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Full text of "Oesterreichische botanische Zeitschrift"

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|‘ Botanische Zeitschrift. 


(desterr. botanisches Wochenblatt.) 


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Gemeinnütziges Organ 
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| SE "Dr. Alex. Skofitz. 


XV. Jahrsans. 


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Verlag von C. Gerold. 


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Oesterreichische 


BOTANISCHE ZEITSCHRIFT. 


— Dan 


Gemeinnütziges Organ 
für 
Botanik und Botaniker, Gärtner, Vekonomen, Forstmänner, Aerzte, 
Apotheker und Techniker. 


Mit 


Original-Beiträsen 


von 


Andorfer, Antoine, Artzt, Bock, Bohatsch, Borbas, Burgerstein, Canby, Celakovskj, Dedecek, 

Dichtl, Focke, Freyn, Gremblich, @uttenberg, Hauck, Haussknecht, Hibsch, Holuby, Huter, Janka, 

Keller, A. Kerner, J. Kerner, Knaf, Marchesetti, Neugebauer, Niessl, Oborny, Pacher, 

Plosel, Rehmann, Reichardt, Reichenbach, Richter, Schiedermayr, Schulzer, Simkovies, 

Staub, Thümen, UVechtritz, Val de Lievre, Vatke, Vräbelyi, Vukotinovie, Wawra, Wiesbaur, 
Wiesner, Willkomm, Winkler. 


ed In marY 
Redigirt ” 
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D" Alexander Skofitz. *”*\ 


ZXV. Jahrgang. 


(Mit 1 Lithographie und 4 Holzschnitt-Abbildungen.) 


Wien 1875. 


Verlag von ©. Gerold. 


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Vesterreichische 


Botanische Zeitschrift, 


Gemeinnütziges Organ 


für 
pie österreichische Exemplare 
b nische Zeitschrift . . die frei durcli die Posthe- 
eckeihn Botanik und Botaniker, 35:2. werdensoiten sind 
den Ersten jeden Monats, bios bei der Redaktion 
Man pränumerirt auf selbe N: 0 7 ee x min (V- Bez., Schlossgasse Nr. 15) 
ee se ° Gärtner, Öekonomen, Forsimänner, Aerzte,” zu’pranumeriren. 
(16 R. Mark.) e Im Wege des 
ganzjährig, oder mit ! al i x Buchhandels übernimmt 
41. 0.W. (S R. Mark.) Apollıc ker und Techniker. Pränumeration 
halbjährig. €. Gerold’s Sohn 
Inserate in Wien, 
die ganze Petitzeile N: 1 so wie alle übrigen 
15 kr. öst, W. = ° Buchhandlungen, 
KYNYERT Fr 
XXV. Jahrgang. WIEN. Jänner 1875. 
INHALT: Gallerie österr. Botaniker. — Aus dem pflanzenphysiol. Institute. Von Dr. Wiesner. — 
Plantae ab Hildebrandt collectae. Von Vatke. — Vegetations-Verhältnisse. Von Dr. Kerner. — Aus 
den nördlichen Kalkalpen. Von Gremblich. — Ueber Marrub. remotum und Hierac. sabaudum. 
Von Wiesbaur. — Ueber Eucalyptus-Anpflanzungen, Von Dr. Wawra. — Reiseerinnerungen. Von 
Winkler. — Literaturbericht. Von W. — Correspondenz. Von Vrabelyi, Freyn, Pittoni, Dr. 
Rehmann. — Personalnotizen. — Vereine, Anstalten, Unternehmungen. — Literarisches. — Botanischer 


Tauschverein. — Inserate. 


Gallerie österreichischer Botaniker, ı ıza«v 


WITT AlL 
Alexander Skofitz. GARDEN 


(Mit einem lithographirten Porträt.) 


Alexander Skofitz wurde am 21. Jänner 1822 zu Rzeszow in 
Galizien, wo sein Valer, von Geburt ein Krainer, als k. k. Rechnungs- 
rath fungirte, geboren. Zwei Jahre alt zog er mit seinen Eltern nach 
Brünn und mit vier Jahren nach Laibach,, woselbst er auch später 
seine Gymnasialstudien vollendete. 

Noch ein Kind hatte er manchmal Gelegenheit den Laibacher botani- 
schen Garten zu besuchen, in welchem unter der Direktion des damals 
schon in Jahren weit vorgerückten Hladnik, von dem botanischen Gärtner 
Fleischmann, die so reiche Flora Krain’s kultivirt wurde. Die grosse 
Anzahl von mannigfaltigen Pflanzen, welche hier nach Arten gereiht 
in langen, geradlinigen Beelen standen, liessen bei S. einen tiefen 
Eindruck zurück und veranlassten ihn bei etwaigen Spaziergängen in d 
nächsten Umgebung Laibachs seine Aufmerksamkeit der Vegetation 
zuzuwenden, um nach Blüthen zu suchen, die ihm im botanischen Garten 


aufgefallen waren. So kam es, ar schon mit zwölf Jahren den 
Oesterr. botan. Zeitschrift. 1. Heft. 1875. 1 


2 


Kustos am Museum in Laibach, Heinrich Freyer, auf seinen kleine- 
ren botanischen Exkursionen begleiten durfte, und dabei viele Stand- 
orte interessanter Pflanzen kennen lernte. Wenige Jahre später durch- 
streifte S. in den Ferienmonaten ganz allein die Alpen Oberkrains. 

Zu jener Zeit hielt Hladnik am Lyceum öffentliche botanische 
Vorträge, welche aber Studirende erst von der 5. Gymmnasialklasse 
aufwärts besuchen durften. Als S. diesen Zeitpunkt erreichte, hatte 
sich Hladnik bereits vom öffentlichen Leben zurückgezogen und Dr. 
Biatzovssky,, Professor der chirurgischen Vorbereitungsstudien< die 
Leitung des botanischen Gartens und die botanischen Vorlesungen 
übernommen. Letztere besuchte nun $S. mit vielem Interesse, obwohl 
sie nur in der Durcharbeitung der Terminologie von Bischoff und in 
einigen Uebungen im Bestimmen der Pflanzen bestanden. 

Als S. die Gymnasialstudien vollendet halte, trat die bedeutungs- 
volle Frage nach der künftigen Lebensrichtung an ihn heran. Es 
musste eine solche gewählt werden, die mit seiner Neigung zur Na- 
turwissenschaft nicht collidiren durfte, schon darum nicht, als damals 
naturwissenschaftliche Bestrebungen in den meisten massgebenden 
Kreisen missliebig aufgenommen wurden. Medizin studirte bereits in 
Wien ein älterer Bruder, auch hätten pekuniäre Verhältnisse den Be- 
such der fernen Universität nicht gestattet; der chirurgische Kurs in 
Laibach stand seiner bunt zusammengewürfelten Hörer wegen in einem 
üblen Rufe, also fiel die Wahl auf die Pharmazie. Sofort trat er 
auch im J. 1839 auf die Dauer von vier Jahren als Tiro in eine Apo- 
theke in Laibach ein, benutzte aber auch da die wenigen ihm frei- 
gebliebenen Stunden zu botanischen Ausflügen. Kaum hatte er aber 
das Tirocinalexamen abgelegt, so machte er auch schon eine botani- 
sche -Fussreise durch Oberkrain, Kärnthen, das Salzkammergut und 
Oberösterreich, wobei von ihm viele Alpen und zwar stets ohne 
Führer erstiegen wurden. 

Um den pharmazeutischen Kurs an einer Universität frequen- 
tiren zu können, musste sich der Kandidat mit einer vierjährigen 
Konditionszeit nach abgelegtem Tirocinalexamen ausweisen. $. erhielt 
von der Regierung die Bewilligung schon nach zwei Jahren die Uni- 
versität beziehen zu dürfen. Diese zwei Jahre brachte er als Assistent 
in Apotheken in Pottendorf nächst dem Leithagebirge in Niederöster- 
reich, in Znaim in Mähren und in Pettau in Untersteiermark zu, w0- 
durch ihm Gelegenheit geboten war, drei ihm gänzlich neue Floren- 
gebiete kennen zu lernen. 

Im J. 1845 begann $. seine pharmazeutischen Studien an der 
Universität Wien, wo der grosse Endlicher als Professor und Dr. Bill 
als dessen Assistent Botanik tradirten. Im Jahre 1847 legte er das 
Rigorosum als Magister der Pharmazie ab. 

Noch während seiner pharmazeutischen Lehrjahre nahm $. an 

“der botanischen Tauschanstalt von Opiz in Prag, dem ersten derarti- 
gen Institute Theil. In Folge dessen lernte er den Werth eines der- 
artigen Institutes für den Botaniker kennen, und schon damals wurde 
der Gedanke in ihm wach, nach der Weise der Prager Anstalt, wenn 


3 


auch in zeitgemässerer Form, eine solche einstens in Wien zu be- 
gründen. Diesem Gedanken trug er sofort in so ferne Rechnung, als 
er bestrebt war inzwischen einen Fond von Doubletten seltenerer 
Arten aufzubringen. Im Herbste 1845 nach Wien gekommen, ver- 
wirklichte er auch sogleich seinen Vorsatz und gründete unter dem 
Namen „Botanischer Tauschverein,* oder, wie es damals die Polizei 
wollte, „Botanischer Tauschverkehr,*“ jene Anstalt, die bis nun, also 
bereits durch beinahe 30 Jahre, ihrer Aufgabe: Vermiltlung eines 
gegenseiligen Auslausches von getrockneten Pflanzen, gerecht zu wer- 
den sich bestrebt. 

Die Anstalt erfreute sich bald einer lebhaften Theilnahme, die 
Anzahl der Theilnehmer, darunter viele der bekanntesten Namen, stieg 
von Jahr zu Jahr und erreicht jetzt die Summe von 499 Botanikern, 
von denen freilich so manche im Laufe der Jahre gestorben sind, 
oder die Botanik aufgegeben haben. Im Durchsehnitte gelangen jähr- 
lich 20.000 bis 30.000 Exemplare zur Vertheilung, die alle durch die 
Hand des S. gehen. Während der ersten Jahre des Bestehens der Anstalt 
sammelte S. für dieselbe die selteneren Arten der Flora von Wien 
in zahlreichen Exemplaren und machte im Interesse derselben auch 
kleine botanische Reisen. So im J. 1846 gemeinschaftlich mit P. Bili- 
mek eine solche durch Unterkrain nach dem Litorale, im J. 1849 
eine zweite in die südliche Steiermark und im J. 1850 eine weitere durch 
Innerkrain und das Gebiet von Görz nach Oberitalien. Später als sich 
seine botanischen Arbeiten mehrten, musste er das zeitraubende Sam- 
meln und Präpariren von Pflanzen aufgeben. Inzwischen entstanden 
an verschiedenen Orten neue botanische Tauschanstalten, auch in Wien 
eine unter der Leitung des Baron Leithner, welche im 'J. 1857 jener 
von $. einverleibt wurde. 

Im J. 1850 entschloss sich S. ein botanisches Journal unter dem 
Titel „Oesterreichisches botanisches Wochenblatt“ herauszugeben. 
Die erste Nummer erschien am 2. Jänner 1851. Nach sieben Jahren 
wurde das Journal in so ferne geändert, als es statt in wöchentlichen 
Bogen, in monatlichen Heften, unter dem Titel „Oesterreichische 
botanische Zeitschrift“ ausgegeben wurde, immer aber erschien es 
seit seinem Anfange regelmässig , was manchmal mit erheblichen 
Schwierigkeiten verbunden war. "So während einer mehrmonatlichen 
Krankheit von $. im J. 1555; während der Kriegsepochen in den Jah- 
ren 1859, 1864, 1866 und 1870—1871, wo das wissenschaftliche 
Interesse theilweise stagnirte und die Verkehrsmittel Störungen un- 
terworfen waren; und endlich während des Setzer- und Drucker- 
striks im Jahre 1870. Im Jahre 1871 wurde die Zeitschrift von dem 
k. k. österreichischen -und von dem k. ungarischen Ministerium für 
Kultus und Unterricht den Mittelschulen empfohlen. Sie brachte wäh- 
rend ihres bisherigen 24jährigen Bestandes Originalbeiträge von mehr 
als 300 Autoren und Korrespondenzmittheilungen von mehr als 250 
Orten. Seit dem J. 1859 bringt sie jährlich wenigstens Ein lithogra- 
phirtes Porträt eines österreichischen Botanikers nebst dessen biogr a- 
phischer Skizze. S. konnte es sich nicht versagen dem ‚diesjährigen 

* 


4 


25. Jahrgange seines Journals sein eigenes Porträt beizugeben, nach- 
dem er diess schon seit Jahren vielen seiner botanischen Freunde, 
wenn sie ihn hiezu aufforderten, versprochen halte. 

S. wurde im J. 1854 an der Universität Göttingen zum Doctor 
philosophiae promovirt. Im J. 1855 wurde er von der kais. Leopol. 
Carol. Akademie der Naturforscher mit dem Beinamen Hoppe unter 
die Zahl ihrer Mitglieder aufgenommen. Das freie deutsche Hochstift 
in Frankfurt am Main ernannte ihn im J. 1864 zu seinem Mitgliede 
und im J. 1873 zum Ehrenmitgliede und Meister. Zum korrespondirenden 
Mitgliede ernannten ihn: im J. 1867 die k. k. Geologische Reichs- 
anstalt in Wien, im J. 1848 die k. Botanische Gesellschaft zu Regens- 
burg, im J. 1850 die Gesellschaft für Botanik und Gartenbau zu 
Dresden, im J. 1853 die Naturhistorische Gesellschaft zu Nürnberg, 
im J. 1853 der Verein für Naturkunde im Herzogih. Nassau zu 
Wiesbaden, im J. 1858 der Siebenbürgische Verein für Naturwissen- 
schaften zu Hermannstadt, im J. 1861 die Societe nationale des scien- 
ces naturelles de Cherbourg, im J. 1867 die Wetterauische Gesell- 
schaft für die gesammte Naturkunde zu Hanau, im J. 1870 der Verein 
der Naturfreunde zu Reichenberg, im J. 1861 die k. k. Gartenbau- 
gesellschaft in Wien, im J. 1847 die Gartenbaugesellschaft in Bayern 
zu Frauendorf, im 1 1852 _der Tischnowitzer Land- und forstwirth- 
schaftliche Bezirksverein. 

Zur Erinnerung an $. benannten Dr. Hasskarl und Dr. Kanitz 
eine Commelinaceen-Gallung Skofitzia (Oest. botan. Zeitschr. 1872, 
S. 147) und Dr. Kerner eine Menthenhybride Mentha Skofitziana 
(Oesterr. botan. Zeitschr. 1863, 8. 385). 

S., der den grössten Theil seines Lebens botanisch thätig war, 
hatte auch vielfache Gelegenheit, die botanischen Zustände der letzten 
Dezennien kennen zu lernen und mit den verschiedenen Trägern der 
Wissenschaft in persönliche Beziehung zu treten, so dass seine Er- 
lebnisse, Erfahrungen und Wahrnehmungen nicht ohne allgemeineres 
Interesse sein dürften. Vielleicht, wenn ihm Musse und Lust dazu 
gegeben sein sollte, wird er Erinnerungen aus seinem Leben ver- 
öffentlichen. 


Kleinere Arbeiten des pflanzenphysiologischen Institutes 
der Wiener Universität. 


IN. 
Ueber das Vorkommen von Haaren in den Intercellulargängen des Meso- 
phylis von Philodendron pertusum. 
Von Prof. Wiesner. 


Das Vorkommen von Zellen im Parenchym, welche morpholo- 
gisch den Haaren der Epidermis gleichwerthig sind, ist hinlänglich 
bekannt. Lange weiss man, dass in den Blattstielen der Nymphaea- 
und Nuphar-Arten sich dickwandige, sternförmige Haare vorfinden, 


5 


die zwischen parenchymatischen Zellen liegen und in die das Grund- 
gewebe dieser Stiele durchsetzenden luftführenden Intercellularräume 
hineinragen. Auch in den Luftlücken des Mesophylis der Blattspreite 
kommen bei den genannten Gattungen ähnliche Haare vor'), ferner 
in den Blättern der Euryale-?) und der Hackea-Arten 8), 

Auf einige andere, bis jetzt nur unvollständig bekannte, an- 
scheinend morphologisch gleichwertbige Bildungen in parenchymati- 
schen Geweben will ich hier nicht eingehen, sondern auf ein — so 
viel mir bekannt — neues und höchst eigenthümliches Vorkommen 
von haarförmigen Zellen im Grundgewebe des Blattes von Philoden- 
dron per tusum Kth. (Tornelia fragrans), einer als Blattpflanze be- 
liebten Aroidee, die Aufmerksamkeit lenken. 

Am leichtesten findet man diese unten genauer beschriebenen 
Haare im Blattstiele der genannten Pflanze, und zwar in Längsschnilten 
auf; sie liegen hier in grosser Zahl zwischen den Parenchymzellen 
des Grundgewebes, in der Regel einzeln in den von ihnen zum 
grössten Theile erfüllten luftführenden Intercellulargängen. Aber auch 
in Querschnitten, die durch den Blattstiel geführt wurden, sind sie 
unschwer nachzuweisen. In sehr gelungenen Querschnitten erscheinen 
diese Haare im Ansehen dickwandigen, querdurchschnittenen Bastzellen 
vergleichbar; in minder gut gelungenen ragen sie als lange, faser- 
förmige Gebilde aus den durchschnittenen Intercellularräumen bervor. 

Auch im Mesophyli der Blattspreite lässt sich die Anwesenheit 
der Haare constatiren. In der Region der Mittelrippe treten sie nicht 
nur zwischen den parenchymatischen Elementen, sondern auch zwi- 
schen den Zellen des an die Oberhaut der unteren Blattseite angren- 
zenden Collenchyms auf. 

Die Haare erreichen nicht selten eine Länge von einem, hin 
und wieder sogar von 1'6”=, Die Basis der Haare liegt zwischen 
parenchymalischen, beziehungsweise collenchymatischen Zellen, und ist 
senkrecht zum Verlaufe jenes Intercellularraumes gestellt, in "welchen 
dieselben hineinragen. In der Region der Blaitrippen, in welcher die 
Intercellularräume der Richtung der Gefässbündel folgen, verbreiten 
sich die von dem stets kurzen Basalstück an senkrecht ablaufenden 
Zweige des Haares nach zwei entgegengesetzten Seilen hin. Indess 
kommt es auch hier vor, dass die Verzweigung des stets einzelligen 
Haares eine komplizirtere ist, indem Auszweigungen in benachbarte 
Intercellulargänge eindringen, wodurch manchmal h- oder H- förmige 
Gestalten zum Vorschein kommen. Die Verzweigung der Grundge- 
webshaare in mehrere Intercellularräume hinein kommt bekanntlich 
auch bei den Nymphaeaceen vor. Die im gefässbündelfreien Theile 
des Mesophylis liegenden Haare folgen der räumlichen Ausdehnung 
der daselbst gebildeten Intercellularräume, und verzweigen sich dem- 
gemäss in der verschiedensten Weise. Die hier auftretenden Haare 


1) Meyen. Neues System der Pflanzenphysiologie. I. p. 312. 
2) Schleiden, Grundzüge. 4. Aufl., p. 397. 
8) Meyen. |. c. px, 313: 


6 


sind kürzer als die in der Nähe der Gefässbündel gelegenen und 
gewöhnlich viel reichlicher verästelt. 

Der grösste Durchmesser der Haare beträgt zumeist eiwa 0:005— 
0:007 ==, das Basalstück der Haare ist häufig breiter (bis 0.012 »= 
im Durchmesser haltend) als jede der aus demselben hervortretenden 
Auszweigungen, seltener habe ich den umgekehrten Fall beobachtet. 
Das Basalstück ist relativ schwach, die Auszweigungen sehr stark 
verdickt, oft so stark, dass das Lumen der Zelle nur als Linie er- 
scheint. An jedem Haare lässt sich jene eigenthümliche Ausbildung 
der Verdickungsmasse konstatiren, welche ich an der Bastfaser von 
Corchorus capsularis L. und C. olitorius L. (Jute) und an zahlrei- 
chen anderen Bastzellen auffand!), und die ich als „ungleichmässige 
Verdickung“ bezeichnete. Es besteht dieselbe darin, dass der äussere 
Contour der Zelle dem inneren zumeist nicht parallel läuft, indem 
die Zellenwand an einzelnen Stellen stärker als an anderen ver- 
dickt ist. 

In Bezug auf die Form der Auszweigungen ist noch zu be- 
merken, dass selbe bei jenen Haaren, welche in den langgezogenen, 
in der Nähe der Gefässbündel gelegenen Intercellularräumen sich 
befinden, eine zumeist ziemlich regelmässig kegelförmige ist, dass 
hingegen die im gefüssbündelfreien Mesophyll befindlichen Haaräste _ 
eine starke Neigung zu seitlichen Auszweigungen zeigen, wodurch 
entweder neue Zweige des Haares, oder bloss höckerförmige Erhaben- 
heiten im Umfange des letzteren entstehen. 

Der Form der Verdickungsmasse wurde schon gedacht. Von 
anderen Strukturverhältnissen seien noch die folgenden hervorge- 
hoben. Auf Querschnitten erscheint, nach Einwirkung von verdünnter 
Chromsäure, die Wand des Haares undeutlich geschichtet. Gequetschte 
Haare lassen, wenigstens siellenweise, spiralige Streifung erkennen. 
Weder eine geformte Cuticula, noch Poren, Tüpfel u. dgl. konnten 
in der Zellmembran beobachtet werden. 

Im Inhalte der Zellen erscheint häufig eine bräunliche, nicht 
näher untersuchte Substanz, die namentlich im Basalstücke der Haare 
reichlich vertreten ist. 

Die Zellwand wird direkt weder durch Jod und Schwefelsäure 
gebläut, noch durch Kupferoxydammoniak aufgelöst. Diese Reaktionen 
der Cellulose lassen sich erst nach Vorbehandlung der Haare mit 
Chromsäure und kaustischem Kali hervorrufen. Verholzt sind die Haare 
nicht, wie die Prüfung mit schwefelsaurem Anilin lehrt, eher könnte 
man annehmen, dass ihre Wände partiell in Korksubstanz verwan- 
delt sind 2). 

Die Entwicklungsgeschichte dieser Haare lehrt, dass sie glei- 
cher Abstammung sind wie jene Parenchym-, resp. Collenchymzellen, 
zwischen denen sie auftreten, und dass sehr frühzeitig jene Bildungs- 
abweichungen eintreten, durch die sie sich so auffällig von den 

!) Sitzungsber. der k. Akad. d. Wissensch., Bd. 62. 1870, Juliheft. 

?) Vergl. Haberlandt, Oest. bot. Zeitschr. 1874. Nr. 8. 


7 


benachbarten Zellen des Grundgewebes, dem sie angehören, unler- 
scheiden. 


IV. 


Ueber eine bestimmte Orientirung der Krystalle von oxalsaurem Kalk 
im Mesophyll der Blatistiele von Pontederia crassipes. 


Von Demselben. 


Sowohl die Blattstiele der Luft- als die der Schwimmblätter des 
genannten Gewächses sind bekanntlich von luftführenden Intercellular- 
räumen durchzogen. Das Volum dieser Luftlücken ist bei den Schwimm- 
blättern selbstverständlich ein viel grösseres als bei den Luftblältern; 
denn nur auf diesem Unterschied in der Entwicklung der Intercel- 
lularräume beruht das relativ geringere spez. Gewicht der in Wasser 
nur wenig eintauchenden Blattstiele der Schwimm- und das relaliv 
grössere spezifische Gewicht der Blattstiele der Luftblätter. 

Die Intercellularräume der Luftblätter sind im Allgemeinen so 
gebaut wie die der Schwimmblätter. Seitlich sind sie von relaliv 
grossen, dicht aneinander schliessenden, oben und unten von viel 
kleineren, dreieckige Intercellalargänge zwischen sich aufnehmenden 
Parenchymzellen begrenzt. 

Sowohl in den grossen als in den kleinen Zellen, welche die 
Luftlücken begrenzen, finden sich Krystalle vor, die nach Form, Lös- 
lichkeit und nach dem chemischen Verhalten zu schliessen, aus oxal- 
saurem Kalk bestehen. Nicht nur im Mesophyll der Luftblätter, son- 
dern auch in dem der Schwimmblätter, und zwar vorzugsweise in 
den Blattstielen tritt krystallisirter oxalsaurer Kalk auf; in den Luft- 
blättern reichlicher als in den Schwimmblättern, wie denn überhaupt 
der Gehalt an mineralischen Substanzen in ersteren ein grösserer als 
in letzteren ist. 

Man muss in dem genannten Gewebe zwei Arten von Krystallen 
unterscheiden, die substantiell wohl völlig identisch sind, sich aber 
gestaltlich leicht auseinander halten lassen. Die einen bilden bündel- 
weise gruppirle zarte Nadeln — die bekannte Raphidenform — die 
anderen sind relativ dicke, lange, domalisch abgegrenzte Prismen, 
treten in den sie beherbergenden Zellen meist einzeln, seltener paar- 
weise auf, und scheinen die Zellen, denen sie angehören, nach zwei 
Seiten zu durchbrechen und frei in zwei benachbarte Intercellular- 
räume hineinzuragen. Meyen!) hat schon derartige Krystalle in Blät- 
tern von Aloön und Agaven nachgewiesen und gezeigt, dass selbe 
die Zellwände nicht oder nur selten und dann sehr spät durch- 
brechen und gewöhnlich von der Membran der betreffenden Zelle 
umschlossen sind, welche erstere die scheinbar frei in die Intercel- 
lularräume hineinragenden Theile der Krystalle als überaus zartes 
Häutchen bedeckt. 

1) Meyen, N. Syst. der Pflanzenphys. 1. p. 221. Vgl. auch Schleiden, 
Grundzüge, p. 397. 


Die Raphiden liegen in dünnwandigen Zellen, welche papillös 
in die Intercellularräume hineinragen. Diese Zellen sind offenbar Tur- 
pin’s „biforines“. Die im kleinzelligen, die Luftlücken nach oben und 
unten begrenzenden Gewebe liegenden, die Raphiden umschliessenden 
Parenchymzellen zeichnen sich vor den Nachbarzellen durch Grösse 
aus!). Bei ihrem Auftreten sind die Raphiden nicht sogleich direkt 
wahrnehmbar, da sie in eine organische Substanz eingetreten sind, 
welche mit den Krystallen im Lichtbrechungsvermögen so genau über- 
einstimmt, dass keine optische Differenzirung dieser beiden Substan- 
zen stattfinden kann. Im polarisirten Lichte werden die Krystalle aber 
sofort gesehen, da die genannte organische Grundsubstanz isotrop ist, 
während die Krystalle doppelte Lichtbrechung zeigen. Ueber die Na- 
tur der organischen Substanz, welcher die Krystalle anfänglich ein- 
gelagert sind, kann ich bloss aussagen, dass sie durch Schwefelsäure 
oder Salpetersäure eine goldgelbe bis braune Farbe annimmt, durch 
einfaches Kochen in Wasser sich rothbraun färbt, in Wasser leicht, 
in Weingeist unlöslich oder doch schwer löslich ist. 

Die grossen Prismen von oxalsaurem Kalk liegen in Paren- 
chymzellen, welch sichtlich dickwandiger als die benachbarten kry- 
stallfreien Zellen sind. Während des Wachsthums der Krystalle wächst 
die Zellwand mit. und es erfolgt eine Ausstülpung derselben nach 
dem Innern zweier benachbarter Intercellularräume hin. Bei sehr ra- 
pidem Wachsthume der Krystalle hält die Flächenvergrösserung der 
Zellwand der Oberflächenzunahme der Krystalle nicht mehr Schritt, 
und es erfolgt ein Einreissen der Zellwand. In diesem Falle ragt nun 
in der That ein oder beide Enden des Krystalls frei in den Intercel- 
lularraum hinein. 

Sowohl die Krystallnadeln als die grossen Prismen lassen eine 
bestimmte Orientirung erkennen. Sie laufen nämlich in senkrechter 
Richtung auf den benachbarten Intercellularraum zu; präciser gesagt, 
sie stehen senkrecht auf jener Fläche, mit welcher die sie beherber- 
gende Zelle den Intercellularraum begrenzt, vorausgesetzt, dass diese 
Fläche eine ebene ist; ist diese Fläche eine gekrümmte, so stehen 
die Krystalle auf der Tangirungsebene senkrecht. 

Die Krystalle sind also in Bezug auf die Zelle, in welcher sie 
auftreten, und auch in Bezug auf die Intercellularräume, denen sie 
zugewendet sind, genau orientirt. Da die Intercellularräume aber 
selbst keine regelmässige Stellung untereinander einnehmen, so sind 
die Krystalle in Bezug auf das ganze Gewebe oder in Bezug auf 
den ganzen Blattstiel nicht orientirt. 

Die Krystalle treten — so viel ich gesehen habe — nicht früher 
auf, als bis die Anlage der Intercellularräume erfolgt ist. 

Auf welche Weise die gesetzmässige Anordnung der Krystalle 
zu Stande kommt, lässt sich bei dem gegenwärtigen Zustande unse- 
rer Kenntnisse über das Wachsthum der Krystalle, wie ich glaube, 


1) Vergl. Sachs, Lehrb. der Bot. 3. Aufl. p. 69, wo auf gegentheilige 
Verhältnisse hingewiesen wird. 


9 


nicht mit Bestimmtheit feststellen. Wohl weiss man, dass, wenn zwei 
bei ihrer Mischung eine krystallisirte Substanz liefernde Flüssigkeiten 
(z. B. eine Lösung von Oxalsäure und eine Gypslösung) sich durch 
Membrandiffusion mengen, Krystalle entstehen, welche senkrecht auf 
das Diaphragma gestellt sind; aber hiernach müssten die Krystalle in 
den Parenchymzellen der Pontederia erassipes eine auf die beobach- 
tete Richtung senkrechte Stellung einnehmen, vorausgesetzt, dass der 
oxalsaure Kalk hier durch Mischung von Oxalsäure (oder einem ge- 
lösten oxalsauren Salze) und einem Kalksalze, die auf dem Wege 
der Membrandiffusion sich begegnen, entsteht. 

Es ist nichts als eine vage Vermuthung, wenn man annimmt, 
dass der nach den Intercellularräumen gerichtete Verdampfungsstrom 
des Wassers die oben genannte Richtung der Krystalle zu Stande 
bringt. Ich unterlasse es, dieser Vermuthung noch andere anzu- 
reihen, und begnüge mich, das Faktum konstatirt zu haben: dass 
ähnlich wie in gewissen thierischen Geweben auch in pflanzlichen 
eine bestimmte Orientirung von Krystallen zu beobachten ist. 


_— 0 —— 


Plantas in itinere africano 
ab J. M. Hildebrandt colleetas determinat W. Vatke. 


Auctoritate herbarii regi berolinensis. 


Scrophulariaceae R. Br. 


446. Verbascum Ternacha Hochst. (aethiopicum Ehrnb. apud 
Swt. cf. Vatke pl. Schimper in Linnaea 1875 ined.) Abyssinia: Habab 
6000—8500° ad pagos sept. 1872 fructiferum legit. 

72. Linaria aegyptiaca (L.) Dum. Cours. Suez inter Trifolia 
apr. 1872. 

447. L. macilenta Decne. (asparagoides Schweinfurth). Abys- 
sinia: Habab 4000‘ in saxis granilicis aug. 1872. 

25. L. haelava (Forsk.) Chav. In deserto Ramle prope Alexan- 
driam mart. 1872. 

6,7 b. Simbuleta arabica var. abyssinica Jaub., Poir. et Spach. 
sp. sub Annarrhino. Abyssinia: Habab Bora asgede 7000‘, aug. 1872. 

508. Alectra parasitica (Hochst.) A. Rich. Abyssinia: Bogos 
prope Heren parasitica; flores flavescentes; sept. 1872. 

771. Anticharis glandulosa (E. et H.) Aschers. Aden ad mon- 
tes jun. 1872. 

862. eadem. Planities prope Lasgosi usque ad 1500 m. in mon- 
tibus Ahl dietis Somalensium locis humidis cum n. 861. 

673. Anticharis linearis (Benth.) Hochst. Abyssinia: Habab 
5000° in fluviorum ripa. aug. 1872. 

726. c. eadem. Samhar prope Massua dec. 1872. 


10 


863. a. Urbania Iyperiaeflora Vatke. In Somalensium montibus 
Ahl dietis 1000 m. in saxorum rimis. mart. 1873 („humor aquaticus 
slandularum manus atlingentis conspergit* Hildebrandt in sched. sed 
has glandulas equidem frustra quaesivi.) 

Urbania Valke. Calyx Öpartitus segmentis linearibus, corollae 
deciduae tubus elongatus glaberrimus leviter imeurvus fauce vix di- 
latata; limbi laciniae integrae, in labia 2 dispositae; stamina fertilia 4, 
longiora exserla, breviora inclusa; stylus apice integer vix dilatatus, 
capsula calyce longior, ovaia septicide bivalvis, valvulis ultramedium 
bifidis; semina rugulosa. Herba foliis inferioribus oppositis cordalis, 
superioribus alternis crenato-dentatis; flores axillares racemosi; genus 
Chaenostomali proximum, fructu diversum; dicavi in honorem Ignatü 
Urban, Medicaginis generis monographi peritissimi mihique amiecissimi. 

U. Iyperiaeflora Vatke. Annua hirsuta a basi ramosa, foliis 
longe petiolatis suborbiculatis inferioribus basi cordatis, superioribus 
rotundatis glabriusculis irregulariter crenato-serratis ciliatis, floralibus 
decerescentibus, floribus racemosis, pedicellis calyce duplo longioribus, 
sepalis linearibus obtusiusculis, corollae limbo tubo 5—-6plo breviore. 
Caules 2 ctm. alti, petiolis inferioribus 3°5 cim. longi, lamina 2 cim. 
longa, 2'5 ctm. lata; flos 1'5 ctm. longus. 

768. c. Lindenbergia sinaica (Decne) Benth. (Lind. abyssinica) 
Hochst. Vatke. pl. Schimper 1. ce. ined.). Aden ad montes jun. 1872. 

863. c. L. nigrescens Vatke. Annua a basi ramosa hirta, foliis 
subrotundo-ovalis in petiolum productis acutis dentalis, pilis brevis- 
simis albidis supra crebrioribus conspersis, floralibus inferioribus con- 
formibus, superioribus decrescentibus calyce longioribus, racemis 
multifloris, floribus oppositis secundis, corolla calyce triplo longiore 
glabra, capsula villosula. Herba 1'5 decim. alta, siceitate nigricans; 
folia 3 cim. longa, incl. petiolo 1 ctm. longo. Lind. indicae (L.) 
Vatke ined. CL. polyanthae Royle) proxima, dislinceta caulibus teneris, 
indumento denso, pilis glanduliferis immixtis; calyces duplo minores 
glabriuseuli. 

986. Torenia ramosissima Vatke. In Insulae Sansibar locis hu- 
midis praecipue altis. juli ad nov. 1873, 

T. (Nortenia) ramosissima Vatke glaberrima vel superne prope 
nodos eum petiolorum pedunculorumque basi pilosa, caulibus radican- 
tibus diffusis, foliis petiolatis ovatis basi rotundatis subcordatisve ere- 
nato-dentalis subacutis pilosiusculis, calycis ad costas albido-ciliati 
alis 3 latiusculis basi aculis decurrentibus, corolla calyce, subduplo 
longiore, filamentorum anticorum appendicibus elongato-filiformibus 
apice clavato-incrassalis. Caules ad 3 decim. longi; folia petiolis 
0°5 ctm. longis, lamine ca. 25 ctm. longa. 

A T. stolonifera Bojer differt floribus duplo minoribus, a T. 
parviflora Ham. calyeis brevioris alis latiusculis, ab utraque ex de- 
scriptione filamentorum anticorum appendicis forma; antherae in nostra 
ut saepius in genere per paria cohaerentes. 

642. Torenia plantaginea (Hochst.) Benth. Abyssinia: Habab 
ubique alt. 8000‘. jul. ad sept. 1872. 


11 


1010. Hysanthes rotundifolia (L.) Benth. Sansibar in locis hu- 
midis praeeipue cullis. jun. ad nov. 1873. Stamina in floribus male 
siccalis non examinavi; sed habitus satis convenil. 

1127. Buchnera leptostachya Benth. e diagn. (B. longifolia 
Klotzsch. in Peters Mosamb.) Hokotoni insulae Sansibar in pratis pa- 
ludosis oct. 1873. 

726. Striga gesnerioides (Willd.) Vatke ined. ($. orobanchoides 
Benth.) Samhar prope Massua in radicibus Boswelliae parasitica. de- 
cemb. 1872. 

726 a. eadem in Cisso Aangulari (fide H.) 

510. eadem, Abyssinia: Habab Nakfa in Euphorbiae sp. parasi- 
tica. Aug. 1872 fr. 

512 eadem fr. 

1134. St. lutea Lour. (St. hirsuta Benth.) Insula Sansibar in 
pratis siccis herbaceis; flores coceinei. oct. 1873. 

1129. Rhamphicarpa serrata Klotzsch. Sansibar in oris pratis 
gramineis secus fluvium Wami; suffrutex; flores laeti; aug. 1873. 


Berlin, am 15. Dezember 1874. 


——suons— 


Die Vegetations-Verhältnisse des mittleren und östlichen 
Ungarns und angrenzenden Siebenhürgens. 


Von A. Kerner. 
LXXY., 


1378. Lysimachia vulgaris L. — Zwischen Röhricht und Ried- 
gras, in Zsombekmooren und auf sumpfigen Wiesen, auch als Be- 
standtheil des Gestäudes, welches an quelligen Plätzen entlang den 
Ufern der Bäche und am Rande der Wassergräben sich entwickelt 
findet und dann häufig kombinirt mit dem Strauchwerke der Salix 
cinerea. — Im mittelungar. Berglande bei Felnemet nächst Erlau; in 
der Matra bei Solymos und am Közeptö bei Bakta; in der Pilisgruppe 
am Bache hinter der Ruine Visegrad, bei Sct. Andrae, in der Nähe 
der Saukopfquelle bei Ofen und bei der Pulvermühle oberhalb Alt- 
ofen; auf der Kecskem, Landhöhe bei Waitzen, R. Palota, Pest, Sorok- 
sar, Alberti, Säri, Nagy Körös. Am Rande der Debreeziner Landhöhe 
im Eesedi Läp; in der Tiefebene bei Czegled und Szolnok, auf der 
P. Ecseg, der Berettyö Särret und bei Szegedin; im Bereiche des 
Bihariageb. auf dem tert. Vorlande bei Szt. Marton nächst Grosswar- 
dein und bei Lasuri, im Thale der schwarzen Körös bei Belenyes, 
Petrosa und Sedescelu nächst Rezbänya;: im Thale der weissen Körös 
auf dem tertiären Hügellande zwischen Halmadiü und Plescutia und 
auf der Chiciora südöstlich von Buteni; im Aranyosthale bei Negra. 
Dieser letztere, der höchstgelegene im Gebiete beobachtete Standort. 


12 


— Sienit, Schiefer, tert., diluv. u. alluv. Lehm- und Sandboden. 75— 
845 Meter. 


1379. Lysimachia punctata L. — An Bachufern und an quel- 
ligen Stellen sowohl in lichten Wäldern und Holzschlägen als auch auf 
Wiesen. — Im mittelungar. Berglande bei Waitzen; in der Magusta- 


gruppe bei Gross Maros; in der Pilisgruppe auf dem Piliserberge, bei 
Visegrad, Szt. Kereszt und Sct. Andrae und auf den Ausläufern des 
Berglandes gegen die Stuhlweissenburger Niederung bei Nadäp. Im 
Bihariageb. ober der Pietra lunga bei Rezbänya, bei Vasköh, zwischen 
Monesa und Rescirata, bei Chisindia nächst Buteni und am Körösufer 
bei Grosswardein. An der Nordostgrenze des Gebietes am westl. Ab- 
falle der Bükkgruppe bei Also Homorod. — Trachyt, Schiefer, Kalk, 
thonreicher Sandstein, tert., diluv. u. alluv. Lehmboden. 130—820 
Meter. — Fehlt im Tieflande. 

1380. Lysimachia Nummularia L. — An sumpfigen Stellen 
unter Röhricht, hohem Riedgras und Gebüsch am Ufer der Bäche und 
Flüsse; im feuchten Grunde von Gehölzen, in Abzugsgräben und 
austrocknenden Zsombekmooren. Im mittelungar. Berglande bei Näna, 
Gross Maros, Visegrad, Sct. Andrae, Altofen, Ofen, Promontor; am 
Velencezer See; auf der Kecskem. Landhöhe bei Pest, Soroksar, Nagy 
Körös; in der Tiefebene am Theissufer bei Szolnok (hier häufig unter 
dem Gestäude der Euphorbia lucida) und Kisujszälläas und in den 
Sümpfen entlang dem Beretiyö, Mirrha und Hortobägy. Im Bihariageb. 
bei Grosswardein und Szt. Märton, zwischen Vasköh und Colesci und 
oberhalb der Schmelze bei Rezbänya. Der letztgenannte Standort der 
höchstgelegene im Gebiete beobachtete. — Trachyt, Schiefer, tert., 
diluv. und alluv. Lehm- und lehmiger Sandboden. 75—650 Met. 

13851. Anagallis arvensis L. — Auf bebautem Lande, im Ge- 
schiebe der Flussufer, an Strassenrändern und auf wüsten Plätzen in 
den Dörfern, seltener auch auf wüstem Sandboden und auf salzaus- 
witternden Stellen der Niederung. — Erlau, Waitzen, Näna, Visegrad, 
Gran, Ofen, Sziget Szt. Miklos, Ercsin, Pest, Vörösegyhäz, Monor, 
Pilis, Nagy Körös, Szolnok, Gyula, Grosswardein, Felixbad, Belenyes, 
Petrani, Vasköh, Rezbänya, Monesa, Nadalbesci. — Trachyt, Schiefer, 
Kalk, tert., diluv. u. alluv, Sand- und sandiger Lehmboden. Scheut 
auch nicht das salzauswilternde Erdreich. 75—460 Met. 

1382. Anagallis coerules Schreb. — An gleichen Standorten 
wie die vorhergehende Art. Auf dem Sikhegy bei Erlau, bei Näna, 
zwischen Visegrad und Dömös, bei Solmär nächst Vörösvär, bei Ofen 
und Eresi, auf der Csepelinsel, häufig bei Monor und Pilis, im Bahn- 


hofe in Szolnok, auf dem Köbänyahegy bei Felixbad. — Trachyt, 
Kalk, diluv. u. alluv. Sand. 75—310 Met. — Im Tieflande stellen- 


weise häufiger als A. arvensis, während umgekehrt im Bihariageb. 
A. arvensis weit häufiger und auch weiter verbreitet ist als A. coe- 
rulea. Die obere Grenze der A. coerulea liegt auch um 150 Meter 
tiefer als jene der A. arvensis. 

1383. Centunculus minimus L. — In den wenig befahrenen 
grasbewachsenen Geleisen feuchter Feld- und Waldwege. Im Bereiche 


13 


des mittelung. Berglandes sehr selten und bisher nur bei Csenke und 
Muszla in der Nähe der Granmündung von Feichtinger aufgefunden. 
Häufiger im Bihariageb. im Thale der schwarzen Körös in dem Eichen- 
walde ober dem Dorfe Sedöscelu bei Rezbänya, bei Kisköh, auf den 
Hügeln bei Criscioru (Felsö Kristior) und zwischen dem Dorfe Calu- 
giera und der intermittirenden Quelle; im Thale der weissen Körös 


auf den tert. Hügeln bei Körösbäanya. — Thonreicher Schiefer, tert. 
u. diluv. Lehm- und lehmiger Sandboden. 95—600 Met. — In der 
Tiefebene nicht beobachtet, 

1384. Androsace mazima L. — Auf bebautem Lande. Auf 


Brachfeldern bei Dorogsh, am Eisenbahndamme bei Näna, auf dem 
Adlersberge bei Ofen, auf dem Festungsberge und in der Christinen- 
vorstadt Ofens. — Tert. u. diluv. Lehm- und lehmiger Sandboden. 
95—220 Met. 

1385. Androsace elongata L. — Auf spärlich begrasten Plätzen 
sonniger Hügel und Berge und auf bebautem Lande. — Im mittel- 
ungar. Berglande beı Verpelet und auf dem Nagy Eged bei Erlau; 
in der Magustagruppe bei Helemba und Näna; in der Pilisgruppe 
hinter der Ruine Visegrad und bei Set. Andrae; bei dem Leopoldi- 
felde und auf dem Adlersberge nächst Ofen (1860 und 1861), auf 
dem Meleghegy bei Nadäp und auf dem Gerecsehegy zwischen Gran 
und Totis. Auf der Csepelinsel bei Csep. Nach Steffek auch bei 
Grosswardein. — Trachyt, Kalk, tert. u. diluv. Sand- und sandiger 
Lehmboden. 95—380 Met. — A. elongata wird von Sadler in der 
Fl. Com. Pest. 96 nur bei Sct. Andrae angegeben. Da kaum voraus- 
gesetzt werden kann, dass diese Pflanze zu Sadler’s Zeit an den 
oben angeführten so oft besuchten Standorten bei Ofen übersehen 
wurde, so kann man wohl annehmen, dass sie sich seit jener Zeit, 
das ist also beiläufig seit drei Dezennien, im Gebiete weiter ausge- 
breitet hat. 

1356. Primula acaulis (L. var.). — Im Grunde der Laubwälder, 
zumal in Buchenwäldern und dann auf Grasplätzen, Wiesen und 
Angern, welche sich an den Saum der Wälder anschliessen. Im 
mittelungar. Berglande nur in den südlich der Donau liegenden Gruppen. 
Innerhalb des hier behandelten Gebietes am westlichen Abfalle des 
Meleshegy, nordöstlich von Stuhlweissenburg im Walde nächst dem 
Teiche bei Pätka und in der Vertesgruppe bei Csäkvär. Häufiger dann 
in der Bakonygruppe, aber schon ausserhalb des Gebietes bei Zirz, 
Estergäl, Bakonybel ete. — Fehlt im Tieflande; dagegen sehr ver- 
breitet im Bihariageb.; im Rezbänyaerzuge auf den Grauwackenschielfer- 
bergen bei Poöna und Rezbänya bis an den Abhang der Margine 
(aber nur bis zur Grenze des Glimmerschiefers! Sobald man aus dem 
Gebiete des Grauwackenschiefers auf jenes des Glimmerschiefers 
kommt, ist P. acaulis spurlos verschwunden); sehr häufig in der 
zerrissenen Randzone des Batrinaplateaus auf der Pictra Boghi, im 
Valea pulsului, Valea Galbina und Valea s&ca, auf der Seirbina und 
Stanesa, im Valea lunga, bei der Pietra lunga, ober Fenatia nächst 
Rezbänya und bis herab in das Thalbecken von Belenyes nach Sa- 


14 


voeni; auf dem Vasköher Plateau zwischen Vasköh und Colesci; im 
Thale der weissen Körös auf den Hügeln bei Körösbanya und von 
den Höhen der Chiciora in der Hegyesgruppe bis herab nach Chisindia 
südöstlich von Buteni; im Thalgebiete der schnellen Körös im Wolls- 
walde bei Grosswardein. — Der höchstgelegene im Gebiete beob- 
achtete Standort: die Höhe der Seirbina zwischen Rezbänya und Valea 
seca. — Auf bündigem tiefgründigen Boden, welcher durch Verwitterung 
kalkhältiger Schiefer und thonreicher Kalksteine entstanden ist, mit 
Vorliebe auf den zwischen Kalkschichten eingeschlossenen Grauwacken- 
und Liasschiefern und auf dem mit Wienersandstein wechselnden 
Aptychenschiefer, aber auch auf Kalk und tert. u. diluv. Lehmboden. 
Fehlt vollständig auf Sandboden, aber merkwürdigerweise im Gebiete 
auch auf der thonreichen Erdkrume über Porphyr und Trachyt. 
150—1420 Met. 

1387. Primula elatior (L. var.). — In Wäldern und auf Berg- 
wiesen im Bihariageb. Auf dem Batrinaplateau auf der Pietra Batrina 
und Galinesa, im Thalkessel Ponora (hier in den Fichtenurwäldern 
häufig), im Hintergrunde des Galbinathales und auf der Tataroda, 
zumal an dem gegen Valea seca sich absenkenden Gehänge. Nach 
Steffek bei Hegyköz Ujlak im Flussgebiete der schnellen Körös. — 
Auf lehmiger durch Verwitterung thonreicher Sandsteine und Kalk- 
steine entstandener Erdirume. 725—1580 Met. — Fehlt im mittel- 
ungar. Berglande und im Tieflande und auch auf den dem Hochge- 
birge vorgelagerten Gruppen des Bihariageb. Auch auf dem Glimmer- 
schiefer des Rezbänyaerzuges und auf dem Porphyr des Peötrosaerzuges, 
selbst bei jener Elevation des Bodens, in welcher sie auf dem an- 
grenzenden Batrinaplateau verbreitet angetroffen wurde, nicht beob- 
achtet. 

1388. Primula Columnae Tenore. — Auf felsigen Bergkuppen 
und auf den Gesimsen und Terrassen steiler Bergabstürze. Im Biha- 
riageb. in der zerrissenen Randzone des Batrinaplateaus an dem 
gegen Valea pulsului sehenden Gehänge der Pietra Boghi, auf der 
Pietra Galbina, Pietra muncelului und der Tataroda zwischen Petrosa 
und Rezbänya; in der Vulcangruppe auf dem Suprapietra poienile bei 
Vidra.e — Im Gebiete nur auf Kalksubstrat beobachtet. 650—1300 
Met. — (P. Columnae zeigt wie alle Primeln heterostyle Blüthen 
und einen mit der Heterostylie Hand in Hand gehenden, mannigfache 
Verwirrungen in der Nomenklatur veranlassenden Dimorphismus der 
Korolle. Die Kronröhre der androdynamischen Blüthen ist im oberen 
Drittel stark beckenförmig erweitert, der Saum gleichfalls becken- 
förmig, mit einem Durchmesser von 14—18"2; die Kronröhre der 
gynodynamischen Blüthen ist bis zum Schlunde gleichweit, der Saum 
zwar auch weil beckenförmig, aber doch weit weniger konkav als 
an den androdynamischen Blüthen und mit einem Durchmesser von 


15—19®=, — Die Korollen zeigen demnach einen um circa 6mm 
grösseren Durchmesser des Saumes als ihn die verwandte Pr. offi- 
cinalis besitzi. — Mir vorliegende Originalexemplare der P. suaveo- 


lens Bert. sind von P. Columnae Tenore nicht verschieden und 


ö 


- 


15 


zeigen auch keinen kleineren Kronendurchmesser als diese. Wenn 
Bertoloni seine P. suaveolens „limbo parvo* definirt, so konnte 
diess nur im Vergleich zu P. acaulis (L. var.) gemeint sein, und 
wahrscheinlich hatte Bertoloni bei Abfassung seiner Beschreibung 
zunächst androdynamische Exemplare im Auge. — Grenier & Go- 
dron, welche Orig.-Exemplare der P. suaveolens Bert. nicht gesehen 
haben, wurden übrigens durch diesen nicht sehr glücklich gewählten 
und nur vergleichsweise in Anwendung gebrachten Ausdruck Ber- 
toloni’s zu der Meinung veranlasst: dass die von Reichenb. in Fl. 
exsicc. sub Nr. 1926 als P. Columnae Ten. = P. suaveolens Bert. 
ausgegebenen, vom Monte maggiore in Istrien herstammenden Exem- 
plare, mit welchen eine auf dem Pic de I’ Hieris vorkommende 
Primel ganz übereinstimmte, nicht die P. suaveolens Bert. sein könne, 
da ja diese nach Bertoloni selbst einen „limbus parvus“ haben soll, 
während doch die Primel vom Monte maggiore und vom Pie de 
l’ Hieris einen Kronendurchmesser besitzt, welcher sich jenem der P. 
elatior sehr nähert. Gren. & Godr. bezeichneten daher auch in Folge 
dieses Missverständnisses die Primel, welche Tommasini für Rei- 
chenb. Fl. exsice. vom Monte maggiore besorgt hatle und die, wie 
gesagt, auf dem Pic de I’ Hieris in ganz übereinstimmenden Exem- 
plaren vorkommt, als Primula Tommasinäü [Vergl. Gr. & Godr. Fl. 
fr., II, 449] *). Noch weniger glücklich sind Gren. & Godr. mit der 
Deutung der von Tenore für seine P. Columnae gebrauchten Phrase 
„corollis calyces maxime inflatos subaequanlibus.“ Sie glauben näm- 
lich aus dieser Bemerkung herauslesen zu können, dass auch Tenore’s 
Pflanze eine kleine Korolle haben müsse, übersehen dabei aber ganz 
die Abbildung, welche Tenore t. 13 gibt, sowie die in der Fl. 
Nap. I, 54 bei P. Columnae stehende Bemerkung „col lembo piano 
e grande.* — Auf Grundlage eines sehr reichlichen Materials aus 
Spanien, Südfrankreich, Savoyen, Ober- und Unteritalien, Görz, 
Istrien, Dalmatien, Kroatien, Ungarn und Siebenbürgen kann ich auf 
das bestimmteste erklären, dass P. suwaveolens Bert., P. Columnae 
Tenore und P. Tommasini Gren. & Godr. eine und dieselbe Pllan- 
zenart bedeuten. — Da der Name P. Columnae Tenere aus dem 
Jahre 1811, der Name P. swaveolens Bert. aus dem Jahre 1813 
herstammt, so hat die hier besprochene durch das ganze südliche 
Europa weit verbreitete Primel den Namen P. Columnae Tenore zu 
führen und P. suaveolens Bert. sowie P. Tommasiniü sind als Syn. 
beizusetzen. — Zum Schlusse möchte ich noch bemerken, dass Neil- 
reich’s in den Nachtr. zu Maly’s Enum. p. 185 ausgesprochene An- 
sicht, wonach P. Columnae Ten. = P. Tommasinüu Gr. & Godr. 
„eine Var. der P. elatior Jacq. mit unterseits weissfilzigen Blättern“ 
sein soll, ein vollständiges Verkennen der wahren Verwandischafts- 
verhältnisse dieser Primeln und ein Nichtbeachten der trefflichen 
Unterscheidungsmerkmale, welche der Kelch, die Kapsel und der 
Blattrand bieten, beurkundet. P. Columnae Ten. stimmt durch den 


*) In Folge eines Druckfehlers steht dort P. Thomasinii. 


16 


grossen, nach oben zu sich erweiternden, einfärbigen, bleichen Kelch 
und die kurze elliptisch-eiförmige Kapsel, welche nur halb so lang 
ist als der Fruchtkelch [während die schmale cylindrische Kapsel der 
P. elatior über den nach oben zu nicht erweiterten kleinen Kelch 
um 2—3"” hinausragt] ganz mit P. offieinalis [L. var.] überein und 
ist auch mit dieser durch P. inflata Lehm. verkettet, während ein 
Bindeglied oder Uebergang zu P. elatior [L. var.] nicht existirt.) 


1389. Primula inflata Lehm. — Auf Wiesen und auf grasigen 
Plätzen im Grunde und in den Lichtungen der Gehölze. Im mittelung. 
Berglande auf dem Kis Eged bei Erlau; auf dem Verczveres bei Bodony, 
auf der Veronkaret, bei Gyöngyös und bei Paräd in der Matra; auf dem 
Nagyszäl bei Waitzen; in der Pilisgruppe bei Visegrad, Szt. Läszlö und 
Sct. Andrae, auf dem Ketagohegy bei Csev nächst Gran, auf dem Piliser- 
berge, beiP. Csaba, auf der Slanitzka (hier in Exemplaren, welche sich 
der P. Columnae Ten. sehr nähern), im Leopoldifelde und Auwinkel, auf 
dem Johannisberge und Schwabenberge, im Wolfsthale, im Kammer- 
walde bei Promontor und auf den Anhöhen bei Stuhlweissenburg. Im 
Donauthale bei Näna und bei der Pulvermühle zwischen Altofen und 
Krotendorf. Im Bihariageb. bei Grosswardein, am Bontoskö bei Petrani 
und bei Vidra im Aranyosthale. — Trachyt, Kalk, Sandstein, tert. u. 
diluv. Lehmboden. 120—650 Met. — Fehlt im Tieflande. — (Unter- 
scheidet sich von P. Columnae Ten. durch den graufilzigen [nicht 
weissen], weniger dicht aufgetragenen Ueberzug der unteren Seite 
der ausgewachsenen Blätter, die längere Blalispreite und den kleineren 
tieferbeckenförmigen Kronensaum. Der Kronensaum der androdyna- 
mischen Blüthen zeigt einen Durchmesser von 12—15”=, jener der 
gynodynam. Blüthen einen Durchmesser von 13—16””. P. inflata 
Lehm. bildet ein Mittelglied zwischen P. Columnae Ten. und P. 
offieinalis (L. var.) und es ist oft schwierig zwischen diesen Arten 
die Grenze zu ziehen. Die echte P. offieinalis (L. var.), wie sie in 
Skandinavien und England, im nördlichen und centralen Frankreich, 
in Deutschland, in der Schweiz und in den nördlichen Alpenländern 
vorkommt, scheint in dem hier behandelten Gebiete zu fehlen. Ihre 
ausgewachsenen Blätter sind unterseits grün, von kurzen geglieder- 
ten Härchen weichhaarig, der Saum der androdyn. Blüthen hat einen 
Durchmesser von 9—11””, jener der gynodyn. Blüthen einen Durch- 
messer von 10—12""”, Die Zipfel des Saumes sind nach vorne ab- 
stehend und der Saum daher sehr stark konkav. — Lehmann halte 
ebenso, wie später Reichenb. pat., die P. inflata aus Ungarn von 
Läng erhalten, und es kann keinem Zweifel unterliegen , dass 
Lehmann wirklich dieselbe Plianze gemeint hat, welche Reichenb. 
in Exceurs. 401 als P. veris P. inflata Lehm. aufführt. Dass Leh- 
mann’s Angaben in einigen Stücken ungenau, wurde schon von Rei- 
chenb. a. a. 0. bemerkt: „le. citata (P. inflata Lehm. Mon. t. ID 
secundum. specimina hungarica viva et sicca minus bona, calyx enim 
in vivo omnino angulatus, cor. lobi sicco tantum undulali, nec serrali, 
vix erenulali.“) 


; 17 


1390. Hottonia palustris L. — In stehenden Gewässern im Ge- 
- biete selten. Von mir nur an einigen Stellen entlang dem Rakosbache 
von Keresztur bis Neu-Pest und in einem Tümpel bei Töszeg nächst 
Szolnok, von Borbäs in einem kleinen Teiche im Walde bei Szt. 
Läszlö beobachtet. 75—500 Met. — (Sadler gibt H. palustris in 
der Fl. Com. Pest. p. 98 „in omnibus aquis purioribus slagnanlibus et 
lente fluentibus“ an. Möglich, dass diese Pflanze daher in den letzten 
Dezennien im Gebiete seltener geworden ist.) 


1391. Cortusa pubens S. N. K. — An moosigen feuchten, theil- 
weise von durchsickerndem Quellwasser berieselten Felsen im Biharia- 
gebirge und zwar auf dem Batrinaplateau an dem Abfalle der Stäna 
di pietra, der Varasoea und an der Nordostseite der Pietra Boghi, 
‚entlang dem Reitwege, der von Valea Gropili und Valea Isbucu nach 
Petrosa führt. Gesellig mit Viola biflora und Silene quadrifida. — 
Kalk. 1200—1400 Meter. — (Unterscheidet sich von ©. Matthioli L. 
durch den aus sehr kurzen Härchen gebildeten Ueberzug, durch den 
längeren Kelch, die kleinere Kapsel, welche kaum doppelt so lang 
als der Kelch ist. [C. pubens: Kelch 5°5 "= lang, Kapsel 8 == Jang. 
— (. Matthioli: Kelch 45 "= lang, Kapsel 10 == lang] und insbe- 
sondere durch den anderen Zuschnilt der Blätter, auf welches Merk- 
mal zwar die Autoren [in Schott Anal. p. 17] kein Gewicht legen, 
das aber nichisdestoweniger zu dem ganz verschiedenen physiogno- 
mischen Eindruck sehr wesentlich beiträgt. Während die Lappen der 
C. Matthioli im Umrisse halbkreisförmig sind, und jeder Lappen 
selbst wieder durch Vergrösserung des miltelsten und zweier seit- 
licher Zähne sich in drei etwas spreizende Läppchen theilt, erscheinen 
die Lappen der ©. pubens im Umrisse eiförmig-dreieckig, und jeder 
Lappen ist von der Basis bis zur Spitze von gleich grossen, spitzen, 
vorgestreckten, nicht spreizenden Zähnen gesägt, aber nicht in drei 
Läppchen getheil. — Die Angabe der Autoren S. N. K., dass ©. 
pubens gerundet-stumpfe, C. Matthioli dagegen spitze Zipfel der 
Blumenkrone haben soll, ist nicht richtig. Auch C©. Matthioli hat 
stumpfe Zipfel der Blumenkrone und in dieser Beziehung ist ein 
Unterschied zwischen beiden nicht vorhanden. — C. pubens scheint 
sehr selten, und schliesst in Siebenbürgen die C. Matthioli L. nicht 
aus; wenigstens erbielt ich durch M. Fuss auch Exemplare der 
echten ©. Matthioli aus Siebenbürgen und zwar von der Frecker 
Alpe Csorte zugesendet, welche sich von jenen aus Savoyen, Schweiz, 
Vorarlberg, Tirol, Baiern, Steiermark, Niederösterreich und Oberun- 
garn nicht unterschieden.) 


1392. Soldanella alpina L. — An kurzgrasigen Plätzen, insbe- 
sondere in der Nähe von Quellen in kleinen Gruben und Mulden, 
eingesprengt in die vorherrschend aus Nardus strieta gebildete Wa- 
senlormalion. Im Bihariagebirge im Rezbänyaerzuge von der Släna 
 Scevea entlang dem Hochgebirgskamme bis zur Cucurbela und zu 
den Quellen im Valea cepilor; im Petrosaerzuge von Cornul munti- 


lor und dem Gipfel des Bohodei entlang dem ganzen Kamme über 
Oesterr. botan. Zeitschrift. 1. Heft. 1375. 2 


18 


den Vervul Britiei bis zur Vlad&asa. Insbesondere häufig auf dem 
Bohodei. — Porphyrit, Schiefer. 1600—1845 Meter, 
1393. Soldanella montana Willd. — Im moosbewachsenen, 
schattigen, feuchten Grunde der Fichtenwälder im Bihariagebirge. Im 
Rezbänyaerzuge häufig am Gipfel der Ruginosa und im obersten 
Aranyosthale unter dem Sattel La Jocu; auf dem Batrinaplateau an 
der Ostseite der Pietra Batrina und in den Schluchten im Quellen- 
gebiete der Szamos unter der Geisterhöhle Oncesa. Vorherrschend 
auf Kalk und Sandstein, seltener auch auf Glimmerschiefer. 1250— 
1600 Meter. | 
1394. Samolus Valerandi L.. — Am Rande von Quellbächen 
und in Sümpfen. Im Bereiche des mittelungar. Berglandes an den 
lauen Quellen (Temp. der Quelle 230 C.) und in der sumpfigen Um- 
gebung derselben bei der Pulvermühle zwischen Altofen und Kroten- 
dorf; nach Feichtinger auch bei Dorogh und in der Vertesgruppe 
bei Totis. Im Tieflande und im Bihariageb. von mir nicht beobachtet, 
obschon sie dort an vereinzelten Punkten gewiss nicht fehlt. , —- 
(Sadler gibt S$. Valerandi in Fl. Com. Pest. 106 „in palustribus 
frequens“ an, was jedenfalls dermalen nicht richtig ist.) Diluv. und 
alluv. Sandboden. 95—130 Meter. 2 
1395. Glaux maritima L. — Auf salzauswitterndem Boden am 
Rande stehender Gewässer. Bei Muszla und Csenke in der Nähe der 
Granmündung; auf der Csepelinsel bei Csep; am Velenczer See; bei i 
Nagy Läng und bei Sär Keresztur in der Stuhlweissenburger Nie- 
derung. — Diluv. Natronsalze auswilternder Sand. 80—130 Meter. 
1396. Cyclamen europaeum L. — Im mittelungar. Berglande | 
nach Reuss in der Matra; nach Sadler in der Pilisgruppe bei Szt. 
Kereszt und Sct. Andrae und nach Steffek am Saume des Biharia- 
gebirges im Szaldobagyer Walde bei Grosswardein. Von mir im Ge- 
biete nicht beobachtet. 


esse —- 


Botanische Notizen aus den nördl, Kalkalpen. 


Von P. Julius Gremblich. 


Im Nachfolgenden berichte ich Ihnen kurz die wichtigsten Re- 
sultate meiner Exkursionen, welche ich heuer in die liebgewonnenen 
nördlichen Kalkalpen unternomnen habe. Ich durchstreifte dieselben _ 
in verschiedenen Richtungen, konnte aber wegen der meist nur kurz ® 
zugemessenen Zeit mich nirgends länger aufhalten, es kann desshalb 
auch nicht von einer erschöpfenden Untersuchung einer Beyond 
die Rede sein. Y 


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Die erste grössere Partie war jene, welche ich innerhalb vier N 
Tage über das Joch Lampsen, Hinterriss und Scharnitz machte. Da } 


diese Partie noch in den Monat Juni (11.—14.) fiel, so musste ich 


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19 


2 zur Lampsen empor im schattigen Marzanthale wohl noch 1'/, Stunde 
_  Jang kontinuirlich im Schnee waten, was nicht ganz ohne Gefahr 


war, da vom links fast . senkrecht aufstehenden Gebirge unaufhör- 
lich herunterstürzende Steine das ohnehin schwierige Steigen noch 
verzögerten. — Gleich nach dem Uebergange fand sich bei etwa 
2000 Meter ein freier Abhang, auf welchem zahlreiche Soldanella 
alpina und S. pusilla sich befanden, und bei deren Anblick in mir 
gleich der Gedanke an die Möglichkeit des Vorhandenseins einer 
hybriden Form aufstieg. Ich suchte nun an Plätzen, die mir für die 
Bastartbildung geeignet schienen, nach und war auch wirklich so 
glücklich, einige zwanzig Stück der hybriden Form, welche wegen . 
der grossen Verschiedenheit der Stammeltern eine ausgezeichnete ist, 
zu finden. Die Farbe der Blüthen, die Länge des Griffels und der 
Staubfäden, die Dimension der Spaltung der Korolle, endlich die zwi- 
schen den Staubfäden befindlichen Schuppen und die relative Grösse 
des Kelches deuten darauf hin, dass diese Form als Bastart zu er- 
klären ist, obwohl ich auch an einem vom vorigen Jahre noch über- 
ständigen zweiblüthigen Exemplare völlig reife Samen fand. Nach 


_ einer mündlichen Mittheilung traf A. Kerner diese Pflanze auch am 


Blaser im Gschnitz, und bezeichnet sie vorläufig als S. hybrida. — 


‘Von Hinterriss aus bestieg ich am 12. Juni die Höhe der Moser- 


alpe, welche auf dem bairischen Antheile des an der Grenze gele- 
genen Scharfreuters sich bei 1500 Meter s. m. befindet. Ich besuchte 
diese Alpe schon im August vor zwei Jahren und traf dort unter 
zahlreichen Exemplaren das Hieracium glabratum und H. villosum, 
welche sich in den Schratteln des karstartig ausgefressenen Gebirges 


befinden, auch einige, die ganz bestimmt eine hybride Kombination 
der beiden vorgenannten Arten sind. Leider muss ich aber deren 


weitere Untersuchung wegen Unzulänglichkeit meiner Hilfsmittel vor 
der Hand verschieben. Unterhalb dieser Alpe traf ich, gerade in 
schönste Blüthe kommend, die ebenfalls schon anno 1872 ange- 
troffene, von Sendtner (Vegetationsverhältnisse v. Südbaiern, p. 829) 
aufgeführte Pulmonaria mollis, welche nach Kerner, der eben die 
Pulmonarien monographisch behandelte, P. tuberosa Schrank ist, die 
von P. mollis, welche mehr westlichen Gebieten angehört, vollig ver- 
schieden ist. In den Schratteln der Alpe selbst findet sich auch nicht 
selten Gnaphalium Hoppeanum Koch, das überhaupt nach Clessin an 
mehreren Stellen in Südbaiern aufgefunden wurde. — Meinen Rück- 
weg von dieser Partie nahm ich über Vorderriss, Wallgau, Krien und 
Scharnitz. Sehr interessant sind hier auch die von der sog. Oswald- 
hütte bis Vorderriss und von da längs der Isar bis Krien befind- 
lichen Bestände der Pinus obligua Sauter, welche eben im Isar- und 
Lechgebiete vorkommt und sich oft sehr weit in die Seitenthäler 
versteigt, wie im Karwendel- und Hinterauthal. Durch ihren auf- 
rechten Wuchs und die Gestalt der Zapfen ist sie hinlänglich von 
den Latschen (P. montana Mill.) verschieden. Der Stiel des Zapfens 
liegt bei Pinus obligua nicht in der Mitte, und die Apophysen der 
Schuppen, welche bei P. montana nur sehr klein und ringsum gleich 
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20 


entwickelt sind, treten auf der grösseren Seite sehr stark hervor, 
sind dort hakenförmig gestaltet und wölben sich oft über den Stiel 
empor. Das dunkle Grün der Nadeln, das von dem jeder anderen 
Pinus-Art absticht, an den Bäumen, die nie höher als 18 Meter 
werden und wie zerlumpt aussehen, bewirkt einen düsteren Eindruck, 
der an manchen Stellen durch das Roth, das von häufigen Daphne 
Cneorum herrührt, nur erhöht wird. — Gegen Krien traf ich in einem 
kein Wasser haltenden Feldgraben auch einen tüchligen Büschel 
Euphorbia plathyphylla L., die bei uns im Unterinnthal gerade nicht 
zu den grossen Seltenheiten zählt. Den Heimweg schlug ich über 
Seefeld ein, wo ich mir noch einige Cardamine trachypoda Kerner 
holte; am Schlossberge Fragenstein sammelte ich noch Orobanche 
ionaniha Kerner, die in Oesterr. botan. Zeitschrift 1874 Nr. 2 von 
Kerner krilisch beleuchtet ist; ich verschickte diese Pflanze vor deren 
Veröffentlichung immer als O. caerulea Vill. und bitte jelzt meine 
Tauschfreunde, den Namen ändern zu wollen. 

Am 2. Juli begab ich mich auf das am Angerberge bei Ratten- 


berg gelegene Torfmoor. Am Aufstiege zu demselben durch das 


sog. Moosthal findet sich sehr zahlreich Lycopus mollis Kerner vor, 
Die feuchten Wiesen, welche die zwei auf der Anhöhe gelegenen 
Höfe umgeben, sowie die um den Weiler „Hauss“ befindlichen wei- 
sen eine ganze Reihe von Cirsien-Baslarten auf, als da sind die 
Miltelform und die beiden goneoklinischen Formen zwischen Cirsium 
rieulare und palustre und Cirsium oleraceum und palustre. Auf dem 
Moore selbst — einem wahren Sphagnetum, das für die Betrachtung 
der Torfmoore als einander ablösender Pflanzenformationen, die in 
einer beslimmien, dem Sphagnetum, ihren Abschluss finden, ein ge- 
eigneter Platz, wie kaum einer ist — Irifft man, wie auf allen heimi- 
schen Hochmooren Andromeda polyfolia und Lycopodium inundalum; 
ferner Hieracium Berninae Gris., eine Rose aus der Gruppe der mol- 
lissima, dann in den Gräben Seerosen, welche wohl aus dem benach- 
barten Mariathaler See herstammen und sich als Nymphaea semi- 
aperta Klingg. ausweisen. An den das Moor umgebenden terliären 


Hügeln findet sich, wenn auch vereinzelt, doch überall Plantanthera 


chlorantha Cust. 


Am 27. Juli bestieg ich mit meinem Freunde, dem Naturhistoriker 


Alb. v. Hörmann in einer 18stündigen Tagp arlie das bei Münster im 
Unterinnthal gelegene Sonnenwendjoch und zwar von der Ostseite 
her. Die andere Seite birgt, wie schon Hausmann angibt, Androsace 
argentea Gärln., Saussurea pygmaea Spreng., die wir leider wegen 
des fast beständigen Regens und noch schlimmeren Nebels nicht er- 
reichen konnten. Um die Cerain- und Bletzachalpe, sowie um den 
1800 Meter hochgelegenen Irdaniersee trafen wir Pulmonaria tube- 
rosa, welche sich bereits im Fruchtzustande befand, Astrantia alpina 
Stur, Orobanche flava Mart. und Orob. Scabiosae Koch, letztere an 
der sogen. Kniepasskapelle. Wegen des eingetretenen Regenwellers 
machte ich auch eine gute Ausbeute besonders seltener Conchylien, 
was mir einigermassen Ersatz bot. Mein Freund Hörmann, ger in 


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"Rothholz wohnt, durchstreifte oft schon diese, wie auch andere von 


seinem Wohnorte aus leicht zugängliche Gegenden; besonders ging 
er auf die bei Achenrain gefundene Potentilla pr ocumbens Sibth. los, 
konnte aber selbe niemals wieder finden. Um die Ruinen des alten 
Rottenburg, einer im Volksmunde wohl bekannten Veste,»traf er 
Arum maculatum, dessen Blüthenscheiden sehr lebhaft rosenroth ge- 
färbt sind, und das ich desshalb Arum maculatum var. roseum nen- 
nen möchte. Er theilte mir davon mehrere Exemplare mit. 

Zu Anfang des Monats August machte ich eine Partie über 
das Gaisthal nach Reutte, Vils, Füssen, Garnisch und Scharnitz, dann 
über das Karwendelthal in die Hinterriss und von dort über das Joch 
Blums nach Hall zurück. Auf dem Elhrwalder Alpl im Gaisthal sam- 
melte ich Cirsium acaule All. und das echte Aconitum Napellus L., 
welches in Massen um das aus nicht weniger als 34 Hülten beste- 
hende „Alpl“ herumwächst. Auf den Wiesen gegen Ehrwald hinunter 
suchte ich vergebens unter den anscheinbar "günstigsten Umständen 
zur Bildung eines Bastarles die aus Gentiana pannonica und lutea 
kombinirte Gent. Kummeriana Send!n. Auf dem Leermoose finden 


sich ausser den schon auf dem Moore am Angerberge aufgeführten‘ 


Cirsien auch noch Cirsium oleraceum X palustre. Am Wege zwi- 
schen Bichlbach und Heiterwang begegnete ich zwei Pflanzen, die 
mir schon vor zwei Jahren von meinem Klostergenossen P. Stanislaus 
Reisach in Reutte, früherem Gymnasialprofessor, zugesandt wurden, 
und die ich dann selbst noch im gleichen und den darauffolgenden 
Herbsten dort sammelte. Beide in Rede stehenden Pflanzen gehören 
der Gattung Senecio an. Die eine schliesst sich an S. Jacobaea an, 
zeigt aber an der Form der Frucht, Blätter etc. nicht unerhebliche 
Abweichungen von der echten S. Jacobaea, wie sie etwa in Nied.- 
Oesterr. vorkommt. Weitere Beobachtungen sollen zeigen, was man 
von dieser Form zu halten habe. Die Pflanze findet sich im ganzen 
jenseits des Fernpasses gelegenen, von mir betretenen Gebiete häufig, 
sowie auch bei Füssen und Garnisch. Die andere Pflanze ist eine 
hybride, aus dieser und Senecio cordatus Koch, die ich $. Reisachü 
nennen möchte; sie findet sich an Orten, wo die vermeintlichen 
Stammellern vorkommen, besonders wo die eine oder andere seltener 
wird. Ich sammelte im verflossenen Herbste bei 300 Exemplare, und 
es hätte sich wohl noch eine hübsche Menge einsammeln lassen. 
Diese Pflanze hielt ich anfangs für identisch mit S. /yratifolius Rehb., 
wovon auch Gremli in seiner Flora der Schweiz (l. Aufl. pag. 204) 
sagt, dass sie „ganz entschieden ein Baslart zwischen S. cordatus 
und S. Jacobaea oder nach Christ zwischen S. cordatus und eruci- 
folius“ sei. Dass die Pflanze aber keine hybride zwischen S$. cor- 
datus und erucifolius ist, dafür spricht der Grund, das $. erueifolius 
in dem von mir besuchten Gebiete gar nicht vorkommt. Ich bin der 
Ansicht, dass wir es hier mit zwei Pflanzen zu thun haben, die sich 
ziemlich gut an der Behaarung der Achenen und der Dauer ihrer 
Lebenszeit unterscheiden - lassen, worin mich auch noch von Pfarrer 
Zollikofer in Marbach freundlichst überschickte Exemplare bestärken. 


22 


Die eine Pflanze wäre S. cordatus X erucifolius = S. Iyratifolius 
Reichb., die andere S. cordatus><< Jacobaea = S. Reisachü. Dass 
die im betretenen Gebiete vorkommende Pflanze ein der Kombination 
S. cordatus>< Jacobaea entsprechender Bastart sei, vergl. K. Prantl 
in IV. Bericht des botan. Vereins zu Landshut: Notizen zur Flora 
von Südbaiern pag. 11 und Sendin. Veget. von Südbaiern pag. 799. 
Eine eingehendere Besprechung wird demnächst die öst. bot. Zeitschr. 
bringen. 

Am Wege vom Zollamte Griessen nach Garnisch traf ich Cir- 
sium bulbosum><palustre und zwar in den Formen, die in der Dispo- 
sitio Cirsiorum von Nägeli als Cirsium palustri x bulbosum und ©. 
bulboso X palustre bezeichnet sind. Unweit der Stelle, wo ein gar 
zierliches Brünnlein sich befindet, das sein Trinkrohr in einem noch x 
lebenden Baume stecken hat, mit dem es bereits verwachsen ist, R 
fand ich auch die merkwürdige Kombination Cirsium bulbosum X 
arvense, deren Beschreibung bald unter dem Namen Cirsium Prantlü 
folgen wird. 

In der Hinterriss; dem Tummelplatze der Hirsche und Gemsen, 
sammelte ich ein Exemplar der Astrantia major alpina, ein an- 
deres mein Begleiter K. Schardinger, welehe Kombination, deren Be- 
schreibung in diesem Blatte folgen wird, ich einstweilen als Astr. 
Rissensis bezeichnen möchte. Es dürfte ein anderes Jahr, bei den für 
die Bildung von Hybriden aus den beiden Stammeltern sehr günstig | 
scheinenden Lokalitäten nicht sehr schwierig sein, etwas zahlreichere 
Exemplare zu sammeln. Die Mittelform ist trotz der grossen Ver- 
wandtschaft der A. alpina mit A. major besonders an der Grösse 
und Gestalt: der Blätter unschwer zu erkennen. 1 


Zu Beginn des September wiederholte ich die Exkursion über 
das Hallthal und Stempeljoch, auf welchem Wege ich im Pfeissthale, 
dem letzten Ausläufer des Hallthales die Alpenrosen fand, von denen 
ich letzthin mittheilte. Ich sammelte von selben noch ziemlich viele 
Exemplare, jedoch wegen der vorgerückten Jahreszeit nicht mehr in 
Blüthe. Im Schotter, der sich gegen das Joch hin in einer Halde 
ausdehnt, dass man über selbe an zwei Stunden höchst beschwerlich 
steigen muss, findet sich ziemlich zahlreich Saxifraga aphylla Stern- 
berg (— S. stenopetala Gaud.) vor, dann Papaver Burseri Crantz., 
Galium helveticum Weigel (non Koch; vide Kerner: Nov. plant. 
species Decas I. p. 9). Gegen den Uebergang des 2360 Meter hohen 
Joches findet sich noch Crepis hybrida Kerner = Ü. hyoseridifolia>x 
chondrilloides (C. chondrilloides L. = Ü. Jacquini Tausch). Besagte 
Partie machte ich am 12. und 13. Oktober mineralogischer Funde 
halber nochmals, als man zum Jochübergan® bereits eine Stunde 
lang mitunter knietief im Schnee herumklettern musste. Dessenunge- 
achtet zeigten sich auf dem Joche Sorben, sowie gegen das Thaurer 
Joch und den Maulberg hin, welche beide gegen 2700 Meter hoch 
sind, an von Schnee entblössten Stellen blühende Pflanzen, als da 
sind: Alsine verna, Cerastium latifolium, Saxifraga aizoides, Leon- 


23 


 todon pyrenaicus, Crepis hyoseridifolia, Calamintha alpina, Poa 
 alpina etc. 

e Die letzte Exkursion galt ebenfalls den Kalkalpen, und zwar 
dem Stocke, welcher auf den Ausläufern der Centralalpen liegt; pe- 
trographisch gehört er aber den nördl. Kalkalpen an. Am 27. Okto- 
ber begab ich mich nach dem Wallfahrtsorte „Waldrast“ bei Matrei, 
welcher ungefähr 1700 Meter s. m. auf dem Gerölle des darüber 
befindlichen Serles (Waldrastspitze) liegt. Am Bächlein, welches un- 
mittelbar unter dem Wirthshause herunterfliesst, fand A, Kerner vor 
mehreren Jahren eine Mentha, welche er wegen ihres späten Auf- 
blühens ‚(sie blüht, wie ich mich jetzt drei Jahre nacheinander über- 
zeugte, erst Mitte Oktober auf) vorläufig M. serotina nannte. Da aber 
dieser Name schon doppelt, nämlich von Host und von Tenore (vide 
Bentham: Labiatarum genera et spec. p. 172 und 178) vergeben ist, 
so theilte er mir mit, dass er sie als M. alpigena bezeichnen wolle, 
unter welchem Namen ich auch schon zahlreiche Exemplare ver- 
sandte. Diese Pflanze ist leicht an der Gestalt ihrer Blätter, der späten 
Blüthezeit und an den kahlen Samen von der neben ihr stehenden 
und mit ihr zunächst verwandten M. silvestris zu unterscheiden. Die 
nämliche Pflanze traf ich auch vor ein paar Jahren bei Mösern nächst 
Telfs, wo sie ebenfalls an einem Bächlein sich angesiedelt hat, und 


im Volderthal bei Hall an einer ganz ähnlichen Lokalität; an letz- _ 


terem Orte ist die Hauptunterlage zwar Glimmerschiefer, jedoch ven 
Kalkbänken durchzogen. Mit dieser Exkursion ist für heuer der Cyclus 
derselben abgeschlossen. 


Hall in Tirol, am 8. November 1874. 


Ueber 


Marrubium remotum Kit. 
und 


Hieracium sabaudum L. Neilr. 
Von J. Wiesbaur S. J. 


Die Notizen über Marrubium remotum und M. peregrinox 
vulgare (Oest. bot. Zeitschr. 1874 p. 341 und 344) haben mich um 
so mehr interessirt, als sie von zwei verschiedenen Seiten kamen, 
und ich eben darnach suchte, ob die für den Tauschverein gesam- 
melte Pflanze Marrubium peregrino><vulgare Reich. genannt werden 


müsse, oder ob sie auch M. remotum Kit. heissen könne. Diese 


Pflanze, die alle Eigenschaften eines Bastartes hat, ist an der öst.- 
ung. Grenze, wie es scheint, nicht so gar selten. Namentlich kommt 
sie um Deutsch-Altenburg und Neudorf a. d. March ziemlich häufig 


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24 


vor. Auch‘ bei Theben habe ich sie vor 10 Jahren mehrfach gefun- 
den, desgleichen bei Stampfen und Berg, worauf sich meine Angabe 
eines Marrubium peregrinum «. latıfolium in den Beiträgen zur Fl. 
von Pressburg (Jahrb. des Vereins für Naturkunde, Pressburg 1871, 
S. 32) bezieht. An allen genannten Orten fand ich sie in Gesellschaft 
von M. peregrinum und M. vulgare, jedoch weniger häufig als diese 
beiden. Erwähnenswerth erscheint mir an diesem Marrubium-Bastart 
auch die Blüthezeit zu sein. Denn, wie in der Tracht und den 
einzelnen Organen, so hält unsere Pflanze auch in ihrer Entwicklung 
die Mitte zwischen M. vulgare und M. peregrinum, indem sie später 
als jenes, aber früher als dieses zu blühen beginnt. Stets fand ich 
nämlich diese Pflanze weiter entwickelt als M. peregrinum, aber 
weniger als M. vulgare. So am 11. August v. J. bei Deutsch-Alten- 
burg (in der Richtung gegen Hainburg) und am 29. September d. J. 
zu Neudorf a. d. March. Am ersteren Orte machte P. Eschfäller auch 
dieses Jahr den 27. Juli dieselbe Beobachtung. 

Das Hieracium sabaudum L. Neilreich’s halte ich nach den bis- 
herigen freilich noch zu kurzen Beobachtungen für eine Pflanzen- 
gruppe, die noch der Untersuchung bedarf. Vorläufig scheint es mir 
mehr Formen zu umfassen, als Neilreich Varietäten davon aufgestellt 
hat. Abgesehen von y. rigidum stellt selbst &. racemosum zwei ziem- 
lich abweichende Formen dar: eine kleinere kaum über 1 Fuss 
hohe, einlachtraubige, mit auffallend hellbraunen Achenen (nicht 
„fusco-atra* wie Kitaibel plant. rar. p. 211 die von seinem H. race- 
mosum nennt und t. 193 sie auch so abbildet); und eine grössere 
Form mit meistens zusammengeselzitraubigem Blüthenstande, welche 
dem bei Kit. (I. ce.) abgebildeten H. racemosum auch in der Farbe 
der Achenen viel ähnlicher sieht als vorige. Diese grössere Form 
scheint sich auch in der Blüthezeit den heurigen Beobachtungen zu- 
folge von der kleineren zu unterscheiden, und sie muss es sein, die 
sowohl das H. racemosum, als auch H. barbatum Neilr. („krit. Zu- 
sammenstellung der in Oest.-Ungarn- bisher beobachteten Hieracien.*“ 
Sitzungsber. d. kais. Akad. d. Wissensch., Wien [1871], LXIl, S. 483) 
enthält. Entsprechen diese beiden Abänderungen der grösseren Form 
auch den echten H. racemosum W. K. und H. barbatum Tausch, 
was ich nicht zu entscheiden vermag, dann hat Neilreich allerdings 
Recht. Jedenfalls haben auch schon frühere Botaniker das H. bar- 
batum Tausch zu H. racemosum W. K. gezogen. So z. B. in dieser 
Zeitschr. (1858, S. 156) F. v. Thümen-Gräfendorf. Auch Fries halte 
dieses früher (Symb. 187) gethan; später aber (Epier. p. 129) sie 
wieder getrennt und dem H. barbatum die Bemerkung beigefügt: 
„Sequenti (CH. sabaudum L. Sp. p. 1131) multo magis affıne 
videtur quam priori“ (H. racemosum W. K.). — Das Hieracium 
tenuifolium Host. wird in der Flora von Nied.-Oest. als Synonym zu 
&. subverticillatum gezogen, was es nicht ist. Letzteres ist eine Miss- 
bildung (eine Hieraciengalle, die manchmal Wallnussgrösse erreicht, 
öfter aber - unentwickelt bleibt, jedoch die Entwicklung der Pflanze 
beeinflusst); sie kommt namentlich an H. boreale Fries hier vor. Für 


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25 


eine Missbildung kann ich aber die Exemplare des H. tenuifolium im 
 _  Host’schen Herbar, dessen Einsicht Hr. Hofgärtner Maly bereitwilligst 
gestattet hat, durchaus nicht halten, wenigstens nicht alle drei. Diese 

stimmen vielmehr mit d. Zinearifolium Neilr. überein, nur sind die 
Blätter fast zollbreit. Ich bin daher geneigt, das Hier. linearifolium 
Neilr. var. für eine schmalblättrige Form des H. tenuifolium Host 
zu halten. 


Kalksburg, am 14. November 1874. 


—eä 


Ueber die Eucalyptus-Anpflanzung in Pola. 


Von Dr. H. Wawra. 


Ihrem Wunsche nach, einen Bericht bezüglich der Eucalyptus 
globulus-Anpflanzungen in Pola zu geben, glaube ich am besten zu 
entsprechen, wenn ich Ihnen die direkten Miltheilungen einsende, 
welche mir der Herr Marinegärtner Laube darüber gemacht hat. 

„Die Samen wurden auf der österreichischen Expedition durch 
Herrn Linienschiffskapitän v. Wiplinger acquirirt und im Herbst 1874 
angebaut. — Die Sämlinge standen bis September 1873 in Töpfen, 
erreichten eine Höhe von 5 Fuss, wurden dann ins Freie versetzt 
und sind heute 12° und darüber hoch. — Sie treiben bis zum Eintritt 
der Fröste. — Vorigen Winter hatten die Pflanzen einen 2 Monate 
anhaltenden Frost und eine Temperatur von bis —7’ R. zu über- 
stehen; jene, welche im trockenen Boden standen, hatten von der 
Kälte nicht gelitten; von den in feuchtem Boden befindlichen erfror 
die Mehrzahl und zwar knapp ober dem Boden; die letztere Erschei- 

nung will Laube dadurch erklären, dass die "Rinde des in dieser 

Jahreszeit noch .vollsafligen Stammes an die oberflächliche erstarrte 

Humusschichte anfriere; die Krone selbst widersteht dem Frost, 

daher merkt man erst im Frühjahre, dass die Kälte Unheil ange- 

richtet hat. — Eine zweite Partie Samen wurde am 8. Dezember 
1873 ausgesäet und die Sämlinge in Kisten von 1 Kub.-Fuss Raum- 
inhalt versetzt; sie haben jetzt die Höhe von nahezu einer Klafter 
i und werden im nächsten Jahre ins Freie verpflanzt.“* 

Diesen Aufzeichnungen Laube’s füge ich noch Folgendes bei: 

Wir haben hier in Pola etwa Ein Schock junger Eucalyptus- 
bäume; die Hälfte davon ist im Kaiserwald gepflanzt, die anderen 
sind im Stadtpark und noch einigen Anlagen von Pola verstreut. Die 
im Freien (Anlagen) befindlichen Bäume scheinen besser zu gedeihen, 
als jene im Walde; man wählte für die letzteren etwas gelichtete, 
feuchte, niedrige Stellen. Einen abgestorbenen Baum sah ich nie aus 
der Wurzel treiben. Der Hauptstamın eines zweijährigen Sämlings 
und einer einjährigen Pflanze wächst in einem Jahre um 6 Fuss und 
wird Einen Zoll stark, im dritten Jahre beginnt die Pflanze Ober- 


26 


hlätter anzusetzen und hiermit schein das Längenwachsthum des 
Hauptstammes beendigt zu sein, ich sah den Baum sehr häufig im 
Auslande, nirgends erreicht er eine namhafte Höhe. 

Die Kultur des Eucalyptus globulus ist hier zur Mode geworden 
und allerdings mag sein schnelles Wachsthum und das exotische 
Aussehen der jungen blaugrün belaubten Pflanze die Aufmerksamkeit 
der Gartenfreunde auf sich ziehen; doch dürften sich diese enttäuscht 
fühlen, wenn sie die so gewinnenden jungen Pflanzen zu einem 
Baum von gar tristem Aussehen aufwachsen sehen. An Stelle des 
safligen blaugrünen Laubes trelen später schmutziggrüne, schmal- 
lanzettliche, schlaff herabhängende Blätter an gleichfalls herabhän- 
genden Zweigen, der Baum gleicht dann einer Trauerweide, nur ist 
er lange nicht so zierlich wie diese. Ich kenne nur die kultivirten 
Bäume, man pflanzt sie am liebsten an trockenen hochliegenden 
Stellen; in seiner Heimath (Neuseeland) sah ich den Baum nicht; in 
Europa dürften die ältesten Bäume jene von Toulon sein, sie wurden 
im Jahre 1848 gepflanzt. 

Für Parkanlagen dürfte sich E. globulus kaum empfehlen, über 
seine technische Verwendbarkeit weiss ich nicht viel zu sagen. Der 
Stamm wird im Alter ganz verdreht und rissig und kann unmöglich 
ein brauchbares Bauholz abgeben. Das von diesem Gewächse ge- 
wonnene Febrifugum wird man gewiss hochschätzen lernen, sobald 
das sonst viel verlässlichere Chinin nicht mehr zu haben ist. Für die 
Bepflanzung trockener dürrer Stellen eignen sich Bäume mit horizon- 
talen Blättern jedenfalls besser als solche mit vertikalen — ich 
erinnere an die trostlosen Wälder Australiens, sie machten mir immer 
den Eindruck, als ob sie ganz nutzlos da stünden, allerdings ist E. 
‚ globulus laubreicher als, seine austral. Verwandten). Dagegen müsste 
er sich für Sumpfgegenden empfehlen, nur scheint es, dass der Baum 
an solchen morastigen Orten nicht recht gedeihen will; jedenfalls 
wäre es räthlich, weitere Versuche damit anzustellen. 


Pola, am 6. Dezember 1874. 


——me Ss 98 — 


Reiseerinnerungen an Spanien. 
Von Moritz Winkler. 


(Fortsetzung.) 


Die reine trockene Luft gestattete ein schnelles Abtrocknen 
unserer gesammelten Schätze und eine zweite Exkursion nach Alora, 
einem Städtchen oberhalb der gleichnamigen Station der Eisenbahn 
nach Madrid, 4 Meilen von Malaga entfernt, in reizender Lage, etwa 
500 Fuss über dem Thalkessel gelegen, durch welchen die Bahn 
führt, und wo man hübsche Villen, saubere Gärtehen und schatlige 
Baumgruppen findet. 


ee: 


27 


Auf den felsigen Höhen hinter der Stadt sammelten wir: Cam- 
panula mollis L., Centaurea sulphurea W., Cynara Cardunculus L., 
Echium cereticum L., Elymus crinitus Schreb., Erucastrum incanum 
Koch, Ferula nodiflora L., Fumaria corymbosa Dsf., Helianthemum 
lavandulaefolium DC., Herniaria polygonoides Cav., Jasione ble- 
pharodon B. Rt., Lactuca tenerrima Poir., Linaria lanigera Desf., 
Putoria hispanica B. Rt., Ruta montana L., Statice echioides L., 
Thymus mostichina L., Tragopogon dubius Vill. und Verbascum si- 
nuatum L. 

Nun gelüstete es uns, auch den Standort von Abies Pinsapo 
Boiss. auf den Gebirgen um Ronda aufzusuchen und diese so pflan- 
zenreiche Gegend zu durchstreifen. Bis Pizarro benutzten wir die 
Eisenbahn und bestiegen dort gemiethete Pferde. Die Eisenbahnstation 
ist mit Punica granatum L. eingefasst, und ihre glänzend dunkel- 
grünen Blätter und brennendrothen Blüthen machten einen reizenden 
Effekt; bald senkte sich der Weg in ein breites aber ziemlich trocke- 
nes Flussbett mit Tamarix gallica und Nerium Oleander ganz über- 
wuchert, und sobald man das jenseitige Ufer erklommen hat, glaubt 
man sich in die Wüste versetzt. Den Wanderer empfängt eine dürre 
Ebene, auf welcher nur die starre Zwergpalme, blattlose, mit düster 
graugrünen schlanken Aesten versehene Sträucher von Retama sphae- 
rocarpa und vereinzelte stachlige Büsche diverser Ginster- Arten 
gedeihen. 

Ueberhaupt ist Spanien das Land der Dornen und Stacheln, 
was man anfasst, sticht und brennt; das Höchste leisten hierin die 
Agaven- und ÖOpuntienhecken, in denen sich vielfach seltene Ge- 
wächse angesiedelt haben, die man nur unter Schmerzen und Blut- 
vergiessen herausziehen kann, nicht Minderes leisten in dieser Be- 
ziehung die Ulex- und Genista-Arten, Erinacea pungens, Astragalus 
nevadensis und eine zahllose Menge von Distelgewächsen. 

Bald hob sich der Pfad aus der Ebene empor, und nachdem 
wir das Städtchen Casasabonella, welches in fruchtbarer Umgebung 
am Fusse der Sierra Yunquera liegt, seitwärts umgangen hatten, 
begann ein wahres Klettern nach der Passhöhe, die ca. 3500 Fuss 
Höhe besitzen mag. Von hier ab senkt sich das Terrain etwas gegen 
Burgo hinab, um dann wieder mächtig anzusteigen bis zu einer 
zweiten Passhöhe von mehr als 4000 Fuss. Der Umblick hier ist 
starr und grossartig, Hunderte von kahlen, wild verworrenen Fels- 
zacken starren rundum, von denen die höchsten in einen Wolken- 
schleier gehüllt waren, und in diesem öden Chaos schien alles Leben 
erstorben; aber es war nur scheinbar, denn zwischen den Felsen 
fanden sich hin und wieder an tieferen Stellen kleine Gerstenfelder, 


oft nur wenige Quadratklafter gross, und man freute sich darüber, 


dass die Noth auch hier den Menschen zu Fleiss und zu kultiviren- 
der Thätigkeit anspornt. Später begegneten wir einer Heerde Rind- 
vieh von mehr als 100 Stück, welche, so wie in der Schweiz, zur 
Sommerweide auf die Berge getrieben wurde. Es waren grosse und 
stattliche braune Kühe, aber von ganz anderem Körperbau, als das 


25 


Schweizer Vieh. Nachdem wir uns durch einen Schluck Wein ge- 
stärkt, und einigen Nationalgardisten, welche den Pass besetzt hatten, 
Rede und Antwort gestanden hatten, ging es dauernd bergab, und 
nach einem interessanten, aber beschwerlichen eilfstündigen Ritt er- 
reichten wir Abends 9 Uhr die Stadt Ronda. Gute andalusische Pferde 
halten enorme Strapazen aus; während dieser 11 Stunden konnten 
sie nur ein einziges Mal beim Durchreiten des Baches bei Burgo 
trinken, Fulter wurde ihnen während der ganzen Zeit nicht gereicht, 
dabei kletterten sie auf völlig ungebahnten Wegen bei grosser Hitze 
über zwei hohe Gebirgspässe, und als wir unmittelbar vor der Stadt 
auf eine gebahnte Strasse kamen, begannen sie unaufgefordert zu traben, 
und dabei trug das eine Pferd ausser dem Reiter noch über 100 Pfd. 
Gepäck. Solchen anstrengenden Touren würden unsere deutschen 
Pferde kaum gewachsen sein. 

Ronda ist eine Stadt von ca. 20.000 Einwohnern; aber da sie 
vom Weltverkehr ganz ausgeschlossen ist, hat sie ihr Alterthüm- 


liches in allen Beziehungen gewahrt, und man glaubt sich um zwei‘ 


Jahrhunderte in der Zeitrechnung geirrt zu haben, wenn man ihre 
Mauern betritt. Nur die Wirthshausrechnungen erinnern an die mo- 
derne Zeit, die Wirthshäuser selbst sind noch ganz ursprünglich. 
Wir waren von Malaga aus in die beste Fonda rekommandirt, wo 
es ausser dem gemeinsamen Aufenthalte von Mensch und Vieh meh- 
rere Gaststuben gab, die wir auch mit Beschlag belegten. In der 
ersten war sogar ein Fenster und eine Thüre, wenn auch Schloss 
und Klinke daran fehlte, in der zweiten waren aber nur die betref- 
fenden Löcher gelassen, und zwar für das Fenster eine viereckige 
Oeffnung am Fussboden, unter den Lauben vor dem Hause, wodurch 
am Tage ein lauschiges Halbdunkel erzielt wurde, in der Naclhıt 
konnte man ein Brett vorlegen, und wenn man den Stuhl davor setzte, 
blieb es geschlossen. 

Hungrig und durstig langten wir an und baten dringend um 
Speise und Trank, aber es verging eine Stunde, ehe wir ein Glas 
Wein bekamen, und dieser war des Aromas wesen mit Anisbrannt- 
wein verseizt, was ganz abscheulich schmeckte. Auf unsere Erkun- 
digung, warum das Essen noch nicht gebracht wurde, erwiederte 
uns der Wirth: er habe uns erst fragen wollen, ob wir die Zube- 
reitung nach englischer oder spanischer Manier wünschten. Natürlich 
wählten wir die englische Kost, und als wir nochmals eine Stunde 
gewarlet, kam die bekannte dicke, spanische Nudelsuppe, fast brei- 
arlig eingekocht und übermässig mit Knoblauch gewürzt, ihr folgte 
das tägliche Leibgericht der Spanier, Garbanzos, ebenfalls mit Knob- 
lauch zubereitet, und zum Schlusse ein Repphulhn mit Knoblauch ge- 
spickt. Das war die englische Küche, und wir lachten unbändig über 
diese originelle Frechheit unseres biederen Wirthes, womit er sein 
Hötel herausstreichen wollte. 

Die Stadt Ronda besteht aus zwei Theilen, welche durch eine 
fast senkrechte Felsenspalte von 200 Fuss Tiefe getrennt werden; 
eine Brücke darüber vermittelt die Verbindung. Die Lage ist ganz 


29 


reizend und die Temperatur durch die hohen umgebenden Berge 
gemässigt. Den ersten Tag durchstreiften wir die Umgegend und 
wurden für unseren Fleiss reichlich belohnt. Hatten wir den Tag vor - 
her bei dem eiligen Marsche die Pferde kaum verlassen können und 
"nur Allium roseum L., Ammi Visnaga L., Bunium ferulaceum S. S., 
Caucalis leptophylla L., Cerastium Boissieri Gon., Cirsium echina- 
tum DC., Genista biflora DC., Linum narbonense L., Quercus Bal- 
lota Desf., Sazwifraga globulifera Desf., Scorzonera graminifolia L. 
und S. erispatula Boiss., sowie Xeranthemum inapertum gleichsam 
im Fluge abgerupft, so fanden wir heute: Agrostemma coeli rosa L., 
Alyssum serpyllifolium DC., Anarrhinum bellidifolium Desf., Avena 
filifolia Lag., Bromus macrostachys Parlat., Cynosurus elegans Dsf, 
Cyn. echinatus L., Echium albicans Lag., E. italicum Boiss., Erica 
strieta Don., Gladiolus segetum Gawler, Helianthemum _ledifolium 
Gawler, Herniaria incana DC., Iris foetidissima L., Linaria hirta L., 
Lonicera implexa Ait., Nepeta Apulegi Pler., Paeonia Broteri B.Rt., 
Phlomis herba venti L., Prolongoa setabensis DC., Ruta bracteosa L., 
Salvia tingitana EU., Sedum mieranthum Bost., S. amplexicaule 
DC., Senecio petraeus B. Rt., Seriola aetnensis DC., Sonchus aqua- 
tilis Pourr., Thesium nevadense Boiss., Trifolium micranthum Vid., 
Veleria rigida L. und Verbascum Thapsus L. nebst einer hybriden 
Form zwischen V. Thapsus und V. sinuatum. 

Der nächste Tag. wurde der Besteigung der Sierra da Nieve 
gewidmet, wir brachen Früh 5 Uhr mit guten Pferden auf und er- 
reichten die Höhe, auf welcher Abies Pinsapo vorkommt, gegen 
31 Uhr Vormiltags. Diese schöne und seltene Tanne bildet hier noch 
einen Bestand von mehreren tausend, zum Theil recht alten Stäm- 
men. Früher soll sie das ganze Gebirge bedeckt haben, jetzt ist sie 
schon eine Seltenheit geworden und dürfte bei der Sorglosigkeit und 
Indolenz der Bewohner bald zu den ausgestorbenen Geschlechtern 
zu rechnen sein. Vergeblich suchten wir im ganzen Revier nach 
einigen Fruchtzapfen, es war keiner zu finden, man sagte uns, dass 
die Hamburger Gärtner gute Preise dafür zahlen, und daher ein 
ertragreicher Taglohn mit dem Sammeln derselben verdient wird. _ 

Die Höhen der Sierra da Nieve bergen manche seltene Pflanze, 
darunter: Achillea microphylla W. sp., Anthemis Bourgaei B. Rt., 
A. canescens Brot., Centaurea seosana Chaix, Crepis albida \Vill., 
Erinacea pungens Boiss., Erodium trichomanaefolium L., Geranium 
malvaeflorum B. Rt. Helianthemum polifolium Pers., Helichrysum se- 
rotinum Boiss., Heterotaenia thalictrifolia Boiss., Hippomarathrum 
pterochlaenum Boiss., Linaria supina Boiss., Melilotus sulcata Dest., 
Micropus supinus L., Moricandia Ramburaei, Omphalodes amplexi- 
caulis Lelm., Onobrychis eriophora Dsv., Seilla campanulata Ait., 
Senecio minutus DC., Serratula pinnatifida Poi., Silene mollissima 
Boiss., Taraxacum obovatum Poir. und Valerianella tuberosa L. 

Den dritten Tag verbrachten wir mit dem Einlegen der reichen 


- Ausbeute und am vierten Tage traten wir die Rückreise über Penna- 


ruvia und Gobanles nach Malaga an, wo wir noch Allium baeticum 


30 


Boiss., Centaurea eriocephala L., Echinops strigosus L., Hedysarum 
Fontanesii Boiss., Krubera leptophylla Hoffm., Lavatera triloba L., 
Medicago scutellata All., Nigella hispanica, Phlomis crinita Cav. 
sammelten. 

Bei unserer Einfahrt nach Malaga fanden wir die Stadt in 
grosser Illunination, und wir hörten auf unser Befragen, dass man 
nun in Beziehung auf politische Gestaltung den Stein der Weisen 
glücklich aufgefunden habe, indem man an Stelle der allgemeinen und 


später der Conföderativ-Republik nun die Cantönli-Republik gesetzt 


hatte. Malaga war damit auf einmal zu einem Grossstaat emporge- 
wachsen und der Jubel daher ganz gerechtfertigt. Steuern wurden 
nicht mehr erhoben, sondern die besser situirten Einwohner wurden 
nur höfllichst eingeladen, einen Theil ihres Ueberflusses auf den Altar 
der Vaterstadt niederzulegen; da dem sich Weigernden Plünderung 
oder noch Schlimmeres drohte, beeilte man sich, dem freundlichen 
Ersuchen der Bandenführer auf das zuvorkommendste zu begegnen. 
Wunderbar bleibt es bei solchen Verhältnissen immerhin, wie in 
einem Lande, wo faktisch jede Autorität vollständig lahm gelegt war, 
sich doch immer noch eine gewisse Ordnung etablirte, und keine 
schlimmeren Exzesse zu verzeichnen sind. Man konnte mit Ausnahme 
der Provinzen, in welchen die Carlisten hausten, sich überall frei 
und unbehindert bewegen, ohne irgend einer Gefahr ausgesetzt zu 
sein. Jeder Ortsvorsteher (Alcalde) hielt in seinem Bezirke die Ruhe 
aufrecht, und wenn auch nicht nach den bestehenden Gesetzen, so 
urtheilte er doch nach seit alter Zeit geltendem Herkommen; ja die 
Kaufleute in Malaga versicherten uns, dass während keiner der frü- 
heren Regierungen so wenig Diebstahl und Messerstiche ausgeführt 
worden wären, als gegenwärtig, was allerdings darin mitbegründet 
lag, dass alle Bummler und Taugenichtse als Bürgergardisten eine 
gute Besoldung erhielten, oder unter den Fahnen Don Carlos standen. 

Merkwürdige Zustände lassen sich in Spanien überhaupt konsta- 
tiren, Zustände, die anderswo wenig glaubwürdig erscheinen. So hatte 
man, um die Stadt Ronda in irgend eine Verbindung mit der Eisen- 
bahn zu bringen, den Bau einer Strasse nach Gobantes beschlossen und 
arbeitet bereits 7 Jahre an der Ausführung dieses schmalen, etwa 
6 Meilen langen Weges. Etwa eine gute Meile von Ronda aus war sie 
in dieser langen Zeit erst fahrbar gemacht, die übrige Strecke war 
theils noch im Bau begriffen, theils waren die fertigen Stücke ent- 
weder mit Steinen verfahren oder mit mannshohen Disteln bewachsen, 
so dass weder ein Fussgänger, noch ein Reiter sie passiren konnte, 
und man sich gezwungen sah, kreuz und quer über die seitlich ge- 
legenen Hügel weg einen äusserst beschwerlichen Pfad zu suchen. 
Nur an drei Stellen beobachteten wir Arbeiter; auf dem ersten 
Punkte waren fünf Menschen und drei Esel beschäftigt, von einer 
anliegenden kleinen Höhe Steinchen herab zu schaffen. Die ganze 
Entfernung betrug kaum 50 Schritt, und eine Manneskraft konnte 
bequem auf die Strasse hinabwerfen; aber daran dachte man gar 
nicht. Die 5 Menschen klaubten die kleinen Schottersteine in eine 


31 


Mulde ein, schülteten sie dann in Spartokörbe, welche den Eseln aul- 
gebunden waren, und trieben die beladenen Thiere nun die wenigen 
Schritte abwärts; dort wurden die Schottersteine wieder einzeln aus 
den Körben herausgenommen und auf die Strasse geworfen. Jeder 
verständige Sinn muss sich empören über solche Vergeudung von 
Geld und Menschenkraft; dass Zeit und Geld verwandte Begriffe sind, 
mag dem Spanier nicht einleuchten, denn Zeit hat er immer übrig, 
aber Geld niemals. 

Etwa eine halbe Meile westlich von Malaga geht der Küsten- 
fluss Guadalhore ins Meer, der im Frühjahr reissend anschwillt; aber 
im Sommer wenig Wasser hat. Der Umgebung desselben statteten 
wir noch einen Besuch ab und fanden dort: Ammi majus L., An- 
chusa calcarata Boiss., Anthemis mixta L., Daucus aureus Desf., 
Malva parviflora L., Melilotus messanensis All., Milium montanum 
Parlat., Polypogon maritimus W., P. monspeliensis Desf., Pulicaria 
arabica Cass., P. sicula Mor., Ridolphia segetum Mor., Rottboellia _ 
incurvata L., Sacharum laguroides Pourr., Scolymus maculatus L., 
Sedum altissimum DC. und Xanthium macrocarpum DC. 

Vor unserer Abreise von Malaga hatten wir die Freude, Herrn 
Staatsraih Wilkomm, welcher nach zweimonatlichem Aufenthalte auf 
den Balearen eine Tour durch das spanische Festland gemacht halte, 
nochmals wieder zu sehen; wir besuchten gemeinschaftlich mit ihm 
und dem als Botaniker wohlbekannten Apotheker Prolongo den rei- 
zend angelegten englischen Kirchhof, fanden dort Cleome violacea L. 
und Pimpinella peregrina L., verlebten einen frohen Abend, packten 
den nächsten Tag unsere Effekten zusammen, und wendeten uns nach 
Granada. 

Der erste Theil der Bahnstrecke läuft in einem freundlichen 
und ausserordentlich gut kultivirten Thale, bei der Station Gobantes 
aber aurchbricht sie ein wildes Felsengebirge mit hoch romantischen 
Ansichten, Tunnel reiht sich an Tunnel, und wenn man den einen 
verlässt, um in den anderen einzutreten, sieht man in schauerliche 
Abgründe oder auf himmelhohe, zerklüftete Felsen, die chaotisch 
durcheinander geworfen sind. Bei Bobadilla trennt sich die Bahn 
einerseits gegen Cordoba, andererseits gegen Granada; doch ist die 
letztere Route noch nicht ganz fertig, sondern bei dem Städtchen 
Loja wird man etwa eine Meile weit miltelst Diligence befördert, 
um jenseits wieder den Anschluss zu erreichen. Der Verkehr ist 
äusserst schwach, und es geht täglich nur ein Zug, welcher Nachts 
gegen 12 Uhr in Granada ankommt. 

Wir blieben nicht in der Stadt selbst, sondern nahmen Quartier 


_ auf der Alhambra, in der Fonda der Sieta suelos, welche ihren Na- 


Ber 


men einem alten maurischen Thurme von 7 Stockwerken entlehnt 
hat, von denen gegenwärtig aber nur noch 3 vorhanden sind. 

Die Einfahrt durch den Park der Alhambra ist wirklich über- 
raschend, so wie man die Häuser der Stadt verlassen hat, glaubt 
man sich plötzlich in einen dichten Wald versetzt, man hört Quellen 
rauschen, und angenehme Kühle erfrischt die ermatteten Glieder. Kein 


32 


Wunder, dass die Spanier, welche unsere deutschen Wälder nicht 
kennen, Granada für ein Paradies halten, dem kein zweites auf dieser 
Erde ebenbürtig zur Seite steht, und ich kann nicht läugnen, dass 
mir Granada mit seinen Erinnerungen ebenfalls ins Herz gewachsen 
ist, es lebt eine stille Sehnsucht in mir, nochmals durch diese geseg- 
nelen Fluren zu wandeln, in denen ich fast drei Monate verweilte. 
Die Stadt Granada bietet wenig Besonderes und würde in kei- 
ner Beziehung einen Enthusiasmus erwecken, aber die Lage der- 


selben in einer fruchtbaren Umgebung, der herrliche Anblick der 


schneegekrönten Nevadakelte und die altehrwürdige Alhambra wir- 
ken beseligend und erhebend. Die Cathedrale, in welcher die Ge- 
beine Ferdinand’s und Isabella’s, sowie Philipp des Schönen und der 
Johanna ruhen, ferner die Cartuja, ausgezeichnet durch herrliche 
Mosaikarbeit, Schnitzwerk und verschwenderischen Reichthum an 


prächtigen Marmorsorten, sind die sehenswürdigsten Gebäude der 


Stadt. Originell sind auch die vielen Erdhöhlen am rechten Ufer des 
Flusses Dorro, welche von einer grossen Anzahl Zigeuner bevölkert 
sind. Die Ebene von Granada wird von vier Gebirgsflüssen durch- 
zogen, dem Darro, Jenil, Monachil und Dilar und die hierauf basirten 
Bewässerungsanlagen, welche noch aus den Zeiten der Mauren her- 
rühren, sind bewundernswerth. Jedes kleine Fleckchen Acker erhält 
täglich zu richliger Zeit das benöthigte Quantum Wasser, nach uralt 
hergebrachten Gesetzen und in genau abgegrenzten Zeiträumen. Um 
keinen Irrthum bezüglich der Nachtstunden aufkommen zu lassen, 
welcher durch Ueberhörung der Uhren entstehen könnte, tönt von 
allen Thürmen der Stadt und der umliegenden Ortschaften Abends 
zwischen 9—10 Uhr alle fünf Minuten ein Glockenschlag, zwischen 
40—11 Uhr zwei und zwischen 11 und 12 Uhr drei Glockenschläge, 
nach Mitternacht fängt die Zahl wieder mit 1 an u. s. f. 


(Fortsetzung folgt.) 


— a Son 


Literaturberichte. 


„Hecueil des memoires et des travaux publies par la societe de bo- 
tanique du Grand-Duche de Luxembourg.“ Nr. 1. 1874. Luxem- 
bourg. Schroell. 

In Luxemburg hat sich ein botanischer Verein gebildet, dessen 
Zweck die Erforschung des Grossherzogthums und die Zusammen- 
stellung eines Landesherbars ist. Die Mitglieder versammeln sich jeden 
Samstag, bei welcher Gelegenheit die botanischen Ausflüge festgesetzt 
werden. Monatlich werden deren wenigstens zwei unternommen. Die 
erste Nummer der Jahresberichte dieses Vereins ist bereits 1874 unter 
obigem Titel erschienen. Auf 80 Oktavseiten bringt sie ausser den 
Statuten, welchen die oben angeführten Notizen entlehnt sind, und 
der Mitgliederliste der Reihe nach: 1. die Entstehungsgeschichte des 


33 


Vereines (vom Vereinssekretär Koltz), aus der sich ergibt, dass der 
Verein sein vorzügliches Augenmerk auf Kryptogamen und Pflanzen- 
fossilien richten will, da die Phanerogamenflora wenig mehr zu wün- 
schen übrig lasse. 2. Eine Aufzählung der Phanerogamen, welche 
im Grossherzogthum seit der Veröffentlichung von Tinant's Flora von 
Luxemburg (1836) entdeckt worden sind. (Gleichfalls von Koltz.) 3. 
Einen Abdruck aus der „Bot. Zeit. 42. 1873 über Hymenophyllum 
tunbrigense (L.) Sm. von Dr. P. Ascherson,* da der Standort („in 
rupibus prope Befort*) dieses Zwergfarns im Gr. H. L. gelegen ist, 
und die seltene Pflanze neuerdings von Koltz an zwei Stellen aufge- 
funden wurde. Darauf folgt 4. nach brieflicher Mittheilung von Dr. 
Rossbach eine Abhandlung: „Ueber eine zweifelhafte, vielleicht neue 
Saxifraga,* welche zur.7. Rotte (Dactyloides) Koch’s gehörig, näher 
mit S. caespitosa L. (deeipiens Ehrh.) und S. sponhemica Gm. (con- 
fusa Lej.), als mit S. hypnoides L. verwandt, aber doch auch von 
beiden ersteren deutlich verschieden sei. In ausführlichen Tabellen 
werden die Unterschiede hervorgehoben. Dem schliesst sich an 35. 
Stelle an ein „Catalogue des plantes vasculaires de la flore du Gr.‘ 
D. de Luxembourg“ von Koltz, worauf 6. eine Notiz über die be- 
rühmte Linde von Schimpach folgt. Schliesslich ersucht der Verein 
um Beiträge an Material für die Sammlungen: ältere Herbarien, 
Publikationen, die sich auf L. beziehen, Pflanzen, welche in diesem 
Lande gefunden werden, die fossilen nicht ausgeschlossen, sind na- 
mentlich erwünscht. Dem schönen Unternehmen ist recht viel Theil- 
nahme zu wünschen. W. 


Correspondenz. 


Erlau in Ungarn, am 3. Dezember 1874. 


Im Jahre 1869 brachte mir ein am hiesigen Gymnasium Stu- 
dirender etliche Zweige des Viscum album mil der festen Behaup- 
tung, dass er selbes an Eichen um den Teich bei Felsö Tärkäny 
nächst Erlau gesammelt habe. Ich liess daher mehrere Exemplare 
sammeln und verschickte selbe an meine Korrespondenten, die Eiche 
als Substrat angebend. Als ich aber viel später irgendwo las, dass 
das Viscum auf Eichen nicht vorkommt, fasste ich einen Verdacht, 
begab mich auf den erwähnten Standort und fand das Viscum, nach 
Durchstreifen der ganzen nächsten Umgebung, nicht auf einer ein- 
zigen Eiche, sondern in Menge auf Populus nigra schmarotzend, 
überzeugt über die Richtigkeit der Behauptung, dass Viscum auf 
Eichen nicht vorkommt. Ich ersuche demzufolge jene Herren Botani- 
ker, welche das Viscum von mir besitzen, auf der Etiquelte statt: in 
quercubus ganz richtig: in Populo nigra zu selzen. — Auch Herr 
Dr. A. Kerner in seinen Vegetalionsverhältnissen, Oesterr. bot. Ztschr. 
AX, 236. verleitet durch meinen Irrthum, gibt das Viscum bei Felsö 

Vesterr. botan. Zeitschrift. 1. Heft. 1875. 3 


34 


Tärkany an auf Eichen vorkommend, welcher Fehler jedoch nicht 
ihm sondern mir zuzueignen ist. Ebenso auf meinem Irrthum beruht 
die Angabe der Artemisia camphorata Vill. auf dem Agärdi bei 
Erlau. (Kerner’s Vegetalionsverhältnisse Oest. bot. Z. XXI, 102.) — 
Ich fand dort zwischen Weingärten nächst einer Hütte einen ziemlich 
grossen Strauch und sammelte mehrere Aeste in der Blüthe, um 
solche an meine Freunde zu versenden. — Ich suchte seither jeden 
Sommer diese Artemisia in der ganzen Umgebung, jedoch ohne Er- 
folg, denn ich fand keine. Endlich auf den Gedanken verfallend, dass 
sie vielleicht dorthin verpflanzt wurde, stellte sich nach Anfragen bei 
dem Grundeigenthümer heraus, dass die Artemisie vor mehreren 
Jahren an jetzigen Standort aus einem Hausgarten versetzt wurde. 
Es kommt daher keine wildwachsende Artemisia camphorata Will. 
bei Erlau vor, sondern nur kultivirt. M. Vräbelyi. 


Pola, am 9. Dezember 1874. 


Ich habe gestern zum ersten Male Anemone Hackeli Pohl vom 
Originalstandorte zu Gesicht bekommen, und es freut mich, Ihnen 
nun berichten zu können, dass ich genau dieselbe Pflanze vor zwei 
Jahren bei Torda in Siebenbürgen gefunden habe. Auch an diesem 
Standorte kommen A. Pulsatilla und A. patens (und zwar gewöhn- 
lich in gesonderten Heerden) vor. — In Fuss Flora Transsilvaniae 
wird A. Hackeliüi zwar unter Nr. 41 angeführt, der Autor zilirt hier- 
bei jedoch Schur und macht ausdrücklich die Bemerkungen: „absque 
loco natali* und „e patria non vidi.* — Nunmehr dürfte die Art 
für Siebenbürgen gesichert sein. Bei dieser Gelegenheit erwähne ich 
noch, dass ie ı im vorigen Jahre zwei für Siebenbürgen neue Pflan- 
zen gefunden habe, nämlich Tr ifolium incarnatum L, welches ich 
in grossen Mengen an der Eisenbahn zwischen Bänffy-Hunyad und 
Egeres (nahe der Wasserscheide) antraf, und dann Verbascum Wierz- 
bickii Heuff., welches am Bahndamme und auf Grasplätzen zwi- 
schen Bänffy-Hunyad und Malomszeg vorkommt. Für die Flora Ost- 
Ungarns entdeckte ich ein bis dahin noch unbekanntes botanisches 
„Dorado* in der Gegend längs der Eisenbahn zwischen Rev und 
Bucsa, nämlich da, wo die schnelle Körös die mächtigen Kalkfelsen 
des Rezgebirges in einem engen Defil& durchbricht. Von den vielen 
Seltenheiten, welche ich dort zu sammeln so glücklich war, erwähne 
ich nur Asplenium lepidum Presl (die Richtigkeit der Bestimmung 
wurde von Dr. Kuhn in Berlin konstatirt). — Dieses niedliche Far- 
renkraut kommt in den feuchten Höhlen am Körösflusse bei Rev vor 
und hat sich auch bereits in einem der drei Bahntunnels anzusiedeln 
begonnen. — Der erwähnte Standort ist der zweite in Ungarn, nach- 
dem die Angabe Rochel’s (vergl. Neilr. Nachträge zur Aufzählung 
der in Ungarn und Slavonien beobachteten Gef üsspflanzen. p- 2) durch 
Janka ebenfalls Bestätigung gefunden hat. — Zugleich ist aber der 
Standort bei Rev auch der nördlichste bisher beobachtete und vom 
nächsten bekannten im Banate über 300 Kilometer entfernt. 

J.. Freyn. 


3) 


Graz, am 10. Dezember 1874. 
Soeben erfuhr ich, dass Herr Rudolf Gussenbauer, Dechant und 
Stadtpfarrer zu Wolfsberg in Kärnten am 30. November verstorben 
sei. Früher Pfarrer zu St. Peter im Katschthale, war er eifrig mit 
Durchforschung dieses in botanischer Beziehung so reichen Thales 
beschäftigt. Die Herbarien des verstorbenen Landesgerichts-Präsiden- 
ten Eduard Ritter v. Josch sind käuflich an das Stift Rein bei Graz 
übergegangen. Für das Herbar des verst. Statthaltereirathes Baron 
Fürstenwärther, welches so schöne Exemplare der steiermärkischen 
Alpenflora aufzuweisen hat und von den Erben um den Spottpreis 
von 200 fl. abgelassen würde, hat sich bisher kein Käufer gefunden. 

J. C. Ritter v. Pittoni. 

Krakau, den 41. Dezember 1874. 
Das Resultat meines diesjährigen Ausfluges in die Krim ist 
ziemlich günstig ausgefallen. Ich sammelte im Ganzen 1030 Phanero- 
gamen, also fast ?/; aller auf der Halbinsel bis jetzt beobachteten 
Pflanzen und trotzdem, dass diese Gegenden bereits von so namhaften 
Botanikern, wie Pallas, M. Bieberstein und Steven untersucht wurden, 
gelang es mir doch, mehrere für die Flora des Landes neue und 
einige noch gar nicht beschriebene Formen aufzufinden, unter den 
letzteren ein sehr interessantes, einjähriges Delphinium mit zwei 
Carpellen, ich habe es meinem Landsmanne Herrn Skirmunlt in 
Balaklawa zu Ehren D. Skirmuntti genannt. Die reichhalltigste Ge- 
gend am südlichen Ufer der Krim ist immer Sudak; Onosma poly- 
phyllum Led., Hedysarum candidum MB., Oxytropis Pallasü Pers., 
Astragalus rupifragus Pall., Alsine glomerata MB., Dianthus bicolor 
MB., Helianthemum salicifolium Pers., H. procumbens Dunal., Bupleu- 
rum exaltatum MB., Seseli dichotomum Pall., S. gummiferum Pall. und 
viele andere Seltenheiten sind hier ganz gewöhnliche Pflanzen. Das 
Thal Laspi war reich an Pflanzen für Compere, der es 20 Jahre lang 
bewohnte, im Ganzen hat es aber nur wenige Pflanzen, welche wo 
anders nicht zu finden wären; Orchis Comperiana Stev. fand ich hier 
in den Buchenwäldern ziemlich häufig. Die Vegetation der hiesigen 
Jajla ist ziemlich monoton, ich bestieg drei höchste Kuppen der 
Krim: den Czatyrdagh, den Demerdii und den Babugan, habe aber 
überall dieselben Formen gefunden. Ebenso monoton ist die Vegetation 
der Steppen, die einzige Ausnahme bilden die Hügel bei Karasubasar, 
wo ich auf einem kleinen Raume das prachtvolle Hedysarum tauri- 
cum Pall., H. candidum MB., Intybella purpurea DC., Jurinea linea- 
rifolia DC., Convolvulus Cantabrica L., C. triqueter n. sp., C. holo- 
sericeus MB., Rumia taurica Hoffm., Ferula orientalis L., Dianthus 
Pseudoarmeria MB., D. bicolor MB., Alsine glomerata MB., Linum 
nodiflorum L., L. hirsutum L., L. tenuifolium L., L. synamulosum 
Rad., Haplophyllum tauricum Spach., Galium tauricum R. et Schult., 
G. tenuissimum MB., Nonnea taurica Led:, Salvia Hablitziana Willd., 
S. Sibthorpii Sm. gesammelt habe. Die Ufer des Schiwasch — s. g. 
faules Meer —, welche ich auf der Strecke von Tusluszyjkil bis zur 
Mündung des Salgir bereiste, sind sehr reich an Halophyten, von 

. 3 


36 


interessanteren nenne ich Obione verrucifera Moqu. Tand., Campho- 
rosma perennis Pall.., Halocnemum caspicum MB., H. strobilaceum 
MB., Sueda prostrata Pall., Aeluropus littoralis Part., Frankenia 
pulverulenta DC., Fr. hispida L., auf grasigen Stellen ist dagegen der 
Monotyp Aeroptiion Picris C. A. M. ziemlich häufig. Die Doubletten 
von meiner diesjährigen Ausbeute verkaufe ich (150—350 Sp.) zu 
15 fl. die Centurie, einige weniger vollständige Serien (90—150 Sp.) 
auch zu 10 fl. In Sudak lebt der ehemalige Quarantänen-Beamle 
Sielecki, ein Pole, der mit Steven befreundei war und mit grossem 
Eifer Pflanzen und Insekten sammelte. Gegenwärtig will er seine 
Sammlungen verkaufen. Die Pflanzenkollektion kann im Ganzen 900 
bis 1000 Spezies enthalten, darunter viele ausgezeichnete Selten- 
heiten, leider haben einige Familien (Umbelliferen, Compositen) stark 
von Würmern gelitten; die Kollektion könnte aber für ein grüösseres 
Herbar, wo die taurische Flora schlecht vertreten ist, eine sehr gute 
Acquisition bilden, Sielecki verlangt für dieselbe 70 Rubel. 
Dr. A. Rehmann. 


u eS9 7.2 — 


Personalnotizen. 


— Eduard Brandmayer ist am 15. Dezember nach längerem 
Leiden gestorben. Er wurde im J. 1810 geboren, war bis zum J. 
1844 Apotheker in Wien und etablirie sodann eine Fabrik chemischer 
Produkte, die er bis vor wenigen Jahren leitete. Seit dem J. 1848 
fungirte er als Gemeinderath der Stadt Wien und seit dem J. 1562 
als Vorstand des V. Bezirkes. Sein Wirken in letzteren Eigenschaiten 
wurde vom Kaiser durch Verleihung des gold. Verdiensikreuzes mit 
der Krone und von der Stadt durch Verleihung der grossen gold. 
Salvator-Medaille ausgezeichnet. Für die Botanik interessirle sich B. 
erst die letzteren Jahre seines Lebens, dafür aber entwickelte er eine 
desto grössere Energie in seiner botanischen Thätigkeit. Er legte ein 
Herbarium an, sammelte fleissig und knüpfte zahlreiche botanische 
Verbindungen an, stellte kleine Sammlungen zusammen, die er an 
Schulen vertheilte und ordnete das Herbarium der zool.-botanischen 
Gesellschaft. Aus Interesse für die Botanik wusste er auch den Re- 
dakteur dieser Zeitschrift, zu dem er in mehrjähriger freundschalt- 
licher Beziehung stand, dahin zu bestimmen, dass derselbe erst in 
seine Nähe und bald darauf in sein Haus zog. Die Konsequenzen 
dieses angehofften Beisammenseins vereitelte leider der Tod. 

— Dr. Barschall und H. Menges, welcher letztere schon den 
General Gordon auf seiner Expedition bis Gondokora begleitet hat, 
unternehmen eine zoologisch-bolanische Reise durch Abyssinien, den 
Sudan u. =. f. 


—— 1. nn 


37 


Vereine, Anstalten, Unternehmungen. 


— In einer Sitzung der kais. Akademie der Wissenschaften 
am 22. Oktober v. J. überreichte Dr. J. Peyritsch eine Abhandlung 
unter dem Titel: „Zur Synonymie einiger Hippocratea-Arten*. Der 
Verf. erh in derselben kritisch die Arten der von Miers in den 
Transact. of the Linn. Soc. vol. XXVII Part I aufgeführten Galtungen 
Hippocratea, Prionostemma, Pristimera, Hylenaea, Cuervea und An- 
thodon und zeigt, dass die Galtungen in dem Umfange, wie sie von 
Miers begrenzt wurden, nicht haltbar seien. Jede derselben enthält, 
mit Ausnahme von Cuervea, Arten, die ihre nächsten Verwandten 
bei anderen Gattungen finden. Es wird die Ansicht von Bentham und 
Hooker adoptirt, dass nach dem gegenwärtigen Stande der Kenntnisse 
jene Hippocrateace een, die keine fleischigen Früchte besitzen, zweck- 
mässig in eine Gattung (Hippoeratea der älteren Autoren) zu stellen 
sind. Die Arten werden nach den wahren Verwandschaftsverhältnissen 
in folgende Gruppen gebracht: Barbatae, Micranthae, Comosae, Scu- 
tellatae und Monocarpicae. 

— Die k. k. geologische Reichsanstalt feiert am 5. d. M. das 
25jährige Jubiläum ihres Bestehens. * 


— -—esos.3.—— 


Literarisches. 


— Die 2. Auflage von Pritzel’s „Thesaurus literaturae botanicae, * 
deren Erscheinen durch die Krankheit des Autors unterbrochen wurde, 
wird nun nach dessen Tode von Prof. Jessen in Eldena zu Ende ge- 
führt werden. 


— Als einen Beitrag zur Moosflora von Spanien veröffentlicht 
Geheeb in der Flora 1874, Nr. 33 die von Fritze bei Gelegenheit 
seiner mit Winkler unternommenen botanischen Reise nach Spanien 
gesammelten Moose. Es werden 54 Arten aufgezählt, darunter einige 
für Spanien neue. 

— Von Dr. Eduard Fenzl ist erschienen: „Der Gartenbau 
(Gruppe II, Sektion 5),* 77. Heft des offiziellen Weltausstellungsbe- 
richtes, herausgegeben durch die Generaldirektion der Weltausstellung 
1873. (45 Seiten in Okt.) 

— Von den „Botanischen Untersuchungen“ des Dr. N. J. C. 
Müller ist das 4. Heft bei C. Winter in Heidelberg erschienen. Es 
enthält: „Der sogenannte aufsteigende Saftstrom,“ als ersten Theil: 
„Ueber die Vertheilung der Molekularkräfte im Baume.“ (Okt. 161 
Seiten mit Holzschnitten und 3 lithogr. Tafeln.) 


—essor—— 


38 


Botanischer Tauschverein in Wien. 


Sendungen sind eingetroffen: Von Herrn Marchesetti mit Pflan- 


zen aus Istrien und Krain. — Von Herrn Prichoda mit Pfl. aus Nieder- 
österreich. — Von Hrn. Richter mit Pfl. aus Ungarn. — Von Herrn 
Wiesbaur mit Pfl. aus Niederösterreich. — Von Herrn Matz mit Pf. 


aus Niederösterreich. 

Sendungen sind abgegangen an die Herren: Dr. Halacsy, Kiendl- 
mayr, Dr. Busenlechner, Bohatsch, Dr. Purkyne. 

Aus Niederösterreich: Cortusa Matthioli, Daphne Laureola, 
Draba stellata, Evonymus latifolius, Helleborus viridis, Primula mi- 
nima u. a. eing. von Brandmayer. 

Aus Istrien und Krain: Artemisia coerulescens, Centaurea 
splendens, Edrajanthus Kitaibelli, Linum angustifolium, Lotus orni- 
thopodioides, Plantago Cornuti, Scabiosa atropurpurea, S. Hladni- 
kiana, Spiraea salicifolia, Trigonella ornithopodioides u. a. eing. von 
Marchesetti. 

Aus Niederösterreich: Anthemis austriaca, Centaurea ba- 
densis, C. stenolepis, Cirsium canum, ÜC. pannonicum, Dipsacus 
laciniatus, D. silvestris, Echinops sphaerocephalus, Festuca gigantea, 
F. glauca, F. heterophylla, F. rubra, Matricaria inodora, Verbascum 
orientale, Veronica dentata u. a. eing. von Wiesbaur. 

Aus der Schweiz und aus Savoyen: Achilles moschata, 
Aconitum Anthkora, Alsine liniflora, Androsace carnea, Anthyllis 
monlana, Arabis muralis, Arctostaphylos alpina, Artemisia valesiaca, 
Astragalus aristatus, A. depressus, Bromus rubens, Buffonia macro- 
sperma, Bulbocodium vernum, B. vern. albiflorum, Bupleurum stellatum, 
Carex foetida, ©. gynobasis, Centaurea valesiaca, Chamaeorchis 
alpina, Crassula rubens, Daphne alpina, Deschampsia littoralis, 
Dracocephalum austriacum, Ephedra helvetica, Fumaria capreolata, 
Geranium lucidum, Gentiana alpina, Gladiolus palustris, Helianthe- 
mum canum, H.pulverulentum, Himantoglossum hircinum, Hypericum 
Richeri, Inula semiamplexicaulis, I. Vaillantü, Juncus trifidus, Li- 
gustrum ferulaceum, Linaria petraea, Linum montanum, Littorella 
lacustris, Luzula lutea, Lychnis flos Jovis, Myosotis Rehsteineri, 
Nigritella suaveolens, Peucedanum Chabraei, Pinguicula grandiflora, 
Plantago Cynops, P. serpentini, Potentilla caulescens, P. grandiflora, 
P. petiolulata, Primula acaule X elatior, P. officinale X acanlis, 
Ranunculus gramineus, R. parnassifolius, R. Thora, Rapistrum ru- 
gosum, Salix Seringeana, Saussurea depressa, Saxifraga aspera, 8. 
planifolia, Scrophularia canina, Scutellaria alpina, Senecio incanus, 
Sideritis hyssopifolia, Sison Amomum, Thalictrum foetidum, Thlaspi 
Gaudiniana, Tozzia alpina, Trifolium alpinum, Trigonella monspe- 
liaca, Trisetum distichophyllum, T. Gaudinianum, Valeriana saliunca, 
Veronica acinifolia, Xeranthemum inapertum u. a. eing. von Spiess. 

Obige Pflanzen können im Tausche oder käuflich die Centurie zu 
6 fl. (4 Thlr.) abgegeben werden. 


—— I — 


39 
Inserate. 


Binladung zur Pränumeration 
auf den XXV. Jahrgang (1875) der 
Vesterreichischen 


Botanischen Zeitschrift. 
(Oesterr. bolan. Wochenblalt.) 


Auf die „Oesterreichische botanische Zeitschrift,“ welche von dem 
hohen k. k. österreichischen und dem hohen k. ungarischen 
Ministerium für Kultus und Unterricht den Mittelschulen 
empfohlen wurde, pränumerirt man mit 8fl. österr. W. (16 R. Mark) 
auf den ganzen Jahrgang oder mit 4 fl..österr. W. (8 R. Mark) auf 
einen Semester und zwar auf Exemplare, die frei durch die Post 
bezogen werden sollen, nur bei der Redaktion: Wien, V. Schloss- 
gasse Nr. 15. 

Alle Buchhandlungen des In- und Auslandes nehmen ebenfalls 
Pränumerationen an. Die Versendung an die Buchhandlungen hat die 
Verlagshandlung C. Gerold’s Sohn in Wien übernommen. 

Von den bereits erschienenen Jahrgängen können noch voll- 
ständige Exemplare gegen nachfolgende Preise bezogen werden: 
1. Jahrgang 4 fl. ($ R. Mark) — 2. und 3. Jahrgang zu 1 fl. 
(2 R. Mark) — 8. bis 22. Jahrgang zu 2 fl. (4 R. Mark) — 23. Jahr- 
gang 5 fl. (10 R. Mark) — 24. Jahrgang 8 fl. (16 R. Mark) Bei Ab- 
nahme sämmtlicher Jahrgänge von der Redaktion, 20 Procent Nachlass. 


Skofitz. 
(V. Schlossgasse 15.) 


Soeben erschien: 


Der Bauerntabak, eine Pflanze der alten Welt. 
Von L. Becker. 


Selbstverlag, Breslau, Neue Weltgasse 2. — Franco 80 kr.ö. W. 


In L. O. Kern’s Verlag (Max Müller) in Breslau ist soeben erschienen : 


Zur Abwehr der Schwendener-Bornet’schen Flechtentheorie. 
Von Dr. € W. Körber, Prof. extr. ord. an der königl. Universität 
Breslau. — Preis: 7'/, Sgr. 


40 


Verlag von Gebrüder Bornträger (Ed. Eggers) in Berlin SW., Zimmer- 
strasse 91. 


Botanischer Jahresbericht, 


Systematisch geordnetes Repertorium 
der 
Botanischen Literatur 
aller Länder. 
Unter Mitwirkung von 


Prof. Dr. Ascherson in Berlin, Dr. Askenasy in Heidelberg, Dr. Batalin in 
St. Petersburg, Dr. Engler in München, Prof. Dr. Flückiger in Strassburg, 
Dr. Focke in Bremen, Dr. Geyler in Frankfurt a. M., Prof. Dr. Just in Karls- 
ruhe, Dr, Kalender in Köln, Prof. Dr. Kanitz in Klausenburg, Prof. Dr. Kny 
in Berlin, Dr. Kuhn in Berlin, Dr. Levier in Florenz, Dr. Löw in Berlin, Dr. 
Lojka in Pest, Dr. A. Mayer in Heidelberg, Dr. H. Müller (Thurgau), Ober- 
lehrer Dr. H. Müller in Lippstadt, Dr. Peyritsch in Wien, Prof. Dr. Pfitzer 
in Heidelberg, Dr. J. Schrötter in Rastatt, Dr, Sorauer in Proskau, Prof. Dr. 
Strasburger in Jena, Dr. H. de Vries in Amsterdam, Prof. Dr. A. Vogl in 
Wien, Dr. E. arming in Kopenhagen, 
herausgegeben von 


Dr. Leopold Just, 


Professor am Polytechnikum in Karlsruhe. 
Erster Jahrgang (1873) Band I. 20 Bog. Lex.-8. Preis 8 Mark. 
Die Schlussabtheilung erschien im Dezember v. J. 


Herbarium-Verkauf. 


Ein Herbarium plantarum Europaearum, mit Pflanzen von den namhafte- 
sten Sarnmlern, bestehend aus 7000 Spezies Phanerogamen und 4000 Spezies 
Kryptogamen, wird um den Preis von 500 fl. ö. W. verkauft. — Selbes dürfte 
sich besonders für eine Lehranstalt verwenden lassen, doch bieten die Genera 
Rubus, Hieracium, Tilia, Dianthus auch Monographen ein sehr reiches und 
wichtiges Material. Näheres in der Redaktion d. Zeitschrift. 


In Carl Winter’s Universitätsbuchhandlung in Heidelberg ist soeben 
erschienen: 

Müller, Dr. J. N. ©., Professor der Botanik an der k. Forstakademie in 
Münden, Botanische Untersuchungen IV. Ueber die Vertheilung 
der Molekularkräfte im Baume. Erster Theil: Der sogenannte auf- 
steigende Saftstrom. Mit Holzschnitten und 3 lithographirten Tafeln. gr. 8°. 
brosch. A Rth. 18 Sgr. 

fe” Früher erschien vom gleichen Verfasser: 

Botanische Untersuchungen I. Ueber die Sauerstoflausscheidung der 
grünen Pflanzen im Sonnenlichte. Mit 4 lithogr, Tafel. — 12 Ser. II. Be- 
ziehungen zwischen Verdunstung, Gewebespannung und Druck im Innern 
der Pflanze. III. Ueber die Krümmungen der Pflanzen gegen das Sonnen- 


licht. Mit 4 lithogr. Tafel. — 24 Sgr. 
Redakteur und Herausgeber Dr. Alexander Skofitz. — Verlag von ©. Gerolä’s Sohn. 


Druck und Papier der ©, Ueberreuter'schen Buchdruckerei (M., Salzer). 


Vesterreichische 


Botanische Zeitschrift. 


Gemeinnütziges Organ 


für 
Die österreichische Ezemplare 
tanische Zeitschrift s ‘ diefreidurc'ıı die Post he- 
Ei erscheint Botanik und Botaniker, zogen werdensollen, sind 
den Ersten jeden Monats, blos bei der Redaktion 
Man pränumerirt auf selbe 


Präoumerirt auf selbe Gärtner, Qekonomen, Forsimänner, Aerzte," zupränumeriren. - 


(6 R. Mark.) | { Im Wege des 
ae na. Apotheker und Techniker. ee 
Se Se 
die ganze Petitzeile N: 2) so wie alle übrigen 

15 kr. öst, W. = D 


Buchliandlungen, 


nn : je 
XXV. Jahrgang. WIEN, Februar 1875. 

INHALT: Jubiläum der österr. bot, Zeitschrift. Von Dr. Kerner und Dr. Wiesner. — Neue Kern- 
jilze. Von Niessl. — Vegetabilische Chromatologie. Von Dr. Bürgerstein. — Vegetations-Ver- 
ältnisse. Von Dr. Kerner. — Siebenbürgische Marrubium-Arten. Von Janka. — Zur Kenntniss 
der Ranunculaceen. Von Val de Lievre. — Zur Flora von Mähren. Von Oborny. — Zur Flora von 
Ungarn. Von Bohatsch. — Reiseerinnerungen. Von Winkler. — Literaturbericht. Von R., S. — 
Correspondenz. Von Freyn, Janka, Plosel. — Botanischer Tauschverein. — Inserate. 


Das fünfundzwanzigjährige Jubiläum der Oesterr. botan, 
Zeitschrift, 


Aus Anlass des 25. Geburtstages der „österr. botan. Zeitschrift“ 
wurde dem verdienstvollen Begründer und Redakteur dieses wissen- 
schaftlichen Journals, Herrn Dr. Alex. Skofitz, am 1. Januar 1875 
eine Ovation dargebracht, über welche die Unterzeichner zur blei- 


benden Erinnerung an diese Feier in nachfolgenden Zeilen kurz be- 
richten wollen. 


Die Unterzeichner hatten, nach Einholung der Ansicht zahl- 
reicher Fachgenossen die Ueberzeugung gewonnen, dass die Idee, 
Herrn Dr. A. Skofitz aus dem genannten Anlasse ein sichtbares 
Zeichen dankbarer Anerkennung für seine uneigennützigen Bestre- 
bungen und Leistungen als Redakteur zu geben, bei allen Mitarbei- 
tern und Freunden des genannten Blattes Anklang finden wird. Sie 
versendeten an alle jene Personen, von denen sich annehmen liess, 
dass sie an der Ausführung der Idee Interesse nehmen, einen Auf- 
ruf, in welchem sie zur Unterfertigung einer dem Circulare im Wort- 


laute beigelegten Adresse und zur Subskription zu einem Ehrenge- 
schenke für den Jubilar einluden. 
Oesterr. botan. Zeitschrift. 2. Heft. 1875. A 


42 


Der Erfolg entsprach den Erwartungen; denn obgleich die ganze 
Angelegenheit in etwa drei Wochen durchgeführt werden musste, 
sollte die Uebergabe der Adresse und des Ehrengeschenkes am Neu- 
jahrstage dieses Jahres erfolgen; so sendeten doch nahezu 200 Bo- 
taniker und Freunde der Wissenschaft die Zusage zur Unterfertigung 
der Adresse ein. Trotz der Kürze der Zeit hatte auch die Subskription 
für das Ehrengeschenk ein günstiges Resultat aufzuweisen. 

Am Neujahrstage begab sich eine Deputalion, bestehend aus 
den Herren Regierungsrath, Prof. und Dir. Dr. E. Fenzl, Franz 
Bartsch und dem zuletzt Unterfertigten zu Hrn. Dr. Skofitz. Prof. 
Wiesner begrüsste und beglückwünschte den Jubilar im Namen der 
Unterferliger der Adresse. Letztere wurde in kalligraphischer Aus- 
führung, mit reicher Enveloppe versehen, dem Jubilar übergeben *). 
Sodann richtete Reg.-Rath Fenzl eine warm empfundene Ansprache 
an Herrn Dr. Skofitz, welcher hierauf tief bewegt beiläufig mit 
folgenden Worten antwortete: 


„....Meine Verdienste um mein Journal sind nur sekun- 
däre. Hat es eine Bedeutung, so hat eine solche in Folge des 
hochherzigen Entgegenkommens seiner Mitarbeiter, und wenn es 
das Glück hat, den 25. Jahrgang zu erreichen, so verdankt es 
dieses zum grossen Theile der Munificenz unseres hohen Mini- 
steriums für Kultus und Unterricht. Gewiss aber ist mein ganzes 
Sein mit der botanischen Zeitschrift so innig verwoben, dass die 
mich so ehrende, so erhebende Bethätigung Ihres freundschaft- 
lichen Wohlwollens überwältigend auf mich wirkt. Wahrlich die 
Mühen und Sorgen einer langjährigen Thätigkeit, sie sind reich- 
lich gelohnt durch das Erlebniss dieses Momentes, welches anzu- 
hoffen ich wohl nie gewagt hätte. Stehen mir auch die Worte 
zu Gebote, wenn ich zur Feder greife, befangen hasche ich nach 
denselben, wenn ich sprechen soll. Erlassen Sie mir daher jedes 
vergebliche Ringen, den Gefühlen meiner Dankbarkeit einen ent- 
sprechenden Ausdruck zu verleihen, und gestatten Sie mir, den- 
selben in die wenigen Worte zu kleiden — ich danke Ihnen 
und den vielen Anderen aus vollstem Herzen.“ 

Hierauf wurde von Herrn Bartsch das Ehrengeschenk über- 
reicht, welches in einem edel ausgeführten silbernen Pokal, der theils 
mit Silber-, theils mit Goldgranalien erfüllt war, bestand. 

Der Wortlaut der Adresse ist folgender : 

Herrn Dr. A, Skofitz, 
Redakteur der „Oest. botan. Zeitschrift* in Wien. 
Hochgeehrter Herr! 

Mit Beginn dieses Jahres erscheint der fünfundzwanzigste Jahr- 
gang der von Ihnen begründeten, unter Ihrer Redaktion stehenden 
„Oesterreichischen botanischen Zeitschrift.“ 


*) Die Enveloppe wurde von der Firma Schlöps, die kalligraphische Ar- 
beit von Ig. Demer ausgeführt. 


43 


Wenn es selbst heute nach Ablauf eines durch den mächtigen 
‘Aufschwung geistigen Lebens und Strebens in Oesterreich bezeich- 
neten Vierteljahrhunderts kein Leichtes wäre, mit privaten Mitteln ein 
wissenschaftliches Journal zu gründen, welche Schwierigkeiten fanden 
Sie vor, als Sie, hochgeehrter Herr Doktor, im Jahre 1851 die „Oest. 
bot. Zeitschrift“ in’s Leben riefen ! 

Viele von den Unterfertigten dieser Adresse Freunde oder 
Mitarbeiter Ihres Blattes — sind sich dieser Schwierigkeiten nur zu 
klar bewusst und wissen auch, dass die Gründung und Entwicklung 
Ihres Unternehmens für Ihr Leben eine Kette von Arbeit, Mühe und 
Aufopferung bezeichnet, dass Sie aber dennoch, oft mitten unter den 
grössten Widerwärtigkeiten und stets ohne Aussicht auf materiellen 
Gewinn — an dem Werke weiter arbeiteten, damit in Oesterreich 
doch wenigstens ein Journal für die Entwicklung und Verbreitung 
botanischer Kenntnisse sorge, während im Jahre 1851, wie die ersten 
Blätter Ihrer Zeitschrift lehren, in Deutschland allein nicht weniger 
als acht botanische Zeitungen erschienen. 

Wenn wir die nunmehr 24 Bände umfassende Oesterr. botan. 
Zeitschrift durchblättern, so erkennen wir, mit welcher Umsicht, mit 
welchem Geschicke, wie frei von jeder Parteilichkeit die Redaktion 
dieses wissenschaftlichen Journals geleitet wurde, und wie reich sich 
der Inhalt dieses stattlich gewordenen Werkes gestaltet hat. Ohne 
Uebertreibung darf man es aussprechen, dass kein europäisches, der 
Botanik gewidmetes Journal bis jetzt für die Flora Mitteleuropas 
mehr geleistet hat, als das unter Ihrer Leitung stehende Unterneh- 
men, welches sich in Folge des Reichthums der darin niedergelegten 
Beobachtungen zu einem wichtigen Quellenwerk für spezielle Botanik 
emporgeschwungen hat. 

Die Unterzeichner wollen durch diese Adresse der Hochachlung 
für Ihre Leistungen und Ihre Person Ausdruck geben und bitten Sie, 
dieses Schriftstück als ein Zeichen dankbarer Anerkennung der Ver- 
dienste, welche Sie sich durch Gründung der Oesterr. bot. Zeitschrift 
um Hebung und Verbreitung der botanischen Wissenschaft erworben 
haben, freundlichst annehmen zu wollen. 

Unsere besten Wünsche begleiten Sie und ihre edlen Bestre- 
bungen in die Zukunft. 


Wien, am 1. Jänner 1875. 


Folgende Unterschriften stehen unter der Adresse: 


Academischer Verein der Natur- |Baenitz Dr. C. 
historiker in Wien: Nussbaumer, |Bartling, Prof. 


Präses. Bartsch Franz. 
Aichinger Valentin v., k. k. Gym- |Behn Dr., Präsident und ger. best. 
nasialprofessor. Vertreter der kais. Leop. Carol. 
Ambrosi Francesco. deutschen Akademie der Natur- 
Andorfer Josef. forscher. 
Antoine, k.k. Hofgarten-Direktor. | Bentzel-Sternau Graf, k. k. Ritt- 
Ascherson Dr. P., Prof. meister i. R. 


4* 


AA 


Berdau Dr. Felix, Prof. 

Bermann Josef. 

Berroyer E. 

Bilimek Dominik. 

Bochkoltz Wilhelm. 

Böhm Dr. Jos., Prof. 

Boissier Edm. 

Borbas Dr. Vinz. 

Die königl. bair. bot. Gesellschaft 
in Regensburg: Prof. Dr. Singer, 
Direktor. 

Brassai Sam., Prof. 

Breidler J. B., Architekt. 

Brauer Dr. Friedr., Prof. 

Braun Alex., Prof. 

Braunstingel Jos. 

Breindl Alf., Stationschef der Süd- 
bahn. 

Buchenau Dr., Prof. 

Burgerstein Alfred, Assistent am 
pflanzen-physiolog. Institute der 
k. k. Wiener Universität. 

Caruel T., Direttore all’ Orto bota- 
nico e Professore all’ Universitäa 
Pisa. 

Caspary Rob., Prof. 

Celakovsky Dr. Lad., Prof. 

Chlumecky Joh. R. v., K. k. Acker- 
bauminister. 

Csäto Joh. v., Vicegespan. 

Ebner Joh. R. v. Rofenstein, k. k. 
jub. Hofrath. 

Ebner Dr. Vikt. v., Prof. 

Engelthaler H. 

Engler Dr. Adolf. 

Ettingshausen Dr. Konst. v., Prof. 

Feichtinger Dr. Alex., Physikus und 
Direktor der Oberrealschule zu 
Gran. 

Fenzl Dr. E., Reg.-Rath, Prof. 

Finger Julius. 

Focke Dr. W. ©. 

Förster J. B., Chemiker in Wien. 

Fritsch Karl, em. Vicedirektor der 
k. k. Centralanstalt f. Meteor. u. 
E. in Wien. 

Fuchs Th., Kustos. 

Garcke Dr., Prof. 


'Die k. k. geograph. Gesellschaft in 


Wien: Präsid. Dr. F. v. Hoch- 
stetter, Helfert, Hauslab F. Z.M., 
Jos. Türck, Jul. Payer, Simony, 
Schwegel, Dr. Polak, Kanitz, A. 
Artaria, A. Steinhauser, M. A. 
Becker. 

Die Direktion d. k. k. geol. Reichs- 
anstalt: Fr. v. Hauer. 

Grzegorezek Dr. A. 

P. Gremblich Jul., O. S. Franc. 

Gremli Aug. 

Grisebach Dr., Prof., Hofrath. 

Grundl Ignaz, Pfarrer. 

Haberlandt F., Prof. 

Haberlandt Gottl., Cand. phil. 

Halacsy Dr. 1 

Haller Dr. Karl, Primararzt. 

Hampe Dr. Ernst. 

Haussknecht, Prof. 

Haynald Dr. Ludw., Erzbischof von 
Kalocsa. 

Hazslinszky Friedr. A. 

Hegelmaier Dr., Prof. 

Heidenreich Dr. 

Heinzel Dr. Ludw., k. k. Stadt- 
Armenaugenarzi. 

Heldreich Th. v., Direktor des bot. 
Gartens in Athen. 

Heller Karl B., Prof. 

Hinterhuber Julius, Apotheker in 
Salzburg. 

Hinterhuber Rud., Apotheker in 
Mondsee. 

Hoffmann Dr. H., Prof. (Giessen). 

Holuby Jos. L., ev. Pfarrer. 

Huter Rup. 

Janka Vikt. v. 

Irmisch Dr. Thilo, Prof. 

Junger Ernst, Kunstgärtiner in Bres- 
lau. 

Juratzka Jakob. 

Kalbrunner Herm. 

Kalchbrenner Karl. 

Kanitz Dr. Aug., Prof. 

Keck K. 

Kerner Dr. A., Prof. 

Klinggräff v. 


Knaf K., Assistent f. syst. Botanik 
an der Universität Prag. 

Knapp Dr. Jos. Arm. 

Kny Dr. L., Prof. 

Kornhuber Dr. A., Prof. 

Krasan Fr., k. k. Gymnasial-Prof. 

Krenberger Jos. A., Weltpriester. 

Kristof Lorenz. 

Krzisch Dr. Jos., k. k. Bezirks- 
arzt. 

Leonhardi Dr. Herm., k. k. 0. ö. 
Prof. der Phil. 

Lerch Dr. Julius. 

Letocha, Kriegskommissär. 

Lindemann Dr. Eduard v., kaiserl. 
russ. Staats- und Medizinalrath. 

Lorenz Dr. Jos. R., k. k. Ministe- 
rialrath. 

Lorinser Dr. F. W., k. k. Sanitäts- 
rath und Krankenhaus-Direktor. 

Magnus Dr. Paul. 

Makowsky Alex., Prof. 

Maly, Hofgärtner. 

Marchesetti Dr. 

Marenzeller Dr. E. v. 

Matz Maximilian, Pfarrer. 

Mayr Dr. Gust. 

Mendel Gregor, Abt des Stiftes 
St. Thomas in Brünn. 

Mikosch K., Stud. phil. 

Minks Dr. Arthur. 

Münter Dr. Julius, Prof. 

Mürle Karl, Konsistorialrath, Prof. 

Niessl G. v., Prof. an der techn. 
Hochschule in Brünn. 

Ortmann Johann, Rechnungsrath d. 
k. k. obersten Rechnungshofes. 

Pantocsek Josef. 

Pawlowsky Dr. A v., k. k. Hofrath 
und Dir. der Theres. Akademie 
in Wien. 

Patze C. A., Stadtrath. 

Pelikan A. v., Vicepräs. der österr. 
Finanzlandesdirektion. 

Petter Karl. 

Peyritsch Dr. J. 

Pittoni J. €. R. v. Dannenfeldt, k. k. 
Truchsess. 


45 


Poetsch Dr. J. S., Stifts- u. Kon- 
viktsarzt. 

Pokorny Dr. A., Reg.-Ratlı, Dir. d. 
Leopoldstädter €. Real- u. Ober- 
gymnasiums. 

Porcius Florian, Distrikts-Kapilän. 

Prihoda Mor. 


Rabenhorst Dr. L. 

Rauscher Dr. Rob. 

Rehm Dr. med. 

Rehmann Dr. A. 

Reichardt Dr. H. W., Prof. 

Reichenbach L., leg. Präsid. der 
kais. Leop. Carol. Akademie der 
Naturf. 

Verein der Naturfreunde in Rei- 
chenberg, der Vorstand: Hlasi- 
welz. 

Reitlinger Dr. E., Prof. 

Ressmann Dr. 

Rogenhofer Kustos. 

Ronninger Ferd. 


Sadebeck Dr. R. 

Sauter Dr. F., k. k. Bezirksarzt in 
Lienz. 

Schlickum Jul., Rentner. 

Schröckinger Freih. v., Sektions- 
chef. 

Schüz Dr. Emil in Calw (Würtem- 
berg). 

Schultz Dr. F. W. in Weissenburg 
(Elsass). 

Schulzer v. Müggenburg St. 

Sekera W. J., Apotheker. 

Senoner Adolf. 

Siegmund Wilh. 

Simony F., Prof. 

Smith Anna Maria. 

Staufer Vinzenz. 

Stein B., k. k. Universitätsgärtner. 

Sternbach Otto Freih. 

Stohl Dr. Lucas. 

Straehler Adolf, Revierförster. 

Sirasnicki L. v., k. k. Sektionsrath 
im Unterrichtsministerium. 

P. Strobl Gabriel. 

Stur Dionys, k. k. Bergrath. 


46 


Tangl Dr. Ed., Docent a. d. Uni- 
versität Lemberg. 

Tommasini Mutius R. v., k. k. Hof- 
rath. 

Treuinfels Leo. 


Weiss Dr. Adolf, Prof. 
Weischky Max, Apotheker. 


Widerspach Max Freiherr v., k. k. 
Hauptmann in Pension. 


Wiesbaur Jos. S. J. 

Wiesner Dr. Aug., Hof- und Ge- 
richtsadvokat. 

Wiesner Dr. Julius, Prof. 

Wilkomm Dr. Moritz, Prof. 

Winkler Moritz. 

Wolff A., Privatier in Würzburg. 


Wretschko Dr. M., k. k. Landes- 
schulinspektor. 


Zimmeter Albert, Oberrealschul- 
lehrer in Steyer. 


Türk Rudolf k. k. Ministerialse- 
kretär. 

Uechtritz R. v., 

Urban Em., Gymn.-Prof. 

Vägner Ludw., Forst- u. Domänen- 
amtseinnehmer. 

Val de Lievre A. 

Velten Dr. W. 

Vielguth Dr. F., Apotheker. 

Vogl"Dr'Ar,*Prot: 

Wawra Dr., k. k. Marinestabsarzt. 


Innsbruck und Wien, im Jänner 1875. 


Prof. A. Kerner. 
Prof. J. Wiesner, 


—essn a — 


Neue Kernpilze., 
I. Serie, 
Von G. v. Niessl. 


Ich habe den nachfolgenden Beschreibungen nur einige kurze 
Bemerkungen vorauszuschicken. Aus den Gattungen Sphaerella und 
Gnomonia sind durch Auerswald, Fuckel und Andere bereits so viele 
Arten beschrieben, dass man die Aufstellung weiterer neuer Arten 
nicht ohne Missbehagen betrachtet; wenigstens beschleicht mich in 
diesem Falle ein solches Gefühl. Man nimmt leicht an, dass der Autor 
durch Rücksichten auf die verschiedenen Substrate beeinflusst ist, wie 
dies z. B. bei den Brandpilzen vorkam, und immer noch vorkommt; 
man frägt sich, ob es denn nicht angemessener wäre, Mehreres zu 
vereinigen und die Arten weiter zu umgrenzen, muss aber schliesslich 
doch zugeben, dass einer solchen Arbeit die möglichst vollständige 
Kenntniss der vorhandenen Formen vorausgehen müsse, und dass es 
für diesen Zweck besser ist, sorgfältig zu unterscheiden, als durch 
Zusammenziehung Eigenthümlichkeiten zu verdecken, wobei allerdings 
blosse Unterschiede des Substrates nicht massgebend sein dürfen. Bei 
meinen Beschreibungen habe ich jede Form hinsichtlich ihrer morpho- 
logischen Merkmale mit allen mir bekannt gewordenen hieher gehö- 
rigen Arten sorgfältig verglichen, und nur solche als neu angenom- 
men, welche gut fassbare Unterschiede wahrnehmen lassen, wobei 


47 


auf die Wachsthumsverhältnisse des Mycels und der Perithecien eben 
so viel Gewicht gelegt wurde als auf die Gestalt der Schläuche und 
Sporen. 

Die Gattung Didymosphaeria fasse ich in weiteren Grenzen auf, 
als ihr Gründer Fuckel. Analog dem Vorgange bei den meisten 
anderen Gattungen mache ich auch hier keinen generischen Unter- 
schied zwischen dem Auftreten gefärbter oder farbloser Sporen. 
Wird man dies wohl ohne weiters als plausibel zugeben, so dürfte 
es eher Widerspruch erfahren, dass ich auch eine Gruppe unter 
einander sehr verwandter Formen hieher gestellt habe, welche 
von den typischen bisher angenommenen Arten einigermassen ab- 
weichen. Schläuche und Sporen erinnern an die Gattung Sphae- 
rella, letztere indessen kaum minder an andere Didymosphärien. 
Dazu kommt noch, dass die Paraphysen oft nur rudimentär ange- 
deutet sind, manchmal in eine schleimige Masse zusammengeballt, 
vielleicht sehr vergänglich, da man sie bei sorgfältigen Untersuchun- 
gen meist in jüngeren Perithecien wohl nachweisen kann. In dem 
Umstande, dass wirklich Paraphysen vorhanden sind, sowie in der 
Verbindung mehrerer, einzeln genommen immerhin schwankender 
Merkmale, als da sind: grössere und festere Perithecien, Entwicklung 
des Wachsthums in der inneren Rinde, stärker definirte Mündungen, 
Bildung der Schläuche, welche nicht wie bei den typischen Sphärel- 
len rosettenför mig aus einem Miltelpunkte entspringen — zeigt sich 
die unläugbarste Verwandtschaft mit den"verschiedenen Gliedern der 
Pleosporeen, und nun unter Rücksicht auf die Sporenform zunächst 
mit Didymosphaeria. Als eine ziemlich bekannte Form kann beispiels- 
weise Sphaeria Bryoniae Fekl erwähnt werden. Während Auerswald 
diese ohne Rücksicht auf alle anderen Umstände, bloss weil ihm die 
Paraphysen nicht deutlich schienen, zu Sphaerella zog, hat Fuckel 
mit Recht Anstand genommen dies zu thun, und sie, freilich ohne die 
äusserste Konsequenz zu ziehen, unter die undefinirten Sphärien vor- 
läufig eingereiht. Wie gefährlich die Berücksichtigung eines einzigen 
Merkmales bei der Bildung natürlicher Gruppen ist, hat eben in leizter 
Zeit Auerswald’s Arbeit über die Sphärellen gezeigt, bei welcher 
höchst verschiedenartige Formen in eine gezwungene Verbindung ge- 
bracht wurden. 

Speziell zur erwähnten Gattung kann auch erwähnt werden, 
dass die Didymosphärien, welche ich in der Gruppe b) beschrieben 
habe, die Vereinigung der ersten mit der letzten Gruppe herzustellen 
scheinen, so dass sich die ganze Gattung — gerade so, wie die 
Leptosphärien — ziemlich natürlich an Sphaerella anschliesst. 

Zur Abkürzung sind die Dimensionen in Bruchforn angeselzt, 
wobei der Zähler die Länge, der Nenner die Breite bezeichnet und 
als Einheit '/,o00 Millim. oder der sogenannte Mikro-Millimeter gilt. 

Brünn, am 1. Dezember 18 74. 

Gnomonia riparia n. sp. Perithecia gregaria, sub epider- 
mide immutata vel parum fuscescente nidulantia, demum mox libera, 
majuscula, globosa, Tandem vertice collapso, patellaeformia, coriacea, 


48 


atra, rostro cylindraceo saepe curvato, perithecii diametro interdum 
duplo—triplo longiori, apice submembranaceo; ascis clavato-fusoideis 


subsessilibus meer 4sporis (an semper?), sporidis distichis 


fusoideis, inaequilateralibus vel curvatis, utrimque obtusiusculis ap- 

pendiculis brevibus ciliatisque, Sseptatis, 4guttulatis, medio perpa- 
14—16 

rum constrictis hyalinis, Da a 


An dürren Stengeln von Epilobium hirsutum bei Gratz, längs 
der Bachufer häufig. August. 

Die in und unter der Rinde, aber nicht in der Stengelsubstanz 
nistenden, gewöhnlich kleine Gruppen bildenden Perithecien, werden 
bald durch Abstossung der ersteren blossgelegt. Sie erscheinen dann 
häufig schüsselförinig, wie jene von @. vulgaris und anderen Arten 
dieser Gattung. Die Mündungen sind manchmal sehr lang und zierlich 
gekrümmt, an der Spitze in der Regel blass und durchscheinend. 
Schläuche und Sporen entsprechen den gewöhnlichen in der Gattung. 
Die Cilie an jedem Sporenende erreicht etwa '/, der Sporenlänge 
und ist äusserst zart. Der ganze Pilz hat viele Aehnlichkeit mit Dia- 
porthe rostellata und verwandten Arten, es widerstrebt mir aber ihn, 
bei dem gänzlichen Mangel des Stromas oder einer Saumlinie, in 
diese Gallung einzureihen, und zwar umsomehr, da er unbestritienen 
Gnomonien nicht minder nahe steht. 

Gnomonia misella n. s. Perithecia minuta, sparsa peri- 
dermio immutato tecta, hemisphaerica, depressa, ostiolo conico brevi, 
submembranacea olivaceo-fusca; ascis clavato-fusoideis subsessilibus 
32—40 
Ringe, 4sporis (an semper?), sporidiis distichis fusoideis, inaequi- 
lateralibus vel curvatis, utrimque setulo hyalino, 3septatis, Aguttu- 

2—1 
latis, medio parum constrictis hyalinis, En BR 

So sehr diese Art hinsichtlich der Schläuche und Sporen mit 
der vorigen übereinstimmt, weicht sie im Uebrigen doch wesentlich 
ab. Die Perithecien stehen sehr vereinzelt, sind kleiner, zarter und 
bleiben bedeckt. Nur wenig ragt die konische Mündung hervor, deren 
Länge kaum den Halbmesser des Peritheciums übersteigt. Somit ist 
der Habitus auch ein ganz anderer. Der ganze Pilz ist wenig auffallend 
und wird meist nur zufällig gefunden werden. Ich fand ihn ebenso 
bei Gelegenheit einer anderen Untersuchung an einem dürren Stengel 
von Hypericum perforatum um Gratz im August. 

Gnomonia Chamaemori. Sphaeria Chamaemori Fries s. m. 
II. p. 509 Fuckel symb. p. 109. Epiphylla. Perithecia nervophila in 
fohorum parenchymate nidulantia, demum saepe erumpenlia majus- 
cula subglobosa, Tandem vertice collabescentia, alra, coriaceo-mem- 
branacea, rostro cylindraceo, crasso, strieto, perithecii diametro sub- 


28—34 
aequante; ascis fusoideis, sessilibus 4- vel dsporis 7? sporidüs 


49 


distichis, oblongo-fusiformibus, plerumque leniter curvatis, utrimque 
obtusiusculis, appendiculis setaceis instructis, Sseptalis, medio con- 
1618 
3—4 

Spermogonia (Discosia) epiphylla, sparsa, rotundata, applanata, 
clipeiformia umbilicata, centro perforata, coriaceo-membranacea atra; 
spermatüs fusiformi-cylindraceis, curvatis, utrimque rotundatis setu- 
losisque, 3septatis hyalinis. 

An faulenden Blättern von Rubus fruticosus bei Voitsberg in 
Steiermark. August, September. 


Die Stellung, welche Fries seiner Sphaeria Chamaemori anweist, 
wie auch die Beschreibung dieser Art, lassen kaum einen Zweifel, 
dass der mir vorliegende Pilz mit jener identisch ist, wenn er sich 
auch hier nicht an den Blattstielen, sondern an den Nerven bildet. 
Nicht minder wahrscheinlich ist auch die Identität mit dem von Fuckel 
beschriebenen Pilze. Vielleicht werden sich auch an seinen Exempla- 
ren die Sporen dreimal septirt erweisen. Die geringere Grösse der 
Letzteren (10 Mk.) hängt vielleicht entweder mit den $8sporigen 
Schläuchen zusammen, oder rührt von unvollständiger Entwick- 
lung her. 


Die Perithecien finden sich gewöhnlich in der Nähe der stärkeren 
Blattnerven, oft ziemlich dicht, seltener einzeln auf der Blattfläche. 
In der Regel ist nur die nicht sehr lange und oft nur wenig hervor- 
ragende Mündung sichtbar, doch werden nicht selten auch die Peri- 
thecien blossgelegt, welche etwas kleiner als bei @. vulgaris und von 
ziemlich zarter Substanz sind. Die Schläuche, von der gewöhnlichen 
Form, sind bei meinen Exemplaren 4sporig, die Sporen ein wenig 
gekrümmt, an beiden Enden stumpflich und mit borstenartigen An- 
hängseln, welche, wie auch bei den zwei vorhergehenden Arten leicht 
abfallen, so dass man oft die meisten Sporen ohne Borsten findet. 
Die 3 Septa sind bei guter Einstellung vollkommen deutlich, aber 
äusserst zart; die Einschnürung in der Mitte ist ziemlich stark. 


Die Spermogonien, welche eine Discosienform darstellen, finden 
sich auf der Blattfläche zerstreut, und zwar häufig auch auf denselben 
Blättern mit der Schlauchform. Die Spermatien sind deutlich dreifach 
septirt und an beiden Enden mit je einer Borste versehen. Dass sie 
wirklich zur erwähnten Schlauchform gehören, ist nicht zu bezweifeln. 


strictis, nucleos 4 includentibus , hyalinis 


(Fortsetzung folgt.) 


50 


Vergleichende vegetabilische Chromatologie, 


Von H. C. Sorby. 


Mitgetheilt von Alfred Burgerstein, 
Assistent am pflanzenphysiologischen Institute der k. k. Wiener Universität. 


In den Proceedings of the Royal Society (1873 Nr. 146 vol. XXI. 
pag. 442—483) ist unter dem Titel „On comparative vegetable chro- 
matology“ eine Arbeit von H. C. Sorby erschienen, welche sich mit 
Untersuchungen der Pflanzenfarbstoffe beschäftigt. Da diese zweifellos 
sehr wichtige Arbeit in deutschen wissenschaftlichen Journalen nur 
in sehr dürftigen Auszügen erschien (Vergl. Bot. Zig. 1873, p. 395; 
Naturforscher 1873 Nov. pag. 450; Botan. Jahresbericht von Prof. 
Dr. Just I. Abth. 1. Halbbd. pag. 182), so glaube ich nur im Inter- 
esse unseres botanischen Publikums zu handeln, wenn ich in den 
nachfolgenden Blättern einen genaueren, alle wichtigen Beobachtun- 
gen und Ergebnisse Sorby’s enthalienden Auszug der Oeffentlichkeit 
übergebe, 

Die Zahl der in verschiedenen Organen verschiedener Pflanzen 
vorkommenden Farbstoffe ist eine sehr bedeutende. In der vorliegen- 
den Arbeit beschäftigte sich jedoch Sorby bloss mit der Untersuchung 
jener Farbstoffe, welche in den Blättern der höheren und im Thallus 
der Lagerpflanzen vorkommen. Es ist vor Allem wichtig, hier einen 
Unterschied zu machen zwischen solchen Farbstoffen, welche für das 
normale Wachsihum einer Pflanze nothwendig und wesentlich sind, 
und in Folge dessen ziemlich allgemein vorkommen, und solchen, 
welche zwar viel zahlreicher, aber meist nur als zufällige Produkte 
erscheinen, und für das Leben der Pflanze eine weitaus geringere 
Bedeutung haben. Die Farbstoffe der ersteren Art sind charakterisirt 
durch ihre Löslichkeit in Schwefelkohlenstoff und in fetten Oelen 
(Fixed oils) und Unlöslichkeit in Wasser. Hieher gehört die Gruppe 
der Chlorophylle, Xanthophylle, Lichnoxanthine, sowie das Fucoxan- 
thin; dagegen zeigen die Farbstoffe der letzteren Art bezüglich ihrer 
Löslichkeitsverhältnisse ein gerade entgegengesetztes Verhalten und 
umfassen die Phycocyan-, Phycoörythrin-, Erythrophyli- und Chryso- 
lannin-Gruppen. 

Die Trennung der Farbstoffe geschah Iheils auf chemischem . 
Wege, theils durch die zerseizende Wirkung der Sonne, welche letz- 
tere Methode Sorby als photochemische Analyse (photochemical ana- 
lysis) bezeichnet. 

Die Trennung der einzelnen Farbstoffe durch chemische Mittel 
wurde vorzugsweise durch Schwefelkohlenstoff, absoluten Alkohol, 
gewöhnlichen Weingeist, Benzol und Wasser bewirkt. Es zeigle sich, 
dass verschiedene Lösungsmittel einen Einfluss haben einerseits auf 
die Stellung der Absorptionsbänder, welche beispielsweise bei Lö- 
sungen in Schwefelkohlenstoff viel näher dem roihen Ende des Spek- 
trums liegen, als bei Lösungen in Benzol oder absolutem Alkohol, 
und andererseits auf die Breite der Absorptionsbänder. Leiztere Er- 


51 


scheinung hängt jedoch auch von anderen Umständen ab, so von der 
Natur der Substanz, ferner davon, ob dieselbe in fester oder flüssiger 
Form vorhanden ist, ob sie sich in einem freien Zustande befindet, 
oder in einem Oele, Wachs u. dgl. gelöst ist. Bis jetzt ist es nicht 
gelungen, zwischen dieser bandvergrössernden Kraft (absorption-band- 
raising power) und irgend einer anderen physikalischen Eigenschaft 
einen einfachen Zusammenhang zu finden. 

In solchen Fällen, in welchen die Trennung der Farbstoffe auf 
rein chemischem Wege eine sehr umständliche Prozedur erfordern 
und dennoch kein befriedigendes Resultat liefern würde, kann mit 
grossem Vortheil die sogenannte photochemische Analyse angewendet 
werden. Das Prinzip derselben beruht auf dem schon lange bekann- 
ten Faktum, dass weisses Licht auf verschiedene Farbstoffe und ver- 
schieden gefärbtes Licht auf einen und denselben Farbstoff eine un- 
gleiche zersetzende Kraft ausübt. 


Indem nun Sorby entweder alle oder mit Benützung verschie- 
den gefärbter Gläser bestimmte Strahlen des Sonnenspektrums als 
Reagens auf eine gemischte Lösung von Farbstoffen einwirken liess, 
konnte er oft in ganz kurzer Zeit und auf eine sehr einfache Weise 
einzelne Farbstoffe in fast reinem Zustande erhalten. 


Nach dieser Methode ist es z. B. leicht, das Xanthophyll vom 
Orange-Xanthophyll zu trennen (was bei einigen Algen auf rein che- 
mischem Wege unmöglich ist), indem das Orange-Xanthophyll im 
Sonnenlichte viel schneller zersetzt wird als das Xanthophyll. In an- 
deren Fällen ist es sehr schwer, das Gelb-Xanthophyll vom Lichno- 
xanthin zu trennen; durch Aussetzen der Mischung an die Sonne 
wird aber der erstere Farbstoff bald zerstört, wie man sich durch 
das Verschwinden der Absorptionsbänder überzeugen kann, während 
das Lichnoxanthin zurückbleibt. Eine Verwendung bestimmter Licht- 
strahlen haben wir in folgendem Beispiele: Wird eine gemischte 
Lösung von Phycoxanthin mit Orange-Xanthophyll in Schwefelkohlen- 
stoff, wie man sie aus gewissen Algen und Flechten erhält, der 
Sonne ausgesetzt, so werden beide Substanzen zerstört, die eine 
schneller, die andere langsamer, und es ist schwer im richtigen 
Augenblicke den Versuch zu unterbrechen. Stellt man aber vor diese 
gemischte Lösung ein tiefgrünes Glas, so verschwindet das sich zer- 
setzende Phycoxanthin, während das Lichnoxanthin intakt bleibt. 


Sorby findet ferner, dass Farbstoffe weder durch Licht noch 
durch Luft allein, sondern nur durch die verbundene Gegenwart bei- 
der zerseizt werden. Die Schnelligkeit der Zersetzung hängt, abge- 
sehen von diesen beiden Faktoren, von der Natur verschiedener hin- 
zugefügter Substanzen ab. Am raschesten erfolgt die Zerstörung des 
Farbstoffes bei Lösungen in Terpentinöl, am langsamsten dann, wenn 
die Lösung durch Citronellöl (oil of citronelle *) geschützt ist. 


*) Ein ätherisches Oel, welches aus der Wurzel einiger indischer Andro- 
pogon-Arten gewonnen wird. 


52 


Oft ist es wünschenswerth, die relative Menge jedes einzelnen 
Farbstoffes in verschiedenen Pflanzen, oder in einer Pflanze, die unter 
verschiedenen Bedingungen wuchs, zu konstatiren. Um eine solche 
vergleichende Analyse durchzuführen, gibt man die zu prüfenden 
Lösungen in Eprouvetten von gleichem Lumen und verdünnt die eine 
oder beide so lange, bis die Intensitäten der Farbe genau gleich sind, 
oder um exaktere Resultate zu erhalten, bis die charakteristischen 
Absorptionsbänder in beiden Fällen gleich sind. Die relativen Längen 
der Flüssigkeitssäulen geben dann offenbar die relative Menge des 
Farbstoffes an. 


Bevor Sorby auf die Beschreibung der einzelnen Farbstoffe über- 
geht, gedenkt er einer diessbezüglichen Arbeit von Prof. Stokes (Pro- 
ceedings of the Roy. Soc. 1864, vol. XII, p. 144), welcher, ohne die 
Untersuchungsmethode anzugeben, zu folgenden mit den Sorby’schen 
Ergebnissen im Wesentlichen übereinstimmenden Resultaten gekommen 
ist. Er fand, dass das Chlorophyll der Landpflanzen eine Mischung von 
vier Substanzen sei, zwei grünen und zwei gelben. Alle Lösungen 
der grünen Substanzen zeigen eine starke rothe Fluorescenz, die der 
gelben nicht. Die grünen Seetange stimmen im Wesentlichen mit den 
Landpflanzen überein. In den olivengrünen Algen dagegen ist die 
zweite grüne Substanz durch eine dritte grüne ersetzt, und die ersie 
gelbe durch eine dritte gelbe Substanz, deren Anwesenheit die trübe 
Farbe dieser Pflanze bedingt *). 


Dieses vorausschickend, bemerkt nun Sorby: „Die erste grüne 
Substanz des Autors (Stokes) ist offenbar mein blaues Chlorophyll; 
seine zweite grüne Substanz mein gelbes Chlorophyll und seine dritte 
grüne Substanz mein Chlorofucin, daher seine dritte gelbe Substanz, 
die in olivengrünen Algen gefunden wird, mein Fucoxanthin sein 
muss. Seine anderen zwei gelben Substanzen müssen auf die eine 
oder die andere Art die vier von mir als Orange-Xanthophyll, Xan- 
thophyll. Gelb-Xanthophyli und Lichnoxanthin vielleicht mit ein wenig 
von meinem Orange-Lichnoxanthin beschriebenen gelben Substanzen 
repräsentiren.“ 

Sorby geht nun zur Besprechung der einzelnen Farbstoffgrup- 
pen über. 


I. Chlorophylligruppe. 


Dieselbe umfasst drei verschiedene Substanzen, ausgezeichnet 
durch Löslichkeit in Schwefelkohlenstoff und Unlöslichkeit in Wasser. 
Alle werden durch Säuren mehr oder weniger leicht in neue Pro- 
dukte zerlegt, welche mit den Originalfarbstoffen einigermassen ana- 
loge, aber doch von jenen verschiedene Spektra zeigen. Ebenso wirkt 
Sonnenlicht bei Gegenwart von Luft zerstörend auf dieselben ein. 
Zu dieser Gruppe gehören: 


*) Diese Stelle wäre hiernach im botan. Jahresberichte (pag. 182) zu 
verbessern. 


53 


1. Das blaue Chlorophyll. Dasselbe kommt mit anderen 
Farbstoffen gemischt in olivengrünen Algen (Fucus, Laminaria) vor, 
und kann in fast reinem Zustande auf folgende Weise erhalten 
werden: die in Rede stehenden Algen werden gequeischt, schwach 
getrocknet und mit Weingeist erhitzt. Ist die Lösung erkaltet, so 
wird sie mit so viel Schwefelkohlenstoff geschüttelt, bis ein Theil 
desselben in der Eprouvette zu Boden fällt, mit sich führend das 
ganze Orange-Xanthophyll und den grössten Theil des blauen Chlo- 
rophylis, während ein Theil des letzteren mit anderen Farbstoffen im 
Alkohol zurückbleibt. Wird nun die Schwefelkohlenstoff-Lösung zu 
wiederholten Malen mit frischem Alkohol geschüttelt, und ist zugleich 
immer ein Ueberschuss von Schwefelkohlenstoff vorhanden, so wird 
beim Hinzufügen von etwas Wasser das ganze Chlorophyll im Schwe- 
felkohlenstoff gefällt. 

Das blaue Chlorophyll zeigt drei Absorptionsbänder am rothen 
Ende des Spektrums, wobei das dem äussersien Roth zunächst ste- 
hende das intensivste ist. Seine Farbe ist ein solches Blaugrün, dass 
der Name „blaues Chlorophyll“ passend erscheint. Ein Absorptions- 
band in Grün ist der Beweis für die Gegenwart eines Produktes 
einer Säurewirkung, und kann dasselbe dadurch beseitigt werden, 
dass man beim Quetschen saurer Pflanzen etwas doppeltkohlensaures 
Ammoniak zusetzt. 

2. Das gelbe Chlorophyll. Dieser Farbstoff kann am besten 
aus Ulva latissima erhalten werden. Dieselbe wird zuerst in Wasser, 
dann in Weingeist gekocht, die tiefgrüne alkoholische Lösung sodann 
mit Schwefelkohlenstoff geschüttelt, wenn nöthig, etwas Wasser zu- 
gesetzt, wobei sich der gesammte grüne Farbstoff niederschlägt, wäh- 
rend fast alle Xanthophylle in der Lösung zurückbleiben. Entfernt 
man diese und schüttelt den Niederschlag des Schwefelkohlenstoffs mit 
frischem Weingeist, gibt etwas Wasser dazu, trennt hierauf den ver- 
dünnten Alkohol, dampft den gefällten Schwefelkohlenstoff bis zum 
Eintrocknen ein und behandelt ihn mit Benzol, so erhäit man schliess- 
lich das gelbe Chlorophyll in Benzol gelöst. 

Es besitzt ein sehr dunkles und scharf begrenztes schmales 
Absorptionsband in Roth, welches weiter vom rothen Ende des Spek- 
trums entfernt ist, als das entsprechende Band des blauen Chloro- 
phylis, und ausserdem ein breites Band in der Mitte des Blau. Die 
Farbe der Lösung ist gelbgrün. 

Der dritte Farbstoff dieser Gruppe, von Sorby Chlorofuein 
genannt, bildet einen Hauptbestandtheil der olivengrünen Algen. Um 
es möglichst rein zu erhalten, werden die betreffenden Algen zer- 
quetscht, etwas getrocknet und mit Alkohol behandelt. Durch wieder- 
holtes Schütteln mit Schwefelkohlenstoff wird das ganze blaue Chlo- 
rophyll entfernt, und die alkoholische Lösung enthält sehr viel 
Fucoxanthin und das Chlorofucin. Wird sie nun mit einer gleichen 
Menge von Wasser verdünnt, 1—2 Tropfen Ammoniak hinzugegeben, 
und wiederum mehrmals mit frischem Schwefelkohlenstoff geschüttelt, 
so wird das Fucoxanthin in letzterem gefällt, während das ganze 


54 


Chlorofuein mit einer gelben, in Wasser löslichen Substanz in der 
Lösung zurückbleibt, durch deren Entfernung man fast reines Chloro- 
fucin erhalten kann. 

Es zeigt dann eine gelbgrüne Farbe und im Spektrum zwei 
dunkle Absorptionsbänder, eines zwischen Roth und Orange und ein 
anderes zwischen Orange und Gelb. Das ganze Blau ist absorbirt. 

Sorby erhielt diesen Farbstoff zuerst aus einer Actinie, und 
zwar aus Anthea cereus var. smaragdina. 

Dass alle Glieder der Chlorophyligruppe eine starke, rothe Fluo- 
rescenz besitzen, wurde schon erwähnt. Sorby gibt eine bequeme 
Methode an, um zu bestimmen, ob eine Substanz eine echte oder 
eine unechte Fluorescenz hat. Er beleuchtet nämlich mit einem Lichte, 
welches durch eine Lösung von Didymsulfat gegangen ist. Ist die 
Fluorescenz der zu untersuchenden Substanz eine unechte, so zeigt 
das Spektrum alle Absorptionsbänder des Didymiums. Hat man es 
dagegen mit einer wahren und echten Fluorescenz zu thun, so ist 
keine Spur von Didymiumbändern zu sehen. 


I. Xanthophyll-Gruppe. 


Aus derselben werden fünf der am häufigsten vorkommenden 
Farbstoffe beschrieben. Ihre Löslichkeitsverhältnisse wurden schon 
oben angegeben. Sie liefern Spektra mit zwei Absorptionsbändern, 
deren Stellung je nach der Substanz variirt. Sind drei Absorptions- 
bänder zu sehen, so kann man durch chemische und photochemische 
Mittel leicht nachweisen, dass das dritte Band einer zweiten Substanz 
angehört. Zu dieser Gruppe gehören: 

4. Das Phycoxanthin. Im reinsten Zustande kann es aus 
Peltigera canina, welche an einem feuchten und schattigen Orte 
wuchs, erhalten werden; ebenso äus Oscillatorien. Die verschiedenen 
gefärbten Substanzen werden durch heissen Weingeist getrennt und 
die erkaltete Lösung mehrere Male mit Schwefelkohlenstoff geschüt- 
telt. Nach Abdampfen der alkoholischen Lösung und Wiederbehandlung 
mit Schwefelkohlenstoff erhält man eine rolhe Flüssigkeit, welche ein 
Spektrum mit zwei ausgezeichneten Absorptionsbändern in Grün gibt. 
In absolutem Alkohol gelöst wird die Farbe ein hinlängliches Gelb, 
um den Namen Phycoxanthin zu rechtfertigen. Diese Bezeichnung 
wurde zuerst von Kraus für eine Substanz (nach Sorby war es olıne 
Zweifel eine Mischung mehrerer Farbstoffe) vorgeschlagen, welche er 
aus Öscillatorien erhielt. 

5. Pezizaxanthin. Diess ist ein orangegelber Farbstoff, der 
in Peziza aurantia und einigen anderen Pilzen vorkommt. Dem Phy- 
coxanthin ähnlich, unterscheidet es sich von demselben in der Stel- 
lung der Absorptionsbänder, welche weiter entfernt vom rothen 
Ende liegen. 

6. Orange-Xanthophyll. Dieser Farbstoff hat die grüsste 
Verbreitung, da er in grösseren oder geringeren Quantitäten in allen 
Pflanzenklassen vorkommt. Im reinsten Zustande kann er aus den 
orangegeförbten Antherozoiden (antherozoids) von Fucus serratus 


55 


erhalten werden, wenn man deren Farbstoff in starkem, heissem Al- 
kohol löst und hierauf mit Schwefelkohlenstoff schüttelt, wobei man 
das Orange-Xanthophylli im Niederschlag bekommt. Ebenso kann man 
es aus Peltigera canina oder Oscillatorien darstellen, nur ist es in 
diesem Falle nöthig, sehr oft mit frischem Alkohol und Schwefel- 
kohlenstoff zu schütteln. Ist das Orange-Xanthophyli in Schwefelkoh- 
lenstoff gelöst, so hat es eine schwach orangerothe (pink orange) 
Farbe, welche durch Zusatz von etwas Salzsäure und Terpentinöl 
allmälig verschwindet, und zeigt zwei dunkle Absorptionsbänder am 
blauen Ende des Grün und am grünen Ende des Blau. 

7. Xanthophyll. Dieser Name wurde bekanntlich für jenen 
Farbstoff gebraucht, welcher zurückbleibt, wenn man aus einer alko- 
holischen Chlorophylllösung (Rohchlorophylllösung Wiesner) das Kya- 
nophyll (Kraus) (Chlorophyll Wiesner) durch Schütteln mit Benzol 
entfernt. Dieses Xanthophyll der Autoren ist aber nach den Unter- 
suchungen von Sorby ein Gemenge dreier Farbstoffe, nämlich seines 
Xanthophylis, Gelb-Xanthophylis und Lichnoxanthins. — Das Xantho- 
phyll im Sinne Sorby’s kann am einfachsten aus Porphyra vulgaris 
erhalten werden. Nach Entfernung des blauen Chlorophylis durch 
Schütteln mit Schwefelkohlenstoff wird zur alkoholischen Lösung et- 
was Wasser gegeben, welches den Schwefelkohlenstoff zugleich mit 
dem Xanthophyli fällt. In diesem Zustande hat es eine schwach 
orangegelbe Farbe und gibt ein Spektrum mit zwei Absorptions- 
bändern zwischen Grün und Blau. Ein anderes Material zur Xantho- 
phvlibereitung geben die dunkelgefärbten Varietäten von Cheiranthus 
Cheiri. 

Der letzte Farbstoff dieser Gruppe 

8. das gelbe Xanthophyll kann aus gelben Blüthen ver- 
schiedener Pflanzen, z. B. aus denen des gelben Chrysanthemum 
(Chrysanth. segetum?) erhalten werden. Seine Lösung in Schwefel- 
kohlenstoff ist citrongelb gefärbt und zeigt zwei Absorptionsbänder 
im grünen Ende des Blau. In unreinem Zustande kann dieser Farb- 
stoff auch aus gewöhnlichen grünen Blättern erhalten werden, und 
zwar im Wesentlichen auf dieselbe Weise, wie es oben für die Ge- 
winnung des Xanthophylis aus Porphyra beschrieben wurde. 

Interessant ist das Verhalten der Farbstoffe der Xanthophyll- 
gruppe im Lichte. Setzt man nämlich eine in Schwefelkohlenstoff ge- 
löste Mischung zweier dieser Substanzen der Sonne aus, so wird 
jene, welche ihre Absorption über einen weiteren Raum ausgedehnt 
hat, und deren Absorptionsbänder näher dem rothen Ende des Spek- 
trums liegen, viel schneller zersetzt als diejenige, deren Absorption 
über einen kleineren Raum sich erstreckt, und deren Absorptions- 
bänder näher dem blauen Ende liegen. 

Werden zwei nahestehende Farbstoffarten der in Rede stehen- 
den Gruppe mit einander vermischt und der Sonne ausgesetzt, so 
werden sie fast gleichschnell zerstört. Thut man diess aber mit zwei 
von einander sehr entfernten Gliedern dieser Gruppe, so ist nach 
einiger Zeit von dem einen noch eine beträchtliche Quantität vor- 


56 


handen, während das andere bereits ganz zersetzt ist. Einen eigen- 
thümlichen Einfluss auf die Schnelligkeit der Zersetzung übt die An- 
wesenheit von Chlorophyll. 


Setzt man nämlich beispielsweise eine in Alkokol oder in Schwe- 
felkohlenstoff gelöste Mischung von Phycoxanthin und Orange-Xan- 
thophyll dem direkten Sonnenlichte aus, so wird das Erstere viel 
rascher zersetzt als das Letztere. Befindet sich aber in dieser Mi- 
schung zugleich eine grössere Quantität von blauem Chlorophyll, 
(welches für sich allein unter allen Substanzen am schnellsten zer- 
stört wird) so erhält man ein gerade entgegengesetztes Resultat. 
Diese Erscheinung lässt nach Sorby zwei Erklärungen zu. Entweder 
man nimmt an, dass während der energischen Zersetzung des Chlo- 
rophylis jene Lichtstrahlen verbraucht wurden, welche in seiner Ab- 
wesenheit auf das Phycoxanthin gewirkt hätten, oder man sucht die 
Ursache in einer durch die Gegenwart des sich verändernden Chlo- 
rophylis ausgeübten chemischen Wirkung auf die oben genannten Farb- 
stoffe. Jedenfalls folgt daraus, dass das Chlorophyll von grosser Wich- 
tigkeit für das Leben der Pflanzen sein muss. „Sowohl diese als auch 
mancherlei andere Thatsachen,“ sagt Sorby, „scheinen zu beweisen, 
dass die Eine von den in den Pflanzen auftretenden Substanzen 
durch Absorbirung der aktiven Lichtstrahlen oder durch Verbrauch 
des Sauerstoffes die Andere schützen mag, welch letzterer in der Ab- 
wesenheit jener diese zersetzen würde.“ 


II. 9. Fucoxanthin. Diese Substanz bildet den hauptsäch- 
lichsten Farbstoff der Fucus-Arten und anderer olivengrüner Algen 
und kann aus diesen durch folgende Behandlung gewonnen werden. 
Die zerquetschten Algen werden mit gewöhnlichem Weingeist erhitzt, 
die erkaltete Lösung wird sodann mit Schwefelkohlenstoff geschüttelt, 
wobei das ganze Orange-Xanthophyll und der grösste Theil des blauen 
Chlorophylis im Schwefelkohlenstoff gefällt wird, während ein Theil 
des letzteren mit fast allem Fucoxanthin und Chlorofucin im Alkohol 
zurückbleibt. Gibt man zu dieser Lösung einige Tropfen Ammoniak, 
etwas Wasser und schüttelt das Ganze wiederum mit Schwefelkohlen- 
stoff, so bleibt fast alles Chlorofuein in dem verdünnten Alkohol zu- 
rück, während das Fucoxanthin in Schwefelkohlenstoff gelöst ist. In 
diesem Zustande hat es eine schöne bernsteingelbe Farbe und zeigt ein 
Spektrum mit zwei dunklen Absorptionsbändern mitten zwischen denen 
des Orange-Xanthophylis und Xanthophylis, so dass eine Mischung 
dieser beiden Farbstoffe fast dasselbe Spektrum gibt. Die dunkel- 
grüne Farbe jener Algen, in denen das Fucoxanthin so häufig vor- 
kommt, deutet auf einen freien Zustand und nicht auf eine Lösung 
desselben in Oel hin. 


(Schluss folgt.) 


57 
Die Vegetations-Verhältnisse des mittleren und östlichen 
Ungarns und angrenzenden Siebenbürgens. 


Von A. Kerner. 


LXXVI. 
1397. Globularia Willkommüi Nyman Syll. Fl. Europ. p. 140. 
— An grasigen sonnigen Plätzen. — Im mittelungarischen Berglande 


auf dem Nagyszäl bei Waitzen; in der Pilisgruppe bei P. Csaba, auf 
der Slanitzka und dem Kopaszhegy, auf dem Höhenzuge, welcher 
sich von Krotendorf und Uröm gegen Altofen erstreckt, auf der Kuppe 
des Johannisberges, im Leopoldifelde und Auwinkel, auf dem Schwa- 
benberge und im Wolfsthale, auf dem Adlersberge und Spiessberge 


bei Ofen. — Auf der Csepelinsel bei Tököl, Ujfalı und Csep; auf der 
Kecskemeter Landhöhe auf den Sandhügeln und den mit Pollinia 
bestockten Grasfluren entlang dem Rakosbache bei Pest. — Kalk, 


Dolomit, tert. u. diluv. Sandboden. Im Bihariageb. und in der Tiefebene 
nicht beobachtet; auch auf der Kecskem. Landhöhe scheint sie auf 
dem vom mittelung. Berglande weiter entfernten Theile zu fehlen. 
95—630 Met. — (Syn. Glob. vulgaris Sadler, Koch, und überhaupt 
der meisten Autoren. — Ueber die Nomenklatur dieser Pflanze vergl. 
Nyman a. a. O. in Note.) 

1398. Statice Gmelini Willd. — Auf grasigen im Frühlinge vom 
Grundwasser durchfeuchteten, im anuez ee ebenen 
Plätzen der Niederungen. Donau in der 
Nähe der Granmündung bei Köh. Gyarmat und in der Umgebung der 
Bittersalzquellen südlich vom Blocksberg bei Ofen. In der Stuhlweis- 
senburger Niederung bei Rei Szilas, auf der Puszta Kishalom bei Ba- 
racska und bei dem Söstö nächst der Puszta Szent Ivany bei Aba; 
sehr häufig, ja geradezu massenhaft in der Tiefebene im Inundations- 
gebiete der Zagyva, Theiss, Berettyö, Hortobägy und Körös bei Jasz- 
bereny, Jakohalma, Czegled, P. Bessenyö, Abony, Szolnok, Kömlö, 
Egyek, P. Hortobägy, Kisujszälläs, P. Ecszeg, P. Lädäny, Gyula, Var- 
sand, Szalonia. — Auf schwarzem alluv. Thonboden, welcher im 
Sommer bei tieferem Stande des Grundwassers austrocknet, in harte 
Schollen zerklüftet und stellenweise Salze auswittert. 75—100 Met. 
— Stellenweise im Gebiete förmliche Bestände und die Hauptmasse 
einer eigenen Pflanzenformation bildend. (Vergl. A. Kerner Pflan- 
zenleben der Donauländer $. 67.) 

1399. Statice Armeria L. Fl. suec. — St. vulgaris CWilld). 
— Nach Steffek in Oest. bot. Zeitsch. XIV. 176 am Ostrande des 
Tieflandes an sonnigen Abhängen bei Bonikut nächst Grosswardein. 
— Von mir im Gebiete nicht beobachtet. 

1400. Plantago argentea Chaix ap. V ill. — An grasigen Plätzen 
felsiger Bergrücken und Bergabhänge. An der südwestlichen Grenze 
des Gebietes bei Inota und Palota auf dem Höhenzuge, welcher die 
Stuhlweissenburger Niederung gegen Nordost umrandet. — Kalk. 130 

Oesterr. botan. Zeitschrift. 2. Heft. 1875. 6) 


58 


—300 Met. — (Nach Sadler Fl. Com. Pest. 229 auch „in campis 
salsis siceis circa praedium Epres, detexit Wierzbicki.* — Pl. ar- 
gentea findet sich aber sonst immer nur auf felsigem Boden in niede- 
ren Kalkgebirgen, und der von Sadler angegebene Standort scheint 
mir daher einer Bestätigung sehr zu bedürfen. Da Wierzbicki P. 
argentea auch auf Sumpfwiesen bei Moravica im Banat angibt [Flora 
1545, S. 323], wo doch diese Pflanze gewiss nicht wächst, so liegt 
die Vermuthung nahe, dass er P. argentea überhaupt nicht gekannt 
und eine andere Plantago-Art dafür genommen hat. Es ist mir nicht 
unwahrscheinlich, dass die von ihm auf der Puszta Epres aufgefundene 
Plantago, welche er für P. argentea Chaix = P. Victorialis Poir. = 
P. sericea W. K. hielt, zur folgenden Art gehört.) 

1401. Plantago eriophora Hoffmg. et Link Fl. portug. I. 423. — 
P. hungarica W.K. Auf salzauswilternden, spärlich begrasten Plätzen 
in der Nähe von Lachen und Teichen sehr selten und von mir im 
Gebiete nur in der Tiefebene bei Czegled, Szolnok und Kisujszälläs 
aufgefunden. — Von Feichtinger auch im nördlichen Theile des Comit. 
Gran und von Hillebrandt bei Szt. Miklos im Weissenburger Comilat 
angegeben. — Alluv. lehmiger Sandboden. 75—95 Met. — (Als Syn. 
ist hieherzusetzen: P. hungarica W. K. — Kitaibel gibt P. hunga- 
rica in den Pl. rar. III. p 226 „ad acidulas sulphuratas Magyaradienses 
et Mercenses“ in Gesellschaft der Halophyten: Arenaria marina, Glaux 
maritima und Poa distans wachsend an, und es scheint ihm nur die- 
ser eine Standort in Ungarn bekannt geworden zu sein. Ich fand sie 
gleichfalls gesellig mit Halophyten, und zwar nur an dem oben ange- 
führten Standorte. Sie ist in Ungarn jedenfalls sehr selten. — Häufig 
werden kleine auf salzauswitterndem Boden gewachsene Exemplare 
ler P. lanceolata für P. hungarica W. K. genommen. Was ich von 
ungarischen Botanikern als „P. hungarica W. K.* versendet in den 
Herbarien sah, gehörte wenigstens durchweg zu P. lanceolata. Es 
scheint, dass auch Decaisne, welcher die Plantagineen in DC. Prodr. 
bearbeitete, durch solche mit dem unrichtigen Namen „hungarica“ 
bezeichnete Exemplare verleitet worden ist, Pl. hungarica W. K. im 
Prodr. XII. 715 als Syn. zu seiner P. lanceolata capitata (d. i. 
P. sphaerocephala DC. Fl. fr. var.) zu ziehen, wohin sie entschieden 
nicht gehört. — Orig. Exempl. der P. hungarica aus der Hand Kitai- 
bel’s im Herb. d. Innsbrucker Universität stimmen auf das genaueste 
mit P. eriophora Hffg. et Link fl. port. 1. 423, welche mir von den 
Azoren, aus Portugal und von der westlichen Küste von Frankreich 
vorliegt und auf welche Decaisne a. a. O. die Var. eriophylla ge- 
gründet hat, überein. Da der Name von Hffg. et Link aus dem 
Jahre 1809, jener von W. K. aus dem Jahre 1812 stammt, so ist 
der Name P. eriophora Hffg. et Link auch voranzustellen und ist 
demselben P. hungarica W. K. als Syn. beizusetzen. 

P. villosa Portenschlag = P.lanata Host. Fl. austr. 1. 210 (non 
alior.), welche von Petter in seiner Fl. dalm. exsicc. sub Nr. 292 
unter dem irrigen Namen „P. Vietorialis L.* ausgegeben und auf 
dem Portenschlag’schen und Petter’schen Standorte (Monte Marian 


59 


bei Spalato) in neuerer Zeit von Pichler wieder gesammelt wurde, 
wird von den meisten Autoren (auch von Decaisne a. a. O.) als 
Syn. zu P. hungarica W. K., beziehungsweise zu P. eriophora H. 


et Link zitirt. Sie weicht jedoch von dieser sehr ab, und ich halte 
sie für eine eigene der östlichen mediterranen Flora eigenthüm- 


liche Art.) 


1402. Plantago lanceolata L. — Auf Wiesen und grasigen 
Plätzen. — Erlau, Paräd, Wailzen, Gran, Visegrad, Szt. Läszlö, P. 


Csaba, Ofen, Eresin, Schilling, Ujfalü, R. Palota, Pest, Soroksar, Al- 
berti, Monor, Pilis, Czegled, Abony, Szolnok, Debreezin, Grosswardein, 
Belenyes, Vasköh, Rezbänya, Halmadiu. — Der höchstgelegene im 
Gebiete beobachtete Standort: an der unteren Fichtengrenze im Rez- 
bänyaer Zuge des Bihariagebirges. — Trachyt, Schiefer, Kalk, tert., 
diluv. und alluv. Lehm- und Sandboden. Scheut auch nicht das salz- 
auswitternde Erdreich. 75—1420 Meter. 

1403. Plantago aitissima L. — Auf feuchten Wiesen. Im Inun- 
dationsgebiete der Donau auf den Donauinseln bei Gran, bei Muszla, 
Näna, Pärkäny in der Nähe der Granmündung, bei der Pulvermühle 
ober Altofen, bei Sinatelep nächst Eresin; auf der Csepelinsel bei 
Csepel und Csep; entlang dem Rakosbache bei Pest, bei Soroksar und 
Alberti. Nach Kit. Itin. d. Bihar. Reise 85 auch an der Peeze bei 
Grosswardein. — Diluv. u. alluv. Sandboden. 90—150 Met. — (Nach 
Decaisne [DC. Prodr. XII. 714 u. 715] soll P. altissima L. von P. 
altissima Jacq., Koch verschieden sein, welcher Ansicht ich jedoch 
nicht beistimmen kann. — Linne schreibt seiner P. altissima: folia 
sesquipedalia, lanceolata, crassa, glabra, obtuse et remote dentata 
und eine spiea eylindrica longa zu. Decaisne sagt dagegen von 
der Pflanze, welche er für P. altissima L. hält, sie habe: folia ovalia, 
ovato-oblonga vel oblonga, pubescenti-hirta, basi stuposa, calloso- 
denticulata, mucronata und eine: spica oblonga. Aus dieser von De- 
caisne gegebenen von der Linne'schen so sehr abweichenden Be- 
schreibung ist zu ersehen, dass Decaisne jedenfalls nicht die wahre 
P. altissima L. vorliegen gehabt hat. Dagegen trifft die Beschreibung, 
welche Decaisne von seiner P. lanceolata ß irrigua gibt, so ganz 
mit den Angaben, welche Linn& von P. altissima macht, zusammen, 
dass man nicht zweifeln kann, dass diese P. /anceolata ß. irrigua, 
zu welcher Decaisne P. altissima Jacq., Koch als Syn. zitirt, und 
die er: foliis elongatis linearibus vel lineari-lanceolatis, glaberrimis, 
obscure denticulatis, spica oblonga dein cylindracea definirt, auch in 
der That die P. altissima Linne ist. — Daraus ergibt sich aber auch 
die Identität der P. altissima L. mit P. altissima Jacq. — Die Plan- 
tago, welche Decaisne irrthümlich für P. altissima L. hält, ist iden- 
tisch mit P. lanceolata ß. maritima Gren. et Godr. Fl. fr. II. 727, 
einer Pflanze, welche der mediterranen Flora angehörend in Italien 
mit P. altissima L., Jacgq. zusammentrifft, aber nicht wie diese letz- 
tere über den Bereich der mediterranen Flora hinausgeht. Der nörd- 
lichste mir bekannt gewordene Standort dieser Plantago lanceolata 
ß. maritima Gren. et Godr., welche ich in meinem Herbar als P. 

5 * 


60 


mediterranea bezeichnet habe, ist die Küste des adriatischen Meeres 
bei Triest, während P. altissima L., Jacgq. aus Oberitalien weithin 
über Krain durch die Niederungen des östlichen Europas ver- 
breitet ist.) 

1404. Plantago sibirica Poir. — An feuchten salzauswittern- 
den Stellen in der Tiefebene bei Püspök-Ladäny. (Steffek Oesterr. 
bot. Z. X!il. 199.) Alluv. sandiger Lehmboden. 80 Met. 


1405. Plantago media L. — Auf Wiesen, an grasbewachsenen 
Angern und an grasigen Plätzen in den Waldlichtungen. — Im mit- 
telungar. Berglande in der Matra bei Paräd; in der Pilisgruppe bei 
Gran, an der Nordseite des Piliserberges, auf dem Schwabenberge, 
im Wolfsthale und auf dem Blocksberge bei Ofen; auf der Marga- 
retheninsel und Csepelinsel. Auf der Kecskem. Landhöhe bei Waitzen, 
R. Palota, Pest, Soroksar, Alberti, Nagy Körös; im Bereiche des Bi- 
hariageb. bei Grosswardein, Belenyes, Vasköh und Fenatia, ober der 
Pietra lunga bei Rezbänya, auf der Dinesa bei Monesa, auf den ter- 
tiären Hügeln bei Halmadiu und auf dem Plateau des Suprapietra 
poienile bei Vidra im Aranyosthale. Dieser letzgenannte Standort der 
höchstgelegene beobachtete im Gebiete. Schiefer, Kalk, tert., dil. u. alluv. 
Lehm- und Sandboden. 95—1100 Met. — (Auf sandigem tiefgründigen 
etwas feuchten Boden, insbesondere in den Lichtungen der Nieder- 
wälder und Auen verlängert sich der Schaft manchmal bis zu 80 Ctm., 
die Fruchtähre wird dann bis 12 Cim. lang und auch die Blätter sind 
auffallend verlängert, so dass die Blattspreite in einen deutlichen Stiel 
verschmälert erscheint, der halb so lang, ja manchmal selbst so lang 
als die Blattspreite wird. Solche hypertrophische Exemplare [P. media 
var. Urvilleana Rap. Monogr. 452;, Deen. in DC. Prodr. XI. 698] 
fand Vrabelyi bei den Paräder Glashütten in der Matra, ich bei 
Ofen und Pest und Tauscher auf der Csepelinsel bei Schilling und 


Ujfalu.) 
1406. Plantago maxima Juss. Hort. Paris. in Jacg. Collect. 1. 
82 (1786). — Auf feuchten Wiesen. Auf der Kecskem. Landhöhe auf 


den Grasfluren entlang dem Rakosbache bei Pest an zersireuten Stand- 
orten, am häufigsten zwischen R. Palota und Puszta Szt. Mihäly. In 


der Tiefebene bei Kisujszälläas. — Diluv. u. alluv. Sandboden. 75 bis 
120 Meter. 
1407. Plantago major L. — In dem Geschiebe und Schlamme 


am Ufer fliessender und stehender Gewässer, an Strassenrändern und 
auf wenig befahrenen Feldwegen, auf wüsten Plätzen in den Dörfern 
und auf Viehtriften, seltener auch auf feuchten Wiesen. — Paräd, 
Gyöngyös, Näna, Gran, Ofen (in riesigen Exemplaren am Rande der 
von warmen Quellen gespeisten Teiche nächst dem Kaiserbade), Cse- 
pelinsel, Waitzen, Pest, Steinbruch, Alberti, Monor, Pilis, Nagy Körös, 
Szolnok, Debreezin. Auffallend selten im Bereiche des Bihariagebirges 
und von mir dort nur am Körösufer bei Rezbänya notirt, welcher 
Standort zugleich der höchstgelegene im Gebiete ist. — Schiefer, 
tert., diluv. u. alluv. Lehm- und lehmiger Sandboden. 75—460 Met. 


61 


1408. Plantago asiatica L. — In feuchtem Sande der Ufer ste- 
hender und langsam fliessender Gewässer. In der Matra bei dem 
Bade Ajnäcskö; im Stromgelände der Donau bei Muszla, Wailzen, 
Altofen, Ofen; auf der Csepelinsel bei Ujfalü; bei Pest und Säri. — 
Diluv. u. alluv. Sandboden. 95—150 Met. — (Als Syn. sind hieher- 
zuziehen: P. limosa Kit. in Schult. Oest. Fl. I. 295; P. nana Tratt. 
Arch. t. 42 [Tratt. begriff nur kleine Exemplare; sehr üppige Exempl. 
werden bis zu 30 Centm. hoch]; P. paludosa Turcz. pl. exs., Ledeb. 
Fl. ross. III. 478; Pl. intermedia Gren. et Godr. p. p.; P. major 
ß asiatica Decn. in DC. Prodr. XI. 694. — P. asiatica L. ist 
durch Europa weit verbreitet. Es liegen mir Exemplare aus Belgien, 
Frankreich, Italien, Deutschland, Ober- und Unter-Oesterreich, Böhmen, 
Ungarn und Russland vor. In dem hier behandelten Gebiete ist sie auf 
sandig - schlammigem Boden sehr häufig und stellenweise vielleicht 
häufiger als P. major L.) 

1409. Plantago tenuiflora W. K. — Auf ebenen, im Frühlinge 
überschwemmien oder vom Grundwasser durchfeuchteten, im Sommer 
austrocknenden und Salze auswitternden Plätzen der Niederungen. 
Im Stromgelände der Donau bei Köh. Gyarmat in der Nähe der Gran- 
mündung; in der Stuhlweissenburger Niederung bei Reit Szilas; am 
häufigsten in der Tiefebene bei P. Bessenyö, Szt. Ivan, Abony, Szu- 
nyog, Ohät, Egyek, Rekas, Szolnok, P. Hortobägy, Kisujszalläs, Konyär 
nördlich von Mezö Keresztes. — Kitaibel gibt in den Pl. rar. diese 
Art „in locis salsis Com. Alb., Pesth., Szabolts., Bihar., Bekesiensis 
et Cumaniae minoris* an. — Diluv. u. alluv. Lehm- und lehmiger 
Sandboden. 75—130 Met. 


1410. Plantago maritima L. — An ähnlichen Standorten wie 
die vorhergehende Art. In den Thälern und Thalweitungen und im 
Vorlande des mittelungar. Berglandes auf der Ebene Brindza bei 
Hatvan, zwischen Almäs und Gyöngyös und bei Heves; in der Nähe 
der Granmündung bei Muzsla, Csenke, Nana und Köh. Gyarmat; bei 
Sct. Andrae, bei der Pulvermühle oberhalb Altofen und in der Umge- 
bung der Bittersalzquellen südlich vom Blocksberge bei Ofen; am 
Velenezer See, bei Szt. Miklos und Ret Szilas in der Stuhlweissen- 
burger Niederung; auf der Csepelinsel bei Csep; auf der Kecskem. 
Landhöhe bei R. Palota, Toth, Pest, Soroksar, Czinkota, Kis Tarcsa, 
Alsö Dabas; im Tapiogebiete bei Tapio Bicske, Farmos, Szt. Marton 
Kata, Lörinez Käta; in der Tiefebene bei Abony, Szolnok, Kömlö; auf 
der Debrecziner Landhöhe bei Nagy Kallö, Nyiregyhäza, Bogdäny, 


Szakoly. — Diluv. u. alluv. Lenm- und Sandboden. 75—130 Met. 
1411. Plantago arenaria W. K. — Auf Sandflächen und Sand- 
hügeln. — Im mittelungar. Berglande in der Thalsenkung, welche, 


die Pilisgruppe durchschneidend, von Gran nach Altofen herabzieht, 
bei Leänyvär, P. Csaba, auf dem Sandberge, einem Vorberge des 
Piliserberges (hier der höchstgelegene im Gebiete beobachtete Stand- 
ort) und bei Solmar nächst Vörösvär. Im Stromgelände der Donau bei 
Csenke und auf der Csepelinsel bei Szt. Miklos; in der Stuhlweissen- 


62 


burger Niederung bei Keer im Tolnaer Komit.; auf der Kecskem. 
Landhöhe bei Waitzen, P. Csörög, R. Palota, Pest, Soroksar, Bagh, 
Monor, Pilis, P. Peszer, P. Sallosar bei Tatär Szt. György, Als6 Dabas, 
Nagy Körös, Sajtos und Tüzköveshalom; im Tapiogebiete bei Tapio 
Szelle, Nagy Käta, Szt. Marton Käta, Felsö Szt. György; in der Nie- 
derung am Fusse der Matra bei Puszta Szederkeny und Hatvan; auf 
der Debrecziner Landhöhe bei Nyir Bätor, Böszörmeny, Teglas, Szakoly. 
— Diluv. u. alluv. Sandboden. 80—260 Met. — Fehlt im Bereiche 
des Bihariagebirges. 


> _——e—ssp a —— 


Die siebenbürgischen Marrubium - Arten, 
Von Viktor v. Janka. 


Aus Siebenbürgen waren bisher — wie aus Ungarn — nur 
zwei Marrubium-Arten bekannt: M. vulgare und M. peregrinum; — 
denn was man auch da oder dort als dritte, beziehungsweise vierte 
Spezies aufführte, reduzirt sich auf die beiden Bastartformen M. vul- 
gari-peregrinum oder M. peregrino-vulgare. 

Seit dem Jahre 1868 jedoch kenne ich in Siebenbürgen um 
eine sehr ausgezeichnete Art mehr. Selbige scheint bis jetzt auf das 
hügelige Steppenland im Centrum Siebenbürgens („Mezöseg* der hie- 
sigen Ungarn) beschränkt zu sein, blüht schon im Mai, also bedeu- 
tend früher als die übrigen und ist schon am ersten Blick durch 
Habitus (geringe aufrechte Verästelung), einen seidig schimmernden 
Ueberzug und durch eigenthümlich grössere Blüthen auffallend. 


Damals hielt ich diese merkwürdige Pflanze, wissend, dass Kitaibel 
in seinen reliquiis botanicis in Ungarn vier Marrubia unterscheidet, 
— und dabei annehmend, dass derselbe unter der Benennung Mar- 
rubium intermedium die beiden oben erwähnten Bastarte begriff, — 
für Marrubium remotum Kit. und bewahrte sie unter diesem Namen 
in meiner Sammlung. 


Als ich aber vor Kurzem im Kitaibel’schen Herbar die Originale sah, 
und unter diesen als Marrubium remotum den Bastart M. peregrino- 
vulgare bezeichnet vorfand, erkannte ich sogleich, dass mein sieben- 
bürgisches Marrubium eine eigene prächtige Art bilde, die in den 
bisherigen Floren ihresgleichen nicht aufweist. 


Da in der Novembernummer der botan. Zeitschrift des verllos- 
senen Jahres in der Korrespondenz meines Freundes Borbäs ohne 
mein Wissen und Wollen auch auf mein Marrubium Anspielung ge- 
schieht, so beeile ich mich, lediglich zur Sicherung der Priorität, 
mein neues Marrubium praecov gegenüber den beiden anderen Arten 
kurz zu charakterisiren. 


63 


Marrubium vulgare L.|) Marrubium praecox | Marrubium peregri- 
Calicis tubus cylin- Janka. num L. 
dricus; Calicis tubus eylin- Calieis tubus obco- 
dentes semper 10| dricus; nico -— campanulatus; 
subulato-setacei te-| dentes semper 5) dentes semper 5 
nues apice recurvo-| subulato-setacei te-| triangul.-aculi crassi 
uncinali vel hamali;| nues recli; recli; 
basi interstitio se-| basi interstitio se-| basi sinu acuto con- 
juncti. juncti. fluentes. 


Die ausführlichere Beschreibung meiner neuen Art folgt in einer 
der nächsten Nummern dieser Zeitschrift. 


Szamosujvär in Siebenbürgen, am 11. Jänner 1875. 


—ma sa I —— 


Beiträge 
zur Kenntniss der Ranunculaceen-Formen 


der Flora Tridentina. 


Von A. Val de Lievre. 
(Fortsetzung.) 


Adonis aestivalis L. 


Die Formunterschiede dieser Pflanze sind unbedeutend, fast nur 
auf die Dimensionen derselben und ihrer Theile beschränkt. Die Länge 
des ästigen, am Grunde behaarten, oben kahlen Stengels variirt von 
16—48 Ctm. Die Länge der Petalen von 12 --15 Mm., ihre Anzahl von 
5—8, die Blätter 2—3mal fiederspaltig. Der Farbe der Blume nach 
kann man ausser der gewöhnlichen Form mit mennigrothen, am Grunde 
schwarz gefleckten Petalen auch noch die weniger häufige Form mit 
blassen, weisslichen oder gelblichen, am Grunde ebenfalls schwarz 
gefleckten Petalen, welche von den meisten Floristen als Varietät 
(£ pallida Koch, citrina Hoffm., flava DC.) aufgeführt wird, un- 
terscheiden. 

Das angebliche Vorkommen dieser Pflanze um Trient konnte ich 
zwar nicht konstatiren, will es aber auch nicht in Abrede stellen; 
jedenfalls dürfte es aber ein selteneres und mehr vereinzeltes sein, 
da die Pflanze dort, wo sie in grösserer Menge aufırilt, zur Blüthe- 
zeit von weitem in die Augen fällt, wie ich dies im Val di Non zu 
beobachten Gelegenheit hatte. Durch die Güte meines Freundes Loss 
besitze ich aus der Gegend von Cles Exemplare der gewöhnlichen 
und der blassblüthigen Form, so wie rothblüthige aus Judicarien bei 
Stenico. Sie kommt überall in Getreidefeldern vor. Kalk, 6 — 700 M. 


64 


Im Loss’schen Herbar findet sich auch 1 Exemplar der von Reichen- 
bach in der Flora excursoria unter Nr. 4619 als A. microcarpa DC. 
aufgeführten Form aus der Gegend von Cles. 


Adonis flammea L. 


Auch bei dieser, wie bei der vorigen Art, sind die Abänderun- 
gen nicht von Belang. Länge des Stengels 14—28 Ctm., der Petalen 
6—10 Mm., der Fruchtähre 18 Mm. Die auffallendsten Unterschiede 
liegen immer in der Farbe der Blume, daher von den Floristen ausser 
der Species mit feuer- oder scharlachrothen Blumen noch eine var. 
ß pallida (A. eitrina DC.) mit strohgelben Petalen unterschieden 
wird. In unserem Gebiete sind gelbe mit rothen Streifen, oder mit 
rolher Basis, oder oben roth und unten gelb die gewöhnlichsten. Voll- 
kommen rothe oder strohgelbe Blumen sah ich nie. Ich besitze durch 
die Güte des Herrn Loss Exemplare aus Val di Non auf Aeckern bei 
Pontalto (Nonsberger Mergel, 600 M.), und aus Judicarien von der 
Hügelregion bei Stenico (Kalk, 700 M.). 


Trient, 16. Dezember 1874. 


—esam a — 


Beiträse zur Flora des südlichen Mährens. 
Von A. Oborny. 


Das Leskathal und das Thal des Granitzbaches. 


Das Gebiet zwischen dem Thajathale und dem Thale des Jaispitz- 
baches bildet einen Theil des westmährischen Plateaus, welches sich 
bier allmälig zur Hojaebene verflacht. In botanischer Beziehung ver- 
dienen im ganzen Gebiete bloss zwei seichte Einschnitte in diese 
Hochfläche eine Erwähnung, es sind dieses die bei Znaim ausmünden- 
den Thäler des Granitz- und Leskabaches. Ersteres von steilen Fels- 
wänden eingeschlossen, liefert nur wenige, aber immerhin interessante 
Pflanzen, während das Leskathal mit seinen flachen Abhängen mehr 
Abwechslung bietet. Auffallend sind in diesem Thale die zahlreichen 
verwilderten Pflanzen, worunter Lonicera caprifolium und Iris ger- 
manica in solchen Mengen auftreten, dass an ein Verschwinden der- 
selben wohl nicht zu denken ist. Unterhalb des Bahnviaduktes findet 
man noch Spiraea chamaedryfolia, Rhus Typhina, Acer tataricum und 
hie und da auch Aster novi Belgü. Oberhalb desselben Rosa lutea 
Miller, Mespilus germanica und in den zum Theile offenen Obstgärten 
des oberen Thales Tulipa silvestris und Ornithogalum nutans. Im 
mittleren Theile des Thales, unfern der Vorstadt Neustift, wächst auf 
einem Bahndamme und auf dem benachbarten Felde noch Hieracium 
glaueum All. Das Auftreten dieser Pflanze dürfte hier wohl nur ein 


65 


zufälliges sein. Aller Wahrscheinlichkeit nach wurde sie durch Bahn- 
arbeiter und deren Geräthe aus den Alpenländern hieher gebracht, 
und hat sich seit da in mehr als 50 Exemplaren bis zum heurigen 
Herbste erhalten. 

Im Uebrigen findet man noch: Anemone silvestris, Anthemis 
austriaca Jacq., Aquilegia vulgaris, Ceratocephalus orthoceras DC., 
diese ziemlich häufig, nicht nur da, sondern auch an vielen Punkten 
um Znaim; wogegen Schlosser’s Ceratocephalus falcatus Pers. in der 
ganzen Umgebung fehlt. Chondrilla juncea, Crataegus monogyna Jacq. 
Diplotaxis muralis DC., Doryenium pentaphyllum Scop. var. « seri- 
ceum Nl., Fumaria Vaillantü Lois., Gagea bohemica Schult., @. mi- 
nima Schult., @. pusilla Schult. und @. stenopetala Reichb. Iris pu- 
mila, I. variegata, Linum tenuifolıum, Melilotus alba Desr., Muscari 
tenuiflorum Tausch., Nonea pulla DC., Orobanche elatior Sutt., Poa 
dura Scop., Populus alba, Potamogeton crispus, Ranunculus bulbosus, 
R. sceleratus, Sorbus torminalis, Stipa pennata, St. capillata und im 
unteren Theile des Thales unfern des Dorfes Kl. Tesswitz noch The- 
sium humile Vahl. — Das nur mit spärlichem Pflanzenwuchse be- 
dachte Granitzthal bietet am linken Abhange neben Helichrysum are- 
narium Gärtn., Sedum album, S. reflecum, Sempervivum tectorum, 
Echinops sphaerocephalus auch noch Androsace maxima an Wein- 
bergsrändern unfern der Stadt Znaim und Lepidium perfoliatum auf 
einem Bahndamme beim Dorfe Edmitz. Der rechte Thalabhang ist im 
oberen Theile des Thales bewaldet, im unteren Theile dürr und steinig. 
Im ganzen Thale, jedoch sehr zerstreut kommen vor: 

Asplenium germanicum Weiss., Agrimonia Eupatoria, Allium 
fallax Schult., Anthriscus trichosperma Schult., Astrantia major, 
Berula angustifolia Koch., Colchicum autumnale, bei Edmitz häufig, 
in der übrigen Umgebung von Znaim nur sehr vereinzelt. Dianthus 
prolifer, Dictamnus Frawinella Pers., Dipsacus laciniatus, Echino- 
spermum defleeum Lehm., Hesperis runcinata W. et K., Inula oculus 
Christi, Lactuca Scariola, L. viminea Pressl., L. quercina, Linum 
catharticum L., Montia rivularis Gmel., Potentilla inclinata Vill., P. 
recta, Prunus Mahaleb, Sambucus EbulusL., Reseda luteola, Tordy- 
lium maximum, Verbascum nigrum, Viburnum Lantana und V. Opulus, 
Xeranthemum annuum, so wie eine Reihe von Rosen und Hieracien. 
Aus diesen wären hervorzuheben: Rosa pimpinellifolia Lam., Rosa 
canina « glabrescens Nl. und ß pubescens Nl., Rosa rubiginosa var. 
« micrantha N. und £ macrantha Nl., R. rubiginoso X canina Meyer, 
so wie Rosa gallica und Rosa gallico X canina; dann: Hieracium echi- 
oides Lumn., «& strigosum Nl. ß setigerum Nl., Hieracium Pilosella X 
praealtum Wimm., Hieracium graniticum Schultz Bip., H. barbatum 
Tausch., H. boreale Fries und andere Formen. 


Znaim, Dezember 1874. 


=— osoOowm—— 


66 


Einige neue Fundorte der Flora Ungarns, 
Von Ferd. Bohatsch. 


Ich hatte in den Jahren 1872 und 1874 Gelegenheit mehrere 
botanische Ausflüge in die nordwestlichen Karpaten zu unternehmen 
und theile im Nachfolgenden als Resultat dieser Ausflüge jene Fund- 
orte mit, die in Neilreich’s: „Aufzählung der in Ungarn und Slavonien 
bisher beobachteten Gefässpflanzen,“ sowie in dessen Nachträgen zu 
diesem Werke nicht angeführt erscheinen. 


Diese Exkursionen bestanden in der Besteigung der Prasiva und 
Kralowa Hola der Liptau-Sohler Alpen, des Kleinen Krivan, Roszudecz 
und Stoch der Klein-Krivan-Gruppe, und der B&la Skala des Arva- 
Liptauer Kalkgebirges, sowie in zwei Ausflügen in das Felkaer Thal 
und zum Grünen (Käsmarker) See der Hohen Tätra. 


Botrychium Lunaria Sw. Auf den im Komitate Trencsin gelegenen 
Voralpen des Stoch (1200 Met. — Kalk). 

Selaginella spinulosa A. Br. Unter Krummholz auf den im Komitate 
Trencsin gelegenen Voralpen und Abhängen des Kleinen Krivan, 
Stoch und Roszudeez (1000—1667 Met. — Kalk). 

Poa flexuosa Wahlb. Im sogenannten Blumengarten des Felkaer Thales. 
(1769 Met. — Granit). £ 

— sudetica Hänke. Krummholzregion des Stoch (1200—1500 Met. 
— Kalk). 

Carex atrata L. Steinige Triften des Stoch (1200-1500 Met. — 
Kalk). 

— Persoonü Sieb. Felsige Stellen am Käsmarker Grünen See (1560 
Met. — Granit). 

Eriophorum vaginatum L. Feuchte Stellen der Krummholzregion des 
Kleinen Krivan (1600 Met. — Kalk). 

Juncus trifidus L. Krummholzregion der Kralova Hola (1700-—1800 
Met. — Gneiss). 

Lloydia serotina Salis. Oberhalb des sogenannten Blumengartens im 
Felkaer Thale (1800 Met. — Granit). Gemeinschaftlich mit Hrn. 
Prof. Staub aufgefunden. 

Allium Victorialis L. Krummholzregion des Kleinen Krivan und Stoch 
(1200—1500 Met. — Kalk). 

Gladiolus imbricatus L. Haferfelder bei Subiaszko am Fusse der Kra- 
lova Hola (Komitat Sohl). Im Vrätnaer Thale bei Tjerchova (Ko- 
mitat Trenesin) mit weisser Blüthe. 

Gymnadenia albida Rich. Krummholzregion der Kralova Hola (1200 
—1500 Met. — Gneiss). 

Polygonum Bistorta L. Feuchte Stellen des Kleinen Krivan (800— 
1300 Met. — Kalk). 

— viviparum L. Auf den im Komitate Trenesin gelegenen Voralpen 
und Abhängen des Kleinen Krivan, Stoch und Roszudeez (1000 
1667 Met. — Kalk). 


67 


Scabiosa lucida Vill. Felsige Stellen des Kleinen Krivan und Stoch 
(1200—1400 Met. — Kalk). 

Doronicum austriacum Jacq. Zwischen Krummholz auf dem Kleinen 
Krivan, Stoch, Roszudeez und der Bela Skala (1200—1400 Met. 
— Kalk). 

Senecio alpinus Koch. Alpenwiesen des Kleinen Krivan, Stoch, Roszu- 
decz und der B&la Skala (1000—1400 Met. — Kalk). 

— carniolicus Willd. Im Felkaer Thale vom sogenannten Blumen- 
garten bis zum Langensee (1769—1859 Met. — Granit). 

Hypochoeris uniflora Vill. Alpentriften der Kralova Hola (1200— 
1400 Met. — Gneiss). 

Crepis Jacquinit Tausch. Felsige Stellen der B&la Skala (1000-1580 
Met. — Kalk). 

Hieracium aurantiacum L. Auf den im Komitate Trencsin gelegenen 
Voralpen des Kleinen Krivan (1000—1200 Met. — Kalk). 

— villosum Jacq. Alpentriften der Bela Skala (1000—1580 Met. — 
Kalk). 

Swertia perennis L. Feuchte Stellen der B&la Skala (1300 Met. — 
Kalk). 

Bartsia alpina L. Felsige Triften des Kleinen Krivan und der B&la 
Skala (1200—1667 Met. — Kalk). 

Orobanche flava Mart. Zahlreich auf Petasites albus Gärtn. bei Ma- 
tyasowce am südlichen Fusse der B&la Skala (700 Met. — Kalk). 

Androsace lactea L. Felsen des Kleinen Krivan und Stoch (1400— 
1600 Met. — Kalk). 

Soldanella montana L. Moosige, sumpfige Stellen der PraSiva (1000 
—1500 Met. — Granit). 

Lysimachia nemorum L. Feuchte Waldstelien auf dem nordöstlichen 
Abfalle des Kleinen Krivan (800 Met. — Kalk). 

Pyrola minor L. In Wäldern der Kralova Hola, ferner bei dem Bade 
Lucsky (Komitat Liptau). 

Pachypleurum simplee Rehb. Am nördlichen Ufer des Felkaer Sees 
(1600 Met. — Granit). 

Sedum roseum Scop. Felsige Stellen der Kralova Hola und des Kleinen 
Krivan (1300—1800 Met. — Kalk, Gneiss). 

— Fabaria Koch. Felsige Stellen der B&la Skala und am Käsmarker 
Grünen See (1300—1560 Met. — Kalk, Granit). 

— repens Schleich. Am nördlichen Ufer des Felkaer Sees (1600 
Met. — Granit). 

Saxifraga caesia L. Felsige Stellen der B&la Skala (1300— 1580 Met. 
— Kalk). 

— bryoides L. Im sogenannten Blumengarten des Felkaer Thales 
(1769 Met. — Granit). 

— aizoides L. Felsschutt der B&la Skala (1200—1400 Met. — 
Kalk). 

— moschata Wulf. Felsen des Kleinen Krivan, Stoch und der B£&la 
Skala (1300—1600 Met. — Kalk). 


68 


Anemona alpina L. Steinige Stellen der Kralova Hola (1000—1700 
Met. — Gneiss). 

— nareissiflora L. Steinige Stellen des Kleinen Krivan (1300—1600 
Met. — Kalk). 

Ranunculus rutaefolius L. Oberhalb des sogenannten Blumengartens 
im Felkaer Thale (1800 Met. — Granit). 

— glacialis L. Im Felkaer Thale einzeln vom Felkaer See bis zum 
Langen See (1600— 1859 Met. — Granit). 

— Traunfellneri Hoppe. Felsen des Roszudecz (1300—1400 Met. 
— Kalk). P 

Arabis alpina L. Felsen des Kleinen Krivan, Stoch und der B£&la Skala 
(1000—1600 Met. — Kalk). 

Hesperis matronalis L. Mit weissen Blüthen ziemlich häufig auf dem 
Roszudecz (1000 Met. — Kalk). 

Viola biflora L. Unter Krummholz am Kleinen Krivan (1300—1600 
Met. — Kalk). 

Cerastium alpinum L. var. lanatum. Im sogenannten Blumengarten 
des Felkaer Thales (1769 Met. — Granit). 

Dianthus nitidus WK. Krummholzregion des Kleinen Krivan und Stoch 
(1200—1600 Met. — Kalk). 

Silene quadrifida L. Quellige Stellen der B&la Skala (1000 — 1300 
Met. — Kalk). 

Epilobium alsinaefolium Vill. Feuchte Stellen der Bela Skala (1300 
Met. — Kalk). 

— irigonum Schrank. Feuchte Stellen des Roszudecz (1000—1400 
Met. — Kalk). 

Circaea alpina L. Bergwälder am Fusse des Kleinen Krivan, Stoch 
und Roszudeez (700—1000 Met. — Kalk). 

Potentilla aurea L. Alpentriften der Bela Skala (1000—1400 Met. — 
Kalk). 

Dryas octopetala L. Felsen des Kleinen Krivan, Stoch und der Bdla 
Skala (1400—1667 Met. — Kalk). 

Anthyllis vulneraria L. y. rubriflora DC. (A. Dillenii Schult.) Die 
ganze Blumenkronen kirschroth gefärbt. Einzeln im Vratnaer 
Thale und auf dem Bobou bei Tjerchowa im nördlichen Komitate 
Trenesin (600—900 Met. — Kalk). 

Pest, im Dezember 1874. 


Reiseerinnerungen an Spanien, 
Von Moritz Winkler. 


(Fortsetzung.) 


Die Alhambra, auf einem etwa 300—400 Fuss hohen Hügel 
über der Stadt gelegen, umfasst nicht nur die alte maurische Königs- 
burg selbst, sondern noch eine Anzahl anderer Gebäude, auch einen 


69 


unvollendeten Palast Karl V., ausserhalb der Umfassungsmauer, in dem 
herrlichen schattigen Parke liegen zwei hübsche und anständige Hötels, 
das schon früher erwähnte Siele suelos, und Washing!on Irwing; auf 
einem zweiten, nur durch eine schmale Schlucht getrennten Hügel 
steht ein anderer maurischer Palast: das Genaralif, und noch höher 
hinauf zieht sich der Pfad zu der Silla del Moro, einer Höhe, von 
welcher man die prachtvollste Aussicht geniesst, und auf welcher noch 
Schanzen und altes Mauerwerk sichtbar ist. 

Die Burg Alhambra ist das besterhaltene maurische Bauwerk, an 
welches sich tausend Erinnerungen aus der Geschichte Granadas und 
den Grossthaten der alten Bewohner knüpfen. Die Einfachheit und der 
edle Styl des Baues, in Verbindung mit der wunderbaren Zierlichkeit 
der tausend Einzelheiten und dem staunenswerthen Wechsel der Orna- 
mentik, regt zu immer neuer Betrachtung und Bewunderung an. Auch 
hier, wie in dem Alkazar zu Sevilla, sind mit grossen Kosten die 
Restaurirungs-Arbeiten vorgenommen worden, aber man hat nur ein 
Gemach mit Farben überkleidet, die übrigen nur gereinigt, den Kalk- 
putz, mit welchem die Wände zum Theil überworfen waren, mühsam 
von dem darunter befindlichem Stuck abgelöst und schadhafte Stellen 
ausgebessert. Wohl gehört die Pracht der Farben wesentlich zur 
Vollendung des originellen maurischen Baustyles, aber sie blendet 
auch und lässt die Schönheit der Erfindung weniger klar hervortreten, 
als es hier ermöglicht ist. 

Wir kamen gerade zurecht, um die sogenannte Feria, ein 
halb geistliches halb weltliches Fest, welches alle spanischen Städte 
begehen, und welches vielleicht unserer Kirmess entspricht, mitzu- 
machen. In Granada fällt es gerade auf das Frohnleichnamsfest und 
wird nicht wie in Deutschland blos einen Tag gefeiert, sondern dauert 
9 Tage hindurch; dann war zweitägige Pause, und das Johannesfest 
begann, welches indess nur zwei Tage beanspruchte. Die Feria beginnt 
mit der üblichen Prozession, und ihr schliessen sich die verschieden- 
sten Unterhaltungen an: Jahrmarkt, Volksspiele, Konzerte, Pferderennen, 
Iluminationen, Feuerwerk und Stierkämpfe, die ja die Krone aller 
spanischen Belusligungen bilden. 

Unsere ersten Exkursionen waren den Höhenrücken gewidmet, 
welche die Grenzscheide zwischen den Flüssen Darro und Jenil einer- 
seits und Jenil und Monachil andererseits bilden. Der erstere Höhen- 
zug, eine Absenkung der Nevada-Kette, dessen Endpunkt der oben 
erwähnte Silla del Moro mit der Alhambra bildet, ist der pflanzen- 
reichere, und namentlich bietet das Thal des Darro eine ausserordent- 
lich bunte Vegetation. Was ich hier und in der näheren Umgebung 
der Stadt, bei mannigfachen Spaziergängen im Laufe der drei Monate 
gesammelt, fasse ich in Folgendem zusammen, wobei aber alle Ge- 
wächse ausgeschieden sind, die ich bereits anderswo beobachtete. 
Adianthus capillus L., Agrostis Reuteriana Bois., A. scabriglumis B. 
Rt., Antirrhinum glutinosum B. Rt., Allium pallens L., Artemisia 
Barrelieri Besser, A. glutinosa Gay, variabilis Ten., Asperula aristata 
L., Avena scabriuscula et A. bromoides L., Brachypodium mucrona- 


70 


tum Wilk., Carlina corymbosa L., Caucalis coerulescens Bois., Cha- 
maepeuce hispanica L., Croton tinetorium L. (auf einem Felde bei 
dem bekannten kleinen Hügel [el ultimo sospiro del Moro genannt]), 
Dianthus brachyanthus Bois., Daucus crinitus Desf., Eleoselinum 
Lagarcae Bois., Festuca granatensis Bois., Holcus glaucus Wilk., 
Hyoscyamus a!bus L., Jasione tuberosa DC., Lepidium graminifolium 
L., Linaria granatensis Wilk., Margotia laserpitioides Durrok, Me- 
lissa graveolens Benth., M. nepeta L., Ononis pubescensL., O. mollis 
Savi, O. speciosa L., Orobanche Hederae L., O. arenaria Walp., 
Onopordon nervosum Bois., Phlomis Lychnitis L., Plumbago europaea 
L., Scabiosa maritima L., Senecio Doria L., S. linifolius L., Stlene 
portensis L., S. inaperta L., S. conicaL., Stipa gigantea Lag., Tolpis 
umbellata L., Thapsia villosaL., Thalietrum glaucum Dsf., Trachelium 
coeruleum L., Urtica pilulifera L., Verbascum granatense Bois., Xe- 
ranthemum cylindraceum L. 

Hiermit ist aber keineswegs der Reichthum der Vegetation er- 
schöpft, denn mehrere hundert interessante Pflanzen blieben unbe- 
achtet, weil ich sie bereits bei früheren Exkursionen bemerkte. Es 
wäre gar nicht schwer, um Granada mit der Nevadakette und den 
anderen kleineren Bergsy stemen der Umgebung weniger Meilen, tausend 
Spezies aufzubringen, welche in Deutschland gar nicht, oder doch nur 
als Seltenheit vorkommen. Zum Trocknen der Pflanzen stellte uns der 
Wirth den mehrerwälhnten maurischen Thurm zur Verfügung, auf 
dessen oberer, der Sonne exponirter Fläche eine ganz ausserordent- 
liche Hitze sich entwickelte, und das Papier, wenn es eine Stunde 
gelegen hatte, so warm wurde, als ob es aus dem Backofen käme. 

Eine freundliche Rekommandation, welche wir der Güte des 
Herrn Lutteroth in Cadix verdankten, führte uns in die einzige deutsche 
Familie in Granada ein, und diesem glücklichen Umstande mussten 
wir es zumessen, dass wir uns dort so leicht einbürgerten und uns 
in Granada wie zu Hause fühlten. Herr Wilhelmi, aus der Rheinpfalz 
gebürtig, und sein unverheirateter Compagnon, Herr Lemne, ein 
Frankfurter, besitzen etwa eine gute Meile von Granada entfernt, 
am Fusse der Nevada, und am Einflusse des Flüsschens Agua blanca 
in den Jenil eine Papierfabrik, wohnen aber in Granada selbst. Im 
Kreise dieser geistreichen und liebenswürdigen Familie verbrachten 
wir meist die freien Abende, und fanden “ausserdem bei unseren 
verschiedenen Exkursionen die lebhafteste und zuvorkommendste Unter- 
stützung, indem uns gute verlässliche Führer und billige Reilthiere 
stets zur Disposition gestellt wurden. Ohne diese freundliche Hülfe 
würde es mir kaum möglich gewesen sein, die Hochpunkte der 
Nevadakette auf eine so leichte und angenehme Weise zu erreichen, 
eine so frohe und sorgenlose Zeit zu verleben, und so reiche botani- 
sche Ausbeute zu erlangen, als dies in Granada der Fall war. 

Noch lag die Hochgebirgskette weit hinab mit Schnee bedeckt, 
als wir im ersten Drittel des Juni ankamen; aber täglich konnte man 
beobachten, wie er sich verminderte, wie die weissen Flächen kleiner 
und kleiner wurden, und am 14. Juni wagten wir bereits die erste 


Exkursion im Thale des Jenil aufwärts, wobei wir etwa die Höhe von 
6000 Fuss erreichten. Weiter hinauf war kaum noch eine lohnende 
Vegetation wahrzunehmen, auch hatten wir bereits eine so bedeutende 
Anzahl Pflanzen aufgehäuft, dass wir ein Mehr nicht zu bewältigen 
vermocht hätten; sondern mussten uns zur Umkehr entschliessen, um 
die ermüdende Thätigkeit des Abtrocknens vorzunehmen. 

Den ersten Vormittag erreichten wir Guegar, das höchstgelegene 
Dorf am nördlichen Abhange (bei etwa 3200‘ Meereshöhe), verliessen 
die Maulthiere, und begannen sogleich gegen die Lehne des Dornago 
anzuklettern. Die Thäler der kleinen Flüsse, welche von der Nevada 
herabströmen, mit den anstossenden Berglehnen sind von wunderbarer 
Schönheit. Wild und gigantisch thürmen sich die Felsen in den präch- 
tigsten Formen auf, aber gemildert durch das belebende Grün einer 
üppigen Vegetation, und mit einem Blüthenschmuck überkleidet, wie 
ihn in Deutschland kaum ein wohlgepflegter Garten bietet. In zivili- 
sirten Ländern würden Tausende nach einem solchen Paradiese wall- 
fahrten und komfortable Hotels die Natureinfachheit verunzieren; hier 
trifft man keine reisenden Engländer mit dem unvermeidlichen rothen 
Buche in der Hand, keinen exaltirten Naturschwärmer, keinen Sammler 
überhaupt, kaum einen Menschen; nur die Vögelein singen im Walde, 
und der rauschende Gebirgsbach begleitet murmelnd ihren Gesang. 
Reine, unverfälschte Natur mit ihren kindlichen Freuden; aber auch 
mit allen Leiden, welche die Entbehrung gewohnter Kulturgenüsse 
uns auflegt. 

Bis nach Guegar hinauf sieht man noch vereinzelte Agaven an 
den warmen Felsen, wenn auch ihre Schäfte nicht mehr die Höhe 
erreichen als tiefer im Lande, von Guegar ab beginnt die subalpine 
Vegetation sich einzumengen, und geht nun allmälig bei vermehrter 
Steigung in die ganz alpine Vegetation über. Eine scharfe Grenze 
kann hier um so weniger gezogen werden, als die herabstürzenden 
Frühlingswässer manchen Flüchtling von den Bergen herabwälzen, 
welcher sich nun ein kurzes Leben unter den fremden Geschwistern 
südlicher Zone fristet. Was wir in Deutschland nur als schwache 
kleiternde Gestaltungen oder niedrige strauchartige Gebilde vor Augen 
haben, wie Loniceren und Genisteen, wächst hier in Lonicera arborea 
Bois. und Adenocarpus decorticans Bois. zu wirklichen Bäumchen 
heran, die wohl auf ihren Aesten einen Mann zu tragen vermöchten. 
Acer granatensis Bois., Anthemis montanaL., Barbarea sicula Presl., 
Berberis hispanica B. Rt., Calepina Corvini Dsv., Catananche coeru- 
lea L., Cochlearia glastifolia L., Cotoneaster granatensis Bois., Crepis 
pulchra L., C. oporinoides Bois., Duriena hispanica B. Rt., Elaeagnus 
angustifolius L., Erodium rupicola Bois., Euphorbia nicaeensis All., 
Genista cinerea DC., Geranium pyrenaicum L., @. lucidum L., Belle- 
borus viridis L., Hordeum secalinum Schrb., Inula montana L., 
Koniga spinosa Spach., Ononis rotundifolia L., Pistacia Terebinthus 
L., Polygala Boissieri Coss., Potentilla recta L., P. hirta L., P. 
rupestris L., Salvia lavandulaefolia Vahl., Saponaria ocymoides L., 
Sarothamnus affinis Bois., Teuerium capitatum L. und Trifolium 


gemellum Poir., nebst einer grossen Anzahl früher beobachteter 
Pflanzen bildeten die Ausbeute des ersten Tages. 

Den nächsten Morgen um 5 Uhr war der weitere Aufbruch be- 
stimmt, aber unser Ariero, der sich schon am ersten Tage als ein 
arger Trunkenbold bewährt hatte, war nicht zu finden; endlich trieben 
wir ihn in einer Schnapskneipe auf und drängten zur Abreise, „sogleich 
meine Herren!“ blieb seine stehende Antwort; aber dieses „Sogleich“ 
erfolgte nicht, er verschwand abermals, und tauchte eine Stunde 
später in einer anderen Kneipe auf, wo wir ihn endlich mit Gewalt 
dazu brachten, die Maulthiere vorzuführen. Mittlerweile war es acht 
Uhr geworden, und die Sonne brannte bereits mit versengender Glut 
auf unsere Scheitel herab. Nachdem wir etwa 100 Schritt weit ge- 
ritten waren, machte der Mann Halt und erklärte, „etwas vergessen 
zu haben, auch eines Führers bedürftig zu sein, den er erwarten 
müsse.“ So standen wir, von der munteren Jugend des Ortes begafft 
und belacht, bis 9 Uhr an der Ecke des Platzes, bis wir halb ge- 
braten vorausrittien, um wenigstens dem Spotte der Menge zu entgehen. 
Endlich kam er uns nach, schwer betrunken, und kaum im Stande, 
sich auf dem Maulthiere fest zu halten. Das verleidete uns die ganze 
herrliche Partie, welche sonst eine der angenehmsten auf der ganzen 
Reise gewesen wäre. Auf schmalem, ofi vom Wasser durchfurchten 
und kaum kenntlichen Saumpfade, immer dem Laufe des Flusses Jenil 
folgend, ging es in einem hochromantischen Thale allmälig aufwärts. 
Theils die Unmöglichkeit, den trunkenen Begleiter schneller fortzu- 
bringen, theils auch die Lockung, welche Flora’s Kinder auf uns aus- 
übten, veranlassten uns, fast den ganzen Weg zu Fuss zurückzulegen. 
Nach etwa fünfstündiger Wanderung kamen wir zu einem verfallenen 
Hause, welches früher als Pochwerk für Kupfererze gedient hatte, 
und in welchem sich nun einige Hirten angesiedelt hatten, bei denen 
wir freundliche Unterkunft fanden. Leider bemerkten wir, dass der 
Ariero Eier und Wein, den wir in reichlicher Menge mitgenommen 
hatten, unterwegs fast vollständig in seinem siebartigen Leibe hatte 
verschwinden lassen. Zum Glück war noch etwas Schinken übrig ge- 
blieben, auch kauften wir ein Dutzend Forellen und konnten mit dem 
geringen Weinrest, welcher sich noch im Schlauche vorfand, wenig- 
stens auf ein sättigendes Nachtmahl rechnen. So lange das Tageslicht 
währte, trieben wir uns botanisirend herum, stiegen noch etwa 1000 
Fuss aufwärts, wo die Vegetation noch im winterlichen Schlafe lag, 
und kehrten beim Dunkelwerden reich beladen in unser verfallenes 
Hotel zurück. Adenocarpus decorticans Bois., Alyssum psilocarpum 
Bois., Anthemis Triumfetti L., Anthericum baeticum Bois., Anthyllis 
arundana Bois., Aquilegia viscosa Gou., Arabis vernaR.Br., Butinia 
bunioides Bois., Carum Bulbocastanum Koch, Digitalis nevadensis 
Kze., D. obscuraL., Doronicum plantagineum L., Eryngium Bourgati 
Gou., Festuca indigesta Bois., F. elegans Bois., F. spadicea L., F. 
triflora Dsf., Genista asphalatoides Lam., Heracleum granatense Bois., 
Herniaria scabrida Bois., Lactuca ramosissima G. G., Linaria ver- 
tieillata Bois., Lonicera arborea Bois., Malva Tournefortiana L., 


13 


Marrubium supinum L., Melissa granatensis B. Ri., Ononis arago- 
nensis Asso., Onopordon acaulon Wlld., Ranunculus granatensis Bois., 
R. nevadensis Wilk., Reseda complicata Bory., Scrophularia crith- 
mifolia Bois., Senecio Duriaei Gay., S. praealtus Bois., Silene neva- 
densis Bois., Smyrnium perfoliatum L., Tragopogon croeifolius L., 
Trichera subscaposa B. Rt., Verbascum nevadense Bois. und Vicia 
pyrenaica Pour. wurden mitgenommen, denen sich bei der Rückreise 
noch Alyssum serpyllifolium Dsf., Anarrhinum bellidifolium Dsf., A. 
laxiflorum Bois., Anchusa granatensis B., Linaria Salzmanni Bois., 
Medicago apiculuta Willd. und Paronychia nivea DC. zugesellten. 

In Guegar, wo wir die Pflanzen vom ersten Tage zurückgelassen 
hatten, kehrten wir nochmals ein, um unsere Zeche zu berichligen; 
durch wahrscheinliche Vermittelung unseres betrunkenen Arieros 
mussten wir für drei Mahlzeiten, bestehend aus Eiern und Schinken 
sowie etwas Landwein, die unverschämte Summe von 8 Duros (11!/z 
Thlr. pr. Ct.) zahlen, in einer schmutzigen Fonda, wo weder Tisch 
noch Stuhl, noch Gabel oder Messer zu finden war. Aergerlich über 
solche Prellerei liessen wir den betrunkenen Kerl zurück und ritten, 
da wir nun den Weg kannten, ruhig nach Granada voraus, wo wir 
auch spät am Abend glücklich eintrafen. Man soll in Spanien niemals 
einkehren, wenn man nicht vorher Alles behandelt hat, das muss man 
sich zum festen Geselze machen, sonst wird man unsäglich betrogen, 
während sonst das Reisen im Allgemeinen nicht theuer ist. 

(Fortsetzung folgt.) 


We, — 


Literaturberichte. 


Blüthendiagramme, construirt und erläutert von Dr. A. W. Eichler, Prof, 
der Botanik an der Universität Kiel. 1. Theil, enthaltend Einleitung, Gym- 
nospermen, Monocotylen und sympetale Dicotylen. Leipzig 1875 bei Wilh. 
Engelmann. 8°, 345 Seiten und 176 Figuren in Holzschnitt. 

Obwohl die botanische Literatur zahlreiche Untersuchungen über 
den Blüthenbau der einzelnen Familien besitzt, so fehlte bisher doch 
ein Werk, welches eine umfassende, gleichmässige, systematisch ge- 
ordnete Bearbeitung dieses wichtigen Gegenstandes enthielte. Prof. 
Eichler sucht diese empfindliche Lücke durch die vorliegende Publi- 
kation auszufüllen und es gelang ihm diess auch in ganz vorzüglicher 
Weise, so dass sein Buch für jeden Botaniker, der sich mit morpho- 
logischen oder systematischen Studien über Phanerogamen beschäftigt, 
ein unentbehrliches Kompendium bildet. Der erschienene erste Theil 
der Blüthendiagramme behandelt in der Einleitung (S. 1—52) aus- 
führlich die bei der Konstruirung und Interpretation der Diagramme 
festgehaltenen Normen, weilers die Blüthe mit ihren Theilen, ferner 
die Vorblatter, den Anschluss und Einsatz der Blüthe, so wie die 
Blüthenstände. An diese allgemeine Einleitung schliesst sich die spe- 
zielle Behandlung der einzelnen Ordnungen der Gymnospermen (8. 
53— 72), der Monocotyledonen (S. 73—186) und der sympetalen 

6 


Oesterr. botan. Zeitschrift. 2. Heft. 1875. 


74 


Dicotylen (S. 187—347) an. Bezüglich der Disposition der Familien 
folgte Eichler im Allgemeinen dem Systeme, welches A. Braun in 
der Einleitung zu Ascherson’s Flora der Provinz Brandenburg mit- 
theilte, nur wurde die Klasse der Apetalen gänzlich aufgelassen und 
nach Massgabe der übrigen Verwandschaftsverhältnisse unter die 
kronentragenden Gruppen vertheilt. Bei jeder einzelnen Ordnung zitirt 
Eichler sehr genau die einschlägige morphologische Literatur; dann 
behandelt er den Blüthenstand in seinen verschiedenen vorkommenden 
Typen; hierauf folgt eine Schilderung des Baues der vollkommen 
entwickelten Blüthe, erläutert durch zahlreiche beigefügte Diagramme, 
und den Schluss bildet eine Besprechung der entwicklungsgeschicht- 
lichen Verhältnisse der Blüthe. Die dem Texte beigegebenen Diagramme 
sind vorzüglich ausgeführt; sie geben nicht bloss Aufrisse einzelner 
Blüthen, sondern erweitern sich häufig zu Projektionen ganzer Blüthen- 
stände unter genauer Berücksichtigung der Orientirungs-, Anschluss- 
und Einfügungsverhältnisse. Diese Illustrationen gereichen dem -vor- 
liegenden Werke zur hohen Zierde und gewähren eine sehr anschau- 
liche Uebersicht der behandelten, oft komplizirten Verhältnisse. Wie 
aus dem Gesagten ersichtlich wird, bieten Eichler’s Blüthendiagramme 
viel mehr, als der bescheidene Titel erwarten lässt. Sie gewähren 
eine treffliche Uebersicht der wichtigeren morphologischen Verhältnisse 
der Blüthen bei den Samenpflanzen, dem gegenwärtigen Stande der 
Wissenschaft vollkommen angepasst: Möge der zweite Theil von 
Eichler's schönem Werke, welcher die Eleutheropetalen umfassen 
wird, bald erscheinen, denn vollendet wird es in erhöhtem Masse in 
den weitesten botanischen Kreisen die wohlverdiente Anerkennung 
finden. Dr HeW. N. 

Der Holzkropf von Populus tremula L. Von Dr. Fr. Thomas. Berlin 

1874. A Heft 8°. 4 Seiten und 1 Tafel. 

In der vorliegenden Mittheilung beschreibt der Verf. eigenthüm- 
liche Auswüchse an den Aesten von Populus tremula L., nennt die- 
selben Holzkropf und bildet sie auf der beigegebenen Tafel ab. Sie 
werden der Beachtung der Mykologen empfohlen, weil sich an ihrer 
Bildung ein Pyrenomycet im picnidentragenden Stadium (Diplodia) zu 
betheiligen scheint. Dr. H. W. R. 
Botanischer Jahresbericht. Systematisch geordnetes Repertorium der bota- 

nischen Literatur aller Länder. Von Dr. Leop. Just. I. Jahrgang, 4. Halbband. 
Berlin, Verlag von Gebr. Borntraeger, 1874. (320 Seiten in Gr. Oct.) 

Mit diesem hat Dr. Just ein Jahrbuch ins Leben gerufen, das 
gewiss als ein nun unentbehrliches Hilfsmittel bei allen botanischen 
Arbeiten freudig begrüsst werden muss, umsomehr als dieses Nach- 
schlagewerk, welches eine möglichst vollständige Uebersicht sämmt- 
licher botanischer, vielfach verstreuter Publikationen des J. 1873 bietet, 
mit deutscher Gründlichkeit durchgeführt erscheint und zwar von 
einer Reihe von Mitarbeitern mit Namen besten Klanges. So referiren 
im obigen Bande über Algen: Askenasy und Dr. Plitzer, über Pilze 
Schroeter und A. Mayer, über Flechten Lojka, über Moose H. Müller, 
über Gefässkryptogamen Kuhn, über Morphologie der Zelle E. Pfitzer, 


75 


über Morphologie der Gewebe E. Loew, über spezielle Morphologie 
der Coniferen E. Strassburger, über Morphologie der Monocotyledonen 
und Dicotyledonen E. Warming, über physikalische Physiologie H. de 
Vries und über chemische Physiologie L. Just. Mit der Anführung 
dieser Referenten ist zugleich eine Uebersicht des Inhaltes der ersten 
Hälfte des Jahrbuches gegeben. Die Ausstattung lässt nichts zu wün- 


schen übrig. S. 
—— 


Correspondenz. 


Canfanaro in Istrien, am 9. Jänner 1875. 


In meiner letzten Korrespondenz, Nr. 1, S. 34 von d. J., erwähnte 
ich, dass Anemone Hackelii Pohl auch in Siebenbürgen in der Nähe 
von A. Pulsatilla und A. patens vorkomme. Ich muss der Vollstän- 
digkeit wegen noch nachtragen, dass in derselben Gegend auch A. 
pratensis heerdenweise vorkummt. J. Freyn. 


Szamosujvär in Siebenbürgen, am 41. Jänner 1875. 


Freudig erregt zeige ich Ihnen an, dass mir Boissier die grösste 
Auszeichnung zu Theil werden liess, die mir in meinem Leben über- 
haupt erreichbar war. In einem gestern erhaltenen Briefe macht mir 
nämlich Boissier bekannt, dass er auf Haberlea Heldreichi Boiss. et 
Orph. mir zu Ehren die neue Gattung Jankaea gegründet habe. 
Uebrigens war ich schon lange der Ansicht, dass die sog. „Haberlea 
Heldreichii“ nicht zu Haberlea, sondern eher zu Ramondia gehöre, 
und habe ich die Pflanze des thessalischen Olymp in Briefen an 
Freunde Ramondia Heldreichi getauft. — Vor Kurzem erhielt ich 
von Herrn Burnat eine schöne Pflanzensendung, in welcher mich 
Ranunculus anemonoides Zahlbr. von der Spitze des Monte Baldo 
ganz besonders interessirte. Janka. 


Falkenberg in Schlesien, am 27. Dezember 1874. 


Die Mittheilung eines ersten Fundes für Schlesien von Ambrosia 
maritima F. (Oesterr. botan. Zeitschr. 1874, S. 161) muss ich insofern 
berichtigen, als sich die fragliche Pflanze nachträglich als Ambrosia 
artemisiaefolia herausgestellt hat. Sie ist in Nordamerika heimisch 
und wurde von dort mit Kleesamen bei uns eingeschleppt. 

J. Plosel. 


Botanischer Tauschverein in Wien. 


Sendungen sind eingetroffen: Von Herrn Freyn mit Pflanzen aus 
Istrien. — Von Herrn Wiesbaur mit Pf. aus Niederösterreich. — Von 
Herrn Dr. Ressmann mit Pfl. aus Kärnten. — Von Hrn. Csato mit Pf. 
aus Siebenbürgen. — Von Herrn Dr. Schäfer mit Pfl. aus Braunschweig. 

Sendungen sind abgegangen an die Herren: Burnat, Dr. Brehmer, 
Dufft. 

6 %* 


I 
I 


Aus Niederösterreich: Acer monspessulanum, Aconitum 
Lycoctonum, Adonis vernalis, Alsine Jacquini, Anemone Pulsatilla 
v. angustisecta, Arabis sagiltata, Bupleurum Gerardi, Cerastium 
brachypeialum., Laserpitium latifolium, L. Stier, Linum austriacum, 
L. flavum, Medicago media, Orobus pannonicus v. macrorrhizos, O. 
pann. v. microrrhizos, Papaver dubium, Peucedanum alsaticum, Ra- 
pistrum perenne, Roripa austriaca, Salvia silvestris, Siler trilobum, 
Sisymbrium Columnae, S. strietissimum, Thalictrum minus, Valeriana 
angustifolia, Viola alba, V. austriaca f. nemorum, V. austr. f. pine- 
torum, V. collina, V. multicautis, V. scotophylla f. albiflora, V. scot. 
f. violacea u. a. eing. von Wiesbaur. 

Aus Niederösterreich: Allium acutangulum, Aster canus, 
Carex humilis, Clematis integrifolia, Euphorbia epithymoides, E. 
lueida, Glaucium corniculatum, Gnaphalium nudum, Isatis tinctoria, 
Oenanthe silaifolia, Orchis laxiflora, Pulicaria vulgaris, Rosa gallica, 
Seseli Hippomarathrum, Silene viscosa, Taraxacum serotinum, Torilis 
helvetica, Tribulus terrestris u. a. eing. von Matz. 

Aus Istrien: Adianthum Capil. veneris, Bupleurum aristatum, 
Camphorosma monspeliaca, Cynosurus echinatus, Gastridium lendi- 
gerum, Halimus portulacvides, Satureja monlana, Seseli tortuosum, 
Sesleria elongata. — Aus Ungarn: Chlora serotina einges. von 
Freyn. 

Obige Pflanzen können im Tausche oder käuflich die Centurie zu 
6. fl. (12 R.-Mark) abgegeben werden. 


Inserate. 


Antiquarischer Anzeiger IV, 


Naturwissenschaften (besonders viele, sehr werthvolle Werke 
aus dem Gebiete der Botanik) enthaltend, ist von uns gratis 
und franco zu beziehen. 


Kubasta & Voigt in Wien, 


I. Maximilianstrasse Nr. 2. 


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Verkäufliches Herbarium. 


Ein gut ausgestattetes Herbarium, welches 3500 Arten Phanero- 
samen aus der Flora von Mitteleuropa umfasst, und zu welchem ein 
genauer Kalalog vorliegt, ist billig zu verkaufen. Etwaige Anfragen 
bittet man zu richten an une Wilhelm Ritter v. Reuss (cl. Mölkerbastei 
Nr. 8, in Wien). 


Redakteur und Herausgeber Dr. Alexander Skofitz. — Verlag von ©. Gerold’s Sohn. 
Druck und Papier der ©. Ueberreuter'schen Buchdruckerei (M. Salzer). 


Oesterreichische 


Botanische Zeitschrift, 


Gemeinnütziges Organ 


für 
Die österreichische Exemplare 
botanische Zeitschrift s ° diefrei dureh die Posthe- 
erscheint. Botanik und Botaniker, zogen werdensollen, sind 
lien Ersten jeden Monats, blos bei der Redaktion 
Man pränumerirt auf selbe (V. Bez., Schlossgasse Nr. 15) 


„pränumerirt auf selbe Gärtner, Dekonomen, Forsimänner, Aerzte,” zu pränumeriren. 


(16 R. Mark.) / Im Wege des 
ganzjährig, oder mit ! ıkar a np Buchhandels übernimmt 
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halbjälrig. €. Gerold’s Sohn 

Inserate in Wien, 
die ganze Petitzeile N: 3 so wie alle übrigen 

15 kr. öst, W. = ° Buchhandlungen, 

XXV. Jahrgang. WIEN, März 1875. 
INHALT: Primulaceen-Bastarte. Von Dr. Kerner. — Novitates florae italicae. Von Janka. — 
Neue Kernpilze. Von Niessl. — Vegetabilische Chromatologie. Von Dr. Bürgerstein. — Plan- 
tae ab Hildebrandt collectae. Von V atke. — Reiseerinnerungen. Von Winkler. — Literaturbericht. 
Von Antoine. — Personalnotizen. — Vereine, Anstalten, Unternehmungen. — Botanischer Tauschverein. 


Die Primulaceen-Bastarte der Alpen. 
Von A. Kerner. 


I. Primula ternovania 
(acaulis X Columnae). 


Bei Ternova nächst Görz (Glowacki). — Das Vorkommen die- 
ses Bastartes bei Görz wurde von mir zuerst im Jahre 1869 in der 
Oest. botan. Zeitschr. XIX. S. 224 bekannt gemacht; nachträglich auch 
von Stricker, dem meine Notiz a. a. O. enlgangen war, in der Sitzung 
der Schles. Ges. f. vaterl. Kult. vom 20. Febr. 1873 besprochen. (Vergl. 
51. Jahresber. d. Schles. Ges. S. 77.) 


2. Primula brevistyla DC. Fl. fr. V. 383, 
(subacaulis X offieinalis). 

Der Schaft so lang oder wenig länger als die mit ihm gleich- 
zeitig entwickelten gr undständigen Blätter. Die Inflorescenz 5—13blü- 
thig, die längsten Blüthenstiele 1, —!/, so lang als der Schaft. Schaft 
und Blüthenstiele dicht flaumig von abstehenden -Härchen, die aber 
nicht länger sind als der Querdurchmesser der Blüthenstiele. Kelch- 
zipfel halb so lang als die Kelchröhre. 

Oesterr. botan. Zeitschrift. 3. Heft. 1875. X 


78 


In der Form, Farbe und Grösse der Corolle ähnelt P. brevistyla 
sehr der P. elatior (L. var.), unterscheidet sich aber von dieser durch die 
kurze über die Kelchröhre nicht vorragende Kapsel, durch den rela- 
tiv kürzeren Schaft, durch die Blüthenstiele, welche immer länger 
sind als der Kelch, und durch eine andere Nervatur der Blätter. (Vergl. 
hierüber auch die treffenden Bemerkungen von J. D. Hooker in 
The Student’s Flora of the British Isl. [1870] S. 299 bei P. elatior). 

Als Syn. sind hieher zu setzen: P. variabilis Goupil Ann. soc. 
Lin. Paris (1825), p. 293, t.4. — P. intermedia Facchin. Fl. von 
Südtirol p. 19 (1855), non Tratt. — Boreau, sowie Gren. et Godr. 
seizen den Namen P. variabilis Goupil voran und glauben von dem 
um zwanzig Jahre älteren Namen De Candolle’s aus dem Grunde 
absehen zu sollen „parce que toute les especes ont le style long ou 
court.* Wenn es aber auch richtig ist, dass der De Candolle’sche 
Name für die in Frage stehende Primel nicht treffend ist und er wahr- 
scheinlich daher datirt, dass DC. zufälligerweise nur Individuen mit 
androdynamischen Blüthen vorliegen hatte, so lässt sich doch ander- 
seits auch nicht behaupten, dass der Name „variabilis* viel besser 
gewählt sei, da ja am Ende diese Primel nicht mehr als irgend eine 
andere Art der Gattung variirt. Auch war der von Goupil gewählte 
Name schon vor 1825 von Tratt. im Archiv f. Gew. vergeben, wo 
P. acaulis, oficinalis und elatior unter dem Namen P. variabilis 
zusammengefasst werden. — Reichenb. fil., welcher auf die Priorität 
des Namens mehr Gewicht legt, als auf die etymologische Bedeutung 
desselben, setzt in Icon. XVH, p. 35 den De Candolle’schen Namen 
voran, was auch ich für das richtigere halte. 

P. brevistyla DC. ist in Frankreich sehr verbreitet und stellen- 
weise sogar so häufig, dass man dort an der hybriden Natur derselben 
zweifeln zu müssen glaubte. In den Alpen, wo P. acaulis auf weite 
Strecken fehlt, ist P. brevistyla zwar ziemlich selten, aber unter den 
mutlimasstichen Hybriden der Sectio Primulastrum doch jedenfalls noch 
die häufigste. Es liegen mir Exemplare aus der Gegend von Genf, 
von Chillon bei Vevey” am Genfersee, von Bassano in den Venelianer 
Alpen, von Trient in Südtirol, von Thauer in Nordtirol, von Neuwaldegg, 
Hütteldorf und Kaltenleutgeben im Wiener-Walde und von der Zweier- 
wiese bei Fischau und vom grossen Föhrenwalde bei W.-Neustadt 
vor. Facchini gibt sie auch auf dem Bordol bei Roveredo an. 

Sehr bemerkenswerth ist der Umstand, dass alle mir aus den 
verschiedenen Gegenden Frankreichs durch Boreau, Franchet und 
Huguenin zugesendeten Exemplare der P. brevistyla (und zwar 
sowohl jene mit androdynamischen als auch jene mit gynodyn. Blüthen) 
im Vergleiche zu den im östlichen Theile der Alpen beobachteten 
Exemplaren bei gleichbleibenden relativen Massverhältnissen, ein 
grösseres absolutes Ausmass aller Theile zeigen. Es wiederholt sich hier 
eben das analoge Verhältniss, welches auch die eine der Stammarten, 
nämlich P. acaulis (L. var.) im westlichen und östlichen Europa zeigt. 
In westiichen Frankreich zeigt P. acaulis Dimensionen, welche jene 
der gleichnamigen Pflanze aus dem Wiener Walde um ein Drittel 


9 


übertreffen und es sin! z. B. Blüthen mit einem Querdurchmesser des 
Saumes von nahezu 4 Centim. bei Angers keine Seltenheit, während 
selbst die grössten Blüthen derselben Art in Niederösterreich und 
Ungarn kaum jemals einen Querdurchmesser des Saumes von 3 Cen- 
limeter erreichen. 

Schon Boreau bemerkt in der Fl. du Centre de la France (ed. 
3) p. 438 und 439 bei P. brevistyla DC. (varvabilis Goup.): „On 
trouve des individus qui par leurs caracteres se rapprochent de 
loffieinalis ei d’autres qui tiennent davantage du grandiflora (— 
acaulis), en sorte que les uns seraient officinali-grandiflora, et les 
autres grandiflora-offieinalis.* — Sowie im westlichen Frankreich 
finden sich auch im Gelände der Alpen zwei gut unterscheidbare Ba- 
starte, als deren Stammeltern wir P. acaulis und P. officinalis anzu- 
sehen uns berechtigt halten und von welchen der eine der P. offi- 
cinalis, der andere der P. acaulis näher steht. Der letztere scheint 
allerwärts bei weitem seltener als der erstere. Die Beschreibungen, 
welche die französischen Autoren von P. brevistyla DC. (= variabilis 
Goup.) geben, passt auch nur auf die der P. offieinalis näher ste- 
hende Pflanze und es erscheint darum auch zweckmässig, den Namen 
P. brevistyla DC. nur auf diese zu beziehen. Die der P. acaulis näher 
stehende Pflanze dagegen bezeichne ich hiermit als P. flagellicaulis. 


3. Primula flagellicaulis 
(superacaulis X officinalis). 

Der Schaft kürzer als die mit ihm gleichzeitig entwickelten 
grundständigen Blätter, die Inflorescenz 2—7blüthig, die längsten 
Blüthenstiele 1), —2mal so lang als der Schaft. Die Haare des Schaftes 
und der Blüthenstiele weniger reichlich, aber mehr verlängert als jene 
der P. brevistyla und immer etwas länger als der Querdurchmesser 
der Blüthenstiele. Kelchzipfel fast so lang als die Kelchröhre. Quer- 
durchmesser des Kronensaumes 2 Centim. 

Der P. acaulis sehr ähnlich, zumal den sehr selten vorkommen- 
den Individuen derselben, welche einen kurzen Schaft entwickeln. 
Solche Individuen der P. acaulis unterscheiden sich von P. flagelli- 
caulis durch die grösseren Blüthen, den noch tiefer und in noch viel 
schmälere Zipfel gespaltenen Kelch und die noch mehr verlängerten 
zu einem fast spinnwebartigen lockeren Ueberzug verstrickten Haare 
der Blüthenstiele. 

P. flagellicaulis wurde von General v. Sonklar bei W.-Neustadt 
und von meinem Bruder J. Kerner bei Kaltenleutgeben und Dornbach 
im Wiener-Walde aufgefunden und wurden mir von letzterem lebende 
an den angegebenen Standorien gesammelte Stöcke milgetheilt, welche 
ich seit Jahren neben P. brevistyla DC. im Innsbrucker botanischen 
Garten kultivire. 

4. Primula digenea 
(acaulis X elatior). 

Blätter dünn, verkehrteiförmig, allmälig in den Blattstiel zusam- 

mengezogen, fein gezähnelt. Schaft beiläufig so lang als die gleich- 


7 * 


80 


zeitig entwickelten grundständigen Blätter. Inflorescenz 5—12blüthig; 
die Blüthenstiele länger als der Kelch. Saum der Krone im Quer- 
durchmesser 22 —26””. — Kapsel ellipsoidisch, 12” lang, 5" breit, 
über die Kelchröhre um 4—5”" emporragend und so lang als der 
ganze Kelch. 


P. elatior X acaulis Reuter, Reichenb. Icon. XVII, p. 35 (1855). 
P. acaulis X offieinalis Muret. in Rap. Guide ed. II, p. 484. 


Häufiger als die Vorhergehende und Nachfolgende. — Es liegen 
mir Exemplare von Montreux (Vaud), von Le Mont bei Lausanne in 
der Schweiz, von Thauer bei Hall in Tirol, vom Fusse des Kessel- 
berges am Kochelsee in den bairischen Alpen *), von Gamming im 
Erlafthale und von Purkersdorf im Wiener-Walde in Nied.-Oester- 
reich vor. 

3. Primula media Peterm. Fl. Lips. (1838), 
(elatior X officinalis). 


Obschon P. offieinalis und P. elatior in nächster Nähe und in 
grosser Individuenanzahl in den Thälern der Alpen vorkommen, ist 
doch der aus ihnen hervorgegangene Bastart äusserst selten. Ich beob- 
achtete denselben im Florengebiete von Innsbruck nur bei Vill und 
Ambras und zwar an beiden Orten nur in spärlichen Exemplaren. — 
Auch ausserhalb dem Bereiche der Alpen ist P. media selten. Am 
Südrande des böhmisch-mährischen Gebirgsplateaus fand ich einmal 
einge wenige Individuen zwischen den muthmasslichen Stammeltern 
auf der Donauleithen zwischen Mautern und Rossatz in Niederösterreich. 
— 0. Kuntze sagt von dieser Pflanze in seiner Taschenflora von 
Leipzig (1867), S. 77: „Aeusserst selten unter den Eltern zwischen 
Grossdölzig und Möritzsch.“ 


Primula Tommasinii Gren. et Godr. FI. fr. 449. 


Wurde von Schott für einen der Kombination elatior X Columnae 
entsprechenden Bastart gehalten (Nyman Syll. p. 138). Ich kann dieser 
Annahme nicht beistimmen und halte P. Tommasinü Gr. et Godr. für 
Syn. der P. Columnae Tenore = P. suaveolens Bert. (Vergl. meine 
diessfälligen Bemerkungen in Oest. bot. Zeitschr. XXV, p. 14 und 15.) 


6. Primula venusta Host Fl. aust. I. 248, 
(Auricula > carniolica). 

Mit Sicherheit nur innerhalb des Verbreitungsbezirkes der P. 
carniolica, namentlich in der Umgebung von Idria (die Ex. meines 
Herbars vom Jelenk bei Idria). Nach Fleischm. im Ischkathale und 
auf der Kobila. — Host gibt sie a. a. O. in montanis subalpinis 
Comitatus Tolmiensis (Grafschaft Tolmein bei Görz) an und führt dann 
ausserdem noch als Standort den Monte Baldo an, wo Welden diesen 

*) Auch von Einsele bei Kleinweil am Kochelsee angegeben (Sendtner, 
Veget. Verh. Stidbaierns, S. 848). 


81 


Baslart gefunden haben will. Auch Bertol. in Fl. ital. Il, 385 erwähnt 
dieses Vorkommens und Reichenb. unterscheidet in Excurs. 403 die 
von Welden am M. Baldo gefundene Pflanze als ß Weldeniana. — 
Da jedoch der M. Baldo schon ausserhalb des Verbreitungsbezirkes 
der P. carniolica liegt und auch die zweite Stammarlt, nämlich P. 
Auricula L. dort fehlt *), so ist dort das Vorkommen der P. venusta 
wenig wahrscheinlich und beruht die Angabe Welden’s wohl auf 
irgend einer Verwechslung. 


°. Primula discolor Leyb. in Flora 1855. I. p. 344, t. 11, 
(Auricula X önensis). 

Im südwestlichen Tirol. Von Leybold zuerst auf dem Monte 
Stabolette in Judicarien entdeckt. Ebenda auf dem Frate di Breguzzo 
auf der Alpe Magiasone und Stabolfresco ober Daone von Porta im 
Jahre 1865 aufgefunden und dort neuerlich im Jahre 1872 in einer 
grossen Anzahl von Individuen gesammelt. Unter den dort wachsenden 
Exemplaren dieses Bastartes fanden sich merkwürdigerweise auch 
solche, deren Blüthenfarbe nicht eine Mischung aus dem Goldgelb der 
P. Aurieula L. und dem Roth der P. önensis Thomas = P. daonen- 
sis Leyb.) entsprach, sondern welche schwefelgelbe oder fast weisse 
und nur an der Röhre bläulich angehauchte Corollen zeigten, ebenso 
Individuen, welche vollständig kahle, grüne (weder mit dem mehligen 
Beschlag der P. Auricula, noch mit den drüsentragenden Haaren der 
P. önensis besetzte) Kelche besassen, eine Erscheinung, auf die ich 
später nochmals zurückkommen werde. 

Auch konnte Porta unschwer zwei durch Kreuzung aus P. 
Auricula und P. önensis entstandene Bastarte unterscheiden, von 
welchen der eine der P. Auricula L., der andere der P. önensis 
Thomas näher steht. Das Gleiche war bereits Leybold aufgefallen, 
wie aus dessen Bemerkungen a. a. O. S. 345 hervorgeht; doch be- 
schrieb Leybold in der S. 344 gegebenen Diagnose unter dem Namen 
P. discolor nur die der P. Auricula näher stehende Hybride. Die 
andere der P. önensis näher stehende Pflanze hat nun Huter mit dem 
Namen P. Portae belegt, unter welchem Namen ich sie hiermit auch 
aufführe. 


8. Primula Portae Huter in lit. 1873, 
(subauricula X önensis). 


Unterscheidet sich von P. discolor Leyb. durch den mit drüsen- 
tragenden Haaren bestreuten Schaft, den Mangel des mehligen Anfluges 
am Schlunde der Corolle und an den Kelchzipfeln. Die Blätter sind 


P. Aurieula L. ist auf dem Baldo sowie auf den dem Baldo östlich 
gegenüberliegenden Gebirgszügen im Süden von Vallarsa etc. durch die geruch- 
lose P. Balbisii Lehm. (= P. eiliata Moretti, non Schrank) ersetzt. — Da 
von alpinen Primeln dort nur noch P. spectabilis Tratt. vorkommt (P. car- 
niolica Pollin. ist = P. spectabilis Tratt.), so könnte man muthmassen, dass 
die von Welden gefundene Pflanze ein der Kombination Balbisii X spectabilis 
entsprechender Bastart war. 


82 


weicher, reichlicher drüsenhaarig und etwas klebrig. — Von P. önensis 
unterscheidet sie sich durch die längeren Blüthenstiele, welche die 
halbkreisformigen sehr kurzen Deckblättchen 2—3mal überragen, durch 
die trübrothe Blüthenfarbe, breitere Blätter und die geringere Zahl 
der Drüsenhaare an Blättern und Kelchen, in Folge dessen P. Portae 
wenig klebrig ist, während P. önensis zu den am meisten klebrigen 
Primeln gehört. 

Mit P. discolor Leyb. an den gleichen von Leybold mit 
„Primel-Gärten“ verglichenen Standorten. 


9. Primula Göbelü 
(Auricula X villosa). 

Von Herrn Kriegskommissär A. Peheim in Graz auf dem Eisen- 
hut bei Turrach in Steiermark aufgefunden und Herrn Göbel in 
Innsbruck in lebenden Stöcken übersendet. 

Es ist begreiflich, dass sich bei der nahen Verwandtschaft der 
P. önensis Thom. und P. villosa Jacq. auch die Bastarte, welche 
durch Kreuzung dieser beiden Arten mit P. Auriceula L. entstanden 
sind, sehr ähnlich sehen. Dennoch lässt sich durch dieselben Merkmale, 
durch welche sich P. villosa Jacgq. und P. önensis Thom. scheiden, 
auch die P. Göbelii von P. Portae unterscheiden. — Die Blätter der 
P. önensis sind keilförmig und an dem fast gestutzten oberen Ende 
mit grossen Zähnen besetzt, von welchen der mittelste seinen rechten 
und linken Nachbar nicht überragt, während die Blätter der P. villosa 
spathelig-verkehrteiförmig sind und an dem gerundeten oberen Ende 
derart mit Zähnen besetzt erscheinen, dass der mittelste derselben 
die seitlichen überragt. Dieser Zuschnitt des Blattes der P. villosa 
Jacg. spricht sich nun auch deutlich genug in P. Göbel aus. 

Leider habe ich noch nicht Gelegenheit gehabt, diese Pflanze, 
von welcher mir ein Stock durch den eben so eifrigen als glücklichen 
Kultivateur der Alpenpflanzen, Herrn Oberinspektor Göbel in Innsbruck, 
mitgetheilt wurde, in allen Entwicklungsstadien zu beobachten und zu 
ermitteln, ob vielleicht auch noch andere Unterschiede zwischen P. 
Göbelii und den beiden vorhergehenden Primeln existiren. — Jedenfalls 
möchte ich hiermit die steiermärkischen Botaniker, welche Gelegenheit 
haben, das Gebiet der P. villosa Jacq. zu untersuchen, auf diesen 
Primel-Bastart dringend aufmerksam machen. 

(Schluss folgt.) 


eo  — 


Florae italicae novitates quatuor. 
Auctore Vietore de Janka. 


1. Colchicum Levieri Janka. 
Autumnale, foliis hysteranthiis. Flores 1—7. Perigonii tubus 
limbo 2-plo longior. Limbi 2—3-pollicaris rosei tesselati segmenta 
lineari-lanceolata nervis eirciter 20 undulatis percursa, exteriora lon- 


83 


giora. Filamenta omnia basin versus sensim inerassala, inleriora lon- 
giora paullo altius inserla unacum antheris perigonio dimidio manileste 
breviora. Antherae lineares. Stili vix perigonii dimidiam longi. 
Stigmata slilis crassiora uncinata unilateralia profunde sulcata. Tuber 
parvum, tunieis firmiusculis chartaceis brunneis veslilum, Folia 4—-5 
lineari-lanceolata ulrinque allenuata atque basi in planta fruclifera 
ita disereta, ut capsulae haud ovallatae; folium infimum subsequente 
plerumque angustius. Capsulae spongiosae subglobosae nucilormes. 


Hab. pr. Florentiam Italiae septemtrionalis e. g. in pralis San Do- 
nato! et in graminosis inter vineas ad San Margarita! 


Nominavi in honorem clarissimi et amicissimi Dr. Levier, de 
agri florentini flora atque de illa Apruiiorum meritissimi. — Nulli 
propius accedit, quam ©. lusitanico Brot., ex deseriptione el icone in 
Phylographia lusitanica 2. p. 211, tab. i73 et 174 mihi solum noto, 
distinctum tamen capsularum forma atque foliorum dispositione. Lon- 
gius distat ©. auftumnale L. foliis multo latioribus capsulas triplo ma- 
jores obvallantibus, perigonii forma ejusque colore, stigmalibus etc. 


2. Colechicum variopietfum Janka. 


Autumnale, foliis hysteranthis. Spatha ante aperturam laevissi- 
ma, demum subtiliter striatula. Flores 1—5. Perigonii tubus limbo 
4—5-plo longior. Limbus pollicaris vel paullo longior inaequalis, 
lamen simetricus. Seginenta exteriora longiora latioraque lanceolato- 
spathulata vel obovato-lanceolata; interiora apicem versus magis alte- 
nuata; omnia acutiuscula, colore rosea carina in segmenlorum parte 
inferiore excepta superficie reliqua utrinque distincte tesselata nervis 
circiter 20 undulatis percursa. Filamenta basin versus sensim in- 
crassata alque introrsum leviter arcuata; interiora longiora paullo 
altins inserta demptis antheris — exteriora unacum .antheris dimidiam 
segmentorum suorum aequantia. Antherae lanceolato-lineares obtu- 
siusculae ante foecundationem pulchre roseae, demum dilute flavae 
subaurantiacae. Stili perigonii segmenta interiora longitudine plerum- 
que aequantes, saepius eliam e perigonio exserti. Stigmata stilis 
crassiora arcualo-recurva, unilateralia profunde sulcata atque juxta 
sulcam lineis utrinque binis papillarum ciliolata. 


Tuber parvum Juglandem vix aequiparans, tunieis brunneis fir- 
miusculis chartaceis vestitum. Folia 5—9 stricta, pollicem ad summum 
— plerumque vero 5—8 lineas — lata, spilhamam vel paullo ultra 
longa, basi breviter — apicem versus insensibiliter subacuminato- 
attenuala, ambitu lingulato-linearia vel sublinearia, inferne rolundalo- 
canaliculata, ceterum applanata, margine plana i. e. haud undulata; 
folium infimum a ceteris remotum basi caulem 1—2 pollicarem tubu- 
loso-vaginans; reliqua alternatim valde approximata semiamplexicaulia. 
Capsulae farctae cylindraceo-ovatae 4—8 lin. latae vix 12 longae 
apice abrupte longiuscule 3rostratae. Semina parva illorum Sinapeos 
magniludine, rugulosa, fuscescentia. 


Hab. in pratis campestribusque dumosis inter Eboli (viae ferreae 
stationem) et fl. Sele versus Paestum non procul a Neapoli, ubi de- 
texi d. 18. Junii 1874. 

Nec cum Colchico neapolitano Ten., nec cum ©. Bivonae Guss., 
minime cum C. Tenorei Parl. conjungendum; distinctissimum. — Etiam 
Colckicum Todarii Parl. fl. ital., quod idem cum C. Bisignani Ten.!, 
ex speciminibus, quae attuli ex horto botanico neapolitano, foliis sub- 
synanthiis, laete viridibus, laxis, perigonio, stigmatibus punctiformibus 
tolo coelo diversum. 


8. Dianthus Guliae Janka in ephemeridibus melitensibus „il 
Barth“ II. (1874) Nr. 21. pag. 422. 

Perennis, laete viridis, praeter foliorum marginem sub lente 
scabriusculum glaber laevissimus. Caudex plerumque elongatus longe 
protractus stoloniformis atque inter dumeta varie flexuosus, quandoque 
subscandens, caules solitarios vel plures faseiculosque foliorum steriles 
emiltens. Caules 11/,—3 pedales tenues simplices, teretes vel sub- 
angulati subtilissime striatuli, apice capitulo 3-multifloro terminati. 
Folia laxa, valde angusta, lineari-subulata lineam vix lata, usque 
semipedem longa, caulina basin versus haud angustata in vaginam 
laminae latitudine 4—5-plo longiorem connata. Turionum folia fasci- 
eulata basi longissime, in petiolum quasi attenuata. Squamae 8 al- 
bidae coriaceae obovato-cuneiformes laeves margine superiore utrin- 
que anguste membranaceo breviter decurrente cinctae, omnes vel 
pleraeque plus minus abrupte in acumen subulatum herbaceum viridi- 
striatum squama ipsa nunec longius, nunc brevius calycemque sub- 
aequans vel superans productae. Calicis oblongo-elliptici tubus 
viridis mullistriatus; dentes lanceolato-acuminati, margine papilloso- 
puberuli tertiam tubi partem longi, purpurascentes. Petala pulchre 
lutea: lamina imberbis quidem, sed tota superficie velutino-puberula 
calycis dimidiam aequans, subtus haud raro rufa. 

Hab. in campestribus dumosis inter Eboli (viae ferreae stationem) 
et fl. Sele versus Paestum non procul a Neapoli; detexi d. 18. Ju- 
nii 1874, 

Clarissimo Dr. Gavino Gulia, solertissimo florae melitensis per- 
scrutatori dedicavi miram hanc plantam: ad Dianthum Carthusianorum 
fere ita sese — ut D. Knappii Aschers. (e Bosnia) ad D. kburnicum 
Bartl. habitantem. 


4. Iris spuria L. 


Speciem hanc ex Italia adhuc haud notam — nam Iris spuria 
Bert. fl. ital. —= I. foetidissima L. (efr. Parlatore flora italiana vol. 
Il. pag. 299) — iisdem locis cum Colchico variopieto m. et Diantho 


Guliae m. supra descriptis legi atque frequentem observavi. 
Pestini in Hungaria, d. 16. Februarii 1875. 


—messes — 


85 


Neue Kernpilze. 
I. Serie. 
Von G. v. Niessl. 


(Fortsetzung, ) 


Gnomonia Sesleriae n. s. Perithecia minutissima puncti- 

formia gregaria, globosa, tecta, ostiolo obscuro; ascis clavaltis, in- 
60—66 

ferne in stipitem tenuum attenuatis "gg stipes 12—15 ; sporidüs 


octonis, distichis, ovoideo-oblongis vel oblongis, utrimque obtusiuscu- 

lis, rectis vel inaequilateralibus, medio septatis nunguam constrictis, 
... 10—12 

hyalinis FraLR: 

An den beiden Flächen vorjähriger dürrer Blätter von Sesleria 
caerulea bei Brünn und Polau in Mähren, zur Blüthezeit dieses Grases 
gesammelt. 

Die Perithecien bilden ganz kleine Heerden, welche, da erstere 
von dunkeln Fibrillen umgeben sind, bräunlich erscheinen. Der Habitus 
ist der einer Sphaer ella, aber die Schläuche haben die charakteristisch 
am Scheitel verdickte innere Membran. Die Sporen zeigen eigentlich 
noch kein rechtes Septum, sondern nur die Theilung “des Nucleus; 
ihre Form schwankt zwischen der oblongen und eirunden. 

Im Ganzen weicht dieser Pilz ziemlich bedeutend vom gewöhn- 
lichen Typus der Gnomonien ab, doch weiss ich ihn vorläufig nicht 
besser anders wohin zu stellen. 

Sphaerella carniolica n. s. Epi-rarius hypophylla. Peri- 
thecia dense disseminata, minuta, punctiformia, globosa, papillata, 
tandem vertice umbilicata, atra; ascis fascieulatis 8sporis, obovatis 

30—42 


vel oblongis, sessilibus 14-18 


18 sporidis farctis, cuneato - oblongis, 


15 —19 
rectis, medio septatis vix constrictis, dilute virescentibus WERNE 


An abgestorbenen Blättern von Draba ciliata auf dem Nanos in 
Krain. Die obere Blattläche erscheint mit mehr oder weniger dicht 
stehenden schwarzen Pünktchen besäet, doch so, dass man "die ein- 
zelnen Perithecien mit freiem Auge noch gut unterscheiden kann. 
Letztere gehören also nicht zu den kleinsten. Die Sporen sind oben 
breit abgerundet, nach abwärts verschmälert, nicht ganz farblos, aber 
doch sehr blass grünlich. 

Sph. confinis Karsten an Blättern von Braya und Draba-Arten 
auf Spitzbergen vorkommend, gleicht, nach der Beschreibung zu ur- 
theilen, unserem Pilze wohl äusserlich. Dagegen werden “aber die 


50—65 
Schläuche als „fusoideo-elongati* und 5mal so lang als breit “ 2) 


die Sporen „aciculari- vel fusoideo-elongatae hyalinae,“ ebenfalls nur 


s6 


16— 24 
mit 1/, der Länge zur Breite (7) beschrieben, so dass diese 


Art also von der obigen wesentlich verschieden ist. 

Forma: major, perithecia plerumqgue sparsa, papillata ; sporidia 

16— 20 
5—6 
auf Alpen bei Bozen und Liezen. Juni, August. 

Vielleicht gehört hieher die von Auerswald in der Mycologia 
europ. flüchtig erwähnte, aber wegen mangelhaften Materiales nicht 
beschriebene Sph. minuta. 

Sphaerella eriophila n. s. Perithecia sparsa, erumpentia, 
minuta, subglobosa, ostiolo papillaeformi, atra, nitida, lumine di- 
sperso laete castanea, coriacea; ascis obovatis- vel ovoideo-oblongis, 


An dürren Blättern und Blüthenstielen von Draba aizoides 


7A—83 
sessilibus 3045; Sporidüs octonis, irregulari 3stichis seu farctis, 
ex oblongo cuneatis, inferne perparum attenuatis, rectis, medio sep- 


20—30 
tatıs et paulo constrictis, dilutissime virescentibus a 


An abgestorbenen Blättern und Stengeln der filzigen oder wol- 
ligen alpinen Artemisien, so an A. Mutellina, spicata, glacialis und 
lanata, der Alpen Oesterreichs und der Schweiz, so wie auch auf 
A. Baumgartenii in den Karpaten, zur Blüthezeit der Mutterpflanze, 
offenbar gemein, da ich sie kaum an einem Exemplar vergeblich ge- 
sucht. Ist auch in den Phanerogamen-Herbarien leicht zu finden. 


Die glänzend schwarzen Perithecien stechen sehr ab von der 
weissen Wolle der Unterlage, und sind desshalb trotz ihrer Kleinheit 
schon mit freiem Auge leicht zu unterscheiden; auch die Mündung 
ist stets deutlich. Die Schläuche sind sehr breit, die Sporen meist 
mehr keilföürmig als oblong. Der obere Theil ist gewöhnlich breiter, 
manchmal auch kürzer als der untere. Eine ihr verwandte Art ist 
S. clandestina. Bei dieser Gelegenheit bemerke ich, dass Auerswald 
letztere in dieser Zeitschrift unter dem Namen Stigmatea Primulae 
beschrieben hat. Obwohl diesem Artennamen die Priorität gebührt, 
halte ich den obigen doch aufrecht, da ich den Pilz auch auf Grego- 
ria und Androsace fand, so dass die Auerswald’sche Bezeichnung 
nicht recht passt. Zu Stigmatea gehört er übrigens sicher nicht. 


Sphaerella adusta n.s. Perithecia minuta, dense conferta 
lateque effusa, ambientia, globosa, papillata, tecta, membranacea, 
2 . 38-248 kattı 
atra; ascis oclongo-clavatis, subsessilibus, octosporis all sporidüs 
faretis cuneato-oblongis seu inferne parum attenuatis, inaequilatera- 
12—16 
3—5 
Bildet graue, erst einige Millimeter lange, später zusammen- 
fiessende, ausgebreitele und den Stengel umgebende Flecken, so dass 
dieser wie angebrannt erscheint. An Convolvulus arvensis bei Brünn. Juni. 


libus, medio septatis, paulo constrictisque hyalinis 


87 


Die Sporen sind oben breiter abgerundet als unten, gewöhnlich 
schiefkeilföürmig, im überreifen Zustande durch Anschwellung mehr 
oblong und stärker eingeschnürt, in jeder Abtheilung mit mehreren 
sehr kleinen glänzenden Tröpfchen. 

Sphaerella polygramma. Sphaeria polygramma Fries s. 
m. Il. p. #32 partim? Perithecia minuta, seriata, conferta, subcon- 
fluentia, globosa, tecta, obscure papillata, atro-fusca, membranacea; 


ascis clavatis subsessilibus sporis, 78 sporidiüs fusiformibus vel 


paulo clavatis, rectis curvatisve, medio septatis, vix constrictis, hya- 
8—9 


2 


Bildet längliche oft strichförmig zusammenfliessende schwarz- 
braune Flecken, an dürren Stengeln von Ballota nigra (im Juni noch 
nicht völlig reif gesammelt) bei Brünn. Sie sieht der Sphaeropsis po- 
Iygramma sehr ähnlich und ist vielleicht die ihr entsprechende 
Schlauchform. Jedenfalls würde Fries sie für S. polygramma erklärt 
haben, und die Anwendung dieses Namens dürfte somit nicht ganz 
unpassend sein. Schläuche und Sporen gehören zu den schmäleren. 


linis, (an maturis?). 


(Fortsetzung folgt.) 


nn 


Vergleichende vegetabilische Chromatologie. 
Von H. C. Sorby, 


Mitgetheilt von Alfred Burgerstein, 
Assistent am pflanzenphysiologischen Institute der k. k. Wiener Universität. 


(Schluss.) 


IV. Lichnoxanthingruppe. 


Die Farbstoffe dieser Gruppe, welche in vielen Pflanzen auf- 
treten, in grösserer Menge aber besonders in Flechten und Pilzen 
gefunden werden, sind ausgezeichnet durch Unlöslichkeit in Wasser 
und Löslichkeit in Schwefelkohlenstoff. In einigen Fällen geken sie 
leicht in Modifikationen über, welche in Schwefelkohlenstoff unlöslich 
sind, in absolutem Alkohol jedoch leicht gelöst werden. Ihre Spektra 
zeigen nicht scharfbegrenzte Absorptionsbänder. Gegen Licht und 
Säurewirkung haben sie einen permanenteren Charakter, als die bis 
jetzt besprochenen Farbstoffe, so dass sie in gemischten Lösungen 
oft als Rückstände übrigbleiben. Hieher gehören: 

10. Das Orange-Lichnoxanthin. Dieser Farbstoff, auch in 
Pilzen vorkommend, von Sorby aber vorzüglich an Flechten studirt, 
kann am zweckmässigsten aus Peltigera canina gewonnen werden. 
Nachdem man den zerqueischten Thallus in Weingeist gekocht- und 


38 


das ganze Chlorophyll in der früher beschriebenen Weise getrennt 
hat, wird die alkoholische Lösung bis zur Trockene eingedampft und 
diese, das (Orange) Lichnoxanthin und Phycoxanthin enthaltende 
Masse in Schwefelkohlenstoff gelöst. Setzt man nun die aus den zwei 
genannten Farbstoffen zusammengesetzte Lösung unter einem grünen 
Glase der Sonne aus, so wird das Phycoxanthin bald zersetzt (wie 
man sich leicht durch das Verschwinden seiner Absorptionsbänder 
überzeugen kann), und in der Lösung ist nur mehr das Orange- 
Lichnoxanthin enthalten. Seine Absorption umfasst das ganze Blau 
und Grün, allmälig gegen das Gelb sich verlierend. 

Die oben erwähnte, in absolutem Alkohol lösliche Modifikation 
kann auch aus Platysma glaucum Nyl. (ÜCetraria glauca Ach.) und 
anderen Flechten gewonnen werden. 

11. Das Lichnoxanthin ist der verbreitetste Farbstoff dieser 
Gruppe und kommt fast in allen Pflanzen, wenn auch manchmal nur 
in sehr kleinen Quantitäten vor. Am besten ist er aus Clavaria fuci- 
formis und in Ermanglung dieser Pflanze aus der Wurzel von Dau- 
cus carota zu erhalten, und zwar wird die alkoholische Lösung 
zunächst mit Schwefelkohlenstoff geschüttelt, um das Orange-Xantho- 
phyll und den grösseren Theil des Xanthophylis zu entfernen. Nach 
Abdampfen der alkoholischen Lösung wird durch Schwefelkohlenstoff 
das Lichnoxanthin gelöst, zugleich aber mit einem guten Theile von 
Xanthophyll und gelbem Xanthophyll. Um es von diesen beiden Stoffen 
zu reinigen, braucht man diese Mischung bloss der Sonne auszu- 
setzen, wodurch dieselben zerstört werden, während das Lichnoxan- 
thin übrig bleibt. In Schwefelkohlenstoff gelöst hat es eine schöne, 
oft orangegelbe Farbe und sein Spektrum zeigt eine sehr gleichför- 
mige Absorption, die sich über das gesammte Blau ausdehnt und um 
die Mitte des Grün plötzlich endet. 

12. Das Gelb-Lichnoxanthin stimmt in der Darstellung und 
im chemisch-oplischen Verhalten mit dem vorhergehenden Farbstoffe 
ziemlich überein. Am besten gewinnt man es aus Physcia parietina. 


V. Phycocyan-Gruppe. 


Auf eine seiner früheren Arbeiten (Monthly mieroscop. Journ. 
1870 and 1871) hinweisend, in welcher die zwei dieser Gruppe an- 
gehörigen Farbstoffe näher beschrieben sind, macht Sorby nur wenige 
Bemerkungen. 

13. Das Phycocyan gibt ein wohlbegrenztes Absorptionsband 
im Orange und hat eine intensive rothe Fluorescenz. 


14. Das blassrothe Phycocyan (pink phycoe.) besitzt ein 
Hauptabsorptionsband zwischen Gelb und Grün, und seine Fluorescenz 
ist von orangegelber Farbe. 

Die Mischung dieser beiden Farbstoffe gibt Cohn’s Phycocyan. 
Beide sind in Wasser löslich, kommen aber in der Pflanze, wie sich 
auf spektroskopischem Wege ergibt, entweder-in fester Form oder 
in konzentrirter Lösung vor. 


89 


VI. Phyeoerythrin-Gruppe. 


Hieher gehören zwei in Algen gefundene Farbstoffe. welche 
Sorby schon früher (Monthly mierosc. Journ. 1871) näher beschrie- 
ben hat. 

15. Das blassrothe Phycoörythrin (pink phycoerythr.) gibt 
ein Spektrum mit einem Absorptionsbande am gelben Ende des Grün. 

16. Das rothe Phycoerythryn (red phycoerythr.) zeigt ein 
dunkles Band am blauen Ende des Grün. 

Keines fluorescirt, beide sind in Wasser löslich. 


VIL Erythrophyll-Gruppe. 

Wie gleich eingangs erwähnt wurde, scheinen die in diese 
Gruppe gehörigen Farbstoffe nicht wesentliche, sondern nur zufällige 
Pflanzensubstanzen zu sein. Sie sind in Wasser löslich, in Schwefel- 
kohlenstoff unlöslich und werden durch Lichtwirkung nur langsam 
verändert ®). 

Ganz ähnlich verhalten sich auch die Stoffe der 


VII. Chrysotannin-Gruppe. 


welche mehr oder weniger blassgelb gefärbt sind und bei der herbst- 
lichen Färbung des Laubes betheiligt sein sollen. 


Nach der Charakterisirung der eben genannten Farbstoffe folgen 
nun in der vorliegenden Arbeit von Sorby eine Anzahl Kapitel, 
welche ich desshalb in einem Resume folgen lasse, weil sie mit- 
unter interessante und wichtige Resultate enthalten. 


Vergleichung derselben Pflanzen, wenn sie unter ver- 
schiedenen Bedingungen wachsen. 


Wollten wir annehmen, dass die einmal geformten Farbstoffe 
weiter sich nicht verändern, so würde manche Thatsache unver- 
ständlich bleiben, die sich bei einer entgegengesetzten Ansicht leicht 
erklären lässt. Sorby glaubt auf Grund seiner Untersuchungen in der 
That annehmen zu müssen, dass die Farbstoffe der Pflanzen einer- 
seits wegen der bildenden Kraft (constructive energy) des Orga- 
nismus und andererseits in Folge der zerstörenden Wirkung des 
Lichtes in Verbindung mit dem atmosphärischen Sauerstoff in einer 
beständigen Veränderung begriffen sind, und dass der jeweilige Zu- 
stand eines jeden Pflanzentheiles zu verschiedenen Jahreszeiten durch 
das Gleichgewicht dieser beiden einander entgegen wirkenden Kräfte 
bedingt ist**). 


*) Das Nähere hierüber findet sich in früheren Arbeiten v. Sorby (Proc. 
Roy. Soc. 1867, p. 433 und (uart. Journ. of Science 1871.). 

**) Fast zu gleicher Zeit und auf einem anderen Wege gelangte auch 
Wiesner (Untersuchungen über die Beziehungen des Lichtes zum Chlorophyll) zu 
demselben Resultate. — Sitzungsber. der kais. Akad. der Wissensch. Wien, 
LXIX. Band. 


90 


Lichtwirkung auf Chlorophyll. 


Dass sich eine der Sonne und der Luft ausgesetzte Chlorophyll- 
lösung zersetzt, wurde schon angegeben, ebenso der Einfluss, welchen 
das Lösungsmittel, die Gegenwart oxydirender Substanzen, schützen- 
der Oele u. s. f. in dieser Beziehung haben. Ist das Chlorophyll in 
Schwefelkohlenstoff gelöst, so werden einige carmoisin (crimson) und 
roth (red) gefärbte Substanzen gebildet. Da dieselben durch die Wir- 
kung der blauen Strahlen zerstört werden, so kann man sie leicht 
dadurch gewinnen, dass man eine Chlorophylllösung dem rothen 
Lichte aussetzt, welches anfangs zwar das Chlorophyll, nicht aber jene 
rothen Produkte zersetzt. 


Entstehung rother Blätter. 


Sorby glaubt, dass die in den Blättern gefundenen rothen Sub- 
stanzen durch Lichtwirkung auf Chlorophyll aus diesem entstanden 
sind, und falls man diese Hypothese adoptirt, lassen sich viele diess- 
bezügliche Erscheinungen erklären, z. B. jene, dass unter gewissen 
Bedingungen ein Theil eines Blattes rolh wird, während der andere 
grün bleibt. Die bekannte (von Mohl, Kraus u. A. beobachtete) Erschei- 
nung, dass die Blätter mancher Pflanzen im Sommer grün sind, : bei 
Beginn des Winters roth werden und bei Wiederkehr des Frühjahres 
wieder ihre grüne Farbe bekommen, erklärt sich nach Sorby aus 
einem von der Temperatur abhängigen Verhältniss zwischen den kon- 
struktiv und destruktiv in der Pflanze wirkenden Agenlien. 


Verlust und Ergänzung der Farbstoffe in den Pflanzen. 


Aus verschiedenen Versuchen (Nichtentwicklung von Farbstoffen 
bei Pflanzen, welche im Finstern wachsen, Zerstörung von Chloro- 
phylllösungen, welche dem Lichte ausgeseizt waren, etc.) ergab sich, 
dass das Licht sowohl eine zerstörende wie aufbauende Wirkung 
hat, und dass in den unthätigen, in den Eprouvetien befindlichen 
Lösungen dieselben Veränderungen wie in den lebenden Pilanzen vor 
sich gehen. 

Verschiedene comparativ-quantitative Analysen. 

Sorby untersuchte bei verschiedenen Pflanzen (Aucuba japo- 
nica, lex aquifolium, Platysma glaucum, Fucus serratus) solche 
Blätter, respekt. Thallus, welche in der Sonne, und andere, welche 
im Schatten wuchsen, und bestimmte die relative Menge der in ihnen 
vorkommenden Farbstoffe. — Es zeigte sich, dass von jenen Sub- 
stanzen, welche durch Lichtwirkung am wenigsten verändert werden, 
die in der Sonne stehenden Blätter fast ebensoviel enthielten, wie 
die im Schatten gewachsenen. Dagegen zeigte sich im relativen Ge- 
halte solche Farbstoffe, welche durch Lichtwirkung leicht und schnell 
zerseizt werden, eine bedeutende Differenz. 


Veränderungen in Peltigera canina. 


Sorby nahm Exemplare von Peltigera canina, welche auf ver- 
schiedenen Standorten wuchsen, und theils sehr vollendete , theils 


91 


keine Fruktifikation zeigten, und untersuchte die relative Menge der 
einzelnen Farbstoffe, von denen in dieser Flechte mindestens sieben 
vorkommen sollen. Nebst anderen aus einer Tabelle (p. 472) zu er- 
sehenden Ergebnissen zeigte sich das bemerkenswerthe Resultat, dass 
die im feuchten Schatten wachsenden und keine Fruktifikation zei- 
genden Exemplare die geringste Menge der Lichnoxanthine enthiel- 
ten, welche Substanzen vorzugsweise in den Fruktifikationsorganen 
angetroffen werden (die in diesem Falle nicht entwickelt waren). Ein 
analoges Faktum ist jenes, dass das Orange-Xanthophyli fast den 
alleinigen Farbstoff der Spermatozoiden von Fucus serratus ausmacht, 
während es im Thallus bloss in geringen Quanlitäten vorkommt. 


Zusammenhang der verschiedenen Algengruppen. 


Die verschiedenen Algen enthalten wenigstens zwölf verschie- 
dene Farbstoffe. In einer Tabelle (p. 474) sind die relativen, in den 
einzelnen Algengruppen gefundenen Farbsioffmengen zusammenge- 
stellt und Folgendes zu erkennen: Die olivengrünen Algen sind cha- 
rakterisirt durch eine relativ grosse Menge von Chlorofucin uud Fu- 
coxanthin und die gänzliche Abwesenheit von gelbem Chlorophyll, 
Xanihophyll, gelbem Xanthophyli, Phycoeyan und Phycoerythrin; die 
rothen Algen unterscheiden sich von den eben genannten durch den 
grossen Gehalt der Phycocyan- und Phycoerythrin-Farbstoffe, sowie 
durch die geringe Menge des Chlorofucins und Fucoxanthins; die 
grünen Algen sind ausgezeichnet durch das Auftreten von gelbem 
Chlorophyll, sowie durch die gänzliche Abwesenheit des Chlorofucins, 
Fucoxanthins, Phycocyans und Phycoerythrins. — Blaues Chlorophyll, 
Örange-Xanthophyll und Lichnoxanihin ireten in allen drei Algen- 
gruppen auf. Die Gruppe der rothen Algen steht daher in der Mitte 
zwischen der der olivenfarbnen und der der grünen Algen. 


Zusammenhang zwischen den niedersten Klassen der 
Thiere und Pflanzen. 


Wie wir gesehen haben, enthalten die olivengrünen Algen kein 
gelbes Chlorophyll, keines der beiden Xanthophylle, also keine Farb- 
stoffe, welche für die höheren Pflanzen so charakteristisch sind, dagegen 
enthalten sie Chlorofucin und Fucoxanthin, welche beide in gewissen 
Aktinien gefunden werden. 


Veränderungen, welche in Oscillatorien vorkommen. 


Durch die Oseillatorien sind die olivengrünen Algen mit den 
Flechten verbunden. Sorby nahm Facus serratus, Oscillatorien und 
Peltigera canina, welche theils im Schatten, theils an einem der 
Sonne ausgeselzten Orte wuchsen, und bestimmte die relative Menge 
der Farbstoffe dieser Pflanzen (siehe die Tabelle p. 476). Es ergab 
sich, dass die in Schwefelkohlenstoff löslichen Farbstoffe solcher Oscil- 
latorien, die an einem schatiigen Orte wuchsen, mit den in Fucus 
und anderen olivengrünen Algen gefundenen identisch sind. Waren 
sie aber während ihrer Entwicklung sehr der Sonne ausgeselizti, so 


92 


fand eine grosse Reduktion dieser und zugleich eine grosse Zunahme 
solcher Farbstoffe statt, welche in Flechten, z. B. in Peltigera canina 
in grossen Quanliläten vorkommen. 


Hauptzusammenhang der verschiedenen Pflanzenklassen, 


Erinnern wir uns an das Chlorofucin und Fucoxanthin, welche beide 
in so grosser Menge in den olivengrünen Algen und in gewissen 
Aktinien, z. B. in Anthea cereus var. smaragdina vorkommen, ver- 
gegenwärtigen wir uns die Vertheilung der Farbstoffe in den oliven- 
grünen, rothen und grünen Algen, berücksichtigen wir das soeben 
von den Öscillatorien Gesagte, so ergibt sich zwischen allen diesen 
Formen folgender Zusammenhang: 


Die Aktinien zeigen in der Anthea cereus var. smaragdina 
einen chromatologischen Zusammenhang mit den olivengrünen Algen. 
Von diesen führt eine Reihe zu den rothen Algen und von hier durch 
Porphyra zu den grünen Algen, eine andere Reihe geht zu den 
Öscillatorien und von diesen durch Peltigera zu den Flechten. 


Beziehung der Pilze zu anderen Pflanzen. 


Die häufigsten Farbstoffe der Pilze stimmen genau überein mit 
jenen, welche in den Apothecien der Flechten gefunden werden; so- 
nach dürfen die Pilze nicht als vegetative, sondern als Fruktilikations- 
organe eines niederen Pflanzentypus angesehen werden. 


Zusammenhang zwischen den Farbstoffen der Blüthen und 
denen der Blätter. 


Die Zahl der in den Blumenblättern auftretenden Farbstoffe ist 
eine sehr grosse; manche von ihnen haben eine weite Verbreitung, 
andere werden nur in einzelnen Arten gefunden. In vielen Fällen 
sind die Farbstoffe der Blumenblätter dieselben wie in den Laubblät- 
tern, wenn das Chlorophyll verändert ist; in anderen Fällen sind aber 
besondere Farbsubstanzen entwickelt, welche in den Blättern fehlen. 
Die Farbstoffe der gelben Blüthen bestehen meist aus einer Mischung 
von Lichnoxanthin und den drei Arten von Xanthophyll. Orangegefärbte 
Blüthen enthalten bisweilen ausserdem noch andere Substanzen, ana- 
log dem Pezizaxanthin und Phycoxanthin. Die Entstehung rother 
Blüthen hängt von Substanzen ab, welche zur Erythrophyligruppe 
gehören. 


Wirkung des Lichtes auf Blüthen. 


Sorby hat in dieser Beziehung wenige Versuche gemacht. Bei 
einer dunklen Varietät von Cheiranthus Cheiri wurde durch Vermin- 
derung der Aussetzung an’s Licht eine vollständige Veränderung in 
der relativen Menge der Farbstoffe herbeigeführt. 


So z. B. wurde kein Erythrophyli gebildet, welches in den der 
Sonne ausgesetzten Blüthen reichlich vorhanden war. 


Zusammenhang zwischen den Pilzen und Flechten. 


In den höheren Pflanzenklassen sind die Blüthen mit den Blät- 
tern besonders durch Xanthophyll und gelbes Xanthophyll verbunden. 
Die Flechten enthalten sehr wenig oder gar nichts von diesen Sub- 
stanzen, wohl aber eine grosse Menge der charakteristischen Lichno- 
xanthine. Von diesem chromatologischen Standpunkte betrachtet, zei- 
gen die Pilze einigermassen dieselbe Beziehung zu den Flechten, 
welche die Blumenblätter eines blattlosen Parasiten zu den Laub- 
blättern einer normalen Pflanze haben würden. 


Gelbe Blattvarietäten, 


Bekanntlich findet man bei manchen Pflanzen Blätter oder Blatt- 
theile, welche nicht sattgrün, sondern gelb sind. Sorby fand nun auf 
spektroskopischem Wege, dass dieser Umstand in einer sehr grossen 
Differenz in der relativen Menge des blauen und gelben Chlorophylis 
begründet ist und gibt die Methode an, welcher er sich zu dieser 
Untersuchung bediente. Aus einer kleinen, die diesbezüglichen Resul- 
tate zusammenfassenden Tabelle ergibt sich, dass die relative Menge 
des gelben Chlorophylis in den grünen Blättern sehr variirt, wobei 
man wohl anzunehmen berechtigt ist, dass sie von der Dauer der 
Sonnen-Einwirkung abhängt. Wenn grüne Blätter in der Sonne gelb 
werden, so hat die relative Menge des gelben Chlorophylis zugenom- 
men, übereinstimmend mit der grösseren Leichtigkeit, mit welcher 
das blaue Chlorophyll zersetzt wird, aber sie ist geringer als in dem 
Falle, wenn eine gemischte Lösung der Sonne ausgesetzt wird. Wenn 
dagegen Blätter gelb sind, weil sie fast im Dunklen wuchsen, so ist 
die relative Menge des gelben Chlorophylis viel geringer als die nor- 
male, als ob unter solchen ungünstigen Bedingungen das blaue Chlo- 
rophyll viel leichter als das gelbe geformt würde. Aus diesen beiden 
Thatsachen lässt sich aber der allgemeine Satz ableiten, dass das 
blaue Chlorophyll viel leichter gebildet und viel leichter zerstört wird, 
als das gelbe Chlorophyll. 


Wenn auch trotz der vielen neuen und genauen Untersu- 
chungen, deren Resultate Sorby in seiner Schrift niedergelegt hat, 
noch vieles auf diesem Gebiete zu beobachten bleibt, so dürften doch 
wohl die bis jetzt gewonnenen Ergebnisse ein hinreichender Grund 
dafür sein, dass die Natur und das relative Verhältniss der verschie- 
denen Farbstoffe in den Pflanzen eine sehr wichtige physiologische 
Bedeutung haben dürften, und dass von einer vollständigen Kenntniss 
der vegetabilischen Chromatologie erwartet werden darf, dass sie 
auf die Entwickelung der Pflanzen viel Licht verbreiten und uns in 
den Stand setzen wird, eine Anzahl der fundamentalsten Fragen der 
pflanzlichen Biologie von einem neuen, und von den früheren An- 
schauungen unabhängigen Gesichtspunkte aus prüfen zu künnen. 


— a — 


Oesterr. botan, Zeitschrift. 3. Heft. 1875. = 


94 


24. 


436. 


Plantas in itinere africano 
ab J. M. Hildebrandt 
collectas, determinat et pergit W. Vatke. 


Auctoritate herbarii regii berolinensis. 


I. 


Labiatae Juss. 


. Ocımum gratissimum L. In insulae Sansibar locis siceis etiam 
cultum ob folia, quae ab Arabibus et Suarelis comeduntur. 
nov. 1873. 

. ©. suave Willd. Insula Sansibar. Frutex 2 m. altus (ideo potius 
suffrutex) odorem caryophylloidem spirat. nov. 1873. 

. O. filamentosum Forsk. Abyssinia: Habab. Rora asgede 6000’. 
5. aug. 1872. 

. O. gracile Benth. e diagn. In insulae Sansibar pratis siceis 
arenosis herbaceis copiose jul.—nov. 1873. 


. O. dichotomum Hochst. Abyssinia. Habab. a. 6000. jul. ad 


sept. 1872, 

. ©. reflexum Ehrnb. in Schweinf. Beitr. In Somalensium monti- 
bus Ahl dietis solitarium. mart. 1873. 

. Idem. Abyssinia: Habab in planitiebus siceis. jun.—sept. 1872. 
Stylum non vidi; an Orthosiphonis sp.? Videant, qui meliora 
exemplaria possident. 

. Orthosiphon cleistocalye Vatke in Linnaea XXXVIN. p. 317. 
Abyssinia c. 3000’. aug. 1872. 

. a. Coleus? sp. In Somalensium montibus Ahl dietis: Yafır 2000 
m. in rupium fissuris; rami prostrati. mart. 1873. Floribus de- 
ficientibus indeterminatus remanet. 

. ©. barbatus (Andr.) Benth. Abyssinia: Habab. Bogos 5—6000° . 
in sepibus loco granitico; fl. violacei. sept. 1872. 

. C. Schweinfurthii Vatke in Linnaea XXXVIl, p. 323. Abyssi- 
nia: Bogos 6000’ in solo sterili granitico. sept. 1872. 

. Hyptis pectinata (L.) Poir. Kidoti insulae Sansibar in pratis 
siceis rara; suffrutex 1 m. altus. oct. 1873. 

. Lavandula pubescens Decne? In rupium fissuris montium Ahl 
2000 m. calc. mart. 1873. Forma spicis abbrevialis; sp. non 
suppetit, 

. Mieromeria punctalta (R.Br.) Benth. ß. angustifolia Vatke pl. 

Steudner ined. Abyssinia: Bogos in planitiebus sterilibus; suf- 

frutex. jul. 1872. 

a. Salvia lanigera Poir. (S. controversa Ten.). Ramle prope 

Alexandriam. mart. 1872. 

S. nudicaulis Vahl. ß pubescens Benth. Abyssinia: Habab. Nakfa 

et Rora asgede 6—7000'. fl. albi. aug. 1872. 


840. 


434. 
851. 


999. 


691. 
433. 
435. 


95 


Ballota Hildebrandtii Vatke et Kurtz. In Somalensium mon- 
tibus Ahl: Yafır 2000 m. Suffrutex (frutex H.) 1 m. altus in 
locis umbrosis. mart. 1873. Superne breviter cano-tomentella, 
foliis orbiculatis inaequaliter crenatis, supra viridibus rugosulis, 
hirtellis, subtus tomentosis, calyeis limbo patente orbiculato, 
tubo sub 2plo longiore ad costas praecipue breviter villoso, 
margine undulato 10crenato, erenaturis mucronulalis. 

B. undulatae Benth. Proxima, caulis tomento, calycis tubo 
infra os coarctato diversa; folia caulina 2'5 em. longa, ad 3 cm. 
lata; floralia caulinis subaequalia; flores aequantes vel supe- 
rantes; verticillastri pauci (5—6) flori laxiusculi; bracteae ca- 
lycis tubum subaequantes lineari-spathulatae; calyces demum 
1 cm. longi; limbus rugosus intra hirtus margine ciliatus, co- 
rollae galea oblonga, intus praecipue dense albido-villoso lanata 
apice emarginato (Vatke et Hurtz). 


Otostegia repanda (R.Br.) Benth. Abyssinia: Habab. Bogos 
5—7000° fl. albi. jul. 1872. 

Leucas indica (L.) R.Br. e diagn. In Somalensium montibus 
Ahl 1—2000 m. communis. mart. 1873. 


L. (Loxostoma) densiflora Vatke. Kokotoni insulae Sansibar in 
declivibus collium calcareorum e corallis ortorum; suffrutex (H.) 
1 m. alt. Oct. 1873. Mihi potius herba videtur. Herbacea re- 
trorso-hispidula, foliis ovato-lanceolatis basi subcordatis cre- 
natis breviter acuminatis supra atroviridibus, subtus canescen- 
tibus, utrinque hirtellis, verticillastris densis multifloris calyeis 
tubo hispidulo, ore obliquo infra producto membranaceo, supra 
vix fisso, dentibus Spungentibus. Caules ultra 6 dm. alti erecti 
superne parum ramosi; folia inferiora petiolo 15 cm. longo, 
lamina ad 4 cm. longa, ad 2 cm. lata, floralia multo minora ; 
bracteae minutae vix calycem dimidium aequantes; verticilla- 
stri in spicam terminalem globosam vel ovoideam congesti 
nunc remoti in axilla proxima spicam globosam efformantes; 
calyx fructifer 1 cm. longus; flores ex sicco albi; connectivum 
staminum breviorum ultra antheras productum, quod in longio- 
ribus haud ita, quibus antherae minores; an ideo stamina bre- 
viora solummodo fertilia? stylus ramis valde inaequalibus more 
generis. 

Species ob bracteas minutas et calycis figuram L. glabratae 
(Yahl) R.Br. proxima, cui ab illustri Bentham verticillastri 
pauciflori tribuuntur, sed ex materia nostra diti plerumque 
multiflori. 


L. urticaefolia (Vahl.) R.Br. Abyssinia: Habab. 2000‘. sept. 
1872. 
L. glabrata (Vahl.) R.Br. Abyssinia: Habab. 6000 inter fru- 
lices. aug. 1872. 
L. martinicensis (Sw.) R.Br. Abyssinia: Habab. Bogos 5600’ 
tempore pluvioso. sept. 1872. 

s* 


96 


852. 


432. 


439. 


861. 


Lasiocorys argyrophylla Vatke. Fruticosa ramis simplieissimis 
elongatis, foliis integerrimis vel apice subdentalis utrinque se- 
riceo-argenteis obtusiusculis, verticillastris 2—-10floris, calycibus 
tubulosis, ore obliquo infra productiore, dentibus minutis, su- 
premo erecto, lateralibus declinalis, infinis fere ad apicem 
connalis, corollae tubo incluso. Yafır in Somalensium mon- 
tibus Ahl 2000 m. alt. frutex ramis strietis. mart. 1873. 

Rami ultra 5 dm. longi parce bifariam tomentelli; folia 
quam in L. capensi longiora ad 35 cm. longa, ad 0°6 cm. 
lata; bracteae acerosae pungentes calyce triplo breviores; ca- 
lyces obscure A10nervii; dentes subspinescentes tubo multo 
breviores; corolla magnitudine L. abyssinicae. Species calyce 
distinclissima abnormis huic tamen generi mihi ob dentes 5 in- 
serenda videlur, habitu inter L. abyssinicam et capensem fere 
media. 

L. abyssinica Benth. Abyssinia: Habab. Nakfa 5800° in loco 
sicco granilico. fl. lactei. aug. 1872. 


Leonotis pallida (Schum.) Benth. Abyssinia: Habab et Bogos 
in riparum silvis 2 m. alta. sept. 1872. 
Scrophulariaceis addenda et corrigenda: 


Antirrhinum apterum Vatke (Schweinfurthia a. Vatke in herb. 
reg. berol.) Caule erecto a basi ramoso, foliis membranaceis, in- 
ferioribus oblongo-lanceolatis, superioribus oblongo-linearibus 
omnibus obtusis, seminibus exalatıs. ©. In planitie littorali 
somalensi prope Lasgori usque ad muntes Ahl d. ad alt. mar. 
1500 m. copiose in locis humidis rivulorum recentium. mart. 1873. 


Herba alt. 3 dm.; folia inferiora ad 4°5 cm. longa, media 
ad 0°5 cm. lata, superiora ad 2 cm. longa ad 1 m. lata; exem- 
plaria mihi manca tantum praesto, sed ab affıni A. pterospermo 
A. Rich. vel Schweinfurthia p. A. Br. seminibus eximie differt. 
Schweinfurthiae genus forte melius Antirrhini seclio, qua de 
re alio loco fusius disseram, var. abyssinica Jaub., Poir. et 
Spach. 1. Poir. var. abyssinica Jaub. et Spach. — Bora 1. Rora. 
— Heren 1. Keren. — Lasgosi 1. Lasgori. — In deser. Urba- 
niae Iyperiaeflorae longi |. longis. — Lindenbergiae nigre- 
scentis descr. adde: corolla 1 cm. longa; sp. unicum Hysanthes 
l. Ilysanthes. — Hokotoni 1. Kokotoni. — Boswelliae 1. Bal- 
samodendri (fide H. in colloquio). 


(Continuabitur.) 


—sp pr a— 


97 


Reiseerinnerungen an Spanien, 


Von Moritz Winkler. 
(Fortsetzung.) 


Mein treuer Reisebegleiter, Herr Fritze, wurde nun durch Fa- 
milien- und geschäftliche Rücksichten gezwungen, nach Hause zurück- 
zukehren, während ich wich von Granada nicht trennen konnte, ohne 
vorher die Hochspitzen der Nevadaketie bestiegen zu haben. Ich 
unternahm mehrere kleine Partien in die nächste Umgebung allein, 
bis ich durch Freund Wilhelmi auf einen Mann aufmerksam wurde, 
der als Gärtner im Taglohne arbeitend, mir als sehr brauchbar und 
verlässlich erschien. Diesen nahm ich nun überall mit, wenn ich eine 
weitere Tour zu machen gedachte; er besorgte mir die nöthigen 
Reitthiere, kaufte die Viktualien ein, die mitgenommen werden mussten, 
half mir Pflanzen ausgraben, und bewies sich überhaupt so treu und 
tüchtig, dass ich ihm das allerbeste Lob spenden muss. Sein Name 
ist Manuel Jimenes. 

Ich veranlasste ihn, sich durch Sammeln von Pflanzen einen 
Nebenerwerb zu schaffen, und versprach ihm, beim Verkauf der Sachen 
behülflich zu sein, auch erhielt ich bereits eine Kiste trockener Pflanzen 
von ihm, doch sind meine Erwartungen leider nicht erfüllt worden, 
da der Inhalt ohne Sorgfalt präparirt ist, auch meist nur ganz ge- 
wöhnliche Spezies umfasst. 

Ein kleines, ziemlich isolirtes, ausserordentlich steriles Gebirge, 
die Sierra Elvira, bestieg ich am 26. Juni. Es war einer der heissesten 
Tage, die ich in Spanien erlebt halte, und wahrhaft afrikanische Glut 
hatte die Felsen so durchwärmt, dass die Sohlen brannten, wenn man 
darüber hinging. Leider waren die Früh um 4 Uhr bestellten Maul- 
thiere wie üblich nicht gekommen, und nach zweistündigem vergeb- 
lichen Warten musste ich zwei Esel miethen, die Sand zum Bau eines 
Hauses herbeitrugen; daher kamen wir erst um 11 Uhr am Fusse 
des Berges an und stiegen sofort hinauf, liefen kreuz und quer über 
die öden Flächen, ohne etwas Besonderes anzutreffen, denn jeder 
Grashalm war bereils vertrocknet. Am Fusse wuchs Heliotropium 
supinum und Sideritis romana L., oben bemerkte ich Anthyllis 
arundana Bois., Eruca longirostris v. Uechir., Lavandula latifolia 
Vill. und Tordylium maximum L., auch Leurea conifera DC. und 
Serratula pinatifida Pour., die übrige Vegetalion, die im Frühjahre 
wohl interessant sein mag, halte der Sommer bereits abwelken lassen. 
Gemartert von Durst und dem Uebermass von Hitze stiegen wir um 
5 Uhr Nachmittags ziemlich unbefriedigt hinab, um auf den unge- 
sattelten Eseln nach Granada zurück zu schleichen. Nach so anstren- 
gender Thätigkeit ist es eine unendliche Qual, diese trägen Thiere 
besteigen zu müssen, die aus dem langsamsten Schritt nicht heraus 
zu bringen sind, nach jedem geniessbaren Gegenslande haschen, keinen 
Sattel und Zaum kennen und so klein sind, dass meine langen Beine 
den Staub der Strasse aufschleiften. 


98 


Nach diesem ersten Versuche hatte ich wenig Vertrauen auf 
ein besseres Resultat bei der benachbarten Sierra Alfacar, doch wurde 
dasselbe in der That bei weitem übertroffen. Die Alfacar ist eine der 
pflanzenreichsten Punkte in der Umgegend Granadas, wozu die noch 
theilweise Bewaldung und ein grösserer Wasserreichthum beiträgt. 
Im Monat Mai muss hier eine wunderbar reiche Ausbeute aufzufinden 
sein und ich bedaure lebhaft, ihr nicht wenigstens bald nach meiner 
Ankunft in Granada einen Besuch gemacht zu haben. Bei dem Dorfe 
Alfacar am Fusse der Sierra entspringt ein so mächtiger Quell des 
klarsten und besten Wassers, dass er sofort bei seinem Ursprunge 
zwei Mahlgänge zu treiben vermöchte, und auch auf der Sierra selbst 
finden sich einige erfrischende Quellen. Auf den zwei Exkursionen, 
die ich nach diesem ziemlich ausgedehnten Gebirge unternahm, sam- 
melte ich nachstehende Pflanzen. Achillea micerophylla W. G., Adonis 
vernalis L.? (die Unterschiede von A. vernalis sind kaum ausreichend, 
um eine neue Art darauf zu begründen, obschon es auffällig genug 
ist, dass ich diese zeitige Frühlingspflanze, welche bei uns schon im 
April und Mai blüht, dort in dem heissen Klima Spaniens noch Anfangs 
Juli mit unreifen Früchten und sogar noch mit vereinzelten Blüthen 
antraf), Allium roseum L., Alyssum serpyllifolium DC., Anthemis 
tuberculata Bois., Anthyllis arundana Bois., Arctostaphylos offieinalis 
W. G., Arenaria armeriastrum Bois. ß caesia, Astragalus chloro- 
carpus Bois., Biscutella variegata B. Rt., Bunium macuca Bois., 
Bupleurum aristatum Bartlg., B. rigidum L., Carduus granatensis 
Wilk., Carex humilis Leysser, Centaurea granatensis Bois., Cistus 
laurifolius L., Convolvulus lineatus L., Cynanchum nigrumL., Draba 
hispanica L., Erinus alpinus L., Genista Boissieri Spach., Geum 
- silvaticum DC., Gladiolus illyrieus Koch, Haenselera granatensis Bois., 
Hypericum hyssopifolium Will., Jasonia glutinosa DC., Laserpitium 
angustifolium L., Lithospermum fruticosum L., Lonicera hispanica 
Bois., L. caprifolium L., Nepeta reticulata Dsf., Orchis Durandü B. 
Rt., O. coriophora L., O. pseudosambucina Ten., Passerina elliptica 
Bois., Potentilla pensilvanica L. Calles Suchens ungeachtet leider nur 
in einem Exemplare), Prunella laciniata L., Pterocephalus niveus 
Coult., Salvia phlomoidesL., S. SclareaL., Saxifraga erioblasta Bois., 
Sideritis incana L., hirsuta L., Silene Boissieri J. Gay, Stipa Laga- 
scae B. Rt., Teucrium Webbianum B. Rt., Thymus granatensis Boıs., 
Turgenia latifolia L., Trifolium ochroleucum L., Valerianella erio- 
carpa Desv. und Verbascum thapsiforme Schrad. 

Von einem Dauerlauf in dem Thale der Aqua blanca spät und 
ermüdet zurückgekehrt, wurde ich aufgefordert, noch nach einer, an 
die Alhambra anstossenden Besitzung zu kommen, wo sich die Familie 
Wilhelmi mit einigen spanischen Freunden zur Feier eines Geburts- 
tages vereinigt hatte; zwar war es schon 9 Uhr Abends und meine 
müden Glieder sehnten sich nach Ruhe, dennoch ging ich hin und 
traf in einem kleinen Gärtchen eine Anzahl Personen, die ich in der 
absoluten Dunkelheit nicht zu erkennen vermochte. Herr Wilhelmi, 
der mir entgegen kam, führte mich an die Umfassungsmauer, von der 


99 


man direct das tieferliegende Granada erblickt, welches sich an den 
Hügeln des Darro-Ufers allmälig anhebt. Von den Häusern war nichts 
zu erkennen, nur die verschiedenen Lichter der Laternen und Fen- 
ster traten wie flimmernde Sterne heraus und verbanden sich so 
unmerklich mit den wirklichen Himmelssternen, dass man sich der 
Erde entrückt und mitten im Firmament befindlich denken konnte. 
Auf meine Bemerkung hierauf erwiederte Wilhelmi: „da haben Sie 
ganz recht, und die phantasiereichen Spanier haben das längst em- 
pfunden, indem sie Granada in dieser Abendbeleuchtung „„el cielo 
bajo*“ (den niederen Himmel) nennen.“ Noch starrte ich in diese 
abendliche Pracht hinaus, als ich durch einen hellen Lichtschein im 
Rücken aufmerksam gemacht, mich umwendete und ein wunderbares 
Märchen zu sehen glaubte. Zwei Flügelthüren waren geöffnet, und 
hinein sah man in eine alte maurische Moschee, hell von buntem 
Farbenschmuck erleuchtet, und reizende Menschengestalten in mor- 
genländischer Tracht bildeten in derselben eine Gruppe aus der Ge- 
schichte Granadas. Es war ein so ganz zauberischer und unerwar- 
teter Anblick, dass ich halbträumend mein Auge nicht wegzuwenden 
vermochte, bis mich wieder die alte Dunkelheit umfing. Nun aber 
wurde auch das Gärtchen erhellt, das lebende Bild hatte sich gelöst, 
und die jungen Leute führten graziüse spanische Tänze auf. So 
wechselte Bild und Tanz, bis die Glocke die erste Morgenstunde 
verkündete und zur Heimkehr ermahnte. Solche Stunden des reinen 
und ungetrübten Genusses sind im Leben so selten, dass sie noch 
lange in der Erinnerung fortdauern und reichen Ersatz bieten für 
mancherlei Ungemach. — Eine ebenfalls romantische und genuss- 
reiche Partie machte ich in derselben Gesellschaft an einem schönen 
Mondscheinabende von der Papierfabrik aus, am linken Ufer des 
Jenil nach dem Dorfe Canale, welches in prächtiger Umgebung am 
Fusse eines gewaltigen Felsenkegels liegt; auch hier bildete ein Tanz 
der ländlichen Schönen den Beschluss des Festes. Ueber Tanz und 
Gesang in Spanien ist schon so viel geschrieben worden, dass es 
kaum am Orte ist, darüber sich auszulassen. Mit dem Gesange habe 
ich mich nie recht befreunden können, er klingt meinem Öhre zu 
monoton, und dauert er länger fort, so wirkt er ermüdend; dagegen 
muss ich gestehen, dass mich der Tanz oft entzückt hat, und dass 
die gebildeteren Stände eine unbeschreibliche Grazie darin entwickeln, 
eine Grazie, die unseren Tänzen und Tänzern nicht im entferntesten 
inne wohnt; auch das Landvolk tanzt vortrefflich. Die berühmten 
Zigeunertänze dagegen, welche ich zu sehen Gelegenheit hatte, liessen 
mich gänzlich kalt, sie sind mehr frivol als schön, und die Tänze- 
rinnen halten nicht Anmuth genug, um wenigstens den Schleier des 
Graziösen darüber zu breiten. 

Die natürliche Fröhlichkeit des Volkes, welche sich in Gesang 
und Tanz offenbart, nimmt übrigens, wie allgemein beklagt wird, 
mit raschen Schritten ab; mit dem Verschwinden der Volkstrachten 
schwinden auch die Sitten, und das Streben nach Erwerb und Ge- 
nuss erlödtet die Freude an einfachen Belustigungen. 


100 


Da der Schnee noch immer die Bergspitzen bedeckte, und die 
Möglichkeit einer erfolgreichen Besteigung ausschloss, unternahm ich 
noch kleinere Partien, die eine nach dem Salzsee (Lago salida) in 
der sog. bätischen Steppe und die zweite nach dem etwa vier Stun- 
den von Granada entfernten Salinenbade La Malä. Der Salzsee liegt 
nahe der Eisenbahn, welche nach Cordoba führt, bei dem Dorfe 
Fuente de Piedra, und man kann von Granada aus die Bahn benützen; 
er mag etwa eine gute halbe Meile lang sein und 1000 bis 2000 
Schritt breit. In heissen Sommern soll er vollständig austrocknen, 
und nur eine Salzkruste übrig bleiben, doch scheint mir, dass diess 
nur ausnahmsweise der Fall ist, sonst wäre es nicht gut denkbar, 
dass er Fische enthält, was man daraus schliessen muss, dass sich 
eine Menge Möven und auch Flamingos darauf herum treiben, welche 
doch ihre Nahrung in dem Wasser finden müssen. Rund um den See 
herum sind Aecker, mitunter auch kleine Salzwiesen und etwas nie- 
driges Buschwerk, in welchem Daucus maximus sich angesiedelt 
hat; auf einem der Felder wuchs die stattliche Serratula flavescens 
Poir., ausserdem fand ich Allium pallens L. und eine mir noch un- 
klare Althaeca, der A. hirsuta ähnlich, aber bereits fast blattlos und 
daher schwer zu erkennen, ferner eine breitblättrige Form von Con- 
volvulus lineatus L., Cressa cretica L., Crucianella patula L., Dactylis 
littoralis L., Erythraea spicata Pers. und E. tenuiflora H. L., Fran- 
kenia pulverulenta L., Hordeum maritimum With., Juncus maritimus 
L., Centrophyllum baeticum B. Br., Linum maritimum L., Oenanthe 
silaifolia M.B., Ononis mitissima L., Onopordon ilyrieum L., Pha- 
laris nodosa L., Rottboellia filiformis Roth, Salicornia fruticosa L. 
und Scabiosa stellata L. Auf Feldern um Bobadilla herum bemerkte 
ich noch: Carlina gummifera Less. und C. racemosa L. 


La Mala, von öden gypshaltigen Hügeln umgeben, ist eine kleine 
Saline, in der man durch Verdunsten der stark salzhaltigen Soole 
etwas Speisesalz gewinnt, auch wird sie zu Bädern benützt, die je- 
doch wenig besucht scheinen. Zweifellos liegt in der Tiefe ein mäch- 
tiges Salzlager; da man jedoch kaum im Stande ist, das mit leich- 
terer Mühe um Cadix etc. gewonnene Seesalz zu verwerthen, so hat 
sich hier noch Niemand darum bekümmert, welche Schätze der Boden 
birgt. Die Gegend ist schrecklich öde und steril, Althaea officinalis 
L., Anthyllis cytisoides L., Carlina lanata L., Helianthemum squa- 
matum Pers., Ononis tridentata Cav., Peganum Harmala L., Salsola 
vermiculata L. und Typha angustifolia waren die einzigen auffälligen 
Pflanzen. 


Das erste Drittel des Monats Juli war verflossen, und ich be- 
schloss, der Nevadakelte einstweilen von der Südseite näher zu treten, 
indem ich mich nach dem Bade Langeron begab, um dort einige 
Tage zu verweilen. Langeron wird als ein sehr wirksamer Gesund- 
brunnen empfohlen und ist eines der hestbesuchten Bäder in Süd- 
spanien, hat auch zwei ziemlich gute Hötels, in denen man leidlich 
exisliren kann; aber für die Bequemlichkeit und Annehmlichkeit der 


101 


Kurgäste wird auch nicht das allermindeste gethan, so wunderbar 
schön die gütige Natur hier vorgesorgt hat. 

An einem prächtigen Gebirgsflusse gelegen, welcher sich in 
den Guadalfeo (auch Rio grande genannt) ergiesst, grenzt es fast 
unmittelbar an ausgedehnte Kastanienwaldungen, welche durch künst- 
liche Bewässerung zu üppiger Fruchtbarkeit entfaltet, sich bis gegen 
4000 Fuss Meereshöhe an den Berglehnen emporheben; die Stämme 
zeigen mitunter riesige Dimensionen, so fand ich einen alten Stamm, 
der über der Erde gemessen, nahe 8 Fuss Durchmesser halte. Wald- 
und Quellenreichthum, ein so seltener Schatz in Spanien, mildern die 
drückende Hitze und kleiden die angrenzenden Hügel mit üppigem 
Frühlingsgrün; aber Niemand denkt daran, einen Baum zu pflanzen, 
um Schatten und erfrischende Kühle auch der leidenden Menschheit 
zu schaffen, welche das Bad besucht. Die Trinkquelle sowohl, als die 
neuerbaute Badeanstalt liegen etwa 1/, bis 1/, Stunde von dem Städt- 
chen entfernt, an der öden, staubigen Strasse, und die Patienten 
müssen der vollen Sonnengluth exponirt, den Weg hinaus und herein 
zurücklegen, wenn sie einen Becher trinken oder ein Bad nenmen 
wollen. 


Kein europäischer Badeort kann sich in Schönheit der Lage 
mit Langeron messen, und in einem civilisirten Lande würde es bald 
zu einem Eden umgeschaffen, einen Weltruf erlangen. 


Den ersten Tag stieg ich gegen den Monte Caballo auf, ohne 
jedoch bis zu der ca. 9800 Fuss hohen Spitze zu gelangen; so weit 
die Kastanienwaldungen reichen, ist der Weg schatlig und angenehm, 
aber darüber hinaus wird die Lehne beschwerlich, weniger durch 
ihre Steilheit als durch die monotone Einförmigkeit einer viele Stun- 
den Weges anhaltenden gleichmässigen Ansteigung, welche ohne 
Baum und Strauch, ja fast ohne Pflanzenwuchs sich zu einem langen 
Rücken ausdehnt. Nach 7stündigem Marsche sah ich die Unmöglickkeit 
ein, noch vor eintretender Dunkelheit den Gipfel zu erreichen, und, 
wenn auch im Mondschein, den Rückweg anzutreten. Zum Ueber- 
nachten war ein Obdach nicht zu finden, unsere mitgenommenen Nah- 
rungsmiltel reichten nicht 2 Tage aus, und da die alpine Vegetation 
sich immer noch nicht bemerkbar machte, fasste ich den Entschluss 
zur Umkehr; wir kletterten zu einem Bache hinab und folgten dem 
Laufe desselben bis nach Langeron, das wir Abends 8 Uhr wieder vor 
uns sahen. In den Kastanienwäldern wuchs häufig Orobanche foetida 
Dsf., sowie noch eine andere stattliche Orobanche auf den Wurzeln 
von Spartium junceum, die aber schon vollständig vertrocknet und 
theilweise im Fruchtstande war. Beim Herabsteigen, am Rande des 
Baches Adenocarpus decorticans Boiss., aber seltener und nicht in 
so baumartigen Exemplaren als im oberen Jenilthale, dann Bupleu- 
rum spinosum L., Daphne Gnidium L., Hypericum baeticum Boiss., 
Origanum virens H. L., Picris longifolia Boiss., Ptychotis ammoides 
Koch, an einer anderen Stelle Verbascum Haenseleri Boiss.? und V. 
rirgatum With. 


102 


Den nächsten Tag sah ich mir die Stadt und das Bad genauer 
an und durchsuchte die öden Hügel gegen Süden, am Bade stand 
Atriplex Halimus L., Statice delicatula Gir. und einige Chenopodien, 
auf den steinigen Hügeln: Dianthus attenuatus Sm., D. Broteri Boiss., 
Eryngium ilieifolium Lam., Helichrysum angustifolium DC., Hyperi- 
cum tomentosum L. und Rhamnus velutinus Boiss., auch fand sich 
Asparagus albus ziemlich verbreitet. 

Zwischen Langeron und Granada verkehrt täglich eine Diligence, 
ein ungeheurer Kasten von zwei Eiagen, der durch 6 bis 8 Maul- 
thiere fort gezogen wird; eines derselben hat einen Zaum, und der 
Gespannführer dirigirt die Richtung, welche die Thiere zu nehmen 
haben, dadurch, dass er rechts oder links mit einem Stocke oder 
Peitschenstiel an den Wagen klopft und ihnen zuruft; geht es bergan, 
so steigt er vom Wagen und haut unbarmherzig mit Stock, Peitsche 
oder auch wohl mit Steinen auf den Thieren herum, ausserdem lauft 
noch ein Junge nebenbei mil lautem Schreien das Gespann aufmun- 
ternd, und ein Kondukteur (Majoral) hilft gelegentlich ebenfalls durch 
Rufe und Peitschenhiebe. Der Weg ist stellenweise so schmal, dass 
gerade nur der Wagen Platz findet, geht in den schärfsten Biegun- 
gen und Steigungen, so dass man wirklich staunt, wie geschickt das 
Ungethüm von Wagen glücklich durch alle die Hindernisse hindurch 
gebracht wird, ohne dass er mit seinen Insassen in irgend einen Ab- 
grund stürzt. 

Bei meiner Rückkehr nach Granada fand ich gerade wieder 
die Vorbereitungen zu einem Sliergefechte getroffen, und so wenig 
ich auch solchen grausamen Vergnügungen zugethan bin, betrachtete 
ich es doch gewissermassen als Verpflichtung, auch dieses nationale 
Vergnügen mitanzusehen, da ich einmal im Lande war. So gefähr- 
lich als man gewöhnlich annimmt, ist die Sache allerdings nicht, und 
nur selten wird ein Mensch dabei verwundet; aber die armen PferdJe 
werden auf eine schreckliche Weise zu Tode gemartert. Muth und 
Gewandtheit der Kämpfer muss man allerdings bewundern, aber es 
hilft ihnen mancherlei, die Gefahr zu vermindern, namentlich der 
Umstand, dass der Bau der Stiere ein schnelles Umwenden nicht ge- 
stattet, und dass sie, um einen Stoss auszuführen, sich immer erst 
mit dem Kopfe herab bücken müssen, was die Leute prächtig auszu- 
nützen verstehen. 

Das ganze Schauspiel besteht eigentlich aus vier Akten. Zuerst 
kommt ein Aufzug, an dem alle Betheiligten in bunten, mit reicher 
Stickerei versehenen Anzügen Theil nehmen, sie bewegen sich lang- 
sam bei den Klängen eines Marsches um die Arena, auf deren einer 
Seite ein Madonnenbild, und auf deren anderer Seite die Loge für 
das Präsidium befindlich ist. Vor dem Marienbilde wird Halt gemacht 
und der Segen mittelst Kniebeugung erfleht, dann geht der Zug bis zur 
Präsidialloge, und der Matador richtet eine kurze Ansprache hinauf 
und bittet um Genehmigung zum Beginne. Ein Trompetentusch erfolgt, 
die Pferde und Maulthiere mit ihren Treibern verlassen den Kampfplatz 
und ein Stier stürzt heraus, dem man, während er den schmalen 


103 


Ausgang passirt, ein tellergrosses, buntes Medaillon mit langen, flat- 
ternden Bändern mittelst kurzer Widerhaken an das Widerrüst heftet. 
In diesem zweiten Akte kämpfen nun die Picadores zu Pferde, sie 
haben eine starke Lanze, und es ist ihre Aufgabe, den Stier mittelst 
derselben vom Pferde abzuwehren, was jedoch selten genug gelingt, 
meist stösst ihnen der Stier gleich beim ersten Anrennen die Hörner 
tief in den Leib, dass sie zusammensinken; aber das hilft nichts, die 
armen Thiere werden mit Gewalt zum Aufstehen gezwungen, der 
Reiter setzt sich wieder darauf und treibt sie mit scharfen Sporen 
vorwärts, bis sie endlich den wiederholten schweren Verwundungen 
erliegen. Die Reiter sind gegen die Stösse durch eiserne Schienen 
unter den Kleidern und riesengrosse eiserne Steigbügel ziemlich ge- 
sichert und haben nur darauf zu sehen, dass sie beim Sturze des 
Pferdes nicht unter dasselbe zu liegen kommen. Stürzt ein Thier zu- 
sammen so sind gleich andere Kämpfer in der Nähe, welche den Stier 
durch bunte Tücher, die sie ihm vorhalten, ablenken und dem Reiter 
wieder aufhelfen. (Fortsetzung folgt.) 


Literaturberichte. 


Die „Belgique Horticole* bringt mit der Ueberschrift „Origine 
du Guano* einen Artikel, der die neuesten Erfahrungen über die 
Entstehung des Guano über sein gegenwärtiges Vorkommen und über 
die Mächtigkeit der Lager mittheilt. Sie selbst entlehnte diese An- 
gaben dem Bull. de la Soc. d’acclimation 1874, p. 430, und der 
Inhalt ist im Wesentlichen folgender: Nach der allgemeinen Ansicht 
wurde die Entstehung des Guano, dieses kräftigen Agens der Frucht- 
barkeit in der Agrikultur, aus den durch Jahrhunderte angesammelten 
Ausscheidungen der Myriaden von Seevögeln, hergeleitet. Dr. Hahel, 
welcher sich seit langer Zeit damit befasste, den Guano auf chemi- 
schem, mikroskopischen und sonstigen Wege zu untersuchen, verwirft 
in Folge der erhaltenen Resultate die früher aufgetauchte und ver- 
breite Ansicht, dass dieses geschätzte Düngungsmiltel die riesig ange- 
häuften Exkremente dieses zahlreichen Vogelvolkes sei, da er bei 
Behandlung auf chemischem Wege einen unlöslichen Rückstand aus 
fossilen Meerschwämmen, Seethieren und Meerespflanzen erhielt. In 
der Nähe der Chinchas und anderen Guano-Inseln haftete an den 
Ankerschaufeln der von den Seefahrern ausgeworfenen Anker, nicht 
selten Guano, welcher vom Grunde des Oceans herauf geschafft 
wurde. Durch diese und andere Thatsachen schliesst der amerika- 
nische Doktor, dass die Guanolager die Resultate von Anhäufungen 
fossiler Pflanzen und Thiere sind, wovon die organischen Bestandtheile 
in eine azotartige Substanz umgewandelt wurden, die mineralischen 
hingegen ungeändert blieben. Der Verbrauch des Guano ist ein rie- 
siger geworden, und die schnelle Abnahme der Guano-Bänke in Peru 
erregte Besorgniss. Man griff daher allenthalben zu dem Aushilfsmittel 


104 


künstlichen Guano zu erzeugen, wobei Fischabfälle das Hauptmateriale 
bildeten. Mittlerweile nahm man Nachsuchungen in Peru vor, und 
wenn die neuesten Nachrichten aus Peru nicht übertrieben sind, so 
entfällt diese Besorgniss, welche die Verminderung der Guano-Lager 
auf den Chinchos-Inseln hervorbrachte, gänzlich, denn durch eine 
wissenschaftliche Kommission des Peruanischen Gouvernements wur- 
den die Guano-Lagerungsschichten durchsucht; das Offenliegen von 
bedeutenden Lagern auf dem Festlande angekündiget und man machte 
gleichzeitig die Entdeckung, dass auch den Ureinwohnern Peru’s diese 
Lager bekannt waren, da Tracen in grosser Anzahl ersichtlich wur- 
den, welche den einstigen Betrieb konstatiren. In Pabellon de Pica 
ergaben die Untersuchungen das Vorhandensein einer Lagerung, die 
auf sechs Millionen Tonnen schliessen lässt. Das Lager am Vorgebirge 
von Lobos dürfte auf zwei Millionen Tonnen veranschlagt werden 
und zwei Millionen Tonnen, jedoch untergeordneter Qualität, mögen 
noch an anderen Stellen vorhanden sein. Es gibt Lager, welche 
eine Mächtiekeit von 60—90 Meter haben und oft von einer kalkar- 
tigen Schichte überdeckt sind. Die Studien, welche die peruanische 
Kommission hierüber machte, werfen ein neues Licht auf den Ur- 
sprung des Guano und der Raum, auf welchen sich diese Masse 
befindet, geben zu zweifeln Anlass, dass die Lager einzig und allein 
durch die Abfälle der Seevögel gebildet wurden. Antoine. 


Vorläufige Mittheilungen über die Bedeutung der Asyngamie für die 
Entstehung neuer Arten. Von Dr. A. Kerner. Innsbruck bei Wagner 
1874. 8°. 10 Stn. 

Im vorliegenden Aufsatze behandelt der Herr Verfasser, einer 
der geschätztesten und eifrigsten Mitarbeiter dieser Zeitschrift ein für 
die Entstehung neuer Arten sehr wichtiges Thema. Er macht nämlich 
darauf aufmerksam, dass jene vereinzelnten Individuen, welche bei 
sonst gleichen äusseren Verhältnissen früher oder später blühen, als 
die Hauptmasse ihrer Geschwister, (Asyngamisten), unler gewissen 
Umständen die Stammeltern neuer sich abzweigender Arten werden 
können. Die Bedingungen, welche diess ermöglichen, bespricht der 
Herr Verfasser in ihren allgemeinen Umrissen sehr scharfsinnig und 
anziehend. Ausführlich soll diesen Gegenstand eine später erscheinende 
grössere Arbeit behandeln. Wir empfehlen die Lectüre von Prof. 
Kerner’s Aufsatze angelegentlichst allen jenen Botanikern, welche sich 
für Systematik interessiren; sie werden in ihm eine Fülle schöner 
Beobachtung in trefflicher Darstellung finden. Dr. 9. Wr. 


Personalnotizen. 


— Dr. Heinrich Wilhelm Reichardt wurde von Sr. Majestät 
dem Kaiser durch die Verleihung des Ritterkreuzes des k. k. Franz- 
Joseph-Ordens ausgezeichnet. 


105 


— Aus Anlass des 25jährigen Jubiläums des Regierungsrathes 
Dr. Alois Pokorny, Direktors des Obergymnasiums im ll. Bezirke 
Wiens versammelten sich am 4. Februar in obiger Anstalt Abgeordnete 
des Landesschulrathes, des Bezirksschulrathes und Ortsschulrathes, 
ferner der Vorstand A. S. Haas und der Stellvertreter J. Heinzelmann, 
Gäste, der Lehrkörper und die Schüler. Vorerst wurde das von Decker 
gemalte Bildniss des Jubilars enthüllt. Dann ergriff Professor Kummer 
das Wort, um in warmer, herzlicher Weise ein Bild der wissenschaft- 
lichen und pädagogischen Thätigkeit des Direktors Pokorny zu ent- 
hüllen und die Motive zu besprechen, welche zu dieser Art von 
Feierlichkeit die Veranlassung gegeben haben. Schliesslich stellle der 
Redner den Jubilar als ein leuchtendes Beispiel uneigennützigen idea- 
len Strebens für die Wissenschaft hin. Nach dieser mit vielem Beifall 
aufgenommenen Rede dankte der Bezirksvorstand und zugleich Vor- 
stand des Ortsschulrathes A. S. Haas dem Jubilar für seine Leistun- 
gen um die Hebung des Schulwesens des zweiten Bezirkes. Direktor 
Dr. Pokorny dankte gerührt für die ihm zu Theil gewordene Aus- 
zeichnung. 


— Dr. R. F. Hohenacker ist im November v. J. in Kirchheim 
a. T. gestorben. Seine zahlreichen hinterlassenen Sammlungen werden 
zu erheblich reducirten Preisen verkauft. Auskunft über dieselben 
ertheilt Dr. B. Wartmann, Rector der Kantonschule in St. Gallen 
(Schweiz). 


— Dr. Georg Ernst Ludwig Hampe, Apotheker in Blankenburg 
a. H. und Dr. Heinrich Carl Hermann Hoffmann, Professor in Giessen 
sind von der kais. Leop. Carol. Akademie der Naturforscher zu Mit- 
gliedern gewählt worden. ; 


— Dr. Heinrich Robert Goeppert feierte am 11. Jänner 
zu Breslau sein 50jähriges Doktor-Jubiläium und zwar unter einer 
Theilnahme, wie sie nur die seltene Vereinigung hohen Verdienstes 
mit einem die allgemeinste Verehrung und Liebe erweckenden Cha- 
rakter hervorzurufen im Stande ist. — Goeppert wurde am 25. Juli 
1800 zu Sprottau in Niederschlesien geboren. Nachdem er in Breslau 
seine Vorbildung empfangen hatte, wandte er sich anfangs der Phar- 
macie, dann aber der Medicin zu und wurde am 11. Januar 1825 zu 
Berlin promovirt. Seit 1826 praktischer Arzt in Breslau, habilitirte 
er sich 1827 als Privatdocent bei der dortigen medicinischen Fakultät, 
wurde 1831 zum ausserordentlichen, 1839 zum ordentlichen Professor 
ernannt und trat 1852, indem er zugleich die Direktion des botanischen 
Gartens übernahm, als Professor der Botanik in die philosophische 
Fakultät über. Nachdem bereits am Vorabend der erkrankte Fürst- 
bischof, durch zwei Domherren ein Gratulalionsschreiben halte 
überreichen lassen, erschienen am Vormittage des 11. Januar der 
Oberpräsident der Provinz Schlesien, Graf Arnim, nebst dem Regie- 
rungspräsidenten und zwei ÖOberregierungsräthen in der Wohnung 
des Gefeierten und ersterer überreichte im Auftrage des Königs den 


106 


Kronenorden Il. Klasse mit dem Stern und der Zahl 50 und eine 
Adresse der Königl. Schlesischen Regierung. — Hieran schlossen sich 
in der Folge die übrigen Königl. Behörden Breslaus, das Appellations- 
gericht, die Polizeidirektion, die Militärbehörden, die General-Commission, 
die Provinzial-Steuerdirektion, das Königl. Consistorium, das Ober- 
bergamt, das Oberforstamt, die Sanitäts- und die Eisenbahnbehörden, 
meistens durch ihre Vorsitzenden oder grösseren Deputationen ver- 
treten. — Es folgte Professor Kny aus Berlin, der Namens der L. C. 
Akademie der Naturforscher, der Goeppert seit dem 24. Mai 1830 als 
Mitglied und seit dem 15. September 1863 als Adjunkt angehört, ein 
Schreiben des Präsidenten verlas und seine dem Jubilar gewidmete, 
mit 8 Tafeln ausgestattete Abhandlung über die Entwickelung der 
Parkeriaceen überreichte. — Die Königl. Akademie der Wissenschaften 
zu Berlin, die biologische Section der Königl. Akademie zu St. Peters- 
burg und die Deutsch-geologische Gesellschaft in Berlin liessen durch 
Geh. Bergrath Roemer ihre Glückwunschschreiben einhändigen. — 
Die schlesische Gesellschaft für vaterländische Cultur sandte eine 
Deputation, welche eine Festschrift, „die Kryptogamenflora von Schle- 
sien“, übergab, die drei Aufsätze „über Gefäss-Kryptogamen“ von 
Oberlehrer Dr. G. Stenzel, über „Laub- und Lebermoose* von G. 
Limprecht und über „Characeen“* von Prof. Alex. Braun in Berlin, 
enthält. Die botanische Section dieser Gesellschaft hatte sich noch 
besonders vertreten lassen; desgleichen der Verein für schlesische 
Alterthümer, der schlesische Kunstverein, der Verein für Geschichte 
der bildenden Künste, der Verein Breslauer Aerzte, der naturwissen- 
schaftlich-akademische Verein, so wie der schlesische Central- und 
der Breslauer Gewerbeverein. — Die naturforschende Gesellschaft in 
Görlitz hatte eine Deputation gesandt, die ein künstlerisch ausgeführtes 
Schreiben und den dem Jubilare gewidmeten neuesten Band der Ab- 
handlungen des Vereins darreichten. — Prof. Dr. Ascherson aus 
Berlin überbrachte die Glückwünsche des botanischen Vereins der 
Provinz Brandenburg. — Der Rector der Universität Breslau über- 
brachte von den Mitgliedern des Senates begleitet, eine Adresse der 
Universität und das von der Universität Berlin erneuerte Doctordiplom. 
Gleichzeitig wurden dem Jubilar von allen Fakultäten und von dem 
pharmaceutischen Institute Adressen überreicht, denen die philosophische 
Fakultät eine Festschrift des Prof. Dr. J. Cohn über die „Entwicke- 
lungsgeschichte der Gattung Volvox“ beigefügt hatte. — Seitens der 
landwirthschaftlichen Akademie Proskau sprach eine Deputation die 
Glückwünsche aus. — Desgleichen die Gymnasien Breslaus durch ihre 
Dıreetoren. — Eine Deputation des Magistrats und der Stadtverord- 
neten von Breslau übergab ein sinnig geschmücktes Diplom der Er- 
nennung zum Ehrenbürger. — Eine Deputation aus Sprottau, der 
Vaterstadt Goeppert’s, überbrachte die Glückwünsche der dorligen 
Stadtgemeinde. — Ein aus einheimischen und auswärtigen Freunden 
und Verehrern Goeppert’s gebildetes Comite überreichte die Summe 
von zehntausend Mark zur Bildung einer Goeppertstiftung, deren Zinsen 
zu einem Stipendium für Studirende der Naturwissenschaften von 


107 


hervorragender Befähigung und wissenschaftlichem Streben an der 
Breslauer Universität zur Verwendung kommen und von Goeppert 
verliehen werden soll. — Eine Deputation der deutschen Apotheker 
übergab die von 335 Apothekern, ehemaligen Schülern des Jubilars, 
zu einer Goeppertstiftung für Studirende der Pharmacie in Breslau 
gesammelte Summe von 3300 Rmk. mit der Bitte, Goeppert selbst 
möge die Statuten nach eigenem Ermessen feststellen. — Der akade- 
misch-pharmaceutische Verein zu Breslau verehrte einen werthvollen 
und kunstvoll gearbeiteten silbernen Tafelaufsatz, — Ungleich grösser 
noch war die Zahl der Freunde und Verehrer von nah und fern, welche 
den Jubilar durch ihre Glückwünsche und Geschenke, durch gewidmete 
Schriften, Schreiben und Telegramme zu erfreuen suchten. Es sei davon 
nur eine Schrift des Custos Dr. A. Engler in München über die Fa- 
milie der „Ochnaceae* erwähnt, welche in dem 37. Bande der Nova 


Acta erscheinen wird. — Die weiten Räume der Wohnung des Jubilars 
vermochten die grosse Zahl der Anwesenden und die reiche Blumen- 
fülle kaum zu fassen. — Der Gelfeierte liess an seine Schüler, Freunde 


und Bekannten als Erinnerung an den 11. Januar 1875 eine als 
Manuscript gedruckte Festschrift: „Verzeichniss seiner literarischen 
Arbeiten“ vertheilen. — An die Glückwunsch-Besuche in der Wohnung 
des Jubilars schloss sich am Nachmiltage ein von Seiten der Univer- 
sität veranstaltetes Festmahl. 


Vereine, Anstalten, Unternehmungen. 


— Das Festcomite zum Empfange der deutschen Naturforscher 
in Graz, bestehend aus Professoren und Bürgern, hat sich am 29. Jänner 
constituirt. Demselben stehen bereits über 20.000 Gulden für die 
Empfangsfeierlichkeiten zur Verfügung. Ausserdem hat Se. Majestät 
der Kaiser der Geschäftsführung zur Bestreitung der Auslagen bei 
dem Empfange, insbesondere zur Deckung der Kosten für die Heraus- 
gabe einer Festschrift, eine Subvention von 10.000 fl. aus Staatsmit- 
teln bewilligt. 

— In einer Sitzung der kais. Akademie der Wissenschaften am 
17. December hielt Oberlieutenant Julius Payer einen Vortrag über 
die während seiner Schlittenreisen auf Franz-Joseph-Land über dessen 
Gebirgscharakter und Gletscher, dessen Vegetation und Thierleben 
gesammelten Erfahrungen. Die Vegetation des Landes ist überall 
äusserst dürftig. Sie steht lief unter jener Grönlands, Spitzbergens 
und Nowaja-Semljas. Ihr Auftreten gleicht dem Gesammteindrucke, 
nicht aber der Species nach, jener der Alpen in 9—10.000° Meeres- 
höhe. Selbst die günstigst situirten, schneefreien Niederungen bo- 
ten kein anderes Bild; ebene Flächen zeigten nur dürftige Gräser, 
wenige Steinbrecharten, Silene acaulis, selten das Hornkraut und 
den Mohn, — häufiger waren Moose und Flechten, dominirend aber 
war eine Flechte, die winterliche Umbilicaria arctica, welche die 


108 


Expedition in Grönland selbst noch auf 7000 Meereshöhe angetroffen 
hatte. Treibholz, älteren Datums, war ein gewöhnliches Vorkommen, 
doch in äusserst geringer Menge, welches gleich unserem Schiffe 
durch Winde angetrieben worden sein mochte. 


Botanischer Tauschverein in Wien. 


Sendungen sind eingetroffen: Von Herrn Holuby mit Pflanzen 
aus Ungarn. — Von Herrn Meyer mit Pflanzen aus Baiern. 

Sendungen sind abgegangen an die Herren Dr. Stohl, Dr. 
Lorinser, Csato, Dr. Rauscher, Bohatsch, Waiss, Dr. Mayr. 

Aus Ungarn und den Karpaten: Achillea atrata, Aegilops 
caudata, Alkanna tinctoria, Allium flavum, A. moschatum, Alyssum 
arenarium, Anthemis ruthenica, Artemisia pontica, Astragalus ex- 
scapus, Brassica elongata, Campanula carpatica, Centaurea Tau- 
scheri, Cephalaria transsilvanica, Chrysanthemum alpinum, Ch. ino- 
dorum, Colchicum arenarium, ©. bulbocodiodes, Convolvulus Canta- 
brica, Crypsis aculeata, C. schoenoides, Cuscuta urceolata, Dianthus 
plum. v. saxatilis, Doryenium suffruticosum, Echium rubrum, Ephe- 
dra monostachya, Erodium Ciconium , E. Neilreichü, Euphor bia 
nicacensis, Gentiana frigida, @. punctata, Helminthia echioides, 
Herniaria incana, Hesperis inodora, Hibiscus ternatus, Muscari 
transsilvanicum, Nasturtium rivulare, Onobrychis arenaria. Onosma 
echioides, Orchis variegata, Orobus luteus, Podospermum Jacguinia- 
num, Polygonum arenarium, P. avic. v. buxifolium, P. virgatum, 
Rhodiola rosea, Salsola cinerea, Salvia Aethiopis, S. austriaca, S. 
dumetorum, S. silvestris, Schoberia maritima, Sedum Hildebrandtii, 
Senecio carniolicus, Sesleria Beufleriana, Silene longiflora, S. viscosa, 
Spergularia marginata, Tribulus terrestris, Triticum cristatum, Tur- 
genia latifolia, Waldsteinia geoides u. a., eing. von Richter. 

Aus Istrien: Centaurea alba, C. cristata, ©. rupestris. — Aus 
Frankreich : Geranium nodosum. — Aus Belgien : Juncus maritimus, 
Plantago ramosa, eing. von Richter. 

Aus Kärnten: Alyssum Wulfenianum, Aquilegia Einseliana, 
Arabis Halleri, Bupleurum graminifolium, Campanula Zoisü, Daphne 
striala, Dentaria digitata, Ferula rablensis, Gladiolus illyricus, Hie- 
racium porrifolium, Linum viscosum , Myrrhis odorata, Papaver 
Burseri, P. pyrenaicum, Phyteuma comosum, Wulfenia carinthiaca 
u. a., eing. von Dr. Ressmann. 

Aus Ungarn: Cuscuta Solani und zahlreiche Rubus-Formen 
eing. von Holuby. 

Öbige Pflanzen können im Tausche oder käuflich die Centurie 
zu 6 fl. (12 R. Mark) abgegeben werden, 


Redakteur und Herausgeber Dr. Alexander Skofitz. — Verlag von ©. Gerold’s Sohn, 
Druck und Papier der ©, Ueberreuter'schen Buchdruckerei (M. Salzer). 


Oesterreichische 


Botanische Zeitschrift, 


Gemeinnütziges Organ 


für 
Die österreichische Exemplare 
botanische Zeitschrift s - diefreidurch die Posthe- 
rein Botanik und Botaniker, z52en wersensollen, sind 
den Ersten jeden ae: blos bei der Redaktion 
Man pränumerirt auf selbe 1; ; ! ee L : (V. Bez., Schlossgasse Nr. 15) 
„pränumerirt zu seb© Gärtner, Oekonomen, Forsimänner, Aerzte," zu pränumeriren. 
(16 R. Mark.) 1 Im Wege des 
ganzjährig, oder mit N yolheker und Techniker Buchhandels übernimmt 
an, ö.Ww. (8 R. Mark.) s | 1 Ne Pränumeration 
h + bjä he g- €. Gerold’s Sohn 
nserate in Wien, 
die ganze Petitzeile N: 4 so wie alle übrigen 
15 kr. öst. W. - ° Buchhandlungen, 


XXV. Jahrgang, WIEN, April 1875. 


INHALT: Plantae novae. Von Dr Willkomm. — Ueber Ranuneulus Tommasinü. Von Freyn. — 
Primulaceen-Bastarte. Von Dr. Kerner. (Fortsetzung.) — Chromatologische Verhältnisse von Spongela 


fluviatilis. Von Dr. Bürgerstein. — Nene Kernpilze. Von Niessl. — Ueber Hieraeium tenuifo- 
Zium. Von Wiesbaur. — Bemerkungen. Von Simkoviecs. — Reiseerinnerungen. Von Winkler. — 
Literaturbericht. Von Dr. R. — Correspondenz. Von Huter. — Personalnotizen. — Vereine, Anstalten, 
Unternehmungen. — Botanischer Tauschverein. — Inserate. 


Diagnoses plantarum novarum, quas in insulis Balearieis 
vere 1873 legit 


Mauritius Willkomm*). 


1. Hordeum rubens n. sp. Bipedale et altıus, culmo adscen- 
dente apice longe nudo, vaginis glabris sulcatis (in sicco), summa 
subinflata, foliorum limbo lineari-lanceolato longe aculato utrinque 
pubescente; spica erecta absque arisiis 4—6 cm. longa, late di- 
sticha, rhachi fragillima, spiculis in quovis latere ternis, paleis exte- 
rioribus demum amoene purpurascentibus, aristis rufis divergentibus 
(more H. Zeocriti). — Species perennis (?) proxima H. murino L. 

Mallorca: in cultis et ruderatis oppidi Söller, die 6. Maji jam 
fere defloratum. 

2. Smilax aspera L. var. nov. Balearica. Erecta v. adscen- 
dens, intricato-ramosissima, ramis teretiusculis obsolete striatis fle- 
xuosis rigidis aculeatissimis, demum aphyllis (non nisi junioribus, qui 
flores produxerunt parce foliatis), aculeis patentissimis vel recurvatis 


*) Plura de his speciebus in indice critico systematico omnium planta- 
rum in insulis Balearicis a me lectarum et observatarum mox edendo afferam. 
Oesterr. botan, Zeitschrift. 4. Heft. 1875. 9 


110 


apice sphacelatis; foliis parvis angustis breviter petiolatis e basi sub- 
cordata truncata vel rotundata longe acutatis, subsagittato-lanceolatis 
inermibus. valde eoriaceis; eirrhis nullis aut rudimentariis, floribus? 
baceis solitariis aut paucis cymosis (nee paniculalis) sordide rubris. — 
Caespites erectos vel solo adpressos palmares aut pedales convexos 
format. 

Mallorca: in fissuris rupium glareosisque calcar. praecipue re- 
gionis montanae, ubi ad alt. 1540 met. usque adscendit. Flores 
non vidi. 

3. Aetheorrhiza montana n. sp. Tenerrima, fragilis, glabra, 
tubere parvo oblongo, stolonibus longissimis tenuissime filiformihus, 
foliorum fasciculos paucos ferentibus; caulibus basi flexuosis valde 
attenuatis parce foliatis, deinde nudis incrassatis I—2, 5 dm. ]., aut 
simplicibus monocephalis aut furcatis vel alterne ramulosis pleioce- 
phalis; foliis stolonum lineari- lanceolatis subintegerrimis runcinalisve 
in petiolum longissimum subcapillarem attenualis, ceteris ad basin 
caulium fasciculatis majoribus irregulariter runcinalis in petiolum 
brevem attenuatis; calathiis sub anthesi erectis (alabastris cernuis) 
parvis, squamis anthodii subeylindriei infimis cum pedunculo glandu- 
loso-setosis; ligulis sulphureis subtus lividis, acheniis anguste fusi- 
formibus profunde sulcatis rufis, pappo niveo triente brevioribus. — 
Ae. bulbosa Cass. tubere grosso, caulibus stolenibusque multo robu- 
stioribus, calathiis duplo majoribus, ligulis aureis, acheniis pappo du- 
plo brevioribus etc. a nostra differt. 

Mallorca: in glareosis calcareis aridis regionis montanae ad 
alt. 700—1200 met., d. 17. et 23. Apr. c. flor. et fruct. 

Rubia peregrina L. v. Balearica. Humilis, ramosissima, eximie 
glauca, asperrima, angulis nempe internodiorum marginibus nervo- 
que medio foliorum aculeis validis recurvatis creberrimis obsitis, 
lateribus internodiorum concavis simul aspero-puberulis vel setosis; 
foliis senis angusie lineari-lanceolatis brevibus longe acutatis, supra 
sparsim setulosis, margine revolutis valdeque incrassalis, nervo me- 
dio crassissimo, verticillis foliorum confertis; petalis breviter acumi- 
natis (neque cuspida! is). — Stirps in sicco fragillima aut caespitem 
intricatum ereetum format aut inter dumelta scandit. 

Mallorca: in fissuris rupium calcarearum, ad muros atque in 
dumetis promontorii Cabo Vermey prope Artä atque inter Söller, 
Deyä et Miramar, Aprili et Majo c. flor. 

5. Plantago purpurascens n. sp. Perennis, radice lignosa per- 
pendieulari, foliis dense rosulatis crassis, lanceolatis spathulatisve, in 
petiolum brevem latum attenualis, grosse inciso-serratis, utrinque 
adpresse strigulosis, supra saepissime purpurascentibus subtus cane- 
scentibus; scapis adscendentibus brevibus teretibus, adpresse strigu- 
losis, plerumque purpurascentibus; spica cylindrica, scapım subae- 
quante, densiflora, bracteis ovato-acuminalis valde curvatis concavisque, 
flores superantibus, glabris, margine late albo-scariosis, dorso et 
acumine purpurascente; floribus valde compressis, calyeis segmentis 
postice viridibus adpresse puberulis, ad carinam late eristato-alatis et 


111 


fimbriato-ciliatis; corollae fuscescentis lobis ovato-lanceolatis acumi- 
natis. — Planta parva scapis 2—4 cm. longis, rosula solo adpressa, 
proxima P. macrorrhizae Poir. 

Mallorca: in collibus calcareis ad portum oppidi. Söller, die 
3. Maji c. flor. 

6. Micromeria Barceloi n. sp. (M. approximata Barcelö Apunt. 
pag. 36, nec Reichb.). Prostrata, ramosissima, subglabra, caudiculis 
lignosis solo adpressis, ramulis adscendentibus 14—28 mm. |.; foliis 
2 mm. Il. densissime quadrifariam imbricatis, foliorum juvenilium mi- 
nimorum fasciculos ex axillis edentibus, sessilibus, lineari-lanceolatis, 
obtusis, valde revolutis et sursum curvalis, junioribus virentibus, 
adultis canescentibus, omnibus crassis coriaceis subenerviis; floribus 
subsolitariis, secus ramulorum apicem inter folia nidulantibus, pedun- 
culo abbreviato calyceque violascente, bracteolis minulis pedunculum 
superantibus; calycis 3 mm. 1. tubulosi dentibus tertiam calycis par- 
tem aequantibus patulis, intus villosis (villis faucem claudentibus); 
corollae purpureae tubo incluso, labiis extus dense villosis. — Spe- 
cies parvula, affınis Micromeriae approximatae Reichb. et M. zylorrhi- 
zae Boiss. Heldr. 

Mallorca: in collibus calcareis aridis pr. Palma atque in insula 
Iviza (Barcelö!). Floret Decembre. 

7. Cyelamen balearicum n. sp. (©. vernum Cambess. nec Lob., 
C. repandum Auct. hisp. nee Sibth. Sm.). Tenerum, tubere depresso- 
globoso 1:5—2 cm. diam.; foliis glabris longissime petiolatis, petiolo 
basi tenuissimo, limbo cordato-ovato, supra obscure viridi et maculis 
albis parvis munito, ‚subtus violascente, margine obsolete repando- 
dentato; floribus longissime pedunculatis, pedunculis medio incrassatis, 
folia aequantibus vel superantibus; calycis campanulati tubo corollae 
brevioris laciniis ovatis aculis, corolla 14—19 mm. l. alba, fauce 
rosea, segmentis oblongo-lanceolatis obtusis breviter apiculalis, geni- 
talibus inclusis, antheris tubo corollae brevioribus obtusis, papilloso- 
punctatis, papillis conicis purpureis, stylo conico tubum aequante vel 
subsuperante. Flores suaveolentes. — Species proxima Ü. repando 
Sibth. Sm., quod differt foliis acute sinuato-dentatis, supra vix albo- 
maculatis, floribus duplo majoribus, corolla intense purpurea, stylo 
tenui longe exserto, papillis antherarum cristas transversales forman- 
tibus etc. 

In solo pingui saxoso Balearium abundat atque in insula Majore 
ad summa montium cacumina usque adscendit. Floret Martio— Majo. 

8. Sazxifraga tenerrima n. sp. Glanduloso-puberula, caulibus 
tenuibus filiformibus adscendentibus subsimplieibus; foliis aut omnibus 
integris aut mediis cuneato-trilobis, in petiolum brevem longe atte- 
nualis; floribus parvulis solitariis oppositifoliis, longissime peduncu- 
latis, pedunculis capillaribus, post anthesin nutantibus; toro obovato, 
sepalis oblongis patenlibus torum subaequantibus, petalis albis anguste 
cuneatis uninerviis. — Plantula tenerrima, vix viscida, gregatim cre- 
scens, caulibus caespitem densum depressum laete virentem forman- 
tibus. Affinis S. Tridaetyliti L. 

9g* 


112 


Mallorca: ad rupes madidas in faueibus Gorg bloar, d. 2. Maji 
©. HOL-HS)T, 

9. Anthyllis Vulneraria L. var. (?) rosea Wk., caulibus secus 
totam longitudinem adpresse et sericeo-puberulis, foliolo terminali 
foliorum infimorum foliolis lateralibus vix dimidio majore vel iis sub- 
aequali, vexillo alisque dilute roseis, carina purpurea.. — Stirps 
spectabilis, quoad habitum et robustitatem A. Vulnerariae var. mari- 
timae simillima. Folia crassa, supra glabra, subtus sericeo-villosa. 
Segmenta foliorum floralium valde obtusa. 

Mallorca: in fissuris rupium praeruptarum pr. Söller ad alt. 
c. 800 m. d. 5. Maji c. flor. 


10. Rhamnus balearica n. sp. (Rh. Alaternus «. balearica 
Camb.). Fruticosa, dioica, foliis confertis breviter petiolatis, elliptieis 
vel subrotundis, circacireum subspinoso-dentaltis, supra laete viridibus 
nilidulis, subtus ferrugineis parceque fusco-punctatis opacis; floribus 
pentameris in racemulos axillares folio multo breviores densos con- 
gestis, bracteolis pelviformibus obtusissimis griseo-tomentellis et glan- 
duloso-denticulatis, dense imbricatis, persistentibus; pedicellis tubo 
calyeino turbinato brevioribus, sepalis ovatis, in floribus masculis re- 
flexis, staminibus convergentibus, antheris oblongis. — Frutex ele- 
gans erectus, alterne ramosus, 1—?2 met. altus, ramulis nodosis. 
Folia conferta valde coriacea 10—25 mm. longa, saepe orbicularia, 
iis Quercus cocciferae simillima. Flores aurei, semina et fructus 
ignoti. 

Mallorca: in dumosis nemoribusque regionis submontanae in 
parte tractus Sierra dieti orientali passim, ad alt. 300—400 m. die 
26. April. ce. flor. (quo die Rh. Alaternus L. jam deflorata erat.). 


11. Euphorbia flavo-purpurea n. sp. Perennis (?), glabra, caule 
elato robusto strieto, sub umbella terminali ramulos aphyllos umbelli- 
feros e foliorum axillis edente; foliis tenuibus, laete viridibus et mar- 
gine amoene purpurascenlibus, penninervis, circacircum inaequaliter 
dentato-serrulatis, infimis (parvis) spathulatis in petiolum attenuatis 
obtusissimis, ceteris sessilibus, e basi cordata semiamplexicauli ob- 
longo-lanceolatis mucronatis, floralibus brevioribus cordato-ovalis; 
umbella terminali grandi 5-radiata, radiis elongatis longe nudis tri- 
furcalis, furcationibus bifidis, bracteis flavis et margine amoene pur- 
purascentibus, infimis late ovato-rhombeis mucronatis, superioribus late 
ovato-rotundalis obtusissimis, omnibus denticulatis; involucris campa- 
nulati glaberrimi lobis obtusis, glandulis transverse oblongis auran- 
tjacis; capsula parva globosa glaberrima laete virente,  verrueis 
cylindrieis inaequilongis purpureis obsita; seminibus ellipsoideis fusco- 
griseis, levissime reliculatis, caruncula stipitata pileiformi. — Planta 
pulcherrima, caule 4—6 dm. longo, foliis medis 3—5 em. longis, 
umbella terminali 7—12 cm. diametr., proxima Euphorbiae pube- 
scenti Desf. 

Menorca: ad fossas in solo pingui in ditione oppidi Alayor ver- 
sus oram insulae occidentalem, die 3. April. ce. flor. et fruct, mat. 


113 


12. Sagina Rodrigueziü n. sp. Multicaulis, glaberrima, caulibus 
prostralis in orbem expansis, e rosulae foliorum centralis axillis pro- 
deuntibus, diehotomis, gracilibus; foliis brevibus oblongo-linearibus, 
erassis, muticis mucronatisve; peduneulis filiformibus graeillimis, primo 
internodio brevioribus, fructiferis valde elongatis; floribus tetrameris, 
sepalis ovalibus demum crucialim patentibus, exterioribus mucronalis, 
petalis nullis; capsula calyce paulo longiore erecta. — Caules 3—5 cm. 
l., folia laete virentia, rosulae 8—10 mm., caulina 2—3 mm. longa. 
Species annua proxima S. maritimae Don. 

Menorca: in arenosis littoralibus, v. c. in ditione la Canasia, d. 
3. April. c. flor. et fruct. 

13. Silene ambigua Camb. var. Üittoralis Wk., caulibus diffusis 
decumbenti-adscendentibus, ramosis, cum foliss subsericeo-canescen- 
tibus, racemo pauci (2—3) floro, floribus minoribus et calyce angu- 
stiore, quam in forma typica, limbo petalorum purpurascente, flore- 
scentia serotina. Planta in sicco fragillima. 

Mallorca: in fissuris rupium maritimarum calcar. ad portum op- 
pidi Söller, d. 3. Maji c. flor. 

14. Paeonia corallina Retz. var. (?) Cambessedesü Wk. (P. 
corallina var. fructibus glabris Camb.). Caule semper simplici uni- 
floro, sulcato, saepe purpurascente, foliis glaberrimis subtus pulchre 
purpurascentibus, superioribus subquinato-sectis, segmento terminali 
basi saepe rotundato; follieulis erectis glabris purpurascentibus. 

In locis herbidis solo pingui Balearium, praecipue in insulae 
Majoris regione montana int. alt. c. 300 et 800 met., Aprili et Majo 
c. flor. et fruct. immaturis. 


—essm—— 


Ueber Ranunculus Tommasinii Rcehb. 
und die ihm nächstverwandten Arten. 


Von J. Freyn. 


Im Jahrgange 1873 dieser Zeitschrift führt Herr von Tommasini 
auf Seite 222 bei dem nach ihm benannten Hahnenfusse eingeklammert 
auch R. neapolitanus Ten. als fraglich an. Die so zum Ausdruck 
gelangte Vermuthung der Identität beider Pflanzen regte mich ge- 
legentlich des Einreihens meiner heurigen Ausbeute um so mehr zu 
einer eingehenderen Untersuchung an, als sich unter den von mir 
gesammelten Pflanzen auch R. Tommasinii Rehb. befand, eine Pflanze, 
welche hier ihren Originalstandort besitzt und um Pola allenthalben 
auf sonnigen grasigen Hügeln an den Rändern der immergrünen 
Gebüsche zu treffen ist. 

Da bekanntlich Koch in seiner Synopsis florae Germ. et Helv. 
die hiesige Pflanze als R. velutinus Ten. anführt, so war es mir zu- 
nächst von Interesse, die Unterschiede der echten Art dieses Namens 


114 


von R. Tommasinii kennen zu lernen. Zum Vergleiche benützte ich 
sehr instruktive Exemplare des R. velutinus Ten. aus Toskana („Abunde 
in pratis agris Florentini et latas plagas obtegens. Levier!*) und 
Sizilien („In nemoribus — Boschi di Valdemone.* Todaro Flora sicula 
exsic. n. 1272!) — Schon der erste Blick zeigte, dass beide Arten, 
abgesehen von den später hervorzuhebenden Unterschieden, sofort 
durch die Gestalt der Wurzelfasern sehr leicht zu unterscheiden sind. 
R. velutinus Ten. hat nämlich eine büschelig-faserige Wurzel und 
obzwar häufig stärkere und schwächere Fasern beim selben Individuum 
gemengt vorkommen, so sind dieselben doch niemals so rübenartig 
verdickt, wie an R. Tommasinii Rcehb. 

R. neapolitanus Ten. selbst konnte ich zwar nicht in Vergleich 
ziehen *), aber es lagen mir Exemplare des R. heucherifolius Presl 
vor („In pascuis humidis — Palermo.“ Todaro Flora sicula exsic. Nr. 
1166!) und dieser soll zufolge Nyman’s Sylloge Florae Europaeae 
Synonym dazu sein. Diess zunächst angenommen, zeigten sich doch 
gleichfalls Unterschiede gegenüber R. Tommasinü. — R. heucheri- 
folius hat allerdings die rübenförmig verdickten Wurzelfasern des 
R. Tommasinii, ist aber durch die langen fast hackigen Fruchtschnäbel, 
welche beinahe die Länge des Früchtchens erreichen, verschieden. 
R. Tommasinii besitzt nämlich nur sehr kurze Fruchischnäbel, welche 
kaum 1%—!/ia so lang als die Frucht sind — beide Arten sind dem- 
nach ganz wohl verschieden. 


Es war mir nun nach dem Vorstehenden sehr auffällig, in den 
Verhandlungen der zool. botan. Gesellschaft in Wien XVII. p. 129 
in dem Reiseberichte des Dr. v. Reuss bei Anführung des von ihm 
um Pola gesammelten R. Tommasinii nachfolgende Bemerkung zu 
finden: „R. Tommasinü Rchb. (R. velutinus Koch non Ten.) An trocke- 
nen kurzgrasigen Orten; eine hohe Form, mit unverdickten Wur- 
zelfasern auf der Pra grande sehr gemein.“ Der erwälinte Standort, 
eine grosse elwas sumpfige Wiese ist mir wohlbekannt, ich hatte 
jedoch leider den erwähnten Hahnenfuss an dieser Stelle nicht ge- 
sammelt und kann keine Exemplare von dort in Vergleich ziehen. 
Gleichwohl ist es nach der zitirten Angabe evident, dass die Form 
„mit den unverdickten Wurzelfasern* unmöglich zu R. Tommasinii 
gehören könne, denn meines Wissens ist es noch unerhört, dass die 
mit rübenförmig verdickten Wurzelfasern ausgestatteten Ranunkeln 
auch mit unverdickten Fasern variiren sollten. Jedenfalls gehört also 
die erwähnte Form zu einer anderen Art und ich vermuthete im 
Hinblicke auf Koch's Angabe zunächst, dass es R. velutinus Ten. sein 
werde, und zwar um so mehr, weil Koch in der betreffenden Be- 


*) „Ran. neapolitanus“ von Castellamare 1874 von P. Strobl ausgegeben, 
gehört wegen der nicht gerillten Blüthenstiele und der abstehenden (nicht zu- 
zückgeschlagenen) Kelchblätter in die Verwandtschaft des R. lanuginosus L. 
und nich! in jene des R. bulbosus L. — „R. neapolitanus* von Palermo aus 
Todaro’s Hand, unter Nr. 2428 in Baenitz Herb. Europaeum erschienen, ist %. 
heucherifolius Presl! 


115 


schreibung von dem so augenfälligen Merkmale der verdickten Wur- 
zelfasern gar nichts erwähnt. Der Gedanke lag übrigens nahe, dass 
Koch und Reichenbach seinerzeit verschiedene Pflanzen erhielten und 
dass demnach R. velutinus Koch auch nicht zu R. Tommasinü Rehb., 
sondern wirklich zur echten Pflanze Tenore’s zu ziehen sei. 

Diese Zweifel zu lösen, und hauptsächlich auch, um über die 
Nyman’sche Angabe, dass R. heucherifolius gleichbedeutend mit 
R. neapolitanus Ten. sei, in's Klare zu kommen, wendete ich mich, 
wie schon öfter in zweifelhaften Fällen, an Herrn Hofrath Ritter v. 
Tommasini in Triest, dem ich auch bei dieser Gelegenheil meinen 
herzlichsten Dank für sein freundliches Entgegenkommen und seinen 
oftbewährten gültigen Rath auszusprechen mich verpflichtet fühle. 

Meine Bemerkungen veranlassten nun Hrn. v. Tommasini, unseren 
unermüdlichen Nestor, zu einer eingehenden Untersuchung, deren 
Resultat endlich die Lösung aller Zweifel und Fragen brachte. Es 
wird wohl am besten sein, wenn ich Tommasini’s klare Darstellung 
hier wörtlich folgen lasse, weil dadurch ein ebenso übersichtliches 
Bild nicht nur über die Entstehung des Namens R. Tommasini ge- 
wonnen wird, sondern auch über die ganzen Wandelungen, welche 
in der Nomenklatur dieser Pflanze im Laufe der Zeilen vorgekommen 
sind bis zur schliesslichen Klärung. Tommasini schreibt in den vom 
22. Dez. datirten Briefe: 

„In einer der zahlreichen Pflanzensendungen, die ich an den 
Professor Bertoloni zu Bologna, zur Zeit als er seine Flora italica 
schrieb, richtete, erhielt er anno 1838 von mir Exemplare des Ra- 
nunculus bulbosus L. aus der Umgebung von Triest, nehst anderen 
aus der Gegend um Pola und Veruda, die damals noch als zu R. 
bulbosus gehörig betrachtet wurden, obschon sie sich durch den 
Mangel des Knollens am Wurzelhalse und die verdickten büscheligen 
Wurzelfasern von der eigentlichen typischen Form des R. bulbosus 
leicht unterscheiden liessen, bald darauf auch wirklich als verschie- 
dene Spezies angesehen wurden. Indessen hatte Bertoloni, bekanntlich 
sehr stark zur Konzentrirung der Spezies geneigt — hatte er schon 
im ersten Theile seines Werkes unsere drei Sesleria-Arten: tenuifolia 
Schrad, caerulea L. und elongata Host. in eine einzige zusammenge- 
pfercht! — weder auf den Charakter des caudex bulbiformis bei 
R. bulbosus noch auf die fibras radicales napuliformes incrassatas der 
zweiten Spezies ein besonderes Gewicht gelegt, sondern vereinigte 
beide in dem 1842 erschienenen V. Bande seiner Flora als R. bul- 
bosus, dabei aber die von mir angegebenen Standorte beider genau 
bezeichnend. Seine Ueberzeugung, dass es sich dabei nur um eine 
und dieselbe Spezies handelte, sprach er *) deutlich in der Bemerkung 


*) „....Basis caulis turgens in bulbum globosum magnitudine varium 
et interdum exiguum, e basi demittentem, fıbras fasciculatas, saepe cras- 
siusculas et napulos longos, non valde crassos fusiformes, collo 
arctatos, inferne in fibram attenuatos imitatas, interdum quoque 
habentur napuli isti mixti cum fibris.* — Ferner in Observ.: „Botano- 


116 


aus, dass die Wurzelfasern bald in der Mitte rübenartig verdickt, 
bald unverdickt und dünn vorkommen, wesshalb er auch die Pflanzen- 
liebhaber gemahnt wissen wollte, dass sie sich durch derlei un- 
wesentliche Abweichungen nicht an der Erkenntniss des 
R. bulbosus irre machen lassen sollten!“ 

„Einige Zeit nach Bertoloni, im J. 1841, erhielt Hofr. Koch 
in Erlangen von mir in einer Sendung von Pflanzen aus Istrien und 
den Quarnerischen Inseln Exemplare der Pflanze, die hier bereits als 
von R. bulbosus verschieden und zu R. velutinus Ten. gezogen worden 
war. Er nahm sie auch anstandslos unter dieser Benennung in die 
Addenda zum 1. Theile p. 434 der im J. 1843 erschienenen 2. Aus- 
gabe seiner Synopsis flor. Germ. et Helv. auf. An der dabei gelie- 
ferten Diagnose wäre auszusetzen, dass er die pedunculi als teretes 
bezeichnete, während sie, wenn auch zuweilen minder deutlich, sulcati 
erscheinen. Auch übersah er die Wurzelfasern und ihre eigenthüm- 
liche Gestaltung, oder hielt diesen Charakter bezüglich des R. velutinus 
für unwesentlich; es wäre denn, dass die ihm zugekommenen Exem- 
plare ohne, oder mit unvollständigen Wurzeln versehen gewesen 
wären, was mir jedoch nicht wahrscheinlich ist.* 

„Indem ich gleichzeitig seltenere Pflanzen aus den hiesigen Ge- 
genden zu dem unter des Hofr. Reichenbach Leitung von Hofmeister 
in Leipzig herausgegebenen Herbarium norm. flor. germ. exsicc. lie- 
ferte, fand sich einer solchen Sendung im J. 1843 eine Partie des 
schon von Koch angenommenen R. velutinus Ten. in 130 Exemplaren 
vor. Sie erschien in der 1845 veröffentlichten XXV. Centurie des 
Herb. norm. sub. Nr. 2479 als R. Tommasinii Rehb. n. sp. mit der 
Diagnose: fibris radicalibus incrassatis, folii lobo medio non producto, 
pedunculo demum incrassato, und mit der Bemerkung: proximus R. 
rupestri Guss. et R. Holliano (?). Ranunc. velutinus Ten. quem ab 
autore ipso habeo mihi non a R. geranifolio diversus videtur. Diess 
ist alles, was über R. Tommasinii Rehb. bekannt gemacht wurde. 
Von R. neapolitanus scheint Reichenbach damals keine Kenntniss 
gehabt zu haben, obschon dessen Aufstellung von Seite Tenore’s in 
der Flora Neap. und dem Sylloge zu derselben viel früher statige- 
funden hatte. In Reichenbach’s Iconogr. Fl. germ. wurden die Ranun- 
culacae in dem 1840 erschienenen II. Bande behandelt, daher in 
demselben keine Erwähnung der erst 1845 aufgestellten neuen Spezies 
geschehen konnte.“ 

„Diess ist also die Genesis des R. Tommasinü, von dem, wie 
gesagt, in späterer Zeit nichts Näheres bekannt gemacht, sondern 
sich nur auf die Autorität Reichenbach’s in Exsiccaten berufen wurde.“ 

„In Bertoloni Flora italica Vol. V. sind die ausführlichen Be- 
schreibungen der nächsitverwandten Arten: R. bulbosus, palustris, 
velutinus, neapolitanus, heucherifolius enthalten. — Es ist hieraus 


phili caveant, ne decipiantur a lusibus radicils nunc napuliformis, 
nunec tantum fibrosae, pariter ac a lusibus foliorum nune simplicium, nunc 
ternatorum.“ 


117 


zu ersehen, dass, wie ich schon zu bemerken Veranlassung hatte, 
Bertoloni sich über die reelle Artenverschiedenheit des R. bulbosus 
et neapolitanus in Zweifel befand, auf die bezeichnenden Charaktere 
derselben kein besonderes Gewicht legte, und sie als nur zufällig und 
wandelbar zu betrachten geneigt war, am liebsten beide Spezies, wie 
er schon mit den ihm von mir zugekommenen Exemplaren gethan 
hatte, zusammengeworfen haben möchte *). Einer solchen Ansicht muss 
ich, was die Pflanzen unserer Flora betrifft, mit aller Entschiedenheit 
entgegentreten. R. bulbosus kommt hier um Triest und sonst im 
Küstenlande überall, auf Flysch (Sandsteinboden), auf Kalk am Karste 
und sonst in höher gelegenen Gegenden des Inneren als sehr ge- 
meine Pflanze vor, fehlt dagegen längs des ganzen Küstensaumes 
Istriens von der Punta Salvore bei Pirano bis zu Promontore, dann 
auf den kleinen Scogli und den Quarnerischen Inseln, im Inneren 
des Landes aber nur bis zu einer sehr mässigen Höhe, hier von R. 
neopolitanus Ten. vollständig vertreten. In den äusserlich sichtbaren 
oberirdischen Theilen und Organen, Blättern, Stengeln und Zweigen, 
Bildung, Blüthen etc. gleichen sich beide Pflanzen beinahe vollkommen; 
man erkennt aber ihren Unterschied, sobald man auf den verdickten 
Wurzelstock bei R. bulbosus, auf die verdickten Wurzelfasern des 
R. neapolitanus sieht.“ 

„Ich finde nämlich gegenwärtig keinen Grund, um 
unseren R. Tommasinii von R. neapolitanus Ten. zu trennen; 
höchstens könnte die in Bertoloni’s Diagnose vorkommende Bezeich- 
nung der Napuli crassi zu einigem Zweifel Anlass geben, denn 
allerdings sind die Wurzelfasern nicht ausnehmend verdickt, so dass 
die von B. bei R. heucherifolius angewendete Bezeichnung cras- 
siusculi richtiger wäre; doch ist eine Verdickung gegen die Mitte 
immer wahrnehmbar, während bei R. bulbosus u. a. Arten die Fa- 
sern bei ihrem Ausgange aus dem Wurzelstocke am dicksten sind 
und gegen das Ende hinab immer dünner werden.“ 

„Auf die wahrscheinliche Identität des R. Tommasınü et neapo- 
litanus Ten. wurde ich schon durch mehrfache Winke von Freunden 
aufmerksam gemacht; darauf berühte der in Skofitz’ Botan. Zeitschr. 
des J. 1875 anlässlich der Beschreibung der Flora von Medolino und 
dessen Inseln angedeutete Zweifel, welchen ich jedoch jetzt nach 
reifer Untersuchung unumwunden aufgebe.“ 

Ueber die weiter oben von v. Reuss gemachte Angabe schreibt 
Tommasini weiter: 


„Auch mir war der bedeutende Unterschied derselben (nämlich 
des Ranunculus mit unverdickten Wurzelfasern) sowohl an der 
Wurzelbildung als in sonstigen Beziehungen im Gegenhalte zu R. 
Tommasini der gewöhnlichen Form aufgefallen; doch blieb es in- 
dessen bei dem Zweifel, denn es konnte allerdings die Vermuthung 


*) Bertoloni macht bei R. neapolitanus Ten. die Bemerkung: „Valde 
proximus Ranuneulo bulboso L., cum hie gaudet foliis simplieibus, trisectis. An 
varietas ınsignis? 


118 


berechtigt erscheinen, dass es sich bloss um eine durch die Beschaf- 
fenheit des sumpfigen Bodens *) herbeigeführte Modifikation der Wur- 
zelbildung handle, von der man an anderen Pflanzen Beispiele hat, 
wie an Apium graveolens, welches in den ihm eigenthümlichen Stand- 
orten, an Wassergräben. in Sumpfgegenden dünne, schmächtige 
Wurzeln hat, die in Gärten durch Kultur zu dieken Knollen ausge- 
bildet werden, desgleichen an Daucus carota u.a. m. — Es treien 
indessen bei dem am Pra grande wachsenden Ranunculus und dem 
gleichen in anderen sumpfigen Gegenden, wie auf der feuchten Wiese 
unter Stignano gegen Val Bandon hin (und besonders bei Ciltanuova 
am Ausflusse des Quieto) gesammelten Exemplaren mannigfache Ab- 
weichungen an Grösse und Stärke der Pflanze, Form und Behaarung 
der Blätter u. dgl. vor, die ein eingehenderes Studium erforderten. 
Ich dachte zuerst durch Kulturversuche darüber in’s Reine zu kommen, 
nämlich durch wechselseilige Versetzung der Pflanze des trockenen 
in feuchten Boden und von diesem in jenen. Diese Experimente hätten 
zur Sicherung des Erfolges durch Aussaat veranstaltet werden müssen, 
denn die dem Samen entkeimende zarte Pflanze ist mehr geneigt die 
der Beschaffenheit des Bodens entströmenden Einflüsse aufzunehmen, 
und sich darnach zu modifiziren, während die bereits erwachsene und 
in ihrer Entwicklung erstarrte Pflanze auch nach bewirkter Versetzung 
ihre Organisation wenigstens auf längere Zeit behält. Auch müsste 
ein solcher Versuch in der Gegend, in welcher beide Pflanzen hei- 
misch sind, um Pola selbst statifinden, damit die klimatischen Einflüsse 
auf beide in gleichem Masse einwirken können“ **), 

„Nun aber glaube ich in der Lage zu sein von solchem, jeden- 
falls längere Zeit und Vorkehrungen erfordernden Versuche absehen 
zu können, und hinreichende Anhaltspunkte gewonnen zu haben, um 
über die Artenverschiedenheit und Zugehörigkeit der fraglichen Pflanze 
mit Zuverlässigkeit zu urtheilen. Hierzu führte mich Boissier’s Flora 
orientalis, ein klassisches, mit Sachkenntniss und krilischer Schärfe 
verfasstes Werk, welches bei der Behandlung der zur Flora des 
Orients gehörigen Pflanzen tief in die nächstverwandte Flora des 
Mittelmeeres eingreift, daher auch für unsere Küstenflora sehr schätz- 
bare Anhaltspunkte darbietet.“ 

„In diesem Werke findet sich nun in der Sectio IV. Evranun- 
culus a) species perennes, $. 2. Radix non grumosa «) folia varie 
parlila — Axis hirsuta a) Carpella circumcirca margine ca- 
rinanti ulrinque sulco impresso cineta X calyce reflexo 

zuerst Ranunculus palustris (L. herb. et Mp. ex Smith) mit 
folgender Diagnose: Rhizomate brevissimo fibros fasciculatas edente; 
caulibus inferne petiolisque paltule et dense hirsulis, foliis adpresse 


) F£. heucherifolius, welcher die gleiche wie R. Tomma- 
sinii Ar kommt aber „in pascuis humidis* vor (Todaro exsiec. und Bertoloni 
Flor. ital.) ‚ während letzterer trockene Standorte bewohnt. ii. 

) Ic h kann diesen Versuch leider auch nicht vornehmen, da es dazu 
eines BL und stabilen Aufenthaltes bedürfte, als mir gegönnt ist. F. 


119 


villosis, radicalibus ambitu ovatis, tripartitis, partitionibus incisis ob- 
tusisque dentatis, pedunculis sulcatis, carpellis ovatis in rostrum 
triangulare brevissimum rectum abeuntibus 9 R. Constantinopolitanus 
Stev. VI. Taur. non Urv. R. eriophyllus C. Koch, Linn. XIX. p. 46! 
— Hab in Graecia, Tauria, Asia minore etc. Distrib. Geogr. Hispania 
australis, Corsica, Sardinia, Africa borealis.“ 

„Auf diese Beschreibung passen alle Exemplare, die ich aus 
feuchten Standorten Istriens besitze, nur habe ich die Achse der reifen 
Fruchtsäule manchmal kaum behaart angetroffen, was wohl dem 
Umstande beizumessen ist, dass an den seit Jahren getrocknet er- 
liegenden Exemplaren beim Entfernen der Karpellen die unter den- 
selben liegenden spröden Haare weggesprengt werden. Wo die 
Blüthen kaum abgefallen und die Karpellen noch in Entwicklung be- 
griffen sind, wird die Behaarung der Achse deutlich sichtbar. An 
einem aus Cittanuova rührenden "Exemplare ist sie es auch an einem 
ganz reifen Fruchtexemplare in sehr deutlicher Weise. Insbesondere 
passen die von Boissier angegebenen Charaktere der Karpelle und 
des daran haftenden sehr kurzen, geraden Schnabels vollständig.“ 

„Unmiltelbar auf R. palustris und in derselben Unterabtheilung 
folgt bei Boissier R. neapolitanus Ten. mit der Diagnose R. neapo- 
litanus (Ten. Syll. p. 272) adpresse hirsutus, rhizomate brevissimo, 
fibras napuliformes incrassatas edente, foliis ambitu ovato-ro- 
tundalis tripartitis, partitionibus incisis acutiusculeque dentatis, pe- 
duneulis gracilibus sulcatis, carpellis rostro brevissimo conico recto 
apiculatis. Hab. in Orientis regionibus Distrib. geogr. Italia australis. 
Ferner bemerkt Boissier Folgendes: Variis botanicis varietas R. bul- 
bosi L. (Cefr. das oben Gesagte von Bertoloni!) me judice multo magis 
affinis praecedenti (nempe R. palustri) a quo habilu graciliore, indu- 
mento adpresso, et radieis indole tantum differt. R. heucher:folius 
Presl e Sicilia (cui R. pratensis Presl est quoque associandus) R. 
neapolitano a cl. Gussone associatus differre videlur rostro longo 
acuminato.“ 

„Der R. velutinus Ten. wird von Boissier in der Section —-+- 
Axis glaber 5) Calix reflexus folgendermassen diagnosirt: „pilis 
ad caulem et petiolas patulis vel retrorsis, ad folia sericeo-adpressis 
obtusis, rhizomate brevissimo recto foliis radicalibus ovalis profunde 
trifidis, partitionibus e basi cuneala obovalis obtusis acutiuscule inciso 
denlalis intermedia longiore, pedunculis tenuibus teretibus, carpellis 
plano-compressis ovato orbiculalis marginatis, in rostrum brevissimum 
latum conicum rectum abeuntibus. % Hab. in pratis humidis region. 
orientis. Distrib. geogr. in Italia et Gallia australis. Observ. Habitu, 
foliis, rostro recto brevissimo Ran. palustrem referens sed axinon 
pilosa, carpellis margine non bisulcatis statim distinguendus.“ 

„Von diesem R. velutinus besitze ich authenische Exemplare 
aus der Flora von Pisa und dem Herbier norm. de la France von 
F. Schultz, welche wirklich unserem Sumpfhahnenfusse des Pra grande 
im äusseren Aussehen so sehr gleichen, dass ich den letztgenannten 
ohne Anstand dazu gezählt hätte, wenn nicht die von Boissier ange- 


120 


gebenen Charaktere, zumal der Unterschied an den Karpellen da- 
gegen wären.“ 

„Also wäre der bisherige etwas verworrene Knoten glücklich 
gelöst "und man könnte mit Zuversicht Evenx«! ausrufen. R. Tommasinii 
Rchb. soll fortan eingezogen und titulo prioritatis, ungeachtet er bei 
uns vielleicht mehr als in Neapel zu Hause ist, sich R. neapolitanus 
Ten. nennen. Sein nächster Veiter und Mitbürger, mit den dünnen 
verlängerten und verschlungenen Wurzelfasern aus dem Pra grande 
und sonstigen Sumpfstellen soll in seine Rechte als eigene und für 
die österreichisch-illyrische Flora neue Spezies nomine R. palustris 
eintreten.“ 

So weit Herr von Tommasini! — Es bleibt dessen Darstellung 
nichts mehr beizufügen, und wenn es auch zu bedauern ist, dass 
dem Prioritätsrechte gerade einer von jenen Namen geopfert werden 
muss, welcher an die Verdienste des eifrigsten Erforschers der süd- 
österreichischen Flora zu erinnern bestimmt war, so liegt doch wieder 
hierin ein Ersatz, dass gleichzeitig ein neuer Bürger für diese pflan- 
zenreiche Gegend konstatirt werden konnte. 

Nun noch ein Wort für diejenigen Botaniker, welche der zu- 
sammenziehenden Methode huldigen, und von Verwandten des R. 
neapolitanus Ten. unter Anderen auch R. nemorosus DC. mit R. 
polyanthemus L. vereinigen, weil ihnen die Unterscheidung beider 
Arten nach der Länge des Fruchtschnabels als ungenügend erscheint. 
Diese werden konsequenter Weise wohl auch R. heucherifolius Presl 
zu R. neapolitanus Ten. ziehen wollen. Abgesehen jedoch von den 
prinzipiellen Bedenken wäre dagegen auch noch der beträchtliche 
Unterschied in den Belaubungsverhältnissen dieser beiden Arten geltend 
zu machen. Bei beiden Ranunkeln ist der Schaft am Grunde von 
ziemlich vielen langgestielten Wurzelblättern umgeben, welche sich 
(wie überhaupt bei allen diesen nahe verwandten Arten) sehr ähnlich 
sehen. Bei R. neapolitanus Ten. sind nun die Stengelblätter an den 
Verzweigungsstellen ohne alle Uebergangsformen ziemlich plötzlich 
bis auf ganz kleine sitzende bracteeenarlige Blättchen reduzirt, welche 
gewöhnlich dreispaltig aber auch zweispaltig oder seltener ungetheilt 
sind, im leizten Falle schmal lanzett-lineal erscheinen, wie auch 
in den ersterwähnten Fällen die Blattzipfel diese Gestalt zeigen. Nicht 
so bei R. heucherifolius Presl. — Bei diesem nehmen die Blätter 
allmälig an Grösse ab; die unteren sind noch gestielt, wenn auch der 
Blattstiel unterhalb scheidenarlig wird. Die Blaltfläche wird zwar 
vergleichsweise zu den grundständigen Blättern in den obersten Ver- 
ästelungen ganz bedeutend verringert, ist aber gleichwohl immer 
noch erheblich grösser als bei R. neapolitanus Ten., welch’ letzterer 
überhaupt zierlicher und feiner gebaut erscheint. — R. heucherifolius 
hat überdiess auch einen caudex bulbiformis. Auf den Unterschied 
in der Behaarung möchte ich weniger Gewicht legen, weil diese 
wenigstens bei dem nahe verwandten R. bulbosus L. sehr abändert. 
Ich besitze diese Pflanze sowohl mit dicht abstehend behaarten un- 
teren Stengellheilen und Blatistielen aus dem Banat („In pratis mon- 


127 


tanis ad oppidum Orsova. Borba’s!*) als auch beinahe ganz kahl aus 
Belgien („Louvain.“ Dieudonne!), von dort als R. Borreanus Jord. 
(Ob aber letztere Bestimmung richtig ist, weiss ich nicht. Nach 
Nyman’s Sylloge zu urtheilen, gehört R. Borreanus in die Verwandt- 
schaft des R. acris L.). Mittelformen aus Oberungarn („Höchst selten 
auf trockenen Wiesen bei Ns. Podhragy.“* Holuby)). 

Die in Boissier’s Flora Orientalis angegebene geographische 
Verbreitung lässt auffälliger Weise bei R. palustris insoferne eine 
Lücke vermuthen, da es unwahrscheinlich scheinen muss, dass der 
so weit verbreitete R. palustris gerade Italien überspringen sollte. 
Nachdem er jetzt auch für Istrien nachgewiesen ist, so scheint es 
ziemlich gewiss, dass er an geeigneten Orten auch in Italien noch 
gefunden werden kann, und dort mit dem sehr ähnlichen R. velutinus 
Ten. nur konfundirt worden sein wird. — Dagegen scheint R. heu- 
cherifolius Presl ausschliesslich auf Sizilien beschränkt zu sein und 
R. neapolitanus Ten. dem Oriente anzugehören. Istrien und Neapel 
würden somit die Westgrenzen für den Verbreitungsbezirk dieser 
Art bilden. — Nach R. velutinus Ten. wäre auf den Quarnerischen 
Inseln zu forschen, weil diese Pflanze auch in Dalmatien angegeben wird. 
- Schliesslich möge noch eine an Boissier’s Fl. orient. angelehnte 
kleine Tabelle hier Platz finden, in welcher die hier behandelten 
nächstverwandten Arten übersichtlich verglichen werden sollen: 


SectioEvranunculus Boiss. 

Species perennes, radix non grumosa *), folia varie partita. 

Il. Axis hirsuta carpella circumeirca margine carinata utrinque sulco 
impresso cincta, pedunculis sulcatis, calyx reflexus: 

1. Rhizomate brevissimo fibras fasciculatas edente, carpellis in 
rosirum triangulare brevissimum rectum abeuntibus: 

a) Caudex basi bulbiformis . . » . 2 2... R. bulbosus L. 

b) Caudex basi non bulbiformis . . . . . . . R. palustris L. 

(R. constantinopolitanus Stev., R. eriophyllus C. Koch; R. 
corsicus Viv. (Bertol.) 
2. Rhizomate brevissimo fibras napuliformes incrassatas edente. 

a) Caudex basi bulbiformis, carpellis in rostrum longum acu- 

minatum subuneinatum abeuntibus . R. heucherifolius Presl. 

b) Caudex basi non bulbiformis, carpellis in rostrum triangu- 

lare brevissimum rectum abeuntibus R. neapolitanus Ten. 
(R. velutinus Koch non Ten., R. Tommasinii Rehb.) 

I. Axis glabra, carpellis plano compressa ovata orbiculata 
marginata in rostrum brevissimum latum conicum rectum abeunt, 
pedunculi sulcati, calyx reflexus; rhizomate brevissimo fibras fascicu- 
latas edente . . . . 2. 5 R. neapolitanus Ten. 


Pola, am 1. Jänner 1875. 


*) Die rübenförmig verdickten Wurzelfasern des R. heucherifolius und 
R. neapolitanus dürfen nicht mit den Knollen des R. Ficaria verwechselt 
werden, denn letztere sind Stengelgebilde und keine „Wurzeln.“ (vergl. Oesterr. 
Botan. Zeitschr. XVII. p. 107 und folg.) 


Die Primulaceen-Bastarte der Alpen, 


Von A. Kerner. 


(Fortsetzung.) 


10. Primula pubescens Jacg. 
(superauricula > hirsuta). 
Syn. P. rhaetica Gaud. (non Koch!) — P. helvetica Don., 
Schleicher. 


Von Wulfen aus dem Pusterthale an Jacquin gesendet und 
von diesem in Misc. I. 159. t. 18 beschrieben ınd abgebildet. Wul- 
fen will P. pubescens im Pusterthale auf den Alpen bei Pregratten 
gefunden haben. Obschon dieser Theil der Alpen in neuerer Zeit auf 
das sorgfältigste nach allen Richtungen durchforscht wurde, ist es 
aber bisher nicht gelungen, diese Primel in dem von Wulfen be- 
zeichneten Bezirke wildwachsend aufzufinden, und es ist daher weit 
wahrscheinlicher, dass Wulfen die an Jacquin gesendete Pflanze 
einem Garten in oder bei Pregratten entnommen hatte, und dass er 
nur auf die Aussage des Besitzers jenes Gartens als ursprüngliche 
Fundstätte die obengenannten Alpen erwähnte. So viel ist gewiss, 
dass P. pubescens Jaegq. in den Bauerngärten des Pusterthales in Pre- 
gratten, Windisch-Matrei, Virgen, Sexten eic.,, so wie überhaupt an 
vielen Orten in Tirol seit uralter Zeit eine beliebte Zierpflanze ist. 
Ja es kann geradezu als ausgemacht angesehen werden, dass dieser 
Bastart (und nicht wie man so häufig angegeben findet die Primula 
Auricula L.) auch den Ausgangspunkt für die „Garten- Aurikel* ab- 
gegeben hat, welche schon im 16. Jahrhundert in vielen europäischen 
Ziergärten kultivirt wurde und von der man, zumal in Holland und 
England später eine Unzahl von Varietäten züchtete *). — Die ur- 
sprüngliche Heimat dieser Pflanze sind aber ohne Zweifel doch die 
Alpen. Clusius sah die schöne Primel, von welcher er in Histor. pl. 
lib. III. p. 303 eine treffende Beschreibung gibt, kultivirt im Garten 
seines Freundes Dr. Aichholtz in Wien zwischen 1573 und 1588 
und sagt a. a. O. (Auricula ursi Il.) „Hanc frustra per Austriacorum 
Stiriacorumque monlium allissima juga quaesivi; primum autem mihi 
conspecta est in cultissimo horto C. V. Joan. Aichholtzii Medici et 
Prolessoris Viennensis, mei amici veteris et hospilis, dum istie vixi 
charissimi, quam a nobili quadam matrona ante acceperat, ignari 
tamen unde illi primum communicata fuisset. In Oenipontinis autem 
et vicinis alpibus abunde nasci postea intelligebam.* — 
Diese Stelle weist nun jedenfalls auf die Alpen Tirols und zwar spe- 
ziell auf jene bei Innsbruck als eine der ursprünglichen Fundstätten 
der P. pubescens hin. — Dass es mir gelang diese von Clusius 
speziell bezeichnete Stätte, wo P. pubescens ziemlich häufig wild- 


*, A. Kerner: Geschichte der Aurikel in der Zeitschrift des deut- 
schen und österreichischen Alpen-Vereins. VI. Band. 


123 


wachsend vorkommt, nach 300 Jahren wieder aufzufinden, habe ich 
in der Oesterr. Bot. Zeitschr. XVII. 198 u. 199 bereits erwähnt und 
ich füge den dort niedergelegten Bemerkungen nur noch die Notiz 
bei, dass ich seither neben der Hematkehl am Abhange der Teiss- 
und Thorspitze bei Gschnitz noch mehrere andere Standorte südwest- 
lich von Innsbruck in der Umgebung des Tribulaun und Habicht er- 
miltelte, nämlich das nach Osten sehende Thalgehänge im Hinter- 
grunde des Sondesthales, das Krachet Urfelt am Fusse des Habicht, 
das Piniserjoch und die an dasselbe sich anschliessende Bergkette bis 
zur Serlos, sämmtliche Punkte in dem Stocke aus dolomitischem Kalk, 
welcher südwestlich von Innsbruck dem Schiefer aufgelagert erscheint. 

Aber auch in der Schweiz ist P. pubescens Jacgq. zuverlässig 
wildwachsend gefunden worden und zwar auf der Senneralpe ober- 
halb des Dörfchens Beatenberg am Thunersee von Bamberger 
(Oesterr. Bot. Wochenbl. II. p. 23), auf dem Javernaz bei Bex von 
Charpentier und Em. Thomas (Wegelin Enum. stirp. Fl. helv. 
p. 25) und in den rhätischen Alpen, von wo sie Rösch an Gaudin 
mittheilte. — Gaudin sagt von seiner P. rhaetica, welche mit P. 
pubescens Jacgq. identisch ist *) in der Fl. helv. I. 9: „Cum planta 
hine inde in hortis culta ex omni parte convenit;* aus welcher Be- 
merkung hervorgeht, dass auch in der Schweiz P. pubescens schon 
vor längerer Zeit in die Gärten verpflanzt worden war. — Die Primel, 
welche Schleicher unter dem Namen „P. helvetica Don.“ versendet 
hat und die in der That auch nichts anderes als P. pubescens Jacgq. 
ist, wurde von ihm im Garten kultivirt und alle von Schleicher 
versendeten Exemplare waren den im Garten kultivirten Stöcken ent- 
nommen. Wenn es nun auch richtig sein mag, dass wie E. Thomas 
angibt, Schleicher selbst diese Primel gar nicht in der Schweiz ge- 
funden, sondern dass er die Stöcke derselben aus englischen Gärten 
bezogen hat, so weist doch der Name „helvetica,“ welchen die Pflanze 
in den englischen Gärten führte, unzweideutig darauf hin, dass sie 
früher einmal auch aus der Schweiz in einen englischen Garten über- 
bracht worden ist. — Ob sie aber in die Schweizer Gärten seiner 
Zeit von dem durch Bamberger neuerlich entdeckten Standorte am 
Thunersee oder aus den rhätischen Alpen oder von einer anderen 
Lokalität gelangte, ist eine Frage, die sich heute mit Sicherheit nicht 
mehr beantworten lässt. Das wahrscheinlichste aber ist, dass die schöne 
Primel, wie in Tirol, so auch in der Schweiz überall in die Gärten 
re wurde, wo man derselben in der freien Natur habhaft 
wurde. 


Aus dem allen geht aber hervor: 1. dass die Stammpflanze der 
Gartenaurikel P. pubescens Jacgq. ein durch Kreuzung der P. Auricula 
und P. hirsuta**) All. entstandener Bastart ist; 2. dass dieser Ba- 


*) Vergl. hierüber die nachfolgenden Bemerkungen bei P. alpina 
Schleicher. 

**) In Betreff der Nomenklatur der Primeln aus der Sect. Erythrodrosum 
Schott., welche als Stammeltern der hier aufgeführten Bastarte eine Rolle ge- 


124 


start sich in den Alpen in Tirol und in der Schweiz zuverlässig wild- 
wachsend vorfindet; 3. dass derselbe von da schon vor sehr langer Zeit 
seiner auffallenden Schönheit und seines lieblichen Geruches wegen 
von den Anwohnern in ihre Gärtchen verpflanzt wurde und dann in 
die Gärten von Wien, Holland und England etc. übergegangen ist. 
Schliesslich möchte ich hier noch bemerken, dass an den Stand- 
orten der P. pubescens Jacq. im Gschnitzthale und Piniserthale süd- 
westlich von Innsbruck neben den zahlreichen Individuen, deren-Kro- 
nenfarbe einer Mischung aus dem Roth der P. hirsuta All. und dem 
Goldgelb der P. Auricula L. entspricht, vereinzelte Exemplare vor- 
kommen, deren Blüthen rein weiss und andere deren Blüthen ganz 
schwefelgelb sind und endlich auch solche, deren Kronen einen weissen 
Saum und eine bläuliche Röhre zeigen. — „P. Auricula b. mollis: 
Foliis multo tenuioribus parce serratis minute ciliatis, corolla albido- 
flava“ Reichenb. fil. Icon. XVII. 37, welche der Autor auf dem Ja- 
vernaz oberhalb Bex, also an demselben Standorte, wo Charpentier 
und E. Thomas P. pubescens Jacgq. = P. rhaetica Gaud.) ge- 
sammelt haben, auffand, ist wohl auch nichts anderes als solche weiss- 
lich oder gelblichweiss blühende P. pubescens Jacq., und es scheint 
sich die von mir im Gschnitz- und Piniserthal und von Leybold in 
Judicarien beobachtete Erscheinung auch bei Bex zu wiederholen. 


11. Primula Arctotis 
(subauricula X hirsuta). 

Blätter saftgrün, weich, nicht klebrig, länglich-verkehrteiförmig, 
über der Mitte gekerbt-gesägt; die Blatiflächen, die Blattränder, die 
Blüthenstiele, die Kelchröhre, der Rücken und der Rand der Kelch- 
zipfel mit gestielten Drüsen besetzt; die Drüsen weisslich, an der 
frischen Pflanze etwas schimmernd, die Stiele derselben sehr kurz, 
am kürzesten in der Kommissur der Kelchzipfel und an der Basis 
der Kelchröhre, wo der Ueberzug auch häufig den Eindruck des 
Mehlstaubes macht, ohne doch jemals aus jenen warzenförmigen un- 
regelmässigen, krümlichen, glanzlosen Massen gebildet zu sein, 


spielt haben, erscheint es bei der grossen Verwirrung, die bei den Autoren in dieser 
Beziehung noch immer herrscht, angezeigt, hier folgende Bemerkungen einzuschalten. 
Nebst 1. P. villosa Jacq., Schott., non Koch. finden sich in den Alpen 2. P. oenen- 
sis Thomas, Schott. Oest. Bot. Wochenbl. II. 36. (1852!) = P. daonensis Leyb. in 
Oesterr. bot. Wochenbl. IV. 1. (1854); Flora XXXVIU. Nr. 10 (1854); Flora 
XXXVM. 345. (1855). — 3. P. hirsuta All. Fl. pedem. I. 93 (17851) = LP. 
viscosa Vill. Fl. delph. II. 467 (1787), Gren. et Godr. Fl. fr. II. 451, (non All.) = 
P. villosa Koch. Syn. 508. — 4. P. viscosa All. Fl. pedem 1. 93. (1785!) = 
P. hirsuta V ill. Fl. delph. II. 469 (1787),non All. = P. graveolens Hegetsch w. 
Fl. d. Schweiz. 194. (1840). Die Identität der P. viscosa All. und DC. Fl. fr. 
mit P. graveolens Hegetschw. kann nur von jenen bezweifelt werden, welche 
sich nicht die Mühe geben Allionis Fl. pedem, nachzusehen.-Allioni gibt als 
einzigen ihm seiner Zeit aus Piemont bekannt gewordenen Standort derselben 
p. 93 die Thermae Valderiae an, wo aber aus der Sect. Erythrodrosum nur 
diese in Bünden so verbreitete Primel wächst, welche Hegetschw. ein halbes 
Jahrhundert später P. graveolens genannt hat. 


1175) 


welche der P. Auricula und P. pubescens das gepuderte Ansehen 
geben. Kelch glockig-röhrig, die Zähne desselben länglich-eiförmig, 
1'/zmal so lang als breit. Saum der Krone rolh, der Schlund durch 
einen weisslichen Stern geziert, die Kronröhre weisslich, blassgelblich 
oder dort, wo sie nicht von dem Kelche bedeckt ist, an der Aussen- 
seite manchmal etwas röthlich angehaucht. Der Schlund der Krone 
so wie die Aussenseite der Krone mit sehr kurz gestielten und silzen- 
den Drüsen bestreut, die aber der Blüthe kein gepudertes Ansehen 
geben. Die Antheren der androdynamischen (kurzgriffeligen) Blüthen 
1'5—2 Mm. über der Basis der Kronröhre, die Antheren der gyno- 
dynamischen (anggriffeligen Blüthen) im oberen Drittel der Kron- 
röhre eingefügt. Der Griffel der androdynamischen Blüthen doppelt so 
lang als der Fruchtknoten. 

In der Hematkehl bei Gschnitz südwestlich von Innsbruck mit 
P. pubescens Jacgq. und zwar eben so häufig wie diese und ohne 
Zweifel auch durch Kreuzung der P. Auricula L. und P. kirsuta All. 
entstanden. 

Die denselben Stammeltern ihren Ursprung verdankende aber 
der P. Auricula L. näher stehende P. pubescens Jacq. unterscheidet 
sich von P. Arctotis durch den Mangel der Drüsenhaare an den 
Blatiflächen, durch den aus glanzlosen, weissen, warzigen Klümpchen 
gebildeten Beschlag der Blüthenstiele und Kelche, der insbesonders 
in der Kommissur der Kelchzipfel zu einer dicht aufgetragenen weissen 
krümlichen Masse zusammenfliesst, durch den slocl kigen Kelch und 
die relativ breiteren und kürzeren eiförmigen Kelchzipfel, durch den 
bepuderten Schlund und die etwas bepuderte Aussenseite der Korolle, 
durch die dicht über der Basis der Korolle eingefügten Antheren der 
gynodynamischen Blüthen und den kürzeren Griffel, welcher in den 
androdynamischen Blüthen nur so lang ist als der Fruchtknoten. 


12. Primula alpina Schleicher, Reichenb. pat. Ic. IX. p. 11, 
1, 021. 


(Auricula >< viscosa.) 


Syn. P. rhaetica Koch. Syn. 508; Reichenb. fill. Icon. XVII. p. 38, 
non Gaudin. (P. rhaetica Gaudin ist = P. pubescens Jacq.) 


Unterscheidet sich von den bisher aufgezählten Bastarten, welche 
einer Kreuzung der P. Auricula L. mit einer Art der Sect. Erythro- 
drosum Schott ihren Ursprung verdanken , insbesonders dadurch, 
dass die Antheren in den androdynamischen Blüthen ganz ähnlich 
wie bei P. viscosa All. (CP. graveolens Hegetschw.) am oberen 
Ende der Röhre ganz dicht unter dem Schlunde eingefügt sind. 

Wo Schleicher die von ihm als P. alpina versendete Primel 
gesammelt hat, ist nicht bekannt geworden, doch lässt sich mil grösster 
Wahrscheinlichkeit annehmen, dass er sie innerhalb des Verbreitungs- 
bezirkes der P. viscosa All. (P. graveolens Hegetschw.) in der 
Schweiz aufgefunden hat. — In Betreff der Nomenklatur möchte ich 
Folgendes bemerken: Der Name P. alpina Loisel. wäre zwar älter 

Vesterr. botan. Zeitschrift. 4. Heft. 1875. 10 


126 


als der Schleicher’sche Name; Loisel. verstand aber unter seiner 
P. alpina nicht eine besondere Art, sondern fasste unter diesen Namen 
„P. alpina* sämmtliche ihm bekannten Arten der Sect. Erythrodrosum 
zusammen, und man kann daher von diesem Namen, der doch nie- 
mals acceptirt werden wird, füglich ganz absehen. Dasselbe gilt wohl 
auch von dem Namen Primula alpina Griess., welcher sich auf eine 
Androsace bezielt, und es scheint mir daher das richligste, den 
Schleicher’schen Namen voranzusetzen. — Dass P. rhaetica Koch 
als Syn. hieher zu setzen ıst, wurde schon oben erwähnt. Die Be- 
schreibung, welche Koch von seiner P. rhaetica gibt, ist nach dem 
Exemplare verfasst, welches Schleicher unter dem Namen P. alpina 
an Reichenb. pat. gesendet hatte und welches dieser in Icon. IX. 
f. 1121 abbildete, und es ist nach Koch’s eigenem Citate seine P. 
rhaetica mit dieser P. alpina identisch. Unrichtig ist es aber, wenn 
Koch P. alpina Schleich. und Reichenb. pat. beziehungsweise 
seine P. rhaetica für P. rhaetica Gaud. hält. Gaudin sagt in der 
Fl. helv. II. 92, er muthmasse in seiner P. rhaetica einen Bastart 
aus P. hirsuta All. (d. i. Gaudin’s und Villars’ P. viscosa) mit P. 
Auricula L. Auch bemerkt er ausdrücklich a. a. 0. „Cum planta 
hine inde in hortis culta ex omni parte convenit,* cilirt auch Clus. 
Hist. I. p. 303 (Auricula ursi I1.), das ist: P. pubescens Jacq. und 
bemerkt: „Plantam suam eliam in hortis cultam observavit Clusius, 
sed eam in Tirolis alpibus frequentem provenire certior facius est *).“ 


Was den Standort der P. alpina Schl. anbelangt, so wäre hier 
schliesslich noch einer Notiz von Reichenb. fil. zu erwähnen. Reichenb. 
fil.. welcher Koch folgend der P. alpina Schleicher et Reichenb. pat. 
irrthümlich den Namen „P. rhaetica Gaud.“ voransetzt, schreibt 
nämlich von P. alpina in Icon. XVIl. p. 38 „Colitur in horto Thoma- 
siano prope Bex. Ipse E. Thomas mihi retulit, fratrem Philippum plan- 
tam sponte lectam in hortum attulisse. In scheda quadam quam scripsit 
idem patriam designat: „Suisse italienne.“ 


13. Primula obovata Huter in Oesterr. bot. Zeitsch. XXI. 125. 
(Balbisü >< tiroliensis.) 


In den Venetianer Alpen auf dem Monte Cavallo im Distrikte 
Belluno und zwar „alla Forcella al Tremol* ober der Alpenhülte Ca- 
sera della Palestina im Juli 1872 von Huter aufgefunden. Huter 
fand nur 2 Exemplare, von welchen er eines mir mitzutheilen so 
freundlich war. Nach diesem Exemplare zu urtheilen, ist als die eine 
Stammart die in den Venetianer Alpen verbreitete und dort die P, 
Auricula L. ersetzende P. Balbisii Lehm. (P. ceiliata Moretti, non 
Schrank), als die zweite Stammart P. tiroliensis Schott. (P. Al- 
lionü Koch, non Loisel.!) anzusehen. — P. obovata Hut. steht 
übrigens der P. tiroliensis Schott. näher, als der P. Balbisü Lelm., 


*) Vergl. oben das Citat aus Clusius Hist. plant. bei P. pubescens Jacq. 


127 


und es dürfte gelingen, in dem genannten Gebiete als Seitenstück 
derselben einen zwar aus den gleichen Stammarlten hervorgegangenen 
aber der P. Auricula näher stehenden Bastart noch aulzufinden. 


(Schluss folgt.) 


—_hahoIn 


Ueber die chromatologischen Verhältnisse von 
Spongilla fluviatilis. 
Von H. C. Sorby. 


Mitgetheilt von Alfred Burgerstein. 


In jüngster Zeit ist von Sorby eine neue Arbeit chromatologi- 
schen Inhaltes erschienen, welche unter dem Titel: „On the chroma- 
tological Relations of Spongilla fluviatilis“ im Quarterly Journal of 
mieroscopical science (vol. XV. new ser. 47. ff.) publizirt wurde. 

Den Gegenstand der Untersuchung bildet die Konstatirung der 
in Spongilla fluviatilis vorkommenden Farbstoffe, und die Verglei- 
chung dieses thierischen Organismus mit den verschiedenen Pflanzen- 
klassen auf Grund chromatologischer Verhältnisse. 

Wie aus einer früheren Schrift *) des Verfassers hervorgeht, 
kommt in den Pflanzen eine grosse Zahl von Farbstoffen vor, von 
denen mehrere (charakterisirt durch Löslichkeit in Schwefelkohlenstoff) 
ziemlich allgemein verbreitet, und für das normale Wachsthum der 
Pflanzen wesentlich sind. Dahin zählt das Blauchlorophyll, Gelbehloro- 
phyli, Orangexanthophyll, Xanthophyll, Gelbxanthophyli und Lichno- 
xanthin. 

Es haben nun die Untersuchungen Sorby’s ergeben, dass in 
Spongilla fluviatilis, welche er in frischen Exemplaren prüfie, alle 
eben genannten, in Schwefelkohlenstoff löslichen Farbstoffe vorkom- 
men, und ausserdem noch eine geringe Quanlität einer gelben, in 
Wasser löslichen Substanz, welche viele Aehnlichkeit mit einem in 
zahlreichen Pilzen gefundenen Farbstoffe zeigt. Mit Hilfe der in seiner 
„vergleichenden vegetabilischen Chromatologie* angegebenen Methode 
versuchte Sorby die einzelnen Farbstoffe auch quanlitativ zu be- 
stimmen, und finden sich die Resultate dieser Analysen in der hier 
referirten Abhandlung in einer kleinen Tabelle zusammengestellt, aus 
welcher Folgendes zu ersehen ist. 

Vom chromatologischen Gesichtspunkte aus betrachtet, unter- 
scheidet sich Spongilla fluviatilis von der Gruppe der rothen Algen 
einerseils durch die Gegenwart von Gelbchlorophyll und Gelbxantho- 


*) On comparative vegetable Chromatology (Proc. Roy. Soc. 1873. Nr. 146. 
v. XXI. p. 442. ff.). Ein vollständiger Auszug dieser Arbeit findet sich in deut- 
scher Uebersetzung in Oest. Bot. Z. 1875. Nr. 1 u. 2. 
10* 


128 


phyll, anderseits durch das Fehlen der verschiedenen rothen, in jenen 
Algen vorkommenden Substanzen. 

Viel näher steht Spongilla den grünen Algen, von denen sie 
durch eine geringere Menge an Gelbchlorophyll abweicht. 

Die Flechten unterscheiden sich von Spongilla hauptsächlich da- 
durch, dass in denselben eine relativ viel grössere Menge von Lich- 
noxanthin vorkommt, und nebstdem noch ein in Schwefelkohlenstoff 
unlöslicher Farbstoff, von welchem in dem Gewebe des Schwammes 
nichts zu finden ist, während er in vielen Flechten in ziemlich grossen 
Quantitäten auftritt. Eine Verwandtschaft zwischen Spongilla und den 
Flechten zeigt sich aber darin, dass Blauchlorophyll, Gelbehlorophyll 
und die drei Arten von Xanthophyll in Beiden in nahezu gleichen 
quantitativen Verhältnissen enthalten sind. 

Den Pilzen gegenüber zeigt Spongilla den wesentlichen und 
bemerkenswerthen Unterschied in der Gegenwart von Chlorophyll und 
Xanthophyll, Farbstoffe, welche in Letzterer in nicht unbedeutender 
Menge vorkommen, den Pilzen dagegen vollkommen fremd sind. 

Vergleicht man endlich die in dem vielfach genannten Schwamm 
enthaltenen Farbstoffe mit denen in den höchsten Pflanzenklassen ge- 
fundenen, so unterscheidet sich Spongilla von den hochorganisirten 
Pflanzen durch den geringeren Gehalt an Gelbehlorophyll und Gelb- 
xanthophyll, durch viel weniger Orangexanthophyli, und anderseits 
durch das Vorkommen einer gelben, im Wasser löslichen Substanz, 
welche wahrscheinlich mit einem in vielen Pilzen gefundenen Stoff 
identisch sein dürfte, wie bereits oben erwähnt wurde. 

Sorby untersuchte ferner zahlreiche Exemplare von Spongilla, 
welche in verschiedenen Stadien der Entwicklung sich befanden, und 
in verschiedenen Tiefen wachsend, ungleichen Lichtintensitäten aus- 
gesetzt waren, bezüglich des relativen Verhältnisses der zur Entwick- 
lung kommenden Farbstoffe. (Das Nähere siehe in der Originalab- 
handlung). 

Schliesslich meint der Verfasser, es wäre des Studiums werth, 
sicherzustellen, ob niedere Thierformen, welche Chlorophyll enthalten, 
wie z. B. Spongilla fluviatilis, auch die Fähigkeit besitzen, dem Lichte 
exponirt, Kohlensäure zu zerlegen, und sich bis zu einem gewissen 
Grade wie grüne Pflanzen zu verhalten. 


mn m © 0 nn 


Neue Kernpilze, 


I. Serie. 
Von G. v. Niessl. 


(Fortsetzung, ) 


Sphaerella Gentianae n.s. Perithecia laxe gregaria, glo- 

bosa, minuta, tecta, vix papillata, submembranacea; ascis oblongo- 
29—32 

clavaltis plerumque inferne ampliis, stipite brevi, Ösporis, SR’ Spo- 


129 


ridüs farctis, cuneatis vel clavatis, inferne attenuatis, rectis vel paulo 
curvatis, medio septatis, parum constrictis, guttulatis, hyalinis, 
10 


2—3 

Die Perithecien stehen gesellig,. aber nicht dicht, zu grösseren 
Gruppen vereinigt; das Periderm ist häufig durch kriechende Fibrillen 
grau gefärbt. Die Schläuche sind gewöhnlich ober dem kurzen war- 
zenförmigen Slielchen ausgebaucht, die Sporen in der Regel gerade, 
oder nur schwach gekrümmt, der obere Theil etwas breiter. Sie 
enthalten meist 4 in der Axe stehende Tröpfchen. 

Ich fand sie an dürren Stengeln von Gentiana asclepiadea bei 
Gratz im September. 


Sphaerella badensis n. s. Amphigenis. Perithecia minu- 
tissima, jpunctiformia, dense conferta subconfluentia , effusa , glo- 
bosa, erumpentia, obscure papillata, membranacea, alra; ascis oblon- 


gis vel ovoideis, obliquis, sessilibus, 1118 sporidüs farctis, 1-3 


stichis octonis, elongato-oblongis, supra medium septatis, paulo con- 
strictisque, inferne attenuatis, rectis, Anucleatis, dilute virescentibus 
16—18 
4—6 

An den vorjährigen Blättern von Poa badensis bei Baden, zur 
Blüthezeit dieses Grases. 

Flecken weit ausgedehnt, grau, gleichförmig, wie bei S. canifi- 
cans Fuckel, von welcher sie sich indess wesentlich unterscheidet. 
Letztere hat längere und schmälere Schläuche und zweireihig ange- 
ordnete, fast nur halb so lange Sporen (10 Mk.). Wie fast immer, 
neigen auch hier durch Verbreiterung der oberen Sporenhälfte und 
Verjüngung der unteren, die Sporen in’s keilförmige. 


Didymosphaeria applanata n.s. Perithecia disseminata 
vel sparse gregaria, peridermio immutato vel expallente tecta, mi- 
nuta, rotundata, fere clipeiforme-applanata, vertice umbilicata, pa- 
pillata, fusco-alra, coriacea; ascis cylindraceis vel cylindraceo-cla- 

SL 60—74 
vatis stipite brevi obliquo, 108% sporidüs octonis, distichis raro 
monostichis, obovato-oblongis, utrimque late rotundatis, medio sep- 
1 
tatis constrictisque, loculo superiori paulo inflato, hyalinis AyG; 
Paraphyses graciles ascos superantia simplices. 

Aufl, wie mir scheint, noch lebenden oder doch nicht ganz ab- 
gestorbenen Aesten von Rubus Idaeus. Von Mr. Plowright in England 
gesammelt und mir von Dr. Winter in Leipzig mitgetheilt. 

Das weissliche Periderm ist von den durchscheinenden aber 
bedeckt bleibenden Perithecien punktirt. Diese sind schon in den 
jüngsten Stadien sehr flachgedrückt, am Rande erhoben, im Centrum 
eingesunken, also concav, und durch die kleine papillenförmige Mün- 


130 


dung genabelt. Die Sporen sind meist gerade, nicht ungleichseitig, die 
Einschnürung ist ziemlich stark, die obere Hälfte breiter als die un- 
tere. Die Art ist verwandt mit Sphaeria Bryoniae Fuckel symb. p. 
112 Sphaerella Br. Awld. in der Myc. eur. p. 14, doch sicher spe- 
eifisch von ihr verschieden, durch die flachen Perithecien, mehr eiför- 
mige stärker eingeschnürte Sporen und einen ganz anderen Habitus. 
Die vorerwähnte Art ziehe ich übrigens ebenfalls zu Didymosphaeria. 


Didymosphaeria effusa n. s. Perithecia disseminata in 
mycelio nigerrimo subcorticali effuso nidulantia, peridermio griseo 
tecta, media magnitudine, hemisphaerica vel subglobosa, basi de- 
pressa, atra, carbonaceo-coriacea, duriuscula nunguam collabescentia, 
ostiolo brevi, conico; ascis cylindraceo-clavatis, stipite brevi, Ssporis 

2—68 
nn sporidüs distichis, demum saepe monostichis, ovoideo-oblon- 
gis, plerumque inaequilateralibus, didymis, medio constrictis, hyalinis 
16— 20 
7 

An dürren Stengeln von Sambucus Ebulus bei Brünn, nicht 
selten. Mai—Juli. 

Der Stengel erscheint in grosser Ausdehnung grau und von den 
Mündungen schwarz punktirt. Entfernt man das Periderm, so findet 
man theils die Rindensubstanz, theils die Oberfläche des holzigen 
Stengeltheiles von dem weit verbreiteten Mycel schwärzlich. Die Pe- 
rithecien gehören zu den grösseren, und ihre Substanz ist ziemlich 
fest, so dass sie nicht zusammenfallen. Die konische, oft fast cylin- 
drische Mündung misst etwa !/; vom Durchmesser der Perithecien, 
sie ragl nicht weit über das Periderm vor, da jene in der inneren 
Rinde, gewöhnlich an der Oberfläche der Holzsubstanz aufsitzen. Die 
Sporen sind ansehnlich, mit starker Einschnürung und verbreitertem 
Obertheil. Die Paraphysen, zumeist im Umfange der Schlauchschichte 
stehend, sind zart, vergänglich, unter einander und mit den Schläu- 
chen verklebt, überragen diese oben etwa um !/, ihrer Länge. Sie 
unterscheidet sich von D. Bryoniae nicht allein durch die Eigenthüm- 
lichkeiten des Wachsthums, sondern auch durch die festen Perithecien 
und andere Sporen. 

Mit D. effusa und Bryoniae nahe verwandt und ebenfalls in 
diese Gruppe zu stellen ist auch Sphaeria commanipula Berkl und 
Br. in Ann. and Mag. 1852. IX. p. 350 auf Serophularia, mil ein- 
gedrückten Perithecien, welche indess grösser und fester als bei D. 
Bryoniae sind. Die Mündung ist papillenförmig, die Sporen gleichen 
jenen der folgenden Art, sind in der Milte ziemlich stark eingeschnürt 


Paraphyses graciles exiguae. 


und BE Ich fand sie unter anderen mir von Herrn Dr. Schroeter 


u 


in Rastatt zur Durchsicht überlassenen Sphaerien. 


——essa— 


Ueber Hieracium tenwifoliim Wost. 
Von J. Wiesbaur S. J. 


Damit nicht meine Notiz über Hieracium tenuifolium S. 24 f. 
der diesjährigen Jännernummer die Begriffsverwirrung, die über diese 
Pflanze herrscht, statt sie zu heben vermehre, muss ich mir folgende 
berichtigende Bemerkung erlauben, und zwar um so mehr, als die 
Herren R. v. Uechtritz und Prof. Kerner hierüber schon so geläuterte 
Ansichten in dieser Zeitschrift niedergelegt haben. (Vergl. J. 1873. 
Saaadıamd. J4.18702.:8..355.) ; 


Ob das Hieracium sabaudum var. subverticillatum Neilr. das- 
selbe sei, als H. tenuifolium Host., kann schlechthin weder bejaht 
noch verneint werden; man muss eben wohl unterscheiden. Im Herbar 
dieses verdienstvollen Forschers liegen neun Individuen von wenig- 
stens drei verschiedenen Pflanzen unter obigem Namen. Von den neun 
Individuen gehört eines zu H. sabaudum var. linearifolium Neilr., 
fünf zu H. tenuifolium Host., die übrigen wahrscheinlich zu Hier. 
boreale, theilweise vielleicht auch zum formenreichen H. sab. var. 
rigidum Neilr. Das mit der Etiquette und Synonymik: „Hieracium 
tenuifolium Host.“ versehene Exemplar ist nebst noch einem anderen 
sicher eine Missbildung, die weder mit der Host’schen Beschreibung noch 
mit dessen Exemplaren übereinstimmt. Nach ihnen aber wurde sicht- 
lich von Neilreich die Diagnose seines H. subverticillatum abgelasst. 
Diese missbildeten Pflanzen nun hatte auch ich bei Abfassung “obiger 
Notiz namentlich vor Augen. 

Ausser ihnen liegen aber, wie gesagt, noch andere Pflanzen 
unter demselben Umschlage, die zwar weniger gestaucht sind, jedoch 
in überwiegender Mehrzahl sich befinden und mit den schwach ge- 
stauchten Exemplaren des H. tenuifolium im Host'schen Herbar über- 
einstimmen. Aber auch die von mir (a. a. O.) erwähnte kleinere 
Form des Neilreich'schen H. racemosum gehört hieher. Nur ist zu 
bemerken, dass rücksich/lich der Farbe der Anthodialschuppen und 
der Form des Blüthenstandes Abweichungen vorkommen. 


Was die Anthodialsch uppen anbelangt, so sind sie wohl auch 
an einem Host’schen Exemplare wie bei fast allen hier im Wiener- 
Walde vorkommenden ziemlich lebhaft grün; an zwei *) Individuen 
jedoch sind sie sehr dunkel gefärbt, fast wie an H. boreale, was 
mich verleitet hat, das Neilreich’sche H. linearifolium (das gle sichfalls 
nicht selten und manchmal sogar in stärker gestauchten Formen aul- 
tritt, als die Host’schen Exemplare es sind) mit H. tenuifolium Host 
zu identifieiren. Exemplare mit so dunklen Anthodien gehören nun 


*) Eigentlich liegen vier Individuen als Z7. tenuifolium in der Host’schen 
Sammlung. Ich erwähne nur drei, weil das vierte nicht hieher zu gehören 
scheint, fast winzig ist und vielleicht Veranlassung war, dass Fries fil. das M. 
tenuifolium Host für „lusus macilentus nemoralis* von #. boreale hält. (Epier. 


pag. 130.) 


132 


hier zu den Seltenheiten oder Ausnahmen und mögen sogenannte 
Uebergangsformen oder auch Blendlinge vielleicht mit H. boreale 
und Iinearifolium Neilr., unter denen H. tenuifolium gefunden wurde, 
darstellen. H. sab. var. "linearifolium Neilr. hat, wo es in Mehrzahl 
und in reinen Formen auftritt, unter anderm Anthodialschuppen, die 
sich wie an H. boreale durch besonders dunkle Färbung auszeichnen 
und ist eine ganz andere, durch ihre eigenthümliche Tracht auffal- 
lende Pflanze. 

Der Blüthenstand ist an den Host’schen Exemplaren überein- 
stimmend mit der Diagnose („caule paucifloro* fl. austr. 2. p. 411. 
n. 23) arm (1—5) köpfig, ungefähr so, wie Reich. ic. XIX. t. 177. 
H. croaticum abbildel *). Es wäre somit die Forma pauciflora auch 
die Forma normalis. In der That findet man auch im Wiener-Walde 
genug solche Exemplare, die aber in Rücksicht ihrer sicher gleich- 
artigen Nachbarn doch nur eine magere Standortsform sind. Denn 
sehr oft, vielleicht eben so oft findet man auch vielköpfige Formen 
und unter diesen sowohl eine forma racemosa als auch eine forma 
corymbosa: alles hinwiederum bald mit kurzen bald (vielleicht nach 
dem Alter?) mit langen Köpfchenstielen. Die traubige Form hielt ich 
nach dem vorliegenden Materiale sogar für die häufigere, weshalb ich 
auch in der eingangs erwähnten Notiz alles ohne Bedenken als H. 
racemosum Neilreich ausgegeben habe. Unter allen diesen kommen, 
wenn auch in Minderzahl, so doch ziemlich oft auch solche Exemplare 
NS deren Stengel gar nicht oder nur höchst unbedeutend gestaucht 

t, die somit nicht zum Neilreich’schen H. subverticillatum gerechnet 
len können, aber dennoch H. tenuifolium Host bleiben. Solche 
Exemplare nun sind, namentlich wenn sie eine grössere forma race- 
mosa darstellen, schwer von H. racemosum Neilr. (Flora v. N. Oest. 
S. 443 und Herbar) zu unterscheiden. Ob H. racemosum Neilr. über- 
haupt von H. tenuifolium Host verschieden ist, wage ich noch nicht 
zu entscheiden, zumal meine Vermuthung betreffs der Blüthezeit und 
Achenenfarbe (a. a. O. S. 24) noch der Bestätigung bedarf. Mögli- 
cherweise handelt es sich daselbst um eine dritte Pflanze. Vielleicht 
gelingt es im hiesigen Parke auf magerem Boden aus Samen des 
H. racemosum Neilr. das H. tenuifolium Host und umgekehrt aus 
Samen des letzteren auf fetterem Boden das erstere zu ziehen. 

Das aber steht nun fest, dass obige Auffassung des H. tenwi- 
folium nicht bloss mit Host’s Herbar und der Beschreibung in seiner 
Flora austriaca (II. p. 411. n. 23) sowie mit einigen Exemplaren 
der schönen Neilreich’schen Sammlungen übereinstimmt, sondern 
auch mit den gediegenen Ansichten so gewiegter Hiera- 
cien-Kenner, wie die Herren Prof. Kerner und von Uech- 
tritz es sind, wenig oder gar nicht im Widerspruch steht. 


Kalksburg 29. Jänner 1875. 


*) Damit wird nicht behauptet, dass diese mir gänzlich unbekannte 
Pflanze hieher gehöre; sie hat, auch (bei Reich. ]. c.) eine viel mehr gestauchte 
Hauptaxe, als die Host’schen Pflanzen. 


——e spa 2 —— 


133 


Bemerkungen zu Dr, Borbäs’ Bericht, 


über seine botanischen Untersuchungen im Banate (Jelentes az 1873 
evben Bänsäg területen tett növenylani kulatäsokröl) im XI. Bande 
der Publication der ungar. Akademie der Wissenschaften. 


„In scientia naturali, principia veritatis 
observationibus confirmari debent. L. Ph. B.* 


Der Verfasser theilt seinen Bericht in zwei Theile. Im ersten 
Theile beschreibt er ausführlich jene Exkursionen, welche er im Jahre 
1873 unternahm. Er führt an, dass er von Budapest dreimal, und 
zwar Anfangs April, zu Pfingsten und im Monate August in das 
Banat reiste; dass er dort vorzüglich das Donauthal von Baziäs bis 
zum Eisernen-Thor und die Umgebung des Herkulesbades durch- 
forschte — ausserdem im August die Sarko- und Arschanaer Alpen 
besuchte. 

Dieser erste Theil ist zwar mit Begeisterung geschrieben, doch 
Schade, dass er mehr die poetische Gemüthsstimmung des Floristen 
Borbäs als die wirklichen floristischen Verhältnisse des Banates schil- 
dert; er zählt die Pflanzen, welche er bei jeder einzelnen Exkursion 
gefunden, auf und indem er die interessanteren derselben in Familien 
gruppirte — fand er den Stoff zur Verfassung des zweiten Theiles 
seines Berichtes. 

Herr Borbäs zählt auf der 26. Seite seines Berichtes 42 Pflanzen 
auf als solche, welche er zum erstenmal auf dem Gebiete Ungarns 
gefunden, und so unsere Flora mit 42 neuen bisher unbekannten 
Pflanzen bereichert hätte. Unter diesen kommen aber bloss sechs 
Species vor, welche Herr Borbäs als für Ungarn neu gefunden haben 
kann; diese sind: Mikium vernale M.B., Valerianella turgida DC., 
Scutellaria alpina L., Aconitum paniculatum L. (welches im benach- 
barten Siebenbürgen sehr häufig ist), Alsine Arduini (Vis.), Campa- 
nula carnica Schiede — durch deren Auffindung er sich in der 
That Verdienste erworben hat. Die übrigen 36 verdanken aber ihr 
Dasein theils der irrigen Bestimmung, theils der Nichtbeachtung der 
Literatur von Seite des Berrn Borbäs. Eine Ausnahme mögen wohl 
bilden: Malcolmia inerassata DC. und die strauchige Pinus silvestris 
L. Da er erstere auf einem Düngerhaufen und zwar nur einmal ge- 
funden, so kann sie wohl nicht als neuer Bürger der ungarischen 
Flora betrachtet werden; die zweite aber ist gewiss nur eine durch 
die eigenthümlichen Vegetalionsverhältnisse hervorgebrachte Modi- 
fikation. 

Campanula carnica Schiede aber kenne ich bereits lange aus 
Herrn Hazslinszky’s Exsiccata, der sie in der hohen Tatra sammelte 
aber vor Borbäs nicht publicirte. 

Dagegen repräsentiren Luzula alpina Hopp., Viola rothomagen- 
sis Thuill., Alsine Villarsi Koch., Silene densiflora Urv. — die als 
neu angeführt werden — in Heuffel's und Rochel’s Werke richtig 


134 


bestimmt folgende Arten: Luzula nigricans DC., Viola declinata 
W.K. —= Viola mutabilis Roch. ß intermedia Rochl. (secundum Spec. 
originale), Alsine Gerardi Willd. und Silene Otites L. 

Die von ihm gefundene Stipa Graphiana Stev. hält er selbst 
an einer anderen Stelle für Stipa pennata L. und Ononis hircina 
Schur ist Ononis hircina Jacgq. var. spinescens Ledeb., welche in 
Ungarn sehr verbreitet ist und auch von mir schon publicirt wurde. 

Dass Peristylus bracteatus Lindl., Inula media M.B., Pieris 
pyrenaica L. (richliger P. crepoides Saut.), Myosotis caespitosa Schultz, 
Origanum virens Bernh., Rhinanthus angustifolius Gm. (richtiger 
Rh. alpinus Baumg.), Hieracium umbellatum v. angustifolium Koch, 
Prangos ferulacea Lindl., Saxifraga Clusii Gouan., Fumaria Schlei- 
cheri Soy et W., Vesicaria microcarpa Vis., Alyssum orientale And. 
(zum erstenmal hat es Janka gesammelt), Viola alba Bess., Gypso- 
phila serotina Hayn., Tunica rigida L., Medicago glomerata Balb., 
(schon von Kit. erwähnt), Vicia grandiflora Scop., Asperula canescens 
Vis. (= Asp. cynanchica ß pubescens Wierzb., Roch., Reis.), Orchis 
speciosa Host., Linaria littoralis Bartl., Anthriscus nemorosa M. B., 
Pedicularis comosa L., Artemisia annua L., Triticum villosum M.B., 
Euphorbia Myrsinites L. und unter den Farnen, die mit fetten Lei- 
tern gedruckte Cystopteris regia Presl. — in diesem Berichte als 
neue Funde fungiren, kann nur von einer unverzeihlichen Unkenntniss 
der Literatur zeigen, oder es bliebe ein psychologisches Räthsel; 
denn neu in dieser langen Reihe von Namen ist bloss das, dass ein 
ungarischer Botaniker fähig ist, die erwähnten Pflanzen als sein Ver- 
dienst neu zu deklariren. 

In einem anderen Passus begegnen wir wieder Pflanzen, welche 
als neu für das Banat aufgeführt werden, und auch dort finden sich 
zahlreiche Irrthümer. $o ist Rhamnus infectoria des Herrn Borbäs 
— Rhamnus tinctoria W.B., die im unteren Donauthale (von Bazias 
bis Orsova, und von da bis zum Herkulesbade) sehr verbreitet ist. 
Die Banater Ferulago ist nur zu geringem Theile Ferulago monticola 
Boiss., meist Ferulago silvatica Rehb. Die Jasione Jankae Neilr., 
welche er mit Jasione Heldreichii Boiss. zusammenzieht, kann unmög- 
lich J. Heldreichii sein, denn nach den Diagnosen besitzt J. Jankae 
sterile Blattbüschel und einen perennirenden Wurzelstock, welche bei 
J. Heldreichi fehlen. 

Zweifelhaft sind ferner Poa caesia Sm. (vielleicht P. compressa?) 
von den stark besonnten Kalkfelsen des Kazän, welche eine subalpine 
Pflanze ist, und Juncus alpinus, welche Herr Borbäs auf dem Sarko 
anführt. Ich bezweifle letztere um so mehr, da am Sarko kaum eine 
Pflanze existirt, welche Rochel oder Heuffel nicht gekannt hätten. 

Uebrigens sind die ferner von Herrn Borbäs als für das Banat 
neu angeführten Pflanzen: CUytisus ciliatus Wahinb., Allium moscha- 
tum L., Geranium pyrenaicum L., Thalictrum elatum Jaeg., Trifolium 
elegans Savi und noch einige, gerade nicht neu für das Banat, indem 
sie in den Werken Heuffel’s, Neilreich’s und Hazslinzky’s bereils an- 
geführt sind. 


135 


Zum Schlusse sehe ich mich gezwungen, meiner Indienation 
darüber Ausdruck zu verleihen, dass Herr Borbäs, obwohl er einen 
Theil seiner veröffentlichten Daten sowohl der Freundlichkeit des Hrn. 
Victor v. Janka als auch mir verdankt, dessen mit keiner Silbe Er- 
wähnung gethan hat. 

Da Herr Borbäs auf verbotenen Wegen Verdienste sucht, so 
fordere ich hiemit das Recht zurück, Verbascum glabratum Friv. als 
die im Banate weit verbreitete Pflanze, dessen Synonyme Verbascum 
leiocaulon Heuff. und Verbaseum Hornemanni Wierzb. sind, als das 
Resultat meiner eigenen Studien publiziren zu können. 

Die Achtung vor der Wahrheit und literarischer Ehre bewogen 
mich zur Veröffentlichung dieser Zeilen. Ich hielt diess umsomehr für 
meine Pflicht, als ich unter den Botanikern von Budapest lebend über 
ihre Verhältnisse orientirt bin, andererseits aber auch die Flora des 
Banates aus eigener Anschauung kenne, und daher meine Bemer- 
kungen für ebenso nothwendig als competent erachte. 


L. Simkovics. 
Budapest, Februar 1875. 


Reiseerinnerungen an Spanien, 
Von Moritz Winkler. 


(Fortsetzung.) 


Meist werden jedem Kampfstiere vier Fierde zum -Opfer ge- 
bracht, sind diese kampfunfähig geworden, so treten die Picado- 
res ab, und die Bandarilleros nehmen den Kampf auf. Ihre Auf- 
gabe ist es, dem Stiere bunte, mit Bändern umwundene Stäbe, welche 
an einem Ende Widerhaken tragen, über die Hörner hinweg in den 
Nacken zu stossen. Ist auch dieses glücklich bewerkstelligt, so kom- 
men nun im vierten und letzten Akte die eigentlichen Helden des 
Dramas, die Espados, zur Geltung, welche mit scharfen Degen be- 
waffnet, ihrem Gegner den Todesstoss geben; dieser muss ebenfalls 
kunstgerecht über die Hörner des Stieres hinweg zwischen Rippen 
und Schulterblatt so geführt werden, dass er direkt das Herz trifft. 
Glückt diess, so ertönt tausendstimmiger Jubel, gegentheils wird ein noch 
ärgeres Misstrauensvotum laut. Liegt der Stier verendei, so wird er 
mit sammi den todten Pferden durch Maulthiere hinausgeschleift, und 
ein zweiter tritt in die Arena. Gewöhnlich fallen sechs Stiere und 
einige zwanzig Pferde dem Vergnügen des Publikums zum Opfer. 
Ich wartete das Ende nicht ab, sondern entfernte mich vor dem Ein- 
tritte des sechsten Stieres und spüre nicht die geringste Lust, dieses 
blutige Schauspiel nochmals mit anzusehen. 

Mittlerweile war die Spitze des Picacho schneefrei geworden, 
und am 20. Juli wurde die Expedition dorthin zur Ausführung ge- 


136 


bracht. Um 12 Uhr Nachts war ich zum Aufbruche bereit, aber die 
Maulthierkarawane kam erst um 2 Uhr, und eine halbe Stunde später 
sassen wir hoch zu Ross und ritten auf dem sogen. Schneewege 
(so genannt, weil die Arieros auf demselben für die Konditoreien in 
Granada den benöthigten Schnee zu Limonaden und Gefrorenem auf 
Eseln herbei schleppen), welcher sich zwischen den Flussthälern des 
Jenil und Monachil auf einem langgedehnten Bergrücken aufwärts 
zieht, unserem Ziele zu. Bei Sonnenaufgang waren wir bei einer 
unbedeutenden Quelle, oberhalb des Dorfes Canale angelangt, nahmen 
einen kurzen Imbiss und bewegten uns dann langsam weiter bis zu 
einer zweiten Quelle an dem pflanzenreichen Berge Dornago. Hier 
wurde Halt gemacht, und ich botanisirte 5 Stunden in der Umgebung, 
worauf zum Aufbruche geblasen und der zum Nachllager bestimmte 
Punkt um 5 Uhr Nachmittags erreicht wurde. Es war ein hübscher 
Felsen, auf dem Sattel des Picacho de Veleta, an welchen die Hirten 
lockere Steine so angefügt hatten, dass eine niedrige kurze Lager- 
stätte entstand, wo nothdürftiig zwei Menschen eng an einander ge- 
drückt liegen konnten. Rechts gegen den Gipfel zu dehnten sich 
mächtige Schneelager aus, links blickte man in den Coral de Veleta, 
einen jähen, schneebedeckten Absturz, in welchem die Quellen des 
Jenil liegen. Soweit das Tageslicht und der Mondschein es gestattete, 
durchsuchte ich die Umgebungen der Schneefelder und setzte mich 
dann zu einem lukullischen Mahle nieder. Freund Lemne, der mit 
aufopfernder Gastfreundschaft mich begleitete, hatte wirklich alles 
Erdenrkliche aufgetischt, um ein feines Diner herzustellen. Schinken 
und Braten aller Art, Reis mit Parmesan, selbst Rebhühnerpastete, 
dazu Kaffee und Thee, Liqueure, Wein und englisches Bier. In sol- 
cher Höhe und bei solchen Strapazen nimmt man mit Allem vorlieb, 
was überhaupt geniessbar ist, werden aber derartige Leckerbissen 
geboten, so steigert sich der materielle Genuss zu einem fast idealen, 
und da das Wetter köstlich, der Himmel ungetrübt und nur mit dem 
zarten Hauche der Abendröthe und den flimmernden Sternen ge- 
schmückt war, so konnten wir uns nur schwer von der steinernen 
Tafel trennen, tranken wohl ein Gläschen mehr als gewöhnlich und 
schwärmten begeistert von der Schönheit der Umgebung. Das erste 
Morgengrauen fand mich bereits auf den Füssen und vertieft in die 
neue unbekannte Vegetation. Um 8 Uhr kehrte ich zum Frühstück 
zurück, welches insofern einige Schwierigkeit gemacht hatte, als das 
Wasser fest gefroren war, und man erst Schnee aufthauen musste, 
ehe man an’s Kaffeekochen denken konnte. 

Um 9 Uhr brach. ich nach dem ca. 10.700° hohen Gipfel des 
Picacho de Veleta auf und erreichte ihn nach zweistündiger Wande- 
rung, die letzte steile, etwa 500 Fuss hohe Spitze besteht aus festem 
Glimmerschiefer, der in mächtigen Platten übereinander gelagert, die 
Ersteigung etwas beschwerlich macht, zumal man hier bereits die 
Einwirkung der verdünnten Luft auf den Organismus spürt, Das tritt 
besonders hervor, wenn man sich bückt, um ein Pflänzchen auszu- 
heben, dabei scheint es, als ob das Blut nach dem Kopfe rollte, und 


137 


ein Summen in den Öhren wird bemerkbar. So kühl der Morgen 
gewesen, so köstlich warm war der Tag, kein Lüftchen wehte, und 
die Aussicht war vollkommen ungetrübt. Eine Schilderung des gross- 
artigen Umblickes ist schwer zu geben, und ich bin überzeugt, dass 
kein Punkt in Europa ein ähnliches Panorama bietet. Unmittelbar 
vor den Füssen der wohl 2000 Fuss tiefe, jähe, schneebedeckte Ab- 
sturz des Coral de Veleta, jenseits die den Picacho noch um 300° 
überragende dunkle Felsenpyramide des Mulahasen, des höchsten 
Berges der ganzen Nevadakette, ihm anschliessend eine unendliche 
Reihe verschiedener Gebirgszüge immer ferner und ferner in den 
mannigfachsten Formen und Schattirungen und im Süden das Mittel- 
meer, anscheinend nur ein breiter Fluss, von dem Festlande Marocco’s 
eingeufert und im fernen Hintergrunde begrenzt durch das mächtige 
Atlasgebirge, dessen einzelne Kuppen sich deutlich vom Horizonte 
abheben. Nach zweistündigem Verweilen trat ich den Rückweg an 
und stieg in den Coral de Veleta hinab, einer Hauptfundgrube für 
Nevadapflanzen, es ist ein breites wellenförmiges, von vielen kleinen 
Rinnsälen durchflossenes Thal, in welchem sich jedoch die Vegetation 
noch nicht genügend entwickelt halte. Nur am Ufer eines der kleinen 
Bäche fand ich die seltene und eigenthümliche Ranunkel, welche 
Boissier mit dem sehr passenden Namen Ranunculus acetosellaefolius 
belegt hat. Es ist ein niedriges Pflänzchen, in der Blüthe der Ra- 
nunculus alpestris L. ähnlich, aber die Blätter denen von Rumex 
acetosella L. fast gleichgestaltet. Erst am späten Abende erreichte 
ich wieder das Nachtquartier, doch war das Wetter nicht so schön 
als Tags vorher, es hatte sich der Wind erhoben, und sein eisiger 
Hauch nötligte uns bald zur Nachtruhe. 

Der nächste Morgenspaziergang war einer grösseren Felsenpartie 
gewidmet, die ich bisher unbeachtet gelassen hatte, dann wurde dem 
knurrenden Magen Genüge geleistet und nach dem Thale Monachil auf- 
gebrochen, bis wir oberhalb des Cortejo de San Geronimo angelangt, 
eine längere Rast hielten, und ich einige Stunden botanisirend herum 
streifte. Weiter unterhalb überschritten wir den Bergrücken, um in 
das Thal des Jenil zu gelangen, und gegen Mitternacht waren wir 
zwar todtmüde, aber hoch befriedigt in unserem Domicil zu Granada 
wieder eingetroffen. 

Meine Ausbeute bestand in Agrostis nevadensis Boiss., A. oli- 
vetorum G. G., A. scabriglumis B. Rt., Anthyllis Webbiana Hock., 
A. tejedensis Boiss., Arabis undulata Link., A. Boryi Boiss., Are- 
naria armeriastrum Boiss., A. Asmodesta Dsf., A. triquetra L., Ar- 
temisia granatensis Boiss., Astragalus nevadensis Boiss., A. Boissieri 
Fischer, Avena glacialis Boiss. und A. velutina Boiss., Batrachium 
hederaceum Dum., Biscutella glacialis Boiss., Brachypodium Boissieri 
Nym., Brassica montana Boiss., Cachrys laevigata Lam., Campanula 
macrorrhyza Gay, Carduncellus monspeliensis All., Carduus carli- 
noides Gou., Chlora citrina Boiss., Cirsium gregarium Wilk., Con- 
volvulus nitidus Boiss., Echium Fontanesü DC., Erigeron frigidus 
Boiss., Eryngium glaciale Br., E. dilatatum Lam., Euphorbia neva- 


138 


densis B. Rt., Festuca pseudoeskia Boiss., Galium papillosum Boiss., 
G. rigidum Vill., Gentiana alpina Vill.. Helianthemum glaucum. Pers., 
Herniaria Boissieri J. Gay, Jasione amethystina Lag., Jurinea hu- 
milis DC., Koniga Lagarvae Webb., Leontodon Boryi Boiss., Lepi- 
dium stylatum Lag., Linaria glareosa B. Rt., L. glacialis Boiss., L. 
nevadensis Boiss., Lotus glareosus Boiss., Luzula spicata DC., Ne- 
peta granatensis Boiss., Odontides longiflora Vahl., Onosma echioides 
L., Plantago nivalis Boiss., Poa ligulata Boiss., Prunus prostrata 
Labil. Pyrethrum radicans Cav., Ranunculus demissus DC., R. ace- 
tosellaefolius Boiss., Saxifraga glaucescens Reut., S. nevadensis Boiss., 
Senecio Boissieri DC., S. Tournefortii Lap., Sideritis glacialis Boiss., 
Silene Boryi Boiss., S. tejedensis Boiss., Stachelina dubia L., Tara- 
zacum tarawacoides Wilk., Teucrium aureum Schreb., Thlaspi neva- 
dense B. Rt. und Viola nevadensis Boiss. 


Der westlichste Abhang der Nevadakette trägt nach dem Flüss- 
chen gleichen Namens die Benennung „Sierra Dilar*, und dieser galt 
mein nächster Ausflug; aber der Gebirgszug ist für alpine Vege- 
tation viel zu niedrig, und die Wärme des Sommers war bereits 
vernichtend über alles Grünende hinweg gegangen. Auf den ausge- 
brannten Höhen fand ich nur: Alyssum alpestre L., Aster acris L., 
Lavandula lanata Boiss. und im Flussthale des Dilar: Bonjeania 
recta L., Centaurea nevadensis Boiss., Chlora citrina Boiss., Dimor- 
phantes Gouani Cass., Lysimachia Ephemerum L. und Teucrium 
scordioides. 


Wie Freund Lemne es sich nicht hatte nehmen lassen, mich 
nach dem Picacho zu führen, so arrangirte Herr Wilhelmi die letzte 
grössere Parlie nach dem Mulahacen. Es nahm eine Gesellschaft von 
sieben Herren und vier Damen daran Theil, fünf Lastthiere trugen 
Zelt, Speisen und Kochrequisiten, und zehn Arieros begleiteten den 
Zug, der sich wie eine ganz statlliche Karavane ausnahm, als er 
Abends 7 Uhr auf dem schmalen Saumpfade unter Gesang und Gui- 
tarrebegleitung bei hellem Mondschein am Ufer des Jenil sich vor- 
wärts bewegte. Da nur ein Thier hinter dem anderen gehen konnte. 
auch die des Reilens zum Theil ungewohnten Damen mancherlei Auf- 
enthalt brachten, so ging der Mond früher unter, als gerechnet war; 
in tiefer Finsterniss suchten die Maulthiere vorsichtig den Weg an 
wilden Abgründen entlang, die man zu Glücke nicht sehen konnte, 
aber endlich sperrte ein kleiner Seitenbach den Pfad, die Thiere 
waren nicht darüber hinweg zu bringen, und wohl oder übel musste 
Pause gemacht werden. Einige angezündete Schachteln mit Streich- 
hölzern überzeugten uns, dass wir millen in einem alten Felsensturz 
waren, der keinen Raum zur Aufstellung des Zeltes bot, Brennma- 
terial war auch nicht zu finden, und so erübrigte nichts, als dass 
man sich in seine Decke hüllte und im Schulze eines Felsenblockes 
den Tag erwartete, welcher nicht lange auf sich warten liess, da 
bereits die zweite Nachtstunde vorüber war. Nach einem kurzen Im- 
biss wurde um 5 Uhr früh weiter geritten, und gegen 7 Uhr er- 


139 


reichten wir den zur Nachtruhe bestimmt gewesenen Punkt, wo die 
Damen Kaffee kochten und ein treffliches Frühstück bereiteten, dem 
ich nach einer mehrstündigen Promenade zur Erforschung der "näch- 
sten Umgebung wacker zusprach. 

(Schluss folgt.) 


Er 


Literaturberichte. 


Zur Abwehr der Schwendener-Bornet’schen Flechtentheorie von 
Dr. G. W. Körber. Breslau, 1874. J. U. Kern’s Verlag. 8. 30 Stn. 

Der vorliegende Aufsatz ist als genauere Ausführung eines bei 
der letzten Naturforscher-Versammlung in Breslau gehaltenen Vor- 
trages anzusehen. In demselben bekämpft der Herr Verfasser die be- 
kannte Theorie Prof. Schwendener’s, nach welcher die Flechten von 
einem parasilischen Pilze bewohnte Algen sind. Namentlich läugnet 
Prof. Körber, dass der Hyphentheil des Flechtenthallus von einem 
Pilze gebildet werde (p. 9—12), dass die Gonidien der Lichenen Algen 
seien (p. 13—20), dass die Flechten Erzeugnisse eines Parasitismus 
wären (21—23). Schliesslich theilt der Herr Verfasser seine eigenen 
Ansichten mit (p. 23—30). Die von Prof. Körber geltend gemachten 
Momente verdienen als Aussprüche einer der tüchtigsten Lichenologen, 
welcher sich um die genauere systematische Kenntniss der einheimi- 
schen Flechten sehr grosse Verdienste erwarb, volle Beachtung. Sie 
enthalten schätzenswerihe Angaben, welche geeignet sein dürften, 
diese schwierige Frage ihrer definitiven Lösung näher zu bringen. 
Es sei daher die Leklüre der angezeigten Abhandlung Jedem empfoh- 
len, der sich für Lichenologie interessirt. Dr. H. W.R. 


Die Rinde unserer Laubhölzer. Inaugural-Dissertation von Rudolf 
Müller. Breslau, 1875, bei A. Naumann. 8. 35 Stn. 

Der Verfasser, ein Schüler Cohn’s und Göppert’s, theilt im vor- 
liegenden Aufsatze die Resultate seiner Untersuchungen über die 
Rinde der Laubhölzer mit. Er studirte Arten aus 16 Gattungen. Der 
erste Abschnitt behandelt die Morphologie der Rinde (p. 2—19); i in 
ihm werden eingehender besprochen die Epidermis, die primäre so 
wie die secundäre Rinde, die Sclerenchymzellen, die Kork- und Len- 
ticellenbildung. Der zweite Abschnitt (p. 19—31) ist der Erörterung 
der chemischen Verbindungen in der Rinde gewidmet; in ihm wird 
über den Gerbstoff, den oxalsauren Kalk, das Cyanogen, die Alka- 
loide der Rinde und das Erythrophyll berichtet. Der dritte Abschnitt 
(p. 31—35) erörtert endlich die physiologische Bedeutung der ein- 
zelnen Theile der Rinde. Die vorliegende Dissertation ist "mit Fleiss 
und Sachkenntniss gearbeitet und enthält so manche beachtenswerthe 
Angaben; sie kann daher als eine gelungene Erstlingsarbeit des 
jugendlichen Verfassers bezeichnet werden, welche fernere tüchtige 
Publikationen erwarten lässt. Dr. H.W.R. 


ee O ———_ 


140 


Correspondenz. 


Sexten, Tirol am 15. März 1875. 


Meine Freunde, die Herren Porta und Rigo machten im vorigen 
Jahre, von Ende Mai bis Ende August, ihre erste grössere botanische 
Reise nach Süd-Italien, indem sie nach einem kurzen Aufenthalte um 
Ascoli und Monte dei Fiori, über einen Monat den Monte Gargano in 
Apulien und anderthalb Monat die Majella-Kette in den Abruzzen 
durchforschten. Obschon nicht unerhebliche Zeitverluste durch unvorher- 
gesehene Umstände eintraten, sind doch deren Sammlungen, was Prä- 
paration und Seltenheit anbelangt, prachtvoll zu nennen; ich vernahm 
von keinem der zahlreichen Pränumeranten auch nur den leisesten 
Ausdruck einer Enttäuschung. Sie brachten an Novitäten mit: Scabiosa 
garganica P. et R., dann eine Reseda- und Cerastium-Art; die bei- 
den letzteren freilich in zu wenig Individuen, als dass eine Benennung 
vor Abschluss eingehender Studien hätte erfolgen können. — Dieses 
Jahr werden die beiden Herren ihre zweite botanische Reise antreten, 
und zwar Herr Rigo in Begleitung des Vaters des Hrn. Porta, der 
sich schon viele Jahre mit Sammeln und Trocknen beschäftigte, schon 
im Laufe dieser Woche, worauf Porta selbst bis Hälfte April nach- 
eilen wird, weil er früher nicht wohl abkommen kann, als auch, indem 
für den ersten Monat Zwei genügen. — Ihr Vorhaben ist, die erste 
Zeit den Fuss des Monte Gargano zu durchforschen, dann nach Terra 
d’Otranto vorzurücken, um von den Stationen Capo di Leuca, Monopoli, 
Gallipoli und Taranto die dortigen Gegenden gut zu durchforschen. 
Später kehren sie nach dem Monte Gargano zurück, um sowohl die 
Raritäten in grösseren Quantitäten nachzusammeln, als auch die voriges 
Jahr nicht erreichten Punkte auszubeuten, bis sie dann der Sommer 
in die Gebirge des Volturno-Thales, Mathese etc. treiben wird. Bleibt 
noch Zeit, so sind die höchsten Kuppen des Majella und Gran Sasso 
d’Italia-Stockes zum Besuche in Aussicht genommen. Die Länge der 
Zeit und die Begleitung eines Dritten, der fast ausschliesslich zur 
Präparirung der Pflanzen Verwendung findet, lassen beim Eifer und 
der Ausdauer meiner Freunde ein reiches Material erwarten, und 
voraussichtlich werden wenigstens 500 Arten in dem Verzeichnisse 
aufgeführt werden können, mit möglichster Vermeidung gewöhnlicher 
Arten. Ferner werde ich durch Austausch mit Dr. E. Levier und H. 
Groves in Florenz weitere Raritäten zufügen können. — Wer sich 
in erster Reihe die Auswahl versichern will, lade ich höflichst zur 
Pränumeration ein und zwar für eine Centurie 10 fl. = 20 Mark 
—= 25 Frank. —=1 Pfd. Sterl., wo es freisteht 1—5 oder mehrere 
Antheile zu nehmen. In Anbetracht der zu gestatienden freien Aus- 
wall, der prachtvollen Präparirung und der grossen Kosten, ja auch 
Gefahren einer solchen Reise, ist es gewiss eine verhältnissmässig 
kleine Forderung, so dass mit Sicherheit auf grosse Betheiligung ge- 
rechnet werden kann, um so mehr, als auch die Pränumeranten das 
erste Recht auf unsere anderen Sammlungen damit erlangen. Jene 


141 


Herren, die sich enischliessen können, das Unternehmen wohlwollend 
zu befördern, sind höflichst ersucht, die Pränumerationsbeträge oder 
Zuschriften an meine Adresse R. Huter, Sexten, Tirol (Oesterreich) 
gelangen zu lassen, und zwar zeitlich, damit nicht durch kostspielige 
Finanzoperalionen das Unternehmen vertheuert oder gehindert werde. 
Ich weiss, dass manche sich betheiligen wollten, wenn die Zusendung 
in annehmbarer Zeit erfolgen würde. Es ist wahr, schon mehrere 
Jahre bin ich in leidigsten Rückständen mit den Vertheilungen. Die 
einzige Ursache war die verfehlte Anlage des Dubletten-Herbars, wo 
mir die Zusammenstellung der Individuen zum Exemplare mehr Zeit 
raubte als alles Uebrige. Seit Hälfte Jänner d. J. ist nun alles so 
geordnet, dass dieser Uebelstand wegfällt. Gedrungen mache ich 
einige Andeutungen, bei deren Würdigung ich einige Nachsicht und 
Geduld erhoffen darf. Die Zeit ist bei uns für einen katholischen Geist- 
lichen nicht gar so frei; Pflicht und nothwendige Subsistenz stehen 
in erster Linie. Bei redlicher Benützung derselben nehmen aber Ord- 
nen der Sammlungen, Anfertigung der zinkographirten Verzeichnisse 

und Eliquelten, Correspondenzen, Austheilung aller speziellen Desi- 
derate, Verpackung, ja jeder kleinste Handoriff, was alles ich allein zu 
besorgen habe, so viel Zeit weg, dass mir die Monate kürzer werden, 
als den Herren Abnehmern die Tage, welche sie auf Einlangen warlen 
müssen. Ich opferte der Wissenschaft die Erreichung einer selbst- 
ständigen Stellung, da mir unter den hiesigen Verhältnissen als 
Hilfsgeistlichen mehr Freiheit bleibt meine Kräfte derselben zu widmen; 
ich opfere ihr mein kleines Einkommen sowohl zum Anspornen zu 
erneuerter Thätigkeit meiner Freunde, als auch zur Aufbringung ein- 
zelner Raritäten aus entilegenen Orten mit unverhältnissmassigen 
Kosten. Meine einzige Ermunterung ist die Freude und Anerkennung 
der zahlreichen Correspondenten, und auch die Anerkennung der 
ersten Wiener Weltausstellungs-Commission durch Zuerkennung der 
Fortschriltsmedaille sammt Diplom für dazumal ausgestellte kleine 
Mustersammlung unserer Pflanzen. Durch die jetzt eingerichtete Ver- 
theilungsart werde ich sicher in den Stand gesetzt, die künftigen 
Desiderate frühzeitig befördern zu können, um so mehr, da ich 
damit eilen werde, um das nächste Jahr zur gehörigen Zeit eine 
grössere boltanische Reise in Begleitung meiner Freunde antreten zu 
können. Würden die löbl. Redaktionen anderer botanischen Zeit- 
schriften gefälligst über die zweite italienische Reise Porta’s und 
Rigo’s eine kurze Notiz bringen, wäre ich zum grössten Dank ver- 
pflichtet. Rupert Huter. 


Personalnotizen. 


— Dr. Ernst Ferdinand Nolte, seit dem J. 1826 bis vor 
Kurzem Professor der Botanik an der Universität Kiel starb am 13. 
Februar, nachdem er das 84. Lebensjahr erreicht hat. 

Oesterr. boten. Zeitschrift. 4. Heft. 1875. 11 


142 


— Dr. Josef Krzisch, k. k. Kreisarzt in Wr.-Neustadt, ist 
am 11. März, 62 Jahre alt, gestorben. 


Vereine, Anstalten, Unternehmungen. 


— In einer Sitzung der kais. Akademie der Wissenschaf- 
ten am 17. Dezember übersandte Prof. Konstantin Freih. v. Ellings- 
hausen in Graz eine Abhandlung, betitelt: „Die genetische ang 
der Flora Australiens.“ Durch die Erforschung vorweltlicher Floren, 
sowie durch sorgfältige Studien und Vergleichungen der jetztweltli- 
chen Floren konnte der Verfasser die wichtigsten Thatsachen der 
gegenwärtigen Pflanzenvertheilung mit früheren Entwicklungszustän- 
den der Pflanzenwelt in Verbindung bringen, er konnte die Begriffe 
„Florenelement* und „Vegetationselement* aufstellen. Die zeilgemässe 
Aufgabe, das Material, welches die Systematik und Geographie der 
Pflanzen bisher aufgehäuft, nach entwicklungsgeschichtlichen Prinzi- 
pien zu sichten und zu ordnen, dürfte demnach an der Hand der 
Erfahrungen der Pflanzengeschichte keinen allzugrossen Schwierig- 
keiten mehr unterliegen. Mit vorgelegter Arbeit übergibt der Verfasser 
den ersten Versuch der genetischen Gliederung einer natürlichen 
Flora. Die allgemeinen Resultate, zu welchen der Verfasser hiebei 
gelangte, lassen sich in folgende Punkte zusammenfassen: 1. Jede 
natürliche Flora besteht aus Gliedern, die durch Differ en- 
zirung der entsprechenden Florenelemente hervorgegan- 
gen sind. In der Flora von Australien lassen sich das Haupt- oder 
australische, das oslindische, das oceanische, das amerikanische, das 
europäische und das afrikanische Florenglied unterscheiden. 2. Die 
Florenglieder haben sich aus den glei chnamigen Florenelementen der- 
art entwickelt, dass jedes für sich allein schon eine, sämmtliche 
Hauptabtheilungen des Pflanzensystems umfassende Flora darstellt. 
Jedes Florenglied enthält Gattungen der verschiedensten Ordnungen; 
durch die gegenseitige Ergänzung und Vervollständigung 
der Florenglieder konnte die Mannigfaltigkeit der Ge- 
sammtflora erzeugt werden. 3. Der Grad der Entwicklung, 
zu welchem die Florenelemente in den verschiedenen Ge- 
bi:ten Australiens gelangt sind, also ihre Ausbildung zu 
Fiorengliedern ist verschieden. Das Haupt-Florenglied wiegt 
zwar in allen Theilen des Kontinents vor, ist aber am reichlichsten 
in West-Australien, am schwächsten im tropischen Australien ausge- 
bildet. Hingegen sind die Nebenflorenglieder verhältnissmässig am 
meisten im tropischen, und in Ost-, am wenigsten in West-Australien 
entfaltet. Die ursprüngliche Mischung der Florenelemente 
ist daher im letzteren Gebiete am wenigsten, im tropi- 
schen Australien aber am deutlichsten ausgesprochen. 
4. Sowie in Europa sind auch in Neuholland die Floren- 
elemente nicht von gleichem Alter; ihr Entstehen sowohl als 


143 


auch die Phasen ihrer fortschreitenden Entwicklung und ihrer Rückbil- 
dung fallen nicht in die entsprechend gleichen Zeitabschnitte. In Europa 
traten zuerst Nebenelemente, das ne ‚uholländische und das chinesisch- 
japanesische Florenelement in der Kreideflora; das Haupt-Florenelement, 
aus der Differenzirung des Vegetationselements der gemässiglen Zone 
entsprungen, aber erst nach Abschluss der Kreideperiode auf. In Neu- 
holland hingegen hat die Entwicklung der Flora mit dem Haupt-Floren- 
element begonnen, welches, gegen die Jetztzeit zu allmälig sich entfal- 
tend, die Nebenelemente in einem verhältnissmässig früheren Zeitab- 
sehnitte in den Hintergrund drängte. 5. Das australische Florenele- 
ment hat in Australien einen weit grösseren Reichthum an Pflanzenformen 
umfasst als in Europa, wo es nur Nebenelement war. Der Formeninhalt 
des aus der Entwicklung dieses Elements in Australien hervorgegan- 
genen Haupt- -Florengliedes zeigt die Abtheilungen des Systems 
ungleich reichhaltiger repräsentirt, als in jedem der übrigen genann- 
ten Florenglieder. Viele Ordnungen, darunter die für die Flora Austra- 
liens überhaupt bezeichnenden, sind denselben eigenthümlich und die 
meisten jener Ordnungen, welche auch den Neben- Florengliedern zu- 
kommen, weit for menreicher als in diesen vertreten. Eine Ausnalıme 
hievon machen einige hauptsächlich im tropischen Australien reichlich 
repräsenlirten, dem “oslindischen Florengliede zufallenden Ordnungen, 
z. B. die Rubiaceen, Apocynaceen und Laurineen. 6. Von den Neben- 
Florengliedern nimmt das ostindische einen hervorragenden Platz 
ein. Im tropischen Australien, wo es am reichhaltigsten entwickelt 
ist, fällt die grösste Formenentfaltung auf die Monopetalen, hingegen 
in den übrigen Gebieten auf die Polypetalen. 7. Das oceanische 
Florenglied hat in Ost-Australien seine grösste Entfaltung erreicht. 
Hieraus erklärt sich die eigenthümliche Beziehung der Flora dieses 
Gebietes zur jetztweltlichen antarklischen Flora, an deren Entwicklung 
das oceanische Florenelement wesentlich betheiligt war. 8. Das ame- 
rikanische Florenglied hat vorzugsweise im so am wenig- 
sten in West-Australien Entwicklung gefunden. Eine Reihe endemi- 
scher Gattungen, welche als transmutirte Bestandtheile des amerika- 
nischen Nebenelements in der Flora Australiens zu betrachten sind, 
zählt nebst vielen bezeichnenden Gatiungen hieher. 9. Das euro- 
päische Florenglied ist in Ost-Australien zur grössten Entfaltung 
gelangt und zeigl ein auffallendes Vorwiegen der Monopetalen. 10. Das 
der Mehrzahl der Galtungen nach der Capflora entsprechende afri- 
kanische Florenglied ist im tropischen und in Ost-Australien am 
deutlichsten ausgesprochen. Das tropische Afrika erscheint durch 
endemische Arten einer geringen Anzahl bezeichnender Gallungen 
repräsenlirt. 

— Der Aerztliche Verein in Lemberg hat beschlossen, 
einen Kongress sämmtlicher polnischer Aerzte und Naturforscher für 
den Monat September d. J. nach Lemberg einzuberufen. 


144 


Botanischer Tauschverein in Wien. 


Sendungen sind eingetroffen: Von Herrn Val de Lievre mit 
Pflanzen aus Tirol. — Von Herrn Wiesbaur mit Pfl. aus Nieder- 
österreich und Tirol. — Von Herrn Dr. de Marchesetti mit Pi. 
aus Istrien, Krain und Kärnten, 

Sendungen sind abgegangen an die Herren: Winkler, Kren- 
berger, Bentzelsternau, Dufft, Val de Lievre, Dr. Czech, 
Strobl, Hoeme, Dr. Reichenbach, Spiess. 

Aus Tirol: Capsella pauciflora, eing. von Val de Lievre. 

Aus Niederösterreich: Amaranthus viridis, Anagallis coe- 
rulea, Anthyllis rubriflora, Carex ornithopoda, Chenopodium murale, 
Euphorbia falcata, Malva borealis, Melampyrum barbatum, Poa ba- 
densis, Potamogeton coloratus, P. densus, P. prolixus, Quercus Cerris, 
O0. pubescens, Ranunculus arv. tuberculatus, Sideritis montana, So- 
lanum humile, Stellera Passerina, Taraxacum palustre. Thesium ra- 
mosum, Zanichellia aculeata, Z. palustris u. a. eing. von Wiesbaur. 

Aus Tirol: Carex pilulifera, Triodia decumbens eing. von 
Wiesbaur. 

Aus Pommern, Braunschweig und Thüringen: Andromeda 
polyfolia, Arabis Halleri, Arum maculatum, Bromus arvensis, B. 
serotinus, Carex distans, C. extensa, Coronopus didymus, Digitalis 
purpurea, Empetrum nigrum, Eryngium maritimum, Geranium lu- 
cidum, Heleocharis uniglumis, Hieracium alpinum, H. echiodes, H. 
pratense, Hordeum secalinum, Juncus maritimus, Linnaea borealıs, 
Luzula rubella, Myrica Gale, Najas marina, Obione pedunculata, 
Oenanihe Lachenali, Orchis coriophora, Pinguicula vulgaris, Plan- 
tago Coronopus, P. maritima, Potamogeton obtusifolius, Ranunculus 
Bandotiü, R. reptans, Schoberia maritima, Scirpus caespitosus, S. 
purvulus, S. rufus, Silene Otites, Stachys arvensis, Stellaria crassi- 
folia, Teucrium Scorodonia, Triticum acutum, Viola tric. maritima, 
Zanichellia palustris -— Chara crinita, Fuccus serratus, Furcellaria 
fastigiata u. a. eing. v. Dr. Schäfer. 

Obise Pflanzen können im Tausche oder käuflich die Centurie zu 
6 fl. (12? R.-Mark) abgegeben werden. 


Inserat. 


Bei Gebrüder Borntraeger (Ed. Eggers) in Berlin, Zimmerstrasse 91 
erschien soeben: 


Botanischer Jahresbericht. Systemalisch geordnetes Reper- 
torium der botanischen Literatur aller Länder. Unter Mitwirkung 
einer Anzahl Fachmänner herausgegeben von Prof, Dr. Just in 
Karlsruhe. 1873. I. Halbband. Preis 14 Mark. Preis des kompleten 
Jahrganges 20 Mark. 


Redakteur und Herausgeber Dr. Alexander Skofitz. — Verlag von C. Gerold’s Sohn. 
Druck und Papier der ©, Veberreuter'schen Buchdruckerei (M. Salzer). 


Oesterreichische 


Botanische Zeitschrift, 


Gemeinnütziges Organ 


für 
Die österreichische Exemplare 
botanische Zeitschrift ° J die frei durelı die Postbe- 
erscheint Botanik und Botaniker, zogen werdensollen, sind 
den Ersten jeden Monats. blos bei der Redaktion 
(V. Bez., Schlossgasse Nr. 15) 


Man pränumerirt auf selbe Göirner, Oekonomen, Forsimänner, Aerzte," zu pranumeriren. 


(16 R. Mark.) Y Im Wege des 
anzjährig, oder mit Al np rap Buchhandels übernimmt 
en Apotheker und Techniker. Ares Eon 
halbjährig. €. Gerold's Sohn 
Inserate in Wien, 
die ganze Petitzeile N° 5 so wie alle übrigen 
15 kr. öst. W. Ti ° Buchhandlungen, 


XXV. Jahrgang. WIEN. Mai 1875. 


INHALT: Ueber die Transspiration entlaubter Zweige und des Stammes der Rosskastanie. Von Dr. 
Wiesner und Pacher. — Primulaceen-Bastarte. Von Dr. Kerner. (Schluss.) — Neue Kernpilze. 
Von Niessl. — Plantae ab Hildebrandt coll. Von Vatke. — Mykologisches. Von Schulzer. — 
Reiseerinnerungen. Von Winkler. — Literaturberichte. Von Dr. R. — Correspondenz. Von Oborny, 
Dr. Focke. — Personalnotizen. — Botanischer Tauschverein.— Berichtigung. — Anmerkung. — Inserate. 


Kleinere Arbeiten des pflanzenphysiologischen Institutes 
der Wiener Universität. 


Y: 


Ueber die Transspiration entlaubter Zweige und des Stammes der Ross- 
kastanie. 


Von Julius Wiesner und Johann Pacher. 


Ein- bis fünfjährige Zweige von Aesculus Hippocastanum wurden 
im Januar d. J. vom Baume genommen und, nach Beseitigung der 
Knospen, an den Schnittwunden mit Siegellack sorgfältig geschlossen. 
Die Zweige wurden so zugeschnitten, dass einige derselben bloss 
vom gewöhnlichen Periderm, andere aber ausserdem von dem peri- 
dermatischen, die Blattnarben bildenden Gewebe bedeckt waren. Das 
Periderm zeigte sich reichlich von Lenticellen durchsetzt, die sich 
aber zur Zeit des Versuches als völlig geschlossen erwiesen. Auch 
die Blattnarben waren an den Ausmündungsstellen der Gefässbündel 
für den direkten Durchtritt der Gase fast unfähig. Denn wenn auf 
die mit Wasser in Berührung stehenden Querschnilie der Zweige 
ein Druck von 300 Millim. Quecksilber lastete, sie selbst aber unter 
Wasser sich befanden, so trat aus den Lenticellen gar keine, an den 

Vesterr. botan,. Zeitschrift. 5. Heft. 1875. 12 


146 


Blatinarben aber nur aus den Ausmündungsstellen der Gefässbündel, 
und aus diesen auch nur spurenweise, Luft heraus”). 

Die so vorbereiteten Zweigabschnitte wurden in einem luftigen 
grossen Raume, dessen Temperatur während der Versuchszeit zwi- 
schen 13:50 und 17°5° C. schwankte, belassen und von Zeit zu Zeit 
gewogen. 

Die folgende Tabelle gibt die von 24 zu 24 Stunden von den 
Zweigen abgegebenen Wassermengen an, ausgedrückt in Prozenten 
des Zweiggewichtes. Die Columne I bezieht sich auf ein einjähriges 
Zweigstück ohne Blaltnarben, Ia auf ein gleichalteriges mit Blatt- 
narben; II und III beziehen sich auf 2- und 3jährige Zweigabschnitte 
ohne, Ha und IIla auf 2- und 3jährige Zweigstücke mit Narben. 
Am 5jährigen Zweigabschnitte (V) sind die Blattnarben nicht mehr 
deutlich und überhaupt der Einfluss der letzten auf die Wasserab- 
gabe der Zweige nicht mehr nachweisbar. 


I la ı a I II a V 
0'836 1'583 0965 1°268 1'105 1'206 0641 
0'836 1531 1081 1'326 1'126 1'242 0.641 
0'836 1'688 1'390 1563 1'294 1'228 0603 
0.662 1'490 1181 1'312 1094 1192 0:549 
0767 1'320 1'043 1'238 1'043 1'052 0:573 
0550 1’295 0°965 1'230 1021 1'053 0°505 
0635 1'343 1'236 1'239 1'023 1075 0'493 

mithin nach Ablauf der Woche: 
5:12214710:259 7861 9176 7'706 8008 4005 


Die Versuche mit diesen Zweigen wurden durch 30 Tage fort- 
gesetzt. Nach Ablauf dieser Zeit hatte abgegeben: 


I la u Ha I I a V 
16°376. . 31-741 2 28879 23.832,32: 2132 20407, 


Aus diesen Zusammenstellungen geht hervor, dass 
die Blattnarben der Verdunstung einen geringeren Wi- 
derstand entgegensetzen, als das benachbarte Periderm, 
ferner, dass die einjährigen Zweige gegen die Verdun- 
stung ‘durch das gewöhnliche Periderm besser als die 2- 
und 3jährigen gesc chützt sind. Die normal bedeckten Zweige, 
welche also sowohl von dem gewöhnlichen Periderm, als auch von 
dem peridermatischen Blatinarbengewebe umschlossen sind, trans- 
spiriren, wie die Zahlen unter la, IHa, IHla und V lehren, desto 
weniger, je älter sie sind. 


Die relativ starke Wasserabgabe an den Blattnarben scheint 
weniger ihren Grund in der durchschnittlich geringeren Mächtigkeit 
der Peridermlagen, oder in der Fähigkeit, kleine Gasmengen aus dem 
Inneren der Gewebe bei den Ausmündungsstellen der Gefässbündel 


*) Vergl. Stahl, Bot. Zeitschr. 1873, p. 612 ffd. 


147 


austreten lassen zu können, als vielmehr darin zu haben, dass das 
Holz des Stammes durch die an den Blaltnarben zu Tage tretenden 
Gefässbündel mit der Atmosphäre direkt kommunizirt, die Elemente 
des Holztheiles der Gefässbündel aber ein Leitungsvermögen für im- 
bibirtes Wasser besitzen, wie ein solches keiner anderen Zellenart 
der Pilanze zukommt. 

Dass jüngere Zweige stärker Iransspiriren als ältere, scheint 
von vornherein über jeden Zweifel erhaben. Die Erfahrung bestä- 
tigte es auch. Der Grund hierfür liegt aber, wie schon aus den vor- 
stehenden Daten hervorgeht, nicht, wie man ebenfalls von vornherein 
vermuthen sollte, einfach darin, dass mit dem Aelterwerden der 
Zweige die Peridermlagen mächtiger werden. Die Vernältnisse sind 
offenbar komplizirter. Das Periderm der einjährigen Zweige ist noch 
stark mit Wasser imbibirt, gibt Wasser leicht ab und zieht aus den 
unterliegenden feuchten Geweben das Wasser leicht an, verdunstet 
also stark. Dennoch gibt das Periderm der 1jährigen Zweige we- 
niger Wasser ab als das der 2- und 3jährigen. Offenbar desshalb, 
weil das Periderm der 2- und 3jährigen Rosskastanienzweige von 
Rissen reichlicher durchsetzt ist als das der 1jährigen Zweige. Und 
dennoch gibt der entlaubte Ijährige Ast mehr Wasser ab, als der 2- 
oder 3jährige, und zwar in Folge der reichlichen Transspiration der 
Blattnarben jener Zweige. Erst von dem 4jährigen Zweige angefan- 
gen scheint die Mächtigkeit der Peridermlagen den immer grösser 
und grösser werdenden Transspirationswiderstand zu bedingen. Mit 
der Austrocknung des Peridermgewebes dürfte dasselbe an Imbibi- 
tionsfähigkeit einbüssen und von dieser Zeit ab einen gesteigerten 
Transspirationswiderstand ausüben. 


Unsere Transspirationsversuche wurden auch auf Stimme aus- 
gedehnt, deren Alter bis auf 30 Jahre stieg. Die gewonnenen Resul- 
tate bekräftigen den oben ausgesprochenen Salz, wie folgende auf 
einen 30jährigen Stammabschnitt sich beziehende Zahlen lehren. 


XXX 
0'154 Proz 
0154 „ 
er z abgegeben bei 15—17° C., von 24 zu 
0-145 ” 24 Stunden; mithin 
” 
0138 „, 
0.138 .., 


nach Ablauf einer Woche 
1'026 Prozent. 


Nach einem Monate hatte der Stammabschnitt noch nicht ganz 
3 Proz. Wasser, bezogen auf das Gewicht desselben, abgegeben. 
Zahlreiche andere Versuche bestätigten die oben mitgetheilten 
Resultate. Wir begnügen uns damit, die folgende Beobachtungsreihe 
der obigen anzufügen. 
12. 


148 


Nach Ablauf von 10 Tagen gaben die nachfolgend aufgeführten 
Zweig- und Stammabschnitte, welche an den Schnittflächen durch 
Siegellack oder Knetwachs verschlossen waren, und ihr Wasser nur 
durch Periderm, beziehungsweise Borke abgeben konnten, bei einer 
Temperatur von 15—17° C. die nachstehend in Prozenten des Stamm- 
gewichtes angegebenen Wassermengen ab: 


Ajährig. Zweig 11'531 


2jahrig... 10'801 
3jahrıe.? „ 9:460 
4jährig. „ 6112 
Djahrig... ., 5.001 
10jahrie., 4'389 
15]jahrig. 75 3'472 
30jährig. „ 1'839 


Kaum besser als der Stamm sind die Laubknospen von Aesceu- 
lus Hippocastanum zur Zeit der Winterruhe gegen die Wasserab- 
gabe geschützt, wie folgender Versuch lehrt. 

Eine Knospe wurde sammt einem etwa cenlimeterlangen Stamm- 
stücke vom Asle getrennt und gewogen. Das die Knospe tragende 
Stiämmchen wurde in eine mit Wasser, jedoch nicht vollständig ge- 
füllte Eprouvette eingesenkt, durch Draht in dem Gefässe befestigt 
und hierauf die Wasseroberfläche des Gefässes durch eine dünne 
Schichte von Olivenöl an der Abgabe von Wasserdampf verhindert. 
Die Gewichtsverluste des Apparates gaben die Wassermengen an, 
welche durch die Knospen entwichen. 

Die nachstehenden Zahlen beziffern die Menge des Wassers, 
welche von 24 zu 24 Stunden von der Knospe abgegeben wurden, 
ausgedrückt in Prozenten des nach Schluss des Versuches ermittelten 
Gewichtes der Knospe. Temperatur 14—16° C. 


1.- 1524 6. 1600 
2. je924 7..1586 
3.1531 8. 1'542 
4. 1523 9. 1'589 
5...1-461 10.51.3386 


Ein Vergleich dieser Versuchsreihe mit der früher mitgetheilten, 
auf die Wasserabgabe von an den Schniltflächen versiegelten Zweig- 
abschnitten sich beziehenden, zeigt, dass die täglichen Wasserverluste 
der Knospe fast konstant sind, während die Zweigabschnilte in sicht- 
licher Abnahme begriffene Wassermengen aushauchten. Dieser Unter- 
schied im Versuchsresultate kann nicht befremden: denn die Wasser- 
verluste der Knospe wurden durch das unter Wasser tauchende die 
Knospe tragende Stammstück gedeckt, während die Wasserverluste 
der versiegelten Zweigabschnitte keinen Ersatz fanden. e 

Die mit verschlossenen Zweigabschnitten gewonnenen Resultate 
sind zweifellos unter einander vergleichbar, und die daraus abstra- 
hirte Erfahrung, dass die Blatltnarben mehr Wasser abgeben, als das 


149 


gewöhnliche Periderm, und dass die Wasserabgabe entlaubler Zweige 
mit dem Alter der letzteren ceteris paribus abnimmt, lässt sich ge- 
wiss von unseren vom Baume abgetrennten Versuchszweigen auf die 
lebende Pflanze übertragen. 

Um jedoch der Kenntniss jener Wassermenge uns möglichst zu 
nähern, welche von den Zweigen eines lebenden Baumes unter be- 
stimmten äusseren Verhältnissen abgegeben werden, schien es uns 
angemessen, die Zweige in jenem einfachen Transspirationsapparale 
auf die Wasserabgabe zu prüfen, welche zur Bestimmung der Trans- 
spiration der Knospen benutzt wurde. Die Versuche lassen allerdings 
keinen scharfen Schluss auf jene Wassermenge zu, welche die am 
Baume befindlichen Zweige unter den gleichen äusseren Verhältnissen 
abgeben. Aber eine grosse Annäherung an die wahre Transspirations- 
grösse der Zweige gewähren sie gewiss, da die Versuchszweige sich 
so wie normal am Stamme stehende Zweige verhielten. Die Knospen 
schwollen, die Blüthen kamen zur Entwicklung, die Cambiumzellen 
theilten sich und bildeten Bastzellen, Holzzellen etc. Es lässt sich 
wohl annehmen, dass die Zweige in diesem Versuche auch in Bezug 
auf die Transspiration sich ziemlich genau so wie die Zweige am 
Baume verhalten. 

Es mag sein, dass die Menge des von den Versuchszweigen 
abgegebenen "Wassers eine etwas grössere ist, als am Baume befind- 
liche Zweige gleichen Alters, gleichen Gewichtes, gleicher Oberfläche 
etc. unter den gleichen äusseren Verhältnissen abgeben, da dem 
Querschnitte der Versuchszweige relativ mehr Wasser dargeboten 
wird, als dem gleichen am Baume befindlichen. Indess mag der am 
Baume befindliche ein grösseres Leitungsvermögen für Wasser als 
der durchschnittene besitzen. 

Ob nun die Versuchszweige oder die am Baume stehenden 
mehr Wasser aushauchen, diess lässt sich zur Zeit wohl nicht mit 
Sicherheit entscheiden. Indess darf man wohl mit grosser Wahr- 
scheinlichkeit annehmen, dass die Differenz in der Wasseraushau- 
chung der mit der Schnitifläche in Wasser getauchten und der am 
Baume stehenden nur eine sehr geringe sein wird, namentlich bei 
hoch am Stamme stehenden Zweigen, die keinem Saftdrucke unter- 
worfen sind. 


Die Wasserabgabe der im Transspirationsapparate verdunstenden 
Zweige wich von jener der versiegelten Zweige anfänglich nur wenig 
ab. Erstere gaben etwas mehr Wasser ab als letztere. Später änderte 
sich dieses Verhältniss vollständig. Während bei künstlich verschlos- 
senen Zweigen, wie ja ganz selbstverständlich ist, die von einem 
bestimmten Zweige abgegebene Wassermenge eine immer kleinere 
wird, bleibt bei den mit Wasser in Berührung stehenden Zweigen die 
abgegebene Wassermenge einige Zeit fast konstant, später, nämlich 
beim Schwellen der Knospen, und wie andere Versuche lehrten, bei 
der Entwicklung der Blätter, steigert sich die Wasserabgabe 
des Zweiges, wie die folgende kleine Tabelle lehrt. 


150 


Die nachstehenden Zahlen beziehen sich auf einen 3jährigen, 
10'151 Gramm schweren, mit der Schnittfläche in Wasser tauchenden 
Zweig, welcher, bei einer Temperatur von 15—17° C. aufgestellt, 
von 24 zu 24 Stunden folgende Wassermengen aushauchte 


in Grammen: in Prozenten: 
0180 17% 
0178 1:76 
0'182 1:80 
0:179 176 
0173 172 
0'185 1'83 
0189 1'87 
0:191 1:89 
02129 2:09 
0'216 213 


Ein gleich alter, etwa gleich schwerer (10'592 Gramm wiegen- 
der) Zweig wurde am Schnittende durch Siegellack verschlossen und 
neben dem Zweige, dessen Transspirations-Grösseverluste eben mil- 
getheilt wurden, liegen gelassen. Er gab in den ersten 10 Versuchs- 
tagen folgende Wassermengen ab 


in Grammen: in Prozenten: 
0169 1:59 
0'165 11699), 
0'169 1:59 
0'168 1:58 
0.152 1:43 
0:158 1:49 
0'146 1:37 
0138 1:30 
0134 1-26 
0129 1.22 


Es entsteht nun die Frage, ob die gesteigerte Wasserabgabe 
der mit den Schnittflächen in Wasser tauchenden Versuchszweige 
bloss auf Kosten der aus der Knospe heraustretenden Blätter zu 
stellen ist, oder ob nicht im Beginne der Belaubung das Periderm 
für Wasser durchlässiger wird, vielleicht durch Oeffnung der Lenli- 
cellen. 

Um diese Frage zu entscheiden, wurde die sich öffnende 
Knospe von den Zweigen entfernt, die entstandene Winde sorgfältig 
geschlossen und die Wasserabgabe dieser Zweigabschnitte ermittelt. - 
Die letztere war nunmehr eine geringere, als zu Beginn des Ver- 
suches. Zweigstücke, welche nach der Entfernung der Knospen ver- 
siegelt wurden, gaben so viel Wasser ab, als Zweigstücke gleicher 


| *) An dem Tage, an welchem dieser Wasserverlust beobachtet wurde, 
öffnete sich die Terminalknospe des Zweiges. 


151 


Ausbildung vor Entwicklung der Knospe. Auch hat sich herausge- 
stellt, dass die Lenticellen der Triebe in der Zeit, in welcher die 
Knospen sich öffneten und die ersten Blätter sich zu entfalten be- 
gannen, noch geschlossen sind; denn wenn derartige Triebe unter 
Wasser gebracht werden, und der Druck einer 300”" hohen Queck- 
silbersäule auf dem Querschnitte lastet, so treten aus den Lenticellen 
keine Luftblasen hervor, wohl aber bier und dort aus den in den 
Blattnarben befindlichen Mündungen der Gefässbündel. 

Alle mitgetheilten Versuche bekräfligen die Thatsache, dass das 
Periderm und die Borke der Rosskastanie bei Temperaturen von 
13:5—17°50 C. in nicht unbeträchtlichem Grade für Wasser durch- 
dringlich sind, welches an ihrer Oberfläche in Dampfform abgegeben 
wird. Es lässt sich nach den Versuchen auch erwarten, dass auch 
ältere als dreissigjährige Stämme der Rosskastanie bei der bezeich- 
neten Temperatur noch verdunsten. 

Aber die Versuche scheinen aus dem Grunde nur einen gerin- 
gen Werth zu besitzen, als an belaubten Zweigen die Transspiration 
der mit Periderm oder Borke bedeckten Zweige, Aeste und Stämme 
im Vergleiche zu jener der grünen Vegelationsorgane eine nur ver- 
schwindend kleine sein wird, und als in der Zeit, in welcher die 
Zweige ihrer Blätter ber aubt sind, so hohe Temperaturen, wie die 
bezeichneten, nur ausnahmsweise auf die Zweige einwirken, und die 
hierbei entweichenden Wassermengen so unbeträchtliche sind, dass 
die Kenntniss derselben vom physiologischen Standpunkte interesselos 
erscheint. 

Es lag daher nahe zu untersuchen, ob die blattlosen Zweige 
und Stämme auch bei niederer Temperatur noch Wasser in grüsse- 
rer, oder doch wenigstens nachweisbarer Menge abgeben. Für alle 
von 13:50 C. bis zum "Nullpunkte abwärtslaufenden Temper aturen ist, 
nach unseren Beobachtungen, diese Frage, bezüglich der Zweige und 
der Stämme bis zu einem Alter von 30 Jahren — auf ältere Stämme 
wurden unsere Versuche nicht ausgedehnt — zu bejahen. 

Bei Temperaturen unter Null ist eine Wasserabgabe der 15- 
bis 30jährigen Stämme entweder nicht vorhanden, oder, was gewiss 
die grössere Wahrscheinlichkeit für sich hat, so gering, dass sie 
sich unter Beobachtungsfehlern verbirgt, welche hier um so weniger 
zu vermeiden waren, als die Versuche mit der Transspiration der 
Zweige bei Temperaturen unter Null nicht in demselben Raume durch- 
geführt werden konnten, in welchem die Wägungen erfolgten. 

Hingegen liess sich an 1—3jährigen Zweigen mit voller Sicher- 
heit eine Wasserabgabe auch bei Temperaturen unter Null konsta- 
tiren. Die zur Konstatirung dieser Thatsache dienenden Versuchs- 
zweige standen in den oben genannten Transspirationsapparaten, ihre 
Schniltflächen befanden sich also unter Wasser; andere wurden an 
der Schnitifläche einfach mit Siegellack geschlossen. 

Ein im Transspiralionsapparat befindlicher 2jähriger Rosskasta- 
nienzweig, 7'730 Gramm schwer, nahm in 24 Stunden, nach Angabe 
des Thermometrographen einer Temperatur von — 35 bis — 10° 50 C. 


152 


ausgesetzt, um 0'024 Gramm an Gewicht Ab, was einer Wasserab- 
gabe von 0'323 Prozent entspricht. Derselbe Zweig gab in 24, Stun- 
den bei —5'5 bis —130 C. 0'199 Proz. Wasser ab. 

Ein 3jähriger, an der Schnittfläche mittelst Siegellacks ver- 
schlossener Zweig desselben Baumes gab in derselben Zeit bei —3° 
bis — 8:50 C. 0'084 Proz. Wasser ab. 

Andere ähnliche Versuche haben das gleiche Resultat ergeben, 
dass nämlich von 1- bis 3jährigen Aesculus-Zweigen bei Tempera- 
turen bis —13° C. innerhalb 24 Stunden Wassermengen abgegeben 
wurden, welche sich durch die Wage leicht bestimmen liessen. 

Da jüngere Aeste von Aesculus Hippocastanum selbst bei Tem- 
peraturen unter Null Wasser abgaben, ältere nur wenig, und 15- 
bis 30jährige Stämme bei diesen Kältegraden keine Transspiration 
erkennen lassen, die Wassergehalte der Zweige den Winter über 
keine merkliche Wassergehaltsabnahme aufweisen, so ist wohl anzu- 
nehmen, dass die Wasserverluste der Zweige durch das im Holz- 
körper der älteren Aeste und der Stämme enthaltene Wasser gedeckt 
werden. Diese Annahme ist um so berechtigter, als von Th. Hartig 
schon vor Jahren erwiesen wurde, dass das Stammholz der Bäume 
vom Winter zum Frühlinge wasserärmer wird. 

Ausser mit der Rosskastanie wurden noch mit der Eiche und 
Eibe Versuche über die Wasserabgabe der mit Oberhautperiderm 
oder Borke bedeckten Zweige angestellt, welche lehrten, dass selbst 
bei Temperaturen unter Null von denselben Wasserdampf ausgehaucht 
wird, und zwar desto reichlicher, je jünger die Zweige sind. 

Folgende Beobachtungsresultate mögen hier noch Platz finden. 

Blattlose, an den Schnittflächen durch Siegellack verschlossene 
Zweige von Taxus baccata wurden bei 13—14° C. liegen gelassen 
und von 24 zu 24 Stunden deren Wasserverluste bestimmt. 

Gewicht der frischen Zweigabschnitte. 
2jährige (a): 1'194 Gramm; 3jährige (b): 3784 Grm.; 4jährige (ce): 
5'305 Grm. 

Gewicht der Zweigabschnitte nach dem Verschlusse. 

a: 1'310 Gramm b: 3'976 Gramm c: 5'580 Gramm. 


Gewicht der Zweige nach je 24 Stunden 


a b c 
0970 Grm. 3354 Grm. 5125 Grm. 
0790.97 2.910,23, 4745 „ 
0754 „ 2590 „ 4460 „ 
072057 2300, > A223 
0730... ARRLSNAG 4028 „ 
0:7507 210° 7, SO nd 
Wasserabgabe der Zweigabschnitte in Grammen: 
a b C 
0'340 0'622 0:455 


0'180 0'444 0'380 


0036 0320 0'285 
0.014 0.230 0°237 
0005 0'105 0195 
0005 0045 0:154 


Wasserabgabe, ausgedrückt in Prozenten des Frischgewichles 
der Zweigabschnitte: 


a b c 
28°475 16'438 8481 
15°076 11'734 7163 

3016 8'457 5373 
1181 6078 4'467 
0'419 2781 3'676 
0:419 1'189 2903 


Ein 3jähriger, 8354 Gramm schwerer Eichenzweig gab bei 
einer Temperatur von — 30 bis — 8:50 C. in 24 Stunden 0'251, bei 
— 3:50 bis — 10:50 C. in der gleichen Zeit 0'228, endlich bei — 550 
bis —130 C. gleichfalls in 24 Stunden 0'192 Prozente Wasser ab. 

Auf andere Holzgewächse ausgedehnte Untersuchungen werden 
lehren, ob die von uns gemachte Beobachtung, dass entlaubte Zweige 
selbst bei Temperatur unter Null nachweisliche Mengen an Wasser 
verdunsten, und dass die Wasserabgabe derartiger Zweige und der 
zugehörigen Aeste und Stämme desto geringer ist, je grösser ihr 
Alter ist, allgemeine Geltung besitzt. 


nen 0. — 


Die Primulaceen-Bastarte der Alpen. 


Von A. Kerner. 
(Schluss.) 


14. Primula Berninae. 
(hirsuta X viscosa) 


In der Schweiz im Aug. 1863 von Christ „alla croce des 
Bernina“ zwischen 2200—2500 Meter Seehöhe aufgefunden. 

Syn. P. graveolenti-viscosa Christ in Flora 1865, Nr. 14, S. 
213. — Christ erörtert a. a.O. in trefflicher Weise die Unterschiede 
des von ihm entdeckten Primelbastartes von „P. villosa Jacgq.“ und 
„P. graveolens Hegetschw.“, welche er als die beiden Stammeltern 
ansieht. In Betreff der Nomenklatur dieser Stammarten verweise ich 
auf die bei Nr. 10 eingeschaltete Note. Die eine der Stammarten, 
welche Koch und nach ihm mit vielen anderen Autoren auch Christ 
für „P. villosa Jacq.“ genommen haben, hat den Namen P. hirsuta 
All., die zweite Stammart, welche Christ mit Hegetschweiler P. 
graveolens nennt, hat den älteren Namen P. viscosa All. zu führen; 


154 


dementsprechend hat auch die Formel, durch welche die muthmass- 
liche Abstammung der P. Berninae ausgedrückt werden soll: kirsuta 
x viscosa zu lauten. 


15. Primula Muretiana Moritzi Pfl. Graub. 111. 
(subintegrifolia X viscosa) 
Syn. P. Floerkeana Wegelin En. stirp. Fl. helv.p. 28; Hegetschw. 
u. Heer Fl. d. Schweiz 196 und 987 (nicht Schrader). 


In der Schweiz von Moritzi auf der Prassignola (Averserseits) 
und von Muret, Bovelin, Leresche und Diny auf dem Albulapass 
zuerst aufgefunden, später noch von vielen anderen Botanikern auf 
dem Albula und im Val Bevers in Graubünden, wo sie in Gesellschaft 
der Stammeltern ziemlich reichlich vorkommt, gesammelt. Nach Gri- 
seb. in Linnaea 1852, S. 602 auch in Tirol auf dem Fimberjoch im 
Hintergrunde des Paznaunthales. 


Es finden sich, wie bereits Brügger (in Reichenb. Icon. XVII, 
p. 24) bemerkt, zwei durch Kreuzung aus P. integrifolia L. part. 
(= P. Candolleana Reichb.) und P. viscosa All. (= P. graveolens 
Hegetschw.) entstandene Bastarte. Die älteren Autoren haben aber 
diese zwei Bastarte nicht auseinander gehalten. Moritzi hat unter 
P. Muretiana und Lagger unter Dinyana *) sowohl die der P. in- 
tegrifolia als auch die der P. viscosa näher stehende Hybride be- 
griffen. $ 

Der in der Tracht sich mehr der P. viscosa All. anschliessende 
Bastart besitzt weiche verkehrteiförmige oder fast spatelförmige, in 
einen ziemlich langen Blattstiel zusammengezogene, deutlich geschweift- 
gezähnte Blätter und einen schlanken Schaft. — Für diese Form, 
welche die häufigere ist und welche Brügger P. Candolleanna X 
graveolens nannle, dürfte es angezeigt sein, den ältesten von Moritzi 
eingeführten Namen P. Muretiana zu reserviren. Für den zweiten 
selteneren in der Tracht der P. integrifolia näherstehenden Bastart 
könnte dagegen von nun an der Lagger’sche von Koch in der 
Syn. acceptirie Name P. Dinyana gebraucht werden, um so mehr, 
als ohnediess der Wortlaut der Lagger’schen und Koch’schen Be- 
schreibung, in so weit er die Blätter betrifft, auf die der P. integri- 
folia näherstehende und nicht auf die mehr zu P. viscosa hinneigende 
Pflanze passt. Ich führe daher auch hier die der P. integrifolia näher- 
stehende Primel als P. Dinyana auf. 


*) Nach Brügger wurde der Name P. Muretiana Moritzi um 3 Mo- 
nate früher als P. Dinyana Lagger veröffentlicht. Vergl. Reichenb. Icon. 
XVII, p. 42. — Wenn aber an der eben citirten Stelle Lagger der Vorwurf 
gemacht wird, dass er zu der Beschreibung der von ihm in der Flora XXI, 
S. 670 aufgestellten P. Dinyana den kurz vorher von Moritzi gegebenen Na- 
men als Syn. eitirt habe, so ist diess unrichtig. Lagger citirt a. a. O. nicht nur 
keinen Namen Moritzi’s, sondern bemerkt sogar ausdrücklich: „Meines Wissens 
hat sie (die in Rede stehende Primel) aber bis dahin noch Niemand beschrieben.“ 


16. Primula Dinyana Lagger in Flora XXII, S. 670. 
(superintegrifolia X viscosa) 


Blätter dicklich, keilförmig, die elliptische Spreite in den sehr 
breiten kurzen Blattstiel allmälig verschmälert, ganzrandig oder un- 
deutlich in wenige stumpfe Zähne ausgeschweilt; Schaft niedrig, wenig 
länger als die Blätter. 

Mit der Vorhergehenden und mit den Stammeltern auf dem 
Albulapass und im Val Bevers, aber seltener als Nr. 15. — Die 
Exemplare meines Herbars von Andeer auf dem Albulapass gesammelt. 


17. Primula Venzoi Huter Exsicc. 1872. 
(tiroliensis X Wulfeniana) 


„P. venzoides Huter* in Venzo Relaz. di un viaggio alpestre 
(Nuovo Giorn. bot. ital. V, 130). — In den Venetianer Alpen auf der 
Alpe Valmeron zwischen Val di Forno und Cimolais im Bezirke Udine 
in der Seehöhe von 1900— 2200 Met. aufgefunden. 


Wie alle Primelbastarte wohl in weit geringerer Anzahl als die 
Stammeltern, aber doch in so grosser Individuenzahl, dass die Ent- 
decker dieser Pflanze auf beschränktem Raume Hunderte von Exem- 
plaren zu sammeln im Stande waren. Ich selbst verdanke meinem 
Freunde Huter ein halbes Hundert theils im getrockneten, theils im 
lebenden Zustande übersendete Stöcke. 


Sehr bemerkenswerth ist der Umstand, dass P. Venzoi, welche 
ich nun seit 3 Jahren auch im Garten kultivire, daselbst weit besser 
gedeiht und viel kräftiger herangewachsen ist, als die an 
gleicher Stelle gezogenen Stammarten, denen sie ihren 
Ursprung verdankt. 


18. Primula Sturii Schott in Verh. d. z. b. Ver. 1853, S. 302. 
(minima > villosa) 
Syn. P. minima var. pubescens Josch Fl. v. Kärnth. S. 88. 


In Steiermark auf dem Eisenhut. — (tur, Sitzungsb. d. kais. 
Akad. d. Wiss. 1856, S. 131 und Josch a. a. 0.) — Es ist mir 
nicht unwahrscheinlich, dass auch die von Zahlbruckner auf der 
Waldhornalpe südlich von Schladming in Steiermark aufgefundene, in 
der Flora 1820, S. 670 erwähnte P. truncata Lehm., welche Leh- 
man später als var. pubescens zu P. minima zog, als ein durch 
Kreuzung aus P. minima und P. villosa hervorgegangener Bastart 
anzusehen ist, doch muss ich mich obne Kenntniss der Lokalität, an 
welcher Zahlbruckner jene Primel auffand, und ohne Orig.-Exem- 
plare gesehen zu haben, eines bestimmten Urtheils hierüber enthalten. 
Sollte sich aber meine Mutlimassung bestätigen, so wäre für den hier 
aufgeführten Primelbastart der Name P. truncata Lehm. voranzu- 
setzen und ihm P. Sturii Schott als Syn. beizufügen. 


156 


19. Primula pumila. 
(minima X Önensis) 

Die Blätter starr, keilförmig, 1"5—2 Centim. lang, 7—10”” breit, 
über der Mitte von 7—9 verhältnissmässig grossen, dreieckigen, in 
ein kallöses Spitzchen vorgezogenen Zähnen grob gezähnt; der sehr 
schmale hyaline Rand derselben mit sitzenden Drüsen garnirt; der 
Schaft über die Blätter nicht oder nur wenig herausragend, 1—2- 
blüthig, mit sehr kurz gestielten Drüsen bestreut; die Deckblätter 
länglich-lineal, länger als die sehr kurzen Blüthenstiele; der Kelch 
röhrig-glockig, die Zähne desselben eiförmig, stumpf, halb so lang 
als die Röhre; der Rand der Zähne mit sehr kurz gestielten und 
sitzenden Drüsen besetzt und auch die Aussenfläche des Kelches mit 
solchen Drüsen bestreut. 

In Südtirol auf der Alpe Magiascone in der Seehöhe von circa 
2000 Meter in wenigen Individuen unter zahlreichen P. minima, P. 
önensis, P. Facchinü und P. spectabilis im Juni 1873 von Porta 
aufgefunden. 


20. Primula intermedia Portenschlag in Tratt. Archiv t. 436. 
(Clusiana > minima) 
Syn. P. Flörkeana Salzer in Verh. d. z. b. Vereines I, 105 (nicht 
Schrader). 


In Niederösterreich auf dem Schneeberge von F. Salzer und in 
Steiermark auf der Wildalpe von Portenschlag, an beiden Stand- 
orten nur in sehr spärlichen Individuen zwischen den Stammeltern 
aufgefunden. Die zwei von Salzer im Jahre 1851 auf dem Schnee- 
berge gesammelten Exemplare wurden von dem Entdecker meinem 
Herbar einverleibt, wofür ich demselben hiermit meinen besten Dank 
auszusprechen nicht unterlassen kann. 


21. Primula Facchinii Schott Prim. Blend. $. 11—19, t. 3. 
(minima < spectabilis) 
Syn. P. Flörkeana Facchini Fl. v. Südtirol, S. 19 (nicht Schrader). 


In Südtirol auf dem Frate im Val di Daone und auf der Alpe 
Magiascone von Facchini und Leybold und neuerlich in den Jahren 
1867 und 1873 von Porta aufgefunden. 

Während die drei vorhergehenden Primeln, welche durch Kreu- 
zung der P. minima mit P. villosa, P.önensis und P. Clusiana ent- 
standen sind, äusserst selten vorkommen und bisher nur in wenigen 
Individuen aufgefunden wurden, wird P. Facchinü an den angegebenen 
Standorten verhältnissmässig zahlreich angetroffen, so zwar, dass dort 
auf beschränktem Raume Hunderte von Exemplaren gesammelt werden 
konnten. 


22. Primula Flörkeana Schrad. in Krün. Enc. CVH, 393. 
(superglutinosa > minima) 


Unter dem Namen P. Flörkeana wurden von den Autoren die 
Bastarte begriffen, welche durch Kreuzung der P. mınima mil P. 


157 


glutinosa entstanden sind. Es lassen sich aber von den aus den eben- 
genannten Arten abstammenden hybriden Primeln nicht weniger als 
vier Typen deutlich unterscheiden. Von diesen finden sich zwei so 
häufig in den tirolischen Centralalpen vor, dass man von ihnen gera- 
dezu als von zu Arten gewordenen Bastarten sprechen kann; 
denn abgesehen davon, dass sie fast jeder höhere Schieferberg auf 
den Alpen im Westen und Osten des Wippthales, Pusterthales ete. 
beherbergt, finden sie sich auch auf vielen dieser Berge in unzähl- 
barer Menge von Individuen, und es möge hier beispielsweise nur 
erwähnt sein, dass in der Nähe meines Sommeraufenthaltes in Trins 
aul dem Muttenjoch zwischen dem Gschnitzthale und Obernbergthale 
ganze Strecken davon überzogen sind. — Neben den zwei häufigen, 
sich durch keimfähige Samen fortpflanzenden Typen finden sich aber 
auch noch zwei äusserst seltene Typen vor, von welchen sich die 
eine der P. glutinosa, die andere der P. minima sehr nahe anschliesst, 
und diese dürften auch unbedenklich als Kreuzungen der beiden häu- 
figen Mittelformen einerseits mit P. glutinosa anderseits mil P. minima 
angesehen werden. Sie sind wie gesagt, sehr selten und finden sich 
immer nur vereinzelt zwischen den beiden häufigen Mittelformen und 
den Stammformen vor. Der eine dieser goneiklinischen Bastarte, welcher 
sich der P. minima sehr nähert, wurde von Huter in litt. P. biflora, 
der andere, auf welchen mich gleichfalls Freund Huter zuerst aul- 
merksam machte, von mir P. Huteri benannt. — In Betreff der No- 
menklatur der zwei anderen, so ungemein häufigen, von den meisten 
Autoren bisher unter dem Namen „P. Flörkeana Schrad.“ kumulirten 
hybriden Mittelformen möchte ich zunächst darauf aufmerksam machen, 
dass da auch noch ein zweiter Name, nämlich P. salisburgensis Flörke, 
in Willd. Herb. Nr. 3494 existirt, der gleichfalls beide obengedachten 
Mittelformen begreifi, sogar vor ‘dem Namen P. Flörkeana Schrad. 
in Krün. Enc. CVII 393 die Priorität hat und darum auch von Schott 
in den Wild. Prim. Blendl. 7 wieder zu Ehren gebracht wurde. Ob- 
schon nun P. salisburgensis Flürke und P. Flörkeana Schrad. 
eigentlich Synonyma sind, so scheint es mir doch — um nicht einen 
neuen Namen schaffen zu müssen — erlaubt und zweckmässig, von 
nun an den Namen P. salisburgensis Flörke so wie den Namen P. 
Flörkeana Schrad. auf je eine dieser zwei häufigen hybriden Mittel- 
formen zu beziehen, und ich gebe im Nachfolgenden die Merkmale an, 
durch welche diese Formen auseinander gehalten werden können. 

P. Flörkeana (superglutinosa>< minima). Blätter spatel- 
förmig, im vorderen Drittel von 9—15 kräftigen, dreieckigen, in eine 
kallöse Spitze vorgezogenen Zähnen gesägt, der endsländige unpaa- 
rige Zahn über die beiden benachbarten etwas vorragend, die Spitzen 
der seitenständigen Zähne nach vorne abstehend. Schaft etwas klebrig, 
Deckblätter länglich, so breit als ein einzelner Kelchzipfel, von den 
Kelchen etwas überragt. Krone röthlich-violett; der Saum so lang 
als die Röhre. 

Sehr verbreitet in den östlichen Centralalpen zumal in Tirol 
(Hocheder und Rosskogel im Oberinnthal; Hornthalerjoch, Schafgru- 


158 


benspitze, Kaiserköpfe zwischen Selrainer und Stubaier Thal; Mutten- 
joch, Schmurzjoch und Trunajoch im Gschnitzthal; Tribulaun im Obern- 
bergerthal; Alpen im Hintergrunde des Pflerschthales; Glungezer, 
Rosenjoch und Haneburger im Hintergrunde des Volderthales; Tarn- 
thalerköpfe zwischen Navisthal und Wattenthal; ober der gefrorenen 
Wand in Dux und im Zemgrunde des Zillerthales; Kraxentrager im 
Vennathal; Alpen bei Sterzing; Wildseespitz ober der Burgumeralm 
im Pfitschthal; am Joche zwischen. Pfunders und Ausserpfitsch; im 
Agstall unter dem Hexenstein bei Welsberg, auf der Dorferalpe bei 
Lienz, auf dem Kreuzberg bei Sexten, auf den Alpen bei Kals, Pre- 
graten, Gsies und noch an zahlreichen anderen Standorten im Puster- 
thale; auf dem Manzoniberg bei Predazzo im Fassathal); in Kärnthen 
auf dem Glockner und Kalserthörl an der tirolischen Grenze; in 
Salzburg auf der Schilchenhöhe und im Lungau; in Steiermark 
auf der Hochwildstelle zwischen Gröbming und Schladming und auf 
dem Hochgolling. 


23. Primula salisburgensis Flörke. 
(subglutinosa > minima) 

Blätter keilförmig, im vorderen Viertel von 7-—9 sehr kräftigen, 
dreieckigen, spitzen, in eine kurze hyaline Grane vorgezogenen Zähnen 
gesägt, der endständige unpaarige Zahn über die beiden benachbarten 
nicht vorragend. Die Spitzen der unteren seitensiändigen Zähne etwas 
spreizend. Schaft nicht klebrig. Deckblätter länglich, so breit als ein 
Kelchzipfel, von den Kelchen deutlich überragt. Krone dunkelpfirsich- 
blüthroth; der Saum länger als die Röhre. 

An den gleichen Standorten wie die vorhergehende; doch will 
mir scheinen, dass in den Alpen im Quellengebiete der Sill (bezie- 
hungsweise des Inns) diese Bastart-Primel, dagegen im Quellengebiete 
ddes Eisaks (beziehungsweise der Etsch) die vorhergehende Bastari- 
Primel häufiger auftrikt. 

24. Primula biflora Huter in litt. 
(Flörkeana > minima vel minima < salisburgensis) 

Blätter keilig-verkehrteiförmig, vorne gestutzt und an diesem 
geslutzten vorderen Rande mit 5—7 radial abstehenden, grossen, 
dreieckigen, in kurze hyaline Granen vorgezogenen Zähnen gesägt. 
Schaft nicht klebrig. Deckblätter 2—3, länglich, so. breit als ein 
Kelchzipfel, von den Kelchen deutlich überragt. Krone plirsichblüth- 
roth; der Saum länger als die Röhre. 

Die sehr ähnliche P. minima unterscheidet sich durch die in 
längere Granen ausgezogenen Zähne der Blätter und die linealen 
Deckblätter, welche schmäler sind, als ein einzelner Zipfel des Kelches. 
Gewöhnlich ist auch an der Basis der Blüthenstielchen der P. minima 
— selbst dann, wenn ihr Schaft zwei Blüthen trägt — nur ein Deck- 
blatt entwickelt. 

In Tirol auf dem Rosskogel, Hornthalerjoch, Muttenjoch, Tarn- 
thalerkopf, Hanneburger, Glungezer und auf den Alpen des Puster- 


159 


thales, aber immer nur in vereinzelten Stöcken unter P. Flörkeana, 
minima und glutinosa. 


253. Primula Huteri. 

(Flörkeana X glutinosa vel glutinosa X salisburgensis) 

Blätter länglich-spatelfürmig, im vorderen Drittel von 11—15 
kurzen, breit-dreieckigen, an der Spitze kallös verdiekten Zähnen ge- 
sägt; der endständige unpaarige Zahn über die beiden benachbarten 
etwas vorragend. Schaft oben klebrig, Deckblätter 2—3, länglich, 
breiter als ein einzelner Kelchzipfel, von den Kelchen nicht überragt. 
Krone violett (von der Farbe der Viola odorata), der Saum kürzer 
als die Röhre. 

Primula glutinosa Wulf., welcher sich P. Huteri sehr nähert, 
unterscheidet sich durch die stumpfen Zähne der klebrigen Blätter, 
durch die breit eiförmigen Deckblätier, welche sich an der Basis ge- 
genseitig mit ihren Rändern decken, auch die Kelche überragen und 
diese fast ganz verhüllen und durch die blauen Blumenkronen. 

In Tirol von mir auf dem Hornthalerjoch zwischen Lisens in 
Selrain und Oberiss im Stubaithal, dann auf den Tarnthalerköpfen im 
Hintergrunde des Navisthales, von Huter auf dem Villgrainerjoch im 
Pusterthale aufgefunden. An allen diesen Standorten immer nur in 
sehr wenigen Exemplaren. 


26. Androsace Heeriü (Hegetschw.) Koch. Syn. 504. 
(glacialis > helvetica) 


In der Schweiz im Canton Glarus auf den Alpen des Kleintha- 
les gegen das Martinsloch in der Höhe von 7—8000 Fuss zuerst von 
Heer im Jahre 1828 aufgefunden. 


“ 


27. Androsace hybhrida. 
(helvetica > pubescens) 
In der Schweiz im Canton Waadt („rochers de l’arreie de Ja- 
vernaz, alp. de Bex. Muret). Gremli. Zusätze und Berichtig. zur Ex- 
kursionsfl. d. Schweiz. S. 86. 


28. Androsace aretioides (Gaud. var.) 
(glacialis X obtusifolia) 


A. obtusifolia ß. aretioides Gaud. Fl. helv. II, 100; A. obtusi- 
folia var. exscapa Koch Syn. 505, halte ich für einen Bastart aus 
A. glacialis und A.obtusifolia, in deren Gesellschaft sie auch immer 
angetroffen wird. — In der Anordnung der Blüthen stimmt dieselbe 
mit A. glacialis überein; die Blumenkronen zeigen zudem im Beginne 
der Anthese einen röthlichen Anhauch, wodurch sich gleichfalls A. 
glacialis als die eine Stammart ausspricht; durch die Gruppirung der 
Blätter zu wenigen Rosetten an sehr kurzen Axen, so wie dadurch, 
dass nur die Kelchzähne und die von denselben gegen die Basis sich 
hinziehenden Zellengewebspartien grün, der andere Theil der Kelch- 
röhre blass weisslich gefärbt ist (während der Kelch der A. glacialis 


160 


einfarbig grün erscheint) stimmt A. arelioides (Gaud. var.) mit A. 
obtusifolia überein. 

Eine grosse habiluelle Aehnlichkeit zeigt A. aretioides (Gau d. 
var.) mit A. Wulfeniana Sieber und A. brevis Hegetschw. = A 
Charpentieri Heer) *), unterscheidet sich aber von diesen beiden 
durch die kleineren zur Zeit der vollen Blüthe weisslichen Korollen, 
so wie durch die Blätter. Die Blätter des hier behandelten Bastartes 
sind nämlich weich und werden im Alter gelblich und schliesslich 
schwärzlich, indem sie zugleich verwesen,, während die Blätter der 
A. Wulfeniana und A. brevis nach dem Absterben braun, lederig 
und starr werden und sich im mumifizirten Zustande noch lange er- 
halten. 

Von Gaudin zuerst im Jahre 1808 auf dem Berge Gries ge- 
sammelt. Von Em. Thomas im Nicolaithal im Wallis, von mir und 
meinem Bruder auf dem Hornthalerjoch zwischen Lisens in Selrain 
und Oberiss im Stubaithal in Tirol, von Stainer auf den Kalser Al- 
pen aufgefunden. 


29. Androsace pedemontana Reichb. fil. in Icon. XVII p. 48, 
t. 149. 


(carnea = obtusifolia) 
„Ex alpibus Pedemontii. Lisa.* Reichb. fil. 1. ce 


30. Soldanella Ganderi Huter in Oest. bot. Zeitschr. XXI, 22. 
(alpina >< minima) 
In Tirol zuerst von Gander im J. 1862, später (1871) auch von 
Huter auf den Kalkalpen bei Sexten im Pusterthale aufgefunden. 


3]. Soldanella hybhrida Kern. 
(alpina >< pusilla). 

Blätter nierenförmig, Schaft zwei-, seltener einblüthig; Kelch- 
zipfel länglich-lineal, '% so lang als die bis zu '/; in lineale Zipfel 
gespaltene röhrig-glockige Krone. Die Staubfäden an der Grenze des 
1. und 2. Fünftels der Krone eingefügt; die Basis dieser Staubfäden 
durch eine schmale vorspringende Kante oder häulige Leiste verbun- 
den; die Antheren mit ihrer pfriemenförmigen Spitze über die Mittel- 
höhe der Krone hinausragend; der Griffel mit seiner Spitze beiläufig 
die Mitte der linealen Kronzipfel erreichend, immer etwas kürzer als 
die ganze Krone. Die Krone aussen und innen gleichfarbig, innen 
ober dem Ansatze der Staubgefässe mit violeltrothen siriemenförmig- 
zerflossenen Makeln bemalen. 


N Brigker hält A. Charpentieri Heer für einen Bastart aus A. gla- 
cialis nn A. obtusifolia (vergl. Gremli a.a.0. S. 86), welcher Ansicht ich 
nicht beipflichten kann. — Auch Gremli hat Brügger’s Ansicht in der 2. 
Auflage seiner Exkursionsflora nicht acceptirt. — Nach meinem Dafürhalten ist 
A. brevis Heg. (= A. Charpentieri Heer) ebenso wie die ihr nahe verwandte 
A. Wulfeniana Sieber eine sehr seltene endemische Art, aber kein Bastart. 


161 


S. alpina L. unterscheidet sich durch die weit offene glockige 
bis zur Mitte gespaltene Krone, die häuligen gegen den Griffel ein- 
wärtsgebogenen und den nektarführenden Grund der Blüthe ganz ver- 
schliessenden Schlundklappen und den über die Krone etwas vorra- 
genden Griffel. Die Staubfäden der S. alpina sind an der Grenze 
des 1. und 2. Viertels der Krone eingefügt, die Antheren erreichen mit 
ihrer pfriemenförmigen Spitze die Basis der linealen Kronzipfel, die 
Krone ist zwar so, wie bei S. hybrida aussen und innen gleichfarbig, 
innen aber ohne violettrothe Makeln und nur mit dunklen violetten 
Linien gezeichnet. 

S. pusilla Baumg. unterscheidet sich durch die röhrenförmige 
nur bis zu !/, gespaltene Krone, den relativ kürzeren Griffel, der 
niemals über die Basis der linealen Kronzipfel hinausragt. Die Staub- 
fäden der S. pusilla sind an der Grenze des 1. und 2. Sechstels der 
Krone eingefügt, die Antheren erreichen mit ihrer pfriemenförmigen 
Spitze kaum die Mittelhöhe der Krone; die Krone ist aussen dunkler, 
innen lichter violett; innen über dem Ansatz der Staubgefässe mit 
violettrothen striemenförmig-zerflossenen Makeln bemalen. 

Zuerst im Jahre 1861 auf dem Rosskogel oberhalb Innsbruck 
in einigen wenigen Exemplaren zwischen den Stammeltern beobach- 
tet, später in den Jahren 1871—1874 allenthalben auf den Alpen des 
Gschnitzthales aufgefunden. Am häufigsten in der Mulde unter der 
Kuppe des Blaser bei Matrei, wo ich im Jahre 1872 am Rande eines 
kleinen Schneefeldes auf beschränktem Raume 20 Individuen zu sam- 
meln Gelegenheit fand. Im Jahre 1873 von Gremblich auch auf der 
Lampsen in Tirol (Uebergang aus dem Unterinnthale nach Hinteriss 
im Isarthale) aufgefunden. Vergl. Oest. bot. Zeitschr. XXV, 19. 


Als einige der wichtigsten Resultate, welche sich aus einer ein- 
gehenden Untersuchung der Formverhältnisse, des Vorkommens und 
der Verbreitung der hybriden Primeln der Alpen ergeben, sind fol- 
gende hervorzuheben: 

1. Die grösste Zahl der hybriden Primeln (20) gehört der Abthei- 
lung Auriculastrum , eine weit geringere (5) der Abtheilung 
Primulastrum Schott an. — Bastarte aus solchen Stammarten, 
von welchen die eine der Abtheilung Auriculastrum, die andere 
der Abtheilung Primulastrum angehören würde, sind nicht be- 
kannt geworden. — Aus der Abth. Primulastrum sind nur Ba- 
starte der Sect. Euprimula Schott nachgewiesen; die Arten der 
zweiten Section dieser Abtheilung, nämlich der Sect. Aleuritia 
Duby sind überhaupt an keinem der bisher ermittelten Primel- 
Bastarte betheiligt. — Aus der Sect. Euprimula zeigt P. acaulis 
zu den anderen die grösste sexuelle Affinität; sie bildet mit allen 
anderen Arten dieser Section Bastarte, während die sexuelle Affinität 
der anderen Arten dieser Section unter sich weit geringer ist. — 
Aus der Abtheilung Auriculastrum sind P. Auricula und P.minima 
diejenigen Arten, welche an der grössten Zahl der Bastarte be- 

Oesterr. botan. Zeitschrift. 5. Heft. 1875. 13 


theiligt sind. — Die grösste sexuelle Affinität zeigt P. Auricula 
zu den Arten der Sect. Erythrodrosum Schott; P. minima da- 
gegen zeigt die grösste sexuelle Affinität zu der Sect. Cyanopsis 
Schott (CP. glutinosa), eine geringere zu den Sectionen Erythro- 
drosum und Arthritica. — Ein Bastart aus den beiden doch so 
sehr zur Bastartbildung geneigten Arten P. Auricula und P. mi- 
nima ist dagegen, obschon diese beiden Arten oft zusammen 
vorkommen, zu gleicher Zeit blühen und von denselben Hyme- 
nopteren besucht werden, nicht bekannt geworden. Ebensowenig 
hat man bisher einen Bastart der P. Auricula mit einer Art der 
Sect. Arthritica und Cyanopsis gefunden, obschon die Verhältnisse 
des Vorkommens, die Blüthezeit ete. der Bildung eines derartigen 
Bastartes nicht im Wege stehen würden. — Die Arten der Sect. 
Erythrodrosum zeigen unter sich wahrscheinlich grosse sexuelle 
Affinität, da sie aber der Mehrzahl nach getrennte Verbreitungs- 
bezirke haben, sind auch Hybriden dieser Section sehr selten, 
und es ist als hiehergehörig bisher nur P. Berninae bekannt 
geworden. — Aehnlich verhält es sich wohl auch mit den Arten 
der Sect. Arthritica, welche gleichfalls räumlich getrennte Be- 
zirke bewohnen. 


. In Betreff der Individuenzahl lassen sich die hybriden Primeln in 


3 Gruppen theilen: 

a) solche, welche nur in vereinzelten Individuen unter vielen 
Tausenden der Stammarten vorkommen (P. media, intermedia, 
obovata, pumila) ; 

b) solche, welche man unter vielen Tausenden der Stammarten 
zu Hunderten antrifft und deren Individuenzahl etwa 0'001 
bis 0:01 % von der Individuenzahl der auf einer Quadratmeile 
vorkommenden Stammarten betragen dürfie (P. brevistyla, 
pubescens, Muretiana) ; 

c) solche, welche zu vielen Tausenden von Individuen unter 
den Stammeltern angetroffen werden, deren Zahl an manchen 
Orten 1—5% der Stammarten ausmacht und die man ge- 
radezu als zu Arten gewordene Bastarte bezeichnen muss 
(P. Flörkeana). 


. In der Kultur vermehren sich die Primelbastarte auf vegetalivem 


Wege in der Regel weit besser als die Stammarten, denen sie 
ihren Ursprung verdanken. Während P. tiroliensis und P. Wul- 
feniana nur sehr schwierig fortzubringen sind, gedeiht der Ba- 
start P. Venzoi (tiroliensis x Wulfeniana) ganz vortrefflich; 
während die Kultur der P. hirsuta manchen Schwierigkeiten 
unterliegt, gedeiht der Bastart P. pubescens (Auricula X hirsuta) 
äusserst leicht und es wurde dieser letztere sogar der Ausgangs- 
punkt einer sehr beliebten Zierpflanze der europ. Gärten, nämlich 
der Garten-Aurikel. Dasselbe gilt auch von den aus P. acaulis 
und P. officinalis hervorgegangenen Bastarten, welche gleichfalls 
zu beliebten, sich äusserst leicht vermehrenden, ja geradezu 
wuchernden Zierpflanzen geworden sind und unter dem Namen 


163 


„Primula anglica* schon seit Jahrhunderten die europäischen 
Gärten schmücken, 

Die Merkmale der Primelbastarte entsprechen zwar in der Regel 
einer Combination aus den Merkmalen der beiden Stammeltern, 
aber es finden sich an vereinzelten Individuen häufig auch neue 
Merkmale, welche an keiner der beiden Stammarten beobachtet 
werden, oler es kommen mitunter gewisse Merkmale ganz in 
Wegfall. So z. B. findet man Individuen der P. pubescens (Au- 
ricula X hirsuta), welche weder den mehligen Beschlag der P. 
Auricula, noch die Drüsenhaare der P. hirsuta an den Kelchen 
zeigen, so wie auch Individuen, welche weder die goldgelbe 
Kronenfarbe der P. Aurieula, noch die gesättigt karminrothe 
Kronenfarbe der P. hirsuta, auch nicht eine Mischfarbe aus Gelb 
und Roth, sondern eine weisse Kronenfarbe zeigen. 

Diese Erscheinung drängt zu der Annahme, dass durch die 
Kreuzung die Variabilität der Sprösslinge gesteigert, dass gewis- 
sermassen die äussere Form erschüttert wird. Hiermit steht wohl 
im Zusammenhange, dass die Gärtner, um das Entstehen zahlrei- 
cher neuer Formen herbeizuführen, zunächst Bastartirungen vor- 
nehmen, weil die Bastarte eben weit mehr zur Bildung von in- 
dividuellen Varietäten geneigt sind, als die Stammarten. Bemer- 
kenswerth ist in dieser Beziehung noch, dass in alter Zeit, als 
dieser den Gärtnern gegenwärtig geläufige Kunstgriff noch un- 
bekannt war, von den in die Gärten eingeführten Primeln nur 
die schon in der freien Natur ohne Zuthun der Gärtner entstan- 
denen Hybriden zu Zierpflanzen geworden sind. Während die 
gleichzeitig mit diesen Hybriden vor 300 Jahren in die Gärten 
eingeführten P. farinosa und P. Auricula ihrer Beständigkeit we- 
gen, als zu Zierpflanzen wenig geeignet, aus den Gärten wieder 
verschwanden, wurden die hybriden P. pubescens und P. brevi- 
siyla zu weil verbreiteten Zierpflanzen, weil sich aus diesen 
bei wiederholten Aussaaten die mannigfachsten Varietäten ent- 
wickelten. 


. Wie zwischen Pferd und Esel zwei Bastarte — Maulthier und 


Maulesel —, ebenso findet man bei den Primeln in der Regel 
zwischen zwei Stammarten, welche eine verhältnissmässig grosse 
sexuelle Affinität zeigen, die zu gleicher Zeit blühen und die 
räumlich nicht getrennt sind, zwei Bastarte, von welchen ge- 
wöhnlich der eine der einen, der andere der anderen Stammart 
in seinen Merkmalen näher steht. Diese beiden Baslarle sind 
begreiflicherweise einander sehr ähnlich, aber doch in den meisten 
Fällen mit Sicherheit zu unterscheiden. Viele Botaniker haben solche 
ähnliche Bastarte kumulirt und als Eins bezeichnet, was zu mannig- 
fachen Verwirrungen Veranlassung gegeben hat. Es hat sich 
nämlich in Folge dieses Zusammenwerfens in neuerer Zeit all- 
mälig die Ansicht verbreitet, dass durch Kreuzung aus zwei 
Stammeltern immer nur ein und derselbe Bastart zum Vorschein 
kommen könne, gleichgillig ob die eine oder die andere der 
13 * 


164 


Stammarten den Pollen zur Kreuzung lieferte. — Diese Ansicht 
schien insbesonders auch durch die Experimente von Wichura 
eine Stütze zu finden, welcher behauptete, durch wechselseitige 
Kreuzung zweier Weidenarten jedesmal denselben Bastart erhal- 
ten zu haben. Die Untersuchung der von Wichura durch künst- 
liche Kreuzung erzeugten Weiden überzeugte mich aber, dass 
seine Angaben in diesem Punkte nicht richtig sind. Allerdings 
sind die zwei Bastarle, welche Wichura durch wechselseitige 
Kreuzung zweier Stammarten erzielte, einander sehr ähnlich — 
wie das ja gar nicht anders erwartet werden kann — aber sie 
zeigen doch gewisse Verschiedenheiten und sind in den meisten 
Fällen als zwei verschiedene Typen leicht auseinanderzuhalten. — 
Dass dann, wenn schon die beiden Stammeltern sich sehr ähnlich 
sehen, die durch wechselseitige Kreuzung aus ihnen entstande- 
nen zwei Bastarte kaum mehr zu unterscheiden sind, dass es 
mitunter nur zu einer Bastarlform kommt, weil es Fälle gibt, 
wo zwar aus A durch Belegung mit dem Pollen von B ein Ba- 
start resultirt aber nicht auch umgekehrt, sind Sätze, die sich 
von selbst verstehen und auf die ausführlicher einzugehen ich 
für überflüssig halte. — Nur das eine möchte ich hier noch bemer- 
ken: dass dann, wenn zwischen zwei Stammarten zwei Bastarte 
sich finden, diese nicht immer durch wechselseitige Kreuzung 
entstanden sein müssen. Es ist nach meiner Ansicht auch die 
Möglichkeit der von Grenier zuerst vermutheten „inegale action“ 
des Pollens einer und derselben Art und eine hiedurch bedingte 
Verschiedenheit der entstehenden Bastarte durchaus nicht auszu- 
schliessen. Die in neuerer Zeit von Nägeli vertretene Ansicht 
aber, dass aus zwei Stammarten zunächst immer nur eine Ba- 
startform mit einer und derselben Gestalt zum Vorschein kom- 
men könne, gleichgiltig ob die eine oder die andere der zwei 
Stammeltern den Pollen geliefert hat, so wie die von eben dem- 
selben vertretene Ansicht, dass dann, wenn zwei oder mehrere 
Bastariformen zwischen zwei Stammeltern vorkommen, nur eine 
der primäre Bastart sein kann, während die zweite oder die an- 
deren abgeleitete durch Kreuzung des primären Bastartes mit 
einer der Stammeltern entstandene ‚Bastarte sein müssen, halte 
ich mit allen von Nägeli gezogenen Konsequenzen als mit den 
Vorkommnissen in der freien Natur und mit den Ergebnissen der 
Experimente nicht im Einklange stehend, für unrichtig. 

Abgeleitete Bastarle, d. i. solche, welche durch Kreuzung 
eines primären Baslartes mit einer der Stammarten entstanden 
sind, finden sich ebenso wie Tripelbastarte etc. äusserst selten. 
Von Primeln sind mir nur P. biflora und P. Huteri bekannt ge- 
worden, die ich für abgeleitete Bastarte zu halten mich berech- 
tigt glaube. 


Neue Kernpilze. 


I. Serie. 
Von G. v. Niessl. 


(Fortsetzung,) 


Didymosphaeria exigua n. s. Perithecia sparsa peri- 
dermio immutato tecta, hemisphaerica, altra, coriacea, minula, ostiolo 
papillaeformi vel subconoideo ; ascis clavatis stipite brevi Ssporis 
67— 73 EHE HL Hpnlihn. . 
8_10° sporidüs distichis fusoideis, ulrimque oblusiusculis, leniter 
curvatis, cymbiformibus, raro rectis; medio septatis paulo conslric- 

15—17 
tisque, hyalinis, guttulatis 7; FrEE:T Paraphyses paucae, ascos supe- 


—d 
rantia tenellae, fugaces. 

An dürren Stengeln (vielleicht von Dipsacus) bei Rastatt (Dr. 
Schroeter). Sie hat viele Aehnlichkeit mit manchen Sphaerellen, 
allein die Perithecien sind ansehnlicher, in die innere Rinde einge- 
senkt und die Paraphysen immerhin nachweisbar. Ohne Zweifel ist 
sie den übrigen Gliedern dieser Gruppe nahe verwandt und von ihnen 
generisch nicht zu Irennen. 


b) Transitores. Paraphyses distinctae. Sporidia disticha 
olivacea. 

Didymosphaeria Winteri n. s. Perithecia nunc sparsa, 
nunc laxe gregaria, minuta, hemisphaerica, tandem depressa, peri- 
dermio haud decolorato tecta, ostiolo papillaeformi perforantia, co- 
60—80 
10—12 
sporidüs distichis, rarissime monostichis, lanceolatis vel lanceolato- 
oblongis, obtusiusculis, medio vel supra medium septatis valde con- 
strietisque, rectis vel leniter curvatis, luteo virescentibus seu olivaceis 
11—14 


77 > Paraphyses numerosae, angustae, ascos longe superantes, 
VIEW 


riaceo - membranacea atra; ascis clavatis stipitatis Ssporis 


simplices vel sparse ramosae. 

An dürren Stengeln von Solanum Dulcamara und Lysimachia 
vulgaris bei Graz, wie auch an Spiraea Aruncus bei Voitsberg in 
Steiermark. August, Septbr., wahrscheinlich überhaupt nicht selten, 
doch sehr bescheiden und wegen ihres meist! geselligen Vorkommens 
mit anderen Sphaerien leicht zu übersehen. 

Diese nette, nach Herrn Dr. Winter in Leipzig benannte Art 
ist sehr ausgezeichnet und von den bisher bekannten, nur mit D. 
Genistae Fekl. und der folgenden zu vergleichen. Die Schläuche sind 
verhältnissmässig lang gestielt und die Sporen liegen zweireihig im 
oberen Theile des Schlauches. Von sattgrünlicher Färbung, sind sie 
in der Form mehr lanzettlich als oblong, entweder gegen beide 
Enden oder doch gegen das untere verjüngt, und enthalten wenig- 
stens 4 ganz kleine in der Axe stehende Oeltröpfehen. Die Para- 


166 


physen sind sehr zahlreich, überragen die Schläuche um '/,—"/, und 
zeigen höchstens sehr sparsame Verästelung. 
(Fortsetzung folgt.) 


We, — = 


Plantas in itinere africano 
ab J. M. Hildebrandt colleetas determinare pergit W. Vatke. 


Auctoritate herbarii regii berolinensis. 


III. Borraginaceae Juss. 


473. Tournefortia subulata Hochst. forma foliis undulato-cris- 
patis, Abyssinia: Habab: Bogos alt. 6000“ julio 1872. 

845. Heliotropium pallens Del. var. In Somalensium montibus 
Ahl d. prope Yafır alt. 2000 m. mart. 1873. 

720. b. idem Samhar prope Massua dec. 1872. 

470. H. cinerascens Steud. Abyssinia: Habab usque ad alt. 
7000’, aug. 1872. 

136. H. europaeum L. ö. Schimperi DC. In locis humidis prope 
Geddah apr. 1872. 

137 et 137. b. H. arbainense Fresen. In locis desertis prope 
Geddah apr. 1872. flores flavi demum albescentes. (H.) 

846. b. H. (Euheliotropium) somalense Vatke. Caule erecto 
superne ramoso glahriusculo, foliis breviter petiolatis linearibus ob- 
tusis margine planis integerrimis, spicis conjugatis ebracteatis pluri- 
floris, corollae tubo calyce triplo longiore, nuculis margine tubercu- 
latis styloque glaberrimis. Q. In montibus Ahl ad Damalle c alt. 
1000 m. mart. 1873. (sp. unicum). Caulis alt. 3 dm.; folia 1—3 cm. 
longa, ad 3 mm. lata; flores in spica 10—12; spieae juniores scor- 
pioideae; stylus brevissimus; stigma conico-elongatum superne lineare, 
apice leviter bilobum styloque glabrum; flores deflorati fere omnes 
jam delapsi. 

763. H. strigosum Willd. (bicolor Hochst. et Steud.) Aden in 
desertis jun. 1872 bracteis in statu fructifero delapsis! 

718. a. idem prope Hamfale jan. 1873 nomen vernac.: Giddemi. 

713. idem. Samhar prope Massua dec. 1872. 

Lithospermum? leucophloeum Schweinfurth ex exempl. deflo- 
ratis videtur idem. Flores in hac specie saepius extraaxillares. 

830. a. H. thymoides Jaub. et Sp. var. foliis lineari-lanceolalis. 
In montibus Ahl prope Yafır alt. 2000 m. inter lapides mart. 1873. 

135. H. (Orthostachys 23 D.C.) deserti Vatke. Fruticulosum 
humifusum ramosissimum ramis puberulis, novellis parce setosis, parum* 
subopposite ramulosis, foliis alternis subsessilibus obovalis sinuato- 
crenalis obtusis basi angustatis rigide setosis, spieis in ramulis ter- 
minalibus solitariis paueifloris parum scorpioideis bracteatis, calyeis 
lobis linearibus obtusis corollae tubum dimidium aequantibus, demum 
accrescenlibus ovalis. %. 

In locis desertis prope Geddah apr. 1872. 


167 


Rami eirc. 2 dm. longi, summitalibus, ut fere fit in plantis de- 
serti arabiei, deficientibus; folia 0°5 cm. longa, ad 0'3 cm. lata, pilis 
tubereulo imposilis obsita; sepala per anthesin 0°4 cm. longa, frueti- 
fera fere ejusdem longitudinis, sed latiora; fructus exsuccus bipartibilis 
nuculis binis geminalim concretis latere interiore alato-angularibus 
more Heliophyli subgeneris candolleani, sed affinitas major ob spicas 
bractealas videtur cum Heliotropiü seclione Orthostachys D.C. 

763. H. (Heliophytum) paradoxum Valke. Fruticosum ramosis- 
simum, ramis crassis dense setulosis, foliis ramorum sterilium obovato- 
oblongis subsessjlibus aculiusculis integerrimis, ramorum floriferorum 
difformibus crassiusculis minulis sessilibus anguslis inter se confor- 
mibus, racemis conjugalis paucifloris ebractealis, corolla calycem 
aequanle, sligmate conico sessili hirto integro. %. 

In littore ad Bir Achmed prope Aden jun. 1872. fl. fr. Stirps 
abnormis H. lignoso (Schweinfurth) Valke (Lithospermum |. ej.) pro- 
xima, quae a Lithospermo primo inluitu racemis ebracteatis dislin- 
guenda; praeterea vero eliam sligmate couico apice leviter el aequa- 
liter bilobo, id quod in ipsius Schweinfurthii exemplaribus optime 
videre contigit styloque terminali; species haecce H. undulato Vahl 
simillima characteribusque proxima, sed differt ut ex analysi optima 
Schweinfurthii et autopsia mea patet, styli ramis semper valde inae- 
qualibus. H. parodoxum ob fructus siructuram Heliophylis est adnu- 
merandum, a quibus habitu abhorret; nuculis geminatim concrelis 
etiam ab H. lignoso Jdiffert, quod nuculas 4 separabiles possidet; in 
nostro caulis allitud. 4 dm. subaequat; folia nunc basi petiolalim 
alleuuala, nunc sessilia, in ramis sterilibus 1'3—2'6 cm. longa, ad 4 cm. 
lata; in planta florifera valde difformia 3—5 mm. longa, ad 2 mm. 
lata flores minuti; racemi densi 3—5 flori. 

846. a. H. (Heliophytum?) hirsutissimum Vatke. Fruticosum 
ramosum dense hispidum, foliis alternis petiolatis subtriangulari-ovalis, 
basi -subcordatis rotundatisve, supra pilis erebris luberculo ortis, subtus 
ad nervos obsilis, margine repandis, pedunculis subterminalibus soli- 
lariis, calycis lobis linearibus corollae tubo hirto, per anthesin 4plo 
brevioribus, stigmate breviter conico apice integro. 5. 

E Somalensium montibus Ahl prope Damalle sp. unicum mart. 1873. 

Ramus noster 3 dm. longus; petioli 3 em. longi; lamina 1'5.—4 
cm. longa, 1'4 ad 2°5 cm. lata; stylus modicus stigmateque breviter 
conico integro glaber; fructus ignotus. 

469. H. (Heliophytum) Steudneri Vatke in herb. reg. berol. 
caule fruticoso erecto a basi ramoso, in parlibus herbaceis hirtello, 
foliis breviter petiolatis ovato- vel obovato-lanceolatis acutiusculis 
repandulis supra scaberulis margine subeiliatis, subtus secus nervos 
hirtellis, spicis solitariis conjugalis paniculatisve ebracteatis, calycis 
lobis linearibus, tubo corollino adpresse piloso duplo brevioribus, 
nuculis laevibus glabris. %. 

In planitie basaltica distr. Bogos Abyssiniae alt. 6000‘; flores 
pallide flavescentes; jul. ad sept. 1872. Caulis ad 3:5 dm. (in spe- 
eimine beccariano n. 145) altus; folia petiolo incl. ad 7 cm. longa, 


168 


ad 2 cm. lata; stylus pilosiusculus apice levissime bilobus. Cf. de 
hac stirpe etiam enum. nostram plantarum a divo Steudnero_ collect. 
mox edendam. 

470. b. H. (Heliophytum) abyssinicum Vatke. Fruticosum superne 
ramulosum, parlibus herbaceis dense hirtellis, foliis parvulis breviter 
petiolatis ovalis obovalis elliptieisve margine subundulalis obtusiuseulis 
ulrinque setosis, spieis solitariis conjugatis paniculalisve ebracteatis, 
calycis lobis anguslis corollae !ubo adpresse hirtello quadruplo bre- 
vioribus, nuculis laevibus breviter hirtellis. Abyssinia: Habab in locis 
sterilibus aug. 1872. 

Rami in spec. nostro 2 dm. longi; folia petiolo incl. 15 cm. 
longa, ad 0°5 cm. lata; fructus ut in praecedente globosus; stylus 
minute pilosus; stigma levissime bilobum vel integrum; an sp. alius 
status depauperatus? 

721. H. (Heliophytum) pterocarpum Hochst. et Steud. Samhar 
prope Massua dec. 1872. nomen vernac.: Heleichimmo. 

846. idem. In planitie littorali prope Lasgori Somalensium 
mart. 1873. 

720. a. H. (Heliophytum) longiflorum Hochst. et Steud. Samlıar 
prope Massua rarum dec. 1872. 

471. idem. Abyssinia: Habab alt. 3000 jul. 1872; flores albi. 
Hanc speciem ante hos quinquaginta annos in Arabia detexit et co- 
piose legit €. G. Ehrenberg! Ad Tournefortiam rettulit (in sched.) 
Schweinfurthius suadente habitu, fructu obstante. 

26. Echium sericeum Vahl. In deserto Ramle prope Alexandriam 
mart. 1873. 

468. Anchusa affinis R. Br. Abyssinia: Habab alt. 6—8000°, 
fl. coerulei; aug. 1872. 

24. b. Alkanna tinctoria (L.) Tausch Ramle prope Alexandriam 
mart. 1872. 

472. Cynoglossum micranthum Desf. Abyssinia: Habab alt. 
6000‘, aug. 1872. 

487. Trichodesma africanum (L.) R. Br. Abyssinia: Habab: 
Nakfa alt. 6000° inter fruticeta; Fl. lactei; aug. 1872. 

847. et 847. a. T. physaloides (Fz\.) D. Cf. In montibus Ahl 
alt. c. 1000 m. Exemplaria sub num. 847. a. distributa primo in- 
tuitu valde difformia, omnibus parlibus eliam antheris glabrescen- 
tibus; atllamen post accuralam comparationem huc rettuli. 

Obs. Spiroconus glaucus Steven in Bulletin de Moscou 1851 
p. 576! ex speeimine szovitsiano a cl. Koernicke huc relato est Tri- 
chodesma molle DC. prodr. X. p. 174! 


Continuabitur, 


Sequitur descriptio Convolvuli generis speciei novae: 

Convolvulus affghanus Vaike. Fruticosus ramosissimus ramis 
junioribus sericeis,, foliis ramorum oblongo-linearibus, ramulorum 
linearibus, omnibus integerrimis sessilibus, ramis ramulisque apice spi- 


169 


nosis, peduneulis axillaribus 1—3floris calyce sublongioribus bibracteatis, 
sepalis sericeo-villosis ellipticis aculis, exterioribus minoribus, corolla 
calyce sub 5plo longiore hirsulissima. %- 

In Affghania repperit olim Griffith! (@n. 5857 ex distrib. kew.) 

C. fruticoso Pall. et spinoso Desr. proximus, ab utroque cha- 
ract. datis satis videlur distinctus. Suffrutex divaricalo-ramosus fere 
2 dm. altus; folia ramealia 2 cm. longa, 15 cm. lata, ramulorum 
adulta plurima c. 1 cm. longa, ad 1 mm. lata. 


—LSEADIn 


Mykologisches. 
Von St. Schulzer von Müggenburgs. 


1. 


Ausser dem in mykologischen Kreisen gefeierten Professor Dr. 
Elias Fries, gab es noch keinen Menschen, dem die Gunst des Schick- 
sals gestaltet hätte, beinahe vom Knaben- bis in’s hohe Greisenalter 
sich mit der Pilzwelt zu beschäftigen. Dazu gesellte sich glücklicher- 
weise noch, dass er sehr früh durch Herausgabe für die damalige 
Zeit massgebender Werke die Blicke der Mykologen auf sich zog und 
nun sein Forschungstrieb durch Mittheilungen aus allen Weltgegenden 
fortwährende Nahrung erhielt. Kein Sterblicher sah so viele Pilz- 
formen wie er: Keiner besass daher so ausgebreitete morphologische 
Erfahrungen, und seine daraus geflossenen Verdienste um Sysle- 
malik sind unbestreitbar. Da indessen der Stoff, welchen zu bewältigen 
seine Lebensaufgabe war, übergross, so wird es mir der grosse 
Maun hoffentlich nicht übel deuten, wenn hie und da meine Ansicht 
von der seinigen abweicht. Nur um einige Jahre jünger als er selbst, 
führe ich die Feder nicht in der Absicht, einem würdigen, hochver- 
dienten Greise nahe zu treten. Mir liegt bloss daran, dazu beizu- 
Iragen, dass in der Wissenschaft richtige Erkenntniss an’s Licht gelange. 

Es war im Jahre 1831 in Grosswardein, wo ich als Dilettant 
zu eigenem Vergnügen begann Schwämme abzubilden und zu be- 
schreiben. Unter anderen fand ich in allen dortigen Waldungen be- 
sonders häufig jene Art, welche die Icones selectae Hymenomycelum 
Hungariae Pestini 1873 1. Tab. 9. als Agaricus superbiens geben. 

Im mittleren Alter, welches zufällig auf obiger Tafel nicht be- 
sonders vertreten ist, sehen die feisten Rasen zum Genusse überaus 
einladend aus, was mich veranlasste in einem Walde den rumänischen, 
nach einiger Zeit in einem anderen den magyarischen Waldhüter 
darüber zu befragen. Beide kannte ich bereits als gute Kenner ess- 
barer und schädlicher Arten. Einer wie der andere versicherte mich, 
der Schwamm sei gut. Auf diese Uebereinstimmung gestützt, nahm 
ich davon mit nach Hause, liess einen Teller voll bereiten und ass 
das Gericht zum Nachtmale. Ein Drang zum Erbrechen weckte mıch 


170 


in der Nacht. Weder Wasser noch Kamillenthee konnten der mäch- 
tigen Entleerung Einhalt thun, bis sie endlich von selbst aufhörte, 
wornach ich gleich einschlief und erst am Morgen, frei von jeder 
Mattigkeit oder sonstiger unangenehmer Folge des Zwischenfalles, er- 
wachte. 

Im vergangenen Herbste erlebte ich hier in Vinkovce einen 
zweiten Fall. Die Söhne einer Witwe verlockte das appetitliche Aus- 
sehen des Schwammes, eine bedeutende Quantität desselben aus dem 
Walde der Mutter zu bringen. Anderen Tages bereilete sie einen 
Theil davon. Der Witwe und ihrer Tochter mundete das Gericht 
sehr und sie verzehrten es. Noch war keine halbe Stunde ver- 
flossen, so begann bei beiden das Erbrechen und verlief trotz 
allen Hausmitteln gerade so wie einst bei mir, ohne Uebelkeiten, 
mit staunenswerther Leichtigkeit, wonach sie sich so gesund fühlten 
wie je. In der Hand des Arztes wäre also der Schwamm vielleicht 
das beste Brechmittel, wenigstens bewirkt er leichteres Erbrechen, 
als der Wurzelsaft von Phytolacca decandra, dessen sich das ser- 
bische Landvolk zu diesem Zwecke bedient. 

Erst viele Jahre nach dem mich betreffenden Ereignisse erlaubte 
mir meine Berufsstellung den Uebertritt vom Diletlantismus zum 
ernsten Forschen, und da fand ich auf Viviani’s Tafel 50 unverkennbar 
meinen Schwamm dargestellt, mit dem einzigen Unterschiede, dass 
bei ihm derselbe auf Holz wachsend abgebildet ist, was bei uns nur 
ausnahmsweise vorkommt. Der erläuternde Text fehlte leider in dem 
mir zugänglichen Exemplare des Werkes. 

Ich trug kein Bedenken, die dortige Benennung Agaricus olearius 
DC., auf unsere Forın zu übertragen. Sah ich ja doch unter anderen 
Holzbewohnern Ag. velutipes Curt. und A. melleus Vahl auch auf der 
Erde vegetiren. UÜberdiess fand ich die offenbar dazu gehörige Spiel- 
art immer an Stöcken nie auf der Erde. Siehe Icones. Da indessen 
unser Schwamm entschieden weisse Sporen hat, somit nicht zur 
Gruppe Derminus, wo Ag. olearius früher bei.Fries und nach ihm 
bei Anderen Jahrzehnte hindurch stand, sondern zu Leucosporus 
gehört, so berichtigte ich dieses 1862 im zwölften Bande der Ver- 
handlungen der k. k. zool. bot. Gesellschaft, Seite 800. 

Als mein Freund, Herr Senior Kalchbrenner, die Zusammen- 
stellung der unter unseren beiderseiligen Namen von der ung. Akad. 
der Wissenschaften herausgegebenen, oben bezeichneten Icones-Helte 
begann, wobei er Fries, mit dem er glücklicherweise in unausge- 
selztem Briefwechsel steht, zu Rathe zog, verständigte er mich, dass 
der alte Herr unsere Form nicht für A. olearius gelten lasse, wel- 
cher rostfarbige Sporen habe, sondern für A. zizyphinus Viv. halte. 
Ich machte ihn auf das Unpassende dieser Zutheilung aufmerksam, 
überliess ihm jedoch, wie immer, völlig freie Hand zum Handeln, 
worauf er den Schwamm in meinem Namen und mit meiner Zu- 
stimmung Agar. superbiens benannte. 

Ueber die Sporenfarbe des südländischen A. olearius DC. kam 
man spät ins Reine; nachdem man sie, wie gesagl, die längste Zeit 


171 


für rostbraun hielt, fand sie Husemann röthlich, stellte die Art aber 
doch nicht zu den Hyporhodi, sondern zu den Leucospori, wo er 
auch in der so eben erschienenen zweiten Ausgabe der Epikrisis von 
Fries mit dem Beisatze aufgeführt wird: „sporae albae.*“ Es scheint 
übrigens, dass die Sporenfarbe einiger Pilze nach Gegend und Wit- 
terung varürt, denn zahlreiche Exemplare des Ag. laevis Krombholz, 
die ich im abgewichenen Jahre fand, hatten durchaus reinweisse 
Sporen, ohne die geringste Beimengung von sonst gewöhnlichem Rosa. 

Ich kann von meiner ursprünglichen Ansicht vorläufig nieht ab- 
stehen, dass der in Mittel- und Südungarn, dann in Slavonien gemeine 
Agar. superbiens genannte Schwamm mit Ag. olearus DC. identisch, 
oder doch wenigstens eine Form desselben sei. 

Vom Ag. zisyphinus, dessen Viviani'scher Diagnose Fries, bei 
der Ausgabe seines neuesten Werkes, Einiges von meiner Form bei- 
mengte, weicht A. superbiens hauptsächlich in Folgendem ab: Ersterer 
erscheint in den meisten Fällen einzeln, was bei meiner Art, über- 
einstimmend mit A. olearius DC., nur selten vorkommt. Dazu scheint 
Viviani’s Schwamm bedeutend kleiner zu sein. Die Länge des Stieles 
gibt er auf selten mehr als 2°5 Cm., seine Dicke oben auf 1°5 Cm. 
an und sagt: Der Hutdurchmesser betrage mehr als die Stiellänge. 
Die Lamellen werden im lateinischen Urtexte als “rariusculae,* im 
italienischen als „raruccie,* jene des Ag. superbiens in meinem 
Manuskripte mit den Worten „bei voller Entwicklung nicht sehr 
dicht“ bezeichnet. Letzteres gibt der Herr Editeur in den erwähnten 
Icones durch den befriedigenden Ausdruck „subconfertae,, wogegen 
Fries beim A. .zizyphinus selbe „conferlae* nennt, was an das Ent- 
gegengeselzte der Angabe Viviani’s streift, Endlich sagt Viviani aus- 
drücklich: der Stiel ist beiläufig zu zwei Drittheilen seiner Länge 
durch die herablaufenden Lamellen bedeckt, während sie bei meinem 
Schwamme in der Jugend bloss spitzig-angeheltet und erst bei voller 
Trichterform entschieden, doch nie so stark herablaufend sind. Fries 
schweigt hierüber. 

Aus der von Fries gegebenen Diagnose des Ag. zyzyphinus ist 
weder Viviani’s Schwamm noch der meinige beim Auffinden mit voller 
Ueberzeugung anzusprechen, weil sie durch willkürliches Zusammen- 
werfen der Kennzeichen beider eutstand und überdiess, wie soeben 
nachgewiesen in einem Hauptpunkte lückenhaft ist. Dagegen passt 
jedes Wort seiner Diagnose des A. olearius vollkommen auf meinen 
Schwamm im entwickeltsten Zustande, mit Ausnahme des Umstandes, 
dass dieser nur sellen an Stöcken vorkommt. 

Zum Schlusse erwähne ich noch zwei Eigenschaften, welche 
Agar. olearius DC. und A. superbiens gemeinsam besitzen. Ersterer 
wird in allen Werken als giftig bezeichnet; die Folgen nach dem 
Genusse des Letzteren sind oben angegeben. Als ich die Witwe be- 
suchte, um mich über die stattgefundene Vergiftung (?) genau zu in- 
formiren, sagte sie unter Anderem: „Wie es dunkel geworden war, 
ging der eine Sohn hinaus und erschrak, denn in dem Winkel, wo 
die nicht verwendeten Schwämme noch lagen, leuchtete es wie ein 


172 


Licht.“ Ich glaube, nach dieser Erfahrung ist jedes weitere Wort 
überflüssig, um die gleiche Natur des Ag. olearius DC. mit meinem 
A. superbiens zu constatiren, denn das bei Ersterem längst schon 
beobachtete Phosphoresziren der Lamellen ist keine häufige Eigen- 
schaft an Agaricinen. 

Leveill& zeichnet die Lamellen des A. olearius am Hutrande ab- 
gerundet, was weder zu unserem Pilze, noch zu Viviani’s Abbildung 
stimmi, auch von keinem anderen Autor erwähnt wird. Vielleicht 
eine besondere Form desselben Schwammes. 

Schliesslich mache ich darauf aufmerksam, dass sich sowohl im 
ungarischen als im lateinischen Texte der mehrerwähnten lcones, bei 
Beschreibung des Stieles der Lapsus calami einschlich „aufwärts ver- 
dünnt.“ Es sollte heissen: „aufwärts verdickt, in den Hul über gehend.“ 
Dann ist in der, der Kosten wegen wesentlich abgekürzten Beschrei- 
bung nicht erwähnt, dass ich den Schwamm in besonders nassen 
Jahren, mitunter auch an Weissbuchenstöcken erscheinen sah. 


I 


Reiseerinnerungen an Spanien. 


Von Moritz Winkler. 
(Sehluss.) 


Hatte sich bisher der Weg immer am Jenil hingezogen, so bog 
er nun links ab, und in scharfer Steigung musste ein Rücken über- 
klettert werden, welcher das Flussgebiet des Jenil von einem seiner 
Nebenflüsschen trennt, dann kamen wir an die Lehne der Vacares. 
an welcher sich der Pfad steil empor hob, hier fand sich bei circa 
7500 Fuss Seehöhe noch ein kleines Gerstenfeld und bei ca. 8000‘ 
Höhe, unterhalb der Puerte de Vacares, erreichten wir nach 3 Uhr 
Miltags einen geschützten Punkt, der zum Nachtlager ausersehen 
war. Hier hatte ein Ziegenhirt sich noch eine kleine Fläche mit Ta- 
bak angebaut, der ganz üppig stand und von Frost nicht gelitten 
a Fast am Gipfel bricht ein mächtiger Gang von Kupfererz zu 

Tage, der sich wohl 4—5 Stunden lang am Abhange des Mulahacen 
verfolgen lässt, aber nach kurzem Betriebe in Fristen gelegt wurde, 
da Wasserfluthen den angelegten Saumpfad zerstört hatten. Das Erz 
scheint unerschöpflich, aber in solcher Höhe, bei gänzlichem Mangel 
aller Beförderungsmittel und jedes Brennmaterials, ist wohl erst in 
sehr spater Zeit an einen Ausbau zu denken, zumal auch anderwärts, 
z. B. in den Alpujaras, sich bequemer gelegene Gruben von Kupfer- 
erz finden, die ebenfalls darnieder liegen. Ueber die Puerta de 
Vacares (eirca 9000 Fuss Seehöhe) hinüber, welche ich erklomm, 
liegt ein kleiner Gebirgssee, die Laguna de Vacares; an ihm vor- 
über kann man mit Maulthieren, an der Lehne des Pic Lobo entlang, 
an die Südseite des Mulahacen gelangen und hat dann noch etwa 


173 


1'/, Stunde bis zum Gipfel zu klettern. Wir wollten aber diesseits 
an der nördlichen Lehne entlang den Gipfelpunkt erreichen und stärk- 
ten uns dazu durch Speise, Trank und Schlaf. 

Als ich gegen 8 Uhr Abends von meinem Spaziergange zurück- 
kehrte, war das Nachtmahl bereit, die Sonne war unlergegangen, 
das junge Volk unterhielt sich mit Gesang und Guitarrebegleitung, 
und wir älteren Männer setzten uns auf einen erhabenen Felsen. 
von dem man einen wundervollen Blick genoss. Die Bergspitzen 
elühten noch im rosigen Scheine der Abendröthe, aber im Thale 
waltete bereits die Finsterniss. Fast gespenslisch stieg die Schnee- 
wand des Coral de Veleta aus der tiefen Nacht des Grundes empor, 
ein leichtes Gewitter, das uns nicht einmal von unserem Sitze ver- 
jagte, webte einen leichten Schleier über das Ganze, und die Bilder 
der Vorzeit umschwebten uns. Einst mag die Nevadakette höher ge- 
wesen sein; an den schroffen Abstürzen des grossen Kessels, dem 
der Jenil entquillt, sieht man deutlich, dass die Lage der Felsen vom 
Horizonte aus gegen einen höheren idealen Mittelpunkt anstrebt, der 
vor undenklichen Zeiten gehoben wurde und wieder in sich zusam- 
men gesunken ist. Es sind schöne Stunden der Erinnerung, die sich 
an diesen seltenen Abend knüpfen. 

Unter dem schützenden Dache des Zeltes, in warme Decken 
gehüllt, überliessen wir uns der wohlverdienten Ruhe, stärkten uns 
am Morgen durch Speise und Trank und schickten die Maulthiere 
sammt Gepäck: auf dem bereils erwähnten Pfade über die Puerta de 
Vacares, mit dem Auftrage an die Arieros, uns gegen Abend auf 
einem bestimmten Punkte zu erwarten, während wir uns zu Fuss in 
Bewegung setzten, um an der Nordlehne des Pie Lobo und Mula- 
hacen entlang den für das Besteigen günstigsten Punkt zu erreichen. 
Der Weg (obwohl ein solcher natürlich nicht vorhanden ist, sondern 
man beliebig an den Felsen hinklettert) ist prachtvoll, bald wildes 
Felsenlabyrinth, bald ein Alpensee, deren ich 8 zählte, bald eine 
kleine Cascade. Stets Wechsel der Szenerie und eine Vegetation, die 
an den höchsten Norden und an die Gletscherwände der Schweiz 
erinnert. Anfänglich ging Alles prächtig von Stalten, die belebende 
Kraft der Bergluft liess manches Ungemach ertragen, als wir aber 
nach 6stündiger Wanderung den letzten steilen, aus wild durcheinan- 
der liegenden Steinen gebildeten Riegel emporstiegen, welcher den 
Picacho mit dem Mulahacen verbindet, ermüdeten die Damen zuse- 
hends, und nur schwer gelang es, bis zum Fusse des Mulahacen- 
kegels vorzudringen. Hier war aber an kein Weiterkommen zu den- 
ken, die Kräfte waren vollständig verbraucht, und obwohl nur noch 
eine kleine Stunde vom höchsten Punkte entfernt, blieb doch nichts 
übrig, als Halt zu machen und nach einiger Ruhe langsam gegen 
Süden hinab zu steigen, um die Reitthiere und Vorräthe zu erreichen. 
Da der eigentliche Kegel keine besondere Vegetation mehr bietet 
auch die Aussicht nicht klar war, weil die Caleria (ein höhenrauchähn- 
liches Gebilde) den Horizont umdüsterte, so tröstete ich mich leicht 
darüber, obschon es mir leid that, nicht das Bewusstsein mitnehmen 


174 


zu können, meinen Fuss auf den höchsten Punkt Spaniens gesetzt 
zu haben. ] 
Unser Auge konnte weit gegen Süden hinabblicken, aber weder 
Maulthiere noch Menschen waren zu er kennen; wir suchten die Er- 
klärung darin, dass sie an einer vertieften Stelle Halt gemacht haben 
würden, wodurch ihr Anblick uns entzogen sei, als wir aber in lang- 
samem Tempo mehrere Erdwellen überschritten hatten und schon 
das Dorf Treveles von weiten zu sehen meinten, wurde der Irrthum 
klar. Wir hatten uns viel zu weit rechts gehalten, und waren nicht 
in der Richtung nach Trevelez, sondern gegen Pitres zu gegangen. 
Nun war guther Rath heuer, die Damen waren nicht im Stande, 
einen Schritt weiter zu gehen, wir. befanden uns noch gegen 8000‘ 
Höhe, das nächste Dorf mindestens zwei gule Stunden entfernt, kein 
schützendes Dach, nicht einmal irgend eine wärmende Hülle, sondern Alle 
in leichten Sommerkleidern; die geringen Vorräthe, welche die Arie- 
10s, die uns begleiteten, mit getragen hatten, längst aufgezehrt, und 
das Bewusstsein, hier bei der eisicen Kälte der Nacht im Freien auf 
einem Felsen liegen zu müssen, das waren wohl Umstände, welche 
die armen Frauen zur Verzweiflung bringen konnten, und auch wir 
Männer waren ihretwegen recht besorgt. Zwei Arieros wurden aus- 
geschickt mit dem bestimmten Auftrage, die Maulthiere aufzusuchen 
und auf jeden Fall herbeizuschaffen, der dritte von den mitgenom- 
menen musste helfen, eine Art Lager zu bauen und Brennmaterial 
zu besorgen, wobei wir uns alle nach Kräften betheiligten. Wir 
trugen Steine zusammen, um wenigstens gegen die Windseite einen 
Schirm zu bilden, und häuften Stauden von Koniga spinosa auf, 
welche als einzig brennbares Gewächs an den Felsen klammerte. 
Nun musste der übrig gebliebene dienstbare Geist Wasser suchen, 
‚as auch in ca. 1000 Schritt Entfernung zu finden war, und so er- 
warleten wir in einiger Unruhe das Hereinbrechen der Nacht. Als 
die Kälte empfindlich wurde, machten wir ein kleines Feuer, denn 
sparsam mussten wir mit unseren Vorräthen haushalten, und einer 
der Herren erhielt es abwechselnd eine Stunde lang im Brennen, 
doch half es sehr wenig, denn die lockeren Büsche flammten leicht 
auf und verbreiteten dann mehr Rauch als Wärme. Um doch elwas 
Erwärmendes bieten zu können, nahmen wir einen Blechbecher, füll- 
ten ihn mit Wasser, tbaten eine Prise Manzanilla (das Kraul von 
Artemisia granatensis) hinein, deckten einen Stein darauf und brach- 
ten diesen bitteren Thee durch fortwährendes Anblasen der Kohlen 
endlich zum Kochen. So schauderhaft dieses Getränk schmeckte, wurde es 
doch von keiner der Damen verschmäht und bot noch den Vortheil, 
dass es die Lachlust erregte und die Zeit darüber leichter vergessen 
machte. So hatten wir glücklich die zehnte Abendstunde herbei ge- 
bracht, aber nun war auch aller Muth geschwunden, und da der 
Wind immer schärfer und schneidender wurde, klapperten selbst wir 
Männer vor Frost und Hunger. Legte man sich ein paar Minuten auf 
die Erde, so fror man noch mehr und erstickte im Rauche; stand 
oder ging man hin und her, so wollten die ermüdelen Füsse wieder 


175 


umsinken. Endlich, gerade um Mitternacht, glaubten wir ein fernes 
Rufen zu vernehmen, und in der Hoffnung, dass es von unserer 
Karawane herrühre, liessen wir das Feuer mit den letzten Holzvor- 
räthen hoch auflodern, um die Richtung zu bezeichnen. Glücklicher 
Weise halten wir uns nicht getäuscht, und in einer halben Stunde 
langte das erste Maulthier an, dem bald die übrigen folgten, und 
wenn auch zum Aufschlagen des Zeltes keine Möglichkeit war, So 
erhielten wir doch warme Decken und konnten bequem einige Stun- 
den ruhen. 

Dieses Missverständniss verdarb die ganze folgende Partie, von 
der ich mir noch grosses Vergnügen versprochen hatte. Menschen 
und Thiere waren übermüdet und ein weites Stück Weg umsonst 
gemacht; erst nach acht Uhr Früh kamen wir auf die Beine, wobei 
es so langsam vorwärts ging, dass «der Mittag längst vorüber war, 
als wir in die Alpujaras, der bekannten Hochebene zwischen der 
Sierra Nevada und den Küstengebirgen eintraten. Glühend brannte 
Sonne, kein Schatten, keine Erfrischung nach den ausgestandenen 

trapazen, nur mühsam schleppten sich die Thiere dahin, und das 
cnde Thal des Flusses Guadalfeo mit seiner prächtigen Vegetation 
blieb fast unbeachtet. Abends 9 Uhr gelangten wir nach mehr als 
zwölfstündigem Ritt nach dem bereits früher beschriebenen Badeorte 
Langeron, lagerten uns unweit der Stadt unter unserem Zelte, liessen 
eine Mahlzeit bereiten und schliefen wenige Stunden einen festen Schlaf. 

Es hatte sich in Langeron das Gerücht verbreitet: „in Granada 
würde gekämpft“, ob seitens der verschiedenen Parteien unterein- 
ander, oder von den Truppen des Regierungs-Generals Pavia gegen 
die Cantönli- -Republikaner, darüber herrschten verschiedene Meinungen. 
Das ganze Gerücht erwies sich später als falsch, aber es beun- 
ruhigte uns doch durch sein blosses Auftreten, und veranlasste eine 
möglichst beschleunigte Rückkehr. Bereits 1 Uhr Nachts standen die 
Thiere wieder zum Äbmarsche bere it, aber noch müde von den vor- 
angegangenen Tagen, und bei einem versengenden Wüstenwinde 
wollte der Weg gar kein Ende nehmen; abermals mussten wir zwölf 
Stunden ohne Unterbrechung zu Ross sitzen ehe wir Granada er- 
reichten. Thier und Mensch sah etwas herabgekommen aus, die ver- 
schiedenen Zeltstangen, Guilarre, Kochutensilien und leeren Trag- 
körbe, die devastirten Toiletten u. s. w. machten es erklärlich, dass 
man uns in den Ortschalten, durch welche wir ritten, für eine Ko- 
mödiantenbande ansah, und da unsere Arieros stets zur Kurzweil 
geneigt waren, bestätigten sie den Einwohnern ihre Meinung von uns 
und erzählten W underdinge von unseren Leistungen. Mein verwil- 
derter grauer Bart verschaffte mir die Auszeichnung, als Chef der 
Bande bezeichnet zu werden. 

Die verschiedenen Störungen und angesirengten Märsche konn- 
ten meinen floristischen Bestrebungen natürlich nicht günstig sein; 
aber immerhin brachte ich eine hübsche Bürde mit nach Hause, z. B.: 
Aconitum Napellus L., A. pyrenaicum L., Agrostis nevadensis Boiss., 
Arenaria pungens Clem., Campanula Herminü Link., Carum verti- 


176 . 


eillatum Koch, Cirsium odontolepis Boiss., Gagea pygmaea B. Rt., 
Gentiana pneumonanthe L. ß. depressa, 6. Boryi Boiss., @. brachy- 
phylla Vill.,. Holcus caespitosus Boiss., Koniga Iongicaulis Boiss,, 
Nepeta Boissieri Wilk., Pedicularis ver tieillata L., Phyteuma Char- 
maelei Vill., Pinguieula leptoceras Rb., Potentilla. nevadensis Boiss., 
Primula intricata 6. G., Ranunculus glacialis L., R. angustifolius 
DC., Reutera procumbens Boiss., Saxrifraga oppositifolia L., S. stel- 
laris L., S. nevadensis Boiss., Sedum melanantherum DC., Semper- 
vivum monlanum L., Senecio quinqueradiatus Boiss., S. nevadensis 
Boiss., Scabiosa tomentosa Cav., Silene rupestris L., Thymus ser- 
pylloides Bory, Vella spinosa Boiss., Veronica alpina L. und Ver. 
Ponae Gon. 

Mit dieser Exkursion war meine botanische Thätigkeit in Spa- 
nien beendet, und ich pflückte nur noch hie und da kleine Andenken auf 
der Rückreise. Durch den Umstand, dass eine in Deutschland ver- 
heirathete Tochter Wilhelmi’s schwer erkrankt war, und die Frau 
sich entschloss, dieselbe aufzusuchen, wurde ich veranlasst, noch 
einige Tage früher Granada zu verlassen, als es ursprünglich in 
meiner Absicht gelegen halte, um einer angenehmen Gesellschaft bei 
der langen Tour nicht zu entbehren; und lang wurde die Reise 
allerdings. In Loja, wo die Eisenbahn gegen Malaga, wie oben be- 
merkt, noch unterbrochen ist, stiessen wir auf die Truppen des Ge- 
nerals Pavia, konnten weder vorwärts noch rückwärts, fanden auch 
kein Quartier und mussten uns zwei Tage hindurch auf Strasse und 
Hausflur herumtreiben, bis wir endlich als Deutsche die spezielle Er- 
laubniss zur Weiterreise erhielten; dadurch war unsere Ankunft in 
Malaga verspätet worden, der fällige Dampfer bereits abgegangen 
und ein zweiter bei den vorhandenen Unruhen mit Sicherheit nicht 
zu erwarten. Zum Glücke ersahen wir aus den Zeitungen, dass die 
von den Carlisten gestörte Bahn Madrid-Santander dem Verkehre 
wieder übergeben war, und fuhren ohne Zeitverlust nach Madrid 
weiter, sahen uns diese stattliche Residenz mit ihren Palästen, An- 
lagen ete., sowie die ausgezeichnete Gemäldegallerie an und ge- 
langten glücklich nach Santander, wo ein kleines französisches Dampf- 
schiff uns aufnahm und nach Bayonne beförderte. Ohne Aufenthalt 
ging es weiter über Paris und Strassburg nach Wien, wo ich am 
11. Tage anlangte und während dieser ganzen Zeit nur eine Nacht 
(in Madrid) in’s Bett gekommen war. Die vorausgeschickten Pllanzen- 
kisten trafen alle glücklich ein, wiewohl die eine erst nach Verlauf 
eines halben Jahres, und eine andere, die irgendwo in’s Wasser 
gefallen sein musste, in einem so traurigen Zustande, dass die un- 
tersten Packete absolut verfault waren. 

Mancher Widerwärtigkeiten ungeachtet habe ich doch Volk und 
Land liebgewonnen und trage das Verlangen in mir, noch ein zweites 
Mal nach "Spanien zu kommen, besonders um auch "die nordwestlichen 
Provinzen kennen zu lernen, die ich das erste Mal nicht besuchen 
konnte. Gerade dieser nordwestliche Theil ist am wenigsten botanisch 
durchforscht und müsste noch manche Seltenheit enthalten. Speziell das 


| 


117 


alte Königreich Leon wurde mir als ein prächtiges wald- und wasser- 
reiches Land geschildert, und seine Bewohner als ein gutmüthiger 
und braver Menschenschlag. 


——e se — 


Literaturberichte. 


Arbeiten des kais. botanischen Gartens zu St. Petersburg, 3. Ban (l 
4. Heft. St. Petersburg, 1874. 8. 168 Seiten. 

Das vorliegende Heft enthält vier Abhandlungen, von welchen 
die zweite und vierte in lateinischer und deutscher, die erste und 
dritte aber in russischer Sprache geschrieben sind. Der erste Aufsatz 
(S. 2—29) hat F. von Herder zum Verfasser und enthält eine ver- 
gleichende Tabelle über phänologische Beobachtungen, die während 
der Jahre 1866—1871 an mehr als 600 Pflanzenarten in den Umge- 
bungen Petersburgs angestellt wurden. Die beiden folgenden Abhand- 
lungen sind von E. R. v. Trautvelter geschrieben und zwar bringt 
S. 31—83 einen Catalogus Viciearum rossicarum, während auf S. 5) 
bis 96 über den Stand des kais. botanischen Gartens zu St. Peters- 
burg berichtet wird. Den Schluss macht ein Auisatz E. Regel’s, wel- 
cher Beschreibungen neuer Arten aus Turkestan und Bemerkungen 
über im St. Petersburger botanischen Garten kultivirte Gewächse 
enthält (S. 97—198). Sämmtliche Abhandlungen enthalten, wie es von 
so tüchtigen Verfassern nicht anders zu erwarten war, zahlreiche 
interessante und beachtenswerthe Daten. Die lateinisch und deutsch 
' geschriebenen Aufsätze sind auch allgemein benützbar, während die 
in russischer Sprache veröffentlichten nur auf einen beschränkten 
Leserkreis zählen können. Dr: WR: 
Norges Flora eller Beskrivelser af de i Norge vildtvoxende Karplanter tillizemed 

Angivelser af deres Udbredel se at Blytt. 2. Theil, 2. Hälfte. Christia- 
nia 1874. In Com. bei Alb. Cammermeyer. 1. Heft. 5. S. 611—855. 

Schon bei der Anzeige der 1. Hälfte des 2. Theiles von A. 
Blyit's Flora Norwegens wurde in diesen Blättern hervorgehoben 
(XXIV. 1874. S. 250), dass das vorliegende Werk mit Sachkenntniss 
und Gründlichkeit gearbeitet, eine gute Uebersicht der Phanerogamen- 
flora Norwegens gewähre. Das neues/e Heft schliesst sich in jeder 
Beziehung den früher veröffentlichten Theilen würdig an. Es enthält 
die Haupimasse der Gamopelalen, beginnt mit den Ligulifloren der 
Compositen und endet mit den Diapensiaceen. Besonders hervorzu- 
heben wäre, dass Leector J. C. Lindeberg die Hieracien bearbeitete 
(S. 626—682). Da er ein gründlicher Kenner der genannten schwie- 
rigen Pflanzengattung ist, so enthält diese Parlie zahlreiche beachtens- 
werthe Angaben, welche allen Botanikern, die sich für Hieracien in- 
teressiren, erwünscht sein werden. Der 3. Theil! soll die Dialypetalen 
enthalten und im Laufe dieses Jahres erscheinen. Es ist somit gegrün- 
dete Aussicht vorhanden, Blytt’s Flora von Norwegen bald vollendet 
zu sehen. Dr>BW. R. 


2 EEE 
Oesterr. botan. Zeitschrift. 5. Heft. 1875. 14 


Correspondenz. 


Znaim, am 6. April 1875. 


Die Buchberge bei Mailberg in Niederösterreich, so auch die 
Niederungen um Seefeld und Kadolz, haben, wie es scheint, von den 
niederösterreichischen Botanikern bisher nur wenig Beachtung gefun- 
den, obgleich dieser Theil des Landes manche interessante Pflanzen- 
art birgt. Ausser über Scorzonera parviflora Jacq. fand ich bezüg- 
lich dieser Standorte keine Angabe. Ich selbst besuchte dieses Gebiet 
erst einmal und fand auf den Buchbergen: Cypripedium Calceolus 
ein- und zweiblüthig, Cephalanthera pallens Rich., Laserpitium lati- 
folium, Lithospermum purpureo-coeruleum, Polygala major Jacq., 
Siler trilobum Scop., Viola mirabilis und viele andere. In den Auen 
und Niederungen um Seefeld und Kadolz: Astragalus austriacus Jacq., 
Isatis tinctoria, Lonicera Caprifolium, Nasturtium amphibium R. Br. 
Orchis laxiflora Lam., Tetragonolobus siligquosus Roth und Vieia sor- 
dida W. et K., letztere Pflanze in grossen Mengen in den lichten 
Auen um Kadolz. Adolf Oborny. 


Bremen, 2. April 1875 

Die auch in dieser Zeitschrift bereits warm empfohlenen Anpflan- 
zungen von Eucalypten verdienen für Dalmatien gewiss die grösste 
Beachtung. Wenn im Allgemeinen das Wärmebedürfniss der Arten 
von Citrus und Eucalyptus als ein ziemlich übereinstimmendes be- 
zeichnet werden kann, so ist doch die härteste der Eucalypien, näm- 
lich E. globulus, weil "widerstandsfähiger als irgend eine der Agrumen. 
Vor einigen Jahren sah ich im botanischen Garten zu Kew bei Lon- 
don ein anschnliches Exemplar von E. globulus, welches zwar einmal 
abgefroren gewesen war, aber doch die Mehrzahl englischer Winter 
offenbar ohne Schaden zu überstehen vermocht hatte. In den Gärten 
um London findet man nur wenige immergrüne Gewächse, welche 
nicht auch im nordwestlichen Deutschland in allen gewöhnlichen Win- 
tern aushalten; die empfindlichsten Pflanzen, welche man dort noch 
häufig sieht, sind: Quercus Ilex, Magnolia gr andiflora und Viburnum 
Tinus. Allerdings ist Eucalyptus globulus minder winterhart als diese 
Arten, während er den Lorbeer unzweifelhaft an Widerstandsfähigkeit 
weit übertrifft. Es scheint somit jener merkwürdige australische Baum 
etwa dieselbe W interkälte ertragen zu können wie der Oelbaum, so 
dass seiner Anpflanzung in vielen Gegenden Dalmatiens gewiss kein 
Hinderniss entgegensteht. Dr. W. ©. Focke. 


—s 


Personalnotizen. 


— Dr. Josef Krzisch, dessen Tod im letzten Hefte angezeigt 
wurde, lebte in den Jahren 1841 bis 1847 als Schlossarzt in Man- 
nersdorf in Niederösterreich und bis zum Jahre 1853 als solcher in 


179 


Holitsch in Ungarn. Im letzteren Jahre wurde er als k. k. Comitats- 
Physikus in Tyrnau angestellt, als aber im Jahre 1861 allen österrei- 
chischdeutschen Beamten ihr Verbleiben in Ungarn unmöglich gemacht 
wurde, übersiedelte K. nach Baden bei Wien, wo er durch 2 Jahre 
in Disponibilität lebte und sodann die Stelle eines Bezirksarztes in 
Neunkirchen erhielt und im Jahre 1868 in gleicher Eigenschaft nach 
Wr.-Neustadt übersetzt wurde. Hier fungirte er bis zu seinem Tode 
und widmete den grössten Theil seiner freien Zeit der Botanik, wo- 
bei er häufig Ausflüge in die niederösterreichischen Alpen machte 
und mitunter wochenlang auf der Rax und dem Schneeberge ver- 
weilte. Letztere Zeit hindurch beschäftigte er sich nur mit seinem 
Herbarium, dessen Katalog 881 Gattungen mit 4038 Arten von 7700 
Standorten ausweist. Diese Sammlung nebst einem Mikroskop von 
Hartnack beabsichtigen die Erben zu verkaufen. 

— Gustav Jäger, Redakteur der Zeitschrift „der Tourist“ ist, 
60 Jahre alt, am 7. April gestorben. Er hat sich grosse Verdienste 
um die nähere Kenntniss der Alpen erworben und in einem seiner 
Werke „der Wechsel und sein Gebiet“ befindet sich auch eine Zu- 
sammenstellung der Flora desselben von Dr. Krzisch. 


—essas — 


Botanischer Tauschverein in Wien. 


Sendungen sind eingelangt von Herrn Wiesbaur mit Pflanzen 
aus Niederösterreich. — Von Herrn Plosel mit Fflanzen aus Schlesien. 

Sendungen sind abgegangen an die Herren: Dr. Ressmann, Dr. 
Keck, Oborny, Dr. Busenlechner, Dr. Stohl, Keller, Dr. Marchesetti. 

Aus Istrien: Asphodelus fistulosus, A. ramosus, Fimbristyles 
dichotoma, Juniperus Oxycedrus, Medicago tribuloides, Micropus 
erectus, Orchis papilionacea, Passerina annua, Pulicaria graveolens, 
Punica granatum, Satureja pygmaea, Senecio lanatus, Seseli Tom- 
masinü, Smilax aspera u. a. eing. v. Marchesetti. 

Aus Bayern: Carex paniculata, C. pulicaris, Chaerophyllum 
bulbosum, Cicuta virosa, Eriophorum vaginatum, Galium tricorne, 
Gymmadenia albida, Nasturtium officinale, Potamogeton lucens, Ra- 
nunculus divaricatus, R. Lingua, Stellaria nemorum, Thesium pra- 
tense, Turgenia latifolia. — Aus der Schweiz: Gentiana acaulis 
u. a. eing. von Meyer. 

Aus Niederösterreich: Althaea offic. parviflora, Cerastium 
silvaticum, Dianthus superbus, Erysimum strietum, Geranium molle, 
G. sibiricum, Helianthemum canum, H. Fumana, Lactuca Scariola, 
Lathyrus latifolius, Lithospermum officinale, Medicago prostrata, 
Myagrum perfoliatum, Nasturtium officinale, Podospermum Jacqui- 
nianum, Potentilla inclinata, P. obscura, Rhamnus sawatılis, Sapo- 
naria Vaccaria, Scorzonera austriaca, 5. hispanica, Sempervivum 
hirtum, Silene noctiflora, Sorbus Aria, Thalictrum angustifolium, 

iR ons 


180 


Trifolium campestre, Triticum caninum, T. repens ß. glaucum, y. 
obtusiflorum, ö. aristatum, u. a. eing. von Wiesbaur. 

Obige Pflanzen können im Tausche oder käuflich die Centurie 
zu 6 fl. (12 R. Mark) abgegeben werden. 


—n ge 


Berichtigung. 


Ich habe bei Vornahme der Korrektur leider einen störenden Schreib- 
fehler übersehen, derselbe befindet sich auf Seite 121 des Aprilbeftes, wo es 
unter „II. Axis glabra* selbstverständlich Z2. velutinus Ten. und nicht R. nea- 
pelitanus heissen soll. 

Pola, am 12. April 1873. J. Freyn. 


Anmerkung. 

Gegenüber den „Bemerkungen“ des Herrn Simkovics (Heft 4, S. 133) 
ist der Redaktion von HerrnDr. Borbäs eine Erwiederung zugekommen, welche 
aber wegen zu späten Eintreffens in diesem Hefte keine Berücksichtigung finden 
konnte. 


Inserate. 
Klegante schablonirte Etiquetten 


zu 
wissenschaftliichen Sammlungen 
liefert billigst 
M. Steiner, 
Bad Nauheim. 


Herbarium-Verkauf. 


Das von dem verstorbenen Professor der Botanik Dr. E. F. Nolte zu 
Kiel hinterlassene Herbarium ist zu verkaufen. Dasselbe besteht aus einer all- 
gemeinen Sammlung und zahlreichen Separatkollektionen, wie Reichenbach’s 
Flora germanica, Fries’ Herbarium normale eic., umfasst im Ganzen mehrere 
hundert Packete und ist vortrefflich gehalten. 

Wegen näherer Auskunft wolle man sich an Professor Eichler in Kiel 
wenden. 


Bei Gebrüder Borntraeger (Ed. Eggers) in Berlin, Zimmerstrasse 91 
erschien soeben: 

Botanischer Jahresbericht. Systemalisch geordnetes Reper- 
torium der botanischen Literatur aller Länder. Unter Mitwirkung 
einer Anzahl Fachmänner herausgegeben von Prof. Dr. Just in 
Karlsruhe. 1873. I. Halbband. Preis 14 Mark. Preis des kompleten 
Jahrganges 20 Mark. 


Redakteur und Herauageber Dr. Alezander Skofitz. — Verlag von ©. Gerold’s Sohn, 
Druck und Pa®ier der ©, Ueberreuter'schen Buchdruckerei (M. Salzer). 


SE 


Oesterreichische 


Botanische Zeitschrift. 


Gemeinnütziges Organ 


für 
Die österreichische Exemplare 


botanische Zeitschrift I . . er e 
En aheint Botanik und Botaniker, rn ee 
den Ersten jeden Monats. blos bei der Redaktion 


Man pränumerirt auf selbe 


ner a5? ° rärtner, Oekonomen, Forstmänner, Aerzte, "2: Stone nr #9 


ER en) i \ } Im Wege des 
ganzjährig, oder mit | ‚ap a ‚op Buchhandels übernimmt 
an Ww. 8 R. Mark.) c polheker und Tec hniker. Prännmeration 
halbjährig. ©. Gerold’s Sohn 
Inserate in Wien, 
die ganze Petitzeile N° 6 so wie alle übrigen 
15 kr. öst. W. zZ ‘ Buchhandlungen. 
d “ 23 “ 7 Yr N . 
XXV. Jahrgang. WIEN. Juni 1875. 
INHALT: Hieracium eurypus. Von Kna f. — Ueber Transspiration. Von Burgerstein. — Thlaspi 
banaticum. Von Uechtritz. — Neue Eichen. Von Vu kotinovic. — Zur Flora von Wien. Von 
Keller. — Ueber Ebereschen. Von Hibsch. — Vegetations- Verhältnisse. Von Dr. Kerner. — Neue 
Kernpilze. Von Niessl. — Exkursionen in die Tatra. Von Richter. — Erwiederung. Von Dr. Bor- 
bas. — Correspondenz. Von Freyn, Dr. Schiedermayr, Dr. Marchesetti, Uechtritz, L. 
Reichenbach. — Literaturberichte. — Person: alnotizen. — Botanischer Tauschverein. 


Hieracium eurypus n. sp. 
(H. nobile Gren. forma Cosla in sched.) 
Von Karl Knaf, 


Assistent für syst. Botanik an der Universität in Prag. 


H. phyllopodum, eriopodum, pallide viride. Caulis erectus, infra 
dense albo-lanuginosus, superne cano-floccosus glandulosusque, im- 
miztis paucis pilis simplicibus, foliosus. Folia rigidiuscula utrinque 
pilosa, quasi granulis obsita pilorum bulbis majusculis, haud immer- 
sis, margine petiolisqgue lanuginosa; radicalia horizontaliter patentia, 
oblonga lanceolatave, magna, longe petiolata, dentata; caulina ovata 
reducta, inferiora obsolete denticulata, semiamplezicaulia, superiora 
integra, bracteiformia, basi rotundata sessilia. Anthela fastigiata, 
pedunculis elongatis, gracilibus, subbicephalis. Capitula ovato-cylin- 
drica. Involuera primo intuitu glabrata, sed sub lente parce cano- 
floccosa, sparsis pilis simplieibus; squamae appressae. Ligulae glabrae. 
Stylus fuligineus. Achaenia fusco-atra. Receptaculi alveoli membrana 
cincti obsessa perpaucis pilis tenuibus. 

In incultis prope Caldas de Mumbuy Catalauniae mense Sep- 
tembri 1872 leg. Compano. 

Gegen 1‘ hoch. Den Namen gab ich der Pflanze nach der durch 


die zahlreichen, grossen, ausgebreiteten Grundblätter auffallend brei- 
Oesterr. botan. Zeitschrift. 6. Heft. 1875. 15 


182 


ten Basis. Am nächsten steht sie jedenfalls dem H. pyrenaicum Jord. 
(mit H. nobile Gren.). Doch unterscheidet sich dieses durch meist 
steifen, dieken Stengel, meist grosse Stengelblätter, die minder zahl- 
reichen, aufrechten, länger gestielten, meist breiteren und undeutlicher 
gezähnten Grundblätter, die, wie die Stengelblätter, meist dunkler 
grün und dünnhäulig sind, auch gewöhnlich "der deutlichen Haarzwie- 
beln meiner Pflanze entbehr en, ferner durch die drüsenlosen Köpfchen- 
stiele und Köpfchen, welch’ letzlere grösser sind und sich meist dichter, 
langer Zotten erfreuen, weiters durch blassbraune Achänen und zahl- 
reiche Haare auf der Randmembran der Alveolen. 

Mit H. Costae .Scheele (syn. damit, wie schon Fries in sched. 
bemerkte, H. myriophyllum Scheele, das- jedenfalls hieher zu stellen 
ist trotz der übri igens kaum zu konstalir enden geringen Anzahl Drüsen 
auf den Blättern, die überdiess auch bei jenem nicht fehlen) ist H. 
eurypus m. wohl, obgleich jenes ähnlich drüsige Köpfchenstiele und 
Hüllen hat, nicht zu vermengen, denn dasselbe besitzt nur wenige 
und aufrechte Grundblätter, einen steifen, dicken und ganz wie bei 
den Accipitrina sehr reich- und grossblätterigen Stengel, dunkleres 
Grün, grosse Köpfe, reichbewimperte Alveolarmembranen. Anzuschlies- 
sen an diese jedenfalls verwandien Spezies wären noch H. composi- 
tum Lap. und H. Iychnitis Scheele; beide besitzen jedoch zum Unter- 
schiede von meiner Art dunklergrüne, breitere Blätter mit weniger 
deutlichen Haarzwiebeln, die s! tengelständigen grösser, stengelumfassend, 
die grundständigen aufrecht, weniger deutlich gezähnt, dicke, steife 
Siengel, weniger schlanke Köpichenstiele, grössere Köpfe, bleichere 
Achänen und, wenigstens das letztere, reich bewimperte Alveolar- 
membranen; ersteres überdiess minder zahlreiche Grundblätter, dicht 
graufilzige, dicht zottige Köpfchenstiele und. Köpfchen, letzteres sehr 
lang gestielte, grosse, breite, elliptische Grundblätter. Fries führt H. 
pyrenaicum Jord. (mit H. nobile Gren.) unter seinen Italica auf; die 
bleichen Achänen, die denselben zugeschrieben werden, würden die 
Identität eines derselben mit H. eurypus sofort ausschliessen; allein 
Fries ist von mancher Spezies dieser Gruppe im Zweifel, ob die 
Achänen, die ihm vorlagen, reif gewesen seien. Indessen lassen die 
Diagnosen bei Fries (gesehen habe ich nur H. italicum Fr.) eine 
Identifieirung meines Hieracium wit irgend einem der Italica nicht 
zu, die eine Abtheilung derselben und H. erinitum Sibth. aus der 
anderen kommen wegen der grossen Köpfe nicht in Betracht, aus 
der zweiten differirt H. italicum Fr. durch die wenigen, sitzenden Sten- 
gelblätter, seine Kahlheit, die kurzen Aeste, H. virgaurea Coss. durch 
Kahlheit, grosse, sitze nde Stengelhlätter, kurze Aeste, H. ageratoides 
Fr. durch Kahlheit,. gedrängte Köpfe an der Spitze der verlängerten 
Aeste, grosse, sitzende Stengelbl: itter, H. Reinholdi Fr. durch grosse, 
sitzende Stengelblätter, den Mangel des Filzes, hohe, steife Stengel, 
H. eriopus Boiss. durch kurzgestielte Grundblätter, sitzende Stengel- 
blätter, steifhaarige Köpfchenstiele, lang- weisshaarige Hüllen. 

Von den Alpestria, zu denen meine Pflanze als entschieden den 
Pulmonarea angehörig wegen der halbumfassenden Stengelblätter 


183 


zu zählen wäre, mit denen sie aber gar keine Verwandtschaft hat 
(wohl aber ist dieselbe sicher mit H. pyrenaicum Jord. vorhanden) 
wären nur höchstens die durch fast kalhle Hüllen ausgezeichneten 
2 Species: H. Georgieum Fr. und H. Dinaricum Fr. zu vergleichen. 
Allein ersteres ist (mach Fries) ganz kahl, besitzt stumpfe Grund- 
blätter und geöhrlt-stengelumfassende Stengelblätter, letzteres ist hy- 
pophyllopod und besitzt fast kahle, nur mit wenigen weissen, drüsen- 
losen Haaren versehene Hüllen. 

Schliesslich erfülle ich eine angenehme Pflicht, indem ich Herrn 
Prof. Willkomm, dem ich die Novität verdanke, und der mir bereit- 
willigst sein reiches Herbar behufs der Vergleichung zur Verfügung 
stellte, und Herrn von Uechtritz für freundliche Begutachtung meinen 
innigsten Dank ausspreche. 


Prag, im April 1875. 


Te 


Kleinere Arbeiten des pflanzenphysiologischen Institutes 
der Wiener Universität, 


vl. 


Ueber die Transspiration von Taxuszweigen bei niederen Temperaturen, 
Von Alfred Burgerstein. 


Seit einiger Zeit beschäftige ich mich eingehend mit dem Ein- 
flusse, den bestimmte chemische Individuen, die in gelöstem Zustande 
der Pflanze dargeboten werden, auf ihre Transspiration ausüben. 

Zu den Versuchen haben sich bisher Zweige von Taxus baccata 
als besonders geeignet erwiesen. 

Um die Beziehung der aufgenommenen Stoffe zur Transspiration 
der Pflanzen möglichst genau feststellen zu können, war ich genöthigt, 
äussere Einflüsse auf die Verdunstung der Versuchspflanze genau zu 
studiren, u. A. den Einfluss der Temperatur. 

Ich gelangte hiebei zu einigen Resultaten über die Transspira- 
tion von Tazxus baccata bei niederen Temperaturen, die mir der 
Veröffentlichung nicht unwerth erscheinen. 

Die Versuche wurden mit Zweigen und nicht mit ganzen Pflan- 
zen angestellt. Dennoch erscheint es mir unbedenklich, die an Zwei- 
gen gewonnenen Resultate mit einer gewissen Einschränkung auf die 
ganze Pflanze zu übertragen. In einer grösseren Arbeit über die 
Transspiration der Pflanzen werde ich über diesen Punkt ausführlicher 
abhandeln. Hier will ich nur erwähnen, dass nach meinen Versuchen 
alle jene Einflüsse, welche die Transspiration normaler Pflanzen be- 
‚günstigen, auch die der Zweige in unzweideuliger Weise befördern, 
und alle jene die Transspiration normaler Pflanzen herabsetzenden 
Momente eine nach der gleichen Richtung gehende Wirkung auf 

13 * 


181 


frische Zweige ausüben. Ich gestehe gerne zu, dass die unter 
mitgetheilten Zahlen, welche die Transspiration der Zweige bele- 
gen, absolut genommen, auf die ganze, normale Pflanze nicht un- 
mittelbar übertragbar sind; allein es ist keinem Zweifel unterworfen, 
dass die etwa wirklich bestehenden Differenzen so klein sind, dass 
sie auf die concrete Frage: „transspirirt eine Pflanze bei einer be- 
stimmten Temperatur noch, oder vermag sie dieses nicht mehr“ kei- 
nen merklichen Einfluss haben. 

Auf meine Versuche selbst übergehend, ging ich bei denselben 
folgendermassen zu Werke: 

Der jedesmalige zuvor gewogene Versuchszweig wurde in einer 
mit destillirtem Wasser gefüllten Eprouvette mittelst Draht befestigt, 
und damit aus Letzterer kein Wasser verdunsten könne, wurde die 
freie Wasserfläche in der Eprouvette mit einer 6—10 Mm. dicken 
Schichte von Olivenöl bedeckt. 

Der ganze Apparat wurde nun gewogen, und an einem offenen 
Fenster eines ungeheizten Zimmers der kalten Atmosphäre ausgeselzt. 
Die eben herrschende Temperatur wurde von Viertelstunde zu Vier- 
telstunde notirt. Nach Verlauf einer bestimmten Zeit wurde der Ap- 
parat wieder gewogen; seine Gewichtsabnahme entsprach der trans- 
spirirten Wassermenge. 

Die diessbezüglichen Beobachtungen sind aus der nachstehenden 
Tabelle zu ersehen: 


| as | Temperaturen j 
Gewichte des bei denen die | Temperaturs- Gewichts- 
Versuchs- | Zweige trans- | mittel aus Dar nn differenzen der 
zweiges spirirten mehreren : a Fi Apparate 
in Grammen | (sämmtlich Beobachtungen > in Grammen 
unter 0°C.) | 

5'282 1'5—2°5 | — 2 2 0030 
8'230 2:5—3 | 02338 225 0'040 
5'560 45-6 | 902 1°5 0010 

| 6580 45—5°75 | — 54 2'259 0012 

| 5'155 57268 | — 57 3 0021 

| 5735, | 5°5--7 NET 3 0:015 

5790 6 13 — 683 1°5 0°002 

| 4'820 9-5—11 | —10'7 | : 6) 0001 

| | | 


Damit die hier verzeichneten Gewichtsdifferenzen die jedesmal 
transspirirte Wassermenge genau angeben, ist noch Folgendes zu be- 
rücksichtigen: 

Die Zweige waren auf offenem Fenster der Einwirkung obiger 
Kältegrade ausgesetzt, während die Wägungen in einem Raume ge- 
macht wurden, dessen Temperatur 15—17°C. betrug. Es musste sich 
in Folge dessen nach Uebertragung des Apparates in den bedeutend 
wärmeren Raum Wasserdunst auf demselben niedergeschlagen haben, 
und es ist daher nothwendig, das Gewicht dieses condensirten Dunstes 
in Rechnung zu bringen. 


185 


Um die Grösse dieser Correclion zu ermitteln, liess ich einen 
gewogenen Taxuszweig bei einer Temperatur von —5°C. bis —70C. 
durch 10 Minuten neben den anderen Versuchszweigen stehen, und 
wog hierauf dieselben in jenem warmen Raum, in welchem die Wä- 
gungen überhaupt slallfanden. Es zeigte sich hiebei eine Gewichts- 
zunahme von durchschnittlich O'1 Proz., welche in den oben mitge- 
theilten Versuchen in Rechnung zu bringen ist. Berücksichtigt man 
diese Correctur, so ergeben sich bei fernerer Umrechnung der trans- 
spirirten Wassermenge auf die Dauer einer Stunde und auf ein 
Lebendgewicht von 100 Grm. Zweigen folgende Zahlen: 


Mittlere Temperaturen, Transspirirte Wasser- 
bei denen die Zweige menge in Prozenten 
transspirirten. des Versuchszweiges 
— 20°C. 0'288 
— 2:80 0'227 
— 5:20 0131 
— 5:40 0:093 
— 5:70 0:127 
— 6:20 0:093 
— 680 0:028 
— 10:70 0019 
Ein Taxuszweig von 436 Grm. Gewicht transspirirt pr. Stunde 
bei einer mittleren Prozente des 
Temperatur von Versuchszweiges 
—-17°%C. 1491 
+ 10 0'665 
— 20 0'246 
— 6 0:087 
Ein Taxuszweig von 5'66 Grm. Gewicht transspirirte pr. Stunde 
bei einer mittleren Prozente des 
Temperatur von Versuchszweiges 
—120C. 0954 
+ 40 0565 
— 20 0'358 
— 40 0116 


Einen Versuch änderte ich in der Art ab, dass ich einen Taxus- 
zweig von 368 Grm. Gewicht nicht in destillirtes Wasser tauchte, 
sondern an der Schnittfläche versiegelte, und bei einer mittleren 
Temperatur von —10°C. durch 3 Stunden an einem offenen Fenster 
liegen liess. Da derselbe nach dieser Zeit gar keine Gewichtsabnahme 
zeigte, so reducirt sich das Gewicht des während dieser Zeit trans- 
spirirten Wassers lediglich auf jene oben erwähnte Correctur von 
01 Proz., und beträgt somit etwa 00036 Proz. vom Lebendgewichte 
des Versuchszweiges. 

Man muss sonach als Ergebniss dieser Versuche aussprechen, 
dass Zweige von Tazxus baccata auch noch bei einer Temperatur 
von —10°C. transspiriren. 


186 


Schliesslich sei noch bemerkt, dass sämmtliche Versuche in 
diffusem Lichte statthatten. 


Thlaspi banaticum, 
eine neue Species der ungarischen Flora. 


Von R. v. Uechtritz. 


Bereits vor Jahren erhielt ich von meinem hochverehrten Freunde 
Janka jugendliche Blüthen eines Thlaspi vom Domogled bei Mehadia 
unter der Bezeichnung Th. alpestre L., Heuffel Enum. pl. Banat. Die 
Verschiedenheit der Pflanze von dem wahren Th. alpestre L., einer 
formenreichen Collectivart, ist mir schon damals nicht entgangen; ich 
schrieb daher auf die Etikette: „a T'’h. alpestri L. diversissimum vi- 
detur,“ wusste indessen in Ermanglung von Fruchtexemplaren zur 
Zeit nichts weiter damit anzufangen und habe später mich nicht weiter 
daran erinnert. Dass das Thlaspi vom Domogled von Th. alpestre 
verschieden sei, scheinen neuerdings auch die ungarischen Fachkollegen 
ganz richtig erkannt zu haben. So bezeichnet esDr. Borbäs in seinem 
Banater Reisebericht von 1873 als „Th. alpinum *) Heuffel an et 
Linne?* und Dr. Simkovics hat instruktive fruchtende Exemplare, 
welche Ende Mai des vergangenen Jahres von ihm am Heuffel’schen 
Standort gesammelt sind und welche neuerdings meine Aufmerksam- 
keit wieder auf die Pflanze gelenkt haben, durch den schlesischen 
Tauschverein als Th. virgatum Gr. et Godr.? ausgegeben. Allein von 
diesem (= Th. brachypetalum Jordan Observ. 3. Fragment) ist die 
Pflanze des Domogled, wie schon ein Blick auf die Abbildung bei 
Jordan zeigt, durchaus ebenso verschieden, wie von allen übrigen 
bekannten Arten und ich halte sie daher unbedingt für eine eigene 
Art (Th. banaticum m.) Nach den Beschreibungen hat sie mit Th. 
virgatum allerdings die Dauer gemein, denn sie scheint normal zwei- 
jährig; die einfache Wurzel stirbt nach der Fruchtreife ab, im Ge- 
gensatz zu den meisten übrigen Alpestribus, die normal meist durch 
sterile Laubrosetten treibende Stämmchen perenniren. Nur ausnahms- 
weise finden sich Individuen, welche durch eine seitliche kurzgestielte, 
wieesscheint aus Adventivknospen entstandene Laubrosetteausdauern **). 


Sämmtliche von mir gesehene Exemplare des Th. banaticum 
besitzen einzeln stehende, einfache, anfangs niedrige, zuletzt reichlich 
2—3 Decimeter hohe aufrechte, dicht bis zur Inflorescenz beblätterte 
Stengel. Im Anfange der Blüthezeit ist die noch sehr ver- 


*) Schreibfehler für Th. alpestre. 

**) Umgekehrt findet sich Th. alpestre auch öfter zweijährige, zumal klei- 
nere Exemplare, wie denn überhaupt die Dauer bei diesen Gewächsen keine 
durchgreifende Constanz zeigt. Vergl. auch Kerner, Oest. bot. Ztschr. XVI, p. 297. 


187 


kürzte Traube in den obersten Laubblättern fast versteckt, 
die sie meist noch um etwas überragen, im Gegensatz zu den 
Alpestribus, bei denen schon in der Jugend Inflorescenz und Laub- 
blattregion scharf gesondert erscheinen. Die Blätter der Roselten 
gleichen in Gestalt, Form und Farbe beinahe den grundständigen von 
Samolus Valerandi. Die stengelständigen sind im Verhältniss zu jenen 
gross, zu nennen, namentlich im Gegensalz zu den verwandten Formen, 
übrigens auch absolut grösser als bei den meisten de rselben, das Th. 
virgatum etwa ausgenommen; sie sind bis 3 Centim. lang und oft 
reichlich 1 Cm. breit, die unteren und mittleren sind länglich, abge- 
rundet, stumpf, die übrigen länglich eiförmig bis eilürmig, minder 
stumpf, die obersten fast spitz, sämmtlich mit herzpfeilföürmiger Basis 
silzend, ganzrandig. Die Basalausbuchtung ist wenigstens an den obern 
und mittleren Blättern sehr br eit, die La ppen stu mpflich. — Die 
Petalen sind weiss, zwar klein, aber ungefähr doppelt so lang als die 
gelbgrünlichen, weiss berandeten Kelchblätter, wodurch sich diese Art 
sofort von Th. virgatum unterscheidet; verkehrteiförmig-länglich, 
ziemlich schmal. Die Staubbeutel wenigstens anfangs grünlich-gelb; 
ob sie später die Farbe ändern, vermag ich nicht anzugeben, da ich 
Exemplare im letzten Stadium der Anihese noch nicht gesehen habe. 
Die Fruchttraube ist im Verhältniss zur Grösse der Pflanze 
stark verkürzt, etwa nur 4—D5 Gentim. lang, einfach; die 
Schötchen länglich-verkehrt-herzförmig, sehr gross (10—12 Mm. 
incl. der Spitze der Klappenflügel, 8S—10 ohne dieselben), länger als 
der zuletzt fast wagrecht abstehende Fruchtstiel, nach vorn breit ge- 
flügelt, die Flügel nach der Spitze in zwei sich verschmä- 
lernde, an den jungen Schötchen oft spitze, immer aber 
nur schwach abgerundete, etwas einwärts gekrümmte an- 
sehnliche Oerchen lang vorgezogen. Ausbuchlung tief, weit 
geöffnet, im Queerprofil öfter fast halbmondförmig. Griffel kurz, auch 
zulezi von den Flügeln der Klappen mindestens um das Doppelte 
überragt. Samen zu 4—6 in jedem Fache; hell gelbbraun, nicht 
dunkelbraun wie bei Th. alpestre. 

Der Habitus dieser Art ist sowohl zur Blüthezeit wie im Frucht- 
stadium ein von allen in den Kreis des polymorphen Th. alpestre 
gehörigen Formen durchaus verschiedener; zuletzt namentlich gleicht 
die Pflanze den Alpestribus schon wegen der stark verkürzten Frucht- 
traube, die etwa nur ?/, bis '/, der Gesammtlänge des Stengels be- 
trägt (bei jenen im Durchschnitt ungefähr die Hälfte!) und wegen des 
Baues der Schöttchen, die in der Jugend wegen der spitzlichen stark 
vorgestreckten grossen Flügelöhrchen fast gehörnt erscheinen, so 
wenig, dass an eine Vereinigung nicht im Geringsten zu denken ist. 
Das Th. banaticum repräsentirt vielmehr einen neuen, dem des Th. 
alpestre aut., Th. perfoliatum L., Th. alliaceumL. etc. völlig gleich- 
werthigen besonderen Typus; vermuthlich ist es ausser im Banat 
auch in den angrenzenden Ländern, in Serbien und der Wallachei zu 
finden. Uebrigens ist das Th. alpestre Panic (Verz. der in Serbien 
wildwachsenden Phanerogamen) vom Berge Avala bei Belgrad wohl 


188 


schwerlich dieses, sondern ohne Zweifel eimerlei mit der von Pan£ie 
neuerdings vom gleichen Standorte als Th. cochleariforme DC. aus- 
gegebenen Pflanze. Diese besitze ich nur in fast reifen Früchten; die 
von Torda in Siebenbürgen (Wolff, mitgetheilt von Sr. Excellenz 
dem Erzbischof Dr. Haynald), welche Janka in der Linnaea (1860) 
für die nordasiatische Spezies erklärt hat, dagegen nur in Blüthen 
und mit noch unentwickelten Schötchen. Ich muss aber aufrichtig ge- 
stehen, dass ich beide in keiner Weise von den von Kerner und Janka 
selbst erhaltenen Exemplaren des Th. Jankae Kerner aus der Maira 
zu unterscheiden weiss und, falls die Bestimmung des Tordaer Thlaspi 
als Th. cochleariforme DC. richtig gewesen, die Bezeichnung Th. Jankae 
Kerner einfach für ein Synonym der sibirischen Art *) halten würde. 
Nach den nicht ausreichenden Beschreibungen bei DC. und Ledebour 
wage ich, ohne die letztere gesehen zu haben, kein definitives Urtheil, 
erlaube mir aber diejenigen, welchen ein Vergleich beider Pflanzen 
möglich ist, namentlich Freund Janka selbst, zu ersuchen, sich über 
das Verhältniss von Th. Jankae Kerner und Th. cochleariforme DC. 
zu einander bei Gelegenheit näher aussprechen zu wollen. Von Th. 
praecox Wulfen, mit dem die Kerner’sche Art unter den westlicheren 
Formen am nächsten verwandt ist, möchte ich sie für verschieden 
halten, ‚will aber bemerken, dass ich Neilreich’s Angaben über die 
Veränderlichkeit des Baues, der Ausrandung der Schötchen und das 
Längenverhältniss des Griffels zu derselben (Diagn. pl. Hung. et 
Slavon. p. 16) bestätigt finde; am selben Individuum und in derselben 
Inflorescenz finden sich seicht buchtige fast gestutzte Schötchen mit 
weit über die Bucht hervorragenden neben tief ausgerandeten mit 
nicht hervortretenden Griffeln, wie es auch bei Th. alpestre vorkommt. 


Bres!au, 24. April 1875. 


Neue Eichen Kroatiens. 
Von Ludwig v. Vukotinovic, 


Dass in den grossen, wenn auch theilweise schon stark gelich- 
teten Waldbeständen Kroatiens und Slavoniens noch so manche un- 
bekannte Eichenart verborgen liegt, das war schon längst vielen 
Botanikern bekannt, auch ich habe mich insbesondere vor mehreren 
Jahren davon überzeugt. 

In einem Walde, der meinem Wohnorte nahe gelegen war und 
den ich sehr oft besuchte, fand ich plötzlich ehedem unbeachtete grosse 
Eichenstämme, die nicht so sehr durch eine Verschiedenheit der Blätter- 


. _ ) Nieman giebt diese auch in Euboea (fide Unger) an, doch finde ich sie 
bei Boissier (Fl. Orient) nirgends erwähnt. Eine wohl zur selben Form gehörige. 
Pflanze brachte Ascherson vom Orjen in Dalmatien mit. 


189 


form als vielmehr durch eigenthümliche Stellung der Eicheln ausge- 
zeichnet waren. Ich habe derartige Eichen später auch in anderen 
Gegenden Kroatiens gefunden und nachdem ich sie genauer beobachtet 
und in den Schriften der südslav. Akademie der Wissenschaften, I. 
Band, p. 46, 1868 unter dem Namen Quercus filipendula beschrieben 
habe, wurde sie von mir und Dr. Schlosser in die Flora Kroatiens 
aufgenommen. Später habe ich meine Forschungen in dieser Hinsicht 
noch weiter fortgesetzt; Herr Ettinger, k. k. Förster in der ehemaligen 
Militärgrenze zu Belovar besass eine bedeutende Sammlung von Eichen- 
blättern und Früchten, die er durch eine lange Reihe seiner Dienst- 
jahre in den grossen Forsten des Belovarer Gebietes einsammelte; 
diese Sammlung war Herr Ettinger so freundlich mir zu überlassen, 
damit ich sie durchsehe und entsprechend benütze. 

Ich habe über diese Etlinger’sche Eichensammlung in der süd- 
slav. Akademie der Wissenschaften im Jahre 1872 einen Vortrag ge- 
halten, welcher 1873 im XXI. Band der akadem. Schriften erschienen ist. 

Aus dieser Abhandlung erlaube ich mir der österr. botanischen 
Zeitschrift einen Auszug zu übermitteln, damit meine Arbeit weileren 
Kreisen zugänglich werde. 

Dasjenige, was ich im Allgemeinen über die Eichen anführte 
und über einige Hauptarten, die hierlands vorkommen, in Erwähnung 
brachte, das kann ich füglich hier weglassen; ich gehe also zur Sache 
über und führe blos die Novitäten an. 

In der Gruppe der Q. sessiliflora Sm. (0. Robur Roth. L.) fand 
ich einige Varietäten, die sich theils durch eine besondere Gestaltung 
der Eicheln, theils durch eine auffallende Verschiedenheit der Blüthe- 
zeit auszeichnen; ich erwähne bloss die Namen: (Q. sessiliflora colum- 
baria, vom Volke Golubnjak (Taubeneiche) benannt; Q. sess. sphaero- 
carpa (Kestenjar, Kastanieneiche); Q. sess. serotina (Späteiche); Q. 
sess. macrocarpa. 

In der Gruppe Q. pubescens W. fand ich bemerkenswerthere 
Formen, die ich als fest ausgeprägte Individualitäten betrachtete und 
mit dem Namen 0. palmata bezeichnete: Folia amorpha, palmato- 
lobata, crassiuscula, subcoriacea; lobo terminali inciso, v. integro v. 
obtusiusculo; lateralibus rotundatis acutiusculis v. latere uno excisis; 
facie superiori lucida, inferiori leviter pubescente. 

Fructus breve pedunculati, solitarii v. gemini; cupula profunda, 
cyathiformis, squamis adpressis, verrucoso-gibbis; glande cupulam 
dupplo superante, oblonga, conoidea; apice umbonato retusa. 

Q. pinnatifida. Folia amorpha, longe petiolata, profunde pinna- 
tifido-lobata, lobis angulatis, incisis aut errosis; fruclus 
sessiles, v. brevissime pedunculali, gemini, terni, quaternive; cupula 
brevis, eyathiformis v. hemisphaerica, squamis lanceolatis. 

O. oxycarpa. Folia cuneata, brachyloba, lobis erispalis, incisis v. 
errosis; facie superiore laevigata, inferiore vis pallidiore. Fructus ses- 
siles, v. breve pedunculati, bini, ternive; cupula minuta, hemisphaerica; 
glans pollicem magna, ovali-globosa, in apicem acutum mu- 
eronatum protracta. 


190 


Q. crispula. Folia lato-ovata; brachyloba margine erispalo-undu- 
lata; lobo terminali inaequaliter trifido, lateraltbus sinuato-ineisis; sinu- 
bus heteromorphis. Glans elongala, oblique ellipsoidea, sursum versus 
angustata, leviter bifureinata, apice truncala. 

Var. O. erispula, carduifolia. 

Var. Q. pubescens, scariosa. 

In der Gruppe der O. pedunculata Ehrh. fand ich als neu: 

O. laciniata. Folia laciniato-lobata, basi sinuato-cordata, breve 
petiolata; fructus peduneulati, cupula patellaeformis; glans oblonga, 
ovalis. et 

Hiezu stellte ich die Varietäten: 

O. laciniata-falcata; glans ellipsoideo-falcata, apicem 
versus acuminata, cupulae profunde insidens. 

O. laciniata leptocarpa; glans gracilis, undique allenuala, 
umbonalo retusa; squamis cupulae patulis. 

Agram, am 5. April 1875. 


ne —— 


Zur Flora von Wien. 
Von J. B. v. Keller. 


Die Aufzählung der in der Umgebung von Wien gesammelten 
und bestimmten Pflanzen einer gesonderten Veröffentlichung vorbe- 
haltend — will ich in diesen Zeilen blos jenes Tueiles meiner vor- 
jährigen Praterfunde gedenken, deren Belegstücke dem Herrn Dr. H. 
W. Reichardt jedesinal lebend vorzuweisen mir vergönnt war. Diese 
sind: Nonnea alba DE., Lolium italicum ß. ramosum, auch auf Schutt- 
stellen hinter dem neuen Generalkommando-Gebäude; Thesium humile 
Vahl, die echte südliche Form; Potentilla Güntheri Pohl C collina) ; 
Plantago maritima, wohl nur für den Prater neu, hier jedoch be- 
ständig, und Silene multiflora Pers. Die Belege zu diesen Pflanzen, 
welche ich bis auf Nonnea und Lolium bereits 1873 beobachtet und 
gesammelt habe, befinden sich im k. k. botan. Hofkabinete. 

Im Anschlusse an diese Mittheilung erlaube ich mir noch jener 
Arten zu erwähnen, die ich ebenfalls 1874 im Prater gefunden habe, 
u. zw. Anthemis ruthenica, neu für den Prater, massenhaft im südöst- 
lichsten entlegensten Theile desselben mit Orchis militaris. 

Senecio campestris erschien im vorigen Jahre wieder genau an 
dem Neilreich’schen Standorte, — am anderen Tage war selbes jedoch 
von den spielenden Kindern, in deren Lager die Ungunst des Schicksals 
seinen Standort hineinbezog, ausgerissen; sein zeitweiliges Verschwinden 
dürfte sicherlich hierin die Ursache haben. Rudbeckia und Dipsacus 
pilosus sind bereits eingebürgert, aber nur an der klassischen Stelle 
Schur’s. 

Wien, am 13. Mai 1875. 


— ii — 


191 


Mittheilungen des naturwissenschaftlichen Vereines an 
der k. k, techn, Hochschule in Wien. 


I. 
Einiges über unsere Ebereschen. 
Von J. Em. Hibsch. 


A. Neilreich führt in seiner Flora von Niederösterreich pag. 976 
eine Eberesche an, unter dem Namen Sorbus Aria-torminalis Reissek 
mit folgender Charakteristik: „Den gelapptblätterigen Formen der 
Sorbus Aria sehr ähnlich, aber durch tiefer gelappte, gegen die Basis 
verbreiterte Blätter, die flockig-dünnfilzige. graugrüne Unterseite der- 
selben und die von unten nach oben an Grösse abnehmenden Lappen 
(bei S. Aria der umgekehrte Fall) verschieden. Von S. torminalis 
durch zweifarbige, seichter eingeschnittene Blätter und vorwärts ge- 
richtete (nicht spreizende) Lappen weit mehr abweichend. Auf dem 
kleinen Anninger (Reissek).“ Von derselben Form spricht Neilreich auch 
in seinen Nachträgen zu Maly’s Enumeralio pag, 288, sie sei von 
Brittinger auch in Oberösterreich beobachtet und ganz gleich der 
Eberesche, welche Irmisch (in Garcke’s Flora von Nord- und Mittel- 
deutschland) unter dem obigen Bastartnamen beschreibt. Nach Garcke 
(Fl. v. N. u. Mitteldeutschland 11. Aufl. pag. 141) kommt diese Form 
in Bergwäldern Thüringens und bei Koblenz und Trier einzeln vor. 

Im Mai v. J. wurde nun auf dem Bisamberge bei Wien ein 
schönes Ebereschen-Bäumchen ganz mit weissen Blüthen bedeckt, 
vorgefunden, welches Blätter hat, die genau in der Mitte stehen zwi- 
schen denen von Sorbus Aria Crantz und $. torminalis L. und die 
mit der vorausgeschickten Beschreibung des Reissek’schen Bastartes 
von S. Aria und torminalis genau übereinstimmen. Ich hatte Gelegen- 
heit, diese Form mit den von Reissek auf dem Anninger gefundenen 
Exemplaren zu vergleichen: die Uebereinstimmung ist eine voll- 
ständige. 

Am 21. September: 1874 kamen mir während eines Ausfluges 
auf den Wechsel eine grosse Anzahl von Ebereschen-Sträuchern unter, 
deren Blätter mich im ersten Augenblicke glauben machten, auch hier 
- die Reissek’sche Form gefunden zu haben. Allein das genauere Stu- 
dium der Blätter und der Früchte, letztere waren in reicher Fülle 
vorhanden — ergab, dass diese Wechselform dem S. Aria weit näher 
stand als die oben genannte. Auch im Wiener botanischen Garten 
befindet sich ein grosser Ebereschenbaum, welcher jährlich Blüthen 
und Früchte trägt und Blätter hat, deren Form die Miite hält zwi- 
schen Sorbus Aria und $. torminalis. Nach Bechstein nennt man ihn 
Pyrus rotundifolia, Poiret nannte ihn P. latifolia. Theodor Wenzig 
stellt diese Form in seiner Monographie der Ebereschen (Linnaea IV. 
Bd., Heft 1.) zu Sorbus latifolia Pers. Auf alle Fälle ist es eine Mit- 
telform zwischen Sorbus Aria und $. torminalis. Solche Mittelformen 


192 


wurden gewiss schon häufig beobachtet und theils als Bastarte, theils 
als echte Species beschrieben. 

So führt Koch in seiner Syn. pag. 263 diese Formen an unter 
Sorbus latifolia Pers. syn.H. 38, und Sorbus scandica Lorek, Pruss. 
I. 120 (mon Sorbus scandica Fries.), Crataegus latifolia Lamarck 
diet. I. pag. 93, C. dentata Thuill., ©. hybrida Bechst., Pyrus arguta 
Tausch und Azarolus hybrida Borkhans sind alles Synonyma. Reissek 
und Irmisch sowohl als Neilreich und Garcke sehen hingegen diese so 
vielnamige Form als Bastartı an zwischen Sorbus Aria und tormi- 
nalis, weil ihre Blätter die Mitte halten zwischen den beiden letztge- 
nannten Formen. Diese Eigenschaft und das vereinzelte Vorkommen 
sind die einzigen Stützpunkte dieser Annahme. Es trägt aber diese 
Form Blüthen und Früchte, und ganz abgesehen davon findet sich 
dieselbe nicht immer unter oder zwischen beiden anderen Arten; auf 
dem Wechsel war die von S. Aria so stark abweichende Form auf 
einem Standorte, wo weit und breit weder $. Aria noch $. tormi- 
nalis, sondern ausschliesslich S. aucuparia zu sehen war. Und schliess- 
lich sind die Blätter in ihrer Form, so weit bis jetzt die Beobachlung 
reicht, in jeder Hinsicht constant geblieben. Für den Bastart müssten 
erst irgend welche Beweise gebracht werden. 

Würde man diese Art der Formdeutung in der beschreibenden 
Botanik consequent durchführen und alle diese Mittelformen zwischen 
zwei beliebig aufgestellten Hauptformen als Bastarte derselben auf- 
fassen, so würden sich die gegenwärtig als Species festgehaltenen 
Ruhepunkte in den verschiedenen Formenreihen, aus denen sich die 
Pflanzenwelt aufbaut, um ein Bedeutendes vermindern müssen. Man 
darf eben nicht alle von der ewig schaffenden Natur hervorgebrachten 
Pfilanzenformen mit Gewalt den für unveränderlich gehaltenen Species- 
Schablonen der alten Botaniker anpassen wollen. Die Natur bildet 
ihre Formen nicht nach „Schimmeln*: ihr Gesetz ist unendliche Man- 
nigfalligkeit. Nicht’ zwei Pflanzen sind einander congruent; nicht eine 
einzige Pllanzenspecies zeigt scharfe Grenze, immer zeigen sich Ueber- 
ginge zu allen verwandten Formen. Die Species der alten Schule 
können heute nur als Ruhepunkte in auf- oder absteigenden Formen- 
reihen aufgefasst werden. 

Dieselbe Auffassung möchte ich nun auch unserer Sorbus-Form 
zukommen lassen: sie ist Mittelform zwischen Aria und torminalis, 
- aber nicht Baslart. Die Bezeichnungsweise $. Aria-torminalis ist als 
solche ganz passend, allein es knüpft sich an diesen Doppelnamen 
der Begriff des Bastartes; deshalb ist es wohl besser, den alten Na- 
men S. latifolia Pers. beizubehalten. 

Zum Schlusse will ich es versuchen, die verwandtschaftlichen 
Beziehungen unserer Ebereschen auf folgende Art auszudrücken. Ich 
wähle mir von unseren Formen die zum Ausgangspunkte, welche mit 
den übrigen Gattungen der Apfelfrüchter am meisten anknüpft. Diess 
ist der Fall bei Sorbus Aria, welche mit Pyrus und mit Amelanchier 
von allen Ebereschen am meisten Verwandtschaft zeigt. Von diesem 
Ausgangspunkte lassen sich die anderen Formen in drei Reihen brin- 


193 


gen. Sorbus Aria Crantz — Crataegus Aria «. Linne spec. und ß. 
fl. suec. variirt mit am Rande gelappten Blättern. Die Blätter von 8. 
Aria sind eirund bis eiförmig länglich. 

Tritt die Lappung auf bei eirunden Blätlern, so ist der erste 
Schritt gemacht in der I. Formenreihe, welche von $. Aria zu 8. 
latifolia Pers. (S. Aria-torminalis Reissek und Irmisch) führt und 
mit S. torminalis Crentz endet. Zwischen S. latifolia und torminalis 
fällt wahrscheinlich S. Tommasinii Hladnik. Tritt die Lappung hingegen 
bei länglich-eirunden Blättern von S. Aria auf, so führt diess zur 
Il. Formenreihe. Dieser folgend gelangt man zunächst zu S. scandica 
Fries. "== "Cr. Aria” p.) Linn& spec. "und '«.“fl: suec. = P.'suecica 
Garcke = P. intermedia Ehrhart. Von Mertens und Koch wurde diese 
Form in Röhling’s Flora von Deutschl. 3. Bd. 1831, pag. 428 zu 8. 
Aria gezählt. Koch stellt aber in seiner Syn. II. Ed. 1843, pag. 262 
dieselbe als eigene Spec. auf mit dem Namen S. scandica Fries. 
Neilreich sagt in seinen Nachträgen zu Maly’s Enumer. pag. 288: 
„Vielleicht ist S. scandica nur Varielät von Aria mit gelappten unter- 
seits graufilzigen Blättern“ und begründet hiemit auch meine Stellung. 
Ein weiteres Glied der I. Reihe ist S. Ahybrida L. spec. 684 —= Cr. 
Aria y. L. fl. suec. — P. hybrida Smith brit. 534 (non P. hybrida 
Willd.). Koch Syn. pag. 262 weist dieser Form schon diese Stelle an: 
„Intermedia quasi inter $. Ahybridam et S. Ariam est S$. scandica 
Fries. Die Form P. thuringiaca Ilse mit nur am Grunde gezähnten, 
nicht gefiederten Blättern macht» den Uebergang von $. scandica zu 
hybrida zu einem noch glatteren. $. hybrida L. bildet wieder in der 
II. Reihe den Uebergang sowohl zu S. domestica L. als auch zu S. 
aucuparia L. und dadurch wird die II. Reihe zu einer an ihrem Ende 
verästelten. Irmisch fasst diese Form (in Garcke’s Flora von Nord- 
und Mitteldeutschland) als Bastart auf: S. Aria-aucuparia. Auch 
Neilreich ist ähnlicher Ansicht (in Nachtr. zu Maly’s Enum. pag. 288): 
„S. hybrida aut. begreift zwei verschiedene Bastarte a) S. scandico- 
aucuparia — 8. hybrida L. spec. ed. Il. 684 und 5b) S. Aria-aucu- 
paria Irmisch = S. hybrida Koch Syn. 262. Die Ill. Formenreihe, 
welche von S. Aria ausstrahlt, ist die kürzeste. Sie umfasst bloss 
die Alpenformen Pyrus sudetica Tausch, Aria Hostü Jacq. und Mes- 
pilus Chamaemespilus L., welche gewöhnlich zusammengefasst wer- 
den im Namen S. Chamaemespilus Crantz. 

Es baut sich daher Gen. Sorbus Crantz folgendermassen auf: 

Sorbus Crantz. 


I. Formenreihe. I. Formenreihe. III. Formenreihe. 
L & (Blätter länglich- 

(Blätter eirund) eiförmig.) (Alpenformen.) 
Aria Crantz scandica Fries. (Pyrus sudetica Tausch) 
latifolia Persoon (Pyrus thuringiaca Ilse)| (Aria Hostü Jacq.) 
(Pyrus Tommasinii a (Mesp. Chamaemespi- 

Hladnk.) hybrida L. lus L.) 
torminalis Craniz. AN nn Chamaemespilus Crantz 


ria L. | 
er 


194 


Die Vegetations-Verhältnisse des mittleren und östlichen 
Ungarns und angrenzenden Siebenbürgens. 


Von A. Kerner. 
LXXVI. 


1412. Amarantus viridis L. part. — Auf bebautem Lande, ins- 
besondere in Weingärten. Im mittelung. Bergl. bei Gran, Set. Andrae 
und Ofen und im Bereiche des Bihariagebirges zwischen Belenyes 
und Petrani und bei Grosswardein. — Tert., diluv. und alluv. sandi- 
ger Lehmboden. 95—250 Meter. — Als Syn. sind hieherzusetzen 
Amarantus Blitum Koch, Sadler und vieler anderen Autoren, aber 
nicht Linne; Albersia Blitum Kunth; Eusxolus viridis Moq. Tand. 
in DC. Prodr. XII, 2, p: 273. 

1413. Amarantus Blitum L.; Mogq. Tand. (A. silvestris Desf.) 
— Auf bebautem Lande; im Gebiete selten. In Weinbergen bei Ofen. 
(Bayer in Oesterr. bot. Zeitschr. XII, 47). — Sandiger Lehmboden. 
95—250 Meter. 

1414. Amaranlus commutatus. — Auf sandigen, salzauswittern- 
den Stellen in der Nähe stehender Gewässer, an: Flussufern und an 
Schuttstellen in der Nähe bewohnter Orte bei Muzsla, Pest, Soroksar, 
Monor, Pilis, Nagy Körös. 95—250 Meter. — Als Syn. sind hieher 
zu setzen A. Blitum ß. polygonoides Moq. Tand. in DC. Prodr. XII, 
2, p. 263 (non A. polygonoides L.); A. Blitum ß. prostratus Fenzl 
in Ledeb. Fl. ross. Il, 858 (non A. prostratus Balb.); A. prostra- 
tus Sadler Fl. Com. Pest. ed. II, p. 454 (non Balh.). — Amarantus 
prostratus Balb. (welcher übrigens den älteren Namen 4. deflexus L. 
zu führen hat), ist eine vorzüglich im mediterranen Gebiete sehr ver- 
breitete Ruderalpflanze, welche ihren Verbreitungsbezirk im westli- 
chen Europa zwar bis Angers und Paris ausdehnt, aber im östlichen 
Europa die Grenze der mediterranen Flora nordwärts nicht über- 
schreitet. Die nördlichsten von mir beobachteten Standorte desselben 
in Oesterreich-Ungarn sind Canale im Isonzothale bei Görz, Triest 
und Fiume. In dem hier behandelten Florengebiete kommt diese Art 
nicht vor, und was Sadler für A. prostratus Balb. gehalten hat, 
ist eine im südöstlichen Europa weit verbreitete Art, welche mit A. 
Blitum L. (A. silvestris Desf.) zunächst verwandt ist, sich aber von 
diesem durch die niederliegenden Stengel, die plötzlich in den Blatt- 
stiel zusammengezogenen breiteren und auch länger gestielten Blätter, 
die zu einer nackten endständigen Aehre vereinigten Blüthenknäule, 
grössere Blüthen und die mit einem stumpfen undeutlichen Kiele be- 
randelen Samen unterscheidet. Von dem habituell nicht unähnlichen 
A. viridis L. (A. Blitum Sadler) unterscheidet sich A. commutatus 
Kern. durch die rundum aufspringenden Früchte. — Die Diagnose, 
welche Sadler a. a. OÖ. von seinem „A. prostratus* (A. commautatus 
Kern.) gibt, ist nicht ganz zutreffend, was aber darin seinen Grund 


195 


hat, dass Sadler wie in so vielen anderen Fällen die Diagnose nicht 
nach der im Gebiete aufgefundenen Pflanze entwarf, sondern die 
Diagnose des A. prostratus Balb. aus Koch’s Synopsis abschrieb 
und sie für den an salzauswitternden Stellen des Tieflandes bei Pest 
ete. vorkommenden Amarantus, den er irrthümlich für A. prostratus 
Balb. hielt, verwendete. 

1415. Amarantus retrofleeus L. — Auf bebautem Lande, an 
Flussufern, Dämmen und Strassenrändern, auf unkultivirten Plätzen 
in den Dörfern, in der Umgebung der Pusztenhöfe im Gebiete sehr 
häufig und sehr verbreitet. Erlau, Gyöngyös, Waitzen, Gran, Sct. An- 
drae, Ofen, Pest, Soroksar, Monor, Pilis, Nagy Körös, Farmos im 
Tapiogebiete, Arokszällas, Ujväros, Teglas, Egyek, entlang der Theiss 
von Tisza Füred über Szolnok nach Szegedin; Nagy Majteny, Gross- 


wardein, Buteni. — Tert., diluv. und alluv. Lehm- und Sandboden. 
Scheut auch den salzauswitternden Boden nicht. 75—?250 Meter. 
Amarantus panieulatus L. — An Schuttstellen in Erlau; Flüchtling aus 


den Gärten. 

Phutolacea decandra L. In Weingärten allenthalben kultivirt und hie und 
da (wie z.B. bei Ercsi und in der Fasanerie bei Grosswardein) vorübergehend 
vereinzelte Exemplare auch im verwilderten Zustande. 

1416. Suaeda maritima (L)) — Auf sandigem, vom Grund- 
wasser durchfeuchteten und im Sommer oberflächlich Natronsalze aus- 
witternden Boden in der Nähe stehender Gewässer. In der Umgebung 
des Velenezer Sees bei Stuhlweissenburg zwischen Pakozd und P. 
Dinnyes, dann bei dem Söstö nächst Szt. Ivany und bei Sär Keresztur. 
95—200 Meter. 

1417. Suaeda salsa (L.) — An gleichen Standorten wie die 
vorhergehende Art. In der Umgebung des Velenczer Sees zwischen 
Päkozd und Dinnyes, dann bei dem Söstö nächst Szt. Ivany und bei 
Sär Keresztür in der Stuhlweissenburger Niederung; auf der Kecs- 
kemeter Landhöhe bei den Lachen zwischen Pest und Soroksär unter- 
halb der Gubacs-Csarda und bei Nagy Körös; auf der Debrecziner 
Landh. im Salzsumpfe bei Konyär in der Nähe von Debreezin. Diluv. 
und alluv. Sand. 95—200 Meter. 

1418. Salsola Kali L.. — Auf wüsten Sandhügeln und Sand- 
flächen, in Sand- und Schottergruben, an Eisenbahndämmen, seltener 
auf bebautem Lande. — P. Söshalma, Haivan, Näna, Gran, Waitzen, 
Csepelinsel, Pest, Soroksar, Monor, Pilis, Tatar Szt. György, Nagy 
Körös, Szecsö, Nagy Käta, Szt. Märton Käta, Tapio Szelle, Szolnok. — 
Diluv. und alluv. Sand. 75—200 Meter. 


1419. Salsola Soda L. — „Ad lacus salsos versus C. Batsien- 
sem legit M. D. Streim. Ad Zsölt similibus in locis detexit M. D. 
Röszler.“ (Sadler Fl. Com. Pest. ed. II, p. 138). — „Ad lacuum 


salsorum ripas imprimis prope villam cl. Wargae in Bessenyö et in 
territorio domini Sänta.“ (Kanitz Sertum Fl. territ. Nagy Körös. 11.) 
— Von mir im Gebiete nicht beobachtet. 

1420. Salicornia herbacea L. — Auf salzauswitternden vom 
Grundwasser durchfeuchteten Stellen in der Nähe stehender Gewässer. 


196 


In der Stuhlweissenburger Niederung zwischen Pakozd und P. Dinnyes 
am Südrande des Velenezer Sees, am Söstö bei Szt. Ivany und bei 
Aba; auf der Keeskem. Landhöhe bei Nagy Körös und dann entlang 
der Zagyva und Theiss in der Tiefebene. ©<— Alluv. sandiger Lehm. 
75—130 Meter. | 

1421. Corispermum orientale Lamk. — Im Flugsande auf dem 
Hügellande bei Dorogh' nächst Gran und auf dem Herminenfelde bei 
Pest. Diluv. Sand, 95—150 Meter. — (Wohl nur eine Abart der 
Folgenden. Man findet immer nur vereinzelte Individuen mit flügel- 
losen Früchtchen unter tausenden von Exemplaren des gewöhnlichen 
Corispermum nitidum mit geflügelten Früchtchen. Zudem trifft man 
auch Individuen, deren Früchtchen zum Theil flügellos, zum Theil 
aber mit einem schmalen flügelföürmigen Rande versehen sind. In der 
Inflorescenz, in den Blättern, in der Bekleidung und in der Tracht 
finde ich zwischen Corispermum orientale und C. nitidum keinen 
Unterschied.) 

1422. Corispermum nitidum Kit. — Im lockeren Sande. Im 
mittelung. Berglande in der von Gran nach Altofen sich erstrecken- 
den Thalsenkung auf den Hügeln und Sandflächen bei Dorogh nächst 
Gran, bei dem „Hohen Stein“ nächst P. Csaba und bei Solmär nächst 
Vörösvär ; in der Stuhlweissenburger Niederung bei Keer; auf der 
Csepelinsel bei Tököl und zwischen Csep und Szt. Märtony; im Do- 
nauthale in der Nähe der Granmündung bei Csenke und Karva und 
abwärts entlang der Eisenbahn bei Helemba; auf der Kecskemeler 
Landhöhe sehr häufig bei Waitzen, R. Palota, Pest, Soroksar, Monor, 
Pilis, Nagy Körös; im Tapiogebiete bei Szecsö, Nagy Käta und Szt. 
Märton Käta; in Jazygien bei Fenyszaru. Tert., diluv. und alluv. Sand. 
80—250 Meter. 

1423. Corispermum hyssopifolium L. — Im lockeren Sande mit 
der vorhergehenden und folgenden Art, aber weit seltener als diese 
beiden. Auf der Kecskem. Landhöhe zwischen Waitzen und R. Pa- 
lota, auf dem Herminenfelde bei Pest, auf der Sandfläche bei Szecsö 
im Tapiogebiete und bei Fenyszaru in Jazygien. Nach Kit. Itinerar 


d. Marm. Reise auch auf der Debreeziner Landhöhe. — Diluv. und 
alluv.. Sand. 80-—-150 Meter. 
1424. Corispermum canescens Kit. — Im lockeren Sande im 


Tieflande. Zwischen Gyöngyös und F. Abony, bei Csenke in der Nähe 
der Granmündung, zwischen Waitzen und R. Palota, auf dem Her- 
minenfelde bei Pest, bei Soroksar und Nagy Körös, bei Szecsö im 


Tapiogebiete, bei Csepele und Tököl auf der Csepelinsel. — _ Diluv. 
und alluv. Sand. 80 — 150 Meter. — (Der Fruchtstand des.C. ca- 


nescens ist so wie jener des C. nitidum Kit. in .der Regel eine 
lockere, aus zerstreuten, sich nicht deckenden Bracteen und Früchten 
gebildete Aehre; doch trifft man von beiden Arten auch vereinzelte 
Individuen an, deren Achrenspindel so verkürzt ist, dass die Früchte 
und Bracteen dicht zusammengedrängt erscheinen. Solche habituell 
etwas abweichende Exemplare des C. canescens habe ich wiederholt 
auf dem Herminenfelde nächst dem Stadtwäldchen bei Pest gesam- 


197 


melt. Auch Heuffel hatte sie dort beobachtet, und es wurden solche 
Exemplare von ibm und auch von Neilreich '(Diagn. ung. und slav. 
Pfl. 108) für C. Marschallii Stev. gehalten. Die Steven’sche Pflanze 
unterscheidet sich aber von diesem Corispermum durch die sehr 
schmalen Blätter, durch die in eine lange, kraulige, piriemliche oder 
fast fädliche Spitze vorgezogenen und an der Basis mit einem sehr 
breiten, weissen, häultigen Rande eingelassten Bracteen, den Mangel 
eines Perigons und durch grössere Früchtehen. Nach meiner Ansicht 
gehören daher die von Heuffel und Neilreich für C. Marschallü 
Stev. gehaltenen, von Ersterem bei Pest gesammelten Exemplare zu 


C. canescens Kit. — Das echte €. Marschallii Stev. wurde in dem 
hier behandelten Florengebiete von mir nicht beobachtet.) 
1425. Polyenemum arvense L. — Auf Sand, Gerölle und Stein- 


schutt an felsigen Bergabhängen. Im mittelungar. Berglande in der 
Matra im Thale Hoszupatak bei Sirok. Im Bihariagebirge im Thale 
der schwarzen Körös auf dem Bontoskö bei Petrani nächst Belenyes 
und im Thalgebiete der weissen Körös im Valea Liesa bei Halmadiu 


und unterhalb der Ruine Desna nördlich von Buteni. — Im Gebiete 
selten. — Trachyt, Kalk, tert. Sand. 200—280 Meter. — (Auf das 


Bergland beschränkt*) und im Tieflande und niederen Hügellande 
durch die folgende Art, welche von den meisten ungar. Bolanikern 
irrthümlich für P. arvense gehalten wird, ersetzt. In Niederösterreich 
ist die folgende Art (P. majus A. Braun) gleichfalls sehr häufig, 
während dort P. arvense L. fehlt. Neilreich hatte zur Zeit der 
Herausgabe seiner Fl. von Nied.-Oest. das P. arvense L. nicht ge- 
kannt und das in Niederösterreich häufige P. majus A. Braun dafür 
gehalten. Wie ich aus handschriftlichen Notizen desselben ersehe, 
hielt er dann das ihm erst später bekannt gewordene echte P. ar- 
vense L. für eine Uebergangsform des P. majus [P. arvense «. ma- 
crophyllon Neilr. Fl. N. Oest. 256] in P. verrucosum Läng [Polyen. 
arvense ß. brachyphylion Neilr. a. a. O.] und es erklärt sich auf 
diese Weise die zu letzterer in den Diagn. ung. und slav. Pfl. S. 109 
gemachte Bemerkung „Multis formis abit in varietatem « [i. e. P. 
majus A. Braun]). 


1426. Polyenemum majus A. Braun. — Auf sandigem Boden, 
insbesondere auf bebautem Lande. Bei Paräd in der Matra, in der 
Nähe der Granmündung bei Muzsla; bei Dorogh, P. Csaba, Ofen, 
Eresin; in der Stuhlweissenburger Niederung bei Gasdony; auf der 
Kecskem. Landhöhe bei Waitzen, Pest und Monor; in der Tiefebene 
bei Szolnok. — Tert., diluv. und alluv. Sandboden. 75—200 Meter. 

1427. Polycnemum verrucosum Läng. — An gleichen Stand- 
orten wie die vorhergehende Art. Bei Muzsla und Dorogh nächst 


*) Aus dem Gebiete der ungar.-siebenbürgischen Flora erhielt ich P. 
arvense L. noch durch Vägner von Szöllös und Huszt, durch Reuss von 
Kusi€ bei Weisskirchen im Banat und durch Fuss von "Salzburg in Sieben- 
bürgen. Alle diese Standorte liegen aber ausserhalb des hier behandelten Floren- 
gebietes. 

Oesterr. botan. Zeitschrift. 6. Heft. 1875. 16 


198 


Gran, bei P. Csaba und Hidegküt, bei Pest; nach Kanitz auch bei 
Nagy Körös und nach Stelfek auf Feldern bei Püspöki nächst Gross- 
wardein. — Tert., diluv. und alluv. Sandboden. 90—200 Meter. 


1428. Polycenemum Heuffelii Läng. — Auf Sandboden im Grunde 
der Wälder. Bei Dorogh nächst Gran, auf dem Klastromhegy und am 
Fusse des Piliserberges, bei Veresegyhäz, Gyömrö und Jasz Bereny. 
— Tert. und diluv. Sand. 90—200 Meter. 


1429. Kochia Scoparia (L.) — Auf Schutt und an wüsten 
Plätzen in den Dörfern, an Strassen, Dämmen, Wegen und Fluss- 
ulern. Bei Bakta und auf dem Rätzhegy bei Erlau; bei Köh. Gyarmat 
und Muzsla; bei Ofen am Wege gegen das Auwinkelthal; häufig bei 
Eresi; bei Waitzen und Pest; bei Farmos im Tapiogebiete; bei Egyek, 
Czegled, Szolnok und Szegedin in der Tiefebene; bei Nagy Kaäroly 
am Ostrande der Debrecziner Landhöhe, bei Grosswardein, Buteni 
und Chisindia am Saume des Bihariagebirges. — Tert., diluv. und 
alluv. Lehm- und Sandboden. 75—200 Meter. — Wird auch in den 
Gärten und auf Feldern gebaut, um die dürren entblätterten Stauden 
als Besen zu verwenden; die Pflanze ist aber längst aus dem Be- 
reiche der Kultur ausgewandert und hat sich als Ruderalpflanze im 
Gebiete vollständig eingebürgert. 


1430. Kochia arenaria (W.K.) — Auf wüsten Sandhügeln und 
Sandflächen. Am Westrande unseres Gebietes in der Nähe der Gran- 
mündung bei Csenke, Mocs, Karva und Muzsla; im miltelung. Bergl. 
in der von Gran nach Altofen sich erstreckenden Thalsenkung bei 
Dorogh, Leänyvär, P. Csaba und Solmär; in der Stuhlweissenburger 
Niederung bei Keer und Ret Szillas; auf der Csepelinsel bei Szt. 
Miklos; sehr verbreitet und eine der häufigsten Sandpflanzen auf der 
Kecskemeter Landhöhe bei Waitzen, R. Palota, Pest, Soroksar, Monor, 
Pilis, Szt. Märton Käta, P. Peszer bei Alsö Dabas, P. Sallosar bei 
Tatär Szt. György und Nagy Körös. Auf der Debrecziner Landh. bei 
Karäsz. — Diluv und alluv. Sand. 95—250 Meter. 


1431. Kochia prostrata (L) — Auf sandigen, vom Grund- 
wasser durchfeuchteten, oberflächlich austrocknenden und Natronsalze 
auswitternden Stellen, insbesondere in der Nähe von stehenden Ge- 
wässern. In der Stuhlweissenburger Niederung am Südrande des Ve- 
lenezer Sees und bei Kölesd; im Tapiogebiete bei Tapio Bicske, 
Farmos, Tapio Szelle (an allen diesen Orten sehr häufig und auf den 
Sodakehrplätzen in der Nähe der Dörfer gewöhnlich die einzige 
Pflanze); zwischen Nagy Füged und Mera im Komitate Heves; sehr 
verbreitet in der Tiefebene bei Egyek, Abony, Czegled, Szolnok, Tö- 


rök Szt. Miklos, Kisujszälläs, Szalonta. — Salzauswilternder lehmiger 
Sandboden. 75-100 Meter. 
1432. Kochia sedoides (Pallas). — Auf wüsten Bergabhängen, 


Sandhügeln und Sandflächen. Im mittelung. Berglande auf dem Süd- 
und Südwestabfalle des Blocksberges bei Ofen in grosser Menge; 
im Tieflande bei Abony und nach Janka auf dem Friedhofe bei 


199 


Rekas nächst Szolnok und im Komitate Heves gegen die Theiss zu. 
— Kalk, diluv. und alluv. Lehm- und lehmiger Sandboden. 75— 
220 Meter. 


Neue Kernpilze. 
I. Serie. 


Von G. v. Niessl. 
(Schluss.) 


Didymosphaeria Schroeteri n. s. Perithecia sparse gre- 
garia, peridermiv immutato tecta, minuta hemisphaerica, ostiolo 
conoideo, promınulo, coriacea sed tenella, basi fibrillosa, atra; ascis 

50—60 
cylindraceo-clavatis, stipite brevi, octosporis; ung sporidis mono- 
stichis ovoideo- vel oblongo-lanceolatis medio septatis valde con- 

10—14 


sirictisque, rectis curvatisve, dilute olivaceis By, 


Paraphyses ut 


in praecedente. 

An dürren Stengeln von Oenothera biennis bei Rastatt im Jänner 
(Dr. Schroeter). Mit der Vorigen hinsichtlich der Sporenform nahe 
verwandt, bildet diese Art den Uebergang zur nächsten Gruppe, in- 
dem die Schläuche mehr zur cylindrischen Gestalt neigen, die Sporen 
nur an der Spitze des Schlauches zweireihig, oft auch durchaus ein- 
reihig gelagert sind. Das Sporenseptum ist häufig etwas oberhalb der 
Mitte, die obere Hälfte manchmal breiter abgerundet, die untere ver- 
schmälert, wodurch der Umriss sich der Eiform nähert. Die Oeltröpf- 
chen finden sich wie an der Vorigen, von der sie sich durch längere 
konische Wandungen, ganz kurz gestielte Schläuche und nicht voll- 
ständig zweireihige Sporen sehr gut unterscheidet. 
c) Genuinae. Paraphyses distinctae. Sporidia monosticha 

hyalina, olivacea vel fuscidula. 

Didymosphaeria cladophila n. s. Perithecia laxe gre- 
garia, peridermio pallescente tecta, media magnitudine, hemisphaerica, 
tandem vertice, depressa, papillata, atra coriacea; ascis clavato-cy- 

— 102 

lindraceis stipite brevi, 8sporis un sporidüs monostichis vel 
hinc inde distichis lanceolato-ovoideis, plerumque rectis, medio sep- 
talis valde constrictisque, hyalinis; —— Paraphyses angustae, 
simplices vel laxe ramosae. 

An dürren Aesten von Genista germanica bei Brünn im Juni. 

Wenig auffallend. Die Epidermis ist etwas entfärbt, die Perithe- 
cien sind nicht sehr gross, ein wenig niedergedrückt, die Schläuche 
im Vergleich zu ihrer Länge die schmälsten von Allen. Die Sporen 

16.* 


200 


sind normal einreihig, doch hin und wieder an der Spitze einige 
paarweise, ziemlich stark anisomer, die obere Hälfte breiter, flacher 
abgerundet, als die untere nach abwärts verschmi ilerte, gewöhnlich 
elwas lanzettlich geschweifte. Sie sind im Zustande voller Reife ganz 
hyalin. Eine ausgezeichnete, natürlich von D. Genistae Fekl. ganz 
verschiedene Art. 

Fuckel hat in seinen ausgezeichneten „Symbolae mycologicae“ 
S. 114 eine, ebenfalls Genista germanica bewohnende Sphaeria als 
S. Genistae beschrieben. Dieser ist unsere Art wohl ähnlich, doch 
unterscheiden sich beide ganz bestimmt spezifisch. Da ich durch die 
Freundlichkeit des Autors in die Lage gekommen bin, Originalexem- 
plare zu vergleichen, so ist es mir möglich, die Unterschiede genauer 
anzuführen als sie aus der kurzen Beschreibung allein hervorgehen. 
S. Genistae Fekl. hat vollstandig keulenformige, D. cladophila mehr 
eylindrische Schläuche, bei ersterer liegen die Sporen im oberen 
Drittel typisch zweireihig, bei der letzteren ist die einreihige Lage 
die normale, auch sind sie bei S. Genistae schlanker als bei unserer 
Art; ferner sind die Paraphysen reichlich verästelt, wie z. B. bei L. 
Doliolum, und was am meisten charakteristisch ist: die Perithecien- 
mündung ist mit einer, allerdings nur mikroskopischen Borstenkrone 
versehen, wie bei L. modesta, ein stets sehr konstantes Merkmal. 


Die mir vorliegenden Proben der S. Genista zeigen noch nicht 
völlig ausgereifte Spor en. Vorausgeselzt, dass im Reifezustande nicht 
mehrere Septa vorkommen, was ich nach der Anlage nicht vermuthe, 
möchte ich sie ebenfalls zu Didymosphaeria stellen. 


Didymosphaeria minuta n. s. Perithecia sparsa, macula 
fusca in peridermio pallescente tecfa, minuta globosa, ostiolo pa- 
pillaeformi vel subconico, atro-fusca coriaceo-membranacea ; ascis 

60— 80 
clavato-cylindraceis stipite brevi, Ssporis, interdum 4sporis > 
sporidis monostichis, oblongo-obovatis, medio septatis paulo con- 


10—11 
strietisque olivaceis vel fuscescentibus Ber): Paraphyses angustae, 


simplices vel raro laxe ramosae. 
Spermogonia sparsa, minutissima, punctiformia, papillata; sper- 


mals cylindraceis angustissimis, rectis, hyalinis Ay 
3 


An faulenden Blättern von Carex paludosa bei Brünn und Hal- 
men von Juncus effusus bei Graz. August. 

Dem geübteren Auge verräth sich der Pilz durch die Verblei- 
chung des Substrates in grosser Ausdehnung; bei Befeuchlung tritt 
diese noch deutlicher hervor. Ueber jedem Peritheeium befindet sich 
ein kleines schwarzbraunes Fleckchen von kaum 1/, ”" Durchmesser, 
gebildet aus einem Geflechte strahlend verlaufender, netzarlig ver- 
zweigter in der Epidermis nistender Fäden. Dieselbe Eigenthümlich- 
keit zeigen auch die Spermogonien. Schläuche und Sporen sind die in 


201 


dieser Gruppe gewöhnlichen, letztere satt-, aber nicht dunkeloliven- 
« . oO ” * . 

grün, später etwas bräunlich, doch nicht braun und nicht undurch- 

sichtig, mit 2—-4 sehr kleinen Oeltröpfchen. 


Didymosphaeria brunneola n. sp. Perithecia sparsa vel 
laxe gregaria, sub epidermide pallescente nidulantia, macula fusca 
vel atro-purpurea tecta, majuscula, depresso-hemisphaerica vertice 
umbilicata, papillata, atro-fusca, coriacea, duriuscula; ascis sub- 

60 — 90 
cylindraceis stipite brevi, octosporis Te Ten sporidüs monostichis, 
ovoideo - oblongis, medio septatis paulo constrictisque,, olivaceis, 
7—12 
1-6" Paraphyses numerosae, elegantissime ramosae, angustae. 
Spermogonia punctiformia, sparsa, hemisphaerica, atro-fusca 
2—4 


1) 


submembranacea, spermatüs angustissimis, cylindraceis rectis 
hyalinis. 


Auf dürren Stengeln von Verbascum orientale, Artemisia cam- 
pestris, Rubus Idaeus, Galium silvaticum, Mentha silvestris und 
Epilobium angustifolium, vom April bis September um Brünn und 
Graz. Wohl von allen bisher bekannten Arten die gemeinste und 
substratvagste. Das Auftreten des Pilzes ist immer ziemlich konstant. 
Fasi immer ist die Epidermis etwas ausgebleicht, oft ganz weisslich. 
Davon heben sich die parpurbraunen Fleckchen, welche wie bei der 
vorigen aus einem dünnen Hyphenstratum gebildet sind, gut ab. 

Die Perithecien sind halbkuglig, am Scheitel etwas eingedrückt. 
aber nicht zusammenfallend, sondern von ziemlich fester Substanz. 
Die Mündung ist sehr unbedeutend. Die Sporen sind bald vollkommen 
oblong, bald mehr eiförmig, oben breiter, mehr oder weniger einge- 
schnürt, auch in der Länge ziemlich ungleich. Die kürzesten befinden 
sich gewöhnlich an der Spitze, die längsten an der Basis des Schlau- 
ches. Ihre Farbe ist sati-, aber nicht dunkelolivengrün; braun sah 
ich sie nicht. In jeder Abtheilung befindet sich gewöhnlich ein klei- 
nes Oeltröpfehen. Die Paraphysen sind ober der Mitte traubig-, oft 
doppelt und dreifach verästelt. 

Fast auf allen erwähnten Substraten sind die schlauchführenden 
Perithecien von den beschriebenen Spermogonien begleitet, welche 
 äusserlich jene im Kleinen wiedergeben. 

Ich halte es für sehr wahrscheinlich, dass auch D. Galorum 
Fekl. symb. p. 140 hieher gehöre, trotz der etwas abweichenden 
Dimensionen, die dort angeführt werden. Sphaeria Galiorum Roberge 
(nicht Desm.), welche Fuckel als Synonym citirt, ist sowohl nach 
der Beschreibung in den Ann. sc. nat. 1846 p. 77, als auch nach 
Exemplaren, welche von Roberge selbst gesammelt sind, ein ganz 
anderer Pilz, es ist derselbe. den F. an anderer Stelle (dl. c. p. 136) 
als Pleospora Aparines n.sp. beschreibt, und der auch unter Nr. 1435 
in Desm. Kryptog. als S. Galiorum ausgegeben ist. 


202 


90—100 
Forma: sarmentorum, major, ascis elongatis, were" 
sporidiüs saepe inaequilateralibus vel leviter curvatis ex oliva- 


RB: 
ceo fuscescentibus Pa 


An Humulus Lupulus nicht selten. Ich habe sie früher als be- 
sondere Art angenommen, doch sind die Unterschiede zu schwankend, 
und ein reicheres Material hat mich von der Unhaltbarkeit der frü- 
heren Ansicht überzeugt. 

Didymosphaeria albescens n. sp. Perithecia sparsa sub 
peridermio pallescente nidulantia, macula atro-purpurea tecta, ma- 
juscula, depresso-hemisphaerica, tandem vertice collapsa, papillata, 
fusco-atra, coriacea; ascis clavato-cylindraceis, stipite brevi, octo- 

585—86 
sporis gr zur) sporidüs monostichis, hinc inde distichis, ovoideo- 
9-—-13 
oblongis, medio septatis constrictisque 36: Paraphyses angustae, 


ramulosae. 


An Lonicera Xylosteum bei Eisleben (Kunze). 

Wahrscheinlich wird die Untersuchung eines reichlicheren Ma- 
teriales lehren, dass auch diese von D. brunneola nicht spezifisch 
verschieden sei. Da indessen selten ein und derselbe Pyrenomycet 
stengel- und rindenbewohnend vorkommt, mir bisher auch nur eine 
sehr kleine Probe, nach welcher die voranstehende Beschreibung 
entworfen ist, zur Disposition steht, so habe ich den Pilz einstweilen 
als besondere Art eingeführt. Die Perithecien sind von etwas zar- 
terer Substanz, später zusammenfallend. Mit Amphisphaeria Xylostei 
Ces. et de Not. hat dieser Pilz nichts gemein. 


Didymosphaerea conoidea n. sp. Perithecia sparsa, 
tecta, tandem libera, majuscula, conoidea, basi applanata, vertice 
interdum paulo depressa, ostiolo papillaeformi vel subconico, atra, 
nitida, -coriacea, duriuscula, ascis cylindraceis, stipite brevi, &sporis 
60—70 
a sporidüs monostichis, obovatis medio septatis paulo con- 
6—-9 

6) 


An dürren Stengeln von Salvia glutinosa, Origanum vulgare, 
Urtica dioica, Solidago etc. stels mit Leptosphaeria Dokolum ver- 
mischt, bei Brünn, Voitsberg, Eperies. Sommer. 

Die Perithecien sind jenen von L. Dololum, besönders der 
Form conoidea so ähnlich, dass ich bis jetzt noch nicht angeben 
kann, welche in dem Gemisch der beiden Arten zur einen, welche 
zur anderen gehören. Zuerst sammelte ich sie bei Voitsberg in einer 
kleinen Probe, welche ich unter der Loupe für L. Doliolum hielt. 
Bei mikroskopischer Untersuchung eines Peritheciums liess sich je- 


strictisque pallide olivaceis -. Paraphyses angustae, simplices. 


203 


doch der hier beschriebene Pilz erkennen. In der Voraussetzung, 
dass die übrigen Perithecien gleichartig seien, sammelte ich nun 
grosse Mengen davon. Zu meiner Ueberrasc hung fand ich später bei 
weiteren Untersuc hungen, dass die Hauptmasse L. Doliolum sei, dass 
zwar auf jedem Stengel Didymosphaeria vorkomme, aber sich äus- 
serlich nicht unterschied. Bei der Revision verschiedener Formen von 
L. Doliolum zeigte sich später zufällig oftmals dieselbe Didymo- 
sphaeria auf anderen Substraten. 

Diese lokale Verbrüderung bei grosser: äusserer Aehnlichkeit 
ist allerdings eine eigenthümliche Sache, doch ist ein wirklicher in- 
nerer Zusammenhang dieser beiden sonst sehr verschiedenen Pilze 
durchaus nicht anzunehmen. 

Nach dem Gesagten ist es überflüssig weiter auszuführen, wie 
sich diese Art von der anderen der Gattung unterscheidet. 


Zwei Exkursionen in der Tatra. 
Von Ludwig Richter. 


Wenn auch die Centralkarpaten, deren höchste Erhebung die 
Lomnitzer Spitze, 13880 oder 26325 Meter ist, an Höhe nur den 
89. Rang unter allen Bergen der Erde und den 31. unter denen von 
Europa einnehmen, so dürften doch nur wenige Gebirge selbe an 
Rauheit, wild romantischer Zerklüftung und Steilheit, an Massenhal- 
tigkeit der über einander gelagerten Felsentrümmer erreichen; diese 
übereinander gelagerten Felsen sind es vorzugsweise, welche die 
Ersteigung der verschiedenen Höhen schwierig und oft selbst gefähr- 
lich machen, abgesehen von der Steilheit vieler Klippen, welche sich 
meistens senkrecht und desshalb unersteiglich oft mehrere hundert 
Meter hoch erheben. Gemildert wird die Kahlheit und das Starre die- 
ser ungeheuren Felsentrümmer, recht charakteristisch „Felsenmeere“ 
genannt, durch eine bedeutende Zahl (62) von Seen, welche der Ge- 
birgsschaft den Ausdruck des Belebten wieder geben. 

Anfangs August vorigen Jahres nahm ich für einige Wochen 
meinen Aufenthalt in dem am südlichen Abhange der Tätra 10021 
Meter hoch gelegenen Badeorte Schmecks *), Zipser Comitat, von wo 
aus ich am 8. August einen Ausflug zu den 5 Seen unternahm. 

Der Weg führt von Schmecks aus sanft ansteigend durch Pinus 
Picea L. Wälder, in denen Melampyrum sylvaticum, Vaceinium Myr- 
tillus und Euphrasia officinalis den Boden bedecken, auf das Kolba- 
cher Grätchen, von wo sich eine herrliche Fernsicht in das Kohl- 
bacher Thal und die umliegenden Spitzen und in die Zipser Ebene 
bis zur Kralova Hola darbietet. Von hier führt ein gut erhaltener 


*) Ungarisch Tatra Füred genannt. 


204 


geschlängelter Saumweg in die Tiefe des Kohlbacher Thales zu den 
Wasserfällen der Kohlbach (oder auch Kahlbach genannt), deren 
Wasser sich tosend und nd weithin hörbar, über terrassen- 
förmige Felsenhänge hinabstürzen. Auf diesen Felsen nun begrüssen 
den Wanderer die ersten interessanten Pflanzen, es wachsen da: 
Adenostyles alpina Döll., Saxifraga Aizoon, Chrysanthemum atratum, 
Doronicum austriacum Jacq. und Thymus alpinus Bmg. 

Von hier aus führt der Weg an der linken Seite des Thales 
zur Rainer Hütte, ein etwas primiliver Bau, welcher aber dem Tou- 
risten Schutz gegen etwaige Unwetter bietet. Hier ist zu sammeln: 
Senecio alpinus Koch ß cordifolius Neilr. und Anemone alpina. 

Von der Rainer Hütte weg überschreitet man die Kohlbach und 
beginnt die Ersteigung des „Treppchens,* ein staffelförmiger Abhang, 
der in das kleine Kohlbacher Thal führt. Dieses Thal, dessen rechte 
Seite die Lomnitzer Spitze, die linke die unersteigliche „Treppe,“ den 
Hintergrund „die Seewand“ bildet, ist in botanischer Beziehung sehr 
interessant. 

In diesem Thale liegt der sogenannte Feuerstein, ein Felsen- 
koloss, unter dessen einer vorspringenden Wand diejenigen Touristen, 
welche die Lomnitzer Spitze in zwei Tagen ersteigen wollen, über- 
nachten. Hier traf ich eine Gesellschaft von 8 Herren mit 3 Führern, 
welche noch selben Tages die Lomnitzer Spitze ersteigen wollten, 
unter ihnen einen Herrn, der bei dieser Partie, welche immerhin des zu 
passirenden steilen, mit losem Gerölle bedeckten Abhanges wegen 
zu den schwereren und anstrengenderen gehört, bei welcher gewöhn- 
lich ein Paar feste eisenbeschlagene Bergschuhe in dem scharfkan- 
tigen Granitgerölle draufgehen, — in Commodschuhen, vulgo Pantof- 
feln, einen seidenen Sonnenschirm in den zart behandschuhten Bän- 
den, die Lomnitzer Spitze ersteigen wollte; nun war es aber lächerlich 
genug den wackeren Touristen in seinem Kampfe mit seiner unzweck- 
mässigen Kleidung zu sehen, — bald verlor er den einen, bald den 
anderen Sc huh, bald brach etwas am Sonnenschirm entzwei, bald 
riss etwas am Handsc huh, endlich gerieth gar ein Steinchen in den 
einen Strumpf, kurz Besc hwerden aller Art zwangen ihn schon vor 
der ersten schwierigeren Stelle, — dem Aufstiege, — zur Umkehr, 
bald folgten diesem Herrn noch 2 und dann abermals 2 Herren nach, 
so dass von der ganzen aus 8 Herren bestehenden Gesellschaft nur 
3 die Lomnitz erstiegen. 

Vom Feuerstein an führt der Weg am Bache aufwärts bis zu einer 
etwa 300 Meter hohen, sehr steilen, das kleine Kohlbacher Thal quer 
durchsetzenden Wand. Bis hierher wurde meistens am Rande des 
Baches gesammelt: 

Gentiana punctata, Cochlearia officinalis, Anemone alpina, 
Geum monlanum, Sepervivum montanum, Chrysanthemum rotundi- 
folium WK. et ©. atratum, Campanula alpina, Phleum alpinum, 
Thymus alpinus Bmg., Adenostyles alpina Döll., Solidago Virgaurea 
ß carpatica, Achillea atrata, Homogyne alpina Cass., Ranunculus 
aconilifolius, Lychnis diurna Sibth., Veratrum Lobelianum Bernh., 


205 


Oxyria digyna Camp., Hieracium alpinum, Polygonum Bistorta, Se- 
necio alpinus Koch, ß cordifolius Neilr., Rhinanthus alpinus Baumg,., 
Potentilla aurea, Pedicularis verticillata, Rhodiola rosea am Bache, 
Phyteuma orbicularis und hemisphaericum unmittelbar neben dem 
Feuersteine, Bartsia alpina, Valeriana Tripteris, Primula elatior Jacq., 
Coeloglossum viride Hartm., Gymnadenia albida Rich. unmittelbar 
unter dem Aufstieg auf die Lomnitzer Spitze. 


An jener Querwand, welche man zu ersteigen hat, um zu den 
5 Seen zu gelangen, wurden gesammelt: 


Erigeron alpinus, Polygonum Bistorta, Saxifraga Aizoon, Pri- 
mula elatior Jacq., Sempervivum montanum, Campanula alpina, 
Anemone narcissiflora, Coeloglossum viride Hartm., Gymnadenia 
albida Rich., Chrysanthemum alpinum, Gentiana punctata, Soldanella 
alpina, Homogyna alpina Cass.; hat man diese in zwei Absätzen, aus 
riesigen Felstrümmern und Schutthalden bestehende Wand erstiegen, 
so befindet man sich vor dem ersten der 5 Seen. 


Diese 5 Seen liegen unmittelbar unter der Lomnitzer Spitze und 
zwar der erste und zweite hinter, der dritte und vierte nebeneinan- 
der und hinter diesen erst der fünfte, alle von schroffen, kahlen, 
steil ansteigenden Felswänden, welche an den meisten Stellen uner- 
steiglich sind, begrenzt und stellenweise mit ewigem Schnee bedeckt 
sind. Den fünften See fand ich auch — den 8. August — noch 
grösstentheils mit Eis bedeckt. An der hintersten Wand des 5. Sees 
(Seewand genannt) wurde von Prof. Karl Haussknecht der Ranunculus 
pigmaeus «(siehe d. Z. im XIV. Jahrg.) am Rande des schmelzenden 
Schnees entdeckt. Trotzdem 1874 Herr Karl Kolbenheyer zweimal 
und auch ich dort 7 Stunden lang Fels ab, Fels auf die ganze Ge- 
gend durchstöberte, gelang es weder Herrn Kolbenheyer noch mir 
den vielgesuchten Ranunculus zu finden, so dass Herr Kolbenheyer 
meint, dass der Schnee von jener beschränkten Stelle, wo der 
Ranunculus wächst, gar nicht weggeschmolzen sei und derselbe 
desswegen nicht zur Entwicklung gelangte. Diese Ansicht mag 
wohl auch die richlige sein, wenn diese seltene Pflanze nicht viel- 
leicht ausgestorben oder gar ausgerottet ist, was mir immerhin denk- 
bar erscheint. 


An den Rändern dieser 5 Seen und an der Seewand bei dem 
Suchen nach dem Ranunculus sammelte ich folgende Pflanzen: 


Phleum alpinum, Sesleria coerulea, Soldanella alpina, Arnica 
montana, Veronica alpina, Cochlearia officinalis, Primula minima, 
Sempervivum montanum, Campanula alpina, Senecio carniolicus Wlld., 
Sedum atratum, Gentiana punctata massenhaft, Gentiana frigida 
Haenke, Rhodiola rosea, Viola biflora, Chrysanthemum alpinum. Eri- 
geron alpinus, Sazxifraga carpatica Reichb., Ozxyria digyna Camp., 
Hieracium alpinum, Ranunculus nivalis Jacq., Saxifraga androsacea, 
Bartsia alpina. 


206 


Die Ufer des 5. Sees werden von grossen oft bis 20 Meter 
hohen übereinander gerollten (Granit-) Felsblöcken, von mehr minder 
kubischer Gestalt, gebildet, zwischen diesen Felsen verlieren sich die 
Ufer des Sees, so dass, wenn man das Unglück hat auszugleiten, wie 
ich das Malheur hatte, man nicht nur sich zwischen den Steinen 
zerschlägt, — sondern auch noch in einem etwa + 50 R. hälligen 
Wasser ein unfreiwilliges Bad nimmt. 


Nachdem nun die an seltenen Pflanzen reichen Ufer dieser Seen 
umgangen und durchsucht waren, wurde, eines drohenden Unwelters 
wegen, der Heimweg nach Schmecks im Sturmschritt zurückgelegt, 
und nur noch im Vorbeigehen ein Rasen von Saxifraga muscoides 
Wulf., nahe dem Feuerstein mitgenommen. 


Nachdem die nächsten Tage zum Trocknen meiner Ausbeute 
und zu kleineren Ausflügen verwendet wurden, unternahm ich den 
15. August wieder eine grössere Partie, und zwar galt es diessmal 
den Polnischen Kamm und den Kahlbacher Grat zu ersteigen. Morgens 
5 Uhr ging es zu Pferde durch herrliche Lariz europaea Wälder 
2 Stunden lang, bis in's Völkerthal, wo die Krummholzregion mit 
Anemone alpina, Sempervivum montanum und Solidago Virgaurea 
ß carpatica beginnt, und von wo die Pfer.ie zurückgeschickt wurden. 


(Schluss folgt.) 


——essar a — 


Erwiderung auf die „Bemerkungen“ des Herrn 
Simkovics, 


Es hat mich verwundert, dass Herr Simkovies mit einer Kritik 
über meine ungarisch geschriebene Arbeit in einer in deutscher 
Sprache erscheinenden Zeitschrift hervorgetreten ist. Um vor den 
Lesern derselben nicht in dem nachtheiligen Lichte, in welches mich 
H. Simk. gestellt, zu verbleiben, möge mir eine kurze Erwiderung 
gestaltet sein, wobei ich mich nur auf die Erörterung einiger sach- 
lichen Differenzen beschränken will. Der leidenschaftliche Ton, in dem 
H. Simk., mit dem ich bisher in freundschaftlichen Verhältnissen ge- 
standen, gegen mich ausschlägt, richtet sich selbst. Dies diem docet; 
die Mängel meines Berichtes kenne ich jetzt sehr gut. Die von H. 
Simk. gerügten Fehler und auch manche andere habe ich inzwischen 
selbst erkannt, und theilweise auch H. Simk. brieflich mitgetheilt, 
worauf er mir auch antwortete, und meine Bemerkung auf die Cen- 
taurea maculosa Lam. bei seinen Exsiccata auch verwerlhete. Er hat 
in meinem, aus Berlin am 4. Februar der ungarischen Akademie ein- 
gesandten Manuskripte auf meinen Wunsch einige Einschaltungen 
besorgt, und dabei finden können, dass meine Alsine Villarsiü gleich 


207 


A. Gerardi Willd. ist. Manche der betreffenden Pflanzen habe ich nzwi- 
schen unter den richtigen Namen meinen botanischen Correspondenten 
mitgetheilt. 

Ich gebe zu, dass die Zusammenstellung von den für Ungarn 
resp. Banat als neu sich ergebenden Pflanzen H. Simk. Stoff zu be- 
gründeten Angriffen gegeben hat. Meine beschränkte Zeit gestattete 
mir nicht die in den Zeitschriften zerstreute Literatur erschöpfend 
auszubeuten. Dass ich nicht alle aufgeführten Arten resp. Abarten 
(zusammen nur 34) als durch mich neu entdeckt bezeichnen wollte, 
geht daraus hervor, dass ich bei Alyssum orientale (jetzt mit?) und 
Prangos ferulacea (L.) H. v. Janka als ersten Finder genannt, und 
bei 5 weiteren Arten erwähnt habe, dass sie bereits von einem 
Standorte bekannt waren. Auch ist es unbillig, dass die 7 Arten, 
welche ich als früher zweifelhafte angeführt habe, von H. Simk. zu 
der Zahl der von mir aufgeführten Novitäten hinzugerechnet wurden. 
Diess thut er auch bei den für das Banat zweifelhaften Arten. Ein 
ruhiger Kritiker wird in meinem Berichte auch die Lactuca hispida 
(M. B.) nicht übersehen. 

Zu einzelnen von H. Simk. erwähnten Arten habe ich folgende 
Bemerkungen zu machen: Von Stipa Grafiana Stev. 1843 (St. pul- 
cherrima C. Koch 1848) liest Niemand in meinem Berichte, dass sie 
die gewöhnliche St. pennata L. ist, sondern von dieser eine forma 
robustior — welche sich zu der Stammform etwa so verhält, wie 
Briza elatior Sm. (Budae, sub montis Johannisberg radicibus) zu Br. 
media L, Pinus silvestris L. war für das Banat neu, die strauchige 
Form ist auch für Ungarn bemerkenswerth, und scheint im Orient 
weiter verbreitet zu sein, wurde auch als eigene Art: P. pontica C. 
Koch beschrieben. Herr Simk., mit dem ich die Pflanze ein zweitesmal 
aufgesucht habe, hielt sie für P. Mughus. Meine Inula media ist jeden- 
falls ein aus Ungarn noch nicht bekannter Bastart von /. germanica 
L. und I. squarrosa L., mithin als J. transsilvanica Schur zu be- 
zeichnen. Meine Malcolmia incrassata fand ich nicht auf Düngerhaufen, 
sondern am Schlossberge bei Versetz aber in der Nähe der Wein- 
gärten. Dass H. Simk. die Ononis pseudohircina Schur (nicht hircina 
Schur) ebenfalls in Ungarn aufgefunden habe, dass er Campanula 
carnica Schiede aus Ungarn besitze, war mir bei der Abfassung 
meines Berichtes nicht bekannt. Jasione Jankae Neilr. und J. Held- 
reichii Janka exsicc. Ferulago monticola Auct. hung. et F. silvatica 
Heuff. sind jedenfalls nicht verschieden. Dagegen” meine, nach Dr. 
Sanio dem Alyssum sinuatum L. nahe verwandte Vesicaria micro- 
carpa, die ich nach dem Standorte auf das nicht beschriebene Alys- 
sum edentulum b) strictum Rochel bezog, ist nicht dieselbe Pflanze, 
welche Neilreich nach Janka’s Exsiccata als solche beschrieb = Alys- 
sum edentulum W. Kit.). Meine Poa caesia ist zwar nicht caesia Sm. 
aber auch nicht P. compressa, wie Simk. glauben will, sondern eine 
nicht gewöhnliche Form aus der Verwandtschaft der P. pannonica 
Kerner und wir d, wie ich jetzt glaube, entweder ein schöner Fund 
für Ungarn oder vielleicht eine neue Art sein. Meinen Juncus alpinus 


208 


bezeichne ich vorläufig als J. lamprocarpus b) subalpinus mihi (vix 
alpigenus Schur), und sehe ich hier etwa jenes Verhältniss, gleich 
dem zwischen J. Rochelianus R. Sch. et J. silvaticus Reich. Meine 
Luzula alpina und Silene densiflora (stimmt mit dem Originalexemplar 
genau überein) und ist richtig bestimmt. Meine Viola rothomagensis 
(V. heterophilla Hazsl., V. banatica Simk. brief. Mittheil.) ist auch 
nicht die gewöhnliche V. declinata W. Kit., sondern V. declinata b) 
montana Schur. H. Simk. irrt, wenn er meine Medicago glomerata 
mit M. glomerata Kit. Add. identificirt. Kitaibel vergleicht seine M. 
glomerata mit M. prostrata Jacg., womit M. glomerata Balb. nichts 
zu thun hat. 

Es ist gewiss, dass ich gegenüber den reichen Erfahrungen und 
der freundschaltlichen Belehrung des Herrn v. Janka, ebenso wie den 
Herren Professoren Kerner, Hazslinszky und Hausslinecht, den Doctoren 
Sanio et M. Kuhn, zu herzlichem Danke verpflichtet bin, auch kann 
man den Namen des H. v. Janka in meinem Berichte p. 221, 222, 
238, 249, 251, 252 wiederholt finden, aber mein Verhältniss zu H. 
Simk. ist ein anderes, auf Gegenseitigkeit beruhendes. Wir arbeiteten 
im Universitätsherbar in demselben Zimmer, und besuchte er mich 
nicht nur einmal in meiner Wohnung, um etwas nachzusehen, wir 
machten vielfach Exkursionen mit einander und besuchten mitunter 
dieselben Gegenden getrennt von einander. Da konnte es nicht fehlen, 
dass wir unsere Erfahrungen und unsere Zweifel uns gegenseitig 
mittheillen, und haben wir damals gegen einander nicht ängstlich auf 
die Wahrung unseres gegenseitigen Eigenthums geachtet. Wenn es 
nun allerdings ein Unrecht von mir war, das Verbascum glabratum 
Friv. zu erwähnen, ohne zu bemerken, dass H. Simk. diesen Namen 
ermittelt hat (die Bestimmung als V. Hornemanni rührt von mir her, 
und ich habe die Pflanze ein Jahr früher gesammelt), so hat auch H. 
Simk. auf „diesen verbotenen Wegen Verdienst gesucht.“ Bei Harsäny 
habe ich Ruscus Hypoglossum L. gefunden, ebenso habe ich Allium 
carinatum L., welches H. Simk. nur in nicht blühendem Zustande 
(ohne mein Vorwissen) fand, zuerst blühend gesammelt und ihm als 
neu für das Komit. Pest mitgetheilt. Beide nimmt er in seinen Bericht 
auf, ohne mich dabei zu erwähnen. 

Berlin, 17. April 1875. 

v. Borbäs. 


Correspondenz. 


Pola, am 24. April 1875. 


Bei dem Interesse, welches den Akklimatisirungsversuchen der 
Eucalyptus-Arten entgegengebracht wird, mag es gerechtfertigt sein 
darüber zu berichten, wie die Pflanzen, welcher Dr. Wawra in Nr. 1 
dieser Zeitschrift gedacht hat, den heurigen, bekanntlich sehr strengen 
Winter durchgemacht haben. Diejenigen Bäumchen, welche an sonni- 


209 


gen und trockenen Plätzen, z. B. vor dem Marinekasino und dem 
Stadiparke gepflanzt sind, haben die zahlreichen Früste des vergan- 
genen Winters gut überstanden, obgleich einige Orangenbäume, wel- 
che in einem Garten im Freien überwintern sollten, erfroren sind. 
Diess wäre also ein nicht ungünsliges Zeichen für die Möglichkeit 
Eucalyptus-Arten selbst im südlichen Istrien fortzubringen, wenn man 
nämlich trockene Oertllichkeiten für diese Versuche auswählt. Allein 
an den nassen Orten sind die Versuche auch heuer missrathen, denn 
die Büäumchen im Kaiserwalde zeigen schon von Ferne, dass sie der 
Frost total zu Grunde gerichtet hat. Damit sinken aber die Aussichten 
dafür, Eucalyptus in den Narenta-Sümpfen fortzubringen. Freyn. 


Linz, am 27. April 1875. 
Herr Dr. J. S. Pötsch, welcher eingetretener Familienverhältnisse 
wegen seine Stellung als Stifts- und Convictsarzt in Kremsmünster 
aufgegeben hat, und nach Randegg in Niederösterreich übersiedelt 
ist, erhielt vor Kurzem das Diplom eines correspondirenden Mitgliedes 
der königl. botanischen Gesellschaft „Flora* in Regensburg. 
Dr. Karl Schiedermayr. 


Triest, den 20. Mai 1875. 


Nach einem überaus strengen Winter brauchten auch die Früh- 
lingskinder lange zu ihrem Erwachen, so dass am ersten Mai unsere 
Gegend dasselbe Aussehen darbot, wie sonst in der ersten Hälfte 
Aprils. Nicht alle Pflanzen jedoch hatten gleichviel durch die Kälte 
gelitten. Am meisten zurück sind die in Alleen und Gärten ange- 
pflanzten exotischen Bäume, wie Broussonetia, Ailanthus, Robinia 
etc. Yon unseren Waldbäumen blieben die auf Kalk wachsenden in 
der Entwicklung hinter denen, die auf Sandstein vorkommen. Am 
wenigsten schienen die mit Zwiebeln oder dicken, perennirenden 
Rhizomen versehenen Pflanzen den Frost empfunden zu haben, so dass 
Fritillaria, Narcissus, Asphodelus, Muscari, Paeonia etc. nur sehr 
geringe Verspätung zeigten. Gegenwärtig ist jedoch das Verlorene 
eingeholt und die Vegetation hat dasselbe prunkvolle Kleid, das unsere 
düsteren Karsteinöden auf ein paar Monate in einen wahren botanischen 
Garten umwandeln, angelegt. Vorige Woche habe ich mit Herrn Hof- 
rath Tommasini eine Exkursion nach Friaul unternommen, die uns 
manches Schöne lieferte. Obwohl der erste Theil unserer Exkursion 
mehr zoologischen Zwecken galt, um nämlich die Brunnen zu unter- 
suchen, in denen der Proteus anguineus gefunden wurde (von wel- 
chem wir so glücklich waren, drei Exemplare heimzubringen), so 
versäumten wir doch nicht, in Monfalcone die in der grössten Pracht 
ihrer Blüthe dastehende Medicago marina, sowie im Parke zu Sagrado 
Verbascum phoeniceum, Arum italicum, Ornithogalum collinum, 
Anthyllis Dillenü etc. zu sammeln. Ueber Gradiska fuhren wir durch 
die smaragdgrüne Friauler Ebene nach Codroipo. Zwischen diesem 
Orte und Palma entspringt reihenweise auf den Wiesen eine Menge 
von Quellen, die so stark sind, dass sie gleich nach ihrem Entstehen 


210 


Mühlen zu treiben vermögen und überdiess sämmtliche Wiesen ver- 
sumpfen. Aber welche Fülle von Pflanzen in diesen Sümpfen! In 
tausend und abermaltausend Exemplaren stehen da im bunten Durch- 
einander: Brassica palustris, Armeria elongata, Senecio Doria, Cre- 
pis incarnata, Orchis ustulata und Morio, Platanthera chlorantha, 
Polygala comosa, Scorzonera humilis, Pinguicula alpina, Primula 
farinosa, Globularia cordifolia var., Carex flava, Schoenus nigricans 
etc. Für Brassica palustris, einer von Pirona entdeckten Pflanze, die 
jedoch grosse Aehnlichkeit mit der B. elongata W. K. hat, ist dies 
der einzige Standort. Von Anagallis tenella, die in den Sümpfen von 
Virco angegeben ist, konnten wir diesmal leider keine Spur finden. 
C. Marchesetti. 


Breslau, 23. April 1875. 

Sollte Jemand im Laufe des Sommers Gelegenheit haben, das 
Taraxacum leptocephalum Rehb. zu sammeln, so möchte ich den- 
selben freundlichst ersuchen, eine Partie getrockneter Exemplare, 
sowohl blühende als mit Frucht, für mich auflegen zu wollen. Ich bin 
gern bereit, mich anderweitig zu revangiren, denn es ist mir viel 
daran gelegen, die Variationsfähigkeit dieser von mir für eine gute 
Art gehaltene Pflanze, zumal in Bezug auf die Blattform, genauer 
kennen zu lernen, und mein eigenes Material reicht zu diesem Zwecke 
nicht aus. Auch wären mir Nachrichten über das Vorkommen dieses 
Taraxacum in Südrussland resp. im Orient sehr willkommen; mir ist 
bisher nichts darüber bekannt geworden, aber ich vermuthe stark, 
dass es wenigstens in den nordpontischen Provinzen nicht fehlen wird, 
zumal die anderen Halophyten der pannonisch-österreichischen Flora 
wohl sonst so ziemlich sämmtlich in jenem Gebiete wieder auftreten. 
Die Angabe von Marschall-Biebestein, dass sein Krimscher auf Salz- 
boden vorkommender Leontodon lividus im August und September 
blühe und namentlich das, was der genannte Autor über eine Varie- 
tät desselben mit buchtig-schrotsägeförmigen Blättern, die er eben- 
falls im Herbste am Dniepr und in der Krim beobachtet hat, im 
Supplementbande seiner Flora taurico-caucasica sagt, stehen mögli- 
cherweise in einigem Bezug auf das T. leptocephalum, welches aesti- 
val ist, nicht vernal wie T. palustre DC., zu welchem Ledebour den 
L. lividus M.B. sammt der Varietät bringt. Auch Steven (Verz. der 
auf der taur. Halbinsel wildwachsenden Pflanzen 1856) zieht M. B.'s 
L. lividus zu T. palustre, allein die Varietät dürfte nach ihm viel- 
leicht mit dem mir unbekannten T. hybernum Steven zusammenfallen, 
welches nach der Beschreibung schwerlich mit T. leptocephalum iden- 
tisch ist. — Das T. leptocephalum Rehb. (Leontodon parviflorus Tausch) 
ist von Siebenbürgen durch Ungarn, Niederösterreich, Mähren bis an 
den Fuss des böhmischen Erzgebirges verbreitet, aber nur sehr spo- 
radisch und nur in einzelnen Gegenden häufiger, in Oberösterreich, wo 
es Britlinger ohne weitere Standortsbezeichnung angibt, kommt es 
wohl nicht mehr vor, ebensowenig wie in ganz SW. Deutschland. 
Um so überraschender ist daher jedesfalls die Entdeckung dieser 


211 


Art im südlichen Theile des centralfranzösischen Hochplateaus, in der 
Auvergne, denn das erst im Jahre 1874 im Bulletin der französischen 
botanischen Gesellschaft als neu aufgestellte T. salsugineum Lambotte 
ist, wie ich aus der sehr guten Beschreibung des Autors alsbald ver- 
muthete und wie nachträglich von diesem selbst mitgetheilte Exem- 
plare es bestätigt haben, eben dieselbe Pflanze, wie unser T. lepto- 
cephalum. Uechtritz. 


Dresden, am 22. Mai 1875. 


Mit unermüdetem Fleisse bin ich in meiner so ungemein schwie- 
rigen Scleranihus-Arbeit so weit gekommen, dass ich nun wenigstens 
die Eintheilung der Gruppen übersehen kann. Wenn auch die Anzahl 
derjenigen, welche ihre Aufmerksamkeit der höchst interessanten 
Scleranthus-Gattung energisch und bleibend zugewendet haben, aus 
der Menge eine sehr kleine geworden ist, so dürfen wir doch hoffen, 
dass die Theilnahme wieder erwachen und sich mehr verbreiten wird, 
sobald man in den Stand gesetzt sein wird, durch Originale und 
Andeutungen die Arten zu unterscheiden. Deshalb folge ich dem 
Ratlıe meines geehrten Herrn Kollegen Zetterstedt und habe zu diesem 
Zwecke einen jungen Mann acquirirt, der ganz dazu geeignet ist, 
Scleranthus-Sammlungen in Decaden billig zu verbreiten. Was meine 
Arbeit anbetrifft, so wird man erstaunen zu sehen, wie wichtig die 
Beziehungen derselben sind auf unsere Er fahrungen über Artbildung 
und über das zur Unterscheidung der Formen notwendige botanische 
Sehen. Nächstens mehr. L. Reichenbach. 


— essos— — 


Literaturberichte. 


Botanischer Jahresbericht. Systematisch geordnetes Repertorium der bota- 
nischen Literatur aller Länder. Von Dr. L. Just. Berlin 1875. Verlag von 
Gebr. Borntraeger. 1. Jahrg. (1873). 2. Halbb. Seite 321—744. 


Ueber den 1. Band, der zu Ende des v. J. erschien, wurde be- 
reits im Februarhefte berichtet; der 2. Halbband enthält ausser einem 
ausführlichen Inhaltsverzeichnisse die Fortsetzung der Referate über 
chemische Physiologie. Weitere Referate finden sich vor: über Be- 
fruchtungs- und Aussäungseinrichtungen und Verbreitungsmittel, von 
H. Müller-Lippstadt; über Hybridität, von W. 0. Focke; über Ent- 
stehung der Arten, von demselben; über systematische Monographien 
und aussereuropäische Floren, von Engler; über Phytopaläontologie, 
von H. Th. Geyler; über pharmazeutische Botanik, von Flückiger; 
über technische Botanik, von A. Vogl; über forstwirthschaftliche Bo- 
tanik, von R. Hartig; über Pflanzenkrankheiten, von P. Sorauer; über 
holländische Literatur, von H. de Vries; über italienische Literatur, von 
E. Levier; überrussischeLiteratur, von Batalin; überungarischeLiteratur, 
von Kanitz; endlich über Systematik der Phanerogamen und Pflanzen- 
geographie, von P. Ascherson. Ein Autoren-Register und ein solches 


212 


der Pflanzennamen schliessen dieses vortreffliche splendid ausgestattete 
Werk, welchem eine genügende Anzahl von Abnehmern dringend zu 
wünschen wäre, damit sein Forterscheinen für die Zukunft gesi- 
chert bliebe. 


Das königliche Bad Teinach im württembergischen Schwarzwalde. Von 
Dr. W. Wurm. Stuttgart 1875. Verlag von C. Hoffmann. 4. Aufl. 128 Seiten 
mit % Ansichten und 1 Karte. 

Den vielen Botanikern, welche alljährlich den Schwarzwald be- 
suchen, wird das Büchlein manchen Nutzen gewähren. Sie finden in 
demselben genügende Angaben über die örtlichen Verhältnisse, um 
darnach ihre Ausflüge regeln zu können, wobei ihnen die in Farben- 
druck vorzüglich ausgeführte Karte jede Nachfrage oder Führerschaft 
entbehrlich machen lässt. 


esse -a— 


Personalnotizen. 


— Wenzel Johann Sekera, einer der ältesten und thätig- 
sten Botaniker Böhmens, ist am 21. April in Folge eines Herzleidens, 
zu Münchengrätz gestorben. 


Botanischer Tauschverein in Wien. 


Sendungen sind eingetroffen: Von Herrn Oborny mit Pflanzen 
aus Mähren. — Von Herrn Hibsch mit Pflanzen aus Niederösterreich 
und Böhmen. 

Sendungen sind abgegangen an die Herren: Flether, Dufft, 
Krenberger, Forslinger. 

Aus Schlesien: Achyrophorus maculatus, Allium arenarium, 
Aster salicifolius, Campanula barbata, Carex Pseudocyperus, Üe- 
phalanthera rubra, Chaerophyllum aromaticum, Larix decidua, 
Nymphaea semiaperta, Orchis maculata, Ranunculus aquatilis, Ribes 
rubrum v. silvestris, Spergula pentandra, Tilia platyphyllos, Viola 
Riviniana u. a. eing. von Plosel. 

Aus Mähren: Althaea pallida, Echium rubrum, Hesperis tri- 
stis, Iris variegata, Papaver Argemone u. a. eing. von Oborny. 

Aus Niederösterreich: Salix babylonica mas.! — Aus Böh- 
men: Camelina dentata, eing. von Hibsch. 


Öbige Pflanzen können im Tausche oder käuflich die Centurie 
zu 6 fl. (12 R. Mark) abgegeben werden. 


Redakteur und Herausgeber Dr. Alexander Skofitz. — Verlag von ©. Gerold’s Sohn. 
Druck und Papier der ©, Weberreuter'schen Buchdruckerei (M. Salzer). 


Desterreichische 


Botanische Zeitschrift, 


Gemeinnütziges Organ 


für 
Die österreichische Exemplare 
botanische Zeitschrift en - die frei durch die Post be- 
erscheint Botanik und Botaniker, zogen werden sollen, sind 
re Ersten jeden ee blos bei der Reduktion 
an pränumerirt auf selbe a - N (V. Bez., Schlossgasse Nr. 15 
ae Gärtner, Oekonomen, Forstmänner, Aerzte, Ar einumarnen 
ne Kur) 1 i Im Wege des 
ganzjährig, oder mit 7 / Buchhandels übernimmt 
an. ö.w. (S R. Mark.) Apotheker und Techniker. Pränumeration 
halbjährig. €. &erold’s Sohn 
Inserate in Wien, 
die ganze Petitzeile N: 7 so wie alle übrigen 
15 kr. öst. W, = ° Buchhandlungen. 
XXV. Jahrgang. WIEN. Juli 1875. 
INHALT: Verbascum Haynaldianum. Von Dr. Borbas. — Hieraeium daeieum. Von Uechtritz 
— Phänologische Erscheinungen. Von Staub. — Vegetations-Verhältnisse. Von Dr. Kerner. — Ve- 
getation Ecuadors. Von Diehtl. — Mykologisches. Von Schulzer. Plantae ab Hildebrandt coll. 
Von Vatke. — Exkursionen in die Tatra. Von Richter. — Flora von Pola. Von Neugebauer. — 
Correspondenz. Von Keller, Janka. — Personalnotizen. — Vereine, Anstalten, Unternehmungen. — 
Botanischer Tauschverein. — Inserate. 
— m _ 7 


Verbascum Haynaldianıım n. hybr. 
(V. glabratum ><phoeniceum.) 


Auctore Vince. de Borbas. 


Perenne, caule 2—3 pedali, inferne piloso, superne glaber- 
rimo, nilido, vimineo-paniculato; foliis inferioribus petiolatis, e basi 
cordala ovato-oblongis, subtus sparse pilosis (nec ut in V. gla- 
brato cano-tomenlosis), supra glaberrimis nilidis, grosse crenalis, 
superioribus ovatis, dentalis, summisque minoribus glaberrimis; ra- 
mis angulatis, interrupte floridis; floribus solitariis, frequentius 
geminis (nunquam ut in V. glabrato fasciculatis), bracteis (ut ls 
V. phoenicei) lanceolatis floribusque glaberrimis, pedicello 
duplo brevioribus vel nondum florentem aequanlibus; pe- 
talis sordidis lacinias calycis Gis-V. phoenicei similes) lineari- 
oblongas ter superantibus; antheris reniformibus, filamentis pur- 
pureo-lanatis, capsula ? 

Detexi plantam inter parentes sub montis Allion radicibus infra 
Orsova Banatus d. 30. Maji 1874 et dicavi in honorem viri excellen- 
tissimi archiepiscopi Dr. L. de Haynald, de re herbaria optime 
meriti. 

Oesterr. botan. Zeitschrift. 7. Heft. 1875 17 


Habitu et glabritie absoluta partium caulis superiorum florum- 
que convenit quidem V. Haynaldianum m. cum V. glabrato Friv. 
(V. leiostachyo Gris. test. ipso aucl.), stirps tamen Frivaldszkyana a 
mea foliis inferioribus subtus cano-tomentosis, bracteis, 
petiolisque duplo brevioribus, floribus fasciculatis, pe- 
talis flavis lacinias calycis quinquies superantibus facile 
distinguitur. Verbascum phoeniceum L. aeque ac Verb. rubiginosum 
W. Kit, quibuscum V. Haynaldianum m. longitudine bractearum ac 
petiolorum et forma calyeis laciniarum bene congruit, habitu alieno, 
glandulis et pubescentia praecipue colore petalorum majorum a 
mea stirpe diversa. 

ehr 


Hieracium dacicum n. sp. 
Auctore R. de Uechtritz. 


Accipitrinum, e sectione H. prenanthoidis. Subaphyllopo- 
dum, pallide glaucovirens. Rhizoma mediocre, descendens, lortuo- 
sum, fibros validos copiosos emittens. Caulis multifolius, obsolete 
fistulosus, leviter striatus, pilosus, versus basin sordide purpurascentem 
albo-birsutus, apice glabralus, depauperato-corymbosus. Folia nume- 
rosa, (7—9), sensim deerescentia, remote denticulata, supra glabra, 
subtus pallidiora, nervis laxe anastomosanlibus, una cum margine albo- 
pilosa, praeserlim in nervo mediano; heteromorpha, inferiora petiolala, 
molliora; basilaria sub anthesin emarcida, late lanceolata, apiculata, 
sensim in peliolum leviter alatum angustata; caulina rigidiora, infima 
illis similia, sed eximie acuminata alque latius petiolata, petiolis basi 
haud auriculatis, media anguste lanceolata vel oblonge lanceolata 
basi lata rotundata aut truncata amplexicaulia vel subamplexicaulia, 
summa minora, magis inter se remota, ovato lanceolata subintegra, 
glabrata aut margine parce tantum pilosa. Inflorescentia conferto- 
corymhosa, oligo- (3—7) cephala, rarius depauperato-paniculata, ramis 
brevibus strictis diseretis folio subjecto vulgo longioribus. Pedun- 
ceuli abbreviati, apice versus anthesin subcernui, saepe bracteolati, 
primo inluitu glabri, sed sub lente parce canofloccosi, pilis longiori- 
bus prorsus destituti, eglandulosi. Involucra mediocria, primo eylin- 
drica, demum basi truncata, basi nigricantia, parce minuteque glan- 
dulifera, pilis longioribus albis eglandulosis raro immixlis, ceierum 
glahrata, squamis latis obtusissimis apice barbato-ciliolatis, extimis 
minoribus paueis modo adpressis, modo laxe patulis, exinde involu- 
crum saepe calyculatum evadit, exterioribus nigricantibus, interioribus 
glabratis margine lato pallidiore, intimis pallide virentibus linea media 
nigra lantum notatis. Ligulae luteae, apice denlibus brevibus in- 
crassatis obtusis parce et irregulariter ciliolatis. Stylus fuligineo- 
nigricans. Achaenia demum pallide brunnea, pappo sordido, basi 
rufescente. 


215 


Habitat in rupestribus Zanoguca alpium Retyezät Trans- 
silvaniae (alt. 6000 ped.), ubi medio Augusto a. 1874 invenit cl. 
Dr. V. Borbas. 


Caulis 0'3—0’4 m. altus, folia caulina inferiora 0'08—0'1 m. 
longa, 0-012—0'15 m. lata. Pili caulis albi, basi minute bulbosi, bul- 
bis exsertis luteolis; fragiles, facile detergendi, quare interdum caulis 
demum pseudoglabratus, at simul ob pilorum bulbos persistentes gra- 
nulato-scaber. — Species vix cum ulla descriptarum e grege Pre- 
nanthoideorum conferenda et media fere inter Prenanthoidea legitima, 
quibus habitu et crescendi modo omnino accedit et inter species Pul- 
monareorum ex affinitate H. silesiaci Krause (sectio Cernua m.), qui- 
bus colore herbae, calathidiis virgineis subcernuis, inflorescentia etc. 
alfinis est. Recedit ab H. silesiaco, quocum praelerea involucri colore, 
squamis valde. obtusis alque achaeniorum colore convenit, defectu ro- 
sulae perfectae basilari tempore florendi, caule strictiore, non flexuoso, 
magis folioso, apice cum pedunculis pilis longioribus prorsus desti- 
tutis, foliis evidentius heteromorphis, subtusmanifeste anastomosanti- 
nervosis, caulinis majoribus basi haud angustata amplexicaulibus nee 
sessilibus, involucris brevioribus minus cylindrieis, paullo magis pilosis 
(in H. silesiaco pili longiores albi fere omnino desunt.) — H. silesia- 
cum Kr. ut Cernua reliqua, exempligratia Hier. Schultzianum Vis. 
et Pan. (ex parte) = H. cernuum Friv. (nec Fries), H. porphyriti- 
cum Kerner, H. Borbasii m. (species nova mox describenda), est Pul- 
monareum verum, phyllopodum, dum H. dacium inter Accipitrina 
collocandum vulgoque gemmiferum aphyllopodum est, foliis basilaribus 
versus anthesin omnino emarcidis; attamen pro more nonnullarum 
aliarum ex H. prenanthoidis affinitate specierum v. c. H. riphaei m. 
interdum hypophyllopodum, rosulas foliorum illis H. bohemici ceterum 
prorsus diversissimi haud dissimilium discretas coaetaneas explicans. 
Innovationi igilur nimis magnum sane tribuit momentum cl. Fries in 
discernendis sectionibus hujus generis; exstant enim revera haud 
paucae species hac ratione ambiguae vel variabiles (praeserlim Sa- 
baudis Umbellatisque exceptis inter Accipitrina) mox gemmis clausis, 
mox rosulis praemature explicatis perhiemantes. Accuratius atque effu- 
sius de his rebus tractavit cl. Naegeli (Ueber die Innovation bei den 
Hieracien und ihre systematische Bedeutung in Sitzungsber. der k. 
bair. Akademie der Wissenschaften in München 1866), cujus obser- 
vationes ingeniosae nec minus judicia in plerisque certe comprobanda 
magni pretii sunt. 


Vratislaviae, Aprili 1875. 


14” 


216 


Zwei phänologische Erscheinungen. 
Von M. Staub. 


I. 
Die Blüthezeit der rothen Heidelbeere ( Vaecinium Vitis idaea L.). 


Von dieser weit verbreiteten Pflanze schreibt W. 0. Focke im 
vierten Hefte des dritten Bandes der Abhandlungen des naturw. Vereines 
zu Bremen, dass sie wenigstens im ganzen Nordwesten Deutschlands 
jährlich zweimal blühe und ebenso oft reife Früchte bringe und 
glaubt, dass diese Erscheinung auch in anderen Theilen Deutschlands 
zu beobachten wäre. Die erste Ernte geschieht Ende Juli und im 
August; die zweite Anfangs November; ebenso scharf seien die beiden 
Blüthenzeiten von einander getrennt; die erste fällt in den Mai, die zweite 
in die ersten Tage Augusts. Focke erwähnt auch bei dieser Gelegen- 
heit, dass diess die einzige deutsche Pflanze sei, die ein so eigen- 
thümliches Verhalten zeige. Focke hat bisher in der botan. Literatur 
vergebens nach den Grenzen des zweimaligen Blühens gesucht; selbst 
im südlichen Schweden blüht sie nur einmal; ihre reifen Früchte 
werden dort im September gesammelt; warum auch Focke mıt Recht 
glaubt, dass zwischen der deutschen und schwedischen Pflanze ein 
gewisser Racenunterschied bestehen könnte, nachdem es nicht mög- 
lich ist, mit Hilfe der klimatischen Verhältnisse allein, diese Erschei- 
nung zu erklären. Selbst in Dänemark blüht die Heidelbeere nur 
einmal und setzt Lange in seinem „Haandbog i den Danske Flora* 
ihre Blüthezeit auf den Juni, Juli, also gerade in jene Periode, welche 
nach Focke in dem obenerwähnten Theile Deutschlands zwischen die 
erste und zweite Blüthezeit fällt. Aehnliche Daten fand Focke in den 
englischen Floren und er wirft folgende Fragen auf: Wo ist die 
Grenze des zweimaligen Blühens? Gibt es Gegenden, wo diese Pflanze 
zweimal blüht, aber in gewöhnlichen Jahren nur einmal reife Früchte 
gibt? Wie würde sich die schwedische Pflanze verhalten, wenn sie 
nach Deutschland verpflanzt würde? Wie verhält sich diese Pflanze 
in Amerika unter verschiedenen Breiten ? 

Nach dem Verhalten dieser Pflanze im östlichen Europa forschte 
auch ich nach. Es scheint, dass man das Verhalten dieser Pflanze 
selbst in dem uns benachbarten Oesterreich nicht genau kennt. Neil- 
reich gibt in seiner Flora von Niederösterreich die Blüthezeit von Mai 
bis Juli an; Fritsch setzt im normalen Blüthenkalender von Oester- 
reich-Ungarn reduzirt auf Wien den Beginn der Blüthe auf den 10. Mai, 
einer zweilmaligen Blüthe geschieht nirgends eine Erwähnung. In den 
von mir zusammengestellten 20jährigen phänologischen Beobachtungen in 
Ungarn und seiner Kronländer finde ich, dass diese Pflanze nur an 
5 Orten beobachtet wurde, u. zw. zu Rosenau (1869), wo die Pflanze 
am 6. Mai zu blühen begann; die erste reife Frucht wurde 1866 am 
14. August beobachtet; in Leutschau fällt nach 3jährigen Beobach- 
lungen (1858—1860) die erste Blüthe auf den 29., 14. und 18.Mai; 


217 


in Oberschützen nach einer Beobachtung (1860) auf den 1. Mai, in 
Felka (1863) auf den 28. Mai; in Neusohl nach 3jährigen Beobac h- 
tungen (1855 — 1857) auf den 27., 25. und 17. Juni; die Fruchtreife 
nach einer Beobachtung (1855) auf den 25. August. Neusohl liegt 
von Ferro unter dem 42° 13° östlicher Länge und 47° 7° nördl. Breite 
in einer Meereshöhe von 348'42 Meter; das jährliche Temperatur- 
mittel beträgt 6% C. und in Berücksichtigung der oben mitgetheilten 
Beobachtung, derzufolge in Dänemark die Blüthezeit der rothen Hei- 
delbeere auf den Juni, Juli fällt, scheint es, dass diese Pflanze in 
einem gewissen Theile Dänemarks und Neusohl zu gleicher Zeit blüht. 
Es ist für den beobachtenden Phänologen von grossem Interesse, wenn 
Focke’s Fragen beantwortet werden. 


I. 
Ueber das unregelmässige Blühen einiger Pflanzen. 


Im Monate Juni des verflossenen Jahres 1874 habe ich am rechten 
Donauufer Budapesis, wo ich seit 4 Jahren phänologische Beobach- 
tungen mache, eine eigenthümliche Erscheinung beobachtet. Es sei 
mir "jedoch erlaubt, früher kurz den Witterungsverlauf der ersten 
Monate des benannten Jahres zu schildern. Das Temperaturmittel des 
Jänner betrug —1:50 C., aber erst in den letzten Tagen fiel und zwar 
in diesem Winter der erste Schnee; dem folgte bald reichlicher Regen, 
so dass die Menge des Niederse hlages in «den drei ersten Monaten 
des Jahres 71”” betr ug. Der Monat März zeichnete sich besonders 
durch seine wechselnden Temperaturschwankungen aus; dreimal sank 
das Quecksilber unter —0° und eben so oft hob es sich wieder, bis 
es endlich seinen Stand über 0° behielt. Die Vegetation verspätele 
sieh in diesem Monate im Vergleiche mit 1873 um 3 Wochen. Mit 
Anfang April stieg die Temperatur bedeutend, aber gering war die 
Menge des Niederschlages, nur 21””. Die Vegetation entwickelte sich 
um 10'7 Tage später, als im April des Jahres 1873; in der Nacht 
vom 28.—29. trat Frost ein, der in der Pflanzenwelt empfindlichen 
Schaden verursachte; ja der Mai brachte einen neuen Winter. Den 
10. dieses Monats begann es zu regnen (die gesammte Menge des 
Niederschlages in diesem Monate betrug 54'0””), das Thermometer 
sank immer mehr, so dass es in der Nacht vom 18.—19. auf den 
Bergen schneite und fror. Die Vegetation entwickelte sich um 64 
Tage später als im Mai des Jahres 1873; dagegen war der Juni 
entschieden günstiger. Regen und Sonnenschein wechselten regel- 
mässig ab. 

Im Folgenden theilen wir die Blüthezeit jener Pflanzen mit, die 
in diesem Monate beider Jahre beobachtet wurden. 


18574 1873 
Calamintha Acinos. . . . . 27. Juni, 28. Mai, 
Carduus Acanthoides . . . . 24. „ IA, 5 
Centaurea scabiosa . ». 10. „ 4. Juni, 
Dianthus plumarius .. ..24 „ Bern, 


Doryenium pentaphyllum . . 3. „ 16. > 


1874 1873 
BHypericum perforatum . . . 20. Juni, 16. Juni 
Linaria genistifofia . . ..?%4. „ 4. 
Ligustrum‘ vulgare . . . 206), 2 
Melilotus officeinalis. .... 983 „ Az 
Melampyrum arvense . . . . 24. „ NG 
Potentilla argentea . : b:Nk, 31. Mai, 
Sedumacren it". Min: I, 4. Juni, 
Rliasparcifonah wa 2a „term, BR ENT 
Ürkiea tdioiea. INA. 220 IBrr.% 
Kilistorniferdk Dr AB RT 1 


Xeranthemum annuum . . 24. „ 2BARR, 

Aus der Vergleichung dieser Zahlen sehen wir, wie auffallend 
der Unterschied bei jenen Pflanzen hinsichtlich der Blüthezeit ist, 
obwohl sie beinahe ohne Ausnahme in beiden Jahren an denselben 
Standorten beobachtet wurden. Während bei mehreren der Unterschied 
zwischen 4—8 Tagen schwankt, finden wir bei Mellotus offieinalis 
und Sedum acre, dass sie einen Tag früher blüheten, als 1873, aber 
am anffallendsten ist dieses Verhalten bei folgenden: Calamintha Acinos, 
w@che um 30, Carduus acanthoides, welche um 41, Linaria ge- 
nistifolia, welche um 20 Tage später blüheten, Doryenium penta- 
phyllum dagegen um 13 Tage früher als 1873. Für den Augenblick war 
ich bei der Konstatirung dieser Thatsache geneigt, sie meinerseits 
einer verfehlten Beobachtung zuzuschreiben, aber bei zwei in unserem 
Gebiete so sehr verbreiteten Arten, wie Carduus acanthoides und 
Linaria genistifolia ist wohl ein Fehler so leicht nicht vorauszusetzen, 
umsoweniger dann, wenn man eben speziell solcher Beobachtungen 
wegen den Ausflug unternimmt. 

Wie gross war nun meine Ueberraschung, als ich einige Zeit 
nachher von Herrn L. Simkovits, Assistent am botan. Garten, erfuhr, 
dass er an den Pflanzen im bot. Garten bemerkte, dass einige viel 
früher, andere wieder viel später blüheten als 1873. Dieser Umstand 
bewog mich vorzüglich zur Publikation meiner Beobachtung. Wo 
sollen wir nun die Ursache dieser Erscheinung suchen? Die Tempe- 
ratur des 5873er Mai zeichnete sich besonders dadurch aus, dass 
sie sich nicht sehr veränderte, sie schritt heinahe ohne Unterbrechung 
vor bis zum 18, sank dann ein wenig, aber ihr Mittel blieb immer 
über 8°, ungeachtet des häufigen Regens; Aehnliches weist der Monat 
Juni auf, dessen Temperaturmittel 18°70 betrug. Im Mai 1874 erhob 
sich die Temperatur in der ersten Hälfte des Monates von 5'90 auf 
179%, sank aber rasch auf 5°50 herab und erhob sich dann wieder 
so sehr, dass sie aı 8. Juni 25'20 betrug, sank aber rasch wieder 
auf 8° und erreichte erst am 15. Juni wieder 17°40 und am folgenden 
Tage 241°. Während dieser Zeit war der Niederschlag sehr gering. 
Es drängen sich hier folgende Fragen auf: Geschieht die konstante 
Entwicklung der Pflanze nur innerhalb der Grenzen des Wärmebe- 
dürfnisses der Art? oder: Ist es ein gewisser Grad der Temperatur 
in Verbindung von Niederschlägen, welche jenen nicht auffallend mo- 


219 


difiziren? oder: Bezweckt die regelmässige Entwicklung das konstante 
Fortschreiten der Temperatur ohne Rücksicht auf die Höhe, welche 
sie erreicht?. Immerhin ist es interessant, dass die Pflanzen einer und 
derselben Gegend verschiedene Ansprüche an Wärme und Feuchlig- 
keit machen. 


Budapest, April 1875. 
a SIT 


Die Vegetations-Verhältnisse des mittleren und östlichen 
Ungarns und angrenzenden Siebenbürgens. 
Von A. Kerner. 
LXXVIIL. 


1433. Chenopodium Bonus Henricus L. -— An Zäunen und 
Mauern, auf wüsten Plätzen in den Dörfern, auf Düngerstätten und 
an gedüngten Stellen in der Umgebung der Maierhöfe und Viehställe. 
— Im mittelungar. Berglande und im Tieflande selten. Bei Ofen und 
bei Väl im Stuhlweissenburger Comitale; bei Nagy-körös auf der 
Kecskemeter Landhöhe. Im Bereiche des Bihariagebirges bei Gross- 
wardein, Belenyes, Rezbänya. Der höchst gelegene im Gebiete beob- 
achtete Standort bei den Släna Scevea im Rezbänyaer Zuge des Bi- 
hariagebirges. — Schiefer, tert. diluv. u. alluv. Lehm- und Sandboden. 
95—1230 Met. 

1434. Chenopodium rubrum L. — An gleichen Standorten wie 
die vorhergehende Art. — Bei Erlau, im Stromgelände der Donau in 
der Nähe der Granmündung und bei Pest; bei Nagy-Körös. — Am 
Donauufer bei Pest fand ich einmal einige Individuen dieser Art, deren 
Laubblätter in lange Zipfel tief zerschlitzi waren. — Diluv. u. alluv. 
Sandboden. 95—130 Met. 

1435. Chenopodium botryoides Sm. Comp. Fl. brit. ed. II. p. 41 
(1816). — Ch. crassifolium Röm. et Schult. Syst. veg. Vi. 262. — 
An den Ufern von Lachen und Wasserpfützen und aul sandigen im 
Frühlinge inundirten oder vom Grundwasser durchiränkten im Hoch- 
sommer oberflächlich austrocknenden und Salze auswitlternden Stellen 
in Gruben und Mulden im Stromgelände der Donau und Theiss und auf 
der Kecskemeter Landhöhe. Bei Muzsla in der Nähe der Granmün- 
dung, auf dem Herminenfelde bei Pest, häufig unterhalb der Gubars- 
Csarda gegen Soroksar, bei Tapio Szelle, Tapio Bieske, Farmos und 
bei Szolnok. — Diluv. u. alluv. Sandboden. 75—120 Met. (Abgesehen 
von dem niederliegenden Stengel, der Consistenz und dem Zuschnitt 
der Blätter unterscheidet sich Ch. botryoides von Ch. rubrum auch 
sehr beständig durch die lockere fast blattlose Inflorescenz und die 
grösseren Samen.) 


220 

1436. Chenopodium urbicum L. -— Auf Schutt, auf Dünger- 
stälten und an gedüngten Plätzen in der Nähe bewohnter Orte. — 
Erlau, Wailzen, Näna, Gran, Set. Andrae, Ofen, Pest, Szolnok, Kisuj- 
szälläs, Nyiregyhäza, Debreezin, Grosswardein, Belenyes, Petrani, Bu- 
teni. — Diluv. u. alluv. Sand- und sandiger Lehmboden. 75—250 Met. 

1437. Chenopodium hybridum L. — Auf bebautem Lande, in 
Weingärten und Gemüsegärten, auf Dünger und an gedüngten und 
wüsten Plätzen in der Nähe bewohnter Orte. — Paräd in der Maätra; 
Waitzen, Gran, Set. Andrae, Ofen, Ujfalü auf der Csepelinsel; Pest, 
Nagy-Körös, Szolnok, Grosswardein, Valia (Vätze) im Thale der 
weissen Körös. Der letztgenannte Standort der höchstgelegene im 
Gebiete beobachtete. — Diluv. u. alluv. Sand- und sandiger Lehm- 
boden. 75—250 Met. 

1438. Chenopodium murale L. — Auf Schutt und an gedüngten 
Plätzen in der Nähe bewohnter Orte; entlang der Mauern der Häuser 


manchmal in dichten Beständen. — Waitzen, Gran, Ofen, Nagy-Körös. 
— Diluv. u. alluv. Sand- und sandiger Lehmboden. 95—130 Met. 
1439. Chenopodium album L. — Auf bebautem Lande, an 


wüsten Plätzen in den Dörfern, an Dämmen und Flussufern. Das 
häufigste Chenopodium im Gebiete. — Erlau, Paräd, Gyöngyös, Waitzen, 
Näna, Gran, Sct. Andrae, Ofen, Eresi, Adony, Stuhlweissenburg, Ve- 
leneze, Ujfallüı auf der Csepelinsel, Pest, Farmos im Tapiogebiete (hier 
bis zu 160 Centim. hohe Exemplare!), Szolnok, Török Szt. Miklos, 
Egyek, Szegedin, Poroszlö, Bogdäny, Kemeneze, Grosswardein, Bele- 
nyes, Buteni, Vatia. — Trachvt, Kalk, tert., diluv. u. alluv. Lehm- 
und Sandboden. Scheut auch nicht salzauswitterndes Erdreich. 75— 
220 Met. 

1440. Chenopodium serotinum L. — (Ch. ficifoium Sm.). — 
An den gleichen Standorten wie die vorhergehende Art, aber im Ge- 
biete bei weitem seltener. — Bei Ofen und Pest, nach Feichtinger 
auch im nördl. Theile des Comit. Gran und nach Kit. bei Debreczin. 
— Diluv. u. alluv. Sandboden. 95—130 Met. 

1441. Chenopodium opulifolium Schrad. — An den gleichen 
Standorten wie die beiden vorhergehenden Arten. Waitzen, Näna, 
Gran, Ofen, Eresi, Szolnok, Szegedin. — Diluv. u. alluv. Lehm- und 
Sandboden. 95—130 Met. 

1442. Chenopodium glaucum L. — Auf den im Frühlinge über- 
schwemmten oder von Grundwasser durchtränkten, im Sommer ober- 
flächlich austrocknenden und Salze auswitternden Stellen, auf dem 
Schlamme an den Ufern stehender und fliessender Gewässer, auf 
Schutt- und Düngerstätten in der Nähe bewohnter Orte, sehr ver- 
breitet und manchmal in dichten Beständen ganze Strecken überzie- 
hend. — Erlau, Gyöngyös, Waitzen, Muzsla, Gran, Sct. Andrae, Ofen, 
Ujfalü auf der Csepelinsel, Pest, Soroksar, Nagy-Körös, Tapio Bieske, 


Szolnok, Szegedin, Buteni. — Diluv. u. alluv. Sand- und sandiger 
Lehmboden. 75— 200 Met. 
1443. Chenopodium Vulvaria L. — Auf Schutt, an gedüngten 


Plätzen in der Nähe bewohnter Orte entlang der Mauern der Häuser, 


9 


-_—_ 


an Strassenrändern, seltener auf dem austrocknenden Schlamme an 


den Ufern stehender und fliessender Gewässer. -—— Erlau, Waitzen, 
Gran, Sct. Andrae, Ofen, Pest, Szolnok, Grosswardein. — Diluv. u. 


alluv. Sand- und Lehmboden. 75—200 Mel. 

1444. Chenopodium polyspermum L. — Auf bebautem Lande. 
Im mittelungar. Berglande bei Paräd in der Matra und bei Pomäsz 
und M. Einsiedel in der Pilisgruppe, bei Ofen und Pest; im Biharia- 
gebirge bei Vasköh, Campeni, Colesei und Fenatia im Thale der 
schwarzen Körös; bei Nadalbesci und Körösbänya im Flussgebiete der 
weissen Körös. In der Tiefebene nicht beobachtet. — Während die 
anderen Arten der Gattung Chenopcdium aus dem Tieflande kaum in 
die Gebirgsthäler eindringen, findet sich Ch. polyspermum gerade im 
Bereiche des Berglandes am meisten verbreitet. — Schiefer, Sandstein, 
tert., diluv. u. alluv. Sand- und sandiger Lehmboden. 95—350 Met. 

1445. Chenopodium Botrys L. — Auf wüsten Sandhügeln und 
Sandflächen. Im mittelungar. Berglande in dem Sandreviere in der 
Umgebung von P. Csaba: bei dem „Hohen Stein,“ bei P. Szänto am 
Fusse des Piliserberges, auf dem Sandberg und bei Solmär; im Do- 
nauthale in der Nähe der Granmündung bei Karva, Csenke, Näna, 
Kh. Gyarmat; auf der Kecskemeter Landhöhe bei R. Palota, Pest, 
Soroksar und Nagy-Körös; auf der Debreeziner Landhöhe bei Teglas. 


Nach Steffek in Weingärten bei Grosswardein. — Tert. diluv. u. 
alluv. Sand. 95—250 Met. 
Chenopodium ambrosioides L. — Öbschon nahe der Nord- und Süd- 


grenze des hier behandelten Gebietes seit längerer Zeit eingebürgert, wurde 
diese Art doch innerhalb der Grenzen unseres Florengebietes bisher nicht auf- 
gefunden; doch zweiflle ich nicht, dass sich diese nachgerade im ganzen süd- 
lichen Europa zur Ruderalpflanze gewordene, aus Amerika eingewanderte Art, 
über kurz oder lang auch im Gebiete einfinden und verbreiten wird. 

Blitum capitatum L. — Nach Steffek in Oest. Bot. Zeitschr. XIV. 175. 
„an cultiv. Orten in Grosswardein.“ — Wohl nur in Gärten gepflanzt oder vor- 
übergehend in der Nähe eines Gartens verwildert. 

Blitum virgatum L. — Nach Läng Phys. 318 im Comitate Bihar. — 
In neuerer Zeit in dem hier behandelten Gebiete nicht beobachtet. 

Beta vulgaris L. — Auf Feldern im Grossen gebaut. 

Spinacia oleracea L. — In Gemüsegärten gebaut. 

Atriplex hortensis L. — Nach Steffek a. a. O. in Grosswardein ver- 
wildert. Wird in Gärten nur sehr selten gebaut. 


1446. Camphorosma ovata W.K. — Auf sandigen im Frühlinge 
inundirten oder vom Grundwasser durchtränkten, im Sommer ober- 
flächlich austrocknenden und Salze auswitternden Stellen in der Nähe 
stehender Gewässer. Im Stromgelände der Donau bei Köhid Gyarmat 
in der Nähe der Granmündung und bei Csep auf der Csepelinsel; in 
der Stuhlweissenburger Niederung am Sösto bei Szt. Iväny; im Tapio- 
gebiete und in der Tiefebene bei Farmos, Tapio Bicske, Ret Szilas, 
Heves, Abony, Czegled, Szolnok, Kisujszälläs, Püspök Lädäny, Sze- 


kelyhid.. — Diluv. u. alluv. Sand- und sandiger Lehmboden. 75— 
130 Met. 
1447. Atriplex nitens Rebent. — Mit Disteln, Verbascum und 


anderen hohen Staudenpflanzen an wüsten Stellen in der Nähe be- 


222 


wohnter Orte, an Wegen, Dämmen, Weinbergsrändern und in der 
Umgebung der Pusztenbrunnen. — Erlau, Gran, Altofen, Ofen, Kis 
Veleneze bei Stuhlweissenburg, Pest, Nagy Körös, Tatär Szt. György, 
P. Peszer, Nyir Bätor, Grosswardein. — Diluv. u. alluv. Lehm- und 
Sandboden. 95—250 Met. 

1448. Atriplex tataricum L. — An wüsten Plätzen in der Nähe 
bewohnter Orte, auf bebautem Lande, an Dämmen, Ufern, Wegrän- 


dern. — Bei Szalök und auf dem Friedhofe bei Erlau, bei den Parä- 
der Glashütten, bei Ofen und Pest. — Diluv. u. alluv. Lehmboden. 


95—130 Met. 

1449. Atriplex patulum L. — An ähnlichen Standorten wie die 
vorhergehende Art, aber im Gebiete weit häufiger als diese. — Erlau, 
Parad, Gyöngyös, Waitzen, Nana, Gran, Ofen, Pest, Grosswardein. — 
Diluv. u. alluv. Lehmboden. 95—250 Met. 

1450. Atriplex hastatum L. — (A. latifolium Wahlenb.). — 
Auf Schutt und an gedüngten Stellen in der Nähe bewohnter Orte, 
an Ufern, in Strassengräben und an salzauswilternden Stellen in der 
Nähe stehender Gewässer. Muzsla, Gyarmat, Waitzen, St. Andrä, 
Ofen, Bevär bei Eresi, Stuhlweissenburg, Pest, Grosswardein. — Diluv. 
und alluv. Lehm- und Sandboden. 95—150 Met. 

1451. Atriplee litorale L. — Auf den im Frühlinge über- 
schwemmten oder von Grundwasser durchtränkten, im Sommer ober- 
flächlich austrocknenden und Salze auswitternden Plätzen, in der Nähe 
stehender Gewässer im Gebiete sehr verbreitet und stellenweise mas- 
senhaft den Boden bedeckend. Im Stromgelände der Donau in der Nähe 
der Granmündung bei Muzsla und Kh. Gyarmat, bei Sct. Andrae, in der 
Umgebung der Bittersalzquellen südlich vom Blocksberg bei Ofen und 
bei Promontor; in der Stuhlweissenburger Niederung am Südrande des 
Velenczer Sees und bei Szt. Ivany, auf der Kecskemeter Landhöhe bei 
Pest, Soroksär, Nagy Körös; im Tapiogebiete und in der Tiefebene 
bei Farmos, Tapio Szelle, Heves, Czegled, Abony, Szolnok, Kisujszaälläs 
und Konyär. — Diluv. u. alluv. Sand- und sandiger Lehmboden. 75 
—130 Met. — Bei Pest beobachtete ich auch Individuen dieser Art 
mit breiteren, stumpflichen, am Rande gesägten Blättern (A. marinum 
L.) und bei Szolnok Individuen mit sehr schmal linealen ganzrandigen 
Blättern CA. litorale var. angustissimum Marsson Fl. Pom. p. 394). 

1452. Atriplex laciniatum L. — Auf Schutt, an wüsten Plätzen 
in der Nähe bewohnter Orte, an Strassenrändern, Dämmen, Fluss- 
ufern, in der Umgebung der Viehställe und Brunnen auf den Puszten 
im Gebiete sehr verbreitet, gewöhnlich in dichten geschlossenen Be- 
ständen und mitunter weite Strecken dicht überziehend. — Erlau, 
Waitzen, Näna, Sct. Andrae, Ofen, Szt. Ivany bei Stuhlweissenburg, 
Pest, Jäsz Apäti, Farmos, Nagy Körös, Czegled, Szolnok, Szegedin, 
Kisujszälläas, Ujvaros, Tegläs, Debreczin, Grosswardein, Buteni. — 
Diluv. u. alluv. Lehm- und Sandboden. 75—250 Met. 

1453. Atriplex roseum L. — Mit der vorhergehenden Art an 
gleichen Standorten aber seltener und weniger verbreitet. In dem 
Vororte Makläri hostya und gegen Batka bei Erlau; bei Muzsla, Ofen, 


223 


Ujfalü auf der Csepelinsel, Pest, Nagy Körös, Farmos im Tapiolhale, 
Czegled, Szolnok, Szegedin, Chisindia bei Bulteni. — Diluv. u. alluv. 
Lehm- und Sandboden. 75—250 Met. 


———essa—— 


Beiträge zu den Vegetationsverhältnissen Ecuadors, 
Von P. Alois Dichtl S.J. 


Das Programm des Polytechnikum von Quito 1874— 1875 ent- 
hält ausser dem Lektionsplane eine botanische Abhandlung „Apuntes 
sobre vegetacion ecuatoriana.“ Da Schulprogramme gewöhnlich 
eine geringe Verbreitung finden, so dürfte es den Lesern dieser Zeil- 
schrift nieht unangenehm sein, etwas über den Inhalt der „Apuntes“ 
und ihren Verfasser, P. Luis Sodiro S. J., zu hören. 

P. Sodiro war Professor der Naturgeschichte in Ragusa, so 
lange das Gymnasium von Mitgliedern seiner Ordensprovinz geleitet 
wurde. Später wurde ihm Gelegenheit geboten, ausser der dalma- 
tinischen und oberitalienischen auch die römische und rheinische, 
sowie die Alpenflora kennen zu lernen, bis sich ihm 1871 am Poly- 
technikum von Quito ein neuer Wirkungskreis eröffnete, wo er die 
in Ragusa*) begonnenen Forschungen in grossartigerem Massstabe 
fortselzen konnte. 

Diese Hoffnungen werden durch folgende dem Programme selbst 
entnommenen Ziffern (pag. 37) gerechtfertigt. Die Anzahl der von 
1871— 1874 gesammelten Spezies beträgt nahe 2600, darunter z. B. 
Gefässkryptogamen 334 Sp. (Polypodiaceen allein 254). Mono- 
kotyledonen 4:9 Sp. (Gramineen 119 Sp., Orchideen 115 Sp.). 
Apetale Dikotyledonen 194 Sp. (Piperaceen 64 Sp., Urtlieineen 
31 Sp. u. s. w.). Gamopetale Dikotyledonen 916 Sp. (Gompo- 
siten 314, Solanaceen 115, Scrophularineen 80 Sp.). Dialypetale 
Dikotyledonen 691 Sp. (Leguminosen 100 Sp., Euphorbiaceen 43, 
Rosaceen 34). 

Das Programm beginnt mit einem kurzen Ueberblicke der bis- 
herigen Leistungen auf botanischem Gebiete in Ecuador (pag. 1—3) 
und geht dann über auf die geographischen und geologischen Ver- 
haltnisse dieses Landes (p. 4 ff.). 

Wohl kaum gibt es ein Gebiet, das so günstige Vegetalions- 
bedingungen aufwiese, als Ecuador. Schon die geographische Lage 
bewirkt, dass die obere Schneegrenze bis 4800 Meter hinaufrückt, 
wesshalb im Vereine mit der Temperatur und Feuchtigkeit eine wun- 
derbare Mannigfaltigkeit der Vegelationszonen geboten wird. Während 


*) Oesterreich-Ungarns Flora bereicherte er durch das Genus Franca 
(Frankenia) (vergl. Visiani Fl. dalm. Suppl. p. 126). Weitere Beiträge zur 
Flora Ragusas und der Insel Meleda, wozu reiches Material gesammelt war, 
konnten wegen der Abreise nach Quito nicht mehr veröffentlicht werden. 


224 


die Tropenzone mit 25—30° C. eine Riesenvegetation an Palmen, 
Scitamineen, Aroideen u. s. w. hervorzaubert, birgt die Andenzone 
die kleinen, zierlichen Vertreter unserer Alpinen; die mittlere (sub- 
tropische und subandine) Zone aber zeigt Formen, welche die Tro- 
pen- und Bergregion in sanften Uebergängen verschmelzen. 

Was die geologische Unterlage betrifft, herrschen vom Meeres- 
ufer bis zum Fusse der Cordilleren sedimentäre Bildungen vor; in 
höheren Regionen breiten sich vulkanische Tuffsteine, Andesite und 
andesitische Laven aus. 

Die Tropenzone (p. 9—18) erhebt sich bis 400 M. über den 
Meeresspiegel und wird vorzüglich von Palmen, Sterculiaceen, Myr- 
teen u. s. w. gebildet; das Gesträuch setzt sich aus Akazien, Mi-. 
mosen und Prosopis-Arten zusammen, über welche sich Convolvulaceen, 
Passifloren u. s. w. hinranken. Ausserdem finden sich noch an den 
einzelnen Stämmen selbst, die nach dem schönen Ausdrucke Grise- 
bach’s (Veget. d. Erde, II, 26) mit ihren Verzierungen an Lianen 
und Epiphyten einem Treibhause gleichen, in bunter Zusammensetzung 
die verschiedensten Tropengewächse. So sind z. B. von Gefässkrypto- 
gamen 300 Sp. epiphylisch, von den 115 Orchideen 105 Arten. 

Die subtropische Zone (p. 19—25) erstreckt sich von 400— 
2800 Meter bei einer Mitteltiemperatur von 15—20° C. — Dass die 
künstlich gezogenen Vegetationsgrenzen nicht streng zu nehmen sind, 
sieht wohl Jeder ein. Denn so wenig die Palmen und Scitamineen 
sich innerhalb der 400 Meter finden*), eben so wenig lassen sich 
die Farnbäume und Cinchoneen, die Charakterpflanzen dieser Zone, 
innerhalb die 2200 M. bannen, welche als vertikales Verbreitungs- 
gebiet angegeben werden **). Ausser den genannten Pflanzenfamilien 
tragen noch besonders Piperaceen, Artocarpeen, Proteaceen zum 
eigenthümlichen Vegetationsbilde dieser Region in den tiefer gele- 
genen Theilen das Ihrige bei; höher hinauf kommen die Fuchsien 
hinzu, allwo auch die Gesneriaceen und Calceolarien ihre Blüthen- 
pracht entfalten. 


Der Vegetationsgürtel der subandinen Zone (pag. 26—30) 
breitet sich von 2800—3400 M. aus und hat eine mittlere Jahres- 
wärme von 12° C., er bietet bei weitem nicht die Mannigfaltigkeit 
und Abwechslung dar, welche der „Zona templada* zukommt. Diese 
geringe Vegetationsentwicklung dürfte einer doppelten Ursache zuzu- 
schreiben sein: einmal der bedeutenden Erhebung über den Meeres- 
spiegel, welche mit der Schneegrenze in unseren Alpen nahezu zu- 
sammenfällt, dann dem Boden selbst. Dieser besteht entweder aus 
porösem, vulkanischem Gestein, das die Feuchtigkeit ebenso leicht 
aufnimmt als abgibt, oder aus festen Tuffmassen — Cangahua —, 
die gar keine Feuchtigkeit aufnehmen. Indess sind einige Seitenthäler 


*) Eine Heliconia z. B. geht sogar bis 2450 M. 

**) In den Wäldern von Angas — 200 M. — tauchen schon Cyatheen 
auf, während an den Abhängen des Gorazon bei 3200—3470 M. noch Alsophila, 
Diksonia, Polylepis gedeihen. 


225 


des Hochplateaus von Quito gesegneter. Chillo, Turubamba etc. ver- 
sehen Ecuadors Hauptstadt mit Weizen und Mais, mit Pomeranzen, 
Trauben u. s. w. Eine eigenthümliche Erscheinung bleibt es, dass die 
Ausläufer der Cordilleren an ihrer Ost- und Nordseite eine viel rei- 
chere, üppigere Pflanzenwelt aufweisen als auf dem Westabhange. 
So geht z. B. am Cotacachi im "Osten und Norden die Baumgrenze 
bis 3500 Meter, am Antisana gar bis 4000 M., während dieselbe im 
Westen nur 2700 Meter beträgt. Ungenau ist für diese Zone — in 
scuador wenigstens — die Bezeichnung „Region der Bernardesia, 
Escallonia, Drymis (Griseb. Veget. d. Erde, II, 435); von Drymis ist 
bisher nur eine Art bekannt, von Escallonia sind 4, von Bernardesia 
3 Spezies gefunden worden. Sonst bietet diese Region einem neu 
ankommenden Europäer schon manche Anklänge an bekannte Pflan- 
zen: da sprossen Setaria, Festuca, Bromus; da wuchern Amaran- 
tus, Euphorbia, Plantago, Rumex, Solanum u. s. w.*). Die Massen- 
vegetation jedoch wird durch andere Gewächse gebildet, durch Bud- 
dlein, Tournefortien, Miconien und Amsinkien, durch Cestrum- und 
Baccharis-Arten, zu denen sich noch Gynoxideen und Datureen 
gesellen. 

Die untere Grenze der andinen Zone (pag. 30—36) beginnt 
bei 3400 Meter und reicht bis 4700 M., bis zur Grenze des ewigen 
Schnees. Das Hauptelement dieses Vegetationsbezirkes bilden die Gra- 
mineen, wie bei uns in den Alpen. Die Andengräser sind jedoch 
wahre Riesen im Vergleiche zu ihren europäischen Verwandten, da 
sie meistens mehr als Meterlänge erreichen. 

Auch die Pflanzen, welche in zweiter Linie die Vegetations- 
decke der Päramos (Hutweiden) Ecuadors bilden, zeigen eine grosse 
Analogie mit unserer Alpenflora. Von den 150 Genera, welche bisher 
von der Andenregion mit Ausschluss der Gramineen bekannt sind, 
haben 67 ihre Vertreter auf den Almen. Interessant ist besonders 
der Vergleich jener Pflanzenfamilien, welche unsere Alpenwiesen 
schmücken, mit den gleichnamigen in Ecuador. Hauplsächlich kommen 
dabei in Betracht die Ranunculaceen, Caryophyllaceen, Saxifrageen 
und Primulaceen. Unsere zierlichen Alpenranunkeln haben an R. pe- 
ruvianus und Guzmanni würdigen Ersatz; Anemone, Thalictrum, 
Aquilegia und Aconitum dagegen sind gar nicht vertreten. Unsere 
Caryophyllaceen sind durch Melandryum-, Arenaria- und Cerastium- 
Arten repräsentirt; wir suchen jedoch einen Dianthus, eine Gypso- 
phila oder Silene vergebens. Das zierliche Geschlecht der Saxilra- 
gen zählt nur zwei Vertreter: Sazifr. caespitosa (in Varietäten) und 
Boussingaulti; von Primulaceen sind nur eine Androsace, eine Ana- 
gallis, zwei Centunculus bekannt. Dafür ist jedoch den andinischen 
Floren an Syngenesisten eine überreiche Recompensation geboten: 
da gedeihen die vielgestaltigen Mutisien, Baccharideen, die Wernerien, 


*) Erwähnenswerth sind speziell: Tragus racemosus, Plantago major, 
Rumex Acetosella, Solanum nigrum in allen seinen Formen, Viola tricolor 
u. s. w. vielleicht eingewandert. 


226 


Pu ha 


da ragen die diehtwolligen Culeitien empor, an welche bei uns das 
vielbegehrte „Edelweiss“ erinnert. Bis hart an die Schneegrenze drin- 
gen vor Werneria graminifolia, Valeriana alypifolia, Culeitium ru- 
fescens und nivale, Malvastrum Phyllanthos. 

Zum Schlusse ist in mehreren Noten (p. 38—48) noch heson- 
ders auf einige interessante Familien Rücksicht genommen, sei es in 
Bezug auf deren allgemeine Verbreitung über die Erdoberfläche, sei 
es im Vergleich mit der europäischen Pflanzenwelt. Wir greifen noch 
Weniges heraus. 

Die Filices Ecuadors, verglichen mit denen Centraleuropas 
ergaben ein Verhältniss von 10:1; verglichen mit den bisher be- 
kannten Species der ganzen Erde von 7:1; sie bilden !/; der gan- 
zen Vegetation Ecuadors. 

Unter den Gramineen zeichnen sich mehrere durch ihre grossen 
Dimensionen aus, so erreichen z. B. einige Rohrarten (Gadua) bei 
einem Stengeldurchmesser von 2—3 Ctm. eine Höhe von 20 Meter 
und darüber. 

Von Cerealien ist in Ecuador vielleicht nur Zea Mays einhei- 
misch, alle anderen sind aus der alten Welt eingeführt. Dafür hat 
es aber einen grossen Reichthum an amylumhältigen Knollengewäch- 
sen aufzuweisen, welche jenem Mangel abhelfen. Solche sind: die 
Oca (Oxalis crenata), der Melloco (Ullucus tuberosus), die Mashua 
(Tropaeolum tuberosum), die Zanahoria (Arracacha esculenta), die 
Camote (Batatas edulis), die Yuca (Manihot utilissima). 

Die Urticineen im weitesten Sinne umfassen nicht minder 
interessante Formen. Daher gehören die Brodbäume (Artocarpus), der 
Milchhaum (Galactodendron und die Kautschuk liefernde Cecropia 
peltata. 

Die Compositen, welche bei uns die reichste Pflanzenfamilie 
bilden, sind in Ecuador in der mannigfalligsten Abwechslung zu 
finden. Der Vergleich mit der europäischen Flora bietet folgende 
Daten: 

1. Die Abtheilung der Labiatiflorae, welche uns gänzlich fehlt, 
ist in Ecuador durch 5 Genera vertreten. 

2. Während wir keine Vernonien, Eclipteen und Tagetineen 
haben, mangeln der Flora aequatoriana die Inuleen, Buphthalmeen 
und Cynareen. 

3. Die Anthemideen haben ihren Hauptverbreitungsbezirk in der 
alten Welt, die Eupatorien, Baccharideen und Heliantheen dagegen 
in der neuen. 

Die Rosaceen zeigen im Vergleich mit Europa eine sehr ge- 
ringe Aehnlichkeit. Rosa selbst ist gar nicht vertreten; bloss Rubus 
und Alchemilla sind reichlicher zu finden. Vom ersteren nennen wir 
R. glaucus, R. nubigenus, R. rosaeflorus, von letzterer A. nivalis, 
A. Mandoniana, A. galioides. Dalür ist da das seltsame Geschlecht 
der Polylepis zu Hause. Von den Leguminosen sind in Ecuador alle 
drei Unterordnungen in zahlreichen Arten vertreten; unser Welttheil 
weist gar keine Mimosen auf und hat von Caesalpinien nur 2 einhei- 


227 


mische Arten. Während Ononis, Trifolium, Medicago, Cytisus, Vieia 
u. a. ganz fehlen oder sehr gering vertreten sind, bieten Crotalaria, 
Aeschynomene, Desmidium u. a., so wie die baumartigen Erythrinen 
Coultherien, Acacien einen würdigen Ersatz. 

Diess in Kürze der Inhalt des interessanten Programmes. Was 
uns besonders beachtenswerth erscheint, ist der beständige Hinweis 
auf die gleichliegenden Vegetationsbezirke unseres Erdtheiles, wo- 
durch er den Botanikern Ecuadors die Flora Europas zum näheren 
Verständniss bringt, uns selbst aber einen leichteren Einblick in die 
Vegetalionsverhältnisse Südamerikas gewährt. 

Der Verfasser ist indessen auch für die Phytographie nicht un- 
thätig, von dem neuen Material, welches die botanischen Forschungen 
ihm geliefert, hat er im offiziellen „El nacional* (11. Dezember 1874) 
bereits eine neue Tacsonia beschrieben. Diess berechtigt zur Hoff- 
nung, dass P. Sodiro uns noch viele Aufschlüsse über die Pflanzen- 
welt Ecuadors geben wird, falls er ungestört in seinem Berufe thälig 
sein kann *). 


—  — 


Mykologisches, 
Von St. Schulzer von Müggenburg. 


II. 


Rosellinia Aquila Fr. (Sphaeria). Als neue Substrate dieses 
bei uns nicht häufig vorkommenden Pilzes verzeichne ich: feucht mo- 
dernde Haselnussäste und liegende, dicke, entrindete Eichenbäume, deren 
Splintschicht bereits in Zersetzung begriffen ist. 

In Slavonien trifft man Mitte April die meisten Pyronien schon 
entleert an. Ungeachtet dessen bestehen Filz und Pyronien bis in 
den nächsten Winter fort, und zwar, wenigstens der Erstere, wie wir 
gleich sehen werden, keineswegs in abgestorbenem Zustande. 

Die Gebrüder Tulasne sahen Fasern des Pilzes sich erheben, 
baumförmig verästeln und an jeder Zweigspitze eine Conidie erzeu- 
gen. Also ein derbfaseriges Monosporium Bon. Ich war bisher noch 
nicht so glücklich, diese Conidienform zu beobachten, fand dagegen 
an dem vorjährigen, völlig intakten Filze, im Ostober und dann bis 
zum Winter, eine andere nicht minder interessante, einem derben 
Sporotrichum im Sinne Bonorden’s entsprechend. Die Zweige der 
Filzfasern enden nämlich nie zugespitzt, sondern in voller Dieke und 
erzeugen dort zwei, nach den Narben zu urtheilen, wohl auch drei 
Conidien. Gleichzeitig entstehen aber auch einzelne seitlich in der 
ganzen Länge der Fasern durch Ausstülpung an sehr kleinen Wärz- 
chen. Bei weitem die Mehrzahl dieser Conidien ist oval-kuglich, im 


*) Nach brieflichen Mittheilungen ist der Verfasser der „Apuntes“ mit 
der Fortsetzung der Flora aequatorialis von Jameson beschäftigt. 


228 


längeren Durchmesser 0'006”” messend, wenige sind oval, bis 0:008”" 
lang, alle dunkelbraun, selbst unter Wasser kaum durchscheinend, einen 
grossen kuglichen Kern führend. 

Nodulispolium Aquilae Schlzr. Um dieselbe Zeit beobachtete 
ich mein herbstlich entstehendes und bis zum Eintritte des Winters 
fortdauerndes, weissgraues, im Alter zusammensinkendes und gelblich 
werdendes, endlich verschwindendes Nodulisporium Aquilae. Dieser 
Schimmel bewohnt die ganze Oberfläche der um diese Jahreszeit 
schon längst entleerten oder verkümmerten Pyrenien, kommt jedoch 
nicht bei deren Mündungen heraus, obschon es so zu sein scheint. 
Er dürfte trotzdem derselbe sein, dessen Persoon in seiner Synopsis 
bei einer Spielart der Sphaeria byssiseda, wohin auch Rosellinia 
Aquila gehört, mit den Worten erwähnt: „Ex ostiolis villum griseo- 
einereum efflorescentem hoc vere observavi.* 

Der Schimmel jedes Pyreniums besteht aus einem abgesonder- 
ten Individuum, und auch dort, wo bei nahe an einander liegenden 
Pyrenien die Schimmelräschen sich berühren, somit scheinbar zusam- 
menfliessen, kann man deutlich die Zahl der darunter befindlichen 
Pyrenien ausnehmen. Die einzelnen Individuen bilden demnach Räs- 
chen, doch nicht aus getrennten aufrechten, sondern aus wirr durch- 
einander verflochtenen, durchaus mit Sporen besetzten, äsligen 
Hyphen, welche septirt und unter Wasser hyalin sind. 

Die Erzeugung der angefeuchtet wasserhellen, ovalen, 0003 bis 
0:004”” langen Sporchen in Klumpen, sowie alles Uebrige entspricht 
genau der Preuss’schen Gattung Nodulisporium. 

Die Fortpflanzung der Rosellinia Aquila durch die in Schläu- 
chen erzeugten Sporen steht ausser Frage, wenn aber dann weiter, 
sowohl die Conidien der Gebrüder Tulasne, als auch die meinigen, fähig 
sind den Filz und dieser die Pyrenien zu bilden, was kaum zu bezweifeln 
ist, so hat diese Rosellinia dreierlei Fortpflanzungsorgane. Das Nodulispo- 
rium kann ich dagegen nicht für das vierte ansehen, sondern für ein We- 
sen, zu dessen individuellem Vegeltiren, vielleicht sogar ausschliesslich, 
die im Absterben begriffenen Pyrenien der Rosellinia dienen. Seine 
Existenz ist an diese gebunden, ohne dass es eine Nebenfruktifikation 
derselben wäre. 


Dass Thamnidium Link sammt Thelactis Martius keine selbst- 
ständigen Gattungen, sondern Nebenfruktifikationen vom Mucor sind, 
unterliegt nach mehrfachen Beobachtungen Anderer, sowie nach meinen 
eigenen, keinem Zweifel mehr und es kommen nur noch allenfalls 
auftauchende neue morphologische oder physiologische Data als Er- 
gänzungen zu verzeichnen. Fries beurtheilte diese Formen im Syst. 
myc., also vor beinahe einem halben Jahrhunderte, ganz richtig. 

0. E. Zimmermann’s lnaugural-Dissertation zur Erlangung der 
Doktorwürde: „Das Genus Mucor 1871* ist eine mit Benützung aller 
Behelfe verfasste Monographie, wo man wohl alles findet, was gegen- 
wärtig über diesen interessanten, der Haushaltung des Menschen 
schädlic hen, in der Natur haushaltung aber so höchst nützlichen Schimmel 


229 
gesagt werden kann und ich füge derselben bloss ergänzend meine 
neuesten Beobachtungen bei. 

Obschon der Herr Verfasser S. 27 sagt, dass sich zwischen den 
wirtelig gestellten Sporangiolen (an einfachen Slielen, Thelactis) und 
denen, welche ihre Sporangiolen an cymös verzweigten Büscheln her- 
vorbringen (Thamnidıum), leicht alle möglichen Uebergänge beob- 
achten lassen, was ich nicht bestreite, so fand ich doch zwischen den 
typischen Formen beiderlei Sporangiolen mehrere wesentliche Unter- 
schiede. Da indessen erwiesenermassen das Substrat auf die Grüsse 
aller Organe des eben daher so wandelbaren Mucor Mucedo Fres. 
grossen Einfluss übt, so schicke ich voraus, dass ich meine letzten 
Beobachtungen an einem mächligen, Milchrahim bewohnenden Rasen 
machte. 

Die Sporangiolen an einfachen Stielen, die übrigens häufiger 
einseitig als wirtelständig gestellt und nicht selten auch den eymös- 
verzweigten Aesten beigemischt waren, hatten in der Mehrzahl einen 
Durchmesser von 0:028””, waren immer vielsporig und dieselbe vom 
Stiele absperrende Scheidewand erhob sich, beim Anquellen durch 
Wasser, als konvexe Membran beinahe bis zum drilien Theile des 
Innenraumes. Jene an doldenförmig verzweigten Aesten massen da- 
gegen im Durchmesser bloss 0:01—0'015””, umschlossen meistens 4, 
selten 5, doch auch nur 2 Sporen und die abschliessende Membran 
am Ende der Stielhyphe blieb unter allen Umständen flach. Die Sporen 
beider waren in Form und Grösse völlig gleich. 

Die ersteren Sporangiolen bezeichnet Herr Z. 1. c. S. 27 als 
klein, die letzteren als sehr klein, was wohl dahin deutet, dass auch 
er schon einen Unterschied in der Grösse wahrnahm. Meine bestimmtere 
Angabe desselben wird hoffentlich Niemand für Nachbeterei und viel- 
leicht auch nicht für überflüssig halten. 

Schliesslich noch eine Berichtigung. Herr Z. meint in seiner 
Dissertation S. 47 meine Gattung Seitovsskya dem Mucor racemosus 
Fres. beizählen zu können und fügt in einer Anmerkung auf der 
nächsten Seite bei: „Sehr oft beobachtete ich an charakteristischen 
Exemplaren des Mucor racemosus ganz kurzgestielte oder völlig 
stiellose seitliche Sporangien.“ Diese Wahrnehmung ist völlig richtig, 
denn auch ich kann es bestätigen, dass die fruchttragenden Seiten- 
zweige oder Stiele des M. racemosus in ihrer Länge bis beinahe zum 
völligen Verschwinden variabel sind, das Sporangium hat aber immer 
eine mehr oder weniger vollkommene Kugelgestalt und besitzt eine 
deutliche, grössere oder kleinere Columella, welche den seitlichen 
Sporangien der Scitovszkya abgeht. Letztere sind übrigens auch nie 
kugelförmig, sondern unregelmässiger Gestalt, in der Hyphenrichtung 
gedehnt und beiderseits verdünnt. 

Ich fand bisher bloss zwei Arten, die physiologisch wesentlich 
von einander abweichen, worüber ein andermal. Für jetzt nur soviel, 
dass bei der einen Art das Sporangium nach der ganzen Länge an 
der Fruchthyphe derart sass, dass letztere seicht miteingeschlossen 
war; bei der zweiten ging die Hyphe wie eine Achse mitten durch 

Oesterr. botan. Zeitschrift. 7. Heft. 1875. 18 


230 


das längliche Sporangium durch, erhielt an beiden Enden desselben 
je ein Septum und der eylindrische Theil zwischen den zwei Scheide- 
wänden hatte die doppelte normale Hyphendicke. Terminale Produkte 
sind derlei Sporangien in keinem Falle. 


Plantas in itinere africano 
ab J. M. Hildebrandt eolleetas determinare pergit W. Vatke. 


Auctoritate herbarii regii berolinensis. 


IV. Rubiaceae Juss. 


334. Spermacoce (Borreria) hebecarpa (Hochst.) Oliver Trans. 
Linn. soe. 29, 2, p. 89. Abyssinia. Habab tempore pluvioso sept. 1872. 

464. S. (Hypodematium) ampliata (Hochst.) Oliver 1. c. p. 88. 
Abvssinia: Bogos alt. 6000° in planitiebus sterilibus tempore pluvioso 
sept. 1872. 

1158. Chasalia umbraticola Vatke. Foliis oppositis petiolatis 
obovato-oblongis basi angustatis apice abrupte acuminatis obtusiuscu- 
lis margine subrepando-crenulalis recurvis, stipulis brevibus subtrian- 
gularibus deciduis, panicula trichotoma foliis paullo breviore, calyce 
subtruncato, corollae lobis... % 

In insula Sansibar sub frulicetorum umbra sept. 1873. 

Frutex 2 m. altus ramis strictis, petioli infer. 1 cm. longi; la- 
mina 6—9 cm. longa, 3—4 cm. lata; flores albi; baccae nigrae; 
semina orbicularia more generis. 

Vix non eandem in statu fructifero coll. Perville! in Mada- 
gascaria boreali-oceidentali n. 508 ex distrib. herb. mus. paris. — 
Nostra Ch. boryanae DC. quodammodo similis. 

1136. Psychotria punctata Vatke. Glabra ramis teretiusculis 
striatis, foliis 4-nalim vertieillatis petiolatis elliplicis obtusis mucronu- 
latis, basi attenuata subinaequalibus, margine subrevolutis punctatis, 
stipulis membranaceis truncatis deciduis, paniculis terminalibus pedun- 
culatis laxe cymigeris, cymis ebracteatis densiuscule multifloris, pedi- 
cellis glabriusculis, corollae laciniis tubum dimidium subaequantibus 
reflexis. % 

Insula Sansibar sept. 1873. 

Frutex 2 m. altus; petioli 1—1'5 cm. longi; lamina 5—7 cm. 
longa, ad 3 cm. lata; flores albi; fructus rubri a me non visi. 

Cum P. (Grumilea Sond.) capensi (Eckl.) Valke ined. affinitas 
summa non neganda, quamıis species dislinclissima. 

913 b eadem. Sansibar sept. 1873. 

1126. Triainolepis? Hildebrandtii Vatke. Sansibar in loco are- 
noso Sept. 1873. 

Frulex 1—? m. altus; fl. lactei; fructus rubri. 

Cum T. africana Hook. f. mihi tantum ex charactere generico 


231 


et descriptione generali in Bth. et Hook. f. gen. pl. II, I pag. 126 
datis sit cognila, hie sequitur nostrae descriptio: 

Frutex 1—2 m. altus praeter folia subtus secus nervos, inflo- 
rescentiam, flores hirtellos glaber, ramis ramulisque teretiuseulis lig- 
nosis elevato-striatis; folia opposita petiolata; petioli ec. 1 cm. longi, 
lamina ovato-lanceolala, caudato-acuminata membranacea ad 9 cm. 
longa, ad 3 cm. lata, supra parce nilidula, subtus opaca, nervis ar- 
cualis subtus prominentibus; stipulae ovato-triangulares utrinque dente 
auclae, in inflorescenliae ramis lineari-multifidae, deciduae! flores in 
paniculas terminales dispositi, ramis densiuscule eymigeris, ceymis re- 
laxandis, pedicellis demum divaricalis; bracteolae lineares deciduae; 
flores primarii sessiles, seriores breviter pedicellati; calyeis tubus 
hemisphaerico-turbinatus; limbus cupularis irregulariter 5-dentatus 
persistens; corolla dense hirtella tubo ec. 1 cm. longo, infundibuli- 
formi vel cylindrico fauce villosissima; limbi lobi 5 patentes, intus 
parce hirtelli; stamina 5 fauci corollae inserta filamenlis brevibus 
filiformibus; antherae dorso affıxae, lineari-oblongae utrinque obtusae 
inter villos faucis absconditae; discus ceiliatus; ovarium 7 loculare; 
stylus filiformis stigmate capitato lobulato, nunc lobo clavalo separalo; 
ovula in loculis solitaria, e hasi erecla compressa anatropa; drupa 
subglobosa costata, pyrenis osseis 1spermis; semina erecta compressa 
membranacea. 

Siyli indole recedit ex descriptione Hookeri a T. africana, at- 
tamen huic videlur congener. 

436. Pavetta gardeniaefolia Hochst. em., A. Rich. «. longiflora 
Vatke. Flores ad 3 cm. longi. 

Abyssinia: Habab. alt. 5000° in riparum silvis aug. 1872. 

Flores albi. Eandem ibidem prope Keren ce. 4500° a. 1870 coll. 
Beccari! (n. 148). 

889 a. P. breviflora Vatke. Flores c. 1:5 cm. longi. 

In Somalensium montibus Ahl alt. mar. 2000 m. in fruticetorum 
umbra solitaria mart. 1873. Fl. alutacei. 

495. eadem. Abyssinia: Habab ad alt. 6000‘ in riparum silvis 
jul. ad sept. 1872. 

Frutex strietus 3 m. altus; flores flavescentes. 

1157. Pleetronia zanzibarica (Klotzsch) Vatke ined. (Canthium 
zanz. Kl. in Peters.) Sansibar sept. 1873. 

Frutex i m. altus; fl. albi; nomen Kisuaheli: Pumboa paca, id 
est felis testes ob fructus formam. 

641. Vangueria edulis Vahl. Abyssinia: Habab: Bogos jul. ad 
sept. 1872. 

Frutex v. arbor. allit. 3 m. 

993. Pentodon pentandrus (Schum.) Valke ined. (Hedyotis p. 
Schum., P. decumbens Hoclıst.). 

Insula Sansibar in paludum persistentium marginibus repens. 
jul. ad. nov. 1873. 

793. Hedyotis (Kohautia) Schimperi Presl botanische Bemerk. 
pag. 85. 


> 
18 * 


Aden in deserlis jun. 1872. 

167. eadem. Geddah apr. 1872. 

Fruticulus humilis, quem ibidem ad puteos jan. floreniem olim 
detexit C. G. Ehrenberg!, qui praeterea in Arabia ad Rochman et 
ad Wadi Hebron regionis sinaiticae collegit. 

656. eadem. Abyssinia: Bogos lempore pluvioso sept. 1872. 

1007. H. (Kohautia?) fugax Vatke. Herbacea procumbens ramis 
adscendentibus angulato-striatis glabriusceulis, foliis oblongo-lanceolatis 
subsessilibus acuminatis, stipulis foliaceis ovato-oblongis indivisis va- 
ginisque hirtellis, panicula 2—3 chotoma rariflora, pedicellis angu- 
latis, calycis tubo campanulato laciniis ovalto-triangularibus obtusis 
2—3plo longiore, corolla ...., capsula subglobosa. 4 

Insula Sansibar in pratis siceis herbaceis jul. 1873. 

Caules ad 5 dm. longi ramis prostratis, lineis prominentibus 
crebris notati; folia ad 3°5 cm. longa, ad 05 cm. lata, marginibus 
in sieco hine inde revolutis, uninervia; pedicelli fere 1 cm. longi, 
foliis floralibus minulis; calyx per anthesin c. 1 mm. longus; capsula 
diam. longit. c. 3 dm. Flores lilacini a me non visi, sed ob inflore- 
scentiam pro Kohautia habeo. 

1008. H. (Oldenlandia) herbacea Blume em. Kokotoni insulae 
Sansibar in locis paludosis rara nov. 1873. Convenit fere cum spec. 
schomburgkiano e Guiana anglica ab ill. Bentham in Hook. journ. of 
Bot. III p. 218 (n. 17 ex Benth., n. 127 in herb. reg. berol.) huc 
relato. Cf. ceterum de specie etiam Benth. Fl. hongk. p. 151. 

908. H. (Oldenlandia) corymbosa (L.) Lam. In Sansibariae locis 
udis inter agros sept. 1873. 

1130. H. (Diplophragma) Bojeri (Klotzsch. em.) Vatke. (Aga- 
ihisanthemum B. et Petersi Kl.). 

Insula Sansibar in pratis siccis herbaceis vulgatissima suffruticem 
alt. 1 m. formans; sept. 1873 coll. Stirpem simillimam verisimiliter 
specie non distinetam panicula laxiore, sepalis longioribus in insula 
Mayotte coll. Boivin! (n. 3187). 

1124. Pentas Klotzschii Vatke (Pentanisia nervosa, cymosa, 
suffruticosa Kl.). Kidoti Sansibariae in madreporarum collibus calca- 
reis sept. 1873. Suffrutex altit. 1 m. Huc spectat me judice sp. Boi- 
vini e Mayotte n. 3191. 

1128. P. zanzıbarica (Kl.) Vaike (Pentanisia zanz. Kl.). 

In pralis siceis herbaceis Sansibariae repperit Hildebrandt, ubi 
jam olim in locis humidis legit cl. Bojer! Species a praecedente 
primo intuitu foliis subtus reliculato-venosis distinguenda. 

Obs. Spermacoce? denticulata Walp.! in nov. act. leop. XIX 
suppl. I. p. 35 fide sp. or. in herb. gen. reg. berol. a cl. Meyen 
lecto est Leucas zeylanica (L.) R. Br. 


(Continuabilur.) 


N ze 


233 


Zwei Exkursionen in der Tatra. 
Von Ludwig Richter. 


(Schluss.) 


Im Völkerthale selbst liegt der reizend gelegene Völkersee, 
vor welchem die Granatenwand ihre senkrechten Felsen erhebt, zwi- 
schen welchen kleine unreine Granale, vom Regen ausgewaschen, 
gefunden werden. Rechts von hier führt der Weg an einer etwa 50 
Meter hohen vorspringenden Wand, durch welche ewig durchsickernde 
Wassertropfen den „ewigen Regen“ bilden, vorbei auf die Höhe der 
Granatenwand, über welche tosend und schäumend der Völkerbach 
seine Wässer dem Völkersee entgegenstürzt. Einige 100 Meter wei- 
ter beginnt der „Blumengarten,“ eine schmale rings von kalhlen stei- 
len Felsenwänden eingeengte humusreiche Thalmulde, in welcher der 
(Völker-) Bach an blumenbegrenzten Ufern in idillyscher Ruhe und 
Schöne dahinfliesst. Hier nun wurden in meistens prachtvollen üppigen 
Exemplaren gesammell: Anemone alpina et narcissiflora, Cam- 
panula alpina, deren sonst dickliche Stengel mitunter bis zur 
Basis in viele fädliche einblüthige Schäfte- sich auflösen, Veronica 
saxatilis Scop., Eriophorum vaginatum, Saxifraga carpatica Reichb. 
am Bache, Oxyria digyna Camp., Hieracium alpinum, Polygonum 
Bistorta, Senecio alpinus Koch £ cordifolius Neilr., Silene acanulis, 
Doronicum austriacum Jacq., Chrysanthemum atralum et rotundi- 
foltum WK.. Potentilla aurea, Pedicularis verticillata, Bartsia al- 
pina, Veronica alpina, Cochlearia officinalis, Adenostyles albifrons, 
Achillea atrata massenhaft, Saxifraga Aizoon, Rhodiola rosea, Ane- 
mone .alpina et narcissiflora in bis ein Meter hohen Exemplaren, 
Veratrum Lobelianum Bernh., Delphinium elatum. 

Von hier steigt der Weg steil zwischen Felsen bergan, von wo 
noch der schöne Ranunculus rutaefolius und Androsace obtusifolia 
All. mitgenommen wurde, bis man den „langen See“ erreicht, an 
dessen Ufern mich Gentiana frigida Haenke in grosser Menge er- 
freute, ferner Sempervivum montanum, Cerastium arvense und Sazi- 
fraga carpatica Reichb., welche aber überall in der Tätra nur ver- 
einzelt angetroffen wurde. 

Vom langen See aus beginnt der Aufstieg über fürchterliches 
Felsengewirre — Felsenmeer genannt — auf den Polnischen Kamm, 
von welchem sich eine prachtvolle Fernsicht eröffnet, und von wo aus 
man in schwindelnder Tiefe den „Gefrornersee“, dessen Spiegel gröss- 
tentheils auch im Hochsommer mit ewigem Eis bedeckt ist, erblickt. 

Auf dem Polnischen Kamm wurden gesammelt: 

Erigeron alpinus, Saxifraga carpatica Reichb., Silene acaulis, 
Primula minima, Saxifraga muscoides Wulf., S. androsacea, Cera- 
stium latifolium, Cochlearia officinalis, Ranunculus alpestris, Semper- 
vivum montanum, Senecio carniolicus Willd., Swertia perennis, in 
sehr kleinen zwergigen Exemplaren, Chrysanthemum alpinum massen- 
haft, Sawifraga bryoides, Sesleria coerulea. 


234 


Hier war es, wo ein plötzlicher Windstoss mir, beim Einlegen 
meiner Ausbeute, einen grossen Theil meines Papieres erfasste und 
davontrug — einen Bogen aber bis hoch über die Gerlsdorfer Spitze 
emporwirbelte, mit sehnsüchtigem Auge folgte ich dem Papiere, wel- 
ches auf der für mich unerreichbaren Höhe niederfiel. 


Vom Polnischen Kamm führt der Pfad eine Strecke abwärts, um 
dann alsogleich desto steiler empor über kleineres Geröll auf den 
20527 Meter hohen Kahlbacher Grat zu führen, wo man für den 
beschwerlichen Steig, mit einer prachtvollen Fernsicht entschädigt 
wird, gegen Norden erstreckt sich das romantische Kahlbacher Thal, 
rechts vom Rücken der Schlagendorfer Spitze, links von der Treppe 
begrenzt, gegen Süden der Gefrornersee, im Hintergrunde erscheint 
in grauer Ferne Polen, rechts erhebt sich die wahrscheinlich noch 
unerstiegene Gerlsdorfer Spitze, links die Lomnitzer Spitze, mit einem 
Worte eine Fernsicht, der sich nur wenig Punkte an Grossartigkeit 
der Fernsicht in Ungarn an die Seite stellen dürften. Gesammell wur- 
den hier: Papaver alpinum, Soldanella alpina, Sesleria coerulea, 
Cochlearia offieinalis, Ranunculus rutaefolius, Sempervivum monta- 
num, Sedum atratum, Chrysanthemum alpinum, Erigeron alpinus, 
Saxifraga carpatica Reichb., S. muscoides Wulf., S. androsacea und 
die seltene Saussurea pygmaea Spr. 

Von hier führt der Weg steil abwärts über fürchterliches Ge- 
rölle und Felsenmassen, durch Klüfte und Schluchten in das Kohlba- 
cher Thal hinab, wo noch eilends notirt und theilweise auch gesam- 
melt wurden: Saxifraga carpatica, Oxyria digyna, Hieracium alpi- 
num, Senecio alpinus ß cordifolius, Viola biflora, Soldanella alpira, 
Arnica montana, Valeriana Tripteris, Cochlearia officinalis, Gentian« 
frigida, Sempervivum montanum, Campanula alpina, Chrysanthemum 
atratum, Potentilla aurea, Pedicularis verticillata, Rhodiola rosea, 
Adenostyles albifrons Rehb., Ranunculus aconitifolius, Trollius euro- 
paeus, Pyrola uniflora, Cerastium latifolium, Saxifraga Aizoon, Ve- 
ratrum Lobelianum, Thalictrum aquilegifolium, Delphinium elatum, 
Aconitum Napellus. 

Nachdem, während des Sammelns dieser Pflanzen, dem Laufe 
des Kahlbaches entlang, wieder die Wasserfälle erreicht wurden, war 
nach einem einstündigen scharfen Marsche Bad Schmecks bald wieder 
erreicht, von wo ich, nachdem die Pflanzen ziemlich trocken gewor- 
den waren und meine freie Zeit um war, mit dem Wunsche abreiste, 
bald wieder hier botanisiren und jene Thäler und Höhen durchsuchen 
zu können, wo Botaniker und Touristen nur seltener hinkommen. 


235 


Aufzählung der in der Umgebung von Pola wachsen- 
den Pflanzen. 


Von Prof. Leo Neugebauer. 


Die Flora von Pola ist wohl schon ziemlich bekannt; durch ihre 
Reichhaltigkeit angelockt besuchen alljährlich nordische Botaniker die 
Gestade der alten Pietas Julia, und veröffentlichen zuweilen auch ihre 
daselbst gemachte Ausbeute. Eine systematische Aufzählung der zur 
Flora von Pola gehörigen Arten existirt aber zur Zeit nicht, und 
schon aus diesem Grunde dürfte eine solche nicht unwillkommen sein. 
Freilich kann ich vorderhand nur Unvollkommenes bieten: Das Sub- 
strat dieser Arbeit bildet nämlich eine Kollektion von Pflanzen, welche 
Herr Dr. W. im Verlaufe des Jahres 1874 in der näheren Umgebung 
der Stadt (und auf einigen Inseln des Golfs von Medolin) gesammelt 
— während der Wintermonate (nach Koch Taschenbuch der Flora 
Deutschlands 1848 und Visiani’s Flora Dalmatiea) bestimmt und dann 
der k. k. Marine-Realschule geschenkt hat. 

Das in der Sammlung vertretene Florengebiet umfasst nur einen 
kleinen Kreis, dessen Halbmesser nicht über '/, deutsche Meile be- 
trägt; längere Excursionen gestaltete seine Berufsthätigkeit nicht, 
nur einmal gelang es einen ganzen Tag zu gewinnen, welcher zum 
Besuche der erwähnten Inseln verwendet wurde. Die kleinen Inseln 
im Hafen selbst konnten im genannten Jahre nicht besucht werden; 
ferner wurde mit dem Sammeln etwas spät (im März) begonnen, und 
gar im Herbst musste es wegen eingetretenen Krankheitsfalles durch 
mehr als einen Monat unterbrochen werden; endlich ist es für Einen 
Sammler unmöglich auch in kleinerem Gebiete aller Pflanzen in der 
gegebenen Zeit habhaft zu werden. Wenn trotz dieser misslichen 
Verhältnisse dennoch eine Sammlung von 734 Nummern (resp. Arten) 
aufgebracht werden konnte, so spricht diess wohl deutlich für den 
Reichthum der hiesigen Flora und beweist auch, dass mit dem Sam- 
meln recht fleissig vorgegangen wurde. Das letztere wird heuer fort- 
gesetzt und das Verzeichniss der neu gefundenen Arten und etwaige 
Berichligungen am Schlusse des Jahres in dieser Zeitschrift veröffent- 
licht werden. 

Ueber die gesammelten Pflanzen wurde ein genaues Journal 
geführt und auch dieses mir zur Verfügung gestellt, so dass ich in 
der Lage bin jeder Art ihren präcisen Standort beizufügen. 

Bezüglich der Genesis dieses Herbars und seiner Schenkung 
erlaube ich mir zu bemerken, dass das Anlegen einer Privatsammlung 
nicht im Sinne des Gebers lag, auch die Schenkung an die Anstalt 
erfolgte nicht ausschliesslich in der rein menschenfreundlichen Absicht 
ibre Lehrmittel zu bereichern. Es war vielmehr der Reichthum an 
Formen eines grossen Theiles der hiesigen Arten, welcher seine Auf- 
merksamkeit fesselte und den Anstoss gab zuerst eine Sammlung 
aller hier vorkommenden Pflanzen anzulegen und selbe dann der An- 


236 


stalt zu überlassen mit der Bedingung, dass diese Sammlung den 
Kern eines Herbariums bilde, in welcher mit der Zeit alle Formen 
dieser Arten zu vertreten sein hälten. 

Diese Formen können leicht durch die Ameisenthätigkeit bota- 
nisirender Schüler aufgebracht werden, der Vorstand des Faches 
brauchte nur aus dem zusammengeschleppten Material jede halbwegs 
abweichende Form herauszulesen und sie der Art im Normalherbar 
beizulegen. Würde dieser Vorgang bei Anstalten in botanisch wich- 
ligen, d. h. den Formenreichthum der Arten begünstigenden Punkten 
(D. W. nennt sie botanische Stationen) Nachahmung finden, so könn- 
ten auf leichte Weise Formenkollektionen entstehen, deren Benützung 
für Monographen von eminenter Wichtigkeit sein müsste. 

Und dazu ist schliesslich nothwendig, dass die Aufzählung der 
Arten veröffentlicht werde, damit man überhaupt wisse, was da ist, 
und damit insbesondere der Forscher erfährt, wohin er sich zu wen- 
den habe, um vollständige Formensammlungen jener Arten zu erlan- 
gen, welche gerade den Gegenstand seiner speziellen Studien aus- 
machen. Diesem wäre die Formensammlung der Art oder der Arten 
unbedingt zu überlassen. 

Angeregt durch diese ausgreifende Idee habe ich mich anhei- 
schig gemacht, dieselbe für die Station Pola in’s Werk zu setzen — 
und beginne mit der Aufzählung der Pflanzenarten *). 


Clematis Flammula L. Hügel, Hütten. 419. 

— Vitalba L. Zäune. 468. 

— Vitalba L. (fm. fol. dissect.) Zäune (d. Pra grande). 691. 

Anemone hortensis L. Hecken, humusreiche Anhöhen. 35. 
Adonis flammea Jacg. Saaten. 230. 
Ranunculus aquatilis L. var. succulentus. Foiva. 718. 

— ophioglossifolius Vill. Gruben d. Pra grande. 119. 

— illyricus L. Gehört nicht zur Flora v. Pola; eine Gruppe dicht 
zusammenstehender Pflanzen — offenbar verschleppt — in der 
Allee zwischen Stadt und Policarpo. 146. 

— acris L. Wiesen. 498. 

— velutinus Ten. Wiesen, Hügel, Kaiserwald. 95, 118. 

— repens L. Wiesen, Gräben. 121. 

— arvensis L. Fette Ackergründe (d. Pra grande etc.). 128. 

— Schraderianus Fisch. e M. Sehr selten; Strassenränder vor der 
Portaurea. 80. 

*) Die nachgesetzte Zahl ist die Journalsnummer. — Doppelnummern ge- 
hören den Formen; doch wurden letztere nur in den seltensten Fällen mit 
Nummern versehen. 

Nummern, welche zwischen 1—734 ausfallen, kommen auf die Zellkryp- 
togamen; diese konnten vorläufig in die Aufzählung nicht aufzenommen werden. 

Die eingeklammerten Formen (fm,) sind nur provisorisch als solche hin- 
gestellt, ohne dass ihnen irgend welche systematische Berechtigung vindieirt wäre. 

Erklärung der Abkürzungen; F. = Fort, M. = Monte, V. = Val oder 
Valle (Bucht), S. = Stanzia (Landgut). 


Nigella arvensis L. Aecker. 432. 

— damascena L. Sterile Anhöhen. 304. 

Delphinium Consolida L. Felder. 438. 

Papaver hybridum L. var. argemonoides sehr selten; Felder in der 
Nähe des Marinefriedhofes. 535. 

— Rhoeas L. Saaten. 159. 

Glaucium luteum Scop. V. Saline. 572. 

Corydalis acaulis Pers. Alte (röm.) Mauer in der Arsenalstrasse, 
Franeiscuskirche und einige benachbarte Gartenmauern; von 
letzteren sind die Pflanzen am leichtesten herunter zu kriegen. 12. 

Fumaria officinalis L. Schutthaufen. 257. 

— agraria Lag. J. Marina. 213. 

Nasturtium officinale R. Br. Gräben d. Pra grande. 117. 

Turritis glabra L. M. Lorenzo (Kaiserwald). 361. 

Arabis verna Br. Foiva, Felsabhang ober dem Artillerie-Laborato- 
rium. 43. 

— hirsuta Scop. Schattige, steinige Stellen. 105. 

— hirsuta (fm. glabra). Sehr schattige, lelsige Orte (Strasse nach 
Fisella). 108. 

Cardamine sylvatica Lk. Strassenränder (vor der Porlaurea). 44. 

Sisymbrium officinale Scop. Schutt. 417. 

— Alliaria Scop. Gräben (vor der Portaurea), Hecken (unter F. Mi- 
chele). 715. 

— thalianum Gaud. Foiva; auch in Feldern zerstreut, doch 
selten. 41. 

Sinapis arvensis L. Kulturboden. 279,305. 

Diplotaxis tenuifolia DC. Felder. 387. 

Alyssum campestre L. Grasige Hügel (F. Michele ete.). 

Thlaspi praecox Wulf. Zerstreut über die Hügel im een 
(F. Giorgio, M. Guardie). 29. 

Lepidium Draba L. Strassenränder; Seeküste bei V. di Cane. 53. 

— campestre R. Br. Strassenränder (Pulverthurm am M. Signole). 
109. 

— campestreR. Br. (fm. glabra), schattige Orte im Kaiserwalde. 392. 

— graminifolium L. Strassenränder. 570. 

Capsella Bursa pastoris Mönch. Schutt, Pygmäenformen in der 
Foiva. 46. 

Senebiera Coronopus Poir. Anschüttungen vor der Foibanbrücke, An- 
lagen vor der Schwimmschule; selten. 518. 

Myagrum perfoliatum L. In Feldern verstreut. 281. 

Neslia paniculata Desv. Felder d. Pra grande. 131. 

Calepina Corvini Desv. Am östlichen Ende der Pra grande in der 
Nähe der Quelle. 132. 

Bunias Erucago L. Wege, Felder. 3 

Cakile maritima Scop. Humusreiche Buchten (V. Saline, V. Con- 
filetti). 491. 

Rapistrum rugosum All. Pra grande, selten. 427. 

Raphanus Raphanistrum L. Kulturboden. 540. 


238 


Raphanus Raphanistrum L. fl. flavo mit vor. 317. 

Cistus monspeliensis L. Hügel. 273. 

— creticus L. Hügel; am häufigsten am M. Gobbo. 274. 

Helianthemum Fumana Mill. Sterile, steinige Orte (F. Giorgio, Stein- 
brüche v. Fisella), nicht häufig. 150. 

— salicifolium Gers. Grasige Hügel (F. Max, röm. Steinbrüche 
etc.). 66. 

-— vulgare L. Hecken, Kaiserwald (M. Lorenzo). 88. 

— glutinosum Pers. V. Ovina nahe der Küste, selten. 705. 

Reseda Phyteuma L. Aecker, Wege (Max-Barake, Stoja Musil etc.). 
728. 

— lutea L. An Mauern, Steinbrüche. 331. 

Viola hirta L. Hecken, Kaiserwald. 631. 

— tricolor L. var. arvensis. Felder (um Veruda, scheint selten ?). 
na)de 

Polygala nicaeensis Kis. Kalkhügel. 533. 

Tunica Saxifraga Scop. Steinige Anhöhen. 355. 

Dianthus prolifece L. In der Nähe isolirter Gebäude, und zwar Ma- 
rinespital, Civilfriedhof, Artillerie-Laboratorium. 410. 

— Armeria L. Kaiserwald. 677. 

— sanguineus Vis. Grasige, buschige Lehnen (unterhalb M. Po- 
lante). 311. 

— sylvestris Wulf. Ueber alle Hügel verstreut. 460. 

— ciliatus Guss. Zerstreut über die südlichen und westlichen Hügel, 
am liebsten in der Nähe der Küste (Firella). 600. 


Saponaria Vaccarin L. Felder (S. Lombardo, Veruda). 249. 

Silene gallica. Buschige Hügel, meist in der Nähe der Küste (V. di 
Fora), J. Marina. 215. 

— italica Pers. Hecken von S. Lombardo. 332. 

— nultans L. var. livida. Kaiserwald am M. Lorenzo. 474. 

— inflata L. Raine, Hecken etc. 294. 

— inflata L. J. Levano grande, eine feiste Halophytenform. 225. 


Lichnis flos Cuculi. Wiesen vor den röm. Steinbrüchen, Pra grande. 
412. 

— coronaria Lam. Kaiserwald. 367. 

— vespertina Sibth. Hecken etc. 307. 


Agrostemma Githago L. Saaten. 312. 

Tepigonum medium Wahlb. Küsten, Verbindungsdamm nach J. Pietro. 
153. 

Alsine verna Benth. Sterile Hügel. 101. 

Arenaria serpyllifolia L. Aecker etc. 168. 

Stellaria media Vill. Weinberge. 494. 

Linum gallicum L. Humusreiche Anhöhen, im Wachholdergebüsch. 
255. 

— corymbulosum Rehb. Sterile Höhen (M. Rizzi). 483, 582. 

— strietum L. var. spicatum. Unfruchtbare steinige Orte am M. 
Rizzi und zwischen F. Michele und Pra grande. 359. 


239 


Linum nodiflorum L. Wiesenränder bei Pelerino (Nähe von Fasana) 
512. 
— tenuifolium L. Entwaldeter Theil des M. Lorenzo. 85. 
— angustifolium Huds. Grasige Hügel zwischen Gebüsch (ober dem 
Artillerie-Laboratorium ete.) 584. 
Malva sylvestris L Hügel, Wiesen. 341. 
Althaea officinalis L. Pra grande nächst dem Gasometer. 625. 
— hirsuta L. Steinige, sonnige Plätze (M. Rizzi), scheint selten. 726. 
Abutilon Avicennae Gärl. Pra grande in kleinen, dichten Gruppen. 
D17: 
Hypericum perforatum L. Steinige Orte. 373. 
— perfoliatum L. Kaiserwald. 372. 
Acer campestre L. Zäune (auf den Feldern hinter dem Mar. Spital). 69. 
— monspessulanum L. Kaiserwald nordwestl. Theil. 363. 
Vitis vinifera L. var. apüfolia. Kaiserwald (verwilderter Wein, allent- 
halben um Pola). 478. 
Gerantum pusillum L. Schutt, Steinbrüche (hinter dem Spital). 499. 
— dissectum L. Wiesen (Stoja Musil), Gräben (Pra grande), im 
Ganzen selten. 120, 515. 
— columbinum L. Grasige Hügel; an humusreicheren Stellen oft 
lange Ausläufer treibend. 67, 442. 
— rotundifolium L. Kulturboden. 47. 
— robertianum L. Feuchte, felsige Orte (Strasse nach Policarpo 
elel)..53:; 
— lucidum L. Foiva; sonst um Pola selten, dichte Hecken in der 
Nähe der Schiessstätte. 49, 
Erodium cicutarium Herit. Wege, Wiesen. 403. 
— ciconium Willd. Grasplatz hinterm Spital. 467. 
— malacoides Willd. Kulturanlagen um F. Max; sehr selten. 566. 
Oxalis corniculata L. Maxbarake, Foiva, Stadtpark. 45. 
Tribulus terrestris L. Felder ober der Arena, Anlagen vor den Arse- 
nalsbaraken. 477. 
Ruta graveolens var. y. L. Steinhaufen und Küste bei Fisella. 503. 
Evonymus europaeus L. Zäune (Pra grande) Mauern (Arena). 111. 
Paliurus aculeatus Lam. Hecken; wird mit Vorliebe zu Zäunen ver- 
wendet; ein fast baumartiges Exemplar steht in der Foiva. 466. 
Rhamnus cathartica L. Hecken, Zäune; dornig und dornenlos. 124. 
— infectoria L. Auf sonnigen Hügeln (M. Turio etc.) ausserordent- 
lich dicht und dornig, bleibt schlank an schattigen Stellen (röm. 
Steinbrüche) 203, 288. 
Pistacia Terebinthus L. Zäune. 113, 84. 
— Lentiscus L. Hügel. 205, 206. 
Spartium junceum L. Unfruchtbare Stellen. 160. 
Genista tinctoria L. (@. elatior? Koch). Buschige Hügel (besonders 
Stoja Musil). 354. 
Lupinus hirsutus L. Wiesen von Stoja Musil und Fasana. 
— albus L. Feld am M. Foiban. 137. 
Ononis spinosa L. Wiesen. 345. 


240 


Ononis spinosa L. fl. albo. Stoja Musil. 353. 
Anthyllis Vulneraria L. var. rubriflora. Bergwiesen; um Pola findet 


sich nur! die Varietät. 548. 


Medicago falcata L. Kulturboden. 270. 


falcata L. var. versicolor. Raine. 549. 

sativa L. Kulturboden, häufig gebaut. 430. 

prostrata Jacg. Sonnige Hügel in Gesteinspalten (M. Chiochi, M. 
Gollsi, M. Lorenzo im Kaiserwald). 154. 

lupulina L. Getreidefelder. 550. 

orbicularis Alt. Wiesengründe und Wege (auf Stoja Musil). 263. 
tribuloides L. Küste von V. di Fova. 261. 

littoralis Rhode. Stoja Musil. 59. 

Gerardi W.K. Stoja Musil. 262. 

minima Lam. Trockene Anhöhen. 83. 

denticulata Willd. Saaten. 286. 

? prostrata? Jacg. legum. rect. Steinbrüche um Fisella und hin- 
term Spital. 555. 


Melilotus alba Desr. Wüste Orte, (Steinbrüche hinterm Spital), selten. 


526. 
offieinalis L. Kulturboden. 293. 
parviflora Desf. J. Levano grande. 228. 


Trifolium pallidum W.K. Steinbrüche unterhalb des M. Daniele, rasen- 


bildend. 488. 


— pratense L. Wiesengründe; je fetter der Boden um so robuster 


die Form. 325, 464, 546. 

ochroleucum L. Stoja Musil; selten. 313. 

stellatum L. Sonnige Anhöhen. 73. 

incarnatum L. Gebaut auf einem Feld am M. Signole, wild um 
Pola nicht gefunden. 144. 

incarnalum L. var. Molinieri. Grasige Hügel. 188. 
angustifolium L. Grasige Anhöhen und die Inseln bei Medolin. 
223. 

lappaceum L. Sonnige Hügel. 271. 

lapaceum L. (fm. elata). Wiesen auf Stoja Musil und im Kaiser- 
wald. 338. 

Cherleri L. Hügel. 201. 

Cherleri L. (fm. elata). Stoja Musil. 265. 

arvense L. Aecker. 394. 

Bocconii Savi. Wege im Kaiserwald. 451. 

striatum Kaiserwald. 258, 339. 

scabrum L. Magere Wiesen. 266. 

subterraneum L. Wiesengründe von Stoja Musil. 264. 
fragiferum L. Feuchtere Wiesen. 352. 

repens. L. Triften. 615. 


— procumbens L. An Wegen im Kaiserwald. 365. 
Doryenium herbaceum Vill. Grasige Anhöhen (F. Bourguignon etc.) 


242. 


Bonjeani hirsuta Rchb. Kalkhügel. 482. 


241 


Lotus corniculatus L. var. hirsutus. Steinbrüche (am Wege nach 
Veruda etc). 24. 

— tenuifolius Rehb. Kulturboden (am M. Signole etec.). 456. 
Astragalus hamosus L. Wiesen auf Stoja Musil, selten. 282. 
Scorpiurus subvillosa L. Felsenhügel; im Kulturboden (Stoja Musil), 

ellenlange Ausläufer treibend. 278. 
(Fortsetzung folgt.) 


ne — 


Correspondenz. 


Wien, am 42. Juni 1875. 


Zu den in meiner Mittheilung S. 190 angeführten ständigen 
Bürgern der Praterflora noch Viola elatior Fries in der Kriau (seit 
1870) nachtragend, berichtige ich, dass sich die als Nonea alba an- 
geführte Pflanze nun als Nonea lutea DC. herausgestellt hat, und 
erwähne, dass mir in diesem Jahre an der Stelle meiner bereits mil- 
getheilten Neuheiten des Praters folgende neu aufgetauchte Arten zu 
finden gelang: Silene viscosa Pers. in üppigen Exemplaren mitunter 
von 16 Zoll langer Inflorescenz, Anchusa italica Retz. und Salvia 
austriaca Jacq. Jos. B. v. Keller. 


Pest, am 15. Juni 1875. 
Nächstens werde ich auf die Anfragen meines Freundes Uech- 
tritz ausführlicher antworten. Für jetzt nur so viel, dass Thlaspi 
cochleariforme aus Siebenbürgen, Thlaspi Avallanum Pane. und T. 
Kovatsii Heuff. mit einander identisch sein. Dieses Jahr blühten in 
meinem Garten in Siebenbürgen zwei wunderschöne neue /ris-Arten, 
ebenso zwei neue Anchusa-Arten aus der Türkei. Janka. 


ee ren 


Personalnotizen. 


— Dr. Anton Kerner, Professor in Innsbruck wurde von der 
mathematisch-nalurwissenschaftlichen Klasse der kais. Akademie der 
Wissenschaften zum wirklichen Mitgliede ernannt. Ebenso Charles 
Darwin zum ausländischen Ehrenmitgliede. 

— Hofrath Muzius Ritter v. Tommasini und Regierungsrath 
Dr. Eduard Fenzl wurden durch Verleihung des Commandeur-Kreuzes 
des königl. ital. Kronenordens ausgezeichnet. 

— Zur Erinnerung an August Neilreich wurde eine neue 
Gasse im X. Bezirke von Wien „Neilreichgasse* benannt. 


—s1sSsp>.2—— 


Vereine, Anstalten, Unternehmungen. 


— In einer Sitzung der kais. Akademie der Wissenschaften in 
Wien am 15. April legte Prof. Jos. Boehm eine Abhandlung vor: 
„Ueber die Funktion des Kalkes bei Keimpflanzen der Feuerbohne.“ 
Mit Untersuchungen über die organische Leistung einiger Aschenbe- 
standtheile höherer Pflanzen beschäfliget, kam der Verlasser bald zur 
Ueberzeugung, dass, um hierbei zu einem befriedigenden Resultate zu 
gelangen, vorerst die Frage zu enischeiden ist, ob die mineralischen 
Nährstoffe nur zur Bildung von organischer Substanz dienen oder 
auch beim Aufbaue des Zellleibes aus bereits assimilirten Nährstoffen 
betheiligt sind. Zur Beantwortung dieser Frage schien ihm die That- 
sache, dass aus grossen und kleinen Feuerbohnen und aus solchen, 
bei denen ein Samenlappen entfernt wurde, unter normalen Verhält- 
nissen Pflanzen gezogen werden können, die sich an Stärke und 
Ueppigkeit durchschnittlich nicht von einander unterscheiden, ‚den 
Weg zu weisen. Falls die Aschenbestandtheile zur Umbildung der 
organischen Substanz in Theile des Pllanzenleibes nothwendig sind, 
wäre es wohl, so schloss der Verfasser, zu vermulhen, dass mögli- 
cher Weise in den Samen, welche bekanntlich relativ arm sind, ge- 
rade an jenen mineralischen Stoffen, die in den vegetaliven Organen 
in grosser Menge vorhanden sind, zwischen diesen und den organi- 
schen Baustoffen ein physiologisches Missverhältniss bestehen würde. 
Sollte sich dies bestätigen, so würden sich die weiteren Fragen und 
die Methoden zu deren Beantwortung von selbst ergeben. Die Resul- 
tate und Schlüsse, zu denen der Verfasser bei seinen diesbezüglichen 
Untersuchungen gelangte, fasst derselbe in folgenden Sätzen zusam- 
men: 1. Die in destillirtem Wasser gezogenen Keimpflanzen von Pha- 
seolus multiflorus sterben früher oder später, steis aber vor dem 
völligen Verbrauche der organischen Reservenahrung durch Erschlaf- 
fung und Verschrumpfung des Stengels unterhalb der Endinospe. 
Einem gleichen Schicksale verfallen die etwas weiter entwickelten 
Stielenden der Primordialblätter. 2. Dieses Absterben wird durch die 
verschiedenen Kalksalze (auch durch das Chlorcaleium in sehr ver- 
dünnten Lösungen [1 pro 3 Mille]) verhindert. 3. Der Kalk kann durch 
keine andere Base ersetzt werden; kohlensaure Magnesia für sich 
wirkt geradezu schädlich. 4. Bohnenkeimpflanzen, welche gleichzeitig 
und in demselben Gefässe in destillirtem Wasser gezogen werden, 
sterben unter obigen Erscheinungen in sehr verschiedenen Entwick- 
lungsstadien, die einen schon, nachdem der Stengel kaum die Länge 
von 2 bis 3 Ctm. erreicht hat; andere erst, nachdem sie sich bis auf 
30 bis 40, ja selbst 50 Ctm. gestreckt haben. Das Samengewicht ist 
hierbei nicht massgebend. 5. Die Ursache dieses verschiedenzeiligen 
Absterbens der Bohnenkeimpflanzen gleicher Kultur in destillirtem 
Wasser ist eine individuelle und offenbar durch den verschiedenen 
Kalkgehalt der Samen bedingt. 6. Die Aschenbestandtheile der Pri- 
mordialblätter von in destillirtiem Wasser gezogenen Pflanzen sind nicht 
geringer als die der gleichartigen Blätter der bei Kalkzufuhr kultivirten 


243 


Schwesterpflanzen. 7. Der Kalk spielt bei der Umbildung der organi- 
schen Baustoffe in Formbestandtheile des Pflanzenleibes dieselbe wich- 
tige Rolle wie bei der Metamorphose der Knorpel in Knochen. 8. Der 
Kalk ist für die Bildung von Stärke aus Kohlensäure völlig belanglos. 
Grüne, amylumfreie Primordialblätter, deren Stiele bereits einschrumpf- 
ten, in denen somit sicher kein disponibler Kalk mehr vorhanden war, 
bildeten unter sonst günstigen ‚Bedingungen schon während 3 bis 5 
Minuten unverkennbare Stärkespuren und waren nach einer halbstün- 
digen Versuchsdauer ganz damit erfüllt. 9. Bei den in destillirtem 
Wasser gezogenen Bohnenkeimlingen tritt eine höchst merkwürdige 
Stockung der Stärkeleitung von den Cotylen zur Stengelspitze auf. 
Während bei vergeilten Pflanzen, welche auf kalkhaltiger Unterlage 
gezogen wurden, die oberen Theile der gegen 40 bis 50 Ctm. langen 
Stengel nach Behandlung mit Kalilauge, Wasser, Essigsäure und Jod 
ganz schwarz werden und die unteren, bei noch ganz prallen Cotylen, 
nur im Stärkeringe Amylum führen, ist gerade das Umgekehrte der 
Fall bei den in kalkfreien Flüssigkeiten gezogenen Pflanzen: die 
Stärke bleibt in den Mark- und Rindenzellen des ersten Internodium 
angesammelt. 10. Die Rolle, welche der Kalk bei dem Transporte der 
Starke aus den Reservekammern zu den natürlichen Verbrauchsstätten 
spielt, ist bisher völlig räthselhaft. 


espe>—- 


Botanischer Tauschverein in Wien. 


Sendungen sind eingetroffen: Von Herrn Dr. Halacsy mit Pflan- 
zen aus Niederösterreich. Von Herrn P. Gremblich mit Pflanzen aus 
Tirol. Von Herrn P. Wiesbaur mit Pflanzen aus Niederösterreich. 

Sendungen sind abgegangen an die Herren Richter u. Prihoda. 

Aus Tirol: Adonis autumnalis, Alchemilla alpina, Alsine au- 
striaca, Änemone vernalis, Cardamine impatiens, Centaurea rhenana, 
Daphne Cneorum, D. striata, Delphinium elatum, Juncus trifidus, 
Mentha alpigena, Ophrys aranifera, Pinus montana, P. obliqua, Pri- 
mula Aur. androdyn., P. A. gynodyn., Rosa comosa, Rubus Bellardi, 
Senecio Reisachü, Taxus baccala, Hildenbrandtia sanguinea U. a. 
eing. von Gremblich. 

Aus Baiern: Sedum annuum eing. von Meyer. 

Aus Niederösterreich: Aethusa agrestis, Allium montanum, 
Bromus patulus, Bupleurum junceum, B rotundifolium, Carex hu- 
milis, C. nitida, C. pilosa, ©. tomentosa, Caucalis daucoides, Ü. 
muricata, Chenopodium intermedium, Ch. opulifolium, Cyperus lon- 
gus, Elymus europaeus, Eriophorum angustifolium, Globularia cor- 
difolia, Helminthia echioides, Juncus obtusiflorus, Lactuca viminea, 
Laserpitium prutenicum, Marrubium peregrinum, Ornithogalum py- 
renaicum, Oryza clandestina, Peucedanum Cervaria, Phleum nodo- 
sum, Plantago maritima, Poa nemoralis, Samolus Valerandi, Seirpus 
acicularis, Selinum carvifolium, Silaus pratensis, Sonchus palustris, 


244 


Stachys alpina, Taraxacum corniculatum, Tordylium maximum, Viola 
ambigua u. a. eing. von Wiesbaur. 

Obige Pflanzen können im Tausche oder käuflich die Centurie 
zu 6 fl. (12 R. Mark) abgegeben werden. 


Inserate. 


In J. U. Kern’s Verlag (Max Müller) in Breslau ist soeben 

erschienen: 

Die Pilze Norddeutschlands mit besonderer Berücksichtigung 
Schlesiens. Beschrieben von Otto Weberbauer. Heft Il. Mit sechs 
nach der Natur gezeichneten kolorirten Tafeln. Gross Querfolio. 
Preis 12 Mark. 


J. D. Möller in Wedel (Holstein). 


Dem Unterzeichneten ist vielfach und immer von Neuem der Wunsch 
ausgesprochen worden: sein Verfahren bei der Präparation der Diatomaceen 
veröffentlichen zu wollen. 

Derselbe erklärt sich gegen eine entsprechende Entschädigung dazu bereit 
und beabsichtigt folgenden Versuch; 

Eine genügende Betheiligung vorausgesetzt, wird derselbe eine kleine 
Schrift mit erklärenden Abbildungen unter dem Titel: 


Die Präparation der Diatomaceen 


in ihrem ganzen Umfange, 
veröffentlichen. 

Dieselbe soll enthalten: 

1. Das Sammeln. — 2. Das Reinigen, a) der lebenden, b) der ab- 
gestorbenen im Schlamme, c) der fossilen. — 3. Das Trennen der ver- 
schiedenen Arten. — 4. Das Präpariren, a) als gewöhnliches (Massen- 
präparat), b) als Typen- und Probe-Platte, Geordnetes, etc. 

Preis für die deutsche Ausgabe 30 Mark. 


» DH» englische rn A L. 12 Si 
„4, vfranzösische 40 Francs. 


” 

Ausser dem Unterzeichneten nehmen Bestellungen entgegen die Herren: 

'G. F. Otto Müller. Berlin, W., Königgrätzer Str. 21. 

Dr. E. Hartnack & A. Prazmowsky, Paris, Rue Bonaparte 1. 
R. & J. Beck, l.ondon, E. C. 31 Cornhill. 

Edmund Wheeler, London, N. 48 Tollington Road. 

C. Baker, London, W. C. 224 High Holborn. 

James W. Queen & Co., 924, Chestnut Street, Philadelphia. 

Die Bestellungen müssen bis längstens September d. J. angemeldet 
sein, worauf im Oktober den betr. Herren Bestellern mitgetheilt werden wird, 
ob das Unternehmen zu Stande kommt. 

Im günstigen Falle hat jeder Besteller den Preis an den Unterzeichneten 
oder an einen der vorgenannten Herren zu zahlen und empfängt dagegen läng- 
stens Anfangs 1876 die Schrift. 


Wedel in Holstein. J. D. Möller. 


Redakteur und Herausgeber Dr. Alexander Skofitz. — Verlag von ©. Gerold’s Sohn, 
Druck und Papier der ©. Ueberreuter'schen Buchdruckerei (M, Salzer). 


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XXV. Jahrgang. WIEN, August 1875. % 
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INHALT: Algen des Triester Golfes. Von Hauck. — Italienische Pflanzen. Von Janka. — Vegetations- ch 
Verhältnisse. Von Dr. Kerner. — Piseker Lebermoose. Von Dedecek. — Bemerkungen. Von Uech- ya 
tritz. — Flora von Pola. Von Neugebauer. — Literaturberichte. Von Dr. R. — Correspondenz. Von 2. 
Holuby, Artzt, Dr. Rehmann. — Personalnotizen. — Vereine, Anstalten, Unternehmungen. — Bo- ir 
tanischer Tauschverein. R 
. [ . [ 2 
Verzeichniss der im Golfe von Triest gesammelten E 
Meeralgen *). Be 
Be 
Von F. Hauck. Be 
Nachstehend gebe ich eine Aufzählung der Meeralgen, welche 2: 
ich in einer längeren Reihe von Jahren selbst gesammelt und beob- R 
achtet habe, und die mir von meinen Freunden als zuverlässig von = 
diesen Küsten mitgetheilt wurden. In mehreren Herbarien sah ich noch A 
andere Arten mit dem Fundorte „Pirano“ von P. Titius herrührend, Bi ® 
die aber offenbar von fremden Küsten stammen, daher ich dessen ei 
Aufsammlungen nicht mitbenützen konnte; ebenso erwähne ich nicht Br 
einige in verschiedenen Werken beschriebene Algen, die wohl un- 1 
zweifelhaft im Gebiete gefunden, mir selbst aber nur aus der Be- Re® 
schreibung bekannt sind. Man sieht hieraus, dass dieses Verzeichniss a 
keinen Anspruch auf Vollständigkeit macht, dennoch hoffe ich damit 58, 
manchem Botaniker, welcher diese Küste besucht, einen Wegweiser Be 
zu weiteren Forschungen zu bieten. Rn 
EN 5 
*) Die Grenzen des Gebietes sind einerseits bei Grado, andererseits bei _ 
der Punta di Salvore. Eine nähere Beschreibung des Küstenterrains mit Bezug E 
auf die submarine Vegetation behalte ich einer späteren Zeit vor. EısEE ve 
Oesterr. botan. Zeitschrift. 8. Heft. 1875. 19 | #4. 
u 
DR 


Schliesslich erlaube ich mir, Hier meinen Dink besoni 

genden Herren auszusprechen, und zwar Herrn Hofr. R. v. Tomn 
sini, durch welchen ich auf die verschiedenen an Algen peichhalfisen 
Lokalititen aufmerksam gemacht wurde, und welcher mit seltener 
Liebenswürdigkeit mich überhaupt in meinen Bestrebungen unter- R 
stützte , ferner Herrn k. k. Hofgäritner A. Vogel, der mir seine 
werthvollen Aufsammlungen um Miramar zum Studium überliess, und 
schliesslich Herrn Baron F. v. Liechtenstern, welcher mit unermüd- 
lichem Fleisse die istrianische und dalmatinische Küste nach Algen 
durchforscht und mich ebenfalls durch Mittheilung von höchst 
interessantem Material in den Stand setzte, die Formenkreise so man- 
cher sehr veränderlichen Art besser kennen zu lernen. 


Floridezae. 


Ceramieae. 


1. Callithamnion strictum Ag. (Zan. Icon. phycol. adr. I. p. 116, Tab. 
XXVI. B). Pirano, im Winter”) selten. 

2. — Borreri (Sm.) Harv. (J. Ag. Sp. Alg. II. pag. 49). Miramar, 
Triest im Hafen, Pirano ete., im Winter ziemlich häufig. 

3. —- tenuissimum Kg. (Kg. Tab. phycol. XI. 75). Miramar an Fels- 
blöcken im Winter und Frühjahr. — Die hiesigen Exemplare 
stimmen genau mit jenen von Brest (com. Lenormand) über- 
ein. — Hierher dürfte auch Callithamnion pinnato-furcatum 
Kg. tab. phyc. XTl. 15 gehören. 

4. — Thuyoides (Sm.) Ag. (J. Ag. Sp. Alg. II. p. 44). Triest, Mira- 
mar, etc. Winter und Frühjahr. 

5. — versicolor (Draparn.) Ag. (J. Ag. Sp. Ale. II. p. 41). Ueberall 
häufig im Winter und im Fr ühjahr.. Manche Fermen sind dem 
Callith. corymbosum (Sm.) Lyngb. zum Verwechseln ähnlich, 
von welchem Callith. versicolor wohl nur eine Varietät zu 
sein scheint. 3 

6. — lanceolatum (Derbes) Kg. (tab. phyc. XI. 10). Mit voriger Art 
zusammen vorkommend bei Miramar und Mugsgia. “ 

7. — cruciatum Ag. (J. Ag. Sp. Alg. II. pag. 17). Verbreitet — im 
Frühjahr. E 

Callithamnion fragilissimum Zan. (Icon. phye. adr. p. 11, R 
tab. II B) ziehe ich hierher als Varietät. Exemplare dieser - 
Alge, welche Hr. Baron Liechtenstern bei Spalato in grösserer 

Anzahl sammelte, zeigen die entschiedensten Uebergänge in. 


C. eruciatum. 

Sehr bemerkenswerth ist das häufige Vorkommen eines 
Schmarotzers aus der Gattung Chytridium (Cyphidium Magnus) 
auf dieser Art. Ich sah einzelne Exemplare der var. fragilis- 
simum Zan. so dicht damit besetzt, dass fast der Habitus der . 


*) Die angegebene Jahreszeit ist jene, in welcher ich die betreffende Art Bi 
sammelte, dadurch ist das Vorkommen auch in einer anderen Jahreszeit nicht pr 
ausgeschlossen. F. Be: 


a Be 
. 2 an Pr DEE Arge 
net 


0 ganzen Pflanze verändert wurde. Näheres hierüber findet man 
Br in „Die botanischen Ergebnisse der Nordseefahrt* vom 21. Juli 
bis 9. Sept. 1872 von Dr. P. Magnus (Separatabdruck aus dem 


? Meere in Kiel. Berlin 1874). 

8. Call. plumula (Ellis) Ag. (J. Ag. Sp. Alg. Il. p. 29). Triest. Miramar, 
Pirano etc. Winter und Frühjahr häufig. 

9. Griffithsia Schousboei Montg. (Zan. Icon. phycol. adr. I. pag. 48, 
tab. XX. A). Triest, Miramar, im Winter. 

10. — barbata (Engl. bot.) Ag. (Zan. Icon. phyc. adr. II. p. 39. Tav. L.). 
Miramar an Cystosiren im Februar. 


11. Crouania attenuata (Bonn.) J. Ag. (J. Ag. Sp. Alg. II. p. 105). 
Triest, Miramar, Pirano etc. im Winter bis zum Sommer. 

Aus Lesina (leg. Liechtenstern) liegt mir ein Exemplar 
mit zweitheiligen Sphaerosporen vor, worauf Crouan seine Or. 
bispora gründet, die vegetativen Verhältnisse lassen aber einen 

| Unterschied von C. attenuata nicht erkennen. 

12. Dudresnaya coccinea (Ag.) Bonnem. (J. Ag. Sp. Alg. II. p. 108). 
| Miramar, Pirano im Sommer. 

13. — purpurifera J. Ag. (Zan. Icon. phyc. adr. II. p. 22, Tav. XLVI. 
1—3). Miramar, August. 

14. Ceramium diaphanum (Light.) Roth (J. Ag. Sp. Alg. Il. p. 125). 
Triest im Hafen, Pirano, im Winter und Frühjahr, als Syno- 
nym rechne ich nur hieher Hormoceras pulchellum Kg. Sp. Alg. 
p- 676, tab. phyc. XI, 75. 

15. — elegans Ducl. (J. Ag. Sp. Alg. II. p. 124). Ueberall gemein vom 
Winter bis zum Sommer. 

Nach Alter, Standort, Jahreszeit äusserst veränderlich, und 
stimmen manche Formen ganz mit C. strietum Grev. (J. Ag. 
Sp. Alg. II. p. 123) überein. 

Zu C. elegans ziehe ich die Abbildungen von Hormoceras 
polyceras in Kg. tab. phyc. XII. tab. 66, H. polygonum tab. 67, 
H. diaphanum tab. 68, H. gracillimum tab. 68, H. moniliforme 
tab. 69. 

An einigen Exemplaren eines Ceramiums, die sich aber 
übrigens von C. elegans nicht unterscheiden lassen, traf ich 
die äussersten Spitzen der Gliederfäden sowie die Spitzen der 
Seitenästchen zu nackten Favellen (?) umgebildet. — Kützing 
bildet diese Pflanze als Hormoceras acrocarpum tab. phycol. 
XI. 1. ab, und bezeichnet diese Fruchtbildung als Knäuel von 

4 Vierlingsfrüchten. 

i F. Ardissone in „Le floridee italiche* führt noch €. gymno- 

gonium Menegh. und ©. spinulosum Kg. als mit nackten Fa- 

vellen an, ich vermuthe aber kaum, dass man es hier mit 
normalen Favellen, sondern mit einer den Seirosporen bei 
den Callithamnien- in gewisser Hinsicht ähnlichen Bildung zu 
thun hat. 

19% 


= Il. Jahresber. der Kommission zur Untersuchung der deutschen 


16. Cer. Biasolettianum Kg. (Kg. tab. phye. XI. ran Triest, Muggi 


Pirano im Winter und Frühjahr. 


17. — tenuissimum Lyngb. (J. Ag. Sp. Alg. II. pag. 120). Miramar 


im Sommer. 


18. — radiculosum (Grunow in litt.). Braunroth, bis 6 Centim. lang, 


3. Gr ateloupia fllicina (Wulf.) Ag. (J. Ag. Sp. Ale. II. p. 180). Triest 


. Chrysymenia pinnulata (Ag.) J. Ag. (Zan. Icon. phycol. adr. IE 


. — uvaria (Wulf.) J. Ag. (J. Ag. Sp. Ale. I. p. 214). Ueberall 


. Cryptonemia lomation (Bertol.) J. Ag. (J. Ag. Sp. Alg. Il. p. 227). 


. Gloiocladia furcata (Ag.) J. Ag. (Zan. Teon. phye. adr. L. p- 13, 


Gliederfäden perlschnurartig, haardünn, dicht dichotom, hin und 
wieder mit Seitenäsichen besetzt, gleichhoch verästelt, Spitzen 
gerade oder schwach gekrümmt, untere Glieder dreimal, obere 
ebenso lang als der Durchmesser, Rindengürtel knotig, Inter- 
stitien durchsichtig, jene der Zweigspitzen rosenroth gefärbt. 

Sphaerosporen eingesenkt, meist einreihig, Antheridien aus den 
oberen Rindengürteln dicht hervorbrechend. Favellen an den 
Aesichen seitlich sitzend, von 3—4 sparrig abstehenden langen, 

oft gabelig getheilten Hüllästchen umgeben. Im Flusse Timavo 
nahe der Mündung an Rohr ete. Vom Frühjahre bis zum Herbste. 
Ein eigenthümliches schon durch das Vorkommen im schwach- 
salzigen Wasser ausgezeichnetes Ceramium. 


. — ciliatum Ducl. (J. Ag. Sp. Alg. I. p. 133). Ueberall gemein, 


Frühjahr, Sommer. 


. — rubrum Ag. und var. barbatum Kg. (J. Ag. Sp. Ale. Il. p. 127). 


Häufig bei Triest, Pirano etc. Winter und Fr ühjahr. 


. Centroceras cinnabarinum (Grat.) J. Ag. (J. Ag. Sp. Alg. Il. p. 148). | 


Bei Barcola, Pirano etc. im Frühjahr. 
{ryptonemeae. 


. Nemastoma dichotoma J. Ag. (J. Ag. Spee. Ale. I. pag. 164) = 


Ginnania irregularis Ke. (Kg. Tab. phye. XVl. 69). A n 
Pirano, im Sommer. 


we 


im Hafen, Miramar, Pirano "etc. im “Herbste. ; 


. Halymenia flor esia (Clem.) Ag. (J. Ag. Spec. Alg. II. pag. 205). 4 


Triest, Zaule, Capodistria, Pirano etc. im Herbste. £ 
E. 


an 


p. 151, Tav. XXX. A). Triest, "Miramar, Pirano, im Sommer. 
Hieher gehören Chr. ventricosa (Lam.) J. Ag. und Chr. in 
jeana Meneeh. (Zan. Icon. phyc. adr. I. p. 155, Tav. XXXVI.B) 
als Jugendzustände. ; 


. — dichotoma 9). Ag. (J. Ag. Spec. Alg. I. pag. 211..— Zan. ; 


Icon. phycol. adr. II. Tav. XCH. 3—5). Miramar, Pirano, im 
Sommer. : 


gemein, zu jeder Jahreszeit. Häufig an ausgeworlenen Cysto- 
sirenstämmen und Schwämmen fest gewachsen. 


Verbreitet, Vorkommen wie bei voriger "Art. 


Tav. IV. A). Pirano, Miramar (eg. Vogel) im Sommer, 


(Fortsetzung folgt.) 


—— SiIr— 


 — Ranumeulus Tommasinianus 
und ein paar andere italienische Pflanzen, 


Von Victor v. Janka. 


In meines Freundes Freyn Arlikel über Ranunculus Tomma- 
sinianus Reichb. fil. im Maihefte dieser Zeitschrift wird Manches er- 
örlert, was man den Floristen allgemein bekannt vorauszuselzen 
berechtigt war. 

Nicht — als ob ich etwa auf die Bemerkung Pantocsek’s in 
dessen noch vor einem Jahre erschienenen „Adnotationes ad floram 
Hercegovinae etc.“ pag. 86 anspielen wollte, wo es bei Ranuneulus 

_ neapolitanus Ten. der Hercegovina heisst: „Convenit cum speeimi- 
nibus in herbario celeb. Boiss. a me visis, et qui in hanc ordinem 
redigit plantam a celeb. Tommasini circa Polam lectam .et sub nomine 
R. Tommasiniä Rehb. Iconogr. Germ. Centr. emissam* —, nein, ich 
muss hier — so ungern ich diess sonst auch thue — mich selbst 
in den Vordergrund stellen und in Erinnerung bringen, dass ich die 
Identität des R. Tommasinü mit R. neapolitanus Guss. schon vor 15, 
ja 18 Jahren — nicht bloss „vermuthete“, — sondern apodiktisch 

.  aussprach. 

j In meinen „Adnotationes ad plantas dacicas nonnullasque alias 
europaeas“ Linnaea XXXI (1860, eigentlich 1859) sagte ich: 

! „Ranmeculus neapolitanus Ten.! (R. velutinus Koch Synops. 

Fl. germ. et helv. [non Ten.)). — Planta ex Istria a cl. Tommasini 
communicala cum speciminibus neapolitanis a Gussone mihi datis 

_ plane convenit. In R. velutino vero fibrae radicales non incrassalae.* 
In meinem Artikel „Floristische Notizen“ im Oesterr. botan. 
__ Wochenblatte 1857, pag. 329 steht Folgendes: „.... es ist nämlich 
= Ranunculus Tommasinianus Reichb. Icon. (R. velutinus Koch) = R. 
neapolitanus Tenore! R. velutinus Ten. ist weit verschieden, unter 
Anderem fehlen letzterem die verdickten Wurzelfasern.“ 


Jetzt kann ich auch noch hinzufügen, dass die jetzigen italie- 
nischen Botaniker diesen R. neapolitanus "oder R. Tommasiniy, der 
doch von Pisa und Florenz an, wo ich ihn gelegentlich des botani- 
schen Kongresses im Mai des vorigen Jahres eben im Abblühen, durch 
das übrige Italien aber später nur in Rudimenten antraf, überall zu 
den gemeinsten Pflanzen gehört, selbst nicht kannten, und dass ich 
2. B. die Florentiner Botaniker aufmerksam machte, dass all’ ihr 
„R. bulbosus“ nicht die wahre Pflanze dieses Namens, sondern eben 
 _R. neapolitanus Ten. sei. — Freilich nahm man diess kopfschüttelnd 
sehr ungläubig auf, und ich kann mich _chon wieder gefasst machen, 

dass abermals 18 Jahre vor übergehen werden, bevor man’s einsieht. 
 — Doch Spass bei Seite! 
Ranunculus neapolitanus Ten. habe ich um Florenz, z B. auf 
- den Wiesen im Demidof’schen Garten zu San Donato ebenso ge- 
„mein, wie den echten R. velutinus Ten. und oft beide untereinander 


stiele und linsenförmige mattere Carpelle mit scharfem Rande leicht 
zu unterscheiden; bei Ranunculus neapolitanus Ten. sind die Frucht- 
stiele gerillt und die Carpelle mehr kuchenförmig, d. h. beiderseits 
neben dem Rande erhaben und in der Mitte nicht so convex, auch 
glänzender. 

Aber meine Florentiner Exemplare des R. neapolitanus sind 
noch darum interessant, weil an der Basis des Stengels meist eine 
ganz deutliche bulbose Anschwellung des Stengels, genau so wie bei 
R. bulbosus L. vorhanden ist. Ueberdiess variirt der Griffel etwas 


bezüglich der Krümmung und Länge, so dass die Dazugehörigkeit _ 
des R. heucheraefolius Presl auf’s schlagendste nachweisbar ist. Das 


ist übrigens Alles nichts Neues, da bereits Gussone in seiner „Flora 
inarimensis* 1854 bei Ranunculus Ten. Index sem. hort. neap. 1825 
angibt: „Radicis collum raro globosum ut in affini R. bul- 
boso et radicis asphodeliformis fibrae magis elongatae ac 
crassiores; folia inferiora semper Iriparlita, nunquam ternata ut in 
illo.“ Auch bezüglich des R. heucheraefolius Presl erwähnt Gussone: 
„R. heucheraefolius Presl et Guss. Syn. Fl. sieul. vix hujus varietas 
est stylo subuncinato, nam in reliquis convenit.“ 

Ueber die Art selbst wäre man nun im Klaren; nicht so über 
deren Benennung: ob nämlich der Name R. neapolitanus für unsere 
Pflanze aufrecht erhalten werden kann. Schon Bertoloni trennt Te- 
nore’s Abbildung in der Fl. neapolitana von der Beschreibung und 
zieht erstere zu Ranune. lanuginosus. — Auch ich erkannte in der 
Abbildung nicht eine mit R. Tommasinii gleiche Pflanze; weiters 
sah ich im Herbar des Florentiner Museums ein Tenore’sches Origi- 
nalexemplar, das wohl mit der Abbildung, nicht aber mit unserer in 
Rede stehenden Art übereinstimmte. Derlei Doppeldeutung lassen übri- 
gens viele Tenore’sche Species zu. Es wäre also gar nicht unmög- 
lich, den schon todt geglaubten R. Tommasini wieder auferstehen 
zu sehen. 

Nun noch eine kurze Notiz über ein paar andere italienische 
Pflanzen. 

Ranunculus serbieus Vis. et Panc. in plantar. serbicar. pemptas 
1860 pag. 6 et 7 tab. I = R. acris var. calabricus Ten. Sylloge 
pag. 271. — Ich sah im Florentiner Herbar Exemplare aus Cala- 
brien von Gasparrini und habe ihn selbst in der Basilicata gefunden. 

Ranuneulus brutius Ten.! Fl. neap. I. (1811—1815) pag. 315, 
den ich in den Gebirgen zwischen Muro und Saviano in Lucanien 
gesammelt, ist — R. caucasicus M.aB. Fi. taur. cauc. I (1808) — 
fällt wenigstens mit Steven’schen Exemplaren aus der Krim im Her- 
bar Webb zusammen. Jetzt handelt sich’s, zu eruiren, ob dieser Ste- 
ven’sche taurische R. eaucasicus auch wirklich mit dem echten aus 
dem Kaukasus identisch ist, von dem ich noch keine Originale ein- 
sehen konnte. Ich kenne bloss von Hohenacker unter diesem Namen 
ausgegebene Exemplare, die am ersten Blick durch Kleinheit aller 


Theile, insbesondere Kürze der Griffel von R. brutius abweichen. 


wachsend gefunden. — Letzterer war durch die stielrunden Frucht- 


A 
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A % ud 


"Gehört die Hohenacker’sche Pflanze aber auch wirklich zu R. cau 
casicus M.aB.? — Marschall v. Bieberstein’s Worte sprächen wohl 
dafür, da dieser Autor nur von Griffeln wie bei R. acris spricht. 
Aber auch Steven redet (im „Verzeichniss der auf der tauriscen 
Halbinsel wildwachsenden Pflanzen“ p. 47) von kurzen Griffen, und 
doch sind sie bei seinen eigenen laurischen Exemplaren des Herbars 
Webb so auffallend lang, wie nur möglich. Zu den nächsten Ver- 
wandten des R. brutius Ten. gehört R. Villarsü DC. (R. aduncus 
Gren. Godr.). i 
Iris pumila Jacgq., aus Italien noch nicht gekannt, sah ich von 
Baron Cesati am Monte Gargano gesammelt. 
Luzula Sieberi Tausch. Regensb. bot. Zig. XIX, (1836) vol. I, 
pag. 423 — L. sicula Parl. „nuovi generi e nuove specie di piante 
monocotyledoni“ (1854) pag. 59 et 60 (L. graeca Guss. Syn. fl. sic. 
non Kunth) wächst häufig am Monte St. Angelo bei Castellamare un- 
weit Neapel. Parlatore gibt sie bloss auf Sizilien beschränkt an. Ich 
traf sie auch in Lucanien und in der Basilicata an und hielt diese 
Standorte für neu. Aber schon Gussone gibt die Verbreitung dieser 
Species in der FI. sie. Synop. vol. II (1844) pag. 816 „a montibus 
prope Neapolim usque in Calabriam et Siciliam“ an. Der Sprung bis 
Tirol wäre somit nicht mehr so gross. Vielleicht kommt die Art auch 
im nördlicheren Italien ohne Unterbrechung bis Tirol vor undist 
bisher blos übersehen oder verwechselt worden, wie so vieles Andere 
- in Italien. 3 
’ Carex macrolepis DC. Diese prächtige Pflanze ist häufig in der 
obersten Region des Monte St. Angelo bei Castellamare. m 
Eleusine italica Terraciano — E. bareinonensis Costa in Wil- 
‘komm et Lange Prodr. Fl. hisp. — E. tristachya (Lam.) Kunth de 
‚qua confer. el. Ascherson in „Appendice pl. nov. vel minus cognitar. 
- horti reg. bot. berol.* 1871, p. 4 et 3. 
ER Trisetum myrianthum Parl. Fl. ital. I. (1848—1850) — Tris. 
myrianthum C. A. Meyer in Indice nono sem. hort. Petropolit. 1843. 


Budapest, am 15. Juni 1875. 


— eusoms—— 


Die Vegetations-Verhältnisse des mittleren und östlichen ‚ 
Ungarns und angrenzenden Siebenbürgens. E 


Von A. Kerner. 


 LXXIX. 


Atriplex oblongifolium W.K. — Wurde von allen neueren Floristen ls 
_ identisch mit A. tataricum L. betrachtet. In dem „Appendix ad indic. semin. 
_hort. Berol. anno 1872 collectorum“, der von mir leider früher übersehen wurde, 
_ weist aber Ascherson nach, dass Linne unter A. tatarieum Sp. pl. ed. 1. 


pag. 1053 die durch Gmelin aus dem südlichen Auckland Keane a a 


Garten zu Upsala kultivirte Atriplex-Art verstanden hat, welche alle neueren 
Floristen „A. laciniatum L.“ bezeichnen. — A. Iaeiniatum Linne Sp. pl. ed. I. 
p- 1053 .(exel. syn. Fl. suec.) ist dagegen nach Ascherson jene Pflanze, welche 
Woods in Babingt. Man. of brit. bot. ed. IH, p. 271 als A. arenarium be- 
schreibt, und welche auf das Küstengebiet des westlichen Europas beschränkt, 
in dem hier’behandelten Florengebiete nicht vorkommt. 

Nach Ascherson ist auch das im Linne@’schen Herbar unter dem Na- 
men A. laciniatum liegende Exemplar = 4. arenarium Woods und das 
ebendort unter dem Namen A. tataricum liegende Exemplar = A. laciniatum 
aller neueren Floristen. Dem widerspricht zwar Du Mortier im Bull. soc. bot. 
Franc. 1873 sess. extraord. p. XIHII—XVI und behauptet, dass 4A. laeiniatum 
des Linneschen Herbars mit A. laciniatum Koch und der neueren Floristen 
identisch sei. Mir scheint jedoch Ascherson’s auf Linnes Schriften begrün- 
dete Auseinandersetzung so überzeugend, dass ich mich jetzt auch für die von 
ihm vorgeschlagene Nomenklatur der betreffenden Arten entscheide und zwar 
selbst dann, wenn A. laciniatum des Linne’schen Herbars mit A. lueiniatum 
der neueren Floristen eine und dieselbe Pflanze sein sollte, da nach meiner 


Auffassung in solchen Fragen die von einem Autor publizirten Angaben weit 


mehr Berücksichtigung verdienen als Herbarexemplare, bei welchen ja Ver- 
wechslungen so vielfach vorkommen können und auch thatsächlich vorge- 
kommen sind. 

Demnach wäre in der vorangehenden Aufzählung der in dem Gebiete 
des mittl. und östl. Ungarns und angrenzenden Siebenbürgens vorkommenden 
Atriplex-Arten der Name „A. tataricum L.* in A. oblongifolium W.K. umzu- 
ändern und an die Stelle des Namens „A. laciniatum L.* der Name A. tatari=- 
cum L. zu setzen. 

1454. Polygonum Bistorta L. — Auf feuchten grasigen Plätzen. 
Im Gebiete sehr selten und von mir nur an einer einzigen Stelle am 
südlichen Abhange des Vervul Biharii im Rezbänyaerzuge des Biha- 
riagebirges beobachtet. — Schiefer. 1300—1400 Met. 

1455. Polygonum amphibium L. — In stehenden Gewässern und 
auf schlammigem Boden am Ufer austrocknender Teiche und Lachen. 
Im mittelungar. Berglande im Szepasszonyvölgy bei Erlau; im Strom- 
gelände der Donau bei Muzsla, Näna, Pärkany, Waitzen, Pest und 
Ujfalü auf der Csepelinsel; in der Stuhlweissenburger Niederung im 


Velencezer See; auf der Kecskem. Landhöhe bei Alberti im Tapioge- 


biete und bei Tö Almas; im Stromgelände der Theiss von T. Föld- 
vär über Szolnok nach Szegedin; am Saume des Bihariagebirges bei 
Grosswardein. — Alluv. Lehm- und Sandboden. 75—130 Meter. 
1456. Polygonum lapathifolium L. — P. nodosum Pers. und 
der meisten neueren Autoren.) — An den Ufern stehender und lang- 


sam fliessender Gewässer. In der Matra bei Paräd; im Stromgelände 


der Donau bei Näna, Gran, Sct. Andrae, Waitzen, Ofen, Pest, Aba im 
Stuhlweissenburger Komitale; sehr verbreitet und stellenweise ausge- 
dehnte Bestände bildend im Stromgelände der Theiss bei T. Füred, 
Szolnok und Szegedin. Im Thale der weissen Körös bei Buteni. — 
Alluv. Lehm- und Sandboden. 75—130 Meter. 

Es lassen sich in dem hier behandelten Florengebiete aus der 


Gruppe Persicaria, von jenen Arten, deren Tuten nur kurz gewim- 


pert nicht aber mit langen eranenarligen Borsten beselzt sind. und 
deren Geschmack nicht plefferarlig ist, drei Arten unterscheiden. 


- reehten,  vielästigen Stengel, an dem unteren Ende verdickte, nach 
oben zu konisch verschmälerte Internodien, verlängerte lanzeitliche, 
_ lang zugespitzte Blätter, welche niemals wollig oder spinnwebenarlig 
bekleidet, wohl aber am Rande und an den unterseits vorspringenden 


1. Die erste zeigt einen aus knielörmig gebogener Basis aul- 


Nerven mit anliegenden kurzen dicklichen Trichomen besetzt sind, 
schlanke nach oben verschmälerte und mit der Spitze gewöhnlich 
etwas nickende rispig zusammengestellte Aehren, 2”" lange Peri- 
gone, deren Zipfel am Schlusse der Anthese die Früchtchen als eine 
eikegelförmige dünnhäutige Hülle ganz umschliessen, und die in die- 
sem vertrockneten Zustande nur am Rande mit schlingenförmigen 
vorspringenden Nervenanastomosen geschmückt sind. Die von diesen 
Nervenschlingen umrandeten Felder der Perigonblätter sind glatt und 
drüsenlos. Die Staubgefässe erscheinen in der offenen Blüthe fast so 


lang als das Perigon. Die Früchte sind glänzend schwarzbraun, kreis- 


rund, in ein kurzes Spitzchen zusammengezogen, von zwei Seiten 
her zusammengedrückt und an diesen beiden Seiten etwas konkav; 
ihr längster Durchmesser beträgt 3". 

2. Die zweite zeigt einen aus knieförmig gebogener Basis 
aufrechten, wenig ästigen Stenge el, fast zylindrische Internodien, läng- 


liche oder länglich-lanzettliche spitze Blätter, von denen alle oder 


doch die unteren mit einem bald sehr lockeren, bald dicht aufgetra- 


genen grauen oder weisslichen, wolligen, häufig auch spinnwebartigen 


Ueberzuge an der unteren Fläche versehen sind, kurze, dicke, ge- 
«rängtblüthige, nach oben nicht verschmälerte und niemals nickende, 
in den Blattachseln und an den Enden kurzer Aeste paarweise grup- 
pirte Aehren, 3"" lange Perigone, deren Zipfel am Schlusse der 
Anthese die Früchtchen als eine eiförmige, vertrocknende Hülle um- 
schliessen, und die in diesem vertrockneten Zustande mit kräftigen, 
strahlenförmig verlaufenden und gegen den Rand zu sich schlingen- 
föormig verbindenden Nerven durchzogen sind. Die von diesen vor- 
springenden Nerven eingerahmten Felder der Perigonblätter sind mit 


Drüsen besetzt. Die Staubgefässe erscheinen in der offenen Blüthe so 


lang als das Perigon. Die Früchte stimmen in Zuschnitt, Farbe und 
Glanz mit jenen der vorhergehenden Art überein, sind aber konstant 
kleiner und zeigen einen längsten Durchmesser von 2"”., 

3. Die dritte zeigt einen auf den Boden hingestreckten nur 
mit den Astspitzen aufsteigenden vielfach verzweigten Stengel, an der 


Basis schwach verdickte "Internodien, rundlich-eiför mige oder eiför- 


mige, stumpfliche oder in ein kurzes Spitzchen zusammengezogene 


Blätter, von denen alle oder doch die unteren mit einem bald locke- 
ren, bald dicht aufgetragenen grauen oder weisslichen wolligen, häufig 
auch spinnwebarligen Ueberzuge an der unteren Seite verschen sind, 


schmale, zwar nicht unterbrochene, aber doch ziemlich lockere, nach 


oben verschmälerte und mit der Spitze gewöhnlich etwas nickende, 
rispig zusammengestellte Achren, 2” lange Perigone, deren Zipfel 


am Schlusse der Anthese die Früchtchen als eine kugelige Hülle 
 umschliessen, und die in diesem vertrockneten Zustande mit sehr 


HR Yr . 


” 


Er 


rate) * 


zarten, kaum vorspringenden, am Rande bogenförmig anastomöosiren- 
den Nerven durchzogen sind. Die Perigone sind glatt, drüsenlos. Die 
Staubgefässe erscheinen in der offenen Blüthe so lang als das Peri- 
gon; die Früchtchen, welche über das kugelige vertrocknete Perigon 
etwas vorragen, stimmen in Zuschnitt, Farbe und Glanz mit jenen der 
zwei vorhergehenden Arten überein und zeigen einen längsten Durch- 
messer von 2:5". 
Die Blätter der ersten Art sind sehr selten, — jene der zwei- 
ten in der Regel, — jene der dritten immer mit einem dunklen 


Flecken in der Mitte der Blattflächen geziert. 


Die dritte der hier beschriebenen Arten, im östlichen Europa, 
zumal im Ufergelände der Donau in Niederösterreich und Ungarn 
verbreitet, scheint dem westlichen Gebiete ganz zu fehlen und wird 
von mir nachfolgend als P. danubiale aufgetührt werden, die zweite 
Art wird von den meisten skandinavischen, deutschen und französischen 
Botanikern für das echte P. lapathıfolium Linne gehalten; die erste 
Art aber als P. nodosum Pers. [bald als Art, bald als Varietät] von 
ebendenselben aufgeführt. — Es lässt sich aber leicht nachweisen, 
dass Linne unter P. lapathifolium jenes Polygonum verstanden hat, 
welches jetzt fast alle neueren Floristen P. nodosum Pers. nennen. 
— Linne hat sein P. lapathifolium auf „Persicaria major lapathi- 
folio calyce floris purpureo* Tournef. Inst. 510 gegründet, gibt 
dasselbe „in Gallia* an und zitirt in Spec. pl. ed. II, 517 Lobelius’ 
Abbildung der Persicaria Hydropiper. — Diese Abbildung, welche 
Lob. von Persicaria Hydropiper gibt, stellt aber eine mächtige, auf- 
rechte, vielästige Pflanze dar, deren Internodien am unteren Ende 
stark verdickt und gegen das obere Ende konisch verschmälert sind, 
deren Blätter lanzetllich lang zugespitzit erscheinen, deren rispenför- 
mig gruppirte Aehren an der Spitze etwas nickend sind; mit einem 
Worte nicht das P. lapathifolium der neueren Autoren, sondern jene 
Pflanze, welche sich in den meisten Floren als P. nodosum Pers. 
(bald als Art, bald als Varietät) aufgeführt findet. — Diese Pflanze 
hat daher mit Fug und Recht den Namen P. lapathifolium L. zu 
führen und ist diesem Namen P. nodosum als Syn. beizufügen. 

Was nun aber jene Pflanze anbelangt, welche oben als zweite 
beschrieben wurde, und die von den Autoren bisher immer für P. 
lapathifolium L. gehalten wurde, so ist diese nichts anderes, als P. 
Persicaria y. (Persicaria foliis subtus tomentosis Hall. helv. 181) 
Linne Sp. pl. ed. I, p. 518. — Linne hat diese von Haller be- 
schriebene Pflanze unrichtig zu seinem P. Persicaria gestellt*), wie 


*) Haller beschreibt die Pflanze „foliis ovato-lanceolatis, subtus tomen- _ 
tosis, spieis ovatis, vaginis ciliatis.“ Diese letzte Angabe veranlasste Linne, die 
Haller’sche Pflanze zu seinem P. Persicaria zu setzen. Die Tuten sind nun 
allerdings mit kurzen zarten Wimperhaaren besetzt, wie diess ja auch an dem 
echten P. lapathifolium L. (P. nodosum auct.) der Fall ist, aber dieselben 
sind nicht mit langen granenartigen Borsten versehen, wie jene des P. Persi- 
caria L.. und Haller's Pflanze gehört daher auch nicht zu P. Persicaria L., 
sondern ist naturgemäss an P. lapathifolium L. anzureihen. 


as ja längst von Koch erkannt wurde, welcher darum auch ganz 


richtig „P. Persicaria y. L.“ zu seinem P. lapathifolium ß. incanum 
 zilirt. Schrank hat dieselbe Pflanze in der Bair. Flora I, 669, als 


P. tomentosum beschrieben, und dieser Name empfiehlt sich auch als 
der älteste Artname (er datirt aus dem Jahre 1787) für dieses Poly- 
gonum, wenn er vielleicht auch nicht gerade ganz zutreffend ist, da 
die wollige Bekleidung der unteren Blatiseite an den höher stehenden 
Blättern häufig ganz Tehlt und auch an den tiefer stehenden Blättern 


oft so dünn aufgetragen ist, dass deren Unterseite nur mit spinnweb- 


arligen Haaren üben 'sponnen erscheint. 

Es ergibt sich demnach für die oben beschriebenen drei Poly- 
gonum-Arten folgende Nomenklatur: 

BR: lapathifolium Linne (Syn. P. nodosum Pers. und der 
meisten Autoren). 

2. P. tomentosum Schrank (Syn. P. Persicaria y. L.. — P. 
lapathifolium der meisten Autoren, aber nicht Linn). 

3. P. danubiale. 

1457. Polygonum tomentosum Schrank. — Auf schlammigen, 
austrocknenden Stellen in Gräben und am Rande von Lachen. Im 
Gebiete selten. Von Tauscher auf der P. Sinatelep bei Eresi ge- 
sammelt und mir von dort in zahlreichen Exemplaren mitgetheilt. — 
Alluv. Sandboden. 100 Meter. — (Im nordwestlichen Europa sehr 


verbreitet; auch am Rheine häufig. Schrank gibt P. tomentosum 


a. a. O. auch „am Rheine“ an. In den Alpenthälern in der Schweiz 
und in Tirol gleichfalls verbreitet. Auch aus dem Himalaja liegen mir 
auf Feldern bei Kyelang el Exemplare vor.) 


Sct. Andrae, Neupest, Ofen; am letztgenannten Or te insbesonders an 
dem Ausflusse der warmen Quellen des Blocksbades und Bruckbades. 
— Alluv. Sand. 100 Met. k 

1459. Polygonum Persicaria L. — In austrocknenden Sümpfen, 
am Ufer stehender und fliessender Gewässer, in Strassengräben und 
auf feuchten Aeckern. Paräd, Waitzen, Sct. Andrae, Ofen, Margare- 
theninsel, Pest, Soroksar, Monor, Pilis, Szolnok, Kisujszalläs, Gross- 


wardein, Vasköh, Rieni, Rezbänya, Vatia, Buteni. — Alluv. Sand- und. 


sandiger Lehmboden. 75—460 Meter. 
1460. Polygonum mite Schrank (1787)*) (P. laxiflorum Weihe 
[18269 — An ähnlichen Standorten wie die vorhergehende Art, aber 


in dem hier behandelten Gebiete weit seltener als jenes und bisher. 
nur im mittelung. Berglande beobachtet. Bei Paräd, Näna, Köhid- 


Gyarmat und Ofen. — Alluv. Sand- und sandiger Lehmboden. 130 — 
400 Meter. % 

1461. Polygonum minus Huds. — In Sümpfen, Gräben, an 
Ufern und an Strassenrändern. Im Thale Köszörüpatak bei Paräd in 


*) Schrank’s Name ist älter als der gleichlautende Name Persoon’s, 
und da sich der erstere unzweifelhaft auf jene Pflanze bezieht, welche Weihe 
1326 P. lawijlorum genannt hat, so ist nicht einzusehen, warum manche Flo- 


fisten noch immer den W eihe’schen Namen voransetzen. 


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4 2. 
F 


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der Matra, bei Näna, Waitzen, Gran, Ofen, auf der Margarethen- mi er 


Gsepelinsel, bei Pest, im Ecsedi Läp, dann bei Vasköh, Rieni und Pötrosa 
im Bihariagebirge. Der höchstgelegene im Gebiete beobachtete Standort 


bei der Schmelz im Poienathale in der Nähe von Petrosa. — Sienit, Tra- 


chyt, diluv. und alluv. Lehm- und sandiger Lehmboden. 95—520 Met. 


1462. Polygonum Hydropiper L. — An gleichen Standorten 


wie die vorhergehende Art. Bei Paräd und in Gräben am Fusse des 
Nagy Lipöt bei Bodony ın der Matra; bei Sct. Andrae und Ofen; bei 
Pest; am Theissufer bei Szolnok; bei Grosswardein, Vasköh, Criscioru, 
Rieni, Buteni und bei Slatina im Bereiche des Bihariagebirges; an 
dem letztgenannten in der Hegyesgruppe gelegenen Standorte, an 


sumpfigen Stellen im Buchenwalde. — Schiefer, Trachyt, tert. diluv. 
und alluv. Lehm- und Sandboden. S0O—500 Meter. 
1463. Polygonum aviculare L. — An Wegen, Ufern, Dämmen, 


auf bebautem Lande und auf Viehweiden. — Erlau, Paräd, Gyöngyös, 
Waitzen, Näna, Gran, Visegrad, Set. Andrae, Ofen, Promontor, Stuhl- 
weissenburg, Csepelinsel, Pest, Gödöllö, Soroksar, Eeser, Monor, Pilis, 
Tapio Bieske, T. Füred, Szolnok, Szegedin Kisujszällas, Grosswardein, 
Fenatia, Rezbänya. Der letztgenannte Standort der höchstigelegene im 
Gebiete beobachtete. — Tert., diluv. und alluv. Lehm- und lehmiger 
Sandboden. 75—460 Met. — Scheut auch nicht das salzauswitternde 
Erdreich. Massenhaft und förmliche Bestände bildend fand ich diese 
Art im Inundalionsgebiete der Theiss auf ausgetrocknetem, Salze 
auswilternden Schlammboden. Sie ist dort oft auf weite Strecken fast 
die einzige Pflanze, welche sich auf dem austrocknenden, im Hoch- 
sommer in harte, dunkle Schollen zerspringenden Boden ansiedelt, 
und entlang der Zagyva, einem in die Theiss bei Szolnok mündenden 


Gewässer traf ich Strecken von 4—5 Joch Umfangs, die nahezu aus- 


0) 
schliesslich mit P. aviculare überzogen waren. — Auf sandigem von 


Grundwasser durchfeuchteten Boden im Tieflande verlängern sich die 
Aeste oft sehr auffallend, die Blätter sind dann gewöhnlich lineal 
oder doch nahezu lineal und die ganze Pflanze sieht dem P, gramini- 


 folium und liegenden Formen des P. Bellardi nicht unähnlich, unter- 


scheidet sich aber von beiden leicht durch die glanzlosen Früchtchen. 
Solche Exemplare wurden von Schultes als P. neglectum, von Jor- 
dan als P. Aumifusum beschrieben. h 
1464. Polygonum Bellardi All. — Auf wüsten Plätzen, auf 
Schutt an alten Mauern, auch auf salzauswilternden sandigen Flächen 


und auf bebautem Lande. — Im miltelungar. Berglande in grösster 


Menge bei Ofen auf dem Blocksberge und in der Umgebung des- 
selben bis zum Adlersberge und zu den Bittersalzquellen; auf der 
Csepelinsel bei Schilling und Csepele; im Stuhlweissenburger Comitate 


auf der P. Szinatelep und auf der Keeskem. Landhöhe bei Ullö. — Diluv. 


und alluv. Lehm- und lehmiger Sandboden. 90—250 Meter. 


1465. Polygonum arenarium W.K. — Auf wüsten Sandhügeln 


und Sandflächen. Im mittelungar. Berglande und im Donauthale bei 
Csenke und Karva; in der Thalsenkung, welche von Gran über P. Csaba 
nach Olfen führt: bei Gran, Dorogh, Leänyvär, bei dem Hohenstein 


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Eu und auf dom Sandberge bei P. Csaba, bei Solmär und oberhalb der Mr ® 
Altofener Pulvermühle; auf der Csepelinsel; auf der Keeskem. Land- 
höhe bei R. Palota, Gödöllö, Pest, Soroksar, Monor, Pilis, P. Peszer 


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bei Also Dabas, Nagy Körös; in Jazygien und im Tapiogebiete bei 
‚ Nugy Kata, Szt. Marton Kata, Tapio Szelle, Fenyszäru; auf der De- 
breeziner Landhöhe bei Nyir Baätor. — Yert., diluv. und alluv. Sand. 
90—250 Meter. 


Die Musei hepatiei der Piseker Waldungen. E- 


Gesammelt von Prof. Josef Dedecek. 


Obwohl ich das Gebiet der Piseker Umgebung in Bezug auf die 
Phanerogamen ziemlich vollkommen erforscht zu haben glaube und 
bei Gelegenheit auch den Sporophyten (im Winter nur diesen) sowohl 
in der Natur als zu Hause eine unermüdliche Aufmerksamkeit gewid- 
met hatte, muss ich bekennen, dass meinerseits den Sporophyten über- 
haupt mehr Sammel- und Bestimmungseifer zu Theil geworden als 
jeder einzelnen Familie im Besonderen. Daraus folgt das unzureichende 
Resultat, dass ich die einzelnen Gruppen nicht sründlich erforscht, 
sondern von ihnen nur die häufigsten und auffallendsten Repräse ntanten 
gesammelt und bestimmt habe. Bi: 

Trotzdem, dass ich früher die Hepaticae mit Ausnahme etwa 
dreier Species gar nicht gekannt, habe ich es mit Hülfe der Museum- 
Sammlungen und würdiger Literatur doch dahin gebracht, dass derzeit 
meine Sammlung der Musei hepatici ganz gut bestimmt ist und, aus 
der Piseker Gegend entstammend, 22 Galtungen mit 33 Arten und 
einigen Varietäten aufweisen kann. Das gesammelte Materiale enthält: 
Rieeia fluitans Linn. Die lypische Form findet man da massenhaft in 

siehenden Gewässern, besonders am Rande der Teiche und in 
denselben fast überall. Die Varielas R. fl. canaliculata Lindbg. 
fand ich nur oberhalb Smrkovie in austrocknenden, vom Walde 


mit Wasser befeuchteten Feldgräben. — Die Grundform wurde 
auch bei B. Fellern nächst Budweis (1874) im Bahngraben ge- 
sammelt. & 


— natans L. fand ich nur im grossen Teich nächst der Piseker a 
Bahnstation, dann bei derselben und der Station Fr auenberg bei 
Budweis, auch massenhaft am Wasser schwimmend. 

— glauca L. an feuchtem Erdreich an der Otava-Lehne unterhalln #2 
Pazderna, und im gemauerlen Graben gegen Vodäak zu. — Bei 
Chlomek (Tur nau) ward sie in gewählten Stücken auf einem Sand- 
felde gesammell (1873). War 

Reboulia hemisphaerica Raddi erschien in grossen ausgebreiteten Rasen: & 
an der feuchten Otava-Lehne bei Pazderna , kenntlich an ihre 
grösseren an dem umgerollten Rande purpurrothen Frons. & 


Fegatella conica Corda in frischen, fruchtenden Rasen in den Wald- 


schluchten gegen Vrcovic; ferner bei Klingenburg. — Ebenfalls 
fruchtend am Waldpfade zur Wasserleitung inSichrov (Nordböhmen). 
Marchantia polymorpha L. findet man überall bei Quellen, Brunnen 
und Bächlein. 
Metzgeria furcata Nees. v. Ess. Dieses leicht kenntliche, gewöhnlich 
gabelig verästelte Lebermoos finden wir fast überall, aber nur 
in Wäldern oder Feldhecken. Die Formen aber, in denen es sich 
präsentirt, dann die Farbe und die Dimension der Lappen pflegen 
zu sein und sind auch an meinen glücklich gesammelten Exem- 
plaren so mannigfaltig, dabei aber so konstant und in die Augen 
fallend, dass ich gezwungen war, ihnen eine intensivere Aul- 
merksamkeit zu schenken. Und diese war nicht resultatlos. V. 
Essenbeck stellt in seiner „Naturgeschichte der europäischen 


Lebermoose“ sechs Varietäten der Metzgeria furcata auf und zwar: 


«. extensa, die nur den wärmeren Zonen eigen ist; 

ß. communis, blassgelblich-grün: 

y. opuntia, sattgrün, am Ende der Abschnitte (eigentlich unter 
der Ausbuchtung) Sprossen treibend und am Rande nur an 
manchen Stellen gewimpert; 

ö. gemmifera, dunkelgrün oder azurblau, mit smaragdgrünen 
Knöspchen am Ende der Lappen. Diese sind borstenförmig 
verdünnt; 

e. prolifera, gelbgrün, mit zahlreichen am Rande der Frons oder 
von der Mittelrippe ausgehenden blattartigen Blättchen etc.; 
und endlich 

£&. Ulvula, mit mit blossem Auge kaum erkennbaren Stämmchen. 

Von diesen sechs Varietäten sammelte ich die vier sub ß—e 

_ aufgezeichneten, theils an Baumstämmen und Strünken, theils auf der 

Erde unter anderen Moosen. Zur leichteren Erkennung dieser Species 

ist ihr gewöhnlich dicht-rasenförmiges Auftreten von grossem Belange. 

Nach meinen Exemplaren geschlossen erscheinen aber diese vier 
Varietäten nicht ganz deutlich von einander isolirt und nicht ohne einige 
Mittel- als Verbindungsformen. Nur die var. ß. communis erwies sich 
als deutlich begrenzt; die drei übrigen aber, obwohl an den von 
Essenbeck aufgestellten Merkmalen leicht erkennbar, boten dem Be- 
obachter ganz deutliche und zuverlässige Uebergangsmerkmale, auf 
deren Grunde sie nicht als selbstständige, reine, sondern eben durch 
die sie oben ausprägenden Kennzeichen in eine Kette verbundene 
Formen oder wohl als Varietäten zweiten Ranges erscheinen. 

So hat eine Form der Varietät opuntia, die also nur stellenweise 
am Rande bewimpert war, auch selbst an der unteren Fläche der 
Frons ziemlich zahlreiche Wimpern getragen. Dabei hatte sie stumpf 
abgerundete, eher breitere als verschmälerte Enden der Lacinien und 
entwickelte unter deren Spitze Sprossen, die ganz die Form der 
Seitenäste erhielten und nach kürzerem Verlaufe wieder Endsprossungen 
entwickelten. Bei allen diesen Merkmalen war aber die Frons am 
Rande geschweift und ganz deutlich wellig, immer aber von gelbgrüner 


ch r 

Farbe. Nun ist aber die wellige Frons und ihre mit Wimpern be- 
setzte Fläche der Essenbeck’schen opuntia ganz fremd, aber wieder 
der M. pubescens Raddi eigenthümlich und für sie eben charakteristisch, 
obwohl dieselbe auch an der oberen Fläche und sehr zahlreiches 
# Wimperkleid trägt, so dass sie schon mit blossem Auge wie sammt- 
F arlig erscheint. — Kurz gesagt: ein Rasen meiner var. opuntia trägt 


auch deutliche Charaktere der M. pubescens Raddi. 


Ferner findet man wieder an der var. gemmifera zugespitzte 
oft borstenförmige Lacinien, die manchmal auch dreilappig sind. Mit 
Ausnahme des Randes erschien aber selbst die Unterfläche des Laubes 
und zwar nur spärlich bewimpert (wenn man wie oben die Wimpern 
der Mittelrippe nicht berücksichtigt). Immer erschien sie aber azur- 
bläulich gefärbt und trug am Lacinienende azurblaue Knospen, die 
sie besonders charakterisiren. — Auch diese Form trägt also zeitweise 
einige gewichligen Merkmale der Art M. pubescens. In Anbetracht 
dieses doppelten Falles, nämlich: dass die M. furcata var. opuntia 
manchmal einige der Artencharaktere von M. pubescens an sich hat 
und dass auch die andere var., nämlich M. furcata gemmifera, nicht 
ohne jeglichen Uebergang zu anderen Formen dieser Gattung zu 
erscheinen pflegt, fühlt man sich gezwungen, die M. pubescens Raddi 
enger an die M. furcata anzuschliessen, was N. v. Essenbeck 
wohl gemacht hätte, wären ihm solche Uebergangs- oder eigentlich 
Verbindungsformen zu Gesicht gekommen. Er sagt nämlich in seiner 
„Naturgeschichte der europ. Lebermoose*, S. 506: „Die Metzgeria 
pubescens hat so viel Eigenthümliches, dass ich sie nicht für eine 
Spielart der M. furcata halten kann, umsoweniger, weil sich nirgends 
ein zuverlässiges Mittelglied der Verbindung findet, auch ist ihre Be- 
kleidung ganz eigenthümlich und ihr Zellgewebe verschieden.“ 


Bei weiterer Betrachtung der M. furcata gemmifera ergab sich, 
dass sie ihre Frons auch durch Sprossen, die von der Bauchseite der 
Mittelrippe entspringen, verästeln kann. Diese Sprossen erlangen die 
Form des Laubes und verästeln sich gabelästig. Eben durch diese 
Sprossen verbindet sich diese Varietät mit der var. prolifera, die 
ausserdem noch aus dem Laubrande sehr zahlreiche unter einander 
verschieden alte, also auch verschieden gestaltete blattartige Sprossen 
eniwickelt, was ihrem Varietäts-Charakter eben eigen ist. 


Die var. communis sammelte ich auf Waldboden in selbstständigen 
oder mil anderen Moosen verworrenen Rasen. 


Die var. opuntia, die typische wurde in einer beschatteten Wald- 
schlucht gesammelt und die Uebergangsform (?) zur M. pubescens 
mit Neckera an einem Buchenstamme. 

Die var. gemmifera an Fichten und Tannen, aber auch auf 
dumpfen Stellen auf der Erde. 

Die var. prolifera war die häufigste als Ueberzug der Wurzeln, 
Strünke und Stämme besonders in kreisrunden Räschen sowohl im 
Walde als in Feldhecken. Es ist diess die feinste und verworrenste 
_ der angeführten Varietäten. 


Aneura pinguis Dumort. Im Bache bei den alten Bädern. 

Blasia pusilla Michel. wächst in prächtigen Stücken am sandigen 
Otavaufer hinter der milit. Schwimmschule. Es ist diess die B. 
p. Hookeri mit zahlreichen Knospenschläuchen sowie Keimkörner- 
knötchen an der breitlappigen Frons. 

Pellia epiphylla N. v. E. massenhaft auftretend in einem Waldgraben 
(hinter Martinek) sowohl mit ausgebreiteten als aufrechten Lappen, 
unter denen beiden die var. crispa und undulata zu erkennen 
sind. — Auch bei Budweis sammelte ich eine Form im Wiesen- 
graben. 

Lejeunia serpyllifolia Libert. in einer Felsenhöhle im Hradister Wald 
mit Metzgeria. 

Frullania dilatata N. v. E. eines der verbreitetsten Lebermoose dieser 
Gegend, fast überall fruchtend angetroffen und zwar an Baum- 
stimmen der Wälder jeder Art, an Feldhecken sowie auch an 
Felsen. Die Polster erscheinen verschieden gefärbt, gewöhnlich 
aber bräunlich, aber auch ganz dunkelbraun ins schwärzliche und 
glanzlos. Letztere Form wurde an dumpfen Felsen gesammelt. 
Unter den Exemplaren erschien oft die var. microphylla. 

— tamarisci N. E. wird nicht nur am Waldboden angetroffen, was 
Dr. Rabenhorst als Unterschied dieser von der vorigen Art in 
seiner Kryptogamen-Flora angibt, sondern auch an Felsen, die 
ganz frei am Otavaufer unterhalb Pisek emporsteigen. Wie im 
Hradister Walde zwischen Moosen, so auch an jenen Felsen waren 
die Exemplare prächtig an Wuchs und Ausbreitung. 

Madotheca platiphylla N. v. E. bildet an dumpfen Felsschluchten 
dichte und ausgedehnte lockere Rasen, obwohl sie dort (Kravihora, 
Hrad. Wald), in einem grösseren Reviere nicht doch so häufig 
vorkommt, wie z.B. bei S. Prokop nächst Prag in einem kleineren 
Gehege. Es ist die var. communis. 

— rivularis N. v. E. wurde nur einmal im Hradister Walde an öfters 
mit Wasser berieselten Granitfelsen gesammelt und in der Samm- 
lung der Frullania beigemischt. 

Radula complanata Dumort. ist ein treuer Gefährte der Frullania 
dilatata in Wäldern und Feldhecken die Baumrinde (besonders 
der Buchen) überziehend. Fruchtende und mit zahlreichen Keim- 
körnern am Blattrande besetzte Stücke waren nicht selten. 

Ptilidium ciliare N. v. E findet man zerstreut vor, besonders in 
trockenen Nadelwäldern der Fürst Lobkovic’schen und Piseker 
Wälder. In diesen fand ich (Hradiste, Hurky) die kleinere Form 
mit dem Stengel angedrückten Blättern und längeren Wimpern 
an engeren Lacinien, nämlich die var. Wallrothiana. In den 
Lobkovic’schen Wäldern die breitlappige und kürzer bewimperte 
var. speciosa. 

Lepidozia reptans N. v. E. häufig mehr in schattigen feuchten als an 
sonnigen trockenen Lokalitäten, so im Hradister Wald mit Pla- 
giochila, Jung. trichophylla und Lophocolea bidentata, besonders 
am Grunde aber auch an Aesten der Stämme. Bei $. Venzel 


261 


wurde sie mit Lophoc. minor erosa angetroffen und zwar an einem 

Feldraine. — Die Blätter pflegen 1, 2, 3 bis 4zähnig zu sein. 
Calypogeia trichomanis Gorda wurde da seltener beobachtet. Einige 

Exemplare entstammen von modernden Baumstrünken des Reviers 

Hurky, und ein Räschen vom Hradister Walde, wo er an Lehm- 

grund gesammelt wurde. 

Lophocolea bidentata N. v.E. eines der häufigsten Moose, in lockeren 
Rasen zwischen Gras und anderen Moosen sowohl an Rainen als 
auch in Wäldern vorkommend. — Die Blattlappen pflegen kon- 
als divergirend zu sein, und die Bucht an der Blattfläche weiter 
oder enger, tiefer oder seichter. 

— minor, erosa N. v E. mit in Keimkörner zerfallenden Blättchen, 
deren beide Zähnchen dadurch stumpf und ungleich werden, 
wurde im Walde bei Hradist mit anderen Moosen an der Erde 
gesammelt. 

Liochlaena lanceolata N. v. E. An einer Mühlrinne am Oltavaflusse 
in auswählbaren Stücken. 

— acuta Lindbg. aggregata in ziemlich ausgebreiteten selbstständigen 
Polstern im Hradister Walde an Humusboden. 

Sphanoecetis communis N. v. E. vereinzelt an einer feuchten Feld- 
hecke bei den Klosterteichen. 

Jungermannia trichophylia Linn.; auch wieder eine der fast überall 
wachsenden Arten, die durch ihre Feinheit, durch die lockeren 
manchmal braunen Räschen leicht sich charakterisirens Man fand 
sie an Rainen wie in Wäldern an Baumwurzeln mit Perianthien. 
Ebenso verbreitet ist die 

— intermedia Lindbg. Besonders an trockenen Feldrainen mit zahl- 
reichen Perianthien und Früchten. 

— divaricata Engl. Bot. kommt in deren Gesellschaft aber auch 
häufiger in Wäldern (Hradiste, Strakonitzer Strasse) vor. 

— barbata N. v. E. Den weitgreifenden Formenkreis dieser Essen- 
beck’schen Art halte ich an meinem reichlichen Materiale noch 
nicht beobachten können, für die Zukunft es vorbehaltend. Diese 
Art ist eine der häufigsten Erscheinungen aus dem Moosreiche 
so an Feldrainen, als in Wäldern, wie in grünen als in bräun- 
lichen straffen Exemplaren. 

Scapania undulata N. v. E. auch gemein an Waldgräben, Schluchten, 
besonders an Lehmgrund, in Feldhecken u. s. w. 

Plagiochila asplenioides N. v. E. besonders in Wäldern an Terrassen, 
aber auch an bemoosten Rainen in grösseren und niedrigen Va- 
rietäten. 

— interrupta N.v.E. unter der vorigen zwischen Gras aın Otavaufer. 

Alicularia scalaris, repanda Hüben. in Gesellschaft der Bartramia 
pomiformis an Lehm- und theilweise verwittertem sandigem 
Granitboden in den Wäldern gegen Vrcovic. 

Das sind mit sehr geringen Ausnahmen alle Lebermoose, die ich 
von der Piseker Gegend besitze und bestimmen konnte. Die Veröf- 
fentlichung dieses in unserer Krone so vernachlässigten Gebietes der 

Oesterr. botan. Zeitschrift. 8. Heft. 1875 20 


262 


Botanik soll aber hauptsächlich unter unseren Akademikern die Liebe 
und das Feuer zu diesen niederen Pflanzenformen anfachen und zum 
fleissigen Sammeln und Beobachten anregen. 


m 


Bemerkungen zu dem Prodromus Florae hispanicae. 
Von R. v. Uechtritz. 


Prodromus Florae hispanieae seu synopsis methodica omnium plan- 
tarum in Hispania sponte nascentium vel frequentius cultarum, 
quae innotuerunt auctoribus Mauritio Willkomm et Joanni 
Lange. Vol. III, pars I. Stuttgart, E. Schweizerbart (E. Koch) 1874. 


Ein Jeder, der sich für europäische Pflanzenkunde interessirt, 
wird das Erscheinen einer neuen Lieferung des oben genannten 
Werkes ohne Frage als ein [reudiges Ereigniss begrüssen; ganz 
besonders aber gilt diess für diejenigen, die, wie speziell Ref. seit 
längerer Zeit durch andauernde, fast tägliche Benützung der bisher 
erschienenen zwei Bände, den Werth und die Bedeutung des Buches 
in der Praxis zur Genüge kennen gelernt haben, — Die neueste 
Lieferung beginnt mit einer sehr sorgfältigen, mehrfach . Originelles 
bietenden Bearbeitung der Umbelliferen aus der Feder Lange’s, 
bei welcher der Hauptsache nach der von Moris in der Flora sardoa 
zu Grunde gelegten Eintheilung der Vorzug gegeben ist. Von dem- 
selben Gelehrten sind ausserdem die Onagrarieen und Halorrha- 
geen bearbeitet; die Lytrarieen haben einen jüngeren dänischen 
Botaniker, Kiaerskou*), zum Verfasser. Die übrigen Familien (Ara- 
liaceen, Corneen, Saxifrageen, Ribesieen, Cacteen, Ficoi- 
deen, Crassulaceen, Paronychieen, Mollugineen, Portula- 
ceen, Myrtaceen, Granateen, Pomaceen, Sanguisorbeen) 
sind Willkomm’s Werk, ebenso die Rosaceen mit Ausschluss der 
von Crepin bearbeiteten Gattung Rosa selbst. — Die Einrichtung des 
Buches setzt Ref. als bekannt voraus und will nur bemerken, dass 
die im Allgemeinen sehr ausführlich und gewissenhaft behandelten 
Beschreibungen der Species mitunter gegen einander etwas verglei- 
chender gehalten sein könnten. Namentlich würde empfehlenswerth 
gewesen sein, die wesenllichen Charaktere durch fettere Schrift her- 
vorzuheben, wodurch beim Gebrauche viel Zeit erspart werden könnte, 
namentlich bei Gattungen, denen ein analylischer Schlüssel nicht voran- 
geschickt ist. Ebenso wäre nach Ansicht des Ref. der Redaktion der 
Angaben über die Gesammtverbreitung der einzelnen Spezies, welche 
eine sehr werthvolle und nachahmungswerthe Beigabe des Werkes 
BD im Allgemeinen eine elwas grössere Sorgfalt zu wünschen, 

da die betreffenden Notizen öfter dem jetzigen Standpunkte der Fio- 


*) So, nicht Knerskon, wie im Prodromus selbst gedruckt ist, lautet nach 
der Berichtigung von Prof. Ascherson der Name. 


263 


ristik nicht immer ganz entsprechen, indem zuweilen veraltete Quellen 
benutzt, neuere und verlässlichere aber unberücksichtigt geblieben 
sind. Freilich lässt sich nicht verhehlen, dass sich gerade in dieser 
Hinsicht dem Streben nach Vollständigkeit grosse Schwierigkeiten 
bieten, und dass bei der grossen Masse des überall zerstreuten Ma- 
terials eine ganz spezielle Liebhaberei dazu gehört, um vollkommen 
auf dem Niveau des in dieser Hinsicht Wissenswürdigen zu bleiben. 
Aber eine etwas grössere Vertrautheit mit den wichtigeren Erschei- 
nungen speziell der deutschen Florenliteratur (z. B. Garcke!) wäre 
wenigstens Prof. Willkomm zu empfehlen! 

Bei der Besprechung einiger ihm gelegentlich aufgefallenen De- 
tails verweist Ref. zur Vermeidung von Wiederholungen im Allge- 
meinen auf die Recension Prof. Ascherson’s (Bot. Zig. 1874, Nr. 37, 
pag. 589—592), in welcher Irrthümer, wie bei der in der nord- 
deutschen Ebene gemeinen Spergula vernalis W. (Sp. Morisonü Bo- 
reau), in welcher Willkomm eine alpine Varietät der S. pentandra L. 
vermuthet, oder bei der spezifisch pyrenäischen Saxifraga aquatica 
Lap. (S. adscendens Vahl, Gr. et H. nec L.), welcher aus Versehen 
die Verbreitung von S. adscendens L., All., Engler (S. controversa 
Stbg.*) substituirt wird, bereits ihre Berichtigung gefunden haben. 

Bei der, wie schon erwähnt, sehr lehrreichen Bearbeitung der 
Umbelliferen durch Prof. Lange finden sich namentlich auch in Hin- 
sicht auf die Umgrenzung der Genera mehrfach vom Herkömmlichen 
abweichende Anschauungen. Ob aber die Vereinigung der Gattung 
Falcaria, der nach dem Vorgange von Reichb. fil. die ‚habituell so 
äusserst unähnliche Pfychotis heterophylia Koch beigesellt ist, mit 
Carum ungetheilten Beifall finden wird, dürfte noch dahingestellt 
bleiben. Entschieden mehr ansprechend ist die ebenfalls bereits von 
Reichb. vollzogene Verbindung von Helosciadium Koch mit Apium. 
Die glatte Form des Laserpitium prutenicum L. ist lange vor den 
Verfassern der Flore de France unter gleicher Bezeichnung (f. gla- 
bratum) bekannt gemacht worden, so z. B. von Rochel (Fl. Banat. 
rar. 1828) und in DC.’s Prodromus (1830), den Gr. et G. selbst 
bereits richtig zitiren, die keineswegs sich selbst die Autorschaft 
vindiziren; ein noch älterer Name ist indessen L. prutenicum var. 
glabrum Wallr. Sched. crit. (1822). Die Verfasser der Flore de 
France ziehen wie schon DC. zu ihrer Varietät, die nach der Be- 
schreibung schwerlich von der deutschen verschieden sein kann, als 
Synonym Dufour’s L. daucoides, vielleicht mit Unrecht, denn nach 
Grisebach (Vegetation der Erde, I, 553) wäre dieses auf Grund eige- 
ner Beobachtung am Standorte eine selbstständige Art; leider ist von 
G. diese Ansicht a. a. O. nicht näher begründet, so dass Ref., dem 
die Pyrenäenpflanze unbekannt ist, ein Urtheil unmöglich ist. Was 
Lange von seiner Pflanze von Bilbao sagt, passt übrigens genau auf 
die bei uns nicht seltene kahle Form. 


*) Bei Willkomm als $. Zinnaei Boiss. figurirend, wobei zu bemerken, 
‘ dass Boiss. unter diesem Namen eine üppigere Form der $. controversa, nicht 
eigentlich diese selbst beschrieben hat. 


20 


Thapsia decussata Lag. wird von Th. garganica L., die Lange 
aus Spanien nicht gesehen, spezifisch getrennt, nach Ansicht des Ref., 
der in letzter Zeit von diesen Pflanzen reiches Material aus verschie- 
denen Gegenden geprüft hat, wohl mit Unrecht, da beide unmerklich 
in einander übergehen. Vergleicht man die meist stärker bekleidete 
breitzipflige südspanische Pflanze, die Salzmann auch bei Tanger ge- 
sammelt hat, mit der kahlen schmalzipfligen, wie sie z. B. Todaro 
unter Nr. 1395 seiner Fl. sicula exsicc. von Palermo ausgegeben *), 
so könnte man allerdings’ versucht sein, an ganz verschiedene Arten 
zu glauben, zumal bei diesen auch die Differenzen in der Frucht 
nicht unbeträchtlich sind. Aus Sizilien und Griechenland hat Ref. 
aber entschieden in der Blattform intermediäre Formen gesehen, und 
was die Beschaffenheit der Frucht, namentlich der Flügel derselben, 
anbetrifft, so ist die Veränderlichkeit bei diesen Pflanzen eine er- 
staunliche; der Bau der Ausrandung und das Längenverhältniss der 
Ochrchen der Flügel zum Griffelpolster sind daher hier nicht zur 
Begründung der spezifischen Verschiedenheit benutzbar, da diese 
Charaktere oft am selben Individuum variiren; im Durchschnitt sind 
allerdings die Flügelöhrchen bei der ostmediterranen Pflanze minder . 
zugespitzt, oft beinahe abgerundet, doch sind auch hierin feste Gren- 
zen nicht zu finden, ebenso wenig wie in der Länge und Richtung 
der oberen Flügelöhrchen, die (oft in der nämlichen Dolde!) bald 
gerade vorwärts gerichtet und daher aufrecht, bald einwärtsgebogen 
und zusammenneigend sind. Früchte, bei denen das Griffelpolster von 
den Flügeln nicht überragt wird, hat übrigens M. Winkler auch von 
San Roque bei Gibraltar mitgebracht; die dazu gehörigen Blätter hat 
Ref. nicht gesehen, aber möglich wäre es dennoch, dass auch die 
typische Th. garganica in Spanien vorkäme. 


Ferula tingitana L., eine zwar von älteren Autoren als spani- 
sche Bürgerin erwähnte, von Lange aber früher nicht gesehene und 
darum nur mit einem ? zugelassene Art, ist von M. Winkler und 
Fritze auf ihrer Expedition an den Felsen von Gibraltar wirklich 
gesammelt worden; die Bestimmung ist von Lange selbst erfolgt, 
also zuverlässig. 

Seseli Sibthorpü G. G. (Libanotis verticillata DC. Prodr. exp. 
excl. loco graeco ei syn. Athamanta verticillata Sibth.), eine früher 
nur von einem einzigen Standorte bei Bayonne bekannte Pflanze, 
wird von mehreren Stellen der cantabrischen und asturischen Küste 
aufgeführt und mit dem neuen Namen Libanotis Candollei belegt. 
Indessen ist dazu zu bemerken, dass Grisebach bereits zwei Jahre 
früher (1872) für diese seltene Art die Bezeichnung L. bayonnensis 
angewendet hat (Veget. d. Erde p. 232 und 553), die den Regeln 
der Priorität gemäss der Lange’schen voranzustellen ist. 


*) Dagegen gehört die von Strobl in seinen diessjährigen Exsiccaten als 
Th. gargamieca L. ausgegebene Pflanze von Catania bereits zu den kurzfrüch- 
tigen und kahlen Formen der Var. decussata. 


265 


Petroselinum peregrinum Lag., für Spanien als ausschliesslich 
im Bidassoa-Gebiete der Provinz Guipuzcoa vorkommend angegeben, 
besitzt Ref. auch von Calaceite (?) in Aragonien (Loscos) und hat 
sogar bei der Durchmusterung der von Fritze in Südspanien gesam- 
melten Doldengewächse ein von Gibraltar herrührendes Exemplar vor- 
gefunden. 

Bei der auf der Pyrenäen-Halbinsel einen besonderen Formen- 
reichthum entwickelnden Gattung Sarifraga ist die Eintheilung des 
neuesten Monographen Engler von Willkomm nicht zu Grunde gelegt; 
nach seiner Ansicht ist bei E. (1866) die Zahl der Seclionen zu sehr 
vermehrt und überhaupt die Anordnung nicht natürlich genug. Dass 
die Begrenzung der Arten bei Willkomm nicht selten eine andere ist, 
darüber ist mit dem Verf. keineswegs zu rechten; der Lokalflorist, 
namentlich wenn er wie W. die Mehrzahl der Arten am Standorte 
beobachtet hat und ein geübtes und selbstständiges Urtheil besitzt, 
pflegt eben in vielen Fällen abweichende Ansichten von denen des 
Monographen zu haben und nach Ansicht des Ref. in nicht wenigen 
Fällen gewiss nicht zum Nachtheil der Sache. Die Fülle des Materials, 
die Kenntniss zahlreicher, oft freilich nur scheinbarer Mittelglieder 
wird den Monographen im Grossen und Ganzen immer auf eine die 
Zahl der Arten möglichst reduzirende Behandlung verweisen, wobei 
unnatürliche Zusammenziehungen nicht selten mitunterlaufen. Aber 
die vollständige Nichtberücksichtigung der bereits 1872 erschienenen 
Engler’schen Monographie, die nirgends citirt wird und Willkomm 
überhaupt gar nicht bekannt gewesen zu sein scheint, ist sicherlich 
nicht zu billigen. Zum mindesten hätte die gut gearbeitete und auf 
alle Fälle dauernd werthvolle Arbeit des Münchner Gelehrten bei 
der geographischen Verbreitung der Spezies mit Vortheil benützt 
werden können, und es würden sich alsdann nicht Angaben, wie 
z. B. dass S. Clusiü Gouan in den Karpathen*), oder dass $. hypnoi- 
des L. in Böhmen und Siebenbürgen vorkomme, finden. 

Bei Mesembryanthemum wäre auf das merkwürdige, vielleicht 
noch an der andalusischen Küste aufzufindende, im benachbarten Por- 
tugal (Provinz Algarbe) vorkommende M. brachyphyllum Welwitsch 
aufmerksam zu machen gewesen. 

Sedum alpestre Vill. (S. rubens Mattuschka sil. [1776], Hänke 
[1791] nicht L. sp. pl.), nur in den Pyrenäen angegeben, wurde von 
M. Winkler auf dem Mulahacen, dem höchsten Berge der Sierra Ne- 
vada, bei 9000 Fuss gesammelt. — Ob die als S. Fabaria bezeich- 
nete Pflanze der Pyrenäen mit der Koch’schen wirklich identisch ist, 
möchte noch weiter zu prüfen und in dieser Hinsicht Boreau’s Mono- 
graphie der rothblühenden französischen Seda der Telephiumgruppe 
(Mem. de la Soc. acad. d’ Angers XX, 1866) zu vergleichen sein. 
Mag immerhin der Werth der dort festgestellten Arten zum Theile 
zweifelhaft sein, Thatsache ist es auf alle Fälle, dass unter dem Na- 


*) Die Pflanze der südlichen Karpathen ist wie die der Alpen eine Va- 
rietät von S. stellaris L. 


266 


men S. Fabaria verschiedene Pflanzen gehen. Hat doch bereits Koch 
selbst unter diesem Namen zwei ganz gewiss nicht zu derselben Art 
gehörige Formen verstanden, einmal die mehr an $. purpurascens 
erinnernde Pflanze der Eifel und dann das spezifisch karpalhische, 
von Schlesien bis zur Wallachei verbreitete subalpine 3. purpureum 
Wimmer (nicht Tausch, dessen Pflanze zu S. purpurascens gehört), 
welchem letzteren am besten der Name $. carpathicum G. Reuss bei- 
zulegen sein dürfte. 


(Schluss folgt.) 


—esses—— 


Aufzählung der in der Umgebung von Pola wachsen- 
den Pflanzen, 


Von Prof. Leo Neugebauer. 


(Fortsetzung,) 


Coronilla Emerus L. Zäune, sterile Orte; bildet bei Cassori vecchi 
ganze Bestände. 23. 

— scorpioides Koch. M. Clivo. 147. 

— cretica L. Auf sterilen Hüßeln (M. Chiochi, M. Clivo ete.), auf- 
rechte Pygmäenformen, an günstigen Stellen niederliegende 
Stauden. 148, 241. 

— varia L. Raine (S. Lombardo). 326. 

Hippocrepis comosa L. F. Bourguignon, wüste Plätze hinterm Spital. 
32, 386. 

Securigera Coronilla DC. Kastell, F. Bourguignon, Steinbrüche hin- 
term Spital. 171. 

Cicer arielinum L. Gebaut auf einem Feld hinterm Mar. Friedhof. 
276. 

Vicia villosa Roth. An Hecken allenthalben; oft sehr hoch klim- 
mend. 74. 

— villosa Roth. var. glabrescens. Pra grande südl. Rand. 571. 

— narbonensis L. Felder auf der Pra grande, selten. 122. 

— bithynica L. Felder vor V. di Cane, scheint selten. 61. 

— hybrida L. Kaiserwald. 547. 

— /utea L. Raine. 110. 

— grandiflora Scop. var. Scopoliana. Steingerölle (auf F. Musil 
etc.). 102. 

— grandiflora Scop. var. Kitaibeliana. Kaiserwald. 461. 

— cordata Wulf. Felder. 531. 

— peregrina L. Zerstreut auf Feldern. 139. 

Ervum hirsutum L. Kaiserwald. 5, 138. 

— hirsutum? L. (legum. glabr.). Steinhaufen zwischen den Feldern. 
121. 

— gracile DC. Kaiserwald. 368. 


267 


Pirum elatius M. Bieb. Hecken auf fetten Feldern (Pra grande, S. 
Lombardo). 36. 

Lathyrus Aphaca L. Kulturboden. 252. 

— ÖOchrus DC. Saaten, doch selten (Felder der Ziegelei bei Veruda). 
245. 

— sphaericus Retz. Wiesen von Stoja Musil; scheint selten. 56. 

— Cicera L. Grasige Hügel. 731. 

— setifolius L. Steiniger, lockerer Boden (hinterm Spital). 149. 

— annuus L. Saaten. 251. 

— hirsutus L. Getreidefelder. 400. 

— tuberosus L. Raine, um Pola nicht häufig (S. Lombardo). 328. 

— pratensıs L. Kaiserwald. 377. 

— latifolius L. Wiesen und Aecker, J. Marina. 212, 545. 


Orobus niger L. Kaiserwald. 455. 

Cereis siliquastrum L. Unter F. Michele; dieser Platz wurde December 
1874 verbaut; der ganze Vorrath beschränkt sich nunmehr auf 
3—4 Sträucher zu beiden Seiten der Strasse; ein stärkeres Bäum- 
chen steht noch am Verbindungswege zwischen F. Michele und 
Pra grande. 79. 

Prunus spinosa Zäune. 129. 

— Mahaleb L. Zäune; bildet im Kaiserwald auch grössere Bäum- 
chen; das grösste steht am Kastell. 21, 684. 

Spiraea Filipendula L. J. Levano gr. 217. 

Geum urbanum L. Hecken, Kaiserwald. 78. 

Rubus fruticosus L. Zäune; gedeiht am üppigsten in den Felsengrä- 
ben aufgelassener Forts, bleibt sehr mager an freien Plätzen 
(aufgelassenen Feldern). 296. 

— fruticosus L. var. amoenus. Strassenränder (unter F. Max). 502. 


Fragaria vesca L. Kaiserwald. 673. 

Potentilla hirta L. Kalkhügel, Kaiserwald. 272. 

— reptans L. Gräben, Wiesen. 458. 

— cinerea Chaix. Sterile Hügel. 650. 

Agrimonia Eupatoria L. Hecken, Kaiserwald. 385. 

Rosa canina L. Hecken (S. Lombardo). 704. 

— sempervirens L. Hecken; um Pola weit häufiger als R. canina; 
eine Var. mit gefüllten Blüthen wird viel in den hiesigen Gärten 
kultivirt. 292. 

Poterium polygamum W.K. Wiesen, Felswände. 51. 

Crataegus Oxyacantha L. Zäune, Hecken, Kaiserwald. 54. 

Mespilus germanica L. M. Lorenzo im Kaiserwald. 151. 

Pyrus amygdaliformis Vill. Hecken, Kaiserwald; stärkere Bäume zer- 
streut auf Feldern (Cassoniı vecchi); ältere Bäume sind dornen- 
los und haben breitere grosse Blätter; die Sträucher hypophae- 
ähnlich. 22. 

— Malus L. Wird um Pola sehr selten, Foiva. 50. 

Sorbus torminalis Crantz. Sehr selten, Wald von Luscinamore. 504. 

Epilobium tetragonum L. Gräben der Pra grande. 411. 


268 


Ceratophyllum demersum L. Tümpel am M. Gobbo (hinterm Spital), 
in der Foiva. 699. 

Lythrum Salicaria L. Pra grande. 425. 

Myrtus communis L. Hügel der Westseite. 697 *). 

Bryonia dioica Jacg. Zäune (Pra grande etc.). 347, 

Ecballion Elaterium Rich. Schutthaufen. 406. 

Portulacca oleracea L. Zwischen Maxbarake und Seeufer; Gärten. 617. 

Herniaria glabra L. Strassenränder (F. Michele etc.). 243. 

Crassula rubens L. J. Marina. 216. 

Sedum acre L. Humusboden. 393. 

— serangulare L. Hügel. 175. 

Eryngium campestre L. Unfruchtbare Stellen. 561. 

— amethystinum L. Sterile Anhöhen. 559. 

Ptychotis ammoides Koch. Grasige Lehnen. 314. 

Pimpinella peregrina L. Kaiserwald. 528. 

Bupleurum tenuissimum L. Magere Wiesen (Schiessstätte, Stoja Mu- 
si). 681. 

— junceum L. Kaiserwald, Hecken (zwischen F. Michele und Pra 
grande). 447, 587. 

— aristatum Bartl. Grasige Anhöhen. 244. 

— protractum Lk. Saaten. 247. 

Oenanthe fistulosa L. Gräben der Pra grande. 484. 

— silaifolia Bieb. Pra grande und Wiese vor den röm. Steinbrüchen. 
130, 187. 

— pimpinelloides L. Wiesen, Kaiserwald; an sehr schattigen Stellen 
viel zarter und ohne Knollen. 320, 379. 

Foeniculum officinale All. Sterile Orte (Ränder des Pra grande) auch 
gebaut (F. Michele). 619. 

Seseli Tommasinii Rehb. Hügel, Kaiserwald. 682. 

Crithmum maritimum L. Längs der Küste, meist Zwergformen in 
Steinspalten; sehr üppig in V. Fisella. V. di Cane. 593. 

Tordylium apulum L. Hecken (S. Lombardo). 127. 

Orlaya grandiflora Hoffm. Aecker. 321. 

Daucus Carota L. Wiesen. 643. 

Caucalis daucoides L. Saaten (vorm. Pulverdepot am M. Signole). 103. 

Turgenia latifolia Hoffm. Saaten. (S. Lombardo, M. Signole). 336. 

— latifolia Hoffm. Fl. rubro. Mit vox. 519. 

Torilis Anthriscus Gmel. Hecken, Kaiserwald. 454. 

— helvetica Gmel. Sterile Orte. 485. 


*) Es ist auffallend, dass manche Pflanzenarten, welche auf der West- 
seite unseres Florengebietes sehr häufig ja sogar zum Theil massgebend sind, 
auf der Ostseite selten oder gar nicht vorkommen, trotz der in beiden Hälften 
ganz gleichen Bodenverhältnisse. Für die Westseite sind charakteristisch: Myr- 
tus communis, Arbutus Unedo, Viburnum Tinus, Salvia "offieinalis; für die 
Ostseite: Quereus suber, Carpinus duinensis, Laurus nobilis, Buxus semper- 
virens. Eine Linie vom äussersten Ende des Kanals von Veruda direkt nach 
Norden (bis etwa zur Höhe von Punta Cristo) bezeichnet die Grenze, welche 
die genannten Gewächse nicht überschreiten. 


269 


Torilis heterophylla Guss. Buschige Hügel. 370. 

— nodosa Gärtn. Humusreiche Anhöhen (M. Collsi). 200 

Scandix pecten Veneris L. Aecker. 25, 193. 

Anthriscus sylvestris Hoffm. Zäune d. Pra grande. 81. 

Bifora testiculata Rchb. Saaten (S. Lombardo). 316. 

Hedera Helix L. Hecken etc. Die schönsten Exemplare sind im Walde 
von Lussinamore und in den Steinbrüchen am M. Vincuran; der 
6° hohe und an 4” dicke Stamm des grössten von allen, der mit 
seinen Zweigen die ganze südliche Wand der röm. Steinbrüche 
bedeckte, wurde im J. 1858 aus bäuerlichem Uebermuthe durch- 
gehackt. 700. 

Cornus sanguinea L. Zäune (Pra grande). 670. 

— mas L. Zäune, Kaiserwald, Foiva. 17. 

Sambucus Ebulus I Strassenränder (von d. Pra grande, Strasse nach 
Dignano). 669. 

Viburnum Tinus L. Hügel der Westseite (F. Max, sehr hohe Sträu- 
cher auf Punta di Figo). 104. 

Lonicera Caprifolium L. Kaiserwald und sterile Anhöhen (M. Rizzi). 86. 

— etrusca Savi. Hecken in Niederungen. 237. 

Sherardia arvensis L. Aecker etc. 627. 

Asperula arvensis L. Saaten. 145. 

— cynanchica L. Sterile Orte. 413. 

Rubia peregrina L. Auf sonnigen Anhöhen zwischen lockerem Ge- 
stein sehr dicht verzweigt (M. Rizzi) schlank und klimmend an 
schattigen Orten (Kaiserwald, Stadtpark). 240, 378. 

Galium Cruciata Scop. Hecken, Wiesen. 375. 

— tricorne With. Saaten (S. Lombardo, vor Veruda). 298. 

— parisiense L. Grasige Hügel (F. Max). 65. 

— palustre L. Ausgebreitete Rasen am Westrande des Pra grande. 
390. 

— verum L. Raine etc. auf der Pra grande (von $. Pazelt) sehr 
dichte ausgedehnte Rasen. 402. 

— sylvaticum L. Kaiserwald (Blätter 4-st.) 727. 

— lucidum All. Buschige Hügel (F. Max, F. Giorgio etc.) 169. 

— Mollugo L. Zäune. 319. 

Vaillantia muralis L. Kahle Hügel (F. Saline etc.) 13. 534. 

Valerianella eriocarpa Des. Humushaltige Stellen auf den Kalkhügeln 
(F. Max, F. Castori vecchi). 27. 

— auricula DC. Kulturboden (röm. Steinbrüche). 267. 

Dipsacus sylvestris Mill. Hecken ($. Lombardo), Waldwiesen (Fisella). 
599. 

Cephalaria leucantha Schrad. F. Giorgio, F. Bourguignon; selten. 
527. 

Knautia arvensis Coult. Waldwiesen (Kaiserwald) selten. 366. 

Scabiosa gramuntia L. Sterile Orte. 374. 

— maultiseta Vis. Unfruchtbare Stellen (S. Lombardo). 329. 

Eupatorium cannabinum L. Um Pola äusserst selten. F. Saline. 409, 

Tussilago Farfara L. Ueber die Hügel zerstreut. 408. 


270 


Aster Tripolium L. V. Pietro. 719. 

Bellis sylvestris Cir. Grasige Anhöhen. 565. 

Erigeron canadensis L. Felder etc. 611. 

— acris L. Am Rande des Tümpels zwischen F. Giorgio und Gior- 
gietto. 680. 

Evaz pygmaea Pers. Promontore. 231. 

Buphthalmum salicifolium L. Steinbrüche in $. Lombardo. 486. 

Pallenis spinosa Cass. Unfruchtbare Stellen. 591. 

Inula germanica L. Pra grande (bei S. Pazelt). 689. 

— salicina L. Hecken (unter F. Michele). 544. - 

— squarrosa L. F. Michele, waldloser Theil des M. Lorenzo. 476. 

— squarrosa L. (Fm. prostrata). M. Lorenzo im Kaiserwald. 672. 

— Conyza DC. Kaiserwald, felsige Abhänge (Strasse nach Policarpo). 
575. 

— crithmoides L. Seeufer. 634. 

— graveolens Desf. Aufgelassene Felder (F. Saline, Veruda). 658. 

Pulicaria dysenterica Gärtn. Wege, Gruben (Pra grande ete.). 428. 

— (Inula) viscosa Cass. Gräben um die Stadt. 665. 

Bidens tripartita L. Ein einziges Exemplar gefunden im Uferkies von 
V. di Cane. 679. 

Filago germanica L. Sterile Anhöhen. 444. 

Helichrysum angustifolium DC. Unfruchtbare Orte, oft in solcher 
Menge (F. Giorgio, M. Collsi), dass es die Luft der ganzen Um- 
gebung mit Wohlgeruch erfüllt. 666. 

Artemisia Absinthium L. Kulturboden. 558. 

— camphorata Vill. Unfruchtbare Anhöhen (F. Corniale). 701. 

— vulgaris L. Schutt. 574. 

Achillea Millefolium L. Triften, Steinbrüche von Fisella. 607. 

— nobilis L. Felder (F. Cassoni vecchi), Stadtpark. 692. 
— odorata L. Triften. 349. 

Anthemis altissima L. Raine. 308. 

— Cotula L. Triften. 668. 

Matricaria Chamomilla L. Wiese vor den röm. Steinbrüchen, selten. 
184. 

Chrysanthemum Leucanthemum L. Triften (Pra grande). 667. 

Senecio vulgaris L. Strassenränder. 610. 

— erraticus Bert. Strassenränder etc. 568. 

Calendula arvensis L. Früher auf allen Brachfeldern gemein, jetzt 
selten (hinterm Spital, F. Monumenti). 167. 

Cirsium lanceolatum Scop. Schutt, Steinbrüche (Fisella). 604. 

— arvense Scop. Kulturboden. 676. 

Tyrimnus leucographus Cass. Steinige Orte (Strasse nach Dignano etc.) 
925. 

Carduus nutans L. Schutt, Hügel. 297. 

Lappa major Gärtn. Schutt. 422. 

Carlina corymbosa L. Unfruchtbare Stellen. 557. 

Centaurea amara L. Triften, Hügel. 524. 

— Cyanus L.. Saaten. 301. 


271 


Centaurea solstitialis L. Unfruchtbare Hügel. 560. 

— Caleitrapa L. Wegränder. 635. 

Crupina vulgaris Pers. Sonnige Anhöhen. (F. Giorgio, M. Rizzi). 253. 

Scolymus hispanicus L. Wegränder. 562. 

Lapsana communis L. Kaiserwald. 376. 

Rhagadiolus stellatus Gärtn. Strassenränder, Hecken (unter M. Foi- 
ban) 42. 

Cichorium Intybus L. Wegränder. 664. 

Hedypnois eretica Willd. Mauern des F. Max. 178. 

Picris hieracioides L. Wege etc. im Kaiserwald bis 2 Klafter hoch. 
452. 

Urospermum Dalechampii Desf. Aeusserste Westspitze von Stoja Musil, 
F. Levano grande. 211. 

— picroides Desf. M. Vincuran. 185. 

Tragopogon major Jacg. Schutt (hinterm Spital). 471. 

Galasia villosa Gärtn. F. Max, 173. 

Chondrilla juncea L. Unfruchtbare Orte. 612. 

Lactuca Scariola L. Strassenschotter. 583. 

Sonchus oleraceus L. Kulturboden. 623. 

— asper Vill. Schutt. 490. 

Picridium vulgare Desf. Ueber die Hügel verstreut. 60. 

Zacyntha verrucosa Gärtn. Schotter, Hügel (F. Max). 170. 

Pterotheca nemauensis Cass. F. Max. 72. 

Crepis foetida L. Gipfel des M. Daniele. — M. Daniele, 336°, ist der 
höchste Punkt in der Umgebung von Pola. 437. 

— vesicaria L. Hügel, humusreiche Stellen am Seestrande (V. di 
fora etc.). 166. 

— neglecta L. (Vis.). Sterile Anhöhen. 268. 

— pulchra L. Kaiserwald, Hecken am nördl. Rande der Pra grande; 
selten. 300. 

Hieracium praealtum Koch var. florentinum. F. Max. 162. 

— sabaudum L. Kaiserwald. 685. 

Xanthium strumarium L. Aecker ($. Lombardo). 597. 

— spinosum L. Schutt. 588. 

Campanula Rapunculus L. Unfruchtbare Stelle (in der Umgebung der 
Pra grande), F. Marina. 134, 219. 

— Rapunculus L. (Monstros.) 463. 

Specularia Speculum A. DC. Saaten. 303. 

Arbutus Unedo L. Hügel der Westseite. 157. 

Erica arborea L. Hügel; auf M. Firudella (Veruda) viele Joch als 
undurchdringliches Gebüsch bedeckend. 70. 

Phillyrea media L. Hecken, Hügel, Kaiserwald. 18. 

Ligustrum vulgare L. Hecken etc. 295. 

Fraxinus Ornus L. Zäune ete. 87. 

Cynanchum Vincetoxicum R. Br. Steinbrüche, Stoja Musil. 350. 

Vinca major L. Kaiserwald, Zäune auf Pra grande. 123. 

Chlora perfoliata L. Hügel (Schiessstätte, Stoja musil ete.). 729. 

Erythraea Centaurium Pers. Kalkhügel, Kaiserwald. 343. | 


272 


Erythraea maritima Pers. Hügel (F. Max, Stoja musil). 277. 
Convolvulus sepium L. Zäune (am Kastell, Pra grande). 407. 
— arvensis L. Kulturboden. 416. 
— Cantabrica L. Sterile Hügel. 269, 169. 
Cuscuta Epithymum L. Medicagofelder. 421. 
Heliotropium europaeum L. Aecker. 423. 
Echinospermum Lappula Lehm. Sterile Orte, Steinbrüche. 290. 
Anchusa italica Retz. Aecker (648 Monstr.). 327, 648. 
Echium pustulatum Sibth. Schutt etc. 496. 
— italicum L. Wiesen, Schutt. 291. 
Lithospermum officinale L. Stoja Musil; selten. 710. 
— purpureocoeruleum L. Kaiserwald. 364. 
— arvense L. Saaten. 322. 
— apulum Vahl. Wiese um $. Pelegrino (vor Fasana) gruppenweise. 
25 (Fortsetzung folgt.) 
ee 


Literaturberichte. 


Zur Pflanzengeographie des nördlichen und arktischen Europas von Dr. J. C 
v. Klinggräff. Marienwerder 1875. Bei Levysohn. 8. 82 Seiten. 

In der neuesten Zeit wendete sich das Interesse, namentlich in 
Folge der deutschen und österreichischen Polar-Expeditionen, vielfach 
den nordischen Gegenden zu. Eine ausführlichere Schilderung dieser 
Region, so weit sie Europa angehört, dürfte daher für Viele von 
Interesse sein. Klinggräff versteht in der vorliegenden Abhandlung 
unter nördlichem Europa Europa nördlich von der Eichengrenze, 
unter arktischem den baumlosen Nordrand unseres Erdtheiles und 
sämmtliche Inseln des europäischen Polarmeeres. Er behandelt zuerst 
die arktische Zone (Seite 6—41) und hält sich dabei im Ganzen und 
Grossen an die treffliche Schilderung, welche Grisebach in seinem 
hochwichtigen Werke über die Vegetation der Erde entwarf. Der 
Verfasser weicht aber insoferne ab, als er Island nicht dieser, son- 
dern der folgenden Region einreiht. Ferner wird die arktische Zone 
Europas eingetheilt in eine Polarzone (sie umfasst Spitzbergen, 
Nowaja Semlja und die übrigen Inseln des Eismeeres) und in eine 
südlich-arktische oder Tundrenzone (zu ihr gehören die Samo- 
jeden-Tundra, die nordöstliche Hälfte der Halbinsel Kola, dann die 
Inseln Waigatsch und Kolgujew). Die nordeuropäische Zone wird in 
dem folgenden Abschnitte besprochen (Seite 41—82); namentlich aus- 
führlich ist die Schilderung von Island (Seite 57—75) und den Fa- 
röer-Inseln, welche letzteren-dem britischen Florengebiete beigezählt 
werden. In der vorliegenden Arbeit ist die Behandlung des Materiales 
eine klare und übersichtliche; sie zeugt von genauer Kenntniss der 
betreffenden Literatur und enthält manche beachtenswerthe Angaben; 
sie darf somit auf eine günstige Aufnahme in botanischen Kreisen 
rechnen. Dr. H. W. R. 


Es 


273 


Der Führer in die Lebermoose und die Gefässkryptogamen. Von Paul 
Kummer. Berlin 1875. Verlag von Julius Springer. 8. 141 Seiten und 7 Jith. 
Tafeln mit 83 Figuren. 

Das vorliegende Heft schliesst sich in Form und Inhalt genau 
an die früher erschienenen Lieferungen des genannten Werkes an; 
dieselben wurden theilweise schon in diesen Blättern besprochen 
(Jahrg. 1874, $. 159). Anfängern oder Dilettanten, welchen weder 
eine botanische Bibliothek, noch ein Herbar zu Gebote stehen, werden 
aus dem vorliegenden Büchlein mit verhältnissmässig geringer Mühe 
die wichtigeren Formen wenigstens annähernd kennen lernen, und es 
wird ihnen dasselbe als erster Führer ganz gute Dienste leisten. Doch 
ist ein Studium der morphologischen Verhältnisse nach einem anderen 
Werke, namentlich nach dem trefflichen Lehrbuche der wissenschaft- 
lichen Botanik von J. Sachs dringendst anzuempfehlen. Denn die 
spärlichen Angaben, welche Kummer’s Führer in dieser Richtung ent- 
hält, sind oft veraltet und dem gegenwärtigen Stande der Wissenschaft 
nicht entsprechend. Von den Abbildungen ermöglichen jene der be- 
blälterten Jungermanniaceen ein Erkennen der meisten Arten, dagegen 
lassen die Figuren, welche die Marchantiaceen, Anthoceroteen, Riccien, 
das Farn-Prothallium, die Rhizocarpeen u. a. m. darstellen, sehr viel 
zu wünschen übrig. Bei einer zweiten Auflage, wenn dieselbe er- 
scheinen sollte, wären die obgenannten Partien gründlich umzuarbeiten. 

Dr. H.W.R. 


— J. Wiesner untersuchte (Dingler’s polyt. Journal. B. 215. H- 
3, p- 270) in verschiedenen Papiersorten vorkommende 
punktförmige rothe Flecke; das Pigment derselben ist in Wasser 
schwer, in Alkohol leicht löslich; Essigsäure verändert die Farbe nicht, 
wohl aber Schwefel- und Salpetersäure, welche violette Farbentöne 
geben; Salzsäure, Ammoniak und Schwefelammon bringen die Farbe 
zum Verschwinden. Die durch Salzsäure entfärbten Partien wurden 
durch Kali wieder gefärbt, die durch Ammon zum Verschwinden ge- 
brachte Färbung trat auf Zusatz von Essigsäure wieder hervor. Nach 
diesen Reaktionen glaubt W. auf die Gegenwart von Anilinroth in den 
rothen Flecken schliessen zu können und da die mikroskopische Un- 
tersuchung ergab, dass in den rothen Punkten kleine in molecularer 
Bewegung befindliche, mit Monas prodigiosa Ehrb. (Bacteridium 
prodigiosum Schroeter) identische Organismen vorkommen, so spricht 
der Verfasser ferner, mit Rücksicht auf die von Erdmann ermittelte 
Thatsache, wornach gewisse Ferment-Organismen Farbstoffe ausscheiden, 
die mit Anilinfarben übereinstimmen, die Ansicht aus, dass jenes rothe 
Pigment von diesen kleinen Organismen gebildet werde. Zwischen 
den kleinen farblosen Monas-Körperchen erscheinen abgestorbene, 
intensiv roth gefärbte Pilzfäden (passiv gefärbt durch das von der 
Monas gelieferte Pigment). W. nimmt an, dass die rothen Punkte der 
Leimung des Papieres ihr Entstehen verdanken und darin nur in Folge 
des Klebergehaltes jener Stärke sich bildeten, aus welcher der zum 
Leimen des Papieres benützte Stärkekleister bereitet wurde. — Ausser 
diesen rothen Punkten beobachtete W. grössere graubraun gefärbte 


274 


Stellen („Fladern*) im Papier, die sich unter dem Mikroskop aus 
unregelmässigen Körnern von kohlensaurem Kalk bestehend erwiesen. 
Diese Kalkkörner gehören der mineralischen Füllung des Papieres an. 
(Lotos.) 


— 


Correspondenz. 


Ns. Podhrad, am 30. Juni 1875. 


Die vorige Woche hatte ich das Glück, zwei für unsere Ge- 
gend neue Pflanzenarten aufzufinden. Es sind diess: Acorus Calamus 
L. und Helosciadium repens Koch, und es freut mich, dass durch 
diese Funde zwei starkbezweifelte Angaben der Kv&ina Slov. Reuss’s 
bestätigt wurden. Wohl watete ich unzählige Male an den Wagufern 
herum, nach Acorus spähend, fand aber die gesuchte Pflanze nicht 
im eigentlichen Wagthale, sondern in einem kleinen Sumpfe der Bo- 
Säcer Rodungen (hier Kopanice genannt) in grosser Menge. Wie 
diese angeblich im 15. Jahrhunderte aus Asien durch Russland nach 
Europa gebrachte Pflanze in die BoSäcer Rodungen kam, kann ich 
freilich nicht sagen; doch mir genügt es, hiesige Exemplare meinem 
Herbarium einverleiben zu können. Helosciadium repens Koch wird 
zwar in Hazslinszky’s Magyarh. ed. növ. füvesz. Kezik. (Pest 1873) 
p. 193 aufgeführt, doch mit der Bemerkung, dass Hazsl. noch keine 
ungar. Exemplare dieser Pflanze sah. Ich fand diese niedliche Um- 
bellifere im Wagthale auf der Stvrieker Weide in ausgetrockneten 
Lachen an mehreren Stellen, wo sie dichte, polsterförmige Rasen 
bildet. Ausserdem besitze ich Exemplare von der Insel Schütt durch 
Resely und aus Zurndorf im Wieselburger Comitate durch Theodor 
Fuchs gesammelt. Es war mir auffallend, dass Helosciadium vom wei- 
denden Vieh gänzlich verschont blieb, da in dessen unmittelbarer 
Nähe selbst Ranunculus Sardous und R. acris bis auf die Wurzel 
abgefressen waren. — Hieracium floribundum Wimm. fand ich heuer 
wieder auf mehreren Stellen sowohl bei Ns. Podhrad als auch auf 
Wiesen zwischen Bohuslavice und Stvriek in grosser Menge. In einem 
Holzschlage sammelte ich Crepis setosa Hall. fil. — Von allen diesen 
Pflanzen werde ich Ihnen Exemplare senden. Jos. L. Holuby. 


Zwickau in Sachsen, am 413. Juli 1875. 

Zur Beantwortung der Focke’schen Frage (Oest. bot. Zeitschr. 
S. 178), die Blüthezeit der Vaceinium Vitis idaea L. betreffend, habe 
ich Ihnen mitzutheilen, dass im Königreiche Sachsen die rothe Hei- 
delbeere regelmässig jedes Jahr zweimal blüht, die Früchte hingegen 
im höheren Gebirge das zweite Mal nicht immer zur Reife gelangen. 
In den Niederungen fällt die erste Blüthezeit in Jen Mai, im Gebirge 
in den Juni, die zweite in die letzten Tage des Juli und in den 
August. Die Früchte gelangen in den Niederungen Ende Juli und 
Oktober, im Gebirge August und November zur Reife; man findet 
daher ausserordentlich häufig im Juli und August reife Früchte und 
zugleich Blüthen der zweiten Serie an einem und demselben Stocke. 


gs 


275 


Noch will ich hinzufügen, dass der Volksmund von Sommerbeeren 
und Herbstbeeren spricht und von den Hausfrauen die Herbstbeeren 
den Sommerbeeren zum Einsieden vorgezogen werden. An Masse 
liefert allerdings auch in Jahren, in denen die. Herbstbeere vollständig 
zur Reife gelangt, die Sommerbeere bei weitem mehr als die erst- 
genannte. A. Artzt. 


Cape Town, den 29. Mai 1875. 


Ich ersuche Sie, die Nachricht aufnehmen zu wollen, dass ich 
eine botanische Reise in das südliche Afrika unternommen habe. Ich 
bestieg am 21. April den „Windsor Castle* in London und erreichte 
nach 28tägiger glücklicher Fahrt den Cap der guten Hoffnung, wo 
ich den Winter zuzubringen beabsichtige; im Monate August will ich 
eine Reise in die Moselbei, in die Knysna- und Zizikammagebirge 


unternehmen. Meine gegenwärtige Adresse lautet: London — Cape 
Town. Dr. A. Rehmann, Care of Mess. Wm. Anderson & Co. Cape 
Town. | Dr. A. Rehmann. 
— ii — 
Personalnotizen. 


— Regierungsrath Dr. E. Fenzl wurde von Seite des land- 
wirthschaftlichen Ministeriums in Berlin in die grosse internationale 
Jury der Gartenbau-Ausstellung zu Köln berufen. 

— Dr. Alexander Braun, Dr. Grisebach undDr.N. Prings- 
heim wurden von den Mitgliedern der botanischen Sektion der kais. 
L. C. deutschen Akademie der Naturforscher zu Vorständen der 
Fachsektion erwählt. 


Vereine, Anstalten, Unternehmungen. 


— Der Verwaltungsausschuss des Museums des Königrei- 
ches Böhmen schreibt ddo. 26. Mai l. J. aus dem F. M. Opiz’schen 
Fonde zwei Preisfragen aus. 1. Es ist eine der in botanischer Hin- 
sicht minder bekannten Gegenden Böhmens (des mittleren, südlichen 
oder östlichen Landestheiles), auf Grund eigener Untersuchungen, nach 
ihrem, Vegetationscharakter zu schildern und ein möglichst vollstän- 
diges Verzeichniss der daselbst beobachteten phanerogamen (nach 
Umständen auch kryptogamen) Arten nebst Angabe der speziellen 
Standorte für die nicht ganz gemeinen Arten, des geschilderten Ge- 
bietes zu geben. Preisbewerber, welche für die kritischeren und sel- 
teneren Arten auch selbstgesammelte Herbarsbelege beilegen, welche 
über Verlangen wieder zurückgestellt oder mit Gestattung des Preis- 
bewerbers dem Museumsherbars einverleibt werden, haben unter 
übrigens gleicher Preiswürdigkeit den Vorzug. 2. Es möge eine 
Gruppe (Ordnung, Familie, grössere Gattung) niederer böhmischer 
Kryptogamen in systematischer Beziehung und in Hinsicht auf die bis- 


276 


her bekannte Verbreitung in Böhmen (mit Angabe beglaubigter Stand- 
orte) bearbeitet oder eine interessante phanerogame Gruppe (Familie, 
Gattung) der böhmischen Flora in morphologischer und anatomischer 
Hinsicht genauer untersucht und mit Beigabe von Zeichnungen dar- 
gestellt werden. Der Preis beträgt 100 fl. österr. Währ.; die Frist 
zur Eingabe der Arbeiten läuft mit 1. Juni 1876 ab. Die Preisfragen 
können in beiden Landessprachen beantwortet werden; selbe sind mit 
einem Motto auf dem Titel, unter Beischluss des Namens des Preis- 
bewerbers in einem versiegelten Couverte zu versehen und an den 
Museumssekretär, Herrn W.Nebesky, zu richten. Die Arbeit, welche 
die zu diesem Behufe eingesetzte Kommission von Sachverständigen 
und zwar die Herren Professoren: Dr. Lad. Celakovsky, Joh. Krej£i, 
Dr. H. v. Leonhardi, Dr. Eman. Purkyn® und Dr. M. Willkomm für 
preiswürdig erkennt, wird, wenn sie sich auf die erste Frage be- 
zieht, in dem Archiv des naturwissenschaftlichen Durchforschungs- 
Comites für Böhmen unter den gewöhnlichen Modalitäten veröffentlicht; 
wenn sie aber die zweite Frage beantwortet, so wird der Verwal- 
tungsausschuss dafür Sorge tragen, dass sie in irgend einer geeig- 
neten Zeitschrift, einem Archiv oder den Akten einer wissenschaftli- 
chen Gesellschaft veröffentlicht werde. 

— Der fünfte Kongress deutscher Gärtner und Botaniker findet 
vom 1. bis 6. September in Carlsruhe statt. 


—ma Som 


Botanischer Tauschverein in Wien. 


Sendungen sind eingetroffen: Von Herrn Wiesbaur mit Pflanzen 
aus Ungarn. 

Sendungen sind abgegangen an die Herren Burnat, Schäfer, Dr. 
Lerch, Waiss, Polak, Meyer, Forstinger. 

Aus Niederösterreich: Bifora radians, Ceratocephalus fal- 
catus, Corydalis pumila, Daphne Laureola, Draba nemoralis, Epi- 
lobium Dodonaei, Erysimum Cheiranthus, Gagea pusilla, Luzula 
Forsteri, Phaca frigida, Scilla bifolia, Veronica anagalloides u. a. 
eing. von Dr. Halacsy. 

Aus Ungarn: Avena capillaris, A.tenuis, Centaurea stenolepis, 
Cytisus elongaltus, Dianthus Seguieri, Draba nemoralis ß hebecarpa, 
Elatine Alsinastrum, Geranium divaricatum, Glaucium corniculatum, 
Gratiola officinalis, Moenchia mantica, Oxalis strieta, Polycarpon 
tetraphyllum, Polycnemum majus, Sagina subulala, Smyrnium per- 
foliatum, Trifolium patens f. genuina, T. procumbens f. minima, 
Urtica radicans, Veronica dentata u. a. eing. von Wiesbaur. 

Obige Pflanzen können im Tausche oder käuflich die Centurie 
zu 6 fl. (12 R. Mark) abgegeben werden. 


Redakteur und Herausgeber Dr. Alexander Skofitz. — Verlag von ©. Gerold’s Sohn. 
Druck und Papier der ©. Ueberrouter'schen Buchdruckerei (M. Salzer). 


Qesterreichisehe 


Botanische Zeitschrift, 


Gemeinnütziges Organ 


für 
Die DE EEDE N N N N un 
botanische Zeitschr ie fi i = 
Vase Botanik und Botaniker,  zo.enwerden sole end 
den Ersten jeden Mt: blos bei der Redaktion 
Man pränumerirt auf selve fa 2 , “ (V.Bez., Schlossgasse Nr. 15 
„pränumeritt ar selbe (Gärtner, Oekonomen, Forstmänner, Aerzte, "Ar srnemee a 19 
(16 R. Mark.) B Im. Wege des 
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31. ö.w.(S R. Mark.) Apotheker und Techniker. Pränumeration 
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Inserate in Wien, 
die ganze Petitzeile N: 9 so wie alle übrigen 
15 kr. öst. W. Tr ® Buchhandlungen. 
XXV. Jahrgang. WIEN. September’ 1875. 
INHALT: Pflanzen auf der Weltausstellung. Von Antoine. — Algen des Triester Golfes. Von Hauck, 
(Fortsetzung.) — Darlingtonia californiea. Von Canby. — Bemerkungen. Von Uechtritz. (Schluss.) 
— Mykologisches. Von Schulzer. — Flora von Pola. Von Neugebauer. (Forlsetzung.) — Corre- 
spondenz. Von Dr. Borbas, Artzt. — Personalnotizen. — Vereine, Anstalten, Unternehmungen. — 
Botanischer Tauschverein. — Inserate. 


Ze 


Das Pflanzenreich 
auf der Wiener Weltausstellung im Jahre 1873. 


Notizen über die exponirten Pflanzen, Pllanzenrohstofle und Produkte, sowie über ihre bildlichen Darstellungen. 


Von Franz Antoine. 


Bei meinem öfteren Besuche unserer grossartigen und pracht- 
vollen Weltausstellung im Jahre 1873, stellte ich mir in einigen Ab- 
theilungen Notizen über die aus dem Pflanzenreiche vorhandenen 
Rohstoffe und ihre Verwendung im Haushalte des Menschen, so wie über 
ihr Erscheinen auf bildlichen Darstellungen oder Vegetationsansichten 
zusammen. Ich fasste bald den Entschluss, auf diese Weise bei allen, 
aus dem Pflanzenreiche ausgestellten Gegenständen vorzugehen, um 
eine Uebersicht zu erlangen, wie das vegetabilische Reich aus den 
verschiedenen Ländern vertreten sei. 

Es war eine schwierigere Aufgabe, als ich sie mir anfangs 
vorstellte, denn bald lernte ich Hindernisse kennen, die sich meinem 
Vorhaben entgegen stellten. Oft waren die exponirten Gegenstände 
derart aufgethürmt, dass man die oberen nicht mehr deutlich besehen 
konnte, theils waren sie unleserlich etiquettirt und entbehrten oft jeder 
Beihilfe eines Kataloges, und theils konnte man nur mit sehr grossen 


Vesterr. botan. Zeitschrift. 9. Heft. 1875. 21 


278 


Zeitopfern Aufschluss über Dieses oder Jenes erhalten. Endlich aber 
wirkte die ungeheure Menschenmenge und manchmal die hohe Tem- 
peratur in dem Ausstellungsraume geradezu abspannend ein. 

Ich habe meine Notizen mit den fremden Welttheilen begonnen 
und musste Europa, welches auf eine höchst glänzende Weise ver- 
treten war, grossentheils im Rückstande lassen, da mir schliesslich 
die Zeit mangelte, welche durch vermehrte Berulsgeschäfte in diesem 
Jahre sehr in Anspruch genommen wurde. 

Es wolle demnach der Leser Nachsicht üben, wenn ich, beson- 
ders was den letzten Welttheil anbetrifft, nicht alles mit der Genauig- 
keit aufführen kann, als ich es mir zur Aufgabe stellte. 

Es schien mir von Interesse zu sein, die Namen der Weinsorten, 
Cerealien etc. aufzunehmen, welche von den verschiedenen Länder- 
gebieten eingesendet wurden, um nach dieser Richtung den Kultur- 
zustand bemessen zu können. Aus gleichem Grunde verzeichnete ich 
auch die Namen der exponirten plastisch dargestellten Früchte. 

Die Gelegenheit, die sich darbot, die Trivialnamen der Pflanzen 
grossentheils aufgeführt zu finden, unter welchen sie in den Ländern 
kursiren, ‘woher sie zur Ausstellung gelangten, bewog mich, selbe den 
scientifischen Namen nachzuseizen. 


Oceanien. 


1. Queensland. 


Die Sammlung von Holzmustern, welche Queensland eingesen- 
det hat, bestand aus ansehnlichen Stammstücken, die in der Mitte 
gespalten waren und demnach das Kernholz und die Rinde ersicht- 
lich machten. Bei den meisten Etiquetten war die Höhe des Baumes 
beigefügt, welche auch hier mit verzeichnet ist. Trivialnamen waren 
weggelassen. 


Holzmuster. 
Alphitonia excelsa Reissek. Banksia compar. Br. (Beefwood). 
Ailanthus sp. 80—100° hoch. Croton acuminatum Lam. 
Acmena floribunda DC. Cedrela australis Haro et Müll. 
Acacia varians Benth. Celtis sp. 


— sapindoides. 30—40’ hoch. | Callitris sp. 
— aulacocarpa A. Cunn. 20—30’ | Cupania pseudorhus A. Rich. 30— 


hoch. 40 Fuss. 

Atherosperma micranthum Tul. 50) — zylocarpa A. Cunn. 50— 60‘. 
bis 80° hoch. — australis. 

Araucaria Bidwilli Hook. Ceratopetalum apetalum D. Don. 

Avicenia tomentosa L. 20— 30‘. 70". 

Backhausia citriodora F. Müll. | Oryptocaria glaucescens Br. 

18— 20°. Cargillia australis Br. 60—80'. 
Bauhinia Hookeri F. Müll. Callistemon lanceolatus DC. >30 
Bursaria incana. 30— 40‘. bis 40° 
Barclya syringaefolia F. Müll. Casuarina tenuissima. —6V‘. 


Blachontia? eitriodora. Canthium tixoroides. 20 — 30°. 


Duboisia myoporoides Br. 30—40”. 
Eugenia sp. (Iron wood). 14—-20‘. 

— marginata. 

Eucalyptus maculata Hook. 70 — 
90 Fuss. 

— sp. 70—M". 

— paniculata Sm. (Bload wood). 

— l/atifolia F. Müll. 10— 16‘. 
Elaeocarpus grandis F. Müll. 90 — 

100°. 
Erythroxylon australis F. Müll. 
Erythrina vespertilio. 30 — 40‘. 
Eremophila Mitckelli Benth. 20 — 
30‘. 

— bignoniaeflora F. Müll. 
Exocarpus Sp. 

Flindersia australis R. Br. 

— Oxleyana F. Müll. 100—150“. 
Strzeeleckiana F. Müll. 60— 70‘. 
Gligera? multiflora. 60— 70". 
Hodgkinsonia ovatifolia. F. Müll. 
Hartighsea (Dysoxylon Blume) tri- 

cosiphona (?). 
Harpulia pendula Planch. 50—60°. 
Jambosa n. Sp. 
Izora n. Sp. 
Ixisporus spinescens F. Müll. 


279 


Maclura (Morus) Calcar Galli A: 
Cunn. (CUudrania javanensis 
Trecul). 

Melia Azedarach L. 

Melaleuca ferrea. 

— viridiflora Sm. 40—50%. 

— nodosa Sm. 30-—40‘, 

Myrtus acmenioidesF.Müll. 390—40°. 

— argentea. 60— 70°. 

Morus Brunoniana Endl. 40—50'. 

Maba gemminata Br, 

Notelaea longifolia Vent. 

Owenia serrasensis? 

— venosa F. Müll. 40—60°. 
Olea paniculata Br. 50—70'. 
Petalostigma (2?) quadrilocularis. 

409—50', 

Rottlera tinctoria Roxb. 

Rhus australasıa. 

Rhizophora Manglae L. 12—16‘. 

Ratonia australis? 40 —50‘. 

Sersalisia sp. 40—60'. 

Stenocarpus sinuatus Endl. 
60°. 

Symphyodon australis (Gray Plum). 

Vitex lignum vitae Cunn. 
Xanthoxylon brachiatum. 


60— 80°. 


40— 


Faserpflanzen. 


Corchorus olitorius L. 
Foureroya gigantea Vent. 
Musa paradisiaca L. 

— textilis Nees. 


Sanseviera eylindrica. 

Sida retusa L. (Queensland hamp., 
sehr lange Faser). 

Sterculia quadrifida R. Br. 


Von Auracaria Bidwilli Hook. lagen zweı der grossen kugeli- 
runden Zapfen auf, welche wegen Mangels an hinreichender Verwah- 
rung in ihre riesigen Schuppen zerfielen. 

Macadamia tenuifolia war durch ihre Nüsse, Musa paradisiaca 
L., Manihot utilissima Pohl und Colocasia esculenta S. Mel. durch 


Mehlproben vertreten. 


In einer Grösse von 21° 15° erschienen 40 Photographien 
o ’ 


welche Ansichten von Ländergebieten vorstellten, darunter Scrubland, 
Timber Cutting (umgehauene Bäume werden von den Eingeborenen 
durch mit Ochsen bespannte Wagen verführt). Tee tree (Melaleuca 
ericifolia Smith) Greek, Sandy bed of Greek, Coast Country, Agri- 
eultural land, open forest Country, Scerub Country mit liegenden Bäu- 
men und vielen Farnen. 

An 114 Photographien in der Grösse 10><11“ waren kolorirt 
und in folgende Sektionen eingetheilt: 

21 * 


280 


1. Alluvium agricultural land des pazifischen oder östlichen 
Küstendistriktes. 

2. Oberflächliche und tiefere Goldgräbereien im aufgeschwemm- 
ten Gebirge. 

- 3. Gebüschland, hauptsächlich zur Zuckerrohr-, Baumwoll- und 
Maiskultur geeignet. 

4., 5. Unbrauchbares Land. 

6. Ebene, bedeckt mit Salzpflanzen und saftigem Grase. Vorzüg- 
liches Weideland. 

7. Grosser Reichthum ausgezeichneter Kohle. Schlechtes Wei- 
deland. 

8. Das ausgezeichnete, kohlenführende Schichtensystem der Ko- 
lonie. Schlechtes Weideland. 

9. Kalksteinlager, oben schlechtes Weideland. 

10. Formationen, in welchen die meisten Gold- und Kupfererz- 
legestätten vorkommen. Schlechtes Weideland. 

11. Bergbauterrain, reich an Gold, Zinn, Kupfer, Blei etc. 
Schlechtes Weideland. 

12. Gutes Weideland für Rindvieh und Pferde, jedoch nicht für 
Schafe. Sandhältiger Boden. 

13. Fruchtbarer Boden, geeignet für Ackerbau und von wesent- 
lichem Einflusse auf die Erzführung und den devonischen, metamor- 
phischen Schichten. 

.14. und 15. Vorzüglicher Boden für Ackerbau und Wiesen- 
kultur. 

16. Squatter’s Hain. Eine Niederlassung. 

17. Lebensweise der Viehzüchter. 

18. Bergmanns Leben. 

19. Gympie Goldfeld. 

20. Cap River Goldfeld. 

Queensland dient durch diese Aufnahmen als Muster, da es ge- 
wiss wünschenswerth wäre, auch von anderen Ländergebieten auf 
ähnliche Weise eine Anschauung zu erlangen. 


2, Vietoria. 


Aus dem Pflanzenreiche fand sich unter den aus Victoria aus- 
gestellten Gegenständen eine geringe Menge vor, Holzmuster waren 
ärmlich vertreten, am zahlreichsten Eucalyptus-Sorten, Getreide waren 
unbedeutend, Wein hingegen zahlreich ausgestellt. Von photographi- 
schen Ansichten hingegen stieg die Zahl bis auf 150 in der Bild- 
grüsse von 8><11‘, aber man beschränkte sich darin vorzugsweise 
auf Häusergruppen der Hauptstadt, und unter den wenigen landschaft- 
lichen Ansichten erschienen einige Bilder aus dem botanischen Garten 
in Victoria. 


Holzmuster. 
Acacia melanozylon R. Br. (Black | Aster argophyllus Lab. (Musk.). 
wood). Casuarina suberosa Otto et Dieir, 


— implexa. (Weeping Sheoak). 


Callitris verrucosa Br. (Desert pine 
cypress). 

Dogwood (Cornus). 

Exocarpus cupressiformisLab. (Na- 
tive cherry). 

Eupomatia laurina R. Br. 

Eucalyptus globulus Labil. (Blue 

gum), hiervon fand sich ein 

Stammstück von 5 Fuss Durch- 

messer vor, wovon der Kern 

vermodert war. 

Stuartiana F. Müll. 

gum). 

obliqua L’Her. (Stringy Bark). 

mellidora A. Cunn. (Box). 

fissilis (Messmate). 

rostrata Cav. (Red gum). 

sideroxylonA.Cunn.(IronBark.) 


(White 


281 


Eucal. albens Miqu. (White Box). 
— corymbosa Sm. (Bload wood). 
— goniocalyz F. Müll. (Spotted 

gum tree). 
— longifolia F. Müll. Link. 

Fagus Cunninghami Hook. (Native 
Beech). 

Hedycaria Cunninghami 
(Myrtlewood.) 
Mountain Ash. 
Pepper tree. 
Sassafras-wood. 

Santalum acuminatum (Quandong). 
Tristania laurina R. Br. 

Victorian Blackwood. 
Wattle, (Acacia) long. 
Wattle, ground. 


Tul. 


Oele von: 


Atherosperma moschata Lab. (Na- 
tive Sassafras). 
Eucalyptus globulus Labil. 

— amygdalina odorata Lab. (Eu- 
calyptusöl des Handels, ein 
flüchtiges, sehr angenehm rie- 
chendes Oel.) 
oleosa F. Müll. (Mallee Scrub. 
„Oleosa* des Handels, vor- 
züglich für Firnisse.) 


Eucal. fossilis. 

— fabrorum Schlecht. 

— Stuartianum F. Müll. 

Melaleuca ericifolia Smith. (Tee 
tree). 

— genistifolia. 

Mentha piperita L. 

— sativa L. 


Gummi und Harze. 


Eucalyptus amygdalina Lab. (Pep- | Euc. rostrata Sm. (Redgum bark). 


permint bark). 


— odorata. 


— siderozylon A. Cunn. (Iron |Xanthorrhoea hastilis Sm. (Grass 


bark). 


tree). 


Essenzen und Tinkturen. 


Acacia decumanes (Wattle tree).| Eucalyptus globulus Lab. Liqueure 


Atherosperma moschata Labil. Es- 
senz. 


und Tinkturen. 
— amygdalina Lab. Liqueure und 
Tinkturen. 


Opium: Papaver somniferum L. Wird vorzugsweise zur Er- 
zeugung von Opium in Gippsland gezogen. 


Zucker: aus Runkelrüben. 


Getreidesamen: Hafer, Gerste, Weizen, darunter mit roth 


gefärbten Halmen. 


282 


Weisse Weine: Riesling, Gouais, Verdello, Hermitage, Chas- 
selas, Pineau blanc, Muscat, Tokay, Morillon. Darunter war Riesling 
die stärkst vertretene Sorte, ihr folgte der Verdello. 

Braune Weine: Muskat. 

Rothe Weine: Hermitage, Frontignac, Burgunder, Mataro, 
Muskat und Shiraz, Black cluster, Grenach, Sauvignon. Die hervor- 
ragendste Sorte war hierbei Hermitage. 

Ein Faszikel mit getrockneten Farnkräutern in riesigen Dimen- 
sionen nebst einer Sammlung von Früchten aus einer Masse nachge- 
ahmt, gehörte ebenfalls dieser Ausstellung an. Die Früchte waren 
ganz gelungen und zerfielen in 

Sauerfrüchte, darunter: Small fruited Shaddok, West-Indian 
Lemon, Citron, Coll’s Seedling Citron, Lemon, Wild Lemon, Persian 
Sweet Lemen, Bergambot. 

Orangen: Sileite, St. Michael’s, Teneriffe, Poor man’s, Bload, 
Seville, Mandarin, Cluster, Five Quartered, Parramata. 

Kirschen: Twyford Bigarreau, Clio, Monarch, Coll’s Early black, 
Hero, Rockport und Black Bigarreau, Governor Wood, Ohio Beauty, 
Bigarreau monstrueux de Mozel, Black tarlarian, Bigarreau Napoleon, 
Black heart, Scarlet bigarreau, White heart, St. Margaret, Reine Hor- 
tense, Downton, Sparhawk’s Honey, Aston, La Margarite. 

Feigen: De l'archipel, St. Dominique violette und blanche, 
Brunswik. 

Birnen: Citron de Carmes, Doyenne d’Ete. 

Pflaumen: St. Etienne, Yellow Chery, Damson, Blue violet, 
Early admirable, early orleans, precoce de Tours, early rivers, An- 
gelina Burdeit, Peach, Black Mulberry, Loquats. 


3. Adelaide. 


Die Ausstellung von Adelaide war sehr beschränkt. Weizen und 
Gerstensorten, einige Weine, darunter Heidelberger Wein, Arrowroot, 
Mehl und Runkelrübenzucker waren Alles, womit das vegetabilische 
Reich repräsentirt war. Von dem botanischen Garten legte der rühm- 
lichst bekannte Direktor desGariens, R.Schomburgk, ein photographisches 
Album mit Ansichten desselben vor. Der Garten ist ganz im modernen 
englischen Style gehalten, Pleasur Ground mit Teppichblumenbeeten 
fehlen auch in Adelaide nicht. Bambuspflanzungen, Musen und Palmen 
ragen oft aus Gebüschen hervor. Das Bassin eines geräumigen Glas- 
hauses enthält eine Victoria regia Schomb. und die Kuppel eines 
Palmenhauses wird von vielen Stellen ersichtlich. An einem Teiche 
sind die Ufer reichlich mit Gynerium argenteum Nees. bepflanzt und die 
Weiden, welche die hohen Baumgruppen um denselben formiren, 
geben dem Bilde einen ganz europäischen Charakter. Zu beiden Seiten 
des geraden Hauptweges sieht man Agaven in Blüthe. Phoenix-We- 
deln und Yucca-Büsche geben dem Bilde ein fremdartiges Ansehen, 
und in dem für botanische Pflanzen reservirten Theile des Gartens, 


streckt ein dünn belaubter, giganlischer Eucalyptus seine Aeste him- 


melwärts. (Fortsetzung folgt.) 


— a SmnIn 


283 


Verzeichniss der im Golfe von Triest gesammelten 


30. 


31. — 


Meeralgen. 
Von F. Hauck. 


(Fortsetzung.) 


Kigartineae 


Gigartina acicularis Wulf.) Lamour. (J. Ag. Sp: Alg. II. p. 263). 


Verbreitet, Winter, Frühjahr. 
Teedii (Roth) Lamour. (J. Ag. Spec. Alg. ll. p. 266). Triest, 
Pirano, im Herbste. 


. Kallymenia microphylla J. Ag. (Zan. Icon. Phyc. adriat. Vol. II. 


p. 53. Tav. XCIU.). Pirano, an Cystosiren im Sommer. 


. Gymnogongeus Griffithsiae (Turn.) Mart. (J. Ag. Spec. Alg. Il. 


p. 316). — @. Wulfenii (Zan. Icon. phye. adr. Vol. III. p. 57. 
tav. XCIV.). Häufig auf Steinen, die zur Zeit tiefer Ebbe trocken 
liegen. — Das ganze Jahr hindurch. — Reife Nemathecien 
fanden sich an Exemplaren, die ich sowohl im März, als auch 
im August sammelte. 


. Phyllotylus palmettoides (J. Ag.) Thuret. (J. Ag. Spec. Alg. 1. 


pag. 333). An Felsen bei Miramar, Pirano etc. Fruktifizirt im 
Winter. 

Diese Art, die man nur sehr selten fruktifizirend findet, 
wird gewöhnlich mit Rhodymenia palmetta Grev. verwechselt, 
der sie sehr ähnlich ist. Von den Abbildungen Kützing’s in den 
Tab. phycol. Band XVII. tab. 98 haben Sphaer. Palmetta var. 
subdivisa und Sph. acutifolius die äussere Form des Phyll. 
palmettoides, die Anordnung der Nemathecien hingegen ist wie 
bei Ph. siculus Kg. Tab. phyc. XIX, tab. 75 d, e. 


Spyridieae. 


. Spyridia filamentosa (Wulf.) Harv.(J. Ag. Spec. Alg. II. p. 340). 


Verbreitet durch das Gebiet, Sommer, Herbst. 


Dumontieae. 


. Catenella Opuntia (Good. et W.) Grev. (J. Ag. Spec. Alg. I. 


pag. 352). An der Fluthgrenze an Steinen und Ufermauern, 
gemein. 


. Chylocladia acieularis J. Ag. (Chyl. mediterranea [Kg.] Zan. 


Icon. phyc. adr. U. 13. Tav. XLIV.). Triest, Pirano, im Früh- 
jahr und Sommer. 


. — uncinata Menegh. (Zan. Icon. phye. adr. I. p. 9. Tav. XLIM.). 


An Laurencia etc. Pirano, Miramar, im Sommer. 


. — clavellosa (Turn) Grev. var. sedifolia (J. Ag. Sp. 98: Il. p. 366). 


Grignano, im Winter und Frühjahr. 


284 


Rhodymenieae. 
40. Rhodymenia palmetta (Esp.) Grev. (J. Ag. Sp. Alg. I. p. 378). 
An Schwämmen und Cystosirenstämmen häufig. 
41. — ligulata Zan. (J. Ag. Spec. Alg. II. p. 382 — Kg. tab. phye. 
XVII. tab. 96 a, b.). Pirano im Sommer. 
42, — Rhodophyllis bifida (Good. et Woodw.) Kg. (J. Ag. Spec. Alg. 


ll. p. 388). — Kg. tab. phyc. XIX. tab. 50 a-—f. Inochorion 
dichotomum Kg. (Kg. Spec. Alg. 873, tab. phyc. XV. tab. 22 
a—.). 


Var. cervicorne (Inochorion cervicorne Kg. Tab. plye. 
XVl. tab. 22 d—9). 

Triest im Hafen, Pirano ete. meist an grösseren Algen, 
im Winter und Frühjahr. 

Ich nehme keinen Anstand, Inochorion Kg. als Synonym 
zu obiger Art anzuführen. Von Kützing als Inochorion be- 
stimmte Exemplare, die ich zu untersuchen Gelegenheit hatte, 
stimmen genau mit Rodophyllis bifida überein, selbst im Baue 
des Cystocarps finde ich keine Verschiedenheit; wurde bei der 
Untersuchung desselben der Schnitt nicht genau durch die 
Mitie der Placenta geführt, so erschienen die Samen (Gemi- 
dien) in Fächern geordnet, wie es Kg. in seinen Tab. phycol. 
Band XVI, tab. 22 bei b abbildet. 

Rhodophyllis Strafforellii Ardiss. (Le floridee italiche Vol. Il. 

° p. 58 tav. X, XI, Xll) scheint mir nur eine kleine, proliferi- 
rende. Form von R. bifida zu sein, wie sie auch häufig mit 
dieser zusammen vorkommt. 

43. Plocamium coceineum (Huds.) Lyng. var. ö. uncinatum (J. Ag. 
Spec. Alg. II. p. 395). — Pl. uncinatum Kg. tab. phyc. XVI, 
tab. 44 d--f. — Pl. fenestratum Kg. tab. phyc. XVI, tab. 43 
c, d. Verbreitet, Winter und Frühjahr. 


Heiminthocladeae. 

44. Nemalion lubricum Dub. (J. Ag. Spec. Alg. U, p. 418). Muggia, 
Miramar, im Winter. 

45. Scinaia furcellata (Turn) Mont. (J. Ag. Spec. Alg. II, p. 422). — 
Ginnania f. Kg. tab. phycol. XVI, tab. 68 a, b. — Ginnania 
pulvinata Kg. et £. prolifera Kg. 1. c. tab. 68. c, d. Triest, 
Pirano etc. im Frühjahr. 

46. Liagora viscida (Forsk.) Ag. (J. Ag. Sp. Alg. II. p. 425). Mira- 
mar, Muggia, Pirano etc. Sommer und Herbst. 

Liagora ceranoides Lam. (Zan. Icon. phye. adr. Ill. p. 89, 
tav. CH. 1—3) scheint mir von L. viscida nicht spezifisch 
verschieden zu sein. Der. Hauptunterschied von dieser besteht 
in flachem, bis in die äussersien Spitzen rinnenförmigen Laube, 
was ich aber auch öfter an L. viscida bemerkte, deren Laub 
im Leben stielrund, nach dem Trocknen ganz flach und ge- 
furcht erschien in Folge eines etwas lockeren Gewebes der 
Markfäden. Nur eine Untersuchung der lebenden Pflanze könnte 


285 


daher über das Arlrecht von Liagora ceranoides Lam. ent- 
scheiden. 
47. Galaxaura adriatica Zan. (lcon. phye. adr. I. p. 91 tab. XXI A). 
Miramar, im Sommer. Im Leben rosenroth. 
Galaxaura Schimperi Decne., die mir aus dem rothen 
Meere vorliegt, ist von G@. adriatica nicht verschieden und 
muss wahrscheinlich mit noch einigen anderen Formen der 
Gruppe Eugalaxaura in eine Art zusammengezogen werden. 


Hypnaeaceae. 


48. Caulacanthus ustulatus (Mert.) Kg. (J. Ag. Spec. Alg. II. p. 433). 
Verbreitet. An Cystosirenstämmen im Sommer und Herbste. 

49. Hypnaea musciformis (Wulf.) Lam. (J. Ag. Sp. Alg. II. p. 442, 
H. Rissoana J. Ag. 1. c. p. 448). 

Wiederholte Beobachtungen ergaben, dass die beiden Ar- 
ten, welche als H. musciformis und H. Rissoana unterschieden 
wurden, wieder zu vereinigen sind. H. musciformis wächst 
mehr an der Brandung ausgeseizten Steinen, H. Rissoana 
dagegen in ruhigen Buchten, Salinen etc. Häufig findet man 
in einem und demselben Rasen beide Arten in einander über- 
gehend, daher H. Rissoana J. Ag. nur eine durch den 
Standort bedingte Form der H. museiformis Wulf. ist. 


Gelidieae. 


50. Gelidium corneum (Huds.) Lam. (J. Ag. Spec. Alg. II. pag. 469) 
mit folgenden Varietäten, zu denen ich die bezüglichen Kützing’- 
schen Abbildungen zitire. Ein strenge Sonderung dieser Va- 
rieläten ist aber bei dieser äusserst veränderlichen Art nicht 
möglich. 

Var. ß. Pristoides (G. corneum hypnoides Kg. tab. phyc. 
XVII. tab. 50, b, ce). 
Var. y. Hystrix (Echinocaulon hispidum Kg. 1. c. tab. 38 


a—c. — E. strigosum Kg. 1. c. tab. 39. a—.c.) 
Var. &. caespitosa (Acrocarpus corymbosus Kg. |]. c. tab. 36 
a—c. — A. spathulatus Kg. 1. c. tab. 36 d—g. — A. pu- 


sillus Kg. 1. c. tab. 37 i, k. — Gelidium secundatum Kg. tab. 
phyc. XIX. tab. 25 b, c). 

Var. &. crinalis (Acrocarpus lubricus Kg. tab. phye. XVII, 
tab. 32. — A. crinalis Kg. ]. c. tab. 33 a—c. — A. spine- 
scens Kg. 1. c. tab. 33 d, e. — Gel. polycladum Kg. 1. ce. 
tab. 55 e, f. — G. miniatum Kg. |. ec. tab. 58 c—h.) 

Sehr verbreitet, die typische Form var. e. und $. an 
Steinen und Ufermauern, die bei tiefer Ebbe trocken liegen, 
die var. ß. u. y. gewöhnlich an Cystosirenstämmen zusammen 
vorkommend. 


Squamarieae. 


‚51. Contarinia Peyssoneliaeformis Zan. (Icon. phycol. adr. I. pag. 47 
tab. X!D). Triest an Cystosirenstämmen selten. 


256 


52. Hildenbrandtia Nardi Zan. (Kg. tab. phyc. XIV. tab. 91 i—). — 


H prototypus Nardo — H. rubra Menegh. — H. sanguinea 
Kg. Sp. Alg. (nec tab. phyc.). Auf Steinen blutrothe Flecken 
bildend, an der Fluthgrenze, — Winter. 


Die Fruktifikationsorgane dieser Alge scheinen, so weil 
ich es nach der mir zugänglichen Literatur beurtheilen konnte, 
noch nicht genügend bekannt zu sein. J. Ag. Spec. Alg. 1. 
p. 494 sagt bei H. Nardi: „Sphaerosporas oblongas cerucialim 
divisas vidi; paranemata nulla.*“ Kützing in den Spec. Alg. 
pag. 694 führt dagegen als Gattungscharakter an: „Tetracho- 
carpia inter paranemala simplieia nidulanlia .... pyriformia, 
inaequaliter et oblique quadrigemina.“ Bei einer grossen An- 
zahl von Exemplaren, welche ich genau untersuchte, fand ich 
die Sporen birnförmig, unregelmässig in 4 und mehr Theile 
getheilt zwischen einer Anzahl von entleerten Sporenhüllen, 
welche, wie schon J. Agardh 1. ec. bemerkte, leicht für Neben- 
fäden gehalten werden können, Kreuzweise getheilte Sporen 
sind mir bis jetzt nicht vorgekommen. — Ich vermuthe nun, 
dass die von Kützing beschriebene Fruchtform mit ungleich 
schief getheilten Tetrachocarpien den 'Cystocarp, die von J. Ag. 
erwähnten kreuzweise getheilten Sporen die Sphaerosporen 
darstellen. Die Abbildung Kützing’s in den tab. phyc. Bd. XIX, 
tab. 91 scheint mir nicht hieher, ‚sondern eher zu Lithymenia 
polymorpha zu gehören. 

53. Lithymenia polymorpha Zan. (Icon. phycol. adriat. I. pag. 127 
tav. XXX). — ? Hildenbrandtia sanguinea Kg. tab. phyc. XIX, 
tab. 91. nec Spec. Alg.! — Peyssonnelia orbicularis Kg. Spec. 
Alg. p. 694. — Peyssonelia Harveyana (Crouan) J. Ag. Spec 
Alg. I. p. 501. Ziemlich häufig auf Steinen, Muscheln ete. 

In der Jugend gleicht diese Alge sehr einer Hilden- 
brandtia, bildet wie diese blutrothe, verschieden ausgebreitete 
Flecken auf Steinen etc. und stimmt genau mit der Abbildung 
Kützing’s, die er in den Tab. phyc. von seiner Hildenbrandtia 
sanguinea gibt. Von Hildenbr. Nardi unterscheidet sie sich 
aber in diesem Zustande leicht durch das Grössenverhältniss 
der Zellen. Während die Zellen der Oberfläche von letzterer 
nur Y/a50 Millim. im Durchmesser betragen, messen jene der 
Lithymenia circa '/gu Mm. Bei fortschreitender Entwicklung 
trilt schon mehr der peyssonneliaartige Typus hervor; die 
Alge bildet diekere Schichten und ist leicht mit Kalk inkru- 
stirt; in dieser Periode finden sich häufig die kreuzweise ge- 
Iheillen Sphaerosporen in grossen unregelmässigen Flecken 
(Spongiolis nemathecioides). Die Cystocarpien traf ich nur in 
ausgewachsenen, stark verkalkten Exemplaren, wie sie Zanar- 
dini 1. c. abbildet. Die Farbe dieser ist im Leben rosenroth, 
die Oberfläche glatt, nur die Fruchthaufen erscheinen fein ge- 
körnt, Im Trocknen geht die Farbe in ein Orange bis Schar- 
lachroth, bei abgestorbenen und aus grösseren Tiefen hervor- 


287 


geholten Stücken in ein lichtes Rothgelb über, doch bleiben 
die Fruchthaufen als nachdunkelnde Flecken markirt. 

Die Beschreibung, die J. Agardh von P. Harveyana gibt, 
stimmt genau mit vorliegender Pflanze, wesshalb ich sie unter 
die Synonyma aufführe, authentische Exemplare dieser Alge 
konnte ich mir leider nicht verschaffen. 

54. Peyssonnelia squamaria (Gm.) Decsne. (J. Ag. Sp. Alg. II. p. 502). 
Verbreitet an Steinen, Cystosirenstämmen etc. Fruktifizirend 
fand ich sie im Herbst und Winter. 

Was ich von verschiedenen Orten der Adria und des 
Mittelmeeres als Peyssonnelia rubra (Grev.) erhielt, waren 
rothe ausgeblasste Exemplare von P. squamaria, wie sie sich 
hier häufig an ausgeworfenen Cystosiren angewachsen finden. 

55. Rhizophyllis dentata (Mont.) Kg. (Zan. Icon. phycol. adriat. I. 
pag. 29. tav. LXXXVID). Auf Peyssonnelia squamaria, Pirano, 
Miramar. — Im Gebiete selten. 


(Fortsetzung folgt.) 


— [u sS»a2—— 


Dartinglonia Californica. 
Eine Insektenfresserin. 


Von W. M. Canby *). 


Die natürliche Ordnung der Sarraceniaceen umfasst bloss drei 
Gatlungen und ‘acht Arten. Die sechs Arten der Sarracenia sind 
längs dem atlantischen Küstenstrich der Vereinigten Staaten, und 
hauptsächlich im Süden von Virginien einheimisch, eine von diesen 
aber trifft man nur nordwärts bis Neufundland und von da westlich 
bis Michigan. Die einzige Art der Gattung Heliamphora wurde bisher 
ausschliesslich auf einem Gebirgszug in Venezuela oder Brilisch-Guiana 
aufgefunden, während das noch übrige Glied der Familie Torrey’s, die 
Darlingtonia Californica, etwelche Brüche in einer Meereshöhe von 
6000— 7000 Fuss in den nördlichen Gebirgen Californiens unterhalb 
der Schneefelder des Mt. Shasta bewohnt. Die Sarracenien, heimisch in 
einem Gebiete, welches längst der Herrschaft der Civilisation unter- 
worfen ist, sind Gegenstand bereits langjähriger Untersuchung von 
Seite der Naturforscher. Trotzdem hatte man — vielleicht mit Aus- 


*) Von demselben Autor brachte die Oest. bot. Zeitschr. (1869, Seite 77) 
einen Artikel über Dionaea museipula, welcher seiner Zeit von konservativen 
Botanikern gleichsam als botanischer Humbug belächelt wurde. Inzwischen haben 
Stein in der Aldrovanda und Prof. Cohn in der Utrieularia Insekten verzeh- 
rende Pflanzen erkannt, während Darwin und Hooker ihre Aufmerksamkeit 
anderen „fleischfressenden“ Pflanzen zuwendeten; ja von Darwin ist soeben über 
solche Pflanzen (Inseetivorous Plants) eine grössere Abhandlung (500 Octavseiten) 
in London erschienen. Anm. d. Red. 


288 


nahme der einzigen Sarracenia variolaris — ihren ganz eigenarligen 
Bau und ihre Ein- und Vorrichtungen, welche in so wunderbarer 
Weise ihrem Zwecke als Insektenfänger dienen, noch immer nicht 
eingehend studirt. 

Und in der That, erst seit Dr. Mellichamp’s äusserst interessan- 
ten und belehrenden Untersuchungen über die obenerwähnte Art, sind 
deren Funktionen vollständig erkannt. 

Voll des regsten Interesses für derartige Untersuchungen, und 
von den Experimenten Mellichamp’s in ihrem ganzen Verlaufe genau 
unterrichtet, wendete ich mich meinerseits der naheverwandten cali- 
fornischen Pflanze zu, um, wenn möglich, Gewissheit zu erhalten, ob 
sie ähnlicher insektenfresserischer Natur wäre. Sie war im J. 1842 von 
Mr. Brackenridge, Mitglied der Wilkes’schen Erforschungs-Expedilion, 
entdeckt worden. Allein die von ihm heimgebrachten Exemplare 
waren zu dürflig und unvollständig, um eine genaue Beschreibung 
zuzulassen, und erst im J. 1851 erhielt der verstorbene Dr. Torrey 
Exemplare in blühendem Zustande. Noch weitere zwei Jahre ver- 
gingen, ehe seine ausgezeichnete Beschreibung und Abbildung durch 
das Smithson’sche Institut veröffentlicht wurde. Noch halte man keine 
reifen Samen erhalten, und wieder verflossen Jahre, bis Prof. Gray’s 
Beschreibung deren systematische Diagnose vervollständigte. Bot auch 
eine solche Pllanze, auf nır wenige Standorte in einem rauhen, bei- 
nahe unbewohnten und selten besuchten Landstriche beschränkt, allen- 
falls genügendes Materiale für eine systematische Beschreibung, so 
hatte sie doch nur um so dürfligeres zur Beobachtung ihres physio- 
logischen Baues und ihrer Beschaffenheit geliefert, denn, obschon ınan 
seither keimfähigen Samen erhielt und vertheilte, so wollte doch, so 
viel mir bekannt geworden, ihre Kultur nur in sehr beschränktem 
Masse gelingen. Ich hatte mich daher auf die Untersuchung getrock- 
neter Exemplare und auf die Darstellung eines einzelnen Beobachters 
der lebenden Pflanze zu stützen, und was hier geboten wird, will nicht 
sowohl eine erschöpfende Beschreibung ihres Baues und ihrer Funk- 
tionen geben, als die Aufmerksamkeit auf sie lenken, damit eine 
genauere Kenntniss dieser höchst seltenen und merkwürdigen Pflanze 
gewonnen werde. 

Alle in diesen Zeilen genannten Pflanzen sind „Kannenpflanzen,* 
so genannt von dem ganz eigenarligen Bau der Blätter , indem der 
dem Blattstiel entsprechende Theil eine mehr oder weniger lange 
und breite Röhre bildet, die, entweder gerade oder ein wenig gebo- 
gen, eine ganz ansehnliche Menge Flüssigkeit zu fassen im Stande ist. 
Bei der Sarracenia ist dieser röhrenartige Blattstiel an der Spitze 
offen und wird von einer Haube überragt, welche der sonsligen 
Blattfläche entspricht. Diese Haube ist bei einigen Arten gerade, 
und lässt somit die Mündung der Röhre mehr oder minder bloss, 
während sie sich bei anderen , wie bei Sarracenia variolaris, voll- 
ständig über die offene Röhre krümmt, so zwar, dass sie sogar den 
Regen am Eindringen hindert, ja ihn nicht einmal vom Winde hin- 
eintragen lässt. An der Dar lingtonia ist der Bau dieser Organe ein 


289 


wesentlich verschiedener. Hier haben wir eine verlängerte, beinahe 
gerade, jedoch gewundene Röhre vor uns. Allein ihr Ende ist 
gewölbt und frei und so nach einer Seite übergebogen, dass die 
Mündung geradezu nach unten zu stehen kommt und gänzlich durch 
selbe überdeckt erscheint. Es ist daher ganz und gar unmöglich — 
wenn anders die Blätter sich in ihrer natürlichen Lage befinden —, 
dass der Regen oder das Sumpfwasser in die Röhre eindringen kann. 
Ihre Enden sind mit grünen Adern und halbdurchsichtigen gelblichen 
Flecken eigenthümlich gemustert, fast in gleicher Weise wie die Sa- 
racenia variolaris. Die Oeffnung an den breitesten Blättern hat etwas 
über einen Zoll im Durchmesser. Am äussersten Rande dieser Mün- 
dung befindet sich ein der Haube bei der Sarracenia entsprechendes 
Organ, von weitaus verschiedener und ganz eigenthümlicher Gestalt, 
das schmal an seiner Anheftungsstelle beginnt, aber rasch sich ver - 
breitert und bald in zwei auseinanderfahrende Lappen gabelt, so dass 
das Ganze in auffallender Weise einem Fischschwanz ähnelt. Dieses 
Anhängsel ist nach abwärts gerichtet und seine Enden krümmen sich 
deutlich ein wenig einwärts. Es ist schwach gefleckt, die Hauptfarbe 
wechselt vom gewöhnlichen Grün der anderen Theile bis zu einem 
dunklen Braun oder Roth. Die Innenseite zeigt sich mit kurzen gegen 
die Oeffnung gerichteten Borsten besetzt. So viel ich aus der ge- 
trockneten Pflanze zu entnehmen vermochte, sind die oberen Ränder 
dieser Lappen nahezu ihrer ganzen Länge nach eingerollt, und zwar 
in einer Breite von !/;6 bis 1/, Zoll, verbreitern sich mälig von den 
äussersten Spitzen gegen die Mündung der Röhre und bilden dadurch 
eine Art Rinne, die sich gegen die Oeffnung erweitert und direkt in 
diese hineinführt. Hier findet nun eine Vereinigung mit einer ähn- 
lichen Falte statt, welche sich über den ganzen inneren Rand der 
Oeffnung hinzieht. Diese letztere jedoch ist weiter, stärker und tiefer ein- 
gerollt als erstere. An ihrem Verbindungspunkt macht sich übrigens 
noch ein anderes Organ bemerkbar: der an sämmilichen Arten dieser 
Ordnung mehr oder minder entwickelte Flügel, der von der Mün- 
dung bis zum Grunde der Röhre hinabläuft. Er ist bei unserer 
Pflanze schmal, wohl kaum je über '/, Zoll breit und stellt sich in 
der That wie zwei dem grösseren Theil ihrer Länge nach verbundene Flü- 
gel dar, die sich jedoch innerhalb der Mündung trennen, wo sie die eben 
beschriebenen Falten bilden, und sodann wieder nahe am Grunde, wo sie 
sich erweitern, membranartig werden und daselbst den ihnen natürlichen 
Platz, wie bei einem gewöhnlichen vom Rhizom entspringenden Blat!- 
stiel, einnehmen, so dass in morphologischem Betracht der ganze Bau 
nichis weiter ist, als eine eigenthümliche Modifikation eines gewühn- 
lichen geflügelten Blattstieles, der an seinem Ende ein tief gekerbtes 
Blatt trägt. Was nun die Sarracenien betrifft, so macht sich nahezu 
derselbe Bau des Flügels bemerkbar, und die eben ausgesprochene 
Ansicht erhält überdiess ihre ergänzende Bestätigung durch jenen der 
Heliamphora, deren „Kannen“ je zwei abgesonderte aber knapp sich 
berührende Flügel aufweisen, welche fast vom Grund an bis zur 
Oeffnung neben einander laufen. 


290 


Nachdem ich diese kurze Skizze des Baues gegeben, wird es 
nöthig sein zu zeigen, auf welche Art er als Falle zur Erbeutung 
der Insekten angewendet wird. In Ermanglung näherer Mittheilung 
und eigener Versuche kann diess jedoch nur in ziemlich unvollstän- 
diger Weise geschehen. In meinen Forschungen über diesen Punkt 
stützte ich mich auf das Zeugniss von Mr. J. G. Lemmon, der, in 
Nord-Californien zu Hause, zu wiederholten Malen Gelegenheit hatte, 
die Pflanze an ihrem natürlichen Standorte zu sehen, mir frische 
Exemplare freundlichst mittheilte und mir alle Belehrung zukommen 
liess, die er nur im Stande war zu geben: dass unsere Pflanze eine 
Insektenfängerin ist in demselben Grade, wie nur irgend eine der 
besser gekannten Glieder ihrer Familie, das steht ausser Zweifel. 
Die getrockneten Blätter, welche ich untersuchte, enthielten — oft 
mehrere Zoll hoch — die Ueberbleibsel von gefangenen Insekten. 

Mr. Lemmon schreibt in an mich gerichteten Briefen: „Seien 
Sie versichert, die Pflanze ist eine Fliegenfalle von der wirksamsten 
Sorte. Die Blattstiele sind oft dreissig Zoll hoch, aufgeblasen und 
gegen die Spitze erweitert, wo sie in eine dünne, blattartige, durch- 
sichtige Haube anschwellen, welche über den Flügel des Blattstieles 
hinausragt und von einer runden Oeffnung unterhalb durchbrochen 
ist, während das wirkliche Blatt gleich einem Schwalbenschwanz vom 
äusseren Rande der Haube absteht. Innerhalb dieser Haube wird eine 
die Insekten anziehende zuckerhältige Flüssigkeit ausgeschieden. Die 
Innenseite des aufgeblasenen Blattstieles ist mit langen, steifen, ab- 
wärts gerichteten Haaren bekleidet. Der Boden der Röhre ist mehrere 
Zoll hoch mit einer klaren Flüssigkeit angefüllt (die doch wohl nur 
als eine Absonderung durch die Blätter zu erklären ist), und ich habe 
allemal in einem der ausgewachsenen Blätter eine grosse Menge In- 
sekten oder deren Reste gefunden. Während ich Exemplare nach 
Hause trug, um zu sehen, ob ich sie kultiviren könne, schlüpften 
Schaaren von Hornissen hinein, so dass ich oft die Blätter mit einem 
Messer aufschlitzen oder sie stürzen musste, um jene zu befreien, 
welche sich noch ausserhalb des Wassers befanden.“ 

Mr. Lemmon hat mir freundlichst eine, Eine Unze hältige, mit 
der Flüssigkeit von zwei „Blattstielen“ gefüllte Flasche zugesendet. 
Ueberdiess findet sich auch im letzten Bericht des „Torrey Botanical 
Club“ die Bestätigung , dass man an einem näher bezeichneten Orte 
die Blätter auch wirklich als Fliegenfallen verwendet, gerade wie es 
mit denen der Sarracenia variolaris geschah. Da ist es wohl kaum 
nöthig zu sagen, dass, da nun einmal ganz gewiss kein Wasser auf 
sewöhnlie hem Wege in die Röhre einzudringen vermag und in ge- 
sunden Blättern die Flüssigkeit jederzeit vorhanden ist, sie durch die 
Pflanze selbst ausgeschieden werden muss, wie Mr. Lemmon versi- 
chert. Ich habe oben erwähnt, was er von einer süssen im gewölbten 
Theile der Röhre ausgeschwitzten Feuchtigkeit erzählt, welche die In- 
sekten so sehr anzieht. Die Wahrheit zu sagen, bei einem neuer- 
lichen Besuche, welche er den Pflanzen an ihrem Standorte gemacht, 
hat er sie allerdings nicht gefunden, „aber,“ fügt er hinzu, „er er- 


291 


innere sich ganz genau, bei früheren Gelegenheiten war sie augen- 
scheinlich da.“ Ich zweille nie ht, dass die Pflanze einer Ausschei- 
dung fähig ist, welche als Loc kspeise oder Köder ebenso dient, wie 
bei ihren Verwandten, den Sarracenieen, denn bei einigen vor län- 
gerer Zeit durch Miss N. J. Davis gesammelten Blatt-Exemplaren, 
welche sichtlich im frischen Zustande mit Baumwolle ausgestopft 
worden waren, blieb letztere, während sie sich von der Röhre um die 
Mündung herum leicht entfernen liess (an diesem Theil der Pflanze befinden 
sich übrigens weder Borsten noch findet eine zuckerhältige Ausscheidung 
statt) mit einiger Zähigkeit am oberen Theile, ja selbst an einer 
Stelle des Anhängsels "hangen. Der Umfang dieser Ausschwitzung 
ist schr klar an vielen der von mir untersuchten getrockneten Blätter 

zu erkennen. Noch bezeichnender jedoch als diess scheint mir der Umstand 
zu sein, dass, während die Borsten des gewölbten Theiles der Aus- 
schwilzung ermangeln, die ganze Oberfläche mit winzigen Drüsen 
besäet ist, welche ohne Zweifel Ausscheidungsorgane sind. Daraus 
liesse sich denn doch auf eine Ausscheidung den ganzen Flügel ent- 
lang bis zum Boden der Röhre schliessen, wenn auch ein gewichtiges 
Zeugniss dagegen spricht. Mr. Lemmon glaubt nämlich davon nichts 
bemerkt zu haben. Er. halte jedoch keine Gelegenheit zu weiterer 
Beobachtung, seitdem ihm mein Brief, welcher eingehende Untersu- 
chungen über diesen und noch andere Punkte enthielt, zugekommen 
ist. Es befinden sich längs dem Rande des Flügels, oder genauer 
gesprochen, langs der Höhlung zwischen den zwei nicht vollkommen 
bis zu ihrem Ende vereinigten Flügeln — winzige braune, drüsen- 
tragende Borsten, und hie und da eingestreut lichter gefärbte, fast 
kreisrunde Kör perchen, welche gleichfalls Drüsen sein mögen. Das 
eine oder das andere oder vielleicht auch beide Organe mögen 
immerhin einige Ausscheidung von sich geben. Dem steht freilich 
das bestimmte e Zeugniss des Prof. Riley entgegen, welchem die in den 

Blättern gefundenen Insekten eingesendet wurden, und der keinen 
einzigen Kriecher unter ihnen fand; alle erwiesen sich als Flügler, 

welche von dem Anhängsel angezogen oder in ihrem Fluge durch 
dasselbe gehemmt worden sein mochten. Und hier, scheint es, haben 
wir einen Köder vor uns, der die Insekten anloc kt und sie gerade- 
wegs zu einer „Falle von der wirksamsten Sorte“ hinführt. Mr. Lem- 
mon sagt weiter: „Ich kam eines Septembertags an einen Fleck, wo 

ich den Geruch von weitem spürte, so aufdringlich war er. Mehrere 

von den 4 bis 6 Zoll hoch mit Insekten gefüllten Blättern waren um- 
gefallen, augenscheinlich unter der Last der Flüssigkeit und der 
Insekten.“ 

Wollen wir nun den wahrscheinlichen Gebrauch der anderen 
Organe in Betracht ziehen. Nachdem Dr. Mellichamp das Vorhanden- 
sein und die Verwendung der Ausscheidung am Rande des Flügels 
bei der Sarracenia variolaris gezeigt hat, so liesse eine ganz ähnliche 
Einrichtung bei der Darlingtonia auf einen gleichen Gebrauch schliessen. 
Aber selbst wenn diess nicht sicherzustellen wäre, so könnte es 
kaum anders geschehen, als dass Insekten, welche um die Pflanze 


292 


herumlliegen , durch das eigenthümlich hell gefärble Anhängsel 
angelockt werden. Indem sie sich auf einer oder der anderen Fläche 
dieser Lappen niederlassen, werden sie früher oder später aufwärts 
kriechen und durch die oben beschriebenen Rinnen oder Falten, sowie 
durch die vielen dicken aufwärts gerichteten Borsien unausweichlich 
gegen die Mündung geführt. 

Einmal auf diese oder jene Weise nach Innen gelockt oder durch 
die Honigweide (wie Dr. Mellichamp diese von der süssen Ausscheidung 
bedeckten Theile sehr richtig nennt) angezogen, bleibt ihnen wohl 
nur geringe Aussicht auf ein Entrinnen; denn es ist kaum anzuneh- 
men, dass sie abwärts und somit aus der Mündung fliegen möchten, 
ebenso könnten sie nur aus einem kleinen Theil der Innenfläche her- 
ausfallen, weil sie, selbst wenn sie ihren Halt verlören, die Falte 
oder der eingerollte Theil der Innenfläche jedenfalls zurückhielte, ja 
ich bin der Meinung, er genüge selbst, sie am Herauskriechen zu 
hindern. Hier kommen nun selbst die. halbdurchsichtigen Flecke in 
Mitwirkung, wenn Dr. Mellichamp’s geistvolle Annahme sich bewährt, 
dass sie dadurch, dass sie in enigegengesetzter Richtung von der 
Mündung Licht einlassen, dazu dienen, das Insekt in seinen Flucht- 
versuchen zu verwirren. Es ist klar, dass ‚diese „Areolae* , wie 
sie nach und nach in die Linie der Sonnenstrahlen gelangen , "mehr 
Lichtzutritt gestalten und an und für sich heller sind als die nach 
abwärts stehende Mündung, geradeso wie zahlreiche Dachfenster 
weitaus mehr ein Oberstübchen beleuchten, als ein Thor im Hausflur. Auch 
das ist in Anschlag zu bringen, dass diese lichteinlassenden Stellen ziem- 
lich tief in die Rückseite der Röhre hineinreichen, also wieder in 
entgegengesetzter Richtung der Oeffnung, und auch diess, dünkt mich, 
müsse die Wirkung haben, die Insekten in ihr Verderben zu locken. 

Als ein weiteres Fluchthinderniss müssen wir die mit zahllosen 
nach hinten und abwärts gerichteten Stacheln bedeckte Innenseite der 
Wölbung hetrachten, eine Einrichtung, welche sich bei allen Pflanzen 
dieser Ordnung wiederholt. So sehen wir also, wie das Insekt zum 
Anhängsel hingelockt, längs der äusseren Rinnen zur Mündung ge- 
leitet, von den winzigen, insgesammi dieser zugekehrten Borsten in 
der gleichen Richtung festgehalten, durch die süsse Ausschwitzung 
von der Mündung oder von dem Flügel immer nach Innen gedrängt, 
am Herausfallen oder -kriechen durch die inwendigen Falten gehin- 
dert, in seinen Fluchtbemühungen durch die glänzenden „Areolae* 
und die rückwärts geiehrten Borsten gehemmt, endlich in den un- 
vermeidlichen Todestrichter hinabgezogen wird. Gewiss reicht dies 
allein dazu hin, anderer hier nicht berührten Punkte zu geschweigen, 
Jene, welchen sich Gelegenheit bietet, zu veranlassen, genaue Beob- 
achlungen über die Funktionen dieser wunderbaren Pflanze anzustellen. 

Es bleibt nun noch eine andere, und zwar höchst charakteristi- 
sche Eigenthümlichkeit der Blätter zu erwähnen. Sie alle sind um 
etwa eine halbe Drehung um ihre Axe gewunden. So weit ich in der 
Lage war zu beobachten, sind sämmtliche Blätter Einer Pflanze in der 
gleichen Richtung gewunden, allein bei Blättern anderer Pflanzen 


293 


kommt die Windung auch in entgegengesetzter Richtung vor, und 
zwar nach meinen Exemplaren zu schliessen, ziemlich ebenso häufig 
die nach rechts als jene nach links. Ich habe mich umsonst bemüht, 
den Zweck dieser Windung zu erkennen, allein dass sie einem solchen 
im Haushalte der Pflanze dient, darüber kann wohl kein Zweifel be- 
stehen. Vielleicht dass Beobachtungen an der lebenden Pflanze eine 
Lösung dieses Räthsels geben. 
Wilmington (Delaware), im Juni 1875. 


_— 


Bemerkungen zu dem Prodromus Florae hispanicae, 
Von R. v. Uechtritz. 


(Schluss.) 


Paronychia ceymosa Poir., auf die hin DC. die Section Chaeto- 
nychia gegründet , heisst hier Chaetonychia cymosa Wkm.; die 
neue übrigens schon von DC. angedeutete Gattung („potius genus 
proprium“) wird durch den Bau der Kelchzipfel, die Gestalt des Em- 
bryos, die eiweisslosen (?) Samen und den Blüthenstand motivirt und 
erscheint auch habituell als gerechtfertigt, wiewohl auch Paronychia 
echinata Lam. von den übrigen Arten in dieser Hinsicht abweicht. 
Wuren die Samen bei Chaetonychia wirklich völlig eiweisslos, was 
Willkomm übrigens selbst nicht als positiv’ gewiss hinstellt, so wäre 
diess eine für die Familie der Paronychien gewiss bemerkenswerthe 
Anomalie. 

Bei Epilobium, in welcher Gattung von Lange auch der Bau 
der Samen mit Konsequenz und Erfolg bei der Unterscheidung der 
Spezies benutzt ist, findet sich auch sonst Neues und Lehrreiches. 
E. Larambergianum F. Schz. wird von L. als E. carpetanum Wkm. 
(1852) betrachtet. Ep. collinum Gm. und Ep. lanceolatum 5 ei M. 
figuriren mit Recht als Arten; E. Tournefortii Michalet wird frage- 
weise mit E. virgatum ß. majus Lge. identifizirt. E. gemmiferum 
Boreau (E. gemmascens C. A. Meyer? ist auch in Spanien beobachtet; 
Ref. glaubt, dass dasselbe mit der von Baron Hausman bei Seıs am 
Fusse des Schleern an Quellen der Bergregion entdeckten, als E. 
Facchinii Hausm. bezeichneten und unter diesem Namen auch von 
Huter in Originalexemplaren vertheilten Pflanze, die nach der Ver- 
muthung des Autors vielleicht das räthselhafte E. salicifolium Facch. 
darstellt, zu vergleichen sein dürfte. Sowohl die französische Pflanze *). 
als die Tyroler gleichen habituell am meisten einem üppigen, stark 

*) Diese ist im Allgemeinen etwas stärker bekleidet, zumal gilt diess 
von den habituell überhaupt am meisten von dem E. Facchinii abweichenden 
kultivirten Boreau’schen Originalen, doch sind andere, namentlich die sub 268 
in Cent. III von F. Schultz’s Herb. norm. ausgegebenen, aus dem Dauphine fast 


ebenso schwach bekleidet oder fast kahl, wie die Tyroler Pflanze. 
Oesterr. botan. Zeitschrift. 9. Heft. 1875. 22 


294 


verästeten E. alsinaefolium; Ref. weiss nicht, ob die für erstere 
charakteristischen, sehr leicht abfallenden und daher an der getrock- 
neten Pflanze wohl fast immer fehlenden Gemmae der oberen Blatt- 
axeln sıch auch bei E. Facchini finden, was sich leicht am Stand- 
orte oder in der Kultur entscheiden liesse. — Bezüglich der allge- 
meinen Verbreitung des E. Lamyi F. Schz. ist zu bemerken, dass 
diese Art, abgesehen von den erst kürzlich bekannt gewordenen 
Standorten im östlichen Central-Europa (Böhmen, Schlesien) auch im 
südlichen Skandinavien einheimisch ist. Ref. besitzt sogar von Lange 
selbst, freilich als E. tetragonum mitgetheille Exemplare von Fre- 
driksborg bei Kopenhagen, sowie solche von Oeland, von E. Fries 
als E. obscurum Schreh. erhalten. Die Korrektur dieser Bestimmun- 
gen hat sein Freund. Celakovsky gebilligt (vergl. Oest. botan. Ztg. 
XXII, pag. 284). 

Bei der hier noch unter den Sanguisorbaceen aufgeführten Gat- 
tung Alchemilla ist zu bemerken, dass Willkomm nach dem Vor- 
gange Grenier's (Fl. de France) bei A. fissa Schummel den Namen 
A. pyrenaica Dufour (1821) voranstellt, indem die Schummel’sche 
Bezeichnung von 1827 (W. et Gr. Fl. siles.) dalirt wird, was irrig 
ist. Der Verführer Grenier’s”), dem als Franzosen der wahre Sach- 
verhalt nicht füglich bekannt sein konnte, ist jedenfalls Niemand 
anderer als der berühmte Verfasser der Synopsis gewesen. In der 
1. Ausgabe schreibt nämlich Koch: „A. fissa Schummel in Wimm. 
et Grab. Fl. siles.*, später einfach: „A. fissa Schummel bei W. 
und Grab.“ Diess erscheint auffällig gegenüber der Thatsache, dass 
Koch die Dufour’sche A. pyrenaica mit der Bemerkung „ex Steudel 
et Hochst. als Synonym zu A. fissa bringt, Steudel und Hochstetter’s 
Enumeratio aber schon 1826, also ein Jahr vor dem Erscheinen des 
ersten Bandes der Fl. Silesiae edirt worden ist. Noch befremdlicher 
aber wird die Koch’sche Schreibweise, wenn man in Erwägung zieht, 
dass die A. fissa Schumm. bereits 1823 unter diesem Namen in Mer- 
tens’ und Koch’s Deutschlands Flora (I. Band) beschrieben ist, wo 
zugleich die wahre Quelle für die Schummel’sche Bezeichnung zitirt 
wird. Es ist diess nämlich die im J. 1819 ausgegebene Centurie IX 
(nieht XI, wie W. und Grab. schreiben) der unter dem Namen der 
schlesischen Centurien bekannt gewordenen, von Schummel in Ge- 
meinschaft mit Günther herausgegebenen Essiccatenkollektion schlesi- 
scher Pflanzen. Dort findet sich auf der gedruckten Etikette 
zugleich die erste Diagnose dieser Art; eine Copie derselben 
existirt in einer vom Vater des Ref. verfassten, im ersten Halbbande 
der Regensburger Flora von 1821 anonym erschienenen Besprechung 
der ersten neun Centurien jener für die Kenntniss der schlesischen 
Phanerogamen so bedeutungsvoll gewordenen Sammlung. 


.,.°) Wohl auch Nymanns, der ebenfalls A. fissa Schummel in W. et Gr. 
Fl. Siles. schreibt, aber zugleich die A. pyrenaica Duf. neben jener als selbst- 
ständige Art auffülrt. 


295 


Bei Potentilla intermedia ist ein arger Lapsus zu konslaliren. 
Willkomm eitirt nämlich bei seiner Pflanze ausser DC. Fl. fr., Gr. 
et G., Nestler nn t. 8 und Reichb. Icon. t. 590 auch Lelmann’s 
Revis. Potent. 41 und zwar die beiden letzteren Abbildungen als 
gesehen. Das Kan autopsiae ist aber wohl zu Lehmann’s Bilde 
nur durch ein Ver sehen gerathen, da dieses eine ganz andere Pflanze 
darstellt, als die von Willkomm beschriebene, auf welche sich die 
übrigen Citate auch richtig beziehen. Lehmann’s Tafel stellt nämlich, 
wie ein Blick in den Text sofort belehrt haben würde, die baltise h- 
nordeuropäische Art dar, welche jetzt allgemein nach dem Vorgange 
von Fries für die wahre Pot. intermedia L. gehalten wird *). Will- 
komm’s Pflanze dagegen ist die P. heptaphylla Miller (P. Nestleriana 
Tratt.) und die im "Prodromus angegebene geographische Verbreitung 
wird daher insofern zu beriec htigen sein, als Skandinavien zu streichen 
ist. Die Angabe „Ross. med.“ dagegen ist beizubehallen, denn wenn 
auch sonst P. heptaphylia im Allgemeinen eine mittel- und südeuro- 
päische Pflanze ist, so tritt gleichwohl eine in den Formenkreis dieser 
polymorphen Spezies zu verweisende Unterart dort auf, die P. Gold- 
bachii Rupr. Fl. ingrica (P. elongata Goldbachii ej. Dialr. petrop.), 
welche noch bei Petersburg vorkommt. 

Bei Pot. cinerea p. "rifoliolata Purkyn& ist Willkomm gegen 
Ascherson (. e. p. 592) in Schutz zu nehmen; einmal schreibt Koch: 
ß- rifoliata, und dann ist auch die Umgrenzung der Koch’schen Va- 
rietät eine andere, da dieser nach dem "Synonym P. subacaulis Wul- 
fen und der Standortsangabe „südlich der Alpen“ offenbar die spätere 
P. Tommasiniana F. Schultz gemeint hat, wiewohl die Charakteri- 
slik ebenso gut auf die diesseits der Alpen, (z. B. bei Wien! Mün- 
chen! Prag! Breslau!!) bisweilen unter der Stammform mehr oder 
weniger häufig vorkommenden Individuen mit 3zähligen oder wenig- 
stens vorherrschend 3zähligen Blättern passen würde, die den Ueber- 
gang zur P. Tommasiniana vermitteln; namentlich sind die Exem- 
plare von der Gaschinger Haide bei München kaum von der Triester 
Pflanze verschieden, die umgekehrt bisweilen mit vorherrschend 5zäh- 
ligen Blättern variirt. — Von dieser seiner Varietät trifoliata unter- 
scheidet Koch ausdrücklich (Syn. I, 1, pag. 257, ferner M. et Koch) 
die südfranzösische Pflanze (P. velutina Lehm., P. subacaulis Jordan 
Pugill. pag. 70; aut. gall. v. ec. DC. Fl. fr. Gren. ei Godr. max. 
ex p. [ausschliesslich des Standortes Valence, Dep. Dröme, die dor- 
tige Pflanze ist P. Clementi Jord. Pug. 70], ebenso P. subacaulis L. 
Sp. I, z. Th. [nach den Synonymen von Gerard und Garidel und den 
Standorten Gall. austr. Granada Galloprov.]); desgleichen bilden beide 
in Lehmann’s Rev. Potent., wo P. velutina als Art eingezogen wird, 


*) Indessen ist zu erwähnen, dass die Potent. intermedia der Schriften 
Linne’s nichts desto weniger im Grunde genommen keine unvermengte, mit der 
Fries’schen sich vollkommen deckende Art ist, und dass sie L. nicht einmal als 
schwedische Pflanze gekannt hat. Mit Recht schreibt daher der vorsichtige und 
gewissenhafte Ruprecht sowohl in den Diatriben zur Fl. von Petersburg als in 
der Fl. ingrica :P. intermedia L. Mant. I. (excl. syn. et patria). 

22% 


296 


gesonderte Varietäten der P. cinerea aut. — Ref. ist es unbekannt, 
wie Purkyn& selbst seine P. cinerea Pf. trifoliolata begrenzt, vermuth- 
lich aber versteht er darunter sowohl die P. Tommasiniana F. Schz., 
als auch die P. velutina Lehm., denn trotz der im Allgemeinen ge- 
sonderten Verbreitung beider Formen schein! es nicht ganz an Zwi- 
schengliedern zu fehlen, zu denen namentlich die räthselhafte, in 
neueren Zeiten nicht wieder ‚gefundene P. grandiflora Scop. (Flora 
carn. I, t. 22!) gehören dürfte, welche schon der Blattform halber 
nicht mit der typischen Pot. Tommasiniana übereinstimmt; (vergl. 
Tommasini in Fl. 1857, I, p. 478 und 479). Lehmann (Rev. Pot. 116) 
zilirt die P. grandiflora Scop. nur fragweise zu seiner P. velutina, 
Gren. und Godron dagegen bringen das Bild unbedenklich zu ihrer 
P. subacaulis. Dagegen "vergleiche man M. und Koch Deutschlands 
Flora II, 534; die "Verfasser geben die Aehnlichkeit der Blattform 
beider Pflanzen ebenfalls zu, machen aber zugleich auf die Differen- 
zen aufmerksam. Diejenigen Autoren, welche alle erwähnten Poten- 
tillen zu einer Spezies verbinden, dürften somit der Wahrheit am 
nächsten kommen, so neuerdings auch Boissier (Fl. orient. II, 724), 
der sogar die von Lehmann für die P. subacaulis L. Kar ££oynv 
gehaltene und noch als Art betrachtete, auf Tafel 56 der Revis. Pot. 
abgebildete kaukasisch-sibirische Pflanze hinzuzieht und ausdrücklich 
bemerkt: „Nullo modo P. cineream, velutinam et subacaulem mani- 
feste una in alteram transeuntes specifice distinguere possum.“ Boiss. 
stellt, wie schon früher Bertoloni, den Namen P. subacaulis L. voran, 
wohl der Anciennität halber, und bringt P. cinerea Chaix als var. ß. 
quinata dabei unter; von Lehmann und Purkyn& wird dagegen nach 
Ansicht des Ref. mit Recht, umgekehrt P. cinerea als die typische Form 
angesehen. Die spanische Pflanze (P. subacaulis Boiss. Voyage) ist 
nach den Synonymen bei Willkomm, aus deren Zahl jedoch P. sub- 
acaulis Lehm. Revis. t. 56 richtiger zu streichen wäre, da sie als 
östliche Pflanze schwerlich auf der iberischen Halbinsel auftritt (vgl. 
oben), identisch mit P. velutina Lehm., P. Tommasiniana F. Schultz 
(P. cinerea ß. trifoliata Koch) scheint dagegen wie in Südfrankreich 
zu fehlen, wesshalb die von Willkomm erwähnten Zwischenglieder 
zw. P. cinerea*) und der Var. trifoliolata vielleicht eher mit der oben- 
erwähnten P. Clementi Jordan zu konfrontiren sein werden, welche 
in der Gestalt der Blättchen und deren Kerbzähne dem Typus der 
Art sich nähert, von welchem sie sich durch die stark vortretenden 
Nerven der fast immer 3zähligen Blätter und die Bekleidung sehr 
entfernt. 

Bei P. cinerea ß. trifoliolata Purk. heisst es in einer Anmer- 
kung: „Cl. Purkyn®&, qui omnes herbarii mei Potentillas perlustravit, 


*) Formen mit 5zähligen Blättern fehlen nach Willkomm in Spanien ganz ; 
unter ihnen ist P. arenaria Borkh. (P. einerea aut. pl. P. incana aut. recent. 
vix Mch.) die bekannteste; P. einerea Chaix, Jord. und P. vestita Jord. sind 
von dieser noch verschieden, aber gewiss nur Glieder einer und derselben po- 
Iymorphen Spezies, für welche alsdann mit Lehmann die Bezeichnung P. cinerea 
Chaix zu bewahren sein würde. 


297 


non solım hanc slirpem ad P. cineream pertinere, sed ipsam P. ci- 
neream fortasse nil nisi P. vernae varietatem australem esse censel.“ 
Allein in dieser Form gibt der zitirte Satz keinen rechten Sinn, indem 
P. ceinerea fast ebenso weit nach Norden verbreitet ist (südl. Skan- 
dinavien, Liefland, Esthland) wie P. verna aut. rec. (etiam Willkomm). 
Vermuthlich ist bei der redaktionellen Fassung einfach ein Versehen 
mituntergelaufen; Purk. Ansicht ist wohl die, dass jene Varietas tri- 
foliolata die südliche Form der P. cinerea und diese selbst wieder 
möglicherweise nur eine Varietät der P. verna darstellt. 

P. pensylvanica L. wächst auch in Algerien, was bei der son- 
derbaren Verbreitung dieser polymorphen Art zu erwähnen gewesen 
wäre. Zu welcher der vielen bei Lehmann aufgeführten Varietäten 
die spanische Pflanze eigentlich gehört, ist Ref. nach dem einzigen 
ihm zu Gesichte gekommenen von M. Winkler auf der Sierra de Al- 
facar bei Granada gesammelten Exemplare nicht recht klar geworden, 
die in bot. Gärten gezogene Pflanze ist es jedenfalls nicht. 

Das centralspanische für G. hispidum Fr. gehaltene Geum ist, 
obwohl selbst der neueste Monograph der Galtung, Scheutz, diese 
Bestimmung gelten lässt, und obschon es nicht ganz an Beispielen 
für eine ähnliche auffallende Verbreitung fehlt”), keineswegs mit der 
schwedischen Pflanze identisch, was eigentlich schon Willkomm hätte 
bemerken können, der das nach einem Fries’schen Originale ent- 
worfene Bild der Icones von Reichb. als gesehen zitirt, aber dabei 
das spanische Geum ganz richtig beschreibt (lolüs basilaribus Iyrato- 
pinnatisectis, segmento terminali maximo cordato-oblongo et 
cum segmentis lateralibus multo minoribus crenatis etc.). Die 
Pflanze von Guadarrama behält nichtsdestoweniger ein besonderes 
pllanzengeographisches Interesse, denn nach Ansicht des Ref., der 
Originale aller drei Gea besitzt, ist sie vollkommen mit den kleine- 
ren Exemplaren des serbisch-bosnischen Geum molle Vis. et Pan£. 
identisch. 

Ref. nimmt von dem ihm werth gewordenen Buche, dessen im 
Vorstehenden besprochene Lieferung im Uebrigen gleich den frühe- 
ren eine Fülle interessanter und lehrreicher Beobachtungen birgt, mit 
dem Wunsche Abschied, dass es den verdienten Herren Verlassern 
vergönnt sein möge, ihr wichtiges, zu den Fundamentalschriften euro- 
päischer Floristik zählendes Werk glücklich zu Ende zu führen, wozu 
jetzt, nachdem etwa drei Viertel des Ganzen erschienen sind, ge- 
gründete Aussicht vorhanden ist. 


Breslau, Ende Dezember 1874. 


*) So die nordischen, den centraleuropäischen Hochgebirgen fehlenden 
Phyllodoce tazifolia Salisb. und Trisetum agrostoideum Fr. der französischen 
Pyrenäen, als merkwürdigstes Beispiel aber die spanisch-portugiesische @lobu- 
laria spinosa Lam., die erst wieder auf Oeland und Gothland auftritt und die 
ursprüngliche @. vulgaris Linne’s repräsentirt. 


— — 


298 


Mykologisches, 
Von St. Schulzer von Müggenburs. 
II. 


Nach der schönen Entdeckung de Bary’s ist es nun eben nicht 
schwierig, sich davon zu überzeugen, dass Cincinnobolus Cesatü de B. 
keine Spermogonienform, sondern ein ungeladener Gast der Erysiphe 
und ihrer Conidienform, die ich Torula Albuginis nenne, sei. 

Ich verzeichnete denselben in einem Herbste von drei Pflanzen: 
Mitte Oktober in Menge auf nicht reif gewordenen Rebenschösslingen, 
seltener auf Blättern der Rebe und an Beerenspätlingen. Ebenfalls 
zahlreich aber später erscheinend und bis zum Eintritte des Wirth 
und Gast tödtenden Frostes an Kürbisblättern. Vom Oidium Tuckeri 
und von der Kürbisblätter bewohnenden Mehlthau-Torula sah man 
nur hin und wieder einige Rudera. Die Form war die denkbar- 
mannigfaltigste: vom Kugel- bis in’s Spindelförmige, stiellos und lang- 
gestielt, einfach oder zwei Perithecien übereinander, Missgestalten 
u. Ss. w., je nachdem der Usurpator sich die unterste Zelle des Wirthes, 
eine oder mehrere der höher gelegenen zum Standquartiereerkoren halte. 

An Gestalt ganz anders präsentirte sich der dritte Fund im halben 
November an Blättern des gemeinen Wildlings, weil sich der Pilz 
hier ausschliesslich in den Früchten der Erysiphe communis ausbildete, 
und zwar häufig in bereits der Reife nahen, schon mit Fulcri ver- 
sehenen Individuen. Hiedurch entstanden natürlich nur sitzende, kuge- 
liche Formen, welche 0'057—0'056”” im Durchmesser hatten, somit 
gegen die beiden ersteren, die nur 0'012—0 025”” dick sind, gewaltig 
abstachen, was indessen begreiflicherweise keinen Grund an die Hand 
gibt, mehrere Arten zu unterscheiden, weil hier Form und Grösse 
des Peritheciums keine Eigenthümlichkeiten des Pilzes sind, sondern 
vom occupirten Organe des Wirthes abhängen. 

Weiter fiel mir bei dieser Form auf, dass ganze Blätter, entweder 
der Cicinnobolus allein, oder die Erysiphe für sich bewohnten, ge- 
mischt nirgends vorkamen, und zwar ohne wahrnehmbare Ordnung 
das eine Blatt diesen, das nächste oil den andern Pilz ernährte. 


Grösse und Form der Sporen sind häufig bei demselben Indivi- 
duum verschieden, am meisten an Reben, wo die Gestalt vom Ovalen 
bis zum Langeylindrischen wechselt. Sie waren 0:006—0'0145”” lang 
und 0°0026—0°004”” dick, während bei den beiden anderen die 
cylindrisch-ovale Form vorherrschte und die Länge 0:004—0:009"", 
die Dicke meistens 0:003"" oder etwas darüber betrug. 

Wir haben den Cicinnobolus, besonders an Reben, als einen 
sehr nützlichen Pilz zu begrüssen, denn es ist klar, dass er die 
Erysiphe nicht bloss an der Fruktifikation hindert, sondern förmlich 
ausrottel, wie ich es an vielen Blättern des Windlings sah. 


299 


Leider kann man vom Getreideroste, welcher bei uns nebst 
Mäusen, allgemeiner Ansicht der Landwirthe zu Folge, mehrere Miss- 
ernten verursachte, dann abnahm, nicht dasselbe sagen. Die auf 
Resultate von Anbauversuchen basirte Hypothese von der beinahe 
abenteuerlichen Fortpflanzungsweise dieses bösen Feindes ist bekannt, 
soviel aber auch gewiss, dass die in manchen Gegenden Deutschlands 
betriebene Ausrottung der Berberis vulgaris die Leute von dieser 
Plage nicht befreien werde, denn nicht bloss in meiner Gegend, sondern 
auch in der Bärska und dem grössten Theile des Banates, wo der 
Rost seinerzeit uns so übel mitspielte, kennt man diesen Strauch nicht. 
Wo keimt da die Puccinia als Teleutospore? 


Ende August überzog ein grüngrauer Schimmel Dunstobst 
(Weichseln) und erwies sich als Aspergillus repens de Bary, an dessen 
Fusse pflasterförmig, dicht zusammengedrängt, gleichsam eine Masse 
bildend, die Pyrenien der Schlauchform, Eurotium repens deB., sassen, 
doch entstanden später einzelne auch weiter oben an Hyphen des 
Luftmyceliums und stellten sich dem unbewaffneten Auge als gelbe 
Pünktchen dar. Das Mycelium wucherte zwar in der obersten Kirschen- 
schichte und der dazwischen befindlichen Zuckerlösung, aber der an- 
sehnlichere Theil davon verflocht sich über der Oberfläche und be- 
deckte die Eurotium-Lage. Auf einen Teller herausgehoben, verbreitete 
es sich, als strahlenförmige reinweisse Fädchen, vom Rande nach allen 
Richtungen. 

Alle Mühe, zweierlei Mycelien zu unterscheiden, war hıer und 
bei später gefundenen zwei Eurotium-Arten (E. Aspergillus glaucus 
deB. und E. Aspergillus. griseus mihi) vergebens; somit muss ich, so 
sehr auch diese zwei Pilzformen von einander abweichen, de Bary’s 
Entdeckung ihrer Zusammengehörigkeit bestätigen. Indessen kommt 
die Conidienform nicht selten auch allein vor. 


Die Myceliumhyphen der an einem im Keller zwischen Dezember 
und Jänner faulenden Kürbisse beisammen entstandenen Schimmel- 
formen, namentlich des Mucor eiliatus Bon. = Mucor Mucedo Fresen. 
und des Chaetocladium Jonesii Fresen. — Botrytis Jonesü Berk. et 
Br., halte ich Gelegenheit deutlich zu unterscheiden. 

Bei Ersterem bestand das Mycelium zur Zeit der Untersuchung, 
wo bereits beide Formen fruktificirten, aus gegliedert-abgetheilten 
ästigen Hyphen, eigentlich aus länglichen, an den zusammenstossenden 
Enden abgerundeten Zellen, von denen wieder häufige blinddarmför- 
mige. eben so starke, kurze Seitentriebe ausgingen, aber auch aul- 
wärts gewendete, weit dünnere, zur Bildung des Hyphasma. Die völlig 
unseptirten Myceliumhyphen des Chaetocladium hingegen entsandten 
derlei Nebenäste nicht und verliefen, schlangenförmig glatt in einander 
verflochten, horizontal. Die durchschnittliche Dicke derselben war 
0:006—0:007””, jene des Mucor dagegen 0:01—0'012"". 

Mehr als ein Jahr nach dieser Beobachtung bekam ich, als freund- 
liches Geschenk des Herrn Verfassers, 0. E. Zimmermann’s, „Das 


300 


Genus Mucor* in die Hand und fand die Richtigkeit derselben be- 
stätigt, wo 5. 35 angeführt ist, dass er meint: eine Zeitlang in der 
Lage gewesen zu sein, die Keimfäden des Mucor an ihrem grösseren 
Durchmesser von jenen der Botrytis, die schliesslich vom Mucor 
überwuchert wurden, unterscheiden zu können. Also vor dieser Ueber- 
wucherung kann man wirklich zwei verschiedene Mycelien sehen. 

Trotzdem möchte ich der Zusammengehörigäeit beider Pilzformen 
eher das Wort sprechen, als der Trennung, und als Hauptgrund hiefür 
anführen, dass das Chaetocladium meines Wissens noch nie anders 
angetroffen wurde, als in Gesellschaft von Mucor. Ist es eiwa nicht 
möglich, dass von dem bekanntlich im Anfange unseptirten Mycelium 
des Mucor einzelne Parthien es auch im weiteren Verlaufe bleiben 
und statt Mucor, Chaetocladium erzeugen? Dem scheinen indessen 
die Resultate von Aussaatversuchen Zimmermann’s zu widersprechen. 
Siehe l. ec. Fortgesetzte Untersuchungen werden uns wohl auch da 
Licht bringen. Es handelt sich ja nicht darum, dass Dieser oder Jener 
Recht behalte, sondern um Erforschung der Wahrheit! 

Bei dieser Gelegenheit deponire ich noch einige andere Beob- 
achtungen am Chaetocladium. 

Alle mir bekannten Untersuchungen hatten auf Thier-Exerementen, 
besonders auf Pferdemist gew achsene Individuen zum Gegenstande, wäh- 
rend das meinige auf einem faulenden Vegetabil entstand. Höhe desPilzes, 
Verzweigung mit allen ihren Sonderbarkeiten ist ganz dieselbe, aber 
den Sporendurchmesser fand ich nur 0°0053, Fresenius 0:0066—0'0083, 
de Bary 0°0066—0:0078, bei einzelnen selbst 0:0105””, also zweimal 
so gross, überhaupt im Ganzen grösser wie ich. Die Ursache schreibe 
ich der Verschiedenheit des Standortes zu und nolire dieses zur 
Warnung: bloss auf Grund verschiedener Sporengrösse neue Arten 
aufzustellen. 

Die zweite Beobachtung überraschte mich, weil sie die Sonder- 
barkeiten dieses Pilzes noch um eine vermehrt. Die zuweilen auch 
nahe am Fusse gabelig getheilten Haupthyphen verlängern sich, nach- 
dem sie an zwei bis drei Stellen Quirläste angesetzt haben, die dann 
den eigenthümlichen Bau erzeugen, weit, oft mehr als 13”", über die 
letzte Stelle hinaus, wobei sie sich normal pfriemlich zuspitzen, schlan- 
genförmig krümmen und steril bleiben. Einige erzeugen jedoch, und 
zwar oben, Früchte, welche sich von den an Wirtelästen entstehenden 
in gar nichts unterscheiden. Trocken mässig vergrössert, sehen derlei 
Hyphenspitzen verdickt und warzig-rauh aus. Beim Zutritt von Wasser 
und starker Vergrösserung bemerkt man, dass das Hyphenende peit- 
schenförmig in 3—4 dünne Fäden getheilt, an sich selbst zurückge- 
krümmt und verflochten war und nun sich die Fädchen langsam von 
einander trennen. Alle Fädchen tragen seitlich, stiellos Sporen, 
ganz so wie Psilonia Fr. (nec Corda), was Ursache ist, dass sie, wie 
gesagt, in ihrer verflochtenen Gesammtheit angesehen, schlanken rauhen 
Keulchen gleichsehen. 

Die dritte Beobachtung endlich betrifft die kurzen tertiären oder 
quaternären Quirlzweige, an welchen die Sporenklümpchen entsichen. 


301 


Diese erhalten um die etwas verdickten Enden jene überaus zart- 
häuligen Organe, welche Fresenius „Zelläste* nennt, an denen dann 
die Sporen sich bilden. 


Aufzählung der in der Umgebung von Pola wachsen- 
den Pflanzen, 


Von Prof. Leo Neugebauer. 


(Fortsetzung.) 


Myosotis intermedia Lk.. Humusreiche Anhöhen (F. Michele etc.) 
100, 177. 

— hispida Schlechtd. Triften, Strassenschotter. 31. 

Solanum miniatum Bernh. Schutt. etc. 640. 

— nigrum L. Mit voriger. 616. 

— Dulcamara L. Zäune (d. Pra grande etc.), 426. 

— Sodomaeum L. Schutt vor der Maxbarake, ohne Zweifel aus Dal- 
malien eingeschleppt. 709. 

Hyoscyamus albus K. Arena, Schutt vor der Fieberbrücke. 381. 

Datura Stramonium L. Anlagen vor der Schwimmschule. 618. 

Verbascum phlomoides L. Aufschüttungen bei der Fieberbrücke; selten. 
521. 

— sinuatum L. Wege, Schutt etc. 473. 

— sinuato><floccosum (?). Wege etc. 647. 

— phoeniceum L. F. Levano grande. 208. 

— Blattaria L. Wege, Triften. 348. 

Scrophularia canina L. Unfruchtbare Anhöhen, Steinbrüche. 163. 
Antirrhinum majus L. Schutt hinterm Spital (Gartenflüchtling?). 556. 

— Orontium L. Felder am M. Gobbo. 383. 

Linaria Cymbalaria Mill. Alte Mauern (Castell), Felsabhänge (Strasse 
nach Policarpo). 382. 

— commutata Bernh. Maisfelder. 399. 

— spuria Mill. Aecker. 585. 

— minor Desf. Schutthaufen (hinterm Spital), Felder (M. Rizzi), 
Felsabhänge (Strasse zur Schwimmschule). 335. 

— littoralis Bernh. Seeküste bei V. di Ovina, selten; eine Form, 
die den Uebergang zu L. minor vermittelt, in Steinbrüchen (beim 
Spital). 696. 

— pelisseriana Mill. F. Marina. 220. 

— vulgaris Mill. Schutt ete. 573. 

Veronica Anagallis L. Gräben der Pra grande. 114. 

— Chamaedrys L. Zwischen Gestrüpp am Fusse des F. Michele, ge- 
lichtete Stellen im Kaiserwald, eine staudige Form (475) an 
schattigen Stellen daselbst. 75, 475. 

— officinalis L. Kaiserwald. 369. 


302 


Ver. arvensis L. Kulturboden, eine winzige Form (195) auf kahlen 
Hügeln. 195. 723. 

— agrestis L. Kulturboden. 180. 

Orobanche livida Koch (?). Auf Helichrysum angustifolium (M. Clivo, 
Hügel vor Veruda etc.). 248. 
Euphrasia serotina Lam. Hügel, Triften, Felsabhänge. 624. 

— lutea L. Sonnige Hügel. 609. 

— Trixago Vis. Eine steinige, grasige Stelle am M. Rizzi; es dürfte 
wohl derselbe Standort sein, den Tommasini (Oest. bot. Zeitschr. 
XXIN. 176) andeutet. 388. 

Meniha sylvestris L. Brachfelder. 553. 

— aquatica L. Gräben d. Pra grande. 594. 

Pulegium vulgare Mill. Pra grande, 601 staudig, Strassenränder (Strasse 
nach F. Musil). 509, 601. 

Lycopus europaeus L. Gräben der Pra grande. 730. 
Salzia offieinalis L. Hügel der Westseite. 196. 

— pratensis L. Hügel, Triften. 309. 

— clandestina L. Kastell „F. Cassoni vecchi.* 26. 

— verticillata L. Steinbrüche von Fisella, höchst selten. 501. 

Origanum hirtum Lk. Unfruchtbare Orte. 448. 

Satureja montana L. Hügel. 725. 

— variegata Host. Grasige, felsige Orte. 552. 

Calomintha Acinos Clairv. Aecker. 285. 

— offieinalis Mönch. Grasige Hügel, Strassenränder (F. Musil). 603, 
— Nepeta Clairv. Grasige Hügel. 551. 

Clinopodium vulgare L. Hecken etc. 511. 

Melissa officinialis L. Schutt, Hecken. 578. 
Nepeta Cataria L. Schiessstätle, rechtsseitige Strasse d. Pra grande, 

selten. 595. 


Lamium maculatum L. Gräben, Kaiserwald. 94, 459. 

Stachys italica Mill. Sterile Anhöhen; auf einem unbebauten Felde 
hinterm Spital im Jahre 1873 so dicht, dass zur Blüthezeit das 
ganze Feld gleichförmig roth erschien, 1874 war auf demselben 
Grundstücke auch nicht Eine Pflanze zu finden. 508. 

— sylvatica L. Kaiserwald. 371. 

— annua L. Felder am Pra grande. 569. 

— recta L. Sterile Hügel. 330. 

Betonica offieinalis L. Buschige Hügel, Kaiserwald. 449. 

Siderilis romana L. Sterile Plätze. 457. 

Marrubium candidissimum L. Wüste Orte. 306. 

— vulgare L. Schutt etc. 690. 
Ballota nigra L. Schutt. 522. 
Chaiturus Marrubiastrum Rehb. Foiva. 717. 


Prunella vulgaris L. Raine, Kaiserwald. 441. 
— alba Pall. var. pinnatifida. Stoja Musil zwischen Gebüsch. 357. 
Ajuga genevensis L. Wiesen, Schutt. 58. 

- Chamaepitys Schreb. Felder, Steinbrüche. 283, 532. 


303 


Teuerium Scordium L. Oestl. Theil d. Pra grande, Wiesen von Fa- 
sana. 513. 

— Chamaedrys L. Buschige Hügel. 289. 

— flavum L. Stoja Musil, Fisella. 351. 

— Polium L. Hügel, Triften. 420. 

— montanum L. M. Veruda, Stoja Musil. 238. 

Vitex Agnus castus L. Stoja Musil; krüppelhafte Exemplare auch in 
Veruda. 608. 

Verbena officinalis L. Triften ete. 577. 

Lysimachia Linum stellatum L. M. Collsi in der Nähe der Saldame- 
gruben; scheint an das Vorkommen von Saldame (Kieselguhr) 
gebunden zu sein. 28. 

Anagallis arvensis L. Aecker. 514. 

— coerulea Schreb. Aecker. 480. 

Cyclamen repandum Sibth. Hecken, Kaiserwald, Foiva. 93. 

Globularia ra L. Ueber die Hügel zerstreul (um Veruda, M. 
Clivo). 

Statice el L. Seestrand (V. di Fora etc.). 632. 

— cancellata Bernh. Seestrand. 596. 

Plumbago europaea L. Kastell, Zäune d. Pra grande. 564. 

Plantago major L. Wege. 443. 

— altissima L. Pra grande. 649. 

— lanceolata L. var. pumila. Sonnige Orte. 250. 

— Lagopus L. Raine, Triften (Max bar.). 538. 

— pilosa Pour. Hügel (F. Max etc.), Inseln im Golfe von Medolin, 
68, 222. 

— serpentina Lam. Hügel, Strand. 233, 287. 

— Coronopus L. Wege, Triften. 221, 404. 

— Psyllium L. M. Vincuran, selten. 187. 

Amaranthus sylvestris Desf. Schutt, Strasse zur Schwimmschule. 598. 

— prostratus Balb. Strassenränder. 414. 

— retroflexus L. Kulturboden. 622. 

— retroflexus 1... (fm. sanguineus). An Mauern (Spital). 654 

Sehoberia maritima Mey. V. Fisella. 638. 

Salsola Kali L. Humusboden am Strande, besonders üppig in V. Saline. 
492, 389. 

— Soda L. Mit voriger. 636. 


(Schluss folgt.) 


Correspondenz. 


Zwickau in Sachsen, am 10. August 1875. 
Seit mehreren Jahren bereits hat sich, wie bekannt, der Alt- 
meister der Botanik, Ludwig Reichenbach in Dresden, mit der früher 
beinahe gänzlich übersehenen und vernachlässigten Gattung Scleran- 


304 


thus beschäftigt. Wenn solch ein tüchtiges, über ein halbes Jahrlıun- 
dert eingeübles Auge sie aufgefasst und endlich diagnostisch vom 
Allgemeinen zum Besonderen übergehend, gesichtet hat, so darf kein 
Botaniker ohne weiteres ungläubig darüber die Achseln zucken, son- 
dern es ist Pflicht des Wissenschafters, sich genau zu informiren. 
Damit nun Jedem die Möglichkeit gegeben ist, diess zu thun, und 
zur Beseitigung des alten Vorurtheils von nur zwei Arten und Aner- 
kennung neuer Formen bietet Reichenbach auf den Rath des Prof. 
Zetterstedt in Linköping in Schweden jetzt 40 Arten und zwar aus 
den meisten der von ihm gebildeten 18 Familien zum Verkaufe aus. 
Die zur Zeit dem Verfasser vorliegenden und demselben von Reichb. 
gütigst überlassenen 40 Arten zeigen nun eine so grosse Mannig- 
falligkeit der Formen, dass man geradezu darüber erstaunt; es ist 
nicht nur eine ausserordentliche habituelle Verschiedenheit vorhanden, 
sondern auch die einzelnen Pflanzentheile, wie z. B. Früchte, Kelch- 
zipfel ete. weichen sehr bedeutend von einander ab. An den ausge- 
gebenen Arten ist daher zur Genüge zu ersehen, dass es entschieden 
mehr als die bisher angenommenen Arten Scleranthus gibt. 
Inwieweit freilich die von Reichenbach aufgestellten als feststehende 
zu betrachten sind, wird erst fortgesetzte Beobachtung lelıren, und 
kann möglicherweise die so lebens- und variationsfähige Gattung sehr 
viel zur Lösung des Problems der Artenentstehung resp. zur Befesti- 
gung der Darwin'schen oder Moritz Wagner’schen Theorien beitragen; 
es ist daher eine möglichst weitverbreitete Kenntniss dieser Pflanzen- 
galtung zu wünschen und zu empfehlen. A. Artzt. 


Korenica in Kroatien, am 10. August 1875. 


Von Innsbruck an bin ich botanisirend bis Korenica unter dem 
Pleschevitza gekommen und habe unterwegs die schönsten Pflanzen 
gesammelt: Polygala carniolica Kern. (am Nanos), Campanula Tom- 
masinii (am Monte Maggiore), auch einige neue Kreuzungen von 
Inula, Cirsium und Verbascum gefunden, von letzterem allein 5 bis 6, 
von denen die schönsten sind: Verb. Freynianum m. (V. Chaizi X 
Thapsus zwischen Veprinätz und Vela Utzka), V. macilentum Franch. 
(Verb. floccosum X Blattaria bei Oltoschatz), Verb. fluminense Kern. 
(Chaixi x floccosum bei Zengg und Ottoschatz). Für Ungarn neu 
habe ich Lapsana pisidia Boiss., Erysimum rhaeticum DC. und Sta- 


chys patula Gris. gesammelt. Borbäs. 
Melle 
Personalnotizen. 
— Dr. Hermann Freih. v. Leonhardi, Prof. an der Univer- 


silät Prag, ist am 21. August in rclee eines Schlagflusses gestorben. 
Leonhardi gehörte einer altade ligen, auch in Böhmen begüter ten Fa- 


305 


milie an. Der Verblichene selbst war Mitbesitzer der Herrschaft Plan. 
Im Jahre 1850 wurde er vom Unterrichtsminister Grafen Thun von 
Frankfurt am Main, wo Leonhardi als Privatmann lebte, an die Pra- 
ger Universität berufen und ihm der Titel eines ausserordentlichen 
Professors verliehen. Im Jahre 1863 erfolgte seine Ernennung zum 
ordentlichen Professor der Philosophie. In letzter Zeit gab Leonhardi 
die Zeitschrift „Neue Zeit“ in zwanglosen Heften heraus. Sein Lieb- 
lingsstudium bilde te die Botanik, namentlich interessirte er sich für 
Violen und Charen, und in seinem Nachlasse befindet sich ein bedeu- 
tendes Herbarium. Prof. Leonhardi war ausserordentliches Mitglied 
der böhmischen Gesellschaft der Wissenschaften, Mitglied der kaiserl. 
Leop. Carol. Akademie und Ehrenmitglied des freien deutschen Hoch- 
stiftes zu Frankfurt am Main. 


— Prof. Alexander Boreau, Direktor des botan. Gartens zu 
Angers, einer der bedeutendsten und verdienstvollsten Pflanzenkenner 
Frankreichs, ist kürzlich im Alter von 72 Jahren gestorben. Ausser 
einer Menge kleinerer, die Flora des Departements Maine et Loire 
behandelnden Arbeiten, die wie seine Bemerkungen über die von 
Reveliere auf Corsica gesammelten Phanerogamen meist in den 
Schriften der Societe academique de Maine et Loire erschienen sind, 
ist es vorzugsweise seine Flore du Centre de la France et du 
Bassin de la Loire und zwar speziell deren dritte, im Jahre 1857 
erschienene und im Jordan’schen Sinne die Spezies behandelnde Auf- 
lage gewesen, die dem Verstorbenen auch ausserhalb Frankreichs 
einen bedeutenden Ruf verschafft hat und dauernd erhalten wird. 


——esoes— 


Vereine, Anstalten, Unternehmungen. 


— In einer Sitzung der kaiserl. Akademie der Wissen- 
schaften in Wien am 15. Juli übergab Prof. Wiesner eine Ab- 
handlung unter dem Titel: Untersuchungen über die Bewegung des 
Imbibitionswassers im Holze und in der Membran der Pflanzen- 
zelle. Die wichligeren Ergebnisse der Arbeit fasst der Vortragende 
in folgende Sätze zusammen. Das Holz hat die Fähigkeit, das imbi- 
birte Wasser nach allen Richtungen hin zu leiten. Am raschesten 
erfolgt die Bewegung des Wassers in der Richtung der Axe des 
Stammes. Je nach dem anatomischen Baue des Holzes ist die Lei- 
tungsfähigkeit desselben für imbibirtes Wasser nach radialer oder 
tangentialer Richtung eine grössere. Alle Elemente des Holzkörpers 
leiten das Imbibitionswasser, und zwar am raschesten in der Rich- 
tung ihrer Längsaxe. Die mittlere Geschwindigkeit des Imbibitions- 
wassers ist in zusammenhängenden Elementen des Holzkörpers eine 
desto grössere, je dünnwandiger und länger dieselben sind, so dass 
im Allgemeinen die Gefässe das Wasser rascher leiten als die Holz- 
zellen, die Frühlingsholzzellen rascher als die Herbstholzzellen, die 


306 


Markstrahlenzellen rascher als die Holzparenchymzellen. Dieses ver- 
schiedene Verhalten der Elemente des Holzkörpers in Bezug auf Lei- 
tungsfähigkeit des imbibirten Wassers findet seine Erklärung darin, 
dass jede Zellmembran das Imbibitionswasser in der Richtung der 
Verdickungsschichten weit rascher als quer durch die Wand leitet. 
Während im Zustande des Sättigungsgleichgewichtes der Gewebe des 
Holzkörpers die Bewegung des Imbibitionswassers nur stattfindet, 
wenn die Pflanze transspirirt, bewegen sich die im Imbibilionswasser 
gelösten Salze (die Versuche wurden mit Lithionverbindungen ausge- 
führt) auch bei Ausschluss der Verdunstung in der Membran der 
Pflanzenzelle aufwärts. Die aus dem Aufsteigen der Lithionverhin- 
dungen im Holzkörper von Mc. Nab abgeleitete Geschwindigkeit des 
Wassers im Stamme der Pflanzen ist desshalb unrichtig. Die Ge- 
schwindigkeit des im imbibirten Holzkörper aufsteigenden Lithions 
wird indess doch durch die Transspiration begünstigt, und es zeigt 
sich hierbei, dass auch das Lithion in den Membranen dünnwandiger 
und langgestreckter Elemente rascher als in den Zellwänden stark 
verdickter und kurzer sich vorwärts bewegt. Aehnlich dem Lithion 
dürften sich wohl auch alle jene Körper verhalten, welche in den 
Zellmembranen mit dem Imbibitionswasser aufsteigen. Die ungleiche 
Geschwindigkeit des Imbibitionswassers in den verschiedenen Elemen- 
ten des Holzkörpers vermag uns zahlreiche Erscheinungen im Pflan- 
zenleben zu erklären. So wird nun u. a. auch die physiologische 
Bedeutung des Frühlings- und Herbstholzes klar. Das aus relativ 
dünnwandigen Holzzellen bestehende, bei den meisten Laubbäumen 
auch gefässreiche Frühlingsholz fördert die Bewegung des Imbibitions- 
wassers, besonders in der Ric htung nach aufwärts, das gefässlose 
oder gefässarme, dickwandige Holzzellen führende Herbstholz hemmt 
den Imbibitionsstrom nach der Rinde hin. Prof. Wiesner legt ferner 
eine Arbeit des Herrn Gottlieb Haberlandt über die Morphologie 
und Biologie der Lenticellen vor, welche im pflanzenphysiologi- 
schen Institute der Wiener Universität ausgeführt wurde. Haber- 
landt hat die Lenticellen an Blättern, und zwar an deren Stielen 
nachgewiesen, an welchen Organen man sie bis jetzt übersah. Sie 
entstehen auch hier unter Spaitöffnungen. An geneigten Zweigen 
vieler Gewächse, besonders deutlich bei Gleditschien, treten die Len- 
ticellen unterseits reichlicher als oberseits auf. Die Lenticellen sind 
Regulatoren der Transspiration, welche an grünen, peridermlosen 
Zweigen die Wasserverdunstung local vermindern, an peridermbe- 
sitzenden dieselbe lokal erhöhen. 


— In einer Sitzung der kaiserl. Akademie der Wissen- 
schaften in Wien am 29. April hielt Prof. Jos. Boehm einen 
Vortrag: „Ueber Gährungsgase aus Sumpf- und Wasserpflanzen“ und 
an die Resultate seiner Versuche in folgende Sätze zusammen: 

Alle bisher in dieser Beziehung untersuchten Landpflanzen erleiden 
bei Luftabschluss unter Wasser und ohne weiteren Zusatz eines Fer- 
mentes die Buttersäuregährung. Das Gleiche ist der Fall bei vielen 


307 


Sumpfpflanzen. 2. Die meisten Wasser- und auch viele Sumpfpflanzen 
entwickeln unter gleichen Bedingungen Sumpfgas. In diesem Falle geht 
der Entbindung von Grubengas häufig Buttersäuregährung voraus. 
3. Die Sumpfgasentwicklung unterbleibt, wenn die Pflanzen unmittelbar 
vor der Einfüllung in die Apparate oder in den Gährungsgefässen 
selbst gekocht werden; es stellt sich dann nur Bultersäureeährung 
ein. 4. Werden gekochte Wasserpflanzen, welche nur Kohlensäure 
und Wasserstoff entbanden, in einem offenen Gefässe gewaschen, so 
entwickeln sie dann bei weiter fortgesetztem Versuche Sumpfeas. 
5. ‚Die Entwicklung von Sumpfgas aus abgestorbenen Pflanzen muss 
nach dem heutigen Stande der Wissenschaft als ein Gährungsakt aufee- 

fasst werden. Die diesen Prozess bedingenden, bisher noch unbekann- 
ten Organismen oder deren Keime, welche in der Luft nicht in über- 
grosser Menge vorhanden zu sein sc heinen, sind gegen hohe Temperaturen 
entweder viel empfindlicher als das Bultersäur eferment, — oder unsere 
Vorstellung über die Genesis des letzteren ist unrichtig. 6. Die Flüssig- 
. keit, in welcher Pflanzen während längerer Zeit in Sumpfgasgährung 
begriffen waren, reagirt stark alkalisch; es findet sich in derselben 
Ammoniak. In Folge der Ammoniakbildung von im Meere verwe- 
senden a (welche wohl hauptsächlich von der durch die Flüsse 
aus den Kontinenten zugeführten Salpetersäure ernährt werden) wird 
durch das verdunstende Wasser verbundener Stickstoff wieder den 
Landpflanzen zugeführt. 8. Der Zerfall der Cellulose bei der Sumpfgas- 
gährung erfolgt wahrscheinlich nach der Gleichung: CgH}00; + H,0 — 
—3C0, + 3CH,. Dass die Kohlensäure bei längerer Gährungsdauer 
in geringerer als der nach dieser Gleichung geforderten Menge aul- 
tritt, ist bedingt durch die Bindung des gleichzeitig gebildeten Am- 
moniaks. 9. Bei längere Zeit andauernder Sumpfeaseährung erfolgt 
eine theilweise Ver torfung der Versuchspflanzen. 


—gen en 


Botanischer Tauschverein in Wien. 


Sendungen sind eingelangt: Von Herrn Dr. Ressmann mit Pflan- 
zen aus Kärnten. 

Sendungen sind abgegangen an die Herren: Richter, Keller, 
Dr . Leimbach, Dr. Schmidt, Spreitzenhofer. 

Aus Kärnten: Aethionema sawatile, Anemone alpina, Campa- 
nula spicata, Cardamine trifolia, Oytisus alpinus, Dianthus barbatus, 
Fraxinus Ornus, Gentiana punctata, Lilium bulbiferum, Mulgediun 
alpinum, Paederota Bonarota, Petasites niveus, Potentilla nitida, 
Scrophularia Hoppi, Spiraea decumbens, Thlaspi rotundifolium u. a. 
eing. von Dr. Ressmann. 

Obige Pflanzen können im Tausche oder käuflich die Centurie 
zu 6 fl. (12 R. Mark) abgegeben werden. 


— 


308 


Inserate. 


Diesem Hefte liegt bei: Catalog des antiquarischen Bücherlagers 
von H. W. Schmidt in Halle a. S. 


Erste Ausgabe normaler Scleranthus-Originale 


für Botaniker und Landwirthe, 


zur vorläufigen Kenntnis der Familien in Decaden a 4 Mk. verschiedene, seltene, seltenere, 
seltenste, 40 Arten 


in vielen Exemplaren zum Vergleiche. 


Familieneintheilung der ganzen Gattung, erste Diagnostik! 
I. annui, einjährige. 


l. Polyearpi: vielfrüchtige: Fruchtknoten sehr klein, halbkugelich, Kelch- 
abschnitte lanzettlich. 
II. Setidentes: Fruchtknot. sehr klein, Kelchabschn. lanzettlich. pfriemlich 
zugespitzt. 
III. Graciles: Schlanke, einfach od. a. d. Basis ästig aufsteigend, Blüth. 
zugesp. quirl. od. endst. 
IV. Serpyllacei: feldkümmelartige, einf. Blüthen, endständ. traubig. 
V. Intermedii: mittlere, wenig od. sehr ästig, Bl. ohne Hüllbl. 
VI. Involucrati: hüllblüthige, sehr ästig, Bl. behüllt. 
VII. Allseitigblüthige: einzelne Bl. erdbeerartig, allseitig. 
VI. Falschquirl: pseudoverticillati dichotomi: 
a. isopodi, ramorum artic. subaequales. Fol. lin. v. filif. 
b. oedipodii, ramorum artic. basi incrassati. Fol. succ. 


IH. perennes, ausdauernde. 


IX. ramulosi: holzig verästelt, bodenständig. 
X. rudes repentes, planiflori. 
XI. uneinati, lacin. calycinis uncinatis distinctissimi! 
XI. setifolii, flor. oblong. obt., fol. tenuib. elong. 
XIII. dieranifolii, for. oblong. obt. fol. atten. recurvis. 
XIV. laevigati, flor. oblg. obt. brevifolii. 
XV. marginati, flor. oblong. ebt. lac. cal. alternis latius marg. emarginatis. 
XVI. larieifolii, flor. oblong. atten. obt. fol. ten. elong. 
XVII. eancellati, flor. oblg. obt. post anth. cancellato-cymosis. 
XVII. thyrsanthi, thyrsis distinetis acute stellifloribus. 


Ueber die landwirthschaftliche Wichtigkeit der Gattung Scleranthus u. a. 
wird sich die Leipziger Zeitung aussprechen. 

Die neuen Ausgaben von Decaden, sowie die Bestimmungen von an mich 
zugesendeten unbestimmten, aber mit Standorten u. Ss. w. versehenen Samm- 
lungen werden ununterbrochen fortgesetzt. 


Ludwig Reichenbach, 


der einzig erwählte Präsident und Direktor der Kais. Akademie Leopoldina der Naturforscher. 


Redakteur und Herausgeber Dr. Alexander Skofitz. — Verlag von ©. Gerold’s Sohn, 
Druck und Papier der ©, Ueberreuter'schen Buchdruckerei (M. Salzer). 


Vesterreichische 


Botanische Zeitschrift, 


Gemeinnütziges Organ 


für 
Die are } R Exemplare 
botanische Zeitschri - die frei durch die Post be- 
erscheint Botanik und Botaniker, zogen werden solide, er 
den Ersten jeden Monats. blos bei der Redaktion 
(V. Bez., Schlossgasse Nr. 15) 


Man pränumerirt auf seloe (Gärtner, Oekonomen, Porstmänner, Aerzte, ir siee sr 


(16 R. Bor) { Im Wege des 
ganzjährig, oder mit 7 op Buchhandels übernimmt 
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halbjährig, €. Gerold’s Sohn 

Inserate in Wien, 
die ganze Petitzeile N°® 10 so wie alle übrigen 

15 kr. öst. W., 7 ® Buchhandlungen. 

: h m ! 2 
XXV. Jahrgang. WIEN, Oktober 1875. 
INHALT: Batographische Notizen. Von Holuby. — Algen des Triester Golfes. Von Hauck. (Foert- 
setzung.) — Mykologisches. Von Schulzer. — Plantae ab Hildebrandt coll. Von Vatke. — Flora von 
Pola. Von Neugebauer. (Schluss.) — Pflanzen auf der Weltausstellung. Von Antoine. (Fort- 
setzung.) — Aufforderung. Von Dr. Willkomm. — Literaturberichte. — Vereine, Anstalten, Unter- 

nelımungen. — Inserate. 


Batographische Notizen. 
Von Jos. L. Holuby.. 


Für Freunde der formenreichen Gattung Rubus stellte ich im 
Laufe des vergangenen Herbstes eine mit fortlaufenden Nummern 
versehene Sammlung von ungarischen Brombeeren, und gedenke in 
deren Herausgabe von Zeit zu Zeit, je nachdem ich das dazu noth- 
wendige Material aufzubringen im Stande sein werde, fortzufahren. 
In dieser, 82 Nummern zählenden ersten Serie sind meist nur Süd- 
Trencsiner Formen enthalten, in den folgenden werden auch aus an- 
deren Comitaten Ungarns die auffallenderen nach Thunlichkeit ver- 
treten sein. Da nun ein nicht geringer Theil der in der ersten Serie 
enthaltenen Brombeeren meiner Meinung nach neu ist, gebe ich, mit 
Berufung auf die fortlaufenden Nummern der Sammlung, in Nachfol- 
gendem eine kurze Beschreibung der neuen Arten, Bastarten und 
Varietäten. 

5. Rubus sulcatus Vest. forma aprica. Schössling meist nie- 
dergestreckt, reichlicher als die in Holzschlägen wachsende Normal- 
form bestachelt; Blätter unterseits graufilzig. Staubfäden die Griffel 
weit überragend. Auf steinigen Brachen’ der Abhänge Dubravy und 


Boky bei Ns. Podhrad stellenweise in Menge. — Dr. Focke war der 
Oesterr. botan. Zeitschrift. 10. Heft. 1875. 23 


310 


erste, der den R. sulcatus Vest im Walde bei Resetärovee bei Ns. 
Podhrad erkannte. 

13. R. caesius L. flore pleno. Es ist diess eine gefüllt blüthige 
Form des R. caesius «. aquaticus NW. und wurde bisher nur in 
wenigen Stöcken an einem Gartenzaune in Ns. Podhrad angetroffen. 
Die Früchte abortiren immer. 

20. R. nemorosus Hayne var. praecox Hol. Schössling 8—10""- 
dick, niedrigbogig, kahl, drüsenlos, unbereift, stumpfkantig, nur 
mit kantenständigen 5—7”” langen, geraden Stacheln bewehrt; Blätter 
5zählig, dunkelgrün, oberseits kahl, unterseits blassgrün dünnfilzig; 
Endblättchen aus herzförmiger Basis rundlich, zugespitzt, mittlere 
Blättchen kurz — die untersten undeutlich gestielt oder sitzend, alle 
breit, sich mit den Rändern theilweise deckend; Blüthenstand kurz 
abgestutzt, an der Spitze gehäuft blüthig, mit röthlichen schwach ge- 
bogenen Stacheln spärlich bewehrt, drüsenlos; die Blätter des 
Blüthenstandes oberseits, nur die obersten spärlich striegelhaarig, die 
unteren stets kahl; Kelch graufilzig, drüsenlos, nach dem Verblühen 
abstehend; Blumenblätter schneeweiss, gross, behaart, an der Spitze 
seicht ausgerandet; Staubfäden ausgebreitet, den gelblichen 
Griffeln gleich hoch; Fruchtknoten kahl; Frucht schwarz, glänzend, 
halbkugelig, grosspflaumig, von fadem Geschmack. 

Bisher nur bei dem Ziegelofen zu Ns. Podhrad in einer grossen 
Gruppe. Blüht noch früher als R. sulcatus Vest, schon in der ersten 


Hälfte Juni. — Es ist diess eine sehr merkwürdige Form, die in vielen 
Merkmalen von R. nemorosus Hayne — besonders durch den gänz- 
lichen Mangel an Stieldrüsen — abweicht, ihm aber in der Tracht 


sehr ähnlich sieht, daher ich sie einstweilen als dessen Varietät be- 
trachte. Von R. nitidus NW. durch die sitzenden oder undeutlich 
gestielten. unteren Seitenblättchen, die schwache Bewehrung des 
Schösslings, die auch am Grunde des Blüthenstandes oberseits kahlen 
Blätter, die nach dem Verblühen abstehenden Kelchzipfel — hin- 
länglich verschieden. 

23. R. Schnelleri Hol, var. pilosus Hol. Blätter oberseits dicht 
striegelhaarig, sonst alles wie bei der Normalform. (Siehe Oest. 
B. Z. XXIII. p. 377). Häufig in den Rodungen „za BudiSovou“ bei Bo- 
Saca im Trencsiner Comitat. Die Stöcke sind zur Blüthezeit ganz mit 
Blüthen besäet, zur Fruchtzeit von den vielen Früchten nieder - 
gedrückt! 

29, 30. R. tomentosus Borkh., var. elegans Hol. Oest. B. Z. 
XXIN. p. 377. Blätter meist 5zählig, gross, breit, oberseits glänzend, 
kahl, nur an den Hauptnerven mit vereinzelten Striegelhaaren; Blu- 
menblätter eirundlich, gross. Kommt nicht nur am Fusse, des Kalk- 
hügels Lisica, sondern auch auf Weingartenrändern bei Stwriek im 
Südtrenesiner Comitat vor und ist überall steril. 

31. R. tomentosus Borkh. var. setoso-glandulosus Wtg. Die 
unter dieser Nummer ausgegebene Form hat dicht abstehend beharrte, 
reichlich mit Stieldrüsen besetzte, niedergestreckte Schösslinge und 
oberseits kahle Blätter. Auf sonnigen, steinigen Brachen nicht nur 


311 


in der Umgebung von Ns. Podhrad, sondern auch im Neutraer Co- 
mitat bei Hrusove, Starä Tura, Cachtice (Csejthe), dann bei Pressburg 
(Schneller!), Erlau, (Vrabelyi)! 

34. R. caesius><tomentosus OK. forma: glabratus. Stieldrüsen 
am Schössling reichlich vorhanden, Blätter oberseits kahl, unterseits 
nur in der Jugend weissfilzig, ausgewachsen grünlichgrau. In Zäunen 
des Thales Zlaby bei Podhrad. 

39. R. hirtus><tomentosus Hol. Schössling stumpfkanlig, nieder- 
liegend, dichtbestachelt, abstehend behaart, reichlich mit Stiel- 
drüsen besetzt; Stacheln ungleich, die grösseren von der Länge des 
Schösslingsdurchmessers, gerade, oder nur schwach gebogen, gelb; 
Blätter 3—5zählig, oberseits weichsammtig mit reichlichen Strie- 
gelhaaren, unterseits graufilzig; untere Seitenblättchen lateral; 
Blüthenstand schmal, dichtbestachelt und mit reichlichen Stiel- 
drüsen besetzt; Fruchtkelch zurückgeschlagen; Frucht gut ent- 
wickelt. — Bisher nur in einer Gruppe im Walde Resetärovec bei 
Ns. Podhrad. 

Unterscheidet sich von R. mollis Hol. durch eine ganz andere 
Bewehrung, lederige (nicht schlaffe) Blätter und den zurückgeschla- 
genen Fruchtkelch von R. hybridus><tomentosus OK. schon durch 
den sammtigen Ueberzug der Blätter und den zurückgeschlagenen 
Fruchtkelch; von allen Formen des R. tomentosus Borkh. durch die 
reichlichen Striegelhaare zwischen dem sammtartigen Ueberzug auf 
der Oberseite der Blätter. Zwar sah ich bisher unseren muthmassli- 
chen Bastart noch nicht blühend, kann mich daher über die Blumen- 
blätter, die Stellung und Höhe der Staubfäden nicht aussprechen, 
halte ihn aber nach den oben bezeichneten Merkmalen für hinlänglich 
von den erwähnten verwandten Formen verschieden. Ich werde nicht 
versäumen die Pflanze auch in der Blüthe zu beobachten und sie 
dann ausführlicher zu beschreiben. 

47, 48. R. Radula Whe. var. coloratus Hol. Blumenblätter, 
Staubfäden und Griffel purpurn. Häufig in Holzschlägen bei Ns. 
Podhrad, auch im Bosäcthale. 

49. R. Radula Whe. panicula dense aculeata. Aeste des 
Blüthenstandes mit langen gelblichen Stacheln reichlich bewehrt; 
Stacheln des Schösslings fast gleichlang. In Zäunen und Rodungen 
bei Ns. Podhrad. 

50. R. Radula Whe. var. nobilis Hol. Schössling gefurcht, 
Skantig, grössere und kleinere Stacheln gleichhäufig; Aeste des 
Blüthenstandes mit röthlichen langen Nadeln reichlich besetzt; Blätter 
gelblichgrün. In Gebüschen der Rodungen bei Moravsk& Ljeskove west- 
lich von Ns. Podhrad. — Unterscheidet sich von Nr. 49 durch die reich- 
lichen Stieldrüsen, die halbkugeligen (nicht konischen) Früchte, ver- 
zweigten, weniger behaarten, gefurchten Schössling, und die in’s 
Gelbliche spielenden Blätter. 

56. R. cicur Hol. Schössling 10 — 13”” dick, verzweigt, 
 stumpfkantig, kahl, mit spärlichen, kantenständigen, 4—6”" langen 

geraden Stacheln und dazwischen eingestreuten drüsentragenden 
23.* 


id 


u 


312 


Borsten besetzt; Blätter 5zählig mit centraler Blättchenstellung (nur 
die untersten Schösslingsblätter ausnahmsweise fussförmig), oberseits 
nur auf den Hauptnerven spärlich behaart, sonst kahl, unterseits 
reichlich kurzhaarig, fast gleichfarbig; Endblättchen eirund, mit 
aufgesetzter Spitze, die mittleren lang-, die untersten kurz- aber 
immer deutlich gestielt, sämmtlich doppelt grob gesägt; Blüthenstand 
bis über die Mitte beblättert, locker, mit 3gabeliger Verästelung, mit 
spärlichen nadelförmigen, geraden, gelblichen Stacheln und dazwischen 
eingestreuten Stieldrüsen besetzt; Kelch graufilzig, nach dem Ver- 
blühen zurückgeschlagen; Blumenblätter verkehrt eiförmig, weiss, 
behaart; Staubfäden aufrecht, die Griffel weit überragend, nach 
dem Verblühen über denselben zusammenneigend; Fruchtknoten kahl; 
Frucht halbkugelig, grosspflaumig, schwarz, glänzend. — In 
Holzschlägen des Waldes Jarolinka bei Ns. Podhrad häufig. 

R. cicur steht dem R. rudis NW. nahe, unterscheidet sich aber 
von ihm durch die grossen Blättchen, den weitschweifigen, lockeren, 
auf der Spitze wie abgestutzten Blüthenstand, die spärliche Beweh- 
rung, den stets astigen Schössling und die konstant weissen Blüthen. 

Der Güte Herrn M. Winkler’s in Giessmannsdorf verdanke ich 
eine reichhaltige Sammlung meist böhmischer, von E. Weiss bei 
Rokytnice, gesammelter Brombeeren. Darunter finden sich auch 
einige Exemplare ohne Namen mit der Bezeichnung des Standortes: 

„Rokytnitz 12, 8, 1857,“ in welchen ich unseren R. cicur erkenne. 
Diese böhmischen Exemplare stimmen mit der hiesigen Pflanze ganz 
überein. 

Bei dieser Gelegenheit bemerke ich, dass die untersten Blätter 
am Schössling nicht nur bei R. eicur, sondern auch bei R. candicans 
Whe. auf der Oberfläche Striegelhaare führen, dass man also für’s 
Herbar das Blaltstück eines Schösslings womöglich von der Mitte des 
letzteren und nicht vom Grunde schneiden soll. Auch ist die Beweh- 
rung des Schösslings am Grunde stets von der der Mitte desselben 
verschieden. 

57. R. delicatus Hol. Schössling 6—10”” dick, einfach, stumpf- 
kantig, abstehend diehtbehaart, mit eingestreuten spärlichen Stiel- 
drüsen; grössere Stacheln kantenständig, gerade oder nur mässig 
gebogen, von der Länge des Schösslingdurchmessers, bis über die 
Mitte abstehend behaart, die kleineren schr spärlich; Blätter 5zählig, 
fussförmig, oberseits spärlich striegelhaarig, unterseits grau- 
filzig; Endblättchen aus seichtherzförmiger Basis rundlich, zugespitzt; 
untere Seitenblättehen kurzgestielt, oder auf den Stielen der mittleren 
Blättchen fast sitzend; Blüthenstand im Umrisse eiförmig, beblättert, 
dessen Aeste und Blüthenstiele abstehend dichtbehaart mit verein- 
zelnten Stieldrüsen und mässig gebogenen gelben, dünnen Stacheln 
reichlich besetzt; Kelch sraufilzig ‚ nach dem Verblühen abstehend; 
Blumenblätter verkehrt eiförmig, behaart, auf der Spitze seicht aus- 
gerandet, rosafarbig; Staubfäden trichterförmig ausgebreitet, purpurn, 
den röthlichen Griffeln gleichhoch; Fruchtknoten behaart; Frucht 
schwarz, glänzend, halbkugelig. 


Ba" N, EN it Fe ee h 3 
313 


Häufig im Erlengebüsch bei dem Ostrolucky'schen Meierhof im 
Bosäcthale nordwestlich von Ns. Podhrad. Dem R. Radula var. co- 
loratus in der Tracht ähnlich, jedoch durch die abstehenden Frucht- 
kelche, den beblätterten Blüthenstand, die spärlichen Stieldrüsen, und 
andere Bekleidung des Schösslings leicht zu unterscheiden. 

61, 62. R. polycarpus Hol. Schössling 8—10"" dick, stumpf- 
kanlig, verzweigt, bereift, fast kahl, mit grösseren kantenstän- 
digen, geraden oder nur an der Basis mässig geneigten, und kleineren, 
nadelförmigen, häufigen Stacheln, sowie reichlichen Stieldrüsen be- 
setzt; Blätter 3—3zählig, letztere fussförmig, oberseits striegelhaarig, 
unterseits graufilzig; Endblätichen verkehrteiförmig, zugespitzt; mitt- 
lere Blättchen lang — die untersten kurzgestielt; Blüthenstand bis 
über die Mitte beblättert, mit wiederholt 3gabeliger Verästelung ; 
Blüthenstiele wenig behaart, aber reichlich mit geraden langen Nadeln 
und Stieldrüsen besetzt; Kelch graufilzig, reichliche Stieldrüsen und 
zerstreute Nadeln führend, nach dem Verblühen aufrecht; Blumen- 
blätter elliptisch, rosafarbig, behaart; Staubfäden aufrecht, blassrosa, 
die gleichfalls rosafarbigen Griffel etwas überragend; Frucht- 
knoten kahl; Frucht langkonisch, schwarz, glänzend, aromatisch 
süss, aus sehr zahlreichen kleinen Beerchen zusammengesetzt. 
Sehr häufig im Erlengebüsch bei dem Ostrolucky’schen Meierhof 
im BoSäcthale nordwestlich von Ns. Podhrad, dann am Fusse des 
Berges Rohätovä bei BosSäca. 

Von R. Radula Whe. durch den bereiften Schössling, den aufrech- 
ten, die Frucht umschliessenden Kelch, und die auffallend langen, 
konischen, klein- und vielpflaumigen Früchte hinlänglich verschieden. 

63. R. lacteus Hol. Schössling 5 — 7”""” dick, stumpfkantig, 
schwach bereift, spärlich abstehend behaart, mit grösseren, un- 
regelmässig stehenden, 3—4”" langen, mässig gebogenen, gelblichen, 
und dazwischen stehenden vielmal kleineren Stacheln bewehrt, reich- 
lich mit gelblichen Drüsen besetzt, Blätter 3—5zählig, lederig, 
oberseits dunkelgrün, dicht striegelhaarig, unterseits blasser, 
dünnfilzig, Endblättchen aus seicht herzförmiger Basis verkehrt- 
eiförmig mit aulgesetzter Spitze; mittlere Blättchen lang-, die unteren 
kurzgestieli, lateral; Blüthenstand bis zur Mitte beblättert, im Um- 
risse eiförmig, gedrungen blüthig; Blüthenstiele mit dünnen 
Nadeln und Stieldrüsen reichlich besetzt, abstehend behaart und 
graufilzig; Kelch graufilzig, spärlich drüsig, nach dem Verblühen 
aufrecht; Blumenblätter milchweiss, verkehrt eifürmig, behaart; 
Staubfäden aufrecht, griffelhoch; Fruchtknoten kahl; Frucht 
schwarz, glänzend, konisch. 

In Menge am Saume der Gebüsche oberhalb .des Resetärovec 
unweit vom Kalkhügel Hlohovä bei Ns. Podhrad, bisher an zwei Orten. 

Durch die oberseits dicht striegelhaarigen, beiderseits fast gleich- 
farbigen, kleineren Blätter, die unregelmässig stehenden grösseren 
Stacheln, die graufilzigen Blüthenstiele, den kürzeren Blüthenstand 
und die konstant milchweissen Blumenblätter von R. polycarpus leicht 
zu unterscheiden. 


SE u 


> 


314 


67. R. Reussii Hol. Schössling einfach, sehr lang, 4—6"" 
diek, stumpfkantig, unbereift, mit unregelmässig stehenden Stacheln 
von verschiedener Länge, reichlichen Stieldrüsen und Borsten be- 
setzt, die grösseren Stacheln über der Basis mässig geneigt, dünn, 
purpurbraun, mit gelber Spitze, so lang wie der Durchmesser des 
Schösslings; Blätter meist dreizählig, dunkelgrün, oberseits fast 
kahl, unterseits spärlich behaart, gleichfarbig,; Endblättchen aus 
herzförmiger Basis rundlich mit kurzer aufgesetzter Spitze, doppelt 
kleingesägt. Blüthenstand am Grunde beblättert, schmal, dicht- 
blüthig, mit kurzen Aesten; Blüthenstiele abstehend behaart, dicht- 
drüsig, benadelt; Kelch graugrün, rothdrüsig und benadelt, nach dem 
Verblühen aufrecht; Blumenblätter weiss oder röthlich, behaart, 
schmal; Staubfäden einreihig, aufrecht, kaum die halbe Höhe 
der Griffel erreichend; Fruchtknoten kahl; Frucht schwarz, 
glänzend, halbkugelig, gut zur Entwicklung gelangend. 

Bisher nur im Walde bei ReSetärovec bei Ns. Podhrad, daselbst 
aber stellenweise in grossen Gruppen. 

Diese ausgezeichnete Form, die ich mit dem Namen des um die 
Flora Oberungarns hochverdienten Dr. G. Reuss (}), Verfasser der 
„Kvetna Slovenska“ ziere, unterscheidet sich von manchen spärlich 
behaarten Formen des R. hirtus W.K. (wie Nr. 75 meiner Exsiccaten 
„Rubi hungarici)* durch die Bewehrung des Schösslings, die Gestalt 
der Blätter, den schmalen, dichten Blüthenstand, die einreihigen sehr 
kurzen Staubfäden. In seiner unmittelbaren Nähe wachsen eine Menge 
Glandulosen, mit griffelhohen und die Griffel überragenden Staub- 
fäden, ohne dass ich auf Uebergänge von R. Reussü in eine oder 
die andere der Formen gestossen hätte. 

77. R. hungaricus Hol. Schössling niedergestreckt, stumpfkantig, 
dünn (3”°), unbereift, spärlich behaart; die grösseren Stacheln 
meist länger als der Durchmesser des Schösslings, dünn, gekrümmt, 
die kleineren zerstreut, nadelförmig, mit dazwischen eingestreuten 
spärlichen Stieldrüsen; Blätter vorherrschend 5zählig, fussförmig, 
oberseits striegelhaarig, unterseits dichtbehaart und grün; Endblättchen 
breiteiförmig, zugespitzt, untere Blättchen deutlich gestielt; Blüthen- 
stand lang, schmal, lockerblüthig, reichlich mit purpurnen Stieldrüsen 
und langen Nadeln besetzt; Kelch graufilzig, drüsig und benadelt, 
nach dem Verblühen aufrecht; Blumenblätter purpurn, schmal, be- 
haart; Staubfüden aufrecht, griffelhoch; Fruchtknoten filzig; 
Frucht halbkugelig, grosspflaumig, schwarz, glänzend. 

Auf steinigen, buschigen Stellen im Walde Resetärovce bei 
Ns. Podhrad. 

Von R. Reussii durch den lockeren Blüthenstand, die Bekleidung 
der Blätter, die griffelhohen Staubfäden und filzigen Fruchtknoten 
verschieden. 

78. R. maleficus Hol. Schössling 8—12"" dick, verzweigt, 
stumpfkantig, unbereift, kahl, mit dichtstehenden, verschieden 
langen, wenig geneigten strohgelben Stacheln und Stieldrüsen be- 


selzt; die grösseren Stacheln von der Seite zusammengedrückt, so 


a dee EEE I De a a dr ne ae Dr er’ FRE a a 
= Pi n v 2 r . 
I. 


315 


lang wie der Durchmesser des Schösslings; Blätter 5zählig, fuss- - 
förmig, oberseits kahl, unterseils nur in der Jugend graulfilzig, 
später graugrün; Endblättchen aus herzförmiger Basis rundlic h, zu- E 
gespitzt, die unteren Seitenblättchen kurzgestielt; Blüthenstand 
ziemlich dichtblüthig, am Grunde beblättert, oft 3gabelig verästelt; I 
Blüthenstiele graufilzig, mit diehtstehenden kurze n gelben Stieldrüsen 


und langen Nadeln bewehrt; Kelch graufilzig, armdrüsig, unbewehrt, 

nach dem Verblühen abstehend; Blumenblätter verkehrt-eiförmig 

behaart, weiss, gross, Staubfäden trichterig ausgebreitet, den grünen R 

Griffeln gleich hoch; Fruchtknoten Kahl, Frucht schwarz, slanzend, ; 

grosspflaumig, halbkugelig. R 
Im Thale Tmavä Dolinka bei Ns. Podhrad an mehreren Stellen. ? 
Von R. infestus NW. durch die fast geraden Stacheln, den 3 

kahlen Schössling, die oberseits kahlen, unterseits graufilzigen Blätter x 

und die unbewe hrten Kelche verschieden. 2 
79. R. begoniaefolius Hol. Schössling stumpfkanlig, meist nie- BR: 

derliegend, 3— 6"" dick, bereift, spärlich behaart, reichdrüsig; . 


Stacheln ungleich, dünn, gerade, gelblich; Blätter 3zählig, beider- 
seits spärlich angedrückt kurzhaarig, oberseits gelblich 
grün, unterseits blasser; Endblättchen aus herzförmiger Basis rund, 
zugespitzt, Seitenblätichen kürzgestielt, an der Basis ungle ich hu 
schief herzförmig; sämmtliche Blättchen gross, breit, am Rande 
spärlich bewimpert, sich mit den Rändern the ‚ilweise deckend; Blüthen- 
stand kurz, locker, reichlich mit Stieldrüsen und feinen, geraden 
Nadeln besetzt, Kelch graufilzig, reichliche Stieldrüsen führend, nach 
dem Verblühen aufrecht; Blumenblätter verkehrt-eiförmig. gewimpert, 
weiss; Staubfäden aufrecht, sehr zahlreich, die Griffel überra- 
gend: Fruchtknoten kahl; Frucht halbkugelig, schwarz, glänzend. 
— In Holzschlägen bei Ns. Podhrad, so: Resetärovce, Jarolinka, 
Hlohova. 


Von R. glandulosus Bell. durch die grossen, an Begonien er- 
innernden Seitenblättchen, den hin und her gebogenen Blüthenstand, 
grosse Blüthen, lange Staubfäden und die sehr spärliche Behaarung 
der Blätter leicht zu unterscheiden. 


80. R. stenothyrsos Hol. (R. Sprengelii Hol. ers. non NW.) 
Schössling 5—7"” dick; gefurcht 5kantig, bereift, kahl, mit 
reichlichen gelben Stieldrüsen und ungleichen, fast geraden Stacheln 
besetzt; Blätter 3—5zählig, fussförmig, beiderseits grün und 
behaart (rauh): Endblättchen herzeirund. mit langer Spitze; Seiten- 
blättchen deutlich gestielt — alle doppelt grobgesägt; Blülhenstand 
lang, schmal, locker; Blüthenstiele graufilzig “und von abstehenden - 
kurzen Haaren rau h; reichlich mit Stieldrüsen und kurzen, geraden, 
feinen Nadeln besetzt; Kelch graufilzig und rauhhaarig, mit verein- 
zelten Stieldrüsen, nach dem Verblühen aufrecht; Blumenblätter 
eiförmig, purpurn, behaart, gross: Staubfäden trichlterförmig ausge- 
breitet, blasspurpurn, die gelblichen Griffel weit überragend; 
Fruchtknoten bekaart; Frucht halbkugelig, grosspflaumig, schwarz, 


316 


glänzend. — Bisher nur auf einer Stelle im Walde Resetärovec bei 
Ns. Podhrad. ° 

In den Jahren 1872—4 habe ich diese Form unter dem irrigen 
Namen „R. Sprengelü NW.“ an Freunde versendet, von welchem 
sie sich aber schon durch den stark bereiften, gefurchten Schössling, 
die sehr langen Staubfäden und die reichlichen Drüsen hinlänglich 
unterscheidet. 


Ns. Podhrad, 15. April 1875. 


202. 


Verzeichniss der im Golfe von Triest gesammelten 
Meeralgen. 
Von F. Hauck. 


(Fortsetzung.) 


Corallineae 


56. Melobesia membranacea Lamour. (Rosanoff Recherches anatom. 
sur les melobösiees p. 66. — Hapalidium roseolum Kg. Tab. 
phyc. XIX. tab. 92, a, b?). Ziemlich verbreitet auf verschie- 
denen Algen z. B. Gelidium, Cladophora ete. 

57. — farinosa Lamour. (Rosanoff 1. c. p. 69. — Hapalidium Phyl- 
lactidium Kg. Tab. phyc. XIX, tab. 92 c—f? — Melobesia 
granulata Men. Kg. 1. c. tab. 95 a, b). Auf Zostera, Sargas- 
sum, Padina, Chaetomorpha etc. gemein. 


58. — pustulata Lamour. (Rosanoff 1. c. p. 72). Auf Fucus etc. oft 
gemeinschaftlich mit M. farinosa. 
59. — macrocarpa Rosanoff (l. c. p. 74). An Cystosirenstämmen. 


60. Litophyllum Lenormandi (Aresch). Rosanoff (I. c. p. 85). Ueber- 
zieht Steine, Schnecken etc. mit einer violett röthlichen Rinde; 
überall häufig. 

61. Lithothamnion racemus (Lamarck) Aresch. (apud J. Ag. Spec. 
Alg. Il.-p. 521. — Spongites stalactitica Kg. Tab. phyc. XIX, 
tab. 98 a, b. — Spongites nodosa Kg. 1. c. tab. 98 c, d). 
Triest, Muggia. 

Auch Handelsartikel, als sogenannte Kropfsteine offizinell; 
darunter finden sich nicht selten Lithophyllum agariciformis 
(Pall.) Aresch., Lithophyllum decussata (EIl.) Aresch., und 
Lithothamnion polymorphum Aresch. 

62. — polymorphum (L.) Aresch. (apud J. Ag. Spec. Alg. II. p. 524. 
— Spongites confluens Kg. tab. phyc. XIX, tab. 97, a—d). 
Triest, selten. 

63. Amphiroa eryptarthrodia Zan. (Icon. phyc. adriat. II, p. 77, 
tav. XCIX. A). Miramar an Cystosirenstämmen. 

64. — verruculosa Kg. (Spec. Alg. p. 700, tab. phyc. VII. 39. g—k). 
Triest, Miramar an Cystosirenstämmen. 


69. 


74. 


St 
[e1} 


76. 


317 


Areschoug in J. Ag. Spec. Alg. p. 532 führt diese durch 
Kützing’s Bild gut charakterisirte Art als synonym zu A. 
rigida an, von welcher sie jedoch verschieden ist. 

Jania rubens (L.) Lamour. (Aresch. apud J. Ag. Spec. Alg. II, 
p- 557), häufig. — An verschiedenen Algen, wie Rytiphlaea, 
Cladostephus etc. 

— corniculata (L.) Lamour. (Aresch. apud J. Ag. Spec. Alg. II. 
p- 558 — Corallina Plumula (Zan.) Kg. tab. phye. VIil, tab. 
86. a, b). Triest, Pirano. Vorkommen wie bei voriger Art. 

Corallina offieinalis L. (Aresch. apud J. Ag. Spec. Alg. II. pg. 
562). Triest im Hafen, Miramar, Pirano etc. an Steinen. 

— virgata Zan. (Kg. tab. phyc. VIII, tab. 76, d—f). Häufig an 
Cystosirenstämmen. 


Sphaerococeoideae, 

Gracilaria confervoides (L.) Grev. (J. Ag. Spec. Alg. II, p. 587. 
— Sphaerococeus divergens Kg. tab. phyc. XVII, tab. 74, 
a, b). An sandigen Stellen, in Häfen, Kanälen etc., sehr ver- 
breitet. — Das ganze Jahr hindurch. 

— armata (Ag.) J. Ag. (J. Ag. Spec. Alg. II, p. 591). Triest 
im Winter. 

— compressa (Ag.) Grev. (J. Ag. Spec. Alg. I, p. 593). Im 
Gebiete häufig, fruktifizirt im Sommer und Herbst. 

Sphaerococcus coronopifolius (Good. et Wood.) Ag. (J. Ag. Spec. 
Alg. Il, p. 644). Miramar, Pirano, im Winter. 


Delesserieae. 

Nitophyllum Vidovichii (Menegh. Giorn. bot. 1844, p. 299). 

Var. confervaceum (Menegh.)(Nif.confervaceum Men., Zanar- 
dini Icon. phyc. adriat. I, p. 87, Tav. XXD. 

Die typische breitlaubige Form nicht selten bei Triest, 
Miramar etc. Die var. confervaceum an Cysiosirenstämmen, 
die aus grösseren Tiefen heraufgeholt wurden, bei Pirano. — 
Im Winter. 

— venulosum Zan. (Icon. phyc. adriat. II, p. 33, tav. XLIX A. — 
Acrosorion aglaophylloides Kg. tab. phyc. XIX, tab. 10. a, b). 
Triest. — Im Winter. 

Von N. uneinatum J. Ag., zu welchem diese Alge von 
einigen Autoren gezogen wurde, auch steril durch das ganz 
eigenthümliche Zellgewebe und die besonderen Haftorgane gut 
zu unterscheiden. 

— punctatum (Stackh.) Harv. var. ocellatum J. Ag. (J. Ag. Spec. 
Alg. II. p. 659). An grösseren Algen. — Im Winter sehr 
häufig. 


Delesseria Hypoglossum (Woodw.) Lamour. (J. Ag. Spec. Alg. 


Il, p. 693). 
Var. penicillata (D. penicillata Zan. Icon. phyc. adriat. I. 
p. 51, tav. XIID. 


318 


80. 


81. 


82. 


Var.? crispa (D. erispa Zan. Icon. phye. adriat. II, p. 17, 
tav. LXXAIV). 

Meist an Cystosirenstämmen und grösseren Algen bei Triest, 
Miramar etc. Die var. penicillata bei Pirano.. — Winter, 
Frühjahr. 

Einen spezifischen Unterschied der beiden Varietäten von 
D. Hypoglossum kann ich nach den gemachten Beobachtungen 
nicht finden. Die var. penicillata ist eine schmale in ziemli- 
cher Tiefe wachsende Form der Hauptart und steht zu dieser 
im selben Verhältnisse wie die var. confervaceum zu N. Vi- 
dovichi Men. Es ist eine bei den Meeralgen häufige Erschei- 
nung, dass jene, welche nahe der Oberfläche wachsen, sich 
in allen ihren Dimensionen üppiger entwickeln, während die- 
selben Arten aus grösserer Tiefe die schmalen und zarten 
Formen annehmen wie im vorliegenden Falle; ebenso üben 
ruhige und der Brandung stark ausgeselzte Standörter, Jah- 
reszeil, Temperatur und chemische Beschaffenheit des Meeres 
einen weiteren bedeutenden Einfluss auf die äusseren Formen 
einer Alge aus, so dass man leicht versucht werden kann, 
die verschiedenen Extreme für eigene Spezies zu halten. 

Die entschiedensten Uebergänge in D. Hypoglossum trifft 
man auch bei der var. crispa, welche wieder neuerdings von 
Zanardini 1. c. als eigene Art hingestellt wurde; ob aber die. 
Stellung der Coccidien seitlich von der Mittelrippe konstant 
und daher ein genügendes Merkmal zur artlichen Abtrennung 
von D. Hypoglossum bietet, müssen noch weitere Untersu- 
chungen dieser sehr veränderlichen und selten Coceidien 
tragenden Alge ergeben. 


Wrangelieae. 
Spermothamnion Turneri (Mert.) Aresch. (J. Ag. Spec. Ale, H. 
p. 23). Pirano, Grignano, an grösseren Algen. — Winter und 


Frühjahr. 
Wrangelia penicillata Ag. (J. Ag. Spec. Alg. II. p. 708). Triest, 
Muggia, Capodistria etc. Vom Winter bis zum Herbst. 
Naccaria Vidovichi Menegh. (Zanard. Icon. phyc. adriat. I. p. 
143, tav. XXXIV). Miramar im Sommer. 


Chondrieae. 


Lomentaria linearis Zan. (Icon. phyc. adriat. II. p. 161. Tav. 
LXXIX. excl. syn. L. phalligera Kg. tab. phye.). Triest, Pi- 
rano, Miramar. — Sommer und Herbst. . 

— parvula (Ag.) Gaill. (). Ag. Spec. Alg. II. P 729. — Kg. 
tab. phyc. XV. tab. 87. — L. brevis “B- l.- c. tabaBS are. 
L. intertexta Chauv. Kg. 1. c. tab. a, ". Triest vom 
Winter bis zum Herbst. 

— Kaliformis (Good. et Woodw.). Gaill. (J. Ag. Spec. Alg. Il. 
p- 731). 


83. 
84. 


86. 


319 


Folgende von Kützing in den Tab. phyc. Band XV. abge- 
: bildeten Formen ziehe ich hieher: L. Kaliformis Gaill. — Kg. 
l. c. tab. 86, a—c. — L. patens Kg. |]. c. tab. 89, c, d. — 
— L. squarrosa Kg. 1. c. tab. 90, a—c. — L. dasyclada 
Kg. 1. c. tab. 93. — L. ambigua Kg. 1. c. tab. 95, a—c. — 
L. phalligera Kg. 1. ce. tab. 91, c—g ? 
Sehr verbreitet und häufig. Vom Winter bis zum Herbst. 
— Im Leben schön irisirend wie die meisten Lomentarien. 
Lom. refleca Chauv. (J. Ag. Spec. Ale. Il. p. 733). Triest vom 
Winter bis zum Herbst. 
— clavata (Roth.) J. Ag. (Spec. Ale. I. p. 735). Triest, Mug- 
gia, Miramar, Pirano ete. — Vom Winter bis zum Herbst. 
Lomentaria articulata (Huds.) Lyngb., welche nach J. 
Aghardh (Alg. maris medit.) nicht selten bei Triest vorkom- 
men soll, ist mir weder aus dem Triester Golf noch über- 
haupt aus der Adria bekannt. Die Exemplare, die ich unter 
diesem Namen erhielt, gehörten entweder zu L. linearis Zan., 
mit der sie grosse Aehnlichkeit hat, oder zu den Jugendzu- 
ständen von L. Kaliformis. 
Riccardia Montagnei Derb. et Sol. (Zanard. Icon. phye. adriat. 
II. p. 83, tav. LXD. Miramar, parasitisch auf Laurencia obtusa. 
Im Winter und Frühjahr. 
Laurencia obtusa (Huds.) Lamour. (J. Ag. Spec. Alg. II. p. 750). 
Mit folgenden Formen, welche im Gebiete vorkommen, die 
aber unter sich wieder durch die mannigfaltigsten Uebergänge 
verbunden sind. L. obtusa genuina Kg. tab. phyc. XV. tab. 
54. a,b. — L. obtusa gracilis Kg. 1. ce. tab. 54, c, d. — 
L. obtusa racemosa Kg. 1. c. tab. 55, a, b. — L. obtusa 
erucifera Kg. 1. c. tab. 55, d,e. — L. oophora Kg. |. c. 
tab. 57, a,b. — L. multiflora Kg. 1. c. tab. 58, a, b. — 
L. patentiramea Kg. 1. c. tab. 59, a, b. — L. laxa Kg. |. c. 
tab. 60. a. 
Sehr häufig und verbreitet vom Winter bis zum Herbst. 
— paniculata J. Ag. (Spec. Alg. II. p. 755). Um Triest nicht 
selten. — Frühjahr bis Herbst. 
— papillos® (Forsk.) Grev. (J. Ag. Spec. Alg. II. p. 756). Mira- 
mar, Muggia, Pirano. Frühjahr bis Herbst. 
— pinnatifida (Gm.) Lamour. (J. Ag. Spec. Alg. II. p. 764). 
Verbreitet und ziemlich häufig. Winter bis Herbst. 


(Fortsetzung folgt.) 
m —— 


Mykologisches, 
Von St. Schulzer von Müggenburg. 


IV. 
Nirgends im ganzen Pilzreiche scheint es leichter zu sein, für 


denselben Pilz zweierlei verschiedene Früchte zu erweisen, 


320 


als bei den Caeomacei Bon. —= Monospori de Bary, wo man Hunderte 
von Räschen nacheinander finden kann, in welchen Caeoma- und 
Phragmidium-Sporen gemischt demselben Hypostroma entspringen, 
und doch dürfte sich die Sache, nach meinen Beobachtungen, anders 
verhalten. 

Die nicht erweisbare Erklärung dieser alltäglichen Erscheinung 
durch die Gegner des Polymorphismus, dass nämlich die völlig gleich- 
artigen Mycelien zweier Formen sich durchwachsen, lasse ich ganz 
unbeachtet, obschon ich mich früher auf Autorität Anderer, selbst 
dazu bekannte. Verhandl. der zool. bot. Ges. 1867. Seite 712. 

Dass dieselbe Art bald ein scheinbar feinzelliges, durch das 
Mycelium gebildetes Hypostroma besitze, bald wieder nur ein deut- 
lich ästig-fädiges Mycelium, wird kaum Jemanden wahrscheinlich 
vorkommen. 


Nun sah ich Phragmidium bulbosum Schlchtd. an Himbeer- und 


Brombeerblättern in zahllosen Fällen, sowohl untermischt mit Uredo 
flava Bon., und Physonema flavum, als auch für sich allein, auf einem 
hervorgebrochenen, gelblichen Hypostroma; in einem Jahre fand ich 
aber auch diese Art mit ganz gleicher, durchaus in gar nichts ab- 
weichender Fruchtform, ohne alle fremde Gesellschaft, auf der Unter- 
seite von Brombeerblättern als anfangs punkigrosse und zerstreute 
kleine schwarze Räschen, zuletzt durch Zunahme an Zahl als grössere 
Flecke erscheinen. Hier war das Mycelium kein hervorbrechendes 
Hypostroma, sondern bestand aus hyalinen ästigen Hyphen, die sich 
im Blattparenchym nahezu horizontal verbreiteten, ohne sich zu ver- 
flechten. 1. c. 1864, Seite 113. 

Ich kann gegenwärtig nicht umhin, diese Myceliumform, als 
allen Phragmidien-Arten eigen anzusehen, um so mehr, da ich auch 
bei meinem, durch den Standort von seinen Genossen so völlig ab- 
weichenden Phragm. fructigenum eine ähnliche antraf. 

Die Hypostromata, auf welchen wir die meisten 
Phragmidien sehen, sind ausschliessliches Eigenthum der 
Monospori, aber das passendste Substrat für manches Phragmidium, 
auf welchem dessen Sporen üppig keimen, mit ihren Myceliumfäden 
selbes fest umschlingen und durchziehen, die dann, ihrer Zartheit 
und Hyalinität wegen, nicht mehr getrennt verfolgbar sind. Nur dann, 
wenn die betreffende Phragmidium-Spore diesen ihr von der Natur 
zugewiesenen Ernährer nicht vorfindet, keimt sie am nackten Blatte. 
Manche Räschen enthalten bloss Phragmidien ohne Beimengung einer 
Caeomacee und entspringen doch einem Hypostroma. In diesem Falle 
überwältigte das Mycelium des Gastes jenes des Wirthes, auf dessen 
Aussaugung es ohnehin angewiesen ist, in so hohem Grade, dass es 
zwar forivegelirt, aber keine eigene Frucht zu erzeugen vermag. 

Dieses bestätigt auch die beim Phr. muceronatum Schlchtd., 
welches mit Caeoma Rosae Schlchtd., Uredo flava Bon. und Epitea 
hamata Bon. so häufig vorkommt, gemachte Beobachtung: Je mehr 
Phragmidium- desto weniger Monospori-Früchte, oft bis zum gänz- 
lichen Verschwinden der letzteren, und umgekehrt, was bei der Epitea 


c+2 


321 


sogar auf die Zahl der Cystidien den auffallendsten Einfluss hat. Dort 
also, wo das Phragmidium auf einem Hypostroma erscheint, ist es 
ein Parasit der Caeomacee, die er jedesfalls schädigt, oft un- 
fruchtbar macht, und kann eben desshalb nicht als ein hervor- 
brechender Brandpilz betrachtet werden. 

Morphologisch scheint freilich Phragmidium mit mehrmal sep- 
tirten Früchten nur eine weitere Stufe des einfachen Uromyces und 
der einmal getheilten Puccinia um so mehr zu sein, da man nicht 
selten den normal ausgebildeten Phragmidien-Früchten die beiden 
letzteren, täuschend simulirenden Formen beigemengt findet; doch hat 
diess bei näherem Betrachten seine Bedenken. 

Corda erklärte in den Icon. fung. IV. Seite 7 beim Sepedonium 
mycophilum alle Phragmidien für Epiphyten; die Neueren bezeichnen 
sie als Endophyten, welcher Angabe meine Erfahrung bei ein paar 
Arten entschieden widerspricht. 

Entsteht das Phragmidium auf einem Caeomaceen-Hypostroma, 
so sind seine jungen Früchte mit gelbem Plasma gefüllt und die 
dunkle Färbung erfolgt bei fortschreitender Entwicklung von oben 
beginnend, erst später. Wahrscheinlich eine Folge der aus dem gelb- 
lichen Stroma bezogenen Nahrung. 

Melampsora Cast. traf man meines Wissens bisher nur als Ge- 
genfüssler von Monospori an. Mir kam anfangs Oktober an Kirschen- 
und Weichselblättern, zuweilen in Menge, auf der Unterseite eine 
Puceinia vor, die ich pallide-flavens benannte, deren Mycelium wie 
gewöhnlich unter der Blattoberhaut ein später hervorbrechendes Hy- 
postroma bildet. Fast unmittelbar von diesem gehen entgegengesetzt 
die als eine dichte Masse beisammen liegenden, der Gattungseigen- 
thümlichkeit entsprechend um diese Zeit noch unreifen Schläuche einer 
Melampsora in senkrechter Richtung ab, und diese Masse erstreckt 
sich nicht bloss bis zur oberen Blattfläche, sondern zuweilen auch 
seillich über das Hypostroma hinaus. 

Sehr leicht zu finden, denn auf den grünen Blattflächen verräth 
ihr Dasein die Melampsora schon dem unbewaffneten Auge durch 
lebhaft gelbe Flecke, die Puccinia durch bloss gelbbräunliche Tu- 
berkeln. In manchem Herbste ist beinahe jedes Blatt davon bewohnt. 
Nicht selten nimmt das Pilzchen die ganze Blattareola, wo es entsteht, 
in Besitz und macht das Chlorophyll verschwinden. 

Die Früchte dieser, wie ich glaube neuen Puceinia, sind gleich 
den Stielen und dem Hypostroma bläulich-weiss, erstere stellen sich 
jedoch unterm Mikroskope, wegen ihrer Füllung bei durchfallendem 
Lichte gelbbräunlich dar. 

Unter dem die Puceinia erzeugenden, wenig mächtigen Hypo- 
stroma fand ich eine Reihe in der Gestali noch unangetasteter poly- 
goner Parenchymzellen, die jedoch von Myceliumhyphen wirr durch- 
zogen und beinahe ganz der grünen Farbe beraubt waren, an deren 
Stelle eine fast gelbbraune trat. Unmittelbar an diese Zellenschicht 
stossen die Schläuche der Melampsora mit ihrem Fusse an. 


322 


Ungeachtet letztere, wie gesagt, noch völlig unreif waren und 
dieselbe grünlich-gelbbraune Färbung hatien, gelang es mir doch 
mehrere von einander zu trennen, wo sich mir verschiedene Gestalten 
darboten. Die Grundform ist wohl die walzenförmige, in der Mehrzahl 
durch Kerbung in zwei oft ungleiche Stücke abgetheilt, aber stellen- 
weise Erweiterungen oder Verdünnungen sind fast eher Regel als 
Ausnahme. Auch sah ich sie verschiedene Male dreifächerig u. s. w. 
Im Ganzen sind jedoch die Schläuche zweisporig und die Länge der 
Sporen varirt von 0°'037—0'048 Mm. Ich benannte das Gebilde 
M. Cerasi. 

Monstrositäten und durch Accommodation hervorgerufene, von 
der Normalform des Fruchtkörpers abweichende Gestalten, falls sie 
im Freien entstehen, mögen wohl auth geeignet sein, unsere 
Einsicht im das Wesen der Pilzwelt zu erweitern. 

Cantharellus cornucopioides Fr. In dem sehr regnerischen Jahre 
1870 fand ich im September, im Ostrovoer Walde bei Vinkovce eine 
werkwürdige Monstrosität. Ein compacter, fleischiger, 41°9, stellen- 
weise 2'6 Cm. dicker, unten 5'2, oben über 13 Cm. breiter, 158 
hoher brüchiger Körper theilte sich nach aufwärts in unförmliche 
Aeste und diese wieder in kleine Lappen, von denen nur wenige 
eine trichterförmige Vertiefung anstreben, die meisten viel eher 
Sparassis-Blättern ähnlich sehen. Die ganze äussere schwarzbraune, 
bläulichweiss bereifte Oberfläche war runzlich und mit einem frucht- 
tragenden Hymenium bekleidet; die Oberseite der Läppehen steril, 
raulı, braunschwarz. Sporen wie gewöhnlich, an pfriemförmigen Sterig- 
men, doch ohne den normal vorkommenden kugelförmigen Anhang. 
Geruch, was ich in demselben Jahre auch an gewöhnlich gebildeten 
Individuen wahrnahm, stark nach Aprikosen. ! 

Fistulina hepatica Bull. Ein seltenes Beispiel-der Accommoda- 
tionsfähigkeit mancher Pilze. Nach einem Anfangs September des nur 
zu sehr trockenen Jahres 1873 gefallenen Regen besuchte ich den 
Crni gaj, einen Wald bei Vinkovce. Beinahe kein Schwamm liess 
sich blicken und ich machte mich nach stundenlangem fruchtlosem 
Herumstreifen schon mit dem Gedanken vertraut, leer heimzukehren, 
als ich auf dieses merkwürdige Gebilde stiess, welches etwas über 
anderthalb Meter von einer Eiche entfernt, als ein Rasen oder 
Buschen scheinbar aus der Erde gewachsen war. Vorsichtiges Nach- 
graben ergab folgendes Resultat: Eine lebende, dicke Baumwurzel 
streichte 9:3 Cm. tief unter der Erde in beinahe horizontaler Rich- 
tung hin. Von dieser erhob sich mit schmaler Basis daran haftend, 
ein unregelmässig knorriger, compacter Fleischkörper vertical und 
begann, noch über 2'5 Cm. vor dem Austritte an Licht und Luft, 
sich astförmig zu theilen, was sich draussen, wo er die Dicke von 
8 Cm. erlangte, wiederholte. Die noch unausgebildeten Aeste waren, 
wie es dieser Art überhaupt eigen ist, hörner- oder keulenförmig; 
die entwickelten endeten als 8°7 bis 11 Cm. breite Hüte. Das ganze 
Gewächs mit 6 Aesten hatte 26°8 Cm. Höhe, wovon etwas mehr als 


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323 


ein Dritttheil unterirdisch, und breitete sich oben auf 22 Cm. aus. 
Ober- und Unterseite der Hüte, Farbe, Fleischbeschaffenheit, kurz 
alles bis auf die Form war normal. 


Plantas in itinere africano 
ab J. M. Hildebrandt collectas determinare pergit W. Vatke. 


V.Compositae Vaill. 


1013. Ethulia conyzoides L. var. angustifolia (Bojer.). In pla- 
nitiebus secus ripas fluminis Kingani in Sansibariae ore aug. 1873. 

Suffrutex altit. 1 m. fide H., sed annua, ut jam DC. indicavit, 
colitur in horto berol., ubi olim a cl. Regel E. corymbosae nomen, a 
el. Steetz in Peters Mosamb. Bot. p. 322 commemoratum accepit. ” 
j 403. Vernonia einerea (L.) Less. Abyssinia: Habab ad alt. 3000° 
Junio 1872. 

1616. eadem. In Sansibariae campis cultis et pratis siceis her- 
baceis jul. 1873; fl. lilacini. 

412. V. cyanopidea Hochst. in Schweinf. Beitr. p. 161. (V. 
Aschersonä C. H. Schultz. bip. ibidem). Abyssinia: Habab inter saxa 
granitica et lapides schistosos sept. 1872. Nomen prius, 1. e. rite edi- 
tum, rejectum est ob. V. cyanopiotdem Walp., quae vero ex Benth. 
Fl. austr. III. p. 459 eadem quae V. cinerea (L.) Less. Itaque nunc 
nomen hochstetterianum restituendum esse censeo. 

768. V. spathulata (Forsk.) C. H. Schultz. bip. in Schweinf. 
Beitr. p. 162. (V. atriplieifolia Jaub. et Spach.) Aden ad montes jun. 
1872 maxima ex parte jam deflorata; frutex 1 m. altus. 

843. eadem. In Somalensium montibus Ahl alt. 1000 m. vulgaris 
mart. 1873. 

1020. V. (Lepidaploa) Hildebrandtii Vatke. caule fruticoso tereti 
striato hispidulo, foliis petiolatis subovato-lanceolatis crenatis obtusis, 
basi utrinque auriculatis supra parce, subtus dense hispidulis, corymbo 
polycephalo, capitulis sub 10-floris, involueri squamis sub 3-serialibus 
ovalo-lanceolatis obtusis - pilosulis, achaenis sub 5-costatis, secus 
costas puberulis, pappi albi serie exteriore minuta setiformi, inte- 
riore 1-seriali mulliseta %. 

Insula Sansibar nov. 1873. Frutex densus (H.) 2 m. altus ex 
affinitate V. capensis (Spr. f) Vatke ined. (V. mespilifoliae Less.); 
petioli c. 1 em. longi; lamina c. 4 cm. lg., ad 2 cm. lata, subtus 
reliculato-venosa; achaenia nunc manifeste costata et ad costas pu- 
berula, nunc costis obliterantibus ubique pilis tecta. Species distinctis- 
sima peregrinatoris nostri indefessi nomen servet. 

& 1019. V. zanzibarensis Less.! In Sansibariae locis siceis jun. 
1873. 


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324 


405. V. paueiflora (Willd.) Less. Abyssinia: Habab alt. 3— 
6000’ sept. 1872 forma extilis. 

413. V. polymorpha Vatke. y accedens Vatke pl. Schimper. Abys- 
sinia: Habab Nakfa alt. 5000° aug. 1872; frulex usque ad 2 m. altus; 
fl. violacei. 

1014. V. (Lepidella) poskeana Vatke et Hildebrandt. caule erecto 
herbaceo divaricato-ramosissimo striato puberulo, foliis lineari-oblongis 
obtusis utrinque supra dense puberulis, subtus punctulalis, margine 
recurvulis subintegerrimis, corymbis polycephalis, involucri squamis 
pilosis, exterioribus ovato-lanceolatis, interioribus lanceolato-linearibus 
acutis mucronatis apice medio coloralis flores subaequantibus, achae- 
niis 5-striatis pubescentibus, pappo albido, exteriore 10-paleaceo, 
interiore sub 15-seto caducissimo. CO). 

Sansibar in pratis siceis herbaceis jun. 1873; herba altit. 1. m., 
folia ad 5 cm. longa, ad 2 cm. lata; pappus exterior persistere 
videtur. 

Speciem insignem dicavimus Friederico Poske viro ingenioso, 
studiorum olim socio amieissimo. 

1011. Ageratum conyzoides L. In pratis herbaceis et campis 
cultis Sansibariae jun. ad nov. 1873. 

1017. Mikania chenopodiifolia Willd. (M. mossambiquensis Steetz 
in Peters Mosamb.) In silvis secus ripas fluminis Kingani in Sansiba- 
riae ore suffrutex volubilis aug. 1873. 

407. Dichrocephala chrysanthemifolia (Bl.) DC. var. abyssinica 
(C. H. Schultz bip.) Aschs. in Schweinf. Beitr. Abyssinia: Habab alt. 
6—7000° aug. 1872. 

399. Felicia abyssinica C. H. Schultz. bip., A. Rich. tent. Abys- 
sinia: Habab Nakfa, Rora, aug. 1872; fl. radii violacei. 

411. Conyza macrorhiza C. H. Schultz bip., A. Rich. tent. Abys- 
sinia: Habab in planitiebus siceis aug. ad sept. 1872. 

409. Psiadia arabica Jaub. et Spach. (? P. resiniflua C. H. 
Schultz in Schweinf. Beitr. nomen.) Abyssinia: Habab in solo granit. 
alt. 6000° jul. ad aug. 1872; frutex 2 m. altus. 

6976. eadem eliam ex Abyssinia. Eandem ibidem prope Keren. 
c. 4500 p. jul. 1870. coll. Beccari! (n. 214). 

672. Tarchonanthus camphoratus L. (? T. abyssinicus C. H. 
Sch. b. in Schweinf. Beitr. nomen). Abyssinia: Habab: Nakfa aug. 
1872; arbor 4 m. alta ramis laxis; forma latifolia. 

883. idem. E. Somalensium montibus Ahl ad Yafır alt. 2000 m. 
mart. 1873; frutex 3 m. altus. 

A stirpe capensi admodum variabili vulgo in hortis bot. culta 
nostram equidem dislinguere nequeo. 

1012. Blumea lacera (Burm.) DC. Kokotoni Sansibariae in de- 
elivibus collium calcareorum e corallis ortorum oct. nov. 1873; suf- 
frutex CH.) potius herba 0'5 m. alla. 

4036. B. Bovei (DC.) Vatke ined. (Conyza B. DC., B. abyssi- 
nica ©. H. Sch. bip., A. Rich. tent.) Abyssinia: Habab ad alt. 3000‘ 
jun. 1872. 


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1022. Laggera sordida Vatke. frulicosa ramosissima, ramis fuscis 
elevato-striatis superne pilosis, foliis obovato-oblongis oblusis in pe- 
tiolum angustatis integerrimis, capitulis numerosis parvis breviter pe- 
dunculatis in paniculas confertas ramulos terminantes dispositis, invo- 
lucri squamis imbricatis, exterioribus ovato-lanceolalis, interioribus 
linearibus acutis pilosulis, floribus © pluriserialibus, corolla tubulosa 
filiformi apice 2 dentata stigmalibus exsertis, in floribus 5 paucis © 
superanlibus stylo profunde 2-lobo, pappi 1-plicis setis scabris, achae- 


‚nis adpresse setosis. 5. 


In Insulae Sansibar locis lapidosis ab aestu maris interdum hu- 
mefactis oct. 1873. 

Frutex altit. 1 m. aequat; folia petiolo incl. ad 2 cm. longa, ad 
0:5 cm. lata; antherae basi sagiltatae more generis. 

404. Laggera aurita (L.) €. H. Schultz bip. Abyssinia: Habab 
ad altit. 3000 jun. 1872. 

406. eadem ibidem lecta forma lignosa. 

410. Pluchea Dioscoridis (L) DC. Abyssinia: Habab alt. 3— 
7000° aug. 1872; frutex 2 m. altus. Eandem prope Keren (Bogos) 
maio 1870 coll. Beccari! (n. 67). 

765. P. indica (L.) Less. var. Schech Othman prope Aden in 


litlore arenoso jun. 1872. Habitus plantae summitatibus decerptis paul-. 


lulum mutatus, sed procul dubio huc refero. 
1018. P. Kraussä C. H. Schultz bip. in Walp. rep. II. p. 972 


(sub Conyza), Steetz in Peters Mosamb. var. foliis integerrimis. Insula 


Sansibar in locis paludosis prope mare jun. ad nov. 1873; frulex 2 m. 
allus; flores lilacini. 

Speciei hujusce praesto mihi sunt solummodo exempl. orig. va- 
rielatum duarum a cl. Steetz in Peters Mosamb. Bot. p. 442 descrip- 
tarum, quarum cum nulla convenit, sed species sane eadem. 

842 a. P. (Oligocephalum) heterophylla Vatke. basi frutescens 
superne ramosa, foliis obovato-oblongis, in peliolum angustalis, nune 
integerrimis obtusiusculis, nunc profunde ineiso-dentatis, lobis apiceque 


_ aculis, utrinque lepidoto-punctalis, capitulis paueis peduneulatis sub- 


corymbosis, involueri squamis pluriserialibus anguslis apice re- 
eurvis. 5. 

In calcareis montium Ahl d. alt. 1—2000 m. mart. 1873 copiose, 
sed maxima ex parte nondum florens. 

Fruliculus humilis parum ramosus ec. 2 dm. altus superne cum 
involueri squamis glandulis stipitatis obtectus ceterum glaber ramulis 
tenuibus foliosis; folia carnosula? ad 4 cm. longa, ad 05 cm. lata; 
peduneuli bracteali; involucrum hemisphaericum diam. superne c. 2 
em., squamis exterioribus gradalim brevioribus obtusiusculis, intimis 
aculis, receptaculo breviter foveolato; flores @ multiseriati numerosi 
corolla tubulosa filiformi apice 2-dentata, stigmalibus exsertis, flores 
Q in medio capitulo numerosi © superantes corolla anguste tubulosa 
apice breviter 5 fida, stylo indiviso summo apice levissime 2-lobo; 
antherae basi breviter caudato-acuminatae; achaenia adpresse setosa; 
pappi simplicis setae scaberulae. 

Oesterr. botan. Zeitschrift. 10. Heft. 1875. 24 


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P. pinnatifidae Hook. f. in Hook. ie. pl. t. 1156 ex eadem re- 
gione proxima, sed abunde. distincta. x 

1021. Sphaeranthus microcephalus Willd. In Sansibariae locis 
paludosis oct. 1873. 

14. Filago pyramidata L. fide C. H. Schultz bip.! (F. spathulata 
Presl.). In deserto Ramle prope Alexandriam mart. 1872. 

13. Ifloga spicata (Forsk.) C. H. Schultz bip. Ibidem eodem 
tempore. 

420. Achyrocline luzuloides (C. H. Schultz bip.) Vatke ined., 
(Gnaphalium ]. Seh. bip. in Schweinf. Beitr. p. 149). Abyssinia: Habab 
alt. 5—-7000° in solo granitico jul. ad sept. 1872; fruticulus alt. 0°5 
m. Eandem prope Keren repperit Beccari! jul. 1870 (n. 211). 

841 b. Inula somalensis Valke. caule fruticoso erectö ramoso, 
ramis lignosis angulatis superne pubescentibus, foliis alternis obovato- 
oblongis, basi dilatata subauriculata subsemiamplexicaulibus antice den- 
ticulatis, dentibus apiceque in mucronem produelis sublus punctalis, 
margine costaque infera longe pubescenti-villosis, capitulis breviter 
peduneulatis solitariis radiantibus, involucri squamis obovato-lanceolatis 
laxe imbricatis mucronatis subaequilongis. accessoriis paucis, achaeniis 
teretibus a basi ad apicem adpresse selosis. 

In solo calcareo montium Ahl d. mart. 1873 sp. unicum. Fru- 
ticulus alt. 2 dm. habitu Pulicariae; folia ad 5 cm. longa, ad 1 cm. 
lata; receptaculum areolatum; pappi setae 15 barbellatae. 

767. Iphiona scabra D.C. Aden ad montes jun. 1872 frutex- 1 
m. altus ramificatione densa. 

67. Pulicaria undulata (L.) DC. Inter Trifolia culta prope Suez 
apr. 1872. 

405 b. ejusdem var. Abyssinia: Habab: Keren aug. 1872. 

128 ejusdem var. (P. orientalis Jaub. et Spach.) Geddah apr. 


842. P. (Decachaeta) Hildebrandti Valke. suffruticosa in par- 
tibus herhaceis pubescenti-pilosa, foliis late obovatis ohtusis, basi dila- 
tota amplexicaulibus ultra medium ab apice grosse inaequaliter inciso- 
dentalis, dentibus apiceque mucronalis, pedunculis terminalibus 
1-cephalis brevibus subnudis. capitulis subhemisphaerieis radiatis, invo- 
lucri squamis exterioribus lanceolatis herbaceis, interioribus lineari- 
lanceolatis scariosis laxe imbricatis, receptaculo alveolato, achaeniis 
teretibus 10-costalis bis arliculatis. 5. 

In planitie littorali et promontoriis montium Ahl ad 1000 m. 
mart. 1873; nomen vernac. Farre odd. ut n. 841 (probabil. Inula 
somalensis) et complures CGompositae, ut Somalenses saepius slirpes 
similes nomine generali salutant. 

Suffrutex 0°5 m. altus, habitu P. grandidentatae Jaub. et Spach 
simillimus, sed involuerum non convenit. Folia odoratissima ad 6 cm. 
longa, ad 3 cm. lata; achaenia forte monstruosa? pappi exterioris 
dentes breves parum laceri, interioris setae ad 20 barbellatae, quo 
quidem numero cum definitione subgeneris a cl. Spach data non con- 
gruit, sed reliqua omnia conveniunt. 


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327 


766. P. glutinosa Jaub. et Spach. Aden ad montes jun. 1872. 

841—=841 a. P. (Platychaeta) kurtziana Vatke. suffrulicosa in 
parlibus herbaceis dense glandulifera et parce pilosa, foliis oblongo- 
linearibus apicem versus grosse pinnatifido-dentatis carnosulis? calloso- 
mucronulaltis, pedunculis 1 -cephalis, capitulis multifloris radiatis, 
anthodii polyphylli late campanulati squamis ovato-sublanceolalis inae- 
quilongis, exterioribus gradatim minoribus iisque apice fuscis aculiu- 
sculis glabriusculis carinalis, floribus radialibus disco vix triente lon- 
gioribus, ligula obovato-oblonga 3-denlala, achaeniis oblongis S-costu- 
latis glabris, pappi externi campanulati leviter ineiso-denliculati lobis 
acutiusculis. interiore corollae forum © subaequilongo. 9. 

In calcareis montium Ahl ad alt. 1000 m. mart. 1873. 

Fruticulus 05 m. altus praecedenti et P. Grantii Oliv. et Hiern. 
affınis; folia ad 4 cm. longa, ad 1’5 mm. lala; radius luteus; pappi 
setae 8 spathulatae latiusculae margine serrulatae, apice plumoso- 
barbellatae; selarum numerus in hac quoque non congruit cum sub- 
generis definitione a cl. Spach in Ill. pl. or. 346 data, sed reliqua 
omnia conveniunt; stigmata exserla recla lineari-filiformia generis 
more papillosa; antherae lineares appendieibus elongatis laceris, om- 


nino ut in praecedente a cell. Jaubert et Spach sunt depictae. 


Species dieata Friederico Kurtz excursionis hildebrandtianae fau- 
tori mihique amieissimo. 

68. P. (Francoeuria) crispa (Forsk.) Benth, et Hookf. Suez 
inter Trifolia eulta apr. 1872. Adn. auctores quidam, si genus redu- 
xere viri cll. Bentham et Hooker filius, etiam omnibus speciebus in 
novo genere hos adseribunt auciores, equidem tanlum, si quo modo 
speciem commemoranl, hos cito. 

127 eadem. Geddah apr. 1872. 

402 eadem. Abyssinia: in planitie Habab prope Keren jul. ad 
sept. 1872. Ibidem in valle Insaba, prope Keren coll. Beccari! maio 
1870 (n. 59). 

Obs. P. petiolaris Jaub. et Spach. est P. chrysopsidoides C. H. 


Schultz bip., de qua confer Schweinf. Beitr. p. 153. 


419. Geigeria acaulis (C. H. Schultz bip.) Benth. et Hookf. 
(Diplostemma a Schultz). Abyssinia: Habab 5—6000° in planitiebus 
lapidosis lempore pluvioso aug. 1872. Novus florae abyssinicae civis. 

65. Odontospermum graveolens (Forsk.) €. H. Schultz. bip. 
(Ceruana pratensis Aschs.! in Hildebr. pl. exs. non Forsk.). Suez 
inter Trilolia culta apr. 1872. 

414. Sclerocarpus africanus Jacgqg. Abyssinia: Habab prope 
Keren tempore pluvioso sept. 1872 sub frulicetis. 

418. Wedelia abyssinica Valke. (Wirtgenia frutescens C. H. 
Schultz bip. in Schweinf. Beitr. p. 287 nomen nudum). 

Frutescens caule erecto superne ramoso tereli strigoso, folüs 
breviter petiolatis ovato- vel oblongo-lanceolatis acutis repando-sub- 
serralis supra scabris vel utrinque hirlis 3-nerviis, capitulis longe 
pedicellatis, ad apices ramorum 1—3, involuceri squamis ovato-lanceo- 
latis obtusiusculis strigoso-hirtis subbiserialibus, flosculis luteis, re- 

2er 


328 


ceptaculi paleis oblongo-linearibus mucronato-aeulis, achaeniis obovoi- 
deo-oblongis subcompressis strigoso-hirtis apice abrupte in collum 
breve desinentibus, pappo exteriore ex aristis 2 longioribus, interiore 
e squamellis pluribus composito. 5. 

Abyssinia: Habab, Rora asgede rara aug. 1872. 

Frutex 1 m. altus; rami ad 4 dm. longi; folia 4—8 cm. longa, 
1—2 cm. lata; flores radii auranliaci feminei, quare Wedeliae nec 
Aspiliae species. 

1015. Aspilia Kotschyi (C. H. Schultz bip.) Benth. et Hookf. 
(Wirtgenia Kotschyi Schultz). Insula Sansibar in locis udis rara oct. 
1873. annua (videtur H.) procul dubıo. 

117. Coreopsis prestinaria C. H. Schultz bip., (Verbesina veris 
A. Rich. tent.). Abyssinia: Habab tempore pluvioso sept. 1872. 

1023. Bidens pilosus L. In Sansibariae loco sterili oct. nov. 
1873. 
415. B. abyssinicus C. H. Schultz bip., A. Rich. tent. $ gla- 
bratus Vatke pl. Schimper. Abyssinia: Habab alt, 5000° tempore plu- 
vioso :sept. 1872. 

Fere idem, qui in Schimp. pl. abyss. sect. II. n. 1427 editus, 
sect. I. n. 337 est forma typica. 

Stirps quibus differat characteribus cerlis a D. bipinnato L. non- 
dum intellexi. 

416. Chrysanthellum indicum DC. Abyssinia: Habab alt. 5000° 
in solo granitico tempore pluvioso sept. 1872. 

15. Anthemis retusa Del. In deserto Ramle prope Alexandriam 
mart. 1872. 

64. eadem. Inter Trifolia culta prope Suez apr. 1872. 

66. Cotula cinerea Del. cum praecedente. 


1027. Gynura microcephala Vatke. Caule herbaceo erecto tereti 
parce puberulo striato, foliis late lanceolatis in petiolum angustatis a 
medio ad apicem inaequaliter repando-dentatis acutiusculis, corymbo 
densiuscule oligocephalo, pedicellis brevibus erectis demum cernuis, 
involucro sub 16-phyllo anguste campanulato flosculis subbreviore, 
bracteolis subulatis sub 5plo longiore, achaenis terelibus strialis ad 
costas puberulis. ©. 

In Sansibariae locis cultis oct. ad nov. 1873. 

Herba altit. 05 m.; folia ad 1 dm. longa, ad 4 cm. lata; invo- 
lucrum 1 cm. longum, apice ec. 05 cm. latum; flores lilaeini; species 
G. erepidioidi Benth. proxima capitulis parvis confertis habitu Erech- 
tilis insignis. 

408. Cineraria Schimperi C.H. Schultz bip. (Senecio lyratipar- 
titus ej., A. Rich. tent.). Abyssinia: Habab: Rora asgede 6—8000° 
aug. 1872 frutex 3 m. allus. 

1024. Emilia sagittata (Vahl.) DC. CE. humifusa (Boj.) DC. 
e diagn.). In Sansibariae locis eultis siceis jun. ad nov. 1873. 

424. Notonia semperviva (Forsk.) Aschs. Abyssinia: Habab 3— 
6000° in montium tractibus sterilibus jul. ad sept. 1871. 


844. eadem. Yafır in Somalensium montibus Ahl ad alt. 2000 m. 
in rupium calcarearum fissuris. 

2 Huic, ceui N. abyssinica A. Rich. certissime congener, perperam 
eorollae flavae tribuuntur vel a viris Bentham et Hook\er fil. gen. pl. 
DM. 1, p. 446; sunt enim revera lilacinae. 

18. Senecio leucanthemifolius Poir., Boiss.! Fl. or. Il. ined., 
ex quo S. vernalis W. et K. var. (S. coronopifolius Aschs.! in Hil- 
debr. pl. exs. non Desf.). In deserto Ramle mart. 1572. 
| 63. S. coronopifolius Desf. Suez inter Trifolia culta apr. 1872. 
| 460. S. abyssinicus C. H. Schultz bip., A. Rich. tent. (incl. 8. 

bellidifolio ej.). Abyssinia 1872. 

401. S. petitianus A. Rich. e deser. Abyssinia: Habab ad 6000° 
aug. 1872; frutex altit. 4 m. 

S. tuberosus C. H. Schultz bip., A. Rich. tent. adest in coll. 
beccariana e Keren jul. 1870 lectus sub n. 189. 

16. Calendula arvensis L. Ramle mart. 1872. 

60. Volutarella Lippii (L.) Cass. Inter Trifolia culta prope Suez 
apr. 1872. 

61. Centaurea aegyptiaca L. cum praecedente. 

20. C. glomerata Vahl. Ramle mart. 1872. 

21. ©. dimorpha Viv. (C. eriocephala Boiss.) var. cum praece- 
dente. Materiam possidemus ditem speciei hujusce Alexandriae marlio 
1824 ab Ehrenbergio lectam, quacum convenit florum structura, sed 
folia aliam prae se ferunt faciem; in nostra laciniae laterales abbre- 
vialae ut terminalis minuta non distinetae, sed altera ad alleram 
ulrinque late decurrit. at nostram quoque huc spectare nullus dubito. \ 

423. Dicoma tomentosum Cass. Abyssinia: Habab: Bogos n 
planitiebus sterilibus tempore pluvioso sept. 1872. 

62. Cichorium divaricatum Schousb. Suez inter Trifolia culta 
apr. 1872. 

19. Hyoseris lucida L. Ramle mart. 1872. 

17. Rhagadiolus hedypnoides All. (Hedypnois globulifera Lam.) 
cum praecedente. 

426. Lactuca petitiana A. Rich. Abyssinia: Habab alt. 4—6000° 
sept. 1872. ; 

Hujus syn. est Microrhynchus octophyllus Hochst. a Schweinf. 
Beitr. p. 160 lapsu ad sequentem ductum. „5% 

132. L. goreensis (Lam.) C. H. Schultz bip. Geddah apr. 1872. 

1025. eadem. Insula Sansibar ad rudera in oppido nov. 1873 ab 
Europaeis interdum ut L. sativa L. comeditur; planta biennis. 

844 a. Heterachaena massaviensis Fresen. E. Somalensium 
montibus Ahl ad altit. 1000 m. solitaria in locis umbrosis mart. 1873. 

69. Reichardia tingitana (L.) Rth. Suez inter Trifolia apr. 1872. 

425. eadem. Abyssinia: Habab 3—5000° tempore pluvioso aug. 
sept. 1872. 

1026. Sonchus Bipontini Aschs. in Schweinf. Beitr. p. 286. (8. 
lactueoides C. H. Schultz bip., A. Rich. tent. non Bunge). Insula San- 

 sibar in pralis siccis herbaceis sept. 1873; radix stolonifera. 


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rl 1026. Mierorhynchus nudicaulis (L.) Less. (Rhabdotheca chon- 
E drilloides Aschs.! in Hildebr. pl. exs. non Schultz bip.). Inter Trifolia 
Br. prope Suez apr. 1872. 

ER 1028. M. sarmentosus (Willd.) DC. In Sansibariae littore are- 
Re 'noso nov. 1873; rami prosirati. 

A 131. M. glomeratus (Sieb.) Benth. et Hook. f. (Lomatolepis g. 
® Cass.) Geddah apr. 1872. 

$ 764. idem. Hodeida in locis humidis jun. 1872. 

. 129—130. M. chondrilloides (Desf.) Benth. et Hook. f. Geddah 
dV apr. 1872. 


(Continuabitur.) 


— — 


Aufzählung der in der Umgebung von Pola wachsen- 
den Pflanzen, 


Von Prof. Leo Neugebauer. 


(Schluss.) 


Salicornia herbacea L. V. Fisella; selten. 637. 
— fruticosa L. Felsiger Seestrand (V. Vergarola, V. Ovina). 642. 
Polycnemum arvense L. Brachfelder (am M. Rizzi, Stoja Musil). 698. 
Chenopodium urbicum L. Strassenränder (Strasse nach Policarpo und 
Veruda). 660. 

— murale L. Schutt (M: Zaro), eine Halophytenform am Strande 
(V. d. Fora). 284. 

— album L. Schutt. 405. 

— polyspermum L. Trockene Stellen des Pra grande; sehr selten. 
516. 

Beta vulgaris L. Strassenränder. 641. 

— maritinft L. Schutt (hinterm Spital), F. Marina. 224, 462. 
Camphorosma monspeliaca L. Humusboden nahe der Küste (V. Fi- 

sella, Stoja Musil). 590. 

Halimus portulacoides Wallr. Sumpfige Buchten (V. Fisella). 639. 
Atriplex hortensis L. Kulturboden (Pra grande, M. Signole). 708. 

— latifolia Wahlb. Raine. 703. 

— rosea L. Seestrand, in unendlich vielen Formen. 702, 659. 
Rumex conglomeratus Murr. Kaiserwald. 337, 440. 

— pulcher L. Raine. 315. 

— crispus L. Stoja Musil. 391. 

— Acetosella L. Raine (M. Rizzi). 389. 

" Polygonum PersicariaL. Gräben (Pra grande, Stoja Musil). 716, 431. 

— aviculare L. Wege, Steinbrüche. 418, 520. 

— dumetorum L. Hecken, Aecker. 586. 

— Fagopyrum L. Kulturboden (am M. Signole, Anlagen vor der 

Schwimmschule). 567. 


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" Passerina annua Wicksir. Saaten (M. Rizzi). 481. 

'Laurus nobilis L. Niederungen und Hügel des östl. Gebietes. 96. 

_ Thesium divaricatum Jan. Hügelrücken nördl. von Pra grande. 401 
— ramosum Hayne. M. Daniele. 724. 

_ Osyris alba L. Buschige Hügel. 580. 

Aristolochia rotunda L. F. Marina. 227. 

— (lematitis L. Hecken, Brachfelder. 210. 


Buxus sempervirens L. Nordwestl. Abhang des M. Chiochi, westl. (an 


der Strasse) und östl. (bei S. Catora) Rand des Kaiserwaldes. 
688. 

Euphorbia Chamaesyce L. Aufschültungen vor der Fieberbrücke, 
Schotter der Strasse beim Kaiserwald, selten. 579. 

— helioscopia L. Wegränder. 655. 

— fragifera Jan. Felsige Orte (M. Ventino, F. Giovanni) besonders 
in der Nähe des Strandes ei Vergarola, Punta Zonchi). 7, 98. 

— Üyparissias L. Aecker (M. Rizzi) und sterile Orte (M. Zaro). 576. 

— nicaeensis All. Sterile Hügel. 554. 

— Paralias L. Seestrand (V. di Cane, V. Confietti), F. Marina. 
232, 633. 

-—— pinea L. F. Monumenti. 9. 

— Peplus L. Medolin. 209. 


— falcata L. Saaten, überaus formenreich. 275, 463, 523. 
— ezwigua L. Kurzgrasige Hügel (F. Max, M. Collsi, M. Corniale). 
140. 


Mercurialis annua L. Schutt ete. 76. 

Andrachne telephioides L. Schutt hinterm Spital, selten. 384. 

Urtica urens L. Kulturboden. 732. 

— dioica L. An Wegen etc. 733 

Parietaria diffusa M. et K. Feuchte Mauern (Stadt) Steingerölle (F. Max). 
181. 

Cannabis sativa L. Vor der Portaurea, Schwimmschule. 620. 

Humulus Lupulus L. Kastell. 563. 

Ficus Carica L. Steinbrüche (am M. Vincuran, M. Daniele” etc.). 182. 

Celtis australis L. Hecken, am Kastell kleine Bäumchen, bei Stignano 
ausgewachsene Bäume. 39. 


_ Ulmus campestris L. Kaiserwald, Zäune. 572. 


Quercus pubescens Willd. Bildet den Rizziwald und zum Theil den 


Kaiserwald; in einzelnen — meist kurz- und starkstämmigen 


Exemplaren über die meisten Hügel verstreut. 97. 


— Suber L. Bildet das Wäldchen am M. Vincuran und mit der vor. 


den Kaiserwald und den Wald von Lussinamore; fehlt auf der 
Westhälfte des Florengebietes. Vereinzelte Exemplare 
alte kronenlose Stämme — in den Carpinusgebüschen des M. Pero. 
204, 190. 

— Ilex L. Meist in ausgedehnten Beständen (F. Max, Fisella); immer 
strauchartig, selten (Nähe des Mar.-Friedhofes) höhere Bäumchen. 
Von Q. Suber nur durch die verbreiterten Napfschuppen der leiz- 
teren zu unterscheiden. 158. 


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Corylus Avellana L. Kaiserwald. 453. 

Carpinus duinensis Scop. Bildet im Nordost (M. Pero) weil ausge- 
dehnte Maische, bleibt strauchartig, nur im Kaiserwald auch hö- 
here Bäumehen; fehlt auf der Westhälfte des Gebietes, bildet an 
der Grenze des Verbreitungsbezirkes (M. Chiochi, M. Foiban) 
höchst merkwürdige Krüppelformen. 40, 539. 

Salix alba L. Zäune (Pra grande), Teichränder (M. Gobbo), Gräben 
(unter M. Polante). 479. R 

Juniperus Oxycedrus L. Hügel. 37. 

Alisma Plantago L. Pra grande, Tümpel von Stoja Musil. 344. 

Potamogeton fluitans Roth. Tümpel am M. Gobbo. 656. 

— densus L. Stadtpark. 734. 

Ruppia maritima L. Tümpel zwischen F. Giorgio und F. Giorgetto. 541. 

Zostera marina L. Meeresgrund. 712. 

Sparganium ramosum Huds. Pra grande. 346. 

Arum italicum Mill. Schattige Orte zwischen losen Steinen. 495 

Orchis militaris L. F. Georgio, und F. Giovanni. 99. 

— variegata All. Sonnige Anhöhen (Cassoni vecchi). 6. 

— coriophora L. M. Collsi, M. Rizzi. 246. 

— Morio L. Hochgelegene Wiesen (Kaiserwald ete.). 38. 30. 

— pallens L. Ober der Monumenti-Barake, selten. 8. 

— laxiflora Lam. Pra grande. 115. 

— papilionacea L. Pra grande, F. Marina und F. Cielo. 116. 

Anacamptis pyramidalis Rich. M. Clivo, M. Polante, Kaiserwald. 236. 

* Platanthera bifolia Rich. M. Lorenzo im Kaiserwald. 92. 

Ophrys aranifera Huds. Hügel (F. Giorgio etc.).. 34. 

— Bertoloniü Mor. Hecken, Hügel. 141. 

— arachnites Rehb. Hügel (M. Clivo, M. Corniale) Hecken ($. Lom- 
bardo). 152. 

— apifera Huds. Punta Zonchi, sehr selten. 3. 

Serapias Lingua L. M. Rizzi, dort, wo das neue Strafhaus gebaut 
wird; dürfte in Folge dieses Baues aus der Flora von Pola ver- 
schwinden. 155. 

— cordigera L. F. Levano grande. 214. 

Cephalanthera ensifolia Rich. Punta Zonchi, ein einziges Exemplar 
gefunden. 4 

Spiranthes autumnalis Rich. Waldwiesen (Kaiserwald), seltener auf - 
Hügeln (um die Foiva). 687. 

Trichonema Bulbocodium Ker. Sonnige Hügel. 1 

Gladiolus illyrieus Koch. M. Chiochi, Stoja Musil, im Gebüsch. 280. 

Pancratium? F. Marina; es fanden sich nur Zwiebeln und die ver- 
dorrten Blüthenschäfte. 234. 

Asparagus acutifolius L. Hügel, Hecken. 581. 

Ruscus aculeatus L. Hecken, Kaiserwald. 663. 

Smilax aspera L. Zäune, Kaiserwald. 71 

Tamus communis L. Zäune, Hecken, röm. Steinbrüche. 191. 

Asphodelus ramosus L. F. Cielo. 207. 


333 


Ornithogalum pyrenaicum L. Kaiserwald, F. Cielo; sehr selten auf _ 
Hügeln in der Umgebung der Stadt (M. Rizzi). 235, 445. 
— comosum L. F. Cielo. 229. 
— collinum Guss. Hügel (F. Max ete.). 62. 
Scilla autumnalis L. Hügel, Kaiserwald. 592. 
Allium roseum L. Hecken nördl. Rand des Pra grande, M. Rizzi). 
133. 
— moschatum L. Westende von Stoja Musil. 694. 
— Ampeloprasum L. Brachfelder (hinterm Spital), Hügel (M. Collsi). 
493. 
— sphaerocephalum L. Steinbrüche bei Fisella. 489. 
— paniculatum L. Hügel. 299. 
Muscari comosum Mill. Aecker. 450. 
— racemosum Mill. Aecker (S. Lombardo). 82. 
Colchicum Kochi Parl. Kaiserwald. 675. 
— Kochü? Parl. eine Form? mit sehr schmalen Perigonalzipfeln: 
Rand des Waldes von Lussinamore. 720. 
Juncus maritimus Lam. V. Pietro, Kanal von Veruda. 714. 
.— capitatus Weig. Pra grande Nonstr.,). 424. 
Luzula Forsteri DC. M. Lorenzo im Kaiserwald. 89. 
Cyperus longus L. Gräben des Pra grande. 435. 
Schoenus nigricans L. Felsige Ufer (Saline, Stoja Musil). 651. 
Heleocharis palustris R. Br. Tümpel (zwischen F. Giorgio und F. Gior- 
gietto am M. Pero.). 183. 
‚Seirpus maritimus L. Pra grande. 412. 
— maritimus L. var. compactus. F. Cielo. 230. 
— Holoschoenus L. Pra grande (östl. Theil), Wiesen um Pelegee 
(bei Fasana). 505. 
Carex divisa Huds. Kaiserwald. 125. 
— vulpina L. Pra grande. 126, 136. 
— divulsa Good. Kaiserwald. 396. 
— praecox Jacg. Hügel. 11. 
— depauperata Good. Kaiserwald. 57. 
— extensa Good. V. Pietro; selten. 507. 
— distans L. Kaiserwald. 135. 
— sylvatica Huds. Kaiserwald. 91. 
Andropogon Ischaemum L. Sterile Orte, Wiesen. 415. 
— Gryllus L. Sonnige Hügel (M. Collsi). 497. 
Sorghum halepense Pers. Wiesen, Schutt (M. Gobbo ete.). 628. 
Tragus racemosus Desf. Sonnige Anhöhen (Saline) 661. 
Panicum sanguinale L. Wegränder. 674. 
— Crus galli L. Kulturboden. 683. 
— miliaceum L. Anlagen vor der Schwimmschule. 621. 
Setaria viridis Beauv. Kulturboden. 602. 
— italica Beauv. Weingärten am M. Rizzi. 678. 
Phalaris canariensis L. Felder vor Veruda und am M. Collsi. 323. 
Anthoxanthum odoratum L. Hügel (M. Collsi) Kaiserwald. 542. 
- Erypsis aculeata Ait. Tümpel (vor Stoja Musil). 706. 


334 


Phleum tenue Schrad. F. Bourguignon. 254. 
— pratense L. Wiesen, Kaiserwald. 302, 398. 
Cynodon Dactylon Pers. Wiesen. 433. 
Agrostis stolonifera L. Steinbrüche (vor Veruda) etc. 662. 
— stolonifera L. var. gigantea. Gräben des Pra grande. 434. 
— canina L. (fm. mutica?). Kaiserwald. 395. 
Lagurus ovatus L. J. Marina; um Pola selten (F. Michele). 226. 
Gasiridium lendigerum Gaud. Buschige Anhöhen (F. Giorgio etc.). 
260. 
Piptatherum paradoxum Beauv. Kaiserwald. 90, 380. 
— multiflorum Beauv. Buschige Lehnen (unter der Strasse zur Max- 
barake). 342. 
Stipa Aristella L. In Steinlöchern auf buschigen Kalkhügeln (ober 
V. Vergarola etc.). 707. 
Phragmites communis Trin. Wiesen (Pra grande), Zäune und Hecken 
(V. Saline, Stoja Musil; nirgends dicht). 652. 
Arundo Donax L. Westende d. Pra grande, Weingärten (M. Gobbo, 
M. Rizzi). 671. 
Sesleria elongata Host. Grasige Hügel. 606. 
Koeleria cristata Pers. Sterile Hügel. 360. 
— phleoides Pers. J. Marina. 218. 
Holcus lanatus L. Raine, Hügel. 529. 
Avena capillaris M. et Koch. Buschige Hügel cE. Max etc.). 64. 
Melica eiliata 1. Sterile Anhöhen. 469. 
Melica? (unentwickelt). Fisella. 176. 
Briza maxima L. Buschige Anhöhen. 63, 194, 340. 
Eragrostis megastachya Lk. Kulturanlagen; in zwei sehr differenten 
Formen. 626, 693. 
— poaeoides Beauv. Gartenanlagen (Kasinopark). 613. 
— pilosa Beauv. Gartenanlagen (vorm. Spital). 630. 
— pilosa Beauv. (fm. paueiflora) Gärten. 629. 
Poa loliacea Huds. Westküste von Stoja Musil. 356. 
— bulbosa L. M. Vincuran. 186. 
— compressa L. Raine (M. Gobbo ete.). 161. 
Glyceria fluitans R. Br. Gräben des Pra grande. 333. 
Dactylis glomerata L. Kulturboden, Seeküste ete. 143, 358. 
Oynosurus echinatus L. Anhöhen unter Strauchwerk (M. Collsi ete.). 
470. 
Festuca rigida Kth. Mauern (F. Max), Wege (Stadtpark). 179. 
— myurus L. Sterile Hügel (F. Max). 164. 
— ovina L. Steinbrüche (Fisella). 107. 
— ovina L. (lm. pygmaea) Kaiserwald. 436. 
-— ovina L. var. capillata. Steinbrüche (Fisella). 397. 
— ovina L. var. duriuscula. Kaiserwald. 198. 
Brachypodium sylvaticum Röm. et Schult. Kaiserwald. 446. 
Bromus patulus M. et K. var. velulinus. Hecken, Wegränder. 487. 
— asper Murr. Kaiserwald. 439. 
— erectus Huds. Steinbrüche von Fisella. 106. 


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 Bromus Serie L. Kaiserwald. 172. 
 Triticum villosum M. Bieb. Wege, Zäune. 318. 
— glaucum Desf. Am Strande zwischen Gebüsch. (Stoja Musil). 429. 
— repens L. Sandige Ufer etc. 174. 
 Hordeum secalinum Schreb. Pra grande (Mitte). 334. 
 Lolium perenne L. Wege. 711. 
— arvense With. Weineärten (Monstr.). 192. 
— temulentum L. var. submuticum. Felder (M. Collsi ete.). 324. 
Aegilops ovata L. Raine, Strassenränder. 310. 
— Triuncialis L. Triften (vorm. Kaiserwald). 542. 
 Lepturus incurvatus Trin. Verbindungsdamm v. J. Pietro. 142. 
Psilurus nardoides Trin. Felder, sonnige Hügel (V. und F. Saline). 
2156. 
Ceterach officinarum Willd. Felsige Stellen. 20. 
Adiantum capillus Veneris L. Steinbrüche am M. Vincuran. 199. 
Pteris aquilina L. Brachäcker (F. Bourguignon etc.), Hecken (Fisella). 
605. 
Asplenium Trichomanes L. Foiva, Foiva bei F. Cerel, M. Corniale. 14. 
— Ruta muraria L. Felsspalten (Foiva, Fisella, M. Corniale). 536. 
— Adiantum nigrum L. Foiva, Foiva bei F. Cerel, Rizziwald, 48. 


—— — 


Das Pflanzenreich 

/ auf der Wiener Weltausstellung im Jahre 1873. 

Notizen über die exponirten Pflanzen, Pflanzenrohstolle und Produkte, sowie über ihre bildlichen Darstellungen, 
Von Franz Antoine. r 


(Fortsetzung,) 


4. Neu-Seeland. 
Mit einer ganz vorzüglichen Ausstellung erschien Neu-Seeland. 


Die Erzeugnisse dieser sich rasch entfaltenden Insel waren in nam- 


hafter Menge und gut geordnet vorhanden. Es fehlte nicht an reich- 
lichen Mustern von Cerealien und Holzarten, welche deutlich etiquet- 
- tirt waren, sondern auch der Vegetationsbilder ihres Landes war durch 
Aquarelle und Photographien gedacht, undin zahlreicher und sehr ge- 
lungener Durchführung eingesendet. 


Holzmuster. 
Alectryon excelsum Gaert. (Titoki) ein derbes, dauerhaftes und werth- 
volles Holz für den Wagenbau. 
Atherosperma novae-zelandiae (Pukatea) Schiffbauholz. 
 Aristotelea racemosa Hook. (Mako). 
— — var. hat lichtes, schöngeflecktes Holz. 


336 


Avicennia tomentosa L. (Mangrove) liefert Pottasche. 

Caprosma linearifolia (Mikimiki) ein kleiner Baum, liefert gelbes 
Fournierholz und Axtstiele. 

— rotundifolia (Karamu) der Stammdurchmesser beträgt 6—8 Zoll. 
Schreinerholz. 

— propingua (Karamu) mit 6—8 Zoll dicken Stämmen. 

Carpodetus serratus Forst. (Matipo, in Wellington: Piripiriwhata) ein 
kleiner zierlicher Baum mit weissem, zähen Holz für Axtstiele. 

Coriaria ruscifolia L. die Rinde enthält 16°8 Gerbestof. 

Corynocarpus Aaevigata (Karaka) Schiffbauholz. 

Dammara australis Lamb. (Wauri) das werthvollste Holz der Colonie 
für Häuser, Schiffbau, Brücken und Möbeln. 

— — var. mit scheckigem Holz. 

Dacrydium cupressinum Soland. (Rinru) 4 Fuss dickes Stammholz, 
sehr werthvoll namentlich das Kernholz. 

— Colensoi Hook. ein kleiner Baum, dessen Holz gelb oder weiss- 
lich ist. 

Dodonaea viscosa L. (Ake-Ake). 

Dysoxylum spectabile (Kohe-Kohe) 1—2 Fuss Durchmesser, für Mö- 
beln verwendet. 

Dracophyllum latifolium All. Cunningh. (Nei-Nei.) 

— Urvilleanum A. Rich. Stammdicke 6—12 Zoll, feines Tisch- 
lerholz. 

— Traversii (Nei-Nei) ein niederer, langsam wachsender, eigen- 
thümlich aussehender Baum, mit hellem, schöngefärbtem Holze. 

Drimys axillaris (Horopito) Stammdurchmesser 6—8 Zoll, Möbelholz. 

Discaria toumatou, ein kleiner Baum mit feinem, hartem, biegsamen 
Holze. 

Epicarpurus microphyllus (Milchbaum) ein hoher, schlanker Baum, 
der einen milcharligen Saft ausschwitzt. 

Elaeocarpus Hookerianus (Po-Wako) ein sehr grosser Baum mit 
leichtem und weichem Holze. Die Rinde liefert eine schöne pur- 
purne Farbe und enthält 9'8 Gerbestoff. 


— dentatus Vahl. (Hinau) mit noch lichterem und weisserem Holze 
als der vorhergehende Baum. Dieser ist grösser und weit verbreitet. 
Die Rinde wird in der Lohegärberei mit Vortheil verwendet. Man 
färbt die Flachsarbeiten damit sehr schön schwarz. Auch zur 
Tintebereitung ist sie vorzüglich, da weder ätzende Säuren noch 
Harze darin enthalten sind. Die Frucht des Baumes ist geniessbar. 

Eugenia Maire (Maire-tawhake) 2 Fuss Stammdurchmesser. Das Holz 
wird für Ackergeräthschaften verwendet und die Rinde enthält 
16°7 Gerbestoff. 

Fagus fusca (Tawai) ein rothes, dauerhaftes Bauholz von grossen 
Dimensionen, da der Stamm bis 16 Fuss Durchmesser erreicht 
und bis 100 Fuss hoch wird. 


— Solandri (Black-heart-Birch) Stammdurchmesser 8 Fuss. Für 
Eisenbahnen und sonstige Bauten zu verwenden. 


337 


Fuchsia excordicata L. fil. (Konini) ein schöner Baum mit weiss- und 
rothgeflecktem Holze für Tıschlerarbeiten. Es liefert rothen Far- 
bestoff und die Rinde enthält 5°3 Gerbestoff. 

Griselinia littoralis. Hat rothes, grobkörniges, dauerhaftes Holz. Grosser 
Baum mit schönen, glänzenden Blättern. 

Hedera crassifolia (Oho) mit 6—S Zoll Stammdurchmesser. 

Hedycaria dentata Forst. (Porokaiwhiri.) 

Hoheria populna A. Cunn. (Hohere). 

Ixerba brexioides (Tawari). 

Korokia buddleioides (Korokia taranga). 

Knightia excelsa (kewa-rewa) Stamm mit 2—3 Fuss Durchmesser, 
schönes Holz für Fourniere. Die Rinde enthält 2:7 Gerbestoff. 
Libocedrus Donniana Endl. (Kawaka) leichtes, dauerhaftes Möbelholz. 

—- Bidwillii (Kawaka) rothes und feines Holz. 

Leptospermum ericoides Rich. (Rawiri et Manuka). Ein 2—4 Fuss 
dicker Stamm, liefert Brennholz und Pfähle. 

— scoparium Forst. (Manuka) ein kleiner Baum mit festem, rothem 
Holze. zum Schiffbau verwendet. 

Myoporum laetum Forst. (Ngaio) ein kleiner zierlicher Baum mit 12 
bis 18 Zoll diekem Stamme. Das Holz ist leicht und zähe und 
wird zu Flintenkolben verbraucht. 

Myrsine Urvillei Dec. (Mapan) ein kleiner, schlanker Baum mit schö- 
nem, für Fourniere verarbeitetem Holze. Die Rinde hat 1'4 Ger- 
bestoff. 

— chathamica F. Müll. (Matipo) der Stamm des zierlichen Baumes 
ist 1—2 Fuss dick. 

— salicina (Mapau und Tipau) der Stamm erreicht 1-—2 Fuss Durch- 
messer. 

-- australis (Mapau). 

Metrosideros lucida Rich. (Rata) ein kleiner Baum, gibt festes Holz 
für Schiffbau und Tischlerarbeit. 

— robusta (Rata) ungeheurer Baum mit 15 Fuss dickem Stamm. 

— tomentosa Rich. (Pohutukawa) sehr geschätztes Schiffbauholz. 

Melicytus ramiflorus Forst. (Hina-Hina oder Mahoe). Ein zierlicher 
Baum mit 2 Fuss Stammweite. 

Melicope ternata Forst. (Tataka) ein Halbbaum von einem Fuss Stamm- 
durchmesser. 

Myrtus pedunculata mit 6—8 Zoll dickem Stammdurchmesser. Das 
Holz dient zu Axtstielen. 

— bullata Banks (Ramarama) der Stamm hält 6—8 Zoll im Durch- 
messer. 

Nesodaphne Tarairi Hook. fil. (Tarairi). 

— Tawa (Tawa) grosse Bäume mit 2 Fuss dicken Stämmen, von 
leichtem und glattem Holze. 

Olea Cunninghami. 

Olearia ilieifolia (Ake-Ake) ein kleiner Baum mit gelblichem Holze. 

— Forsterii (Ake-Ake). Ein bis 12 Zoll dicker Stamm von schwe- 
rem, hartem, dunkelfarbigem Holze für Tischlerarbeiten. 


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Ol. Cunninghami (Akewharangi, Black Maire oder Wharangipirau). 
Das Holz des 3—4 Fuss dicken Stammes verwenden die Einge- 
bornen zu Ackerbau- und Kriegsgeräthschalten. 


. Padocarpus ferruginea Don. (Miro). 


— spicata Poepp. (Matai) werthvolles und dauerhaftes Möbelholz. 

— Totara Don. (Totara) ist sehr verbreitet, wird zu Bauten ver- 
wendet und ist der Güte nach dem Dammara - Holz gleich- 
zustellen. 

— dacrydioides A. Rich. (Kahikatea). Das Holz dient zu inneren 
Einrichtungen. . 

Phyllocladus trichomanoides Don. (Tanekaha). Ein zähes, leichtes und 
dauerhaftes Holz. Die Rinde hat 232 Gerbegehalt. 

— alpinus Hook. fil. (Toa-toa) ein kleiner Baum mit schwerem, 
dauerhaftem Holze. 


Panax Colensoi ‘(Ivy tree), liefert gelbes Harz und der kleine Stamm 
bietet weiches und zähes Holz. 

— Edgerleyi (Raukawa). Der Stamm des zierlichen Baumes erreicht 
2 Fuss Durchmesser. 

— crassifolia (Horoeka). Das Holz dieses grossen Baumes verwendet 
man zu Lanzenstielen. 


Persoonia Toro (Toro), feines Holz zum Einlegen. 

Piper excelsum Forst. (Kawa-Kawa). Ein 6—8 Zoll dicker Stamm, 
dessen Holz sich für Tischlerarbeiten gebrauchen lässt. 

Pittosporum tenuifolium Gaertn. (Mapou oder Tarata) ein kleiner 
Baum mit weissgefärbtem Holze, welches eine feine Politur an- 
nimmt. 

— eugenioides All. Cunningh. (Mapou) mit weichem und weissem 
Holze. 

Plagianthus betulinus (Ribbonwood). Ein schnellwüchsiger Baum mit 
leichtem weissem Holz und faseriger Rinde. 

— Hyallii (Alpine Ribbonwood), wie die vorhergehende Spezies aber 
kleiner. 

Pennantia corymbosa Forst. (Kaiko-mako). Ein kleiner Baum, dessen 
Holz sehr leicht und weiss gefärbt ist. 

Quintenia serrata. 

Sophora tetraptera Ait. (Goai oder Kowhai) wird der Dauerhaftigkeit 
des Holzes wegen allgemein für Wasserbauten verwendet. 
Senecio Hunti. Ein Strauch mit 6—8 Zoll diekem Stammdurchmesser. 
Santalum Cunninghamit (Black-Maire), wird bei Holzschnitten und für 

Maschinen verwendet. 
Tetranthera calicaris (Mangiao). Eine Holzsorte, welche der Zähig- 
keit und Dichie wegen zu Schiffsrollen in Anwendung kommt. 


Vitex littoralis Decaisn. (Puriri), eine der dauerhaftesten Holzarten 
des Landes, findet hauptsächlich beim Maschinenbau Anwendung. 


Veronica Forsteri (Koromiko). Ein Strauch mit dem Stammdurchmesser 


von 6-—8 Zoll. 


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339 


Weinmannia racemosa Forster (Tawhero). Ein schöner und hoher 
Baum mit 4 Fuss Stammdurchmesser, dichtem und schwerem 
Holze und mit einer Rinde, die 12:7 Gerbestoff enthält. 
- — silvicola (Tawai). j 
Ausser diesen Holzproben, welche in Stammdurchschnitien von 
3 Zoll bis 2 Fuss Dicke aufgestellt waren, fand sich eine zweite Col- 
lection von 40 Exemplaren vor, welche in der bekannten Buchform 
mit Charnierbändern zum Oeffnen eingerichtet und eine Wiederholung 
der eben angeführten Sorlen war. 


Faserpflanzen. 

Pharmium tenax Forst., Karakeke der Eingebornen, lag in sehr 
vielen und grossen Ballen gebrochen und ungebrochen, gebleicht und 
ungebleicht auf. Die Zubereitung des Blattes geschieht auf doppeltem 
Wege, theils durch Erweichen im kalten, theils im warmen Wasser. 
Die Moaris schaben die Blätter auch öfters mit Muscheln oder passen- 
dem Eisenwerkzeuge ab und weichen sie dann im Wasser. Zu den 
sehr feinen Arbeiten werden besonders Abarten der Fiachspflanze 
benützt und die jüngsten und besten Blätter dazu auserwählt. 

Schiffsthaue waren massenhafi vorhanden und hierzu ist Phor- 
miumfaser von ganz ausgezeichneter Verwendbarkeit, indem sie Stärke 
und Dauerhaftigkeit im Wasser verbindet. 

Die Eingebornen theilen den Neu-Seeländer Flachs in drei Haupt- 
sorten ein, und zwar: 

Tuhara, den Sumpfllachs mit grober, gelblicher Faser, 

Tihore, eine kultivirte Varietät, mit feiner, weisser, seidenartig 
 glänzender Faser, und 

Wharaciki, den Bergflachs mit sehr grober Faser. 

- Phormium tenax ist den Neu-Seeländern eine unentbehrliche 
Pflanze. Die aus ihr hervorgehenden Produkte greifen in ihren Haus- 
halt tief ein. Abgesehen von den Schiffsthauen, welche sie daraus 
fabrieiren, so ist es viellach ein Ersatz für Riemen, Hütten werden 
mit den Blättern überdeckt, Kähne geformt, Körbe, Schüsseln und 
Netze daraus geflochten und Segel angefertigt. Die davon gemachten 
Kleider färben sie mit der Rinde des Elaeocarpus schwarz oder roth 
mit Phyllocladus-Rinde. 


Eigenthümlich ist die Rinde von Celmisia coriaces von den 
Tekapu hills, sie ist gelblichweiss, etwas dicker als Handschuhleder 
aber ebenso milde anzufühlen. Sie lag in ziemlich grossen Stücken 
auf und wird von den Eingebornen zur Anfertigung von Kleidern 
verwendet, indem die Stücke aneinander gesetzt und zusammengenäht 
werden. 

Astelia Banksü R. Br. Blätter waren ohne irgend eine Präpa- 
ration eingesendet, sie sollen ein vortreffliches Materiale für Papier- 
fabrikatlion abgeben. 

. Von Celmisia coriacea gab es ebenfalls eine Partie Blätter und 
von Hoheria populnea A. Cunn. speziell noch Rinde. 


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340 


Nahrungsmittel. 


Der Pilz Hirneola polytricha ist als Export-Arlikel nach China 
aulgelogei, welcher dort in grossen Massen genossen wird. 


Harze und Gummi. 


Dammara australis Lamb. Prachtvolles Kauri-Harz gab es in 
grosser Menge und verschiedentlich gefärbt. Das Harz erscheint so- 
wohl an den Aesten, von welchen es in Klumpen herabhängt oder 
es befindet sich an der Stammbasis in Stücken bis zu 4100 Pfund. 
Das Vorkommen dieses Baumes ist für Neu-Seeland ein beschränktes 
und mag etwa 4000 engl. Meilen betragen. Er liebt die Nähe des 
Meeres. Die Gewinnsucht der Neuseeländer sowohl wie der. Fremden 
stellen dem Baum auf’s eifrigste nach und seine gänzliche Ausrot- 
tung dürfte nicht ferne sein. 

Auf den Plätzen, wo der Kauri einst wuchs, wird häufig Harz 
in grosser Menge ausgegraben. Es ist ein schöner und mächliger 
Baum, der bei einer Höhe von 180 Fuss einen Stammdurchmesser 
von 15 Fuss bekommt und diese Grösse erreicht er nach einer Le- 
bensdauer von 7—500 Jahren. 

Dammara, Phormium und allenfalls Elaeocarpus dürften als 
die wichtigsten und nützlichsten Gewächse Neu-Seelands angesehen 
werden. 

Zwischen den Blättern des Phormium tenax tritt eine klebrige 
gummiähnliche Masse zu Tage, welche als Kleister oder statt des 
Siegellackes gebraucht wird. 

(Fortsetzung folgt.) 


— 


Aufforderung. 


Herr H. Jenssen-Tusch, Verfasser des zu Kopenhagen im 
Jahre 1867 erschienenen Werkes: „Nordiske plantennavne“ beab- 
sichtigt ein in gleicher Weise abgefasstes Verzeichniss der deutschen, 
resp. "germanischen Vulgärnamen der Pflanzen herauszugeben (denen 
später Verzeichnisse der romanischen, slavischen, finnischen u. S. w. 
Namen der Pflanzen Europas folgen sollen) und hat sich desshalb 
an mich mit der Bitte gewendet, ihm Verzeichnisse deutscher Vulgär- 
namen aus verschiedenen Gegenden Deutschlands zu verschaffen. Da 
jenes dänische Werk über die nordischen Pflanzennamen ein ganz 
vorzügliches, der Verf. der deutschen Sprache vollkommen nlächtig 
und daher zu erwarten ist, dass die vom Herrn Jenssen- Tusch 
beabsichtigte Bearbeitung der deutschen Vulgärnamen der europäischen 
Pflanzen sich durch gleiche Gründlichkeit auszeichnen werde, so er- 
laube ich mir, alle Botaniker Deutschlands und Deutsch-Oesterreichs, 
welche sich mit der Erforschung der Flora ihrer Heimat oder ihres 
Aufepthaltsortes beschäftigen und in der Lage sind, Vulgärnamen zu 
sammeln, dringend aufzufordern, den genannten dänischen Gelehrten 


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Talk‘ 


341 


(Adresse: Kopenhagen, Frederiksberg Bredgade 22) durch Zusendung 
von mit Orts- und Quellenangaben versehenen Beiträgen freundlichst 
zu unlerstützen. 


Prag, den 25. September 1875. 
Dr. Moritz Willkomm, 


k. k. Univers.-Professor. 


— 


Literaturberichte. 


Die Kryptogamen Deutschlands. Nach der analytischen Methode bearbeitet von 
Dr. Otto Wünsche, Oberlehrer am Gymnasium zu Zwickau. Die höheren 
Kryptogamen. Leipzig. Druck und Verlag von B. G. Taubner. 1875. 

Dieses kürzlich erschienene Werk des bereits rühmlich bekannten 
Verfassers bereichert die kryptogamische Literatur um ein werth- 
volles Erzeugniss. Die angewandte analytische Methode ist konse- 
quent und in einer so übersichtlichen Weise durchgeführt, dass 
dieses Buch unbedingt dem Besten seiner Art zugerechnet werden 
muss und der Kryptogamenkunde sicher nene Anhänger zuführen 
wird. In diesem nur 162 „Klein-Oktav-Seiten“ haltenden und durch 
sein handliches Format zum Gebrauche bei Exkursionen sich ausser- 
ordentlich eignenden Werkchen sind enthalten: „Uebersicht der Klassen 
des natürlichen Pflanzensystems, Uebersicht der Hauptgruppen der 

Laub- und Lebermoose, Schachtelhalme, Farne und Bärlappe, Tabellen 

zum Bestimmen der Gattungen der Lebermoose, Laubmoose und Farne 

nach augenfälligen Merkmalen, Diagnostik der Gattungen und Arten, 

Erklärung der hauptsächlichen terminolog. Ausdrücke und Register 

der lateinischen und deutschen Pflanzennamen.* Die Sicherheit der 

Bestimmung ist durch den geringen Umfang des Buches durchaus 

nicht gefährdet, da die Diagnosen alles Nöthige enthalten, so dass 

man fast immer ohne Schwierigkeit zum richtigen Erkennen der 

Pflanzen geführt wird. Im Allgemeinen hat sich der Verfasser auf 

den neuesten Standpunkt der Wissenschaft gestellt, und wird die bei 

den lateinischen Pflanzennamen angegebene Bezeichnung der Beto- 
nung für Viele, insbesondere Schüler recht vortheilhaft sein. Der 

Preis von 1 Mrk. 60 Pf. ist ein geringer. Was den Umfang des in 

Betracht gezogenen Gebietes betrifft, so umfasst dasselbe Deutschland 

von der Nord- und Ostsee bis zu den Alpen, also auch Böhmen, Mäh- 

ren und einen Theil des Erzherzogthums Oesterreich, ebenso wie 
die bereits 1874 in demselben Verlage erschienene „Schulflora von 

Deutschland. Nach der analytischen Methode bearbeitet von Otto Wünsche. 

Die Phanerogamen,“ an welche sich gegenwärtige Schrift vollständig 

anschliesst. Als einen Mangel könnte man höchstens bei beiden Wer- 

ken das Fehlen von einigen auf wenige Standorle beschränkten sel- 
teneren Arten und Abarten bezeichnen, doch wäre durch Aufnahme 


derselben eine Erweiterung des Umfanges eingetreten und das Be- 
Oesterr. botan Zeitschrift. 10. Heft. 1875. 25 


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342 


stimmen erschwert worden, wodurch sich der Werth für Anfänger 
vermindert hätte. Nach einer Anmerkung in der Vorrede des letzt- 
erschienenen Werkes werden auch die niederen Kryptogamen in 
gleicher Bearbeitung hoffentlich noch in diesem Jahre erscheinen; ein 
schwieriges, anerkennungswerthes Streben, das unser vollstes Inter- 
esse verdient. At. 


„Catalogo de los muscos de las Baleares, par Don Juan Joaquin Rodriguez 
y Femenias (Anal. de la Soc. Esp. de Hist. Nat. Tomo IV. 1875).* 


Als weiteren sehr schätzenswerthen Beitrag zur Kenntniss der 
Flora der Mittelmeer-Inseln hat der Verf. seinem Catalogo razonado 
(vergl. diese Zeitschr. XXIV, p. 251) nun auch eine Aufzählung der 
auf den Balearen bisher beobachteten Leber- und Laubmoose folgen 
lassen. Nach einer kurzen geschichtlichen Uebersicht, aus welcher 
zu ersehen ist, wie wenige bryologische Angaben von Hernandez 
und Cambessedes an bis auf Colmeiro (1867) von den Balearen be- 
kannt geworden sind, führt der Verfasser 9 Arten Lebermoose und 
57 Laubmoose als Gesammtiresultat der bisherigen Beobachtungen an. 
Die meisten Arten wurden im Frühlinge 1873 vom Verf. in Gesell- 
schaft von Willkomm und Hegelmaier gesammelt und von Letzterem 
bestimmt. Von den älteren Angaben haben einige in neuester Zeit noch 
keine Bestätigung gefunden und wurden daher besonders kenntlich 
gemacht. Weisia eirrhata Hedw., welche Colmeiro in seiner Enumera- 
cio de las criptögamas de Espana y Portugal als auf Minorca vorkom- 
mend angibt, wird aus pflanzengeographischen Gründen ausgeschlossen. 
Obwohl nun weitere Forschungen die Zahl der von den Balearen be- 
kannten Laub- und Lebermoose gewiss noch vermehren werden, so kann 
doch jetzt schon die gewissenhafte Arbeit des Verf. als schätzens- 
werthe Bereicherung unserer Kenntnisse über die Vegelalion der Ba- 
learen begrüsst werden. Fy., 


——esse s — 


Vereine, Anstalten, Unternehmungen. 


— In einer Sitzung der kais. Akademie der Wissenschaften in 
Wien am 13. Mai übersandte Prof. Dr. Konstantin Freiherr v. Eltings- 
hausen in Graz eine Abhandlung: „Ueber die genetische Gliederung 
der Kapflora* für die Sitzungsberichte. Das südafrikanische Floren- 
element ist in Europa erst beim Beginn der Terliärperiode aus der 
Differenzirung der Vegetationselemente der Kreideflora hervorge- 
gangen, von dem Eintritt der Pliocenzeit an aber vom Hauptelement 
allmälig verdrängt worden. Dagegen hat es im heutigen Kapgebiele 
den geeigneisten Boden für seine Entfaltung gefunden, dort das 
Hauptglied der Flora erzeugend. Nach Ausscheidung des Hauptgliedes 
der Kapflora bleiben Bestandtheile zurück, welche zum Charakter der 
Flora keineswegs passen. Die genauere Prüfung dieser fremden B»- 


343 


standtheile ergibt, dass durch die Gesammtheit derselben die wich- 
tigsten übrigen Floren der Erde repräsentirt erscheinen. Diese That- 
sache erklärt sich aus dem Wesen der Tertiärflora, welche auch im 
Kapgebiete die Elemente aller Floren vereinigte. Jene anscheinend 
fremden, aber zweifellos endemischen Bestandtheile sind nichts an- 
deres als die Ueberbleibsel der terliären Nebenelemente. Diese Ueber- 
bleibsel, die Nebenflorenglieder, zeigen sich hier in verhältnissmässig 
geringerer Zahl als selbst in der Flora Australiens. In der Kapflora 
sind also die Nebenelemente am meisten in den Hintergrund gedrängt 
worden, in Folge der sehr vorwiegenden Entwicklung des Hauptele- 

mentes. — Prof. Jos. Böhm überreichte zwei Abhandlungen: „Ueber 
die Respiration von Wasserpflanzen“ und „Ueber eine mit Wasser- 
stoffabsorption verbundene Gährung.“ Im Anschlusse an die vom 
Verfasser in seiner Abhandlung „Ueber die Respiration von Land- 
pflanzen“ (1873) beschriebene "Thalsache, dass Landpflanzen in einem 
sauerstofffreien Medium nicht sofort absterben, sondern sich die zu 
ihrem weiteren Leben ndthigen Kräfte durch innere Athmung (innere 
Verbrennung), d. i. durch Spaltung von Zucker in Kohlensäure und 
Alkohol erzeugen, machte derselbe weitere Untersuchungen über das 
analoge Verhalten von Wasserpflanzen Ba gleichen "Bedingungen 
und kam dabei zu folgenden Resultaten: 1. Bei der Respiration von 
Wasserpflanzen in atmosphärischer Luft N viel weniger Sauerstoff 
verbraucht als unter sonst gleichen Verhältnissen von Landpflanzen. 
2. In gleicher Weise bilden "Wasserpflanzen in einer sauerstoffireien 
aber sonst indifferenten Atmosphäre Kohlensäure, aber viel weniger 
als unter sonst gleichen Umständen die Landpflanzen. Es ‚verhalten 
sich also bezüglich der Intensität der Respiration die Wasserpflanzen 
zu den Landpflanzen in ähnlicher Weise wie die Kiemenathmer zu 
den warmblüthigen Thieren. Bei den Versuchen über die innere 

Athmung von Wasserpflanzen wurde als indifferentes Medium Was- 
serstoff verwendet. Hierbei zeigte sich bei etwas längerer Versuchs- 
dauer zwischen der Menge der gebildeten Kohlensäure und der er- 

folgten Volumvergrösserung ein Verhältnis, welches sich nur durch 
die, Annahme erklären liess, dass während der Versuchsdauer ein 
Theil des verwendeten Wasserstoffgases verschwand. Eine eingehende 
Untersuchung über die Ursache dieser merkwürdigen Erscheinung 
führte zu folgenden Resultaten: 1. Todte Wasserpflanzen haben die 
Eigenschaft Wasserstoff zu absorbiren. 2. Diese Wasserstoffabsorption 
unterbleibt, wenn die Versuchspflanzen in mit Quecksilber abge- 
sperrien Gefässen auf circa 60 bis S00 C. erwärmt wurden. Werden 
die Versuchsobjekte dann an die Luft gebracht, so absorbiren sie bei 
fortgesetztem Versuche wieder Wasserstoff. Die Absorption von Was- 
serstoff durch todte Wasserpflanzen ist demnach nach dem heuligen 
Stande der Wissenschaft als eine Gährung aufzufassen — die in 
Wasserstoffgährung begriffenen Pflanzen reagiren alkalisch. 3. Manche 
Wasserpflanzen, z. B. Fontinalis und Ranunculus aquatilis erleiden, 
wenn sie gekocht und noch heiss in Wasserstoffgas gebracht werden, 
unter andauernder Entwicklung von Wasserstoff die Butter- 

25% 


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344 


säuregährung. Bringt man in die Gährungsgefässe jedoch ein Stück- 
chen Kali, so erfolgt Wasserstoffabsorption. — Wurden die- 
selben Pflanzen bei früheren Versuchen in analoger Weise unter 
Wasser behandelt, so entbanden sie zuerst Kohlensäure und Was- 
serstoff, dann Kohlensäure und Sumpfgas. 4. Ein Gramm lufttrockener 
Oedogoniumfäden absorbirt, kalt aufgeweicht, mehr als 40 CC. Was- 
serstoff. 5. Wurden durch Trocknen getödtete Wasserpflanzen (Spiro- 
gyra) in feuchtem Zustande in reinen Sauerstoff gebracht, so wurde 
beiläufig der fünfte Theil des zur Bildung von Kohlensäure verwen- 
deten Gases absorbirt. 6. In einem Gemische von Sauerstoff und 
Wasserstoff unterbleibt die Absorption von Wasserstoff so lange, bis 
aller Sauerstoff theils absorbirt, theils zur Bildung von Kohlensäure 
serwendet ist. 7. Bei Landpflanzen wurde eine Absorption von Was- 
serstoff bisher nicht beobachtet. Dieses Absorptionsvermögen scheint 
nur jenen Pflanzen zuzukommen, welche die Sumpfgasgährung er- 
leiden können. 


Inserate. 


Vollständig erscheint soeben: 


Dr. L. Pfeiffer. 


Nomenclator botanicus. Nominum ad finem anni 1858 publici factorum, 
classes, ordines, tribus, familias, divisiones, genera, subgenera vel sectiones, 
designantium enumeratio alphabetica etc. 2 Vol. in 4. 252 M. 


Dr. L. Pfeiffer. 
Synonymik. Erstes Supplement. g. 8. 11, M. 


Dr. ©. Feistmantel. 

Die Versteinerungen der böhmischen Kohlengebirgsablagerun- 
gen. 1. Abtheilung. Mit 25 Taf. Abbild. Royal 4. (Sep.-Abdr. der Palaeon- 
togr.) 66 M. 

Dr. H. R. Göppert. 


Ueber innere Vorgänge bei dem Veredeln der Bäume und 
Sträucher. Mit 8 Taf. Abbild. Royal 4.6 M. 


Verlag von Theodor Fischer in Cassel, 


In Carl Winter’s Universitätsbuchhandlung in Meidelberg ist 
soeben erschienen: 


Müller, Professor Dr. N. J. ©. Botanische Untersuchungen. IV. Teber 
die Vertheilung der Molecularkräfte im Baume. Zweiter 
Theil. Der sogenannte absteigende Saftstrom. Mit Holzschnitten und lithogra- 
phirten Tafeln, gr. 8° brosch. 5 M. 


Redakteur und Herausgeber Dr. Alezander Skofitz. — Verlag von ©. Gerold’s Sohn, 
Druck und Papier der €, Ueberreuter'schen Buchdruckerei (M. Salzer). 


Oesterreichische 


otanische Zeitschrift, 


Gemeinnütziges Organ 


für 
Die österreichische Exemplare 
botanische Zeitschrift - - die frei durch die Post be- 
erscheint Botanik und Botaniker, zogen werden sollen, sind 
den Ersten jeden le. blos bei der Redaktion 
5 rirt auf selbe .. a . (V. Bez., Schlo, se Nr. 16 
Man prönumerirt auf selbe (Gärtner, Oekonomen, Forstmänner, Aerzte, "zu ’pränumeriren 
(16 R. Mark.) \ H Im Wege des 
ganzjährig, oder mit Buchhandels übernimmt 
nf. ö.w. (S R. Mark.) polheker und Techniker. Pränumeration 
halbjährig. ©. Gerold’s Sohn 
Inserate in Wien, 
die ganze Petitzeile N: 11 so wie alle übrigen 
15 kr. öst. W. > 5 Buchhandlungen. 

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XXV. Jahrgang. WIEN. November 1875. 
INHALT: Ueber Panieum ambiguum. Von Haussknecht. — Algen des Triester Golfes. Von 
Hauck. (Fortsetzung.) — Vegetationsverhältnisse. Von Dr. Kerner. — Ueber Eichenformen. Von 
Wiesbaur. — Mykologisches. Von Schulzer. — Saaifraga sponhemica. Von Thümen. — Pflanzen 

auf der Weltausstellung. Von Antoine. (Fortsetzung.) — Literaturberichte. — Correspondenz. Von 


Holuby, Andorfer. — 48. Naturforscher-Versammlung. — Personalnotizen. — Botanischer Tauschverein. 


Ueber 
Panicum ambigumm Guss (sub Setaria). 


Von Prof. ©. Haussknecht. 


Als Novität für unsere Thüringer Flora sowohl als für die von 
Nord- und Mitteldeutschland theile ich ihnen mit, dass ich im Laufe 
vorigen Monats das obengenannte Panicum in Menge längs den 
Mauern der Gärten und Häuser in der Stadt Frankenhausen aufge- 
funden habe. — Dass diese Pflanze der Aufmerksamkeit der deut- 
schen Botaniker bisher entgangen ist, hat sie der grossen Aelhnlich- 
keit mit P. verticillatum L. zu verdanken, der sie in der Tracht 
völlig gleichkommt. 

Von letzterer lässt sie sich jedoch sehr leicht schon durch das 
Gefühl unterscheiden, denn streicht man die Rispen des P. ambiguum 
von. unten nach oben, so erscheinen dieselben wegen der nach oben 
gerichteten Zähnchen der borstenförmigen Hüllen als glatt, während 
ein Streichen nach oben bei P. verticillatum wegen der nach unten 
gerichteten Zähnchen kaum möglich ist. In dieser Eigenschaft stimmt 
sie mit P, viride L. überein, welches jedoch durch .die gedrungene, 


dichte Rispe, sowie durch die zahlreichen borstenförmigen Hüllen 
Oesterr. botan. Zeitschrift. 11. Heft. 1875. 26 


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346 


abweicht, von denen bei P. ambiguum nur 1—2 vorhanden sind. 
Wegen dieser Eigenschaften hat Godron in Fl. de France diese Pflanze 
als Bastart der beiden genannten zu deuten versucht und zwar 
soll sie entstanden sein aus P. verticillatum, befruchtet durch P. 
viride. — Nachdem ich diese fragliche Art schon früher zu wieder- 
holien Malen beobachtet habe, kann ich mich dieser Annahme nicht 
anschliessen, denn einmal kommt sie oft an Orten vor, wo keine der 
angeblichen Aeltern in der Nähe wächst, dann aber auch sprechen 
die regelmässig ausgebildeten Früchte dagegen; auch aus der Beschaf- 
fenheit der Spelzen geht hervor, dass sie kein Bastart sein kann. 

Diese Pflanze wurde zuerst von Gussone auf Sizilien unter- 
schieden, welcher . sie 1827 im Prodr. fl. Sic. als Panie. vertieill. P. 
ambiguum aufstellte; erst 1842 wurde sie von ihm in der Synops. fl. 
Sic. als Setaria ambigua Guss. abgetrennt. Parlatore in der Fl. Pa- 
lermit. 1845 führt sie als Varietät von P. verticill. auf, ebenso auch 
in der Fl. Ital. 1850. Später wurde sie von C. Schimper, welcher sie 
bei Schwetzingen aufgefunden hatte, in den Schriften der naturf. Ges. 
zu Bonn 1857 als Selaria decipiens aufgestellt. 

Schon in der Flora der Prov. Brandenb. vermuthete Ascherson 
die Identität der letzteren mit Setaria ambigua Guss., die sich denn 
auch durch die Untersuchung meines Freundes R. v. Uechtritz her- 
ausgestellt hat, welcher ein Schimper’sches Originalexemplar mit den 
von mir in der Schweiz gesammelten Pflanzen zu vergleichen die 
Güte hatte *). 

„Einmal die Identität dieser beiden erkannt, fragt es sich, ob 
die Pflanze den Gussone’schen oder Schimper’schen Namen zu führen 
hat. Unbestritten ist der Gussone’sche Name der ältere, wesshalb sie 
als Panicum ambiguum Guss. (sub Setaria) bezeichnet werden muss. 

Allerdings hat Lapeyrouse schon ein Panicum sanguinale Pß. 
ambiguum und De Candolle ein Paspalum ambiguum aufgestellt, die 
beide sich auf Panicum lineare Krocker beziehen und daher keinen 
Anlass zu Confusion geben können. Wohl würde dies aber der Fall 
sein mil Panicum ‚decipiens, unter welchem Namen schon Nees in 
der Agrostogr. brasil. ein solches publizirt hat.“ 

Im Index sem. N. 6. Berolin. 1874 vereinigt A. Braun dieselbe 
wieder mit P. vertieill. als var. antrorsum, mit der Bemerkung, dass 
sie im Berliner Garten kultivirt, beständig geblieben sei, was auch 
schon früher Gussone konstatirt hatte. A. Braun stützt diese Vereini- 
gung auf Panic. Rottleri und Panic. Aparine, bei denen die Borsten- 
zähnchen theils aufrecht, theils rückwärts gerichtet vorkommen, ein 
Verhalten, welches aber weder bei P. vertieill. noch bei P. decipiens 
beobachtet worden ist. 

P. vertieillatum ist allerdings eine vielgestaltige Pflanze, die 
bald mit einfachen aufrechten, bald von unten an weit verzweigten, 


*, Durch eine unterdessen von Prof. Ascherson erhaltene Probe eines 
Schimper’schen Originalexemplares der Setaria deeipiens habe ich mich gleich- 
falls von der Identität der beiden überzeugen können, Der Verfasser. 


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347 


an der Basis niederliegenden oder mit kurzen fast rasenförmigen 


‚Stengeln, mit schmächtiger schmal zylindrischer oder mit fast lappiger 


grösserer, mehr oder weniger unterbrochener Rispe variirt. Auch die 
Länge der Borsten ist oft an einem und demselben Exemplar sehr 
verschieden, denn während dieselben an den zuerst erscheinenden 
Rispen oft doppelt so lang als die Früchte sind, erreichen sie bei 
den im Spätsommer zu Vorschein kommenden oft kaum die Länge 
derselben. 


Exemplare des P. verticillatum, die ich in Syrien, Kleinasien, 
Mesopotamien und Persien sammelte, unterscheiden sich von unserer 
mitteleuropäischen Pflanze durch helleres Kolorit der ganzen Pflanze, 
namentlich sind die unteren Blattscheiden weit mehr weisshäulig, 
während der Mittelnerv der Blätter als weisse Linie erscheint, was 
sicher durch den Einfluss des trockeneren wärmeren Klimas hervor- 
gerufen ist. Ausserdem sind die Blattscheiden an den Rändern meist 
glatt und nicht wie bei unserer Pflanze gewimpert; allein auch dieses 
Merkmal ist sehr wandelbar, denn während die Blattscheiden an 
Exemplaren von Bagdad und Kermanschah am Rande ganz glatt er- 
scheinen, sind sie "bei denen von Marasch nach oben hin schwach 
gewimpert. 

Ganz dieselben Variationen in der Tracht, in der Form der 
Rispen und in der Länge der Borsten bietet auch P. ambiguum dar, 
die als eine Parallelart von P. verticillatum anzusehen ist. 


Bei den von mir im Orient beobachteten Formen des P. ambi- 
guum ist gleichfalls das Colorit viel heller, als bei der unsrigen, 
ebenso erscheinen auch die unteren Blattscheiden fast weisshäulig 
papierartig. 

Was die Blattscheiden betrifft, so sind dieselben an meinen 
orientalischen Exemplaren nur an der Pflanze von Beyruth ganz 
kahl, während dieselben an denen von Marasch und Kermanschah im 
oberen Drittel deutlich gewimpert sind. 


Die geographische Verbreitung betreffend, ist diese Art bis jetzt 
aufgefunden worden in Deutschland: Frankenhausen in Thüringen! 
Schwetzingen (Schimper). In der Schweiz: Basel, in W einbergen 
beim Schlösschen Wört bei Schaffhausen! an der Schweizerstrasse 
bei Genf! Rolle (Rapin). In Frankreich: Narbonne (Grenier et 
Godron Fl. de Fr.). In Italien von Ligurien und Eitrurien an bis 
Neapel (Parlat.) und Sicilien (Gussone). In Syrien: Beyruth! In 
Anatolien: um Marasch! In Persien: um Kermanschah! 

Bei näherer Nachforschung wird sich dieselbe nicht nur an 
vielen Orten in Deutschland, sondern hauptsächlich auch in den Län- 
dern des südöstlichen Europa auffinden lassen. 


Eine Gegenüberstellung der Charaktere mit den 2 nächstver- 
wandten Arten mag diese Mittheilung beschliessen: 


20 


>! 


348 


1. Panicum viride L. |2. Panie.verticillatumL.| 3. Panic. ambiguum 
Guss. 

wie bei 2., aber von 

unten nach oben ge- 

strichen, glatt erschei- 
nend. 


Rispe: Dicht gedrun-| unterbrochen, mit 
gen; von unten nach, scheinbar quirlförmig 
oben gestrichen glatt| gestellten Aehrchen; 
erscheinend von unten nach oben ge- 
strichen widerhakig. 


Borstenförmige meist 2, mit nach unten] 1—2, mit nach oben 
Hüllen: zahlreich, mit, gerichteten Zähnchen. | gerichteten Zähnchen. 
nach oben gerichteten 


Zähnchen. 
Die untere der häu-wie bei 1., aber kurz|?/, kürzer als die be- 
tigen Glumae: halb zugespitzt. nachbarte, kurz zuge- 
so lang als die benach- spitzt. 


barte, in eine deutliche 
Spitze ausgehend. 


Die obere Gluma: önervig. nervig. 
dnervig. 
Dieuntere Glumella oval. oval. 
der männl. Blüthe; 
elliptisch. 


Die obere: um die !/;kürzer, nur gestutzt.|t/, kürzer, zweizähnig. 
Hälfte kürzer, zwei- 
zähnig. 

Halm unterhalb der) rauh widerhakig. glatt. 
Rispe: nach oben ge- 
strichen glatt erschei- 
nend. 


Weimar, im September 1875. 


gi m 


Verzeichniss der im Golfe von Triest gesammelten 
Meeralgen, 


Von F. Hauck. 


(Fortsetzung.) 


Rhodomeleae 


90. Chondriopsis tenuissima (Good. et Woodw.) J. Ag. (Spec. Alg. 
II. pg. 804). Ueberall häufig vom Winter bis zum Herbste. 

91. — striolata (Ag.) J. Ag. (Spec. Alg. II. pg. 806). — Alsidium 
sublile Kg. tab. phyc. XV. tab. 35. a—c). Bei Capodistria, 
Pirano, Grado. — Frühjahr, Sommer. 


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92. 
93. 


94. 
95. 
96. 
97. 


108. 
109. 


349 


— dasyphylla (Woodw.) J. Ag. (Spec. Alg. II, pg. 809). Sehr 
verbreitet. Vom Winter bis zum Herbste. 

Alsidium corallinum Ag. (J. Ag. Spec. Alg. II. pg. 841. — 
A. corallinum et lanciferum Kg. tab. phyc. XV. tab. 33). 
Triest, Pirano. — Frühjahr, Sommer. 

Helminthochortos (Lat.) J. Ag. (Spec. Alg. II. pag. 840). Triest. 
Selten. 

Digenea simplex (Wulf) Ag. (J. Ag. Spec. Alg. II. pg. 845). — 
Miramar im Sommer (leg. Vogel). 

Polysiphonia tenella Ag. (J. Ag. Sp. Alg. II. p. 919). Triest etc. 
an grösseren Algen im Winter. 

— secunda Ag. (J. Ag. Spec. Alg. II. p. 921). Pirano parasitisch 
an grösseren Algen. — Sommer, Herbst. 


.— obscura Ag. (J. Ag. Spec. Alg. II. p. 943). Bei Triest. 
.— rigens (Schousb.) J. Ag. (Spec. Alg. II. p. 949). Sehr häufig 


auf Rytiphl. pinastroides. 


.— intricata J. Ag. (Spec. Alg. II. p. 951). In den Salinen bei 


Zaule, Capodistria, Pirano, dann bei Aquileja und Grado, im 
Brackwasser häufig; das ganze Jahr hindurch. 


.— divergens J. Ag. (Spec. Alg. U. p. 952). Capodistria, Pirano; 


im Sommer. 


2. — pulvinata (Ag.) J. Ag. (Spec. Alg. ll. p. 957). An Zostera 


bei Triest, selten. 


.— deusta J. Ag. (Spec. Alg. II. p. 963). Capodistria. Winter 


und Frühjahr. 

Conferva deusta Wulf. Crypt. aqu. p. 25 und die Abbildung 
von P. deusta in Kützing’s tab. phyc. XI. tab. 77 dürften 
sich eher auf P. sanguinea (Ag.) Zan. beziehen. 


. — sertularioides (Grat.) J. Ag. (Spec. Alg. II. p. 969). Miramar, 


Capodistria, Pirano ete. Winter und Frühjahr. 


.— purpurea J. Ag. (Spec. Alg. Il. p. 982). Bei Triest. Winter, 


Frühjahr. 


.— sanguinea (Ag.) Zan. (J. Ag. Spec. Alg. II. p. 984). Ueberall 


sehr gemein. Winter und Frühjahr. 


.— subulata (Ducl.) J. Ag. (Spec. Alg. II. p. 985), häufig, Vor- 


kommen wie bei voriger Art, auch parasitisch an anderen 
Algen. 

Manche Exemplare zeigen eine stark entwickelte Rinden- 
schichte und nähern sich sehr der P. violacea Grev. Von 
den Abbildungen Kützing’s in den Tab. phyc. dürften P. mul- 
ticapsularis (Zan.) Kg. Bd. XIV. tab. 54. a--d. — P.vestita 
Kg. l. c. tab. 7 a—c. — P. Perreymondi Kg. Bd. XIII. tab. 
95 a—d. — P. Montagnei Kg. |. c. tab. 95 e—g, zu dieser 
Art zu ziehen sein. 

— vestita J. Ag. (Spec. Alg. II. p. 987, nec Kg.). Bei Triest, 
Muggia etc. im Winter und Frühjahr, nicht häufig. 

— spinulosa Grev. (J. Ag. Spec. Alg. Il. p. 999). Capodistria, 
auch in den Salinen von Zaule und Scoffie häufig; das ganze 


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Jahr. — Hieher gehört P. acanthocarpa Kg. tab. phyc. XIV. 
tab. 26 c—e. 

elongella Harv. (J. Ag. Spec. Alg. Il. p. 1002). Triest, Gri- 
gnano, im Winter, selten. 

ornata J. Ag. (Spec. Alg. II. p. 1003). Triest, Grignano, im 
Winter und Frühjahr. 

elongata (Huds.) Harv. (J. Ag. Spec. Alg. II. p. 1004). Ver- 
breitet und häufig, das ganze Jahr hindurch. 

breviarticulata Ag.) Zan. (J. Ag. Spec. Alg. II. p. 1007 
P. chrysoderma Kg. tab. phyc. XII. tab. 68 a—d). Bei Mug- 
gia und Isola im Winter, selten. 

subcontinua (Ag.) J. Ag. (Spec. Alg. Il. p. 1009). Ein unvoll- 
ständiges fraglich hieher gehöriges Exemplar fand ich bei 
Pirano. 

Derbesii Solier (J. Ag. Spec. Alg. II. p. 1011). Triest, Mira- 
mar, Pirano etc. Im Winter, Frühjahr und Sommer, nicht 
selten. 

collabens (Ag.) Kg. (J. Ag. Spec. Alg. Il. p. 1022). Triest, 
im Winter, selten. 

furcellata (Ag.) Harv. (J. Ag. Spec. Alg. I. p. 1025. — 
P. Tommasiniana Bertoloni, flora italica eryptog. U. p. 271 
fide Specim. in herb. Tommas.). Bei Triest, Pirano etc. häufig 
im Winter und Frühjahr. 

fruticulosa (Wulf.) Spr. (J. Ag. Spec. Alg. UI. p. 1028 
P. humilis Kg. tab. phyc. XIV. tab. 29 d—g). Gemein, meist 
parasitisch an Cystosiren. 

variegata (Ag.) J. Ag. (Spec. Alg. II. p. 1030). Im Hafen 
von Triest, bei Capodistria, Pirano etc. im Sommer und Herbst, 
häufig. 

subulifera (Ag.) Harv. (J. Ag. Spec. Alg. II. p. 1052). Gri- 
gnano, im Winter und Frühjahr. 

opaca (Ag.) Zan. (J. Ag. Spec. Alg. II. p. 1055). An flachen 
sandigen Stellen bei Triest, Muggia, Capodistria, Grignano etc. 
häufig. Im Winter und Frühjahr. 

Polysiphonia Biasolettiana J. Ag. ist mir aus dem Gebiete 
noch nicht zu Gesicht gekommen, was ich unter diesem 
Namen in den Herbarien Biasoletto’s und Tommasini’s sah, 
gehörte zu P. spinulosa Grev. Typische Exemplare der obigen 
Art, welche ich mit einem Original-Exemplare J. Agardh’s 
zu vergleichen in der Lage war, sammelte Herr Baron Liech- 
tenstein auf Lesina. 


2. Rytiphlaea pinastroides (Gm.) Ag. (J. Ag. Spec. Alg. II. p. 1088). 


Triest, Capodistria, Pirano etc. sehr häufig. Das ganze Jahr 
hindurch. 

tinctoria (Clem.) Ag. (J. Ag. Spec. Alg. Il. p. 1094 R. 
rigidula Kg. tab. phye. XV. tab. 13 a—d. — R. seminuda 
kg. l. c. tab. 14 a—ec). Triest, Pirano etc. nicht häufig. 


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351 


. Vidalia volubilis (L) J. Ag. (Spec. Alg. I. p. 1121). Bei 


Pirano. 


. Dasya plana Ag. (J. Ag. Spec. Alg. Il. p. 1202). An Cystosiren- 


stämmen bei Miramar, im Winter und Frühjahr, selten. 


.— spinella Ag. (J. Ag. Spec. Alg. II. p. 1204). Miramar, Pirano 


im Frühjahr, selten. 


.— rigescens Zan. (lcon. phye. adriat. Vol. I. p. 7 tav. XLU B.) 


Miramar im Winter, sehr selten. 
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.— pwunicea Menegh. (J. Ag. Spec. Als. II. p. 1209). Muggia, 


Miramar, Pirano, im Winter und Frühjahr. 


.— elegans (Mart.) Ag. (J. Ag. Spec. Alg. IL. p. 1213). Triest, 


Capodistria, Grado. Im Frühjahr und Sommer. 


.— arbuscula Ag. (J. Ag. Spec. Alg. II. p. 1221). Bei Triest etc., 


meistens an anderen Algen parasitisch Im Winter und 
Frühjahr. 


. Halodictyon mirabile Zan. (Icon. phyc. adriat. Vol. I. p. 17. tav. 


V). Triest, Miramar, im Winter, sehr selten. 


Monosporeae, 


. Monospora pedicellata (Sm.) Solier. (Zanard. Icon. phyc. adriat. 


Vol IE ’p. 312, "tav.  LXVII. B.) 
Var. clavata (Zanard. ]. c. p. 107, tav. LXVII. A). 
Triest, Pirano. Im Winter und Frühjahr. 
Chantransieae. 
Chantransia secundata (Lyngb.) Thur. (Call. secundatum J. Ag: 
- Spec. Alg. I. p. 13. — Call. Lenormandi Kg. tab. phye. XI. 
tab. 57 II. — Call. mieroscopieum Naeg. Kg. 1. c. tab. 58 ID. 
Auf Sphacelaria scoparia ete., im Winter. 

— luxurians (J. Ag.) Hauck. (Call. luzurians J. Ag. Spec. Alg. 
II. p. 14. — Call. Daviesäi Lyngb. Rabenh. Algen Europ. 
Nr. 1458. — Call. piliferum Kg. tab. phyc. XI. tab. 56 II. 
— Call. byssaceum Kg. 1. ec. tab. 58 IV. — Call. pygmaeum 
Kg. 1. c. tab. 59 I. — Call. luxurians Kg. 1. c. tab. 59 Ill). 
An Zostera, Cystosira etc. bei Triest. 


.— velutina Hauck n. sp. Ueberzieht die Stämme von Cystosiren mit 


einem karminrothen Sammt. Die einzelnen Fäden bis 2 Mm. 
lang, wenig verästelt, fast einfach /ıoo Mm. dick, Glieder 
1—1'/,mal so lang als der Durchmesser. — Kapselsporen 
meist auf der Spitze der Gliederfäden, selten seitlich sitzend, 
elliptisch, eirca '/,o Mm. lang, und '/;, Mm. breit, mit einem 
Y/g50 Mm. dicken hellen Saum umgeben. Bei Triest. 


Porphyreae 
Porphyra leucostieta Thuret. (Le Jolis. Algues marines de Cher- 
bourg p. 100. — P. vulgaris Auct. ex parte. — P. vermi- 
cellifera Kg. tab. phyc. XIX. tab. 80 g—m. — P. coriacea 
Zan. Kg. 1. c. tab. 81 c—f. — P. microphylia Zan. Icon. 
phye. adrat. Vol. I. p. 25. Tav. VII A. — P. autumnalis 


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352 


Zan. l. c. p. 26. Tav. VII. BJ. Ueberall gemein. — Herbst 
bis Frühjahr. 

137. Erythrotrichia ceramicola (Lyngb.) Aresch. (Le Jolis. Algues 
marines de Cherbourg p. 103. pl. ID. An Gelidium corneum 
im Hafen von Triest. 

138. Bangia investiens Zan. (Kg. tab. phyc. III. tab. 28. I). Triest, 
Miramar, Pirano an Cystosiren im Frühjahr. — Von voriger 
Art kaum spezifisch verschieden. 

139. — fuscopurpurea Lyngb. (Kg. tab. phyc. II. tab. 29. VI. — 
B. versicolor Kg. 1. ce. tab. 29, I. — B. bidentata Kg. |. c. 
tab. 28, IV. — B. compacta Zan. Icon. phyc. adriat. ll. p. 
165, tab. LXXX. A.). Gemein an Steinen und Pfählen. An 
der Fluthgrenze. Im Winter. 

140. Goniotrichum elegans Zanard. (@. elegans var. Alsidii Zan. Icon. 
phye. adriat. Vol. Ill. p. 65. tab. XCVI. — @. dichotomum 
Kg. tab. phyc. III. tab. 27, I). Nicht selten an den verschie- 
densten Algen, jedoch meist nur in einzelnen Fäden. 


(Fortsetzung folgt.) 


Die Vegetations-Verhältnisse des mittleren und östlichen 
‚Ungarns und angrenzenden Siebenbürgens. 


Von A. Kerner. 
LXXX. 


1466. Polygonum Convolvulus L. — Auf bebautem Lande, an 
wüsten Plätzen in den Dörfern, im Geschiebe der Flussufer, an Däm- 
men und Wegrändern. —- Erlau, Paräd, Csenke, Waitzen, Gran, Ofen, 
Pest, Soroksar, Monor, Pilis, Grosswardein, Vasköh, Crisciöru, Buteni. 

— Kalk, tert., diluv. und alluv. Lehm und Sand. 95—380 Met. 
1467. Polygonum dumetorum L. — An Waldrändern, Hecken 
und Zäunen; insbesondere auf Gebüschen windend, welche -hecken- 
fürmig die Ufer fliessender und stehender Gewässer besäumen, so 
wie auch auf dem niederen Buschwerk, welches die Böschungen der 
Hohlwege bekleidet. Bei Erlau, Paräd, Gran, Ofen, in dem Waldre- 
viere zwischen Monor und Pilis; im Bereiche des Bihariagebirges im 
Becken von Belenyes bei Vasköh, Rieni und Petrani und insbesondere 
häufig auf dem tert. Vorlande zwischen Grosswardein und Belenyes bei 


Felixbad, Lasuri und Robogani. — Kalk, tert., diluv. u. alluv. Lehm 
und Sand. 95—380 Meter. 
Polygonum Fagopyrum L. — Im mittelungar. Berglande, sowie im Be- 


reiche des Bihariagebirges hie und da, im Ganzen aber nur selten, auf Feldern 
gebaut. Die höchstgelegenen im Gebiete beobachteten mit P. Fagopyrum be- 
stundenen Aecker bei Körösbänya in der Seehöhe von 350 Meter. 


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393 


Polygonum tataricum L. — Nach Steffek bei Grosswardein auf Fel- 
dern gebaut. 
1468. Rumex maritimus L. — Im Schlamme der Ufer stehen- 


der und langsam fliessender Gewässer. Im Inundationsgebiete der 
Donau auf der Täther Insel bei Gran, bei Ebed südwestl. von Näna, 
bei Sct. Andrae und Pest, auf der Csepelinsel bei Ujfalu. Nach Kit. 
häufig auf der Debrecziner Landhöhe an salzauswitternden Stellen am 
Rande der Teiche, so namentlich bei Nyiregyhäza. In der Tiefebene 


nach Simkovics bei Kisujszälläs.. — Diluv. und alluv. Sand. 75— 
130 Meter. 
1469. Rumex paluster Sm. — An ähnlichen Standorten wie 


die. vorhergehende Art. Bei Pest, am Donauufer bei Ujfalu auf der 
Csepelinsel; in der Theissniederung bei Szolnok, Török $zt. Miklos, 
Kisujszälläs und nach Steffek auf sumpfigen Wiesen bei Grosswar- 
dein. — Diluv. u. alluv. Sand. 75— 130 Meter. 


1470. Rumex conglomeratus Murr. — An sumpfigen Stellen 
in Auen, an Zäunen und Gräben und am Ufer stehender und langsam 
fliessender Gewässer. In der Matra bei Paräd; in der Pilisgruppe 
bei Sct. Andrae und Ofen; im Inundationsgebiete der Donau in der 
Umgebung der Granmündung, bei Pest, auf der Csepelinsel, auf der 


Kecskemeter Landhöhe bei Nagy Körös. — Tert., diluv. und alluv. 
Lehm- und lehmiger Sandboden. 95—200 Meter. 
1471. Rumex sanguineus L. — (R. nemorosus Schrad.) — 


An ähnlichen Standorten wie die vorhergehende Art. Bei Zsercz im 
Borsoder Comitate; in der Matra; in der Pilisgruppe bei Sct. Andrae; 


auf der Csepelinsel bei Ujfalu. — Tert., diluv. und alluv. Lehm- und 
lehmiger Sandboden. 95—200 Met. 
1472. Rumex silvester Wallr. Sched. 161. — In Sümpfen und 


auf sumpfigen Wiesen. Im Donauthale und im mittelung. Berglande bei 
Näna; nächst dem Stadtmaierhofe bei Ofen und in den Sümpfen zwischen 
dem Blocksberge und Promontor; auf der Csepelinsel; in den Sümpfen 
entlang der Theiss bei Szolnok. — Tert., diluv. und alluv. Sand und 
sandiger Lehm. 75—150 Meter. (In den Sched. cerit. [1822] be- 
schreibl Wallr. S. 161 neben jenem Rumex, welchen er für R. ob- 
tusifolius Linn& hält, einen diesem sehr nahe verwandten Rumex, 
welchen er R. silvestris nennt, und den er vorzüglich durch die 
kleineren länglichen an der Basis ganzrandigen oder doch nur aus- 
geschweiften und niemals deutlich gezähnten inneren Perigonblätl- 
chen unterscheidet. — Diesen Rumex silvestris [Wallr.] erklärte 
später Fries in Mant. II, 25 et Summ. 51 und 202, so wie nach 
ihm Grenier und Godron in FI. fr. II, 36 für den wahren Rumex 
obtusifolius Linne. Nymann bezeichnete dann im Jahre 1855 ge- 
stützt auf die Autorität Fries’ jenen Rumex, welchen Wallroth 
und nach ihm die meisten Autoren nach Linne für R. obtusifolius L. 
genommen hatten, als R. Wallrothi [Syll. Fl. Europ. 327] und Gren. 
et. Godr., welchen diese von Nymann vollzogene Namensänderung 
enigangen war, im Jahre 1856 a. a. O. als R. Friesi. 


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354 


Ich schliesse mich nun allerdings insoweit der Auffassung von 
Fries, sowie von Grenier et Godr. an, dass ich die beiden er- 
wähnten Rumex für zwei wohlunterscheidbare Arten halte, aber in 
Betreff der Nomenklatur kann ich den genannten Autoren nicht bei- 
stimmen. — Linne hat seinen Rumex obtusifolius auf das „Lapa- 
thum involucro seminis dentato, foliis obtusis“ Hall. Helv. 172 
gegründet und eitirt, auch in erster Linie Haller sowohl in der 
ersten als auch in der zweiten Auflage der Spec. plant. — Linne 
setzt ferner in der ed. I. der Spec. plant. bei „Habitat in Germania, 
Helvetia, Gallia, Anglia“, ohne einen Fundort aus Skandinavien zu 
nennen. Nun ist aber jene Pflanze, welche Wallroth für R. obtusi- 
folius Linn genommen hat, welche aber Fries, sowie Gren. et 
Godr. für eine hievon verschiedene Art halten [Rumex Wallrothii 
Nym., R. Friesii Gren. et Godr.] allerdings in dem von Linne 
angegebenen Gebiete in Deutschland, der Schweiz, Frankreich und 
England sehr häufig und verbreitet, dagegen fehlt jene zweite 
Art, welche Fries und Gren. et Godr. für R. obtusifolius 
Linne halten, in der Schweiz*) und in Frankreich**) voll- 
ständig und ist auch in Deutschland und England selten und nur 
sporadisch anzutreffen. Es ist darum nicht zulässig, den Namen, mit 
welchem Linne& bei der ersten Aufstellung der Art ganz aus- 
drücklich und bestimmt den in der Schweiz vorkommen- 
den Rumex bezeichnet hat [,„Lapathum foliis obtusis Hall.“ ], auf 
eine in der Schweiz nicht vorkommende Pflanze anwenden zu wollen! 
— Dass Linne in der zweiten Auflage seiner Spec. plantar. 478 
einen nachträglich auch in „Sudermania* aufgefundenen Rumex 


zu seinem R. obtusifolius zog, welcher dem schweizerischen „Lapa- 


thum foliis obtusis* Hall. sehr ähnlich ist, beweist höchstens, dass 
Linne nachträglich zwei Rumex, welche seit Wallroth von vielen 
Floristen als zwei Arten begriffen werden, zusammenfasste, oder 
richtiger gesagt, nicht unterschied, kann aber unmöglich Anlass geben, 
die Nomenklatur der 1. Auflage der Spec. plant., wo Ru- 
mex obtusifolius zuerst von Linne aufgestellt wurde, zu 
ändern. 

Es sind demnach auch unbedingt die Wallroth’schen Namen 
zu acceptiren und sind die Namen R. Wallrothi Nym., so wie R. 
Friesii Gren. et Godr. als Synonyma dem R. obtusifolius Linne 
und Wallr. beizusetzen.) 

1473. Rumex obtusifolius Linne& Spec. plant. ed. I. p. 335. — 
Mit anderen hohen Stauden vor dem Eingange zur Höhle bei Fenatia 
nächst Rezbänya und in der Umgebung der Sennhütten bei der Stäna 
Scevea auf dem Rezbänyaerzuge des Bihariagebirges. — Schiefer, 
Kalk. 450—1230 Meter. — (R. obtusifolius wird von Sadler in Fl. 
Com. Pest. 161, von Feichtinger in Adatok Esztergom. Fl. 272 
und von Steffek in Oest. bot. Ztg. XIV, 175 in den von ihnen be- 


—_ 


*) Vergl. Gremli Exc. Fl. der Schweiz, 2. Aufl. S. 341. 
**) Gren. et Godr. a. a. ©. 


355 y 
- 
handelten Florengebieten vorkommend angegeben. Ich selbst notirte ; 
gleichfalls einmal „R. obtusifolius“ bei Grosswardein. Leider liegen 
mir aber von allen diesen Standorten im Bereiche des Donauthales, Rt 
des mittelungar. Berglandes und der Umgebung von Grosswardein 
keine getrockneten Exemplare vor, und es wäre daher nicht unmög- , 
lich, dass sich alle diese letzteren Standortsangaben auf die vorher- 
gehende Art beziehen. — Wenn übrigens R. obtusifolius Linne, ß 
Wallr. [= R. Wallrothäi Nym., R. Friesü Gren. et Godr.] auch 
an diesen Standorten vorkommt, was ich durchaus nicht bezweifeln 
möchte, so ist doch so viel gewiss, dass daselbst Rumex silvestris E 
Wallr. vergleichsweise weit häufiger und verbreiteter ist. Jedenfalls 2 
bestätiget sich die von Trimen im Journ. of bot. 1873, 129 ausge- r 
sprochene Muthmassung, dass Rumex silvester Wallr. eine im ösl- R 
lichen Europa verbreitete, im südwestlichen Europa dagegen fehlende R 
Pflanze ist.) Rx 
1474. Rumex erispus L. — Auf sumpfigen Wiesen, in Gräben, x 
an Ufern und Zäunen, in der Umgebung der Brunnen auf den Puszten. h 
— Gran, Näna, Waitzen, Pomäsz bei Sct. Andrae, Ofen, Pest, Nagy $. 
Körös, P. Sallosär bei Tatär Szt. György, Nagy Majteny und Erdöd, ; 
Katonaväros, Grosswardein, Buteni. — Tert., diluv. u. alluv. Lehm- N 
und Sandboden. 95—200 Met. a 
1475. Rumex Patientia L. — An ähnlichen Standorten wie die x 
vorhergehende Art. Massenhaft in dem lauen Wasser im Hofraume a 
des Lukasbades in Altofen in den fünfziger Jahren von mir beob- r 
achtet (ein Standort, welcher durch die dort seither entstandenen : 
Neubauten wohl verloren gegangen sein dürfte), dann im Stromge- 5 
lände der Donau bei Promontor und Teteny, wo schon Kitaibel in E 


seinem Itinerarium der Füreder und Ercsiner Reise diese Pflanze an- 
gibt. — Wird im Gebiete weder in Gemüsegärten, noch auf freiem 
Felde kultivirt, auch als Gemüse nicht benützt und ist daselbst sicher 
als wildwachsend anzusehen, ebenso wie auch im westlichen Theile 
von Ungarn (Umgebung des Neusiedlersees) und in Niederösterreich, 
wo die Pflanze am Westrande des Wiener Beckens ihre westliche 


Grenze erreicht. — Tert., diluv. und alluv. sandiger Lehmboden. 95 — 
200 Meter. 
1476. Rumex Hydrolapathum L. — Mit Binsen und Röhricht | 


in den mit Wasser erfüllten Gräben, am Rande von langsam fliessen- 
den Gewässern. Im Stromgelände der Donau in der Nähe der Gran- 
mündung, bei Wailzen, im Räkosbache oberhalb Pest, im Velenezer 
See und in der Särviz bei Stuhlweissenburg, am Saume des Biharia- 


gebirges bei Grosswardein. — Diluv. und alluv. sandiger Lehmboden. 
95—200 Meter. 

1477. Rumex aquaticus L. —- An ähnlichen Standorten wie die 
vorhergehende Art bei Ofen, bei Bag in den Ecseder Sümpfen und 
am Körösufer bei Grosswardein. — Diluv. u. alluv. Sand und sandi- 
ger Lehm. 95—200 Meter. 

1478. Rumex alpinus L. — An quelligen Stellen und am Rande 


von Quellbächen in der alpinen Region des Bihariagebirges. Im Rez- 


356 


bänyaerzuge unterhalb der Cucurbeta bei den obersten Quellen im 
Valea cepilor und am Abfalle des Tomnatecu gegen das Poienathal, 
— Schiefer. 1250—1770 Meter. 

1479. Rumex arifolius All. — Gesellig mit anderen subalpinen 
Stauden unter Gesträuch und in den grasreichen Mulden auf der Mar- 
gine im Rezbänyaerzuge des Bihariagebirges. — Schiefer. 1350 — 
1600 Meter. 

1480. Rumex Acetosa L. — Auf Wiesen und an gräsigen 
Plätzen im Grunde lichter Hochwälder. Im mittelungar. Berglande in 
der Matra bei Paräd; in der Pilisgruppe bei Visegrad, Szt. Läszlö, 
Sct. Andrae, im Auwinkel ober dem Saukopf und auf dem Schwa- 
benberge bei Ofen; auf der Margaretheninsel; auf der Kecskemeter 
Landhöhe bei Waitzen, Palota, Pest, Soroksar, Monor, Pilis, Nagy 
Körös; im Bihariagebirge auf dem tert. Vorlande zwischen Gross- 
wardein und Belenyes und auf den Bergen bei Rezbänya; hier auf 
den Waldwiesen ober der Pietra lunga der höchstgelegene im Gebiete 


beobachtete Standort. — Schiefer, Kalk, tert. und diluv. Sand- und 
sandiger Lehmboden. 95 —850 Meter. 
1481. Rumex Acetosella L. — Auf grasigen Plätzen, wüsten 


Sandhügeln und Erdabrissen im Gerölle der Flussufer, nicht selten 
auch auf bebautem Lande. Im Gebiete sehr verbreitet. Im mittelung. 
Berglande bei Erlau, Paräd, Gyöngyös, Särhegy, Gross Maros, Vise- 
grad, Sct. Andrae, Gran, P. Csaba, Sandberg und Piliserberg, Ofen; 
auf der Csepelinsel bei Tököl; auf der Kecskemeter Landhöhe bei 
R. Palota, Pest, Soroksar, Monor, Pilis; auf der Debrecziner Landhöhe 
zwischen Debreczin und Karäsz; im Bereiche des Bihariagebirges bei 
Grosswardein, Bischofsbad, Fenatia, Belenyes, Petrani, Dealul mare 
bei Criscioru und im Valea Odincutia im Flussgebiete des Aranyos. 
Der letztgenannte Standort der höchstgelegene im Gebiete beobach- 
tete. — Auf dem sandigen und sandig-lehmigen Detritus von Schiefer- 
und Kalkgesteinen, sowie auf tert., diluv. u. alluv. Sandboden. 95— 
900 Meter. 


Spinacia oleracea L. — In den Gemüsegärten der Städte allenthalben 
gebaut. 

1482. Stellera Passerina L. — Auf bebautem Lande, an den 
Böschungen der Eisenbahndämme. — Erlau, Näna, Zebegeny, Gross 


Maros, Visegrad, Schwabenberg und Blocksberg bei Ofen, Velencze, 
Stuhlweissenburg, Gomba, Czegled, Szolnok, Karäsz, Körösbänya, Bu- 
teni. — Trachyt, Trachyttuff, Lehm- und lehmiger Sandboden (Löss). 
Fehlt im Gebiete auf reinem Sandboden. 75—320 Meter. 

1483. Daphne Mezereum L. Im Grunde und am Saume der Wäl- 
der. Im mittelung. Berglande selten und bisher nur in der Matra auf 
dem Disznokö bei Paräd und bei Jänoskuüt, dann bei Waitzen; in dem 
südlich der Donau liegenden Theile des Berglandes schon ausserhalb 
des hier behandelten Gebietes bei dem Kerteskö in der Bakonygruppe 
beobachtet. Fehlt im Tieflande; dagegen ziemlich häufig im Biharia- 
gebirge und zwar im Rezbänyaerzuge auf den gegen das Aranyos- 
thal verlaufenden Rücken und Lehnen oberhalb Vidra und Negra; in 


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357 


der zerrissenen Randzone des Batrinaplateaus auf der Pietra Boghi, 
Pietra pulsului bei Petrosa, Pietra muncelului, Stanesa, Tataroca und 
bis herab auf die Pietra lunga bei Rezbanya; in der Plesiugruppe 
auf der Bratco&ea und Dinesa oberhalb Mon6sa, in der Vulcangruppe 
auf dem Suprapietra poienile bei Vidra; nach Steffek auch bei Ujlak 
nördl. von Grosswardein. — Im Gebiete vorherrschend auf Kalk, sel- 
tener auf Schiefer. 300— 1285 Meter, am häufigsten in dem Höhen- 
gürtel von 800—1000 Meter. 

1484. Daphne Cneorum L. — Auf grasigen Berglehnen und 
Bergrücken, zumal in Waldlichtungen. Im mittelungar. Berglande in 
der Pilisgruppe auf der Slanitzka bei P. Csaba, auf dem Kopäszhegy 
bei Kovätsi, in der Nähe der „Schönen Schäferin* bei Ofen, im Kam- 
merwalde bei Budaörs und Promontor und zwischen Promontor und 
Teteny. An der Südwestgrenze des Gebietes bei Palota westlich von 
Stuhlweissenburg. — Auf der Debrecziner Landhöhe „in silva Nyir 
Bätor dicta et versus Ecsed* Kit. Add. 64. — Kalk, diluv. Sand. 
140—450 Meter. 

Daphne Laureola. „In Wäldern bei Budaörs nächst Ofen, Kit. Plant. 
croat. I.“ Neilr. Nachtr. zur Aufz. der ungar. und slav. Gefässpflanzen S. 29. 
Diese Angabe beruht auf einem Schreibfehler Kitaibel's, und der Standort 
„Budaörs“ bezieht sich ohne Zweifel auf Daphne Cneorum, die in der That 
im Kammerwalde bei Budaörs sehr häufig vorkommt. 


-— OSDODII—— 


Ueber Eichenformen, 
Von J. Wiesbaur S. )J. 


Das interessante Büchlein, welches Herr v. Vukotinovie in der 
südslavischen Akademie über die Eichen des Belovarer Gebietes schon 
1873 veröffentlicht hat, und worin den 20 beschriebenen Eichen la- 
teinische Diagnosen beigegeben sind, veranlasste mich, auf diese 
Baumgattung elwas mehr als sonst zu achten. Der Erfolg war um so 
eher zu erwarten, als hier in nächster Nähe alle vier bekannten und 
allgemein angenommenen niederösterreichischen Eichenarten sich vor- 
finden. 

Das vorläufige Ergebniss nun ist, dass auch wir, was Frucht- 
und Blatigestalt betrifft, einen grösseren Formenreichthum haben, als 
man ihn bisher beachtet hat. Mehrere bei Vukotinovic abgebildeten 
Eichen scheinen sich auch hier zu finden. Ja auch solche gibt es, 
die sich nicht einmal daselbst unterbringen lassen. Z. B. fällt am 
Ramasek bei Kaltenleutgeben schon von ferne eine Steineiche ihrer 
breiten, fast spitzlappigen Blätter wegen auf, so dass man fast eher 
mit einer Sorbus torminalis, als mit einer Eiche Aehnlichkeit finden 
möchte, Der Baum sticht um so mehr von seiner Umgebung ab, als 
selbe aus gewöhnlichen Stein- und Zerreichen besteht. 

Zwei andere auffallende Formen könnten nach der hergebrach- 
ten Auffassung Mischarten sein, wenn es deren überhaupt unter Eichen 


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358 


gibt. Die eine hat im Ganzen mehr die Tracht der Quercus sessili- 
flora, aber durchaus nicht deren Fruchtbecher, welche vielmehr mit 
denen der O. pubescens übereinstimmen. Es steht auch der betreffende 
Baum von zahlreichen Flaum- und Steineichen umgeben. Die andere 
stellt ein Mittelding zwischen Q. pedunculata und ©. sessiliflora dar. 
Die Blätter sind an ihr durchaus kürzer gestielt als an der Stein- 
eiche, fast so kurz als an der Stieleiche; die Fruchtstiele aber wech- 
seln in allen Tonarten: bald sind sie fast so lang, wie bei letzterer, 
bald fehlen sie ganz, wie bei ersterer; die meisten jedoch halten die 
Mitte und erreichen die Länge von 1—2 Cim. Der Wald, worin diese 
sonderbare Form vorkommt, besteht ausser Zerreichen grossentheils 
aus Stiel- und Steineichen. Wir haben also hier vielleicht eine ©. 
pedunculata <<sessiliflora, sowie im vorigen Falle eine Q. pubescens>< 
sessiliflora nicht unmöglich erscheint. Nähere Untersuchung und ein- 
gehendere Beobachtung sowie Studium der bereits vorhandenen Lite- 
ratur bleibt freilich noch wünschenswerth sowohl für diese als für 
die obenerwähnten Formen unserer Eichen, die möglicherweise mit 
solchen, welche Vukotinovi& wohl beschrieben aber nicht abgebildet 
hat, doch übereinstimmen. 

Die hängefrüchtige Eiche (Q. filipendula) scheint in unseren Berg- 
wäldern gar nicht oder nur annähernd vorzukommen. Einmal, wo ich 
einen sehr langen Fruchtstiel an einem Baume bemerkte, fand ich gleich 
wieder mehrere von gewöhnlicher Länge daneben am selben Baume. 
Beständiger finden sich kurz- und langgestielte Eichen in der Ebene, 
z. B. im Laxenburger Parke, so dass man beim Anblicke solcher 
nebeneinanderstehender fruchtbeladener Bäume gezwungen ist, wie 
ich es dieses Jahr im Schur zu St. Georgen bei Pressburg und in 
den spärlichen Eichenwäldern des ungar. Tiefllandes um Kalocsa ge- 
wesen bin, das Vorhandensein verschiedener Eichen (mögen sie nun 
Formen oder wie immer heissen) zuzugeben. Andererseits muss ich 
aber auch offen gestehen, dass ich an keinem der genannten Orte 
eine strenge Grenze zwischen Stiel- und Hängefruchteiche entdecken 
konnte. Denn, so ausgezeichnet letzterer Baum mit seinen langge- 
stielten, schon im Juli herabhängenden Früchten ist (so sah ich ihn 
bei Keezel und Foktü, sowie im Värszeg nächst Kalocsa), so gibt es 
doch auch andere Bäume daneben, deren Früchte oft viel länger als 
bei der gewöhnlichen ©. pedunculata geslielt, aber von so starker 
Konsistenz sind, dass sie nur wenig herabneigen oder gar wie bei 
der Stieleiche aufrecht stehen. Wahrscheinlich hatte ich da Gelegen- 
heit, mehrere der acht von Vukotinovie angeführten Formen der ©. 
pedunculata zu sehen. Vermittelst einer Q. pedunculata > pendulina 
spränge man freilich über die Schwierigkeit auch hier leicht hinweg, 
aber die Sache scheint mir etwas mehr Vorsicht zu erheischen. 
Desshalb ist es auch schwer zu missbilligen, wenn solche schwie- 
rige Formen mit einfachen Namen belegt werden, wie es Vukolinovie 
gelhan hat. 


Kalksburg, am 12. Oktober 1875. 


———— 


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359 


Mykologisches, 


Von St. Schulzer von Müggenburg. 


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Ueber Hyphomyeeten, 


Die Eintheilung der von den Autoren aufgestellten Hyphomyceten- 
Galtungen in Familien bewirkte Dr. Bonorden in seinem Handbuche 
der allgemeinen Mykologie, nach meiner Ansicht, wohl am fasslich- 
sten, wesshalb ich selbe, erweitert und hie und da wohl auch etwas 
geändert, bei der Zusammenstellung meines, vorläufig bloss zum 
eigenen Gebrauche dienenden, Systems der Pilze als Grundlage be- 
nülzte. 

Dieses geschah keineswegs aus Ueberzeugung von deren Halt- 
barkeit für alle Zeiten, sondern als einstweiliger Nothbehelf zur un- 
entbehrlichen Uebersicht. Kommen ja doch jedem praktischen Forscher 
Fälle vor, wo er sich der Erkenntniss: dass diese oder jene Hypho- 
mycetenfor m mit ganz anders gebauten Pilzen in engster Beziehung 
stehe, nicht verschliessen kann. Ueberdiess sind fast alle Mycelien 
der Hymenomyceten augenscheinlich Schimmelgebilde, die jedoch für 
sich keine Sporen, sondern einen mächtigen, parenchymatösen Frucht- 
körper erzeugen. Die Vorstellung liegt nahe, dass die Spore, z. B. 
eines Agaricus, auf unrechtem Substrate keimend, anstatt dieses, eine 
in ihrer Art fruktifizirende Hyphomycete erzeuge, und beobachtete 
man, meines Wissens, bisher an Myceliumgebilden der Hymenomyce- 
ten kein Entstehen von Nebenfr üchten, wie unter Anderen an jenen 
zahlreichen Sphäriaceen, so kann dieses möglicherweise auch darin 
begründet sein, dass noch Niemand darnach suchte. Mir fiel zufällig 
eiwas Aehnliches bei Beobachtung meiner Varietät thelephoroides des 
Merulius lacrymans Schum. auf. 

Es wird demnach, falls ich nicht irre, die Ordnung Hyphomy- 
cetes einstens aus dem Systeme ganz verschwinden. Dahin haben wir 
zur Zeit noch sehr weit. Die zumeist von günstigen Umständen ab- 
hängige Entdeckung des eigentlichen Wesens so zahlreicher Hypho- 
myceten, wie sie die Natur hervorbringt, wird Fleiss und Mühe noch 
gar Vieler in Anspruch nehmen. Doch Sandkorn zum Sandkorn un- 
verdrossen getragen, erzeugt einen Berg. 


Heut will ich ein Paar meiner bisherigen Erfahrungen über 
Formwandel auch zarter Hyphomyceten, d. i. echter Schimmel, mit- 
theilen, die doch im Ganzen weit beständiger sind, als die derben. 


Die Gattung Epochnium Lk. charakterisire ich in meinem Sy- 
steme als ästige, liegend-verwebte Hyphen, an der Spitze und seit- 
lich spindelförmige, "septirte Sporen erzeugend. Anodotrichum Corda 
ebenso, nur sind die Sporen eylindrisch oder fast keulenförmig, doch 
zuweilen auch durch Verdünnung gegen beide Pole in’s Spindelför- 
mige neigend. 


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360 


In zwei Fällen, an Kürbissen und Aepfeln, beide faulend, über- 
zeugte ich mich vom Erscheinen desselben Schimmels in beiden 
Formen und machte dabei folgende Beobachtung: Das Anodotrichum 
entwickelt sich meistens an der Fruchtoberhaut, das Epochnium auf 
der Schnittfläche; Ersteres beim Zutritte von Luft und Licht, Letzteres 
an.Stellen, welche gegen beide abgesperrt sind; endlich waren die 
Sporen des Epochnium immer etwas länger als jene des Anodo- 
trichum. 

Nachstehende Erfahrung mitberücksichtigt, scheint es, dass 
Epochnium eine vage Form ist, die sich nicht bloss statt des ver- 
wandten Anodotrichum bildet, sondern auch Andere vertritt. 

Am Wurzelhalse eines Nebenschösslings der Zea Mays, welcher 
seit Herbst bis Dezember jeder Witterung ausgesetzt war, bemerkte 
ich mehrere ganz kleine Hyphasmata. Die zuerst untersuchten erwie- 
sen sich als Monosporium Bonorden „Hyphen unregelmässig-äslig, 
mit je einer runden Spore an den Zweigspitzen.“ Die übrigens lie- 
genden Hyphen waren dicht in einander verflochten. Einige der später 
angesehenen waren dagegen exakte Epochnium-Formen, indem die 
Hyphen, sonst den früheren völlig gleich, in der ganzen Länge mit 
mondförmigen Sporen besetzt waren. Ob auch hier die letztere Form 
vom Lichte abgewendete Stellen bewohnte, kann ich nicht sagen, 
weil ich beim Aufheben des Stengels von der Erde auf seine Lage 
nicht achtete. 

An im Dunst bereiteten Weichseln entstand im Jänner eine 
trübgrünliche Varietät vom Peniecillium glaucum Link, die ich, wegen 
der auffallenden Geisselform der langen Ketten, Flagella nannte. Die 
Traghyphe erweiterte sich oben zu einer kleinen Blase, was deutlich 
genug auf nahe Verwandtschaft der Gattungen Penieillium und Asper- 
gillus deutet. Die vom Umfange dieses Bläschens abgehenden kurzen, 
sich darauf nochmals theilenden Aestchen können recht gut für Mo- 
difikationen der beim Aspergillus in der Form so unbeständigen Ste- 
rigmen gelten. ‘ 

Bei meiner im Februar an eingelegten Birnen beobachteten 
Varietät virescens des Aspergillus griseus Lnk., welche, nebenbei 
gesagt, an der Hyphenspitze eine nur sehr wenig grössere Erweite- 
rung hatte, als die soeben besprochene, sah ich neben der normalen 
Bildung überaus häufig eine abweichende, die auch für die Zusam- 
mengehörigkeit der Gattungen Aspergillus und Penicillium spricht. 
Die Fruchthyphen entsenden nämlich, entweder bloss an der unver- 
diekten Spitze, oder auch an anderen Stellen, und dann mehr oder 
weniger quirlförmig, kurze, Sporenkeiten tragende Zweige, oder an- 
statt dieser unmittelbar Ketten von Sporen, welche häufig auffallend 
länger sind als jene, die bei normaler Aspergillus-Bildung an den 
Sterigmen der erweiterten Hyphenspitze entstehen. Morphologisch 
sehr an Penicillium und Gonatorrhodum Corda erinnernde Gestalten. 

Merkwürdig ist es, dass in diesem Falle von einem Eurotium 
keine Spur sichtbar war, während ich ein solches Mitte April an der 
Hülse über Winter unter Dach aufbewahrter Puffbohnen (Vieia Faha) 


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mit der Normart des Aspergillus griseus Lk. in Menge antraf, und 
nach dem Vorbilde de Bary’s Eurotium Aspergillus griseus benannte. 

Junge Schläuche des Letzteren sind kolbenförmig und zerfliessen 
nicht beim Anfeuchten. Später werden sie fast kugelig, überaus zart 
und gegen Benetzen äusserst empfindlich. Sie sind achtsporig; die 
Sporen feinhöckerig, rund, im Durchmesser von 0'005—0'008 Mm. 
varürend und gleich den Schläuchen gelb. 

Beim Aspergillus glaucus Lnk., welchen ich, mit dem dazu ge- 
hörigen Eurotium, Mitte Jänner auf eingesoltenen Weichseln sah, 
fand ich auch viele Individuen mit kaum oder gar nicht vorhandener 
blasenförmiger Erweiterung der Hyphenspitzen, die somit sehr pas- 
sende Uebergänge zu Penicillium darstellten. 

Abgesehen von mehreren anderen ähnlichen Beobachtungen, 
welche in meinem neueren grossen Manuskripte „Formen des Pilz- 
reiches aus Slavonien (zur Stunde nahezu 600 Arten)“ ausführlich 
dargestellt sind, will ich jetzt mit der Wahrnehmung schliessen, dass 
derbe, dunkle Fasern in zarte, lichte Schimmelhyphen übergehen 
können, in welchem Falle sie ofi deren Mycelium bilden. Siehe Ab- 
handlungen der k. k. zoologisch - botanischen Gesellschaft 1872. 
Seile 424. 


361 


Saxifraga sponhemica Gimel. 
im Fichtel-Gebirge. 


Von Br. Thümen. 


In Folge einer Aufforderung des Herrn Prof. Dr. Fr. Körnicke 
zu Bonn, ihm aus der Bayreuther Gegend lebende Exemplare der 
Saxifraga caespitosa Lin. zu besorgen, da Koch in seiner Synopsis 
p- 320 die „Bayreuther Berge von Hersbruck bis Güssweinstein“ als 
Standort angibt, begab ich mich im Juni d. J. nach Berneck im 
Fichtelgebirge, wo zufolge Mitiheilung hiesiger Botaniker die Pflanze 
ebenfalls vorkommen sollte. Dort fand ich denn auch am 7. Juni die 
gesuchte Saxifraga an einem fast senkrechten Felsen hinter der 
Mühle bei dem Dorfe Stein unweit Berneck. Ich sandte eine grosse 
Anzahl lebender -Pilanzen sofort nach Bonn ohne dieselbe weiter 
genau zu untersuchen. Wie erstaunte ich aber, als Prof. Körnicke 
mir bald darauf schrieb, die gesendete Pflanze sei nicht die Linne'- 
sche Sazifraga caespitosa sondern Sazifraga sponhemica Gmel. Eine 
eingehendere Untersuchung der hiesigen Exemplare bestätigte denn 
auch vollinhaltlich die Angaben Körnicke's, die Bernecker Pflanze hat 
einen ungleich schlafferen Stengel von meistens geringerer Höhe und 
unterscheidet sich vornämlich- von der sonst sehr ähnlichen $. eaespi- 
tosa durch die schmäleren, zugespitzt-stachelspitzigen 
Blattzipfel, welches Merkmal sogar häufig in eine geradezu auf- 
gesetzte Stachelspitze übergeht. Lebende Exemplare aus dem, 

Oesterr. botan. Zeitschrift. 11. Heft. 1375. 27 


362 


im Koch angeführten, Frankenjura habe ich nicht gesehen, sondern 
nur getrocknete, von Arnold gesammelte im Herbar des Dr. Walther 
hierselbst. Sie unterscheiden sich in nichts von der echten S. caespitosa, 
wohl aber durch die vorhin angegebenen Merkmale höchst auffallend 
von der Bernecker Pflanze. 


Diese kurze Mittheilung soll einer eventuell zu erwartenden 
Publikation des Prof. Körnicke durchaus nicht vorgreifen, sondern 
nur das Auftreten eines der seltensten Bürger der deutschen Flora 
an einem neuen Standorte berichten und zugleich die Besitzer von 
Exemplaren der Sawifraga caespitosa aus der hiesigen Gegend ver- 
anlassen, die Bestimmung in ihren Sammlungen zu berichtigen. 


Bayreuth; im Oktober 1875. 


— 


Das Pflanzenreich 
auf der Wiener Weltausstellung im Jahre 1873. 
Notizen über die exponirten Pflanzen, Pflanzenrohstofle und Produkte, sowie über ihre bildlichen Darstellungen. 


Von Franz Antoine. 


(Fortsetzung,) 


Farbestoff. 


Durch eine landschaftliche Darstellung (auf Papier) bewies man 
die Unveränderlichkeit und Dauerhaftigkeit eines Farbestoffes, welcher 
aus dem Hinaubaume Elaeocarpus dentatus Vahl. gewonnen wird. 
Der Farbeton ähnelt jenem der Sepia, ist jedoch feuriger als dieser. 
Das ausgestellte Bild war 7 Jahre dem Lichte ausgesetzt, ohne eine 
Veränderung zu erleiden. 


Samen und Getreidesorten. 


Unter letzteren war der Weizen am zahlreichsten vorhanden, 
und man fand darunter : 


Velvet Chaff Wheat Peare Wheat 
Purple Straw „ Hunter’s white r 
Tuscan Imperial H 


Suffolk white „ 
ferner einige Hafermuster. 

Von Phormium tenax lagen Samen von verschiedenen Abarten 
vor, welche mit ihren Trivialnamen bezeichnet waren, und zwar: 
Rataroa mit 3 Zoll langen ziemlich zugespitzten Kapseln. 

Huheroa mit 2 Zoll langen Kapseln und grossen, hellglänzenden, pech- 
schwarzen Samenkörnern. 
Atiraukawa. 


Tihore mit 2'/, Zoll langen, abgerundeten, gefurchten Kapseln. 


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Owe 2 Zoll lange, dieke, stumpf auslaufende Kapseln. 
Topatu 2'/, Zoll lange, lang vorgezogene Kapseln. 
Variegated mit gestreiften Blättern. 


Abbildungen. 


Sowohl durch Aquarelle als auch Photographien war die Aus- 
stellung der Neu-Seeländer eine hervorragende. 

Von Aquarellen in der Bildgrösse von 15 x 26 Zoll sind her- 
vorzuheben: 48 

Zwei Ansichten von Mount Cook, eine Bergscene in der Provinz 
Nelson. 

Der kegelförmige in Schnee gehüllte Mount Egmont aus der 
Taranaki-Provinz. 

Eine 5 X 3 Fuss grosse Landschaft zeigte die Blend Bay von 
einem der Nelson’s Hügel gesehen. 

Von Photographien gab es 64 Stück zu 9x7 Zoll Bildgrösse, 
darunter folgende Vegetationsansichten: 

Eine riesige Phormium-Pflanze, worin die Gestalt eines Einge- 
borenen förmlich verschwand, wurde in Hokianga aufgenommen. 

Grosse Baumfarne von Onoke. 

Der Mamuka- oder Ponga-Baumfarn (Cyathea dealbata Sw.) auf 
der Ponga-Ebene. 

Eine Waldpartie mit der Nikau-Palme (Areca sapida Sol.) von 
Onoke. 

Dann (Areca sapida Sol.) aus Canterbury. 

Eine Waldpartie aus dem Kahikatea-Baum (Podocarpus dacry- 
dioides A. Rich.) bestehend. 

- Ausserdem gab es noch Pandanus-Pflanzen, Pinus-Wälder aus 
Teremakau in Canterbury, mehrere Waldscenen mit Dracenen, Banm- 
farnen und Palmen. 

Alle übrigen photographischen Darstellungen stellten Stadttheile, 
Batterien, Maschinenhäuser, Flussgebiete etc. vor. 


Yan 3 ae Eat Ad an 1 Zr Zn a Eh 


Ich kann nicht mit Neu-Seeland schliessen ohne nicht der drei 
kartographischen Produkte zu gedenken, welche allgemeines Anstaunen 
hervorriefen. 7 Fuss Höhe und 5 Fuss Breite betrug der Papierraum, 
auf welchem die Insel ihre Gestaltung zeigte. Der Massstab der Karte 
ist 12 engl. Staatsmeilen auf einen Zoll. Die eine Karte führt den 
Titel: Map of the Colony of New-Zealand, compiled from official 
Sources. 


Die Zweite: Geological Sketsh Map of New-Zealand. Die Aus- 
führung war vorzüglich, da aber die Regierung diese Karten nur als 
Manuskript ausstellte, so wurde der k. k. Hofrath Ritter von Hoch- 
stetier beauftragt, die Karten in Wien in Druck legen zu lassen. 


Die dritte Karte: Reconnessance Map of the interior of the Pro- 
vince of Canterbury, New-Zealand by Julius Haast, Massstab 4 Mei- 
len zu einem Zoll, war mit mehreren photographischen Aufnahmen 
umgeben, als: Francis Josef Glacier, Pine forest Teremaksın Otira 

27 


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El nie ach 2° RE 


364 


River bed, River bed of Waimakariri and Central Chain, Mt. Rolleston 
near Arthur's Pass etc. 


d. Sandwichs-Inseln. 


Ausser Rohzucker in Fässern fand man eine beträchtliche Menge 
mit dem goldbraunen, seidenähnlichen, in der Masse sich äusserst 
elastisch anfühlenden und sehr leichten Spreuhaaren eines Cibotiums, 
„Pulu“* genannt, überdeckt. Es wird in Hawai zum Füllen von Ma- 
trazen verwendet und steht sehr nieder im Preise. Unter den Aus- 
fuhrsartikeln nach China waren ausserdem noch mehrere Holzsorten, 
Wurzeln und Rinden, die nur englische Namen trugen, vorhanden. 

Die Fasern der Cucurbita Pepo L. waren zu Frauenhüten ver- 
arbeitet und die Fasern des Blüthenschaftes von Saccharum officina- 
rum L. zu Männerhüten. Die Rinde der Broussonetia papyrifera 
Vent. (Tapas) lieferte früher die Bekleidung der Eingebornen. Aus 
Lagenaria vulgaris Ser. fertigen die Eingebornen die Trinkgefässe 
und aus Acacia Koa (Koah) sowie aus Cordia orientalis R. Br. Ess- 
geschirre an. 

Die wenigen Photographien stellten Palmenwälder, dann den 
aktiven Vulkan Mokuaweowro vor und eine Panorama-Aufnahme von 
Honolulu im Format von 23 x 7 Zoll. 


6. Neu-Caledonien. 
(Von den französischen Niederlassungen.) 


M. de Moon legte ein Album auf, welches das Zuckerrohr in 
seiner Farbenpracht, wie esin den verschiedenen Provinzen gefunden 
wird, ersichtlich machte. 92 schön kolorirte Tafeln waren davon ge- 
geben und es ist wirklich staunenswerth, welch herrliche Färbung 
daran zu finden ist. Viele sind einfärbig, entweder in diversen Far- 
bentönen grün oder in den verschiedenartigsten Nuancen karminroth, 
goldbraun, hellgelb oder leuchtend violett, andere sind wieder ent- 
weder mit 2 oder 3 Farben, breiter oder schmäler der Länge nach 
gestreift. Die Länge der Internodien variirte hierbei von einem bis zu 
neun Zoll, die Dicke des Rohres von einem bis zu drei Zoll. Die Ein- 
führung dieses bunten Rohres wäre gewiss eine Zierde unserer 
Warmhäuser. Jeder Varietät war der Trivialname beigegeben und der 
Ort wo sie kultivirt wird. 

Die Holzmustersammlung war zahlreich und bestand aus folgen- 
den Baumsorten. 


Holzmuster. 


Acacia gramulosa Labil. Beilschmidtia Bailloni Noyre. 
— myriadena Bert. — lanceolata. 

Achras costata Endl. blackwellia Vitiensis. 
Anisomallon elusiaefolium H. Bail.| Bruguiera Rumphii Blume. 
Alphitonia ziziphoides Reiss. — oleiferum. 


Araucaria Cooki R. B. (Pin co- | Calophyllum Inophyllum L. 
lonnaire). | — montanum Vieill. 


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Casuarina Deplanchei Miqu. 
Canarium equisetifolium Forst. 
Cerberiopsis candelabra Vieill. 
Chrysophyllum sp. 

— Seberti. 

Codia obcordata B. et G. 
Crassostylis grandiflora. 

— Seberti. 

Cussonia dioica Vieill. 
Dammara lanceolata Lindl. 
Diospyros montana Roxb. 
Elaeocarpus Baudouini B. et G. 
— ovigera B. ei G. 
Eugenia Heckeli. 
Euphorbia Cleopatra. 

Ficus sp. 

Flindersia sp. 

Garcinia collina Vieill. 

— corymbosa Wall. 

Gessois pruinosa B. et G. 
Grevillea Gillivrayi Hook. 
Hibbertia lucens B. et G. 
llex Seberti. 
Jambosa Brackenridgei B. et G. 
Labatia macrocarpa Sieb.et Panch. 
Maba rufa Labill. 

Maxwellia lepidota H. Baill. 


365 


Montrouziera sphaeriflora Houp. 

Myodocarpus fraxinifolia B. el G. 

Myrsine lanceolata. 

Pancheria obovata B. et G. 

— ternata (Hiramia ou chöne 
rouge). 

Phelline sp. 

Phyllanthus Billardieri Müll. 

Pleurocalyptus Deplanchei B. et G. 

Semecarpus atra Vieill. 

Spermolepis gummifera B. et G. 

Stenocarpus laurifolius B. et G. 
(Hetre noir). 

Storkelia Pancheri H. Baill. (Doya). 

Symplocos nitida B. et G. 

Syzygium wagapense Vieill. 

— densiflorum Blondeau. 

— multipetalum B. et G. 

Tabernemontana cerifera Sebert. 
et Panch. 

Thespesia populnea (Faux bois de 
rose). 

Tristaniopsis Guillainii Vieill. 

Xanthostemum Pancheri B. et G. 

— rubrum Müller. 

XÄylocarpus. 


Medizinal-Pflanzen. 
Calophyllum Inophyllum L. CHarz| Fontainea Pancheri (Oel). 


davon). Melaleuca viridiflora Smith. 
Dammara Cookü . Polyporus betulinus. 
RR fa (Koari). 
Nahrungsmittel. 


 Coffea arabica L. 


Hirneola polytricha (Champignons 


oreilles de rat.). 


Ocotea. 
Santalum austro-Caledonicum 
(Bois de Sandal). 


Gummi und Harze. 


Araucaria intermedia (Kaori). 
Dammara Cookii (Kaori). 


— ovata. 
Spermolepis gummifera. 


Gespinnstpflanzen. 


Gossypium Barbadense. 
— Sandwicense. 


Panchon und Sebert brachten in vier Faszikeln ein Herbar neu- 
caledonischer Pflanzen, welches grossentheils Neuheiten enthielt und 


366 


der Zukunft eine höchst wichtige Ausbeute schöner Pflanzen in Aus- 


sicht stellt. 


7. Manilla. 
(Philippinische Inseln.) 


Aus Manilla schickte der Direktor des botanischen Gartens, Don 
Zoilo Espejo, 50 verschiedene Sorten Reis in kleinen Pulverglä- 


sern ein. 


Von Garcinia MangostanaL.lag, wie auch von Echites escolaris 
(Dita) Rinde vor, welche letztere mit ausgezeichnetem Erfolge bei 


Fieber Anwendung finden soll. 


Aus Unona odorata Dun, welche den bekannten Parfum „Ylang- 


Ylang“ liefert, war Oel aufgelegt. 


Weiter waren zu finden: Schwarze und grüne Bohnen, Sau- 


bohnen, schwarzer Sesam, Erbsen, 


Hanf. 


Hirse, Dolichosbohnen, Oliven und 


8. Französische Niederlassungen in Oceanien. 


(Gesellschaftsinseln, Inseln unter den Winde, Marquesas-Inseln, Iles 
Pomotou oder die flachen Inseln, Archipel von Tubuai.) 
Von diesen Inseln, welche den Sitz des Gouvernements in Tahiti 
‚haben, lagen folgende Produkte auf. Die Holzmuster waren meistens 
in Durchschnitten von geringen Dimensionen mit beibehaltener Rinde 


ausgestellt. 


Holzmuster. 


Aleurites triloba Forst. (Bancou- 
lier, Tiari). 

Artocarpus incisa L. (Uru). 

Barringtonia speciosa L. (Hutu). 

Chiococca barbata Forst. 

Callophyllum Inophyllum L. (Ta- 
manu). 

Carissa carandas L. (Pua). 

Cosuarina equisetifolia L. fil. (Aito) 
von grossem Umfange. 

Chiococca barbata Forst. (Toroca). 

Citrus aurantium L. (Anani). 

— sp. (Taporo). 

Cocos nucifera L. (Haari). 

Commersonia echinata Forst. (Mau) 

Cordia discolor (Tou). 

— Sebestana L. 

Cyathea medullaris Hook. in zwei 
Varietäten. 

Dodonea ziscosa L. (Apiri). 

Echites costata (Manono). 

Ficus prolixa (Oraa). 

Glachidion ramiflorum Forst. (Ma- 
hane). 


Hernandia sonora L. (Tianina). 
Inocarpus edulis Forst. (Mape). 
Die Blätter dieses „taitischen 
Kastanienbaumes“ dienen als 
Pferdefutter. 
Jambosa pseudo-malaccensis(Ahivi) 
Holz für Kunsttischler. 
Melicylus ramiflorus Forst. (Tenia). 
Metrosideros villosa (Puarata). 
Mimosa glandulosa Michaux (Fai- 
fai). 
Morinda eitrifolia L. (Nono). 
Nauclea orientalis Lam. (Mara). 
Paritium tiliaceum A. Hil. (Burao). 
Pittosporum undulatum\ ent.(Ofeo). 
Psidium pyriferum L. (Tuava). 
Rhus Tahitense (Hapape). 
Spondias Cytherea Sonnerat(Viitier 
au Pommier de Cythere). 
Tanghinia Manghas Don. (Reva). 
Thespesia populnea Correa (Miro). 
Ximenia elliptica Forst. (Rama). 


14 A FRA ul Hr We cz de LE A y® u De a Be en 2 


367 
Faserpflanzen. 
Bambusa arundinacea Willd. Gossypium. 

(Bambou). Tacca pinnatifida L. fil. (Pia). 
Cocos nucifera L. (Cocotier). Urtica aestuans L. (Roa). 
Hibiscus tiliaceus L. (Burao). 

Vegetabilische Seide. 
Asclepias gigantea L. (Soie de Tirita). 
Gespinnstpflanzen. 
Artocarpus incisa L. Rinde. Tacca pinnatifida L. fil. Von beiden 
Broussonetia papyrifera Vent. wird das Stroh zur Hutfabri- 
Rinde. kation verwendet. 


Bambusa arundinacea Willd. 


Medizinal-Pflanzen. 
Piper methysticum (Kawa-Kawa) aus der Wurzel wird Alkohol fabrizirt. 


Genussmittel. 
Coffea arabica L. nach China und San Fran- 
Hirneola polytricha (Taria eiore) cisco. 


lebhafter Export mit diesem | Vanilla sp. 
häufig vorkommenden Pilze 


Mehle. 
Tacca pinnatifida L. fil. (fecule de Pia). 
Oele. 
Cocos nucifera L. (Coprah). Calophyllum Inophyllum L. (Ta- 
Aleurites triloba Forst. (Noix de manu). 
Bancoul). 
Geistige Getränke. 
Citrus, Wein daraus. Saccharum officinarum L. zur 
Piper methysticum Forst. (Kawa- Rhum-Bereitung. 
Kawa) Branntwein. Spondias cytherea Sonnerat. Rhum 


und Branntwein. 


Parfumes. 
Santalum Freycinetianum Gaudich. (Santal odorant). 


Färbemittel. 


Musa Fehi (Bananier fehi), gibt einen schönen, unauslöschlichen 
schwarzen Farbestoff, aus welchem durch Beisatz von Reagentien viele 
verschiedene Farbentöne hervorgebracht werden können. 

Morinda citrifolia L. gibt einen goldgelben Farbeton. 

(Fortsetzung folgt.) 


I N 


368 


Literaturberichte. 


Der k. botanische Garten der Universität Breslau. Führer durch den- 
selben von H. R. Göppert. 5. vermehrte Auflage. Görlitz, E. Remer 1875. 
16. 50 Seiten, mit einem Plane und Abbildung des Profils der Steinkohlen- 
Formation. 

Der Breslauer botanische Garten nimmt unter ähnlichen Insti- 
tuten eine hervorragende Stellung ein und zeigt wie viel bei ver- 
hältnissmässig geringer Dotation durch Thätigkeit und Umsicht ge- 
leistet werden kann. Das Verdienst Breslau’s botanischen Garten zu 
einer Musteranstalt emporgehoben zu haben, gebührt dem geheimen 
Medizinalrathe, Professor Dr. H. R. Göppert, welcher seit dem Jahre 
18551 Direktor des genannten Institutes ist. Das vorliegende Büchlein 
bespricht in Kürze die allgemeinen Verhältnisse des Breslauer bota- 
nischen Gartens, sowie der demselben eigenthümlichen Einrichtungen. 
Es schildert ferner seine einzelnen Partien, seine Gewächshäuser und 
sein stattliches Museum. Vor Allem wären in dieser Richtung hervor- 
zuheben die sehr reichen Sammlungen von lebenden officinell oder 
technisch wichtigen Gewächsen, sowie von Produkten derselben, über 
welche in diesen Blättern bereits vor 12 Jahren berichtet wurde (XII. 
[1563] S. 310); besondere Erwähnung verdienen ferner die Partien 
zur Erläuterung der morphologischen und physiologischen Verhält- 
nisse von Holzpflanzen, die Anlagen von Pflanzengruppen nach Vege- 
talionsgebieten, endlich Aufstellungen zur Veranschaulichung der Be- 
ziehungen zwischen der Flora der Jetztzeit und jener früher Perioden, 
namentlich der Steinkohlenformation. Erläutert werden diese Schilde- 
rungen durch einen Plan, sowie durch die Abbildung des im Garten 
aufgestellten Profils der Steinkohlenformation. Der vorliegende Führer ° 
bietet nicht nur für den Fachmann, sondern auch für Jeden, der sich 
für botanische Gärten interessirt, eine reiche Fülle beachtenswerther 
Daten; er sei daher zur Durchsicht und zum Studium bestens em- 
pfohlen. Dr. H. W. R. 


Cryptogamen-Flora, enthaltend die Abbildung und Beschreibung der vorzüg- 
lichsten Cryptogamen Deutschlands etc. 

Die Flechten und Pilze mit circa 900 Abbildungen in Farben- 
und Schwarzdruck auf 39 Tafeln und 19 in den Text gedruckten 
Holzschnitten. Herausgegeben von G. Pabst. (Vollständig in 12 Lief. 
a 2 Mark, 50 Pfennig.) Gera in €. B. Griesebach’s Verlag. 1875. Folio. 
41. und 2. Lieferung. 16 Seiten Text. 6 Tafeln, in Farbendruck. 

Der die Flechten enthaltende Theil der anzuzeigenden Publika- 
tion wurde vor beiläufig einem Jahre in dieser Zeitschrift besprochen 
(XXIV. [1574] S. 126). Daselbst hiess es u. a.: „Das in Rede ste- 
hende Werk wird von dem Verfasser selbst als eine Vorschule 
betrachtet. Es dürfte als solche auch ganz gute Dienste leisten, in- 
dem es unterstützt durch sauber ausgeführte Abbildungen schnell auf 
die Gruppe, Gattung, häufig selbst auf die Art leitet.“ Dieses Urtheil 
gilt auch von den beiden vorliegenden Heften jener Abtheilung, wel- 


369 


che die Pilze behandelt. Der Text derselben erörtert in Form einer 
Einleitung die wichtigsten morphologischen Verhältnisse der Pilze 
(S. 1—91). Dann werden die Phycomyceten spezieller behandelt 
(S. 12--15). Dem Texte sind 149 sauber ausgeführte Holzschnilte, 
meist Copien nach guten Originalien, eingeschaltet, Die 6 den beiden 
ersten Heften beigegebenen Farbendrucktafeln bringen Abbildungen 
von Pilzen aus verschiedenen Ordnungen. Die Habitusbilder der Hy- 
menomyceten sind im Ganzen gut ausgeführt. Dagegen lassen die 
Darstellungen der kleinen Formen und die mikroskopischen Details 
so manches zu wünschen übrig. Eine eingehendere Besprechung wird 
erst nach Vollendung des Werkes erfolgen können. Für jetzt seien 
die beiden ausgegebenen Lieferungen der Aufmerksamkeit der Myko- 
logen, namentlich jener, die kein grösseres Bilderwerk besitzen, 
empfohlen. Dr. H. W.R. 


Fromme’s Oesterreichisch-ungarischer Gartenkalender. 1876. 1. Jahrg. 
Redigirt von L. Kellermann. Verlag von C. Fromme in Wien. 


Mit diesem Taschenbüchlein in vorzüglicher Ausstattung ist dem 
Gärtner ein handsames Notizenheft geboten, welches ihm nicht allein 
eine Uebersicht der nöthigen Verrichtigungen zu jeweiliger Jahres- 
zeit und der in Oesterreich-Ungarn und Deutschland bestehenden 
Gartenbauvereine und landwirthschaftlichen Lehranstalten gibt, son- 
dern das neben den gewöhnlichen kalendarischen Nachweisen eine 
Reihe von Tabellen enthält, welche dem Gärtner bei Vormerkungen 
in seiner Berufssphäre von hohem Belange sein dürften. 


Correspondenz. 


Ns. Podhrad, 22. September 1875. 


Verbascum ramigerum Schrad. (V. thapsiforme X Lychnitis) 
fand ich heuer auf einem Ackerrande im Waagthale zwischen den 
muthmasslichen Eltern in einem riesigen Exemplare, so dass ich 12 
Herbarstücke davon schneiden konnte. In kurzer Zeit dürften wir 
viele interessante Pflanzen im Waagthale verlieren, da die Stvrieker 
Weide umgeackert wird und der dortige Sumpf, wo Eriophorum 
gracile Koch, Menyanthes, Ranunculus Lingua, Carex teretiuscula, 
Sagina nodosa u. A. hausen, soll schon das kommende Jahr ent- 
wässert werden. So wird auch das Helosciadium repens, kaum dass 
es heuer entdeckt wurde, schon wieder in Bälde verschwinden. Frei- 
lich hoffe ich auf den Eisenbahn-Anschüttungen und in den Gräben 
auf Ersatz für die eingehenden Pflanzenarten. Ein neuer, früher im 
Trenesiner Komitate niemals gesehener Bürger, stellte sich bereits 
heuer ein bei Stvrtek in den mit Hirse bestellten Aeckern, nämlich: 
Sinapis alba L. Joh. L. Holuby. 


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Langenlois in Niederösterreich, am 9. Oktober 1875. 


Das Ergebniss des Weinstockes ist im Allgemeinen in Bezie- 
hung auf Quantität ein vorzügliches zu nennen; die bedeutenden 
Schneemassen, welche sich seit 15. November 1874 angesammelt 
halten, vermehrten sich noch in den ersten zwei Monaten dieses 
Jahres, und gewährten den tiefgehenden Wurzeln des Weinstockes 
hinreichende Grundfeuchtigkeit, auch wurden die Fruchtaugen den 
Winter hindurch durch heftige Fröste nicht beschädiget, der Antrieb 
erfolgte zur Mitte April rasch und energisch, und da auch die ge- 
fürchteten Reiftage im Mai ohne Schaden vorübergegangen, so hegten 
die Weinhauer gegründete Hoffnung auf eine reichliche Ernte. Gegen 
Mitte des Juni war die Traubenblüthe allgemein, und bei günstiger 
Witterung erfolgt. Die nun eintretende anhaltende, nur zuweilen durch 
Gewitterregen unterbrochene Wärme erzeugte schnelles Wachsen der 
Trauben und berechtigte zu den schönsten Hoffnungen auf eine aus- 
gezeichnete Qualität, bis die kalten Regen des 1. und 2. Septembers, 
sowie die ganz unerwartet eingetretenen Nachtfröste des 25. und 
26. d. M. das Weinlaub zerstörten, und so die Beschleunigung der 
Weinlese bedingten, welche sonst um 14 Tage später erfolgt wäre, 
und ein Produkt von ausgezeichneter Qualität geliefert hätte. Eine 
natürliche Folge ist ein Herabdrücken der Mostpreise, für welches 
jedoch die Menge des Produktes entschädigt. Jos. Andorfer. 


48. Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte in Graz 
1875. 


Die Sektion für Botanik und Pflanzenphysiologie konstituirte sich 
am 18. September unter Einführung des Prof. Leutgeb, dem alle 
Theilnehmer für sein freundliches Entgegenkommen und unermüdli- 
ches Wirken im Interesse derselben zu grossem Danke sich ver- 
pflichtet fühlen müssen. Zu kontinuirlichen Schriftführern wurden 
gewählt die Professoren Glowacki und Kristoff. 

Die En Sitzung fand am 19. September unter dem Vorsitze von 
Prof. Dr. W. Körber statt. 

Prof. “Dr Constantin Freih. v. Ettingshausen hielt einen Vortrag 

„über die Florenelemente.“ In der Flora der Kreideperiode (von Nie- 
derschönau, Aachen u. a.) erscheinen neben allgemein tropischen 
Formen und solchen, welche auf Elemente von Floren der gemässig- 
ten Zone bereits hindeuten, das neuholländische und das chinesisch- 
japanesische Element, ersteres durch Gleichenien, Frenela, Proteaceen, 
Myrtaceen, letzteres durch G/yptostrobus, Cunninghamia, Torreya, 
Salisburia und Cinnamomum vertreten. In der älteren Tertiärflora 
zeigt sich deutlich die Verstärkung der genannten Elemente ausge- 
sprochen; aber nebstdem finden sich auch die Elemente der übrigen 
Floren der Erde, insbesondere das oslindische und die amerikanischen. 
Sie haben sich aus den allgemein tropischen und gemässigten Formen 


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371 


herausgebildet. So lieferten Formen von Populus, Salix, Fagus, Quer- 
cus, Juglans, Acer ohne bestimmt ausgesprochenen Charakter Formen 
dieser Gattungen mit spezifisch nordamerikanischem, brasilianischem, 
mittelasiatischem oder europäischem Gepräge. Im weiteren Verlaufe 
der Tertiärzeit treten zuerst die neuholländischen, dann die ostindi- 
schen Formen zurück und die Elemente der beiden Waldgebiete ge- 
winnen die Oberhand. In der jüngsten Tertiärflora unseres Kontinents 
erscheinen die amerikanischen Elemente durch das europäische ver- 
drängt. Das spurlose Verschwinden der verdrängten Elemente hat 
jedoch nicht stattgefunden; es sind Residua derselben in die gegen- 
wärtigen Floren übergegangen. Diese Ueberbleibsel hat man nun 
nicht mehr als eingewanderte Fremdlinge, sondern als die wichtigsten 
genetischen Verknüpfungspunkte der jetzigen Floren mit der gemein- 
samen vorweltlichen Stammflora zu betrachten. 

Der Präsident ladet zur Debatte über diesen Gegenstand ein 
und stellt an den Vortragenden die Frage, ob und inwiefern sich bei 
seinen phyto - paläontologischen Forschungen die Descendenztheorie 
bestätigt habe. Prof. Ettingshausen beantwortet diese Frage dahin, 
dass seine Forschungen diese Theorie vollkommen bestätigen und weist 
auf die von ihm in den Sitzungsberichten der Wiener Akademie ver- 
öffentlichte Abhandlung „über Castanea vesca und ihre vorweltliche 
Stammart“ hin. Seine diesem Gegenstande gewidmeten vieljährigen 
Untersuchungen haben das Ergebniss geliefert, dass die von der jetzt- 
weltlichen Art in mehreren Merkmalen verschiedene Castanea atavia 
Ung. in der Blattbildung allmälig in jene übergeht. 

Dr. Eidam sprach über die Entwicklung der Geschlechtsorgane 
bei den Hymenomyceten. Bekanntlich hat uns erst die allerneueste 
Zeit Aufklärungen gebracht über die erste Entstehung einzelner Hy- 
menomyceten von der Spore an, von deren Keimung bis zur Anlage 
des neuen Fruchtträgers. Es zeigte sich, dass das Zusammenwirken 
von männlichen und weiblichen Organen den Impuls zur Hervorbrin- 
gung eines neuen Individuums abgibt. Bis jetzt aber beschränkt sich 
unsere Kenntniss bei den Hymenomyceten in dieser Hinsicht auf nur 
sehr wenige Arten und es ist allein die Gattung Coprinus, bei wel- 
cher Rees und van Tieghem die Entstehung der Geschlechtsorgane, 
die geschlechtliche Befruchtung, sowie die Anlage eines jungen Frucht- 
trägers beobachtet haben. Alle die andern so zahlreichen Genera des 
Hymenomycetes, die so überaus formen- und farbenreichen in unseren 
Wäldern in üppiger Fülle aufschiessenden Hutpilze sind dagegen noch 
gar nicht mit Rücksicht auf ihre Entstehung erforscht worden. Vor 
Kurzem gelang es dem Vortragenden. bei einem Repräsentanten der 
Gattung Agaricus, dem A. coprophilus Bull., durch Kultur der Sporen 
in Mistdecoct die Entwicklung der männlichen Geschlechtsorgane zu 
beobachten. Da diese Arbeit in Kurzem in der botanischen Zeitung 
erscheinen wird, so werden vom Referenten deren Resultate nur 
kurz zur Uebersicht erwähnt. Derselbe untersuchte im vergangenen 
Sommer alle Agaricus-Arten, deren er habhaft werden konnte, mit 
Rücksicht auf die Keimungsfähigkeit und das weitere Verhalten der 


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372 


keimenden Sporen. Aber nur bei wenigen ist die Keimung wirklich 
gelungen, die meisten blieben auch bei Anwendung verschiedener 
modificirter Untersuchungsmethoden, sowie in verschiedenen Kultur- 
flüssigkeiten keimungsunfähig. Als Nährflüssigkeit wurde auch Wald- 
decoct, d. h. eine Abkochung von Walderde, vermischt mit sich 
zersetzenden Blättern, also dasjenige Substrat, wie es die Pilze un- 
mittelbar im Walde vorfinden, angewendet, aber wegen leichter Zer- 
setzbarkeit dieser Flüssigkeit mit ziemlich ungünstigem Erfolge. 
Dagegen leistete das Mistdecoct, welches nach einem Vorschlage des 
Prof. Cohn in Kölbehen mit umgebogenem Halse sogar Monate lang 
unverändert aufbewahrt werden konnte, die besten Dienste. Keimungs- 
unfähig zeigten sich die Sporen von Amanita-Arten, Agaricus fusiger, 
piperatus, volemus, integer, campestris. Ferner die Sporen von Bo- 
letus- und Polyporus-Arten. Dagegen keimten die Sporen von Dae- 
dalea quercina einfach in der Weise, dass sich die Sporen einseitig, 
seitlich oder an beiden Enden in einen oft verzweigten Keimschlauch 
verlängerten, dessen Wachsthum jedoch sehr bald zum Stillstand ge- 
langte *). Eine Entwicklung des Keimschlauches aber bis zur voll- 
ständigen Ausbildung der männlichen Geschlechtsorgane beobachtete 
Vortragender an dem bei uns in Wäldern und an faulender Strünken 
häufigen, an 4 Zoll hohen Schwefelkopf, Agaricus faseieularis Pers., 
sowie an dem essbaren Stockschwamm, Agaricus mutabilis Schäff. 
Die Sporen des A. fascicularis Pers. sind klein, braun, von ovaler 
Gestalt, an einem Ende meist spitzer, mit doppeltem Episporium. Die 
Keimung erfolgt bei den einzelnen Sporen nicht gleichzeitig; sie ge- 
schieht etwas schwieriger als bei A. coprophilus. Im Uebrigen ist sie 
ähnlich. Die aus dem gesprengten Episporium sich herausdrängende 
kugelige Blase ist weit grösser. Letztere bekommt rasch wachsende 
Ausstülpungen, welche sich verzweigen und in zahlreiche Septa ab- 
theilen. Ist dieses Verhalten ein ganz ähnliches, wie bei A. copro- 
philus, so tritt mit der Entstehung der Spermatien, welche nach vor- 
geschrittener Ausbildung des Myceliums erfolgt, eine Modificalion ein. 
Die zarten Ausstülpungen nämlich, welche die Spermatien geben, 
kommen nicht an den Enden, sondern auf allen Punkten der Mycel- 
äste zu Stande; sie entstehen rechts und links, sind weit länger als 
bei A. coprophilus, sind häufig verzweigt; sie krümmen sich bald 
und theils überwinden sie den Tragfaden selbst, theils rollen sie sich 
spiralig in sich selbst zusammen. Theils entsteht nur eine Ausstül- 
pung an einem Punkt, theils mehrere von gemeinsamer Basis aus, 
welche sich knäuelartig vereinen. Nach 6 Tagen etwa ist das ganze 
Mycel überaus reichlich mit solchen Bildungen übersäet. Alle diese 
zarten Ausstülpungen gliedern sich in kleine, längliche Zellen, und 
endlich fallen sie ab, theils einzeln, theils halbkreisförmig in Zusam- 
menhang bleibend. Sie gehen ohne weitere Entwicklung einige Tage 


.. .*) Es ist zu bemerken, dass die Sporen von Morchella conica sehr leicht 
keimten mit Bildung eines äusserst reichlichen Myceliums, zahlreich septirt und 
mit vielen Ausstülpungen versehen, aber ohne Sexualorgane. 


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373 


darauf zu Grunde. Ihrer Kleinheit, ihrer raschen Vergänglichkeit und 
Keimungsfähigkeit nach müssen diese Organe als männliche Ge- 
schlechtsorgane, als Spermatien, betrachtet werden. 

Die Sporen von A. mutabilis Schäff. zeigen ein ganz analoges 
Verhalten, wie die von A. fascicularis; sie keimen jedoch viel leichter. 
Die Sporen sind braun, doppelwandig, aus dem gesprengten Epispo- 
rium heraus tritt eine kugelige Blase, welche sich weiter zum reich 
seplirten und verzweigten Mycel ausbildet. Schon nach 3 Tagen strahlt 
ein reichliches Mycel nach allen Seiten aus, welches sich verfilzt und 
als lappige, hautartige Masse aus dem Kulturtropfen sich herausneh- 
men lässt. Die Bildung der Spermatien erfolgt nach Verlauf einiger 
Tage von der Keimung an in unregelmässig zerstreuter Weise über 
die ganze Fläche des Mycels hin. Sie geschieht in überaus üppiger 
und zierlicher Weise; auch hier bald vereinzelt, bald in Gruppen; 
alle die Ausstülpungen sind spiralig eingerollt und mit einander ver- 
flochten. Sie erhalten Theilungen, fallen ab, endlich ist der Kultur- 
tropfen mit den isolirten Spermatien in reichlichster Weise angefüllt. 

Sowohl bei A. fascicularis als bei A. mutabilis aber konnte 
trotz grösster Mühe an dem entwickelten Mycelium niemals eine an- 
dere Bildung beobachtet werden, als die soeben geschilderte Sperma- 
tienentwicklung, auch wenn die Mycelien an 10 Tage lang unver- 
ändert und gesund sich erhielten. Nach dieser Zeit gingen sie regel- 
mässig von selbst zu Grunde. 

Die Spermatienbildung aber ist stets eine ungemein reiche, das 
Protoplasma der Mycelzellen fliesst förmlich in die Spermatien über; 
es zeigen sich dann in denselben Vacuolen; endlich sind sie ganz 
ihres Inhaltes beraubt und noch weiter stirbt das Mycel völlig ab, 
alle in den Kulturen ausgesäeten Sporen verhalten sich als männliche, 
sie bringen ein Mycel hervor, welches sich in Bildung von Spermatien 
gänzlich erschöpft. Die Vermuthung, dass auch hier, wie bei den von 
v. Tilghem beobachteten Coprinus-Arten eime Doppelgeschlechtigkeit 
der Sporen vorhanden sei, derart, dass der eine Hut nur männliche, 
der andere nur weibliche Sporen besitze, bestätigte sich nicht. Denn 
auch als Dutzende von Aussaaten gemacht worden waren, jede mit 
Sporen von einem anderen Hut, kamen immer nur Spermalien, nie 
eine Spur von Carpogonien zum Vorschein. 

Die weiblichen Organe scheinen sich also nur unter ganz be- 
sonderen unbekannten Verhältnissen zu bilden, die von den in unseren 
Kulturen erreichbaren bedeutend abweichen, und ihre Entstehung 
dürfte überhaupt eine nicht sehr häufige sein; letzteres ist aus der 
ungeheuer grossen Menge der gebildeten Spermatien zu schliessen. 
Es gewinnt die Ansicht an Wahrscheinlichkeit, dass diese Pilze 
zweierlei verschiedene Mycelien besitzen, ein vergängliches männli- 
ches und ein ausdauerndes weibliches, Carpogonien erzeugendes. 
Darüber müssen uns die Untersuchungen der Zukunft Aufklärung 
bringen. Zu erwähnen ist jedoch, dass die genauer untersuchten 
Coprinus-Arten, auch der Ag. coprophilus, auf Mist in Kultur ge- 
wachsen sind, während Ag. fascicularis und Ag. mutabilis die ersten 


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374 


grösseren, im Freien wachsenden Hutpilze sind, bei welchen wenig- 
stens der Anfang der Entwicklung in Vorstehendem gegeben ist. 

Hierauf sprach Prof. Dr. Pfeffer „über die Entstehung hoher, 
hydrostatischer Druckkräfte in Pflanzenzellen.“ Bei seinen Untersu- 
chungen über Reizbarkeit und über periodische Bewegungen der 
Blattorgane konstatirte Redner die Existenz von sehr hohen, mehrere 
Atmosphären erreichenden hydrostatischen Druckkräften in Pflanzen- 
zellen. Das Zustandekommen dieser Druckkräfte bei nur geringer 
Concentration des flüssigen Zellinhaltes führte Redner zunächst aus 
theoretischen Gründen auf die Molecularbeschaffenheit des Primordial- 
schlauches zurück, eine Folgerung, welche durch das Experiment 
vollkommen bestätigt wurde. Mit Verengerung der Molecularzwischen- 
räume steigt nämlich der Filtrationswiderstand und mit diesem der 
Druck, welcher auf endosmotischem Wege zu Stande kommt. So ist 
auch mit Ferrocyankupfermembranen (Niederschlagsmembranen), wenn 
diese in geeigneter Weise eine Widerlage finden, mit zweiprozenliger 
Rohrzuckerlösung eine Druckkraft von etwa zwei Atmosphären auf 
endosmotischem Wege zu erzielen. 

Der Filtrationswiderstand der Membran ist eine complexe, von 
mehreren Variabeln abhängige Grüsse; mit jenem ändert sich aber 
der hydrostatische Druck; er sinkt z. B., wenn durch Erwärmung die 
Molecularzwischenräume sich erweitern. Durch diese und andere mo- 
leculare Aenderungen im Primordialschlauch kommen auch die von 
Beleuchtungs- und Temperaturschwankungen abhängigen Druckände- 
rungen zu Wege, welche die täglichen periodischen Bewegungen ge- 
wisser Blattorgane bewirken und ebenso sind die Reizbewegungen 
von plötzlichen, den Filtrationswiderstand des Primordialschlauches 
vorübergehend herabsetzenden Vorgängen abhängig. Es lassen sich 
diese Bewegungsvorgänge demgemäss auf Molecularvorgänge zurück- 
führen. Die an den pflanzlichen Organen unmittelbar wahrnehmbaren 
Bewegungen Sind natürlich immer nur die Resultirende aus allen den 
Anordnungen, welche unter den gegebenen Verhältnissen Platz 
griffen. 

Dr. Prantl hält seinen Vortrag: Zur Morphologie der Gefäss- 
kryptogamen. Die Beurtheilung des morphologischen Werthes der 
Samenknospen und Pollensäcke muss auf der Morphologie der Gefäss- 
kryptogamen beruhen; in den Sporangien derselben sind die Vor- 
läufer zu suchen. In folgender Weise dürfte es möglich sein, die 
drei Hauptabtheilungen der Gefässkryptogamen, die Filicinen, Equise- 
tinen und Lycopodinen von einheitlichem Gesichtspunkte zu betrachten. 
Nach den soeben publieirten Untersuchungen des Vortragenden über 
die Hymenophyllaceen entspricht deren Blatt nebst Sorus einer Moos- 
kapsel. Von diesen ausgehend lassen sich alle anderen Farne ab- 
leiten. Bei einer Anzahl von Gattungen ist der Sorus monangisch, 
d. h. auf ein einziges Sporangium reduzirt, so bei Lycopodium, das 
sich an Gleichenia anschliesst, und Aneimia, die mit Osmunda nahe 
verwandt ist. Bei Ophioglosseen ist die mit monangischen Soris be- 
setzte „Aehre* (respective Rispe) ursprünglich (bei O0. palmatum) 


eine Seitenfieder, die in der Einzahl vorhanden auf die Blattmitte 
rückt. Dasselbe ist der Fall bei Lycopodium: die Frucht von Psilotum 
ist ein dreitheiliges Blatt, dessen Mittelrippe einen Sorus mit meist 
drei Sporangien trägt, wie durch Missbildungen angedeutet wird. Die 
Equisetenschilder sind polyangische Sori; bei den fossilen Annularien, 
Sphenophyllen u. dgl. finden sich auch monangische vom Typus des 
Lycopodium. Es lässt sich somit bei allen Gefässkryptogamen die 
Produktion der Sporen als an das Blatt gebunden wahrscheinlich 
machen, und dürfte dieses Resultat auch für die Beurtheilung der 
Phanerogamen massgebend sein. Schliesslich werden noch die nahen 
Beziehungen der Cycadeen zu den Farnen, speziell Aneimia hervor- 
gehoben und betont, dass die Differenz polyangischer und monangi- 
scher Sori, die bei den Farnen einzelne Entwicklungsreihen charak- 
terisirt, hier zum Ausdruck der Geschlechtsdifferenz wird, indem die 
Samenknospe der Cycadeen einem monangischen Sorus entspricht eine 
Pollensackgruppe einem polyangischen Sorus. 

Herr Dr. Magnus wendet sich gegen den Vergleich, den der 
Vorredner zwischen der Mooskapsel und dem Sorus der Hymenophyl- 
laceen gezogen hat. — Die Sporenmutterzellenschicht der Moose 
werde durch eine Differenzirung im Gewebe der Kapsel gebildet, 
während die Sporangien (Sporenkapsel) wesentlich von einem Theile 
der Oberfläche des Blattorganes der Hymenophyllaceen entspringen. 
Die Gefässkryptogamen theile er wesentlich in zwei Gruppen: die 
Frondosae und die Simplicifoliae, in welche letztere er die Equiseta- 
ceae und Lycopodiaceae vereinigt, da die Sporangien der Equisetaceae, 
wie die namentlich von Milde beobachteten Missbildungen beweisen, 
ventral stünden und sich daher eigentlich nur durch die Vielzahl von 
den Lycopodiaceaen schieden. Dass alle Bildung reproduktiver Fort- 
pflanzungszellen an die Blätter gebunden sei und nicht auf die Achse 
übergehe, könne er nicht billigen, vielmehr müsse er wenigstens für 
Najas die axile Natur des Ovulums und der Antheren feststellen. 

Dr. Prantl erwidert, bedauert jedoch, sich hier nur kurz fassen 
zu können, und verweist auf eine über diesen Gegenstand soeben 
erschienene Abhandlung. 

Der Vorschlag, Herrn Professor Wiesner zum Vorsitzenden der 
nächsten Sitzung zu wählen, wird einstimmig angenommen. 

Unter dem Vorsitze des Prof. Dr. J. Wiesner fand die 3. Sitzung 
am 20. September statt. 

Die Tagesordnung beginnt mit der Fortsetzung der in der letz- 
ten Sitzung abgebrochenen Debatte über den Vortrag Dr. Pranil’s 
„Zur Morphologie der Gefässkryptogamen.“ 

Prof. Leitgeb spricht sich für die von ihm aufgestellte Vermu- 
thung über die Art des Zusammenhanges der Moose mit den Gefäss- 
kryptogamen aus, und will hier nur ein paar Thatsachen anführen, 
welche mit als Stütze dieser Vermuthung verwendet werden können: 
Dr. Prantl geht bei seiner Vergleichung der niedersten Farnpflanze 
mit der Moosfrucht von einer Verzweigung der Mooskapsel aus, und 
nimmt an, es hälte sich die Lebermoosfrucht vorerst in zwei auf ge- 


376 


meinsamem Fusse stehende Mooskapseln getheilt, und es wäre dann 
erst später in der Ausbildung der beiden Gabelzweige eine Differen- 
zirung eingetreten. Nun ist es gewiss interessant und, wie ich glaube, 
nicht unwichtig hervorzuheben, dass verzweigte Moosfrüchte in der 
That, freilich nur als abnormale Bildungen vorkommen. Für Laub- 
mooskapseln sind solche Fälle (Gümbel, Pfeffer) wiederholt beschrie- 
ben worden und es finden sich da Bildungen von verzweigter Seta 
bis zu solchen, wo an einer einfachen Seta eine verzweigte Kapsel 
aufgesetzt war. 

Aber auch unter den Lebermoosen finden sich ähnliche Bildun- 
gen, die um so interessanter sind, als sie der von Prantl ausgespro- 
chenen Vermuthung so ganz entsprechen. Bei Umbraculum flabellatum 
fand ich nämlich ein paar Mal innerhalb einer noch geschlossenen 
Calyptra ein derartig verzweigtes Sporogonium. Aus einem gemein- 
samen Fusse entsprangen zwei gestielte Kapseln, von denen die eine 
sammt dem dazu gehörigen Stiele ganz die der Entwicklung der 
Calyptra entsprechende Ausbildung zeigte, während die andere, so 
wie ihr Stiel viel kleiner war, und allem Anscheine nach durch jene 
an die Calyptrawand angedrückt und so in ihrer Ausbildung zurück- 
gehalten worden war. In beiden war aber die innere Differenzirung 
bis zur Bildung von Schleudern und Sporenmutterzellen vorgeschritten. 
Ich lege ein diesbezügliches Präparat zur Ansicht vor. 

Ein solches Selbstständigwerden der Embryohälften bis zur Bil- 
dung gesonderter Sporogonien ist jedenfalls ein sehr seltener Fall. 
Doch finden wir an den jungen Embryonen der verschiedensten Le- 
bermoose häufig genug Erscheinungen, welche auf eine ungleiche 
Entwicklung der beiden Hälften hindeuten. Ich habe solche Embryonen 
seinerzeit für Blasia beschrieben und abgebildet, und ich habe sie 
seither bei den verschiedensten Arten wieder gefunden; nirgends 
aber ist diese einseitige Ausbildung mit überwiegender Entwicklung 
der einen Embryohälfte so auffallend und so normal vorkommend als 
bei Anthoceros: Die heiden die vordere Hälfte des Embryo bildenden 
Quadranten liegen ausnahmslos neben einander (die Theilungswand, 
die zu ihrer Anlage führt [Quadrantenwand] steht senkrecht auf der 
Laubfläche und ist der Sprossaxe parallel). Unmittelbar nach Anlage 
der Columella und der sporenbildenden Schichte, bei welchem Vor- 
gange sich beide Quadranten gleichmässig betheiligen, beobachtet 
man ein überwiegendes Längen- (Spitzen-) Wachsthum der einen 
Embryohälfte, wodurch an der Spitze der jungen Frucht ein Fortsatz 
gebildet wird, in den hinein sich weder die Columella, noch die spo- 
renbildende Schichte fortsetzt. Würden wir die Embryoentwicklung 
der Hymenophyllaceen kennen, so wäre es vielleicht möglich, diese 
Thatsachen phylogenetisch zu verwerthen. Bis dahin bleibt jede Deu- 
tung derselben, weil zu viele durch Nichts gestützte Annahmen nöthig 
machend, unfruchtbar, und es sollte hier nur auf diese Verhältnisse 
aufmerksam gemacht werden. 

Dr. Arnold Dodel-Port hält nun seinen Vortrag: „An der unte- 
ren Grenze -des pflanzlichen Geschlechtslebens* und erläutert den- 


rd N En a ats ad 


377 


selben an vier ceolorirten Wandtafeln. Der Vortragende begründet 
durch seine neuesten Untersuchungen über Ulothrix zonata, deren 
Resultate in weiterer Ausführung demnächst der Publikation unter- 
breitet werden, folgende von ihm an die Spitze des Vortrages ge- 
stellte These: „Die Entwicklungsgeschichte der niederen Kryptogamen 
lehrt, dass ‚die geschlechtliche Differenzirung aus der ungeschlecht- 
lichen Propagation den Anfang genommen hat, dass die Paarung der 
Schwärmsporen die morphologische Grundform der Zeugung im Pflan- 
zenreich darstellt und dass die Parthenogenesis auf der niedrigsten 
Stufe des pflanzlichen Geschlechtslebens nichts Anderes, als einen 
neben der Copulation von Schwärmsporen parallel laufenden unge- 
schlechtlichen Fortpflanzungsprozess repräsentirt.* 

Anknüpfend an Pringsheim’s Entdeckung der Paarung von 
Schwärmsporen, die eine Reihe von ähnlichen Beobachtungen bei 
verschiedenen Algen nach sich zog, gibt Dodel-Port eine kurze Dar- 
stellung der geschlechtlichen und ungeschlechtlichen Fortpflanzung 
von Ulothrix zonata, wobei sich herausstellt, dass die vollständig 
durchforschte Entwicklungsgeschichte dieser Fadenalge nach einer 
neuen Bearbeitung der ganzen Gattung Ulothrix ruft, indem der bis- 
her ignorirte Polymorphismus dieser Einen Spezies mit Nothwendig- 
keit eine ganze Reihe von bisherigen „Spezies“ aus dem System 
auslöschen muss. Dodel-Port demonstrirt an vier grossen Ko 
Tafeln die Bildung und Entleerung der Schwärmsporen GR Bass 
16, 32 und mehr in einer Zelle entstehend) und schildert es "Copu- 
lationsprozess der Mikrozoosporen, die meist von gleicher Grösse 
— zu zwei zusammentretend, Zygosporen bilden, welche sich mit 
dem hyalinen Pol festsetzen und sofort zu wachsen beginnen, um 
während mehrerer Monate als einzellige Pflänzchen, oft mit wurzel- 
artig aussehendem Haltorgan ausgestattet, die geschlechtlich erzeugte, 
ohne Zweifel aber ungeschlechtliche Entwicklungsfor m dieser Faden- 
alge darzustellen. 

Diese Zygosporen sind als selbstständig vegelirende Generation 
aufzufassen. Ihre endliche Entwicklung ist noch abzuwarten; der 
Vortragende verspricht, in den nächsten Monaten darüber seine Un- 
tersuchung abzuschliessen. 

Von grösstem Interesse ist die Entdeckung, dass die mit 2 Cilien 
ausgestatteten Mikrozoosporen von Ulothrix zonata nicht allein eine 
Copulation eingehen, sondern auch bei Unterdrückung derselben ohne 
Weiteres zu keimen vermögen und auf ungeschlechtlichem Wege 
neuen fortpflanzungsfühigen Individuen das Dasein geben, ganz ähn- 
lich wie die mit 4 Cilien ausgestatteten Makrozoosporen, die einzeln 
oder zu 2 oder 4 in einer Zelle entstehen, 

Die Abwesenheit jedes durchgreifenden Unterschiedes zwischen 
den sich copulirenden Makrozoosporen sowohl, als auch zwischen 
diesen und den sich nicht copulirenden Makrozoosporen und Mikro- 
zoosporen, die Abstufungen in der Grösse der 'beiderlei Fortpflan- 
zungszellen, die Art der Entstehung derselben, die Keimfähigkeit 
jener Mikrozoosporen, die durch irgend einen Zufall vor, bei oder 

Oesterr. botan Zeitschrift. ll. Heft. 1875. 28 


BZ‘ - 3 Br 


"” 
D 


378 


nach der Geburt von der Copulation abgehalten werden, die Entwick- 

lung der Keimpflanzen- aus Makro- und Mikrozoosporen: alle diese 

e' Momente zeigen in drastischer Weise, dass wir in Ulothriz zonata 

einen jener lehrreichen Repräsentanten vor uns haben, der an der 
unteren Grenze des pflanzlichen Geschlechtslebens Aufschluss gibt über 
den Anfang des Differenzirungsprozesses der Sexualität aus der un- 
geschlechtlichen Propagation durch Schwärmsporen. In Ulothrix- zonata 
ist ein neuer Beleg für die Richtigkeit der Pringsheim’schen Theorie 
von der Paarung der Schwärmsporen als der „morphologischen Grund- 
form der Zeugung im Pflanzenreich* gewonnen. Dodel-Port zeigt, wie 
die Pringsheim’sche Theorie nothwendig erweitert werden muss; seine 
Argumentation über die Parthenogenesis ist eine Ausweitung der- 
selben. Die Darlegung des Entwicklungsprozesses der Zygosporen 
dagegen ruft nach einer ganzen Reihe ähnlicher Forschungen über 
die Gruppe der Ulothricheen. Sie ist auch eine Bestätigung der philo- 
sophischen Abstraktion, dass die Zygospore überhaupt das Analogon 
des Carpogons der Carposporen oder auch der zweiten, geschlechts- 
losen Generation der höheren Kryptogamen darstellt. 

Hierauf sprach Prof. Dr. Constantin Freih. v. Ettingshausen: Ueber 
die genetische Gliederung der Flora Australiens.* Die Erforschung 
der Tertiärflora, insbesondere in Steiermark, führte den Vortragenden 
zur Kenntniss der Florenelemente. Diese unterschied er nach dem 
Antheil, den sie an der Genesis der jetztweltlichen Floren genommen 
haben, in Haupt- und Nebenelemente; die aus denselben hervorge- 
gangenen Florenglieder in Haupt- und Nebenglieder. Die Flora Neu- 
hollands verdankt ihr höchst eigenthümliches Gepräge der ungemein 
vorwiegenden Entwicklung ihres Hauptelements. Da dieses — das 
australische Element nämlich — in der Tertiärflora Europa’s Neben- 
element war, so erklärt sich die Beziehung der Letzteren zur gegen- | 

r wärligen Flora Australiens. Gattungen von Proteaceen, Casuarineen, | 

H Pittosporeen, Myrtaceen und Leguminosen u. v. A. sind beiden ge- | 

mein. Die Annalıme einer einst bestandenen Festlandverbindung Neu- 
hollands mit Europa und hierauf gestützte Pflanzenwanderung ist 
unzulässig. Die Flora Australiens enthält endemische Formen ostindi- 
scher, oceanischer, amerikanischer, afrikanischer und europäischer 
Gattungen; sie sind die Ueherbleibsel der tertiären Florenelemente. 

2 Der Grad der Entwicklung, zu welchem diese Elemente in den ver- 
schiedenen Gebieten Australiens gelangt sind, d. i. ihre Ausbildung 
zu Florengliedern ist verschieden. Das in allen Theilen des Kontinents 
vorwiegende Hauptglied ist am reichlichsten in West-Australien, am 
schwächsten im tropischen Australien, die Nebenflorenglieder sind am 


2 meisten im tropischen und in Ost-, am wenigsten in West-Australien 
h entfaltet. 

k Prof. Dr. Eduard Strasburger aus Jena: „Ueber Vorgänge bei 
h der Befruchtung.“ Der Vortragende sucht nachzuweisen, dass die 
ß Vorgänge der Befruchtung im Thier- und Pflanzenreiche übereinstim- 


mend verlaufen und darauf beruhen, dass sie, nachdem ein sich 
eigenthümlich differenzirender Theil des Kern- („Keimbläschen-*) 


1 a Gr Te FE ae NT aa a DA Et 
ER RA r. f 2 } u 


ro 


K 379 


- Inhalts zuvor ausgesltossen wurde, ein neuer, dem befruchtenden 
Stoffe entstammender Kern in das Ei eingeführt wird. 
Die Versammlung wählt hierauf Herrn Regierungsrath Prof. Dr. 
Fenzl zum Vorsitzenden der nächsten Sitzung. 


(Sehluss folgt.) 


sam — 


Personalnotizen. 


— Franz Antoine, Hofgarten-Direktor, wurde von Sr. Majestät 
dem Kaiser durch die Verleihung der goldenen Medaille für Wissen- 
schaft und Kunst ausgezeichnet. 

— Gustav Wallis unternimmt eine neue Reise nach dem tro- 
pischen Südamerika, nun die fünfte und zwar auf eigene Kosten, 
hauptsächlich im Interesse deutscher Gärtner, doch isi er bereit, vor- 
kommenden Falls auf alle naturwissenschaftlichen Fächer mittelst 
Sammlungen Rücksicht zu nehmen 

— Ludwig Simkovics, Assistent der Botanik an der Universität 
Pest, wurde zum Professor der Naturgeschichte an der k. Oberreal- 
schule in Grosswardein ernannt. | 


Me 


Botanischer Tauschverein in Wien. 


Sendungen sind eingelangt: Von Herrn Janka mit Pflanzen aus 
Siebenbürgen. — Von Herrn Dr. Keck mit Pfl. aus Oberösterreich. 
— Von Herrn Holuby mit Pfl. aus Ungarn. — Von Herrn Woynar 
mit Pfl. aus Tirol. — Von Herrn Andorfer mit Pill. aus Niederöster- 
reich. — Von Herrn Duflt mit Pill. aus Thüringen und der Schweiz. 
— Von Herrn Richter mit Pfl. aus Niederösterreich. — Von Herrn 
Dr. Rauscher mit Pfl. aus Oberösterreich. 

Sendungen sind abgegangen an die Herren: Andorfer, Dr. 
Halacsy, Keller, Forstinger, Dr. Ressmann, Matz, Jakisch, Dr. Schäfer. 

Aus Schlesien: Acolium tigillare, Acrocordia gemmata, Ar- 
thopyrenia rhyponta, Bacidia rubella, Biatora decolorans, B. uligi- 

. nosa, Biatorina cyrtella, Bryopogon jubatus, Buellia punctata, B. 
Schaereri, Callopisma luteoalbum, Calycium adspersum, ©. nigrum, 
Ü. nigr. minutum, Candelaria vitellina, Cetraria glauca, Cladonia 
aleicornis, C. cariosa, Ü. degenerans, Ü©. fimbriata f. heterodactyla, 
©. furcata, ©. gracilis, C. gr. f. aspera, ©. gr. f. hybrida, C. in- 
crassata, C. pyxidata, C. rangiferina, ©. squamosa, Coniocybe fur- 
furacea, Cornicularia aculeata, Cyphelium chrysocephalum, Icmado- 
phila aeruginosa, Imbricaria olivacea, Lecanaclis biformis, Lecanora 
pallida f. angulosa, L. subfusca, L. subf. f. distans, L. varia, Leci- 
dea crustulata, Lecidella enteroleuca, Leptorhaphis Wienkampii, 
Microthelia micula, Opegrapha atra, ©. vraria, Parmelia stellaris, 

28% 


RT 


380 


Pertusaria pertusa, Placodium albescens, Pragmopora amphibola, 
Pyrenula leucoplaca, Rinodina metabolica, Schismatomma dolosum, 
Stereocaulon condensatum, 8. incrustatum , Thelomphale Laureri, 
Usnea barbata f. florida, U. hirta, Zeora coarctata, eing. von Plosel. 

Aus Siebenbürgen: Centaurea spinulosa, Marrubium proecox, 
Silaus peucedanoides, eing. von Janka. 

Aus Oberösterreich: Acorus Calamus, Chaerophyllum hirsu- 
tum. Crepis succisaefolia, Erica carnea, Potentilla caulescens, Prunus 
insititia, Rumex obtusifolius v. microcarpus, Teucrium Scorodonia, 
Tragopogon orientalis, u. a. eing. von Dr. Keck. 

Aus Ungarn: Acorus Calamus, Ajuga Chamaep. v. glabriuscula, 
Alopecurus pratens. v. caesius, Arabis auric. v. puberula, Beckmannia 
erucaeformis, Bromus racemosus, B. villosus, Callitriche verna, 
Cannabis sativ. v. monoica, Carex aswillaris, C. virens, Circaea 
intermedia, Crepis setosa, Delphinium orientale, Epipactis micro- 
phylla, Filago mixta, Gentiana cruciata, G. spathulata, Hacquetia 
Epipactis, Helosciadium repens, Hieracium auriculaeforme, H. Bauhini, 
H. brachiatum, H. floribundum, Hottonia palustris, Lolium speciosum, 
Lycopus exaltatus, Milium effusum, Pholiurus pannonicus, Polygala 
uliginosa, Potentilla inclinata, P. pilosa, Ranunculus Lingua, Sinapis 
alba, Seirpus silv. v. ramosus, Titricum ceristatum, Verbascum rami- 
gerum, Viola hirta, V. hir. fl. lacteo, u. a. eing. von Holuby. 

Aus Tirol: Achillea moschata, Adenostyles albifrons, Alche- 
milla alpina, Allium carınatum, Androsace helvetica, Anemone 
nareissiflora, Aronicum scorpioides, Astrantia carniolica, Bellidiastrum 
Michelü, Calamintha alpina, Campanula barbata, C. Scheuchzeri, 
Chrysanthemum alpinum, ©. coronopifolium, Cypripedium Calceolus, 
Dryas octopetala, Euphrasia minima, Gentiana bavarica, G. lutea, 
G. pannonica, Goodiera repens, Hedysarum obscurum, Hieracium 
albidum, H. alpinum, Homogyne alpina,. Kernera saxatilis, Laserpitium 
latifolium, Malaxis monophyllos, Meum Mutellina, Orchis globosa, 
Orobanche eruenta, OÖ, Salviae, Pedicularis foliosa, P. Jacquini, P. 
recutita, Plantago montana, Primula farinosa, P. glutinosa, Ranun- 
culus panthotrix, Rhododendron ferrugineum, Salix reticulata, Saus- 
surea pygmaea, Saxifraga androsacea, S. bryoides, S. Clusiü, S. 
rotundifolia, S. stenopetala, Sedum dasyphyllum , Sempervivum 
arachnoideum, Senecio cordatus, S. Doronicum, Silene rupestris, 
Sorbus Chamaemespilus, Soyeria hyoseridifolia, Trifolium badium, 
Veronica alpina, V. aphylla, V. saxatilis, Viola biflora u. a. eing. 
von Woynar. 

Aus Niederösterreich: Achillea erustata, Aethusa cynapioides, 
Bryonia alba, Leontodon corniculatus, Vicia villosa, Viola arenaria 
u. a. eing. von Andorfer. 

Obige Pflanzen können im Tausche oder käuflich die Centurie 
zu 6 fl. (12 R. Mark) abgegeben werden. 


Redakteur und Herausgeber Dr. Alexander Skofitz. — Verlag von ©. Gerold’s Sohn, 
Druck und Papier der ©, Ueberreuter'schen Buchdruckerei (M. Salzer). 


desterreichisch 


"Botanische Zeitschrift, 


Gemeinnütziges Organ 


für 
Die Deperrel eh nn e R R Zzempliane 
tanisel Zeits ie frei i = 
chen Botanik und Botaniker,  z,.c1anıch diorost be: 
den Ersten jeden Monats. blos bei der Redaktion 
Man pränumerirt auf selbe hä l ( k F it = I (V. Bez., Schlossgasse Nr. 15) 
mit 8 fl. öst. W. arıner, Vekonomen, FOrSImanner, erzie, zu pränumeriren. 

E (16 R. Mark.) j Im Wege des 
ganzjährig, oder mit ap rn Buchhandels übernimmt 
BER mie Apotheker und Techniker. BEE 

halbjährig. €. Gerold’s Sohn 
Inserate in Wien, 
die ganze Petitzeile N: 12 so wie alle übrigen 
15 kr. öst. W. 7; ‘ Buchhandlungen. 


XXV. Jahrgang. WIEN. Dezember 1875. 


; INHALT: Pränumerations-Einladung. — Zur Flora Niederösterreichs. Von J. een — Algen des 
Triester Golfes. Von Hauck. (Fortsetzung.) — Zur Chronik der Pfianzerwanderung. Von Haussknecht. 
— Vegetationsverhältnisse. Von Dr. Kerner. — Eine Besteigung des Triglav. Von Bock. — Pflanzen 
auf der Weltausstellung. Von Antoine. (Fortsetzung.) — "Literaturberichte. — Correspondenz. Von: 
Wiesbaur, Guttenberg, Gelakovsky, Artzt, Uechtritz. — 48. Naturforscher-Versammlung- 
— Personalnotizen. — Vereine, Anstalten, Unternehmungen. — Botanischer Tauschverein. Inserate, 


Einladung zur Pränumeration 
auf den XXVI. Jahrgang (1876) der 
Vesterreichischen 


Botanischen Zeitschrift. 
(Oesterr. bolan. Wochenblatt.) 


‘Auf die „Oesterreichische botanische Zeitschrift,“ welche von dem 
hohen k. k. österreichischen und dem hohen k. ungarischen 
Ministerium für Kultus und Unterricht den Mittelschulen 
empfohlen wurde, pränumerirt man mit 8fl. österr. W. (16 R. Mark) 
auf den ganzen Jahrgang _oder mit 4 fl. österr. W. (8 R. Mark) auf 
einen Semester und zwar auf Exemplare, die frei durch die Post 
bezogen werden sollen, nur bei der Redaktion: Wien, V. Schloss- 
gasse Nr. 15. 

Alle Buchhandlungen des In- und Auslandes nehmen ebenfalls 
Pränumeralionen an. Die Versendung an die Buchhandlungen hat die 


Verlagshandlung €. Gerold’s Sohn in Wien übernommen. 
'Oesterr. botan. Zeitschrift. 12. Heft. 1875. 29 


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382 


Von den bereits erschienenen Jahrgängen können noch voll- 
ständige Exemplare gegen nachfolgende Preise bezogen werden: 
1. Jahrgang 4 fl. (8 R. Mark) — 2. und 3. Jahrgang zu 1 fl. 
(2 R. Mark) — 8. bis 22. Jahrgang zu 2 fl. (4 R. Mark) — 23 u. 24. 
Jahrgang zu 5 fl. (10 R. Mark) — 25. Jahrgang 8 fl. (16 R. Mark) - 
Bei Abnahme sämmtlicher Jahrgänge von der Redaktion, 20 Procent 
Nachlass. 


Dkofitz. 
(V. Schlossgasse 15.) 


Beiträge zur Flora Niederösterreichs. 
Von J. Kerner. 


v. 


= Anula intermista (sub Conyzax< Oculus Christi) J. Kerner 
und Bemerkungen über Z/nula suaveolens Jcq. 


Inula intermixta. — Wurzelstock walzlich, knotig, schief, 
mit langen Fasern besetzt. — Stengel aufrecht, 29—41 Cim. hoch, 
etwas kantig, wenig ästig, doldentraubig, flaumig-filzig, im unteren 
Theile schmutzig dunkelroth, welche Farbe gegen den oberen Theil 
allmälig in die grüne übergeht, mit 6—8 Blättern besetzt. — Blätter 
länglich-lanzettlich, spitz, die wurzelständigen und die unteren sten- 
gelständigen schwach entfernt sägezähnig, die oberen stengelständigen 
und die astständigen ganzrandig, die wurzelständigen gestielt, die 
unteren stengelständigen in den Blattstiel verlaufend, die oberen 
sitzend, den Stengel halb umfassend, sämmtliche schwachaderig, etwas 
runzlich, oberseits etwas schärflich, kurz behaart, unterseits zart 
filzig, an den Hauptnerven und an den Seitennerven erster Ordnung 
mit längeren seidenglänzenden Haaren besetzt, oberseits dunkler, 
unterseits blasser schmutzig grün, schwach nach Salbei riechend, wie 


Inula Oculus Christi L. — Blüthenäste an dem vorliegenden Exem- 
plare drei, die Köpfchen auf diesen Aesten zu je dreien, gestielt, die 
Stiele 4 bis 25”” lang; — die Köpfchen haben einen Durchmesser 
von 12—-15”” und (ohne Berücksichtigung der Randblüthen) bei 10”” 
Länge; — Hüllschuppen dachig, sömmtlich borstlich gewimpert, die 


äusseren eilänglich krautig, an der Spitze dunkelgrün, am Grunde 
blassgrün, theilweise mit röthlichen Mittel- oder Randstreifen, ab- 
stehend, an der Spitze zurückgekrümmt, mit weniger weissen Haaren 
besetzt, die mittleren länglich, weniger abstehend und zurückge- 
krümmt, die inneren linealisch zugespitzt, trockenhäutig, glänzend, 
am Grunde blass gelbgrün, gegen die Spitze rothgefärbt, nicht ab- 
stehend, nicht zurückgekrümmt, fast so lang als die Blüthen des 
Mittelfeldes; Köpfchen verschiedenblüthig, die Blüthen des Mittelfeldes 
röhrig-trichterig, 5zähnig, die des Randes zungenförmig, linealisch, 


a ae 


383 


an der Spitze 3zähnig, um mehr als die Hälfte länger als die Hülle 
und die Blüthen des Mittelfeldes; alle Blüthen gelb, die des Mittel- 
feldes dottergelb, die des Randes etwas lic hter, im Verblühen ent- 
schieden dottergelb; — Achenen behaart, — "Pappus seidenhaarig, 
einreihig. 

Diesen Alant fand ich am 20. Oktober 1875 in einem einzigen 
Exemplare mit einem blühenden und einem bereits vertrockneten, in 
den Köpfchen reiche Früchte tragenden Stengel bei „Steinaweg* im 
Bezirke Mautern in Niederösterreich an einem sonnigen Gehänge, 
wo auf Weissstein Löss auflagert. In seiner nächsten Nähe stand 
Inula Oculus Christi L. theilweise noch in Blüthe und in geringer 
Entfernung unter Gebüsch I. Conyza (L.) ebenfalls noch in Blüthe. 

Die Merkmale dieses Alants, welche theils jenen der I. Oculus 
Christi, so insbesondere in der Form und theilweise in der Behaa- 
rung der Blätter, in der Form der Randblüthen und der Farbe der 
Blüthen überhaupt, theils jenen der /. Conyza, so insbesondere in 
der Gestalt des Wurzelstockes, in der Form und Richtung der Hüll- 
schuppen gleichkommen, theils als ein Produkt der Merkmale dieser 
beiden Alantarten, so in den Dimensionen der Köpfchen, die grösser 
als bei 1. Conysa und kleiner als bei I]. Oculus Christi sind, er- 
scheinen, in Verbindung mit dem vereinzelten Vorkommen mit I. Co- 
nyza und I. Oculus Christi haben mir sogleich beim Auffinden dieser 
Pflanze die Ueberzeugung verschafft, dass dieselbe ein Bastart aus /. 
Conyza und I. Oculus Christi sei. 

Beim Vergleiche der Merkmale, welche diesem von mir gelun- 
denen Alant zukommen, mit den Diagnosen und Beschreibungen der 
I. suaveolens Jacq. in Koch’s Syn., Kittel’s Taschenbuch der Flora 
Deutschlands und Reichenbach Fl. germ. exs. fiel mir eine Aehnlich- 
keit zwischen diesem von mir gefundenen Alant und der von Koch, 
Kittel und Reichenbach als I. suaveolens beschriebenen Pflanze auf, 
dass ich mich veranlasst fand, die erste Beschreibung der I. sua- 
veolens in Jacq. hort. botan. Vindobonensis 1776, vol. III, pag. 29 
nachzusehen. 

Da vielleicht manchem Leser dieser Zeitschrift dieses Werk 
nicht zur Hand ist, erlaube ich mir die von I. suaveolens handelnde 
Stelle wörtlich zu zitiren. 

„Inula suaveolens. Videtur in plerisque hortis botanieis haec 
planta coli sub Inulae odorae Linnaei tilulo, a qua omnino diversis- 
sima est, uli sponli palebit ex comparatione instituta hujusce Inulae 
cum descripta et delineala a Columna aliisque genuina Linnaei odora. 
Differt enim radice non odora, floribus pluribus et aliis momentis. 
Tanquam novam propterea speciem proposui. Ex seminibus sub dio 
salis enata, primo anno sola folia radicalia promit, altero et subse- 
quis caulem florentem. Radix inodora, sed acris, constat fascicula 
fihrorum teralum et ex albo sordentium, quae ex capitulo quodam 
cerassiore egrediuntur. Caulis unicus plerumque, raro plures, recte 
erigitur, leres, purpurascens, villosus, foliosus, sesquipedalis, superne 
lanlum in pedunculos paucifloros ramosus. Folia sunt ex oblongo 

29 * 


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lanceolata, acuta, obsolete serrata, rugosa, facie saturato virenlia et 


brevissime pilosa, dorso pallidius virenlia, venosa et longius hirsuta, 
infima in petiolum longe attenuata, summa sessilia subodora. Flores 
suaveolentes. Calycis squamae sunt interiores erectae et purpurascen- 
tes, exteriores virides, breves et reflexae. Corollulae luteae in radio 
brevissime tridentatae et calyce longitudine cedentes. Styli et an- 
therae flavent; atque hae setas generis. habent. Semina atra cum 
eiliis albis. Floret Julio et Augusto.“ 


Diese Beschreibung, so wie auch die Abbildung der I. suweo- 


oh 


lens auf tab. 51 des oberwähnten Werkes konnten mir aber keine 


Sicherheit über die Stellung des von mir gefundenen Alants zu I. 


sagt: Semina alra cum ciliis albis und letztere drei Worte offenbar 
nur auf den Pappus Bezug haben, und nicht angegeben ist, ob die 
Achenen behaart seien, wie Koch und Kittel angeben. 

. Ich wendete mie 'h desshalb an Herrn Regierungsrath Professor 
Dr. Fenzl und erhielt durch dessen besondere Güte aus dem kais. 
botan. Hofkabinete in Wien sämmtliche dort befindliche Exemplare 
von J. suaveolens, und zwar ein Originalexemplar Jacquin’s, zwei 


Exemplare aus dem Herbar Portenschlag und ein Exemplar aus dem 
Herbar Endlicher herrührend, sämmtlich gesammelt im Wiener botan. 


Garten, zur Einsicht zugesendet. 

Nach diesen Exemplaren, welche alle sehr üppig sind, und den 
Typus einer im Garten gezogenen Pflanze haben, wäre der Jacquin’- 
schen Beschreibung noch beizufügen, dass die Achenen behaart und 
zwar an dem aus dem Herbar Endlicher herrührenden Exemplare 
mit röthlichen Haaren besetzt sind, dass der Pappus einreihig ist, 
die stengelständigen Blätter, wenigstens an dem aus dem Herbar 
Endlicher herrührenden Exemplare mit schwach herzförmigem Grunde 
sitzend und insbesondere am Grunde, so wie die Verästlungen des 
Stengels unterhalb der Köpfchen mit langen, seidenglänzenden Haaren 
zum Theile dicht bekleidet sind. 

Die Untersuchung dieser Exemplare hat mir nun gezeigt, dass 
der von mir gefundene Bastart aus Inula Oculus Christi und I. Co- 


nysa mit I. suaveolens sehr nahe verwandt, aber doch nicht iden- 


lisch sei. 

Beide haben nämlich den Bau der Köpfchen, insbesondere in den 
Hüllschuppen und den Randblüthen, die relative Grösse der Köpfchen 
und die doldentraubige Verästelung des Stengels gemein; i 
von mir gefundenen Pflanze aber sind, wie oben angegeben, der 
Aeste und der Köpfchen auf denselben nur wenige, die Blätter haben 
nahezu die Form jener der I. Oculus Christi und sind auch in ge- 
ringer Zahl am Stengel, die Pflanze ähnelt im Habitus mehr einer 7. 
Oculus Christi mit grösserer Verästelung des Stengels, kleineren 


Köpfchen, kürzeren linealischen Randblüthen und den Hüllschuppen 


der I. Conyza; — bei I. suaveolens ist aber die Verästelung des 
Stengels eine grössere, die Köpfchen sind auf diesen Aesten in grös- 
serer Zahl, elwas kürzer gestieltl und ınehr gehäuft, die Blätter sind. 


.suaveolens Jacq. geben und zwar um so weniger, als Jacquin bloss 


Val Co ii te a a dan a Bam a a 0 


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5 F) Yıs h* RB > et - re 
N, al FE SEN EEE Be Pak 0 PER? 
2 EN. IERHERE te u 22 Be 


E relativ etwas Bürner und breiter, mehr der Form der Blätter von 1. 
E-  Comyza sich nähernd und in elwas grösserer Zahl am Stengel; I. 

 suaveolens hat, wie schon Koch in der "Synops., Kittel in dem Taschen- 
buche der Flora Deutschland’s und Reichb. in der Fl. germ. eXxc. 
sagen, den Habitus einer I. Conyza mit grösseren strahligen Köpfchen. 


Diese Untersuchung und die zugleich vorgenommene Vergleichung 
der neu gefundenen Pflanze und der I. suaveolens mit den anderen 
Inula-Arten hat auch meine Ansicht, dass die neu gefundene Pflanze 
ein Bastart aus J. Oculus Christi und I. Conyza sei, bestäligi und 
ich halte dafür, diese Pflanze als einen zur Stammart ]. Oculus Christi 
hinneigenden Bastart mit der Formel sub Conyza x Oculus Christi 
bezeichnen zu können. Diese Untersuchung und Vergleichung in 
Verbindung gebracht mit dem, was über das vereinzelte Vorkommen 
der Jacquin’schen I. suaveolens bekannt ist, hat mir weiters auch die 

- Uaberzeugung gegeben, dass I. suaveolens ein Bastart der I. Conyza 

- mil einer anderen Inula-Art sei. 

Aus den Angaben Jacquin’s geht hervor, dass ihm ein Standort 
seiner /. suaveolens ausser in botanischen Gärten und wahrscheinlich . 
(da er das Wort videtur gebraucht) ausser im Wiener botanischen 
Garten, nicht bekannt war. Es scheint diese I. swaveolens in einem 
botanischen Garten, wo verschiedene Inula-Arten neben einander oder 
doch in geringer Entfernung gepflanzt waren, entstanden zu sein und es 
liegt mit Rücksicht auf die Worte Jacquin’s: „videtur in plerisque hortis 
coli sub Inulae odorae L. titulo....* und „Ex seminibus sub dio satis 
enata...“ anzunehmen, dass die Pflanze nicht im Wiener botanischen 
Garten entstanden sei, sondern dass Jacquin Samen mit der Bezeich- 

- nung Inula odora L. aus einem anderen Garten, den er leider nicht 

angibt, empfangen habe, diese aussäele und die Pflanze erhielt, welche 
er als von /.odora verschieden, als neue Art beschrieb und benannte 
und hiebei annahm, dass nicht nur der Wiener, sondern auch andere 
botanische Gärten solche Samen als I. odora erhalten haben werden. 

Im Catal. hort. vind. (Endlicher) 1842, p. 330 wird ]. suaveolens 
zwar aufgeführt, als in Italia und Galia medilerranea wachsend. 

Diese Angabe ist aber längst als irrig nachgewiesen. In Bertol. 
Flor. ital. ist J. suaveolens nicht aufgenommen und kommt in Frank- 
reich nicht vor. Gren. et Godr. Fl. fr. II. 199. 

Nyman führt sie zwar in seiner Zusammenstellung der europ. 
Pflanzen, im Syllog. — im „Lilt. austr.* — auf, was sich auf die von 
Suffren in seinen „Principes de botanique el suivis d’ un catalogue 

des planles de Frioul et de la Carnia. Venise 1802* angegebenen 
Standorte, an welchen aber nach Tommasini in Koch’s Synops. diese 
Pflanze nicht mehr gefunden wurde, bezieht. x 

Wir hätten sonach nur mit zwei Standorten der I. suaveolens, 
nämlich jenem der botanischen Gärten, beziehungsweise des 
Wiener botanischen Gartens, woher die Exemplare stammten, nach 

denen Jacquin die Pflanze beschrieb und jenen Suffren’s im litt. 
ausir. (Monfalecone, Duino) zu thun. RZ 


386 


Von ersterem Standorte liegen, wie oben erwähnt, Exemplare 
mir vor und ich glaube, wenn ich nur diese Exemplare in Betracht 
ziehe, nicht fehl zu gehen, wenn ich die Ansicht ausspreche, dass 
die Jacquin’sche I. suaveolens gleichfalls ein Bastart aus I. Conyza 
und I. Oculus Christi und zwar der zur Stammart I. Conyza hin- 
neigende und mit der Formel super Conyza x Oculus Christi zu 
bezeichnende sei. 

Der Habitus der Jacquin’schen I. suaveolens, die Verästelung, 
Farbe und Behaarung des Stengels, die Form der Blätter, die Form 
der Hüllblättchen, die Richtung der äusseren Hüllblättchen, die an 
einzelnen Exemplaren beobachtete rothe Farbe der die Achenen be- 
deckenden borstlichen Haare, welche ich wiederholt bei I. Conyza 
und zwar bei Exemplaren, deren Pappus auch eine röthliche Farbe 
haben , beobachtete, weist auf I. Conyza hin, andere Merkmale 
scheinen mir aber auf I. Oculus Christi als zweite Stammart hinzu- 
weisen, so, abgesehen davon, dass die Köpfchen grösser als bei 1. 
Conyza und strahlend sind (welche Merkmale auch von einer anderen 
Stammart herrühren könnten), die Merkmale der theilweise seiden- 
glänzenden Behaarung an den Zweigen, dann dass die obersten sten- 
gelständigen resp. astiständigen Blätter halbstengelumfassend sitzen, 
endlich dass die Blätter als odora, die Blüthe als suaveolens ange- 
geben werden. 

Was jedoch die I. suaveolens von den von Suffren angegebenen 
Standorten anbelangt, so kann ich kein Urtheil aussprechen, da mir 
weder die Suffren vorgelegene Pflanze zu Gesichte kam, noch von 
Suffren eine Beschreibung seiner Pflanze gegeben ist, und ich kann 
nicht umhin zu bemerken, dass wenn Suffren’s Pflanze wirklich Jacquin’s 
I. suaveolens wäre, meine Ansicht, I. suaveolens sei ein Bastart der 
1. Conyza mit I. Oculus Christi, sich als unhaltbar herausstellen 
würde, da I. Oculus Christi meines Wissens westlich der Linie Dal- 
ınatien, Nieder-Oesterreich, Mähren etc., daher an den Suffren’schen 
Standorten der I. suaveolens nicht vorkommt. 


Krems, 15. November 1875. 
———_ Sao 


3 


Verzeichniss der im Golfe von Triest gesammelten 
Meeralgen, 


Von F. Hauck. 
(Fortsetzung.) 
Fucoideae. 
Fucaceae*) 
141. Sargassum Hornschuchä Ag. (J. Ag. Spec. Alg. I. p. 320). Bei 
Triest, Pirano, nicht häufig. 


Ausdauernde Gewächse. F. Hk. 


142. Sargassum linifolium (Turn) Ag. (J. Ag. 1. c. p. 341) Ver- 
breitet und nicht selten. 

143. Cystosira Montagnei J. Ag. (l. c. p. 216). Bei Triest, Miramar 
und Pirano häufig. 

144. — corniculata (Wulf.) Zan. (Icon. phyc. adriat. Vol. III, pag. 5, 
tav. LXXXD. Bei Muggia, selten. 

145. — crinita (Desf.) Dub. (J. Ag. l. c. p. 223). Miramar, Pirano. 

146. — barbata J. Ag. (l. c. p. 223). Ueberall gemein. 

147. — discors (Ag.) J. Ag. (l. c. p. 224). Bei Pirano, Miramar. 

148. — abrotanifolia Ag. (J. Ag. l. c. p. 225). Sehr verbreitet durch 
das Gebiet. 

149. Fucus vesiculosus (L.) var. Sherardi (J. Ag. Spec. Alg. I, 
p. 210). Ueberall gemein. Eine sehr schmale Form findet sich 
bei Miramar, 


Sporochnoideae 
150. Nereia filiformis Zan. (Icon. phyc. adr. Vol. I. p. 67, tav. XVID. 
Triest, Miramar, Muggia. — Vom Frühjahr bis zum Herbst, 
selten. 


Laminarieae 


151. Laminaria caespitosa J. Ag. (Spec. Alg. I. p. 130). Triest an 
Steinen im Winter. 

152. — debilis Ag. (J. Ag. l. c. p. 130). Triest, Muggia, Pirano, im 
Winter. 

153. Scytosiphon lomentarium (Lyngb.) J. Ag. (l. c. p. 126). Ueberall 
häufig, Winter und Frühjahr. 


Dietyoteae. 

154. Halyseris polypodioides (Desf.) Ag. (J. Ag. Sp. Alg. I. p. 117). 
Ueberall häufig. — Fruktifizirt im Herbste. 

155. Padina pavonia (L.) Gaill. (J. Ag. 1. c. pag. 113). Gemein vom 
Frühjahr bis zum Herbst. 

156. Aglaozonia parvula (Grev.) Zanard. (Icon. phyc. adriat. Vol. I. 
pag. 103. tab. LXVD. Triest im Winter an Steinen und 
Schwämmen. 

157. Cutleria multifida (Sm.) Grev. (Zan. Icon. phyc. adriat. Vol. I. 
p. 99. tab. LXV). Triest, Miramar, Pirano. — Vom Winter bis 
in den Sommer häufig. 

158. — collaris (Ag.) Zanard. (l. c. Vol. I. pag. 71. tab. LVIID. 
Bei Triest, Pirano etc. vom Winter bis zum Herbst, nicht 
selten. 

159. Taonia atomaria (Good et Woodw.) J. Ag. (Sp. Alg.I. p. 101). 
Bei Miramar, Pirano im Sommer und Herbst. t 

160. Dietyota fasciola (Roth.) Lam. (J. Ag. Spec. Alg. I. p. 89). Bei 
Muggia und Pirano. 

161. — linearis Ag. (J. Ag. 1. c. pag. 90). Bei Triest, Miramar, Pi- 
rano, häufig. 


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177. 


. Dietyota dichotoma (Huds.) J. Ag. (Sp. Alg. Sr: 92). Die Stamm- 


form und die var. implexa überall häufig. 


. Stilophora papillosa J. Ag. (Spee. Alg. I. pag. 84). An Cysto- 


siren nicht selten. Frühjahr bis Herbst. 


.— rhizsodes var. adriatica J. Ag. (l. c. p. 85). Vorkommen wie 


bei voriger Art. 


d. Striaria attenuata Grev. (J. Ag. Sp. Alg. I. p. 80 — En- 


coelium ramosissimum Kg. — Stictyosiphon adriaticus Kg.). 
Bei Triest, Capodistria etc. gemein. Im Frühjahr. 

Die Abbildung , die Zanardini in der Iconographia phycol. 
adriat. Vol. I. pag. 107, tab. XXVI von Asperococcus ramo- 
sissimus gibt, stellt das stark entwickelte Basisstück der 
obigen Art dar. Solche monströse, bis 50 Ctm. lange, am 
Grunde blasenartig aufgetriebene, gegen die Spitze zu haar- 
‘dünne Formen (var. crinita) sind an ruhigen Stellen, z. B. 
im Hafen von Triest und Miramar nicht selten. 


. Asperococcus bullosus (Lam.) Grev. (J. Ag. Sp. Alg. I. p. 77). 


Triest, Miramar etc. Im Frühjahr häufig. 


7.-— compressus (Griff.) Hook. (J. Ag. 1. c. p. 77). Bei Triest im 


Winter und Frühjahr gemein. 


. Punctaria latifolia Grev. (J. Ag. 1. c. p. 73). Triest, Pirano etc. 


im Frühjahr. 


Chondarieae 


. Ralfsia verrucosa (Aresch.) J. Ag. (Zanard. Icon. phyc. adriat. 


Vol. II. p. 69. tab. XCVID. Auf Steinen bei Barcola gemein. 
Im Herbst und im Winter. 


. Liebmannia Leveillei J. Ag. (Sp. Alg. I. p. 61). Triest, Pirano 


etc. Im Frühjahr und Sommer gemein. 


. Corynophlaea umbellata (Menegh.) Kg. (tab. phye. VII. tab. 2. 


Fig. I. — Elachista Rivulariae Aresch.). Auf Cystosira bar- 
bata häufig. 


. — flaccida (Ag.) Kg. (l. c. VII. tab. 4). Auf Chaetomorpha aerea 


bei Musgia. 


. Myrionema orbiculare J. Ag. (Sp. Alg. I. p. 48). An Zostera 


bei Triest. Eine zweifelhaft zu Myrionema gehörige mir 
nur steril bekannte Alge. 


. — vulgare Thuret (Le Jolis. Algues marines de Cherbourg. p. 82). 


Auf Ulva ete. im Frühjahr und Sommer gemein. 


Sphacelarieae 


. Cladostephus verticillatus (Lightf.) Ag. (J. Ag. Sp. Alg. I. p. 43). 


Im Gebiete häufie. 


. Sphacelaria tribuloides Menegh. (J. Ag. Spec. Alg. I. pag. 31). 


An Steinen bei Triest, Miramar, Winter und Frühjahr. 
— cervicornis Ag. (Zanard. Icon. phyc. adriat. Vol. IH. pag. 41. 
tab. XC). Miramar an Cystosira-Stlämmen. 


m, ae eirrosa (Roth) Ag. (). Ag. Spec. Alg. I. p. 39). 
An Cystosiren ete. lee das ganze Jahr hindurch. 

179. — scoparia (L.) Ag. (J. Ag. I. c. p. 36). Verbreitet und gemein. 
Ausdauernd. 

.180.— filicina (Grat.) Ag. (Zan. Icon. phye. adriat. Vol. II. p. 37. 
tab. LXXXIX). Triest im Winter, selten. 


f 

WR Eetocarpeae 

4181. Giraudia sphacelarioides Derb. et Sol. (Zan. Icon. phyc. adriat. 
Vol. I. p. 73. tab. XCVID. An Zostera und Cystosiren, — 

: Triest, Pirano, im Frühjahr häufig. y 

182. Ectocarpus firmus J. Ag. (Sp. Alg. p. 23). Im Hafen von Mon- 

falecone. — Juni. 

183. — elegans Thuret (Le Jolis. Algues marines de Cherbourg p. 77. 

pl. I. — E. Sandrianus Zan.). Triest. Winter. 

184. — siliculosus Lyngb. (J. Ag. Spec. Alg. I. p. 22. — Kg. tab. 
| phye. V. 53.) mit folgenden Formen: E. approximatus Kg. 
% l. c. tab. 56. — E. gracillimus Kg. tab. 58. — E. flagelli- 

formis Kg. tab. 61. — E. subulatus Kg. tab. 61. — E. spa- 

latinus Kg. tab. 63. — E. venetus Kg. tab. 65. — E. bom- 

byeinus Kg. tab. 69 — Corticularia Naegeliana Kg. tab. 81. 

Verbreitet und häufig im Winter und Frühjahr. 

185. — granulosus Ag. (J. Ag. Spec. Alg. I. pag. 21.) Triest, im 

Winter. 

186. — globifer Kg. (tab. phycol. V. tab. 49. — E. sphaerophorus 

Hook 2). Triest an verschiedenen Algen im Frühjahr und 
Sommer. 

187. — Vidovichii Menegh. (Kg. tab. phycol. V. tab. 56.) Triest, 
Miramar. 


Eine noch nicht genügend begrenzte Art. Kützing’s Ab- 
| bildung stellt diese Alge mit in Entwicklung begriffenen 00- 
: sporangien dar. 


188. — irregularis (Kg. tab. phyc. V. tab. 54). Hiezu gehören noch 
folgende Formen: E. intermedius Kg. 1. c. tab. 49. — E28 


spinosus Kg. 1. ec. tab. 49. — E. abbreviatus Kg. ]. e. tab. 54. 
Meist parasilisch an Fucus, Cystosira etc. im Sommer. 


189. — simpliciusculus Ag. (J. Ag. Sp. Alg. I. p. 16. — Kg. tab. 
| phye. V. tab. 75. — E. monocarpus Kg. 1. ce. tab. 73). Triest 
j an Gelidium corneum. — April. 

190. Streblonema investiens Thuret? Miramar. — Epiphytisch auf 


Gracilaria compressa im Sommer. 
Die Bestimmung dieser Alge ist nicht sicher. In Le Jolis 
„Algues marines de Cherbourg“ pag. 73 finde ich erwähnt 


} „Le Streblonema investiens Thur. (in Lloyd Alg. de l’Ouest 
R no. 281; Le Jol. Alg. mar. Cherb. no. 138) se trouve aussi 
r a Saint-Vaast sur Gracilaria compressa“; es sind mir weder 
x diese Exsiccata noch eine Beschreibung davon bekannt und 
3 nur wegen der gleichen Stützpflanze vermuthe ich, dass die 
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390 


von mir in der Adria gefundene Streblonema mit der an 
der nördl. Küste Frankreichs vorkommenden identisch sei. 
Ich gebe hier eine Skizze bei 280maliger Vergrösserung. 


Die Rasen bestehen aus zwischen den Rindenzellen der 
Gracilaria hinkriechenden Fäden und aufrechten aus der 
Stützpflanze hervorstehenden Zweigen (Fig. A), welche theils 
in farblose Haare auswachsen (Fig. D), theils Oosporangien 
(Fig. B) und Trichosporangien (Fig. C) tragen. Wie es scheint, 
entsendet die junge Pflanze von ihrer Basis die wurzelar- 
tigen Fäden in ihre Stützpflanze, während gleichzeitig ihr 
oberer Theil in Haare oder Früchte übergeht. (Bei Fig. A 
einen Theil des Querschnities von Gracilaria mit der Streblo- 
nema darstellend, der Deutlichkeit halber sind aber die Zellen 
der ersteren weggelassen.) 

191. Myriotrichia clavaeformis Hard. (J. Ag. Spec. Alg. I. p. 13). 
Auf Scytosiphon lomentarium bei Muggia. — Im Winter. — 
Nur einmal gefunden. 

(Fortsetzung folgt.) 


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391 


Zur Chronik der Pflanzeneinwanderung, 
Von Prof. C. Haussknecht. 


Poterium polygamum W.K. Bürgert sich in Thüringen sowohl, r 
als in ganz Mitteldeutschland bis in die Prov. Hannover, Fürstenthum £ 
Lippe, Westphalen etc. immer mehr ein. Ursprünglich durch Espar- | 
sette, deren Samen eine gewisse Aehnlichkeit damit haben, bei uns 
eingeführt, hat sich diese Art in neuerer Zeit an Wegen, Dämmen 
etc. völlig eingebürgert; sogar mitten im Buschwalde des Ettersberges 
bei Weimar, fern von allen Kulturen, habe ich dieselbe schon an- j 
getroffen. - 

Da Poterium mit Sanguisorba vereinigt werden muss, müsste 
dieser Pflanze der Name Sanguisorba polygama gebühren, wie ich 
dieselbe auch in den Verhandlungen des botan. Vereines für Bran- 
denburg XIII. bezeichnet habe. Da aber schon eine Sanguisorba po- 

Iygama Nylander existirt und der zunächst in Betracht kommende 


Name Poterium muricatum Spach mehrere Arten in sich schliesst, . 
so ist es am gerathensten unsere Pflanze mit dem Namen Sang. 
platylopha Jord. (sub Poterio) zu belegen. — Mit dieser Art ist noch . 
eine andere bei uns eingeführt worden, die sich an vielen Orten | 


Thüringens in Gesellschaft der vorigen und der einheimischen Sang. 
minor eingebürgert hat, nämlich Sang. stenolopha Jord. (sub Poterio), \ 


welche von Spach unter Poterium muricatum var. b. aufgeführt wor- E 
den war. Von Sang. platylopha, der sie im Aussehen völlig gleicht, R 
unterscheidet sie sich leicht durch die Früchte. Bei $. platylopha 7 
sind dieselben mit breiten, mehr oder weniger buchtigen Kanten ver- ; 


sehen, die fast halb so breit sind als die Flächen; letztere sind dıcht 
mit tiefen unregelmässigen Grübchen versehen, deren erhabene Rän- 
der unregelmässig scharf gezähnt sind. Bei $. stenolopha hingegen 
sind die Kanten der Früchtchen sehr schmal (wie bei $. minor) und j 
die Flächen gleichfalls mit unregelmässigen tiefen Grübchen versehen, 3 
deren stumpfe Ränder nur wenig hervorragen. f 

Rudbeckia laciniata L. beobachtete ich im vorigen Jahre in - 
grosser Menge an Zäunen und in Weidengehüschen als völlig ein- 
gebürgert beim Dorfe Unterkaka zwischen Naumburg und Osterfeld; 
ebenso bemerkte ich dieselbe in Weidengebüschen zwischen den 
Eisenbahn-Stationen Spittelndorf und Hainau, fern von allen Gärten. 

Auch Collomia grandiflora Dougl. siedelt sich an immer zahl- 
reicheren Orten an. An den Dämmen der Thüringer Eisenbahn, wo 
ich sie schon seit längeren Jahren oft in grosser Menge beobachtete, 
war sie auch heuer zahlreich vertreten. 

Bei Erfurt und Dietendorf hat sie sich sogar in den Weiden- 
gebüschen längs der Gera und Apfelstedt angesiedelt. Auch um Nord- 
hausen bemerkte ich sie weit entfernt von der Stadt; auf dem dor- 
tigen ausserhalb der Stadt liegenden Friedhofe war dieselbe ein alles 
oceupirendes Unkraut. Ebenso zeigte sie sich an den Dämmen der 
Eisenbahn zwischen Nordhausen und Northeim an verschiedenen 


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Stellen, wo ich dieselbe namentlich bei Ellrich in grösserer Menge 
bemerkte. 

Eine andere bereits eingebürgerte Pflanze ist Lolium multiflorum 
Lam., die bei uns bald so einheimisch und verbreitet sein wird, dass 
man späterhin ihren fremden Ursprung aus Südeuropa bezweifeln 
könnte. Koch in der Synopsis hält sie an den meisten deutschen Orten 
für einheimisch und früher nur mit L. perenne verwechselt. 

Für Thüringen und überhaupt Mittel-Deutschland ist diess sicher- 

lich nicht der Fall, wo sie in früheren Jahren nur hin und wieder 
in Gesellschaft von Helminthia, COrepis setosa, Centaurea solstitialis, 
Ammi majus u. a. mit Kleesamen eingeführt vorkam. Erst in den 
letzteren Jahren, in denen sie von Landwirthen als italienisches 
Raygras oft in grosser Ausdehnung cultivirt wird, tritt sie nun über- 
all an Wegen, Dämmen, auf Wiesen u. s. w. auf. Mit dieser zu- 
sammen wird ebenso auch Lol. perenne als englisches Raygras kul- 
tivirt; auf solchen mit beiden Arten bestandenen Feldern findet man 
nicht selten den Bastart L. multiflorum >< perenne, der sich von 
letzterer Art, der er am nächsten steht, sofort durch die oberen kurz 
begrannten Deckblätter auszeichnet. 


Weimar, im September 1875. 


I ee — 


Die Vegetations-Verhältnisse des mittleren und östlichen 
Ungarns und angrenzenden Siebenbürgens. 
Von A. Kerner. 
LXXXI 


1485. Thesium Linophyllon L. — Auf trockenen Wiesen und 
an grasigen Plätzen in den Lichtungen und am Saume der Wälder. 
Im mittelung. Berglande auf dem Nagyszäl bei Waitzen, bei Set. An- 
drae, Visegrad und Szt. Läszlö, auf dem Ketagohegy bei Csev, im 
Auwinkel, bei dem Normabaum, auf dem Schwabenberge und im 
Wolfsthale bei Ofen; in der Vertesgruppe nach Hildeb. bei Csoka 
und Gant und in der Stuhlweissenburger Niederung bei Keer im Tol- 
naer Comitate. Auf der Kecskemeter Landhöhe auf den Grasfluren 
entlang dem Rakosbache bei Pest und nach Steffek im Vorlande 
des Bihariagebirges bei Szaldobägy nächst Grosswardein. — Trachyt, 
Kalk, Dolomit, tert. und diluv. Lehm und Sand. 95—600 Meter. — 
(Thesium Linophyllon Linne Sp. pl. ed. I. pag. 207 ist auf Anonymos 
linifolio Clus. Hist. I, p. 324 gegründet. Clusius’ Pflanze ist aber 
ohne Zweifel dieselbe, welche Schrader später Th. intermedium 
genannt hat. Wenn Linne unter seinem Th. Linophyllon neben Th. 
intermedium Schrad. vielleicht auch Th. montanum Ehrh. begriffen 


haben mag, so ist doch der Name {hr Linophy yllon in erster Linie 
für die Pflanze des Clusius in Anwendung zu bringen, und ist 
daher Th. intermedium Schrad. als Syn. dem Th. Linophylion L. 
- beizusetzen. — Aul den Sandhügeln des Tieflandes erscheint diese 
Art gewöhnlich mit sehr verlängerten Ausläufern, gedrungenem 
E, Stengel und gelblichen einnervigen oder doch nur undeutlich drei- 
$- nervigen linealen Blättern; in den Lichtungen der Niederwälder auf 
—_  felsigen Bergrücken [wahrscheinlich auf anderen Wirthpflanzen] sind 
dagegen die Ausläufer verkürzt, der Stengel ist schlank, die Blätter 
grün, deutlich dreinervig, lanzettlich-lineal. Diese letztere Form, 
welche Wimmer in der Fl. Schles. Th. Linophyllon var. latifolium 
und Neilreich in der Fl. Nied.-Oest. Th. Linophyllon ß. majus”) 
genannt hat, sieht dem Th. montanum Ehrh. nicht unähnlich, unter- 
scheidet sich aber von diesem durch die andere Innovation der‘. 
Sprosse, die nicht zugespitzten Blätter und die ellipsoidischen läng- 
lichen Früchte.) : 
1486. Thesium montanum Ehrh. — An grasigen Plätzen in 
den Lücken und Lichtungen der Niederwälder, insbesondere auf son- 
nigen felsigen Bergrücken. Im mittelungar. Berglande auf dem He- 
syeskö bei Felsö Tärkäny im Borsoder Comitate; in der Matra auf 
dem Naey Gälya und Kis Gälya bei Solymos und auf dem Särheegy 
bei Gyöngyös. — Trachyt, Kalk. 300—750 Meter. — Ist im Gebiete 
auf die nördlichen Gruppen des mittelungar. Berglandes beschränkt; 
fehlt. in den südlicheren Gruppen dieses Bergiandes, sowie im Tier 
lande und Bihariageb. und ist dort durch TA. Linophyllon L. vertreten, "2 
1487. Thesium ramosum Hayne. — Auf grasigen Plätzen. 
Im mittelungar. Berglande an der Westgrenze des Gebietes auf dem 
Gerecse und Bikol bei Gran. bei P. Szänto, Visegrad, Csenke, Gross 
Maros, Sct. Andrae, Ofen, P. Szinatelep bei Eresi; in der Stuhl- 
weissenburger Niederung bei Füveny, Ret Sziläs und Vajta; auf der 
Kecskemeter Landhöhe bei R. Palota, Pest, Soroksar, Alberti, Monor, 
Pilis, Nagy Körös und P. Sallosar bei Tatär Sat. György. — Trachyt, Be 
Kalk, tert. und diluv. Lehm und Sand. 95—250 Met. E: - 
1488. Thesium humile Vahl. — Auf wüsten Sandhügeln und 
auf bebautem Lande. Im Gebiete selten. Nach Feichtinger auf 
Aeckern bei Gran und nach Hildeb. ke He im Stuhlweissen- 
burger Comitate: — Diluv. Sand. 95 
‚ 1489. Thesium alpinum L. — An ra Plätzen felsiger 
Bergrücken und auf den Gesimsen und Terrassen steiler Felsab- 
stürze. Im Bihariagebirge im Rezbänyaerzuge an der Südseite des = 
Vervul Biharii, auf dem Batrinaplateau auf der Pietra Batrina undn 
der Vulcan-Gruppe auf dem Suprapietra poienile bei Vidra. — Schie- 
fer, Kalk, 1100—1500 Met. 
1490. Asarum europaeum L. — Im Grunde der Wälder, ins 
besondere in Buchenwäldern. Im mittelungar. Berglande bei Felsö 


*) Das von Neilreich in der Fl. N. Oest. zu Th. Linophuyllon ß. majus B 
zitirte Th. montanum Ehrh. kommt in Niederösterreich nicht vor. > - 


394 


Tärkäny im Borsoder Comitate; bei Szarvaskö oberhalb Erlau; im 
Hidasvölgy zwischen Paräd und Gyöngyös in der Matra; auf dem 
Nagyszäl bei Waitzen; in der Magustagruppe auf dem Spitzkopf bei 
Gross Maros; in der Pilisgruppe auf dem Visegraderberge bei Sat. 
Läszlö, auf dem Kishegy bei Csev, auf der Kuppe und Nordseite des 
Piliserberges, in der Schlucht bei dem Leopoldifelde, im Auwinkel, 
auf dem Schwabenberge und im Wolfsthale bei Ofen. Im Bihariageb. 
in der zerrissenen Randzone des Batrinaplateaus im Valea pulsului 
am Fusse der Pietra Boghi, auf der Stanesa (hier der höchste im 
Gebiete beobachtete Standort), bei Rezbanya und Fenatia; auf dem 
Vasköher Plateau bei Colesci; in der Plesiugruppe auf der Bratcoca 
und Dinesa bei Monesa; in der Hegyesgruppe bei Bontiesci und Sla- 
tina; auf den tertiären Hügeln bei Körösbänya und im Vorlande des 
Bihariagebirges bei dem Bischofsbade nächst Grosswardein. — Tra- 
chyt, Schiefer, vorherrschend aber auf Kalk. 190—950 Met. — Fehlt 
im Tieflande. 

1491. Aristolochia Clematitis L. — An Waldrändern, am Saume 
der Weinberge, an den Seiten der Hohlwege, an Hecken und Zäunen 
längs den Strassen und auf bebautem Lande. Im mittelungar. Berg- 
lande bei Paräd und im Farkasmäly am Fusse des Särhegy bei Gyön- 
gyös, bei Csenke, Gross Maros, Visegrad, Sct. Andrae, Csaba, Vörös- 
var, Ofen, Budaörs, Promontor, Ercsi, Teteny; auf der Kecskemeter 
Landhöhe bei Monor, Pilis, Nagy Körös; im Vorlande des Biharia- 
gebirges nach Steffek bei Grosswardein. — Stellenweise ein sehr 
läsliges Unkraut. Auf Aeckern zwischen dem Adlersberge bei Ofen 
und dem Dorfe Budaörs, sowie bei Pilis im Tieflande sah ich ganze 
Felder von dieser Pflanze überwuchert. — Auf Lehm und lehmigem 
Sandboden, insbesondere auf Löss und tiefgründigem lehmigem De- 
tritus, welcher sich durch Verwitterung des Trachytes und thonrei- 
cher Kalksteine herausgebildet hat. 99—410 Meter. 

1492. Aristolochia pallida Willd. — Unter niederem Busch- 
werk auf dem Dealul vultiucluiului bei Körösbanya im Bihariagebirge. 
— Trachyt, 280 Meter. 

1493. Empetrum nigrum L. — Auf dem Hochmoore im Valea 
isbucu unter der Pietra Batrina im Bereiche des Bihariagebirges. 
‚Der einzige im Gebiete beobachtete Standort. — Torf über Sandstein. 
1200 Meter. 

1494. Euphorbia helioscopia L. — Auf bebautem Lande. — 
Erlau, Paräd, Gyöngyös, Waitzen, Gran, P. Csaba, Sct. Andrae, Ofen, 
 P. Sinatelep bei Ercsi, P. Dinyes am Velenczersee, Pest, Nagy Körös, 
Grosswardein, Vasköh. — Tert., diluv. und alluv. Lehm- und leh- 
miger Sandboden. Scheut auch nicht das salzauswitiernde Erdreich. 
75—380 Meter. 

1495. Euphorbia platyphylla L. — An Flussufern, in Strassen- 
gräben, an Hecken, Zäunen und Schultstellen, seltener auf bebautem 
Lande. — Erlau, Gyöngyös, Csenke, Sct. Andrae, Ofen, P. Dinyes 
am Velenczersee, Stuhlweissenburg, Nagy Körös, Jakohalom, Nagy 
Käroly, Grosswardein, Vaskoh, Rezbanya, Körösbänya, Chisindia bei 


Butöni. — Der höchstgelegene im Gebiete beobachtete Standort im 
Thale hinter dem Schmelzofen bei Rezbänya im Bihariagebirge. — 
Trachyt, Schiefer, tert. diluv. und alluv. Lehmboden. 95—580 Meter. 

„Euphorbia duleis Jacq.* wird nach Steffek in der Oest. bot. Zeitschr. 
XIV, 175 in Hainen bei Grosswardein angegeben, eine Angabe, die ich für un- 
richtig halte. — Vielleicht ist die folgende Art gemeint. 

1496. Euphorbia carniolica Jacq. — An Waldrändern und auf 
Bergwiesen im Bihariagebirge. In der zerrissenen Randzone des Ba- 
trinaplateaus in grosser Menge auf dem Plateau der Tartaroea bei 
Petrosa und von da bis Rezbänya hinab; auf siebenbürgischer Seite 


unterhalb der Eishöhle von Scarisiora im Aranyosthale. — Kalk, 480 — 
1280 Meter. — Syn. E. ambigua W. K. 
1497. Euphorbia polychroma. — An steinigen Plätzen unter 


niederem Gesträuch, in grasbewachsenen Lichtungen der Niederwäl- 
der und am Rande von Hochwäldern. Im mittelungar. Berglande auf 
dem Somhegy bei Paräd und auf dem Särhegy bei Gyüngyös in der 
Matra; auf dem Nagyszäl bei Waitzen; in der Pilisgruppe bei Vise- 
grad, Sct. Andrae und Csobanka, ober dem Saukopf, auf dem Pla- 
teau des Schwabenberges und im Wolfsthale bei Ofen, im Kammer- 
walde bei Promontor; in der Vertesgruppe bei Csäkvar und Moor 
und an der Südgrenze des Gebietes auf dem Cserhat bei Simontor- 
nya im Tolnaer Comitate. — Auf lehmigem Boden, welcher durch 
Verwitterung des Trachytes und thonreicher Kalksteine sich herausge- 
bildet hat. 150—660 Met. — !m Tieflande und im Bihariageb. nicht 
beobachtet. — (Als Syn. ist hieherzuseizen E. epithymoides Jacgq. nicht 
Linne! — E. epithymoides findet sich zuerst aufgestellt in Linn& 
Spec. pl. ed. II, pag. 656 [1762]. Diese Linne’'sche E. epithymoides 
ist aber ohne Zweifel identisch mit jener Euphorbia, welche später 
Jan im Cat. pl. phaenog. pag. 76 E. fragifera genannt hat. Linne& 
hat seine Pflanze auf „Tithymalus epithymi fructu* Columna gegrün- 
det, beschreibt in der kurzen Diagnose die Hüllen derselben eiförmig, 
wie sie für die E. fragifera charakteristisch sind, zitirt einzig und 
allein Columna t. 51, welche Fig. mit ihren langen Doldenstrahlen 
genau die südliche E. fragifera Jan darstellt, und sagt dann schliess- 
lich „Habitat in Italia.“ — Da nun die Hüllen der E. epithymoides 
Jacg. nicht eiförmig, sondern länglich ausgezogen erscheinen, da 
die Strahlen der Dolde dieser Pflanze nicht verlängert sind, sondern 
selbst zur Zeit der Fruchtreife wenig oder gar nicht über die Hüllen 
hinausragen, und da endlich die E. epithymoides Jacq. gar nicht im 
Gebiete der italienischen Flora vorkommt, so kann E. epithymoides 
Jacgq. trotz der Versicherung ihres Autors in der Flora austr. doch 
nicht E. epithymoides Linn& Spec. plant. ed. Il, 656 sein. Jacquin 
sagt ja auch selbst in der Fl. austr. IV, 23, dass die Abbildung, 
welche Columna von Tith. epithymi fructu gibt, und auf welche 
Linne seine E. epithymoides gegründet hat, von seiner 
[Wacq.] E. epithymoides abweiche [„mihi videtur ob fructus lon- 
gissime pedunculatos sive a flore distantes aliena“]. Dass er dennoch 
behauptete, die von ihm in Nieder-Oesterr. aufgefundene und zuerst 


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„in den Plantae addendae in enum. vegetab. agri Vindob. in Obs. bot. 
p. 43 [1764] erwähnte Euphorbia sei die E. epithymoides Linne, 
hat daher seinen Grund gewiss nur darin, dass Linne die ihm von 
Jacquin aus Niederösterreich eingesendete Pflanze En ds; epi- 
thymoides bestimmt hat. Wenn diess aber auch der war, und 
wenn sich auch im Herbar Linne’s die Jacquin’sche Pflanze als 
E. epithymoides bezeichnet findet, so beweist diess doch nur, dass 
Linne, wie in so vielen anderen Fällen, eine ihm zugekommene 
Pflanze mit einer anderen ähnlichen von ihm aufgestellten Art ku- 
mulirt hat, ändert aber nichts an dem vor Allem massgebenden 
Wortlaute der Diagnose, der Citate und der Standorts- 
angabe, der in diesem Falle so klar und bündig als nur 
immer möglich ist. Die italienischen Botaniker Bertoloni und 
Visiani nennen auch in richtiger Würdigung des hier dargestellten 
Sachverhaltes den in ihrem Florengebiete vorkommenden Tith. epi- 
thymi fructu Colum. Euphorbia epithymoides Linne und setzen 
den derselben Pflanze von Jan lange nach Linne gegebenen Namen 
E. fragifera als Syn. bei. — Demnach kann aber die Jacquin’sche 
Pflanze nicht mit demselben gleichlautenden Namen weiter fortgeführt 
werden, sondern muss einen anderen Namen erhalten *), und ich 
bringe hiermit für dieselbe den oben angesetzten Namen: Euphorbia 
polychroma, der mir mit Rücksicht auf die wechselnden lebhaften 
Farben der Hüllen, Blüthen und Früchte gut zu passen scheint, in 
Vorschlag.) 

1498. Euphorbia palustris L. — In Sümpfen, auf feuchten 
Wiesen, in Abzugsgräben, im sumpfigen Grunde der Eschenwälder, 
mit Vorliebe im Schutze der Gebüsche aus Salix cinerea auf den 
Moorwiesen des Tieflandes. — In einem Sumpfe bei der Kökuti 
Puszta in der Matra, bei Nana, Sct. Andrae, Waitzen, R. Palota, 
am häufigsten entlang dem Rakosbache von Neupest über P. Szt. 
Mihäly nach Foth; auf der Csepelinsel gegenüber der Gubacs-Csarda 
und bei Ujfalü; in den Eschenwäldern bei Also N&methi und Säri; 
in der Tiefebene bei Szolnok, Poroszlö, Arokszällas, auf der Puszta 
Ecseg in der Berettyö Särret; auf der Debreeziner Landhöhe bei 
Debreezin und Nagy Käroly. — Diluv. u. alluv. Sand. 75—200 Met. 

1499. Euphorbia villosa W. K. — Auf feuchten Wiesen. Im 
Stromgelände der Donau und auf der Kecskemeter Landhöhe bei 
Csenke in der Nähe der Granmündung, auf den Grasfluren bei R. 
Palota und entlang dem Rakosbache bei Pest, bei Ullö, zwischen 
Alberli und Pilis und zwischen Nagy Körös und Czegled. Am Ost- 


*) Das Vorgehen Koch’s, Neilreich’s und Boissier’s, welche in die- 
sem doch so klaren Falle von der Linn«schen Nomenklatur Umgang nehmen, 
den späteren Namen Jan’s für die E. epithymoides Linne voranstellen und 
die hier in Rede stehende in Niederösterreich und Ungarn heimische von Jacq. 
fälschlich als E. epithymoides L. beschriebene und abgebildete Buphorbia mit 
dem Jacquin’schen Namen aufführen, wird jeder missbilligen müssen, dem es g 
um eine endliche Richtigstellung und konsequente Durchführung der Nomen- 
klatur in unseren floristischen Werken zu thun ist. 


397 
rande des Tieflandes bei Szt. Jobb und im Vorlande des Bihariageb. 
am Fusse und Gehänge des Köbänyaberges nächst dem Felixbade 
bei Grosswardein. — Diluv. und alluv. Sand- und sandiger Lehm- 
boden. 80—250 Meter. — (Der älteste Name dieser Pflanze ist E. 
villosa W. K. in Willd. Spec pl. Il, 909 [1799]. — Die in Will- 
denow’s Diagnose enthaltene irrige Angabe, dass die Früchte warzig 
seien, wurde von dem Autor der Pflanze: Kitaibel, in Plant. rar. 
hung. pag. 97 [1802] korrigirt”) und auf Taf. 93 des eben zitirten 
Werkes eine treffliche Abbildung der Art gegeben. Als Syn. ist 
hieherzusetzen E. procera M. B. Fl. t. c. Ill, 329 [1808]. — Ob 
diese Euphorbia die E. pilosa Linne& sei, muss dahingestellt bleiben. 
Linne’s Angaben, dass E. pilosa grösser ist als E. palustris, und 
dass ihre Früchte warzig seien, sowie das Citat aus Gmelin, der 
die Kapseln „muricatae“ nennt, endlich auch die übrigen Citate Linne&'’s 
passen nicht auf die hier aufgeführte von Schlesien, Mähren und 
Niederösterreich durch das östliche Europa weit verbreitete, mit Aus- 
nahme der bald stärkeren, bald schwächeren Behaarung in ihren 
Merkmalen sehr konstanten Pflanze. Exemplare mit warzigen Früch- 
ten wurden von mir im Gebiete nicht beobachtet und auch Kit. hat 
solche nie gesehen. In dem Sumpfe bei Alberti beobachtete ich ein- 
mal vereinzelte Individuen dieser Art mit ganz kahlen Blättern und 
auf den Wiesen zwischen Pest und R. Palota vereinzelte Stöcke, 
deren Blätter beiderseits dicht behaart, und deren Früchte mit spär- 
lichen langen dünnen Haaren bestreut waren. Im Zuschnitt der Blätter, 
im Bau der Blüthen, Früchte und Samen, sowie in den Grössenver- 
hältnissen stimmten aber diese individuellen Abarten mit der kahl- 
früchtigen E. villosa vollkommen überein, und die letzterwähnte 
Abart ist darum auch nicht zu identifiziren mit „E. pilosa y. tri- 
chocarpa* Neilr. Fl. Nied.-Oest., 847, einer in der subalpinen und 
alpinen Region heimischen, insbesondere zwischen Krummholz in 
feuchten, schattigen Schluchten in den Alpen an der Grenze von 
Oesterreich und Steiermark verbreiteten, durch die grossen, lang 
spatelförmigen, in ein kurzes Stielchen allmälig verschmälerten Blät- 
ter, sowie durch andere Merkmale sehr ausgezeichneten Pflanze, zu 
welcher Neilr. irrthümlich E. coralloides L. zitirt, die aber von 
dieser im südlichsten ltalien heimischen Art ebenso spezifisch . ver- 
schieden ist, wie von E. vellosa W. K., und die ich E. austriaca 
nenne.) 

*) Kitaibel zitirt dort zunächst die unveränderte Diagnose aus Willd. 
Sp. pl. wo E. villosa W. K. zuerst aufgestellt wurde, sagt aber dann aus- 
drücklich „capsulae nequaquam verrucosae.* 


Oesterr. botan. Zeitschrift. 12. Heft. 1875. 30 


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| Eine Besteigung des Triglav. 

Von Emil Bock. 

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F Eine Viertelstunde von der Station Langenfeld in Krain an der 
£ Rudolfsbahn liegt das Dorf Mojstrana, eine Touristenstation ersten 
B Ranges; denn seine günstige Lage als der Anfangspunkt dreier 
Thäler ermöglicht die herrlichsten und grossarligsten Partien. Die 
E' schönste und lohnendste unter allen jedoch ist die Besteigung des 
= 9036’ hohen Triglav (Terglou), des höchsten Berges in den julischen 
| Alpen und des höchsten von den Krainer Bergen überhaupt. 

Bevor man zum eigentlichen Aufstieg kommt, geht man durch 
P: zwei Stunden in einem wunderschönen Thal, die untere Krma; rechts 
x “und links von 6000° hohen Felswänden begrenzt, gewährt es dem 
4 Beschauer nur gegen NO. einen Ausblick auf die Karawanken, dem 
e3 Endrücken des Stol (7052) und den Mittagskogel. Der wild-erhabene 
” Eindruck, den das Thal in Folge der schroff abfallenden Berge macht, 
4 wird wieder durch die Lieblichkeit seines Grundes gemildert. Ein 
5 klarer Bach, der aber beim Schmelzen des Schnees im Frühjahr zu 
: einem verheerenden und Alles mit sich fortreissenden Gebirgsstrom 
# werden kann, schlängelt sich durch üppige Wiesen, deren Gewächse 
Y zum Theile schon der Gebirgsflora angehören; denn man findet hier: 
Bi Gentiana ciliata, G@. germanica, @G. cruciata, verschiedene Alpen- 
Es formen von Ranunculus, Cerastium u. S. W. 

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: Aber immer unwirthlicher wird die Gegend, je weiter man 
a schreitet, immer höher steigen die Felsen und die schönen Wiesen 
h: müssen ausgedehnten Gebüschen von Pinus Mughus Platz machen. 
Br Nun beginnt auch die Steigung, die in Folge der grossen mit Geröll 


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überdeckten Strecken oft recht schwer zu überwinden ist. Die Felsen 
rücken immer näher aneinander, so dass man mitunter nicht weiter 
kommen zu können glaubt; aber jedesmal bietet wieder ein kleiner 
Uebergang die Möglichkeit des Vorwärtssteigens. Auch die Flora 
ändert sich; Rhododendron hirsutum und R. Chamaecistus, besonders 
letzteres in prachtvollen Exemplaren, bedecken hier mächtig ausge- 
dehnte Flächen und zwischen ihnen leuchtet die rothe Preiselbeere 
(Vaccinium Vitisidaea) hervor. Noch ein letzter Engpass ist zu über- 
winden und man befindet sich in der oberen Krma. Hier breitet sich 
vor den Augen des Touristen ein entzückendes Bild aus. Unmittelbar 
vor ihm ein kleiner Grasfleck, links der 6000° hohe Tosec, rechts 
der Spk in gleicher Höhe und als Hintergrund eine bei 6500° hohe, 
steil aufsteigende Wand von weissem Kalk, der von zahlreichen 
rothen Adern durchzogen ist. All’ diess, wie ich es gesehen habe, 
von dem goldenen Lichte der letzten Strahlen einer untergehenden 
Sonne beleuchtet, ist wirklich ein durch seine Schönheit und Gross- 
arligkeit überwälligender Anblick. Der Eindruck, den das ganze Bild 
auf den Beschauer ausübt, wird noch durch ein eigenthümliches Echo 
vergrössert, Singt man hier die Töne eines Akkordes nach einander, 


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so tönen diese mehrfach zurück und mehrere Töne zu gleicher Zeit, 
so dass man den ganzen Akkord gleich wie von einer Orgel hört. 

Auch eine nicht ganz unbedeutende botanische Ausbeute bietet 
die obere Krma; blühend fand ich noch (14. September): Gnaphalium 
Leontopodium, Arnica montana, Achillea Clavenae, Aster alpinus, 
Buphthalmum salicifolium, Gentiana utriculosa, @. asclepiadaea, Cam- 
panula caespitosa, C. rotundifolia, Astrantia carniolica, Aconitum 
Anthora, Pedicularis recutita, Linaria alpina, Cyclamen europaeum, 
Potentilla aurea, Sedum maximum, S. atratum, Saxifraga erustata. 
Von Veratrum album, Gentiana acaulis und Dryas octopetala waren 
noch Spuren zu finden. 

Nachdem wir über die letzte Steigung des oberen Krmathales 
gelangt waren, befanden wir uns nach 4'/, stündigem (yon Mojstrana 
aus gerechnet) scharfem Marsche bei zwei Schafhütten, die wir nun 
zum Rastpunkt bestimmten, weil die unmittelbar unter dem kleinen 
Triglav vor kurzer Zeit erbaute Touristenhütte unbewohnbar geworden 
war. Da wir den Sonnenaufgang von der Spitze des Berges sehen 
wollten und am folgenden Tage noch 4'%, Stunden zurücklegen 
mussten, so konnten wir uns nur einige Stunden Ruhe gönnen. Schen 
um Mitternacht brachen wir auf. Bei herrlichem Mondschein konnten 
wir ganz gut unsern Weg schen, wenn man überhaupt die Pfade, 
welche da über die kolossalen Trümmerhaufen führen, mit diesem 
Namen bezeichnen darf. Kaum hatten wir den Kamm der Abschluss- 
wand der obern Krma erreicht, als wir uns auch plötzlich in die. 
grossartigste Hochgebirgsgegend versetzt sahen. Wir mussten nun 
durch eine lange Schlucht wieder hinabsteigen und dann die um den 
Triglav gelegenen Berge umgehen, um so zum eigentlichen Triglav- 
stock zu gelangen, was ein recht hartes Stück Arbeit war. So gelangte 
man zu einem Punkte, wo der Weg über eine ganz frei liegende, 
steil aufsteigende Wiese geht. Man dürfte schon von hier aus eine 
schöne Aussicht haben, allein mittlerweile hatte sich leider das so 
viel versprechende schöne Wetter in das gerade Gegentheil umge- 
wandelt: im Süden und Westen zeigte sich undurchdringlicher Nebel 
und vom Norden kamen zahlreiche Wolken gezogen, so dass wir 
unschlüssig waren, ob wir überhaupt noch vorwärts gehen sollten. 
Da ich aber schon in früheren Jahren es zweimal versucht hatte, die 
Spitze zu erklimmen und immer durch ungünstige Witterungsver- 
hältnisse gezwungen wurde, auf halbem Wege umzukehren, so über- 
legte ich nicht lange, sondern entschied dafür, jedenfalls das Mög- 
lichste zu thun, um wenigstens oben gewesen zu sein. Die Wiese 
war das letzte Stück Grün, das wir innerhalb mehrerer Stunden sahen. 
Denn von nun an hört jede Vegetation auf; vereinzeltes Edelweiss 
und kleine Grasflecke ausgenommen, die letzteren eine willkommene 
Nahrung für. die Gemsen, von denen wir auch in einzelnen Rudeln 
im Ganzen 27 Stück sahen, bieten dem Auge angenehme Abwechs- 
lung in dem monotonen Grau des Gesteines. 

Endlich gelangten wir, es war 3/3 Uhr, an dem Fusse de- 
Triglavstockes. Hier eröffnete sich im weiten Halbkreise ein gross s 

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artiges Amphitheater. In einem grossen Bogen reiht sich Spitze an 
Spitze, alle Riesen in der Höhe zwischen 8000° und 9000‘. Die Mitte 
bildet der grosse Triglav, rechts von ihm befindet sich der kleine 
Triglav und das äusserste linke Ende nimmt die dritte Spitze des 
Triglav ein. Da in Folge der eingetretenen ungünstigen Witterung 
der Mond sich immer mehr hinter den Wolken verbarg, mussten wir 
hier warten, bis durch die aufgehende Sonne eine günstigere Be- 
leuchtung entstünde. | 

Um 1/5 Uhr zeigte sich endlich der erste rothe Streifen im 
Osten und nun ging es in aller Eile den kleinen Triglav hinan, um. 
wenigstens von dort den Sonnenaufgang zu betrachten. Da die am 
Fusse des kleinen Triglav befindlichen steilen Geröllflächen äusserst 
schwierig zu überwinden sind, so hat man auf dieselben stufenartig 


‘Steine gelegt, um doch einige Stützpunkte zu gewinnen. Nachdem 


wir durch einen schiefen Kamin, der durch den überhängenden kleinen 
Triglav und eine nebenan aufsteigende Wand gebildet ist, gekommen 
waren, liessen wir unsere Stöcke zurück und gingen nun auf ser- 
pentinenartigen Steigen, an dem kleinen Triglav hinauf. Schon hier 
muss man schwindelfrei sein, weil die Wege an dem ziemlich schroff 
herabfallenden Felsen sehr schmal sind und gar keine Vorrichtung 
angebracht ist, um irgend einen Halt zu finden. 

Der Zeitpunkt, in welchem wir die kleine Spitze erreichten, war 
ein sehr günstiger, denn gerade hatte sich die Sonne erhoben und 
beleuchtete prachtvoll das ganze zu unseren Füssen liegende Bild. 
Die starken Sonnenstrahlen zerstreuten alles Gewölk und wir hatten 
so mit Ausnahme des S. undSW. eine ganz reine Aussicht. Besonders 
herrlich waren die Lichteffekte auf den in nächster Nähe liegenden 
Bergen. Erst intensiv roth-violett gefärbt, waren sie, als die Sonne 
schon höher stand, wie in Gold getaucht. Bald nahmen auch die 
Gletscher der Glocknergruppe eine rosenrothe Farbe an und vervoll- 
ständigten so das in seiner Art einzige Bild. Wir konnten uns an 
dem Anblick kaum satt sehen; doch der Führer mahnte zum Aufbruch. 

Es kommt nun eine Partie Weges von einer guten halben 
Stunde, die gar nicht beschwerlich, aber an manchen Punkten recht 
gefährlich ist. Die Verbindung zwischen dem kleinen und grossen 
Triglav stellt ein Grat her, das bisweilen die Breite von 1!/,° nicht 
übersteigt. Das Grat selbst fällt gegen Norden steil bei 2000‘ hoch 
bis zu einem Gletscher ab und gegen Süden bei gleicher Höhe bis 
zum Grund des Amphitheaters, das mit grossen Schneefeldern bedeckt 
ist. Da es an einzelnen Stellen auch ganz senkrecht in die Höhe geht, 
so sind in das Gestein Pflücke eingeschlagen, auf welchen man wie 
auf einer Leiter klettert. Wer jedoch schwindelfrei ist, wird auch diese 
Schwierigkeit leicht überwinden. 

Die Fernsicht auf der Spitze des grossen Triglav’s ist entzückend 
schön. Ich will nur einige Punkte aus dem weiten, grossen Panorama 
hervorheben: Unmittelbar zu Füssen ganz Krain mit dem Wocheiner 
und Veldeser See, das ersteren See umgebende Gebirge mit der 
Cerna Prst (besonders für Botaniker eine der lohnendsten Partien), 


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401 


ke die Karawanken , der Mangart, die Steineralpen; weiter der 


onte maggiore und Monte canino, Antelao, der Ursprung des Isonzo, - 


die Tauern mit dem Grossglockner und seiner ganzen Gruppe, das. 


Drauthal und Gailthal, die Villacher Alpe, der Dachstein, die Gebirge 
Obersteiermarks u. a. In weiter Ferne das Meer mit den Lagunen 
Venedig’s. Zu erwähnen wäre noch der senkrechte Absturz des gr. 
 Triglav’s in das Vratathal in der Höhe von 6000%. 

Während wir uns von dem Anblicke der Berge des Nordens 
und Westens kaum Irennen konnten, halten sich mittlerweile schon 
‚ wieder die Wolken eingefunden und bedeckten nun ganz Krain mit 
einem weiten, undurchdringlic hen, auf- und niederwogenden Meere, 
aus dem nur der Triglav hervorragte. Da wir es vor Kälte, die dureh 
einen scharfen Nordwind noch empfindlicher wurde, nicht länger 
aushalten konnten, so traten wir rasch den Rückweg an. Auf dem 


kleinen Triglav fand ich noch einige Exemplare der Potentilla nitida. 


Nach 3stündigem Marsche erreichten wir wieder die Schafhütten der 
oberen Krma. 


Das Pflanzenreich 
auf der Wiener Weltausstellung im Jahre 1873. 
Notizen über die exponirten Pflanzen, Pllanzenrohstoffe und Produkte, sowie über ihre bildlichen Darstellungen 
Von Franz Antoine. 
(Fortsetzung,) 
Britische Besitzungen in Ost-Indien. 


Die Gegenstände der britischen Besitzungen in Ost-Indien zogen 
durch ihren Reichthum die allgemeine Aufiner ksamkeit auf sich. Eine 
zahllose Menge Naturprodukte füllte die Räumlichkeit und die von 


Gold und Edelsteinen strotzenden Kleider, Stoffe, Waffen, Geräth- 


schaften, Fächer und Einrichtungsstücke blendeten das Auge. Eine 
bedeutende Nachhilfe mag dieser Ausstellung von dem India Museum 
in London zugekommen sein und kaum erschienen Ausstellungsge- 
genstände hübscher geordnet und richtiger etiquetlirt als diese. 


Die zahlreichen Holzmuster waren grossentheils nach ihrer Ver- 
wendungsweise sorlirt und bekleideten die Seitenwände des Aus- 


stellungsraumes. Sie erschienen entweder als dünne Platten, oder als 
pfostenartige, kantige Stücke von bis 18 Zoll Länge, 10 Zoll 
Breite und 1'/, Zoll Dicke. Die pharmazeutischen Gegenstände füllten 


grösstentheils Pulvergläser, während die Faserpflanzen eine besondere 


Gruppe bildeten. 
- Das Bombay Forest Departement stellte eine Anzahl Holzmuster, 
welche bloss mit Nummern versehen waren, aus, worüber aber kein 


 Verzeichniss vorlag. 


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1. Holzmuster. 


Acacia arabica Willd. (Babool, Lali, Mara, Karryvalum) umbraunfar- 
biges, dichtes und hartes Holz. 
— cinerea Spr. (Veddatarvey). 
— Catechu Willd. (Khair), schweres, dichtes, vorzügliches Brennholz. 
— diluta. 
— paniculata Willd. (Dobeyne), Brennholz. 
— Julibrissin Willd. 
— leucophlaea Willd. (Velvalum Belagi Mara). 
— marginata R. Br. 
— alba Willd. — leucophlaea) (Hewa) für Agrikultur-Gegenstände 
verwendbar. 
— spinosa E. Mayer. 
— Suma (Thanoung). 
— Sundra Dec. (Karmgally). 
— tomentosa Willd. 
— sp. (Pelakatvalai). 
— odoratissima Willd. (Saelai, Bilvar Mara). 
— speciosa Hort. (Katvalai, Bagi Mara, Sirris) Holz für Innen- 
bauten. 
— elata Grah. (Kultooranjee). 
Acer oblongum Wall. 
Acrocarpus fraxinifolius Arn. 
Actephila neilgherrensis R. W. 
Adenanthera pavonina L. (Yewaygi). 
Aegle Marmelos Correa (Bilvarum), sehr starkes Holz. 
Agati grandiflora Desv. 
Aglaia Singaporensis. 
Ailanthus excelsa Roxb. 
— malabaricus Dec. (Pecmarum, Perumarum). 
Albizzia (Acacia) Lebbek Willd. 
— odoratissima Willd. (Cat Thoorinjee, Sella Woonga, Thymaji), 
eine schöne und vorzügliche Holzgattung. 
— elata Grah. (Seet), grobkörniges Holz. 
— stipulata D.C. 
sp. (Koake), sehr geschätztes Holz. 
; macrophylla Wall. 
— scholaris R. Br. 
Amygdalus communis L. 
Anacardium occidentale 1. 
Aneistrolobus carnea. 
Andrachne trifoliata Hort. 
Antidesma diandra Heyne. 
Areca Catechu L. 
Artocarpus Chaplasha Roxb. 
— echinata Roxb. (Tampeau). 
— hirsuta Lam. (Hebba, Halasu Mara). 


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EEE integrifolia L. fil. (Palah marum, Panassa Kurra), für 
Tischlerarbeiten verwendbar. 
— Locucha Roxb. 
— mollis (Toung ben), ein Baum erster Grösse, liefert Holz für 
Boote. | 
— Polyphaema Pers. 
— sp. (Kattu, Pilavoo). 
Averrhoa Carambola Adans. 
Azadirachta indica Juss. (Vepa marum, Vepa Kurra, Bevina mara), 
zu kleinen Bauten und agricolen Zwecken. , 
Amygdalus Persica L. 
Alangium Lamarkü (Allingee). 
— decapetalum Lam. (Arranji). 
Authie. 
Allingi. 
Acha. 
Abies Smithiana Loud. (Rai). 
Amoora Rohituka Wight. (Sooaydon). 
Atalanta monophylla Correa (Kalyelloomihan). 
Barringtonia sp. 
Bassia latıfolia Roxb. (Dhood Illupay, Mowha), starkes, dichtes aber 
dem Wurmfrass unterworfenes Holz, daher selten verwendet. 
— longifolia L. (Illoopai marum, Ippa Kurra, Hippe mara). 
Berrya Ammonilla Roxb. (Trinkomallee). 
— mollis Wall. (Pawoon), geschätztes, schönes Holz. 
Bauhinia parviflora Vahl. (Dhondera), Holz für Werkzeuge. 
— malabarica Roxb. 
— tomentosa L. (Altey). 
— racemosa Vahl. 
— variegata L. (Karalbogi). 
— sp. (Karin Kalchan). 
Betula sp. 
Bischoffia javanica Blum. (Sala). 
— Roeperiana, eine sehr harte Holzsorte. 
Blighia sapida Koen. 
Bombax malabaricum D.C. (Seemul), weiches, nutzloses Holz. 
— Sp. 
Borassus flabelliformis L. (Palmira, Panai marum, Tatti kurra), für 
Eisenbahnen in Anwendung. 
Boswellia serrata Roxb. 
— thurifera (Salai), nicht dauerhaft. 
Bridelia Bernieriana Baill. 
— retusa Spr. 
— stipularis Blum. 
— sp. (Seitkhi-hpalahn), Holz für Pfähle. 8 
— montana Willd. (Colay, Vengai, Kussic), dichtes, im Wassı 
dauerhaftes Holz. ge 


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404 


wendet. 
Butea frondosa Roxb. (Pallas), für kleine Bauten. 
Buxus sempervirens L. 
Byttneria sp. 
Berberis Leschenaultiana Wall. 
— tinctoria Leschen. 
Bambusa arundinacea Retz. 


Buchanania latifolia Roxb. (Cherinji), wird für kleine Bauten ver- 


"Bignonia falcata Arrab. (Udi Mara). 


Caesalpinia Sappan L. (Yattangey). 

Callicarpa arborea Roxb. 

Calophyllum bracteatum. 

— angustifolium (Peona). 

— Sp. 

— parvifolium Chois. (Kaka Marum). 

— longifolium Willd. (Turhpi), ein grosser Baum. 
— Inophyllum L. (Poanyet), ein weiches Holz. 

Calosanthes indica Blume. 

Calyptranthes sp. 

Calysaccion longifolium Wight. (Srihonne). 

Cambessedesia oppositifolia. 

Canarium Benghalense. 

— commune L. (Kaglimara). 

Careya arborea Roxb. (Bambooray). 

Cassia fistula L. (Vellay Koomay, Amultas), mit dauerhaftem Kern- 
holz, findet bei kleinen Bauten Verwendung. 

— florida Vahl. 
— auriculata Wall. (Myonk nodoung). 

Castanea indica Roxb. 

Sp. 
Casuarina sp. 
— muricata Roxb. 

Cedrela Toona Roxb. (Sollee, Toon maram, Gandhagarighi mara), 
sehr geschätztes Holz, wirft sich nicht, angenehm riechend. 

— speciosa (Pey Karaney). 

Celtis Roxburghii Mig. 

Chickarissa (Chukrasia) tabularis Juss. (Chitagongwood, Chitykam 
marum, Chetakum Kurra, Agilu mara). 

Carozylon Sweteenia (Kodawah porasso maram, Billa Kurra, Bo00soo, 
amultas, Satin), ein gelbes, werthvolles Tischlerholz und für Ei- 
senbahnbauten. 

Cinnamomum iners Reinw. (Dalchini Maru). 

— parthenoxylon. 

— obtusifolium Nees. (Kulloway). 

Citrus decumana L., feinkörniges Holz. 

Cleidion javanicum. 

Cocos nucifera L. 


Combretum trifoliatum Vent. 


Fr 


Conocarpus latifolius Roxb. (Numma, Vella, Nagay, Dindlu, Dinduka 
mara, Bejala mara), findet Verwendung für häusliche Zwecke. 
— myrtifolius Hamilt. (Kindahi), wird für Bauten benützt. 
— acuminatus Roxb. (Yoang), ein Holz, welches von Insekten leicht 
‚angegriffen wird. 
— Sp. 
Cordia angustifolia R. S. (Naroovillee maram). 
— latifolia Roxb. 
— Macleodiüt. 
— Myxa L. (Carah, Susara), Brennholz. 
— sp. (Hadaga mara). 
Cupressus funebris Morr. 
—— sempervirens L. 
— torulosa Lamb. 
Cynometra polyandra Roxb. 
— ramiflora L. (Oroopoo). 
Celastrus montanus Roth., hartes und dauerhaftes Holz. 
Carissa Carandas L. 
Cleyera gymnanthera Wight. et Arn., starkes Bauholz. 
Cylicodaphne Whightiana Nees. 
Cotoneaster buzxifolia Wall. 
Cinchona Condaminaea H. B. 
Canthium didymum Gaert. fil. 
Casuarina equisetifolia Forst. 
— muricata Roxb. (Pallen). 
Cluytia_collina. 
 Cathartocarpus (Cassia) Roxburghi D.C. (Karrin Conney). 
— Fistula Pers. (Amultas, Ngoo), starkes, dauerhaftes Holz. 
Crataeva sp. (Ponyeraley). 
Clumcoa muttia (Tore Matti). 
Cedrus Deodara Roxb. (Deodar). 
Carallia integerrima D.C. (Mimickhah), ein grosser Baum, dessen 
Holz nicht geschätzt wird. 
Carapa obovata Blume (Pyanahn), slarkes Holz. 
Dalbergia alata Roxb. 

— latifolia Roxb. (Rosewood, Veeroogoodoo Chava, Veetee Sheshun), 
eine Art Rosenholz von braun-violetter Färbung, wird von Schrei- 
nern verarbeitet. 

— ougeinensis Roxb. (Jewus Tinsu), eine starke, dichte Holzart. 

— ovata E. Mayer. 

— frondosa Roxb. 

— sissoides. 

— arborea Willd. 

— Sissoo Roxb. (Sisso0). 

Diospiros melanoxylon Roxb. (Kari Mara, Karin doombi), ein schwarz- 
braun gefärbtes Holz. 
— Ebenum Retz (Ebony, Kaka tatee maram, Toommeka chava kurra), 

Ebenholz. 


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406 


Diospiros cordifolia Roxb. (Vuccana). 

— ceratoides Willd. (Ouchywaah), ein seltener Baum. 

— Chloroxylon Roxb. 

— tomentosa. 

— tupru Hamilt. (Tupurada Mara). 

— Wieghtiana Wall., eine Art Ebenholz von prachtvoller schwarzer 
Färbung. 

— sp. (Jay). 

Dipterocarpus sp. (Crangee). 

— grandiflora Wall. (Eng), ein grosser Baum. 

Dodonaea Burmaniana D.C., ein Holz von feiner Textur, wird für 
Handgriffe, Spazierstöcke etc. verwendet. 

Dillenia aurea Smith. (Zymbewn), Bauholz. 

— pentagyna (Bewben), ein starkes Holz. 

Eucalyptus piperita Smith. 

Eleagnus sp. 

Evonymus dichotomus, Holz mit feinem Korn. 

Erythroxylon areolatum L. (Davadari, Semblicham). 

Eugenia Jambolana Lam. (Naga, Jamoon, Nerie mara), im Wasser 
lang andauerndes Holz. 

Eroongali. 

Erumbilli. 

Embelica officinalis Gaert. (Nellimaram, Aonla), Holz schlechter 
Qualität. 

Elaeodendron Roxzburghü W. A. (Jamrassee), leichtes, gebrechli- 
ches Holz. 

Erythrina ovalifolia Roxb. (Kathyt), aus dem Holze werden die 
Schwertscheiden gemacht. 

Euphorbia longana (Kystmouk). 

Elaeocarpus floribundus Blume (Tungmuji). 

(Fortsetzung folgt.) 
Ba ERTERT: 


Literaturberichte. 


Jahrbuch a ungarischen Karpathen-Vereines. Il. Jahrg. 1875. (325 S. 
in. gr. 8. 

Es enthält das Buch neben den Vereinsberichten noch 13 werth- 
volle Abhandlungen und zwar in gegenübergestellter ungarischer und 
deutscher Sprache, was wohl der einzige Weg ist ungarischen Wer- 
ken ausserhalb den Grenzen Ungarns Verbreitung zu verschaffen. 
Unter den oben bemerkten Abhandlungen wären zu bemerken: „Die 
Standorte einiger seltener Pflanzenarten in der hohen Tatra.“ Von P. 


Ambros. — „Neue Uebergänge in der Tatra.* Von M. Dechy. — 
„Der Königsberg.* Von K. Kalchbrenner. — „Orographische Verhält- 


nisse des Komitates Liptau.* Von Mayläth. Eine „Bibliotheca carpa- 
tica* (Verzeichniss aller jener erschienenen Schriften, die in irgend 
einer Beziehung zur Kenniniss der Karpathen stehen) gesammelt von 


407 


H. Payer schliesst das gut ausgestattete Jahrbuch, dem eine Photo- 
graphie und ein Situalionsplan des Bades Schmeks beigegeben ist. 

Das Pflanzenleben des Meeres. Von L. Kny. Berlin 1875, Lüderitz- 
sche Verlagsbuchhandlung. 8., 61 S. (223 und 224 Heft der Sammlung gemein- 
verständlicher wissenschaftlicher Vorträge, herausgegeben von Rud. Virchow und 
Fr. v. Holtzendorff.) 

Professor Kny’s Vortrag bespricht in sehr anziehender Weise 
das so interessante Pflanzenleben des Meeres. Derselbe wird nicht 
nur den Fachmann befriedigen, sondern auch von jedem Gebildeten 
mit Vergnügen gelesen werden. Den Text erläutert eine Reihe schön 
ausgeführter Holzschnitte. Es entspricht somit das neueste Heft der 
obgenannten trefflichen Sammlung vollkommen allen Anforderungen, 
welche man an einen populären Aufsatz stellen kann und schliesst 
sich würdig jenen Heften botanischen Inhaltes an, welche die gedie- 
genen Vorträge von De Bary, Cohn, Göppert u. m. A. brachten. 

Dr. H. We 


Botanische Untersuchungen. Von Dr. N. J. C. Müller, Prof. d. 
Bot. an d. k. Forstakademie zu Münden. IV. Ueber die Vertheilung der Mole- 
kularkräfte im Baume. 2. Theil: Der sogenannte absteigende Saftstrom. Mit 
Holzschnitten und lithographirten Tafeln. Heidelberg, Karl Winter’s Universitäts- 
Buchhandlung. 1875. 8. S. 163—224, Taf. VI- VII. 

Der Verfasser, ein tüchliger Physiologe, dessen sorgfältig durch- 
geführte Untersuchungen auf exakter mathematischer und physika- 
lischer Basis beruhen, erörtert in der 4. Reihe seiner botanischen 
Untersuchungen die Vertheilung der Molekularkräfte im Baume. Das 
vorliegende 2. Heft der oberwähnten Serie behandelt speziell den so- 
genannten absteigenden Saftstrom und gliedert sich in 5 Kapitel, 
deren Inhalt aus ihren Titeln ersichtlich wird; sie lauten: Die Os- 
mose der Kolloide und Krystalloide, die Evolution des Cambiums, 
der jährliche Zuwachs, Verjüngung und Evolution der Einzelzelle, das 
Zusammenwirken beider Ströme zu gleicher Zeit. Ein Nachtrag be- 
spricht die Polarisationserscheinungen an künstlichen Membranen aus 
Cellulose-Derivaten. Es dürfte diese allgemeine Anzeige genügen, 
um die Aufmerksamkeit aller jener Leser, die sich für ähnliche Ar- 
beiten interessiren, auf Prof. N. Müller's neueste Abhandlung zu 
lenken. Dr.’ BE. We 


Correspondenz. 


Kalksburg bei Wien, am 2. November 4875. 


Eine für diese Jahreszeit auffallende Erscheinung ist ein blühen- 
des Limodorum abortivum in unserem Föhrenwäldchen. Von P. 
Hattler darauf aufmerksam gemacht, konnte ich nicht daran glauben, 
Dahingeführt sah ich nun selbst die herrliche Pflanze in schönster 


1 RE a ea dB SE a a TR a a > en 
| 408 EN 
_ Entwieklung. Wenn die milde Witterung diesen Monat hindurch an- 
hält, werden wir anfangs Dezember noch das bei uns gewiss nicht . 


. häufige Schauspiel einer im Freien blühenden seltenen Orchidee ge- 
niessen können. J. Wiesbaur S. )J. 


Zara, am 145. November 1875. 


Schon seit sieben Jahren bemühe ich mich, Eucalyptus globulus 
in Dalmatien anzupflanzen, aber ich konnte bisher keinen günstigen 
Erfolg erzielen und zwar theils wegen des allzuschlanken Wuchses 
des Baumes und seiner ungenügenden Stammverholzung in den ersten 
Jahren, in Folge dessen die Stämmchen von den hier so häufig herr- 
schenden Stürmen gebrochen werden, theils wegen der namentlich 
im feuchten Boden schädlichen Einwirkung der Fröste. So ist im 
J. 1869 ein 6jähriger, bereits 5 Zoll starker Baum bei der freilich 
ausnahmsweisen Temperatur von —7° R. total erfroren. 

Hermann Ritter v. Guttenberg, 
k. k. Forstrath. 


Prag, am 17. November 1875. 


In der Novembernummer der Oest. Bot. Zeitschrift macht Baron 
Thümen in einer besonderen Mittheilung die Anzeige, dass Saxifraga 
sponhemica Gmel. beim Dorfe Stein im Fichtelgebirge als etwas Neues 
konstatirt worden sei. Ich erlaube mir zu bemerken, dass die Be- 
stimmung der fraglichen Pflanze bereits im Jahre 1872 in Engler’s 
bekannter „Monographie der Gattung Sazxifraga* S. 189 gegeben 
worden ist, wo unter den Standorten der $. sponhemica (die freilich 
nur als Form der S. deeipiens Ehrh. geführt wird) auch Stein im 
h Fichtelgebirge und als Sammler Molendo mit! genannt wird. Es möge 
B bei dieser Gelegenheit bemerkt sein, dass die S. sponhemica (die ich 
> gleichwie Engler und Garcke für nichts Anderes, als eine Form oder 
allenfalls als Race der 8. caespitosa [part.] oder S. decipiens Ehrh. 
ansehen kann, obzwar Koch und Grenier eine besondere Art in ihr 
z erblickten) auch im mittleren Böhmen, und zwar am Beraunflusse bei 
3 Karlstein (Graf Sternberg herb.!) und auf Felsen der Moldau bei Std- 
chovic (Celakov sky!) und südlicher bei Worlik (Sternberg!), und zwar 
meist mit gewöhnlicher S. decipiens vorkommt. Die Angaben (in Koch’s 
Synopsis noch nicht vorhanden) finden sich bereits im 3. Theile 
meines Prodromus der Flora von Böhmen. Die böhmische Pflanze 
stimmt durchaus mit der des Fichtelgebirges (die ich von Dr. Walther 
im J. 1852 einfach als 8. caespitosa gesammelt kenne). Die Flora 
techica der Brüder Presl, dann Graf Sternberg (in herbariol), Tausch 
im Herbar. bohem. hielten sie für $. hypmoides L. Dass übrigens die 
echte Linne’sche S. Aypnoides des westlichen Europa (von der Eng- 
ler sagt, sie nähere sich in der Kultur bisweilen sehr der $. deei- 
piens var. quinquefida — S. sponhemica Gmel.) von S. decipiens 
und besonders der Form sponhemica spezifisch hinreichend verschie- 
‚den sei, davon habe ich mich noch nicht überzeugen, können. 

Dr. L. Celakovsky. 


409 


Zwickau i. $, am 7. November 1875. 


Im Anschluss an meine Korrespondenz vom 13. Juli a. ce. (Oestr. 
bot. Zeitschr. S. 274) habe ich zu konstatiren, dass in diesem Jahre 
im sächsischen Erzgebirge Vaceinium Vitis idaea das zweite Mal sehr 
sparsam geblüht hat, dagegen fand ich viele Knospen, welche nicht 
zur Entwicklung gelangt und vertrocknet waren. Der Grund hierfür 
ist darin zu suchen, dass die Pflanzen das erste Mal ausserordent- 
lich reich geblüht und stark fruktifizirt hatten, wodurch eine Er- 
schöpfung der Kräfte für dieses Jahr eingetreten war. Umgekehrt 
würde dann die zu geringe Kräfteverwendung in Folge klimatischer 
Verhältnisse beim erstmaligen Blühen und Fruktifiziren überhaupt der 
Grund für das zweimalige Blühen sein. A. Artzt. 


Breslau, am 12.. November 1875. 


Bei meiner Besprechung der letzten Lieferung von Willkomm’s 
und Lange’s Prodromus Florae hispanicae in der Nr. 8 des laufenden 
Jahrganges dieser Zeitschrift habe ich auf Seite 265 die Nichtbe- 
nutzung der 1872 erschienenen Monographie der Saxifragen von Engler 
gerügt. Inzwischen hat mich Herr Prof. Willkomm brieflich benach- 
richtigt, dass zur Zeit des Erscheinens der Engler’schen Arbeit seine 
Bearbeitung der Saxifragen für den Prodromus im Druck bereits fast 
vollständig beendet gewesen ist, wodurch er gegen seinen Willen 
gezwungen war, die genannte Monographie unberücksichtiet zu lassen, 
indem eine Vernichtung der fertigen Druckbogen sich nicht erzielen 
liess. Durch diese Mittheilung wird natürlich der betreffende Tadel 
gegenstandslos und ich halte es selbstverständlich für meine Pflicht, e 
denselben heute zurückzunehmen. — Nachträglich sei noch bemerkt, 
dass von Herrn Professor Willkomm gütigst mitgetheilte Exemplare 
seines Epilobium carpetanum vom Öriginalstandorte Puerto d a 
Marcuera in der Sierra de Guadarrama in der That genau mit den n 
Cent. II sub Nr. 265 des Herbarium normale von Angles-du-Tarn 
ausgegebenen Originalen des E. Larambergianum F. Schultz über- 
einstimmen, so dass Lange entschieden Recht hat, wenn er letztere 
Namen einfach als Synonym zu E. carpetanum Willk. bringt. Will- 
komm’s Bezeichnung datirt von 1852 (in Sertum fl. hispan. *%), während 
die von F. Schultz sechs Jahre jünger ist (Archives de Flore, Dez. 
1858, p. 273). — Meine Eruca longirostris (vergl. Oest. bot. Z. 1874, 
p- 133 und 136—137) hat sich nachträglich als eine im südlicheren 
Mediterrangebiete, wenigstens in Europa, weit verbreitete, immer mit 
E. sativa verwechselte Art ergeben. Ausser im südlichen Spanien, 
wo sie häufig ist, findet sie sich zahlreich auf Sardinien (Schweinfurth, 
Ascherson), ferner in Sizilien (Todaro t. Ascherson), in Griechenland . 55 2 
(Nauplia: Berger in hb. reg. Berolin. et Monac.) und wahrscheinlich = 


*) Besonders abgedruckt aus der Flora, nicht aus der Linnaea 1852, 
wie Lange zitiert; in der Linnaea erschien 1832 die Enumeratio pl. nov. et e. 
rarior., in W elcher dieses Epilobium nirgends erwähnt wird. as 


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410 


auch in Portugal. Aus dem Nordmediterrangebiete dagegen sah ich 
bisher nur E. sativa Lam.; desgleichen auch aus Nordafrika, wo 
diese Gattung durch mehrere Arten vertreten ist, noch keine E. lon- 
girostris, gleichwohl dürfte sie wenigstens in N.-W.-Afrika, in Al- 
gerien und Marokko, gewiss nicht fehlen. — Uebrigens haben mich 
nachträglich mit mehreren Arten der Gattung (E. sativa, E. longi- 
rostris und E. cappadoeica Boiss.) vorgenommene Kulturversuche 
überzeugt, dass die Färbung und Zeichnung der Samen und zwar am 
selben Individuum und in derselben Schote variirt, wie auch umge- 
kehrt aus verschieden gefärbtem Samen genau die nämlichen Pflanzen 
erzogen wurden. Uechtritz. 


—esses — 


48, Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte in Graz 
1875. 


(Sehluss.) 


Die 4. Sitzung der Sektion für Botanik und Pflanzenphysiologie 
fand unter dem’ Vorsitze des Regierungsraths Prof. Dr. E. Fenzl, am 
21. September statt. 

Dr. Hasskarl wird zum Vorsitzenden der nächsten Sitzung 
gewählt. 

Prof. Dr. Constantin Freih. v. Ettingshausen hält hierauf folgen- 
den Vor!rag über die genetische Gliederung der Kapflora: „An Fund- 
stätten der Tertiärformation in Steiermark, Krain, Kroatien, Tirol und 
Böhmen sammelte ich Pflanzenfossilien, welche theils südafrikanischen 
Gaitungen angehören, theils mit Arten in nächster Verwandtschaft 
stehen, die gegenwärtig nur der Kapflora eigen sind. Die Beschaffen- 
heit und der gute Zustand der Erhaltung erwähnter Fossilien schliessen 
die Möglichkeit eines von weither erfolgten Transportes derselben 
völlig aus; vielmehr ist es zweifellos, dass die Gewächse, von welchen 
diese Reste stammen, in jenen Gegenden, in denen sie gefunden 
wurden, auch gelebt haben. 

Wie sind aber südafrikanische Pflanzen in die Tertiärflora Europa’s 
gekommen? Die Annahme, dieselben seien vom Kap der guten Hoff- 
nung nach Europa gewandert, erweist sich bei genauerer Erwägung 
der vorliegenden Thatsachen als nicht stichhältig; denn für's Erste 
sind die in Rede stehenden Tertiärpflanzen nicht identisch, sondern 
nur nächstverwandt mit südafrikanischen Arten; für’s Zweite enthielt 
die Tertiärflora Europa’s’ nebst den genannten Pflanzenformen auch 
amerikanische, chinesisch-japanesische, ostindische, neuholländische, 
kurz Pflanzenformen aller Welttheile. Wollte man also erwähnte An- 
nahme gelten lassen, so müsste man eine allgemeine Pflanzenwande- 
rung nach Europa, welche zur Tertiärzeit bestanden hätte, annehmen, 
was höchst unwahrscheinlich ist. Gewächse südafrikanischen Geprä- 
ges konnten also damals nicht nach Europa kommen, sondern sind 


Nr A BT, 7 
ERERRTERNER Ba 77 FR 
a BT. 

| 
| 


411 


daselbst ursprünglich entstanden. Sie bilden das südafrikanische Neben- 
element der Tertiärflora Europa’s. Unsere Thesien und Geranien, das 
Pelargonium der Mittelmeerflora, die Stapelien-Gattung Apteranthes, 
die Mesembryanthemum- und Erica-Arten der Flora Südeuropa’s u. 
v. A. stehen mit Bestandtheilen des genannten Elementes in geneti- 
schem Zusammenhange. Da wir aber auch in anderen ausserafrika- 
nischen Florengebieten der Jetztwelt Gewächse von südafrikanischem 
Typus finden, so sind wir zu dem Schlusse berechtigt, dass die Tertiär- 
flora dieser Gebiete ebenfalls die Stammformen solcher Gewächse 
enthalten haben musste. Die Hermannien der mexikanischen, die 
Crassulaceen der brasilianischen, die Ficoideen der neuholländischen 
Flora, die ostindischen Melianthus-, die mittelasiatischen Zygophyllum- 
Arten u. v. A. werden auf Bestandtheile des südafrikanischen Floren- 
elements zurückzuführen sein, welches, sowie die übrigen Elemente, 
zur Tertiärzeit Gemeingut aller Floren der Erde war. 

In Europa ist dieses Florenelement, wie ich nachgewiesen habe, 
erst beim Beginne der Tertiärperiode aus der Differenzirung der Ve- 
gelationselemente der Kreideflora hervorgegangen, von dem Eintritt 
der Pliocenzeit an aber vom Hauptelement allmälig verdrängt, bis auf 
wenige Ueberbleibsel ausgestorben. Dagegen hat es im heuligen Kap- 
gebiete allein die Bedingungen zu seiner Entfaltung gefunden. Der 
weiteren Differenzirung des Haupt-Florenelementes, welches im Kap- 
gebiete wahrscheinlich schon zur Tertiärzeit eine dominirende Rolle 
gespielt hat, ist das Haupt-Florenglied mit seinen zahlreichen Eigen- 
thümlichkeiten entsprungen, welche die Kapflora zu einer der merk- 
würdigsten stempeln. Eine Reihe von Familien gehören demselben 
ausschliesslich an, so die Bruniaceen, Selagineen, Stilbaceen, Penae- 
ceen, Geissolomaceen, Grubbiaceen und Phyliceen; andere sind an der 
Bildung desselben in hervorragender Weise betheiligt, so die Dios- 
meen, Celastrineen, Geraniaceen, Oxalideen, Papilionaceen, Crassu- 
laceen, Ericaceen, Stapelien, Proteaceen, Thymelaeceen, Santala- 
ceen u. A. 

Denkt man sich das Hauptglied aus der Kapflora entfernt, so 
bleiben Bestandtheile derselben übrig, welche zum Charakter der 
Flora keineswegs passen. Die genauere Prüfung dieser fremden Be- 
standtheile ergibt, dass durch die Gesammtheit derselben die wich- 
tigsten übrigen Floren der Erde repräsentirt erscheinen. Diese That- 
sache kann nur durch die Annahme erklärt werden, dass in der 
Tertiärflora des Kapgebietes eine ebensolche Mischung der Florenele- 
mente bestanden hat, wie in der europäischen Tertiärflora. Jene an- 
scheinend fremden, aber zweifellos ursprünglichen Bestandtheile sind 
nichts anderes, als die Ueberbleibsel der tertiäiren Nebenelemente. 
Die Vergleichung der Kapflora mit anderen Floren der Erde zeigt, 
dass diese Ueberbleibsel, welche ich als die Nebenflorenglieder be- 
zeichnet habe, in der Kapflora in verhältnissmässig geringster Anzahl 
vorhanden sind. Hier wurden also die Nebenelemente am meisten 
zurückgedrüängt in Folge der sehr überwiegenden Entwicklung des 
Hauptelements. 


412 


“ Unter den Bestandtheilen der Nebenflorenglieder finden wir haupt- 
sächlich vikarirende Arten, oft von naher Verwandtschaft mit Arten 
u Floren und weiter transmulirte Formen. ‘Zu ersteren zählen 

B. die Stereulia Alexandri, der einzige Repräsentant der Stercu- 
Kies in der 'Kapflora, entsprechend der ostindischen Sterculia foe- 


‘ tida: die Cucurbitacee Mukia scrabella, analog der ostindischen M. 


leiosperma; die Combretacee Quisqualis parviflora, analog der Qu. 
indica; Arten von Pterocarpus, Dalbergia, Maesa, Strophanthus, 
Clerodendron und anderer Gattungen des ostindischen Florengliedes. 

Nicht weniger charakteristisch sind die vikarirenden Arten des 
amerikanischen Flor engliedes, von dem ich nur die Gattungen Ery- 
throzylon, Trichilia, Zanthoxylum, lex, Parkinsonia, Turnera, Mitra- 
carpum, Heliophytum, Boerhaavia, Oreodaphne, Dioscorea und Com- 
melyna hervorhebe. 

Aus dem europäischen Gliede der Kapflora, welches an Zahl 
der Gattungen den vorgenannten nur wenig nachsteht, nenne ich die 
Gattungen Lepidium, Dianthus, Linum, Rhamnus, Potentilla, Geum, 
Epilobium, Carum, Pimpinella, Galium, _Mentha und Statice. Die 
Gattungen Cysticapnos und Discocapnos sind Transmutalionen von 
Corydalis, welche übrigens in drei endemischen Arten am Kap vor- 
kommt. Eine derselben nähert sich im Habitus und in der Blüthen- 
bildung an Cysticapnos, während sie noch die Fruchtbildung von C0- 
rydalis beibehält. 

Die Repräsentation der australischen Flora in der Kapflora ist 
durch Arten von Dodonaea, Scaevola, Logania, Trichinium, Cassyta, 
Caesia, Hypolaena u. n. A. auf’s deutlichste ausgesprochen. 

Prof. Gabriel Strobl: „Ueber die Vegetationsverhältnisse des 
Aefna.“ Der Vortragende berührt die Lage und Form des Aetna im 
Allgemeinen, theilt ihn in drei Regionen, die Fuss-, Wald- und Hoch- 
region und schildert dieselben im Besonderen. Die Fussregion (regio 
pedemontana) zeichnet sich aus durch ihre Ueppigkeit, besonders den 
Reichthım an Wein-, Getreide-, Orangen- und Olivenkultur, durch 
das Gedeihen afrikanischer, südasiatischer und südamerikanischer 
Formen im Freien, sowie das Vorwiegen annueller Kräuter und im- 
mergrüner Sträucher. Die Waldregion (regio nemorosa) enthält in 
der unteren Zone grosse Kastanien- und Eichen-, in der oberen 
dichte Buchen- und Bir kenwälder, hingegen spärliches Unterholz und 
monotone Gras- oder Farrendecken; am oberen Ende derselben tre- 
ten auch Schwarzföhren auf. 

Die Hochregion endlich theilt sich in die untere, noch theilweise 
mit Pflanzen bedeckte, eigentliche Regio deserta und die obere, ganz 
vegetationslose Regio ignea; erstere enthält allerdings fast durchaus 
dem Aetna eigenthümliche Formen, doch lässt sich zeigen, dass alle 
aus der Umgegend einwanderten und durch die hier oben herrschen- 
den Verhältnisse transmutirt wurden. Redner erläutert diese Grund- 
züge durch zahlreiche, einer fünfmaligen Aelnabereisung entnommene 
Beispiele und weist zum Schlusse auf die hohe pflanzengeographische 
Wichtigkeit des besprochenen Berges hin. 


413 


Dr. Oskar Kirchner aus Proskau sprach „über die Bedeutung 
Theophrast’s für die Botanik“. Der Vortragende hob hervor, dass 
dieser Schriftsteller das Interesse der Botaniker in hohem Grade ver- 
dient, obwohl es in der jelzigen Richtung der Forschung nicht liegt, 
sich mit historischen Gegenständen zu beschäftigen. Theophrast von 
Eresos verfasste um 300 vor Christi zwei uns erhaltene botanische 
Schriften, eine Pflanzengeschichte und die „Ursachen der Pflanzen“ in 
zusammen fünfzehn Büchern. Der Werth derselben liegt einmal in 
der grossen Menge von Notizen über Vorkommen und Verbreitung 
kultivirter und wild wachsender Pflanzen, die eine Grundlage für 
Pflanzengeschichte und Pflanzengeographie abgeben, namentlich aber 
‚in der originellen und anziehenden Behandlung fast aller derjenigen 
Fundamentalfragen, mit.denen sich noch heute die allgemeine Botanik, 
namentlich die Pflanzenphysiologie befasst. Alles was wir von der 
Behandlung botanischer Gegenstände ausser Theophrast im Alterthum 
und bis tief im Mittelalter hinein wissen, beschränkt sich auf trockene 
Pflanzenaufzählungen, die Angabe von Heilkräften oder Schädlichkeit 
gewisser Pflanzen. Theophrast’s Schriften sind uns für Jahrhunderte 
hinaus das einzige erhaltene Denkmal einer wissenschaftlichen Be- 
handlung botanischer Probleme. Neben einer Beschreibung der wich- 
tigsien Pflanzen, nach Aussehen, Eigenthümlichkeiten und Vorkommen, 
strebt er darnach, die Menge der gesammelten Thatsachen nach be- 
stimmten Gesichtspunkten zu ordnen, allgemeine Ueberblicke zu ge- 
ben und endlich das Leben der gesunden und der kranken Pflanze 
nach allen Richtungen hin zu erforschen. Namentlich dass von Tlieo- 
phrast eine grosse Anzahl von physiologischen Fragen aufgeworfen 
werden, denen wir heute unser regstes Interesse zuwenden, ja deren 
Lösung uns zum Theile noch nicht gelungen ist, darin liegt das An- 
regende und Merkwürdige dieser Schriften. Die sechs Bücher von den 
Ursachen der Pflanzen beschäftigen sich mit der Physiologie der Kei- 
mung, der Ernährung, des Wachsthums, mit den allgemeinen Lebens- 
bedingungen der Pflanze, mit der wissenschaftlichen Erklärung der 
landwirthschaftlichen und gärtnerischen Manipulationen, mit der Er- 
forschung der Pflanzenkrankheiten n. a. Jeder von den wenigen, die 
es unternehmen, sich mit Theophrast's Schriften bekannt zu machen, 
ist überrascht durch den Reichthum der Ideen, die Fülle des positi- 
ven Wissens und den Scharfsinn der Untersuchung. 


Um den Botanikern Theophrast’s Bücher zugänglich zu machen, 
ist eine Untersuchung über Theophrast's Quellen und eigene For- 
schungen, sowie über die Orte, wo er solche anstellte, nothwendig 
— ein Gegenstand. mit dem sich Vortragender bereits seit längerer 
Zeit besc häftigt. Namentlich aber wäre. der erste Schritt zu einer 
sachlichen Erklärung eine ausreichende deutsche Uebersetzung, und 
für eine solche nimmt der Vortragende, der bereits eine Reihe von 
Vorarbeiten dafür hat, die Sympathie der Botaniker in Anspruch. 


Prof. Leitgeb zeigt einen monströsen weiblichen Hut von Mar- 
chantia polymorpha vor: Ringsum an der Unterseite desselben und 
Oesterr, botan. Zeitschrift. 12. Heft. 1875. 31 


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414 


genau an den Stellen, wo an normal gebauten Hüten die Archegonien 
stehen, finden sich zahlreiche Brutknospenbehälter, die ebenfalls wie 
dort die Archegonien, in Radialreihen stehen, in deren jeder, die nach 
der Peripherie des Hutes liegenden am weitesten, die nach dem Stiele 
hin liegenden am wenigsten weit entwickelt sind. An den meisten 
Strahlen ist ein die Behälter tragender Spross nicht erkennbar. Da 
und dort aber beobachtet man, der Lage nach, einer Radialreihe von 
Archegonien entsprechend, eine vollkommen entwickelte Laubaxe, die 
mit Brutknospenbehältern und an ihrer der Unterfläche des Hutes zu- 
gewendeten Seite mit den beiden Blatreihen besetzt, und deren Schei- 
tel nach dem Zentrum desselben gerichtet ist. Diese Verhältnisse 
treten schon bei Betrachtung mit freiem Auge sofort hervor, und 
deuten vielleicht darauf hin, dass der weibliche Hut von Marchantia 
nicht ein einziger Spross, sondern ein ganzes Sprosssystem sei, das 
aus so vielen Auszweigungen bestände, als jener Strahlen zeigt. Wir 
hätten uns dann die Entwicklung dieses Auszweigungssystemes in der 
Weise zu denken, dass wir uns vorstellen, die rasch nach einander 
durch Verzweigung entstandenen Scheitelpunkte hätten sich zuerst an 
der Peripherie einer Scheibe geordnet, wären dann von dieser Stelle 
nach unten gedrückt und es wäre so endlich ihre in Bezug auf den 
gemeinschaftlic hen Scheibentheil anfangs zentrifugale Wachsthums- 
richtung in eine zentripetale umgewandelt worden. "Mit dieser Deutung 
würde die zentripetale Entwie klungsfolge der Archegonien jeder Ra- 
dialreihe und ebenso die Thatsache übereinstimmen, “dass die an der 
hinteren Scheibenhälfte stehenden Archegonien sich erheblich früher 
entwickeln, als die der vorderen Hälfte, "da jene den ältesten, weil 
zuerst angelegten Seitenaxen angehören müssten. 

Es wäre möglich. dass diese Deutung, die nach einer Untersu- 
chung am unverleizten Objekte gewagt wurde, auch durch eine ana- 
tomische Untersuc hung gestützt werden wird; es wurde dieselbe aber 
bis jetzt unterlassen, um die Objekte vorerst noch zur Ansicht mit- 
Iheilen zu können. 


In der 5. Sitzung am 23. September fungirte als Vorsitzender: 
Professor Dr. Strassburger. 

Professor Leitgeb liest einen Brief von Dr. Hasskarl vor, worin 
derselbe bedauert, dass seine Reisedispositionen seine Abreise nöthig 
machten und der Versammlung für die ihm durch die Wahl zum Vor- 
sitzenden erwiesene Ehre dankt. 

Professor Constantin Freih. v. Ettingshausen. „Ueber die Um- 
wandlung der Casfanea atavia in die Castanea vesca“. Die ältesten 
Ucherreste der Castanea alavia sammelte der Vortragende im Som- 
mer des Jahres 1850 bei Sotzka in Untersteiermark. Es sind Blätter, 
welche wegen ihrer weit auseinanderstehenden, in Bogen aufsteigen- 
den und nach vorne gerichteten Sekundärnerven und stumpflichen 
Randzähnen ohne Dornspitzen eher an Quercus als an Castanea er- 
innern. Ein Jahr später fand er bei Erdöbenye nächst Tokai Blätter, 
welche «denen der Castanea vesca fast vollkommen gleichen. Er 


415 


stellte sich sofort die Aufgabe, nachzuforschen, in welcher Beziehung 
die letzteren in weit jüngeren Schichten vorkommenden echten Kasta- 
nienblätter zu denen der Castanea atavia stehen. Erst im Jahre 
1872 konnte Professor v. Ettingshausen seine Untersuchungen als so 
weit gediehen ansehen, um die Begründung für seine inzwischen ge- 
wonnene Ansicht, dass die Castanea atavia die Stammart von Casta- 
nea vesca sei und wenigstens in den Blättern allmälig in dieselbe 
übergehe, der Oeffentlichkeit zu übergeben. Er verweist auf das von 
ihm schon in der Festschrift „Graz“, S. 387, hierüber Mitgetheilte. 

Regierungsrath Prof. Fenzl: „Ueber Rheum Ribes“. Der Vor- 
tragende macht einige Mittheilungen über das zur Zeit in den euro- 
päischen Gärten ausser Wien noch nirgends kultivirie Rheum Ribes. 
Er habe vor 10 Jahren durch den Leibarzt des Schah von Persien, 
Dr. Pollak, eine gute Anzahl vollkommen ausgereilter Früchte dieser 
in Persien einheimischen und dort als beliebtes Gemüse, insbesondere 
als Spinat kultivirten Pflanze erhalten und bei der Aussaat auch einige 
Keimlinge erzielt, ohne dass dieselben jedoch über die Weiterent- 
wicklung der Kotyledonen gekommen und älter als 14 Tage gewor- 
den wären. Sie welkten ab und verschwanden. Eine bald darauf 
gemachte zweite Aussaat misslang. Vor drei Jahren erhielt Vortra- 
sender neue frische Samen aus derselben Quelle und die Aussaat 
lieferte gegen 12 sehr schöne Keimlinge, die wieder sehr bald, nach 
14 Tagen, "schon einzogen. Es wurde dabei jede Lockerung des Bo- 
dens und überhaupt jede Störung der Kultur vermieden. Im nächsten 
Jahre keimten 5—6 Exemplare ziemlich früh, welkten aber nach 14 
Tagen wieder ab. Mit jeder folgenden Keimung erschien ausser den 
beiden Kotyledonen ein Blatt mehr, das aber nie mehr als die dop- 
pelte Grösse der Kotyledonen erreichte. Mit dem vierten Frühlinge 
verlor sich allmälig die intensiv rothe Farbe der Blätter und ging in 
die grüne über. Die Pflanze braucht offenbar zur Entwicklung und 
Bildung ihrer rübenförmigen Wurzel sehr lange, was Regel auch für 
Rheum palmatum bestätigt. Der Vortragende schliesst damit, dass 
man seine Mittheilungen nur als eine vorläufige Notiz betrachten möge, 
an die sich, wenn einmal die Kultur sichergestellt und vollendet sein 
wird, in der Folge eine eingehende wissenschaftliche Arbeit schlies- 
sen soll. 

Prof. Dr. H. Leitgeb: „Mittheilung einiger Resullate der morpho- 
logischen Forschung über die Lebermoose.* Der Vortragende bespricht 
seine aus den Untersuchungen der frondosen und foliosen Junger- 
mannieen gewonnenen Ansc -hauungen über die Phylogenie der Moos- 
blattformen und unterscheidet in dieser Beziehung mehrere wesentlich 
verschiedene und in ihrer Genesis von einander unabhängige Eni- 
wicklungsreihen. Ebenso bespricht er den morphologischen Werth der 
Geschlechtsorgane und beleuchtet diesbezüglich die Beziehungen zwi- 
schen Laub- und Lebermoosen und bespricht schliesslich noch das 
Wachsthum des Lebermoosembryo. Die vorgetragenen Anschauungen 
sind im zweiten Hefte seiner Lebermoosuntersuchungen, das eben die 
Presse verlassen hat, niedergelegt. 

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416 


Der Vortragende demonstrirt ferner einige im botanischen Insti- 
tute hergestellte Modelle, betreffend den Verlauf der Fibrovasalstränge 
bei den Hauptgruppen der Gefässpflanzen und andere, die auf ver- 
schiedene anatomische Verhältnisse Bezug nehmen. Er bespricht ferner 
die von ihm angewendete Methode der Aufhellung der Präparate 
mittelst Karbolsäure oder Nelkenöl. { 

Regierungsrath Prof. Fenzl bemerkt, dass man sehr schöne Ge- 
fässbündelpräparate bei Cacteen namentlich Cereen und Opuntien durch 
Mazeration gewinnen könne, indem man dieselben über Winter in 
Komposthaufen vergräbt und im nächsten Frühlinge durch Auswaschen 
und Bürsten reinigt, gibt jedoch zu, dass die von Professor Leitgeb 
demonstrirten Modelle zu Unterrichtszwecken gleichwohl vorzuzie- 
hen seien. 


Dr. Prantl bemerkt, dass Bildungen, die den von Prof. Leitgeb 


besprochenen Papillen auf der Bauchseite vollkommen ähnlich sind, 
auch an Farnblättern vorkommen; so entspringen Keulenpapillen aus 
den Zellen desselben Werthes wie am sogenannten Thallus von 
Metzgeria auch am Blatt von Hymenophyllaceen, verzweigen sich zu- 
weilen zu Sternhaaren, fallen meist rasch ab, persistiren aber auch 
öfters und sind so die Vorfahren der Paleae, welche bekanntlich schon 
als Blatigebilde gedeutet worden waren. 

Prof. H. Leitgeb bemerkt, dass auch bei den Marchantiaceen 
die Blattentwickelung mit der Bildung ähnlicher Haarpapillen beginne. 

Prof. Dr. H. Leitgeb dankt der Versammlung für die rege Be- 
theiligung an den Sitzungen und ruft den Mitgliedern Namens der 
Grazer Botaniker ein herzliches Lebewohl zu. 

Der Vorsitzende konstatirt hierauf mit besonderem Wohlgefallen 
die Einmüthigkeit der Mitglieder dieser Sektion sowohl bei den Sitzun- 
gen als auch bei den geselligen Zusammenkünften, spricht den Wunsch 
aus, dass es auch bei den nächsten Naturforscher-Versammlungen so 
sein möge und schliesst die Sitzung. 

In der zweiten allgemeinen Sitzung am 21. September wurde 
Hamburg als nächster Versammlungsort gewählt und zu Geschäfts- 
führern der Bürgermeister von Hamburg Dr. Kirchenbauer und Dr. 
Dantzel ernannt. 


Personalnotizen. 


— A. Dufft, Fabriksbesitzer zu Potsdam, ein grosser Liebhaber 
der Lichenen, starb Mitte Oktober, nachdem er ein Alter von 72 Jahren 
erreicht hatte. Derselbe publizirte in den Verhandlungen des botanischen 
Vereines für die Provinz Brandenburg 1863 ein Verzeichniss von 194 
Flechtenarten nebst 126 Varietäten und Formen, in welchem die Cla- 
donien mit besonderer Sorgfalt behandelt sind, ein für die deutsche 
Flechtenflora besonders werthvoller Beitrag. Im Jahre 1865 schrieb er 


417 


in denselben Verhandlungen die bedeutende Monographie: „Ueber die 
schwierige Flechtengattung Cladonia* und hatte schon im Jahre 1860 
eine Cladoniensammlung in Buchform (Folio) zusammengestellt, nach 
welcher er dann seine „Naturgetreuen Abbildungen der in Deutschland 
wachsenden Cladonien* auf 97 Tafeln mit mehr als 700 Abbildungen 
der am meisten vorkommenden Formen herausgab. A. Dufft vermachte 
sein ganzes Lichenenherbar dem Prof. Dr. G. W. Körber in Breslau, 
der einiges aus diesem werthvollen Legate seinem Herbar einver- 
leibte, den grössten Theil dem Museum der königl. Universität Breslau 
zum Geschenke machte, die oberwähnte kritische Cladoniensammlung 
aber dem Grazer Advokaten, Dr. J. B. Holzinger, als besonderen 
Kenner der Cladonien widmete. 

— Prof. Dr. Hermann v. Leonhardi, der vor mehreren Monaten 
in Prag gestorben ist, hat sein Lichenenherbar dem Prof. Dr. Körber 
in Breslau vermacht. Sein Vermögen von etwa 50.000 fl. hat Leonhardi 
einer Mehrheit seiner philosophischen Freunde legirt. 

— Alfred Burgerstein, Assistent am pflanzenphysiologischen 
Institute der Universität Wien ist als Professor der Naturgeschichle 
am Leopoldst. Realgymnasium in Wien angestellt worden. 


Vereine, Anstalten, Unternehmungen. 


— In der Monatsversammlung der k. k. Gartenbau-Gesell- 
‘schaft in Wien am 22. Oktober sprach Regierungsrath Dr. E. Fenzl 
über Bildung von Gärten auf Hochalpen. Der Redner setzt in seinem 
ausführlichen Expose auseinander, welche Vortheile aus solchen in 
einer Höhe von 1500 bis 5000 Fuss über der Meeresoberfläche an- 
gelegten Versuchsanstalten für die Wissenschaft, für die Gärtnerei, 
für die Landwirthschaft und für die Forstkultur erwachsen müssten, 
geht sodann auf die Besprechung der Ursachen über, welche die 
grössere oder geringere Ausbreitung gewisser Pflanzen in bestimmten 
Ausbreitungsbezirken bedingen, und gibt Aufschlüsse über die so- 
genannte Migration der Pflanzen. Bei der Anlage derartiger Ver- 
suchsanstalten müsste man vor Allem darauf bedacht sein, den klima- 
tischen Verhältnissen Rechnung zu tragen. Bei Obst-Anpflanzungen 
müsste man jene Sorten wählen, welche den kürzesten Sommer be- 
nöthigen, nordische Aepfel, nordische Birnen u. s. w.; weiters müsste 
man die verschiedenen Sorten künstlich zu kreuzen versuchen, um 
auf diese Weise eine Sorte zu bekommen, welche selbst bei dem 
allerkürzesten Sommer noch zur Reife gelangen könnte. Schwieriger 
gestaltet sich die Sache beim Getreidebau, da in den Hochalpen 
bekanntlich nur Hafer und Gerste gedeiht. Die geringsten Schwierig- 
keiten bietet der Kartoffelbau, nur müsste man sich bei der Anpflan- 
zung der Kartoffeln aus Schweden bedienen oder jener einheimi- 
schen, die äusserst früh zur Reife gelangen. Noch leichter wäre der 


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Anbau von Gemüse zu bewerkstelligen, denn dieses gedeiht oft noch 
in einer Höhe von 5000 Fuss. Auch das Aufforsten der Wälder in 
solchen Gegenden ist sehr zu empfehlen, nur müsste man dazu nicht 
den Samen von den im Thale wachsenden, sondern von jenen Bäumen 
verwenden, welche sich am äussersten Saume des Gebietes befinden 
und allen Stürmen ausgesetzt sind. Durch die Anlage eines Versuchs- 
gartens könnten alle diese theoretischen Winke praktisch untersucht 
und neue Gesichtspunkte eröffnet werden. 


— Die internationale Gartenbau-Ausstellung zu Amster- 
dam wird nicht im nächsten Jahre, wie es beabsichtigt gewesen, 
sondern, um ein Zusammenfallen mit der für dasselbe Jahr beab- 
sichligten 100. Ausstellung der Societe Royale de Flore zu Brüssel 
zu verhindern, die gleichfalls eine internationale werden soll, erst im 
J. 1877 stattfinden. Die Kommission beabsichtigt die so gewonnene 
längere Zeit zum Vortheile ihrer Aufgabe zu verwerthen, besonders 
dadurch, dass die Ausstellung von Produkten aus dem Pflan- 
zenreiche an Umfang und Bedeutung gewinnen soll. Das mit dieser 
Abtheilung betraute Comite, bestehend aus den Herren Prof. Dr, 
Oudemans, van Eeden, Dr. Hubrecht und Prof. Suringar hat hiefür 
ein Konzept-Programm entworfen, welches folgende für die Ausstel- 
lung gewünschte Produkte aus dem Pflanzenreiche aufführt: 1. Baum- 
wolle, 2. Tabak, 3. China, 4. Krapp, 5. Indigo, 6. Kautschuk (Gummi 
elasticum) und Gutta-Percha, 7. Fette (m. Einschl. der fetten Oele), 
8. Aetherische Oele, 9. Vegetabilische Grundstoffe zu Papier, 10. Ge- 
treide (die in den Niederlanden gebauten Arten), 11. Catechu (Cachou) 
12. Vanille, 13. Rhabarber, 14. Sassaparilla. 


Botanischer Tauschverein in Wien. 


Sendungen sind eingelangt: Von Herrn Studnicka mit Pflanzen 
aus Dalmatien. — Von Herrn Haussknecht mit Pfl. aus Thüringen. — 
Von Herrn Karo mit Pfl. aus Polen. — Von Herrn Vagner mit Pf. 
aus Ungarn. 

Sendungen sind abgegangen an die Herren: Oborny, Janka, 
Dr. Busenlechner. 

Aus Niederösterreich, eing. von K.Richter: Aethusa cyna- 
pioides, Agrostis alpina, A. rupestris, Androsace lactea, Anemone 
narcissiflora, Arabis coerulea, A. Halleri, A. sagitlata, Armeria 
alpina, Aronicum Clusü, Aster alpinus, Atragene alpina, Avena 
distichophylla, A. sempervirens, Bellidiastrum Michelü, Betonica 
Alopecurus, Calamagrostis montana, Ü. silvatica, Campanula alpina, 
C. barbata, Carduus acanthoidi X nutans, C. defloratus, Carex alba, 
C. ferruginea, ©. Michelü, C. paniculata, ©. sempervirens, C. tenuis, 
Ohaerophyllum aromaticum, C. aureum, Chamaeorchis alpina, Cirsium 
cano < rivulare, C©. palustr. <rivul., C. palustr. X olerac., C. rivul. 


419 


x olerac., Convallaria vertieillata, Cotoneaster tomentosa, Ürepis 
alpestris, C. blattarioides, ©. Jacequini, C. suceisaefolia, Cusculta 
Epilinum, Doronicum austriacum, Echinospermum deflexum, Gaya 
simplex, Gentiana acaulis, G. eruciata, G. nivalis, G. pannonica, 
G. pumila, Globularia nudicaulis, Gymnadenia odoratissima, Hedy- 
sarım obscurum, Herminium Monorchis, Hieracium aurantiacum, 
H. humile, H. staticaefolium, Juncus Hostü, Lilium bulbiferum, Lo- 
lium linicolum, Loranthus europaeus, Luzula spadicea, Menyanthes 
trifoliata, Onosma echioides, Ophrys myodes, Orobanche Salviae, O. 
Teucrü, Pedicularis foliosa, P. incarnata, Phaca frigida, Pinus 
Mughus, Potentilla caulescens, Primula farinosa, P. minima, Ranun- 
culus hybridus, Reseda Phyteuma, Rosa rubrifolia, R. tomentosa, 
Salix herbacea, S. reticulata, Saussurea discolor, S. pygmaea, Sedum 
atratum, Senecio abrotanifolius,. S. alpestris, S. alpinus, Soldanella 
minima, Veronica aphylla, u. a. 

Aus Thüringen, eing. von Dufft: Aster salicifolius, Corydalis 
intermedia, Diplotaxis tenuifolia, Eranthis hiemalis, Hieracium caesium, 
Salix rubra u. a. 

Aus der Schweiz, eing. von Duffi: Achillea nana, A. setacea, 
A. tomentosa, Alchemilla fissa, Androsace carnea, A. helvetica, Aretia 
Vitaliana, Artemisia glacialis, Campanula cenisia, Carex curvula, 
Ü. sempervirens, Festuca Halleri, Filago gallica, Hypericum Coris, 
Lychnis alpina, O.xytropis eyanea, Phyteuma humile, Plantago mon- 
tana, Primula integrifolia, Salix reticulata, Saxifraga cuneifolia, 
Silene quadrifida u. a. 

Öbige Pflanzen können im Tausche oder käuflich die Centurie 
zu 6 fl. (12 R. Marl) abgegeben werden. 


Inserate. 


Ir der ©. F. Winter’schen Verlagshandlung in Leipzig ist erschienen: 


Forstliche Flora von Deutschland und Oesterreich oder forsthota- 
nische und pflanzengeographische Beschreibung aller im Deutschen Reich 
und Oesterreichischen Kaiserstaat heimischen und im Freien angebauten 
Holzgewächse. Nebst einem Anhang der forstlichen Unkräuter und Stand- 
ortsgewächse. Für Forstmänner sowie für Lehrer und Studirende an höhe- 
ren Forstlehranstalten bearbeitet von Dr. Moritz Willkomm, kais. russ. 
Staatsrath, ord. Professor der Botanik und Direktor des botanischen Gartens 
der Universität zu Prag (vorher zu Dorpat), ehemaligem Lehrer der königl. 
sächs. Forstakademie zu Tharand. Mit 75 xylographischen Illustrationen. 
55 Druckbogen. gr. 8. Geheftet. Preis 22 Mark. 


In Carl Winter’s Universitätsbuchhandlung in Heidelberg ist soeben 
erschienen: 


Dr. N. J. C. Müller, Professor der Botanik in Münden, Botanische Un- 
tersuchungen. IV. Ueber die Vertheilung der Moleecularkräfte 
im Baume. Dritter Theil: Die einjährige Periode. Mit Holzschnit- 
ten und 7 lith. Tafeln. gr. 8. brosch. 8 Mark 60 Pf. 


420 


Im Selbstverlage des Dr. ©. Baenitz in Königsberg i. Pr. und im 
Kommissions-Verlage von Braun und Weber daselbst sind erschienen: 


C. Baenitz, Herbarium Europaeum. Lief. VI—-X. Zweite Aufl. 138 Nr. 
Lief. XXV—XXIX. 453 Nr. 

H. Eggert, Herbarium Ameriecanum. Lief. I. 49 Nr. (Drei weitere Cen- 
turien als Fortsetzung erscheinen im Januar 1876). 


Näheres durch die Prospekte, welche auf Verlangen gratis zugesandt 
werden. — Die Revision der Amerikaner hat, wie Herr Eggert so eben 
schreibt, Herr Dr. Engelmann in St. Louis vollzogen. 


Freunde der Landeskunde werden aufmerksam gemacht auf die seit 
4. Mai in Wien erscheinende Monatschrift: 


Kleine Beiträge 


Länder- und Völkerkunde von Oesterreich- Ungarn. 
Redigirt und herausgegeben von A. E. Seibert. 
Monatlich 2—3 Bogen klein Folio; Abönnementspreis 2 fl. ö. W. 


Einsichts-Exemplare in jeder Buchhandlung und durch die Expedition: WIEN, Post Sechshaus. 


„Eine Zeitschrift wie die „Kleinen Beiträge,‘ welche in eleganter 
aber populärer Form. bei ausserordentlich billigem Preise (2 Gulden jährlich) die 
Kenntniss der Heimat in weitere Kreise zu verbreiten strebt, und wie die bis 
jetzt erschienenen Nummern beweisen, ihr Programm auf das Interessanteste zu 
erfüllen weiss, war für die Monarchie längst ein Bedürfniss und verdient daher 
die Beachtung aller Freunde der Heimatskunde.* Recensionen in zahlreichen 
Fach- und Tagesblättern. 


Bestellungen übernehmen alle Buchhandlungen. 


(Verlag von Friedr, Andr. Perthes in Gotha.) 


Fünfzige Fabeln für Kinder von W. Hey. In Bildern, ge- 
zeichnet von Otto Speckter. (Grosse Ausgabe Mrk. 3.50, kleine 
Ausgabe Mrk. 1.50.) 


In einer Besprechung über obiges Buch sagt die „Deutsche Landeszeitung“ 
(1875 Nr. 12) unter Anderem: 

„Diese wahrhaft klassischen Gedichte, an denen sich schon die gegen- 
wärtige bejahrte Generation als Kind ergötzte, bleiben ewig jung und schön. 
Es ist schwer zu bestimmen, ob der Schriftsteller Hey oder der Maler Speck- 
ter Vollendeteres geleistet. Wem weckt nicht Wort und Bild, getreu in 40jäh- 
riger Wiederholung , die wehmüthigste Erinnerung aus der eigenen Kinderzeit. 
Dem Kinderleben entgeht ein Genuss von wahrhaft segensvoller erziehlicher 
Wirkung, wo in einer Familie diese sinnigen Dichtungen des weiland still auf 
seiner Pfarre in Ichtershausen lebenden Dichters Hey nicht vorhanden sind. Sie 
eignen sich ebenso zum Geburtstagsgeschenk für die Kinder, wie zur Weihnacht.“ 


Redakteur und Herausgeber Dr. Alexander Skofitz. — Verlag von ©. Gerold’s Sohn. 
Druck und Papier der &©, Weberreuter'schen Buchdruckerei (M, Salzor). 


Inhalt. 


I. Gallerie österreichischer Botaniker. 
Seite 


19. Alexander Skofitz. (Mit einem lithogr. Porträt.) - 2 2.2.2.. A 


II. Original-Aufsätze. 


Antoine, Franz. — Das Pflanzenreich auf der Wiener Weltausstellung 


RB N ae ee 277, 335, 362, 401 
BZ Eterturberichter. 2 N N ET EBENE NE 103 
rer ebitararurberichtö =. = cu ua ee 341 
Buck, Emil; — Eine Besteigung des Triglav .. . 2. 1. 2 2% 398 
Bohatsch, Ferd. — Einige neue Fundorte der Flora Ungarns .... . 66 
Borbas, Dr. Vince. — Erwiderung auf die Bemerkungen des Herrn Sim-. 

BONTOS N a ER SCENE Tr 206 
— — Verbascum Haynaldianum n.hybr. (Verb. glabratum X phoeniceum) „213 
Burgerstein, Alfred. — über die chromatologischen Verhältnisse von 

Spongilla flwviatilis von H. C. Sorby . .. 2... 2... 127 


— — Ueber die Transpiration von Taxuszweigen bei niederen Temperaturen 183 
— — Vergleichende vegetabilische Chromatologie von H.C. Sorby. .50, 87 


Canby, W. M. — Darlingtonia californica. Eine Insektenfresserin . . 287 
Dedecek Josef. — Die Musci hepatiei der Piseker Waldungen . . . . 257 
Dichtl, P. Alois. — Beiträge zu den Vegetations-Verhältnissen Ecuadors 223 
ee. Literäturberichte Nr... mia st. aaa al 342 
— — Ueber Ranunculus Tommasinii Rehb. und die ihm nächst ver- 
wanchen "Arten. oh 1% aaa Ve Pre HERE EN Nele a 113, 180 
Gremblich, P. Julius. — Botanische Notizen aus den nördl. Kalkalpen. 48 
Hauck, F. — Verzeichniss der im Golfe von Triest gesammelten Meer- 
alsen (Mit 2 Abbild.) * nun sion, 245, 283, 316, 348, 386 
Haussknecht, (©. — Ueber Panicum ambigquum Guss. . » : 2... 345 
— — Zur Chronik der Pflanzenwanderung . . ». 2. 2222020. 391 


 Hibsch, J. Em. — Einiges über unsere Ebereschen . . 22.2.2... 191 


a EN EST En FE ns 


Holuby, J. L. — Batographische Notizen . 

Janka, Victor v. — Die siebenbürgischen Marr bin Anien 

— — Florae italicae novitates quatuor . ; 

— — Ranuneulus Tommasinianus und ein paar ne tähemch Pflanzen 

Keller, J. B. v. — Zur Flora von Wien 3 . 

Kerner, Dr. Anton. — Die Primulaceen-Bastarte der Alpen 7, AR 

— — Die Vegetationsverhältnisse des mittleren und östlichen Ungarns und 
angrenzenden Siebenbürgens 11, 57, 128, 194, 2149, 251, 352, 

Kerner, Dr. A., und Wiesner, Dr. J. — Das 25jährige Jubiläum der 
Feen hotan. Zeitschrift“ : ; 

Kerner, Josef. — Beiträge zur Flora Niederiserr ; 

Knaf, Karl. — Hieracium eurypus n. Sp. 

Neugebauer, Leo. — Aufzählung der in ibn en von "Pol w a 
senden Pflanzen «su: Inka ka Sim, 260: 3 

Niessl, Gustav v. — Neue ee rt ee RE 

Oborny, A. — Beiträge zur Flora des südlichen Mährens . BEN 

Reichardt, Dr. H.W.—Literaturberichte 73, 74, 104, 139, 477, 272, 273, 368, 

Richter, Ludwig. — Zwei Exkursionen in der Tatra. . . . . . . 203, 

Schulzer v. Müggenburg, Stefan. — Mykologisches 169, 227, 298, 319, 

Simkovics, J. — Bemerkungen zu Dr. Borbas’ Bericht 

Staub, M. — Zwei phänologische Erscheinungen . a 

Thümen, Br. — Saxifraga sponhemica im Fichtelgebirge 

Uechtritz, R. v. — Bemerkungen zu dem Prodromus florae ee 

262, 293, 
— — Hieracium dacieum n. SP. 


— — Thlaspi banaticum RE rag Te 
Val de Lievre, Anton. — Beiträge zur Kenntniss der Ranunculaceen- 

Formen der Flora Tridentina . en 
Vatke, W. — Plantas in initere africano ab J. M. Hildebrandt collectas 

9, 94, 166, 230, 

Vukotinovic, Ludwig v. — Neue Eichen Kroatiens . } 
Wawra, Dr. H. — Ueber die Eucalyptus-Anpflanzungen in Pol 
Wiesbaur, J. — Literaturberichte 


— — Ueber Eichenformen . a 

— — Ueber Hieracium tenwifolium Hst. ae 

— — Ueber Marrubium remotum Kit. und FHieracium Be T "Neilr. 

Wiesner, Dr. J. — Ueber das Vorkommen von Haaren in den Intercellu- 
largängen des Mesophylis von Philodendron pertusum 

— — Ueber eine bestimmte Orientirung der Krystalle von oxalsaurem Kalk 
im Mesophyll der Blattstiele von Pontederia erassipes . » 


Wiesner, J. und Pacher Johann. — Ueber die Transpiration entlaubter 


Zweige und des Stammes der Rosskastanie . 
Willkomm, Dr. Moritz. — Aufforderung . 
— — Diagnoses plantarum novarum, quas in insulis Be vere 1873 legit 
Winkler, Moritz. — Reiseerinnerungen an Spanien. . . 26, 68, 97, 135, 


309 
62 
82 

249 _ 

190 

153 


392 


Ir RE 


382 
181 


330 
199 

64 
407 
233 
359 
133 
216 
361 


409 
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III. Correspondenzen. 


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Falkenberg in Schlesien von Plosel . . „2. u sun .m. ve 
„ Kalksburg in Niederösterreich von Wiesbaur .-. 2... 2... 
#Korenica in Kroatien von Dr. Borbäs . ... . 2.2. “ee .he 
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| IV. Stehende Rubriken. 


 Personalnotizen . . 2... . 36, 104, 141, 178, 212, 241, 275, 304, 
Vereine, Anstalten, Unternehmungen 37, 107, 142, 242, 275, 305, 342, 


5 a RR Re EEE AT ee ee 
ner Tauschverein in Wien 38, 75, 108, 144, 179, 212, 243, 276, 307 ’ 
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