Oesterreichische
- Botanische Zeitschrift.
(Oesterr. botanisches Wochenblatt.)
Gemeinnütziges Organ
für
Botanık und: Botaniker, Gärtner, Oekonomen, Forstmänner, Aerzte,
Apotheker und Techniker.
— Da
Redigirt und herausgegeben
von
Dr. Alex. Skofitz.
=_ VIII jahrsans.
1868.
WIEN,
Verlag von C. Gerold.
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Dest.Botan. Zeitschrift 1868
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Oesterreichische
BOTANISCHE ZEITSCHRIFT.
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(semeinnütziges Organ
für
Botanik and Botaniker,bärtner,Vekonomen,Forstmänner, Aerzte
Apotheker und Techniker.
Mit
Origsinal- Beiträgen
Andorfer, Auerswald, Bartsch, Bayer, Bermann, Cohn, Degenkolb, Focke, Frauenfeld,
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Kristof, Lagger, Landerer, Lang, Lojka, Neilreich, Oertel, Pancie, Pantoesek, Pichl-
mayr, Pitioni, Preissmann, Rehman, Reichardt, Reissek, Schultz, Schur, Sekera,
Senoner, Vechtritz, Yogel, Vulpius, Wiesner, Winkler.
LIBRARY
Redigirt NEW YORK
IT AMiCAL
von
NARDEN
D" Alexander Skofitz,
Magister der Pharmacie, der kais. Leop. Carol. Akademie der Naturforscher und melırerer
Gelehrten-Gesellschaften Mitglied.
XVIII Jahrgang.
(Mit 1 Lithographie.)
Wien A868.
Verlags vom © Gerold,
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Botanische Zeitschrift.
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XVII. Jahrgang. WIEN. Jänner 5868.
INHALT: Gallerie österr. Botaniker. — Quercus filipendula. Von Dr. Kerner. — Plıytographische
Fragmente. Von Dr. Sc hu 1 Zur Moosflora des Neutraer Comitates. Von Dr. Holuby. — Vege-
tationsverhältnisse Ungarns. Von Dr. Kerner. — Literaturberichte. Von Dr. Reichardt. Juratzka.
Correspondenz. Von Dr. Krasan, Janka, Vogel, Landerer. — Rosenalbum. — Personalnotizen-
— Vereine, Gesellschaften, Anstalten. — Literarisches. — Botanischer Tauschverein. — Correspondenz
der Redaktion.
Gallerie österreichischer Botaniker.
X.
Freiherr von Hohenbühel, genannt Heuller zu Rasen.
(Mit einem lithographirten Porträt.)
Immer kleiner wird die Zahl der Männer, denen das Verdienst
gebührt, in dem viertelhundertjährigen Zeitabschnitt nach dem Er-
scheinen von Host’s Flora austriaca der botanischen Wissenschaft
in Oesterreich als Träger gedient zu haben. Wie sich nach dem
Erscheinen dieses Werkes, auch wenn dasselbe bloss als ein äusseres
Merkzeichen des Beginnes der darauffolgenden Periode angesehen
wird, eine neue und erfolgreiche Bewegung auf dem Felde der all-
gemeinen botanischen Wissenschaft in unserem Vaterlande kundgab,
o erwachte auch auf dem Felde der Erforschung der heimischen
egetation im ganzen Umfange des Kaiserstaales eine verjüngte und
hımfassende Thätigkeit. Wie wir unter den Trägern dieser Periode
Dym der erstangedeuteten Richtung Endlicher, Fenzl, Schott und
Vnger in der Vorderreihe, nennen müssen, so gebührt dem Manne,
essen Name und Bildniss den Eingang des laufenden Jahrganges
Oesterr. botan, Zeitschrift 1. Heft. 1868, 1
2
der österreichischen botanischen Zeitschrift zieren, unter den Trä-
gern in der zweilangedeuteten Richtung der Platz in vorderster
Reihe. Die Geleise der Wissenschaft greifen seitdem weiter aus mit
jedem Tage; die Specialarbeit des Einzelnen mit ihrem individuellen
Stempel tritt in den Hintergrund und geht auf in dem Ganzen,
wenn ihre Resultate als bleibendes Gut der Wissenschaft einverleibt
worden sind, und so ist es wohl an uns die Merksteine zu fixiren,
welche eine vieljährige und reiche Thätigkeit auf ihrem Wege zu-
rückgelassen hal, besonders wenn dies, wie im vorliegenden Fall,
nicht ausschliesslich auf einem Gebiete geschehen ist. Dass dies
der Beschränktheit des zugemessenen Raumes halber hier nur sehr
kurzgefasst geschehen kann, wird der Leser entschuldigen.
Ludwig Freiherr von Hohenbühel, genannt Heufler
zu Rasen wurde am 26. August 1817 zu Innsbruck geboren, als
der jüngste Sohn des k. k. Kämmerers Joseph David Ritter von
Heufler zuRasen und Perdonegg, aus dessen Ehe mit Josepha
Freiin Lichtenthurn von und zu Achenrain. Das Geschlecht
der Heufler zu Rasen und Perdonegg gehört zu den ältesten liro-
lischen Landesgeschlechtern, denn seine Stammreihe beginnt mit
Johannes um das Jahr 1270. Dieses Geschlecht zählt manche aus-
gezeichnete, in vielfacher Beziehung hervorragende Häupter in seinen
Reihen, unter anderen den gelehrten Adalbert Heufler zu Ra-
sen, Abt des Stiftes Admont, der im Jahre 1675 zu dieser Würde
gewählt wurde. L. Freiherr von Hohenbühel besuchte das Gym-
nasium und Lyceum zu Klagenfurt; hierauf für die juridischen Stu-
dien die Universität in Innsbruck 1835—1837, und in den nächst-
folgenden Jahren die Universität in Wien. Früh unternommene
Ausflüge in seiner Heimat Tirol, welche sich öfter wiederholten,
regten seine Neigung zu Reisen und Naturbeobachtungen an. Sein
erster Lehrer in der Botanik war der verdiente Florist Kokeil
und der Geograph Karl Schmutz, welche zur Zeit seiner Studien
in Klagenfurt wohnten. Seine ersten Ausflüge nach Erlangung grös-
serer botanischer Kenntnisse galten dem durch Wulfen classisch
gewordenen Boden der Satniz, hierauf wurden die Grenzgebirge
Kärntens, der Eisenhut und die Koralpe (beide 1833) besucht.
Gleich im Anbeginn wandte F. v. H. seine botanischen Studien mit
besonderer Vorliebe den Kryptogamen und zumeist den Lichenen
zu. Im Herbste 1836 machte F. v. H. eine Reise nach München,
wo er mit dem seither verstorbenen Professor 0. Sendtner eine
dauernde freundschaftliche Verbindung anknüpfte, welche auf die
Entwickelung seiner kryptogamischen und pflanzengeographischen
Studien einen wesentlichen Einfluss ausübte. Die nächste Folge da-
von war die Erforschung der Laubmoose der Gegend von Innsbruck,
und schon auf den im Jahre 1837 in der Gegend von Innsbruck
unlernommenen, nahezu hundert botanischen Exeursionen hatte F.
v. H. über 800 Phanerogamen blühend gesammelt und beobachtet.
Bereits im Herbste 1837, als F. v. H. die Universität in Wien be-
z0g, halte er mit seinem Landsmanne und Studiengenossen, dem
3
nachherigen Professor und Mineralogen Dr. Stotter (gest. 1848)
den Gedanken einer nalurwissenschaftlichen Erforschung Tirols ge-
fasst und setzte seine Vorarbeiten für eine Flora von Tirol eifrig
fort. In Wien konnte es nicht fehlen, dass er mit den Botanikern
insgesammt bekannt wurde und in nähere Beziehungen mit den
Ersten derselben trat. Aus dieser Zeit schreibt sich auch seine Be-
kanntschaft mit dem Geographen Prof. Simony her. Im folgenden
Jahre (1838) wurde ihm und seinem Freunde Stotter das Fach
der Naturgeschichte am tirolischen Ferdinandeum theilweise zur
Leitung übergeben; später wurde F. v. H. zum Director der bota-
nischen, Stotter zu jenem der mineralogischen Abtheilung gewählt.
Ein Ausflug, dessen Ausbeute für die Wissenschaft von besonderer
Bedeutung war, wurde im Seplember 1839 in den Hauptstock der
Oetzihaler Gletscher unternommen und mit dem Uebergang über
den Similaun nach Süden geschlossen. Dieser Ausflug gab Veran-
lassung zu den mit Stotter, welcher den geognostischen Theil
bearbeitete, gemeinschaftlich verfassten „Geognostisch - botanischen
Bemerkungen auf einer Reise durch Oetzthal und Schnals“, in deren
Anhang eine ausführliche und quellenmässige Vergleichung hinsicht-
lich des Unterschiedes von Nordtirol und Südtirol in der Verbrei-
tung gewisser Pflanzenspecies enthalten ist. Diese Arbeit hat über
die Verbreitung der Pflanzen im Norden und Süden der Alpenkette
auf österreichischem Gebiete erst das rechte Licht verbreitet.
Der frühere Aufenthalt F. v. H.’s in Wien blieb auch für das
tirolische Landesmuseum nicht ohne Nutzen. Das Herbar des Mu-
seums, bisher nur aus einzelnen kleineren Sammlungen bestehend,
wurde nach dem Muster des k. k. botanischen Hofcabinetes in Wien
angelegt, in zwei Haupttheile, ein tirolisches und ein allgemeines
Herbar gesondert, und binnen drei Jahren, von 1839—1842, von
4000 auf 18.000 Nummern gebracht. Gleichzeitig wurde durch das
Zusammenwirken mehrerer Botaniker Tirols von Seite des Ferdinan-
deums die Herrichtung von dreizehn gleichen Sammlungen der Lan-
desflora unternommen, von denen zwölf zur tauschweisen Versendung
an die hervorragendsten botanischen Museen von Europa verwendet
wurden. Vom Frühlinge 1842 bis in den Sommer 1843 hielt F. v.
H., der nach beendeten Studien in den Staatsdienst getreten war,
in Trient sich auf, und benülzte seine Musse zu botanischen Reisen
in die umliegenden Gebirge, insbesondere (1842) auf den Monte
Baldo. Als Franz Graf Stadion Gouverneur im österreichisch-
illyrischen Küstenlande geworden war, bat F. v. H. (1843) um seine
Uebersetzung dahin, und als diese genehmigt wurde, fasste er den
Entschluss dem eifrigen Landesforscher Franz Freiherrn Haus-
mann in Botzen, welcher Musse, Liebe und Fähigkeiten zur Ver-
fassung einer Flora Tirols in hohem Grade in sich vereinigte, die
sämmtlichen schriftlichen Materialien, die er in der Absicht, selbst
eine solche Flora zu schreiben, gesammelt hatle, mit Ausschluss
der kryptogamischen Abtheilung zur Verfügung zu stellen, sein tiro-
lisches Herbar, mit Ausschluss der Zellenpflanzen, dem Ferdinan-
1 *
_
deum als Geschenk zu widmen und Hausmann zur Verfassung
einer tirolischen Phanerogamenflora aufzufordern. Dieser, der selbst
schon bedeutende Vorstudien und Sammlungen in dieser Richtung
gemacht hatte, brachte diese Idee F. v. H.’s in der ihm gewidme-
ten, 1851 —1854 in Innsbruck erschienenen, über hundert Druck-
bogen starken „Flora von Tirol“, welche die Gefässpllanzen enthält,
zur Ausführung. Mit Ausnahme Niederösterreichs, welches in Neil-
reich’s Flora ein musterhaftes Werk in gleicher Richtung besitzt,
kann kein anderes Land der Monarchie sich eines gleichgearteten
Florenwerkes rühmen, das in diagnoslischer, pflanzengeographischer
und kritischer Beziehung den an dasselbe gestellten Anforderungen
so vollkommen entspräche.
Im Jahre 1846 erfolgte die Ernennung F. v. H. zum k. k.
Kreiscommissär in Istrien, welche Stelle er bis zum Frühlinge 1849
versah. Die in dieser Stellung erworbenen Landeskenntnisse setzten
ihn in den Stand, im Jahre 1848 und in den darauffolgenden Jahren
die Interessen Istriens, welche mit dem engen Anschluss an Oester-
reich zusammenfallen, in mehreren publieistischen Aufsätzen zu
erörtern, welche später mit ähnlichen Aufsätzen über Tirol gesam-
melt im Druck erschienen sind. Auf botanischem Gebiete fällt in
diese Zeit die pllanzengeographisch wichtige Abhandlung: „Die Go-
latzberge in der Tschitscherei* (mit einer Karte).
Die vorerwähnten publieistischen Arbeiten, mit welchen F. v.
H. im Jahre 1848 mit Sachkenntniss und erfolgreich den damaligen
Führern der italienischen Partei in Istrien entgegengetreten war,
wurden Veranlassung, «dass ihn Minister Bruck 1849 in das Han-
delsministerium berief, und hierdurch den Grund für seine folgenden
Beförderungen im Staatsdienst legte. Noch im Sommer desselben
Jahres wurde F. v. H. zum Secretär im Ministerium für Cultus und
Unterricht ernannt. In dieser neuen Sphäre war derselbe auch im
Unterrichtswesen literarisch thälig und setzle seine botanischen
Studien an den reichen Quellen der Literatur und der Sammlungen,
die ihm in Wien offen standen, unablässiz fort. Im Jahre 1850,
während eines amtlichen, auf die Reorganisation des Schulwesens
Bezug nehmenden Aufenthaltes in Siebenbürgen, unternahm F. v.
H. eine mehrlägige Reise in die Arpascher Hochgebirge, an der
Grenze der Wallachei, welche er in der zur Veröffentlichung der
erl[undenen Verbesserung der Ectypa (Naturselbstdruck) im Jahre
1853 erschienenen Gelegenheitsschrilft: „Eine Probe der kryptoga-
mischen Flora des Arpaschthales in den siebenbürgischen Karpa-
Ihen“, einem Prachldrucke der k. k. Hof- und Staalsdruckerei, im
grössten Folioformat mit lateinischem und deutschem Text und mit
7 Tafeln beschrieben hat.
Im Spätsommer des Jahres 1851 führte F.’n v. H. eine grössere
Reise zunächst auf den Brocken, hierauf nach Holland, England,
Schottland, Irland, und bei der Rückkehr an den Rhein. Im Jahre
1851 unternahm er eine Reise nach Italien, in welcher die Bestei-
gung des Aelna einen der Hauptmomente bildete. Die botanischen
-
I
Sammlungen dieser Reisen wurden dem k. k. bolanischen Hofcabi-
nete gewidmel; die Erlebnisse und Eindrücke auf der italienischen
Reise in einer grösseren Druckschrift veröffentlicht, nachdem die
„Wiener Zeitung“ schon im Verlaufe der Reise Briefe über dieselbe
milgetheilt hatte.
Als im Jahre 1851 der zoologisch-botanischeVerein, seit dem Jahre
1858 k. k. zoologisch - botanische Gesellschaft, gegründet wurde,
war F. v. H. unter dessen ersten Theilnehmern, wurde 1852 zu
einem von dessen Vice-Präsidenten erwählt und diese Wahl späler
mehrmals wiederholt. An den Publicationen dieser Gesellschaft hat
er durch eine Reihe von Arbeiten sich fortlaufend bis in die letzte
Zeit betheiligt.
Am 16. Mai 1853 wurde F. v. H. zum Seclionsrathe im Mini-
sterium für Cultus und Unterricht befördert und am 2. April 1857
ernannte ihn Seine Majestät der Kaiser zu Allerhöchst Seinem wirk-
lichen Kämmerer. Am 13. September 1864 verlieh ihm die Stadt-
gemeinde Stienssburg in Kärnten wegen seiner wissenschaltlichen
und gemeinnützigen Verdienste um Kärnten, in seiner Eigenschaft
als Naturforscher und Ministerialbeamter, das Ehrenbürgerrecht. Am
20. Jänner 1864 ernannte ihn Seine Majestät der Kaiser zum Mini-
sterialrathe im Ministerium für Cultus und Unterricht, und erhob
ihn am 411. Juli 1865 zugleich mit seinem Bruder C ‚arl Ritter von
Heufler zu Rasen und Perdonegg in den Freiherrnstand des
österreichischen Kaiserstaates, mit Annahme des alten Geschlechts-
nameas von Hohenbühel und dem Beisalze genannt Heufler
zu Rasen. In dem am 4. September 1865 hierüber ausgelerligten
Diplom wird seiner 27jährigen ausgezeichneten Staatsdienste und
seiner in anderer Richtung erworbenen Verdienste eingehend Er-
wähnung gelhan. Besonders hervorgehoben werden darin seine
Leistungen als k. k. Kreiscommissär in Istrien, namentlich im Jahre
1848, so wie als Ministerialeommissär zur Ordnung des gesammten
Unterrichtswesens in den späteren Jahren, ebenso der Erfolg seiner
Mission zur Reorganisirung des Schulwesens in Siebenbürgen, welche
dort eine freiwillige Annahme der Reformen von Seite der nach
Confessionen geschielenen Unterrichtsbehörden des Grosslürsten-
thumes herbeiführte, die das Ministerium in den deutsch-slavischen
Königreichen und Ländern schon früher eingeführt hatte. Nach Her-
vorhebung seiner Thätigkeit im Diplome als Seclionsrath und Refe-
rent in verschiedenen Richtungen, als Mitglied der Ministerialeom-
mission in Vereinsangelegenheiten, als Mitglied der Centraleommis-
sion für Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale und der
stalistischen Centralcommission, wird auf seine wissenschaftlichen
Verdienste in der Botanik und Länderkunde besonders Gewicht ge-
legt, und ausserdem seine Verdienste in praktischer landwirlh-
schaftlicher Richtung namhaft gemacht, welche auf zweckmässige
Anträge zu Verbesserungen und Einführungen neuer Metholen und
Behandlungsweisen in verschiedenen Fächern beruhen. Srine Be-
richte über die Traubenkrankheit, welche an die rebenbauenden
6
Gemeinden des Kaiserstaates vertheilt wurden, enthalten die Mit-
theilung der Schwefelblüthe als Gegenmittel, dessen Anwendung nun-
mehr allgemein als der einzige Schutz gegen diesen furchtbaren
Feind des Weinstockes anerkannt ist. Mit Beziehung auf eine schon
früher erfolgte Entschliessung wird F. v. H. auch das Allerhöchste
Wohlgefallen über die Widmung der ausgewählten botanischen
Sammlungen von seinen Reisen für das k. k. botanische Hofcabinet
ausgesprochen, so wie die Anerkennung der als k. k. Kämmerer
geleisteten Dienste.
Gemäss seiner amtlichen Stellung und seines bleibenden Aufent-
haltes in Wien in den späteren Jahren, konnte F. v. H. seine bo-
tanischen Forschungen in der freien Natur nur zeitweilig und in
Pausen pflegen. Die Zeit während der jährlichen Sommerferien
wurde hierzu aber eifrig benützt, und indem derselbe stets einen
anderen Ort in verschiedenen Ländern der Monarchie für seinen
Ferialaufenthalt wählte, war es ihm möglich reiche kryptogamische
Ausbeute, auf die besonders ausgegangen wurde, zu gewinnen und
zahlreiche Beobachtungen namentlich auf mykologischem und liche-
nologischem Gebiete zu machen, welche die österreichische Krypto-
gamenflora sehr bereichert haben. Eppan und Folgeria in Südtirol,
Kindberg im Mürzthale Steiermarks, Gloggnitz sammt weiterer Ge-
birgsumgebung in Niederösterreich, Traunkirchen in Oberösterreich,
Kufstein sammt Gebirgsrayon im weiteren Umfange in Tirol, Grein
in Oberösterreich, Mühlacken in Oberösterreich, verschiedene Thäler
Südtirols in der Eppaner Gegend und zuletzt Baden in Unteröster-
reich, waren vom Jahre 1853—1867 die Orte und Gegenden, wo
er einen Theil des Hochsommers und des Herbstes zugebracht hat.
Die literarische Thätigkeit, die F. v. H. bereits entfaltet hat,
ist eine reiche und umfassende, und bewegt sich auf dem Gebiete
der Naturwissenschaft, und auf diesem vornehmlich auf jenem der
systematischen Botanik und der Pflanzengeographie, ferner auf jenem
der Publieistik, des Unterrichtswesens und der Geographie. Seine
Publicationen sind zum Theil als selbstständige Druckwerke, zum
Theil als Abhandlungen in verschiedenen Zeitschriften erschienen.
Dieselben hier speciell anführen zu wollen, würde weitaus den zu-
gemessenen Raum überschreiten. Eine annäherende Vorstellung des
Umfanges und Inhaltes der botanischen Arbeiten gibt die nachfol-
gende Aufzählung: a) Phanerogamen und Kryptogamen gemeinsam
betreffend: 11 Abhandlungen, worunter auch: „Ein botanischer
Beitrag zum deutschen Sprachschatze. Aus einem Sendschreiben an
die Brüder Jakob und Wilhelm Grimm“ (unter diesen Abhand-
lungen 5 selbstständig erschienene Druckwerke), b) Phanerogamen
allein betreffend: 7 Abhandlungen, c) Kryptogamen, ohne Unter-
schied der Klassen: 6 Abhandlungen, d) Farne: 7 Abhandlungen,
worunter als Hauptarbeit: „Asplenii species europaeae“, e) Laub-
moose: 10 Abhandlungen, f) Lichenen: 7 Abhandlungen, g) Pilze:
16 Abhandlungen, h) Algen: 6 Abhandlungen, i) zur Geschichte der
Botanik (Vereine, Museen Betreffendes, biographische Skizzen etc.)
7
20 Abhandlungen und kleinere Aufsätze. Hierzu kommt noch eine
Anzahl von Recensionen und kleineren Anzeigen,
Unter den Publicationen F. v. H.'s, die dem nicht botanischen
Gebiet angehören, sind „Oesterreich und seine Kronländer. Ein geo-
graphischer Versuch“ (5 Theile Wien 1854--1856) und „Historisch-
politische Studien und kritische Fragmente aus den Jahren 1848
bis 1853. Beiträge zur Geographie und Geschichte von Oesterreich.
Von einem Tiroler* (Wien 1854) besonders zu nennen. Das erstere
Werk namentlich hat grosse Anerkennung gefunden und diese bis
heute sich bewahrt.
F. v. H. hat, ausser den schon früher erwähnten Verdiensten
um die Flora seines Heimatlandes Tirol, sich namentlich um die
Kenntniss der kryptogamischen Vegelation in Oesterreich und der
pflanzengeographischen Verhältnisse dieses Staates ein grosses Ver-
dienst erworben. In beiden Richtungen reicht sein Verdienst mehr-
fach über die Landesgrenzen hinaus. Auf kryptogamischem Gebiet
hat er durch seine reichen Sammlungen und sein ausgezeichnetes
Herbar österreichischer Kryptogamen, das in seiner Art ein Unicum
ist (vergl. darüber A. Pokorny: Verhandl. d. zool. bot. Ges. 1853
S. 167), welches Fachmänner vielfach benülzten, und woraus er
Mittheilungen an botanische Freunde machte, zur Hebung des
Kryptogamenstudiums in weiteren Kreisen wesentlich beigetragen.
Einen besonderen Werth haben seine Schriften, die über pflanzen-
geographische und landschaftlich-physiognomische Verhältnisse sich
verbreiten. Die Beschreibung seines Ausfluges in das Oetzthal, der
Golatzberge in der Tsitscherei, des Arpascher Gebirgsthales, die
Aufzeichnungen von der italienischen Reise gehören besonders hie-
her. Es ist scheinbar nicht schwierig eine reiche Vegetation oder
selbst nur eine Anzahl hervorragenderer Pflanzenformen in den Ver-
hältnissen des Vorkommens, der Beziehung zum Boden, zur übrigen
Umgebung und zum Ganzen der Landschaft aufzufassen und sie
hierin anschaulich und klar darzustellen. In der That ist die Sache
aber nicht leicht, wenn es gilt, das abstracte wissenschaftliche mit
dem concreten bildlichen Element zu verbinden und beide in Gleich-
gewicht und Harmonie zu bringen, und doch ist dies bei allen
pflanzengeographischen Verhältnissen, die mit der physiognomischen
Erscheinung innig zusammenbängen, unumgänglich nöthig. Hier kann
nur eine künstlerische Auffassung in Verbindung mit der wissen-
schaftlichen der Darstellung zur vollkommenen Einheit und Bildlich-
keit verhelfen. Diese künstlerische Auffassung, welche unter den
Botanikern so selten ist, und nichts weniger als ein diletlantisches
Element bildet, hat man Gelegenheit in den betreffenden Arbeiten
F. v. Hs allgemein zu finden. Allerdings hat diese Auffassung
nichts gemein mit jener süsslichen Sentimentalität und überspannten
Romanlik, die leider noch häufig in physiognomischen Schilderungen
gefunden wird, und sie völlig ungeniessbar macht für den nüch-
ternen Leser.
Zahlreiche naturwissenschaftliche Academien, Gesellschaften und
8
Vereine haben F. v.H,. im Laufe der Jahre zu ihrem Ehrenmitgliede,
wirklichem oder correspondirendem Mitgliede ernannt, und zwar
die kais. Leopoldinisch-Karolinische Academie der Naturforscher unter
dem academischen Namen (seines im Jahre 1797 verstorbenen
Landsmannes, des Botanikers und Entomologen Johann von Lai-
charding, ferner die Academien in Padua, Verona und Roveredo,
die königl. bot. Gesellschaft in Edinburgh, die kais, Gesellschaft
der Naturwissenschaften in Cherbourg, die phys. medic. Gesellschaft
in Erlangen, die naturforschende Gesellschaft in Halle a. d. S., die
königl. bot. Gesellschaft in Regensburg und andere Gesellschaften
in Nürnberg, Prag. Brünn, Triest, Hermannstadt, Bassano u. dgl. m.
Der Name F. v. H.’s wurde mehreren Pflanzengattungen beige-
legt und es führt ihn eine beträchtliche Zahl von Species. Unter
den Pilzen gibt es eine von Bail aufgestellte Heuflera Betulae
(Herb. typ. mycol. n. 180) und eine von Schulzer aufgestellte
Hohenbühlia petaloides (Verh. d. z. b. Ges. 1866. 45), unter den
Lichenen eine von Trevisan beschriebene Heufleria conica (Spighe
e Paglie I. 19.). Unier den Species finden sich aus der Abtheilung
der Gefässpflanzen nach ihm benannt: Sessleria Heufleriana Schur,
Asplenium Heufleri Reichardt, Equisetum variegatum A. 4. Heuf-
leri Milde, Bromelianthus Heuflerianus Massal. und Dombeyopsis
Heufleriana "Massal., die beiden letzteren fossil. Unter den Zellen-
pflanzen treffen wir "unter den Algen: Melosira Heufleri Menegh.,
Gloionema Heufleri Menegh., Pinnularia Heufleri Grun., Gloeo-
thece Heufleri Grun.. Stauroneis Heufleriana Grun., Schizothrix
Hzufleri Grun., Nitzschia Heufleriana Grun., Conferca Heufleri
Zınard., unter den Pilzen: Polyporus Heufleri Schulzer, Geo-
glossum Heuflerianum Bail, unter den Lichenen: Biatora Heufle-
riana Poetsch, Pyrodesmia Heufleriana Massal., Acarospora
Heufleri Körber, unter den Laubmoosen: Hypnum Heufleri Juratz.
Der grösste Theil dieser Species ist von ihm entdeckt worden.
Auch eine bisher ungenannte Felsenspitze, der „Heuflerkogel* in
der Hauptikette der Centralalpen Tirols, zwischen Passeier und Oelz-
thal, 11.251 Wiener Fuss hoch, trägt nunmehr seinen Namen (vergl.
v. Sonklar „Oetzthalgruppe S. 44.)*
Yon einem Manne, der, in den Jahren voller Rüstigkeit ste-
hend, glücklich im Familienkreise lebend, auf die Zurückziehung
von einer regen wissenschaltlichen Thätigkeit noch lange nicht zu
denken hat, darf ınan wohl auch für die Zukunft eine Reihe schätz-
barer Untersuchungen erwarten. Und so dürfen wir der Hoffnung
uns hingeben, dass F. v. H. insbesondere auf dem Gebiete der
Kryptogamen, und speciell der Mykologie, uns noch mit mancher
werthvollen Entdeckung bereichern werde. Sein letzter vorjähriger
Beitrag zur Pilzflora Oesterreichs in der österr. botan. Zeitschrift
ist überraschend gross und wird ohne Zweifel noch manchen ähn-
lichen im Gefolge haben. S$.R.
m a —
Quercus filipendula. pendulina, fructi-
pendula.
Von A. Kerner.
In einer Correspondenz ddto. Diakovär 20. Juli 1867 (vergl.
Oe. b. Z. XVII, 294) erwähnt Janka einer der Quercus peduncu-
lata zunächst stehenden durch die sehr verlängerten herabhängen-
den Fruchtstiele ausgezeichneten Eichenart Slavoniens und in einer
Correspondenz ddto. 10. Nov. 1867 wird dieselbe Eichenart auch
von Schlosser besprochen und mit dem Namen Q. filipendula
Schloss. und Vukot. belegt.
Janka war so gütig, mir Exemplare dieser Eiche, welche er
gleichfalls Q. filipendula benannt hat, von zwei Standorten aus Sla-
vonien zuzusenden, und ein Vergleich dieser Exemplare mit Schlos-
ser’s Beschreibung lässt nun keinen Zweifel, dass Q. filipendula
Schloss. und Vukot. und Q. filipendula Janka vollkommen iden-
tische Pflanzen sind.
Ich bin nun aber in der Lage, auch weiterhin zu konstatiren,
dass dieselbe Eichenart auch mit Quercus pendulina Kitaibel auf
das geaneste übereinstimmt. Wenn die in Schultes Oest. Flora
und in Kitaibel’s Add. ad Fl. hung. gegebenen kurzen Beschrei-
bungen hierüber einen Zweifel lassen könnten, so wird dieser
Zweifel durch ein Originalexemplar der Q. pendulina Kit., welches
sich im Herbar der hiesigen Universität befindet, vollständig ge-
hoben *). Es stimmt nämlich dieses von Kitaibel’s Hand mit
„Quercus pendulina mihi* bezeichnete Exemplar in allen Stücken
mit den von Janka erhaltenen Exemplaren überein und es hat
daher diese Eichenart den Namen Quercus pendulina Kit. zu
führen.
Kurz vor meiner Abreise aus Ungarn fand ich diese Eiche auf
einer im Oktober 1860 in das Tapiothal ausgeführten Exkursion in
den Wäldern bei Köka, Szecsö und Szt. Märton Käta und sie dürfte
wohl durch das ganze Tieflandsgebiet an der unteren Donau zu
finden sein; denn aller Wahrscheinlichkeit nach ist auch Quercus
pedunculata d. australis Heuffel, von welcher es in der Enum.
pl. Ban. Tem. p. 195 heisst „pedunculo longissimo apicem folii at-
tingenle aut superante, cupulae squamis appendice brevi, glabra,
libera terminatis, Q. pendulina Kit.?* mit Kitaibel’s Q. pendulina
*, Die hiesige Universität erhielt vor Jahren das vom Unterrichtsmini-
sterium angekaufte Trattinikische Herbar, und unter den zahlreichen Päcken
dieses Herbariums befand sich auch ein Faszikel mit Pflanzen aus der Hand
Kitaibel’s grösstentheils mit Arten, die Kitaibel selbst aufgestellt hatte und
welche der Autor wie es scheint seiner Zeit nach Wien (ob direkt an Trat-
tinik, is, mir nicht bekannt) sandte, wahrscheinlich um von dort die Meinung
eines Korrespondenten über seine neuen Arten zu hören.
-410
ein und dieselbe Pflanze. Auch „Quercus fructipendula* ein Name,
welchen Kitaibel in seinem Itinerar. einer bei Grosswardein gefun-
denen Eiche provisorisch beigelegt zu haben scheint, dürfte auf
Q. pendulina zu beziehen sein.
Schliesslich möchte ich noch bemerken, dass mir in der näch-
sten Umgegend der „schönen Schäferin“ bei Ofen, wo Kitaibel
seine Q. pendulina angibt, diese Eiche nicht aufgefallen war; wohl
aber finde ich in einem Notizbuch vom Jahre 1858, welches ich
auf einer Excursion nach dem nicht weit von der „schönen Schä-
ferin* gelegenen Maria Einsiedel führte, folgende Notiz „Quercus
pedunculata bei M. Einsiedel häufig, eine Form mit sehr lang ge-
stieltlen hängenden Früchten auf Sandstein gegen das Leopoldifeld
zu; die gewöhnliche mit kürzer gestielten Früchten bei der Kirche
von Einsiedel.“ — Leider liegen mir von diesen beiden dort beob-
achteten Eichen keine Exemplare vor und ich vermag daher auch
nicht mit Bestimmtheit zu sagen, ob diese auf Sandstein zwischen
dem Leopoldifeld und Maria Einsiedel wachsende Eiche Q. pendu-
lina Kit. ist oder nicht. — Was ich aus der Ofener Gegend im
Herbar von Eichen aus der Gruppe der Q. pedunculata besitze, ge-
hört theils zur gewöhnlichen durch ganz Deutschland verbreiteten
Q. pedunculata, theils zur Q. pedunculata ß. brevipes Heuffel,
einer Eiche, welche zum wenigsten eben so gut den Anspruch
auf Trennung von (Q. pedunculata machen kann, wie Quercus
pendulina Kit.
a Yasha
Phytographische Fragmente.
Von Dr. Ferdinand Schur.
il.
Ueber Artemisia annua L.
Annua, vivide viridis, glabra sed parum viscida, recens ex-
siccataque odorem balsamicum exhalens — Radix descendens ru-
mosa monocephala — Caulis 1—3 ped. strictus erectus a medio
superne ramosus, inlerdum purpureo-fuscocoloratus angulato-stri-
atus; rami ramulique in angulum acutum assurgentes. — Folia
radicalia primordialia? caulinia inferiora elongata circumscriptione
ovato-oblonga cum petiolo I9—12 poll. longa, partitiones primarü
ab invicem valde remoti, petioli striali subteretes; folia caulinia
media circumscriptione subtriangularia sessilia; omnia bi-tripin-
nata; rachi edentata; pinnuli integerrimi plus minusve serrata
acuminata lineari-lanceolati. — Inflorescentia paniculato-ra -
cemosa, foliosa a medio caulis egredentiu florum ditissima. —
Anthodia copiosissima 15—20 flora, recens semiglobosa, sicca-
11
tione globosa, longiuscule pedicellata, cernua, pedicelli multibrac-
teati, bracteae lineares simplices vel pinnatae. — Perantkodii
foliola glabra, exterioria oblongo-linearia herbacea, media ob-
longa -elliptica dorso viridia margine scariosa, interiora suborbi-
culata albo-scariosa. — Flosculi centrales inierdum semiaperta
marinalesque fertiles. — Receptaculum tenue pilosum scrobi-
culatum depresse globosum. — Achenia matura?
Synonima: A. hyrcana Spr. syst. 3, p. 494 secund. Ledeb.
Fl. Ross. I, Il. p. 592; A. suaveolens, A. exilis, A. plumosa Fisch
et Bess. I. c.; A. no. 108 Gmel. sib., A. elegans Fisch. — In
Weinbergen auf Schutt und Gerölle an unbebauten Orten am linken
Ufer des Alserbaches am Rande eines Weingartens zwischen Wein-
haus und Dornbach, auf einem Raume von 9—10 Klafter mehr als
200 Exemplare, dicht gedrängt beisammen. 18. October 1867.
Das Vorkommen dieser seltenen Pflanze in unserem Wiener
Florengebiete, und zwar in solcher Menge, ist höchst merkwürdig
und interessant, da sie zugleich für die Flora von Deutschland eine
neue Pflanzenart darstellt. Sie wurde bis jetzt, soviel ich mich erinnere
und in den oben genannten Autoren vorgemerkt finde, nur im öst-
lichen und südlichen Europa, z. B. Russland, in Syrmien, von wo
ich selbige aus der Hand Heuffel’s besitze; dann bei Essek und
Semlin, wo sie Neilreich in seiner Aufzählung der ungarischen
und slavonischen Pflanzenarten p. 112 anführt; ferner wird sie von
Sprengel, Steudel; Spr. syst. 3, p. 493 — Ledeb. Flor.
Ross. 22, p. 592 in Sıbirien, Persien und China angegeben; end-
lich gibt sie Heuffel in seiner En. banal. p. 97 als eine Bürgerin
der Flora des österreichischen Kaiserslaates an. Aus allen diesen
Angaben geht hervor, dass der hiesige von mir entdeckte Standort
dieser Artemisia annua als die nördliche Gränze der Verbreitung zu
betrachten ist, wo sie nach einer Ueberspringung von 50—100 Mei-
len unvermuthet auftritt.
Wo diese Pflanze herkommt, ob sie schon früher unbeachtet
da gewesen, diese Fragen kann ich in diesem Augenblick nicht
beantworten, indessen vermuthe ick, dass sie in den dem Standorte
angränzenden Weinbergen, die ich in dieser Zeit nicht untersuchen
durfie, vorkommen mag, und wenn sie eingeschleppt sein sollte,
dieses nur durch Weinreben geschehen sein könnte. Gärten sind
in der Nähe des Standortes nicht. — Der Grund und Boden, auf
dem die Pflanze wächst, scheint durch Verwesung von Pflanzen,
die aus dem Weingarten geworfen worden sind, gebildet zu sein
und dürfte mit der Angabe Heuffel’s übereinstimmen. — Dass die
Pflanze in unserer Flora beständig sein wird, darf ich nicht be-
haupten, obschon ihr üppiger Wuchs andeutet, dass das Medium
im Allgemeinen ihrer Natur entspricht. — Die späte Blüthezeit,
18. Oktober noch ohne reife Früchte, mag wohl die Ursache sein,
dass diese Artemisia übersehen wurde, indem um diese Zeit die
hiesigen Botaniker die Exkursionen schon einzustellen pflegen.
In nächster Beziehung steht diese Artemisia annua mil A.
12
Tournefortiana Rehb, icon. exot. 1, p. 6, t. 5, doch ist diese letz-
tere durch den pyramidalen schlanken Wuchs, die aufrecht angedrück-
ten Blüthenäste, die anders geformten, weniger gefiederten Blälter mit
gezähnter Mittelrippe und durch die vor dem Aufblühen mehr eiför-
migen Anthodien leicht zu unterscheiden; auch blüht A. Tournefor-
tiana um 2—3 Wochen später und hat einen viel schwacheren Geruch
als unsere A annua.
Ich werde noch öfter Gelegenheit haben, in diesen Fragmen-
ten ähnliche Erscheinungen zu berühren und auf die Einwanderung
oder das Auftreten gleichsam fremder Pflanzen aufmerksam zu ma-
chen. — Es wird auch nicht an Botanikern fehlen, die meine dies-
fälligen Angaben dadurch zu eniwerihen meinen, wenn sie sagen,
dass dieses mein Auffinden ein zufälliges sei und das meine ange-
führten Standorte nicht mehr existirien. — Den ersteren Einwurf
will ich zugeben, den anderen aber nicht, weil, wenn die Pflanze
mit dem Standort zugleich verschwindet, dem Entdecker nicht die
Schuld davon beizumessen sein dürfte. — Welch eine Pilanzenwelt
ist vor unserer Zeitrechnung untergegangen und wer mochte ihr
einsliges Dagewesensein bezweifeln. In solchen Fällen hilft keine
breite Erklärung, die Pflanze ist einmal da und da es eine allge-
meine Ansicht ist, dass keine Pflanze ohne Samen entstehen kann,
so muss dieser, entweder auf eine oft unbegreifliche Weise, einge-
schleppt, oder unter günstigen Umständen im Schoose der Erde
verborgen gelegen haben, bis ein Zufall ihn blosslegte und die Einwir-
kung von Luft, Licht, Wärme und Feuchtigkeit ermöglichte.
IV:
Gentiana crucialta mutilata absque corolla.
In der allgemeinen Charakterisirung der Genlianeen heisst
es unler anderen Merkmalen: Calyx gamopetalus persistens. Co-
rolla gamopetala hypogina plus minusve 4—10-fida marcescens.
Stamina fundo corollae inserta tot quot corollae laciniae et üs
alterna!
In der Diagnose von Gentiana eruciataL. wird als Haupt-
merkmal angegeben: Calyx et corolla quadrifida vel in floribus in-
ferioribus azxillaribus solitarüs quinquefidis. Stamina 4—5 basi
corollae inserta lacinüs alterna, i. e. lacinis calycis opposita!
Wir entnehmen aus diesen Angaben, dass aul die Anzahl,
Grösse, Stellung und auf die symmetrischen Verhältnisse aller Blu-
mentheile besonders Rücksicht genommen und auf die Symmetrie
aller Theile zueinander besonderes Gewicht gelegt wird, und dass
die Unveränderlichkeit in Form und Stellung als unbedingt ange-
nommen wird, da dieses zur konsequenten Charakterisirung der
Gentianeen erforderlich ist, und in der That liefern Stellung und
Symmetrie die wichligsten natürlichen Merkmale bei der spezifi-
schen und systematischen Aufstellung.
Bei der in Rede stehenden Gentiana erueiata sind die oben
13
angedeuteten regelmässigen Verhältnisse der Blumentheile dadurch
verändert und gestört, dass ein Kreis der Blüthendecken nämlich
die Corolla gänzlich fehlt, und die den Gentianeen eigenthümliche
Symmetrie im Bau der Blume aufgehoben ist. — Es ist wohl kaum
nöthig zu erinnern, dass wir es hier mit derjenigen Erscheinung zu
Ihun haben, welche die Botaniker im Allgemeinen mit Fehlschlagen
(aborlus) bezeichnen, welche Bezeichnung sich aber wohl eigent-
lich nur auf die Fehlschlagung oder Unfruchtbarwerdung des Frucht-
knotens weniger aber auf das Verschwinden der Blütlhendecken und
Staubgefässe anwenden lässt. Bei unserer Gentiana cruciata
findet eigentlich eine Verstümmelung (mutilatio) der Blume in so-
fern statt, als der zweite Kreis derselben und zwar die Corolla
nicht vorhanden ist, und nicht etwa durch Verkümmerung, sondern
indem a priori die Corolla gar nicht gebildet wurde, was deutlich
daraus hervorgeht, dass die Slaubgefässe auf dem Kelche sitzen,
und dass diese nicht den Kelchzähnen gegenüber stehen, wie dieses
in der normalen Blume der Fall ist, sondern mit dieser alterniren.
— Wir haben es also mit einer Gentianenblume zu thun, welche
nun aus drei Kreisen: aus dem Kelch, den Staubgefässen und dem
Griffel besteht. — Die Mündung und die Zähne des Kelches sind
blau gefärbt, die Antheren sind gelb und aufrecht, die Staubfäden
an der Basis häutig ausgebreitet, das Pistill sammt der Narbe ist
mit den Staubgefässen in gleicher Höhe; das Ovarium ist mit Eichen
angefülll, nur weiss ich nicht, ob die Samen keimfähig geworden
wären, da die Pflanze bald nach dem Verblühen verwelkte.
Interessant ist diese Umwandlung der Blume auf jeden Fall,
da dieselbe einen neuen Beweis liefert, dass die Natur in ihrer
Formenbildung sich in keine feste Gränzen einzwängen lässt. Was
würde ein Botaniker thun, wenn er eine Gegend fände, wo nur
diese Monströsität, wenn ich diese Erscheinung so nennen darf,
vorkäme und deren Entstehung nun in der unabänderlichen chemi-
schen und physikalischen Beschaffenheit des Mediums ihren Grund
haben dürfte. Er würde wahrscheinlich eine Gentiana apetala, oder
wenigstens eine @. cruciata apetala aufstellen!
‚ Die Pflanze, an welcher diese Beobachtung gemacht wurde,
wächst im botanischen Garten des k. k. Theresianums. Aug. Septbr.
V.
Ficaria calthaefolia Rchb. exc. p. 718; icon. f. 4571.
Syn.: Ranunculus calthaefolius Bluff et Fingh. Comp. 1, 2,
p- 293, Neilr. Nachtr. p. 220. — Neilr. Aufzählung d. ung. und
slav. Pf. p. 240, Ledeb. Ross. I. p. 31, wo sie in beiden Werken
als R. Ficaria L. var. aufgeführt wird.
Zum besseren Verständniss werde ich hier nach den vor mir
liegenden hiesigen Exemplaren eine kurze Beschreibung geben, so
ungenügend selbige denen, welche die Pflanze nicht sehen, sein
mag, wie jede Beschreibung immer nur als Nothbehelf zu betrach-
14
ten ist, weil genaue Anschauung und damit verbundene geistige
Assimilirung durch nichts ersetzt werden kann.
Radix conferte grumosa, fibris numerosis napuliformibus
elongatisve saepe clavatis, siccate fuscis. — Caudiculus subter-
raneus brevissimus 1—2 poll., a basi ad apicem sensim incras-
satus apice fasciculum foliorum florumque proferens et platam
acaulem formans. Folia radicalia bina longessima petiolata, ma-
Jora; folüs caudiculi supra terram in orbem terrae adpressa varie
magnitudinis et plus minus longe petiolata, ommia carnosa subro-
tundo-cordata vel cordata obtusa, repando-grosse crenata glabra
eoncoloria (i e.non maculata) siccatione flavo-viridia, recens opaca,
lobis parallelis vel incumbentibus. — Flores minoris quam F.
ranunculoides azwillares, sub anthesi erecta, pedunculafti teretes
striati nudi vel folio minimo medio instructa, post anthesin recur-
vati folium suum subaequantes. — Calyz trisepalus, sepala mox
caduca ovate longitudinaliter striata corolla duplo breviora. Pe-
tala 7—9—11 aurea nitida elliptica obtusa siamina duplo lon-
giora. Carpellain capitulum globosum congesta, obovato-globosa,
obtusa brevissime pedicellata tenue pubescentia. — Planta 3—9 poll.
alta, foia 4-24 lin. longa et lata, interdum repando-crenata,
quandoyue integerrima, petiola foliorum radicalium cum caudiculo
basi in terra conditi.
An schatligen Orten zwischen Gesträuch in denRemisen desLaaer
Berges (häufig!) dann im Prater unweit der Brücke, welche nach
der Freudenau führt. April 1867. — Auch aus Ungarn besitze ich
diese Pflanze, wo solche von Herrn Vrabelyi „ad balneum sul-
phureum paradensi* d. 10. April 1867 gesammelt wurde. — Diese
letztere Pflanze zeichnet sich durch grössere Zartheit, durch fast
ganzrandige dunkler grüne Blätter und seichtere Herzlappen aus.
Sie dürfie der F. nudicaulis Kern. östr. bot. Zeit. 1863, p. 188
entsprechen. Aus Dalmatien herstammende im k. k. Hostischen bot.
Garten kultivirte Exemplare stimmen mit der im Prater wachsenden
vollkommen überein. — Von F. transsilvanica Schur ist unsere
Wiener Pflanze weit verschieden,
Ich muss hier noch bemerken, dass ich bei Ficaria calthae-
folia nie die Knöllchen, wie solche bei F. ranunculoides so häufig
vorkommen, bemerkt habe und dass F. calthaefolia sich regel-
mässig durch Samen fortpflanzt, während bei F. ranunculoides, auf
manchen Standorten die Samen nie zur Reife kommen, sondern
eine Vermehrung durch die Knöllchen stattfindet.
VI.
Iris germanica L.
Die Pflanze, welche fast in allen Floren angegeben wird, aber
in wenigen wirklich wildwachsend vorkommt, habe ich in diesem
Sommer in den Remisen des Laaer Berges in mehreren Gruppen
gefunden und ich will nicht behaupten, dass dieses ihr natürlicher
15
Standort ist, da sie wildwachsend auf Felsen angegeben wird, ob-
wohl der Laaer Berg ein Standort ist, wo eine Verschleppung aus
Gärten unwahrscheinlich ist. In Siebenbürgen kommt sie nicht sel-
ten in den Weinbergen der Hügelregion vor, wohin sie mit dem
Dünger aus Bauerngärten absichtslos hierher gebracht wird.
vn.
Elatine Alsinastrum L.
Diese Pflanze habe ich auf dem Laaer Berge in einer schlam-
migen Lache mit Mentha Pulegium, Gratiola officinalis u. s. w. auf
derselben Stelle gefunden, wo ich dieselbe vor etwa 40 Jahren
gesammelt habe. — Nach Neilreich’s Nachträge zur Flora von
Niederösterreich 1866, p. 89 dürfte diese Elatine Alsinastrum von
Reuss auf demselben Standorte gefunden worden sein.
VII.
Carex nutans Host.
Wird auf dem Laaer Berge immer seltener, da die Lachen
gänzlich verwachsen sind, wo dieselbe vor 30—40 Jahren häufig war.
Gegenwärtig kommt sie noch einzeln in den Remisen und nassen
Vertiefungen vor, wo ich einige Exemplare in diesem Jahre sammelte.
Wien, im December 1867.
0
Zur Moosflora des Neutraer Komitates.
Von Jos. L. Holuby.
Am 29. Juli und 22. August besuchte ich die Neutraer Jawo-
rina und die an deren Fusse zerstreuten Klippenkalk-Hügel; dann
machte ich vom 11. bis 16. September eine Fussreise von Lubina
über Myjawa und Wrbowce nach Skalitz und von dort über’ die
Wälder wieder zurück. An Phanerogamen, obwohl ich alles was
unterkam, notirte, werden kaum zwei Arten für das Comitat neu
sein: daher ich sie jetzt übergehe, und nur eine Aufzählung der,
auf dem erwähnten Gebiete beobachteten Leber- und Laubmoose
geben will,
Am Fusse der Jaworina sammelte ich auf nassen, quelligen
Wiesen: Hypnum arcuatum Lindb., H. commutatum Hedw., Cam-
plothecium lutescens B. Sch., Bryum pseudotriquetrum Schwgr,,
Marchantia polymorpha L., Aneura pinguis Dum.
Auf dem mächtigen Klippenkalkfelsen Predhradskä Skala: Or-
thotrichum anomalum Hdw., O. cupulatum Hoffm., O. speciosum
16
N. H., Leucodon sciuroides Schwgr., Anomodon viticulosus H. T.,
A. longifolius auch an Buchenstämmen, nicht selten. Bryum caespi-
ticium L., B. argenteum L., B. capillare Hdw., B. roseum Schreb.,
Mnium undulatum Hdw., M. cuspidatum Hdw., Neckera compla-
nata B. Sch., Homalothecium sericeum B. Sch., H. Philippeanum
B. Sch., Pylaisia polyantha Schpr., Climacium dendroides W.M.,
Eurrhynchium praelongum B. Sch., Amblystegium serpens Schp.,
Hypnum Sommerfelti Myr., H. cupressiforme L., H. molluscum
Hdw., H. Schreberi Willd., H. purum L., Hylocomium triquetrum
Schpr., Metzgeria furcata N., Frullania dilatata N., Madotheca
platyphylla N., Radula complanata Dum., Chyloscyphus polyanthus
N., Lophocolea minor N., Plagiochila asplenioides N.
Auf der Hügelreihe Korince fand ich an felsigen Stellen in
der Nähe einer Quelle: Pellia epiphylla N. E., Weissia viridula
Brid., Dicranella varia Schimp., Fissidens osmundoides Hedw.,
Grimmia apocarpa Hedw., Didymodon rubellus Br. Schimp., Tri-
chostomum rigidulum Sm., Barbula fallae Hedw., Mnium puncta-
tum Hedw.
Auf allen Felsen und steinigen Stellen wächst Barbula ruralis
Hedw. seltener dagegen B. muralis Hedw., Grimmia pulvinata
H, T. sitzt auf allen Felsblöcken. An Quellen der Bergwiesen sah
ich oft Philonotis fontana Brid. in Gesellschaft des Hypnum cu-
spidatum L. jedoch nur steril.
Auf der Jaworina selbst wurde mitgenommen: von einem alten
Buchenstamme Madotheca laevigata Dum. und auf feuchtem Walı-
Boden Scapania curta N. E. gesehen, nebst mehreren Jungerman-
nien, die aber sämmtlich steril waren. Auf trockener Erde, an Wegen
wächst ziemlich häufig: Racomitrium canescens Brid., Polytrichum
piliferum Schreb., P. juniperinum Hedw., Pogonatum urnigerum
Brid., P. aloides P. B. seltener, Atrichum undulatum P. B.
An Baumstämmen sehr häufig Isothecium myurum Brid., Ano-
modon attenuatus Hartm., Pterigynendrum filiforme Hedw. Es
freute mich auch Diphyscium foliosum Mohr. auffinden zu können.
An Quellen im Kies ist überall Webera albioans Schpr. je-
doch nur steril, zu sehen; an schattigen Stellen wächst: Dieranum
scoparium Hedw., Fissidens taxifolius Hedw., Funaria hygrome-
trica Hedw. häufig an Brandstellen, Webera nutans Hedw. selten,
Polytrichum formosum Hedw., Barbula subulata Brid., Eurrhyn-
chium striatum Br. Sch., Plagiothecium sylvatium Br. Sch., Hylo-
comium splendens Schimp.
Im Bache an Steinen: Hypnum palustre L, Fissidens incurvus
Schwgr., Brachythecium rutabulum Br. Sch., B. rivulare Br.
Sch., Dichodontium pellucidum Schp. sehr selten, Lophocolea bi-
dentata N. auf faulenden Holzstücken im Bache. Rhynchostegium
rusciforme Br. Sch. ist an überrieseltlen Steinen nicht selten zu
haben.
Bei Myjawa, Wrbowce und Skalitz fand ich in Wäldern, auf
Wiesen, an Bäumen ausser den hier erwähnten Moosen noch: Ce-
17
ratodon purpureus Brid., Orthotrichum obtusifolium Schrd. be-
sonders auf Nussbäumen und Pappeln, O. pumilum Schwägr., O0.
leiocarpum B. Sch., Leskea polycarpa Ehrh., Bryum argenteum
L. im Pfarrhof in Wrbowce, in grosser Menge” auf der Erde grün.
Webera eruda Schp. an feuchten sc halligen Stellen der Wäl-
der, nicht häufig, mitunter in Gesellschaft des Mnium stellare He dw.
Dies wären also die Moose, welche ich auf der Jaworina und dem
Skalitz - Wrbowce’r Gebirg "heuer gesammelt habe. Es sind deren
darum nur so wenige, da "ich meine Aufmerksamkeit vorzugsweise
den Carieibus, Hieracien und Rubis zuwendete, und namentlich aus
der leiztern Gattung ziemlich viele Formen heimbrachte.
Ns. Podhragy, den 28. October 1867.
———
Die Vegetations-Verhältnisse des mittleren und östlichen
Ungarns und angrenzenden Siebenbürgens.
Von, A. Kerner.
vi.
195. Helianthemum Fumana (L.) — Auf felsigen Bergabhängen
und auf wüsten Sandhügeln. Im mittelungar. Berglande in der Pilis-
gruppe auf den Hügeln "bei Dorogh nächst Gran, auf den Dolomit-
felsen bei dem Leopoldifelde und im Auwinkel, am Adlersberg und
Spissberg bei Ofen, auf den Hügeln bei Budaörs und auf der „grossen
Heide,“ auf dem Cerithienkalkplateau bei Teteny. In der Vertes-
gruppe auf den Dolomitfelsen bei Gänt und Csäkvär. Im Tieflande
auf der Kecskemeter Landhöhe bei R. Palota, P. Szt. Mihäly nächst
Pest, Steinbruch, Soroksar, Monor und Pilis, Puszta Sälosär nächst
Tatär, Szt. György. Auch auf den Sandhügeln der Csepelinsel und
im Sande bei Keer in der Stuhlweissenburger Niederung. — In
der Tiefebene und im Bihariagebirge nicht beobachtet. — Dolomit,
Kalk, Tert. und Diluv. Sand. 95—240 Met.
196. Helianthemum canum (L.) — Auf felsigen Bergabhängen,
auf Sandhügeln und auf trockenen Bergwiesen. Im mittelungar.
Berglande in der Pilisgruppe auf der Slanitzka und dem Sandberge
bei P. Csaba, auf den Hügeln bei der Krotendorfer Mühle, im
Leopoldifelde, am Johannisberg , Adlersberg und Spissberg bei
Öfen, auf der „grossen Heide“ bei Teteny und auf den Dolomit-
kuppen bei Budaörs. In der Vertesgruppe bei Csäkvär und Gänt.
Auf der Kecskemeter Landhöhe sehr selten bei Pest. — In der
Tiefebene und im Bihariagebirge nicht beobachtet. Fehlt auf dem
Trachyte und den höheren Dachsteinkalkbergen (z. B. Piliserberg,
Oesterr. botan. Zeitschrift 1. Heft. 1868.
18
Nagyszäl) im mittelungar. Berglande. Gewöhnlich kombinirt mit
Helianthemum Fumana, Biscutella laevigata, Draba lasiocarpa und
Paronychia capitata, mit welchen Arten es im Gebiete auch fast die
gleiche Verbreitung zeigt. — Dolom., Kalk, Tert. und Diluv. Sand.
— 95—460 Met.
197. Helianthemum rupifragum. — Im Bihariagebirge und zwar
in der Vulcangruppe an felsigen Stellen der Abfälle des Suprapietri
Poienile bei Vidra im Aranyosthale in Gesellschaft der Asperula
capitata. Kit., Dianthus petraeus W.K., Edrajanthus Kitaibelii DC.
und Hypericum umbellatum Kerner. — Kalk. — 1100 Met. — Ich
habe dieses Helianthemum in dem „Pflanzenleben der Donaulän-
der“ S. 296 als H. alpestre aufgeführt. Nach nochmaliger Verglei-
chung mit sehr zahlreichen Exemplaren des H. alpestre aus den
verschiedensten Gegenden der Alpen, habe ich aber jetzt die Ueber-
zeugung gewonnen, dass diese Pflanze eine von H. alpestre(Jacq.)
verschiedene, meines Wissens noch nicht beschriebene Art ist. Die
Blätter derselben sind durchwegs lineal und spitz; ihre Länge
schwankt zwischen 12 und 20 und ihre Breite zwischen 1 und 3””
und gewöhnlich sind sie 8mal so lang als breit. Längs dem Mil-
telnerv und dem schwach umgebogenen Blattrande sind dieselben
mit vorwärts gerichteten Haaren besetzt, von denen die obersten
an der Blattspitze sich pinselflörmig vereinigen. — Die Blätter des
H. alpestre (Jacq.) sind immer ganz flach, "länelich, stumpf, höch-
stens 15"= lang und höchstens 4mal so lang als breit; die Haare
derselben sind mehr abstehend und an der stumpfen Spitze niemals
pinselförmig zusammenschliessend. — Leider zeigen die von mir
im Herbste gesammelten Exemplare nur yerdorrte Fruchtstiele und
ich bin daher nicht in der Lage auch die Blüthen und Früchte ge-
nauer zu beschreiben; nach dem was vorliegt, scheint meine Pflanze
in dieser Beziehung mit H.alpestre (Jacq.) und H. canum (L.) die
grösste Aehnlichkeit zu besitzen. Siebenbürgische Botaniker dürf-
ten vielleicht in die Lage kommen, diese an dem angegebenen
Standorte häufig wachsende Pflanze auch in früheren Entwicklungs-
stadien zu beobachten und dann die obige Beschreibung zu er-
gänzen.
198. Helianthemum obscurum Pers. — Breit- und schmal-
blätterig; letzteres insbesonders auf dem lockeren Sandboden des
Tie flandes. — Auftrockenen Wiesen und Grasplätzen und an den
Säumen der Wälder. — Im mittelungar. Berglande auf der Matra
bei Gyöngyös, am Nagyszäl bei Waitzen, auf den Bergen bei Gross-
Maros, in der Pilisgruppe auf den Wiesen bei Szt. Läszlö im Cen-
trum des Piliser Trachytstockes, bei Gran und Sct. Andrä, auf ‚der
Sianitzka bei P. Csaba, bei dem Leopoldifeld, im Auwinkel, auf
den Wiesen nächst dem Normabaum und der Berger’schen Villa,
am Schwabenberg und im Wolisthal bei Ofen. Auf der Kecske-
meter Landhöhe am Räkos bei Pest, bei Soroksär, Pilis und Monor.
Auf der Debrecziner Landhöhe im Sande bei Vasväri nächst Nyir-
Bälor. Im Bihariagebirge auf dem tert. Vorlande hei Grosswardein,
Hollodu und Belenyes, auf den Kalkfelsen des Bontoskö bei Petrani,
19
auf dem Vasköher Kalkplateau bei Campu und Colesci , im Rezba-
nyaer Zuge im Thalboden bei Fenatia, und am Rande des Batrina-
plateaus, auf der Pietra lunga und Pietra muncelului. In der Vulcan-
gruppe auf dem Plateau und den Abfällen des Suprapietri poienile
bei Vidra. Im Gebirge der weissen Körös auf den tert. Hügeln bei
Halmäza und Buteni. — Trachyt, Schiefer, Kalk, Dolom., Tert. Lehm-
und Sandboden; vorherrschend aber über Kalk und Dolomit. —
95—1100 Met.
199. Helianthemum tomentosum Sm. — Zwischen Wachhol-
dergestrüpp auf den Sandhügeln bei Puszta Salosär und auf dem
Erdöhegy nächst Tatär Szt. György auf der Kecskemeter Landhöhe.
— Hier in sehr schönen bis zu 40 Ctm. hohen Exemplaren; sonst
aber im Gebiete nirgends beobachtet. — Diluv. Sand. — 110 —
130 Met.
200. Viola hirta L. Auf Wiesen und unter Gebüsch in
lichten Wäldern. Im mittelungar. Berglande sehr verbreitet. In der
Matra bei Paräd, am Nagyszäl bei Waitzen, auf dem Lösszug des
Vinisni vrch bei Gomba, in der Pilisgruppe bei Gran, P. Csaba,
Sct. Andrä, am Piliserberg bis zu dessen höchster Kuppe, auf den
Höhen bei Krotendorf, auf allen Bergen bei Ofen. Auf der Kecske-
meter Landhöhe bei R. Palota und Pest, und auf offenen Wald-
plätzen in den Monor-Piliser Eichenwäldern. Im Bihariagebirge bei
Grosswardein, Felixbad und auf dem tertiären Vorlande bis Bele-
nyes; in der Hegyesgruppe auf den Nulliporenkalkbänken bei Chi-
zindia südlich von Buteni, in der Gruppe des Plesın bei Mone&sa
und auf dem Plateau von Vasköh bei Campu und Vasköh, endlich
auf dem Batlrinaplaleau, wo an den felsigen Abstürzen bei der
Geisterhöhle nächst der Mulde Oncesa an den Quellen der Szamos
der höchste Standort im Gebiete beobachtet wurde. Auf allen im
Gebirge vorkommenden Substraten. — 95—1300 Met.
201. Viola collina Bess. — Auf grasigen Plätzen am Adlers-
berge bei Ofen. Wahrscheinlich auch noch anderwärts im Berg-
lande; doch liegen mir nur von obigem Standorte Exemplare vor,
welche unzweifelhaft zu V. collina gehören. — Lehmboden. —
200—250 Met.
202. Viola ambigua W. K. — Auf grasigen Plätzen, insbeson-
ders auf den mit Pollinia bestockten Stellen auf der Kecskemeter
Landhöhe, am Räkos bei Pest, bei Monor und auf der Puszta Peszer
bei Alsö-Dabas. — Nach Heuffel auch „im ebenen Theile des
Arader Komitates.* — Diluv. Sandboden. — 95—125 Met.
203. Viola odorata L. — Unter Gebüsch an den Rändern der
Wälder. Im mittelungar. Berglande in der Pilisgruppe bei P. Csaba,
am Piliserberge, am Johannisberg und Schwabenberg bei Ofen; auf
der Kecskemeter Landhöhe bei Nagy-Körös. Im Bihariagebirge bei
Grosswardein und Belenyes. Im Gebiete weit seltener als V. hirta.
— Kalk, Tert. Lehm- und Sandboden. — 95—250 Met.
204. Viola mirabilis L. — Unter Gebüsch an den Rändern
der Laubwälder. Im mittelungar. Berglande am Nagyszäl bei Waitzen,
2%
20
in der Pilisgruppe am Piliserberg und Johannisberg, in den Bu-
chenwäldern bei dem Normabaum ober dem Auwinkel und insbe-
sonders häufig auf dem Plateau des Schwabenberges und im
Wolfsthale bei Ofen. In der Vertesgruppe am Csokaberge bei Moor.
Im Tieflande und im Bihariagebirge nicht beobachtet. — Kalk. —
250—1070 Met.
205. Viola urenaria DC. — Auf begrastem sandigen Boden
und auf den Terrassen felsiger Bergabhänge. — Im mittelungar.
Berglande in der Pilisgruppe zwischen P. Csaba und Vörösvär und
am Adlersberg bei Ofen. Auf der Kecskemeter Landhöhe am Rä-
kos bei Pest. — Dolom. Tert. und Diluv. Sand. — 95—260 Met.
206. Viola cinerascens. — (Dreiachsig, Blätter 20—40”® breit
und lang, rundlich-herzförmig, stumpflich, sowie die Blattstiele,
Stengel und Blüthenstiele grauflaumig. Blüthen gross, 15—18"” im
Durchmesser, in Farbe und Zeichnung mit Viola silvestris überein-
stimmend , Kapsel fein flaumig. Der Stengel zur Zeit der ersten
Blüthe aufsteigend 60—80”" hoch, später niederliegend, winkelig
hin- und her gebogen und bis zu 200”®= verlängert. — Stimmt
durch die grauflaumige Bekleidung der vegetativen Organe und des
Fruchtknotens mit Viola arenaria DC. überein, ist aber in allen
Theilen fast doppelt so gross und macht insoferne mehr den Ein-
druck der Viola silvestris Rehb.; von beiden übrigens durch die
im Laufe des Sommers sehr verlängerten niederliegenden Stengel
unterschieden. — Die hier aufgestellte Pflanze ist auf keinen Fall
mit V. rupestris Rehb. Ic. XII. Fig. 4499 zu identifiziren, welche
von Gren., et Godr, in der Fl. d. Fr. 179 wohl mit Recht für eine
grossblüthige V. arenaria erklärt wird. Sie stimmt nämlich weder
mit der Reichenbach’schen Abbildung überein, noch passt auf
sie die Bezeichnung „glabriuscula* (Rchb. Fl. excurs, 705), da
im Gegentheile unsere Pflanze in allen Theilen grauflaumig er-
scheint. — Im Jahre 1861 sammelte ich diese Viola auch auf den
sonnigen Hügeln längs der Sill südlich von Innsbruck und habe
selbe seither im Garten jährlich beobachtet, ohne eine Aenderung
weder in der Behaarung noch in der eigenthümlichen Wachs-
thumsweise zu bemerken.)
Im mittelungar. Berglande in der Pilisgruppe auf der Sla-
nitzka bei P. Csaba. — Kalk. — 300—380 Met.
207. Viola silvestris Rehb. — In Laubwäldern, insbesondere
in Mischwäldern mit vorherrschenden Buchen. — Im mittelungar.
Bergland in der Malra bei Paräd, am Nagyszäl bei Waitzen ober
dem Steinbruch, in der Pilisgruppe auf dem Schwabenberg und
Lindenberg bei Ofen, auf der Slanitzka bei P. Csaba und insbeson-
ders häufig am Piliserberg bis zu dessen höchster Kuppe. — Fehlt
im Tieflande. — Im Bihariagebirge auf dem tert. Vorlande von
Grosswardein bis Belenyes; auf dem Batrinaplateau häufig auf allen
Höhen zwischen Resbänya und Petrosa von der Pietra muncelului
bis herab nach Petrosa. Auf dem Vasköher Plateau am Vervul
Ceresilor und in der Gruppe des Plesiu ober Mondsa. In der He-
21
gyesgruppe bei Slatina und auf der Chiciora südöstl. von Buteni.
Im Gebirge des Aranyos und in der Valea Odincutia bei Distidiul.
— Sienit, Trachyt, Schiefer, Kalk, Tert. Schotter und Sandstein.
— 150—1300 Met.
208. Viola Riviniana Rehb. — In Laubwäldern. Im mittelung,
Berglande an der Nordseite des Piliserberges und auf der Slanitzka
bei P. Csaba. — In der an unser Gebiet angrenzenden Bakony-
gruppe in den Buchenwäldern bei Ezstergäl nächst Zircz mit
Viola silvestris. — Kalk. — 380—1000 Met.
209. Viola mixta (silvestris X strieta). — (Zweiachsig, Stengel
aufrecht 100—230”® hoch, beblättert, kahl wie die ganze Pflanze.
Blätter 11y,—2mal so lang als breit, aus herzförmiger Basis läng-
lich-eiförmig,, ober der Mitte etwas geschweift, kurz zugespitzt.
Nebenblätter länglich, gefranst, klein, jene der mittleren stengel-
ständigen Blätter 3—4mal kürzer als der nicht geflügelte Blattstiel.
— Hält die Mitte zwischen V. silvestris und V. stricta. Durch den
Mangel grundständiger Blätter, den schlanken aufrechten Stengel
und die verlängerte Blattspreite stimmt selbe mit V. strieta über-
ein, der vordere Theil der Blätter zeigt aber keine nach Aussen
scharfkonvexen Seitenränder, sondern ist dort etwas geschweift-
zugespitzt wie bei V. silvestris. Die Blattstiele sind ungeflügelt,
wie bei V. sölvestris und die Nebenblätter bei weiten nicht so gross
und lang wie bei V. stricta, sondern zart, kurz und stark gefranst
wie bei Y. sölvestris. Der Sporn überragt die Kelchanhängsel fast
um das doppelte wie bei V. silvestris.)
Am Plateau des Schwabenberges bei Ofen, gegen den Norma-
baum zu, in Gesellschaft der V. silvestris Rehb. und V. stricta
Hornem., aus welchen dieselbe höchst wahrscheinlich durch Ba-
startirung hervorgegangen. — Thonboden. — 350 Met.
210. Viola strieta Hornem., Koch (V. Ruppü Rchb.). — Auf
Bergwiesen und insbesonders an moosigen Plätzen an den Wald-
rändern. — Im mittelungar. Berglande in der Matra bei Paräd, in
der Pilisgruppe auf den Wiesen am Plateau des Dobogokö zwischen
Dömös und Csaba und am Schwabenberg bei Ofen. Im Tieflande
nicht beobachtet, dagegen ziemlich häufig im Bihariagebirge und
zwar insbesonders am Rande des Batrinaplateaus auf der Tataroda,
dem Dealul vetrilor, Pietra lunga und bis herab auf die Wiesen
bei der Höhle nächst Fenatia. Häufig in dem Thale südlich vom
Köbänyaberg bei Grosswardein. — Trachyt, Kalk, liebt so wie
Viola canina eine thonige Erdkrume. — 125—1300 Met.
(Fortsetzung folgt.)
Literaturberichte.
— „Filices Europae et Atlantidis, Asiae minoris et
Sibiriae.* Auctore Dr. J. Milde. Lipsiae sumptibus A. Felix
1867. 80 p. IV et 311.
Mit nicht genug anzuerkennender Unermüdlichkeit ist Milde
als botanischer Schriftsteller thätig. Erst vor wenigen Monaten wurde
von ihm in diesen Blättern die ausgezeichnete Monographie der
Equiseten angezeigt und schon ist wieder ein zweites eben so ge-
lungenes Werk erschienen. Das vorliegende Opus sollte eigentlich
eine Bearbeitung der Farne Europa’s und der Atlantis werden. Dem
Wunsche mehrer botanischer Freunde entsprechend erweiterte Milde
seinen ursprünglichen Plan, indem er noch Kleinasien und Sibirien
hinzufügte und bei drei Gatlungen, Osmunda, Botrychium und Equi-
setum eine vollständige Monographie sämmtlicher bekannter Arten
ausarbeitete. Vielleicht wäre es bei einer zweiten Ausgabe des
Werkes (die nicht ausbleiben wird) angezeigt, noch das übrige
aussertropische Asien und Nordamerika hinzuzufügen und das Werk
zu einer Synopsis der Farne der nördlichen gemässigten Zone zu
erweitern. Der Umfang würde nicht bedeutend zunehmen, die pflan-
zengeographische Behandlung aber bedeutend gewinnen. Auch bei
dieser Arbeit verfügte Milde über ein sehr reiches, theilweise noch
unbearbeitetes Materiale; namentlich hatte er Gelegenheit, sämmt-
liche einschlägige Originale von F&e, Regel, Presl, Hooker,
Moore u. m. A. zu untersuchen. Dadurch wurde es ihm möglich,
viele Arten auf ihre richtige Stellung zurückzuführen. Das von
Milde dem vorliegenden Werke zu Grunde gelegte System ist im
Ganzen jenes von Mettenius, doch war Milde überall bestrebt, es
weiter auszubauen, wie namentlich die Gattungen Athyrium, Asple-
nium, Cystopteris, Botrychium u. m. a. beweisen. Bei der Behand-
lung der Gattungen und Arien legte Milde einen besonderen
Werth auf die Ermittlung der architectonischen Verhältnisse, sowie
auf die Feststellung der mikroskopischen Merkmale, um die ein-
zelnen Species sicher und fest zu begründen. Damit steht in engster
Verbindung die Gliederung der Formen nach klimatischen Varietäten,
bei deren Behandlung sich viel Neues herausstellte. Diese Vorzüge
der Bearbeitung Milde’s manifestiren sich am glänzendsten bei den
gemeinen, über das ganze Gebiet verbreiteten Arten wie z. B. bei
Athyrium Filix femina Roth (p. 49—52), Aspidium Filic mas S w.
(p. 118—125), A. spinulosum Sw. (p. 132-140) u. v. a. Dass
bei den einzelnen Arten alle betreffenden Angaben von Milde auf
das gewissenhafteste geprüft wurden und dass nur das durch Au-
topsie richtig Befundene im Werke benützt wurde, versteht sich
bei einer Arbeit Milde’s gleichsam von selbst. Dadurch erhält das
neueste Werk Milde’s einen hohen Werth und wird ein unenl-
behrliches Handbuch für Jeden, der sich mit einheimischen Filieinen
beschäftigt. Auf weiteres Detail kann hier bei dem beschränkten
23
Raume einer Anzeige nicht eingegangen werden, Mögen die geehr-
ten Leser dieses Blattes Milde’s Werk selbst in die Hand nehmen
und es genau durchgehen, sie werden staunen über die Fülle in-
teressanler und werthvoller neuer Daten, welche dasselbe enthält,
Dr. H. W. Reichardt.
„Vorarbeiten zu einer CGryptogamenflora von Mäh-
ren u, österr. Schlesien.“ IV. Laubmoose (1. Serie). Bearbeitet
von Dr. J. Kalmus. (Separatabdruck aus dem V. Bande der Ver-
handlungen des naturforschenden Vereines 1866). Verlag des Ver-
fassers. Brünn 1867. — Mit Vergnügen bringen wir diesen Abschnitt
der Vorarbeiten der Cryptogamenflora dieses Gebietes zur Anzeige,
welchen der strebsame Verfasser im Bewusstsein der noch sehr
unvollständigen Erforschung des Gebietes nur desshalb schon jetzt
der Oeffentlichkeit übergibt, um die Reihenfolge der vom Vereine
beabsichtigten einschlägigen Publicationen nicht zu unterbrechen.
Als Grundlage für das nach Schimper’s Synopsis geordnete und
347 Arten enthaltende Verzeichniss dienten: O0. Sendtner's Be-
merkungen über die im Gesenke vorkommenden Laubmoose, Flora
1840; Dr. A. Pokorny’s Vegetationsverhällnisse von Iglau, Wien
1562; J. Milde’s Arbeiten über die schlesische Moosflora; Dr.
Plukar’s Aufzählung der um Teschen aufgefundenen Laubmoose
(Progr. des k. k. ev. Gymnasiums in Teschen 1855); die Abhand-
lungen ven Wawra, Pokorny, Reichardt, Juratzka und
Roemer in den Verhandlungen der zool. bot. Gesellschaft; sodann
Verzeichnisse, welche ihm von Spazier, Th. Hein, Schliephacke
mitgetheilt wurden, endlich die von ihn, v. Niessl und Makowsky
gesammelten und vom Referenten durchgesehenen Moose. — Auf
den Inhalt des Verzeichnisses übergehend, finden wir aus der Ord-
nung der Cleistocarpen nur 6 Arten z. Th. mit sehr beschränkten
Standorten aufgeführt, und diese dürften sich vorläufig nur auf 5
reduziren, da das Pleuridium subulatum, eine sehr seltene Art,
wahrscheinlich von allen angeführten Standorten zu Pi. alternifo-
lium gehört. Diese Zahl, die kaum den dritten Theil der für Nied.-
Oesterreich bekannten 16 Arten erreicht, gibt ein beredtes Zeugniss
für die bisherige nur theilweise und oberflächliche Erforschung des
Gebietes. Die Gattung Seligeria scheint übersehen. Schon Seliger
hat eine Art, die S. pusilla an den Kalkfelsen der Quarklöcher
gesammelt; sie dürfte sich wohl noch an anderen Orten finden.
Auch ist das Vorkommen der Seligeria recurvata mehr als wahr-
scheinlich. Barbula inclinata, welche nebenbei als im Gebiete
noch nicht gefunden erwähnt wird, dürfte sehr wahrscheinlich im
südl. Mähren z. B. auf den Polauerbergen zu finden sein. Grimmia
leucophaea kommt auch bei Iglau vor, wo sie von Dr. Pokorny
mit Gr. commutata gesammelt wurde. Grimmia alpestris ist vom
Verfasser im Kessel des Gesenkes entdeckt worden und für das
Gebiet neu. Hedwigia ciliata wird auch auf Kalk vorkommend an-
gegeben, was zweifelhaft erscheint. Bryum marginatum ist iden-
tisch mit Bryum Mildeanum; das wahre Br. marginatum ist in
24
Oesterreich noch nicht gefunden. Philonotis calcarea ist nur von
einem einzigen Standorte angeführt. R. v. Frauenfeld hat diese
Art sehr schön fruktifizirend auf dem Hostein in Mähren gesam-
melt. Aus Versehen scheint bei Polytr. strictum eine Var. ß. al-
pestre aufgeführt. Eine Varietas a/pestris existirt nur von Polytr.
juniperinum, und diese stellt eben das Polytr. strietum dar. Von
den erst in neuerer Zeit richtig unterschiedenen Arten, welche das
alte Hypnum aduncum der Bryol. eur. und der Synopsis in sich
begriff *), ist das Hypnum Sendtneri noch nicht beobachtet wor-
den. Bei der Var. laxifolium des H. aduncum ist der Autorname
Jur. durch Schpr. zu ersetzen. Hypn. revolvens dürfte wahrschein-
lich zu H. intermedium gehören. Hypn. Heufleri, vom Verfasser als
neu für das Gebiet erwähnt, wurde bereits von Sendtner am Pe-
terstein gesammelt und als H. cupressiforme ß. implezum vertheilt.
Hypn. pratense ist zu streichen und der Standort zu H. arcuatum
zu setzen. H. alpestre erscheint, wie die Art selbst, sehr zweifel-
haft! Hypnum eugyreum (bei Jablunka, Plucar) gehört zu H. mol-
luscum. Hypnum sudeticum ist Synonym mit Hypn. pseudostr ami-
neum und gehört nicht in die Gruppe der echten Hypna, sondern
als kurzblätterige Varietät zu H. fluitans. Sphagnum cuspidatum ist
Synon. mit Sph. recurvum, daher die Standorte des ersteren zu
leizterem zu ziehen sind. — Mehrere wohl aus Versehen aufge-
nommene Standorte sind zu streichen, z. B. Gmünd (bei Splachnum
ampullaceum) als in Niederösterreich gelegen, insbesondere aber
Weisswasser, womit das im böhm. Riesengebirge gelegene gemeint
ist. Mit diesem Standorte fallen aber auch die ausschliesslich von
demselben angeführten Arten vorläufig hinweg, nämlich: Brachyo-
dus trichodes, Cinclidotus fontinaloides, Racomitrium patens, We-
bera cucullata, W. Ludwigü, Tetrodontium Brownianum und
Sphaynum Lindbergi. Werden von den verzeichneten 347 Arten
diese 7 mit den oben besprochenen 5 Arten: Bryum marginatum,
Hypnum sudeticum, H. pratense, H. eugyreum und Sphagnum cu-
spidatum ab —, die Seligeria pusilla aber hinzugerechnet, so ver-
bleiben 336 für das Gebiet bekannte Arten, unter welchen über-
dies noch einige z. Th. bereits oben erwähnte Arten als mehr
oder weniger zweifelhafte Vorkommnisse zu betrachten sind. Indem
!) Diese und ihre Synonyme sind:
1. Hypnum aduneum Hedw., zu dem des 44. Kneifiüi als laxe Form
gehört.
. — Sendtneri Schpr. in Suppl. Bryol. eur. = H. Wilsoni Schpr. olim.
in litt.
ß. Wilsoni Schpr. eine Wasserform.
Zu dieser Art gehören auch die Varr, hamatum und giganteum
der Bryol. eur. und Synopsis.
[0
3. — vernicosum Lindberg = H. pellueidum W ils.
1. — intermedium Lindberg in Hartm. fl. sc. ed 9. 1864! = H. Sendt-
neri Schp. olim in litt. = H. Cossoni Schp. in Suppl. Bryol.
eur, 1866!
23
mit Rücksicht auf die Beschaffenheit und Ausdehnung des Gebietes
gewiss noch gegen 60 Arten vorkommen, so können wir schliess-
lich nur den Wunsch aussprechen, dass es dem Herrn Verfasser in
Verbindung mit seinen bryologischen Freunden gelingen möge,
durch weiter fortzusetzende Erforschungen die noch vorhandenen
Lücken möglichst auszufüllen. J. Juraizka.
Correspondenz.
Görz, den 25. November 1867.
Schon wochenlang räumt der böse Reif unter den zarten Be-
wohnern unserer Fluren auf. Der Botaniker sieht mit grossem Leide
die schönen Sprösslinge in ihrem blühendsten Alter dahinsterben.
Ich würde jedoch Unrecht haben, wenn ich behaupten wollte, dass
diesem kein Stoff mehr übrig bleibe. Unsere einheimische Flora ist,
des milden Klimas wegen, reich an Pflanzenarten, welche diesen
ganzen Monat ausdauern, worunter etliche selbst überwintern. Solche
sind z. B. Senecio vulgaris, Parietaria diffusa, Capsella Bursa pa-
storis, Poa annua, Bellis perennis, Mercurialis annua, Veronica
polita und Buxbaumü, Euphorbia helioscopia und Stellaria media.
Diese Pflanzen findet man an heiteren Frühmorgen im December
und Jänner gewöhnlich von Frost erstarrt, so dass sie wie dürre
Reiser hart und spröde anzufühlen sind; kaum hat sie aber der
wohlthätige Strahl der Morgensonne getroffen, so kehren sie wie-
der in's Leben zurück, ohne weder in den Blatt- und Stengelthei-
len, noch an den zarten Blüthen einen Schaden durch das Einfrieren
erlitten zu haben. Eine gleiche Eigenschaft besitzen auch die er-
sten Frühjahrspflanzen. Wenn aber hier der Frost auch nicht direct
zerstörend wirkt, so übt er doch einen mittelbar nachtheiligen Ein-
fluss auf die in Rede stehenden Pflanzen aus; denn so oft während
der Erstarrung die Pflanze von einem trockenen Winde bestrichen
wird, trocknet sie bis auf ihre unterirdischen Theile aus, da nach
dem Einfrieren kein Saftumlauf mehr stattfindet. Die so ganz oder
zum Theile getödtelen Pflanzen findet man welk und ausgelrocknet,
ohne dass eine (durch schwärzliches Aussehen angedeutete) Zer-
setzung eingelreten wäre. — Dieselben Pflanzen, welche den Frost
so standhaft ertragen, erweisen sich als unfähig, der meist mit
Trockniss verbundenen Sommerwärme zu widerstehen, sie bleiben
daher während der Monate Juli und August theils ganz aus, theils
ziehen sie sich in die schattigsten Orte zurück. Das gilt aber nicht
von den perennirenden Arten. So ist z. B. der bekannte Mäuse-
dorn (Ruscus aculeatus) nicht nur im Stande, die Sommerhitze
zu ertragen, sondern erhält sich auch mit seinen oberirdischen
Trieben blühend durch den ganzen Winter, mag dieser noch so
26
strenge sein. Wir finden an dieser Pflanze ein ganz merkwürdiges
Verhalten gegen die Jahrestemperaltur. Ruscus aculeatus gehört
bekanntlich dem wärmeren Europa an und hat an den Südabhängen
der Alpen seine nördlichste Grenze; nichts destoweniger blühet
diese Pflanze nicht im Sommer, während der wärmeren Monate,
sondern beginnt erst mit Ende August ihre kleinen grünlich vio-
letten Blüthen zu entwickeln und blühet dann ununterbrochen bis
Ende April, so dass die rechte BJüthezeit gerade in die kälteste
Periode des Winters fällt. Eine Kälte von — 5° R. bewirkt nur ein
kaum bemerkbares Welken, nie eine wirkliche Beschädigung der
Blüthen. — Nicht minder eigenthümlich verhält sich die fleisch-
farbige Schnabelheide (Erica carnea). Diese öffnet bei uns
erst gegen die Mitte des Monates Juli ihre Blätterknospen, aus
welchen bald die in ihrer Anlage fertigen grünlichen Blüthenknospen
zum Vorschein kommen. In den ersten Tagen des Monates August
sind diese letzteren bereits so weit entwickelt, dass man inwendig
schon die characteristische dunkle Farbe der Staubgefässe wahr-
nimmt, und man glaubt, dass sich längstens in 8—10 Tagen die
Knospen öffnen, die Pflanze daher ihren vollen Blüthenreiz entfalten
müsse. Allein man wartet vergebens. Keine noch so bedeutende
Sonnenwärme will die blassen Blumenkronen färben. Erst in der
ersten Hälfte des Monates Jänner erblickt man einige rothgefärbte
vollständig geöffnete Blüthen. Dann aber erscheint die Pflanze bald
in ihrer vollen Pracht, eine wahre Zierde unseres Winters. — So
unerklärlich diese regelmässige Verzögerung der Blüthezeit bei
Erica carnea sein mag, so natürlich scheint mir die hier jährlich
gemachie Beobachtung, dass die Blüthezeit mancher Frühjahrspflan-
zen durch einen lockeren gedüngten Boden beschleunigt
wird. Bei uns stehen z. B. schon gegen die Mitte des Monates De-
cember auf gedüngten humusreichen Aeckern Draba verna und
Cardamine hirsuta in Blüthe, während sie an anderen Stellen erst
in der zweiten Hälfte des Monates Februar zu blühen anfangen.
Manche Pflanzen, welehe an ihren gewöhnlichen Plätzen als Früh-
lingspflanzen, d. h. als solche, deren Blüthezeit in die Monate März
und April fällt, bekannt sind, blühen hier auf solchen Feldern mei-
stens den ganzen Winter hindurch, indem sie bereits im Herbste
anfangen. Hieher gehört z. B. Cerastium glomeratum, brachypeta-
lum (zum Theile), Erodium cicutarium, Veronica polita und Bux-
baumü. Auch Diplotaxis muralis, Malva sylvestris, Pyrethrum
Parthenium, Euphorbia Peplus und mehrere andere Arten überwin-
tern unter dieser Bedingung sehr leicht. Daraus ersieht man hin-
länglich, wie nothwendig es ist, bei phänologischen Angaben auch
die materielle Beschaffenheit des Bodens in Rechnung zu ziehen.
Franz Krasan.
Felegyhaza, am 2. December 1867.
Gerade am Tage, den ich zum Antritt meiner siebenbürger
Reise bestimmt hatte, war die Schifffahrt wegen Treibeis einge-
27
stellt und ich musste den Landweg einschlagen und die nächste
Eisenbahnstation am kürzesten Weg zu erreichen suchen. Mit vie-
ler Mühe gelang das Uebersetzen der Donau bei Baja. Von Baja
gelangte ich dann in 3 Tagesmärschen (ich führe mein Pferd mit)
hieher nach Felegyhäza; von hier setzte ich die Reise per Bahn
fort. — Ich passirte ausserordentlich interessante Gegenden. Mir
thut leid, dass ich diese Gegend nicht zu früherer Jahreszeit be-
trat. Sand war vorherrschend. 2 Corispermum-Arten waren noch
im Gerippe zu erkennen; Anchusa tinetoria sehr häufig. Gestern
fand ich noch fructifieirende Köpfchen jenes Taraxacum, das ich
noch nicht kannte. — Vorgestern und gestern traf ich mehrere
Salzstriche an, wo man Crypsis aculeata und Suaeda salsa noch
unterscheiden konnte. Ueberaus häufig war Lepidium perfoliatum,
Alyssum tortuosum etc. V. v. Janka.
Dresden, den 26. November 1867.
Nachdem ich in Dresden wieder heimisch geworden bin und
namentlich den Zustand meiner Sammlungen durchmustert habe,
von denen ich 3 Jahre lang getrennt war, so kann ich in der
Freude meines Herzens nicht umhin, Ihnen mitzutheilen, dass der
Abschnitt meines Herbars, den ich bis jetzt revidirt habe, sich
dem langen Zeitraume, ohne Aufsicht, musterhaft gehalten hat.
Diesen Erfolg verdanke ich einer Einrichtung, die mir ein guter
/zenius vor meiner Abreise eingegeben hat. Jedes Paket steht näm-
lich in einem Sack von grauem aber festem Papier, das vorher mit
Sublimat-Auflösung getrankt war, Die Mündung des Sackes ist
3mal umgebogen und sodann sind noch die betreffenden Ecken umge-
knickt. Auf der dadurch gebildeten Leiste befinden sich die nöthi-
gen Notizen. In einigen Säcken fand ich die Leichen des Anobium
paniceum Lin., des alleinigen Verwüsters, den ich fürchte. Die
Käfer hatten jedenfalls vorher in dem Pakete gewohnt und waren
nun nicht gerade auf Lorbeern, sondern mehr auf Euphorbien ge-
storben. Wer die Met tamorphose des Insects kennt, wird überzeugt
sein, dass an eine weilere Fortpflanzung in den "Säcken nicht zu
denken ist, da ohne ein Schwärmen der Männchen in’s Freie, im
Juli und August, keine Begattung vorgenommen wird. Aus diesem
Grunde hüte man sich auch, in den genannten Monaten und na-
mentlich gegen Abend das Herbarium zu oft bloszulegen, welche
Vorsicht ich schon seit langer Zeit mit Nutzen gebrauche. Insecten-
kästen öffne ich in jener Periode nur mit der grössten Aufmerksam-
keit, denn es ist wunderbar mit welchem Spürver mögen und welcher
Schnelligkeit eine solche kleine, neuvermählte Bestie die Gelegen-
heit benützt, um ihr Ei an passender Stelle abzusetzen. Die Larve
lebt dann 10 Monate lang auf Kosten unserer Sammlungen (und
Möbeln), denn die Puppenruhe ist eine äusserst kurze. Die Kosten
der Papiersäcke (eirca 6 Thlr. —= 91. für 500 Stk.) und die etwas
verminderte Bequemlichkeit bei der Benutzung des Herbars stehen
in keinem Verhältnisse zu dem Vortheile, unsere Sammlung staub-
r
2 b)
und würmerfrei zu erhalten. Für jene wenigstens, die ihre Schätze
auf längere Zeit ohne Aufsicht lassen müssen und weder die Mittel
noch den Rau zu festschliessenden Schränken besitzen, weiss ich
kein probateres Mittel. Das Vergiften der einzelnen Exemplare war
in der Zeit, wo ich meine botan. Studien begann, nicht gebräuch-
lich, seitdem haben die Mühe und gewisse Nachtheile mich davon
zurückgeschreckt. Eduard Vogel.
Athen, den 145. November 1867.
Wir können dieses Jahr als ein für Griechenland günstiges
bezeichnen. Staphiden und Feigen, die Hauptprodukte des Landes
haben eine ergiebige Erndte geliefert. Die Weinlese fiel ebenfalls
reichlich aus und die Traubenkrankheit hat beinahe gänzlich aufge-
hört. Dagegen ist die Olivenerndte eine nur mittelmässige zu nennen
und die jonischen Inseln, deren Reichthum in Oel besteht, erziel-
ten nur eine Viertelerndte. Auch die Getreide-Erndte fiel in den
meisten Gegenden sehr ärmlich aus und der grössere Theil des
Bedarfes muss nun aus Russland eingeführt werden. Alle anderen
Früchte sind in Menge gediehen, besonders aber die Wallaniden
auf der Insel Zea, woselbst gegen 50.000 Zentner gesammelt wur-
den. Im October kommen die Kastanien auf die Stappelplätze des
Orients. Um denselben einen milden süssen Geschmack zu geben,
werden sie gleich nach der Enthülsung in ausgemauerle Gruben
gelegt und darin belassen, bis sie zu schwitzen beginnen, was in
10 bis 15 Tagen geschieht. — Digitalis ferruginea wird in Grie-
chenland von empyrischen Aerzten in Form einer Latwerge gegen
den Keuchhusten und zwar mit gutem Erfolge angewendet. Obwohl
diese Pflanze in grossen Dosen gegeben wird, so kennt man doch
keinen Fall einer Vergiftung und es ist wahrscheinlich, das in die-
ser Digitalis-Art das Digitalin gar nicht oder doch nur in geringer
Menge vorhanden ist. Unlängst hatte ich die gewiss seltene Gele-
genheit, einen Granatapfel zu sehen, der in seinem Innern eine
zweile, aber nicht ausgebildete Frucht eingeschlossen enthielt.
Landerer.
Rosen-Album.
Unter diesem Titel gibt der in Wien lebende Künstler Franz
Komlösy eine Sammlung von Rosen-Abbildungen heraus, die in
Lieferungen zu je 4 Blättern erscheinen und nach und nach die
hervorragendsten Formen sowohl wildwachsender als in Gärten ge-
zogener Rosen bringen soll. Die einzelnen Rosenarten, von Kom-
lösy mit der Genauigkeit eines Porträts nach der Natur in Farben
ausgeführt, werden in Grefe’s lithografischem Atelier ausgear-
beitet und bei Reiffenstein in Farbendruck vervielfältigt werden.
2 29
Jeder Abbildung wird der Name der betreffenden Rose in deut-
scher, ungarischer, [ranzösischer und englischer Sprache beigefügt,
auch dabei ihr Vorkommen oder der Name ihres Züchters angege-
ben werden. Mit der 3. Lief. sollen die Pränumeranten zur Aufbe-
wahrung der losen Tafeln ein entsprechendes Album erhalten. Der
Künstler, welcher sich mit Vorliebe der Blumenmahlerei zugewendet
hat, beabsichtigt durch dieses Werk den Rosenzüchtern und Rosen-
[freunden eine Sammlung zu bieten, die in jeder Beziehung nicht
allein vom Standpunkte der Kunst, sondern auch von dem der Wis-
senschaft vollkommen befriedigen soll. Dass Komlösy sich keine
unerreichbare Aufgabe gestellt hat, diess bethäligen die bereits
erschienenen 4 Probeblätter, welche von ihm im österr. Kunstver-
eine ausgestellt wurden und daselbst auch Sensalion erregten. Ge-
wiss sind sie einer erhöhten Aufmerksamkeit vollkommen würdig,
diese so prächtigen und doch so zari ausgeführten Rosenbilder,
welche den Künstler, den Rosenkenner und den Blumenfreund in
gleicher Weise anziehen und überraschen. Zu wünschen wäre es
nur, dass dieses anmuthsvolle Kunstwerk, so- wie es seine unge-
theilte Bewunderung und Anerkennung findet, auch der nöthigen
Unterstützung nicht entbehren würde, damit es gedeihe und seinem
Ziele glücklich zugeführt werde, zum Wohle der Rosenkunde ins-
besondere, wie zu dem der Kunst überhaupt. Anregend nach beiden
Seiten wird es unzweifelhaft schon in seinem Beginn wirken.
— ii —
Personalnotizen.
Dr. Karl Heinrich Schultz Bipontinus ist am 17. Decen-
ber nach längerem schmerzlichen Leiden gestorben.
— —
Vereine, Gesellschaften, Anstalten.
— In der Sitzung der k. k. zool. botan. Gesellschaft am
6. Nov. sprach Dr. H. W. Reichardt über das Wohnhaus von
Carl Culsius in Wien. Aus den Schriften des Clusius geht näm-
lich unzweifelhaft hervor, dass er während seines Aufenthaltes in
Wien 1573 bis 1587 hei Dr. Joh. Aichholz wohnte. Wie sich
grundbücherlich nachweisen lässt, war das Haus von Aichholz in
der Wollzeile an der Ecke der Strobelgasse und führt gegenwärtig die
Nr. 10, Sodann bespricht er das jüngst erschienene Werk Dr.
Milde’s über die Farne Europa’s, der Atlantis und Sibiriens. —
J. A. Knapp sprach über die Ergebnisse seiner im Sommer 1867
unlernommenen Reise nach Galizien. Er gedachte der vorhandenen
floristischen Vorarbeiten, die so viele zweifelhafte Angaben ent-
30
halten, machte die von ihm in der podolischen Hochebene bemerk-
ten interessanten Pflanzen, worunter sich auch manche Novitäten
für die Landesflora vorfinden, namhaft und betonte die Nothwen-
digkeit einer unparleiischen Sichtung des vorhandenen Materiales,
die er auch bald in Aussicht stellte. — R. v. Frauenfeld legte
zum Schlusse ein Manuskript vor: das wissenschaftliche Leben Mas-
salongo’s, von Dr. Krempelhuber, welches zur Aufnahme in
die Druckschriften bestimmt wurde.
— Der Verein zur Verbreitung naturwissenschaft-
licher Kenntnisse in Wien hat das Programm der Montags-
vorlräge veröffentlicht. Nach diesem werden Vorträge halten: 2. Debr.
Dr. Vogel „Ueber vegetabilische Fette und fettliefernde Pflanzen.“
— 13. Jänn. Dr. Pokorny, „Ueber den Ursprung der Alpenpflan-
zen.“ — 3. Febr. Dr. Wiesner, „Ueber den Tabak.“ — 9. März.
Dr. Reichhardt, „Ueber einige der wichtigsten durch Pilze her-
vorgerufenen Krankheiten der Nutzpflanzen.“ — 23. März. v. Hayek,
„Ueber Phnsphonencinand Naturkörper.* — 30. März. Dr. Korn-
huber, „Ueber das Leben des Badeschwammes.*
— In einer Sitzung der schleschen Gesellschaft für
väterländische Cultur, in Breslau, am 14. November nahm
Dr. Milde zuerst Gelegenheit, den Vorsitzenden, Professor Cohn,
wegen der neuerdings wieder in Russland, sowie auch in einem
Inserat der Breslauer Zeitung für Schlesien als Culturpflanze ange-
priesenen Asclepias syriaca zu interpelliren. In Erwiderung erin-
nerte Ref., dass Asclepias syriaca L., wie ihr botanischer Name
jetzt lautet, Aselepias Cornuti Dec. nicht in Syrien, sondern in
Nord-Amerika, von Virginien bis Canada einheimisch, in letzten
Jahrhundert bis in die neueste Zeit wegen ihrer seidenartigen
Saamenhaare als Surrogat der Baumwolle, und wegen ihres feinen
Bastes als Surrogat des Flachses empfohlen, auch im Kleinen ange-
baut worden ist. Eine Zusammenstellung der älteren schlesischen
Culturversuche enthält das Gutachten, welches Referent im Auf-
trage des landwirthschaftlichen Central-Vereins für Schlesien im
Jahre 1858 in den Mittheilungen des Central-Vereins veröffentlicht
hat. Zu definitiver Entscheidung dieser Frage hat auf des Referenten
Veranlassung Dr. Hugo Meitzen die Asclepias Cornuti zum Ge-
genstand specieller Untersuchung gemacht und die Resultate als
Inaugural- Dissertation (Ueber den Werth der Asclepias Cornuti als
Gespinnsipflanze, Göttingen 1862) veröffentlicht. Aus diesen Ver-
suchen ergibt sich, dass die Saamenhaare (Fruchtseide) der Ascle-
pias Cornuti sich allein gar nicht, mit Baumwolle gemischt in der
hiesigen Baumwollspinnerei sich allerdings zu einem glänzend-gelb-
lichen Gespinnst verarbeiten liessen, jedoch wegen grosser Brü-
chigkeit, die auf der schwachen Verdickung der Haare und ihrem
grossen Reichthum an Kieselerde beruht, ähnlich Glasfäden, leicht
ausspliltern und daher keine Dauerhafligkeit besitzen. Dieselbe Brü-
chigkeit charakterisirt auch den Bast der Pflanze, der sich noch
dazu nur schwer rein darstellen lässt. Auch zur Papierfabrikalion
31
ist die Fruchtseide nicht zu verwerthen, da der Centner sich vor-
aussichtlich auf 10 Thlr. stellen würde; hiernach muss der Asele-
pias Cornuti der Werth als Gespinnstpllanze abgesprochen werden
Hieran knüpfte Referent eine Mittheilung über eine in der neuesten
Zeit vielfach reprodueirte, angeblich antike und erst vor Kurzem
in der Tiber gefundene Büste, welche die aus Ovid’s Metamorphosen
IV. bekannte, von Apollo in ein Heliotropium verwandelte Clytie
darstellt. Die neuere Symbolik hat diese Blume als Sonnenrose ge-
deutet, die ihr Haupt stets nach der Sonne dreht; in der That stellt
obiges "Kunstwerk die Büste eines Mädchens dar, die sich aus einer
siy lisirten Sonnenblume erhebt. Da aber die Sonnenrose (Helianthus an-
nuus) aus Amerika stammt und daher den Alten nicht bekannt sein
konnte, so ist der moderne Ursprung der Büste evident. Hierauf
folgte ein Vortrag desselben über die Familie der Osmundaceen.
Die Familie der Osmundaceen wurde zuerst 1810 durch von Rob.
Brown aufgestellt. Ihr Haupt-Charakter liegt im Sporangium, wel-
ches von kopfförmiger Gestalt ist und einen deutlichen Halstheil
oder Stiel zeigt. Am Hinterkopfe findet sich der mehrere (bis 10)
Zellen breite und 3—4 Zellen hohe, unvollständige Ring, vorn da-
gegen verläuft in verticaler Richtung eine Naht, in welcher das
Sporangium aulspringt. Die Sporen sind mit drei Leisten bezeichnet
und enthalten in der Mitte einen grünen Körnerhaufen sammt Cy-
toblasten. Die Sporangien sind bei Osmunda zu kugligen Frucht-
häufchen vereinigt, welche je eine einfache oder gabelige Vene
einnehmen. Die Bildung derselben erfolgt dadurch, dass zuerst an
den sterilen Fiederchen Lappen auftreten, deren jeder stets das
Gebiet einer secundären Vene mit ihren Aesten umfasst, sich jedoch
nie weiter ausdehnt. Diese Lappen werden immer tiefer, das Paren-
chym schmäler und entfärbt, die Nervation immer einfacher, die
secundären Nerven zuletzt ganz einfach oder höchstens gabelig.
Die Sporangien erscheinen stets in der Richtung der Nerven, nie
auf Parenchym zwischen den Nerven und zwar sowohl auf der
Blattoberseite, als auf der Unterseite. Der Sorus ist demnach stels
hervorgegangen aus einer Umbildung des Parenchyms, die Gefäss-
bündel ziehen sich nie in die Sporangien hinein. Bei der Keimung
entsteht ein oberirdischer, grüner, zweilappiger Vorkeim, der nicht
blos auf seiner Unterseite, sondern regelmässig auch an seinem
Rande Antheridien trägt. Die Archegonien treten auf einer Zellen-
leiste auf, die in senkrechter Richtung von dem Einschnitte des
zweilappigen Vorkeimes an bis zu seinem unteren Ende hin auf-
tritt. Eine ausführliche Darstellung der Entwickelungsgeschichte wird
in nächster Zeit Herr Dr. Kny liefern. Osmunda besitzt ein kräf-
tiges Rhizom, welches von dicht anliegenden Blattstielästen bekleidet
ist, die sich ganz am Grunde auffallend flügelähnlich häulig ver-
breitern. Blatistiel und Fiedern enthalten ein hufeisenförmiges Ge-
fässbündel mit einwärts geschlagenen Enden. Die Spreite selbst ist
von dreifacher Art, entweder einfach gefiedert oder doppelt gefie-
derl, oder einfach gefiedert-federtheilig. Fiedern und Fiederchen
32
sind stets der Spindel eingelenkt und fallen selbst bei ©. regalis
im Gelenk ab. Das grüne Parenchym läuft bei allen Arten in Form
eines schmalen Saumes an den Spindeln herab und in der Anord-
nung der Fiederchen und Nerven herrscht constant das Gesetz der
Catadromie. Sowohl die Nervation, als auch die Beschaffenheit und
Stellung der Fructification haben sich zum Zwecke einer Classili-
cation als unbrauchbar erwiesen, das einzig brauchbare Merkmal
gibt die Fiederung ab. Zu den gefiederten gehören: 1) O. javanica.
2) O. Presliana. Zu den doppelt gefiederten: 3) O. regalis. 4) O.
lancea. 5) O. bipinnata. Zu den gefiedert-fiedertheiligen: 6) O.
cinnamomea. 7) O. Claytonia. Unter diesen Arten hat O. regalis
die grösste geographische Verbreitung. Sie findet sich in allen Erd-
theilen, nur nicht in Australien, wo überhaupt keine Osmunda,
sondern nur das verwandte Gluns Todea vorkommt. ©. Presliana
und O. javanica leben nur im heissen Asien, O. bipinnata und O.
lancea nur in Japan, O. cinnamomea in Amerika und im Amurlande,
O. Claytoniana in Amerika und im Himalaya. F. Cohn.
Botanischer Tauschverein in Wien.
Sendungen sind eingetroffen: Von Herrn von Janka mit Pflanzen aus
Ungarn. -- Von Herrn Hille mit Pfl. aus Kurhessen. — Von Herrn Dr. Hart-
mann mit Pfl. aus Oberösterreich. — Von Herrn Reuss mit Pfl. aus Nieder-
österreich. — Von Herrn v. Uechtritz mit Pfl. aus Schlesien. — Von Herrn
Oertel mit Pfl. der Wetterau und aus der Schweiz. — Von Herrn Hülsen.
mit Pfl. aus Posen. — Von Herrn Gr. Du Moulin mit Pfl. aus Baiern.
Sendungen sind abgegangen an die Herren: Churchill, Breidler nnd
Preissmann.
Correspondenz der Redaktion.
Herrn J. „Für diesesmal zu spät erhalten.“ — Herrn H. in M., Herrn
U. in B., Herrn D. in R.: Wird mit Dank benützt.“ — Herrn P.: „Da ich
selbst im Namen Dr. Nymann’s der zool.-botan. Gesellschaft dessen Syllog.
flor. eur. übergeben habe, so muss das Buch sich in der Bibliothek befinden.“
ei
Literariches.
-—— Der schweizerische Obst- und Weinbauverein zu St. Gallen
hat begonnen eine „Monatsschrift für Obst- und Weinbau“ heraus-
zugeben,
Redakteur und Herausgeber Dr. Alexander Skofitz. — Verlag von ©. Gerold.
Druck and Papier der ©. Ueberreuter’schen Buchdruckerei (M. Salzer.)
Vesterreichische
Botanische Zeitschrift,
Gemeinnütziges Organ
für
Die österreichische Den
Zeitschrift . . die freidurch die Post be-
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10 kr. öst. W. N ®- 2 Buchhandlungen.
r WA] \Y N
XVIH. Jahrgang. WIEN. Februar 1868.
INHALT: Vegetationsverhältnisse Ungarns. Von Dr. Kerner. — Phytographische Fragmente. Von
Dr. Schur. — Zur Flora der Petzenalpe. Von Kristof. — Die europ. Triticum-Arten. Von Janka.
— Dreimal arretirt. Von Frlı. v. Hohenbühel. — Literaturberichte. Von Dr. Reichardt, Knapp.
— Correspondenz. Von Janka, Hülsen, Dr. Hochenacker, Landerer. — Versammluog
deutscher Naturforscher. — Personalnotizen — Vereine, Gesellschaften, Anstalten. — Literarisches. —
Correspondenz der Redaktion. — Inserate.
Die Vegetations-Verhältnisse des mittleren und östlichen
Ungarns und angrenzenden Siebenbürgens.
Von A. Kerner.
VI.
211. Viola canina L. — Auf Bergwiesen und auf sandigen et-
was feuchten Grasplätzen und Sumpfwiesen. — Im mittelung. Bergl.
ziemlich selten. In der Pilisgruppe bei Szt. Läszlo nächst Sct. Andrä,
am Dobogoköd, bei Maria Einsiedel, am Schwabenberg bei Ofen und auf
der „grossen Heide* ober Teteny. Auf der Kecskemeter Landh. aın
Räkos bei Pest. — In der Tiefebene nicht beopachtet. — Im Biha-
riageb. im Rezbänyaer Zuge zwischen dem Schmelzofen bei Rez-
banya und der Margine und am Rande des Batrinaplateaus auf den
Höhen zwischen Rezbänya und Petrosa, namentlich auf der Scirbina
und Tataro&a und zwar hier insbesonders an solchen Stellen, wo
der Liassandstein zu Tage geht. — Schiefer, tert. u. diluv. Sand
und auf der thonigen Erdkrume, welche sich durch Verwitterung
aus dem Trachyte und thonigen Kalkgestein herausgebildet. 95 bis
1300 Met.
Oesterr. betan, Zeitschrift 2. Heft. 1868, 3
34
212. Viola pumila Chaix. ap. Vill. (pratensis Koch.) —
Auf feuchten Wiesen, insbesonders an den der Ueberschwemmung
ausgeseizten Stellen zwischen hohem Grase auf der von dem Ueber-
schwemmungswasser abgesetzten schlammigen Erde. — In der Sär-
viz bei Stuhlweissenburg, im Inundationsgebiete der Donau auf den
Sumpfwiesen längs dem Eisenbahndamme zwischen Gran Näna und
Gross Maros, bei R. Palola, am Räkos und auf der Csepelinsel bei
Pest; in der Tiefebene im Inundationsgeb. d. Berettyö auf der P.
Eeseg bei Kisujszälläs und vom Tieflande einwärts in die Thäler
des Bihariagebirges längs der schwarzen Körös bis Belenyes und
im Geb. d. schnellen Körös bis Grosswardein. — Eine gewöhnliche
Begleiterin der Clematis integrifolia. — All. — 75—200 Met. —
(Viola stagnina Kit. ist nach meiner Ansicht von V. pumila nicht
verschieden, da oft an einem und demselben Exemplare Blätter mit
schwach herzförmiger und solche mit eiförmiger in den Blattstiel
zugeschweilter Basis vorkommen und anderseits auch an Exempla-
ren, welche die letztere Blattform zeigen, die Nebenblätter der
millleren stengelständigen Blätter nur halb so lang als der Blatt-
stiel erscheinen. Die Blätler der im Laufe des Sommers sich sehr
verlängernden und häufig auch verzweigenden Stengel sind auch
bei jenen Exemplaren deren erste Blätter eine eiförmige Basis zei-
gen immer deutlich herzlörmig und kurz gestielt, und Kitaibel
gründete, wie diess schon Reichenbach in Fl. exc. 708 bemerkte,
seine V. stagnina offenbar auf solche nur im Sommer beobachtete
Sprossen.)
213. Viola elatior Fries. — Zwischen Gebüsch auf den Sumpf-
wiesen am Räkos bei Pest. Sehr selten und nur in wenigen Exem-
plaren an einer einzigen Stelle beobachtet. — Alluv. — 95 Met. —
(Was Sadler in Fl. Com, Pest. p. 113 mit „Viola persicifolia“
gemeint hat, ist mir unklar.)
214. Viola biflora L. — An quelligen Stellen und auf be-
schatteten moosigen Felsen der Fichten- und Krummholzregion. —
Im Bihariageb. im Rezbänyaerzuge an dem nordwestl. Abfalle des
Vervul Biharei, unter dem Tomnatecu gegen das Poi@nathal und
insbesonders häufig an den obersten Quellen des Aranyos in der
Valea Cepi unter der Kuppe der Cucurbeta. Auf dem Batrinaplateau
im Kessel Ponora, an den Quellen des Galbinabaches, am nördlichen
Abfalle der Varasioea, in der Schlucht unter der Stäna Oncesa und
an der Pietra Betrana. — Schiefer, Kalk. — 1060—1785 Met.
215. Viola arvensis Murr. — Auf wüstem Sandboden, an
steinigen Bergabhängen und auf behbautem Lande. Sehr verbreitet
durch das ganze Tiefland und die Thäler des Berglandes. Gran,
Visegrad, Csaba, Stuhlweissenburg, Ofen, Waitzen, Pest, Soroksar,
Monor, Nagy Körös, Grosswardein, Tenke, Desna, Buteni. — Auf
dem Sandberge bei P. Csaba, auf der Csepelinsel und auf der Kecs-
kemeter Lanuhöhe oft nur 1—2 Zoll hoch. (V. Kitaibeliana R. S ch.).
Diese stellenweise in Herden von vielen hundert Exemplaren auf den
Flugsandhügeln. — Das höchste beobachtete Vorkommen auf gra-
35
sigen steinigen Plätzen an der Kuppe des Piliserberges. — Trachyt,
Kalk, tert., dil. und all. Sand- und Lehmboden. — 75— 1070 Met.
216. Viola Inkl L. — An felsigen Stellen, in den Laub-
wäldern, im Sande der Fluss- und Bachufer, seltener auf Wiesen
und auf bebautem Lande. Im mittelung. Bergl. selten; in der Matra
auf der Veronkaret bei Gyöngyös, im "Steinbruche am Nagyszal bei
Wailzen und in der Pilisgruppe unter der Kuppe des Johannisberges
bei Ofen. Häufiger im Bihariageb. auf dem tert. Vorlande und den
niederen Kalkbergen bei Grosswardein, Lasuri und Belenyes, in
den Thälern bei Petrosa und Rezbänya und insbesonders im Gebiete
des Aranyos bei Distidiul, Negra und Vidra, wo sie ganz ähnlich
wie in den Alpenthälern auch auf den vergrasien zeitweilig als
Wiesen benützten Feldern stellenweise massenhaft auftritt, — Sie-
nit, Kalk, Sandstein, tert. u. alluv. Sandboden. — 125-—885 Met.
217. Viola declinata W. K. — Auf Wiesen, und zwar gewöhn-
lich an solchen Stellen, wo Nardus stricta als tonangebendes Gras
erscheint; nicht selten auch unter den Gebüschen der Juniperus
nana, welche solche Wiesen häufig unterbrechen, in der Fichten-
und Krummholzregion; vereinzelt bis in die Buchenregion herabstei-
gend. Im Bihariageb: im Rezbänyaerzuge sehr häufig von der Margine
und Ruginosa über den Vervul Biharei, den Sattel La Jocu, die
Valea Cepi und die Gehänge der Cucurbeta bis an die Abfälle des
Tomnatecu in das Poienathal und auf siebenbürgischer Seite bis in
das Aranyosthal nach Negra hinab. Im Petrosaerzuge an den Ge-
hängen des Bohodei. Am Batrinaplateau in der Mulde Oncesa, bei
der Calinesa, und in allen Mulden von der Valea isbucu bis zur
Varasoca, im Kessel Ponora und am Rande des Plateaus auf den
Höhen zwischen Rezbänya und Petrosa, auf der Standsa und Seir-
bina. An allen diesen Standorten mit violetten Blüthen, am östl.
Abfalle der Tataroca aber (am unteren Ende der ausgedehnten
Wiesen, welche die Höhen der Tataroea zieren, dort wo der Weg in
die Valea seca hinabführt) dann im Gebiete des Aranyos oberhalb
Negra auch mit gelben und gelb-violetten Blüthen.. (Solche Exem-
plare von Viola lutea Sm. kaum anders als durch die kurzen die
halbe Kelchlänge nicht überragenden Kapselklappen und kürzere ver-
hältnissmässig breitere Zipfel der Nebenblätter zu unterscheiden.)
Porphyr, Schiefer, Sandstein, niemals auf Kalk! Im Gebiete des
Batrinaplateaus immer nur in jenen Mulden, wo der Liassandstein
zu Tage geht. — 830—1500 Met.
Viola palustris L. — Die Angabe, dass diese Pflanze in der Fasanerie
bei Grosswardein wachse (Steffek, -Oe. b. Z. XIV. 183) ist offenbar unr ichtig.
218. Reseda Phyteuma L. — An sonnigen, steinigen Plätzen
der Bergabhänge, auf wüstem Sandboden und an 'lehmigen Abrissen
an den Säumen der Weingärten. — Im mittelung. Bergl. in der
Pilisgruppe auf dem Sandberge und anf der Flugsandtläche bei dem
Hohen Stein nächst P., Csaba, bei Vörösvar und Solmar, im Leo-
poldifeld und am Blocksberg bei Ofen, bei Promontor und Eresin.
Auf der Kecskemeter Landhöhe auf sandigen Plätzen bei Pest. —
3 ”
36
Dolom. Kalk, tert. diluv. u. alluv. Lehm- u. Sandboden. — 95 bis
300 Met.
219. Reseda inodora Rehb. — An gleichen Standorten wie
die frühere, aber viel seltener. Bei Wailzen gegen Gross-Maros,
am Spissberg und Blocksberg bei Ofen, bei Kaloz im Stuhlweissenb.
Com. — Dolom. Kalk, diluv. Lehm- und Sandboden. — 75—220 Met.
220. Reseda lutea L. — Auf den Geröllhalden niederer Berge
und auf wüsten Sandhügeln, auf Aeckern und Dämmen, in den
Eisenbahnhöfen, an den Strassen, auf unkultivirten Plätzen in den
Dörfern, zwischen Weingärten und in Hohlwegen. — Im mittelung.
Berglande häufig. Gyüngyös, Waitzen, Gran, Sct. Andrae, Ofen,
Promontor, Stuhlweissenburg. Auf der Kecskemeter Landh. bei
Pest, Monor und Pilis. In der Tiefebene bei Szolnok und Szegedin.
— (Im Bihariageb. wurde sonderbarerweise diese in Ungarn ver-
breitetste Resedaart nicht beobachtet). — Trachyt, Kalk, tert.
diluv. u. alluv. Sand- und Lehmboden. Nach Hildebrandt bei
Ret Szilas in der Niederung an der Sarviz auch auf Salzboden. —
75—400 Met.
221. Reseda luteola L. — An gleichen Standorten wie die
frühere Art, aber im Ganzen seltener. Bei Grosswardein und Ofen,
bei letzterem Orte vereinzelt und nicht in jedem Jahre; nach
Kit. auf sandigem Boden zwischen Ecser und Szt. Märton Käla im
Tapiogebiete. — Tert. diluv. u. alluv. Lehm- und Sandboden. —
4y5—110 Met.
222. Parnassia palustris L. — Auf sumpfigen Wiesen, an
Quellen und auf feuchten humusreichen Terrassen felsiger Abstürze.
Im mittelung. Bergl. selten. In der Matra bei Paräd und in der Pi-
lisgruppe auf den Sumpfwiesen gegen Krotendorf, Auf der Kecske-
meter Landhöhe am Räkos und nächst der Gubacs Csarda bei Pest.
— Fehlt in der Tiefebene. — Iın Bihariageb. auf dem Batrinapla-
teau auf der Pietra Betrana, in der Valea isbucu und nächst dem
Eingang in die Geisterhöhle bei der Oncesa, im Kessel Ponora, auf
der Tataroda und am Dealul vetrilor. Im Petrosaerzuge am südl.
Gehänge des Cornu Muntilor; im Rezbänyaerzuge am südlichen
Abfalle des Vervul Biharei, in der Fundul isvorului und vom Ge-
birgskamme bis hinab in die Thäler des grossen und kleinen
Aranyos nach Negra und Vidra. In der Vulcangruppe auf dem Pla-
teau des Suprapielra poienile. In der Gruppe des Plesiu in den
Thalmulden Bratcdia und Dinesa ober Mon6sa. Der tiefste Standort
im Geb. d. Bihariasystems im Vorlande nächst dem Felixbad bei
Grosswardein; der tiefste Standpunkt im ganzen Gebiete an den
Quellen bei der Gubaecs Csarda an der Donau unter Pest. 95 Met.
Unter der Seehöhe von 600 Met. selten, über dieser Höhe im Ge-
biete sehr häufig. Der höchst gelegene Standort im Gebiete 1650
Met. — Porphyrit, Trachyl, Schiefer, Kalk, Liassandstein, tert. u.
diluv. Lehm und Sand. — Im Gebiete auf kalkreichem Boden ent-
schieden häufiger als über kalkarmen Substrate.
223. Drosera rotundifolia L. — Auf den Hochmooren der
37
Nadelholzregion im Bihariageb. — Im Rezbänyaerzuge in dem klei-
nen Sphagnetum längs dem Saumwege, welcher vom Sattel La
Jocu nach Negra im Aranyosthale hinabführt; häufiger auf dem
Torfmoor in der Valea isbucu, einem Thalkessel im Batrinaplateau,
aus welchem die Szamos ihren Ursprung nimmt. — Schiefer, Lias-
sandstein. — 950—1200 Met.
224. Aldrovanda vesiculosa L. — In Wasserlümpeln und Was-
sergräben. — In der Tiefebene im Geb. der schnellen Körös bei
Körös Tarjan westl. von Grosswardein, in den Ecseder Sümpfen
und haufig in dem Abzugskanale der Beretiy6 Särret bei Füzes
Gyarmat. — Alluv. — 75—95 Met.
225. Polygala major Jacq. — Auf trockenen Bergwiesen,
auf offenen Grasplätzen in lichten Wäldern und an steinigen Berg-
abhängen. Im mitlelung. Berglande in der Magustagruppe bei Gross-
Maros, auf dem Nagyszäl bei Waitzen und bis auf die letzten Aus-
läufer des Höhenzuges bei Steinbruch nächst Pest; in der Pilis-
gruppe auf dem Visegrader Schlossberg und in grosser Menge in
den Weingebirgen bei Set. Andrä, auf den Bergen bei Ofen, im
Leopoldifeld, im Wolfsthal, am grossen und kleinen Schwabenberg
und insbesonders massenhaft im Auwinkel, auf der Slanitzka bei
P. Csaba und am Piliserberge bis zu dessen höchster Kuppe. —
In der Tiefebene und im Bihariageb. nicht beobachtet. — Trachyt,
Kalk. — 180—1070 Met.
226. Polygala neglecta. — (Stengel aufsteigend, einfach, voll-
ständig kahl wie die ganze Pflanze. Blätter lineal-lanzettlich, spitz,
ganzrandig, die oberen sehr schmal, die untersten etwas breiter,
aber eben so wie die oberen zerstreut und nicht rosettig. Blüthen-
traube einfach, die Blüthen kurz gestielt; der Stiel 5—6mal kürzer
als die Kelchflügel, die Traube daher verhältnissmässig schmal und
höchstens 25". breit. Deckblätler 3, die seitlichen so lang als die
Knospenstiele, das mittlere etwas länger, aber auch dieses die Blü-
thenknospen niemals überragend, daher die Traube an der Spitze
nicht schopfig sondern abgerundet erscheint. Die Kelchflügel läng-
lich-ellyptisch, zur Zeit der vollen Blüthe pfirsichblüthroth, später
verblassend und von weisslichgrüner Farbe, dreinervig, die zwei
Seitennerven an der äusseren Seite und der Mittelnerv an seinem
verdickten Ende schlanke theilweise anastomosirende Adern aussen-
dend. Die drei kürzeren Kelchblättchen Y3 so lang als die Kelch-
flügel, länglich, lineal, spitz mit grünem oder röthlichem Kiele und
schmalem häutigen Saume. Die rosafarbige Blumenkrone über die
Kelchflügel weit hinausragend mit kämmig zerschlitztem Anhängsel.
Fruchtknoten gestielt, der Stiel zur Zeit des Aufblühens doppelt so
lang als der Fruchtknoten. Kapsel mit schmalem durchscheinendem
Rande, vorne mit herzförmigem Ausschnitt, an der Basis allmälig in
den ungeflügellen Träger verschmälerl, der nur halb so lang als die
reife Kapsel ist. — Die zunächst verwandte habituel sehr ähnliche
P. major Jacg. unterscheidet sich erstens durch die Form der
Blüthen- und Furchttraube, welche durch die absolut und relativ
Vu
längeren mehr entfernt stehenden Blüthen- und Fruchtstiele ein
breiteres lockereres Aussehen erhält, durch die doppelt so langen
Deckblätter, welche über die Blüthenknospen hinausragen und der
Spitze der im Aufblühen begriffenen Traube jenes schopfige Ausse-
hen geben, welches auch die Polyg. comos# auszeichnet und wel-
ches von Jacquin in der von P. major in Fl. aust. Vol. V. t. 413
gegebenen Abbildung ganz richtig dargestellt wird, durch die drei
mit einem meistens viel glänzenderem häuligen Rande eingefassien
im Verhältniss zu den Flügeln viel längeren Kelchblättchen, durch
längere Fruchtknoten- und Kapselstiele und durch die plötzlich in
den Stiel verschmälerle reife Kapsel.
Polyg. neglecta P. major
Längere Deckbläller . |3—4"" ]g. 6-8 le!
Kürzere H u 22m 1er, smmalg
Kelchfllügel . . 10-15" ]g., 5-6" brt.| 10-150 Ig., 5-6"® brt.
Kurze Kelchblätichen | 4mm lg. Hg!
Blüthenstieles@a0y = | 2ur |, 3 Amir
Kapsel . . 5—gum lg. 5—6smm |g.,
Fruchtknoten ı u. "Kap-
selsheliünie. E 2 —3um |g. An ]
Auf dem Särhegy bei Gyöngyös in der Matra und auf dem
Nagy Egedhegy bei Erlau von Herrn v. Vrabelyi gesammelt und
mir güligst mitgetheilt. — Möglicherweise gehören aueh einige der
oben bei P. major angegebenen Standorte zu dieser Pflanze.
227. Polygala vulgaris L. — Auf trockenen und feuchten
Wiesen. Im miltelung. Bergl. in der Matra bei Paräd und Gyöngyös
in der Magustagruppe bei Gross-Maros. In der Pilisgruppe am Do-
bogokö, bei Visegrad, Szt. Läszlö, Sct. Andrä, auf den Sumpfwiesen
nächst der Pulvermühle bei Altofen und auf dem Schwabenberg-
plateau bei Ofen. Auf der Kecskemeter Landh. auf allen trockenen
und feuchten Wiesenformationen bei Palota, Pest, Steinbruch, So-
roksar, Üllö, Pilis, Alberti. Im Bihariageb. auf dem tert. Vorlande
und den niederen 'Kalkbergen bei Grosswardein, Holodu, Belenyes,
dann bei Rezbänya, Fenatia, Körösbänya, Plescutia, Monesa und
auf siebenbürgischer Seite bei Vidra und Negra. Der höchste beob-
achtete Standort auf feuchten Wiesen bei dem zuletzt genannten
Orte. — Trachyt, Schiefer, Kalk, Sandstein, tert. dil. u. alluv.
Lehm- und Sandboden. — 95—1100 Met.
228. Polygala comosa Scehk. — An gleichen Slandorten wie
die frühere, aber im Gebiete weit seltener. — Im mittelung. Berg].
auf dem Schwabenberge bei Ofen. — Auf d. Kecskemeler Landh.
in sehr schönen üppigen Exemplaren auf den Wiesen zwischen Pest
und Soroksar. Im Bihariageb. auf der Stanesa oberhalb Rezbänya,
dann in der Gruppe des Plesiu in dem Thalkessel Bratcoda bei
Monesa und in der Vulcangruppe auf dem Plateau des Suprapietra
poienile bei Vidra. — Kalk, diluv. Sand. — 95 —1100 Met.
229. Polygala amara Jacg. — Auf felsigem Boden, auf Gras-
plätzen, in lichten Wäldern und an steinigen Bergabzängen. — Im
39
Gebiete nur an zwei Punkten beobachtet, nämlich in der Pilisgruppe
auf dem Grasplatze nächst dem Brunnen am Fusse der Slanitzka
bei P. Csaba, dort wo eine Baumreihe von Corylus Colurna ge-
pflanzt steht, und dann an den östlichen Abstürzen der Pietra
muncelului zwischen Petrosa und Rezbänya im Bihariagebirge. —
Kalk. — 250—1280 Met. (Polyg. amara Sadler Fl. Com. Pest. 315
bezieht sich wie aus der Beschreibung „floribus coerulescentibus,
praecedenti (P, vulgari) minoribus* hervorgeht, auf die nächstfol-
gende Art).
230. Polygala austriaca Crtz. — Auf etwas feuchten mit
Carexz montana bewachsenen Bergwiesen und auf sumpfigem Boden
in den Niederungen. — Im mittelung. Bergl. sehr selten; in ver-
einzelten Exemplaren nächst dem Normabaum ober dem Auwinkel
bei Ofen und auf den Sumpfwiesen zwischen Altofen und Kroten-
dorf. Etwas häufiger auf sumpfigen Wiesen auf d. Csepelinsel, im
Stadtwäldchen und am Räkos bei Pest. — Kalk. Diluv. u. alluv. Sand-
boden. — 95—400 Met.
Wir ersuchen folgende Fehler im letzten Hefte zu berichtigen:
Seite 17, Zeile 26 Tatär St. György statt: Tatar, Szt. György
» 148 „ 27 verdorrte „ yerdorrte
20 „Blesiu » . Plesin
»„ 20 ,„ 46 Rezbänya „ Resbänya
SE RR ENGeBiete ». MGebiree
ee Mi Distidnul » Distidiul
» 21 „20 schwachkonvexen „ Scharfkonvexen.
Phytographische Fragmente.
Von Dr, Ferdinand Schur.
IX.
Thalictrum Jacquinianum Koch. syn. ed. 2, p. 3.
Th. vulgare Kit. var.ß. viride exparte. — Th. fleeuosum Bernh.
var, stipellatum Schur. — Auf Wiesen zwischen hohem Grase und
Gebüschen: Im Prater zwischen der Hauptallee und dem Thiergarten; in
der Brigittenau in der Nähe der Kapelle am 1. Juni 1867, (einzeln),
zwar noch nicht blühend aber durch die Beschaffenheit der Blätter
und den Habitus der Pflanze leicht zu erkennen. Merkwürdig ist
der Standort auf der Wiese im Prater zwischen Ruderal- und
Ackerpflanzen. — Die Stipellen scheinen bei den Thalictrum-Arten
vom Typus des Th. minus kein konstantes Merkmal zu sein; denn
deutlich sind sie nur an den ersten Ramifikationen der untersten
Blätter und auch hier nur im jungen Zustande der Pflanze wahrzu-
nehmen.
40
In meiner Enum. plant. Transsilv. und im Sertum fl. Trans-
silv. p. 1. habe ich Th. flewuosum Bernh. und Th. Jacequinianum
Koch. als zwei selbstständige Arten behandelt, spätere Untersu-
chungen haben mich bestimmt, beide Arten zu vereinigen und
als eine Art, als Th. flexuosum Bernh., mit mehreren Varietäten
anzusehen, z. B. in folgender Weise:
&. Th. flexuosum Berh. geninum Rchb. fl. germ. exc. p.
728. Rehb. icon. XIV. fig. 4628. Slabrum, 2—3 ped. foliis radica-
libus instructum, foliis omnibus omnino exstipellalis.
ß. Th. flexuosum puberulum Schur En. p. 8, var. a. praece-
dens sed caule inferne vaginis foliisque subtus dense pubescentibus
y. Th. flecuosum stipellatum glabrum. —= Th. Jacquinianum
Koch. syn. ed. 2, p. 3; Schur En. p. 8. Sertum p. 1.
ö. Th. flexuosum hirtellum Schur En. p. 8, no. 45 var. a.
Caule inferne, vaginis foliorum infimorum dense hirtellis, pilis ple-
rumque glanduliferis ramificationibus primariis stipellis hyalinis no-
talis. Schur sert. no. 16. a.
Th. collinum Wallr. sched. p. 259; Ledeb. Ross. 1. p. 11
gehört unstreitig zu Thalictrum flexuosum Bernh. ist aber eine
schlanke, reichblättrige und kleinlappige Form. Im Florengebiet von
Wien habe ich selbige noch nicht beobachtet. Aus Ungarn ist es
mir bekannt und zwar aus der Gegend von St. Georgen bei Press-
burg. In Siebenbürgen ist es in der Hügelregion nicht selten, na-
mentlich bei Hermannstadt, wo es mit Th. flexuosum und Jacqui-
nianum in den Weinbergen bei dem Dorfe Hammersdorf gemein-
schaftlich vorkommt. Nach Janka kommt es auch in der Mezöseg.
Zu unterscheiden ist Th. collinum recht gut durch seinen eigen-
thümlichen Habitus, allein scharfe Unterscheidungsmerkmale habe
ich nicht finden können. — In meinem Sertum habe ich Th. collinum
bei Th. minus als var. a. parvifolium aufgezählt. Herr Fuss in
seiner Flora transs. excurs. bringt Th. collinum Wallr. in eine
eigene Abtheilung mit Th. simplex und gibt ihm petioli stipellali,
welche Widersprüche nicht leicht zu erklären sind.
X.
Thalictrum angustifolium Jacgq. (L. ex parte).
Da ich das Wühlen in alten vergilbten Büchern nicht liebe, so
muss ich unentschieden lassen, ob Linn. oder Jacq. das Prioritätsrecht
der Benennung gebühre. Rchb. fl. germ. excurs. eitirt Linn. als
Autor. Diesen verschiedenen Angaben der Autoren liegen unstreitig
sehr verschiedene Formen zu Grunde und man müsste die Origi-
nalpflanzen vorliegen haben, um darüber definitiv entscheiden zu
können. Dass unter Th. angustifolium Jacg. mehrere heterogene
Formen stecken, ist bekannt und unsere Wiener Flora: Neilr. Fl.
v. Wien p. 452—453 beweiset dieses zur Genüge. Der Prater,
welcher im Jahre 1867 in einem Theile ein Bild der Zerstörung
durch Ueberschwemmung darbot, gewährte aber auf anderen Punkten
4
wieder eine sehr üppige Vegetation, so z. B. in den Parthien rechts
von der neuen Strasse zum Lusthause, wo das Th. angustifolum
in mehreren Formen zu beobachten war, von denen ich die her-
vorrangendsten hier erörtern will.
&. calvum. — Th. angustifolium legitimum mihi. Schur Enum.
pl. Transsilv. p. 10. — Caule nitido purpureo striato angulato,
glabro. Foliis glabris, obscure viridibus, supra opacis, subtus palli-
dioribus, laciniis foliorum infimorum oblongo-linearibus, planis, ob-
tusiusculis vel subito acuminalis, ad apicem caulis sensim angu-
stioribus, laciniis foliorum summorum linearibus, margine revolutis.
Zwischen Gesträuch und hohen Kräutern im Prater, in den
Partien rechts vom neuen Wege zum Lusthause. Juli.
ß. pubescens. Praecedens sed caule, vaginis petiolis foliisque
subtus tenue pubescentibus, laciniis foliorum acuminalis, lobis pri-
mariis inaequaliter 2—3 fidis. Caule 2—4 ped. Sepalis ochroleucis.
Antheris luteis. — Thalictrum angustifolium Jaecq. et Auctor plu-
rim. Th. nigricans Gaud. non DC. nee Jacq. — Auf sandigem
Boden zwischen Gesträuch in der Brigittenau und im Prater in
der Umgebung der Badeanstalten. Juli.
y. variifolium — Th. flavum, y. varüfolium Neilr. Fl. v. Wien,
p. 453. = Th. angustifolium var. ß. heterophyllum Koch syn. ed.
2. p. 6.—= Th. angustifolium varüfolium Rehb. icon. XIV. tab. 42.
— Th. nigrieans Jacq. non DC. Th. Morisonü Gmel. — Im Pra-
ter an schalligen Orten zwischen hohem Gesträuch, rechts vom
neuen Wegen zum Lusthause. Juli 1867 (zahlreich 5—6 Fuss hoch).
ö. Pseudo-flavum Schur. Praecedens sed laciniis foliorum ma-
ximis obtusiusculis, foliorum summorum oblongo-linearibus, margine
ineonspicue revolutis. Foliis omnibus minus dissectis. Radice fibrosa.
Floribus siceatis aureo -flavis. — Zwischen Gesträuch am Wiener
Donaukanal mit Rudbeckia laciniata, Senecio saracenicus, Dipsacus
pilosus u. s. w. Aug. 1867.
n. angustissimum. Schur En. p. 10, 59. Th. angustifolium «.
stenophyllum Koch syn. ed. 2, p. 6. Th. flavum P. angustissimum
Neilr. Fl. v. Wien p. 453. Th. angustifolium L. et Auctor. plurim.
— Th. Bauhini Spr: syst. 2. p. 672, — Th. Bauhinianum Wallr.
sched. 264. —= Th. angustifolium Rehb. fl. exc. germ. p. 729 et
icon. XIV. tab. 41. — Th. angustifolium Jacg. sec Neilr. Fl. v.
Wien p. 453.
Caule angulato inferne vaginis foliorum infimorum, petiolis
foliisque subtus pubescentibus, laciniis foliorum angustissimis revo-
lutis subtus pubescentibus, supra opacis. Caule gracile 2—3 ped.
admodum foliato, panicula magis congesta, habitu Th. gallioidi sub-
simile, radice fibrosa. (— Th. Pseudo-gallioides Schur herb). Auf
Moorwiesen zwischen Steinhof und Erlau bei Wien, auf Waldwiesen
in der Umgebung des grünen Baumes. Juli, August 1867.
Zu diesen hier aufgeführten Formen könnte ich noch einige
hinzufügen, wie z. B. Th. laserpitüfolium W illd., Th. lucidum, Th.
peucedanifolium Griseb., welche aber im Gebiete der Flora von
4.
Wien von mir nicht beobachtet wurden, sondern aus Ungarn und
Siebenbürgen mir bekannt sind. Alle hierher gehörenden Formen,
welche dem Typus von Th. angustsfolium entsprechen, haben eine
faserige Wurzel, (radix fibrosa), wodurch selbige von denen zum
Typus des Th. lavum L. gehörenden Arten genügsam unterschieden
werden können, wenn man nicht (a priori) diese auf der Hand
liegenden, von der Natur gebotenen Unterschiede, als werthlos ne-
giren will.
XI.
Thalictirum flavum L. sp. 770.
Das echte Th. flavum L. wird zwar in der Flora von Wien
angegeben, Neilr. Fl. v. Wien p. 452. Doch habe ich selbiges
hier nicht beobachtet. In sehr schönen 6° hohen Exemplaren habe
ich diese Pflanze bei Pressburg an der Donau auf dem Wege nach
Theben, und in Siebenbürgen am Zibin bei dem Dorfe Neppendorf
zwischen Schilf gefunden. Im Norden von Deutschland ist es nicht
selten, wo ich es bei Königsberg und Danzig gesammelt habe, Wer
die echte Pflanze einmal gesehen hat, wird dieselbe nie mehr mit
Th. angustifolium identifiziren können. Vorzüglich ist die mit dem
Stengel allmälig verlaufende einfache kriechende Wurzel ausge-
zeichnet und charakteristisch und nimmt man noch die stete Gegen-
wart der Stipellen dazu, so hat man zwei scharfe unterscheidende
Merkmale, welche man bei keiner Form von Th. angustifolium an-
trilft. Nur bei Th. simplex L. und Th. gallioides Nestl. findet man
eine ähnliche Wurzelbildung, die Blattformation bei diesen beiden
letzteren ist aber sehr verschieden und die Stipellen fehlen ihnen
gänzlich. Die Exemplare von Th. flavum aus der Gegend von In-
zersdorf am Wiener Berg sind nicht das wahre Th. flavum L. son-
dern eine schlanke Form mit feiner zerschlitzten Blättern, welche
ich für das wahre Th. nigricans Lej et Curt. comp. 207, (non
Jacgq.) halte. Ueber Th. nigricans DC. und Th. nigricans Jacgq.
bin ich nicht im Reinen, glaube aber, dass beide mit Th. flavum L.
identisch sind. Th. heterophyllum Lej gehört zum Th. nigricans
desselben Autors, ebenso Th. medium Host. nach dessen herb. austr.
Nach meiner unmassgeblichen Meinung finde ich die Zusam-
menwerfung von Th. flavum L. und Th. angustifolium Jacgq. sehr
unnatürlich, da beide Arten mit ihren Formen jede für sich einem
anderen Typus angehören und eine ganz verschiedene morpholo-
gische Entwicklung haben, welche schon bei der Keimung beginnt
und sich in den verschiedenen Vegetationsphasen deutlich kund
gibt. — Uebergänge aus einer Art in die andere dürfen den Bota-
niker wohl nicht bestimmen, eine Art zum Samımelstock von he-
terogenen Formen zu machen, durch welche man sich dann nur
schwierig hindurch arbeitet, sondern es ist unsere Aufgabe, die
charakteristischen Endglieder einer Formenreihe festzustellen.
Auch halte ich es immer für einen Fehler, selbst wenn wissen-
43
schaftliche Gründe obwaıten, alte, anerkannte Arten aufzuheben,
obschon man in gewissen Fällen diesem Uebel schwer entgehen
kann. — Leider hat der Verfasser diesen Fehler sich auch oft zu
Schulden kommen lassen, was er sehr bedauert. — Und welchen
Nutzen gewährt es, dass wir in der Flora von Wien nur Th. lavum
und kein Th. angustifolium haben sollen, da es doch in der Natur
existirt oder besser von den Botanikern hineingestellt worden ist?
— Welchen Gewinn würde die Wissenschaft haben, wenn man
nach dem Beispiel einiger Botaniker auf eine sehr unnatürliche
Weise das natürlich Gesonderte vereinigen und Th. gallioides zu
Th. flavum L. ziehen wollte? — Ich halte solches Vorgehen für
einen grossen Rückschritt und dem gegenwärtigen Standpunkt der
Naturwissenschaft und deren Bestrebungen wenig entsprechend.
— —
Zur Flora der Petzenalpe in Kärnthen.
Von Lorenz Kristof.
Die Petzenalpe gewährt ein hohes Interesse und liefert unter
Anderem auch ausgesprochene Belege für die, so viel ich weiss,
von Kerner zuerst eingehend dargethane Wahrheit, dass auch
distincte Schiefer- oder eigentlich kalkfeindliche Pflanzen auf Kalk-
gebirgen und zwar an Stellen vorkommen können, wo der Kalk
durch eine dichte Humuslage oder durch Verwitterung mergeliger
Schichten und die daraus hervorgehende thonige und kalklose Bo-
denkrume für dieselben unschädlich gemacht worden ist. Sazifraga
muscoides Wulf und insbesondere Primula minima L. überdecken
hier ganze Strecken, erstere den Grat der Alpe vom sogenannten
Veski Legar bis über den Triangulirungspunkt (6650‘) hinaus und
hier auf dem zerklüfteten Boden die Massenvegetalion bildend —
leiziere an tiefer gelegenen Stellen, v Kleti, v Skafi, nach Jabor-
negg auch insbesondere um die Knepezquelle herum förmliche
Purpurteppiche bildend — und mussten mich also ebenso sehr
erfreuen und überraschen, als die vielen sonstigen Seltenheiten,
von denen im Nachfolgenden die Rede sein wird. Leider war ich
durch eine schwankende Witterung genöthigt, meine Parthie zu
beschleunigen und konnte somit die Alpe nicht einer mehrseiligen
Durchstreifung unterziehen. Meine diessmaligen Mittheilungen sind
demnach noch sehr einseitig und für eine Veröffentlichung kaum
geeignet. Ich hoffe jedoch im nächsten Jahre einen tieferen Ein-
blick in den Vegetationscharakter derselben thun zu können. Ich
machte den Ausflug von Globasnitz aus, das nächst Siltersdorf auf
seinen vor ungünsligen Luftströmungen geschützien Hügeln, —
die nebenbei gesagt, botanisch noch so gut als unbekannt, in der
44
Folge vielleicht noch manchen beachtenuswerthen Beitrag zur Flora
Kärntens liefern werden, einen eigenthümlichen rothen Wein er-
zeugt, der als sogenannter „Sittendorfer* mit Recht einen beinahe
europäischen Ruf geniesst.
Ich lasse nun vorderhand blos ein Verzeichniss derjenigen
Gefässpflanzen folgen, die mir auf meinem Gange besonders auf-
fielen und zwar halte ich mich da an die volksthümlichen Bezeich-
nungen der verschiedenen Stellen, an denen man vorüberkömnt,
wenn man den steileren Weg zur Alpenhülte von Backendorf (Veeni
stan) einschlägt, von da durch die sogenannte Turjaca, eine ausge-
dehnte Alpentrifte, zum Veski Cegar aufsteigt und dann über den
nordwestlichen Kamm der Alpe zum Triangulirungspunkte Hoch-
petzen (6650°) gelangt. Man ist auf diesem Wege sowohl, als auch
nach der ganzen Kante der Alpe hin häufig genöthigt, einem dich-
ten, undurchdiinglichen Gebüsche von Pinus Mughus Scop. oder
einem unheimlichen Abgrunde auszuweichen und kommt so fast
unwillkürlich zur Auffindung der interessantesten Pflanzen dieser
Alpe. Ich konnte hier leider nicht sehr lange verweilen, da mich
Jupiter pluvius jeden Augenblick zu begrüssen drohte und so eilte
ich denn über Stock und Stein dem seit ein paar Jahren verlas-
senen und darum schon fast ganz zerfallenen Luzki stan zu, von wo
ich nach einer Stunde zum breiten Wege gelangte, der von der
Luza auf grossen Umwegen und desshalb auch ziemlich sanft ab-
fallend, nach Globasnitz führt.
Im Antheile der Turnerhube, bei der sogenannten Curla, einer
Quelle, bei der die Hirten und überhaupt die öfteren Besteiger der
Petzen meist einen Augenblick zu verweilen und auszuruhen pfle-
gen, bei der „Ura“ und „na sedlji*, einer ziemlich ebenen Berg-
lehne kommen vor; Arabis ciliata R. Br., Calamintha alpina Lam.,
Campanula pusilla Haenke, Daphne Mezereum L., Digitalis gran-
diflora Lam., Erica carnea L., Euphorbia amygdaloides L., Fe-
stuca alpina Gaud., Gymnadenia conopsea R. Br. und odoratis-
sima Rich., Helleborus niger L., Laserpitium peucedanoides L.,
Lathyrus pratensis L., Lonicera alpigena L., Lotus corniculatus
L., Paederota Ageria L., Poa alpina L. (f. vivipara) , Saxifraga
cuneifolia L. und Silene Sazxifraga L.
Von den Pflanzen, die den weiteren Weg, „v Krizu*, „v Rav-
nih“, bis zum Ve£ni stan charakterisiren, erwähne ich besonders:
Aconitum Lycoctonum L., Adenostyles albifrons Reichb,. und al-
pina Bl. e. F., Arabis alpina L. und vochinensis Sp., Astrantia
carniolica Wulf., Atragene alpina L., Dentaria enneaphyllos L.,
Doronicum Pardalianches L., Melampyrum silvaticum L., Phyteuma
nigrum Schm., Pyrola rotundifolia L., Ranunculus aconitifolius
L. und montanus Willd. Um die Alpenhütte (Ve£ni stan) herum,
in der man eine ebenso freundliche, als dürftige Unterkunft findet,
beherrschen den Boden in nächster Nähe — wie gewöhnlich —
Rumez alpinus L., und Veratrum album L., im weiteren Umkreise
aber besonders: Botrychium Lunaria Sw., Phleum alpinum L.,
45
Phyteuma orbiculare L., Polygonum viviparum L., und Rhododen-
dron hirsutum L., das „in der Luza“ viel tiefer zur Thalsohle her-
absteigt, als hier.
Wendet man sich nun von der Hütte nach links und steigt
man die ebenso steile, als üppige Turjaöca hinauf, so kommt man
nach ungefähr 11/, stündigem Marsche zu einer schief verlaufen-
den, tiefen Felsenkluft, Klet, Keller genannt, aus der mir ein Bäuer-
lein aus Loibeg, den mir mein Schwiegervater als Führer requirirt
und mitgegeben und der volle 16 Sommer auf dieser Alpe als Hirt
zugebracht hatte, in Ermanglung frischen Quellwassers einige Stücke
des hier wahrscheinlich nie verschwindenden Eises hervorholte und
an einem schüsselförmig ausgehöhlten Felsblocke aufthauen liess.
Dem Eingange dieses Naturkellers sind eigenthümlich: Primula
minima L. und spectabilis Tratt., Ranunculus alpestris L., Solda-
nella alpina L. und minima Hoppe, in der Turjata hingegen machen
sich besonders bemerkbar: Bellidiastrum Michelü Cass., Campa-
nula Scheuchzeri Vill., Crepis aurea Cass., Galium helveticum
Weig. und supinum Lam,, Geum rivale L., Habenaria viridis R.
Br., Imperatoria Ostruthium L., Leontodon hastilis L. («. vulgaris),
Pedicularis verticillata L., Sazifraga cuneifolia L., Sedum atratum
L., Sitene alpestris Jacq. und eine Aquilegia, die ich zu Hause
angekommen, nicht mehr genau bestimmen konnte, da mir die zu de-
finirenden Blüthentheile unterdess zu Grunde gegangen waren und
ich auch nur 2 schwache und halbzerfressene Exemplare aufge-
funden und mitgenommen halte,
Von der bezeichneten, kühlen Felsenkluft aufsteigend erreichten
wir in kurzer Zeit den sogenannten Veski legar, eine flache, phy-
siognomisch und botanisch gleich interessante Einsaitlung, auf der
ich besonders: Alsine Gerardi Willd., Carex capillaris L., Cher-
leria sedoides L., Gentiana pumila Jacq. und Veronica alpina L.
einsammelte, während. mir auf dem Wege dahin Homogyne discolor
Cass., Silene acaulis L. mit der seltenen Var. pedunculata, Sta-
tice alpina Hoppe und die alpinen Formen von Alchemilla vulgaris
L., Polygala amara L. und Tofjeldia calyculata Whlg. (1—2“
hoch) besonders in die Augen fielen. Am Veski legar fand ich
ausserdem noch ein Erigeron mit durchaus 1 köpfigen Stengeln
in grosser Menge; es steht dem Erigeron uniflorus L. entschieden
näher, als dem Erigeron alpinus L. und ich bedaure, seine genauere
Bestimmung vorderhand gleichfalls ganz hingestellt sein lassen zu
müssen, zumal ich es leider auch übersehen habe, die geologische
Constitution jenes Ortes einer aufmerksameren Betrachtung zu un-
terziehen.
Ich komme nun zum schönsten Abschnitte der Parthie, der
Umgebung des Triangulirungspunktes und der zwischen diesem und
dem Veski legar gelegenen, nordwestl. Kante der Alpe.
Ausser manchen soeben genannten Arten fand ich da, wie
schon erwähnt, besonders massenhaft Sazifraga muscoides W ulf.,
nebstdem aber noch häufig Anthyllis alpestris Hegelschw., Biscu-
46
telld laevigata L. (A—5” hoch), Carex atrata L., Draba aizoides
L.. Gentiana acaulis L., Helianthemum oelandieum W hlbg., Poten-
tilla aurea L., Sazifraga androsacea L., und crustata Vest. und
Sesleria sphaerocephala Ard.
Die von Herrn Baron M. v. Jabornegg am nordsei-
tigen Abhange der Hauptkante ob Feistrilz aufgefundenen und
mir freundlichst mitgetheillen Arten: Achillea atrata Tsch., Pa-
paver alpinum L., Sazifraga squarrosa Sieb und Saussurea
pygmaea Sprg., so wie die in der Gegend der Knepezquelle von
ihm entdeckten, mir gleichfalls mitgetheilten beiden Seltenheiten:
Bupleurum graminifolium Vahl und Saxifraga Hohenwartiü Stbg.
konnte ich — bei der kurzen Zeit, die ich der schwankenden Wil-
lerung wegen in dieser Höhe zubringen konnte, leider nicht finden.
Dem nächsten Umkreise der Höhenpyramide gehören vorzugs-
weise an: Achillea Clavennae L., Arenaria ciliata L., Dryas octo-
petala L., Nigritella angustifolia Rich. (die hellpurpurne Varietät,
die ich herzlich gern zur suaveolens gemacht hätte —), Pedicularis
Jacquini Koch, Phyteuma Sieberi Sprg.u. Potentilla Clusiana Jacq.
Nachdem wir hier einen Augenblick verweilt hatten, während
dessen es der Führer nicht verabsäumte, mich auf die nahen, unheil-
schwangeren Wolken aufmerksam zu machen, traten wir rasch den
schon Eingangs bezeichneten Heimweg an.
„V Sraufi und „v Skafi* nahmen wir wieder Primula minima,
Statice alpina, Gentiana und Silene acaulis wahr und fanden
neu: Geum montanum L., Myosotis alpestris Schmidt, Salix re-
tusa L., Sorbus Chamaemespilus Untz. und Pinguicula alpina L.
Weiter hinab schritten wir durch ein Dickicht von Juniperus nana
W. und nicht hoch ob dem Luzki stan erfreuten mich an einer
sonnigen Stelle die schönsten Exemplare von Gentiana nivalis L.
Die Wolken halten sich unterdessen, wohl mehr zu meinem
Aerger als Vergnügen verzogen und wir konnten nun an einer
ebenen Stelle angelangt, umgeben von einer grossen — Pferde-
heerde, nicht ungestört unser verspätetes Mitlagsessen zu sich nehmen,
Die schönen und langen LuZawiesen, zu denen wir ungefähr
eine Stunde später gelangten, boten uns Botrychium Lunaria Sw.
in sehr grossen Exemplaren; ferner Astrantia carinthiaca Hoppe,
Campanula Cervicaria L., Cirsium Erisithales Scop., Linum visco-
sum L., Betonica Alopecuros L. Die letztgenannte Pflanze fanden
wir noch fast auf dem ganzen weiteren Wege in Hülle und Fülle
und sie verschwand uns erst, gemeinschaftlich mil Gentiana ceru-
ciata L. etwa '/, Stunde vor Globasnitz.
Schliesslich bemerke ich noch, dass ich heuer in der zweiten
Hälfte des August beim sogenannten Echo am Kreuzberge ob
Eberndorf (am oberen Rande des Hofbauer’schen Ackers) die
schöne Euphrasia lutea L., wovon ich Ihrer Tauschanstalt mitfolgend
auch 17 Exemplare übersende, als neu für die Flora Kärntens auf-
gefunden habe. Dasselbe gilt von Sarothamnus scoparius W imm.,
der ob dem Wege zwischen meiner Kristof-Realität und der
47
Kirche Heiligenstadt (bei Schwabegg in Unterkärnten) wild vorkommt.
Er wurde aber von Hrn. Baron Jabornegg schon vor 2 Jahren
hier gesehen.
1.
Bi
Schwabegg, im November 1867.
—— > ——
Die europäischen Triticum-Arten.
Von Vietor v. Janka.
Glumae dorso bıcarinatae, inter carinas canaliculatae vel
planae: Triticum villosum P. Beauv. (T. creticum 1.?)
Glumae unicarinatae vel dorso rotundatae, semper con-
vexae. 2.
Glumae latae naviculares plus minusve ventricosae subparal-
lelae vel apice constrietae marginibus lateralibus sese superne
plerumque tangentes v. tegentes flosculosque arcte invol-
venles. 3.
Glumae haud naviculares, numquam ventricosae, apice
divergentes. 19.
Glumae spicularum nune omnium distincte aristatae, nunc so-
lum spiculae terminalis, religuarum mulicae. 4.
Glumae numquam aristatae (arista in glumis nulla). 13.
Glumae spicularum omnium 2—4-aristatae: aristae omnes
glumis ipsis multo longiores. 5.
Glumae vel omnes 1-aristatae, vel solum spiculae supre-
mae (terminalis) glumae longe aristatae, reliquae muticae v.
breviter aristatae. 8.
Spiculae 2: T. (Aegilops) biunciale Vis.
Spiculae 3—plures. 6.
6. Glumarum aristae in spiculis omnibus subaequales; spica ovata.7.
-_
li.
9.
Glumarum aristae in spiculis 1—2 inferioribus brevio-
res, in superioribus sursum longiores; spica cylindracea:
T. (Aegilops) triunciale Godr. Gren.
Glumarum aristae patentes a basi ad apicem scabrae; arista
intermedia laterales superans:
T. (Aegilops) ovatum Godr. Gren,
Glumarum aristae rectae basi laeves, laterales interme-
diam superantes: T. (Aegilops) triaristatum Godr. Gren.
Spiculae terminalis arista glumacea spicae dimidiam longitu-
dinem vel tolam superans. 9.
Spieulae terminalis arista glumacea spicae dimidia lon-
gitudine multo brevior. 12.
Glumae omnes longe 1-aristalae:
T. (degilops) uniaristata Vis.
48
10.
14,
13.
14.
13:
16.
18.
19;
20.
Glumae spiculae terminalis solum longe aristatae. 10.
Spiculae 2—3 valde ventricosae; glumae spiculae terminalis in-
aequaliter 3-aristatae: arista media longe complanata robusla,
tota inflorescentia longior:
T. (Aegilops) comosum Sibth. et Sm.
Spiculae numerosiores ceylindricae, haud ventricosae;
glumae spiculae terminalis uniaristatae. 11.
Spicularum lateralium glumae apice plerumque truncato-biden-
tatae: dente rhachi contiguo aristato; spiculae terminalis glu-
mae plerumque 3-dentalae: denle medio in aristam spicae
dimidiam longitudinem superante excurrens:
T. (Aegilops) eylindrieum Godr. Gren.
Spicularum lateralium glumae apice acute 3-dentatae:
dente rhachi contiguo subaristaeformi; spiculae terminalis glu-
mae indivisae in aristam spica longiorem excurrentes:
T. (Aegilops) caudatum Godr. Gren.
Spica spieulas 5—8 gerens, ob glumas basi valde ventricosas
apiceque constrictas nodulosa :
T. (Aegilops) ventricosum Tausch.
Spica spieulas 3—4 gerens subcontinna; i. e. glumae
basi subventricosae vix constriclae:
T. (Aegilops) fragile Parlat.
Glumae subquadralae apice truncatae edentulae:
T. (Aegilops) Tauschü Coss.
Glumae angustiores apice altenualae emarginato-biden-
tatae vel indivisae aculae, mulicae v. mucronalae. 14.
Flosculi omnes (fertiles longissime — steriles brevius —)
arislali: T. (Crithodium) aegilopoides Link.
Floseuli pro parte mulici. 15.
Flosculi 1—2 inferiores spicularum omnium aristati. 16.
Flosceuli 2 inferiores solum spieulae terminalis longe
aristati, reliqui omnes mucronati: T. Aucheri Boiss.
Spiculae 2—3-Nlorae: flosculus inferior solum aristatus; glu-
mae sub — 3-nerves. 17.
Spiculae sub — 5-florae: flosculi 2 inferiores longe ari-
stati; glumae mullinerves: T. ligusticum Bert.
Arista palea ipsa brevior: T. baeoticum Boiss.
Arista paleam longe superans: T. monococcum L.
Glumae lineares paleis inferioribus difformes basi solutae i. e.
haud cohaerentes. 19.
Glumae paleis inferioribus conformes basi contiguae. 21.
Glumae inaequales: altera duplo minor vel aborlu minula:
T. ramosum Trin.
Glumae subaequales. 20.
Folia plana demum margine involuta; flosculi remotiusculi;
rhizoma repens: T. Pseudo-Agropyrum Gris.
Folia angusta convolula; flosculi contigui; rhizoma fibro-
sum: T. Rouxü Gren. et Duv!
28.
29.
30.
36.
Spica ovoidea, ovoideo-vel lanceolato-oblonga. 22.
Spica linearis. 25,
Annua; gelumae demum margine corneae; vagina suprema plus
minus inflata. 23.
Perenne; glumae immulatae; vagina suprema adpressa:
T. eristatum Schreb.
Spica hirsuta; glumae flores aequantes: T. orientale M. a B.
Spica glabra; glumae flosculis paullo breviores. 24.
Vagina suprema valde inflata, tumida: T. prostratum L.
Vagina suprema paullo inflata: T. squarrosum Roth.
Glumae carinatae, nerves laterales nulli v. obsoleti. 26.
Glumae dorso rotundatae nervis numerosis subaequalibus
percursae. 28.
Flores glabri; glumae ovato-lanceolatae mucronatae v. mu-
licae; rhizoma fibrosum; spiculae ovato-lanceolatae. 27.
Flores dense villoso-lanati; glumae lanceolatae, acumi-
nalae, glabrae; rhizoma repens; spiculae ellipticae:
T. dasyanthum Ledeb.
Rhachis laevis; glumae mucronatae: T. desertorum Fisch.
Rhachis scabriuscula; glumae obtusiusculae:
T. sibirieum W illd.
Aristae divergentes (patenli-recurvae): T. strigosum M, a B.
Aristae retae vel nullae. 29.
Glumae spiculas longitudine aequantes vel triente breviores. 30.
Glumae spiculam dimidiam aequantes, nec (saltem ple-
rumque) longiores. 37.
Glumae paleaeque longe acuminatae; folia plana plerumque
flaccida. 31.
Glumae paleaeque acutae v. obtusae. 34.
Glumae 7—9 nerves margine cartilagineae:
T. panormitanum Bert.
Glumae 3--5 nerves margine anguste membranaceae. 32.
Aristae flosculis longiores: T. caninum Schreb.
Aristae flosculis breviores. 33.
Rhizoma fibrosum; spiculae violaceae: T. violaceum Hornem.
Rhizoma repens; spiculae herbaceae: T. repens L.
Glumae lineari-oblongae; palea inferior rotundata truncalta v.
emarginatla mucronulata: T. Pouzolzü Godr.
Glumae lanceolatae; palea inf. acuta, obtusiuscula v.
obtusa. 35.
Glumae acutae v. oblusae; palea inferior acuta v. obtusius-
cula; spiculae confertiusculae. 36.
Glumae rotundatae v. truncatae; palea inf. obtusa; spi-
culae laxae, remotae: T. junceum L.
Glumae aculae v. obtusiusculae; spica haud fragilis:
T. acutum DC.
Glumae obtusae; spica fragilissima:
T. obtusiusculum Lge. (T. acutum Fries).
Oesterr. botan. Zeitschrift 2. Heft. 1868. A
90
37. Glumae acuminatae vel acutae mucronaltae; palea inferior acuta’
T. pungens Schreb.
Glumae obtusae rotundatae v. truncatae; palea inferior
(saltem flosculorum inferiorum) obtusa vel tiruncata retu-
saque. 38.
38. Glumae sublineares:
T.truncatum W allr. (T. Savignionü de N., T. campestreGodr.Gren.)
Glumae lineari-oblongae v. lanceolatae. 39,
39. Glumae obtusae mucronalae; spica tetragona:
T. pycnanthum Godr. Gren.
Glumae rotundatae; spicae distichae. 40.
40. Glumarum nervus medianus dorsalis paullo prominulus:
T. elongatum Host.
Glumarum nervus medianus haud prominulus. 41.
41. Palea inferior aristata; rhizoma caespitosum:
T. virescens Pant.
Palea inferior mutica; rhizoma repens:
T. sceirpeum Presl.
Grosswardein, am 13. December 1867.
——
Dreimal arretirt.
Autobiographische Mittheilung eines botanisirenden
Naturfreundes.
Von
Ludwig Freiherrn von Hohenbühel, genannt Heufler zu Rasen.
Die deutschen Naturforscher Dr. P. Ascherson, A. Engler,
M. Kuhn und C. Reimann beschlossen auf ihrer im August und
September 1864 unternommenen botanischen Reise nach den gali-
zischen und ungarischen Karpalen, nachdem sie die interessantesten
Punkte auf der Nordseite des Gebirges besucht hatten, von Javorina
aus durch das Kupferschächtenthal und über die botanisch so be-
rühmten Leiten nach der Südseite des Gebirges vorzudringen. Gerade
als sie daran waren, über die Ausführung ihres Beschlusses zu
debatliren, wurde ihren Zweifeln und Berathungen durch einen
Gensdarmen ein schnelles Ende gemacht. Mit gutem Gewissen über-
reichten sie ihm auf sein Verlangen ihre Passkarten als Legitima-
tion. Er konnte aber nicht begreifen, wie man mit so kleinen
Kärtchen eine so weile Reise machen könne, meinte, dahinter
müsse etwas stecken und theilte ihnen dann nach einigem Kopf-
schütteln und mit wichtiger Miene mit, dass sie seine Gefangenen
wären und am anderen Tage nach dem vier Meilen entfernten
Käsmark escortirt werden würden. Da keine Vorstellungen halfen,
Ru
so nahmen sie die Sache zulelzt als Spass und am 15. August
marschirten sie unter einer Wache von drei Gensdarmen mit gela-
denen Gewehren nach Käsmark; die soviel versprechenden Leiten
konnten sie nun aus der Ferne beobachten. In Kesmark angelangt
mussten sie noch auf der Pritsche übernachten, weil der comman-
dirende Hauptmann nicht zu finden war. Am 16. wurden sie endlich
unter vielen Entschuldigungen frei gelassen. (Verh. des bot. Ver. für
Brandenburg, Heft VII. Seite 151—152 und Oesterr, botan. Zeil-
schrift 1865, 8. 275).
Dieses Abenteuer erinnerte mich lebhaft an die eigenen ähnlichen
Erlebnisse. Juvat Socios habere malorum. Es war im Mai 1838, also
vor fast 30 Jahren; ich war ein langhaariger Student und halle
einen Ferientag benützt, um die Convallaria latifolia am Laaer
Berge bei Wien aufzusuchen. Wer kennt es nicht, das von schmel-
ternden Nachligallen tönende Eichengebüsch auf dem letzten Aus-
läufer des Hügelrückens, der die Gloriette von Schönbrunn, das
Gatterhölzl, die Spinnerin am Kreuze und endlich dieses reizende
Wäldchen trägt, einst ein stolzer Eichwald, unter dessen Schatten
die Täublinge und Milchlinge wuchsen, welche zu Krapf’s Pilz-
bildern so schöne Originale geliefert haben, Wie es jetzt nach den
angelangenen und später eingestellten Befestigungsarbeiten aus-
sieht, weiss ich nicht. Nun denn, ich bückte mich gerade jubelnd
über eine Stelle, wo im Schatten die gesuchte Convallaria wuchs.
Da hiess es: Halt und arretirt! Ein Wächter der dortigen Repphüh-
nerbruten stellte‘ meine botanischen Forschungen ein und ich und
mein Begleiter „Quel giorno piü non vi legemmo avante“ (Dante
Inf. V. 139) im grünen Buche der Natur. Von zwei Wächtern be-
gleitet mussten wir eiligst fort, und bevor nicht die Kornfelder
Simmerings begannen, wurden wir nicht mehr freigelassen. Seitdem
bin ich oft wieder dort gewesen, aber nie ohne Behulsamkeil und
voll Respekt vor den Warnungstafeln, die ich damals in schuld-
losem Eifer des Explorirens ohne Zweifel übersehen hatte,
Nun verflossen 22 lange Jahre. Ich hatte in dieser Zeit die
Scylla und Charybdis durchschifft, den Canal gekreuzt, das irische
Meer durchschnitten, den gefürchteten Quarner in kleinen und
grossen Booten mehrmal durchsegelt, ich war über Gletscherge-
hänge gerutscht, halte den Vesuv bestiegen, war unter dem Aschen-
regen des Aelna geritten und hatte neben der feurigen Lavazunge
übernachtet, aber nie mehr war ich gefangen genommen worden,
bis an einem heissen Augusitage des Jahres 1860 ein Unteroffizier
der Kufsteiner Festungsartillerie mich erspähte, als ich von einem
Garten am Inn, wo ich das erste und bis jetzt das leiztemal das früher
unter dem Namen Sphaeria flaccida bekannte schöne und seltene
Cronartium auf den Blättern der Pfingstrose in unsäglicher Menge
gelunden hatte, durch das jähe Dickicht emporgeklommen war und
unter der Festungsmauer die gemachten Beobachtungen in mein
Notizbuch eintrug. Er halle, ohne seine Nähe zu verralhen, Wache
geholt und während ich gerade in seliger Betrachtung des Kaiserge-
4*
52
birges auf der Höhe rastete und auslugte, ward ich das zweitemal
arrelirt. Mehrere Soldaten nahmen mich in die Milte, das Notizbuch
ward als Corpus delieti abgenommen und ich in feierlichem Zuge
zuerst durch ein Gässchen, dann durch die Hauptstrasse der Stadt
Kufstein auf das Platzkommando geführt. Nie werde ich die mitlei-
digen Blicke der Frauen und Mädchen vergessen, welche mir
auf jenem Zuge begegneten. Denn es war Sonntag, das schönste
Wetter und daher alles voll Menschen. Damals war mein Schwager,
der Hauptmann Baron Hermann Lichtenthurn, Platzkommandant
in Kufstein. Als ich eintrat, hielt er das Zusammentreffen mit den
Wachen für zufällig und glaubte, ich mache ihm einen Besuch.
Das mehrfache Missverständniss klärte sich natürlich unter Lachen
und Scherzen alsogleich auf und ich erhielt die zur Besteigung des
Festungsberges nöthige Passirkarte, an die ich in dem Bewussti-
sein der Harmlosigkeit meiner Forschungen früher nicht gedacht
hatte. Da ich einmal das Genus Cronartium genannt habe, kann
ich meine Verwunderung nicht unterdrücken, wie Bonorden in
seinem Handbuche der Mykologie $S. 314 Cronartium aus dem
Reiche der Pilze ausschliessen und für einen blossen Blattauswuchs
erklären konnte. Es ist nicht denkbar, dass dieses Urtheil sich auf mi-
kroskopische Beobachtung gründet und auch ohne diese ist es ein
ganz apartes Curiosum. Gerade von dem im Einzelnen so vortrell-
lichen Bonorden wäre ein solches Urtheil nimmer zu erwarten
gewesen. Allein das ist eben eine Ausnahme und solchen Ausnah-
men, gerade oft den unbegreiflichsten sind alle Weibgebornen unter-
worfen. Quandoque dormitat et bonus Homerus.
Nun aber zum dritten, ernsten Falle. War der erste eine
blosse kleine Fatalität gewesen, der zweite ein kurzes Lustspiel,
so war dieser jüngste und ich will hoffen letzte, ein Schauspiel,
dessen endliche Lösung zwar nach Wunsch erfolgte, dessen Ver-
lauf aber höchst peinlich war und mir noch in der Erinnerung»
gräulich ist. Wir zählten 1866, der Waffenstillstand mit Preussen
war geschlossen; ich war mit Frau und Kindern in raschester Eile
aus den slaubigen, glühenden Strassen Wiens in das grüne frische
Oberösterreich gezogen. Welch ein Wechsel! Abends noch an der
Wien, um im Dampfschifffahrishause die leidige Kunde zu erfahren,
dass noch kein Schiff disponibel sei, weil während des Krieges alle
Fahrzeuge in Ungarn geborgen worden waren. Des anderen Tages
früh Morgens in Amstetten, dann unter strömendem Regen, aber
angeweht von leisem Ostwinde, des schönen Wetters Boten, und
angelacht von Wald und Wiesen mit dem allersaftigsten Laub- und
Tannengrün zur Donau und im kleinen Kahne, denn auch die Tie-
fenbacher Schiffbrücke war des Krieges wegen abgebrochen, nach
Grein, wo der „Schwall“ den Vorhof bildet der nahenden Katarak-
ten, die unter dem Namen des Donaustrudels aller Welt bekannt |
sind und durch die Kunst der Ingenieure in nicht ferner Zeit nur
mehr der Geschichte der durch die Menschen herbeigeführten Aen-
derungen der Erdoberfläche angehören werden, Nördlich von Grein
53
gegen den Böhmerwald zu dehnt sich das Machland aus, eine unbe-
schreiblich abgelegene Gegend, in der die Bäche und Flüsse in
tiefen Schluchten sich durch das granitene Gebein der Berge wüh-
len, die Kalkarmuth des Bodens ein schwachknochiges Geschlecht
bedingt, einsam auf den Berghöhen lebend, ohne Städte und mit
sparsamen Dörfern, aber voll alter Forste, alter Burgen, alter Kir-
chen und, wo der Tannenwald einen Ausblick erlaubt, mit der
prächtigsten Fernsicht, wie von einem hohen Throne aus auf das
Alpenland im Süden der Donau, zuerst auf die Stromufer, dann
auf die anschwellenden Hügel, weiter auf die Voralpen und auf
die nackten Kalkgipfel, endlich auf die Gletscher und Firnspitzen.
Wer die Nordalpen mit Einem Blicke in ihrer ganzen Herrlichkeit
übersehen will, der steige im Frühschein des Morgens nach einem
Gewitter auf eine Kuppe des Machlandes. Eine solche Kuppe ist
St. Thomas am Blasenstein, wo ich im Jahre 1862 gewesen war
und sehnsüchtig nach der nördlicher gelegenen Burgruine Rutten-
stein geblickt hatte. Dieses Ruttenstein war das Ziel einer kleinen
botanischen Reise, welche ich von Grein aus den 7. August 1866
mit meinem damals zehnjährigen Sohne Hans unternahm. Eine Car-
riolpost führte uns nach Minichdorf, wo übernachtet wurde. Des
anderen Tages lange vor Sonnenaufgang gingen wir bei der grell-
sten Morgenröthe in das Thal der Naarn, die in ihrem keltischen
Namen ein Denkzeichen der alten Landesbevölkerung gleich den
anderen Flüssen des Mühlviertels, dessen unteren Theil das Mach-
land ist, darbietet. Dort fand ich, seit dem Jahre 1833, wo ich sie
an den Ufern des Gurkflusses in Kärnten beobachtet hatte, wieder
zum erstenmale die rosenroth blühende Spiraea salieifolia, dann
am Hügel von Ruttenstein in den Mauerritzen und auf den Schuti-
halden äusserst zahlreich und üppig den seltsamen Seleranthus
perennis. Unterdessen hatte sich über das Land gegen die Donau
ein solches Meer von schleichenden, wurmartigen Nebeln gezogen,
die Sonne hatte sich so verfinstert, die Wolken waren so graublau
und ballenartig geworden, dass ich nie ein drohenderes, schreck-
licheres Vorspiel eines kommenden Unwetters gesehen hatte. Nun
galt es zu eilen. Nur im Fluge konnte ich noch hie und da eine
Pflanze von der nächsten Umgebung des geraden Weges aufneh-
men. So hatte ich damals das nordische Hypnum ochraceum kurz
vor Pierbach am Flussufer gefunden. In diesem Dorfe war um
keinen Preis ein Wagen zu bekommen gewesen. Während ich
unter den ersten schweren Regentropfen gegen Zellhof anstieg,
fasste ich den Entschluss im dortigen Gasthause den ärgsten Sturm
abzuwarten und um eine Fahrgelegenheit, die mich bis Grein
führen sollte, zu schicken. Während ich in der Stube sass und den
gemachten und noch zu machenden Weg auf einem von mir mit-
genommenen Auschnitte der Steinhauserischen Karte‘von Nie-
derösterreich, die auch einen Theil von Oberösterreich umfasst,
studierte, näherte sich mir ein Gerichtsdiener von Pregarten und
forderte mich auf, ihm in das Nebenzimmer zu folgen. Dort fand
54
ich zwei als Zeugen berufene Bauern. Als ich mit meinem Sohne
Hans eintrat, fragte er mich im Namen des Gerichtes um meinen
Pass. Ich sagte, dass ich keinen habe, indem ich in Grein in’ der
Sommerfrische sei, von woher ich einen botanischen Ausflug gemacht
habe. Allein das half nichts. Ich und mein Sohn wurden der
genauesten Untersuchung unterzogen. Die Landkarte, ja das blosse
Erscheinen in diesem Thale, wo Touristen zu den gänzlich unbe-
kannten Wesen gehören, hatte in dieser Zeit, wo man überall
preussische Spione witterte, Verdacht erregt. Der Besitzer von
Greinburg, dem prächtig gelegenen Schlosse ober Grein, dem auch
Zellhof und Rultenstein gehören, d. i. der regierende Herzog von
Sachsen-Koburg war ein Verbündeter Preussens gewesen. Sein
Güterdirektor war wegen Verdachtes solcher Umtriebe in Wien im
Gefängnisse und die Untersuchung, welche dessen Unschuld erwiesen
hat, war noch nicht zu Ende geführt. Zufällig war ein Koburgischer
Jäger am Wirthslische gesessen und ich hatte mich mit Verwen-
dung der Karte mit ihm in ein Gespräch über die Gegend einge-
lassen. Das hatte den Verdacht auf’s höchste gesteigert. Ich war
also ein Spion. Ich war auch einer, aber die Gegenstände meiner
Espionage waren schöne Pilze, seltene Moose, grüne Farne; sonsi
hatte ich nichts auszuspioniren. Mein Notizbuch war voll lateini-
scher Pflanzennamen. Der Gerichtsdiener und die Bauern verstanden
aber nur deutsch; also ein neuer Verdacht, unverständliche Notizen
in einer fremden Sprache. Der Gerichtsdiener erklärte mir nun, ich
sei sein Gefangener und müsse mit meinem Sohne nach Pregarten
zu Gericht. Es war ein Wetter, um keinen Hund auf die Strasse
zu jagen, kein Wagen vorhanden, Hans und ich in leichten Klei-
dern, bereits erschöpft durch den Marsch seit 4 Uhr Morgens und
durch die Aufregung dieser Szene. Pregarten war vier Stunden
weit entfernt. Dorthin sollten wir zu Fusse bei Sturm und Platz-
regen wandern. Das war mehr als eine Unannehmlichkeit, weit
mehr, es war eine Lebensgefahr, namentlich für das zarte Kind,
das bei dem ersten Worte, dass ich ein Gefangener sei, in Thränen
ausbrach und auf das rührendste um meine Befreiung bat. Die
Lage war fast eine verzweifelte. Ich musste trachten durch Gründe
zu überreden; allein wie schwer war es die richtige Grenze zu
finden, nicht zu beleidigen, wo ich widerlegen, nicht aufzureizen,
wo ich besänftigen wollte. Es musste mir an der Rückkehr nach
Grein Alles daran liegen. In welche namenlose Angst hätle ich
meine Frau und meinen älteren Sohn gestürzt, wenn ich zwei,
drei Tage ausgeblieben wäre, nachdem ich an dem bestimmten
Tage erwartet war. In Pregarten keine Postverbindung mit Grein,
ausser über Linz. Erst in Linz persönliche Bekannte, die das Miss-
verständniss lösen konnten. Es verflossen nun zwei qualvolle Stun-
den, in denen das Zünglein hie und wieder schwankte. Mit Schauder
erinnere ich mich jener Stunden, in denen ich meiner und meines
Sohnes persönlicher Freiheit beraubt war. Damals ward mir klar,
wie so die Freiheitsstrafe die empfindlichste aller Strafen sei un«d
55
so zu sagen alle anderen in sich fasse. Das geringe Geld, welches
ich bei mir halte und offenbar nur zu einem ganz kurzen Ausfluge
hinreichte, der mitgenommene Knabe, die richtigen Antworten auf
eine Menge Kreuz- und Querfragen über Personen in Linz, die
Pilze, Moose und Flechten, die Blumen und Kräuter in meiner Bo-
tanisirbüchse trugen endlich den Sieg über die Zweifel an den
Angaben über mich und den Zweck meiner Reise davon. Ich war
wieder frei. Tieferschüttert bestieg ich den endlich aufgetriebenen
Wagen und kehrte noch am selben Abend nach Grein zurück. Die
sinkende Sonne beleuchtete das prächtige Schauspiel der drei Burgen
Klamm, Greinburg und Kreutzen, welche scheinbar sehr genähert
die Gegend beherrschten und der Donau in der Tiefe, welche am
Rande Grein’s gleichsam einen See bildet, in dem die Dampfer und
Holzschiffe eine lebhafte Staffage bilden. Mit der Dämmerung war
ich wieder zu Hause; allein erst nachdem ein mehrtägiges Fieber
das gestörte Gleichgewicht hergestellt hatte, konnte ich wieder
einigermassen die verlorne Stimmung wiederfinden. Das Machland
aber sah ich nimmer wieder.
———
Literaturberichte.
— „Gartenflora von Norddeutschland für angehende
Botaniker, Gärtner, Lehrer und Blumenfreunde* bearbeitet von F.
C. Laban. Hamburg bei Meissner. 1867. Octav p. 314.
Der Verfasser des vorliegenden Werkes beabsichtigte nur eine
Anweisung zum Selbstbestimmen der in den Gärten Norddeutschlands
im freien Grunde vorkommenden Bäume, Sträucher, Stauden
und Kräuter zu schreiben. Er schliesst somit alle Pflanzen des kalten
und warmen Hauses vollkommen aus und beschränkt sich auf einen
viel engeren Kreis von Culturgewächsen, als es Bosse und Ber-
ger in ihren sehr guten Handbüchern thaten. Das vorliegende Buch
zerfällt in drei Hauptabtheilungen. Die erste p. 1—49.dient zum
Bestimmen der Gattungen und folgt dem Linne&ischen Systeme.
Die zweite bei weitem grössere (p. 50—290) ermöglicht das Auf-
finden der Arten und enthält die Gattungen in der Reihenfolge des
Systemes von De Candolle. Die dritte endlich gibt eine Ueber-
sicht über die Charaktere der einzelnen vorkommenden natürlichen
Familien (p. 290—313). In sämmtlichen drei Schlüsseln ist das Detail
des behandelten Materiales nach der analytischen Methode gruppirt.
Dem Zwecke des Buches entsprechend werden hauptsächlich jene
Merkmale hervorgehoben, welche in die Augen fallen und die Pflanze
leicht erkennen lassen. Bei den Arten werden nebst den nöthigsten
Differentialcharakteren noch angegeben die beiläufige Grösse, die
Blüthezeit, die Lebensdauer, endlich das Vaterland. Der Verfasser
56
bewährt sich dabei als ein praktisch erfahrener Kenner der Garten-
pflanzen und dem entsprechend kann sein Werk für Anfänger und
Dilettanten auch als ein ganz praktischer Schlüssel zum Finden des
Namens der im Freien ausdauernden Gartenpflanzen anempfohlen
werden, Dr. H. W. Reichardt.
Sprawozdanie Komisyi Fizograficznej c. k. Towarzystwa nau-
kowego Krakowskiego etc. Kraköw 1867. (Bericht der physiographi-
schen Commission der Krakauer gelehrten Gesellschaft). Die Grün-
dung dieser Gesellschaft wurde seiner Zeit von Manchem mit Freuden
begrüsst, man glauble eine neue Aera für die naturwissenschaft-
liche Durchforschung Galiziens herangebrochen und erwartete von
ihr eine Thätigkeit; wie sie in einem Lande, das in seinen ver-
schiedenen Beziehungen zur Wissenschaft unbekannt dasteht, ange-
zeigt ist. Der vorliegende Band ist das erste Lebenszeichen, das
dieselbe von sich gegeben, eine Reihe von verschiedenen Abhand-
lungen finden sich vor, die insgesammt zu besprechen der kurze
Raum nicht gestaltet, wesshalb nur die botanische Abtheilung
berücksichtigt werden soll. Dieselbe enthält fünf botanische Auf-
sälze. 1. Vegetation der Umgebung von Lezajsk von V. Jablonski.
Der Verfasser, bekannt durch seine Beiträge zu Herbich’s letzten
Arbeiten, schildert die Vegetation dieses im Rzeszower Kreise ge-
legenen Städtchens, das er öfters besuchte und zählt dann unter
Angabe der Standorte gegen 513 Arten auf. Interessant ist das
Auffinden der Scabiosa australis Wulf., die für Galizien neu ist.
Verfasser führt sie als S. inflexa Kluk auf. Dieser den westeuro-
päischen Botanikern ungeläufige Name ist älter als der Wulfen’s
und wurde von Christof Kluk in seinem „Dykeyonarz roslinny*
elc. Warschau 1788 im dritten Bande S. 56 aufgestellt. Die Vor-
würfe, die Waga in seiner „Flora Polonica Warschau 1848* den
deutschen Floristen machte, waren nur zu gerecht, da Wulfen’s
Name ein nichtssagender und unrichtiger ist. Kluk’s Beschreibung
ist so trefflich, dass Ref. als er sie durchlas, die fragliche Pflanze
für S. australis hielt, was er später von Andern bereits bestätigt
fand. Die Jablonskische Arbeit ist ein wichtiger Beitrag zur
Flora dieses Kreises und befriedigt vollkommen. Von den folgenden
Aufsätzen‘: 2. Stryer Pflanzen von Pastor Zipser. 3. Pfl. von Za-
bie, der Czarna Hora und Burkuts im Kolomea-Kreise von P. Wit-
wicki. 4. Pfl. aus der Umgebung von Sokolnik im sandomirer Walde
von Dr. J. Jachno. 5. Kryptogamische Gewächse aus der Umgebung
von Biala von J. Rabl, kann dieses nicht gesagt werden. Sie
stellen bloss alphabetische Verzeichnisse dar, die Nomenclatur der-
selben trägt nichts Modernes an sich, mit der Synonymik wurde
leicht gehandhabt, Namen wie Juncus communis E. Meyer und J.
effusus L. u. s. w. stehen unbeansländet neben einander. Sie wurden
nach Pflanzensammlungen, welche diese Herren der physiographi-
schen Gesellschaft überschickt haben, zusammengestellt, erhielten
somit ihre Adjustirung von einem Redactionsmitgliede, was uns um
so mehr befremdet, da wir an der Spitze der Commission Männer,
57
die auf dem heutigen Standpunkte der Phytografie nicht aber auf
dem vor 40 Jahren stehen, wähnten. Weiter folgen phänologische
Beobachtungen begonnen in Lemberg von Dr. Rohrer, im Kra-
kauer botanischen Garten von der Direclion desselben und in Po-
degrodzie von Dr. Grzegorzek. Schliesslich ist noch zu erwäh-
nen die Uebersicht der bisher trigonometrisch gemessenen Punkte
der Tatra und’ der benachbarten Thäler von Dr. E. Janota. Es
ist diess eine mit grosser Sorgfalt und Literaturkenntniss (diese
reicht bis zum Jahre 1620 zurück) zusammengestellte Arbeit,
welche inedirte Angaben von Blasius enthält und unter Zahl 5.
Beiträge zur Verbreitung der Bäume und Sträucher in der Tatra
liefert. Schliesslich was den Antrag des Dr. Czer wiakowski,
Sammlungen in verschiedenen Gegenden Galiziens vornehmen zu
lassen und diese zu honoriren, betrifft, so hält Ref. diess für total
unzweckmässig und es angezeigter wäre, die botanisch unbekannten
oder interessanten Punkte durch junge Forscher, an denen es auch
in Galizien nicht mangelt bereisen zu lassen. Adomonere voluimus
non mordere, prodesse non laedere. Josef Armin Knapp.
Correspondenz.
Grosswardein, den 13. December 1867.
Auf der Hieherreise machte ich von Czegled aus einen Ab-
stecher nach Pesth, um daselbst 2 Tage zuzubringen. Ich sah da-
selbst im Nationalmuseum wegen einiger dubiösen Pflanzenarten
im Herbar Kitaibel’s und in den Sammlungen Friwaldszki’s
aus Rumelien nach, fand aber nicht Alles, was ich suchte. Nament-
lich thut mir leid, Kitaibel’s Grosswardeiner Corydalis elevieulata
nicht angetroffen zu haben. Von Hibiscus fulvus befindet sich im
Kitaibel’s Herbar 1 Exemplar; aber der Standort ist nicht näher
angegeben. — In der Friwaldszkischen Sammlung kam ich auf
mehrere interessante Sachen. So z. B. findet sich daselbst unter
dem Namen Sesleria sphaerocephala eine Pflanze, die ich für Alo-
pecurus brachystachys M.a B. halte; ein Crocus biflorus von Kar-
lova ist eine ganz neue Art, die PanciC auch in Serbien als €.
minimus aufführt und die ich in Briefen Crocus Paneicii nannte
etc. elc. — Der kleine botanische Garten, den ich mit mir führe, be-
findet sich ganz wohl. Die zwei Zwiebel der Kazaner Tulpe haben
bereits zollhoch getrieben; Hieracium rhodopaeum kommt ganz gut
fort; Iris Reichenbachü, lepida ebenfalls. Auch Ferula Heuffelii
entfaltet schon Knospen, obwohl ich die derben Rhizome blos in
Tücher eingewickelt habe und erst in Siebenbürgen eingraben will.
Janka.
58
Staykowo in Posen, den 19. December 1867.
Erigeron droebachensis hält Dr. Ascherson nur für eine
auf feuchterem Boden wachsende Varietät von Erigeron acre, dem
widerspricht aber ihr biesiges Vorkommen ganz entschieden, da sie
hier an dem Südostabhange eines sehr dürren Höhenzuges steht,
während Erigeron acre häufig auf viel fruchtbarerem Boden vor-
kommt, und doch unterscheidet sie sich ausser durch die schwache Be-
haarung auch auffallend durch den hohen kräftigen Wuchs. Ich
werde im nächsten Jahre Versuche mit Aussaat des Samens auf
verschiedenem Boden anstellen. Veronica anagalloides Guss. habe
ich hier ebenfalls an mehreren Stellen gefunden. Die Behaarung
kann als Hauptmerkmal nicht gelten, da dieselbe nach meinen
Beobachtungen an allen Formen von Veronica Anagallis aquatica
L. vorkommt, auch an Formen die im tiefen Wasser wachsen. Da-
gegen scheint die den Kelch überragende Kapsel ein viel besseres
Merkmal zu sein, da ich bis jetzt wenigstens noch kein Exemplar
gefunden habe, das diese Form der Kapsel gezeigt hätte und nicht
auch Drüsenhaare an den Fruchtstielchen und fast ganzrandige
Blätter hatte. R. Hülsen.
Kirchheim u. T. Kgr. Württemberg, Jänner 1868.
Es können gegen frankirte Einsendung des Betrages folgende
Pflanzensammlungen von mir bezogen werden. Die Preise sind in
Gulden und Kreuzern rheinisch, in Thalern und Silbergroschen
preussisch Courant und in Franken und Centimen angegeben. 1. Blytt
aliorumque pl. Scandinaviae. Sp. 40—300. fl. 1.36—12.0, Thlr. 0.
28—7.0, Fres. 3.44—25.80. — 2. Musci frond. Angliae, Scotiae,
Hiberniae. Sp. 100. fl. 12.0, Thlr. 7.0, Fres. 26. — 3. Huet du Pa-
villon pl. m. Pyrenaeorum or. et centr. et Pedmonti. Sp. 200— 244.
il. 23.20— 28.28, Thlr. 13.10—16.8,. Fres. 50.0-—61.0. — 4. Mabille
pl. ins. Corsicae. Sp. 300. fl. 36.0, Thlr. 21.0, Fres. 78.0. — 5. Cesati,
Garuel, Savi pl. Italiae borealis. Sect. IX. Sp. 20—100. fl. 2.0—10.0,
Thlr. 1.5—5.22, Fres. 4.28—21.40. Auch die Lieferungen I—VIIl.
stehen zu Diensten. — 6. Huet du P. pl. Siciliae, Calabriae, mont.
Aprutior. Sp. 217—583. fl. 25.19—68.0, Thlr. 14.14—38.26, Fres.
54.25— 145.75. — 7. Todaro Flora sicula exsiccata. Sp. 600. fl. 56.0,
Thlr. 32.0, Fres. 120.0. — 8. Heldreich, aliorumque pl. Graeciae.
Sp. 20— 96. fl. 2.24—11.31, Thlr. 1.12—6.22, Fres. 5.20— 24.96. —
9. Huet d. P. aliorumque pl. orientales. (Graeciae Asiae min., Cretae.)
Sp. 101. fl. 18.51, Thlr. 10.23, Fres. 40.40. — 10. Kotschy pl. Persiae
australis rariores. Sp. 100—400. fl. 16.0—64.0, Thlr. 9.4—36.16, Fres.
34.30—137.20. — 11. Kotschy pl. Persiae australis vulgatiores. Sp.
20 —100. fl. 2.0—10.0, Thlr. 1.5—5.22, Fres. 4.283—21.40. — 12. Ba-
lansa pl. Lydiae. (Smyrnae caet.) Sp. 112. fl. 15.40, Thir. 8.29,
Fres. 33.60. — 13. Balansa pl. Ciliciae (mı. Tauri) Phrygiae, Cap-
padociae. Sp. 160. fl. 22.24, Thlr. 12.24, Fres. 48.0. — 14. Kotschy
pl. m. Tauri Ciliciae. Sp. 20—70. fl. 2.48.—9.48, Thlr. 1.18 —5.18,
g
OU
Fres. 6—21. — 15. Blanche pl. Syriae. Sp. 170. fl. 23.48, Thlr. 13.18,
Fres. 51.0. — 16. A. Fuchs pl. m. Himelaya. Sp. 20—100. fl. 2.48—14.0,
Thlr. 1.18—8.0, Fres. 6.0—30.0. — 17. Metz pl. Indiae orientalis.
(Prov. Canara, Mahratt. austr., Malabar.) Sp. 50—660. fl. 5.0— 92.24,
Thlr. 2.26 --52.24, Fres. 10.70—198.0. — 18. Metz pl. montium
Nilagiri. Sp. 50—720. fl. 6.0—108.0, Thlr. 3.15—62.22. Fres. 13.0
— 231.48. — 19. Thwaites pl. zeylanicae. Sp. 20—1480. fl.3.36— 266.24,
Thir. 2.2—152.28, Fres. 7.72—571.28. — 20. Pl. indicae, quarum
patria specialis ignota. Determ. Hasskarl. Sp. 15—110. fl. 1.30 —11.0,
Thlr. 0.26—6.10, Fres. 3.21 — 23.54. — 21. Choulette aliorumque pl.
Algeriae. Sp. 20 —500. fl. 2.0—50.0, Thlr. 1.5— 28.20, Fres. 4.28— 107.0.
— 22. Paris aliorumque pl. boreali-africanae e prov. Sahel, Kabylia et
e deserto Sahara. Sp. 100—200. fl. 12.0— 24.0, Thlr. 7.0—14.0, Fres.
26.0—52.0. — 23. Kralik et Schimper pl. Aegypti. Sp. 20—175. fl.
2.0— 21.36, Thlr. 1.5—12.15, Fres. 4.28—45.50. — 24. Perrottet et
Brunner pl. Senegamb. Sp. 10—90. fl. 1.24—12.36, Thlr. 0.24—7.6,
Fres. 3.0— 27.0. — 25. Kumlien pl. civit. Amer. bor. Wisconsin.
Sect. I. Sp. 20— 100. fl. 2.24— 12.0, Thlr. 1.12 — 7.0, Fres. 5.20— 26.0.
Auch von der ersten Lieferung sind noch Exemplare vorhanden. —
26. Lesquereux Musei frond. Americae borealis. Sp. 80. fl. 11.12,
Thlr. 6.12, Fres. 24.0. — 27. Pl. territ. rei publ. Ecuador. Nur z.
Theil bestimmt. Sp. 20—130. fl. 3.12—20.48, Thlr. 1.25—11.26,
Fres. 6.86— 44.60. — 28. Germain pl. chilenses. Sp. 28—96. fl. 5.14
— 17.55, Thlr. 3.0 —9.20, Fres. 11.20—38.40. — 29. Verrieux alio-
rumque pl. Novae Hollandiae. Sp. 18-100. fl. 3.15—18.0, Thlr.
1.26— 10.10, Fres. 6.95—38.60. — 30. Preiss pl. Novae Hollandiae
austro-oceident. Sp. 240. fl. 36.0, Thir. 20.17, Fres. 87.16. — Mit
Ausnahme der Beckerschen Wolgapflanzen und der Breutelschen
Pflanzen von den Antillen, die vergriffen sind, sind die übrigen P.
57—60 des Jalrganges 1867 dieser Zeitschrift aufgeführten Pflan -
zensammlungen noch von mir zu beziehen. Buchhandlungen, die
Bestellungen zu vermitteln die Güte haben, werden höflichst ersucht,
sich Kosten für Transport und Geldzusendung, sowie Provision von
den Abnehmern vergüten zu lassen. Dr. R. F. Hochenacker.
Athen, den 21. December 1867.
Im Oktober fiel hier der erste Regen. Zu dieser Zeit blühet
eben eine Convolvulus-Art mit schönen blauen Blumen und diese
zeigten sich bald nach dem Regen roth punktirt, gleichsam als
hätte man sie alle mit einer Säure besprengt. Ich beobachtete diese
Erscheinung schon mehrmals und schreibe sie der Salpetersäure
zu, die sich in Folge elektrischer Einwirkung in der Alınosphäre
bildet. — Seit einer Reihe von Jahren sind die Griechen grosse
Freunde aller Arten Bäder geworden, so namentlich auch der Mee-
resbäder. Auf verschiedenen Inseln des griech. Archipels sind Kräu-
terbäder im Gebrauche, zu denen man verschiedene Strandpflanzen
verwendet, so: Statice maritima, Zostera marina, Hedysarum Al-
hagi, Salsola, Halimus u. a. Diese Bäder, welche durch den Pflan-
60
zenabsud chlor-, jod- und brombältig werden, erweisen sich sehr
heilsam bei Skrophelnkrankheiten. — Im Kloster des heil. Minas auf
der Insel Paros befindet sich eine Juglans regia, deren Früchte
kleiner sind als die gewöhnlichen Nüsse und deren sehr dünne
Schalen sich ganz durchlöchert und zerschlitzt bilden. Will man
eine solche Nuss zum Keimen bringen, so muss man sie in Baum-
wolle oder ein Stückchen Tuch gehüllt in die Erde legen, damit
die Feuchligkeit auf sie langsamer einwirken könne. Ohne den Ge-
brauch dieser Massregel verfault sie stets im Boden. — Die Rinde
von Ailanthus glandulosa zeigt sich sehr wirksam gegen den Band-
wurm. Ich habe schon bei vielen Leuten dieses Mittel mit dem
besten Erfolge versucht. — Es gibt bei uns eine Morus-Art, deren
wohlschmeckende Früchte vom Safte strotzen, aber Finger und
Lippen so nachhältig rothblau färben, dass man es vorzieht, sie
nicht zu geniessen; obwohl sie sehr kühlend sind. Sonderbar ist es,
dass die Blätter des Baumes auch das einzige Mittel bieten, die
Farbe zu entfernen, welche augenblicklich verschwindet, wo sie in
Berührung mit dem Safte dieser Blätter gebracht wird. — Aus den
gerösteten Knollen der Asphodelus bereiten die Orientalen eine
dextrinhältige Substanz, die von Schuhmachern, Buchbindern u. a.
als Kleister verwendet wird. Der frische Saft dieser Knollen aber
wird vom Volke in Form von Einreibungen gegen mancherlei Haut-
krankheiten gebraucht. — Conyza squarrosa kommt in Griechen-
land allentkalben vor und man benützt die Pflanze zum Fange von
Flöhen und Mücken, die an ihrer klebrigen Oberfläche hängen blei-
ben. Auf Kreta wird die Pflanze als letztes Mittel gegen typhöse
Fieber angewendet. Zu diesem Zwecke wird das Bett des Kranken
mit derselben bestreuet und er selbst mit ihr vollkommen bedeckt.
Landerer.
Versammlung deutscher Naturforscher und
Aerzte.
Die 41. Versammlung deutscher Naturforscher fand in Frank-
furt a. M. vom 19. bis zum 24. September v.J. statt. In der Sektion
für Botanik kamen nachfolgende Gegenstände zur Verhandlung:
In der Sitzung am 19. Sept. unter dem Vorsitze von J. D.
Wetterhan wies Pollender, gestützt auf den Briefwechsel zwi-
schen Malpighi und H. Oldenburg, welcher bei dem Erscheinen
von Malpighi’s „Anatomes plantarum idea* Sekretär der Royal
Society war, die Selbstständigkeit der Forschungen von Grew
neben denen Malpighi’s ausführlich nach und gab sodann
einige Bemerkungen über seine neueste Arbeit „über das Entstehen
und die Bildung der kreisrunden Oeffnungen in der äusseren Haut
61
des Blüthenstaubes.*“ — Hildebrand sprach über den Einfluss
der Bastarlirung auf die Fruchtbildung. Neubert bemerkte, dass
die Bastartfruchtbildung nur zwischen schon hybridisirten Arten
bekannt sei. Kanitz erwähnte einer Bastartfruchtbildung zwischen
Lycopersicum esculentum und Capsicum annuum. — Hildebrand
zeigte einen löjährigen von Geisblaltranken umschlungenen und diese
überwallenden Birkenstamm vor. Der untere Theil des überwallten
Stammstückes vom Geisblatte hatte 9, der mittlere 4 und der obere
6 Jahresringe. Fleischer erwähnte ein ähnliches Vorkommen an
Eschen. — Hildebrand sprach über die Pollinien der Asclepia-
deen. Die Pollenschläuche entwickeln sich nur aus bestimmten Re-
gionen, am scharfen Winkel des am Träger haftenden Polliniums.
Das am Fusse eines Insektes hängende Pollinium wird später so
gewendet, dass diese Stellen der Narbenfläche beim Abstreifen
vom Insektenfusse zugekehrt werden. Derselbe besprach ferner
Achlya racemosa Hild., Syzygites ampelinos Hild. und S. echi-
nocarpus Hild. — Bail besprach den Zusammenhang zwischen
Empusa Muscae und Mucor racemosus. Im Wasser schwimmende
Fliegen lassen nicht Empusa sonder Achlya entstehen. Saprolegnia
und Achyla sind nicht zu trennen. Fliegen, welche auf feuchtem
Moose liegen, erzeugen neben Empusa auch Mucor racemosus.
Auch Raupen werden durch Empusa getödtet. Raupen von Noctua
piniperda verheerten bei Danzig 22.000 Morgen von Wäldern, sie
wurden fast gänzlich durch Empusa wieder vernichtet. Aus der an
den Puppen vorkommenden Pilzbildung entstand durch Cultur ein
neuer Mucor (Rhizopus), auch Zygosporenpflanzen, sowie Pflänz-
chen zweier Cephalosporiumarten wurden erzogen. — Hoffmann
erwähnte, dass es ihm gelungen sei aus Mucor zu erziehen Achlya,
indem er erstere auf Fischschuppen übertrug. Unter Wasser bilde
sich Saprolegnia, an der Luft aber Mucor. — Wetterhan theilte
mit, dass Burkhausia setosa, welche 1865 bei Frankfurt an
einem einzigen Standorte nur sehr spärlich vorgekommen sei, im
nächsten Jahre in reichlicher Menge .aufgetreten sei.
In der zweiten Sitzung am 20. Sept. unter dem Vorsitze von
Prof. Hoffmann, theilte Thome seine Untersuchungen der Reis-
wasserstühle mit, in welchen er eine neue Fadenpilzform, Cylin-
drotaenium, nebst Bacterien vorland. Jener Fadenpilz unterscheidet
sich von Oidium durch die succedane Abschnürrung der Sporen.
Hallier fand neben dieser Form noch eine zweite Fruktifikation,
eine mit Sporen erfüllte Blase, welche er zu Urocystis zieht. Frische
dem Epithel der Zunge entnommene Zellen werden nun, mit Bac-
terien zuammengebracht, sichtlich schneller desorganisirt. Solche
inficirte Zellen des Epithelgewebes der Zunge gleichen in ihrem
Zustande vollständig den in dem Darm der Cholerakranken sich
vorfindenden Epithelzellen. Die den Darmzellen anhaftenden Kör-
perchen stimmen mit den in den Reiswasserstühlen befindlichen
Bacterien überein. Desinfieirung wird durch Eisenvitriol leichter
herbeigeführt, als durch Chlorkalk, am leichtesten aber durch Mi-
62
neralsäuren. Prof. Hoffmann seizte seine Bedenken über das
Vorgetragene auseinander. Die Bacterien selbst können keine Zer-
setzung hervorrufen, sie selzen schon eine Zersetzung voraus. Es
gebe keine specifischen Cholerapilze, so wie keine speecifischen
Gährungspilze existiren, vielmehr allverbreitete Schimmelpilze, je
nach den Bedingungen, die einzelne Gährungsformen veranlassen.
So erklärte er auch die vermeintlichen Cholerapilze für Formen
von Bacterien, Oidium, Mucor, Penicillium. Prof. Pettenkofer
wies darauf hin, dass Contagiosiltat des Cholerakeimes keine direkt
wirkende sei. Sie werde vielmehr bedingt von der Mitwirkung des
Bodens, in welchen die Cholerastühle gelangen, dann von der Jah-
reszeit. Bei botanischen Untersuchungen über die Cholerakeime
sind daher die Bodenverhältnisse zu verschiedenen Zeiten des Jahres
zu beobachten.
In der dritten Sitzung am 21. Sept. unter dem Vorsitze des
Dr. Hasskarl besprach Woronin eine eigenthümliche Entwicke-
lungsweise einer neuen Pyrenomyceten-Gatiung Sorduria, welche
3 Fruktifikationsformen besitzt, — Bail besprach seine neuere
Arbeiten über Gährungspilze. Die Hefe stelle keinen eigenthüm-
ichen Pilz dar, sondern sie entstehe durch Keimung der Sporen
bekannter Pilze in der Maische. — Nöllner gedachte der Ent-
wickelung grünen organischen Schlammes unter Umständen, die
ihm für eine Generatio sponlanea zu sprechen scheinen; ferner
seiner Untersuchungen über den Einfluss farbigen, besonders grünen
Lichtes auf die Entwickelung der Laubwoose: ferner der Bestim-
mung der Moosspecies nach den Blättern vermiltelst des polari-
sirten Lichtes, endlich der Bildung des Salpeters, seiner Aufnahme
aus dem Boden und seines Wiederzerfalls in der Pilanze. Letzterer
sei der Einwirkung des Sonnenlichtes zuzuschreiben, da Salpeterkry-
stalle sich besonders in dem Lichte nicht ausgesetzten Pflanzentheilen
finden. — Ohler zeigte Stöcke von Cissus discolor mit sich vom
Lichteabwendenden Ranken; ein Beispiel vonnegativem Heliotropismus.
In der vierten Sitzung, den 23. Sept. unter dem Vorsitze von
Prof. Wigand besprach Wetterhan eine abnorme Bildung von
Salvia pratensis, welche sich seit 5 Jahren sowohl im Freien als
in den Garten versetzt konstant erhält. — Hasskarl theilte eine
Untersuchung der Grasblülhe von Dr. Schenk mit. Letzlerem ist
es gelungen, in einer Grasblüthe neben den 2 bekannten Lodiculae
noch 2 kleinere derartige Bildungen aufzufinden. Ihm scheint die
Grasblüthe aus einer Anzahl alternirender, auf ungleicher Höhe um
den Fruchtknoten stehender, zweigliederiger Virtel zusammenge-
setzt, nämlich: 1. Kreis glumae, 2. paleae, 3. und 4. Lodiculae und
5. Kreis Staubblätter. Die Dreizahl der Staubfäden entsteht nach
ihm dadurch, dass bei einem 2 gliederigen Kreise 3 nerviger
Blätter von dem einen Blatte nur die Mittelrippe, von dem andern
aber die 2 Seitennerven zur Antherenbildung kommen. Bei Bam-
busa gelangen alle 6 Nerven der 2 Blätter des Staubblatikreises
zur Entwickelung. Prof. Wigand bemerkte, dass er die palea in-
63
ferior für ein Deckblatt, die palea superior für ein am Blüthenstiel
befindliches Vorblatt halte. Nach ihm ist die Blüthe nackt, die Vir-
telbildung beginnt erst mit den Staubfäden. Die Entwickelungsge-
schichte lässt die Lodiculae nur als Anhängsel der palea superior
erkennen.
Personalnotizen.
— Dr. Nitschke ist zum ausserordentlichen Professor der
Botanik an der philosophischen Akademie zu Münster ernannt worden.
— Dr. A. M. Zumagligni starb am 14. November in Biella
in Piemont.
— Dom. Bilimek hat sich nach Miramare begeben, um dorten
als Direktor die kais. Mexik. naturhistorischen Sammlungen zu
bewahren,
Vereine, Gesellschaften, Anstalten.
— In der Sitzung der zool. bot. Gesellschaft am 4. De-
cember berichtet Prof. Simony über eine bei Hallstadt auf der
Klausalpe in der Höhe von 2000' vorkommende Hänge- oder Schnürl-
fichte, Pinus abies ß. viminalis W hinb.g. Diese im mittleren Schweden
an einzelnen Orten vorkommende und dort schon über 100 Jahre
bekannte Fichte unterscheidet sich von den Verwandten durch die
verhältnissmässig dünnen, hängenden, nackten und nur an den Spitzen
belaubten Aeste und Zweige, und durch den tetragonalen Quer-
schnitt der Nadeln. In Mitteleuropa sind bisher nur wenige Standorte
bekannt. Ein solcher ist in der Nähe des Badeortes Schmeks in
Oberungarn; im Wiener botan. Garten befindet sich ein etwa 10
Jahre altes Exemplar. E. Hackel bemerkt, dass eine Hängefichte
auch in der sächsischen Schweiz, und R. v. Frauenfeld, dass
eine solche im Parke von Lilienfeld vorkomme. — Dr. Reuss
jun. berichtet über die Ergebnisse seiner im verflossenen Frühjahre
unternommenen Exkursion in Istrien undauf den quarnerischen Inseln.
— R. v. Frauenfeld theilt mit, dass in Folge der in der letzten
Sitzung mitgetheilten Forschungen des Custos Dr. H. W. Rei-
chardt über das Haus, in welchem K. Clusius während seines
Aufenthaltes in Wien wohnte, der Ausschuss beschlossen habe, auf
dem Hause Nr. 10 in der Wollzeile eine Gedenktafel zu errichten,
deren Kosten durch eine Subskription unter den Gesellschaftsmit-
gliedern gedeckt werden sollen. — Dr. H. W. Reichardt berichtet
über einen zweiten Standort des Scolopendrium vulgare auf dem
Geisberge bei Wien, und über das Vorkommen von Sempervivum
64
montanum auf der südlichen Abdachung des „Stuhleck* an der nie-
derösterr. Grenze in Obersteiermark, — J. Juratzka berichtet
über Campanula latifolia, welche für Böhmen bisher nur von einem
einzigen Standorte, nämlich aus dem Elbegrunde im Riesengebirge
(Tausch) bekannt war, dass E. Hackel einen neuen Standort der-
selben, in einem Haine zu Schönborn bei Warnsdorf in grosser
Menge aufgefunden habe, — ferner über das Vorkommen des Ophio-
glossum vulgatum var. polyphyllum Milde auf dem Rollberge bei
Niemes in Böhmen, woselbst es von Schauta gefunden und an
Hackel mitgetheilt wurde. Milde gibt in seiner Abhandlung „über
einige Sporenpflanzen der deutschen Flora“ (Ahhandl. d. zool. bot.
Ges. 1867, p. 828) nur einen deutschen Standort dieser interes-
santen Farenform bei Gräfenberg am Wege nach Reiwiesen an. J. J.
—- In der Sitzung der kais. Akademie der Wissenschaften am
31. Oktober übersandte Prof. F. Unger einen „Beitrag zur Ana-
tomie und Physiologie der Pflanzen“, der von der Ausfüllung der
Spiralgefässe durch Zellgewebe handelt. Schon den ältesten Ana-
tomen war es bekannt, dass sich die luftführenden Spiralgefässe
mehrerer unserer Holzgewächse im Alter mit Zellgewebe erfüllen.
Man konnte diese Erscheinung nicht erklären, und es ist J. Schlei-
den der erste, welcher die Vermuthung aussprach, dass nicht die
darin ausgeschiedenen Substanzen Veranlassung zur Entstehung
neuer Zellen seien, sondern dass sich hiebei die an die Gefässe
anstossenden Zellen betheiligen. Diese Ansicht wurde von einem
„Ungenannten“ durch vortrefllich ausgeführte Untersuchungen vor
12 Jahren thatsächlich nachgewiesen. Gegen diese nunmehr von
allen Anatomen gelheilte Ansicht hat vor kurzem Prof. J. Böhm
nicht bloss Zweifel erhoben, sondern auf eigene Untersuchungen
fussend eine diametral entgegengesetzte Meinung veröffentlicht.
Prof. Unger, gleichfalls der früheren Ansicht huldigend, hat nun
in der vorgelegten Abhandlung neue, triftige Beweise für die ältere
Ansicht beigebracht, nach welcher ein Hineinwachsen nachbarlicher
Zellen in den offenen Gefässraum umständlich dargelegt und durch
Zeichnungen erläutert wird. Dass die Einwirkung der Luft und na-
mentlich der Sauerstoff derselben höchst wahrscheinlich der Erreger
dieser Zellwucherung sei, geht vorzüglich aus den Experimenten
Böhm’s hervor, die weiter verfolgt manche neue Thatsache im
Pflanzenleben zu oflegbaren versprechen.
— In einer Sitzung des naturwissenschaftlich. Vereines
in Graz am 30. November sprach Dr. J. B. Holzinger über
das zu London 1864 in englischer Sprache erschienene, mit pracht-
vollen Illustrationen ausgestallele Reisewerk von J. Gilbert und
G. 6. Churchill: „The Dolomite Mountains“, welches Werk von
G. A. Zwanziger in’s Deutsche übersetzt wurde, und wovon
soeben der 2. Band die Presse verliess. J. Gilbert und G. C.
Churchill, beide Geologen, der letztere auch Botaniker, halten
sich in Absicht auf geologische Forschungen vorgenommen, eine
von der gewöhnlichen Route englischer Reisender auf dem Conti-
65
nente abweichende Richtung einzuschlagen und hiezu den Kern
des Dolomitgebietes gewählt, das sich in Tirol, Kärnten, Krain und
Friaul am ausgedehntesten findet und den ganzen Alpenzug von
Bozen bis Cilli umfasst. Bei ihrer dreijährigen Alpenfahrt wollten
die Engländer Erfahrungen aus möglichst vielen Gesichtspunkten
sammeln, wobei sie es durchaus nicht verschmähten, sich thunlichst
zu amüsiren. Die Herren nahmen sogar ihre Frauen mit, von denen
insbesondere Mistress Churchill eine vortreffliche Zeichnerin ist.
Ihre Gesellschaft war keineswegs der Expedition hinderlich, son -
dern es bemerken vielmehr die Herren ausdrücklich, dass sie den-
selben „gar manche interessante Situationen* verdanken, ja dass,
wenn sich die Damen herbeigelassen hätten, selbst die Reise zu
beschreiben, das Buch bei weitem unterhaltender ausgefallen wäre,
Da es den Reisenden mehr darum zu thun war, dem Touristenpu-
blikum Englands einen Wegweiser in die österreichische Alpenwelt,
als eine trockene Abhandlung über das Wesen der Dolomitberge
zu geben, so haben sie eine Vortragsweise gewählt, die für das
grosse Publikum anziehend sein sollte. Sie haben also grössten-
theils in Tagebuchform, mit Zugrundelegung einer eingehenden
Schilderung des landschaftlichen Charakters jeder Gegend ihre
Reise beschrieben und die Aufzeichnungen durch charakteristische
Episoden über Gebräuche, Trachten und Manieren der deutschen,
slovenischen und italienischen Bevölkerung, durch Anführung von
Sagen der Vorzeit u. s. w. interessant gemacht, auch jede nur
halbwegs merkwürdige Ruine, die Burgen und Schlösser ihrer Tour
bezüglich der Lage, Bauart und historischen Bedeutung besprochen
und als Resultat einer scharfen Beobachtungsgabe in Hülle und
Fülle Localskizzen naturhistorischen Inhaltes gegeben. Beinahe jede
der vielen Haltstationen wurde von den Reisenden einer Kritik hin-
sichtlich der Herberge unterzogen, in welcher Beziehung es aber
leider nicht viel zu loben gab, so dankbar sich auch die Engländer
in ihrem Werke für jede nur halbwegs erträgliche Bewirthung
zeigten. Der Vortragende knüpft hieran die Bemerkung, dass trotz
Humphry Davy’s Ausspruch, das österreichische Alpenland sei fast
schöner als die Schweiz, vorerst das Beispiel der letzteren nach-
geahmt und auch für den Comfort der Reisenden gesorgt werden
müsse. „Die Dolomitberge* sind ein nach Anlage und Ausführung
höchst praktisches Handbuch, welches kein Tourist, dessen Wan-
derung durch die eben genannten Länder geht, wird ganz igno-
riren können, wenn er anders in kurzer Zeit und auf gute Art
den Hauptreiz dieser vaterländischen Gegenden würdigen und das
richtige Verständniss dafür mitbringen will. Dass gerade G. A.
Zwanziger, der Kenner eines grossen Theiles der österreichi-
schen Alpenwelt und anerkannt tüchtige. Naturforscher, sich um
die Uebersetzung des Werkes angenommen, ist für das Buch selbst
die beste Empfehlung. Obgleich im Ganzen mit echt englischem
Pickwicklerhumor geschrieben, ist das Werk doch in den Partien,
die der Darstellung des Charakters der landschaftlichen Scenerie
Oesterr. botan.Zeitschrift. 2. Heft. 1868. 5
66
gewidmet sind, mit ebensoviel Tiefsinn als Gründlichkeit gearbeitet.
Wo die Reisenden von dem Zauber besonderer Naturschönheiten
überwältigt sind, wird ihre Sprache poetisch, ja ergreifend. Die
sehr gewissenhafte Uebersetzung würde vielleicht noch mehr an-
muthen, wenn sie weniger englisch gedacht wäre.
— Der botanische Verein in Landshut beging den 23.
Oktober den 3. Jahrestag seiner Gründung. Der Verein, jetzt aus
72 Mitgliedern bestehend, hielt alle 14 Tage periodische Versamm-
lungen. In den Monaten Oktober bis März wurde ein bot. Curs
abgehalten, welcher 17 Theilnehmer hatte. — Bei den Exkursionen
betheiligten sich die Schüler des Gymnasiums. In Bezug auf die
Erforschung der Flora waren die Exkursionen von besonderem Er-
folge, da folgende 17 nach dem Wissen des Vereines für die Lokal-
flora neue Arten aufgefunden wurden. Amaranthus retroflezus L.,
Laserpitium prüthenicum L., Selinum Carvifolia L., Thysselinum
palustre Holfm., Comarum palustre L., Ranunculus aquatilis L.,
Potamogeton rufescens Schrad., Valerianella Morisoniü DC., Picris
hieracioides L., Hieracium ramosum W. K., Anthemis tinctoria L.,
Melampyrum arvense L., Geranium phaeum L., Polypodium vulgare
L., Polystichum spinulosum D C., Lycopodium complanatum L., Chara
flexilis L. Was aber dem Vereine zur besondern Ehre gereicht,
besteht darin, dass es zum Theile sein Verdienst ist, dass die Na-
turgeschichte als Lehrgegenstand an den humanistischen Gymnasien
in Bayern eingeführt wurde und dieses Verdienst wird selbst da-
durch nicht geschmälert, dass jene Einführung durch Minist.-Reskr.
vom 1. Juni 1867 nur „versuchsweise gestattel* werde. Man
möchte doch fragen, was ist da zu versuchen und in wessen
Interesse ?
Literarisches.
— Ein nach Koch systematisch gestelltes Verzeichniss der
Gefässpflanzen der Umgebung von Graz findet sich im Jahresbericht
des k. k. Obergymnasiums zu Graz 1867 gegeben von Hrn. Pro-
fessor Th, Weymayr: Es sind 1145 Phanerogamen und — 31
Cryptogamen mit Angabe der betreffenden deutschen Namen und
Fundörter, — Prof. Weymayr gibt auch ein orographisches Bild
des bezüglichen Gebietes, (Murthal von Peggau bis Wildon.), gibt
Andeutungen über die geologischen und meteorologischen Verhält-
nisse und endlich eine Uebersicht der vorzüglichsten Culturge-
wächse etc. Sr.
— „Betrachtungen der Pflanzen und ihrer einzelnen Theile.“
Von Dr. Wilhelm Neubert. 8° p. 58 und 10 Tafeln. Stuttgart
bei Gustav Weise 1867. Die vorliegende Brochüre bildet den
67
Separatabzug eines im „deutschen Magazin“ erschienen, gleich-
namigen Aufsatzes. Der Tendenz des deutschen Magazines entspre-
chend ist die vorliegende Arbeit populär gehalten und für einen
nicht botanisch gebildeten Leserkreis berechnet. Es genügt daher
in diesem Fachblatte die kurze Anzeige, dass der Herr Verfasser
die wichtigsten Capitel aus der Anatomie und ÖOrganographie be-
spricht und allgemein fasslich darzustellen versucht. Zur Erläuterung
sind 10 Tafeln mit schematischen Abbildungen beigefügt.
Dr;H,W:;R.
— Vom officiellen Ausstellungsbericht, herausgegeben
durch das k. k. österreichische Centralcomit&e ist die 3. Lieferung
erschienen. Sie enthält den Gartenbau, als 1. Theil des Berichtes
über die Land- und Forstwirthschaft auf der Weltausstellung zu Paris
im J. 1867. Der Bericht, abgefasst von J. G. Beer, in diesem Fache
eine unserer ersten Auloritäten, behandelt: 1. den reservirten Park
der Ausstellung, in welchem die Ausstellungen für die gesammte
Gartenkunde und deren Hilfsmittel stattfanden; 2. die neuen Einfüh-
rungen, Züchtungen und Preispflanzen, dabei die Methoden zur Ein-
führung neuer Pflanzen. (Hier beschreibt Beer in einer „Uebersicht
der neu eingelührten Pflanzen,* mit Angabe ihrer Aussteller, erstere
nach ihren hervorragendsten Eigenschaften); 3. das Gemüse und Obst
auf der Ausstellung. Weitere Abschnitte des Berichtes besprechen
4. die Blumenmärkte in Paris; 5. die Kulturen der Parfumpflanzen;
6. die Obstkultur in Frankreich; 7. die sorzüglichsten Obst- und
Traubensorten in Frankreich; endlich 8. die Communalgärten und
Parkanlagen in und um Paris. Alle diese Abschnitte enthalten eine
Fülle höchst interessanter und wissenswerther Mittheilungen über
Pflanzen, Kulturen und Anstalten und machen das Heft nicht allein
für den Hortologen und Landwirth sondern auch für den Botaniker
sehr werthvoll. Als Anhang schliesst ein Bericht über die Gebäude
und Geräthschaften für den Gartenbau, verfasst von Rudoph Ma-
nega, das 108 Seiten in Grossoct, starke Heft, welches mit einer
lith. Tafel in eleganter Auflage bei Braumüller in Wien er-
schienen ist.
Correspondenz der Redaktion.
Herm F. H. in E. „Flechten, Algen und Moose erwünscht.“ — Herrn C.
„Sie können sämmtliche 12 bis jetzt erschienene Porträte um 5 fl. erhalten.“
— Herrn Br. M. in P.: „Ihr Schreiben H.Knapp übergeben.“ — Herrn M. in
S., dann Dr. E. in B. und W. in G.: „An die z..b. G. 4 fl. gezahlt.“ — Herrn
P. in K.: „Der z. b. G. 4 fl. bezahlt. Dem H. Knapp Ihre Anfrage mitge-
theilt.“ — Herren G. in D. und P. in G.: „Wird mit Dank benützt.“
68
Inserate.
Durch alle Buchhandlungen ist unentgeltlich zu erhalten die erste
Nummer der neuen Zeitschrift:
Der Naturforscher.
Wochenblatt zur Verbreitung der Fortschritte in den Naturwissenschaften.
Für Gebildete aller Berufsklassen.
Wöchentlich eine Nummer von einem Bosen; vierteljährlich A Thaler.
Die besten Kräfte sind für das Blatt gewonnen.
Feerd. Diimmier’s Verlagsbuchhandlung in Berlin.
Zar hohen Beachtung für Bruchleidende. .
Der berühmte Bruch-Balsam, dessen hoher Werth selbst in Paris
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Redakteur und Herausgeber Dr. Alexander Skofitz. — Verlag von Gerold et Comp.
Druck and Papier der ©. Ueberreuter'schen Buchdruckerei (M. Salzer).
Vesterreichische
Botanische Zeitschrift,
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Die Österreichische Exemplare,
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XVIN. Jahrgang. WIEN, März 1868.
INHALT: Trifolium procerum. Von Janka. — Carex pseudo-Burbaumiü. Von Winkler —
Eine Var. des Cerast. triviale. Von Uechtritz. — Zur Fiora des Banaätes. Von Dr. Paneic. —
Vezetationsverhältnisse Ungarns. Von Dr.Kerner. — Phytographische Fragmente. Von Dr. Schur,
— Cyperaceen der Wetterau. Von Hille. — Literaturberiehte. Von Juratzka. — ÜCorrespondenz.
Von Sekera, Janka, Krasan, Dr. Focke. — Jalıresbericht des botan. Tauschvereins, — Per-
sonalnotizen, Vereine, (Gesellschaften, Anstalten. — Literarisches. — Sammlungen. — Mittheilungen,
Correspondenz der Redaktion. — Inserate.
———
Trifolium procerum Rochel.
Von Victor v. Janka.
Vor fünf Jahren hielt ich mich in dieser Zeitschrift darüber
auf, dass in Heullfel’s KEnumeratio plantarum Banatus Temesiensis
pag. 52 Trifolium procerum Roch. als Synonym zu Trifolium pal-
tidum W. et K. gezogen sei.
Dieser Ansicht tritt nun Dr. Neilreich in der „Aufzählung
der in Ungarn und Slavonien bisher beobachteten Gefässpflanzen«
pag. 334 mil der Bemerkung entgegen: „Rochel erklärt selbst
sein T. procerum für synonym mit T. pallidum (Roch. Reise 84).*
Nichtsdestoweniger verharre ich bei meiner [früheren Me einung,
indem ich auch heute noch wie vor behaupte, dass Trifolium pro-
cerum Rochel keinesfalls Synonym von T. pallidum W. et
K. sein kann.
Ich habe unzählige Mengen von Trifolium pallidum Ware K;
theils in den Jahren (861 und 1863 am Kitaibel" schen Original-
standort „in pralis et arvis comilalus Bihariensis inter Magno-Vara-
dinum et Szent Jobb*, theils wieder 1867 in der Draugegeni des
Komitates Baranya, ferner in Slavonien und in der Banater Militär-
grenze beobachtet; es liegen mir aus allen diesen Gegenden im
Oesterr. betan, Zeitschrift 3. Heft. 1868. 6
0
Herbar über 200 Exemplare — in allen Grössen von 2 Zoll hohen,
köpfigen, bis 3° hohen äsligen — von trockenen und feuchten
Standorten vor; ich bin aber noch auf keines gerathen, dem sich
die Beschreibung von T. procerum auch nur im geringsten an-
passen liesse.
Trifoium procerum Roch. konnte ich bisher zwar weder
lebend noch getrocknet zu Gesicht bekommen und vermag mich in
Bezug auf diese Art eben nur auf die Abbildung und Beschreibung
in des gewissenhallen Rochel anerkannt vorzüglichem Werke:
„Plantae Banatus rariores* (1828) tab. XIV., pag. 50 zu stülzen.
— Diese indess bieten der Anhaltspunkte für meine Auffassung
genug dar.
Schon ein blos oberflächlicher Vergleich der Rochel’schen
Abbildung mit tab. 36 in W. et K. „Deseriptiones et icones plan-
tar. rarior. Hungariae*“ vol. I.. Trifolium pallidum darstellend, muss
die Idee ‚des Nichtzusammengehörens beider Gewächse einllössen,
— Der weitere Einblick in die Beschreibungen verschafft Einem
die Ueberzeugung, dass man es hier mit zwei total verschiedenen
Arten zu thun hat.
Eine kurze übersichtliche Darstellung, in der ich die Haupt-
differential-Charaktere beider Trifolien einander entgegenbalte, wird
diess am besten versinnlichen:
Trifolium procerum Rochel. Trifolium pallidum W. et K.
Capitula nuda peduneulala| Capitula pari foliorum opposi-
pedunculus capitulo 3—4-plo torum involucrala.
longior.
Corolla calyce plus duplolongior.| Corolla ealyce vix duplo longior.
Calyeis dentes subulali, Calycis dentes basi Iriangulares,
dein filiformes.
Stipulae subulalae v. line-! Stipulaelatissimae, ovalae,
ari-aculae. abrupte subaristalo-
caudalae.
Wie man demnach diese beiden Pllanzen identifieiren, «dabei
aber Trifokium pallidum W. et K. als von T. pratense L. ver-
schieden betrachten, — weiters daneben T. medium, T. exspansum,
T. diffusum ete. als Arten gesondert stehen lassen kann, ist nicht
recht begreiflich,
Ich vermeide jetzt mehr ins Detail einzugehen; obige Unter-
schiede sind eclatant! Und möge man sich immerhin ein Trifolium
procerum wil an der Basis eingehüllten Blüthenköpfen und kürzeren
Korollen oder umgekehrt ein T. pallidum mit langgestielten, an
der Basis nackten Blülhenständen und längeren Korollen einbilden.
— Der Versuch einer Vereinigung dieser zwei Arten wird in
Anbetracht der bei jeder ganz anders gestalteten stipulae steten
Widerstand finden!
Wenn nun Rochel selbst sein Trifolium procerum einerlei
mit T. pallidum W. et K. nennt, so kann das unmöglich mil rich-
ligen Dingen zugegangen sein; — und es lässt sich dieser Miss-
griff einzig und allein nur durch Annahme eines — lapsus ealami*)
erklären.
Ohne Zweifel meinte Rochel statt Trifol. pallidum: T. supi-
num oder T reclinatum W. et K., mit welch’ letzterem er ohnelıin
sein T. procerum vergleicht, indem es |. ec. nach der Beschreibung
heisst: „Accedit T. reelinato Kit, sed salis diversa capilulis ovato-
globosis, segmentis calycinis subulatis subpungentibus, infimo
reliquis longiori sed non latiori, omnibus patenti-pilosis et
eiliatis, semper erectis, caule crecto ramosissimo, foliolis
lanceolatis.*
In Wirklichkeit kommen bis auf die denltes calyecis erecli, alle
diese Merkmale, welche Rochel dem T. reelinatum abspricht.,
diesem mehr oder minder zu, in der Hauptsache übrigens, nämlich
in den oben beim Vergleich mit T. pallidum hervorgehobenen
Essentialcharakteren, stimmen T. procerum Roch. und T. reclina-
tum W. et K. vollkommen überein.
Schliesslich muss ich noch bemerken, dass ich Trifolum re-
elinatum W.K. nach dem Materiale meines Herbars aus dem Banal
und Serbien nicht zu unterscheiden im Stande bin von Trifolium
supinum aus der Hand Savi’s und dass, da Savi sein Trifolium
in den observationes in varias Trifoliorum species i. J. 1810 be-
schrieben und abgebildet hat, während Kitaibel’s Trifolium re-
elinatum erst 1812 publieirt erschien, die Savi’sche Benennung zu
gelten hat, vorausgeselzt, dass Trifolium echinatum Ma B. davon
verschieden ist. Sollte die eaucasische Art, die ich nicht kenne,
sich als identisch mit T. supinum Savi erweisen, sowie Lede-
bour in der Flora rossiea und Grisebach im Spieilegium florae
rumelicae annehmen, so hat T. echinatum als vom Jahre 1808 her-
rührender Name die Priorität.
Szent Gothärd bei Szamos Ujvär (Siebenbürgen), am 7. Fe-
bruar 1868.
a I
Carex pseudo-Buxchbaumi Winkler.
Von M. Winkler.
Bei einer genauen Sichtung meiner Carices finde ich 2 Exem-
plare einer Spezies, die mir neu erscheint, und die ich 1853 unter
C. Buxbaumi in Böhmen sammelte, Der habitnellen Aehnlichkeit
mit Buxrbaumit wegen. nenne ich sie C. pseudo - Buxbaumi und
gebe von derselben nachstehende Definition:
*) Dieser lapsus calami wiederholt sich zufälligerweise auch an anderen
Orten; denn in der Trifolien-Sammlung des Haynald’schen Herbars fand ich
4865 unter den Heuffel’schen Trifolien eine handschriftliche Notiz von Ro-
chel, vermöge welcher T. procerum ebenfalls synonym mit 7. pallidum wäre.
Janka.
6*
72
Carex pseudo-Buxbaumit Winkler;
Radice fibrosa;
Culmo erecto triquetro, superne scabro, inferne folioso, pedalis
sesquipedalis ;
Folia linearia, stricla, margine scabra, ultra lineam lata modo
culmum superantia, modo breviora;
Bracteae evaginosae, inferiores foliaceae, lineares, spicam totam
duplo superans, superiores successive breviores, angustiores ;
Glumae castaneo-fuscae, nervo carinali viridi, femineae ovatae
obtusiusculae, utriculis brevioribus, masculae oblongae.
Spica composita, inferne interrupta, superne continua. spieulis
suboctonis sub atternis, ovatis vel lanceolatis, sessilibus. Spi-
cula terminalis androgyna, superne feminea, inferne mascula,
laterales femineae;
Utriculo elliptico, compresso, nervato, ro.tro brevissimo indiviso,
stigmatibus duobus.
Von Carex Buxbaumii, mit welcher vorliegende Spezies eine
gewisse habitvelle Aechnlichkeit hat, ist sie bestimmt geschieden,
durch die Zahl der Narben, die sitzenden kürzeren und zahlreichen
Aehrchen, die sehr langen unteren Aehrchendeckblatter, die kürzeren
Deekschuppen, die weiblichen Blüthen und den en Schua-
bel der Frucht. DieFrucht (welche allerdings noch nicht ihre volle
Reife erlangt hat), ist flach, mallgrün, etwa 6.nervig, Zeigt jedoch
am Rücken die Andeutung eines Kieles, ohne die dreiseilige Form
der Frucht von Burbaumü anzunehmen. "Bei mässiger Vergrösserung
erscheint sie feinpunktirt, am Rande gegen den Schnabel zu fast
feinstachlich rauh. Der Schnabel ist kurz, rund und verschieden
ausgerissen, weder abgeschnitten, noch zweizähnig.
Die Achrchen variiren in ihrer Forın ausserordentlich, einige,
namentlich die unterste und oberste sind fast lineal-lanzeltlich. an-
dere kurz eiförmig. Der Abstand von einander ist gleichfalls wech-
selnd, bei einem Exemplare steht das unterste Aehrchen fast um
seine doppelte Länge von dem nächsten ab, dieses erreicht mil der
Spitze den Grund des folgenden, welches mil den nächsten 4. Achr-
chen fast gedrängt steht, Das oberste mannweibige, erscheint der
unteren männlichen Blülhen wegen etwas keulenförmig, und «das
ihm zunächst stehende ist fast halbkuglig nur durch wenige Blüthen
ebildet. Bei dem 2. Exemplare erreicht die Spilze des untersten
Aehrchens den Grund des folgenden, dieses aber steht fast um
seine ganze Länge von dem nächstfolgend eiförmigen Aehrchen ab,
In gleicher Entfernung folgen wieder 2 eiförmige, und ein drittes
nur durch einige Blüthen angedeutetes, worauf unmittelbar das
endständige mannweibige kommt. Bei diesem Exemplare sind die
Blätter sehr lang, und überragen den Halm um mehrere Zoll,
bei dem anderen erreichen sie etwa die Achre,
Die Halme sind oben an den Kanten rauh, unten fast glatt, und
die grundsländigen Scheiden zeigen nur einzelne Fasern, von Spros-
sen oder Ausläufern der Wurzel bemerke ich keine Andeulung.
73
Es ist wahrscheinlich, dass die vorliegende Pflanze hybriden
Ursprungs ist, und in diesem Falle wäre Buxbaumi sicher als die
eine der Stammeltern anzunehmen, während die andere in remola
oder canescens zu suchen wäre. Für Erstere sprechen die langen
Deckblätter; aber der nicht zweispaltige Schnabel, so wie die steif
aufrechte Haltung des Halmes und der Blätter, stehen dem ent-
gegen. Mit canescens würde die Form des Schnabels, und der auf-
rechte Habitus eher zu vereinigen sein, aber die ungewöhnlich langen
Deckblätter müssen befremden.
Vielleicht finden sich in den Herbarien meiner früheren Tausch-
freunde noch anderweitige Exemplare hiervon, welche die Diagnose
vervollständigen lassen. Die Botaniker Böhmens möchte ich ersu-
chen ihre Aufmerksamkeit dieser Pflanze zuzuwenden. Des Stand-
punktes erinnere ich mich noch ziemlich genau, es ist eine kleine,
zum Theil mit Sträuchern bewachsene Wiese, etwa ®/, Stunde von
Teplitz zwichen Kosten und Wernsdorf, dem letztgenannten Orte
näher gelegen. Den Tag des Einsammelns finde ich nicht bemerkt,
sie scheint sich jedoch etwas früher zu entwickeln als Buxbaumiü,
denn die zu gleicher Zeit gesammelten 3 Exemplare von Buxbaumii,
welche dabei lagen, zeigen noch ganz unvollkommene Früchte,
während sie an den beiden Exemplaren von pseudo-Buxcbaumii
schon ganz deutlich entwickelt sind.
Giesmansdorf bei Neisse den 3. Februar 1868.
Mittheilungen über eine Varietät
des
Cerastium triviale ik.
Von R. v. Uechtritz.
Schon vor etwa 12 Jahren land ich in einem schattigen, etwas
feuchten Laubwalde beim Dorfe Skalitz unweit Strehlen" in "Schle-
sien in Gesellschaft von Poa remota Fries und Arabis Gerardi
Bess. eine Form des Cerastium triviale, die sich in der Tracht
von der gewöhnlichen Pflanze sehr abweichend darstellte und die
mir bis dahin niemals vorgekommen war. Ich bezeichnete dieselbe
vorläufig, da ich sie in den mir zu Gebole stehenden Büchern nir-
gends erwähnt fand, in meiner Sammlung als C. triviale p. nemo-
rale und theilte sie später auch mehreren meiner botanischen
Korrespondenten unter diesem Namen mit. Seitdem habe ich auf
meinen Exkursionen in Schlesien die nämliche Pflanze mehrfach
gesammelt (unter andern um Nimkau, Cranst und Arnoldsmühl bei
Breslau und bei Brieg, stets in feuchten schattigen Laubwäldern),
aber nie Gelegenheit gefunden, sie einer genauern Untersuchung
und Vergleichung mil "lem gewöhnlichen C. trıwiale zu würdigen.
Diese bot sich mir erst im vergangenen Sommer während eines
längern Aufenthalts in Obernik, wo die oben erwähnte Form in
nächster Nähe meiner Wohnung an einigen Orten ziemlich zalıl-
reich vorkam.
In ihrer ausgeprägtesten Gestalt sieht diese Pflanze auf den
ersten Blick dem €. triviale Lk. wenig ähnlich. Die beträchtlicheren
Grössendimensionen der meisten Theile, namentlich der Blätter lassen
anfangs kaum die Vermuthung sung n, dass wir es mil einer
blossen Varietät jener so gemeinen Pflanze zu Ihun haben. Die
reichlich 1—2‘ hohen, etwas schlaffen blüthentragenden Stengel
schlagen meist an ihrer etwas niederliegenden Basis aus den Ge-
lenken Wurzeln; am untern Theile sind sie mehr oder weniger rauh-
haarıg, obenwärls dagegen nebst den Blüthenstielen kurzhaarig und
von zahlreich eingemengten Drüsenhaaren etwas klebrig. Die Blü-
then stehen in endständigen, lockern, meist armblüthigen, zuletzt
sperrigen Trugdolden. Die untern Deckblätter sind öfter ziemlich
gross, kraulig, ohne trockenhäuligen Rand, doch wechselt dies wie
bei der Grundforın und es finden sich auch nicht selten Individuen,
an denen sämmtliche Deckblätter klein und an der Spitze und am
Rande trockenhäulig sind. In den Kelchen, Kapseln und Samen habe
ich keine bemerkenswerthe Differenz gefunden, ebensowenig in der
Grösse der Peltalen, die ich nie den Kelch überragend fand. Die
Fruchtstiele dagegen sind im Ganzen elwas länger als bei der
Grundform und oft 3—4 mal länger als der Kelch. Vorzüglich ab-
weichend aber ist die Form und die Beschaffenheit der Blätter.
Die mittlern und obern der blühenden Stengel sind sehr gross,
11% — 2%," lang, Y—1’ breit, länglich-eiförmig oder breit-länglich
bis lanzettlich, sämmtlich etwas zugespilzi. Vor allem aber in die
Augen fallend ist die abweichende Form der Blälter der sterilen
Triebe, mit denen auch die untersten der blühenden Stengel über-
einstimmen. Während sie bei dem typischen ©. triviale in der Ge-
stalt nicht wesentlich von denen der blühenden Triebe differiren
und nur allmälig in den Blattstiel verlaufen, gleichen sie bei unserer
Form beinahe den untern der Stellaria media; wie bei dieser sind
sie breit-eiförmig oder breit-elliptisch, spitz, plötzlich in einen dem
Blatte an Länge oft gleichkommenden Stiel zusammengezogen. Ab-
weichend zeigt sich ausserdem auch die Konsistenz und Nervaltion
der Blätter. Bei einem weit zarteren Bau und einer viel freudiger
grünen Färbung sind dieselben, gegen das Licht gehalten, fast
durchscheinend und lassen den Verlauf der Nerven zweiter und
dritter Ordnung stets deutlich erkennen. Genau bemerkbar ist zu-
dem, zumal gegen die Spitze des Blattes hin ein dem Blattrande
paralleler, oft mit demselben fast zusammenfallender, etwas slär-
kerer Längsnerv, welcher auch bei andern Alsineen, Z. B. bei
Stellaria nemorum auftritt. Bei dem typischen C. triviale, selbst
bei dessen grossblällrigen Formen ist das Blalt weit derber, malt
75
dunkelgrün, daher nicht so durchscheinend und den Verlauf der
feineren Nerven so deutlich zeigend; der erwähnte randläufige Nerv
lässt sich wenigstens von dem "unbewaffneten Auge nicht oder nur
sehr undeutlich verfolgen.
Die in Rede stehende Form würde einem Anhänger der Jor-
danschen Schule gewiss die beste Gelegenheit zur Aufstellung einer
neuen Art bieten, aber auch ein nüchterner Beobachter könnte
wohl verleitet werden, eine solche in ihr zu suchen, fänden sich
nicht deutliche Uebergänge zur Grundart und zwar diese im Gan-
zen häufiger als die extremen Formen, in manchen Gegenden sogar
ohne die letztern. So kommen nicht selten Individuen vor, bei
denen die untern Blätter der blühenden Stengel, sowie die der
Laubtriebe sämmtlich wie bei dem gewöhnlichen ©. triviale läng-
lich oder länglich-lanzeltlich und in den Blattstiel allmälig ver-
schmälert sind, während die obern Blätter der fruchtbaren Triebe
sich in der Gestelt und in den Grössendimensionen bereits wie bei
der Form »emorale verhalten. Solche Exemplare sammelte ich bei
Nimkau, Trebnilz und Strehlen und bei Obernik hatle ich erst
neuerlich die beste Gelegenheit, die Uebergänge in der Blattform
genau zu verfolgen. Der zartere Bau und die erwähnte eigenthüm-
liche Nervatur der Blätter fehlt in dessen auch bei allen diesen
Mittelgliedern nicht, die ebenfalls in quelligen Gebüschen und Laub-
wäldern gelunden werden, ebensowenig die Drüsenbekleidung der
obern Stengelregion, die bei €. triviale typicum nur ausnahms-
weise und dann in minderem Grade aufzutreten pflegt.
Was aber der in Rede stehenden Varietät ein ganz besonderes
Interesse verleiht, ist der Umstand, dass sie sich in ihrer ausge-
prägtesten Gestalt in keinem wesentlichen Stücke von einer andern
bisher meines Wissens als Ari nicht angefeindeten Pflanze, dem €.
sylvaticum W. et Kit. unterscheidet. Die nahe Beziehung der
schlesischen Pflanze zu letzterem war mir gleich anfangs, als ich
sie das erste Mal bei Sirehlen fand, nicht entgangen, doch fehlte
es mir damals an geeignelem Material, um die Sache genauer zu
prüfen. Jetzt, wo ich zahlreiche Exemplare des ©. sylvaticum aus
verschiedenen Gegenden (Kellermühle und Kapkeim bei Königsberg,
Mauerbach und Purkersdorf bei Wien, Görz, Huszt in der Marma-
ros) vergleichen kann, ist mir die grosse Verwandtschaft beider
Pflanzen noch einleuchtender geworden und ich vermag wie gesagt
kein Merkmal zu finden, durch welches eine durchgreifende Ver-
schiedenheit bedingt würde. Das ©. triviale nemorale zeigt in
seiner ausgeprägtesten Form ganz die nämliche Tracht und diesel-
ben Grössenverhältnisse und stimmt in der Gestalt, Nervatur und
Konsistenz der Blälter sowie im Bau und in der Bekleidung der
Rispe genau mit den Exemplaren des typischen C. sylvaticum
überein. Nur zwei Differenzen machen sich bemerkbar: einmal ist
bei der letztern Art der trockenhäutige Hautrand der Kelchblätter
durchweg etwas schmäler, als bei der hiesigen Form und dann sind
bei dieser wie schon erwähnt wurde, die Petalen nie länger als der
76
Kelch, während sie bei ©. syleaticum bekanntlich denselben um
das Doppelte überragen.
Es frägt sich nun, ob die erwähnten Unterschiede konstant
sind und ausreichen, um die Trennung beider Pflanzen fortan zu
rechtfertigen. — Was den schmälern Hautrand.der Kelche bei €.
sylvaticum anbetrifft, so ist dies ein Charakter, dem meines Erach-
tens kein erhebliches Gewicht beizulegen ist. Denn wenn sich auch
sämmtliche mir vorliegenden Individuen dieser Art hierin ziemlich
beständig zeigen, so zeigt sich andrerseils das C triviale ın diesem
Punkte veränderlicher. Gewöhnlich verläuft wohl bei dieser Art der
krautige Theil der Kelchblätter nicht in die Spitze, ist dies aber
wie nicht selten geschieht der Fall, so ist zugleich der trocken-
häutige Rand viel weniger breit und nicht wesentlich von dem des
C. sylvaticum verschieden. Die Grösse der Petalen endlich ist wohl
ein sehr augenlälliger, aber noch weniger zur Treunung brauch-
barer Unterschied. Es ist bekanntlich für mehrere Alsineen-Gallungen
charakterisiisch, dass in ihren Blüthen bald das eine, bald das andere
Geschlecht vorwiegend ausgebildet ist, womit dann die verschie-
dene Grösse der Blumenblälter in Zusammenhange steht, in dem
die der Blätter mit vorherrschend männlichen Organen grösser, die
der mehr weiblichen aber kleiner zu sein pflegen. Solche dimorphe
Blüthen finden wir beispielsweise bei vielen Stellarien, unter an-
dern bei S. graminea und S. glauca, nicht minder aber bei den
Cerastien. Zieht man dies in Erwägung, so erscheint die Vermu-
Ihung gewiss nicht unberechligt, dass ©. sylovaticum WK. vielleicht
nichts anderes, als die ausgesprochen androdynamische Form der-
selben Varietät des C. triviale sein möchte, welche ich a!s Var.
nemorale bezeichnet habe. Dass die Grösse der Petalen bei ©. syl-
vaticum nicht immer die nämliche ist, beweisen die Exemplare
meiner Sammlung; die von Königsberg und Wien besitzen meist
Blumenblätter, die höchstens doppelt so lang als der Kelch sind,
während sie bei den ungarischen und Görzer Pflanzen reichlich
1'/,—2 mal länger sind. Auch Fenzl (in der Bearbeitung der
Alsineen für die Flora rossica) nennt die Blumenblätter bei dieser
Art %,—2 mal länger als den Kelch und Mertens und Koch er-
wähnen in ihrer deutschen Flora, dass sie ein kultivirtes Exemplar
mit den Kelch nur wenig überragenden Petalen gesehen. Umgekehrt
ist auch das typische C. triveale eine in dieser Hinsicht sehr ver-
änderliche Planze; Exemplare mit Petalen von der halben Länge
des Kelchs sind fast ebenso häufig als die mit gleichlangen und gar
nicht selten findet man solche, bei denen die Blumenblätter den
Kelch um ein Beträchtliches, manchmal fast um das Doppelte über-
ragen. — Am aulfallendsten in dieser Beziehung sind einige
Exemplare, welche von Deschmann am rechten Saveufer bei Mi-
tatovska skala unweit Sagor in Krain als C. sy/vaticum gesammelt
wurden. Diese verhalten sich zu der eehten Pflanze dieses Namens,
mit welcher sie die grossen, den Kelch um mehr als das Doppelte
überragenden Blumenblätter gemeinsam haben genau so wie das C.
7
triviale nemorale zum gewöhnlichen ©. triviale, in dem sie in den
übrigen Merkmalen einen deutlichen Uebergang zu lelzterer Art
bilden. Bei einer Höhe von 1%, bis höchstens 1‘ zeigen sie sämmt-
lich die kleinen, wenig durchscheinenden, fast nur den Mittelnerv
deutlich hervortretenlassenden Blätter des (©. triviale, welchem sie
überdiess in der Tracht, abgesehen von den grossen Petalen, völlig
gleichen. Die obern Blätter sind länglich bis lineal-länglich, seltener
länglich-eifürmig, etwa 4—6 lang und 3—4“ breit, die untern und
die der sterilen Triebe sind meist allmälig in den Blattstiel ver-
schmälert, wie bei (©. triviale, doch sind sie gewöhnlich mehr zu-
gespitzt. An einzelnen Individuen verlaufen sie dagegen minder
allmälig in den Blattstiel und erinnern so wieder mehr an C. syl-
valicum. Diese Form scheint an dem erwähnten Standorte nicht
selten, denn ich habe später auch durch den Wiener Tauschverein
von Pidoll daselbst gesammelte Exemplare erhalten, welche den
Deschmannschen ganz ähnlich sind, aber zum Theil noch längere
Petalen zeigen, welche fast an die des ©. alpinum erinnern.
Durch das Vorhandensein dieser doppelten Zwischenformen
werden, soweit sich diess an gelrockneten Pflanzen verfolgen lässt,
die Unterschiede zwischen ©. triviale und C. sylvaticum in der
That völlig illusorisch, so dass eigentlich nichts mehr der Verbin-
dung beider im Wege stehen würde. Da es jedoch meines Erach-
tens eine der ersten Pflichten des descriptiven Beobachters sein
muss, bei der Einziehung allgemein angenommener Arten minde-
stens mit der nämlichen Gewissenhaftigkeit wie bei der Gründung
neuer zu Werke zu gehen und da überdiess die geographische
Verbreitung des C. sylvaticum eine von der des C. triviale ver-
schiedene ist !), so begnüge ich mich mit obigen Andeutungen und
überlasse die Entscheidung der hiermit angeregten Frage denen,
die Gelegenheit haben, das Iypische C. sylvaticum lebend zu beob-
achten, vor allen den Botanikern Wiens, aus dessen nächsten Um-
gebungen ja die Mehrzahl der in den Herbarien verbreiteten Exem-
plare dieser Pflanze zu stammen pflegt. — Selbst für den mir nicht
sehr wahrscheinlichen Fall, dass durch weitere Untersuchungen an
den lebenden Pflanzen eine bestimmte Gränze zwischen ©. triviale
und ©. sylvaticum konstalirt werden sollte, ist durch die Existenz
der erwähnten Zwischenformen ihre nahe Verwandtschaft bewiesen,
die schon von Mertens und Koch, dann später auch von Fenzl
(in Ledebours fl. rossica) und von Neilreich erkannt wurde,
welche diese Pflanzen neben einander stellen; zugleich wird die
Unzweckmässigkeit der Eintheilung der Cerastien nach der Länge
1) ©. sylvatieum W.K. findet sich in Nord- und Mittel-Italien, in Dal-
matien, Croatien, Siebenbürgen, Ungarn, dann in Südtirol, Krain, Steiermark,
Unterösterreich, Mähren, Galizien, ausserdem in Volhynien und Ostpreussen
(und wohl auch in Polen). Seine Verbreitung ist daher fast analog der von
Scabiosa inflewa Kluck (S. australis Wulf.). ©. triviale wächst dagegen in
ganz Europa.
78
der Blumenblätter, wie sie noch jetzt in den Floren häufig benützt
wird, gewiss einleuchtend, da nach dieser ©. sylvaticum neben das
so wenig verwandte C. arvense gebracht wird.
Auffällig scheint es übrigens, wenn eine so bemerkenswerthe
Form, wie das C. triviale nemorale auf alle Fälle ist, in der That
so selten beobachlet sein sollte, wie man aus dem Schweigen der
Bücher zu schliessen berechtigt wäre. Vielleicht ist daher diese
Pflanze schon von Manchen geradezu für ©. sylvaticum angesehen
worden, was zumal zur Fruchtreife, wo sich beide oft zum Ver-
wechseln gleichen, leicht geschehen kann. Mit dieser Vermuthung
im Einklange stehend ist eine briefliche Mittheilung von Professor
Celakovsky, nach welcher das böhmische C. syleaticum nicht
zur echten Pflanze, sondern zu €. triviale als forma sylvatica, um-
brosa gehört. C. triviale ö. laneifolium Sehur (Enum. pl. Transsylv.
p. 119), scheint nach dessen kurzer Beschreibung und nach den
Worten „subsimile C. sylvatici* ebenfalls mit C. triviale nemorale
identisch oder wenigstens eine der Zwischenformen zwischen die-
sem und dem echten C. triviale.
Breslau, Anfang Dezember 1867.
N ——
Zur Flora des Banates,
Von Dr. J. Paneic *).
Der Umstand, dass Neilreich meine Orobanche Echinopis
in seinen Nachträgen zu Maly’s Enumeralio plantarum aufgenommen
hat, legte mir eleichsam die Pflicht auf, diese Orobanche noch ein-
mal an Ort und Stelle eingehender zu studiren. Zu diesem Zwecke
reiste ich am 22. Juni a. St. zu Dampfschiff nach Pancesova und
sass schon am selben Morgen um 11 Uhr auf dem Wagen in der
Richtung von Versetz. Die Wegränder von Novoselo nach Alibunär
waren dicht mit buntem Gemisch von blühenden oder bereits [ruk-
tifieirenden Kräutern besäumt. Ich sammelte: Carduus hamulosus
Ehrh., Astragalus asper Jacgq., Delphinium orientale Gay (zwi-
schen Petrovoselo und Alibunär) und zwei Centaurea-Arten aus
der Gruppe der paniculata, aber erst im Aufblühen begriffen. Die
eine ist sicher die zweijährige C. Biebersteinii DC., die andere ihr
ziemlich ähnlich, aber perennirend habe ich bisher vielleicht mit
Unrecht für C. vallesiaca angesehen; sie hat etwas längere Früchte
als C. Biebersteiniü und einen verhältnissmässig noch kürzeren
Pappus, etwa wie die ©. paniculata, von der sie sich durch elwas
!) Aus einem Briefe an Janka.
79
grössere Blüthenköpfe, grösseren Schuppen-Appendix, zahlreichere
Zähne daran und besonders durch die Dauer unterscheidet.
Mein Wunsch, noch heute „Fontina Felje* zu besuchen, war
durch die Unkenntniss des Kutschers vereitelt. —- In Alibunar —
am Rande der Salzsteppe und in dem dort angegebenen salzigen
Sumpf — hoffte ieh mit der Interessanten zu Irellen, wurde aber,
um 5 Uhr daselbst angelangt, gänzlich enttäuscht; denn die Sande
lagen weit abseits südlich, und der Sumpf oder vielmehr eine Pfülze
in der Mitte einer fast kahlen Trift war allenthalben von weiden-
dem und wühlendem Vieh umgeben. Ich sammelte blos einige küm-
merliche Exemplare von Aster pannonicus Jacq.. Lepigonum medium
Wahlbe., Lotus tenuis Kit., Trifolium reclinatum W.K., Glyceria
distans Wahlbg., Camphorosma ovata WK. (noch nicht blühend)
und eine mir Anfangs sehr fremdartige Graminee — durch die
Hufe der Thiere sehr verändert, — die sich indess später als Fe-
stuca arundinacea Schreb. var. mit schmäleren und kürzeren
Blättern und zusammengezogener Rispe als verwandt mit F. glau-
cescens Boiss. Walpers Repert. erwies; niedrigere Exemplare
erinnern durch ihre sperrig abstehenden Blätter sehr an Juncus
squarrosus.
Der Tag neigte schon zu Ende und mir blieb nichts weiter
übrig, als das Aufsuchen des Gasthofes, wo ich meine Reiseeflekten
zurückgelassen hatte. Hier zog ich genaue Erkundigungen ein über
den Weg, den ich morgen einschlagen sollte, denn der in Pancova
gemiethete Kutlscher wollte von keinem Weg durch die Sande
wissen und war überhaupt Todleind von Seitentouren. Am folgenden
Morgen früh 5 Uhr war ich bereits auf der Strasse nach Karlsdorf,
wo ich einen Führer durch die Steppe zu treffen hoffte. Gleich vor
Alibunär notirte ich die Tags zuvor beobachlete Festuca, und in
einer Schlucht, die zum Plateau führt, auf welchem Karlsdorf liegt:
Taraxacum serotinum Sadl. und Reseda inodora Rehb.
In Karlsdorf versprach mir ein gefälliger deutscher Wirth
einen Aufseher, der in der Sandsieppe am besten Rath wüsste zu
beschaffen, und richtig erschien bald darauf ein junger Forsibeamte,
der sich bereit erklärte, mich zu begleiten. Nachdem noch einige
Erfrischungen, die auf einem Gang durch die Steppe unentbehrlich
sind, besorgt wurden, fuhren wir von Karlsdorf in südlicher Rich-
tung ab. — Zuerst ging der Weg durch ein unübersehbares Meer
von Saaten — Mais und Korn —, so üppig, als diess nur das
herrliche Banat besonders in mässig feuchten Jahren, wie das heu-
rige 1867 aufzuweisen im Stande ist. Nach einem Stündchen wichen
die Felder zurück und an deren Stelle traten Wiesen mit ziemlich
üppigem Graswuchs; endlich wurde der Boden sandiger, die Gras-
narbe schütlerer, es stellten sich allmälig allerlei Ammophyten ein:
Erysimum canescens Ehrh., die hochwüchsigen Gypsophilen, einige
Centaurea aus der Gruppe der ©. paniculata, Mattia umbellata
Schult., Poeonia tenuifolia, Allium rotundum L., A. flavescens
Bess., hier und da eine Gruppe vor Echinops u. a. — An einem
80
dicht berasten Wiesenrand angelangt, stiegen wir an einem ziem-
lich jähen Abhang hinab und waren in Vakarec, einem von den
vielen Sandstreifen, die in der Richtung des herrschenden Ostwindes
das sanft gewellte Plateau des B&lo bedo durchbrechen, und eben
die Stellen sind, wo man seit Bachofen allerlei Versuche zur
Bewältigung des Sandes vornimmt. Wo der Sand, wie in Vakarec,
locker und von Holzpflänzen nicht geschützt ist, wird von der
Walddirektion Echinops Ritro (? zur Zeit meines Besuches noch
nicht blühend) im Grossen angebaut, und die überaus häufigen
Gruppen dieser mässig grossen Kugeldistel bilden auch die kräf-
tigste Wehr gegen das Weiterrücken der Sandfluthen, worin sie
durch die langbehoste Festuca vaginata (Maushafer) und Triticum
glaucum R. et Sch. var. wacker unterstützt werden. Im Schutze
dieser zähen Sandbändiger gedeihen dann allmälig allerlei minder
kräftige oder schwerer keimende Gewächse, von denen mir beson-
ders ein starker und am Belo bedo ziemlich häufiger Anflug von
Xanthium — ob strumarium oder eine andere ihm verwandte Art,
liess sich an den noch zu jungen Pflanzen nicht beurtheilen — auffiel.
Von den zwei schon beim Betreten des Sandes beobachteten
Centaurea-Arten ist die eine ausdauernd und wahrscheinlich Heuf-
fel’s C. arenaria; — ob auch CO. arenaria MaB.? — kann ich
vor der Hand nicht sagen, denn die Pflanze entwickelte kaum die
ersten Blüthen; mir schienen die Anthodialschuppen viel grössere
alulas und kleinere appendices zu haben, als die mir bekannte ©.
arenaria. Die andere Art ist sicher zweijährig und nach Prof.
Grisebach C. eiliata Friv.; sie wächst auch in Serbien sehr
häufig an ähnlichen Lokalitäten und ich glaube sie a. 1865 auch
hinter dem Stadtwäldchen bei Pesth beobachtet zu haben. Viele
meiner bot. Freunde haben diese Pflanze von mir unter dem Namen
C. Mierghii Jord. erhalten. In Vakarec war der Hauptzweck meiner
Reise erreicht, denn ich traf hier in einer Unzahl von eben blü-
henden Exemplaren die gesuchte Orobanche Echinopis. — Hier
ihre Beschreibung:
Orobanche Echinopis').
Rubido-fuscescens, bracteis ovato-lanceolatis acuminalis flores
aequantibus superioribus comalis; sepalis plurinerväs inaequaliter
bifidis segmento postico longiore acuminalissimo lubum corollae su-
perante, corolla cammpanulato-tubulosa medio dorso rectiuscula,
basi apiceque arcuata, labiis inaequaliter denticulatis, superiore
integro emarginato aut bifido, inferiore trilobo lobis rotundatis
medio submajore, staminibus ad tertium corollae adnatis, filamentis
facie interna ad medium dense papillosis, papillis articulatis, a
medio sparsim undique glandipilibus, antheris obovalis sensim in
mucrones busilares abeuntibus vertice calvis, germine apice toto-
que stylo sparsim glandipili, stigmate transversim oblongo cerino.
Caulis spithameus, I—interdum 2-pedalis, spica 4—I-uncia-
lis compacla rarius basi interrupta, corolla 21—22""” l., stami-
') Neu für die Flora des Banates
81
nibus ZU" supra basin corollae affizis, indumentum glanduloso-
pilosum sat densum. Statura ac colore proxima 0. elatior Sutt.
differt: segmentis calycinis subaequalibus tubo corollae breviori-
bus, antheris vertice pilosis ac stigmale mox rufescente. 0. Bue-
kiana Koch sec. Reichenbach Icon. flor. germ. XX. t. 186 affınis
conformatione corollae ac anthenarum, differt: colore partium longe
pallidiore, filamentis a medio glabris, stigmate rotundato apice
purpureo. Longius distant. OÖ. gracilis Sm., O. variegata
Wallr. et ©. condensata Moris; prior in plagis orientalibus
copiosissima supra Genistis ac jam eminus dignoscenda colore
atro-fusco habet antheras basi abrupte apiculatas, O.variegata
eas insuper vertice pilosulas, quo ultimo charactere eliam O0. con-
densata sat facile dignoscitur.
Habitat copiosissima in arena mobili ad Vakarec et Fontina
fetje agris Romanorum in Banatu purasitica in radice Echinopis
Ritronis (?). Floret Julio.
Ich machte mich an’s Werk, um mehrere Exemplare von dieser
Orobanche für meine Freunde auszugraben, sliess aber auf eine
Schwierigkeit, die ich früher in Fontina fetje nicht erfahren hatte:
hier war nämlich der Sand lockerer und tiefer, und das Ausbringen
von Exemplaren, wie ich sie von Orobanche in meinem Herbar,
gegen den allgemein herrschenden Usus gerne sehe, d. i. in Ver-
band mit der Nährpflanze, war eben nicht leicht ausführbar. Nach
vielen verunglückten Versuchen grub ich endlich ein Exemplar
aus, dessen Verbindungswurzel 6°5 cm. hatte. Es bedurfte förm-
licher Accoucheurgriffe, um durch das übrige stark verfilzte Wur-
zelgeflecht den Gang dieses zahlreichen leicht brüchigen Funiculus
umbilicalis zu verfolgen, wobei es mir besonders aulfiel, dass der-
selbe oft ohne alle sichtbare Hindernisse die Richtung veranderle,
sich senkle oder stieg, nach links oder rechts ablenkte — oftmals
ganz knapp an einer Echinopswurzel vorbei strich, um sich dann
nach einer Krümmung an die gleichsam langgesuchte Nahrpflanze
anzuheften. Ich bedauerte, dass ich dermalen die gehörige Zeit
darauf nicht verwenden konnte, um Einiges von den vielen Räth-
seln, die die Keimung und Ernährung dieser sonderbaren, der Masse
nach ihre Nährpflanzen oft überwiegenden Parasiten umgeben, zu
erspähen, wozu gewiss die Unzahl der hier wachsenden Individuen
und die Lockerheit des Grundes die beste Gelegenheit bielen wür-
den! Ein tüchtiger Spaten und ein intelligenter Gehilfe wären bei
solchen Forschungen unerlässlich nothwendig. Ueber das Graben
und Grübeln war die Sonne um eine tüchlige Spanne weiter geeilt
und die sichtliche Ungeduld meiner Gefährten mahnten mich endlich
zum Aufbruch. — Mein Begleiter, der mir bei der Aushebung
einer grössern Partie von Orobanche Echinopis willig Hilfe gelei-
stel, reichte mir zum Schlusse noch eine gelbblühende Orobanche,
die er unweit unseres Rastortes, aber ohne Nährpflanze ausgehoben
hatte; ich sah mich eine Weile noch um einige Exemplare dieser
mir neuen Art um, fand aber in der Hast keines mehr und vertrö-
82
stete mich vor der Hand damit, dass ich in Fontina felje etwa
glücklicher sein werde, worin ich mich aber, wie später zu ersehen
sein wird, gänzlich täuschte. Näher untersucht, erwies sich später
diese Orobanche zufolge der gedrängten Aehre, der von ©. rubens
viel kürzeren Blumenkronen und der an der Basis allmälig zuge-
spilzien Antheren als O. Ritronis Gren. Godr,, wofür auch die
Lokalität spricht, was indessen späteren Besuchern des Belo bedo
zu konstaliren überlassen werden muss.
Nachden wir die lockergründige, vielfältig nüancirte ziemlich
weite Furche von Vakaree überschritten hatten, betraten wir bindi-
geren Boden, kurzgrasige und sanft gewellte Triften, die aber
wegen Mangel an Wasser nur bei Nacht beweidet werden. Nach
einer Stunde langsamen Fahrens — denn inzwischen brach eine
Schiene am Wagen und musste mit Stricken zusammengebunden
werden — erreichten wir die Höhen von Korn. Hier war eine wal-
lachische Sennerei, Schatten, etwas Seihwasser und somit Aussicht
auf alle mögliche Erholung. Nach gehöriger Rast und Labung weihle
ich ein Stündchen der Untersuchung der Umgegend und lenkte
meine Schritte zuerst auf die mit Wachholder bewachsenen Hü-
gel von Kapu Kornuluj, wie sie Rochel (Reise in das Banat pag. 2)
nannle und wo er sein Thesium elegans als Seltenheit angab. Trotz
emsigen Herumspähens fand ich diese Pflanze nicht, empfehle aber
jedem Botaniker, der den Römerwall besucht, diese Lokalität aul-
zusuchen — aber sich dabei viel mehr Zeit zu gönnen, als ich
diess thun konnte denn da findet er in der grössten Ueppigkeit
die meisten Pflanzen, welche die Sandsteppe charakterisiren; ich
sammelte: Silene parviflora Ebrh., Dianthus sabuletorum He uff.
(wohl dieselbe Form, die Boissier in seiner Flora orientalis pag.
514 als D. capitatus var. minor anlührt), Alliım flavescens Bess.,
Koeleria glauca, Polygala vulgaris var. elongata Rochel, Peuce-
danum arenarium W. K. (erst im Aufblühen), Hypericum elegans
Steph. ') und Fruchtexemplare von Centaurea calocephala W.,
einer Pflanze, die sonst Kalkfelsen bewohnt und mich hier nicht
wenig überraschte. Zum Schlusse hob ich noch einige Wurzelstöcke
von Paeonia banatica und P. tenuifolia und von einer mir vor der
Hand unklaren Anthemidee für meinen Garten aus, und bestieg
dann den schon längst vorgespannten Wagen.
Unsere Reise ging nun westiwärls auf die in ziemlich weiter
Ferne den Horizont begrenzenden Höhen von Tilva mare los. An
vieles Sammeln war nunmehr nicht zu denken, denn die Sonne
stand bereits ziemlich tief und bis zur Nachtstation zählte mein
Begleiter gute drei Stunden. Aber auch bot die Haide wenig An-
ziehendes; denn ausser niedrigen Büschen von Paeonia und Helle-
borus odorus war weit und breit nichts zu sehen was die kahle
Trift merklich überragte — und nur zerstreute Gruppen von weissen
Staubschwämmen gewährten durch ihre blendend weisse Farbe und
') Neu für die Flora des Banates.
83
ihre Grösse — manche Exemplare hatten den Durchmesser von
einem 0.5 Metre — auf dem düstern Grunde einen sellsamen An-
blick, der selbst meinen sonst ziemlich indolenten Kutscher zum.
Anhalten trieb. Er hielt sie nämlich bei der ersten Begegnung für
Laibe jungen Käses, die den Seihlappen irgend eines unv orsichligen
wallachischen Senners entgleitet wären! — Von Tilva mare, einem
der höchsten Punkte des Belo bedo gewinnt man einige Einsicht
über die Gliederung der hügeligen Sandsteppe: im Süden ‚ gleich
am Fusse des ziemlich steilen Hügels, auf dem man steht, zieht
sich von Osten nach Westen ein "ziemlich weiter vielfach zerris-
sener Sandslreifen, der einst kahl sein mochte, jetzt aber durch
Baume allen Alters (meist Pappeln) bedeckt, nicht unergiebigen
Weidegrund birgt und der Forstwissenschaft zur grössten E hre ge-
reicht; im Osten dominiren die eben verlassenen Höhen von Korn,
hinter denen in weiter Ferne die Berge aufragen, die beiderseits
die Donauspalte bilden; im Norden liegen in nächster Nähe hüge-
lige Triften, etwas weiter die Kulturen von Karlsdorf und im Hin-
tergrunde dehnt sich die weite Ebene, bei Alibunär beginnend, aus.
Mit den üppigen Matten von Fontina fetje wird endlich im Westen
der Horizont abgegrenzt. Die Weite des von dieser Höhe über-
blickten Terrains und die Schwierigkeit seiner Begehung machten
es mir erklärlich, dass trotz den lüchtigen Forschungen von Ki-
taibel, Rochel, Heuffel und Wierzbicki die „weissen Berge*
noch immer Neuigkeiten aufweisen; -— ja, ich bin des Glaubens,
dass ein tüchtiger Botaniker ein ganzes Jahr vollauf zu thun hätte,
um Belo bedo allseitig zu erforschen.
In einem Stündcehen erreichten wir unser nächstes Ziel, die
Höhen von Fontina felje. Ich hatte mich schon den ganzen Tag um
das Taraxacum crispum Heuff. umgesehen; hier fand ich das
fruktifieirende Köpfchen einer Art, die mir durch ihre fuchsrothen
Früchte, die an T. erythrospermum erinnern, auffiel. Die Frucht-
schnäbel sind wohl kurz, etwas kürzer als die Achänen, aber nicht
brevissima, wie diess 'Heuffel von seiner Art sagt; die Kultur
wird zeigen, wo die Art hingehört. Nicht minder eilrig spürte ich
der Iris lepida Heuffel’s nach (ich wollte sie mit meiner Iris
serbica vergleichen); aber ich glaube ohne Erfolg, denn die Exem-
plare einer hier fruktifieirenden Schwertel, die ich für meinen Garten
milnahm , dürften, nach dem lividen Grund der Blattscheiden
und den stark gerippten Blättern zu urtheilen, nichis Anders sein
als die gewöhnliche J. variegata. — Nur der südliche Abhang von
Fontina fetje ist von lockeren Sanden eingenommen; die übrigen
sanfteren Lehnen werden von sehr üppigen Wiesen bedeckt, wovon
einige bereits abgemäht waren. Hier wachsen in den dichtesten
Rasen die interessantesten Sandpflanzen, in einer Unzahl Paeonia
tenuifolia, die eben jetzt ihre reifen Kapseln öffnete. Wegen der
bereits den Horizont berührenden Sonne und des schadhaften Zu-
standes meines Wagens musste ich Verzicht leisten auf den Besuch
der im Süden liegenden Fontina letijer Sande und fuhr in gerader
84
Richtung der in der Ferne sichtbaren Versetzer Strasse zu. Tief in
der Nacht gelangte ich über Petrovo selo nach Novoselo, mein
Nachtquartier.
Des andern Morgens war ich früh in Pan&ova und landete
noch an demselben Tag bei starkem Wind und Regen in Belgrad,
sehr froh, dass mich dieses Wetter nicht zwei Tage früher — etwa
in Korn betroffen hat.
Die Vegetations-Verhältnisse des mittleren und östlichen
Ungarns und angrenzenden Siebenbürgens.
Von A. Kerner.
IX:
231. Gypsophila fastigiata L. — Auf wüstem Sandboden. —
In den Niederungen am Saume des mittelungarischen Berglandes
bei Vajta an der Särviz, ober der Pulvermühle nächst Altofen, bei
Gran und auf der Csepelinsel. Viel häufiger auf den Dünen der
Kecskemeter und Debreeziner Landhöhen und zwar insbesonders
bei Räkos Palota, Soroksär, Nagy Körös, Also Dabas und P. Salo-
säar; im Tapiogebiete bei Nagy Käta. — Diluv. Sand. — 95—140 Met.
232. Gypsophila paniculata L. — Auf Sandflächen, Sandhü-
geln, sandigen Wiesen, an Ackerrändern und insbesonders mas-
senhaft an den Böschungen der Eisenbahndämme. Weit häufiger
als die frühere Art. In den Thälern und am Saume des miltelung.
Berglandes am Sandberg bei P. Csaba, bei Gran, Maroth, Altofen,
Föveny und Vajta an der Särviz. Auf der Csepelinsel. Auf der
Kecskemeter Landhöhe zwischen Waitzen und P. Csörög, bei R.
Palota, Pest, Soroksär, Monor, Pilis, P. Peszer, Nagy Körös, Kecs-
kemet, und ostwärts bis Czegled. Im Gebiete des Tapio und der
Zagyva bei Nagy Käta, T6 Almäs und Fenyszära. Auf der Debre-
eziner Landhöhe bei Böszörmeny, Kemencse, Bogdan, Nyir Bätor,
Szakoly, Debreezin. — In der Tiefebene und im Bihariageb. weder
diese noch die frühere Art beobachtet. — Tert. u. diluv. Sand. —
95-260 Met.
233. Gypsophila muralis L. — Auf dem austrocknenden
Schlamme im Inundationsgebiete der Flüsse und Bäche, auf Erdab-
rissen und trockenen Grasplätzen, auf Brachäckern und an Wald-
wegen, durch das ganze Gebiet an zerstreuten Standorten. Im
mittelung. Bergl. selten und hier fast ausschliesslich auf die mit
lehmiger Krume bedeckten Trachytberge beschränkt; bei Paräd und
auf dem Särer-Berg in der Matra, auf Brachäckern hinter der
Ruine Visegräd, bei Sct. Andrae, bei $zt. Imre, im Kammerwalde
85
bei Ofen. Fehlt der sandigen Kecskemeter Landhöhe! Dagegen
ziemlich häufig in der Tiefebene an der Theiss bei Szolnok und
Tisza Földvär, an der Zagyva und den anderen von den mittelung.
Trachytbergen kommenden Zuflüssen der Theiss bei Tapio Szelle
und Mezö Kövesd. Jenseits der Theiss im Bekeser Comitate. Hier
in der Tiefebene merkwürdiger Weise immer auf etwas salzigem
Substrate; im Bihariageb. dagegen auf nicht salzigem Boden an
vielen Punkten auf dem tert. Vorlande von Grosswardein bis Be-
enyes, dann im Thale der schwarzen Körös bei Vasköh, Crisciora,
Fenatia, Sedescelu, Kisköh; im Geb. der weissen Körös bei Kö-
rösbänya, dann bei den Eisengruben von Rescirata und sehr häufig
bei den Dörfern Nadalbesci und Susani am südl. Fusse des Plesciu.
— Trachyt, Schiefer, Sandstein, Kalk, tert., diluv. u. alluv. Lehm.
— 80—445 Met,
234. Dianthus saxifragus L. — Auf sonnigen Hügeln und auf
salzauswitterndem Boden der Niederungen. — Auf dem Somlyö
nächst Grosswardein (Kit. Steffek); „in campis siccis et salsis
planitiei Com. Pest. (Sadler). — Von mir im Gebiete nicht beob-
achtet. Jedenfalls selten und auf vereinzelte Standorte beschränkt.
Die Ebene des Pester Komitates liegt im Mittel 95 Met.; der Berg
Somlyö misst 250 Met.; daher kann der Höhengürtel dieser Pflanze
mit 95—250 Met. angesetzt werden. — Kalk, diluv. u. alluv. Boden.
235. Dianthus prolifer L. Auftrockenen Hügeln und Sand-
flächen. Im mittelung. Berglande in der Matra auf dem Hegyes bei
Paräd und in der angrenzenden Niederung bei P. Gombos nächst
Hatvan, in der Pilisgruppe am Kalvarienberg bei Visegräd und am
Bloksberg bei Ofen. Häufiger auf den sandigen Landhöhen des Tief-
landes. Auf der Kecskemeter Landhöhe auf der P. Csörög bei
Waitzen, bei R. Palota, Pest, Soroksär, Monor und Pilis und bei
Nagy Körös. Auf der Debrecziner Landhöhe bei Nyir Bätor, Bö-
szörmeny und Szakoly. Im Bihariageb. im Thale der schnellen Körös
bei Grosswardein und im Thale der schwarzen Körös am Bontoskö
bei Petrani; am häufigsten aber auf dem Trachyttuff im Gebiete der
weissen Körös bei der Ruine Desna, dann ober Chizindia nächst
Buteni und von da thalaufwärts bis in die Körösenge bei Liesa
nächst Halmäza. — Trachyt, Trachyttuff, Kalk, tert., dil. u. alluv.
Sand. 95—320 Met.
236. Dianthus Armeria L. — Auf grasigen Plätzen in lichten
Eichenwäldern, insbesonders auf kleinen Blössen im buschigen Nie-
derwald. — Im mittelung. Bergl. vorzüglich auf den Trachytbergen.
In der Magustagruppe am Spitzkopf bei Gross Maros, in der Pilis-
gruppe bei Visegräd, Szt. Läszlö, Iszbek, Sct. Andrae, auf der
Slanitzka bei P. Csaba und bei Maria Einsiedel nächst Ofen. Auf
der Kecskemeter Landhöhe in dem Walde zwischen Pilis und Monor.
Im Bihariageb. auf dem tert. Vorlande von Grosswardein bis Belönyes
und über die Hügel im Thale der schwarzen Körös einwärts bis
Fenatia und Rezbänya sehr verbreitet. — Trachyt, Schiefer, Kalk,
Sandstein, tert., dil. und alluv. Boden. Liebt vorzüglich lehmige
Oesterr. botan.Zeitschrift. 3. Heft. 1868. 1
88
ziemlich trockene und dabei humusreiche Erde und findet sich daher
vorzüglich an solchen Punkten, wo sich durch Verwitterung des
unterliegenden Gesteines eine mächtige Lehmschichte gebildet
und wo sich im Laufe der Zeit der Erde auch ziemlich viel Humus
beigemengt hat. — 140—4s0 Met.
237. Dianthus Pseudo-Armeria M. B. — An der Nordgrenze
unseres Gebietes „an buschigen Stellen zwischen Peterväsär im
nördl. Kom. Heves und der Grenze des Gömörer Komitates,* Janka
in Oest. bot. Zeitsch. 1867, S. 67.
238. Dianthus compactus Kit. — In felsigen Schluchten, auf
Wiesen und unter Krummholz in der subalpinen Region des Biharia-
gebirges; vereinzelt mit den Fichten auch in die liefen Thalgründe
herabsteigend. Am häufigsten im Rezbänyaerzuge in den von Quell-
bächen durchrieselten Runsen an der Südseite des Vervul Biharei.
Auf dem Batrinaplateau unter der Pietra Betrana, auf der Ealinesa,
an der Pietra Boghi und von da bis herab in die Valea pulsului
hinter Petrosa. — Schiefer, Kalk. — 560-1560 Met.
Dianthus barbatus L., welcher sich von D. eompaetus durch lanzett-
liche relativ vial breitere Blätter, oben ästige Stengel, grüne Kelche, steif auf-:
rechte der ‚Kelchröhre parallele Kelchschuppen unterscheidet , wurde im Ge-
biete bisher nicht aufgefunden, findet sich aber in den südlich an unser
Geb. anstossenden Landschaften bei Fünfkircbeu und in der Plattenseegegend
und dürfte auch in den südlichen Strichen des Stuhlweissenburger Comitates
vorkommen.
239. Dianthus collinus W. K. — Auf trockenen Bergwiesen,
anf grasigen Plätzen uni Blössen in Niederwäldern und am Rande
der Hochwälder. Im mittelung. Bergl. in der Matra bei Paräd und
Gyöngyös und auf dem Nagy Galya; in der Pilisgruppe auf dem
Visegräder Schlossberge, auf dem Vaskapu bei Gran, bei Pomäsz,
Maria Einsiedel und ober dem Leopoldifelde gegen den Dreihotter-
berg bei Ofen. Im Bihariageb. am Köbänyaberg bei dem Felixbad
nächst Grosswardein. — Auf lehmiger Erdkrume über Trachyt und
thonreichen Kalksteinen. — 110—960 Met.
240. Dianthus Carthusianorum L. — Auf Wiesen und an fel-
sigen Stellen der Bergabhänge. Im Gebiete 'nur im Bihariagebirge
beobachtet. Im Rezbänyaerzuge am südlichen Abfalle des Tomna-
tecu; am Rande und Abfalle ‘des Batrinaplateaus auf der Pietra
Boghi, dem Vervul Feriecea und der Tataroca bei Petrosa, der Pietra
muncelului und Pietra lunga bei Rezbänya und bei Fenatia. In der
Gruppe des Plesiu von der Thalmulde Bratcöia hinter Monesa' bis
auf die höchste Kuppe des Plesiu. — Porphyrit, Trachyttuff, Schie-
fer, Sandstein, vorherrschend aber über Kalksubstrat. — 160-1300
Met. — Eine eigentlümliche Form mit sehr rauhem Stengel und
rauhen Blättern und verhältnissmässig kleinen und kurzen Kelch-
schuppen sammelte ich auf den Trachyttuff-Felsen bei der Ruine
Desna im Arader Komitate. Die Büschel sind armblüthig, die Blu-
menblälter eben so gross wie bei D. Carthusianorum und auch
die Blätter und Blattseheiden, ausgenommen der grösseren Rauhheit,
von jenen des D. Curthusianorum nicht verschieden.
89
241. Dianthus atrorubens All. (D. Carthusianorum Sadl. zum
Theile, nicht L.). Auf trockenen Wiesen, grasigen Plätzen und
Blössen in den Wäldern sehr häufig. Im mittelung. Berglande in
der Matra bei Paräd, Gyöngyös und Gergelhäza bei Bodony, auf
dem Nagyszäl bei Waitzen, in der Magustagruppe bei Gross Maros,
in der Pilisgruppe bei Visegräd und Sct. Andrae, auf dem Piliser-
berg und der Slanitzka bei P. Csaba, auf allen Bergen bei Ofen,
auf der grossen Heide bei Teteny. Im Bihariageb. auf dem tert.
Vorlande bei Grosswardein und Holodu. Trachyt, Kalk, tert. und
diluv. Sand- und Lehmboden. — 95—380 Met.
242. Dianthus banaticus Heuffel in Griseb. und Schenk
It, hung. 301. (D. Carthusianorum Sadl. zum Theile, nicht L. —
D. diutinus Reichb. Ice. XVl. fig. 5017, nicht Kit., dessen D. diu-
tinus zu Folge eingesehener Originalexemplare = D. polymorphus
M. B.). — Auf Sandhügeln und Sandflächen, meistens mit Stipa
pennata und Dianthus polymorphus. — Auf der Kecskemeter Land-
höhe auf der P. Szt. Mihaly am Räkos bei Pest, bei Alberli, Monor
und Pilis. — Diluv. Sand. — 95—125 Met,
243. Dianthus polymorphus M. Be — Auf Sandhügeln und
Sandflächen meistens in Gesellschaft von Trayopogon floccosus,
Peucedanum arenarium, Syrenia angustifolia, Astragalus virgatus,
Iris arenaria. Im Tieflande. Im Tapiogebiete bei Szt. Märton Käta
und auf der Debrecziner Landhöhe bei Bogath. Am häufigsten auf
der Kecskemeter Landhöhe von Waitzen über Gödöllö, Iszaszeg,
Csikos, Potharasztya, Monor, Pilis, Puszta Sallosär bei Tatär Szt.
György, Puszla Peszer bei Also Dabas und Kis Telek zwischen
Felegyhöza und Szegedin. — Diluv. Sand. — 95—130 Met.
244. Dianthus deltoides L. — Auf trockenen Bergwiesen und
auf grasigen Plätzen und Blössen, in Niederwäldern und am Saume.
der Hochwälder, seltener auf Felsen. — Im mittelung. Berglande
in der Matra auf dem Galya, in der Magustagruppe an felsigen
Stellen bei Gross Maros, in der Pilisgruppe bei Visegräd, Szt. Läszloö,
Pomäsz, Set. Andrae. Auf der Kecskemeter Landhöhe bei Bagh nächst
Gödöllö. Im Bihariageb. bei Grosswardein und im Gebiete des Aranyos
bei dem Waldhause Distidiul. — Trachyt, Schiefer, Sandstein und
tert. Sand. Auf kalkreichem Substrate im Gebiete nicht beobachtet.
— 95—845 Met.
245. Dianthus superbus L. (mit Ausschluss des von L. mit in-
begriffenen D. speeiosus Rchb. — D. superbus grandiflorus Tausch
=D. Wimmeri Wichura.) — Aufl sumpfigen Wiesen meist in Ge-
sellschaft der Iris sibirica, aber nur an vereinzelten Standorten.
Im mittelung. Bergl. in der Pilisgruppe bei Szt. Läszlö; auf der
Kecskemeter Landhöhe am Räkos bei Pest und bei Keresztur. Am
Ostrande der Debrecziner Landhöhe in den Ecseder Sümpfen. Im
Bihariageb. im Thalkessel Bratkdia am Nordfusse des Plesiu. —
Trachyt, Kalk, diluv. u. alluv. Sandboden. — 140—750 Met.
246. Dianthus petraeus W. K. — Auf den Terrassen und in
7 *
90
den Ritzen der Kalkfelsen. — Im Bihariageb. am Rande des Balri-
naplateaus auf allen felsigen Abstürzen; auf der Pietra Galbina,
Magura seca, Pietra Boghi und Pietra pulsului im Gebiete des Gal-
binabaches und auf der ‚Pietra muncelului bei Rezbänya. In der
Vulcangruppe auf den Abstürzen des Suprapietri Poienile bei Vidra.
— Kalk. — 520—1280 Met.
Phytographische Fragmente.
Von Dr. Ferdinand Schur.
XI.
Ranunculus Philonotis Ehrh. Beitr. 2, 145.
Unter R. Philonotis Ehrh. habe ich in den Herbarien sehr
verschiedene Formen eines zu einem und demselben Typus gehö-
renden Ranunkels gefunden, und auch in der Natur deren mehrere
beobachtet, welche den Formenreichthum desselben bewähren. Auch
in der Wiener Flora habe ich dieselben Beobachtungen gemacht
und halte es der Mühe werth, dieses hier zu erörlern. Die zahl-
reichen Synonyme von R. Philonotis Ehrh, wären beiläufig folgende:
R. hirsutus Ait. in Gurt. Lond. fig. 2, tab. 40; Mart., flor.
Mosg. p..97; Rehb. exc. p. 725, Rchb. icon. XII, fig. 4617;
Sturm H. 82. — R. agrarius All. auct. 27. — R. bulbosus var.
ß. Huds. ap. Steud. 2, 435. — R. palensis Berger. — R. pal-
lidior Vill. delph, 4, 751. — R. pallidus Russel. — R. sardous
Crntz. austr. p. 111. — R. verruculosus Poir. — R. Philonotis
var. ß. subglaber Koch. syn. ed. 2, p. 20. — R. intermedius Poir.
eixc. 6, 116. — R. pumilus Thuill. non Poir. — R. pareiflorus
Gouan non L. — R. Philonotis var. minuta« — R. parvulus L.
mant. 79.
Spezies, welche so reich an Synonymen sind, erwecken bei
mir stels das Misstrauen gegen die Zusammengehörigkeit derselben,
und selten habe ich mich vergebens bemüht, hinter diesen Synonymen
sehr heterogene Formen und Varietäten zu finden. Auch bei dem
in Rede stehenden R. Philonotis hat sich dieses bewahrheitet, denn
nicht nur dass unter diesem Namen zwei ganz verschiedene nicht
zusammengehörende Spezies mit mehreren Formen im Ganzen sind,
sondern es bezieht sich auch fast jedes verschiedene Synonym
auf eine andere, eigenthümliche Form, und dieses ist es, wodurch
das Studium dieses Ranunkels sehr erschwert wird, umsomehr, da
wohl in keiner Flora alle betreffenden Formen vorkommen dürften.
— Der. Umstand aber, dass alle Formen des R. Philonotis Ehrh.
mehr oder minder dem Habitus eines R. bulbosus nahe kommen,
94
erregte wohl die Meinung, dass derselbe eine unausgebildete Form
des R. bulbosus sei, (Huds. Fl. angl. 1, 241; Lam. Fl. frane. 3,
194; Flora 1834, 11, p. 628; Neilr. Fl. von Wien, p. 465), welche
Ansicht sich schwer thatsäehlich beweisen lässt. — In Siebenbür-
gen, wo dieser vermeintliche R. sardous mit glatten Früchten
(Neilreichs Nachtr. zu Malys En. p. 223 = R. pseudo-bulbosus
Schur Verh. d. siebenb. Vereins 1859, p. 84) ganze Triften be-
kleidet und Ruhe hat, sich gehörig entwickeln zu können, habe
ich nie beobachtet, dass aus R. pseudo-bulbosus R. bulbosus ent-
standen wäre, sondern es hat mir vielmehr geschienen, als ob
unter günstigen Umständen der R. pseudo-bulbosus nieht einjährig
sondern perennirend sein kann, was aber einjährige Exemplare nicht
ausschliesst und welche Erscheinung auch bei anderen perenni-
renden Ranunkelarten beobachtet werden kann.
Darüber sind jedenfalls die neueren Floristen und Systema -
tiker einig, dass der R. Philonotis Ehrh. warzige Früchte hat.
Dass daher ein Ranunkel mit glatten Früchten nicht in eine und
dieselbe Art gehören darf, versteht sich ipso facto von selbst; umso
mehr bei der Wichtigkeit, welche man den Carpellen der Ranun-
culaceen beilegt, würde es eine grosse Inkonsequenz sein, diesen
Umstand zu übersehen ohne zur Feststellung einer Art zu benützen,
obschon es viele Ordnungen, Gatlungen und Arten gibt, wo auf
die äussere Beschaffenheit der Früchte weniger Rücksicht genommen
wird, als im vorliegenden Falle.
"Ob Crntz. dem R. sardous glatte, Ehrh. dem R. Philonotishöcke-
rige Früchte beigelegt haben, ist mir im gegenwärtigen Augenblick
ziemlich gleich, da ich mich an das Vorliegende halte und nur das unter-
scheide, was die früheren Botaniker nicht unterschieden haben und
den vermeintlichen R. Philonotis mit glatten Früchten, welcher der
oberen Bemerkung zufoige weder mit diesem noch mit R. sardous
identisch sein kann, als eine selbstständige Art, als R. pseudo-
bulbosus behandle. — Neilreich in seiner Flora von Wien führt
diesen R. pseudo-bulbosus als R. sardous Crantz ‘auf und legt
ihm glatte Früchte bei, hält ihn aber dessenungeachtet synonym
mit BR. Philonotis Ehrh. und R. hirsutus Cart., welcher nach
Spreng., Reichb., Koch, Bluff, et Fingerh., Ledebour und
allen deutschen Floristen höckerige Carpellen haben muss. — Ob
Valer. Cordi (Hist. stirp. ann, 1561 fol. 119, sec Neilr. Nachtr.
zur Flora von Nieder-Oestr. 1866, p, 78) seinem R. surdous, dem
hiermit das Prioritätsrecht dieser Benennung gebührt, glatte oder
höckerige Früchte beigelegt, kann ich in diesem Augenblick nicht
bestimmen.
Wie ich oben schon angedeutet habe, sind die Botaniker da-
hin einig, dass der R. Philonotis Ehrh. höckerige Früchte hat, nur
in der Beziehung weichen sie von einander ab, dass diese Höcker-
chen entweder in einer Reihe oder in zwei Reihen vor dem Rande
der Frucht oder über die ganze Fläche derselben verbreitet sein
sollen. Ob diese Höckerchen auf beiden Seiten, oder nur auf einer
92
Seite sein können, wird nicht angegeben. So weit nun meine
diesfälligen Beobachtungen reichen, sind diese Höckerchen stets
auf beiden Seiten der Früchte vorhanden. — Eine Ausnahme hier-
von macht R. Philonotis Bmg. En. stirp. 2, p. 130: „Fructibus
globosis uni latere marginaliter tuberculatis, stigmate hamato coro-
natis“, worauf ich hiermit aufmerksam mache. Bei der Untersuchung
der Früchte ist es nothwendig, diese so reif als möglich zu haben,
da die Höckerchen bei jungen Exemplaren kaum bemerkbar sind.
Die Früchte entwickeln sich vom Rande gegen das Zentrum der
Fruchtfläche allmälig; auch entwickeln die Höckerchen sich auf
der nach aussen gekehrten Seite viel früher und deutlicher als
auf der der Achse zugekehrten, und vielleicht liegt in diesem Umstande
dieabweichende Angabe Baumgartens. Ich habe in Siebenbürgen nur
R. Philonotis mit auf beiden Seiten höckerigen Früchten beobachtet,
me so. 2 —
Die Cyperaceen der Wetterau.
Von Friedrich Hille.
Wie sich unsere Wetterau nicht nur an Schönheit der Natur,
an Reichhaltigkeit der Thierwelt auszeichnet, so bietet sie uns auch
ein grosses Gebiet für die Pflanzenwelt, welche in ihr auf’s reich-
haltigste und schönste verireten ist. So sei es mir nun erlaubt,
eine kurze Schilderung über das Vorkommen der Cyperaceen, welche
mich immer sehr angezogen haben, abzugeben:
Cyperus flavescens L. Auf feuchten, sumpfigen, überschwemnten
Plätzen. Bei Grossenbusek und am Kinzigufer in der Eulau
bei Hanau. 7—9.
C. fuscus L. kömmt ebenso wie Vorige vor, doch schon etwas
seltner, besonders hübsch am Mainufer. 7—9.
Schoenus nigricans L. Auf sumpfigem, feuchtem Boden, soll bei Bes-
sungen und im Arheiligen-Wald bei Darmstadt vorkommen,
jedoch von mir nicht gelunden. 5—6.
Rhynchospora alba Vahl. Sumpfboden. Bei Somborn, Bieber im
Spessart, Gonsenheim bei Mainz sehr hübsch, vorkommend. 7 —8.
R. fusca R. et Sch. Auf sumpfigen, schlammigen Stellen, sandige
Stellen suchend. Bei Hanau, Steinheimer Heide, Frankfurt,
Mainz, im Hengster und im Spessart. 6—7.
Heleocharis palustrisR. Br. AnGräben, Teichen, Sümpfen. Häufig.5 —8.
H. uniglumis Link. Feuchte, sumpfige Stellen. Bei Seckbach, Offen-
bach, Mainz. 5—8.
H. ovata R.Brow. An stehendem Wasser, überschwemmten Stellen,
Rückingen, Hanau, Hengster|, Heusenstamm, Frankfurt. 5—8.
H. acicularis L. Ueberschwemmte Stellen, feuchte Wiesen. In der
33
Eulau bei Hanau, Niederrodenbach, ‚Wächtersbach, dann am
Mainhin bei Offenbach. 5—8.
Seirpus eaespitosus L. An feuchten, nassen Plätzen. Selten. Nur im
Hengster, sonst von mir nicht, gefunden. 5—6.
8, paucıflorus Lightfool, Auf feuchten Wiesen, an Bächen. Selten.
Wisselsheim, Nauheim. 6—7.
S, setaceus L. Auf sumpfigem, feuchten Boden, an Lachen, Ziemlich
häufig. Hübsch am Mainufer bei Hanau. 6—8.
S. supinus L. Au Ufern, Sümpfen, Lachen. Selten.‘ Mainspitze bei
Griesheim. 7 -8.
S. Jacustris L. An stehendem Wasser, Teichen, Gräben, Sehr häu-
fig. 5—6.
S. Tabernaemontani Gmel. An Gräben, Sümpfen, Lachen. Bei Nau-
heim und Wisselsheim. 6—7.
S. triqueter L. In stillfliessendem Wasser, Gräben, Ziemlich selten.
Darmstadt, Arheiligen, Hengster 7—8.
S. Rothit Hppe. An Lachen, sumpfigen Wiesen. Im Ganzen selten.
Bei Wisselsheim, Nauhaim und Ortenberg. 7—9,
S. maritimus L. An feuchten Stellen, Ulern. "Sehr schön bei Dor-
heim, Philippsruhe, Rumpenheim, Fechenheim, Nauheim. 7—8,
S. sylvaticus L. Nasse, feuchte Wiesen. Ueberall zu finden. 5—7.
S. compressus Pers. Feuchte, nasse Stellen, Gräben, hauptsächlicher
feuchter Sandboden, De sshalb. bei Hanau häufig, dann im Spes-
sart bei Orb. 7—8.
Eriophorum vaginatum L. Auf feuchten Wiesenplätzen, Sümpfen,
Im Taunus und Bessunger- Wald. Von mir noch nicht, gelun-
den. d—)5.
E. angustifolium Roth. An Lachen, Gräben, feuchte Stellen. Ge-
mein. 4—5. ii
E. latifolium Hppe. Nasse, sumpfige Wiesen. Häufig. Sehr hübsch
am Acisbrunnen bei Schlüchter n. Hariß,
E. graecile Koch. Sumpfige Stellen, Ufern, Zwischen Steinheim und
Mühlbeim, Hengster. 5-6.
Carez dioica L. Auf sumpfigen, feuchten Stellen. Selten. Traisa und
im -Hengster. 4—).
C. Davalliana Smith. Auf feuchten Wiesen. Bei Hochheim, Öffen-
bach, Bischofsheim, Hengster und im ‘Taunus auf dem König-
stein. 4—5.
C. pulicarisL. Sumpfige, feuchte Wiesen. Im Spe
. cyperoides L. Auf sandigem, aber feuchlem Boden. Selten. Am
Main bei Offenbach und Frankfurt. 7—9.
chordorrhiza Ehrh. Auf feuchtem, schlammigem Boden. Soll
bei Schlüchtern vorkommen. Von mir nicht gefunden, 5—#.
. disticha Hudson. Auf feuchten Wiesen, Teichen, Flüssen. Häu-
fig. Hanau, Bischofsheim, 5—6.
. arenaria L. Auf sandigem Boden, an Ufern. Ziemlich selten.
‚Alpenau. 5—6.
. vulpina L. An nassen, sumpfigen Stellen. Ziemlich ‚häufig. Höchst
N
Dh Er 2
‘Schlüchtern. Die Varietät nemorosa Willd. ist selten. Kommt
nur bei Vorheim vor. 5—6.
. muricata L. Auf trocknen Waldstellen, Wiesen. Ziemlich gemein,
var. virens bei Offenbach und Hochstadt 5—6.
. divulsa Good. In schattigen Wäldern. Selten. Hoheberg bei
Vilbach im Spessart. 5—6.
. teretiuscula L. Sumpfige, feuchte Oerter. Hengster, Kranigstein,
Frankfurt. 5—6.
. paniculata L. An Rändern von Sümpfen, Gräben. Häufig. Hanau.
Schlüchtern. 5 —6.
. paradoxza Willd. Auf sumpfigen Wiesen, an Gräben. Ziemlich
selten. Frankfurt, Offenbach, Arheiligen, Darmstadt, Bessun-
gen. 9—6. |
. Schreberi Schrnk. Auf sandigen, grasigen Hügeln. Sehr hübsch
im Lambrywald bei Hanau, Mainz. 5—6.
. brizoides L. Auf feuchten Waldstellen, im Gebüsch. Hanau,
Frankfurt, Bieber. 5—6.
C. remota L. Feuchte, sumpfige Waldstellen. Häufig. Besonders im
I zT SS 19198
AAyaaa ne
Spessart. 5—6.
. stellulata Gooden. Auf sumpfigen Wiesen, Ufern. Bei Hanau
häufig. Schlüchtern. 5—6.
. leporina. Auf feuchten Wiesen, Sümpfen, Gräben. Bruchköbeler-
Wald bei Hanau, Schlüchtern. var. argyroglochin Hornem.
Selten. Bei Bieber in Waldschluchten. 5—7.
. elongata L. Feuchte, iz Stellen. In der ganzen Mainebene,
Darmstadt, Wächlersbach. 5—7.
. canescens L. Auf nassen Wiesen, Teichen, Sümpfen. Sehr hübsch
bei Bieber, Bischofsheim. 5— 6.
. Gaudiniana Guttnik. Sumpfige Stellen, Gräben. Selten. Hanau,
Hengster bei Seligenstadt. 6—7.
. strieta Good. In Gräben, Teichen, Lachen, Hanau, Frankfurt,
Hoechst, Darmstadt, Gelnhausen. Re 6.
. Drejeri Ö. F. Lang. Feuchte, sumpfige Wiesen. Hanau, Bieber,
Oberzell, Schlüchtern. 4—5.
. vulgaris Fries. Sumpfige Stellen, Gräben. Gemein. 4—5.
. acuta L. An Ufern, Sümpfen. Sehr häufig. Hanau, Teichhaus,
Rumpenheim. var. Moenchiana W end. Selten. Orb, Offenbach.
4—5.
. Buxbaumii Whlbg. Feuchte Wiesen, Gräben, Gelnhausen, Offen-
bach, Hengster, Frankfurt. 4—5.
. supina Wahlbg. Auf grasigen, trockenen Hügeln. Selten. Castell
bei Mainz, Gonzenheim. 4—5.
. limosa L. Feuchte sumpfige Plätze. Ziemlich selten. Im Hengster,
Schlüchtern, Hochstadt. 5—6.
. pilulifera L. Sonnige, sandige Heiden. Wilhelmsbad, Bieber,
Offenbach. 4—5.
. tomentosa L. Feuchte, sandige Stellen. In der Mainebene, Ber-
gen, Schlüchtern, Vilbel, Darmstadt. 5—7.
95
C. montana L. In schattigen Wäldern. Gelnhausen, Frankfurt, Bieber,
Orb, im Taunus und Vogelsberg. 4—5.
C. ericetorum Poll. Auf sandigen Stellen, Triften. Hanau, Arhei-
N
NER SE a ae Ze ee Re Fe ee ie ee Fre He Fe
ligen, Darmstadt; Giessen. 4—)5.
. praecox Jacq. Auf grasigen Hügeln, an Wegen. Gemein: var.
longifolia bei Wilhelmsbad, var. reflexa Hppe. im Vogels-
berg. 3—35.
. polyrrhiza Wallr. An feuchten Stellen. Selten. Hanau, Geln-
hausen, Bieber. 5—6.
. humilis Leysser. An trockenen, grasigen Stellen. Kalkboden.
Frankfurt, Mainz. 3—5.
. digitata L. In schattigen Wäldern, Kalkboden. Sehr schön und
reichlich bei Schlüchtern, Hanau am Wolfsgang, Fulda. 4—5:
. ornithopoda Willd. An sonnigen Hügeln, . Raine. Darmstadt,
Arheiligen, Wiesbaden, Hünfeld. 5.
. pilosa Scopol. In schattigen Wäldern, Gebirgsgegenden. | Sel-
ten. Vogelsberg, Orb, Villbach. 4—6.
. panicea L. Nasse, sumpfige Stellen, Bäche, Gemein. Orb, Schlüch-
tern. 4—5.
. glauca Scopol. Feuchte Grasplätze, Wiesen. Häufig. Bieber,
Oberzell, Schlüchtern. 5—6.
. mazima Scop. Feuchte Wälder., Aeusserst selten, Einzeln bei
Schlüchtern. 6.
. pallescens L. Sumpfige, feuchte Wiesen. Gemein. Mühlbach im
Spessart 4—)5.
. strigosa Huds. Feuchte Stellen, Bäche, Selten. Darmstadt. 5.
. fava L. Sumpfige, überschwemmte Stellen, Wiesen. Häufig um
Hanau, im Spessart. 5.
. Oederi Ehrh. Sumpfige Wiesen, Graben. Bei Hanau, Gelnhau-
sen. 5—7;
. fulva Good. Sumpfige Oerter, torfige Wiesen. Selten. Im Heng-
ster. 5—b.
. Hornschuchiana Hppe. Auf nassen, sumpfigen Wiesen. Häufig.
Darmstadt, Mainz. 5—7.
. distans L. Auf feuchten Plätzen, Sümpfen. Hanau, Orber 'Sa-
line. 5-—6.
. sylvatica Hudson. In feuchten Wäldern. Vogelsberg, Ober-
zell. 5—6.
. Pseudo-Cyperus L. An Gräben, Sümpfen, Teichen. Bieber im
Spessart. 5—6.
. ampullacea Gooden. Sumpfige Wiesen, Gräben. Spessart, Ober-
zell, Schlüchtern. 5—6.
. vesicaria L. Auf sumpfigen Wiesen, Teichen. Bieber, Schlüch-
tern. 5—6.
. paludosa Good. An Sümpfen, Teichen, Gräben. Häufig. Fasa-
nerie bei Hanau. 5.
. riparia Curts. In Gräben, Sümpfen, Bächen. Häufig. Teichhaus
bei Hanau. 5—6.
96
C. filiformis L. In stehendem Wasser, Sümpfen. Nicht häufig. Hanau,
Steinheim, Offenbach, Dörnigheim, Schlüchtern. 5—6.
C. hirta. Auf sandigen, aber feuchten Hügeln, Wiesen, ‚Gemein. Im
Spessart sehr schön. 5.
Marburg im December 1867.
— ii —
Literaturberichte.
„Krytogamenflora von Hamburg. Erster Theil, Schaft-
halme, ‚Far, Bärlappgewächse, Wurzelfrüchtler und Laubmoose.“
Von Dr. F.W. Klatı. Hamburg. Otto Meissner. 1868. — Ein
Oktavbändchen mit 220 Seiten, in welchem die bisher um Hamburg
(mit Inbegriff der angrenzenden holstein’schen und lauenburg’ schen
Bezirke) vorkommenden und als vorkommend angegebenen höheren
Sporenpflanzen und Laubmoose abgehandelt werden. Von ersteren
werden 8 Equiseten (worunter wir das um Hamburg vorkommende
E. litorale Klw. vermissen), 18 Farne, 5 Lycopodien und 1 Rhi-
zocarpe, von letzteren mit Inbegriff von 5 Torfmoosen 164 Arten
als sicher vorkommend aufgeführt. Der Verfasser wollte dabei ganz
besonders die Anfänger berücksichtigen, wesshalb er eine über-
sichtliche Darstellung‘ ‘der Charakteristiken der Familien, Gattungen
und Arten der mit (deutschen) Beschreibungen. versöhenen Aufzäh-
lung vorangeschickt hat. Bei den Moosen hat der Verfasser sich
enge an Schimper’s Synopsis angeschlossen, und es’ sind auch
die Beschreibungen mit jenen des genannten Werkes im Wesent-
lichen übereinstimmend. Dagegen wäre nichts einzuwenden, wenn
der Verfasser dabei nicht bloss auf dem Standpunkt ‘der Synopsis
stehen geblieben wäre, sondern auch von der neueren’Literatur
und damit von den hie und da modifizirten Anschauungen Notiz
genommen hätte. So finden wir Hypnum Kneiffü neben Hypnum
aduncum aufgeführt, und dieselben wie in der Synopsis charakteri-
sirt, während es doch schon lange bekannt ist, dass das H. adun-
cum der Synopsis eine species mixta ist, welche ausser dem wahren
H. aduncum Hedwig”’s noch 3 Arten umfasst, und dass H. Kneiffü
nur ein Synonym des H. aduncvm Hedw. darstellt. Eben ‘so ver-
hält es sich mit den höheren Sporenpflanzen, über. welche dem
Verfasser die neueren Arbeiten Milde’s ganz unbekannt zu sein
scheinen. J. Juratzka.
——
Correspondenz.
Münchengrätz, den 4. Februar 1868.
Im Decemberhefte v. J. dieser Zeitschrift wird eine Erwäh-
nung gemacht von Pinus Abies, deren untere Stammesrinde eine
Aehnlichkeit mit jener von Pinus silvestris hat. Es diene zur Nach-
richt, dass im Revier Mukarov bei Münchengrätz sich mehrere
derartige Exemplare vorfinden und dieses Nalurspiel überhaupt in
unseren grossen Forsten nichts seltenes ist. Auch wurde in dieses
Revier vor Jahren ein Exemplar von Pinus Pumilio Haenke, aus
spontanem Samen gezogen, versetzt, wo es herrlich vegelirt und
reichlich Zapfen trägt, die im Frühjahre zur weitern Kultur ver-
wendet werden, Von Pinus Abies unterscheidet man hier „Roth-
und Weissfichte“, worauf die Holzarbeiter grosses Gewicht legen,
besonders die Wagner. Erstere hat eine röthliche, letztere eine
schimmelweisse Rinde. Auch ist die Struktur des Holzes selbst eine
verschiedene. — Ich besitze ein mir überflüssiges Herbar von über
1000 kultivirte Exotica, worunter viele seltene und schön präpa-
rirte Pflanzen. Gegen einen Betrag von 20 Thaler oder 36 fl. ö. W,
wäre ich geneigt diese Sammlung abzulassen. Sekera.
Szent Gothard in Siebenbürgen den 7. Februar 1868.
Heute ist es gerade ein Monat, seit ich mich bier bleibend
niedergelassen habe. Auch mein Herbar ist einige Tage darauf
wohl behalten, hier angelangt. — Wir haben anhaltend strengen,
sehr schneereichen Winter, der auf ein gutes Jahr. schliessen
lässt. -— Ich will schon zeitlich im Frühjahr an die moldauische
Grenze auf 8 Tage reisen, da zu dieser Zeit noch kein Botaniker
dort war, Seit 16 Jahren fahnde ich in Ungarn und Siebenbürgen
nach Galanthus plicatus Ma B. Es ist nicht sehr unwahrscheinlich,
dass diese Art, deren nächster Standort mir in Podolien bekannt
ist, bis nach Siebenbürgen vordringt, Sie wäre auch im östlichsten
Galizien zu suchen. Ich habe sie vor Zeiten im Wiener botani-
schen Garten lebend gesehen. Sie ist in diesem Zustand in den
Blättern himmelweit von @. nivalis verschieden. Ich glaube nicht,
dass es Einen Botaniker gäbe, der, wenn er Galanthus plicatus
lebend gesehen, den Ausspruch Ledebour’s (fl. ross. IV. pag. 114)
thut „dubius haeres, an species sit distineta.* Die Blätter sind mit
zwei den Rändern parallel laufenden tiefen Falten versehen, die
erst im Alter verschwinden, wo aber dann die Blätter an Breite
mehr deren eines ausgewachsenen Leucojum vernum gleichen. —
Soviel ich mich erinnere, stimmen die Blüthen bis auf eine ganz
unbedeutend andere Färbung der innern Perigonblätter, ganz mit
G. nivalis überein, Im Herbar aber sind in Blüthen befindliche
Exemplare von G. plicatus von @. nivalis nicht zu unterscheiden!
Vielleicht gelingt diess Einem, der Galanthus plicatus längere Zeit
und besser studirt; und es wäre in der That höchst lobenswerth,
98
wenn es einem der am botanischen Garten beschäftigten Herrn
im Interesse der Wissenschaft einfiele, die Unterschiede zwischen
den beiden Galanthus-Arten festzustellen. — Galanthus Imperati
Ten. ist nichts anders als eine üppigere Form von @. nivalis L.
Janka.
Görz, den 8. Februar 1868.
In meiner Korrespondenz vom 25. November v. J. hatte
ich den Einfluss angedeutet, welchen ein gedüngter Boden auf das
Erscheinen der ersten Blüthen und auf die Dauer der Blüthezeit
gewisser Pflanzen ausübt. Diesem Einflusse verdankt offenbar auch
Primula acaulis bei uns die so frühzeitige Entfaltung ihrer Blüthen
an den Rändern der Landstrassen und Chausseen. Daselbst zeigen
sich fast alljährlich schon mit Ende November die ersten normal
entwickelten Blüthen dieser Pflanze, während anderswo selbst bei
sehr sonniger Lage erst mit Ende Jänner die erstenBlüthen der Primula
acaulis zum Vorschein kommen. — Ein nicht minder bedeutender An-
theil an der Beschleunigung der Blüthezeit und an der Erhaltung
der Pflanze während der rauhen Winterszeit entfällt auf eine grössere
Wärmeleitungs-Fähigkeit der Unterlage. Es zeigt sich dabei der
compacte Fels in dieser Beziehung der Pflanze günstiger als das
Erdreich. Diesem Umstande ist es zuzuschreiben, dass am Fusse
eines Felsabhanges am linken Isonzo-Ufer, von den Sonnenstrahlen
unerreicht, Geranium Robertianum überwintert. Ich habe diese
Pflanze daselbst den 12. December und den 6. Februar Blüthen
und Früchte tragend gefunden. Die Blüthen waren im Vergleich zu
denen im Sommer auffallend gross und konnten wahrhaft prächtig
genannt werden. Noch am 16. Jänner fand ich an einem Felsvor-
sprung auf der Westseite eines Bachufers in Öseliano ein recht
schön blühendes Exemplar vom Linum catharticum. Der Fels bildet
eine compacte überall zusammenhängende, nach unten sich’ wahr-
scheinlich tief fortsetzende Steinmasse. Diese Erscheinung ist nicht
anders als dadurch zu erklären, dass die Felsmasse die Erdwärme
nach der Oberfläche hin rascher leitet als das umgebende Erdreich.
Denn wie könnte sonst eine so zarte Pflanze eine Temperatur von
— 2° oder gar von — 3° R. ertragen, da sie selbst im vorigen
viel milderen Winter nirgends sonst überwinterte? Am Fusse dieses
Felsens kommt Galanthus nivalis vor. Er blühet hier jährlich schon
gegen den 26. Jänner, während er selbst an Ufern von Quellen
mit beständig 10° R. erst gegen den 6. Februar zu bkühen anfängt.
— Warum überwintert Lamium maculatum, das auf fettem Garten-
boden der Jännerkälte unterliegt, zwischen Felstrümmern unver-
sehrt mit‘ Blüthen und Früchten, welche stets zur Reife kommen,
auch dort, wohin der Sonnenstrahl nicht gelangt? — Das bei uns
so häufige Wandkraut (Parietaria diffusa) stirbt, soweit es von
einer Temperatur unter Null erreicht wird, ab, weil es dabei ge-
friert und (wie ich mich diese Tage überzeugt habe) nicht die
Fähigkeit des Wiederauflebens, wie manche andere Pflanzen, besitzt.
99
Aber die dem Felsen näherstehenden Pflanzentheile gehen ‚dabei
nicht zu Grunde; der Wurzelstock treibt unausgesetzt kleine Zweige,
die erst wenn sie sich von der Felswand in Folge des Wachsens
gehörig entfernt haben, an der Spitze durch den Frost beschädigt
werden. Das gilt auch von der Nordseite der Felsen, wo doch an-
dere krautartige Pflanzen kein Lebenszeichen von sich geben. An
Felswänden des Isonzo-Thales bei Görz erhält sich in tieferen
Schluchten Calamintha thymifolia Rehb. blühend gewöhnlich bis
Mitte December. Auch Cyelamen europaenm fand sich in diesem
Winter, der jedenfalls nicht zu den milden gehört, an solchen Stellen
im December noch im besten Zustande mit reichlichen Blülhen. —
Am 18. und 19. December beobachtete ich um 8 Uhr Abends,
während das Thermometer in der Mitte eines Gartens bei der Stadt
— 250R. zeigte, auf der Gartenmauer (hinter welcher das Terrain
10° höher steht) Blätter von Melissa officinalis, Geranium Rober-
tianum, Campanula pyramidalis und Parietaria diffusa (diese blü-
hend) im normalen Zustande mit einer Temperatur von ungefähr
20 R., und es blühete ein Rosmarinstrauch am Fusse der Mauer,
während fern davon Lamium maculatum, Veronica Buxbaumii und
polita, Mercurialis annua (alle blühend) und andere Pflanzen von
Frost ganz steif waren. Was die im Winter blühenden Pflanzen an-
belangt, besitzen die meisten merklich grössere und schöner (inten-
siver) gefärbte Blüthen als im Frühjahre und im Sommer, Diess
zeigt sich in eclatanter Weise namentlich bei Geranium Robertia-
num, dessen Blüthen im Winter jene von Geran. columbinum an
Grösse übertreffen, an Malva sylvestris (welche im vorigen Winter
in Oseliano blühte), an Veronica Buxbanumiü u. a. Die Blumenkronen
von Lamium maculatum sind im Winter um die Hälfte grösser als
im Sommer und Glechoma hederaceas trägt in den ersten Tagen
Februar sogar 2—3 mal grössere Blüthen als im Mai. Veronica
polita, deren Blüthezeit bei uns bei milden und feuchten Wintern
in den December, Jänner und Februar fällt, wird gegen den Sommer
zu immer seltener und behauptet sich im Juli nur mehr: in gut
gedüngten feucht gehaltenen Gärten, aber nicht mehr mit dunkel-
blauen, sondern mit viel kleineren blassblauen Blüthen, in welcher
Form die Pflanze vielleicht die echte V. polita Fries darstellt.
F. Krasan.
Bremen, den 16. Februar: 1868.
Unter den mir übersandten Rubus-Formen hat besonders
eine meine Aufmerksamkeit erregl; sie ist zu verschiedenen Zeiten
von Herrn Bayer bei Steyr gesammelt u. z. Th. als Rubus pygmaeus
bestimmt. Dem R. glandulosus nahe verwandt, unterscheidet sie
sich von allen mir bekannten europäischen Glandulosen durch die
kurzen Staubgefässe, welche beträchtlich von den Griffeln überragt
werden. Ich habe dies Merkmal bisher sehr konstant gefunden,
während die Bestachelung des Kelches durchaus unbeständig ist.
Ich nenne die Pflanze vorläufig: R. Bayeri: R. glanduloso-selosus,
100
aculeis acieularibus; caule tereti procumbente; foliis ternatis raro
quinato-pedatis, foliolis petiolulatis; panicula elongata, ramulis eymoso-
multifloris; petalis angustis parvis, siylis stamina superantibus, ger-
minibus glabris. Herr Bayer hat vielleicht die Güte die Pflanze
weiter zu beobachten; Blüthen in Spiritus, Pollen in Canadabalsam,
frische Früchte zur Aussaat würden mir ausser trockenen Exem-
plaren in grösserer Zahl sehr willkommen sein. Da ich sowohl
einheimische wie exotische Rubi kultivire, so sind mir Früchte aus-
gezeichneter Formen unter allen Umständen willkommen.
Dr. W. O0. Focke.
XXII. Jahresbericht
des
botanischen Tausehvereines in Wien, im Jahre 1867.
Bis zu Ende des Jahres sind 428 Botaniker mit der Anstalt in
Verbindung getreten. Von diesen haben sich im Laufe des Jahres
33 mittelst Einsendungen an derselben betheiligt und es wurden von
ihnen im Ganzen über 17.000 Pflanzen-Exemplare eingeliefert. Ins-
besondere haben die Herren:
Andorfer, Alois, Mag. Pharm. in Langenlois. — Eingesendet 341
Expl. aus der Flora von Niederösterreich.
Berggren, Dr. S., Docent an der Universität Lund. — Eing. 861
Expl. aus der Fl. von Schweden und Norwegen.
Bochkoltz, W. C., Ingenieur in Trier. — Eing. 350 Expl. aus
der Fl. von Trier.
Breidler, J., Beamter in Wien. — Eing. 596 Expl. aus der Fl. von
Niederösterreich und Steiermark.
Buchwald, Pharmaceut in Brandenburg. — Eing. 800 Expl. aus
der Fl. von Preussen.
Du Moulin, Carl Graf in Bertolzheim in Baiern. — Eing. 60 Expl.
aus der Fl. von Baiern.
Falk, A., Cand. der Philos. in Lund. — Eing. 861 Expl. aus Jder
Fl. von Schweden und Norwegen.
Grundl, Ignaz, Pfarrer in Dorogh. — Eing. 342 Expl. aus der Fl.
von Ungarn.
Hartmann, Dr. K. Ritter v., pens. Professor in Steyr. — Eing. 150
Expl. aus der Fl. von Oberösterreich.
Hille, Friedrich, in Marburg. — Eing. 168 Expl. aus der Fl. der
Wetterau.
Holuby, Jos. Lud., Pfarrer in Ns.-Podhragy. Eing. 360 Expl. aus der
Fl. von Ungarn.
Holzinger, Dr. J. B.. in Graz. — Eing. 35 Expl. aus der Fl. von
Steiermark.
101
Hülsen, R., Pastor in Staykowo. — Eing. 512 Expl. aus der Fl. von
Posen.
Janka, Viktor v., k. k. Oberlieutenant in Szent-Gothärd. — Eing.
50 Expl. aus der Fl. von Ungarn.
Jönsson, J. M. A., in Lund. — Eing. 752 Expl. aus der Fl. von
Schweden und Norwegen.
Krenberger, J., Weltpriester in Raabs, — Eing. 450 Expl. aus der
Fl. von Niederösterreich und Kärnthen.
Kristof, L., in Wien. — Eing. 300 Expl. aus der Flora von
Kärnthen.
Lagger, Dr. Fr., in Freiburg. — Eing. 692 Expl. aus der Fl. der
Schweiz.
Leffler, J. A., in Gothenburg. — Eing. 382 Expl. aus der Fl. von
Schweden und Norwegen.
Lojka, Hugo, in Wien. — Eing. 54 Expl. aus der Fl. von Nieder-
österreich,
Matz, Maximilian, Pfarrer in Höbesbrunn. — Eing. 246 Expl. aus der
Fl. von Niederösterreich.
Minks, Arthur in Stettin. — Eing. 1140 Expl. aus der Flora von
Stettin und Greifswald.
Nordstedt, Dr. C. F. O., in Lund. — Eing. 861. Expl. aus der Fl.
von Schweden und Norwegen.
Oertel, A., in Nauheim. — Eine. 285 Expl. aus der Fl. der Wetterau
und der Schweiz.
Prichoda, Moritz, Beamter in Wien, — Eing. 400 Expl. aus der Fl.
von Istrien.
Rauscher, Dr. Robert, k. k. Finanzrath in Wien. — Eing. 700 Expl.
“ aus der Fl. von Niederösterreich.
Reuss, Wilhelm, in Wien. — Eing. 100 Expl. aus der Fl. von
Niederösterreich,
Schlosser, Dr. C. Ritter von Klekovski, Stalthaltereirath und Proto-
medicus in Agram: — Eing. 624 Expl. aus der Fl. von Croatien.
Schur, Dr. Ferd., in Wien. — Eing. 80 Expl. aus der Fl. von Wien.
Schwarzel, Felix, in Bastin. —- Eing.' 2405 Expl. aus der Fl. von
Böhmen.
Strobl, Gabriel, in Admont. — Eing! 947 Expl. aus der Fl. von
Steiermark.
Uechtritz, Freiherr von, in Breslau. — Eing. 584 Expl. aus der Fl.
von Schlesien.
Val de Lievre, Anton, k. k. Finanzrath in Trient: — Eing. 333
Expl. aus der Fl. von Tirol.
102
XXI. Continuatio.
Elenchi duplicatorum.
Agropyrum campestre Gr. et Gdr. Cornicularia tristis.
Carex helvola Blytt. Haematomma ventosum.
— rariflora-Sm. Plucodium inflatum.
— ustulata Whlb. Psora testacea.
Epilobium lineare Mühlb. Iehizocarpon Montagnei.
Euphrasia graeilis Fr. Rinodina Zwackhiana.
Glyceria nemoralis Uechtr. et Koern.| Solorina erocea.
Hieracium leptocephalum Schloss et
Yu k. Musei. ;
Fhutchinsia afinis Gren, Aulacomnion androgynum.
Koenigia islandica L. Barbula cavifolia.
Lappa macrosperma Wallr. — laevipila.
Oenanthe pimpinelloides L. — latifolia.
Poa strieta Lind. Bartramia poiniformis.
Potamogeton mucronatus Schrd. Brachythecium rivulare.
Silene apetala W. Dicranella squurrosa.
— maritima With. Dieranum majus.
Sparyanium fluitans Fr. Dissodon froelichianus.
Thalietrum Laygeri Jord. Encalypta rhabdocarpa.
w e Eurrhynchium Stockesü.
Lichenes. LHypnum imponens.
Alectoria ochroleuca. Meesia Albertini.
Cet. aria juniperina. Phascum curvicollum.
Cladonia botrytis. Playgiothecium denticulatum.
— macilenta. Ulota crispa.
— ochrochlora. Weissia Wimmeriana.
— 'pyeidata.
Wien (Wieden, Neumanngasse 7). |
Skofitz.
———
Personalnotizen.
— Dr. Gregor Kraus hat sich an der Universität Würzburg
als Docent der Botanik habilitirt.
— Prof. Dr. Schenk hat einen Ruf an die Universität Leipzig
erhalten.
— Dr. C. Jessen wurde zum ausserordentlichen Professor
an der Universität Greifswald ernannt.
— Dr. v..Cesati wurde zum Professor der Botanik und-Di-
rektor des botan. Gartens an der Universität zu Neapel ernannt.
— Dr. K. Fr. Schimper ist am 21. Dezember v. J. ın
Schwetzingen gestorben, nachdem er ein Alter von 64 Jahren er-
reicht hat. Die „botanische Zeitung“ bringt in ihrer Nr. 3 einen
Nekrolog geschrieben von Prof. Hofmeister.
103
Vereine, Gesellschaften, Anstalten.
— In der Sitzung der malh.-nalurwiss. Klasse der kais.
Akademie der Wissenschaft am 16. Jänner legte das, wirk-
liche Mitglied Prof. Dr. Redtenbacher die vorläufigen Resultate
einer chemischen Untersuchung des Milchsaltes der Antiaris tozxi-
caria von Dr. J. E. de Vry und Dr. E. Ludwig vor. — Der von
der Provinz Banjuwanjie im südl. Theile der Insel Java herstam-
mende Milchsalt ist weiss mit einem Stich ins Gelbliche, sein spezif.
Gew. — 106. Beim Abdampfen zur Trockene hinterlässt er 379%
eines dunklen Harzes. Die Verarbeitung des eingedampften Milch-
saftes geschah durch aufeinanderfolgendes Ausziehen mit Steinöl
(vom Kochpunkt 50 bis 60° C.) und absolutem Alkohol, dabei
bleiben in diesen Flüssigkeiten etwa 47% ungelöst. Der Auszug
mit Steinöl enthält: ein krystallisirtes und ein amorphes Harz,
einen kautschukartigen Körper, fett (enthaltend Oelsäure, Palmitin-
säure und Stearinsäure). Der alkoholische Auszug enthält: Antiorin,
eine organische Säure und einen zuckerartigen Körper. Der unlös-
liche Rückstand besteht zum grössten Theile aus einem Eiweiskör-
per, wahrscheinlich Pflanzenkasein. Seiner chemischen Natur nach
ist das Antiarin ein Glycosid, es zerlegt sich beim Kochen mit
verdünnter Schwefelsäure und Chlorwasserstoflsäure in ein gelbes
Harz und Zucker. Das krystallisirte Anliarharz, welches in feder-
arlig verzweigten, seidenglänzenden Krystallen aus seinen Lösungen
erhalten wird, unterscheidet sich sowohl in seinen chemischen als
physikal. Eigenschaften von dem durch Mulder als Antiarharz be-
schriebenen Körper.
— In der Sitzung der k. k. zool.-botan. Gesellschaft
am 8. Jänner berichtet Dr. H. W. Reichardt über eine neue
Laubmoosgattung, welche er auf eine der 3 bekannten, sämmtlich
von der Novara-Expedition mitgebrachten Phyllogonium-Arten, dem
Ph. elegans mit Rücksicht auf den ganz abweichenden Bau des
Peristoms und der verschiedenen Gestalt des Deckels gründete und
Orthorrhynchium nannte. Ferner berichtet er über den in Nieder-
Oesterreich sehr seltenen Sonchus palustris, dass derselbe im ver-
flossenen Sommer von J. Breidler an der Triesling bei Gramal-
Neusiedel nächst Wien gefunden wurde. Dr. J. Hein bemerkt dazu,
dass er diese Pflanze auf dem erwähnten Standorte bereits vor
mehreren Jahren in grosser Menge beobachtet habe.
In der Sitzung der k. k. zool.-bot. Gesellschaft am
5, Febr. berichtet J. Juratzka über das Vorkommen von Asple-
nium adulterinum Milde in Mähren und Böhmen. Von diesem
Farne, dessen zuerst Freiherr von Hohenbühel (Heufler zu
Rasen) in seinen „Asplenii species europaeae“ (Verhandl. d. zool.-
bot. Ges. VI. p. 261) als eines muthmasslichen Bastartes von A.
viride und A. Trichomanes erwähnt, welchen er A. viride ß. fallax
nannte, und den auch Dr. Milde (höhere Sporenpflanzen Deutsch-
Oesterr. botan. Zeitschrift 3. Heft. 1868.
104
lands und der Schweiz p. 40) unbedenklich für einen Bastart hielt,
war bis in die neueste Zeit nur ein einziges von Pfarrer Karl
gesammeltes, aus einem Rhizomstücke mit 3 Wedeln bestehendes
Exemplar bekannt, welches sich in der reichen Farnsammlung des
Freiherrn von Hohenbühel befindet. In letzterer Zeit tauchten
nun Nachrichten auf, dass dieser Farn bei Schönberg in Mähren
(Finder unbekannt), und bei Einsiedel nächst Marienbad in Böhmen
von Dr. J. Kalmus gefunden worden sei. — Dr. Milde, welchem
von Dr. Kalmus und Professor v. Niessl Exemplare von beiden
Standorten auf Ersuchen mitgetheilt wurden, hat dieselben näher
untersucht, und es ergaben sich dabei folgende Resultate, 1. Die
Pflanze hat mit Aspl. Trichomanes die dunkle Farbe der Segmente,
die Starrheit, die behaarte Unterseite der Segmente gemein. 2. mit
Aspl. viride: die stets ganz ungeflügelte gerinnte Blattspindel und
Stiel, die vierschenkelige Gefässmasse im Blattstiele, die sehr deut-
lichen grünen Stielchen der Segmente, und die nach der Mittel-
rippe hin zusammengedrängten Sori. 3. theils dem Aspl. Trichomanes
theils dem A. viride zukommend erscheint die Farbe der Spindeln,
welche im oberen Theile, bisweilen sogar zur Hälfte grün, in der
untern Hälfte sammt Stiel glänzend braun ist, die Nervatur der
Spreuschuppen, deren sehr viele einen, die geringere Zahl aber
keinen Nerv haben. Nach diesen Merkmalen, welche theils ent-
schieden dem A. Trichomanes, theils dem A. viride, theils beiden
zugleich zukommen, glaubt Milde den fraglichen Farn nicht gut
für einen Bastart, aber ebensowenig für eine Form von A. viride
oder A. Trichomanes halten zu können; er vermuthet vielmehr in
demselben eine dem Serpentin eigenthümliche Art, welche seinem
Aspl. Reuteri in mancher Hinsicht nahe, ihm wenigstens zunächst
verwandt ist. Da es nun von grossem Interesse ist, über das Vor-
kommen dieses Farnes auch in den angrenzenden Ländern, über-
haupt in ganz Deutschland und Europa Nachrichten zu erhalten,
so fordert der Vortragende die Botaniker jener Gegenden, in wel-
chen Serpentin vorkommt auf, ihr Augenmerk auf denselben be-
sonders zu richten. — Dr. H. W. Reichardt berichtet über eine
2. neue Laubmoosgattung, welche er auf die im tropischen Amerika
nicht seltene Neckera undulata Hedw. gründet. Dieses Moos hat
zwar vollkommen den Neckera-Typus, weicht aber durch den
Fruchtbau, durch die mülzenförmige am Grunde mehrfach zerschlitzte
Haube, durch die am Scheidchen statt der Paraphysen vorkom-
menden linearen Hochblätter, endlich durch das Zellnetz der Blätter,
welche mit grossen Flügelzellen versehen sind, ab. Er nennt diese
Gattung Neckeropsis, Ferner berichtet er über eine von dem Afrika-
Reisenden Dr. Schweinsfurth eingesendete Notiz: zur Geschichte
der Pferdebohnen (Canavallia ensiformis) der westindischen Inseln.
Diese Leguminose, welche einen kleiternden Stengel, 3zählige Blätter
und faseolusartige Früchte trägt, steht bei den Negern in West-
indien in grossem Ansehen und spielt namentlich bei ihrem Fet-
tischdienste eine Rolle. Dr. Schweinsfurth fand nun diese Bohne
105
im Innern von Alrika, in Abyssinien, wo sie gleichfalls von den
Negern kultivirt und zu gleichen Zwecken wie in Westindien be-
nützt wird, wesshalb er die Meinung ausspricht, dass das Vaterland
der Bohne Alrika sei, von wo sie erst durch die Neger nach Westin-
dien eingeführt worden sei. Schliesslich legt er einen von Kra-
$an eingesendeten Bericht vor, über eine auf Anregung des Ritt.
v. Tommasini unternommene Exkursion in das Gebirg zwischen
Canale und Diakova im Görzer Gebiete behufs Wiederauffindung
der dort angeblich vorkommenden Digitalis purpurea und Cen-
taurea carstiana. Da Krasan keine von beiden aulfinden konnte,
so scheint die Angabe ihres Vorkommens daselbst auf einem Irr-
thume zu beruhen.
ae
Literarisches.
— Von Dr. Rabenhorst’s „Flora europaea Algarum aquae
duleis et submarinae* ist das 3. Heft 320 Seiten umfassend und
mit zahlreichen Illustrationen ausgestattet, bei Eduard Kummer
in Leipzig erschienen.
— Von der neuen Zeitschrift „der Naturforscher“, redigirt
von Dr. W. Sklarek sind die ersten Nummern mit vortrefflichem
Inhalte erschienen, die Zeitschrift wird von der Dümler’schen
Verlagsbuchhandlung in Berlin ausgegeben und dürfte sich recht
bald einen weiten Lesekreis sichern. In den 4 ersten Nummern
befinden sich an Artikeln von botanischem Interesse: „Einfluss der
Wärmekapazität verschiedener Bodenarten auf die Pflanzen.* —
„Die Konservirung von Getreide und Mehl.“ — „Die Vegetation
und die Wärme.* — „Die Zusammensetzung der Maulbeerblätter
und die Seidenraupen-Krankheit.* — „Die Bewegung der Mimosa
pudica.“ — „Leuchtgas und Weintrauben.*
Sammlungen.
— Westphalens Laubmoose, gesammelt und herausgegeben von
Dr. H. Müller in Lippstadt. Zweiter Nachtrag (Nr. 436—450). —
Dieser Nachtrag, mit welchem die genannte Bryothek vorläufig ab-
geschlossen erscheint, enthält neben anderen seltenen Arten, wie
Hypnum revolvens, Dicranella curvata, Didymodon cylindricus,
Campylostelium saxicola die für Westphalen neue Breutelia arcuata,
welche auf Heideboden bei Hiltrup nächst Münster vom stud. math.
E. Holling entdeckt und eingesammelt wurde. I:nl;
— Dr. Phoebus, geh. Med.-Rath in Giessen beabsichtiget
sein Herbarium zu verkaufen. Dasselbe umfasst sowohl Phanero-
gamen als Kryptogamen in gegen 6500 Arten und befinden sich
in demselben Pflanzen von Wernekinck, Otto, Hoppe, Sieber,
Lumnitzer, Noe, CGharpentier, Steetz, Rostkovius und
Schmidt, Brandt und Ratzeburg, Flörke und Laurer, Leib-
lein, Kützing, Wallroth u. a.
8 *
106
Mittheilungen.
Ueber Rudolph Hinterhuber’s Alpenpflanzen- Anlage finden wir in
Regel’s Gartenflora (Juli 1867) Andeutungen gegeben. Die Anlage nimmt höch-
stens einige Quadratklafter ein; die Höhe ist 6 Schuh, die Lage gegen Ost; zur
Anpflanzung eignet sich am besten eine Felsenpartie aus Tuffsteinen , wo
möglich Röhrentuff, in deren offengelassenen Spalten und Fugen man die
Pflanzen setzt und mit Baummoos belegt. Die Erde zu den Hochalpenpflanzen
ist mit mehr Sand und Steinchen vermengt, wenn es Urgebirgspflanzen sind
mit Granit- oder Glimmerstaub; die zur halben Höhe der Partie gesetzten
Species erhalten minder Sand und die am Fusse der Anlage kultivirten eine
humusreiche Erde. Die Anlage ist frei gegen Osten und frei von jeder Mit-
tags- oder Nachmittagssonne, so wie von jeder Nähe von Bäumen, da deren
herabfallende schwere Wassertropfen sämmtliche Hochalpen- und Alpenpflan-
zen tödten. — Hinterhuber kultivirt schöne und interessante Alpinen, von
denen er Jedem, der davon wünscht, gerne bereit ist zu überlassen.
-
Correspondenz der Redaktion.
Herrn Prof. F. in R.: „Die Pflanzen werden willkommen sein.“ — Herrn
W. H. in B.. „Aufsatz immer erwünscht, wenn auch erst in einigen Monaten.“
— Herrn Dr. W. ©. F.: „Wird so wie jede Fortsetzung mit Dank benützt.“ —
Herrn Dr. G. L. „In einem der nächsten Hefte.“ -- Ferner P. in S.: „Im
nächsten Hefte.“ — Herrn Dr. F. in B.: „Der Auftrag besorgt.“
Inserate.
In unserem Verlage ist soeben erschienen:
Die preussische Expedition nach Ost-Asien,
Nach amtlichen Quellen.
Botanischer Theil.
Die. T.a.n. @u
Bearbeitet von Georg von Martens.
9%, Bogen Lexicon-8. mit 8 Illustrationen.
geh. Preis 2 Tbir.
Berlin, den 8. Februar 1868.
Königliche Geheime Ober-Hofbuchdruckerei (R. v. Decker).
Zur hohen Beachtung für Bruchleidende.
Der berühmte Bruch-Balsam, dessen hoher Werth selbst in Paris
anerkannt, und welcher von vielen medieinischen Autoritäten erprobt
wurde, welcher auch in vielen tausend Fällen glückliche Curen hervorbrachte,
kann jederzeit direkt brieflich vom Unterzeichneten die Schachtel A 4 fl. Oe. W.
gegen Einsendung des Betrages, da die Postnachnahme nicht stattfinden kann,
bezogen werden. Für einen nicht so alten Bruch ist eine Schachtel hinreichend.
J. J. Kr. Eisenhut in Gais, bei St. Gallen (Schweiz).
PEERFEIIENIENGEHENEERENEFIRGEED.E VERSERBSLIGENESTEC U UEREEDSCEERTREFREROERR TER ER SRRENDO —— — — — 2.6
Redakteur und Herausgeber Dr. Alexander Skofitz. — Verlag von Gerold et Comp.
Druck nnd Papier der ©. Ueberreuter'schen Buchdruckerei (M. Salzer).
Oesterreichische
Botanische Zeitschrift,
Gemeinnütziges Organ
für
Die österreichische Exemplare,
botanische Zeitschrift . onıkan die freidurch die Post be-
erscheint Botanik und Botaniker, zogen werden sollen, sind
den Ersten jeden Monats. blos bei der Redaktion
Man pränumerirt auf selbe f\„ » - Ne Sy Wieden, Neumang. Nr.7)
Man De Se Gärtner, Dekonomen, Forstmänner, Aerzte, ir A
(3 Thlr. 10 Ngr.) Im Wege des
ganzjährig, oder | Bi N Buchhandels übernimmt
a sec w. Apotheker und Techniker. Deine farion
halbjährig. Gerold et Comp.
Inserate in Wien,
die ganze Petitzeile so wie alle übrigen
10 kr. öst. W, N>: 4, Buchhandlungen.
r NYYVY \ . »
XVII. Jahrgang. WIEN. April 1868.
INHALT: Die Bedeutung der Knollen von Ranuneulus Ficaria und R. ilyrieus. Von D. Lang.
Zur Flora des Unterberges. Von Piehlmayr. — Zur Flora von Ungarn. Von Grundl. — Eine
Excursion in die Gegend des Rip. Von Sekera. — Vegetationsverhältnisse Ungarns. Von Dr. Ker-
ner. — Die eur. Fimbristylis-Arten. Von Janka. — Die eur. Eriophorum-Arten. Von Janka. —
Literaturberichte. Von Grunow. — Correspondenz. Von Janka, Pantocsek, Krasan, Dr.
Focke. — Literarisches. — Botanischer Tauschverein. — Correspondenz der Redaktion. — Inserate.
Die Bedeutung der Knollen von Zanuneculus
Ficaria und Ranunculus illyricus.
Eine histiologische Studie von Dr. Gustav Lang.
In den botanischen Lehrbüchern finden wir allgemein die
Knollen der „Ranunculus Ficaria* und „Ranunculus illyricus*
unter dem Namen „verdickte Wurzelfasern“ verzeichnet, ohne
nähere Angabe, ob unter diesem Ausdrucke auch wirklich bloss
Wurzelgebilde gemeint sein sollen oder ob bloss ein alter Schlen-
drian diese Benennung erhält, während man über eine anderwei-
tige Bedeutung der Knollen im Reinen ist. Jedesfalls wäre es
wünschenswerth sich über die Bedeutung des Wortes Knollen in
botanischer Hinsicht zu einigen, denn wie Schleiden in seinen
„Grundzügen einer wissenschaftlicheu Botanik“ treffend bemerkt,
ist mit den Ausdrücken „Knollen“ „Knollenwurzel“ etc. nichts ge-
sagt, sondern es muss für jedes pflanzliche Knollengebilde, das den
Wurzeln ähnlich in der Erde steckt, näher bestimmt werden, ob
man es mit einer Wurzel oder einem veränderten Knospentrieb,
ähnlich der Kartoffel zu thun habe. Die Ueberzeugung von der
Richtigkeit dieser Ansicht, bewog mich meine längstgehegten Zwei-
Oesterr. betan, Zeitschrift 4. Heft. 1868,
108
fel bezüglich der Wurzelnatur der obgenannten Ranunkelknollen,
durch ein eingehendes Studium der Bildungsweise derselben zu
zerstreuen und ich fasse die Resultate der behufs genannten Zweckes
bewerkstelligten histiologischen Untersuchungen in Folgendem kurz
zusammen, Der leichteren Uebersicht wegen will ich die Studie
unter 4 Punkte reihen, deren 1. von der Gestalt der Knollen und
Wurzeln der genannten Ranunkel-Species, deren 2. von den ana-
tomischen Eigenthümlichkeiten der Knollen, 3. von dem Verhält-
nisse der Knollen zur Achse und den Knospentrieben, deren 4.
endlich von der Vermehrung der Knollen handeln soll.
Gestalt der Knollen und Wurzel der Ranunkeln.
Jeder, der sich mit Botanik beschäftiget, weiss, dass die
Knollen der von mir näher untersuchten Ranunkeln die Keulenform
besitzen und zwar so, dass der an der Achse sitzende verjüngte
Theil der Keule gegen das entferntere Ende immer mehr anschwillt,
dass ferner diese keulenförmigen Knollen niemals die Länge der
vollständig ausgebildeten Ranunkel-Wurzeln erreichen. Je nach dem
Alter der Pflanze finden wir mehr oder weniger solche Knollen am
unteren Ende der Achse sitzend und es kann die Zahl derselben
bei R. Ficaria 12, bei R. illyricus sogar 30 erreichen und
übersteigen.
Niemals sehen wir aus einem Knollen sich Wurzelfasern 2.
Ordnung entwickeln, wie diess bei verdickten wahrhaften Wurzel-
gebilden z. B. bei den Knollen von Corydalis oder den Rüben,
der Fall ist, wo sich (bei Corydalis) mit jeder neubildenden Knospe
neue Wurzelfasern aus dem Organismus der verdickten Wurzel
selbst, entwickeln. Betrachten wir den Ranunkelknollen, aus wel-
chem sich eine neue Pflanze entwickelt aufmerksam, so werden
wir bemerken, dass hier die sich mit der Knospe zugleich ent-
wickelnde Wurzelfaser aus dem Knospenorganismus, nicht aber aus
dem Knollen treibt, diese Erscheinung verdient um so mehr beachtet
zu werden, als die aus dem Knospentrieb sich entwickelnde Wurzel
nicht nur zu ferneren secundären Wurzeltrieben befähigt ist, son-
dern diese Fähigkeit auch jedesmal effectuirt und es keineswegs
einzusehen ist, warum diese Fähigkeit nicht auch den Knollen zu-
kommen soile, wenn diese in Wirklichkeit nichts Anderes als ver-
dickte Wurzeln darstellen ?
Anatomische Eigenthümlichkeiten der Knollen.
Wenn wir einen Ranunkel-Knollen der Länge noch entzwei-
schneiden, so sehen wir in der Achse desselben ein Gefässbündel
gelagert. Zwischen diesem etwas gelblich gefärbten Gefässbündel
und der braunen Epidermis befindet sich das weisse, die knollige
Anschwellung bedingende Parenchym. Das Gefässbündel des Knol-
lens entwickelt sich aus dem Gefässbündel des Pflanzenstämmchens,
mit dem es auch im Zusammenhange bleibt und lauft von hier aus
109
gegen das Ende des Knollens, der bei R. Ficaria an dieser Stelle
vollkommen abgerundet erscheint, bei R. illyrieus aber in eine
Spitze zuläuft. Die Formelemente des Gefässbündels bestehen theils
aus nelzförmigen Gelässen, die mit den gleichnamigen der Pflan-
zenachse zusammenhängen und die Mitte des Bündels einnehmen,
theils aus cylindrischen, " zartwandigen einen runden Kern und Pro-
toplasma enthaltenden Zellen, welche sich mehr um die nelzarligen
Gelässe lagern, gegen die Peripherie immer dünner, kleiner und
zarter werden und endlich in die Zellenform des Pare nchym’ s über-
gehen. Die Zellen des Parenchym’s sind übrigens nicht gleich,
sondern sowohl was ihre Form als ihren Inhalt betrifft, je nach
der Stelle, an welcher sie liegen verschieden. Wenn wir die Zell-
bildungsschichte (Cambiumschichte) des Stammes der Pflanze zum
Ausgangspunkle unserer Untersuchung wählen, so finden wir, dass
die Basis der Knollen mit dieser in direktem Zusammenhange steht
und zwar finden wir an dieser Stelle die Parenchymzellen des
Knollens als rundliche, zartwandige, protoplasmahaltige und mit
Kernen versehenen Zellen, welche in jeder Hinsicht mit den Bil-
dungszellen des Stammes übereinslimmen und daher auch offenbar
die gleiche physiologische Bedeutung haben. Je mehr wir uns von
der Basis des Knollens gegen dessen Ende zu entfernen, um so
mehr verändern sich die eben beschriebenen Zellen. Sie werden
grösser, dickwandiger, eylindrisch; ihr Protoplasmagehalt tritt immer
mehr in den Hintergrund und an Stelle desselben treten Gruppen
ganz kleiner Stärkekörnchen auf, die aber schnell an Grösse zu-
nehmen und die Zellen um so mehr ausfüllen, je mehr wir uns
vom Stamme enifernen. — Es leidet keinen Zweifel, dass diese
Zellen ein höheres Alter besitzen als die an der Basis beschrie-
benen und dass der Alterungsprozess im Knollen von der Basis
gegen das Ende desselben zuschreitet. Ganz nahe dem abgerundeten
Ende der Knollen gehen jedoch die Charaktere des höheren Alters
der Parenchymzellen wieder verloren, die Zellen werden wieder .
kleiner, rundlicher, zartwandiger, verlieren den Stärkegehalt, an
dessen Stelle wieder Protoplasma tritt — mil einem Worte: wir ge-
langen hier wieder an eine jüngere Zellenformation, die offenbar
noch Proliferationsv mögen besitzt. Die Knollen besitzen dem-
nach sowohl an ihrer Basis als an ihrem Ende Gruppen
junger, Elan ana er Zellen und gegen die
Mitte — zwischen den beiden genannten Gruppenzellen
älteren Datum’s, die dem Grade ihrer Entwickelung nach
keiner weiteren Proliferation mehr fähig sind.
Was wir bis jetzt vom Parenchyme und dem Gefässbündel
gesagt haben, bietet vollkommene Uebereinstimmung bei beiden
Ranunkelarten. Nicht so ist es aber auch mit der Epidermisschichte.Und
gerade die hier sich offenbarenden Unterschiede schei-
nen um so wichliger zu sein, als sie Eigenthümlichkei-
ten vorweisen, diestrictezum Artenunterschiede beider
Ranunkeln gehören und die wir an den wirklichen
g9*
110
Wurzelfasern der genannten Pflanzen niemals wieder-
finden. Die Epidermis der genannten Ranunkel-Wurzeln zeigt
keinerlei erhebliche Abweichung in ihrer Zellengestallung vom
Parenchym, sondern besteht aus denselben eylindrischen Zellen
ohne Nebengebilde, als z. B. Haare etc. zu entwickeln. Vergleichen
wir dagegen die Epidermiszellen der Ranunkel-Knollen mit den
Parenchymzellen derselben, so wird ein auffallender Unterschied
selbst noch an jenen Stellen Platz greifen, an denen die Parenchym-
zellen ihre ursprüngliche Gestalt noch nicht durch excessive Stär-
kekornbildung und Erweiterung eingebüsst haben. Bei R. Ficaria
zeichnen sich eben die Epidermiszellen durch ihre platte, rhomboi-
dale Form aus, sie besitzen einen wachsgelben gegen Reagentien
stark resislirenden Kern und einen braunen, feinkörnigen Inhalt.
Noch viel charakteristischer präsenlirt sich die Epidermis der R.
illyricus. Die Zellen dieser besitzen nämlich ausser den schon nam-
haft gemachten Eigenschaften jene, dass sie Haare Iragen, die den
ganzen Knollen wie feine Seide einkleiden und am Ende desselben
einen wahren Schopf bilden. Dieser Haarschopf im Verein mit einer
grösseren Anhäufung von Epidermiszellen bieten den Grund jener
Zuspitzung, deren wir schon oben bei der Gestalt der Knollen von
R. illyr. Erwähnung Ihaten.
Die genannten Eigenschaften der Knollenepidermis stimmen
mit der Beschaffenheit der Epidermis der oberirdischen Pflan zen-
theile überein, denn während die nackte R. Ficaria auch nackte
Knollen treibt, theilt die seidenhaarige R. illyrieus dieses ihr Ge-
wand auch mit ihren Knollen, nicht aber auch mit ihren Wurzel-
fasern zum deutlichen Fingerzeig, dass hier Wurzel und Knollen
nicht gleich bedeutende und nur durch ihre äussere Gestalt ver-
schiedene Organe sein können, sondern dass beide sowohl nach
ihrem Ursprung als nach ihrer physiologischen Bedeulung gänzlich
verschieden zu betrachten sind.
Das Verhältniss der Knollen zum Siamme und zur
Knospenbildung.
Um das Verhältniss der Knollen zur Stamm- und Pflanzenent-
wickelung überhaupt richtig aufzufassen, wird es am Besten sein,
den Gang zu verfolgen, welchen das aus einem einzelnen Knollen
sich entwickelnde Pflänzchen einhält, bis es zur mehrjährigen schon
viele Knollen tragenden Pflanze geworden ist. Wie ich schon ein-
mal erwähnt habe, ist es die Basis des Knollens, welche nach Los-
Irennung desselben vom Mutterstamme das junge Pflänzchen treibt.
Hier zeigt sich nämlich in der ersten Zeit eine kleine weissliche
Anschwellung, welche sich allmälig in eine nach Oben zu wach-
sende Achse und in die aus dem unteren Ende dieses neuen Ach-
sengebildes treibenden Wurzeln differenzirt. Das Gefässbündel des
Knollens setzt sich hiebei direkt in das neuentstehende Gefässbündel
der jungen Pflanze fort. Die Wurzeln dieses letzteren treiben immer
ti
aus dem unteren Theil der Bildungszellenschicht der neuen Pflanze
selbst. nie aber aus dem Knollen. Während auf diese Weise eine
neue Pflanze entsteht, treiben zwischen dieser und dem Multer-
knollen, also gleichsam in der Achsel desselben schon zeitlich
neue kleine Knollen hervor, so dass mit Ende des ersten Existenz-
jahres der jungen Pflanze, am Grunde des verwelkenden Kraules
derselben schon mehrere Knollen sitzen. Das abgewelkte Kraut belebt
sich auch nicht wieder im 2. Jahre, sondern es entwickelt sich aus
der Achsel eines des neugebildeten Knollens ein neuer Knospen-
trieb, dessen Entwickelung ganz ähnlich dem vorjährigen fortschreitel
und wieder zur Bildung neuer Knollen Veranlassung gibt. Indem
sich dieser Vorgang durch Jahre wiederholen kann, die
krauligen Triebeaber injedem Jahre bis zuden Knollen
hinab abwelken, entsteht hier gleichsam ein perenniren-
der zuselbstständigem Wachsthum fähiger Wurzelstock
und dieser Theil der Pflanze ist es, den ich jedesmal
meine, wenn ich vom Stamme der Pflanze spreche. Das
Wachsthum dieses Stammes bietet bei beiden Ranunkelarten inter-
essanle Eigenthümlichkeiten und Abweichungen, denen wir einige
Aufmerksamkeit schenken wollen, weil sie uns den Sehlüssel an
die Hand geben, mittelst welchem wir uns die Anordnung der
Kuollen am Stamme je nach ihrem Alter verständlich machen. Ver-
folgen wir diese Eigenthümlichkeiten bei jeder Ranunkel einzeln.
Wie wir so eben gesehen, slirbt der aus einem Knollen her-
vorgegangene krautige Theil der Ranunkel im Herbste ab, bis an
jene Stelle, wo der Mutter- und die neugebildeten Tochterknollen
sitzen, welchen Theil ich als unterirdisehen Stamm bezeichnet habe.
Dieser Slamm zeigt wie jeder Dicolyledonenstamm einen bildungs-
fähigen peripheren Zellenring (Cambiumring). welcher ein weiterer
Zellenbildung unfähiges Zellengewebe einschliesst, dessen einzelne
Elemente nur mehr an Grösse und Dicke der Zellenwandung zu-
nehmen und später den Marktheil des Stammes ausmachen. In den
nächsten Vegetalionsjahren nimmt die Peripherie des Bildungszel-
lenringes, gerade in Folge der Proliferalion letzterer, bedeutend
zu, so dass in Folge dessen die an diesem Ringe haftenden neu-
gebildelen Knollen auseinander gerückt werden und nun nich!
mehr in der Achsel des Mutterknollens sitzen, sondern an enlfern-
teren Stellen der Stammesperipherie erscheinen. Wie lange der
unterirdische Stamm dieses Wachsihum fortzuselzen vermag, war
ich bis jetzt noch nicht im Stande zu bestimmen, aber nach den
trocknen Ueberresten vorjähriger Triebe zu uriheilen, hatte ich
keinen Stamm in Händen, dessen Alter über 4 Jahre reichte. Wäh-
rend dieser Zeit fallen die neugebildeten Knollen grösstentheils
vom Stamme um als Keime für neue Pflanzen zu dienen; der
Stamm aber geht zu Grunde. Meistens kann man schon im 2. Ve-
gelationsjahre die ersten Anfänge der Des’ruclion des Stammes
beobachten. Im Centraltheil seiner Achse werden nämlich die stark
vergrösserten Zellen allmälig braun und zerlallen moderig, welcher
>
Zerfall gegen die Peripherie fortschreitend anfangs bloss ein Hohl-
werden des Stammes bedingt, so dass derselbe nur in Gestalt eines
Ringes erscheint, endlich aber auch diesen verzehrt. Auf diese
Weise wird es erklärlich, warum die älteren R. Ficaria-Stämme
die Ringform besitzen, an welchem Ringe die Knollen einzeln oder
auch gehäuft haften, wobei die gerade vegetirende Knospe an
einem. oder dem anderen Punkte des Ringes in der Achsel eines
Knollens treibt. Aus dem eben beschriebenen peripheren Wachs-
thum des Stammes der R. Ficaria ersehen wir zugleich, warum
die Knollen derselben nicht eine dem Entwickelungsalter entspre-
chende gesetzmässige Anordnung in der Lagerung befolgen, wie
wir diess an den grünen Knospentrieben sehen; denn bei dem
vorherrschenden Wachsthum in die Peripherie und der kaum wahr-
nehmbaren Zunahme in vertikaler Richtung geht die Gliederung
des Stammes verloren und die Knollen entfernen sich bloss in der
Peripherie von einander, nicht aber zugleich auch vertikal. Der
ganze Stamm sammt vielen in der Knospe verbliebenen Zweigen
ist eben auf ein ganz kleines Volumen zusammengedrückt.
Mit der eben beschriebenen Entwickelungsweise des Stammes
von R. Ficaria stimmt im Wesentlichen auch jene von R. illyricus
überein. Eine beachtenswerthe Abweichung bietet bloss das etwas
deutlicher auftretende Wachsthum in der Längsrichtung, welch
letztere im Vereine mit der reichlicheren Knollenbildung bezweckt,
dass wir die Knollen ihrem Alter entsprechend oft in schönen
Spiralturen sich am Stamme emporarbeiten sehen. Ausserdem blei-
ben die in späteren Jahren sich entwickelnden Triebe nicht unver-
ästelt, wie bei R. Ficaria, sondern wir sehen mehrästige Triebe
sich aus den Achseln der jüngsten Knollen entwickeln.
Vermehrung der Knollen.
Was ich bisher vom Bau der Knollen, von dem Verhältnisse
derselben zum Stamme etc. gesagt habe, wäre wohl hinreichender
Beweis dafür, dass diese nicht die Bedeutung verdickter Wurzeln
haben, sondern den Werth ganz anderer Pflanzentheile besitzen.
Den unmittelbarsten Aufschluss über die Natur der Ranunkelknollen
gewinnen wir jedoch aus dem Verlaufe ihrer Vermehrung, welcher
uns zugleich genügende Erklärung über die Ursache der analomi-
schen Eigenthümlichkeiten der Knollen bietet. Ich habe schon
mehrmal im Verfolge meiner Arbeit Gelegenheit gehabt, die Achsel
der Knollen als einen besonders wichligen Theil derselben hervor-
zuheben. Wir müssen auf diesen Theil noch einmal zurückkehren
und seine Struktur einer eingehend genauen Prüfung unterwerfen
Führen wir durch einen Knollen einen halbirenden Längsschnilt,
so dass letzterer auch noch den mit dem Knollen zusammenhän-
genden Stammestheil in vertikaler Richtung treffe und machen wir
uns nun aus dem Achseltheile mikroskopische Längsschnitte, so
werden wir finden, dass sich in jeder Knollenachsel zwei Zellen-
113
haufen streng voneinander scheiden und auch gegen das Parenchym
der Knollen sich abgrenzen. Bei jungen Knollen bieten diese beiden
Haufen das Bild von Alveolen, deren Centrum aus kleinen, runden,
feinkörnigen Zellen besteht, die dann gegen die Peripherie von
mehrfachen Schichten alveolär gelagerter mehr kubischer und
grösserer Zellen umgeben werden. Die im Centrum liegenden,
kleinen, runden Zellen vermehren sich schnell und vergrössern
dadurch den Zellenhaufen, wobei sich die gegen die Peripherie
andrängenden Zellen ebenfalls alveolär lagern, die ältesten peri-
pheren Schichten aber deutlich die Neigung zu regelmässigem Ab-
blättern vom Zellenhaufen zeigen, ganz so, wie wir es an Knospen-
keimen zu sehen gewöhnt sind, die sich zu blältertragenden Aesten
entwickeln. Zu gleicher Zeit sehen wir in jedem Zellenhaufen ım
engen Anschluss an das Gefässbündel des Knollens ein gleichsam
hievon abzweigendes junges Gefässbündel zur Entwickelung gelan-
gen. Fällt der Knollen während dieser Zeitperiode vom Stamme,
so sehen wir bald den zum Stamme näher gelegenen Zellenhaufen
zu einem grünen Trieb auswachsen, während der 2. Zellenhaufen
in seiner Entwickelung zurückbleibt und zu einem jungen Knollen
wird in dessen Achsel, ganz analog dem ebenbeschriebenen Vor-
gange, wieder zwei neue Zellenhäufcehen entstehen. Nur auf diese
Weise ist es erklärbar, warum die aus einem Knollen sich ent-
wickelnde R. Ficaria am Ende ihres ersten Vegelationsjahres vier
Knollen trägt.
Der soeben beschriebene Entwickelungsvorgang erklärt auch,
wie ich erwähnte, die anatomischen Eigenthümlichkeiten der Knol-
len, von denen wir früher gehandelt und zu denen wir z. B. die
Epidermis der Knollen gerechnet haben. Es erscheint nun ganz
natürlich, warum diese lelztere, als hervorgegangen aus der äusser-
sten Zellenschicht der jungen Knospe, sowohl was die Form ihrer
Zellen als auch deren Appendices anbelangt, ein Analogon der
Epidermis des grünen Triebes darstellen. Hiedurch findet auch seine
Erklärung das besondere Wachsthum der Knollen, welches nach
den bisher erörterten anatomischen Verhältnissen derselben, nicht
bloss an der Spitze (Ende) sondern auch an der Basis fortschrei-
tel, enisprechend dem grünen Trieb, dessen in den Achseln wach-
sende Blätter wir uns in der Basis des Knollens zusammengedrängt
denken müssen und dessen Achse, wie der Knollen an der Spitze,
wächst.
Fassen wir alle Ergebnisse zusammen, die wir bisher gegen
die Wurzelnatur der Ranunkelknollen geltend gemacht und als Be-
weis für die Knospennatur derselben aufgebracht haben, so können
wir folgendes Resume stellen:
{. Die Ranunkelknollen haben nicht die Gestalt der bisher
mit Gewissheit erkannten verdickten Wurzeln, denn sie besitzen
die Keulenform.
2. Die Ranunkelknollen treiben nie Wurzelfaser zweiter Orl-
nung, während die Ranunkelwurzeln diese Eigenschaft manifestiren.
114
3. Das Leben der Knollen erstreckt sich auf mehrere Jahre,
während die wahren Wurzeln der Ranunkeltriebe einjährig sind.
4. Die Epidermis der Knollen ist verschieden von jener der
Wurzeln, stimmt aber mit der Epidermis der grünen Triebe überein.
5. Die fortpflanzungsfähigen Zellen der Knollen liegen sowohl
an der Basis als an der Spitze derselben; jene der Wurzeln nur
an deren Spilze.
6. Jeder neue Knollen entwickelt sich aus der Achsel eines
älteren.
7. Jeder Knollen vom Mutterstamme getrennt, ist zu neuen
Pflanzen- und Knollentrieben befähigt.
8. Sowohl die grünen Triebe als auch die Knollen haben in
ihrer ersten Anlage die gleiche Entwickelung. Aeussere Verbhält-
nisse wirken bestimmend dahin, ob sich aus den völlig analogen
Anlagen grüne Triebe oder Knollen entwickeln.
Es ist einleuchtend, dass die systematische Charakteristik jener
Gruppe, welche die knollig-wurzeligen Ranunkeln bisher bildeten —
durch die angeführten Ergebnisse eine Aenderung erleidet, indem
es künftighin von diesen Ranunkeln heissen muss: sie besitzen
einen mehrjährigen unterirdischen Stamm, an welchem
knollig veränderte Knospenanlagen haften, deren jede
wieder die Fähigkeit besilzt, die Grundlage eines neuen
Stammes zu werden. Wir haben hier demnach denselben Vor-
gang vor Augen, der schon seit längerer Zeit an der Kartoffel
erkannt worden ist.
Pressburg, den 10. Februar 1568.
nn ——
Zur Flora des Unterberges in Salzburg.
Von F. E. Pichlmayr.
Schön gestaltet liegt dieser Berg als, Gränzwächter gegen
Südwest des grossartigen Salzachthales. Seine reichen Marmor-
brüche und Sagen machten ihn in fernen Landen berühmt. Reich
an Schluchten und Felsenrguppirungen, bietet er auf seinen Höhen-
punkten weitgedehnte Fernsichten, seine Alpen werden von einer
Menge Naturfreunde besucht. Die Besteigung kann von mehreren
Seiten unternommen werden, und richtet sich wohl meist nach dem
Wohnsitz, den man inne hat, oder nach dem Ausflug selbst, den man
ausführen will.
Immerhin ist der Besuch von sa:zburgischer Seite der grössere,
da der Tourist entweder über die Firmianalpe und steinerne Stiege
auf das Geiereck wandert, und von hieraus seine beliebige Wegs-
richtung über den Salzburgerhochthron einschlagen kann, oder er
115
lässt sich hinter dem zweiten Steinbruch zu dem Steig führen, der
längs der saussenden Wand zur Schwaigmülleralpe leitet. Eine an-
dere Besteigung geschieht von Grossgmein auf die Vierkaser, und
eine letzte von Berchtesgaden auf die Zehnkaser. Ein Theil der
Südseite ist wegen seinen schroffen Wänden fast unbesteigbar und
wenige Sennereien sind mit Ausnahme des Scheibenkasers sehr
früh- und spätzeitig bewohnt.
Polypodium vulgare L. An Baumstämmen am Fusse des Berges.
— Dryopteris l.. Vorgebirg des Berges.
Aspidium Lonchitis Sw. In der untern Rositte.
— aculeatum Döll. Verbreitet, steigt bis zu den Alpen.
Polystichum Oreopteris DC. In den untern Waldstellen.
— spinulosum DC. Besonders zahlreich am Weg zur Rositte.
— Filic mas Roth. Verbreitet in der Waldregion.
Cystopteris fragilis Döll. In der Rositte und den Steinbrüchen.
— alpina Link. In einer Felsengrube auf der Schwaigmühleralpe.
— montana Link. In Brunnthal.
Asplenium Trichomanes L. Am Fusse des Berges.
— viride Huds. Ebendaselbst.
— rulta muraria L. An abgerollten Steinmassen beim Fürsten-
brunn u. s. w.
Scolopendrium officinarum Sw. An der Fürstenbrunner Quelle.
Blechnum Spicant Roth. In der höhern Alpenregion.
Pteris aquilina Roth. Bei Grossgmein am Fusse des Berges.
Selaginella spinulosa Al. B. Auf dem Geiereck.
— helvetica Spring. Am Fusse des Berges.
Agrostis alpina L. In der Nähe des Salzburgerthrones.
— rupestris All. Ebendaselbst.
Carex alba Scopol. In der untern Waldregion.
— atrata L. Auf den höhern Stellen des Berges.
— capillaris L. Auf den S. Hochthron.
— ferruginea Scop. Bei und unter der steinernen Stiege.
— firma Host. An Felsen.
— mucronata All. Fand Jellmolli in der Nähe des Scheibenkasers.
— sempervirens All. Auf sehr magern Stellen.
— tenuis Host. Am Fusse des Berchtesgad. Thron. Jellmolli.
Festuca gigantea Vill. Zerstreut.
— pumilla Vill. Zerstreut.
—- sylvatica Host. Zerstreut.
Juncus monanthos Jacq. In Gruben und nassen Stellen z. B.
Mückenbrunn.
— trifidus L.
Luzula flavescens G.
— glabrescens Hoppe. Beide gerne im Krummholze.
— mazima. Zahlreich zwischen der untern und obern Rositte.
Poa alpina L. Allgemein zerstreut hie und da.
— bulbosa L. = n a
116
Poa hybrida Gaud.
— minor Gaud. Auf Felsen.
Aconitum Napellus L. In reiner Form nicht.
— Var. formosum Rb. Schwaigmühleralpe.
— — Kölleanum Rb. dio.
— Störkeanum Rb. Südlich auf der Bach- und Kienalpe.
— variegatum L. In der Rositte sehr schön.
— Cammarum Jacgq. Zahlreich. Rositte, Schwaigmühleralpe.
— macranthum Rb. Rositte bei der Scharte.
— variegatum Rb. Rosittenthörl.
Adenostiles albifrons Cass. Mit nachfolgender vertheilt an feuchten
und schattigen Stellen.
— alpina. Cass.
Alchemilla alpina L. Steinerne Stiege und überhaupt an magern
Orten auf der Höhe des Berges.
Androsace Chamaejasme Wulf, Thron, Geiereck.
— helvetica Gaud. Bei den steinernen Kasern.
— lactea L. Auf der Schwaigmühleralpe.
Anemone ulpina L., grandiflora Hoppe. Besonders schön bei dem
Eisloche und am Fusse des Abfalters.
— narcissiflora L. Gemeinsam mit obiger.
Arabis alpina L. Schon bei den Steinbrüchen.
— arenosa Scop. Gemein.
— bellidifolia Jaq. Seltner.
— ciliata RB. Sandige Stellen z. B. Rositte.
— Jirsuta L. Meist im Vorgebirge.
— pumila Jacgq. Meist an Quellen. Mückenbrunn, Goldbrünnlein.
Allium sibiricum Wild. Klingerscharte.
— Victorialis L. An der Vorderseite der ober Rositten Alpenhülte.
Alsine verna Bartl. Auf dem hohen Throne.
Arctostaphylos alpina Sprg. Auf dem sogenannten Ochsenkopf.
Aronicum scorpioides Koch. Zwischen dem Abfalter und Hochthron.
— Clusü Koch. Bei den steinernen Kasern.
Aronia rotundifolia Pers. Am Wege zur Schwaigmülleralpe.
Aster alpinus L. Auf dem salzburg. und Berchtesgadner Thron.
Atragene alpina L. In der Rositte und Schwaigwmühleralpe, wie
andern Orts.
Atropa Belladona L. Vom Fusse des Berges bis zur Alpenhöhe
z. B. Steigt zur Rosilte und Schwaigmühleralpe.
Azalea procumbens L. Geiereck.
Bartsia alpina L. Allenthalben verbreitet.
Bellidiastrum Michelii Cass. Am Fusse des Berges bis zur Höhe
treffend.
Betonica Alopecurus L. Stein. Stiege u. s. w.
Betula ovata Schrk. Im Voralpen-Gebiete.
Cherleria sedoides L. Salzburger und Berchtesgadner Thron.
Campanula alpina L. Nur auf der Höhe des Berges in Vertiefungen
— burbata L.
117
Campanula Scheuchzeri Vill. Besonders schön auf dem Wege
zur Schwaigmühleralpe.
Carduus defloratus L. Schon im Rosittenbache, auf den Sand-
plätzen des Berges gemein.
Circaea alpina L. Im Brunnthal, Rositte u. s. w.
Cirsium spinosissimum Scop. Rechts vom salzb. Thron in der Thal-
verliefung.
Corallorrhiza innata RBr. Auf alten morschen Baumresten von
der untern Firmianalpe bis zur steinernen Stiege.
Coronilla vaginalis L. In dem Rositlengraben am Fusse des Berges
dürfte fast durch Anlegung eines Kalkofens verschwunden sein.
Nach A Angabe auch unter der Loiderhöhle.
Crepis austriaca Jacq. Am Eingang der sleinernen Stiege.
— aurea Cass. Auf dem Berge zerstreut, gemein.
Dentaria enneaphylios L. In der Rositte, Brunnthal, Grödigerthor.
Draba aizoides L. An Felsen, z. B. Sonnenwendstadt, Geiereck,
Throne.
Dryas octopetala L. Rositte, beim Stiege, unter dem Geiereck.
Eimpetrum nigrum L. Berchtesgadner Thron.
Erigeron alpinus L. Hoher Thron.
— glabratus Hoppe. Auf grossen Steinen vor der Schwaigmüh-
leralpe.
Epilobium montanum L. Vom Fusse des Berges bis zu den Alpen.
— orıganifolium Lmk. In der Mittelregion am Steige zur Schwaig-
mühleralpe. Stein. Stiege u. s. w.
— trigonum Sehrk. Ebendaselbst.
Gentiana acaulıs L. Zerstreut.
— asclepiadea L. Am Fusse des Berges. Wegränder zur Rosilte.
— bavarica L. Am Fusse des Geiereckes in grossen Rasen ebenso
in der Rositte, Mückenbrunn.
— ciliata L. Ebendaselbst.
— nivalis L. Zahlreich auf der obern Firmianalpe.
— pannonica Scop. Auf der Höhe des Berges vertheilt.
— punctata L. Ist fast ausgerollet zwischen 4 und 10 Kaseralpen.
Geranium sylvaticum L. Unter der steinernen Stiege zahlreich und
and. Orts.
Globularia cordifolia L. Rosittenfelsen.
— nudicaulis L. Zahlreich in der Rosilte.
Goodyera repens RB. Auf vermoderten Baumresten. Im Walde der
ersten Firmianalpe gegen die stein. Sliege.
Gypsophyla repens L. Auf dem Hochthrone.
Gymnadenia albida Rich. Auf der Höhe des Berges
Habenaria viridis R. Brw. Dessgleichen. Meist bei len Alpenweilden.
Helianthemum oelandicum W hib. Geiereck, Thron.
Hedysarum obscurum L. Throne, Felsen bei den 10 Kasern.
Heracieum austriacum 1. Zahlreich verbreitet,
Hieracium Auricula L. Auf Weidestellen.
— glabrescens Hoppe. Am Throne.
118
Hieracium sazatile Jacq. Am Weinsleige.
— villosum L. Verbreitet an felsigen Stellen.
Homogyne alpina Gass. Auf dem Berge zerstreut.
Imperatoria Ostruthium L. Zerstreut unter Krummholz.
Juniperus nana Wild.
Laserpitium Siler L. Vielseitig angegeben sah es nie.
— latifolium L. Bei dem Steinbruche.
Lepidium alpinum L. An feuchten Stellen wie in der Rositte.
Linum austriscum L. Bei der Loiderhöhle und am südlichen Abhang
des salzb. Thrones.
Lonicera alpigena L. Schon am Fusse des Berges, bis gegen die
Alpen.
— nigra L. Am Steig zur Schwaigmühleralpe.
Lunaria rediviva L. Unter dem Grödiger Thörl, dann bei der sau-
senden Wand.
Malaxis monophyllos Sw. In waldigen Orten.
Melampyrum sylvaticum L. Gemein.
Meum Mutellina Gärl. Vertheill auf der Höhe des Berges.
Moehringia muscosa L. Am Fusse des Berges, z. B. zwischen den
Steinbrüchen und beim Fürstenbrunn u. s. w.
Myosotis alpestris Smt. Am schönsten auf der obern Firmianalpe.
Nigritella angustifolia Rich. Ist verlheilt auf der Höhe.
Oxytropis montana DU. Auf der südl. Seite des hohen Thrones.
Pedicularis Jacquini Koch. Zerstreut durch den Berg. Geiereck,
Thron u. s. w.
— incarnata Jacgq. Dessgleichen.
— recutita L. Seltener. Zwischen salzb. und Berchtesgadner Thron.
— verticillata L. Auf den höhern Punkten zerstreut.
Pinguicula alpina L. In den Bachrinnen der Rosille.
Pinus Pumsilio Hke. Ueberzieht den ganzen Berg.
Plantago atrata Hoppe. Zwischen Geiereck u. Thron u. and. Orts.
Polygonum viviparum L. Zahlreich vertheilt.
Potentilla aurea L. Bei dem Fusse des Geiereckes, Schwaigmüh-
leralpe u. s. w.
— caulescens L. An Felsen der Rositte, bei den Steinbrüchen u. s. w.
— minima Hall. Auf der obern Firmianalpe, dann um die Hütten-
plätze der Schwaigmülleralpe.
Primula Auricula L. An Felsenwänden des Berges.
— minima L. Berchtesgadnerthron.
Pyrola secunda L. Am Fusse des Berges. Bei d. hintern Steinbruche.
-—- uniflora L. Steigt gegen die Alpen.
Ranunculus aconitifolius L. Am Steige zur Schwaigmühleralpe.
— alpestris L. Zerstreut an feuchten Stellen.
— lanuginosus L. Vom Fusse des Berges bis zu den Alpen gemein.
— montanus Willd. Steigt in die Alpen.
-- polyanthemos Schl. Am Fusse des Berges.
Rhododendron hirsutum L. Zahlreich durch d. B. vertheilt.
149
Rnododendron ferrugineum L. Bei dem Eisloche und rechts von der
Schwaigmühleralpe.
— intermedium Tsch. Unter dem erstern hie und da.
Rhodothamnus Chamaecystus Rb. Rositte, und an verschied. Stellen.
Rosa alpina L. Rositte, bei der sausenden Wand u. s. w.
— pendulina Aiton.
— pyrenaica Guan.
Rumez alpinus L. Um alle Alpenhütten.
Salix arbuscula L. Sehr vertheilt auf dem Berge.
— glabra Scop. Unter der Schwaigmülleralpe.
— reticulata L. In der Nähe des Mückenbrunnes.
— retusa L. Auf den höchsten Stellen salzburg. und Berchtesgad-
nerthron.
Saussurea pygmaea Sprg. Südwest. Seite bei d. Berchtesgad. Thron.
Saxifraga aizoides L. Nasse Bachgräben wie Rositte, dann auf dem
Weg zur obern Firmianalpe u. s. w.
— Aizoon Jacq. An Felsenstellen.
— androsacea L.. Nasse feuchte Stellen, Rositte, stein. Stiege.
— Burseriana L. Im Brunnthal, südlicher Kamm der Rositte,
— caesia L. Rosilte, Geiereck und sonst vertheilt.
— rotundifolia L. Von den Voralpen bis zur Höhe meist im
Krummholz.
— stellaris L. Sehr häufig in der Rositte und an Quellen.
Sedum atratum L. Auf abgerollten Steinen ziemlich gemein.
Senecio abrotanifolius L. Ist nur auf der Höhe zerstreut, auch bei
der Schwaigmühleralpe.
Silene acaulis L. In Rasen auf dem Geiereck, Throne u. s. w.
— quadrifida L. Nasse Stellen, z. B. Rositte, Brunnthal, Klinger-
alpe, auch am Fusse des Berges.
Soldanella alpina L. Sehr verbreitet.
— pusilla Baumg. Seltener. Zwischen Salzb. Thron und den stei-
nernen Kasern.
Streptopus amplexifolius DC. Auf der Kienbergalpe. Jellmolli.
Sonchus alpinus L. Am sogenannten Hoppebrünnlein nächst der
sausenden Wand.
Sorbus Chamaemespilus Crzt. In der Umgebung der Schwaigmüh-
leralpe.
Thesium alpinum L. Auf dem Schwaigmühlersteig, Rositte u. s. w.
—- rostratum M. & Koch. Rosiltenthal.
Thymus atpinus L. Vom Fusse des Berges bis zur Alpenregion.
Tozzia alpina L. Sehr gerne im Mitterthal auch bei dem Mückenbrunn.
Valeriana montana L. Zuerst am Fusse des Berges und bis zu
den Alpen.
— sawutilis L. In der Rosilte, Schwaigmühleralpe, und and. Orts.
Veratrum album L. Bei den 4 Kasern und 10 Kasern.
Veronica alpina L. Moorige und feuchte Stellen am Steig zu dem
Mückenbrunn.
120
Veronica aphylla L. Auf der Schwaigmühleralpe, unter der stein.
Stiege, Mückenbrunn u. s. w.
— integrifolia Schrk. Seltener zuweilen in der Mittagscharte.
— montana L. In Waldstellen.
— sazatilis Jacq. Besonders schön auf der Schwaigmühleralpe.
— urticaefolia L. Am Fusse des Berges und Rositte.
Viola biflora L. An nassen Stellen, Geiereck, Thron u. s. w.
Salzburg, im December 1867.
—
Zur Flora von Ungarn.
Yon Ignaz Grundl,
In der ersten Hälfte des Monats Juni befand ich mich zu
Szolnok bei der Theiss, und konnte während meines dortigen
Aufenthaltes einen ganzen Tag zum Bolanisiren verwenden, Es
war der 13. Juni ein schöner aber heisser Tag, als ich mich zu
der Theiss, und der Zagyva, welche sich hier in die Theiss mün-
det, aufmachte, in der angenehmen Hoffnung, recht viele Selten-
heiten ausbeuten zu können. Allein zwei enigegengesetzte Elemente
hatten hieroris für die Flora sehr nachlheilig gewirkt. Einerseits
hatte nämlich das Wasser durch Ueberschwemmung die Wiesen
weit und breit derart verschlemmt, dass ausser der staudenarligen
Roripa palustris Bess. darauf Nichts zu sehen war. Anderseils
hatte aber die seit mehr als 4 Wochen anhaltende Dürre vieles
vernichtet. Neben dem Damme, der nach Török Sz. Miklös führt,
entfaltete so eben die hier sehr häufige Glycyrrhiza echinata L.
ihre runden Blüthenköpfe. Die grünen Oasen bei der Zagyva waren
gefüllt mit den bereits stengeltreibenden Statice Gmelini W. und
Artemisia monogyna W.K. Die von der Ueberschwemmung trocken
gewordenen Aecker bedeckte Plantago tenuiflora W. K., Pholiurus
pannonicus Trin., Spergularia marina Bess., Gypsophila muralis
L. und COrypsis alopecuroides Schrad. Die feuchten Gräben be-
herbergten tausende von Ranunculus polyphyllus W. K. leider aber
meist verschlemmt und verstümmelt. — Hordeum maritimum W ith.,
Glyceria distans Wahlb., Oxytropis pilosa DC., Kochia sedoides
Schrad., Triticum cristatum Schreb. und Aegilops caudata L.
war überall an Wegen anzutreffen. Auf Aeckern unter dem Getreide
zeugte sich häufig: Turgenia latifolia Hoffm., Allium suaveolens
Jacgq. und Ornithogalum pyrenaicum L. Mit dieser Ausbeute begab
ich mich auf die Eisenbahn, deren Zug mich in wenigen Stunden
glücklich heimbrachte, und ich war froh, meine Gegend wieder zu
erblicken, denn wenn man an Gebirge gewohnt ist, da fühlt man
sich in so einer stein- und baumlosen Ebene, wo man nach allen
121
Richtungen hin Tage lang nicht den kleinsten Hügel erblickt —
wirklich unheimlich.
Einen zweiten Ausflug machte ich Ende August in das Hon-
ther Komitat nach Kemeneze. Von diesem Orte aus schlängelt sich
gegen Osten zu, ein mehrere stundenlanges von hohen mit Laub-
holz bewachsenen Gebirgen begränzltes Bachthal; dieses durch-
streifte ich bis zu der herrschaftlichen Puszte, Kirälyhäza genannt;
hier war in schönster Blüthe der so angenehm und stark duftende
Senecio nemorensis L. häufig zu sehen. Hie und da waren auch
die zarten Pflänzchen von Filago minima Fries und Polyenemum
Heuffelä Läng. zu erhaschen. Bei der genannten Puszie erhebt
sich ein pyramidenförmiger steiler Berg Namens Bugyihö. Diesen
zu besteigen nahm ich mir vor, und meine Mühe ist nicht unbe-
lohnt geblieben. Denn gleich nach kurzem Steigen zeigte sich
schon in grosser Menge, der durch seine kahlen und grossen,
runden Blätter so schön ausgezeichnete Thymus montanus W. K.,
den ich seit einigen Jahren schon vergebens suchte. Weiter oben
an feuchten, grasigen Stellen stand in vollster Blüthe Selinum Car-
vifolia L. — Epipactis latifolia All. war auch noch blühend im
Walde zu finden. Besonders schön prangte aber die grossblüthige
Galeopsis versicolor Curt. auf lichten Stellen des Waldes in über
3 Schub hohen staudenarligen Exemplaren mit Circaea lutetiana L.
Nachdem ich von der Kuppe dieses Berges die prächtige Aus-
sicht bis in die Gegend von Schemnilz genossen, meinen Durst mit
den süssen Früchten des Rubus fruticosus L. gestillt, und zum
Andenken von hieraus die Calamagrostis sylvatica DC. in meh-
reren Stücken eingelegt hatte, kehrte ich zurück, um nach genos-
sener Mahlzeit, die nördliche Seite dieser Gegend zu besichtigen.
Von dieser Seite ziehen sich mit schönen Weingärten gut bestellte
Hügel bis nach Barälhi hin. Von den Hecken dieser Weingärten
ragten weissliche Rispen empor, die ıch aus der Ferne für irgend
eine Art der Calamagrostis hielt; als ich aber solche näher betrach-
tete, da zeigte sich in diesen zu meiner grossen Freude — die
schöne Melica altissima L. in Klafier hohen Exemplaren, mit bis
einen Schuh langen, weisslich grünen Blüthenrispen geziert, eine
Pflanze, die ich im lebenden Zustande zum erstenmale auffand.
Auf grasigen Plätzen dieser Hügel, ist auch das in unserer Gegend
so sellene Peucedanum Chabraei Rchb. häufig vorgekommen mit
Salvia glutinosa L. und Centaurea decipiens Thuill. Aus diesen
bestand der botanische Fund dieses Tages; freilich nicht sehr
grossarlig, aber für einen Botanophilen ist doch immer die Mühe
gelohnt, wenn er, sein Augenmerk bloss auf Seltenheiten richtend,
bei so vorgerückter Jahreszeit, in wenigen Stunden, sich mit einem
Dutzend Species seltener Pflanzen in beliebiger Menge versehen kann.
Dorogh bei Gran, den 9. Jänner 1868.
re
Eine Exkursion in die Gegend des Rip oder
Georgigebirges.
Von W.S. Sekera.
Das Frühjahr von 1867 kam spät und war lange kalt, daher
ich erst in den schönen Pfingsttagen (11. und 12. Juni) einen Aus-
flug in die Gegend von Weltrus machen konnte, wobei ich auch
meinem gegebenen Versprechen, die Residenz von Freund Fier-
linger, dem seinerzeiligen eifrigen Forscher im Riesengebirge
und mehrjährigem Begleiter der verewigten Frau Josefine Kablik,
aufzusuchen, nachkommen wollte. Ich schätze mir F. um so mehr,
als er der Erste war, der die Neigung zu der scienlia amabilis zur
Zeit meiner Universitätsjahre 1836—38 in mir weckte und mich
beim seligen Vater Opiz einführte. Ich und F. unternahmen von
Prag aus fleissig Exkursionen in die Umgebung, auch öfters nach
Karlstein und einmal an den Standort des Erythronium dens cunis
L. am Ausflusse des Zayava in die Moldau, 8 Wegstunden von
Prag, nahe Eule.
Weltrus ist die nächste Station von Kralup gegen Bodenbach
und von da an fängt eigentlich das sogenannte böhmische Paradies.
Die Bemühung eines Bolanikers hieher wird zu jeder Exkursions-
zeit reichlich belohnt, so dass er ehe er es ahnet, beim Herum-
wandern bis in die Gegend des Mittelgebirges mehrmals die gesam-
melten Schätze sichten muss.
In Weltrus erwartete mich F. und wir fuhren immer hart an
der Bahn nach dessen 1%, Stunde entfernten freundlichem Wohn-
sitze Neudorf, das von vielen intelligenten Landwirthen bewohnt
ist und Botanikern eine gute Unterkunft bietet. Nur leider konnte
mich F. nicht begleiten, da er schon längere Zeit an einem Fussübel
litt, daher ich jeden der 2 Morgen meines Aufenthaltes fleissig die
Runde unternahm. Gleich am Ausgange des Dorfes gegen Westen
bemerkt man eine lange Strecke von weissem Kalkmergel und die
Ebene gegen Welwarn und Leitmeritz mit vielen und schönen
Wiesenflächen.
Gegen West-Nord, Nord und Nord-Ost erheben sich sanft auf-
steigende Anhöhen voll fruchitbarer Aecker mit immensen Onobry-
chis-Saaten, die gerade in ihrer schönsten Flor waren. Ober diesen
Anhöhen erstreckt sich ein Plateau von Aeckern; im Hintergrunde
eiwa eine Fahrstunde erhebt sich der majestätische Rip oder
Georgiberg bei Raudnilz und weiterhin das Mittelgebirge. Gegen
Süden sieht man von diesen Höhen die Elbe und die Moldau nebst
der romantischen Ebene bis Prag. Das Substrat ist Kalk, die Vege-
lation eine rege und ausgiebige, ebenso die Oekonomie und der
Hopfenbau. Auf jedem Schritte trifft man die diesem Substrate
123
eigenthümlichen Pflanzen und wir werden den Ueberblick desselben
vom Südausgange des Dorfes vornehmen.
An den Hopfengärten entlang, triffi man hie und da Cerinthe
minor L. nebst Nonnea pulla DC. und steigt eine sanfte grasige
Anhöhe hinauf, wo einige Slöcke von blühender Ceutaurea mon-
tana L. und einer Salvia pratensis L. von fremdartigem Habitus
sich vorfanden. Die Salvin erwies sich als S. dumetorum Andrz.
und hat viel Aehnlichkeit mit der $. pratensis L. var. bicolor W.
K. Der ganze Habitus ist straff, die Blüthen kleiner als bei S. pra-
tensis, die Unterlippe rein weiss, die Blätter derb, stark und viel
gebuchtet. Leider stand nur ein grosser Stock zu Gebote, der ge-
schont wurde und sich auf dieser ruhigen Stelle leicht vermehren
kann, wenn nicht eine unbarmherzige Sichel seiner Fortpflanzung
durch Samen Eintrag Ihut. Am Rande der Anhöhe weiter gehend,
erblickte ich ca. 50 Schritte unter mir auf grasigen Stellen meh-
rere hohe weiss blühende Pflanzen, die mir fremdartig vorkommen
und beim Annähern fand ich zu meiner grossen Freude, dass es
die Silene viscosa Pers, ist. Ich sah sie zum erstenmale lebend.
Es waren ca. 100 Stöcke vorhanden, darunter einige 30 blühend
und ihre Stengeln voll angeleimter Insekten, darunter viele Bienen,
die erlöst wurden. Ich nahm nur wenige schwächere Pflanzen
sammt der Wurzel und einige Jährlinge für den Garten, das Uebrige
blieb für die Vermehrung verschont. Es ist diess nach Tausch der
einzige Standort in Böhmen, daher wolle er von nachfolgenden
Botanikern geschont werden.
Von da kömmt man in ein Kieferwäldchen mit Silene Otites
L., S. nutans L. nebst schönen Rasen von Seleranthus intermedius
a. Bönnigh. An das Wäldchen gränzen fettige Aecker mit einer
Unzahl von Anagallis coerulea L. und Caucalis daucoides L. Tiefer
herabsteigend findet sich an Rainen Salvia sylvestris L. nebst
einer Menge von Astragalus austriacus L., welchen ich ebenfalls
zum erstenmale lebend sah und einige Stöcke für den Garten nahm.
Ich kam, ohne zu wissen, in die Thalebene zurück und wan-
derte zwischen Onobrychis und anderen Saaten gegen Ostnord
die anderen Anhöhen hinauf, wo am Rande der humusreichen Fahr-
wege mir öfters blühendes Rapistrum perenne All. begegnete, von
denen ich die kleinsten nahm. Nun traf ich gegen die Anhöhen zu
Strecken mit Lathyrus sativus L. bebaut, was mir auffallend war
und noch mehr, dass ich keine Pisumplanlage sah. Als Ursache
davon erfuhr ich, dass die Erbse hierlands ungeniessbar sei, indem
jedes Korn von Bruchus pisi, dem Erbsenkäfer, bewohnt sei und
dafür Lathyrus zum Schweinbraten sehr gut schmeckt. Am Rande
aller dieser Fluren war Astragalus austriacus verbreitet und auch
hie und da Diplotaxzis viminea DC. nebst Euphorbia Gerardiana
L., wo dagegen E. Cyparissias L. fast gänzlich fehlte.
Auf der Anhöhe befindet sich ein grosses Laubgebüsch mit
anhängendem Kieferwalde nebst einer sonnigen Waldblösse von
Juglans regia umsäumt. Der Boden ist im Gerölle mit Letten und
Oesterr, botan. Zeitschrift 4. Heft. 1508. 10
124
die Vegetation eine kräftige. Im Schalten des Juglans zieht sich
ein grasiger Graben mit Eryngium campestre L., Reseda lutea L.
und einer Menge Orobanche Eryngü Dub. Es ist die erste Oro-
banche, die ich lebend sah, denn in meiner Gegend fehlen alle
Arten, nur bei Jungbunzlau soll sich O. caryophyllaces Sm. vor-
finden. Auf der Blösse waren zahlreiche Stöcke von Linum tenui-
folium L. eben im Anfange der Blüthe, Silene Otites, S. nutans,
Pyrethrum corymbosum im Gehölze, wo sich später auch Physalis
Alkekengi L. vorfindet. Ehendort Erysimum durum Presl., Inula
hirta L., Hieracium Banhini Schult., Campanula persicifolia L.
und schöne Rosenarlen, wo auch R. gallica nicht fehlte. Im Schalten
der Kiefer war eine Menge Hieracium murorum mit seinen Varie-
täten und am Ausgange an lettigen Stellen Ajuga Chamaepytis L.,
Conringia orientalis L. und ein Stock von Lithospermum officinale
L. Ueberhaupt sah ich selten so ein blüthenreiches Laubgehölze
wie dieses, was meinem Freunde F., als dessen Besitzer, auch
Freude macht.
Oben auf einer Aufsattelung angelangt, ruhte ich aus und vor
mir breitete sich die schönste Ebene voll reicher Aecker mit dem
Rip — etwa 1 Fahrstunde entfernt — im Hintergrunde und seiner
alterthümlichen Georgikapelle auf der Kuppe. Es war ein sehr
schöner Tag und prachtvoll war der Anblick des Wolkenspiels auf
dem Berge, der nur weniges kümmerliches Gehölze hat und dieses
nebst den anderen Pflanzen von den Schafen abgeweidet wird. Das
Wolkenspiel war wie fata morgana anzusehen, wo sich sonnige
und schattige Flächen am Berge bildeten und letztere wie dichtes
Laubgebüsch sich ausnahmen. Leider konnte ich nicht mehr hin
und 4 Wochen später fand ihn Freund Winkler abgeweidet, wo
er nur einzelne Ex. von Hypericum elegans Steph. erbeuten konnte.
Beim Herabsteigen von diesen Höhen ging es über ältere
Brachen mit dichtem Rasen von allen möglichen Varietäten des
Thymus Serpyllum L. in dessen schönster Flor. Auch Conringia
orientalis nebst Rapistrum perenne und Cerinthe minor war hier
häufig, dazu hie und da üppige Stöcke von Carduus nutans L.
Weiter unten zwischen Rapssaaten waren mächtige Büsche von ab-
geblühtem Erysimum repandum und somit wurde die Exkursion
als eine befriedigende beendet. Für die Zukunft geht es eine Sla-
tion weiter und auch auf den Berg selbst, jedoch Trockenpapier
muss auch mit.
Münchengrätz, den 4. Februar 1868.
125
Die Vegetations-Verhältnisse des mittleren und östlichen
Ungarns und angrenzenden Siebenbürgens.
Von A. Kerner.
X.
247. Dianthus arenarius L. — (D. serotinus W. K.). — Auf
den Terrassen und in den Rılzen felsiger Bergabhänge, auf Sand-
hügeln und Sandflächen, manchmal in ganz lockerem Flugsande.
Im mittelung. Berglande auf den Dolomitkuppen der Pilisgruppe,
auf dem Spissberge und Adlersberge und im Leopoldifelde bei Ofen.
auf Dolomitfelsen in der Vertesgruppe bei Csäkvär und Gänt. Von
den felsigen Bergen auf die zunächst angrenzenden Sandflächen
der Thäler und auf die das Bergland besäumenden Niederungen
hinabsteigend; so bei Gran und Maroth, Solmar nächst Vörösvaär,
Keer im Tolnaer Kom. und auf der Csepelinsel. Auf der Debreeziner
und Keeskemeter Landhöhe stellenweise in grosser Menge bei Räkos
Palota, Pest, Soroksär, Bagh, Monor und Pilis, Also Dabas, P. Sal-
losar und im Tapiogebiete bei Szt. Märton Käla. In der Tiefebene
und im Bihariageb. nicht beobachtet. — Dolomit, tert. Diluv. und
alluv. Sand. — 95—250 Met. — (Die Blätter und Stengel der auf
den Dolomitfelsen wachsenden Exemplaren sind häufig mehr hecht-
blau überlaufen, als jene des Flugsandes; doch findet man auch
auf dem Flugsande gar nicht selten Exemplare, deren Blätter und
Stengel ganz oder theilweise eben so hechtblau sind wie jene der
Dolomitfelsen. In allen anderen Merkmalen stimmen die auf Felsen
gewachsenen Exemplare mit jenen des Sandbodens auf das genaueste
überein und es hiesse der Natur einen Zwang anthun, wollte man
diese auseinanderhalten. Gelrocknete Exemplare des D. arenarüns
L. aus Schonen, Galizien, Frankfurt an der Oder und Königsberg
unlerscheiden sich nicht im geringsten von den auf den Dolomit-
bergen des mittelung. Berglandes und auf den sandigen Landhöhen
des ungar. Tieflandes wachsenden Exemplaren und auch Exemplare
des D. arenarius aus Samen von Königsberg in Preussen und vom
Spissberge bei Ofen im Innsbrucker bot. Garten herangezogen,
stimmen vollkommen mit einander überein. Sadler führt in der
Fl. Com. Pest. den D. arenari:s L. als „D. plumarius L.“ auf. D.
plumarius L. unterscheidet sich aber durch grössere weniger tief
zerschlitzte mit einem breiten verkehrteiförmigen Mittelfelde ver-
sehene Blumenblätter , eiförmige oben in eine kurze Spitze zuge-
schweifte im Verhältniss zur Kelchröhre längere Kelchschuppen und
längere aufrecht abstehende Stengelblätter. D. arenarius L. zeigt
tiefer zerschlitzte mit einem länglichen Mittelfelde versehene Blu-
menblätter, gestutzt-abgerundete mit einem aufgesetzten Spitzchen
versehene Kelchschuppen und kurze steif aufrechte dem Stengel
10
126
parallele Stengelblätter. — Kitaibel war, wie aus seinen Angaben
deutlich hervorgeht, über den hier behandelten Dianthus selbst
nicht im Klaren. Er führt seinen D. serotinus in den Itinerarien
mitunter auch als D. arenarius auf, bezeichnet die Nelke der Ofener
Dolomitfelsen in den Adi. p. 227 als D. hortensis Schrad. und
erwähnt ebenda auf der nächsten Seile, dass D. serotinus, dem er
D. arenarius als Synon. beisetzt, auch auf den Dolomitfelsen des
Adlersberges bei Ofen vorkomme. — D. hungaricus Pers., welcher
in dem nördlichen Karpatenzuge vorkommt und den ich vom Lö-
wenstein im Com. Trentschin, von der Ohniste im Liptauer Com.,
von Hradeck und aus dem Kocsieliskoer Thale besitze, unterscheidet
sich von D. arenarius L., durch die eiförmigen in eine kurze Spitze
zugeschweilten Kelchschuppen, von D. plumarius L. durch kleinere
viel tiefer zerschlitzte und mit einem länglichen Mittelfelde verse-
hene Blumenblätter und von beiden vorzüglich durch die kurze
Kelchröhre, welche in der Regel nur 3 mal so lang als breit ist,
während sie bei D. arenarius und plumarius 4 mal so lang als
breit erscheint. — Diese Nelkenarten vom Typus des D. arenarius
vertreten sich gegenseilig in der Weise, dass D. arenarius L. dem
mittelungarischen Berglande und den sandigen Niederungen, D.
petraeus den östlichen Karpaten, D. hungaricus den nördlichen
Karpaten und D. plumarius den östlichen Ausläufern der Kalkalpen
angehört).
248. Saponaria Vaccaria L. — Auf bebautem Lande, an den
Böschungen der Eisenbahndämme, in den Geröllen der Flussufer,
sehr selten auch auf Sandilächen. — In den Thälera des mittelung.
Berglandes bei Paräd, Waitzen, Ofen. Sehr verbreitet auf der Kecs-
kemeter Landhöhe bei R. Palota, Cinkola, Kis Tarcsa, Pest, Sorok-
sär, Monor und Pilis, Nagy Körös. In der Tiefebene bei Czegled,
Szolnok, Ujvaros. Auf der Debreeziner Landhöhe bei Teglas, in
den Thälern des Bihariageb. bei Grosswardein, Belenyes und Petrani,
— Tert. dil. und all. Sand- und Lehmboden. — 80— 220 Met.
249. Saponaria officinalis L. — Aufl wüsten Sandilächen, im
Sande und im Gerölle der Bach- und Flussufer, an den Böschungen
der Eisenbahndämme und in Beenbaunhe — In den Thälern
und Niederungen am Rande des mitlelung. Berglandes bei Paräd,
Waitzen, Gran, Altofen, Ofen, Szt. Miklos. Auf der Kecskemeier
Landhöhe bei P. Csörög, R. Palota, Cinkota, Kis Tarcsa, Bagh, Pest,
Soroksär und oft massenhaft an dem Damme der von Pest nach
Czegled führenden Eisenbahn bei Alberti, Monor und Czegled. In
der Tiefebene bei Szolnok und Ujväros. Auf der Debreeziner Land-
höhe bei Teglas, Balkäny und Szakoly. In den Thälern des Biha-
riabirges im Geb. der schnellen Körös bei Grosswardein, im Geb.
der schwarzen Körös bei Petrani, Scei, Rezbänya, Petrosa, im Geb.
der weissen Körös bei Jöszäsz, Monösa, Halmaza; im Geb. des
Aranyos bei Vidra. — Der letzigenannte Slandort der höchste im
ganzen Gebiete. — Terl. dil. und alluv. Sand und Schotter. — 80
bis 660 Met.
250. Cucubalus baceiferus L. — In Erlen- und Stieleichen-
wäldern, zwischen Weidengebüschen und Röhricht an den Ufern
der Bäche und Flüsse, an den Zäunen der Obstgärten in den Dör-
fern. — Im mittelung. Berglande in der Matra bei Paräd. Auf den
Donauinseln, namentlich auf der Csepelinsel bei Pest. Auf der Kecs-
kemeler Landhöhe bei Säari unterhalb Pest, im Walde der Puszta
Peszer bei Alsö Dabas und bei Nagy Körös. Häufiger im Bereiche
des Bihariagebirges auf dem tertiären Vorlande von Grosswardein
bis Belönyes. In grosser Menge im Thale der schwarzen Körös bei
Vasköh in dem Gehölze nächst dem Ursprunge des grossen Mühl-
baches. — Diluv. u. alluv. Sandboden. — 80-350 Met.
251. Silene inflata Sm. — Auf Wiesen und an grasigen Plätzen
an Feld-, Weingarten- und Waldrändern durch das ganze Gebiet.
In allen Gruppen des mittelung. Berglandes, auf der Kecskemeter
und Debreeziner Landhöhe und auch auf den Donauinseln und i
der Tiefebene beobachtet. Im Bihariageb. durch die ganze Eichen -
region verbreitet. Die höchsten im Gebiete beobachteten Standorte
im mittelung. Bergl.: auf den Wiesen nächst dem Normabaum bei
Ofen, im Bihariageb.: am Dealul vetrilor bei Rezbänya und am Moma
in der Gruppe des Plesiu. — Auf allen im Gebiete vorkommenden
Substraten. 80—820 Met
252. Silene conica L. — An grasigen Plälzen auf Sandhügeln
und Sandflächen, seltener auf Feldern und auf lehmbedecktem stei-
nigen Boden der Bergabhänge. Im mittelung. Bergl. in der Pilis-
gruppe aul den diluv. und alluv. Sandhöhen zwischen Vörösvär und
Csolnok bei Gran sehr häufig, sonst noch hie und da vereinzelt
auch auf lehmigem und trachytischem Boden bei Altofen und Pomäsz
und am Blocksberge bei Ofen. Massenhaft über die ganze Kecske-
meter Landhöhe von Waitzen bis Kecskemet: bei P. Csörög, R.
Palota, Pest, Soroksar, Üllö, Monor, Pilis, Alberli, Nagy Körös, P.
Peszer. Ebenso häufig im Tapiogebiele bei Nagy Kata, auf der Cse-
pelinsel und in der Stuhlweissenburger Niederung bei Keer und
Vajta. Der höchste beobachtete Standort am Sandberge bei P. Csaba.
— Tert. u. diluv. Sand; selten auch auf Trachyt und Lehm. 95 bis
250 Met.
253. Silene dichotoma Ehrh. — Im mittelung. Bergl. auf
Brachäckern am Plateau des grossen Schwabenberges und an stei-
nigen buschigen Stellen in aufgelassenen Weingärten und am Rande
der Weinberge an der Süd- und Ostseite des kleinen Schwaben-
berges. Hier stellenweise häufig, sonst aber im Gebiete nirgends
beobachtet. — Diluv. Lehm. 180-380 Met.
Silene pendula L. In der Nähe des Stadtwäldchens bei Pest auf Schutk
an Gartenmauern, Flüchtling aus den Gartenanlagen.
128
OT
Die europäischen Fimbristylis-Arten.
Von Victor v. Janka.
. Stylus 2-fidus nune solum superne fimbriato-eiliatus, nunc
etliam basi villis relexo-patenlibus praedilus; squamae (glumae)
glabrae v. hispidulac; involucrum inflorescentiam aequans v.
superans. 2.
Stylus 3-fidus nudus; squamae (glumae) villoso-pubes-
eentes; involucrum umbella simpliei plerumque dimidio brevius:
Fimbristylis Cioniana Savi.
. Stylıs solum superne fimbriato-ciliatus; squamae obtusae v.
aculae mueronalae. 3.
Stylus basi eiliis divaricalis vestitlus; squamae aristato-
mucronalae. 4.
Umbella subsimplex; spieculae ovatae subiurgidae; squamae ob-
tusae mucronalae: F. annua R. et Sch.
Umbella composila; spieulae ovato -oblongae; squamae
aculae mucronatae: F. dichotoma \ ahl.
. Squamarıum hispidularum mucrones arcualo-patulae in apice
spieularum quasi comosae:
F. squarrosa Vahl. (Pogonostylis squarrosa Bert.)
Squamarum glaberrimarum laevium muerones arrectae
v. adpressae; F. adventitia Gesati.
Die europäischen Eriophorum-Arten.
Yon Victor v. Janka.
. Spieula solitaria. 2.
Spiculae plures. 5.
Lana ob selas hypoginas copiosissimas sericeas dense conferla
mollis; squamae (glumae) acuminalae ex loto hyalinae; vagina
folii supremi subspathaceo-dilatata tumidula plerumque aphylla
vel limbo brevi plano instrucla. 3.
Lana ob setas hypoginas 4—6 lantum, parcissima cri-
spatula; squamae pleraeque oblusiusculae nervo dorsali her-
baceo, viridi percursae; vagina lolii supremi adpressa lamina
herbacea seltacea praedita: Eriophorum alpinum L.
3. Culmi versus apicem Irigoni; rhizoma caespitosum:
E. vaginatum L.
Culmi teretes; rhizoma stoloniferum. 4.
. Antherae oblongae vel ellipticae; lana alba v. candida:
E. Scheuchzeri Hoppe, (E. capitatum Host).
Antherae lincares; lana in colorem rufum vergens:
E. russeolum Fr.
. Peduneuli glabri laeves; achenia allenualo-acula:
E. angustifolium Roth,
129
Pedunculi plus minus scabri v. hispiduli; achenia rotun-
data mutica. 6.
6. Spieulae etiam plantae fructiferae pleraeque striete erectae;
peduneuli subtomentoso-hispiduli; folia ad summum lineam lata:
E. gracile Koch. (E. triquetrum Hoppe).
Spieulae dem um nulantes; peduneuli scaberrimi: E. latifolium Hoppe.
Sz. Gothärd bei Szamos-Ujvär (Siebenbürgen), am 7. März 1868.
m muess er > —
Literaturberichte.
Flora europaea algarum aquae dulcis el submarinae.
Auctore L. Rabenhorsl.
Die allgemeine Beschäftigung mit Naturwissenschaften hat in
neuester Zeil so viel Neues zu Tage gefördert und in fast allen
Fächern eine so umfangreiche Literalur hervorgerufen, dass kaum
der, welcher sich speziell mit einem kleinen Bezirke des weiten
Reiches befasst, im Stande ist, allen neuen Erscheinungen zu fol-
gen, wenn ihm nicht ungewöhnliche Mittel zu Gebote stehen. Die
Schwierigkeit vermehrt sich durch die Ausbreitung europäischer
Racen in fremden Welttheilen, welche, wo immer der Zustand des
Trappers, welcher den Boden Schritt für Schritt mit Aufgebot aller
physischen Kraft dem Wilden entringt, in den eines sicheren unge-
störten Besitzers übergegangen ist, nun überall auch ihre geistige
Kraft zu entfalten beginnen und besonders schon in den entfern-
testen Bezirken werkthälig in das naturwissenschaftliche Treiben
der Neuzeit eingreifen. So wird dem schon riesigen Kreise des
Bekannten täglich Neues hinzugefügt, und dieses wird nicht mehr
an einigen europäischen Gentralpunkten veröffentlicht, sondern fast
überall, wo europäische Kultur Wurzel gefasst hat. Es hat dieses
allgemeine ausgebreitete Wirken eiwas Grossartiges, Erhebendes
in sich, nur schwindet dabei immer mehr das gemächliche Wirken
früherer Tage. So muss uns jetzt die Linneische Zeit als eine
süsse Idylle erscheinen, wo ein Mann, freilich mit höchster Bega-
bung und eisernem Fleisse ausgestattet, das ganze Reich der Natur
bis in die damals bekannten Details zu erforschen, zu sichten und
seine Zeilgenossen mit dem abgerundeten Ganzen zu erfreuen im
Stande war. Jetzt wird wohl Niemand mehr daran denken, auch
nur die bekannten phanerogamischen Pflanzen in ähnlicher Weise
bearbeiten zu wollen, da sich ausrechnen lässt, dass selbst für die
oberflächlichste Behandlung ein Menschenleben zu kurz wäre. Will‘
man aber jetzt das Zerstreute gründlich sammeln, und Nichts
ausser Spiel lassen, was über Systematik, Physiologie und Pflan -
zengeographie veröffentlicht wurde, so sieht man mit Schrecken,
wie klein man den Kreis seines Wirkens nehmen muss, um etwas
Genügendes leisten zu können, und entweder die Flora eines klei-
nen Landes oder die Bearbeitung einer kleinen Pflanzenfamilie sich
130
als Gränze setzen. Für die Phanerogamen und die höheren Krypto-
gamen ist wenigstens in vielen Ländern Europas durch engere oder
weitere Spezieltloren so viel geschehen, dass der Freund der Natur
sich selbst in den meisten Fällen sichern Rath holen kann, für die
niederen Kryptogamen fehlt es aber durchaus an der Neuzeit ent-
sprechenden Zusammenstellungen, da hier erst die letzten Jahr-
zehnte mit dem immer tiefer eimdringenden neuen Mikroskope eine
früher wenig bekannte und beachlete Welt zu erschliessen begannen.
Gehen wir speziell zu den Algen über, (nebenbei gesagt
einem sehr willkürlich abgegränzten Bezirke ohne entschiedenen
Zusammenhang), so trilt uns in ©. Agardhs Species Algarum die
erste vollständigere Zusammenstellung der damals bekannten Algen
entgegen. Mehr durch Tradition und spätere Erörterungen seiner
Arten nach Originalexemplaren weiss man jetzt, was in diesem für
seine Zeit ausgezeichneten Werke beschrieben wurde. Es würde
diess auch für Kützing’s Species algarum, welche 20 Jahre später
erschien, gelten, wenn der Autor nicht mit einer beispiellosen Aus-
dauer bemüht wäre, das vor langer Zeit Beschriebene durch viele
Tausende selbst in Kupfer gestochener Abbildungen für alle Zeiten
festzustellen. Aber auch dieses nach und nach entstandene Riesen-
werk nähert sich nur in den zuletzt bearbeiteten Familien der
erwünschten Vollständigkeit. J. Agardh hat nur die höhern Algen
bearbeitet. Seine Fucoideen von 1849 so wie die ersten Abthei-
lungen der Florideen, welche in den 50. Jahren erschienen, sind
für die Jeiztzeit schon voll der empfindlichsten Lücken, und selbst
in den zuletzt bearbeiteten Rhodomeleen ist ihm ein wichtiger Theil
der damals vorhandenen Literatur entgangen. Harvey, leider zu
früh durch den Tod seinem grossarligen. Wirken enlrissen, war
ebenfalls mehr in den höheren Algen heimisch, und hai überhaupt
nur Spezialfloren einzelner Länder gegeben. Was die niederen Algen
betrifft, so existiren nur von den Diatomaceen und Desmidiaceen
der Neuzeit entsprechende Zusammenstellungen von Archor und
Ralfs in Pritchard’s Infusorien; aber auch hier ist seil der
letzten Ausgabe dieses Werkes eine grosse Menge neuer Arten
und Galtungen einzureihen, besonders die zahlreichen von Gre-
ville beschriebenen fossilen und exotischen Diatomeen. Bei den
übrigen Familien der niederen Algen mangelt aber seit Kützing’s
Species algarum eine solche Zusammenstellung gänzlich, und muss
man sich in den klassischen Arbeiten über einzelne Familien und
Galtungen von Archor, Areschoug, Bailey, Bary, Braun,
Brebisson, Cohn, Crouan, Greville, Kützing, Lewis, Le
‘Jolis, Meneghini, Naegeli, Pringsheim, Reinsch, Thuret,
Waltz, Zanardini und Anderen so wie in zahllosen zerstreulen
Veröffentlichungen Ratlı holen. Aller dieser oft kaum herbeizuschal-
fenden und schwer zu bewältigenden Lileratur steht nun besonders
der Anfänger, so wie der, welcher die Algen nicht zu seinem aus-
schliesslichen Studium macht, ralhlos gegenüber, und wird gewiss
ein Werk mit Freuden begrüssen, welches ihn in den Stand. selzl,
131
wenigstens die Süsswasseralgen seiner Umgebung mit ziemlicher
Sicherheit dem neuesten Standpunkte der Wissenschaft gemäss
selbst zu bestimmen, so wie auch dem Fachmanne in vielen Fällen
die Zusammenstellung des Bekannten und Hinweisungen auf ihm
entgangene Literatur als wichtiges und zeitkürzendes Hilfsmittel im
höchsten Grade erwünscht sein muss. Betrachten wir nun das Ra-
benhorst’sche Werk diesen beiden hier gestellten Anforderungen
gegenüber.
Seit einer langen Reihe von Jahren ist Rabenhorst unab-
lässig für die Verbreitung kryptogamischen Wissens mit grösstem
Erfolge thätig gewesen, theils durch billige Jedem leicht zugäng-
liche Werke, theils durch die von ihm herausgegebenen Kryptoga-
mensammlungen, deren Nummern nach vielen Tausenden zählen,
und welche durch die Betheiligung zahlreicher Autoritäten auch
jedem Fachmanne unentbehrlich sind. Eine grosse Anzahl Arten
wurden mit mehr oder weniger Berechtigung von den verschie-
densten Autoren in diesen Sammlungen zuerst veröffentlicht, deren
Sichtung und Beschreibung im systematischen Zusammenhange wir
nun in dem vorliegenden Werke finden, nebst einer Reihe Arten,
welche an Rabenhorst von einigen Autoren zur Veröffentlichung
milgelheilt wurden. Auch ich habe viele Beobachtungen und einige
Arten zu diesem Zwecke in Rabenhorst’s Hände gelangen las-
sen, da es mir viel wünschenswerther erschien, dieselben in einem
zusammenhängenden Werke veröffentlicht zu sehen, als an zer-
streuten Orten, wo sie vielen ganz unzugänglich sind. Was die
von Rabenhorst benutzte Literatur betrifft, so vermisse ich kaum
etwas Wichtiges, was auf den vorgezeichneten Kreis irgendwie
Bezug hat. Seine Arbeit spricht für die reichen Literaturmittel,
welche ihm zu Gebote stehen und für die sründliche Durcehnutzung
derselben. Es zeigt sich diess auch in sehr erwünschter Weise bei
den Jahreszahlen, die nicht nur den Gattungen, sondern auch vielen
besonders den zu verschiedenen Zeiten wiederholt aufgestellten
Arten beigefügt sind. Dass Jemand, welcher ein ähnliches Werk
schreibt, alles selbst gesehen und untersucht haben solle, ist un-
denkbar. Es bleiben immer, auch bei viel enger abgegränztem Wir-
kungskreise, eine Menge Sachen, welche man mit dem traurigen
Zeichen n. v. versehen, ohne eigene Kritik aufführen muss. Jeden-
falls hat aber Rabenhorst mehr als irgend ein Anderer Gelegen-
heit gehabt, eine Menge von Gegenständen zu prüfen, die ihm
durch seine allseitige Korrespondenz und durch den Besitz fast
aller irgendwo herausgegebenen Kryptogamen Exsiccaten zugäng-
lich waren, was sich auch durch die zahlreichen Citationen derselben
im Werke selbst bethätigt. Für den Anfänger und Denjenigen,
welcher die Algen nur nebenbei in den Kreis seiner Beobachtungen
zieht, sind die zahlreichen Holzschnitte, welche die Gattungen
veranschaulichen, jedenfalls von grösster Wichtigkeit. Schon in
seiner 1853 erschienenen Kryptogamenflora von Sachsen und der
Niederlausitz hat Rabenhorst mit solchen dem Texte eingedruckten
132
Gattungsbildern den Anfang gemacht, welche wir nun in dem vor-
liegenden Werke bedeutend vermehrt wiederfinden, und bei deren
Anblick wir nur unsere vollkommene Zufriedenheit über die Aus-
wahl und die Schönheit der Holzschnitte ausdrücken können. Der
Werth solcher Abbildungen erhellt besonders aus der vielfach be-
währten Thatsache, dass Anfänger sich selten aus den Beschrei-
bungen einen klaren Begriff von einer Gatlung machen können
und vergeblich sich abmühen, manches ihnen neue Gebilde unter-
zubringen, mit dem Bestimmen der Art aber, wenn sie die Gattung
einmal erkannt haben, und die Art überhaupt gute und konstante
Unterscheidungsmerkmale besitzt, meist viel weniger Schwierigkeiten
haben; theils weil der Kreis, in dem sie zu suchen haben, enger
ist, theils weil gestaltliche Abänderungen bei einer durch eine
oder mehrere Arten bildlich erläuterten Gattung ihnen nun leichter
fasslich werden. Der Umfang des Werkes ist dem ursprünglichen
Plane nach auf die Süsswasser- und Brackwasser-Algen Europas
beschränkt. Es ist nun nicht zu verkennen, dass diese Gränzen
kaum im sirengsten Sinne fest gehalten werden können. Die nie-
deren Algen sind auf der ganzen Erde wenig verschieden und
enthalten eine grosse Menge vollständiger Kosmopoliten. Ueberhaupt
sind mit Ausnahme der Diatomaceen und einiger Desmidiaceen bis
jetzt noch wenig aussereuropäische niedere Algen beschrieben worden,
so dass sich auch Rabenhorst bewogen gefunden hat, die exoti-
schen und fossilen Formen theils nur zu erwähnen, theils mit den
Beschreibungen als Anhang einer jeden Gattung beizufügen. Obwohl
ausserhalb der Gränzen des Werkes liegend, wäre eine durchgrei-
fende Aufzählung aller bekannten, exotischen und fossilen Formen
mit kurzer Beschreibung sehr erwünscht gewesen, da von vielen
exotischen Arten die Auffindung in Europa und von zahlreichen
fossilen Arten wegen ihrer Langlebigkeit das Antreffen im lebenden
Zustande zu erwarten steht. Noch schwieriger gestaltet sich die
Abgränzung als Süsswasser, brackische und marine Formen, und
hat Rabenhorst auch diesem Uebelstande nur dadurch abhelfen
können, dass er sich nur im allerersten Anfange bei den Melo-
sireen an die vorgezeichneten Gränzen gehalten, im weiteren
Verlaufe des Werkes jedoch auch die Formen des offnen Meeres
vollständig in seinen Kreis gezogen hat, so dass der Titel des
Werkes eigentlich einer Erweiterung bedarf.
Die erste Section des Werkes enthält die Diatomaceen, welche
leider bis heute noch keinen allseitig anerkannten Platz in dem
Fachwerke unserer Systeme gefunden haben, und einstweilen noch
immer am besten bei den Algen aufgeführt werden. Die Melosireen
bilden den Anfang, und ist bei diesen, wie schon oben erwähnt,
der Plan des Werkes am engsten eingehalten, und sind nur die
Gatlungen, welche im süssen Wasser Repräsentanten haben, einge-
hender behandelt. Bei Coscinodiscus, Actinoplychus und Actinocyclus
hat übrigens eine Artenaufzählung für jetzt wenig Zweck, da diese
Gattungen einer ganz frischen gründlichen Bearbeitung bedürfen.
133
Bei Cyelotella begegnen wir zwei sehr krilischen Arten, der €.
operculata und C. Kützingiana, die jedenfalls hier richtig aufge-
fasst sind. In der Diagnose der ersteren Arten ist aber die Bezeich-
nung des Mittelraumes als fast glatt, etwas störend, da derselbe
mit radialen oder etwas unregelmässigen Punklreihen bedeckt er-
scheint. Auch ist das Citat Rab. Alg. Europ. Nr. 1104 nicht hieher
gehörig, da diese Aufsammlung eine nach meiner Ansicht sehr
enischiedene Art enthält, welche ich Cyclotella Hantzschiana nenne
und sonst noch nirgends beobachtet habe. Bei der zweiten Art
muss das Citat Smith brit. Diat. fig. 47 wegfallen, da die Smit-
sche Figur unbedingt mit Cyolotella Meneghiniana identisch ist.
Die Gattung Cyclotella bedarf übrigens nebenbei gesagt noch viel-
facher Revisionen. So zeigt Cyelotella operculata entschiedene
Uebergänge in C. antiqua. Cyclotella dubia Hilse ist identisch
mit Pysxidieula Naegelii Kg. und überhaupt keine Diatomee. Cyelo-
tella Dallasiana ist identisch mit Coscinodiscus striatus und muss
C. striata genannt werden. Oyelotella Astraea findet sich auch in
Deutschland lebend, so bei Königsberg in der Ostsee (Schuhmar)
und in der Peene bei Wollgast (Bauer). In den mir vorliegenden
fossilen Ablagerungen finde ich sie gesellschaftlich mit einer sehr
grossen, schön gezeichneten Form der Cyelotella operculata, welche
bisher übersehen zu sein scheint.
Mit Melosira hat Rabenhorst die Galtlungen Aulacosira,
Orthosira etc. wieder vereinigt, und zwar mit Recht, wenigstens
bis diese Galtungen mit schärferen Merkmalen ausgestellt sein
werden, dıe vielleicht darin zu suchen sind, dass die Gaillonellen
unregelmässig punktirte und die Orthosiren radial gestreifte Schaa-
len besitzen. Den Irrthum Smith’s, dass Melosira Orichalcea iden-
tisch mit M. crenulata sei, hal Rabenhors t berichtigt, erstere
Art jedoch wohl aus Versehen in die dritte “Gruppe gestellt, wäh-
rend sie zwischen Melosira subflexilis und M. varians einzureihen
ist. Diese 3 Arlen zeigen überhaupt die mannigfachsten Ueber-
sänge, sind vielfach verwechselt, und bilden überhaupt wohl nur
eine Art. Dasselbe gilt für Melosira nummuloides, salina und con-
catenata, so wie für M. moniliformis und lineatı. Indessen bedür-
fen alle diese Dinge, wie so viele andern aus den niederen Natur-
reihen, noch ganz spezieller Untersuchungen, und hat Rabenhorst
einstweilen ganz richtig gehandelt, sie als einzelne Arten aufzu-
führen, da ein unberechtigtes Zusammenziehen jedenfalls schädlicher
ist, als ein zu minutiöses Trennen. Von den nun folgenden Suri-
rellen angefangen sind schon die marinen Formen Europa’s voll-
ständig berücksichtigt, und fossile, so wie ausländische Arten im
Anhange vollständig aufgezählt.
Indem ich der übersichtlichen Zusammenstellung und den
charakterislischen gedrängten Diagnosen meine volle Anerkennung
zolle, erwähne ich nur noch ein Paar Gegenstände, bei denen meine
Meinung von der des Autor’s abweicht oder bei manchen Verbesserun-
gen des bis jetzt bestehenden damit übereinstimmt. So billige ich voll-
134
kommen die Wiedervereinigung von Eunotia und Himantidium, wie ich
denn überhaupt bei den Diatomeen bis auf wenige Ausnahmen nur der
Gestalt der Zelle und nicht dem länger oder kürzer dauernden Zusam-
menhange der Zellen generischen Werth beilegen möchte. Durch diese
Vereinigung erscheint Eunotia gracilis zweimal, die Smith’sche
Art ist aber wahrscheinlich nicht genügend von meiner später auf-
gestellten Eunotia paludosa verschieden, und wird wegen der älteren
E. graeilis Ehbg. mit E. paludosa vereinigt werden müssen. Bei
Eunotia Tetraodon wäre es wünschenswerih gewesen, die Zusam-
mengehörigkeit der vielen mehrzähnigen Eunotien Ehrenberg’s
schärfer hervorzuheben, was nur dadurch geschehen ist, dass über
die ganze Abtheilung A. b. Eunotia robusta Pritchard (welcher
Name überall in Ralfs umzuändern ist) als Synonym geschrieben
ist. Eunotia minuta m. gehört aber sicher nicht hierher und für
E. triodon ist es wegen der bedeutend zarteren Streifung zweifel-
haft. Bei den Cymbelleen kann ich die Hinzuziehung von Cerato-
neis nicht recht billigen, indem diese Gatiung, wie ich an andern
Orten entwickelt habe, augenscheinlich Synedra mit Eunotia ver-
knüpft. Cymbella ist von Cocconema noch gesondert gehalten. Für
eine Reihe von Arten mit gerader Mittellinie und mehr Navicula
arliger Gestalt lässt sich die Gattung Cymbella vielleicht aufrecht
erhalten, andere Arten aber, welche gestielt und stiellos vorkom-
men, machen die Trennung beider Gattungen sehr unsicher. Es
sind jedoch noch Untersuchungen über das mehr oder minder kon-
stante Vorkommen der Schleimstiele abzuwarten, ehe sich beide
Gattungen schärfer umgränzen lassen, und hat Rabenhorst Recht
gethan, nicht durch vorzeitige Vereinigung die Synonymie zu ver-
mehren. Aehnliches gilt für Achnanthes und Achnanthidium, welche
letztere Gattung vielleicht für das sehr abweichende A. flerellum
aufrecht erhalten werden kann, welches die Achnantheen mit Coc-
coneis verknüpft. Bei Cocconeis erwähne ich nur, dass meine C.
pellueida iheilweise mit C. pseudomarginata identisch ist, und dass
ich erstern Namen nur für die von Hautzsch abgebildete tropi-
sche Form beibehalten habe. Im Uebrigen verweise ich auf den
botanischen Theil des Novarawerkes, wo ich eine genauere Sich-
tung der Cocconeiden versucht habe. Cylindrotheca Gerstenbergeri
Rabenh. ist identisch mit Nötzschia Taenia Smith und Ceratoneis
gracilis Breb. übrigens von den Nitzschien sa abweichend, dass
die Gattung unbedingt aufrecht erhalten werden muss. Die Art
muss aber den Namen Cylindrotheca gracilis erhalten. Die Galtung
Pinnularia, zu deren erster Aufstellung nur der früher ungenügende
Zustand der Mikroskope Veranlassung war, ist im späteren Smith-
schen Sinne neben Navicula aufrecht erhalten. Es ist nun abzu-
warten, ob sich Pinnularia Smith, wie Schumann vermuthet,
durch konstantes Vorkommen einer zweiten zarteren Struktur neben
den Rippen besser begründen lässt, oder ob dieselbe, wie ich ver-
muthe, auch bei Navscula nachgewiesen werden wird. Die Gallung
Frustulia konnte, wie ich schon an andern Orten entwickelte, nur
135
für F. saxonica aufrecht erhalten werden. Die anderen von Ra-
benhorst hierher gezogenen Formen gehören jedoch entschieden
zu Navivula. Die Gattung Perizonium Cohn et Janisch ist in
neuester Zeit als ein mit der Copulalion zusammenhängender Zu-
stand von Navicula erkannt, und von Schumann auch bei Navi-
cula stauroptera und limosa nachgewiesen worden. Die Gattung
Amphicampa Rabenh., welche die Amphiprora-Arten mit sigmoi-
discher Mittellinie umfasst, ist vielleicht wegen der Ehrenberg-
schen Galtung Amphicampa anders zu benennen, obwohl letztere
sich nicht genügend von Eunotia unterscheidet und damit vereinigt
werden muss. Den Namen Pleurostauron Smithii muss ich gegen
den von Rabenhorst gegebenen aufrecht erhalten, selbst für den
Fall, dass Stauroneis Legumen Enbg. damit identisch sein sollte,
was ich wegen abweichender Gestalt besonders wegen Mangel des
kleinen aufgesetzten Spitzchens, und wegen viel grösserer Gestalt
nicht glaube. Ausserdem kommt aber noch die Stauroptera Legumen
Ehbg. Amer. in Betracht, welche sicher wieder etwas anderes ist,
und für welche ich den Artnamen Legumen reservirl wissen möchte.
Die Gattung Mastogloia rechne ich jetzt zu den Cocconeideen, sie
ist mit Cocconeis durch meine im Novarawerke aufgestellte Gat-
tung Orthoneis verbunden, zu welcher Cocconeis binolata, fimbriata,
splendida. Mastogloia cribrosa, ovata elc. gehören. Den europäi-
schen Mastogloien habe ich noch M. Kinsmanni Lewis, M. exigua
Lewis und M. Braunii m. hinzuzufügen. Erstere sammelte Dr.
Reichardt im Quarnero mit der zweiten Art zusammen, welche
Möller in Menge an den Küsten Schleswigs auffand. Mastogloia
Brauniä (zu welcher vielleicht M. Kinsmanni als Varietät gehört)
besitze ich von C. Agardh im Cattegat gesammelt. Von Schizonema
hat Rabenhorst das Bekannte unter Zufügung vieler eigner Unter-
suchungen vollständig zusammengestellt. Leider ist aber der aller-
grösste Theil der Arten von den Autoren gerade im wichligsten
Punkte, der Beschaffenheit der Frusteln, ungenügend beschrieben,
so dass nur ein kleiner Theil der Arten frei von allen Zweifeln ist.
In der Hedwigia habe ich eine Reihe von Veröffentlichungen be-
gonnen, welche theils mir Zugängliches erörtern, theils Andere zu
ähnlichen Arbeiten veranlassen soll, und verweise darauf. (Fort-
setzung folgt.) A. Grunow.
Correspondenz.
Klausenburg, am 10. März 1868.
Bei Gelegenheit der Bestimmung eines im Baranyaer Komi-
tate bei Pecsvär gesammelten Sedum, das sich als S. Hillebrandii
Fenzl erwies, kam ich auf die interessante Entdeckung der Iden-
136
tität von S. Hillebrandi Fenzl und S. Sartorianum Boiss. et
Heldr. — Beide Arten wurden im Jahre 1856 mit ihren Benen-
nungen publicirt, da aber des von Hillebrand gefundenen Sedum
noch im Jahrgange 1855 der zool. bot. Vereinsschriften (freilich
ohne Namen) Erwähnung geschieht, so dürfle Fenzl’s Benennung
die Priorität gesichert sein. Findet sich denn Niemand in Wien,
der uns mit den noch unklaren Herbich’schen Arten der Flora
der Bukowina vertraut machen möchte?! Jetzt befindet sich das
Herbich’sche Herbar schon einige Jahre in der Hückel’schen
Sammlung und in jener der zool.-bot. Gesellschaft. Wäre sie — nach
Paris, Florenz oder Berlin gekommen, hälten wir schon lange Auf-
klärung über Cirsium lamprophyllum ete., Alyssum decumbens etc.
Ich habe mich bis nun vergeblich bemüht, mir von Laserpitium
Winkleri nach der Beschreibung eine Vorstellung zu machen und
versuchte sogar auf Cenolophium zu rathen. — Ausser Neilreich
leistet ohnehin in den Schriften der zool.-bot. Gesellschaft Nie-
mand etwas in der Phanerogamenkunde; möge sich also Jemand
darüber machen und Nachrichten über diese begrabenen Arten geben.
Auch das Vorkommen von Alyssum petraeum in der Bukowina ist
in hohem Grade zweifelhaft und bedarf sehr der Bestätigung. —
Eine Pflanze, die höchst wahrscheinlich im Östlichsten Galizien und
in der Bukowina (etwa in der Dnistergegend?) aufgefunden wer-
den dürfte, ist Schiwereckia podolica, eine einer Draba incana, oder
auch einer Berteroa incana täuschend ähnliche in Volhynien und
Podolien häufige Pflanze. — Vesicaria canescens Zucc. möchte
ich für Schiwereckia deuten, V.v. Janka.
Gran in Ungarn, am 10. März 1868.
Ich beabsichlige in diesem. Jahre und zwar Mitte Juli eine
botanische Reise in das Banat zu unternehmen. Vielleicht hätte ein
oder der andere Botaniker Lust sich mir anzuschliessen, in wel-
chem Falle ich ersuchen würde, sich mit mir in ein baldiges schrift-
liches Einvernehmen zu setzen, Jos. Pantocsek jun.
Görz, am 13. März 1868.
Der diessjährige Winter war auch hier viel rauher als der
vorige. Die Winterflora ist daher heuer sehr kümmerlich. Ausser
Ruscus aculeatus, Mercurialis annua, Lamium maculatum, und
Senecio vulgaris war nur ausnahmsweise hie und da eine blühende
Pflanze zu finden. Von der sonst überwinternden Scabiosa gra-
muntia fand ich dieser Tage (11. März) kaum 1 blühendes Exem-
plar. Von Erodium eicutarium, Sherardia arvensis, Pastinaca sativa,
Cerastium glomeratum und brachypetalum, Draba verna, Carda-
mine hirsuta, Malva sylvestris, Capsella Bursa pastoris, Pyrethrum
Parthenium etc. war in der eigentlichen Winterperiode keine Spur
einer Blüthenentwicklung wahrzunehmen, selbst unsere echten Win-
terpllanzen, wie Veronica polita und Buxcbaumii, Euphorbia helios-
copia und Peplus, Parietaria diffusa, Bellis perennis, Poa annua
137
und Alsine media konnten sich nur an den geschütztesten Orlen
einzeln in Blüthe behaupten, bildeten aber nirgends (wie sonst)
eine zusammenhängende Vegetation. Trotzdem behielten in Schluch-
ten einige Gebüsche von Quercus sessiliflora bis jetzt ihr grünes
Laub und werden es erst dann abwerfen, wenn die neuen Blatt-
knospen sich zu entfalten beginnen. Diese Eichenart ist daher bei
uns gewissermassen ein immer grüner Baum. Krasan.
Bremen, am 4. März 1868.
Gegen Ende April d. J. beabsichtige ich auf mehrere Wochen
an den Genfer See zu gehen, wo ich Gelegenheit zu haben hoffe,
manche interessanten Pflanzen zu sammeln. Was ich von seltenen
Arten anlrellen werde, werde ich Ihnen zum Tausche anbieten.
Elwaige specielle Aufträge von Pflanzenfreunden würde ich mit
Vergnügen, so weit es mir möglich wäre, zu berücksichligen
trachten. Dr..W. U Eocke.
Literarisches.
— In einer Uebersetzung aus dem Englischen von J. V.
Carus ist erschienen: „Charles Darwin. Ueber das Variiren der
Thiere und Pflanzen im Zustande der Domestication.* 1. Bd. mit
43 Holzschnitten.
— Unter dem Titel „Der Gartenfreund“ gibt die k. k. Gar-
tenbaugesellschaft in Wien eine Zeitschrift heraus, welche Mitthei-
lungen aus allen Fächern des Gartenbaues enthalten und jährlich
4 Mal erscheinen soll. Die 1. Nummer im Umfange von 8 Quarl-
Seiten wurde bereits versendel. Sie enthält ausser dem Programme
des Journals auch noch Mittheilungen über die Sektionen der Ge-
sellschaft, dann eine Abhandlung von A. Hengl über die Zucht
der Obstbäume in Töpfen, endlich eine Ankündigung der 51. Aus-
stellung der Gesellschaft von Blumen, Pflanzen u. s. w.,. welche
vom 26. April bis zum 3. Mai stattfinden wird.
Botanischer Tauschverein in Wien.
Sendungen sind eingetroffen: Von Herrn Brittinger, mit Pflanzen aus
Oberösterreich. -- Von Herrn Bayer, mit Pill. aus Oberösterreich. — Von
Herrn Krenberger, mit Pfl. aus Kärnthen und Niederösterreich. — Von Herrn
Csato, mit Pf. aus Siebenbürgen. — Von Herrn Strobl, mit Pf. aus Ober-
138
österreich. — Von Herrn Hackel, mit Pfl. aus Niederösterreich. — Von Herrn
Oberleitner, mit Pfl. aus Oberösterreich.
Sendungen sind abgegangen seit Anfangs d.J. an die Herrn Dr. Focke,
Dr. Reuss, Preissmann, Schwarzel, Dr. Lorinser, Dr. Münter, Gr.
Du Moulin, Dr. Hartmann, Dr. Czech, Dr. Holzinger, Oder, Minks,
Dr. Tauscher, Oertel.
Correspondenz der Redaktion.
Herrn Dr. B. in B.: „Der zool.-botan. Ges. 3 fl. gezahlt.“ — Herrn
J. A. K.: „Wird mit Dank benützt.“
Inserate.
So eben erschien das Januarheft der neuen Zeitschrift:
Der Naturforscher.
Wochenblatt zur Verbreitung der Fortschritte in den Naturwissenschaften.
Für Gebildete aller Berufsklassen.
4. Preis 10 Sgr.
Ferd. Diimmier’s Verlagsbuchhandlung in Berlin.
Zur hohen Beachtung für Bruchleidende.
Der berühmte Bruch-Balsam, dessen hoher Werth selbst in Paris
anerkannt, und welcher von vielen medicinischen Autoritäten erprobt
wurde, welcher auch in vielen tausend Fällen glückliche Curen hervorbrachte,
kann jederzeit direkt brieflich vom Unterzeichneten die Schachtel a 4 fl. Oe. W.
gegen Einsendung des Betrages, da die Postnachnahme nicht stattfinden kann,
bezogen werden. Für einen nicht so alten Bruch ist eine Schachtel hinreichend.
J. J. Kr. Eisenhut in Gais, bei St. Gallen (Schweiz).
Die Lehre von der Pflanzenzelle.
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E. Hopfe, Dr. med., Oberweissbach in Thüringen.
Diese von Herrn Professor Pringsheim in Jena beifällig aufgenommenen
Präparate werden in drei Abtheilungen (Zelle-Parenchym ,„ Gefässe-Epidermis,
Appendiculär-Organe, Achsen, Wurzel) abgegeben. — Preis jeder Abtheilung,
inclus. Behälter und Verpackung (stete horizontale Lage durch gekreuzte Achsen)
h 4 Thlr. 10 Sgr. pr. Cour.
Redakteur und Herausgeber Dr. Alexander Skofitz. — Verlag von Gerold et Comp.
Druck and Papier der ©. Veberreuter'schen Buchdruckerei (M. Salzer).
Vesterreichische
Botanische Zeitschrift,
Gemeinnütziges Organ
für
Die österreichische on
> Zeitschrift . 2 die freidurch die Post be-
eh ee Botanik und Botaniker, Yin len seiten sina
den Ersten jeden Monats. blos bei der BREUER
Man pränumerirt auf selbe (Wieden, Neumang. Nr.7)
Man pranumeniet ur sche Gärtner, Ockonomen, Forstmänner, Aerzie, zu peänumerieen,
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halbjährig. a Comp.
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die ganze Petitzeile sa wie alle übrigen
10 kr. öst. W. N°- 5 Buchhandlungen.
. [
XVIH. Jahrgang. WIEN, Mai 1868.
INHALT: Ueber dichotype Gewächse: Von Dr. Focke. — Vegetationsverhältnisse Ungarns. Von
Dr. Kerner. — Phytographische Fragmente. Von Dr. Schnur. — Eine Exkursion. Von Degenkolb. —
Die eur. Hordeum- und Elymus-Arten. Von Janka. — Literaturberichte. Von Dr. Reichardt,
Bartsch. — Correspondenz. Von Preissmann, Frauenfeld, Lojka, Janka. — Personal-
notizen. — Vereine, Gesellschaften, Anstalten. — Literarisches. — Botanischer Tauschverein. — Üor-
vespondenz der Redaktion. — Inserate.
Ueber dichotype Gewächse.
Von Dr. W. ©. Focke in Bremen.
Unier dem Namen COytisus Adami wird in unsern Gärten eine
Pflanze kultivirt, welche durch die ausserordentliche Eigenschaft
ausgezeichnet ist, spontan (d. h. ohne Pfropfung oder dergl.) ver-
schiedene Arten von Blülhen aus einem und demselben Stamme zu
entwickeln. Zwischen den langen Trauben eines gelbblüthigen sieht
man an seinen verästelten, kleinblättrigen Zweigen die rothen, ge-
drungenen Inflorescenzen des Cytisus purpureus Scop. hängen,
und ausserdem finden sich an der Pflanze noch Zweige und Blu-
men, welche einem gemischten Typus angehören. Auffallender Weise
widersprechen sich die Angaben zuverlässiger Beobachter in Betreff
der Bestimmung der Species, welcher der gelbblüthige Antheil des
Cyt. Adami angehört. Einige behaupten nämlich, es sei der Cytis.
Laburnum L., Andere der C. alpinus Mill., noch Andere meinen,
es seien beide Arten betheiligt (z. B. durch Pfropfung des hybriden
C. purpureo-alpinus auf C. Laburnum L.); so dass man fast glauben
sollte, es kämen verschiedene Gewächse unter dem Namen C.
Adami vor. Für die Sache selbst scheint die Frage zwar ziemlich
gleichgültig zu sein; für die Entstehungsgeschichte des sellsamen
Oesterr. botan, Zeitschrift 5. Heft. 1868, 1 l
140
Mischlings, den man, so viel bekannt, noch nicht willkürlich her-
vorzubringen vermag, könnte eine völlige Aufklarung dieses Punktes
vielleicht von Wichtigkeit werden. Nach den Angaben Adam’s,
des Züchlers dieser Pflanze, nach welchem sie auch benannt ist,
ist sie aus einem einzelnen Reis entstanden, welches aus einem
dem Cyti-us Laburnum (alpinus?) eingefügten Rindenstück des
Cyt. purpureus Scop. im zweiten Jahre neben einer Anzahl ge-
wöhnlicher Triebe der letzteren Art hervorgegangen ist. Diese An-
gabe ist auf viele Zweifel gestossen; alljährlich werden gewiss viele
Millionen Pfroplreiser und Augen auf fremde Unterlagen geimpft,
aber noch nie hat man von einem ähnlichen Falle gehört. Die Un-
terlage bewirkt zwar je nach ihrer Beschaffenheit ein üppigeres
oder schwächlicheres Gedeihen des Pfropfreises und seiner einzelnen
Theile, aber sie wirkt in der Regel gar nicht merklich modifieirend
auf seine wesentlichen Eigenschaften ein. Es kommen ailerdings
auch hinreichend beglaubigte Ausnahmen vor, dieselben betreilen
jedoch immer nur Abänderungen, welche die Eigenthümlichkeiten
des Impflings auf dem fremden Mutterboden erleiden. Ein Fall, wo
das Pfropfreis mit seiner Unterlage zu einem dem ©. Adami ana-
logen Zwitierwesen zusammengewachsen wäre, ist nahezu uner-
hört; auch unter den von Darwin (Variiren) erwähnten Fällen von
Pfropfhybriden sind wenige gut beglaubigt. Das einzige Beispiel
einer ungeschlechtlichen Mischungsweise zweier Pflanzenformen,
welches ich bis jetzt kennen gelernt habe, ist folgendes. Die
prachtvollen buntblätirigen Begonien unserer Treibhäuser werden
bekanntlich durch Zerschneiden der Blätter vermehrt; bei genü-
gender Wärme und Feuchtigkeit der Luft wie des Bodens lassen
sich aus jedem Blattstücke mit Leichtigkeit neue Pflanzen erziehen
Die Gärtner legen nun häufig bei diesem Verfahren Stücke ver-
schieden ge zeichneter und ge ‚färbter Beoonienblälter über einander
und bezwecken dadurch Mischformen und Varietäten zu erziehen.
Es ist demnach immerhin denkbar, dass es auf verschiedene Weise
gelingen kann, verschiedene Pflanzen auf ungeschlechtlichem Wege
mit einander zu kombiniren, aber es würde Men Fall des ©. Adumi
doch wenigstens bis jetzt einzig in seiner Art dastehen. Viele Bo-
taniker neigen sich nun der Ansicht zu, dass der Cyt. Adami ein
Bastard aus ©. alpinus Mil}. (Laburnum?) und C. purpureus Scop.
sei, der sich in den Pflanzschulen des Herrn Adam zufällig gebil-
det, und den dieser mit einem vor Jahren von ihm okulirten €.
Laburnum verwechselt habe. In der That sprechen manche Gründe
für diese Ansicht, obgleich alle bisherigen Versuche, die beiden
Arten künstlich zu kreuze n, fehlgeschlagen sind; es würde indess,
wenn diese Meinung richtig wäre, der ©. Adami nicht mehr als
ein ganz unvermille It dastehendes Unicum erscheinen, sondern es
würden sich diesem Falle eine Anzahl ähnlicher Beispiele anreihen
lassen.
Der Kürze wegen habe ich den Ausdruck „Dichotypie“
gewählt, um damit jene Erscheinung zu bezeichnen, welche wir
141
bei dem Cytisus Adami so prägnant hervorlreten sehen, nämlich
die spontane (nicht auf mechanischem Wege bewirkte) Kombina-
tion zweier verschiedener Pflanzentypen (d. h. Arten, Ragen oder
wohl charakterisirter Varietäten) auf einem und demselben Stocke.
Die beiden Typen scheinen in einigen Theilen des Stockes einan-
der zu durchdringen, in andern lös’t sich ihre Verbindung, so dass
bald ganze Triebe und Zweige, bald nur einzelne Blüthen, Kronen-
blätter, Früchte oder andere Organe einem oder dem andeın geson-
dert hervortretenden Typus angehören. Darwin hat einen Theil
dieser Vorkommnisse mit unter dem Ausdrucke „Knospenvariation“
zusammengefasst, allein es dürfte zweckinässiger sein, eine Bezeich-
nung zu adoptiren, welche für alle einschläglichen Fälle passt, da
es sich z. B. schon bei Cytisus Adami nicht immer um das Variiren
eines einzelnen Triebes oder einer einzelnen Knospe, sondern häufig
auch eines halben Kronenblattes od. dergl. handelt. Die leicht ver-
ständliche Bezeichnung „Dichotypie* hat zugleich vor vielen andern,
die man vorschlagen könnte, den Vorzug, dass sie unabhängig von
allen theoretischen Vorausselzungen ist,
Es dürfte von Interesse sein, hier eine Anzahl von Fällen
zusammenzustellen, in welchen eine mehr oder weniger ausgeprägte
Dichotypie beobachtet ist. Studien in der Literatur, so wie Beob-
achtungen im Freien und bei Blumenzüchtern werden die Zahl
dieser Beispiele bald bedeutend vermehren.
Sageret erzog einen Bastard aus Kohl und Rettig, welcher
wenig fruchtbar war, aber doch drei Arten von Schoten entwickelte,
die theils denen der Gallung Raphanus, theils denen von Brassica
entsprachen, theils gemischte Charaktere zeigten.
Gaertner (Bastarderz. $S. 550) berichtet von einem Cereus
spinosissimo - phyllanthus, welcher sowohl cylindrisch-kantige, als
auch blattartige Triebe producirte.
Unter Festuca loliacea der meisten deutschen Autoren (nicht
Hudson und vieler Engländer und Franzosen) ist ein eigenthüm-
liches Gras zu verstehen, welches zuerst von Link (Linnaea I.
p- 149) unter dem Namen Lolium festucaceum genau beschrieben
ist. A. Braun (Flora, B. Z. 1834. p. 201) erklärte diese Pflanze
für einen Bastard zwischen Festuca elatior L. und Lolium perenne
L., eine Ansicht, welche Anfangs wenig Beifall fand. G. F. W.
Meyer, Neilreich und Hagena sprachen sich z. B.in verschie-
dener Weise darüber aus; im Jahre 1864 veröffentlichten fast
gleichzeitig Cr&pin (Notes s. pl. r. d. I. Belg. III. p. 52) und der
Verfasser dieser Zeilen (Bot, Zing. 1864, Nr. 16) ihre Beobach-
tungen über jene kritische Graminee und erklärten sich für Braun’s
Auffassung derselben. Später hat nun Cogniaux (Bullet. d. 1. soc.
d. Bot. Belg. III. p. 336) neben dem gewöhnlichen Lolium festuca-
eeum eine Anzahl Exemplare gefunden, an welchen die Inflores-
cenzen in ihrem untern Theile, was Bau der Rispe und Blüthen
betrifft, durchhaus denen der Festuca elatior entsprachen, währenıl sie
oberwärts in eine Aehre ausliefen, welche aus einklappigen Lolch-
11%
142
ährchen gebildet war, An einem Exemplar war das Verhältniss
umgekehrt: die Lolöium-Aehre stand unter der Festuca-Rispe.
Cogniaux erwähnt bei dieser Gelegenheit, dass Morren in
der Belgique horlicole über dichotype Orchideenbastarde be-
richtet habe; ich halte noch keine Gelegenheit, die betreffenden
Originalaufsätze Morren’s zu vergleichen.
Schlechtendal beschreibt in der Linn. XI. p. 269 den
Rubus sapidus aus Mexiko, und zugleich eine eigenthümliche gross-
blumige, aber unfruchtbare Abänderung (hybride ?, monstrose Form?)
dieser Art. Nach Schiede finden sich manchmal normale Rispen
an denselben Stöcken zwischen den grossblüthigen modifieirten.
Wesmael (Bullet. soe. Bot. Belg. Ill. p. 100) findet eine
Analogie zwischen der Dichotypie des Oytisus Adami und den
androgynen Weidenkätzchen, welche nach ihm nur bei Hybri-
den vorkommen. Dies ist allerdings ungenau, doch verdient die
Idee weitere Beachtung.
Ungleich häufiger sind die Beispiele, in welchen sich an den
Blendlingen zwischen Distincten, aber nahe verwandten Ragen eine
ausgeprägte Dicholypie gezeigt hat. Das Vorkommen von Pfirsi-
chen und Nectarinen, oder von verschiedenen Apfelsorten
an einem und demselben Stamme ist häufig beobachtet (vgl. Dar-
win, Variiren d. Thiere u. Pfl.). Ein von Gallesio beobachteter
Fall, wo ein Baum sowohl Orangen, als auch Citronen, als
auch Mitteibildungen zwischen beiden Fruchtarten trug, liefert ein
vollständiges Gegenstück zum Cytisus Adami (vgl. Darwin.a.a.
0. 1. S. 423), abgesehen davon, dass die beiden kombinirten Ge-
wächse ungleich näher verwandt sind. Mchrere Arten von Rosen
hat man mehrfach von demselben Stocke ausgehend gefunden
(Gaertner, Darwin).
Gaertner (Bastarderz. $S. 549) beschreibt einen Blendling
von Tropaeolum majus und T. minus, welcher zweierlei Blülhen
getragen hat.
Das Phyteuma nigrum Schm. ist in der Umgegend von Bre-
men die herrschende Rapunzelform. Etwas weiter südlich zieht sie
sich auf die Berge zurück, während in der Ebene das typische,
weisslich blühende Ph. spicatum L. wächst, Wo in den Bergwäl-
‘lern beide Formen zusammentreffen, findet man Blendlinge, in deren
Blüthenähren dunkelviolette, blassblaue und grünlich weisse Blumen
neben einander vorkommen.
Den von mir gesammelten Beispielen von Dichotypie habe ich
vorstehend einige der merkwürdigsten hinzugefügt, welche in
Darwin’s neuestem Werke angeführt werden. Die eigentlichen
Knospenvarialionen nach Darwin gehören nicht hieher, da es sich
bei ihnen nicht um die Vermischung zweier wobl bekannter Typen
auf einem Stocke, sondern um Abweichungen einzelner Sprossen
und Knospen eines Stockes vom Normaltypus handelt. Allerdings
ochen beide Erscheinungen in einander über und lassen sich nicht
scharf von einander Irennen. Ebenso kann es bei Verfärbungen
143
einzelner Theile von Blüthen und Früchte mitunter zweifelhaft sein,
ob es sich um zufällige Variationen oder um wirkliche Dichotlypie
handelt, doch ist letztere Erscheinung anscheinend viel häufiger.
Unvollkommene Farbenmischungen in den Korollen von Blendlingen
aller möglichen Zierpflanzen kann man bei den Blumenzüchtern
überall beobachten. Besondere Aufmerksamkeit verdient indess wohl
die Dichotypie des Pollens, welche ich in einem Falle mit Sicher-
heit erkannt habe. Schon Gaertner erwähnt, dass der Blüthen-
staub des von ihm künstlich erzielten Bastardes Lychnis diurno-
vesperlina aus einer Mischüng grösserer und kleinerer Körner
bestehe. Ich habe nun an dem in der Nähe Bremen’s spontan vour-
kommenden Bastard gefunden, dass die grösseren Körner seines
Pollens denen der Lyehnis vespertina Sibth., die kleineren denen
der L. diurna Sibth. gleichen, und dass neben diesen zwei Formen
noch verkümmerte, aber kaum intermediäre Gebilde vorkommen.
Diese Beobachtung scheint den Schlüssel zur Erklärung der soge-
nannten Rückschläge bei den Abkömmlingen von Bastarden zu lie-
fern, welche nicht in allen ‚Fällen auf einer Rückkre uzung mil
einem der elterlichen Typen beruhen können. Wenn nämlich die
physiologische Qualität jedes einzelnen Pollenkornes der Lyehnis
diurno-vespertina wirklich seinem Aeussern entspricht, so würde
es einem Korne entweder der einen oder der andern Stammart
gleichwerthig sein. Wenn dies nun auch nicht vollständig der Fall
ist, wenn vielmehr nur einer oder der andere Faktor in ihm be-
trächtlich vorwiegt, so ist ein Rückschlag die unausbleibliche Folge
einer jeden Befruchtung des Bastardes. Obgleich wir nun nicht im
Stande sein werden, die morphologische Dicholypie des Pollens
der Hybriden in vielen Fällen nachzuweisen, so gibt es doch Gründe,
welche wenigstens auf eine mehr oder weniger ausgeprägte physio-
logische Dichotypie des Pollens der meisten Hybriden schliessen
lassen. Es ist eine bekannte Thatsache, dass hybride Gewächse
nur ausnahmsweise durch Samen ihres Gleichen reprodueiren, dass
vielmehr ihre Nachkommenschaft in mannigfalliger Weise variirt.
Die Erfahrung hat ferner gezeigt, dass es vorzugsweise der Blü-
thenslaub der hybriden Gewächse ist, welcher, auch wenn er zur
Befruchtung reiner Arten verwandt wird, zahlreiche Varietäten
hervorbringt, während die Produkte der Befruchtung eines Bastards
mitlelst des Pollens einer reinen Art viel konstanter auszulallen
pflegen. Die erwähnte, an Lychn. diurno-vespertina gemachte Beob-
achlung und die Erfahrungen über die Wirkung des Blüthenstaubes
anderer Hybriden gestalten die Schlussfolgerung, dass in den ein-
zelnen Pollenkörnern der Bastarde nur ausnahmsweise eine richlige
Mischung der elterlichen Qualitäten vorhanden ist, dass vielmehr
jedes derselben einem oder dem andern elterlichen Typus näher
steht. Der Pollen der hybriden Pflanzen würde demnach in der
Regel dichotyp sein.
Betrachten wir nun die angeführten Fälle von Dichotypie
näher, so handelt es sich in der Mehrzahl derselben um unzwei-
144
felhafte Bastarde oder Blendlinge. Unter den kultivirten Rosen
dürften kaum noch reine Gr undiypen zu finden sein; nur bei O’ytisus
Adami, Rubus sapidus Schlebtl. var. anomal., so wie bei den
dichotypen Obstarten und Orangen kann die hybride Abkunft mit
Recht als zweifelhaft bezeichnet werden. Es ist indess nicht allein
möglich, sondern sogar ziemlich wahrscheinlich, dass auch diese,
und somit alle bekannten Fälle von Dichotypie als Folgen von
Hybridität aufgefasst werden müssen. Wenn dieses richtig ist, so
würden sich also sämmtliche hier besprochene Erscheinungen unter
einen Gesichtspunkt vereinigen lassen. Die eigentliche Dichotypie
in unserm Sinne würde daher gleich bedeutend sein mit der theil-
weisen Auflösung einer Bastardpflanze in ihre Faktoren, gewisser-
massen einer spontanen Zersetzung einer unnatürlichen Kombination.
Analysiren wir eine hybride Pflanze näher, so werden wir
nur selten finden, dass die einzelnen Theile dem mathematischen
Mittel aus den betreffenden Theilen der beiden Faktoren entspre-
chen. Vielmehr gleicht der Bastard z. B. im Wuchs, im Blüthen-
stand und in der Behaarung mehr der einen Stammart, in der Form
der oberen Blätter, im Bau der Blüthe unı im Geruch mehr der
andern, während er in der Gestalt der unteren Blälter, in der
Grösse und Farbe der Blumen so wie in der Blüthezeit zwischen
beiden die Mitte hält. Von einer solchen ungleichen Vertheilung
er elterlichen Eigenschaften bis zu ausge prägler Dichotypie sind
ielerlei Uebergänge denkbar, welche sicherlich auch in Wirklich-
keit vorkommen. Bei Blendlingen zwischen nahe verwandten Racen,
deren Unterscheidungsmerkmale von geringer morphologischer und
physiologischer Dignität sind, findet eine solche ungleicharlige
Mischung der Charaktere oft in auffallender Weise Statt. Ganz
ähnlich dürfte es sich aber auch bei den Abkömmlingen zweier
Individuen einer und derselben Art und Race verhalten. Wir sind
eigentlich nur bei unserem eigenen Geschlechte im Stande die ein-
zelnen Personen bestimmt genug Zu unterscheiden, um die Erblich-
keit der einzelnen durch Zeugung übertragbaren Charaktere ver-
folgen zu können. Wir können aber auch tagtäglich beobachten,
wie das Kind die braunen Augen der Mutter und die blonden Haare
des Vaters geerbt hat, oder wie bei-ihm die allgemeine Kopfform
der des Vaters, die einzelnen Züge mehr denen der Mutter glei-
chen. Solche Thatsachen zeigen uns, dass allgemeine Dichotypie,
gleichmässige und Re Mischung der Charaktere, Dicho-
typie einzelner Theile u. s. keine auszeichnenden Eigenthüm-
lichkeiten der Bastarde sind, Kindern! dass zwischen hybrider
und legitimer Zeugung nur graduelle Unterschiede be-
stehen, abhängige von der näheren oder entfernteren
Verwandischaft der Organismen, zwischen welchen die
Befruchtung stattfindet.
Wollen wir schliesslich einen Versuch machen, die Thatsache
der dichotypen Bildungen zwar nicht zu erklären, wohl aber unserm
Verständnisse näher zu rücken, so können dazu elwa folgende Be-
145
trachtungen dienen. Es ist ein Erfahrungssatz, dass in der organi-
schen Natur die Nachkommen ihren Vorfahren ähnlich sind; den
Grund dieser Erscheinung müssen wir, ganz allgemein ausgedrückt,
darin suchen, dass in den Nachkommen dasselbe Bildungs- und
Entwickelungsgesetz fortwirkt wie in der älteren Generalion. Ge-
hören die Eltern zwei verschiedenen Typen an, so werden in dem
Producle zwei verschiedene bildende Richtungen neben einander
bestehen, sich bald gegenseitig modificirend, bald mehr weniger
frei neben einander entwickelnd. Es gibt nun aber Differenzen in
der Natur, die. selbst wenn sie an sich geringfügig sind, nur
schwierig eine völlige Ausgleichung gestalten. Daher die soge-
nannten Sprünge, die scharfen Abgrenzungen in der Natur, welche
- letzten Ursachen offenbar in der Verschiedenartigkeit der
echselbeziehungen zwischen Stoff, Raum und Zeit haben. Wählen
wir ein mehr konkretes Beispiel. Der Sprung von der chemischen
Verbindung RN zu 2 R3 N oder R 2 N hat unstreitig seine ma-
themalisch- physikalischen Gründe, weil die Lagerung der Atome
von R und N zu einander eine geseizmässige und regelmässige
sein muss, damit die moleculare Attractionskrall die der Verbin-
dung entgegenstehenden Widerstände überwinde. Die Kluft dagegen,
welche in der organischen Natur z. B. die beiden Geschlechter
trennt, wird um so geringer, je weiter man in der Entwickelungs-
geschichte des Embryo zurückgeht; sie ist im Verlaufe der Zeit,
also historisch, durch einseitige Richtung des Bildungsprocesses
entstanden; es ist eine Kluft, einigermassen analog derjenigen , welche
den blassen Kanzleisekretär vom verwelterlen Seemann scheidet,
die doch einst gleich frisch auf derselben Schulbank sassen. Wenn
so einerseils die Raum-, andrerseits die Zeitverhältnisse die Gestal-
tung des Stoffes und die jeweilige Form, in welcher er zur Er-
scheinung kommt, bedingen, so dürfen wir wohl annehmen, dass
verschiedene derarlige Ursachen zusammengewirkt haben, um die
jedesmalige Kluft hervorzubringen, welche die verschiedenen Spe-
cies in der organischen Natur von einander trennt. Wir wissen
z. B., wie veringe chemische Mischungsänderungen das Verhalten
einer Substanz gegen das Licht oder, kurz gesagt, die Farbe eines
Körpers vollständig umändern können. Es gibt da manchmal keine
Uebergänge, sondern nur ein Entweder — Oder. Man sieht von
gewissen Pflanzen rothblüthige und weissblüthige Varietäten in
Menge durch einander wachsen (z. B. bei Lappa tomentosa Lam.,
Cirsium patustre Scop.), ohne dass es je gelingt etwa eine blass-
rothe Blume zu finden. Auf den nordwestdeutschen Haiden hat die
eine Charakterpflanze, Calluna vulgaris Salisb., entweder vio-
leitrolhe, oder seltener weisse Blumen, während der Farbenton in
den Blülhen der zweiten, der Erica Tetralie L., zwischen leb-
haltem Roth und reinem Weiss hin und her schwankt, sich aber
am häufigsten in den mittleren Nuancen bewegt. Die Farben Roth
und Weiss sind somit bei der einen Art unvermittelte Gegen-
sätze, bei der andern sind sie durch eine Reihe von Uebergän-
146
gen verbundene Extreme. Jedermann wird sich zahlreicher
ähnlicher Fälle erinnern. Analog der Mischung der Eigenschaften
und der Dichotypie, wie sie bei den Hybriden vorkommen, reprä-
sentirt sich eine und dieselbe Art bald in zwei unvermittelt daste-
henden Formen, bald in einer ganzen Formenreihe, deren Endglieder
nur selten rein auftreten. Es liegt nahe, in der Analogie noch
einen Schritt weiter zu gehen, und distinkte Varietäten, Racen,
Arten, Gattungen, Familien u. s. w. in ähnlicher Weise zu verglei-
chen, allein es mag genügen, darauf hingewiesen zu haben, dass
die Anfangs so fremdartig erscheinende Dichotypie der Gewächse
im engsten Zusammenhange mit den Bildungsgesetzen steht, welche
wir überhaupt als wirksam in der organischen Natur anerkennen.
Die Andeutungen über die Ursachen der Sprünge und Grenzschei-
den zwischen den Naturkörpern, welche ich mir zu geben erlaubt
habe, bedürfen selbstverständlich weiterer Untersuchung und Prü-
fung, allein sie sind derselben auch wohl werth, denn wenn eine
strenge Beweisführung in solchen Dingen auch nach nicht möglich
ist, so möchten doch vielleicht Keime fruchtbarer Gedanken darin
enthalten sein.
Bremen, im Februar 1868.
— ei ——
Die Vegetations-Verhältnisse des mittleren und östlichen
Ungarns und angrenzenden Siebenbürgens.
Von A. Kerner.
XI.
254. Silene Armeria L. — Auf sandigen und felsigen Gehän-
gen. Im Bihariageb. im Gebiete der schnellen Körös bei Feketetö
und vereinzelt im Ufersande bis Grosswardein herab. — Schiefer
u. alluv. Sand. — 95 — 400 Met. — Die Exemplare, welche György
einmal auf dem Schwabenberge bei Ofen sammelte, (Sadler Fl.
C. Pest. 182) waren zuverlässig nur Gartenflüchllinge, da die Pflanze
an diesem vielbesuchten Punkte in neuerer Zeit nicht wieder beob-
achtet wurde.
255. Silene quadrifida L.. — An Quellen und an feuchten
moosigen Felswänden in der alpinen und subalpinen Region des
Bihariagebirges. Mit den Fichten vereinzelt auch in tiefe Thal-
schluchten herabsteigend. Im Rezbänyaerzuge massenhaft an den
obersten Quellen der schwarzen Körös und des Aranyos am Vervul
Biharii und in der Valea Cepei unter der Cucurbeta. Auf dem Ba-
trinaplateau im Quellengeb. der Szamos in den Schluchten unter
der Stäna Oncesa, in der Valea Gropili, und an den Wänden der
Varasioca und im Quellengeb. d. schwarzen Körös auf der Pielra
Boghi und von da herab bis auf die Pietra pulsului. — Schiefer,
Kalk. 520—1770 Met. — Die Te »mperalur der Quellen an deren
Borden Silene quadrifida massenhaft vorkommt, schwankte zwi-
schen 4 und 5° Cels.
Silene rupestris L., deren Vorkommen in Ungarn in Neilr. Aufz. d. in
Ung. u. Slav. bisher beob. Gefässpflanzen 5. 291 bezweifelt wird, wurde in
der Marmaros auf der Trojaga im Aug. 4857 von L. Väagner gesammelt und
eingesendet und kommt dort unzweifelhaft auch auf der Scarisiora (Skarisora)
vor, wo sie von Kit. im Itinerar vom Jalıre 1815 angegeben wird. Im Biha-
riageh. wurde dieselbe von mir zwar nicht beobachtet, dürfte aber dort auf
der siebenbürvischen Seite und zwar auf den Schie ferber gen im Szamosgebiete
noch aufzulinden sein.
256. Silene flavescens W. K. — Auf felsigen Abstürzen und
auf Mauern. Sehr selten. Am südl. Abfalle des Blocksberges bei
Ofen und auf einer Mauer des Hauses der Köröser Commune in
Pest. — Kalk. 100—200 Met.
257. Silene viridiflora L. — In Laubholzwäldern. Im Gebiete
nur im miltelung. Berglande und auch da bisher nur an zwei
Punkten nämlich in der Matra bei Paräd von Vrabelyi und in der
Pilisgruppe von Heuffel beobachtet. Von ersterem Fundorte be-
sitze ich Exemplare, welche Herr Vrabelyi einzusenden so gülig
war. Am Piliserberge gelang es mir trotz oftmaliger dahin gerich-
teten Exkursionen nicht, den Standort wieder zu finden. — In der
Matra auf Trachyt in der Seehöhe von 220 Met.
258. Sılene saxatilis Sims. — An felsigen Stellen zwischen
Krumholz. Im Bihariageb. zwischen Juniperus nana im Rezbänyaer-
zuge unter dem Sattel La Jocu gegen das Aranyosthal zu sehr
häufig. — Schiefer 1200—1400 Met.
259. Silene nutans L. — Auf Wiesen, in lichten Wäldern
und Holzschlägen. — Im mittelung. Bergl. in der Matra bei Paräd,
am Nagyszäl bei Waitzen, auf den Bergen der Magustagrappe bei
Gross Maros, in der Pilisgruppe bei Visegräd, Dömös, Szt. Läszlö,
Sct. Andrä, P. Csaba, im Auwinkel und Leopoldifeld, am Linden-
berg und Schwabenberg und überhaupt auf allen Bergen bei Ofen,
im Kammerwalde bei Promontor (hier massenhaft) und bei Hamsa-
beg. Auf der Kecskemeter Landhöhe selten: bei R. Palota, am
Räkos bei Pest und in den Monor-Piliser Wäldern. Im Bihariageb.
auf dem tert. Vorlande von Grosswardein bis Belenyes, auf dem
Batrinaplateau im Kessel Ponora; im Rezbänyaerzuge bei Rezbänya
und von da über alle Berghöhen bis auf die Margine und bis an
die Gehänge des Vervul Biharii. Im Aranyosthale bei Distidiul; im
Geb. d. weiss. Körös am Dealul vultiucluiului bei Körösbänya. —
Trachyt, Schiefer, Kalk, tert. und diluv. Lehm und Sand. 95 bis
1250 Met.
Silene infracta W. K., welche nicht wie gewöhnlich angenommen wird
eine kahle Varietät der Silene nutans, sondern nach einem mir vorliegenden
aus der Hand Kitaibels stammenden und nach kultivirten von Rochel ein-
148
gelegten und in seinen Exsice. ausgezebenen Exemplaren ein sehr interessanter
Bastart aus Silene nutans und Luchnis floscueuli ist, wurde bisher in unserem
Florengebiete noch nicht beobachtet, dürfte aber an Standorten, wo beide
Stamineltern zusammen vorkommen, noch aufgefunden werden.
260. Silene longiflora Ehrh. — Bestandtheil des Gestäudes,
welches an den Böschungen der Hohlwege, an sleinigen wüsten
Plätzen und lehmigen Abrissen niederer Berge, am Saume von
Weingärten oder auch in aulgelassenen Weinbergen auftritt. Im
mittelung. Berglande in der Matra und in der am Fusse der Matra
sich ausbreitenden Niederung bei Kömlö östlich von Heves, auf
dem Lösszuge des Viniszni vrch bei Gomba und auf den angren-
zenden Theilen des Tapiothales und der Kecskemeter Landhöhe
bei Tapio Bicske, Alberti, Monor und bei Pest. Hier seltener, da-
gegen häufig in der Pilisgruppe auf dem Blocksberge, Spissberge,
Adlersberge und ober dem Kaiserbade bei Ofen. — Im Bihariageb.
nicht beobachtet. — Auf lehmigem diluv. Sand und auf diluv. Lehm
insbesonders dorl, wo sich eine dünne Lehmschichte über unler-
liegendes Kalk- und Dolomitgestein ausbreitet. 100—220 Met.
261. Silene multiflora (Ehrh.). — Auf etwas feuchten san-
digen Wiesen. In der Niederung am Fusse der Matra in Jazygien,
im Tapiogebiete bei Nagy Kälta und To Almäs; am Saume der Pi-
lisgruppe ober der Pulvermühle bei Altofen und bei Krotendorf;
am häufigsten auf der Kecskemeter Landhöhe bei R. Palota, auf d.
P. Szt. Mihäly, am Räkos bei Pest, bei Soroksar, Ullö, Nagy Körös,
Czeglöed bis gegen Szolnok. Auf der Debreeziner Landhöhe bei
Debreezin. Immer in flachen muldenförmigen Verliefungen des
welligen Terrains zwischen den Sanddünen und dort höchst bezeich-
nend für die schmale Zone, in welcher Sumpf und Sand zusammen-
stossen und in welcher der Sand noch von dem Grundwasser
erreicht und durchfeuchtet wird. — Diluv. Sand. 95—120 Met.
262. Silene viscosa (L.) — Auf trockenen Wiesen und Gras-
luren. — In den Thälern und in den Niederungen am Saume des
mittelung. Berglandes vom Fusse der Matra bei Gyöngyös bis Po-
roszlö, dann durch ganz Jazygien und im Tapiogebiete bei Nagy
Käta; in der Pilisgruppe sehr sellen und nur am Sandberge bei
P. Csaba beobachtet (hier der höchste im Gebiete nolirte Standort).
In der Stuhlweissenburger Niederung bei Vajla und Keer. Weil
häufiger auf der Ke cskemeter Landhöhe von P. Csörög bei Waitzen
über R. Palota, Pest, Soroksar, Üllö, Monor, Pilis, Nagy Körös
bis Keeskemet. In ‚der Tiefebene nicht beobachtet. Am Ostrande
des Tieflandes nach Steffek bei Grosswardein. — Tert. u. diluv.
Sandboden, an einer Stelle bei Soroksar auch auf salzauswitterndem
sandigen Erdreich. 95 -250 Met.
263. Silene Otites (L.) — An steinigen und sandigen Berg-
abhängen, in lichten Baschwäldern und auf Grasplätzen der Sand-
hügel und Sandflächen in der Niederung. — Im mittelung. Berglande
auf der Matra und in den angrenzenden Niederungen in der Brindza
bei Hatvan und im Tapiogebiete zwischen Nagy Käta und Tapio
149
Szelle; in der Magustagruppe auf den Bergen bei Gross Maros;
am Nagyszäl bei Waitzen; in der Pilisgruppe bei Visegräd, Gran
und Set. Andrae, im Leopoldifeld und Auwinkel, am Dreihotterberg,
Adlersberg, Spissberg und Blocksberg bei Ofen; in der Vertes-
gruppe bei Gänt und in der angrenzenden Stuhlweissenburger Nie-
derung bei Keer im Tolnaer Komitate. Ueber die ganze Kecskemeter
Landhöhe: bei P. Csörög, R. Palota, Pest, Soroksar, Pilis, Monor,
Alberti ete.; auf dem Sandboden der Debreeziner Landhöhe. Im
Bihariageb. am Bontoskö bei Petrani an der schw. Körös und an
der Südgrenze des Gebietes bei Menes. In der Tiefebene nicht
beobachtet, — Trachyt, Kalk, tert., u. diluv. Lehm- und Sandboden.
95—600 Met. — (Auf tiefgründigem Boden der niederen Gegenden
gewöhnlich in allen Theilen üppiger, die Blätter verlängert, der
Blüthenstand mehr verzweigt und die untersten Aeste der Rispe
oft 20—30 Ctm. lang: Silene Pseud-Otites Besser. — Die mit
solchen üppigen Exemplaren der Silene Otites mehrfach konfun-
dirte Silene wolgensis Spr. ist eine weit verschiedene Pflanze,
welche den russischen Steppen angehört und bisher in Ungarn nicht
aufgefunden wurde.)
264. Silene parviflora Pers. — Auf Sandhügeln und Sand-
flächen und zwar manchmal in Gesellschaft der Silene Otites, aber
von dieser durch die nicht klebrige Axe der Rispe, durch die rau-
hen Kelche und Blüthenstiele. die schmalen verkehrt lanzetllich-
linealischen starren Blätter die gewimperten Kronenblättchen und
die viel spätere Blülhezeit immer leicht und sicher zu unterschei-
den. — Auf der Keeskemeter Landhöhe meist mit Dianthus poly-
morphus und Tragopogon floccosus zwischen Pilis und Monor, bei
Alberti und auf P. Sällosär bei Tatär Szt. György; im Tapio- und
Zagyva-Gebiete bei Szt. Märton Käta, Nagy Käta und Felsö Sat.
György. Auf der Debrecziner Landhöhe nach Kit. bei Szakoly süd-
lich von Nagy Källö. — Diluv. Sand. 100—120 Met.
265. Melandrium noctiflorum (L.) — An felsigen Gehängen,
Erdabrissen und Geröllhälden an etwas beschatteten, dabei aber
Irockenen Stellen und hie und da auch in Holzschlägen und auf
Aeckern. Durch den grössten Theil des Gebietes aber nirgends
häufig. Im mittelung. Bergl. in der Matra bei Gyöngyös, in der Pi-
lisgruppe bei Visegrad, am kleinen Schwabenberg bei Ofen, im
Kammerwalde bei Promontor. Auf der Kecskemeter Landhöhe in
den Monor-Piliser Wäldern; im Bihariageb. im Thale der weissen
körös auf den Nulliporenkalkbänken bei Chisindia und in der Valea
Liesa bei Halmaza. — Trachyt, Kalk, tert. u. diluv. Lehm u. Sand-
boden. 95—450 Met.
266. Melandrium vespertinum (Sibth.) — Zwischen Gebüsch,
auf Geröllhalden und Felsen, in Holzschlägen und Hohlwegen, an
den Böschungen der Dämme, an den Rändern der Weingärten und
Felder und auf Wiesen durch. den grössten Theil des Gebietes. Pa-
rad, Heves, Gross Maros, Waitzen, Visegräd, Sct. Andrae, Pest,
150
Ofen, Stuhlweissenburg, Grosswardein, Belenyes. — Trachyt, Kalk,
tert, u. diluv. Lehm und Sand. 95—250 Mei.
267. Melandrum nemorale (Heuffel). — In Buchenwäldern,
besonders an felsigen beschatteten Stellen. Im Bihariageb. in der
zerrissenen Randzone des Batrinaplateaus und zwar vorzüglich auf
den Bergen, welche sich zwischen Petrosa und Rezbänya erheben,
so an der Vereinigung des Pulsa- und Galbinathales hinter Petrosa,
in der Valea seca, am Carligalu, auf der Pietra muncelului, auf der
Stanesa und Pietra lunga, in der Valea mare und ober der Höhle
bei Fenatia. — Vorherrschend auf Kalk, sehr selten auch auf Sand-
stein und Schiefer. 470—1400 Met.
268. Melandrium diurnum &Sibth.) — Auf humosem feuch-
tem Boden und in schalligen feuchten Schluchten. Zeigt im mil-
telung. Bergl. eine ähnliche Verbreitung wie Viola tricolor und
findet sich dort am Saskö in der Malra, am Nagyszäl bei Wailzen, am
Gipfel des Dobogokö und am Piliserberg in der Pilisgruppe. Im Bi-
hariageb. nur an einer einzigen Stelle nämlich in den Schluchten
an dem westlichen Abfall des Vervul Bohodiei beobachtet und zwar
als Bestandtheil des dort üppig entwickelten Gestäudes in Gesell-
schaft von Ranunculus platanifolius, Gentiana lutea u. d. g. —
Porphyrit, Trachyt, Kalk. 630—1640 Met.
269. Lychnis Viscaria L. — Auf Wiesen und in lichten Wäl-
dern. Im mittelung. Bergl. bei Paräd in der Matra, am Nagyszal
bei Waitzen auf den Bergen bei Gross Maros, Visegräd, Sct. An-
drae, Szt. Läszlöo, am Dobogokö, bei P. Csaba und M. Einsiedel,
am Lindenberg, bei der schönen Schäferin und am Schwabenberge
bei Ofen, im Kammerwalde bei Promontor, bei Csoka in der Ver-
tesgruppe. Fehlt im Tieflande. Im Bihariageb. auf dem tert. Vorlande
von Grosswardein bis Belenyes an vielen Orten, im Rezbanyaer-
zuge bei Rezbänya und in der Hegyesgruppe bei Slatina und Bon-
tiesci. Nirgends häufiger als auf den Wiesen, welche sich entlang
dem rechten Ufer der schwarzen Körös zwischen Belenyes und
Petrani ausbreiten. Sie erscheint da in so ungeheurer Menge, dass
die Wiesen auf weithin ganz roth gefärbt erscheinen. — Trachyl,
Schiefer, Kalk, Sandstein, tert., dil. u. alluv. Sandboden. Obschon
die Pflanze, wie aus diesen Angaben hervorgeht, über den ver-
schiedensten Substraten gedeiht, so ist doch im Gebiete eine Vor-
liebe derselben für Sand und Sandstein und für kalkarme Gesteine
ganz unverkennbar. Am Nagyszäl z. B. erscheint sie nur so weit
verbreitet, als der Sandstein reicht, in der Pilisgruppe findet sie
sich vorzüglich auf Sandstein, Trachyt und auf der lehmigen kalk-
armen Erdkrume, welche durch Verwitterung aus Ihonreichen Kalk-
steinen sich herausgebildet hat, und ähnliche Beziehungen zum
Substrate sind auch im Bihariagebirge nachweisbar. 95—500 Met.
270. Lychnis floscueulöi L. — Aufl feuchten Wiesen und an
Quellen. Im mittelung. Bergl. selten und nur auf einige versumpfte
Thalböden wie z.B. bei Csev nächst Gran und bei P. Csaba in der Pilis-
gruppe beschränkt. Häufiger im Tiellande auf der Keeskemeler Land-
151
höhe bei R. Palota, Pest, Soroksar, Alberti, Nagy Körös. Am Rande
der Debreeziner Landhöhe in den Eeseder Sümpfen. Im Bihariageb.
auf dem tertiären Vorlande von Grosswardein bis Belenyes und
auf den Schieferbergen bei Rezbänya. Vereinzelt auch noch in der
subalpinen Region im Rezbänyaerzuge an den Quellen bei der
Stäna Scieve und unter dem Sattel La Jocu. — Schiefer, Kalk,
tert., diluv. und alluv. Lehm- und Sandboden. 95—1400 Met.
271. Lychnis coronaria (L.) — Auf grasigen Plätzen zwi-
schen Gebüsch, in lichten Wäldern und in Holzschläge n. Im mit-
telung. Bergl. am Särerberg in der Matra, am Nagyszäl bei Wailzen
und auf den vom Nagyszäl sich loslösenden gegen das Tiefland
auslaufenden Hügelwellen bei Gödöllö, in der Pilisgruppe auf den
Trachytbergen bei Dömös und Szt. Läszlö und insbesonders bei
Sct. Andrä stellenweise sehr häufig, im Kammerwalde bei Promon-
tor, in der Stuhlweissenburger Niederung bei Keer und Vajla. Auf
der Kecskemelter Landhöhe häufig in den Monor-Piliser Eichen-
wäldern. Auf der Debreeziner Landhöhe bei Debreezin. Im Biharia-
geb. auf dem tert. Vorlande bei Grosswardein und am Saume des
Batrinaplateaus in der Umgegend von Petrosa in der Thalschlucht,
die von der Tataroea gegen Kisköh herabzieht, dann in der Nähe
der Vereinigung des Pulsa- und Galbinathales und am Fusse der
Pietra Galbina gleich ober der Stäna. — Trachyt, diluv. Sand, vor-
züglich aber auf Sandstein. Im Bihariageb. ist diese Vorliebe für
sandigen Boden besonders auffallend; es findet sich dort die Art
immer nur in jenen Mulden und Schluchten, wo der den Kalk
unterteufende Sandstein zu Tage geht; soweit dieser Sandstein das
Substrat bildet, trifft man auch regelmässig Lychnis coronaria,
sobald Kalk auftritt, ist selbe spurlos verschwunden. Im miltel-
ung. Berglande zeigen sich ähnliche Verhältnisse, dort wurde sie
nämlich gleichfalls nur auf Sandstein und Trachyt und niemals auf
Kalk beobachtet. — 95—740 Met.
272. Agrostema Githago L. — Auf bebautem Lande durch
das ganze Gebiet von der Tiefebene bis in die kultivirten Thäler
des mittelung. Berglandes und bis auf die Felder in der Nähe der
Mozzengehöfle im Bihariagebirge. Auf allen im Geb. vorkommenden
Substraten beobachtet. 75—910 Met.
Phytographische Fragmente.
Von Dr. Ferdinand Schur.
XI.
Beobachtungemüber Ranunculus Philonotis Ehrh.
1. Ranunculus Philonotis subtripartitus Schur. Radice
fibroso interdum monocephalo. Caule erecio 10—15 poll. a medio
152
divaricato-ramoso foliisque hirsuto, hirsutio alba pili patentes. Foliis
radicalibus longe peliolatis in orbem terrae adpressis ad terliam
partem laminis Itrisectis, segmenlis lateralibus oblique ovatis, seg-
mento medio obovato-cuneato antice trifido omnibus inaequaliter
plus minusve partitis et inciso-denlalis; foliis superioribus trisectis,
laciniis oblongis vel lineari-oblongis; laciniis foliorum summorum
linearibus. Floribus in florescentiam dichotomo-ramosam dispositis
uti R. Philonotis genuinus flavo-citrinis. Pedunculis teretibus sul-
calis erectis. Capitulis fructiferis ovato-globosis carpellorum ditis-
simis. Carpellis lenticulari-compressis, margine lato viride cinctis,
pallide fuscis, ulrinque tubereulatis, stigmate brevissime triangulari
oblique alfixo apice lenue recurvalo coronalis. Receptaculo setoso.
— Planta esse videtur biennis. — Auf fruchtbarem Wiesenboden;
auf der Wiese zwischen der Hauptallee und dem Thiergarten im
Prater, Juni 12. 1866, noch nicht vollkommen reif, später wurde
diese Wiese gemähet und durch Menschen und Pferde zertreten,
so dass die vollkommen entwickelte Pflanze nicht beobachtet wer-
den konnte, was leider mit allen in Frühling hier gefundenen
Pflanzen der Fall war.
2. Ranunculus Philonotis multicaulis biternato-sectus. Radice
fibroso multicipite. Caudiculis curvato-adscendentibus 8—12 poll.
a basi interdum ramosis foliisque piloso-hirsutis. Foliis biternato-
sectis, segmentis trifidis, laciniis inciso-dentatis; foliis summis tri-
sectis, laciniis inaequalibus oblongo -linearibus acutis. Vaginis
foliorum infimorum maximis subhyalinis, auriculatis, longissime pilo-
sis. Pedunculis angulato sulcatis. Floribus inaequaliter peduncu-
latis in florescentiam dichotomo - ramosam dispositis, numerosis
subbigaminis, minoribus quam antecedens. Petalis citrinis obovatis
calyce reflexo minimo extus piloso subtriplo longioribus. Capitu-
lis fructiferis ovato-globosis minoribus quam antecedens. Car-
pellis lenticulari- compressis margine viride cinctis , flavo-fuscis
tuberculis minimis ulrinque adspersis, stigmate subtriangulari bre-
vissimo apice obsoliliori recurvato coronatis. Receptaculo parce
piloso, elongato. Toro glabro. Auf der Wiese zwischen der Haupt-
allee und dem Thiergarten im Prater, Mai 31. 1867, auch auf den
neuen Anschüttungen zwischen der Kaserne und dem Wienflusse.
Juli 1867.
3. Ranunculus Philonotis tenuisectus. Praecedens sed admodum
hirsuto-pilosus. Foliis biternatim-triternatimsectis, segmentis ambelis
obovalis, laciniis omnibus oblongo-linearibus linearibusve. Carpellis
evidentius titrinque tuberculosis.
Auf den neuen Anschüttungen hin und wieder längs der Ring-
strasse in Wien: auf dem Josephstädter Glacis und auf dem vor-
maligen Kalkmarkt an der Wien. Juli 1867.
153
XIV.
Ranunculus Pseudobulbosus Schur.
Schur Verh. des siebenb. Vereins 1853, p. 29 und 1859,
p. 84. Schur Oestr. bot. Zeitschr. 1860, p. 520 und 1861, p. 82.
Schur. En. 1866, p. 22. R. sardous Schur sert. fl. Transs. no.
85. — R. sardous Neilreich Fl. von Wien p. 465, an R. sardous
Crntz. austr. 2, p. 111. = R. sardous \Valer. Cordi hist. stirp.
ann. 1561. sec. Neilr. Nachtr. zur Flora von Niederösterreich
PIRSN IR. Ahilonots fruetibus glabris Neilr. Nachtr. zu Maly’s
En. p. 223. - R. Philonotis Heuff. En. banat. p- 10. = R. Phi-
lonotis P. re es Griseb. [
Auch von diesem Ranunkel haben wir, wie bei R. Philonotis
mehrere Var. zu unterscheiden, von denen ich aber nur die in den
Augen fallendsten hier anführen will. — Der ausgezeichneteste ist:
a. R. Pseudobulbosus legitimus. Radice fibroso polycephala.
Caulibus 3-5 ereclis plerumque a medio ramosis foliisque glabris
vel pare pilosis, 10—15 poll. Foliis omnibus suceulentibus, opaco-
viridibus, radicalibus ternalto-sectis, longissime peliolalis, segmentis
primariis lateralibus sessilibus, segmento medio sub jobovato-cuneato
petiolato a laleralibus remoto, omnibus inciso- -dentalis; foliis supe-
rioribus biternalosectis, laciniis inciso-serralis; foliis summis trifi-
dis, laciniis lineari-oblongis. Pedunculis longissimis sulcatis
glabris vel tenuissime sirigosis. Floribus iis R. bulboss similibus
binato-diebolomis, speciosis. Pelalis cuneato -ovalis anlice rotun-
datis obscurius linealis, calyce flavo reilexo apice piloso - barbato
triplo longioribus, aureis-favis. Capitulis frucliferis ovalis car-
pellorum ditissimis (40—50). Receptaculo parce piloso. Toro
glabro. Carpellis lentiformi - compressis, pallide fuscis, margine
viride einctis, utrinque glabris, 1 lin. long. et latis, stigmale bre-
vissimo lriangnlari oblique alfixo coronalis. Habitu R. bulbosi glabri
sed caulibus basi non inerassalis. Auf schlammigen überschwemml-
gewesenen Orten: In Vertiefungen des Laaer Berges in den Getrei-
defeldern zwischen den Remisen und der Heide mit Juncus bufo-
nius, Myosurus minimus, Ranunculus repens u. Ss. w.; im Prater
rechts von der Hauptallee längs des Thiergartens. Juni, Juli 1807.
Eine schöne Pflanze, welche mit der siebenbürgischen ziemlich
übereinstimmt.
ß. Ranunculus Pseudobulbosus, subrepens. Radice polyce-
phalo fibroso. Caudiculis 9—12 poll. longis curvato-adscendenlibus
patentibus terrae subadpressis, plerumque a basi divaricato-ramosis,
striatis, glabris vel parce pilosis. Foliis radicalibus ternato-sectis,
seymentis lateralibus oblique ovalis, subsessilibus, segmento medio
longe petiolato; omnibus 2--3 parlilis et inciso dentatis; foliis su-
perioribus 3—5 parlitis, laciniis oblongo - linearibus; foliis summis
trifidis, laciniis lineari-oblongis vel linearibus. Pedunculis angu-
lato-sulcatis glabrescenlibus vel tenue strigosis. Floribus duplo
minoribus quam anlecedens, numerosis. Petalis citrinis calycem
154
fere glabrum duplo superantibus. Carpellis lentieulari compressis
undique glabris, margine viridi angustissime cinetis, stigmate bre-
vissimo triangulari apice recto coronalis. Habitus Ranunculi repenti
minore subsimilis. — Auf unbebauten Orten, auf den neuen An-
schültungen der neuen Ringstrasse in Wien; auf der Wiese rechts
von der Hauptallee im Prater. Juni, Juli 1867.
Die Synonyma: R. intermedius Poir., R. pumilus Thuill., R.
pallidior Vill.; R. Philonotis var. subglahra Koch. weiss ich nicht
mit Bestimmtheit zu deulen, da die Originalpflanzen mir fehlen. —
R. hirsutus Curt. und R. sardous der deutschen Botaniker gehört
ohne Zweifel zu R. Philonotis Ehrh. — R. sardous der Flora von
Wien, und der südlicheren Gebiete, auch R. sardous Valer Cordi
gehören zu R. Pseudobulbosus Schur.
Der Zusammengehörigkeit wegen will ich hier noch ein paar
niedliche Var. von R. Pseudobulbosus aus der Malra in Ungarn
“erörtern, welche ich der freundlichen Mittheilung des Herrn Vra-
belyi in Erlau verdanke.
y. Ranunculus Pseudo-bulbosus var. parvulus. Praecedenli
simillimus sed omnibus in partibus multo minor et admodum hirsu-
tius. Radice polycephala. Caudieulis 3—4 poll. altis ad medium
simplicibus, superne ramosis, ramis interdum recurvalis. Foliis ra-
dicalibus subtrifidis vel ternato-sectis, segmentis subaequalibus;
foliis summis trifidis laciniis lineari-oblongis. Floribus solitariis
longe pedunculatis vel furcato binatis peduneulo altero breviore.
Pedunculis tenue sulcatis. Carpellis rostro brevissimo diametrum
marginis vix superanlibus utrinque glabris. Capitulis fructiferis
minimis 2 lin. diam. carpellis perfectis imperfeetisque intermixlis
praeditis. — Ich bin geneigt, diese Var. für R. parvulus L. Mant.
79, non Clairv. mit Koch syn. ed. 2 p. 20; zu nehmen, obschon
dieser Autor so wie Spreng. syst. 2, p. 657 diesen mit mehreren
Synonymen zu R. Philonotis Ehrh. ziehen also höckerige Früchte
voraussetzen, welche die in Rede stehende Pflanze nicht besitzt.
6. Ranunculus Pseudobulbosus parvulus longiusrostratus. Prae-
cedenti simillimus, parum hirsutius. Foliis radicalibus minus dis-
. sectis, plus minusve profunde tripartitis, superioribus digitato tri-
partitis, sessilibus, inciso-dentalis; summis minimis bracteaeformibus
trifidis, laciniis linearibus. Flores minores quam praecedens, 3—4
lin. diam. Sepalis ovalis, obtusiusculis, hyalino-marginatis, albo-
pilosis. Carpellis ut praecedens sed longius rostratis, i. e. stylo
majori lalitudinem marginis triplo superantibus. — Plantula 6 poll.
alta gracillima.
n. Ranunculus Pseudobulbosus Vrabelyiana Schur, Specimen
unicum tantum sed insignitum. — Simplex, hirsulissimum, griseo-
viride, uniflorum, 2 poll. altum. Foliis radicalibus breve petiolatis
ternato-partitis, segmentis subaequalibus obovatis, inciso -denlalis,
4 lin. longis et lalis petiolum suum subaequantibus; foliis caulinis
trifidis, laciniis inaequalibus linearibus. Floro aperto 4 lin. diam.
eitrino. Sepalis nigro-carinatis pilosis petalis dimidio brevioribus. —
455
Carpella@ — Durch Farbe, Habitus und Blattform sehr distinktiv,
ist aber ohne reife Früchte nicht genau zu bestimmen. — Diese
und die vorhergenannten Var. wurden von Herrn Vrabelyi auf
Aeckern bei Parad in der Matra in Ungarn gesammelt. Juni 11.
1866. — Von der Var. n. konnten mehrere Exemplare nicht ge-
funden werden.
Aus der obigen Zusammenstellung dieser beiden Ranunkel-
arten, oder wenn man will Formen, geht hervor, dass wenn wir
selbige in einer Art vereinigen, dennoch immer zwei durch die
Carpellen strenge gesonderte Formenreihen berücksichtigt werden
müssen und dass, um zur Kenntniss derselben zu gelangen, es
nicht hinreicht, Synonyme, d. h. Namen ohne Bedeutung zu geben.
— Thatsachen beweisen und die Natur spricht sich deutlich genug
durch die verschiedene Fruchlbildung aus und diese ist gewiss
keine zufällige. — Unter allen Umständen werden wir von diesem
zu einem Typus gehörenden Ranunkel zwei Forwenreihen aufstellen
müssen, nämlich:
A. Ranunculus fructibus tuberculatis: R. Philonotis Ehrh.,
1. legitimus; 2. subtripartitus Schur; 3. unelateraliter tuberulatus
Bmg.; 4. laciniatus Bmg.; 5. biternatus Schur; 6. tenuisectus
Schur; 7. subtrifolius Schur oder R. Pseudo-hirsutus Schur.
En. pl. Transs. p. 22.
B. Ranunculus fructibus glabris: R. Pseudobulbosus Schur
1. legitimus; 2.subrepens Schur; 3.longiusrostratus Schur; 4. par-
vulus Schur; 5. Vrabelyianus Schur.
Ranunculus laciniatus Baumg. und R. Philonotis Baumg.
habe ich ohne Weiters zu R. Philonotis Ehrh. gezählt, obschon
ich in Hinsicht auf den letzteren zweifelhaft bleibe. — Baumgar-
ten in seiner Beschreibung zu R. Philonotis sagt: „Radix fasciculata
lignosa*, was bei R. Philonotis Ehrh. nicht der Fall ist; ferner:
Fructibus globosis (vielleicht capitulis fructiferis) uno latere mar-
ginaliter tuberculatis stigmate hamato coronalis, was bei R. Philo-
notis wieder nicht zutrifft, und diese Umstände oder Angaben
bestimmen mich zu zweifeln, dass R. Philonotis Ehrh. und Baum -
gartens zu einer und derselben Form gehören.
Auch scheint es mir bemerkenswerth, dass Baumg. den R.
Pseudo-bulbosus Schur unter je welcher Bezeichnung aufgenom-
men hat, da derselbe doch durch ganz Siebenbürgen verbreitet ist,
es müsste denn sein, dass er die bei R. bulbosus erwähnte Var.
darunter verstanden hälte, von welcher er sagt: Caulis humilis
panciflorus, folia sublaciniata subhirsuta, pedunculi uniflori. — Der
Standort: „prope piscinis“ lässt ebenfalls auf R. Pseudo-bulbosus
schliessen, da nämlich bei Szakedat dieser letztere am Rande des
Teiches im Wasser selbst anzutreffen ist,
Oesterr. botan. Zeitschrift 5. Heft. 1868. 12
hen
Zr
op)
Eine Exkursion
von Rambouillet nach Montfort ’Amaury.
Von H. Degenkolb.
Das schlechte Wetter, welches im April v. J. beständig herrschte,
liess mich den Aufenthalt in Paris zu keinem grösseren Ausflug
in die Umgebungen dieser Stadt benutzen und ich fürchtete schon,
Paris verlassen zu müssen, ohne nennenswerthe botanische Funde
aus jenem Lande in die Heimat zurückbringen zu können. Eine
Partie nach Fontainebleau bei herrlichem Wetter begonnen, machte
nach einer Stunde, Dank einem eintretenden tüchligen Regen,
welcher den ganzen Tag währte, gründlich Fiasko. Ausser den in
dieser kurzen Frist erbeuteten Pflanzen besass ich nur noch wenige
Andere, welche ich im Bois de Boulogne und im Bois de Vin-
cennes gesammelt hatte. Mit dem ersten Tage des Wonnemonalts
jedoch trat anhaltend schönes Wetter ein und nachdem ich in den
ersten Tagen Versailles, St. Germain und St. Cloud besucht halte,
unternahm ich am 8. eine Fahrt nach Rambouillet, um daselbst
erst die bekannte Zuchlschäferei kennen zu lernen und dann nach
Montfort l’Amaury zu gehen, welche Strecke von der Station
Rambouillet in direkter Entfernung bis zur Station Montfort eiwa
20 Kilometer —= 2,65 Meile misst.
Rambouillet liegt an der Balın von Paris nach Rennes. Von
St. Cyr, einer Station dieser Bahn dicht hinter Versailles geht eine
Bahn nach Houdan und Dreux ab. Ziemlich in der Mitte zwischen
St. Cyr und Houdan liegt Montfort I’ Amaury. Die Bodenverhält-
nisse zwischen Rambouillet und Montfort variiren sehr. Um Ram-
bouillet scheint der Boden tiefgründig, ziemlich schwer aber
grossentheils warm zu sein. Ueber die kaiserliche Farm hinaus
fängt sumpfiger Boden an, aus welchem heraus nach St. Leger zu
Sandhügel ragen, deren Beschaffenheit zum Theil dem wohl be-
kannten märkischen Sande nichts nachgeben dürfte. Weiter nach
Montfort zu kommt man in die Region der Wälder und Sümpfe,
deren Boden wahrscheinlick durch Trockenlegung in sehr frucht-
bare Ackererde verwandelt werden könnte. Um Montfort selbst ist
der Boden dann wieder schönes, schweres gut kullivirtes Acker-
land. — Leider hatte ich mich zu dieser Exkursion nicht mit einer
genauen Karte versehen, da ich von unsern deutschen Verhältnissen
auf die dortigen schloss. Bereitwillig waren die Bewohner stets
mir Auskunft zu geben, wenn ich nach den Wegen frug, aber
öfters in Zweifel über den richtigen Weg.
Der Zweck, welcher mich nach Rambouillet führte, war wie
schon oben erwähnt worden ist, der, die kaiserliche Zuchtschäferei
zu sehen; die Parlie nach Montfort unternahm ich hauptsächlich
in der Hoffnung Eriophorum Vaillantü, an dem Originalstandort
157
selbst zu sammeln (1). Diese Hoffnung sollte freilich nicht erfüllt
werden.
Um 1%8 Uhr früh fuhr ich von Paris ab und war um 9 Uhr
in Rambouillet. Erst passirte ich die kleine Stadt, wo eben Rekruten
ausgehoben wurden; wie es schien, waren diese nicht gerade be-
sonders erfreut, dass sie dieser Ehre gewürdigt wurden. Am Ende
des Städtchens holte ich einen jungen Burschen ein, welcher die
gleiche Richtung zu verfolgen schien. Auf meine Frage, wie der
Weg nach der Schäferei führe, zeigle es sich denn, dass er auch
dahin wollte. Wir gingen an dem alten zwischen Bäumen versteckten
and wie mir schien kleinen Schlosse vorbei über Wiesen und
Triften hinweg und gelangten nach einem halben Stündchen an
unser Ziel. Mein Führer trat in ein Gebäude ein, welches einer
Scheuer ähnlich sah und ich wurde auf meine Frage nach einem
Beamten an den Sekretär verwiesen. Ich fand denselben endlich in
eben dem Raum, in welchen mein Begleiter eingetreten war und
ich sah dann auch wie letzterer in Gemeinschaft mit noch elwa 5
anderen Männern Schafe schor. Abweichend von uns in Deutsch-
land, scheint dies Geschäft dort von Männern versehen zu werden,
die aber inre Sache hier recht gut machten. Bereitwillig wurde
mir die Stammschäferei gezeigt und mir die Behandlung der Thiere
erläutert; erst von dem Sekretär, später von dem Direktor selbst.
Etwas schien den Herren merkwürdig, nämlich, dass ein Fremder,
welcher französisch sprechen konnte, sich mit Botanisirbüchse und
Hängelasche herumtrug. Meine ausgesprochene Absicht von dort
aus nach Monlfort zu gehen und zu botanisiren erweckte unge-
heucheltes Erstaunen.
Der Direktor hatte noch die Freundlichkeit mir den nächsten
Weg zu weisen und nachdem ich meinen Dank ausgesprochen halte,
trat ich meinen Marsch an.
Gleich an der Mauer des Gehöftes traf ich vereinzelte Exem-
plare von Chamagrostis minima (L.) Borkh. an, welche wohl
nur zufällig dahin gekommen war. Der Boden war durchaus kein
leichter Sandboden sondern Lehmboden mit kiesigem Sande ver-
mischt (2). Ich kam sofort in sumpfiges Terrain, welches mit Bäu-
men bestanden war. Zur Entwässerung waren Gräben gezogen und
hierdurch theilweis trockene Stellen entstanden. An den Gräben
fand ich Myosotis palustris (L.) With. und intermedia Lk. und
Ranunculus sylvaticus Thuill. (3). An den trockneren Stellen
und am Wegrande standen Listera ovata (L.) R. Br., Scorzonera
humilis 1., Endymion non scriptus (L.) Garcke, Polygala vul-
garis L., Carex verna Vill. (4). (C. praecoxz Jacq.), sylvatica
Huds. und pallescens L., Potentilla Tormentilla Schr., Pulmonaria
angustifolia L., Luzula multiflora Lej. und Cerastium glomeratum
Thuill. Der Wald war nicht gross und ich gelangte durch eine
bald sumpfige, bald trockene Haide an die Umzäunung, welche die
Farm umschliesst. Auf den breiten Graswegen bemerkte ich Pedi-
cularis sylvatica L. ein einzelnes Exemplar Cirsium anglicum
123
158
(Huds.) Deland und @Genista anglica L. Nachdem ich zur Pforte
herausgetreten war, wandte ich mich links und bemerkte zu meiner
Freude Ulex europaeus L., welchen ich bisher immer nur von dem
Eisenbahnwagon aus gesehen halte. Da er die Berührung der Hände
nicht gutwillig duldete, wurde es mil dem Fusse in die Hängetasche
eingetrelen. "Eine Viertelstunde durchzog ich wieder sumpfliges
Terrain, welches nichts nennenswerlhes darbot. Endlich hörte zu
meiner linken Seite die Umzäunung der Farın auf und ich erblickle
links vom Wege einen tiefer gelegenen Sumpf (nicht unähnlich
den Sphaenumsümpfen der Mark Brandenburg) , in welchem ich
Eriophorum zu finden hoffte. Ich wurde aber getäuscht. Zwar
wuchsen Eriophorumarien, aber sie waren alle verkümmert und
abgestorben, vermuthlich waren sie im April erfroren. Ich fand
Myrica Gale L., Salix aurita L., an tieferen, Wasser zeigenden Stellen
Carex rostrata With. (ampullacea Good.), Carex canescens L.,
Carex stricta Good. z. Th. mit weiblichen Aehren, deren Spitzen
männliche Blüthen Irugen, Carex acutiformis Ehrh. (C paludosa
Good.) mit prächligen Ausläulern und sehr schönem Fasernnetz.
Ob es die var. spadicea Rth. (Kochiana Deland) war, liess sich
bei dem Jugendzustande der Pflanze nicht bestimmen. Auf einer
höher gelegenen Wiese stand noch Orchis Morio L.
Da ein Mann mir schon früher gesagt halte, dass der Weg,
welchen ich verlassen halte, direkt nach St. Leger führte, so wandle
ich mich wieder rechts und gelangte zuvörderst auf einen Irocknen
Hügel, von welchem ich Carex pilulifera L., Ornithopus perpu-
sillus L., Lathyrus montanus Bernh., (Orobus tuberosus L.) und
Teesdalia nudicaulis (L.) R. Br. mitnahm. Im Weitergehen be-
merkte ich zu meinen Füssen ungewöhnlich grosse Tannenzaplen
und sah dann, dass ich unter einigen Pinus nigricans Host. stand,
von welchen eine ziemlich bedeutende Anzahl in den Wald ver-
sprengt waren, ob nun wild (soweit man dies von Forstbäumen
sagen kann) oder mit Fleiss kultivirt, kann ich nicht behaupten.
Nach einigem Suchen gelang es mir, einen Baum zu finden, von
welchem sich ohne allzugrosse Mühe einige blühende Zweige ab-
schneiden liessen. Eine kurze Strecke weiter hörte der Wald auf
und ıch sah über Wiesen hinweg ein Dorf, welches ich für St.
Leger hielt, zumal ein Fahrweg rechter Hand dahin führte. Am
Wiesenrand fand ich zuerst Ranunculus bulbosus L., auf der Wiese
selbst Orchis Morio.L. und latifolia L. Weiter hin wurde das Ter-
rain noch sumpfiger und ausser Valeriana dioeca L. fanden sich
noch Carex panicea L., Carex Goodenoughü Gag., Carez acula
L. (5) und einige brauchbare Eriophorum, aber leider nur poly-
stachium L. (angustifolium Rih.). Am Dorfe angelangt sammelte
ich an den Wegrandern Ornithopus perpusillus L. am Fusse von
Mauern, und Anthriscus vulgaris Pers. in Zäunen. Aus einer Art
jach, welcher, ungehindert durch Schleusse oder Brücke, seinen
Weg quer über die Dorfstrasse hinweg nahm, wurde zum Anden-
159
ken an diese primiliven Zustände im Lande der Civilisalion, Ranun-
culus aguatilis L. mitgenommen.
Endlich traf ich ein lebendes Wesen, welches mir Auskunft
über das Wirthshaus und den Ort gab, von dem ich aber zu mei-
ner Betrübniss erfuhr, dass ich nicht in St. Leger sei, sondern um
dahin zu gelangen wieder umkehren müsse und dass das Wirths-
haus gerade am anderen Ende des Dorfes läge. Nun war guter
Rath theuer. Durst und Hunger siegten zuletzt und so legte ich
denn den Weg durch das ganze Dorf zurück, um am letzten Hause
angelangt mich an saurem Wein und weissem Brode zwar nicht
zu stärken, aber doch wenigstens den knurrenden Magen so gut
ging dadurch zu befriedigen. Nach einer Viertelstunde verliess
ich die Schenke, zwar nicht mehr durstig, aber dafür mit tüchligen
Kopfschmerzen behaftet, welche nicht dazu angelhan waren, meine
Laune zu verbessern. Am Ende des Dorfes wiederum angelangt,
traf ıch einen Bauer, welchen ich nach dem Wege frug und wel-
cher mir sagle: ich möchte nur immer gerade ausgehe n (tout droit).
Mein Weg führte mich nun durch die herrlichsten Sandfelder,
welche gelrost mit den schlechiesten Feldern der Mark konkurriren
können, auf welchen Chamagrostis minima (L.) Borkh. und
Linaria supina (L.) Desf. ziemlich häufig waren. Bald besserle
sich indess der Boden und bei einem einzelnen Gehöft angelangt
war wieder der schönste Lehmboden zu finden. Ein hier hütender
Schäfer bedeutete mir, dass St. Leger weiter links läge und so
ging ich einem Fussweg entlang auf ein Dorf zu, welches halb
links vor mir lag. Von den Feldern sammelte ich Trifolium incar-
natum L. (kult.), Lyeopsis arvensis L., Vicia angustifolia Rth.
var. segetalis Thuill., Valerianella carinata Loisl., Veronica ar-
vensis L. und Ranunculus arvensis L. Am Dorfe angelangt frug
ich einen Schmied, welcher unter freiem Himmel seine Arbeit ver-
richtete, ob dies St. Löger sei. Zu meinem Erstaunen wies er mir
das Dorf, woher ich gekommen war und welches eine kleine Stunde
entfernt lag als St. Leger. Als ich ihn darauf aufmerksam machte,
meinte er, dass er es dann nicht wüsste. Auf meine Frage, wie
der Weg nach Montfort führe, erwiederte er, dass er den Weg
nicht kenne, aber es läge in der Direktion (nach Norden zeigend).
Nicht gerade sehr erheitert und über die geistige Bildung der
erande nation raisonnirend folgte ich denn dem Fingerzeig und
befand mich bald in einem sumpfigen Wald, nachdem ich noch
llex aquifolium L. milgenommen halte, welches vielfach in Hecken
entlang dem Wege wuchs. Wegweiser nach Montfort oder Ram-
bouillet habe ich in diesem bedeutenden Waldstrich nicht gesehen,
sondern nur solche, welche den Weg nach diesem oder jenem
Teich angeben. So verlockend es nun an und für sich war, einen
dieser Teiche zu besuchen, so hatten sich doch meine Kopf-
schmerzen derart gesteigerl, dass ich es vorziehen musste, den
direklesten Weg nach meinem Ziele einzuschlagen. Ich sammelte
nur noch Euphorbia sylvatica L., Convallaria majalis L., Aspi-
160
dium filix mas (L.) Sw., Melica uniflora Retz. und Galeobdolon
/uteum Huds. Die Sonne als Compass nehmend marschirte ich
ziemlich zwei Stunden, ehe ich wieder einige Gehöfte traf. Vor
einem derselben sassen zwei Weiber, mit Schwatzen und dem an-
genehmen Nichlsthun beschäftigt. Diese biedern Leute waren nun
in Zweifel, wie ich nach Monfort gehen müsste; die Eine war der
Ansicht, ieh müsse rechts, die Andere, ich müsse links gehen. Ich
entschied mich rechts zu gehen, das heisst in der Richtung weiter
zu gehen, welche ich schon vorher einge »schlagen hatte. Weiterhin
bestätigten mir einige-Leute, welche auf den von Wald umgebenen
Feldern ackerten, dass ich auf dem richligen Weg sei und nach
einer halben Stunde hatte ich denn glücklich die letzte Strecke im
Walde zurückgelegt, und sah über Felder hinweg etwa dreiviertel
Stunde Wegs vor mir Montfort l’Amaury liegen. Dies Städtchen
liegt sehr hübsch um einen Berg herum, dessen Gipfel eine alte
Burgruine krönt. Auf einem Kleefeld sah ich nur noch Crepis
biennis L., welches zwar noch nicht aufgeblüht war, aber dies und
!heilweiss die Fruchtbildung noch unter der Presse nachholte. An
den Mauern eines Hohlweges dicht bei Montfort standen als treue
Gesellschafter durch einander Polypodium vulgare L., Asplenium
Trichomanes L., Asplenium Ruta muraria L.. und Asplenium Adian-
tum nigrum L. und als vermuthlicher Gartenflüchtling Lepidium
sativum L. Nach dem Bahnhofe musste ich aber noch eine Meile
laufen, nachdem ich in der Stadt noch der Einladung eines Irrsin-
nigen, welcher durchaus wollte, dass ich seinen Garten bewun-
dern sollte, ausgeschlagen hatte. Das Gespräch dauerte immerhin
fünf Minuten, durchaus nicht zu meiner Behaglichkeit, da ich fürch-
tete, dass er meine Weigerung übel nehmen und thätlich werden
möchte. Obwohl ich um 7 Uhr schon auf dem Bahnhof war und bis
1/,10 Uhr Zeit hatte, so fühlte ich mich doch zu schwach, um noch
auf den nahe gelegenen Wiesen zu bolanisiren. sondern ich begab
mich in die elende Bretterhülte, welche die Bahnhofsrestauration
vorstellte und war froh, dass ich statt des schlechten Landweines
ein bierarliges Getränk erhalten konnte. Um 14 Uhr traf ich wie-
der in Paris ein.
Anmerkungen.
1. Selbst die französischen Autoren sind im Zweifel, ob sie
Eriophorum Vaillantii als Arı oder Varietät auffassen sollen. M&-
rat, Loiseleur und Poiteau et Turpin rechnen es als Art,
Godron et Grenier, Boreau und Cosson et Germain als
Varielät von Erioph. angustifolium Rth., Duby und De CGan-
dolle im botanicon gallieum als Varietät von E. latifolium Hoppe.
Sonst rechnet es noch Koch als Art, Gaudin als Varietäl von
E. angustifolium. Die Annahme von Duby und De Candolle ist
gewiss nicht richtig, denn wenn auch im Poiteau und Turpin
bei meinem Exemplar der Text zu der grösseren letzten Hälfte
fehlt, so sieht man in der Zeichnung deutlich, dass bei Erioph.
161
Vaillantii die Aehrenstiele glatt, bei E. latifolium rückwärts rauh
sind. Verdruckt ist es gewiss auch nicht, sondern die Autoren ha-
ben ihren Grund gehabt, die Pflanze zu Erioph. latifolium zu zie-
hen. Die Frucht von E. Vaillantü ist nicht wie die von E. angu-
stifolium einfach zugespitzt, sondern hat wie die Frucht von E.
latifolium noch einen kegelförmigen Aufsatz, welcher an die Ein-
schnürung des Griffels bei der Abtheilung Heleocharis der Gattung
Seirpus erinnert. (Ich bemerke hierbei, dass ich mich bei dieser
Beschreibung und Vergleichung auf die vortrefllichen Abbildungen
von Poiteau und Turpin slülze, da ich selbst nicht im Besitz
von E. Vaillantii bin). Dies scheint mir aber Grund genug, E.
Vaillantii nicht als Varietät sondern als Art anzunchmen, abgese-
hen von dem gedrängten Stand der Achren und der so vielfach
längeren Wolle. An einen Bastard kann ausser anderen Gründen
schon deshalb nicht gedacht werden, weil sonst Erioph. Vaillantüi
gewiss in Norddeulschland, wo Erioph. latifolium und angustifo-
lium so oft durch einander wachsen, schon gefunden worden wäre.
Eriophorum Vaillantü ist das Linagrostis panıcula ampliore Vail-
lants in der Abbildung Bot. paris. tab. 16. 1.
2. Bei Fontainebleau fand ich vereinzeltes Chamagrostis mi-
nima auf einer Gartenmauer; vielleicht war beide Male der Samen
durch Vögel an diese ungewöhnlichen Standorte gebracht worden.
3. Ranunculus nemorosus De Candolle. De Candolle
rechnet in seinem systema naturale I. pag. 278 den R. sylvaticus
Thuill. als Varietät von R. acris L. (petiolis foliisque subtus ve-
lutino-villosis). Thuillier sagt aber in seiner „flore des environs
de Paris“ ed. 1824, pag. 276, 277. ausdrücklich: „Pistils se termi-
nant pas un crochet jaunälre et recourbe en dehors, qui persiste
jusqu’a la parfaite maturil&e du fruil“ und „germinibus hamalis,“*
welches er von keinem andern sagt. In den früheren Ausgaben,
welche mir nicht zu Gebote stehen, wird vermuthlich dasselbe ge-
standen haben. |
4. Bei einzelnen Exemplaren waren die unteren weiblichen
Aehren sehr schlank und ziemlich lang gestielt.
5. Von Carex Goodenoughü Gay. fand ich nur ein anomales
Exemplar mit einer weiblichen Aehre, welche in der Mitte männ-
liche Blüthen zeigte. Mehr variirende Beispiele bot Carex acuta L.
Im Ganzen zeichneten sich die dortigen Exemplare durch sehr
kompakten Aehrenstand aus. Namentlich eine Pflanze trug 15 Aech-
ren, worunter zwei ganz und eine zur Hälfte männlich waren; 11
Aehren standen auf dem Raum von einem Zoll am Stamme. Zwei
weitere Pflanzen hatten je eine weibliche Aehre, welche lang ge-
stielt am Grunde der Pflanze aus der Achsel eines langscheidigen
Lanbblattes entsprang. Ein ferneres Exemplar zeigte einen so
prächligen Fasernschopf, wie ich ihn bei dieser Carex-Art noch
nicht bemerkt hatte. Ueberhaupt scheint der Fasernschopf bei sehr
vielen Carex-Arten vorhanden zu sein, wenn auch nach den ver-
schiedenen Arten in verschiedener Stärke. Er bildet bekanntlich
162
einen Hilfsunterschied zwischen Carexz verna Vill. und Carex
longifolia Host, (C. polyrrkiza Wallr., umbrosa Hoppe). Auch
bei Carex divulsa Good. habe ich stels einen augenfällig stär-
keren Fasernschopf gefunden, wie bei Carez muricata L. und ich
glaube, dass hin und wieder dieser Umstand von Gewicht bei jun-
gen Exemplaren sein kann, wo die Schläuche noch zu klein sind,
da die ligula nicht immer ein entscheidendes Merkmal abgibt.
Halle, im Jänner 1868.
It
Die europäischen Hordeum-Arten.
Von Victor v. Janka.
1. Palea inferior in spiculis lateralibus arista brevissima (i. e.
“ arista palea ipsa breviori) terminata, vel haud aristata. 2.
Palea inferior florum omnium longe aristata: arista paleam
ipsam superans. 3.
Spiculae omnes magnitudine aequales v. subaequales, latera-
lium paleae haud aristatae:
Hordeum bulbosum L. (H. strictum D esf.)
Spiculae difformes, nempe laterales semper minores sae-
pius rudimentariae; harum paleae inferiores breviler aristatae:
H. secalinum Schreb.
3. Spiculae laterales masculae v. rudimentariae distinctissime
pedicellatae; intermedia major hermaphrodita sessilis; rhachis
spicae fragilis. 4.
Spiculae omnes magnitudine aequales hermaphroditae ses-
siles v. subsessiles; rhachis haud fragilis. 5.
Glumae spiculae intermediae (hermaphroditae) anguste lineari-
lanceolatae selis elongalis ciliatae: H. murinum L.
Glumae spiculae intermediae (hermaphroditae) setaceae
brevissime setuloso-scabrae: H. maritimum Wither.
5. Spica breviter oblonga; palearum "aristae arcualo-palulae
demum squarrosae eas glumarum multo superanltes; vaginae
glabrae: H. crinitum Desf. (Elymus erinitus Schreb.)
Spica linearis; palearum aristae rectae eas glumarum
paullo excedentes; vaginae pilosae:
H. europaeum All. (Elymus europaeus L.)
ww
[105
163
Die europäischen Elymus-Arten ').
Von Victor v. Janka.
1. Glumae latae, lanceolatae vel lineari-lanceolatae paleis similes
vel conformes; flores e glumis vix exserli, 2.
Glumae angustissimae, subulatae vel setaceae paleis valde
difformes; flores (saltem superiores) e glumis longe exserli. 4.
2. Spiculae geminae-quaternae. 3.
Spiculae senae: Elymus giganteus Vahl.
3. Glumae laeves lanceolatae villosulae, spiculae geminalae:
E. arenarius L.
Glumae nervosae late lanceolatae glabrae ; spiculae ternae
v. qualernae: E. sobulosus M.a.B.
4. Spieulae pleraeque solitariae 4 florae; glumae glabrae, paleae
villosae: E. Paboanus Claus.
Spiculae geminae v. ternae 2—3 florae; glumae floresque
inferne puberuli: E. junceus Fisch.
Szent Gothärd bei Szamos-Ujväar in Siebenbürgen, am
31. März 1868.
Literaturberichte.
— Beiträge zur Kenntniss der deutschen Brombee-
ren, insbesondere der bei Bremen beobachteten Formen. Von
W.0O.Focke. (Separatabzug aus den Abhandl. d. naturw. Vereines
zu Bremen.) Bei C. Ed. Müller 1868 p. 68.
Mit Recht nannte ein geistreicher Naturforscher die Resultate
der Forschungen Darwin’s „ein Ferment, dessen Einfluss man sich
nicht mehr entziehen könne.“ Die Wahrheit dieses Satzes beweist
auch der vorliegende Aufsatz. Der Verfasser sucht die bis jezt un-
besiegten Schwierigkeiten, welche das Heer der Brombeerformen
durch seine Polymorphie der systematischen Bearbeitung bereitet,
derart zu überwinden, dass er (p. 3) als leitenden Gedanken fol-
genden Satz aufstellt: „Die Begriffe von Art und Race haben ihre
reale Grundlage einzig und allein in den gemeinsamen Abstam-
mungsverhältnissen der einzelnen Individuen. Eine wahre Syste-
malik muss eine Genealogie sein, denn nicht allein die Bastarte,
1) Die Gattung Alymus wird viel richtiger mit Tritieum vereinigt;
Triticum ramosum Trin., T. Rousii Gren. et Duv. könnten ebenso in
dieser Tabelle Platz finden, sowie auch 7. Pseudo-Ayropyrum Gris. von
Trinius und Turezaninow zu Elymus gereiht werden.
164
sondern auch die sogenannten reinen Arten haben ihre Entstehungs-
geschichte. Die nächste Aufgabe der Systematik besteht in der
naturgemässen, d. h. genealogisch richtigen Umgrenzung und Ord-
nung der verschiedenen Formenkreise.* Dem entsprechend unter-
scheidet Focke (p. 6) nebst Stammarten: 1. Abgeleitete Arten,
oder wenn man lieber will, konstante Racen. 2. Individuelle Ab-
änderungen, die bei Vermehrung auf vegetalivem Wege constant
bleiben, bei der Samenzucht ihre auszeichnenden Eigenschaften
mehr oder weniger schnell verlieren. 3. Durch äussere Einflüsse
bedingte Abänderungen, die sich nicht vererben. 4. Baslarte.
Die einzelnen deutschen Brombeerformen wurden genau unler-
sucht und nach diesen Prineipien in Stammarten, konstante
Racen, Abänderungen und Bastarte eingetheilt. Von den ersteren
unterscheidet Focke (p- 63) namentlich 7, nämlich: R. tomentosus
Borkh, R. amoenus Portenschl., R. vulgaris, R. Arrhenü Lange,
R. banatus n. sp., R. glandulosus Bell. und R. caesius L. Ob sich
Focke’s Ansichten praktisch bewähren und im grösserem Umfange
als durchführbar erweisen werden, muss späteren Untersuchungen
über diese Rubus-Arten überlassen bleiben. Auf jeden Fall findet
sich in dem vorliegenden Aufsatze viel Anregendes und Brauch-
bares, was eine fernere Prüfung verdient. Der Unterzeichnete
empfiehlt denselben daher allen Batologen zur genaueren Durch-
sicht angelegentlich. Dr. H. W. Reichardt.
— Im dritten Hefte (vom 1. Jänner 1868) der von den Dr. A.
P. Ninni und P. A. Saccardo herausgegebenen Commenltaris
della fauna, flora e Gea del Veneto e del Trentino gibt Dr. G.
Venturi seinen Bedenken gegen das Arltenrecht von Desmatodon
griseus Juratzka. Ausdruck. Da es sich um eine Art handelt, die
zuerst aus Oesterreich beschrieben wurde und das erwähnte Jour-
nal nur wenigen unserer Leser zugänglich sein dürfte, glauben
wir, dass ein Auszug dieses Artikels nicht unwillkommen sein wird.
Die Untersuchung von Originalexemplaren hat Venturi belehrt,
dass, im Widerspruche mit Juratzka’s Diagnose, wenn die Zähne
auch sehr kurz sind, dieselben eine Neigung nach rechts wahrneh-
men lassen, bevor sie durch Abnahme oder Herabfallen des Deckels
sich nach aussen biegen und ausbreiten. Die Drehung nach rechts,
die schon bei den Zähnen wahrnehmbar sei, trete noch deutlicher
beim Deckel zu Tage, indem die Zellenreihen von der Basis bis
zur Spitze beinahe eine Viertelwendung machen. Ebenso fehle der
Ring nicht gänzlich, indem man bei genauer Prüfung ohne Mühe
die kleinen Zellen finden kann, welche — manchesmal in zwei-
facher Reihe — das Peristom umgeben. Weiters glaubt Venturi,
die von Juratzka geläugneten Uebergänge zwischen Desmatodon
griseus und Barbula membranifolia durch die in seinem Besitze
befindlichen Exemplare, die er theils selbst sammelte, theils von
Freunden erhielt, konstatiren zu können. Bei den aus Istrien
slammenden Exemplaren sind die Zähne des Peristoms sehr kurz:
wahrend aber jene, die Venturi am Monte Spaccalo sammelte,
165
und die er von Tommasini als von Bieka und Boluniz stammend
erhielt, diese kaum dreimal so lang als die Basilarmembran sind,
zeigen die Zähne jener die von Tommasini bei Scoreola un
S, Servolo nächst Triest, dann bei Devazza gesammelt worden sind,
eine viel bedeutendere Länge: namentlich bei den Exemplaren von
Servolo überschreiten die Zähne sechsmal die Höhe der Basilar-
membran, zeigen eine kleine Neigung zu Windungen und sind auf
das Säulchen gestützt. Zwischen der schwachen Neigung der Zähne
des Peristoms nach rechts in den eben erwähnten Exemplaren und
der doppelten Spirale, bei den Zähnen des Peristoms von Exem-
plaren aus dem Genuesischen, ist ein grosser Unterschied; es sind
aber Exemplare nicht selten, wo die Zähne mehr als eine Win-
dung bilden, wie in jenen von Meran, die Milde sammelte, oder
kaum eine Wendung wie jene von Santa Masenza, die Venturi
von Sardagna erhielt. Bei den nachgewiesenen Uebergängen
zwischen dem sehr kurzen Peristom des Desmatodon griseus und
dem sehr langen der Bardula membranifolia muss man dem Cha-
rakter, auf den Juratzka besonders das Artenrecht von Desma-
todon griseus slülzt, seinen ganzen Werth absprechen. Diess muss
man um so mehr Ihun, wenn man erwägt, wie wenig Werth bei
anderen Arten auf die Länge des Peristoms gelegt werden darf:
Niemanden sei es eingefallen, bei Pottia lanceoluta und Weissia
viridula etc. verschiedene Arten nach der Länge des Peristoms
aulzustellen. Namentlich die Exemplare von S. Servolo haben auch
einen längeren Fruchtstiel, obwohl er die Länge jenes der Exem-
plare, die bei Genua und selbst im Trentino gesammelt wurden
nicht erreicht; mit der namhaften Länge verschwindet auch die von
Juraizka erwähnte grössere Stärke des Fruchtstieles. Der Deckel
verlängert sich in demselben Verhältnisse wie die Zähne. Das Moos,
das Juratzka als Desmatodon griseus beschrieben, könne daher
nicht als eine selbstständige Art, wohl aber in Anbetracht der Charak-
tere, die es von der Normallorm unterscheiden und des weiten Gebie-
tes, in welchem abnorme Exemplare gefunden wurden, als gut unter-
schiedene Varietät gelten, und wäre die Diagnose die folgende —
„Barbula membranifolia Hook ß. grisea. Pedicello breviore crassiore;
opereulo breviore; annulo plerumque inconspicuo; peristomii dentibus
brevissimis vix dextrorsum inclinatis.“ — Venturi nimmt weiter An-
lass die Berechtigung des Bestandes der Gattung Desmatodon zu be-
streiten und schlägt die Vereinigung der darunter begriffenen Arten
nit Barbula und deren Versetzung zu den Syntrichien in die Nähe
der Barbula Wahliuna, marginata, muralis; dagegen hält er für
zweckmässig aus der so vergrösserten Galtung Barbula ver-
schiedene Gallungen zu bilden; diese wären: 1. Aloidella aus der
Schimper’schen Abtheilung Tortula; 2. Chloronotus aus der Ab-
theilung BE 3. Barbula aus den Abtheilungen Unguiculatae
und Oonvolutae. 4. Streblon aus den Abtheilungeu Tortuosae und
fragiles. 5. Be aus den Abtheilungen Cuneifoliae Syntricheae
mit Desmatodon. Man würde zwar so verwandte Gattungen erhal-
166
ten, ihre Verwandtschaft wäre aber keine so nahe, wie jene ver-
schiedener Hypnaceengattungen, die von den berühmtesten Aulo-
ritäten anerkannt sind. Bartsch.
Correspondenz.
Wien, am 21. März 1868.
Bei einer Partie, die ich im August 1866 auf die Koralpe an
der Grenze Steiermarks und Kärntens unternahm, fand ich daselbst
eine Carex, welche durch ihre schwarzen Aehrchen zwar stark
an Carez rigida Good. erinnerte, sich jedoch durch die schmalen
Blätter augenblicklich von derselben unterschied, und sich als eine
Form der C. vulgaris Fr. kennzeichnete; bei näherer Untersuchung
und nach Vergleichung mit schlesischen Exemplaren erkannte ich
auch richtig in derselben die Carex melaena W imm., mit der sie
vollkommen übereinstimmt. — Hierdurch aufmerksam gemacht wurde
mir die Angabe von Josch, Flora von Kärnten p. 109, dass C.
rigida Good. auf der Koralpe wachse, zweifelhaft, und verdanke
ich nun der Güte des Herrn Dr. Holzinger eine briefliche Mit-
theilung des Herrn Präsidenten Josch, worin derselbe auch seine
von Kokeil gesammelte und ihm als C. sazatilis ohne Autoran-
gabe mitgelheilte Carex nur für eine kleinere Form der C. vulgaris
erklärt, und seine Angabe mithin selbst berichtigt, wesshalb ich
keinen Anstand nehme, Kokeils Pflanze für identisch mit meiner
zu halten, wobei ich noch bemerke, dass der Standort meiner
Pflanze auf steierischem Boden gelegen ist. — Carez melaena
Wimm. wäre somit aus den österreichischen Alpen bereits aus
Tirol, (Hausm, Fl. v. Tirol p. 1500) aus Kärnien und aus Steier-
mark bekannt, während für C. rigida Good., nachdem sie auch
für Tirol (Hausm. ]. c. p. 1201) zweifelhaft ist, blos der Standort
am Gamskahrkogel bei Gastein (Hinterh. Prodr. 234) übrig bleibt,
wenn nicht vielleicht auch hier eine Verwechslung mit C. melaena
Wimm. zu Grunde liegt. Zu der von Prof. Simony in der Sitzung
der zool.-bot. Gesellschaft am 4. Dez. v. J. erwähnten Piuus Abies
8. viminalis Wahlbg. habe ich ebenfalls einen Standort aus Kärnten
hinzu zu fügen; derselbe liegt in der Nähe von Greifenburg am
rechten Ufer der Drau bei dem Weiler Kalch, und sind die dorti-
gen Bäume, ich glaube mich recht zu erinnern, deren 3 oder 4,
in der Gegend unter dem Namen Trauerfichten bekannt.
Ernest Preissmann.
Wien, am 4. April 1868.
In der vorigen Nummer dieser Zeitschrift vom April pg. 136
findet sich aus einer Korrespondenz eine Stelle, die einige Vor-
würfe für die k. k. zoologisch - botanische Gesellschaft enthält. Ich
167
weiss nicht, ob die Veröffentlichung von Seite des Schreibers beab-
sichtigt oder ob es dem Redakteur beliebt hat, diese Stelle der
Veffentlichkeit zu übergeben; jedenfalls erfordert sie eine thatsäch-
liche Berichtigung. Dass die Sammlungen der Gesellschaft Pe
wegs allda vergraben liegen, sondern” gleichwie die Bibliothek i
der libera!sten Weise jedem zur uneingeschränkten Benützung frei
stehen, ist allbekannt, und muss auch der Schreiber, der selbst
[rüher Mitglied war, sich wohl davon überzeugt haben, wenn auch
er keinen Gebrauch davon gemacht hat. Dass übrigens auch Nicht-
mitglieder dieselben unbeschränkt wissenschaftlich verwerthen kön-
nen, davon kann er sich jeden Augenblick überzeugen, indem ich
ihn einlade, sich im Herbich’schen Herbar, das sich leider nur
zum geringsten Theil hier befindet, die gewünschten Aufklärungen
zu verschaffen. Die Gesellschaft bietet ihm ihre Verhandlungen mit
Vergnügen zur Aufnahme der von ihm erlangten Resultate; viel-
leicht ergeben sie bei seinem warmen Eifer Gehaltvolleres als lose
aphoristische Bruchstücke. Dass eine solche Benützung der Samm-
lung für jenen ausführbar, dem es Ernst mit wissenschaftlichem
Sireben und nicht blos um Tadel zu thun ist, hat Hr. Dr. Reh-
mann bewiesen, der am Schlusse des vorigen Jahres von Krakau
hieher reiste, um solche Vergleiche durch 3 Monate zu pflegen,
und Aufklärung in diesem Herbar zu suchen, dessen Resultate auch
schon in der Jahresversammlung am 1. April d. J. der Gesellschaft
vorgelegt wurden, und die sich gegenwärtig im Druck befinden.
Was den fernern Vorwurf betrifft, dass ausser Neilreich ohnehin
niemand etwas in der Phanerogamenkunde leistet, so muss ich mir
doch erlauben, — indem ich bemerke, dass jeder der Herren Bota-
niker unseres Kreises gewiss mil wahrer Freude diesem lieben,
allverehrten Manne gerne die Palme als Ersten als Unerreichten
überlassen wird, — aus den letzten Jahren der Verhandlungen
einiges anzuführen, was über Phanerogamen in unsern Schriften
enthalten ist: ea Ueber Pllanzen des Kitaibelschen
Herbars. Erdinger: Salix Kerneri. Fenzl: Sedum magellense etc.
Hükel: Botanische Austlüge in Galizien. — Flora von Drohobyez.
Kanitz, Knapp, Sc hulzer: Flora von Slavonien. Kerner: Neue
Bürger der n. ö. Flora. — Hy bride Orchideen. Knapp: Prodromus
florae comit. Nitriensis. Kra$an: Polymorpbie von Rubus. Philippi:
Zwei neue Pflanzengattungen. Pokorny: Alter der Holzpflanzen.
Polak: Ueber Gummi resina liefernde Umbelliferen. Reichardt:
Missbildung von Pinus. Stoliczka: Zur Flora und Fauna von Chi-
sei. Tomaschek: Zur Flora von Lemberg. Weiss: Floristisches
aus Istrien, Dalmatien, Albanien und mehreres. Ich muss es, da
ich die Botanik nur als Diletiant betreibe, natürlich dem Schreiber
überlassen, ob er, seinen Arbeiten gegenüber, diese Arbeiten als
Leistungen betrachtet, aber verschwiegen durfte das Vorhandene
nicht werden, wenn er sich nicht dem Verdacht aussetzen will,
dass er unsere Verhandlungen gar nicht kennt, und nichts von
diesen Aufsätzen wusste; denn andere, gewiss weniger achlens-
168
werthe Gründe für ein geflissentliches Verschweigen will ich nicht
annehmen. Da die Redaktion der botanischen Zeitschrift die Ver-
handlungen der Gesellschaft im Schriftentausch besitzt, so dürfte
dieselbe wohl zur Vermeidung der Verbreitung thatsächlich unrich-
tiger Auffassungen vielleicht, gebeten werden, in solchen Fällen
den Betreffenden Einsicht in die Verhandlungen zu gestatten. Wenn
die k. k. zoologisch-botanische Gesellschaft nicht die Zufriedenheit
des Schreibers erlangt hat, so muss sie das zwar bedauern, glaubt
jedoch, dass er sich nur selbst ein Tadelsvotum ausstellt, wenn er
klagend auf Paris, Florenz, Berlin deutet, anstatt selbst Hand ans
Werk zu legen. Die G Gesellschaft ist eifrigst bemüht, in jeder Rich-
tung anzueifern und zu wirken, und gerade aus den genannten
Orten ermangeln ihr besondere Anerkennungen ihrer Bestrebungen
keineswegs. Mögen nur auch jene Herren, die es überall besser
finden, und denen es bequemer ist, anzuklagen, ihren Eifer für
Erreichung einer achtungsvollen Stufe bei uns, in ehrenwertherer
Weise bethätigen, wenn sie sich dazu berufen glauben und fühlen.
Auf dem Felde der Wissenschaft mag der Schreiber überzeugt
sein, haben wir den Kampf nicht zu scheuen.
Georg Ritter von Frauenfeld.
Wien, am 24. April 1868.
Ich bin gesonnen im Juni laufenden Jahres eine Reise in die
oberösterreichischen Alpen zu machen und will mich auf einige
Monate in Hallstadt niederlassen, um von dort aus Flechten zu
sammeln. Zu diesem Zwecke werde ich binnen Kurzem eine Sub-
seriplion auf das zu sammelnde Material eröffnen und lade alle die-
jenigen Herren, die daran Theil nehmen wollen ein, sich schon
jetzt mit mir (Wieden, Taubstummengasse 6 in Wien) darüber ins
Einvernehmen zu setzen. Alles Nähere späler! Hugo Lojka.
Szent Gothard in Siebenbürgen, am 42. März 1868.
In Ihrem neuesten Elenchus duplicatorum findet sich auch
Hieracium leptocephalum Schloss. und Vuk. angeführt. — Diese
Pflanze ist mit Hieracium transsilvanicum Heuff. idenlisch und
zwar stellt sie jene robustere Form dar, die Fries in der Epierisis
generis Hieraciorum (Upsala 1862) pag. 97 in der Anmerkung er-
wähnt. Ich habe sie im vorigen Jahre Ende April bei Mehadia häu-
fig, aber noch nicht blühend angelroffen. Bei dieser Gelegenheit
sei auch bemerkt, dass Oenanthe silaifolia des Sylloge florae
croat. identisch mit Oe. banatica Heuff., ebenso Oe. peucedani-
folia daselbst identisch mit Oe. media Gris. ist. — Allmälig weicht
jetzt der viele Schnee von den Bergen. Bulbocodium vernum L.
(B. ruthenicum Bunge) blüht bereits bei Klausenburg.
Victor v. Janka.
Szent Gothard in Siebenbürgen, am 8. April 1868.
Endlich ist auch bei uns die Vegetation erwacht: Adonis ver-
nalis, Carex humilis, Sceilla bifolia, der hier auf buschigen Steppen
169
und in den Wäldern tonangebende Helleborus purpurascens, dann
das in mancher Beziehung — purpurbesprenkelte Blätter, Form
der Blüthe wegen der zurückgeschlagenen Blumenblätter, Farbe
und Geruch derselben — an Cyelamen erinnernde Erythronium
Dens canis sind eben in vollstem Blühen begriffen. Diesen folgen
Anemone pratensis, A. Jankae und A. patens, Corydalis solida.
Gagea lutea, Fritillaria tenella etc. — Wenn die Witterung so
andauert, werde ich meine Reise an die Grenze der Moldau in 14
Tagen antreten. — Das Gesammtergebniss meiner vorigjährigen
Exkursionen im Banat etc, werde ich erst später publiciren. In-
dessen will ich noch 2 für uns neue Pflanzen des Banates erwäl-
nen: Seleranthus biennis Reut., auf Hügeln bei Swinieza an der
Donau in Gesellschaft von Trifolium gracile Thuill, T. arvense
und einer Zwergform von Lythrum hyssopifolia (höchstens 1”
hoch — meine Exemplare geriethen aber in Verlust) sehr gemein,
doch wohl nur Varietät von S. annuus; — und die Jasione, welche
ich in meiner Korrespondenz aus Swinicza ddto. 10. August in
Nr. 9 der bot. Ztschft. 1867 angab. Mit dieser konnte ich lange
nicht ins Reine kommen. Ich vermuthete wohl, dass sie zu J. Held-
reichü Boiss. (J. montana Griseb. Spicileg. fl. rumel.) gehören
dürfte, doch blieb es, da mir Boissier’s Diagnoses nicht vorla-
gen, bei dieser Vermulhung, bis mich vor wenigen Tagen ein
Schreiben meines Freundes Ascherson von dem Zweifel befreite.
Ascherson, dem ich ein Blüthenköpfchen übersandte, sagt unter
Anderem: „... Das interessanteste Stück ist jedenfalls die Jasione,
welche Sie mir schon früher in 1 Exemplar mittheilten, aus dem
sich das Perenniren deutlich erkennen lässt. Doch befand sich
daran kein aufgeblühter Kopf, weshalb ich sie nicht weiter unter-
suchte. Ich stehe nicht an, sie nach der Diagnose für J. Held-
reichit Boiss. et Orph. zu halten, was sonst (ohne Vergleich von
Exemplaren) nicht meine Gewohnheit ist. Hier treffen aber 2 wich-
tige Merkmale: die Form der Bracteen und der lange Blüthenstiel
(letzterer macht die Köpfe so luflig, wie ich sonst keine Jasione
kenne) so völlig zu, dass ich mich schon durch die blosse Dia-
gnose beruhigt halte. Die vegetativen Merkmale stimmen allerdings
nicht, aber darauf ist nicht viel zu geben. Ich habe J. montana
öfter unzweifelhaft perennirend gefunden. Alle Blüthenmerkmale
stimmen; ich würde die bracteae nur sinualae nicht pinnalifidae
(wie Boissier in Diagnos. pl. orient. Ser. Il. fasc. 6 [1859] pag. 120)
nennen. Aber die Länge und Schmalheit derselben weicht auffallend
von der Eiform bei J. montana und J. perennis ab und ist wie
der lange Blüthenstiel Hauptcharakter dieser ausgezeichneten
Art.“ Ich fand Jasione Heldreichii mit Hieracium marmoreum und
Sempervivum Zelebori häufig am Treszkoväczer Fels; gleich 3 für
die Monarchie neue Gewächse auf ein und demselben Standort!
Das Sedım annuum, das ich am 10. Juli 1862 in Felsritzen an
der Grosswardein -Klausenburger Strasse zwischen Feketetö und
Czucsa in Gesellschaft mit S. hispanicum (vgl. öst. bot. Ztschft.
170
vom J. 1867 pag. 67) fand, gehört zur var. ß. racemiferum in
Grisebach Spicilegium florae rumel. I. pag. 325, aus welcher
Heldreich: Sedum Grisebachis machte. — Gestern fand ich unter
vielen tausenden von Exemplaren von Helleborus purpurascens
eines ohne geringste Purpurfärbung. Desswegen werde ich aber
H. purpurascens keineswegs mit H. viridis vereinigen. Man sah es
dem grünen Exemplare an, dass es krank sei. Die Farbe war nicht
lebhaft grün, wie gewöhnlich bei in Blüthe befindlichem H. viridis
oder H. odorus, sondern mehr gelb, Iheilweise weisslich, Als ich
in meinen Adnotaliones die Blätter von H. purpurascens überwin-
ternd angab, war ich jedenfalls stark im Irrthum. Ich schloss dar-
auf, weil ich Ende Oktober hier überall noch grüne Blätter sah.
Doch den Winter halten sie nicht aus, wie z. B. von H. odorus.
Die Blätter von Helleborus viridis scheinen hingegen noch zeitlich
im Sommer tolal abzusterben. Es würde mich interessiren, darüber
Beobachlungen zu vernehmen. Janka.
——
Personalnotizen.
— Dr. Julius Münter, Professor an der Universität Greifs-
wald wurde von der Sociedad rural Argentina zu Buenos Ayres
zu ihrem Socio honorario y corrensponsae ernannt, Auch erhielt
Dr. Münter bei der Ausstellung in Paris für blühende Hyacinthen
im August eine bronzene Medaille zuerkannt.
— Schulratiı Wimmer ist am 12. März in Breslau gestorben.
a —
Vereine, Gesellschaften, Anstalten,
— Unsere Akademie der Wissenschaften wird Ende
d. M. ihre feierliche Jahressitzung abhalten. Man sieht derselben in
so lerne mit erhöhetem Interesse entgegen, als sie eine Frage zur
Entscheidung bringen soll, die für die künftigen Verhältnisse der
Akademie von tiefer Bedeutung werden dürfte, indem es sich ein-
fach darum handelt, ob Oesterreichs erstes wissenschaftliches In-
stitut, beengt durch seine noch vormärzlichen Satzungen, auch
fernerhin an diesen mit zäher Selbstsucht haften und so ein zwar
bequemes aber nur träge pulsirendes Dasein dahinfristen oder ob
es sich zu einem zeitgemässen Fortschritte ermannen und die alten
schon lange morsch gewordenen Gepflogenheiten über Bord werfen
wolle. Vierzehn erleuchtete Mitglieder der Akademie, die Herren
Arneth, Bergmann, Boue&, Fiedler, Haidinger, Hauer,
Hörnes, Hyrtl, Kner, Meiller, Petzval, Reuss, Sacken u.
171
Suess haben in der Gesammtsitzung vom 30. Jänner d. J. einen
Antrag auf Neuorganisation der Akademie, welche. seit ihrer Grün-
dung (1846) in Wesentlichem unverändert geblieben ist, einge-
bracht. In diesem Antrage wird unter anderem hervorgehoben, dass
die Akademie abgeschlossen von der anregenden und befruchtenden
Berührung mit der Aussenwelt bleibt; dass sie sich jedes Einflusses
auf die Behandlung der wissenschaftlichen Fragen, mit denen die
Staatsverwallung sich zu beschäftigen hat, begibt, und die Initia-
tive nur selten und in untergeordneten Vorkömmnissen ergreift.
Es wird die Thätigkeit der Akademie nach Aussen besprochen und
ihr die Belebung der Sitzungen durch Theilnahme an den jewei-
ligen Fluktuationen der wissenschaftlichen Welt empfohlen. Es wird
die Unterabtheilung der Akademie in eine Anzahl von Sektionen
beantragt, ein neuer Modus für die Wahlen der Mitglieder in Vor-
schlag gebracht, die volle Selbstständigkeit beider Klassen und
das Auflassen der Gesammitsitzungen als wünschenswerth erklärt,
ausserdem wird noch verlangt, dass die motivirten Beschlüsse jeder
Kommission durch den Druck veröffentlicht werden sollen. Die von
dem Präsidenten, wie üblich, ernannte Kommission zur Prüfung
obiger Vorschläge hat in ihrer Weisheit beschlossen „Alles schön
beim Alten zu belassen“ und bei der Akademie zu beantragen,
alle und jede Reformen abzulehnen! Dieser Antrag, man
möchte es kaum glauben, soll die Majorität der Wiener Akademi-
ker für sich haben und dessen Fall nur von der Erleuchtung der
auswärligen Mitglieder abhängen, welche eben bei der feierlichen
Maisitzung den entscheidenden Ausschlag zu geben haben werden
und wie zu hoffen auch im Sinne der vierzehn Antragsteller geben
werden.
— In einer Sitzung der kais, Akademie der Wissenschaften
am 13. Febr. übersendete Prof. H. Leitgeb in Graz die erste Ab-
handlung seiner „Beiträge zur Entwicklungsgeschichte der Pflan-
zenorgane*. Sie behandelt das Wachsthum des Stämmehens von Fon-
tinalis antipyretica. Das Spitzenwachsihum dieses Mooses erfolgt
durch wiederholte Theilungen einer dreiseitigen Scheitelzelle. Die
Theilwände sind den Seitenflächen der Scheitelzelle parallel. Die
Theilungsspirale ist eben so häufig rechis- als linksumläufig. Die
durch die Theilwände aus der Scheitelzelle abgeschniltenen Seg-
mente sind, ihrer Entstehung entsprechend, in drei Längsreihen
geordnet und anfangs unter einem Winkel von ungefähr 70° gegen
einander geneigt. Jedes Segment theilt sich durch eine Längswand
in einen äusseren und einen inneren Theil. Der später horizontal
werdende innere Segmenttheil, der Stengeltheil des Segmentes,
zeigt im Allgemeinen dieselbe Entwicklung, wie sie für die Seg-
mente in den Wurzeln vieler Gefässkryplogamen und im Stamme
von Equisetum bekannt ist. Er zerfällt durch die Sextantenwand in
Sextanten, in deren grösseren durch eine tangentiale Wand eine
innere Zelle abgeschnitten wird. Aus dem Stengeltheile des Segmentes
bildet sich das weitzellige axile Gewebe des Stämmchens. Der äussere
Oesterr. botan. Zeitschrift. 5. Heft. 1863, 13
122
Theil des Segmentes, der Blattheil, behält theilweise seine geneigte
Lage bei. Er theilt sich durch eine Horizontalwand in das akroskope
und das basiskope Basilarstück. Ersteres wächst zur freien Blatifläche
aus, indem sich in ihm eine zweischneidige Scheitelzelle bildet.
Aus dem basiskopen Basilarstücke entwickeln sich die Knospen. Es
gehört also jede Knospe und das über ihr stehende Blatt demselben
Segmente an. Eine Wand der Knospenscheitelzelle ist immer der
Spitze des Muttersprosses zugekehrt. Die Segmentspirale der Knospe
ist immer der Segmentspirale des Muttersprosses antidrom. Das
tangentiale Wachsthum des basiskopen Basilarstückes bleibt gegen
das des akroskopen bedeutend zurück. Die durch das Diekenwachs-
thum des Stämmchens bedingte Umfangsvergrösserung übernehmen
dafür die rechts und links angrenzenden akroskopen Basilarstücke
der beiden nächst älteren Segmente.
— In einer Versammlung des naturwissenschaftlichen
Vereines in Graz am 28. März erstattete Dr. J. B. Holzinger
Bericht über den von ihm im November v. J. unternommenen
lichenologischen Ausflug nach Kärnten. Er beabsichtigle eine Exkur-
sion in die Karawanken. Leider wurde die Expedition wegen des
bei der Ankunft in Klagenfurt hereingebrochenen anhaltenden Re-
genwetlers unausführbar, so dass er sich auf die Begehung des
Kreuzberges nächst Klagenfurt beschränken musste. Diese war
aber im hohen Grade lohnend, denn der Kreuzberg erwies sich als
eine förmliche Schatzkammer lichenologischer Seltenheiten. Schon
nach 2?/, Stunden war der Vortragende im Besitze von folgenden
für die Flora Kärntens neuen Cladonienarten. Cladonia cervicornis
Ach., pysidata L. «. neglecta Flk., fimbriata L., fimbr. L. ß.
cylindrica subulata Schaer, fimbr. L. ß. cylindr. rodiata Schaer,
caespiticia Flk., furcata Schreb., cornucopioides L., gracilis L.
a. vulgaris ceratostelis Wallr. et chordalis Flk., silvatica Hoffm.,
und hatte nebst mehreren, gewöhnlichen vorkommenden Sachen,
wie der Buellia punctata Flk., Baeomyces roseus Pers:, Parmelia
stellaris L. «. aipolia Ehrh., Calloplaca luteo-album Turn., Im-
bricaria conspersa Ehrh., auch die sehr seltene Imbricaria revo-
luta Flk. entdeckt. Wegen des Regens und starken Nebels sei
übrigens gewiss Vieles seiner Aufmerksamkeit entgangen. Das Bas-
sin des berühmten Lindwurmes auf dem neuen Platze in Klagenfurt
war voll von der schönen Chara fragilis Desv., von Diatomeen
und dem durch seine überraschende Verschwindungsfähigkeit aus-
gezeichneten Oedogonium fugacissimum Rab.
— In einer Sitzung der schlesischen Gesellschaft für
vaterländische Kultur am 23. Januar berichtete Dr. J. Milde
über die Entdeckung des merkwürdigen Asplenium adulterinum.
Die Pflanze ist bei Einsiedl und Marienbad in Böhmen und bei
Schönberg in Mähren, westlich vom Altvater in Menge aufgefunden
worden. An beiden Orten wächst sie auf Serpentin und ist häufiger,
als das dort gleichfalls vorkommende A. Trichomanes, während A.
viride ganz fehlt. A. adulterinum hat den Habitus des A. Tricho-
173
manes, seine Spindel ist in der grösseren unteren Hälfte schwarz-
braun, in der oberen grün, gefurcht, aber vollkommen ungeflügelt,
die Spreuschuppen bald mit, bald ohne Scheinnerv, die Stellung
der Fruchthäufehen und das vierschenklige Leitbündel im Blattstiele
erinnern an A. viride. Die Pflanze steht vollkommen mitten inne
zwischen A. Trichomanes und A. viride und ist vielleicht für den
Serpentin charakteristisch. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass sie
auch in Schlesien noch aufgefunden wird. Consistorialrath Pfarrer
Dr. Lorinser hielt einen Vortrag über altindische Pflanzen-
namen. Die tiefe Empfindung und das feine Naturgefühl der alten
Inder äusserte sich auch in den Namen, welche dieselben den Ge-
wächsen ihres Landes beilegten, wie der Vortragende aus den
ältesten Denkmälern der Sanscritliteratur, den Vedas, dem Maha-
baratta und dem Ramayana nachwies, letztere Epen enthalten poe-
tische Schilderungen des tropischen Urwalds, wie kein andres
altes Schriftwerk (so unter andern in der Episode von Nal und
Damajanti drei ganze Strophen, mit Namen von indischen Wald-
bäumen ausgefüllt).
———esse2.—
Literarisches.
— Von Dr. A. Flückiger ist in Berlin erschienen: „Lehr-
buch der Pharmacognosie des Pflanzenreichs. Naturgeschichte der
wichligsten Arzneisloffe vegelabilischen Ursprungs.“
— Von Eugen Fürst ist ein „Frauendorfer Garten-Kalender*
für das Jahr 1868, 38 Seiten stark in Grossquart erschienen. Be-
rechnet für ‚Gärtner enthält er in gedrängter Kürze viel des Nülz-
lichen und Wissenswerthen, das in deren Fach einschlägt und dürfte
sich bei seinem billigen Preise auch ein ferneres Erscheinen sichern.
0 —
Botanischer Tauschverein in Wien.
Sendungen sind eingetroffen: Von Herrn Prichoda mit Pf. aus Nieder-
österreich. —. Von Herrn Fritze mit Pf. aus Schlesien. — Von Herrn Prof.
Fabry mit Pfl. aus Ungarn.
Sendungen sind abgegangen an die Herren: Dr. Rauscher, Dr. Ker-
ner, Bochkoltz, Winkler, Dr. Lagger, Hans, Holuby, Hille, Hülsen,
Bausch, Dr. Schütz, Breidler.
Correspondenz der Redaktion.
Herrn J.: „Vielleicht in späterer Zeit, vorläufig können bloss Original-
artikel berücksichtigt werden.“ — Herrn C.: „Pflanzen aus Italien besitze ich
dermalen keine, empfehle Ihnen dagegen sich an Dr. R. F. Hohenacker, in
Kirchheim u. T. in Württemberg zu wenden, dem solche in sehr schönen
Exemplaren, gesammelt von Cesati, Garnel und Savi, zur Verfügung stehen.“
138
174
— Herrn Br. Schl.: „Sie haben die bemerkten 2 fl. bereits bei der diess-
jährigen Pränumeration in Abrechnung gebracht.“ — Herrn M, in W.: „Viel
Dank.“ — Herrn Dr. K.: „Ihre den 20. März in Innsbruck der Post übergebene
„ 5
Korrektur ist den 22. März wohl in Wien angelangt, blieb aber bis zum
10. April (!) auf der Post Wieden liegen.“
ee ln 20 0 „oo 2
Inserate.
Zur hohen Beachtung für Bruchleidende.
Der berühmte Bruch-Balsam, dessen hoher Werth selbst in Paris
anerkannt, und welcher von vielen medieinischen Autoritäten erprobt
wurde, welcher auch in vielen tausend Fällen glückliche Curen hervorbrachte,
kann jederzeit direkt brieflich vom Unterzeichneten die Schachtel a 4 fl. Ve. W.
gegen Einsendung des Betrages, da die Postnachnahme nicht stattfinden kann,
bezogen werden. Für einen nicht so alten Bruch ist eine Schachtel hinreichend.
J. J. Kr. Eisenhut in Gais, bei St. Gallen (Schweiz).
Reliquiae Mailleanae.
Diese grosse Sammlung, die von den Herren Puel und Maille in Paris
in der Absicht besonnen wurde, Floren von Europa nach Regionen und Be-
zirken eingetheilt herauszugeben, ist jetzt beendigt. Sie umfasst 2053 Num-
inern, worunter 435 zwei- oder dreifach.
Die folgend» Uebersicht der geografischen ‚Vertheilung der Pflanzen dieser
Sammlung ist besonders geeignet, ihre Wichtigkeit für jedes Herbar darzuthun.
Frankreich . . - = . .... 1348 Species; Spanien, a Era sag eraslinspecies
Syrien We Pr BU nen Corsica .
es 1 fee, 2 CN. „
Klem- Asien ten Terrors dl. y Desterreich % Pure
Lappland! u) Sea) SA Maita
Russland 2220. 2 2 415
Sämmtlichen Pflanzen sind numerirte Etiketten beigegeben. Die Bestim-
mungen sind von Herrn Dr. E. Cosson durchgesehen und eventuell berich-
tigt. — Das Verzeichniss der ganzen Sammlung nach dem Prodromus von De
Candolle geordnet wird in dem Bulletin de la Societe botanique de France
erscheinen und es wir jedem Abnehmer der Sammlung ein Extraabzug des-
selben zugeschickt.
Der Preis der Centurie ist 40 Fres. (% Rthlr. 20 Sgr.). Die ganze Samm-
lung kostet, da die 53 überschüssigen Nummern nicht berechnet werden,
200 Fres. (53 Rthlr. 40 Sgr.)
Die Sammlung kann entweder auf einmal, oder in Lieferungen von je
3 Centurien bezogen und bezahlt werden.
Briefe und Gelder sind an Herrn Kralik in Paris 4% rue du Grand
Chantier zu adressiren.
9
SCHWEUERAN FE AU, ET ADB Canarische‘ Insem. . » .. 7 „
Selweizun una „A1suUna4say G Balearische a
Alsieg.aub- Inir. avıbdl. 140600 Dänemark .......& ,
Kali. hate Inelleuane 4310 D 55 England (a Ha BB
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Redakteur und Herausgeber Dr. Alexander Skofitz. — Verlag von Gerold et Comp.
Druck and Papier der ©. Veberreuter'schen Buchdruckerei (M, Salzer).
Oesterreichische
Botanische Zeitschrift,
Gemeinnütziges Organ
für
Die österreichische Exemplare,
botanische Zeitschrift u - die freidurch die Post be-
erscheint Botanik und Botaniker, zogen werden sollen, sind
den Ersten jeden Monats. blos bei der Redaktion
an pränumerirt auf selbe f!:; a r Wieden, N. ‚ Nr.7
au Gärtner, Dekonomen, Forstmänner, Aerzte, rm en a?
@ Thlr. 10 Ngr.) Im Wege des
ganzjährig, oder N horse Buchhandels übernimmt
nee 6a ke Bst. w. Apolheker und Techniker. Pre ledarlon
halbjährig. €. Gerold’s Sohn.
Inserate in Wien,
die ganze Petitzeile so wie alle übrigen
10 kr. öst. W. N>- 6. Buchhandlungen.
xXVIH. Jahrgang. WIEN. Juni 1868.
INHALT: Die Rubi der Ns. Podhragyer-Flora. Von Holuby. — Vegetationsverhältnisse Ungarns.
Von Dr. Kerner. — Ausflug in die Turracher-Alpen. Von Krenberger. — Phytographische Frag-
mente. Von Dr. Schur. — Literaturberichte. Von Dr. Reichardt, Senoner. Gorrespondenz. Von
S., Janka. — Kryptogamischer Reiseverein. — Personalnntizen. — Vereine, Gesellschaften, Anstalten.
— Inserate.
Die Rubi der Ns. Podhragyer-Flora.
Von Jos. L. Holuby.
Wenn ich in nachstehenden Zeilen über die Brombeeren meiner
nächsten Umgebung meine Bemerkungen niederlege, muss ich die
gültigen Leser im Voraus versichern, dass ich die Masse von Namen
auf keinen Fall vermehren werde: sondern nur meine, hier im
Umkreise von kaum zwei Quadratmeilen seit vier Jahren gesam-
melten Arten und muthmasslichen Bastarte nach O. Kunze’s „Re-
form deutscher Brombeeren* den Freunden und Feinden dieser
vielgestaltigen Gattung in einer Reihe aufführen will.
Gleich nach dem Erscheinen des erwähnten Werkes hatte Herr
F. Schwarzer in Kuhnern die Güte es mir nebst mehreren schle-
sischen Brombeeren mitzutheilen; auch war er so freundlich, meine
Exemplare durchzusehen und grösstentheils zu bestimmen. Von
nicht geringem Nutzen waren mir bei dem Sammeln und Bestim-
men auch seine brieflichen Mittheilungen: und ich erfülle nur eine
Pflicht der Dankbarkeit, wenn ich dies alles hier erwähne und da-
für meinen verbindlichsten Dank öffentlich’ ausspreche.
Dass man durch Annahme von Bastarten mit der Zeit die
Rubos ebenso glücklich behandeln, und in das Chaos der Nomen-
klatur die gehörige Ordnung wird bringen können, wie dies in
Oesterr. botan, Zeitschrift 6, Heft. 1868, 14
176
neuester Zeit bei den Weiden schon gelang, ist mehr als wahr-
scheinlich. Dass aber Bastarte in dieser Gallung gar nicht zu den
Seltenheiten gehören, davon kann sich Jedermann überzeugen, der
die Rubos seiner Gegend nur mit einiger Aufmerksamkeit beobach-
tet. Man darf aber nicht alles mit Aerger wegwerfen, was nicht zu
irgend einer Beschreibung genau passen will, denn es ist leicht
möglich, dass man mit einer solchen so genannten „schlechten Art*
die interessanleste Uebergangsform oder einen seltenen Bastart,
den man nicht so bald wiederlindet, wegwirft. Herrn Olto Kunze’s
„Reform“ wird durch die eigenthümliche Behandlung des Gegen-
siandes auch den minder Geübten nicht von dieser vielgeslaltigen
Gattung abschrecken, vielmehr ihr neue Beobachter zuführen. Möge
dies im reichsten Maasse gelingen!
Um Wiederholungen zu vermeiden, bezeichne ich gleich hier
die geognostische Unterlage der weiter unten zu erwähnenden
Standorte, an denen ich die hier aufgezählten Rubos gesammelt
und beobachtet habe. Das Bosäc-Podhragyer Thal, das sich in einer
Länge von 3 Stunden von Nordwest gegen Südost zieht und bei
Bohuslawice mit dem hier nur schmalen Wagthale vereinigt, wird
von niedrigen Kalkhügeln eingeschlossen. Die das Thal von nord-
östlicher Seite begrenzenden Hügel sind, von Bohuslawice ange-
fangen bis zum en Grenzberge Lopennik, dem
höchsten Punkte dieses Gebietes (2868°) folgende: Häjnica mit
Dachsteinkalkunterlage, bei der Einsenkung westlich von Haluzice
erscheinen Mergelkalke und Dolomit, dann "Chümy, Mlacowec, Bu-
disowä, Boc hädowä, Pohonitwa und die Spänie-Jastrabsk6-er Buchen-
wälder haben oleichlalls graue Mergelkalke zur Unterlage. Die
südwestliche, das Thal begrenzende, Hügelreihe fängt mit dem
Turecko im " Wagthale mit Dachsteinkalkunterlage an, wird durch
die Kössener Schichten des Sruansky Häj, dann die Mergelkalke
der Lisica, Harsowka, Reselärowec, Beslinne und theilweise Nowä
Hora mit dem Grenzgebirge verbunden. Klippenkalkparthien treten
nur nördlich von der Hargowka auf der Baba Hora, dann am Fusse
des Resetärowec und an einzelnen Stellen östlich von der Hügel-
reihe Chüumy, zu Tage. Der, das Thal im Nordwesten halbkreisför-
mig einschliessende Bergrücken Nowä Hora mit dem bereits in
Mähren liegenden Brezuwaer Berge, dem Lopennik und seinem
Ausläufer Grün, wird aus Wiener Sandstein gebildet. Mächtige
Lössschichten lagern in der Einsenkung zwischen dem Srnansky
Häj und der Lisica, am westlichen Ablıange der Chümy, am östli-
chen der Häjnica — wo man auch vor etwa 7 Jahren Bruchstücke
von Mammulhsknochen fand —, und an den Abfällen des Turecko
gegen Süden bei Mnesice, Das Thal selbst, — das der, im Früh-
jahr und zu Regenszeiten hoch anschwellende, am Lopennik ent-
springende BoSäcka - Bach der ganzen Länge nach durchfliesst und
sich unterhalb Bohuslawice in die Wag ergiesst, — wird aus
Alluvium gebildet. Kalkluffe sind fast überall an den Bergquellen,
oft in nicht unbedeutender Mächtigkeit.
177
Auf diesem Gebiete sammelte ich bisher die folgenden, nach
Otto Kunze’s „Reform deutscher Brombeeren, Leipzig 1867*
aufgezählten Rubos: -
1. Rubus candicans Whe. (0. K. |]. e. p. 12.) Ist hier ohne
Wahl der Unterlage auf allen sonnigen Hügeln, an Waldrändern
auch in Holzschlägen die gemeinste Art. An sonnigen Kalkhügeln
ist der Blattfilz reichlicher, dagegen an schaltigen oder etwas
feuchten Standorten erscheinen die Blätter gleichfarbig. In den
Jvanöczer Wäldern sammelte ich in einer ausgehauenen schattigen
Allee, Exemplare mit riesigen Stengelblältern, die nur wenig be-
haart sind, und zu R. fallace Chab. (0©. K. |. c. p. 13) gehören.
Auf dem Hügel Budisowä wächst ein Strauch, dessen Stengeläste
filzig mit nur sehr schwachen, dünnen Slacheln versehen sind, die
Stengelblätter erscheinen verkümmert und mit meist mehr oder minder
zurückgerolltem Rande, oberseils elwas sammlig. An einen Baslart
ist hier nicht zu denken, denn dieser Stock steht isolirt, und man
sieht an demselben auch normal entwickelte Stengel, Stacheln und
Blätter; diese krankhafte Erscheinung wird wahrscheinlich durch
eine Pilzbildung bewirkt. Am Fusse des Resetärowee stehen einige
Stöcke dieser Art auf Kalktuff in der Nähe einer Quelle, werden
von hohen Buchen beschattet und sind von der gewöhnlichen
Schattenform nur durch den diehtern Blattfilz verschieden. An stei-
nigen, sonnigen Standorten findet man eine Form mit traubigem
Blülhenstande und schmäleren Blätichen, welche ich auch am Fusse
der Neutraer Jaworina beobachtet habe. Bei allen hier beobachteten
Formen dieser Art sind die sterilen Stengel in der Jugend mit
wenigen angedrückten, sellener etwas abstehenden Haaren besetzt,
die sich jedoch im Alter verlieren. Vollkommen kahle Stengel sah
ich niemals.
R. sanctus OÖ. K. Var. vulgaris OÖ. K. (l. ec. p. 17.) Wurde
bisher nur in wenigen Stöcken gefunden, und zwar am Fusse der
Nesnadnä im Kalkgerölle an einer schattigen Stelle, am Abhange
eines Ausläufers der Spänie-Hügel dem Osirolucky’ schen Meier-
hof gegenüber gleichfalls nur vereinzelt, und in meinem Garten ein
noch‘ junger Stock im Zaune. Unsere Pflanze hat abstehend dicht-
behaarte sterile Stengel, gleichfarbige, dünne Blätter, und nur
armblütige Rispen. Am erstgenannien Orte, wo ich meine Exem-
plare geschnitten habe, stehen ringsum viele Stöcke des R. candi-
cans Whe., deren Blattunterseiten, des schattigen Standortes wegen,
weniger filzig sind als bei der Normalform, in allen Merkmalen
aber mit ihr vollkommen übereinstimmen. Dies glaube ich besonders
hervorheben zu müssen, als Beweis, dass unser R. sanctus keine
blosse, durch den Standort bedingte Form des R. candicans, sei.
3. R. idaeus L. Häufig in Holzschlägen der Wälder auf Kalk
und Sandstein; auf humusreicher Unterlage kräftiger entwickelt. Im
Kalkgerölle des Landrowec bei Podhragy ist er niedriger, mit stär-
kerfilzigen Blattunterseiten, kleinen, dunklergefärbtlen und un-
11%
178
schmackhaften Früchten. Die Form mit dreizähligen Blättern (R.,
microphyllus W allr.) ist nicht selten unter der Normalform.
4. R. caesius L. Sehr gemein an Bachufern, an Gräben,
Zäunen, Feldwegen, auf Aeckern, an buschigen, feuchten Stellen
der Berg- und Thalwiesen, häufig auch im Weidengebüsch des
Wagthales. Eine Form mit fünlzähligen Blättern gehört zu den
Seltenheiten.
Var. agrestis N. W. (0. K. l. ce. p. 27.) Auf Brachen und in
Hecken an Feldwegen, besonders auf Kalk und an Stellen, die der
Sonne ausgeselzi sind, nicht eben selten. Eine Form mit auffallend
grossen Blättern fand ich in Hecken des Weges „za Budisowou.“
Dieselbe Form sah ich auch im Neutraer Komitat bei Wrbowce und
Ung.-Skalitz, an letzigenanntem Orte sogar häufig.
5. R. tomentosus Borkh. (0. K. 1. c. p. 28.) Ziemlich häufig
auf allen buschigen Kalkhügeln, besonders schön und kräftig ent-
wickelt in Holzschlägen des Turecko, dann im Re$etärowee und an
den Abhängen der Harsowka. Auf Sandstein kommt diese Art sel-
tener vor. In den Podhragyer Eichenwäldern sah ich Exemplare
mit vorwiegend 4—5 zähligen weniger filzigen Stengelblättern. In
einem förmlichen Rubusbeete des Resetärowec stehen mehrere
mächtige Stöcke mit starken, bogigen Stengeln, fleischigen Früch-
ten, die an Geschmack jenen des R. candicans nur wenig nach-
geben. Eine Form mit oberseits fast kahlen, dunkelgrünen Blättern
sammelt® ich an einem Brachfelde am östlichen Abhange der Budi-
Sowä (R. glabratus Godr.) Eine andere niedrige, graufilzige, wit
nichtkriechenden, aufreehten, nur mit der Spitze überhängenden
sterilen Stengeln, kann man in mehreren Stöcken im Podhragyer Wein-
gebirg an steinigen Stellen beobachten. Im Neutraer Komitat sah
ich bei Lubina, Hru$owe, dann am Kostelansky Häj und bei Myjawa
auf Kalk und Wiener Sandstein nur die Form stellinus OK., bei
Ung. Skalitz eine dem glabratus Godr. nahe stehende Abänderung.
Wenn diese Art auch vielgestaltig ist, kann man sie dennoch an
den, durch .Herrn O. Kunze trefflich angegebenen Merkmalen leicht
von allen unseren Brombeeren unterscheiden und erkennen, na-
mentlich sind es die graufilzigen rhombischen Blättchen, die sie
schon von Weitem verrathen, und von den mehr oder minder
grünen Blättern anderer Brombeerarten, mit welchen sie oft ver-
mischt vorkommt, stark abstechen.
6. R. Radula Whe. An den Abhängen des Mla&owec, Chumy,
Lisica in einzelnen ziemlich grossen Gruppen, sonst auch im Pod-
hragyer Weingebirg und am Fusse des Kameniöne in zerstreuten
Stöcken. Am Abhange der Lisica wächst diese Art an mehreren
Orten in Gesellschaft des R. tomentosus, auch einzelne Stöcke des
R. candicans stehen in der Nähe. Im Eichenwalde Lowichowec
fand ich unter vielen Stöcken der letztern Art nur ein Exemplar
R. Radula. Im Neutraer Komitat sah ich diese ausgezeichnete Art
bisher noch nicht, doch ist deren Vorkommen besonders in dem
179
Nedzo-Gebirge zwischen Wag - Neustadt und Wrbowe, mehr als
wahrscheinlich.
7. R. hybridus Vill. (0. K. I. ce. p. 36. IT.) Ueberall in Wäl-
dern, Holzschlägen, an lien Stellen der Bergwiesen. Aus
dieser einzigen Art wäre es ein Leichtes, unzählige Formen zu
fabrieiren. Von den, am a. OÖ. beschriebenen besitze ich folgende:
horridus Schultz. sehr selten am Kamme des Bestinne an
einem buschigen Brachackerrande und am östlichen Abhange des-
selben Berges in einem Dickicht von Prunus spinosa. Die Blätter
waren grösstentheils noch in der Jugend durch Schafe abgefressen,
und es gelang mir nur wenige zu den Blüthenexemplaren zu be-
kommen. Ich halte unsere Pflanze für die Abänderung R. Koeleri
Whe. Herr Schwarzer bemerkt über dieselbe: „leh fand diese
Form auch hier und habe sie als Var. russatus vertauscht, wegen
den dichtstehenden langen rothen Nadeln der Rispe.* Dieses förm-
liche Arsenal von Stacheln namentlich im Blüthenstande zeichnet
unsere Varielät vor allen Abänderungen dieser Art aus.
glandulosus Bell. Die Form R. Bellardi N. W. an feuchten
Stellen des obern Resetärowec in einer grossen Gruppe, ist durch
die verhältnissmässig sehr grossen dreizähligen Blätter ausgezeich-
nei. Zu dieser sich "nähernde Formen sind übrigens in Holzschlägen
nicht selten. R. hirtus WK. höchst gemein in Holzschlägen, auf
buschigen Stellen der Bergwiesen, in schattigen Wäldern meist
niederliegend und mit hin- "und hergebogenem Blüthen- und sterilen
Stengel. Aus den Früchten dieser Varielät hat man in den soge-
nannten besseren Zeiten vor 1848, eine Art Branntwein bereitet,
nach welchem unseren einstigen Podhragyer wackeren „Kortes’s*
noch heute der Mund wässert. Auf der Neutraer Jaworina sammelte
ich das vorige Jahr eine merkwürdige Form mit riesigen, stark
beblälterten Rispen, kleinen Blüthen, und langen blaitarligen
Kelchzipfeln.
8. R. caesius X fruticosus 0. K. (l. ce. p. 64) und zwar die
Varietät:
corylifolius (Sm.) ziemlich häufig an Zäunen, Bächen, auf
buschigen Stellen der Bergwiesen, auch in Holzschlägen. Nach ©.
Kunze soll diese Varietät flache Blätter besitzen. Kaum hundert
Schritte von meiner Wohnung an einer Gartenmauer wächst sie
mit, wenigstens in der Jugend, faltigen Blättern. Diesen Stock
habe ich Gelegenheit täglich zu beobachten. Auch an mehr schat-
tigen Orten an Gartenzäunen sah ich diese Varietät oft mit falligen
Blättern. Dass wir es hier nicht mit R. fruticosus L. zu thun haben,
sieht man an den sitzenden unteren Blättchen der 5zähligen Sten-
gelblätter, dem aufrechten Kelche nach dem Verblühen, und den
schwachen, meist rundlichen und nicht selten bereiften sterilen
Stengeln. Ich sah diese Varietät auch im Neutraer Komitat am Fusse
der Javorina und in den Wrbowee-Skalitzer Wäldern ziemlich ver-
breitet. Sie hat dort ebenso wie hier meist fehlgeschlagene Früchte,
was ihre Baslarlnatur nur bekräftigt.
1850
tomentosus N. W. Auf Brachen, Acker- und Wegrändern,
in trockenen Gräben der niedrigeren Hügel, auch an sonnigen
Stellen, in Holzschlägen nicht selten. An den unfruchtbarsten Bra-
chen des Hügels Budisowä bemerkte ich an der Unterseite der
Blätter, an Blattstielen und an den Rispenästen eine schwarze,
körnige in Haufchen sitzende Pilzbildung, was den Exemplaren ein
scheckiges Aussehen gibt. Bei dieser Varietät kommen fehlgeschla-
gene Früchte nur selten. vor; sie sind gewöhnlich so gross und
sallig wie R. candicuns.
Dieser Baslarl ist hier der häufigste, und wenn ich auch
seine Hybridität nicht im imindesten bezweifeln will, so muss es
doch nicht nur mir, sondern einem Jeden höchst auffallend sein:
dass ich den einen seiner muthmasslichen Eltern, nämlich R. fru-
ticosus L. OK. bisher aufzufinden nicht so glücklich war. Ist unser
Rubus nicht vielmehr von R. caesius und candicans entstanden?
Es scheint dafür der Umstand zu sprechen, dass hier R. candicans
die Stelle des R. fruticosus verlritt, und dass ich den Leiziern
auch aus dem benachbarten Gebiete des Neulraer Komitales noch
nicht zu sehen bekam. Das Vorhandensein oder der Mangel des
Filzes an den Blattunterseiten, hat nicht viel zu bedeuten, indem,
wie ich es schon Nr. 1 bemerkt habe, wir Formen des R. candi-
cans auch mit gleichfarbigen und mit fast kahlen oder nur spärlich
behaarten Blättern besitzen.
9. R. (caesius X fruticosus) sanctus OK. (l. ce. p. 70)?
Meine Exemplare sind im Resetäroweec in einem Durcheinander von
verschiedenen Brombeeren, von einem Stocke geschnitten. Ausser
diesem muthmasslichen dreifachen Bastart wachsen hier vielfach mit
einander verflochlen: R. candicuns, hybridus, caesius, idaeus, cae-
sius X fruticosus. R. sanctus sah ich da nicht, aber es ist leicht
möglich, dass auch diese Art in dem Rubusdickicht noch wird aul-
gefunden werden können.
10. R. caesius X Radıula ©. K. wurde in einem Exemplar am
östlichen Abhange des Mlaöowec gefunden, und von Herrn Schwar-
zer für R. serpens Godr. et Gren. — welchen O0. Kunze a. a.
Ö. p. 76 in diesem Bastarl als Synonym eitirt — gehalten.
11. R. Radula X tomentosus O. K. p. 87. Auf seit längerer
Zeit brachliegenden Aeckern der Chümy-Abhänge, nicht eben selte n,
dann einige Stöcke bei der Dolomitgrube östlich von Bosada. Früchte
meist fehlgeschlagen.
12. R. fruticosus X Radula OK. (l. ec. p. 91.) Auf Wein-
berglriften der Lisica-Abhänge in mehreren Stöcken. Herr Schwar-
zer sah meine Exemplare, und hält sie für übereinstimmend mit
R. silesiacus W. Gr. An sehr vielen Blättern und Stengeltheilen
ist stellenweise eine überaus reichliche Filzwucherung vorhanden.
13. R. candicans X Radula OK. (I. ce. p. 94.) Bisher nur ein
grosses Nest am Abhange des, zu den Weingärten „we Zlaboch*
führenden Weges. Früchte sah ich nicht.
14. R. Radula X sanctus OK. a. a. O. p. 95. Dem Ostro-
151
lucky’schen Meierhof gegenüber am Ablange des Spänie-Ausläu-
fers in einer Gruppe.
15. R. fruticosus X hybridus OK. (l. e. p. 98.) Bisher nur
in einem Exemplare an einem schattigen Standorte der Holzschläge
im Resetärowec. Herr Schwarzer hält unsere Pflanze für die
Varietät fuscoater (N. W.).
16. R. candicans X hybridus OK. Ein grosses Nest mit weil-
kriechenden und kletternden Stengeln am sleinigen, mässigleuchten
Ufer des Reselärowec-Bächleins. Obwohl ich diesen Stock zu wie-
derholten Malen besucht habe, fand ich daran nicht eine einzige
Beere. Wird ferner beobachtet.
Ausser diesen hier aufgezählten Arten und muthmasslichen
Bastarten besitze ich noch einige Exemplare, die dem R. caesius X
fruticosus nahe stehen, und solche die etwa Bastarte von R. tomen-
tosus sein dürften: doch muss ich selbe noch im Freien beobachten.
Es würden viele meiner Zweifel gehoben sein, wenn es mir gelin-
gen möchte R. fruticosus L. zu finden, denn dann wären die
Bastarte Nr. 8, 9, 12 und 15 erklärlich.
Soweit mein Vorrath reicht, bin ich gerne bereit die hier
aufgezählten Rubos gegen mir noch fehlende einzutauschen.
Nemes-Podhragy im Trenesiner Komit. am 17. Jänner 1868.
— ———
Die Vegetations-Verhältnisse des mittleren und östlichen
Ungarns und angrenzenden Siebenbürgens.
Von A. Kerner.
Xll.
273. Sagina apetala L. — Nahe der Grenze unseres Gebietes
auf felsig-sandigem Terrain bei Tokai. Wird von Sadler auch bei
Ofen angegeben, wo ich sie jedoch vergeblich suchte. Bei Tokai
auf Trachyt in der Seehöhe von circa 160 Met.
274. Sagina procumbens L. — Auf etwas feuchten sandigen
Aeckern, Erdabrissen, Waldwegen, im Sande der Bachufer und
zwischen Gras auf feuchten Wiesen. Im mittelung. Berglande sehr
selten und nur bei M. Einsiedel in der Pilisgruppe beobachtet, wo
sie auch ven Sadler angegeben wird. Im Tieflande gar nicht;
dagegen sehr verbreitet im Bihariagebirge auf dem terliären Vor-
lande von Grosswardein bis Belenyes ‚ auf den tert. Hügeln am
Fusse des Rezbänyaerzuges bei Kisköh und Sedescelu, auf den
Schieferbergen des Rezbänyaerzuges auf der Margine und dem
Tomnatecu, dann in der Hegyesgruppe zwischen Bontiesci und Sla-
tina und im Thale der weissen Körös bei Gurahonliu und Körös-
182
bänya. — Trachyt, Schiefer, Sandstein, tert., diluv, u. alluv.
Sand- u. sandiger Lehmboden. 95 —1200 Met.
275. Alsine fasciculata (Gouan, L.). — Auf felsigem und
sandigem Boden. Im mittelung. Berglande in der Pilisgruppe bei
Dorogh nächst Gran, auf dem Schlossberge von Visegräd, an der
Südseite des Piliserberges, beim hohen Stein nächst P. Csaba, am
Spissberg und Blocksberg bei Ofen, auf den Dolomitkuppen bei
Budaörs und auf der grossen Heide ober Teteny; in der Vertes-
gruppe bei Gänt und in der Stuhlweissenburger Niederung bei Keer
im Tolnaer Com. Auf der Kecskemeter Landhöhe bei Pest und
Soroksar. — Trachyt, Kalk, Dolomit, tert, u. diluv. Sand. 95 bis
630 Met.
276. Alsine glomerata (M. B.). — An gleichen Standorten
wie die frühere Art, mit der sie auch nicht selten zusammen vor-
kommt und mil der sie im Gebiete fast gleich weit verbreitet ist.
Im mittelung. Bergl. in der Pilisgruppe bei Dorogh nächst Gran,
auf dem Ketagohegy nächst Kesztölez, am Visegräder Schlossberg,
am Adlersberg und Blocksberg bei Ofen. In der Stuhlweissenburger
Niederung bei Vajta. Auf der Kecskemeter Landhöhe bei Pest und
Soroksar. — Trachyt, Kalk, Dolomit, tert. und diluv. Sand. 95 bis
400 Met.
277. Alsine setacea (Thuill.) — Auf den Terrassen felsiger
Abstürze auf zerklüftetem und zerbröckeltem Gestein und von da
auf die angrenzenden Sandberge so wie auf die Sandhügel der
Niederung übergehend. Im mittelung. Bergl. und in dem anstossen-
den Vorlande in der Matra auf dem Saskö bei Gyöngyös; auf
dem Nagyszäl bei Waitzen; in der Pilisgruppe bei Dorogh nächst
Gran, auf dem Ketagohegy bei Kesztölez, auf dem Schlossberge
von Visegräd, im Leopoldifelde und Auwinkel, auf dem Spissberge
und Blocksberge bei Ofen; in der Vertesgruppe bei Gänt und in
der Stuhlweissenb. Niederung im Sande bei Keer im Tolnaer Kom.
Auf der Kecskemeter Landh. bei Pest, Monor und Pilis, auf dem
Erdöhegy und bei P. Sallosär nächst Tatär Szt, György. — Dolomit,
Kalk, tert. u. diluv. Sand, selten auch auf Trachyt. 95—630 Met.
278. Alsine frutescens (Kit.) Alsine falcata Grisb. — An
felsigen Gehängen. Im mittelung. Bergl. auf dem Vilägos in der
Matra. — Trachyt. 100—900 Met.
279. Alsine verna (L.). — Auf den Terrassen felsiger Abstürze,
auf zerbröckeltem und zerklüftetem Gestein und von da auf die
angrenzenden Sandberge, so wie auf die Sandhügel der Niederung
übergehend. Zeigt fast die gleiche Verbreitung wie A. setacea. Im
mittelung. Bergl. und dem anstossenden Vorlande in der Pilisgruppe
bei Dorogh nächst Gran, auf dem Ketagohegy bei Kesztölez, auf
dem Visegräder Schlossberg, am hohen Stein, am Sandberg und
bei Solmär nächst P. Csaba, auf den Krotendorfer Hügeln, auf den
Dolomilfelsen im Leopoldifeld und Auwinkel bei Ofen, auf der
grossen Heide ober Teteny, bei Hamsabeg und bei Szt. Miklos im
Stuhlweissenb. Com. Auf der Kecskemeter Landh. bei Palota, Pest,
183
Soroksar, Albertli, Monor, Pilis. Nach Steffek auch im Vorlande
des Bihariagebirges auf dem Somlyö bei Grosswardein. — Dolomit,
Kalk, tert. und diluv. Sand, selten auch auf Trachyt. 95—420 Met.
280. Alsine ramosissima Willd. — Auf den Terrassen felsiger
Abstürze des höheren Berglandes. Im Bihariageb, auf dem Batrina-
plateau am Eingange in die Valea Odincutia bei Distidiul, auf der
Pietra Betrana der Pietra muncelului und Pietra Boghi und auf der
höchsten Kuppe der Tataroda zwischen Petrosa und Rezbänya. —
Kalk 740—1570 Met. — (Bildet grosse die Felsterrassen bedeckende
schwellende Rasen, deren Stämmchen an der Basis weisslichgelb
und glänzend erscheinen und sich vom Grund aus in liegende viel-
fach dreigabelige spreizende und sich gegenseitig kreuzende zarle
Aeste auflösen. Die Blätter sind fast fädlich, länger und weniger
starr als jene der A. verna und immer sichelförmig gekrümmt. Die
Blüthenstiele sind haardünn, etwas geschweift und im Durchschnitt
4—5mal, oft sogar 8mal so lang als der Kelch. Durch diese Merk-
male von der im Uebrigen übereinstimmenden A. verna habituell
sehr abweichend.)
281. Möhringia muscosa L. — Auf bemoosten schattigen Fel-
sen. Im Bihariageb. auf dem Batrinaplateau in den Schluchten unter
der Stäna Oncesa, auf der Pietra Betrana, der Varosoea und im
Kessel Ponora, insbesonders häufig in der zerrissenen Randzone
des Plateaus auf der Pietra Galbina, Pietra Boghi und Pietra pulsu-
lui, auf dem Carligata, in der Valea seca, auf der Pietra munce-
lului, Pietra lunga und dem Dealul vetrilor bei Rezbänya bis herab
zur Höhle bei Fenatia und zu den Felsen hinter dem Hochofen von
Petrosa und auf siebenb. Seite bis zu dem Wasserfalle Pisiöria
nächst Vidra und zu den Kalkfelsen am Eingange in die Valea
Odineutia bei Distidiul. Auf dem Vaskoher Kalkplateau am Ursprunge
des grossen Mühlbaches bei Vasköh. Im mittelung. Bergl. nur ausser-
halb des von uns umgrenzten Gebietes bei dem Kerteskö nächst
Bakonybel in der Bakonygruppe beobachtet. — Im Geb. fast aus-
schliesslich auf Kalk; nur hinter Petrosa auch auf Sienit. 300 bis
1580 Met.
282. Möhringia pendula (W. K.) — An der Südostgrenze
unseres Gebietes auf Trachytfelsen bei Nagyäg südlich von Körös-
banya von Fuss entdeckt. Wahrscheinlich auch auf den Trachyl-
bergen in der nächsten Umgebung von Körösbänya zu finden.
253. Möhringia trinervia (L.). — In Wäldern. Im mittelung.
Bergl. in der Hidas bei Gyöngyös in der Matra; ober dem Stein-
bruche am Nagyszäl bei Waitzen; auf dem Dobogokö, Piliserberg,
Lindenberg und Johannisberg in der Pilisgruppe. Auf der Kecske-
meter Landhöhe an alten Eichenstämmen im Walde bei Monor. Im
Bihariageb. auf dem tert. Vorlande von Grosswardein bis Belenyes;
im Rezbänyaerzuge auf der Margine und unter dem Sattel La Jocu
gegen Negra zu; am Rande des Batrinaplateaus auf der Pietra
muncelului und der Stanesa, in der Plesiugruppe an der Südseite
des Plesiu und in der Hegyesgruppe auf der Chiciora. — Porphyrit,
184
Trachyt, Schiefer, Kalk, tert. und diluv. Lehm- und Sandboden.
95—1260 Met.
284. Arenaria serpyllifolia L. — Auf grasigem Boden, auf
wüsten Sandllächen, auf Aeckern und Dämmen, so wie im Stein-
schutte und auf den Geröllhalden der Berge schr verbreitet durch
das ganze Gebiet, in allen Gruppen des mittelung. Berglandes, auf
der Kecskemeter und Debreceziner Landhöhe, in der Tiefebene und
im Bihariagebirge. Der höchste im Gebiete notirte Standort auf der
Kuppe des Piliserberges. — Auf allen im Geb. vorkommenden
geognost. Substraten, am häufigsten aber auf sandiger Unterlage.
75—1000 Met.
285. Arenaria graminifolia Schrad. — Auf trockenen Gras-
fluren an sonnigen Gehängen des Berglandes. Im mittelung. Berg-
lande in der Matra auf dem Särhegy, in der Pilisgruppe auf dem
Vaskapu bei Gran und auf den Anhöhen zwischen Sct. Andrae und
Szt, Läszlö. Auf dem tert. Vorlande der miltelung. Berggruppen
auf den Höhen bei Gödöllö. Im Bereiche des Bihariagebirgsystemes
auf dem Inselberge Mocra bei Boros Jenö. — Trachyt, Kalk, tert.
Lehmboden. 100— 600 Met.
286. Stellaria nemorum L. — An schattigen Plätzen, zumal
an feuchten Stellen im Grunde hochgelegener Wälder. Insbesonders
häufig in kleinen aus Alnus viridis gebildeten Buschwäldchen. Im
Bihariageb. im Rezbänyaerzuge im Werksthale hinter Rezbänya,
auf der Margine am Ende der Valea carului, dann vom Sattel La
Jocu bis hinab nach Negra, und in der Nähe der obersten Quellen
des Aranyos in der Valea Cepei. In der Randzone des Batrinapla-
teaus in der Valea seca, auf der Tataroda und Standsa. In grosser
Menge an den feuchten Wänden der Doline, durch welche man zu
dem Eingang in die Eishöhle von Scarisiöra hinabsteigt. — Schie-
fer, Sandst., Kalk. 630—1770 Met. — Der Angabe Steffeks, dass
St. nemorum bei dem Bischofsbade nächst Grosswardein wachse,
dürfte eine Verwechslung mit Malachium aquaticum zu Grunde lie-
gen. — Im mittelung. Bergl. und im Tieflande nicht beobachtet.
287. Stellaria neglecta Weihe. — In schattigen feuchten
Laubholzwäldern. Im mittelung. Bergl. in der Matra an einem Wald-
bächlein ober Bodony. Massenhaft unter Gebüsch auf der Margare-
theninsel bei Ofen. Im Bihariageb. an feuchten quelligen Stellen in
den Buchenwäldern zwischen der Valea seca und der Tataroea bei
Petrosa. — Kalk, Sandst. alluv. sandiger Boden. 95—950 Met.
288. Stellaria media (L.). — Auf bebautem Lande durch das
ganze Gebiet; in Gemüsegärten ein lästiges Unkraut. Von der Tief-
ebene bis in’s Hochgebirge. In der Nähe der Viehställe und Hütten
in der alpinen Region des Bihariagebirges noch häufig, so z. B.
noch bei der Stäna la Scieve und Stäna Galbina. — Fast auf allen
im Geb. vorkommenden geognost. Substraten. 75-1300 Met.
289. Stellaria graminea L. — Auf Wiesen. Im mittelung. Bergl.
in d. Matra bei Paräd, in der Pilisgruppe bei Szt. Läszlö, am Do-
bogokö und am Schwabenberge. Auf der Kecskemeter Landhöhe
185
häufig am Räkos bei Pest, bei Soroksar und Alberti, Am Rande der
Debreeziner Landh. in den Ecseder Sümpfen. Im Bihariageb, sehr‘
verbreitet, im Rezbänyasrzuge und am Rande des Batrinaplateaus
von den Thalsohlen über alle niederen Berge bis auf die Margine, die
Tataroda und die südlichen Abfälle des Vervul Biharii. In der Gruppe
des Plesiun auf dem Moma ober Calügaria. — Trachyt, Schiefer,
Kalk, tert., diluv. u. alluv. Sandboden. 95—1420 Met.
290. Stellaria palustris Ehrh. — Im Geb. von mir nur auf
sumpfigen Wiesen am Räkos bei Pest und auch da nicht häufig
beobachtet. — Dil. u. alluv. Sandboden. 95—100 Met.
291. Stellaria Holostea L. — Unter Gebüsch in lichten Wäl-
dern. Im mittelung. Bergl. auf den Höhen der Matra, auf dem
Nagyszäl bei Wailzen, in der Pilisgruppe auf dem Kishegy, dem
Piliserberge und der Slanitzka bei P. Csaba, auf den Berghöhen
nördlich von Set. Andrae, im Leopoldifeld, auf dem Lindenberg
und Schwabenberg bei Ofen. Fehlt im Tieflande. Dagegen wieder
ziemlich verbreitet im Bihariageb. auf dem tert. Vorlande und den
niederen Kalkbergen zwischen Grosswardein und Belenyes, im Thale
der schwarzen Körös, wo sie einwärts bis Rezbänya und im Thale
der weissen Körös, wo sie einwärts bis Körösbänya beobachtet
wurde. Der höchste im Geb. notirte Standort auf der Kuppe des
Plesiu im Bihariagebirge. — Trachyt, Porphyrit, Schiefer, Kalk,
Sandst., tert. Lehm- und Sandboden. 150—1100 Met.
292. Holosteum umbellatum L. — An grasigen Plätzen, auf
bebautem Lande. Im mittelung. Bergl. sehr verbreitet in allen
Gruppen von den Thalsohlen bis zu den Berghöhen, z. B. noch
auf der höchsten Kuppe des Piliserberges. In grösster Menge auf
dem lockeren Sandboden der Kecskemeter Landhöhe von Waitzen
bis an die Südgrenze des Gebietes. Im Vorlande des Bihariagebirges
bei Grosswardein und Belenyes. — Trachyt, Kalk, tert., diluv. und
alluv. Sandboden. 75—1000 Met.
293. Mönchia mantica (L.). — Auf grasigem Boden. Im miltelung.
Bergl. bei Vecs und Käpolna am Fusse der Matra und in der Pilisgruppe
aul der Wiese bei der „schönen Schäferin“ nächst Ofen. An dem letz-
leren Standorte von dem verstorbenen Prof. Bauer in Ofen zuerst
beobachtet. Die Pflanze erschien dort nach dessen Mittheilung 1852
plötzlich massenhaft, nachdem im Jahre vorher ein Fest abgehalten
und bei dieser Gelegenheit auch Heu auf den Wiesenplan abgelagert
worden war. Offenbar waren die Samen der Pflanze mit diesem Heu
eingeschleppt worden. Im Jahre 1856, in welchem mich Prof.
Bauer an die erwähnte Fundstelle führte, fand ich nur mehr
wenige Exemplare, und in den folgenden Jahren schien die Pflanze
wieder ganz verschwunden zu sein. — Trachyt, tert. u. diluv.
Lehmboden. 250—380 Met. (Zu den mir aus der Matra vorlie-
genden aus der Hand Kitaibel’s stammenden Exemplaren der
Mönchia mantica, welche sich im Herbar der Innsbrucker Uni-
versität befinden, schrieb Kitaibel die Bemerkung „Cerastium
manticum nobis — Schrank aLinneano diversum esse statuit.“ Diese
186
Exemplare aber, so wie Exemplare aus dem Banat aus der Ba-
ranya und von der Wiese bei der schönen Schäferin stimmen mit
Exemplaren von den Euganeen und Callaro so vollständig überein,
dass ich nicht den geringsten Unterschied zu finden vermag.)
294. Cerastium anomalum W. K. — Auf Viehweiden und
Aeckern, in den Gräben längs den Eisenbahndämmen und an Wegen,
vorzüglich an Plätzen, welche im Frühlinge überschwemmt oder bei
höherem Grundwasserstand zeitweilig durchfeuchtet waren und spä-
ter beim allmäligen Austrocknen Salze auswittern. Im Tieflande sehr
verbreitet, namentlich in der Tiefebene im Inundationsgebiete der
Theiss, Zagyva, Beretiyö und Körös, bei Szolnok, Török Sat.
Miklos, Kisujszällas, Karezag, Gyula, Tenke, Szalonta, Sarkad;
auch auf der Kecskemeter Landhöhe bei Waitzen, Pest, Soroksar,
Nagy Körös und am Rande des Tieflandes und in den vom Tief-
lande in das Bergland einspringenden Buchten und Thalwei-
tungen bei Grosswardein, Nagy Käta, Gyöngyös, Gran, Stuhl-
weissenburg und Olten. Bei letzterem Orte insbesonders häufig in
der Umgebung der Bittersalzquellen. Sehr selten und meistens nur
in sehr zarten kleinen kümmerlichen Exemplaren auch an grasigen
Plätzen des Berglandes, so z. B. am Blocksberg bei Ofen und auf
den Anhöhen bei Sci. Andrae und Iszbek. Nach Kit. auch auf den
Bergen der Malra. — Trachyt, alluv. dil. u. tert. Lehm- seltener
auch auf Sandboden. Auf soda-, bittersalz- und salpeterhältigem
Boden mit besonders üppigem kräftigem Wuchse. 75—220 Met.
295. Cerastium viscosum L. sp. pl. — C. glomeratum Thu ill,
— Auf Aeckern, in Gemüsegärten und an grasigen Plätzen, selten.
Im mittelung. Berglande in der Matra bei Paräd und nächst dem
Leopoldifelde, bei Ofen. Auf dem Vorlande des Bihariagebirges bei
Grosswardein. — Im Tieflande nicht beobachtet. — Diluv. u. tert.
Lehmboden. 200—500 Met.
296. Cerastium brachypetalum Desp. Auf grasigen Plälzen.
Iın mittelung. Bergl. auf der Matra, in der Pilisgruppe bei Ofen,
Set. Andrae und Gran, am Sandberge und Piliserberge bei P. Csaba.
Auf der Kecskemeter Landh. auf den mit Andropogon Gryllus be-
wachsenen Grasfluren bei Pest. Sonst weder im Tieflande noch im
Bereiche des Bihariagebirges beobachtet. — Trachyt, Kalk, tert. u.
diluv. Sand. 95—400 Met.
297. Cerastium pumilum Curt. — C. glutinosum Fries. —
Auf trockenen Grasplätzen an sonnigen Abhängen und auf sandigen
Flächen im Frühlinge in grosser Menge durch das Tiefland und
niedere Bergland verbreitet. Paräd, Gyöngyös, Nagy Käta, Gomba,
Wailzen, “ran, P. Csaba, Ofen, Stuhlweissenburg, Pest, Szolnok,
Grosswardein, Belenyes. — Trachyt; Kalk, tert. dil. u. alluv. Lehm-
und Sandboden. 75—1000 Met.
298. Cerastium semidecandrum L. — An den gleichen Stand-
orten wie die frühere Art, aber mehr den lockeren sandigen Boden
vorziehend, daher seltener im Berglande und mehr auf den sandigen
Landhöhen, wo sie z.B. bei Palota, Pest, Soroksar, Monor, Nagy
187
Körös und auf der Csepelinsel im Frühlinge in grosser Menge er-
scheint. Tert. u. diluv. Sandboden. 95—250 Met.
299. Cerastium silvatieum W. K. — Im Schatten der Laub-
holzwälder. Im mittelung. Berglande in der Matra von Vrabelyi
gesammelt und mir freundlichst eingesendet. Im Bihariageb. in den
Buchenwäldern bei Mediadu und zwischen der Stäna Galbina und
dem Kessel Ponora hinter Petrosa; dann bei Szt. Marton nächst
Grosswardein. — Trachyt, Kalk, Sandstein. 160—1260 Met.
300. Cerastium vulgatum L. sp. pl. — C. triviale Link. —-
Auf Wiesen und in Wäldern. Im mittelung. Bergl. in der Matra
auf dem Kekes und bei Paräd; in der Pilisgruppe bei Szt. Läszlo,
am Dobogokö und am Schwabenberge bei Ofen; auf der Kecske-
meter Landhöhe bei Pest und Soroksar. Im Bihariagebirge auf dem
tert. Vorlande bei Grosswardein dann auf dem Dealul vetrilor,
der Stanesa, der Tataroca und vielen anderen Höhenpunkten
des Berglandes. In der Tiefebene nicht beobachtet. — Trachyt,
Schiefer, Sandstein, Kalk, tert., diluv. und alluv. Lehm- und
Sandboden. 95—1260 Met. (Cerastium umbrosum Kit. scheint mir
der Beschreibung in Kit. Add. 211 zu Folge dieselbe Pflanze,
welche Uechtrilz unlängst (Oest. b. Zeitsch. 1868, S. 73) mit
den Namen €. triviale ß. nemorale belegt hat. Kitaibel gibt die-
selbe in seinem ltinerar der Beregher Reise „in silva ad Heves“
an. Selbst habe ich diese Pflanze in Ungarn nicht beobachtet, wohl
aber fand ich sie wiederholt in Niederösterreich, und im verflossenen
Jahre erhielt ich sie auch aus Oberösterreich zugesendet, wo sie
mein Bruder in den Traunauen bei Wels sammelte. Von ©. silva-
ticum scheint mir dieses Cerastium am besten durch die absolut
grösseren Kelchblätter und die armblütigere weit weniger ausge-
breitete Cyme unterschieden werden zu können, Auch zeigt diese
an schattigen Plätzen wachsende Pflanze niemals die den Kelch um
das doppelte überragenden Kronenblätter und unterliegt daher deren
Unterscheidung von C. silvaticum in speziellem Falle keinerlei
Schwierigkeiten. Im Uebrigen bin ich mit den Ausführungen, welche
Uechtritz an der zitirten Stelle über diese Pflanze niederlegte,
vollkommen einverstanden und kann seine Angaben mit Rücksicht
auf meine eigenen Beobachtungen vollinhaltlich bestätigen. Nur
möchte ich noch beifügen, dass Cerastium vulgatum in ganz ähn-
licher Weise auch mit ©. alpinum zusammenhängt, dass dieses
weiterhin eben so unzweifelhaft mit C. arvense, dieses mil ©. strie-
tum und dieses mit C. carinthiacum u. s. f. verkeltet ist und dass
fast an jede dieser Racen sich wieder eine weitere Reihe von Glie-
dern anschliesst, welche je nach der Auffassung der Autoren bald
als Arten bald als Varietäten einer beliebigen künstlichen Sammel-
spezies aufgeführt werden. Wie schon Fenzl in Ledeb. Fl. ross.
I. 411 sehr richtig bemerkt hat, sind die Grenzlinien, welche wir
zwischen allen diesen Cerastien ziehen, künstliche, obschon ander-
seits eben so wenig in Abrede zu stellen ist, dass man mit Hilfe
dieser Linien die grösste Mehrzahl der zur Beobachtung kommenden
188
Exemplare ohne Schwierigkeiten in das eine oder andere Fach des
gebildeten Schemas unterzubringen und so die in der Natur zur
Beobachtung kommenden Formenkreise recht anschaulich und über-
sichtlich darzustellen im Stande ist.)
301. Cerastium arvense L. — Auf grasigen Plätzen, an son-
nigen Berglehnen. Im Geb. sehr selten. In der Matra auf dem Vilä-
gus und im Vorlande des Bihariagebirges bei Grosswardein. Fehlt
im ganzen Tiellande und ist auch im Berglande auf die beiden oben
bezeichneten Gegenden des Gebietes beschränkt. — Trachyt, Kalk,
tert. Lehmboden. 100-900 Met. (Cerastium matrense Kit., von
welchem ich am Vilägosberge gesammelte Exemplare vorliegen habe,
vermag ich von C. arvense L. nicht zu unterscheiden.)
302. Malachium aquaticum (L.). — In Strassengräben, auf
feuchten Feldern, an Bachufern und im Grunde der Erlen- und
Weidengehölze an Flussufern. Zerstreut durch das ganze Gebiet.
Paräd, Altofen, Pest, Stuhlweissenburg, Csepelinsel, Szolnok,
Grosswardein, Belönyes, Mone&sa. Der höchste im Geb. beobachtete
Standort im Bihariageb. an einem Bache am westlichen gegen Kis-
köh abfallenden Gehänge der Tatarod&a. — Trachyt, Kalk, alluv.
Lehm- und Sandboden. 75—730 Met.
303. Spergula arvensis L. — Auf bebautem Boden, insbeson-
ders auf den Leinfeldern der Gebirgsthäler. Im mittelung. Bergl.
selten und dort von mir nur bei M. Einsiedel nächst Ofen beobach-
tet. Im Bereiche der Pest-Ofener Flora daher auf keinen Fall
„abunde* wie sie Sadler angibt. — Im Bihariageb. dagegen ziem-
lich verbreitet. bei Grosswardein, Petrani, Fenalia, Sedescelu und
bis auf die Aecker bei den hochgelegenen Mozzengehöften ober
Negra, Vidra und Distidiul, wo sie stellenweise als ein sehr häu-
figes Unkraut erscheint. — Schiefer, Sandst., Kalk, tert. Sandboden.
110—1185 Met.
304. Spergularia rubra (L.). — Im Sande der Bachufer auf
Feldwegen und in den Furchen feuchter Aecker. Im mitlelungar.
Bergl. sehr selten und von mir nur zwischen Sct. Andrae und Isz-
bek beobachtet. Ebenso sehr selten und nur in vereinzelten Exem-
plaren auf der Kecskemeter Landhöhe auf feuchtem bebauten Lande
bei Pilis. Fehlt in der Tiefebene ganz. Dagegen ziemlich verbreitet
im Bihariagebirge bei Grosswardein, Petrani, Belenyes, Sedescelu,
Kisköh, Crisciora und Slatina, auf der Chiciora südöstl. von Buleni
und insbesonders häufig auf den Aeckern in der Umgebung der
Mozzengehöfte bei Negra und Distidiul im Aranyosthale. — Häufig
in Gesellschaft der früheren Art. — Auf sandigem kalkarmen Boden.
95—850 Met.
305. Spergularia marina (L. als Var.). — Auf salzigem Bo-
den, welcher im Frühlinge von Grundwasser reichlich durchfeuchtet
wird. Am westl. Saume des miltelung. Bergl. bei Muszla u. Köhid
Gyarmath nächst Näna, am östl. Saume im Tapiogebiete bei Tapio
Bicske und Tapio Szelle, in der Umgebung der Bittersalzquellen
bei Ofen, am südlichen und westlichen Rande des Velenczer Sees
189
und in der Stuhlweissenb. Niederung bei Aba und Läng. Sehr
häufig auf allen Sodaplätzen der Kecskemeter Landhöhe von den
Lachen ober Soroksar bis Czegled. In der Tiefebene bei Bihar. —
Die Pflanze findet sich immer nur auf einem mit löslichen Salzen
reichlich geschwängerten Boden, doch ist es für dieselbe gleich-
gültige, ob derselbe vorherrschend Soda, Kochsalz oder Bittersalz
enthält. 75-100 Met.
0 ——
Ein Ausflug in die Turracher Alpen.
Von Josef A. Krenberger.
Unter obigem Titel erschien im Jahre 1865 im dritten Hefte
der „Mittheilungen des naturwissenschalftlichen Vereins für Steier-
mark* ein interessanter Aufsalz des Freiherrn von Fürsten-
wärther. Dieser Aufsatz erregte schon beim Durchlesen in mir
den lebhaften Wunsch, diese Exkursion einmal zu unternehmen.
Eine Reise in diesen Theil der norischen Alpen war für mich wohl
kostspieliger und bedeutend weiter, als ein Ausflug in die südlichen
Kalkalpen, die ich als Grenzwächter zwischen Kärnten und Krain
in der Entfernung von wenigen Meilen den Sommer hindurch vor
Augen habe. Allein — obige Tour versprach eine Fülle der herr-
lichsten Alpenblumen als Ausbeute, darunter 70—80 solche, die
ich wohl im getrockneten Zustande bereits im Herbar besass, aber
nie noch blühend in freier Natur gesehen halte. So entschloss ich
mich denn im vorigen Jahre, dem Rufe des Baron Fürstenwär-
Iher, der am Schlusse seines Aufsalzes zur Nachahmung auffor-
derte, Folge zu leisten und wahrlich, ich hatte diesen Entschluss
nicht zu bereuen. Mit gutem Gewissen kann ich diese Exkursion
einem Jeden als eine der lohnendsten und genussreichsten anem-
pfehlen. Turrach, als Ausgaugspunkt für zahlreiche Alpenausflüge,
bietet alles, was ein Botaniker, namentlich für längeren Aufenthalt
nur wünschen kann; er findet recht gute und billige Unterkunft,
nicht allzugrosse Beschwerden bei Ersteigung der Alpen, eine Fülle
der lieblichsten Blumen und einen braven, verlässlichen Führer.
Will mir der geneigte Leser bei meiner Beschreibung folgen, so
wird er alle diese Punkte, jeden an seinem Orte, näher be-
leuchtet finden.
In der für Floristen passendsten Zeit — Mitte Juli — trat ich
meine Reise an und fuhr aus Klagenfurt’s Umgebung nach Friesach.
Statt von hier den weiteren Weg auf der staubigen Poststrasse
über Neumarkt, Unzmark, und von da über Murau nach Turrach
zu wählen, schlug ich den viel interessanteren Weg durch das
schöne Metnitzthal über Grades und Metnitz auf die circa 400U°
190
hohe Flatnitzalpe ein, wo ich übernachtete. Am nächsten Morgen
stieg ich 2000'° höher auf die sogenannte „Haidner Höhe“ und kehrte
bis Mittag auf die Flatnitzalpe zurück, um von da meinen Ueber-
gang nach Turrach zu bewerkstelligen. Der Träger war um 2 Uhr
bestellt; doch — siehe da, noch vor dieser Stunde fing es an ganz
gemüthlich zu donnern und zu blitzen. Ueber Kärnten hin stand
ein schauerliches Gewitter. Ich beobachtete dessen Fortschritte eine
halbe Stunde lang, und als ich zu meiner Freude bemerkte, dass
es sich streng an Kärntens Grenze hielt und der Himmel gegen
Steiermark heiter blieb, brach ich gerade auf der Demarkations-
linie zwischen heiterem und bösem Wetter auf und konnte meinen
fast fünf Stunden langen Uebergang über den „Wildanger“ ohne
weiteren Unfall fortsetzen. Für diessmal kam ich mit der blossen
Furcht vor einem Gewitterregen davon. — Bemerken muss ich an
dieser Stelle, wie traurig es ist, dass die Leute oft in ihrer Heimat
sich am wenigsten auskennen. Wie ich später in Turrach erfuhr,
hätte ich von der Haidner Höhe, auf der ich schon war, leicht
über den Leitersteig in kaum drei Stunden Turrach erreichen kön-
nen. Statt dessen liess mich der Wirth, der doch mein Vorhaben
nach Turrach zu gehen kannte, von der Haidner Höhe zu seinem
Wirthshause zurückkehren und von hier den viel längeren und
beschwerlichen Uebergang über den Wildanger machen. War es
Ignoranz oder Indolenz oder Eigennutz von seiner Seite? Ich weiss
es nicht. |
Bevor ich von Turrach rede, will ich hier die Pflanzen ange-
ben, die ich bei meinem leider nur flüchtigen Besuche auf der
Flatnitzalpe und Haidner Höhe — also noch auf Kärntner Boden —
gefunden habe.
Flatnitzalpe: Dianthus superbus L., Silene rupestris L., Moeh-
ringia muscosa L., @eum rivale L., Saxifraga aizoides L. und
mutata L. (letztere im Geröll neben der Strasse einige hundert
Schritte vor dem Almwirthshause) Cirsium pannonicum Gaud.,
Galium saxatile L., Doronicum austriacum Jacq., Arnica montana
L., Carduus Personata Jacgq., Hieracium aurantiacum L., Phy-
theuma spicatum L. und Micheliü Bert., Campanula barbata L.
und pusilla Haenke, Myosotis sparsiflora Mikan, Digitalis gran-
diflora Lam., Euphrasia salisburgensis Funk., Nigritella angu-
stifolia Rich., Phleum alpinum L., Poa alpina L. 8 vivipara.
Auf der Haidner Höhe ausser mehreren der eben genannten:
Ranunculus aconitifolius L. ß. platanifolius L., Geranium silvaticum
L., Epilobium trigonum Schkr und origanifolium Lam., Saxifraga
rotundifolia L. und stellaris L., Valeriana celtica L., Homogyne
alpina Cass., Crepis aurea Tausch., Phytheuma hemisphaericum
L., Rhododendron ferrugineum L. (hier „Buchsbaum“ genannt),
Pedicularis verticillata L., Primula minima L., Polygonum vivi-
parum L., Juniperus nana Willd., Gymnadenia albida Rich.,
Veratrum album L.
191
Beim Uebergang über den Wildanger noch: Gentiana punetata
L. und exzeisa Presl, beide verblüht Cineraria erispa Jacq., Doro-
nicum austriacum Jacq., Eriophorum vaginatum L., Rumex alpinus
l.. und Arnica montana L. überall häufig, aber beim Herabsteigen
vom Wildanger in nie gesehener Pracht und Fülle.
Bei Nacht und Nebel, schon lange vorher von der Feuersäule
begrüsst, welche den Schornstein des Schmelzofens klafterhoch
überragte, langte ich in Turrach an und begehrte im Gasthause ein
Zimmer. Der Kellner belehrte mich, es sei nur ein einziges Frem-
denzimmer hier mit vier Belten, von denen eines bereits von einem
Chirurgus aus der Umgebung besetzt sei, der eben heule sein Ver-
lobungsfest mit einer Turracher Schönen feiere. Ein eigener Stern
oder Unstern führte mich heuer immer zu Hochzeil oder Verlobung.
Schon einmal — Anfangs Juni — bei einem kleinen Ausflug in’s
Barenthal unweit Klagenfurt, war ich in einem ländlichen Gasthause
angekommen, das ich in allen seinen Räumen von einer nächsten
Tages abzuhaltenden Hochzeit derart in Anspruch genommen fand,
dass ich mich mit einem ganz kleinen Winkel des Hauses als
Nachtlager begnügen musste. Hier in Turrach hätte ich mich nolens
volens in die Annehmlichkeit, einen Bettnachbarn zu besitzen, fügen
müssen, wenn mir nicht der freundliche Herr Verweser, dessen
Bekanntschaft ich wenige Minuten nachher im Extrazimmer machte,
dadurch aus der Verlegenheit geholfen hätte, dass er mir für die
Zeit meines Aufenthaltes ein Gastzimmer im lürstlichen Verwes-
hause anbot. — Am nächsten Tage war Jupiter pluvius Regent,
was mir wenig unangenehm war, da ich meine mitgebrachten Pflan-
zen besorgen und von den Beschwerden des vorhergehenden Tages
ausruhen konnte.
Der Markt Turrach, fast 4000° über dem Meere, unmiltelbar
am Fusse des Eisenhut, in einem anmuthigen Thale rings von hohen
Alpen eingeschlossen gelegen, ist der Sitz des fürstlich Schwar-
zenberg’schen Berg- und Hüllenverwesamtes und besteht fast
ganz aus [ürstlichen Wohn- und Werksgebäuden mit Kirche und
Pfarrhaus. Ueberall herrscht geschäftiges Leben und Treiben und
ein oft betäubender Lärm, hervorgebracht durch Rauschen des
Wassers, durch Hämmern und Klopfen und Feilen und Sägen.
Oberhalb Turrach theilt sich das Thal in drei enge Thäler, hier
Gräben genannt; — in den Gaiseckgraben gegen Süd und Südost,
den Werchzirbengraben gegen Südwest und den Steinbachgraben
gegen Westen, welcher letztere zu den reichen Erzlagern führt.
Alle diese Gräben führen zu Alpen, die fast durchgängig über
7000° hoch und nur wenig niedriger sind als der Eisenhut mit
7721° Höhe. So führt der Gaiseckgraben eiterseils zum Leitersteig
und den Torrerhöhen, anderseils auf einer gut erhaltenen Strasse
zu den Turracher Alpenseen und dem Rinsenock; der Werchzir-
bengraben zum Rothkofel, Gregornock, Stangalpe und Königstuhl;
der Steinbachgraben endlich zum Kühlnbrein und zur Alpe Reisseck,
15
Oesterr. botan, Zeitschrift. 6. Heft. 1868.
192
über dessen Höhe die Grenzlinie zwischen Steiermark und Salzburg
sich hinzieht.
Die Lage von Turrach bildet derart ein triplex confinium, dass
man durch einen mässigen Nachmillagsspaziergang zum grossen
See leicht Kärnten, und durch eine freilich minder bequeme Berg-
promenade auf die Alpe Reisseck Salzburger Boden erreichen kann.
Wer kleine und grössere Anstrengungen nicht scheut, kann hier
am ersten Tage in Steiermark, am zweiten in Kärnten, am dritten
— diessmal aber im Schweisse seines Angesichtes — im Salzbur-
gischen sein Mitlagsbrot verzehren.
Als Jupiter pluvius die Regierung wieder an die freundliche
Sonne abgetreten hatte, benützte ich die ersten heiteren Stunden
zu einem Ausfluge zu den Alpenseen, deren es drei gibt, von
denen aber nur der erstere, der einen Flächeninhalt von 18 Joch
besitzen soll und 5500° hoch liegt, seiner Grösse und anmulhigen
Lage wegen Beachtung verdient. Zu diesen Seen führt, wie früher
bemerkt, eine gute Strasse — Passstrasse nach Reichenau in Kärn-
ten — die in etwa anderthalb Stunden zu dem Almwirthshause,
hart am See gelegen führt. Auf dem ganzen Wege hat man den
Eisenhut, nur durch den schmalen Gaiseckgraben geschieden, zu
seiner Linken vor Augen. Sein Anblick ist von hier aus wenig rei-
zend, da seine obere Hälfte einer baumlosen Heide gleicht. Weder
Form noch Höhe haben etwas Imponirendes. Seine ausseren Umrisse
zeigen von hier nicht das Schroffe, Zerklüftele, Pittoreske der
Kalkalpen, sondern sind einförmig und kahl; auch seine Höhe im-
ponirt nicht, da man auf dieser Strasse von 4000 bis zu 5500’
Höhe emporsleigt und sich oben fast in gleicher Höhe mit ihm
glaubt, obwohl diess nur eine optische Täuschung ist, da er uns
immer noch um volle 2000‘ überragt.
Schon der Weg zu den Alpenseen bietet mancherlei botani-
sches Interesse; denn man findel: Senecio nebrodensis L. (Schon
in Turrach selbst häufig an den Bachufern). Campanula barbata L.,
Pinus Cembra L.,. Imperatoria Ostruthium L., Hieracium aurantia-
cum L., Crepis aurea Tausch, Sempervivum montanum L., Wul-
feniüi Hoppe, zahlreich an Felsen neben der Strasse und schon
vollkommen aufgeblüht. Bartsia alpina L., Aconitum Napellus L.,
Swertsia perennis I. eine Pllanze, deren Anblick ihrer tiefblauen,
fast schwarzen Farbe wegen einen eigenthümlichen Eindruck macht.
Ich will hier noch Sempervirum arachnoideum L. beifügen, das ich
in Turrach selbst, an Felsen vis a vis dem Kaufmannshause fand.
Um den See, durch dessen Mitte die Grenzlinie zieht, die
Steiermark von Kärnten scheidet, findet ınan lheils auf Sumpfwiesen,
theils auf Grauwackenfelsen, nebst manchen der vorhergenannlen
Pflanzen noch: Eriophorum vaginatum L., Gentiana punctata L.
verblüht. Erigeron alpinus L., Trifolium spadiceum L., Potentilla
aurea L., Cardamine resedifolia L. hier schon in üppigen Frucht-
exemplaren. *Gnaphalium norvegicum Gunner, *supinum L., *Hie-
racium albidum Vill., *Sarifraga controversa Sternb., Aisoon
193
Jaet., aizoides 1., rotundifolla L., Veronica saxatilis L., belli-
tlioides L., Silene quadrifida L., Ranuneulus aconitifolius L.. Phy-
theuma Sscorzonerifolium V ill., "Uypochoeris radieata L. Auf höheren
Wiesen auf Seite des Almwirthshauses: "Ileracium echioides W K.,
villosum Jacyq., "Senecio abrotunifolus L., "carniolicus W illd.,
Gynmmadenia albida Rich., conopsea R.Br., Nigritella angustifolia
Rich., Veratrum album L., Allwum Schoenoprasum L. var. alpinum
Gand., Rosa alpina L. var, y. pyrenaica Gouan., Hypochoeris
wniflora Vill. (hier „Rahmdocken“ genannt.) Arnica montana L.
(Kraflrasen), Phytheuma spieatum L., Pedieularis verticillata L.,
reculila 1. verblüht. Chrysanthemum montanum L., Botrychium
Lunaria L., *Carez aterrima Hoppe, *nigro All., *fuliginosa
Schkr., ®semperrirens Vill.
NB. Alle hier und später mit * bezeichneten Pflanzen hat Baron
Fürstenwärlher auf gleichem Wege nicht gefunden,
Reich mit Beute beladen nach Turrach zurückgekehrt, traf
ich alle Vorkehrungen, um am nächsten Tage den Eisenhut bestei-
gen zu können,
(Sehluss folgt.)
X
Phytographische Fragmente.
Von Dr. Ferdinand Schur.
AV:
Adonis autumnalis L. Im Prater vor der Rasumowskybrücke
rechts gegen den Thiergarten mit anderen Acker- und Ruderal-
pflanzen z. B. mit Adonis aestivalis, Nigella arvensis, Matricaria
Uhamomilla,. Delpkinium Bonsolida, Camelina microcarpa u. Ss. W.
Juni 30, 1867,
XVI
Ceratocephalus falcatus Pers. und ©. orthoceras DE.
Beide Arten vor der Favoritenlinie im Hohlwege zwischen
dem Rothenhof und Landgute April 1866. — Hier ©. orthoceras
in sehr überwiegender Anzalıl, während vor elwa 30 Jahren. ©.
faleatus vorherrschend vorkam. jetzt aber beinahe verschwimden
und nur mit Mühe zu finden is, — Es geht hieraus thatsächlich
hervor, dass ©. ortkoceras den C. falcatus verdrängt oder über-
wuchert hat, Diese Erscheinung ist sowohl in der freien Natur,
als auch in unseren bolanischen Gärten keine seltene und gibt zu
manchen Täuschungen Veranlassung. — Lebenskräftigere und le-
benszähere Individuen machen sich in dem ihnen anständigen Medium
breit und unterdrücken, wie z. B. das Unkraut den Weizen. die
19,
zarteren Pflanzen, so dass diese über kurz oder lang ganz ver-
schwinden. — Ein gutes Beispiel sehen wir auf den nun aufge-
schülteten Plätzen. Im ersten Jahre bemerken wir sehr viele Pllan-
zen, von denen wir den Ursprung erralhen können, aber schon
im nächstfolgenden Jahre nimmt diese Mannigfaltigkeit der Pllan-
zenarten ab, und endlich im dritten Jahre, wenn keine Umgrabung
Statt gefunden, sind diese Plätze nur mit Alriplices und Chenopo-
diaen bedeckt, weiche dann diese Plätze innebehalten und ein sehr
monotones Bild der Vegelalion gewähren. — In botanischen Gär-
ten, wo viele Jahre hintereinander nahe verwandte Arten neben-
einander gezogen werden, ist dieses Ueberwuchern nicht selten zu
beobachten, indem die zarleren Arten ausslierben und anderen in
ihrem Beetle den Platz eingeraumt haben. Es wundern sich dann
die Gärlner, eine gemeine Pflanze unter seltenerem Namen vor
sich zu sehen.
XV.
Myosurus minimus L. Die früheren Standorte auf dem Laaer
Berge haben dem Pfluge weichen müssen und es war mir daher
angenehm, auf diesem Terrain ein Plätzchen zu finden, wo diese
Pflanzen in orosser Menge und schön entwickelt vorkamen. In
schlammigen Vertiefungen zwischen Saaten mit Ranunculus Pseudo-
bulbosus, Juncus bufonius, Glyzeria distans u. Ss. w. auf dem
Laaer Berge links gegen die Weinberge. Juni 10. 1867.
Literaturberichte.
— Grundriss der Botanik. Zum Schulgebrauche bearbeitet
von Dr. Moritz Seubert. Leipzig und Heidelberg. C. F. Win-
tersche Verlagshandlung 1868. — 8°. p. 151 mit 266 in den Text
eingeschalteten Holzschnitten.
Schon zweimal halte der Unlerzeichnete Gelegenheit in die-
ser Zeitschrift Seuberts grössere Lehrbücher der Botanik zu
besprechen (Jahrgang 1862, pag. 62 und Jahrgang 1867, pag. 364.)
Er zollte dabei den vorzüglichen Leistungen des Verfassers
die‘ vollste Anerkennung und bezeichnete Seubert’s Lehr-
bücher der Bolanik als zu den besten der vorhandenen gehörig.
Der vorliegende Grundriss der Botanik ist ein für die Mittelschu-
len berechneter Auszug aus den erwähnten grösseren Hand-
büchern und enthält in kurzer, klarer und leicht fasslicher Darstellung
das Wichtigste aus der Organographie, Pflanzen-Anatomie, Pflanzen-
Physiologie, Systematik und Pflanzen-Geographie. In ihm finden sich
alle Vorzüge der oberwähnten Werke Seuberts wieder und der Be-
richterstatter kennt kein zweites Lehrbuch, das bei einem so geringen
195
Umfange eine solche Fülle des Materiales mit so gleichmässiger
Behandlung der einzelnen Partien enthalten würde. Es kann daher
dieses neueste Werk Seuberts bestens den Herren Professoren an
Mittelschulen sowie Freunden der Bolanik anempfohlen werden. Für eine
zweite Auflage wäre höchstens der Wunsch auszusprechen, dass
auch der systemalische Theil mit Holzsehnitten, welche die wich-
tigsten Familien in ihren charakteristischen, allgemein verbreiteten
Repräsentanten darstellen, versehen werden möchte. Es wäre diess
leicht durchführbar, ohne den Umfang des Grundrisses auf mehr
als 200 Seiten zu schwellen und würde dem Schüler das Studium
der Systematik dadurch bedeutend erleichtert.
Dr. H. W. Reichardt.
— Bericht über eine botanische Reise nach Istrien
und dem Quarnero im Mai 1867. Von Dr. Aug. Reuss fil.
(Separatabzug aus den Verhandlungen der k. k. zoologisch-botani-
schen Gesellschaft. Jahrg. 1868, p. 125— 146.)
Der Verfasser, den Botanikern namentlich als eifriger, scharf-
sichtiger und glücklicher Durchforscher der Flora Böhmens auf das
vortheilhafteste bekannt, unternahm im Mai des verflossenen Jahres
eine sich auf beiläufig drei Wochen ausdehnende wissenschall-
liche Reise nach Istrien und dem Quarnero. Er berührte auf derselben
zuerst Triest und Rovigno. Längere Zeit verweilte er in Pola, wo
in Gesellschaft der Herren Huter und Pichler die dorlige Gegend
durchforscht wurde. Namentlich reiche Ausbeute lieferten die Höfe
des Arsenales, welche aus angeschütletem Boden bestehend, ein
wahrer botan. Garten sind. Weniger ergiebig erwiesen sich die
brionischen Inseln und mehrere benachbarte Scoglien. Die nächste
Station war Lossin piecolo, wo Dr. R. nicht nur die Umgebung der
genannten Stadt genauer durchsuchte, sondern auch seine Aufmerk-
samkeit der interessanlen Sandinsel Sansego und mehreren von
Botanikern noch nicht berührten Scoglien und Insclchen zuwendete.
Schliesslich wurde noch der Monte maggiore (leider bei ungünsti-
gem Wetter) besucht. Der Verfasser führt bei jedem von ihm be-
rührten Punkte die gesammelten und kritisch genau bestimmten
Pflanzen an; unter ihnen finden sich mehrere für die dorligen
Gegenden interessante Arten; dadurch wird der vorliegende Reise-
bericht ein erwünschter Beitrag zur Flora Istriens und der quar-
nerischen Inseln. Möge Dr. Reuss recht bald wieder einen ähnlichen
Ausflug unternehmen und über denselben eben so anziehend, gründlich
und anschaulich wie diessmal berichten! Dr. H. W. Reichardt.
— Literarisches aus Italien vom Jahre 1867. (Nach Mittheilungen
des Herrn Prof. T. Caruel.)
Delpino *): Betrachtungen über die Befruchtung der Pflanzen
aus der Familie der Asclepiadeen, Apocineen, Orchideen, Legumi-
nosen u. m. a., welche zum Resultate führen, dass in einer zahl-
” Sueli apparecchi della fecondazione nelle piante autocarpee. Fi-
renze 18617.
196
reichen Reihe von Pflanzen die Kreulzungs-Befruchlung ein absolutes
Bedürlniss sei, und dass in Folge der eigenthümlichen Bildung der
Blüthentheile die Feeondation miltelst des durch den Wind und na-
imentlich durch Insekten herbeigebrachten Pollen sehr erleichtert
werde. — Die Abhandlung des Prof. Hildebrand: „über die Ver-
theilung der Geschlechter in den Planzen* wird von Hrn. Delpino
kritisch besprochen '). Delpino?) weiset den Pflanzen ebenso
einen Instinkt zu, wie er den Thieren eigen ist, und den er von
einem fühlenden, ja sogar verständigen Lebensprineip herleitet.
Delpino ist bemüht die Aeusserungen und die Handlungen dieses
angeblichen Verstandsprineipes zu erforschen und den Vitalismus,
den Instinkt, die Vernunft u. s. w. zu untersuchen, nebenbei auch
manches Thema über Materialismus und Spiritualisinus einzuflechten.
Ferner erörtert Delpino seine Ideen über die Genesis und die
gegenseitigen Beziehungen der Pflanzenwelt, nach den Theorien
Darwin’s und auch der Naturphliosophen und stellt nach seinen
Prineipien eine eigene Klassifikation auf ete. Salv. Albarella °)
bestreitet die.bis jelzt in der Wissenschaft festgestellten Ansichten
über den Sitz und die Ursachen der Absorption, ohne jedoch
gründliche Beweise seiner Opposition zu geben. Prof. Pasquali *)
beschreibt und illustrirt die verschiedenen Formen von Blällern,
die an einer und derselben Pflanzen vorkommen können — so in
Bezug auf ihre Stellung und Vertheilung, so wie Betreff des Alters
und des Vorkommens der betreffenden Pflanzen ele. Prof. kin Ga-
ruel5) gibt eine Uebersicht der Veränderungen, welche in der
Flora von Toscana in den letzten drei Jahrhunderten etbttkefunden
haben. Verschwunden sind: Oxycoccos palustris, Phaca alpina,
Ammania verticillata. Tulipa Bonarotiana var. Tul. praecox var.
u. m. a.; eingeführt und eingebürgert: Agave umericana, Ajux
incomparabilis, Anemone coronaria, Bellevalia Webbiana. Conyza
ambigua, Fimbristylis squarrosus, "Hypericum mutilum, Oenothera
biennis, Tulipa Gesneriana, strangulata , serotina u. Ss. f.; — ein-
geführt aber nach einiger Zeit wieder verschwunden: Anemone
hortensis, puvonina, Anthriscus Cerefolium, Centaurea ragyusina U.
m. a. Prof. S. Garovaglio ®) beschreibt Thelopsis rubella Nyl.,
Belonia russula Körb., Weitenwebera muscorum Körb., Limboria
actinostöma Mass., Limb. corrosa Körb. Dr. Ascherson ')
gibt Erläuterungen über einige Pflanzen der italienischen Flora,
y) Ati della societä italiana di seienza naturalia. Milano 1867.
?) Pensieri sulla biologia vegelale e sulla tassonomia. Pisa 1867.
s Memoria sulla radice dei vegetali, considerata come organo di assor-
binenel Napoli 4867.
*) Sulla eterofillia. Napoli 4867.
>) Di aleuni camb.amenti avvenuti nella Nora della Toscana in questi
ullımi tre secoli (Atti soc. ital. de sc. nat. Milano 1867).
®, Thelopsis, Belonia, Weitenwebera et Limboria etc. (Meın. soc. ital. di
se. nat. Milano Il.)
”, Rıflessioni intorno ad aleune piante della flora italica. (Atli soc. ital.
dı se. nat. Milano IX.)
197
wie über Althenea setacea PA., Ruppia drepanensis Tin., Cyma-
docea aquorea Kon., Najus tenuifolia R. Br. u. ın. a. Prof. v.
Visiani!) hatnach neueren Untersuchungen den Gallungsnamen von
Cheilanthes Szovitsü Fisch. et Meyer, in Oeosporangium Szovitsit
Vis. umgeändert, und zwar in Folge der eigenthümlichen Charak-
tere der einzelnen Sporangien. Prof. de Notaris setzt die Heraus-
gabe seines kryplogamischen Herbariums fort, so wie auch den
bezüglichen Commentario. M. Anzi?) hat eine Anzahl von neuen
oder selteneren Lichenen Oberilaliens beschrieben. Prof. de Nota-
ris hat unter dem besonderen Titel „Pentimenti* (Genova 1867)
einige wichtige Bemerkungen über die Sphaeriaceen gegeben. Prof.
Passerini?) gibt das erste Verzeichniss der in der Provinz Parma
vorkommenden Pilze mit Angabe der Synonymen und des Vor-
kommens. Es sind 325 Species, darunter: Diplodia Siliquastri,
Septoria Betulae, Uredo Sorghi u. s. f. Prof. Pedieino *) illustrirt
die in den Thermalquellen von Ischia vorkommenden Dialomaceen,
nebst Bemerkungen über ihre Lebensverhällnisse. Prof. Fr. Ardis-
sone?) gab eine Uebersicht der italienischen Ceramicen.
Senoner.
——_esssa
Correspondenz.
Wien, im Mai 1868.
Im Aprilhefte der „Oesterr botan. Zeitschrifi“ Seite 136 be-
findet sich in einer Verschiedenes besprechenden Korrespondenz
auch die zufällige Bemerkung: „Ausser Neilreich leistet ohnehin
in den Schriften der zool.-botan. Gesellschaft Niemand etwas in
der Phanerogamenkunde.“ — In Folge dieses wohl nur beziehungs-
weise aulzufassenden „Schmerzensschreies* erhielt die Redaktion
dieser Zeitschrift von Herrn Georg Ritter von Frauenfeld
eine Erwiederung (abgedruckt im Maihefte Seite 166) mit nachfol-
gendem Geleilschreiben: „Euer Wohlgeboren! Ich ersuche um Aul-
nahme beiliegenden Schreibens unverändert in die Mai Nr. Ihres
Blattes. Sollte diess nicht sein können, so bitte ich um sogleiche
Zurückstellung, da ich sodann anders hierüber verfügen werde.
Wien, am 4. April 1868. Dero ergebenster Georg Ritter von
Frauenfeld.* — Obwohl nun der Umfang der Erwiederung (70
') Della Cheilanthes Szovitsii F. et M. (Atti Ist. ven. disc. Venezia XII.)
?) Nesymbola lichenum rariorum vel novorum Italiae superioris. (Altı
soc. ital. di sc. nat. Milano IX.)
®) Primo elenco di funghi parmensi. (Comment. eritt. ital. Genova 1867.)
*) Pochi studi sulle diatomee viventi presso alcune termi dell’ isola d’Ischia
Napoli 1867.
°) Prospetto delle Ceramiee italiche, Pisano 1867.
178
Zeilen und „Georg Ritter von Frauenfeld“ als 71. Zeile) in
keinem Verbulmise 2 zu den beanständeten 2 Zeilen stand, obwohl
in derselben ınolivlos eine unarlige Invektive gegen die Redaktion
geschleuder! wird, (Seite 167: „Ic h weiss nicht, ob die Veröffentli-
chung von Seite des Schreibers beabsichtigt oder ob es dem Re-
dakteur beliebt hal, diese Stelle“ u. s. w.) und obwohl endlich
die Redaktion selbst mit dem aber wieder nur beziehungsweise zu
verstehenden Ausspruche jenes Korrespondenten vollkommen ein-
verstanden ist, so glaubte sie doch der Anforderung des Herrn
Georg Ritter von Frauenfeld entsprechen zu sollen und zwar
mit Verzichtleistung auf alle naheliegenden Randglossen, um diese
leidige Angelegenheit nicht in andere Organe verschleppt zu sehen,
welches letztere wohl der Schluss des Geleitschreibens für den
Fall in Aussicht stellte, als die Redaktion den Abdruck der Erwie-
derung ablehnen sollte. Leider sah sich die Redaktion in ihrer
Voraussetzung geläuscht, sie unterschätzte eben die drängende
Gewalt menschlicher Schwächen, über welche selbst, venia sit dicto,
die Unsterblichen der Sterblichen nichts weniger als erhaben sind.
Herr Georg Ritter von Frauenfeld hört sich aber auch gar zu
gerne sprechen und so konnte er der günstigen Gelegenheit nicht
widerstehen, seine stilistischen Uebungen vor einem grösseren
Kreis von Zuhörern zum Vortrage zu bringen. In einer Sitzung der
zool.-botan. Gesellschaft am 6. Mai, an welcher 20 bis 25 Mitglie-
der theilnahmen, las Herr Georg Ritter von Frauenfeld seine
gedruckte Erwiederung (Maiheft Seite 166) recht flüssig und mit
dem ihm eigenthümlichen Affekte vor, also zu einer Zeit, in wel-
cher diese Erwiederung bereits allenthalben dort verbreitel gewesen,
wo elwa jene paar Zeilen gegen die botanische Thätigkeit der
Gesellschaft ein Monat früher bemerkt worden sein mochten. Erin-
ner! diess nicht an das bekannte: „Bei der grossen Retirade.* —
Was nun die Erwiederung des Herrn Georg Ritter von Frauen-
feld anbetriffi, so möge es gestallel sein, derselben unter Einem
einige Nachklänge zu widmen. Wer den Inhalt der letzien 6 Bände
(1862--1867) der Gesellschaftsschriften auch nur einer oberlläch-
lichen Durchsicht unterzieht, dem muss es auffällig erscheinen ,
dass die Botanik dorten eine bei weitem schwächere Vertrelung
findet, als die Zoologie. Diese Wahrnehmung mag es wohl gewesen
sein, "welcher der Schreiber obiger missfällig gewordenen und fast
zu einem crimen maiestalis emporgeschraubten Stelle Ausdruck
geben wollte, wenn er auch dabei, den Salz wörtlich genommen,
zu weil ging. Hierzu liesse sich freilich bemerken, dass die Zo0-
logen der Gesellschaft eben mehr leisten als die Botaniker, allein
diess dürfte wieder die vielleicht unangenehm berührende Frage
anregen, warum es dem so sei. Würde sich Herr Georg Ritter
von Frauenfeld, der doch das leitende und herrschende Princip
der zool.-botan. Gesellschaft sein will, gleichmässig wie für die
Zoologie, auch für die Bolanık inleressiren, so würde er leicht
Mittel und Wege genug finden, die Thäligkeit der Botaniker zu
199
cewinnen und dadurch noch bei guter Zeit der Eventualität vor-
beugen, dass solche eines Tages das Bedürfniss fühlen möchten der
zool.-botan. Gesellschaft den Rücken zu kehren und sich zu einem
selbstständigen „botanischen Verein“ zu konstituiren. S.
Borszek (nordöstlichste Grenze v. Siebenbürgen), am 7. Mai 1868.
Nach einer 3 tägigen ziemlich beschwerlichen Reise (täglich
12 —13 Meilen) bin ich gestern Mittags hier eingetroffen. — Nach-
mittags sammelte ich Anemone (Hepatica) transsilvanica, die ohne
Zweifel mit A. angulosa Lam. identisch ist. — Noch gestern suchte
ich den „stark behaarten, wohlriechenden“ Farrn, den Schur hier
gefunden und für Cheilanthes odora gehalten haben will, am Ein-
wange der Eishöhlen hier auf. Ebenso suchte ich auch heute früh
darnach; jedoch vergebens. Viola Jovi ist hier sehr gemein und
eben in bestem Blühen begriffen; ebenso Dentaria glandulosa.
Draba nemoralis kommt hier mit kahlen Schötchen vor. Ein win-
ziges Alyssum mit wenig oder kaum beblättertem Stengel und
kopfförmig gedrängten, sitzenden Blüthen eines A. calyeinum muss
ich für eine Monstrosität halten, da ich nur 2 Exemplärchen auf-
fand. — Pulmonaria rubra Schott und Kotschy ist wahrschein-
lich mit P. affinis Jord. identisch. Ich sehe hier durchaus rothblü-
hende und andere sonst ganz gleichgestaltete vermischt. — Uebrigens
kommt in Siebenbürgen stellenweise auch P. mollis mit lauter rein
rothen Blüthen vor; daher verschickten siebenbürgische Botaniker
auch oft diese unter dem Namen P. rubra. Die echte Schott’sche
Pllanze habe ich i. J. 1861 auch im Kom. Baranya bei Szekelyhid
häufig angetroffen und damals für P. saccharata Nill. gehalten. —
Morgen reise ich von hier noch 15 Meilen längs der moldauischen
Grenze südlich nach dem Kupferbergwerk Balän bei Sz. Domokos.
Ich will daselbst 2 Kalkalpen besteigen. Ich werde erst ungefähr
am 14. d. M. über Zäh, um hier Poeonia tenuifolia zu sammeln, zu
Hause ankommen. Janka.
Balan bei (sik-Szent-Domokos (östl. Siebenb.), am 10. Mai 1868.
Heute verweile ich den zweiten Tag hier und bin eben vom
Nagy Hagyımäs, einer 5688° hohen schauerlich zerklüfteten Kalkalpe
zurückgekommen, auf der ich den ganzen Tag zubrachte. Blühend
fand ich nur sehr wenige Pflanzen: Symphytum cordatum, Dentaria
glandulosa, Hepatica transsilvanica, Crocus banaticus, Galanthus
nivalis, Seilla bifolia, Gagea minima, Corydalis solida var. den-
siflora (= densiflora Presl, auch im Banat um Mehadia sehr ver-
breitet), Ranunculus carpaticus sind in den Waldungen und auf
den Bergwiesen allgemein verbreitet. Auf Felsen traf ich blos einzeln
blühende Androsace villosa oder A. arachnoidea Schott et Kotschy
an; ebenso Viola alpina. Ich habe aber auch alle auffallenderen
nicht blühenden Arten gesammelt, wie z. B. Eritrichium nanum,
Gentiana phlogifolia Schott et Kotschy, welche ich für identisch
mit der sibirischen @. decumbens L. halte. — Gestern Nachmittag
200
bestieg ich den etwas niedrigeren, ebenso in gegen den Bergort
Balän zu, senkrechte wild zerrissene Wände abfallenden Öcsem
Teteje, so wie auch den zwischen diesem und den Eingangs er-
wähnten Hagymäs gelegenen thurmarligen Egyeskö. — Ich habe
hier zum Erstenmal Banffya petraea geschen, und das erste Exem-
plar, das ich pflückte, vor Freude geküsst! Sie ist auf allen drei
genannten Bergen sehr häufig und steigt sogar bis circa 2000’
herab, ebenso wie die Androsace arachnoidea etc. — In der Tan-
nenregion lag noch sehr viel Schnee; ich musste stundenlang darin
herumsteigen. Die Kuppen waren schneefrei, wo man dann auf
dichten Polstern von Dryas, Viola alpina etc. wanderte. — Bezüg-
lich Ranunculus carpaticus muss ich bemerken, dass derselbe wohl
nichts Anders sein dürfte, als R. Gouani Willd. Wenigstens stimmt
der echte R. carpaticus Herb. total mit pyrenäischen Exemplaren
in Blüthe und Frucht überein. Freund Ascherson wird uns später
miltheilen können, ob die Grenier Godron’sche Pflanze auch wirk-
lich die Willdenow’sche darstell. — Aber auch Ranunculus
aduncus Gren. Godr. kommt in Siebenbürgen vor und wird in
blüthe für R. carpaticus genommen. Er unterscheidet sich durch
die längeren Griffel. In drei Tagen bin ich wieder zu Hause. Heute
Abends treffe ich in Maros-Vaäsärhely ein. Morgen Mittag bin ich
in Zah, um Poeonia tenuifolia L., die gerade blühen muss, zu
sammeln. — Meine Pflanzen trocknen wunderschön. Auf dieser
Reise halte ich insofern Glück, als ich bei den botanischen Exkur-
sionen auf die Alpen etc. das schönste Wetter hatte, während es
stets regnete, als ich auf der Fahrt war. Janka.
Kryptogamischer Reiseverein.
Die diesjährige Reise des Vereins soll eine ausschliesslich
bryologische sein und Herr Dr. Lorentz, Privatdocent der
Botanik in München, damit betraut werden. Wenn es die Mittel
des Vereins erlauben, soll Herr Ludwig Molendo denselben be-
gleiten. Das Ziel der Reise ist Norwegen.
Wir dürfen bei dieser Reise ‚ein glänzendes Resultat erwarten,
besonders, wenn es gelingt, die beiden genannten Herren auszu-
senden. Dieselben haben sich nicht nur durch zahlreiche gediegene
Schriften als erfahrene und ausgezeichnete Kenner der schwierigen
Laubmoosfamilien erwiesen, sondera auch besonders durch wieder-
holten langen Aufenthalt in den Alpen praktischen Blick und eine
reiche Erfahrung im Auffinden und Sammeln der Moose erworben.
Zeuge dafür sind die zahlreichen, glänzenden Funde, mit denen sie
die Moosgeographie der Alpen bereichert und die in zahlreichen
schönen Exemplaren in den Herbarien der meisten Bryologen ver-
breitet sind.
201
Andererseits ist Norwegen durch seinen Moosreichthum so
bekannt, dass es überflüssig wäre, noch besonders darauf hinzu-
weisen und liefert ausser den vielen bekannten Seltenheiten noch
fast jedes Jahr Neues und Interessantes.
Aber um diese Reise in Ausführung zu bringen, besonders um
sie für beide genannte Herren zu ermöglichen, bedarf es einer
zahlreicheren Theilnahme an unserem Vereine, als bisher der Fall
war, und werden daher alle Freunde der zierlichen Laubmoose ein -
geladen, dem Vereine beizutreten. Bei den bedeutenden Kosten fer-
ner, we Iche die Reise in dem theuren Norwegen erfordert, erscheint
eine Erhöhung des Betrags auf 6 Thlr. ?) = 10 Gld. 30 Kr. rh.
veboten. Es werden auch Doppelaktien ausgegeben, wodurch das
Anrecht auf alle gesammelte Arten, auch diejenigen, welche in zu
geringer Menge vorhanden sind, um an alle Mitglieder vertheilt zu
werden, sowie auf eine entsprechend reichlichere Ausstatlung der
Exemplare erworben wird. Wir sind überzeugt, dass die Herren
Mitglieder für diesen kleinen Mehrbeitrag durch die Zahl und Sel-
tenheit der gesammelten Arten reichlich werden entschädigt werden.
Rabenhorst, Schimper.
Mit Bezugnahme auf obigen Aufruf und das ehrende Ver-
trauen, we Iches die geehrten Leiter des Vereins in mich gesetzt,
erlaube ich mir noch einige Worte beizufügen über den Plan der
Reise, der Herrn Raben horst und Sc himper vorgelegt und von
diesen genehmigt wurde,
Es wurde von dem Grundsalze ausgegangen, dass, um Tüch-
liges zu leisten, besonders um mit Erfolg zu sammeln und im
Stande zu sein, "den Herren Mitgliedern ein würdiges Aequivalent
zu bielen, es unbedingt nölhig ist, sich sowohl sachlich als örtlich
auf eine einzige Pflanzenfamilie zu beschränken und an wenigen
wohlgewählten "Punkte on längere Zeit zu verweilen. Nur so ist es
wöglich, sich mit den Eigenthümlichkeiten der Gegend verlraut zu
machen, ihre wahren Moosstandorte zu entdecken "und das Gesam-
melte an Ort und Stelle kunstgerecht einzulegen und zu trocknen.
Für die projeklirte Reise wurden drei solcher" Punkte gewählt und
für jeden derselben ein Monat Aufenthalt bestimmt, so dass dieselbe
in nachfolgender Weise vor sich gehen soll: Von Christiania auf
der Poststrasse nach Bergen ohne weiteren Aufenthalt an den Sog-
uefjord, als nicht vielleicht bereits die Jahreszeit erlaubt, einige
Tage auf Nystuen zu verweilen und die bryologischen Schätze des
Tilletjeld zu heben. Zunächst soll dann. die Gegend um die Aus-
mündung des s Fjords mit ihren mancherlei Inseln untersucht werden.
Das eigenthümliche regenreiche Klima dieser Gegend, das von dem
1) Diejenigen geehrten Mitglieder, welche bei dem Unterzeichneten bereits
4 Thaler pro 1868 eingezahlt haben, werden ersucht 2 Thaler recht bald nach-
Auekanbn: L. Rabenhorst.
202
im Innern des Landes ziemlich verschieden ist, sowie der ziemlich
reiche Gesteinswechsel und die bereits erfolgte Auffindung einiger
britischer Formen lassen dort interessante Resultate und manches
Neue erwarten. Später sollen dann womöglich einige Exkursionen
nach den Gebirgen, welche das Innere des Fjords umlagern, bes.
Fillefjeld, das Flurungerne und Fustedal unternommen werden.
Der zweite Punkt, der in Aussicht genommen wurde, ist die
Umgebung des Saltenfjord, von wo aus versucht werden soll, den
klassischen, seit Wahlenberg berühmten Sulitelma von Westen her
zu erreichen.
Der dritte Punkt endlich soll ganz dem Dovrefjeld gewidmet
sein, um dessen bekannte Seltenheiten in die Herbarien der Abon-
nenten zu leiten
Ich hoffe, dass die Ausführung dieses Planes dazu dienen
wird, nicht nur die bekannten Schätze in reichlicher Menge einzu-
legen und zur Vertheilung zu bringen, sondern dass sie auch dem
andern Zwecke des Vereins gerecht werden wird, nämlich die
Wissenschaft mit neuen Thatsachen zu bereichern, seien dies nun
neue Arten und Formen, oder neue pflanzen - geographische Auf-
schlüsse. Ich werde nicht verfehlen, zu der seit einigen Jahren
vernachlässigten Praxis zurückzukehren und durch Reiseberichte
dem Vereine von meiner Thätigkeit und meinem Erfolge Nachricht
zu geben
Alle Freunde der Bryologie werden somit freundlichst einge-
laden, sich bei dem Vereine zu betheiligen, damit nicht nur die
Reise überhaupt verwirklicht, sondern vorzüglich auch die Theil-
nahme Herrn Molendo’s ermöglicht werde, dessen bekannter
Scharfblick und dessen Finderglück die Resultate auf’s glänzendste
steigern würde. Dr. ph. Lorentz.
P. Ser. Da die Zeit bereits schon weit vorgerückt ist, so wird
um baldige Einsendung der Beiträge gebeten. Dr.L. Rabenhorst.
—
Personalnotizen.
— Dr. Ludwig Haynald, Erzbischof von Kalocsa wurde von
Sr. M. dem Kaiser durch Verleihung des Grosskreuzes des Leopolds-
Ordens ausgezeichnet.
— J. @. Beer und Dr. Julius Wiesner wurden von Sr. M.
dem Kaiser aus Anlass der Betheiligung an der letzten Weltaus-
stellung in Paris und der Mitwirkung zu den Erfolgen derselben
durch Verleihung des goldenen Verdienstskreuzes mit der Krone
und aus gleicher Ursache Dr. A. Kornhuber durch Bekanntgebung
des Ausdruckes der a. h. Anerkennung ausgezeichnet.
— Victor von Janka wurde von der ungarischen Akademie
eingeladen, die ostasialische Expedition als Botaniker zu begleiten,
203
um auf Landeskosten für das ungarische Nalionalmuseum zu sam-
meln. Xantus schliesst sich derselben als Zoologe an.
— Alexander Zawadzki, Professor an der Oberrealschule
in Brünn ist am 5. Mai in einem Alter von 71 Jahren gestorben.
Dr. Julius Sachs, Professor in Freiburg, hat einen Ruf
als Professor der Botanik und Direktor des bolan. Gartens an der
Universität Würzburg angenommen.
— Dr. M. Reess ist als Assistent des Professors der Botanik
und Direktors des bolan. Gartens an der Universität Halle ange-
stellt worden
— Dr. Anton Rehmann, Privaldocent in Krakau, bereist
im botanischen Interesse die Krim,
— Jakob Klier, als Rosenzüchter rühmlichst bekannt, ist
am 6. Mai in Wien gestorben.
— Dr. G. Schweinfurth in Berlin bricht Ende d. M. zu
seiner grossen Forschungsreise nach der westlichen Wasserscheide
des oberen Nil-Gebiets auf, zu welcher ihn die Humboldsstiftung
auf einstimmigen Beschluss der Akademie ausgerüstet hat,
——
Vereine, Gesellschaften, Anstalten,
In einer Sitzung der kais. Akademie der Wissenschaften
am 26. März übersandte Dr. F. Unger eine Abhandlung unter dem
Titel: „Die fossile Flora von Radoboj in ihrer Gesammtheit und
nach ihrem Verhältnisse zur Entwicklung der Vegelation der Ter-
tiärzeil.* (Mit 5 Tafeln.) Es ist dermalen keine Stelle bekannt, wo
Pflanzenreste der Vorwelt in soleher Mannigfaltigkeit und Fülle
angelroflen werden, als zu Radoboj in Kroatien. Durch dreissig Jahre
ist diese Fundgrube für Paläontologie sorgfältig ausgebeutet und
ihr Inhalt bekannt gemacht worden. Indess hat seit den ersten Pu-
blikationen, die Paläontologie selbst namhafte Erweiterungen und
Veränderungen erfahren, so dass es nunmehr gerathen erscheint,
die Pflanzenreste einer neueren Betrachtung zu unterziehen. Ueber-
blickt man den gesammten Inhalt derselben, so erstaunt man über
den nahezu an 300 verschiedene Arten betragenden Reichthum.
Es wird nun dieser Gegenstand unter folgenden Gesichtspunkten in
nähere Erwägung gezogen: Im ersten Abschnitte sind die Vorkom-
mensverhällnisse so wie die geognostischen Beziehungen in’s Auge
gefasst, woraus hervorgeht, dass diese Ablagerung keineswegs der
eocenen Periode angehört, sondern dass sie vielmehr der unteren
Braunkohlenbildung oder der sogenannten aquilanischen Stufe gleich-
zusetzen sei. Der zweite Abschnitt befasst sich mit der Ermittelung
der Art und Weise, wie diese Landpflanzen und Insekten in eine
auch Meeresalgen und Fische enthaltende Schichte begraben wurde
und wie dabei eine Ausscheidung von Schwefel stattfand. Der dritte
204
Absehnitt handelt von dem Charakter der fossilen Flora. Auch hier
zeigt sich, dass in der Tertiärzeit sich auch über Europa eine sub-
tropische 'Flora ausbreitele, die sich erst späler allmälig von da
zurückzog und in den gegenwärlig von ihren Nachkommen oceu-
pirten Erdtheilen ihre weitere Entwicklung erfuhr. Ein Versuch der
Zurücklührung der Dikotylen auf ihre ursprünglichen Formen, die
nach unserer bisherigen Erfahrung zuerst in der Kreidezeit auftre-
ten, hat gezeigt, dass einer der drei Haupistämme derselben, näm-
lich die gamopelalen Pflanzen, erst ein Erzeusniss der Tertiärzeit
ist, und dass daher das erste Auftreten der dikotylen Pflanzen auf
der Erde in einem Gegensalze der Apetalen und Dialypelalen begann,
welche beide daher als die untersten oder Haupläste des dikolylen
Stammbaumes unseres gegenwärligen Pflanzenreiches anzusehen
sind. Im fünften Abschnitte werden die neuen und weniger bekannten
Arten der Radobojer Pflanzen beschrieben und auf fünf Tafeln näher
illustrirt, Ein Anhang fasst noch einige wenige, grösstentheils ter-
tiäre Pflanzen anderer Lokalitäten zusammen. Der sechste Abschnilt
endlich gibt das kritische Verzeichniss sämmtlicher bisher bekannten
Arten, welche in Radoboj gefunden wurden.
— In der Sitzung der zool.-botan. Gesellschaft am 4.
März legte Dr. H. W. Reichardt einen Bastart von Verbascum
nigrum und V. Thapsus = V. collinum Schrdr. vor, welcher auf
den Abhängen der Ruine Tollenstein bei St. Georgenthal im nördl.
Böhmen von E. Hackel gefunden wurde und bezeichnet denselben
als neu für die böhm. Flora. Sodann legt er eine Monstrosität von
Zea Mays vor, welche in den männlichen Rispen weibliche Blüten
zahlreich entwickelt hatte. Sie wurde von Dr. A. Pick im Jahre
1566 häufig um Vöslau bei Wien beobachtet.
— In der Jahressitzung der zool.-botan. Gesellschaft am
1. April besprach Dr. H. W. Reichardt folgende für den Druck
bestimmte Arbeiten: Vegetationsverhältnisse von Kroalien, enthal-
tend eine pflanzengeographische Uebersicht und eine Aufzählung
der bisher beobachteten Gefässpflanzen. — Exotische Flechten aus
dem Herbar des botan. Hofkabinetes von Dr. Krempelhuber; als
Vorwurf dienten die im genannten Herbar befindlichen unbestimmten
Flechten 220 Arten enthaltend und von 14 Sammlern herrührend.
Darunter fanden sich 5 neue Arlen: Parmelia subrugata K., Phy-
scia Magara K., Pertusaria pruinosa K., Lecidea coroniformis K.
und Lecidea Hugelii K. — Mycologische Miscellen von Schulzer
von Müggenburg. — Botanische Fragmente aus Galizien von Dr.
A. Rehmann. In denselben finden sich die Resultate der vom Autor
nach verschiedenen Richtungen unternommenen Reisen und 500
Arten Phanerogamen aufgeführt, darunter 3 neue Arten: Pulmonaria
obscura Rehm., Symphytum foliosum Rehm. und Laserpitium po-
dolicum Rehm. — Beitrag zur Flora von Tarnopol von Prof. To-
maschek; endlich „BPIRAFRUNGEN über die botanischen Leistungen
Marsigli’s und Burser’s, in Niederösterreich von Bruhin.* So-
dann legt er das für neue Plagiothecium undula-
fum vor, welches von Dr. Fr. Leithe in feuchten Wäldern am
Nordabhange des Hochkahr gefunden wurde. — J. Juratzka legt
eine ihm von J. Breidler übergebene Alsine verna ß. alpina vor,
deren sämmtliche Blüten gefüllt erscheinen. Das einzige Exemplar
wurde von des letztern Bruder auf dem Mallnitzer Tauern in einer
Höhe von 6000° auf Glimmerschiefer gesammelt. Sodann legt er
eine für Niederösterreich neue Characee vor: Nitella capitata N. ab
E., welche er im Heustadelwasser des Praters bei Wien gefunden
hat, und berichtet schliesslich auf Grund einer Mittheilung des Dr.
J. Peyritsch, dass die Aegagropila Sauteri in jener Form, welche
unter den Namen Seeknödel bekannt ist, im Zeller See seit drei
Jahren verschwunden ist, u. zw. aus Ursache der Canalisation des
Zellermoores, in Folge dessen auch das Niveau des See’s gesunken
und das Wasser von den flachen Uferstellen an dem südwestl. Theile
des See’s, woselbst diese aus Argagropila Sauteri gebildeten Ku-
geln vorkamen, zurückgetreten ist, — Ritt. von Frauenfeld legt
ein von Möller in Wedol gemachtes Dialomeen-Präparat vor. Die
Platte enthält auf einem Raume von beiläufig 4 Quadr, Millimeter
400 Diatomeen, die 102 Gattungen in 306 Arten in 4 Gruppen jede
mit 6 Reihen geordnet darstellt. Die Herstellung dieses Objektes
ist wohl das äussersie, was in mikroskopischer Präparation bisher
geleistet wurde. Die korrekte Anordnung, die beliebige Lage der
Schalen auf die Kante oder Fläche ist wahrhaft bewundernswerth
und hiernach der Preis von 20 Thaler sehr billig.
— In einer Sitzung der schiesischen Gesellschaft für
vaterländische Kultur, am 6. Februar berichtete Generallieut.
v. Jacobi über ein neues sehr vollkommenes Verfahren, Abdrücke
von natürlichen Pflanzen auf Papier herzustellen, welches von Ule-
menceau in Hanau bei dem Pariser botanischen Kongress von 1867
ausgestellt war. Ueber die von Boscaven Ibbetson aus Biberich
zu der Pariser Ausstellung eingesendeten galvanoplastischen Repro-
ductionen von Farren, Pilzen, Cacleen etc. referirte derselbe, dass
sie wahrscheinlich durch Abguss in eine über das natürliche Exem-
plar gemachte Form gefertigt seien, ähnlich wie das Laubwerk an
dem berühmten Jamnitzer’schen Pokal in Nürnberg. Geh. Rath
Prof. Goeppert erinnert, dass das Verfahren des Naturselbstdrucks
auch den Japanern bekannt und von ihnen bei botanischen Ency-
clopädieen benulzt sei, wie die von dem verstorbenen Regierungs-
ralh Wichura mitgebrachten Proben erweisen. Apotheker Müncke
gab vergleichende Betrachtungen des Kopalharzes mit dem Bern-
stein. Vortragender bezeichnet verschiedene, namentlich in Mittel-
und Südamerika und in Ostafrika einheimische Species der Gattun-
gen Hymenaea L., Trachylobium Hayne und Vouwapa Hayne als
kopalliefernde Bäume; der oslalrikanische oder Zanguebar -Kopal
ist dem Bernstein am ähnlichsten. Nach F. Oswald wird sämmtli-
cher, zum Export bestimmter ostafrikanischer Kopal in der Erde
4—6‘ tief und darüber, zwischen Pangane und Cap Delgado und
ungefähr bis 1'/, Meile landeinwärts gegraben, in baumlosen Ge-
206
senden, deren Einförmigkeit durch einzelne Sträucher unterbrochen
wird. Der Kopalbaum Zanguebars wächst nach Oswald nur ver-
einzelt, tiefer im Innern des Festlandes und scheint identisch mit
dem Trachylobium mossambicense Klotzsch, den Peters in Wald-
beständen auf dem Festlande von Querimba auffand. Durch die
grosse Aehnlichkeit der Blätter der verschiedenen Trachylobium-
Arten hält es schwer, die Identität der im Kopal eingeschlossenen
Blätter mit denen des Kopalbaumes nachzuweisen, und Früchte und
Blüthen im Kopal aufzufinden, war bis jetzt noch nicht gelungen.
Wie verbreitet der Kopalbaum gewesen sein muss, erhellt aus der
Thatsache, dass nach Peters jährlich 70—100,000 Pfund Kopalharz
exporlirt werden, wobei die enormen Quantiläten verwilterten Ko-
pals gar nicht berücksichtigt werden. Das zufällige jetzige Vorkom-
men von Kopalbäumen auf Zanguebar spricht durchaus nicht für
die bestimmte Abstammung des Harzes; in Guinea und benachbarten
Ländern, wo jährlich sogar über 1,600.000 Pfund Kopal exporlirt
werden, wächst nach Welwitsch kein Kopalbaum und sämmtlicher
Kopal wird lediglich nur gegraben. Grosse Erdkalastrophen haben
auch hier die mächtigen Kopalwälder vernichtet und das Harz in
die jetzigen Lagerstälien geschwemmt, wo die vielfach zerbroche-
nen, oft noch mit Baumrinde bekleideten, untereinander geworfenen
Stücke in Sand-, Leiten und Mergelschichten in verschiedener Tiefe
gegraben werden. Die Kenntniss der Alten über den Kopal, den
sie Suceinum indieum s. africanum nannten, cilirte Vortragender
aus den betreffenden Werken und bezeichnete schliesslich John
als denjenigen Forscher, der zu Anfang dieses Jahrhunderts schon
der Meinung war, dass der gegrabene Kopal von Westafrika von
Bäumen abstamme, die ehmals dort vegetirten und dass damit etwas
Aehnliches wie mit den Succinbäumen in Preussen stattgefunden
habe. Die hin und wieder verbreitete Annahme, dass der Kopal so-
wohl, als auch der Bernstein im ursprünglichen Zustande andere
Harze repräsenlirten, dass sie nämlich aus einem mit anderen Eigen-
schaften begabten Harze durch Molekular-Veränderungen, veran-
lasst unter dem Einflusse tellurischer und kosmischer Agentien von
Jahrtausenden, erst mit den jetzigen Eigenschaften hervorgegangen
seien, entbehrt jeder Begründung. Die interessanten Entdeckungen
von Kopalstücken sowohl im See-, als auch im gegrabenen Bern-
stein, die verschiedenen Erklärungen über dieses Vorkommen, die
Ansicht Berendis, dass wenigstens eine Kopalbaumspecies einer
früheren Se’ ipfungsperiode angehört hat, und die grosse Aehnlich-
heit dieser in Preussen gelundener Kopalstücke mit ostafrikani-
schem Kopal eingehend betrachtend, versuchte Vortragender die
Eigenschaften des oslafrikanischen Kopals mit denen des Bernsteins
zu parallelisiren. Den einzelnen rohen Kopalsorten Zanguebars
eigenthümliche Eigenschaften beimessen zu wollen, dürfte schwer
fallen: wir finden in jeder der nach dem Fundort benannten Sorte,
Kopal von den verschiedensten Farben - Nuancen, das specifische
Gewicht der einzelnen Stücke variirt ebenso wie die Härte, Sprö-
digkeit und Form derselben. Nach dem Gehalt an schönen, weissen
Stücken bestimmt man den Werth dieser Kopalsorten, in denen
zwei weniger geschätzte Kopale, Jacass- und Brand -Kopal, vor-
kommen, die beide beim Sorliren der rohen Kopalstücke ent-
fernt werden; ersterer, der nach Oswald zur Lackfabrikation nach
China exporlirt wird, wegen der leichten Auflöslichkeit in den
Waschlaugen, letzterer, der wahrscheinlich durch Blitze verursach-
ten Waldbranden seine Entstehung verdanke, der dunkelbraunen
Farbe wegen. Das gleichzeitige Vorkommen von mannichfach zer-
brochenen, hellen Stücken neben dunkelbraunen, von weniger harten
und spröden neben dem geschätztesten Kopal, das unter diesen
zerstreule Auftreten von Brand-Kopal in kleinen Fragmenten, die
häufig vorkommenden Stücke mit eingeschlossenen Insekten, Blät-
tern, Rinde u. a,, gebettet in Verwitterungsprodukte des Kopals,
die seit Jahrtausenden unter dem Einflusse von Luft, Feuchtigkeit
und Wärme zu grosser Mächtigkeit herangewachsen sind, liefern
einen schlagenden Beweis für die Annahme, dass der Kopal an Ort
und Stelle seines jetzigen Vorkommens nicht exsudirt, sondern
während grosser Erdkatastrophen an die jeizigen Fundorte ge-
schwemmt worden ist und somit eine grosse Aehnlichkeit mit der
Entstehungsweise und Lagerung des Bernsteins zeigt. In Farben-
Nuancen und Durchsichtigkeil, in den verschiedenen Härlesraden,
im spec. Gewicht der einzelnen Stücke, im fettigen, öligen Glanz
und grossmuschligen Bruch sowohl, als auch in der Form der
Stücke zeigen Bernstein und Kopal eine übereinstimmende Mannig-
faltigkeit, die gewiss nicht allein die Folge ist, dass vielleicht ver-
schiedene Species von Bäumen, die Harze lieferten, sondern die
vielmehr bedingt wird durch das verschiedene Alter der harzlie-
fernden Bäume und des Harzes selbst, durch die verschiedenen
Agentien, die nach Zeit und Ort auf die Harze verschieden ein-
wirkten. Die Verwitlerungsschicht, Rinde genannt, die den rohen
ostafrikanischen Kopal bekleidet, ein durch Jahrtausende dauernde
Einwirkung von Luft, Feuchtigkeit und Wärme hervorgegangenes
Oxydationsprodukt, besteht aus mehr oder weniger unregelmässigen,
dicht nebeneinander gedrängten, prismalischen Warzen, die nach
Entfernung und Waschen mit verdünnten Laugen, die den ostafri-
kanischen Kopal charakterisirende, chagrinirte Oberfläche, Gänse-
haut, darstellt; sie ist lediglich die Folge der durch chemisch-
physikalische Veränderung angeregten Kontraktion der Harzober-
flächen. Eben dieselbe Rinde, nur bald mehr, bald weniger deutlich
ausgeprägt, findet sich auch bei dem gegrabenen Ber:“tein. Dass
Bernstein und Kopal in ursprünglichem Zustande sehr dünnflüssig
gewesen sind, beweisen die eingeschlossenen, in der ungezwungen-
sten Lage der Nachwelt aufbewahrten Insekten; und dass selbst
grössere Thiere, wie z. B. Eidechsen im ostafrikanischen Kopal ge-
funden wurden, berechligt zu der Annahme, dass ebendasselbe
auch bei Bernstein stattfinde. Nicht alle derartige Einschlüsse im
Bernstein sind Kunstprodukte. Nachdem Vortragender die Erzeu-
Oesterr. botan Zeitsehrift 6. Heft. 1508. 16
208
gung, resp. Lagerungsstätte, der Harze an den resp. Stämmen und
die eigenthümliche Ablagerung von Bernstein zwischen den Jahres-
ringen näher betrachtete, ertheilte er verschiedene Rathschläge, um
Kopal von Bernstein genügend zu unterscheiden, wobei für weniger
Geübte als untrügliches Mittel der charakteristisch stechende Geruch
des brennenden Bernsteins sich herausstellte, und schliesslich die
chemische Konstitution der beiden Harze nur oberflächlich berüh-
rend, schloss Vortragender mit der Bemerkung, dass auch in dieser
Beziehung zwischen Bernstein und Kopal grosse Analogie zu finden
wäre. F. Cohn, Sekretär der bot. Sektion.
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Redakteur und Herausgeber Dr. Alexander Skofitz. — Verlag von ©. Gerold’s Sohn
Druck nnd Papier der ©, Veberreuter'schen Buchdruckerei (M. Salzer).
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Botanische Zeitschrift,
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botanische Zeitschrift - . die freidurch die Post be-
erscheint Botanik u nd Botaniker, zogen werden sollen, sind
den Ersten jeden Monats. blos bei der Redaktion
Man pränumerirt auf selbe (1: : h = - Wieden, N. . Nr.7
Man pränumerirt auf sad Gärtner, Oekonomen, Forsimänner, Aerzte, regen
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XVIH. Jahrgang. WIEN. Juli 1868.
INHALT: Pestalozziae sp. n. Von Dr. Auerswald. — Dr. A. Zawadzki. Von Knapp. — Phyto-
graphische Fragmente. Von Dr. Schur. — Ausflug in die Turracher Alpen. Von Kre nberger. —
Die europ. Allium-Arten. Von Janka. — Vegetationsverhältnisse Ungarns. Von Dr. Kerner. —
Correspondenz. Von Janka. Dr. Goeppert. — Personalnotizen. — Vereine, Gesellschaften, Anstal-
ten. — Literarisches — Botanischer Tauschverein. — Correspondenz der Redaktion. — Inserate.
Pestalozziae species nova.
Auctore B. Auerswald.
Pestalozzia depazeaeformis Awd. Mpt.
P. pyreniis epiphyllis, maeulis einerascentibus atropurpureo-
marginalis sparsim insidentibus, sporidiis oblongis fuscis 3-septalis,
apice seta unica coronatis, 18 micromillim. loneis, 8 micromillim.
latis. Habitu Depäzeam quondam omnine referens.
Paginam superiorem foliorum Arbuti Uvae ursi infestat. Legit
Franciscus Liber Baro de Hausmann in Tiroli australi prope Seis
aestate 1866 CHb. Heufler).
Dr. Alexander Zawadzki.
Eine biographische Skizze.
Am achten Mail. J wurde in Brünn die Leiche eines Mannes zu
Grabe getragen, dessen Verdienste um die botanische Durchforschung
Galiziens so gross sind, dass jeder künftige Florenschreiber dieses
Gebietes auf seine Leistunge n zurückkommen muss. Es dürfte somit
Oesterr. botan, Zeitschrift 7. Hoft. 1868, 17
210
nicht uninteressant sein, einige Momente aus dessen thalenreichem
Leben hervorzuheben und seinem Andenken einige Worte der Erin-
nerung zu widmen. Dr. A. Zawadzki wurde zu Bielilz in Oester-
reichisch-Schlesien den 6. Mai 1798 von sehr armen, mit zahlreichen
Kindern gesegneten Eltern geboren. Den ersten Unterricht erhielt
er an der dorligen zweiklassigen Stadtschule,. deren Katechet Jo-
seph Seyfert in dem lebhaften Knaben Sinn für Naturerschei-
nungen erkannle, ihn auf seinen Jagdausflügen mitnahm und da er
auch einige Naturgegenslände kannte, so wurden diese Spazier-
gänge für den aufblühenden Z..ein Lieblingsvergnügen. Dieser
ehrenwerthe Priester unterrichtete Z. in seinen freien Stunden im
Latein, in der Geographie, Geschichte und im Rechnen, so dass
als Z. mit seinem Lehrer zu Anfang des Schuljahres 1811 nach
Teschen zog, er nach abgelegter Privat - Prüfung in die dorlige
dritte Gymnasialklasse aufgenommen wurde. Im Schuljahre 1815
bezog Z. die Universität zu Olmütz und 1819 im dritten Jahre der
Philosophie hörte er in Lemberg auch die Rechtsvorlesungen. Im
J. 1821 besuchte Z. die "ausserordenllichen Collegien des Pro-
fessor Ernst Witmann über Bolanık, dessen Assistent er
im nächsten Jahre wurde. Seinen Lieblingsfäckern, den Natur-
wissenschalten und namentlich der Bolanik sich ganz zuwendend,
unternahm Z. 1824 seinen ersten grösseren Ausflug nach dem
Siryer Kreise und der Bukowina, und wurde in demselben Jahre
suppl. Lehrer der Physik an der damals in Lemberg bis zu ihrer
Reorganisirung im J. 1834 bestehenden Realakademie. -Um diese
Zeit gab er die „Mnemosyne* eine Zeitschrift für Belehrung heraus
und redigirte die Lemberger „Deutsche Zeitung“; hier erschienen
von ihm populärnaturwissenschaftliche, zoologische, botanische
Aufsätze darunter „über die Verbreitung und Vertheilung der Ge-
wächse in Galizien und Bukowina,* ausserdem Gedichte, Erzäh-
lungen und Beschreibungen der einzelnen Kreise Galiziens; die
letzteren arbeitete Z. über Aufforderung der Studienhof-Commission
als „stalistisch-geographische Beschreibung Galiziens und der Buko-
wina“ aus, wo sie alsdann in der Geographie für Gymnasien abge-
druckt und vielfach benülzt wurde. Noch bevor Z. nach Lemberg
gekommen war, botanisirle er bereits im Wadowicer Kreise und
aul der Babiagöra. Um das J. 1830 war er mit seinem Freunde
Dr. F. Herbich (+ 1865) in der Tatra, bald darauf in der Buko-
wina, deren höchste Spilzen er beslieg. Ausserdem besuchle er
den gebirgigen Theil der Kreise Sanok, Sambor, Stryi und Sta-
nislau, und durchstreifte die östlichen Theile Galiziens vom Zöl-
kiewer Kreise bis an die Grenze von Bessarabien und der Moldau.
Die hier gemachten Beobachlungen, die vorhandenen Literaturan-
gaben sowie die werthvollen Mittheilungen Herbich’s (über den
Tarnower Kr. und wie es ziemlich festgestellt ist, auch über die
Bukowina), Witmann’s und von Ducallowicz machten es ihm
möglich im Jahre 1835 die Enumeralio plantarum Galiciae et Buco-
winae zu publiciren. Im nächstfolgenden Jahre erschien seine Flora
211
von Lemberg, ein Abdruck der nicht ganz vollendeten Arbeit in
der Mnemosyne vom Jahre 1835, nun zum Abschluss gebracht und
mit einer Einleitung versehen. Bei der Naturforscher-Versammlung
zu Wien und Breslau sprach er über Pinus carpatica Schult.,
über die seltenen Pflanzen Galiziens und der Bukowina und zeigte
eine schöne Sammlung von Karpaten - Pflanzen, die allgemeinen
Beifall fanden, vor. Bei der Versammlung zu Prag wurde der von
ihm eingeschickte Nachtrag zur Flora von Galizien und Bukowina
verlesen und aufgenommen. Vom J. 1826 bis 1830 war Z. Adjunkt
der Mathematik und Physik an der Universität in Lemberg und
wurde 1830 Prof. der Physik an dem philosophisch - theologischen
Institute für den Regularklerus Galiziens. Im J. 1837 erhielt Z. die
Professur der Physik und angewandten Mathematik an der philoso-
phischen Lehranstalt zu Przemysl, von wo aus er die Redaktion
der Mnemosyne und der Lemberger Zeitung bis zum Jahre 1839 lorl-
führte, worauf die erstere bald nach dieser Zeit zu erscheinen
aufhörte. Von hier veröffentlichte er auch „die Pilsner Heilquelle in
topographischer und chemischer Hinsicht. Lemberg 1837.* Nebenbei
beschäftigte sich Z. auch mit der Zoologie. Im J. 1823 begann er
um Lemberg zu entomologisiren und seine Sammlung übernahm
später Dr. Reisinger für die Lemberger Technik. Durch Zawadzki's
Beispiel aufgemuntert, begeisterten sich der Hauptschullehrer Lau-
ber und Appellalionsrath Nechay für die Lepidopterologie, dagegen
Appellationsraih Gloisner, die Hofräthe Leopold und Karl Sa-
cher, der Verwalter Joseph Sacher und Kreisphysikus Kratter
für die Käferkunde, und wenn sie von ihren Sammlungen keinen
wiss. Gebrauch machten, so muss man dies dem Umstande zu Gute
halten, dass in jener Zeit die kritische Bearbeitung des Materials
ihre unüberwindlichen Schwierigkeiten hatte. Ein grosses Verdienst
Zawadzki's ist es auch, dass er seinen Schüler Konstantin von
SiemuszowaPietruski zum Zoologen heranbildete, der auf die-
sem Gebiete ein verdienter Schriftsteller wurde. Im Jahre 1840
gab Zawadzki seine „Fauna der Wirbelthiere* heraus, welche an
Hoyen in der Isis von Oken (Jahrgang 1842) einen gediegenen
Kritiker fand. Frivaldszky benannte inm zu Ehren einen karpa-
thischen Carabus, der gegenwärtig als Varietät von C. Scheid-
leri aufgeführt wird. Schummel dedieirte ihm eine Fliege
Dryomyza Zawadzkii. Im J. 1849 wurde Z. Prof. der Physik an der
Lemberger Universitäl, 1850 eröfinete er unter Vorlage der ent-
worfenen Slaluten einen praktischen nafurhistorischen Lelhrkurs
für Lehramts - Kandidaten an Gymnasien und Realschulen, welcher
von Supplenten der betreffenden Fächer und Lehramts - Kandidaten
besucht wurde. In diesem Jahre schrieb er auch eine Abhandlung:
Ueber die Wichtigkeit der Paläontologie (Lemberg 1850). Anfangs
des Schuljahres wurde Z. an die k. k. Oberrealschule zu Brünn
verselzt, wo er bis zu seiner im vorigen Jahre erfolgten Pensio-
nirung lehrte. Der damalige Studirende J. Wiesner, gegenwärlig
Dr. der Philosophie und Privatdozent an der Technik in Wien
17°
21?
suchte sein Andenken ‚durch eine Lysimachia zu ehren. In den
Programmen der. dortigen Oberrealschule legte Z. drei Aufsätze
xieder: 1. Ueber die Anforderungen der Nalurwissenschaften in
der jelzigen Zeit (1854); 2. die Palmen, ihre Verbreitung und ihr
Nutzen (1857) und 3. zur Naturgeschichte der Palmen und ihrer
Verwandten (1859). Z. war Mitglied von 18 Vereinen, sowie Pro-
tektor des Lieder- und Lesekreises für Handwerker zu Brünn.
Seine Sammlung übergab Z. noch bei Lebzeilen dem naturh. Ver-
eine zu Brünn. Wirfi man einen prüfenden Blick auf Zawadzky’s
Leistungen, so sieht man, dass der grösste Theil derselben auf
Galizien entfalll, man bewundert die rastlose Thäligkeit des Ver-
blichenenr und sieht Werke von ihm durchgeführt, die bis heute
keinen neuen Bearbeiter gefunden und diese Umstände gerade sind
es, die sein Wirken in Galizien als epochemachend erscheinen
lassen und ihm einen ehrenvollen Platz unter den Bolanikern Gali-
ziens einräumen, Durch zwanzig Jahre war seine Enumeralio. ab-
gesehen von dem verallelen Werke Bessers „Primiliae florae
galicianae“, die einzige Quelle, die man über die floristischen Ver-
hältnisse dieses Landes zu Rathe ziehen konnte. Drei und dreissig
Jahre sind seitdem verstrichen und ein ähnliches Werk ist noch
nicht zu Stande gekommen, ein Umstand, der hinreichend beweist,
wie sehr Z. sein Zeilalter zu beherrschen verstand, doch lässt es
sich nicht abstreiten, dass er in der Benülzung des literarischen
Materials zu wenig kritisch war und in seinen Angaben mil ziem- |
licher Ungenauigkeit vorging, letzteres übrigens ein Fehler, den
wir bei den meisten seiner Zeitgenossen finden. Wenn man übri-
gens die Schwierigkeiten und Unzugänglichkeit der literarischen
Behelfe jener Zeit erwägt, so wird man auch seine Leistungen
günstiger beurtheilen. Bei Zawadzki bestätigen sich nur zu sehr
Eötvös’s in seinen „Gedanken“ niedergelegte Worte: „Wie die
Vorkämpfer im Kriege, so können auch die in der Wissenschaft
keinen Triumph davon tragen.“ Josef Armin Knapp.
Phytographische Fragmente.
Von Dr. Ferdinand Schur.
XV.
Pulsatiila pratensis parviflora infarcta.
So eigenthümlich diese Pflanze in der freien Natur auch auf-
triil, so schwierig ist es, eine charakteristische Beschreibung, die
uns deren Bild vergegenwärligt, zu entwerfen und der Botaniker
fühlt, wie unzulänglich die beschreibende Botanik in solchen Fällen
ist. Diese hier in Rede stehende Pulsatilla ist keine Var. im wah-
213
ren Sinne, sondern mehr eine Monstrosität und zwar eine Mul-
tiplikation, wenn es erlaubt ist, die Vervielfältigung der Staubgefässe
und Pistille in diesem Sinne aufzufassen, "da Linne eigentlich
nur die Blumenkrone in das Bereich der Multiplicatio zog. Flos
multiplicatus war bekanntlich bei Linne eine solche Blume, in
welcher die Staubgefässe sich gänzlich oder theilweise in Blumen-
blätter verwandelt haben, also eigentlich eine Anamorphose oder,
wie Goethe meinte, eine melamorphose retrograda eingelrelen
ist. — Bei unserer Pulsatilla ist dieses nicht der Fall, sondern
die Veränderung beschränkt sich auf eine Vervielfältigung der
Staubgefässe und Pistille, wodurch die Anzahl der ersteren sich
bis auf das Doppelte vermehrt hat. Die um die Hälfte kleinere
glockenförmig zusammengezogene Blume ist gleichsam mit den
Genilalien vollgestopft (infarctus) und im Anfühlen hart und fest,
die violetten Narben ragen aus der Blume heraus, wie denn über-
haupt die Genitalien nur um Weniges kürze »r als die Perigonial-
blättchen sind. Eine andere Eigenthümlichkeit ist, dass die Blumen
ausser dem enlferntstehenden Involuerum noch mit einem zweiten
oder Nebeninvolucrum vor der Basis der Blume versehen sind?
Wir haben hier somit eine monströse Bildung und zugleich
„mulliplicatio venilalium* zu noliren. — Diagnosis: Involuerum
alterum in basi floris dimidiatum, quasi bracteiforme. Floro pen-
dulo duplo minore quam forma normalis, 6 lin. longo, basi glo-
boso - rotundıto eracte campanulato, staminibus numerosissımis
pistillisque longe exsertis infarcto. Peranthodü phyllis yenitalia
subaequantibus, apice revolutis, sordide atro-violaceıs, anyuste
oblongis, acuminatis, extus albo sericeis, inlus glubriusculis. Car-
pellis? — Planta 10—12 poll. alta, floribus folüsque coaetaneis,
radice multieipiti. Am Rande von Gebüschen stellenweise in den
Remisen des Laaer Berges. Mai 1867.
XIX.
Pulsatilla Hackelii Rehb. icon. fie. 4658 und P. Halleri
Rehb. icon. fig. 4659.
Die P. Hackelü Rehb. = Anemone Hackelii Pohl. tent. 2,
213 —= A. patens Hoppe ap. Sturm H. 46. —= A. Pulsatilla var.
8. Neilreich Fl. von Wien p. 455 habe ich vor etwa dreissig
Jahren auf der Türkenschanze bei Döbling zahlreich gesehen, von
wo selbige jetzt gänzlich verschwunden zu sein scheint, und selbst
P. vulgaris kommt auf der Türkenschanze, in Folge der fortschrei-
tenden Kultur, nur einzeln und kümmerlich vor. — Um so erfreu-
licher war es mir, die P. Hackelii im Jahre 1866 aus der Malra in
Ungarn durch Herrn Vrabelyi in Erlau zu erhalten und ich kann
demzufolge bemerken, dass diese Exemplare mit den bei Wien
von mir beobachteten, vollkommen übereinstimmen. P. Huckelis
Rehb. ist durch die tulpenarligen grossen Blumen und, wie Neil-
reich richtig bemerkt, durch die weniger und breiter geschlitzien
214
Blätter leicht zu unterscheiden, und es lässt die Form sich auf
folgende Weise definiren: „Foliis ternato-sectis ambitu triangularibus
subcordatisque profunde 2—3 fidis et laciniato-ineisis, laciniis acu-
minatis.* — Wenn man die Pflanze in ihren Vegetalionsphasen
verfolgt, so kann man dreierlei Blattbildungen nach der Reihen-
folge unterscheiden, und man muss die ausgewachsenen Frühlings-
blalter vorzugsweise im Auge behalten, da die späteren Sommer-
blätter nicht nur dreizackig, sondern auch feiner zerschlitzt erschei-
nen, welcher Umstand wohl meist übersehen werden und zur
Konfundirung mit P. vulgaris Gelegenheit geben mag. — Von P.
Halleri ist P. Hackelii wohl nur durch den subalpinischen Standort
verschieden, nur sind die ausgewachsenen Frühlingsblätter noch
breitlappiger und kommen der P. vernalis etwas näher. Die unga-
rische fruchtreife Pflanze ist 11%, Fuss hoch, die Blume im Durch-
messer 4 Zoll, im blühenden Zustande aufrecht, und die ganze
Pflanze ist weisszoltig. Siebenbürgische und steierische Exemplare
von P. Halleri stimmen mit den ungarischen ziemlich überein.
XX.
Batrachium paucistamineum Schur En., p. 12 = Ranun-
culus paucistamineus Tausch select. Bohem,; Koch syn. ed. 2,
p. 433. = R. aquatilis var. panlothrie Koch syn. ed. 1, p. 11;
Sturm H. 67. = R. aquatilis var. pantothrix Rehb. icon. XI.
fig. 4376, a. cum var. carinato-marginatum Schur = Ranun-
culus aquatilis var. ß. homophyllus Neilr. Fi. von Wien, p. 460
(me judicanle).
Diagnosis: Capitulis fructiferis minimis globosis, longis-
sime pedunculatis, Carpellis 30—35 conlinentibus 1'/, lin. diam.
Receptaculo globuso, parce piloso, pilis brevibus carpellos haud
superantibus (unde capitulis glabris). Pedunculis recurvatis fo-
liis longioribus glabris, tenue striatis, 2—3 poll. longis. Foliis
subpetiolatis. Vaginis hyalıinis subinflatis. Carpellis subcompressis
triangulari-ovalis, utrinque aculis, doro rotundatis, rugulosis, gla-
bris vel sub lente vix hirtellis, circum eirca carinato - mar-
ginatis. — Habitu Batrachii divaricati sed parum rigidius,
caulibus 1--2 ped. longis. Im Wiener Neustädter Kanal oberhalb
Klederling mit Chara foetida, Batrach divarıcatum und aquatile
und mehreren Potamogeton-Arten. Juli 20. 1867.
AXI.
Quercus pendulina Ki!. in Kanitz Additamenta p. 49.
0. pedunenlatae similis fructibus longe pedunculatis sed di-
versa foliis petiolatis subtus peiiolis pedunculisque pubescenlibus.
— Herr Prof. Kerner bespricht in der Oesir. bot. Zeitschr. 1868,
p. 9 eine Quercus filipendula, Q. fructipendula und Q. pendulina
und weiset nach, dass diese drei vermeintlichen Arten nur Synonyma
215
einer und derselben Art, nämlich Q. pendulina Kit. 1. ce. sind.
Durch diese Besprechung wurde ich zu der Vermuthung veranlasst,
dass diese R. pendulina Kit. in naher Beziehung mit der bei Her-
mannsladt im jungen Wald von mir beobachteten O0. pedunceulata
var. I. viminalis (Schur bot. Wochenblatt 1857 und Schur En.
pl. Transsilv. p. 610) stehe, obschon ich keine Originalexen:plare
zur Vergleichung und Beweisführung besilze. Doch mache ich die
Siebenbürger Botaniker auf diese > Eiche, welche im jungen Wald
bei Hermannstadt einzeln vorkommt, aufmerksam. So viel ich mich
erinnere, ist der Wuchs dieser Eiche ein schlaukerer und die lan-
gen herabhängenden Aeste geben ihr etwas Auffalliges im Habilus.
— Sollte Q. malacophylla Schur, Oestr. bot, Zeitschr, 1860 und
Schur En. p. 608 nicht mil Q. pendulina Kil. in näherer Bezie-
hung stehen? Ich erlaube mir, die Aufmerksamkeit darauf zu lenken!
XXU.
Papaver Argemone L.
In der Flora von Wien selten. Auf steinig-sandigen Aeckern
zwischen Simmering und dem Laaer Berg. Juni 1866.
XXI.
Papaver maculosum Schur En. pl. Transs, p. 36.
Kommt nicht nur in Siebenbürgen, sondern auch in der Malra
in Ungarn vor, wo selbige von Herrn Vrabelyi Mai 7. 1866 bei
Parad gesammell worden ist. Ist dem P. dubium L. sehr ähnlich,
aber durch schlankeren Wuchs und zitronengelbe Blumen, deren
Petala an der Basis einen schwarzen Flecken besitzen, leicht zu
unterscheiden. In Siebenbürgen kommt sie auf sandigen Hügeln
und meist Iruppweise vor.
XXIV.
Viola odorata L. (culta pseudo-suavis).
Seit ein paar Jalıren gehört das wohlriechende Veilchen zu
den Schmuck- und Zierpflanzen unserer Blumengärten, wie dieses
in Frankreich schon seit vielen Jahren der Fall ist und wo mit
diesen lieblichen Blumen bedeutende und lohnende Geschäfte gemacht
werden. Es hat lange gebraucht, bis man es dahin brachte, dieses
liebe aber eigensinnig am Erühling haftende Töchterchen unserer Flora
dahinzubringen, dass es im Spätherbst und Winter seine herrlich
dultenden Blumen spendet, um am Busen irgend einer profanen
Schönen in wenigen Minuten zu verwelken. — Doch ich habe hier
weder ästhetische, noch merkantilische Zwecke über die Kultur des
Veilchens zu erörtern, sondern ich will in botanischer Hinsicht
aufmerksam machen, dass dieses bei uns kultlivirte wohlriechende
Veilchen von der wildwachsenden Pflanze verschieden sich mir
216
zeigt, und im Allgemeinen der V. suavis M. B. sich nähert, welche
von manchen Botarikern ohnehin als eine glatte var. der V. odo-
rata L. angesehen wird. Ledeb. Ross. 1, p. 250, doch muss ich
apriori sagen, dass wenigstens die von mir untersuchten Exem-
plare nicht die echte Y. suavis M. Bieb. waren. — Zur besseren
Einsicht möge hier eine kurze Diagnose des in Rede stehenden
Veilchens Platz finden: Acaulis, stolonifera. Foliis mazimis reni-
formi-cordatis subtus parce pilosis scabriusculis aequaliter den-
tatis, margine longius pilosis. Petiolis subcompressis alato-dila-
tatis, sinu aperto, lobis parallelis rotundatis. Floribus cernuis
caeruleo-violaceis, fundo albis, suaveolentibus. Petalis omnibus
oborvatis obtusis. Sepalis oblonyis subito acuminatis, quinquener-
vüs, margine ceiliatis. Appendicibus scmiorbiculatis sepalo suo
triplo brevioribus Calcare recto caeruleo obtuso, appendices
triplo superante. Pedunculis medio bracleatis hirsutis pilis albis
patentibus. Bracteis oppositis lineari-lanceolatis longe acumi-
natis. Stipulis? Fructibus? Ovarüs pubescentibus.
XXV.
Viola odorata var. reniformis apetala aestivalis.
Stolonibus brevissimis non florigeris instructa vel stolonum
expers. Foliis mollibus ambitu subrotundis, reniformi - cordatis
petiolisque utrinque hirtellis, margine subpilosis, mucronato - den-
tatis. Floribus apetalis fructiferis. Sepalis demum auctis capsula
triplo brevioribus. Capswlis pisi minoris magnitudine, subpenta-
gono-globosis, pubescentibus. Seminibus ovatis albis nitidis. Planta
4 poll. — An schalligen Mauern und in Gebüschen, im Garten
des k. k. Theresianums. — Auch in den Remisen des Laaer Berges
mil. Ficar.a ealthaefolia Mai-Juli 1867. — (Wegen Mangels voll-
kommener Frühlingsblumen nicht genau zu bestimmen. — "Vielleicht
V. suavis M. Bieb. nach den Blätter n zu urlheilen, welche hier
aber nicht kullivirt wird.)
Ein Ausflug in die Turracher Alpen.
Von Josef A. Krenberger.
(Sehluss.)
Der Weg auf den Eisenhut führt gleich hinter dem Hochofen
dureh den Wall sanft ansteigend zur Höhe. Nach einer Stunde hört
der Wald und mit ihm aller Baumwuchs auf. Nur ein einzelner
Baum noch steht etwas entfernter da als letzter Grenzposten und
dann sieht das Auge bis zur Spitze auch nicht einmal einen nie-
deren Strauch mehr. Wahrend wir so über den öden Berg hinan-
217
klimmen und von Zeit zu Zeil einen Abstecher nach rechts oder
links machen, um zerstreule Felsen auf- und durchzusuchen,
wollen wir indess die Pflanzen betrachten, die man auf diesem
Wege bis zur Höhe findet. Gymnadenia albida Rich., Veronica
alpina L., bellidioides L., Trollius eur opaeus L., Anemone alpina
L., Campanula alpina L. Von Beiden fand ich je ein Exemplor.
Gentiana exeisa Presl., brachyphylla Vill. — wohl nur eine alpine
Form der Gent. verna L. *Aconitum Napellus L. var. pygmaeum
Vest — nur wenige Zoll hoch. *Cherleria sedoides L., Silene Pu-
milio Wulf., acaulix L., Sazifraga bryoides L.. muscoides W ulf..,
androsacea L.. Alzoon Jacq., Cardamine resedifolia L., Arenaria
eiliata L. ß. frigida, Alsine verna Bartl. ß. alpina, Azalea pro-
cumbens L., *Hutchinsia brevicaulis Hoppe, alpina L., *Phy-
theuma paueiflorum L., hemisphaericum L., Potentilla aurea L.,
Meum Mutellina Gaertn., selten. Sesleria caerulea Ard., distycha
Pers., microcephala DC., *Poa laxa Havnke, alpina L., *Fe-
stuca Halleri All., Phleum alpinum L., *Lrzula sudetica Schult.
(Luzula campestris DC. ß. nemorosa E. Meyer), Myosotis alpestris
Schmidt, *Carex ceureula All., *lagopina W ahlb.
Von der Stelle, wo ich die letzteren Carices fand, hatte ich
noch wenige Schritte auf den „kleinen Eisenhut* zu machen, um
den Anblick des überaus schönen Eritrichium nanum Schrad. zu
geniessen, einen Anblick, der mir wohl kaum mehr im Leben
wieder zu Theil werden wird. Glücklicher Weise ist dieses seltene
Blümchen hier so zahlreich vorhanden, dass sich jeder Botaniker,
der da kömmt, es zu bewundern, eine ziemliche Parlie milnehmen
kann, ohne Besoreniss, es elwa auszurolten.
Liebhaber anderer Art könnten ihm viel gefährlicher werden.
Wir waren kaum dort angekommen, als sich zwei Jungen, die
hier als Alpenhirten fungirten, zu uns gesellten, wahrscheinlich
aus Nengierde, unser Treiben zu beobachten. Um ihre Aufmerk-
samkeit abzulenken, flüsterle ich meinem Führer zu, er möchte
mit ihnen weiler abseits gehen und sie mit einem Glase Wein aus
unserem Vorralhe regaliren. Hällen die Burschen bemerkt, welche
Blumen ich eifrig sammelte, sie wären im Stande gewesen, sich
in die herrliche blaue Farbe dieser Blume Wunderhold zu ver-
narren und künftig täglich ihre Hüte mit dieser lieblichen Zierde
zu schmücken. Wehe dann dem armen Eritrichium! — Vom klei-
nen Eisenhut stieg ich wieder herab und hinauf auf den grossen
zu den Resten eines Triangulirungszeichens, das die Stürme hart
mitgenommen hatten. Hier genoss ich ungeachtet des befligen Win-
des, der, seit wir den Wald verlassen halten, unser steler Be-
gleiter geblieben war, die schöne Fernsicht theils über die früher
genannten 7000füssigen Rivalen des Eisenhut und über sie hinüber
auf die Salzburger Alpen, theils südlich weithin über Kärnten bis
Klagenfurt und die hinter ihr liegenden südlichen Alpen. Nachdem
Herz und Auge gesälligt waren, verlangte auch der Magen gebie-
terisch seine Rechte. Wenige Schrille abwärts genügten, um ein
218
vor dem Winde gesichertes Plätzchen zu finden und hier — über
7700 Fuss hoch — also hoch erhaben über die kleinen Thorheiten
der kleinen Menschen schlug ich auf einem Rasen von Valeriana
celtica L., Chrysanthemum alpinum L. und Cerastium latifolium
L. meine — aber nicht letzie — Ruhestätte auf. Hätte ich Zeit
und Lust zu menschenfeindlichen Gedanken und hypochondrischen
Grillen gehabt, ich hätte vielleicht von diesem erhabenen Sland-
punkte Schiller’s Worte in die reinen Alpenlüfte hinausdeklamirt:
-— Es freue sich,
Wer da oben wohnt im rosigen Licht!
Da unten aber ist's fürchterlich!
Der Mensch versuche die Gölter nicht,
Und begehre nimmer und nimmer zu schauen,
Was sie gnädig bedecken mit Nacht und Grauen!
So aber wusste ich ae ai Ihun. Während mein Führer
Zurüstungen zu unserem Mahle traf, öffnete ich meine Mappe und
brachte die Errungenschaften e Vormittags in Sicherheit, um in
der Botanisirbüch,e Raum für neue Funde zu schaffen. Hie und da
ward mit dem Einlegen der Pflanzen innegehalten, um Zeit zum
Essen und Trinken zu gewinnen. Nach. gethaner Arbeit gönnte ich
meinen Gliedern noch ein Viertelstündehen völliger Ruhe und dann
ging es an den minder bequemen zweiten Theil unseres Tagewer-
kes. Wer bloss der Aussicht wegen den Eisenhut besteigt und auf
dem Wege, den er gekommen, zurückkehrt, der kann "kaum von
grossen Beschwerden erzählen. Der Weg hinauf geht mässig an-
steigend bis zur Spilze und ganz gemüthlich wieder hinab. Wenig
Beschwerden — und kein Schalten von Gefahr! Der verstorbene
Schullehrer von Turrach hatte den Eisenhut in allen Monaten des
Jahres bestiegen. — Weniger angenehm, ja eine ganz arlige Klet-
terparlie, ist der Rückweg, den der Botaniker wählen muss. will
er nicht einen grossen Theil der Ausbeute einbüssen. Dieser Rück-
weg führt über "schroffe Felsen hinab zum Dieslingsee und von (da
über die Bedner Hütte nach Turrach. Diese rauhen Felsen bergen
in ihren Ritzen und Spalten Schätze, die man nicht leicht unge-
hoben lassen kann. Es findet sich da: Geum montanum L. und
reptans L., Arabis alpina L., Viola biflora L., Soldanella pusilla
Baumg., Aronicum Clusii Koch und glaeiale Rehb., Androsace
glarialis Hoppe, Primula g/utinosa Wulf., Primla minima L.,
Lloydia serotina Salisb. selten.
Wie viele seltene Pflänzchen mögen noch in diesen Spalten
wohnen, die aber theils unerreichbar sind, theils nur mit grösserem
Aufwande von Zeit aufzufinden wären.
Weiter unten nach einem kleinen Schneefelde — dem ersten
Schnee, den ich am Eisenhut sah — fand ich noch bei einer
Quelle: Carex atterrima Hoppe, nigra All., *frigida All., Cine-
raria crispa Jacq
Von hier aus ist der Anblick des Eisenhut weit interessanter
als von der Strasse zu dem Turracher See. Unten im Thale der
219
Dieslingsee mit dem freundlichen Grün der Wiesen und rings herum
mächtige, himmelansirebende Felsenwände. Ban früher halle sich
der Himmel mit leichtem Gewölk umzogen, was wir im eilrigen
Suchen nach Pflanzen unbeachtet gelassen atom Nun aber kamen
die Wolken, vom Sturme gejagt, immer schwärzer und schwärzer
und des Rollen des Donners trieb uns zu grösserer Eile. Wir
hatten den Dieslingsee noch nicht erreicht und schon fing es an
zu regnen, als wären alle Schleusen des Himmels geöffnet. Mit
dem Botanisiren war’s vorbei und selbst die Cochlearia pyrenaica
DC., die Baron Fürstenwärther hier entdeckte, musste ich
unbeachtet lassen. Weidlich durchnässt langlen wir bei der Bedner
Hütte an. Hier warteten wir in dem ungemüthlichen Zustande, den
nasse Kleider gewähren, nur so lange, bis wir uns durch heissen
Kaffee innerlich erwärmt halten und brachen dann ungeachtet des
Regens wieder auf. Doch schon nach einer Viertelstunde war die
Wuth des Gewitters gebrochen, der Himmel wurde rein und heiter
— post nubila Phoebus — und ungehindert konnten wir unsern
Weg nach Turrach fortselzen. Zwei Tage später besuchte ich aber-
mals den Turracher See und namentlich die höher gelegenen Wie
sen. Hier geschah es, dass, während ich von der mitten im Gestein
stehenden Rosa alpina L. y. pyrenaica Gouan einige Exemplare
sammelte, mein Fuss yon dem spitzigen Steine, auf dem er stand,
abglitt und zwischen zwei mächtige Steine eingeklemmt wurde.
Vergeblich versuchte ich es, ihn herauszuziehen — ich
musste meinen Führer, der in einiger Entfernung nach Pflanzen
suchte, herbeirufen, und erst nach vereinter Ansirengung gelang
es, den Fuss aus seiner falalen Klemme zu befreien. Ich verspürte
anfänglich wenig Schmerzen und wanderte noch lange Zeit Pilan-
zen suchen herum. Aber schon bei dem andierthalbsiündigen Rück-
wege nach Turrach bemerkte ich, dass der leidige Unfall meinem
Fusse keinesw egs so gleichgültig g gewesen sei „als ich anfangs meinte,
Wollte ich nieht ein längeres Fussleiden riskıren, so mussle
ich den Patienten durch einige Zeit schonen und damit waren vor
der Hand grössere Ausflüge untersagt. Ich war früher entschlossen
gewesen, wenigstens eine der beiden westlich gelegenen Alpen —
hühlnbrein oder Reisseck — wenn möglich auch beide — zu be-
steigen. Mein Führer, der doch seit Jahren der einzige Begleiter
für Botaniker ist, hatte diese beiden Alpen noch niemals bestiegen
— ein Beweis, dass beide Berge wenigstens seit Jahren von
keinem Botaniker besucht waren. In Turrach erzählte man mir als
Gerücht, dass auf dem Kühlnbrein Eritrichium nanum, auf der
Reisseckalpe @naphalium Leontopodium, Edelweiss, zu finden sei.
Gern hätte ich mich von der Wahrheit oder Grundlosigkeit dieser
Gerüchte überzeugt. Da ich die Alpen nicht selbst besteigen konnte,
so griff ich zu dem Auskunftsmittel, meinen braven Führer Bar-
Ihel Renner allein hinaufzusenden. Dieser biedere Kärntner kannte
wohl keine einzige Pflanze mit Namen, aber, da er schon so oft
Botanikern als Führer gedient hatte, wusste er genau, welche
220
Pflanzen selten oder interessant seien und wie er sie milzunehmen
habe. Mein erster Versuch mit dem Kühlnbrein fiel so glücklich
aus, dass ich ihn später auch auf die Reisseck-Alpe sandte.
Vom Kühlnbrein Burg. er mir — mit alleiniger Ausnahme
des .Eritrichium und der Lloydia — fast alle Pflanzen ,‚ die wir auf
dem Eisenhut gefunden hatten — manche davon noch "schöner und
üppiger — und ausserdem noch an neuen Pflanzen: Achillea hybrida
Gaud., Oxytropis campestris DC., Hieracium alpinum L. und Se-
necio carniolieus Willd. — bisher bloss beim Turracher See
gelunden.
Auch von der Alpe Reisseck erhielt ich ausser Eritrichium,
Lloydia und Geum reptans alle Eisenhutpflanzen und noch ausser-
dem: Arenaria biflora L., Veronica aphylla L., Doronicum scor-
pioides W ılld., Hieracium alpinum L., Seneceio curniolicus W illd.,
Armeria alpina Willd., Hedysarım obscurum L., Oxytropis cam-
pestris DC., triflora Hoppe, Aster alpinus L.
Alle Pflanzen ohne Ausnahme waren recht gut gesammelt.
Hätte ich mitgehen können, so hätten wahrscheinlich vier Augen
noch mehr entdeckt, als zwei — aber immerhin konnte ich mit
diesem Versuche recht zufrieden sein. Namentlich der Besuch der
Alpe Reisseck — deren Ersteigung aber nach Aussage des Führers
beschwerlich ist — erwies sich als sehr lohnend, was künftigen
Besuchern von Turrach als kleine Andeulung dienen möge.
Um meine Beschreibung nicht allzusehr in die Länge zu zie-
hen, da ich ohnehin noch Manches zu berühren habe, will ich
nur noch jene Pflanzen nennen, welche der Uebergang über die
Alpe Rotkkofel nach Reichenau in Kärnten lieferte. Ungeachtet
Abends vorher die obere Hälfte aller Alpen mit Schnee bedeckt
war, ergab sich doch als Ausbeule:
a) An bisher nicht gefundenen Pflanzen: Libanotis montana
L., Empetrum nigrum L., Cineraria aurantiaca Hoppe var. lanatı
Koch, Phaca frigida L., australis L., Helianthemum oelandicu:n
Wahlb., Achilleı Clavennae L., Chrysanthemum corymbosum L.,
Solidago virga aurea L. var. alpestris, Dianthus Carthustanorum
L. var. alpestris Neilr., Cerastium arvense L. in schöner Alpen-
form; 5b) ausserdem an bereits früher Genanntem: Alsine verna
Bartl. ß. a/pina, Arenaria ciliata L. ß. frigida, Cerastium lati-
folum L., Aster alpinus L.. Campanula alpina L., Aronicum Ciusü
koch, Senecio carniolicus Willd., Hedysarum obscurum L., Oxy-
tropis campestris DC., triflora Hoppe, Armeria alpina Willd.,
Sılene acaulis L., Chrysanthemum alpinım L., Carex aterrima
Hoppe, fuliginosa Schkr.
Ich habe früher durch Sternchen m Pflanzen ange-
deutet, die ich theils um den Turracher See, theils auf dem
Eisenhut gefunden habe und die dem Auge des "Baron Fürsten-
wärther entgangen waren. Um gerecht zu sein, muss ich nun
auch jene Pflanzen notiren, die er auf gleichem Wege fand und
die mir enlgingen: Androsace obtusifolia Abt; Pächert Leyb. (die
221
rolhblühende Androsace alpina Lam.), Draba Wahlenbergi Hartm.,
Erigeron uniflorus L., Ranuneulus rutaefolius L., glacialis L., Pri-
mula villosa Jacgq., Rhodiola rosea L., die ich an der Mauer des
Gartens, der zum Verweshause gehört — aber dort wohl nur
verwildert — fand.
Dass ich einige dieser Pflanzen übersehen konnte, ist leicht
begreiflich. Aber unerklärlich wird es mir jederzeit bleiben, wie
mir Androsace obtusifolia All. so gänzlich entgehen konnte, eine
Pllanze, die ich wohl kenne, und die Baron Fürstenwärther
beim Turracher See „in üppiger Verbreitung“ angibt, und von der
er später -bemerkt, dass sie „gleich dem Phytheuma hemisphaeri-
cum auf allen Alpen hier vorkomme“. — Weniger auffallend ist
es, dass dem Baron Fürstenwärther bei eifrigem Suchen das
kleine Phytheuma paueiflorum L. entgehen konnte, das ich —
zwar reichlich vertreten — aber doch nur an einer einzigen Stelle
in geringer Ausdehnung am Eisenhut fand.
Ich kann Turrach, das mir durch seine herrlichen Alpen und
die freundliche Aufnahme, die ich dort fand, in der kurzen Zeit
meines Aufenthaltes recht lieb und theuer geworden war, nicht
verlassen, olıne eines prächtigen Schauspieles Erwähnung gethan
zu haben. das sich hier auf einem andern Felde dem Touristen
darbietet. Ich meine den Process bei Bereitung des Bessemer-
Stahles, um dessen Einführung sich der fürstliche Berg- und Hüt-
tenverweser Herr Franz Swoboda grosse Verdienste erworben
hat und hiefür von Sr. Majestät mit dem goldenen Verdienstkreuze
ausgezeichnet worden ist. Wenige Erfindungen auf dem Gebiete
der Industrie gewähren auch für den Laien im Montanfache ähn-
liches Interesse, wie dieser Process, bei dessen Verlaufe herrliche
Lichterscheinungen zu Tage treten und durch den in zehn Minuten
30 Centner Eisen in Stahl verwandelt werden, ein Process, zu
dem früher viel Zeit und viele Menschenhände erforderlich waren.
Wer da kann, der sehe selbst und Niemand wird dieses Schauspiel
ohne grosse Befriedigung verlassen.
(Wenn ich nicht irre, so wird Bessemer-Stahl in Oesterreich,
ausser Turrach nur noch in Graz in den Werkstätten der Eisen-
bahn, und in der Heft, in Kärnthen, erzeugt).
Während ich diesen Aufsatz niederschrieb und mich dabei im
Geiste recht lebhaft nach Turrach zurückversetzie, fiel mir ein
Gedanke bei, der vielleicht nie zur That werden wird, den ich
aber doch, sei es auch nur als pium desiderium in diesen Blättern
mittheilen will. Kleine Ursachen — grosse Wirkungen! Auch aus
kleinen, scheinbar unbedeulenden Anregungen ist schon öfters
unter günstigen Umständen Grosses oder doch Gemeinnülziges
entstanden.
Was an andern eben so günstig gelegenen Punkten aus ver-
schiedenen Ursachen nicht ausführbar ist, das wäre vielleicht hier
in Turrach durch huchherzige Unterstülzung von Seite seines
fürstlichen Besitzers möglich. Durch einen Botaniker, der vom
222
Aufblühen der ersten Blume bis zum Verwelken der letzten in
Turrach leben und wirken müsste, liesse sich nämlich alldort eine
„Flora von Turrach und der dortigen Alpen“ in schön getrockneten
Exemplaren zusammenstellen, eine Lokalflora, wie sie wohl kaum
irgendwo schöner anzutreffen wäre. Es wäre diese Flora eine Zierde
für Turrach, ein schönes Denkmal, das sich der fürstliche Besitzer
selzen würde, und damit vielleicht mancher Gewinn für die Wis-
senschaft verbunden. So manches Blümchen, das dort noch unbe-
kannt in dem Bereiche der Alpen blüht, könnte damit der Welt
bekannt werden. Denn, abgesehen davon, dass Turrachs Alpen bei
Weitem nicht so viele Besucher anlocken, als sie es in der That
verdienen, kommen reisende Botaniker in. der Regel nur von Mitte
Juli bis höchstens Mitte August dahin. Es wird wenig Fälle geben,
dass ein Florist in früherer oder späterer Jahreszeit die dorligen
Berge besucht hälte. Und selbst in diesem Falle war es doch nur
ein kurzer, flüchtiger Besuch, bei dem bloss die eine oder die
andere Alpe bedacht wurde. Welche Schätze liessen sich vielleicht
heben, wenn alle diese Alpen zu allen Monaten des Jahres, vom
ersten Frühling bis zum späten Herbste, durchforscht würden.
Jeder Botaniker, der nach Turrach käme, könnte in den dort aul-
bewahrten Fascikeln der Lokalflora, wo die Pflanzen theils nach
Monaten, theils nach den einzelnen Alpen geordnet sein könnten,
ein lebendes Bild von dem erblicken, was er sich auf dieser oder
jener Alpe einsammeln kann. — Eine Auswahl der schönsten Alpen-
blumen aus dem lieben Turrach in eleganten Album’s würde wahrlich
auch keine der letzten Zierden eines fürstlichen Salons bilden.
Diese wenigen Worte mögen vor der Hand genügen und es
bleibe der Zukunft anheimgestellt, zu bestimmen, ob dieses Samen-
körnlein auf fruchtbaren oder unfruchtbaren Boden gefallen sei.
Schloss Raabs, am 20. Februar 1868.
Die europäischen Allium-Arten.
Von Victor v. Janka.
1. Filamenta omnia simplicia vel 3 interiora basi utrinque ap-
pendicula dentiformi bre vi instrucla. 2.
Filamenta interiora latiora 3-cuspidala, cuspide interme-
dia antherifera. 58.
2. Bulbus e rhizomate distincto horizontali vel obliquo repente,
plus minus longo enatus. 3.
Bulbus simplex vel basi rhizomali perpendiculari brevis-
simo adnectus. 12.
-)
10.
14.
12-
18.
19.
223
Folia haud petiolata linearia. A.
Folia distincte petiolala, ovalia v. elliptica costala:
Allium Vietorialis L.
Flores rosei vel purpurei. 5.
Flores ex albo Nlavescenles:
A. flavescens Bess. (A. ammophilum Heuff.)
Filamenla semper simplieissima exappendieulata. 6.
Filamenta alterna ulrinque dente brevi instrueta. 11.
Pedicelli perigonia aequantes vel breviores. 7.
Pedicelli perigoniis longiores. 9.
Perigonii campanulati phylla obtusa v. obtusiuseula. 8.
Perigonii eylindracei phylla acummata:
A. diaphanum Janka in Linnaea 1860.
Stamina perigonium aequanlia: A. tataricum L.
Stamina perigonis dimidio breviora:
A. narecissiflorum Vill. (A. pedemontanum W illd.)
Stamina perigonium aequantia vel superantia. 10.
Siamina perigonio breviora: A. odorum L.
Stamina perigonium aequantia; folia subtus dislincte cari-
nala; planta elata:
A. aculangulum Schrad. (A. lusitanicum Lam.)
Stamina perigonium superantia; folia haud carinala; hu-
mile spithamaeum: A. fallax Don.
Stamina perigonium duplo excedenlia; dentes appendiculares
acuminati ovario sublongiores: A. lineare L.
Stamina breviora; dentes appendieulares obtusi ovario
breviores: A. striectum Schrad.
Umbella caulem elongatum terminans. 13.
Umbella (sallem florens) subradicalis: A. Chamaemoly L.
Folia oblonga v. oblongo-lanceolata. 14.
Folia angustiora. 15.
Folia in petiolum longum altenuata; flores albi: A. ursinum L.
Folia haud petiolata; flores aurei: 4. Moly L.
Inflorescentia sub-4-flora: A. circinnatum Sieb.
Inflorescentia pluri-multiflora. 16.
Flores albi, rosei usque purpurei, vel rarissime flavi quidem,
sed tunc umbella (e. ce. in A. flavo) valde effusa. 17.
Flores stramineo-lutei; umbella numquam effusa. 55.
Perigonii phylla patenlia v. reflexa capsulam haud tegentia;
caulis aphyllus: folia omnia basilaria. 18.
Perigonii phylla fere semper erecta conniventiaque.cap-
sulam tegentia; caulis basi vel ultra plus minus foliatus. 21.
Flores albi vel rosei. 19.
Flores atropurpurei; perigonii phylla linearia:
A. atropurpureum W. et K.
Bulbus prolifer; perigonii phylla anguste linearia acuminata
incurva deflexave: A. Cyrilli Ten.
2n.
26.
31.
32.
34.
Bulbus haud prolifer ; perigonii phylla lanceolata v. ob-
longa, oblusiuscula v. oblusa stellatim patenlia. 20.
. Perigonii phylla lanceolata obtusiuseula: A. nigrum L.
Perigonii phylla oblonga oblusa: A. tulipaefolium Ledeb.
. Umbella (typice) capsulifera. 22.
Umbella (typice) bulbillifera. 56.
. Caulis superne (apice) Iriqueter. 23.
Caulis teres v. compressiusculus. 25.
. Stigma integrum; perigonii phylla obtusa:
A. neapolitanum Gyr.
Stigma Irifidum; perigonii phylla acuta v. acuminala. 24.
. Perigonii phylla oblongo-linearia; flores semper unilaterali-
ter penduli, bulbi aggregati oblongi: A. triquetrum L.
Perigonii phylla elliptico-lanceolata; flores demum undi-
que penduli; bulbus solitarius globosus: A. pendulinum Ten.
Folia late linearia 26.
Folia anguste linearia plana vel semiterelia tereliave aul
filiformia. 30.
Stamina perigonio breviora; umbella patens v. subfastigiala. 27.
Stamina perigonium superanlia; umbella hemisphaerica:
A. vernale Tin.
. Perigonii phylla oblongo-lanceolata, vel lanceolata, obtu-
siuscula v. acuta; folia plus minus ciliata. 28.
Perigonii phylla oblonga obtusa; folia glaberrima. 29.
. Perigonii phylla oblongo -lanceolata obtusiuscula concoloria;
umbella patens; folia margine vel eliam subtus ciliala:
A. subhirsutum L.
Perigonii phylla lanceolata acuta carina purpureo -colo-
rala; umbella fastigiala; folia utrinque eiliato-pilosa:
A. trifoliatum Gyr.
. Perigonii phylla interiora angustiora, fl. albi s. rosei:
A. roseum L.
Perigonii phylla aequalia, fl. albi s. flavescenles:
A. permixtum Guss.
. Perigonia campanulata. 31.
Perigonia cylindraceo-campanulala v. eylindrica. 50.
Umbella subrotunda, globosa vel hemisphaerica. 32.
Umbella effusa v. subeffusa. 43.
Folia linearia plana v. planiuscula. 33.
Folia semiterelia, teretia, filiformia v. capillaria. 34.
. Stamina perigonio duplo longiora; flores flavescentes; vaginae
apice transversim truncalae: A. ochroleucum W. el K.
Stamina perigonio sesquilongiora; flores purpurascenles;
vaginae apice oblique truncatae:
A. suaveolens Jacq. (A. kermesinum Rchb.)
Perigonii phylla acutiuscula, obtusa vel retusa. 3. |
Perigonii phylla lanceolata acuminata. 40.
35.
36.
37.
38.
39.
91.
220
Stamina perigonio breviora vel paullo tantum longiora. 36.
Stamina perigonio subduplo longiora: A. saxatile Ma B.
Spatha umbella longior. 37.
Spatha umbella brevior. 39.
Pedicelli pro parte declinati, plerique perigoniis duplo ultrave
longiores. 38.
Pedicelli erecli perigonii longitudinem haud vel vix su-
perantes: A. serbicum Vis. et Panc.
Umbella subeorymbosa; spatha umbella parum longior; va-
ginae foliaque pilosissimae: A. pilosum Sibth. et Sm.
Umbella hemisphaerica; spatha umbella multo longior;
vaginae et folia glabrae:
A. rupestre Stev! (A. Hymettium Boiss. et Heldr.)
Stamina perigonio breviora; folia filiformia: A. maritimum Raf.
Stamina perigonium paullo excedentia; folia fistulosa:
A. statieiforme Sibth. et Sm. (A. fleeuosum d’Urv.)
. Filamenta simplieia exappendieulata. 41.
Filamenta 3 interiora utrinque appendicula brevi den-
tiformi aucta. 42.
. Caulis in medio inflalus: A. fistulosum L.
Caulis nullibi inflatus: A. Schoenoprasum L.
2, Caulis infra medium inflatus; folia teretia ventricosa:
A. Cepa L.
Caulis aequalis nullibi inflatus; folia subulata fistulosa:
A. Ascalonicum L.
. Spatha persistens. 44.
Spatha decidua: A. Savü Parl.
. Stamina perigonium aequantia v. subaequantia. 45.
Stamina perigonium multo excedenlia. 49.
. Spatha umbella multo longior. 46.
Spatha umbella brevior vel paullo longior. 47.
. Pedicelli longiores stricte erecti: A. fuscum W. et K.
Pedicelli strieti nulli: A. pallens L.
. Umbella multiflora. 48.
Umbella pauei- (3—12-) flora:
A. Boryanum Kunth (A. frigidum Boiss. et Heldr.)
. Spatha 3° lata, 4—5‘‘ longa umbella brevior:
A. erythraeum Gris.
Spatha angustior pollicaris umbellam superans:
A. callimischon Link.
. Flores purpurascentes; capsulae suhrotundae:
A. pulchellum Don.
Flores flavi; capsulae ovalae: A. flavum L.
Pedicelli valde inaequales, umbella itaque irregularis. 51.
Pedicelli subaequilongi: umbella subregularis:
A. moschatum L.
Bulbi tunicae membranaceae. 52.
Bulbi tunicae reticulato-fibrosae. 54.
Oesterr. botan. Zeitschrift 8. Heft. 18€8. 18
53. Spatha umbella paullo brevior vel eam aequans; stamina
supra basin phyllorum inserta; caulis ad medium foliatus:
A. tenuiflorum Ten.
Spatha umbella 2—3-plo brevior; stamina basi phyllorum
inserla; caulis ultra medium foliatus: A. parciflorum \V iv.
54. Spatha simplex stricta basi tubulosa atque pedicellos inferne
“ involvens; inflorescentia strieta subsecunda: A. Cupani Raf.
Spatha biparlita patens v. recurva; inflorescenlia expansa:
j A. inaequale Janka in Linnaea 1860.
55. Stamina longe exserta; umbella globosa; caulis ad medium
v. ultra foliatus: A. obligquum L.
Stamina inclusa; umbella fastigiata; caulis nudus: folia
omnia basilaria: A. stramineum Boiss. et Reut.
56. Filamenla omnia edentula. 57.
Filamenta alterna utrinque 1-dentata: A. cornutum Glem.
57. Stamina inclusa vel vix exserta: A. oleraceum L.
Siamina distinete exserta: A. carınatum L.
58. Umbella typice capsulifera. 59.
Umbella iypice bulbillifera. 74.
59. Umbella fastigiata: A. sardoum Moris.
Umbella haud fastigiata. 60.
60. Caulis usque ad apicem foliatus, folium supremum umbellam
basi amplectens: A. Chamaespathum Boiss.
Folium supremum ab inflorescenlia remotum. 61.
61. Umbella minuta capitato-globosa; plantula humilis 2—3-pollica-
ris: A. trachyanthum Gris. (A rubrovittatum Boiss. et Held.)
Umbella major amplior; species elatiores. 62.
62. Perigonii phylla elongata, lanceolata. 63.
Perigonii phylla elliplica, ovata vel oblonga. 64.
63. Folia teretia fistulosa: A. Heldreichii Boiss.
Folia linearia plana: A. acutiflorum Lois.
64. Folia nune fistulosa semieylindrica v. eylindriea, nune fili-
formia v. selacea 65.
Folia plana. 68.
65. Folia fistulosa semicylindrica. 66.
Folia filiformia; perigonii phylla exteriora acuta:
A. margaritaceum Sibth. et Sm. (A. guttatum Stev.)
66. Stamine longiludine valde disaequalia; 3 interiora lricuspi-
dala perigonium paullo superantia; 3 exteriora perigonio
dinidio breviora: A. trachypus B. et S.
Stamina longitudine aequalia vel subaequalia. 67.
67. Spatha persistens; capsulae ovatae perigonio breviores ; bulbus
2. Spatha lanceolata; pedicelli capillares; caulis alte foliatus. 53.
Spatha ovata; pedicelli firmiores; caulis inferne foliatus:
A. ewile Boiss. et Orph.
intra tunicas bulbillifer:
A. sphaerocephalum L. (A. arvense Guss., A. aestivum Tin.,
A. erinitum Tausch.)
68.
69.
dv.
al:
72:
73.
74.
73.
76.
227
Spatha decidua; capsulae subglobosae perigonium supe-
rantes; bulbus sımplex: A. descendens L.
Stamina perigonium aequantia vel excedentia. 69.
Stamina perigonio dimidio breviora:
A. gomphrenoides Boiss. et Heldr.
Filamenta exteriora oblonga vel lanceolata. 70.
Filamenta exteriora !ineari--acuminata:
A. rotundum L. (A. bosniacum Kum. et Sendtn., A. puterfa-
milias Boiss.)
Flores rosei v. purpurascentes. 71.
Flores albidi: A. baeticum Boiss.
Filamenta exteriora a medio apicem versus sensim sensim-
que attenuata; cuspes antherifera filamenti parte integra
dimidium aequans vel brevior. 72.
Filamenta exteriora a medio abrupte (subito) angustata;
cuspes antherifera filamenti partem integram nunc aequans,
nunc subaequans. 73.
Stylus brevis inclusus; antherae rubescentes: A. Porrum L.
Stylus elongatus exsertus; antherae flavae:
A. polyanthum R. et Sch. (A. multiflorum DC.)
Umbella exacte globosa: A. commutatum Guss.
Umbella subglobosa: A. Ampeloprasum L.
Folia plana lineari-lanceolata; stamina perigonio breviora. 75.
Folia teretia fistulosa; stamina perigonium superanlia:
A. vineale L. (A. affine Boiss. et Heldr.)
Caulis infra umbellam in annulum flexus:
A. controversum Schrad.
Caulis ubique rectus. 76.
Spatha umbellam multo superans in apicem roslriformem
contracta: A. sativum L.
Spatha umbella brevior: A. Scorodoprasum L.
Sz. Gothärd bei Szamos Ujvär in Siebenbürgen, am 29. April 1868.
—— —
Die Vegetations-Verhältnisse des mittleren und östlichen
Ungarns und angrenzenden Siebenbürgens.
Von A. Kerner.
X.
306. Elatine Hydropiper L.. — Auf schlammigem im Hoch-
sommer austrocknenden Boden am Saume von Lachen, meist in
Gesellschaft von Scörpus Michelianus und acicularis. Im Tieflande,
häufig, aber die Standorte sehr wechselnd. An der Theiss bei
18 *
228
Szolnok, T. Värkony und T..Földvar. Im Gebiete der Körös bei
Gyula-Värsand und Boros Jenö. — Alluv. Lehm- und lehmiger
Sandboden. 75—100 Met.
307. Elatine triandra Schk. — Nach Kit. auf schlammigem
Boden an der weissen Körös bei Boros Jenö.
308. Elatine Alsinastrum L. — In seichten stehenden Gewäs-
sern, insbesonders in kleinen mit Lemna, Salvinia u. d. g. über-
zogenen Tümpeln und Lachen und nach dem Austrocknen dieser
Tümpel wohl auch im feuchten Schlamme. Im miltelung. Berglande
bei Pomäsz nächst Sct. Andrae in kleinen nur I—2 Zoll hohen
Exemplaren. Häufiger und mit viel kräftigerem Wuchse im Tief-
lande an der Theiss und Körös bei Poroszlö, Hairongyos, T. Rof,
Szolnok, Gyula- Varsand, Grosswardein und nach Janka überall.
in austrocknenden Sümpfen von .Kumanien. — Diluv. und alluv.
Lehmboden. 75—200 Met.
309. Linum catharticum L. — Auf grasigen Plätzen. Mit Aus-
nahme der Tiefebene im ganzen Gebiete. Auf der Keeskemeler und
Debrecziner Landhöhe vorzüglich auf sumpfigen Wiesen, im Berg-
lande dagegen auch auf trockenen Grasplätzen. Die höchsien im
Gebiete beobachteten Standorte im mittelung. Berglande am Dobo-
gokö, und im Bihariageb. auf der Pietra Betrana und Calindsa. —
Fast auf allen im Gebiete vorkommenden geognostischen Substra-
ten; im Bihariageb. aber insbesonders häufig auf dem Vasköher
und Batrina-Kalkplateau, dagegen verhältnissmässig seltener auf
den Schiefer- und Porphyritbergen, so dass dort ein besseres Ge-
deihen auf kalkreichen Substraten nicht zu verkennen ist. 95 bis
1580 Met.
310. Linum hirsutum L. — Auf sonnigen Hügeln, felsigen
Gehängen, an Weinbergsrändern und in aufgelassenen Weingärten.
Im mittelung. Berglande in der Magustagruppe auf den Trachyi-
felsen ober Gross -Maros gegen den Spitzkopf in grosser Menge;
auf den Hügeln am Fusse des Nag oyszäl bei Wailzen, in der Pilis-
gruppe hei Dorogh nächst Gran, bei Set. Andrae. bei Ofen im
Auwinkel und im Wolfsthal und insbesonders häufig in öden Wein-
bergen des Rückens, welcher den Adlersberg mit dem Schwaben-
berge verbindet. Im Vorlande des Bihariageb. in Weinbergen bei
Grosswardein. — Trachyt, Kalk, tert. Lehm und sandiger Lehm-
boden. 95—320 Met.
311. Linum pannonicum. -- Wurzel ausdauernd, mehrköpfig,
Stengel aufrecht, stielrund, unten kahl, ober der Mitte grauflaumig.
Blätter wechselständig, sitzend, lineal, spitz 6—1i0mal so lang als
breit (20—40"" Io. 3—6"" brt.) vollständig kahl, etwas steif, matt
seegrün. Blüten in einer einfach- oder doppelt gabeligen Trug-
ddolde. Blüten- und Fruchtstiele kürzer als der Kelch, aufrecht.
Kelchblätter lanzettlich lang zugespilzt, noch einmal so lang als
Jie kugelige Kapsel, so wie die lineallanzettlichen Deckblättchen
flaumig und am Rande drüsig gewimpert. Blumenblätter (?5 —30mn
lo., 15—16"n bri.) blau mit gelbem Nagel, an der Basis zusam-
229
menhängend. — Unterscheidet sich von dem zunächst stehenden
L. hirsstum L. durch die linealen verhältnissmassig viel schmäleren
vollsiändig kahlen Blätter und die länger zugespitzten die reile Kap-
sel viel weiter übe rragenden Zipfel des Kelches. Die locker gestellten
Blätter sind auch gle 'ichmässig am Stengel vertheilt und nicht wie
bei L. hirsutum gegen den unteren Theil des Stengels genähert,
die Cyme ist weilse hweifiger und die Aesie derselben sind um das
doppelte länger als jene des L. hirsutum. — Auf lockerem Sand-
boden. Auf der Kecskemeler Landhöhe auf den grasigen Plälzen
welche in die Walder auf Puszta Peszer bei Also Dabas einge-
schaltet sind, und in grösster Menge zwischen Wachholdergebüsch
auf den sandigen Hügeln bei Puszta Sällosär nächst Tatär Szt.
György. — L. hirsutum ß. in Kitaibel Add. p. 268 ist ollenbar
dieselbe Pflanze. Kitaibel gibt dieselbe „in arenosis Pesthini in
praedio Jakab vel Jakab Szälläs“ an. — Diluv. Sandboden. 95 bis
130 Met.
312. Linum nereosum W. K. — Auf dem Mocra .bei Boros
Jenö (Heuffel). — Trachyttuff. — Die Kuppe d. Mocra liegt 379,
Boros Jenö 154 Met. über d. M.
Linum usitatissimum L.— Wird im mittelung. Bergl. und im Tieflande
nur selten, dagegen häufig im Bihariageb. gebaut. Die höchst gelegenen Lein-
folder im Geb. des Aranyos bei den Mozzengehöften nächst der Eishöhle bei
Scariscöso und bei den obersten Häusern von Vidra gegen den Deahul boulni.
45— 1200 Met. Man wählt zur Kultur als am besten geeignet sandigen nicht
allzuleiehit austrocknenden Buden.
313. Linum perenne L. — Auf sandigem Boden, der durch
Grundwasser stels- elwas feucht erhalten wird, daher vorzüglich
aul den sandigen Wiesen im Ufergelände der Donau und in den
Muklen der sandigen Landhöhen im Tietlande, deren liefste Stellen
mil kleinen Lachen, Teichen und Sümpfen erfüllt sind. Längs der
Donau von der Mündung der Gran abwärts durch das ganze Gebiet
an grasigen lichten Stellen der Auen. Nirgends häufiger als auf
der Keeskemeter Landhöhe bei R. Palola, Pest, Soroksar, Alberti.
Pilis. Ocsa, P. Sallosar, Nagy Körös, Kecskemet. In der Tiefebene
zwischen Czegled und Abony. In der Stuhlweissenburger Niederung
bei Csakvär. Csör, Stuhlweissenburg und Seregelyes. — Bei So-
roksar nächst Pest auch mit weissen Blüten. — Dil. u. alluv. Sanıl-
boden 75— 130 Met.
314. Linum austriacum L. — Auf trockenen Grasplätzen an
steinigen und sandigen sonnigen Gehängen. Im mittelung. Berglande
am Fusse des Nagyszäl bei Wailzen, bei P. Csaba, Krotendorf und
Vörösvar, am Adlersberge, Spissberge und Blocksberge bei Ofen,
bei Promontor und Stuhlweissenburg. Auf der Kecskemeter Land-
höhe bei Pest, Steinbruch , Soroksar, Monor; auf der Debreeziner
Landhöhe nach Kit. bei Vasväri. Im Bihariageb. auf den niederen
Kalkkuppen südöstlich von Felixbad bei Grosswardein und im Ge-
biete der weissen Körös zwischen Buleni und Desna. — Tirachyt,
Kalk. tert. u. diluv. Lehm- und Sandboden. 95—250 Met.
230
315. Linum tenuifolium L. — Auf grasigen Plätzen an son-
nigen trockenen Gehängen insbesonders an felsigen Stellen. Im
mittelung. Berglande auf den Höhen der Magustagruppe bei Zebe-
gENY und Gross Maros; am Fusse des Nagyszäl bei Waitzen und
auf dem vom Nagyszäl gegen den Viniszni vrceh auslaufenden
Höhenzug bei Gödöllö und Peczel; in der Pilisgruppe am Schloss-
berge von Visegräd, bei Vörösvar und Krotendorf, am Dreihotter-
berg, im Auwinkel und Wolfsthal, am grossen und kleinen Schwa-
benberg, am Adlersberg und Spissberg bei Ofen und bei Budaörs.
— In der Tiefebene und im Bihariageb. nicht beobachtet. —
Trachyt, Kalk, Dolomit, tert. u. diluv. Lehmboden. 160—450 Met.
316. Linum flavum L. — Auf grasigen Plätzen trockener
lehmiger Hügel, zwischen Eichengebüsch und an Acker- und Wein-
bergsrandern. Im mittelung. Bergl. auf dem Särhegy in der Matra,
auf den Lösshügeln am Fusse des Nagyszäl, in der Pilisgruppe bei
Visegräd und Sct. Andrae, am Pılıserberg, Dreihotterberg, grossen
und kleinen Schwabenberg, Adlersberg und Spissberg bei Ofen
Auf der Debreeziner Landhöhe bei Debreczin, Vasväri, Nyir Bator
und Szakoly. Im Bihariageb. auf dem tert. Vorlande bei Grosswar-
dein und auf den Nulliporenkalkbänken bei Chisindia südlich von
Buteni. — Liebt insbesonders den tiefgründigen lehmigen Boden
der Lösshügel und den zähen Lehmboden, welcher sich durch Ver-
witterung des Trachyles und der thonreichen Kalksteine herausge-
bildet hat. 95—460 Met.
317. Radiola linoides Gmel. — Auf Aeckern und an den
Seiten der Hohlwege im Grunde der Eichenmischwälder. Im Bi-
hariageb. auf dem tertiären Hügellande am Fusse des Rezbänyaer- .
zuges zwischen Fenatia und Sedescelu und von da bis gegen Kis-
köh nächst Petrosa. Meist in Gesellschaft von Centunculus minimus
Gyprsophia muralis, Filago minima und der folgenden Art. —
Tert. Sand- und sandiger Lehmboden. 310—470 Met.
318. Hypericum humifusum L. — An gleichen Standorten wie
die frühere Art. Im Bihariageb. auf dem tert. Hügellande am Fusse
des Rezbänyaerzuges bei Petrösa, Kisköh, Fenatia, Sedescelu und
am Dealul mare bei Criscioru. Auch am Rezbänyaerzuge selbst, am
Abfalle der Margine. In der Gruppe des Plesiu bei Susani und auf
dem Plateau von Vasköoh auf dem Liassandstein zwischen Monesa
und den Eisensteingruben von Rescirala. In der Hegyesgruppe bei
Slatina und im Thale der ‚weissen Körös bei Bokszeg zwischen
Buteni und Boros Jenö. — Sienit, Schiefer, Sandstein, tert. u. dil.
Sand- und sandiger Lehmboden. 150—900 Met.
[LE
Correspondenz.
Szt. Gothärd in Siebenbürgen, am 2. Juni 4868.
Am 14. Mai bin ich nach zweiwöchentlicher Abwesenheit mit
botanischer Ausbeute reich beladen, glücklich heimgekehrt. Mit
Einsammeln der Poeonia tenuifolia L. bei Zah, eirca 6 Meilen von
hier, welchen Ort ich am letzten Tage erreichte, war diese Reise
beschlossen. — Jetzt war ich wieder einige Tage in Klausenburg,
wo ich Nepeta ucranica L. (N. parriflora Ma B.), Adonis wolgensis
Stev., Wurzelblälter von Peucedanum latifolium DC. etc. sam-
melte. Auf der Rückfahrt machte ich kieine Abstecher, so z.B.
zur Centaurea ruthenica Lam., die in einigen Tagen die ersten
Blüthen entfalten wird. Heuer hat diese Pflanze eine immense
Höhe erreicht, so dass man ganze Exemplare gar nicht einlegen
kann. Meist ist sie mannshoch, die Wurzelblätter sind mitunter 1—1'Y,‘
lang. Ueberhaupt stehen die Bergwiesen so üppig, wie, nach Aus-
sage der Leute seit 30 Jahren nicht. Ich fürchte, dass mir die
Centaurea zu Irüh weggemäht wird. Uebrigens werde ich in etwa
10 Tagen wieder nachsehen. — Salvia nutans W. et K. steht eben
in. bester Flor; sie ist hier überall sehr gemein. Die hiesige Ge-
gend ist an Salvia-Arten besonders reich; es wachsen hier 8 Arten:
Salvia glutinosa. S. dumetorum, S. austriaca, S. pratensis, S. sil-
vestris, S. pendula (8. silvestri-nutans), S. nutans, S. verticillata
und S. Baumgartenü. — Noch ist im allgemeinen Blühen begriffen
Phleboanthe Laxmunni, Anchusa Barrelieri etc. — Astragalus
praecoxz Baumg. — ganz gewiss, wie schon Neilreich richtig
bemerkle, von A. monspessulanus nicht verschieden, hat schon
verblüht. Ebenso Potentilla patula, eine der gemeinsten Berg- oder
Hügelwiesen-Pfllanzen, Vincu herbacea. Crambe aspera Ma B.
blüht noch einzeln. Ich bin sehr neugierig auf deren Früchte. Dass
in der Monarchie mehr als Eine Crambe vorkommt, ist gewiss.
Aber man muss reife- Früchte vorliegen haben und darnach die
Unterschiede studiren. — Centaurea trinervia Steph. entfaltet
gerade die schönen rosenrolhen Blüthen. — Von Stipa Lessingiana
habe ich auf der. Rückfahrt von Klausenburg vorigen Freitag einen
sehr ergiebigen Standort aufgefunden und zugleich eine hübsche
Partie gesammell. Ihre Tauschanstalt wird auch damit bedacht. Sie
ist von Stipa pennata sehr deutlich verschieden! — Vor 3 Wochen
war ich an der moldauischen Grenze, — Ende dieses Monates be-
gebe ich mich an die entgegengesetzie Grenze Siebenbürgens, um
eine Pedicularis limmogena® Kerner, deren Blüthen man noclı
nicht kennt, um noch einige seit Baumgar ten nicht gesammelte
Arten, als Lilium albanicum Gris., Astragalus galegiformis L. zu
holen. Ich forsche heuer besonders nach solehen dubiösen Bau m-
garten’schen Pflanzen, wie letztgenannter Astragalus, der schwer-
lich identisch mit der eaucasischen Art ist. Auch 2 Lepidium- Arten
232
will ich nachspüren, die in Baumgarten’s Enumeratio figuriren,
aber seither nicht wieder gefunden wurden. Es sind: Thlaspi hir--
tum Baumg. und Lepidium Iberis Baumg. Erstere ist mir auch
nach Baumgarten’s Diagnose unklar, wogegen es auf der Hand
liegt, dass die zweite Species nichts Anders sein kann, wie L.
incisum Roth (L. angulosum d’ Uw., L. micranthum Ledeb.). —
Zum Schlusse muss ich noch bemerken, dass Anemone Jankae F.
Schultz, wie ich mich heuer zu Genüge überzeugt, eine herzlich
schlechte Art und von A. pratensis gar nicht verschieden ist. Es
muss zufällig das Jahr 1855 bei der Pflanze einfacher zertheilte
Blätter geboten haben. Heuer unterschied sich dieselbe Pflanze in
Nichts von A. pratensis. V. von Janka.
Szt. Gothärd in Siebenbürgen, am 8. Juni 1868.
Als ich am 2. d. M. behufs Einsammlung der Centaurea tri-
nervia Steph. in die etwa 2'/%, Stunden entfernten zwischen den
Orten Katona und Kis Czeg, mehr im Centrum des Landes gele-
genen hügeligen Steppen fuhr, gerieth ich auf mehrere eine höchst
interessante Vegetation bergende Abhänge. Iris humilis Ma B.,
die ich blühend, oder besser gesagt: schon verblüht gefunden, war
mir der werihvollste Fund. Es ist die echte Pflanze dieses Namens;
ich beobachte sie seit Anfang April d. J. auch hier bei Sz. Gothärd
an mehreren Stellen sehr häufig, konnte aber hier keine Blüthe
finden. Doch auch bei Kis Czeg, wo sie auf einzelnen grasigen
Hügeln gemein ist, konnte ich an den 3 verschiedenen Tagen, die
ich jetzt dort war, blos etwa 20 Exemplare mit absterbenden Pe-
rigonen zusanimenbringen . Freilich muss man beinahe auf allen
Vieren kriechen, um die grundständigen, d. h. stengellosen Blüthen
zwischen den andern üppigen Kräutern zu bemerken. — Diese Iris
hat sehr geringe Verbreitung in Europa: bisher erstreckte sich
ihre Heimat aufPodolien, Bessarabien und das Gouvernement Cher-
son im südl. Russland. Nun kommt noch Siebenbürgen hinzu ?).
Ich glaube kaum, dass sich die Pflanze in einem Österreichischen
Privatlierbare vorfindet, sogar das grossärlige Pittoni’sche Herbar
nicht ausgenommen. Denn in erwähnten russischen Landestheilen
befindet sich schon längste Zeit hindurch kein Botaniker. — Ueber
I. humilis werde ich bald ausführlicher sprechen. — Wenn Jemand
Rhizomen wünscht, so kann ich diese massenhaft mittheilen. Ausser
dieser Iris fand ich an denselben Plätzen in Gesellschaft der Stipa
Lessingiana eine andere, der St. pennata sehr ähnliche Art, die
mit der südrussischen Stipa Grafiana Stev. ganz übereinstimmt,
deren Früchle mindestens zolllan» sind; ferner traf ich noch von
für das Gebiet der Mezöseg neuen Pilauzen Sesleria Heuflerian«
und Astragalus exsoapus, beide in Frucht an. Ich werde mich
ı) Was ich früher (im Jahre 1855) als Iris humilis in Siebenbürgen
anzab, war eine niedrige Form der Jris ruthenica oder I. caespitosa, die ich
bei Thorda antraf. Janka.
233
noch mehreremale dahin begeben. Im Juli 1862 sammelte ich in
nöchster Nähe dieser Standorte Crepis rigida WK. und mein (ver-
muthlich mit P. tauricum Ma B. identisches) Peucedanum campestre.
Janka.
Breslau, den 3. Juni 1868.
Das Herbarium des am 13. März hierselbst verstorbenen hoch-
berühmten Schulrathes Dr. Fr. Wimmer, Verfasser so vieler
klassischen botanischen und philologischen Werke, insbesondere
der Monographie der europäischen Weiden und der so wichtigen
Flora von Schlesien, kommt zum Verkauf. Es umfasst an 20.000
Exemplare, worunter allein sich an Weiden und zwar an europäl-
schen an 1700, an schlesischen 5200 wohl bezeichnete und fast
durchweg gut erhaltene Exemplare befinden, 2800 gehören der
schlesischen Flora, etwa 10.000 der deutschen und europäischen
Flora an, die, wie "begreiflich , unter dieser Zahl viel Interessantes
enthält. Angebote auf das Ganze, oder auch getrennt auf die ge-
sammlen Weiden, oder auf die übrigen Pflanzen bittet man an die
Frau Schulräthn Wimmer in Breslau, Bahnhofstrasse Nr. 12
baldigst gelangen zu lassen. Goeppert.
Personalnotizen.
— Dr. Eduard Fenzl wurde von S. M. dem Kaiser, in
Anerkennung seiner wissenschaftlichen Leistungen der Titel und
Charakter eines Regierungsrathes verliehen.
— Dr. G.H. W. Schimper, der sich unter den Gefangenen
des Königs Theodoros von Abyssinien befand, hat einen Theil seiner
geographischen, geologischen und botanischen Arbeiten gereltet
und dem Berliner Museum zum Geschenke gemacht.
— Graf Caspar Sternberg’s Selbsibiographie, redigirt von
Palacky ist zur Jubelfeier des 5Qjährigen Bestandes des "böhmi-
schen Museums erschienen.
— Christian Friedrich Wimmer’s Biographie, verfasst
von Dr. F. Cuhn ist im Jahresbericht der schlesischen Gesellschaft
1867 und als Separatabdruck erschienen. Wimmer wurde den
30. Oktober 1803 in Breslau geboren, studirte daselbst und. trat
im J. 1826 im Breslauer Gymnasium als ord. Lehrer ein, wo er
1843 zum Direktor gewählt wurde. Im J. 1863 wurde er zum städ-
tischen Schulrath ernannt. Als solcher leitete er die gesammien
Erziehungs-Angelegenheiten seiner Vaterstadt. Am 12. März d. J.
endete ein Herzschlag sein Dasein.
— Dr. Hermann Graf zu Solms-Laubach hat sich als
Privatdocent der Botanik an der Universität Halle-Wittenberg habilitirt.
234
— Dr. Friedrich Nobbe, bisher Vorsteher der Versuchs-
station zu Chemnitz, ist als Professor der organ. Naturwissen-
schaften an die Akademie zu Tharand berufen worden.
— Alexander Makowsky, bisher Supplent am k. k. tech-
nischen Institute in Brünn wurde zum ordentlichen Professor an
dieser Lehranstalt ernannt.
-—- Edward Tucker, der Entdecker des Oidium Tuckeri,
welcher auch zuerst das Mittel des Schwefelns gegen den Pilz
einführte, ist unlängst gestorben.
——
Vereine, Gesellschaften, Anstalten.
— In einer Sitzung der Akademie der Wissenschaften
am 30. April überreichte Prof. Constantin Freiherr v. Ettings-
hausen eine für die Silzungsberichte bestimmte Abhandlung „über
die fossile Flora der älteren Braunkohlenformation der Wetterau.“
Vor mehreren Jahren erhielt Verfasser reichhaltige Sammlungen
von Pflanzenresten aus der genannten Formation zur Untersuchung.
Er veröffentlicht nun die Resultate derselben als Beitrag zur Kenni-
niss dieser Flora. Die ältere Braunkohlenflora der Wetterau ent-
hält 229 Arten, welche sich auf 32 Klassen, 68 Ordnungen und
123 Galtungen vertheilen. 104 Arten sind dieser Flora eigenthüm-
lich; die übrigen findet man auch in anderen Lokalfloren der
Tertiärformation. Die Leitpflanzen weisen die genannte Flora der
aquitanischen Stufe zu. Bis jetzt wurden sechs Fundorte fossiler
Pflanzenreste ausgebeutet. Die Mehrzahl der oligocänen Arten kommt
in Münzenberg vor, wesshalb der Verfasser die Lokalität für älter
hält als die übrigen Fundorte. Die Verschiedenheiten, welche bei
Vergleichung der beiden artenreichsten Lokalfloren von Münzen-
berg und Salzhausen sich in auftallender Weise bemerkbar machen,
finden daher in dem zwischen diesen Floren bestehenden Alters-
unterschiede ihre Erklärung. Sie bezeichnen eben die Veränderung
der vorweltlichen Vegetation der Welterau während der aquitani-
schen Epoche. In Münzenberg sind die Proteaceen und überhaupt
die Pflanzenformen der neuholländischen Flora durch eine grössere,
die Cupressineen, Abietineen, Ulmaceen, Juglandeen durch eine
geringer Artenzahl vertreten. In Salzhausen kommen die Tropen-
formen reichlicher vermengt mit Arten vor, welche der wärmeren
gemässigten Zone entsprechen. Endlich treten daselbst bereits einige
Arten auf, welche den Floren der Lausanne- und der Oeningen-
Stufe angehören.
— In einer Sitzung der kais. Akademie der Wissen-
schaften am 28. Mai wurde der Antrag der Majorität jener Com-
mission zur Begutachtung der eingebrachten Reformvorschläge (Oest.
botan. Zeitschrift S. 170). welcher dahin lautete „auf eine Reor-
235
ganisalion der Akademie, welche möglicherweise auch die
Statulen derselben umfassen könnte, nicht einzugehen“, mit 27
gegen 15 Stimmen angenommen!
— In der Sitzung der k. k. zool.-bot. Gesellschaft am
7. Mai besprach J. Juratzka folgende für den Druck bestimmte
Manuskripte: 1) Specimen florae eryptogamae septem insularum
editum juxta plantas Mazziarianas herbari Heufleriani, als Fort-
setzung zu dem im XI. Bande der Gesellschaftsschriften p. 411—430
niedergelegten Theil, enthaltend die Lichenen (46 Arten) von Dr.
G. W. Körber und die Pilze (45 Arten) von Freiherrn von Ho-
henbühel bearbeitet. 2) „Diagnosen zu einigen Hymenomyceten
des von Hohenbühel-Heuflerischen Herbars, von K. Kalch-
brenner.“ In diesem Aufsatze werden folgende 5 Arten beschrie-
ben: Polyporus australis Fr. epier. 464 — E. Fries, welchem
der Autor diesen Pilz als neue Art sendete, hat ihn auch aus Ita-
lien von de Notaris erhalten. Das Vorkommen dieses Pilzes bei
Heiligenkreuz in Niederösterreich, woher ihn Freih. v. Hohen-
bühel durch Vermittlung des Sektionsrathes Altmann erhielt, be-
weist das weite Verbreitungsgebiet mancher tropischen Pilze. Ohne
sich auf die Autorität des E. Fries, der noch dazu Autor der Art
ist, berufen zu können, wagte der Autor nicht die Behauptung
aufzustellen, dass ein chilenischer Pilz in Oesterreich vorkommt,
und fand es angemessener ihn als neue Art zu behandeln. Eben
so erging es ihm mit einem Stereum aus dem Herbare Juratzka’s
(lg. Dr. Pavich in Kroatien), welches er als Stereum croaticum
n. Sp. diagnosirte mit der Bemerkung: „juxta Stereum luteo-badium
colloeandum“*, worauf sich Fries äusserte: Est Stereum luteo-
badium! Ob patriam — si genuina? — summopere memorabilis,
licet in tropieis terris sat frequens? Bis jetzt war dieses Stereum
nur aus Surinam und Chile bekannt. Eine in demselben Herbar be-
findliche, in Kroatien gesammelte Art, welche Kalchbrenner
Irpex Pavichü n. sp. benannte, Fries aber als solche anerkannte ,
hat auch ein ganz tropisches Ansehen. Polyporus Hausmanni Fries
in litt. (absque diagnosi) von Baron Hausmann im Okt. 1863 bei
Bozen in Tirol gesammelt. Er gehört in die Abth. der Polyp. Ino-
dermei, Stuposi und steht dem ausländischen Pol. cervinus ziemlich
nahe eben so dem P. Schulzeri Kalchbr. n. sp. Dieser wurde von
Schulzer v. Müggenburg in Slavonien bei Vinkovce, aber auch
von Hausmann bei Haslach nächst Bozen gesammelt. P. eyphel-
loides Fries mspt. n. sp. wurde von B. Hohenbühel im Aroi-
deenhaus zu Schönbrunn den 22. Sept. 1850 gesammelt und von
Kalchbrenner vorläufig als P. Schönbrunnensis benannt. Da jedoch
Fries erklärt, dass die Art seinem P. cephelloides, einer neuen
mexikanischen Art „nimis affinis“ sei, stehe sie sicherer unter dem
Namen. Lenzites mollis Heufler in Sched. Von Baron v. Ho-
henbühel im Garten des Theresianums zu Wien und in Absam
bei Innsbruck, von Baron Hausmann auf Planken des neuen
Friedhofes in Bozen, von Kalc hbrenner bei Wallendorf in der
236
Zips. Endlich 3. „Eine neue Kugeldistel-Art, von Dr. Em. Weiss.“
Echinops glandulosus Weiss. Diese eigenthümliche Kugeldistel
sammelte Dr. Weiss auf der Insel Syra- im Archipel, in Hecken
südl. von Wari, unweit des- Strandes am 16. Juni 1867, zu wel-
cher Zeit sie eben zu blühen anfing. Sie steht in der Mitte zwi-
schen der Sect. VI. Rytrodes Bunge, mit welcher sie die homo-
gamen Köpfchen und die Zahl der Hüllschuppe gemein hat, und
der Sect. V, Oligolepis Bunge, mit welcher sie bezüglich der
verschiedengeslaltigen Köpfchen, von denen die oberen eine oder
mehrere verlängerte dornige Hüllschuppe tragen, und der nach
unten und oben bärligen Schweife der Staubfäden übereinstimmt,
und käme in der analytischen Tafel der Sect. V. neben E. echi-
natus Roxb., in jener der Sect. VI. neben E. Bovei Boiss. zu
stehen, Dr. H. W. Reichardt legt eine Monsirosität von Krautia
arvensis vor, welche Dr. A. Neilreich von P. R. Erdinger in
Krems erhielt, bei welcher statt der lang gestielten Köpfchen au
der Spitze der Axen sitzende Blüten zum Vorschein kamen, wäh-
rend sich die Nebenaxen mit Blättern üppig entwickelt haben
Ferner legt er eine von E. Woloszczak am Kobenzl bei Wien
gesammelte Populus tremula mit üppig entwickelten männl. Kätz-
chen vor, die an der Spitze mehrfach getheilt erscheinen. Enillich
verliest er eine von Dr. J. B. Holzinger eingesendete Berichti-
gung zu seinem Beitrag zur Lichenenflora Mödlings (Verh. der
zool.-bot. Ges. 1863 p. 1003), wornach statt der daselbst erwähnten
Clodonia decorticata richtiger Cladonia neglecta zu sehen ist.
— Die k. ungarische Akademie der Wissenschaften
hat die Professoren Fr. Hazslinzsky und Kalkbrenner nach
Syrmien gesendet, um über das mykologische Werk von Schulzer
in Vinkovce einen Bericht zu erstatten, da derselbe seine lang-
jährige Arbeit der Akademie gegen ein Honorar von 4000 Gulden
und eine lebenslängliche Pension von 600 fl. angelragen hat.
— Die Universität zu Lund feiert heuer das Fest ihres
200jährigen Bestehens, ebenso der nalurhistorische Verein
der preuss. Rheinlande sein 25jähriges Gründungsfest.
— In der am 30. Mai }. J. abwehaltenen Jahresversammlung
des nalurwissenschaftllichen Vereines für Steiermark
wurde die Direktion für 1868/9 durch Neuwahl folgenderinassen
zusammengeselzl: Präsident: Herr Hofrath Prof. Dr. Fr. Unger;
Vice-Präsidenten: die Herren Prof. Dr. C. Peters und Prof. Dr.
R. Heschl; Sekretär: Prof. Dr. G. Bill; Rechnungsführer: Herr
Ingenieur G. Dorfmeister; Direktions - Mitglieder: die Herren
Prof» J. Pöschl, Dr. J. B. Holzinger, Prof. Dr. J. Gobanz und
Major Fr. Galterer.
— Die Wanderversammlung deutscher Land- und
Forstwirthe wird vom 31. August bis 5. September in Wien
stallfinden. Vom 29. August an wird auch das Taglatt der Ver-
sammlung ausgegeben. Für die sach'ichen Verhandlungen wird die
Bildung von sechs Sektionen vorgeschlagen, und zwar: Für Acker-
237
und Wiesenbau, Thierzucht, Forstwirthschaft, Wein- und Obstbau,
technische Gewerbe, Seidenzucht. Die Exkursionen werden erst am
letzten Versammlungstage unternommen, nachdem am Tage vorher
der Schluss der Verhandlungen erlolgt ist.
— Die Gartenbau-Gesellschaft von Triest hat sich in
eine Ackerbau-Gesellschalt umgestaltet.
mesono—
Literarisches.
— Von der Zeitschrift der k. k. Gartenbau- Gesellschaft in
Wien „der Gartenfreund* ist die 3. Nummer erschienen. Dieselbe
enthaltet ausser Angelegenheiten der Gesellschaft auch einen „Nach-
ruf an Jakob Klier* von Dr, Ed. Fenzl.
— Das k. k. österr. Central-Komite hat von seinem officiellen
Berichte der Pariser Ausstellung wieder einige Lieferungen heraus-
gegeben. In denselben berichtet Dr. J. Wiesner über die Stärk-
mehl-, Arrowroot-, Sago- und Tapioca-Sorten, dann über Würzen
und Reizmittel, so über Gewürze, Kaffe und Kaffesurrogate, Thee,
Cacao und Chokolade; weiters über die Mikroskope und mikrosko-
pische Präparate; endlich über Oelsamen, vegetabilisches Wachs,
Gerbematerialien und exotische Pflanzenfasern. Dr. J. Krükl be-
richtet über Tabak und Tabakfabrikate. J. Wessely berichtet über
Produkte der Forstwirthschaft und der forstlichen Industrie. Ä
— „Flora von Steiermark. Systematische Uebersicht der
in Steiermark wildwachsenden und allgemein gebauten blühenden
Gewächse und Farne. Mit Angabe der Standorte, der Blütezeit und
Dauer. Aus dem Nachlasse von Dr. Josef Karl Maly.“ Wien,
1868. Okt. XU. und 303 Seiten. Verlag von Wilhelm Braumül-
ler. — Dr. Richard L. Maly, der Sohn des verewigten Autors,
hat obige Flora nach den Aufzeichnungen seines Vaters, die der-
selbe bis zu seinem Tode gewissenhaft führte, redigirt und in einer
ganz vortrefflichen Ausstattung herausgegeben. Zuerst im J. 1838
erschien von Maly eine „Flora siyriaca*, im J. 1848 ein Supple-
ment hierzu, aber seit jener Zeit wurden in Steiermark nicht allein
viele neue Standorte, sondern auch eine beträchtliche Anzahl von
für das Gebiet neuer Pflanzen, ja selbst neue Arten aufgefunden.
Die Zusammenstellung alles dessen ergab obiges Werk, in welchem
2100 Arten in einer Anordnung nach dem Endlicher’schen
Systeme aufgezählt werden. Den einzelnen Arten sind beigegeben
ausser den Standorten und Blüthezeit auch noch die entsprechende
Hinweisung auf Koch’s Syn. .2. Aufl. 1846, die nothwendigsten
Synonyme und hie und da einige Bemerkungen, Bei den in Koch’s
Flora nicht angelührten Arten befinden sich die Beschreibungen.
Ein Register aller in der Aufzählung vorkommenden Arten schliesst
238
das Buch, in dessen Vorwort der Herausgeber u. a. sagt: „Für die
Freundlichkeit, mit der sich der Herr Verleger aus Pietät für den
Autor bereit erklärte, das Werk. in seinen Verlag zu übernehmen,
fühle ich mich verpflichtet, meinen besten Dank um so mehr aüs-
zudrücken, als es gerade die Idee der letzten Lebenswochen mei-
nes Vaters war, die Zusammenstellung jener Flora, deren Erfor-
schung die besten Jahre seines Lebens geweiht waren, der
Oeffentlichkeit zu übergeben und als anderseits der Kreis für den
die Arbeit bestimmt, ein vorwiegend vaterländischer, also doch
beschränkterer ist. Möge das Büchlein dem Autor ein mindestens
schwaches Andenken sichern, und möge es bei den die herrlichen
Berge und Wälder Steiermarks durchstreifenden Floristen jenes
freundliche Willkommen finden, welches für das Buch zu erringen
einem dahingeschiedenen grossen Freunde der Pflanzen ver-
sagt war!“
— Von Dr. Rabenhorst’s „Flora europaea Algarum“ ist
das 4. Heft erschienen, mit welchem das Werk schliesst. Beige-
geben ist diesem letzten Hefte ausser einem Verzeichnisse der
eitirten Schriftwerke und Sammlungen, dann einem Inhaltsverzeich-
nisse der Gattungen und Arten und einem solchen der Synonymen
auch noch das wohlgetroffene Porträt des Autors, welches gewiss
von allen seinen Verehrern mit grosser Freude begrüsst werden wird.
— Annuario scientifico ed industriale. Rivista annuale
delle scienze d’osservazione e delle loro applicazioni in Italia ed
all’ Estero con Esposizione dei lavori nazionali di stalistica per
Francesco Grispigni e Luigi Trevellini con la collaborazione
dei Signori Prof. F. Denza, Dott. Alberto Eccher, Prof. Fausto
Sistini, Dr. Luigi Pigorini, Prof. A. Targioni Tozzetti, Dr.
T. Caruel, Dr. C. Ancona, Dr. A. Moriggia, Dr. A. Ma-
riani, Prof. G. Generali. Ing. Magg. Odoardo Romiti. Anno IV.
1867 Firenze per gli Editori della Scienza del Popolo. Wir be-
grüssen in vorstehend aufgeführtem Werke ein Unternehmen, das
sich zur Aufgabe gestellt hat, um billigen Preis — der uns vorlie-
gende Band von 224 Seiten in Oktav, welcher die Astronomie,
Meteorologie, Physik, Chemie, Palaeoetnologie, Zoologie, verglei-
chende Anatomie, Botanik, Geologie, Mineralogie und Paleontologie
umfasst, kostet 2 Lire — 84 kr. Oe. W. Silber — das gebildete -
Publikum mit den neuesten Arbeiten namentlich Italiens bezüglich
eines grossen Gebietes des menschlichen Wissens bald nach Ab-
schluss eines jeden Jahres, bekannt zu machen. In dem von Dr.
Caruel in Florenz bearbeiteten Theile über Botanik finden wir
erwähnt die Arbeiten von Delpino (Assistent an der Lehrkanzel
für Botanik am Museum in Florenz), Dr. Licopoli (in Neapel),
Albarella Salvator in Neapel, Prof. Pasquale in Neapel, Ardoino,
Dr. Ascherson, Caruel, M. Anzi, Prof. Passarini, Prof. Pe-
dicini in Neapel, Ardissone, Gennari in Cagliari. Von den
Herren Cesati, Gibelli und Passarini steht ein analylisches
Compendium der italienischen Flora in Aussicht. In den Jahrbüchern
239
der Gartenbaugesellschaft des Herault bespricht Prof. Martins
von Montpellier das Klima und die Produkte des Pflanzenreiches
der Borromäischen Inseln im Lago Maggiore. Das Erbario critto-
gamico italiano sammt dem bezüglichen Commentario ebenso wie
die Arbeit von Garovaglio und Gibelli über die italienischen
Lichenen schreiten regelmässig fort. Dieselben veröffentlichten in
den Verhandlungen dor Societä italiana di scienze naturali die neue
Lichenengatlung Manzonia. De Notaris gibt in seinen „Penti-
menti* dem Bedauern Ausdruck, den jeder gewissenhafte Naturfor-
scher fühlt, wenn er sich der Fehler erinnert, die er begangen:
die Arbeit enthält sehr Interessantes über die Sphaerioceen. Zum
Schlusse wollen wir auf einen Passus in der Vorrede aufmerksam
machen; die Herausgeber sagen: In diesem Bande macht sich ein
Umstand geltend, auf welchen wir unsere Leser hinweisen zu
müssen glauben. Deutschen Arbeiten begegnet ınan häufiger als in
früheren Bänden ja in einzelnen Parthien bedingen sie geradezu
den Ton. Das ist nicht absichtlich geschehen: Bücher wie das vor-
liegende spiegeln dieVerhältnisse, unter welchen sie entstehen, zurück.
Das will sagen, dass die Aufmerksamkeit der Italiener sich nach
Deutschland wendet, dass sich die Berührungspunkte mit diesem
Lande mehren: wir verzeichnen diess als einen Fortschritt. Die
Zahl der Gelehrten und ihrer Leistungen in Deutschland ist eine
bedeutende: wir gewinnen viel, indem wir uns ihnen nähern. Die
Wissenschaft des Deutschen ist, wenn man so sagen darf, ernster,
als jene der Franzosen, welche bisher unseren Studien die Rich-
tung gaben. — Es ist nicht nationale Eitelkeit, die uns zur Wie-
dergabe dieser Worte veranlasst, sondern die Genugthuung darüber,
dass die Italiener ihrem eigenen Interesse Rechnung tragend mehr
als bisher sich direkt mit deutschen Arbeiten bekannt machen und
auch auf diesem Wege für die Verbreitung menschlichen Wissens
sorgen. B.
Botanischer Tauschverein in Wien.
Sendungen sind eingetroffen von den Herren: Oertel, mit Pflanzen aus
Thüringen; 'Kastropp, mit Pflanzen von Mannheim; Hanns, mit Pflanzen aus
Sachsen, Schlesien und den Polarländern; Bartsch mit Pflanzen aus Salzburg;
Dr. Rauscher, mit Pflanzen von Wien, Vagner mit Pflanzen aus Ungarn.
Sendungen sind abgegangen an die Herren: Reuss, Hackl, Resely,.
Mustatza, Falk, Jönsson, Nordstedt, Berggren, Kristof, Rauscher,
Strobl, Vrabelyi.
Folgende Sammlungen von Phanerogamen können von der Tauschanstalt
bezogen werden:
* 100 Arten aus der Flora von Ungarn und Siebenbürgen um 5 fl. = 3 Thlr.
410 Ner.
160 Arten Alpenpflanzen um 8 fl. = 5 Thlr. 10 Ngr.
100 Arten aus Scandinavicn und den Polarländern um 6 fl. = 4 Thlr.
Correspondenz der Redaktion.
Herrn J.: „3 Thlr 7%, Sbg. abgeschickt.“ — Herrn H. in H.: „Bitte das
Manuskript zu senden.“
240
BE Ba ee en nn ee ee ie ee ee see es ee ee Te
Inserate.
Zur hohen Beachtung für Bruchleidende.
Der berühmte Bruch-Balsam, dessen hoher Werth selbst in Paris
anerkannt, und welcher von vielen medieinischen Autoritäten erprobt wurde,
welcher auch in vielen tausend Fällen glückliche Curen hervorbrachte, kann
jederzeit direkt brieflich vom Unterzeichneten die Schachtel ä 4 fl. Oe. W.
gegen Einsendung des Betrages, da die Postnachnahme nicht stattfinden kann,
bezogen werden. Für einen nicht so alten Bruch ist eine Schachtel hinreichend.
J. J. Kr. Eisenhut in Gais, bei St. Gallen (Schweiz).
Von den vielen 1000 Zeugnissen folgt hier nur eines aus neuester Zeit.
Dem Herrn J. J. Kr. Eisenhut in Gais bei St. Gallen bezeuge ich hier-
durch, dass ich den von ihm bereiteten Bruchbalsam in mehreren Fällen an-
gewendet und stets günstige Erfolge nach dessen Gebrauch selbst bei ältern
Personen und veralteten Leiden zu beobachten Gelegenheit gehabt habe.
Insbesondere aber empfiehlt sich der gedachte Bruchbalsam bei Kindern,
wo ich in einigen Fällen in kurzer Zeit Heilung von Leistenbrüchen gesehen habe.
Alt-Berun, den 1. Juni 1868.
Reg.-Bez. Oppeln.
(LS:
Dr. Stark,
kön. Stabs-Arzt, Medic., Chirurg u. Geburtshelfer.
Verlag von F. A. Brockhaus in Leipzig.
Xenia Orchidacea.
Beiträge zur Kenntniss der Orchideen
von Heinrich Gustav Reichenbach f|il.
Zweiter Band. 1.—6. Heft: Tafel CI-CLX; Text Bogen 41 —18.
4. Geh. Jedes Heft 2 Thlr. 20 Ngr.
Von diesem für alle Botaniker und Freunde der Pflanzenkunde sowie für
Bibliotheken höchst wichtigen Werke ist kürzlich das sechste Heft des
zweiten Bandes erschienen.
Der erste Band, enthaltend 100 Tafeln und 31 Bogen Text, kostet
36 Thlr. 20 Ngr., gebunden 30 Thlr., und ist nebst einem ausführlichen Pro-
spekt (der sehr günstige Besprechungen des Werks, unter anderm von Prof.
Lindley, dem berühmten englischen Botaniker und Kenner der Orchideen, mit-
theilt) durch alle Buchhandlungen zu beziehen.
In unserem Verlag erschien soeben:
Utile cum dulci. Heft IV. Ungereimtes aus der Pflauzenanatomie und Phy-
siologie, oder kein Durchfall beim Examen mehr. Zu Nutz und Frommen aller
Botaniker und solcher, die es werden wollen. In schöne botanische Knüt-
telreime gebracht von Otto Hoffmann. Preis 10 Sgr.
Maruschke & Berendt,
Buchhandlung in Breslau, Ring, 7 Kurfürsten,
——————— ee BER
Redakteur und Herausgeber Dr. Alexander Skofitz. — Verlag von ©. Gerold’s Sohn.
Druck und Pavier der ©. Veberreuter'schen Buchdruckerei (M. Salzer).
Vesterreichische
Botanische Zeitschrift,
Gemeinnütziges Organ
für
Die österreichische Exemplare,
botanische Zeitschrift - - diefreidurch die Post be-
erscheint Botanik und Botaniker, zogen werden sollen, sind
den Ersten jeden Monats. blos bei der Redaktion
Man pränumerirt auf selbe (\» = - anne n Se Wieden, Neumang. Nr.7
Man pränumerirt auf selbe Gärtner, Oekonomen, Forsimänner, Aerzte, ir men 7
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die ganze Petitzeile so wie alle übrigen
10 kr, öst. W. N>- 8, Buchhandlungen.
XVIH. Jahrgang. WIEN. August 1868.
INHALT: Pyrenomycetum alig. n. sp. tirol. Von Dr. Auerswald. — Stcllaria glacialis. Von
Dr. Lagger. — Vegetationsverhältnisse Ungarns. Von Dr. Kerner. — Ausflug in das Facskoer
Gebirge. Von Pantocsek j. — Die europ. Sclerochloa-Arten. Von Janka. — Exkursionen auf
Belchen und Feldberg. Von Vulpius. — Phytographische Fragmente. Von Dr. Schur. — Cor-
respondenz. Von Bayer, Krenberger, Janka. Knapp. Pittoni. — Personalnotizen. — Vereine,
Gesellschaften, Anstalten. — Literarisches — Sammlungen. — Botanischer Tauschverein. — Inserate.
Pyrenomycetum aliquot novae species
tirolenses.
Auctore B. Auerswald.
Leptosphaeria Hausmanniana. Pyreniis minulissimis , puncli-
formibus, globosis, minute papillalis, atris, gregariis, papilla epi-
dermidem dealbatam perforantibus; paraphysibus simplieibus, filifor-
mibus; ascis clavalis, sessilibus, octosporis, membrana dupliei
visibili; sporis subquatriserialiter stipatis, fusiformibus, sirietis vel
leviter curvatis, utrinque aculis, 38 micromillimetra fere longis,
4 microm, latis, 3-septalis, luteolis, septis latis pellueidis.
Habitat in pagina superiori foliorum emortuorum Silenes
acaulis. Invenit Franciscus Liber Baro de Hausmann in cacumine
alpina. Amperspitze convallis tirolensis Antholz, alt. 8000° superante,
anno 1861. (Hb. Heufler.)
Mycologos varios hanc speciem hucusque pro Sphaerella
isariophora (Dmz.) habuisse verosimile est. Sat [requens esse
videtur, quia jam saepius e variis locis in manus mihi venit, sed
nunc prima vice in speciminibus tirolensibus organa reproduclionis
oplime evoluta vidi.
Gnomonia inaequalis. Pyreniis minulis, sparsis, globosis, alris,
Oesterr. botan, Zeitschrift 8. Heft. 1868. | 19
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acute papillatis papillaque epidermidem perforanlibus; ascis saccalis,
sessilibus, membrana dupliei non visibili, 8-sporis; sporis elongato-
pyriformibus, inaequaliter diblastis (uniseplatis), biseriatis, nubilosis;
cellula major superior ovalis, IO mierom. longa, 6 microm. lata;
cellula minor inferior obeonica, 4—5 mierom. longa, 4 microm. lata.
Hab. in caulibus aridis Lathyri sylvestris prope Seis Tirolis
meridionalis. Invenit Fr. L. B. de Hausmann anno 1867 (Hb.
Heufler).
Pyrenia quartam millimelri parlem eirciter aequantia, faciem
praebent vilem Phomae cujusdam, qua ex causa haec species
hucusque oculos fugisse videlur.
Thecaphora Tunicae. Sporis ovoideo-globosis vel subangulosis,
dense verrueculosis, brunneis, 20—40 el pluribus in vesicula globosa
agglomeralis, facile vesicula lacerata diffluentibus, 12 micromilli-
melra fere mentientibus.
Hab. in Tunica Sazifraga capsulas infestans et deformans.
Invenit F. L. B. de Hausmann prope Botzen die 28. Jun. 1867
(Hb. Heufler).
— —
Steltaria glacialis Laggeı
Von Dr. Franz Lagger.
Stengel 4—12 Zoll hoch, ausgebreitet oder aufrecht, vier-
eckig, olalt; Blätier gelblich oder dunkeigrün, sitzend, lanzettlich,
völlig kahl, an der Basis bis zum Drittel des Blattes
gewimper 1; die Blüthenstiele winkelständig oben fast doldentraubig;
Deckblätter weisslicht scariös; Kelchblättchen dreiner-
vig; Blumenblätter zweitheilig, kürzer wie der Kelch, Kapsel
derselben wenig überragend; Samen rundlich, braunwurzlicht mit
leicht vorspringendem Nabel.
Blüht vom Juni bis Oktober. e
Wurde 1866 im Oktober von Herrn Blanc, in Gletsch an
der Rhone, auf feuchtem Gletschersand, entdeckt, und 1867 im
Thal bei Münster, Zehnden Gombs, von Dominik Lagger, eben-
falls in der Nähe des dortigen Gletschers, an kleinen Bächen auf
Gletschersand.
Steht der Stellaria cerassifolia Ehr. am nächsten; unterschei-
det sich jedoch von dieser: durch gewimperte Blattbasis bis auf ein
Drittel derselben, weisslicht-scariöse Deckblätter, nervigen Kelch,
kürzere Blumenblätter, und oben fast doldentraubige Verästiung.
Freiburg in der Schweiz, 29. Juni 1868.
Die Vegetations-Verhältnisse des mitileren und östlichen
Ungarns und angrenzenden Siebenbürgens.
Von A. Kerner.
XIV.
319. Hypericum perforatum L. — Auf trockenen Grasplälzen,
an Waldrändern, in lichten Wäldern und in Holzschlägen durch
das ganze Gebiet. Im mittelung. Bergl. in der Matra bei Paräd und
Gyöng yös, auf dem Nagyszäl bei Waitzen, auf den Höhen der
Magustagruppe, in der Pilisgruppe am Keil tägohegy bei Csev, am
Piliserberg, bei Gran, P. Csaba, Visegräd und Set. Andrae, Öfen,
Promontor und Stuhlw eissenburg. Auf der Kecskemeter Landh. auf
allen trockenen Grasfluren von Waitzen über Pest, Pilis, Nagy
Körös nach Keeskemet. Ebenso auf der Debreeziner Landhöhe, im
Tapiogebiete und in der Tiefebene bei Nagy Käta, Czegled, Szol-
nok, Török Szti. Miklos, Debreezin. Im Bihariageh, bei Grosswar-
dein, Holodu, ‘Belenyes, Petrosa, Sedescelu, Halmaza, Nadalbesei,
Monesa, Körösbänya etc. Die höchsten im Gebiete beobachteten
Standorte auf dem Vervul Fericea bei Pelrosa, am Cärligatu ober
der Valea seca und auf der Kuppe des Plesciu. — Porphyrit,
Trachyt, Sienit, Schiefer, Sandstein, Kalk, tert. diluv. u. alluv.
Lehm- u. Sandboden. 75—1260 Met.
320. Hypericum quadrangulum L. — An Waldrändern und in
feuchten mit Gestäude bewachsenen felsigen Schluchten. Im Biha-
riageb. am Rezbänyaerzuge bei Sed6scelu nächst Rezbänya (der
tiefste im Geb. beobachtete Standort), auf der Margine, an der
Südseite des Vervul Biharii und in der Valea Cepei. Im Pelrosaer-
zuge am Vervul Bohodei, am Dealul Galitii und von da vereinzelt
bis zur Stäna Galbina herab. — Porphyrit, Schiefer, Sandst. —
Auf Kalk im Gebiete nicht beobachtet. — Fehlt im mittelung. Bergl.
u. im Tieflande. — 630—1640 Met.
321, Hypericum tetrapterum Fries. — An quelligen Stellen,
am Saume der Wassergräben, an Blusen und auf sumpfigen
Wiesen gewöhnlich mit "Epilobium hirsutum und Lysimachia vul-
garis. Im Inundationsgebiete der Donau bei Näna, Sct. Andrae,
Altöfen, Pest. Im Bereiche des Bihariageb. von Grosswardein über
das terl. Vorland bis Belenyes und an der schwarzen Körös ein-
wärts im Thale bis Fenatia; im Gebiete .der weissen Körös bei
Boros Sebes. Cilu und im Kessel Brateöia am Nordfusse des Ples-
eiu. — Kalk, tert. diluv. u. alluv. Lehm- u. Sandboden, 95—750 Met.
222. Hypericum montanum L. — In lichten Wäldern, ie
Waldblössen und in Holzschlägen selten. Im mittelung. Bergl. i
der Matra bei Paräd und in der Pilisgruppe auf dem Se ee
berge bei Ofen. Im Bihariageb. im Hintergrunde des Poienthales
Int
244
bei Petrosa und auf dem Suprapietra poienile bei Vidra. — Trachyt,
Sienit, Kalk. 400—1200 Met.
323. Hypericum umbellatum Kerner. -—— In Buchenwäldern
und in schattigen felsigen Schluchten. Im Bihariagebirge. Am
Plateau und am Nordabfalle des Suprapietra poienile bei Vidra im
Aranyosthale. (Mit Rücksicht auf die geringe Entfernung des Supra-
pietra poienile von dem Vulcanberge an der Grenze des Zaränder
Comilates, so wie mit Rücksicht auf die Uebereinstimmung beider
Berge in Betreff ihrer geognost. Verhältnisse, Seehöhe u. d. g.
glaube ich die Vermuthung aussprechen zu "können, dass das
Hypericum, welches Baumgarten auf dem Vulcan auffand und
als H. fimbriatum Lwk. bestimmte, hieher zu ziehen sein wird.)
— Kalk. 750—1100 Met,
324. Hypericum Richeri Vill. — An felsigen Stellen und auf
Grasplätzen, insbesonders gerne zwischen den Gebüschen von Ju-
niperus nana. Im Bihariageb. im Rezbänyaerzuge von der Margine
über den Vervul Bihärii, den Sattel La Jocu und die Cucurbeta
bis auf den Dealul boului. Im Petrosaerzuge auf dem Cornu mun-
tilor und entlang den ganzen Gebirgskamm über den Vervul Bo-
hodei und Vervul Britiei bis zum Vervul Botiesei und zur Vladeasa.
— Im Geb. nur auf Schiefer und Porphyrit, in anderen Floren aber
(z. B. am Krainer Schneeberg) auch auf Kalk beobachtet. 1560 bis
1770 Met. — An felsigen Standorten der höheren Region mit nie-
drigerem, armblütigerem und unten mehr niederliegenden Stengel:
H. androsaemifolium Vill., H. alpinum W. K.?).
!) Da die mit Ayp. Richeri Vill. zunächst verwandten Arten noch
immer vielfach konfundirt werden, so schalten wir hier eine analytische Ueber-
sicht derselben ein:
41. Der Rand der Kelchzipfel in drüsentragende Fransen aufgelöst, die
oberen Fransen so lang oder halb so lang als der (Juerdurchmesser der
Kelchzipfel . . nn 2.
Der Rand der Kelchzipfel gezähnt. Die Zähnchen gegen die
Spitze drüsig verdickt, vielmal kürzer als der (uerdurchmesser der
Kelchzipfet. ..,., tela5ı = e- Snajlesgafreiie IAlferter AR
2. Blätter dreimal so lang als breit, eilänglich , im unteren Drittel am
breitesten. Cyme locker, Cymenäste verlängert. Fransen der Kelch-
zipfel so lang oder fast so lang als der (uerdurchmesser der Kelch-
ZADLeL 2178, ZUR. H. Rochelü Grisb. et Schenk., H. Richeri Roch.
und der meisten deutschen botan. Gärten, nieht Vill.
Blätter zweimal so lang als breit, elliptisch, in der Mitte am brei-
testen. Die Aeste der Cyme kurz, und die Cyme daher zusammenge-
zogen. Die Fransen der Kelchzipfel höchstens halb so lang als der (Quer-
durchmesser der Kelchzipfel. . . . 7. Richeri Vill., H. androsaemi-
folium Vill., HA. alpinum Ww.K
3. Blütenstiele kürzer als der Kelch und die Blüten daher büschelig gehäuft.
Die Aeste der Cyme doldenförmig angeordnet, die Scheindolde zur Zeit
des Aufblühens von den zwei obersten grossen eirunden Blättern ein-
gehüllt. Die Deckblättchen sehr schmal lineal, mit langen Fransen be-
Setzt, welche die Breite des Deckblättchens wenigstens um das doppelte
überrag en’. . . . HH. umbellatum Kern.
Blütenstiele so lang . als der Kelch und die Blüten daher nicht
245
325. Hypericum hirsutum L. — In Wäldern und Holzschlägen,
insbesonders an quelligen feuchten Plätzen. Im mittelung. Bergl.
in der Matra bei Paräd, in der Magustagruppe massenhaft in den
Holzschlägen am Spitzkopf bei Gross Maros, in der Pilisgruppe bei
Visegräd, Sct. Andrae und Pomäsz, an der Nordseite des Piliser-
berges, zwischen Maria Einsiedel und dem Leopoldifelde, dann ober
dem Saukopf im Auwinkel, am Schwabenberg und im Wolfsthale
bei Ofen. Auf der Kecskemeter Landhöhe häufig in den Monor-
Piliser Wäldern. Im Bihariageb, bei Grosswardein und Monesa. —
Trachyt, Kalk, tert. u. diluv. Lehm- und Sandboden. 95—300 Met.
326. Tilia grandifolia Ehrh. — (T. platyphyllos Scop.) —
In Wäldern; meist eingesprengt, sehr selten auch in kleinen Be-
ständen. Im mittelung. Bergl. sehr verbreitet in allen Gruppen. In
der Matra auf allen höheren Bergen, in der Magustagruppe auf
dem Spitzkopf bei Gross Maros; am Grat des Nagyszäl bei Waitzen,
in der Pilisgruppe am Visegräderberg bei Szt. Läszlö, in den Wäl-
dern der Berge zwischen Visegräd und Sct. Andrae, an der Nord-
seite des Ketägehegy bei Csev, auf der Slanitzka bei P. Csaba, auf
dem Lindenberg und Johannisberg, im Auwinkel und auf dem
Schwabenberg und insbesonders im Wolfsthale bei Ofen, wo sie
einen kleinen fast reinen Bestand bildet. Im Bihariageb. nur im
höheren Berglande am Rande des Batrinaplateaus auf den Höhen
zwischen Rezbänya und Petrosa, dann am Vasköher Kalkplateau
auf dem Vervul Ceresilor bei Monesa und in der Hegyesgruppe
auf den Höhen der Chiciora südöstlich von Buteni. — Trachyt,
Sienit, Schiefer, Kalk, Sandstein. 220--820 Met. — Fehlt urwüch-
sig im Tieflande, wird aber daselbst in Parkanlagen etc. kultivirt.
Ein vereinzeltes von mir auf der Kecskemeter Landhöhe im Mo-
norer Walde beobachtetes Exemplar ist wohl gleichfalls nicht als
ursprünglich wild anzusehen.
327. Tilia parvifolia Ehrh. — (CT. silvestris Desf.) — In
Wäldern, nur eingesprengt und weit seltener als die frühere Art.
Im mittelung. Bergl. in der Pilisgruppe hinter der Ruine Visegräd,
am Kishegy bei Csev, im Auwinkel und am Schwabenberg bei
Ofen. Im Bihariageb. auf dem tert. Vorlande zwischen Grosswar-
dein und Belenyes bei dem Bischofsbade und bei Hollodu, am
Rande des Batrinaplateaus auf der Pietra lunga hinter Rezbänya. —
Trachyt, Kalk, tert. Lehmboden. 100—600 Met. — Steigt nicht so
hoch in’s Gebirge wie die frühere Art, fehlt aber urwüchsig auch
büschelig gehäuft. Die Aeste der Cyme traubig angeordnet. Die ober-
sten Blätter, die aufblühende Cyme nicht einhüllend. Die Deckblättchen
lineal, mit Fransen besetzt, welche die Breite des Deckblattes nicht
überragen.; ie .eı Salieloelue ne H. BurseriSpach., H. maculatum Ors. in
Reichb. Icon. VI. pag. 69, nicht All. — „A. maculatum
All.?“ Fuss Fl. transs. 133. — 7. Richeri Schur, nach den
mir vorliegenden von Schur bei Talmatsch gesammelten
und unter den Namen H. Richeri ausgegebenen Exem-
plaren.
246
dem Tieflande und ist dort, wo sie im Bereiche des Tieflandes an-
getroffen wird, nur kultivirt.
328. Tilia argentea Desf. In Wäldern; eingesprengt. An
einigen Fundorten mit der einen oder anderen der beiden früheren
Arten. Am Rande des mittelung. Berglandes, aber nur im südlichsten
Theile unseres Gebietes bei Vajta in der Stuhlweissenburger Nie-
derung. (Hier der nördlichste Standpunkt in dem Gelände am rechten
Ufer der Donau.) Im Bihariageb. dagegen sehr verbreitet. Auf den
Berghöhen südlich vom Bischofs- und Felixbade bei Grosswardein,
auf der Mogura und bei Mediadu im Damoser Kalkplateau, am
Bontoskö bei Petrani, am Südrande des Batrinaplateaus auf dem
Dealul Galitii, der Mogura seca, den Sienitfelsen hinter Petrosa
und auf der Pietra lunga bei Rezbänya; viel häufiger und mit
schönerem kräftigerem Wuchse in der Gruppe des Plesiu bei Res-
cirala, am Vervul Ceresilor bei der Ruine Desna und insbesonders
in der Umgebung von Monesa; die schönsten und herrlichsten
Bäume aber im südöstlichsten Theile des Gebietes in der Hegyes-
gruppe von Chisindia bis auf die Chieiöra und im Thale der weissen
Körös über Jöszäsz, Plescutia, Liesa, Halmaza, bis auf den Dealul
vultiucluiului bei Körösbänya. — Trachyt, Sienit, Schiefer, Kalk,
tert. u. diluv. Lehm- und Sandboden. 150-705 Met. — Fehlt im
Tieflande und auch an der siebenbürgischen Seite des Bihariage-
birges in den Thälern des Aranyos und Szamos. Im Parke bei dem
Bischofsbade nächst Grosswardein, bei Lasuri, bei dem Schmelzofen
von Rezbänya, bei Robagani, im Parke zu Vatia und an vielen
anderen Punkten im Gebiete nur gepflanzt.
329. Malva silvestris L.— An Dämmen, Flussufern, Strassen,
wüsten Plätzen in Städten und Dörfern, am Rande von Weinber-
gen und auf bebautem Lande durch das ganze Tiefland und die
Thäler des Berglandes. Paräd, Waitzen, Gran, Ofen, Stuhlweissen-
burg, Pest, Monor, Nagy Körös, Szolnok, Grosswardein,, Belenyes,
Rezbänya, Buteni, Körösbanya, Valia. Dringt stellenweise bis in
ganz abgelegene Winkel des Berglandes vor und findet sich bei-
spielsweise im Bereiche des Bihariagebirges noch in den Dörfern
Rieni, Campeni und Colesci. — Trachyt, Schiefer, Kalk, tert., diluv.
und alluv. Lehm- und Sandboden. 75—480 Met.
330. Malva rotundifolia L. — Auf Schuttplötzen in den Dör-
fern, an Dämmen und Flussufern, auf Viehweiden und an Wegen
durch das ganze Tiefland und die Thäler des Berglandes. Häufig
in Gesellschaft der früheren Art, aber im Tieflande noch verbrei-
teler als diese. Der höchste im Gebiete beobachtete Standort im
Dorfe Vidra im Aranyosthale. — Schiefer, Kalk, tert., diluv. und
alluv. Lehm- und Sandboden. 75—660 Met.
331. Malva borealis W allr. — An gleichen Standorten, wie
die beiden früheren Arten, aber nur auf das Tiefland beschränkt.
Hier vorzüglich auf Viehweiden, an zeilweilig überschwemmten
Plätzen im Inundationsgebiete der Donau, Theiss, Körös, Bereityo.
Stellenweise auch mit Halophyten auf salzauswitterndem Boden, so
247
z.B. im Tapiogebiete, auf der Keeskemeter Landhöhe und massen-
haft auf der Steppe an der Zagyva nördlich von Szolnok. — Dil.
und alluv. Lehm- und sandiger Lehmboden. 75—100 Met.
Malva Alceı L. Am Berge Somlyö bei dem Bischofsbade nächst Gross-
wardein (Steffek). — Diese Angabe scheint mir aber einer Bestätigung zu
bedürfen. Ich fand auf den Kalkhöhen hinter dem Bischofsbade nur Althaeca
hirsuta, welche von Steffek in seiner Aufzählung der bei Grosswardein beob-
achteten Pflanzen nicht erwähnt wird, und es drängt sich mir daher die Ver-
muthung auf, dass Steffek die Althaea hirsuta für Mulva Alcea genom-
men habe. }
332. Althaea hirsuta L. — Auf bebautem Lande, an Eisen-
bahndämmen und auf wüsten Plätzen in den Dörfern; seltener auf
steinigen grasigen Plätzen des niederen Berglandes. An sehr zer-
streuten Standorten und in der Regel nur in geringer Individuen-
zahl. Ofen, Monor, Pilis, Czegled, Bekes, Grosswardein. Kalk.
tert., diluv. und alluv. Lehm- und Sandboden. — 75—250 Met.
333. Althaea cannabina L. — Bestandtheil des Gestäudes,
welches an den Böschungen der Hohlwege, an steinigen wüsten
Plätzen und lehmigen Abrissen niederer Berge, am Saume von
Weingärten und Aeckern den Boden bekleidet. Im mittelungarischen
Berglande in der Pilisgruppe an Weingartenrändern bei Gran, in
dem Weingebirge bei Sct. Andrä, an der Südwestseite des Adlers-
berges bei Ofen und massenhaft am lehmigen Abhange ober dem
Kaiserbade bei Altofen. Nach Steffek auch an der schnellen Körös
bei Grosswardein. — Diluv. und alluv. Lehmboden. 95— 220 Met.
334. Althaea offieinalis L. — In feuchten Wiesen- und Stras-
sengräben, auf dem schlammigen Boden der Flussufer, auf zeit-
weilig überschwemniten Wiesengründen und im östlichen Theile
des Gebietes besonders auch auf Schuttplätzen in den Dörfern. Im
mittelung. Bergl. bei Reesk in der Matra. Im Tapiogebiele bei Bag
und N. Käta. Im Inundationsgebiete der Donau bei Näna. Visegräd
und Sct. Andrä, bei den Bittersalzquellen südlich vom Blocksberge
bei Ofen, ferner bei Martonväsar, am Velenezer See und in der
Särviz bei Stuhlweissenburg. Sehr häufig auf der Keeskemeter Land-
höhe bei Pest, Soroksar, Alberti, Pilis, Nagy Körös. Auf der De-
breeziner Landhöhe bei Vallay und Debreczin. Im Vorlande und in
den Thälern des Bihariagebirges bei Grosswardein, Lasuri, Bele-
nyes, Buteni, Chisindia, Jöszäsz, Cilu. In der Tiefebene mit @lyeir-
rhiza echinata und Euphorbia lucida stellenweise massenhaft im
Inundationsgebiete der Theiss bei Tisza Füred, Szolnok und Szege-
din. — Diluv. und alluv. Lehm- und lehmiger Sandboden,. 75 —
205 Met.
335. Althaea pallida W. K. — Auf steinigen und sandigen
trockenen Grasplätzen, in Hohlwegen, an Eisenbahndämmen, Acker-
und Weinbergsrändern, seltener auch zwischen niederem Buschwerk
auf felsigen Berghöhen. Im ınittelung. Bergl. am Blocksberge und
hinter dem Adlersberg gegen das Wolfsthal bei Ofen, dann bei
Gran und Teteny. Auf der Keeskemeter Landhöhe bei Nagy Körös.
248
Auf dem Lössrücken des Viniszni vrch, im Tapiogebiete und in der
Niederung am Fusse der Matra bei Peczel, Gomba, Tö Almäs, Hat-
van, Arokszälläs. In der Tiefebene bei Kömlö, Egyek, Tisza Füred,
Nagy Källo. Im Bihariageb. bei Grosswardein und unter der Schloss-
ruine von Desna. — Trachyt, Kalk, tert,, diluv. und alluv. Lehm-
und Sandboden. 75—220 Met.
336. Lavatera thuringiaca L. — In lichten Wäldern und Holz-
schlägen, an Weinbergsrändern und zwischen Gebüsch an den Bö-
schungen der Hohlwege und Dämme. Im mittelung. Bergl. auf der
Matra bei Paräd, auf den Bergen der Magustagruppe bei Gross-
Maros und Zebegeny, in der Pilisgruppe am Spissberg und kleinen
Schwabenberg bei Ofen. Auf der Kecskemeter Landhöhe und auf
der Puszta Csörög bei Waitzen, dann häufig längs der Eisenbahn
von Pest bis Albertli und Irsa, ebenso häufig in den Wäldern bei
Monor und Pilis und auf Puszta Peszer bei Als6ö Dabas. Im Vor-
lande des Bihariagebirges im Thale der weissen Körös bei Chisindia
nächst Buteni, bei Plescutia und Jöszäsz. An dem letztgenannten
Orte mit Inula Helenium am Körösufer in ungeheurer Menge. —
Trachyt, Kalk, tert., diluv. und alluv. Lehm- und Sandboden. 95 —
220 Met.
337. Hibiscus ternatus Cav. — Auf bebautem Lande, auf
Schuttplätzen, an Flussufern und Eisenbahndämmen, durch das ganze
Tiefland und die niederen Thäler des Berglandes, Paräd, Näna,
Waitzen, Pest, Soroksar, Heves, Böszörmeny, Teglas, Szolnok, Tö-
rök Szt. Miklös, Grosswardein, Belenyes, Vasköh, Halmaza, Körös-
banya. Der höchstgelegene im Gebiete beobachtete Standort im
Dorfe Petrosa im Bihariagebirge. — Tert., diluv. und alluv. Sand-
boden und sandiger Lehmboden. 75—320 Met.
Hibiscus Trionum L. wurde wildwachsend in Ungarn bisher nicht be-
obachtet.
338. Abutilon Avicennae Gärtn. — Auf dem ausgetrockne-
ten Schlammboden am Ufer der Flüsse, auf feuchten Aeckern, an
Dämmen und auf wüsten Plätzen in den Städten und Dörfern. Im
Inundationsgebiete der Theiss stellenweise in ungeheurer Menge
und bei Szolnok und Szegedin ganze Strecken bedeckend. In der
Körösniederung bei Bors. Seltener auf der Kecskemeter Landhöhe
bei Nagy Körös und im Donauthale bei Näna und Pärkäny. — All.
und diluv. Sand- und Lehmboden. 75—100 Met.
Kitaibelia vitifolia Willd. — Einige Exemplare als Gartenflüchtlinge
oder eingeschleppt im Stadtwäldehen bei Pest im Jahre 1856 beobachtet.
Später dort wieder spurlos verschwunden.
249
Ausflug in das Facskoer oder Naklate
Gebirge.
Von Josef Pantocsek jun.
Das Facskoer oder Naklate Gebirge, ein Zweig des Veterna-
Stola Gebirges, erstreckt sich von der Uplazer Erhöhung S. W. in
die Facskoer Vertiefung. Es ist im N. O. des Neutraer Komitates
gelegen, grenzt im N. mit der Thuroczer und Trencsenyer Gespan-
schaft, im ©. mit der Thurocz. Die höchsten Spitzen sind der
Nasenstein (Naklate): 4248° A, sein Nachbar der öst. gelegene
Revan und der beiden vis-a-vis gegen $. gelegene Gersper.
Zwischen Gersper und Revan führt die Gebirgsstrasse von Gajdel
nach Facskö, neben welcher fast parallel die Neutra fliesst, die
ihren Ursprung am Fusse des Gersper in einem Felsen hat. An-
fangs ist sie unansehnlich, doch schon in einer Entfernung von
300 Schritten wird sie ein murmelnder Gebirgsbach, der vielen
Forellen zum Elemente dient. Das Gebirge, welches aus Kalk und
Dolomit besteht, zieren schöne gemischte Waldungen; die dem
Orte Gajdel östl. gegenüber liegende Bergseite aber ist mit Pinus
Larix L. bepflanzt. Die Gipfel sind herrliche Bergwiesen, die be-
sonders am Nasenstein auch mit Alpenpflanzen geschmückt sind.
Dieses Gebirge zu besuchen war längst mein Plan, welcher
im Anfange des Monates August 1867 auch ausgeführt wurde.
Den 4. Nachmittags verliess ich Gr. Tapolcsäny und kam
Abends in Privitz im Gasthof an, wo ich, da den nächsten Tag
hier Markt gehalten wurde, folglich alle Zimmer besetzt waren,
die Nacht angezogen im Speisesaal verbringen musste, bis es end-
lich 4 Uhr schlug und mich der gemiethete Wagen, meinen Leiden
ein Ende machend,, nach dem 3 Meilen entfernten Dorfe Gaidel
führte, welches am Fusse des Facskoer Gebirges liegt. Da die Woh-
nungen von einander in einer Entfernung von '/,, Meile zu liegen
kommen, so ist es gar kein Wunder, dass man auch eine Stunde
braucht, bis man von einem Ende des Dorfes zum andern gelangt.
Die Wohnungen sind meist stockhohe Blockhäuser, deren eben-
erdige Zimmer nicht selten in Gemeinschaft mit Ferkeln, die im
Stockwerke gelegenen mit Geflügel bewohnt werden. Die Bauern
sind Deutsche (Hauderbulzen), doch versteht ihr Idiom kaum der
am geläufigsten deutsch Redende, sie sprechen auch slavisch, einige
sogar ungarisch. Im Sommer verlässt ein grosser Theil Männer und
Weiber das Dorf, um im Schnitte etwas zu verdienen, wesshalb
es auch schwer ist, einen tauglichen Führer zu finden.
Hier kam ich um 7 Uhr Früh an; nachdem ich meine zuam-
mengerüttelten Gebeine im Wirthshause gestärkt, sah ich gleich
nach einem Führer, welchen ich nach langem Suchen endlich gegen
einen Lohn von 1 fl. 50 kr. auf 2 Tage mit der Bedingniss mie-
250
thete, dass er die eine Nacht mit mir im Gebirge zubringe. Im
Wirthshause suchte ich vergebens nach Proviant, denn ausser
stahlharten Semmeln, bitterm Wein und ausgezeichnetem Käse, be-
kommt man hier gar nichts. Indem ich mich daher mit einem
Quantunı Käse und Brot begnügen musste, begaben wir uns auf
den Weg.
Beim Wirthshaus bogen wir einen Seitenweg ein, der uns
zur Gebirgsstrasse führte, welche in den slavischen Ort Fucsk6
führt. Noch nahe dem Dorfe fand ich in einem Wassergraben eine
Chara. Neben der Strasse bis in das Gebirge breiten sich schöne
Wiesen aus, welche meist von der Neutra durchbrochen werden
und im Gebirge auch sumpfig zu nennen sind. Sie boten mir, da
dort das Vieh schon weidete, wenige Ausbeute, ich sammelte:
Galium tricorne Witlh.? Achilles Millefolium v. crustata, Lyst-
machia vulgaris L., Lathyrus pratensis L., Asperula AparineSchtt.,
Ranunculus Flammula L.. R. polyanthemos L. — An der Strasse
und am Waldrande: Oxalis Acetosella L., Vaceinium Myrtillus L.,
Poa nemoralis L., Brachypodium sylvaticum R. Sch., Carex syl-
vatica Huds., Leontodon hastilis L. ß. glabratus, Thymus monta-
nus WK., Galeopsis Tetrachit L., Euphrasia offieinalis L., Epilobium
montanum L., E. angustifolium L., Sedum acre L., S. album L., Se-
necio nemorensis L., Cephalanthera rubra Rich., ©. pallens Rich.,
Epipactis latifolia All., Listera ovata R. Br., Arabis arenosa Scp.
Bei einem ausgetrockneten Bachgraben, den mein Führer
Steingrund nannte, schlugen wir den Weg in den Wald ein,
welcher uns dem steilen Revan zuführte. Hier beobachtete ich:
Atropa Belladona L., Viola mirabilis L., Lactuca muralis Gärt.
Langsam aufwärts steigend, gelangten wir zu einer herrlichen
Bergwiese, wo ich: Campanula glomerata L., C. rapunculoides L.,
©. patula 1., Gentiana cruciata L. Rhinanthus Christa galli L.,
Phyteuma orbieulare L., Centaurea phrygia L., CO. Scabiosa L.
ß. major sammelte. Von hier aus gingen wir wieder eine Sireke
im Walde, an dessen Rande angekommen ich Folgendes sammelte):
* Oampanula latifoliaL., Stachys alpina L., Laserpitium latifolium L.
a. glabrum, Pimpinella magna 1., ß. laciniata W alr., *Heracleum
angustifolium Jeg. Hier beginn! schon der Revan eine Bergwiese
zu sein, welche höher auf eine kurze Strecke von Gebüschen unter-
brochen wird. Hier findet man: Veratrum album L., Gentiana Ama-
rella L., Potentilla Tormentilla Sep., Alchemilla vulgaris W illd.
ß. pillosa, Dyanthus CarthusianorumL. (eine grossblättrige Varietäl),
Hypericum tetrapterum Kries. Zwischen dem Gebüsche: Aconi-
tum Lycoctonum L., Hacquetia Epipactis DU., Cirsium Erysithales
Scep., Astrantia major L., Knautia sylvatica Dub. Um von hier aus
auf den Gipfel des Berges zu gelangen, braucht man noch über
!) Die mit einem * bezeichneten Arten werden weder im Prodromus
des Herrn Knapp, noch von Herrn Krzisch in seiner Flora des Komitates
Ober-Neutra erwähnt
251
eine Stunde, welche durch das leichte Ausglitschen und die Steil-
heit des Berges recht: sauer wird.
Oben angelangt, überraschte mich nicht nur Scabiosa lucida
Vill. und Certraria islandica, sondern auch eine prachtvolle Aus-
sicht, denn das Auge konnte im N. bis zur schlesischen Grenze
und in die Zips, im W. nach Mähren, im $. im Neutraer, im O. im’
Thuroczer Komitat schweifen. Besonders schön nahmen sich im N.
die hohe Tatra, das Schloss Arva und die Streesnoer Ruine aus.
Im W. bot ein herrliches Bild die unstete, an manchen Stellen
sichtbare Waag, im S. die bei Komorn in die Waag mündende
Neutra, welche gleich einem Silberbande das schöne Neutrathal
durchströmt, im ©. die Sohleralpen und die einem Garten ähnliche
Thurocz mit ihren Ortschaften, von welchen eine am Fusse des
Revan in einer Vertiefung liegt und Vrielö heisst. Nachdem ich
diess herrliche Bild genügend "genossen, mein Material geordnet
und meinem Magen Genüge geleistet habe, entschloss ich mich den
westl. vor uns gelegenen” Nasenstein (Naklate) zu besteigen, was
sehr leicht geht, da man nur dem, die Gipfel beider Berge verbin-
den Sattel zu folgen braucht,
Eine Strecke geht man in einem Walde, an dessen Rande ich
Veronica offieinalis L. und weiter Ozalis Acetosella L. häufig sah.
Die Spur eines Steges verfolgend, gelangten wir zu einer Quelle
und ven hier aus zu den Dolomit- Riesenfelsen des Nasensteins, der
den Gipfel des Berges bildet und seiner Gestalt halber dem Berge den
Namen verlieh. Um diesen Felsen führt ein kaum klafterbreiter Weg,
doch umging ich ihn nicht, da mich der heftige kalte Wind und
der schreckliche Faeskoer Abgrund zurückschreckten. Auf das bei
zwei Joch fassende Plateau des Gipfels ist es gar leicht zu gelan-
gen, da es sich sehr mässig erhebt. Hier erfreute mich eine präch-
tige Voralpenflora, denn auf dem Felsen sammelte ich: Sazifraga
Aizoon Jeq., *Hieracium furcatum Hopp. auch Orepis virens Vill.
y. pectinata Rich.; auf dem Plateau: *Ranunculus montanus W ild.,
*Androsace lactea L., Alsine laricifolia*) Wahl., *Thesium alpi-
num L., Veronica saxatilis Scp.,. Galium pusillum L., Calamintha
alpına Lam., Campanula rotundifolia L., Polygala amara L., Sela-
ginella. War die Aussicht schon auf dem Revan schön, so war sie
hier es noch mehr, da ich da höher als auf jenem stand.
Eingetretener Nebel und Kälte veranlassten mich bald den
Rückweg anzutreten. War das Bergaufsteigen beschwerlich, so war
es bergab noch mehr; dennoch kam ich wohlbehalten beim Kreuze
an der Strasse an, von wo aus wir uns in eine Vertiefung nahe
der Neutraquelle begaben, wo wir die Nacht zubrachlen.
Früh besuchte ich die Neutraquelle (Arschgrupp) und sah
nach den hier wachsenden Pflanzen, von denen ich Geranium syl-
!) Diese Pflanze gibt Herr Knapp in seinem Prodromus f. €. Nitriersis
an und eitirt Kitaibel, der sie auf dem Zobor bei Neutra gesammelt hätte,
doch fand sie dort meinem Wissen nach kein jetzt lebender Botaniker.
252
vaticum L., @. palustre L., Nasturtium officinale R. Br., Hacquetia
Epipactis DC. einlegte. Regen und die Ungeduld meines Führers
bewogen mich von dem Gebirge zu scheiden und mich in das Dorf
zu begeben, wo mir, im Gasthause angelangt, zwei von meinem
Führer unterwegs gefangene Forellen, nach zwei Tagen das
erste warme Mahl boten. Gegen 4 Uhr Nachmittags trennte ich.
mich von dieser für Botaniker so interessanten Gegend, mit dem
Vorsatze sie recht bald wieder zu besuchen.
Schliesslich noch die Bemerkung, dass nach der Aussage
meines Vaters, Joseph Pantocsek, der mit Herrn A. F. Lang
und auch mit Herrn Kustos Partsch diese Gegend besuchte, hier
auch: Potentilla aurea L., Cortusa Matthioli L., Soldanella alpinal.,
Arctostaphylos officinalis W. G. und Cypripedium Calceolus ge-
sammelt wurden.
Gran, im Jänner 1868.
en ——
Die europäischen Sclerochloa-Arten.
Von Vietor v. Janka,
1. Glumae valde inaequales: superior valide 7-nervis, palea
utraque apice truncata vel emarginata:
Sclerochloa dura P. de Beauv.
Glumae subaequales, superior 3-nervis; palea inferior
obtusa v. acuta, superior 2-dentata. 2.
2. Inflorescentia spieiformis loliacea disticha v. subdisticha, pe-
dicelli omnes brevissimi rhachi adpressi:
Scl. loliacea (Catapodium loliaceum Link., Scleropoa
loliacea Godr. Gren.)
Inflorescentia racemosa v. paniculata inaequaliter di-.
chotoma. 3.
3. Inflorescentia demum divaricata; bifurcationes in sinubus spi-
culam brevissime pedicellatam gerentes. 4.
Spieulae in bifurcationum sinubus nullae; inflorescentia
numquam divaricata. 6.
4. Spiculae sub-3-florae; palea inferior cuspidato-acuta:
Scl. memphitica (Scleropoa memphitica Parl.)
Spieulae 5—12-florae; palea inferior obtusa v. obtusius-
eula breviterque mucronata. 5.
5. Spiculae lineares 8—12-florae:
Sel. divaricata Link. (Festuca divaricata D est.,
Scleropoa Parl.)
Spiculae ovato-lanceolatae 5 —8-florae:
Scl. maritima Link.
253
6. Glumae acutae, carina scaberrimae; palea inferior acutius-
cula, acute-carinata, utrinque valide 2-nervis; culmi superne
scabri: Scl. hemipoa Guss.
Glumae obtusae, carina laeves; palea inferior obtusa
saepius mucronulata, obtuse carinata, obscure nervata, culmi
laevissimi: Sel. rigida Link.
Szt. Gothard in Siebenbürgen, am 2. Juni 1868.
Meine Exkursionen auf Belchen und Feldberg im Sommer 1867.
Von Vulpius.
I.
Mittwoch den 5. Juni Nachmittags bei schönem Wetter auf
die Sirnitz, wo Nachtlager gehalten wurde.
‚Donnerstag den 6. nahm ich bei meinem Gehen dem Belchen
zu, das Hutwegchen, das vom hintern Heubrunnen durch den Wald
an der Westseite des Belchen hin nach der Krinne führt, um den
Taxus baccata zu suchen, dessen Standort in diesem Gneissge-
birge mir von dem Herrn Forstinspektor Gerwig in Freiburg ver-
mittelst eines genauen Kärtchens war explieirt worden. Und an
diess Kärtchen mich haltend, fand ich den Taxus auch in mehreren
Stämmen ober dem Hutwegchen in gerader Richtung von den zwei
Felsenhörnern herab. Den Felswänden entlang steigend, und dann
über die Grashalde zwischen den Hörnern hinauf, traf ich eine
herrliche Vegetation in Blüte von Ranunculus aconitifolius und nemo-
rosus, Valeriana tripteris, Centaurea montana, Geranium sylvati-
cum, Polygonum Bistorta, Saxifraga Aizoon bedeckte und überhing
mit seinen Polstern und Blüthebüscheln alle Felsen. Auch Apargia
alpina und Meum athamanticum fingen zu blühen an; Veronica
sazatilis hingegen hatte es noch nicht so weit gebracht. Das Bel-
chenhaus. fand ich verschlossen und noch unbezogen. Um aber zu
hören, wie es damit stehe, ging ich in Schönau zum ersten Be-
amten, von dem ich nun erfuhr, dass vor zwei Tagen endlich ein
Wirth sich gefunden habe, der die Wirthschaft droben übernehmen
wolle, und sie in drei Wochen eröffnen werde. So war ich nun
doch einmal in Betreff dieses Punktes beruhigt. In Todnau im
Ochsen wurde ein Schoppen getrunken; in Fahl, dem hintersten
Dörfchen am Fusse des Feldberg, beim Tobias wieder einer, und
dann ging’s noch hinauf auf den Feldberg, wo ich in der Todnauer
Hütte übernachtete.
Am Morgen des 7. Juni, beim Ansteigen von der Hütt? um
254
Höchsten traf ich auf eine Form von Veronica serpillifoka, von der
ich dachte, es könnte vielleicht die in den letzten Jahren auf den
höchsten Vogesen gefundene Veronica serpillifolia borealis Laesta-
dius sein. Seither hatte ich Gelegenheit diese Pflanze Herrn Pro-
fessor Becker in Mühlhausen sehen zu lassen, welcher als Vor-
stand vom Elsässer Tauschverein dieselbe kennen muss und meine
Vermuthung erhielt durch ihn Gewissheit. Er erklärte auf’s bestimm-
teste, dass es die ganz gleiche Veronica sei wie die in den Vogesen.
Die Nordseite des ganzen Feldberges in mehr als 1 Stunde Aus-
dehnung lag noch mit schweren Schneemassen belastet; über die
oberste freie Höhe hin standen jedoch Potentilla aurea, Meum atha-
manticum und Muttelina im Anfange ihrer Blüthe. An Schneebäch-
lein, die sich in’s Zarstler Loch stürzen, fand ich noch lieblich
blühende Soldanella alpina. Nachdem ich im Gasthof den Mittag
verbracht und ein Gewitter abgewarlet, setzte ich später meinen
Weg fort nach Aha und Schluchsee. Durch das viele Regnen hatte
der See einen hohen Stand und war- fast unnahbar wegen Sumpf
und Morast; das anstossende Torfmoor indessen stand voll des nie-
dlichen Eriophorum alpinum und im quatschenden Sphagnum blühte
gerade Scheuchzeria palustris und DZ Carex, wie limosa,.
canescens, stellulata etc.
Am 8. Juni Früh nahm ich meinen Weg von Schluchsee nach
Aha, Altglashütte, Bärenthal, Erlenbruck, Hinterzarten und durch’s
Höllenthal nach Freiburg. Bei Altglashülte zeigte sich mir die erste
Crepis suceisaefolia, am häufigsten trat sie bei Hinterzarten auf und
einzeln noch durch’s Höllenthal heraus; immer hielt sie sich längs
dem Weg hin am Rande der Wiesen und hie und da leistete ihr
Phytheuma nigrum Gesellschaft. Die Felswände in der Hölle hatten
sich geschmückt mit Saxifraga Aizoon. Von Freiburg brachte mich
der Zug Abends wieder heim nach Müllheim.
Auf Peter und Paul, den 29. Juni, Samstags, war feierliche
Eröffnung der Wirthschaft im Belchenhaus ausgeschrieben. Dass
ich am Ehrentag meines alten Freundes nicht fehlen durfte, ver-
steht sich von selbst. Ich ging sonach Freitags den 28. Nachmit-
tags auf die Sirnitz und blieb da über Nacht.
Samstag den 29. nach dem Frühstück aufgebrochen und wie-
der das Hutwegchen auf der Westseite des Belchen eingeschlagen.
In grosser Menge und bester Blüthe traf ich jetzt da Pou sudetica
und Festuca sylvatica und Milium effusum. Der am Weg stehende
Carduus personata fing an sein rolhes Haupt zu enthüllen. Nicht
weit davon stand ein 2’ hohes Hieracium, zwar noch nicht voll-
ständig in Blüthe, das mir aber wegen seines eigenthümlichen
Habitus auffiel. Gestalt und Bekleidung der Blätter mit langen Bor-
stenhaaren, sowie der Blüthenstand weisen auf proealtum hin; der
Stengel aber ist weich und durchaus hohl, vollständig fistulos und
die Blumen sind kleiner und dunkler gelb, als bei praealtum, zei-
gen auch Neigung zur Knäuelbildung und der Kelch ist schwärzer.
— Nasse, triefende Felsen waren überzogen mit den mächligsten
255
Polstern von Sawifraga stellaris und unter alten Tannen zwischen
feuchtem Polytrichum blüthe gerade Listera cordata. Die allgemein
über den Berg verbreiteten Pflanzen, wie Apargia alpina, Arnica
montana, Meum athamanticum, Galium herzinicum, Orchis albida,
waren nun in ihrem besten Stand und Rosa alpina nebst Empetrum
waren bereit beliebiges Material zu liefern, dem Botaniker seinen
Hut zu schmücken. — Viele Leute hatten sich zum Fest auf dem
Berg eingefunden, zahlreich war Freiburg vertreten, am 'zahlreich-
sten halten sich natürlich die nahen Schönauer eingefunden. Das
Wetter war schön und warm, doch liess ein dünstiger Horizont
die Alpen nicht zum Durchbruch kommen. Um 5 Uhr Abends hielt
ich’s für an der Zeit mich zu verabschieden. Ueber Schönau ging
ich heute noch bis in den als vorzüglich bekannten Gasthof zum
Ochsen in Todnan. Auf allen Mauern auf dieser schönen Strasse
sind Sedum saxatile und Silene rupestris gelagert.
Sonntags den 30. Juni Früh 1/5 Uhr ging’s weiter dem Feld-
berg zu und ohne beim Tobias in Fahl diessmal zuzusprechen,
frühstückte ich oben in der Todnauer Hütte auf dem Feldberg
Wie zu vermuthen stand, denn in den letzten Jahren hatte ich schon
diese Erfahrung gemacht, fand ich die Hülte voll von Gesindel
schon vom vorigen Tag, dem Feiertag her und das heule als Sonn-
tag mit Hilfe eines alten Geigers, eines verworfenen Menschen,
seine gestrigen Tänze heute forlsetzte. Die Hütte ist sonst nicht
übel bestellt, um sich da zu erfrischen oder auch übernachten zu
können; nur an Sonn- und Feiertagen sollte sie von jedem an-
ständigen Menschen gemieden werden. Die Aussicht war heute
schöner als gestern, insoferne als die ganze Alpenkelte in strah-
lender Herrlichkeit sich darstellte, so "schön wie man selten so
glücklich ist es auf dem Feldberg zu treffen. Die vom schmelzen-
den Schnee durchwässernden Hänge und Halden waren nun erfüllt
von blühendem Petasites albus, Ranuneulus aconitifolius, von Bartsia
alpina, Pinguicula vulgaris, Viola palustris, Eriophorum vaginatum,
Epilobiuni alpinum. Ueber die oberen trockenen Höhen verbreiten sich
Potentilla aurea, Meum athamanticım und Mutellina und Gnaphalium
supinum. Gegen Mittag kam ich im Gasthof, dem Feldberger Hof an,
und beschloss den übrigen Tag hier zu verbringen. Ab und zu
trafen immer neue Partien von Reisenden ein, darunter auch solche,
die gestern die Belchenfeier mitgemacht hatten. Nachmittags machte
viel umwohnendes Volk seinen Sonntagsspaziergang herauf, darunter
auch der zahlreiche Gesellenverein von Todnau, der durch Gesänge
und Deklamationen die Gesellschaft angenehm unterhielt. Die Ju-
gend von Todnau gehört überhaupt zu den bestgesinnten des
Schwarzwaldes. Gleiches Lob hörte ich auch St. Georgen auf dem
Schwarzwald zuerkennen. Als der Abend heranrückte, zog Alles
nach und nach ab, jedes den Berg hinab seiner Heimat zu.
Nur zwei junge Leute, ein Norddeutscher und ein Amerika-
ner blieben da, mit denen ich in Gesellschaft zu Nacht speiste und
den anderen Morgen, Montags den 1. Juli auch frühstückte. Darauf
256
nahm ich meinen Weg hinab nach dem Feldsee, den ich wie natürlıch
bei so regenreicher Wilterung dieses Sommers sehr hoch und seine
nächsten Umgebungen unter Wasser fand. Im Sumpf aber herumzu-
waten ohne Aussicht etwas Neues da für mich zu finden, dazu
trug ich keine Lust und ging daher vorwärts. Auf einer Waldblösse
thalauswärts begegnete ich bald blühender Gentiana campestris,
überall Arnica und auf Mauern und zwischen Gestein Silene rupestris.
Am Rand noch ungemähter Wiesen bei Hinterzarten blühte immer
noch Crepis succisaefolia. Den schönsten Schmuck der Wiesen des
höheren Schwarzwaldes bildet aber die zahllos darin verbreitete
Campanula patula, sowie denn diese Wiesen überhaupt durch ihre
üppige Vegetation einen herrlichen Anblick gewähren und die
Wiesen unten im Land darin weit hinter sich zurücklassen. —
Beim „Rössle* überschriti ich die Landstrasse und nahm den Weg
nach Breitnau. Der Boden des Waldes dorthin war bedeckt mit
Melampyrum silvaticum und der Rand der Wiesen abermals mit Crepis
succisaefolia eingefasst. Stellenweise trat gegen Breitnau, dann wieder
gegen den Thurner und gegen St. Märgen hin Jasione perennis auf; an
einem Graben zwischen Breilnau und dem Thurner traf ich auch
blühendes Sedum villosum. Interessant war es für mich zu sehen,
wie auf diesem Weg die höhere Bergflor nach und nach zurück
blieb und die gewöhnlichen Wiesenpflanzen dafür ihren Platz ein-
nahmen, so dass schon 1%, Stunde vor St. Märgen mit Jasione
perennis die Bergflor von mir Abschied nahm; St. Märgen hat die
Höhe von 2800 p. F. ü. M. Im Hirschen bei Fehrenbach in St. Märgen
ist gut logiren und verweilte ich mich da bis 5 Uhr Abends, wor-
auf dann die 2 Stunden noch bis St. Peter vollends abgethan wur-
den. Das Beste, was ein müder Botaniker in St. Peter finden
kann, das ist dessen Gasthof. Platz ist für Viele da, und mein
Nachtessen, Wein und Bett, also Alles was ich brauchte , befrie-
digte meine Wünsche; auch die Rechnung war billig.
Dienstags den 2. Juli Früh 1/5 Uhr verliess ich St. Peter, um
nun durch’s Glotterthal hinaus meinen Weg zu nehmen, dessen
Schönheit ich schon manchmal hatte rühmen hören, ohne je selber
da gewesen zu sein. Wie es sich damit verhalte, davon wollte ich
mich jetzt selber überzeugen. Eine halbe Stunde hinter St. Peter
langte ich auf dem Rücken des Gebirges an einem Waldrand an,
wo drei Wege sich theilen und war nicht wenig überrascht hier
plötzlich und ganz unerwartet ein tiefes, eng zwischen die Berge
eingeschnittenes Thal gerade unter mir zu erblicken. Da es eine
von den vielen Thälern und Schluchten, die ich gestern umgangen
hatte, ganz verschiedene Richtung inne hielt, so wusste ich im
ersten Augenblick gar nicht mich zurecht zu finden und was für
ein Thal das wohl sein möchte, bis ich mich nach gehöriger Orien-
tirung überzeugte, dass das nichts. anderes als das angestrebte
Glotterthal selber sein könne. Ein Fussweg, den ich wählte, führte
mich nun am Waldrand in’s Thal hinab, das von einer ziemlich
guten Fahrstrasse dem Glotterbach entlang durchzogen wird und
257
die zu hinterst im Thal an den Bergwänden hinauf sich der Höhe
zu windet und ihre Richtung gegen Furtwangen nimmt. Was die
Schönheit des Thales nun anbelangt, so muss ich gestehen, dass
ich mich in meinen Erwartungen nicht getäuscht fand. Während
sein Hintergrund oder oberer "Theil wirklich grossarlig und roman-
tisch ist, verläuft sein vorderer Theil im schönen Wiesengrund
eingerahmt von sanft auslaufenden Bergzügen, so dass dem Auge
in einem Raum von 3 Stunden das Bild des grössten Schwarzwald-
thals vorgeführt wird, nur hier in viel schneller auf einander fol-
genden Abwechslung, e ein Umstand der gerade nicht zu seinem
Nachtheil ausschlägt. — Weil ich in Denzlingen zu lang auf den
Zug hätte warten müssen, so schlug ich am Ausgang des Thals
den links nach Heuweiler führenden Fussweg ein, kam dann zu
Gundelfingen auf die Landstrasse und Schlag 9 Uhr Vormittags
eing ich nach Freiburg hinein, von wo mich der Miltagszug dann
vollends nach Müllheim zurückbrachte. Ausruhen that jetzt Noth,
und ich machte auf dieser Reise wieder die Erfahrung, dass nach
zwei oder drei Tagen Marsches ein Rasltag folgen muss, wenn ich
mich nicht mit Gewalt zu Grunde richten will. Der Körper kann
das nicht mehr leisten, was er vor zwanzig Jahren that.
Weil das mir unbekannte Hieracium, das ich am 29. Juni
letzthin am Belchen fand, damals erst im Anfang der Blüthe stand, so
tralich am Nachmittag des 15. Juli, Montags, meine dritte Belchen-
reise an, denn jetzt musste es am Ende der Blüthezeit angelangt sein.
Um mich zu schonen und nicht nölhig zu haben mich zu übereilen,
nahm ich, wie ich’s schon seit einiger Zeit zu ihun pflege, wann
ich auf den Belchen gehe, auf der Sirnitz mein Nachtquarlier. Es
war ein heisser Nachmittag, doch war ich schon geraume Zeit
unter Dach, als plötzlich gegen 7 Uhr der Himmel in schwarze
Nacht sich hüllte und ein schrecklicher Sıurm sich erhob, der eine
schauervoll anzuschauende Hagelwolke keine 500° über der Erde
vor sich hertrieb, nachdem sie zuvor schen die Ernle und den
Herbst einer Reihe von ÖOrlschaften des Müllheimer Amtes ver-
nichtet und in den Boden geschlagen halte. Hagel fiel auf der
Siernitz keiner mehr, nur Regen ergoss sich in Strömen. Am kom-
menden Morgen, den 16. Juli, war das Wetter vorüber und der
Himmel wieder tröstlicher anzuschauen. Nach dem Frühstück ging’s
also vorwärts dem Belchen zu. Die in grosser Menge am Hulweg-
chen stehende Festuca sylvatica fand ich nun abgeblüht; die Car-
duus personata hingegen war nun in bester Verfassung und mein
fragliches Hieracium sah mit Verlangen meiner Wiederkehr entgegen,
um sich dann für diess Jahr zur Ruhe zu begeben. Einige Exemplare
davon wanderten mit mir. Will man es seiner oben schon berührten
Abweichungen ungeachtet dennoch zu praealtum ziehen, so ist es
jedenfalls eine seltene Form desselben. Von H. weg stieg ich an
der mit Carexz muricata var, virens, Digitalis ambigua und pur-
purea reichlich bekleideten Bergwand hinauf und kam gerade auf
dem Kopf des westlichen Felsenhiorns oben hinaus, ohne so glück-
3}
Oesterr. botan. Zeitschrift. 8. iiett. 1868. 20
258
lich gewesen zu sein, den Bastarl dieser beiden Digitalis ange-
trolfen zu haben. Die schönste Zeit von Sawifraga Aizoon und
Veronica saxatilis, womit die Felsen über und über geschmückt sind,
war uun vorüber; dagegen hatte ich die Freude auf einem warmen
schön nach Süden vorgerückten Kopf zwei grossen mächtigen Rasen
von schneeweiss blühendem Thymus Serpyllum zu begegnen, nicht
zu erwähnen der überall hier stehenden Sedum saxatıle, Silene
rupestris und Asplenium septentrionale. Vor einigen Jahren machte
ich an einer Stelle auf der Westseite des Berges eine Aussaat von
Cacalia alpina und Streptopıs — ob mit Erfolg, das wollte ich
nun sehen. Die Stelle fand ich wieder, aber keine Folgen meines
Versuchs. Arnica montana, Apargia alpina, und eine Alpenform
von Hieracium vulgatum verbreiteten sich über den Berg; nachdem
ich zuvor noch dem Lycopodium alpinum meinen Gruss gebracht,
betrat ich Nachmittags 1/2 Uhr das Belchenhaus. Herr Spörndle,
der die Wirthschaft übernommen, ist ein sehr bescheidener und
gefälliger Mann und ist bemüht sich in jeder Beziehung die Zufrie-
denheit seiner Gäste zu erwerben und die Besucher des schönen
Berges finden sich bereits so zahlreich ein, dass schon im künlti-
gen Jahre eine Erweiterung der Räumlichkeiten vorgenommen wer-
den muss. — In einem Bergwirthshaus, besonders in einem, wo
öfters Botaniker hinkommen, sollte jeder Tisch mit ein oder zwei
Vasen blühender Bergpflanzen geschmückt sein. Auf den Botaniker
ganz besonders macht es einen angenehmen Eindruck, wenn er
sich beim Eintritt in’s Zimmer gleich begrüsst findet von Freun-
den und Bekannten und versetzt in eine fröhliche Stimmung trinkt
er da eher einen Schoppen mehr als weniger. Da ich nun hier
diesen Schmuck vermisste, so ging ich, nachdem ich mich durch
Essen und Trinken restaurirt und als Uebernächtler angekündigt
hatte, hinaus um diesem Mangel auf den Tischen abzuhelfen. Son-
chus alpinus, Polygonum Bistorta, Geranium sylvaticım, Cacalia
albifrons, Arnica montana, Spiraea Aruncus, Polypodium alpestre
boten dazu in reichlicher Fülle sich dar. Zwischen 6 und 7 Uhr
Abends überzog sich der Himmel schwarz und ein heltiger Wind
setzte ein. Die ganze Nacht durch regnete und stürmie es, wie
ich es in den Alpen nie ärger erlebt habe, jeden Augenblick glaubte
ich das Haus müsse zusammenstürzen.
Den folgenden Morgen und Vormittag das gleiche trostlose
Wetter, verbunden mit einem undurchdringlichen Nebel. So mochte
ich’s nicht länger aushalten, um 2 Uhr Nachmittags packte ich auf
und dieser Entschluss erwies sich als ein glücklicher, denn je
mehr ich mich vom Belchenhaus entfernte, desto besser gestaltete
sich das Wetter; nur auf dem Belchen hauste es so fürchterlich.
Auf der Sirnitz trank ich schnell einen Schoppen und um 6 Uhr
hatte ich Müllheim erreicht, ohne einen Tropfen Regen an mir ver-
spürt zu haben
Meine nächste Exkursion auf den Belehen nahm ich mir vor
durch’s Münsterthal hinein zu machen. Allein bei der diessjährigen
259
unbeständigen Witterung, wo sich in den Monaten Juni und Juli
nur selten zwei schöne Tage auf einander folgten, war ein solches
Unternehmen schon ein gewagles, weil zwei Tage Zeit dazu nöthig
waren.
Doch als am Donnerstag Früh, den 25. Juli, der Himmel so
schön, so klar und herauslordernd auf mich niederschaulte, auch der
Barometer Neigung zum Steigen zeigte, so wollte ich’s wagen,
nahm Stock und Mappe und zog aus, dem Münsterthal zu, Der
heutige Jakobi-Markt in Staufen machte den Weg lebhaft dort hin-
unter, besonders von Sulzburger Julien. Bei Grunern schwenkte
ich rechts ab von der Strasse und lenkte in’s Münsterthal ein. Bei
der ersten Mühle sah ich vier grosse mit Früchten beladene Apfel-
bäume der Reihe nach hingestreckt vom Sturme der letztvergan-
genen Woche nicht abgebrochen, sondern mit den Wurzeln sammt
Grund und Boden aus der Erde gerissen, Nicht oft trifft man eine
Strasse an, so gut angelegt, so schön unterhalten und auf der sich’s
wegen ihrer sanften Steigung so rasch vorwärts schreiten lässt,
wie diese neue Strasse, die das Münsterthal mit dem hintern Wie-
senthal verbindet. Viel trägt sie dadurch bei zur Verschönerung
des weiten und freundlichen Thales, umrahmt von in die Schein-
ebene auslaufenden Bergzügen des Schwarzwaldes und im Hinter-
grund geschlossen vom majestätischen Belchen und seinen hohen
Verbündeten. Aber dennoch war ich müde, hungrig und durstig
und daher sehr froh, als ich gerade um Mittag das schöne und gute
Wirthshaus im „Spielweg“ erreicht hatte. Der Tag war heiss und
bereits Ihürmten sich wieder Gewitterwolken am Himmel auf. Nach
einstündiger Rast im Spielweg mussie es wieder vorwärts gehen
und die neue Strasse beibehaltend, die nun an den Seiten und
Schluchten der Berge ernstlich der Höhe zustrebt und hart am
prächtigen Felsenthurm von Scharfenstein vorüberzieht, langte ich
im Neuhof an, dem obersten ebenfalls wieder mit einem dienst-
bereiten ganz guten Wirthshaus ausgestaltelen Weiler auf der
Münsterthaler Seite des Gebirges. Nach einer halben Stunde von
da hat die Strasse ihren Uebergangspunkt errungen und zieht sich
nun abwärts durch das Thal des Wiedenbaches, bis sie sich unten
zu Utzenfeld ausmündet und mit der Wiesenthalstrasse vereinigt.
Um mich dem Belchen zuzuwenden musste ich nun aber vom Neu-
hof weg die grosse Strasse verlassen und rechts hinauf gegen die
Wiedener Eck ansteigen. Auf dieser Höhe verlor ich den Weg und
da mir der Wald alle Aussicht benahm, dass ich den Belchen hätte
sehen und mich orientiren können, so irrte ich lange umher, bis
ich endlich in’s Thal der Mulde und dann auf die Krinne kam.
Trotz meiner Müdigkeit musste ich jetzt aber eilen, das letzte Stück
Weg vollends hinter mich zu bekommen, wenn ich nicht in dicke
Nebelmassen eingehüllt werden wollte, die schon wieder durch’s
Münsterthal sich herauf wälzten und so war ich denn herzlich froh
im Belchenhaus das Ziel meiner heutigen Aufgabe endlich erreicht zu
haben, Mein Durst aber war unlöschbar, es bedurfie reicher Quellen
20: *
260
von Wasser, Milch und Wein, um ihn nur einigermassen wieder
mit der Welt zu versöhnen. Nicht lange vor mir waren zwei Basler
von Badenweiler aus ebenfalls im Belchenhaus angekommen und
diese hatten natürlich sogleich das Fremdenzimmer mit seinen zwei
Betten in Beschlag genommen. Eine Matratze im kleinen Neben-
zimmerchen auf den Boden gelegt, diente mir zum Nachtlager. Ein
drittes Zimmer ist das Wohn- und Schlafzimmer der Wirthsleute,
bestehend aus Mann und Frau, einem Mädchen von 1!% Jahren
und einem Knaben, der erst vor 4 Tagen als Hochgeborner das
Licht der Welt erblickte. Das vierte Zimmer im Haus, oder wenn
man lieber will, auch das erste, gleich links am Eingange ist die
allgemeine Wirthsstube. Ich wäre nun müde genug gewesen, um
ohne Schlaflied auf meiner Matratze einschlafen zu können, allein
der inzwischen losgebrochene Sturm und Regen, accompagnirt von
dem nie endigenden Geschrei der Kinder bildeten ein Konzert, das
vollstandig hinreichend war, auch dem Müdesten den Schlaf aus den
Augen zu reiben. Und wie es bei schlechtem Wetter auf dem Bel-
chen heult und thut, davon kann sich Niemand unten im Land einen
Begriff machen. Die Höhe vom neuen Gasthof auf dem Feldberg
ist 3900 p. F., der Belchen misst 4400° und da das Belchenhaus
höchstens 150° unter dem Gipfel liegt, so überirifft es das Feld-
berghaus um ungefähr 300° Höhe.
Der Morgen des kommenden Tages war nur eine Fortsetzung
der vorangegangenen Nacht. Draussen Regen, Sturm und Nebel,
drinnen in der Stube missmuthige Gesichter; jeden Augenblick
streckt sich ein Kopf zum Fenster hinaus, ob’s noch nicht bald will
besser kommen. Da langte gegen 10 Uhr der Mann an, den die
Basler gestern aus dem Heubrunnen als Führer mitgenommen und
auf heute Früh wieder herauf bestellt hatten, und nun brachen
diese auf und zogen los, troiz Nebel, Regen und Sturm, sie moch-
ten’s nimmer länger da aushalten. Um 41 Uhr ging mir’s allge-
mach auch so, ich folgte ihrem Beispiel und wie das letzlemal, so
war es auch jetzt wieder, nur um den Gipfel des Belchen herum
tobte und hauste es so fürchterlich, je mehr ich diesen im Rücken
bekam, um so leidlicher und menschlicher gestalteten sich die Dinge.
Wohlbehalten kam ich auf der Sirnitz an, trank da einen Schoppen
und um 1%4 Uhr war ich zu Haus. Für die Botanik konnte nun
freilich auf dieser Expedition nichts geschehen.
Freitag, den 9. August. Die Witterung hatte in den letzten
Tagen ein ungetrübteres Ansehen gewonnen, die Berge luden so
freundlich zum Besuche ein, da zog mich’s wieder dem Belchen zu
und so ging ich heute Abend noch hinauf in die Sirnitz. Mit mir
blieb da ein Jäger über Nacht, den Auerhähnen zu Lieb und zu Leid.
Schlafen konnte ich nicht, denn alle Viertelstunde strich der Jäger
Zündhölzchen um auf die Uhr zu sehen, von wegen der Auer-
hähnen.
Der Samstag brach an mit reinem klaren Hiels also auf!
schnell meine Milch gefrühstückt und fort hinauf in noch höhere
261
Regionen. Das Gras erfrischt vom starken Thau erglänzte in der
Morgensonne und der Belchen rief mir schon von Weitem seinen
Gruss zu, als er auf dem Kreuzweg mich erblickte und seinen
alten treuen Freund wieder kommen sah. — Und wieder nahm ich
das Hutwegchen auf der Westseite des Belchengebirges, um zu
sehen, ob ich vielleicht noch reife Achänen von meinem zweifel-
haften Hieracium bekommen könnte. Ich fand noch deren und zwar
übereinstimmend mit denen aus der Sippe des praealtum — klein,
schwarz mit kurzem weissen Pappus. Durch Massen von Digitalis
ambigua und purpurea hinansteigend kam ich gleich dem letztenmal
bei den Felsenhörnern oben hinaus. Hingestreckt nun in’s kurze
Berggras fühlte ich mich selig im Genuss der reinen Alpenluft und
der prachtvollen Aussicht, die man an einem so schönen Tag wie
der heutige im reichlichsten Maasse auf den Höhen und einzelnen
Felsköpfen des Belchen geniessen kann. So wie er sich in seiner
ganzen Nalur, seiner äusseren Gestalt und Erscheinung vom Cha-
rakter des übrigen Schwarzwaldes unterscheidet, ebenso so sehr
übertrifft auch seine Aussicht die aller übrigen Schwarzwaldhöhen.
Er ist unstreitig in jeder Beziehung der schönste aller unserer
Berge. In dem diesen Sommer durch freiwillige Beiträge zu Stand
gebrachten Bau eines kleinen Wirthshauses nahe am Gipfel des
Berges ist nur der Embryo gelegt. Wer’s erlebt, wird sehen, dass
ehe zehn Jahre vergehen, an dessen Stelle ein stattlicher Gasthof
gelreten sein wird, und um so bälder wird diess geschehen, je
bälder praktikable Reitwege auf den Berg werden hergestellt sein.
Und schon jetzt erfreut sich der Belchen trotz der schlechten Wege
bei jedem schönen Tag eines zanlreichen Besuches. — Aus der
grossen Rinne, die sich vom Gipfel nach dem Münsterthal hinab-
zieht, holte ich nun noch prächtig dunkelblaues Aconitum Napellus
zum Schmuck für die Wirthstafel. Im Belchenhaus traf ich meh-
rere Gäste. Nach wiederhergestellten Kräften durch Bergluft,
Speise und Trank brach ich auf den Rückweg anzutreten und um
7 Uhr Abends war ich wieder in Müllheim. Der heutige Tag ist
mir so viel werlh, wie eine ganze Schweizer Reise.
—_—
Phytographische Fragmente.
Von Dr. Ferdinand Schur.
XXVI.
Viola odoralta var. stoloniflora, minutiflora apetala.
Rhizomate protenso polycephalo. Stolonibus plurimis lon-
gissimis admodum foliatis apice rosulatis saepe radicantibus flori-
bus awillaribus instruclis. Foliis variiformibus, cordatis vel reni-
262
formibus, subito acuminatis; foliis stolonum late reniformi cordatis
basi subtruncatis sinu latissimo aperto; omnibus petiolisque hirtis.
Stipulis foliorum stolonum lineari-lanceolatis longissime acuminatis
margine parce glanduloso-dentatis, margine piloso-ciliatis. Flo-
ribus serotinis apetalis minutissimis, magnitudine Limosellae aqua-
ticae sed parum acutioribus. — Floribus stolonum azwillaribus
solitarüs vel in geniculo stolonum oppositis. Capsulis pubescenti-
bus subglobosis sepalis multo superantibus. Seminibus albis ovatis
nitidis; fertilibus. An schattigen Orten auf und an Mauern zwi-
schen Weinhecken in einem Garten in Währing und im Garten des
k. k. Theresianums. August, September 1867.
Diese Viola odorata minutiflora steht im Habitus der in
Siebenbürgen auf Mauern bei Hermannstadt wachsenden V. odorata
micrantha Schur sehr nahe, nur das die letztere robuster ist und
die Blumen nicht blumenblätterlos, sondern mit kleinen vollkommen
violettpurpurfarbigen wohlriechenden Blumenblättern von der Länge
des Kelches versehen sind : Schur En. pl. Transs. p. 81, C.
XXVI.
Viola suavis M. Bieb. V. suavis M. Bieb. Fl. taur. cauc. 2,
p. 164; Rcehb. icon. fig. 4495 V. odorata var. Stevenü Bess. Cat.
h. crem. a. 1811, suppl. 2, p. 17. — V. odorata var. ß. glabrior
Ledeb. Ross. 1, p-' 250.
Die siebenbürgische Pflanze, welche ich in meiner En. p. 81
aufgezählt habe, so wie diejenige, welche ich im botanischen Garten
des k. k. Theresianums gleichsam wildwachsend beobachtet habe,
stimmen ziemlich mit einander überein, nur dass die Gartenpflanze
kräftiger und saftiger und mehr behaart erscheint, ein Umstand,
der bei Viola odorata ebenfalls vorkommt, und keine scharf
unterscheidenden Merkmale darbietet. — Die Blätter ändern in
ihrer Gestalt nach der Vegetationsphase oder nach der Jahreszeit
sehr ab, wie dieses bei allen Veilchenarten der Fall ist. Die Blätter
der jungen Sommerlriebe sind herzeiförmig, die der blühenden
Frühlingstriebe herzförmig mit offenstehendem Herzwinkel. Die
Stipulae sind kahl oder etwas behaart, am Rande schwach ge-
wimpert. — Die Blumen sind sehr lieblich riechend und etwas
grösser als bei V. odorata L. und blauviolett. — Die Kelchzipfel
sind stumpf, lanzettförmig. Die Blumenblätter sämmtlich zugerun-
det, dunkler geädert. — Die Früchte kugelförmig, undeullich fünf-
eckig, schwach behaart. Der Samen eiförmig, weisslich glänzend,
wie bei allen Veilchen von diesem Typus. — Auch bei dieser Viola
sind die späteren Blumen blumenblätterlos, aber dennoch fruchtbar,
wie dieses, so weit meine Beobachtungen reichen, bei allen ähn-
lichen Fehlschlagungen der Veilchenarten gewöhnlich ist. — Auch
Exemplare mit weissen Blumen kommen bei V. suavis vor. — In
vielen Gärten wird diese Viola suavis als Viola odorata kullivirt,
da diese sich den Kulturverhältnissen gefügiger als V. odorata
263
zeigt. — In Töpfen lässt sich diese V. suavis stock- oder auch
baumartig ziehen, wenn man, durch Abpllücken der äusseren
Wurzelblätter, die Entwicklung des Zentrums begünstigt, wodurch
ein Seischiger Caudex entsteht.
Diagnosis: Stolonibus longissimis apice folüferis floribus-
que instructis. Foliis late ovato-cordatis obtusis sinu profundo
eperto vel lobis cucullato contractis sese contingentibus, folüs
stolonum aestivalium reniformi-cordatis vel subrotundis, omnibus
glabriusculis vel hirtis. Stipulis lanceolatis acuminatis pube-
rulis margine fimbriatis, fimbrüs infimis margine glabris. Flori-
bus violaceo-coeruleis suaveolentibus cernuis majoribus quam V.
adorata vel üs subaequalis. Petalis a basi ad tertiam partem
laminis albis antice rotundatis; siccatis plerumque decoloralis.
Sepalis oblongo-ovatis obtusis albo-marginatis. — Appendici-
bus margine ciliatis brevibus ovatis emarginatis sepalo suo multo
calcare recto duplo brevioribus. Fructibus pentagono-globosis
pubescentibus sed glabrior quam V. odorata.
Im botanischen Garten des k. k. Theresianums in Wien mit
V. odorata gemeinschaftlich durch den ganzen Garten zerstreut. —
Dürfte auch in anderen Lokalitäten bei Wien vorkommen. April,
Mai, die var. apetala Juni, Juli.
XXVIN.
Viola sciaphila Koch. Syn. ed. 2. p. 90.
. Originalexemplare von V. sciaphila Koch habe ich nicht zu
Gesicht bekommen können, aber dessenungeachtet möchte ich
meine in Siebenbürgen gesammelten Exemplare für selbige halten,
da sie mit der von Koch gegebenen Diagnose so ziemlich überein-
stimmt, so weit nämlich diese Uebereinstimmung durch Beschrei-
bung zu erreichen ist. — Im Allgemeinen ist diese V. sciaphila
nicht so selten, denn auch bei Wien in der Brigittenau habe ich
dieselbe mit V. odorata und V. hirta umbrosa gemeinschaftlich
gefunden. — Im botanischen Garten des k. k. Theresianums wird
v. seiaphila kultivirt und sie kommt hier mit und neben Y. odorata
und V. suavis gemeinschaftlich vor, mit welcher letzterer, wenn
man die langen Stolonen wegdenkt, sie viel Aehnlichkeit hat. Dieses
gemeinsame Vorkommen der genannten vermeintlichen Arten dürfte
ein Beweis für die Selbstständigkeit derselben sein, und meine mit-
unler angewendete Bezeichnung: „Pseudo“ soll keineswegs einer
vermeintlichen Hybridität gelten, sondern nur eine Aehnlichkeit an-
deuten. Meine Y. sciaphila hat zwar keine oberirdischen Sto-
Ionen, aber der Wurzelstock treibt 1—2 Zoll lange unterirdische,
meist im rechten Winkel aufsteigende Blätter und blumentragende
Wurzelsprossen, wie wir dieses ähnlich bei allen zum Typus von
V. hirta gehörigen Arten häufig beobachten können. Die Blumen
sind wohlriechend und haben eine dunkelviolette Farbe, welche
selbst im Trockenen bleibt; die Blumenblätter sind von der Basis
264
bis zur Mitte weiss; die Stipulae sind verschieden gestaltet, lan-
zettförmig oder lineallanzettlich, meist kahl und nur am Rande
mit entfernt stehenden Wimpern "versehen, die der neuen Sommer-
blätterbüschel sind schmäler, länger zugespitzt und zuweilen unter
der Spitze schwach und fein behaart. — Die Früchte sind kugel-
förmig, etwas in die Länge gezogen und gänzlich glatt, während
der Fruchtknoten anfangs unter der Linse etwas behaart erscheint.
— Im Garten trägt diese Viola sciaphila selten reifen Samen und
ich habe beobachten können, welche Ursache dieses Fehlschlagen
zur Folge hat. — Uebrigens scheint dieses Fehlschlagen (abortus)
bei den Veilchenarten ein Naturgesetiz zu sein, welches durch
äussere Umstände, z. B. Bodenbeschaffenheit, Witterung u. Ss. w.
begünstigt wird.
Diagnosis nostrae plantae: Stolonum ezpers, quidem sed
rhizomate ramoso oligocephalo caudiculos apice foligeros profe-
rente. Foliis radicalibus novellis ovato-cordatis, hirtis, sinu
late aperto, subacuminalis. Stipulis lanceolatis, longissime acu-
minatis, glabris, parce fimbriatis; fimbräüs glabris. Floribus
violaceis suaveolentibus, fundo albis, siccatione obscure caeruleis,
Petalis antice rotundatis vel tribus inferioribus emarginatis. —
Fruetibus globosis glabris. — Habitus magis V. hirtae. —
Ovarium sub lente non plane glabrum sed tenuissime hirtum.
b. V. sciaphila Pseudo-hirta. A forma normalis differt :
foliis numerosioribus minoribus cordatis. Petalis pallide caeruleis,
infimum subconcavum obcordato-emarginatum, petalis binis late-
ralibus emarginatis, omnibus atro-violaceo striatis. Floribus sua-
veolentibus. Rhizomate oligocephalo fibris longissimis numerosis
instructo.
Auf Sandboden in der Brigittenau im Walde von der Kapelle
rechts. Mai 1867.
_ —> _—
Correspondenz.
Steyr in Oberösterreich am 27. Juni 1868.
Ich habe versucht, ein Exkursionsbuch für das Erzherzogthum
Oesterreich zu schreiben, und dasselbe auch bereits dem Drucke
übergeben. Den wissenschaftlichen Bolanikern vom Fach wird es
freilich nicht genügen (die brauchen es aber auch nicht); denn ich
habe mich bemüht, nur die augenfälligsten Merkmale aufzunehmen,
um die Sache so leicht als möglich erscheinen zu lassen, damit die
Schwierigkeiten des Bestimmens von den Dilettanten nicht sogleich
bemerkt werden. Ich habe überhaupt sehr bescheidene Vorkennt-
nisse in der Terminologie und Systemkunde bei den s. g. Freunden
der Botanik vorausgesetzt, und gedacht: Lernen sie nur einmal
265
das Einfache verstehen, so werden sie sich wohl um Gründlicheres
und Vollkommneres umsehen. J. Bayer.
Tentschach in Kärnthen, am 22. Juni 1868.
Bald nach meiner Ankunft in dem schönen Kärnthen machte
ich dem herrlichen Raiblthale einen kurzen Besuch und war mit
meiner Ausbeute zufrieden, obgleich das Wetter nicht besonders
günstig war. Es ist wohl ein Vergnügen, in dem nur 2700 Fuss
über dem Meere gelegenen Thale herumzuwandern und sich bei
jedem Schritte von der schönsten Alpenflora umgeben zu sehen.
Welch eine Freude, da schon Anfangs Juni Pflanzen zu finden, die
sonst nur auf höheren Alpen im Hochsommer unter beschwerlichem
Bergsteigen zu erreichen sind. Ich will nur den inleressanteren
Theil der Ausbeute anführen und Pflanzen, wie Cytisus purpureus
Scop. und radiatus Koch, Thlaspi cepaefolium Koch (schon in
Frucht), Papaver alpinum «. albiflorum, Alyssum Wulfenianum
Bernh., Hutchinsia alpina L., Arabis ciliata R. Br., Aethionema
saxatile R. Br., Silene quadrifida L., Achilles atrata L.. Linaria
alpina Mill., Paederota Bonarota L. (am Predil) und Ageria L.,
Lamium Orvala L. (am Predil), Armeria alpina Willd., Peuceda-
num rablense Koch, Salixz glabra Scop., myrsinites L., Luzula
nivea DC., Saxifraga squarrosa Sieb. nennen und viele andere
übergehen. Leider konnte ich von dem Phytheuma comosum L.
keine Spur entdecken. Mit grösstem Bedauern vernahm ich bei
meiner Ankunft in Raibl, dass nur wenige Stunden vorher ein
Hofrath aus Triest, wahrscheinlich Herr Hofrath Tommasini, von
da abgereist sei. Welch ein Glück wäre es für mich gewesen, da
so unerwartet die Bekanntschaft dieses berühmten Botanikers zu
machen. Josef A. Krenberger.
Verespatak (westl. Siebenbürgen), am 7. Juli 1868.
Um die drei Pflanzen: Pedioularis limnogena, Lilium albani-
cum und Astragalus galegiformis zu sammeln, bin ich bereits seit
29. Juni auf Reisen. Ich begab mich (ich führe hier bloss die Ta-
gesstationen an) über Kolos nach Thorda, fuhr von da durch das
Aranyosthal nach Topänfalva. Von hier aus wollte ich den nächsten
(aber bereits in Ungarn gelegenen) Standort der Pedicularis lim-
nogena aufsuchen. Ich bekam da keine Reitpferde und musste mich
am 2. d.M. bis zum 1!/, Stunden weiter im Gebirg zerstreuten
Dorf Sekatura bringen lassen, wo mir alsbald Pferde und Leute
zur Verfügung standen, und ich den Ritt zur Pedicularis antrat.
24 Stunden darauf fand ich mit vieler Mühe den Standort: die
Pflanze, sie war aber bereits in Frucht jedoch in viel besserem Sta-
dium, als sie mein Freund Prof. Dr. Kerner angetroffen. Nach lan-
gem Herumsuchen erspähte ich 3 magere Exemplare mit Blüthen,
die nur bei Einem derselben frisch waren. Leider vergass ich in
Sekatura aus meiner Bagage meine Loupe herauszupacken, so dass
ich das Innere der Blumenkrone und die Filamente nicht weiter
266
untersuchte. Die purpurfarbenen Blüthen sind im Verhältniss zum
Kelche klein und überragen denselben um dessen Länge. Die Ober-
lippe ist ungeschnäbelt. Sie ist ganz flach zusammengefaltet, so
dass man, sie von oben betrachtend, blos eine Linie gewahrt.
Griffel und Staubgefässe ragen aus der auswendig kahlen Krone,
deren Unterlippe vorne in 3 ziemlich gleiche rundliche Lappen ge-
theilt ist, heraus. Auffallend ist bei dieser höchst merkwürdigen
Pflanze, dass die Blumenkrone so schnell abfällt. Ich sah eine Menge
ganz junger, noch im Kelche eingeschlossener Kapseln, die von der
Blumenkrone schon befreit waren. Es freut mich, dass ich schon
früher errieth, dass Pedicularis limnogena zur Gruppe der unge-
schnäbelten Pedicularis-Arten gehöre. Für mich ist die Kerner'-
sche Art die interessanleste und werthvollste Pflanze der Flora
Ungarns. Ich dürfte circa 100 Exemplare mitgenommen haben. Auf
einem andern Wege ritt ich dann zurück und gelangte am 4. Juli
unter heltigem Regen gegen Mittag wieder in Sekalura an. Von
dieser Exkursion brachte ich noch eine neue zwischen Carex tenuis
und ©. capillaris stehende siebenbürgische Art mit. — Noch am
selben Tage Abends war ich in Verespatak, dem Ziel meiner Reise,
wo ich die zwei anderen am Eingange erwähnten Species, die seit
Baumgarten Niemand sammelte, ausfindig machen sollte. — Am
5. Juli unternahm ich den Ausflug nach den bekannten Basaltfelsen
„Detunala,* wo Baumgarlen in der Vorrede zu seiner Enume-
ratio auf den unmittelbar angrenzenden üppigen Wiesen Lälium
pyrenaicum angibt. Den ganzen Tag suchte ich vergebens darnach
und ebenso nach Astragalus galegiformis. Ganz deprimirt kehrte
ich nach Hause zurück. Indess hatte ich doch 1 Exemplar der
schönen Avena alpina gefunden, und Lychnis nemoralis Heuff.
und eine kahle Varietät der Carex pallescens in meiner Mappe als
heutige Ausbeute. Seit gestern Früh fällt fortwährend leiser Re-
gen, der mich jedoch nicht hinderte, dass ich gestern Nachmittags
auf die Wiesen um die hiesigen Goldgruben ging, wo ich zur
grössten Freude das ersehnte Lilium pyrenaicum = L. albanicum
Gris. in grosser Menge, aber durchaus mit beinahe schon reilen
Früchten auffand. Ich nahın eine ziemliche Menge davon mit. Nach
Astragalus suchte ich wiederum vergebens. Als ich am Rückwege
auf einem Fels ausrastete, fand ich eine recht hübsche Goldstufe,
die ich mir zum Andenken mitnahm. Heute Nachmittags gehe ich
trotz Regen abermals hinaus, um darnach zu spüren und um auch
einige Dutzende des prachtvollen Litium für meinen Garten auszu-
graben. Auch morgen bleibe ich noch hier. Aber am 9. trete ich
die Rückreise an, Ireffe am 10. Abends in Thorda ein, werde da-
selbst zwei Tage zu Exkursionen in der Umgebung verwenden, am
13-, unterwegs wegen Achillea impatiens L. eine Seitentour ma-
chend, nach Klausenburg fahren und am 14. endlich zu Hause ein-
treffen. — Zum Schlusse muss ich noch miltheilen, dass ich seit
meiner letzten Korrespondenz den für die Monarchie neuen Tra-
gopogon campestris Besser im Centrum Siebenbürgens allgemein
267
verbreitet, und dass ich da auch eine neue der Glyceria remota
Fries nahestehende Art vorfand, welche bei uns in der Mezöseg
die Stelle der @. spectabilis einzunehmen scheint. Meine Pflanze
ist eine gramen orgyale arundinaceum, panicula ampla sed laxa
undique nutante! Tragopogon campestris bemerkte ich auch bei
Kolos und Thorda und es dürfte diese mit T. Tommasinü und T.
dubius in naher Beziehung stehende Pflanze wohl noch anderwärts
in Siebenbürgen verbreitet, aber bisher mit T. major verwechselt
worden sein, von dem die Besser’sche Pflanze besonders durch
das konstant 8blättrige Involuerum verschieden ist. Meine Pflanze
ist ganz gewiss mit der Besser’schen identisch, Denn nicht
nur trifft die Diagnose in Ledeb.fl. ross. haargenau zu, sondern
es stimmen auch die von mir gesammelten Exemplare mit einem
speeimen, das ich von Steven 1861 aus der Krim erhielt, in allen
Theilen überein. Iris humilis M. aB. kommt zwischen Kolos und
Thorda an mehreren Stellen, ebenso Stipa Lessingiana sehr ge-
mein vor. Bei Thorda sah ich Astragalus dasyanthus schon in
Früchten; dagegen blühte Statice tatarica L. Sobald ich in mei-
nem habitaculum angelangt bin, sollen Sie sogleich eine schöne
Pflanzensendung erhalten. Janka.
Sanok in Galizien, am 14. Juli 1868.
In einigen Tagen wende ich mich den Beskiden des Sanoker
Kreises zu, wo ich die Grenze zwischen den Ost- und Westkar-
pathen zu finden glaube. Bisher ging es mir auf meinen Exkur-
sionen gut und nach Verlauf eines Monates kehre ich nach Krakau
zurück, um die unternommene Arbeit abzuschliessen.
J. A. Knapp.
Graz, am 19. Juli 1868.
Es dürfte Sie und jene Botaniker, die an der Reise Thomas
Pichler’s nach Dalmatien theilnahmen, interessiren, zu erfahren,
dass sich derselbe auf der Rückreise befindet, und 6 grosse, dick-
leibige Stösse seiner Ausbeute bereits bei Tommasini in Triest
eingetroffen, mithin in Sicherheit sind. Pichler beklagt sich, dass
anhaltend regnerische und feuchte Witterung dem schnellen Trock-
nen sehr hinderlich waren, und manche seltene Species, z. B.
Amphoricarpos Neumayeri Vis. und Potentilla poetarum B. und Sp.
mit noch nicht vollkommen entwickelten Blüten gesammelt werden
mussten. — Herr v. Tommasini, der durch Rath und That Pich-
ler’s Reise förderte, versichert mich, dass alle Theilnehmer dieser
Unternehmung quantitativ und qualitativ vollkommen zufriedenge-
stellt sein werden, doch dürften noch einige Monate nöthig sein,
bis Pichler versenden kann, da Vieles von Tommasini und
Visiani erst bestimmt werden muss. v. Pittoni.
rn
Personalnotizen.
— Dr. Heinrich Wawra wird als Chefarzt die ostasiatische
Expedition begleiten.
— Dr. Joh. Christ. Flitiner, gewesener Physikus des
Liptauer Comitates, ist in Käsmark in einem Alter von 80 Jahren
im Mai gestorben.
— Dr. F. Hildebrand in Bonn wurde als ord. Professor
der Botanik und Direktor des botan. Gartens an die Universität
Freiburg berufen.
— Walker-Arnoth, Professor in Glasgow ist am 15. Juni
gestorben,
Vereine, Gesellschaften, Anstalten.
— In der Sitzung der k. k. zool.-bot. Gesellschaft an
3. Juni besprach J. Juratzka einen von Dr. J. Milde eingesendeten
Aufsatz „Index Botrychiorum.* In dieser gediegenen Arbeit wird
eine Uebersicht über sämmlliche Arten dieser Gattung mit allen
Synonymen und mit ihrer geographischen Verbreitung gegeben.
Ferner theilt der Vortragende mit, dass J. Breidler die für die
Floren Wiens sehr seltene Carex cyperoides L. in der Brigittenau
in einigen Exemplaren fand. Hr. Lojka lieferte einen ersten Bei-
trag zur Lichenen-Flora Niederösterreichs. Dieser Aufsatz enthält
eine Uebersicht der von dem Vortragenden auf dem Kalenderberge
bei Mödling gesammelten, aus der dortigen Gegend noch nicht
bekannten Flechtenarten. — Kustos Dr. H. W. Reichardt berich-
tete über einen von ihm im J. 1865 unternommenen Ausflug auf
den Eisenhut in Steiermark und hob namentlich hervor, dass auf
den steilen Felsabstürzen des Gipfels der höchst seltene, bisher
nur aus Tirol bekannte Sarcoscyphus revolutus vorkomme.
— In der Jahresversammlung des naturwissenschalftli-
chen Vereines in Graz aın 30. Mai berichtete der Präsident als
ein erfreuliches Ereigniss die gänzliche Uebersiedlung des Herrn
Hofrathes Dr. Fr. Unger nach Graz, als der Stadt, von der dessen
grosse Wirksamkeit als Forscher, Schriftsteller und Lehrer aus-
gegangen war, verhehlt dagegen auch nicht die für Graz, seine
pflanzenkundigen Bewohner und Gäste schmerzliche Besorgniss,
dass Herrn Ritter von Pittoni’s unvergleichliches Herbar in nicht
ferner Zeit einem grossen botanischen Museum einverleibt werden
dürfte, indem der Ankauf desselben die Mittel übersteige, welche
das Land seinem Museum dermalen zu widmen im Stande sei.
— In einer Sitzung der Gesellschaft naturforschender
FreundezuBerlinam16.Juni legte Dr. Aschersondreibereitsvon
269
SlIoane Catal. Jamaic. p. 5, Hist. Jamaie. I. p. 61 im unfruchtbaren
Zustande unterschiedene Meerphanerogamen Westindiens vor, von
welchen er durch die Güte des Dr. Engelmann mit (sämmtlich
weiblichen) Blüthen versehene Exemplare, von Wright an der
Küste von Cuba 1865 gesammelt, zur Untersuchung erhalten hatte.
1. (Wright 1865 no. 82). Thalassia testudinum Kön. (Alga angu-
stifolia vitrariorum Sloane |. c.). Der Blüthenbau bestätigt voll-
kommen die im Jan. 1867 ausgesprochene Vermuthung, dass Schi-
zotheca Hemprichiit Ehrh. des indischen Oceans mil T. testudinum
mindestens generisch identisch ist. 2. (Wright 1865 no. 84)
Halodule? Wrightü Aschs. (Alga marina graminea angustissimo
folio Sloane l.c.) Nach dem Wuchse und dem Bau der Blätter
der Halodule australis Miqg. des indischen und stillen Oceans
so ähnlich, dass an der generischen Zusammengehörigkeit nicht
wohl zu zweifeln ist, obwohl höchst wahrscheinlich wegen der viel
längeren, relativ und auch absolut schmaleren Blätter (Y,— In,
bei H. australis bis ZU®), welche an den feinblättrigen Exemplaren
lang- und fein zweispitzig mit abgerundeter Bucht enden, als Art
zu trennen. Unfruchtbare Exemplare derselben Pflanze lagen schon
[rüher von der Küste Nieder - Guineas (Loanda und Ambriz,
Welwitsch it. angol. no. 246) und von der westindischen Insel
Si. Thomas (Krebs im Kopenhagener Museum) sowie von Haiti
(Weinland) vor. Die vorliegenden weiblichen Blüthen, welche wie
bei Cymodocea aequorea Kön. einen mit Laubblättern versehenen
Spross beschliessen, der zur Blülhezeit meist schon von einem
Laubzweige übergipfelt wird, zeigen wie bei dieser Art zwei neben
einander stehende Carpelle, deren jedes aber nur eine (nicht zwei)
bandförmig abgeplattete, an der breiten Spitze ausgerandete Narbe
trägt, eine Abweichung, welche, falls die provisorisch dieser Art
angewiesene generisehe Stellung sich durch Auffindung der männ-
lichen Blüthen der atlanlischen und der weiblichen der indischen
Pflanze bestäligt, die Trennung der Gattung Halodule von Cymo-
docea sichern würde. Die einzige vorhandene Frucht ist oval, wenig
zusammengedrückt 11%" im Durchmesser. 3.(Wright 1865 nr. 85)
Cymudocea (Phycoschoenus) manatorum Aschs. (Alpa juncea sive
Juncus marinus radice alba geniculata, Manati grass Sloanell. ce.
tab. 22 fig. 5). Steril schon früher von Haiti (Hb. Buchinger und
Lenormand) und Martinique (Belanger herb. des Anlilles nr.
583 in Hb. Franqueville) vorliegend, der C©. isoetifolia Aschs.
des indischen Ocean sehr nahe stehend, aber ebenfalls schon steril
durch längere und dünnere, trocken kaum 1”” breite, beim Trock-
nen schwarz werdende Blätter zu unterscheiden, während die
der C. isoetifolia eine helle, graugrüne Farbe beibehalten. Die
bisher allein vorliegenden weiblichen Blülhen und Früchte weichen
von denen der ©. isoetifolia durch viel beträchtlichere Grösse ab
(letztere 8%" Jang, bei jenen nur 3), letztere zeigen auch eine ge-
sirecktere Form, indem sie als halbelliptisch (jene halboval) zu be-
zeichnen sind. Schliesslich erwähnte derselbe, dass Dr. Klunzin-
270
ger in Kosser, auf seine Veranlassung sich mit dem Studium der
im rothen Meere vorkommenden Phanerogamen beschäftigt habe
und im Frühjahr 1867 die weiblichen Blüthen der bisher nur un-
fruchtbar bekaunten Halophila stipulacea (F.) Aschs. entdeckt
habe, welche nach einer brieflichen Mittheilung desselben an Dr.
Schweinfurth sich nur durch ihre grösseren Dimensionen von
denen der H. ovalis (R. Br.) Hook. fil. unterscheiden.
— 0 —
Literarisches.
— „Ungereimtes aus der Pflanzenanatomie und Phy-
siologie, oder: Kein Durchfall beim Examen mehr! Zu Nulz und
Frommen aller Botaniker und Solcher, die es werden wollen. In
schöne botaniscehe Knittelreime gebracht von Otto Hoffmann.“
Breslau 1868. Verlag von Maruschke und Berendt. 88 Seit. in
Duod. — Ein lustiges Büchlein, das als 4. Heft einer unter dem
Titel „Utile et dulei* in obigem Verlage erscheinenden Serie von
ähnlichen Bearbeitungen, den Ernst der Wissenschaft in eine hei-
tere Form zu kleiden sucht und in dieser Weise das Merkenswer-
theste aus der Anatomie und Physiologie der Pflanzen rekapitulirend,
es in Räume zwängt, die sich gul lesen und auch nicht schwer
memoriren lassen, was immerhin in gewissen Fällen nützlich werden
kann. So spricht der Autor in seinem Werkchen über die Pflan-
zenzelle, ihre Bildung und ihr Wachsthum, über die Verdickungs-
schichten, die Gewebe, den anatomischen Bau der Stengelorgane
und des Blattes, über Pflanzenchemie, über die Vermehrung der
Pflanzen und Fortpflanzung der Phanerogamen, lässt diesem zur
Abwechslung ein „Lied von der Befruchtung“ folgen und geht so-
dann auf die Pflanzennahrung und deren Assimilirung über, um mit
den Lebenserscheinungen der Gewächse zu schliessen.
— Ueber Urtica oblongata Koch schreibt Ritter v. Pittoni
im 5. Hefte 1868 der Mitth. des naturwiss. Ver. für Steiermark.
Zehenter fand diese Pflanze, welche Dr. Koch als Art aufstellte
(Blätter länglich, zugespitzt, grobgekerbt-gesägt, am Grunde keil-
förmig, ganzrandig; Trauben eylindrisch, lang gestielt, meistens so
lang als der Blaltstiel) im J. 1833 bei Cilli, wo sie in Gesellschaft
mit U. dioica und U. urens wuchs. Sie ist einjährig 3—4 Fuss
hoch, sehr ästig, ohne Wurzelausläufer und besitzt eine spindelige
Wurzel. Ausser Zehenter fand diese Urtica Niemand mehr,
Maly selbst hat sie nie gesehen, sie gehört überhaupt zu den ver-
schollenen Pflanzen.
— „Ueber die Lebensbedingungen der Pflanze. Vor-
trag gehallen im wissenschaft, Verein zu Berlin am 29. Februar
1868 vonH. Wichelhaus, Privat-Docenten an der Universität zu
Berlin.“ Berlin 1868. Verlag von Ferd. Dümler. 30 Seit. in Okt.
271
— In gewählter Sprache und eleganter Form gibt der Autor in
seinem geislreichen Vorlrage ein klares Bild aller jener Verhält-
nisse, welche das vegetabilische Leben bedingen, zu seinem Ge-
deihen beitragen oder es behindern und berührt hierbei auch so
manche Beziehungen, in welchen das Leben der Pllanze zur Ge-
sammtnatur steht, zugleich aber macht er ersichtlich, wie alle
Veränderlichkeit in letzterer nur in einer wechselnden Form ste-
tig wirkender unentschwindbarer Stoffe besteht. So dürfte dieser
Vortrag einer allgemeinen Beachtung zu empfehlen sein und wo
er sie findet, dort wird sich auch der Gesichtskreis individueller
Weltanschauung erweitern und diese selbst läutern.
— „Exkursionsflora für das südwestliche Deutschland“
von Dr. Moritz Seubert, Ravensburg (1868). Verlag von E. Ul-
mer. LV. und 282 Seit, in kl. Okt. — Das Werk genügt wohl allen
Anforderungen, die man an ein Buch stellen kann, dessen Bestim-
mung es ist, den bolanisirenden Touristen auf seinen Wanderungen
zu geleiten und ihm den ersten und nächsten Aufschluss über die
aufgefundenen Pflanzen zugeben. Ein Taschenbuch im wahren Sinne
des Wortes unifasst die Exkursionsflora das Gebiet von Baden,
Württemberg, Hohenzollern, Baiern nördl. der Donau und Rhein-
baiern, Hessen, Frankfurt, Nassau und enthält: 1. eine „Uebersicht
der Klassen und Ordnungen des Linne’schen Systems,* 2. einen
„Schlüssel zum Bestimmen der Gatlungen nach dem Linne’schen
Systeme,“ 3. „die Gattungen und Arten nach den natürlichen Sy-
stemen geordnet,“ beginnend mit den Farnen und schliessend mit
den Ranunculaceen. Ausser der zur Bestimmung wesentlichsten
Beschreibung ist jeder Art noch die Angabe des allgemeinen Vor-
kommens beigeselzt. Die gesammte Anordnung ist aber eine so
zweckmässige , dass ein richtiges Nachsuchen ohne Schwierigkeit
ermöglicht wird. Die Ausstattung des Buches lässt keine Wünsche
übrig.”
nn dns räher,
Sammlungen.
— Dr. Lucae’s nachgelassene bolanische Sammlungen, ent-
haltend 46000 Nummern, welche in Folge Vermächtnisses des
Eigenlhümers dem Slaate zufielen, wurden der Universität Kiel vom
Könige zum Geschenke gemacht.
— Die botanischen Sammlungen aus dem Nachlasse des
Kaisers Max gingen käuflich in den Besitz des Erzbischofs Dr.
Haynald über.
— 0 —
Botanischer Tauschverein in Wien.
Sendungen sind eingetroffen: Von Herrn Dr. Rauscher, mit Pflanzen
von Niederösterreiel. — Von Herın Bayer, mit Pflanzen aus Oberösterreich.
272
-- Von Herrn Dr. Lagger mit Pflanzen aus der Schweiz. — Von Herrn v-
Janka, mit Pflanzen aus Siebenbürgen.
Sendungen sind abgegangen an die Herren: Spreitzenhofer, Britlin-
ger, Bayer, Buchwald, v. Sonklar, Dr. Schmidt, Uechtritz.
Inserate.
Für Briefmarken - Sammler.
Eduard Heim
(Fleischmarkt Nr. 18 in Wien)
«mpfehlt sein Lager von Briefmarken aller Länder und Welttheile
zu den billigsteu Preisen.
Auf Verlangen werden bei Angabe von Provenienzen oder Einsendung
eines Geldbetrages Auswahlsendungen von Briefmarken verschickt.
Für Anfänger werden stets bereit gehalten Sortimente verschie-
dener Briefmarken und zwar solche mit:
50 Stück zu 30 und 50 kr.
10 —.. „» AM. und 1020 Kr
Für die Aechtheit aller Briefmarken obigen Lagers wird garan-
tirt, auch werden nur schön erhaltene Exemplare verkauft.
Briefmarken jeder Art und in jeder Menge werden bestens "einge-
tauscht oder auch gekauft.
Briefe werden franco erbeten.
Zur hohen Beachtung für Bruchleidende.
Der berühmte Bruch-Balsam, dessen hoher Werth selbst in Paris
anerkannt, und welcher von vielen mediecinischen Autoritäten erprobt wurde,
welcher auch in vielen tausend Fällen glückliche Curen hervorbrachte, kann
jederzeit direkt brieflich vom Unterzeichneten die Schachtel ä 4 fl. Oe. W.
gegen Einsendung des Betrages, da die Postnachnahme nicht stattfinden kann,
bezogen werden. Für einen nicht so alten Bruch ist eine Schachtel hinreichend.
J.J. Kr. Eisenhut in Gais, bei St. Gallen (Schweiz).
Von den vielen 1000 Zeugnissen folgt hier nur eines aus neuester Zeit.
Dem Herrn J. J. Kr. Eisenhut in Gais bei St. Gallen bezeuge ich hier-
durch, dass ich den von ihm bereiteten Bruchbalsam in mehreren Fällen an-
gewendet und stets gün-tige Erfolge nach dessen Gebrauch selbst bei ältern
Personen und veralteten Leiden zu beobachten Gelegenheit gehabt habe.
Insbesondere aber empfiehlt sich der gedachte Bruchbalsam bei Kindern,
wo ich in einigen Fällen in kurzer Zeit Heilung von Leistenbrüchen gesehen habe.
Alt-Berun, den 1. Juni 1868.
Reg.-Bez. Oppeln.
(L. S.) Dr. Stark,
kön. Stabs-Arzt, Medic., Chirurg u. Geburtshelfer.
Redakteur und Herausgeber Dr. Alexander Skofitz. — Verlag von ©. Gerold’s Sohn.
Druck und Papier der ©. Ueberreuter'schen Buchdruckerei (M. Salzer).
Vesterreichische
Botanische Zeitschrift,
Gemeinnütziges Organ
für
Die österreichische EN: 5
botanlsche Zeitschrift _ . diefreidurch die Post be-
MT erscheint Botanik und Botaniker, zogen werden sollen, sind
den Ersten jeden Monats, blos bei der Redaktion
ränumerirt auf selbe f!; , a (Wieden, Neumang. Nr.7)
Man pränumerirt aufselbe Gärtner, Oekonomen, Forstmänner, Aerzte, Fr meniren,
(3 Thlr. 10 Ngr.) Im Wegedes
anzjährig, oder hnıl Buchhandels übernimmt
aan es una. w. Apotheker und Techniker. Ereualaneiken
halbjährig. €. Gerold’s Sohn.
Inserate in Wien,
die ganze Petitzeile so wie alle übrigen
10 kr. öst. W. N°- 9 Buchhandlungen.
. N Y Q
XVII. Jahrgang. WIEN. September 1868.
INHALT: Lilium pyrenaicum. Von Janka. — Pyrenomycetes novi ex herb. Heufleriano. Von
Dr. Auerswald. — Vegetationsverhältnisse Ungarns. Von Dr. Kerner. — Exkursionen auf
Belchen und Feldberg. Von Vulpius. — Phytographische Fragmente. Von Dr. Schur. — Cor-
respondenz. Von Dr. Kerner, Janka. Kastropp, Hepp, Dr. Schultz. — Pflanzliche Organismen
im Blute. — — Personalnotizen. — Literarisches — Correspondenz der Redaction. — Inserate.
Lilium pyrenaicum Baumg.
Von Vietor v. Janka.
Gleich nach der Rückkehr von der i6tägigen Expedition be-
hufs Aufsuchung der Pedicularis limnogena, Astragalus galegifor-
mis und Lilium pyrenaicum Baumg., war es mein Erstes, in
Grisebach’s Spicilegium florae rumelicae die Beschreibung von
Lilium albanicum, dessen Identität mit L. pyrenaicum Baumg. be-
kanntllich von Grisebach |. c. blos vermuthet wird, während
Heuffel in seiner Enum. plant. Banat. Temes. die siebenbürgische
Pflanze ohne alle Bedenken als L. albanicum Gris. aufführt, mit
den von mir eben gesammelten Exemplaren zu vergleichen.
Aber ich traute kaum meinen Augen, als ich in Grisebach’s
Werk nicht den geringsten Anhaltspunkt vorfand, um das sieben-
bürgische Lilium, mit welchem L. albanicum Heuff. zufolge der
Diagnose in der Enum. pl. Banat. Temes. ganz übereinstimmt, so
wie auch Neilreich es gelhan, für L. albanicum Gris. halten zu
können.
In Grisebach’s Spieilegium pl. rumel. etc. heist es vol. II.
(1844) pag. 385 unter Anderem: „foliis reticulato-venosis
margine scabris subtus glabris . . . . . omnibus patentibus
Oesterr. botan, Zeitschrift 9. Heft. 1868, 21
iv
=,
en
. : ...* ferner in der Beschreibung: „Caulis infra medium
aphyllus.“
Nun ist aber der Stengel der siebenbürgischen Pflanze
von der Erde an bis zur Spitze beblättert, die Blätter sind eher
aufrecht und unterseits an den Nerven so deutlich bewimpert, dass
sie Baumgarten in vol. I. seiner Enumeratio stirp. Transsilv.
pag. 301 kurzweg geradezu „sublus pubescentia* nennt.
Ohne Zweifel stimmt ebenso wie die in Heuffel’s Enume-
ratio als L. albanicum figurirende von Pfarrer Vuchetich auf der
Banater Alpe Branu entdeckte Pflanze, auch das von Prof. Dr. A.
Kerner im Bihar Gebirge angegebene Lilium mit L. pyrenaicum
Baumg. überein.
Mit Lilium albanicum Gris. kann nun einmal unsere Pflanze
nicht identisch sein; denn da wäre es gewiss weit weniger gefehlt
Lilium pyrenaicum Baumg. für einerlei mit L. Szovitsianum Fisch.
et Lall. zu erklären, von welch’ letzterem es sich bloss durch
minder beblätterlen Stengel unterscheidet.
Dagegen stimmen die von mir am klassischen Standort Baum-
garten’s in Frucht gesammelten Exemplare recht gut mit der
Beschreibung von Lilium pyrenaicum in Grenier’s und Godron’s
Flore de France III pag. 181 zusammen.
Bis also nicht eine Untersuchung blühender Exemplare ein
anderes Resultat ergibt, muss auch für die siebenbürgische gelb-
blühende Art der Name Lilium pyrenaicum beibehalten werden.
Ich habe etliche 50 Zwiebel davon von Verespatak milge-
bracht, die bereits in meinen Garlen versetzt sind. Möge es mir
vergönnt sein, im nächsten Frühjahr die systematische Stellung die-
ser hübschen Lilie klären zu können.
Der nächste Standort von L. albanicum Gris. liegt jenseits
der Donau im nordöstlichen Serbien, wo Hr. Dr. Pan&i£ laut
dessen „Verzeichniss der in Serbien wildwachsenden Phaneroga-
men“ Nr. 1527 ganz genau zur Diagnose Grisebach’s passende
Exemplare gefunden hat.
Szt. Gothard bei Szamos -Ujväar in Siebenbürgen, am
27. Juli 1868.
Pyrenomycetes novi ex herbario Heufleriano.
Auctore B. Auerswald.
Sphaeria (Pertusae) Heufleri Awd. n. sp.
Pyrenüs sparsis, minultissimis (magnitudine Sphaerellae
myriadeaeFr.), hemisphuericis vel subglobosis, earbonareis, atris
ostiolo minutissime mamillaeformi ornatis; ascis ereberrimis, cla-
vatis, sessilibus, membrana duplici non visibili, 8-sporis, paraphy-
sıbus tenuibus filiformibus subconglutinatis lawe obvallatis; sports
5
irregulariter stipatis, subbiserialibus , Ianceolato-oblongis, plus
minus curvulis, utrinque acutiusculis, triseptatis, brunneis, pellueidis,
16 meierom. longis, 5 mierom. latis.
Diese Sphaeria fand Baron Hohenbühel-Heufler am
23. August 1859 an entrindeten Fichtenstämmen im Siegesbach-
graben bei Traunkirchen in Oberösterreich. Sie entwickelt sich
unter der obersten Holzschicht, so dass sie anfangs von iur wie
von einem durchsichligen Häulchen bedeckt wird; bald aber durch-
bricht sie dieselbe und erscheint nun frei aufsitzend. Ohne Lupe
sind die kleinen Pünktchen, als welche die Pyrenien erscheinen,
nicht wahrnehmbar.
Ob diese Sphaeria etwa synonym mit Sph. veles Fr. syst. I.
p. 466 sei, lasse ich dahingestellt; die daselbst gegebene Diagnose,
welche, wie gewöhnlich den mikroskopischen Bau unerwähnt lässt,
passt vollkommen auf die vorliegende Art; aber dagegen wird als
Substrat weiches faules Eichenholz genannt. Jedenfalls aber
ist sie nicht die ebenfalls auf Coniferenholz wachsende Sphaeria
velis Rbh, herb. mye. ed. Il. Nr. 434, die ich Cucurbitaria vilis
nenne, ohne damit behaupten zu wollen, dass sie die Sphaeria
vilis Fr. repräsenlire.
Die Sporen dieser reizenden Sphaeria sind nicht abgerundet
wie bei der weil grösseren Sphaeria Pulvis pyrius. Die gleiche Sphae-
ria hat Herr von Schulzer im Februar 1860 in Cerni Gaj zwischen
Vinkovce und Ivankowa in der slavonischen Militärgrenze gesam-
melt, von woher sich mehrere Muster im Heuflerischen Herbar
befinden.
Pleospora orbicularis Awd.n. sp.
Pyrenis gregarüs, primo hypophloeodeis, mox epidermide
rupta et ablata denudatis, orbicularibus, Y; — ”/, millim. latis.
minute papillatis, nigris; ascis clavatis (120 microm. fere longis,
25 microm. fere latis), in stipitem brevem sensim attenuatis,
8-sporis, membrana duplici visibili; sporis biserialibus, elongato-
ovalibus (32—36 microm. longis, 10 mierom. latis), utringue ob-
tusis, medio vix constrictis, 4—6 septatis longitudinaliterque pli-
catis, melleis, dein fuscis.
Diese ganz eigenthümliche Art lebt auf den feinen Zweigen
der Berberis vulgaris (in der Gant bei Eppan in Südtirol 15. Sept.
1861 leg. cl. Heufler) und zeichnet sich von allen andern Arlen
und Formen dieser Gattung durch ihre ganz flachen scheibenför-
migen, schwach tellerförmigen vertieften Pyrenien aus, welche so-
gar in angefeuchteten Zustande diese flache Gestalt bewahren.
Pleospora pachyascus Awd.n. sp.
Pyrenüs minutis ('/, millim. vix aequantibus), hypophyllis,
globosis, epidermidem perforantibus, atris. absque ostiolo visibili;
ascis ovalibus, amplis, 6-sporis (an semper?), absque ullo stipitis
ei *
276
vestigio, utrinque late rotundato, membrana dupliei visibili, sporis
hyalinis, ovalibus, pro more ulrinque rotundatis, primo 1—mox
tri-, longitudinaliterque septatis.
Diese, wie es scheint, seltene Art, weicht von allen mir be-
kannten Arten dieser Gattung ganz wesentlich durch die völlig
ungestielten Schläuche ab, welche eine Länge von 85 Mikromilli-
meter und eine Breite von 45 Mikromillimeter besitzen, so wie
durch die gänzlich farblosen Sporen (28 Mikrom. lang und etwa
14 Mikrom. breit).
Mit Sphaeria Eryngiüi (Bot. gall. II. p. 710) scheint dieselbe
keineswegs identisch zu sein, da Berk. ei Br. Nr. 657 die mir
vorliegenden von Desmazieres, pl. crypt. de Fr. Nr. 1300 edir-
ten Exemplare zu ihr ziliren. Diese letzteren Exemplare sind zwar
ohne alle Schlauchbildung, weichen aber habituell ganz ausseror-
dentlich ab, denn sie stehen dicht gedrängt in kleinen, von den
Blattzellen streng umgrenzten Flecken, vom Habitus der Sph. ma-
cularis Fr., während die Pyrenien von Pl. pachyascus über die
ganze Blattfläche dicht zerstreut, aber in den mir nur spärlich vor-
liegenden Exemplaren nur in kleinen Herden zur Schlauchform ent-
wickelt erscheinen. Baron Hausmann sammelte sie im November
1862 auf dem Kalvarienberge von Bolzen auf Blättern von Eryngium
campestre.
Pleospora herbarum Rbh. ß. fruticum Awd.
Auf Berberiszweigen bei dem Schlosse Michelsburg unweit
Bruneck im Pusterthale Tirols gesammelt von Baron Hausmann.
Ausser dem Standorte finde ich keine Verschiedenheit von der
polymorphen PI. herbarum.
Leptosphaeria psilospora Awd. n. sp.
Pyreniis minutis, globosis, hypophloeodeis , non nisi ostiolo
minute mamillato epidermidem perforantibus; acis cluvatis (90
microm. fere longis, 14 microm. et supra latis), breviter pedicellatis,
8-sporis, membrana dupliei visibili, sporis biserialibus fusiformibus
(30 microm. longis, 4 microm. fere latis), leviter curvatis, utrinque
acutis, uni- (an demum pluri?) septatis, pallide luteolis.
Die Sporen der mir allein vorliegenden Exemplare, welche
Baron Hausmann auf dürren Stengeln von Phytheuma Scheuch-
zeri bei Birchabruck in Südtirol sammelte, scheinen noch nicht
völlig reif zu sein, obgleich sie bereits hie und da aus den Schläu-
chen austreten. In ihrem Inhalte haben sich 4—6 Nucleoli gebil-
det, welche vermuthen lassen, dass späterhin noch weitere
Scheidewände eintreten können. An der bis jetzt allein sichtbaren
mittleren Scheidewand sind die Sporen keineswegs eingeschnürt;
auch zeigen sie keine Spur irgend einer Anschwellung.
Raphidophora tenella Awd. n. sp.
Pyrenis minutis (/,— Vs millimetr. fere mentientibus ), immer-
sis vel semiüimmersis, rostro elongalo conico acuto, pyrenium vel
pyrenium dimidium aequante coronaltis; ascis gracilibus (140
micromillim. fere longis, d4—5 microm. latis) tubulosis, 8-sporis,
sporis tenuissime filiformibus (1 microm. crassis) duteolis v.
fuscidulis.
Diese, wie es scheint, weit verbreitete Art hat von allen mir
bekannten Arten die engsten Schläuche und Sporen. Ich fand sie
zuerst in Penickau bei Grossenhain in Sachsen auf dürren Stengeln
von Chelidonium majus, später bei Leipzig auf denen von Rumex
obtusifolius, v. Niessl sammelte sie auf Kartoffeln und Baron
Hohenbühel-Heufler den 14. August 1863 auf vorjährigen
Compositenstengeln auf dem Donauberge in Unteröslerreich gegen-
über von Grein. Auf letzterem Standorte lebte die vorliegende Art
gesellig mil Peziza villosa P. und mit Leptosphaeria derasa m.
(— Sphaeria derasa Berk. el Br.)
Bei ganz eingesenkten Pyrenien wird die Epidermis nur vom
Ostiolum durchstochen.
Stigmatea Primulae Awd. et Hfl. n. sp.
Pyreniis ovalis vel plus minus conicis, minute papillatis,
erumpentibus atris; ascis brevibus subceylindricis, sessilibus, mem-
brana dupliei visibili, 8-sporis; sporis biserialibus, oblongis, di-
blastis, nubilosis, 2/ micromillim. longis, 5 micerom. latis.
Baron Hohenbühel-Heufler fand diese Art auf den vor-
jährigen Blättern von Primula minima in Unterösterreich den
28. Juli 1857 auf dem Kaisersteine des Schneeberges, erkannte sie
als neu, versah sie in seinem Herbar mit einer Diagnose und nannle
sie dort Sphaeria Primulae, wesswegen oben auch sein Name bei-
geselzt ist. Ich besilze sie vom Schneeberge auch von Bilimek
gesammelt.
Phoma Phaseoli Dmz. Ann. sc. nat. 2. VI. p. 247. Forma
leguminum Awd.
Ich finde keinen andern Unterschied der auf Bohnenstengeln
wachsenden Form, als dass die vorliegende in allen Theilen (auch
den Sporidien) elwas grösser ist. Hazslinszky sammelte sie im
April bei Eperies in Ungarn auf alten Bohnenhülsen.
Sphaeropsis Tami Awd.n. sp.
Pyrenis minutissimis, sed variae magnitudinis, depresso-glo-
bosis, gregarüs, ostiolo spurio; sporidiüs ovatis vel ovalibus,
fuseidulis, pellucidis, 5 microm. fere longis, 2—2'/,. mierom. latis.
Herdenweise auf dürren Stengeln von Tamus communis , ge-
sammelt bei Botzen von Baron Hausmann,
Appendix.
Sphaerella intermicta Xwd. Mpt. — Sphaeria intermixta
Berk. et Br. nr. 369. Pl. Xl. fig. 24!
Ascis obovato-clavatis, 8-sporis, absque paraphysibus; sporis
biserialibus, hyalinis, lacrymae-formibus (clavato-fusiformibus),
juvenilibus pro more integris, dein I-, mox 2-, tandem 3-septatis.
Auf dürren Aesten der Rosa canina, gesammelt bei Kloben-
stein auf dem Rittener Berge unweit Botzen von Baron Hausmann.
Asteroma Eryngü Awd. —= „Sphaeria Eryngii Fr.“ secun-
dum specimina a cl. Dmz. in pl. erypt. de Fr. nr. 1300 edita.
Auf dürren Blättern von Eryngium campestre, gesammelt von
Herrn v. Niess| bei Brünn.
Leptosphaeria glaucopunctata Awd. = Sphaeria glauco-
punctata Grev. Curr. nr. 183 etc., Sphaeria Rusci Wlir. B. B.
639*, Dmz. pl. crypt. de France nr. 776, Sphaerella Rusci Ces. et
de Not. schem, Sfer. p. 237.
Kann nicht bei Sphaerella bleiben, da Paraphysen vorhanden
sind. Auch haben vollkommen entwickelte Pyrenien ein kleines
papillenförmiges Ostiolum, welches, wenn keine Paraphysen vorhan-
den wären, die Stellung in die Gattung Gnomonia erheischen
würden. Gesammelt von Herrn v. Schulzer im Czerni Gaj bei
Vinkovce in der slavonischen Militärgrenze im Februar 1860.
Ffercospora rudis Awd. Mpt. — Sphaeria rudis Fr. El. II.
98. Aglaospora rudis Tul. Carp. II. p. 165.
Unter der äusseren Rinde von Cytisus alpinus gesammelt
von Baron Hausmann bei Klobenstein in Südtirol.
Sordaria obliquata Awd. Mpt. — Sphaeria obliquata Som-
merf. cf. Sphaeria pleurostoma Fr. El. I. p. 93, Nr. 321.
Auf Föhrenzapfen bei Seis in Südtirol gesammelt von Baron
Hausmann im Jahre 1866.
——
Die Vegetations-Verhältnisse des mittleren und östlichen
Ungarns und angrenzenden Siebenbürgens.
Von A. Kerner.
XV.
339. Geranium pratense L. — Auf Wiesen. Im Bihariageb. in
der Vulcangruppe auf dem Plateau des Suprapielra poienile und
279
von da bis herab in das Aranyosthal in die Obstgärten des Dorfes
Vidra. — Kalk. 660—1100 Met. — (Nach Kitaibel auf Wiesen
bei Acsa [soll wohl Ocsa heissen] auf der Kecskemeter Landhöhe
[Ad. 265] und auf Sandboden bei Debreezin [Relig. 49], beides An-
gaben, deren Richtigkeit ich bezweifle.)
340. Geranium phaeum L. — Im Grunde schatliger Wälder
und im Gestäude der Waldränder, Bachufer und feuchten Berg-
wiesen. Im mitlelung. Bergl. auf dem Kekes bei Paräd in der Matra,
auf dem Nagyszäl bei Wailzen und in den Wäldern zwischen Sat.
Läszlö und Visegräd in der Pilisgruppe. An allen diesen Punkten
selten, immer nur an vereinzelten Standpunkten und nicht un-
ter 500 Met. (Häufiger in der schon ausserhalb unseres Gebietes lie-
genden Bakonygruppe auf dem Somhegy und in den Buchen-
wäldern bei Bakonybel, Zirez, Ugod etc.) Fehlt im Tieflande. Im
Bihariageb. dagegen sehr verbreitet; in der Vulcangruppe auf dem
Suprapietra poienile und im Thale bei Vidra, in der Gruppe des
Plesiu bei den kalten Quellen hinter dem Bade Mone&sa, im Rezba-
nyaerzuge vom Werksthal bei Rezbänya aufwärts bis zur oberen
Buchengrenze, auf dem Batrinaplateau bei der Stäna Oncesa und
am Rande des Plateaus im Pulsa- und Galbinathale, auf den Höhen
des Vertopu, in der Valea seca, auf der Pietra muncelului, Stanesa
und Pietra lunga bis herab nach Fenatia; auf dem Damoser Kalk-
plateau bei Mediadu und auf dem tertiären Vorlande bei P. Sat.
Marton und an der Pecze bei Grosswardein. — Trachyt, Kalk, tert.
Lehmboden, seltener auch auf Schiefer. 120— 1430 Met.
341. Geranium palustre L.. — Zwischen Gebüsch an Bach-
ufern und Waldrändern. Im Bihariageb. auf dem Vasköher Kalk-
plateau zwischen Vasköh und Monesa, namentlich häufig bei den
Dörfern Campu und Colesci am Saume der die Dolinen umkrän-
zenden Laubwälder. Fehlt im Tieflande. Im mittelung. Bergl. nur
ausserhalb unseres Gebietes in der Bakonygruppe. — Kalk, 380—
790 Met.
342. Geranium sanguineum L. — Auf trockenen Grasfluren, im
Gestäude der Waldränder, im Grunde lichter Eichenbestände, in Nieder-
wäldern und Holzschlägen, Im mittelung. Bergl. auf dem Sarerberg in
der Matra, auf den Höhen bei Gödöllö und am Nagyszäl bei Waitzen,
in der Magustagruppe bei Gross-Maros, in der Pilisgruppe bei Vise-
gräd und Set. Andrae, auf dem Kishegy und Piliserberg, auf der
Slanitzka bei P. Csaba, im Auwinkel, am grossen und kleinen
Schwabenberg und im Wolfsthale bei Ofen. Auf der Kecskemeter
Landhöhe weit seltener und dort nur im Walde auf Puszta Peszer
bei Alsö Dabas beobachtet. Auf der Debrecziner Landhöhe bei De-
breezin und Szakoly. Im Vorlande des Bihariageb. auf dem Köbä-
nyaberg und nächst dem Bischof- und Felixbade bei Grosswardein.
Trachyt, Kalk, tert. und diluv. Lehm- und Sandboden. 120—
755 Met.
343. Geranium columbinum L. — An felsigen und sandigen
Platzen, im Gerölle der Schutlthalden und Bachufer und auf Aeckern
280
sehr selten und sehr zerstreut durch das Gebiet. Im mittelung.
Bergl. in der Pilisgruppe an der Südseite des Pıliserberges, ins-
besonders am Fusse dieses Berges oberhalb Szänto mit Senecio
viscosus; dann bei Maria Einsiedel nächst Ofen. Fehlt im Tieflande.
Im Bıhariageb. an Bontoskö bei Petrani und im Thalboden bei Fe-
nalia nächst Rezbänya. — Schiefer, Kalk, lert. und alluv. Lehm-
und Sandboden. 160—480 Met.
344. Geranium dissectum L. — Auf bebautem Lande und auf
dem Gerölle der Flussufer und Schulthalden, im Ganzen selten,
aber doch häufiger als die frühere Art. Im mittelung. Bergl. in der
Pilisgruppe bei Sct. Andrae und Maria Einsiedel; im Vorlande des
Bihariageb. bei Grosswardein und Holodu und im Thale der schwar-
zen Körös bei Calugari, Vasköh, Belenyes und insbesonders häufig
am Bontoskö bei Petrani. Im Tieflande nicht beobachtet. — Trachyt,
Kalk, tert. und alluv. Sandboden. 160—320 Met.
Geranium pyrenaicum L. — Nach Steffek bei dem Bischofbade
nächst Grosswardein ?
345. Geranium pusillum L. — Auf bebautem Lande, auf
Viehweiden, an Wegen und Zäunen, im Sande der Bachufer, in
Holzschlägen und oft massenhaft an den Eisenbahndämmen. Sehr
verbreitet durch das ganze Gebiet. Gyöngyös, Gran, Visegräd,
Ofen, Pest, Stuhlweissenburg, Monor, Pilis, Nagy Körös, Grosswar-
dein, Belenyes, Körösbänya. Der höchste im Gebiete beobachtete
Standort im Thale bei Rezbänya. — Fast auf allen im Gebiete vor-
kommenden Substraten. 95—460 Met.
346. Geranium rotundifolium L. — Auf den Terrassen felsiger
Abstürze und auf dem Steinschutte niederer Berge, an Weinbergs-
mauern, seltener auch auf Schuttplätzen in den Dörfern. Im mit-
telung. Bergl. in der Magustagruppe auf den Trachytfelsen ober
Gross Maros, in der Pilisgruppe bei Sct. Andrae, Maria Einsiedel
und Ofen. Im Bihariageb. bei Grosswardein und am Bonboskö bei
Petrani an der schwarzen Körös, dann auf Trachytfelsen unter der
Ruine Desna und in der Valea Liesa bei Halmaza. — Trachyt, Kalk,
tert. diluv. und alluv. Lehmboden. 95—330 Met.
347. Geranium molle L. — Auf bebautem Lande, an grasigen
Plätzen längs den Strassen, in Parkanlagen und Obstgärten. Selten.
Bei Gran, Waitzen, Ofen. — Tert. und diluv. Lehmboden. 95 —
450 Met.
348. Geranium divaricatum Ehrh. — Am Saume der Hoch-
wälder und in lichten Niederwäldern zwischen niederem Strauch-
werk, an Weinbergsrändern und an den Seiten der Hohlwege
zwischen Schlehdornen und anderem Gebüsch, selten. Im mittel-
ung. Bergl. auf dem Sarhegy in der Matra, bei Maria Einsiedel,
Koväcsi, Ofen und Lovas Bereny in der Pilisgruppe. Auf der Kecs-
kemeter Landhöhe bei Heves, Monor, Pilis und Kecskemet. Ausser-
halb der Grenze unseres Gebietes in den Weinbergen am Hajdu-
hegy bei Erlau. In der Tiefebene und im Bereiche des Bihariageb.
281
nicht beobachtet. — Trachyt, Kalk, tert. u. diluv, Sandboden. 95 —
400 Met.
349. Geranium lucidum L. — Auf humusreichen moosigen
Terrassen felsiger mit Gebüsch bewachsener Abstürze. Im mittel-
ung. Bergl. auf dem östlichen Grate der Kuppe des Nagyszäl bei
Waitzen, in der Pilisgruppe auf der Nord- und Südseite des Keta-
gohegy bei Kestölcz nächst Gran (hier häufig), auf dem Johannis-
berg und Lindenberg bei Ofen, in der Vertesgruppe bei Csoka.
Nach Reuss auch auf der Matra. Fehlt im Tieflande; dagegen wie-
der im Bihariageb. in der Fasanerie bei Grosswardein und im Ge-
biete der schwarzen Körös in der Felsenenge hinter dem Schmelz-
ofen von Petrosa und von da einwärts durch das Pulsathal bis zur
Pietra pulsului. — Vorherrschend auf Kalk, sehr selten auf Trachyt
und Sienit. 160—650 Met.
350. Geranium robertianum L. — In Wäldern auf beschatte-
ten Felsen, alten Baumstrünken und moosbewachsenem Erdreich,
auf dem Gerölle der Schutthalden und unter Gebüsch an den Bö-
schungen schattiger Hohlwege, mit besonderer Vorliebe in der Nähe
von Bächen und Quellen. Im mittelung. Bergl. bei Paräd in der
Matra, aın Nagyszäl bei Waitzen, auf dem Spitzkopf in der Magusta-
gruppe, in den Wäldern zwischen Dömös, Visegrad, Szt. Läszlo
und Sct. Andrae, auf dem Piliserberge und auf der Slanitzka bei
P. Csaba, am Johannisberg und Schwabenberg bei Ofen. Auf der
Kecskemeter Landhöhe in den Wäldern bei Monor, Pilis und Nagy
Körös. Auf der Debreeziner Landhöhe bei Debreczin. Im Bihariageb.
auf dem Batrinaplateau an den Felsen nächst dem Eingange in die
Geisterhöhle bei der Stäna Oncesa (dies der höchste im Gebiete
beobachtete Standort), im Poiena- und Pulsathal bei Petrosa, am
Cärligata, auf der Pietra muncelului und ober der Höhle bei Fe-
nalia; im Rezbänyaerzuge in der Valea carului und am Bache bei
Rezbänya; in der Plesiugruppe bei den kalten Quellen hinter dem
Bade Monesa. — Trachyt, Sienit, Schiefer, Kalk, Sandstein, tert.,
diluv. und alluv. Sandboden. 95—1330 Met.
351. Erodium moschatum (L.) — Auf bebautem Lande. Im
Bihariageb. als Unkraut in dem Gemüsegarten vor dem Wirths-
hause in Negra im Aranyosthale. — Sandboden. 830 Met. — „Hoc
in Cottu Aradensi occurere intellexi.* Kit. Add. 262.
352. Erodium Ciconium (L.) — Auf bebaulem Lande, an
Wegen und auf steinigen sonnigen Berghöhen. Am Blocksberge
bei Ofen, am Fieberkreuzberg bei Gran (Feichtinger) und bei
Tarjan nächst Gyöngyös (Janka). — Tert. Lehmboden. 95—
250 Met.
353. Erodium Neilreichii Janka. — Auf sandigem Boden
nächst dem Brinzitö auf der Puszta Sashalom bei Hatvan. — Diluv.
Sandboden. 120 Met. — Janka Oest. botan. Zeitschr. XVII. 101.
354. Erodium eicutarium (L.) — Auf bebautem Lande, an
Wegen und Dämmen, auf Viehweiden und wüstem Sandboden.
Gyöngyös, Wailtzen, Gran, P. Csaba, Ofen, Stuhlweissenburg, Pest,
282
Soroksar, Monor, Nagy Körös, Kecskemet, Szolnok, Szegedin,
Grosswardein, Belenyes, Vasköh, Körösbänya. Der höchste im Ge-
biete beobachtete Standort: die vom Vieh beweidete Kuppe des
Piliserberges. — Trachyt, Kalk, tert., diluv. und. alluv. Sand- und
Lehmboden. 75—755 Met.
355. Acer Pseudoplatanus L. — In Bergwäldern. Selten in
grossen schönen Bäumen und meistens nur strauchartig. Im mittel-
ung. Bergl. in der Matra bei Paräd und Reesk, auf dem Nagyszäl
bei Waitzen, in der Pilisgruppe auf dem Kishegy, Piliserberg und
Schwabenberg und bis herab zu dem Saukopf im Auwinkelthale
bei Ofen. Hier am nördlich exponirten Gehänge bei 380 Met. der
tiefste im mittelung. Bergl. beobachtete Standort. Im Bihariageb.
auf dem Batrinaplateau in der Valea Odincutia bei Scarisiöra, bei
der Stäna Oncesa, im Pulsa- und Galbinathale bei Petrosa, in
der Valea seca, auf der Tataroea, Pietra muncelului, Pietra lunga
und überhaupt auf allen Höhen zwischen Petrosa und Rezbänya bis
in das Werksthal und bis in die Umgebung der Höhle ober Fenatia;
in der Vulcangruppe auf dem Suprapietra poienile bei Vidra; in
der Hegyesgruppe auf der Chiciora südöstlich von Buteni; in der
Piesiugruppe auf der Kuppe des Plesiun und auf dem Vasköher
Kalkplateau am Vervul Ceresilor bei Monesa. — Vorherrschend auf
Kalk, weit seltener auch auf Porphyrit, Trachyt, Schiefer und Sand-
stein. Im Bihariageb. 440—1327 Met. — Fehlt im Tieflande. Es
verdient auch bemerkt zu werden, dass Acer Pseudoplatanus im
Bihariageb. auf dem Rezbänyaer- und Petrosaerzuge fehlt, während
derselbe auf den an diese beiden Hochgebirgszüge anschliessenden
Kalkplateaus und niederen Bergzügen allgemein verbreitet ist, wornach
sich also hier im Kleinen dasselbe Verhältniss der Verbreitung wieder-
holt, welches man auch in den Alpen beobachtet, wo in der Randzone
der nördl. und südl. Kalkalpen diese Ahornart sehr verbreitet ist,
in den centralen Schieferalpen aber fehlt oder doch nur ganz ver-
einzelt angetroffen wird. — Acer Pseudoplatanus spielt in den
Sagen und Mährchen der Ost-Romanen eine grosse Rolle. Mehrere
Berge erscheinen nach dem Ahorn (rom. Paltinu) benannt.
356. Acer campestre L. — In gemischten Laubholzwäldern baum-
förmig, an den Seiten der Hohlwege und Weinberge, sowie in Nie-
derwäldern strauchig. Selten in kleinen Beständen, in der Regel nur
eingesprengt und vereinzelt. Im mittelung. Bergl. bei Paräd und
Recsk in der Matra, auf dem Spitzkopf in der Magustagruppe, im
Auwinkel und Leopoldifeld, am Schwabenberg und überhaupt auf
allen mit Mischwäldern bekleideten Höhen der Pilisgruppe bis auf
die höchste Kuppe des Piliserberges. Nirgends häufiger und schö-
ner als auf den Ausläufern des mittelung. Berglandes bei Gödöllö
und auf dem Lösszuge des Viniszni vrch zwischen Tapio Süly,
Gomba und Monor, wo stellenweise Gruppen von 30 bis 50 Bäu-
men dieser Ahornart kleine Bestände bilden. Im Stromgelände der
Donau bei Näna und auf der Margaretheninsel bei Ofen. Auf der
Kecskemeter Landhöhe in den Wäldern bei Pilis und Monor; auf
283
der Debreeziner Landhöhe zwischen Bököny und Nyiregyhaza und
bei Debreezin. Im Bihariageb. auf dem tert. Vorlande zwischen
Grosswardein und Belönyes bei Bischof- und Felixbad, Lazuri, Ho-
lodu, Petrani häufig und stellenweise in ansehnlichen baum-
förmigenu Exemplaren; auf dem Vasköher Kalkplateau und in der
Plesiugruppe bei Vasköh und Mon6sa, im Thale der weissen Körös
bei Jöszäsz, Plesculia und in der Valea Liesa bei Halmaza, dann am
Fusse des Rezbänyaer- und Petrosaerzuges ober der Höhle bei
Fenatia, im Werkthale bei Rezbänya und im Poienathal bei Petrosa.
Die zwei zuletzt genannten Standorte bezeichnen die lokale Grenze,
welche der Verbreitungsbezirk dieser Ahornart gegen das höhere
Gebirge findet. — Trachyt, Sienit, Schiefer, Kalk, tert., diluv. und
alluv. Lehm- und Sandboden. Im Bihariageb. findet diese Baumart
schon bei 570 Met., im mittelung. Berglande dagegen erst bei
755 Met. ihre obere Grenze.
357. Acer molle Opitz. (Acer tomentosum Kit. Add. 248.) — In
Laubholzwäldern und in kleinen Gebüschgruppen auf Bergwiesen. Im
wittelung. Berglande. Es liegen mir von dieser Pflanze, welche sich
zu Acer campestre verhält, wie Acer obtusatum W. K. zu Acer
opulifolium Vill., nur Exemplare vor, welche ich nächst dem
Normabaum bei Ofen (kalkreicher tert. Lehmboden, 380 Met.) ge-
sammelt habe; wahrscheinlich sind aber auch noch mehrere weitere
Standorte, welche oben für Acer campestre angegeben wurden,
richtiger hieher zu ziehen.
358. Acer platanoides L. — Eingesprengt in den Buchen-
wäldern, seltener auch in hoch gelegenen Eichenwäldern. Im mit-
telung. Bergl. in der Matra bei Paräd und Recsk und im Thale
Gergelhäza bei Bodony, in der Magustagruppe am Spitzkopf bei
Gross Maros, am Nagyszäl bei Waitzen, in der Pilisgruppe am
Kishegy, Piliserberg, Slanitzka, Johannisberg,, Schwabenberg und
im Wolfsthale bei Ofen, in der Vertesgruppe bei Csoka. Ausser
der Grenze unseres Gebietes häufig in den Buchenwäldern der
Bakonygruppe, wo ich an der Gereneze bei Bakonybel Bäume
mit 28 Met. Höhe beobachtete. Fehlt im Tieflande. Im Bihariageb.
in der zerrissenen Randzone des Batrinaplateaus, im Pulsa- und
Galbinathale, auf der Pietra lunga, Pietra muncelului, der Stanesa
und überhaupt auf allen Höhen zwischen Petrosa und Rezbänya,
ferner auf den Höhen des Kalkplateaus zwischen Vasköh und Monesa
und in der Hegyesgruppe auf der Chiciora südöstlich von Bu-
teni. — Vorherrschend auf Kalk, weit seltener auf Trachyt, Sienit
und Schiefer. 270—1170 Met.
359. Acer tataricum L. — In Niederwäldern und in den
Lichtungen und an den Säumen der Hochwälder, welche die Land-
höhen und die niederen das Tiefland umrandenden Bergzüge krö-
nen. Im mittelung. Bergl. bei Recsk und im Thale Gergelhäza bei
Bodony in der Matra, auf dem Spitzkopf in der Magustagruppe, auf
dem Visegräder Schlossberg in der Pilisgruppe; auf den Ausläufern
des mittelung. Berglandes bei Gödöllö und im Ufergelände der
284
Donau bei Näna. Auf der Kecskemeter Landhöhe in den Wäldern
bei Monor, Pilis und Nagy-Körös. Auf der Debrecziner Landhöhe
bei Debrecezin, zwischen Bököny und Nyiregyhäza und zwischen
Valay und Nagy Karoly. Iım Bihariageb. auf dem tert. Vorlande von
Grosswardein über Lasuri und Holodu bis Petrani und im Gebiete
der weissen Körös bei Desna und Chisindia und über Jösasz und
Plescutia einwärts bis in die Valea Liesa bei Halmaza. — Die Orte
Petrani und Halmaza bezeichnen die Grenze des Verbreitungs-
bezirkes dieser Pflanze gegen die höheren Stufen des Bihariage-
birges. — Trachyt, Kalk, tert. und diluv. Lehm- und Sandboden.
95—460 Met.
360. Vitis vinifera L. — In Laubholzwäldern. Im mittelung.
Berglande am Piliserberg und Kishegy, in den Wäldern bei Sct.
Andrae, im Wolfsthale und ober dem Fasan bei Ofen, nirgends aber
schöner und in grösserer Menge als zwischen Visegräd und Sazt.
Läszlö, wo auf einer Strecke von mehreren Jochen im Buchen-
walde fast jeder Baumstrunk des Hochwaldes von Weinreben um-
rankt und die Baumkronen mit den üppigsten Rebengewinden
übersponnen sind. Massenhaft in den Auen im Stromgelände der
Donau bei Näna und auf der Margaretheninsel bei Ofen, wo die
Reben uralter Weinstöcke bis zu den höchsten Wipfeln der Pappeln
und Eichen emporklettern. In der Stuhlweissenburger Niederung
im Walde bei Vajta und auf der Kecskemeter Landhöhe in den
Wäldern bei Monor und Pilis und auf Puszta Peszer bei Als6 Dabas.
Im Bihariageb. auf dem tert. Vorlande zwischen Grosswardein und
Belenyes sowohl in den Wäldern als auch an den Hecken längs
der Strasse bei Robagani und Lasuri sehr häufig. Ebenso auf dem
niederen Kalkplateau bei Vasköh und im Thale der weissen Körös
bei Chisindia nächst Buteni und von da einwärls bis Guraväli und
Pleseutia, wo die Weinreben in den Eichenniederwäldern und in
den Gehölzen längs dem Flussufer stellenweise Bäume und Sträu-
cher mit den dichtesien Geschlingen verketten. — Trachyt, Kalk,
tert. diluv. u. alluv. Lehm- und Sandboden 90—420 Met.
Die Weinrebe wird im grössten Theile des Gebietes mit bestem Erfolge
kultivirt. Am ausgedehntesten wird der Weinbau im m.ttelungarischen Berg-
lande betrieben und es werden hier insbesonders am Ostrande und auf den
niederen östlichen Ausläufern jener Höhen, welche das mittelungarische Berg-
land bilden, Weine erzeugt, welche zu den edelsten und berühmtesten des
Landes zählen. Auf den Landhöhen bei Soroksar, Pilis, Alberti, Irsa, Kecsxe-
met und an vielen anderen Orten, ja selbst in der Tiefebene bei Tapio Szelle,
Kisujszälläs etc. trifft man auf sandigem und schwarzem tiefgründigen Boden
gleichfalls noch Weingärten an; die dort gewonnenen Weine sind aber nur
selten von guter (ualität und werden desto schlechter, je mehr man sich vom
Rande des Berglandes entfernt und dem centralen Steppengebiet der Tiefebene
nähert. Im Bereiche des Bihariagebirges reicht gegenwärtig die Kultur des
Weinstockes im Thale der schnellen Körös einwärts bis Elesd, auf den Ab-
fällen Ges tertiären Vorlandes zwischen der schnellen und schwarzen Körös
bis Holodu, Robagani und Venteri, im Thale der schwarzen Körös bis Belenyes
und im Gebiete der weissen Körös bis Plescutia. Die besten Weine gedeihen
bier an den gegen das Tiefland auslaufenden Vorhüzgeln der Hegyesgruppe bei
285
Menes und Vilägos. — Unverkennbar ist die Vorliebe des Weinstockes für den
tiefgründigen an Alkalien reichen Lehmboden, welcher im Gebiete das trachy-
tische Substrat bedeckt. — Die obere Grenze der Weingärten fällt an der
südlichen Abdachung des Nagyszäl bei Waitzen auf 415 Met., in der Magusta-
gruppe auf den südl. expon. Gehängen ober Gross Maros auf 420 Met., in der
Pilisgruppe bei Visegräd an einem südöstl. Gehänge auf 435 Met., bei Set.
Andrae an südöstlicher Lehne auf 458 Met., am Dreihotterberg bei Ofen bei
südl. Exp. auf 450 Met. und im Bihariazeb. bei Plescutia im Thale der weissen
Körös auf 355 Met. — Im mitteung. Bırglande ist die Weinkultur in vielen
höheren Lagen aufgegeben worden und man findet dort z. B. bei Visegräd,
Set. Andrae und Ofen bei 450 Met. ziemlich umfangreiche aufgelassene Wein-
gärten. Auch im Bihariageb. war der Weinbau früher viel ausgedehnter als
gegenwärtig, und nachgewiesener Massen fanden sich dort noch vor dem
Jahre 1848 Weingärten bei Vasköh, Ocitor, Baniesci und Brotura und im
Thale der weissen Körös sogar noch bei Halmaza in der Seeliöhe von 390 Met.
an Orten, wo der Weinbau heutzutage gänzlich aufgegeben i-t.
—- or —
Meine Exkursionen auf Belchen und Feldberg im Sommer 1867.
Von Vulpius.
1.
Weil in Spenner’s Flora Friburgensis und neuerdings in
Doell’s badischer Flor Centaurea phrygia L. als auf dem höhern
obern Schwarzwald vorkommend eitirt ist, ich aber nur immer da
Centaurea nigra sehen konnte, so unternahm ich, um mir wo möglich
einmal in dieser Beziehung Gewissheil, d. h. die Centaurea phrygia
zu verschaffen, eine Exkursion in jene namentlich aufgeführte Ge-
genden und fuhr demgemäss mit dem ersten Zug am Morgen des
26. August nach Freiburg. Von da bis in’s Himmelreich benülzte
ich den Omnibus und schlug dann den Weg ein, der über Bu-
chenbach und die Wagensteig nach St. Märgen führl, verliess nach
einer Stunde aber auch diesen, indem ich bei einem Wegweiser ange-
langt, wo es heisst: „Nach Spirtzen,* da abbog und diesen Weg
nun wählte, der durch ein Seitenthälchen in östlicher Richtung an-
steigend an einzelnen Häusern und nicht weit mehr von der Höhe
am Wirthshaus in den Spirtzen vorüber in ungefähr zwei Stun-
den das Hochplatleau des Schwarzwalds erreicht, wo sich dann
nicht mehr sehr ferne das Wirthshaus „auf dem Thurner“* meinen
verlangenden Blicken zu erkennen gab. Gleich beim Eintritt un-
ten in das Thälchen der Spirtzen war ich überrascht, die ganze
rechte Bergseite mit Sarothamnus bewachsen zu sehen, der in der
Müllheimer Gegend nicht vorkommt, und der überhaupt dem
Schwarzwald südlich von Freiburg nicht mehr hold ist, Dazwischen
blühte Hieracium umbellatum, hin und wieder erschienen am Weg
Dianthus deltoides. Galeopsis ochroleuca, Jasione perennis, stel-
286
lenweise auch Trupps von Centaurea — aber nicht phrygia, son-
dern nigra. Massen verschiedenarliger Brombeersträucher rankten
am Weg und erquickten mich mit ihren reifen Beeren, von denen
die schönen grossen säuerlich-süssen des R. glandulosus Bell.
mir am besten mundeten. Nach gepflogener Mittagsrast auf dem
Thurner verfolgte ich die Strasse nach Waldau, dessen in den
Schwarzwald - Reisebüchern so sehr gerühmtes Gasthaus zur
„Traube* ich natürlich nicht blos von Aussen kennen lernen
wollte und ich überzeugte mich sofort, dass unter der Leitung einer
thätigen und verständigen Wirthin hier der Geist der Ordnung
und Reinlichkeit walte. Von der „Traube* weg zog ich mich links
hinauf nach den bewaldeten Höhenzügen, wo sich mir die Ein-
sicht aufthat in die engen wilden steil abstürzenden Thalschluch-
ten der Wild-Gutach. Bei der „Kalten Herberg“ angelangt, machte
ich „Kehrt* und ging auf der gewöhnlichen Strasse gegen Waldau
zurück, an deren Rändern rechts ich Rhinanthus angustifolius und
links Centaurea nigra bemerkte — aber keine phrygia. In den
Wiesen des Langenordnachthals, durch das hinauf ich jetzt meinen
Weg nahm, bemerkte ich öfters Phyteuma nigrum. Nicht weit von
der Neustadt, beim Wirthshaus „zur Spiegelhalde,“ betrat ich die
Landstrasse und schritt auf dieser nun wacker vorwärts, da der
Abend heranrückte. Besorgend wegen Ueberfüllung von Gästen im
„Rössle“* da keinen Platz zum Uebernachten mehr zu finden, so
versuchte ich’s schon in der „Laffete“* und meiner Frage folgte
eine bejabende Antwort. Also abgelegt und sich gelagert. Und es
erwies sich in der Folge als eine glückliche Fügung, dass ich in
der „Laffete“ eingetreten war. Mein Plan strebte für morgen nach
dem Feldberg und zufällig hatte auch der Laffetenwirth morgen
Früh in jener Richtung hineinzugehen um Bäume zu holen, wess-
halb wir verabredeten mit einander zu gehen.
Nachdem am folgenden Morgen der Knecht mit dem Wagen
längstv orausgegangen war, verliessen nach genommenem Frühstück
der Wirth und ich, wohl zufrieden mit der Bewirthung um 6 Uhr
die „Laffete.“ Es war ein herrlicher Morgen — Nebel zwar lagerle
auf den Höhen, aber der Himmel wölbte sich klar und blau darüber.
Nachdem wir ungefähr drei Stunden zusammen gegangen, trennte
sich unser Weg. Der Wirth musste nun links abfahren und ich war _
von da an in einer Viertelstunde „im Rinken.* Mehrmals war ich
wieder an Centaurea nigra vorübergekommen, aber nirgends zeigte
sich mir phrygia. Dagegen begrüsste mich auf seinem alten Posten
im Wald gegen die Baldenweger Hütte hinauf das Hieracium wie-
der, das ich vor zwei Jahren zuerst da gefunden und bis vor
kurzer Zeit für H. rigidum Hartmann gehalten hatte. Wie nun
aber Vergleichungen mit von E. Fries erhaltenem H.rigidum H. aus-
weisen, ist meine Feldbergpflanze nicht diess Hieracium. Eine bo-
tanische Autorität unseres Landes schreibt mir darüber, „das Hie-
racium vom Feldberg ist mir sehr merkwürdig, entweder gute Art
oder — so paradox es klingt, eine bisher wenig beobachtete kahle
287
Form von H. sabaudum «. boreale* — Dazu stimmt aber der
weiche zusammendrückbare Stengel, das involucrum und die frü-
here Blüthezeit nicht. Ich bin daher hinsichtlich seiner noch nicht
über alle Zweifel hinaus. Ober der Baldenweger Hülte, am Fuss
des Baldenweger Buks, traf ich an einem fliessenden Wässerchen
zwischen Felsen Epilobium trigonum und Selaginella spinulosa.
Das Wetter war so schön, zu eilen halle ich nicht, so stieg ich
nun durch Unmassen reifer, köstlicher Heidelbeeren am Balden-
weger Buk hinauf, um die einzelnen auf mich herabschauenden
Felsparthien mit ihrer hübschen, pflanzenreichen Umgebung genauer
zu betrachten. Während Mespilus Chamaemespilus, Rosa alpina,
Sorbus aucuparia, Salix grandifolia, Rubus saxatilis u. dgl. die
Felsmassen umslanden, schmückten sich die Grashalden mil Arnica
montana, Hieracium vulgatum, Solidago Virgaurea, Aconitum Na-
pellus. Unter diesen Dingen blieb mein Auge plötzlich noch auf
einem andern Hieracium haften, dessen Anblick mich desshalb noch
besonders erfreute, weil nun bezüglich seiner meines sel. Freun-
des Spenner’s Ehre durch mich gereltet werden sollte. Seit einer
Reihe von Jahren war nämlich das von Spenner „am Höchsten,*
am Baldenweger Buk und am Seebuk auf dem Feldberg angege-
bene Hieracium prenanthoides Vill. nicht mehr beobachtet worden,
oder vielmehr es wurde das H. corymbosum Fries am Seebuk dafür
genommen, bis es sich endlich in Folge erhobener Zweifel und Ein-
sprache von meiner Seite herausstellte, dass das Hieracium am Seebuk
nicht prenanthoides, sondern corymbosum Fries sei. Auf dieses
hin fing man an zu glauben, Spenner müsse sich in diesem Hie-
racium geirrt haben und prenanthoides komme auf dem Feldberg
gar nicht vor. Nun aber hier am Baldenweger Buk stand unver-
sehends das wahre H. prenanthoides Vill. in Lebensgrösse und
bester Blülhe vor mir. Dass mir dieser Fund eine grosse Freude
machte, versteht sich von selber. Als ich aber nach geschehe-
ner Zueignung einer Anzahl Exemplare mich dem Seebuk zuwen-
dete, da wartete meiner noch eine andere Gabe, wie mir der
Himmel keine köstlichere hätte spenden können. -—- Halt! was ist
das dort d’rin im Gebüsch für ein Gewächs von so fremdarligem
Aussehen, es sieht fast aus wie eine Cacalia. ist’s aber doch nicht
— ich trete näher hinzu — ein blauer Blüthenstand leuchtet mir
bereits entgegen; Grösse, Gestalt und Farbe der Blumen haben
Aehnlichkeit mit Lactuca perennis, allein Laetuca perennis kann
sich nie auf dem Feldberg verirren. Noch einen Schritt und ich
stehe davor. Jetzt aber mein Glück, meine himmlische Freude zu
beschreiben, die meinen ganzen Körper durchbebte, ist unmöglich,
als ich so unerwartet den so seltenen und in Deutschland noch
nie gefundenen, auch von mir noch nie, weder lebend noch ge-
trocknet, gesehenen aber seit so vielen Jahren sehnlichst ge-
wünschten — Sonchus Plumieri in der vor mir stehenden Pflanze
erkenne. Bis dahin nur aus einigen wenigen vereinzelten Fund-
orten der Alpen in der westlichen Schweiz und den höchsten
288
Jochen der Vogesen im Koch’schen Ländergebiet bekannt, war
mir die Ehre und Freude aufgehoben, der Entdecker dieser Pflanze
auch auf deutschem Boden zu sein. Freilich und eigentlich sind
die Vogesen auch deutscher Boden, nur eben jetzt nicht. — Ich
lebe aber der Hoffnung, dass sie früher oder später, wenn der
deutsche Vaterlandssinn einmal wieder höhere Wogen schlagen
wird, mit dem alten deutschen Mutterland wieder werden vereinigt
werden, denn was von Gott und Rechtswegen zusammengehört,
das soll und kann der Mensch nicht auf ewig Irennen, und sei es
auch ein Napoleon oder ein Bismarck. — Mehr als diess eine Exem-
plar war mir nicht möglich aufzutreiben und ich zweifle, ob später
mehrere noch werden gefunden werden, denn nur seine so grosse
Seltenheit macht sein bisheriges Unbekanntbleiben erklärlich. —
Am Seebuk traf ich das Hieracium corymhosum in bester Blüthe
und zahlreich, so auch Senecio Jacquinianus Rchb., letzteren jedoch
schon abgeblüht. Dieses so frühzeilige Abgeblühtsein in 4500‘ Höhe,
während Senecio Fuchsi in den unteren Waldregionen noch in
voller Blüthe steht, kann auch als ein Unterscheidungszeichen von
letzterem angenommen werden. Nun aber mussie ich eilen den
Gasthof „zum Feldberger Hof“ noch vor dem Regen zu erreichen,
denn die Nebel von heute Früh waren aufgestiegen und ein Don-
nerwetter schon über mir losgebrochen. Es war 3 Uhr Nachmil-
tags als ich eintrat in die mir wohlbekannten und wohlgeneigten
Räume und dass es unverweilt an’s Einlegen ging, versteht sich
von selbst, an’s Einlegen in den Magen und an’s Einlegen in’s
Papier, während es draussen donnerte und wetterte. Abends beim
Nachtessen kam noch ein Herr mit Gattin zum Uebernachten an.
Auch drei schmutzige Engländer machten noch ihre geisterhafte
Erscheinung, frugen wie theuer pr. Person das Belt über Nacht,
und als der Wirth ihnen sagte 48 kr., verliessen sie wieder das
Haus und irrten auf dem Feldberg herum, bis sie in die Menzen-
schwander Hütte kamen, dort sich auf die Bänke sireckten für
12 kr. die Person und zu Dritt miteinander einen Schoppen Wein
tranken. Ich vermuthe, es sind feiernde Londoner Schneidergesel-
len gewesen, die, um wohlfeiler als in England zu leben, nun auf
solche Weise Deutschland durchreisten.
28. August. Die ganze Nacht hindurch Regen und diesen
Morgen nun dieker undurchdringlicher Nebel und gewaltiger Wind
über den Berg. Darauf konnie nun aber keine Rücksicht genom-
men werden, es galt das Wohl meiner Pflanzen, die musste ich
trachten, so schnell wie möglich heimzubringen, um sie lege artis
besorgen zu können. So brach ich nach dem Frühstück um 8 Uhr
auf und meinen Weg über den ganzen Rücken des Berges dem
Thurm zu nehmend, stieg ich von da an der St. Wilhelmer Hütte
vorüber in’s Wilhelmer Thal hinab; hinaus nach Oberried und um
2 Uhr marschirte ich schon zum Schwabenthor nach Freibung hin-
ein. Abends 5 Uhr brachte mich dann die Eisenbahn vollends heim
nach Müllheim, zwar nicht mit der gehoflten Centaurea phrygia,
—_
289
aber mit dem unverhofften und ungleich werthvollern Sonchus Plu-
mieri. — lch nannte es weiter oben ein Glück, dass ich in der
„Laffete* übernachtete. Hätte mich nämlich mein guter Genius nicht
dort heissen anfragen, so wäre ich andern Tags auf einem andern
Weg als auf dem mit dem Laffetenwirth dem Feldberg zugegangen
und dann wäre ich nicht dahin gekommen, wo ich den Sonchus
Plumieri fand.
Mein Wunsch, mein Verlangen, wenn auch nur noch nach
einem einzigen Sonchus Plumieri, damit es doch wenigstens ein
Pärchen gebe, liess mir keine Ruh’ und wollte ich gehen, so durfte
ich nicht mehr lange warten.
Um zugleich auch dem Belchen wieder einen Besuch zu ma-
chen, ging ich somit Nachmittags am Samstag den 7. September
auf die Sirnilz.
Sonntag Vormittags kam ich in’s Belchenhaus und setzte
Nachmittags meine Reise fort über Aitern und Todnau bis Fahl.
Da, beim edlen Tobias wurde übernachtet.
Montag Morgens am 9. wurde der Feldberg in Angrifl ge-
nommen, in der Todnauer Hülte gefrühstückt. D’rauf vollends zum
Thurm hinauf, da war’s 1/8 Uhr. An der Zarstler Wand (in Spen-
ner immer unter dem Namen „Osterrain* aufgeführt) anfangend,
ging es keine fünf Minuten und Hieracium prenanthoides stand
schon wieder vor mir. Am häufigsten jedoch begegnete ich ihm
wie vor 14 Tagen am Baldenweger Buk und sehr lieb war es mir,
darunter jetzt auch Exemplare mit reifen Früchten zu bekommen.
Hinsichtlich des Vorkommens dieser Pflanze machte ich die Bemer-
kung, dass sie hier am Feldberg ganz besonders steil abfallende
Wände mit Felsenschultuntergrund liebt und zwischen Solidago
Virgaurea, Hieracium murorum und vulgatum, diesen fast gleich-
farbigen Genossen, sich gleichsam versteckt hält. Zerstreut da-
zwischen stehen einzelne Sorbus Aria, aucuparia, Chamaemespilus,
Salix grandifolia, Rosa alpina, während der Scheitel der Wand
sich mit Arnica montana und Gentiana lutea schmückt. Bezüglich
der Standorte des Hieracium prenanthoides Vill. sagt Spenner
in seiner Flora friburgensis: „in rupibus graminosis m. Feldberg
am Oslerrain detexit Fr. Wieland 1823; — in praeecipitio a cacu-
mine Seebuk versus lac. Feldsee et secus torrentem alibi nuper-
rime in abundantia vidi.“ — Mit dem ersteren Standort, am Oster-
rain hat es seine Richtigkeit, da steht es, wie ich mich selbst
überzeugte. Wie aber Spenner und mit und nach ihm auch noch
andere Botaniker das Hieracium am Seebuk auch für prenanthoides
halten konnten, kann ich fast nicht begreifen, denn das am Seebuk
ist Hieracium corymbosum Fries und der Unterschied dieser bei-
den Pflanzen ist so in die Augen springend, dass ich glauben
sollte, wer einmal H. prenanthoides gesehen, draussen in der Natur
an Ort und Stelle, der könnte H. corymbosum nicht damit ver-
wechseln. Abgesehen von allen andern Unterscheidungsmerkmalen
geben schon allein die reifen Früchte den speeifischen Unterschied
Oesterr, botan Zeitschrift 9. Heft. 1868 22
290
zu erkennen. Beim prenanthoides sagt Fries: „Achaenia pallida*
und beim corymbosum „Achaenia castanea.* Und so verhält sich
die Sache auch in der That. Schon das Gefühl lässt den Unter-
schied erkennen — die Blätter des corymbosum fühlen sich dick,
lederartig an, die des prenanthoides weich und krautig. Dass diese
zwei Pflanzen nicht zusammengehören, ja gar nichts mit einander
wollen zu thun haben und in keine Berührung mit einander kom-
men, geht auch deutlich daraus hervor, dass, obgleich sie
gar nicht weit von einander wohnen, doch keine die Behausung
der anderen belritt — wo H. corymbosum steht, da kommt kein
prenanthoides und wo dieses, da sieht man sich umsonst nach
corymbosum um. Dass übrigens auch corymbosum wie prenanthoi-
des in verschiedenen Formen auftritt, davon habe ich mich voriges
Jahr schon überzeugt, und jetzt wieder. Die normale auf Felsen
stehende Pflanze hat einen 1'/,‘ hohen, straffen, blätterreichen Stengel,
Exemplare dagegen, die im Felsenschutt standen, hatten über 2‘
lange fast niederliegende Stengel, nur mit wenigen, bedeutend
grösseren und weit aus einander stehenden Blättern versehen. —
Nun aber weiter; es galt mit dem Sonchus Plumieri noch einmal
mein Glück zu versuchen. Ueber 4 Stunden kletterte ich an jenen
Wänden auf und ab, hin und her, Sonchus Plumieri aber fand ich
keinen mehr. Der am 27. August d. J. von mir gefundene Stock,
scheint der einzige auf dem Feldberg zu sein. — Meine Arbeit war
da nun abgethan und endlich nach sechsstündigem Herumklettern
an den steilen Wänden des Feldbergs, wobei meine alten Knochen
das fast Uebermenschliche leisteten, betrat ich um 4 Uhr den Gast-
hof, um ihnen die benöthigte Ruhe und Erholung angedeihen zu
lassen. Doch mein Weg war für heute noch weit und nach einer
Stunde begann der Marsch von neuem. Weil ich auf meiner Reise
vor vierzehn Tagen an den angegebenen Standorten keine Cen-
taurea phrygia, sondern überall bloss die nigra fand, so wollte
ich jetzt wiederholt jene Reviere durchgehen. Somit verliess ich
um 2 Uhr wieder den trefflichen mit Fremden Tag und Nacht fast
überfüllten Gasthof auf dem Feldberg, indem ich den Weg nach
dem See hinab einschlug, ging aber, ohne mich bei ihm aulzuhal-
ten, durch’s Rothwasserthal hinaus, am Titisee vorüber, der so
hoch stand, dass weit im See die Tannen standen, und gewann,
die Lenzkircher Strasse überschreitend, die von Neustadt, welche
ich dann so weit verfolgte, bis mir nicht mehr weit von dieser
Stadt ein Wegweiser zeigte, wo es nach Langenordnach und
Waldau geht. Um 1%8 Uhr nahm ich im Wirthshaus zu Langen-
ordnach, noch 3/, Stund bis Waldau, Quartier, weil ich unterwegs
erfahren hatte, dass grosse Festivität heute in der „Traube“ in
Waldau sei und ich daher dort schwerlich ein Unterkommen für die
Nacht finden würde. Ich kann mich übrigens mit meiner Bewir-
thung in Langenordnach nur zufrieden erklären. Die Leute hier
auf dem hohen Schwarzwald sind äusserst fleissig; Abends arbei-
ten sie draussen bis in die Nacht hinein und heute Früh, den
291
10. September, war um 4 Uhr schon wieder Alles lebendig im
Haus.
Um 146 Uhr setzte ich meine Reise fort, ging an der
„Traube* in Waldau und am Thurner vorüber, nahm von da den
Weg nach den Spirtzen, kam durch diess drei Stunden lange Thäl-
chen hinunter nach Buchenbach auf der Strasse nach St. Märgen
und hielt im Himmelreich endlich Rast bei einem Schoppen Alten.
Zwei Stunden lang hatte ich noch im Regen zu gehen, bis ich um
1 Uhr die Stadt Freiburg betrat, wo dann der Körper gepflegt
wurde, bis um 4 Uhr der Zug mich aufnahm und um 5 Uhr nach
Hause brachte — ich aber keine Centaurea phrygia, sondern
überall wie das letztemal nur nigra zu sehen bekommen halte.
Dass sie aber dennoch dort vorkommt, hat mich erst neuerdings
wieder Herr Doell versichert, der von Spenner selbst in jenen
Gegenden gesammelte Exemplare in seinem Herbar bewahri. Ich
werde daher nächstes Jahr wieder darnach gehen, aber einige
Wochen früher, denn im Engadin und Wallis, 4—5000' ü. M.,
blüht sie schon Anfangs August.
Das Anfangs Oktober eingetretene kalte unfreundliche Wetter,
das während es im Land unten regnete, dem Belchen eine 2‘ dicke
Schneedecke überwarf, nöthigte den Wirth im Belchenhaus zum
Abzug zu blasen.
Als nun der 14. d. M. uns einen hübschen Nachmittag brachte
so säumte ich nicht ihn zu einem Abschiedsbesuch auf dem
Belchen zu benutzen und kam bei guter Tageszeit noch oben an,
um die vor mir ausgebreitete Alpenkeite bewundern zu können.
War aber die Alpenansicht diesen Abend schon herrlich, so wurde
sie dennoch vom Morgen des 15. noch weit überboten. Der Him-
mel hatte sich in der Nacht schon wieder getrübt und eine graue
Nebelwand von Mont blanc bis zu den Bernern sich vorgeschoben,
allein von da an bis weit nach Osten, wo die Vorarlberger,
Montafuner und Unter-Engadiner die Grenzmauer bilden, standen
die Alpen in einer wundervollen Reinheit und Klarheit da und
schienen so nahe gerückt, dass sie den Einblick in ihre entlegen-
sten und hintersten Winkel, frei und offen gestatteten und als nun
ein mächtiges Morgenroth sich erhob und all’ diese Gebirgsmassen
sammt ihren so verschiedenartig gestalteten Spitzen und Kuppen
in Feuer setzte, da erschienen sie in einer Beleuchtung, wie etwas
Prachtvolleres und Ergreifenderes nicht gedacht werden kann,
ebensowenig als ich vermöchte die Gefühle mit Worten zu schil-
dern, die da mich durchdrangen. Die aufgehende Sonne selzte das
himmlische Schauspiel fort.
Weil diese Erscheinungen aber ein sicheres Zeichen kom-
menden Regens sind, und der Himmel sich schon getrübt hatte, so
nahm ich nach 8 Uhr Abschied vom Belchenhaus und seinem ge-
fälligen Wirth, zum siebenten und letztenmal für dieses Jahr, denn
am 17. hat auch dieser den Berg verlassen und bezog sein Winter-
quartier drunten in Schönau im Wiesenthal. Um Mittag, gerade
IK
292
als ich die Heimath wieder erreicht hatte, kehrte dann der ver-
kündete Regen wieder. Von blühenden Pflanzen, die sich droben
unter dem Schnee noch erhalten hatten, waren kümmerliche Apar-
gia alpina und die ein- und grossköpfige Alpenform von A. autum-
nalis die einzigen. — Ich bin nun angelangt am Schluss meiner
diessjährigen Belchen- und Feldbergreisen und mancher Genuss ist
mir durch sie wieder geworden. Auch auf meine Gesundheit üben
die Bergreisen den günstigsten Einfluss aus, ich fühle mich da
immer so wohl und so frei, so frisch und so frehen Muthes. Daher
überlass’ ich es Andern, dem Menschen ein Hoch auszubringen,
ich rufe: „die Berge sollen leben — die Berge leben hoch !*
Von denjenigen Pflanzen, die ich sonst noch in meiner nähern
Umgebung diesen Sommer beobachtet und theilweise eingelegt
habe, will ich noch nachstehende als die bemerkenswerlhesten er-
wähnen: Viola alba Besser, unter Pinus sylvestris im Steinacker,
März. Ajuga pyramidalis L. auf Gneisgrund auf lichten Waldstellen.
beim Schweighof, eine Stunde vom Müllheim, am 3. Mai; ihre
besten und deullichsten Unterscheidungszeichen von der A. gene-
vensis sind folgende: die grossen breiten ungetheilten fest am
Boden liegenden oft sehr zahlreichen Niederblätter; die kleinen
von den ungelappten Brakteen weit überragten und durch diese
fast verborgenen Blumen, die, gleich wie bei Melampyrum eristatum,
schön vierzeilig gestellte Blüthenähre und der von dichten, weissen
Haaren sammtartig anzufühlende Ueberzug der ganzen Pflanze;
endlich der rothbraune Anflug von Oben herab bis auf die Mitte. —
Eine ausgezeichnete Form von Draba verna, vielstengelig mit
kleinen runden Schötchen; in Reben bei Mauchen, 18. April. —
Dentaria pinnata bei Sitzenkirch, 25. April. — Fragaria Hagen-
bachiana bei Zunzingen, 22. April. — Alnus pubescens am Rhein,
3. Mai. — Amelanchier vulgaris auf Gneis, auf dem Brudermatt-
felsen, 10. Mai. — Thalictrum aquilegifolium im Gebüsch am Rhein,
18. Mai. — Anthriscus vulgaris bei Neuenburg, 18. Mai. — Ly-
thospermum purpureo-coeruleum auf der Schwärze, 25. Mai. — Me-
dicago minima, Himantoglossum hircinum, Orobanche Hederae bei
Istein, 27. Mai. — Orobanche rubens und minor im Steinacker,
31. Mai. — Anthericum Liliago, auf dem Brudermatifelsen auf Gneis,
11. Juni. — Thalietrum simplex bei Buggingen, 18. Juni. — Cam-
panula pusilla, Prunella alba, Achillea nobilis, Teuerium montanum,
Carduus multiflorus bei Steinenstatt am Rhein, 11. Juli. — Hiera-
cium bifurcum, Aceras anthropophora, Ophrys apifera auf dem Lug-
insland bei Müllheim , 6. Juli. — Veronica scutellata, Drosera
rotundifolia am Nannmaltweiher, 22. August. — Seirpus setaceus
bei Lipburg , 24. August. — Seirpus Tabernaemontani am Rhein,
18. September. — Hieracium Iycopifolium, Trifolium hybridum,
Ozxalis strieta, Epilobium Lamyi auf dem Freiburger Schlossberge,
26. September. — Centaurea maculosa und solsticialis, Plantago
arenaria bei Neuenburg, 27. September.
Müllheim im Breisgau, im December 1867.
293
Phytographische Fragmente.
Von Dr. Ferdinand Schur.
XAXIX.
Viola alba Bess. primit. Sl. Galic. 1, p. 171.
Es liegt in der Natur der Veilchen, leicht die Farbe zu
ändern, und V. hirta, ambigua, sciaphila, campestris, odorata,
suavis, selbst Y. alpina habe ich mit weissen Blumen gefunden,
Daher mag es wohl kommen, dass unter V. alba in den Herbarien
sehr verschiedene Formen der oben genannten Veilchen als V. alba
Bess. aufbewahrt werden, wie z.B. Y. hirta albiflora, V. odorata
albiflora, V. hortensis var. leucantha Schur u. s. w., ein Beweis,
dass V. alba Bess. eine wenig gekannte aber viel verkannte Art
ist. — Koch (syn. ed. 2, p. 90) hält Viola alba Bess für eine
gule Art, und ich bin derselben Meinung, obschon ich Besser’sche
Originalexemplare nie zu Gesichle bekommen konnte. — Die sie-
benbürgische Viola alba, welche die echte Pflanze repräsenliren
dürfte, ist von der in der Wiener Flora wachsenden sehr ver-
schieden, und die lelztere, welche von vielen Botanikern nur als
Var. von Y. odorata angesehen wird, ist nach meiner Ansicht
weder V. odorata noch V. alba Bees., sondern eine eigenthüm-
liche hübsche Form, — Auch im botanischen Garten des k. k.
Theresianums habe ich auf den Grasplätzen gleichsam wildwachsend
eine Viola alba gefunden, welche ich wegen der schwärzlichgrünen
Blätter V. nigricans nennen möchte, und die ausserdem noch durch
den sparrigen Habitus, den einfachen, nur an der Spitze faserigen
Wurzelstock, so wie durch die Abwesenheit der Stolonen sich
kennzeichnet. — Die siebenbürger Viola alba —V. obscura albi-
flora Schur En. pl. Transsilv. p. 80, welche an felsigen Orten
auf Glimmerschiefer gemeinschaftlich mit V. obscura Schur und
V. mieroceras Schur |. c. vorkommt, ist von der hiesigen durch
schlankeren, zarteren Habilus, die Anwesenheit langer, ästiger
Stolonen, herzeiförmigen, nicht schwärzlichen, kleinen Blättern und
durch die kleinen Blumen mit weissem Sporn verschieden. — Diese
letztere halte ich für V. alba Bess.
Sehr verschieden von dieser V. alba Bess. ist die in den
siebenbürgischen Gärten, namentlich bei Hermannstadt, als Viola
alba gezogene Viola, welche ich in meiner En. p. 82 als Y. hor-
tensis oder V. adorata leucantha Schur aufgeführt habe, deren
Blumen elfenbeinweiss (eburnei) sehr wohlriechend sind und einen
viel kürzeren weissen Sporn haben. Die Blätter dieser Viola sind
rundlich nierenförmig mit geschlossenem Herzwinkel, dessen Lappen
einander berühren oder decken. — Die Stolonen sind sehr lang,
wurzelnd äslig und oft an der Spitze blumentragend. — Vielleicht
294
eine durch die mehrjährige Kultur entstandene Form. — Ich fand
dieselbe in Gärten des Herrn Pfarrers Ackner in Hammersdorf
und Herrn Mich. Bielz in Hermannstadt, wild in den Weinbergen
bei Hammersdorf und Talmatsch, wo sie im Mai blühte.
XXX.
Viola vivariensis Jord.
Im botanischen Garten des k. k. Theresianums, steht der V.
saxatilis Schmidt und Y. segetalis Schur ziemlich nahe, wie
selbige denn ebenfalls wie diese beiden zum Typus von Y. tricolor
gehören. V. vivariensis hat eiförmige, etwas spitzere, plötzlich am
Blattstiel verlaufende Stengelblätter und kürzere, feiner zerschlitzte,
handförmige Stipulen, deren Abschnitte linienförmig oder länglich-
linienförmig sind. — Die Blumen sind klein, von der Grösse wie
V. segetatis, gelb oder bläulich. Der Sporn dünn, die Anhängsel
der Kelchblätter doppelt überragend.
XXX.
Viola segetalis Schur En. p. 85 = V. bicolor Baumg. En. 39] =
V. tricolor parviflora Schur sert. n. 370.
Zwischen Wintersaaten bei Laa gegen Simmering, nebst der
noch unentwickelten, 1—?2 Zoll hohen, einblumigen Var,, welche
als V. Kitaibeliana R. et S. im Umlaufe ist.
XXXL.
Viola banatica Kit. R. et S. syst. 5. p. 382. = V. tricolor var.
banatica Rehb. icon. fig. 4517.
Auf Aeckern zwischen Luzernen (Medicago sativa) bei Döbling
Juni 1867 cum var. latifolia.
Caule 10—12 poll. a basi ramoso, ramis curvato-adscenden-
tibus substoloniferis foliisque hirto. Foliis radicalibus caulinis-
que late cordatis rotundato-obtusis microdentatis in petiolum apice
dilatatum subito attenuatis. Stipulis ambitu ovatis digitato-
multifidis, laciniüs linearibus vel antice dilatatis. Floribuws mini-
mis V. segetalis subsimilibus ochroleueis, longissime pedunculatis.
Pedunculis acxillaribus folium suum multoties superantibus.
Petalis calyce subaequantibus. Sepalis lanceolaltis acuminalis
' appendice emarginato crenulatove triplo longioribus.
Diese breitblättrige Var. auf Aeckern zwischen Dornbach und
Weinhaus Juli 1867.
Literaturberichte.
— „Das Pflanzenreich. Anleitung zur Kenntniss desselben
nach dem Linne’schen System, unter Hinweisung auf das natürliche
System. Nebst einem Abriss der Pflanzengeschichte und Pflanzen-
geographie. — Neunte ansehnlich vermehrte und verbesserte Auf-
lage. Mit 613 in den Text gedruckten Abbildungen. Von Schulrath
und Professor ete. Dr. Friedrich Wimmer in Breslau. — Bei Fer-
dinand Hirt, königliche Universitäts - Buchhandlung in Breslau,
1868.*
Dieses Buch ist wohl keiner streng wissenschaftlichen Kritik
zulässig, da es als Elementarbuch nur das allgemein Bekannte und
Wissenswürdigste geben kann und auf 222 Seiten alle Zweige der
so umfangreichen Botanik, wenn auch in aller Kürze, klar und
deutlich behandelt. — So finden wir z. B. p. 1—14 einige Kardinal-
sätze der Physiologie und Anatomie der Pflanzen durch korrekte
Abbildungen erläutert; p. 5—17 die Morphologie der Pflanzen durch
zahlreiche Abbildungen verdeutlicht und von der Wurzel bis zur
Frucht auseinandergesetzt; von p. 17—176 finden wir eine grosse
Anzahl der merkwürdigsten wildwachsenden und kultivirten in- und
ausländischen Pflanzen beschrieben und abgebildet, nach dem Linn&’-
schen Systeme mit Rücksichtnahme auf die natürliche Methode, so
viel dieses bei der strengen Durchführung des Linn&’schen Syste-
mes möglich ist, wobei auch des Nutzens und der Anwendung der
Pflanzen beiläufig erwähnt wird, so dass die Lehrenden und Ler-
nenden in diesem Abschnitt reichen Stoff in beiden Richtungen finden;
von p. 177—196 ist die natürliche Methode nach Endlicher ab-
gehandelt und diese Abhandlungen sind durch hübsche Abbildungen
versinnlicht; von p. 197—218 finden wir die Pflanzengeschichle
und Pilanzengeographie, wo selbst die Petrefakten- oder Verstei-
nerungslehre, so wie die acht Pflanzenzonen, durch charakteristi-
sche Pflanzenarten versinnlicht, einen Platz gefunden haben; von
p- 219—221 ist das Bestimmen der Pflanzen nach dem Linne’schen
Sysiem und nach der natürlichen Methode angeführt, allein hier
bleibt den Lehrenden vieles praktisch nachzuholen, da dieser Zweig
der Botanik der Rubikon ist, an dem die Schüler Halt machen. —
Ein Werk, das sich selbst empfiehlt, bedarf keiner Anpreisung. —
Ein Gelehrter und Schulmann, welcher wie Dr. F. Wimmer der
Mitwelt als fruchtbarer, gediegener Schriftsteller bekannt ist, wird
jede Lobpreisung nicht als einen schuldigen Tribut, sondern als
eine Anerkennung seiner gemeinnützigen Bestrebungen annehmen.
Der Verfasser dieser neuesten Auflage einer Anleitung zur Kennl-
niss der Gewächse, hat in derselben seine Tüchligkeit als Lehrer
und Schulmann auf das glänzendste bewährt, und wir bedauern
herzlich, dass derselbe das Erscheinen derselben nicht mehr erlebt
hat. Was die technische Ausstattung des in Rede stehenden Bu-
ches betrifft, so müssen wir uns lobend darüber aussprechen, da
die Form, der schöne und korrekte Druck, sowie die 613 Abbil-
296
dungen, unter denen viele wirklich schön sind, dem Zweck und
Raum gemäss, nichts zu wünschen übrig lassen, als den verdienten
schnellen Absatz dieser neunten Auflage, die zugleich als Schwa-
nengesang des berühmten Verfassers zu betrachten ist. — Wir
können dieses Elementarbuch der Botanik den Lehrenden und Ler-
nenden mit vollem Rechte anempfehlen, da es beiden reichen Stoff
darbietet, den ersteren nämlich zum Vorgange im Unterricht, den
anderen zum leicht fasslichen Selbstunterricht. Freilich kann und
wird jedes .Lehrbuch in der Hand tüchtiger Lehrer an Werth
gewinnen und wir wünschen im Interesse der Wissenschaft, dass
sie von diesem schönen Buche den geeigneten Gebrauch machen
mögen. Dr. F. Schur.
„Die Laubmoose Oberfrankens. Beiträge zur Pflan-
zengeographie und Systemalik und zur Theorie vom Ursprunge
der Arten“ von Dr. Alexander Walther und Ludwig Molendo.
Leipzig 1868. In Commission bei Wilhelm Engelmann. 18 Bo-
gen Oklav.
Eine höchst interessante Schrift, auf die aufmerksam zu ma-
chen, wohl Pflicht jedes botanischen Fachblattes ist. Das Buch zer-
fällt in drei Theile. Der erste bespricht die geographischen Ver-
hältnisse des Florengebietes, der zweite enthält in systematischer
Folge die Species (383 an Zahl) und Varieläten der im Floren-
gebiete auftretenden Laubmoose; der dritte Theil besteht aus einer
Reihe von pflanzengeografischen Betrachtungen. Die Geographie
des Gebietes ist mit einer dem speciellen Zwecke angemessener
Vollständigkeit sachgemäss und mit Berücksichtigung der vorhan-
denen Literatur abgefasst. Der zweite Theil des Buches, welcher
der Aufzählung der Bürger des genannten Florengebietes gewidmet
ist, enthält auch die Diagnosen der neueren und sogenannten kri-
tischen Arten, was um so dankenswerlher erscheint, als die
Diagnosen in den verschiedensten Journalen und Werken zerstreut
liegen. Die Angaben über die Verbreitungsbezirke der aufgeführ-
ten Laubmoose machen den Eindruck grosser Vollständigkeit. Den
dritten Theil des Buches begrüssen wir mit wahrer Freude, weil
er uns einen lebhaften Beweis von dem Sireben der Autoren gibt,
die durch Darwin angebahnie Betrachtungsweise der organischen
Welt auf ein.neues Gebiet, auf die Formenwelt der Laubmoose zu
übertragen. Man muss nıcht gerade auf dem strengen Darwin’-
schen Standpunkte stehen, um die Bestrebungen der Autoren zu
billigen, über die Beschreibung der Formen und der Angabe der
Fundorte hinauszugehen, und sich Klarheit zu verschaffen über die
Ursachen der Vertheilung der Formen, ihres häufigen oder seltenen
Auftretens oder eine gedankenreiche Betrachtung über die Con-
stanz und Variabilität der Formen und ihre Herleitung aus andern
Formen anzustellen. Dadurch kommt Geist und kommen leitende
Gedanken in die betreffenden Wissenszweige, ohne welche keine
Wissenschaft sich über das Niveau des Handwerkes erhebt. Wenn
wir auch in manchen Einzelnheiten den Autoren nicht völlig bei-
297
zustimmen vermögen, so können wir nichtsdestoweniger der ge-
nannten Arbeit unsere Anerkennung nicht versagen, und müssen
sie als eine werthvolle, ihre Verfasser ehrende Bereicherung un-
serer Literatur hinstellen. Als einen vicht geringen Vorzug der
Schrift bezeichnen wir die klare und gleichzeitig frische Darstel-
lung der dritten Abtheilung. W.
Correspondenz.
Innsbruck, 21. Juli 1868.
Von Herrn Vrabelyi erhielt ich dieser Tage eine sehr hüb-
sche Sendung mit Pflanzen aus der Matra und der Erlauer Gegend;
darunter Silaus virescens, Hieracium bupleuroides, Crepis rigida,
Inula cordata und vieles andere Seltene. Besonders interessant
war mir eine hybride Inula, als deren Stammeltern unzweifelhaft
Inula cordata und ensifolia angesehen werden müssen. Ich habe
diese Inula mit dem Namen Inula Vrabelyiana belegt und werde
Ihnen demnächst die Beschreibung derselben zusenden. Kerner.
Szekely-Udvarhely (Siebenbürgen), am 30. Juli 1868.
Ich befinde mich jetzt abermals auf der Reise an die östliche
Grenze Siebenbürgens, werde aber diessmal hoffentlich auch in die
Moldau vordringen können. Mein sehnlichster Wunsch ist nämlich
die in der Moldau gelegene hohe prächtige Kalkalpe „Czachlou*
zu besteigen. Und zwar möchte ich diese zuerst abmachen und
die anderen Exkursionen auf die beiden Kalkalpen „Nagy-Hagymäs*
und „Ocsem teteje* zuletzt ausführen. Vom Nagy-Hagymas habe
ich im Frühjahre die vorjährigen Reste einer gewiss neuen, mit
Pedicularis silvatica verwandten ein- oder zweijährigen Pedicu-
larıs gebracht, die ich jetzt im gut entwickelten Stadium auffinden
will. — Von meiner Expedition um Pedicularis limnogena, Lilium
pyrenaicum Baumg. und Astragalus galegiformis kam ich am 14.
d. M. ohne Astrayalus zurück. Ich konnte letztere Pflanze nicht
auffinden. — Zu Hause fand ich zwei Packete vor: in dem einen
theilte mir von Pittoni freundlichst die zwei einzigen Exemplare
der als Iris humilis Mass. in seinem Herbar vorliegenden Pflanze
zur Ansicht mit. Sie sind von Sieber auf Creta gesammelt und
unter obiger Benennung ausgetheilt worden. Aber diese Sieber’sche
Pflanze ist meines Erachtens von der gleichnamigen echten, von mir
gefundenen Pflanze weit verschieden und steht der — wie an den
ziemlich gut getrockneten Exemplaren zu entnehmen — allmälig
in den Nagel verlaufenden äusseren Perigonabschnitte wegen der
Iris ruthenica Ait. oder Iris caespitosa Pall. viel näher,
während meine Jris solche geigenförmig geformte Perigonal-
segmente hat, wie z.B. Iris graminea. Ich habe vor, über Iris
humilis und mehrere andere Arten ausführlicher zu schreiben.
Einstweilen nenne ich die Sieber’sche Iris humilis Iris eretica.
— Im anderen Packete von Herrn Pfarrer Matz erhielt ich nebst
anderen schönen Sachen auch den speciell desiderirten „Tragopo-
gon major“ aus dem Marchfelde. Denken Sie sich mein Erstaunen,
als ich nun dieselbe Pflanze erkannte, die ich Ihnen soeben für
die Tauschanstalt als für die Monarchie neuen Tragopogon cam-
pestris Bess. übersandte. Die Wiener Botaniker haben nun eine
kleine Nuss zum aufbeissen. Uebrigens werde ich nächstens noch
eine Wiener Pflanze besprechen. Dass der Tragopogon bisher um
Wien übersehen worden, ist nur dem Umstande zuzuschreiben, als
man sich mit einem Blick auf die in die Augen springenden
keulig verdickten Blüthenstiele begnügte, um in ihm T. major zu
wähnen, und die Anzahl der Involucralblätter gar nicht beobachtete.
Auch mir wäre die hiesige Pflanze nicht aufgefallen, wenn ich mich
nicht im Laufe des letzten Winters mit Tragopogon-Arten mehr
abgegeben hätte. Dass die in Rede stehende Art: T. campestris Bess.
sei, ist Thatsache; ebenso dass dieser zunächst mit 7. dubius Vill.,
dessen Synonyın T. livescens Besser sein soll, in sehr naher Be-
rührung steht. Ob aber auf die Bebärtung des Schnabelendes unter-
halb des Pappus so viel Werth zu legen ist, wie u. A. auch
Steven im „Verzeichniss der auf der taurischen Halbinsel wild-
wachsenden Pflanzen“ (Bull. soc. Mosc.) p. 232 annimmt, darüber
bin ich noch im Ungewissen. Die Tragopogones meiner Sammlung
sind seit Frühjahr im Herbar tief verpackt, und ich kann sie vor
Ende der Sammelsaison nicht vornehmen. — Während der paar
Tage, die ich jetzt zu Hause weilte, habe ich mehrere Ausflüge in
meine nächste Umgebung gemacht und Allium flavescens Bess
Crupina vulgaris Cass, ein vielleicht neues prächtiges Polygonum
mit sehr deutlich netzadrigen Perigonblättern und sehr schlan-
kem, aber diffusem Habitus, sonst auch dem P. Bellardi ahnlich,
Amarantus paniculatus und Phyteuma foliosum Kit. gesammelt.
Ich sage Ph. foliosum, da die hiesige Pflanze mit der Original-
pflanze Kitaibel’s vom Särerberg bei Gyüngyös total überein-
stimmt und von der Kitaibel’schen Abbildung des Ph. canescens
himmelweit verschieden ist; — muss aber bemerken, dass ich bis-
her noch kein mit dieser Abbildung übereinstimmendes Exemplar
— auch von den Ofner Bergen nicht — zu sehen bekommen.
Amarantus paniculatus ist hier wild und kommt weit von mensch-
lichen Wohnungen auf einem Berge auf Palla- (Trachyttuff) grus
vor. — Am 26. Juli traf ich in feuchten salzhaltiven Niederungen
der Hügel um Szt. Gotthärd alle drei Orypsis- -Arten friedlich unter-
einander wachsen. Von einem „Kampf um das Dasein“ war bei
keiner der häufigen Arlen eine Spur wahrzunehmen. — Im Früh-
jahr erhielt ich durch die Güte der Herren v. Tommasini und v.
Pittoni Samen von Centaurea alpina L., aus denen sich in mei-
nem Garten einige üppige Blälterbüschel entwickelten. Da ich auch
299
Centaurea ruthenica heuer dahin verpflanzte, so kann ich nun
beide beobachten und Unterschiede feststellen. Ich zweifle nun
nicht mehr an der specifischen Verschiedenheit beider, Die Zer-
theilung der Blätter ist bei beiden ganz anders; ich muss aber
noch fortgesetzte Beobachtungen anstellen. Unterdessen kann ich
einen gewichligen Unterschied in den Blattstielen (wenigstens der
Wurzelblätter) angeben, die bei C. ruthenica canaliculata sind, bei
C. alpina jedoch stielrund!! Das Laub der (©. ruthenica ist freudig
grün, jenes von (©. alpina dagegen blaugrün, fett. Letztere wird
bei mir im besten Falle erst nächstes Jahr blühen. — Noch heute
Vormittags werde ich Waldsteinia trifolia Rochel sammeln.
Janka.
Bremen, den 28. Juli 1868.
Auf meiner Reise nach Bremen war es mir durch die Güte
des Herrn Assessor Lantzius Benninga vergönnt, einige Stunden
in der Gramineen-Sammlung des Herbariums der Universität Göl-
lingen zu blättern. Interessant war mir eine von Dr, Römer im
Jahr 1841 auf der Insel Lossino gesammelte und ursprünglich als
Koeleria glauca bestimmte K. albescens DC., welche Pflanze mei-
nes Wissens neu für das österreichische Florengebiet ist. Melica
eiliata ist eine sehr veränderliche Pflanze, von der auch Melica
nebrodensis, die ich kürzlich bei Stolzenfels am Rhein lebend sah,
nur Abart zu sein scheint. Sehr schön und vollständig sind in der
Sammlung abyssinische Gräser von Schimper und griechische von
Heldreich; auch Chile ist sehr gut vertreten. Werthvoll ist auch
die Zeylonsche Sammlung von Thwaites, die von der Universität
einer englischen naturhistorischen Gesellschaft abgekauft wurde,
welcher sie Thwaites selbst geschenkt hatte. Die Exemplare sind
musterhaft, doch ist die Sammlung nicht so vollständig, wie meine
von Dr. Hohenacker erhaltene. Leider konnte ich wegen Mangel
an Zeit nur wenige Hefte durchsehen. — Meinen verehrlichen Cor-
respondenten diene zur Nachricht, dass ich hier Contrescarpe
Nr. 168 wohne. Gustav Kastropp.
Zürich, den 29. Juli 1868.
Von den „Flechten Europa’s* ist noch eine einzige ungebun-
dene Sammlung vollständig vorhanden, das Exemplar, welches von
meinem Vater bestimmt war, seinem Herbarium eingereiht zu wer-
den. Da dasselbe meistens aus Prachtstücken besteht, so haben wir
den Preis etwas höher als bei den anderen Auflagen angesetzt.
Sie würden mich sehr verbinden, wenn Sie bei Gelegenheit Fach-
männer darauf aufmerksam machen wollten. J. Hepp.
Weissenburg in Frankreich, am 4. August 1868.
Da die Pflanzensammlungen meines am 17. December 1867
zu Deidesheim gestorbenen Bruders Dr. €. H. Schultz noch nicht
verkauft sind, so bitte ich Sie, diese Zeilen in ihre Zeitschrift auf-
300
zunehmen. Mein Bruder hat während dreissig Jahre, besonders
Kompositen aus allen Welttheilen zusammengebracht und dafür
grosse Summen, namentlich für Fracht ausgegeben. Die Komposi-
tensammlung ist in 237 starken Pappdeckelkasten aufbewahrt. Jeder
Kasten hat 51 Cenlimeter in der Länge, 29 in der Breite und 17
Höhe. Diese Sammlung, die reichste welche besteht, wurde von
Sachkennern auf 6000 Gulden süddeutsche Währung geschätzt.
Ausser dieser Kompositensammlung hinterliess mein Bruder noch
ein allgemeines Herbarium,, welches Pflanzen aus allen Familien
enthält und in 70 Packen zwischen Pappdeckeln von 47 Centimeter
Länge, 28 Breite und 20 Dicke besteht, ferner die Centurien von
Billot’s Flora Galliae et Germaniae exsiccata, Schaffner’s mexi-
kanische und viele andere ausländische Sammlungen, 30 noch übrige
Exemplare der von ihm herausgegebenen Cichoriaceotheca und end-
lich noch eine Menge für die Fortsetzung dieses Werkes in Hun-
derten von Exemplaren angekommener Cichoriaceen, besonders
amerikanischer Hieracien und Pilosellen, Die Kompositensammlung
ist nur für 6000 Gulden süddeutscher Währung zu haben, und
darauf Reflektirende werden gebeten, sich in frankirten Briefen an
den ältesten Sohn des Verstorbenen, Karl Schultz, in Deidesheim
Rhein-Pfalz zu wenden. Da kein Katalog vorhanden ist, so wäre
es am besten, wenn Kauflustige selbst nach Deidesheim reisen und
das Ganze einsehen würden. Die Sammlung wäre am geeigneisten
für das Museum einer Universität oder Akademie und es wäre zu
bedauern, wenn sie nicht in Deutschland bleiben könnte, oder gar
zerstückelt werden müsste, wie so viele Sammlungen anderer ver-
dienstvoller Deutschen. Dr. F. Schultz.
Pflanzliche Organismen im Blute
bei den Masern und beim Thyphus exanthematicus.
Ernst Hallier in Jena, welchem die Wissenschaft schon so
viel verdankt, hat uns wieder mit einigen neuen Entdeckungen
überrascht.
Durch Hofrath Gerhardt und seinen Assistenten Dr. Schnei-
der hatte Hallier Blut und Sputa von Masernkranken und Blut
von einem am Hungerthyphus darniederliegenden Individuum er-
halten. Im Blut der an Masern Erkrankten fanden sich einzelne
Micrococcus-Zellen eines Pilzes. In grösserer Menge traten diesel-
ben in den Sputis auf. Auf verschiedenen Substraten keimten diese
Zellen (Kernhefezellen) und erzeugten stets einen und denselben
Pilz, nämlich Mucor mucedo (verus) Fres. Bei der von Hallier
in seinem grossen in seinen „Gährungserscheinungen“ Leipzig 1867
301
Fig, 2 abgebildeten, in neuerer Zeit noch wesentlich verbesserten
Isolirapparale angestellten Kultur mit dem Masernblute auf einer
Mischung von Stärkekleister mit phosphorsaurem Ammoniak, trat
ausser dem echten Mucor mucedo Fres. nicht die Spur eines an-
deren Pilzes auf. Aus den Sputis entwickelte sich ausser dem Mucor
noch Penicillium erustaceum Fr., dessen Mivrococcus den Sputis
niemals fehlt,
Ebenso konstant entwickelte sich aus dem Micrococeus vom
Blut von an Thyphus exanthematicus Erkrankten durch Keimung
auf verschiedenen Substanzen: Rhizopus nigricans Ehrenb. des-
sen Micrococcus häufig in faulendem Obst, Gemüse, in den Faecal-
substanzen u. s. w. vorkommt.
Das Resultat bei den Masern stimmt insofern ausgezeichnet
mit den früheren Beobachtungen von Salisbury, als Hallier ge-
zeigt hal, dass der echte Mucor mucedo, ebenso eine Generation
von Ustilago carbo Tul. ist, wie Mucor racemosus Fres. zu Til-
letia caries gehört. Der Staubbrand (Ustilago carbo Tul.) kommt
aber nur auf Gräsern und Getreidearlen vor, und es kann desshalb
die Infektion durch faulendes Stroh durchaus nichts Befremden-
des haben
Der wichtigste Fingerzeig für die Identität von Pilz (Miero-
coccus) und Konlagium ist das konstante Vorkommen des Micro-
coccus bestimmter Pilze, und nur dieser, bei bestimmten Krank-
heiten. So gelang es Hallier nachzuweisen, dass bei den Schaf-
pocken sich in der Pocke, namentlich in den Talgdrüsen, ganz
konstant der Micrococeus von Pleospora herbarum Tul. dem als
Russthau bekannten Pilz, ebenso in der Impflymphe konstant der
Micrococeus von Aspergillus glaucus Lk., in den Menschenblat-
tern konstant der Micrococcus der von ihm zuerst aufgefundenen
Pycniden von Eurotium herbariorum Lk. vorkomme. Ein so ganz
konstantes, so z. B. bei den Schafpocken für mehr als ein Dutzend
Individuen aus verschiedenen Epidemien und Gegenden nachge-
wiesenes Vorkommen, schliesst den Gedanken einer zufälligen und
secundären Rolle, welche der Pilz spielen könnte, gänzlich aus. Auch
für die Cholera gelang Hallier neuerdings wieder der Nachweis,
dass der Mierococcus von Urocystis oryzae, den er auf der
Reispflanze zur Ausbildung derselben Früchte brachte, wie sie bis-
weilen in den Stühlen vorkomnit, durchaus konstant im Darminhalt
auftritt.
In jüngster Zeit fand Hallier in dem Blute von an lleotyphus
Erkrankten den Mierococcus eines Pilzes, dessen specifische Natur
die Kulturen ausweisen müssen.
Personalnotizen.
— Dr. Julius Wiesner, bisher Privatdocent am polytech-
nischen Institute in Wien, wurde zum ausserord. Professor daselbst
ernannt. 5
— Dr. H. Karsten, bisher ausserord. Professor an der Uni-
versität Berlin und an die Stelle des pens. Prof. Unger an die
Universität Wien berufen, wird seine Vorlesungen im Oktober be-
ginnen.
— R. v. Uechtritz, seit längerer Zeit leidend, muss gegen-
wärlig in Folge ärztlichen Rathes sich jeder wissenschaftlichen Be-
schäftigung und Korrespondenz enthalten.
— Prof. W. Hofmeister in Heidelberg erlässt in Nr. 33 der
„botanischen Zeitung“ nachfolgenden Aufruf: „Bald nach dem Tode
C. F. Schimper’s trat in Mannheim, der Geburtsstadt des Hinge-
schiedenen, ein Comite zur Errichtung eines Denksteines auf
Schimper’s Grab zusammen. In den Worten zum Gedächtniss
Schimper’s, welche ich im Jänner d,. J. veröffentlichte, gab ich
den Lesern der botan. Zeitung Kenntniss von diesem Vorhaben,
denen, welche zu den Kosten beizutragen wünschen, anheim ge-
bend, ihre Gabe an mich zu senden. Ich empfing deren nur sehr
wenige; jene Aufforderung mag übersehen oder vergessen worden
sein. Die Schliessung der Sammlung steht nahe bevor. Es wäre
zu bedauern, wenn das Grabmal Schimper’s nicht Zeugniss ab-
legte für die Anerkennung, welche die Botaniker dem vielverdien-
ten Manne zollen. Desshalb sei hiermit noch einmal das Ersuchen
ausgesprochen, eine Beisteuer zur Herstellung eines Denkmals auf
Schimper’s Ruhestätte an mich einsenden zu wollen.“
_——o0o —
Literarisches.
— Von Dr. ©. Reichardt und €. Stürenburg ist in Leip-
zig ein „Lehrbuch der mikroskopischen Photographie, mit Rück-
sicht auf naturwissenschaflliche Forschungen“ erschienen.
— „Die Mohne der mittel- und südeuropäischen Hochge-
birge.* Von A. Kerner. Separatabdruck a. d. Jahrbuch des österr.
Alpenvereins, Bd. IV. 1868. Verlag von C. Gerold’s Sohn in Wien.
— Professor Kerner gibt in dieser 13 Seiten umfassenden Ab-
handlung eine Darstellung der verschiedenen Hochgebirgs-Mohne,
welche zumeist mit dem Collectiv-Namen Papaver alpinum be-
zeichnet werden. Nach ihren wesentlichen Merkmalen unterschei-
det K. 3 specifisch verschiedene Formen, nämlich 1. Papaver al-
pinum L. Feinblatteriger Mohn — P. Burseri Grantz mil grossen
303
Plumen und 2—3fach fiedertheiligen Blättern; in Savoyen, Schweiz,
Steiermark und Oesterreich nur weissblühend, in Karnthen, Krain
und Siebenbürgen vorherschend gelbblühend. 2. P. pyrenaicum (L.).
Breitlappiger M. = P. aurantiacum Loisl. mit grossen Blumen
und einfach fiedertheiligen Blättern. In den nördl. Kalkalpen nur
weissblühend, in den Centralpen und Pyrenäen nur gelbblühend, in
den südl. Alpen und Apenninen vorherrschend gelb. 3. P. suaveolens
Lap. Kleinblätteriger M. = P. pyrenaicum Wlld. mit kleinen Blu-
men; in den Pyrenäen und Hochgebirgen der Sierra Nevada mit
gelben und ziegelrothen Blüthen.,
—0
Correspondenz der Redaktion.
Herrn W. H. in B.: „Wird mit Dank benützt.“ — Herrn H. in H.: „Viel
Dank.“ — Herrn M. V. in E.: „Bitte die bemerkten Pflanzen in beliebiger An-
zahl zu senden.“
Inserate.
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Redakteur und Herausgeber Dr. Alexander Skofitz. — Verlag von ©. Gerold’s Sohn.
Druck und Papier der GC. Ueberreuter'schen Buchdruckerei (M. Salzer).
Desterreiechische
Botanische Zeitschrift,
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E DEREN .
xXVIH. Jahrgang. WIEN. November 1868.
INHALT: Tragopogon majsr. Von Dr. Neilreich. — Stipa Lessingiana kind St. Grafiana. Von
Janka. — Vegetationsverhältnisse Ungarns. Von Dr. Kerner. — Ausflug in das mähr. Gesenke.
Von Hans. — Phytographische Fragmente. — Von Dr. Schur. — Correspondenz. Von Holuby,
Keller, Andorfer, Janka, Landerer. — Personalnotizen. — Vereine, Gesellschaften, Anstalten.
— Literarisches. — Botavischer Tauschverein. — Correspondenz der Redaction. — Inserate.
Ueber 7ragopogon major der Wiener Flora.
Von Dr. August Neilreich.
In einem Korrespondenz-Artikel dieser Zeitschrift, September
1868 p. 298, bemerkt mein Freund Victor von Janka, dass er
aus dem Marchfelde vom Plarrer Matz einen Tragopogon als
T. major Jacgq. erhalten, in demselben aber den russischen T.
campestris Bess. erkannt habe, und dass diese Art von den Wiener
Botanikern desshalb übersehen wurde, weil man sich mit dem
Merkmale der keulig verdickten Köpfchenstiele begnügte und die
Zahl der Hüllblättchen nicht berücksichtigte. Obschon ich nun
weder die Pflanze, welche Janka als T. major aus dem March-
felde erhielt, noch ein Original-Exemplar des T. campestris ge-
sehen habe, so glaube ich, doch schon in der Lage zu sein,
nachstehende Gegenbemerkung zu machen.
T. campestris wurde von Besser in seiner En. pl. Volhyn.
p- 84 aufgestellt. Besser gibt keine Diagnose, sondern sagt nur,
dass er sich durch eine Sblätterige Hülle von dem verwandten
T. major Jacg. unterscheide. Ledebour, der übrigens blos
kultivirie Exemplare des T. campestris sah, gibt in der Flora ross.
H. p. 784 folgende Unterschiede an:
Oesterr. botan, Zeitschrift 11. IIeft. 1868. 29
338
T. major. T. campestris.
Involuerum subdodecaphyllum. Involuerum 8phyllum,
Achenia marginalia squamoso- |Achenia marginalia - spinuloso-
muricala, rostro subbreviora. muricata, rostro breviora.
Pappus acheniis cum rostro bre-|Pappus achenium cum rostro sub-
vior, aequans,.
Steven, der den T. major Jacq. nur aus der Abbildung und
Beschreibung Jacquin’s zu kennen gesteht, bemerkt in seinem
Verzeichn. laur. Pfl. p. 232 Folgendes:
T. campestris dillert a T. majore involucro 8phyllo nec
12phyllo flores flavos minus excedente, foliis multo angustioribus.
Achenia pappum aequanlia, cum illo exacte 2” longa, angulis crebre
tuberculata, sub insertione pappi barbata,
Alle diese Unterschiede sind mit Ausnahme ‚der Zahl der Hüll-
blättchen sehr relativ und nichtssagend, zum Theil nicht einmal wahr
und sehr widersprechend. 50 sind die randständigen Achenen bei T.
major nicht immer kürzer als der Schnabel, sie sind ebenso oft so lang
oder auch länger als derselbe; der Pappus bei T. major ist nicht kür-
zer, sondern so lang oder länger als die Achene; die: Kanten der rand-
ständigen Achenen sind bei T. campestris nach Ledebour fein-
dornig-weichstachlig, also sehr spitz, nach Steven nur knölig,
also stumpf; der Schnabel ist bei T. major unter dem Pappus so
gut wie bei T. campestris schwachgebärtel; die Blälter des T.
major sind bei 10—1?blältriger Hülle manchmal kaum 1° breit,
noch schmäler werden sie bei T. campestris auch nicht sein.
Es erübrigt also nur die Zahl der Hüllblätichen. Richtig ist
es, -dass Jacquin in der Bl. austr.. I..p. 19 2. 2970ie Hülle des
T. major fast 13blättrig angibt und 12blättrig abbildet, und .
ihm hierin die meisten Autoren gefolgt sind; richtig ist es ferner,
dass T. major um Wien, in dessen Umgebung er häufig wächst,
oft mit 12—13blättriger Hülle vorkomme; aber durchaus irrig ist
es, zu glauben, die Hülle halte bei T. major eine bestimmte "An-
zahl von Blättchen ein, die nicht leicht unter 12, niemals bis auf
8 herabsinke, im Gegentheil die Zahl der Hüllblättchen schwankt
zwischen 8 und 13, ja es sollen nach Spr. Syst. Ill. p. 663 sogar
5blältrige, nach De Syst. VIL. p. 112 bis 16blättrige Hüllen vor-
koimmen. Bischoff sagt hierüber in seiner klassischen Mono-
graphie der Cichorieen p. 103 wörtlich wie folgt: „Die Zahl der
Hüllblättchen wechselt bei T. major zwischen 8—13, indessen
scheint die erste Zahl die am häufigsten vorkommende zu sein.
Unter 28 Exemplaren aus verschiedenen Gegenden haben 22 eine
Sblättrige, 2 eine Yhlättrige, 1 eine 10blältrige, 1 eine 12blätlrige
und 2 eine 13blättrige Hülle.“
Nach allem diesem glaube ich nicht zu irren, wenn ich an-
nehme, T. campes!ris sei aus der unrichtigen Voraussetzung ent-
standen, dass T. major stets mit ungefähr 12blättriger Hülle vor-
komme, auch mögen nur wenige Botaniker einen echten T. cam-
339
pestris gesehen haben. Die Pflanze, die Janka aus dem Marchfelde
echielt, kann also nur T. major mit zufällig 8blättriger Hülle sein
und wenn T. campestris keine bessern als die bisher angegebenen
Unterscheidungsmerkmale aufzuweisen hal, so ist er auch nichts
anderes,
— > —
Sfipa Lessingiana Trin. et Rupr. und
St. Grafiana Stev.
Von Victor v. Janka.
Mir ward das Glück zu Theil, beide ursprünglich in Russland
entdeckten Arten auch in Siebenbürgen aufzulinden; — Stipa Les-
singiana habe ich hier bereits im Jahre 1862 gesammelt und diesen
Fund im darauffolgenden Jahrgange der Oesterr. botan. Zeitschrift
pag. 364 veröffentlicht; St. Grafiana fand ich heuer zum er-
sten Mal.
Da diese aufiallenden Gräser noch den wenigsten Botanikern
— selbst den russischen soviel wie gar nicht — bekannt sind,
überdiess die im Ganzen spärliche Literatur darüber sich in zum
Theil Wenigen zugänglichen Werken zerstreut findet, so halte ich es,
zu gleicher Zeit diese Arten durch Versendung getrockneter Exem-
plare zu verbreiten trachtend, nicht für überflüssig, das mir über
beide Stöpa-Species bisher bekannt gewordene, hier kurz zusam-
menzulassen,
Stipa Lessingiana wurde in den Memoir, de l’Acad. St. Peters-
bourg, VI°®° serie t. VII (1843) p. 79 nach von Lessing im süd-
lichen Uralgebiete (Orenburg) gefundene Exemplare aufgestellt,
Die Gründer bemerken I. c. von ihrer Art: „Habitus St. arabicae
et St. pennatae arislis et pluma breviori patula nec divaricala, eliam
flosculis undique et ad apicem usque pubescentibus satis recedit.“
Weder Ledebour noch Grisebach, der Bearbeiter der
Gramineen der flora rossica, hatten Exemplare von St. Lessingiana
zu Gesicht bekommen. In der Fl, ross. vol. IV. (1853) pag. 450
wird die von Trinius und Ruprecht entworfene Diagnose ein-
fach den Wortlaute nach wiedergegeben, Sie lautet da:
„Foliis strietis convolutis pedalibus, ligula obsoleta, panicula
basi inclusa depauperata, glumis acuminatissimis subaequalibus flore
subduplo longioribus, palea inferiori ad apicem undique pubescenti-
pilosa arista 5—6 pollicari plus quam decies superala, arista caduca
infra genu glaberrima, supra breviter et arrecte plumosa, antheris
glabris.*
Steudel musste die Originalpflanze gesehen haben, denn in der
Synopsis plantar. Graminear. (1855) pag. 131 n. 90 wird die „val-
25 *
340
vula inferior 4—5“' longa“ und die Granne „obscure geniculata*
angegeben. Sonst lautet dessen Diagnose der eben vorhin mitge-
theilten gleich.
Erwähnung von einigem Belang geschieht nachher blos noch
in Steven’s „Verzeichniss der auf der taurischen Halbinsel wild-
wachsenden Pflanzen“ (1857), wo sich pag. 368 Folgendes be-
merkt findet:
„St. Lessingiana seminibus (ij. e. corollae palea inferiore)
multo minoribus vix tres lineas longis undique pilosis. Haec in
Tauria nondum reperla sed per totam Rossiam meridionalem minime
rara, eliam a Dr. Graf in campis maeotieis lecta, qui de illa nota-
vit: reliquis minorem vix tres pedes altam esse, caespitibusque
magnis crescere, vulgatissimam praeserlim in tumulis Mogilki dietis.
Arista circa 8 pollices longa.* \
Seitdem weiss ich Stipa Lessingiana bloss mehr in Czer-
niaöw’s „Conspectus plantarum circa Charcoviam et in Ucraina
sponte crescenlium et vulgo cultarum“* (1859) und inLindemann’s
„Nova revisio florae Kurskianae“ (Bullet. soc. Mosc. 1865 I.), in
beiden Fällen nur ohne weitere Bemerkung angeführt.
Stipa Lessingiana ist eine der distinetivsten Species, über
deren Artenwerth wohl nie Zweifel obwalten werden!
Die palea, deren mir unzählige von 3 bis 5'%, Linien Länge
vorliegen, erscheint dem freien Auge „undique pilosa* d. h. dicht
abstehend, kurzhaarig. Näher betrachtend gewahrt man gegen die
Spitze der palea zu öfter spärlicher behaarte Stellen, die aber
den Eindruck reichlicher Behaarung im Gegensatz zur unterbro-
chen „streifenweisen der Früchte von Stipa pennata und Consorten
nicht abzuschwächen vermögen.
Ausserdem kann ich noch ein neues Merkmal hinzufügen,
das, da ich es an all’ den Tausenden von Exemplaren, die heuer
durch meine Hände liefen (in meinem Gramineen-Herbar besitze
ich allein über 300 Exemplare!) erprobt, wohl untrüglich ist, und
St. Lessigiana von jeder St. pennata und der damit nächstver-
wandten Arten alsogleich unterscheiden lässt.
Bei Stipa Lessingiana findet sich an der Spitze
der palea inferior stets ein hervorragendes deutliches
Haarbüschel, das die Basis der Granne umgibt und nach
dem Abfallen dieser die Frucht wie ein Pinsel krönt.
Derlei die Früchte oben umsäumende Haare kommen bei St.
pennalta elc. nie vor; bei dieser reicht blos ein seidenhaariger
Streifen, d. i. der so behaarte Rand der palea inferior bis zur
Spitze oder beinahe bis zu dieser.
Dass ich Stipa Lessingiana Mitte Juli 1862 auf den Hügeln
bei Kis-Czeg (oberhalb des Bittersalzbrunnens) nur einzeln beob-
achtete, daran war der Umstand Schuld, dass Mitte Juli für diese
Pflanze schon sehr spät ist, da sie zu den Frühlingspflanzen ge-
hört und Ende Mai, Anfangs Juni schon ganz entwickelt ist.
. . ” DO, rm
Ich sah sie bei dem Dorfe Palatka, zwischen Kolos und Thorda,
341
dann bei Apahida (am Standort der Centaurea ruthenica), weiters
zwischen Katona und Kis-Czeg überall massenhaft, demnach mehr
gegen das Centrum Siebenbürgens zu stark verbreitet. — Auch hier
um St. Gotlhärd ist sie, immer auf höheren Erhebungen der Hügel,
nicht selten,
Ich schliesse diesen Abschnitt, indem ich noch aufmerksam
mache, dass im Falle sich bewahrheitet, dass die palea inferior
von Stipa caspia Koch „undique pilosa* ist, wie ich Steudel’s
Synopsis eninehme, diese Art eher zu St. Lessingiana, als wie zu
St. Szovitsiana gehört, wohin sie von Grisebach in Ledeb. fl.
ross. IV. pag. 450 gestellt wird und von der die palea inferior aus-
drücklich „inferne seriatim pilosa* genannt wird,
Während Stipa Lessingiana zu den zarlesten, niedlichsten der
mit langen Federgrannen begabten Arten zählt, bildet die nun zu be-
sprechende Stüpa Grafiana, deren stärkste, robusteste. Von ihr ist
in Steven’s Verzeichniss ete. zuerst die Rede. Es heisst da
pag. 368:
„Stipa Grafiana culmo vaginisque glabris, foliis convoluto-
selaceis scabriuseulis, ligula obsoleta superiorum oblonga, glumis
lanceolatis arista lamina duplo longiore, palea inferiore basi cir-
cumeirca, superne linea unica pilosa, arista sesquipedali infra genu
ad terliam parlem glabra supra pilis patulis plumosa. In campis
maeolieis versus fontes rivi Kaltschik (ubi proelium contra
Bathyum Mongolorum ducem Rossiae infestum a. 1224 commissum)
a Dr. Graf sylvae culturae praeposito, botanico oculatissimo detecta
et a duabus aliis speciebus ibi cerescentibus (St. Tirsa et St. Les-
singiana) bene distincta. Haee est reliquis major ad 4'/, pedes alla
subsolilarie erescens, culmo foliisque crassioribus. Praecipuum vere
diserimen consistlit in semine quod fere totum pollicem longum et
multo crassius, usque ad primum genu per 3'/, pollices spiris cir-
citer viginti eleganter cilialis, inde ad alterum genu pollicis spatio
tantum duabus vel tribus. Stipa pennata gallica dilfert semine
minore, arista multo breviore,*
Einsicht von Bruchstücken dieses schönen Grases, die ich vom
Autor im Jahre 1861 erhielt, dann die meinem Gedächlniss einge-
prägt gewesenen soeben mitgetheilten Bemerkungen setzten mich
in den Stand, in einer am 2. Juni d. J. auf den grasigen Anhöhen
der Hochsteppen zwischen Katona und Kis-Uzeg, milunler gemein-
schaftlich mit St. Lessingiana, aber lange nicht so häufig gefunde-
nen Stipa sogleich die St. Grafiana zu erkennen. Sonst ist sie
mir auf meinen zahlreichen Exkursionen noch nirgends unterge-
kommen.
Von Stipa pennata, die ich in derselben Gegend, aber nur
höchst selten und einzeln antraf, wie sie aber schon bei Klausen-
burg häufig ist und mit Wiener Exemplaren vollkommen überein-
stimmt, ist sie durch vermehrte Grösse und Derbheit aller Theile
342
sehr auffallend. Die Früchte fand ich nie unter 10“, sehr häufig
über 11° lang, die Halmblätter meist flach, die Rasenblätter sind
binsenförmig, zusammengefaltet, nicht so fein, haarförmig und zu-
sammengerollt wie bei St. pennata, die höchstens 8° lange
Früchte hat.
Nach Steven ist indess letzterwähnte nicht die rechte Stipa
pennata, sondern es sind unter dieser Benennung zwei Arten von
den Autoren verwechselt. Nämlich:
1. „Stipa Tirsa Steven (l. c. pag. 367) culmo vaginisque
glahris,, foliis convoluto-setaceis glabris vel subeiliatis, ligula ob-
soleta, glumis longe aristatlo-acuminalis, arista lamina tıiplo lon-
giore, palea inferne eirenmeirca, superne linea unica pilosa, arisla
12 pollicari infra genu ad quarlam parlem glabra, supra pilis
angulo recto patulis plumosa. Per totam Tauriam vulgatissima,
minora lamen quam praecedens (St. capillata) spalia occupans,
caespitibusque haud ita magnis erescens, Non ultra 31/, pedes alta,
arista 1° 4“; ipsum semen 7—8‘ longum. Eandem ex Ucraina et
campis maeolicis habeo, nec specimen ex agro Jenensi
differt.*
2. „St. pennata gallica quam pro vera Linneana habeo, di-
versa glumis multo brevius arisltalis, semine duplo majore ultra
medium piloso, arista sub genu multo crebrius torta spiris 10—12
(nec 4—5), parte plumosa vero breviore, foliis denique apice ob-
tusiusculis nec in mucronem aculalis,“
Die Angaben Steudel’s, Steven’s und Neilreich’s (Flora
von Niederösterreich 1859, pag. 40) stimmen in Bezug auf die
Länge der palea inferior bei Stipa pennata (= St. Tirsa Slev.)
überein.
Von der französischen Stipa pennata besitze ich leider keine
Exemplare, Cosson gibt in der trefflichen „Flore des environs de
Paris“ II’=® edition (1861) pag. 801 die Kelchspelzen der St. pen-
nata mehr als 5 Centimetres lang, angenommen also 2 Zoll lang
an. Halb so lang ist nach Godron und Grenier „Flore de France*
vol. III. (1855) pag. 494 die Blüthe; daraus ergibt sich für die
palea inferior der französischen St. pennata eine beiläufige Länge
von 12 Linien, welche von der Frucht der deutschen St. pennata
bisher allerdings nicht erreicht ist.
Von der letzteren kann man St. Grafiana Stev. immerhin
noch deutlich unterscheiden. — Auch muss derjenige, der Stipa
Grafiana und Stipa Tirsa in Siebenbürgen nebeneinander, ge-
schlossen in Menge, ohne Uebergänge auftreten sieht, entschieden
für beider Selbstständigkeit eingenommen werden.
Wie sich ader St. Grafiana von der französischen St. pen-
nata verschieden zeigen soll, ist mir nicht recht klar. Auch fällt
auf, dass sich die Angaben Steven’s hinsichtlich der palea-Länge
widersprechen. Steven nennt z. B. l.c. den semen von St. Tirsa
‘—8 lang und sagt, dass die französische St. pennata u. A. „semine
duplo majore* differire. Man stellt sich nun bei letzterer die palea
343
inferior mindestens 14° lang vor. — Aber bei St. Grafiana be-
schreibt Steven den „semen fere pollicem longum“* und gleich
darauf steht: „St. pennata gallica dilferl semine minore.*
Wie dem auch sein mag, so glaube ich schwerlich, dass es
sich hierbei um die Unterscheidung von mehr als zwei bisher
unter dem Kollektivnamen „Stipa pennata* verslecklen Arten
handle.
Nicht unbemerkt will ich hier lassen, dass Stipa pennata der
sieilischen Botaniker, von der Parlatore in der flora italiana I.
(1848) pag. 165 erwähnt, dass sie um 15 Tage früher entwickelt
sei, als St. pennata des italienischen Kontinents, mit Stupa Gra-
fiana in den Dimensionsverhältnissen übereinstimmt.
Auch ist es möglich, dass der Name Stipa Grafiana von einem
älteren, z. B. nach der Benennung „Stipa pulcherrima Koch“ ver-
drängt wird.
Auch die Grannen bieten Differential-Charaktere zwischen
Stipa Lessingiana und St. Grafiana, Tirsa ete. Bei St. Lessingiana
sind sie nämlich beiderseits '/, ihrer Breite erhaben knorpelig be-
randet, während der dazwischen tiefer liegende Theil bräunlich
violett gefärbt ist. Durch die Windungen gelangen natürlich stets
zwei weisse Ränder aneinander. Diese, und dunkle Streifen wech-
seln somit in gleichen Zwischenräumen miteinander ab.
Bei St. Grafiana etc. sind dıe Grannen am Rande kaum an-
ders gefärbt und nur wenig erhabener als in der Mitte. Die durch
die Spiralen zu einander stossenden Ränder erscheinen daher viel
schmäler, als der die breiten Theile bildende Rücken der Granne.
Diese Ränder sind an den (innern) Berührungslinien sägezähne-
arlig gezackt oder ‚wenigstens so markirt, und diess ist, wofür
Steven (s. 0.) den Ausdruck „spiris eleganter ciliatis* gebraucht.
Szt. Gothärd bei Szamos-Ujvär (Siebenbürgen) am 2. Okto-
ber 1868,
—
Die Vegetations-Verhältnisse des mittleren und östlichen
Ungarns und angrenzenden Siebenbürgens.
Von A. Kerner.
XVl.
378. Genista sagittalis L. — Auf Wiesen, insbesondere auf
solchen, welche sich zwischen Laubholzwälder einschalten; von
da stellenweise auch in den Grund lichter Wälder eindringend;
344
ausnahmsweise aueh im Gerölle der Flussufer. Im Bihariageb. auf
dem tert. Vorlande von Grosswardein über Lazuri und Hollodu bis
Belenyes; im Rezbänyaerzuge bei Negra im Aranyosthale; in der
zerrissenen Randzone des Batlrinaplateaus bei Pelrosa, Rezbänva
und Fenatia und von da bis auf die Pietra lunga und auf die Höhe
der Stanesa; auf dem Vasköher Kalkplateau bei Rescirata; in der
Plesiugruppe bei Susani und am Kamme des Plesiu; im Thale der
weissen Körös in der Valea Liesa bei Halmaza und auf den tert.
Hügeln bei Körösbanya; in der Vulcangruppe auf dem Suprapietra
poienile bei Vidra. — Trachyt, Porphyrit, Schiefer, Sandstein, Kalk,
tert. und diluv. Lehmboden. 95—1140 Met. — Unter allen Ginstern
und Geisskleearten die verbreitetste im Bereiche des Bihariageb.
Fehlt dagegen im mittelung. Bergl. und im Tieflande.
379. Genista bihariensis. — (Halbstrauch. Stämmchen nie-
derliegend und aufsteigend, aufrechte, sterile und blüthentragende
Zweige entwickelnd. Zweige schlank, von drei wenig vorspringen-
den Riefen und drei mit diesen abwechselnden flügelförmig vor-
springenden Leisten mehr weniger symmetrisch sechskantig; die
sterilen Zweige vorzüglich an der unteren Hälfte der Stämmchen
gehäult und länger als die weiter oben entspringenden und zu
gleicher Zeit sich entwickelnden blüthentragenden Zweige. Die
Blätter der sterilen Zweige sitzend, länglich lanzeltlich, 5—7mal
so lang als breit, in eine sehr feine Stachelspilze zugespilzi, zu
allen Zeiten sowie die Zweige vollständig kahl, von einem sehr
schmalen ganzrandigen (nicht wimperig gezähnelten) hyalinen
Rande eingelasst und von einem kräftigen Mittelnerven und einem
oder zwei Paaren im unteren Drittel der Blattspreite entspringen-
den viel schwächeren Seilennerven durchzogen. Die Blätter der
blülhentragenden Zweige etwas kleiner als jene der sterilen AuaBe,
im Uebrigen aber diesen gleich gestaltet und ebenso wie diese
berandet und zugespitzt, nach aufwärts in längliche, spitze, ite-
ner stumpfliche Deckwlätter übergehend. Die Nebenblätter klein
plriemenformig bleibend. Die Blüthen gestielt, einzeln in den Ach-
seln der sie nicht überragenden Deckblätter, in lockere Trauben
gruppirt. Kelche vollständig kahl, zweilippig; sowohl die zwei
breiteren, als auch die drei schmäleren Kelchzähne dreieckig spitz,
nicht gewimpert. Blumenblätter kahl, die Fahne unbedeutend län-
ger als das Schiffichen und die Flügel. Fruchtknoten und Hül-
sen kahl.
Stämmcehen un:l sterile Zweige 150—350"®, blülhentragende
Zweige, 30—90"m lang; Blätter 20 — 40mm lg., 4—6”® brt.; Blü-
Ihenstiele 3—5"= I1g.; Kelch 56mm lg.; Fahne 13 — 14mm loab”
breit; Flügel und S Schi Tchen 12”® ]g. und 3" breit; Hülsen 1520”"
lang und 4—5"= bhre
Macht mit ihren eisen Zweigen den Eindruck der
G. triangularis Willd. (G. scariosa Viv.), und wurde von mir,
bevor ich die echte @. triangularis W. auf dem Karste lebend zu
beobachten und getrocknete Exemplare dieser Ginslerart aus den
345
verschiedensten Gegenden der mediterranen Flora zu vergleichen
Gelegenheit halte, auch für @. triangularis gehalten und mit diesem
Namen an Freunde versendet. Sie weicht aber von dieser durch
den nicht wimperig - gezähnelten schmäleren hyalinen Blattrand,
durch die homomorphen länger zugespitzten und auch relativ län-
geren Blätter, durch grössere Blülhen und durch ungewimperte
Kelchzuhne so wesentlich ab, dass sie mit derselben nicht identi-
fizirt werden kann.
Von @. Iydia Boiss. und den mit dieser verwandten Arten,
mit welchen sie durch die Wachsthumsweise und Blattberandung
übereinstimmt, ist sie durch die flügelig-kanligen Zweige, die viel
breiteren homomorphen Blätter, wimperlosen Kelchzähne und voll-
ständige Kahlheit aller Theile leicht zu unterscheiden).
Auf den Kuppen und grasigen Terrassen felsiger Berge im
Bihariagebirge. In der zerrissenen Randzone des Batrinaplateaus
auf den östlichen Abstürzen der Pielra muncelului und am südli-
chen Abfalle und der höchsten Kuppe der Tataroca zwischen Rez-
banya und Petrosa. — Kalk. 1100—1260 Met.
380. Genista Mayeri Janka. — Zwischen niederem Strauch-
werk in lichten Wäldern, — Wurde von Janka zuerst bei dem
Bischofbade nächst Grosswardein entdeckt, nachträglich auch im
Gebiete der Bereltyö in den Wäldern bei Szt. Jobb südöstlich von
Szckelyhid aufgefunden. Ich fand @. Mayeri weit verbreitet im
ganzen tertiären Vorlande von Grosswardein bis Belenyes, na-
mentlich häufig bei Lasuri und Holludu, und es kann diese Gin-
sterart geradezu als eine der bezeichnendsten Pflanzen für das
Hügelland angesehen werden, welches von Szekelyhid bis Tenke
den östlichen Rand der ungarischen Tiefebene einsäumt, — Tert.
Lebmboden. 95—250 Met.
381. Genista ovata W. K. — Nach Läng auf der Matra. —
„In graminosis silvestribus monlanis ad Budam, sic in Wolfsthal
abunde.* Sadl. Fl. Com. Pest. 316. (Die echte @. ovata W. K.
wurde von mir an diesem von Sadler angegebenen Punkte nicht
beobachtet, wohl aber fand ich dort Genista hungarica und G@en.
pubescens und es ist mir daher höchst wahrscheinlich, dass Sad-
ler’s Angabe auf die erstere dieser beiden Arten, deren Hülsen
wenigstens in der Jugend beharrt sind und insoferne mit jenen
der @. ovata übereinstimmen, zu beziehen ist. In dieser Annahme
werde ich insbesonders auch dadurch bestärkt, dass Sadler a.a.0O.
Juni und Juli als die Blüthezeit für seine @. ovata angibt, also
eine Periode, in welcher wohl @. hungarica blüht, in der aber
Kitaibels @. ovata an Orien, welche mit Ofen unter gleichen
klimatischen Verhältnissen liegen, bereits ganz abgeblüht hat. Wenn
Sadler die Hülsen in seiner Beschreibung rauhhaarig nennt, so
bezieht sich diess wohl nur auf die jungen Hülsen; denn zur Zeit
der vollen Reife sind die Hülsen der @. hungarica bereits kalıl
oder doch fast kahl geworden, wahrend sie an Kitaibel’s @.
ovata auch noch zur Zeit des Aufspringens dichtzotlig erscheinen.
346
Uebrigens will ich natürlich die Möglichkeit nicht in Abrede stel-
len, dass auch @. ovata W.K. im Gebiete der Ofener Flora neben
G. hungarica vorkomme, und es mag die Feststellung dieses Vor-
kommens oder Nichtvorkommens weiteren Untersuchungen vorbe-
halten bleiben.)
382. Genista tinctoria L. — Auf Wiesen und an grasigen
Plätzen im Grunde lichter Hoch- und Niederwälder. Im mittelung.
Bergl. bei Gyöngyös, Paräd, Waitzen, Gross-Maros, Näna, Gran,
Sct. Andrae, P. Csaba, Ofen, Teteny. Auf der Kecskemeter Land-
höhe auf Grassteppen und mit besonderer Vorliebe auch auf feuch-
ten Wiesenboden bei R. Palota, Pest, Alberti, Pilis, Nagy Körös,
Czegled. Auf der Debreeziner Landhöhe bei Debreezin. Im Biha-
riageb. auf dem tert. Vorlande zwischen Grosswardein und Belenyes
(hier manchmal in der nächsten Nähe der @. Mayeri, aber um
wenigsiens sechs Wochen später aufblühend), auf dem alluv. und
diluv. Boden im Becken von Belenyes, besonders häufig auf den
feuchten Wiesen bei Petrileni, Savoieni und Petrani; auf dem
Vasköher Kalkplateau; in der Plesiugruppe auf den Bergwiesen
des Moma, im Kessel Brateoca und bis auf den Kamm des Plesiu.
— Fehlt auf den Schieferbergen des Rezbänyaerzuges, auf dem
ceniralen Batrinaplaleau und auch in jenen centralen Thälern des
Bihariagebirges, deren Sohle noch weit unterhalb der oberen Grenze
liegt, welche dieser Ginsterart auf den Randgebirgen gesetzt ist.
— Porphyrit, Trachyt, Schiefer, Sandstein, tert. dil, und alluv.
Lehm- und Sandboden; seltener auf Kalk. 95—1100 Met.
383. Genista pubescens Läng. — Auf trockenen Grasplätzen
und zwischen niederem Gestäude im Grunde lichter Eichenmisch-
wälder. Im mittelung. Bergl. in der Pilisgruppe bei Sct. Andrae,
P. Szäntö, am Piliserberge, Lindenberge und an der Südseite des
Schwabenberges gegen das Wolfsthal zu. Im Norden des Gebietes
am Fusse der Malra bei Heves und auf dem Nagy Egedhegy bei
Erlau. — Trachyt, Kalk, tert. und diluv. Lehm- und Sandboden.
100—755 Met.
384. Genista hungarica Kerner. — An gleichen Standorten
wie die frühere Art und manchmal mit dieser vergesellschaftet.
Selten. Im mittelung. Berglande an dem südlichen Gehänge des
Piliserberges und an der gegen das Wolfsthal abdachenden Seite
des Schwabenberges bei Ofen. — Kalk, tert. Lehmboden. 220 bis
700, Met.. ı';'
Genista lasiocarpa Spach. (@. hirsuta Kit.), welche das eine Grenz-
glied der durch rispigen Blüthenstand und späte Blüthezeit ausgezeichn: ten
Reihe von Ginsterarten der Sectio Genistoides (@. tinctoria. G. yubescens,
G.hungarica, G. lasiocarpa) bildet, wurde in unserem Gebiete bisher nicht
b.obachtet. Der nördlichste mir bekanut gewordene Standort dieser ın
Kroatien und den angrenzenden ung. Comitaten häufigen Pflanze ist das Insel-
gebirge von Fünfkirchen; möglich aber, dass dieselbe auch noch am Südrande
unseres Florengebietes im Weissenburger Comitate aufgefunden werden könnte.
385. Genista pilosa L. Anf felsigen Kuppen, Rücken und Ge-
hängen. Im mittelung. Bergl. in der Pllisgruppe auf den Dolomil-
347
kuppen bei Doroch nächst Gran, auf der Slanitzka bei P. Csaba,
im Auwinkel, am Adlersberg und am Spiessberg bei Ofen, auf den
Dolomitkuppen bei Budaörs. — Nach Kit. Add. 303 auch in der
Matra. — Fehlt auf den Trachylbergen und höheren Dachsteinkalk-
bergen der Pilisgruppe, ebenso im Tieflande und im Bihariageb.
und ist im Gebiete auf ein verhältnissmässig sehr kleines Terrain
beschränkt. — Kalk, Dolomit. 170-400 Met.
386. Genista procumbens W. K. — Auf grasigen Plätzen und
zwischen niederem Buschwerk, auf felsigen Rücken und Gehän-
gen. Im mittelung. Bergl. auf der Matra; in der Pilisgruppe auf
den Dolomitkuppen bei Doro g$h nächst Gran, auf der Slanitzka bei
P. Csaba, auf dem Adlersberg bei Ofen und auf den felsigen Kup-
pen bei Budaörs und Torbägy. — Fehlt im Tieflande. — Im Be-
reiche des Bihariageb. auf dem Inselberge Mocra bei Boros Jenö.
— Kalk, Dolomit. 190-400 Met.
Genista elliptica Kit. Add. 302. — Auf den Bergen bei Menes, na-
mentlich bei der Ruine Vilägos. Eine mir unbekannte, der Beschreibung nach
abır mit @. procumbens W.K. verwandte Pflanze. Nach Janka (Vest. botan.
Ztschr. XVl. 245) synonym mit COytisus myrtifolius Presl. botan, Bemerk.
1844. p. 137.
357. Cytisus leiocarpus Kerner. — Auf den Terrassen fel-
siger Abstürze und auf felsigen Bergkuppen, gewöhnlich in Gesell-
schaft der Genista bihariensis. — Im Bihariageb. in der zerrissenen
Randzone des Batrinaplateaus auf den Kalkbergen zwischen Petrosa
und Rezbänya, namentlich auf dem östlichen Abfalle der Pictra
muncelului und in grosser Menge an der Kuppe und Südseite der
Tataroea. — Kalk. 1100—1260 Met.
358. COytisus glaber L. fill. — Auf felsigen Bergkuppen. Im
millelung. Berglande auf dem Rücken der Slanitzka bei P. Csaba
in der Pilisgruppe. — Kalk. 300—500 Met.
389. Cytisus ratisbonensis Schäffer. (CO. biflorus W. K.)
— Aul sandigen und felsigen Geländen, insbesonders an grasi-
gen und sonnigen Plätzen, welche zwischen Gebüsch- und Ge-
hölzgruppen eingeschaltet sind. Im mittelung. Berglande in un-
geheurer Menge am Sandberge zwischen P. Csaba und Vörösvär,
dann im Leopoldifelde, am Adlersberg und Spissberg bei Ofen.
In den Niederungen am Fusse des Berglandes bei Heves und bei
Csenke gegenüber von Gran. Auf der Kecskemeter Landhöhe bei
Pest, Monor und Pilis, auf dem Erdöhegey, bei P. Sällosär nächst
Tatär Sz1. György und bei Iszak. Auf der Debreeziner Landhöhe
bei Tegläs. — Nach Steffek auch bei Grosswardein. — Kalk.
tert. und dilav. Lehm- und Sandboden. 95—380 Met.
390. Cytisus capitatas Grab. — An grasigen Plätzen am
Saume der Wälder, im Grunde lichter Gehölze, in Holzschlägen
und auf Bergwiesen. Im miltelung. Berglande in der Pilisgruppe
auf dem Visegräder Schlossberg, auf den Bergwiesen des Dobogokö
und bei Szt. Läszlö; sehr häufig bei Ofen auf dem Plateau des
Schwabenbergs und von da über die Wiesen nächst dem Norma-
348
baum herab bis in’s Auwinkelthal. Im Bihariageb. auf den Berg-
wiesen südlich vom Köbänyaberg nächst Felixbad. — Trachyt, Kalk,
tert. und diluv. Lehmboden. 220—450 Met.
391. Oytisus austriacus L. — An grasigen Plätzen , insbe-
sonders gerne auf sandigem oder felsigem Terrain in Gesellschaft
der Stipa pennata; seltener auch auf kahlen Flugsandhügeln. Im
westlichen Theile unseres Florengebietes die häufigste Cytisus-Art
und daselbst nicht selten mit anderen niederen Sträuchern, Halb-
sträuchern und Stauden ganze Strecken bedeckend. Im mittelung.
Bergl. am Fusse des Nagyszäl bei Waitzen und von da aufwärts
im Donauthale über Gross Maros bis Csenke gegenüber von Gran.
In der Pilisgruppe bei Gran, Visegräd, Sct. Andrae und P. Csaba
am Piliserberg, bei Vörösvar und Solmär, zwischen M. Einsiedel
und dem Leopoldifelde, im Auwinkel und am Schwabenberg, am
Adlersberg, Spissberg und Blocksberg bei Ofen. Besonders häufig
auch auf den Ausläufern des mittelung. Bergl. bei Gödöllö, Cinkota,
Kis Tarcsa, Steinbruch , Ecser, Gomba und am Viniszni vrch bei
Alberli. Auf der Kecskemeter Landhöhe von P.Csörög bei Waitzen
über Pest und Soroksar bis Munor und Pilis. In der Stuhlweis-
senburger Niederung im Sande bei Keer. Im Bihariageb. auf den
Höhen bei Chisindia nächst Buteni. — Trachyt, Kalk, Dolomit, tert.
und diluv. Lehm- und Sandboden. 95—750 Met.
392. Oytisus Rochelü Wierzb. — Am Saume und im Grunde
lichter Gehölze, in Holzschlägen und auf Waldblössen. — Im mil-
telung. Bergl. in der Pilisgruppe an dem Abfalle des Schwaben-
berges gegen das Wolfsthal zu, selten auch in Gesellschalt des
C. austriacus an der Nordostseite des Bloeksberges bei Ofen. Auf
der Kecskemeter Landh. an den Rändern des Waldes zwischen
Monor und Pilis. Hier in prachtvollen bis zu 70 Ctm. hohen Ge-
büschen, welche insbesonders an einer Stelle gegen Pilis zu mit
Schlehdornen, Amygdalus nana, Prunus Chamaecerasus, Rosa
pimpinellifolia und pumilla ein fast undurchdringliches Dickicht
bilden. — Kalk, tert. und diluv. Lehm- und Sandboden. 95 —360 Met.
393. Cytisus pallidus Schrader. — Am Saume und im
Grunde lichter Gehölze, in Holzschlägen und auf Waldblössen, an
steinigen mit Buschwerk bewachsenen Stellen zwischen Weingär-
ten und Aeckern. Im mittelung. Bergl. in der Matra (wo diese Art
den im Gebiete erst weiler südwärts auftretenden Cyt. austriaeus
verlrilt), und an der Grenze unseres Gebietes auf dem grossen
Aegidiusberg bei Erlau. Fehlt in den südlicher liegenden Gruppen
des mittelung. Berglandes und im Tieflande; dagegen sehr häufig
auf dem tert. Vorlande des Bihariageb. und auf den über das tert.
Niveau dort aufragenden vereinzelten Kalkkuppen bei Grosswardein,
Felixbad, Hollodu, Belenyes und Petrani. — Kalk, tert. und diluv.
Lehmboden. 95—250 Met.
394. Cytisus albus Hacgq.') — An gleichen Standorten wie
', Wir schalten hier eine analytische Tabelle zur Bestimmung der im
349
die frühere Art, aber im Gebiete bei weitem seltener. Im tert.
Vorlande des Bihariageb. von Grosswardein bis Belenyes, nament-
lich bei dem Felixbad, bei Lasuri, Hollodu und am Bontoskö. — Von
Gebiete der österreichischen Flora vorkommenden so vielfach konfundirten und
in dem so eben erschienenen letzten Hefte von Reichenbach’s Icones wieder
erausam misshandelten Arten der Gruppe Tuboeytisus DC. ein, und erlauben
uns gleichzeitig auf eine demnächst erscheinende ausführlichere Behandlung
dieser Pllanzengruppe aufmerksam zu machen.
de
[14
g:
10.
1%
Die Mehrzahl der heurigen krautigen Zweige durch endständige Blüthen-
büschel geschlossen. 2.
Die heurigen krautigen Zweige niemals durch endständige Blüthen-
büschel geschlossen. 10.
. Aus den Knospen der verholzten vorjährigen Zweige entwickeln sich im
Frühlinge keine seitenständigen Blüthen, sondern nur krautige Zweige,
welche durch endständige Blüthenbüschel geschlossen sind. 3.
Aus den Knospen der verholzten vorjährigen Zweige entwickeln sich
im Frühlinge seitenständige einzelne oder zu 2—-6 büschelig gruppirte
Blüthen und neben diesen auch krautige Zweige, welche durch endstän-
dige Büschel viel später aufblühender Sommerblüthen geschlossen sind.
©. capitatus Grab.
. Blüthen blassgelb (schwefelgelb) oder weisslich. 4.
Blüthen sattgelb (goldgelb oder eitronengelb). 6.
. Die längeren borstenförmigen über den kürzeren Filz vorragenden Haare
der Zweige abstehend, die Zweige daher raulıhaarig.
C. Rochelü Wierzb.
Die längeren borstenföormigen über den kürzeren Filz vorragenden
Haare der Zweige aufrecht. 5.
. Blätter verkehrteilörmig, Blüthen weisslich. C. albus Hac.q.
Blätter verkehrtlanzettlich, Blüthen blassgelb. ©. pallidus Schrad.
. Hülsen von kurzen Härchen angedrückt seidig behaart.
C. Heuffelüü Wierzb.
Hülsen abstehend rauhhaarig-zottig.
Fahne in der Mitte ohne lividen roth-braunen Flecken, an der oberen
Fläche von anliegenden Haaren dicht seidig. 8.
Fahne in der Mitte mit einem lividen rothbraunen Flecken, an der
oberen Fläche kalıl oder doch nur mit sparsamen zerstreuten Härchen
besetzt. 9.
. Zweige und Blätter von dichtgedrängten, angedrückten und aufrechten
Haaren grauseidig; die oberen Kelchzähne spitzwinkelig vorgezogen.
©. austriacus L.
Zweige abstehend behaart, Blätter strichelhaarig, grün; die oberen
Kelchzähne rechtwinklig zugeschnitten, gestutzt. C. virescens Kov.
Zweige grün, mit horizontal abstehenden zerstreuten Haaren besetzt,
Blüthen zu 2—4 gebüschelt an der Spitze der krautigen Zweige.
C. supinus Koch, Gr. et Godr.
Zweige von sehr kurzen anliegenden dicht gedrängten Härchen grau.
Blüthen zu 5—10 dicht gebüschelt an der Spitze der krautigen Zweige.
©. Tommasinii Vis.
Hülsen behaart oder doch an den Nähten gewimpert. 11.
Hülsen vollständig kahl, an den Nähten nicht gewimpert. 15.
Kelche abstehend beliaart. 12.
Kelche anliegend seidig behaart. 14.
. Hülsen an den Flächen kahl nur an den Nöhten langhaarig gewimpert.
©. eiliatus Wahlbg.
Hülsen an den Flächen langhaarig zottig. 13.
350
Heuffel auch auf dem Wege gegen Szöllös im Arader Com. be-
obachtet. — Fehlt im mittelung. Bergl. und im Tieflande. — Kalk,
tert. und diluv. Lehmboden. 95—250 Met.
395. Oytisus nigricans L- — Am Saume und im Grunde lich-
ter Gehölze, an Waldblössen, in Holzschlägen, auf grasigen Ter-
rassen felsiger Abstürze und an steinigen mit Buschwerk bewach-
senen Stellen am Rande der Weingärten. Im mittelung. Bergl. auf
dem Särerberg in der Matra; am Nagyszäl bei Waitzen; in der
Pilisgruppe bei Gran, Visegräd, Sct. Andrae, P. Csaba, auf dem
Adlersberg und Schwabenberg, im Wolfsthal und im Auwinkel bei
Ofen. Auf den Ausläufern des miltelung, Berglandes bei Gödöllö
und Bagh. Auf der Kecskemeter Landhöhe am Rande des Waldes
zwischen Monor und Pilis. Auf der Debrecziner Landh, bei Szakoly.
Im Bihariageb. auf dem tert. Vorlande bei Grosswardein, Lasuri,
Hollodu und Belönyes und in dem anstossenden Randgebiete des
Batrinaplateaus von Sedeselu, Rezbanya und Pelrosa einwärts gegen
das Hochgebirge bis auf die Pielra lunga und bis an die Vereinigung
des Galbina- und Pulsathales. Auf dem Vasköher Kalkplateau bei
Colesci und auf dem Vervul Geresilor nächst Monesa; in der Ple-
siugruppe am Gipfel des Plesiu und in der Hegyesgruppe auf der
Chiciora südöstlich von Chisindia.. — Sienit, Porphyrit, Trachyt,
Schiefer, Sandst., Kalk, Dolom. tert. und diluv. Lehm- und Sand-
boden. 95—1120 Met.
396. Ononis spinosa L., (O. campestris Koch et Ziz.) — Auf
Grasfluren, trockenen Wiesen, Viehweiden, an Ackerrainen, in den
Gräben und an den begrasten Stellen längs den Eisenbahndämmen
und mit besonderer Vorliebe auch auf halbsalzigem trockenen Bo-
den. Am Saume des mittelung. Berglandes bei Waitzen, Gran, Ofen,
Stuhlweissenburg und am Velenezer See; im Donauthale beson-
ders häufig auf den Inseln, namentlich auf der Margarethen- und
Csepelinsel; im Tapiogebiele zwischen Tapio Szelle und Nagy Käla;
auf der Kecskemeter Landh. bei R. Palota, Pest, Monor, Pilis, Al-
berti, Also Dabas, P. Sällosär, P. Peszer; ın der Tiefebene bei
Tisza Füred, Atany, Kömlö, Szolnok, Szegedin, Török Szt. Miklos,
Kisujszällas; am Saume des Bihariageb. bei Grosswardein und Be-
13. Blätter rauhhaarig, nicht seidig; Zweige abstehend rauhhaarig.
©. hirsutus Scop.
Blätter von anliegenden Haaren gestrichelt, etwas seidig; Zweige
filzig. C. elongatus W.K.
1%. Die vorjährigen Zweige grauseidig; Blätter verkehrtlanz: then, unterseits
von anliegenden Haaren grauseidig. ©. ratisbonensis Schäffer.
Die vorjährigen Zweige kalıl oder fast kahl, braun; Blätter ver-
kehrteiförmig, im Alter unterseits kalıl oder doch nur mit zerstreuten
anliegenden Strichelhaaren bekleidet, grün. ©. glaber L. il.
15. Blätter und Zweige in der Jugend schwach seidig behaart, Blüthen gelb.
C. leiocarpus Kern.
Blätter und Zweige kahl oder in der Jugen. mit sehr zerstreuten
sparsamen später abfallenden Haaren bewimpert; Blüthen roth.
C. purpureus Scop-
351
lenyes. Im bergigen Theile des Gebietes nur an einer einzigen
Stelle bei Sedeselu nächst Rezbänya beobachtet. Dieser letztere
Standort ist auch der höchstgelegene im ganzen Gebiete. — Tert.
dil, und alluv. Schotter-, Sand- und sandiger Lehmboden; scheut
auch nicht den salzauswilternden Boden. 75—38S0 Met.
397. Ononis repens. Nach Sadler mit O. spinosa L. im Ge-
biete der Pester Flora und zwar besonders in dem gegen die Theiss
zu gelegenen Theile des Pester Comitates; nach Steffek bei
Grosswardein. — (Die echte O. repens L. sp. 1006, welche im
nördlichen und westlichen Deutschland so wie im westlichen Frank-
reich und zwar vorzüglich im Sande der Küstengegenden und
Flussniederungen zu Hause ist, wurde von mir im mittleren und
östlichen Ungarn nicht beobachtet und ist mir auch ihr Vor-
kommen in dem vom Sadler bezeichneten Landstriche nicht schr
wahrscheinlich. Da Sadler die Diagnose in seiner Fl. Com. Pest.
nicht selbst verfasst, sondern, wie in so vielen andern Fällen,
wortgelreu von Koch abgeschrieben hat, so ist es um so schwie-
riger sich ein Urtheil darüber zu bilden, was Sadler unter seiner
OÖ. repens verslanden habe; doch mulhmasse ich, dass er die auch
von vielen anderen Floristen mit O. repens L. zusammengeworfene
oder verwechselte durch Frankreich, Süddeutschland, die Schweiz,
Italien und die südlichen Provinzen Oesterreichs weit verbreitele,
der O. hircina Jacgq. sehr ähnliche O. procurrens Wallr., Gren.
et Godr. (excel. var. ß. et y.) = O0. arvensis Lam. — 0. arvensis
var. «. Sm. —= (. foetens All. = 0. mitis Gmel. — 0. antiquo-
rum Bertol. (nicht L.) gemeint habe, welche sich von der echten
O. repens L., die mir aus den verschiedensten Gegenden Nord-
deulschlands und Westlrankreichs vorliegt, und welche ich selbst
auf dem Flugsande zwischen Darmstadt und Heidelberg, so wie
auf der Rheinfläche gesammelt habe, weit verschieden ist und über
welche ich demnächst ausführlicher zu berichten Gelegenheit fin-
den werde.
398. Ononis hircina Jaceq. — Auf feuchten Wiesen. — Auf
der Keeskemeter Landhöhe bei P. Csörög nächst Waitzen, bei R.
Palota und auf den Sumpfwiesen längs dem Rakosbache bei Pest;
auf der Debreeziner Landh. bei Nagy Källo, Nyir Bätor und Teglas.
In der Tiefebene in der Berettyö - Särret bei P. Ecseg und
auf der Puszta Horlobasy. Sehr verbreitet im Gebiete des Biharia-
vebirges, auf dem tert. Vorlande bei Grosswardein, Lasuri und
Hollodu, insbesonders häufig im Becken von Belenyes auf den
Wiesen bei Scei, Petrileni, Savoieni und an zahlreichen anderen
Punkten; dann im Thale der weissen Körös bei Boros Jenö, Buteni,
Pleseutia, Halmaza, Körösbanya. Auch auf den Bergwiesen in der
Randzone des Batrinaplateaus hinter Rezbänya ober der Höhle bei
Fenatia und bis über die Pietra lunga, welchen letztgenannten
Standort ich als den höchstgelegenen im Gebiete notirte. — Schie-
fer, Kalk, tert. diluv. und alluv. Lehm- und Sandboden. 75—
820 Met.
o
(27!
in
399. Ononis Natrixe L. — In Schottergruben und auf Gras-
plätzen im Stadtwäldchen bei Pest. — Diluv. Sandboden. 95 Met.
— Scheint erst im Laufe der letzten Decennien eingeschleppt, da
Sadler und Kitaibel des Vorkommens dieser sehr auffallenden
Pflanze an der genannten so vielfach besuchten Lokalıtät noch
nicht erwähnen.
400. Ononis Columnae All. — Auffelsigen mit Stipa pennata
und Carex humilis begrasten Gehängen. Sehr selten und nur auf
die Kalk- und Dolomitkuppen, welche sich am Südostrande der
Pilisgruppe erheben, beschränkt. Hier namentlich am Kopaszhegy
zwischen Koväcsi und Budakez, am Spissberge zwischen Blocksberg
und Adlersberg bei Ofen und auf einer der Kuppen bei Budaörs.
Auf der Spitze des Adlersberges, wo sie Sadler angibt, scheint
sie ausgerottet worden zu sein. — Kalk, Dolomit 150—390 Met.
——
Botanischer Ausflug in das mährische Gesenke im Juli 1867.
Von Wilhelm Hans.
Im Herbst des Jahres i865 reifte in einigen jungen Leuten
und mir der Plan, im nächsten Sommer die ungarischen Karpathen
mit ihren mächtigen Bergspitzen und herrlichen Thälern auf einige
Wochen zu bereisen. Der Mund war uns von all den zu schauen-
den Herrlichkeilen von andern Touristen so wässrig gemacht wor-
den, dass wir uns bereits lebhaft in jene Gegenden versetzten
und gar nicht glaubten, dass uns irgend etwas an der Ausführung
unseres Vorhabens hindern könnte. Mich zog noch ganz besonders
die dortige Flora mit ihrer reichen Ausbeute.
Es sollte aber ganz anders kommen. Das Jahr 1866 kam und
mit ihm jene schweren Prüfungszeiten für mein sächsisches Vater-
land, die bei mir Alles, ja sogar die Botanik in den Hintergrund
drängten. Aber auch diese Zeiten gingen vorüber und es erwachte
denn nach und nach die alte Liebe für diese schöne Wissenschaft
in mir, so dass ich beschloss, im Sommer 1867, wenn es mein
Geschäft zuliesse, eine mehrtägige Reise zu machen, wohin wusste
ich selbst noch nicht.
Da bekam ich eines Tages einen Brief von einem meiner
jungen botanischen Freunde aus Gnadenfeld i/Ob. Schlesien mit ihm
von dort aus eine Reise in’s Gesenke zu machen. Ich acceplirte
diesen Vorschlag mit tausend Freuden, und nachdem ich meine
Geschäftsangelegenheiten geordnet halle, begab ich mich am 18. Juli
auf den Weg.
Ich fuhr von Herrnhut aus per Bahn nach Görlitz, wo ich
während eines zweistündigen Aufenthaltes Zeit genug fand, die
Abhänge der Neisse elwas zu durchstöbern. Ich beobachtete da-
353
selbst: Cytisus nigricans und capitatus, letztere wahrscheinlich
ursprünglich angepflanzt, Scleranthus perennis, Dianthus deltoides,
Clematis Vitalba verwildert, Centaurea paniculata Jacq., Silene
inflata, Lychnis diurna und vesperlina. Von Görlitz ging es über
Breslau nach Oppeln, wo ich zu meinem grössten Aeger ein höclhıst
unfreiwilliges Nachtquartier nehmen musste, indem der Zug den
Abend nur bis dahin ging.
Am andern Morgen begab ich mich bei Zeiten aus den Fe-
dern, um die mir bis zur Weiterreise vergönnten Stunden zu einer
kleinen Exkursion in die nächste Umgebung der Stadt zu benülzen.
Auf Schutt und Bauplätzen fand ich: Marrubium vulgare, Erige-
ron canadensis, Datura Stramonium, Hyoscyamus niger, Che-
nopodium polyspermum und urbicum, Galeopsis pubescens, Parie-
taria erecta, Panicum sanguinale, Nigella arvensis, Stachys annua,
Sisymbrium Sophia, Euphorbia exigua und platyphyllos auf einer
Brache, Polycnemum arvense, Gypsophila muralis und Hypericum
humifusum. Am Oderufer und an Gräben: Butomus umbellatus
sehr üppig, Alisma Plantago, leider suchte ich vergeblich nach
der um Oppeln vorkommenden Form A. graminifolium Ehrh..
Nasturtium austriacum, Cucubalus baceifer, Sinapis alba, Rumex
maritimus, Saponaria officinalis, Limosella uquatica, Potamogeton
lucens und Mentha aquatica. Am Eisenbahndamm: Salvia vertieil-
lata, Veronica Buxcbaumi, Scabiosa ochroleuca, Plantago arenaria
3 Expl., Verbascum Thapsus und Lychnitis, Gypsophila muralis
und Coronilla varia.
Während der Fahrt von Oppeln nach Cosel bemerkte ich aus
dem Waggon: Salvia verticillata und Scabiosa ochroleuca in
Menge und in den Kieferwäldern, die sich streckenweise längs der
Balın hinziehen, Massen von Pteris aquilina. Auf dem Bahnhof von
Coselangekommen, fuhr ich per Post nach Gnadenfeld, einem kleinen
Flecken zwischen Cosel und Leobschütz, wo ich von meinem Freunde
und dessen liebenswürdiger Familie auf das freundschaftlichste be-
grüsst und aufgenommen wurde. Während der Postfahrt hatte ich
in den Wallgräben der Festung Cosel Potamogeton perfoliatus
beobachtet und an den Abhängen der Landstrasse Cytisus capi-
tatus und Scabiosa ochroleuca. Gegen Abend besuchte ich noch
in Begleitung meines Freundes das sogenannte Mordbüschel, ein
kleines Wäldchen in der Nähe Gnadenfelds, in welchem vor eini-
gen Jahren Prunella alba als neu für die schlesische Flora ent-
deckt wurde und die wir auch noch in schönster Blüthe fanden.
Hier fand ich auch zu meiner grossen Freude zum ersten Male
blühende Orobanchen und zwar war es Orobanche stigmatodes
Wimmer, die hier auf Centaurea Scabiosa üppig wucherte. Ausser-
dem bemerkte ich noch Dianthus Carthusianorum, Campanula
Cerricaria und Carlina acaulis sehr häufig. Am nächsten Morgen
sollte es nun in aller Früh in’s „Gesenke“ gehen, obgleich die
Witterungsanzeichen für unser Vorhaben nicht gerade die gün-
stigsten waren; zum Glück kam jedoch Abends spät noch ein er-
Oesterr. botan. Zeitschrift. Il. Heft. 1863, 26
354
frischendes Gewitter, welches zur Folge hatte, dass man Morgens
bei ganz klarem, wolkenlosen Himmel getrost die Reise antreten
konnte.
Um 4 Uhr Früh hielt der Wagen, mit einem kleinen aber
zähen polnischen Pferd bespannt, vor unserem Hause und in der
übermüthigsten und heitersten Laune stiegen wir ein. Das Terrain
zwischen Gnadenfeld und Leobschülz ist sanft wellenförmig und
bietet namentlich die letzte Anhöhe vor Leobschütz einen reizen-
den Blick auf dieses Städtchen und das im Hintergrunde sich auf-
thürmende Gebirge. An der Strasse winkten uns Geranium pra-
tense in Menge und Cytisus capitatus. Kurz vor der Stadt waren
die Felder von Papaver Rhoeas ganz rolh gefärbt und auf ein-
zelnen bemeosten Dächern armseliger Häuser der Vorstadt wun-
derschön blühende Rosetten von Sempervivum tectorum. Nachdem
wir uns in Leobschütz mit österreichischem Gelde versehen halten,
fuhren wir über Füllstein, dessen Wirthshaus einem jeden Tou-
risten des guten Weines wegen anzuralhen ist, nach Johannisthal
und von da nach Zuckmantel. Auf dieser Strecke ausser Silene
gallica, Gnaphalium norvegicum, Prenanthes purpurea, Potentilla
Tormentilla und Helianthemum vulgare wenig Bemerkenswerthes.
Von hir aus schickten wir unsern Wagen nach Hause, da wir nun
Alles zu Fusse machen wollten. Der Blick von Zuckmantel auf
den Schlossberg und das Gebirge ist recht schön und hätten wir
noch gern länger da verweilt, hätte uns nicht der schon heran-
gerückte Abend daran gemahnt, schleunigst aufzubrechen. Leider
mussten wir in Folge dessen den ergiebigen Schlossberg, der in
Milde’s Schriften über die schlesischen Filices so oft erwähnt
wird, unberücksichtigt lassen. Mir wäre es von grossem Werthe
gewesen, daselbst die verschiedenen Formen von Aspidium loba-
tum einsammeln zu können.
Sehnsüchtige Blicke warf ich auf seinen steilen Kegel, als
wir dicht an seinem Fusse den Weg nach Reiwiesen einschlugen,
welches Dörfchen meine Büchse mit Botrychium matricarioides
Willd. bereichern sollte. Wie ich gefürchtet hatte, war es schon
ziemlich dunkel geworden, als wir das auf einem kleinen Hoch-
plateau gelegene Reiwiesen erreichten, so dass von einem Suchen
nach dem ohnehin schon schwer zu findenden Botrychium keine
Rede mehr sein konnte. Wie gerne hälte ich den interessanten
Moosbruch, der sich unterhalb dem Dorfe hinzieht, besucht und
der manches Seltene, z. B. Scheuchzeria palustris liefert, doch
mussten wir ganz absehen, da wir noch am Abend in Freiwaldau
eintreffen wollten, um am nächsten Morgen die Wanderschaft in’s
eigentliche Gebirge zu unternehmen. Fast um Mitternacht und
nachdem wir uns ganz gründlich verlaufen hatten, langten wir in
Freiwaldau an, wo wir übernachteten.
Von unserem Fenster sahen wir am Morgen den Hockochar
und die Brünnelhaide in wundervoller Beleuchtung. Wir begaben
uns gleich naeh dem Frühstück nach dem interessanten Kaltwasser-
355
bad Gräfenberg , das auf einer ziemlich steilen Anhöhe nordwest-
lich von Freiwaldau liegt. Auf dem Wege hinauf fanden wir unter
Lein Cumelina dentata und Silene gallica. Hinter dem Badhause
am Wege nach der Fichtenquelle Botrychium matricarioides und
ein kümmerliches Exemplar von Aspidium Braunii. Equisetum Tel-
mateja wurde trotz vielem Suchen nicht gefunden. Auf dem Frauen-
berg sammelte ich noch auf einer kleinen Wiese Galium boreale.
Nun wurde direkt der Weg nach der Brünnelhaide (von den
dortigen Landleuten Haidebrünnel genannt) durch das wunder-
schöne an der Biela gelegene Thomasdorf eingeschlagen. Folgende
Pflanzen standen längs der Strasse in ziemlicher Menge: Circaea
intermedia, Inula britannica, Silene gallica, Potentilla Tormentilla
und reptans; auch waren hie und da schon einige jedenfalls her-
abgeschwemmte Exemplare von Aconitum Napellus zu sehen. Da
der Weg auf die Brünnelhaide nicht ganz leicht zu finden ist,
so suchten wir nach einem Führer, der auch bald in der Person
eines höchst anspruchslosen und gemüthlichen Dorfeinwohners auf-
getrieben war. Wir wandten uns nun von der Strasse ab, einen
Fussweg rechts einschlagend. Schon wenige hundert Schritte hin-
ter dem Dorfe begrüssten uns die ersten Vorboten der alpinen
Flora: Campanula barbata, Thesium alpinum, Melampyrum sylva-
ticum, Rosa alpina und Crepis grandiflora. Nach und nach fing
der Weg an abscheulich und steil za werden. Die Flora nahm,
nachdem wir die untersten Waldflächen passirt hatten, schon einen
recht interessanten Charakter an, denn Phleum alpinum, Luzula
sudetica Presl., L. macima und L. albida var. rubella Hoppe,
Prennnthes purpurea, Melampyrum sylvaticum, Blechnum boreale,
Lycopodium Selago und L. annotinum, Polypodium vulgare, Ranun-
culus aconitifolius, Sonchus alpinus, Doronicum austriacum, Alec-
torolophus alpinus (A. pulcher Schummel), Convallaria verti-
cillata bildeten unsere steten Begleiter. Nach einem ermüdenden
Steigen erreichten wir endlich den Gipfel der Brünnelhaide ca.
4100° und unser erstes Geschäft war, unsern brennenden Durst in
dem kleinen Wirtnshaus zu löschen. Die alte Wirthin, ein schon
ziemlich verknöchertes Mütterchen, bereitete uns einen vortreffli-
chen Kaffee, der, wie ich in Erfahrung gebracht habe, am besten
den Durst löscht. Eine höchst unangenehme Ueberraschung sollte
uns hier zu Theil werden, nämlich, kaum hatten wir uns auf den
Bänken niedergelassen, als wir von einer solchen entsetzlichen
Menge von Flöhen gepeinigt wurden, dass wir schnell unsern
Mokka hinunterschlürften und Gott dankten, die frische freie Luft
wieder gewonnen zu haben. Nun ging es frisch an’s Sammeln und
eine reiche Ausbeute lohnte unsere Mühe. Es waren hauptsächlich
folgende Pflanzen: Gymnadenia albida, Carex rupestris nur
an einem kleinen Felsen oberhalb des Wirthshauses, Empetrum
nigrum, Salix silesiaca. Blätter von Scorzonera humilis, Selagi-
nella spinulosa A. Br., üppige monströse Formen von Botrychium
Lunaria, Crepis grandiflora, Gentiana punctata suchten wir ver-
26
356
geblich, da derselben von den Landleuten sehr nachgestellt wird.
Carex panicea, Luzula mazxima, Mespilns Cotoneaster. Hieracıum
alpinum, Ranunculus aconitifolius, Geranium sylvaticum , Hypo-
choeris helvetica, Rumex alpinus, Asplenium viride, Sazxifraga
Aizoon, Ribes alpinum und Gnaphalium norvegicum. Gentiana
verna soll auch schon auf der Brünnelhaide gefunden worden
sein; wir sahen sie nicht, obgleich es sehr gut möglich ist, dass
sie an den feuchten, grasigen Abhängen der Südwestseite vor-
kommt. Die Brünnelhaide bildet einen langen, ziemlich ebenen
Rücken. der nach Süden zu viel moosige, kahle Stellen hat, auf
denen Vaceinium uliginosum und Oxycoccos, Eriophorum vagina-
tum und Salices gedeihen.
Auf dem Herunterwege nach dem „rolhen Berghaus“ trafen wir
noch sehr schöne Exemplare von Ranunculus aconitifolius , Con-
vallaria verticillata, Majanthemum bifolium, Gymnadenia albida,
Hieracium aurantiacum einzeln, Luzula mazima und sudetica, Ribes
alpinum und Festuca gigantea an.
Nach einer eingenommenen Erfrischung in dem reinlichen
und netten „rothen Berghaus,“ begaben wir uns auf den Weg zum
Altvater, für’s Erste zwar nur zur Schweizerei, die am nördlichen
Abhang des Berges liegt. Der Weg dahin ist sehr schön, stellen-
weise mit herrlichen Fernsichten auf die schlesische Ebene, den
Glatzer Schneeberg und das Riesengebirge. Auf moorigen Stellen
am Wege stand: Carex pauciflora, Andromeda polifolia sparsam,
Vaceinium Oxycoccos und Eriophorum angustifotium an einer Stelle
auch Allium Victorialis und Lilium Martagon.
An grossen Abhängen und auf Wiesen: Hieracium aurantia-
cum sehr häufig, Hypochoeris helvetica, Hieracium pratense Tausch,
und H. nigrescens, in Gebüschen Doronicum austriacum, Asple-
nium alpestre, Sonchus alpinus. Potentilla aurea schmückte stel-
lenweise die steinigen Wegränder mit ihren lieblichen goldgelben
Blumen.
Da auf einmal, nachdem wir eine sehr steinige Kuppe er-
stiegen hatten, lag die Schweizerei vor uns, mit den weidenden
kKühen und den mächtigem Rücken des Altvaters im Hintergrunde,
ein ganz reizendes Bild. Vor derselben breitet sich eine prächtige,
von zahlreichen Quellen überrieselte Matte aus, die „Kneblauch-
wiese“ genannt. Auf ihr fanden wir Riesenexemplare von Allium
sibiricum und Viectoralis, Cineraria crocea herrlich blühend, Cal-
tha palustris, Adenostyles albifrons. Chaerophyllum hirsutum, Ve-
leriana dioica, Eriophorum angustifolium, Lychnis flos cuculi und
diurna, Hieracium aurantiacum und einzelne Exemplare von Pin-
guicula vulgaris.
Das für uns zu frühe Anbrechen der Dunkelheit machte uns
an die Sorge für’s Nachtquartier. Wir traten in die Schweizerei
ein und wurden von den biedern treuherzigen Wirthsleuten sehr
freundlich aufgenommen, erhielten auch zu unserer Freude sehr
saubere und reinliche Betten angewiesen. Zum Glück wurden wir
357
hier nicht so von den abscheulichen Flöhen bearbeitet wie auf der
Brünnelhaide, sonst wären wir in Verzweillung gerathen. Mit Son-
nenaufgang wollten wir eigentlich schon auf dem Gipfel des Alt-
vaters sein, doch Morpheus hatte uns so fest eingewiegt, dass die
Sonne bereits aufgegangen war, als wir erwachlen.
Schnell wurden unsere wenigen Habseligkeilen zusammen-
geschnürt, ein kräftiges Frühstück eingenommen und nach einem
kurzen Abschied von unseren Wirth stiegen wir wohlgemuth und
heiter der Spitze des Altvaters zu. Das Aufsleigen hat manche
Mühseligkeiten, da das Heidekraut eine solche Höhe erreicht, dass
man bis über die Knie hinsinsinkt, was schliesslich ungemein er-
müdet. Zwischen dem Heidekraut wächst im Moose sehr schön und
üppig Meum Mutellina, Empetrum nigrum, einzelne Stöcke von
Juniperus nana, Hieracium alpinum und vereinzelt steckt ganz
neugierig eine Campanula barbata ihre zierliche blaue Traube aus
der monotonen Erica heraus. Nach °/,slündigem Steigen waren wir
bis zu den Altvatersteinen gelangt. Dies sind mächtige Felsblöcke
von ansehnlichen Dimensionen, die auf der Nordseite in mehreren
Gruppen zerstreut liegen. Auf und an ihnen fanden wir Juncus
trifidus, Saxifraga Aizoon, Viola biflora, Cardamine resedifolia
und Salix Lapponum 1 Strauch. Von diesen Felsen hat man bis
auf den höchsten Punkt des Berges nur noch ganz wenig zu slei-
gen. Juncus trifidus bedeckt ganze Strecken, ausserdem waren
Juniperus nana, Carex pilulifera, rigida und atrata vertreten.
Man geniesst von oben eine enltzückende Aussicht, an der wir uns
lange weideten. Der Herunterweg auf der Südseite nach den Peters-
steinen geht Anfangs über herrliche Matten, die mit einem üppigen
Blüthenflor bedeckt waren, z. B. Euphrasia pieta Wimmer, Cam-
panula barbata, Viola lutea, Gymnadenia albida, conopsea, von
letzteren auch einige weissblühende Exemplare, Ranunculus aco-
nitifolius, Hieracium aurantiacum, Hieracium alpinum, Hypochoeris
helvetica, Geranium sylvaticum und Pinguicula vulgaris in einzel-
nen Exemplaren bildeten hier den Hauptbestandtheil. Nun ging es
immer bergab auf die Peterssteine zu, die sich, durch eine enge
Schlucht getrennt, auf der einen Seite erheben. In der Tiefe
rauschte ein wilder Bach, die Oppa, die an einer schmalen und
seichten Stelle übersprungen werden musste.
An ihren Abhängen zur Seite stand Asplenium alpesire u
wahrhaft erstaunlicher Ueppigkeit und Menge, auf das Zierlichste
von alten bemoosten Baumstämmen und Adenostyles albifrons un-
terbrochen. Streptopus hatte ich hier sicher erwartet, fand ihn
aber nicht, desto vergnügter war ich aber, als ich an einem sonnigen
feuchten Abhang Massen von Delphinium elatum sah, was einen über-
aus prachtvollen Anblick darbot. Nach kurzen Klettern über alte
morsche Wurzeln, Steingerölle und durch Farnkrautdickichte,
halten wir die Schäferei erreicht und unterwegs noch Trollius
Pinguicula und Polypodium vulgare in den verschiedensten Formen
mitgenommen. Ein guter Imbiss und ein vortreflliches GlasW ein stärktle
358
hier unsere müden Glieder. Die unterwegs gesammelten Pflanzen
wurden dem äusserst gefälligen Wirth übergeben, der Alles auf-
bot, um uns behilflich sein zu können; sogar Papier wollte er uns
verschaffen, und brachte auch wirklich ein ganzes Packet alter
Zeitungen angeschleppt, die uns in der Folge vortreflliche Dienste
leisteten, zum Einlegen unserer Schätze.
Mit entleerten Büchsen und in Erwartung der Beute, die uns
noch bevorstand, stiegen wir nun zur Janowitzer Haide hinan, um
von da in den Kessel zu gelangen. Im Vorübergehen nahmen wir
Trollius europaeus, Cineraria crocea, Gentiana verna und Ane-
mone narcissiflora mit. Oben, unweit des Triangulirungszeichens,
stand in schönen Büschen Juniperus nana. Von hier aus fällt die
Janowitzer Heide allmälig ab, bis zu den Kesselabhängen. Der Kessel
selbst, dieses Eldorado der Botaniker, ist eine halbkreisförmige , nach
Süden geöffnete grosse Mulde mit ziemlich steilen Lehnen, die von
unzähligen grösseren und kleineren Quellen durchrieselt sind, an
denen man eine ausserordentlich üppige Vegetation findet. An der
westlichen Seite befinden sich einige schroffe Felsmassen, die eine
nicht unbedeutende Höhe haben.
Unsere Ausbeute war sehr reich und bestand aus folgenden
Pflanzen: Carex vaginata, C. atrata. C. capillaris, C. Buxbaumei und
C. montana wenig Exemplare, Eriophorum alpinum, Galium boreale,
Epilobium alpinum, Corallorrhiza innata, Gentiana verna, von ihr
wurden einige Quellenränder ganz blau gefärbt, G. punctata spar-
sam, Anemone narcissiflora ungemein häufig, A. vernalis, Bartsia
alpina, Chaerophyllum hirsutum, Selaginella spinulosa A. Braun,
Crepis grandiflora, Scabiosa lucida. Hypochoeris helvetica, Aco-
nitum Napellus, Delphinium elatum , Cardamine amara var. sub-
alpina Koch, Veratrum album, Phyteuma orbiculare, Geranium
sylvaticum, Plantago montana, Hedysarum obscurum, Adenostyles
albifrons, Scorzonera humilis noch sehr schön blühend und Swer-
tia perennis.
An den oben bereits erwähnten Felsen fanden wir: Viola
biflora, Arabis hirsula var. sudetica Tausch, Rosa alpina, Salix
silesiaca und S. hastata, Crepis sibirica beide noch nicht blühend,
Lunaria rediviva, Scrophularia Scopolii Hoppe, Campanula ro-
tundifolia var. Scheuchzeri Vill., Sedum rubens Hänke, Rhodiola
rosea, Aster alpinus, Cardamine amara var. subalpina Rchb.,
Streptopus amplexifolius, Poa alpina, Lonicera nigra, Asplenium
viride, Polypodium Phegopteris, Woodsia hyperborea sparsam,
Aspidium Lonchitis, A. lobatum var. platylobum, Milde höhere
Sporenpflanzen p. 64, Sawifraga Aizoon, Bupleurum longifolium,
Laserpitium Archangelica, Ribes petraeum, Anthriscus alpestris
Wimmer, Pleurospermum austriacum und Hieracium villosum.
Die Mappen und Büchsen überfüllt, traten wir den Rückweg
an, um den Peterssteinen noch einen flüchtigen Besuch zu wid-
men, Der Weg zu denselben wurde uns durch die fast ellenhohe
Heide sehr erschwert. Man sah zwischen ihr auf kahlen Stellen
35)
Hieracium alpinum, Carex atrata und C. rigida stehen, was die
einzige Abwechslung dieser sonst höchst öden Januowitzer Heide
ist. Endlich waren wir an dem interessant geformten, mächligen
Petersstein angekommen, der aber unseren Erwartungen nicht ent-
sprach, da wir nur Salix herbacea, Cardamine resedifolia und
Poa sudetica Hänke fanden. Der Weg von den Peterssteinen hin-
ab ist herrlich und bietet der Naturschönheiten unendlich viele.
Namentlich ist der Oppa-Fall, zu dem man bald gelangt, wenn man
an einer Stelle halbwegs Karlsbrunn den bisher verfolgten Weg
verlässt und rechts einbiegt. Von hier aus jagt die Oppa ihr wil-
des Wasser in einer äusserst romanlischen Schlucht weiter in’s
Land hinein und wir fanden hier auf den hohen schwellenden
Moospolstern Listera cordata, Valeriana tripteris und Aspidium
Oreopteris. Je weiter man bergab geht, desto seltener und ein-
zelner werden die alpinen Pflanzen und nur hie und da begleitet
uns noch eine vereinsamte Campanula barbata oder ein Veratrum.
Delphinium elatum und Aconitum geht tiefer hinab und fanden wir
kurz vor Karlsbrunn , welches wir Abends erreichten, noch sehr
schöne üppige, ellenhohe Exemplare.
Die nicht gerade aus Künstlern combinirte Badekapelle weckte
uns schon am frühen Morgen aus unseren süssen Träumen. Wir legten
nun sorgsam unsere am gestrigen Tage eingesammelte Beute ein und
um und machten dann noch, ehe wir uns wieder auf den Weg
begaben, einen Spaziergang durch die geschmackvoll angelegten
und ausgestatteten Anlagen des Bades. An den Wegen beobach-
telen wir im verblüthen Zustande Corallorrhiza innata, ferner bei
der Schneidemühle Epipactis latifolia, Lonicera nigra, Lysimachia
nemorum, Potumogeton pusillus und Melampyrum sylvaticum.
Es lag in unserm Plan am heuligen Tag noch bis Pr. Olbers-
dorf zu marschieren, wo uns unser Wagen, den wir dorthin bestellt
hatten, wieder abholen sollte, um den dürren und langweiligen
Weg nicht zu Fuss machen zu müssen. Mit schweren Herzen nah-
men wir von dem sich mit jedem Schritte weiter entfernenden
Gebirge Abschied, welches uns mehrere Tage für Auge und Ge-
müth einen so reichen Genuss bereitet hatte. Als wir nach Wür-
benthal kamen, sammelten wir noch am Ufer der Oppa Epilobium
Dodonaei, welches in Menge vertreten war, sonst ausser Aconi-
tum Lycoctonum keine Pflanze von Werth. Der Weg von Würben-
thal nach Olbersdorf ist für den Botaniker höchst uninteressant,
nur hie und da in Sträuchen Galium vernum. Spät am Nachmit-
lag erreichten wir Olbersdorf, wo uns unser Wagen erwartete.
Zwischen hier und Leobschütz stiegen wir bei einer Wiese aus,
von der uns Gladiolus imbricatus zum Mitnehmen winkte. Ich fand,
dass die Exemplare aus dem Gesenke durchwegs einen viel schmäch-
tigeren Habilus, als die bei uns in der sächsischen Ober-Lausitz
wachsenden haben; jedenfalls thut da der Standort das Seinige,
indem der Gladiolus bei uns in fruchtbaren sehr üppigen Wie-
360
sengebüschen und dort auf einer ziemlich mager aussehenden
Wiese steht.
In Leobschütz wurde angehalten, um unseren ermüdeten
Pferden eine kurze Ruhe zu gönnen, und nachdem wir uns in dem
ganz netten Städtchen passabel amüsirt hatten, traten wir unsere
Heimfahrt nach Gnadenfeld an, welches wir nach Mitternacht er-
reichten.
Am folgenden Tag gab es nun für uns sehr viel: zu thun,
ein- und umzulegen, Papier zu trocknen, und was dergleichen pro-
saische Geschäfte mehr sind.
Ehe ich meinen Bericht schliesse, erlaube ich mir noch, den
verehrten Lesern dieser Zeitschrift eine kurze Skizze über einen
Besuch, der in den Floren öfters erwähnten Ratscher Gypsgruben
beizufügen. Mein lieber Freund war so gültig, mir trolz seiner
stark besetzten Zeit, seine Gesellschaft zu dieser für mich höchst
interessanten Exkursion zuzusagen, wofür ich ihm heute noch
dankbar bin.
Wir fuhren sehr früh von Gnadenfeld per Wagen ab. Die
Strasse ist bis Ratscher höchst dürre und langweilig. Stellenweise
schleppt sich das Fuhrwerk mühsam auf dem häufig mit tiefem Sande
bedeckten Weg dahin und die Vegelation längs demselben bietet
ausser dürfligen Exemplaren von Cytisus capitatıs und Scabiosa
ochroleuca nichts von Bedeutung. Nach dreistündiger Fahrt lang-
ten wir in dem kleinen Städtchen Ratscher an, das schon einen
recht polnischen Eindruck macht und nichts weniger als schön zu
nennen ist.
Der Weg nach den eine halbe Stunde weit entfernten Gyps-
gruben machten wir auf der an ihnen vorbei führenden Land-
strasse zu Fuss, da wir den Wagen in der Stadt lassen wollten.
An den Böschungen zu beiden Seiten derselben wuchs. Cichorium
Intybus, Asperula cynanchica, Delphinium Consolida, Centaurea
Scabiosa, Scabiosa ochroleuca, Salvia vertieillata einzeln und Fal-
caria Rivini.
Die Gypsgruben selbst, zu denen wir bald gelangten, be-
stehen aus kleinen wellenförmigen Erhebungen, zum Theil mit
ziemlich abschüssigen Lehnen, an denen sich kesselförmige Ver-
tiefungen befinden. Hier herrscht nun eine für den geringen Raum
ungemein reiche und üppige Vegetation. Hie und da, namentlich
nach Dirschel zu, sind die Abhänge mit jungen Birken und Eichen-
strauchwerk bedeckt. Einen für den Botaniker höchst betrübenden
Eindruck macht es, wenn man sieht, wie von Jahr zu Jahr die
Pflanzenschälze, weniger vom Graben des Gypses, als durch den
der ungemeinen Fruchtbarkeit wegen eifrig betriebenen Ackerbau
in den Gruben selbst, dünner werden, und zu fürchten ist, dass
sogar Manches nach und nach ganz der Ausroltung preisgegeben
ist. Gleich beim Eintritte in dieselben überraschte mich Prunella
grandiflora mit ihren herrlichen violetten Blumen, ferner Falcaria
Itivini, Thalictrum minus L., Cirsium pannonicum in schönster
361
Blüthe, Campanula bononiensis, Anthericum ramosum häufig, Le-
pidium campestre, Cytisus ratisbonensis, Cerinthe minor, Gentiana
Pneumonanthe, Stachys recta, Salvia verticillata, Echium vulgare
und Ononis spinosa. In einem Kartoffelfelde, das chaotisch von
Adonis aestivalis, Cerinthe minor, Lathyrus tuborosus, Anchyllis
Vulneraria und Lepidium campestre durchwuchert war, so dass
man kaum erkennen konnte, wo sich eigentlich eine Kartoffel-
staude befand, streckten riesige Exemplare der Orobanche stig-
matodes Wimmer ihre herrlichen rostrothen Blüthenähren in die
Höhe, worüber ich ganz entzückt war.
Ranunculus illyrieus fanden wir nicht mehr, da die Jahres-
zeit schon zu weit vorgerückt war. Ausserdem wurde die Büchse
noch mit schönen Exemplaren der Scabiosa suaveolens, Thesium
montanum Ehrh., Verbascum phoeniceum, das sehr häufig war,
Bupleurum falcatum, Potentilla incana Mönch, Astrantia major
und Geranium pratense gefülll, Euphorbia procera, die auf einer
Wiese neben den Brüchen steht, war leider abgemäht, so dass
man nur die neu sich entwickelnden Triebe sah.
Wir wandten uns nun zu den mit Strauchwerk bekleideten Abhän-
gen, die sich südwestlich von den Gruben hinziehen und fanden auch
gleich in den ersten Gebüschen Astrantia major und Crepis prae-
morsa Tausch, weiterhin sehr schöne Campanula bononiensis und
C. Cervicaria, ferner Avena pratensis, Bromus inermis, Allium
carinatum und A. Scoroduprasum, letztere sehr häufig, Betonica
offieinalis, Melampyrum nemorosum und Vicia Cracca. In einer
allen verlassenen Grube daneben Astragalus Cicer, Silene gallica
und Erythraea pulchella stellenweise den ganzen Rasen rosenroth
färbend, Nachdem wir noch einmal, fortwährend sammelnd, die
Gruben durchgingen, bis zu der Stelle, wo man von der Strasse
aus hineinkommt, entdeckten wir zu unserer unbeschreiblichen
Freude zwei Exemplare der sehr seltenen Orobanche pallidiflora
Wimmer,
Sehr gewissenhaft nahm ich mir nur eines davon, da mein
Freund bereits ein Sammlungsexemplar besass. Ich hatte zum Be-
such dieser interessanten Stellen nicht die günstigste Jahreszeit
gewählt, da bereits viele Pflanzen in einem sehr verblühten Zustande
von uns angelroffen wurden. Wenn man Gelegenheit hätte, diesen
ergiebigen Punkt regelmässig von Woche zu Woche zu besuchen,
so glaube ich bestimmt, dass noch Manches zu entdecken sein
würde.
In das Städtchen Ratscher zurückgekehrt, theilten wir unserm
Kutscher mit, dass wir unsere Rückfahrt über Ratibor anzutreten
wünschten, worüber derselbe nicht gerade das freundlichste Ge-
sicht schnitt.
Das war uns aber ziemlich gleich, denn wir wollten ja, wenn
irgend möglich die Aldrovanda einsammeln. Die Chaussce nach
Ratibor ist eine der langweiligsten, die ich kenne, fast ohne jede
Fernsicht zieht sie sich immer zwischen Kornfeldern hin. Kurz vor
362
dem Städtchen selbst, auf einer sanften Anhöhe angelangt, hat man
denn endlich einen wirklich netten Blick auf Ratibor mit der Oborra
im Hintergrunde, rechts die schön geformten Berge Lissa Hora,
Smrk u. s. w. in Mähren. Wir fuhren durch die Stadt über die
Oderbrücke zur Vorstadt hinaus zum Aldrovanda-Teich. Derselbe
liegt noch ein gutes Stück hinter derselben und das Gesicht des
Kutschers schillerte in allen möglichen Farben vor Aerger, als wir
ihm erklärten, er müsse uns noch ganz bis hin zum Teiche fahren.
Anfangs widersetzte er sich ernstlich, bis denn endlich eine Extra-
vergütung in klingender Münze, die ich ihm verabreichte, da mir am
Besitze dieser seltenen Pflanze sehr viel gelegen war, das ihrige
that, dem Manne mehr Bereitwilligkeit einzuimpfen. Wir fuhren
nun bis ganz dicht an den von herrlichen Eichen und Linden um-
gebenen Teich und es begann von unserer Seite ein eifriges Su-
chen, hatten auch das Glück in kurzer Zeit eine beträchtliche
Anzahl Aldrovanda herauszufischen. Sie ist ziemlich schwer zu
finden, indem sie nur ein ganz kleines, kaum zwei Zoll langes
Pflänzchen ist, das zwischen dem im genannten Teiche sich mas-
senhaft befindenden Schilf, fast untergetaucht herumschwimml.
Blühende Exemplare konnten wir leider kein einziges Iroz eifrigem
Suchen finden.
Dieser Teich scheint übrigens der Beachtung werth zu sein
und hätten gern noch mehr Zeit auf seine Durchsuchung verwandt,
hätte nicht ein sehr starkes Gewitter, das mit Donner und Blitz
herangezogen kam, uns zur schleunigen Umkehr gemahnt. Wir waren
sehr froh, dass es nicht eher gekommen war, da wir sonst nicht daran
hätten denken können, den Abstecher zu machen. Wir hatlen
ausser Aldrovanda noch folgende Pflanzen beobachtet: Salvinia
natans in Menge, Nymphaea alba, Nuphar luteum, Lemna trisulca,
Lycopus europaeus, Juncus articulatus, J. compressus, Carex
acuta, C, ampullacea, C. hirta, Heleocharis ovata, H. acicularis
und grosse Flächen von Myriophyllum spicatum und einige Pola-
mogetonen, die ich aber der weılen Entlernung wegen nicht er-
kennen konnte. Es war auch die höchste Zeit gewesen, dass wir
uns aaf den Rückweg nach der Stadt begaben, denn kaum halten
wir die ersten Häuser derselben erreicht, als sich alle Schleusen
des Himmels öffneten und in wenigen Minuten die Strassen voll
Wasser standen. Glücklich kamen wir in unsern Gasthof auf dem
Marktplatz an, der uns ein schützenderes Obdach bot, als es unser
leicht bedeckter Wagen im Stande gewesen wäre.
Sehr spät fuhren wir von Ratibor ab, da wir in Folge des
immer noch heftigen Regens nicht eher konnten, und so erreichten
wir denn endlich auf den grundlos gewordenen Wegene Gnaden-
feld in sehr früher Morgenstunde, auf das freudigste von den EI-
tern meines Freundes aufgenommen, die sich viel Sorge unseres
langen Ausbleibens wegen gemacht hatten.
Ich hielt mich nun noch einige Tage dorl auf, die ich auf
das angenehmste verbrachte, bis ich einen Brief von Hause er-
36.3
hielt, der meine schnelle Abreise erforderte. Es wurde mir sehr
schwer von einer Familie zu scheiden, in deren Kreis ich so viele
glückliche und vergnügte Stunden verlebt hatte. Mein Freund be-
gleitete mich noch per Wagen bis auf den Bahnhof in Randrezin
und von da rollte ich, nach einem herzlichen Abschied von ihm,
mit dem Dampfross durch die schlesische Ebene meinen heimath-
lichen Bergen in der sächsischen Ober-Lausitz zu, wo ich dann
meinen Wohnort Herrnhut am 31. Juli wieder erreichte.
——eses—
Phytographische Fragmente.
Von Dr. Ferdinand Schur.
LIV.
Camelina dentata Pers. syn. 1. p. 191.
Kommt in der Flora von Wien in zwei gut zu unterschei-
denden Formen vor:
«. integrifolia. Foliis integerrimis plus minus basi sagittalis.
Siliculis maximis turgidis subpyreformibus, 4—5 lin. longis, disse-
pimento panduriformi = (C. macrocarpa Wierzb. — C. sativa
Baumg. En. stirp.
ß. pinnatifido-runeinata. Foliis inferioribus runcinatis vel pin-
natifidis hirsutis, superioribus basi sagittatis dentatis vel integer-
rimis, acuminatis. Siliculis maximis turgidis subpyriformibus, basi
cuneatis, dissipimento panduriformi. — C. pinnatifida Hornem,. —=
C. dentata Pers. legitiimum = Myagrum pinnatifidum Ehrh. =
M. dentatum Willd. = M. Bauhini Gwmel. = M. sativum y. L. —
Auf Aeckern, bebauten und unbebauten Orten: auf der Wiese an
der Hauptallee im Prater, auf den neuen Anschüllungen an der
Ringstrasse vor dem Stadtpark, auf dem Glacis der Josefstadt.
Juni, August 1867.
a —
Correspondenz.
Ns. Podhragy, am 22. September 1868.
Im Mai d. J. besuchte ich den Inowec südlich von Trenesin,
notirte Alles, was ich sah, und sammelte unter anderem auch Ra-
nunculus cassubicus L. in sehr schönen, und kräftigen Exemplaren.
Auf derselben Bergwiese, am Fusse des Inowec sammelte ich noch
Cardamine amara, Pulmonaria mollis, im Gebüsch aber Hacquetia
Epipactis. An steinigen, mässig feuchten Stellen sammelte ich
Leucobryum glaucum, jedoch nur steril. Jos. L. Holuby.
Monostor (im Pester Comit.), am 24. September 1868.
Ich sitze hier, in einer einsamen Hütte, eine halbe Stunde
ober Sct. Andrä, knapp an der Landstrasse, die von Ofen nach
Gran führt, beauftragt mit der Abnahme des Weinzehentes. Die
heurige Weinfechsung ist sowohl quantitativ als insbesondere qua-
litativ eine vorzügliche zu nennen. Die Beeren, zum bei wei-
tem grösseren Theile schon schrumpf, waren so süss, dass die
hier grösstenlheils rothe Maische der Frühlese schon Mittags
stürmisch zu gähren begann, und in den Kellern die Bauern Feuer
anlegen mussten, um der reichlich sich entwickelten stagnirenden
Kohlensäure einen Ausweg zu bereiten. Doch sah ich hier Leute
noch in den Kellern arbeiten, wo ihre Kerze längst erloschen war.
Da ich von Früh bis Abends unausgeselzt zu wachen und zu dispu-
tiren hatte, konnte ich natürlich meine Station nicht verlassen. Mit
Sehnsucht fesselte meine Augen das vor mir kaum auf 700 Schritte
hinziehende Wein- (Pilis Verles-) Gebirge, einer der interes-
santesten und bedeutungsvollsten Lokalitäten, hier im Centro-Ungarns,
über welche uns ein gelreues Bild zu entwerfen dem gefeierlen
Kerner vorbehalten blieb. Was mich hier am meisten interessirt
hätte, wären: Elymus crinitus, Dianthus collinus, Alkanna tincloria,
Trinia Kitaibelii, Acer tomentosum Kit. u. dgl. gewesen, — so
aber musste ich mich mit einer, um meinen Wachposten auf einer
sonnigen und sehr dürren Weide zwischen und längs der Land-
strasse und der Donau und in dem Graben der Landstrasse auf
circa 100 Schritte Entfernung gehaltenen Nachlese begnügen. Hier
nolirte ich blühend: Delphinium Consolida, - Cichorium Intybus,
Achillea mill. y. vulgaris Neilr., Scabiosa Columbaria y. ochro-
leuca Neilr., Alyssum incanum; Echium vulgare, Anchusa offici-
nalis; Cirsium lanceolatum, canum, arvense y. diseolor Neilr.,
Sisymbrium Columnae Jacgq., Picris hieracivides, Chondrilla jun-
cea ziemlich häufig, Scorzonera humilis hinter dem Zehenthause
ungefähr in der Mitte des Weideplatzes, Meliiotus offecinalis, Po-
Iygonum Convolvulus und dumetorum, Plantago major, minor,
Pimpinella Sazifraga, Verbascum Thapsus, Althaea cannabina un-
gelähr 100 Schritt südlich vem Csiezmanczay’schen Presshause zur
Seite der Landstrasse und des Weingartens Nagy Malomhegy;
Aithaea hirsuta und officinalis, Lamium purpureum, Ononis spinosa
a. Neilr., Rubus fruticosus «&. glandulosus Neilr., Andropogon
Ischaemum, Verbena officinalis, Marrubium peregrinum. In einer
Wasserrisse 110 Schritte südlich von dem Zehenthause: Artemisia
Absinthium, vulgaris, Amaranthus retroflexus, Digitaria sanguina-
lis, Linaria genistifolia zwei kleine Exemplare, die ich stehen
liess, vulgaris, Medicago falcata. In dem nahen Ufersande der
Donau: Andropogon Ischaemum , Eragrostis poeoides «. minor
Neilr., Tragus racemosus Desf., Paninum crus galli; Stachys
annua und Gypsoph’la muralis. Halbtodi: Chuiterus Marrubia-
strum, Leonurus Cardiuca, Verbena officinalis, Heliotropium euro-
365
paeum seltener, Pollinia Gryllus; Poa compressa. Todt: Cepha-
laria transsilvanica, Hordeum murinum, Triticum eristatum Schreb,
Letzteres auf dem Damme der Landstrasse, von dem Zehenthause
ungefähr 7 Schritte nordwärts. Bezeichnend für diese Strecke der
Donauspalte ist die anhaltende und seit mehreren Jahren insbe-
sonders herrschende Dürre, die hier dem Schafviehe, das aus forst-
lichen Rücksichten von dem Gebirge ferne gehalten wird, ein
gänzliches Verderben bereitete. Von dem hier im Pöcs Megyer
aufgestellten Schafviehe der Herrschalt, das grösstentheils auf der
schmalen, dürren Weide am Fusse des Gebirges längs der Donau,
sowie jenseils auf den trostlos kahlen Weidepartien und Brachen
der Flugsandinsel weidete, fiel in 2 Jaheen Dreivierieltheil im Milz-
brande. Jene schmale Partie, die neben dem Zehenthause sich aus-
dehnt, zeigt stellenweise ein Itrübes Aussehen, stellenweise war
sie von dem Weidevieh bis auf den Boden abgenagt. Poa bulbosa
und Plantago lanceolata bewohnen diese abgenagten Stellen und
färben sie im Frühjahre frischgrün. Ausser diesen finden sich hier
noch Andropogon Ischaemum, Cynodon Dactylon, ja sogar Pol-
linia Gryllus (so hinter dem Presshause in grosser Menge).
Jos. B. Keller.
Langenlois in Niederösterr., den 23. September 1863.
Die Weinlese hat am 25. d. M. sowohl im Gemeindebezirke
Langenlois, als auch an manchen Orten in der Umgegend begon-
nen. Das Jdiessjahrige Erträgniss dürfte in Beziehung auf Quantität
befriedigend genannt werden, während die Qualität auf „Ausge-
zeichnet“ Anspruch macht und sich den besten Jahrgängen anreihet,
Nachdem ferner die Trauben in hiesiger Gegend bei anhaltender
Trockenheit heranreiften, so ist daraus ein besonders feiner und
haltbarer Wein zu erwarten. Andorfer.
Szt. Gothärd in Siebenbürgen, am 41. Oktober 1868.
Der 3. und 4. August d. J. werden mir ewig unvergesslich
bleiben. Diese beiden Tage brachte ich auf der moldauischen Alpe
„Gsachlou‘ zu. — Ich habe schon manche Karpathenspitze bestie-
gen und manche Urwälder begangen, aber so etwas Grossarliges,
als in der Moldau noch nicht gesehen! Der Csachlou besteht
eigentlich aus einem ganzen Labyrinth von Felskolossen, einer den
anderen an Höhe überragend. Die höchste Spilze muss mindestens
7000° messen, da die nächsten ungefähr 6 Meil. Luftlinie entlegenen
siebenbürgischen Grenzalpen: der „Nagy Hagymäs‘‘ und „Oecsem
Teteje,‘* die nahezu 6000‘ hoch sind, von Csachlou herab tief unten
gesehen werden, Ich liess mich durch den heftigen zweitägigen
Regen, in dem ich den Weg von Bälän aus bis nahe zum Gipfel
der Alpe zurücklegte, wobei ich mich mehreremale in den Urwäl-
dern sowohl bei Tag als auch bei stockfinsterer Nacht verirrle,
nicht abschrecken und gerade, als ich den höchsten Gipfel beslieg,
wurde ich für «ie Ausdauer belohnt und hatte dann bis zum Her-
366
absteigen das herrlichste Wetter. Eine neue Lariz, die ich für Larix
sibirica oder Pinus Ledebourit Endl. halte, war der werthvollste
Fund. Sie ist am östlichen Abfalle in der obersten Tannenregion und
im untersten Krummholze eben nicht selten. — Vielleicht komme ich
dazu, diese interessante Exkursion etwas ausführlicher zu beschrei-
ben. — Auf dem Nagy Hagymäs habe ich u. A. auch Oytisus
leiocarpus Kern. entdeckt. Banffya sammelte ich sowohl da als in
der Moldau in herrlichen Exemplaren! -- Ich habe mir hier einen
kleinen botanischen Garten angelegt, und schon fast 100 der sel-
tensten siebenbürgischen Eigenthümlichkeiten heuer aus allen Ecken
und Enden des Landes zusammen getragen, um die mich mancher
anderer botanischer Garten beneiden dürfte. Die im vorigen Jahre
im Banat gesammelten Pflanzen: Tulipa Gesneriana Roch., Iris
lepida Heuff. und I. Reichenbachü Heuff. haben heuer nicht ge-
blüht. Letztere trieb aber recht üppige Blätter, die sich in der
Grösse von jenen der J. variegata gar nicht mehr unterscheiden.
Ueberhaupt erkenne ich die sterile Jris Reichenbachi von I. varie-
gata nur in der Farbe der Blätterbasis, die bei ersterer mit den
Blättern gleichfarbig, bei variegata purpur gefärbt ist. Janka.
Athen, den 45. September 1868.
Das heurige Jahr ist ein glückliches zu nennen. Die Feld-
früchte wurden gut und in Menge eingebracht, so dass Griechen-
land kaum nöthig haben wird, fremdes Getreide einzuführen. Da
es im Frühjahre hinreichend regnete, so hatten auch die Herden
hinlängliche Nahrung auf den Gebirgen und in den Thälern. Alle
Früchte, besonders Pfirsiche, Birnen, Aprikosen, auch Zwetschken
waren in solcher Menge, dass die Okka (2'/%, Pfd.) derselben mit
4 Kreuzer bezahlt wurde. Die Weinbeeren (Staphiden) wurden
ebenfalls gut eingebracht, zwar regnete es in Patras und in Ce-
phalonien zur Zeit der Ernte, doch war der Schaden nicht be-
deutend. Ganz vortreffllich war auch die Ernte der Feigen,
welche trocken eingebracht wurden. Die Weinlese ergab eine
solche Fülle, dass der Most zu den billigsten Preisen hingegeben
wird, 21%, Mass Most kosten 8 Kreuzer. Die Galläpfel auf Zea und
in der Maina lieferten einen Ertrag von 2 bis 3 Millionen Drach-
men. Was nun die Oelernte anbetriffi, so fand seit vielen Jahren
keine so günstige als die heurige statt. Nur auf der Insel Corfu
allein wurden schon 400.000 Fässer zu 44 Okka, also 17,600.000
Okka Oel gewonnen. Berechnet man die Okka mit 1?/, Drachmen,
so ergibt das einen Ertrag von 26,400.000 Drachmen. Dieselbe
glückliche Oel-Ernte fand auch noch auf andern jonischen Inseln,
in ganz Griechenland und auch auf den türkischen Inseln Mytilene,
Rhodus u. a. statt. Es ist sonderbar, dass die Olivenbäume bei uns
grossentheils nicht alljährig Früchte tragen, sondern meist nur in
jedem zweiten Jahre. Die Ursache dürfte in der mangelhaften Pflege
der Bäume zu suchen sein, denn es ist gewiss, dass Bäume, welche
gehörig bewässert werden und deren Boden mit Ziegendünger ver-
367
sehen wird, in jedem Jahre Früchte tragen. Ein Priester in Kou-
kobaones, einem Dorfe bei Athen, besitzt drei kolossale Oelbäume,
welche die Eigenthümlichkeit zeigen, dass alljährig nur die eine
oder die andere Seite derselben blühet und Früchte trägt.
X, Landerer.
u
Personalnotizen.
— M. A. Lawson übernahm die Lehrkanzel der Botanik an
der Universität Oxford.
— Dr. Eduard Pöppig, Professor in Leipzig, starb am
4. September in einem Alter von 70 Jahren.
—_ 24050
Vereine, Gesellschaften, Anstalten.
— In einer Sitzung der naturwiss. Gesellschaft Isis in Dres-
den am 18. Junid.J. gelangte eine Abhandlung von Dr. Wiesner
über die Oberflächenform einiger Harze zum Vortrage. Der werth-
vollste aller Copale ist bekanntlich der im Handel fälschlich als
harter ostindischer bezeichnete Copal von Zanguebar. Er ist durch
relativ grosse Härte und Dicke, sowie durch einen hohen Schmelz-
punkt ausgezeichnet und kommt auch in allen übrigen Eigenschaf-
ten unter allen Copalen dem Bernstein am nächsten. Diese Sorte
zeigt, wie ebenfalls bekannt, eine höchst charakteristische Ober-
flächenform, durch welche man sie mit Leichtigkeit von allen an-
deren ähnlichen Harzen unterscheiden kann. Es ist nämlich die
ganze Oberfläche dieses Copals mit gleich grossen Wärzchen be-
setzt, welche dicht gedrängt und ziemlich regelmässig geordnet
neben einander stehen, wodurch es bedingt wird, dass beinahe
jede einzelne dieser Erhabenheiten einen regelmässigen sechseiti-
gen Contour besitzt. Aber nicht nur am Copal von Zanguebar,
auch an einigen anderen Copalen und am Bernstein wurden ähn-
liche Oberflächenformen beobachtet. Diese merkwürdigen Bildungen
waren mehrmals Gegenstand der Untersuchung. Doch sind keine
klaren Anschauungen über die Entstehung dieser Formen gewon-
nen worden, so dass es mir nicht ungerechtfertigt erscheint, wenn
ich mir erlaube, einige einschlägige zusammenhängende Beobach-
tungen der hochverehrten Gesellschaft mitzutheilen. In der Literatur
finde ich darüber Folgendes: Göppert !) beobachtete am Copal
von Zanguebar und am Bernstein unter rissigen, bröckeligen Massen
regelmässig gestellte Höcker und ist geneigt, diese für Produkte
!) Jahrbuch der schles. Gesellschaft für vaterl. Kultur 1861. p- 36.
368
der Verwitterung anzusehen. Nach Berg !) entstehen die Warzen
des Copals in der Weise, dass beim Erstarren des Harzes die ein-
geschlossene flüssige Masse in Tropfenform hervortrat und erstarrte.
Grote 2) lässt es unentschieden, ob die chagrinirte Oberfläche,
wie Göppert meint, durch Verwitterung oder durch Zusammen-
ziehung beim Erhärten entstanden ist. Worl&e?) hat gefunden,
dass auch am Copal von Angola eine der „Gänsehaul* des Zan-
guebar-Copal ähnliche Oberflächenform vorkommt, dass jedoch die
Warzen viel grösser und gröber sind. Neuestens hat Müncke*)
die Ansicht ausgesprochen, „dass die chagrinirte Oberfläche des
Copals von Zanguebar lediglich die Folge der durch ehemisch-
physikalische Veränderung angeregten Contraction der Harzober-
fläche sei.‘ Alle Autoren stimmen darin überein, dass die Warzen-
bildungen sich unter einer Verwitterungskruste vorfinden. Diese
kann durch Potaschenlauge entfernt werden. Aus den von mir an-
gestellten Beobachtungen geht hervor, dass nicht nur die Copale
von Zanguebar und Angola, sondern auch der Copal von Mozam-
bique Warzenbildung zeigt, und dass auch noch andere Harze, wie
Sandarac, Mastix und der "Copal von Gabon Oberflächenbildungen
darbieten, welche, wie wir sehen werden, der gleichen Entste-
hungsweise unterworfen sind. Ich lasse hier meine Beobachtungen
folgen, auf welche ich meine Anschauung über die Bildung der
Oberflächengestalt der Harze stützen werde. 1. Copal von Zan-
guebar. Die Wärzchen dieses Copals haben einen Durchmesser
von 0,5—4, gewöhnlich von 1,5 Millim. Ihre Oberfläche ist schwach
gewölbt und rauh, wie die Betrachtung mit der Loupe zeigt. Im
Mikroskope erkennt man bei 80facher Vergrösserung, dass die
ganze Oberfläche der Wärzchen theils von ziemlich regelmässig
angeordneten, zu 5—B6seiligen Facetten gruppirten Sprüngen durch-
zogen, theils mit kleinen Wärzchen bedeckt ist, welche nur im
verkleinerten Massstabe, eine Wiederholung der schon dem freien
Auge kenntlichen Warzenbildung darbieten. 2. Copal von An-
gola. Die Oberfläche dieser Gopalsorte ist von einer inneren rothen
und einer äusseren fahlen, erdigen Kruste überdeckt, welche von
Rissen durchsetzt ist, die sich zu Facetten von 4—12 Millim. Dicke
zusammensetzen. Unter dieser leicht abhebbaren Kruste liegen
flache, mit ziemlich tiefgehenden Furchen umschriebene Wärzchen.
Schon das freie Auge erkennt hier, dass häufig die Furchen mit
zarten, facettenarlig gruppirten Sprüngen durchzogen sind. Die
Oberfläche der Wärzchen, welche neben ihrer Rinde entkleidet
wurden, erscheinen ziemlich glatt; beim längeren Liegen an der
Atmosphäre reissen auch hier Facettsprünge ein. 3. Copal von
') Pharmaceutische Waarenkunde I. 3. Aufl. p. 570.
?) Muspratt's Chemie, Braunschweig 1866. III. Bd. Artikel Harze. p. 30.
®) Polytechn. Centralblatt. 1864. p. 327.
a) Vortrag gehalten in der Sitzung der schles. Ges. für vaterl, Kultur,
am 6. Febr. 4868. Mitgetheilt von Prof. Cohn in der österr. botan. Zeitung.
1868. p. 205.
364
Mozambique. Dieses Harz zeigt unregelmässig gestellte, aber
deutliche, flache Warzen von 2—5 Millim. Durchmesser, die reich-
lich mit unregelmässigen Facellsprüngen durchzogen sind. Dieser
Copal, welcher eine gelbliche Farbe hat, ist auf grosse Strecken
hin mit rothen Klüften durchsetzt. Legt man die Kluftflächen frei,
so erkennt man, dass sie ganz und gar mit Facetlsprüngen durch-
setzt sind. Die Facelten, welche von den Sprunglinien begrenzt
sind, lassen sich von der Unterlage leicht abheben. Unter ihnen
liegen flache Wärzchen, deren Ränder im Mikroskope gesehen, mit
leicht zerstörbaren Facettsprüngen durchsetzt sind. 4. Der Copal
von Gabon zeigt nichts anderes, als eine Rissbildung, in Folge
welcher die Oberfläche weniger facettirt, als vielmehr äslig ge-
zeichnet erscheint. Die von den Risslinien eingeschlossenen Par-
tien des Harzes zeigen eine auffällige Resistenz; sie werden weni
oder gar nicht weiter zerklüftet. Die Harzoberfläche bleibt auf dem
Stadium dieser Rissbildung stehen. 5. Aehnliche Bildungen wie diese
Copalsorte bietet die Oberfläche des Mastix nur im verkleinerten
Massstabe dar, und ist hier ferner häufig eine facettenförmige An-
ordnung der Sprunglinien erkennbar, was namentlich bei der Betrach -
tung mit der Loupe hervortritt. 6. Sandarac erscheint dem freien
Auge mil glatter Oberfläche. Die Loupe führt uns zur Erkenntniss,
dass Faceltsprünge vorhanden sind und das Mikroskop, dass sich
innerhalb der durch die Loupe erkennbaren Facetten, dicht ge-
drängt neben einander, kleine ziemlich gleich grosse Facetten, die
durch Sprunglinien gebildet werden, vorfinden. Hin und wieder
lässt sich erkennen, dass die grossen Facetten bloss an den Gren-
zen mit kleineren Facetten versehen sind. 7. Das sogen. Pine gum
von Südaustralien, eine Sandaracsorte, welche von Callitris Preisi
stammt, zeigt die grossen und die kleinen Facetten mit grosser
Deutlichkeit. Mit Zuhilfenahme des Mikroskops ist hier leicht zu
erkennen, dass die Bildung der kleinen Facetten von den Rändern
der grossen gegen die Mitte zu vorwärts schreitet. An Mastix und
den beiden Sandaracsorten habe ich beobachtet, dass die mikrosko-
pischen Facetten sich abblättern. Hierdurch wird die mehlige Be-
stäubung dieser beiden Harze herbeigeführt und nicht durch gegen-
seilige Abreibung der Harzstückchen, wie allgemein behauptet wird.
Aus den vorstehenden Beobachtungen ergibt sich, dass die genann-
ten Copale und einige andere Harze in Folge ihrer Zusammen-
ziehung Risse erhalten, welche manchmal unregelmässig vertheilt
sind, wie bei Mastix und dem Copal von Gabon, manchmal hin-
gegen sich zu mehr oder minder regelmässigen Facelten vereinigen.
Manche Harze, wie Mastix, bleiben auf dem Stadium dieser Facett-
bildung stehen. Bei anderen, wie beim Copal von Zanguebar, Mo-
zambique und Angola, dem Pine gum und Sandarac, bilden sich in
den grossen Facetten kleine zu dicht gedrängt stehenden Facetten
vereinigte Sprünge, deren Entstehung von den Grenzen gegen die
Mitte der grossen Facelten vorwärts schreitet. Die kleinen Facet-
ten wittern ab, aber neben und unter ihnen bilden sich neue Fa-
Oesterr. botan. Zeitschrift. 11. Heft. 1868. 27
370
cetten. Diese Beobachtungen führen auf folgende Vorstellung über
die Entstehung der Öberflächenform der genannten Harze. Die
chagrinirte Oberfläche entsteht aus einer durch Sprunglinien her-
vorgerufenen facettirten Fläche. Die Facetten wittern vom Rande
gegen die Mitte zu ab, indem sich successive unterhalb und
neben den abwitternden Facetten neue bilden, Hieraus ergibt sich,
dass die grossen Faceltlen am Rande tiefer, als in der Mitte durch
Abfallen neu gebildeter Facetten abwittern müssen, in Folge dessen
jede Facette sich in ein Wärzchen verwandeln muss. Die grosse
Regelmässigkeit, mit welcher die Zusammenziehung der Copale von
Zanguebar und Angola vor sich geht, bedingt die Regelmässigkeit
in der Form und Anordnung der Wärzchen.
—— ee —
Literarisches.
— Die Societe des linguistiques in Paris beabsichtigt alle in
Frankreich gebräuchlichen Volksbenennungen der Pflanzen zu sam-
meln und mit Unterstützung von mehreren Botanikern in einem
Glossarium herauszugeben. Ausgeschlossen hierbei bleiben die
deutschen, bretanischen und baskischen Namen.
— Prof. F. B. de Combis in Palma arbeitet an einer Flora
der Insel Mallorca, auf welcher er bisher bei 1100 Arten von Pha-
nerogamen beobachtet hatte.
— Ch. d’Alleizette, Inspektor der Anpflanzungen der Stadt
Paris, hat einen Text zur Ergänzung des Gaudichaud’schen „Atlas
botanique du voyage de la Bonite“ verfasst. Das ganze Werk be-
steht jetzt aus 150 Tafeln und 4 Bänden Text, einschliesslich der
von Montagne und Leveille bearbeiteten Kryptogamen.
— Von Max. Kuhn ist in Leipzig erschienen: „Filices Afri-
canae. Revisio critica omnium hucusque cognitorum cormophytorum
Africae indigenorum additamentis Brunnianis novisque Africanis
speciebus ex reliquiis Mettenianis adaucta. Accedunt filices Decke-
rianae el Petersianae.“
— Von Dr. C, Müller ist erschienen: „Walpers. Annales
botanices systematicae.* Tom. VII. Auch unter dem Titel; „Addenda
ad literaturam botanicam annorum 1856—1866.* Fasc. I. — In der
Vorrede bemerkt der Verfasser, dass seine geschwächte Gesund-
heit ihn genöthiget habe, sich fortan unter theilweise geändertem
Titel bloss auf die einfache Nachweisung neuer Arten, Monogra-
phien und Abbildungen zu beschränken, ohne Berücksichtigung der
nähern Beschreibungen.
— Mn der „Flora of tropical Africa* von Professor Olivier
ist der erste Theil enthaltend Ranunculaceae — Connaraceae bei
Reeve et Comp. in London erschienen.
— Das zweite den 16. Band von De Candolle’s Prodromus
abschliessende Heft ist eben erschienen, es enthält die Betulaceae
von Regel, die Salicineae von N. J. Anderson und Wesmael,
die Casuarinae von Miquel, die Gnetaceae und Coniferae von
Parlatore, die Resedaceae von J. Müller, die Cycadeae, Laciste-
maceae, Gunnereae, Aneistrocladeae, Diplerocarpeae, Lophiraceae,
Monrimiaceae, Crypteroniaceae, Helvingiaceae von Alphons De
Candolle.
— Von Max Wichura ist in Breslau erschienen: „Aus vier
Welttheilen. Ein Reisetagebuch in Briefen,“ welche des Autors
Briefe aus der Zeit seiner Theilnahme an der preuss. ostasiatischen
Expedition an seine Mutter enthält.
— Von dem Prodromus florae Hispaniae von Willkomm und
Lange ist der 2. Theil des 2. Bandes erschienen. Der Schluss ist
bis zum Frühling nächsten Jahres in Aussicht gestellt.
— Von Dr. ©. Reichardt ist in Leipzig erschienen: „Blicke
in das Pflanzenleben,* als Einleitung in das Studium der Botanik.
— —
Botanischer Tauschverein in Wien.
Sendungen sind eingelangt: Von Herrn Mayer, mit Pflanzen aus
Böhmen. — Von Herrn Andorfer, mit Pflanzen aus Niederösterreich. — Von
Herrn v. Vrabelyi, mit Pflanzen aus Ungarn. — Von Herrn Dr. Rauscher,
mit Pfl. aus Mähren und Niederösterreich. — Von Herrn v. Sonklar, mit
Pflanzen aus Krain und Niederösterreich. — Von Herrn Clessin mit Pflanzen
aus Baiern. — Von Herrn v. Janka mit Pflanzen aus Siebenbürgen. — Von
Herrn Vagner mit Pflanzen aus Ungarn.
Sendungen sind abgegangen an die Herren: Dr. Schmidt, Kastropp,
Frietze, Hechl, Fabry.
Correspondenz der Redaktion.
Herrn J. L. H.: „Ihr Brief in Vag Ujhely am 22. Sept. der Post übergeben,
kam am 29. Sept. glücklich in Wien an. Wie sind doch diese zwei Punkte
postalisch von einander so ferne. Artemisia, so viel Sie wollen.“ — Herrn
F. St. in A.: „Wird mit Dank benützt.“ — Herrn J. J. in A.: „Sie erhalten
eine Sendung in vier Wochen.“
Inserate.
Aus Ferdinand Hirt’s Bibliothek des Unterrichts.
Für den botanischen Unterricht.
Das Pflanzenreich, nach dem Linne’schen System unter Hinweisung auf das natür-
liche System. Nebst einem Abriss der Pflanzengeschichte und
Pflanzengeographie. Mit 613 Abbildungen. (Theil II. von Schilling’s
Schul-Naturzeschichte: bearbeitet von Dr. Friedrich Wimmer.) Neunte
Bearbeitung. 22, Ser.
(Vom königl. Ministerium d. Unterrichts zur Pariser Weltausstellung eingeliefert.)
Das Pflanzenreich, nach dem natürlichen System, unter Hinweisung, auf das Linne’'sche
System Nebst einer Pflanzengeschichte und Pflanzengeographie.
Mit 560 Abbildungen. (Ergänzungsband von Schillıng’s Naturgeschichte ;
bearbeitet von Dr. Friedrich Wimmer.) Bearbeitung. 20 Sgr.
(Vom königl. Ministerium d. Unterrichts zur are Weltausstellung eingeliefert.)
20
Atlas des Pflanzenreichs. In nahe an 1000 Abbildungen von Pflanzen und Bäumen,
wie von — nach den Zonen geordneten — Baum- und Pflanzengruppen.
Bearbeitet von Dr. Friedrich Wimmer. Geh. 4 Thlr. 20 Sgr.
Schilling’s Schul-Atlas des Pflanzen- und Mineralreich’s. In 392 Abbildungen aus
der Pflanzenwelt und 272 mineralogischen Abbildungen. Cart. 22'/, Sgr.
(Vom königl. Ministerium d. Unterrichts zur Pariser Weltausstellung eingeliefert.)
Für Lebrer-Bibliotheken:
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se” Die das Werk schmückenden 28 Abbildungen sind mittelst Pho-
tographie und Lithographie hergestellte Copien von 28 Oelgemälden,
welche gegenwärtig ın Herrn A. Karfunkels Berliner Gentral-Ausstel-
lung die besondere Aufmerksamkeit aller Besuchenden, sowohl wegen ihrer
künstlerischen Ausführung als der Originalität der ihuen zu Grunde liegenden
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Relakteur und Herausgeber Dr. Alexander Skofitz. — Verlag von ©. Gerold’s Sohn,
Druck und Pavier der ©. Vehberrouter’schen Buchdruckerei (M. Salzer).
Vesterreichische
Botanische Zeitschrift.
Gemeinnütziges Organ
für
Die österreichische Ezemplare,
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botanische Zeitschrift Botanik und Botaniker, BE ee rer
erscheint
den Ersten jeden Monats. blos bei der Redaktion
(Wieden, Neumang. Nr.7)
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XVIH. Jahrgang. WIEN. Oktober 1868.
INHALT: Vegetationsverhältnisse Ungarns. Von Dr. Kerner. — Phytographische Fragmente.
Von Dr. Schur. — Aus dem Engadin. Von Hechel. — Der Blauen. Von Vulpius. — Cor-
respondenz. Von Oertel. — Personalnotizen. — Vereine, Gesellschaften, Anstalten. — Literarisches.
— Botapischer Tauschverein. — Inserate.
Die Vegetations-Verhältnisse des mittleren und östlichen
Ungarns und angrenzenden Siebenbürgens.
Von A. Kerner.
ANVT.
361. Impatiens Nolitangere L. — An schattigen feuchten
Stellen der Wälder, an Bächen und in Holzschlägen. Im mittel-
ungarischen Berglande selten; bei Paräd in der Matra, an der
Nordseite des Nagyszäl bei Wailzen, an der Nordseite des Pili-
serberges in der Pilisgruppe und ausserhalb unseres Floren-
gebietes bei dem Kerteskö nächst Bakonybel in der Bakonygruppe.
Fehlt im Tieflande. Häufig dagegen im Bereiche des Bihariagebir-
ges auf dem terl. Vorlande bei Felixbad nächst Grosswardein; auf
dem Batrinaplateau bei der Stäna Oncesa, in der Valea pulsului, in
dem von der Tataroea gegen Kisköh herabziehenden Thale bei
Petrosa, dann unter der Pietra lunga, bei der Höhle von Fenatia
und bis herab in das Thal bei Rezbänya; im Rezbänyaerzuge ober
Negra im Aranyosthale; im Petrosaerzuge im Hintergrunde des
Poienathales; auf dem Vasköher Kalkplateau auf dem Vervul Cere-
Oesterr. botan, Zeitschrift 10, Heft. 1868. 23
306
silor; in der Plesiugruppe vom Kamme des Plesiu herab bis nach
Monesa und in der Hegyesgruppe auf der Chiciora und auf den
Höhen südlich von Bontiesei. -— Porphyrit, Sienit, Schiefer, Kalk,
tert. und alluv. Lehm- und Sandboden, 300—1330 Met.
362. Oxalis Acetosella L. — In Wäldern, auf beschalteten
Felsen, an den Böschungen der Hohlwege, auf alten Baumstrünken
und moosbewachsenem Erdreich. Im mittelung. Bergl. bisher nur
in den schattig-feuchten Buchenwäldern an dem nördlichen Gehänge
des Piliserberges und ausser dem Gebiete im Centrum der Ba-
konygruppe bei Bakonybel beobachtet. Im Bihariageb. im Szäldo-
bagyer Walde bei Grosswardein; auf dem Batrinaplateau bei
der Stäna Oncesa, an der Varasoea und Pietra betrana, auf der
Stanesa, der Pietra muncelului, Tataroda und in der Valea seca;
in Petrosaerzuge im Hintergrunde des Poienalhales bei Petrosa;
im Rezbänyaerzuge überall im Gebiete des obern Aranyos von
Negra bis hinauf zu dem Sattel La Jocu und auf der Westseite des
Gebirges von der Margine bis herab zur Schmelz und bis auf die
tertiären Höhen bei Sedescelu nächst Rezbänya. Auf dem Vasköher
Kalkplateau zwischen Vasköh und Colesci und auf dem Vervul
Ceresilor und in der Hegyesgruppe in den Buchenwäldern der Chi-
ciora. — Fehlt im Ale — Die Angabe von Kanitz (Verh.
d. z. b. Ges. Jahrg. 1862 5.205), dass diese Pflanze auf der Kecskemeier
Landhöhe bei Nagy Körös „in silvis et in pralis non raro“ vor-
komme, halte ich für unrichtig. — Sienit, Schiefer, Sandstein,
Kalk, tert. Lehmboden. 300—1500 Met.
363. Oxalis strieta L. — Auf bebautem Lande. Im Bereiche
des miltelung. Bergl. als Unkraut im Orczy’schen Garten in Erdö
Kövesd in der Matra und in den Gärten und an Gartenmauern an
der Ostseite des Festungsberges in Ofen. — Diluv. Lehmboden.
95-200 Met. — Scheint erst in jüngster Zeit eingeschleppt, da
ihrer in Sadler’s FI. Com. Pest. 1840 noch nicht erwähnt wird.
364. Tribulus terrestris L. — Auf trockenem lehmigen Boden
sonniger Bergrücken und im Flugsande der Niederungen. Im mit-
telung. Bergl. auf der Südseite des Adlersberges und Blocksberges
bei Ofen und auf dem Flugsande, welcher das Thal nächst dem
„Hohen Stein“ bei P. Csaba austüllt. Häufiger in den Niederungen,
welche das mittelung. Bergland umsäumen bei Mocs, Karva, Csenke,
Musla, Waitzen, Pest, Csepel und zahlreichen anderen Punkten
längs der Donan, wo Flugsandhügel die Ufer bilden; ebenso in der
Niederung am Fusse der Matra bei Hatvan, Csäny und Heves,
im Tapiogebiete bei Szecsö, $zti. Märton Käta und Nagy Käta
und in der Stuhlweissenburger Niederung bei Vajta. Auf der Kecs-
kemeter Landhöhe bei P. Csörög, R. Palola, Soroksar, Monor, Pilis,
Alsö Dabas, P. Sälosär und Nagy Körös und auf der Debreeziner
Landhöhe bei Debreezin. — In der Tiefebene und im Bereiche des
Bihariagebirges nicht beobachtet. Diluv. und alluv. Lehm- und Sand-
boden. 95—220 Met.
307
365. Peganım Harmala L. — An der Südseite des Blocks-
berges bei Ofen und zwar unterhalb des Fussweges, welcher über
das öde Gehänge zwischen den Weingärten und der Festungs-
mauer zu der Kapelle hinaufführt, die westlich von der Festung
nahe dem Rücken des Berges ober den Weingärten erbaut ist. —
Kalkreicher Lehmboden. 170 Met. — Es finden sich hier im Gan-
zen 8 umfangreiche alte Stöcke dieser Pflanze, welche alljährlich
üppige Sprossen entwickeln, reichlich blühen und auch reife Früchte
bringen, aber nirgends ist in der Umgebung eine Spur eines jün-
geren Nachwuchses zu entdecken. Dass die verwilderten niederen
Feigengebüsche, welche dort in nächster Nähe wachsen, zum
Schutze dieser Pflanze beitragen, ist gewiss unrichtig, wohl aber
machen es diese verwilderten Feigengebüsche wahrscheinlich, dass
an der Stelle, wo jetzt Peganum Harmala steht, einstens zur Tür-
kenzeit ein Garten sich befand, in welchem neben den Feigen
auch Peganum Harmala kultivirt wurde, dessen Samen von den
Türken bekanntlich zum Rothfärben benützt werden, (Vgl. A. Ker-
ner: Ueber einige in historischer Beziehung interessante Pflanzen
der ungar. Flora im Jahrgang 1859 der „Wiener Zeitung* und
hieraus abgedruckt im gleichen Jahrgange der Bonplandia.)
366. Dietamnus albus L. — Am Saume und im Grunde lich-
ter Hoch- und Niederwälder, in Holzschlägen, an steinigen mit
Gestrüpp bewachsenen Berglehnen und Weinbergsrändern. Im mil-
telung. Bergl. nächst der Veronikawiese bei Gyöngyös in der Matra,
auf dem Spitzkopf in der Magusiagruppe, auf dem. Nagyszäl bei
Waitzen und auf den Ausläufern des Berglandes bei Csörög, Gö-
döllö und am Viniszni vrch bei Alberti; in der Pilisgruppe bei
Maroth, Visegräd, Sct. Andrae (hier besonders häufig), im Leopoldi-
felde und Auwinkel, auf dem Linden- und Schwabenberg bei Ofen,
im Kammerwalde bei Promontor. Auf der Kecskemeter Landhöhe
selten und nur im Walde bei Monor beobachtet. Im Bihariageb.
auf dem tert. Vorlande zwischen Grosswardein und Belenyes bei
Hollodu. — Traehyt, Kalk, Dolom., tert. und diluv. Lehm- und
Sandboden. 95—560 Met.
Aesculus Hippocastanum L. — In Parkanlagen häufig kultivirt, Präch-
tige Baumreihen an der Strasse, welche von Pest zum Stadtwäldchen führt.
367. Staphylea pinnata L. — Einzeln oder gruppenweise am
Saume und im Grunde von Hoch- und Niederwäldern. Im mittel-
ung. Bergl. in der Matra bei Paräd, am Nagyszäl bei Waitzen; in
der Magustagruppe auf dem Spitzkopf bei Gross-Maros; in der Pi-
lisgruppe auf dem Visegräderberg bei Szt. Läszloö, auf dem Ke-
tagohagy und Kishegy bei Kesztölez, auf dem Piliserberg, Johannis-
und Schwabenberg, im Auwinkel und bis auf den Blocksberg bei
Öfen. Auf der Kecskemeter Landhöhe nur an einer Stelle im Walde
bei Monor, hier aber massenhaft. Am Rande der Debreeziner Land-
höhe gegen den Eesedersumpf zu, zwischen Valay und Nagy Käroly.
Im Bihariageb. selten und nur bei Grosswardein und auf den Nulli-
23 3E
308
dorenkalkbänken bei Chisindia nächst Buteni beobachtet. — Tra-
chyt, Kalk, tert. und diluv. Lebm- und Sandbo«den. 95—660 Met.
368. Evonymus europaeus L.. — Am Saume und im Grunde
lichter Laubholzwälder, an Weinbergsrändern und an den Seiten
der Hohlwege. Paräd, Waitzen, Gross-Maros, Gran, Sct. Andrae,
Ofen, Stuhlweissenburg, Pest, Monor, Pilis, P. Peszer, Grosswar-
dein, Belenyes, Petrani, Vasköh, Colesei. — Der höchste im mit-
telung. Bergl. beobachtete Standort ist die Kuppe des Piliserberges,
und im Bihariageb. das Vasköher Kalkplateau. — Ist im Bihariageb.
seltener als die folgende Art. — Trachyt, Quarzitporphyr, Kalk,
tert. und diluv. Lehm- und Sandboden. 95—755 Met.
369. Evonymus verrucosus Scop. — Am Saume lichter Laub-
holzwälder, in lichten Niederwäldern und mit Vorliebe auf den mit
Strauchwerk reichlich bewachsenen Terrassen felsiger Bergabhänge.
In der Matra bei Paräd, Köküt, Jänosküt und auf dem Sorkö am
Kökes; am Gipfel des Nagyszäl bei Waitzen und auf den Ausläu-
fern des Berglandes bei Gödöllö und Gomba; in der Magustagruppe
bei Gross- Maros; in der Pilisgruppe bei Visegrad und Sct. Andrae,
auf dem Gerecse zwischen Gran und Totis, auf dem Ketagohegy
bei Kesztölez, auf dem Piliserberge und der Slanitzka bei P. Csaba,
im Auwinkel und Leopoldifelde, bei der schönen Schäferin und am
Schwabenberge bei Ofen. Auf der Kecskemeter Landhöhe im Mo-
norer Walde. Im Bihariageb. sehr verbreitet auf allen Kalkbergen,
so auf den Kalkkuppen südlich vom Bischof- und Felixbade bei
Grosswardein, an den Abfällen des Damoser Kalkplateaus bei Me-
diadu, an den Rändern des Balrinaplateaus an der Mündung der
Valea Odineutia bei Distidiul, auf der Pietra Boghi, Pietra Galbina
und Pietra lunga, in der Valea seca und ungemein häufig vor der
Mündung der Höhle bei Fenatia; in der Vulcangruppe auf dem
Suprapielra poienile bei -Vidra; in der Hegyesgruppe auf dem Dealul
vultiucluiului bei Körösbänya und auf dem Nulliporenkalkbänken
bei Chisindia nächst Buleni. — Trachyt, Kalk, diluv. kalkreicher
Lehm- und Sandboden. 95—1200 Met.
370. Evonymus latifolius Scop. — An waldigen schattigen
Plätzen, mit Vorliebe am Rande von Gehölzen, welche die Ufer der
Bergbäche besäumen. Im Bihariageb. in der Randzone des Batrina-
plateaus am Abfalle der Pietra Boghi gegen die Valea pulsului
in der Valea seca beim zweiten Zubau, so wie zwischen der Grube
Reichenstein und der Höhe Scirbina; auf dem Vasköher Kalkpla-
teau an den Kalkfelsen vor Monesa und im Rezbanyaerzuge im
oberen Aranyosihale am Bachufer oberhalb Negra gegen den Sattel
La Jocu zu. — Kalk, seltener auf Schiefer. 250—1420 Met.
371. Rhamnus cathartica L. — Im Grunde und an den Säu-
men lichter Hoch- und Niederwälder, an Weingartenrändern und
an den Seiten der Hohlwege. Im mittelung. Bergl. in der Matra
bei Paräd und Jänosküt und bis auf die Spitze des Särhegy; in der
Pilisgruppe am Piliserberg, am Schwabenberg, Adlers- und Blocks-
berg und im Leopoldifelde bei Ofen; auf den Ausläufern des Berg-
309
landes und in den anstossenden Niederungen und Thalweitungen
bei Näna und Csenke gegenüber von Gran, bei P. Csörög nächst
Waitzen, auf der Lössbank des Viniszni vrch bei Gomba und im
Tapiogebiete bei T6 Almäs. Auf der Keeskemeter Landhöhe bei
Pilis und Monor, auf Puszta Peszer bei Alsö Dabas und auf Puszta
Sälosär bei Tatär Szt. György. Auf der Debreeziner Landhöhe bei
Vallay und Debreczin. Im Bihariag. auf dem tert. Vorlande bei
Grosswardein, Hollodu, Robagani, Balenyes und in der Hegyes-
gruppe bei Chisindia nächst Buleni. — Trachyt, Kalk, tert. und
diluv. Lehm- und Sandboden. 95—380 Met.
372. Rhamnus saxatilis Jacq. — Auf den Terrassen felsiger
Abstürze. Im Bihariageb. am Rande des Batrinaplateaus auf dem
östl. Abfalle der Pietra muncelului, auf der Mägura seca an der
Vereinigung des Pulsa- und Galbinathales und am Pontoskö bei
Petrani; in der Hegyesgruppe auf den Nulliporenkalkbänken bei
Chisindia nächst Buteni. — Trachyt, Kalk. 160—1260 Met.
373. Rhamnus tinctoria W. K.— Nach Steffek (Oest. bolan.
Zeitschr. XIV. 184) an Weingärten bei Grosswardein. — (Ob Steffek
bei Grosswardein die echte Rh. tinctoria fand, muss ich dahingestellt
sein lassen, da mir Exemplare von dem durch ihn bezeichneten
Standorte nicht vorliegen. Selbst habe ich im mittleren und östli-
chen Ungarn Rh. tinctoria W.K. nie zu Gesichte bekommen und
was ich unter diesen Namen durch botan. Freunde von dort mil-
getheilt erhielt, war von Rh. cathartica L. nicht verschieden.
Die echte Rh. tinctoria, welche ich am Leithagebirge zu beobach-
ien Gelegenheit hatte, «und von welcher mir Originalexemplare
Kitaibel’s %), sowie Exemplare, die von Rochel in Syrmien und im
Banat gesammelt wurden, vorliegen, unterscheidet sich, abgesehen
von dem weniger sparrigen höheren Wuchse, auch durch die breite-
ren, an der unleren Seite gegen die Basis zu dicht flaumig-ülzigen
Blätter, die mit dichtem abstehenden Flaum versehenen jüngeren
Zweige und Blattstiele und auch durch die verhältnissmässig elwas
breiteren Früchte von der nahe verwandten Rh. sawatilis Jacq-
— Von Rh. cathartica ist Rh. tinctoria durch die kurzen Blatl-
stiele und die klaffende Rückenfurche der Samen leicht zu unler-
scheiden.)
374. Rhamnus Frangula L. — In lichten Wäldern, in Hecken
am Saume der Weingärten und an den Böschungen der Hohlwege,
insbesondere aber in Gesellschaft von Viburnum Opulus und Salix
cinerea in kleinen Gebüschgruppen auf sumpfigen Wiesen und als
Unterholz im sumpfigen Grunde der Eschenwälder in den Niede-
rungen. Mit Ausnahme der Tiefebene durch das ganze Gebiet ver-
breitet. Paräd, Waitzen, Gran, Sct. Andrae, Ofen, Stuhlweissenburg,
Pest, Alsö Nemethi und Säri (hier besonders häufig), Monor, Pılis,
') Die Etiquette trägt die handschriflliche Bemerkung Kitaibel's:
„Rhamnus cardiocarpus vel linctorius mihi. -- Nescio, an satis dislinctus a
saxatili: caule erecto, fructibus obcordatis.“
310
Debreczin, Grosswardein, Hollodu, Lasuri, Vasköh, Criscioru, Bu-
teni, Distidiul. — Trachyt, Schiefer, Kalk, Sandstein, tert., diluv.
und alluv. Lehm- und Sandboden. 90—760 Met. 3
375. Paliurus aculeatus Lam. — Eine Pflanze der mediter-
ranen Flora, die in unserem Florengebiete sicherlich nicht ur-
sprünglich wild ist, sondern, wahrscheinlich zur Türkenzeit ange-
pflanzt, im Laufe der Zeit in dem Gestrüppe am Rande der Wein-
gärten bei Budaörs nächst Ofen verwilderte. — Tert. Lehmboden.
130 Met.
376. Rhus Cotinus L. — Im Grunde lichter Hochwälder und
in Niederwäldern mit strauchigen Quercus pubescens, Frazxinus
Ornus, Prunus Mahaleb u. dgl. an sonnigen Bergabhängen, seltener
in dem Gestrüppe am Rande der Weingärten. Im mittelung. Berg-
lande in der Pilisgruppe bei Pomäsz und Sct. Andrae, im Leopoldi-
feld und Auwinkel, sowie am kleinen Schwabenberg bei Ofen; in
der Vertesgruppe bei Csakvär und jenseits der Grenze unseres Ge-
bietes auf dem Nagy Egedhegy bei Erlau. Nach Reuss auch auf
der Matra. Trachyt, Kalk, Dolomit. 150—250 Met.
377. Sarrothamnus scoparius (L.) — In lichten Wäldern und
Holzschlägen. Sehr selten. Im mittelung. Bergl. in der Umgebung
des Sandsteinbruches am Nagyszal bei Waitzen und im Bereiche
des Bihariageb. am Südrande der Hegyesgruppe bei Soborsin an der
Maros. — Schiefer, Sandstein, 200—480 Met.
Phytographische Fragmente.
Von Dr, Ferdinand Schur.
XXXII.
Viola Jooi, V. transsilvanica, V. prionantha,
V. cueullata.
In den hiesigen botanischen Gärten, und namentlich im Garten
des k. k. Theresianums habe ich unter obigen Benennungen Veilchen
gefunden, welche mehr oder minder hierher gehören und einer
kurzen Besprechung mir werth scheinen, da diese zu den seltenen
Arten gehören. — Ich muss hier aber die Bemerkung voranschicken,
dass diese Veilchenarten in den genannten Gärten einer eigen-
thümlichen Verkümmerung oder Fehlschlagung (aborlus) unler-
worfen sind, welche zwar, wie ich schon oben bemerkt habe, im
Nalurgeselze dieser Pflanzenfamilie liegt, im Garten des k. k. The-
resianums aber besonders hervortritt und sich hier, beilaufig ge-
sagt, auch auf andere Pflanzenarten, z. B. auf Sedum, Sempervivum
und andere Arten ausdehnt. — Alle hier oben genannten Veilchen-
311
arten, namentlich die letztgenannten, tragen nur Blumen ohne
Blumenblätter, so dass ich von diesen keine Diagnose geben kann.
Ob die Samen derselben keimfähig sind, habe ich nicht beobachten
können, die mikroskopische Untersuchung bestätigt dieses nicht.
1. Viola Jooi Janka. Oester. bot. Wochenbl. 1857, p. 198. —
Die unter diesem Namen kultivirte Viola stimmt im fruchtiragenden
Zustande, wie ich solche am 10. Juli 1853 in der Thordaer Kluft
(Hassadek) fand und fraglicher Weise für V. sciaphila Koch
hielt, vollkommen überein, sie ist aber auf jeden Fall von der von
mir bei Kronstadi 1854 gesammelten und als V, transsilvanica
Schur, Oesterr. bot. Zeitschr. 1860, p. 184; Schur, En. pl.
Transsilv., p. 78 sehr verschieden, sowohl was den Habitus, als
auch die Form der Blätter, Farbe und Gestaltung der Blumen be-
trifft. Vielleicht ist diese V. transsilvanica mit Y. prionantha Bunge,
welche Janka, Oesterr. bot, Zeitschr. 1858, p. 200 als in Sieben-
bürgen vorkommend, angibt, identisch, ohne diese meine Meinung
als endgiltig ausgesprochen zu haben — sondern es ist vielmehr
mein Zweck, die Aufmerksamkeit auf diesen Gegenstand zu lenken.
— Meine Ansicht, dass V. transsilvanica und V. prionantha Bunge
oder Janka, wenn nicht identisch, doch einander sehr nahe stehen,
wurde durch die im botanischen Garten des k. k. Theresianums
kultivirte V. prionantha nur bestätigt, soweit dieses durch die
Form der Blätter und Früchte möglich war, da ich vollkommene
Blumen, mit Blumenblättern versehen, seit ein paar Jahren verge-
bens erwartet habe.
Sehr schwierig ist es, in Hinsicht der siebenbürgischen
Pflanzen zur definitiven Bestimmung zu gelangen, da in jenem Floren-
gebiete die Botaniker das allgemein wissenschaftliche Interesse meist
aus dem Auge lassen und kleinliche, engherzige Bestrebungen
wie kaum in den alten Handwerkskasten verfolgen, fern von dem
Streben nach allgemeiner Uebereinstimmung in Erkennung und
Bezeichnung der siebenbürgischen Pflanzen. — Und wohin will das
führen, wenn jeder Sammler seime gefundenen Pflanzen neu zu
bestimmen gezwungen ist, weil unter den Botanikern keine loyale
Mittheilung stattfindet, welche eine allmälige Uebereinstimmung
herbeiführen könnte, „Das eben ist der Fluch der bösen That,
dass sie stets Böses muss ‘gebären,“ und so erwecken Neid und
Missgunst auf der einen Seite dieselbe Leidenschaft auf der ande-
ren, und die Wissenschaft, welche der ganzen Menschheit gehören
soll, leidet unter dem Druck solcher Menschlichkeiten. — Die Sie-
benbürger Botaniker werden mich gewiss verstehen und mir in
mancher Hinsicht Recht geben, ich aber, wenn ich meine Enume-
ratio durchsehe, bemerke mit Schmerz, dass manches Fragliche in
derselben schon berichtiget sein müsste, wenn die Siebenbürger
Botaniker im Einverständnisse mir die Hände geboten hälten. In
der Wissenschaft wie im irdischen Güterbesitz gibt es sogenannle
Mammonsdiener, und diese Leidenschaft ist es, welche der gegen-
seiligen Mittheilung entgegensteht.
312
Grosse Hindernisse hat die Wissenschaft bei der Erreichung
einer allgemeinen Uebereinstimmung in der ausgedehnten Literatur
zu bekämpfeu, und ich glaube, dass es auch gar nicht im Streben
und Zwecke des menschlichen Geistes liegt, dieses Ziel zu errei-
chen, aber bis zu einem gewissen Grade ist dieses doch möglich,
und, um beim speciellen Fall zu bleiben, möchte ich beanspruchen,
dass mindestens die Botaniker eines und desselben Florengebietes
trachten sollen, die Pflanzen desselben genau zu kennen, um in
fraglichen Fällen bei ihnen eine lösende Antwort zu gewärligen.
Viola Jooi, V. transsilvanica und V. prionantha sind drei in Frage
stehende Arten, aber schwerlich werden die Siebenbürger Botaniker
genügende Auskunft zu geben im Stande sein.
2. Viola primulaefolia L. von Willd. nee Fisch. neque
aliorum. Dieses‘ Veilchen gehört zum Typus der vorhergehenden
und wird im botanischen Garten des k. k. Theresianums als Y. cu-
cullata Aiton. kultivirt, mit welcher letzterer sie aber nichts
gemein hat. Y. primulaefolia L., insoweit ich dieselbe kenne, steht
der oben genannten näher und gehört auch mit dieser in eine
Gruppe. In Gärten hat diese Viola ebenfalls die Unart, Blumen
ohne Blumenblätter und ohne Staubgefässe zu tragen, woher es
kommt, dass die Kapseln zwar zahlreiche Samenknospen (Eichen)
aber keine keimfähigen Samen tragen. — Zur besseren Einsicht
gebe ich hier eine Beschreibung dieser Viola:
Rhizomate inarticulato, parum ramoso oligocephalo descen-
dente subfibroso. Stolonum semper expers. Foliis elongato-
cordato-ovalis I—1'/, poll. longis, supra busin 1—1\/% poll. latis,
glabris caesio-viridibus, serrato-dentatis, acutis, petiolo 2-—Splo
brevior:bus subito in petiolum exeuntibus. Petiolis semiteretibus
herbaceo marginatis, versus laminam folii sensim latioribus. Sti-
pulis herbaceis petiolo ?/3 adnatis, partibus liberis subulato-
lanceolatis acuminatis, remote ciliatis, crliolis simplicibus diametro
stipulae transversali brevioribus. Floribus castratis, femineis,
minimts 1—2 lin. longis, apetafls, cernuis. Pedunculis sub anthesi
petiolo dimidio brevioribus, medio bracteis binis oppositis subula-
tis praeditis. Sepalis subinaequalibus lanceolatis acuminatis ger-
mine duplo longioribus, appendicibus dentatis ovato-lanceolatis,
binis exterioribus multo ninoribus. Stamina petalisque nulla.
Stigmate ut sectio Nominium. Capsulis primum subtrigonis,
demum globosis prominulo-angulatis et sulcatis, sepala \/, supe-
ranlibus, viridibus, glabris, basi stigmatis coronatis. Seminibus
albidis ovalis embryonis expertibus. — Planta 6—9 poll. alta.
Als Artenbeschreibung dürfte dieses wohl nicht aufzunehmen
sein, da dieselbe sich nur auf die vorliegende verkümmerte Form
bezieht, aber dennoch wird die Verwandtschaft mit V. Patrini DC.
daraus hervorgehen.
XXXIV.
Viola macedonicaBoiss. und Y. Bielziana Schur En. p. 86.
Is; botanischen Garten des k. k. Theresianums halte ich Ge-
legenheit, V. macedonica zu beobachten, und finde, dass zwischen
beiden eine grosse Uebereinstimmung obwaltel. So sind z. B. bei
der kultivirten Pflanze oder bei V. macedonica des bot. Gartens
die Blumen kleiner, blassgelb, schwarz gestreift (nicht aber drei-
farbig und ansehnlich gross wie bei V. Bielziana), und das grös-
sere unpaarige Blumenblatt ist zugerandet (nichl ausgerandet oder
fast gerade abgestulzt wie bei V. Bielziana). — Zwischen den
Blättern und den Stipulen finde ich bei beiden Formen keinen be-
merkbaren Unterschied. Weitere Beobachtungen in der freien Natur
müssen es darlhun, ob die V. Bielziana, welche ich anfangs für
V. macedonica hielt, mit V. macedonica, und beide wieder nur
Var. von Y. tricolor L. sind. — In diesem Fall will ich gern mit
einem Botaniker wie Boissier geirrt haben. — V. Bielziana
wächst auf Aeckern im Szeklerlande in Siebenbürgen, ist nieder-
liegend, und wird oft 2 Fuss lang, sehr ästig und reich an Blüthen,
diese von der Grösse wie bei V. iricolor grandiflora.
XXXV.,
Linum hirsutum L.
Wird auf der Türkenschanze immer seltener und dürfte bei
der fortschreitenden Urbarmachung und Erweiterung der Stein-
brüche dieses Terrains hier bald gänzlich verschwinden, Ich beob-
achtele dasselbe im Jahre 1866 an den Weinbergen zwischen Wein-
haus und Dornbach.
RARXVI: en
Reseda odorataL.
Auf einer neuen Anschüttung am Donaukanal im Prater, Erd-
berg gegenüber, in schönen, kräftigen, fruchtiragenden Exempla-
ren, Ende August 1867. Auch auf mehreren Punkten der Ring-
strasse, z. B. auf dem Glacis der Josefstadt. Bei Hermannstadt in
Siebenbürgen kommt dieselbe auf Gartenschult in manchen Jahren
sehr häufig vor und pflanzt sich durch Samen selbst fort; in Gärten
wird sie nicht selten mehrjährig.
XXXVI.
Althaea hirsuta L.
In mehreren schönen Exemplaren im Prater auf der Wiese
zwischen der Hauptallee und dem einstigen Thiergarten. Juli 1867.
Diese Pflanze hal in der Flora von Wien keinen bleibenden Stand-
ort, ist in Ungarn und Siebenbürgen zu Hause.
314
XXXV.
Hibiscus Treonum L.
Zwischen Wintersaaten, Roggen, auf dem Laaer Berge gegen
Simmering. August 1867.
XXXIX.
Lavatera trimestris L.
Im Bette des Alserbaches zwischen Weinhaus und Dornbach
am Rande der Weinberge. August 1867. Ein Flüchtling aus Gärten.
XL.
Malva crispa L.
In zahlreichen riesenhaften Exemplaren bei Simmering am
Graben links vom Dorfe, wo ich dieselbe schon seit mehreren
Jahren beobachtet habe. August 1867. — Diese Pflanze soll aus
Griechenland und Syrien stammen, ist bei uns ein Flüchtling aus
Gärten, wo sie milunter ein lästiges Unkraut bildet, und hat bei
uns keinen bleibenden Standort, muss aber dennoch in unserer
Flora aufgezählt werden.
XLI.
Malva nicaeensis All. fl. pedem. 2. p. 40; Koch syn.
EU. 2. per
Zwischen den Gärten bei Simmering mit M. crispa gemein-
schaftlich aber einzeln. August 1867. Schon vor einigen Jahren
fand ich hier eine Malva, die ich wegen ihrer Unvollständigkeit
nicht bestimmen konnle, und es war mir lieb, in diesem Jahr
einige instruklive Exemplare zu finden. Sie ist der M. sylvestris
L. ähnlich aber schwächlicher, reicher behaart und durch die klei-
neren blassblauen Blumen gleich zu unterscheiden. Sehr leicht
kann sie auch mit einer robusten, grossblumigen Malva borealis
verwechselt werden, deren Früchte mit jener Aehnlichkeit haben.
XL.
Malva mauritiana L. — M. mauritanica Spr. — M. sylvesiris
var. glabrescens Bertol. fl. ital. 8, 259.
Bei Simmering nächst Wien zwischen den Gärten links vom
Dorfe am Teiche. August 1867. Hier wurde dieselbe schon seit
mehreren Jahren von mir beobachtet, doch wird sie immer selte-
ner, da ihr zur Fortpflanzung keine Ruhe gegönnt wird. — Auch
muss ich hier einer Form erwähnen, welche zwischen M. mauri-
fanica und M. sylvestris die Mitte hält (M. intermedia Schur)
und der Ansicht entspricht, dass M. mauritiana nur eine Var. von
M. sylvestris L. sei.
315
ALM.
Malva Pseudo-borealis Schur.
In meiner En. pl. Transsilv. p. 130, sub n. 762 habe ich
diese Malva Pseudo-borealis aufgestellt, und ich kann deren Vor-
kommen auch bei Wien nachweisen, indem ich selbe bei Simme-
ring und auf den neuen Anschültungen an der Ringstrasse beob-
achtet habe. — Dass diese M. Pseudo-borealis mihi nicht die
echte M. borealis Wallmann ist, glaube ich behaupten zu dürfen,
da solche in allen Hauptmerkmalen verschieden sich zeigt, wie
z. B. im Bau der Blumen und Früchte, und ich weiss nicht genau,
ob dieselbe nicht „Malva borealis“ der Wiener Flora repräsenlirt,
Die in Rede stehende Pflanze ist der M. borealis und rotundifolia
im Habitus ähnlich. Sie ist meist aufrecht und von der Basis mit
aufsteigenden Aesten versehen, stärker behaart als die beiden
genannten; die Blumen sind gleichsam in Spinngewebe eingehüllt,
klein und weiss, die Blumenblätter kaum länger als der Kelch; die
Karpellen sind stark behaart, die einzelnen deutlich gesondert,
schwach gerandet und schwach querrunzelig, die Runzeln, dieses
muss ich besonders hervorheben, erst bei der vollständigen Reife
und nach dem Trocknen deutlich hervortretend.
„Habitu M. rotundifoliae quidem sed fructibus recentibus
incospicue, siccalis evidentius scrobiculata-rugosis, hirsulisque.“
XLIV.
Hypericum perforatum humile nigricans.
Eine eigenthümliche Varietät, welche, wenn sie sich beständig
erwiese, die Aufmerksamkeit unserer Floristen in Anspruch nehmer
könnte. — Die Pflanze ist 8—12 Zoll hoch, steif, gedrungen, von
der Basis an äslig, von schwärzlichgrüner Farbe und bläulich
angelaufen (pruinosa). Die Blumen sparsam an der Spitze der
Aeste. — Die Blätter sind lederartig, steif, gegen die Spitze
breiter, fast verkehrt eiförmig, am Rande schwach zurückgerollt,
reichlich durchsichtig punktirt, dreifaltignervig (triplinervia). Die
Kelchabschnitte dreieckig-lanzettllich, viermal kürzer als die Blu-
menblätter. Die Germina mit langen gelben Harzstriemen reich
bedeckt, nicht schwarz punktirt. In den Remisen des Laaer Berges
auf sandigen Plätzen. August 1867, wo die Pflanze erst zu blühen
begann.
ALV:
Erodium cicutarium L’Herit.
Von dieser allgemein verbreiteten Pflanze, welche, wenn sie
seltener wäre, sehr interessant sein würde, kommen auch in der
Flora von Wien mehrere gut zu unterscheidende Varietäten vor,
von denen ich einige anführen will.
316
a. E. eicutarium brachypetalum Schur En. p. 139.
Valde et albo-pilosum. Floribus minimis, petalis purpureis calycem
aequanlibus. Planta griseo-viridis, ramosissima, procumbens, terrae
adpressa.
b. E. cicutarium brachypetalum album. Praecedens sed
petalis albis calyce subbrevioribus
c, E. cicutarium grandiflorum. Minus pilosum, viride.
Petalis purpureis calycem duplo-superantibus.
d. E. eicutarium praecox. Pusillum foliolis ovatis inciso-
dentatis, Pimpinellae saxifragae subsimilibus, floribus ut var. c.
interdum solitarüs saepe subsessilibus. — E. pimpinellifolium Auctor
plurim non Rehb., nec Willd., neque Sm.
Auf Brachen, Aeckern, bebauten und unbebauten Plätzen. Die
var. a. et b. an Mauern und auf Schutt. März—Oktober.
XLYE
Geranium divaricatum L.
. Auf unbebauten Plätzen, Schutt auf der neuen Anschüttung
vor dem Stadtpark in der Ringstrasse. Juli 1867.
XLV1l.
Geranium pyrenaicum caeruleum et albiflorum.
Von diesem fast in allen Florenbezirken jetzt verbreiteten
Geranium kommen in der Wiener Flora folgende Varietäten vor:
a. violaceo-caeruleum vulgare parviflorum: Petalis calyce
duplo longioribus.
b. violaceo-caeruleum grandiflorum: Petalis calyce triplo
longioribus.
c. albiflorum: Petalis albis calyce duplo longioribus.
Die Var. c. ist schwächlicher als die anderen und wächst auf
schattigen Rasenplätzen in Wäldern und Obstgärten, häufig ist sie
im Garten des k. k. Theresianums, wo ich nur diese beobachtet
habe. Blült während des ganzen Sommers. Die Var. b. ist ge-
wöhnlich in Siebenbürgen und unterscheidet sich durch doppelt
grössere Blumen und durch die Behaarung, welche kürzer und
angedrückter erscheint, wodurch die Blätter beim Anfühlen schärflich
sich zeigen. Ich fand diese Var. in einem alten Herbarium als
G. umbrosum W.-Kit., doch mag ich nicht behaupten, dass diese
die echte Kitaibel’sche Art repräsentire.
XLVIN.
Geranium molle L.
Diese für unsere Flora seltene Pflanze fand ich am sogenannten
Krotenbach bei Döbling Ende August 1867.
17
XLIX.
Geranium pusillum polyanthum purpureocaule erectum — G.
Pseudopusillum Schur.
‘‚Radice descendente firma oligocephala (ut videtur non
annua) apice fibrosa. Caule firmo, flexuoso, purpureo, a basi
ramoso, apice dicotomo-verticillato-ramoso, striato,, canescente-
pubescenle, pilis brevibus patentibus instructo, 8—IO poll. alto.
Foliis radicalibus circumsceriptione subrotundis, 7—9 partitis,
segmentis breviter trifidis, lobulis rotundatis; foliis superioribus
minoribus tenue-sectis, segmentis inaequaliter trifidis, lobulis acu-
minalis; omnibus pilosis. Floribus numerosissimis minimis ge-
minis. Petalis violaceo-purpureis, emarginatis, basi cuneatis,
utrinque pilis nonnullis notatis, calycem parım superantibus.
Calyce albo piloso. Sepalis ovato-oblongis acutis. Peduneculis
aequalibus, glanduloso-pilosis, fructiferis erectis. Rostro tereti,
sulcato seloso-pioso, pilis brevissimis glanduliferis. Capsulis
pilosis tenuissime transverse rugosis. Seminibus ovatis pallide
fuseis, glabris.
Auf unbebauten steinig-sandigen Aeckern und Plätzen, un-
weit des Landgutes vor der Favoriten-Linie. Anfang Mai 1867. —
Durch den eigenthümlichen Habitus und durch die angegebenen
Merkmale vom gewöhnlichen @. pusillum leicht zu unterscheiden.
— Vielleicht @. multiflorum Lang? — Es bildet diese Pflanze
eine Mittelform zwischen @. pusillum und @. dissectum L.
L.
Laelia orientalis Desv. Journ. bot. 3, 160, Rch. icon. fig. 4162.
— Bunias orientalis L. sp. 936, Koch syn. ed. 2, p. 82. — Myagrum
tarazacifolium Lam. enc. 1, 570.
Eine in Ungarn (schon bei Pressburg) und Siebenbürgen
nicht seltene Pflanze, in einigen Exemplaren im Prater auf der
Wiese zwischen der Hauptallee und dem Thiergarten gegen den
Schüttel mit anderen Ackerpflanzen. Juli 1867.
LI.
Bunias Erucago |.
Auf der Wiese von der Hauptallee rechts im Prater. Juni,
Juli 1867, nebst einer rauhen -Var. mit schrotsägeförmigen Wur-
zelblättern, wahrscheinlich — Bunias runcinata Hornem.
e LIl.
Myagrum perfoliatum L.
Im Jahre 1866 nicht selten, z. B. im Prater, auf den neuen
Anschüttungen an der Ringstrasse, auf dem Glacis der Josefstadt,
bei Laa am Laaer Berg. Juni, Juli.
318
LIM.
Camelina microcarpa Andrz.
Auf Aeckern und unbebauten Plätzen, z. B. bei Weinhaus,
Türkenschanz bei Döbling, auf den neuen Anschütlungen der Ring-
strasse in Wien. Juli, August. 1867.
Aus dem Engadin.
Von W. Hechel.
In dem unerschöpflichen Reichthum seiner Wunder hat das
Riesengebäude der Alpen eines aufzuweisen, welches sonst in allen
europäischen Gebirgen vergeblich gesucht werden dürfte. Es betrifft
seine Flora. Die Alpen schliessen die Flora dreier Zonen ein, so dass
der Botaniker auf engem Raume Pflanzen finden kann, welche er
sonst in mehr als 30 geographischen Breitengraden mühsam zu-
sammenlesen muss; Gewächse der arktıschen, gemässigten uni
selbst der südlichen Zone. Sucht man aber unter allen Alpenlän-
dern eins, das noch am wenigsten von der Kultur berührt, in sei-
ner Ursprünglichkeit fast erhalten und vor der Alles verändernden
Hand des Menschen am wenigsten angetastet ist, das grossartig in
seinen Formationen, wechselnd und vielgestaltig in der Zerklüftung
und Verwerfung der einzelnen Schichten, — so ist es Graubün-
den mit seinen dichten undurchdringlichen Wäldern und Seiten-
thälern, mit seinen kräuterreichen Heiden, mit seinen dritthalb-
hundert Gletschern, denen keine Menschenhand Form und Gestalt
je zu ändern vermochte.
Graubünden war daher schon lange das Ziel meiner Sehn-
sucht, bis günstige Verhältnisse und besondere Veranlassungen die
Reise dahin verwirklichen halfen; namentlich wollte ich aber die
Wiege des Inn, das hochberühmte Engadin schauen. In angeneh-
mer Reisegesellschaft — wir waren zwei Herren und vier Damen,
sämmtlich aus Brandenburg an der Havel — waren wir über den
Bodensee nach Chur gefahren, hatten das burgbekränzte Dom-
ledschthal durchflogen und darauf Thusis, die schönste Stadt Grau-
bündens, wie sie wenigstens in: den Reisehandbüchern genannt
wird, erreicht. Tags darauf fuhren wir über die schmutzige Nolla
zur Via mala und schickten uns nun an, unsern Plan nach dem
Engadin weiter zu verfolgen. In diess merkwürdige Thal kann man
jedoch nicht anders gelangen, als über einen der hohen Alpen-
pässe, welche den Eingang dazu verschlossen halten.
Es war am 14. Juli 1865, einem Tage, welcher in der Ge-
schichte der Bergbesteigungen durch das bekannte Unglück am
Matterhorn eine traurige Berühmtheit erlangt hat, als unsere Ge-
319
sellschaft Thusis verliess. Ich allein war zu Fuss um botanisiren
zu können; die anderen sassen auf kräftigen Saumpferden, begleitet
von eben so vielen Führern. Da noch ein Mann auf einem eisenbe-
schlagenen, schmalen Gebirgswägelchen unser Gepäck hinter sich her-
zog, und sich ihm endlich ein wandernder Bündner angeschlossen
hatte, so war der ganze Zug 13 Personen stark. Unser heutiges
Ziel war Tiefenkasten und der Weg der Schyn-Pass oberhalb der
Albula an deren rechtem Ufer. Es ging zuerst über den Rhein.
Eine lange hölzerne Brücke verband mehr als die flachen Ufer des
grünschäumenden Stromes, sie war auf hohe Fluthen berechnet.
Herrliche Purpurweiden und der an Alpenbächen heimische Sand-
dorn (Hyppophaä rhamnoides L.) säumten seine Seiten; wir war-
fen noch einen Scheideblick auf Thusis und höher und immer höher
stieg der Weg, auf dem ein Pferd nur hinter dem anderen zu
gehen vermochte. Clematis recta L. schlang sich durch das Grün
der Bäume und das liebliche Weiss seiner Blüthen fesselte selbst
das Auge des minder geübten Beobachters. Da geschah ein Unfall.
Ein Sattelgurt zerriss und veranlasste den Sturz einer der Damen.
Glücklich genug, sank sie nur neben einen gewaltigen Stein auf
einer grasigen Stelle nieder, so dass wir Alle noch mit dem
blossen Schreck davon kamen. In einer Viertelstunde war der Gurt
nolhdürftig ausgebessert und die Reitergesellschaft machte sich
aul’s Neue aufden Weg. Die Berge nahmen eine andere Physiogno-
mie an, das Thal der Albula ward breiter, — hoch über uns sahen
wir die Waldregion auf den Bergen scharf abgeschnitten. Noch
lagen Sennhütten hie und da zerstreut inmitten grüner Weide-
flecken, einzelne dem unbewaflnelen Auge kaum erkennbar; dann
begannen die letzten Gipfel der Berge nackt hervorzulreten, das
Geröll auf ihnen war nicht mehr zu unterscheiden, doch fehlte
noch der Schnee. Anscheinend auf halber Höhe der Berge zog in
feierlicher Stille die Cavalcade dahin. Wenn wir den einen am-
kreist, begann der zweite und dritte Bogen und nur eine liebliche
Unterbrechung war ein hoch über uns gelegenes Dorf oder auch
der Blick zur Rechten in die Tiefe. Aus dem rauhen Gesteine je-
doch den ganzen Weg entlang hervorbrechend war das üppig
blühende Teuerium montanum L. unser beständiger Begleiter. Nur
auf Alpenwiesen erschienen grossblumige Nelken, die Karthäuser-
nelken unserer Ebenen ersetzend. (Dianthus silvestris Wulf.; da-
neben Carex flacca Schreb, paniculata L. und silvatica Hu ds..
Sedum dasyphyllum L., Reseda lutea L., Salvia glutinosa L., Ses-
leria coerulea (L.), Ard., Sazifraga Aizoon Jaegqg. und Anderv,
sämmtlich im Schyn-Pass.)
Jetzt war die Granitwand steiler, in jähem Absturze sank sie
zu unseren Füssen hinab, eben so gerade erhob sie sich über uns.
Der enge Pfad war mit einem Schutzdach gegen absteigendes Ge-
röll versehen, manche unserer Damen wäre jetzt gern vom Pferde
abgestiegen; allein die Passage war zu eng und erlaubte es nicht.
Doch kamen Alle ohne Unfall hinüber, Gottes Auge wachle über
320
uns. Eben hatten wir wieder ein herrlich gelegenes Dorf, Ober-
valz, hinter uns; eine Quelle rieselte zu unsern Füssen, vereinzelte
Riedgräser und grossblumige Salvien standen an ihrem Boden,
während auf einer flachen Stelle tretz der ziemlichen Strömung
sich die gemeine Teichlinse angesiedelt hatte. Da erscholl ein Ruf
des Staunens: „Alpen glühen!* hiess es, und die Augen waren
nach dem schneebedeckten Gipfel eines vor uns liegenden Piz ge-
richtet, welcher schon seit einiger Zeit unsere Aufmerksamkeit
gefesselt hatte, jetzt aber mit rosigem Scheine leuchtete. Doch
wurden wir Unkundige bald belehrt, dass nicht jeder Wiederschein
der untergehenden Sonne auf’ dem Schnee der Berge mit dem sel-
tenen Alpenglühen zu verwechseln sei. Damit mussten wir uns
begnügen, freuten uns aber dennoch der herrlichen Erscheinung
und so gelangten wir endlich spät Abends in das Dorf Tiefenkasten,
das seinen auffallenden Namen nicht ohne Bedeutung trägt. Denn
rings umgeben es Alpenriesen, die von allen Seiten über der
weissschäumenden Albula hart ansteigen, so dass in diesem Orle
für Felder oder Gärten kein Plätzchen bleibt. Er liegt 2617 Fuss
über dem Meeresspiegel an der Stelle eines altrömischen Kastells.
Der Weg, den wir von Thusis bis Tiefenkasten zurückgelegt,
wird später eine ganz veränderte Gestalt erhalten. Schon baut man
auf dem entgegengeselzten Ufer der Albula eine Poststrasse durch
den Schyn-Pass, welcher die Entfernung zwischen beiden genann-
ten Orten um ein Bedeutendes abkürzen soll, aber auch die Ro-
mantik wird dabei verlieren.
Der folgende Tag fand uns auf dem Wege zum Julier, jener
Handelsstrasse des Mittelalters, welche Kaiser Friedrich I. schon
im Jahre 1212 mit seinem Heere überschritt. Dieser Pass — passus,
ein Schritt, welchen die Römer auf die Alpen thaten, um Erobe-
rungen zu unternehmen — dieser Pass also soll vom Sonnengoll
der Celten, dem Jul, seinen Namen erhalten haben. Unsere Gesell-
schaft hatte in Tiefenkasten die Post bestiegen; in ihr mussten wir
von Morgens 10 Uhr bis Abends 1/8 Uhr verweilen, ehe wir das
Engadin erreichten. Davon kommen fast 7 Stunden auf den Weg
bergauf. Die gegenwärlig bequem eingerichtete Strasse ist mehr
grossarlig als schön, und da sie von allen hohen Schweizerpässen
am ehesten lawinenfrei wird, auch im Winter noch am sichersten
zu passiren. Bald lagen hinter uns das etwa 10.000° hohe, noch
nie erstiegene Tinzenhorn, die Dörfer Mühlen (Moulins) und Bivio,
von wo an es stärker bergauf ging und Vorspann genommen wurde,
Noch befanden sich ab und zu Arbeiterwohnungen an der Chaussee,
deren Dächer mit grünlichem Chloritschiefer gedeckt waren, wel-
cher hier überhaupt in grosser Menge auftrat. Jetzt schon kamen
wir einzelnen Schneefeldern so nahe, dass der Wunsch in uns
aulstieg, aus dem Wagen zu steigen, um uns darin zu belustigen.
Aber auch die Schutthalden, durch welche wir bereits länger ge-
fahren, wurden grossarliger. Die furchtbaren Steinfelder des
Brockens oder des Schneekoppenkegels verschwinden ganz gegen
321
diese schaurige, grauenerregende Einöde, die nur hie und da durch
gewaltige Wasserstürze und durch die weiten Schneeflecke einiges
Leben erhielt. Bäume gab es schon lange nicht mehr, nur dürflige
Alpenweiden für Kleinvieh, auf denen einsam blühende, kaum fuss-
hohe Alpenröschen mit ihrem blendenden Roth leuchleten. Daneben
glaubte ich Polygonum Bistorta L., und die falben Blätter eines
Veratrum zu erkennen. Die letzten Gipfel von dem Passübergange
in 7000° ü. M. erschienen endlich beiderseits, um es mit einem
Worte auszusprechen, als eine vollendete Einöde. — Da stand auf
einmal wieder ein Haus vor uns, das Berghaus genannt, hinter ihm
eine Windfahne und zwei Säulen von Lavezstein neben einander,
jede etwa 4° hoch. Sie sahen eben nicht aus, als ob sie Ueberreste
eines celtischen oder römischen Tempels wären, wofür man sie
gehalten, da man in ihrer Nähe römische Münzen fand. Uebrigens
wurden diese „marmelsteine uf dem julierberg* schon 1396 in Ur-
kunden erwähnt. Das Berghaus ist der höchste Punkt auf dem
Passübergange, von ihm aus ging es im eiligen Laufe abwärls.
Schon nach 20 Minuten befanden wir uns wieder in einer Gegend,
in der aus einem geschützten Seitenthale die ersten Lärchenbäume
hervorsahen; immer schneller schienen die Wagen hinabzurollen,
keiner der sieben — denn zur Reisezeit ist die Post stets über-
füllt — blieb bei dem andern. Es war ein furchtbares Jagen, und
wenn ich noch jetzt daran denke, wie wir mit dem schweren,
hochgepackten Postwagen in das Engadin hinabfuhren, so geschieht
es nicht ohne Grauen. Doch ward eine kurz umbiegende Windung
des Weges nach der andern glücklich überwunden; wir waren wie-
der in einem Walde, unter uns rauschte der Inn, und weit ausge-
dehnte, lachende Seen lagen zu unseren Füssen. Rings herum zogen
sich die schneebedeckten Granitkoilosse dahin, ich zählte 28 zu
gleicher Zeit. Aber welche Vegetation umfing uns? Meine Reise-
gefährten halten sich saftige frische Matten gewünscht, üppiges Vieh
auf blumenreichen Weiden und daneben dichte, waldbedeckte Gründe
— nichts von dem Allen fand sich vor. Lerchen- und Arvenbäume
— letztere unseren gewöhnlichen Kiefern gar nicht unähnlich —
waren die einzigen Hölzer, die ersteren, welche den Hauptbestand
bildeten, vom Lärchenspanner Tinea laricinella Bechst. ganz
zerstört, wenn auch nur für dieses Jahr. Das bräunliche Aussehen
der erstorbenen Lärchenwaldungen harmonirte sehr wohl zu den
eben gemähten Wiesen, deren Ueberreste gleichfalls bräunlich er-
schienen oder in’s Gelbliche spielten.
Indessen fuhren wir durch St. Moriz, den überfüllten Badeort
bis Samaden, dem reichsten Dorfe des ganzen Thales. Etwas fri-
scher erschien der Lärchenwald, auf feuchten Stellen wucherte
dasselbe hohe, gelbblühende Kreuzkraut, welches vielgestaltig in
seinen Formen die Gipfel der Harzberge eben so wohl als in die
Tiefe niedersteigend selbst noch den Hochstein im Isargebirge
schmückt. Aber der erste Eindruck von Samaden war wiederum
nicht freundlich. Schmutzige Italiener, welche sich in der Feier-
Oesterr. botan. Zeitschrift. 10. Heft. 1868. 24
322
stunde um einen Leierkasten gesammelt, machten wegen ihrer Phy-
siognonomien,, besonders auf die Damen, einen fast unheim-
lichen Eindruck.
So waren wir num im Engadin, dem Ziele meiner Sehnsucht.
Diess Hochalpenthal zerfällt bekanntlich in zwei Theile, in das
obere und untere. Nur ersteres ist mir aus der Auschauung be-
kannt, es ist das grossartigere, romantischere und wird von vielen
Touristen wegen seiner gewaltigen Gletschermassen und Firnmo-
ränen den besuchtesten Gegenden der Schweiz an die Seite ge-
seizt. Seine Thalsole liegt in einer Höhe von 4900 —5500‘ und was
sein Klima betrifft, so sagte mir einer der Führer: „Wir haben hier
9 Monate Winter und 3 Monate hindurch einen nicht selten küh-
len Sommer,* war doch erst 14 Tage vor unserer Ankunft der
letzte Schnee gefallen und wären gerade rauhe Tage gewesen,
so konnten wir in jeder Stunde abermals die weissen Flocken er-
warten. Eine Winterkälte von 28° nach unserem Thermometer ist
dort nicht eben selten. Das Unter-Engadin dagegen, welches von
4000—2800° hinabsteigt, ist schon milder und man baut darin so-
gar Getreide. Das ganze Thal ist 19 Stunden lang, und von einem
biedern, im Ganzen wohlhabenden und selbst intelligenten Men-
schenschlage bewohnt, deren Viele in der Jugend ihre Heimath
verlassen, um in der weiten Ferne als Zuckerbäcker, Handelsleute
u. Ss. w. ein Vermögen zu sammeln, Damit setzen sie später theils
ihr Gewerbe hier fort, theils treiben sie Alpenwirthschaft, worauf
die 9000 Bewohner des Ober- und Unter-Engadin fast ausschliess-
lich angewiesen sind, da Feld- oder Gartenfrüchte in solcher Höhe
nicht gedeiken. Ihre Muttersprache ist das Rhäthisch-Romanische,
doch verstehen alle Gebildeten auch das Deutsche und Italienische.
Nach dem Urtheile eines höchst intelligenten Engadiners wird je-
doch einst das deutsche Element den Sieg über das italienische
davon tragen.
Die alten Häuser dieser Graubündner sind unfreundlich und dü-
ster, viele Fenster bestehen nur aus einer einzigen Scheibe, die wenig
mehr als einen Quadratfuss Grösse hat. Ob die Leute sich dadurch gegen
die Strenge des Winters verwahren wollen, oder ob diess, wie man
sagt, als historische Ueberlieferung aus den Zeiten der Kriege
gegen Oesterreich herrührt, wo jedes Haus eine Burg, jedes Fen-
ster eine Schiessscharte war, — wer will es entscheiden? In den
ältesten Häusern befindet sich die mit Arvenholz sauber getäfelte
Wohnstube gerade über dem Kuhstall und der Heuschober oder
die Scheune dicht an das Haus gebaut, sieht eher einer kleinen
Kapelle ähnlich, wegen der hohen Bogenfenster, die oft von innen
mit zierlich geschnitzten Brettern verkleidet sind. — Der ganzen
Länge nach wird das Engadin vom Inn durchströmt, welcher hier
3 Seebecken bildet. Im Silser See nimmt er seinen Ursprung
und schon da, wo er diesen verlässt, ist er von ziemlicher Breite
und seine Wogen brausen mächtig daher. Man sieht es ihm an,
dass er die Ufer oftmals erweitert, wenn die Schneewasser der
323
Höhe ihn zur Frühjahrszeit reichlicher tränken, Die Seen verleihen
dem Thale Lieblichkeit und Anmuth, haben jedoch mit der Gross-
arligkeit des Vierwaldstätter- oder auch nur des Wallensees nichts
gemein. Was endlich die ungeheuern Wälder in den Seitenthälern
betrifft, so bergen sie wirklich mehrhundertjährige Riesen der
Baumwelt, aber auch die grössten Raublhiere unseres Continents:
den Lämmergeier und den Bären.
Sonntags den 16. Juli verliessen wir Samaden, wo es uns
nicht gefiel, um nach Pontresina überzusiedeln. Wir legten den kur-
zen Weg dahin zu Fuss zurück. Als ich aber ein spinngewebe-
arlig überkleidetes Sempervivum arachnoideum L. neben seiner
gleichfalls rothblühenden Schwester Sempervivum Funokü Braun
näher betrachtete, überrascht durch ihre hohe Schönheit, welche
ich aus meinem Herbar nie zu ahnen vermocht, da tauchte zu un-
serer Rechten der Roseggletscher auf. Es war ein wunderbar er-
habenes Bild. Die röthliche Gebirgsvarietät von Luzula albida
(rubella Hppe.), die aus den Felsen zu meinen Füssen sprossende
Sazifraga Aizoon Jacq. und der Alpenwegerich auf den Wiesen
konnte meine Aufmerksamkeit nur in geringerem Grade fesseln;
immer wieder musste ich den Gletscher ansehen, der zwischen
zwei vor uns liegende Berggipfel sich scheinbar eindrängend, mit
herrlichem, blendendem Weiss in die Lüfte hineinstarrte. Als das
erste Staunen vorüber war, dachte ich an die gefüllten Alpen-
rosen in seiner Umgebung, an die vielen Murmelthiere, welche
dieser Gegend eine Art von Berühmtheit verschafft und an die
Gemsen, welche ‚dort auch dem Touristen sichtbar werden, da das
Gesetz der Graubündner gegenwärtig schon neun Monate im Jahre
Schonzeit für sie vorschreibt.
Pontresina winkte uns freundlich entgegen. Der heitere Spa-
ziergang von elwas mehr als einer Stunde, die schöne Morgen-
sonne, der plätschernde Flatzbach, welcher dem Inn zueilt, und
die lieblichen Fernsichten hatten uns recht heiter gestimmt und
mit Freuden bezogen wir in dem gemüthlichen Hotel von Gredig
unsere Zimmer. Hier kann ich eine Bemerkung nicht unterdrücken.
Mein verstorbener Freund Schramm, den Lesern dieser Blätter
nicht unbekannt, hatte dieselbe Reise nach dem Engadin mehrere
Jahre zuvor wiederholt unternommen und sie ausserordentlich billig
gefunden. Dazumal gab es nur einfache Gasthäuser in Pontresina.
Aber wie erstaunten wir, als ich durch seine Aufzeichnungen dazu
veranlasst, nach Herrn Gredig fragte! Ein ungeheures Gebäude
mit Seitenflügeln und Balkonen, mit grossem Speisesaal, darin die
neuesten englischen, französischen, italienischen und deutschen
Zeitungen lagen, die unvermeidlichen Ober- und Unterkellner mit
Servietten über dem Arme, die kostbaren Kupferstiche und Forte-
piano im benachbarten Salon belekrten uns sogleich, dass auch hier
für diess entlegene Seitenthal von Engadin eine neue Zeit ange-
brochen sei. Doch war es sehr gemülhlich bei dem umsichtigen,
gefälligen Wirthe, dessen Zimmer stets gefüllt und oft schon im
2 og
324
Voraus bestellt waren. Der Nachmittag wurde mit einem Spazier-
gange in dem nahen Lärchenwalde zugebracht, Folgendes war die
Ausbeute:
Aira flewuosa L., Campanula barbata L., Cotoneaster inte-
gerrimus Med., Empetrum nigrum L., Gentiana nivalis L., Gna-
phalium dioicum L., Homogyne alpina Cass., Leontodon hastilis L.
ß. glabratus, Linnaea borealis Gron., Lonicerea coerulea L., Lu-
zula albida DC., v. rubella Hppe., Luzula congesta Lej., Myosotis
silvatica Hoffm., Nardus strieta L., Phleum alpinum L., Phyteuma
Michelü Bert. «. betonicifolium, Poa bulbosa L. vivipara und
var. alpina, Polygonum viviparum L., Thesium alpinum L. —
Barbula ruralis Hedw., Ceiraria islandica Ach., Evernia vulpina,
Lecanora elegans = Xanthoria elegans Link.
Schon hieraus ist ersichtlich, dass das Engadin den Namen:
„Paradies der Botaniker“ nicht mit Unrecht führt. Viele Gewächse,
welche nur mit Mühe von den höchsten Bergen zu erlangen sind;
können hier auf der Thalsohle, freilich immer in 5500° Höhe ge-
pflückt werden. Aus jedem Thal des Bernina 'wälzt sich nämlich
ein Bach dem Inn entgegen, alle diese Zuflüsse strömen ursprüng-
lich durch ein mehr oder weniger breites Geröllbett, wo sie eine
Menge schöner Pflanzen, die durch Lawinen, Eisstürze oder Re-
gengüsse von den höchsten Alpenhörnern herabgerissen worden
sind, tränken. Nun hat aber jedes Seitenthal seine eigenthümlichen
Pflanzenformen. In der Geröllflor des Morteratsch wuchert überaus
häufig das schon genante Spinnenhauslaub (Sempervivum arach-
noideum L.), das Wildiräuli oder die Iva, eine kleine niedrige Schaf-
garbenart, aus welcher ein dortiger Apotheker den Ivageist bereitet
(Achillea moschata Wulff.) und die Alpenwucherblume Chrysan-
themum alpinum L. Aus dem Geröll des Roseggletschers kommen
Fleischers Weidenröschen und der sturmhutblättrige Storchschnabel
hinzu; aus andern Thälern gibt es neue Pflanzen, alle siedeln sich
auf der Thalsohle des Engadin an, weil die Bedingungen zu ihrem
Gedeihen noch vorhanden sind und bilden eine wunderbare, kaum
in so reichem Masse wiederkehrende Vermischung der verschieden-
sten alpinen Gewächse. Gern hätte ich noch lange botanisirt, doch ein
heranziehendes Gewitter und der schon nahende heftige Sturmwind
trieb uns bald wieder in das Haus zurück.
Der Abend des genussreichen Tages fand unsere kleine
Reisegesellschaft in eifriger Beratlhung. Am andern Morgen, den
17. Juli, sollte der Piz Languard bestiegen werden; man hatte uns
aber ernstlich von dieser Bergfahrt abgerathen und namentlich
sollte es keine Partie für Damen sein. Wir wünschten dringend,
eine Dame darüber selber zu befragen, welche heute oben gewe-
sen; allein sie war so unwohl zurückgekehrt, dass sie das Zimmer
hüten musste. Die Schilderung ihrer Leiden war wenig ermuthi-
gend, ebenso die übrigen Nachrichten, welche wir von einem
Herrn, einem Naturforscher aus Venedig, einzogen. Trotzdem ver-
lor eine Dame aus unserer Gesellschaft nicht den Muth, mit mir
325
die Berglahrt zu wagen. So ward eilig noch Abends 9 Uhr nach
einem Führer gesendet und ein Pferd für meine Begleiterin gemie-
thet; der Montag fand uns aber schon Früh 4 Uhr zur Abreise
gerüstet, die sich freilich durch die verspätete Ankunft des Saum-
pferdes um eine Stunde verzögerte.
Es war etwas kühl, als wir aufbrachen. Ober-Pontresina zum
Theil rechts lassend, kamen wir bei einer alten Kirche vorbei,
welche aus dem 12. Jahrhundert stammen soll, sahen auch geringe
Ueberbleibsel einer alten Raubburg, von der aus die allwärls ge-
schäftige Sage einen unterirdischen Gang quer durch die Land-
strasse gehen lässt. Auf alten Lehmmauern am Wege fand sich
die erste Seltenheit: Sedum annuum L., als wir aber einen präch-
tigen, frischen, nicht-von Insekten zernagten Eichenwald durch-
schritten, fanden sich Alpenrosen in grösster Menge, leider schon
im Verblühen begriffen (Rhododendron ferrugineum L., welche hier
allein vorkommt); sie waren durchzogen von der lieblichen Linnaea
borealis Gron. Es ging aber dabei so steil aufwärts, dass ich
schon im Schweiss gebadet war, wenngleich die Sonne sich noch
nicht über die nächsten Berggipfel erhoben hatte. Das Pferd mei-
- ner Reisegefährtin stand von 5 zu 5 Minuten still, um ein wenig
zu ruhen, und ich gestehe es, die kurze Rast war mir selber nicht
unerwünscht. Jetzt waren wir eine Stunde weit vorgeschritten, als
wir den letzten Baum hinter uns hatten: eine Arve, welche sich
in einem Thale zur Seite in geschützter Stellung befand. Da lag
eine Bergamaskerhütte vor uns. Aus den lombardischen Thäleru
kommen nämlich alljährlich Hirten mit grossen Heerden hochbei-
niger, weisser Schafe, welche ungefähr an Grösse den Kälbern glei-
chen und sich durch ein langes Wollhaar, grosse Ohren und eine
mehr tiefe Stimme auszeichnen. Diese Nomadenheerden sind mei-
stens Gesellschaftseigenthum verschiedener Schafzüchter; abge-
magert durch die weite Reise treffen sie oft bis zu 50.000 Stück
hier in den Bergen ein, und fett verlassen sie dieselben wieder,
um geschoren zu werden und den Winter am Ticino zu verweilen.
Die Pastori, welche nebenbei in ihren sehr geräumigen, schwarzen,
hölzernen Hütten etwas Sennwirthschaft betreiben, sind maleri-
schen Ansehens, gebräunten Gesichts und tragen ein schwarzes,
langes Lockenhaar. Ein breitkrämpiger Hut und eine schwarze
Decke schützen sie gegen Sonne und Regen, ihre Nahrung besteht
aus Maismehlbrei, Käse und Molken. Die Sennhütte selbst machte
aber auf uns keinen freundlichen Eindruck, da sie ganz durchräu-
chert und schmutzig erschien, wesshalb wir auch wenig Lust ver-
spürten darin einzukehren. Da rief der Führer, dem ich mit dem
Alpenstock in der Hand jetzt auf weniger geneigter Trift besser
folgen konnte: „Porcus alpinus! Eine schöne Pflanze! —* Ich wusste
erst nicht, was er damit meinte, bis ich ein grosses schwarzes Borsten-
thier, wie sie in Oberilalien häufig sind, mit vorzüglich breiten und
langen Ohren im Schmutze hinter der Bergamaskerhütte herum-
wühlen sah. Der harmlose Witz des Alpensohnes machte mich
326
aber auch zu meiner grossen Freude damit bekannt, dass mein
Führer neben anderen auch einige botanische Kenntnisse besass,
die ich nach Kräften auszubeuten suchte. Er nannte mir mit rich-
tigem Namen die schönsten Kinder seiner Flora, den üppig wu-
chernden Ranunculus glacialis L., die kleine Aretia glacialis Hppe.,
Geum montanum L. und die dort wachsenden Enzian- und Senecio-
arten neben dem kleinsten Alpenvergissmeinicht, von dem Schouw
behauptet, dass sein tiefes Blau die schöne Färbung des unsrigen
noch bei Weitem übertrifft.
Höher und steiler ging es hinauf und als wir zwei Drittel
des Weges zurückgelegt hatten, musste der Knecht das Ross, das
er bis hieher geführt, wieder zurücknehmen. Wir erquickten ihn
von unserem mitgenommenen Proviant mit Wein, Salami und Brot,
und meine Begleiterin musste jetzt ebenfalls den Alpenstock ge-
brauchen lernen. Ueber uns flogen die Bergdohlen und zur Seite
war eine Murmelthierhöhle, so gross wie das Loch zu einem Fuchs-
bau. Doch bekamen wir keinen dieser gelehrigen Nager zu Ge-
sicht, nur aus der weiten Ferne antworteten sie auf das Pfeifen
unseres Führers. Schon genossen wir eine prachtvolle Aussicht nach
der Berninaseite, höher und höher hoben sich vor uns die beeisten
Partien und donnernd stürzte sich ein breiter Bach, den wir durch-
schreiten mussten, in den Abgrund zur Rechten. An dem letzten
quelligen Weideflecke stand ein niedriges Torfmoos (Sphaynum
acutifolium Ehrh.) Nun begann das Klettern und es war recht
lächerlich, dass ein junger Franzose schon jetzt in hastigem Lauf
wieder umkehrte, ohne die Spitze erreicht zu haben.
Der Führer wusste jedoch noch Interessanteres von einem
Engländer zu erzählen, den er im Jahre zuvor nach dem Piz Lan-
guard ohne Weg und Steg direkt hinauf begleitet. Derselbe drehte
sich dort etwa dreimal herum, und ohne ein Wort zu sagen, stieg
er, abermals Weg und Steg nicht achtend, von einem Geröllblock
zum anderen wieder hinab. Was haben solche Reisende vom Natur-
genuss, wenn ihnen schon genügt, neben dem Namen der Ort-
schaften und Berge in ihrem rothen Handbuche nur einen Bleistift-
strich gemacht zu haben? Solcherlei Plaudereien verkürzten uns
das mühsame Steigen, bei welchem der Führer meiner Begleiterin
treuen Beistand leistete. Der Bergkies liess oft keinen festen
Schritt zu, meist durfte man nicht seitwärts oder noch weniger
rückwärts sehen, da ein Schritt schon Gefahr bringen konnte. Hin
und wieder zogen wir uns mit den Händen an den Blöcken an-
klammernd und der matt gewordenen Knieen nicht achtend, von
einem Punkte zum anderen hinauf. Unterhalb der Spitze breitete
sich ein weites Schneefeld aus, wir gingen daneben aufwärts. Da
stand, kaum aus der Ferne kenntlich, unter den Steintrümmern
eine Hütte. Sie war gemauert, halte Thür und Dach, doch kein
Fenster. Ein Bettgestell neben dem alten Herde war das einzige
Möbel derselben; auf ihm lag ein braunschwarzer Bärenpelz. Der
Fussboden dieser bescheidenen menschlichen Wohnung war aber
327
ein bei uns etwas ungewöhnlicher, er bestand aus spiegelglattem
Eise, auf dem die ermüdelten Füsse sich kaum zu hallen vermoch-
ten. In dieser Hütte hatte der Leipziger Maler Georgy 1858 fünf
bis sechs Wochen lang gewohnt, um das Thierleben in den Alpen
zu beobachten und verschiedene Thiergestalten zu Tschudi’s
grossem Werke zu zeichnen. Selten wählt noch jetzt ein enthu-
siastischer Tourist den ungemüthlichen Aufenthalt, um darin einige
Stunden des Schlafes zu geniessen, und dann dem ersten Sonnen-
strahl auf der Spitze des Piz Languard entgegen zu gehen. —
Endlich, nach vierstündiger, angesirengter Wanderung standen wir
auch oben auf dem Gipfel, 10.054' hoch, 4488° über Pontresina,
unserem Ausgangspunkte, welcher allein den Rigi schon um 25‘
überragt.
Wie gern gäbe ich ein Bild von dem grossartigen Panoraına,
das wir nun zu unseren Füssen erblickten! Allein es ist unmög-
lich, die Worte versagen. Das Auge ward nicht müde, das unab-
sehbare Gewirr gleichförmiger Bergketten mit den Tausenden von
Spitzen, Gipfeln, Zacken und Graten zu mustern, der Eindruck
solcher Macht und Grösse ist wahrhaft überwältigend. Da lagen
vor uns gegen Süden die Gletscher der Bernina, der Morteratsch
mit seinem furchtbaren Firnfelde, das wie ein ungeheures Leichen-
tuch meilenlange Strecken bedeckte, die Millionen Felsblöcke der
Moräne, — und das Alles so dieht vor unseren Augen, dass wir,
getäuscht durch die Reinheit der Luft, wähnten, es könnte viel-
leicht nur eine Stunde von unserem Standort in gerader Linie
entfernt sein.
Was sollte man nur davon zuerst anstaunen! Den Capütschin,
dessen Spitze mit dem Gesichte eines Kapuziners Aehnlichkeit hat,
oder die Höhe des Julier, von dem herab unser Weg gekom-
men war, — die weit entfernte Jungfrau und das Finsteraarhorn,
oder den mit gelblich schimmerndem Schnee bedeckten sehr klaren
Tödi, unter welchem der bekannte Botaniker Hegetschwyler aus Zürich
fast sein Leben eingebüsst. Da lag auch der Piz Corvatsch, über dessen
Schnee der erste Besteiger Weilenmann auf dem Bauche kriechend
und langsam nachschiebend die überbrückten Schründe einen nach
den andern bis zur Spitze hin überwand. Und immer wieder
richtete sich das Auge auf dem Berninagipfel, der sich vor uns
zunächst ausbreitete, dessen letzte Passage aus einem scharfen
Gletschergrat besteht, welcher beinahe senkrecht wohl 2000‘nach bei-
den Seiten hin abfällt, und der dennoch am 13. September 1850 von
einem Forstinspektor aus Chur rittlings rutschend erklettert wurde!
Wie klein sah dagegen der Rosegg aus, welcher Tags vorher noch
unsere ganze Seele mit seiner Herrlichkeit erfüllt hatte! Lange
haftete auch der Blick, — wer wollle es uns verargen? — auf
die in weitester Ferne sich mit weisslichen Wolken mischenden
Alpen des deutschen Vaterlandes. Ich habe später den Rigi be-
sucht und die Anmuth und Lieblichkeit der Gegenden von ihm
herab bewundert, aber mit Rücksicht auf wahrhaft grossartige Er-
328
scheinungen in der Alpenwelt muss ich dem Piz Languard bei
weiten den Vorzug zugestehen. Vom Rigi die herrlichen Seen —
hier die furchtbaren Gletscher; dort hundert Städte und Dörfer im
Sonnenglanz, — hier nur drei Orte des Engadin sichtbar; sonst
Alles furchtbare Oede. Bis zum Rigi hinauf tönte uns das Geläute
der Sonntagsglocken in den Thälern, da flatterte droben noch ein
Schmetterling, ein Schwalbenschwanz, — hier tiefe Sabbatsstille
und keinerlei Lebensäusserung, — eine Einsamkeit, die allen Be-
trachtungen des denkenden Beobachters willigen Platz leiht.
Noch gedenke ich eines interessanten Punktes der Aussicht
vom Piz Languard. Es sind die beiden Seen Lago bianco und Lago
nero. Beide liegen dicht nebeneinander, nur durch einen schmalen
Damm getrennt. Dieser, über den eine Strasse führt, bildet die
Wasserscheide zwischen zwei entfernten Meeren, nämlich zwischen
dem adriatischen und schwarzen. Wenn ein Regentropfen dort
niederfällt und die Winde ihn um eine Kleinigkeit seitwärts be-
wegen, so verliert er sich — ein treues Abbild des Menschen —
in ganz veränderter Himmelsrichtung, je nachdem er nämlich fortan
dem Inn oder der Adda angehört. Die beiden Seen aber sind den
grössten Theil des Jahres hindurch mit einer dicken Eisrinde be-
deckt — und was sich in höher gelegenen Seebecken nicht wie-
derholt — so wie eine ıildere Luft dieselbe hinwegthaut, findet
sich vegetatives und thierisches Leben in ihnen, namentlich soll
jeder eine besondere Art der Forelle beherbergen.
Auch über die geologischen Verhältnisse des Piz möchten
einige Andeutungen willkommen sein. Er ist ganz Urgebirge, sein
Granit enthält rothen Feldspath mit milchweissem Quarz, während
der Granit des gegenüber liegenden Bernina serpentinhältig und
grün ist und Syenit (bekanntlich auf der Nordseite der Alpen sel-
ten) nur in der Nähe bei St. Moriz und Campher vorkommt. Ein
breiter Gang von Gneiss zieht sich an unserem Piz hinauf und die
von unzähligen Geröllblöcken bedeckte Spitze enthält noch Glim-
merschiefer in Menge. Die schon erwähnten Aretia glacialis Hppe.
und Ranunculus glacialis L. sind neben Senecio carniolicus W illd.
die am höchsten vorkommenden Phanerogamen, nur auf einer der
obersten seitlichen Spitzen, die ich nicht ohne Lebensgefahr er-
kletterte, stand noch ein zartblättriges, niedriges Gras: Sesleria
disticha Pers. Ausserdem zeichne ich noch folgende von mir ge-
sammelte Pflanzen auf: Alsine recurva Wahl., Arnica montana L.,
sehr klein und niedrig, den Exemplaren, die ich aus Labrador be-
sitze, ganz ähnlich; Aster alpinus L., Cardamine alpina L., Carex
nigra All. und sempervirens Vill., Cerastium latifolium L. d. gla-
ciale, Chrysanthemum alpinum L., Crepis aurea Tausch., Daphne
Cneorum L. schon verblüht, Erigeron alpinusL., Eritrichum nanum
Schrad., Gentiana bavarica L. ß. rotundifolia Koch = imbricata
Schleich., Gentiana campestris L., nivalis L., Geum montanum
L., Gnaphalium Leontopodium Scop., dessen nachher noch ge-
dacht werden soll, Homogyne alpina Cass., Lotus corniculatus L.(?),
329
Poa annua L. ziemlich auf der Spitze, Potentilla alpestris Hall.
fil. — salisburgensis Haenke, Linaria alpina Mill., Luzula ni-
gricans Desv., Myosotis silvatica Hoffm., Nigritella angustifolia
Rich., Pedicularis rostrata L., Rhododendron ferrugineum 2,
Sazifraga aspera L. var. bryoides, Sazifraga stellaris L., Sib-
baldia procumbens L., Silene acaulis L. wundervolle grosse Polster,
Trifolium alpinum L., Veronica alpina L. und fruticulosa L.
Von Kryptogamen fanden sich: Cetraria islandica (L.) Ach.,
juniperina Ach., glauca Ach. und nivalis L., Cladonia fimbriata
L., rangiferina Hoffm., Dieranum vivens, das schon genannte
Sphagnum acutifolium Ehrh. und Weisia crispula Hedw.
Die erste Aufregung, wie die Erschöpfung nach dem Steigen
hatte nachgelassen, der Hunger fand sich ein. Unser Führer langte
die Weinflaschen, welche er in den Schnee neben uns gestellt,
hervor, wir setzten uns um einen improvisirten Tisch. Zwei Rechts-
gelehrte aus Württemberg und Baden und ein Schweizer Schul-
meister, Direktor einer Kantonschule, welche der herrliche Tag
auch hier hinauf gelockt, sassen mir und meiner wackern Reise-
gefährtin gegenüber. Unsere Gläser erklangen auf das Wohl
der Lieben daheim und auf den Fortschritt der deutschen und
schweizer Schulen. Darauf schrieben wir unsere Namen mit Blei-
stift in das in einer blechernen Kapsel verschlossene Fremdenbuch,
in welches schon Personen aus allen Weltgegenden, selbst in rus-
sischer und hebräischer Sprache ihre Bemerkungen eingezeichnet.
Dann schauten wir noch einmal nach dem Thermometer; um 9 Uhr
Morgens hatten wir 8° Wärme nach Reaumur (im Schatten, und
+ 100 in der Sonne), jetzt um die Mittagsstunde hatte sich die
Hitze auf 16° gesteigert. Diess war uns sehr auffallend; denn die
höchsten Wärmegrade, welche jemals in ähnlicher Höhe zur Mit-
tagszeit beobachtet worden sind (es war auf dem benachbarten
Piz Linard 10.516‘ hoch), betrugen nur einen einzigen Grad mehr.
Der Sommer 1865 ist freilich durch seine exorbilante Hitze aus-
gezeichnet gewesen.
Aber nun war es auch die höchste Zeit, an den Abschied zu
denken. Der Rückzug war beschwerlicher, als der Weg hinauf,
ein einziges Mal durfte man nur straucheln, um auf dem losen Ge-
röll ganze Strecken höchst unsanft hinabzugleiten. Dafür machte
es unser Führer bequemer, er nahm seinen Alpenstock, setzte ihn
in den Schnee und gab sich einen Stoss. Immer stehend und ba-
laneirend glitt er sofort das ganze weite Schneefeld hinunter, so
dass wir Mühe hatten, ihm zu folgen. Nun ging aber auch das
Botanisiren wieder an. Trotz der Müdigkeit folgte ich dem Führer
noch auf eine steile Klippe seitwärts, während meine Begleiterin
eine Viertelstunde der wohlverdienfen Ruhe genoss, da sie jetzt
den ganzen Weg zu Fuss zurücklegen musste. Diese Klippe, lei-
der von den Bergamasker Schafen stark heimgesucht, trägt das
kostbare Edelweiss auf seinen steilen Rändern. Bekanntlich ist
dasselbe meist auf den unzugänglichsten Plätzen zu finden und
330
verlangt durchaus Kalkboden. Hier aber steht es merkwürdiger
Weise auf rothem Granit, der schon in Syenit übergeht, während
eine Kalkwand sich noch darüber erhebt. Leider fand ich nur un-
entwickelte Pflanzen und auch nicht reichlich.
Als wir Pontresina nach vierstündiger Wanderung wieder er-
reicht hatten, waren wir schon lange erwartet worden, Unsere
übrige Reisegesellschaft hatte den schönen Tag benützt, um an
einem herrlichen Wasserfalle vorbei in die nächste Nähe des Mor-
teratschgletschers zu fahren. Dieser kleine Ausflug ward uns mit so
lieblichen Farben geschildert, dass ich in Eile schon andern Tags,
welcher eigentlich ein Ruhelag sein sollte, einen Gebirgswagen
gemielhet hatte, um auch dahin zu gelangen. Schon war das Pferd
angeschirrt und der Kutscher harrie nur des Winkes abzufahren,
da zog ein furchtbares Wetter herauf. Donner und Sturm erfüllten
die Luft, Schindel flogen von den Dächern, und was wir beabsich-
tigt, musste nothgedrungen unterbleiben.
Gestatten mir nur noch die geehrten Leser ein kurzes Wort
über die Ausfahrt aus dem Engadin. Wir wollten über Samaden
zurück durch das Bergeller Thal nach dem Süden hinab, um dann
wieder über den Splügen in die Schweiz zurückzukehren. Es geht
ja auf einer Reise, wie im Leben: Aus der Höhe in die Tiefe und
abermals wieder in die Höhe. Glücklich der, welcher auf abstei-
genden Bahnen nicht den Lebensmuth verliert, wie wir es hier
nicht brauchten, da wir von dem öden Maloja-Pass in das liebliche
Chiavenna hinabfuhren. Allerdings erschracken wir, als wir in den
Abgrund sahen, der sich vor uns öffnete; 1200‘ tief sollten wir in
zwanzig kurzen Windungen mit dem hochbepackten, schweren
Postwagen hinabrollen. Eın einziges unglückliches Umbiegen hätte
uns mit der Schnelligkeit des Windes heruntergestürzt und wir
wären wohl nicht mit dem Leben davon gekommen. Doch passir-
ten wir glücklich den steilen Abhang, den der Telegrafendraht,
auch hier unser steter Begleiter, auf kürzestem Wege zurücklegt.
Nun befanden wir uns in Bergell, und obwohl wir dem Abend ent-
gegen gingen, war es doch merklich milder. Auf dem unwirth-
lichen Maloja war es kalt gewesen; dort reifte noch kein Halm
Getreide, kein Garten war hinter den elenden Hütten, welche oft
unter Felsen zerstreut, ein unheimliches Aussehen hatten, und ein
geistig verkommener Menschenschlag fristet, abgeschieden von den
intelligenteren Bewohnern des eigentlichen Engadin, auf kümmer-
liche Weise sein trauriges Dasein. Aber in Bergell ward es wieder
schöner; bald zeigten sich die ersten Spuren von Kartoffel- und
Getreidebau, dann sahen wir mit Eutzücken den ersten Wallnuss-
baum, an den Seiten schwarze Baumwälder und in 3500° Höhe bei
Soglio die letzte Arve und die erste Kastanie. Jene, an das schnee-
luftige Klima der Alpenregion gebunden, steigt ausnahmsweise hier
bis in die Höhe des Brockens hinab und reift ihre süssen Zirbel-
nüsse am gleichen Orte, wo die essbare Kastanie ihre Maronen
trägt. Nirgends sonst in der Welt werden gemeinschaftliche Wälder
331
von Pinus Cembra L. und Castanea vesca Gärtn. vereint ange-
troffen. Jetzt fuhren wir, von der Kontrolle der Grenzbeamten wenig
belästigt, durch die ersten italienischen Städte und Dörfer. In den
Gärten standen Mais und Wein, letzterer laubenartig gepflegt,
heitere Dirnen schwatzten auf hölzernen Balkonen mit den Knech-
ten; immer wärmer ward die Luft, je tiefer wir in den Thalkessel
hinabfuhren, bis wir endlich das paradiesisch gelegene Chiavenna
erreichten, wo die höhere Temperatur die Gärten schon mit Cy-
pressen, Lorbeeren und Granaten schmückt.
Brandenburg, den 19. Juli 1868.
—essoas—
Der Blauen.
Von Vulpius.
Vielleicht mag schon einer oder der andere Leser dieser
Zeitschrift, dem die hiesige Gegend nicht ganz unbekannt ist, ge-
wünscht haben, ich möchte auch meinem nächsten Nachbarn unter
den Bergen, dem Blauen, einmal das Wort reden und seine Be-
sitzthümer an die Oeffentlichkeit bringen. Aher weil diess bis jetzt
nicht geschehen, so lässt sich vermulhen, dass da nicht viel von
Wichtigkeit wird in die Oeffentlichkeit zu bringen sein, und dem
ist auch so, wie wir aus nachstehenden Zeilen ersehen werden.
Der Blauen ist der südwestlichste Eckstein des Schwarzwal-
des, besteht aus Granit und hat eine absolute Höhe von 3586 p. F.
ü. M. Schöne Waldungen bekleiden von Fuss bis zun Gipfel seine
Seiten, gegen Süden und Westen sind es vorzugsweise Buchen,
gegen Norden und Osten Tannen. Um jedoch seine Aussicht nicht
zu beeinträchtigen ist sein Scheitel von Bäumen entblösst und jene
ist es, die längst seinen Ruf begründete und wesshalb er so haufig
besucht wird. Für die Badegäste zu Badenweiler, das unmittelbar
an seinem Fusse liegt und von wo sein Gipfel in 11%, Stunde be-
quem erreicht werden kann, bildet er aus diesem Grunde auch
einen ihrer bevorzuglesten Ausflüge und er verdient auch diese
Vergünstigung,, denn vermöge seiner vorgeschobenen Lage be-
herrscht sein Gipfel die ganze herrliche Rheinebene vom Schwarz-
wald zu den Vogesen und von Basel bis gegen Strassburg hinab
mit ihren zahllosen Städten, Dörfern und alten Burgen: man über-
sieht ganz Freiburg, Basel und Mühlhausen mit seinen rauchenden
Kaminen. In der Mitte wird diess schöne Land durchzogen von
dem in Silberglanz strahlenden Vater Rhein. Und wendet das Auge
sich ab von diesen nähern Punkten nach Süden den helvetischen
Gauen zu, so stellt sich ihm die Alpenkette entgegen von Mont
blanc bis zum Sentis im Appenzeller Land. Da, auf dem Sentis,
findet die Alpenansicht des Blauen ihren Abschluss, während auf
332 =
dem Belchen das Aug’ die Alpenkette noch weit über den Sentis
hinaus nach Osten verfolgen kann, indem es über die ganze Rhä-
tikonkette schweift und im fernen Südosten die hohen Zinnen der
Montafuner Alpen im Morgenroth noch erglühen sieht.
Weil mir der Blauen der nächste unserer Berge von einiger
Bedeutung ist, indem ich von Müllheim in der Regel in 2%, Stun-
den hinaufgehe, so habe ich mich schon 100 und aber 100mal auf
seiner Höhe gelagert und ergötzt an Gottes herrlicher Schöpfung.
Dem Botaniker jedoch bietet er nicht gerade viel Wichtiges. Neben
dem Mangel an hinreichender Höhe fehlen ihm für Alpenpflanzen ge-
eignete Lokalitäten. Gerade der gewöhnliche Weg von Badenweiler
hinauf bringt einem Alles zur Anschauung, was seinen Charakler
kennzeichnet. Gleich ausserhalb Badenweiler und überhaupt überall
wo Granit zu Tag Iritt, ist dieser von Silene rupestris begleitet.
An Wässerchen halten sich die beiden Chrysosplenien auf; der
Wald steht voll von Teuerium Scorodonia, Senecio Fuchsü, Pre-
nanthes purpurea, auf der Hälfte des Weges kommt Cacalia
albifrons, Digitalis ambigua, lutea und purpurea, letztere insbe-
sondere ist nirgends so häufig wie auf den Blauen und den mit
ihm zusammenhangenden Höhen, vornehmlich stellt sie sich gerne
an die Wege, wo nur ein Waldweg ist oder eröffnet wird, gleich
stellt sich dort der rothe Fingerhut ein und macht Spalier. In
schattigen Felspartien steht Ribes alpinum; unter Tannen trifft
man hie und da auf Pyrola minor. Noch Y, Stunde vom Gipfel
treten Convallaria verticillata und Aspidium Oreopteris auf, zu-
nächst um den Gipfel hält sich an zwei Stellen Sonchus alpinus;
auf dem Gipfel selbst: Arnica montana, Hypericum pulchrum und
am Fuss der dort zersireulen Felsblöcke eine eigene kleine Form
von Veronica serpyllifolia in dichtgedrängten Rasen. Das Interes-
santeste aber, das der Blauen von Pflanzen für mich hat, das ist
Hieracium tridentatum Fries. —= H. laevigatum Koch syn. ed. I.
non W. = H. rigidum Koch ed. II., non Hartmann. Es steht in
3460° auf der Nordseite des Berges am Weg nicht weit mehr vom
Gipfel. Und zwar kommt es da in zwei Formen vor; einmal in
der normalen, die mit der Pflanze, die ich der Güte des Herrn
Fries selbst verdanke, übereinstimmt, und dann in einer kleine-
ren schmächtigeren. Ob letztere vielleicht das H. virescens Sond.
darstellt, welches Fries eine „varietas insignis“ des tridentatum
nennt, weiss ich nicht. Jedenfalls ist es etwas ganz anderes als
jene Form von H. boreale in der Waldparthie des Karlsruher
Schlossgartens, die auch für H. virescens Sond. genommen wird,
und die ich erst kürzlich auch im Müllheimer Eichenwald gefun-
den habe.
Wüllheim im Breisgau, im December 1867.
333
Correspondenz.
Gehofen in Thüringen, am 29. August 1868.
Mit meinen Bacillarien für Ihre Tauschanstalt bin ich ziem-
lich weit vorgeschrilten. Kommende Herbstferien will ich noch
einmal in die Mannsfelder Seen, besonders an den salzigen See,
um noch fehlende Arten zu sammeln. Schon im Juli war ich bei
dem letzteren wegen Scirpus parvulus, suchte ihn jedoch diessmal
vergebens, vielleicht trägt die diessjährige allgemeine grosse Trok-
kenheit an seinem Ausbleiben die Schuld. Vorgestern besuchte
mich Hofrath Reichenbach aus Dresden und wir machten eine
Exkursion in unsere Riethwiesen, doch bei der schon bemerklen
Trockenheit und der vorgerückten Jahreszeit fanden wir nicht viel
Interessantes. Althaea officinalis, Lavatera thuringiaca, Atriplex
hastata, patula, nitens und rosea, Myriophyllum verticillatum und
spicatum, Lathyrus palustris, Poa serotina, Juncus Gerardi, obtu-
siflorus, atratus und supinus waren die Pflanzen, welche wir beob-
achteten. G. Oertel,
LREIeREN
Personalnotizen.
— Dr. H. Wawra, Chefarzt der ostasiatischen Expedition,
ist in Berücksichtigung seiner wissenschaftlichen Verdienste von
Se. Maj. dem Kaiser durch Verleihung des Ritterkreuzes des Franz
Josefs-Ordens ausgezeichnet worden.
— Josef Sapetza, Professor in Karlstadt in Kroatien, ist am
12. Juni gestorben.
— Professor H. v. Mohl in Tübingen ist von der Royal So-
ciety in London zum auswärligen Mitgliede gewählt worden.
— Dr. Hasskarl erhielt von der kais. Kommission der intern.
Industrie-Ausstellung in Paris für seine Verdienste um die Kultur
der China-Bäume eine Medaille zuerkannt.
— Dr. Eduard Regel, wissensch. Direktor des botan. Gar-
tens in St. Petersburg, hat den preuss. Kronenorden Ill. Kl. er-
halten.
— W.E. G. Seemann, Mitherausgeber der einstigen „Bon-
plandia,“ ist am 3. März gestorben.
— Pietro Sanguinetti, Professor und Direktor des bota-
nischen Gartens in Rom ist daselbst am 25. Juli in einem Alter
von 66 Jahren gestorben.
— Professor Hallier in Jena soll in Folge einer Anregung
Prof. Siegmund’s nach Wien berufen werden, um hier seine
höchst wichtigen Entdeckungen hinsichtlich der Pilze als Ursache
so vieler Krankheiten zu demonstriren, zu welchem Zwecke ihm
das reiche Material der Wiener Krankenhäuser und Thierspitäler
zur Verfügung gestellt würde. Mit Hinweisung auf Seite 300 der
334
Oesterr. botan. Zeitschrift d. J. wäre noch zu bemerken, dass
Hallier in jüngster Zeit (Regensb. Flora 1868 Nr. 19) das Vor-
kommen der Pilze auch bei dem Tripper, dem weichen Schanker,
der Syphilis und bei der Rotzkrankheit der Pferde nachgewie-
sen hat.
— Prof. Pringsheim verlasst Jena und verfügt sich, einem
Rufe der k. preuss. Akademie der Wissenschaften Folge leistend,
bleibend nach Berlin.
— Karl Hölzel wurde als Lehrer der Naturgeschichte an
dem Pädagogium in Wien angestellt.
— ggg
Vereine, Gesellschaften, Anstalten.
— Von der k. k. Gartenbaugesellschaft in Wien wird am
15. d. M. eine Gartenbauschule eröffnet. In derselben sollen vor-
getragen werden: Botanik von Dr. Reichardt, Gartenkulturlehre
von Dr. Reissek, Pflenzenzucht von L. Abel, ausser diesen sollen
noch gelehrt werden: Plänezeichnen, Arithmetik, Geometrie, Buch-
haltung und Geschäftsstyl. Der Lehrkurs wird zwei Jahre dauern
und zerfällt in einen Winterkurs mit wöchentlich 7 und in einen
Sommerkurs mit wöchentlich 3 Lehrstunden. Der Unterricht ist ein
theoretischer und praktischer, letzterer umfasst: Ziergärtnerei (L.
Abel), Gemüsezucht (J.Berger) und Obstbaumzucht (A. Hengl|).
Muss man einerseits das Vorgehen der Gartenbaugesellschaft,
welche in so liberaler Weise ein Institut zur unentgeltlichen Fach-
ausbildung jüngerer Gärtner schafft, mit der grössten Anerkennung
begrüssen, so kann man andererseits nur wünschen, dass dieser
‘erhebliche Fortschritt von den Garteninhabern seinem vollen Werthe
nach gewürdigt werde und sie ihren Gehilfen und Lehrlingen die
nöthige Zeit gönnen möchten, um mit Erfolg an dem Unterrichte
Theil nehmen zu können; an deın Eifer der letzteren selbst dürfte
nicht zu zweifeln sein.
RER ARE de
Literarisches.
— Vom Organe der k. k. Gartenbaugesellschaft in Wien
„Der Gartenfreund* ist die 4. Nummer erschienen. Dieselbe bringt
u. a. unter dem Titel „Rückblicke auf Klier’s 50Ojährige Wirksam-
keit und Erlebnisse im Fache der Blumistik“ ein Reihe von Auf-
zeichnungen des Verewigten, die derselbe zur Veröffentlichung
nach seinem Ableben bestimmt hatte. Diesen „Rückblicken“ druckt
die Redaktion nachfolgende Bemerkung voraus: „.... Wir werden
uns eben nur auf die Beiträge zur Geschichte der Blumistik be-
schränken, .... allein von der mehr als zwei Drittel der Auf-
zeichnungen einnehmenden Bemerkungen über die Geschichte und
335
das Wirken der Gartenbaugesellschaft aus naheliegenden Gründen
nur das unumgänglich Nöthige anführen u. s. w.“ — Unwill-
kürlich drängt sich da bei der Lesung dieser Zeilen der Gedanke
auf, ob nicht eben das nicht „unumgänglich Nöthige* das Interes-
santere sei und man bedauert das Vorhandensein von „naheliegen-
den Gründen,“ welche dessen Veröffentlichung behindern. Eine
andere Frage ist es aber, ob man den Intentionen des Nachlassers
conform handelt, wenn man seine Aufzeichnungen verstümmelt in
die Welt schickt.
— „Der Zimmergarten oder Anleitung zur Kultur der
Pflanzen im Zimmer.“ Von Dr. E. Regel und E. Ender. 1868.
Verlag von F. Schulthess in Zürich. 322 Seit. in Oct. mit 108
eingedruckten Holzschnitten. — Im J. 1855 erschien von Dr. Re-
gel, damals Obergärtner am botanischen Garten in Zürich der
1. Theil eines Werkes „Allgemeines Gartenbuch. Ein Lehr- und
Handbuch für Gärtner und Gartenfreunde,“ welcher die Pflanze und .
ihr Leben in ihren Beziehungen zum praktischen Gartenbau be-
handelte. Inzwischen wurde R. nach St. Petersburg als Vorstand
der Kulturen und Sammlungen des botan. Gartens berufen und die
Fortsetzung des Gartenbuches schien an den vielseitigen Beschäf-
tigungen Regel’s in seinem neuen Berufe ein bleibendes Hinder-
niss gefunden zu haben. Jetzt nach 13 Jahren erschien endlich
der 2. Theil des Gartenbuches, ermöglicht durch die Beihilfe des
Obergärtners am Petersburger botan. Garten E. Ender. Dieser
Theil umfasst die Kultur der Pflanzen im Zimmer und enthält aus-
führliche auf vieljährige Erfahrungen beruhende Anleitungen über
die Akklimat sation der Pflanzen, deren verschiedenartige Unter-
bringung im Zimmer, ihre Pflege, Fortpflanzung aus Samen und
Anzucht durch Theilung , über Blumentreiberei und Süsswasser-
Aquarien. Ferners enthält das Buch eine zweckmässige Zusammen-
stellung von Pflanzen für die verschiedenen Lokalitäten im Wohn-
hause und endlich eine Abhandlung über die Krankheiten und
Feinde der im Zimmer kultivirten Pflanzen; ausserdem noch ein
Namen-Register der vorgeführten Pflanzen und ein Sachregister,
beide in alphabetischer Ordnung. Zu diesen kurzen Andeutungen
über den Inhalt des Werkes nur noch die Bemerkung, dass der-
selbe allenthalben mit den neuesten Ergebnissen der Blumenzucht
in Einklang gebracht ist und dass ihn zahlreiche ganz gute Illu-
strationen wesentlich erläutern.
— „Nicobariana. Beleuchtung der in der k. k. zoologisch-
botanischen Gesellschaft zu Wien an Werken norddeutscher Auto-
ren geübten Kritik, als Beantwortung des von Dr. Georg Ritter
von Frauenfeld gegen Franz Maurer gerichteten Angriffes.“
So betitelt sich eine höchst interessante geistreich geschriebene
Streitschrift, welche soeben bei C. Heymann in Berlin erschie-
nen ist.
——
336
Botanischer Tauschverein in Wien.
Sendungen sind eingetroffen: Von Herrn Reuss, mit Pflanzen aus
Niederösterreich.
Sendungen sind abgegangen an die Herren: Prichoda, Csato, Dr.
Tauscher, Matz, Reuss, Val de Lievre, Andorfer, Hans, Leffler,
Mayer, Oertel, Öberleitner.
Inserate.
Preisermässigung bis Ende 1868.
Verlag von F. A. Brockhaus in Leipzig.
Corda, A. Jos. C. Prachtflora europäischer Schimmelbildungen. Mit 25 color.
Taleln. Fol. (15 Tlilr.) Ermässigter Preis 7Y, Thlr.
— Elore illustree des mucedindes d’Europe. Avec 25 planches colories. Folio
(15 Thlr.) Ermässigter Preis 7", Thlr.
Kützing, F. Trg. Phycologia generalis, oder Anatomie, Physiologie und
Systemkunde der Tange. Mit 80 farbig gedruckten Tafeln. 4. (40 Thlr.) Er-
mässigter Preis 20 Thlr.
— Species algarum. 8. (7 Thlr.) Ermässigter Preis 2%, Thir.
— Grundzüge der philosophischen Botanik. 2. Bände. Mit 38 Tafeln Abbildun-
gen. 8. (5Y, Thlr.) Ermässigter Preis 12/, Thlr.
Pritzel, G. A. Thesaurus Iıteraturae botanicae omnium gentium inde a rerum
botanicarum initiis ad nostra usque tempora, quindecim millia opera recen-
sens. 4. (14 Thlr.) Ermässigter Preis 6 Thlr. Auf Schreibp. (24 Thlr.) Ermäs-
sigter Preis 8 Thir.
Die vorstehenden wichtigen botanischen Werke sind zu den ne
ten Preisen durch alle Buchhandlungen zu beziehen.
u“ Ende 1868 treten dıe vollen Ladenpreise wieder ein.
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Briefmarken jeder Art und in jeder Menge werden bestens einge-
tauscht oder auch gekauft.
Briefe werden franco erbeten.
Redakteur und Herausgeber Dr. Alexander Skofitz. — Verlag von ©. Gerold’s Sohn,
Druck und Papier der ©. Ueberreuter'schen Buchdruckerei (M, Salzer).
Vesterreichische
Botanische Zeitschrift,
Gemeinnütziges Organ
für
Die österreichische Exemplare,
die freidurch die Post be-
botanische Zeitschrift Botanik und Botaniker, en sollen
erscheint
den Ersten jeden Monats. blos bei der Redaktion
(Wieden, Neumang. Nr.7)
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(3 Thir. 10 Nor.) Im Wege des
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XVIl. Jahrgang. WIEN. ‚Dezember 1868.
INHALT: Dzieduszyckia. Von Dr. Rehmann. — Tris humilis. Von Janka. Vegetationsver-
hältnisse. Von Dr. Kerner. — Phytographische Fragmente. Von Dr. Schur. — Grönland’s mikro-
skopische Präparate. Von Dr. Wiesner. — Correspondenz. Von Bermann, Keck, Holuby,
Landerer. — Versammlung deutscher Naturforscher. — Vereine, Gesellschaften, Anstalten. —
Literarisches. — Botavischer Tauschverein. — Gorrespondenz der Redaction.
Einladung zur Pränumeration
auf den XIX. Jahrgang (1869) der
Vesterreichischen
Botanischen Zeitschrift.
(desterr, botan. Wochenblatt.)
Aur die „Oesterreichische botanische Zeitschrift‘ pränumerirt man mit
5fl. 25 kr. ö. W. (3. Rthlr. 10 Ngr.) auf den ganzen Jahrgang oder
mit 2 fl. 63 kr. ö. W. auf einen Semester und zwar auf Exemplare,
die frei durch die Post bezogen werden sollen, nur bei der Redaktion:
Wieden, Neumanngasse, Nr. 7.
Bei der Zusendung des Pränumerations-Betrages ersuchen wir
um die genaue und deutlich geschriebene Adresse mit Angabe der
letzten Post.
Alle Buchhandlungen des In- und Auslandes nehmen ebenfalls
Pränumerationen an. Die Versendung an die Buchhandlungen hat
die Verlagshandlung C. Gerold’s Sohn in Wien übernommen.
Oesterr. botan. Zeitschrift. 12. Heft. 1868, 28
Von den bereits erschienenen Jahrgängen können noch voll-
ständige Exemplare gegen nachfolgende Preise bezogen werden:
1. Jahrgang 2 fl. (1 Thlr. 10 Ngr.) — 2. und 3. Jahrgang zu 1 fl.
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gang zu 5 fl. (3 Thir. 10 Ngr.) Bei Abnahme sämmtlicher Jahrgänge
von der Redaktion, 20 Procent Nachlass.
Dr. Alexander Skofitz,
Wieden, Neumannsgasse Nr. 7.
Diieduszyckia,
ein neues Genus aus der Familie der Najadeen.
Gefunden und beschrieben von Dr. A. Rehmann.
Inflorescentia dimorpha terminalis spathacea. Spatha e vagi-
nis duorum foliorum dilatatis, conformibus, ceilindrica, compres-
siuscula. Flores dioici, rarissime monoici, nudi et ebracteati ad
stamina et ovaria redacti. Masc. antherae uniloculares sessiles
subglobosae 6—8 in spicam bifariam dispositae rima dorsali
marginibus aequalibus integerrimis transverse (ad axim spicae
horisontaliter) dehiscentes. Pollen curvatum facie externa reticu-
latum. Faem. ex ovarüs 5—9 liberis stellatim connatis formati, pedun-
culo filiformi longissimo affizi. Ovaria cilindrica, superne incrassata
trunsata facie levi unilocularia. Stilus nullus. Stigma lamellare
ovario immersum. Ovulum unum. Herba maritima submersa
caespitosa, caule teretistriatulo fasciculo vasorum S0-
litario centrali primum solido demum cavescente. Fo-
lia fert. sparsa integerrima vaginantia laminis planis
faseiculo vasorum solitario centrali meatubus pneu-
maticis duobus lateralibus.
D. limnobia Rchm.
Rhizoma repens nodosum nodis radicantibus; caules e basi
adscendente erecti striatuli simplices vel ex azillis foliorum ramosi,
internodiis inferioribus abbreviatis; folia alterna, per torsionem
caulis sparsa vaginantia laminis linearıbus planis margine obtusis,
vaginam cilindricam 2—3 superentibus acutis; spatha diphylla
cilindrica compressiuscula, laminis patentibus , vaginas 3—5 su-
peranlibus; spica mascula in speciminibus dioieis terminalis soli-
taria breviter pedunculata spatae inclusa vel exserta; in speci-
minibus dioicis in apice rami e fundo spatae femineae egredientis
solitaria vel plures in ramis caulinis inferioribus collocatae spa-
this minutis semper inclusae; flores faeminei terminales, gemini,
peduneulo filiformi, longitudine totam plantam multoties superanti,
375
subspiraliter flexo, apice laevissime incrassato affixi, ovarüs
liberis facie laevibus.
Infundo arenoso limani Teligutt cum Zostera nana Roth,
copiosissime.
Genus dietum in honorem Vladimiri com. Dzieduszycki
ornithologiae cultoris exwcellentissimi literarumque et artium pro-
tectoris generosissimi.
Ohne auf die einzelnen Details dieser höchst interessanten
Pflanze einzugehen, will ich nur den Bau der Blüthen und ihr
gegenseitiges Verhältniss im Kurzen erläutern. Dieselben treten
hier in der möglichsten einfachen Form hervor. Die männliche
Blüthe besteht aus 6—S nackten kugelförmigen einfächerigen An-
theren, welche an der Spitze eines sehr kurzen Stieles sitzen und
eine winzige zweireihige Aehre darstellen. Die Antheren öffnen
sich horizontal von den Seiten und in diesem Zustande sieht die
ganze Blüthe einer kleinen Ophioglossumähre ähnlich. Die einzel-
nen Pollenkörner sind hufeisenförmig und bilden eine zusammen-
hängende Masse. Der Blüthenstiel wird höchstens anderthalb Zoll
lang und die Blüthe bleibt meistentheils in der Scheide einge-
schlossen. Die weibliche Blüthe besteht aus 5—9 Fruchtknoten,
welche walzenförmig nach oben etwas verdeckt einfächerig und
einsamig sind. Im Vergleiche mit den Antheren sind die Frucht-
knoten äusserst klein; dieselben sind ganz frei und nur an der
Basis verwachsen, so dass die ganze Blüthe eine kleines Stern-
chen darstellt, Ein jeder Stiel trägt zwei solche Blüthen und zwar
die eine an der Spitze, die zweite etwas tiefer darunter. Die
grössten Blüthenstiele, die ich gesehen habe, erreichten eine Länge
von 41/, Fuss und waren hiemit dreimal so lang als eine gewöhn-
licne Pflanze, von der Basis bis zur Blüthenscheide gemessen. In
diesem Zustande ist der Blüthenstiel unregelmässig schrauben-
förmig gewunden und die weibliche Blüthe kann sich von ihrer
Pflanze mehr oder weniger entfernen, wahrscheinlich um männ-
liche Blüthen aufzusuchen, und es ist nicht unwahrscheinlich, dass
die grösste Zusammenziehung des Blüthenstieles erst nach der
vollbrachten Befruchtung stattfindet. Der ganze Vorgang erinnert
lebhaft an die Erscheinungen von Vallisneria spiralis mit diesem
Unterschiede, dass in dem gegebenen Falle männliche Blüthen von
den weiblichen aufgesucht werden, während bei der Vallisneria
gerade das Gegentheil stattfindet.
Die Pflanze ist diözisch, sehr selten monözisch, auf etwa sieb-
zig blühende Exemplare der Pflanze, welche ich von der Reise
zurückgebracht habe, finde ich nur zwei monözische; in dem einen
Falle befinden sich die männlichen Blüthen auf unteren Aesten
eines Stengels, der an seiner Spitze eine weibliche Blüthe trägt, in
dem anderen an der Spitze eines Astes der aus dem Innern einer
weiblichen Scheide hervortritt. Die männlichen Blüthenscheiden
sind hier bedeutend kleiner als die normalen und die Blüthen ganz
von denselben umschlossen. Ob eine ursprünglich männliche Achse
RB
an ihren sekundären Aesten weibliche Blüthen erzeugen kann,
kann ich nicht entscheiden und direkt habe ich es nicht beob-
achtet.
Die Pflanze wächst am sandigen Grunde des Teliguttliman
(nördliches Gestade des Schwarzen Meeres) mit Zostera nana
Roth. und zwar in diesem Verhältniss, dass die letztere alle
seichtern Stellen längs «em Gestade beherrscht und in der Tiefe
von etwa anderthalben Ellen der Dzieduszyckia Platz räumt. Was
die letztere anbelangt, so besteht an allen seichteren Stellen der
ganze Rasen fast ausschliesslich aus männlichen Exemplaren; die
weiblichen treten erst auf tieferen Stellen etwas häufiger auf, ver-
hältnissmässig sind sie aber immer sehr selten, beide Pflanzen
kommen in so grosser Menge vor, dass nach einem jeden Sturme
die von den Wellen heraus geworfenen Massen um den Liman
herum einen Wall bilden, der an einzelnen Stellen zwei Fuss hoch
und mehrere Fuss breit wird. Ich fand die Pflanze am 10. Mail. ).
ohne eine Spur von Blüthen; am 15. Juli sammelte ich sie zum
zweiten Male mit zahlreichen Blüthen, aber ohne Frucht. Zostera
nana Roth besass in dieser Zeit sehr schön entwickelte und reife
Früchte.
Krakau, am 21. Oktober 1868.
Jlris Rumilis M. aB.? — !
Von Victor v. Janka.
Schon Mitte April d. J. waren mir auf einem hochgelegenen
kräuterreichen Abhang beim Walde „Kis Köris“ ganz in der Nähe
meines Wohnortes St. Golhärd, die schmallinealen, grasarligen,
steifaufrechten Blätter einer mit Iris pumila, die dazumal eben zu
blühen anfing, ebenso zerstreut und gleich häufig vorkommenden
Art aufgefallen.
Ein ausgegrabenes Rhizom zeigte Gestalt und Stärke jenes
einer Iris graminea und liess schon desshalb eine Gleichstellung
mit der den heutigen siebenbürgischen Botanikern unter den Namen
„Iris ruthenica“ und „I. caespitosa* geläufigen Iris, die einen viel
zarteren Wurzelstock hat, nicht gelten; der Standort — eine trok-
kene, sonnige, nur mit spärlichem Graswuchs bekleidete jähe Lehne
— dünkte mir ebensowenig der letzteren, mir aus den Klausen-
burger Gebirgswäldern wohlbekannten Art, als der J. graminea
zusagend, für deren schmalblättrige Varietät man sonst allenfalls
die fragliche Pflanze in solchem Stadium hätte halten können. —
Im angrenzenden Gehölze kam übrigens die typische Iris grami-
nea L. vor.
374
Mein erster Gedanke beim Erblicken der sich mir durch eine
eigenthümliche Tracht bemerkbar machenden Blätter war auf Iris
humilis M.aB. gerichtet. Der nächstbekannte Standort: Bessarabien,
dessen Vegelation in so vielen Stücken mit derdes siebenbürgischen
hügeligen Tieflandes (Mezöseg der Ungarn) übereinstimmt, ist just
nicht so weit entlegen, daher diess meine Combinativon nicht so
unrichtig erscheinen liess. Zudem war Iris humilis M.aB. die ein-
zige europäische Art, die ich nicht kannte; keiner der bekannten
liessen sich die Blätler zuweisen.
Trotz oftmaligen nachherigen Begehens des erwähnten Ab-
hanges, gelang es mir nicht, die Pflanze anders als nur in Blättern
anzulreflen. — Auch die am Tage der Entdeckung in meinen Gar-
ten verpflanzten zahlreichen Exemplare blieben unverändert; ja sie
blieben es im strengsten Sinne des Wortes; denn eine Spanne
lang waren die Blätter, als ich sie meinem Garten annexirlte, —
spannlang, dabei frisch und gesund sind sie noch heute.
Am 2. Juni Nachmittags botanisirte ich auf den hochgelege-
nen, hüzeligen, heuer besonders grasreichen Steppen, zwischen
‚len mehr im Centrum des Landes gelegenen Dörfern Katona, Kis-
Czeg, und Puszta Kamaräs, einem an botanischen Seltenheiten aus-
gezeichnet reichen Terrain. — Stipa Lessingiana Trin. und Rupr.
ist dort sehr häufig; damals entdeckte ich auch die prächtige St.
Grafiana Stev.
Auf dem höchsten der Hügel eben mit Ausgraben einer Cen-
taurea trinervia Steph. beschäftigt, ward ich gleich daneben einige
Blätterbüschel derselben Eingangs erwähnten dubiösen Iris gewahr;
— weiter herumspähend, bemerkte ich, dass diese Iris da viel
häufiger, als bei St. Gothärd sei. Da der Standort hier ein ungleich
üppigerer, hoffte ich jetzt die Lösung des Rälhsels; — und wirk-
lich, kaum daran gedacht, hatte ich, zwischen hohem Grase ver-
borgen, eine schon welke Blüthe entdeckt. Ich suchte noch eine
gute Stunde lang, konnte aber am selben Tage nicht mehr als
7 Exemplare, alle verblüht, zusammenbringen. Zwei der darauffol-
genden Tage, den 3. und 5. Juni, widmete ich ebenfalls dem Auf-
suchen der Irisblüthen und habe an diesen noch 24 Exemplare,
worunter ein zweiblüthiges und zwei einzige mit noch nicht ganz
zusammengeschrumpftem Perigonsaum, welche geigenförmig
gestaltete äussere Perigonblätter sehr deutlich zeigten, erbeutet.
Diese Iris gehörte, was schon aus der Form der Blätter er-
rathen werden konnte, zu den unbebärteten. Sehr auffallend war
die lange, das Ovarium an Länge mehrmal übertref-
fende Perigonröhre, dann der auf ein Minimum re-
ducirte Stengel, der die Blütenscheiden selbst wie grundständig
erscheinen liess. Im Uebrigen zeigte der Perigonsaum in Con-
sistenz, Färbung und Gestalt grosse Aehnlichkeit mit Iris gra-
minea L., als deren nächstverwandte sich die von mir gefun-
dene Art noch dadurch präsenlirte, dass der Stengel unterwärts
2—3 Blätter trägt, die denjenigen der nicht blühenden Triebe
378
(turiones) vollkommen gleichgestaltet sind und die Blüthe weit
überragen, was sonst bei keiner anderen der bei uns einheimi-
schen Arten vorkommt.
In einer Correspondenz des Juliheftes der Oest. botan. Zeit-
schrift, datirt vom 8. Juni d. J., habe ich diesen mich ungemein
freuenden Fund — wie gleich scheinen wird, etwas voreilig — als
Iris humilis M.aB. publieirt. Doch erst späterhin machte ich mich
an das regelrechte Bestimmen der Pflanze. Ich nahm Ledebour’s
Flora rossica zur Hand und ging, da ich stets nur Iris humilis
M. a B. vor Augen zu haben wähnte, schnurgerade auf diese los.
In der Diagnose der J. humilis in Ledeb. fl. ross. vol. IV p. 95
machte mich gleich eines der ersten Worte stutzig. Ledebour
spricht nämlich vom Stengel der Iris humilis als von einem „scapo.*
— So bezeichnet Ledebour die Stengel nur bloss noch von Iris
tenuifolia Pall., I. longiscapa Led. und J. biglumis Vahl, Bei
allen übrigen bartlosen Iris-Arten bedient sich Ledebour dafür
des Ausdruckes „caule.“ — Doch, mag nun das Wort „scapo* in
der jetzt zu prüfenden Diagnose Ledebour’s recht verstanden
sein oder nicht, so liesse sich im letzteren Falle — angenommen,
dass Ledebour unter seiner Iris humilis auch wirklich eine
meiner Pflanze gleiche versteht ein derlei Versehen immerhin
noch entschuldigen. Die den äusserst kurzen Stengel total einhül-
lenden Blätter mögen Ledebour basilär, sich aber durch Zerstö-
rung — und auch nur dadurch mögliche nähere Untersuchung von
Exemplaren dieser Pflanze Gewissheit zu verschaffen, unstatthaft
geschienen haben.
Sonst passt die Diagnose so ziemlich auf meine Iris; nur
könnte ich von dieser nicht „‚perigonii tubo.... ovarium.... mul-
toties superante‘‘ sagen. Bei meiner Iris ist die Perigonröhre
höchstens 4mal länger als der Fruchtknoten.
Doch das, was Ledebour von Iris humilis nebenbei bemerkt,
verzerrt und verwischt wieder das Bild, das ich soeben von Iris
humilis M. a B. zu fixiren im Begrifle stand. Denn da heisst es er-
stens: „I. ruthenicae affinis, sed scapo brevissimo, spatha
et perigonii tubo satis distineta.*
Diese Aeusserung lässt annehmen, das Iris humilis der flora
rossica der Perigonsaum mit Iris ruthenica gleich-, oder wenig-
stens ähnlich gestaltet hat. Darin aber ist ihr dann meine Jris
ganz und gar unähnlich. Aber auch ausserdem ist diese von ]. ru-
thenica Ait. durch mehrere sehr auffällige Merkmale verschieden,
was am besten aus folgender Confrontation ersichtlich:
Iris ruthenica Ait. Iris humilis?
Rhizoma gracile subfiliforme. |Rhizoma crassilie illud. I. gra-
mineae adaequans.
Caulis pro parte denudatus, 1—4 Caulis omnino inter foliorum va-
pollicaris. ginas occultus , brevissimus
subnullus.
379
Folia caulina brevia, omnia spa-|Folia caulina 1—2 infima Lurio-
thaeformia, turionalibus diffor-) nalibus conformia alque aequi-
mia. longa, florem (ut in I. grami-
nea) longe excedentia.
Perigonii foliola exteriora ab|Perigonii folia exteriora pan-
apice ad basin usque sensim| duraeformia (nempe supra me-
altenuata. dium exciso-anguslala).
Die weitere Bemerkung Ledebour’s: „Specimina cretica,
a Siebero divulgata et alia in Graecia lecta floribus
majoribus nonnihil differre videntur a stirpe rossica“
präeisirt die vorhergehende — und wenn diese schon wahrnehmen
lässt, dass ich mich bei Determination der siebenbürgischen son-
derbaren Iris hier auf falscher Fährte befinde, so wäre nichts ge-
eigneter, um mir den Glauben, in meiner Pflanze die echte Iris
humilis M. a B. aufgefunden zu haben, für immer zu benehmen,
als eben der mitgetheilte Schlusssatz Ledebour’s, wo die von
Sieber auf Creta gesammelte, als „Iris humilis M. aB.“ ausgege-
bene Iris nahezu für identisch mit Iris humilis der „flora ros-
sica* erklärt wird!
Die Sieber’sche Pflanze hat zufolge dreier gut erhaltener
Exemplare, die mir Herr v. Pittoni aus seinem Herbar gütigst
zur Einsicht überliess, in der That so geformte äussere Perigon-
segmente, wie J. ruthenica, d. i. sie verlaufen von der Spitze ab
allmälig in den Nagel. Auch scheinen noch in den Blättern und
Blüthenscheiben Unterschiede zu liegen, sie aber festzustellen, er-
laubt das spärliche und, da die bisher von mir eingesehenen Exem-
plare ohne Rhizom gesammelt, unvollständige Material nicht.
Zwei andere russische Arten dieser Abtheilung, die wegen
ihren langen Perigonröhren gleichfalls in Betracht gezogen werden
könnten, sind im Uebrigen so verschieden, dass die Auseinander-
setzung der Differentialcharaktere rein unnöthig ist: Iris tenuifolia
Pall., mit ebenfalls fast stengellosen Blüthen, weicht von meiner
Pflanze schon durch höchstens zu je zweien in Ein Büschel ver-
einte sehr lange, schmale, binsenförmige Blätter total ab; — der
Unterschied der zweiten Art, Iris longiscapa Ledeb. ist schon
durch ihren Namen ausgedrückt. — Ausser dem Bereiche der flora
rossica weiss ich keine der meinigen, zu bestimmenden Iris zum
Verwechseln ähnliche Species, Somit ist nach Ledebour das Re-
sultat, dass meine Pf’!anze neu ist.
Ich weiss nicht, was mich diessmal gegen Ledebour, meinen
sonst sich so gut bewährenden treuen Führer und Gefährten bei
Erforschung der Flora Siebenbürgens, misstrauisch machte. — War
es die Nähe der Originalstandorte der Iris humilis: Podolien und
Bessarabien, der mit diesen Distrikten gleiche Landschaftstypus
des Centrums von Siebenbürgen, ferner die grossentheils überein-
stimmende Vegetation? — oder war es sonst eine Ahnung ? kurz,
380
ich konnte mich mit dem Gedanken, was Anderes als Iris humilis
M. aB. gefunden zu haben, durchaus nicht befreunden. — Desto
dringender ward mir zum Bedürfniss, bei Marschall von Bie-
berstein selbst Rath zu holen.
Iris humilis ist im vol. I. der flora taurico-caucasica (1818)
aufgestellt und wird in vol. III. noch einmal besprochen. Ich lasse
hier Alles, was M. a B. an beiden Orten darüber sagt, nachein-
ander folgen:
„Iris (Imberbes): foliis linearibus scapo brevissimo uniloro
multoties longioribus, corollae tubo filiformi, capsula obtuse he-
xagona.
I. foliis linearibus, corollis imberbibus, fructu obtuse trigono
turbinato Gmel. sib. I. p. 26. Nr. 26 t. 5. fig. 1. bona.
Hab. in Caucasi subalpini graminosis montanis circa acidulam.
Narzana haud rara. Floret Aprili, Majo. 2%.
Scapus brevissimus, ut flos videatur radicalis. Folia I. grami-
neae angusta. Flos dilute coeruleus. Stigmata profunde bifida: laci-
nis aculis. Ab 1. graminea quae habitu similis facillime dignosci-
tur germine tubo fillmormi a corollae limbo remoto.*
„I. imberbis foliis lineari-ensiformibus scapo subbifloro mul-
toties longioribus, corollae tubo elongato, stigmatibus bifidis, lobis
acuminatis. capsula obtuse hexagona.
M. B. Cent. plant. rar. rossic. I. t. 31°
R. et Sch. Syst. veg. 1.476. Catal. hort. gorenk. a. 1812 p. 12.
I. humilis orientalis flore dilute janthino et veluti leucophaeo.
Tournef. cor. p. 23.
In campis elatis herbidis Bessarabiae circa Elisabethgrad
minime rara est. Majo florens.
Monui 1. ec. synonymon Gmelini in fl. taur. cauc. adductum
excludendum esse: pertinet enim ad distinctam speciem ]. ruthenicam
Ait. hort. Kew. ed. 2. p. 117. Botan. mag. 1123.“
Hätte ich gleich Anfangs wegen meines Fundes die flora
taurico-caucasica consultirt, ich hätte mich jedenfalls mit M. a
Bieberstein’s Bescheid vollkommen begnügt. Es kommt da Nichts
vor, was nicht auch meine Pflanze in den Worten des Autors er-
kennen liesse.
M. a B. stellt also zuerst seine Iris humilis der I. graminea
nahe. — Dieser Vergleich bleibt selbstverständlich auch im Nach-
trage, voll. II. der fl. taur. cauc., wo M. a B. das Citat Gmelin’s
des I. Bandes, als Iris ruthenica darstellend, für falsch erklärt und
streicht, aufrecht erhalten. — Die Worte I. graminea habitu
similis“ fordern zu einigem Nachdenken auf. Statt mit Iris ruthe-
nica, die im Hauptmerkmale, nämlich der langen Perigonröhre
übereinkommt, zieht es M. a B. vor, die von ihm creirte Art mit
I. graminea, die eine im Verhältniss zum Ovarium bedeutend kür-
zere Perigonröhre hat, zu vergleichen, „quae habitu similis.“
381
Ja, aber worin mag denn dieser eigenthümliche, die Iris gra-
minea auszeichnende Habitus liegen, wenn alle drei Arten: J. gra-
minea, I. humilis und 1. ruthenica einblüthig sind, wenn alle drei
Blätter von gleicher Form haben?!
Ein längerer Stengel mit einer kurzen, fast unmerklichen Pe-
rigonröhre, — oder ein kurzer unmerklicher Stengel mit einer
längeren Perigonröhre —, das bleibt sich gleich und ändert nun
einmal am Habitus nichts. Es kann hier also offenbar nur die Form
des Perigonsaumes, die Gestalt und Richtung der Perigonblätter,
dann die eigenthümliche Beblätterung des Stengels gemeint sein,
denn nur darin liegt in diesem Falle die habituelle Verschieden-
heit der Iris graminea.
Sieber’s Iris humilis von Creta hat doch wahrlich nicht den
Habitus der Iris graminea. — M. a Bieberstein’s Pflanze muss
der anders aussehen.
Zu was sich aber in derlei blos lauter Vermulhungen länger
wiegen, wo Thatsachen sprechen sollen?!
Es existirt ja, wie man in der fl. taur. cauc. erfährt, eine
von M. a Bieberstein selbst herausgegebene Abbildung, dieser
muss man die Entscheidung anheimstellen. Mein trefflicher Freund
Bartsch in Wien, dem ich auch die Mittheilung der obigen Stel-
len aus der Flora taurico-caucasica verdanke, hatte, um den Sach-
verhalt von mir wissend , die Gefälligkeit, diese Abbildung anzu-
sehen, und schrieb mir Anfang Juli d. J., dass das Bild „die
leierförmige Form der äusseren Perigonalblätter deut-
lich wahrnehmen lässt.“
In der Hast vergass ich, Herrn Bartsch auch wegen der
Beblätterung der abgebildeten Pflanze nachsehen zu lassen. — Die
später gewünschte Kopie der Bieb erstein’schen Abbildung ist
mir noch nicht zugekommen.
Mittlerweile wurde die ganze Angelegenheit auf andere, beste
Weise zu raschem Abschluss "gebracht.
Ich erinnerte mich, dass in Elisabethgrad, wo M. a Bieber-
stein die Iris humilis am häufigsten angibt, gegenwärtig der tüch-
tige Bolaniker und sehr genaue Beobachter Herr Dr. Lindemann
weilt. An ihn wandte ich mich Ende August mit der Bitte, mir in
einem Briefe ein Exemplar der dortigen Iris humilis zukommen zu
lassen. — Vorige Woche nun sah ich meinen sehnlichsten Wunsch
erfüllt. Nebst einem Schreiben erhielt ich dessen so eben erschie-
nene werthvolle „Florula Elisabethgradensis“ mit der hineingeleglen
desiderirten Iris vom Originalstandort M. a Bieberstein’s, die
die Identität der von mir heuer in Siebenbürgen neu
aufgefundenen Art mit Iris humilis M.aB. vollkommen
constatirt.
Das russische Exemplar zeigt die Perigonröhre 3mal länger
als das Ovarium; die Definition Ledebour’s „tubo ovarium mul-
toties superante“ stellt sich somit als sehr übertrieben heraus.
Ueberhaupt hat es nunmehr den Anschein, als wäre die Diagnose
382
der Jris humilis in Ledebour’s flora rossica mehr nach Exemplaren
der, wie ich schon oben angedeutet, durch den Bau des Perigon-
saumes sehr abweichenden cretensischen Iris humilis Sieber ent-
worfen. Die drei Exemplare des Pittoni’schen Herbars haben eine
viel längere Perigonröhre, und es passt der diessfallsige, wenn
auf die echte Iris humilis angewendet: zu rügende Ausspruch
Ledebour’s gar nicht schlecht.
Ich habe vorhin einmal gesagt, dass ausser den anders ge-
formten Perigonsegmenten noch andere Unterschiede zwischen
meiner Jris humilis und I. humilis Sieber zu liegen scheinen. —
Ich will mich darüber näher auslassen.
Es kommt mir vor, als wenn die Sieber’sche Pflanze einen
mehr trichterförmig gestalteten Perigonsaum besässe; bei den drei
mir vorliegenden Exemplaren sind die ungues aufrecht.
So sind sie auch bei Iris ruthenica und J. caespitosa. Der
Umstand, dass Ledebour seine Iris humilis nur mit ]. ruthenica
in Parallele zieht, würde als weiterer Beweis dienen, dass der
Verfasser der Flora rossica hauptsächlich die Sieber’sche „Iris hu-
milis“ im Augege habt. Denn Iris humilis M. a B. hat sowie Jris
graminea den Nagel den äusseren Perigonblätter von der Basis
an abstehend.
Iris humilis Sieber ist auf jeden Fall von allen bekannten
Arten verschieden; bereits in Nr. 9 dieser Zeitschrift p. 298 habe
ich sie Iris cretica (besser cretensis) genannt.
Iris cretensis Janka.
I. (Imberbis) perigonii segmentis exterioribus in unguem
erectum sensim angustalis; tubo filifformi ovario plus quam quin-
tuplo longiore.
Syn. „Iris humilis M. aB.“ e Candia a Siebero divulgata.
Ab I. humili M. a B. toto coelo differt solumque cum J. ru-
thenica Ait. comparanda, cujus perigonii tubus multo brevior, sci-
licet ovarium ad summum triplo superat. — Iris humilis M, a B.
perigonii habet segmenta exteriora panduraeformia atque ungues a
basi palentes,
Iris humilis M. aB. hat in Siebenbürgen eine ganz respec-
table Verbreitung. Hier um St. Gothärd kommt sie auf zwei Ab-
hängen seltener vor; dass sie zwischen Katona und Kis-Czeg, zwei
Stunden von hier sehr häufig ist, erwähnte ich schon. — An einer
Stelle zwischen Kolos und Thorda, wo ich sie am 30. Juni mas-
senhaft sah, wollte ich untersuchen, ob denn die Pflanze da häufig
geblüht habe?
Der späten Jahreszeit halber musste die Pflanze im bejahten
Falle bereits Früchte angesetzt haben. Ich hielt mich an dieser
Stelle beinahe zwei Stunden lang auf und betastete während die-
ser Zeit wohl Tausende von Exemplaren, deren Blätter aus dem
übrigen Grase hervorstachen. Ich stiess auf ein einziges Exemplar
mit verkümmerter Blüthe.
383
In der „Fiorula Elisabethgradensis“ p. 138 gibt Dr. Linde-
mann die Iris humilis M. a B., im Widerspruche mit Marschallv.
Bieberstein „circa Elisabethgrad rarissima“ an. Gelangt die
Pflanze überhaupt selten zur Blülhe und sind sterile Blätterexem-
plare vorwiegend? oder waren heuer hier meteorologische Ver-
hältnisse von Einfluss auf die Entwicklung dieser niedlichen Jris?
— Das Alles dürfte das kommende Jahr entscheiden, in dem ich
der Pflanze eifrig nachspüren will.
Schliesslich noch ein paar Worte über die Iris ruthenica der
siebenbürgischen Autoren:
Iris ruthenica der siebenbürgischen Botaniker wird von Gri-
sebach im Iter hungaricum (1852) zu Jris caespitosa Pall. ge-
stellt und diese von der echten I. ruthenica Ail. durch eine kür-
zere Perigonröhre und breitere, stumpflichere Blüthenscheiden
unterschieden. In der That heisst es in dem ein Jahr darauf (1853)
erschienenen IV. Bande der Flora rossica p. 94 bei /ris ruthenica
unter Anderem: „foliolis (spathae) acuminalis*“ und „perigonii tubo
ovarium bis v. ter superante,“und da auch das Merkmal „foliis late
linearibus“ in derselben Diagnose der siebenbürgischen schmal-
blättrigen Pflanze keineswegs convenirt, ferner noch der Umstand
hinzukommt, dass die Blülhen der wahren Jris ruthenica den Ge-
ruch von Viola odorata ausstrahlen (vgl. Spach’s „revisio generis
Iris,“ dann auch Turcezaninow'’s Flora baicalensi-dahurica vol. 1.
1856, p. 193), so unterliegt es keinem Zweifel, dass die Tren-
nung unserer Pflanze von /ris ruthenica Ait. wohl begründet ist.
Hinwiederum ist Iris caespitosa Pall. nach Ledebourl. c.
synonym mit Jris ruthenica Ait. — Aber gleich nach dieser führt
Ledebour die /ris uniflora Pall, auf, deren Diagnose in den
Hauptmerkmalen mit der siebenbürgischen /ris im Einklang steht.
Was jedoch Ledebour ausserdem in der Anmerkung beifügt, das
passt so treffend auf die Spezies unseres Landes, dass ich mich
des Gedankens ihrer Identität mit der sibirischen Jris uniflora
Pall. nicht zu erwehren vermag.
Vielleicht nimmt sich mein gelehrter Freund Dr. Ascher-
son, dem in Berlin die Pallas’schen Iris-Arten im Willdenow’schen
Herbar vorliegen, dieser Sache an, und verschafft uns besseren
Aufschluss.
St. Gothärd bei Szamos-Ujvär in Siebenbürgen, am 4. No-
venber 1868.
354
Die Vegetations-Verhältnisse des mittleren und östlichen
Ungarns und angrenzenden Siebenbürgens.
Von A, Kerner.
XV.
401. Anthyllis Vulneraria L. — Auf Bergwiesen. Im Gebiete
selten und daselbst nur auf das Bihariagebirge beschränkt. In der
Randzone des Batrinaplateaus auf den wiesenreichen Höhen ober
der Pidtra lunga bei Rezbänya und in der Vulcangruppe auf dem
Plateau der Suprapietra poienile bei Vidraa — Von mir im Ge-
biete nur auf Kalksubstrat beobachtet. — 600--1100 Met. — Die
Angaben Steffek’s, dass A. Vulneraria bei Szaldobagy nächst
Grosswardein, und von Feichtinger, dass sie auf Sandboden bei
Csenke westlich von der Granmündung vorkomme, dürften richti-
ger auf A. polyphylla Kit. zu beziehen sein.
402. Anthyllis polyphylla Kit. — (A. Vulneraria Sadl. fl.
Com. Pest. nicht L.) — Auf grasigen Plätzen. Im mittelung. Berg-
lande auf dem grossen Aegidiusberg bei Erlau, in der Matra am
Abhange des Geczkooldal bei Solymos, in der Pilisgruppe auf den
Wiesen ober dem Auwinkel, im Wolfsthal und am Schwaben-
berg, so wie am Adlersberg und Spissberg bei Ofen. Auf der
Kecskemeter Landh. bei Waitzen, R. Palota, Pilis und insbeson-
ders häufig und in prachtvollen Exemplaren auf den mit Pollinia
Gryllus bestockten Grasfluren in der Umgebung des Rakosbaches
bei Pest. — Trachyt, Kalk, Dolomit., tert. und diluv. Sand- und sandiger
Lehmboden. 95—-300 Met. — (Unlerscheidet sich von A. Vulneraria
L. durch den aufrechten bis zu 50 Ctm. hohen meist ästigen,
reichlicher und gleichmässig der ganzen Länge nach beblätterten
im unteren Drittheil abstehend rauhhaarig-zottigen Stengel und die
unterseits rauhhaarigen Blätter. Die Blüthenfarbe wechselt so wie
bei A. Vulneraria L. sehr mannigfaltig; bald sind alle Kronblätter
von goldgelber bald von livider licht- oder dunkelrother Farbe,
nicht selten erscheint auch die Fahne und das Flügelpaar gelblich-
weiss und nur die Spitze des Schiffehens dunkelroth gefärbt und
oft findet man an einer und derselben Pflanze ja sogar in einer
und derselben Infloreszenz verschiedengefärbte Blüthen nebeneinan-
der. Aus diesem Grunde ist es unstatthaft, die Blüthenfarbe als
Merkmal zur Unterscheidung von A. polyphylla Kit., A. Vulne-
raria L., A. Dillenii Schult., A. alpestris Kit. etc. anzugeben
und ist die in den Floren gewöhnlich beliebte Abgrenzung dieser
Arten entschieden unrichlig. Aus vorliegenden Originalexemplaren
ersehe ich auch, dass Kitaibel nicht etwa nur Exemplare mit
gelblichweisser Fahne, gelblichweissem Flügelpaar und rothem
385
Schiffehen als A. polyphylla auffasste, wie von Seringe inDC.
Prodr. II. 170 und nach ihm von den meisten Floristen angenommen
wurde, sondern auch die gelb- und die rothblühende Pflanze und
dass er die durch das südliche und östliche Europa weitverbreitete
4A. polyphylla überhaupt nicht auf die Blüthenfarbe sondern auf
die oben angegebenen sehr beständigen Merkmale gegründet hat.)
403. Medicago lupulina L. — Auf Wiesen, Aeckern, im Ge-
schiebe und Sande der Flussufer, in den Gräben längs den Eisen-
bahndammen durch das Tiefland und die Thäler des Berglandes
verbreitet. Im Gebiete.mit Vorliebe auf etwas feuchtem Substrate.
Paräd, Wailzen, Gran, Sct. Andrae, Maria Einsiedel, Ofen, Pest,
Soroksar, Alberli, Szolnok , Debrecezin, Grosswardein, Belenyes,
Körösbänya. Die höchstgelegenen im Gebiete beobachteten Stand-
orte auf den Bergwiesen ober Monesa am Fuss des Plesiu und
ober der Pietra lunga bei Rezbänya. — Trachyt, Schiefer, Kalk,
tert. dil. und alluv. Lehm- und Sandboden. 75—820 Met.
404. Medicago sativa L. — Im Gebiete unzweifelhaft ur-
sprünglich wild auf den Grasfluren des Tieflandes. Auf der Kecske-
meter Landhöhe bei Pest, Monor, Pilis, Nagy Körös, Szolnok. Auch
am Saume des Berglandes bei Näna und Ofen und im Tapiogebiet
bei Nagy Käta. An einigen Orten auch auf Feldern gebaut. — Im
Bereiche des Bihariageb. nicht beobachtet. — Tert. diluv. u. alluv.
Lehm- und Sandboden. 75—160 Met.
405. Medicago media Pers. — Auf grasigen Plätzen bei Ofen,
selten. Diluv. Lehmboden. 160 Met.
406. Medicago falcata L. — Auf grasigen Plätzen. Im mit-
telung. Bergl. in der Matra bei Gyöngyös, in der Magustagruppe
bei Gross Maros, in der Pilisgruppe bei Gran, Visegräd, Sct. An-
drae und Ofen. Auf der Kecskemeter Landh. bei Wailzen, Pest,
Monor, Pilis, Nagy Körös und Kecskemet. Auf der Csepelinsel bei
Pest. Im Tapiogebiete bei Szt. Märton Käta. In der Tiefebene bei
Egyek, Szolnok, Szegedin und Gyula Varsänd. Auf der Debreezi-
ner Landh. bei Böszörmeny, Szakoly und Bogäth. Im Bihariageb.
bei Grosswardein, Belenyes, Buteni, Halmaza. — Trachyt, Kalk, tert.
dil. und alluv. Lehm- und Sandboden, 75—370 Met.
407. Medicago prostrata Jacq. — An grasigen Plätzen fel-
siger Bergrücken und Bergabhänge. Im mittelung. Bergl. in der
Matra auf dem Särhegy bei Gyöngyös, in der Pilisgruppe am Fusse
des Piliserberges bei P. Szänto, auf dem Hohenstein bei P. Csaba,
auf dem Kopäszberg zwischen Koväcsi und Budakesz, dem Adlers-
berg bei Ofen, den Dolomitkuppen bei Budaörs und auf dem Ce-
rithienkalkplateau ober Teteny. Im Tieflande und im Bihariageb.
nicht beobachtet. — Kalk, Dolomit, 100—280 Met.
408. Medicago orbicularis L. — Im Gebiete sehr selten und
nur am Südostrande der Pilisgruppe an der südl. und östl, Seite
des Adlersberges und an der Südseite des Blocksberges bei Ofen
und auch an diesen beiden Lokaliläten nur sehr spärlich beobach-
tet. — Diluv. Lehm über Kalk, 150—250 Met.
3836
409. Medicago minima Desr. — Auf trockenen Wiesen und
Viehweiden, an Dämmen und Strassenböschungen, auf spärlich be-
grasten wüsten Sandhügeln und felsigen Bergabhängen. Im mittel-
ung. Bergl. in der Matra bei Gyöngyös; in der Magustagruppe auf
den Felsen ober Gross Maros gegen den Spitzkopf zu, in der
Pilisgruppe am Kishegy und Piliserberg, im Leopoldifelde, am
Blocksberge und Ofener Festungsberge. In den Niederungen und
Thalweitungen am Saume des Berglandes an der Donau bei Usenke,
Muszla, Näna, Pärkany, Gran, Dömös, Visegräd, Waitzen, Sct. An-
drae, Ofen und Promontor; auf der Margarethen- und Csepelinsel,
bei Stuhlweissenburg und Keer in der Stuhlweissenb. Niederung,
bei Szt. Märton Käta und Tapio Szelle im Tapiogebiete. Auf der
Kecskemeter Landh. bei R. Palota, Pest, Soroksar, Alberti, Monor,
Pilis und Alsö Dabas. In der Tiefebene bei Abony und Szolnok.
Im Bihariageb. am Köbänyaberg bei Grosswardein, am Bontoskö
bei Petrani und unter der Ruine Desna bei Buteni. — Der höchste
im Geb. beobachtete Standort die Kuppe des Piliserberges. —
Trachyt, Kalk, tert. dil. und alluv. Lehm- und Sandboden. 75—
755 Met.
410. Medicago elongata Rochel als Var. der M. minima. —
M. minima y. viscida Koch. (In der Grösse sehr wechselnd. Ich
bewahre Exemplare mit verkürzten nur 6—12 Ctm. langen und
solche mit sehr verlängerten üppigen bis zu 50 Ctm. langen Zwei-
gen, welche letztere in allen Stücken mit Originalexemplaren der M.
elongata Rochel übereinstimmen. Ro chel’s Name ist aber insoferne
vielleicht nicht ganz passend, weil Rochel nur diese letztere
üppige Form mit verlängerten Zweigen vor Augen hatte und der
drüsigen Bekleidung nur eine geringe Bedeutung beigelegt zu
haben scheint. Es wäre daher vielleicht der Name M. viscida
Koch für diese Pflanze vorzuziehen.) — Auf sandigem und salz-
auswitternden Erdreich. Auf der Keeskemeter Landhöhe bei Pest,
Monor, Nagy Körös und Abony. An dem letzteren Standorte in
Gesellschaft der halophilen Artemisien ziemlich häufig. 80—95 Met.
411. Medicago brachyacantha. (Einjährig, Wurzel spindelig
faserig, mehrstengelig. Die Stengel aus niederliegender Basis auf-
steigend, von abstehenden weichen Haaren zotlig und gegen die
Spitze zu mit eingemischten drüsentragenden Haaren besetzt.
Blätter lang gestielt, dreizählig, Theilblättchen der unteren Blätter
rundlich verkehrt-herzförmig, jene der oberen Blätter länglich-
verkehrtherzförmig, vorne gezähnt, in der Ausrandung stachel-
spitzig, so wie die Nebenblätter, Blattstiele und Kelche mit weichen
geraden Haaren bekleidet und insbesondere an den Rändern auch
mit drüsentragenden gegliederten Härchen bewimpert. Die unteren
Nebenblätter eiförmig, die oberen lanzettlich, alle zugespitzt und
ganzrandig oder an sehr üppigen Exemplaren auch mit einem oder
zwei Zähnen ausgestattet. Blüthenstandstiele länger als das Stülz-
blatt, die Blüthen in kleinen gedrungenen meist 5blüthigen Dolden-
trauben. Kelche glockig 5zähnig, die Zähne lineallanzettlich, elwas
>)
387
länger als die Röhre. Blüthen in Form, Farbe und Grösse mit jenen
der M. minima Desr. übereinstimmend. Hülsen klein (4"m im
Querdurchmesser) sphärisch, links gewunden mit 4 gegen die
Spitze und Basis an Grösse abnehmenden aneinanderschliessenden
dornigen Windungen. Die Windungen sind von drei dicken Nerven
der Länge nach gerilft, von welchen einer den Rand bildet, wäh-
rend der zweite auf der oberen, der dritte auf der unteren
Fläche der Windungen parallel zum Rande verlauft. Die Dornen
sind 0.5—0.8"" lang an ihrer Basis tief gefurcht und so gleichsam
in zwei basiläre Schenkel gespalten, von welchen der eine aus dem
Marginalnerv, der zweite abwechselnd aus dem einen oder ande-
ren Flächennerv entspringt, sie sind zweizeilig, spreizend, der Hülse
mehr weniger angedrückt, d.i. dem Längendurchmesser der Hülse
parallel, an der Spitze gerade oder mehr weniger widerhackig ge-
krümmt und nur so lang als der Zwischenraum zwischen dem Rand-
und Flächennerv, somit viel kürzer als der Querdurchmesser der
ganzen Hülse. Die Flächen der Hülse so wie auch die kur-
zen Dornen sind mit gegliederten drüsentragenden abstehenden
Haaren und vereinzelten längeren drüsenlosen Haaren bestreut. —
Unterscheidet sich von M. minöma Desr. und M. elongata Rochel
durch die kleineren mit angedrückten sehr kurzen Dornen besetz-
ten Hülsen. Die Hülsen der beiden eben genannten zunächst
stehenden Schneckenkleearten haben nämlich ohne Dornen einen
Querdurchmesser von j”® und die Dornen sind wenigstens drei-
mal so lang als der Zwischenraum zwischen Rand- und Flächen-
nerv und stehen (fast parallel zum Querdurchmesser der Hülse)
von der Hülse ab. Von M. minima Desr. unterscheidet sich diese
Art überdiess durch die gegliederten Drüsenhaare an Stengel,
Blättern, Kelch und Hülse.)
Auf spärlich begrasten wüsten Sandhügeln. Im Tieflande auf
der Kecskemeier Landhöhe bei R. Palota, Pest, Soroksar und auf der
Csepelinsel, nicht selten in Gesellschaft der M. minima, aber von
dieser auf den ersten Blick durch die eigenthümlichen Hülsen, die
längeren Internodien der mehr spreizenden Zweige und das da-
durch veranlasste mehr sparrige Aussehen leicht zu unterscheiden.
— Diluv. Sandboden. 95—120 Met.
412. Trigonella monspelica L. — Auf spärlich begrasten son-
nigen Bergrücken und wüsten Sandhügeln. Im mittelung. Bergl.
in der Pilisgruppe bei der Ruine Visegräd und dann am Blocksberg
bei Ofen. Auf der Kecskemeter Landh. bei R. Palota, Pest und
Soroksar, namentlich auf dem Herminenfeld ober den grossen
Schottergruben und auf den Sanddünen unter der Gubacs-Üsarda;
dann auf der Viehweide neben der Eisenbahnstation in Monor.
Im Ganzen selten, aber wo sie auftritt gewöhnlich in grosser
Menge. — Trachyt, tert. und diluv. Lehm- und Sandboden. 95>—
450 Met.
413. Melilotus procumbens Besser. — (Unterscheidet sich von
M. coerulea (1..) durch den aas liegender Basis aufsteigenden Stengel,
388
doppelt bis dreifach schmälere stärker gesägte längliche oder länglich-
lineale Blättchen, doppelt kürzere Kelchzähne, deren Spitzen die halbe
Länge der Krone kaum erreichen, längliche lockere Fruchttraube,
deren nur wenig gedunsene längliche in den Schnabel S-förmig zuge-
schweifte bräunlichgelbe Hülsen sämmtlich aufrecht abstehen und
durch eiförmige hellbraune Samen. — M. coerulea (L.) hat steif
aufrechte Stengel mit breiten elliptischen Blättern, die Kelchzähne
überragen die halbe Länge der Krone, die Hülsen der dicht ge-
drängten und kugeligen Fruchttraube stehen ähnlich wie bei Carez
flava radial nach allen Richtungen ab, zeigen eine gelblich-weisse
Farbe, sind blasig aufgetrieben, fast kugelig und in einen schief
abstehenden aber nicht geschweiften Schnabel plötzlich zusammen-
gezogen und enthalten rundlich-nierenförmige schmutzig dunkel-
braune Samen.) — An den Böschungen der Wege und Dämme,
auf Schuttplätzen und Viehweiden, in den Gräben längs den Eisen-
bahndämmen auf salzauswilternden grasigen Plätzen in der Nähe
von Sümpfen. Am Saume des mittelung. Bergl. in der Brindza bei
Hatvan und insbesonders häufig bei Ofen zwischen dem Stadtmaier-
hofe und alten Friedhofe, dann am Festungsberge und bei den Bit-
tersalzquellen südlich vom Blocksberge, weiterhin bei Promontor,
Hamsabek, Seregely und Degh. Auf der Kecskemeter Landh. bei
Soroksar, Monor und Pilis. — Tert. diluv. und alluv. Lehm- und
Sandboden. 95—190 Met.
Melilotus ceoerulea (L.) — Sehr selten gebaut in Bauerngärten und Wein-
gärten bei Ofen. Noch seltener und vorübergehend verwilderte Exemplare in
der Nähe solcher Kulturstätten.
414. Melilotus dentata (W.K.) — Auf sumpfigen Wiesen und
in sumpfigen Gräben an den Strassen- und Eisenbahndämmen. Am
Saume und in den Thälern des mittelung. Bergl. bei Csenke und
Muszla westlich von der Granmündung, bei Csev zwischen Gran
und P. Csaba, bei Set. Andrae und Krotendorf und nächst der
Pulvermühle bei Altofen, zwischen dem Blocksberg und den Bitter-
salzquellen bei Ofen und auf den sumpfigen Wiesen, welche sich
in der Thalmulde von Budaörs nach Promontor zur Donau er-
strecken. In der Stuhlweissenburger Niederung in der Särviz. Auf
der Kecskemeter Landh. bei Pest und Ullö und auf der Puszta
Bessenyö bei Nagy Körös. In der Tiefebene bei Egyek an der Theiss.
— Tert. diluv. und alluv. Lehm- und sandiger Lehmboden. Scheut
auch nicht den salzauswitternden Boden. 80—200 Met.
415. Melilotus macrorrhiza (W. K.). — In kleinen Sümpfen
und in feuchten Gräben an der Strasse, welche über das hügelige
tert. Vorland des Bihariagebirges von Grosswardein nach Belenyes
führt bei Venteri und Lasuri. — Nach Sadler auch auf der
Kecskemeter Landh. im Geb. der Pester Flora. — An den Lokali-
täten, an welchen ich diese Melilotus-Art im Gebiete sammelte,
zeigte sich der Boden nicht salzig und das Substrat war dort ein
tertiärer Lehmboden. Sadler gibt dieselbe „in palustribus et fossis
praesertim locis salsis* an. 95—220 Met.
389
416. Melilotus palustris (W.K.). — (Unterscheidet sich von
M. maerrorhiza (W.K.) nicht, wie gewöhnlich angegeben wird,
nur durch die linealen schmäleren undeutlich gesägten oder fast
ganzrandigen Blätter, sondern auch noch durch eine Reihe ande-
rer sehr ausgezeichneter Merkmale. Die Blüthen und Früchte der
M. palustris sind in allen Theilen kleiner als jene der M. macrorr-
hisa; die beiden oberen Kelchzähne der ersteren sind fast doppelt
so lang als die drei unteren, während bei M. macrorrhiza alle 5
Kelchzähne gleich lang erscheinen; die Hülsen des M. palustris
sind 4”® lang, erscheinen verkehrteiförmig, kaum verzogen, sind
mit einer gerade vorgestreckten Stachelspitze gekrönt und an
der Basis plötzlich in ein Stielchen zusammengezogen, welches
kürzer als die Kelchröhre ist. Die Hülsen der M. macrorrhiza da-
gegen sind 6”” lang, erscheinen stark verzogen, fast rhomboidisch,
sind mit einer schiefstehenden Slachelspilze gekrönt und an der
Basis allmälig in ein Stielchen verschmälert, welches so lang als
die Kelchröhre ist.) — Sehr selten und von mir im Gebiete nur
zwischen Röhricht auf der Csepelinsel unter Pest beobachtet. —
Alluv. Sandboden. 95 Met.
417. Melilotus offieinalis (L.). — Im Gerölle und Sande der
Flussufer, in Schottergruben, an den Böschungen der Dämme
und Hohlwege, in Strassengräben und auf Aeckern, selten auch
auf Wiesen. Durch das ganze Tielland bis an die Thalmündungen
am Rande des Berglandes. Paräd, Gyöngyös, Waitzen, Gran, Stuhl-
weissenburg, Ofen, Pest, Czinkola, Steinbruch, Soroksar, T6 Almas,
Boldog Käta, Szt. Märton Käta, Jäsz Apäli, Monor, Pilis, Czegled,
Szolnok, Ujväros, Tegläs, Debreczin, Ecsed, Grosswardein, — Tert.
diluv. und alluv. Lehm- und Sandboden. 75—160 Met.
418. Melilotus alba Desr. — An gleichen Standorten wie
die frühere Art. Paräd, Wailzen, Csenke, Näna, Gran, Sct. Andrae,
Ofen, Margaretheninsel, Csepelinsel, Pest, Soroksar, Nagy Körös,
Nyir Bätor, Nagy Kallö, Vallay, Grosswardein. — Tert. diluv. und
alluv. Lehm- und Sandboden. 75—160 Met.
—
Phytographische Fragmente.
Von Dr. Ferdinand Schur.
LV,
Lepidium perfoliatum L.
Im Jahre 1867 ungemein zahlreich um Wien, z. B. im Prater
zwischen der Hauptallee und dem Schüttel, längs der Ringstrasse,
vor der Heumarktkaserne, an den Eisenbahndämmen vor der Favo-
riten-Linie, an den Ziegelöfen bei Laa u. Ss. w,
29
Oesterr. botan. Zeitschrift. 12. Heft. 1868,
390
LVI.
Arabis sagittata DC. Koch syn. ed. 2. p. 42. —= A. hirsuta
ß. sayittata Neilr. Fl. von Wien p. 479. — A. longisiliqua W allr.
— Arabis planisiliqua Pers. = Turritis sagittata Bertol.
In prächligen 3 Fuss hohen Exemplaren auf Moorwiesen bei
Moosbrunn, auf der Wiese zwischen der Hauptallee und dem Thier-
garten im Prater (kleinere Exemplare) im Bette des Alserbaches
bei Weinhaus. Juni, August 1867.
LVI.
Eruca sativa Lam. fl. franc. 2, 496. = Sinapis Eruca Röhl D.
Fl. 2, 360. = Brassica Eruca L. sp. 952.
Kommt in Ungarn und Siebenbürgen auf Aeckern und an
Wegen vor, und hat sich jetzt auch in der Flora von Wien ge-
zeigt, z. B. auf der Wiese von der Hauplallee rechts mit Bunias
Erucago, Raphanistrum, Sinapis-Arlen u. s. w. Juni 1867 noch
nicht in Früchten.
In Siebenbürgen habe ich Eruca sativa zwischen Dobra und
Deva in riesigen Exemplaren gefunden und damals mil einer Sir apis-
Art verwechselt. — Wurde auch bei Hermannstadt von mir beob-
achtet, aber nicht gesammelt und ist daher bei Bearbeitung meiner
Enumeralio übersehen worden. Sie ist daselbst p. 60 hinter Sinapis
einzuschalten !
LVIN.
Melanosinapis communis Spenn. = Sinapis nigra L. Brassica
nigra Koch syn. ed. 2, p. 59.
Im Jahre 1867 um Wien sehr häufig, z.B. im Prater längs
der Ringstrasse, auf den neuen Anschüllungen, von der Sladi gegen
die Rossau, vor dem Stadtpark. Juni, August.
LIX.
Sinapis orientalis L.—=(S. Schkhuriana Rehb. = S. orientalis
Murr. = Rhamphospermum orientale Bess. En. n. 1623.) = $. ar-
vensis var. Aucltor. plurim.
Auf unbebauten Plätzen: auf den neuen Anschüllungen längs
der Ringstrasse in Wien, im Prater auf der Wiese rechts von der
Hauptallee, vor der Taborlinie u. s. w., im Jahre 1867 sehr häulig.
Juni, August.
Obschon diese 8. orientalis L. als von S. Schkhuriana und
orientalis Murr. verschieden betrachtet wird, so muss ich nach
meiner Untersuchung dieselben doch für identisch mit jenen hal-
ten, da die angegebenen Unterscheidungsmerkmale mir nicht hin-
reichend erscheinen, um darauf eine Artverschiedenheit zu begrün-
den. — Rehb. exc. p. 693 macht bei Sinapis die Abtheilung c.
„rostro conico aspermo* und dennoch haben S. arvensis und orien-
391
falis, welche dazu gezählt werden, Schoten, welche auch im
Schnabel 1—?2 Samen tragen, was freilich erst bei der vollkom-
menen Reife hervortritt. Indessen findet man auch auf einer und der-
selben Pflanze Schoten, bei denen der Schnabel samenlos ist. —
Sinapis arvensis ß. orientalis Koch in Linnaea XV, p. 252 und in
Ledeb. fl. Ross I. p. 268 und 269 var. £. siliquis retrorum hispi-
dis gehören gewiss hieher. — In meiner En. pl. Transsilv. habe
ich, der herrschenden Meinung folgend, $S. Schkhuriana und S.
orientalis Murr. als var. von S. arvensis L. behandelt, was aber
gewiss nicht richtig ist, wenigstens spricht die hier beobachtete
Pllanze gegen meine frühere Ansicht.
LX.
Sisymbrium austriaeum Jacq.!)
Kommt im Garten des k. k. Theresianums auf und an Mauern
wildwachsend oder verwildert vor, vermehrt sich durch Ausstreu-
ung seines eigenen Samens und gedeihet recht üppig, während es
auf dem Bete sich nicht erhält, dieses gern verlässt, und in der
Umgebung freiwillig sich ansiedelt, eine Erscheinung, welcher
in den Gärten mehr Aufmerksamkeit gewidmet werden sollte.
LXI.
Sisymbrium IrioL. var. hirtum. — S. Pseudo- Columnae Schur.
Caule foliis pedunculis calyceque piloso-hirtis, pilis patentibus,
siliquis longissimis tenuissimis glaberrimis. — Speeimina gracilia
subramosa 12—15 poll., foliis opacis, floribus vitellinis, siliquis
juniorihus flores superantibus.
Im Prater auf der Wiese an der Hauptallee; auf der Erhöhung
vor dem Kolowratgebäude mit Kochia Scoparia gemeinschaftlich,
aber auf beiden Standorten einzeln und kümmerlich. 15. Juli 1867,
— Wegen der bedeutenden Behaarung unserer Exemplare wurde
ich veranlasst, dieselbe von dem echten $. Irio L. zu sondern und
als dem S. Columnae näher stehend zu betrachten, denn wenn es
Thatsache ist, dass $. IrioL. gänzlich kahl sein müsse; was aber
schon Neilreich in der Flora von Wien p. 486 in Abrede stellt,
so kann unsere Pflanze entweder nicht das echte $. Irio L. sein,
oder wir haben von diesem, wie von S. Columnae L., zwei For-
men zu unterscheiden. Das siebenbürgische S. Irio ist glalt, oder
besser kahl, ebenso die Pflanze, welche ich 1830 auf dem alten
Zeughause in Berlin beobachtet habe. — Die glatte Form ist $.
Irio Willd.
1) Wurde von Professor Reuss im Juni d. J. im Prater gesammelt.
4 Anm. d. Red.
—a
293
Die mikroskopischen Präparate
des
Dr. Johannes Grönland in Paris,
Die Anwendung des Mikroskops ist mit allen jenen Gebieten
der Botanik, auf denen es sich um Feststellung von Formen han-
delt, eine so wichtige geworden, dass dieses Instrument nicht nur
für histologische und physiologische, sondern auch für morpholo-
gische und selbst systematische Studien ein unentbehrliches Hilfs-
mittel geworden ist. Die Kenntniss der mikroskopischen Unter-
suchungsmelhode ist heule geradezu eine Vorbedingung für das
wissenschaftliche Studium der Botanik. Wenn es nun heule ein
Leichtes ist, ein gutes Mikroskop und alle zugehörigen Nebenappa-
rate durch Kauf zu er werben, so sind hiermit noch nicht alle Vor-
bedingungen für erfolgreiche mikroskopische Studien erfüllt. Es fehlte
bis jetzt an wissenschaftlich brauchbaren käuflichen botanisch-mi-
kroskopischen Präparaten. Was durch Tausch von Privaten und
Gesellschaften an mikroskopischen Objecten erworben werden kann,
kömmt Vielen, namentlich Anfängern nicht zu Gute. Gute käufliche
Präparate sind eben eine Nothwendigkeit, es hat sich der Werth
derselben auf dem Gebiete deı Histologie des Thieres, wie die
Verbreitung der ausgezeichneten Präparate von Prof, Frey in Zü-
rich u. A. lehrt, vortrefflich bewährt.
Unter so bewandten Umständen begrüsste ich die Arbeiten
des Herrn Dr. Grönland in Paris (13 rue Guy-de-Labrosse),
welche ich zur Zeit der letzten Ausstellung genau kennen zu
lernen Gelegenheit hatte, mit innigster Freude. Dr. Grönland ist
dem botanischen Publikum durch einige interessante wissenschalt-
liche Untersuchungen bekannt; seine wissenschaftliche Befähigung
zur Anfertigung von Präparaten, die wissenschaftlichen Zwecken
dıenen sollen, steht ausser aller Frage. Zudem besitz Grönland
eine aussergewöhnliche manuelle Geschicklichkeit und, wie ich
beim Besuch seines Ateliers fand, einen so vollendeten Apparat
zur Durchführung aller einschlägigen Arbeiten, dass alle Vorbe-
dingungen erfüllt sind, die an das genannte Unternehmen gestellt
werden können.
Schon bei Abfassung meiner Referate für den offiziellen
österreichischen Bericht über die letzte Pariser Ausstellung, war
ich in der angenehmen Lage, auf das Verdienstliche des Grön-
land’schen Unternehmens aufınerksam machen zu können. Nunmehr
kann ich hinzufügen, dass Hr. Grönland mit dem neuerfundenen
Rivet’schen Mikrotom , das wohl nur im Besitz weniger Personen
sich befindet, arbeitet, welches nicht nur wie andere ähnliche Ap-
parale zur Herstellung grosser Holzdurchschnitte angewendet
werden kann, sondern von Grönland’s geschickter Hand zur An-
393
fertigung von Durchschnitten durch Stengel, Blätter etc. dient,
welche Schnitte nicht nur eine grosse Fläche besitzen, sondern
auch in allen Details überaus deutlich sind.
Die Präparate des Hrn. Dr. Grönland sind in der äusseren
Ausstaltung den bekannten Bourgogne’schen Objecten völlig gleich.
Sie können von Grönland direct bezogen werden. Doch befinden
sich selbe auch in Kommission bei Herrn Lenoir in Wien.
Grönland wird demnächst eine Liste aller Präparate, die
von ihm bezogen werden können, veröffentlichen. Ich werde gleich
nach Erscheinen der Liste, durch eine gülige Zusage des Dr.
Grönland in der Lage sein, selbe der geehrten Redaktion zum
Abdruck übergeben zu können. Indess erlaube ich mir schon jetzt
auf einige treflliche Objekte aufmerksam zu machen, die sofort von
Grönland bezogen werden können.
Durchschnitte durch die Oberhaut und Spaltöffnung von Aloe
variegata, A. trigona und A. maculata; Durchschnitt durch das
Ovarium von Yucca filamentosa; Blüthendiagramm von Passiflora
racemosa; Sporangien, Sporen und Elateren von Aneura pinnati-
fida und von Radula complana; Quer- und ‚Längsdurchschnitte
durch den Stamm von Clematis vitalba, Ruscus aculeatus, Lundia
cordata und Pteris aquilina.
Wien, den 14. November 1868.
Prof. Dr. Julius Wiesner.
Correspondenz.
Wien, den 27. Oktober 1868.
In Nr. 10 Ihrer Zeitschrift waren Sie auch so freund-
lich des Organs der Gartenbaugesellschaft, jedoch bezüglich der
Klier’schen Aufzeichnungen mit einigen Bemerkungen zu ge-
denken, welche zu folgenden Erwiederungen Veranlassung bieten.
Zuvörderst scheint der im u. s. w. enthaltene Hauptgrund für das
Weglassen, des die Geschichte der Gartenbaugesellschaft Betref-
fenden, dass „ohnehin die im Jahre 1864 erschienene
Darstellung des Entstehens und Wirkens der Gesell-
schaft eine erschöpfende Uebersicht des Wissenswür-
digsten enthält“ um so ausreichender, als unter den „authen-
tischen Daten“ die Mittheilungen, welche Klier selbst zur
Ergänzung des aus den Protokollen und Gesellschaftsverhandlun-
gen Ersichtlichen gemacht hatte, vollkommene Berücksichtigung
fauden, es würde demnach dieser Theil seiner Biographie nur
bereits Bekanntes und Veröffentlichtes gebracht haben müssen. Die
Weglassung anderer — rein subjektiver — Anschauungen und Ur-
theile aber ist durch die der Redaktion unbeschränkt einge-
räumte Gruppirung der Form gerechtfertigt, welche von den „mit
394
den Intentionen des Nachlassers* wohl am meisten vertrauten
nächsten Verwandten des Verblichenen und Erben gestattet
wurde und die übrigens wohl erst nach Abdruck des Gesammt-
aufsatzes eine Beurtheilung oder Aburtheilung von andern dem
Verstorbenen nahe gestandenen Freunden zulässt ?).
Für die Redaktion des Gartenfreundes
Joseph Bermann.
Stein a. d. Donau, am 24. Oktober 1868.
Im Laufe des vergangenen Sommers, kurz vor meinem Ab-
gange von Aistershaim, entdeckte ich in einem Strassengraben
zwischen Cardamine amara L. und Cardamine silvatica Lk.,
welche dort massenhaft wuchern, eine von diesen beiden verschie-
dene, gleichfalls in bedeutender Menge. welche sich bei genaue-
rer Untersuchung als ein Bastari aus den obgenannten Stamm-
eltern herausstellte. Auch Professor Kerner, dem ich die
Pflanze mittheilte, sprach sich in diesem Sinne aus. Abgesehen von
den kleinen, nur 3—4"= langen, auf C. silvatica deutenden Blu-
menblättern, scheint auch die geringere Länge der Schotenstiele für
eine Abstammung von dieser Art zu sprechen. Den deutlichen die
Schote krönenden 2”= langen Griffel, sowie die Blätter hat meine
Pflanze wieder mit Cardamine amara gemein. K. Keck.
Ns. Podhragy, am 15. November 1868.
Es ist mir höchst auffallend, dass unser Ranunculus Steveni
v. angustisectus (welchen mir voriges Jahr Herr Neilreich da-
für bestimmte) nur entweder an alten Maulwurfhügeln, oder an
quelligen Abhängen, wo die durchnässte Erde oft herabrutscht, ge-
funden werden kann. Nur einmal fand ich ihn auf einem Acker,
und zwar an der Randfurche, welche von einer Wiese abgeackert
wurde. Ich vermag unseren R. Steveni v. angustisectus vom R.
acris durch nichts anderes, als einzig und allein durch den mehr
oder wenigerlangen Wurzelstock zu unterscheiden. Wäre es nicht
möglich, dass R. acris durch theilweises Bedecken des Stengels
mit feuchter Erde, gezwungen wird Wurzelfasern aus dem, nun
unter der Erde sich befindenden Stengel, zu treiben? Dagegen
ist unser Ranunculus Frieseanus eine herrliche Pflanze und hat
eine ganz andere Tracht als R. acris. Die Wurzelstöcke sind lang
(ich besilze ein Exemplar, dessen Wurzelstock klein fingerdick
und 6 Zoll lang ist), reich mit starken, fleischigen Fasern besetzt.
Eine weitere interessante Pflanze ist Potentilla collina Wib., die bei
Mnesice unweit von Wag-Neustadil an einem Ackerrande in grosser
1) Zu oben refusirten Bemerkung (Oest. botan. Zeitschrift 1868, S. 334)
glaubten wir uns berechtigt, theils in Erinnerung mehrfacher mündlicher Aus-
lassungen des Herrn Klier, theils in Folge brieflicher Mittheilungen desselben,
welche wir bewahren und je nach Umständen vielleicht als Epilog zu den
Rückblicken des Gartenfreundes veröffentlichen werden. Die Redact.
395
Menge wächst. Ich sammelte sie Ende Mai und Anfangs Juni, Einige
Exemplare, die ich in meinem Garten versetzt habe, sind leider zu
Grunde gegangen. Was ich vor einigen Jahren für P. collina
hielt, und sie auch bei St. Tura im Neulraer Komilat, dann bei
Halurice gefunden zu haben glaubte, war nichts anderes, als P.
argentea, schwächer behaart und mit am Rande nicht umgerollten
Blättchen. Noch im Oktober ist es eben keine Seltenheit, solche, an
P. collina erinnernde Exemplare der P. argentea an Ackerrändern
und an Wegen anzutreffen. — Von Hierucium pratense Tausch,,
ohne Ausläufer, sammelte ich an einer steinigen, trockenen Stelle
eines Obstgartens im Mai. Einige junge, noch nicht blühende
Pflänzchen pflanzte ich in meinen Garten. Dort haben sie nicht nur
im August reichlich geblüht, sondern trieben auch unterirdische
und beblätterte Ausläufer, J.L.Holuby.
Athen, den 20. Oktober 1868.
Unsere Erndten sind mit Ausnahme der der Oliven alle be-
endet und im höchsten Grade glücklich ausgefallen, ja für die Be-
sitzer von Weingärten nur zu glücklich, denn die Menge des
Mostes drückte dessen Preis so herab, dass jene kaum die Erhal-
tungskosten ihrer Kulturen herausschlagen. 2'/, Okka Weinmost,
d. i. 2 Mass werden mit 10—15 Lepta (2?—3 kr.) bezahlt. Um
doch einigen Gewinn zu erzielen, dampfen viele Erzeuger den
Weinmost zu einem Syrup ein, welcher die Okka zu 1—2 Drach-
men verkauft und zur Konservation verschiedener Früchte benützt
wird, wobei er die Stelle des Zuckers verlrilt. Aber auch als
Nahrungsmittel, als Beispeise zu Brod, Nüssen und Mandeln dient
dieser Syrup. Uebrigens sind alle unsere Früchte im Preise ge-
fallen. So kostet eine schöne Orange 10 Lepta, 2—3 Citrenen
kosten 5—10 Lp. Alle anderen Früchte werden meist nach dem
Gewichte verkauft. Die besten Birnen von der Insel Skyros kosten
die Okka 30—40 Lp. Aepfel, alle jedoch in schlechten Sorten,
werden mit 20 Lp. bezahlt. Gute Sorten müssen aus Triest einge-
führt werden, denn bei uns wollen die Aepfelbäume nicht ge-
deihen und selten tragen sie Früchte, die nicht wurmslichig wer-
den. Pfirsiche und Aprikosen kosten 15, 30—50 Lp., Weintrauben
5—30 Lp., Wassermelonen 10 Lp., Zuckermelonen 20—40 Lp.,
Nüsse 40—50 Lepta die Okka, Früchte, die eingeführt werden,
sind alle theuer, besonders Datteln aus Egypten, welche mit 1 bis
1!/; Drachmen und Pistacien, die mit 2—3 Dr. pr. Okka bezahlt
werden. Billiger sind Erdmandeln (Cyperus esculentus) ebenfalls aus
Egypten, welche ein gewöhnliches Trinkglas voll zu 10 Lp. ver-
kauft werden. Haselnüsse kommen aus Konstantinopel und vom
Berge Athos, sie kosten 40—50 Lp. die Okka. Kirschen und Weich-
seln kosten 60—80 Lp. Kastanien werden alle von Kreta und aus
dem Pelopones gebracht und zu 40-50 Lp. verkauft. Am theuer-
sten sind die Erdbeeren, welche im Garten gezogen werden und
von denen die Okka 4—10 Drachmen kostet. Die wilde Erdbeere
396
findet sich im Pelopones selten , häufig jedoch um Konstantinopel.
Die Früchte von Cornus mas (Krania) werden nur um Konslanti-
nopel und Smyrna gesammelt. Man verkauft sie glasweise zu 10
bis 15 Lp. Die Feigen kosten 30—40 Lp., die Frankosykä (Kaktus-
früchte) 20—30 Lp., Maulbeeren weisse 30-50 und schwarze 10
bis 15 Lp., prächtige Granatäpfel 40—60Lp. die Okka. Zum nähern
Verständniss dieser Preise bemerke ich, dass 1 Okka — 2!/, Pfund,
1 Drachme — 25 Kreuzer und 5 Lepta — 1 Kreuzer sind. —
Wenn Früchte zu faulen beginnen, so geben die angegriffenen
Theile einen unangenehmen bittern Geschmack. Ich presste den
Saft von faulenden Zuckermelonen, Pfirsichen und Aprikosen aus
und dampfte ihn bis zur Trockene ab. Dieses Extrakt mit Weingeist
oder Aether digerirt lässt den bittern Stoff, welchen ich Carpo-
pierin (Fruchtbitterstoff) nenne, im reinen Zustande gewinnen.
X. Landerer.
XLII. Versammlung
deutscher Naturforscher und Aerzte.
Die 42. Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte
tagte vom 18. bis 24. September in Dresden. Die Aufnahme, wel-
che die Theilnehmer dort von allen Seiten gefunden, muss eine
über alle Massen freundliche gewesen sein, lobend sprechen sich
Alle darüber aus: wäre die Versammlung nicht schon ihren Prin-
cipien nach zum Wandern bestimmt, Dresden hätte, wie wenige
Städte, Chancen wiedergewählt zu werden.
Von österreichischen Botanikern nahmen an der Versammlung
nur Regierungsrath Fenzl, Prof. Leitgeb und Kustos Reichardt
Theil; von bekannten Namen führen wir sonst noch an: Bail, Alex.
Braun, Cohn, Famintzin, Göppert, Hallier, Hampe, Hass-
karl, Maximovicz, Karl Müller, Schleiden elec. etc.
In den allgemeinen Versammlungen sprachen von Botanikern
nur Prof. Hallier und zwar in der zweiten, „über die Parasiten
der Infektionskrankheiten.“
Böhm machte vor dreissig Jahren schon die Entdeckung
kleiner Organismen im Darme der Cholerakranken. Lange blieb
diese Beobachtung fast unberücksichtigt, weil jene Organismen zu
den schon im vorigen Jahrhunderte bekannten aber erst durch
Ehrenberg genau untersuchten, bald zu den Infusorien, bald zu
den Pilzen und Algen gerechneten sogenannten Bacterien und Vi-
brionen gehören. Zahlreiche Forscher beschäftigten sich in der
neuesten Zeit mit ihnen, weil sie, in gährenden und putriden Mas-
sen, wie in pathologischen Flüssigkeiten und Materien vorkommend
immer allgemeines Interesse erregten. Der Grund, dass diese Or-
ganismen, bis vor Kurzem ihrer Herkunft nach unbekannt blieben,
397
ist die Gewohnheit, jedes neu aufgefundene Wesen ohne Kenntniss
seiner Herkunft in Species und Genera zu ordnen. Nach den Vor-
arbeiten von Pacini, Klob, Thome, Pasteur, Davaine, Be-
champ und unzähliger anderer gelang es zu zeigen, dass diese
Organismen nichts selbstständiges, sondern lediglich die niederen
Entwicklungsstufen von Pilzen sind. So gelang es für 16 Infek-
tionskrankheiten den Nachweis des konstanten Vorkommens solcher
Zellen zu zeigen, aus denen sich jedesmal ein bestimmter, für die
betreffende Krankheit charakteristischer Pilz ziehen lässt, so z. B.
bei Cholera, Darmtyphus, Hungertyphus, Masern, Ruhr, mehreren
Krankheiten der Hausthiere u. s. w. Ob der Parasit diese Krank-
heit verursache, kann zur Zeit nicht beantwortet werden. Lehr-
reich für die einzuschlagende Methode ist die Krankheit der Sei-
denraupe, weil bei dieser nachgewiesen werden kann: 1. dass
trotz zahlreicher, zum Theil grosser disponirender Momente, der
Parasit die einzige Ursache der Krankheit ist; 2. dass von ihm die
Erblichkeit der Krankheit und 3. dass von ihm das epidemische
Auftreten derselben bedingt werde.
Die Sitzungen der Sektion für Botanik und Pflanzenphysio-
logie fanden im Hörsale im botanischen Garten statt; als Einführer
fungirte Hofrath Reichenbach, als Lokalsekretär Hofgärtner.
Neumann; letzterer wurde in den Sitzungen am 22. durch Dr.
Reichardt vertreten.
Die Sektion einigle sich in den Beschlüssen, dass für jede
Sitzung ein anderer Vorsitzender gewählt werde, und dass kein
Redner ohne besondere. Genehmigung Maniger als 15—20 Minuten
sprechen dürfe.
Sitzung am 19. September, Hofrath Reichenbach im Vorsitze.
Prof. Schultze-Schultzenstein sprach über die Lebenssaft-
gefässe der Pflanzen (vasa laticis) mit Beziehung auf die neueren
Beobachtungen von Trecul und Dippel; Redner bespricht die
ältere Literatur über diesen Gegenstand und führt aus, dass die
seiner Theorie entgegenstehenden Ansichten von Schacht und An-
deren, durch ungünstige Präparalionsweise entstanden seien. Er
hält dann, namentlich gegenüber den Meinungen von Trecul und
Dippel, seine ältere, auf vielfache Beobachtungen und geeignete
Präparation seiner Objekte mittelst Maceralion im Wasser, gestüzle
Ansicht aufrecht, dass die Pflanzen ohne Ausschluss der Aroideen,
die von ihm Lebenssaftgefässe genannten Organe besitzen und durch sie
eine Cirkulation des Safles vermittelt wird. — Dr. Nitsche spricht
über Apocynum androsaemifolium und weist den Vorschlag ab,
mittelst dieser Pflanze Stubenfliegen zu fangen, da nicht diese, son-
dern nur kleinere Fliegenarten dadurch festzuhalten sind. — Dr. Bail
macht hierauf mehrere Mittheilungen über Pilzverwandlungen. Das
massenhafte Hinsterben der Eulenraupe Noctua piniperda wurde
durch einen Pilz Empusa herbeigeführt; auf der von der Raupe
sehr verheerten 22.000 Morgen umfassenden Tuchner Haide ge-
langten nur sehr wenige Exemplare zum Verpuppen. Die Meta-
398
morphose der Pilze betreffend, spricht sich Redner über die zwi-
schen ihm und Hoffmann, de Bary endlich dem anwesenden
Prof. Hallier streitigen Ansichten aus. Nach seinen Beobachtun-
gen ist ihm das Hervorgehen von Penicillium aus Mucor zwei-
fellos, der umgekehrte Vorgang und die Zusammengehörigkeit
beider wahrscheinlich. Die von Hallier angenommene Ver-
wandInng von Micrococcus und Hefe hält er für nicht erwiesen
und empfiehlt dringend mit Vorsicht auf dem wichtigen Gebiete
der Mikologie vorzugehen. — Prof. Hallier ergreift mehrmals
das Wort zu sachlichen und persönlichen Bemerkungen und Prof.
Famintzin bemerkt, dass de Bary in seinen Entgegnungen ge-
gen Dr. Bail die von Letzterem angewandte Methode nicht habe
gutheissen wollen. — Von Dr. Bail wird eine Monstrosität einer
Rapspflanze mit vierklappigen Schoten vorgezeigt. — Prof. Jessen
macht Mittheilung von einem Verfahren nach Prof. Schulz in
Rostock durch Anwendung von Kocksalzlösung mit 4%, Salzsäure
die Konstruklion des Stärkemehlkernes zu erkennen und spricht
über das bei Callistemon vorkommende Fortwachsen der Holzbün-
del nach Innen, wodurch sich das Mark verengt.
Sitzung am 21. September. Regierungsrath Fenzl im Vor-
sitze. — Prof. Jessen spricht über Protoplasmaströmungen als
physikalisches Phänomen, Nach seiner Ansicht lasst sich die seit
1776 beobachtete Circulation des Saftes in der Pflanzenzelle als
eine nolhwendige Folge der Endosmose ansehen. Die ganze Zell-
wand ist bei derselben thälig. Bei Valisneria ist die einfachste
Form der Strömungen zu beobachten. Zur Demonstration seiner
Theorie zeigt Redner einen Apparat, welcher aus einer oben und
unten geschlossenen Glasröhre construirt drei durch Membrane ge-
schiedene Zellen bildet, welche mit Lösungen von Oxalsäure, essig-
saurem Kalk und Gummi arabicum gefüllt sind. Den Lösungen
ist fein pulverisirter Bernstein zugesetzt, um sehen zu können, wie
die Strömung in den einzelnen Zellen von unten aufsteigt, oben
umbiegt und in der Mitte hinunter strömt. Die mehrfachen Strö-
mungen lassen sich ohne Schwierigkeit aus der kreisförmigen Be-
wegung des Zellsaftes herleiten, welche durch die eigenthümliche
Stellung des Zellkerns und das Entstehen von Tochterzellen hervorge-
rufen wird. Auch diese kr eisförmige Strömung vermag der Vortragende
im Apparat durch Konstruktion eines künstlichen Kernes zu de-
monstriren. Der Ansicht Vieler, dass sich im Innern der Zelle ohne
besondere Wandungen, Flüssigkeiten ausscheiden können, tritt Red-
ner entgegen und wird dabei durch Prof. A. Braun unterstülzt.
— In der hierauf eröffneten Diskussion macht Prof. Binz aus Bonn
auf die Schwierigkeit aufmerksam, eine andere Protoplasmabewe-
gung, nämlich die der Amöben und weissen Blutkörperchen, nach
den eben gehörten Grundsätzen zu erklären. Dieselbe gebe in
ihrem Wesen genau das Bild von den Strömungen in den Pflan-
zenzellen und doch seien die zu Grunde liegenden physikali-
schen Bedingungen sehr verschieden von jenen des demonstrir-
399
ten Apparates. Auch scheine es interessant zu erproben, ob in
ihm verschiedene Agenlien verschiedene Wirkungen hervor-
riefen, wie diess an den weissen Blutzellen der Fall sei, ob
insbesondere die Kohlensäure dieselbe hemmende, der Sauerstoff
dieselbe erregende Wirkung auf jene künstliche Strömung darbiete.
— Prof. Famintzin glaubt, dass in dem aufgestellten Apparale
Strömungen auch ohne Einfluss der Endosmose wahrzunehmen
sein würden. Diese Ansicht wird auch von anderer Seite unler-
stützt und Prof. Leitgeb ist der Meinung, dass schon Wärme-
einwirkungen allein die dargestellten Strömungen hervorrufen
könnten, so dass durch diese die aufgestellte Theorie nicht er-
wiesen werde. Prof. Jessen gibt zwar zu, dass auch andere Ur-
sachen ähnliche Erscheinungen hervorrufen könnten, bei der von
ihm angewandten Methode diese jedoch nur auf Endosmose zurück-
zuführen seien. — Dr. Reichardt berichtet über die von der
Novara-Expedition mitgebrachten Sporenpflanzen, Er schilderte
kurz die eingeschlagene Route und hob einige weniger gekannte
Orte hervor. Pflanzensammler der Expedition war der spätere
kais. mexikan. Hofgärtner Jellinek. Zum Redakteur des botani-
schen Theiles der zur Veröffentlichung bestimmten Resultate dieser
Weltumseglung wurde Regierungsrath Fenzl ernannt. Der erste
Band „Kryptogamen“ ist im Manuskripte und in den Tafeln voll-
ständig beendet. A.Grunow bearbeitete die Algen, Prof. A.Braun
die Characeen, A. v. Krempelhuber die Lichenen, die Pilze,
Leber- und Laubmoose der Vortragende, die Gefässkryplogamen,
mit Ausnahme der Equisetaceen und Ophioglosseen, dieDr. J. Milde
bestimmte, Prof. Mettenius. Die Gesammtzahl der mitgebrachten
Kryptogamenarten ist 1450, von welchen 102 unbeschrieben sind.
Gegen die Ausbeute anderer Expeditionen ist jene der Novara der
Artenzahl nach die reichste. Das Verhältniss der noch unbe-
schriebenen Arten stellt sich jedoch nur wie 1:14, Der Vortragende
sprach schliesslich die Ansicht aus, dass es überhaupt räthlicher
erscheine, künftig die Expeditionen nur an einzelne weniger be-
kannte Punkte zu senden, sie aber daselbst länger verweilen zu
lassen, um an Ort und Stelle Untersuchungen über Morphologie,
Entwicklungsgeschichte, Biologie, physiologische, anatomische und
pflanzengeographische Verhältnisse anstellen zu können. — Dr. Ed.
Strassburger referirte sehr ausführlich aus seiner in den Me-
moires de l’Academie imperiale des sciences de St. Petersbourg
VII. Serie. Tome XII. Nr. 3 abgedruckten aber bisher noch nicht
im Buchhandel erschienenen Abhandlung über die Befruchtung bei
den Farrenkräutern. — Prof. Jessen hebt hervor, dass die Beob-
achtungen des Vortragenden genau mit den von Hartig angestell-
ten über Bildung der Spiralfasern im Zellinnern übereinstimmen.
— Dr. Frank aus Leipzig bespricht die Bedingungen der hori-
zontalen Stellung von Pflanzentheilen; er findet, dass wie die
senkrechte Stellung von Pflanzentheilen durch Sonnenlicht und
Schwerkraft bedingt sei, auch die horizontale Stellung der Zweige
400
dadurch hervorgerufen werde. Jedoch wirken Heliotropie und Geo-
tropie nicht immer posiliv, sondern auch negaliv. Die Zweige von
Polygonum aviculare wachsen, so lange sie im Treiben sind, lon-
gitudinal wagrecht fort, auch wenn man sie aufrichtet, oder nie-
derbeugt. In der Finsterniss geschieht solches dagegen nicht, was
auf negativen Geolropismus schliessen lässt. Bei Tilia Ulmus, Car-
pinus, Fagus, Pinus, Picea etc. krümmen sich ebenfalls senkrecht
aufgerichtete Zweige und wachsen in der Horizontalen weiter. Bei
Verfinsterung bleiben sie jedoch in der Vertikalen, sie verhalten
sich also entgegengesetzt wie ersteres und die Ursache muss in
der Anziehungskraft der Erde gesucht werden. Redner demonstrirt
das Vorgetragene durch Zeichnungen und formulirt schliesslich
das Gesetz über Polarität der beiden Seiten horizontal stehender
Pflanzentheile. — Prof. v. Merklin aus Petersburg macht schliess-
lich einige Bemerkungen zur Anatomie der Gattungen und Arten,
indem er an die fossilen Ueberreste von Pflanzen anknüpft, die
sich in Russland vorfinden, und die nach anatomischen Kennzei-
chen bestimmt sind. Er bemerkt, dass diese Bestimmung jedoch
nur Sicherheit in Bezug auf die Gattungen habe und desshalb nur
von provisorischem Werth sei; er legt das von ihm über diesen
Gegenstand bearbeitete Werk „Palaeodendrologium rossicum* mit
20 Tafeln Abbildungen in Farbendruck vor.
Sitzung am 22. September. Prof. Alex. Braun im Vorsitze.
— Dr. Strassburger schildert im Anschluss an seinen ersten
Vortrag die Entwicklung der Geschlechtsorgane und die Befruch-
tung bei Marchantia polymorpha und weist auf die grosse Ueber-
einstiimmung, die in dieser Beziehung zwischen Marchantia und
den Farrn herrscht. Die Entwicklung der Geschlechtsorgane folgt
in beiden Fällen ganz demselben Modus und auch bei Marchantia
ist im Archegonium eine Centralzelle vorhanden, welche ihren In-
halt als Schleim nach Aussen treten lässt. In diesem Schleime
werden die Spermatozoiden aufgehalten und ihnen so der Eintritt
in das Innere des Archegonium erleichtert. An der Befruchtungs-
kugel ist ein deutlicher Empfängnissfleck zu sehen. Weiter schil-
derte Dr. Strassburger die Bedingungen, unter welchen die Be-
fruchtung bei Marchantia in Grossem vor sich geht, und machte
aufdie schönen Anpassungen aufmerksam, welche dieselben ermögli-
chen. Zum Schlusse besprach er noch näher die Wirkung des durch
die Archegonien ausgeworfenen Schleimes auf eigene und fremde
Spermatozoiden, sein Verhalten gegen andere kleine Wesen schliess-
lich die eigenthümliche Einrichtung, welche den Eintritt der Sper-
matozoiden erleichtert. — Prof. A. Braun zeigte Photographien
verschiedener Blüthenköpfe von Helianthus annuus L. vor, welche
schlagend die Regelmässigkeit der Blattstellung beweisen, an wel-
chen sich ferner ausgezeichnet die Reihenfolge der einzelnen Blatt-
stellungsverhältnisse studiren lässt. Der Vortragende erörlele
ausführlich die einzelnen bei Helianthus vorkommenden Fälle der
Blalistellung, sowohl jene der Hauptreihen als jene der Neben-
40i
reihen berücksichtigend. — Prof. Jessen macht darauf aufmerk-
sam, dass der schwedische Botaniker Silbersträhle bei Helian-
thus eine noch höhere Blattstellung als 233/%,, beobachtet hälte. —
Prof. Leitgeb spricht über die Entwicklung der Antheridien
bei Fontinalis antipyretica. Zu den die Antheridien tragenden
Knospen ist ein Antheridium den übrigen in der Entwicklung im-
mer voraus. Es entwickelt sich direkt aus der Scheitelzelle der
Knospe, indem die Divergenz der Theilwände von 1, in 1/, über-
geht. Die nächsten Antheridien entwickeln sich aus Segmenten,
die noch mit der Divergenz 1, angelegt werden. Die Theilungs-
vorgänge in den einzelnen Segmenten zeigen das Bemerkenswerthe,
dass schon die ersten Theilungen die Differenzirung zwischen Hüll-
schichten und Antheridienkörper einleiten. — An diesen Vortrag
anknüpfend bemerkt der Vorsitzende, dass besonders auf die An-
theridien von Sphagnum Rücksicht zu nehmen wäre. Dr. Strass-
burger erklärt, dass sich nach den Untersuchungen des Prof.
Leitgeb die Entwicklungsgeschichte der Befruchtungsorgane bei
den Lebermoosen mehr an jene der Farren als an die der Laub-
moose anzuschliessen scheine. — Herr Th. Eulenstein legt eine
Reihe von Photographien der neunzehngruppigen Nobert’schen
Probeplatte vor, welche von Dr. Curtis in Washington aufge-
nommen und von Nobert in Baith eingesandt worden waren. Die-
selben zeigen die Linien der 1. bis zur 15. Gruppe durchaus und
über die ganze Breite der Bänder scharf und klar, und es dürfte
die Auflösung der letzteren Gruppe, deren Linien einen Abstand
von Ygooo par. Linie haben, in gleicher Vollkommenheit bis jetzt
mit keinem anderen europäischen Objektiv gelungen sein. Wie
viel dabei auf die richtige Beleuchtung und die Korrektion des
Objektivs ankommt, zeigt sich an anderen mit demselben Objek-
tiv aufgenommenen Photographien der 13., 14. und 15. Gruppe,
die keine Spur der wahren Linien, sondern nur grobe, unregel-
mässige, durch Interferenz entstandene Streifen zeigten, wie sie
auch in der 16., 17., 18. und 19. Gruppe auftreten und die
oft mit den wirklichen Linien verwechselt wurden. Es gehi
hieraus die Wichtigkeit der genannten Momente auch bei deı
Untersuchung organischer Gebilde hervor. Das zur Herstellung
dieser Photographien benutzte Objektiv war ein trockenes Sy-
stem von 1/5 nomineller Brennweite von Powell und Lealanc«
in London. Nach Mittheilung des Dr. Barnard in New-Yorl
und Hodder in Boston, ist die Auflösung auch der 19. Gruppe
mit Objektiven von Spencer und Tolles mitunter gelungen, eine
Leistung, die, wenn sie sich bestätigt, der Therapie widersprechen
würde, dass Linien, deren Entfernung kleiner ist, als die Länge
der kürzesten Lichtwellen überhaupt nicht zur Sichtbarkeit ge-
bracht werden können. — Dr. Rabenhorst ladet zur Subskrip-
tion auf zwei von ihm in Gemeinschaft mit Dr. W. Gonnermann
herauszugebenden Werke, als: Mycologia europaea, mit kurzem
Text versehene Abbildungen aller in Europa bekannten Pilze und
402
die giftigen und essbaren Pilze Deutschlands in naturgetreuen Ab -
bildungen mit sehr erweilertem deulschem Texte.
Sitzung vom 23. September. Geh. Rath Göppert im Vor-
sitze. — Bergschuldirektor Kreischer gibt einige Notizen über
das von ihm beobachtete Vorkommen organischer Strukturen in
der Steinkohle. Er zeigt dergleichen in einem aufgestellten Ap-
parat und erläutert durch Zeichnung die drei in Russkohle gefun-
denen Zellenformen, welche die Gestalten von Stäbchen, Spiral-
gefässen und zahnartigen Lamellen haben. Er hält dadurch die
Ansicht von Medizinalrath Mohs widerlegt, dass alle Steinkohlen
aus Algen beständen und keine Struktur zeigten. Der Vorsitzende
freut sich, durch den Vortragenden seine Ansicht bestätigt zu sehen,
alle Kohlen enthielten Pflanzenstrukturen; die zweite gezeichnete
Form rühre unverkennbar von Araukarien her. — Prof. C. J. Maxi-
movicz spricht über verfrühte abnorme Blüthenöffnung bei eini-
gen Deutzia-Arten. Es sei seines Wissens noch nicht beobachtet
worden, dass eine Blume sich öffnen kann, bevor die Geschlechts-
theile die zur Befruchtung nöthige Reife erlangt haben; diess be-
obachtete er bei Deutzia Sieboldiana Maxim. und bei Deutzia
gracilis Seib. et Zucc.; als Ursache bezeichnete der Vortragende
mit Bestimmtheit anhaltenden Regen mit darauf folgender starker
feuchter Hitze; es sei diess ein klimatisches Phänomen, das nicht
ohne Einfluss auf Erzeugung von Varietäten bei gewissen Pilanzen-
gallungen sein kann, und wenn zunächst auch nur mehr Pflanzen
mit klappiger Knospenlage davon betroffen werden dürften, so sei
es doch fraglich, ob nicht noch andere Familien durch diese Regen -
verhältnisse beeinflusst werden. — Prof. Jessen macht darauf
aufmerksam, dass nach Rochleder das Aufbrechen der Knospen
bedingt sei durch chemische Einwirkungen von Stoffen in den
Knospendecken. — Dr. A. W. Eichler macht mit Rücksicht dar-
auf, dass die Familie der Balanophoreen eine bisher so wenig ge-
kannte sei, auf die von ihm gezeichneten im Sitzungslokale aus-
gestellten Zeichnungen brasilianischer Balanophoreen, aufmerksam.
— Dr. Rees spricht über einige neue oder wenig gekannte Rost-
pilze der Nadelhölzer. Anknüpfend an seine früheren Untersuchun-
gen über den Fichtennadelrost Chrysomyxıa abietis theilt der Vor-
tragende mit, dass ihm die Wiedererzeugung des Pilzes und der
Krankheit durch Aussaaten seiner Sporidien nunmehr wiederholt
gelungen. Obwohl somit die direkte Fortpflanzung dieser Teleuto-
sporenform konstalirt ist, muss gleichwohl noch die Frage ob nicht
ein facultaliver Generationswechse l für dieselbe vorhanden sei, er-
ledigt werden. Der Vortragende untersuchte in dieser Richtung
Phelonitis strobilina deren Entwicklung er kurz beschreibt, dann
ein neues als Aecidium Conorum Abietis vorläufig bezeichnetes
Aecidium auf Fichtenzapfen. Mangelnde Keimfähigkeit der Sporen
machte einen Abschluss der biologischen Untersuchungen dieser
Pilze unmöglich. Es wurden ausserdem Accidium abietinum A.
und S. Aecid. colomnare, Peridermium Pini und elatinum unler-
403
sucht; dabei diejenige Eigenthümlichkeit der Sporenentwicklung
bei den genannten Aecidien (mit Ausnahme von Peridermium Pini)
konstalirt, welche bisher für die Roestelien bekannt war. Diesen
gemeinschaltlichen Charakter der erwähnten Formen glaubt Vor-
tragender dahin interpreliren zu müssen, dass die letzteren in
ähnlicher Weise als geschlossene Aecidiumgruppe einem Teleutospo-
rengenus angehören dürften, wie die Roestelien den Podisomen.
Als die nächst zu berücksichtigende Galtung war dabei Coelospo-
rium genannt. — Prof. Cohn verbreitet sich über die von Prof, Fa-
mintzin mit Beziehung auf Algen und besonders Spirogira auf-
gestellte Theorie über die Einwirkung des Lichtes auf die Bildung
der Stärke und der Farben. Er glaubt nicht, dass das Entstehen
und Schwinden der Stärke mit dem Lichte zusammenhängt. Bei
Cladophora z. B. verschwindet die Stärke auch nach längerer Zeit
im Dunkeln nicht. Vom Lichte abhängig sei allein die Erzeugung
der Kohlenhydrate, ihre Umwandlung dagegen nicht. Redner geht
dann auf das eigentliche Thema seines Vortrages über, auf die
Beziehungen des Lichtes zu den Bewegungen der Zoosporen. Fa-
mintzin habe gezeigt, wie durch das Licht Bewegungen an Chlo-
rophylikörperchen entständen. Auf die Bewegung der Zoosporen
sei der Einfluss des Lichtes ein ganz entschiedener, das Licht sei
aber nicht die Ursache der Bewegung, diese Ursache selbst sei
uns noch unbekannt. Das Licht bewirke nur die Richtung der
Bewegung und zwar durch bestimmte Strahlen. Es sei somit nicht
die Intensität sondern die Richtung des Lichtes von Einfluss auf
jene. Es wirke aber nicht immer positiv anziehend, sondern unter
Umständen auch negativ. Prof. Cohn glaubt, dass der Grund,
warum seine Untersuchungen ein anders Resultat ergeben haben
als Famintzin erlangte, wahrscheinlich in den verschiedenen Me-
thoden der Untersuchung liege; er bediente sich nicht eines Ge-
fässes mit Wasser, sondern eines einzelnen Tropfens; er beschreibt
hierauf, unter Zeichnung an der Tafel den verwendeten Apparat
und weist auf dessen Vortheile hin. — Prof. Famintzin erwiedert,
dass er in allen Punkten seine Meinung aufrecht erhalten, jedoch
gegenwärtig auf eingehende Erörterungen wegen Zeitmangel ver-
zichten müsse. Er bittet Prof. Cohn seine Einwürfe schriftlich zu
wiederholen und will nur einen Punkt widerlegen. Er demonstrirt
wie bei Weinen die freien Stellen der Zellwand von Chlorophyll-
körnern im Dunkeln frei bleiben, im Lichten dagegen an den freien
Stellen der Zellwand das Chlorophyll sich lagert und führt zu sei-
ner Unterstützung die von Boratin gemachten Forschungen an.
— Prof. Cohn dankt für die gegebenen Erläuterungen und glaubt,
dass die trockene Luft bei seinen Untersuchungen nachtheilig einge-
wirkt haben könne, — Dr. Frank aus Leipzig hat die Bewegun-
gen wie Famintzin beobachtet, und führt zur Erklärung der
Differenz an, dass er gefunden, wie junge Pflanzenzellen die Ein-
wirkung des Lichtes befördern, ältere sie aufhalten, und bei ganz
alten sie nicht mehr beobachtet worden sei. Uebrigens verhalten
404
sich auch verschiedene Arten, wie bei Jungermannia verschieden
und bei anderen Untersuchungen hal sich ergeben, dass in ver-
geilten Pflanzen die farblosen Chlorophylikörner dieselbe Bewegung
zeigen. — Prof, A. Braun bemerkt, dass Dr. Kny in Berlin bei
Osmunda ein Gleiches wie Famintzin beobachtet habe; auch bei
Selaginellen verändere sich die Farbe je nach Licht und Dunkel-
heit. Prof. Braun spricht sodann über die Celtis-Frucht. Die ver-
schiedenen Arten von dCeltis sind durch die Blätter schwer zu
unterscheiden. Zur Bestimmung dient der Stein der kirschenähnli-
chen Frucht, dessen Oberfläche ein verschiedenartiges Maschen-
netz zeigt. Die von Beust in Böhmen mit Süsswasser Conchylien
gefundenen und Cyrenella, von Heer Gregie genannten Körper-
chen, sowie die bei Steinhain mit Planormen gesammelten gehören
wie eine ganze Reihe von fossilen Früchten der Tertiärperiode der
Gattung Celtis an; es muss noch dahin gestellt bleiben, ob sie zu
zwei oder mehreren Arten gehören und mit noch lebenden iden-
tisch sind. Die aufgefundenen Früchte bestehen aus reinem Kalk;
auch die Steine recenter Früchte enthalten viel kohlensauren
Kalk, wie die Behandlung mit Salzsäure zeigt. Die Epidermis
der Blätter ist reich an Kieselsänre, das Blatt selbst an Kalk.
Der Vortragende legt noch ein Prachtstück von Leucobryum glau-
cum von der Insel Usedom vor, dem ein Alter von mehr als
30 Jahren zugeschrieben wird. — Zum Schlusse schildert der Vor-
sitzende in eingehender Weise die von ihm entdeckten und durch-
forschten Urwaldreviere bei Johannesberg und Seitenberg in der
Grafschaft Glatz und im Böhmerwalde an der baierischen Grenze.
Sitzung vom 24. September. Prof. Cohn im Vorsitze. —
Prof. A. Braun spricht über die Befruchtungswege der Characeen
und empfiehlt dieselben zur weiteren Beobachtung, insbesondere
die der Nitellen, da die annuellen Arten sich leicht in Glaspo-
kalen aussäen und leicht kultiviren lassen. Er verbreitet sich da-
bei über die Sporen und deren holzartige Hülle bei den Characeen;
demonstrirt einen Durchschnitt derselben, bespricht die vorkom-
menden dunklen und weissen Fruchtkerne; die letzteren enthalten
Stärkemehl und sind wahrscheinlich unbefruchtete Archegonien. In
den Zellen der Sporen finden sich Kalkablagerungen, in jenen der
Körnchen dagegen nicht, wesshalb diese bei fossilen Arten sich
nicht erhalten haben. Auch von der Gattung Nitella finden sich
fossile Sporen nicht. Prof. Braun wendet sich hierauf zur Bul-
billenbildung der Characeen. Er empfiehlt beim Sammeln die un-
teren Pflanzentheile zu beachten, da die Bulbillen charakteristisch
für die Bestimmung der Arten sind. Er legt ferner eine Reihe ein-
gelegter Charen vor und bespricht dieselben. Ferner zeigt. Prof.
Braun Saliz longifolia als junge Samenpflanze und im älteren
Zustande vor. Nach Wichura ist der Pollen der Weiden länger
lebend zu erhalten als der Same derselben. Endlich legt derselbe einen
seltenen Brandpilz Ustilago typhrides vor, den er auf Arundo Phrag-
milis am Strand bei Heringsdorf an der Landungsstelle der Dampf-
405
boote gefunden hat. — Dr. Bail macht einige kürzere Mittheilun-
gen, zu welchen er sich Austausch der Ansichten erbittet. 1. In
Pilzfäden, welche mit einem Ende in einein Wassertropfen nit dem
anderen ausserhalb desselben liegen, hat er eine Saftströmung
beobachtet, welche sich an den Seitenzweigen vorüber nach dem
ausserhalb des Wassers befindlichen Ende bewegt: wird dieses
Ende ebenfalls befeuchtet, tritt eine Rückströmung ein. Redner
führt diese Bewegung auf die rein mechanische Ursache der Ver-
dunstung zurück. 2. Im Innern des Pilzfadens bei Mucor Empusa
und Achlea bilden sich zuweilen ganz besondere abgeschlossene
Zellen, die zu einer aussergewöhnlichen Vegetationsweise bestimmt
scheinen, wie Zellen der niederen Pflanzen unter ungünstigen Le-
bensbedingungen von der regelmässigen Entwicklang abweichen,
3. Glaubt er bei aus einer Raupe gewonnenen Empusa in auffällig
plötzlicher Weise die Entstehung einer Zellenscheidewand wahrge-
nommen zu haben, wie er durch Zeichnung erläutert. 4. Hat der-
selbe im vorigen Jahre bei Danzig an Populus tremula und alba
Zwitterblüthen vorgefunden. Dr. Hampe hat Aehnliches bei einem
Pappelzweige gesehen, der in’s Wasser hing. — Prof. Cohn be-
richtet hierauf, wie er erstens einen Goldfisch mit Achlea infieirt
habe und nachdem dieselbe den Fisch überzogen, Zeuge beim Ab-
sterben desselben gewesen sei, zweitens wie er Myxomycet-
Amöben zu gleicher Zeit mit wirklichen Amöben im Wasser
beobachtet habe. — Schliesslich legt Dr. Reichardt eine Abbil-
dung des Hauses in der Wollzeile in Wien vor, in welchem Karl
Clusius von 1573—1587 gewohnt hat, theilt mit, dass die zool.-
botanische Gesellschaft daselbst dieses Haus mit einer Denkschrift
habe auszeichnen lassen, und wünscht, dass zu Ehren anderer Bo-
taniker an anderen Orten dasselbe geschehen möge.
0 —
Vereine, Gesellschaften, Anstalten.
In einer Sitzung der kais. Akademie der Wissenschaf-
ten am 5. November legte Dr. Jul. Wiesner eine Abhandlung
unter dem Titel: „Beobachtungen über den Einfluss der Erdschwere
auf Grössen- und Formverhälinisse der Blätter“ vor. Der Vortra-
gende hat durch zahlreiche Wägungen und Messungen gefunden,
dass unter sonst gleichen Verhältnissen die Mulde des Blattes eine
desto grössere wird, je mehr sich dasselbe während seiner Ent-
wicklung der verlikal abwärts gekehrten Richtung näherte. Der
Nachweis dieser Thatsache liess sich am leichtesten an schief-
stehenden Aesten mit gegenständigen Blättern führen, an denen
je zwei, dem gleichen Querschnitte des Stammes angehörige Blät-
ter unter völlig gleichen äusseren und Entwicklungsverhaltnissen
30
Oesterr. botan, Zeitschrift 12. Heft. 1868,
406
entstehen, aber verschiedene Neigungen gegen den Horizont be-
sitzen. Auch an Pflanzen mit wechselständigen und wirteligen
Blättern wurde derselbe Nachweis geführt und allgemein gefunden,
dass die der unteren Längshälfte eines schiefstehenden Astes an-
gehörigen Blälter ein grösseres Gewicht aufweisen, als die der
oberen Hällte angehörigen. Diese Erscheinung der Ungleichblätterig-
keit der Zweige kömmt dadurch zu Stande, dass die oberen Blät-
ter bei der Ernährung, der Zellbildung und Gewebsentwicklung
die Schwere zu überwinden haben, diese Processe mithin bei den-
selben durch die Schwere verzögert, hingegen bei den unte-
ren Blättern, bei denen Ernährung und Organisation im Sinne
der Schwere erfolgt, beschleunigt werden. Dem Zustandekommen
der Ungleichblätterigkeit der Zweige in Folge der Schwere arbei-
tet der Heliotropismus entgegen, in Folge dessen die ursprüngli-
chen Neigungsunterschiede der Blätter theilweise oder vollständig
ausgeglichen werden. Durch den Heliotropismus werden die Zweige
häufig in eine gegen den Horizont schiefe Ebene derart gestellt,
dass die Axe des Zweiges senkrecht auf der horizontalen Trace
dieser Ebene zu stehen kömmt. In Folge dieser Lage der Blätter
wird der Zweig völlig gleichblätterig; die einzelnen Blätter dieser
Zweige erfahren aber durch das Zusammenwirken von Hilotropis-
mus und Schwere die Aenderung, dass die abwärts gekehrten
Längshälften mehr an Gewicht zunehmen, als die aufwärts gerich-
teten. Durch diese ungleiche Massenzunahme werden die ihrer
Anlage nach symmelrischen Blätter im geringen Grade symmetrisch
(Fagus etc.) oder es wird die ursprüngliche Asymmetrie der Blät-
ter geändert (Ulmus etc.)
— Die naturwissenschaftllichen Montags-Vorträge haben
am 16. November begonnen. Vorträge von Botanikern finden statt:
Am 7. December von Dr. Reichardt „über Laubmoose;* am
21. December von Prof. Wretschko „über den Mechanismus bei
der Pflanzenbestäubung;* am 8. Februar von Dr. Vogl „über die
Ursachen der Menschenseuchen;* am 15. Februar von Dr. Wies-
ner „über den Einfluss der Schwere auf die Vegetation“ und am
8. März von Prof. Hlasiwetz „über Riechstoffe.“
Oo
Literarisches.
— „Die preussische Expedition nach Ost-Asien.
Nach amtlichen Quellen. Botanischer Theil. Die Tange. Bearbei-
tet von Georg v. Martens.“ Berlin 1866 (eigentlich 1868). 152
Seiten in gr. 8. und 8 Tafeln. — In diesem Werke befindet sich
die Bearbeitung des Materials, welches bei Gelegenheit oben be-
merklter Expedition von Wichura, Richthofen, Schottmüller und v.
Martens, dem Sohne des Bearbeiters, aufgebracht worden. Es ist
gesammelt worden zu Portsmouth, auf Madeira, in dem Sargasso-
407
Meere, auf' Rio Janeiro, am Cap,‘ im vindischen und stillen Ocean
zwischen den Wendekreisen. Bei «der Anordnung. der Forinen
stützte sich der Autor an Kützing. Portsmouth ergab 13, Madeira
20 schon bekannte Formen, das Sargasso-Meer blos Sarg. natans:
Martens verwirft die Angabe von Agardh, dass diese Tange an der
Westküste Amerika’s ihren Standort habe, beharrt vielmehr auf
seiner bereits ausgesprochenen Ansicht, dass ihre Heimath noch
unbekannt sei, wahrscheinlich dürfte letztere an der Ostküste von
Afrika zu suchen sein. Auch Rio und Cap lieferten wenig, dagegen
wurden im indischen und stillen Ocean 185 Algen gesammelt, un-
ter denen 107 aus dieser Oertlichkeit noch nicht bekannt waren
und 23 Arten als neu beschrieben werden. Von diesen gehören
10 Formen dem süssen. Wasser, die übrigen dem Meere an. Bis-
her kannte man, wie aus einer beigegebenen Aufzählung des Autors
ersichtlich, aus obigem ‘Gebiete 36 Süsswasser- und 337 Meeres-
formen. In dem Gebiete des nördlichen China und Japans wurden
5 Süsswasserformen, darunter 2 neue, und 111 Meeresformen ‚ge-
sammelt. Von letzteren waren 81 für das Gebiet neu, 11 noch
nicht beschrieben. Der Beschreibung derselben schliesst sich wie-
der eine vollständige Aufzählung aller in diesem Gebiete bisher
aufgefundenen Arten. Zum Schlusse gibt Martens eine Darstellung
des Nutzens der Tange, namentlich jener, welche den Bewohnern
Ostasiens zur Nahrung dienen. Im Anhange befindet sich ein Ver-,
zeichniss der von E, v. Martens gesammelten nicht zu den: Algen
zählenden Wasserpflanzen.
— Salem ist eine Stadt im Staate Massachussets in Nord-
amerika, welche im Jahre 1860 wenig über 22.000 Einwohner:
zählte. Vom dortigen Essex-Instilute liegen uns die, Verhandlungen
für die Monate Jänner bis Juni 1867 vor. Sie bieten nach ver-
schiedenen Richtungen Interesse. Von botanischen Arbeiten be-
gegnen wir darin einer Flora der Sandwichsinseln von Mann. Wir
finden ferner ein Verzeichniss der Naturforscher von Nordamerika
und den ostindischen Inseln unter Angabe der Naturprodukte, mit,
welchen sie sich beschäftigen, ein wichtiges Hilfsmittel, um den
Verkehr der Naturforscher unter sich zu erleichtern. Wir ersehen
daraus, dass George Peabody, dessen reiche Spenden für die Lon-
doner Humanitätsanstalten gerechtes Aufsehen erregten, 140.000
Dollars zum Zwecke der Beförderung der Kenntnisse der verschie-
denen Zweige der Naturlehre in der Essex-Counly, welcher er
durch Geburt angehört, widmete; leider haben wir aus unserem
Vaterlande Aehnliches nicht zu melden; die Geldaristokraten ver-
gessen eben, dass nicht nur Noblesse, sondern auch richesse oblige.
Endlich sehen wir, wie das Institut Schritte bei der Legislative
unterstützte, damit den wissenschaftlichen Anstalten und öffentli-
chen Bibliotheken der Bezug von Drucksachen erleichtert werde,
und erstere Spiritus zur Aufbewahrung von Naturalien verzeh-
rungssteuerfrei beziehen können. Wer weiss, wie theuer und lang-
sam die Beförderung von Büchern durch den Buchhandel geschieht,
30 *
408
wie hoch sich die Beförderung durch die Post stelll, endlich wie
die Branniweinsteuer den für die Konservirung so vieler Präparale
unenibehrlichen Spiritus vertheuert, wird die Wichtigkeit der un-
ternommenen Schritte zu schätzen wissen.
— Das freie deutsche Hochstift in Frankfurt a/M. veröffent-
lichte vor Kurzem die drei letzten Arbeiten Karl Fr. Schimper’s; sie
sind an die in Frankfurt a/M. tagende Naturforscher-Versammlung
gerichtet, und was die erste bestimmt, in einer der allgemeinen,
die beiden letzteren in den Sektionssitzungen für Botanik vorge-
tragen zu werden. Die erste bezog sich auf die bei einer grösse-
ren Anzahl von Pflanzen ganz verschiedener Familien ermittelte
und unzählige Male konstatirte Eigenschaft der kleinsten Wurzel-
faser, die richtig von der Hauptwurzel gelrennt ist, in Kurzen.
und ganz leicht eine laubkräftige ganze Pflanze zu erzeugen.
Ueber das dabei zu beobachtende Verfahren spricht sich Schi m-
per nicht aus; er behielt sich vor, darüber in einer Arbeit über
die Pflanzenwurzel ausführlich zu berichten; denjenigen, die das Er-
scheinen dieser Arbeit nicht abwarten wollten, erbot sich Schimper,
das Verfahren mündlich mitzutheilen, gegen das bindende Verspre-
chen, Versuche wenn auch nicht mit vielen Arten, doch jedenlalls
in ausreichender Zahl zu verschiedenen Zeiten im Grossen nach
Schimper’s Angaben zu machen und darüber öffentlich zu be-
richten. Im zweiten Aufsatze theilt Schimper mit, dass es ihm
gelungen sei, die Ursache der spiraligen Blatistellung zu ent-
decken. Im dritten Aufsatze macht Schimper endlich auf das
räthselhafte Vorkommen oder Fehlen von Pflanzen auf verschiede-
nen Standorten aufmerksam; so kommen z. B. im Hochwalde ein-
und mehrjährige aber keine zweijährigen Pflanzen vor; auf der
Süd- und Südwestseite von Landseen wird nicht leicht Wald ge-
deihen, der gegen Nord und Nordost oft prachtvoll steht, während
enigegengeselzt Scirpus auf der Süd- und Südwesiseite weit in
den See hineinragt; auf Schieferdächern bleiben jene Streifen von
Flechten unbesetzt, die von Schornsteinen eic. während der Mit-
tagsstunde beschattet sind.
Botanischer Tauschverein in Wien.
Sendungen sind eingelangt: Von Herrn Breidler, mit Pflanzen aus
Steiermark und Nieder-Oesterreich. — Von Herrn Pfarrer Holuby, mit Pflan-
zen aus Ungarn. — Von Herrn Ritter von Pittoni, mit Pflanzen aus Steier-
mark. — Von Herrn Dr. Focke, mit diversen Pflanzen. — Von Herrn Br.
Mustatza, mit Pflanzen aus Bukowina. — Von Herrn Rensch, mit Pflanzen
aus Preussen, :
Sendung ist abgegangen an Herrn Preissmann.
Correspondenz der Redaktion.
Herrn Dr. K. in J.: „An Prof. R. abgesendet.* — Herrn Dr. M. in G.:
„Wird mit Dank nächstens benützt. Pflanzen erhalten Sie am Jahresschluss.*
— Herrn Os.: „Mit Ihrem Antrage eines Tausches von Pflanzen gegen ältere
Jahrgänge der botan. Zeitschrift einverstanden.“
kKedakteur und Herausgeber Dr. Alexander Skofitz. — Verlag von €, Gerold’s Sohn,
Druck und Papier der C. Ueberreuter'schen Buchdruckerei (M. Salzer).
Inhalt.
I. Gallerie österreichischer Botaniker.
Seite
42. Hohenbühel, Freiherr v., genannt Heufler zu Rasen. (Mit einem
Iıthograpla® Porträt) 3,112: „1 -2-n ee a8 oa le o.ate . 1
II. Original-Aufsätze.
Auerswald, B. Pestalozziae species nova . .. 2222.20 00% 209
— — Pyrenomycetum aliquot novae species tirolenses . . » 2»... 241
— — Pyrenomycetes novi ex herbario Heufleriano . . 2 2» 2.2... . 274
Bartzch;.J3s —ı Kiteraturberichte ı- .... #1. otisıine d =.lawlslim ie are . 4164
Degenkolb, H. — Eine Exkursion von Rambouillet nach Montfort
N EEE EENIERE TREE RIESE BET TEE ENTER 156
Focke, Dr. W. O. — Ueber dichotype Gewächse. . . 2 22...» 139
Grad, Ignaz. — Zur Flora von Ungarn. 2 =“ ana neniple 0 0 ers 120
Grunow, A. — Literaturbericht . . 22. see... sr He 129
Hans, Wilhelm. — Botanischer Ausflug in das mährische Gesenke im
BZ ee Re ne er re ...r5.86%
Hoecnel, W: — Aus: dem; Engadin .: „0.2 = nl da anne de ei 318
Hille, Friedrich. — Die Cyperaceen der Wetterau ... 2.2... 92
Hohenbühel, L. Freiherr v. — Dreimal arretirt. Autobiographische
Mittheilung eines botanisirenden Naturfreundes . ... . Pe:
Holuby, J. L. — Die Rubi der Ns. Podhragyer Flora... ..... 175
— — Zur Moosflora des Neutraer Komitates . . 2... -.. . 15
eRelen. Viebaray., —. Iran Brmalan Tee See ee ee 376
Ge FE RECHTE ABI. 1 ernten nee meet ie ie eo . 273
— — Stipa Lessingiana Trin. et Rupr. und St. Grafiana Stev.. . 339
—ı —, Drifolium ‚procerum:Boch. 1. 212... 3 0 valatsimite 69
= Diezeurop., Alu Agfan aaa ar ea ee 222
—_- — ,„ SrsElnmus-Arfen en; 0er ice Kee 163
_—— „ ». „Eriopherum-Arlen ‚2... .. wii uns a 128
_——,„ » Fimbristylis-Atten ...... lassich Ace 128
410
| z = Auge Seite
Janka, Victor v. — Die europ. Hordeum-Arten. » 2. 222.220. 162
_ ».." 2...» Sclerochloa-Arten! > 7 rer
= ” „ “Triticum-Arten "een 47
Juratzka, J.'— Literaturberichte ..... 2%. SEE ae 3, 196
- Kerner, Dr. Anton. — Die Vegetations-Verhältnisse des mittleren und
östlichen Ungarns und angrenzenden Siebenbürgens. 17, 33,
84, 90, 125, 146, 181, 297, 243, 278, 305, 343, 38%
— — Quercus filipendula, pendulina, fructipendula ..... e Ä 9
Knapp, J. A. — Dr. Alexander Zawadszky. Eine biographische Skizke. 209
——-Literaturberichte .... ’., 1 u 12.26, are? re ee * 56
Krenberger, J. A. — Ein Ausflug in die Turracher Alpen >, 2389, 246
Kristof, L. — Zur Flora der Petzenalpe in Kärnthen ....... ud
Lagger, Dr. Franz. — Stellaria glacialis Lagg.. .. » N
Lang, Dr. Gustav. — Die Bedeutung der Knollen von Ranunculus Fi-
caria und R. tllyrieus .°. 2 cu. 0% 6 107
Neilreich, Dr. August. — Ueber Tragopogon major der: Wiener Flora’ 337
Paneie, Dr. Josef. — Zur Flora des Banates ..... .H. 2.2... 78
Pantocsek, J. — Ausflug in das Facskoer oder Naklate Gebirge ar
Pichlmayr, F. E. — Zur Flora des Unterberges in Salzburg. . ... . 114
Rehmann, — Dzieduszyckia, ein neues Genus aus der Familie der
Najadeen -.:...:... WR NDR SR 374.
Reichardt, Dr. H. W. — Literaturberichte . ‘. . . . 22%, 55, 163, 194, 195
Schur,-Dr. F.. — Literaturberichte ..... 2... ME Pr r295
— — Phytographische Fragmente. 410, 39, 151, 193, 212, 261, 293, 310,
363, 389
Sekera, W. S. — Eine Exkursion in die Gegend des Rip oder Georgi-
berges. +... VEN DE ON PR A ER iR
Senoner, A. — Literaturberichte & =... 1... SR Sr 195
Uechtritz, R. v. — Mittheilungen über eine Varietät des Cerastium
triviale! Lk: 2 2 el a Te 73
Vialpius, -—: Der Blauen .: ." . 22° 2%. 22% 7 Pe 331
— — Meine Exkursion auf Belchen und Feldberg im Sommer 1867. 253, 285
Wiesner, Dr. J. — Die mikroskopischen Präparate des Dr. Johannes
| Grönland’ in Paris: Zr neo 392
—-— -Literatürberichte Hl, EHER se ER, a 2uR
Winkler, M. — Carex Pseudo Buxbaumü Winkl. ...... |
III. Besondere Artikel.
Rosen-Album “use Were alrei delle m a fe 10. enta6ir „Kia ME 28
44. Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte. . ».... re. 60
92. Jahresbericht des botanischen Tauschvereins in Wien . » 2. 22... 100
Kryptogamischer Reiseverein .....:.:: .... „4. Kulm 200
Pflanzliche. Organismen im Blute. ....... 2... Wi WlNEERS 300
42. Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte... 2... ... 396
411
IV. Correspondenz.
Seite
hen von Dr. Landerer .. . » u 000 0 cur. 28, 59, 366, 395
»n Balan in Siebenbürgen von Janka . .... 2 2.22 02. Sue
» Borszek in Siebenbürgen von Janka .... 2... 220. .. au BAD
nen von Dr, Rocker: . “res. 0 cie.e arme a
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= Gehofen in Thüringen von G. Oertel. „ . co... .0.0 ou een: 333
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„ Grosswardein in Ungarn von Janka . .».. 2.2.0... RS |
BEEhzuck von Dr. Kerner. . . 2.....0.0-e0eı a tneen 10: Vera. 297
„ Kirchheim in Württemberg von Dr. Hohenacker ........ 58
„» Klausenburg in Siebenbürgen von Janka . ..... 2.2220. 135
». Langenlois in Niederösterr. von Andorfer .... 2... 2. 22... 365
„» Monostor in Ungarn von Jos. Keller... .... art sluerte (age 364
„ Münchengrätz in Böhmen von Sekera ..... en. 97
Bene Föodhragy: in Ungarn, von Roluby ..... rn... 363, 394
» Sanok in Galizien von Knapp... .... er oe ab
Bestaykowo m Posen von Hülsen. ......... REN 58
stand. d. Donau von:Keck. ... 2... 0... en.
Bsteyr in Oberösterr. von Bayer... ....... En a 264
„ Szekely-Udvarhely in Siebenbürgen von Janka . ........ 297
„ $zt. Gothärd in Siebenbürgen von Janka . . .97, 168, 231, 232, 365
„» Tentschach in Kärnthen von Krenberger. ..... ec... 265
„ Verespatak in Siebenbürgen von Janka. . ... 2 22.2.0. “> ©3265
» Weissenburg in Frankreich von Dr. F. Schultz. ... » Ce... 299
Bon von Bermannı „2.10% Knei.a voice ke teren in ne Le ee 393
BvienrvonErauenield...: ec .2.2 00 nee 00 de 166
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BRurclervon.d. HOpp-ienate te arten ne Ta 299
V. Stehende Rubriken.
Seite
Personalnotizen . . . 2 » . . 29, 63, 102, 170, 202, 233, 268, 302, 333, 367
Vereine, Gesellschaften, Anstalten 29, 63, 403, 470, 203, 234, 268, 334,
367, 405
Literarisches... . . - 32, 66, 405, 137, 173, 237, %70, 30%, 334, 370, 406
EEISBIMEEN: „0 0-00 2 0.00 ae Pe 105, 271
Botanischer Tauschverein in Wien . . 32, 137, 173, 239, 271, 336, 371, 408
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