliges, 
als in der Moldau noch nicht gesehen! Der Csachlou besteht 
eigentlich aus einem ganzen Labyrinth von Felskolossen, einer den 
anderen an Höhe überragend. Die höchste Spilze muss mindestens 
7000° messen, da die nächsten ungefähr 6 Meil. Luftlinie entlegenen 
siebenbürgischen Grenzalpen: der „Nagy Hagymäs‘‘ und „Oecsem 
Teteje,‘* die nahezu 6000‘ hoch sind, von Csachlou herab tief unten 
gesehen werden, Ich liess mich durch den heftigen zweitägigen 
Regen, in dem ich den Weg von Bälän aus bis nahe zum Gipfel 
der Alpe zurücklegte, wobei ich mich mehreremale in den Urwäl- 
dern sowohl bei Tag als auch bei stockfinsterer Nacht verirrle, 
nicht abschrecken und gerade, als ich den höchsten Gipfel beslieg, 
wurde ich für «ie Ausdauer belohnt und hatte dann bis zum Her- 


366 


absteigen das herrlichste Wetter. Eine neue Lariz, die ich für Larix 
sibirica oder Pinus Ledebourit Endl. halte, war der werthvollste 
Fund. Sie ist am östlichen Abfalle in der obersten Tannenregion und 
im untersten Krummholze eben nicht selten. — Vielleicht komme ich 
dazu, diese interessante Exkursion etwas ausführlicher zu beschrei- 
ben. — Auf dem Nagy Hagymäs habe ich u. A. auch Oytisus 
leiocarpus Kern. entdeckt. Banffya sammelte ich sowohl da als in 
der Moldau in herrlichen Exemplaren! -- Ich habe mir hier einen 
kleinen botanischen Garten angelegt, und schon fast 100 der sel- 
tensten siebenbürgischen Eigenthümlichkeiten heuer aus allen Ecken 
und Enden des Landes zusammen getragen, um die mich mancher 
anderer botanischer Garten beneiden dürfte. Die im vorigen Jahre 
im Banat gesammelten Pflanzen: Tulipa Gesneriana Roch., Iris 
lepida Heuff. und I. Reichenbachü Heuff. haben heuer nicht ge- 
blüht. Letztere trieb aber recht üppige Blätter, die sich in der 
Grösse von jenen der J. variegata gar nicht mehr unterscheiden. 
Ueberhaupt erkenne ich die sterile Jris Reichenbachi von I. varie- 
gata nur in der Farbe der Blätterbasis, die bei ersterer mit den 
Blättern gleichfarbig, bei variegata purpur gefärbt ist. Janka. 


Athen, den 45. September 1868. 


Das heurige Jahr ist ein glückliches zu nennen. Die Feld- 
früchte wurden gut und in Menge eingebracht, so dass Griechen- 
land kaum nöthig haben wird, fremdes Getreide einzuführen. Da 
es im Frühjahre hinreichend regnete, so hatten auch die Herden 
hinlängliche Nahrung auf den Gebirgen und in den Thälern. Alle 
Früchte, besonders Pfirsiche, Birnen, Aprikosen, auch Zwetschken 
waren in solcher Menge, dass die Okka (2'/%, Pfd.) derselben mit 
4 Kreuzer bezahlt wurde. Die Weinbeeren (Staphiden) wurden 
ebenfalls gut eingebracht, zwar regnete es in Patras und in Ce- 
phalonien zur Zeit der Ernte, doch war der Schaden nicht be- 
deutend. Ganz vortreffllich war auch die Ernte der Feigen, 
welche trocken eingebracht wurden. Die Weinlese ergab eine 
solche Fülle, dass der Most zu den billigsten Preisen hingegeben 
wird, 21%, Mass Most kosten 8 Kreuzer. Die Galläpfel auf Zea und 
in der Maina lieferten einen Ertrag von 2 bis 3 Millionen Drach- 
men. Was nun die Oelernte anbetriffi, so fand seit vielen Jahren 
keine so günstige als die heurige statt. Nur auf der Insel Corfu 
allein wurden schon 400.000 Fässer zu 44 Okka, also 17,600.000 
Okka Oel gewonnen. Berechnet man die Okka mit 1?/, Drachmen, 
so ergibt das einen Ertrag von 26,400.000 Drachmen. Dieselbe 
glückliche Oel-Ernte fand auch noch auf andern jonischen Inseln, 
in ganz Griechenland und auch auf den türkischen Inseln Mytilene, 
Rhodus u. a. statt. Es ist sonderbar, dass die Olivenbäume bei uns 
grossentheils nicht alljährig Früchte tragen, sondern meist nur in 
jedem zweiten Jahre. Die Ursache dürfte in der mangelhaften Pflege 
der Bäume zu suchen sein, denn es ist gewiss, dass Bäume, welche 
gehörig bewässert werden und deren Boden mit Ziegendünger ver- 


367 


sehen wird, in jedem Jahre Früchte tragen. Ein Priester in Kou- 
kobaones, einem Dorfe bei Athen, besitzt drei kolossale Oelbäume, 
welche die Eigenthümlichkeit zeigen, dass alljährig nur die eine 
oder die andere Seite derselben blühet und Früchte trägt. 

X, Landerer. 


u 


Personalnotizen. 


— M. A. Lawson übernahm die Lehrkanzel der Botanik an 
der Universität Oxford. 

— Dr. Eduard Pöppig, Professor in Leipzig, starb am 
4. September in einem Alter von 70 Jahren. 


—_ 24050 


Vereine, Gesellschaften, Anstalten. 


— In einer Sitzung der naturwiss. Gesellschaft Isis in Dres- 
den am 18. Junid.J. gelangte eine Abhandlung von Dr. Wiesner 
über die Oberflächenform einiger Harze zum Vortrage. Der werth- 
vollste aller Copale ist bekanntlich der im Handel fälschlich als 
harter ostindischer bezeichnete Copal von Zanguebar. Er ist durch 
relativ grosse Härte und Dicke, sowie durch einen hohen Schmelz- 
punkt ausgezeichnet und kommt auch in allen übrigen Eigenschaf- 
ten unter allen Copalen dem Bernstein am nächsten. Diese Sorte 
zeigt, wie ebenfalls bekannt, eine höchst charakteristische Ober- 
flächenform, durch welche man sie mit Leichtigkeit von allen an- 
deren ähnlichen Harzen unterscheiden kann. Es ist nämlich die 
ganze Oberfläche dieses Copals mit gleich grossen Wärzchen be- 
setzt, welche dicht gedrängt und ziemlich regelmässig geordnet 
neben einander stehen, wodurch es bedingt wird, dass beinahe 
jede einzelne dieser Erhabenheiten einen regelmässigen sechseiti- 
gen Contour besitzt. Aber nicht nur am Copal von Zanguebar, 
auch an einigen anderen Copalen und am Bernstein wurden ähn- 
liche Oberflächenformen beobachtet. Diese merkwürdigen Bildungen 
waren mehrmals Gegenstand der Untersuchung. Doch sind keine 
klaren Anschauungen über die Entstehung dieser Formen gewon- 
nen worden, so dass es mir nicht ungerechtfertigt erscheint, wenn 
ich mir erlaube, einige einschlägige zusammenhängende Beobach- 
tungen der hochverehrten Gesellschaft mitzutheilen. In der Literatur 
finde ich darüber Folgendes: Göppert !) beobachtete am Copal 
von Zanguebar und am Bernstein unter rissigen, bröckeligen Massen 
regelmässig gestellte Höcker und ist geneigt, diese für Produkte 


!) Jahrbuch der schles. Gesellschaft für vaterl. Kultur 1861. p- 36. 


368 


der Verwitterung anzusehen. Nach Berg !) entstehen die Warzen 
des Copals in der Weise, dass beim Erstarren des Harzes die ein- 
geschlossene flüssige Masse in Tropfenform hervortrat und erstarrte. 
Grote 2) lässt es unentschieden, ob die chagrinirte Oberfläche, 
wie Göppert meint, durch Verwitterung oder durch Zusammen- 
ziehung beim Erhärten entstanden ist. Worl&e?) hat gefunden, 
dass auch am Copal von Angola eine der „Gänsehaul* des Zan- 
guebar-Copal ähnliche Oberflächenform vorkommt, dass jedoch die 
Warzen viel grösser und gröber sind. Neuestens hat Müncke*) 
die Ansicht ausgesprochen, „dass die chagrinirte Oberfläche des 
Copals von Zanguebar lediglich die Folge der durch ehemisch- 
physikalische Veränderung angeregten Contraction der Harzober- 
fläche sei.‘ Alle Autoren stimmen darin überein, dass die Warzen- 
bildungen sich unter einer Verwitterungskruste vorfinden. Diese 
kann durch Potaschenlauge entfernt werden. Aus den von mir an- 
gestellten Beobachtungen geht hervor, dass nicht nur die Copale 
von Zanguebar und Angola, sondern auch der Copal von Mozam- 
bique Warzenbildung zeigt, und dass auch noch andere Harze, wie 
Sandarac, Mastix und der "Copal von Gabon Oberflächenbildungen 
darbieten, welche, wie wir sehen werden, der gleichen Entste- 
hungsweise unterworfen sind. Ich lasse hier meine Beobachtungen 
folgen, auf welche ich meine Anschauung über die Bildung der 
Oberflächengestalt der Harze stützen werde. 1. Copal von Zan- 
guebar. Die Wärzchen dieses Copals haben einen Durchmesser 
von 0,5—4, gewöhnlich von 1,5 Millim. Ihre Oberfläche ist schwach 
gewölbt und rauh, wie die Betrachtung mit der Loupe zeigt. Im 
Mikroskope erkennt man bei 80facher Vergrösserung, dass die 
ganze Oberfläche der Wärzchen theils von ziemlich regelmässig 
angeordneten, zu 5—B6seiligen Facetten gruppirten Sprüngen durch- 
zogen, theils mit kleinen Wärzchen bedeckt ist, welche nur im 
verkleinerten Massstabe, eine Wiederholung der schon dem freien 
Auge kenntlichen Warzenbildung darbieten. 2. Copal von An- 
gola. Die Oberfläche dieser Gopalsorte ist von einer inneren rothen 
und einer äusseren fahlen, erdigen Kruste überdeckt, welche von 
Rissen durchsetzt ist, die sich zu Facetten von 4—12 Millim. Dicke 
zusammensetzen. Unter dieser leicht abhebbaren Kruste liegen 
flache, mit ziemlich tiefgehenden Furchen umschriebene Wärzchen. 
Schon das freie Auge erkennt hier, dass häufig die Furchen mit 
zarten, facettenarlig gruppirten Sprüngen durchzogen sind. Die 
Oberfläche der Wärzchen, welche neben ihrer Rinde entkleidet 
wurden, erscheinen ziemlich glatt; beim längeren Liegen an der 
Atmosphäre reissen auch hier Facettsprünge ein. 3. Copal von 


') Pharmaceutische Waarenkunde I. 3. Aufl. p. 570. 

?) Muspratt's Chemie, Braunschweig 1866. III. Bd. Artikel Harze. p. 30. 

®) Polytechn. Centralblatt. 1864. p. 327. 

a) Vortrag gehalten in der Sitzung der schles. Ges. für vaterl, Kultur, 
am 6. Febr. 4868. Mitgetheilt von Prof. Cohn in der österr. botan. Zeitung. 
1868. p. 205. 


364 


Mozambique. Dieses Harz zeigt unregelmässig gestellte, aber 
deutliche, flache Warzen von 2—5 Millim. Durchmesser, die reich- 
lich mit unregelmässigen Facellsprüngen durchzogen sind. Dieser 
Copal, welcher eine gelbliche Farbe hat, ist auf grosse Strecken 
hin mit rothen Klüften durchsetzt. Legt man die Kluftflächen frei, 
so erkennt man, dass sie ganz und gar mit Facetlsprüngen durch- 
setzt sind. Die Facelten, welche von den Sprunglinien begrenzt 
sind, lassen sich von der Unterlage leicht abheben. Unter ihnen 
liegen flache Wärzchen, deren Ränder im Mikroskope gesehen, mit 
leicht zerstörbaren Facettsprüngen durchsetzt sind. 4. Der Copal 
von Gabon zeigt nichts anderes, als eine Rissbildung, in Folge 
welcher die Oberfläche weniger facettirt, als vielmehr äslig ge- 
zeichnet erscheint. Die von den Risslinien eingeschlossenen Par- 
tien des Harzes zeigen eine auffällige Resistenz; sie werden weni 

oder gar nicht weiter zerklüftet. Die Harzoberfläche bleibt auf dem 
Stadium dieser Rissbildung stehen. 5. Aehnliche Bildungen wie diese 
Copalsorte bietet die Oberfläche des Mastix nur im verkleinerten 
Massstabe dar, und ist hier ferner häufig eine facettenförmige An- 
ordnung der Sprunglinien erkennbar, was namentlich bei der Betrach - 
tung mit der Loupe hervortritt. 6. Sandarac erscheint dem freien 
Auge mil glatter Oberfläche. Die Loupe führt uns zur Erkenntniss, 
dass Faceltsprünge vorhanden sind und das Mikroskop, dass sich 
innerhalb der durch die Loupe erkennbaren Facetten, dicht ge- 
drängt neben einander, kleine ziemlich gleich grosse Facetten, die 
durch Sprunglinien gebildet werden, vorfinden. Hin und wieder 
lässt sich erkennen, dass die grossen Facetten bloss an den Gren- 
zen mit kleineren Facetten versehen sind. 7. Das sogen. Pine gum 
von Südaustralien, eine Sandaracsorte, welche von Callitris Preisi 
stammt, zeigt die grossen und die kleinen Facetten mit grosser 
Deutlichkeit. Mit Zuhilfenahme des Mikroskops ist hier leicht zu 
erkennen, dass die Bildung der kleinen Facetten von den Rändern 
der grossen gegen die Mitte zu vorwärts schreitet. An Mastix und 
den beiden Sandaracsorten habe ich beobachtet, dass die mikrosko- 
pischen Facetten sich abblättern. Hierdurch wird die mehlige Be- 
stäubung dieser beiden Harze herbeigeführt und nicht durch gegen- 
seilige Abreibung der Harzstückchen, wie allgemein behauptet wird. 
Aus den vorstehenden Beobachtungen ergibt sich, dass die genann- 
ten Copale und einige andere Harze in Folge ihrer Zusammen- 
ziehung Risse erhalten, welche manchmal unregelmässig vertheilt 
sind, wie bei Mastix und dem Copal von Gabon, manchmal hin- 
gegen sich zu mehr oder minder regelmässigen Facelten vereinigen. 
Manche Harze, wie Mastix, bleiben auf dem Stadium dieser Facett- 
bildung stehen. Bei anderen, wie beim Copal von Zanguebar, Mo- 
zambique und Angola, dem Pine gum und Sandarac, bilden sich in 
den grossen Facetten kleine zu dicht gedrängt stehenden Facetten 
vereinigte Sprünge, deren Entstehung von den Grenzen gegen die 
Mitte der grossen Facelten vorwärts schreitet. Die kleinen Facet- 
ten wittern ab, aber neben und unter ihnen bilden sich neue Fa- 


Oesterr. botan. Zeitschrift. 11. Heft. 1868. 27 


370 


cetten. Diese Beobachtungen führen auf folgende Vorstellung über 
die Entstehung der Öberflächenform der genannten Harze. Die 
chagrinirte Oberfläche entsteht aus einer durch Sprunglinien her- 
vorgerufenen facettirten Fläche. Die Facetten wittern vom Rande 
gegen die Mitte zu ab, indem sich successive unterhalb und 
neben den abwitternden Facetten neue bilden, Hieraus ergibt sich, 
dass die grossen Faceltlen am Rande tiefer, als in der Mitte durch 
Abfallen neu gebildeter Facetten abwittern müssen, in Folge dessen 
jede Facette sich in ein Wärzchen verwandeln muss. Die grosse 
Regelmässigkeit, mit welcher die Zusammenziehung der Copale von 
Zanguebar und Angola vor sich geht, bedingt die Regelmässigkeit 
in der Form und Anordnung der Wärzchen. 


—— ee — 


Literarisches. 


— Die Societe des linguistiques in Paris beabsichtigt alle in 
Frankreich gebräuchlichen Volksbenennungen der Pflanzen zu sam- 
meln und mit Unterstützung von mehreren Botanikern in einem 
Glossarium herauszugeben. Ausgeschlossen hierbei bleiben die 
deutschen, bretanischen und baskischen Namen. 

— Prof. F. B. de Combis in Palma arbeitet an einer Flora 
der Insel Mallorca, auf welcher er bisher bei 1100 Arten von Pha- 
nerogamen beobachtet hatte. 

— Ch. d’Alleizette, Inspektor der Anpflanzungen der Stadt 
Paris, hat einen Text zur Ergänzung des Gaudichaud’schen „Atlas 
botanique du voyage de la Bonite“ verfasst. Das ganze Werk be- 
steht jetzt aus 150 Tafeln und 4 Bänden Text, einschliesslich der 
von Montagne und Leveille bearbeiteten Kryptogamen. 

— Von Max. Kuhn ist in Leipzig erschienen: „Filices Afri- 
canae. Revisio critica omnium hucusque cognitorum cormophytorum 
Africae indigenorum additamentis Brunnianis novisque Africanis 
speciebus ex reliquiis Mettenianis adaucta. Accedunt filices Decke- 
rianae el Petersianae.“ 

— Von Dr. C, Müller ist erschienen: „Walpers. Annales 
botanices systematicae.* Tom. VII. Auch unter dem Titel; „Addenda 
ad literaturam botanicam annorum 1856—1866.* Fasc. I. — In der 
Vorrede bemerkt der Verfasser, dass seine geschwächte Gesund- 
heit ihn genöthiget habe, sich fortan unter theilweise geändertem 
Titel bloss auf die einfache Nachweisung neuer Arten, Monogra- 
phien und Abbildungen zu beschränken, ohne Berücksichtigung der 
nähern Beschreibungen. 

— Mn der „Flora of tropical Africa* von Professor Olivier 
ist der erste Theil enthaltend Ranunculaceae — Connaraceae bei 
Reeve et Comp. in London erschienen. 

— Das zweite den 16. Band von De Candolle’s Prodromus 
abschliessende Heft ist eben erschienen, es enthält die Betulaceae 


von Regel, die Salicineae von N. J. Anderson und Wesmael, 
die Casuarinae von Miquel, die Gnetaceae und Coniferae von 
Parlatore, die Resedaceae von J. Müller, die Cycadeae, Laciste- 
maceae, Gunnereae, Aneistrocladeae, Diplerocarpeae, Lophiraceae, 
Monrimiaceae, Crypteroniaceae, Helvingiaceae von Alphons De 
Candolle. 

— Von Max Wichura ist in Breslau erschienen: „Aus vier 
Welttheilen. Ein Reisetagebuch in Briefen,“ welche des Autors 
Briefe aus der Zeit seiner Theilnahme an der preuss. ostasiatischen 
Expedition an seine Mutter enthält. 

— Von dem Prodromus florae Hispaniae von Willkomm und 
Lange ist der 2. Theil des 2. Bandes erschienen. Der Schluss ist 
bis zum Frühling nächsten Jahres in Aussicht gestellt. 

— Von Dr. ©. Reichardt ist in Leipzig erschienen: „Blicke 
in das Pflanzenleben,* als Einleitung in das Studium der Botanik. 


—  — 


Botanischer Tauschverein in Wien. 


Sendungen sind eingelangt: Von Herrn Mayer, mit Pflanzen aus 
Böhmen. — Von Herrn Andorfer, mit Pflanzen aus Niederösterreich. — Von 
Herrn v. Vrabelyi, mit Pflanzen aus Ungarn. — Von Herrn Dr. Rauscher, 
mit Pfl. aus Mähren und Niederösterreich. — Von Herrn v. Sonklar, mit 
Pflanzen aus Krain und Niederösterreich. — Von Herrn Clessin mit Pflanzen 
aus Baiern. — Von Herrn v. Janka mit Pflanzen aus Siebenbürgen. — Von 
Herrn Vagner mit Pflanzen aus Ungarn. 

Sendungen sind abgegangen an die Herren: Dr. Schmidt, Kastropp, 
Frietze, Hechl, Fabry. 


Correspondenz der Redaktion. 


Herrn J. L. H.: „Ihr Brief in Vag Ujhely am 22. Sept. der Post übergeben, 
kam am 29. Sept. glücklich in Wien an. Wie sind doch diese zwei Punkte 
postalisch von einander so ferne. Artemisia, so viel Sie wollen.“ — Herrn 
F. St. in A.: „Wird mit Dank benützt.“ — Herrn J. J. in A.: „Sie erhalten 
eine Sendung in vier Wochen.“ 


Inserate. 
Aus Ferdinand Hirt’s Bibliothek des Unterrichts. 


Für den botanischen Unterricht. 

Das Pflanzenreich, nach dem Linne’schen System unter Hinweisung auf das natür- 
liche System. Nebst einem Abriss der Pflanzengeschichte und 
Pflanzengeographie. Mit 613 Abbildungen. (Theil II. von Schilling’s 
Schul-Naturzeschichte: bearbeitet von Dr. Friedrich Wimmer.) Neunte 
Bearbeitung. 22, Ser. 

(Vom königl. Ministerium d. Unterrichts zur Pariser Weltausstellung eingeliefert.) 


Das Pflanzenreich, nach dem natürlichen System, unter Hinweisung, auf das Linne’'sche 
System Nebst einer Pflanzengeschichte und Pflanzengeographie. 
Mit 560 Abbildungen. (Ergänzungsband von Schillıng’s Naturgeschichte ; 
bearbeitet von Dr. Friedrich Wimmer.) Bearbeitung. 20 Sgr. 
(Vom königl. Ministerium d. Unterrichts zur are Weltausstellung eingeliefert.) 
20 


Atlas des Pflanzenreichs. In nahe an 1000 Abbildungen von Pflanzen und Bäumen, 
wie von — nach den Zonen geordneten — Baum- und Pflanzengruppen. 
Bearbeitet von Dr. Friedrich Wimmer. Geh. 4 Thlr. 20 Sgr. 


Schilling’s Schul-Atlas des Pflanzen- und Mineralreich’s. In 392 Abbildungen aus 
der Pflanzenwelt und 272 mineralogischen Abbildungen. Cart. 22'/, Sgr. 
(Vom königl. Ministerium d. Unterrichts zur Pariser Weltausstellung eingeliefert.) 
Für Lebrer-Bibliotheken: 
Salices Europaeae. Recensuit et deseripsit Dr. Fr. Wimmer. 3 Thlr. 
Theophrasti Eresii historia plautarum. Cum adnotatione edidit. Dr. Fr. Wimmer. 
3 Thlr. Ermässigter Preis 1 Thir. 
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se” Die das Werk schmückenden 28 Abbildungen sind mittelst Pho- 
tographie und Lithographie hergestellte Copien von 28 Oelgemälden, 
welche gegenwärtig ın Herrn A. Karfunkels Berliner Gentral-Ausstel- 
lung die besondere Aufmerksamkeit aller Besuchenden, sowohl wegen ihrer 
künstlerischen Ausführung als der Originalität der ihuen zu Grunde liegenden 
sinnigen Idee, mit vollem Recht in Anspruch nelımen. 


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Relakteur und Herausgeber Dr. Alexander Skofitz. — Verlag von ©. Gerold’s Sohn, 
Druck und Pavier der ©. Vehberrouter’schen Buchdruckerei (M. Salzer). 


Vesterreichische 


Botanische Zeitschrift. 


Gemeinnütziges Organ 


für 
Die österreichische Ezemplare, 
diefreidurch die Post be- 


botanische Zeitschrift Botanik und Botaniker, BE ee rer 


erscheint 
den Ersten jeden Monats. blos bei der Redaktion 
(Wieden, Neumang. Nr.7) 


Man pränumerirt zufschhe Gärtner, Dekonomen, Forstmänner, Aerzte, it Summe 3% 


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XVIH. Jahrgang. WIEN. Oktober 1868. 
INHALT: Vegetationsverhältnisse Ungarns. Von Dr. Kerner. — Phytographische Fragmente. 
Von Dr. Schur. — Aus dem Engadin. Von Hechel. — Der Blauen. Von Vulpius. — Cor- 
respondenz. Von Oertel. — Personalnotizen. — Vereine, Gesellschaften, Anstalten. — Literarisches. 


— Botapischer Tauschverein. — Inserate. 


Die Vegetations-Verhältnisse des mittleren und östlichen 
Ungarns und angrenzenden Siebenbürgens. 


Von A. Kerner. 
ANVT. 


361. Impatiens Nolitangere L. — An schattigen feuchten 
Stellen der Wälder, an Bächen und in Holzschlägen. Im mittel- 
ungarischen Berglande selten; bei Paräd in der Matra, an der 
Nordseite des Nagyszäl bei Wailzen, an der Nordseite des Pili- 
serberges in der Pilisgruppe und ausserhalb unseres Floren- 
gebietes bei dem Kerteskö nächst Bakonybel in der Bakonygruppe. 
Fehlt im Tieflande. Häufig dagegen im Bereiche des Bihariagebir- 
ges auf dem terl. Vorlande bei Felixbad nächst Grosswardein; auf 
dem Batrinaplateau bei der Stäna Oncesa, in der Valea pulsului, in 
dem von der Tataroea gegen Kisköh herabziehenden Thale bei 
Petrosa, dann unter der Pietra lunga, bei der Höhle von Fenatia 
und bis herab in das Thal bei Rezbänya; im Rezbänyaerzuge ober 
Negra im Aranyosthale; im Petrosaerzuge im Hintergrunde des 
Poienathales; auf dem Vasköher Kalkplateau auf dem Vervul Cere- 


Oesterr. botan, Zeitschrift 10, Heft. 1868. 23 


306 


silor; in der Plesiugruppe vom Kamme des Plesiu herab bis nach 
Monesa und in der Hegyesgruppe auf der Chiciora und auf den 


Höhen südlich von Bontiesei. -— Porphyrit, Sienit, Schiefer, Kalk, 
tert. und alluv. Lehm- und Sandboden, 300—1330 Met. 
362. Oxalis Acetosella L. — In Wäldern, auf beschalteten 


Felsen, an den Böschungen der Hohlwege, auf alten Baumstrünken 
und moosbewachsenem Erdreich. Im mittelung. Bergl. bisher nur 
in den schattig-feuchten Buchenwäldern an dem nördlichen Gehänge 
des Piliserberges und ausser dem Gebiete im Centrum der Ba- 
konygruppe bei Bakonybel beobachtet. Im Bihariageb. im Szäldo- 
bagyer Walde bei Grosswardein; auf dem Batrinaplateau bei 
der Stäna Oncesa, an der Varasoea und Pietra betrana, auf der 
Stanesa, der Pietra muncelului, Tataroda und in der Valea seca; 
in Petrosaerzuge im Hintergrunde des Poienalhales bei Petrosa; 
im Rezbänyaerzuge überall im Gebiete des obern Aranyos von 
Negra bis hinauf zu dem Sattel La Jocu und auf der Westseite des 
Gebirges von der Margine bis herab zur Schmelz und bis auf die 
tertiären Höhen bei Sedescelu nächst Rezbänya. Auf dem Vasköher 
Kalkplateau zwischen Vasköh und Colesci und auf dem Vervul 
Ceresilor und in der Hegyesgruppe in den Buchenwäldern der Chi- 
ciora. — Fehlt im Ale — Die Angabe von Kanitz (Verh. 
d. z. b. Ges. Jahrg. 1862 5.205), dass diese Pflanze auf der Kecskemeier 
Landhöhe bei Nagy Körös „in silvis et in pralis non raro“ vor- 


komme, halte ich für unrichtig. — Sienit, Schiefer, Sandstein, 
Kalk, tert. Lehmboden. 300—1500 Met. 
363. Oxalis strieta L. — Auf bebautem Lande. Im Bereiche 


des miltelung. Bergl. als Unkraut im Orczy’schen Garten in Erdö 
Kövesd in der Matra und in den Gärten und an Gartenmauern an 
der Ostseite des Festungsberges in Ofen. — Diluv. Lehmboden. 
95-200 Met. — Scheint erst in jüngster Zeit eingeschleppt, da 
ihrer in Sadler’s FI. Com. Pest. 1840 noch nicht erwähnt wird. 


364. Tribulus terrestris L. — Auf trockenem lehmigen Boden 
sonniger Bergrücken und im Flugsande der Niederungen. Im mit- 
telung. Bergl. auf der Südseite des Adlersberges und Blocksberges 
bei Ofen und auf dem Flugsande, welcher das Thal nächst dem 
„Hohen Stein“ bei P. Csaba austüllt. Häufiger in den Niederungen, 
welche das mittelung. Bergland umsäumen bei Mocs, Karva, Csenke, 
Musla, Waitzen, Pest, Csepel und zahlreichen anderen Punkten 
längs der Donan, wo Flugsandhügel die Ufer bilden; ebenso in der 
Niederung am Fusse der Matra bei Hatvan, Csäny und Heves, 
im Tapiogebiete bei Szecsö, $zti. Märton Käta und Nagy Käta 
und in der Stuhlweissenburger Niederung bei Vajta. Auf der Kecs- 
kemeter Landhöhe bei P. Csörög, R. Palola, Soroksar, Monor, Pilis, 
Alsö Dabas, P. Sälosär und Nagy Körös und auf der Debreeziner 
Landhöhe bei Debreezin. — In der Tiefebene und im Bereiche des 
Bihariagebirges nicht beobachtet. Diluv. und alluv. Lehm- und Sand- 
boden. 95—220 Met. 


307 


365. Peganım Harmala L. — An der Südseite des Blocks- 
berges bei Ofen und zwar unterhalb des Fussweges, welcher über 
das öde Gehänge zwischen den Weingärten und der Festungs- 
mauer zu der Kapelle hinaufführt, die westlich von der Festung 
nahe dem Rücken des Berges ober den Weingärten erbaut ist. — 
Kalkreicher Lehmboden. 170 Met. — Es finden sich hier im Gan- 
zen 8 umfangreiche alte Stöcke dieser Pflanze, welche alljährlich 
üppige Sprossen entwickeln, reichlich blühen und auch reife Früchte 
bringen, aber nirgends ist in der Umgebung eine Spur eines jün- 
geren Nachwuchses zu entdecken. Dass die verwilderten niederen 
Feigengebüsche, welche dort in nächster Nähe wachsen, zum 
Schutze dieser Pflanze beitragen, ist gewiss unrichtig, wohl aber 
machen es diese verwilderten Feigengebüsche wahrscheinlich, dass 
an der Stelle, wo jetzt Peganum Harmala steht, einstens zur Tür- 
kenzeit ein Garten sich befand, in welchem neben den Feigen 
auch Peganum Harmala kultivirt wurde, dessen Samen von den 
Türken bekanntlich zum Rothfärben benützt werden, (Vgl. A. Ker- 
ner: Ueber einige in historischer Beziehung interessante Pflanzen 
der ungar. Flora im Jahrgang 1859 der „Wiener Zeitung* und 
hieraus abgedruckt im gleichen Jahrgange der Bonplandia.) 


366. Dietamnus albus L. — Am Saume und im Grunde lich- 
ter Hoch- und Niederwälder, in Holzschlägen, an steinigen mit 
Gestrüpp bewachsenen Berglehnen und Weinbergsrändern. Im mil- 
telung. Bergl. nächst der Veronikawiese bei Gyöngyös in der Matra, 
auf dem Spitzkopf in der Magusiagruppe, auf dem. Nagyszäl bei 
Waitzen und auf den Ausläufern des Berglandes bei Csörög, Gö- 
döllö und am Viniszni vrch bei Alberti; in der Pilisgruppe bei 
Maroth, Visegräd, Sct. Andrae (hier besonders häufig), im Leopoldi- 
felde und Auwinkel, auf dem Linden- und Schwabenberg bei Ofen, 
im Kammerwalde bei Promontor. Auf der Kecskemeter Landhöhe 
selten und nur im Walde bei Monor beobachtet. Im Bihariageb. 
auf dem tert. Vorlande zwischen Grosswardein und Belenyes bei 


Hollodu. — Traehyt, Kalk, Dolom., tert. und diluv. Lehm- und 
Sandboden. 95—560 Met. 
Aesculus Hippocastanum L. — In Parkanlagen häufig kultivirt, Präch- 


tige Baumreihen an der Strasse, welche von Pest zum Stadtwäldchen führt. 


367. Staphylea pinnata L. — Einzeln oder gruppenweise am 
Saume und im Grunde von Hoch- und Niederwäldern. Im mittel- 
ung. Bergl. in der Matra bei Paräd, am Nagyszäl bei Waitzen; in 
der Magustagruppe auf dem Spitzkopf bei Gross-Maros; in der Pi- 
lisgruppe auf dem Visegräderberg bei Szt. Läszloö, auf dem Ke- 
tagohagy und Kishegy bei Kesztölez, auf dem Piliserberg, Johannis- 
und Schwabenberg, im Auwinkel und bis auf den Blocksberg bei 
Öfen. Auf der Kecskemeter Landhöhe nur an einer Stelle im Walde 
bei Monor, hier aber massenhaft. Am Rande der Debreeziner Land- 
höhe gegen den Eesedersumpf zu, zwischen Valay und Nagy Käroly. 
Im Bihariageb. selten und nur bei Grosswardein und auf den Nulli- 

23 3E 


308 


dorenkalkbänken bei Chisindia nächst Buteni beobachtet. — Tra- 
chyt, Kalk, tert. und diluv. Lebm- und Sandbo«den. 95—660 Met. 

368. Evonymus europaeus L.. — Am Saume und im Grunde 
lichter Laubholzwälder, an Weinbergsrändern und an den Seiten 
der Hohlwege. Paräd, Waitzen, Gross-Maros, Gran, Sct. Andrae, 
Ofen, Stuhlweissenburg, Pest, Monor, Pilis, P. Peszer, Grosswar- 
dein, Belenyes, Petrani, Vasköh, Colesei. — Der höchste im mit- 
telung. Bergl. beobachtete Standort ist die Kuppe des Piliserberges, 
und im Bihariageb. das Vasköher Kalkplateau. — Ist im Bihariageb. 
seltener als die folgende Art. — Trachyt, Quarzitporphyr, Kalk, 
tert. und diluv. Lehm- und Sandboden. 95—755 Met. 

369. Evonymus verrucosus Scop. — Am Saume lichter Laub- 
holzwälder, in lichten Niederwäldern und mit Vorliebe auf den mit 
Strauchwerk reichlich bewachsenen Terrassen felsiger Bergabhänge. 
In der Matra bei Paräd, Köküt, Jänosküt und auf dem Sorkö am 
Kökes; am Gipfel des Nagyszäl bei Waitzen und auf den Ausläu- 
fern des Berglandes bei Gödöllö und Gomba; in der Magustagruppe 
bei Gross- Maros; in der Pilisgruppe bei Visegrad und Sct. Andrae, 
auf dem Gerecse zwischen Gran und Totis, auf dem Ketagohegy 
bei Kesztölez, auf dem Piliserberge und der Slanitzka bei P. Csaba, 
im Auwinkel und Leopoldifelde, bei der schönen Schäferin und am 
Schwabenberge bei Ofen. Auf der Kecskemeter Landhöhe im Mo- 
norer Walde. Im Bihariageb. sehr verbreitet auf allen Kalkbergen, 
so auf den Kalkkuppen südlich vom Bischof- und Felixbade bei 
Grosswardein, an den Abfällen des Damoser Kalkplateaus bei Me- 
diadu, an den Rändern des Balrinaplateaus an der Mündung der 
Valea Odineutia bei Distidiul, auf der Pietra Boghi, Pietra Galbina 
und Pietra lunga, in der Valea seca und ungemein häufig vor der 
Mündung der Höhle bei Fenatia; in der Vulcangruppe auf dem 
Suprapielra poienile bei -Vidra; in der Hegyesgruppe auf dem Dealul 
vultiucluiului bei Körösbänya und auf dem Nulliporenkalkbänken 


bei Chisindia nächst Buleni. — Trachyt, Kalk, diluv. kalkreicher 
Lehm- und Sandboden. 95—1200 Met. 
370. Evonymus latifolius Scop. — An waldigen schattigen 


Plätzen, mit Vorliebe am Rande von Gehölzen, welche die Ufer der 
Bergbäche besäumen. Im Bihariageb. in der Randzone des Batrina- 
plateaus am Abfalle der Pietra Boghi gegen die Valea pulsului 
in der Valea seca beim zweiten Zubau, so wie zwischen der Grube 
Reichenstein und der Höhe Scirbina; auf dem Vasköher Kalkpla- 
teau an den Kalkfelsen vor Monesa und im Rezbanyaerzuge im 
oberen Aranyosihale am Bachufer oberhalb Negra gegen den Sattel 
La Jocu zu. — Kalk, seltener auf Schiefer. 250—1420 Met. 

371. Rhamnus cathartica L. — Im Grunde und an den Säu- 
men lichter Hoch- und Niederwälder, an Weingartenrändern und 
an den Seiten der Hohlwege. Im mittelung. Bergl. in der Matra 
bei Paräd und Jänosküt und bis auf die Spitze des Särhegy; in der 
Pilisgruppe am Piliserberg, am Schwabenberg, Adlers- und Blocks- 
berg und im Leopoldifelde bei Ofen; auf den Ausläufern des Berg- 


309 


landes und in den anstossenden Niederungen und Thalweitungen 
bei Näna und Csenke gegenüber von Gran, bei P. Csörög nächst 
Waitzen, auf der Lössbank des Viniszni vrch bei Gomba und im 
Tapiogebiete bei T6 Almäs. Auf der Keeskemeter Landhöhe bei 
Pilis und Monor, auf Puszta Peszer bei Alsö Dabas und auf Puszta 
Sälosär bei Tatär Szt. György. Auf der Debreeziner Landhöhe bei 
Vallay und Debreczin. Im Bihariag. auf dem tert. Vorlande bei 
Grosswardein, Hollodu, Robagani, Balenyes und in der Hegyes- 


gruppe bei Chisindia nächst Buleni. — Trachyt, Kalk, tert. und 
diluv. Lehm- und Sandboden. 95—380 Met. 
372. Rhamnus saxatilis Jacq. — Auf den Terrassen felsiger 


Abstürze. Im Bihariageb. am Rande des Batrinaplateaus auf dem 
östl. Abfalle der Pietra muncelului, auf der Mägura seca an der 
Vereinigung des Pulsa- und Galbinathales und am Pontoskö bei 
Petrani; in der Hegyesgruppe auf den Nulliporenkalkbänken bei 
Chisindia nächst Buteni. — Trachyt, Kalk. 160—1260 Met. 

373. Rhamnus tinctoria W. K.— Nach Steffek (Oest. bolan. 
Zeitschr. XIV. 184) an Weingärten bei Grosswardein. — (Ob Steffek 
bei Grosswardein die echte Rh. tinctoria fand, muss ich dahingestellt 
sein lassen, da mir Exemplare von dem durch ihn bezeichneten 
Standorte nicht vorliegen. Selbst habe ich im mittleren und östli- 
chen Ungarn Rh. tinctoria W.K. nie zu Gesichte bekommen und 
was ich unter diesen Namen durch botan. Freunde von dort mil- 
getheilt erhielt, war von Rh. cathartica L. nicht verschieden. 
Die echte Rh. tinctoria, welche ich am Leithagebirge zu beobach- 
ien Gelegenheit hatte, «und von welcher mir Originalexemplare 
Kitaibel’s %), sowie Exemplare, die von Rochel in Syrmien und im 
Banat gesammelt wurden, vorliegen, unterscheidet sich, abgesehen 
von dem weniger sparrigen höheren Wuchse, auch durch die breite- 
ren, an der unleren Seite gegen die Basis zu dicht flaumig-ülzigen 
Blätter, die mit dichtem abstehenden Flaum versehenen jüngeren 
Zweige und Blattstiele und auch durch die verhältnissmässig elwas 
breiteren Früchte von der nahe verwandten Rh. sawatilis Jacq- 
— Von Rh. cathartica ist Rh. tinctoria durch die kurzen Blatl- 
stiele und die klaffende Rückenfurche der Samen leicht zu unler- 
scheiden.) 

374. Rhamnus Frangula L. — In lichten Wäldern, in Hecken 
am Saume der Weingärten und an den Böschungen der Hohlwege, 
insbesondere aber in Gesellschaft von Viburnum Opulus und Salix 
cinerea in kleinen Gebüschgruppen auf sumpfigen Wiesen und als 
Unterholz im sumpfigen Grunde der Eschenwälder in den Niede- 
rungen. Mit Ausnahme der Tiefebene durch das ganze Gebiet ver- 
breitet. Paräd, Waitzen, Gran, Sct. Andrae, Ofen, Stuhlweissenburg, 
Pest, Alsö Nemethi und Säri (hier besonders häufig), Monor, Pılis, 


') Die Etiquette trägt die handschriflliche Bemerkung Kitaibel's: 
„Rhamnus cardiocarpus vel linctorius mihi. -- Nescio, an satis dislinctus a 
saxatili: caule erecto, fructibus obcordatis.“ 


310 


Debreczin, Grosswardein, Hollodu, Lasuri, Vasköh, Criscioru, Bu- 


teni, Distidiul. — Trachyt, Schiefer, Kalk, Sandstein,  tert., diluv. 
und alluv. Lehm- und Sandboden. 90—760 Met. 3 
375. Paliurus aculeatus Lam. — Eine Pflanze der mediter- 


ranen Flora, die in unserem Florengebiete sicherlich nicht ur- 
sprünglich wild ist, sondern, wahrscheinlich zur Türkenzeit ange- 
pflanzt, im Laufe der Zeit in dem Gestrüppe am Rande der Wein- 
gärten bei Budaörs nächst Ofen verwilderte. — Tert. Lehmboden. 
130 Met. 

376. Rhus Cotinus L. — Im Grunde lichter Hochwälder und 
in Niederwäldern mit strauchigen Quercus pubescens, Frazxinus 
Ornus, Prunus Mahaleb u. dgl. an sonnigen Bergabhängen, seltener 
in dem Gestrüppe am Rande der Weingärten. Im mittelung. Berg- 
lande in der Pilisgruppe bei Pomäsz und Sct. Andrae, im Leopoldi- 
feld und Auwinkel, sowie am kleinen Schwabenberg bei Ofen; in 
der Vertesgruppe bei Csakvär und jenseits der Grenze unseres Ge- 
bietes auf dem Nagy Egedhegy bei Erlau. Nach Reuss auch auf 
der Matra. Trachyt, Kalk, Dolomit. 150—250 Met. 


377. Sarrothamnus scoparius (L.) — In lichten Wäldern und 
Holzschlägen. Sehr selten. Im mittelung. Bergl. in der Umgebung 
des Sandsteinbruches am Nagyszal bei Waitzen und im Bereiche 
des Bihariageb. am Südrande der Hegyesgruppe bei Soborsin an der 
Maros. — Schiefer, Sandstein, 200—480 Met. 


Phytographische Fragmente. 


Von Dr, Ferdinand Schur. 
XXXII. 


Viola Jooi, V. transsilvanica, V. prionantha, 
V. cueullata. 


In den hiesigen botanischen Gärten, und namentlich im Garten 
des k. k. Theresianums habe ich unter obigen Benennungen Veilchen 
gefunden, welche mehr oder minder hierher gehören und einer 
kurzen Besprechung mir werth scheinen, da diese zu den seltenen 
Arten gehören. — Ich muss hier aber die Bemerkung voranschicken, 
dass diese Veilchenarten in den genannten Gärten einer eigen- 
thümlichen Verkümmerung oder Fehlschlagung (aborlus) unler- 
worfen sind, welche zwar, wie ich schon oben bemerkt habe, im 
Nalurgeselze dieser Pflanzenfamilie liegt, im Garten des k. k. The- 
resianums aber besonders hervortritt und sich hier, beilaufig ge- 
sagt, auch auf andere Pflanzenarten, z. B. auf Sedum, Sempervivum 
und andere Arten ausdehnt. — Alle hier oben genannten Veilchen- 


311 


arten, namentlich die letztgenannten, tragen nur Blumen ohne 
Blumenblätter, so dass ich von diesen keine Diagnose geben kann. 
Ob die Samen derselben keimfähig sind, habe ich nicht beobachten 
können, die mikroskopische Untersuchung bestätigt dieses nicht. 

1. Viola Jooi Janka. Oester. bot. Wochenbl. 1857, p. 198. — 
Die unter diesem Namen kultivirte Viola stimmt im fruchtiragenden 
Zustande, wie ich solche am 10. Juli 1853 in der Thordaer Kluft 
(Hassadek) fand und fraglicher Weise für V. sciaphila Koch 
hielt, vollkommen überein, sie ist aber auf jeden Fall von der von 
mir bei Kronstadi 1854 gesammelten und als V, transsilvanica 
Schur, Oesterr. bot. Zeitschr. 1860, p. 184; Schur, En. pl. 
Transsilv., p. 78 sehr verschieden, sowohl was den Habitus, als 
auch die Form der Blätter, Farbe und Gestaltung der Blumen be- 
trifft. Vielleicht ist diese V. transsilvanica mit Y. prionantha Bunge, 
welche Janka, Oesterr. bot, Zeitschr. 1858, p. 200 als in Sieben- 
bürgen vorkommend, angibt, identisch, ohne diese meine Meinung 
als endgiltig ausgesprochen zu haben — sondern es ist vielmehr 
mein Zweck, die Aufmerksamkeit auf diesen Gegenstand zu lenken. 
— Meine Ansicht, dass V. transsilvanica und V. prionantha Bunge 
oder Janka, wenn nicht identisch, doch einander sehr nahe stehen, 
wurde durch die im botanischen Garten des k. k. Theresianums 
kultivirte V. prionantha nur bestätigt, soweit dieses durch die 
Form der Blätter und Früchte möglich war, da ich vollkommene 
Blumen, mit Blumenblättern versehen, seit ein paar Jahren verge- 
bens erwartet habe. 

Sehr schwierig ist es, in Hinsicht der siebenbürgischen 
Pflanzen zur definitiven Bestimmung zu gelangen, da in jenem Floren- 
gebiete die Botaniker das allgemein wissenschaftliche Interesse meist 
aus dem Auge lassen und kleinliche, engherzige Bestrebungen 
wie kaum in den alten Handwerkskasten verfolgen, fern von dem 
Streben nach allgemeiner Uebereinstimmung in Erkennung und 
Bezeichnung der siebenbürgischen Pflanzen. — Und wohin will das 
führen, wenn jeder Sammler seime gefundenen Pflanzen neu zu 
bestimmen gezwungen ist, weil unter den Botanikern keine loyale 
Mittheilung stattfindet, welche eine allmälige Uebereinstimmung 
herbeiführen könnte, „Das eben ist der Fluch der bösen That, 
dass sie stets Böses muss ‘gebären,“ und so erwecken Neid und 
Missgunst auf der einen Seite dieselbe Leidenschaft auf der ande- 
ren, und die Wissenschaft, welche der ganzen Menschheit gehören 
soll, leidet unter dem Druck solcher Menschlichkeiten. — Die Sie- 
benbürger Botaniker werden mich gewiss verstehen und mir in 
mancher Hinsicht Recht geben, ich aber, wenn ich meine Enume- 
ratio durchsehe, bemerke mit Schmerz, dass manches Fragliche in 
derselben schon berichtiget sein müsste, wenn die Siebenbürger 
Botaniker im Einverständnisse mir die Hände geboten hälten. In 
der Wissenschaft wie im irdischen Güterbesitz gibt es sogenannle 
Mammonsdiener, und diese Leidenschaft ist es, welche der gegen- 
seiligen Mittheilung entgegensteht. 


312 


Grosse Hindernisse hat die Wissenschaft bei der Erreichung 
einer allgemeinen Uebereinstimmung in der ausgedehnten Literatur 
zu bekämpfeu, und ich glaube, dass es auch gar nicht im Streben 
und Zwecke des menschlichen Geistes liegt, dieses Ziel zu errei- 
chen, aber bis zu einem gewissen Grade ist dieses doch möglich, 
und, um beim speciellen Fall zu bleiben, möchte ich beanspruchen, 
dass mindestens die Botaniker eines und desselben Florengebietes 
trachten sollen, die Pflanzen desselben genau zu kennen, um in 
fraglichen Fällen bei ihnen eine lösende Antwort zu gewärligen. 
Viola Jooi, V. transsilvanica und V. prionantha sind drei in Frage 
stehende Arten, aber schwerlich werden die Siebenbürger Botaniker 
genügende Auskunft zu geben im Stande sein. 

2. Viola primulaefolia L. von Willd. nee Fisch. neque 
aliorum. Dieses‘ Veilchen gehört zum Typus der vorhergehenden 
und wird im botanischen Garten des k. k. Theresianums als Y. cu- 
cullata Aiton. kultivirt, mit welcher letzterer sie aber nichts 
gemein hat. Y. primulaefolia L., insoweit ich dieselbe kenne, steht 
der oben genannten näher und gehört auch mit dieser in eine 
Gruppe. In Gärten hat diese Viola ebenfalls die Unart, Blumen 
ohne Blumenblätter und ohne Staubgefässe zu tragen, woher es 
kommt, dass die Kapseln zwar zahlreiche Samenknospen (Eichen) 
aber keine keimfähigen Samen tragen. — Zur besseren Einsicht 
gebe ich hier eine Beschreibung dieser Viola: 

Rhizomate inarticulato, parum ramoso oligocephalo descen- 
dente subfibroso. Stolonum semper expers. Foliis elongato- 
cordato-ovalis I—1'/, poll. longis, supra busin 1—1\/% poll. latis, 
glabris caesio-viridibus, serrato-dentatis, acutis, petiolo 2-—Splo 
brevior:bus subito in petiolum exeuntibus. Petiolis semiteretibus 
herbaceo marginatis, versus laminam folii sensim latioribus. Sti- 
pulis herbaceis petiolo ?/3 adnatis, partibus liberis subulato- 
lanceolatis acuminatis, remote ciliatis, crliolis simplicibus diametro 
stipulae transversali brevioribus. Floribus castratis, femineis, 
minimts 1—2 lin. longis, apetafls, cernuis. Pedunculis sub anthesi 
petiolo dimidio brevioribus, medio bracteis binis oppositis subula- 
tis praeditis. Sepalis subinaequalibus lanceolatis acuminatis ger- 
mine duplo longioribus, appendicibus dentatis ovato-lanceolatis, 
binis exterioribus multo ninoribus. Stamina petalisque nulla. 
Stigmate ut sectio Nominium. Capsulis primum subtrigonis, 
demum globosis prominulo-angulatis et sulcatis, sepala \/, supe- 
ranlibus, viridibus, glabris, basi stigmatis coronatis. Seminibus 
albidis ovalis embryonis expertibus. — Planta 6—9 poll. alta. 

Als Artenbeschreibung dürfte dieses wohl nicht aufzunehmen 
sein, da dieselbe sich nur auf die vorliegende verkümmerte Form 
bezieht, aber dennoch wird die Verwandtschaft mit V. Patrini DC. 
daraus hervorgehen. 


XXXIV. 
Viola macedonicaBoiss. und Y. Bielziana Schur En. p. 86. 


Is; botanischen Garten des k. k. Theresianums halte ich Ge- 
legenheit, V. macedonica zu beobachten, und finde, dass zwischen 
beiden eine grosse Uebereinstimmung obwaltel. So sind z. B. bei 
der kultivirten Pflanze oder bei V. macedonica des bot. Gartens 
die Blumen kleiner, blassgelb, schwarz gestreift (nicht aber drei- 
farbig und ansehnlich gross wie bei V. Bielziana), und das grös- 
sere unpaarige Blumenblatt ist zugerandet (nichl ausgerandet oder 
fast gerade abgestulzt wie bei V. Bielziana). — Zwischen den 
Blättern und den Stipulen finde ich bei beiden Formen keinen be- 
merkbaren Unterschied. Weitere Beobachtungen in der freien Natur 
müssen es darlhun, ob die V. Bielziana, welche ich anfangs für 
V. macedonica hielt, mit V. macedonica, und beide wieder nur 
Var. von Y. tricolor L. sind. — In diesem Fall will ich gern mit 
einem Botaniker wie Boissier geirrt haben. — V. Bielziana 
wächst auf Aeckern im Szeklerlande in Siebenbürgen, ist nieder- 
liegend, und wird oft 2 Fuss lang, sehr ästig und reich an Blüthen, 
diese von der Grösse wie bei V. iricolor grandiflora. 


XXXV., 
Linum hirsutum L. 


Wird auf der Türkenschanze immer seltener und dürfte bei 
der fortschreitenden Urbarmachung und Erweiterung der Stein- 
brüche dieses Terrains hier bald gänzlich verschwinden, Ich beob- 
achtele dasselbe im Jahre 1866 an den Weinbergen zwischen Wein- 
haus und Dornbach. 


RARXVI: en 
Reseda odorataL. 


Auf einer neuen Anschüttung am Donaukanal im Prater, Erd- 
berg gegenüber, in schönen, kräftigen, fruchtiragenden Exempla- 
ren, Ende August 1867. Auch auf mehreren Punkten der Ring- 
strasse, z. B. auf dem Glacis der Josefstadt. Bei Hermannstadt in 
Siebenbürgen kommt dieselbe auf Gartenschult in manchen Jahren 
sehr häufig vor und pflanzt sich durch Samen selbst fort; in Gärten 
wird sie nicht selten mehrjährig. 


XXXVI. 


Althaea hirsuta L. 


In mehreren schönen Exemplaren im Prater auf der Wiese 
zwischen der Hauptallee und dem einstigen Thiergarten. Juli 1867. 
Diese Pflanze hal in der Flora von Wien keinen bleibenden Stand- 
ort, ist in Ungarn und Siebenbürgen zu Hause. 


314 
XXXV. 


Hibiscus Treonum L. 


Zwischen Wintersaaten, Roggen, auf dem Laaer Berge gegen 
Simmering. August 1867. 


XXXIX. 
Lavatera trimestris L. 


Im Bette des Alserbaches zwischen Weinhaus und Dornbach 
am Rande der Weinberge. August 1867. Ein Flüchtling aus Gärten. 


XL. 
Malva crispa L. 


In zahlreichen riesenhaften Exemplaren bei Simmering am 
Graben links vom Dorfe, wo ich dieselbe schon seit mehreren 
Jahren beobachtet habe. August 1867. — Diese Pflanze soll aus 
Griechenland und Syrien stammen, ist bei uns ein Flüchtling aus 
Gärten, wo sie milunter ein lästiges Unkraut bildet, und hat bei 
uns keinen bleibenden Standort, muss aber dennoch in unserer 
Flora aufgezählt werden. 

XLI. 


Malva nicaeensis All. fl. pedem. 2. p. 40; Koch syn. 
EU. 2. per 


Zwischen den Gärten bei Simmering mit M. crispa gemein- 
schaftlich aber einzeln. August 1867. Schon vor einigen Jahren 
fand ich hier eine Malva, die ich wegen ihrer Unvollständigkeit 
nicht bestimmen konnle, und es war mir lieb, in diesem Jahr 
einige instruklive Exemplare zu finden. Sie ist der M. sylvestris 
L. ähnlich aber schwächlicher, reicher behaart und durch die klei- 
neren blassblauen Blumen gleich zu unterscheiden. Sehr leicht 
kann sie auch mit einer robusten, grossblumigen Malva borealis 
verwechselt werden, deren Früchte mit jener Aehnlichkeit haben. 


XL. 


Malva mauritiana L. — M. mauritanica Spr. — M. sylvesiris 
var. glabrescens Bertol. fl. ital. 8, 259. 


Bei Simmering nächst Wien zwischen den Gärten links vom 
Dorfe am Teiche. August 1867. Hier wurde dieselbe schon seit 
mehreren Jahren von mir beobachtet, doch wird sie immer selte- 
ner, da ihr zur Fortpflanzung keine Ruhe gegönnt wird. — Auch 
muss ich hier einer Form erwähnen, welche zwischen M. mauri- 
fanica und M. sylvestris die Mitte hält (M. intermedia Schur) 
und der Ansicht entspricht, dass M. mauritiana nur eine Var. von 
M. sylvestris L. sei. 


315 
ALM. 


Malva Pseudo-borealis Schur. 


In meiner En. pl. Transsilv. p. 130, sub n. 762 habe ich 
diese Malva Pseudo-borealis aufgestellt, und ich kann deren Vor- 
kommen auch bei Wien nachweisen, indem ich selbe bei Simme- 
ring und auf den neuen Anschültungen an der Ringstrasse beob- 
achtet habe. — Dass diese M. Pseudo-borealis mihi nicht die 
echte M. borealis Wallmann ist, glaube ich behaupten zu dürfen, 
da solche in allen Hauptmerkmalen verschieden sich zeigt, wie 
z. B. im Bau der Blumen und Früchte, und ich weiss nicht genau, 
ob dieselbe nicht „Malva borealis“ der Wiener Flora repräsenlirt, 
Die in Rede stehende Pflanze ist der M. borealis und rotundifolia 
im Habitus ähnlich. Sie ist meist aufrecht und von der Basis mit 
aufsteigenden Aesten versehen, stärker behaart als die beiden 
genannten; die Blumen sind gleichsam in Spinngewebe eingehüllt, 
klein und weiss, die Blumenblätter kaum länger als der Kelch; die 
Karpellen sind stark behaart, die einzelnen deutlich gesondert, 
schwach gerandet und schwach querrunzelig, die Runzeln, dieses 
muss ich besonders hervorheben, erst bei der vollständigen Reife 
und nach dem Trocknen deutlich hervortretend. 

„Habitu M. rotundifoliae quidem sed fructibus recentibus 
incospicue, siccalis evidentius scrobiculata-rugosis, hirsulisque.“ 


XLIV. 
Hypericum perforatum humile nigricans. 


Eine eigenthümliche Varietät, welche, wenn sie sich beständig 
erwiese, die Aufmerksamkeit unserer Floristen in Anspruch nehmer 
könnte. — Die Pflanze ist 8—12 Zoll hoch, steif, gedrungen, von 
der Basis an äslig, von schwärzlichgrüner Farbe und bläulich 
angelaufen (pruinosa). Die Blumen sparsam an der Spitze der 
Aeste. — Die Blätter sind lederartig, steif, gegen die Spitze 
breiter, fast verkehrt eiförmig, am Rande schwach zurückgerollt, 
reichlich durchsichtig punktirt, dreifaltignervig (triplinervia). Die 
Kelchabschnitte dreieckig-lanzettllich, viermal kürzer als die Blu- 
menblätter. Die Germina mit langen gelben Harzstriemen reich 
bedeckt, nicht schwarz punktirt. In den Remisen des Laaer Berges 
auf sandigen Plätzen. August 1867, wo die Pflanze erst zu blühen 
begann. 


ALV: 
Erodium cicutarium L’Herit. 


Von dieser allgemein verbreiteten Pflanze, welche, wenn sie 
seltener wäre, sehr interessant sein würde, kommen auch in der 
Flora von Wien mehrere gut zu unterscheidende Varietäten vor, 
von denen ich einige anführen will. 


316 


a. E. eicutarium brachypetalum Schur En. p. 139. 
Valde et albo-pilosum. Floribus minimis, petalis purpureis calycem 
aequanlibus. Planta griseo-viridis, ramosissima, procumbens, terrae 
adpressa. 

b. E. cicutarium brachypetalum album. Praecedens sed 
petalis albis calyce subbrevioribus 

c, E. cicutarium grandiflorum. Minus pilosum, viride. 
Petalis purpureis calycem duplo-superantibus. 

d. E. eicutarium praecox. Pusillum foliolis ovatis inciso- 
dentatis, Pimpinellae saxifragae subsimilibus, floribus ut var. c. 
interdum solitarüs saepe subsessilibus. — E. pimpinellifolium Auctor 
plurim non Rehb., nec Willd., neque Sm. 

Auf Brachen, Aeckern, bebauten und unbebauten Plätzen. Die 
var. a. et b. an Mauern und auf Schutt. März—Oktober. 


XLYE 
Geranium divaricatum L. 


. Auf unbebauten Plätzen, Schutt auf der neuen Anschüttung 
vor dem Stadtpark in der Ringstrasse. Juli 1867. 


XLV1l. 
Geranium pyrenaicum caeruleum et albiflorum. 


Von diesem fast in allen Florenbezirken jetzt verbreiteten 
Geranium kommen in der Wiener Flora folgende Varietäten vor: 

a. violaceo-caeruleum vulgare parviflorum: Petalis calyce 
duplo longioribus. 

b. violaceo-caeruleum grandiflorum: Petalis calyce triplo 
longioribus. 

c. albiflorum: Petalis albis calyce duplo longioribus. 

Die Var. c. ist schwächlicher als die anderen und wächst auf 
schattigen Rasenplätzen in Wäldern und Obstgärten, häufig ist sie 
im Garten des k. k. Theresianums, wo ich nur diese beobachtet 
habe. Blült während des ganzen Sommers. Die Var. b. ist ge- 
wöhnlich in Siebenbürgen und unterscheidet sich durch doppelt 
grössere Blumen und durch die Behaarung, welche kürzer und 
angedrückter erscheint, wodurch die Blätter beim Anfühlen schärflich 
sich zeigen. Ich fand diese Var. in einem alten Herbarium als 
G. umbrosum W.-Kit., doch mag ich nicht behaupten, dass diese 
die echte Kitaibel’sche Art repräsentire. 


XLVIN. 
Geranium molle L. 


Diese für unsere Flora seltene Pflanze fand ich am sogenannten 
Krotenbach bei Döbling Ende August 1867. 


17 
XLIX. 


Geranium pusillum polyanthum purpureocaule erectum — G. 
Pseudopusillum Schur. 


‘‚Radice descendente firma oligocephala (ut videtur non 
annua) apice fibrosa. Caule firmo, flexuoso, purpureo, a basi 
ramoso, apice dicotomo-verticillato-ramoso, striato,, canescente- 
pubescenle, pilis brevibus patentibus instructo, 8—IO poll. alto. 
Foliis radicalibus circumsceriptione subrotundis, 7—9 partitis, 
segmentis breviter trifidis, lobulis rotundatis; foliis superioribus 
minoribus tenue-sectis, segmentis inaequaliter trifidis, lobulis acu- 
minalis; omnibus pilosis. Floribus numerosissimis minimis ge- 
minis. Petalis violaceo-purpureis, emarginatis, basi cuneatis, 
utrinque pilis nonnullis notatis, calycem parım superantibus. 
Calyce albo piloso. Sepalis ovato-oblongis acutis. Peduneculis 
aequalibus, glanduloso-pilosis, fructiferis erectis. Rostro tereti, 
sulcato seloso-pioso, pilis brevissimis glanduliferis. Capsulis 
pilosis tenuissime transverse rugosis. Seminibus ovatis pallide 
fuseis, glabris. 

Auf unbebauten steinig-sandigen Aeckern und Plätzen, un- 
weit des Landgutes vor der Favoriten-Linie. Anfang Mai 1867. — 
Durch den eigenthümlichen Habitus und durch die angegebenen 
Merkmale vom gewöhnlichen @. pusillum leicht zu unterscheiden. 


— Vielleicht @. multiflorum Lang? — Es bildet diese Pflanze 
eine Mittelform zwischen @. pusillum und @. dissectum L. 
L. 


Laelia orientalis Desv. Journ. bot. 3, 160, Rch. icon. fig. 4162. 
— Bunias orientalis L. sp. 936, Koch syn. ed. 2, p. 82. — Myagrum 
tarazacifolium Lam. enc. 1, 570. 


Eine in Ungarn (schon bei Pressburg) und Siebenbürgen 
nicht seltene Pflanze, in einigen Exemplaren im Prater auf der 
Wiese zwischen der Hauptallee und dem Thiergarten gegen den 
Schüttel mit anderen Ackerpflanzen. Juli 1867. 


LI. 
Bunias Erucago |. 


Auf der Wiese von der Hauptallee rechts im Prater. Juni, 
Juli 1867, nebst einer rauhen -Var. mit schrotsägeförmigen Wur- 
zelblättern, wahrscheinlich — Bunias runcinata Hornem. 


e LIl. 
Myagrum perfoliatum L. 


Im Jahre 1866 nicht selten, z. B. im Prater, auf den neuen 
Anschüttungen an der Ringstrasse, auf dem Glacis der Josefstadt, 
bei Laa am Laaer Berg. Juni, Juli. 


318 


LIM. 


Camelina microcarpa Andrz. 


Auf Aeckern und unbebauten Plätzen, z. B. bei Weinhaus, 
Türkenschanz bei Döbling, auf den neuen Anschütlungen der Ring- 
strasse in Wien. Juli, August. 1867. 


Aus dem Engadin. 
Von W. Hechel. 


In dem unerschöpflichen Reichthum seiner Wunder hat das 
Riesengebäude der Alpen eines aufzuweisen, welches sonst in allen 
europäischen Gebirgen vergeblich gesucht werden dürfte. Es betrifft 
seine Flora. Die Alpen schliessen die Flora dreier Zonen ein, so dass 
der Botaniker auf engem Raume Pflanzen finden kann, welche er 
sonst in mehr als 30 geographischen Breitengraden mühsam zu- 
sammenlesen muss; Gewächse der arktıschen, gemässigten uni 
selbst der südlichen Zone. Sucht man aber unter allen Alpenlän- 
dern eins, das noch am wenigsten von der Kultur berührt, in sei- 
ner Ursprünglichkeit fast erhalten und vor der Alles verändernden 
Hand des Menschen am wenigsten angetastet ist, das grossartig in 
seinen Formationen, wechselnd und vielgestaltig in der Zerklüftung 
und Verwerfung der einzelnen Schichten, — so ist es Graubün- 
den mit seinen dichten undurchdringlichen Wäldern und Seiten- 
thälern, mit seinen kräuterreichen Heiden, mit seinen dritthalb- 
hundert Gletschern, denen keine Menschenhand Form und Gestalt 
je zu ändern vermochte. 

Graubünden war daher schon lange das Ziel meiner Sehn- 
sucht, bis günstige Verhältnisse und besondere Veranlassungen die 
Reise dahin verwirklichen halfen; namentlich wollte ich aber die 
Wiege des Inn, das hochberühmte Engadin schauen. In angeneh- 
mer Reisegesellschaft — wir waren zwei Herren und vier Damen, 
sämmtlich aus Brandenburg an der Havel — waren wir über den 
Bodensee nach Chur gefahren, hatten das burgbekränzte Dom- 
ledschthal durchflogen und darauf Thusis, die schönste Stadt Grau- 
bündens, wie sie wenigstens in: den Reisehandbüchern genannt 
wird, erreicht. Tags darauf fuhren wir über die schmutzige Nolla 
zur Via mala und schickten uns nun an, unsern Plan nach dem 
Engadin weiter zu verfolgen. In diess merkwürdige Thal kann man 
jedoch nicht anders gelangen, als über einen der hohen Alpen- 
pässe, welche den Eingang dazu verschlossen halten. 

Es war am 14. Juli 1865, einem Tage, welcher in der Ge- 
schichte der Bergbesteigungen durch das bekannte Unglück am 
Matterhorn eine traurige Berühmtheit erlangt hat, als unsere Ge- 


319 


sellschaft Thusis verliess. Ich allein war zu Fuss um botanisiren 
zu können; die anderen sassen auf kräftigen Saumpferden, begleitet 
von eben so vielen Führern. Da noch ein Mann auf einem eisenbe- 
schlagenen, schmalen Gebirgswägelchen unser Gepäck hinter sich her- 
zog, und sich ihm endlich ein wandernder Bündner angeschlossen 
hatte, so war der ganze Zug 13 Personen stark. Unser heutiges 
Ziel war Tiefenkasten und der Weg der Schyn-Pass oberhalb der 
Albula an deren rechtem Ufer. Es ging zuerst über den Rhein. 
Eine lange hölzerne Brücke verband mehr als die flachen Ufer des 
grünschäumenden Stromes, sie war auf hohe Fluthen berechnet. 
Herrliche Purpurweiden und der an Alpenbächen heimische Sand- 
dorn (Hyppophaä rhamnoides L.) säumten seine Seiten; wir war- 
fen noch einen Scheideblick auf Thusis und höher und immer höher 
stieg der Weg, auf dem ein Pferd nur hinter dem anderen zu 
gehen vermochte. Clematis recta L. schlang sich durch das Grün 
der Bäume und das liebliche Weiss seiner Blüthen fesselte selbst 
das Auge des minder geübten Beobachters. Da geschah ein Unfall. 
Ein Sattelgurt zerriss und veranlasste den Sturz einer der Damen. 
Glücklich genug, sank sie nur neben einen gewaltigen Stein auf 
einer grasigen Stelle nieder, so dass wir Alle noch mit dem 
blossen Schreck davon kamen. In einer Viertelstunde war der Gurt 
nolhdürftig ausgebessert und die Reitergesellschaft machte sich 
aul’s Neue aufden Weg. Die Berge nahmen eine andere Physiogno- 
mie an, das Thal der Albula ward breiter, — hoch über uns sahen 
wir die Waldregion auf den Bergen scharf abgeschnitten. Noch 
lagen Sennhütten hie und da zerstreut inmitten grüner Weide- 
flecken, einzelne dem unbewaflnelen Auge kaum erkennbar; dann 
begannen die letzten Gipfel der Berge nackt hervorzulreten, das 
Geröll auf ihnen war nicht mehr zu unterscheiden, doch fehlte 
noch der Schnee. Anscheinend auf halber Höhe der Berge zog in 
feierlicher Stille die Cavalcade dahin. Wenn wir den einen am- 
kreist, begann der zweite und dritte Bogen und nur eine liebliche 
Unterbrechung war ein hoch über uns gelegenes Dorf oder auch 
der Blick zur Rechten in die Tiefe. Aus dem rauhen Gesteine je- 
doch den ganzen Weg entlang hervorbrechend war das üppig 
blühende Teuerium montanum L. unser beständiger Begleiter. Nur 
auf Alpenwiesen erschienen grossblumige Nelken, die Karthäuser- 
nelken unserer Ebenen ersetzend. (Dianthus silvestris Wulf.; da- 
neben Carex flacca Schreb, paniculata L. und silvatica Hu ds.. 
Sedum dasyphyllum L., Reseda lutea L., Salvia glutinosa L., Ses- 
leria coerulea (L.), Ard., Sazifraga Aizoon Jaegqg. und Anderv, 
sämmtlich im Schyn-Pass.) 

Jetzt war die Granitwand steiler, in jähem Absturze sank sie 
zu unseren Füssen hinab, eben so gerade erhob sie sich über uns. 
Der enge Pfad war mit einem Schutzdach gegen absteigendes Ge- 
röll versehen, manche unserer Damen wäre jetzt gern vom Pferde 
abgestiegen; allein die Passage war zu eng und erlaubte es nicht. 
Doch kamen Alle ohne Unfall hinüber, Gottes Auge wachle über 


320 


uns. Eben hatten wir wieder ein herrlich gelegenes Dorf, Ober- 
valz, hinter uns; eine Quelle rieselte zu unsern Füssen, vereinzelte 
Riedgräser und grossblumige Salvien standen an ihrem Boden, 
während auf einer flachen Stelle tretz der ziemlichen Strömung 
sich die gemeine Teichlinse angesiedelt hatte. Da erscholl ein Ruf 
des Staunens: „Alpen glühen!* hiess es, und die Augen waren 
nach dem schneebedeckten Gipfel eines vor uns liegenden Piz ge- 
richtet, welcher schon seit einiger Zeit unsere Aufmerksamkeit 
gefesselt hatte, jetzt aber mit rosigem Scheine leuchtete. Doch 
wurden wir Unkundige bald belehrt, dass nicht jeder Wiederschein 
der untergehenden Sonne auf’ dem Schnee der Berge mit dem sel- 
tenen Alpenglühen zu verwechseln sei. Damit mussten wir uns 
begnügen, freuten uns aber dennoch der herrlichen Erscheinung 
und so gelangten wir endlich spät Abends in das Dorf Tiefenkasten, 
das seinen auffallenden Namen nicht ohne Bedeutung trägt. Denn 
rings umgeben es Alpenriesen, die von allen Seiten über der 
weissschäumenden Albula hart ansteigen, so dass in diesem Orle 
für Felder oder Gärten kein Plätzchen bleibt. Er liegt 2617 Fuss 
über dem Meeresspiegel an der Stelle eines altrömischen Kastells. 

Der Weg, den wir von Thusis bis Tiefenkasten zurückgelegt, 
wird später eine ganz veränderte Gestalt erhalten. Schon baut man 
auf dem entgegengeselzten Ufer der Albula eine Poststrasse durch 
den Schyn-Pass, welcher die Entfernung zwischen beiden genann- 
ten Orten um ein Bedeutendes abkürzen soll, aber auch die Ro- 
mantik wird dabei verlieren. 

Der folgende Tag fand uns auf dem Wege zum Julier, jener 
Handelsstrasse des Mittelalters, welche Kaiser Friedrich I. schon 
im Jahre 1212 mit seinem Heere überschritt. Dieser Pass — passus, 
ein Schritt, welchen die Römer auf die Alpen thaten, um Erobe- 
rungen zu unternehmen — dieser Pass also soll vom Sonnengoll 
der Celten, dem Jul, seinen Namen erhalten haben. Unsere Gesell- 
schaft hatte in Tiefenkasten die Post bestiegen; in ihr mussten wir 
von Morgens 10 Uhr bis Abends 1/8 Uhr verweilen, ehe wir das 
Engadin erreichten. Davon kommen fast 7 Stunden auf den Weg 
bergauf. Die gegenwärlig bequem eingerichtete Strasse ist mehr 
grossarlig als schön, und da sie von allen hohen Schweizerpässen 
am ehesten lawinenfrei wird, auch im Winter noch am sichersten 
zu passiren. Bald lagen hinter uns das etwa 10.000° hohe, noch 
nie erstiegene Tinzenhorn, die Dörfer Mühlen (Moulins) und Bivio, 
von wo an es stärker bergauf ging und Vorspann genommen wurde, 
Noch befanden sich ab und zu Arbeiterwohnungen an der Chaussee, 
deren Dächer mit grünlichem Chloritschiefer gedeckt waren, wel- 
cher hier überhaupt in grosser Menge auftrat. Jetzt schon kamen 
wir einzelnen Schneefeldern so nahe, dass der Wunsch in uns 
aulstieg, aus dem Wagen zu steigen, um uns darin zu belustigen. 
Aber auch die Schutthalden, durch welche wir bereits länger ge- 
fahren, wurden grossarliger. Die furchtbaren Steinfelder des 
Brockens oder des Schneekoppenkegels verschwinden ganz gegen 


321 


diese schaurige, grauenerregende Einöde, die nur hie und da durch 
gewaltige Wasserstürze und durch die weiten Schneeflecke einiges 
Leben erhielt. Bäume gab es schon lange nicht mehr, nur dürflige 
Alpenweiden für Kleinvieh, auf denen einsam blühende, kaum fuss- 
hohe Alpenröschen mit ihrem blendenden Roth leuchleten. Daneben 
glaubte ich Polygonum Bistorta L., und die falben Blätter eines 
Veratrum zu erkennen. Die letzten Gipfel von dem Passübergange 
in 7000° ü. M. erschienen endlich beiderseits, um es mit einem 
Worte auszusprechen, als eine vollendete Einöde. — Da stand auf 
einmal wieder ein Haus vor uns, das Berghaus genannt, hinter ihm 
eine Windfahne und zwei Säulen von Lavezstein neben einander, 
jede etwa 4° hoch. Sie sahen eben nicht aus, als ob sie Ueberreste 
eines celtischen oder römischen Tempels wären, wofür man sie 
gehalten, da man in ihrer Nähe römische Münzen fand. Uebrigens 
wurden diese „marmelsteine uf dem julierberg* schon 1396 in Ur- 
kunden erwähnt. Das Berghaus ist der höchste Punkt auf dem 
Passübergange, von ihm aus ging es im eiligen Laufe abwärls. 
Schon nach 20 Minuten befanden wir uns wieder in einer Gegend, 
in der aus einem geschützten Seitenthale die ersten Lärchenbäume 
hervorsahen; immer schneller schienen die Wagen hinabzurollen, 
keiner der sieben — denn zur Reisezeit ist die Post stets über- 
füllt — blieb bei dem andern. Es war ein furchtbares Jagen, und 
wenn ich noch jetzt daran denke, wie wir mit dem schweren, 
hochgepackten Postwagen in das Engadin hinabfuhren, so geschieht 
es nicht ohne Grauen. Doch ward eine kurz umbiegende Windung 
des Weges nach der andern glücklich überwunden; wir waren wie- 
der in einem Walde, unter uns rauschte der Inn, und weit ausge- 
dehnte, lachende Seen lagen zu unseren Füssen. Rings herum zogen 
sich die schneebedeckten Granitkoilosse dahin, ich zählte 28 zu 
gleicher Zeit. Aber welche Vegetation umfing uns? Meine Reise- 
gefährten halten sich saftige frische Matten gewünscht, üppiges Vieh 
auf blumenreichen Weiden und daneben dichte, waldbedeckte Gründe 
— nichts von dem Allen fand sich vor. Lerchen- und Arvenbäume 
— letztere unseren gewöhnlichen Kiefern gar nicht unähnlich — 
waren die einzigen Hölzer, die ersteren, welche den Hauptbestand 
bildeten, vom Lärchenspanner Tinea laricinella Bechst. ganz 
zerstört, wenn auch nur für dieses Jahr. Das bräunliche Aussehen 
der erstorbenen Lärchenwaldungen harmonirte sehr wohl zu den 
eben gemähten Wiesen, deren Ueberreste gleichfalls bräunlich er- 
schienen oder in’s Gelbliche spielten. 

Indessen fuhren wir durch St. Moriz, den überfüllten Badeort 
bis Samaden, dem reichsten Dorfe des ganzen Thales. Etwas fri- 
scher erschien der Lärchenwald, auf feuchten Stellen wucherte 
dasselbe hohe, gelbblühende Kreuzkraut, welches vielgestaltig in 
seinen Formen die Gipfel der Harzberge eben so wohl als in die 
Tiefe niedersteigend selbst noch den Hochstein im Isargebirge 
schmückt. Aber der erste Eindruck von Samaden war wiederum 
nicht freundlich. Schmutzige Italiener, welche sich in der Feier- 

Oesterr. botan. Zeitschrift. 10. Heft. 1868. 24 


322 


stunde um einen Leierkasten gesammelt, machten wegen ihrer Phy- 
siognonomien,, besonders auf die Damen, einen fast unheim- 
lichen Eindruck. 

So waren wir num im Engadin, dem Ziele meiner Sehnsucht. 
Diess Hochalpenthal zerfällt bekanntlich in zwei Theile, in das 
obere und untere. Nur ersteres ist mir aus der Auschauung be- 
kannt, es ist das grossartigere, romantischere und wird von vielen 
Touristen wegen seiner gewaltigen Gletschermassen und Firnmo- 
ränen den besuchtesten Gegenden der Schweiz an die Seite ge- 
seizt. Seine Thalsole liegt in einer Höhe von 4900 —5500‘ und was 
sein Klima betrifft, so sagte mir einer der Führer: „Wir haben hier 
9 Monate Winter und 3 Monate hindurch einen nicht selten küh- 
len Sommer,* war doch erst 14 Tage vor unserer Ankunft der 
letzte Schnee gefallen und wären gerade rauhe Tage gewesen, 
so konnten wir in jeder Stunde abermals die weissen Flocken er- 
warten. Eine Winterkälte von 28° nach unserem Thermometer ist 
dort nicht eben selten. Das Unter-Engadin dagegen, welches von 
4000—2800° hinabsteigt, ist schon milder und man baut darin so- 
gar Getreide. Das ganze Thal ist 19 Stunden lang, und von einem 
biedern, im Ganzen wohlhabenden und selbst intelligenten Men- 
schenschlage bewohnt, deren Viele in der Jugend ihre Heimath 
verlassen, um in der weiten Ferne als Zuckerbäcker, Handelsleute 
u. Ss. w. ein Vermögen zu sammeln, Damit setzen sie später theils 
ihr Gewerbe hier fort, theils treiben sie Alpenwirthschaft, worauf 
die 9000 Bewohner des Ober- und Unter-Engadin fast ausschliess- 
lich angewiesen sind, da Feld- oder Gartenfrüchte in solcher Höhe 
nicht gedeiken. Ihre Muttersprache ist das Rhäthisch-Romanische, 
doch verstehen alle Gebildeten auch das Deutsche und Italienische. 
Nach dem Urtheile eines höchst intelligenten Engadiners wird je- 
doch einst das deutsche Element den Sieg über das italienische 
davon tragen. 

Die alten Häuser dieser Graubündner sind unfreundlich und dü- 
ster, viele Fenster bestehen nur aus einer einzigen Scheibe, die wenig 
mehr als einen Quadratfuss Grösse hat. Ob die Leute sich dadurch gegen 
die Strenge des Winters verwahren wollen, oder ob diess, wie man 
sagt, als historische Ueberlieferung aus den Zeiten der Kriege 
gegen Oesterreich herrührt, wo jedes Haus eine Burg, jedes Fen- 
ster eine Schiessscharte war, — wer will es entscheiden? In den 
ältesten Häusern befindet sich die mit Arvenholz sauber getäfelte 
Wohnstube gerade über dem Kuhstall und der Heuschober oder 
die Scheune dicht an das Haus gebaut, sieht eher einer kleinen 
Kapelle ähnlich, wegen der hohen Bogenfenster, die oft von innen 
mit zierlich geschnitzten Brettern verkleidet sind. — Der ganzen 
Länge nach wird das Engadin vom Inn durchströmt, welcher hier 
3 Seebecken bildet. Im Silser See nimmt er seinen Ursprung 
und schon da, wo er diesen verlässt, ist er von ziemlicher Breite 
und seine Wogen brausen mächtig daher. Man sieht es ihm an, 
dass er die Ufer oftmals erweitert, wenn die Schneewasser der 


323 


Höhe ihn zur Frühjahrszeit reichlicher tränken, Die Seen verleihen 
dem Thale Lieblichkeit und Anmuth, haben jedoch mit der Gross- 
arligkeit des Vierwaldstätter- oder auch nur des Wallensees nichts 
gemein. Was endlich die ungeheuern Wälder in den Seitenthälern 
betrifft, so bergen sie wirklich mehrhundertjährige Riesen der 
Baumwelt, aber auch die grössten Raublhiere unseres Continents: 
den Lämmergeier und den Bären. 

Sonntags den 16. Juli verliessen wir Samaden, wo es uns 
nicht gefiel, um nach Pontresina überzusiedeln. Wir legten den kur- 
zen Weg dahin zu Fuss zurück. Als ich aber ein spinngewebe- 
arlig überkleidetes Sempervivum arachnoideum L. neben seiner 
gleichfalls rothblühenden Schwester Sempervivum Funokü Braun 
näher betrachtete, überrascht durch ihre hohe Schönheit, welche 
ich aus meinem Herbar nie zu ahnen vermocht, da tauchte zu un- 
serer Rechten der Roseggletscher auf. Es war ein wunderbar er- 
habenes Bild. Die röthliche Gebirgsvarietät von Luzula albida 
(rubella Hppe.), die aus den Felsen zu meinen Füssen sprossende 
Sazifraga Aizoon Jacq. und der Alpenwegerich auf den Wiesen 
konnte meine Aufmerksamkeit nur in geringerem Grade fesseln; 
immer wieder musste ich den Gletscher ansehen, der zwischen 
zwei vor uns liegende Berggipfel sich scheinbar eindrängend, mit 
herrlichem, blendendem Weiss in die Lüfte hineinstarrte. Als das 
erste Staunen vorüber war, dachte ich an die gefüllten Alpen- 
rosen in seiner Umgebung, an die vielen Murmelthiere, welche 
dieser Gegend eine Art von Berühmtheit verschafft und an die 
Gemsen, welche ‚dort auch dem Touristen sichtbar werden, da das 
Gesetz der Graubündner gegenwärtig schon neun Monate im Jahre 
Schonzeit für sie vorschreibt. 

Pontresina winkte uns freundlich entgegen. Der heitere Spa- 
ziergang von elwas mehr als einer Stunde, die schöne Morgen- 
sonne, der plätschernde Flatzbach, welcher dem Inn zueilt, und 
die lieblichen Fernsichten hatten uns recht heiter gestimmt und 
mit Freuden bezogen wir in dem gemüthlichen Hotel von Gredig 
unsere Zimmer. Hier kann ich eine Bemerkung nicht unterdrücken. 
Mein verstorbener Freund Schramm, den Lesern dieser Blätter 
nicht unbekannt, hatte dieselbe Reise nach dem Engadin mehrere 
Jahre zuvor wiederholt unternommen und sie ausserordentlich billig 
gefunden. Dazumal gab es nur einfache Gasthäuser in Pontresina. 
Aber wie erstaunten wir, als ich durch seine Aufzeichnungen dazu 
veranlasst, nach Herrn Gredig fragte! Ein ungeheures Gebäude 
mit Seitenflügeln und Balkonen, mit grossem Speisesaal, darin die 
neuesten englischen, französischen, italienischen und deutschen 
Zeitungen lagen, die unvermeidlichen Ober- und Unterkellner mit 
Servietten über dem Arme, die kostbaren Kupferstiche und Forte- 
piano im benachbarten Salon belekrten uns sogleich, dass auch hier 
für diess entlegene Seitenthal von Engadin eine neue Zeit ange- 
brochen sei. Doch war es sehr gemülhlich bei dem umsichtigen, 
gefälligen Wirthe, dessen Zimmer stets gefüllt und oft schon im 

2 og 


324 


Voraus bestellt waren. Der Nachmittag wurde mit einem Spazier- 
gange in dem nahen Lärchenwalde zugebracht, Folgendes war die 
Ausbeute: 

Aira flewuosa L., Campanula barbata L., Cotoneaster inte- 
gerrimus Med., Empetrum nigrum L., Gentiana nivalis L., Gna- 
phalium dioicum L., Homogyne alpina Cass., Leontodon hastilis L. 
ß. glabratus, Linnaea borealis Gron., Lonicerea coerulea L., Lu- 
zula albida DC., v. rubella Hppe., Luzula congesta Lej., Myosotis 
silvatica Hoffm., Nardus strieta L., Phleum alpinum L., Phyteuma 
Michelü Bert. «. betonicifolium, Poa bulbosa L. vivipara und 
var. alpina, Polygonum viviparum L., Thesium alpinum L. — 
Barbula ruralis Hedw., Ceiraria islandica Ach., Evernia vulpina, 
Lecanora elegans = Xanthoria elegans Link. 

Schon hieraus ist ersichtlich, dass das Engadin den Namen: 
„Paradies der Botaniker“ nicht mit Unrecht führt. Viele Gewächse, 
welche nur mit Mühe von den höchsten Bergen zu erlangen sind; 
können hier auf der Thalsohle, freilich immer in 5500° Höhe ge- 
pflückt werden. Aus jedem Thal des Bernina 'wälzt sich nämlich 
ein Bach dem Inn entgegen, alle diese Zuflüsse strömen ursprüng- 
lich durch ein mehr oder weniger breites Geröllbett, wo sie eine 
Menge schöner Pflanzen, die durch Lawinen, Eisstürze oder Re- 
gengüsse von den höchsten Alpenhörnern herabgerissen worden 
sind, tränken. Nun hat aber jedes Seitenthal seine eigenthümlichen 
Pflanzenformen. In der Geröllflor des Morteratsch wuchert überaus 
häufig das schon genante Spinnenhauslaub (Sempervivum arach- 
noideum L.), das Wildiräuli oder die Iva, eine kleine niedrige Schaf- 
garbenart, aus welcher ein dortiger Apotheker den Ivageist bereitet 
(Achillea moschata Wulff.) und die Alpenwucherblume Chrysan- 
themum alpinum L. Aus dem Geröll des Roseggletschers kommen 
Fleischers Weidenröschen und der sturmhutblättrige Storchschnabel 
hinzu; aus andern Thälern gibt es neue Pflanzen, alle siedeln sich 
auf der Thalsohle des Engadin an, weil die Bedingungen zu ihrem 
Gedeihen noch vorhanden sind und bilden eine wunderbare, kaum 
in so reichem Masse wiederkehrende Vermischung der verschieden- 
sten alpinen Gewächse. Gern hätte ich noch lange botanisirt, doch ein 
heranziehendes Gewitter und der schon nahende heftige Sturmwind 
trieb uns bald wieder in das Haus zurück. 

Der Abend des genussreichen Tages fand unsere kleine 
Reisegesellschaft in eifriger Beratlhung. Am andern Morgen, den 
17. Juli, sollte der Piz Languard bestiegen werden; man hatte uns 
aber ernstlich von dieser Bergfahrt abgerathen und namentlich 
sollte es keine Partie für Damen sein. Wir wünschten dringend, 
eine Dame darüber selber zu befragen, welche heute oben gewe- 
sen; allein sie war so unwohl zurückgekehrt, dass sie das Zimmer 
hüten musste. Die Schilderung ihrer Leiden war wenig ermuthi- 
gend, ebenso die übrigen Nachrichten, welche wir von einem 
Herrn, einem Naturforscher aus Venedig, einzogen. Trotzdem ver- 
lor eine Dame aus unserer Gesellschaft nicht den Muth, mit mir 


325 


die Berglahrt zu wagen. So ward eilig noch Abends 9 Uhr nach 
einem Führer gesendet und ein Pferd für meine Begleiterin gemie- 
thet; der Montag fand uns aber schon Früh 4 Uhr zur Abreise 
gerüstet, die sich freilich durch die verspätete Ankunft des Saum- 
pferdes um eine Stunde verzögerte. 

Es war etwas kühl, als wir aufbrachen. Ober-Pontresina zum 
Theil rechts lassend, kamen wir bei einer alten Kirche vorbei, 
welche aus dem 12. Jahrhundert stammen soll, sahen auch geringe 
Ueberbleibsel einer alten Raubburg, von der aus die allwärls ge- 
schäftige Sage einen unterirdischen Gang quer durch die Land- 
strasse gehen lässt. Auf alten Lehmmauern am Wege fand sich 
die erste Seltenheit: Sedum annuum L., als wir aber einen präch- 
tigen, frischen, nicht-von Insekten zernagten Eichenwald durch- 
schritten, fanden sich Alpenrosen in grösster Menge, leider schon 
im Verblühen begriffen (Rhododendron ferrugineum L., welche hier 
allein vorkommt); sie waren durchzogen von der lieblichen Linnaea 
borealis Gron. Es ging aber dabei so steil aufwärts, dass ich 
schon im Schweiss gebadet war, wenngleich die Sonne sich noch 
nicht über die nächsten Berggipfel erhoben hatte. Das Pferd mei- 
- ner Reisegefährtin stand von 5 zu 5 Minuten still, um ein wenig 
zu ruhen, und ich gestehe es, die kurze Rast war mir selber nicht 
unerwünscht. Jetzt waren wir eine Stunde weit vorgeschritten, als 
wir den letzten Baum hinter uns hatten: eine Arve, welche sich 
in einem Thale zur Seite in geschützter Stellung befand. Da lag 
eine Bergamaskerhütte vor uns. Aus den lombardischen Thäleru 
kommen nämlich alljährlich Hirten mit grossen Heerden hochbei- 
niger, weisser Schafe, welche ungefähr an Grösse den Kälbern glei- 
chen und sich durch ein langes Wollhaar, grosse Ohren und eine 
mehr tiefe Stimme auszeichnen. Diese Nomadenheerden sind mei- 
stens Gesellschaftseigenthum verschiedener Schafzüchter; abge- 
magert durch die weite Reise treffen sie oft bis zu 50.000 Stück 
hier in den Bergen ein, und fett verlassen sie dieselben wieder, 
um geschoren zu werden und den Winter am Ticino zu verweilen. 
Die Pastori, welche nebenbei in ihren sehr geräumigen, schwarzen, 
hölzernen Hütten etwas Sennwirthschaft betreiben, sind maleri- 
schen Ansehens, gebräunten Gesichts und tragen ein schwarzes, 
langes Lockenhaar. Ein breitkrämpiger Hut und eine schwarze 
Decke schützen sie gegen Sonne und Regen, ihre Nahrung besteht 
aus Maismehlbrei, Käse und Molken. Die Sennhütte selbst machte 
aber auf uns keinen freundlichen Eindruck, da sie ganz durchräu- 
chert und schmutzig erschien, wesshalb wir auch wenig Lust ver- 
spürten darin einzukehren. Da rief der Führer, dem ich mit dem 
Alpenstock in der Hand jetzt auf weniger geneigter Trift besser 
folgen konnte: „Porcus alpinus! Eine schöne Pflanze! —* Ich wusste 
erst nicht, was er damit meinte, bis ich ein grosses schwarzes Borsten- 
thier, wie sie in Oberilalien häufig sind, mit vorzüglich breiten und 
langen Ohren im Schmutze hinter der Bergamaskerhütte herum- 
wühlen sah. Der harmlose Witz des Alpensohnes machte mich 


326 


aber auch zu meiner grossen Freude damit bekannt, dass mein 
Führer neben anderen auch einige botanische Kenntnisse besass, 
die ich nach Kräften auszubeuten suchte. Er nannte mir mit rich- 
tigem Namen die schönsten Kinder seiner Flora, den üppig wu- 
chernden Ranunculus glacialis L., die kleine Aretia glacialis Hppe., 
Geum montanum L. und die dort wachsenden Enzian- und Senecio- 
arten neben dem kleinsten Alpenvergissmeinicht, von dem Schouw 
behauptet, dass sein tiefes Blau die schöne Färbung des unsrigen 
noch bei Weitem übertrifft. 

Höher und steiler ging es hinauf und als wir zwei Drittel 
des Weges zurückgelegt hatten, musste der Knecht das Ross, das 
er bis hieher geführt, wieder zurücknehmen. Wir erquickten ihn 
von unserem mitgenommenen Proviant mit Wein, Salami und Brot, 
und meine Begleiterin musste jetzt ebenfalls den Alpenstock ge- 
brauchen lernen. Ueber uns flogen die Bergdohlen und zur Seite 
war eine Murmelthierhöhle, so gross wie das Loch zu einem Fuchs- 
bau. Doch bekamen wir keinen dieser gelehrigen Nager zu Ge- 
sicht, nur aus der weiten Ferne antworteten sie auf das Pfeifen 
unseres Führers. Schon genossen wir eine prachtvolle Aussicht nach 
der Berninaseite, höher und höher hoben sich vor uns die beeisten 
Partien und donnernd stürzte sich ein breiter Bach, den wir durch- 
schreiten mussten, in den Abgrund zur Rechten. An dem letzten 
quelligen Weideflecke stand ein niedriges Torfmoos (Sphaynum 
acutifolium Ehrh.) Nun begann das Klettern und es war recht 
lächerlich, dass ein junger Franzose schon jetzt in hastigem Lauf 
wieder umkehrte, ohne die Spitze erreicht zu haben. 

Der Führer wusste jedoch noch Interessanteres von einem 
Engländer zu erzählen, den er im Jahre zuvor nach dem Piz Lan- 
guard ohne Weg und Steg direkt hinauf begleitet. Derselbe drehte 
sich dort etwa dreimal herum, und ohne ein Wort zu sagen, stieg 
er, abermals Weg und Steg nicht achtend, von einem Geröllblock 
zum anderen wieder hinab. Was haben solche Reisende vom Natur- 
genuss, wenn ihnen schon genügt, neben dem Namen der Ort- 
schaften und Berge in ihrem rothen Handbuche nur einen Bleistift- 
strich gemacht zu haben? Solcherlei Plaudereien verkürzten uns 
das mühsame Steigen, bei welchem der Führer meiner Begleiterin 
treuen Beistand leistete. Der Bergkies liess oft keinen festen 
Schritt zu, meist durfte man nicht seitwärts oder noch weniger 
rückwärts sehen, da ein Schritt schon Gefahr bringen konnte. Hin 
und wieder zogen wir uns mit den Händen an den Blöcken an- 
klammernd und der matt gewordenen Knieen nicht achtend, von 
einem Punkte zum anderen hinauf. Unterhalb der Spitze breitete 
sich ein weites Schneefeld aus, wir gingen daneben aufwärts. Da 
stand, kaum aus der Ferne kenntlich, unter den Steintrümmern 
eine Hütte. Sie war gemauert, halte Thür und Dach, doch kein 
Fenster. Ein Bettgestell neben dem alten Herde war das einzige 
Möbel derselben; auf ihm lag ein braunschwarzer Bärenpelz. Der 
Fussboden dieser bescheidenen menschlichen Wohnung war aber 


327 


ein bei uns etwas ungewöhnlicher, er bestand aus spiegelglattem 
Eise, auf dem die ermüdelten Füsse sich kaum zu hallen vermoch- 
ten. In dieser Hütte hatte der Leipziger Maler Georgy 1858 fünf 
bis sechs Wochen lang gewohnt, um das Thierleben in den Alpen 
zu beobachten und verschiedene Thiergestalten zu Tschudi’s 
grossem Werke zu zeichnen. Selten wählt noch jetzt ein enthu- 
siastischer Tourist den ungemüthlichen Aufenthalt, um darin einige 
Stunden des Schlafes zu geniessen, und dann dem ersten Sonnen- 
strahl auf der Spitze des Piz Languard entgegen zu gehen. — 
Endlich, nach vierstündiger, angesirengter Wanderung standen wir 
auch oben auf dem Gipfel, 10.054' hoch, 4488° über Pontresina, 
unserem Ausgangspunkte, welcher allein den Rigi schon um 25‘ 
überragt. 

Wie gern gäbe ich ein Bild von dem grossartigen Panoraına, 
das wir nun zu unseren Füssen erblickten! Allein es ist unmög- 
lich, die Worte versagen. Das Auge ward nicht müde, das unab- 
sehbare Gewirr gleichförmiger Bergketten mit den Tausenden von 
Spitzen, Gipfeln, Zacken und Graten zu mustern, der Eindruck 
solcher Macht und Grösse ist wahrhaft überwältigend. Da lagen 
vor uns gegen Süden die Gletscher der Bernina, der Morteratsch 
mit seinem furchtbaren Firnfelde, das wie ein ungeheures Leichen- 
tuch meilenlange Strecken bedeckte, die Millionen Felsblöcke der 
Moräne, — und das Alles so dieht vor unseren Augen, dass wir, 
getäuscht durch die Reinheit der Luft, wähnten, es könnte viel- 
leicht nur eine Stunde von unserem Standort in gerader Linie 
entfernt sein. 

Was sollte man nur davon zuerst anstaunen! Den Capütschin, 
dessen Spitze mit dem Gesichte eines Kapuziners Aehnlichkeit hat, 
oder die Höhe des Julier, von dem herab unser Weg gekom- 
men war, — die weit entfernte Jungfrau und das Finsteraarhorn, 
oder den mit gelblich schimmerndem Schnee bedeckten sehr klaren 
Tödi, unter welchem der bekannte Botaniker Hegetschwyler aus Zürich 
fast sein Leben eingebüsst. Da lag auch der Piz Corvatsch, über dessen 
Schnee der erste Besteiger Weilenmann auf dem Bauche kriechend 
und langsam nachschiebend die überbrückten Schründe einen nach 
den andern bis zur Spitze hin überwand. Und immer wieder 
richtete sich das Auge auf dem Berninagipfel, der sich vor uns 
zunächst ausbreitete, dessen letzte Passage aus einem scharfen 
Gletschergrat besteht, welcher beinahe senkrecht wohl 2000‘nach bei- 
den Seiten hin abfällt, und der dennoch am 13. September 1850 von 
einem Forstinspektor aus Chur rittlings rutschend erklettert wurde! 
Wie klein sah dagegen der Rosegg aus, welcher Tags vorher noch 
unsere ganze Seele mit seiner Herrlichkeit erfüllt hatte! Lange 
haftete auch der Blick, — wer wollle es uns verargen? — auf 
die in weitester Ferne sich mit weisslichen Wolken mischenden 
Alpen des deutschen Vaterlandes. Ich habe später den Rigi be- 
sucht und die Anmuth und Lieblichkeit der Gegenden von ihm 
herab bewundert, aber mit Rücksicht auf wahrhaft grossartige Er- 


328 


scheinungen in der Alpenwelt muss ich dem Piz Languard bei 
weiten den Vorzug zugestehen. Vom Rigi die herrlichen Seen — 
hier die furchtbaren Gletscher; dort hundert Städte und Dörfer im 
Sonnenglanz, — hier nur drei Orte des Engadin sichtbar; sonst 
Alles furchtbare Oede. Bis zum Rigi hinauf tönte uns das Geläute 
der Sonntagsglocken in den Thälern, da flatterte droben noch ein 
Schmetterling, ein Schwalbenschwanz, — hier tiefe Sabbatsstille 
und keinerlei Lebensäusserung, — eine Einsamkeit, die allen Be- 
trachtungen des denkenden Beobachters willigen Platz leiht. 

Noch gedenke ich eines interessanten Punktes der Aussicht 
vom Piz Languard. Es sind die beiden Seen Lago bianco und Lago 
nero. Beide liegen dicht nebeneinander, nur durch einen schmalen 
Damm getrennt. Dieser, über den eine Strasse führt, bildet die 
Wasserscheide zwischen zwei entfernten Meeren, nämlich zwischen 
dem adriatischen und schwarzen. Wenn ein Regentropfen dort 
niederfällt und die Winde ihn um eine Kleinigkeit seitwärts be- 
wegen, so verliert er sich — ein treues Abbild des Menschen — 
in ganz veränderter Himmelsrichtung, je nachdem er nämlich fortan 
dem Inn oder der Adda angehört. Die beiden Seen aber sind den 
grössten Theil des Jahres hindurch mit einer dicken Eisrinde be- 
deckt — und was sich in höher gelegenen Seebecken nicht wie- 
derholt — so wie eine ıildere Luft dieselbe hinwegthaut, findet 
sich vegetatives und thierisches Leben in ihnen, namentlich soll 
jeder eine besondere Art der Forelle beherbergen. 

Auch über die geologischen Verhältnisse des Piz möchten 
einige Andeutungen willkommen sein. Er ist ganz Urgebirge, sein 
Granit enthält rothen Feldspath mit milchweissem Quarz, während 
der Granit des gegenüber liegenden Bernina serpentinhältig und 
grün ist und Syenit (bekanntlich auf der Nordseite der Alpen sel- 
ten) nur in der Nähe bei St. Moriz und Campher vorkommt. Ein 
breiter Gang von Gneiss zieht sich an unserem Piz hinauf und die 
von unzähligen Geröllblöcken bedeckte Spitze enthält noch Glim- 
merschiefer in Menge. Die schon erwähnten Aretia glacialis Hppe. 
und Ranunculus glacialis L. sind neben Senecio carniolicus W illd. 
die am höchsten vorkommenden Phanerogamen, nur auf einer der 
obersten seitlichen Spitzen, die ich nicht ohne Lebensgefahr er- 
kletterte, stand noch ein zartblättriges, niedriges Gras: Sesleria 
disticha Pers. Ausserdem zeichne ich noch folgende von mir ge- 
sammelte Pflanzen auf: Alsine recurva Wahl., Arnica montana L., 
sehr klein und niedrig, den Exemplaren, die ich aus Labrador be- 
sitze, ganz ähnlich; Aster alpinus L., Cardamine alpina L., Carex 
nigra All. und sempervirens Vill., Cerastium latifolium L. d. gla- 
ciale, Chrysanthemum alpinum L., Crepis aurea Tausch., Daphne 
Cneorum L. schon verblüht, Erigeron alpinusL., Eritrichum nanum 
Schrad., Gentiana bavarica L. ß. rotundifolia Koch = imbricata 
Schleich., Gentiana campestris L., nivalis L., Geum montanum 
L., Gnaphalium Leontopodium Scop., dessen nachher noch ge- 
dacht werden soll, Homogyne alpina Cass., Lotus corniculatus L.(?), 


329 


Poa annua L. ziemlich auf der Spitze, Potentilla alpestris Hall. 
fil. — salisburgensis Haenke, Linaria alpina Mill., Luzula ni- 
gricans Desv., Myosotis silvatica Hoffm., Nigritella angustifolia 
Rich., Pedicularis rostrata L., Rhododendron ferrugineum 2, 
Sazifraga aspera L. var. bryoides, Sazifraga stellaris L., Sib- 
baldia procumbens L., Silene acaulis L. wundervolle grosse Polster, 
Trifolium alpinum L., Veronica alpina L. und fruticulosa L. 

Von Kryptogamen fanden sich: Cetraria islandica (L.) Ach., 
juniperina Ach., glauca Ach. und nivalis L., Cladonia fimbriata 
L., rangiferina Hoffm., Dieranum vivens, das schon genannte 
Sphagnum acutifolium Ehrh. und Weisia crispula Hedw. 

Die erste Aufregung, wie die Erschöpfung nach dem Steigen 
hatte nachgelassen, der Hunger fand sich ein. Unser Führer langte 
die Weinflaschen, welche er in den Schnee neben uns gestellt, 
hervor, wir setzten uns um einen improvisirten Tisch. Zwei Rechts- 
gelehrte aus Württemberg und Baden und ein Schweizer Schul- 
meister, Direktor einer Kantonschule, welche der herrliche Tag 
auch hier hinauf gelockt, sassen mir und meiner wackern Reise- 
gefährtin gegenüber. Unsere Gläser erklangen auf das Wohl 
der Lieben daheim und auf den Fortschritt der deutschen und 
schweizer Schulen. Darauf schrieben wir unsere Namen mit Blei- 
stift in das in einer blechernen Kapsel verschlossene Fremdenbuch, 
in welches schon Personen aus allen Weltgegenden, selbst in rus- 
sischer und hebräischer Sprache ihre Bemerkungen eingezeichnet. 
Dann schauten wir noch einmal nach dem Thermometer; um 9 Uhr 
Morgens hatten wir 8° Wärme nach Reaumur (im Schatten, und 
+ 100 in der Sonne), jetzt um die Mittagsstunde hatte sich die 
Hitze auf 16° gesteigert. Diess war uns sehr auffallend; denn die 
höchsten Wärmegrade, welche jemals in ähnlicher Höhe zur Mit- 
tagszeit beobachtet worden sind (es war auf dem benachbarten 
Piz Linard 10.516‘ hoch), betrugen nur einen einzigen Grad mehr. 
Der Sommer 1865 ist freilich durch seine exorbilante Hitze aus- 
gezeichnet gewesen. 

Aber nun war es auch die höchste Zeit, an den Abschied zu 
denken. Der Rückzug war beschwerlicher, als der Weg hinauf, 
ein einziges Mal durfte man nur straucheln, um auf dem losen Ge- 
röll ganze Strecken höchst unsanft hinabzugleiten. Dafür machte 
es unser Führer bequemer, er nahm seinen Alpenstock, setzte ihn 
in den Schnee und gab sich einen Stoss. Immer stehend und ba- 
laneirend glitt er sofort das ganze weite Schneefeld hinunter, so 
dass wir Mühe hatten, ihm zu folgen. Nun ging aber auch das 
Botanisiren wieder an. Trotz der Müdigkeit folgte ich dem Führer 
noch auf eine steile Klippe seitwärts, während meine Begleiterin 
eine Viertelstunde der wohlverdienfen Ruhe genoss, da sie jetzt 
den ganzen Weg zu Fuss zurücklegen musste. Diese Klippe, lei- 
der von den Bergamasker Schafen stark heimgesucht, trägt das 
kostbare Edelweiss auf seinen steilen Rändern. Bekanntlich ist 
dasselbe meist auf den unzugänglichsten Plätzen zu finden und 


330 


verlangt durchaus Kalkboden. Hier aber steht es merkwürdiger 
Weise auf rothem Granit, der schon in Syenit übergeht, während 
eine Kalkwand sich noch darüber erhebt. Leider fand ich nur un- 
entwickelte Pflanzen und auch nicht reichlich. 

Als wir Pontresina nach vierstündiger Wanderung wieder er- 
reicht hatten, waren wir schon lange erwartet worden, Unsere 
übrige Reisegesellschaft hatte den schönen Tag benützt, um an 
einem herrlichen Wasserfalle vorbei in die nächste Nähe des Mor- 
teratschgletschers zu fahren. Dieser kleine Ausflug ward uns mit so 
lieblichen Farben geschildert, dass ich in Eile schon andern Tags, 
welcher eigentlich ein Ruhelag sein sollte, einen Gebirgswagen 
gemielhet hatte, um auch dahin zu gelangen. Schon war das Pferd 
angeschirrt und der Kutscher harrie nur des Winkes abzufahren, 
da zog ein furchtbares Wetter herauf. Donner und Sturm erfüllten 
die Luft, Schindel flogen von den Dächern, und was wir beabsich- 
tigt, musste nothgedrungen unterbleiben. 

Gestatten mir nur noch die geehrten Leser ein kurzes Wort 
über die Ausfahrt aus dem Engadin. Wir wollten über Samaden 
zurück durch das Bergeller Thal nach dem Süden hinab, um dann 
wieder über den Splügen in die Schweiz zurückzukehren. Es geht 
ja auf einer Reise, wie im Leben: Aus der Höhe in die Tiefe und 
abermals wieder in die Höhe. Glücklich der, welcher auf abstei- 
genden Bahnen nicht den Lebensmuth verliert, wie wir es hier 
nicht brauchten, da wir von dem öden Maloja-Pass in das liebliche 
Chiavenna hinabfuhren. Allerdings erschracken wir, als wir in den 
Abgrund sahen, der sich vor uns öffnete; 1200‘ tief sollten wir in 
zwanzig kurzen Windungen mit dem hochbepackten, schweren 
Postwagen hinabrollen. Eın einziges unglückliches Umbiegen hätte 
uns mit der Schnelligkeit des Windes heruntergestürzt und wir 
wären wohl nicht mit dem Leben davon gekommen. Doch passir- 
ten wir glücklich den steilen Abhang, den der Telegrafendraht, 
auch hier unser steter Begleiter, auf kürzestem Wege zurücklegt. 
Nun befanden wir uns in Bergell, und obwohl wir dem Abend ent- 
gegen gingen, war es doch merklich milder. Auf dem unwirth- 
lichen Maloja war es kalt gewesen; dort reifte noch kein Halm 
Getreide, kein Garten war hinter den elenden Hütten, welche oft 
unter Felsen zerstreut, ein unheimliches Aussehen hatten, und ein 
geistig verkommener Menschenschlag fristet, abgeschieden von den 
intelligenteren Bewohnern des eigentlichen Engadin, auf kümmer- 
liche Weise sein trauriges Dasein. Aber in Bergell ward es wieder 
schöner; bald zeigten sich die ersten Spuren von Kartoffel- und 
Getreidebau, dann sahen wir mit Eutzücken den ersten Wallnuss- 
baum, an den Seiten schwarze Baumwälder und in 3500° Höhe bei 
Soglio die letzte Arve und die erste Kastanie. Jene, an das schnee- 
luftige Klima der Alpenregion gebunden, steigt ausnahmsweise hier 
bis in die Höhe des Brockens hinab und reift ihre süssen Zirbel- 
nüsse am gleichen Orte, wo die essbare Kastanie ihre Maronen 
trägt. Nirgends sonst in der Welt werden gemeinschaftliche Wälder 


331 


von Pinus Cembra L. und Castanea vesca Gärtn. vereint ange- 
troffen. Jetzt fuhren wir, von der Kontrolle der Grenzbeamten wenig 
belästigt, durch die ersten italienischen Städte und Dörfer. In den 
Gärten standen Mais und Wein, letzterer laubenartig gepflegt, 
heitere Dirnen schwatzten auf hölzernen Balkonen mit den Knech- 
ten; immer wärmer ward die Luft, je tiefer wir in den Thalkessel 
hinabfuhren, bis wir endlich das paradiesisch gelegene Chiavenna 
erreichten, wo die höhere Temperatur die Gärten schon mit Cy- 
pressen, Lorbeeren und Granaten schmückt. 


Brandenburg, den 19. Juli 1868. 


—essoas— 


Der Blauen. 
Von Vulpius. 


Vielleicht mag schon einer oder der andere Leser dieser 
Zeitschrift, dem die hiesige Gegend nicht ganz unbekannt ist, ge- 
wünscht haben, ich möchte auch meinem nächsten Nachbarn unter 
den Bergen, dem Blauen, einmal das Wort reden und seine Be- 
sitzthümer an die Oeffentlichkeit bringen. Aher weil diess bis jetzt 
nicht geschehen, so lässt sich vermulhen, dass da nicht viel von 
Wichtigkeit wird in die Oeffentlichkeit zu bringen sein, und dem 
ist auch so, wie wir aus nachstehenden Zeilen ersehen werden. 

Der Blauen ist der südwestlichste Eckstein des Schwarzwal- 
des, besteht aus Granit und hat eine absolute Höhe von 3586 p. F. 
ü. M. Schöne Waldungen bekleiden von Fuss bis zun Gipfel seine 
Seiten, gegen Süden und Westen sind es vorzugsweise Buchen, 
gegen Norden und Osten Tannen. Um jedoch seine Aussicht nicht 
zu beeinträchtigen ist sein Scheitel von Bäumen entblösst und jene 
ist es, die längst seinen Ruf begründete und wesshalb er so haufig 
besucht wird. Für die Badegäste zu Badenweiler, das unmittelbar 
an seinem Fusse liegt und von wo sein Gipfel in 11%, Stunde be- 
quem erreicht werden kann, bildet er aus diesem Grunde auch 
einen ihrer bevorzuglesten Ausflüge und er verdient auch diese 
Vergünstigung,, denn vermöge seiner vorgeschobenen Lage be- 
herrscht sein Gipfel die ganze herrliche Rheinebene vom Schwarz- 
wald zu den Vogesen und von Basel bis gegen Strassburg hinab 
mit ihren zahllosen Städten, Dörfern und alten Burgen: man über- 
sieht ganz Freiburg, Basel und Mühlhausen mit seinen rauchenden 
Kaminen. In der Mitte wird diess schöne Land durchzogen von 
dem in Silberglanz strahlenden Vater Rhein. Und wendet das Auge 
sich ab von diesen nähern Punkten nach Süden den helvetischen 
Gauen zu, so stellt sich ihm die Alpenkette entgegen von Mont 
blanc bis zum Sentis im Appenzeller Land. Da, auf dem Sentis, 
findet die Alpenansicht des Blauen ihren Abschluss, während auf 


332 = 


dem Belchen das Aug’ die Alpenkette noch weit über den Sentis 
hinaus nach Osten verfolgen kann, indem es über die ganze Rhä- 
tikonkette schweift und im fernen Südosten die hohen Zinnen der 
Montafuner Alpen im Morgenroth noch erglühen sieht. 

Weil mir der Blauen der nächste unserer Berge von einiger 
Bedeutung ist, indem ich von Müllheim in der Regel in 2%, Stun- 
den hinaufgehe, so habe ich mich schon 100 und aber 100mal auf 
seiner Höhe gelagert und ergötzt an Gottes herrlicher Schöpfung. 
Dem Botaniker jedoch bietet er nicht gerade viel Wichtiges. Neben 
dem Mangel an hinreichender Höhe fehlen ihm für Alpenpflanzen ge- 
eignete Lokalitäten. Gerade der gewöhnliche Weg von Badenweiler 
hinauf bringt einem Alles zur Anschauung, was seinen Charakler 
kennzeichnet. Gleich ausserhalb Badenweiler und überhaupt überall 
wo Granit zu Tag Iritt, ist dieser von Silene rupestris begleitet. 
An Wässerchen halten sich die beiden Chrysosplenien auf; der 
Wald steht voll von Teuerium Scorodonia, Senecio Fuchsü, Pre- 
nanthes purpurea, auf der Hälfte des Weges kommt Cacalia 
albifrons, Digitalis ambigua, lutea und purpurea, letztere insbe- 
sondere ist nirgends so häufig wie auf den Blauen und den mit 
ihm zusammenhangenden Höhen, vornehmlich stellt sie sich gerne 
an die Wege, wo nur ein Waldweg ist oder eröffnet wird, gleich 
stellt sich dort der rothe Fingerhut ein und macht Spalier. In 
schattigen Felspartien steht Ribes alpinum; unter Tannen trifft 
man hie und da auf Pyrola minor. Noch Y, Stunde vom Gipfel 
treten Convallaria verticillata und Aspidium Oreopteris auf, zu- 
nächst um den Gipfel hält sich an zwei Stellen Sonchus alpinus; 
auf dem Gipfel selbst: Arnica montana, Hypericum pulchrum und 
am Fuss der dort zersireulen Felsblöcke eine eigene kleine Form 
von Veronica serpyllifolia in dichtgedrängten Rasen. Das Interes- 
santeste aber, das der Blauen von Pflanzen für mich hat, das ist 
Hieracium tridentatum Fries. —= H. laevigatum Koch syn. ed. I. 
non W. = H. rigidum Koch ed. II., non Hartmann. Es steht in 
3460° auf der Nordseite des Berges am Weg nicht weit mehr vom 
Gipfel. Und zwar kommt es da in zwei Formen vor; einmal in 
der normalen, die mit der Pflanze, die ich der Güte des Herrn 
Fries selbst verdanke, übereinstimmt, und dann in einer kleine- 
ren schmächtigeren. Ob letztere vielleicht das H. virescens Sond. 
darstellt, welches Fries eine „varietas insignis“ des tridentatum 
nennt, weiss ich nicht. Jedenfalls ist es etwas ganz anderes als 
jene Form von H. boreale in der Waldparthie des Karlsruher 
Schlossgartens, die auch für H. virescens Sond. genommen wird, 
und die ich erst kürzlich auch im Müllheimer Eichenwald gefun- 
den habe. 


Wüllheim im Breisgau, im December 1867. 


333 


Correspondenz. 


Gehofen in Thüringen, am 29. August 1868. 


Mit meinen Bacillarien für Ihre Tauschanstalt bin ich ziem- 
lich weit vorgeschrilten. Kommende Herbstferien will ich noch 
einmal in die Mannsfelder Seen, besonders an den salzigen See, 
um noch fehlende Arten zu sammeln. Schon im Juli war ich bei 
dem letzteren wegen Scirpus parvulus, suchte ihn jedoch diessmal 
vergebens, vielleicht trägt die diessjährige allgemeine grosse Trok- 
kenheit an seinem Ausbleiben die Schuld. Vorgestern besuchte 
mich Hofrath Reichenbach aus Dresden und wir machten eine 
Exkursion in unsere Riethwiesen, doch bei der schon bemerklen 
Trockenheit und der vorgerückten Jahreszeit fanden wir nicht viel 
Interessantes. Althaea officinalis, Lavatera thuringiaca, Atriplex 
hastata, patula, nitens und rosea, Myriophyllum verticillatum und 
spicatum, Lathyrus palustris, Poa serotina, Juncus Gerardi, obtu- 
siflorus, atratus und supinus waren die Pflanzen, welche wir beob- 


achteten. G. Oertel, 
LREIeREN 


Personalnotizen. 


— Dr. H. Wawra, Chefarzt der ostasiatischen Expedition, 
ist in Berücksichtigung seiner wissenschaftlichen Verdienste von 
Se. Maj. dem Kaiser durch Verleihung des Ritterkreuzes des Franz 
Josefs-Ordens ausgezeichnet worden. 

— Josef Sapetza, Professor in Karlstadt in Kroatien, ist am 
12. Juni gestorben. 

— Professor H. v. Mohl in Tübingen ist von der Royal So- 
ciety in London zum auswärligen Mitgliede gewählt worden. 

— Dr. Hasskarl erhielt von der kais. Kommission der intern. 
Industrie-Ausstellung in Paris für seine Verdienste um die Kultur 
der China-Bäume eine Medaille zuerkannt. 

— Dr. Eduard Regel, wissensch. Direktor des botan. Gar- 
tens in St. Petersburg, hat den preuss. Kronenorden Ill. Kl. er- 
halten. 

— W.E. G. Seemann, Mitherausgeber der einstigen „Bon- 
plandia,“ ist am 3. März gestorben. 

— Pietro Sanguinetti, Professor und Direktor des bota- 
nischen Gartens in Rom ist daselbst am 25. Juli in einem Alter 
von 66 Jahren gestorben. 

— Professor Hallier in Jena soll in Folge einer Anregung 
Prof. Siegmund’s nach Wien berufen werden, um hier seine 
höchst wichtigen Entdeckungen hinsichtlich der Pilze als Ursache 
so vieler Krankheiten zu demonstriren, zu welchem Zwecke ihm 
das reiche Material der Wiener Krankenhäuser und Thierspitäler 
zur Verfügung gestellt würde. Mit Hinweisung auf Seite 300 der 


334 


Oesterr. botan. Zeitschrift d. J. wäre noch zu bemerken, dass 
Hallier in jüngster Zeit (Regensb. Flora 1868 Nr. 19) das Vor- 
kommen der Pilze auch bei dem Tripper, dem weichen Schanker, 
der Syphilis und bei der Rotzkrankheit der Pferde nachgewie- 
sen hat. 

— Prof. Pringsheim verlasst Jena und verfügt sich, einem 
Rufe der k. preuss. Akademie der Wissenschaften Folge leistend, 
bleibend nach Berlin. 

— Karl Hölzel wurde als Lehrer der Naturgeschichte an 
dem Pädagogium in Wien angestellt. 


— ggg 


Vereine, Gesellschaften, Anstalten. 


— Von der k. k. Gartenbaugesellschaft in Wien wird am 
15. d. M. eine Gartenbauschule eröffnet. In derselben sollen vor- 
getragen werden: Botanik von Dr. Reichardt, Gartenkulturlehre 
von Dr. Reissek, Pflenzenzucht von L. Abel, ausser diesen sollen 
noch gelehrt werden: Plänezeichnen, Arithmetik, Geometrie, Buch- 
haltung und Geschäftsstyl. Der Lehrkurs wird zwei Jahre dauern 
und zerfällt in einen Winterkurs mit wöchentlich 7 und in einen 
Sommerkurs mit wöchentlich 3 Lehrstunden. Der Unterricht ist ein 
theoretischer und praktischer, letzterer umfasst: Ziergärtnerei (L. 
Abel), Gemüsezucht (J.Berger) und Obstbaumzucht (A. Hengl|). 
Muss man einerseits das Vorgehen der Gartenbaugesellschaft, 
welche in so liberaler Weise ein Institut zur unentgeltlichen Fach- 
ausbildung jüngerer Gärtner schafft, mit der grössten Anerkennung 
begrüssen, so kann man andererseits nur wünschen, dass dieser 
‘erhebliche Fortschritt von den Garteninhabern seinem vollen Werthe 
nach gewürdigt werde und sie ihren Gehilfen und Lehrlingen die 
nöthige Zeit gönnen möchten, um mit Erfolg an dem Unterrichte 
Theil nehmen zu können; an deın Eifer der letzteren selbst dürfte 
nicht zu zweifeln sein. 

RER ARE de 


Literarisches. 


— Vom Organe der k. k. Gartenbaugesellschaft in Wien 
„Der Gartenfreund* ist die 4. Nummer erschienen. Dieselbe bringt 
u. a. unter dem Titel „Rückblicke auf Klier’s 50Ojährige Wirksam- 
keit und Erlebnisse im Fache der Blumistik“ ein Reihe von Auf- 
zeichnungen des Verewigten, die derselbe zur Veröffentlichung 
nach seinem Ableben bestimmt hatte. Diesen „Rückblicken“ druckt 
die Redaktion nachfolgende Bemerkung voraus: „.... Wir werden 
uns eben nur auf die Beiträge zur Geschichte der Blumistik be- 
schränken, .... allein von der mehr als zwei Drittel der Auf- 
zeichnungen einnehmenden Bemerkungen über die Geschichte und 


335 


das Wirken der Gartenbaugesellschaft aus naheliegenden Gründen 
nur das unumgänglich Nöthige anführen u. s. w.“ — Unwill- 
kürlich drängt sich da bei der Lesung dieser Zeilen der Gedanke 
auf, ob nicht eben das nicht „unumgänglich Nöthige* das Interes- 
santere sei und man bedauert das Vorhandensein von „naheliegen- 
den Gründen,“ welche dessen Veröffentlichung behindern. Eine 
andere Frage ist es aber, ob man den Intentionen des Nachlassers 
conform handelt, wenn man seine Aufzeichnungen verstümmelt in 
die Welt schickt. 

— „Der Zimmergarten oder Anleitung zur Kultur der 
Pflanzen im Zimmer.“ Von Dr. E. Regel und E. Ender. 1868. 
Verlag von F. Schulthess in Zürich. 322 Seit. in Oct. mit 108 
eingedruckten Holzschnitten. — Im J. 1855 erschien von Dr. Re- 
gel, damals Obergärtner am botanischen Garten in Zürich der 
1. Theil eines Werkes „Allgemeines Gartenbuch. Ein Lehr- und 
Handbuch für Gärtner und Gartenfreunde,“ welcher die Pflanze und . 
ihr Leben in ihren Beziehungen zum praktischen Gartenbau be- 
handelte. Inzwischen wurde R. nach St. Petersburg als Vorstand 
der Kulturen und Sammlungen des botan. Gartens berufen und die 
Fortsetzung des Gartenbuches schien an den vielseitigen Beschäf- 
tigungen Regel’s in seinem neuen Berufe ein bleibendes Hinder- 
niss gefunden zu haben. Jetzt nach 13 Jahren erschien endlich 
der 2. Theil des Gartenbuches, ermöglicht durch die Beihilfe des 
Obergärtners am Petersburger botan. Garten E. Ender. Dieser 
Theil umfasst die Kultur der Pflanzen im Zimmer und enthält aus- 
führliche auf vieljährige Erfahrungen beruhende Anleitungen über 
die Akklimat sation der Pflanzen, deren verschiedenartige Unter- 
bringung im Zimmer, ihre Pflege, Fortpflanzung aus Samen und 
Anzucht durch Theilung , über Blumentreiberei und Süsswasser- 
Aquarien. Ferners enthält das Buch eine zweckmässige Zusammen- 
stellung von Pflanzen für die verschiedenen Lokalitäten im Wohn- 
hause und endlich eine Abhandlung über die Krankheiten und 
Feinde der im Zimmer kultivirten Pflanzen; ausserdem noch ein 
Namen-Register der vorgeführten Pflanzen und ein Sachregister, 
beide in alphabetischer Ordnung. Zu diesen kurzen Andeutungen 
über den Inhalt des Werkes nur noch die Bemerkung, dass der- 
selbe allenthalben mit den neuesten Ergebnissen der Blumenzucht 
in Einklang gebracht ist und dass ihn zahlreiche ganz gute Illu- 
strationen wesentlich erläutern. 

— „Nicobariana. Beleuchtung der in der k. k. zoologisch- 
botanischen Gesellschaft zu Wien an Werken norddeutscher Auto- 
ren geübten Kritik, als Beantwortung des von Dr. Georg Ritter 
von Frauenfeld gegen Franz Maurer gerichteten Angriffes.“ 
So betitelt sich eine höchst interessante geistreich geschriebene 
Streitschrift, welche soeben bei C. Heymann in Berlin erschie- 


nen ist. 
—— 


336 
Botanischer Tauschverein in Wien. 


Sendungen sind eingetroffen: Von Herrn Reuss, mit Pflanzen aus 
Niederösterreich. 

Sendungen sind abgegangen an die Herren: Prichoda, Csato, Dr. 
Tauscher, Matz, Reuss, Val de Lievre, Andorfer, Hans, Leffler, 
Mayer, Oertel, Öberleitner. 


Inserate. 


Preisermässigung bis Ende 1868. 


Verlag von F. A. Brockhaus in Leipzig. 


Corda, A. Jos. C. Prachtflora europäischer Schimmelbildungen. Mit 25 color. 
Taleln. Fol. (15 Tlilr.) Ermässigter Preis 7Y, Thlr. 

— Elore illustree des mucedindes d’Europe. Avec 25 planches colories. Folio 
(15 Thlr.) Ermässigter Preis 7", Thlr. 

Kützing, F. Trg. Phycologia generalis, oder Anatomie, Physiologie und 
Systemkunde der Tange. Mit 80 farbig gedruckten Tafeln. 4. (40 Thlr.) Er- 
mässigter Preis 20 Thlr. 

— Species algarum. 8. (7 Thlr.) Ermässigter Preis 2%, Thir. 

— Grundzüge der philosophischen Botanik. 2. Bände. Mit 38 Tafeln Abbildun- 
gen. 8. (5Y, Thlr.) Ermässigter Preis 12/, Thlr. 

Pritzel, G. A. Thesaurus Iıteraturae botanicae omnium gentium inde a rerum 
botanicarum initiis ad nostra usque tempora, quindecim millia opera recen- 
sens. 4. (14 Thlr.) Ermässigter Preis 6 Thlr. Auf Schreibp. (24 Thlr.) Ermäs- 
sigter Preis 8 Thir. 

Die vorstehenden wichtigen botanischen Werke sind zu den ne 
ten Preisen durch alle Buchhandlungen zu beziehen. 
u“ Ende 1868 treten dıe vollen Ladenpreise wieder ein. 


Für Briefmarken - Sammler. 


Eduard Heim 
(Fleischmarkt Nr. 48 in Wien) 


empfiehlt sein Lager von Briefmarken aller Länder und Welttheile 
zu den billigsten Preisen. 
Auf Verlangen werden bei Angabe von Provenienzen oder Einsendung 
eines Geldbetrages Auswahlsendungen von Briefmarken verschickt. 
Für Anfänger werden stets bereit gehalten Sortimente verschie- 
dener Briefmarken und zwar solche mit: 
50 Stück zu 30 und 50 kr. 
100 5 „AA. und A fl. 50 kr. 
Für die Aechtheit aller Briefmarken obigen Lagers wird garan- 
tirt, auch werden nur schön erhaltene Exemplare verkauft. 
Briefmarken jeder Art und in jeder Menge werden bestens einge- 
tauscht oder auch gekauft. 
Briefe werden franco erbeten. 


Redakteur und Herausgeber Dr. Alexander Skofitz. — Verlag von ©. Gerold’s Sohn, 
Druck und Papier der ©. Ueberreuter'schen Buchdruckerei (M, Salzer). 


Vesterreichische 


Botanische Zeitschrift, 


Gemeinnütziges Organ 


für 


Die österreichische Exemplare, 
die freidurch die Post be- 


botanische Zeitschrift Botanik und Botaniker, en sollen 


erscheint 
den Ersten jeden Monats. blos bei der Redaktion 
(Wieden, Neumang. Nr.7) 


es un are w. Gärtner, Oekonomen, Forsimänner, Aerzte, ist Numanı 
(3 Thir. 10 Nor.) Im Wege des 


anzjährig, oder Es 1 Buchhandels übernimmt 
mil m 68 ur 006. W. Apotheker und Techniker. Pe un prahlor 
halbjährig. €. Gerold’s Sohn. 
Inserate in Wien, 
die ganze Petitzeile so wie alle übrigen 
10 kr, öst. W, N°- 12. Buchhandlungen. 
XVIl. Jahrgang. WIEN. ‚Dezember 1868. 
INHALT: Dzieduszyckia. Von Dr. Rehmann. — Tris humilis. Von Janka. Vegetationsver- 
hältnisse. Von Dr. Kerner. — Phytographische Fragmente. Von Dr. Schur. — Grönland’s mikro- 
skopische Präparate. Von Dr. Wiesner. — Correspondenz. Von Bermann, Keck, Holuby, 
Landerer. — Versammlung deutscher Naturforscher. — Vereine, Gesellschaften, Anstalten. — 
Literarisches. — Botavischer Tauschverein. — Gorrespondenz der Redaction. 


Einladung zur Pränumeration 


auf den XIX. Jahrgang (1869) der 
Vesterreichischen 


Botanischen Zeitschrift. 
(desterr, botan. Wochenblatt.) 


Aur die „Oesterreichische botanische Zeitschrift‘ pränumerirt man mit 
5fl. 25 kr. ö. W. (3. Rthlr. 10 Ngr.) auf den ganzen Jahrgang oder 
mit 2 fl. 63 kr. ö. W. auf einen Semester und zwar auf Exemplare, 
die frei durch die Post bezogen werden sollen, nur bei der Redaktion: 
Wieden, Neumanngasse, Nr. 7. 

Bei der Zusendung des Pränumerations-Betrages ersuchen wir 
um die genaue und deutlich geschriebene Adresse mit Angabe der 
letzten Post. 

Alle Buchhandlungen des In- und Auslandes nehmen ebenfalls 
Pränumerationen an. Die Versendung an die Buchhandlungen hat 
die Verlagshandlung C. Gerold’s Sohn in Wien übernommen. 

Oesterr. botan. Zeitschrift. 12. Heft. 1868, 28 


Von den bereits erschienenen Jahrgängen können noch voll- 
ständige Exemplare gegen nachfolgende Preise bezogen werden: 
1. Jahrgang 2 fl. (1 Thlr. 10 Ngr.) — 2. und 3. Jahrgang zu 1 fl. 
(20 Ngr.) — 8. bis 16. Jahrgang zu 3 fl. (2 Thlr.) — 17. und 18. Jahr- 
gang zu 5 fl. (3 Thir. 10 Ngr.) Bei Abnahme sämmtlicher Jahrgänge 
von der Redaktion, 20 Procent Nachlass. 


Dr. Alexander Skofitz, 


Wieden, Neumannsgasse Nr. 7. 


Diieduszyckia, 
ein neues Genus aus der Familie der Najadeen. 


Gefunden und beschrieben von Dr. A. Rehmann. 


Inflorescentia dimorpha terminalis spathacea. Spatha e vagi- 
nis duorum foliorum dilatatis, conformibus, ceilindrica, compres- 
siuscula. Flores dioici, rarissime monoici, nudi et ebracteati ad 
stamina et ovaria redacti. Masc. antherae uniloculares sessiles 
subglobosae 6—8 in spicam bifariam dispositae rima dorsali 
marginibus aequalibus integerrimis transverse (ad axim spicae 
horisontaliter) dehiscentes. Pollen curvatum facie externa reticu- 
latum. Faem. ex ovarüs 5—9 liberis stellatim connatis formati, pedun- 
culo filiformi longissimo affizi. Ovaria cilindrica, superne incrassata 
trunsata facie levi unilocularia. Stilus nullus. Stigma lamellare 
ovario immersum. Ovulum unum. Herba maritima submersa 
caespitosa, caule teretistriatulo fasciculo vasorum S0- 
litario centrali primum solido demum cavescente. Fo- 
lia fert. sparsa integerrima vaginantia laminis planis 
faseiculo vasorum solitario centrali meatubus pneu- 
maticis duobus lateralibus. 


D. limnobia Rchm. 


Rhizoma repens nodosum nodis radicantibus; caules e basi 
adscendente erecti striatuli simplices vel ex azillis foliorum ramosi, 
internodiis inferioribus abbreviatis; folia alterna, per torsionem 
caulis sparsa vaginantia laminis linearıbus planis margine obtusis, 
vaginam cilindricam 2—3 superentibus acutis; spatha diphylla 
cilindrica compressiuscula, laminis patentibus , vaginas 3—5 su- 
peranlibus; spica mascula in speciminibus dioieis terminalis soli- 
taria breviter pedunculata spatae inclusa vel exserta; in speci- 
minibus dioicis in apice rami e fundo spatae femineae egredientis 
solitaria vel plures in ramis caulinis inferioribus collocatae spa- 
this minutis semper inclusae; flores faeminei terminales, gemini, 
peduneulo filiformi, longitudine totam plantam multoties superanti, 


375 


subspiraliter flexo, apice laevissime incrassato affixi, ovarüs 
liberis facie laevibus. 

Infundo arenoso limani Teligutt cum Zostera nana Roth, 
copiosissime. 

Genus dietum in honorem Vladimiri com. Dzieduszycki 
ornithologiae cultoris exwcellentissimi literarumque et artium pro- 
tectoris generosissimi. 

Ohne auf die einzelnen Details dieser höchst interessanten 
Pflanze einzugehen, will ich nur den Bau der Blüthen und ihr 
gegenseitiges Verhältniss im Kurzen erläutern. Dieselben treten 
hier in der möglichsten einfachen Form hervor. Die männliche 
Blüthe besteht aus 6—S nackten kugelförmigen einfächerigen An- 
theren, welche an der Spitze eines sehr kurzen Stieles sitzen und 
eine winzige zweireihige Aehre darstellen. Die Antheren öffnen 
sich horizontal von den Seiten und in diesem Zustande sieht die 
ganze Blüthe einer kleinen Ophioglossumähre ähnlich. Die einzel- 
nen Pollenkörner sind hufeisenförmig und bilden eine zusammen- 
hängende Masse. Der Blüthenstiel wird höchstens anderthalb Zoll 
lang und die Blüthe bleibt meistentheils in der Scheide einge- 
schlossen. Die weibliche Blüthe besteht aus 5—9 Fruchtknoten, 
welche walzenförmig nach oben etwas verdeckt einfächerig und 
einsamig sind. Im Vergleiche mit den Antheren sind die Frucht- 
knoten äusserst klein; dieselben sind ganz frei und nur an der 
Basis verwachsen, so dass die ganze Blüthe eine kleines Stern- 
chen darstellt, Ein jeder Stiel trägt zwei solche Blüthen und zwar 
die eine an der Spitze, die zweite etwas tiefer darunter. Die 
grössten Blüthenstiele, die ich gesehen habe, erreichten eine Länge 
von 41/, Fuss und waren hiemit dreimal so lang als eine gewöhn- 
licne Pflanze, von der Basis bis zur Blüthenscheide gemessen. In 
diesem Zustande ist der Blüthenstiel unregelmässig schrauben- 
förmig gewunden und die weibliche Blüthe kann sich von ihrer 
Pflanze mehr oder weniger entfernen, wahrscheinlich um männ- 
liche Blüthen aufzusuchen, und es ist nicht unwahrscheinlich, dass 
die grösste Zusammenziehung des Blüthenstieles erst nach der 
vollbrachten Befruchtung stattfindet. Der ganze Vorgang erinnert 
lebhaft an die Erscheinungen von Vallisneria spiralis mit diesem 
Unterschiede, dass in dem gegebenen Falle männliche Blüthen von 
den weiblichen aufgesucht werden, während bei der Vallisneria 
gerade das Gegentheil stattfindet. 

Die Pflanze ist diözisch, sehr selten monözisch, auf etwa sieb- 
zig blühende Exemplare der Pflanze, welche ich von der Reise 
zurückgebracht habe, finde ich nur zwei monözische; in dem einen 
Falle befinden sich die männlichen Blüthen auf unteren Aesten 
eines Stengels, der an seiner Spitze eine weibliche Blüthe trägt, in 
dem anderen an der Spitze eines Astes der aus dem Innern einer 
weiblichen Scheide hervortritt. Die männlichen Blüthenscheiden 
sind hier bedeutend kleiner als die normalen und die Blüthen ganz 
von denselben umschlossen. Ob eine ursprünglich männliche Achse 

RB 


an ihren sekundären Aesten weibliche Blüthen erzeugen kann, 
kann ich nicht entscheiden und direkt habe ich es nicht beob- 
achtet. 

Die Pflanze wächst am sandigen Grunde des Teliguttliman 
(nördliches Gestade des Schwarzen Meeres) mit Zostera nana 
Roth. und zwar in diesem Verhältniss, dass die letztere alle 
seichtern Stellen längs «em Gestade beherrscht und in der Tiefe 
von etwa anderthalben Ellen der Dzieduszyckia Platz räumt. Was 
die letztere anbelangt, so besteht an allen seichteren Stellen der 
ganze Rasen fast ausschliesslich aus männlichen Exemplaren; die 
weiblichen treten erst auf tieferen Stellen etwas häufiger auf, ver- 
hältnissmässig sind sie aber immer sehr selten, beide Pflanzen 
kommen in so grosser Menge vor, dass nach einem jeden Sturme 
die von den Wellen heraus geworfenen Massen um den Liman 
herum einen Wall bilden, der an einzelnen Stellen zwei Fuss hoch 
und mehrere Fuss breit wird. Ich fand die Pflanze am 10. Mail. ). 
ohne eine Spur von Blüthen; am 15. Juli sammelte ich sie zum 
zweiten Male mit zahlreichen Blüthen, aber ohne Frucht. Zostera 
nana Roth besass in dieser Zeit sehr schön entwickelte und reife 
Früchte. 


Krakau, am 21. Oktober 1868. 


Jlris Rumilis M. aB.? — ! 
Von Victor v. Janka. 


Schon Mitte April d. J. waren mir auf einem hochgelegenen 
kräuterreichen Abhang beim Walde „Kis Köris“ ganz in der Nähe 
meines Wohnortes St. Golhärd, die schmallinealen, grasarligen, 
steifaufrechten Blätter einer mit Iris pumila, die dazumal eben zu 
blühen anfing, ebenso zerstreut und gleich häufig vorkommenden 
Art aufgefallen. 

Ein ausgegrabenes Rhizom zeigte Gestalt und Stärke jenes 
einer Iris graminea und liess schon desshalb eine Gleichstellung 
mit der den heutigen siebenbürgischen Botanikern unter den Namen 
„Iris ruthenica“ und „I. caespitosa* geläufigen Iris, die einen viel 
zarteren Wurzelstock hat, nicht gelten; der Standort — eine trok- 
kene, sonnige, nur mit spärlichem Graswuchs bekleidete jähe Lehne 
— dünkte mir ebensowenig der letzteren, mir aus den Klausen- 
burger Gebirgswäldern wohlbekannten Art, als der J. graminea 
zusagend, für deren schmalblättrige Varietät man sonst allenfalls 
die fragliche Pflanze in solchem Stadium hätte halten können. — 
Im angrenzenden Gehölze kam übrigens die typische Iris grami- 
nea L. vor. 


374 


Mein erster Gedanke beim Erblicken der sich mir durch eine 
eigenthümliche Tracht bemerkbar machenden Blätter war auf Iris 
humilis M.aB. gerichtet. Der nächstbekannte Standort: Bessarabien, 
dessen Vegelation in so vielen Stücken mit derdes siebenbürgischen 
hügeligen Tieflandes (Mezöseg der Ungarn) übereinstimmt, ist just 
nicht so weit entlegen, daher diess meine Combinativon nicht so 
unrichtig erscheinen liess. Zudem war Iris humilis M.aB. die ein- 
zige europäische Art, die ich nicht kannte; keiner der bekannten 
liessen sich die Blätler zuweisen. 

Trotz oftmaligen nachherigen Begehens des erwähnten Ab- 
hanges, gelang es mir nicht, die Pflanze anders als nur in Blättern 
anzulreflen. — Auch die am Tage der Entdeckung in meinen Gar- 
ten verpflanzten zahlreichen Exemplare blieben unverändert; ja sie 
blieben es im strengsten Sinne des Wortes; denn eine Spanne 
lang waren die Blätter, als ich sie meinem Garten annexirlte, — 
spannlang, dabei frisch und gesund sind sie noch heute. 

Am 2. Juni Nachmittags botanisirte ich auf den hochgelege- 
nen, hüzeligen, heuer besonders grasreichen Steppen, zwischen 
‚len mehr im Centrum des Landes gelegenen Dörfern Katona, Kis- 
Czeg, und Puszta Kamaräs, einem an botanischen Seltenheiten aus- 
gezeichnet reichen Terrain. — Stipa Lessingiana Trin. und Rupr. 
ist dort sehr häufig; damals entdeckte ich auch die prächtige St. 
Grafiana Stev. 

Auf dem höchsten der Hügel eben mit Ausgraben einer Cen- 
taurea trinervia Steph. beschäftigt, ward ich gleich daneben einige 
Blätterbüschel derselben Eingangs erwähnten dubiösen Iris gewahr; 
— weiter herumspähend, bemerkte ich, dass diese Iris da viel 
häufiger, als bei St. Gothärd sei. Da der Standort hier ein ungleich 
üppigerer, hoffte ich jetzt die Lösung des Rälhsels; — und wirk- 
lich, kaum daran gedacht, hatte ich, zwischen hohem Grase ver- 
borgen, eine schon welke Blüthe entdeckt. Ich suchte noch eine 
gute Stunde lang, konnte aber am selben Tage nicht mehr als 
7 Exemplare, alle verblüht, zusammenbringen. Zwei der darauffol- 
genden Tage, den 3. und 5. Juni, widmete ich ebenfalls dem Auf- 
suchen der Irisblüthen und habe an diesen noch 24 Exemplare, 
worunter ein zweiblüthiges und zwei einzige mit noch nicht ganz 
zusammengeschrumpftem Perigonsaum, welche geigenförmig 
gestaltete äussere Perigonblätter sehr deutlich zeigten, erbeutet. 

Diese Iris gehörte, was schon aus der Form der Blätter er- 
rathen werden konnte, zu den unbebärteten. Sehr auffallend war 
die lange, das Ovarium an Länge mehrmal übertref- 
fende Perigonröhre, dann der auf ein Minimum re- 
ducirte Stengel, der die Blütenscheiden selbst wie grundständig 
erscheinen liess. Im Uebrigen zeigte der Perigonsaum in Con- 
sistenz, Färbung und Gestalt grosse Aehnlichkeit mit Iris gra- 
minea L., als deren nächstverwandte sich die von mir gefun- 
dene Art noch dadurch präsenlirte, dass der Stengel unterwärts 
2—3 Blätter trägt, die denjenigen der nicht blühenden Triebe 


378 


(turiones) vollkommen gleichgestaltet sind und die Blüthe weit 
überragen, was sonst bei keiner anderen der bei uns einheimi- 
schen Arten vorkommt. 

In einer Correspondenz des Juliheftes der Oest. botan. Zeit- 
schrift, datirt vom 8. Juni d. J., habe ich diesen mich ungemein 
freuenden Fund — wie gleich scheinen wird, etwas voreilig — als 
Iris humilis M.aB. publieirt. Doch erst späterhin machte ich mich 
an das regelrechte Bestimmen der Pflanze. Ich nahm Ledebour’s 
Flora rossica zur Hand und ging, da ich stets nur Iris humilis 
M. a B. vor Augen zu haben wähnte, schnurgerade auf diese los. 

In der Diagnose der J. humilis in Ledeb. fl. ross. vol. IV p. 95 
machte mich gleich eines der ersten Worte stutzig. Ledebour 
spricht nämlich vom Stengel der Iris humilis als von einem „scapo.* 
— So bezeichnet Ledebour die Stengel nur bloss noch von Iris 
tenuifolia Pall., I. longiscapa Led. und J. biglumis Vahl, Bei 
allen übrigen bartlosen Iris-Arten bedient sich Ledebour dafür 


des Ausdruckes „caule.“ — Doch, mag nun das Wort „scapo* in 
der jetzt zu prüfenden Diagnose Ledebour’s recht verstanden 
sein oder nicht, so liesse sich im letzteren Falle — angenommen, 


dass Ledebour unter seiner Iris humilis auch wirklich eine 
meiner Pflanze gleiche versteht ein derlei Versehen immerhin 
noch entschuldigen. Die den äusserst kurzen Stengel total einhül- 
lenden Blätter mögen Ledebour basilär, sich aber durch Zerstö- 
rung — und auch nur dadurch mögliche nähere Untersuchung von 
Exemplaren dieser Pflanze Gewissheit zu verschaffen, unstatthaft 
geschienen haben. 

Sonst passt die Diagnose so ziemlich auf meine Iris; nur 
könnte ich von dieser nicht „‚perigonii tubo.... ovarium.... mul- 
toties superante‘‘ sagen. Bei meiner Iris ist die Perigonröhre 
höchstens 4mal länger als der Fruchtknoten. 

Doch das, was Ledebour von Iris humilis nebenbei bemerkt, 
verzerrt und verwischt wieder das Bild, das ich soeben von Iris 
humilis M. a B. zu fixiren im Begrifle stand. Denn da heisst es er- 
stens: „I. ruthenicae affinis, sed scapo brevissimo, spatha 
et perigonii tubo satis distineta.* 

Diese Aeusserung lässt annehmen, das Iris humilis der flora 
rossica der Perigonsaum mit Iris ruthenica gleich-, oder wenig- 
stens ähnlich gestaltet hat. Darin aber ist ihr dann meine Jris 
ganz und gar unähnlich. Aber auch ausserdem ist diese von ]. ru- 
thenica Ait. durch mehrere sehr auffällige Merkmale verschieden, 
was am besten aus folgender Confrontation ersichtlich: 


Iris ruthenica Ait. Iris humilis? 


Rhizoma gracile subfiliforme. |Rhizoma crassilie illud. I. gra- 
mineae adaequans. 
Caulis pro parte denudatus, 1—4 Caulis omnino inter foliorum va- 
pollicaris. ginas occultus , brevissimus 
subnullus. 


379 


Folia caulina brevia, omnia spa-|Folia caulina 1—2 infima Lurio- 
thaeformia, turionalibus diffor-) nalibus conformia alque aequi- 
mia. longa, florem (ut in I. grami- 

nea) longe excedentia. 

Perigonii foliola exteriora ab|Perigonii folia exteriora pan- 
apice ad basin usque sensim| duraeformia (nempe supra me- 
altenuata. dium exciso-anguslala). 

Die weitere Bemerkung Ledebour’s: „Specimina cretica, 
a Siebero divulgata et alia in Graecia lecta floribus 
majoribus nonnihil differre videntur a stirpe rossica“ 
präeisirt die vorhergehende — und wenn diese schon wahrnehmen 
lässt, dass ich mich bei Determination der siebenbürgischen son- 
derbaren Iris hier auf falscher Fährte befinde, so wäre nichts ge- 
eigneter, um mir den Glauben, in meiner Pflanze die echte Iris 
humilis M. a B. aufgefunden zu haben, für immer zu benehmen, 
als eben der mitgetheilte Schlusssatz Ledebour’s, wo die von 
Sieber auf Creta gesammelte, als „Iris humilis M. aB.“ ausgege- 
bene Iris nahezu für identisch mit Iris humilis der „flora ros- 
sica* erklärt wird! 

Die Sieber’sche Pflanze hat zufolge dreier gut erhaltener 
Exemplare, die mir Herr v. Pittoni aus seinem Herbar gütigst 
zur Einsicht überliess, in der That so geformte äussere Perigon- 
segmente, wie J. ruthenica, d. i. sie verlaufen von der Spitze ab 
allmälig in den Nagel. Auch scheinen noch in den Blättern und 
Blüthenscheiben Unterschiede zu liegen, sie aber festzustellen, er- 
laubt das spärliche und, da die bisher von mir eingesehenen Exem- 
plare ohne Rhizom gesammelt, unvollständige Material nicht. 

Zwei andere russische Arten dieser Abtheilung, die wegen 
ihren langen Perigonröhren gleichfalls in Betracht gezogen werden 
könnten, sind im Uebrigen so verschieden, dass die Auseinander- 
setzung der Differentialcharaktere rein unnöthig ist: Iris tenuifolia 
Pall., mit ebenfalls fast stengellosen Blüthen, weicht von meiner 
Pflanze schon durch höchstens zu je zweien in Ein Büschel ver- 
einte sehr lange, schmale, binsenförmige Blätter total ab; — der 
Unterschied der zweiten Art, Iris longiscapa Ledeb. ist schon 
durch ihren Namen ausgedrückt. — Ausser dem Bereiche der flora 
rossica weiss ich keine der meinigen, zu bestimmenden Iris zum 
Verwechseln ähnliche Species, Somit ist nach Ledebour das Re- 
sultat, dass meine Pf’!anze neu ist. 


Ich weiss nicht, was mich diessmal gegen Ledebour, meinen 
sonst sich so gut bewährenden treuen Führer und Gefährten bei 
Erforschung der Flora Siebenbürgens, misstrauisch machte. — War 
es die Nähe der Originalstandorte der Iris humilis: Podolien und 
Bessarabien, der mit diesen Distrikten gleiche Landschaftstypus 
des Centrums von Siebenbürgen, ferner die grossentheils überein- 
stimmende Vegetation? — oder war es sonst eine Ahnung ? kurz, 


380 


ich konnte mich mit dem Gedanken, was Anderes als Iris humilis 
M. aB. gefunden zu haben, durchaus nicht befreunden. — Desto 
dringender ward mir zum Bedürfniss, bei Marschall von Bie- 
berstein selbst Rath zu holen. 

Iris humilis ist im vol. I. der flora taurico-caucasica (1818) 
aufgestellt und wird in vol. III. noch einmal besprochen. Ich lasse 
hier Alles, was M. a B. an beiden Orten darüber sagt, nachein- 
ander folgen: 

„Iris (Imberbes): foliis linearibus scapo brevissimo uniloro 
multoties longioribus, corollae tubo filiformi, capsula obtuse he- 
xagona. 

I. foliis linearibus, corollis imberbibus, fructu obtuse trigono 
turbinato Gmel. sib. I. p. 26. Nr. 26 t. 5. fig. 1. bona. 

Hab. in Caucasi subalpini graminosis montanis circa acidulam. 
Narzana haud rara. Floret Aprili, Majo. 2%. 

Scapus brevissimus, ut flos videatur radicalis. Folia I. grami- 
neae angusta. Flos dilute coeruleus. Stigmata profunde bifida: laci- 
nis aculis. Ab 1. graminea quae habitu similis facillime dignosci- 
tur germine tubo fillmormi a corollae limbo remoto.* 


„I. imberbis foliis lineari-ensiformibus scapo subbifloro mul- 
toties longioribus, corollae tubo elongato, stigmatibus bifidis, lobis 
acuminatis. capsula obtuse hexagona. 

M. B. Cent. plant. rar. rossic. I. t. 31° 

R. et Sch. Syst. veg. 1.476. Catal. hort. gorenk. a. 1812 p. 12. 

I. humilis orientalis flore dilute janthino et veluti leucophaeo. 
Tournef. cor. p. 23. 

In campis elatis herbidis Bessarabiae circa Elisabethgrad 
minime rara est. Majo florens. 

Monui 1. ec. synonymon Gmelini in fl. taur. cauc. adductum 
excludendum esse: pertinet enim ad distinctam speciem ]. ruthenicam 
Ait. hort. Kew. ed. 2. p. 117. Botan. mag. 1123.“ 

Hätte ich gleich Anfangs wegen meines Fundes die flora 
taurico-caucasica consultirt, ich hätte mich jedenfalls mit M. a 
Bieberstein’s Bescheid vollkommen begnügt. Es kommt da Nichts 
vor, was nicht auch meine Pflanze in den Worten des Autors er- 
kennen liesse. 

M. a B. stellt also zuerst seine Iris humilis der I. graminea 
nahe. — Dieser Vergleich bleibt selbstverständlich auch im Nach- 
trage, voll. II. der fl. taur. cauc., wo M. a B. das Citat Gmelin’s 
des I. Bandes, als Iris ruthenica darstellend, für falsch erklärt und 
streicht, aufrecht erhalten. — Die Worte I. graminea habitu 
similis“ fordern zu einigem Nachdenken auf. Statt mit Iris ruthe- 
nica, die im Hauptmerkmale, nämlich der langen Perigonröhre 
übereinkommt, zieht es M. a B. vor, die von ihm creirte Art mit 
I. graminea, die eine im Verhältniss zum Ovarium bedeutend kür- 
zere Perigonröhre hat, zu vergleichen, „quae habitu similis.“ 


381 


Ja, aber worin mag denn dieser eigenthümliche, die Iris gra- 
minea auszeichnende Habitus liegen, wenn alle drei Arten: J. gra- 
minea, I. humilis und 1. ruthenica einblüthig sind, wenn alle drei 
Blätter von gleicher Form haben?! 

Ein längerer Stengel mit einer kurzen, fast unmerklichen Pe- 
rigonröhre, — oder ein kurzer unmerklicher Stengel mit einer 
längeren Perigonröhre —, das bleibt sich gleich und ändert nun 
einmal am Habitus nichts. Es kann hier also offenbar nur die Form 
des Perigonsaumes, die Gestalt und Richtung der Perigonblätter, 
dann die eigenthümliche Beblätterung des Stengels gemeint sein, 
denn nur darin liegt in diesem Falle die habituelle Verschieden- 
heit der Iris graminea. 

Sieber’s Iris humilis von Creta hat doch wahrlich nicht den 
Habitus der Iris graminea. — M. a Bieberstein’s Pflanze muss 
der anders aussehen. 

Zu was sich aber in derlei blos lauter Vermulhungen länger 
wiegen, wo Thatsachen sprechen sollen?! 

Es existirt ja, wie man in der fl. taur. cauc. erfährt, eine 
von M. a Bieberstein selbst herausgegebene Abbildung, dieser 
muss man die Entscheidung anheimstellen. Mein trefflicher Freund 
Bartsch in Wien, dem ich auch die Mittheilung der obigen Stel- 
len aus der Flora taurico-caucasica verdanke, hatte, um den Sach- 
verhalt von mir wissend , die Gefälligkeit, diese Abbildung anzu- 
sehen, und schrieb mir Anfang Juli d. J., dass das Bild „die 
leierförmige Form der äusseren Perigonalblätter deut- 
lich wahrnehmen lässt.“ 

In der Hast vergass ich, Herrn Bartsch auch wegen der 
Beblätterung der abgebildeten Pflanze nachsehen zu lassen. — Die 
später gewünschte Kopie der Bieb erstein’schen Abbildung ist 
mir noch nicht zugekommen. 

Mittlerweile wurde die ganze Angelegenheit auf andere, beste 
Weise zu raschem Abschluss "gebracht. 

Ich erinnerte mich, dass in Elisabethgrad, wo M. a Bieber- 
stein die Iris humilis am häufigsten angibt, gegenwärtig der tüch- 
tige Bolaniker und sehr genaue Beobachter Herr Dr. Lindemann 
weilt. An ihn wandte ich mich Ende August mit der Bitte, mir in 
einem Briefe ein Exemplar der dortigen Iris humilis zukommen zu 
lassen. — Vorige Woche nun sah ich meinen sehnlichsten Wunsch 
erfüllt. Nebst einem Schreiben erhielt ich dessen so eben erschie- 
nene werthvolle „Florula Elisabethgradensis“ mit der hineingeleglen 
desiderirten Iris vom Originalstandort M. a Bieberstein’s, die 
die Identität der von mir heuer in Siebenbürgen neu 
aufgefundenen Art mit Iris humilis M.aB. vollkommen 
constatirt. 

Das russische Exemplar zeigt die Perigonröhre 3mal länger 
als das Ovarium; die Definition Ledebour’s „tubo ovarium mul- 
toties superante“ stellt sich somit als sehr übertrieben heraus. 
Ueberhaupt hat es nunmehr den Anschein, als wäre die Diagnose 


382 


der Jris humilis in Ledebour’s flora rossica mehr nach Exemplaren 
der, wie ich schon oben angedeutet, durch den Bau des Perigon- 
saumes sehr abweichenden cretensischen Iris humilis Sieber ent- 
worfen. Die drei Exemplare des Pittoni’schen Herbars haben eine 
viel längere Perigonröhre, und es passt der diessfallsige, wenn 
auf die echte Iris humilis angewendet: zu rügende Ausspruch 
Ledebour’s gar nicht schlecht. 

Ich habe vorhin einmal gesagt, dass ausser den anders ge- 
formten Perigonsegmenten noch andere Unterschiede zwischen 
meiner Jris humilis und I. humilis Sieber zu liegen scheinen. — 
Ich will mich darüber näher auslassen. 

Es kommt mir vor, als wenn die Sieber’sche Pflanze einen 
mehr trichterförmig gestalteten Perigonsaum besässe; bei den drei 
mir vorliegenden Exemplaren sind die ungues aufrecht. 

So sind sie auch bei Iris ruthenica und J. caespitosa. Der 
Umstand, dass Ledebour seine Iris humilis nur mit ]. ruthenica 
in Parallele zieht, würde als weiterer Beweis dienen, dass der 
Verfasser der Flora rossica hauptsächlich die Sieber’sche „Iris hu- 
milis“ im Augege habt. Denn Iris humilis M. a B. hat sowie Jris 
graminea den Nagel den äusseren Perigonblätter von der Basis 
an abstehend. 

Iris humilis Sieber ist auf jeden Fall von allen bekannten 
Arten verschieden; bereits in Nr. 9 dieser Zeitschrift p. 298 habe 
ich sie Iris cretica (besser cretensis) genannt. 

Iris cretensis Janka. 

I. (Imberbis) perigonii segmentis exterioribus in unguem 
erectum sensim angustalis; tubo filifformi ovario plus quam quin- 
tuplo longiore. 

Syn. „Iris humilis M. aB.“ e Candia a Siebero divulgata. 

Ab I. humili M. a B. toto coelo differt solumque cum J. ru- 
thenica Ait. comparanda, cujus perigonii tubus multo brevior, sci- 
licet ovarium ad summum triplo superat. — Iris humilis M, a B. 
perigonii habet segmenta exteriora panduraeformia atque ungues a 
basi palentes, 


Iris humilis M. aB. hat in Siebenbürgen eine ganz respec- 
table Verbreitung. Hier um St. Gothärd kommt sie auf zwei Ab- 
hängen seltener vor; dass sie zwischen Katona und Kis-Czeg, zwei 
Stunden von hier sehr häufig ist, erwähnte ich schon. — An einer 
Stelle zwischen Kolos und Thorda, wo ich sie am 30. Juni mas- 
senhaft sah, wollte ich untersuchen, ob denn die Pflanze da häufig 
geblüht habe? 

Der späten Jahreszeit halber musste die Pflanze im bejahten 
Falle bereits Früchte angesetzt haben. Ich hielt mich an dieser 
Stelle beinahe zwei Stunden lang auf und betastete während die- 
ser Zeit wohl Tausende von Exemplaren, deren Blätter aus dem 
übrigen Grase hervorstachen. Ich stiess auf ein einziges Exemplar 
mit verkümmerter Blüthe. 


383 


In der „Fiorula Elisabethgradensis“ p. 138 gibt Dr. Linde- 
mann die Iris humilis M. a B., im Widerspruche mit Marschallv. 
Bieberstein „circa Elisabethgrad rarissima“ an. Gelangt die 
Pflanze überhaupt selten zur Blülhe und sind sterile Blätterexem- 
plare vorwiegend? oder waren heuer hier meteorologische Ver- 
hältnisse von Einfluss auf die Entwicklung dieser niedlichen Jris? 
— Das Alles dürfte das kommende Jahr entscheiden, in dem ich 
der Pflanze eifrig nachspüren will. 

Schliesslich noch ein paar Worte über die Iris ruthenica der 
siebenbürgischen Autoren: 

Iris ruthenica der siebenbürgischen Botaniker wird von Gri- 
sebach im Iter hungaricum (1852) zu Jris caespitosa Pall. ge- 
stellt und diese von der echten I. ruthenica Ail. durch eine kür- 
zere Perigonröhre und breitere, stumpflichere Blüthenscheiden 
unterschieden. In der That heisst es in dem ein Jahr darauf (1853) 
erschienenen IV. Bande der Flora rossica p. 94 bei /ris ruthenica 
unter Anderem: „foliolis (spathae) acuminalis*“ und „perigonii tubo 
ovarium bis v. ter superante,“und da auch das Merkmal „foliis late 
linearibus“ in derselben Diagnose der siebenbürgischen schmal- 
blättrigen Pflanze keineswegs convenirt, ferner noch der Umstand 
hinzukommt, dass die Blülhen der wahren Jris ruthenica den Ge- 
ruch von Viola odorata ausstrahlen (vgl. Spach’s „revisio generis 
Iris,“ dann auch Turcezaninow'’s Flora baicalensi-dahurica vol. 1. 
1856, p. 193), so unterliegt es keinem Zweifel, dass die Tren- 
nung unserer Pflanze von /ris ruthenica Ait. wohl begründet ist. 

Hinwiederum ist Iris caespitosa Pall. nach Ledebourl. c. 
synonym mit Jris ruthenica Ait. — Aber gleich nach dieser führt 
Ledebour die /ris uniflora Pall, auf, deren Diagnose in den 
Hauptmerkmalen mit der siebenbürgischen /ris im Einklang steht. 
Was jedoch Ledebour ausserdem in der Anmerkung beifügt, das 
passt so treffend auf die Spezies unseres Landes, dass ich mich 
des Gedankens ihrer Identität mit der sibirischen Jris uniflora 
Pall. nicht zu erwehren vermag. 

Vielleicht nimmt sich mein gelehrter Freund Dr. Ascher- 
son, dem in Berlin die Pallas’schen Iris-Arten im Willdenow’schen 
Herbar vorliegen, dieser Sache an, und verschafft uns besseren 
Aufschluss. 


St. Gothärd bei Szamos-Ujvär in Siebenbürgen, am 4. No- 
venber 1868. 


354 


Die Vegetations-Verhältnisse des mittleren und östlichen 
Ungarns und angrenzenden Siebenbürgens. 


Von A, Kerner. 


XV. 


401. Anthyllis Vulneraria L. — Auf Bergwiesen. Im Gebiete 
selten und daselbst nur auf das Bihariagebirge beschränkt. In der 
Randzone des Batrinaplateaus auf den wiesenreichen Höhen ober 
der Pidtra lunga bei Rezbänya und in der Vulcangruppe auf dem 
Plateau der Suprapietra poienile bei Vidraa — Von mir im Ge- 
biete nur auf Kalksubstrat beobachtet. — 600--1100 Met. — Die 
Angaben Steffek’s, dass A. Vulneraria bei Szaldobagy nächst 
Grosswardein, und von Feichtinger, dass sie auf Sandboden bei 
Csenke westlich von der Granmündung vorkomme, dürften richti- 
ger auf A. polyphylla Kit. zu beziehen sein. 

402. Anthyllis polyphylla Kit. — (A. Vulneraria Sadl. fl. 
Com. Pest. nicht L.) — Auf grasigen Plätzen. Im mittelung. Berg- 
lande auf dem grossen Aegidiusberg bei Erlau, in der Matra am 
Abhange des Geczkooldal bei Solymos, in der Pilisgruppe auf den 
Wiesen ober dem Auwinkel, im Wolfsthal und am Schwaben- 
berg, so wie am Adlersberg und Spissberg bei Ofen. Auf der 
Kecskemeter Landh. bei Waitzen, R. Palota, Pilis und insbeson- 
ders häufig und in prachtvollen Exemplaren auf den mit Pollinia 
Gryllus bestockten Grasfluren in der Umgebung des Rakosbaches 
bei Pest. — Trachyt, Kalk, Dolomit., tert. und diluv. Sand- und sandiger 
Lehmboden. 95—-300 Met. — (Unlerscheidet sich von A. Vulneraria 
L. durch den aufrechten bis zu 50 Ctm. hohen meist ästigen, 
reichlicher und gleichmässig der ganzen Länge nach beblätterten 
im unteren Drittheil abstehend rauhhaarig-zottigen Stengel und die 
unterseits rauhhaarigen Blätter. Die Blüthenfarbe wechselt so wie 
bei A. Vulneraria L. sehr mannigfaltig; bald sind alle Kronblätter 
von goldgelber bald von livider licht- oder dunkelrother Farbe, 
nicht selten erscheint auch die Fahne und das Flügelpaar gelblich- 
weiss und nur die Spitze des Schiffehens dunkelroth gefärbt und 
oft findet man an einer und derselben Pflanze ja sogar in einer 
und derselben Infloreszenz verschiedengefärbte Blüthen nebeneinan- 
der. Aus diesem Grunde ist es unstatthaft, die Blüthenfarbe als 
Merkmal zur Unterscheidung von A. polyphylla Kit., A. Vulne- 
raria L., A. Dillenii Schult., A. alpestris Kit. etc. anzugeben 
und ist die in den Floren gewöhnlich beliebte Abgrenzung dieser 
Arten entschieden unrichlig. Aus vorliegenden Originalexemplaren 
ersehe ich auch, dass Kitaibel nicht etwa nur Exemplare mit 
gelblichweisser Fahne, gelblichweissem Flügelpaar und rothem 


385 


Schiffehen als A. polyphylla auffasste, wie von Seringe inDC. 
Prodr. II. 170 und nach ihm von den meisten Floristen angenommen 
wurde, sondern auch die gelb- und die rothblühende Pflanze und 
dass er die durch das südliche und östliche Europa weitverbreitete 
4A. polyphylla überhaupt nicht auf die Blüthenfarbe sondern auf 
die oben angegebenen sehr beständigen Merkmale gegründet hat.) 

403. Medicago lupulina L. — Auf Wiesen, Aeckern, im Ge- 
schiebe und Sande der Flussufer, in den Gräben längs den Eisen- 
bahndammen durch das Tiefland und die Thäler des Berglandes 
verbreitet. Im Gebiete.mit Vorliebe auf etwas feuchtem Substrate. 
Paräd, Wailzen, Gran, Sct. Andrae, Maria Einsiedel, Ofen, Pest, 
Soroksar, Alberli, Szolnok , Debrecezin, Grosswardein, Belenyes, 
Körösbänya. Die höchstgelegenen im Gebiete beobachteten Stand- 
orte auf den Bergwiesen ober Monesa am Fuss des Plesiu und 


ober der Pietra lunga bei Rezbänya. — Trachyt, Schiefer, Kalk, 
tert. dil. und alluv. Lehm- und Sandboden. 75—820 Met. 
404. Medicago sativa L. — Im Gebiete unzweifelhaft ur- 


sprünglich wild auf den Grasfluren des Tieflandes. Auf der Kecske- 
meter Landhöhe bei Pest, Monor, Pilis, Nagy Körös, Szolnok. Auch 
am Saume des Berglandes bei Näna und Ofen und im Tapiogebiet 
bei Nagy Käta. An einigen Orten auch auf Feldern gebaut. — Im 
Bereiche des Bihariageb. nicht beobachtet. — Tert. diluv. u. alluv. 
Lehm- und Sandboden. 75—160 Met. 

405. Medicago media Pers. — Auf grasigen Plätzen bei Ofen, 
selten. Diluv. Lehmboden. 160 Met. 

406. Medicago falcata L. — Auf grasigen Plätzen. Im mit- 
telung. Bergl. in der Matra bei Gyöngyös, in der Magustagruppe 
bei Gross Maros, in der Pilisgruppe bei Gran, Visegräd, Sct. An- 
drae und Ofen. Auf der Kecskemeter Landh. bei Wailzen, Pest, 
Monor, Pilis, Nagy Körös und Kecskemet. Auf der Csepelinsel bei 
Pest. Im Tapiogebiete bei Szt. Märton Käta. In der Tiefebene bei 
Egyek, Szolnok, Szegedin und Gyula Varsänd. Auf der Debreezi- 
ner Landh. bei Böszörmeny, Szakoly und Bogäth. Im Bihariageb. 
bei Grosswardein, Belenyes, Buteni, Halmaza. — Trachyt, Kalk, tert. 
dil. und alluv. Lehm- und Sandboden, 75—370 Met. 

407. Medicago prostrata Jacq. — An grasigen Plätzen fel- 
siger Bergrücken und Bergabhänge. Im mittelung. Bergl. in der 
Matra auf dem Särhegy bei Gyöngyös, in der Pilisgruppe am Fusse 
des Piliserberges bei P. Szänto, auf dem Hohenstein bei P. Csaba, 
auf dem Kopäszberg zwischen Koväcsi und Budakesz, dem Adlers- 
berg bei Ofen, den Dolomitkuppen bei Budaörs und auf dem Ce- 
rithienkalkplateau ober Teteny. Im Tieflande und im Bihariageb. 
nicht beobachtet. — Kalk, Dolomit, 100—280 Met. 

408. Medicago orbicularis L. — Im Gebiete sehr selten und 
nur am Südostrande der Pilisgruppe an der südl. und östl, Seite 
des Adlersberges und an der Südseite des Blocksberges bei Ofen 
und auch an diesen beiden Lokaliläten nur sehr spärlich beobach- 
tet. — Diluv. Lehm über Kalk, 150—250 Met. 


3836 


409. Medicago minima Desr. — Auf trockenen Wiesen und 
Viehweiden, an Dämmen und Strassenböschungen, auf spärlich be- 
grasten wüsten Sandhügeln und felsigen Bergabhängen. Im mittel- 
ung. Bergl. in der Matra bei Gyöngyös; in der Magustagruppe auf 
den Felsen ober Gross Maros gegen den Spitzkopf zu, in der 
Pilisgruppe am Kishegy und Piliserberg, im Leopoldifelde, am 
Blocksberge und Ofener Festungsberge. In den Niederungen und 
Thalweitungen am Saume des Berglandes an der Donau bei Usenke, 
Muszla, Näna, Pärkany, Gran, Dömös, Visegräd, Waitzen, Sct. An- 
drae, Ofen und Promontor; auf der Margarethen- und Csepelinsel, 
bei Stuhlweissenburg und Keer in der Stuhlweissenb. Niederung, 
bei Szt. Märton Käta und Tapio Szelle im Tapiogebiete. Auf der 
Kecskemeter Landh. bei R. Palota, Pest, Soroksar, Alberti, Monor, 
Pilis und Alsö Dabas. In der Tiefebene bei Abony und Szolnok. 
Im Bihariageb. am Köbänyaberg bei Grosswardein, am Bontoskö 
bei Petrani und unter der Ruine Desna bei Buteni. — Der höchste 
im Geb. beobachtete Standort die Kuppe des Piliserberges. — 
Trachyt, Kalk, tert. dil. und alluv. Lehm- und Sandboden. 75— 
755 Met. 

410. Medicago elongata Rochel als Var. der M. minima. — 
M. minima y. viscida Koch. (In der Grösse sehr wechselnd. Ich 
bewahre Exemplare mit verkürzten nur 6—12 Ctm. langen und 
solche mit sehr verlängerten üppigen bis zu 50 Ctm. langen Zwei- 
gen, welche letztere in allen Stücken mit Originalexemplaren der M. 
elongata Rochel übereinstimmen. Ro chel’s Name ist aber insoferne 
vielleicht nicht ganz passend, weil Rochel nur diese letztere 
üppige Form mit verlängerten Zweigen vor Augen hatte und der 
drüsigen Bekleidung nur eine geringe Bedeutung beigelegt zu 
haben scheint. Es wäre daher vielleicht der Name M. viscida 
Koch für diese Pflanze vorzuziehen.) — Auf sandigem und salz- 
auswitternden Erdreich. Auf der Keeskemeter Landhöhe bei Pest, 
Monor, Nagy Körös und Abony. An dem letzteren Standorte in 
Gesellschaft der halophilen Artemisien ziemlich häufig. 80—95 Met. 

411. Medicago brachyacantha. (Einjährig, Wurzel spindelig 
faserig, mehrstengelig. Die Stengel aus niederliegender Basis auf- 
steigend, von abstehenden weichen Haaren zotlig und gegen die 
Spitze zu mit eingemischten drüsentragenden Haaren besetzt. 
Blätter lang gestielt, dreizählig, Theilblättchen der unteren Blätter 
rundlich verkehrt-herzförmig, jene der oberen Blätter länglich- 
verkehrtherzförmig, vorne gezähnt, in der Ausrandung stachel- 
spitzig, so wie die Nebenblätter, Blattstiele und Kelche mit weichen 
geraden Haaren bekleidet und insbesondere an den Rändern auch 
mit drüsentragenden gegliederten Härchen bewimpert. Die unteren 
Nebenblätter eiförmig, die oberen lanzettlich, alle zugespitzt und 
ganzrandig oder an sehr üppigen Exemplaren auch mit einem oder 
zwei Zähnen ausgestattet. Blüthenstandstiele länger als das Stülz- 
blatt, die Blüthen in kleinen gedrungenen meist 5blüthigen Dolden- 
trauben. Kelche glockig 5zähnig, die Zähne lineallanzettlich, elwas 


>) 


387 


länger als die Röhre. Blüthen in Form, Farbe und Grösse mit jenen 
der M. minima Desr. übereinstimmend. Hülsen klein (4"m im 
Querdurchmesser) sphärisch, links gewunden mit 4 gegen die 
Spitze und Basis an Grösse abnehmenden aneinanderschliessenden 
dornigen Windungen. Die Windungen sind von drei dicken Nerven 
der Länge nach gerilft, von welchen einer den Rand bildet, wäh- 
rend der zweite auf der oberen, der dritte auf der unteren 
Fläche der Windungen parallel zum Rande verlauft. Die Dornen 
sind 0.5—0.8"" lang an ihrer Basis tief gefurcht und so gleichsam 
in zwei basiläre Schenkel gespalten, von welchen der eine aus dem 
Marginalnerv, der zweite abwechselnd aus dem einen oder ande- 
ren Flächennerv entspringt, sie sind zweizeilig, spreizend, der Hülse 
mehr weniger angedrückt, d.i. dem Längendurchmesser der Hülse 
parallel, an der Spitze gerade oder mehr weniger widerhackig ge- 
krümmt und nur so lang als der Zwischenraum zwischen dem Rand- 
und Flächennerv, somit viel kürzer als der Querdurchmesser der 
ganzen Hülse. Die Flächen der Hülse so wie auch die kur- 
zen Dornen sind mit gegliederten drüsentragenden abstehenden 
Haaren und vereinzelten längeren drüsenlosen Haaren bestreut. — 
Unterscheidet sich von M. minöma Desr. und M. elongata Rochel 
durch die kleineren mit angedrückten sehr kurzen Dornen besetz- 
ten Hülsen. Die Hülsen der beiden eben genannten zunächst 
stehenden Schneckenkleearten haben nämlich ohne Dornen einen 
Querdurchmesser von j”® und die Dornen sind wenigstens drei- 
mal so lang als der Zwischenraum zwischen Rand- und Flächen- 
nerv und stehen (fast parallel zum Querdurchmesser der Hülse) 
von der Hülse ab. Von M. minima Desr. unterscheidet sich diese 
Art überdiess durch die gegliederten Drüsenhaare an Stengel, 
Blättern, Kelch und Hülse.) 

Auf spärlich begrasten wüsten Sandhügeln. Im Tieflande auf 
der Kecskemeier Landhöhe bei R. Palota, Pest, Soroksar und auf der 
Csepelinsel, nicht selten in Gesellschaft der M. minima, aber von 
dieser auf den ersten Blick durch die eigenthümlichen Hülsen, die 
längeren Internodien der mehr spreizenden Zweige und das da- 
durch veranlasste mehr sparrige Aussehen leicht zu unterscheiden. 
— Diluv. Sandboden. 95—120 Met. 

412. Trigonella monspelica L. — Auf spärlich begrasten son- 
nigen Bergrücken und wüsten Sandhügeln. Im mittelung. Bergl. 
in der Pilisgruppe bei der Ruine Visegräd und dann am Blocksberg 
bei Ofen. Auf der Kecskemeter Landh. bei R. Palota, Pest und 
Soroksar, namentlich auf dem Herminenfeld ober den grossen 
Schottergruben und auf den Sanddünen unter der Gubacs-Üsarda; 
dann auf der Viehweide neben der Eisenbahnstation in Monor. 
Im Ganzen selten, aber wo sie auftritt gewöhnlich in grosser 
Menge. — Trachyt, tert. und diluv. Lehm- und Sandboden. 95>— 
450 Met. 

413. Melilotus procumbens Besser. — (Unterscheidet sich von 
M. coerulea (1..) durch den aas liegender Basis aufsteigenden Stengel, 


388 


doppelt bis dreifach schmälere stärker gesägte längliche oder länglich- 
lineale Blättchen, doppelt kürzere Kelchzähne, deren Spitzen die halbe 
Länge der Krone kaum erreichen, längliche lockere Fruchttraube, 
deren nur wenig gedunsene längliche in den Schnabel S-förmig zuge- 
schweifte bräunlichgelbe Hülsen sämmtlich aufrecht abstehen und 
durch eiförmige hellbraune Samen. — M. coerulea (L.) hat steif 
aufrechte Stengel mit breiten elliptischen Blättern, die Kelchzähne 
überragen die halbe Länge der Krone, die Hülsen der dicht ge- 
drängten und kugeligen Fruchttraube stehen ähnlich wie bei Carez 
flava radial nach allen Richtungen ab, zeigen eine gelblich-weisse 
Farbe, sind blasig aufgetrieben, fast kugelig und in einen schief 
abstehenden aber nicht geschweiften Schnabel plötzlich zusammen- 
gezogen und enthalten rundlich-nierenförmige schmutzig dunkel- 
braune Samen.) — An den Böschungen der Wege und Dämme, 
auf Schuttplätzen und Viehweiden, in den Gräben längs den Eisen- 
bahndämmen auf salzauswilternden grasigen Plätzen in der Nähe 
von Sümpfen. Am Saume des mittelung. Bergl. in der Brindza bei 
Hatvan und insbesonders häufig bei Ofen zwischen dem Stadtmaier- 
hofe und alten Friedhofe, dann am Festungsberge und bei den Bit- 
tersalzquellen südlich vom Blocksberge, weiterhin bei Promontor, 
Hamsabek, Seregely und Degh. Auf der Kecskemeter Landh. bei 
Soroksar, Monor und Pilis. — Tert. diluv. und alluv. Lehm- und 
Sandboden. 95—190 Met. 

Melilotus ceoerulea (L.) — Sehr selten gebaut in Bauerngärten und Wein- 


gärten bei Ofen. Noch seltener und vorübergehend verwilderte Exemplare in 
der Nähe solcher Kulturstätten. 


414. Melilotus dentata (W.K.) — Auf sumpfigen Wiesen und 
in sumpfigen Gräben an den Strassen- und Eisenbahndämmen. Am 
Saume und in den Thälern des mittelung. Bergl. bei Csenke und 
Muszla westlich von der Granmündung, bei Csev zwischen Gran 
und P. Csaba, bei Set. Andrae und Krotendorf und nächst der 
Pulvermühle bei Altofen, zwischen dem Blocksberg und den Bitter- 
salzquellen bei Ofen und auf den sumpfigen Wiesen, welche sich 
in der Thalmulde von Budaörs nach Promontor zur Donau er- 
strecken. In der Stuhlweissenburger Niederung in der Särviz. Auf 
der Kecskemeter Landh. bei Pest und Ullö und auf der Puszta 
Bessenyö bei Nagy Körös. In der Tiefebene bei Egyek an der Theiss. 
— Tert. diluv. und alluv. Lehm- und sandiger Lehmboden. Scheut 
auch nicht den salzauswitternden Boden. 80—200 Met. 

415. Melilotus macrorrhiza (W. K.). — In kleinen Sümpfen 
und in feuchten Gräben an der Strasse, welche über das hügelige 
tert. Vorland des Bihariagebirges von Grosswardein nach Belenyes 
führt bei Venteri und Lasuri. — Nach Sadler auch auf der 
Kecskemeter Landh. im Geb. der Pester Flora. — An den Lokali- 
täten, an welchen ich diese Melilotus-Art im Gebiete sammelte, 
zeigte sich der Boden nicht salzig und das Substrat war dort ein 
tertiärer Lehmboden. Sadler gibt dieselbe „in palustribus et fossis 
praesertim locis salsis* an. 95—220 Met. 


389 


416. Melilotus palustris (W.K.). — (Unterscheidet sich von 
M. maerrorhiza (W.K.) nicht, wie gewöhnlich angegeben wird, 
nur durch die linealen schmäleren undeutlich gesägten oder fast 
ganzrandigen Blätter, sondern auch noch durch eine Reihe ande- 
rer sehr ausgezeichneter Merkmale. Die Blüthen und Früchte der 
M. palustris sind in allen Theilen kleiner als jene der M. macrorr- 
hisa; die beiden oberen Kelchzähne der ersteren sind fast doppelt 
so lang als die drei unteren, während bei M. macrorrhiza alle 5 
Kelchzähne gleich lang erscheinen; die Hülsen des M. palustris 
sind 4”® lang, erscheinen verkehrteiförmig, kaum verzogen, sind 
mit einer gerade vorgestreckten Stachelspitze gekrönt und an 
der Basis plötzlich in ein Stielchen zusammengezogen, welches 
kürzer als die Kelchröhre ist. Die Hülsen der M. macrorrhiza da- 
gegen sind 6”” lang, erscheinen stark verzogen, fast rhomboidisch, 
sind mit einer schiefstehenden Slachelspilze gekrönt und an der 
Basis allmälig in ein Stielchen verschmälert, welches so lang als 
die Kelchröhre ist.) — Sehr selten und von mir im Gebiete nur 
zwischen Röhricht auf der Csepelinsel unter Pest beobachtet. — 
Alluv. Sandboden. 95 Met. 

417. Melilotus offieinalis (L.). — Im Gerölle und Sande der 
Flussufer, in Schottergruben, an den Böschungen der Dämme 
und Hohlwege, in Strassengräben und auf Aeckern, selten auch 
auf Wiesen. Durch das ganze Tielland bis an die Thalmündungen 
am Rande des Berglandes. Paräd, Gyöngyös, Waitzen, Gran, Stuhl- 
weissenburg, Ofen, Pest, Czinkola, Steinbruch, Soroksar, T6 Almas, 
Boldog Käta, Szt. Märton Käta, Jäsz Apäli, Monor, Pilis, Czegled, 
Szolnok, Ujväros, Tegläs, Debreczin, Ecsed, Grosswardein, — Tert. 
diluv. und alluv. Lehm- und Sandboden. 75—160 Met. 

418. Melilotus alba Desr. — An gleichen Standorten wie 
die frühere Art. Paräd, Wailzen, Csenke, Näna, Gran, Sct. Andrae, 
Ofen, Margaretheninsel, Csepelinsel, Pest, Soroksar, Nagy Körös, 
Nyir Bätor, Nagy Kallö, Vallay, Grosswardein. — Tert. diluv. und 
alluv. Lehm- und Sandboden. 75—160 Met. 


— 


Phytographische Fragmente. 


Von Dr. Ferdinand Schur. 


LV, 
Lepidium perfoliatum L. 


Im Jahre 1867 ungemein zahlreich um Wien, z. B. im Prater 
zwischen der Hauptallee und dem Schüttel, längs der Ringstrasse, 
vor der Heumarktkaserne, an den Eisenbahndämmen vor der Favo- 
riten-Linie, an den Ziegelöfen bei Laa u. Ss. w, 

29 


Oesterr. botan. Zeitschrift. 12. Heft. 1868, 


390 


LVI. 


Arabis sagittata DC. Koch syn. ed. 2. p. 42. —= A. hirsuta 
ß. sayittata Neilr. Fl. von Wien p. 479. — A. longisiliqua W allr. 
— Arabis planisiliqua Pers. = Turritis sagittata Bertol. 

In prächligen 3 Fuss hohen Exemplaren auf Moorwiesen bei 
Moosbrunn, auf der Wiese zwischen der Hauptallee und dem Thier- 
garten im Prater (kleinere Exemplare) im Bette des Alserbaches 
bei Weinhaus. Juni, August 1867. 


LVI. 


Eruca sativa Lam. fl. franc. 2, 496. = Sinapis Eruca Röhl D. 
Fl. 2, 360. = Brassica Eruca L. sp. 952. 


Kommt in Ungarn und Siebenbürgen auf Aeckern und an 
Wegen vor, und hat sich jetzt auch in der Flora von Wien ge- 
zeigt, z. B. auf der Wiese von der Hauplallee rechts mit Bunias 
Erucago, Raphanistrum, Sinapis-Arlen u. s. w. Juni 1867 noch 
nicht in Früchten. 

In Siebenbürgen habe ich Eruca sativa zwischen Dobra und 
Deva in riesigen Exemplaren gefunden und damals mil einer Sir apis- 
Art verwechselt. — Wurde auch bei Hermannstadt von mir beob- 
achtet, aber nicht gesammelt und ist daher bei Bearbeitung meiner 
Enumeralio übersehen worden. Sie ist daselbst p. 60 hinter Sinapis 


einzuschalten ! 
LVIN. 


Melanosinapis communis Spenn. = Sinapis nigra L. Brassica 
nigra Koch syn. ed. 2, p. 59. 


Im Jahre 1867 um Wien sehr häufig, z.B. im Prater längs 
der Ringstrasse, auf den neuen Anschüllungen, von der Sladi gegen 
die Rossau, vor dem Stadtpark. Juni, August. 


LIX. 


Sinapis orientalis L.—=(S. Schkhuriana Rehb. = S. orientalis 
Murr. = Rhamphospermum orientale Bess. En. n. 1623.) = $. ar- 
vensis var. Aucltor. plurim. 


Auf unbebauten Plätzen: auf den neuen Anschüllungen längs 
der Ringstrasse in Wien, im Prater auf der Wiese rechts von der 
Hauptallee, vor der Taborlinie u. s. w., im Jahre 1867 sehr häulig. 
Juni, August. 

Obschon diese 8. orientalis L. als von S. Schkhuriana und 
orientalis Murr. verschieden betrachtet wird, so muss ich nach 
meiner Untersuchung dieselben doch für identisch mit jenen hal- 
ten, da die angegebenen Unterscheidungsmerkmale mir nicht hin- 
reichend erscheinen, um darauf eine Artverschiedenheit zu begrün- 
den. — Rehb. exc. p. 693 macht bei Sinapis die Abtheilung c. 
„rostro conico aspermo* und dennoch haben S. arvensis und orien- 


391 


falis, welche dazu gezählt werden, Schoten, welche auch im 
Schnabel 1—?2 Samen tragen, was freilich erst bei der vollkom- 
menen Reife hervortritt. Indessen findet man auch auf einer und der- 
selben Pflanze Schoten, bei denen der Schnabel samenlos ist. — 
Sinapis arvensis ß. orientalis Koch in Linnaea XV, p. 252 und in 
Ledeb. fl. Ross I. p. 268 und 269 var. £. siliquis retrorum hispi- 
dis gehören gewiss hieher. — In meiner En. pl. Transsilv. habe 
ich, der herrschenden Meinung folgend, $S. Schkhuriana und S. 
orientalis Murr. als var. von S. arvensis L. behandelt, was aber 
gewiss nicht richtig ist, wenigstens spricht die hier beobachtete 
Pllanze gegen meine frühere Ansicht. 


LX. 


Sisymbrium austriaeum Jacq.!) 


Kommt im Garten des k. k. Theresianums auf und an Mauern 
wildwachsend oder verwildert vor, vermehrt sich durch Ausstreu- 
ung seines eigenen Samens und gedeihet recht üppig, während es 
auf dem Bete sich nicht erhält, dieses gern verlässt, und in der 
Umgebung freiwillig sich ansiedelt, eine Erscheinung, welcher 
in den Gärten mehr Aufmerksamkeit gewidmet werden sollte. 


LXI. 


Sisymbrium IrioL. var. hirtum. — S. Pseudo- Columnae Schur. 
Caule foliis pedunculis calyceque piloso-hirtis, pilis patentibus, 
siliquis longissimis tenuissimis glaberrimis. — Speeimina gracilia 
subramosa 12—15 poll., foliis opacis, floribus vitellinis, siliquis 
juniorihus flores superantibus. 


Im Prater auf der Wiese an der Hauptallee; auf der Erhöhung 
vor dem Kolowratgebäude mit Kochia Scoparia gemeinschaftlich, 
aber auf beiden Standorten einzeln und kümmerlich. 15. Juli 1867, 
— Wegen der bedeutenden Behaarung unserer Exemplare wurde 
ich veranlasst, dieselbe von dem echten $. Irio L. zu sondern und 
als dem S. Columnae näher stehend zu betrachten, denn wenn es 
Thatsache ist, dass $. IrioL. gänzlich kahl sein müsse; was aber 
schon Neilreich in der Flora von Wien p. 486 in Abrede stellt, 
so kann unsere Pflanze entweder nicht das echte $. Irio L. sein, 
oder wir haben von diesem, wie von S. Columnae L., zwei For- 
men zu unterscheiden. Das siebenbürgische S. Irio ist glalt, oder 
besser kahl, ebenso die Pflanze, welche ich 1830 auf dem alten 
Zeughause in Berlin beobachtet habe. — Die glatte Form ist $. 
Irio Willd. 

1) Wurde von Professor Reuss im Juni d. J. im Prater gesammelt. 

4 Anm. d. Red. 


—a 


293 


Die mikroskopischen Präparate 
des 
Dr. Johannes Grönland in Paris, 


Die Anwendung des Mikroskops ist mit allen jenen Gebieten 
der Botanik, auf denen es sich um Feststellung von Formen han- 
delt, eine so wichtige geworden, dass dieses Instrument nicht nur 
für histologische und physiologische, sondern auch für morpholo- 
gische und selbst systematische Studien ein unentbehrliches Hilfs- 
mittel geworden ist. Die Kenntniss der mikroskopischen Unter- 
suchungsmelhode ist heule geradezu eine Vorbedingung für das 
wissenschaftliche Studium der Botanik. Wenn es nun heule ein 
Leichtes ist, ein gutes Mikroskop und alle zugehörigen Nebenappa- 
rate durch Kauf zu er werben, so sind hiermit noch nicht alle Vor- 
bedingungen für erfolgreiche mikroskopische Studien erfüllt. Es fehlte 
bis jetzt an wissenschaftlich brauchbaren käuflichen botanisch-mi- 
kroskopischen Präparaten. Was durch Tausch von Privaten und 
Gesellschaften an mikroskopischen Objecten erworben werden kann, 
kömmt Vielen, namentlich Anfängern nicht zu Gute. Gute käufliche 
Präparate sind eben eine Nothwendigkeit, es hat sich der Werth 
derselben auf dem Gebiete deı Histologie des Thieres, wie die 
Verbreitung der ausgezeichneten Präparate von Prof, Frey in Zü- 
rich u. A. lehrt, vortrefflich bewährt. 

Unter so bewandten Umständen begrüsste ich die Arbeiten 
des Herrn Dr. Grönland in Paris (13 rue Guy-de-Labrosse), 
welche ich zur Zeit der letzten Ausstellung genau kennen zu 
lernen Gelegenheit hatte, mit innigster Freude. Dr. Grönland ist 
dem botanischen Publikum durch einige interessante wissenschalt- 
liche Untersuchungen bekannt; seine wissenschaftliche Befähigung 
zur Anfertigung von Präparaten, die wissenschaftlichen Zwecken 
dıenen sollen, steht ausser aller Frage. Zudem besitz Grönland 
eine aussergewöhnliche manuelle Geschicklichkeit und, wie ich 
beim Besuch seines Ateliers fand, einen so vollendeten Apparat 
zur Durchführung aller einschlägigen Arbeiten, dass alle Vorbe- 
dingungen erfüllt sind, die an das genannte Unternehmen gestellt 
werden können. 

Schon bei Abfassung meiner Referate für den offiziellen 
österreichischen Bericht über die letzte Pariser Ausstellung, war 
ich in der angenehmen Lage, auf das Verdienstliche des Grön- 
land’schen Unternehmens aufınerksam machen zu können. Nunmehr 
kann ich hinzufügen, dass Hr. Grönland mit dem neuerfundenen 
Rivet’schen Mikrotom , das wohl nur im Besitz weniger Personen 
sich befindet, arbeitet, welches nicht nur wie andere ähnliche Ap- 
parale zur Herstellung grosser Holzdurchschnitte angewendet 
werden kann, sondern von Grönland’s geschickter Hand zur An- 


393 


fertigung von Durchschnitten durch Stengel, Blätter etc. dient, 
welche Schnitte nicht nur eine grosse Fläche besitzen, sondern 
auch in allen Details überaus deutlich sind. 

Die Präparate des Hrn. Dr. Grönland sind in der äusseren 
Ausstaltung den bekannten Bourgogne’schen Objecten völlig gleich. 
Sie können von Grönland direct bezogen werden. Doch befinden 
sich selbe auch in Kommission bei Herrn Lenoir in Wien. 

Grönland wird demnächst eine Liste aller Präparate, die 
von ihm bezogen werden können, veröffentlichen. Ich werde gleich 
nach Erscheinen der Liste, durch eine gülige Zusage des Dr. 
Grönland in der Lage sein, selbe der geehrten Redaktion zum 
Abdruck übergeben zu können. Indess erlaube ich mir schon jetzt 
auf einige treflliche Objekte aufmerksam zu machen, die sofort von 
Grönland bezogen werden können. 

Durchschnitte durch die Oberhaut und Spaltöffnung von Aloe 
variegata, A. trigona und A. maculata; Durchschnitt durch das 
Ovarium von Yucca filamentosa; Blüthendiagramm von Passiflora 
racemosa; Sporangien, Sporen und Elateren von Aneura pinnati- 
fida und von Radula complana; Quer- und ‚Längsdurchschnitte 
durch den Stamm von Clematis vitalba, Ruscus aculeatus, Lundia 
cordata und Pteris aquilina. 

Wien, den 14. November 1868. 

Prof. Dr. Julius Wiesner. 


Correspondenz. 


Wien, den 27. Oktober 1868. 


In Nr. 10 Ihrer Zeitschrift waren Sie auch so freund- 
lich des Organs der Gartenbaugesellschaft, jedoch bezüglich der 
Klier’schen Aufzeichnungen mit einigen Bemerkungen zu ge- 
denken, welche zu folgenden Erwiederungen Veranlassung bieten. 
Zuvörderst scheint der im u. s. w. enthaltene Hauptgrund für das 
Weglassen, des die Geschichte der Gartenbaugesellschaft Betref- 
fenden, dass „ohnehin die im Jahre 1864 erschienene 
Darstellung des Entstehens und Wirkens der Gesell- 
schaft eine erschöpfende Uebersicht des Wissenswür- 
digsten enthält“ um so ausreichender, als unter den „authen- 
tischen Daten“ die Mittheilungen, welche Klier selbst zur 
Ergänzung des aus den Protokollen und Gesellschaftsverhandlun- 
gen Ersichtlichen gemacht hatte, vollkommene Berücksichtigung 
fauden, es würde demnach dieser Theil seiner Biographie nur 
bereits Bekanntes und Veröffentlichtes gebracht haben müssen. Die 
Weglassung anderer — rein subjektiver — Anschauungen und Ur- 
theile aber ist durch die der Redaktion unbeschränkt einge- 
räumte Gruppirung der Form gerechtfertigt, welche von den „mit 


394 


den Intentionen des Nachlassers* wohl am meisten vertrauten 
nächsten Verwandten des Verblichenen und Erben gestattet 
wurde und die übrigens wohl erst nach Abdruck des Gesammt- 
aufsatzes eine Beurtheilung oder Aburtheilung von andern dem 
Verstorbenen nahe gestandenen Freunden zulässt ?). 
Für die Redaktion des Gartenfreundes 
Joseph Bermann. 


Stein a. d. Donau, am 24. Oktober 1868. 


Im Laufe des vergangenen Sommers, kurz vor meinem Ab- 
gange von Aistershaim, entdeckte ich in einem Strassengraben 
zwischen Cardamine amara L. und Cardamine silvatica Lk., 
welche dort massenhaft wuchern, eine von diesen beiden verschie- 
dene, gleichfalls in bedeutender Menge. welche sich bei genaue- 
rer Untersuchung als ein Bastari aus den obgenannten Stamm- 
eltern herausstellte. Auch Professor Kerner, dem ich die 
Pflanze mittheilte, sprach sich in diesem Sinne aus. Abgesehen von 
den kleinen, nur 3—4"= langen, auf C. silvatica deutenden Blu- 
menblättern, scheint auch die geringere Länge der Schotenstiele für 
eine Abstammung von dieser Art zu sprechen. Den deutlichen die 
Schote krönenden 2”= langen Griffel, sowie die Blätter hat meine 
Pflanze wieder mit Cardamine amara gemein. K. Keck. 


Ns. Podhragy, am 15. November 1868. 


Es ist mir höchst auffallend, dass unser Ranunculus Steveni 
v. angustisectus (welchen mir voriges Jahr Herr Neilreich da- 
für bestimmte) nur entweder an alten Maulwurfhügeln, oder an 
quelligen Abhängen, wo die durchnässte Erde oft herabrutscht, ge- 
funden werden kann. Nur einmal fand ich ihn auf einem Acker, 
und zwar an der Randfurche, welche von einer Wiese abgeackert 
wurde. Ich vermag unseren R. Steveni v. angustisectus vom R. 
acris durch nichts anderes, als einzig und allein durch den mehr 
oder wenigerlangen Wurzelstock zu unterscheiden. Wäre es nicht 
möglich, dass R. acris durch theilweises Bedecken des Stengels 
mit feuchter Erde, gezwungen wird Wurzelfasern aus dem, nun 
unter der Erde sich befindenden Stengel, zu treiben? Dagegen 
ist unser Ranunculus Frieseanus eine herrliche Pflanze und hat 
eine ganz andere Tracht als R. acris. Die Wurzelstöcke sind lang 
(ich besilze ein Exemplar, dessen Wurzelstock klein fingerdick 
und 6 Zoll lang ist), reich mit starken, fleischigen Fasern besetzt. 
Eine weitere interessante Pflanze ist Potentilla collina Wib., die bei 
Mnesice unweit von Wag-Neustadil an einem Ackerrande in grosser 


1) Zu oben refusirten Bemerkung (Oest. botan. Zeitschrift 1868, S. 334) 
glaubten wir uns berechtigt, theils in Erinnerung mehrfacher mündlicher Aus- 
lassungen des Herrn Klier, theils in Folge brieflicher Mittheilungen desselben, 
welche wir bewahren und je nach Umständen vielleicht als Epilog zu den 
Rückblicken des Gartenfreundes veröffentlichen werden. Die Redact. 


395 


Menge wächst. Ich sammelte sie Ende Mai und Anfangs Juni, Einige 
Exemplare, die ich in meinem Garten versetzt habe, sind leider zu 
Grunde gegangen. Was ich vor einigen Jahren für P. collina 
hielt, und sie auch bei St. Tura im Neulraer Komilat, dann bei 
Halurice gefunden zu haben glaubte, war nichts anderes, als P. 
argentea, schwächer behaart und mit am Rande nicht umgerollten 
Blättchen. Noch im Oktober ist es eben keine Seltenheit, solche, an 
P. collina erinnernde Exemplare der P. argentea an Ackerrändern 
und an Wegen anzutreffen. — Von Hierucium pratense Tausch,, 
ohne Ausläufer, sammelte ich an einer steinigen, trockenen Stelle 
eines Obstgartens im Mai. Einige junge, noch nicht blühende 
Pflänzchen pflanzte ich in meinen Garten. Dort haben sie nicht nur 
im August reichlich geblüht, sondern trieben auch unterirdische 
und beblätterte Ausläufer, J.L.Holuby. 


Athen, den 20. Oktober 1868. 


Unsere Erndten sind mit Ausnahme der der Oliven alle be- 
endet und im höchsten Grade glücklich ausgefallen, ja für die Be- 
sitzer von Weingärten nur zu glücklich, denn die Menge des 
Mostes drückte dessen Preis so herab, dass jene kaum die Erhal- 
tungskosten ihrer Kulturen herausschlagen. 2'/, Okka Weinmost, 
d. i. 2 Mass werden mit 10—15 Lepta (2?—3 kr.) bezahlt. Um 
doch einigen Gewinn zu erzielen, dampfen viele Erzeuger den 
Weinmost zu einem Syrup ein, welcher die Okka zu 1—2 Drach- 
men verkauft und zur Konservation verschiedener Früchte benützt 
wird, wobei er die Stelle des Zuckers verlrilt. Aber auch als 
Nahrungsmittel, als Beispeise zu Brod, Nüssen und Mandeln dient 
dieser Syrup. Uebrigens sind alle unsere Früchte im Preise ge- 
fallen. So kostet eine schöne Orange 10 Lepta, 2—3 Citrenen 
kosten 5—10 Lp. Alle anderen Früchte werden meist nach dem 
Gewichte verkauft. Die besten Birnen von der Insel Skyros kosten 
die Okka 30—40 Lp. Aepfel, alle jedoch in schlechten Sorten, 
werden mit 20 Lp. bezahlt. Gute Sorten müssen aus Triest einge- 
führt werden, denn bei uns wollen die Aepfelbäume nicht ge- 
deihen und selten tragen sie Früchte, die nicht wurmslichig wer- 
den. Pfirsiche und Aprikosen kosten 15, 30—50 Lp., Weintrauben 
5—30 Lp., Wassermelonen 10 Lp., Zuckermelonen 20—40 Lp., 
Nüsse 40—50 Lepta die Okka, Früchte, die eingeführt werden, 
sind alle theuer, besonders Datteln aus Egypten, welche mit 1 bis 
1!/; Drachmen und Pistacien, die mit 2—3 Dr. pr. Okka bezahlt 
werden. Billiger sind Erdmandeln (Cyperus esculentus) ebenfalls aus 
Egypten, welche ein gewöhnliches Trinkglas voll zu 10 Lp. ver- 
kauft werden. Haselnüsse kommen aus Konstantinopel und vom 
Berge Athos, sie kosten 40—50 Lp. die Okka. Kirschen und Weich- 
seln kosten 60—80 Lp. Kastanien werden alle von Kreta und aus 
dem Pelopones gebracht und zu 40-50 Lp. verkauft. Am theuer- 
sten sind die Erdbeeren, welche im Garten gezogen werden und 
von denen die Okka 4—10 Drachmen kostet. Die wilde Erdbeere 


396 


findet sich im Pelopones selten , häufig jedoch um Konstantinopel. 
Die Früchte von Cornus mas (Krania) werden nur um Konslanti- 
nopel und Smyrna gesammelt. Man verkauft sie glasweise zu 10 
bis 15 Lp. Die Feigen kosten 30—40 Lp., die Frankosykä (Kaktus- 
früchte) 20—30 Lp., Maulbeeren weisse 30-50 und schwarze 10 
bis 15 Lp., prächtige Granatäpfel 40—60Lp. die Okka. Zum nähern 
Verständniss dieser Preise bemerke ich, dass 1 Okka — 2!/, Pfund, 
1 Drachme — 25 Kreuzer und 5 Lepta — 1 Kreuzer sind. — 
Wenn Früchte zu faulen beginnen, so geben die angegriffenen 
Theile einen unangenehmen bittern Geschmack. Ich presste den 
Saft von faulenden Zuckermelonen, Pfirsichen und Aprikosen aus 
und dampfte ihn bis zur Trockene ab. Dieses Extrakt mit Weingeist 
oder Aether digerirt lässt den bittern Stoff, welchen ich Carpo- 
pierin (Fruchtbitterstoff) nenne, im reinen Zustande gewinnen. 

X. Landerer. 


XLII. Versammlung 
deutscher Naturforscher und Aerzte. 


Die 42. Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte 
tagte vom 18. bis 24. September in Dresden. Die Aufnahme, wel- 
che die Theilnehmer dort von allen Seiten gefunden, muss eine 
über alle Massen freundliche gewesen sein, lobend sprechen sich 
Alle darüber aus: wäre die Versammlung nicht schon ihren Prin- 
cipien nach zum Wandern bestimmt, Dresden hätte, wie wenige 
Städte, Chancen wiedergewählt zu werden. 

Von österreichischen Botanikern nahmen an der Versammlung 
nur Regierungsrath Fenzl, Prof. Leitgeb und Kustos Reichardt 
Theil; von bekannten Namen führen wir sonst noch an: Bail, Alex. 
Braun, Cohn, Famintzin, Göppert, Hallier, Hampe, Hass- 
karl, Maximovicz, Karl Müller, Schleiden elec. etc. 

In den allgemeinen Versammlungen sprachen von Botanikern 
nur Prof. Hallier und zwar in der zweiten, „über die Parasiten 
der Infektionskrankheiten.“ 

Böhm machte vor dreissig Jahren schon die Entdeckung 
kleiner Organismen im Darme der Cholerakranken. Lange blieb 
diese Beobachtung fast unberücksichtigt, weil jene Organismen zu 
den schon im vorigen Jahrhunderte bekannten aber erst durch 
Ehrenberg genau untersuchten, bald zu den Infusorien, bald zu 
den Pilzen und Algen gerechneten sogenannten Bacterien und Vi- 
brionen gehören. Zahlreiche Forscher beschäftigten sich in der 
neuesten Zeit mit ihnen, weil sie, in gährenden und putriden Mas- 
sen, wie in pathologischen Flüssigkeiten und Materien vorkommend 
immer allgemeines Interesse erregten. Der Grund, dass diese Or- 
ganismen, bis vor Kurzem ihrer Herkunft nach unbekannt blieben, 


397 


ist die Gewohnheit, jedes neu aufgefundene Wesen ohne Kenntniss 
seiner Herkunft in Species und Genera zu ordnen. Nach den Vor- 
arbeiten von Pacini, Klob, Thome, Pasteur, Davaine, Be- 
champ und unzähliger anderer gelang es zu zeigen, dass diese 
Organismen nichts selbstständiges, sondern lediglich die niederen 
Entwicklungsstufen von Pilzen sind. So gelang es für 16 Infek- 
tionskrankheiten den Nachweis des konstanten Vorkommens solcher 
Zellen zu zeigen, aus denen sich jedesmal ein bestimmter, für die 
betreffende Krankheit charakteristischer Pilz ziehen lässt, so z. B. 
bei Cholera, Darmtyphus, Hungertyphus, Masern, Ruhr, mehreren 
Krankheiten der Hausthiere u. s. w. Ob der Parasit diese Krank- 
heit verursache, kann zur Zeit nicht beantwortet werden. Lehr- 
reich für die einzuschlagende Methode ist die Krankheit der Sei- 
denraupe, weil bei dieser nachgewiesen werden kann: 1. dass 
trotz zahlreicher, zum Theil grosser disponirender Momente, der 
Parasit die einzige Ursache der Krankheit ist; 2. dass von ihm die 
Erblichkeit der Krankheit und 3. dass von ihm das epidemische 
Auftreten derselben bedingt werde. 

Die Sitzungen der Sektion für Botanik und Pflanzenphysio- 
logie fanden im Hörsale im botanischen Garten statt; als Einführer 
fungirte Hofrath Reichenbach, als Lokalsekretär Hofgärtner. 
Neumann; letzterer wurde in den Sitzungen am 22. durch Dr. 
Reichardt vertreten. 

Die Sektion einigle sich in den Beschlüssen, dass für jede 
Sitzung ein anderer Vorsitzender gewählt werde, und dass kein 
Redner ohne besondere. Genehmigung Maniger als 15—20 Minuten 
sprechen dürfe. 

Sitzung am 19. September, Hofrath Reichenbach im Vorsitze. 
Prof. Schultze-Schultzenstein sprach über die Lebenssaft- 
gefässe der Pflanzen (vasa laticis) mit Beziehung auf die neueren 
Beobachtungen von Trecul und Dippel; Redner bespricht die 
ältere Literatur über diesen Gegenstand und führt aus, dass die 
seiner Theorie entgegenstehenden Ansichten von Schacht und An- 
deren, durch ungünstige Präparalionsweise entstanden seien. Er 
hält dann, namentlich gegenüber den Meinungen von Trecul und 
Dippel, seine ältere, auf vielfache Beobachtungen und geeignete 
Präparation seiner Objekte mittelst Maceralion im Wasser, gestüzle 
Ansicht aufrecht, dass die Pflanzen ohne Ausschluss der Aroideen, 
die von ihm Lebenssaftgefässe genannten Organe besitzen und durch sie 
eine Cirkulation des Safles vermittelt wird. — Dr. Nitsche spricht 
über Apocynum androsaemifolium und weist den Vorschlag ab, 
mittelst dieser Pflanze Stubenfliegen zu fangen, da nicht diese, son- 
dern nur kleinere Fliegenarten dadurch festzuhalten sind. — Dr. Bail 
macht hierauf mehrere Mittheilungen über Pilzverwandlungen. Das 
massenhafte Hinsterben der Eulenraupe Noctua piniperda wurde 
durch einen Pilz Empusa herbeigeführt; auf der von der Raupe 
sehr verheerten 22.000 Morgen umfassenden Tuchner Haide ge- 
langten nur sehr wenige Exemplare zum Verpuppen. Die Meta- 


398 


morphose der Pilze betreffend, spricht sich Redner über die zwi- 
schen ihm und Hoffmann, de Bary endlich dem anwesenden 
Prof. Hallier streitigen Ansichten aus. Nach seinen Beobachtun- 
gen ist ihm das Hervorgehen von Penicillium aus Mucor zwei- 
fellos, der umgekehrte Vorgang und die Zusammengehörigkeit 
beider wahrscheinlich. Die von Hallier angenommene Ver- 
wandInng von Micrococcus und Hefe hält er für nicht erwiesen 
und empfiehlt dringend mit Vorsicht auf dem wichtigen Gebiete 
der Mikologie vorzugehen. — Prof. Hallier ergreift mehrmals 
das Wort zu sachlichen und persönlichen Bemerkungen und Prof. 
Famintzin bemerkt, dass de Bary in seinen Entgegnungen ge- 
gen Dr. Bail die von Letzterem angewandte Methode nicht habe 
gutheissen wollen. — Von Dr. Bail wird eine Monstrosität einer 
Rapspflanze mit vierklappigen Schoten vorgezeigt. — Prof. Jessen 
macht Mittheilung von einem Verfahren nach Prof. Schulz in 
Rostock durch Anwendung von Kocksalzlösung mit 4%, Salzsäure 
die Konstruklion des Stärkemehlkernes zu erkennen und spricht 
über das bei Callistemon vorkommende Fortwachsen der Holzbün- 
del nach Innen, wodurch sich das Mark verengt. 

Sitzung am 21. September. Regierungsrath Fenzl im Vor- 
sitze. — Prof. Jessen spricht über Protoplasmaströmungen als 
physikalisches Phänomen, Nach seiner Ansicht lasst sich die seit 
1776 beobachtete Circulation des Saftes in der Pflanzenzelle als 
eine nolhwendige Folge der Endosmose ansehen. Die ganze Zell- 
wand ist bei derselben thälig. Bei Valisneria ist die einfachste 
Form der Strömungen zu beobachten. Zur Demonstration seiner 
Theorie zeigt Redner einen Apparat, welcher aus einer oben und 
unten geschlossenen Glasröhre construirt drei durch Membrane ge- 
schiedene Zellen bildet, welche mit Lösungen von Oxalsäure, essig- 
saurem Kalk und Gummi arabicum gefüllt sind. Den Lösungen 
ist fein pulverisirter Bernstein zugesetzt, um sehen zu können, wie 
die Strömung in den einzelnen Zellen von unten aufsteigt, oben 
umbiegt und in der Mitte hinunter strömt. Die mehrfachen Strö- 
mungen lassen sich ohne Schwierigkeit aus der kreisförmigen Be- 
wegung des Zellsaftes herleiten, welche durch die eigenthümliche 
Stellung des Zellkerns und das Entstehen von Tochterzellen hervorge- 
rufen wird. Auch diese kr eisförmige Strömung vermag der Vortragende 
im Apparat durch Konstruktion eines künstlichen Kernes zu de- 
monstriren. Der Ansicht Vieler, dass sich im Innern der Zelle ohne 
besondere Wandungen, Flüssigkeiten ausscheiden können, tritt Red- 
ner entgegen und wird dabei durch Prof. A. Braun unterstülzt. 
— In der hierauf eröffneten Diskussion macht Prof. Binz aus Bonn 
auf die Schwierigkeit aufmerksam, eine andere Protoplasmabewe- 
gung, nämlich die der Amöben und weissen Blutkörperchen, nach 
den eben gehörten Grundsätzen zu erklären. Dieselbe gebe in 
ihrem Wesen genau das Bild von den Strömungen in den Pflan- 
zenzellen und doch seien die zu Grunde liegenden physikali- 
schen Bedingungen sehr verschieden von jenen des demonstrir- 


399 


ten Apparates. Auch scheine es interessant zu erproben, ob in 
ihm verschiedene Agenlien verschiedene Wirkungen hervor- 
riefen, wie diess an den weissen Blutzellen der Fall sei, ob 
insbesondere die Kohlensäure dieselbe hemmende, der Sauerstoff 
dieselbe erregende Wirkung auf jene künstliche Strömung darbiete. 
— Prof. Famintzin glaubt, dass in dem aufgestellten Apparale 
Strömungen auch ohne Einfluss der Endosmose wahrzunehmen 
sein würden. Diese Ansicht wird auch von anderer Seite unler- 
stützt und Prof. Leitgeb ist der Meinung, dass schon Wärme- 
einwirkungen allein die dargestellten Strömungen hervorrufen 
könnten, so dass durch diese die aufgestellte Theorie nicht er- 
wiesen werde. Prof. Jessen gibt zwar zu, dass auch andere Ur- 
sachen ähnliche Erscheinungen hervorrufen könnten, bei der von 
ihm angewandten Methode diese jedoch nur auf Endosmose zurück- 
zuführen seien. — Dr. Reichardt berichtet über die von der 
Novara-Expedition mitgebrachten Sporenpflanzen, Er schilderte 
kurz die eingeschlagene Route und hob einige weniger gekannte 
Orte hervor. Pflanzensammler der Expedition war der spätere 
kais. mexikan. Hofgärtner Jellinek. Zum Redakteur des botani- 
schen Theiles der zur Veröffentlichung bestimmten Resultate dieser 
Weltumseglung wurde Regierungsrath Fenzl ernannt. Der erste 
Band „Kryptogamen“ ist im Manuskripte und in den Tafeln voll- 
ständig beendet. A.Grunow bearbeitete die Algen, Prof. A.Braun 
die Characeen, A. v. Krempelhuber die Lichenen, die Pilze, 
Leber- und Laubmoose der Vortragende, die Gefässkryplogamen, 
mit Ausnahme der Equisetaceen und Ophioglosseen, dieDr. J. Milde 
bestimmte, Prof. Mettenius. Die Gesammtzahl der mitgebrachten 
Kryptogamenarten ist 1450, von welchen 102 unbeschrieben sind. 
Gegen die Ausbeute anderer Expeditionen ist jene der Novara der 
Artenzahl nach die reichste. Das Verhältniss der noch unbe- 
schriebenen Arten stellt sich jedoch nur wie 1:14, Der Vortragende 
sprach schliesslich die Ansicht aus, dass es überhaupt räthlicher 
erscheine, künftig die Expeditionen nur an einzelne weniger be- 
kannte Punkte zu senden, sie aber daselbst länger verweilen zu 
lassen, um an Ort und Stelle Untersuchungen über Morphologie, 
Entwicklungsgeschichte, Biologie, physiologische, anatomische und 
pflanzengeographische Verhältnisse anstellen zu können. — Dr. Ed. 
Strassburger referirte sehr ausführlich aus seiner in den Me- 
moires de l’Academie imperiale des sciences de St. Petersbourg 
VII. Serie. Tome XII. Nr. 3 abgedruckten aber bisher noch nicht 
im Buchhandel erschienenen Abhandlung über die Befruchtung bei 
den Farrenkräutern. — Prof. Jessen hebt hervor, dass die Beob- 
achtungen des Vortragenden genau mit den von Hartig angestell- 
ten über Bildung der Spiralfasern im Zellinnern übereinstimmen. 
— Dr. Frank aus Leipzig bespricht die Bedingungen der hori- 
zontalen Stellung von Pflanzentheilen; er findet, dass wie die 
senkrechte Stellung von Pflanzentheilen durch Sonnenlicht und 
Schwerkraft bedingt sei, auch die horizontale Stellung der Zweige 


400 


dadurch hervorgerufen werde. Jedoch wirken Heliotropie und Geo- 
tropie nicht immer posiliv, sondern auch negaliv. Die Zweige von 
Polygonum aviculare wachsen, so lange sie im Treiben sind, lon- 
gitudinal wagrecht fort, auch wenn man sie aufrichtet, oder nie- 
derbeugt. In der Finsterniss geschieht solches dagegen nicht, was 
auf negativen Geolropismus schliessen lässt. Bei Tilia Ulmus, Car- 
pinus, Fagus, Pinus, Picea etc. krümmen sich ebenfalls senkrecht 
aufgerichtete Zweige und wachsen in der Horizontalen weiter. Bei 
Verfinsterung bleiben sie jedoch in der Vertikalen, sie verhalten 
sich also entgegengesetzt wie ersteres und die Ursache muss in 
der Anziehungskraft der Erde gesucht werden. Redner demonstrirt 
das Vorgetragene durch Zeichnungen und formulirt schliesslich 
das Gesetz über Polarität der beiden Seiten horizontal stehender 
Pflanzentheile. — Prof. v. Merklin aus Petersburg macht schliess- 
lich einige Bemerkungen zur Anatomie der Gattungen und Arten, 
indem er an die fossilen Ueberreste von Pflanzen anknüpft, die 
sich in Russland vorfinden, und die nach anatomischen Kennzei- 
chen bestimmt sind. Er bemerkt, dass diese Bestimmung jedoch 
nur Sicherheit in Bezug auf die Gattungen habe und desshalb nur 
von provisorischem Werth sei; er legt das von ihm über diesen 
Gegenstand bearbeitete Werk „Palaeodendrologium rossicum* mit 
20 Tafeln Abbildungen in Farbendruck vor. 

Sitzung am 22. September. Prof. Alex. Braun im Vorsitze. 
— Dr. Strassburger schildert im Anschluss an seinen ersten 
Vortrag die Entwicklung der Geschlechtsorgane und die Befruch- 
tung bei Marchantia polymorpha und weist auf die grosse Ueber- 
einstiimmung, die in dieser Beziehung zwischen Marchantia und 
den Farrn herrscht. Die Entwicklung der Geschlechtsorgane folgt 
in beiden Fällen ganz demselben Modus und auch bei Marchantia 
ist im Archegonium eine Centralzelle vorhanden, welche ihren In- 
halt als Schleim nach Aussen treten lässt. In diesem Schleime 
werden die Spermatozoiden aufgehalten und ihnen so der Eintritt 
in das Innere des Archegonium erleichtert. An der Befruchtungs- 
kugel ist ein deutlicher Empfängnissfleck zu sehen. Weiter schil- 
derte Dr. Strassburger die Bedingungen, unter welchen die Be- 
fruchtung bei Marchantia in Grossem vor sich geht, und machte 
aufdie schönen Anpassungen aufmerksam, welche dieselben ermögli- 
chen. Zum Schlusse besprach er noch näher die Wirkung des durch 
die Archegonien ausgeworfenen Schleimes auf eigene und fremde 
Spermatozoiden, sein Verhalten gegen andere kleine Wesen schliess- 
lich die eigenthümliche Einrichtung, welche den Eintritt der Sper- 
matozoiden erleichtert. — Prof. A. Braun zeigte Photographien 
verschiedener Blüthenköpfe von Helianthus annuus L. vor, welche 
schlagend die Regelmässigkeit der Blattstellung beweisen, an wel- 
chen sich ferner ausgezeichnet die Reihenfolge der einzelnen Blatt- 
stellungsverhältnisse studiren lässt. Der Vortragende erörlele 
ausführlich die einzelnen bei Helianthus vorkommenden Fälle der 
Blalistellung, sowohl jene der Hauptreihen als jene der Neben- 


40i 


reihen berücksichtigend. — Prof. Jessen macht darauf aufmerk- 
sam, dass der schwedische Botaniker Silbersträhle bei Helian- 
thus eine noch höhere Blattstellung als 233/%,, beobachtet hälte. — 
Prof. Leitgeb spricht über die Entwicklung der Antheridien 
bei Fontinalis antipyretica. Zu den die Antheridien tragenden 
Knospen ist ein Antheridium den übrigen in der Entwicklung im- 
mer voraus. Es entwickelt sich direkt aus der Scheitelzelle der 
Knospe, indem die Divergenz der Theilwände von 1, in 1/, über- 
geht. Die nächsten Antheridien entwickeln sich aus Segmenten, 
die noch mit der Divergenz 1, angelegt werden. Die Theilungs- 
vorgänge in den einzelnen Segmenten zeigen das Bemerkenswerthe, 
dass schon die ersten Theilungen die Differenzirung zwischen Hüll- 
schichten und Antheridienkörper einleiten. — An diesen Vortrag 
anknüpfend bemerkt der Vorsitzende, dass besonders auf die An- 
theridien von Sphagnum Rücksicht zu nehmen wäre. Dr. Strass- 
burger erklärt, dass sich nach den Untersuchungen des Prof. 
Leitgeb die Entwicklungsgeschichte der Befruchtungsorgane bei 
den Lebermoosen mehr an jene der Farren als an die der Laub- 
moose anzuschliessen scheine. — Herr Th. Eulenstein legt eine 
Reihe von Photographien der neunzehngruppigen Nobert’schen 
Probeplatte vor, welche von Dr. Curtis in Washington aufge- 
nommen und von Nobert in Baith eingesandt worden waren. Die- 
selben zeigen die Linien der 1. bis zur 15. Gruppe durchaus und 
über die ganze Breite der Bänder scharf und klar, und es dürfte 
die Auflösung der letzteren Gruppe, deren Linien einen Abstand 
von Ygooo par. Linie haben, in gleicher Vollkommenheit bis jetzt 
mit keinem anderen europäischen Objektiv gelungen sein. Wie 
viel dabei auf die richtige Beleuchtung und die Korrektion des 
Objektivs ankommt, zeigt sich an anderen mit demselben Objek- 
tiv aufgenommenen Photographien der 13., 14. und 15. Gruppe, 
die keine Spur der wahren Linien, sondern nur grobe, unregel- 
mässige, durch Interferenz entstandene Streifen zeigten, wie sie 
auch in der 16., 17., 18. und 19. Gruppe auftreten und die 
oft mit den wirklichen Linien verwechselt wurden. Es gehi 
hieraus die Wichtigkeit der genannten Momente auch bei deı 
Untersuchung organischer Gebilde hervor. Das zur Herstellung 
dieser Photographien benutzte Objektiv war ein trockenes Sy- 
stem von 1/5 nomineller Brennweite von Powell und Lealanc« 
in London. Nach Mittheilung des Dr. Barnard in New-Yorl 
und Hodder in Boston, ist die Auflösung auch der 19. Gruppe 
mit Objektiven von Spencer und Tolles mitunter gelungen, eine 
Leistung, die, wenn sie sich bestätigt, der Therapie widersprechen 
würde, dass Linien, deren Entfernung kleiner ist, als die Länge 
der kürzesten Lichtwellen überhaupt nicht zur Sichtbarkeit ge- 
bracht werden können. — Dr. Rabenhorst ladet zur Subskrip- 
tion auf zwei von ihm in Gemeinschaft mit Dr. W. Gonnermann 
herauszugebenden Werke, als: Mycologia europaea, mit kurzem 
Text versehene Abbildungen aller in Europa bekannten Pilze und 


402 


die giftigen und essbaren Pilze Deutschlands in naturgetreuen Ab - 
bildungen mit sehr erweilertem deulschem Texte. 

Sitzung vom 23. September. Geh. Rath Göppert im Vor- 
sitze. — Bergschuldirektor Kreischer gibt einige Notizen über 
das von ihm beobachtete Vorkommen organischer Strukturen in 
der Steinkohle. Er zeigt dergleichen in einem aufgestellten Ap- 
parat und erläutert durch Zeichnung die drei in Russkohle gefun- 
denen Zellenformen, welche die Gestalten von Stäbchen, Spiral- 
gefässen und zahnartigen Lamellen haben. Er hält dadurch die 
Ansicht von Medizinalrath Mohs widerlegt, dass alle Steinkohlen 
aus Algen beständen und keine Struktur zeigten. Der Vorsitzende 
freut sich, durch den Vortragenden seine Ansicht bestätigt zu sehen, 
alle Kohlen enthielten Pflanzenstrukturen; die zweite gezeichnete 
Form rühre unverkennbar von Araukarien her. — Prof. C. J. Maxi- 
movicz spricht über verfrühte abnorme Blüthenöffnung bei eini- 
gen Deutzia-Arten. Es sei seines Wissens noch nicht beobachtet 
worden, dass eine Blume sich öffnen kann, bevor die Geschlechts- 
theile die zur Befruchtung nöthige Reife erlangt haben; diess be- 
obachtete er bei Deutzia Sieboldiana Maxim. und bei Deutzia 
gracilis Seib. et Zucc.; als Ursache bezeichnete der Vortragende 
mit Bestimmtheit anhaltenden Regen mit darauf folgender starker 
feuchter Hitze; es sei diess ein klimatisches Phänomen, das nicht 
ohne Einfluss auf Erzeugung von Varietäten bei gewissen Pilanzen- 
gallungen sein kann, und wenn zunächst auch nur mehr Pflanzen 
mit klappiger Knospenlage davon betroffen werden dürften, so sei 
es doch fraglich, ob nicht noch andere Familien durch diese Regen - 
verhältnisse beeinflusst werden. — Prof. Jessen macht darauf 
aufmerksam, dass nach Rochleder das Aufbrechen der Knospen 
bedingt sei durch chemische Einwirkungen von Stoffen in den 
Knospendecken. — Dr. A. W. Eichler macht mit Rücksicht dar- 
auf, dass die Familie der Balanophoreen eine bisher so wenig ge- 
kannte sei, auf die von ihm gezeichneten im Sitzungslokale aus- 
gestellten Zeichnungen brasilianischer Balanophoreen, aufmerksam. 
— Dr. Rees spricht über einige neue oder wenig gekannte Rost- 
pilze der Nadelhölzer. Anknüpfend an seine früheren Untersuchun- 
gen über den Fichtennadelrost Chrysomyxıa abietis theilt der Vor- 
tragende mit, dass ihm die Wiedererzeugung des Pilzes und der 
Krankheit durch Aussaaten seiner Sporidien nunmehr wiederholt 
gelungen. Obwohl somit die direkte Fortpflanzung dieser Teleuto- 
sporenform konstalirt ist, muss gleichwohl noch die Frage ob nicht 
ein facultaliver Generationswechse l für dieselbe vorhanden sei, er- 
ledigt werden. Der Vortragende untersuchte in dieser Richtung 
Phelonitis strobilina deren Entwicklung er kurz beschreibt, dann 
ein neues als Aecidium Conorum Abietis vorläufig bezeichnetes 
Aecidium auf Fichtenzapfen. Mangelnde Keimfähigkeit der Sporen 
machte einen Abschluss der biologischen Untersuchungen dieser 
Pilze unmöglich. Es wurden ausserdem Accidium abietinum A. 
und S. Aecid. colomnare, Peridermium Pini und elatinum unler- 


403 


sucht; dabei diejenige Eigenthümlichkeit der Sporenentwicklung 
bei den genannten Aecidien (mit Ausnahme von Peridermium Pini) 
konstalirt, welche bisher für die Roestelien bekannt war. Diesen 
gemeinschaltlichen Charakter der erwähnten Formen glaubt Vor- 
tragender dahin interpreliren zu müssen, dass die letzteren in 
ähnlicher Weise als geschlossene Aecidiumgruppe einem Teleutospo- 
rengenus angehören dürften, wie die Roestelien den Podisomen. 
Als die nächst zu berücksichtigende Galtung war dabei Coelospo- 
rium genannt. — Prof. Cohn verbreitet sich über die von Prof, Fa- 
mintzin mit Beziehung auf Algen und besonders Spirogira auf- 
gestellte Theorie über die Einwirkung des Lichtes auf die Bildung 
der Stärke und der Farben. Er glaubt nicht, dass das Entstehen 
und Schwinden der Stärke mit dem Lichte zusammenhängt. Bei 
Cladophora z. B. verschwindet die Stärke auch nach längerer Zeit 
im Dunkeln nicht. Vom Lichte abhängig sei allein die Erzeugung 
der Kohlenhydrate, ihre Umwandlung dagegen nicht. Redner geht 
dann auf das eigentliche Thema seines Vortrages über, auf die 
Beziehungen des Lichtes zu den Bewegungen der Zoosporen. Fa- 
mintzin habe gezeigt, wie durch das Licht Bewegungen an Chlo- 
rophylikörperchen entständen. Auf die Bewegung der Zoosporen 
sei der Einfluss des Lichtes ein ganz entschiedener, das Licht sei 
aber nicht die Ursache der Bewegung, diese Ursache selbst sei 
uns noch unbekannt. Das Licht bewirke nur die Richtung der 
Bewegung und zwar durch bestimmte Strahlen. Es sei somit nicht 
die Intensität sondern die Richtung des Lichtes von Einfluss auf 
jene. Es wirke aber nicht immer positiv anziehend, sondern unter 
Umständen auch negativ. Prof. Cohn glaubt, dass der Grund, 
warum seine Untersuchungen ein anders Resultat ergeben haben 
als Famintzin erlangte, wahrscheinlich in den verschiedenen Me- 
thoden der Untersuchung liege; er bediente sich nicht eines Ge- 
fässes mit Wasser, sondern eines einzelnen Tropfens; er beschreibt 
hierauf, unter Zeichnung an der Tafel den verwendeten Apparat 
und weist auf dessen Vortheile hin. — Prof. Famintzin erwiedert, 
dass er in allen Punkten seine Meinung aufrecht erhalten, jedoch 
gegenwärtig auf eingehende Erörterungen wegen Zeitmangel ver- 
zichten müsse. Er bittet Prof. Cohn seine Einwürfe schriftlich zu 
wiederholen und will nur einen Punkt widerlegen. Er demonstrirt 
wie bei Weinen die freien Stellen der Zellwand von Chlorophyll- 
körnern im Dunkeln frei bleiben, im Lichten dagegen an den freien 
Stellen der Zellwand das Chlorophyll sich lagert und führt zu sei- 
ner Unterstützung die von Boratin gemachten Forschungen an. 
— Prof. Cohn dankt für die gegebenen Erläuterungen und glaubt, 
dass die trockene Luft bei seinen Untersuchungen nachtheilig einge- 
wirkt haben könne, — Dr. Frank aus Leipzig hat die Bewegun- 
gen wie Famintzin beobachtet, und führt zur Erklärung der 
Differenz an, dass er gefunden, wie junge Pflanzenzellen die Ein- 
wirkung des Lichtes befördern, ältere sie aufhalten, und bei ganz 
alten sie nicht mehr beobachtet worden sei. Uebrigens verhalten 


404 


sich auch verschiedene Arten, wie bei Jungermannia verschieden 
und bei anderen Untersuchungen hal sich ergeben, dass in ver- 
geilten Pflanzen die farblosen Chlorophylikörner dieselbe Bewegung 
zeigen. — Prof, A. Braun bemerkt, dass Dr. Kny in Berlin bei 
Osmunda ein Gleiches wie Famintzin beobachtet habe; auch bei 
Selaginellen verändere sich die Farbe je nach Licht und Dunkel- 
heit. Prof. Braun spricht sodann über die Celtis-Frucht. Die ver- 
schiedenen Arten von dCeltis sind durch die Blätter schwer zu 
unterscheiden. Zur Bestimmung dient der Stein der kirschenähnli- 
chen Frucht, dessen Oberfläche ein verschiedenartiges Maschen- 
netz zeigt. Die von Beust in Böhmen mit Süsswasser Conchylien 
gefundenen und Cyrenella, von Heer Gregie genannten Körper- 
chen, sowie die bei Steinhain mit Planormen gesammelten gehören 
wie eine ganze Reihe von fossilen Früchten der Tertiärperiode der 
Gattung Celtis an; es muss noch dahin gestellt bleiben, ob sie zu 
zwei oder mehreren Arten gehören und mit noch lebenden iden- 
tisch sind. Die aufgefundenen Früchte bestehen aus reinem Kalk; 
auch die Steine recenter Früchte enthalten viel kohlensauren 
Kalk, wie die Behandlung mit Salzsäure zeigt. Die Epidermis 
der Blätter ist reich an Kieselsänre, das Blatt selbst an Kalk. 
Der Vortragende legt noch ein Prachtstück von Leucobryum glau- 
cum von der Insel Usedom vor, dem ein Alter von mehr als 
30 Jahren zugeschrieben wird. — Zum Schlusse schildert der Vor- 
sitzende in eingehender Weise die von ihm entdeckten und durch- 
forschten Urwaldreviere bei Johannesberg und Seitenberg in der 
Grafschaft Glatz und im Böhmerwalde an der baierischen Grenze. 

Sitzung vom 24. September. Prof. Cohn im Vorsitze. — 
Prof. A. Braun spricht über die Befruchtungswege der Characeen 
und empfiehlt dieselben zur weiteren Beobachtung, insbesondere 
die der Nitellen, da die annuellen Arten sich leicht in Glaspo- 
kalen aussäen und leicht kultiviren lassen. Er verbreitet sich da- 
bei über die Sporen und deren holzartige Hülle bei den Characeen; 
demonstrirt einen Durchschnitt derselben, bespricht die vorkom- 
menden dunklen und weissen Fruchtkerne; die letzteren enthalten 
Stärkemehl und sind wahrscheinlich unbefruchtete Archegonien. In 
den Zellen der Sporen finden sich Kalkablagerungen, in jenen der 
Körnchen dagegen nicht, wesshalb diese bei fossilen Arten sich 
nicht erhalten haben. Auch von der Gattung Nitella finden sich 
fossile Sporen nicht. Prof. Braun wendet sich hierauf zur Bul- 
billenbildung der Characeen. Er empfiehlt beim Sammeln die un- 
teren Pflanzentheile zu beachten, da die Bulbillen charakteristisch 
für die Bestimmung der Arten sind. Er legt ferner eine Reihe ein- 
gelegter Charen vor und bespricht dieselben. Ferner zeigt. Prof. 
Braun Saliz longifolia als junge Samenpflanze und im älteren 
Zustande vor. Nach Wichura ist der Pollen der Weiden länger 
lebend zu erhalten als der Same derselben. Endlich legt derselbe einen 
seltenen Brandpilz Ustilago typhrides vor, den er auf Arundo Phrag- 
milis am Strand bei Heringsdorf an der Landungsstelle der Dampf- 


405 


boote gefunden hat. — Dr. Bail macht einige kürzere Mittheilun- 
gen, zu welchen er sich Austausch der Ansichten erbittet. 1. In 
Pilzfäden, welche mit einem Ende in einein Wassertropfen nit dem 
anderen ausserhalb desselben liegen, hat er eine Saftströmung 
beobachtet, welche sich an den Seitenzweigen vorüber nach dem 
ausserhalb des Wassers befindlichen Ende bewegt: wird dieses 
Ende ebenfalls befeuchtet, tritt eine Rückströmung ein. Redner 
führt diese Bewegung auf die rein mechanische Ursache der Ver- 
dunstung zurück. 2. Im Innern des Pilzfadens bei Mucor Empusa 
und Achlea bilden sich zuweilen ganz besondere abgeschlossene 
Zellen, die zu einer aussergewöhnlichen Vegetationsweise bestimmt 
scheinen, wie Zellen der niederen Pflanzen unter ungünstigen Le- 
bensbedingungen von der regelmässigen Entwicklang abweichen, 
3. Glaubt er bei aus einer Raupe gewonnenen Empusa in auffällig 
plötzlicher Weise die Entstehung einer Zellenscheidewand wahrge- 
nommen zu haben, wie er durch Zeichnung erläutert. 4. Hat der- 
selbe im vorigen Jahre bei Danzig an Populus tremula und alba 
Zwitterblüthen vorgefunden. Dr. Hampe hat Aehnliches bei einem 
Pappelzweige gesehen, der in’s Wasser hing. — Prof. Cohn be- 
richtet hierauf, wie er erstens einen Goldfisch mit Achlea infieirt 
habe und nachdem dieselbe den Fisch überzogen, Zeuge beim Ab- 
sterben desselben gewesen sei, zweitens wie er Myxomycet- 
Amöben zu gleicher Zeit mit wirklichen Amöben im Wasser 
beobachtet habe. — Schliesslich legt Dr. Reichardt eine Abbil- 
dung des Hauses in der Wollzeile in Wien vor, in welchem Karl 
Clusius von 1573—1587 gewohnt hat, theilt mit, dass die zool.- 
botanische Gesellschaft daselbst dieses Haus mit einer Denkschrift 
habe auszeichnen lassen, und wünscht, dass zu Ehren anderer Bo- 
taniker an anderen Orten dasselbe geschehen möge. 


0 — 


Vereine, Gesellschaften, Anstalten. 


In einer Sitzung der kais. Akademie der Wissenschaf- 
ten am 5. November legte Dr. Jul. Wiesner eine Abhandlung 
unter dem Titel: „Beobachtungen über den Einfluss der Erdschwere 
auf Grössen- und Formverhälinisse der Blätter“ vor. Der Vortra- 
gende hat durch zahlreiche Wägungen und Messungen gefunden, 
dass unter sonst gleichen Verhältnissen die Mulde des Blattes eine 
desto grössere wird, je mehr sich dasselbe während seiner Ent- 
wicklung der verlikal abwärts gekehrten Richtung näherte. Der 
Nachweis dieser Thatsache liess sich am leichtesten an schief- 
stehenden Aesten mit gegenständigen Blättern führen, an denen 
je zwei, dem gleichen Querschnitte des Stammes angehörige Blät- 
ter unter völlig gleichen äusseren und Entwicklungsverhaltnissen 
30 


Oesterr. botan, Zeitschrift 12. Heft. 1868, 


406 


entstehen, aber verschiedene Neigungen gegen den Horizont be- 
sitzen. Auch an Pflanzen mit wechselständigen und wirteligen 
Blättern wurde derselbe Nachweis geführt und allgemein gefunden, 
dass die der unteren Längshälfte eines schiefstehenden Astes an- 
gehörigen Blälter ein grösseres Gewicht aufweisen, als die der 
oberen Hällte angehörigen. Diese Erscheinung der Ungleichblätterig- 
keit der Zweige kömmt dadurch zu Stande, dass die oberen Blät- 
ter bei der Ernährung, der Zellbildung und Gewebsentwicklung 
die Schwere zu überwinden haben, diese Processe mithin bei den- 
selben durch die Schwere verzögert, hingegen bei den unte- 
ren Blättern, bei denen Ernährung und Organisation im Sinne 
der Schwere erfolgt, beschleunigt werden. Dem Zustandekommen 
der Ungleichblätterigkeit der Zweige in Folge der Schwere arbei- 
tet der Heliotropismus entgegen, in Folge dessen die ursprüngli- 
chen Neigungsunterschiede der Blätter theilweise oder vollständig 
ausgeglichen werden. Durch den Heliotropismus werden die Zweige 
häufig in eine gegen den Horizont schiefe Ebene derart gestellt, 
dass die Axe des Zweiges senkrecht auf der horizontalen Trace 
dieser Ebene zu stehen kömmt. In Folge dieser Lage der Blätter 
wird der Zweig völlig gleichblätterig; die einzelnen Blätter dieser 
Zweige erfahren aber durch das Zusammenwirken von Hilotropis- 
mus und Schwere die Aenderung, dass die abwärts gekehrten 
Längshälften mehr an Gewicht zunehmen, als die aufwärts gerich- 
teten. Durch diese ungleiche Massenzunahme werden die ihrer 
Anlage nach symmelrischen Blätter im geringen Grade symmetrisch 
(Fagus etc.) oder es wird die ursprüngliche Asymmetrie der Blät- 
ter geändert (Ulmus etc.) 

— Die naturwissenschaftllichen Montags-Vorträge haben 
am 16. November begonnen. Vorträge von Botanikern finden statt: 
Am 7. December von Dr. Reichardt „über Laubmoose;* am 
21. December von Prof. Wretschko „über den Mechanismus bei 
der Pflanzenbestäubung;* am 8. Februar von Dr. Vogl „über die 
Ursachen der Menschenseuchen;* am 15. Februar von Dr. Wies- 
ner „über den Einfluss der Schwere auf die Vegetation“ und am 
8. März von Prof. Hlasiwetz „über Riechstoffe.“ 


Oo 


Literarisches. 


— „Die preussische Expedition nach Ost-Asien. 
Nach amtlichen Quellen. Botanischer Theil. Die Tange. Bearbei- 
tet von Georg v. Martens.“ Berlin 1866 (eigentlich 1868). 152 
Seiten in gr. 8. und 8 Tafeln. — In diesem Werke befindet sich 
die Bearbeitung des Materials, welches bei Gelegenheit oben be- 
merklter Expedition von Wichura, Richthofen, Schottmüller und v. 
Martens, dem Sohne des Bearbeiters, aufgebracht worden. Es ist 
gesammelt worden zu Portsmouth, auf Madeira, in dem Sargasso- 


407 


Meere, auf' Rio Janeiro, am Cap,‘ im vindischen und stillen Ocean 
zwischen den Wendekreisen. Bei «der Anordnung. der Forinen 
stützte sich der Autor an Kützing. Portsmouth ergab 13, Madeira 
20 schon bekannte Formen, das Sargasso-Meer blos Sarg. natans: 
Martens verwirft die Angabe von Agardh, dass diese Tange an der 
Westküste Amerika’s ihren Standort habe, beharrt vielmehr auf 
seiner bereits ausgesprochenen Ansicht, dass ihre Heimath noch 
unbekannt sei, wahrscheinlich dürfte letztere an der Ostküste von 
Afrika zu suchen sein. Auch Rio und Cap lieferten wenig, dagegen 
wurden im indischen und stillen Ocean 185 Algen gesammelt, un- 
ter denen 107 aus dieser Oertlichkeit noch nicht bekannt waren 
und 23 Arten als neu beschrieben werden. Von diesen gehören 
10 Formen dem süssen. Wasser, die übrigen dem Meere an. Bis- 
her kannte man, wie aus einer beigegebenen Aufzählung des Autors 
ersichtlich, aus obigem ‘Gebiete 36 Süsswasser- und 337 Meeres- 
formen. In dem Gebiete des nördlichen China und Japans wurden 
5 Süsswasserformen, darunter 2 neue, und 111 Meeresformen ‚ge- 
sammelt. Von letzteren waren 81 für das Gebiet neu, 11 noch 
nicht beschrieben. Der Beschreibung derselben schliesst sich wie- 
der eine vollständige Aufzählung aller in diesem Gebiete bisher 
aufgefundenen Arten. Zum Schlusse gibt Martens eine Darstellung 
des Nutzens der Tange, namentlich jener, welche den Bewohnern 
Ostasiens zur Nahrung dienen. Im Anhange befindet sich ein Ver-, 
zeichniss der von E, v. Martens gesammelten nicht zu den: Algen 
zählenden Wasserpflanzen. 

— Salem ist eine Stadt im Staate Massachussets in Nord- 
amerika, welche im Jahre 1860 wenig über 22.000 Einwohner: 
zählte. Vom dortigen Essex-Instilute liegen uns die, Verhandlungen 
für die Monate Jänner bis Juni 1867 vor. Sie bieten nach ver- 
schiedenen Richtungen Interesse. Von botanischen Arbeiten be- 
gegnen wir darin einer Flora der Sandwichsinseln von Mann. Wir 
finden ferner ein Verzeichniss der Naturforscher von Nordamerika 
und den ostindischen Inseln unter Angabe der Naturprodukte, mit, 
welchen sie sich beschäftigen, ein wichtiges Hilfsmittel, um den 
Verkehr der Naturforscher unter sich zu erleichtern. Wir ersehen 
daraus, dass George Peabody, dessen reiche Spenden für die Lon- 
doner Humanitätsanstalten gerechtes Aufsehen erregten, 140.000 
Dollars zum Zwecke der Beförderung der Kenntnisse der verschie- 
denen Zweige der Naturlehre in der Essex-Counly, welcher er 
durch Geburt angehört, widmete; leider haben wir aus unserem 
Vaterlande Aehnliches nicht zu melden; die Geldaristokraten ver- 
gessen eben, dass nicht nur Noblesse, sondern auch richesse oblige. 
Endlich sehen wir, wie das Institut Schritte bei der Legislative 
unterstützte, damit den wissenschaftlichen Anstalten und öffentli- 
chen Bibliotheken der Bezug von Drucksachen erleichtert werde, 
und erstere Spiritus zur Aufbewahrung von Naturalien verzeh- 
rungssteuerfrei beziehen können. Wer weiss, wie theuer und lang- 
sam die Beförderung von Büchern durch den Buchhandel geschieht, 

30 * 


408 


wie hoch sich die Beförderung durch die Post stelll, endlich wie 
die Branniweinsteuer den für die Konservirung so vieler Präparale 
unenibehrlichen Spiritus vertheuert, wird die Wichtigkeit der un- 
ternommenen Schritte zu schätzen wissen. 

— Das freie deutsche Hochstift in Frankfurt a/M. veröffent- 
lichte vor Kurzem die drei letzten Arbeiten Karl Fr. Schimper’s; sie 
sind an die in Frankfurt a/M. tagende Naturforscher-Versammlung 
gerichtet, und was die erste bestimmt, in einer der allgemeinen, 
die beiden letzteren in den Sektionssitzungen für Botanik vorge- 
tragen zu werden. Die erste bezog sich auf die bei einer grösse- 
ren Anzahl von Pflanzen ganz verschiedener Familien ermittelte 
und unzählige Male konstatirte Eigenschaft der kleinsten Wurzel- 
faser, die richtig von der Hauptwurzel gelrennt ist, in Kurzen. 
und ganz leicht eine laubkräftige ganze Pflanze zu erzeugen. 
Ueber das dabei zu beobachtende Verfahren spricht sich Schi m- 
per nicht aus; er behielt sich vor, darüber in einer Arbeit über 
die Pflanzenwurzel ausführlich zu berichten; denjenigen, die das Er- 
scheinen dieser Arbeit nicht abwarten wollten, erbot sich Schimper, 
das Verfahren mündlich mitzutheilen, gegen das bindende Verspre- 
chen, Versuche wenn auch nicht mit vielen Arten, doch jedenlalls 
in ausreichender Zahl zu verschiedenen Zeiten im Grossen nach 
Schimper’s Angaben zu machen und darüber öffentlich zu be- 
richten. Im zweiten Aufsatze theilt Schimper mit, dass es ihm 
gelungen sei, die Ursache der spiraligen Blatistellung zu ent- 
decken. Im dritten Aufsatze macht Schimper endlich auf das 
räthselhafte Vorkommen oder Fehlen von Pflanzen auf verschiede- 
nen Standorten aufmerksam; so kommen z. B. im Hochwalde ein- 
und mehrjährige aber keine zweijährigen Pflanzen vor; auf der 
Süd- und Südwestseite von Landseen wird nicht leicht Wald ge- 
deihen, der gegen Nord und Nordost oft prachtvoll steht, während 
enigegengeselzt Scirpus auf der Süd- und Südwesiseite weit in 
den See hineinragt; auf Schieferdächern bleiben jene Streifen von 
Flechten unbesetzt, die von Schornsteinen eic. während der Mit- 
tagsstunde beschattet sind. 


Botanischer Tauschverein in Wien. 


Sendungen sind eingelangt: Von Herrn Breidler, mit Pflanzen aus 
Steiermark und Nieder-Oesterreich. — Von Herrn Pfarrer Holuby, mit Pflan- 
zen aus Ungarn. — Von Herrn Ritter von Pittoni, mit Pflanzen aus Steier- 
mark. — Von Herrn Dr. Focke, mit diversen Pflanzen. — Von Herrn Br. 
Mustatza, mit Pflanzen aus Bukowina. — Von Herrn Rensch, mit Pflanzen 
aus Preussen, : 

Sendung ist abgegangen an Herrn Preissmann. 


Correspondenz der Redaktion. 


Herrn Dr. K. in J.: „An Prof. R. abgesendet.* — Herrn Dr. M. in G.: 
„Wird mit Dank nächstens benützt. Pflanzen erhalten Sie am Jahresschluss.* 
— Herrn Os.: „Mit Ihrem Antrage eines Tausches von Pflanzen gegen ältere 
Jahrgänge der botan. Zeitschrift einverstanden.“ 


kKedakteur und Herausgeber Dr. Alexander Skofitz. — Verlag von €, Gerold’s Sohn, 
Druck und Papier der C. Ueberreuter'schen Buchdruckerei (M. Salzer). 


Inhalt. 


I. Gallerie österreichischer Botaniker. 


Seite 
42. Hohenbühel, Freiherr v., genannt Heufler zu Rasen. (Mit einem 


Iıthograpla® Porträt) 3,112: „1 -2-n ee a8 oa le o.ate . 1 

II. Original-Aufsätze. 
Auerswald, B. Pestalozziae species nova . .. 2222.20 00% 209 
— — Pyrenomycetum aliquot novae species tirolenses . . » 2»... 241 


— — Pyrenomycetes novi ex herbario Heufleriano . . 2 2» 2.2... . 274 


Bartzch;.J3s —ı Kiteraturberichte ı- .... #1. otisıine d =.lawlslim ie are . 4164 
Degenkolb, H. — Eine Exkursion von Rambouillet nach Montfort 
N EEE EENIERE TREE RIESE BET TEE ENTER 156 
Focke, Dr. W. O. — Ueber dichotype Gewächse. . . 2 22...» 139 
Grad, Ignaz. — Zur Flora von Ungarn. 2 =“ ana neniple 0 0 ers 120 
Grunow, A. — Literaturbericht . . 22. see... sr He 129 
Hans, Wilhelm. — Botanischer Ausflug in das mährische Gesenke im 
BZ ee Re ne er re ...r5.86% 
Hoecnel, W: — Aus: dem; Engadin .: „0.2 = nl da anne de ei 318 
Hille, Friedrich. — Die Cyperaceen der Wetterau ... 2.2... 92 
Hohenbühel, L. Freiherr v. — Dreimal arretirt. Autobiographische 
Mittheilung eines botanisirenden Naturfreundes . ... . Pe: 
Holuby, J. L. — Die Rubi der Ns. Podhragyer Flora... ..... 175 
— — Zur Moosflora des Neutraer Komitates . . 2... -.. . 15 
eRelen. Viebaray., —. Iran Brmalan Tee See ee ee 376 
Ge FE RECHTE ABI. 1 ernten nee meet ie ie eo . 273 


— — Stipa Lessingiana Trin. et Rupr. und St. Grafiana Stev.. . 339 


—ı —, Drifolium ‚procerum:Boch. 1. 212... 3 0 valatsimite 69 
= Diezeurop., Alu Agfan aaa ar ea ee 222 
—_- — ,„ SrsElnmus-Arfen en; 0er ice Kee 163 
_—— „ ». „Eriopherum-Arlen ‚2... .. wii uns a 128 


_——,„ » Fimbristylis-Atten ...... lassich Ace 128 


410 


| z = Auge Seite 
Janka, Victor v. — Die europ. Hordeum-Arten. » 2. 222.220. 162 
_ ».." 2...» Sclerochloa-Arten! > 7 rer 
= ” „ “Triticum-Arten "een 47 
Juratzka, J.'— Literaturberichte ..... 2%. SEE ae 3, 196 


- Kerner, Dr. Anton. — Die Vegetations-Verhältnisse des mittleren und 
östlichen Ungarns und angrenzenden Siebenbürgens. 17, 33, 
84, 90, 125, 146, 181, 297, 243, 278, 305, 343, 38% 


— — Quercus filipendula, pendulina, fructipendula ..... e Ä 9 
Knapp, J. A. — Dr. Alexander Zawadszky. Eine biographische Skizke. 209 
——-Literaturberichte .... ’., 1 u 12.26, are? re ee * 56 
Krenberger, J. A. — Ein Ausflug in die Turracher Alpen >, 2389, 246 
Kristof, L. — Zur Flora der Petzenalpe in Kärnthen ....... ud 
Lagger, Dr. Franz. — Stellaria glacialis Lagg.. .. » N 
Lang, Dr. Gustav. — Die Bedeutung der Knollen von Ranunculus Fi- 
caria und R. tllyrieus .°. 2 cu. 0% 6 107 
Neilreich, Dr. August. — Ueber Tragopogon major der: Wiener Flora’ 337 
Paneie, Dr. Josef. — Zur Flora des Banates ..... .H. 2.2... 78 


Pantocsek, J. — Ausflug in das Facskoer oder Naklate Gebirge ar 
Pichlmayr, F. E. — Zur Flora des Unterberges in Salzburg. . ... . 114 
Rehmann, — Dzieduszyckia, ein neues Genus aus der Familie der 


Najadeen -.:...:... WR NDR SR 374. 
Reichardt, Dr. H. W. — Literaturberichte . ‘. . . . 22%, 55, 163, 194, 195 
Schur,-Dr. F.. — Literaturberichte  ..... 2... ME Pr r295 
— — Phytographische Fragmente. 410, 39, 151, 193, 212, 261, 293, 310, 

363, 389 
Sekera, W. S. — Eine Exkursion in die Gegend des Rip oder Georgi- 
berges. +... VEN DE ON PR A ER iR 
Senoner, A. — Literaturberichte & =... 1... SR Sr 195 
Uechtritz, R. v. — Mittheilungen über eine Varietät des Cerastium 

triviale! Lk: 2 2 el a Te 73 
Vialpius, -—: Der Blauen .: ." . 22° 2%. 22% 7 Pe 331 
— — Meine Exkursion auf Belchen und Feldberg im Sommer 1867. 253, 285 
Wiesner, Dr. J. — Die mikroskopischen Präparate des Dr. Johannes 

| Grönland’ in Paris: Zr neo 392 
—-— -Literatürberichte Hl, EHER se ER, a 2uR 
Winkler, M. — Carex Pseudo Buxbaumü Winkl. ...... | 


III. Besondere Artikel. 


Rosen-Album “use Were alrei delle m a fe 10. enta6ir „Kia ME 28 
44. Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte. . ».... re. 60 
92. Jahresbericht des botanischen Tauschvereins in Wien . » 2. 22... 100 
Kryptogamischer Reiseverein .....:.:: .... „4. Kulm 200 
Pflanzliche. Organismen im Blute. ....... 2... Wi WlNEERS 300 


42. Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte... 2... ... 396 


411 


IV. Correspondenz. 


Seite 
hen von Dr. Landerer .. . » u 000 0 cur. 28, 59, 366, 395 
»n Balan in Siebenbürgen von Janka . .... 2 2.22 02. Sue 
» Borszek in Siebenbürgen von Janka .... 2... 220. .. au BAD 
nen von Dr, Rocker: . “res. 0 cie.e arme a 
BEomensvon-Kasträpprsi-- ts el tee oe PR 
BEslan von, Dr. GoeppBert... ui. an 0 een sehe 233 
renden Kon?Ed. Vogelen. 2... 72. en ende reine Fa 7 | 
Beer vhaza.in Ungarn: von. Janka- n....lc m u cu ne one ae 26 
= Gehofen in Thüringen von G. Oertel. „ . co... .0.0 ou een: 333 
END TELNELASan.ı. ec er ee re 25, 98, 137 
„ Gran in Ungarn von Pantocsek......... er} 136 
Beraz von Ritter v» Pittoni „ . . „une edlen na 1 :2b 
„ Grosswardein in Ungarn von Janka . .».. 2.2.0... RS | 
BEEhzuck von Dr. Kerner. . . 2.....0.0-e0eı a tneen 10: Vera. 297 
„ Kirchheim in Württemberg von Dr. Hohenacker ........ 58 
„» Klausenburg in Siebenbürgen von Janka . ..... 2.2220. 135 
». Langenlois in Niederösterr. von Andorfer .... 2... 2. 22... 365 
„» Monostor in Ungarn von Jos. Keller... .... art sluerte (age 364 
„ Münchengrätz in Böhmen von Sekera ..... en. 97 
Bene Föodhragy: in Ungarn, von Roluby ..... rn... 363, 394 
» Sanok in Galizien von Knapp... .... er oe ab 
Bestaykowo m Posen von Hülsen. ......... REN 58 
stand. d. Donau von:Keck. ... 2... 0... en. 
Bsteyr in Oberösterr. von Bayer... ....... En a 264 
„ Szekely-Udvarhely in Siebenbürgen von Janka . ........ 297 
„ $zt. Gothärd in Siebenbürgen von Janka . . .97, 168, 231, 232, 365 
„» Tentschach in Kärnthen von Krenberger. ..... ec... 265 
„ Verespatak in Siebenbürgen von Janka. . ... 2 22.2.0. “> ©3265 
» Weissenburg in Frankreich von Dr. F. Schultz. ... » Ce... 299 
Bon von Bermannı „2.10% Knei.a voice ke teren in ne Le ee 393 
BvienrvonErauenield...: ec .2.2 00 nee 00 de 166 
Ber Vonoika. See ale en ea a or 168 
BDEnEVOIn BReissmann. 0.00 oie u cr0 eo ale en me 166 
BNNIOHENDEE SL Le 0 ale. al ae eye. ee en are ee 197 
BRurclervon.d. HOpp-ienate te arten ne Ta 299 


V. Stehende Rubriken. 


Seite 
Personalnotizen . . . 2 » . . 29, 63, 102, 170, 202, 233, 268, 302, 333, 367 
Vereine, Gesellschaften, Anstalten 29, 63, 403, 470, 203, 234, 268, 334, 


367, 405 
Literarisches... . . - 32, 66, 405, 137, 173, 237, %70, 30%, 334, 370, 406 
EEISBIMEEN: „0 0-00 2 0.00 ae Pe 105, 271 


Botanischer Tauschverein in Wien . . 32, 137, 173, 239, 271, 336, 371, 408 
NEBEN 2 en ve ee de „arena 3. Ni: 


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